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Full text of "Griechische Kunstmythologie"

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GRIECHISCHE 


KÜNSTMYTHOLOGIE 


VON 


J.  OVERBECK. 


DKETTEB  BAND. 


LEIPZIG, 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 

1873—1878. 


GRIECHISCHE 


KÜNSTMYTHOLOGIE 


VON 


J.  OVERBECK. 


BESONDERER  THEIL. 
ZWEITER  BAND. 

ZWSITE8,  DBITTES  XTSD  VTEBTES  BUCH:  HERA, 
FOSETDON,  DEHETEB  XTSTD  KOBA. 


MIT  SKCHSZEUN  LITHOGBAPHIKTEN  TAFELN  UND  ÜKEIZEHN  HOLZSCHNITTEN. 


LEIPZIG, 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 

1873—1878. 


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INHALTSVERZEICHNISS. 


Zweites  Buch:  Hera. 


Saite 

Erste  Abtheilnng:    Historische  Übersicht  über   die  künstle- 
rische Entwickelung  der  Oestalt  der  Hera 3— GO 

Erstes  Capitel:  Die  Entwickelung  der  Gestalt  der  Hera  in  der  alter- 

thümlichen  Kunst 3—36 

Anlkonische  Agalmata  8.  3.  Die  ältesten  ikonischeu  Agalmata  S.  6.  Die 
samische  Hera  der  Smilis  S.  12.  Erhaltene  archaische  und  archaistische 
DarsteUongeu  der  Hera  S.  16.  1)  Nachbildungen  von  Statuen,  a.  in  Münz- 
typen S.  16.  b.  in  Vasenbildern  S.  17.  c.  im  Friese  von  Phigalia  S.  22. 
2)  Erhaltene  Originale,  a.  Erzflgur  und  Terracotten  S.  23.  b.  Kelicf- 
bildnerei  S.  26.     c.  Vasengemälde  S.  29. 

Zweites  Capitel:    Wer  schuf  das  Idealbild  der  Hera?    Die  Hera- 
darstellung der  Blüthezeit  und  der  Nachblüthe  der  griechischen  Kunst     36— 6U 

Phidias'  Schule  S.  39.  Alkamenes  S.  40.  Kolotcs  S.  41.  Folyklet  8.  41. 
Kallimachos  8.  51.  Praxiteles  8.  53.  Baten,  Dlonycios,  Polykles  8.  59. 
Zeuxis,  Euphranor,  Asklepiodoros  8.  59. 

Zweite  Abtheilnng:  Die  erhaltenen  Monumente  ....'...    61—165 

Drittes  Capitel:  Das  kanonische  Ideal  der  Hera 61—  7o 

Viertes  Capitel:  Die  bedeutenderen  Büsten  und  Statuenköpfe     .    .     70— lou 

Erste  Gruppe:  Exemplare  des  strengen  Typus  8.  71.  Zweite  Gruppe: 
Exemplare  des  erhabenen  Typus  8.  83.  Dritte  Gruppe :  Exemplare  des 
anmuthig  schönen,  eleganten  und  milden  Typus  8.  93. 

Fünftes  Capitel:  Heraköpfe  auf  Münzen  und  in  Gemmen    ....   lui— 108 

Münzen  8.   101.     Geschnittene  Steine  8.   107. 

Sechstes  Capitel:  Die  Statueii  der  Hera 109—123 

Erste  Clas>se:  Uerastatuen  ohne  Schleier  8.  111.  Erste  Reihe  8.  112. 
Zweite  Reihe  8.  114.  Zweite  Classe:  Uerastatuen  mit  dem  Schleier 
8.  119.     Erste  Reihe  8.   119.     Zweite  Reihe  8.  121. 

Siebentes  Capitel:    Hera  in   ganzer  Oestalt  in  Münztypen  und   in 

geschnittenen  Steinen 123—128 

Münzen  8.  123.  A.  Griechische  8.  123.  B.  Romische  S.  126.  Geschnittene 
Steine  8.  127. 

Achtes  Capitel:  Hera  in  Reliefen 129—140 

Neuntes  Capitel:  Hera  in  Vaseugemälden  freien  und  spätem  Stils, 

in  Graffiti  und  in  Wandgemälden 140— 151 

Vasengemälde  8.  140.    Graffiti  8.  146.  Wandgemälde  und  Mosaiken  8.  148. 


VI  INHALT8VEKZEICHNI88. 

Seite 

Zehntes  Capitel:  Die  nach  einzelnen  Culten  modificirten  Darstellungen 

der  Hera  und  Juno 151—165 

Lakiuia  S.  152.  Hera  Eileithyia  und  Juno  Lucina  S.  153.  Juno  Mar- 
tialis  S.  155.  Juno  Capitollna  (Quiritis,  Curitis)  S.  157.  Juno  Moneta 
S.   159.     Juno  Sospita  (Sispita)  oder  Lanuvina  S.   160. 

Dritte  Abtheilung:    Mythen  der  Hera 166—179 

Elftes  Capitel:  Zeus'  und  Her&s  heilige  Hochzeit loT—iTy 

Vasenbilder  mit  angeblich  diesem  Gegenstande  S.  167.  Zweifelhafte  Monu- 
mente S.  172.     Sichere  Monumente  S.   174. 

Anmerkungen  und  Exeurse. 

Zum  ersten  Capitel  S.  183.  Zum  zweiten  Capitel  S.  190.  Zum  dritten 
Capitel  S.  195.  Zum  viertun  Capitel  S.  196.  Zum  fünften  Capitel  S.  201. 
Zum  sechsten  Capitel  S.  201.     Zum  achten  Capitel  S.  203. 


Drittes  Buch:  Poseidon. 


Erste   Abtheilung:    Historische  Übersicht  über  die  künstle- 
rische Entwickelung  der  Gestalt  des  Poseidon    .    .    .  209—256 
Erstes  Capitel:  Die  Entwickelung  der  Gestalt  des  Poseidon  in  alter- 

thttmlicher  Kunst 209—233 

Archaisches  Gemälde  S.  209  f.  Litterarisch  überlieferte  älteste  plastische 
Darstellungen  S.  210  f.  Schwarzßgurigo  Yasenbilder  S.  211  ff.  (Gold- 
plättcheu  mit  Poseidon  auf  einem  Delphin  S.  219.)  Die  Münzen  von 
Poseidonia  S.  219  ff.  Yasenbilder  mit  rothen  Figuren  strengen  Stils 
8.  224  ff.     Archaistische  Reliefe  S.  230  ff. 

Zweites  Capitel:  Wer  schuf  das  Ideal  des  Poseidon? 234—243 

Keife  archaische  Kunst  S.  234  f.  Phidias  und  seine  Schule  S.  235  ff. 
Pameas  von  Kleitor  S.  237.  Skopas  und  Praxiteles  S.  237.  Lysippos 
S.  237  f.  Telesias  von  Athen  S.  238.  Zeuxis.S.  23S.  Euphranor 
S.  239.  Untergeordnete  Maler  S.  239.  Litterarisch  überlieferte  Statuen 
nicht  genannter  Künstler  S.  239  f.     Resultate  S.  240  ff. 

Drittes  Capitel:  Das  Ideal  des  Poseidon 243—256 

Zweite  Abtheilung:  Die  erhaltenen  Monumente 257—327 

Viertes  Capitel:    Die  bedeutendsten   Statuenköpfe   und   Büsten  des 

Poseidon  und  die  sonstigen  analogen  Monumente 257—271 

1.  Brustbild  des  Poseidon,  Mosaik  in  Palermo  S.  257  f.  2.  Kopf  der 
Kolossalstatue  im  Lateran  S.  259.  3.  Kopf  der  Statue  von  Scherscheli 
S.  260.  4.  Kopf  der  SUtue  in  Madrid  S.  262.  5.  Kolossalkopf  in  Syrakus 
S.  263  f.  6.  Kopf  der  Poseidonstatuette  Albani  S.  265.  7.  Kopf  der 
1.  dresdener  Poseidonstatue  S.  266.  8.  Das  Medaillenrelief  in  Rimini 
S.  266.  9.  Kopf  der  2.  dresdener  Poseidonstatue  S.  267.  10.  Kopf  der 
ehemals  Yerospischen  Statue  S.  267  f.  11.  Ostiensische  Büste  im  Mus. 
Chiaramonti  No.  606.  A.  S.  268.  12.  Kleine  Büsto  daselbst  No.  404.  A. 
S.  270. 


IKHALT8V£BZEICHKI88.  VII 

Seite 

Fünftes  Capitel:    Poseidonköpfe  in  Münzen  und  Gemmen    ....  271—277 

1.  Münzen  S.  271  f.     2.  Geschnittene  Steine  S.   275. 

Sechstes  Capitel:   Die  statuarischen  Darstellungen  des  Poseidon.    .  277—293 

Erste  Clasgo  S.  278  ff.  Zweite  Classe  S.  2S2  f.  Dritte  Classe  S.  283  ff. 
Vierte  Classe  S.  286  ff.  Anhang.  Zwei  verschollene  Poseidonstatuen 
S.  291  f. 

Siebentes  Capitel'  Poseidon   in   ganzer  Gestalt  in  Münzen   und  in 

geschnittenen  Steinen 293—303 

1.  Münzen  S.  293  ff.     2.  Geschnittene  Steine  S.  298  ff. 

Achtes  Capitel:  Poseidon  in  Reliefen 3U4— 30S 

Neuntes  Capitel:  Poseidon  in  Vasenbildem  freien  und  späten  Stils, 

in  Graffiti,  Wandgemälden  und  Mosaiken 308—315 

1.  Yasenbilder  S.  308  ff.  2.  Graffiti  S.  310.  3.  Wandgemälde  u.  Mosaiken 
8.  310  f. 

Zehntes  Capitel:  Einige  besondere  Gestaltungen  des  Poseidon     .    .  315 — 327 

Poseidon  Asphaleios  S.  310.  Poseidon  llippios  S.  317.  Poseidon  ohne 
Dreizack  S.  319  ff.  Poseidon  mit  dem  Schleier  S.  321  f.  Poseidon  jugend- 
lich S.  322  ff. 

Dritte  Abtheihing:  Mythen  des  Poseidon 328—39.) 

Elftes  Capitel:  Gigantomachie.    Liebesverbindungen 328 — 349 

1.  Gigantomachie  S.  328  ff.  2.  Liebesverbindungen  S.  333  ff.  Unbe- 
stimmbare S.  333  ff.  A.  Aethra  S.  336  IT.  B.  Aikyone  S.  338.  C.  Am- 
phitrite,  D.  Amymone  s.  Cap.  XII.  E.  Arne  S;  339  f.  F.  Beroe  S.  340. 
G.  Kyme  (?)  S.  341.  H.  Salamis  S.  343.  I.  Theophane  (?J  S.  344  f. 
K.  Tyro  (?)  S.  347  f.     L.  Pelops  S.  348. 

Zwölftes  Capitel:  Amphitrite  und  Amymone 350—392 

A.  Amphitrite  S.  350  ff.     B.  Amymone  S.  368  ff. 

Anmerkungen  und  Excurse. 

Zum  ersten  Capitel  S.  395.  Zum  zweiten  Capitel  S.  390.  Zum  vierten 
Capitel  S.  398.  Zum  fünften  Capitel  S.  400.  Zum  sechsten  Capitel 
S.  400.  Zum  siebenten  Capitel  S.  402.  Zum  achten  Capitel  S.  403. 
Zum  zwölften  Capitel  S.  403. 


Viertes  Buch:   Demeter  und  Eora. 


Erste  Abtbeilung:    Historische  Übersicht   über  die  künstle- 
rische Entwickelung  derGestalten  der  Demeter  und 

Kora 409—437 

Erstes  Capitel:    Die  Entwickelung  der  Gestalt  der  Demeter  in  der 

alterthümlichen  Kunst 409 — 421 

Anikonische  Agalmata,  Baumcultus  S.  409.  Älteste  ikonische  Agalmata; 
Demeter  Melaina  S.  409—412.  Sonstige  litterarisch  überlieferte  Bilder 
der   Demeter   und    Kora   S.  412  f.     Erhaltene  archaische   Idole   auf  den 


Vlfl  I2rHJÜLTBreBZEICH3nM. 

MaDi«n  IfdiMher  Stiele  S.  413  f.  Munien  d^  ÜeanecnM  S.  414.  Tem- 
ttAttn  S,  414  f.  VaaenbiMer  mit  »ckwuzta  Figunm  S.  416  f.  Vaden- 
bilder  mit  rotbeo  (Iforen  ^ttreogeii  Stils  S.  41 S  f.  Arclui5tü<lie  Reliefe 
S.  420  f. 

Zweite»  Ca p i  t  e  1 :    Demeter  und  Koni  bei  den  KfinÄtieni  der  Blttthe- 

zeit  nnd  der  Nachblflthe  der  Kunst 42i— 43T 

Phidiaü  nnd  leioe  GenoMeiucluft  S.  421  f.  PartkeiMoglebel  S.  422  f. 
Faitheiionfries  S.  423  f.  Gruppe  de«  ilceni  Pnxiteles  S.  425  f.  Großes 
Relief  aui  Eleosls  S.  426  f.  Gruppe  des  Damopboa  in  Megak>polis 
S.  429  f.  Desgleichen  in  Akakesion  S.  430  f.  Statae  der  Demeter  tod 
Ku kleide«  S.  432.  Gmppe  des  P^uiteles:  Flora,  Triplolemns .  Ceres 
8.  432  f.  Gruppe  desselben:  Proserpinse  nptns  S.  433.  Die  «KstaiEnsa« 
deffselben  Meisters  S.  433  f.  Statue  der  Demeter  aus  Knidos  S.  436. 
Ceres,  Jupiter,  Minerva  von  Sthennis  S.  436.  ZvölfgötterbiJder  von 
Zeuxis,  Euphranor,  Asklepiodoros  S.  436.  Raub  der  Kora  too  Niko- 
uiacbos  S.  436.     l'benriegender  Antkeil  der  attischen  Konst  S.  436  f. 

Zweite  Abtheilung:  Die  erhaltenen  Monumente 43S — 529 

Drittes  Capitel:  D&9  Ideal  der  Demeter  und  Kora 43S — 149 

Viertes  Capitel:    Demeter-  und  Korakdpfe  auf  Mfinzen  und  in  ge- 
schnittenen Steinen 449—455 

Münzen  S.  449.     Gescknittene  Steine  S.  455. 

Fflnftes  Capitel:  Die  Statuen  der  Demeter  und  Kora 455 — 196 

1 .  Demeter  S.  455 — 173.  Erste  Reibe.  Erste  Classe.  Sitzende  Sutuen 
S.  456  f.  Zweite  Reibe.  Stebende  Sutnen.  Zweite  Classe  S.  461  f. 
Dritte  Classe  S.  465  f.  Vierte  Classe  S.  469  f.  Vereinzelte  Typen 
S.  472. 

2.  Kora  S.  473 — 1%4.  Erste  Classe  S.  474  f.  Zweite  Classe  S.  477  f. 
Dritte  Classe  S.  4bO  f. 

Terracotten  S.  484 — 196.  A.  Demeter  und  Kora  neben  einander  tbro- 
nend  S.  4S5  f.     B.    Demeter  und  Kora  stebend   verbunden   S.  4S6  f. 

C.  Demeter  Korotropbos   und   Kora   mit  dem  lakcboskinde   8.  4S$  f. 

D.  Demeter  in  Einzelflgur  sitzend  S.  491  f.  E.  Demeter  in  Etnzelftgur 
stebend  S.  492  f.' 

Sechstes  Capitel:    Demeter  und  Kora  in  ganzer  Gestalt  auf  Mfinzen 

und  in  geschnittenen  Steinen 496 — 50S 

1.  Münzen  S.  496.     2.  Gescbnittene  Steine  S.  504. 

Siebentes  Capitel:   Demeter  und  Kora  in  Reliefen 508 — 517 

Achtes  Capitel:  Demeter  und  Kora  in  Vasenbildem  freien  und  späten 

Stils  und  in  Wandgemälden 517—529 

1.  Vasenbilder  S.  517  f.     2.   Wandgemälde  S.  522  f. 

Dritte  Abtheilnng:   Mythen  der  Demeter  und  KoTa 530— 6S0 

Neuntes  Capitel:  Triptolemos 530— 5S9 

1.  Vasengemälde  S.  530—563.  Scbwarzflgurige  Vasenbilder  1.  Gruppe 
S.  530  f.     Vasenbilder  mit  rotben    Figuren    S.  534—563.     2.  Gruppe 

5.  534.     3.  Gruppe  S.  537.     4.  (Jruppe  S.  540.     5.  Gruppe  S.  541. 

6.  Gruppe  S.  551. 

2.  Plastiscbe  Monumente  S.  563—579. 

3.  Wandgemälde  8.  579—580. 

4.  Mfinzen  und  gescbnittene  Steine  S.  580— 5S9.  Münzen  S.  580. 
Gescbnittene  Steine  S.  586. 


INHALTdVERZEICHNISS.  IX 

Zehntes  Capitel:  Der  Raub  der  Kora;  ihre  Kathodos  nnd  AnodoB.  590—607 

Raub  der  Kora  S.  591. 

Arrhaisehe  Kunst  S.  591  f.  Praxiteles  und  Nikomachod  S.  595.  Er- 
haltene Kunstwerke.  VasenKemälde  S.  590 — 007.  Sarkophagreliefe 
S.  007—04.1.  Kräte  Classe.  Krste  Gattung.  Erste  Art  S.  008.  Zweite 
Art  S.  019.  Zweite  Gattung.  Erste  Art  S.  027.  Zweite  Art  S.  03:1. 
Zweite  Classe  S.  03S.  Grabsteine  und  Grabcippen  S.  04.1—045.  Ktriis- 
kifiche  Asrheiikisten  S.  045 — 047.  Sonstige  plastisrhc  Monumento  S.  r»47 
—050.  Münzen  S.  651— 05:i.  Geschnittene  Steine  S.O:i:t— 055.  Wand- 
gemälde und  Mosaiken  S.  05.5 — 058. 

nie  suchende  Demeter  S.  058. 

Münzen  S.  059.     (leschnittene  Steine  S.  001. 

Die  Kathodos  und  Anodos  der  Kora  S.  062. 

Die  Kathodos  vergl.  S.  590  ff.     Die  Anodos  S.  002. 

Elftes  Capitel:  Vermischte  Monumente o«i7 — «»so 

1 .  Demeter  und  das  Roß  Arion  S.  007  f.  2.  Kora  mit  Zeus  in  Srhlangen- 
gestalt  S.  008  f.  .'1.  Einweihung  des  Herakles  und  der  Dloskuren  in  diir 
Mysterien  von  Agrae  S.  009 — 675.  4.  Athenlscb-eleusiuisrhe  (Gottheiten 
und  Priester  S.  075 — 080. 

Anmerkongen  nnd  Exeurse. 

Zum  ersten  Capitel  S.  083—685.  Zum  zweiten  Capitel  S.  085—089. 
Zum  dritten  Capitel  S.  0S9-0iM».  Zum  fünften  Capitel  S.  090—095. 
Zum  siebenten  Capitel  S.  095  f.  Zum  achten  Capitel  S.  090.  Zum  neun- 
ten Capitel  S.  090—700.     Zum  zehnten  Capitel  S.   700  f. 


VERZEICliMSS  DER  ABBILDUNGEN. 


Fig.  1 .    Aiiikoiiisclies  Ileraagalma  in  einem  pompejanischen  Wandgemälde        S.       5 

Mttnztafel  I.    Sami&clie  Münzen  mit  der  Hera  des  Smilis  und  verwandten  zu  <>      12 

Fig.  2.    ArcliaTsche  Herabilder  aus  Vasengemälden »     IS 

"    li.    ArclialTttclies  Agalma  im  Friese  von  Phigalia »21 

A    4.    Archaische    archaTstische  ■  Heraterracotten »25 

»    5.    Drei  Statnen  der  Hera  Teleia »55 

«    0.    Mittelgruppe  aus  dem  Sarkopliagrelief  Monticelli  in  St.  Petersburg  »     5G 

Mttnztafel  ü.     Heraköpfe zu  »   tOl 

Gemmentafel  I.     Herakdpfe  und  ganze  Gestalten »  <»  tOI 

Tafel  I.     Bronzestatuetten  der  Hera »  »120 

Mttnztafel  lU.     Hera  in  ganzer  Gestalt »  »123 

Fig.  7.    Goldplättchen  in  St.  Petersburg »219 

Münztafel  IV.     Die  Mttnzen  von  Poseidonia zu  »  21!) 

»         V.     Poseidonköpfe »  »271 

Gemmentafel  H.  HI.    Poseidonköpfe  und  ganze  Gestalten  zu  S.  275,  2!)S  u.   »  333 

Tafel  II.     Bronzestatuetten  des  Poseidon zu  »  27  7 

»      III.     Desgleichen »  »»277 

Mttnztafel  VI.     Poseidon  in  ganzer  Gestalt »>  »>  293 

Fig.     S.     Kelief  in  Villa  Carpegna »  300 

»      9.     lielief  ehemals  im  Palast  Albani »  30G 

»     10.     MosaYk  in  Pompeji »313 

»     11.     Wandgemälde  mit  einer  Poseidonstatue »>  3 1 4 

Münztafel  VII.     Köpfe  der  Demeter  und  Kora zu  »  449 

»         VIU.    Demeter  und  Kora  in  ganzer  Gestalt »  »496 

Gemmentafel  IV.     Vermischte  Monumente  zu  Buch  IV.  Cap.  3.  (>.   9. 
Münztafel  IX.    Triptolemos.    Raub  der  Kora.    Plane  der  Demeter.    Kora 
und  Zeus  zu  Buch  IV.  Cap.  9.    10.    11. 

Fig.  12.     Geschnittener  Stein  mit  Koraraub »054 

»     13.     Geschnittene  Steine  mit  thierköpfigeii  Figuren »  0S3 


*« 


GRIECHISCHE 


KÜNSTMYTHOLOGIE 


VON 


J.  OVERBECK 


DBITTEB  BAND. 


LEIPZIG. 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 

1«(73. 


GRIECHISCHE 

KUNSTMYTHOLOGIE 

VON 

J.  OVERBECK. 


BESONDERER  THEIL. 

ZWEITKE  BAND. 

ZWE1TB8,  DBITTEB  Um  VIBBTSS  BDCHi  EESi,  FO8EID0I  tlXD  SEHEIEB. 

ERSTEH  THKll. 

ZWEITES  BUCH:    HEBA. 

UlT  F(mr  LITHOORAPHIBTEN  TAFELN  DHD  SECHS  HOLZSCBXITTEN. 


LEIPZIG, 

TBRLAO  VON  WILHELM  ENGELHANN. 
1873. 


DAS  RECHT  DEH   ÜBEB8ETZUN0   Y/IRD    VOHBEUALTEN. 


Drvck  TOB  Bralikopf  ■■4  Hftri«!  iD  Ltipiig. 


MEINEN 


.    COLLEGEN  UND  FREUNDEN 


GEORG   CURTIUS 


UND 


LUDWIG  LANGE 


ZUGEEIGNET. 


VORWORT 


zum  ersten  Theile  des  dritten  Bandes. 


'•,/■>-/■  w^V 


Die  Herausgabe  dieses,  die  Kunstmythologie  der  Hera  umfassenden 
Theiles,  dessen  Dmek  schon  im  März  d.  J.  begonnen  hat,  ist  durch  manche 
widrige  Umstände  verzögert  worden.  Eine  mehrmonatliche  Pause  mufite  der 
Dmek  erfahren  durch  das  Warten  auf  Photogr^hien  und  Zeichnungen  yon 
Bronzen  der  pariser  Bibliothek,  welche  nicht  nur  yersprochen  waren,  sondern 
f)ir  die  ich  die  Rechnung  bereits  in  Händen  hatte ,  welche  aber  schlieBlidh 
dennoch  ausblieben.  Ich  kann  ohne  Indiseretion  keine  Einzelheiten  ttber  diese 
seltsame  Angelegenheit  mittbdlen,  welche  eigenthttmliche  Einbilde  in  die 
Verwaltung  der  pariser  Sammlungen  eröffnete^  ich  kann  nicht  einmal  die 
freundlichen  Vermittler  öffentlich  nennen,  deren  Bemühungen  nicht  minder 
groB  waren,  obgleidi  sie  vergeblich  blieben;  mögen  sie  wissen,  dass  ich 
ihnen  aufrichtig  dankbar  bin,  wenn  ich  ihnen  dies  auch  hier  nicht  persönlich 
aussprechen  darf.  Dagegen  freut  es  mich,  Herrn  Dr.  Friedrich  Imhoof- 
B 1  u  m  e  r  in  Winterthur  hier  für  alle  mir  bewiesene  Theilnahme  und  Freund- 
schaft und  ftar  die  große  Förderung  von  Herzen  danken  zu  können,  welche  er 
mdner  Arbeit  durch  Übersendung  zahlreicher  Abdrücke  aus  sein^  unvergleich- 
lichen Münzsammlung  hat  zu  Theil  werden  lassen.  Außer  ihm  habe  ich  ganz 
besonders  noch  Herrn  Professor  Ludwig  Nieper,  Director  der  leipziger 
Kunstschule,  zu  danken  für  den  hingebenden  Eifer,  mit  welchem  er  mich 
bei  der  Revision  und  Correctur  der  Tafeln  des  Atlas  unterstützt  hat. 

Ein  zweiter  Grund  der  Verzögerung  in  der  Herausgabe  dieses  Heftes 
liegt  in  Aem  langsamen  Fortsduritt  in  der  Herstellung  des  eben  erwähnten 
Atlas,  welchen,  seitdem  sein  Forterscheinen  gesichert  ist,  im  Buche  zu  den 
einzelnen  in  demselben  abgebildeten  Kunstwerken  zu  citiren  natürlich  wün- 


VIII  VORWORT. 

schenswerth  erscheinen  mußte,  während  dies  doch  nur  nach  Maßgabe  der 
Fertigstellung  der  Tafeln  geschehn  konnte.  Jetzt  wird  in  wenigen  Wochen 
die  zweite  Lieferung,  welche  drei  weitere  Tafeln  zur  Ennstmythologie  des 
Zeus  und  die  beiden  zu  diesem  Hefte  gehörenden  umfaßt,  in  den  Händen  des 
Publikums  sein. 

Es  gehört  nicht  hieher  ttber  die  unsäglichen  Mtthen  zu  reden,  welche 
die  Herbeischaffung  der  Originalvorlagen  mit  sich  bringt,  aber  ich  kann  nicht 
umhin,  ttber  diese  Vorlagen  selbst  ein  Wort  zu  sagen.  Herr  Prof.  yon  Ltttzow 
hat  nämlich  in  seiner  »Zeitschrift  fttr  bildende  Kunst«  (Leipzig ,  Seemann, 
Vin.  Jahrg.  1872,  Beiblatt  No.  3.]  sich  gegen  die  Benutzung  der  Photogra- 
phie zu  diesen  Vorlagen,  so  weit  sie  plastische  Monumente  betreffen,  ausge- 
sprochen, während  er  sie  für  die  Wandgemälde  als  Grundlage  der  Zeichnung 
empfiehlt.  Er  sagt  a.  a.  0.  S.  35  f. :  »Doch  darüber  nur  wenige  Worte,  um 
nicht  in  diesen  Blättern  oft  (gesagtes  wiederholen  zu  mttssen.  Es  ist  rich- 
tig, wenn  der  Prospect  bemerkt^  daß  begabte  Künstler  ihr  eige- 
nes Stilgeftthl  in  die  Zeichnung  hineintragen.  Der  photognqibische 
Apparat  trägt  freilich  gar  kein  Stilgeftlhl,  aber  er  trägt  Fehler  in  die 
Zeichnung  hinein.  Und  ganz  besonders  empfindliche  Fehler  bei  der  Wieder- 
gabe Yon  Statuen,  Bttsten  und  Reliefs«.  . .  .  »Die  Fehler  in  den  Verhältnissen 
und  in  der  perspectivischen  Wirkung,  mit  denen  jede  Photographie  eines 
plastischen  Werkes  behaftet  ist,  sind  sehr  schwer  durch  Demonstration  zu 
heben;  sie  wollen  durch  Vergleichung  der  Photographie  mit  dem 
Gegenstande  künstlerisch  empfunden  sein;  denn  sie  sind  optischer  Na- 
tur. Die  Berichtigung  der  Photographie  durch  den  Zeichner 
erheischt  also  in  diesem  Falle  Anschauung  des  Originals.  Wenn  der 
Zeichner  ttberhaupt  ein  Künstler  ist,  wird  er^gut  thun,  sich  dabei  dnrch  die 
Maschine  nicht  irre  machen  zu  lassen.« 

Es  ist  schade,  daß  Herr  Prof.  von  Ltttzow  sich  nicht  klar  und  bttndig 
ttber  die  Art  ausgesprochen  hat,  wie  nach  seiner  Meinung  die  Vorlagen  ftlr 
die  plaatiflchen  Monumente  des  Atlas  hätten  beschafft  werden  sollen.  Denm 
wenn  er  zngiebt,  es  sei  richtig,  daß  begabte  Kttnstler  ihr  eigenes  Stilgefühl 
ia  die  antiken  Monumente  ttbertragen,  so  kann  er  doch  fttglich  nicht  trotzdem 
vttnidien,  dass  die  Vorlagen  durch  Zeiclmnngen  solcher  Kttnstler  hergestellt 
vefden. 

Nidit  begabte  Kttnstler  aber,  Pfuscher,   bleiben  selbstverständlich  aoBer 
Frage,  oad  wenn  non  aach  die  Photographie  verworfen  wird,  weil  sie  optische 
mad  pciipecüfische  Fehler   (d.  h.    aber  doch:    mehr  oder  weniger  wichtig» 
Bod  enpiiadlicfae,  je  nach  der  Art  der  Aufnahme,   s.  v.   Ltttzows  Zeitsehriffc 
TCHi  1%71  8.  SO  f.    in  die  Zeichnung  hineinträgt,  so  weiß  man  so  recht  nick'tt 


VORWOKT.  IX 

mehr,  wie  man  ee  anfaDgen  soll,  um  ßtilgetreue  und  fehlerlose  Vorlagen 
herbeizuschaffen. 

Ich  läugoe  natürlich  nicht,  daß  einige  meiner  Abbildungen  mit  empfind- 
liehen optischen  und  perspectiyischen  Fehlem  behaftet  sind,  wohl  aber  stelle 
ich  erstens  in  Abrede,  daß  diese  Fehler  i)ei  der  Mehrzahl  der  Darstellungen 
TOD  Erheblichkeit  sind,  und  behaupte  zweitens,  daß  trotz  den  etwaigen  Fehlem 
es  auf  der  Welt  keine  getreueren  und  genauer  den  Originalen  entsprechenden 
Abbildungen  antiker  Monumente  giebt,  als  diejenigen  in  meinem  Atlas,  wie 
sie  ans  der  Hand  ktlnstlerisch  gebildeter  Lithographen  und  der  Correctur 
Kiepers  hervorgegangen  sind.  Das  Gegentheil  wäre  meiner  Ansicht  nach  zu  be- 
weisen. Wenn  aber  Herr  Prof.  von  LUtzow  mit  den  Schlußworten  seines 
oben  ausgezogenen  Satzes  hat  sagen  wollen,  wir  hätten  bessere  Vorlagen  da- 
dordi  herstellen  können,  daß  wir  die  photographische  Aufnahme  von  einem 
ttchtigen  M^ter  angesichts  des  Originals  in  umfassender  und  freier  Weise 
hüten  umarbeiten  lassen,  so  dürfte  er  dabei  doch  wohl  weder  die  Kosten 
Doeh  die  Möglichkeit  erwogen  haben,  an  allen  den  Orten,  woher  die  Vorlagen 
bezogen  werden,  Zeichner,  welche  Künstler  sind,  aufzutreiben  und  für  den 
Dimst  des  Atlas  zu  gewinnen. 

Wenn  außerdem  nicht  nur  Herr  Prof.  von  Lützow,  sondem  hier  und  da 
aidi  Andere  das  sehr  große  Format  des  Atlas  tadelnd  hervorgehoben  haben, 
wdehes  die  Yergleichung  der  zusammengestellten  Kunstwerke  nicht  erleichtere, 
Hüdem  diese  und  den  Gebrauch  des  Atlas  überhaupt  erschwere,  so  läugne 
iek  selbstverständlich  nicht,  daß  ein  kleineres  Format  handlicher  gewesen 
lAie.  Aber  ich  muß  doch  sagen,  daß  ich  nicht  etwa  aus  Laune  und  seit- 
■mer  Liebhaberei  zu  dem  Riesenformat  gegriffen  habe,  sondem  nach  langer 
Übcriegung  und  i»der  Noth  gehorchend,  nicht  dem  eignen  Triebe«.  Denn, 
es,  abgesehn  wieder  von  den  wesentlich  erhöhten  Kosten,  leicht  ge- 
wäre,  z.  B.  die  Büsten,  nicht  minder  die  einzelnen  Vasenfiguren  und 
(tvt  noch  die  Beliefe,  sofem  sie  auf  einige  Figuren  beschränkt  sind,  in  ihrer 
jtagai  Größe  auf  einzelnen  Blättem  mäßigen  Formats  zu  geben,  so. war 
ieiftr  große  Vasenbilder  wie  z.  B.  Taf.  V.  No.  1,  3,  5,  8,  für  Sarkophag- 
■fcfe  wie  z.  B.  Taf.  V.  No.  9,  oder  für  lange  Streifen  darstellende  Vasen- 
MHtt  wie  z.  B.  Taf.  JN.  No.  6,  nicht  oder  doch  nur  dann  möglich ,  wenn 
H  *  fiwc  Darstellungen  entweder  auf  die  in  landläufigen  Werken  beliebte 
joflü  "Äe  TeiUemert  oder  die  Tafeln  so  und  so  viel  Mal  gebrochen  hätte,  Übel- 
iT^  W«,  welche  mir  nicht  geringer,  sondern  ungleich  bedeutender  scheinen,  *al8 
htil  "»ihdem  gewählten  großen  Formate  zusammenhangenden. 
;ebfii  Alf  manche  andere  Punkte  in  der  Anzeige  des  Herrn  Prof.  von  Lützow 

nid       m  ]A  mcht  ein  ,   so  Manches  ich  gegen   dieselben  und  eine  in  ihnen  sich 


X  VORWOBT. 

kundgebende  mangelhafte  Auffassung  zu  sagen  hätte;  denn  ich  halte  dafür, 
daß  Antikritiken  zu  schreiben  das  Thörigtste  sei^  das  man  thun  kann.  Nor 
gegen  Bemerkungen,  welche  das  Atlasuntemehmen  discreditiren  könnten, 
mußte  ich  mich  mit  ein  paar  Worten  wenden  und  nur  deshalb,  weil  dies 
Unternehmen  nicht  mich  allein  angeht,  vielmehr  bei  seiner  Discre- 
ditirung  auch  Andere  zu  leiden  haben  würden.  Bisher  können  wir  uns  einer 
überraschend  freundlichen  Theilnahme  an  dieser  Publication  freuen;  möge  ihr 
die  Gunst  einsichtiger  Kenner  erhalten  bleiben. 

Leipzig,  am  Weihnachtstage  1872. 


Overbeck. 


INHALTSVERZEICHNISS. 


Seite 

Brste  AbtheUung:     Historische    Obersicht    über  die  künstle- 
rische Entwickelnng  der  Oestalt  der  Hera 3^60 

Erstes  Capitel:  Die  Entwickelnng  der  Gestalt  der  Hera  in  der  alter- 

thflmlichen  Kunst .       3—36 

Anikonische  Agalmata  S.  3.  Die  ältesten  ikonischen  Agalmata  S.  6.  Die 
Minische  Hera  des  Smilis  S.  12.  Erhaltene  archaische  und  archaistische 
Darstellungen  der  Hera  S.  16.  1)  Nachbildungen  von  Statuen,  a.  in  Münz- 
typen S.  16.  b.  in  Yasenbildem  S.  17.  c.  im  Friese  von  Phigalia  S.  22. 
2}  Erhaltene  Originale,  a.  Erzflgnr  und  Terraootten  S.  23.  b.  Relief- 
bildnerei  S.  26.     c.    Yasengemälde  S.  29. 

Zweites  Capitel:  Wer,  schuf  das  Idealbild  der  Hera?    Die  Hera- 

darstellnng  der  Blflthezeit  nnd  der  Nachblflthe  der  griechischen  Knnst .      36—60 

Phidias'  Schule  S.  39.  Alkamenes  S.  40.  Kolotes  8.  41.  Polyklet  S.  41. 
Kallimachos  S.  51.  Praxiteles  S.  53.  Baton,  Dionysios,  Polykles  S.  59. 
Zeuxis,  Euphranor,  Asklepiodoros  S.  59. 

Zweite  Abtheilung:    Die  erhaltenen  Monnmente 61—165 

Drittes  Capitel:    Das  kanonische  Ideal  der  Hera 61—70 

Viertes  Capitel:    Die  bedentenderen  Büsten  nnd  Statnenköpfe .    .    .    70—100 

Erste  Gruppe:  Exemplare  des  strengen  Typus  S.  71.  Zweite  Gruppe: 
Exemplare  des  erhabenen  Typus  S.  83.  Dritte  Gruppe:  Exemplare  des 
anmuthig  schonen,  eleganten  und  milden  Typus  S.  93. 

Pfinftes  Capitel:    Heraköpfe  auf  Münzen  nnd  in  Gemmen  ....  101-108 

Münzen  S.   101.     Geschnittene  Steine  S.  107. 

Sechstes  Capitel:    Die  Statuen  der  Hera 109-123 

Erste  Classc:  UerasUtuen  ohne  Schleier  S.  111.  Erste  Keihe  S.  112. 
Zweite  Reihe  S.  114.  Zweite  Classe:  Herastatuen  mit  dem  Schleier 
S.  119.     Erste  Reihe  119.     Zweite  Reihe  S.   121. 

Siebentes  Capitel:    Hera  in   ganzer  Gestalt  in  Mflnztypen   nnd   in 

geschnittenen  Steinen •. 123— li8 

Münzen  S.  123.  A.  Griechische  S.  123.  B.  Römische  S.  126.  Geschnittene 
Steine  S.  127. 


XII  INHALTSVERZEICIINIS8. 

Achtes  Capitel:    Hera  in  Reliefen 129—1 

Neuntes  Capitel:    Hera  in  Vasengemälden  freun  und  spätem  Stils, 

in  Graffiti  und  in  Wandgemälden 140—1 

Vasengemälde  S.  140.   Graffiti  S.  146.    Wandgemälde  und  Mosaiken  S.  148. 

Zehntes  Capitel:  Die  nach  einzelnen Cnlten modificirten  Darstellungen 

der  Hera  und  Juno 151—1 

Lakinia  S.  152.  Hera  Kileithyia  und  Juno  Lucina  8.  153.  Juno  Mar- 
tialis  S.  155.  Juno  Gapitolina  (Qniritis,  Guritis)  S.  157.  Juno  Moneta 
S.  159.     Juno  Sospita  (Sispita)  oder  Lannvina  S.  160. 

Dritte  Abttaeilnng:  Mythen  der  Hera I6ß— l 

Elftes  Capitel:     Zeus*  und  Heras  heilige  Hochzeit 167—1 

Vasenbilder  miU angeblich  diesem  Gegenstande  S.  167.  ZweifelhaTte  Mo- 
numente S.  172.     Sichere  Monumente  S.   174. 

Anmerkungen  nnd  Excnrse iS3— 2 

Zum  ersten  Gapitel  S.  183.  Zum  zuzeiten  Gapitel  S.  190.  Zum  dritten 
Gapitel  S.  195.  Zum  vierten  Gapitel  S.  196.  Zum  fünften  Gapitel  8.  201. 
Znm  sechsten  Gapitel  S.  201.     Zum  achten  Gapitel  S.  203. 


Yerzeicbniss  der  Abbildungen. 

Fig.   1.  Auikonisches  Heraagalma  in  einem  pompejanischen  Wandgemälde.       S. 

Mttnztafel  I.  Samische  Münzen  mit  der  Hera  dd?  Smilis  nnd  verwandten,  zu  « 

Fig.  2.     ArchaYsche  Herabilder  aus  Vasengemäldcn « 

«     3.     Archaisches  Agalma  im  Friese  von  Phigalia    .    .    .  ' «  ! 

ff     4.     ArchaTsche  (archaistische)  Heraterracotten «  * 

ff     5.     Drei  Statuen  der  Hera  Teleia u  [ 

«     6.     Mittelgruppe  aus  dem  Sarkophagrelief  Mouticueli  in  St.  Feteräburg        «  ! 

Münztafel  H.     Heraköpfe zu  «  l( 

Gemmentafel  I.     Heraköpfe  nnd  ganze  Qe^talten ««  K 

Tafel  I.     Bronzestatuetten  der  Hera «    «  1! 

Münztafel  III.     Hera  in  ganzer  Oestalt «    «  1! 


ZWEITES  BUCH. 


Hera. 


ERSTE  ABTHEILUNG. 

Historisehe  Übersicht  fiber  die  kfinstlerische  Entwiekelimg  der 

Gestalt  der  Hera« 


ERSTES  CAPITEL. 

Die  Entwickelung  der  Gestalt  der  Hera  in   der   alterthümliohen  Kunst.  ^) 

Kallim. 

Anikonische  Agalmata. 

Anikonische  Agalmata  sind  für  Hera  in  etwas  größerer  Zahl  als  fdr  Zeus 
überliefert.  Allerdings  fehlt  die  Form  der  rohen  Steine  (ap^ol  X(ftot)  im  Culte 
dieser  Göttin  nnseres  Wissens  ganz  nnd  anf  dem  Gebiete  des  Baumcultus  ist 
kein  ausdrückliches  Beispiel  eines  Herabaumes  bezeugt,  doch  liegt  der  Schluß  auf 
einen  solchen  weder  für  die  kithaeronische  Hera  in  Thespiae,  deren  ältestes  uns 
.  fiberiiefertes  Agalma  ein  abgehauener  Baumstamm  oder  Ast  war  (s.  u.)>  noch 
f&r  die  argivische  Hera  fem,  deren  ältestes  Bild  ans  wildem  Birnbaum ,  wie  auch 
Förster  a.  a.  0.  (s.  Anm.  1)  S.  6  annimmt,  fttglich  aus  der  Verehrung  der  Göttin 
in  diesem  wilden  Birnbäume  selbst  hervorgegangen  sein  kann ,  ja  die  Thatsache, 
d^ß  im  Allgemeinen  anikonische  Ho^agalmata  aus  dem  Baumcultus  hervorgegangen 
sind*),  legt  die  Annahme,  dies  sei  auch  in  diesen  Fällen  geschehn,  sehr  nahe. 

Die  uns  ausdrücklich  genannten  Heraalgamata  ältesten  Schlages  gehören  der 
^We  der  von  Menschenhand  bearbeiteten,  aber  nicht  ikonisch  gestalteten  Cult- 
<>yecte  an.  Die  roheste  Form  vertritt  das  schon  erwähnte  Agalma  der  kithaeroni- 
schen  Hera  in  Thespiae,  welches  Arnobius^)  einen  Zweig  oder  Ast  (ramus} 
^^iy  während  es  Clemens  von  Alexandrien^)  als  i:p£[ivov  ixxsxofijjivov  bezeichnet, 
^^s  füglieh  Nichts ,  als  einen  nicht  sowohl  behauenen ,  als  vielmehr  einfach  aus 
dem  Walde  geschlagenen  Staann  oder  Baumstumpf  bezeichnet*).  Die  von  den 
'meiden  Zeugen  gebrauchten  Ausdrücke  aber  weisen  um  so  weniger  auf  verschiedene 
Formen  hin,  als  einerseits  ramus,  z.  B.  von  Properz  (IV.  9.  15),  für  ein  so  derbes 
Stück  Holz,  wie  das  zur  Keule  des  Herakles  verwendete,  gebraucht  wird  und  anderer- 
seits bei  TTpijjLvov  an  keinen  Stamm  von  sonderlicher  Dicke  gedacht  zu  werden  braucht. 


&j  Vergl.  Berichte  der  k.  Bach«.  Ges.  d.  WIm.  von  1864,  S.  140  und  147  und  das  das. 
Angeführte. 

^)  Amob.  adv.  nationes  VI.  II.  (p.  263.  ed.  Oehler) :  Ridetis  temporibus  priscia  .... 
coluisse  ....  ramum  pro  Cinxia  Thespios. 

c]  Clem.  Alex.  Protrept.  4  §  46  (p.  40.  ed.  Pott.)  r^c  Ki^aipa>v(a;  "Hpat   ((XfaXiJia)    is 

*^J   Vergl.  Berichte  u.  s.  w.  a.  a.  O.  S.  152. 


4         I.  BIST.  ÜBER8ICH1*  ÜBER  DIE  KÜN8TL.  ENTWICKELUNO  DER  GESTALT  DER  HERA. 

Neben  dieses  stellt  sich  das  älteste  Agalma  der  Hera  von  Samos  in  der 
mehrfach  bezeugten*)  Form  eines  Brettes  (aavi;,  pluteus)^),  welches  nm  so  gewisser 
als  vollkommen  roh  und  der  Menschengestalt  in  Nichts  angenähert  zu  denken  ist, 
als  Kallimachos  bei  Eusebios  (a.  a.  0.)  es  ausdrücklich  als  afoo;  bezeichnet  und 
einem  späteren  eu;ov  epyov  des  Smills  entgegenstellt  und  A^thlios  bei  Clemens 
seiner  Nachricht  die  Worte  beifügt  uorepov  os  . . .  avöpiavrostSs;  i-^evsTo. 

Wie  diese  beiden  Agalmata  von  Holz,  so  war,  wenigstens  wahrscheinlich,  von 
Stein ^)  die  große  Säule  (xicov  {laxpo^),  welche  als  das  älteste  Agalma  des  Hera- 
cultus  von  Argos  erscheint^)  und  von  welcher  es  in  dem  Zeugniß  heißt,  daß  sie 
die  Priesterin  Kallithoe  zuerst  mit  Binden  und  Troddeln  ringsum  geschmückt  habe, 
woraus  sich  ergeben  wird,  daß  dieser  Schmuck  zu  den  bleibenden  Cultusriten 
gehörte  3) . 

Ungewiß  dagegen  ist,  ob  wir  annehmen  dürfen,  daß  einer  der  viereckigen 
Steinpfeiler  in  Pharae  in  Achaia,  von  denen  Pausanias^)  angiebt,  daß  sie,  etwa 
dreißig  an  Zahl  auf  der  Agora  standen  und  von  den  Pharaeem,  welche  jedem  der- 
selben den  Namen  einer  Gottheit  beilegten,  verehrt  worden  seien,  der  Hera  geweiht 
gewesen,  also  unter  die  anikonischen  Agalmata  dieser  Göttin  zu  rechnen  ist^) ; 
denn  da  die  Zahl  30  keinen  bestimmten  geschlossenen  Götterkreis  bezeichnet,  wie 
dies  z.  B.  bei  der  Zahl  12  der  Fall  sein  würde,  kann  Hera  unter  den  Gottheiten 
der  Pharaer  eben  so  gut  nicht  begriffen  gewesen  sein  wie  sie  es  gewesen  sein  mag. 

Zweifelhaft  ist  auch,  ob  die  beiden  Spitzsäulen  oder  Obelisken  auf  einer  Münze 
von  Keos^)  in  der  That,  wie  mehrfach  und  auch  Bd.  U.  S.  5  dieses  Buches  an- 
genommen worden,  Zeus  und  Hera  angehn,  da  von  deren  Cultus  auf  dieser  Insel 
Nichts  bekannt  und  für  den  Münztypus  auch  eine  andere  Erklärung  möglich  ist'). 

Endlich   läßt  sich   auch  nicht   mit  voller  Sicherheit  entscheiden,  ob  in  einem 

a)  Aöthlios  bei  Clem.  Alex.  Protrept.  a.  a.  O. :  t6  r^c  Zafjilac  "Hpa;  {ä-^(iK[i.a)f  i>i  cpr^oiv 
A^ftXio;  rp^ixepov  [xev  r^v  oavt;,  'jorepov  oe  ^itl  üpoxX^ou;  apyovrot  dv^ptavroci^^;  ^Ivcto  und 
bei  Arnob.  adv.  nat.  a.  a.  O.  ...  atque,  ut  Aöthlius  meinorat,  ante  usum  discipUnamque  fi- 
ctorum  pluteum  SamioR  pro  Junone  (coluisse  ridetis).  Kallimachos  bei  Euseb.  Prasparat. 
evang.  III.  S:  ^Hpa;  (5s}  xai  ^(XfAioi  ^uXivov  (icplvivov?  b.  Urlicha,  Die  Anfänge  d.  griech. 
Kflnstlergeschichte ,  Würzb.  187U,  S.  29.  Anm.)  ei)^ov  ?5oc,  &^  tpTjai  KaXX(p.ayo;  xtX.  vergl. 
unten,  zu  Smilis.  Dies  ;6Xivov  Iho^  ist  die  oovU,  nicht,  wie  Förster  a.  a.  O.  S.  22  will  das 
^^avov  oder  fp^ov  £u;oov  des  Smilis,  wie  dies  ganz  unwidersprechlich  ist,  wenn  man  mit 
Urlichs  schon  die  Worte  ''Hpa;  xal  Zdlptidt  xtX.  nls  einen  Pentameter  des  Kallimachos  annimmt. 
Über  Uoi  s.  Berichte  der  k.  sfichs.  Ges.  d.  Wiss.  von  1864  S.  250  f. 

b)  Anders,  aber  ohne  Begründung,  Bötticher,  Baumcultus  S.  227,  Stein  nimmt  auch 
Förster  (s.  Anm.  1)  S.  11  als  Material  an;  vergl.  Clem.  Alexand.  Protrept.  4  §  46:  T&r*  dtXXovv 
dvdpfdTTcuv  ol  £ti  TiaXatÖTcpoi  ^uXa  l5p6ovTO  irepicpoivf)  xaX  x(ovac  loroiv  ix  X(da>v. 

c)  Clem.  Alexand.  Strom.  I.  25  §  164  (p.  418  Pott.)  irplv  fo^v  dxptßood^vai  xdlc  tö>v  d^oX- 
fjidToiv  T^iatti  x(ova;  lordvtc;  ol  naXatol  foeßov  to6tou;  cb;  dcp((p6|xaTa  toO  deoü*  •^pdfftt  f6v>t  i 
T^v  <l>opo}v((a  iroti^aa«' 

KoXXi^ÖT]  xXei^oO^oc  'OXujjLTTid^oc  ßaaiXe(T]c 
"Hptjc  'ApY^t'')*»  ^  orifApiaac  xal  duodvoioiv 
77p(6rr)  ixöapi7)aev  izipi  xiova  piaxp6v  dvolaoT];. 
d).Pausan.  VII.  22.  4:  'Eor/jxaot   hk  ij'f'j^vza  tou  d^dlXjjtaTOc    (Y)^\x6^)    Trrpdfmvoi   Xllki 
Tptdxovra  {xdiXiora  T^v  api&jAOv*  to6to'j;  a£ßouaiv  ol  <I>ap£u  ixaOTui  ÄeoO  tivo«  ^vofxa  inXtpvrt;. 
e)  Angefahrt  bei  Quatremere  de  Quincy,  Jupiter  Olympien  p.  11,  Eokheln  und  Mionnet 
unbekannt. 

f:  Vergl.  FOrster  a.  a.  O.  S.  5,  Note  24. 


1 .  I>IE  ENTWICKBLUIIG  DBS  QKBTALT  DER  BERA  IN  DGB  ALTERTHÜML.  KI7NBT.  5 

pompejuiischen  Wandgemilde  analer  Caea  dei  brond*)   (b.  Fig.  1),  welchem  zwei 
ihnliche,  auf  Athena  tmd  Aphrodite  bezügliche,  aus  demselben  Hause  ^]   (das  erstere 
TOD  derselben  Wand)  entsprechen,  em  säulenförmiges  Agalma  der  Hera  unter 
M&em  die  Stelle  des  Heiligthnms 
TertreteDden   Banm,    oder    ein 
heiliger    Banm    der    GSttin 
dargestellt  sei,  welchem  die  At- 
tribute derselben  auf  einem  eige- 
nen Oeetelle  hinsugefttgt  sind").- 
Doch  hat  die   erstere  Annahme 
Btehr  Wahncheinlidikeit  als  die 
swräte.     Denn  fllr   die  Hinzn- 
fltgong  änes  eigenen,  zum  Tra- 
gen der  Attribote  bestimmten  Ge- 
riUfaes   m  dem  hdligen  Banme 
wild  neh  doch  kaum  ein  anderes 
Motiv  aufstellen  lassen,  als  daß 
der  Banm    selbst  zum   Tragen 
der  Attribute  sich  nicht  eignete 
■nd  dies  Motiv  trifft  schwerlich 
weder  bei  dem  Athena-  noch  bei 
dem  Herabanm  an.  Denn  so  wie 
öeh  bei  jenem  der  Schild  ftlg- 
tieh  an  den  Stamm  hängen,  der 
Helm  in  den  Zweigen  befestigen 
nnd  die   Lanze  anlehnen  ließ, 
vofBr  der  mit  Jagdspieß,  Bogen 
nnd  KOcber  au^estattete  Artemisbaum  eines  Reliefs  von  einer  dreiseitigen  Harmor- 
buis')  an  vorzDglichea  Hnster  darbietet,   dem  sicli   manche  analoge  Monumente 
biuiifagen  lassen*),  so  konnte  auch  emstiich  Kichts  im  Wege  stehn,  den  heiligen 
Binm  der  Hera,  wenn   es  ein  solcher  war,  mit  der   angebundenen  Stephane  der 
(iflttin  m  schmttcken  nnd  ihr  Scepter  an  denselben  anzulehnen  oder  in  seinen  Zweigen 
in  befestigen.     Dazu  kommt  noch,  daß  wenn  es  sich   um  Nichts  als  um  ein  zum 
Attribattragen  bestimmtes  Gerftth  handelte,  als  solches  die  eine  Säule  genügt  haben 
vtrde,  auf  welcher  die  kleine  geflügelte  Figur  —  man  nenne   sie  nun  Nike  oder 
Ina  oder  Eileithyia')  —  steht  nnd  der  fUglich  die  Stephane   angebunden  nnd  das 


■]  Heibig,  Wsndg.  der  f.  Ve>UT  Tcrech.  StAdte  Campanien*  S.  154,  No.  T78,  abgeb.  Hus. 
BoiboB.  XI.  1^,  ianerhalb  dei  ganzen  Wand  bei  Zahn  11.  54,  theilweise  bei  Rötticher,  Baum- 
'«In»  Pig  35  Tergl.  S.  46  f.,  Jahn,  Hetichle  der  k.  nachs.  Oea.  d.  Wim   nn  IS6I,  S.  323. 

bl  Heibig  a.  a.  O.  S.  153,  No.  773,  Mus.  Botb.  XIll.  8,  Zabn  a.  a.  O.,  BöUichor  a.  a.  O. 
%  ^1  und  Heibig  a   a.  O.  No.  775,  Mus.  Borb.  XI.  Ifi,  Zahn  II.  53,  Bötticher  a.  a.  O.  Fig.  41 , 

c|  Vergl  auch  Böttichei  a.  a.  O,  S.  46  f,  und  Berichte  der  k.  Mehs.  Oa.  d.  Wisg,  Ton 
l'*l,  8.  136. 


il  Abgeb.  in  Gerhard«  Antiken  Bilderwerhen  Tat.  fi3,  niederholt  bei  Bötücher  b 
%9,  «^1.  Berichte  u.  a.  w.  b.  a,  O   8.  J35. 

e)  Vergl   die  Figuren  1— S,   M,   13  a.  Ili  bei  BOtticher  a.  s.  O. 
fj  Letztere  beiden  Namen  frageweise  bei  Bötticher  a.  a.  O. 


1.0. 


6         I.  HI0T.  CBEB^ICHT  über  DTE  KÜHflirL.  KNTWICKELrXG  DEE  OE0TALT  DES  HEEA. 

Beertet  juigdebot  werden  konnte.  80  erklärt  did  Gemilde  in  der  That  B.  Qnsnintai 
im  Moseo  Borbonieo  a.  a.  O.  p.  3*; ,  während  Bdttieher  and  Heibig  ^  richtiger  zwei 
Sinlen  nnterseheiden ,  die  eine  auf  welcher  die  Fignr  steht  und  eine  zwnte,  avf 
welcher  die  Stephane  liegt,  und  Zahn  beide  Säulen  auch  durch  die  Dicke  noch 
merklicher  unterscheidet,  als  der  Stich  im  Museo  Borbonieo.  Uanddt  es  sieh  aber 
in  der  That  um  zwei  Säulen,  so  gewinnt  dadurch  die  Tordere,  mit  den  Attributen 
der  Göttin  ausgei^tattete  eine  selbständige  Bedeutung,  welche  sehr  daHlr  apricht, 
daß  in  ihr  das  eigentliche  Agalma  gemeint  sei.  Daß  dieses  so  gut  wie  die  Sftnle 
mit  der  geflflgelten  Figur  als  aas  Stein  bestehend  gedacht  sei,  läßt  ach  nach  des 
Formen  und  nach  der  rdthlich  braunen  Färbung  der  Zahn^schen  Abbildug,  in 
welcher  die  Canellirung  irrthflmlich  zu  sein  scheint,  nicht  wohl  bezweifeln  und  ebea 
so  wenig  zweideutig  erscheint  die  hier  nur  beiläufig  in  Frage  kommende  Handlung 
der  Staffagefiguren.  Denn  offenbar  deutet  diese,  wie  Quaranta  und  Bötdcher  richtig 
erkannt  haben,  auf  die  Weihung  des  Pfaus  zum  Opfer,  welches  der  eine  Eros  tob 
hinten  mittels  des  Sprengzweiges  mit  Wasser  besprengt,  während  der  Tor  dem  Pfan 
stehende  die  mola  salsa  oder  ein  Analogon  derselben  zum  demnächstigeB  Gebrandie 
bereit  hält. 

Die  ältesten  ikonischen  Agalmata. 

Da  es  sich  bei  den  zunächst  anzuführenden  ältesten  ikonischen  Agalmatem  der 
Hera  nur  um  mythische  oder  sagenhafte  Chronologie  handelt,  deren  Daten  Niemaiid 
einen  wirklichen  Werth  beimessen  wird,  so  ist  die  Folge  der  Aufzählung  ziemlich 
gleichgiltig.  Nur  vermuthungsweise  k^^  von  einem  Heraxoanon  des  Daedalos 
in  Argos  die  Rede  sein,  welches  nirgend  ausdrücklich  bezeugt  wird,  auf  welches 
man  aber  wohl  wird  schließen  dürfen,,  sofern  Pausanias^)  von  zu  seiner  Zeit  unter- 
gegangenen Werken  des  Daedalos  redet,  welche  die  Argiver  in  das  Heraeon  ge- 
weiht haben  sollen ;  denn  die  Annahme  ^) ,  daß  hierbei  in  erster  Linie  ein  Herabild 
zu  verstehn  sei,  liegt  in  der  That  nahe  genug,  ohne  freilich  zwingend  zu  sein. 

Nur  allgemein  lautet  die  Nachricht  bei  Diodor^)  über  Herabilder  inJalysos 
und  Kameiros  auf  Rhodos,  welche  der  mythischen  Künstlerinnung  der  Teich  inen 
beigelegt  werden  und,  wenn  sie  wirklieh  vorhanden  gewesen  sind,  als  sehr  alte 
Sphyrelata  zu  gelten  haben  werden ,  da  die  Telcbinen  durchaus  nur  als  Metall- 
kttnstler  betrachtet  werden^). 

Genauere  Nachricht  dagegen  erhalten  wir  von  einem  alten  Schnitzbilde 
(Soavov)  der  Hera,  welches  zuerst  in  Tiryns   geweiht  war  und  nach  der  Zerst5- 


a)  ...  la  sfcndone  d'oro,  che  si  vede  posta  sopra  una  fascia  concava  cacciata  intorno 
alla  colonna,  lo  scettro  uscente  dalla  parte  posteriore  di  quella  etc. 

b)  Letzterer  am  beatimmtesten :  »eine  säulcnartige  Basis  mit  einer  Statuette  der  Nike 
.  .    .,  davor  eint  Basis,  auf  welcher  eine  Stephane  liegt«  u.  s.  w. 

c)  Fausan  IX.  40.  2:  r£pa  hk  oOx  olha  'jTroXoiira  Ävra  xwv  AatodXo'j*  toi;  f fllp  dfvaTfBciaiN 
UTti  *Ap7«Ccov  i^  x6  'Hpaiov (i^av(a^va(  ocpiaiv  6  yp6vo;  xa^£aTT|X6v  atxioc. 

d)  Försters  a.  a.  O.  S.  0. 

o)  Diod.  Sicul.  V.  55.:  d-^4}.\iixd  xe  Ocwv  rpÄxoi  xaToaxe-jaoai  X^ovxai,  xal  xiva  t&v 
dpya(cwv  d^i^p'jfxdxojv  di:'  ^xcCvodv  iTTttivofxdaOat.  Ilapd  [jiev  -^äp  Atvoloic  'Air^XXoiya  TtX)^lvtov 
7:po;o'(OpcyHfjvai ,  itapd  oe  'laXuaJoi;  "Hpav  xnl  v6pi^a;  TcXyivlac,  napd  ht  Ka|xctpc09tv  *llpw 
TfXyivlav.     Vcrgl.  Förster  a.  a.  O.  8.  (i. 

f)    Siehe  die  Zeugnisse  in  m.  »Schriftquellen«  S.  7  f.,  No.  40 — 55. 


l .  DIE  ENTWICKELUNG  DER  GE8TALT  DER  HEBA  IN  DER  ALTEBTHÜML.  KUN8T.  7 

nmg  dieser  Stadt  durch  die  Argiver,  Ol.  78,  in  das  Heraeon  von  Argos  versetzt 
wurde.    Pausanias*),  welcher  es  hier  noch  sah,  nennt  es  das  älteste  Schnitz- 
bild der  Hera,  d.  h.  unter  denen,  weiche   sich  im   Heraeon   befanden,   giebt  als 
sein  Material  wilden  Birnbaum  an  und  legt  seine  erste  Weihung  dem  Peirasos, 
Sohne  des  Argos   bei.     Dieser   erscheint  (unter   der  Namensform  Peiras)  in   einer 
wahrscheinlich  sehr  genauen  und  zuverlässigen  Nachricht  Plutarchs^)  auch  als  Ver- 
fertiger des  Bildes,  als  weichen,  wahrscheinlich  weniger  genau,  ein  sonst  unbe- 
kannter Demetrios,  welcher  'Ap^^^^^^  geschrieben  hat,  bei  Clemens  von  Alexandrien^) 
Argos   selbst  nennt.     Wichtiger  als   die  Verschiedenheit  dieser  Angaben   und  als 
deren  Hichtigstellung  ^)  ist   was  Pausanias   über  das   Bild  selbst  sagt,  es  sei  ein 
nicht  großes  Sitzbild  gewesen;  denn  hier  erscheint  zum  ersten  Male  ein  Schema 
der  Darstellung  der  Hera,  dem  wir  in  der  Folgezeit  noch  mehrmals  begegnen  werden 
und  welches  um  so  mehr  Beachtung  verdient,  je  weniger  die  sitzende  Stellung  bei 
den  Sehnitzbildern  des  ältesten  Schlages  die  gewöhnliche  ist.    Unsicher  ist,  ob  es, 
wie  0.  Müller  annimmt^),  dieses  Agalma  der  Hera  war,  wegen  dessen  Verspottung  die 
Tdchter  des  Proitos,  Lysippe  und  Iphianassa  nach  Akusilaos®)  in  Wahnsinn  versetzt 
wurden,  aber  diese  Frage  ist  auch  wenig  erheblich,  da  das  Motiv  der  Verspottung, 
die  lächerliche  Form,  auf  welche  Müller  hinzuweisen  scheint,  nicht  überliefert  ist^). 
Möglicherweise  und  falls  Akusilaos  überhaupt  an  ein  bestimmtes  kunstgeschichtlich 
nachweisbares  Bild  der  Göttin  gedacht  hat,   wäre  auch  die  Annahme,  es  handele 
iiich  in   dieser  Geschichte  um   ein    altes  Bild  nicht  in  Tiryns,  der  Hauptstadt  des 
Proitos,  sondern  im  Heraeon   zwischen  Argos  und  Mykenae,  welches,  wie  Förster 
a.  a.  0.  S.  9  richtig  bemerkt  hat,  nach  Pausanias*  (H.  16.  2j  ausdrücklicher  Angabe 
mit  zur  Herrschaft  des  Proitos  gehörte,  während  Akrisios  Argos  inne  hatte.     Nur 
daß  das  Alter  eines  solchen  ikonischen  Hera&galmas  im  Heraeon  von  Argos  keines- 
wegs  feststeht.      In    der    schon    (Note    a)     angeführten    Stelle    spricht    nämlich 
Paosaulas   außer   von   dem  ältesten   Schiiitzbilde    des   Peirasos   von    einem    alten 
Agalma  der  Göttin,    welches   auf  einer    Säule   stand  {ii:l  xiovo;  a^aXfia 


a)  Pausan.  II.  17.  5:  icapd  hk  auTYjv  (der  Hera  Polyklets)  daxtv  ^7:1  xtovo;  d'faXikrt  "Hpa; 
Oi^am'  t6  oe  dp^aiöxaxov  ireroltjxat  jxev  i^  d^^pdoo«,  dvex^OT)  hk  i^  Tip'JvOa  ütto 
Hcipdoo'j"  xoO  'Ap^oü,  Tlpüvöa  hk  dveXÖNxe;  'Ap^etoi  xofiiiCo'jotv  i^  x6  'Hpaio'rf'  8  hii  xat  aOxöc 
Ewov,  xadT)p,evov  dfaXfi-a  ou  [lifa.  Vergl.  VIII.  46.  2:  'Ap^eiou  Se  xd  ix  Ttpuvdoc  ^xt  xai 
ki]ti,  x6  piev  Tcapd  xi?jv  "Hpav  ^öavov,  x6  hk  £v  xoD  'AtcöXXojv^c  doxiv  dvaxe(p.evov  xot> 
HXeioy. 

b)  Plutarch.  ap.  Euseb.  Praeparat.  evang.  III.  8:  Ai^ei  ö'oüv  flXoüxap/o;  ihhi  mrj  xaxd 
U\vi.  A^exai  oe  llelpac  6  irpuixo;  Ap^oXiöo;  ''Hpa;  Upo»*  eiodfxgvo;  xi?^v  eauxoö  öu^ax^po,  KoX- 
t^hm  Upeiav  xaxaaxtjoai;  ^x  xwv  HEpi  Tipuv^a  o^v^pwv  ^"{X^i]^  xejxujv  euxxiavo"^ 
Upa;  dYCtXfxa  p-opcpüiaai.  Vergl.  wegen  der  kritischen  Herstellung  des  Textes  Förster 
a.  a.  0.  S.  7,  Note  43. 

c)  Clem.Alexand.Protrept.Cap.  4,  §  47  (p.  41.  ed.  Pott.):  AT)p.i^xpio<:  y*P  ^'^  Beux£p«p 
tov  ApYoXixio'V  xoO  is  Tlpuv8^  xfj«  *'Hpot?  ^odvou  xal  xVjv  5Xt)v  ^fX'^*']''  **^  "^^"^ 
'oiTjTTjv 'ApYOV  dva^pd^t. 

d)  Handbuch  der  Archäol.  §  6S,  Anm.  2. 

e)  Bei  Apollod.  II.  2.  2 :  auxai  (die  Proitiden)  ih^  dxeXetobOTjaav  djxdvTjoav  .....  cb« 
Axou5i>.aoc  X^Y^i»  hi6xi  x6  xtj«  Tlpa«  Wavov  djijux^iaav. 

f)  Akusilaos  giebt  gar  kein  Moti?  an,  Pherekydes  aber  beim  Schol.  Od.  XV.  225  (Pherecyd. 
FrignuQ,  ed.  Sturz  p.  124)  sagt:  7capafevö|xevai  e(c  x6v  t^c  ^oO  vecbv  ^axwitxov  aM)v  X^^oiiaat 
'wjauDxepov  pidXXov  eivai  x6v  xoö  iraxp6(  oixov. 


I 


8         I.  Hier.  CBKRHIPHT  I'BKR  die  KUNSTI,.  KKTWK'KF,I,t'NG  DER  GESTALT  DER  HEU. 

"Hpa;  äp/eitov) ,  dessen  Dntnm  er  aller ,  oiigI*^iph  rr  ee  offenbHr  als  Jftn^r  i 
(ins  ip/atotaTov  des  Peirasos  schlitzt,  nicht  angiebt  und  wi^tlcbes  sich  such  nirht 
berechnen  l&ßt.  Denn  selbst  wenn  wir  Annehmen,  das  Agatma  der  Göttin,  welches 
in  der  Geschichte  von  Kleobis  und  Bilon,  also  in  den  lOer  Oll.  crwÄhnt  wird*| 
und  das  wiedemm  in  derjenigen  von  Kleoraenes'  Kriegsznge  gegen  Argos,  Ol.  fi5.  2. 
eine  Rolle  spielt''),  sei  eben  das  von  Pauaanias  gesehene,  welches  anf  einer  SKnle 
stand,  woran  sich  jedoch  noch  zweifeln  laßt,  so  liegt  zwischen  der  ältesten  Periode, 
um  die  es  sich  hier  handoll  und  welche  durch  die  sagenhaften  Daten  der  Proittden 
bezeichnet  wird  nnd  derjenigen  der  angeführten  historischen  ein  so  langer  Zeit- 
raum, daß  ein  ä-i'xK\ia  äpyilw  niglich  lange  vor  der  letztem  und  doch  »ach  lange 
nach  der  erstem  Periode  entstanden  sein  kann.  Die  Argninente  aber  für  die 
Existenz  dieses  Bildes  in  ältester  Zeit,  welche  Förster  geltend  ku  machen  sucht. 
sind  hinfällig"). 

t'ber  die  Gestalt  des  alten  Herabüdes  auf  der  SSule  erfahren  wir  aas  Pausantas 
nichts  Näheres,  nar  daß  es  nicht  ebenfalls,  wie  das  Älteste,  gesessen,  »oudern 
gestanden  habe ,  ddrfen  wir  theils  daraus  achließi^n ,  daß  Pausanias  die  sitzende 
Stellnng  hei  dem  ältesten,  nicht  hei  diesem  henorhebt.  theils  darnns,  daß  nieh  fDr 
die  Aufstellung  anf  einer  SSiile  das  Sitzen  nicht  wohl  eignete.  Nicht  unmöglich 
noch  selbst  nnwahrseh einlieh  ist  es,  daß  wir  in  dem  auf  einer  Sflule  stehenden 
Herabilde  in  der  Coghiirselion  lovase  (s.  Rd.  U.  S.  -Ißfi  f.,  No,  I,  Atlas  Taf.  VII,. 
Nn.  8.  nnd  unten  Fig.  2.  a.)  eine  wenn  anch  in  üirer  Treue  nicht  verbtlrgte  Naeh- 
bildiiiig  des  von  Pausanias  genannten  Hildes  besitzen.  Denn  wenngleich  die  Bei- 
Bpielo  von  auf  Säulen  stehenden  alten  GHtterbildern  in  erhaltenen  Kunstwerken 
keineswegs  so  gar  selten  sind'),  s»  kann  man  diese  Art  der  Aiirstelluiig  doch  aneh 
nicht  eine  so  schlcehthin  gewithnl  ich  pennen,  daß  man  annehmen  müßte,  der  Maler 
der  Coghiir sehen  Amphora  bähe  sein  altes  Hernbild  ohne  jede  besondere  Rezifhnng 
auf  ein  bestimmtes  Vorbilil  so  d.argr.otellt.  wie  er  es  getban  hat.  aus  n-incni  Unfall 
mit  jenem  in  ('bereinstimronng.  Über  das  Material  des  äp/atov  i-^ti-itn  nnler- 
richtct  uns  Pausanias  nicht;  in  dem  VasengemFilde  sind  die  nackten  Theile  des 
Herabildes  weiß  geroalt.  Wenn  dioser  Umstand  zunächst  auf  Marmor  als  das  für 
dasselbe  angenommene  Material  sckiließen  läßt,  so  kann  dies  sehr  wohl  mit  dem- 
jenigen des  argiver  Bildes  Uherein stimmen,  sofern,  wie  auch  Förster  a.  a.  0.  8.  1 1  f. 
bemerkt  hat,  zu  dem  wahrscheinlich  steinernen  xi'uv  Sti^in  als  Material  der  Stalnc 
besser  tn  passen  scheint,  als  Holz,  auch  Pausanias  dieselbe,  wenigstens  niehl  aus- 
drtteklich ,  als  föavov  bezeichnet.  Andererseits  ist  uielit  zu  llliersehti ,  daß  das 
Vasengemülde  dem  Herabilde  eine  walirscheinlich  als  real  gedachte .  weil  hnnt  ge- 
stickte Bekleidung  gieht,  welche  nich  mit  Holz  nls  dem  Mnlerial  des  Bildes  bf-sser 
verträgt,  als  mit  Marmor.  Der  Aunalime  aber,  es  sei  in  der  That  Holz  gemeint, 
steht  die  weiße  Farbe  schwerlich  entgegen,  da  diese  filglieh  auch  nngeweudot  »ein 
kann ,  um  das  Bild  als  solches  von  den  lebenden  Personen  bestimmter  zu  nnter- 
»cheiden.  Die  •Stellung  desselben  mit  genchlossencn  Fußen .  aber  im  IClIenbogen 
erhobenen  Armen  ist  durchaus  allerthllmlicb ;   Attribute,   welche  zu  hallen  die  Arme 


«)   Utmil.  I.  3t.  ^  &i  l'^fTiip   ....    oTäoa   ^vTl^vTna^i^XpiaTn;  (OjrcTn  «ti.  nac 
■nihil  bei  P*.  PaUephal.  de  incrodib.  M   (Scrtptt.  po«t,  liiitOT,  Or   nt,  WesMm.  p.  310.) 
b)  BwimI.  vi.  81.  vaXXicpiufltvip   Idem   Kleonicnes)    hi   tv   Tiji   'Upil«'   ix  tii3   d^^ 


1 .  DIE  ENTWICKELUNO  DER  GESTALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTHÜML.  KUNST.    9 

erhoben  zu  sein  seheinen  könnten ,  fehlen  hier  so  gat ,  wie  Pansanias  von  solchen 
bei  dem  alten  Bild  in  Argos  nicht  redet.  Auf  ein  solches  Attribut  des  von  Pan- 
sanias genannten  Bildes  aus  der  Ai)gabe  der  Eudokia*)  zu  schließen,  das  bei  der 
Gesehiehte  des  Kleobis  und  Biton  in  Frage  kommende  aya^iia  der  Hera  habe  eine 
eherne  Scheere  gehalten,  auf  deren  Bedeutung  zurückzukommen  sein  wird,  ist  miß- 
lich, w&\  die  Identität  der  beiden  Agalmata  keineswegs  feststeht  und  nicht  minder 
bedenklich  wOrde  es  sein,  die  Attribute  des  argiver  Bildes  bei  Pausanias  und  dessen 
der  Ooghiirsc&en  lovase  aus  demjenigen  der  berliner  lovase  (s.  Bd.  IL,  S.  467  f. 
No.  2,  Atlas  Taf.  VII.,  No.  9  und  unten  Fig.  2.  b.)  zu  ergänzen,  da  das  hier 
dai^estellte  Bild ,  mag  es  auch ,  worauf  zurückzukommen  ist ,  als  Hera  nicht  be- 
zweifelt werden ,  nicht  'einmal  die  hervorragendste  Eigenthümlichkeit  dessen  von 
Argos,  den  Stand  auf  einer  Säule  bewahrt  hat,  so  daß  wir  durch  Nichts  berech- 
tigt sind  anzunehmen,  der  Maler  dieses  Vasengemäldes  habe  entfernt  an  das  argivische 
Bild  des  Pausanias  gedacht.  Böttigers  Annahme  aber  (Kunstmythol.  II.  S.  285^, 
dies  Bild  so  gut  wie  das  älteste  des  Peirasos  sei  »bewaffnet  oder  doch  beschildet 
gewesen«,  beruht  auf  Nichts,  als  auf  seinen  willkürlichen  Combinationen. 

Auch  den  Urheber  des  alten  Herabildes   auf  der  Säule  nennt  Pausanias  nicht 
und  er  läßt  sich  eben  so  wenig    erforschen ,    wie  das   Entstehungsdatum.     Denn 
wenn  allerdings  Athenagoras  ^)  Smilis  als  Verfertiger  des  argivischen  wie  des  sami- 
ßchen  Herabildes  nennt,  so  geschieht  das,  abgesehn  davon,  daß  nicht  festzustellen 
ist,  welches  Herabild  etwa  Athenagoras  im  Sinne  gehabt   haben   mag,  in  einer  so 
überaus  flüchtigen  Weise,  daß  diese  Angabe  des  überhaupt  in  kunstgeschichtlichen 
Dingen  ganz  unzuverlässigen  Kirchenschriftstellers  nicht  das  mindeste  Zutrauen  er- 
wecken kann  ^),  am  wenigsten,  wenn  man  an  das  a^aXiia  inl  xiovo^  denkt ^),  dem 
Schweigen  des  Pausanias  gegenüber,  welcher,  wußte  er  für  das  ap/aioTatov  a^aXfia 
den  Namen  des  Weihers  Peirasos  anzugeben  für  das  ap;(aTov  ohne  Zweifel  den  ihm 
sehr  g^ian  bekannten   des   Smilis   als  Verfertiger  genannt   hätte,  wenn  er  dessen 
Verfertiger  war. 

Wenden  wir  uns  nach  Sa  mos,  so  haben  wir  auch  hier  gewiß  zwei,  viel- 
leicht drei  Agalmata  der  Hera  zu  unterscheiden,  welche,  nach  einander  an  die 
Stelle  der  ursprünglichen  aavl;  getreten,  früher  oftmals  mit  einander  vermengt"), 
neuerdings  aber  richtig  von  einander  getrennt  gehalten  worden  sind  ^) . 

Das  erste  derselben  ist  freilich  ziemlich  problematisch,  nämlich  dasjenige  von 
dem  Pausanias^)  erzählt,  es  sei  durch  die  Argonauten  aus  Argos  nach  Samos  ge- 


a)  Eudoc.  Violar.  in  Villpisons  Anecd.  Graeca  Vol.  I.  p.  208. 

bj  Athenag.  Leg.  pro  Christ.  14.  (p.  61  ed.  Dechair)  t]  hk  is  ^dfjKp  ""Hpa  xai  dv  'Apfei 
i|«Xioo«  xcipc;. 

c)  Vcrgl.  auch  Förster  a.  a.  O.  S.  12  f.  und  im  Anhang  S.  29  ff.») 

d)  Wie  dies  xiemlich  bestimmt  Thiersch,  Epochen  S.  20  Anm.  und  in  bedingterer  Weise  auch 
Bninn,  Künstlergesch    I,  S,  27  in  Obereinstimmung  mit  O  Müller,  Aeginet.  p.  97  Note  t.  thut. 

e)  So  von  Maller,  Aeginet.  p.  9^,  Thiersch,  Epochen  S.  20  f.  Anm.,  Welcker,  Griech. 
Götterl.  I.  8.  221  und  noch  Urlichs,  Die  Anfänge  der  griech.  Künstlergesch.  Wttrzb.  1870,  S.  28  f. 

f)  So  von  Brunn,  Künstlergesch.  I.  S  27  f.  (anders  neuerdings  in  den  Sitzungsberichten 
'iermünch  Akad.  von  1871  I.  S.  544),  Förster  a.  a.  O.  S.  23  f.,  vergl.  m.  Gesch.  d.  griech. 
IWik  2.  Aufl.  1.  S.  SO. 

g)  Pausan.  VII  4.  4.  T6  hk  icp6v  xo  iv  Y,d\M\)  rfjc  "Hpa;  eloiv  ol  l5p6oaofta(  <paoi  toO«  is 
^  Ap^oi  i:X£ovTa^,  iTzd-^t9%ai  hk  auxo'j;  t6  a^aX^aa  i^  'Ap^ou«.     Vergl.  Anmerkung  6. 


1« 


I    Hli*T.  ("BEItSICMT  l'REIt  illK  Kl'KBTL.  enTWlCKKLUHG  DER  GESTALT  DER  HEBi 


bracht  worden.  Mag  es  skb  mit  der  Ableitung  de«  Buniaeben  Heracnltus  aus  ( 
argiviscben,  ivolche  in  anderer  Form  die  voo  Atbenaeiis  *)  aus  des  MentNlotoa  Sdirift 
T<üv  xati  TT,y  ^äjiov  ivÖÖ5«iv  äva^pa^p^  tiberlieferte  Hage  von  der  Flucht  der  Admeta, 
Buryttthena'  Tochter,  aua  Argos  niieli  Samos  nnd  dem  von  ihr  neu  geordneten  Uera- 
cultu^  der  Insel  behauptet,  verhalten  wie  es  will^),  von  einer  Landung  der  Argo- 
uituten  -tuf  tJauoH  und  einem  von  diesen  initgei'dhrten  Herabilde  weiß  sonst  Nie- 
utnnd  zu  berichten  Und  so  kommt  denn  die«  angeblich  von  den  Argouniiten  uaoh 
8»mos  gesehalTte  Bild  sonst  auch  nirgend  wieder  zum  Vorsoheiu.  über  die  Her- 
kuuCt  aber  desjenigen  ßpET«;,  welches  in  der  erwähnten  Sage  von  der  Admeta  eine 
große  Rolle  spielt,  werden  wir  durch  den  Bericht  bei  Atheuaeus  nicht  unterrichtet. 
Dagegen  läßt  sich  die  Nachrieht,  welche  Clemens'von  Alesandrien 'J  aus 
AfilhlioB  von  Samod  (wahrscheinlich  den  lupot  ^'ä^iot  des  Äöthlioa  oder  des  angeb- 
lichen Aethlios'')  mittheilt,  das  ursprüngliche  Brett  ab  das  älteste  Cultusagalmä 
der  Hera  sei  uuttT  der  Regierung  des  Proktes  menschen-  oder  statuengestaltig  ge- 
worden oder  durch  ein  ikonisches  Agaltua  ersetzt  worden,  in  keiner  Weise  in  ihrer 
(jla  üb  Würdigkeit  anteehlen.  Daß  unler  dem  {'roklea,  unter  dessen  Herrschaft  diese 
Umwandelung  vorging ,  der  8ohu  des  Pityreus  zu  verstehn  sei ,  welcher  zur  Zeit 
der  ioniscbeu  Wanderung ,  durch  Delphontes  aus  Epidaurus  vertrieben .  «ich  der 
Herrschaft  Über  Sainos  bemächtigte  (Pausan.  VÜ.  4.  2).  ist,  seitdem  es  0.  Malier 
[Ae^net.  p.  SI8|  ausgesprochen  bat,  mit  Hecht  von  Niemandem  außer  von  Urliche") 
bezweifelt  worden  ,  welcher  meint,  unter  dem  von  Clemens  genannten  Prokies  sei 
ilberhaniit  kein  Fürst  von  Samos,  sondern  ein  Uegent  des  Vaterlandes  von  SmÜts 
gemeint,  als  welchen  er  den  Tyrannen  von  Epidauros  (Ol.  35.  1 — 45.  1)  aufstellt. 
Je  weniger  Wahrscbeinlicbkeit  eine  solche  Auslegung ")  hat,  um  so  gewisser  ist  es, 
daß  dieses  erste  statnenurtige  [äv&piavmioiq] ,  d.  h.  Überhaupt  erat  ikonische 
Agalma  von  dem  Xounon  zu  unterscheiden  ist,  das  uns  als  iü^o^v  ipyav  des  Smilis 
genannt  wird,  ohne  Zweifel  in  dem  Typus  saraiselior  Münzen  erhalten  ist  und  weiter- 
hin näher  behandelt  werden  koU.  Denn,  mag  über  diia  Datum  des  Smilis  such 
noch  keine  volle  Obere iustimmuug  unter  den  neueren  Kunalgescbicblsforschem  er- 
zielt sein ,  daß  Smilia  ein  Künstler  aus  rein  historischer  Zeit  sei ,  welcher  mit  der 
Periode  des  l'rokles  und  der  tonisehen  Wanderung  entfernt  Nichts  zu  thu»  hat, 
steht  mit  ganz  vereinzelten  Aosiiahmen,  von  denen  hier  abgeselin  weiden  kann, 
als  allgemeine  OberKouguug  aller  ätimiuberecbtigten  fest,  tienauere  Kunde  über 
die  jedenfalls  selir  rube  Gestalt  des  ersten  ikonischen  Herabildes  von  Samos  haben 
wir  nicht,  dasselbe  mag  mit  dem  altern  Tempel  untergegangen  oder  wie  man- 
ches andere  alte  Uild ,  von  dem  wir  durch  Pausanias  Kunde  haben .  in  irgend 
einem  Vorratberaume  des  neuem  Tempels  aufbewahrt  worden  sein,  im  Cultiis  ist  es 
jedenfalls  durch  das  Werk  des  Smilis  verdrängt  und  ersetzt  worden ,  das  einzige 
über  dessen  Aufschn  wir  (üeuaueres  festzustellen  vermögen. 


a)  Athen,  XV.  p,  6T2, 

bj   Vsrgl,  Paiiolka,  Hea  Samiütum  p.  57  sq.  (JechnTd.  Oiiech.  Mj-thol.  §  ÜIS.  2,  Welduf^^ 
ariech.  Oetterl,  I.  S.  382. 

c^  Clem.  Aleiand.  Protrept.  c.  4.  §  4li,  ti  v^c  £i[il9(   Hp7i .  3ii  ^i^aiv  'AtWhim  np^riptn 
(itv  f|V  OTv[(.   CoTEpov  4e  i^i  Wfotj.in^i  äp/ovto;  dvÄpwvrotlÖK  ä-[^>ETO. 

d|   Vergl.  Füalei  s.  a.  O.  S.  23  init  Note  I3&. 

e)   A.  a.  O.  S,  29. 


1 .  DIE  EKTWICKELUKO  DBB  GESTALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTHÜML.  KUNST.   1 } 

£ke  hierauf  jedoeh  nftlier  eingegangen  wird  muß  noch  einiger  alten  Herabilder 

gedacht   werden,  deren  Urheber  wir  nicht  kennen  und  deren  Daten  wir  nicht  zu 

berechnen  rermdgen,  die  also  möglicherweise  älter  sind,  als  das  Werk  des  Smilis. 

Hier  kommt  zunächst  das  wahrscheinlich  neben   einem   Zeus  thronende  Hera- 

bUd  im  Heraeon  von  Olympia  in  Frage,  welches  nach  der  lückenhaften  Stelle 

des  Pansanias  (V.  17.  l)  *)  bereits  im  U.  Bande  S.  10  kurz  erwähnt   worden   ist. 

Das  Wichtigste  in  Pansanias*  kurzen  Angaben  ist  der  Umstand ,  daß  diese  Statue, 

wie  schon  die  älteste  in  Tirynth-Argos  (oben  S.  7)  die  Göttin  thronend  darstellte, 

demnäehsl,  daß  sie  dem  Zeus  gesellt  und  daß  beiden  Gottheiten   eine  dritte  Figur 

mit  eiiiem  Heim  auf  dem  Haupte,  also  am  wahrscheinlichsten  Ares  beigefügt  war. 

In  Betreff  des  Datums  konmien  einerseits  die  Worte  des  Pausanias :  epya  hi  i^riv 

asXa  in  Frage ,  welche  sich ,   je  länger  desto  sicherer ,  als  unanfechtbar .  richtig 

flberlirfert,  nicht  etwa  durch  einen  Kflnstlemamen  zu  ersetzen,  herausstellen  ^)  und 

weldie  die  Statuen  als  Werke  von  alterthümlich  einfacher  Arbeit  bezeichnen,  während 

andererseits  die  Frage  ist,  ob  man  die  Worte  des  Periegeten  a.  a.  0.  im  §  3:  ra 

)isv  BiQ  xataüLsYpiiva  l^lv  dXi<pavTo^  xat  /pu^ou,  auf  alle  in  den  §§  l — 3  einzeln 

anfgefBhrten  Statuen  oder  nur  auf  die   zuletzt  genannten  beziehen  soll.     Ersteres 

ist  bis  jetzt  in  der  Regel  angenommen  worden^),  während  UrUchs^)  das  Letztere 

behauptet.     Das  beste  Argument,  welches  er  hierfür  geltend  macht,  ist,  daß  nach 

Pausanias*  Angabe  (V,  16.  2)  die  elelschen  Weiber  der  Hera  alle  fünf  Jahre  einen 

Peplos  woben.     Diente  dieser   zur  realen   Bekleidung  des  Bildes   der  Göttin   und 

zwar  des  Bildes,  um  welches  es  sich  hier  handelt,  so  darf  man  es  allerdings  als 

imwahrscheinlich  bezeichnen,  daß  derselbe  chryselephantin  gewesen  sei  und  es  weit 

eher  als  ein  einfaches  Xoanon   betrachten.     Nur   bleibt  es   schwer  zu  bestimmen, 

wo  die  £Lategorie   der  xareiXsYfiiva ,  welche  chi*yselephautin   waren,  aufhöre   und 

wo  die  einfachen  Xoana  beginnen. 

Femer  muß  dasjenige  Agalma    genannt   werden,    welches   nach   der  Angabe 

mebrer,  allerdings  insgesammt  später  Schriftsteller®]  mit  dem  Attribut  einer  ehernen 

Scheere   ausgestattet  war.     Dieselbe  Angabe  wiederholt  Eudokia  in  einer  schon 

oben  (S.  9)  angeführten  Stelle^)  mit  der  Erweiterung,  daß   sie  dieses  Bild  in  das 

berfihmte  Heraeon  bei  Argos  versetzt  und  au  dasselbe  die  Geschichte  von  Kleobis 

nnd  Biton  knüpft,  in  dieser  wörtlich   übereinstimmend   mit  Pseudo-Palaephatos^), 

bei  welchem  sich  nur  die  Angabe  über  das  Attribut  nicht  findet.    Auf  dieses,  dessen 

Bedeutung  die  antiken  Berichterstatter  offenbar  verfehlen,  während  dieselbe  neuer- 

ücb  festgestellt  sein  dürfte,  wird  weiterhin  bei  Besprechung  der  Cultusgestalten  der 

Hera  zurückzukommen  und  einzugehn   sein,  hier  kommt  zunächst  nur  das  ganze 


'P'^^»«?,  na^iTTTflX  oi  *  *  *  -^istid  ts  lytos  xai  dTiixeifxevoc  Tt'jvfjv  im  tq  xecpaXijj'   ^p-ya  hi  doriv  diiXä. 

b)  Vergl.  Bd.  II.  S.  557.  Anm   24  und  neuestens  Förster  a.  a.  O.  S.  18. 

c)  So  Ton  Brunn,  Künstlergesch.  I.  S.  27  und  S.  46  f.,  m.  Gesch.  d.  griech.  Plast.  2.  Aufl.  I. 
S  ^^.80,  Förster  a.  a.  O.  S.  18  f. 

d)  A.  a.  O.  8.  2S  Note.  ^     " 

«)  Suid.  V.  "Hpa-  6  dTjp.  xa\  Irei  6  ar^p  xaOaipet  to  eiSooXov  aurrjc  [dvTijßaardCci  4*^^^* 
l'^tf^,  izh  fUTa^opa;  rrj^  x£ipo6o7);  <j/aX(oo;  xd;  xpiya?  xat  xaOap^  dl7:oSeixvuo6a7)C  t6  oööpia. 
^Mo  Oeo.  Codinus,  De  origin.  Constantinop.  p.  14  ed.  Paris   16)5  fol. 

f  Eudoc.  Violar.  in  Villoisons  Anecd.  Graeca  Vol.  I.  p.  20S. 

g]  Incredib.  in  Script,  poöt.  hist.  Gr.  ed.  Westerm.  p.  310. 


1-2       1.1 


■.  l'BKUsri'ttT  Vn 


IHK  kCN 


IL.  I 


M.TOER  HtattA. 


Bild  in  Krage  uimI  von  diesem  muß  gesagt  werden,  daß,  wenngleich  wir  nicht  die 
Mitlei  in  Händen  haben,  aoine  Nichtexi^tene  zu  heweisoa,  aelne  Realität  doch  durch  das 
Schweigen  Älterer  ScIiriftatoUer ,  hosonders  aber  des  Pausantas  einigermaßen  ver- 
dächtig wird ,  wogegen  allerdings  wiedernm  das  Vorkommen  des  genannten  Attri- 
butes bei  erhaltenen  Beradarstel langen  in  die  Wagsehale  ftllt.  Ober  d»s  nicht 
festzustellende  Verhällniß  dieses  Bilde«,  nach  der  lüudokia  Angabo  des  vorpolykle- 
tisehen  Cultusbildes  im  argivi'^chen  ileraeon,  zu  einem  der  von  Pausaniaa  dattelbst 
gesehenen  alten  Bilder  ist  schon  frUher  die  Kedc  gewesen. 

Drittens  mnft  hier  das  alte  Holzbild  der  Aplirodite-Hera  Jn  Sparta  er- 
wähnt werden,  von  welchem  Tansanias")  kurz  berichtet,  daß  ihm  die  Mfitter  bei 
der  Verheirathung  ihrer  TOchtcr  opferten,  ein  Umstand  auT  den,  sowie  auf  den 
Namen  der  Aphrodite -Hera,  gleichfalls  weiterhin  zurückzukommen  sein  wird. 

Zu  diesen  drei  Agalm&t^n  ungenannter  Verfertiger  ist  endlich  als  viertes  das- 
jenige des  sonst  gSnzlich  unbekannten  Künstlers  Py thoduros  von  Theben  zn 
rechnen,  welches  in  dem  Uieren  der  Hera  in  Koroneia  staml  nnd  nach  Pansauias'', 
Angabe,  der  das  Bild  als  a-jiXfioi  äp/alo-i  bezeichnet.  Sirenen  auf  der  Hand 
tnig.  Auf  die  Bedentnng  auch  dietses  Attributes,  für  welche«  Pansanias'  Erkl&rang'i 
nicht  ausreicht,  soll  weiterhin  zurück  gekommen  werden ;  ein  Dattim  aber  fQr  dieses 
Agalma  auch  nur  annähernd  zu  berechnen  ist  unmöglich '') . 

Und  somit  bleibt  das  einzige  alte  Heraagalma,  von  dem  wir  nühere  Kunde  besitzen, 


die  samische  Hera  dos  Smilii 
{Hienu  die  Manitsfel  I.) 
Bezeugt  ist  diese  mehrfach,   am  nachdrücklichsten  vi. 
I  Olympichos  hei  Clemens  von  Alexandrien ') ,  endlich, 


I  Pauaanias'),  deraniehst 
allerdings  mehr  beiläufig 

*)  PauBsn.  111.  \'J.  S.  Toü  6t  ■jjpiilou  (do«  Pleuron]  Xii<pot  ^otIv  oü  niffa,  sal'Hpa« 
i-nl  Ti'p  XQ(pi|i  ittii  ApY^i^C  Itp^saoHai  Si  K'ipu£h(ij-i  (päd  A(nuüil|io->o(  ttu^vrlpa,  |inai>>i 
3c  'Axpioiau  T«Q  'AßTvToc.  *lip?;  Si  U  piv  'Tn  cp'/tipiat  xciTd  ji.avTib-'  irrat^j^,  t«ü  Eifdnt 

SuTiiTpJ  jo[i*'>i»(vj)  ■itiniilxoot  toll   [HTripa;   tj   Dei})  »üciv.    tiü  Xiif  ou   W  xard  djv  is  tttiA* 
hhin  'EtmjtinitAvji  i*rtv  tlnAv  xtX.  '") 

b)  PauHSii.  IX.  31.  3.  Kepdi'ids  öt  napti-^ETo  jicv  ^  f'-''^W{'  ^1  '^:  d-[«pSc 'f'.p|MÜ  ßofiidv 

xatantfio   ii   äXtf»    Hpac   la^ii   Upbv   xai   iiii-iia   apj^otov    nuOoiibpau   Ti](v>] 

8i]p»Io'j-  fifti  ii  fni  ijj  /tipl  Siiip^va«  xtX. 

ci  tde  T''?  H  'A/.'X(j»'j  H'j-jBTip^;  olvoTTEiaflEioii;  tpaolv  M.  'Hpo;  inTaitirii'joi  jcfw  -^it  M^usof 
i'.  ifilfi  Ifjfff  "i  tt  di;  tihifliw  ditirD.iiaai  töiv  Stip^j'vorj  tS  irripJi  7iorf]o<io8oi  iraif4.»at  iit 
OÜTfilV  Xtfovtql. 

d)  Vergl.  auch  Brunn,  KaiistlerBe«h.  I.  S.  112. 

e)  Pauwn.  TTI.  1,  4.  %i  Si  Icpiv  to  tv  Xa^ip  lij;  "Hp^;  cblv  »!  lipuoos&il  ipan  toii:  (v 
t^  Apfei  itXhvra«,  rfmifSÖot  &e  aüroü;  xi  i-j^'^F"  *S  'Ap-[0U4-  Scttiiot  6(  ourol  Tt/lKj'*«!  vofiil- 
CluBin  i»  TJ  v*)a>ii  tJjv  Othv  fwpi  Tiji  'l|ißpdaiii  itotoiiiii  xal  {ini  tj  ).i-pi>  tj  tv  Tiji  Hpaji^  »»t' 
i{ic  £ti  irt^v'jlf  civil  S  oüv  TÖ  Itpiv  toüto  tv  tdi;  {i,ftX»TV  dpyatfn  oüy  f(Xl«Ta  4v  ll;  xai  litl 
Tip  dY^'-l^oT'  Tf»|iflipon6-  im  fäp  H|  «ivnpi«  l^toi  AffwJfMy  £|tiXt(oc  ro-j  Kvii>.tl4«j. 
ovTo;  i  XjiiXU  1*^'«  '')Xix((iv  xiTd  Ä^lEaXqv,  ^4£r;;  Ü  nux  tt  t&  laov  dflxm,  Folfft  >ii>e  A» 
gabt  dbrt  die  Wandcronf^n  dei  Daedilos,  dann  fthrt  Pauun.  fort:  i  ti  £)''''-<'■ 
nspj  lajjiiau:  koI  1;  rifi  'HXtlav.  np'  iIXXdui  -jt  oOGJva;  cpovepii  isni  dn<ili)pi^« 
toÜTOu:  &t  dfixiT«.  «al  xi  «YaXitqiv  £d^<p  Tflt''Hpac  &  noifioat  Ist 

f)  (.'lem.  Alexand   Protrept.  cap.  1.  }  47   |p,  41.  ed.  Putt.i  T'j  ti  iv  ^lijiifi  *^49 
E^Biqv  SfilX^  T^  XfiiXiKac  tau  K^Xtitou  icimrf^aBai  'OX^riync  ii  li}i.iiiiii\i  Isroptl. 
der  krit.  Henlvllune  dri  Text«  "ergl.  FOreter  a.  a.  O.  H.  'i;l. 


1 .  DIX  EMTWIOKELUNO  D£R  GESTALT  D£B  HBRA  IN  DER  ALTEBTHOML.  KU^TST.    1  3 

von  Kallimachos  bei  Eusebiul*)  um  von  Athenagoras  als  dem  vierten  Zeugen  (s.  oben 
S.  9  N.  b.)  abzusehen.  Aus  diesen  Stellen^  am  gewissesten  wiederum  aus  der  des 
Pansanias,  geht  aber  weiter  hervor,  daß  dieses  Xoanon  des  Smilis  das  eigentliche 
Tfe'mpelbild  der  Hera  in  Samos  war,  welches  bis  auf  die  Zeiten  unserer  alten  Zeugen 
erhalten  blieb  und  durch  keine  andere,  neuere  Statue  ersetzt  oder  verdrängt  worden 
ist,  während  dasselbe  seinerseits  das  erste  statuengestaltige  Agalma,  welches  unter 
Prokies  aufgestellt  worden  war  (s.  oben  S.  10)  im  Cultus  ablöste  oder  verdräugte 
und  in  hohem  Grade  wahrscheinlich  ist  es,  daß  seine  Verfertigung  mit  dem  Neubau 
des  sanuschen  Heratempels  durch  Rhoikos^)  zusammenhingt).  Wenn  nun  aber  der 
B^inn  dieses  Baues  durch  Rhoikos  höchst  wahrscheinlich  bis  in  die  20er  Oll.  hinauf- 
reicht und  der  Tempel  um  die  Mitte  der  30er  011.  in  der  Hauptsache  vollendet  ge- 
wesen sn  sein  scheint**),  so  wird  man  sich  dem  Schlüsse  nicht  leicht  zu  entziehn 
vermögen ,  daß  auch  das  Bild  von  Smilis  bis  in  diese  Zeit  hinauf  zu  datiren'  sei 
und  schwerlich  steht  der  Annahme  seines  so  hohen  Alters  eine  unübersteigliche 
Sehwieri^eit  entgegen.  ^^) 

War  aber  das  Xoanon  des  Smilis  das  einzige  bis  in  die  Spätzeit  unserer  Be- 
richterstatter vorhandene  Tempelbild  der  Hera  im  Heraeon  von  Samos,  so  kann  es 
auch  keinem  Zweifel  unterliegen,  zunächst,  daß  sich  auf  dieses  die  Nachricht  des 
Varro*)  beziehe,  dasselbe  sei  in  der  Tracht  einer  Hochzeiterin  oder  Braut 
gestaltet  gewesen  und  weiter,  daß  die  alterthttmliche  Ueragestalt,  welche  wir  auf 
»amischen  Münzen  finden,  nicht  etwa  das  ältere  aYaX(j.a  av6ptavTosioi<; ^  sondern 
das  Xoanon  des  Smilis  darstelle'),  was  wiederum,  da  die  bräutliche  Tracht  besonders 
den  weiten  Schleier  bedingt,  durch«  die  Angabe  Varros  über  die  Ausstattung  des 
CultbOdes  der  Hera  bestätigt  wird. 

Die  in  Frage  kommenden  samischen.Münzeu,  von  denen  auf  der  I.  Mllnztafel 
No.  l — 9  eine  Auswahl  der  am  meisten  charakteristischen  Stücke  nach  den  Originalen 
neo  gezeichnet ^'^)  vorliegt,  zerfallen  zu  oberst  in  zwei  verschiedene  Reihen,  eine 
Utere  und  eine  jüngere.   Die  ältere  umfaßt  theils  autonome  (Münztafel  I.  No.  1  u.  2  ^)) 

a)  Eiueb.  Praeparat.  evang.  III.  H.   "Hpa^   oe  xai  !^afi.toi  ^uXivov   eI*^ov  Sooc  (vergl.  oben 
S.  4,  Note  a),  &«  «pr^oi  KaXX((ia^o^* 

o'JTCco  ^fjiiXtxöv  ip-^os  ^u^oov,  <iX}s    im  Tei^fxij» 
(T^vaiip  ■yXucpdvoi'v  «Z^o^i  fjaÄa  aavl«. 
Vegen  der  krit.  Herstellung  des  Textes  vergl.  wiederum  Förster  a.  a.  O.  S.  21  f. 

b)  Herod.  III.  60.  TpCxov  hi  a?pt  (Sattloiaiv)  i^ip-^aaxoii  v/)i«  [ki-^itiTOi  irdEvTwv  vtqoiv  twv 
^I;  ß}uv.  ToD  dpyiT^Toiv  np&TOc  i'fht'zo  'Potxo«  <I>(Xeai  imy tapio^. 

c)  Vergl.  Brunn,  Künstlergesch.  I.  S.  28,  Die  Kunst  bei  Homer  u.  s.  w.  S.  29  u.  S.  43, 
Fönter  a.  a.  O.  S.  15  ff.,  Urlichs,  Die  Anfänge  der  griech.  Künstlergesch.  S.  28. 

d)  Vergl.  m.  Gesch.  der  griech.  Plastik  2.  Aufl.  I.  S.  69  und  die  das.  in  Anm.  7  angefahrte 
litteratur,  tu  der  neuestens  Förster  a.  a.  O.  S.  17  und  Urlichs  a.  a.  O.  S.  7  ff.  gekommen  sind. 

e)  Bei  Lactant.  Inst  I.  17.  Insulam  Samum  scribit  Varro  prius  Partheniam  nominatam, 
^ttod  ibi  Juno  adoleverit  ibique  etiam  Jovi  nupserit.  Itaque  nobilissimum  et  antiquissimum 
^plttm  eius  est  Sami  et  simulacrum  in  habitu  nubentis  figuratum  et  sacra 
^Qi  anniversaria  nuptiarum  ritu  celebrantur. 

f)  So  nehmen  auch  Wieseler  in  Paulys  Realencyclopftdie  IV.  S.  581  und  Förster  a.  a.  O. 
S' 25 f.  an,  wahrend  Brunn,  Künstlergesch.  I.  S.  26  glaul>te,  die  Frage,  ob  dies  MOnxbild 
Aaeh  SmUis  copirt  sei ,  lasse  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden.  Veigl.  auch  m.  Gesch. 
^  griech.  Plast.  2.  Aufl.  I.  S.  80. 

g)  No.  1  aus  der  Sammlung  Imhoof-Blumer  in  Winterthur,  No.  2  aas  der  königL  Samm* 
in  Berlin.     Vergl.  Mionnet,  Descript.  III.  282.  164,  Sappl.  VI.  412.   175.  . 


14       I.  atST.  ÜBeRKtCHT  DB^  die  KCKBTL.  eNTWICKELDKG  DES  OBSTALT  DEB  BBB*.| 

tbril«  tinter  den  früberen  Knisrni  (von  Augustoa  bis  Carncaiia*)  geprA^  i 
welirbe  das  alt«  Heraliild ,  wnun  Qberhanpt  copinrt .  so  ji^denfalls  in  freier  Weise 
nnd  uhne  die  Abaivlit  dieEinzellieilen  wiedereu  geben,  darsteüeu,  und  Kw.tr  im  I^til. 
meistens  reo.lils-.  einzeln  Aach  linksbin,  bald  allein,  buld  (MUnztAfel  1.  Nu.  ^^]  von 
z*ei  Pfauen  mugeben,  denen  man  auf  den  Mdnzen  der  zweiten  Reibe  gelegentlich, 
nnd  Ewar  nicht  selten  wieder  begegnet.  Ana  dierien  Typen  kann  man  al^o  Genaueres 
Über  daa  Agalnia  von  Smilis  nicht  entnehmen  und  eben  so  wonig  kann  der  tnf 
anderen  HUnzen  dieser  frilhern  Periode  vorkommende  Herakopf  (s.  Münz(;ifel  U. 
No.  2)  als  eine  unmittelban'  Nachbildung  dessen  der  alten  Tempelstatue  gellen. 
Anders  ist  es  mit  den  MDnzen  der  zweiten  Reilic.  wricbe  unter  Hadrian")  beginnt 
nnd  sich  bis  zum  jungem  Valerian '')  in  fast  uuunterbroL-heuer  Folgi;  und  in  sehr 
zahlreichen  Kxemplaren  fortsetzt,  üieae  Münzen  stellen  das  alte  Ilild  von  vom 
dar,'  und  zwar ,  trotz  mancherlei  Variationen  in  Einzelheiten  so .  daß  man  uicht 
allein  daran  nicht  zweifeln  kann ,  daß  es  sich  iromer  um  ein  und  dasnelhe  Uild 
handelt,  sondern  daß  offenbar  die  Stempel  schneid  er  beflissen  gewesen  sind,  dasselbe 
charakteristiseb  und,  so  weit  dies  in  ihrer  Technik  lag.  getreu  wiederzugi-ben.  Die 
MUnsen  dieser  zweiten  Reihe  also  sind  es.  an  welche  mau  sich  zu  hallen  hat.  wenn 
man  von  dem  alten  Xoanon  lies  Soiilia  eine  genanere  Vorstellung  gewinnen  will. 
Das  Hild  steht  in  allen  Eiemplnren  gleicbnillltig  steif  aufrecht,  di«^  Arme  siud  vom 
Kllenbogeu  an  seitlich  ansgebreitet  oder,  wenn  man  die  Prnlildarst«llnQgen  berück- 
siiihtigen  darf,  vorgostri^kt  und  die  Hlade  sind  mit  zwei  Pliialen  ausgestattftl. 
welche  nicht  in  allen  l'lxempUreu  gleicli  dentlicb  ansgeprttgt  mler  erhalten .  aber 
stets  vorbanden  sind,  öetragen  werden  die  Arme  von  zwei  Sttltzeu'^l.  welche  ael- 
teuer  (s.  £.  B.  Mlinztafel  1.  No.  -I.  zweifelhafter  in  Ne.  fi]  gan^  gintt.  häutiger  dnrch 
ein  Ornament  vprzi<;rt  sind,  das  wie  an  nin.inder  gereihte  Kugeln  aussieht  iHUnz- 
tafel  I.  No.  6— ü)  und  am  wahrsc heinliebsten  als  Buckeln  edelern  Stoffes  (Metalti 
erklärt  werden  wird,  mit  denen  die  stlltKeuden  StAbe  Ähnlich  wie  manche  Sw^rtor") 
beschlagen  sind.  Bekleidet  ist  dJR  Uestalt  mit  einem  langen  ('hiton  poderes,  fllr 
welolien  man  das  Wort  ttÖtu;  als  die  klassische  Bezeicbntmg  wird  anwenden  dtlrfen '] . 
und  welcher  entweder  mit  einem  großen,  bis  zu  den  Knien  he  rabreich  enden  Über- 
schlage (Diplols}  versehn  oder  llbev  welchen  ein  Obergewand  von  der  angegebenen 
Länge  gezogen  ist,  /iUsammengehalteu  wird  dieser  Theil  der  tiewandnng  dnrch 
zwei  sich  schrüg  llberkreiizende  BiLnder  oder  Binden,  welche  von  den  Armen  o<ler 
Schultern  herabzukommen  scheinen,  gelegentlich  glatt  sind,  in  anderen  Kxcmplanui 
I  lAugust).  Dencrint,  11  a  O.  ji,  Ssn,  HU  f  S 
'i  (nach  links)  S.  4t4.  is:i  (im  Tempel.  Domitianl 
ISl  (nach   Unkn .  Commodu«] ,  IST 


a}  Vctgl,  MionncI,  Suppt.  a.  n.  O.  p. 
No,  ISI  (Caligula,  naudius),  D.  281,  172. 
ib.  ISS  jüumitia,  mit  Pfau),  D,  285.  17S  (M.  Aorel)  2S6. 
|s9  iD'iinna],  ih.   Uli.  (CaiauiUa). 

I>l   tlnter  VcspuUn  geprägt;   au«   der  kOnltil.  Sammlung  in  Ilerlin.    Na.  i. 
der  Imbocir-Blumer'ichen,  Nn,  S,  7,  !l  aua  der  kAnigl.   ,SnmmlunK  in   Berlin 

0]  S,  Mionnet,  Suppl.  a,  *,  O.  p.  415.  IST, 

dt  S.  Mionnct,  Deicnpl.  a.  a,  O.  p.  lilU.  ;il7. 

e)  Vargl.  i.  B.  diejenigen  des  Zeus  in  den  Rd.  II.  S.  |n1   f    unter  K,  F, 
P,  T  beteichiietsn  Vaienbildern.  diejenigen  der  Hera  in  den  Vonenliildem  unten  <.'aji,  IX, 

f)  Nach  Üeiiych,  v.  ri-m  x:il    '->E'j|>i  -rf,; 'llpi;  und  dem  Kragmentc  de«  KallimKho« 
in  Cnmen  Anecd.  III.  p.  93.  lü:  "p1--  

Vcrgl,  Förster  a   a   O,  S   37.  Note  1*6. 


K.  M.  «^~ 


l .  DOS  JDITWICKBLUK6  DER  GESTALT  DEB  HERA  UX  DER  ALTERTHÜMT^.  KUNST.        1 5 

und  zwar  häufiger  (am  deutlichsten  Mttnztafel  I.  No.  4,  vergl.  No.  8  und  9)  mit  an 
einander  g^eihten  Kugeln  oder  Knoten  verziert   erscheinen  und  wohl  als  von  dem 
Gewände   verschiedenfarbige,  am  wahrscheinlichsten   geknotet»  Binden  zu  erklären 
sein  werden.     Endlich  sind  die  Schultern  des  Bildes  von  einem  kragenartigen,  auf 
der  Bmst  runde  Bogenfalten  bildenden  Überwurf  (s^xüx^ov?)  bedeckt,  während  von 
seinem  Kopf  ein  langer  und  weiter  Schleier  hinterwärts  und  über  die  ausgebrei- 
teten Arme   bis   auf  den  Boden   herabfällt.      Die   Bestandtheile   dieser   Bekleidung 
bieib^ü  immer  dieselben,  dagegen  wechselt  die  Weite  derselben  von  einer  beträcht- 
lichen Falle  (s.  MOnztafel  I.  No.  4  und  5 ,  und  besonders  No.  8)    bis   zu  grosser 
Knaf^heit  und  Enge  (s.  Mttnztafel  I.  No.  6)  so  sehr,  daß  man  auf  den  Gedanken 
ebier  realen,   also  wechselnden  Bekleidung  des  ohne  Gewand   geschnitzten  Bildes 
geführt  wird,  ein  Gedanke,  der  nicht  aliein  durch  die  Analogie  anderer  alter  Xoana, 
sondern  aoch  darch  einen   in   mehren   und   guten  Exemplaren   der  Mflnzen   wahr- 
nehmbaren freiem  Zug  und  Fall  der  Falten  sowie  durch  die  erwähnten  kreuzweißen 
Binden   nntersttttzt  wird,  welche   letztere  fflglich   zum  Zusammenhalten   der  realen 
Gewaadstoffe  gedient  haben  können,  ohne  daß  jedoch   irgend   etwas  zu  demselben 
Zwingendes   vorläge.     Unbezweifelbar  wechselnd   ist  dagegen  der  Aufsatz  auf  dem 
Haupte   des  Bildes,  von  dessen  verschiedenen   Gestaltungen   die  Figuren  a — g  der 
asten  Mttnztafel   die  wichtigsten  Varianten   in    vergrößerter   Zeichnung   vor  Augen 
stellen,  und   der  in  gewissen  Fällen  (s.  Fig.  a — c)  allerdings  ohne  Frage  die  Be- 
zeiehniing  »Kalathos«  verdient,  während  diese  in  anderen  fs.  Fig.  d — g)  einigermaßen 
fraglich  erscheint**).     Alle  weiteren  Verschiedenheiten  der  Münztypen   sind  für  die 
Gestalt  des  Bildes  von  keinerlei  Bedeutung,  denn  es  ist  offenbar  Sache  der  freien 
Wahl  des  Stempelschneiders  (oder   seines  Auftraggebers),  ob   er   die   Göttin  allein 
oder  in   einem  Tempel,  von  ihren  heiligen  Pfauen   umgeben   oder  ohne   dieselben 
darstellen  wollte  und  eben  so  ist  es  Sache  der  freien  Wahl,  ob  man  sich  bei  dem 
MOnztypua  auf  die  Göttin  beschränkte  oder  mit  ihr  eine  zweite  Figur,  den  Kaiser^) 
oder  eine   weibliche   Person   verband,  welche   letztere   als  Priesterin   angesprochen 
worden  ist*'),  richtiger  jedoch  Nemesis^)  genannt  wird,   wie  das  besonders  solche 
MttBzen  von  Samos^)  erweiseiw,  welche  die   fragliche  Figur  mit  dem  Attribute  des 
Rides   aasgestattet   zeigen,    während  es  sich  überhaupt  bezweifeln   läßt,    ob   auf 
Mflnzen,    also  officiellen  Darstellungen,    eine   Priesterin  jemals   gleich  groß  neben 
dure  Gditin  gestellt  worden  ist*). 

Wiederholt  ist  die  Figur  der  samischen  Hera  auf  den  Münzen  der  samischen 
Colonie  Perinthos^),  und  zwar  in  derjenigen  Profildarstellung,  welche  sich  auf  den 
^rülieren,  autonomen  oder  unter  den  ersten  Kaisem  geprägten  samischen  Münzen 
findet  (s.  Münztafel  I.  No.  10).  Auf  diesen  perinthischen  Münzen  steht  das  Bild, 
welches«  doch  wohl  als  Nachbildung  einer  Statue,  also  eines  Aphidryma  der  samischen 
Hera  in  Perinthos  zu  gelten  hat,  meistens  auf  dem  eigen  gestalteten  Schiffsvordertheii, 


a)  S.  Mionnet,  Descript.  a.  a.  O.  p.  2S4.  175. 
bj  Vergl.  Förster  a.  a.  O. 

c)  So  bei  Mionnet,  z.  B.  Descript.  a.  a.  O.  p.  285.   177,  287.    194,  292.  22-1  u.  sonst, 
^onaant,  N.  gal.  myth.  p.  82  No.  11. 

d)  So  K.  B.  bei  Mionnet  a.  a.  O.  p.  300.  293,  Suppl.  a.  a.  O.  p.  427.  267,  430.  291  u.  sonat 
e|  Friedlaender  brieflich. 

f)  VergL  Panofka,  Res  Samiorum  p.  23,  Eckhel,  Doct.  num.  vet.  II.  p.  39  tq. 


16         1.  HIST   rBtHSlCUT  OBRK  DIK  KÜNSTL.  ENTWICKEI.UNO  1>EK  GESTALT  DES  HBRA. 

ili-r  3a[tciiva,  alao  il(>ni   alc«n    riMlendeii   Krableu  von  Samo«,  ilas  &wh  trnt  do^acn 
Muuxen  angebracht   ist"):   kommt    aber    aucli    ohne    liieae»,   mit  der  AufHi-lirJlt  HPA 

nEPiN0inN  vor'').    • 


Erhultt: 


(;lia)s< 


chalstiäi5he  Da 


ätelli 


■  He 


Im  nädiitteu  Aiiüdiluß  au  <lrn  saniiaehen  Mtliiztypnä  jiiil  <Ifii  Naulibildungeu 
der  Hera  Uca  Siiiiliä  mögen  hiej-  vorab  die  MUnzen  bioiger  anderm'  Städte  besprocheu 
werden,  welche  ein  mehr  oder  weniger  fthnlichett,  altei-th  Hin  liebes  Uild  daibieten, 
wobei  aber  von  vuru  liereiu  hervor^hobeu  werden  muß ,  daß  hier  so  wenig  wie 
bei  den  in  Vuseubildem  dargestellten  und  in  Terracotten  erhaltenen  altertbUmiiotien, 
weiblichen  üötterbildem ,  von  denen  weiterhin  gesprochen  werden  »oll ,  Überall  der 
Name  der  Hera  gewährleistet  nnd   mit  Znveiaicht  anwendbar  i^t. 

Voran  stelle  das  (lepräge  von  Kaiaermllnzen  der  um  FiiUe  des  Tuioloa  gele- 
genen kleinen  lydischen  Stadt  Hypaepa,  desstin  verschleiertes  altes  Idol  (s.  Münz- 
tafel  I.  No.  1 1 '].  schon  in  älterer  Zeit  mehrfach  ais  dasjenige  der  Hera  be- 
trachtet''), neuesten»  zn  dem  sainiaehen  iu  die  allernSchüte  Beziehung  gebracht 
worden,  indem  der  ('iiltu.H  in  llypaepa  ab  von  Samu!^  gestiftet  und  da»  iu  Kcde 
stehende  Bild  gradexu  als  ein  Apliidryma  des  samischeu  von  8milis  angesprochen 
worden  hl').  Leider  giebt  es  für  diese  Annahme,  welche  man  doch  nicht  als  an 
nntl  für  sich  so  wahrscheinlich  uennen  kann,  daß  sie  keines  Beweises  bedQrfte, 
keinerlei  weder  nnmitt^lbares  noch  mittelbares  Zeugniß  und  deshalb  wird  auch  der 
beste  (jniud  filr  die  Benennung  des  fraglichen  Bildes  als  Hera  zum  mindeaten 
sehwankend.  Denn  wie  wenig  die  bliilte  .Ähnlichkeit  mit  dem  Bilde  der  saniiscben 
Hera  beweisen  kJ)nne,  zeigen  andere  Münzen  Ijdischer  SULdte,  Gordna  Julias^). 
Haeonias*)  und  Sardes'**)  deren  Typen  ebenfalls  ein  ganz  ähulielies,  nur  durch  eön 
paar  Attribute  unterschiedenes  Idol  darstellen.  Diese  Attribute  sind  eine  .Älire  rechta 
und  ein  Mohnhojif  links  neben  der  Göttin  ans  dein  Buden  sprießend  und  von  ihr 
mit  dou  Händen  gehalten  und  Dach  diesen  Attributen  nnd  dem  fllr  Sardes  be- 
zeugten Cultns  der  Kora  liat  Eckbel'j  in  dem  Bilde  der  sardischen  Mllnie,  wel- 
chem das  gordeniselie  und  das  maeouische  ganz  üutcipneht,  Kiira  erkannt .  eine 
Nomenclatur,  gegen  welche  sich  kaum  l'>nstliches  wird  sagen  lassen  uud  welche 
durch  ein  alberne«  «Uera-Kora»  ^)  gewiß  uichl  verbessert  wird.  Wenn  mau  sicdi 
nun  geneigt  ffllilon  wird,   in  dem  Typus  der  MUuzcn  einer  \'iertcn    lydisehe»  ät«dt 


■)   Siehe  Mionnet,  Dcscript.  III.  i>S2  aqq.  UM   und  vergl.  Suid.  t 

b)  Vergl.  Fox,   tined.  m  rare  greck  coiu»>,  Suppl.  piate  Nu.  J5. 

d)  Unter  Valerianus  mn.  gi-prBgtes  Exemplar  d«r  Imhoof- lilumer'acbeti  Hammluag,  vctgl. 
Miunnet.  Deuiipt.  IV.  5Ö.  314 

d)  Vergl.  Bckhel,  DacC  Nuin.  vut.  111.  p.  lO-l :  paaiim  creditur  eiie  Juno  Pronuba,  «wina 
■imilis  fuit  habitui,  und  i,  Mioimel,  DesTript.  IV.  SÜ.iqq.  27.^.  aqq.  Suppl.  VII.  338,  «qq.  |9&*qq. 

b)  Fflnler  «.  a.  O   8.  27  f. 

r)  Mionnet,  DescHpt.  IV.  41   iq.  217,  43.  2!5  sq. 

gl  Uionnel,  Dcacript.  IV.  HA.  3&n ,  «ino  Abbildung  bei  Lenormani.  Nout.  (iai  myth 
pl.  XIV. 


Iij  Mionnet,  Suppl.  VII.  4  IS.  453  «q  , 
bildiuig  der  louten  MQnie  bei  Lenormant  ■ 
120.  »7». 

i)    Doct.  Num.  vet.  III.  p.  I  IS,  vergl. 

k;   Lenormani  a.  b.  U,  p.  Mi  nnd  *is. 


4011,  42S.  StO,  41»   ar4,  433.  b:ij 
].  üo.  ».  V«igl.  nooli  Mionnet.  UeacripL  IV. 


Ab- 


1 .  DIE  ENTWICKELUNG  DER  0E8TALT  DER  HERA  IN  DER  ALTEBTHÜMI..  KUNST.  1 7 

dieselbe  Göttin  zu  erkennen,  welche  nns  in  dem  ganz  ähnlichen  dreier  anderer  ent- 

• 

gegentritt,    so  muß   freilich  hier  das  Fehleu  grade  der  Attribute,  welche  dort  die 
Nomenclator  bestimmen  und  rechtfertigen,  anerkannt  werden  und  Eckhel  (a.  a.  0. 
p.  104)  hat  deswegen  auch  bei  dem  hypaepenischen  Bilde  nicht  an  Kora  gedacht, 
sondern  die  Vermuthung  ausgesprochen,  vielleicht  sei  Aphrodite  hier  in  dieser  Ge- 
stalt verehrt  worden.     Ein  Cnltus  der  Aphrodite  ist  nun  freilich  in  Hypaepa  nicht 
besengt,  und  wenn  Eckhel  als  Grund  seiner  Vermuthung  die  Notiz  des  Stcphanus 
von  Byzanz^)  anführt,  Hypaepa   habe   besonders   schöne  Frauen   gehabt,  was  als 
Gabe  der  Aplirodite  galt,  so  mag  Förster  (a.  a.  0.  S.  28]  Recht  haben,  wenn  er 
sagt,  hieraus   folge  nicht,  daß  Aphrodite   in  H3rpaepa   ein  besonderes   Heiligthnm 
gehabt  habe.     Allein,  wenn  sich  somit  nicht  beweisen  läßt,  das  alte  Idol  auf  den 
in  Frage  kommenden  Münzen   sei   dasjenige   der  Aphrodite,    so  ist  der  Name  der 
Hera  für  dasselbe  mindestens  eben  so  unbeweisbar  und  seine  Richtigkeit  wird  auch 
dadurch  nicht  erwiesen,  daß  ein  wiederum  nahe  verwandtes  altes  Bild,  welches  mit 
einigen  Varianten  auf  autonomen  Erzmünzen  von  Apamea  in  Phrygien^]  vorkommt 
(siehe   ein  Exemplar  Münztafel   I.   No.  12^],   bisher  ohne  Widerspruch   mit  dem 
Namen   der  Hera  (s.  g.  Juno  Pronuba)  belegt  worden  ist.     Denn  es  muß  wieder- 
holt werden,    daß   die  bloße  Ähnlichkeit  der  Form  für  die  Identität  des  solchen 
alten  Idolen  zu  gebenden  Namens  allein  nicht  ausreicht,  wie  abgesehn  von  anderen 
Arten  von  Monumenten  grade  auf  dem  Gebiete  der  Münzen  die  häufige  Wiederkehr  des- 
selben höchstens  in  den  Attributen  oder  im  Beiwerk  —  und  auch  dies  nicht  immer  — 
unterschiedenen  Typus  bei    verschiedenen   Gottheiten   (so  Kybele,    Hera,    Artemis, 
Aphrodite]  zeigt  ^).     Daß  indessen  das  Idol  auf  den  Münzen  von  Hypaepa  so  gut 
*  wie  dasjenige  auf  den  Münzen  von  Apamea  nicht  Hera  sei  oder  sein  könne ,  soll 
dnreh  das  Vorstehende  keineswegs  behauptet   werden.     Beiden  ist  gemeinsam  die 
mit  dem  samischen  Herabild  übereinkommende  Stellung  mit  vom  Ellenbogen  an  aus- 
gebreiteten Armen,  Sie  Bekleidung  mit  einem  gegürteten  Doppelchiton,  der  bis  auf 
die  Fflße  nnd  dessen  Überschlag  bis  zum  Schooße  reicht,  der  kalathosartige  Kopf- 
aafsitz  und  der  über  diesen  gezogene,  große,  sich  nach  den  Händen  ausbreitende 
Sehleier.    Beide  Bilder  haben  leere  Hände,  welche  aber  bei  dem  von  Apamea  von 
veraerten  Stützen   getragen  werden ,  gleichwie  sie  sich   bei   dem  samischen  finden 
nnd  bei  anderen  ähnlichen  Bildern  (z.  B.  der  Artemis  von  Ephesos,  von  Magnesia, 
der  Kybele   von   Klazomene  u.  a.)  wiederholen,    während   das  Bild  von  Hypaepa 
solcher  Stützen  entbehrt,    welche  mit  der  Bedeutung  der   dargestellten   göttlichen 
l^erson  auf  keinen  Fall  irgend  Etwas  zu  thun  haben. 

An  die  alten  Xoana  in  Münztypen  reihen  sich  am  natürlichsten  die  in  anderen 
Kmistwerken  überlieferten  alten  Bilder  der  Hera  an.  Am  sichersten  dürfen  wir 
solche  in  ein  paar  Vasengemälden  (s.  Fig.  2)  erkennen,  nämlich  in  den  beiden 
8n,  von   denen    die  Coghiirsche   (Fig.  2.  a)  bereits   oben  S.  8  f.  besprochen, 


«)  Steph.  Byzant.  s.  v.    Xizanzi'  xaXXlirac  ^X^^''  x-^'^''-^^'^^  Saipov  A^poSlTTjc- 

b)  S.  Eckhel  a.  a.  O.  p.  132,  Mionnet,  Descript.  IV.  227.  1 94  sqq.,  Suppl.  VII.  507  sq.  1 23  8q. 

c)  Aas  der  Imhoof-Blumer'schcn  Sammlung  =  Mionnet,  Descr.  IV.  227.  190. 

d)  Vergl.  nur  die  mancherlei,  wenn  auch  nicht  aus  den  besten  Quellen  geschöpften  und 
>™  Einzelheiten  Nichts  weniger  als  zuverlässigen  Beispiele  bei  Gerhard,  Ant.  Bildwerke,  Taf. 
^'^S,  307  u.  309.  Eine  ganze  Folge  solcher  Münzen  der  Imhoof-Blumer'schen  und  der  hcr- 
""^fr  königlichen  Sammlung  liegt  mir  in  Abdrücken  vor. 

^^▼erbeek,  Konntmythologie.  III.  2 


ser'j  iFig.  2.  h]  hier  iiAlK-r  zu  betipreclieii  Ut.  Das  ltil4  auf  der 
welche»  nicht  wie  ilatJeiiiKo  der  Coghi II' schon  ItiI  x{ovq5,  sondern 
}af>i8  äteht.  auf  wetclio  «ich  Mich  lo  gt^aetzt  hat,  orscheiut  in  (Icr- 
Mi  Hnltnng.  welche  wir  aiiT  den  eben  hetradititeii  MiliiKlypon  g^- 
lit  gi-sdilussnnen  Pllßeit  und  in  den  KUeohogen  t>rhobenen  nnd  «ns- 
!0 .  bekleidut  mit  einem  einriu;lien .  gegürteten,  ärmellotien  Chit4ni. 
t)  Ilao|it  jsei  es  mit  t>iHOin  sehr  niedrigen,  versierten  KaUthus  sei  es 
noa  geaehniUekt,  unt«r  wclehein  die  gelüsten  Huire  auf  die  8chullern 
Attribut«  trflgt  eo  in  der  linken  Hand  einen  Ikigen,  in  der  reotiten 
mr  gebundenen  Hillzcrn  gebildete,  aber  veratäntligerweise  niclit  als 
t«lltu  FHckel.  Wenn  nun  Uerhard'*)  mumt,  daQ  fUr  die.  UeHtim- 
Itin  unsere  gewöhnliche  Mythologie  nicht  ansreivhe ,  so  liat  er  iu 
s  wir  aus  adirirtliciielü  Nachrichten  Über  alte  ller&bilder  die  hier 
ribute  nii'lil  nacbxiiweisen  und  zu  belegen  im  Stande  sind,  Uuroelit 
enn  er ,  der  angeblicli  jnngfräul leiten  Bekleidung  "wegen ,  in  dem 
1  eine  Arteinlsu  erblicken  will,  denn  Artamis  hat  mit  dem  [omytbua 
imd  das  Itild  an  welchem  Iu  sitxt,  kann  oben  nur  ein  Ilerabild ''^) 
flu  Gerhard  selbst  im  Verfolge  «eines  Textes  anerkennt,  wir  hier 
B  lUoh  wenn  wir  aein«  Attribut«  passend  su  deuten  nicht  im  Staude 
;  nicht  der  Fall.  I^rnde  in  Argos  wnrde  Hera  nnter  dem 
^VtireUrt')  und  Gerhard  sagt  ku  wenig  mit  den  Woi-ten:  Bogen 
r  Oeburtagt'ittiu  Hera  (Ilera-Eileithj'ia)  nicht  entgegen  und  der 
^gnt  wie  Stephanos  kommen  derselben  (d,  h,  der  Hera  sehlecht- 
I  als  Attribute  der  Eileithyia  in  Aegion  in  Achaia  hexeugt 
>')  tind  anlierdem  fuhrt  eine  solche  die  rümisehe  Jnno  Lncina°)i 
>  iihnchojnlielislen  der  od  zweiter  Stelle  von  Puusanias  ango- 
i:hyi>  die  Kinder  ans  Licht  bringt').  Was  aber  den  Bogen 
I  au  die  hnmeriMhen  Veree') : 

:  npoutei  [loionirix^i  EUeiüui^., 

-Tipti,  nixpoi  löÄrva«  lj[()'JO«i 

ii-li  sehr  fnglich  von  wnem  bildenden  Kiln.ttlpr  in 
'  niDgewtitt  werden  konnte''). 


i-ll.MylUol,  Klt^l.  H,  Wolokn, Qnccli 


16         I.  HI8T.  ÜBEUIOBT  OBEB  DIE  KONBTL.  ENTWIOKELUNO  DER  OB8TALT  DER  BERA. 


1 .  DOS  KHTWICKBLUHO  DBR  GESTALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTHOML.  KUütT.         19 

djigegen  die  berliner^)    (Fig.  2.  b)  hier  näher  zu  besprechen  ist.    Das  Bild  anf  der 
berliner  lovase,  welches  nicht  wie  dasjenige  der  Ooghiirschen  eirl  xfovo;,  sondern 
auf  der  breiten  Basis  steht,  auf  welche  sich  auch  lo  gesetzt  hat,  erscheint  in  der- 
selben stdfmhigen  Haltung,  welche  wir  auf  den  eben  betrachteten  Miluztypen  ge- 
funden haben,  mit  geschlossenen  Füßen  und  in  den  Ellenbogen  erhobenen  und  aus- 
gebreiteten Armen,  bekleidet  mit  einem  einfachen,  gegürteten,  ärmellosen  Chiton, 
ohne  Sehleier,  das  Haupt  sei  es  mit  einem  sehr  niedrigen,  verzierten  Kalathos  sei  es 
mit  einem  Stephanos  geschmückt,  unter  welcliem  die  gelösten  Haare  auf  die  Schultern 
herabfallen.    Als  Attribute  trägt  es  in  der  linken  Hand  einen  Bogen,  in  der  rechten 
eine  ans  kreuzweise  gebundenen  Hölzern  gebildete,  aber  verständigerweise  nicht  als 
entzündet  dargestellte  Fackel.     Wenn  nun  Gerhard^)  meint,  daß  für  die  Bestim- 
mung dieser  Gldttin  unsere  gewöhnliche  Mythologie  nicht  ausreiche ,  so  hat  er  in 
sofern  Recht,  als  wir   aus  schriftlicheil  Nachrichten  über  alte  Herabilder  die  hier 
verbundenen  Attribute  nicht  nachzuweisen  und  zu  belegen  im  Stande  sind,  Unrecht 
aber  hat  er,  wenn  er,   der  angeblich  jungfräulichen   Bekleidung *wegen ,    in  dem 
BUd  »am  liebsten  eine  Artemis«  erblicken  will,  denn  Artemis  hat  mit  dem  lomythus 
Nichts  zu  thnn  und  das  Bild  an  welchem  lo  sitzt,  kann  eben  nur  ein  Herabild  ^^) 
im,  welches,  wie  Gerhard  selbst  im  Verfolge  seines  Textes   anerkennt,  wir  hier 
tnnehmen  müßten  auch  wenn  wir  seine  Attribute  passend  zu  deuten  nicht  im  Stande 
wiren.     Das  aber  ist  nicht  der  Fall.      Grade  in  Argos  wurde   Hera    unter   dem 
Beinamen  Eileithyia  verehrt^)  und  Gerhard  sagt  zu  wenig  mit  den  Worten:  Bogen 
und  Fackel  seien  einer  Geburtsgöttin  Hera  (Hera-Eileithyia)  nicht  entgegen  und  der 
«Hodius«  (Kalathos  so  gut  wie  Stephanos)  kommen  derselben  (d.  h.  der  Hera  schlecht- 
hin] za.     Denn  Fackeln  als  Attribute  der  Eileithyia  in  Aegion  in  Achaia  bezeugt 
und  deutet  Pansanlas^)  und  außerdem  führt  eine  solche  die  römische  Juno  Lncina®); 
der  Sinn  wird   am   wahrscheinlichsten  der  an  zweiter  Stelle  von  Pausanias  ange- 
deutete sein,  daß  Eileithyia  die  Kinder  an's  Licht  bringt^).     Was  aber  den  Bogen 
uliDgt,  wird  man  wohl  an  die  homerischen  Verse  ^) : 

opiftu,  TÖ  xe  irpoieiat  (jloyootöxoi  EiXeidutai, 
'HpTj;  ^ijfi'zipt^,  mxpa;  (bBiva;  fyo'joai 

ermnern  dürfen,  deren  Vergleich  sehr  füglich  von  einem  bildenden  Künstler  in  ein 
^^  Attribut  der  Geburtsgöttin  umgesetzt  werden  konnte^). 


a)  Siehe  Band  n.  S.  467  f.,  Atlas  Taf.  VII.  No.  9  und  Gerhard,  Antike  Bildwerke  Taf.  1 15, 
^^'  3it9  No.  9,  wo  das  alte  Agalma  allein  wiederholt  ist. 

b)  Berlins  antike  Bildwerke  S.  260  No.  902. 

e)  Hesych.  v.  E(Xe(8tiia,  yex|fl.  Gerhard.  Griech.  Mythol.  §  221.  3,  Welcker,  Oriech.  Götter- 
'®^^  I.  S.  372. 

d)  Pausan.  VII.  23.  5   Aifisxjoi  he  ElXeidu(ac  Up«5v   ioriv  dpyaiov  xal  i\  E(Xe(Buia  .... 
'^^ 6.  xal  täte  /«pöl  TQ  \t-ht  de  ci^  ix'zhaxai,  t^  os  dvlyEt  SaBa*  ElXetÄü(qi  hk  eixdsai 

'  *  ^  tivat  h^hai,  &z\  Yuvai|lv  iv  totp  %a\  irüp  clölv  al  «liSive?.    ly oicv  5av  'K6fO'^  xal  iizi  Tonooe 
'«ic;,  Itd  ElXs(ibieC  ioriv  i^  ii  «pai;  är(OMaa  toüc  ^alSac     Vergl.  Welcker,  Griech.  (Jötter- 
^^  HL  8.  12$  und  MüUers  Handb.  §  392  Anm.  4. 

e)  Vergl.  Brunn  in  den  Ann.  dell*  Inst,  von  1848  p.  432  sq. 

I)  Vergl.  D.  XVI.  187  a^Tolp  tei5i?)  t6v  y^  f^o^o^^xo?  ElXelÖuia   i^d^a'^t  wpo'föoiaoc 
g)  n   XI.  269  sqq. 

h)  Vergl.  auch  Preller,  Griech.  Mythol.,  2.  Aufl.  I.  S.   135,  Wieseler  in  Paulys  Heal- 
*'*^yclopädie  IV.   S.  5S1 . 


20       I.  HIST.  ÜBERSICHT  ÜBER  DIR  KÜN8TL.  ENTWICKRLUNO  DER  GB8TALT  DER  HERA. 

Wenn  hiernach  schwerlich  ein  triftiger  Grund  vorliegt,  das  in  Rede  stehende 
Agalma  der  berliner  lovase  nicht  als  ein  solches  der  Hera  anzuerkennen,  womi 
allerdings  nicht  gesagt  werden  soll  noch  kann,  daß  es  das  getreue  Abbild  einei 
wirklich  vorhanden  und  mit  eben  diesen  Attributen  ausgestattet  gewesenen  Cnltoa- 
bildes  sei  und  nicht  vielmehr  eine  sinnreiche  Erfindung  des  Vasenmalers  oder  dei 
Künstlers,  dem  er  nachgearbeitet  haben  mag,  so  muß  dagegen  der  Name  der  Hen 
für  das  alte  Idol  auf  der  Vase  mit  Oinomaos'  Opfer  in  Neapel^)  entschieden  ii 
Abrede  gestellt  werden  ^^) .  Der  richtige  Name  für  dies  Idol  ist  derjenige  der  Ar- 
temis ,  wahrscheinlich  Artemis  Alpheioa  oder  Alpheionia ,  welchen  0.  Müller  ihn 
beilegt  und  den  auch  Kitschi  gebilligt  hat^). 

Dagegen  wird  man  sich,  wenngleich  nicht  ohne  jegliches  Bedenken  entschliefien 
mit  Heydemann^)  den  Namen  der  Hera  einem  alten  Agalma  beizulegen,  welehe 
auf  einer  Vase  der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo^)  den  Mittelpunkt  einer  unedirtei 
Darstellung  des  Raubes  der  Leukippiden  bildet  (s.  Fig.  2.  c®).  An  sich  betrachte 
scheint  allerdings  das  in  Rede  stehende  Bild,  welches  im  verzierten  und  gegflrteftei 
einfachen  Chiton  und  mit  der  Attributausstattung  von  Kalathos  oder  Stephanos  au 
dem  Haupte,  des  Scepters  in  der  Linken  und  einer  Phiale  in  der  Rechten  dar- 
gestellt ist,  alle  Anzeichen  eines  Herabildes  zu  haben  und  würde  gewiß  nur  ali 
solches  bezeichnet  werden,  wenn  man  es  allein  in*s  Auge  faßte.  Das  Bedenket 
knüpft  sich  an  die  Scene,  in  welcher  es  erscheint  und  an  die  Parallele,  welche  diu 
berühmte  Vase  des  Meidias  im  britischen  Museum')  darbietet.  Auch  in  dieaei 
Darstellung  bildet  den  Mittelpunkt  der  Oompositiou  ein  ähnliches  altes  Agalou 
(s.  Fig.  2.  d^,  welches,  mit  dem  verzierten  Kalathos  oder  Stephanos  geschmflekt 
im  enganliegenden,  gegürteten  und  mit  einem  Streifen  Stickerei  verzierten  Chitoi 
dasteht,  mit  einer  durch  ein  auf  ihre  Fläche  gemaltes  Ornament  nicht  ganz  Idefa 
erkennbaren  Phiale  in  der  rechten  Hand  oder  genauer  auf  dem  rechten  Vordw 
arme,  die  rechte  Hand  ohne  Attribut  geöffnet  erhoben.  Gerhard^)  hat,  anerkennend 
daß  man  nach  dem  Aussehn  dieses  Bildes  zweifeln  könne,  welche  Göttin  ältere 
Gestaltung,  Hera,  Artemis  oder  auch  Aphrodite  in  ihm  dargestellt  sei  und  auf  dii 
auch  in  seinem  Prodromus  (S.  35,  88)  behandelte  Vieldeutigkeit  ähnlicher  Schniti 
bilder  in  Vasengemälden  hinweisend,  gemeint,  in  diesem  Falle  komme  uns  di< 
sonstige  Kenntniß   messenischer  Culte   entscheidend   genug   entgegen ,  um   uns  mi 

a)  Gerhard  u.  Panofka,  Neap.  ant.  Bildwerke  S.  342,  Finati,  R.  Museo  Borbonico  II 
p.  H>l,  abgcb.  bei  Dubois-Maisonneuve ,  Introd.  ä  Tötude  des  TaBCs  pl.  30  (wiederholt  in  dei 
Archftol.  Zeitung  von  1863  Taf.  55  vergl.  S.  49  f.  und  bei  Inghirami,  Mon.  Etrusojii  V.  tar.  15), 
das  Agalma  allein  auch  in  Gerhards  Ant.  Bildwerken  Taf.  309  No.  8. 

b)  O.  Maller  im  Handb.  §  404  Anm.  4  S.  705,  Hitschl,  Kl.  Schriften  I.  S.  810  f.  in 
der  Anmerkung. 

c)  Im  Bullettino  dell*  Inbt.  1S71.  p.  223. 

d)  Catalogo  dclla  collezione  Jatta  in  Ruvo  No.  1090. 

c)  Nach  einer  Durchzeichnung  des  Originals,  welche  ich  Dr.  Heydcmanns  Gate  verdankM 

f)  Newton,  A  Catalogue  of  Vases  in  the  brit.  Mus.  II.  p.  S  sc).  No.  126t.  Die  nicP" 
eben  getreuen  Abbildungen  sind  das.  p.  13  angefahrt.  Das  Agalma  allein  ist,  sehr  ungena« 
in  Gerhards  Ant.  Bildwerken  Taf.  309  No.  13  wiederholt. 

g)  Nach  einer  neuen  Zeichnung  vom  Original,  welche  der  Gate  A.  8.  Murraja  in 
verdankt  wird. 

h)  Gesammelte  Abhandlungen  I.  S.  \H\   und  1H7.     Newton   a.  a.  O.  schließt  nch 
hard  in  Betreff  des  dem  Agalma  zu  gebenden  Namens  an. 


1. 


E  EMTWICKELUNG  DEB  GEBTALT  DER  HKRA  IN  DER  ALTEBTHÜML ,  KUNBT. 


21 


aller  WohncheiDlichkeit  Artemia  erkenneu  zu  lassen,  welche  bald  als  Eleia  (nach 
Hesycfa.),  bald  als  Laphria  (nach  PausaD.  IV.  31.  7,  vergl.  Vn.  18.  8)  in  Hessemen, 
als  dem  Schauplätze  der  dargestellteD  mythischen  Handlung  vorohrt  worden  ist. 
Dafi  dieses  viel  WahrschelDlichkeit  hat ,  Ußt  ^ch  um  so  woniger  ttugnen ,  als 
IBlaeira  Priesterin  der  Artemis  genannt  wird*]  und  grade  Artemis,  auch  abgesehn 
von  der  oben  besprochenen  Oinomaosvase  in  alten  Idolen  auf  Vasen bildem  in  ganz 
ihnlicher  Gestalt  erscheint'').  Zwingend  aber  wird  man  Gerhards  Alimentation 
dennoch  kaum  nennen  dürfen 
und  wenn  man  anerkennt,  daß 
wahraehwiliob  in  zwei  in  so 
manchem  Betrachte  verwandten 
Darstellungen  derselben  Scene, 
wie  es  die  beiden  Bilder  des 
Laildpindenraabes  sind ,  auch 
dieselbe  Göttin  in  den  beiden  den 

Mittelpunkt  bildenden  Agalmaten 

gemeint    sei,     sich    namentlich 

dmh  die  Gestalt  und  Attribut- 

ui^tattnng  des  Bildes  auf  der 

Jitta'sehen  Vase  bestimmen  las-    , 

M,  dieselben  mit  dem  Namen 

der  Hera  zu  belegen.    Uera  aber 
Endet  in  dieser  Darstellung  des 
Lmkippidenranbes ,     von     der    ' 
MboD  lingat  anerkannt  ist,  daß 

ne  mit  den   schriftlichen  Über- 

Üefenmgen   nicht  ohereinstimmt 

und  namentlich  jede  Andeutung 

des  Kampfes  vermeidend  in  be- 

■timmtester  Weise  auf  die  aus 

diettm    Raube     hervot^ohende, 

■u>(er  Zens'  und  Aphrodites 
Sclsiie  geschlossene  Ehe  hindeutet,  eben  als  Göttin  der  Ehe  der  Sache  nach  ihren 
durtlmns  angemessenen  Platz,  da  unter  ihrem  EUiiflusse  natürlich  ein  fijioi  Si' 
"P**!?,;  altdorischer  SiUe  grade  so  gut  sieht  me  jeder  andere. 

Nicht  unerwÄhnt  bleiben  soll  endlich  das  mit  Kalathoa  und  Phiale  ausgestattete 

S>lma,  zu  dem  in  einer  Darstellung  der  Raserei  des  Lykurgos°)  dessen  von  ihm 
•*"*  aem  Beile  bedrohte  Gattin  geflohen  Ist.    Daß  in  dioaem  Bilde  Hera  geraeint  sei, 

"t  aich  wohl  nicht  beweisen,  hat  aber  eben  so  wenig  nach  der  Gestalt  und  Attribute 
^^tattung  wie  nach  dem  Inhalte  der  Scene  irgend  Etwas  gegen  sich,  da  es  sehr  füg- 


Fig,  3.     Ajehiltehet  Agilmi 


.D  Phigili». 


«1  Hfsin.  fab.  8(1. 
j  b)  Veigl.  I.  B.  die  Vatc   mit   Oicet  und   Iphigenia 

***>aiw  I.  t«T.  7. 

1845.  p.  111   sqq. 


TauriB   im   Bullcttino   ucheol. 
115  dds  Qötterbild 


I.  Ht*t.  tlBERSICHT  llBER  DIE  KÜNSTr..  ENTWrCKKLrNr,  DKR  (lEBTALT  BEK  H 


i.'li  rtip  ( 


1  der  Ehe  f 


I  kann , 


sich  die  vim  dem   raBenden  ( 
dnihto  FraiL  tlUchtet. 

Zneirelliartor  Ut  der  Maine,  wdcher  dem  alten  Agalma  im  FViese  von  Phigalia*) 
(siebe  Fig.  ;t,  auf  der  vnrhei^ohendon  Seite,  nach  dein  Gypsabguß  in  Leipzig  neu  ge- 
seirhnetl  beizulegen  ist.  Dieses  archalscb  gebaltcne  Agalma,  an  welchem  die 
von  einem  Kentauren  [FMryUya)  «ngcgriffene  Hippodameia  scbntzflebend  nieder- 
gesunken iijt,  erscheint  als  ein  Bli.^ifiitehcude8  Bild  im  oinrachen  Ohilon  mit  Über- 
schlag (Di[il<iT3j,  das  Haar  tn  Heibenloekeii  gek'/^'t,  oline  Srhle'ier  und  nliur  sirht- 
bnre  Attribute  der  Ilünile,  dagegen  da»  Haupt  wah  rech  ein  lieh  mit  dem  Ki-agiuent 
eines  Kalalhoa  hedeckt ") .  Der  Herausgeber  des  IV.  Bandes  der  Marinere  im  brit. 
Museum,  Tajtor  Combe,  macht  a.  a.  (>.  p.  27  unveritohtliehe  Gründe  fllr  die  Be- 
nennung Artemis  geltend,  indem  er  liervoriiubt ,  daß  wahrend  der  Tempel  dem 
Apollon  geweiht  war ,  neben  welchem ,  wie  man  binEusetzen  kann .  die  Schwester 
hilfreich  zum  Kampfe  der  Lapi theo  mit  den  Kentauren  hinzukommt^)  Artemis,  wie 
bekannt,  zu  den  bei  der  Hociizeit  Angerufenen  Göttern  gohilrte  und  Nichts  passen- 
der erscheinen  könne,  ala  die  frech  aiigegrilTene  Hipptnlameia  sehutzllehend  diw 
Uild  derjenigen  Göttin  umklammern  zu  lassen,  vor  der  sie  t-o  eben  ihr  Ehegelllbde 
abgelegt  habe.  Abgeaehn  aber  von  der  etwaigen  Ik<ziehnng  auf  den  Tempel  kann 
man  doch  nicht  sagen ,  daQ  Uera  als  die  cigentlichsle  TeAsia  in  diiwer  Scene  .eine 
weniger  passende  Jtollc  spiele,  als  Aj-teraiä  und  daß  es  gerade  der  Altar  der  Artemis 
sei.  den  Ovid  [Metam.  XII.  25S  sqq.)  bei  seiner  Schildening  dieses  Kampfes  nenne, 
ist  ein  IiTtbnm,  Das  einzige  sichtbare  Attribut  des  Bildes,  der  Kalathos  (oder  sein 
Fragment)  aber  kann  hier  nicht  entscheiden ,  da  er  sich  eben  so  wohl  bei  Hera 
wie  bei  Artemis  nachweisen  läßt  und  ao  sei  nur  noch  bemerkt,  daß  auch  fflr  den 
ersten  Namen  als  den  dorn  Agalma  von  l'higalia  beizulegenden  sich  achtbare 
Stimmen  erklSrt  haben*]. 

Wenden  wir  nns  von  diesen  Nachbildungen  alter  Herabilder  zu  erhaltenen 
Original monumenten  echt  archaischen  und  archaistischen  Stiles,  so  würde  nnter  dm 
erstercn  ein  kolossaler,  ohne  alten  Zweifel  ^eht  alterthflmlicher ,  marmorner  Kopf 
in  der  Villa  Lndovisi^)  einen  hervorragenden  Ehrenplatz  einzunehmen  habvn,  wenn 
dessen  Bedeutung  als  llcra  fester  stünde,  als  dies  in  der  That  der  Kall  ist.  Als 
llerakopf  ist  er  freilich  ohne  Bedenken  von  Abeken*]  angesprochen  worden,  allein 
aus  unzulänglichen  Gründen.  Doon,  wenn  Abeken  meint,  dieser  hoch  alterthüm- 
licho  Kopf  enthalte  gleichsam  die  Form cuel erneute  des  weltberühmten  llerakopfoa 
derselben  Villa')  so  ist  das  ganz  gewiß  Nichts,  als  eitel  Illusion  nnd  wenn  er  neh 


■j   Uei  Scackelbetg,  Apollotcmpel  v.  Baiene  1'af.  39,  Ancient  Marbles  in  Ihn  brit.^ 
Vol.  IV  pl,  te,  Eip£d.  Kicntif.  de  la  Morde  tl.  pl.  22  Fig.  2. 

h)  S.  Ancieiic  Harble>  in  thu  brit.  Mus.  n.  a.  O.  pl.  XI. 

0]  So,  TTonn  auch  nicht  mit  voller  Bestimmlheit  Stackelbcrg  s.  a.  O.  S. 
halt  {■Schnilzbild   der  Ehep&tlii»)    Wiciclor  in  «.  Artikel  •Junm  in  rftulf*  Uealciicfclop. 


.  asi, 

d)   Im  enlen  Snal  oder  Vorraum  No,  2(1,   Keschrcib   Hon 
Alle  DetikmalKr  1.  S.  i'M  f. 

•I  Annnli  dell'  Inn.  v.  1838  p.  21.  aq. 

f.  A  B.  ü,  p,  21 :  tUppreseniK  wiche  eta«  [busto}  uno  (Üuni 
cornete  dnlla  forma  drlla  tenUi  die  inoitra  qunii  il  protutipo  di 
»toua  enllciionc. 


t .  DIE  ENTWICKELUNG  DEK  GESTALT  DEE  HERA  IN  DER  ALTERTHÜML.  KUN8T.  23 

außerdem  auf  andere  Anzeichen,  namentlich  aber  auf  die  breite  Haarbinde  beruft, 
welche   er  als  Basis  eines  einst   in  sie  eingezapften   metallenen   Hauptschmuckes 
(cerchio  di  metallo;  Stephanos?  Stephane?)  betrachtet,  so  mag  er  mit  dieser  letztem 
Vermuthung  immerhm  Recht  haben,  allein  dieselbe  beweist  fttr  die  Bedeutung  der 
Bflste  als  der  einer  Hera  um  so  weniger,  als  einerseits  ein  stephiuiosartiger  Kbpf- 
schmuck,  wie   schon  oben   bemerkt,  nicht  entfernt  auf  alte  Herabilder  beschränkt 
ist  und  andererseits  Hera  gar  nicht  selten  in  archaischen  Darstellungen  ohne  einen 
solchen  nachweisbar  ist*)    (s.  unten).     Mit  Recht  stellt  daher  Welcker  a.  a.  0.  die 
Bedeutung  dieses  Kopfes  als  Hera  in  Abrede  und  mit  eben  so  gutem  Rechte  läßt 
er  ihn  ohne  einen   andern  Namen  und  nur  wenn   in  den  Worten:  »vielleicht  wird 
man  üi  dem  Werke  ein  Seitensttlck  des  alten  milesischen  Apollon  erkennen,  eher 
wenigstens  als  eine  Juno«  angedeutet  liegen   sollte,  daß  Welcker  den   Kopf,  der 
in  der  Oberschrift:  »kolossale  Göttin  in  Villa  Ludovisi«  und  auch  im  Text  einmal  »der 
Kopf  einer  Göttin«  heißt,  für  männlich  gehalten  hat,  müßte  man  ihm  widersprechen  ^^) . 
Im  übrigen  sind  wir  auf  Monumente  der  Kleinplastik  beschränkt. 
Unter  diesen  kann  ein  angeblich  aus  Sikyon   stammendes  Erzfigürchen^) 
mcht  ohne  einige  Zurückhaltung  hier  genannt  werden,  da  die  Zeichnung  von  zweifel- 
hiftem  Werth  ist.    Diese  stellt  dasselbe  dar  den  Kopf  mit  einem  verzierten  Kalatbos 
geschmückt,  unter  welchem,  seien  es  lange  Locken,  seien  es  geknotete  Stemmata, 
vom  auf  die  Schultern  herabhangen,    die  Figur  selbst,  in  einen  enganliegenden, 
emfaeben,   gegürteten   Chiton  gekleidet  und   dem  Heraidol   auf    der  Coghill'schen 
lovase  (oben  Fig.  2.a.)  auffallend  ähnlich,  steht  mit  enggeschlossenen  Füßen  steif  anf- 
reeht,  die  Hände,  welche  zum  Halten  jetzt  fehlender  Attribute  geschlossen  sind,  im 
EUeobogen    erhoben.     Alten    Heracultus  in  Sikyon    bezeugt. uns   Pausanias^),   zu 
dettea  Zeit  aber  das  Bild  in  dem   angeblich  von  Adrastos  gestifteten  Heiligthume 
fehlte;  sonach  kann  auch  keine  begründete  Vermuthung  über  die  verloren  gegangenen 
Attribute  aufgestellt  werden,  nur  können  diese  keine  Phialen,  wie  bei  dem  samischen 
Xoanon  gewesen  sein,  was  die  Schließung  der  Hände  beweist,  welche  dagegen  füg- 
lich Fackel  und  Bogen  wie  das  Herabild  der  berliner  lovase  (oben  Fig.  2.  b.)  gehalten 
^n  könnten,  ohne  daß  fUr  die  Annahme,  dies  sei  in  der  That  der  Fall  gewesen, 
entfernt  eingetreten  werden  soll.    Wenn  Gerhard  (Prodr.  a.  a.  0.)  geneigt  scheint, 
^  Bild  far  ein  solches  der  Eileithyia  zu   halten,    so   ist  dies  schwerlich  durch 
"IS^nd  Etwas  gerechtfertigt,   am  wenigsten  durch   die  von  Gerhard  unrichtig  be- 
^hnetd  Haltung  der  Hände. 

Unter  den  Terracotten,  bei  denen  es  besonders  schwierig  ist,  echt  archaische 

^^  archaistische  Stücke  zu  unterscheiden,  begegnet  uns  manche  Figur,  welche  bei 

^^fflächlicher  Betrachtung  auf  den  Namen  der  Hera  Ansprach  zu   haben  scheint, 

^^hrend  man  sich  bei  etwas  genauerer  Umschau  unter  diesen  Monumenten   leicht 

^'^  der  Wahrheit  des  Ausspruches^)  überzeugt,  daß  uns  bei  ihnen  aufs  neue  die 


8)  Was  Abeken  a.  a.  O.  p.  28  Note  3  anführt  ist  nachgeahmt  alterthflmlich. 

b)  Abgeb.  bei  Gerhard,  Antike  Bildwerke  Taf.  309  No.  6  vergl.  Prodromus  S.  33  Spalte  2. 
.  c)  Paosan.  II.  11.  1.   ^Eizmitia  Ik  xol  Apr^fjuSi   xol  AnöXXwvi  t6   itX7)a(ov   Upiv  Troi-^oat 

^f^^oi,  TÖ  hi  (ut'  auTo  Tlpa?  'ASpaTcov  d'(äX[kaTa  li  öircXclireTO  oOSsr^fMp.  Vergl,  das.  §  2 
^*^  Gerhard,  Griech.  Mythol.  §  217  Anm.  3.  b. 

d)  Von  Michaelis,  Archüol.  Zeitung  von  1864  S.  140,  veigl.  Gerhard,  Prodromus  S.  3 
^*^  S.  14  Anm.  1.  • 


24      1.  msT.  OBKttsii'HT  Ober  die  kDnstl.  entwickelitn<i  des  destii.t  der  HEaA. 

I'>»fhciiiung  bi.>geg!iet,  iluß  io  älteren  Zciteu  ciu  und  derselbe  Typus  in  verec.liie- 
ileiiom  Sinne  nuguwaudt  wurde,  so  daß  es  dnroliaus  geboten  ist,  oiiieu  beRtiinmt«D 
(iöttornanien  nur  du  anzuwenden,  wu  bcsoudoro  Umstlndc  ibn  zu  nylitfertigeu  im 
Stunde  sind.  Zu  wichen  hesundercn  Umüläudon  gelitirt  nun  ohne  Zweifel  der 
Fuudort  und  siinftcbst  nacli  Maßgabe  eben  dieses  wird  man  den  folgenden  drei 
Termeottafignren  (eie)ie  Vig.  i],  welclii;  aus  tiamos  und  ans  Argus  sliuimien.  den 
Namen  der  HuuptgUtlin  dieser  Orte  olme  ttodeakon  zu^tuliii  dürfun. 

Am  längsten  bekiinnt  ist  eine  aus  Sanios  stammende  (iruppe  (Fig,  1  li'- ,  welche 
zur  Zeit  ihrer  Veraffontliclning»)  im  Besitze  Sir  William  Gells  war  und  Zeua  nnd 
Hera  neben  einander  thronend  oder  sitzend  durslellt.  Denn  au  dem  Namen  der  Hera 
l'ilr  die  weibliche  Figur  dicker,  aus  früher  {s.  üd.  II.  8.  'i\.  vgl.  Anm.  3()j  angegebenen 
(irilnden  nur  für  uacbgeahiut  alterthUmlieli  zu  achtenden  (jru))pe,  wie  Cierhard  co 
(u.  a.  0.)  tliut.  zu  zweifeln,  ist  liior  nm  so  weniger  Anlaß,  als  zu  dem  aurt  dem 
Fundort  abzuleitenden  Argumente  der  Umstand  sieb  gesellt,  daß  der  Zeus  doch  im 
Brüste  nicht  vericannt  werden,  neben  Zeus  aber  in  einem  aus  Samos  stammenden 
Monumente  nimmer  eine  andere  Göttin  als  Hera  sitzen  kaim.  deren  Mythus  und 
C'ultus  auf  der  Inael  sich  hauptaSehlicli  um  die  heilige  Hheverbiudung  mit  Zeus 
drehte'').  Die  Göttin  sitzt  hier,  ia  einen  eugan liegenden  Chitun  gekleidet,  welcher 
den  Oberkörper  fast  wie  nackt  crselicinen  läßt,  in  rcguugsloser  Starrheit  mit  ein- 
fach neben  einander  gestellten  Fußen  und  auf  den  Knien  liegenden  geöffneten 
II linden  neben  dem  eben  so  dasitzenden  Oemaido.  Cliarakterisirende  Attribute 
fehlen  der  Hera  abgesehn  von  dem  grade  fiir  die  Göttin  von  Samos  (s.  oben  8.  13  f.) 
uud  flir  diese  zumal  in  ihrer  Vorbindung  mit  Zeus  twzoi ebnenden  Schleier, 
welcher  hier  wie  bei  der  Statue  des  Smilis  von  dem  Kopfe  laug  zu  beiden  Smtra 
ülter  äuhultitrn  und  Arme  herablUllt  und  sieh  ganz  ähnlieb  iiei  dem  Zons  witnlcr- 
hült'').  Dei  Hera  scheint  er  nocli  einen  wulstartigen  Kopfschmuck  zu  bedecken, 
welcher  sich  in  anderen  verwandten  Bildern'')  (s.  aueb  Fig.  i  b)  größer  wieder- 
holt, während  er  hier  einigermaßen  verkUmraert  und  misvorstauden  aussiebt  und 
den  man  kaum  anders  als  mit  dem  seitlier  fUr  ihn  gangliaron  Namen  des  »PoIob"*; 
wird  bezeichnen  ktlnnen.  Die  Haare  der  Göttin  sind  nicht  ausgebildet  und  auf  den 
Gesielitstyimü  derselben  ist  keinerlei  Gewicht  tu  legen. 

Am  nftehstcn  steht  dieser  Figur  eine  aus  gleichem  Fundorte  etaouneude  und 
durch  Lord  Strangfurd  uncli  Oanterbury  gelangle  Terraeotte 'j  [Vig.  Ib].  ja  ne 
kann  beimüie  als  deren  zierlicher  ausgefillirte  Wiederholung  gelten,  während  auch 
bei  ihr  der  Fundort  über  den  Namen  keinen  begriludcteii  Zweifel  zulABt.  Die 
Göttin  sitzt  hier  allem  auf  einem  Throne  mit  Kücken-  und  Anideimcn  in  Stellui 
und  Bekleidung  der  ersten  Figur  gleich,   nur  daß  die  Unterarme  kaum  erkeiu 


«]  In  üerliiirda  Antiken  Bild  werk  «n  Tnf.  I,  vorgl,  Prodtomi 
Ilochieit  des  Zeia  und  der  Urru,   Ilreslnu   [Slil  S.  2i. 

h)    Vorgl.  Panorka,   He»  iSamiuruiu  p.  50  sq.,  Fütitei  u.  n.  I 

ej  Vetgl.  Dd.  11.  S,  251   ff. 

itj   Vcrgl,  die  von  Michaelis  a,  a.  O.  angefQhiton  Uoispivlt', 

B]  V«rgl  die  MusroIirUcheD  ErÖTterungen  Oerhurds  n.  a,  (>  < 
■\niu  erklingen. 

fl  Veröffentlicht  von  Mielinelis  in  der  Aruh.lfd,  Zeitung  ii.  ii 
».  t37   (•rtiund  iil  Samus   IS2.>«i   und   I  |ii  [. 


HellUBC,    _ 


26         I.  HIBT.  CBKBBICKT  t'BKH  DIK  Kf'NBTI..  E^TWlCK^.I.l■^'0  DER  0E6TAI.T  DER  HFR,\. 

angedeutet  »lud  und  daß  dAK<'gGi)  die  ticwaudiing  dun^li  erhaltene  Ikualun^  an 
dem  Theil  um  die  Beiuc  und  am  Schleier  numutliiger  erscheint.  Ungleich  wuch- 
tiger und  verstandener  ist,  uiigeachtct  seiner  Fragment  im  n^,  der  "PoIub"  (den  auch 
Michaelis  wiederholt  so  nfnnt)  und  durchgebildeter  ist  das  in  drei  Reilien  Buckel- 
lückchon  über  der  Stirn  angeurduL'le  Haar.  Ob  die  in  der  Zcicbnung  erschoineude 
Kmpoi-wendung  des  Gesichts  nnd  Bliekos  von  irgendwelcher  Bedeutung  sei.  muß 
dahinst«heu  und  ist  sehr  fra;;lich. 

Verschiedener  von  den  beiden  vorstehenden  ist  die  dritte  Thonßgur,  welche 
vun  (.'onze  und  Michaelis  in  Aigos  gefunden  wurde,  durch  dieselben  in  das  Bir- 
liiier  Museum  gelaugte  und  vuu  ihnen  in  den  Ännalen  des  Institut«'}  verölTentlicbt 
int  (a.  Kig.  -1  c}-  Auch  liier  ist  die  Uättiu,  uu  deren  Niuneii  wiederum  nicht  gezweifelt 
werden  kann ,  auf  einem  Throne  mit  hoher  UUckonlehne  und  niediigen  Armlehnen 
sitzend  dargestellt,  obgleich  die  Itiegung  der  Beine  nur  sehr  wenig  heVortritt.  Bekleidet 
ist  sie  mit  einem  langen,  wie  ea  scheijit  gegOrtolen  Xrmelehilon  mit  Diplols,  ihr 
Haupt  trSgt  einen  schlichten  SlepJianos^),  Über  welchen  der  Schleier  gezogen  ist. 
der  auf  die  rechte  Schulter  frei  herabhängt,  während  er  von  der  linkeu  Hand  der 
Gattin  gefaßt  und  etwas  nach  vom  gezogen  wird;  die  rechte  lland  ruht  goöfibet 
anf  dem  Oberschenkel  and  beide  Arme  sind  mit  Armbündern  geschmückt.  Das 
Haar,  welches  iu  ziemticli  bedeutender  Maese  unter  dem  Steplianoe  und  Schleier 
sichtbar  wird,  ist  in  leichten  Wellen  vom  Scheitel  na  den  Seiten  gestrichen  und 
hangt  neben  den  Wangen,  die  Ohren  bedeckend,  auf  die  Schultern  herab,  das 
Köpfchen  ist  zierlich  und  ohne  tc^ooders  hervortretende  Ztige  des  Archaismus  ^1 
modellirt,  und  dieser  Umstand  sowohl,  wie  der  ganze  Forme ncliarakter  der  kleineu 
Figur  litßt  zweifeln,  ob  dieselbe  von  echter  Alterthllmlichkeit  ist.  An  Werth  wird 
ihr  indessen  kaum  Ktwas  dadurch  «utzogen,  wenn  man  sie  als  nachgeahmt  betrach- 
tet, denn  jedenfalls  geht  sie  auf  einen  alt^thtlm liehen  Typus  zurück,  von  welchem 
letztern  die  Herausgeber  ohne  Zweifel  mit  Uechl  sagen ,  er  sei  gewiß  &ltrr ,  als 
derjenige  der  berühmten  polykle tischen  Statue. 

Nach  einer  Angabe  Ü.  Mllllcrs''j  soll  ein  Privatmann  in  Cambridge  eine  Terra- 
cotte  besitzen,  welche  Hera  nubentis  habitu  drapirt  und  mit  verua  unter  den  H*n- 
deu  darstellt.     Näheres  über  dieselbe  ist  nicht  bekannt.  ^^^ 

Auf  dem  Gebtete  der  ^^H 


Reliefbildncrei 
kann   von   echt   nlterlhflnilichen  Monnmentcn  hier   mit   voller  Sirlierheit   nur  eines, 
No.  I,  die  bekannte  Metope  eines  der  jüngeren  Tempel  (K.  bei  Serradifalco) 
in  der  Unterstadt   von  Soliniiut*]     angeführt   werden,    auf  dessen,    den    ispii  fi^K 


a)  Ann,  doli'  Iinl.  von   Islil.   tav.  d'ugg.  A   vergl.  [).  17 

b,   Nicht  eine  sTt^d-rr^.  vir  Conic  u.  HichucUs  ■a^n. 

cl  Im  Teito  heißt  w;  «gli  oachi  «ccondii  In  innnii;t 
(Icir  Arte  groca  piü  antioi  lenibrano  inturnmeiilc  i-liiu 
aua  anders  cnchaint,  lU  liier  die  Lider  aich  mit  Eicmlit:) 
Augäpfeln  abheilen. 

dj   Huidhueh  {)  GH.  Anmerkung  S.  i^, 

e)  VcTgl.  Bd.  II.  S.  il  f.,  AUat  Tafel  I.  No.  3,  früher  nhgob. 
delU  Sicili«  Vol.  II,  U».  3-1  «rgl.  dos.  p   ü6. 


ndopcniu  in  ültti  n 
i"  woa  in  der  Zeichnung  durek' 
betrlichtliclier  Seharfe  *eni  ilif 


I .  DIE  ENTWICKELUNG  DER  6E8TALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTHÜML.  Kl^BT.     27 

des  Zeus   und  der  Hera   aDgehenden  Gegenstand   weiterhin  zurttckzakommen  sein 
wird.     Hier  handelt  es   sicli  nur  um  die  Gestalt  der  Bera   an  sich..    Die  Göttin 
steht  ToUkommen  ruhig,  ja  etwas  steif  vor  ihrem  lebhafter  bewegten  und  erregten 
Gemahle  da,    reichlich  bekleidet  mit  einem  feinfaltigen  Ärmelchiton,   welcher  ober- 
Wirts  aof  dem  linken  Busen  und  am  linken  Arme  sichtbar  wird   und  einem  nicht 
ganz   leicht  zu  bestimmenden   und  zu   benennenden  Obergewande,    welches  jedoch 
eher   ein   auf  der  rechten   Schulter  gespangtes,    auf  der  linken  gelöstes  und  von 
derselben  herabgeglittenes  evBofia  als  ein  iir{ßX7|p,a  zu  sein  scheint  und  vollkommen 
ähnlich  z.  B.  bei   der  vortrefflichen   archaischen  Amazone  in  Wien*)  sich   ¥deder- 
holt.     Außerdem   aber  W\t   von  dem   Haupte    der  Göttin   ein   langer  und  weiter 
Schleier  auf  die  Schultern   und   den   rechten  Arm  herab,    welcher  hinterwärts  bis 
zum  Boden  reicht  und  die  ganze  Gestalt  einzuhüllen  im  Stande  sein  würde,    wäh- 
rend  er  hier,    von   der  Göttin   zierlich  mit  der  linken  Hand  erfaßt  und  erhoben, 
von  Zeus,   welcher  die  Geliebte  am  Handgelenk  ergriffen   hat,    zurückgeschlagen 
wird,   um  Hera  bewundernd   ins   Antlitz   schauen  zu  können.      Ob   diese  in  der 
rechten,  jetzt  weggebrochenen  Hand   ein  etwa  von  Metall  gearbeitetes  Scepter  ge- 
halten hat,   ist  nicht  sicher,    aber  nach   der  Bewegung  des  Armes  wahrscheinlich, 
dag^n  ist  ,von  irgend  weiteren  Attributen   und  Schmuckstücken,    namentlich  von 
dem  bedeutsamen  Kopfschmucke,    sei  es  durch  einen  Kalathos  oder  Polos,   einen 
Btephanos  oder  eine  Stephane   keine  Spur,    was  auch  vollkommen  b^'eiflioh  ist, 
da  hier  nicht   die  Darstellung  eines  Cultustypns,    sondern   die  Vergegenwärtigung 
emer  mythischen  Handlung  die  Aufgabe  des  Künstlers  war,  in  der  und  für  welche 
der  bräutliche  Schleier  Heras   bedeutsam  ist,    weitere  Ausstaffirung  der  Göttin  da- 
gegra  nur  Ballast  gewesen  sein  würde.    Als  Einzelheit  verdient  bemerkt  zu  werden, 
daß,  während  Zeus'  Füße  mit  Sohlen  bekleidet  erscheinen,  Hera  barfuß  dargestellt 
ist,  und  endlich   soll   nicht  vergessen  werden,   darauf  hinzuweisen,    daß   die  Hera 
gelinuntischen  Metope  in   einigen   Figuren  in   Vasenbildem,   so  namentlich  in 
Hera  der  Kylix  des  Brygos  (unten  Vasenbild  a)   ihre  sehr  nahe,   wenngleich 
ueht  völlig  genaue  Parallele  findet. 

Von  bestritten  echter  ^Alterthümlichkeit^*^)  ist  dagegen 

No.  2  ein  zweites  Relief,  dasjenige  von  dem  aus  Korinth  stammenden  Peristomion 
ün Besitze  des  Lord  Guilford  in  London^),  dessen  Gesammtdarstellung,  die  Hochzeit 
des  Herakles  und  der  Hebe^"),  hier  unerörtert  bleiben  muß.  Hera  (s.  Atlas  Taf.  IX. 
^0.  26),  welche  hier  als  Brautmutter  nebst  den  Hochzeitgöttem  Apollon  und  Artemis 
^  dem,  Zeus  vertretenden  Hermes  ihrer  von  Aphrodite  und  Peitho  geführten  Tochter 
vontDschreitet,  erscheint  wiederum  in  reichlicher  Gewandung  (Ärmelchiton  mit  Diplois 
deinem  Epiblema)  und  handhabt  abermals,  indem  sie  ihn  links,  ganz  ähnlich 
^e  die  selinuntische  Hera,  emporzieht,  einen  Schleier,  welcher  jedoch  nicht  ihr 
^pt  bedeckt,  sondern  über  die  Schultern  hangt  und  in  Zickzackfalten  vom  und 
hinten  herabfällt.     Im  WesentHchen  entsprechend    bekleidet    erscheint  die  zweite 


t)  Siehe  m.  Gesch.  der  griech.  Plastik  2.  Aufl.  I.  S.  163  Fig.  33. 

b]  Abgeb.  bei  Dodwell,  Class.  Tour  through  Greece  Vol.  H.  p.  201,  in  dessen:  Alcuni 
^^■«»rilieTi  deUa  Grecia  tav.  2—4  und  in  Gerhards  Antiken  Bildwerken  Taf.  14—16.  Wieder- 
holt in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  42  u.  in  m.  Gesch.  d.  griech.  Plast.  2.  Aufl.  I.  S.  134 
%  IS  und  mehrfach  sonst,  s.  Kekulö,  Hebe  S.  43.  Anm.  1. 

c)  Vergl.  Archftol.  Zeitung  von  1856  S.  201  f.  und  Kekul6  a.  a.  O.  S.  44. 


L 


I  I 


r  (!bkh  I) 


;  kCni 


,.  ENTHICKfJ.rKC  ÜKR  ÜEBTALT  U 


IHEIU. 


Hntrouu  iu  (lii'sum  Hvlief,  die  iUrom  von  Atlieua  geleiteten  Sohne  folgende  Mutter 
des  Herakles ,  Älkmese  und  weder  bei  dieser  niicli  bei  der  Hera  ist  irgend  ein 
weiterer  Sehmiick  wabmchmbar  noch  aucli  ist  die  Haltung  vdd  Scuptem  vuraua- 
KUsotzen. 

Nicht  ganz  bo  gering  ist  die  Zahl  der  hieratisch-archatätisuhi-n  Kelicfdarstel- 
liiiigen,  in  welchen  Hera  vorkommt;  hier  die  kleine  LiBte: 

No.  3.  Pnteal  im  capitolin.  Museum,  jetzt  in  der  Ki-(tftcn  oboru  üallfrif 
lUitcr  No.  76  aurgestellt'),  s,  Atlsia  Tafel  IX.   No.  27. 

No.  4.  8.  g,  Uorgbesiaclier  Zwillfgiltteraltai-.  jctil  im  Lonvrc'-J 
a.  Atlas  Tafel  I.  No.   3. 

No.  5.  Viereckiger  Altar  mit  dem  Hoohzeitszugu  den  Ziua  und 
der  Hörn  tu  dem  Cafühnuse  der  Villa  Albani"),  s.  Atlaa  Tafel  X. 

No.  (i.  Ueliefplatte  im  Louvre.  No.  321^).  s.  Atlaa  Tafd  HI.  No.  1b, 
Hier  kommt  vou  den  drei  Porsouvn ,  welche  die  Darslellnng  ausinachon ,  nur  die- 
jenige der  Hern  in  Uetracht,  deren  Bedeutung  durch  die  verseil iedenen  Erklärungen 
des  Monumentes ")  uiiuuge fochten  geblieben  ist  tiud  welche  allein  slilidtisrh  hier 
imtcr  den  .irehaiflirendon  Mouuuieutcn  in  Frage  kommen  kanu. 

No.  7.  Dreiseitiger  Candelaberfnß  im  Vatican').  s.  Atla«  Tafel  IX. 
No.  28'"). 

Diese  Kclicfe,  von  llbrigeria  sehr  verscliicdonem  Grade  des  Archaismus,  welcher 
in  No.  3  am  hitrfesten  und  in  No.  7  am  mildcsleii  und,   wie  bei  der  vntaprecheudon 
Figur  des  Zeus,  kaum  noch  als  solcher  auftritt,  auch  in  No.  5  sich  in  sehr  engun 
Grenzen    bewegt,    stimmen    aus  eben    dieaem  Grunde    in   der  Art  die  Hera    darzu- 
stellen   nicht    mit    einander   Uberein,    wohl    aber   unterscheiden   sie   sich    in    einigrn 
nicht  unwesentlichen  Punkten  allesaiumt  von  den   echt  alterlli (Im liehen  Uildwerken. 
So  ist  namentlich  der   Kopfsulirouck   des  Polos,  Kalathos  und  Stephanog  nicht  ein 
einziges  Mal  wiederholt;   an  seiuc  Stelle  Ist  in  No.  3,  4  und  7  die  Stephane  getre- 
ten,  welche  ihrerseits   in    echt  archaischen  Bildwerken    aller  Classon  nicht  ein  otit- 
zigi's   Mal  nachgcwleaon   werden    kann ;    in   No.   5   besteht  der  Kopfschmuck   dor 
Göttin,    der  Situation    angemessen,    aus    brtlntlicher   MyrthenbekränEUDg,    iu    No.  ti 
»US   einer  einfachen  Taoule.      D»h  Maar  ist  in  No.  3  und  i   einfach   ura   die  Ste- 
phane zurllckgi-nommcn   und  hangt  in  No  -1  gelöst  und  achücbl  auf  den  Nacken 
herab;  jthnlich  crscheiut  es  in  No.  5  und  7   behandelt,   nur  daß  es   iu    dem   letztem^ 
Kelief  hinten    in    den    Kekryphalus   zusammengefaßt    ist   und   daß    in    No.    5 
lange  gedrehte  Locken  von  dem  Hinterhaupt^^'  auf  die  Schnitem  lierulifallen. 
Locken  wiederholen    sich  ähnlich,    alier  uicht   gleich    in  No.  6,    wo   sich   zu 
eine  Iteibe  kürzerer  gesellt,  welche  auf  die  Schüfe  und  auf  die  Stirn  herabhange_j 
und  an  die  Haarbchandlung  archnlscher  Monumente,  wie  z.  IV  die  zweite  samisc^^B 
Tcrracotto  IV'ig.  4.b.),  wenn  auch  nur  entfernt,  erinnern.  Beibehalten  aiu  nr-hnlifh      ^ 
Darstellungen  ist  der  vom  Haupte  hcrabwuUende  Schleier  hi  No.  3,  4  und  5,  «-^«el 


»J  Sich«  die  Nacliw»>ung<:ii  Bd.  II.  S.  22  Nu.  i  mit  Naiv  b 

bj  Siebe  die  Naohweivungpu  b,  k.  O.  No,  3  mit  Note  a. 

cj  Siehe  di«  NachwcisuiiKeii  a.  b.  O.  Nu.  ft  uil  Nute  c. 

d)  Siehe  die  Nuhwciiungen  a.  a.  D.  S,  ITI  Relief  U  mit  Nute  a. 

)  VvrgX.  B4.  II.  S.  S'ti  AnmcTliung  11.1  und  du  du.  AngefUhrto. 

)  Siehe  die  NBchwtiautiKen  m.  n.  O.  S.  !'■  No   fl  mit  Note  d. 


A 


1 .  DIB  JENTWICKSLUNO  DER  GESTALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTUOML.  KUNST.  29 

eher  in  der  letzten  Nummer  als  charakteristische  Auszeichnung  der  Braut,    in  den 

beiden  ersten  dagegen  als  Kennzeichen  der  Matrone  gefaßt  werden  muß  und  sich  daher 

in  No.  4  bei   der  Demeter  ganz   entsprechend  wiederholt.     In  No.  3  und  4  wird 

der  Sehleier  so  wie  in  echt  alterthttmlichen  Monumenten  (s.  die  Reliefe  1  und  2  nnd 

▼gl.  die  argiver  Terracotte  Fig.  4.  c.)  von  der  Göttin  mit  der  linken  Hand  gefaßt  und 

gelüftet  oder  erhoben,    eine  Bewegung,    welche,   so  verschieden  ihre  Motivimng  in 

den   versehiedenen   Denkmälern   sein   mag,    dennoch    als   charakteristisch   oder  als 

typisch   fiberkommen   gelten  darf^).     In  No.   7  ist  ein   fraulicher  Kekryphalos  an 

die  Stelle  des  das  Haupt  bedeckenden  Schleiers  getreten,  doch  liegt  in  diesem  Relief 

anf  der  linken  Schulter  und  verhüllt  den   linken  Arm  der  Göttin  (wie  in  No.  3 

den  rechten)  ein  Himation,  welches  zugleich  als  ein  herabg^littener  oder  gelegent- 

lieh  Aber  das  Haupt  zu  ziehender  Schleier  füglich  gelten  kann,  und  auch  in  No.  6 

erhebt  die  Göttin   mit  der   Rechten   hinterwärts  ein   auf  den   Schultern  liegendes 

scbleierartiges   Gewandstück.      Völlig    und   reichlich   bekleidet  ist  Hera  in   diesen 

archaistischen  Monumenten   eben   so  ständig  wie   in   den   archarschen,    wenngleich 

die  Art  ihrer  Gewandung  wechselt.     Am  häufigsten  erscheint  als  Untergewandung 

an  feinfaltiger  Ärmelchiton  (No.  4,  6,  7)  wie  in  der  argiver  Terracotte,    wogegen 

in  No.  5  die  schönen  Arme  der  XsoxcoXevo;  '^Hpa   kaum  ohne  Absicht  bis  an   die 

Schultern  nackt  aus  dem  Gewände  hervorkommen  und  in  No.  3  der  rechte  in  den 

Schleier  gehüllt  ist.    Das  Obergewand,  welches  in  No.  4,  5  und  6  darüber  gezogen 

ist,  wird  man  eher  als  Chlamys  denn  als  Diplols  bezeichnen  dürfen,  in  No.  3  und 

wihneheiniich  auch  in  No.  7  fehlt  eine  solche  und  ist  in  No.  3  durch  den  Schleier, 

in  No.  7  durch   das  Himation  ersetzt.     Von  Attributen  kommt  ausschließlich   das 

onfnche,  nur  mit  einem  Knopfe  verzierte  (in  No.  4  auch  ohne  diesen]  Scept^r  in 

No.  4— 7  vor,  während  in  No    3  auch  dieses  fehlt;    irgendwie  bedeutsam  verziert 

ist  es  nie,  obwohl  dies  für  da9  Relief  No.  5  nicht  eben  fern  lag. 

Vasengemälde. 

Ungleich  geringer,    als  man  es  denken  sollte,    ist   die  Ausbeute  an  charakte- 

''stigehen  Darstellungen  der  Hera  in  Vasengemälden   der  beiden  Hauptclassen  archal- 

^hen  Stils,    mit  schwarzen  und   mit  lothen   Figuren  strenger  Zeichnung,    obwohl 

^e  Göttin   keineswegs  etwa   selten   dargestellt  worden  ist.     Eine  Hauptfundstätte 

bilden  schon*  die  zahlreichen  Vasengemälde  mit  den  verschiedenen  Scenen  des  Paris- 

^<^il8  nnd   auch   außerdem  findet  sich  Hera  oft  genug,    sei  es   mit  Zeus,   sei  es 

^^t  anderen  Göttern  verbunden  in  mancherlei  mythologischen  Darstellungen.    Allein 

'^    hei  weitem   der  Mehrzahl   der  Fälle  geht  ihrer  Bildung,    möge  man   nun   die 

Gestalt  selbst  oder  ihre  Attributausstattung  in*s    Auge   fassen,   jegliche   Art  von 

^^^^^^^niktmstik  ab,   so  sehr,   daß   man  in   den  Darstellungen  des  Parisurteils  hoch- 

■*^M  aus  dem  ihr   in   der  alterthümlichen  Kunst  in  der  Regel   gewährten  Vortritt 

^®  überhaupt  benennen   kann^)   und  in  vielen  Fällen  besser  auf  ihre  Unterschei- 


a)  Vergl.  auch  Michaelis  und  Conze,  Ann.  dcU'  Inst,  von  1861  p.  17. 

b)  Vergl.  nur  z.  B.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  72  (Hera  mit  Scepter  n.  Blume, 
-^Phrodite  ohne  Scepter)  III.  Taf.  171  (Hera  mit,  Aphrodite  ohne  Scepter) ;  Etrusk.  u.  Campan. 
y*^nbb.  Taf.   14   (ebenso);    Brit.  Mus.  No.  451    (Hera    mit.    Aphrodite   ohne    Hauptbinde), 


^'  524*  (Hera  ohne,  Aphrodite  mit  einer  Blume). 


30        I.  HI8T.  ÜBlfiBSIOHT  ÜBER  DIB  KÜNSTL.  ENTWICKELUKO  DßR  GESTALT  DER  HERA. 

dang  von  Aphrodite  verzichtet*).  Und  dasselbe  gilt  von  sonstigen  Bildern  ver- 
schiedener Scenen.  Nun  würde  es  offenbar  nichts  als  Ballast  sein,  von  derartigen 
Vasenbildem  hier  eine  Liste  aufzustellen  und  es  sind  deshalb  in  das  folgende  Ver- 
zeichniß  nur  solche  Darstellungen  aufgenommen,  in  denen  die  Göttin  auf  irgend 
eine,  wenn  auch  die  bescheidenste  Weise  charaktcrisirt  und  sicher  erkennbar  gemacht 
ist,  weil  nur  diese  für  die  Frage  nach  der  Entwickelung  von  Heras  Gestalt  in 
alteräiflmlicher  Kunst  neben  den  Monumenten  anderer  Gattungen  von  Interesse  sein 
können.  Die  im  Nachstehendon  hervorgehobene  Thatsache  aber  einer  in  deu  mei- 
sten Fftllen  durchaus  mangelnden  oder  unentwickelten  Charakteristik  der  Göttin  in 
der  alterthOmlichen  Vasenmalerei  verdient  als  solche  alle  Beachtung. 

Verzeichniß  von  Vasenbildern  mit  Hera. 

a)  Schinrarzfigurige. 

A.  Francoisvase ,  Zug  der  Götter  zu  Peleus'  und  ThetU'  Hochzeit,  Hera  neben  Zeun 
auf  einem  Viergespanne  stehend,  Mon.  dell'  Inst.  IV.  tav.  54 — 55. 

B.  Francoisrase,  Hephaestos'  Zurückfahrung  in  den  Olymp,  Hera  thronend,  Mon.  deU* 
Inat.  a.  a.  O.  toy.  56—57  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  15). 

C.  Zeus  und  Hera  neben  einander  thronend,  Hermes,  Dionysos  und  zwei  Göttinnen, 
Berlin  Ko.  1692,  Micali,  Storia  tav.  Sl,  £l.  cöram.  I  22..  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  10  (s.  Atlas 
Taf.  IX.  No.  16). 

D.  Götterrersammlung,  Hera  sitzend,  Gerhard,  Trinkschalcn  Taf.  4—5. 

£.  Zeus,  Herakles,  Athena  und  Hermes;  Hera  (?)  sitzend,  Mon.  ed  Ann.  dell'  Inst. 
1854  toT.  6  p.  47. 

F.  Parisurteil,  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  III.  173,  m.  Gallerie  heroischer  Bildwerke 
Taf.  IX    No.  4  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  17). 

G.  Athenageburt,  Mon.  dell'  Inst.  III.  44,  t\,  cOram.  I.  65.  a  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  18). 
H.  Pa^surteil,   Erbach'lche  Vase,    Creuzer,   Deutsche   Schriften  2.  Abtheil.  I.  S.  23S 

(»zweites  E.'sches  Vasenbild«). 
I.  ,,  Manchen  No.  1250  unedirt. 

K.  ,,  ehemals  Campana,  Cataloghi  del  Mus.  Camp.  Scr.  IV— VII.  No    1151 

mit  beigeschriebenen  Namen. 
L.  ,,  Girgenti,  in  Politis  Besitze,  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  S.  388  No.  22 

unedirt.  *  ^ 

Parodisch. 
M.  „  Gerhard,  Auserl.  Vasenbbb.  IH.  170. 

(Vergl.  noch:  Gigantomachie,  Bd.  II.  8.  349  No.  13,  Atla.s  Taf.  IV.  No.  S.) 

b)  Buntfarbig. 

N.  Manchen  No.  336,  Abhh.  d.  mQnch.  Akad.  phil.-hist.  Classe -Bd.  IV  Abth.  I.  Taf.  3 
(8.  AUaa  Taf.  IX.  No.  19). 

c)  Rothfigurige. 

a.  Pftrisurteil,  Kylix  des  Brygos,  Mon.  ed  Ann.  dell'  Inst.  IH.'ie  tav.  14  (s.  Atlas  Taf.  IX. 

No.  20). 

b.  „  Welcker.  Alte  Denkm.  V.  Taf.  A  No   I,  S.  394  f  No.  4S  (s.  AUaa  Taf.  IX. 

No.  21). 

c.  Athenageburt,  tl.  c^ram.  I.  pl.  63,  vergl.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb   I.  S.  204. 

a)  So  nur  z.  B.  in  der  Kylix  des  Xenoklee,  R.  liochette  Mon.  in6d.  pl.  49.  ] ;  Gerhard. 
Auerl.  Vasenbb.  Taf.  71,  Taf.  172;  Elite  cöramograph.  I.  81;  m.  (iall.  heroischer  Bildwerke 
Taf.  IX.  No.  5,  No.  6;  München,  Jahn,  Verzeichniß  No.  101  ,  No.  107.  No  13«,  No.  773; 
Brit.  Mus.  No.  513,  No.  5S2.  vergl.  auch  Welcker.  Alte  Denkm.  V.  8.  377. 


1.  DIR  BNTWICKSLÜNO  DER  GESTALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTHOmL.  KÜKST.  31 

d.  Brnsorteil,  Gerhard,  Trinkschalen  u.  GeüSk  Taf.  11—12,    m.  Oall.  heroischer  Bild- 

werke Taf.  X.  No   4  («.  Atlas  Taf.  IX.  No.  22). 

e.  „  Gerhard,  Antike  Bildwerke  Taf.  32,  m.  Call,  heroischer  Bildw.  Taf.  X. 

No.  1,  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  Taf.  a  No.  2. 

f.  „  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  III.  Taf.  174-175,  m.  Gall.  heroischer  Bildw 

Taf.  IX.  No.  8  (8.  AÜas  Taf.  IX.  No.  23) ; 

g.  „  Gerhard,  Auerl.  Vasenbb.  III.  Taf.  176,  Welcker.  Alte  Denkm.  V.  Taf.  A 

"       No.  3  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  24). 
h.  Hera  und  Prometheus,  Mon.  delV  Inst.  Vol.  V.  tav.  3),  Denkm.  d.  a.  Kunst II.  No.  834 
(8.  Atlas  Taf.  IX.  No.  25) . 

i.   Qöttenrersammlung,  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  7.  * 

k.  „  Mon.  deir  Inst.  Vol.  VI.  tav.  5S.  2,  Welcker,  Alte  Denkm.  V. 

Taf.  24  a. 
1.  „  Mon.  deU'  Inst.  Vol.  VI.  tav.  58.  1,  Welcker.  Alte  Denkm.  V. 

Taf.  24  b. 


Wenn,  wie  Bd.  II.  S.  28  f.  nachgewiesen  worden  ist,  die  Merkmale  des  Zeus 

in  der  alterthflmlichen  Kunst  sich   auf  ein  bescheidenes  Maß  beschränken  und  von 

emer  Charakteristik  der  Persönlichkeit  des  Gottes  kaum  gesprochen  werden   kann, 

80  gilt  dies  von  Hera  in  noch  ungleich  höherem  Grade.     Bei  Zeus  konnte  doch, 

was  die  persönliche  Charakteristik  anlangt,  wenigstens  das  reife  Mannesalter,  ferner 

das  lange  Haar,   der  Bart,  in  einer  kleinem  Anzahl  von  Monumenten  (Reliefen 

und  MOnzen)  die  in  gediegener  natürlicher  Kraft  dargestellte  Körperbildnng  geltend 

gemacht  werden,  zu  welchen  Dingen  sich  dann  noch  die  Gewandung  gesellt.     Von 

iflea  dergleichen  Merkmalen  kann  bei  Hera  so  gut  wie  gar  keine  Rede  sein.    Bei 

dnem  Weibe    die  Altersstufe,    den   Unterschied    mädchenhafter   und  franenhafter 

Gesichts-  und  Körperbildung  zur  Anschauung  zu  bringen,    fehlen  der  alterthflm- 

liehen  Kunst,    der  Vasenmalerei  zumal,    die  Mittel   durchaus  und  somit  ist  es  un- 

iQöglieh,  in  deren  Monumenten  die  Ycrschiedenen  Göttinnen,  Venn  überhaupt,  anders, 

als  nach  den  Attributen    oder    nach   äußeren   Umständen    zu  unterscheiden,    und 

Qemlieh  dasselbe  gilt  von  der  Gewandung  oder  Bekleidung.     Zahlreiche  Darstel- 

ioBgen  des  Parisurteils,    in  denen  zwischen  Hera  und  Aphrodite  kein  Unterschied 

ist,  wenigstens  kein  für  die  eine  oder  die  andere  Göttin  bezeichnender,    bieten  die 

Belege,   welche  man  durch  die  sämmtlichen  Göttinnen  und  Nymphe  der  Fran9oiS' 

^^  vermehren  kann.     In  schwarzfigurigen  Vasenbildem  fehlt  Hera  durchgängig 

ngar  der  Schleier,  mit  welchem  sie  nicht  blos  in  der  samischen  Statue,  sondern 

auch  m   mehren   Terracotten    (s.    Fig.    4)    in    dem    echt    alterthttmlichen   Relief 

^  Selinus  (Relief  1),    in    demjenigen   des  korinthischen   Peristomion   (Relief  2), 

^eh  in  mehren  archaistischen  (Reliefe  3,  4,  5)  ausgestattet  ist,   und  welcher  in 

^  Prodacten  des  reifem  Archaismus  in  der  Keramographie ,  in  den  Vasenbildem 

^t  rothen  Figuren,   deren  Stil  und  Zeit  derjenigen  der  selinuntischen  Metope,  um 

nur  dies  unbestritten  echte*  Denkmal  des  reifen  Archaismus   zu  nennen,   nicht 

lern  steht,  wenn  auch  nicht  in  consequenter  Weise  festgehalten  wiederum  erscheint 

(s-  Vasen  a — c,  g — h) .    Das  parodische  Vasenbild  M  ist  das  einzige  schwarzfigurige, 

^elehes  eine  Ausnahme   macht;    sowie  aber    die   gewaltige    weißgemalte  Perücke 

^  Zeos  in  demselben  Vasenbilde  beweist,  daß  dessen  Maler  die  mächtigen  Locken- 

i^luien  des  Zeus  in  späterer  Kunst  kannte  und  parodisch  wiederholte  (s.  Band  H. 

^-  30),  80  kann  auch  der  übermäßige,  roth  gemalte  Schleier,  welcher  die  in  Rede 


32        I.  IltST.  CB^IBBICHT  UHER  niK  KCNBTC.  ENTWICRELONn  I)KR  IIKSTALT  DER  HERA. 

stnheude  Hern  einhfllll  und  der  mit  koiniacli  wirkender  Koketterie  von  ibr  geliaud- 
habt  wird,  tiiir  fttr  eine  Parodie  eines  für  llei'H  in  reiferer  Knust  charakteristisch 
gewordenen  Bekleidungsstückes  gciteu,  beweist  aber  nicht  entfernt,  daß  demelbc 
auch  (ichon  in  ältester  Kunst  allgemeiner,  ala  wir  es  nachweiuen  krinnen,  verwendet 
worden  wäre.  Endlich  in(!ge  auch  das  noch  erwähnt  werden,  daß  wiüirend  in 
späterer  Vasenmalerei  Hern,  weniigleicli  nicht  mit  Vorliebe,  so  doeh  nicht  selten 
und  mehrfach,  wie  z.  B.  bei  Parisurthoilen,  mit  klarster  Absich tlichkeit  nnd  xii 
besonderer  Charakteriairnng  der  KSnigin,  sitzend  mier  thronend  dargestellt  wird, 
dies  in  der  ültcston  Periode,  in  den  Vasen  mit  schwarzen  Pignreu  sehr  selten 
geschieht,  im  obigen  Verzeichnis  hei  C  nnd  D;  denn  bei  B  (auf  dem  Bilde  mit 
Hephaestos'  Rückführung  auf  der  Frangoisvase]  hat  da»  Thronen  der  Hvra  (im 
Fosselstnhle  des  Hephaestos)  seine  besondere  Bcgrllndung  im  Mythus  und  in  E  ist 
ilera  wenigstens  nicht  sicher.  Aber  auch  außerhalb  dieses  kleinen  Kreises  wird 
man  sehr  selten  Beispiele  Guden ") .  Etwas  zahlreicher  sind  sie  abermals  in  den 
rothfigurigeu  VasenbilderD,  z.  B.  in  h — 1  der  vorstehenden  List«,  zn  denen  noch 
einzelne  weitere  Beispiele  kommen  mögen''),  welche  aber  die  Thatsauhe  verhMt- 
nißmäßig  großer  Seltenheit  nicht  ändern. 

Demnach  bleiben  in  der  llaiiptaache  die  Attribute  Qbrig,  welche  hier  im 
Zusammenhange  mit  Allem ,  was  wir  über  Heraattribute  der  archaischen  Kunst 
wissen,  besprochen  werden  mögen.  In  BetrofT  der  Vasenbilder  ist  allerdings  hi« 
voraus  zu  bemerken  nötliig,  daß  auf  keinen  Fall  alle  diejenigen  Cicgenstllnde,  mit 
welchuu  Hera  in  Darstellungen  das  Parisnrteils  ausgestattet  erscheint,  als  wirklich 
ihre  Atlribnte  gelten  dürfen;  Zweige  und  Blumen,  wolcho  die  OSttiu  bei  dieser 
Gelegenheit  handhabt  (z.  B.  in  H  nnd  K),  können  als  solche  füglich  nicht  gelten, 
sind  vielmehr  Dinge,  deren  sich  die  Ofittin.  wie  es  in  anderen  Beispielen  ihrti 
Nebenbuhlerinnen  thnii.  bedient,  um  sich  zu  achmDcken  und  vor  Paris  schAn  xn 
erscheinen.  Man  wllr<Ie  also  gewiß  irren,  wenn  mau  sie  irgendwie  mit  dem  Bei- 
namen 'Avlhi'a  der  Hera  in  Zusammenhang  brächte'')  oder  an  die  im  Cnitua  der 
Göttin  gebrauchten  Blumen  und  Zweige  erinnern  wollte'').  Und  somit  bleibt  auch 
hier  nicht  Vieles  übrig,  am  weni|raten  von  solchen  Attributen,  welche  als  regcl- 
m.lßige  gelten  können. 

Ob  man  zu  diesen  die  Taonie  rechnen  soll,  mit  welclier  das  Haar  der  üiMtin 
nicht  eben  selten  (B^  H,  J.  K;  dann  d.  c,  h,  i,  I)  geschiuüekt  ist.  muß  zweifelhaft 
erBcheinen.  nicht  minder  gilt  dies  von  dem  in  Ü  und  ß  vorhandenen  feinblJLtterigvn 
Kranze.  Sicher  dagegen  muß  hier  der  Kalathos  oder  hohe  ätephauos  gr- 
nannt  werden,  den  wir,  wenn  auch  in  vei'schiedener  Gestalt  und  bald  Nchliehlt-r. 
bald  reicher  oraanientirt,  bei  Her»  in  dem  Parisurtlieil  F'^'J  und  in  der  Atheuagohnrt  (> 
sowie  in  dem  IKust^Tbilde  N  finden,  da  ja  gerade  dieser  IlaupLsebmuck  der  Gßtti» 
st<-h  in  den  alten  statuarisehen  Darstellungen  nnd  ihren  Nachhildimgen  |ul>en  S.  13^ 
wiederiioll  nnd   nicht  minder,  wenngleich  in  mehr  zusammengezogener  Oeat« 


n)  Vetgl.  auch  Lcnn 

b)  Vergl.  El.  einm 
No   21{l  tt.  b.  (14Sj 

v)  Wie  die«  Oerlinnl,  Auierl.  Vnnenhb   III 

A)   Vm«1.   «oeh  Wclckpr,    Alte  Dcnkm   V. 
Vm*  4  den  Veraeictiniiine«,   wn  «1U>  iln-i  H'.ttinc 


de  Witte.  El.  c6inm.  I.  p.  41 
riPThnnl ,  ItAppoTto  volccnte, 


ihildimgen  |ul>en  S.  13^^_ 
ncngczogener  OeBtaHa^^^^ 

Ann.  III  r   H^^H 

dir    Kylii    dm   tBl^^M 

linlloi  J^^P 


I .  DIE  EMTWlCKfiLUNG  DER  GESTALT  OfiR  HERA  IN  DER  ALTERTHOML.  KUNST.  33 

ein  Sclimilckatflck  wirkend  und  sicher  nur  noch  als  Stephanos  zu  bezeichnen  in 
den  rothfignrigen  Vasenbildem  g  und  1,  während  ihn  eines,  f,  sogar  in  vollstän- 
diger Scheffelform,  wenn  anch  reichlich  omamentirt,  als  richtigen  Kalathos  be- 
wahrt hat.      Daß  wir   Hera   in  Vasengemälden    nicht  noch   häufiger    mit   diesem 
Attribut  ausgestattet  finden,  hat  offenbar  seinen  Grund  darin,  daß  dasselbe  hieratisch 
bedeutsam  ist,  während  die  meisten  dieser  Bilder  hieratischem  Charakter  fem  stehn 
und  die   Göttin  in   sagenhaft  begründeten   Situationen   vorführen,  was  am  meisten 
vom  Parisnrteile  gilt.    In  solchen  Situationen  die  Göttin  mit  einem  in  ihrem  Gultus 
bedeutsamen  Attribut  auszustatten,  war  kaum  passend  und  man  kann  daher  wohl 
sagen,  es  zenge  von  natürlichem  Takte  der  Vasenmaler,  daß  es  überhaupt  so  selten 
geschehn  und,  wo  es  der  Fall  ist,  in  einer  Weise,  welche  das  Attribut  als  Schmuck 
erscheinen  läßt.      Dies  ist  durchaus  so   in  den    sämmtlichen   rothfigurigen   Vasen, 
hüchstens   etwa  f  ausgenommen,    während  unter  den  schwarzfigurigen   Bildern  F, 
das  einzige  Parisurteil,  in  dem  Hera  den  Kalathos  trägt,  auffallend  genug  hervor- 
stieht,  w<^egen  die  Hera  in  G  dem  hieratischen  Typus  wenigstens  nicht  fem  steht 
uid  das  schöne  und  merkwürdige   farbige  Bild  N,  welches  auch   die  Göttin  völlig 
handlungslos  darstellt,  durchaus  den  Eindruck  eines  im  eigentlichen  Sinne  hierati- 
schen Bildwerkes   macht*),    in   welchem   symbolisch  bedeutsamer  und  aus  Cliltus- 
tndition   herstammender  Schmuck  vollkommen  am  Ort  ist.     Der  Herakopf  dieses 
Gemäldes  ist  es  denn  auch,  welcher  in  den,  ohne  Zweifel  Cnltustypen   entlohnten 
Heraköpfen  auf  Münzen  von  Elis,  Argos  u.  a.  Städten  seine  allernächsten  Analogien 
findet. 

Nächstdem  ist  mit  ein  paar  Worten  des  Scepters  zu  gedenken,   das  Hera 
in  den  schwarzfigurigen  Vasen  der  oben  stehenden  kleinen  Liste  allerdings  nur  aus- 
nahmsweise (I) ,  wohl  aber  in  anderen ,  obgleich  nicht  allzu  häufig  führt  und  auf 
^,  wenn  man  alle  Fälle  überblickt,  schwerlich  irgend  ein  Gewicht  zu  legen  ist. 
£her  könnte  man  sein  Fehlen  als  Regel  hinstellen,  während  sich  dies  in  den  roth- 
figurigen Vasenbildem  umkehrt,  in  welchen  Hera  nur   ausnahmsweise  (c,  i)  ohne 
^  Seepter  erscheint,    welches   sie  in   den  meisten  Fällen  gewiß  als  Königin  des 
Olympos  charakterisiren  soll,  ohne  diese  Bedeutung  immer  zu  haben.    Dies  beweist 
der  Umstand,  daß  auch  andere  Göttinen  mjt  demselben  Attribut  ausgestattet  sind, 
wenngleich   selten  in  solchen   Bildern,    in  denen  Hera  das  Seepter    führt.      Der 
Ueratischen  Hera  von  N  fehlt  dasselbe  natürlich  nicht  und  hier  ist  es  gewiß  auch  als 
Meutsam  aufzufassen.     Auf  die  Ausschmückung  des  Scepters,   welches  bald  als 
guz  schlichter  Stab  erscheint,  bald  mit  verschieden  gestalteten  Knäufen  versehn, 
ttur  selten  (N  und  a)  an   seinem   Schafte  (mit   einem   schräg  umlaufenden  Baude) 
ornamentirt  ist,  scheint  keinerlei  Gewicht  zu  fallen,  so  offc  anch  die  blumen-  oder 
Abwegs  granatapfel-  oder  apfelförmigen  Knäufe  in  früheren  Erklärungen  der  ein- 
z^en  Bilder  mit  mehr  oder  weniger  Nachdruck  als  bedeutsam  hervorgehoben  wor- 
den sein  m(^en. 

Wenden  wir  uns  zu  den  ungewöhnlichen  Attributen,  so  möge  es  erlaubt 
^in,  mit  dem  was  wir  in  Vasenbildem  finden  dasjenige  zusammenzustellen,  was 
^  anderweitig  überliefert  wird  und  bereits  früher  im  Einzelnen  seines  Ortes  be- 
^  worden  ist. 


a)  »Nach  einem  merkwUrdigcn  alten  Gottesbildoi  sagt  Wclcker,  Griech.  Götterl.  11.  8.  32S. 
Orerbeck,  Kanstmythologie.   III.  '^ 


M  I.  II18T    CllKKUiCUT  miKll  IJIK  KOnHTI,.  KNTWlCKKI.UNft  »KB  0K8TALT  RKK  HKKA. 

Untt;r  ilru  kun  llvm  in  Viis«iiliildoni  mil  ÜHrstclIungeii  des  PurisUrl«!!»  ^e- 
liflltviiMi  UcguiisUliidi'ii  ist  lue  einige  Male  in  den  rothfigurigen  Bildern  unaerur 
Liflt«  (u  und  g]  und  ebenxu  in  einigen  spfllerun  GeiuäldeD  vorkommende  frucbt 
um  HO  weniger  sicher  als  bedentsam  attributiv  zu  faSHOu,  je  weniger  gewiß  die 
Nfttur  dieser  Fruclit  sich  bestintmeu  litBt.  Sie  ist  mehrfach*)  als  Granatapfel  ge- 
deutet and  als  fUr  Hera  boxeich ueiides  Attribut,  welches  Jn  auch  l'{)lyklets  Statne 
in  der  llajid  hielt,  augeHprocheu  wurden,  doch  ist  die  vermöge  der  Blflthe  oder  des 
Kclehrostes  :iuf  der  Frucht  sehr  leicht  zu  buKeicIinende  und  auch  in  alten  Kunsl- 
wcrktni  sehr  bestimmt  hexeich uett^^  Furm  des  (irnnatapfels  iu  Jen  in  Rede  stehenden 
Bilderu  Nichts  weniger  aU  unsweifelbaft  gegeben  und  der  Qedunke.  es  sei  hier 
vielmehr  ein  Ajifel  oder  iiuch  eine  Quitte  gemeint ,  liegt  lüeht  ebi^n  ferner.  Nur 
iluß  man  siJiwerlieh  au  den  Erisapfol  wird  denken  dtlrfen  *'} ,  welcher  iu  der  KnoHl 
flberhaupt  erst  spüler  mit  Siclierhuit  uachgewiesen  werden  kaini'^}.  sondern  sich  viel- 
mehr an  die  hocIiEeitlicJie  Uedeutuiig  von  Qnitte  und  Apfel '')  %\\  halten  haben  wird. 
In  der  llaud  der  Hera  als  Ehegöttin  wdi-de  ein  solclies  Attnbut  einen  passenden 
Platü  linden  und  demnach  als  für  sie  bezeichnend  (wie  der  Granatapfel),  nicht  aus 
der  Situation  zu  erklären  sein. 

Ein  anderes  auf  Uuehzeit,  Liebe  und  b^hc  bezilglielies  Attrihut  der  Ileni  waren 
ühne  Zweifel  die  Sirenen,  welche  die  Göttin  in  dem  alten  Bilde  von  Pythodvros 
von  Theben  in  Koroneia  (s.  oben  8.  1 2j  auf  der  Hand  trug,  insofern  aus  deren 
auuh  sonst  naehweisbarum  aphrudiaisehen  Charakter  leicht  eine  Beziehung  anr  Ehe 
und  insbesondere  zur  Kindeniueht  liervorgehn  kouute*). 

Die  Ehegiittin  Hera  oder  genauer  die  Vorsteherin  der  Geburten  geht  femer 
unter  den  litterariach  überlieferten  Attributen  die  Schcere  an,  welche  ihr  altes 
Bild  in  Argoa  in  der  Hand  gehalten  haben  soll  (s.  obeji  8.  II).  Denn  die  Brkll- 
ruug  dioscH  Attribut«»  bei  den  spilteu  antiken  Autoren,  welche  von  demselben  redca 
[s.  eben  n.  a.  0.  Note  e),  ist  augenflchelulicb  und  uAuhgewieseuermaBen  falsch  n&d 
die  Beziehung  desselben  auf  die  Geburt,  dm  Abschneiden  des  Nabelstrauge«,  welche 
die  ueuero  Forschung  au  die  Stelle  gesetzt  hat')  dtlrftc  ohne  Zweifel  das  Hichtigr 
tretTon.  Als  Eiloithyia  galt  Hern  in  Argos  ja  uhneliin  [*.  oben  S.  I'.l).  Anf  HOnson, 
welche  Hera  mit  der  Scheuru  zeigen  soll  zurückgekommen  werden. 

Uie  LauEe,  welche  Hera'")  iu  dem  Vasenbilde  C  anstatt  des  Sceptert  in 
der  Uand  hält,  ist  nicht  leicht  zu  erklaren,   um  so  weniger  je  Ungewisser  die  Uea- 


von  Wclcker,  A]Ip  Uciikm.  V.  S.  »»41, 


*)  »a  fQt  die  Vüseiiliilder  v  und  i;  ua»ii 
No.  4B  und  50. 

b)  Wie  dina  Uethwd.   Ausvrl.  Vasenlib.  111.  ä   Uä,  inil  BetiehiuiK  auf  dw  Bild  g  Uiot. 

(!)  Ve^l-  Welck«,  Alte  Dcnkm.  V.  3  'AVi  f,  m.  linll  lien.isclier  IlildwerkB  S.  213  f. 
Note  TU;  wegen  des  Bildea  Nu.  &7  Akt  Wclvker'achen  Li»te  a.  Heibig.  Ann.  drL'  IiiM.  *nik 
18011  p.  4^(1  *q<j. 

d)  Vorgl.  Hermann,  Griech  PrivBlallcrlh.  2.  AiiH  von  r^iark  ^  .il  IM  und  il»  hier  toi» 
ueuvren  Dchiiften  »ngefuhrle. 

e)  Vorgl.  Stephaoi,  Compte-rond.  de  la  viioim,  imp.  uch,  pnut  I'anu6u  ISttß  S.  6Ü  nod 
«Ol  dicBor  im  weitem  Uiurang  tlber  die  Bedeutung  der  Sirentn  geiammelt  bot,  •.  aueli  Weldter. 
ütiech,  OAttcrl.  11.  S.  33ä  und  Tlo,  TU.  S.  t<>t  f.  :  nnders,  nbuc  iihwcrlivb  liohlig  dcuict 
Prullvr,  Driecli.  Hylhol   2.  Aufl.  I,  8,  135  Anin    1  dieso  Siruncn, 

fi  Welcker,  kleine  HohriRcn  III.  »  11)11  und  Säl  ,  Uriech.  Üültorl  I.  *.  3*1.  Prrll« 
■   ■   U.     Andin  Wwflelai  in  Pftuljra  Kealencyclop.  IV.  S   h&h  (Abuchnviditn  d«  Dnutlorkrl 


1 .  »IE  KMTWICKKLUNU  DER  GESTALT  DER  HERA  IN  DER  ALTERTUÜML.  KUNST.     35 

tuiig  des  gansen  Bildes  ist,  in  welchem  diese  Figur  vorkommt ^^j.  Wer  geneigt 
sein  mdehte,  an  den  Beinamen 'OitXoap.(a  zu  denken,  welchen  Lykophron*)  für 
Aigos  flberliefert,  der  wird  sich  zu  fragen  haben,  ob  dieser  Beiname  sich  nicht 
eher  auf  einen  Schild,  mit  welchem  die  Göttin  ausgestattet  gewesen  sein  mag^), 
als  aufweinen  Speer  beziehe  und  ob  der  letztere  allein  geeignet  erscheine,  den  ge- 
nannten Beinamen  bildlich  zu  vertreten  ^^).  Denke  man  hierüber  wie  man  will,  auf 
kernen  Fall  ist  es  gerathen,  eine  im  Übrigen  wenn  nicht  unzweifelhafte,  so  doch 
im  höchsten  Grade  wahrscheinliche  Hera  (s.  Anm.  22)  nur  deshalb  mit  einem 
andern  Namen  zu  belegen,  weil  man  den  in  Ueras  Hand  allerdings  ungewöhnlichen 
Speer  nicht  zu  erklären  vermag. 

Nicht  minder   zweifelhaft  ist  die   Bedeutung  des  Löwen,  welcher  der  Hera 
des  Parisurteils  L  vorangeht.    Welcker^)  bezieht  denselben  auf  die  Herrschaft  von 
Asien,  welche  Hera  dem  Paris  versprach,  falls   er  fOr  sie  entscheiden  würde  und 
beruft  sich   dabei   auf  die  Analogie  der   in  Gerhards  Antiken  Bildwerken  Taf.  33 
abgebildeten^)  Vase,  welche  ihrem  Stile  nach  nicht  mehr  in  die  obige  Liste  gehört. 
Hier  trägt  Hera  einen  klein  gebildeten,  liegenden  Löwen  auf  der  Hand  wie  Athena 
mea  Helm  und  Aphrodite  einen  Eros,  welchen  sie  Paris  darbietet  und  es  kann  in 
der  That   kaum   bezweifelt  werden,  daß  in  diesem  Falle  mit  diesen  Gegenständen 
die  symbolischen  Gaben  oder  Versprechungen  der   Göttinen  an  Paris  (Herrschaft, 
Kriegsruhm,  Liebe)  gemeint  seien.    Es  fragt  sich  aber,  ob  hiedurch  auch  das  ver- 
schiedene Vorkommen  des  Löwen  in  dem  schwarzfigurigen  Bilde  L  sich   erklären, 
ob  die  Analogie   sich   als   eine  wirkliche  anerkennen  lasse,  wie  Welcker  allerdings 
behauptet.    Und  das  ist  mindestens  zweifelhaft,  da  sich  die  Blume,  welche  Aphrodite 
and  die  Eule,  welche   Athena   nach  Welckers  Beschreibung   in  diesem  Vasenbilde 
tragen,  kaum  als  Ausdrücke  für  die  Geschenke  der  Göttinen  werden  erklären  lassen. 
Damit  soll  nicht  gesagt  sein,  daß  Preller®)  das  Richtige  treffe,  wenn  er  in  Bezie- 
bong  auf  den  Löwen  des  Bildes  h  an  den  homerischen  Vers  (II.  XXI.  483) 

erinnert  und  denselben  auf  die  Todesgefahr  bei  der  unter  Heras  Einflüssen  stehenden 
Gebart  beziehn  will ;  im  Gegentheil  für  diesen  Fall  scheint  das  aus  mehren  Gründen 
irrig  und  ob  eine  solche  Erklärung  die  Bedeutung  des  Bildes  L  treffen  würde  ist 
kaum  minder  zweifelhaft,  da  es  sich  in  demselben  um  Alles  eher,  als  um  Geburt 
oad  Todesgefahr  der  Gebärenden  handelt.  Man  müßte  das  Bild,  welches  leider 
Qaedirt  ist,  selbst  gesehn  haben,  um  entscheiden  zu  können,  ob  sich  der  Löwe  in 
demselben  nicht  am  besten  aus  orientalischen  Reminiscenzen  erklären  wird,  insofern 
^e  von  Pseudo-Lukian ')  mehrfach  mit  Hera  identificirte  f'HpTi  t]  AaaopfT])  syrische 
Oöttm  das  Löwenattribut  hat.  Denn  die  Erinnerung  an  die  Angabe  des  Tertullian  ') , 
^  Bild  der  Hera  habe  eine  Löwenhaut  unter   den  Füßen   gehabt,  was  auf  die 


a)  Ljcophron,  Alexandra  ys.  614;  ts.  858  geht  die  Lakinia  an. 

b)  Vergl,  Welcker,  Griech.  Götterl.  I.  S.  383. 
t)  Alte  Denkm.  V.  S.  388  vergl.  398. 

d)  In  m.  Oall.  heroischer  Bildwerke  Taf.  X.  No.  3  wiederholt. 

e)  Griech.  Mythol.  2.  Aufl.  I.  S.  135  Note  1. 
fj  Lucian.  de  dea  Syria  p.  451,  462,  477. 

g)  Tertull:  de   £oron.  7 ;    wegen   der   Glaubwürdigkeit    dieser  Angabe    vergl.    Welcker, 
^nech.  Götterl.  II.  S.  320  Note  und  siehe  unten  S.  43. 

3* 


36        I.  III8T.  ÜBEB8ICHT  ÜBER  DI£  KÜN8TL.  ENTWICKKLUNO  DER  GESTALT  DER  HERA. 

Feindschaft  gegen  Herakles  und  Dionysos  gedeutet  wird,  führt  kaum  weiter  und 
eben  so  wenig  der  Umstand,  daß  auf  samischen  Mfinzen^)  mit  dem  Herabild  auf 
der  einen,  ein  Löwenkopf  oder  dessen  Exuvien  auf  der  andern  Seite  verbunden 
ist.  Denn  diese  bloße  Thatsache  würde  ein  Unerklärtes  zur  Erklärung  eines  andern 
darbieten  und  an  eine  innere  Beziehung  des  Avers-  und  Reversbildes  dieser  Mttnzen 
zu  einander  ist  wohl  überhaupt  um  so  weniger  zu  denken,  als  dieselbe  Combination 
eines  Löwen  mit  anderen  Gottlieiten  (z.  B.  mit  Aphrodite  auf  Mttnzen  von  Rnidos^) 
sich  in  anderen  Münzen  wiederholt.  Auf  keinen  Fall  aber  ist  die  innerliehe  Be- 
ziehung, falls  eine  solche  dennoch  stattfinden  sollte,  bisher  erklärt.  Glaubt  man 
also  die  angedeuteten  orientalischen  Einflüsse,  welche  ja  bei  einer  bedeutenden 
Classe  altgriechischer  Vasenmalereien  zu  bekannt  und  allgemein  anerkannt  sind,  als 
daß  es  nöthig  wäre  sie  hier  näher  nachzuweisen,  welche  sich  aber  unter  Anderem 
auch  in  der  Beigesellung  von  Thieren  zu  mehren  Gottheiten  offenbaren,  glaubt  man 
diese  Einflüsse  im  vorliegenden  Falle  nicht  annehmen  zu  dürfen,  so  wird  man  die 
Welckerschc  Ansicht,  daß  in  dem  Löwen  bei  Hera  ein  Symbol  der  Herrschaft 
gegeben  sei,  wohl  als  die  vergleichsweise  wahrscheinlichste  anzuerkennen  haben, 
nur  daß  es  dann  wiederum  sehr  zweifelhaft  wird,  ob  man  dies  Thier  als  ein  wirk- 
liches Attribut  der  Hera  zu  betrachten  oder  vielmehr  dasselbe  wie  in  dem  als 
Parallele  angeführten  Vasenbilde  aus  der  Gesammtheit  des  dargestellten  Gegenstan- 
des, eben  wie  dies  Welcker  that,  zu  erklären  haben  wird. 


ZWEITES  CAPITEL. 

Wer  schuf  das  Idealbild  der  Heraf 

Die  Heradarstellungen   der  Blüthezeit  und   der  Naohblüthe  der 

griechischen  Kunst. 

Hom. 

jährend   das   diesem   entsprechende   zweite   Capitel  der   Kunstmythologie   des 
Zeus  überschrieben  werden  konnte :  das  Idealbild  des  Zeus,  der  Zeus  des  Phidi», 
insofern   es,    trotz   der   mannigfaltigen  Umwandelungen  des  Zeusideales   durch   die 
Hand  der  auf  Phidhis  folgenden  Künstler,   wahr  bleibt,  daß  Phidias  es  war,  welcker 
in   seinem   olympischen  Zeus   das   erste  vollendete   und    mustergiltige  IdealbUd  des 
höchsten  Gottes  aufstellte,  ein  Bild  von   so  zwingender  Wahrheit  nnd  VoUendini^, 
daß  Dio  Chrysostomus^)  von  ihm  sagen   konnte,  Niemand,  der  es  geaehn,  ktae 
sich   leicht  von  Zeus  eine   andere  Vorstellung   machen,  womit  andere  Ausaprflebe 


a)  Siehe  Mionuct,  Descript.  III.  2S0  sq.   137—151..     ' 

b)  Siehe  Mionnet,  a.  a.  O  339.  202  sqq. 

e)  Dio  Chrysost.  Orat.  XII.  53  p.  241  Empcr.  cu  U  ^e  (Phidias)  l«x"'  ^^  ^^ 
xrti  5*^v£Xe^;  t9)v  'KXXdSa  rpd»Tov  freixa  to^c  <JXXoi»c  xtp^e  t<m  «pdojAiTi,  ^e9Tc£oiov  wl  Xa|i«p' 
dnohti^m,  (I)c  |XT]^£va  tws  {o^vtwv  oö^av  ixipns  ixt  Xaßciv  j^^^toc* 


2.  DOS  H£BADAR8T£LLUNG£M  DKR  BLÜTUE-  UND  NACilBLÜTHEZElT  D.  GR.  KUN8T.        37 

dem  Wesen  nach  übereinstimiDeD,  sind  wir  nicht  im  Stande  den  Urheber  des  ersten 
vollendeten  und  mnstergiltigen  Idealbildes  der  Hera  mit  gleicher  oder  nur  annähernd 
ihnlicher  Bestimmtheit  zu  nennen  und  es  muß  mit  allem  Nachdrucke  darauf  be> 
standen  werden,  daß  dieses  Capitel  zu  uberst  nur  mit  der  Frage  nach  dem  Urheber 
des  kanonischen  Ideales  der  Hera  überschrieben  werden  konnte.  Und  während  bei 
Zeos  diejenigen  Künstler ,  welche  nach  Phidias  liauptsächlich  .au  der  Erneuerung 
and  Fortbildung  des  Idealtypus  thätig  gewesen  sind,  in  einem  eigenen  dritten 
Capitel  znr  Obersicht  gebracht  werden  konnten,  müssen  die  Künstler  der  Blüthe- 
seit,  welche  Hera  darstellten,  gleich  alle  in  diesem  zweiten  Capitel  besprochen 
w^en,  •  weil  keinem  von  ihnen  ein  überwiegend  maßgebender  Einfluß  auf  die  Ge- 
staltong  des  Idealtypus  dieser  Göttin  von  vom  herein  zugesprochen  und  eben  so 
wenig  ein  bestimmender  Einfluß  einem  derselben  von  vom  herein  abgesprochen 
werden  kann. 

Diese  Behauptungen  stehn  freilich  un  Widerspruch  mit  dem  was,  ob  noch  in 
der  Gegenwart  mag  dahinstehn,    aber  jedenfalls  mit  dem  was  bis  vor  gar  nicht 
lange  verflossener  Zeit  so  ziemlich  allgemein  als  ausgemachte  Wahrheit  galt.    Denn 
es  war  durchaus  gewöhnlich  geworden,  auf  die  Frage:   wer  schuf  das  Ideal  der 
Hera?  ebenso  mit  dem  Namen  des  Polyklet  zu  antworten  wie  auf  die  entsprechende 
Frage  bei  Zeus  mit  dem  des  Phidias.    Allerdings  hat  die  Bestimmtheit  dieser  Ant- 
wort m  der  neuesten  Zeit  in  bemerkenswertlier  Weis^  abgenommen  und  man  dürfte 
sie  von  keinem  derjenigen,  welche   mit  den  neueren  Untersuchungen  und  Erörte- 
nmgen  vertraut  sind,  jetzt  noch   mit  derselben  Unbefangenheit  geben  hören,  wie 
äe  Mher  schlankweg  gegeben  wurde;    es  wird  aber  die  Aufgabe  dieses  Capitels 
und  der  beiden  folgenden  sein,  nachzuweisen,  in  wie  hohem  Grade  berechtigt  jene 
Zurflckbaltung  in  der  Beantwortung  der  Frage   nach  dem  Urheber  des   classischen 
Heraideales  m  der  That  sei. 

Beginnen  wir  damit,  darauf  aufmerksam  zu  macheu,  daß  die  Frage:  wer 
schuf  das  Idealbild  der  Hera?  zwei  Theile  umfaßt  und  erst  dann  als  gelöst  be- 
frachtet werden  kann,  wenn  auf  diese  beiden,  mit  einander  auf  das  engste  und 
^trennbarste  zusammenhangenden  Theile  die  Antwort  gegeben  werden  kann. 
^nkn»  nämlich  handelt  es  sich  dämm  den  Namen  des  Künstlers  zu  kennen,  von 
Welchem  etwa  der  kanonische  Idealtypus  der  Hera  in  dem  Sinne  begründet  worden 
Wäre,  wie  derjenige  des  Zeus  von  Phidias  und  zweiti^ns  müssen  wir  wenigstens  mit 
^em  Maße  von  Sicherheit,  welches  uns  für  den  Zeus  des  Phidias  die  beiden  elelfschen 
Hauen  (s.  Bd.  II.  S.  35  f.,  Münztafel  I.  No.  31,  MUnztafei  II.  No.  4)  in  die 
Hand  geben,  wissen,  wie  beschaffen  dieser  Idealtypus  war,  um  danach  ermessen 
>Q  tonnen,  in  welchem  Verhältniß  derselbe  zu  den  erhaltenen  Idealdarstellungen  der 
Qöttm  stehe ;  denn  ohne  diese  zweite  Wisscuschaft  bleibt  die  Nennung  eines  Künstlcr- 
oamens  ziemlich  werthlos,  eiteler  Schall. 

Nun  könnte  man  freilich  sagen :  wissen  wir  einmal,  daß  der  und  der  Künstler 
den  Idealtypus  der  Hera  als  den  kanonischen  feststellte  oder  daß  er  das  erste  voU- 
^iMlete  und  mustergiltige  Bild  der  Göttin  schuf,  so  folge  daraus,  daß  wir  sein  Werk, 
^  was  er  erreichte  und  dessen  Einfluß  in  dem  zu  erkennen  haben,  was  im  Hera- 
ideal  eben  kanonisch,  typisch  sei  oder  was  wenigstens  die  gemeinsame  Grundlage 
^^  erhaltenen  Darstellungen ,  trotz  allen  in  denselben  vorliegenden  Verschieden- 
heiten, soweit  diese  nicht,  wie  bei  Zeus,  auf  nachweisbar  besonderen  Cultusanschau- 


38        I.  BIST.  rWERBICHT  TBEK  DIE  XPNSTL.  ENTWlCKELUNfi  [»EH  flESTAl-T  Hl'R  llER.l. 

uDgen  bonihen.  bilde,  mit  einem  Worte  in  denjenigen  Elementen  der  OeeUltimg. 
welche  uns  in  den  Stand  setzen,  eine  Darstellung  der  Hera  uberhiiiipt  zii  erkennen 
imi]  von  der  Darstelinng  einer  andern  Göttin  zu  unterscheiden.  Dies  scheint  in 
der  Tliat  als  lugischer  SchlaB  aus  dem  We»en  nnd  Begriffe  des  kanonischen  Ideiil- 
typus  zu  fließen,  so  wie  diesen  Begriff  grade  in  Beziehung  auf  das  in  Frage  atchemle 
Ideal  der  Hera  mit  aller  SchXrfe  nnd  Klarheit  Bninu ')  ansgesproolien  bat  in  den 
Worten:  dicendn  che  Policleto  dett«  il  vero  ideale  di  Giunone  null'  altro  si  vuol 
intendere,  se  non  che  egii  per  il  primo  effigift  !a  dea  in  tale  con- 
formitA  colla  intinia  natura  di  lei,  che  altri  doppo  di  lui  da  qnel 
prototipo  non  potev&no  allontanarsi,  siccome  da  modello  nun  arbi- 
trarie,  ma  noeessario.  Und  doch  stehn  diese  Worte  in  einem  Aufsatz,  in 
welchem  Brunn  darauf  ausgeht,  den  von  Polyhlet  angcblirb  festgestellten  Idealljpns 
der  Hera  in  einer  Büste  (der  Farnesischen  in  Neapel,  st.  unten  Cap.  IV.  No.  \\ 
nachzuweisen .  welche ,  wenn  sie  unter  den  erhaltenen  Daratellungen  der  Gßttin 
auch  nicht  völlig  vereinzelt  dasteht,  insofern  von  ihr  einige  Wiederholungen  (Copien, 
s.  a.  0.  No.  1  a.  b.  e.)  nachweisbar  sind,  dennoeli,  wenn  man  so  sagen  darf,  sich  auf 
dem  einen  Äußersten  Flllgel  der  ganzen  Keihe  befindet  und  bei  der,  nach  Allem 
was  neuerdings  Ober  dieselbe  geschrieben  worden  ist,  d()ch  noch  genau  und  unbe- 
fangen untersucht  werden  muß,  in  wie  weit  die  In  ihr  gegebenen  bestimmenden 
Züge  die  Grundlage  der  weitaus  grüßten  Mehrzahl  der  erhaltenen  Darstellungen 
der  Göttin  bilden  und  in  welchem  Maße  diese  sich  aus  jener  ableiten  lass«*n ,  in 
wiefern  also,  falls  sie  in  der  Thnt  unter  allen  erhaltenen  Darstellungen  dem  Origi- 
nale Polyklets  am  nächsten  steht ,  dieses  Original  als  das  maßgebende  Miigtrrhild 
in  dem  von  Brunn  entwickelten  Sinne  gelten  könne. 

Es  wird  wohl  schon  hieraus  allein  hervorgehn ,  wie  wünschen sw er Ih ,  ja  wie 
nothwendig  es  sei,  auf  die  Frage  :  wer  schuf  das  Ideal  der  HeraT  nicht  hhi«  mli 
einem  Künstlernamen  zu  antworten,  sondern,  so  weit  dies  nur  irgend  mOgUeh  i^t. 
auch  mit  dem  Nachweise,  wie  beschalTen  dieser  Idealtypus  gewesen  sei 

Dazu  kommt  aber  sofort  nocli  ein  Anderes.    Auch  wenn  es  t-ich  nur  um  den 
Künstlernamen  handelt  ist  nicht  erst  seit  der  allerneuesten  Zeit  die,  neuerdings  sieh 
allerdings  immer  mehr  versMrkende  Ansicht  aurgot«ucht,  es  möehte  das  Heraideal, 
wie  wir  es  als  typisch  und  kanonisch  kennen,  nicht,  wie  dasjeuige  des  Zeus  hanpt — 
sXehlirli  aus  dem  Geist  und  der  Hnnd  des  Phidias.  aus   dem  Geist  und   der  llaniAi 
eines  Meisters  hervorgegangen,  sondern  neben  und  nach  diesem  ein  zweirer  mnlt^H 
oder  weniger  weBentlicli    an   der   Feststellung   und  Ausbildung   demselben    ln-th eilig—  ■ 
gewesen    sein.     Um  eoncret  zu   sprechen  :    wahrend   die   allgemeine   Meinung  (t^^m 
einstimmig  bis   zur  neuesten  Zeit    dem  Polyklet  die  Urheberschaft  des  kanonjaoht^^m 
Ideales  der  Hera  zusprach^''],  ist  neuestcus  vou  mehr  als  einer  Seile i'')  neben  l^^j- 
lyklet   insbesondere  Prmiteles  als  an  demselben  betheiligt  genannt  worden      ~Ha 
wiefern  und  in  welchem  Grade  dies  der  Fall  gewesen  sei,   ist  also  zu  untersuche:^»  ,- 
aber  auch  hierbei  darf  nicht  stehn  gebliehen  werden ;  kann  man  nach  antiken  Zeug- 
nissen  einmal    nicht    mit  Bestimmtheit    aussprechen,   daß  Polyklet  das  llcraideal     fo 
seinen   dauernden  nnd  wesentliehtrn   GriuidzflgCn   feststellte  —  und  man  kann    «ta« 
nicht,   wie   weiterhin    gezeigt  werden   soll   — ,    so   tritt  nicht  allein  PriaileleSj 


2.  DIE  U£RADAR8TEIJLUN0£N  DER  BLÜTHE-  UND  NACUBLÜTUEZEIT  D.  GU.  KUNST.       39 

treten  mdglichel^eise  »uch  noch  andere  Künstler  mit  Ansprüchen  auf,  die  man 
ohne  Weiteres  nicht  abweisen  kann.  Es  wird  also  auf  eine  allgemeinere  historische 
Untersuchung  über  die  Künstler  der  Blttthe-  und  Nachblüthezeit  ankommen,  welche 
sieh  mit  Darstellungen  der  Hera  befaßt  haben,  und  darauf,  zunächst  ganz  objectiv 
zorasehn,  was  wir  von  jedem  dieser  Werke  wissen  und  über  den  Kunstcharakter 
der  betreffenden  Meister  feststellen  können,  um  danach  zu  ermessen,  welchen  An- 
tiieil  ein  jeder  derselben  an  der  Ausbildung  des  Heratypus  gehabt  haben  und  wie 
sieh  sein  Werk  zu  den  auf  uns  gekommenen  Darstellungai  der  Göttin  —  zu  allen 
oder  zu  einzelnen  —  etwa  verhalten  möge. 

Den  Reigen  zu  ftlhren  haben  der  große  Phidias  und  dessen  Schule ^7).    Frei- 
lieh ist  eine  Herastatue  von  der  Hand  des  Meisters  durch  Tzetzes*)  zu   schlecht 
beiengt,  als  daß  wir   auf  diese   Nachricht  irgendwelche  Schlüsse   bauen  könnten, 
^e  Beliefdarstellung  der  Göttin  aber,  und  zwar  am  Bathron  des  olympischen  Zeus, 
wo  sie  mit  Zeus  gruppirt  war,  verbürgt  uns  Pausanias^),  leider  ohne  nähere  An- 
gaben über  dieselbe  zu  machen.     Glücklicher  Weise  aber  tritt  nun  hier  ergänzend 
die  Mittelgruppe  des  östlichen  Parthenonfrieses  ein,  welche  Hera  neben  Zeus  thronend 
ond  neben  beiden  Nike  darstellt  (s.  Atlas  Taf.  I.  No.  7  2^].     Denn  ohne  zu  be- 
lumpten,  daß  diese  Darstellung  für  die  in  Olympia  in  mehr  als  in  den  allgemeinen 
Idealzfigen  maßgebend  sei  und  die  genaueren  Erörterungen  über  das  Verhältniß  des 
Parthenonfriesos  und   seiner  verschiedenen  Theile  zu  Phidias'  Erfindung  oder  aus- 
füllenden Hand  bei  Seite  lassend,  kann  man  die  hier  in  Rede  stehende  Hera  doch 
vohl  mit  voller  Sicherheit  als  eine  Normaldarstellung  der  Göttin  aus  der  Zeit  und 
Schule  des  Phidias  bezeichnen,  der  folglich   auch   im  Wesentlichen   das  Relief  in 
Olympia   entsprochen    haben  wird.     Nun  ist  die  Hera  im   Parthenonfrieee    leider 
grade  am  Kopfe  zu  sehr  verstoßen,  als  daß  wir  über  ihren  Gesichtstypus  ein  ge- 
naaes  Urteil  gewinnen  könnten,  sagen  läßt  sich  nur,  daß  der  Gesammtumriß  des 
oiit  schmalblätterigem  Laube  bekränzten^)  Kopfes  und  Gesichtes,  welcher  ein  regel- 
mäßiges und  volles  Oval  darstellt,  sich  mit  den  falligen  und  doch  schlanken  Forn^en 
des  Körpers  in  schönster  Übereinstimmung  befindet ,  während   sich  in  eben  diesem 
Körper  die   Göttin  als  das   dem  neben   ihr  thronenden  gewaltigen  und  an  Größe 
überlegenen  Zeus  durchaus  ebenbürtige  uud  seiner  würdige  Weib  darstellt.    Bekleidet 
ist  sie  mit   dem  einfachen ,  fein-  und  reichfaltigeii ,    dorischen   Chiton  mit  langem 
Überschlag,  welcher  auf  den  Schultern  gespangt  den  Hals  und  die  schönen,  üppigen 
Arme  nebst  den  Schultern  und  einem  kleinen  Theile  des  linken  Oberköi^pers  nackt 
sehn  läßt,   die  Arme  der   homerischen   XeoxoiXeyo«; ^  welche   hier   in    feinsinnigster 
Motivirung   der  Bewegungen   offenbar  beide   in  verschiedenen  Stellungen  gleichsam 
zur  Schau  gestellt  oder  auf  die ,  als  charakteristisch  für  die  Göttin ,  der  Blick  des 
Betrachters  gelenkt  wird,  während  der  volle  Busen   keusch  verhüllt  bleibt.     Das 
Bewegungsmotiv    der  Arme   aber    ist  die   Handhabung    eines    großen    und    weiten 

a)  Tzetz.  Chiliad.  Vlll.  329:  jjuaxpöv  iori  vOv  Hftis  |j.(n  xd«  to6tou  yetpoup^w«. 

Ov£<pavTivrjV  'AOtjvöIv  v^s  is  'AOrjvaic  oüoav,  .... 

%a\  T^v  yaXx"^v  TTjv  'AOtjvav,  T-^jv'Hpav  te  6(jlo((u;  xtX. 

b)  Paufian.  V.  II.  8:  M   hi  toO    ßaOpou  xoO  xiv  Äpövov  xe  dsiy osxoi ypuod  i:oii\- 

f*^Ta,  dvaPeßTjXcJK    M   Äpp/i  "HXto«,  xai   Zc6;x^   doxt   xal"Hpa  (xal  "Htpaioxo«),  itapd  ht 
•^'^iv  Xfifpt^  xxX. 

c)  S.  Michaelis,  Der  Parthenon  S.  255. 


411 


[.  IIIST    CltliKSICHT  VlIKR  UIC  KÜN8TL.  KNTWICKKLrNU  OEB  (lEHTAI.T  UFJt  HEfiA. 


Schl«iertuchea  ^"} ,  welolie»  »uf  tlom  Haupte  der  Gdttiu  nilit  uiid  das  de  mit  der 
Kochten  niedrig  nm  äauint»  gi^faßt  hat  und  mit  der  gegen  Zeua  erhobenen  Linltcn  kds- 
breitct.  gleich  als  wollte  sie  vor  ilini  ihre  ganze  Schdohcit  enthüllen.  Es  i»t  aiier 
dieuir  Schleier,  so  sehr  ein  soklicr  der  Matrone  schlechthin  nach  nttischen  Vor- 
stellungen zokummen  mag,  t^in  aua  dum  Cnltus  nnd  aus  der  altem  Kunst  von  dem 
Meister  dieser  Darstellung  lierObergenunimeuea  oder  beihehalteues  cbarakl«riatiBcbes 
StUck  von  tleraa  Ausstattung,  dessen  Lüftung  und  Ausbreitung  hier  iuitnerhin  au 
die  bräutlioben  ävaxaXuirrr]pia ']  and  damit  weiterhin  an  die  Summe  und  den  In- 
bcgritr  der  Uerareügion,  die  beilige  Ehe  mit  ZeUB,  erinnern  mag,  Faßt  man  Alles 
znsamraen,  so  wird  man  ohne  Zwüifel  ziigeätehn .  daß  in  diesem  Keliof  ein  Ideal- 
bild der  Hera  gegebeu  sei,  das,  mag  es  nicht  das  denkbar  hÖchBto  sein,  doch  als 
ein  solches  nicht  aHein  von  großer  Schönheit  der  Form  uud  von  charakteristiBebem 
Ausdrucke,  sondern  auch,  ohne  mit  der  Oherlieferimg  Älterer  Kunst  zu  brechen, 
von  großer  Originalität  der  Erfindung  bezeichnet  zu  werden  verdient. 

Vuu  um  so  größerer  Bedeutung  ist  es  daher,  dasselbe  sich  in  dem  wesentlich 
derselben  Periode  und  Schule  angehörenden '")  östlichen  Friese  des  a.  g.  Thoscion 
in  Atlieu**)  in  den  hauptsächlichen  und  bostimmeudun  Zügen  wiederholen  zu  sehn. 
Denn  daß  die  hier  zwischen  Zeus  und  Atliena  sitzende  Göttin  (s.  Atias  Taf.  IX. 
No.  2!))  Qera  sei,  kann  in  keiner  Hinsieht  zweifelhaft  sein,  Sie  zeigt  sich  wie 
jene  im  Purthenoufries  in  hlulieudan  matronalen  Formen  und  ist  in  ülinliulier  Weise 
verschleiert,  indem  sie  einen  Tlieil  des  Uimation ,  welches  ihre  Beine  und  ihren 
linken  Arm  omLUllt,  Ober  den  Kopf  gezogen  hat.  Und  obwohl  sie  etwas  verschie- 
den ,  nimlicli  mit  einem  Ärmelcbitou  bekleidet  zu  sein  scheint ,  stellt  sie  doch, 
Xliulicli  wie  die  Hera  am  Parthenonfriese  beide  Arme,  so  wenigstens  den  einen, 
rechten  zur  Schau,  indem  sie  ilin,  zu  Atheua,  wie  jene  zum  Zeus,  hemmgewandt, 
in  einer  Art  erhebt,  welche  seine  schönen  und  üppigen  Formen  bis  über  den  Ellen- 
bogen hinauf  zur  vollsten  Geltung  gelangen  läßt.  Je  mehr  Übereinstimmung  diese 
beiden  Iteliefbil düngen  der  Hera  an  attischen  Mouumenten  der  perikleischen  Epoclte 
haben,  um  so  weniger  wird  man  zweifeln  dürfen,  daß  wir  in  ihnen  die  Nurni  der 
künstlerischen  Idealauffassung  der  Otfttnn  aus  diesem  Zeitalter  und  kurz  vor  dem- 
jenigen, wo  Polyklet  sein  argivisches  Idealbild  vollendete,  vor  uns  haben.  Und 
wenn  man  sagen  wollte,  in  der  verschleierten  Matrone  dieser  attischen  Uaratellungon 
trete  uns  mehr  das  eheliche  Weib  des  Zeus  als  die  Königin  des  Olympos  entgegen, 
so  darf  vielleicht  daran  erinnert  werden,  daß.  wenngleich  uns  eine  attische  llcn 
Ba9iXei<s  boKeugt  wird"),  deuuoch  der  Cultiis  der  "Hpa  TeXfi(i  und  der  lepu;  y*')*'^ 
in  Athen  eine  bei  weitem  liberwiegende  Bedeutung  Latte''). 

Nichts  NAhores  wissen  wir  von  einer  angeblich  aus  der  Schule  des  Pkidia«, 
vou  Alkamenos  nämlich,  herrUbrenden  Statue   der  Hera,  jener  Statue  in  wueni 


Wckkct,  Archiiool.  Zoilung  von   ISSl  S. 


>)   Verif).  Huller,    Uuidb    { 
|l«!^l  S.  m   f.,  ClTioch.  GDttcrlohi 

h)  Stuart,  Anliquitim  of  Atlion*  Vnl.  III.  di.  I.  pl.  lä,   wiederholt  in  iloa  Ueaki 
Kuiuit  I.  No.  IIMI  und  in  rn.  Ocsoh.  d.  Rticch.  Plaal.  2.  AuB.  I.  ü.  3liT  Fig.  64. 
c)  a«i  I'talon,  Chftrm.  p.    Iii3,  »urgl.  WirliAijr.  (Irieth   OöHcrl.  II,  8   3J3 
Di«  BmiUI«  In  Ari*lap1i.  VARuln  v>.  1  US  1t   riaiTIo  vuu  ihr  cinuri  NaubkUng 
1  VcrRl.  Wclcker  n.  *.  n   S   al7,  (ii-rhutd,  Oricch    Myiln.l.  $  U 
Faulja  Hoükncyclirp.  IV  R.  am 


2.  DIE  HESADAB8TELLUMGEN  DER  BLÜTH»  UND  NACUBLÜTHEZEIT  D.  OR.  KUN8T.   4 1 

von  Ifardonios  verbrannten  und  dann  von  den  Athenern  in  Trümmern,  wenigstens 
ohne  Thflren  nnd  Dach,  liegen  gelassenen  Tempel  zwischen  Athen  nnd  Phaleron, 
von  der  Pansanias*)  sagt,  das  von  ihm  gesehene  Bild,  wenn  es,  wie  man  sage, 
ein  Werk  des  Alkamenes  sei,  wäre  dann  wohl  nicht  von  dem  Med^r  beschädigt 
worden ;  ja  die  ZurückfÜhmng  dieses  Werkes  auf  Alkamenes  wird  durch  Pausanias 
Worte  nieht  wenig  zweifelhaft^^)  und  sein  höheres  Alter  nicht  unwahrscheinlich. 

Gleicherweise  unbekannt  ist,  wie  gestaltet  die  von  Pausanias^)  erwähnte  Hera 
in  dem  Relief  des  goldelfenbeinemen  Tisches  in  Olympia  von  Kolotes,  einem 
EfinsÜer  ans  Phidias'  Genossenschaft  gewesen  sei  und  wir  können  nur  feststellen, 
daß  auch  sie  zunächst  mit  Zeus  und  weiterhin  mit  der  Göttermutter,  mit  Hermes, 
Apollon  und  Artemis  zusammengestellt  war  in  einer  Composition,  deren  Sinn  und 
Bedentang  wir  kaum  noch  festzustellen  vermögen^). 
Und  somit  gelangen  wir  zur  Hera  des  Polyklet. 

Unsere  erste  Aufgabe  wird  sein,  festzustellen,  was  wir  aus  antiken  Zeugnissen, 
nnächst  litterarisehen,  über  diese  Statue  wissen. 

Die  einzige,  einigermaßen  positive  Beschreibung  derselben  verdanken  wir  Pau- 

simas^),  ans  dessen  Worten  sich  Folgendes  ergiebt.     Die  Göttin,  von  Gold   und 

Elfenbein  gebildet,  war  thronend  dargestellt  und  von  bedeutender  Größe ;  ihr  Haupt 

mngab   ein  Stephanos,   auf  welchem  die  Chariten  und  Hören  in  Relief  dargestellt 

waren,  in  d^r  einen  Hand  trug  sie  einen  Granatapfel,  mit  der  andern  hielt  sie  das 

8cq[>ter,  auf  dessen  Spitze,  mit  Beziehung  auf  den  Mythus  von  dem  Abschluß  ihres 

Ehebftndnisses  mit  Zeus,  ein  Kukkuk  saß,  welcher,  um  dies  gleich  hier  einzufügen, 

noch  ein   zweites  Mal  bezeugt  wird^).     Neben   ihr  stand  ^  gleicherweise  von  Gold 

und  Elfenbein  von  der  Hand   des   Naukydes  gebildet.    Hebe,   welche  jedoch  zu 

Pausanias*  Zeit  entfernt    gewesen   zu  sein   scheint,    da   er  von  ihr   nur   wie   von 

Hdreosagen  redet. 

Von  den  übrigen  antiken  Schriftstellern,  welche  die  Hera  des  Polyklet  erwähnen, 
Mngt  der  einzige  Maximns  von  Tyros^),  außer  daß  er  das  Thronen  bestätigt,  noch 


a)  Pftosan.  I.  J.  45.  "Eon  he  xaTci  t^v  656v  rf^v  d«  'AtHjva;  i%  OaX-^ipou  vaöc  "Hpa;  oJke 
^P«;  ^)^wv .  oüke  ^po^ov*  Map^övi^v  cpaotv  airov  d|j.Trpfjoai  xov  FoDßpuou.  xo  hk  d'^akiLi  xö  vuv 
H,  xaftd  X^oüoiv,  ^AXxdfjidvou«  doxiv  fp^ov*  oux  av  xo^6  -^e.  h  M-^^iOC  e.\r]  XeXojßrjfxdvoc 

b)  Pausan.  V.  20.  2.  if)  xpeÜTtfiCi  Se  £X£?pavro;  [kh  Treirolrjxai  xa\  ypuoou,  KwXcäxo'j  hi  eoxtv 

kv^ {£|ii7CpoöO€v)  itai  *Hpa   r.n\  Zeu«   %ol\   Oewv  M^xTjp   xal  'Epfx-^c   xai  'Att^XXwv   |Jiexd 

Aptifuoo^  TTCTrotrjxat. 

c)  Vergl.  unten  zum  Mythus  vom  Upoc  -fdffjio«. 

d)  Pausan.  II.  17.  4.  xö  58  dfrik[La  x^;  11  pa«  M  Bpövou  xa^r^xat  \u^i%ti  (x^y**»  XP^'^^ 
1^X11  IX£<pavxo;,  rioXuxXetxou  oe  Ip^ov  fircoxt  hi  ol  ox£^avo;  Xdpixa?  iyjio'^  xal  "Qpotc 
6rEip|ao|i£vac,  %aX  xwv  yetp&v  tq  p.iv  xapTröv  ^ipei  Jiotac,  ttq  ob  ox-^irrpov.  xd  [xev  o'jv  i^  x^,v 
^,  dii:ofpT|XÖxepo«  y^P  ^^^^  ^  Xö^o«,  dtpebOo)  p.oi.  x6x-m-^ol  hk  iid  xqj  oxtjTtxptp  xaÖ"^ai)o{ 
?««,  Xfjfovxec  TÖv  Ala,  Zrt  ^jpa  i:apd£vou  x^;  "Hpa;,  d;  xouxov  xöv  ^pvida  dXXa^f^vat,  xi?jv  hk 
^  TM-ptos  ^päoai.  xouxov  xöv  Xö^ov,  xal  8oa  dotx^xa  etpTjxai  Trepl  demv,  oux  dl7:ooey«5pievo^ 
TP^?«.  Ypd^eti  hi  o^hh  i^aaov.  5.  Xd^CTai  hi  iiapeox7]xivat  xTQ^Hpqt  xdyvTj  NauxuBou;  «Y'xXfxa "HßT);, 
'^^^«vTo;  xai  xoOxo  xa\  ypuaou. 

e)  Schol.  Theocrit.  Id.  XV.  64  (vergl.  Jahn,  Die  Entführung  der  Europa  auf  ant.  Kunst- 
«wikmalem  S.  29  Note  1 ) :  m\  itap'  *ApYe(otc ,  ou  ia^y^^**  '^^^  'EXXi^vwv  xipLfiioiv  xi?jv  fteöv ,  x6 
^T'^fw  xfj^  Tipa«  dv  xcj)   vaqi  xaÖi^pixvov  dv  i^p^vcp  xiq  ycipl  iytt  oxfJTrrpov  xoX  in  auxtji  x4xxu|. 

0  Maxim.  Tyr.  Diss.  14.  6.  ''Hpav  IBetgcv  'Ap^eloi«  IloXOxXetxoc  Xeux(6Xevov,  £Xe- 
''^^'^rX'"^!  e'J&i«'^,  eOclixova,  ßaoiXtxi^v,  I5pu|iivt]v  iitl  XP'<>^^  ftpövou. 


42         I.  UI8T.  ÜBERSICHT  ÜBER  DIE  KÜN8TL.  ENTWICKELUNG  DER  GESTALT  DER  HERA. 

einige  m.  o  w.  greifbare  Züge  des  Bildes  bei  oder  gebraucht  von  ihm  Worte,  welche 
sich  zur  Vergegenwärtigung  verwenden  lassen,  indem  er  die  Göttin  nämlich:  weiß- 
armig,  schönaugig  oder,   je  nachdem  man  das  Wort  euamK;  verstehen  will,  schön 
von  Antlitz^)  und  schön  bekleidet  sowie  königlich  nennt.    Denn  von  diesen  Worten 
weist  das  »weißarmig«  (Xeuxa>Xevo(;  ^  durch  iXs^avTOTnjj^o;  ^  auch  wenn  es  sich  nnr 
auf  das  Material  bezieht,  verstärkt)  auf  eine   irgendwie  nachdrückliche  Heraosbil- 
dnng  der  schönen,  wir  können  zunächst  nicht  sagen  wie  weit,  nackten  Arme  der 
Göttin  hin,  ähnlich  der,  welche  wir  in  den  beiden  attischen  Reliefen  vom  Partiienon 
und  vom  Theseion  kennen  gelernt  haben.     Wenn  wir  ferner  mit  dem  Zeugniß  flir 
die  schönen  Augen  oder  das  schöne  Antlitz  der  Göttin  (eudnuc;)  in  seiner  Allgemein- 
heit nicht  eben  viel  anfangen  können ,  ist  die  Hervorhebung  ihrer  schönen  Beklei- 
dung (eu£t{io>v)  schon  wichtiger,  in  sofern  sie,  da  das  Bekleidetsein  an  sich  selbsi- 
verständlich   ist,  wahrscheinlich   macht,    daß   die  Gewandung   mit  einem  gewissen 
Nachdruck  und   in   charakteristischer  Weise  schön  und  prächtig   durchgebildet  ge- 
Wesen  sei.     Dies  wird ,   in  gewissem  Sinne  wenigstens  und  insofern  man  auf  ein 
derartiges  Zeugniß  überhaupt  Werth  legen  darf  und  will,  durch  das  Epigramm  des 
Parmenion^)  bestätigt,  welches   sagt,  Polyklet  habe  von  dem  Körper  seiner  Hera 
gezeigt,    was  sterblichen  Augen  zu  sehn  erlaubt  sei,  die  Reize  unter  den  Falten 
der   Gewandung  seien   dem   Zeus  vorbehalten.      Denn   nimmermehr   darf  man  das 
Wort  xoXiroi  von  dem  Busen  der  Göttin  verstehn,  wie  dies  Böttiger  in  s.  »Andeu- 
tungen« 8.  125  allerdings  that,  der  meinte,  der  Busen  der  polykletischen  Hera  sei 
enthüllt  gewesen   und   das,  was  Zeus*  Augen  vorbehalten  bleibe,  habe  unter  dem- 
selben  begonnen,   aber   sich   selbst  in   seiner   »Kunstmythologie«  H.  S.  314    stBl- 
schweigend  berichtigt ;  es  wird  hier  vielmehr  auf  eine,  nnr  etwa  den  Hals  nnd  die 
Arme  nackt  lassende  Tracht  hingewiesen ,  wiederum  ähnlich  der ,  welche  die  atti- 
schen Reliefe  zeigen.     Endlich  darf  man  bei  Maximus  Tyrius  auch    das  anf  holie 
Würde  und  Majestät   der  Erscheinung  liinweisende  Wort  paodixTj  nicht   flberseho, 
welches  bei  einem  seine  Worte  so  gut  wählenden  Schriftsteller  nicht  ohne  Gewicht  irt. 
Hiermit  sind  die  Angaben  über  die  Gestaltung  des  Idealbildes  der  Göttin  bereits 
erschöpft ,    denn    für   diese   gewinnen  wir   Nichts   aus   den   Worten   Strabons^j,  in 
denen   er  die  Statuen   des  Polyklet   im  Heracon  von  Argos'*)  für  die  schönsten  in 
Betreff  der  Teclinik,  aber  den  verwandten  Werken  des  Phidias  an  Kostbarkeit  nnd 
Größe  nachstehend   erklärt.     Und   von    der  Angabe ,   welche  Tertullian   aus  KäIH- 

a)  P/imric,  schönaugig  kommt  unter  den  antiken  Erklärungen  von  ßowri;  vor,  aber  telbit 
wenn  man  annehmen  will,  Maximus  habe  das  Wort  in  diesem  Sinne  gebraucht,  wird  damit 
nicht»  Hestimmtes  über  die  Art  der  Augen  der  polykletischen  Hera  ausgesagt. 

b)  Anthol    Gr.  II.  1*^5.  5.  (Planud.  IV.  21«  )  riap|xeviajvo;. 

'ßp"(eToc  HoXuxXeiTo; ,   6  xai  (aovo;  «^ixiJLaoiv  "Hpav 

JKtjToTc  xoiXXoc  loet^e  ^oov  H^|jli;*  ai  h'  uro  xoXroi; 
aYvojatoi  (xoptpii  Ztjvi  ;puXaao«5fxeOa. 

c)  Strabon.  VIII.  p.  372.  .  .  .  xal  to  Hpotiov  civai  yoivov  lepov  xh  rpoc  vih  M««V^» 
aix^oTv  (Argos  und  Mykenai) ,  £v  «p  xd  IloX-jxXe  (toj  ^6 asm  tiq  (lev  ri/vig  xÄXt^n  :^ 
ravTojv,   roX'jT€\Eia  li  xai  pieY^^ci  "t"'^  U>eioio'j  Xei-/ifx6va. 

d)  Der  Plural  xa  11.  ^oava  wird  auf  die  Hera  und  die  Hebe  zu  besichn  »ein,  wekb« 
letztere  Strabon  al«  mit  der  Hera  zusammengehörend  auf  denselben  Künstler  lurückftlir«* 
mochte. 


2.  DIE  HKRADARWTELLUMGKK  DER  BLÜTHE-  UND  NACUBLÜTHEZEIT  D.  GR.  KUNHT.       43 

• 

maeiios*)  giebt,  Hera  habe  den  Weinlaubkranz  erfunden  und  deshalb  sei  ihr  Bild 
in  Argos  mk  Weinlanb  bekränzt,  während  unter  ihre  Füße  ein  Löwenfell  gebreitet 
sei,  ein  doppeltes  Zeichen  des  Triumphes  der  Stiefmutter  über  die  beiden  Stief- 
söhne oder  richtiger  Bastardsöhne  des  Zeus,  Dionysos  und  Herakles,  von  dieser 
Aagabe,  wenn  man  sie  nicht  durchaus  verwerfen  will ,  muß  es  im  höchsten  Grade 
sweifelhaft  erscheinen,  ob  sie  sich  auf  die  Statue  des  Polyklet  beziehe,  und  zwar 
besonders  vermöge  des  auch  schon  von  Welcker^)  hervorgehobenen  Umstandes,  daß 
mit  dem  Stephanos  mit  Hören  und  Chariten,  welchen  Hera  verbürgtermaßen  trug, 
ein  Weinlaubkranz  sich  schon  äußerlich  nicht  verträgt.  An  einen  Wechsel  des 
Kopfputsea  bei  dem  kolossalen  Goldelfenbeinbilde  des  Polyklet  ist  aber  gewiß  in 
ketnem  Falle  zu  denken  ^^j.  Es  kann  deshalb  auch  zu  Nichts  fahren,  die  Richtig- 
keit der  Angabe  über  das,  künstlerisch  allerdings  vollkommen  denkbare  Löwenfell 
als  Unteiiage  der  Füße  der  Göttin  und  der  Deutung,  welche  Tertullian  diesem 
Attribut  nnd  dem  Weinlaubkranze  giebt,  in  Beziehung  auf  die  polykletische  Hera 
näher  so  untersuchen. 

Daß  dacjenige,  was  wir  an  thatsächlichen  Angaben  über  die  Gestalt  der  poly- 

kletischen  Hera  besitzen  und  was  im  Vorstehenden  zusammengestellt  ist,  nicht,  ja 

leider  nicht  entfernt  ausreiche,  um  uns  eine  bestimmte  und  anschauliche  Vorstellung 

aieh    nur  von   dem   Äußerlichen,    der    Composition   des   Werkes    des    argivischen 

Meisters   in   seiner  Gesammtheit  zu  geben  —  um   hier  noch  ganz  von  dem  durch 

Polyklet  geschaffenen   Iclealtypus  zu  schweigen,    sofern   dieser   sich   besonders   im 

Kopf  ausspricht  —  das   wird  man   wohl  allgemein,  wenn  auch  hier  und  da  viel- 

leicht  mit  Widerstreben,  zugeben  müssen.     Wir  stehn  hier  eben   wiederum   kaum 

aiders  nnd  gewiß  nicht  günstiger,  als  wir  dem  Zeus  des  Phidias  oder  seiner  Par- 

Öieno9  gegenüber  standen,    so  lange   wir  auf  die   litterarischen  Nachrichten  über 

diese  Werke  beschränkt  waren  und  ehe  für  den  Zeus  die  beiden  eleltschen  Münzen 

des  Hsdrian  (s.  Bd.  H.  S.  35  f.)  bekannt  oder  wieder  bekannt  und  genauer  bearbeitet 

worden  und  fflr  die  Parthenos  mancherlei  monumentale  Reconstructionsmittel  ^)  zu 

Tage  kamen.    Unsere  erste  Pflicht  und  unser  vornehmstes  Streben  muß  daher  sein, 

US  nmznthun,   ob   denn   für  die  Hera  des  Polyklet  nicht  irgendwelche   derartige 

bngüerische  Hilfsmittel  aufzutreiben  seien. 

Bei  einer  solchen  Umschau  wird  unser  Blick  ohne  Zweifel  sehr  bald  auf  die 
bekannten  autonomen  Münzen  (Didrachmen)  von  Argos^)  mit  einem  sehr  schönen 
ud  charakteristischen  Herakopf  gelenkt  werden  (s.  Münztafel  IL  No.  6  und 
vergl.  weiterhin  im  5.  Capitel).     Daß  iu   diesen   aus   bester  Kunstzeit  stammenden 


a)  TertuU.  de  Corona  7.  (ed.  Oehler.)  lunoni  vitem  Callimachus  induxit.  ita  et  Argis 
'^Qum  eiu:»  palmite  redimitum  subiecto  pedibus  corio  leonino  insultantem  ostentat  noyercam 
"*  exttviis  utriusque  privigni.  —  Ohne  eine  Spur  von  Zweifel  auf  die  polykletische  Stutue 
^ogen  bei  Böttiger,  Kunstmythol.  II.  8.  2S8. 

b)  Griech.  Götterl.  II.  S.  320  Note. 

c)  Siehe  m.  Oescb.  der  griech.  Plai«tik  2.  AuÜ.  I.  S.  22-1  und  die  Anmerkung  6  8.  3<^5 
Qnd  vergl.  die  neueste  Zusammenstellung  bei  Michaelis,  Der  Parthenon  Taf.  XV.  S.   266  ff. 

d)  Die  bekannteste   aber   nicht  beste  Abbildung  der  Didrachmen  ist  in  den  Denkm.  d. 

*•  Kunst  I.  No.  132,  welche  im  Text  als  »Kopf  der  argiv.  Hera,  nach  dem  von  Polyklet  ge- 

^'^teten  (/olossalbildc  der  Göttin«  bezeichnet  wird ;  ein  Exemplar  der  Sammlung  Prokesch- 

^•ten  in  der  Archaeol.  Zeitung  von    J8I6  Taf.  43  No.  3S,  andere  in  Gerhards  Antiken  Bild- 

^^rken  Taf.  303  No.  35  f.  und  bei  Mionnet,   Suppl.  Vol.  IV.  pl.  VII  No.  4—6. 


44         I.  »IST.  fllElWICIlT  f  BEK  DIE  KtlNSTL.  KNTWICKELUNO  IJKK  HEBTALT  DES  HERA. 

HQtizi'n  wirklioli  ein  nicht  blos  itulidDvr,  sonderu  <?in  in  seinf^D  großen,  odel  mjitru- 
nalcn  Furniun ,  in  soiuuin  reicliuu  ,  aber  nicht  besonders  zierlich  georilneten  Haar 
lind  iu  dum  ^oBuu ,  unter  festor  Stirn  liegenden  Auge  auch  durciiaus  cbarakter- 
voller  Ilonikoiif  vorliügi),  kuon  nicht  bustritteii  oder  l>czweifolt  werden  und  ebea  so 
darf  mau  ouerkonneu ,  daß  derselbe  vermöge  des  mit  Anthemien  geschmUckten 
Stephanos  an  die  llcra  Polyklets  erinnere.  Allein  ilio  unDiitl«lbar  aus  dieser  ab- 
zuluiti'U .  in  ihm  in  dfr  Weiso  ein  vcrbllrgtea  Nachbild  du«  Prolils  der  Statue  su 
erkennen ,  wie  man  in  älterer  Z«it  in  dorn  Kopfe  der  clel8cbeu  AutouonuaQna«n 
'das  walire  Prutil  des  Jujiiter  des  l'hidiaäu  Imt  erkennen  wollen")  muD  nnx  hier, 
wie  durt  nicht  allein  die  Erwägung  der  wolil  allgemein  bei  Nuinismatikern  wi« 
Art^haculogen  als  solche  auerkauutcn  Tliutduche  abhalten,  daß  die  Stfimpelschnclder 
der  BlUthezeit  der  Knust  wohl  scbworlich  jemals  im  eigentlichen  Sinne  eopirten, 
vielmehr  ihre  Typen,  immerhin  vielleiuht  mit  Anlehnung  an  bertlhmto  statnarische 
Vorbilder  und  unter  dem  Einfluß  ihres  Anblickes ,  frei  schufen .  sondern  hier  Ins- 
beunidere  uuch  der  Umstand,  daß  dem  ileiatypus  der  argiver  Mfluzen  derjenige  anderer 
Ortü.  Bo  z.  ]).,  um  nnr  diese  zu  neuneu,  derjenige  der  Mlluzen  von  Elis,  Hiroera, 
Knoaeos  (h.  MUnztafol  II.  Nu.  1 1,  22,  23,  uud  vergl.  das  5.  Capitet)  nahe  st«ht,  wel- 
chen letztem  man  doch  nimmermehr  anders.  aU  sehr  mittt^ilbar  von  dorn  Vorbilde  der 
polykiutiächen  Statue  wü-d  ableiten  können  und  wollen.  Einen  Einfluß  dos  Typus 
der  Stutue  auf  denjenigen  der  MJtnzeu  von  Argoa  mag  man  dabei  immerhin  an- 
nehmen, ja  03  dürfte  nicht  gerntbuu  sein,  wenn  man  sich  von  dem  Kopfe  der  poly- 
kletisehcn  Hera  eine  so  viel  wie  möglich  heatimmte  Vorslolluug  machen  will,  diese 
Münzen  gAuzlich  «us  den  Augen  zu  verlieren  oder  sie  gegenlUier  dem  einen  oder 
dem  andern  BtatuariBchon  Uerakupf,  in  dem  mau  die  polykletlacbe  Göttin  saelit, 
gering  anzuschlagen ;  aber  eben  bu  wenig  diirf  man  sich  durch  dieselben  fUr  ge- 
bunden oder  in  ihnen' das  Gesuchte  für  gefunden  halten. 

Anders  steht  die  Sache  für  die  Vergogonwartiguug  der  ganzen  Gestalt  der 
pol y klotischen  Statue  mit  gewissen  in  rtlmischer  Kaiserzeit  iu  oder  für  Argos  ge- 
prftgten  Monzeu. 

Die  hier  in  frage  kommenden  Mflnzon  sind  bisher  mit  allorloi  Ungenaai^- 
keiteu  bcachi-iobeii '';  und  wohl  deswegen  mwk-  weil  keine  ordentlichen  Abbildiingin 
von  ihnen  vorhanden  waren,  wenig  oder  gar  nicht  boachtct  wonleu.  Die  UUiu- 
tafel  lli.  bringt  unter  No.  I  und  2  zwei  Exemplare  aus  der  an  seltenen  und 
Hchßiieu  Mßnzen  wunderbar  reieli«n  Imhoof-lilumerschen  Sammlung  In  WinlerUwr, 
deren  orstcre,  mit  dem  Kopfe  der  Julia  Domna  auf  dem  Avers,  geeignet  ist.  die  ii 
der  Note    mitgelboilteii    Ib^schreibuitgon  in  wesentlichen    l*uukt4«n    zu    berichtig«. 

a)  Vorgl.  Berichte  dar  k.  lAcha.  tics.  d.  VVii»,  v.  ISIHi  S.  Ihü  f. 

b|  So  B)  Mionnct.  Suppl.  IV.  2i'i.  4J  (auch  Settiui,  Uescilx.  dd  Mus  Poninnn  f  "^ 
■Junon  touriclCe  {il,  lusin  sut  uii  >u^.  tüuriiiii)  a  gniiuhe,  l«nant  de  la  niKiii  ilnxtv  «m 
Iinli'rc  (?]  et  du  In  yauclie  unu  hustv,  Iu  uuuUc  aiipuyC  cii  luiiine  teni)!*  tx  '' 
dnmieT  ilu  liägo  {?)•;  h)  ibid.  \i.  iVi.  IT  ;n«L-li  Miu,  ÜodoTvar.  I.  p.  Ili7.  1)37.  tah.  IT  1 
:IS<I},  Nomine  luiUc,  t  gauche,  k  niuin  dioile  uuvvitc  (?),  unc  linate  dui*  U  gawJi''' 
VI  ibid  p  314.  5«  (tuuh  Soatini,  Uesvript.  num.  vuC.  p.  ^14.  Nu.  IU)  i  dl  ibid.  p.  lli.  li!  W^ 
tintini,  Mu«.  Fuiitana  p.  HS  So.  U)  f^Mt  guni  wii?  div  obeu  «U  eiittH  aungetngen«  bochii«!»''' 
■Oibid.  p.  !4h.  Hl  .Fi'nune  mdiCu  uu  oicnelk'u  |^)  a  domi  nue  (i),  unso  tut  na  •ilT' 
t  gauohc,  portnnt  am  In  uiniii  druilu  um-  )(rL-iinde  uu  untre  truil,  et  !■  gsncbe  pu^  *'' 
Ulli-  hiwtoi>      Bin  Bxoiuplsr  i>l  abp^^b    hei  Lciinniinnt,  Nuuv.  gal,  mjrtb.  pl.  XI.  Na>  tl. 


2.  DIB  HSBADABSTKLLUNGEN  1>RR  BLOTUE-  UND  NACIIBLt^THKZEIT  D.  GR.  KUNST.        45 

Während  die  zweite,  ein  Unicum,  unter  Antoninus  Pius  geprägt  und  in  der  Haupt- 
figur mit  der  vorhergehenden  völlig  übereinstimmend,  mit  dieser  eine  vor  derselben 
stehende  wdbliche  Figur  zeigt,  welche  keine  andere  sein  kann,  als  die  mit  der 
polykletisehen  Hera  verbunden  gewesene  Hebe,  während  der  zwischen  beiden  Figuren 
stehende  Pfau  offenbar  der  nach  Pausanias^)  kurz  vor  der  Zeit  der  Prägung  dieser 
Mflnze  von  Badrian  als  Weihgeschenk  in  das  Heraeon  von  Argos  gestiftete  ist, 
der  f^  sich  allein  auch  auf  Mttnzen  Hadrians^)  vorkommt. 

Das   sind   denn  freilich  Umstände,  welche  diesen  Mttnzen  für  die  Gestalt  der 
Hera  emeh  ganz  außerordentlichen  Werth,  ja  in  der  Hauptsache  denselben  urkund- 
lichen Werth  verleihen,  welchen  für  den  Zeus   des  Phidias  die  elelschen  Münzen 
des  Hadnan  mit  der  ganzen  Gestalt  des  Gottes  besitzen  (s.  Bd.  U.  S.  35  mit  der 
Anm.  42  und  dem  Nachtrag  S.  601).     Und  wenn  wir  allerdings  mit  dem  vollsten 
Recht  ans  Gründen,  die  Jedem  in  die  Augen  springen  müssen,  sagen  dürfen,  daß 
die  Gmppimng  der  Hera  und   der  Hebe  nimmer  die  gewesen  sein  kann,  welche 
das  Gepräge  der  zweiten  Münze  zeigt,    so  ist  doch  ganz  klar,  daß  der  Stempel- 
aehnmder   durch    die  Art   seiner   Darstellung  zu   einer   Gegenüberstellung  der  im 
Original  gewiß  neben  einander^)  gestandenen  Figuren,  wenn  nicht  gezwungen  war, 
80  doch   gewiß  sehr  leicht  veranlaßt  werden  konnte.     Es  ist  deshalb   auch  nicht 
luzngeben ,  daß   aus  dieser  veränderten  Anordnung  der  Figuren ,  welche  obendrein 
gemacht  worden  sein  kann  als  die  Hebe  schon  entfernt  war  (s.  oben  S.  41),  gegen 
die  Anthentie  und  Treue  des  Wesentlichen  in  der  Gestalt  der  Hera  sich  ii^end 
ein  erheblicher  oder  berechtigter  Zweifel  ableiten  lasse,    um  so  weniger,  da,  um 
es  zu  wiederholen,  zwischen  der  Hera  der  Münze  des  Antoninus  und  derjenigen  der 
Mflnze  der   Domna  volle  Übereinstimmung  herrscht,    da  beide  den  Angaben  des 
Pausanias  in  Nichts  widersprechen  und  da  endlich  beide  eine  Composition  zeigen, 
welche  fiür  ein  Kolossalbild  in  alle  Wege  passend  erscheint. 

Daß  die  Hera  Polyklets  thronend  dargestellt  war,  sagen  uns  die  litterarischen 
Oberlieferungen,  über  die  Art  dieses  Thronens  geben  uns  die  Münzen  Rechenschaft. 
Bie,  besonders  gilt  dies  von  der  zweiten  Münze  (des  Antoninus),    zeigen   uns   die 
Gdttin  auf  einem  hohen  Sitze  mit  wenig  vorgestelltem    linken    und    angezogenem 
reehten  Fuße  so  angeordnet,    daß,   ganz  ähnlich   wie  bei  dem  Zeus  des  Phidias 
(8.  Od.  U.  8.  38)  sich  ihre  Oberschenkel  nach  vorn  geneigt ,  also  in  einer  für  ein 
Kolossalbild  allein  zulässigen  Stellung  zeigen,  durch  welche  häßliche  Verkürzungen 
md  Verdeckungen  vermieden  werden.     In  der  einen  Hand,   es  ist  in  den  Münz- 
typen die  rechte,   hält  sie  einen  Granatapfel,  welcher  mit  unbezweifelbarer  Deut- 
lichkeit in  der  Münze  der  Domna  dargestellt  und  erhalten,  aber  auch  in  derjenigen 
des  Antoninus  nicht  zu  verkennen  ist,  da  eine  Schale,  welche  früher  (s.  oben  S.  44 
Note  b)  in  analogen  Mttnzen  meistens  angenommen   wurde,   länglicher    erscheinen 
Würde.     Die  Göttin  streckt  dies  bedeutsame  Attribut  niedrig  (etwas  höher  in  der 
Mflnze  der  Domna)  vor.     In  der  linken  hält  sie  das  Scepter ;   aber  sie  hält  das- 
^be  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugniß  der  Münzen  nicht  in  der  Weise  niedrig 
^^  ruhig  vor  sich  hin,  welche  ftir  den  ganzen  Geist  und  die  Auffassung  des 

a)  Paosan.  II.  17.  6.  'AvaOif](AaTa  hi  Td  dt^ta  Xö^ou )^puoou  hk  xal  Xl^tov  Xa(jiir6vT0)v 

b)  Hionnet,  Suppl.  IV.  240.  31. 

c)  Af^pcai  7rapeöTT)x^vai  x^'Hpqt  d^oXpia  "Hßt);  sagt  Pausanias  II.  17.  5. 


4<i         I.  HIST.  I^UKItaJL'IIT  TBEK  IIJK  KDNSTL.  KKTWIl^KKI.r.SIl  t>lCI{  UKKTALT  DKU  UKKA 

phiilijui' seil  Uli  Tivna  (lUtt  EtprjVixö;  xil  it<7vTa)(Qi)  Tif>äo;)  nla  in  au  huliviu  tirad«; 
charxktüriBtisch  erkatitil  wurde  {HA.  II.  8.  38  f.),  suiiduni  sie  hat  «»  mit  hrdier 
»erhobenem  und  wi-iter  zur  Ssite  gewendetem  Arme  melir  gegen  seine  Spitae  hin 
gefaßt  und  liftlt  dtuselbe  in  schwunghafterer  Weise ;  auch  dies  wiederum ,  wenn 
uicht  Alles  täuticht ,  in  absidits voller  Charakteristik  der  ulympiscUen  Königin,  in 
welcher  nicht  jener  üeiat  der  friedseligen  Stille  waltet,  welche  der  tiefste  Onind 
des  idealen  Gedankens  im  Zt>ua  des  Pliidias  war  und  sein  mußte ,  doudurn  ein 
leideuschaftlichurer  äeist  des ,  wenn  auch  berechtigten ,  peräünliclicu  Anspriielies, 
der  Erhabenheit  und  Prftchtigkeit .  welcher  sich  in  der  gesKmmttm  Charakteristik 
Iloras  in  der  grieohisohen  Poesie  von  Homer  an  aaaspricht  und  gar  wühl  in  dem 
Epitheton  "PatJiXu^«  wieder  erkannt  werden  mag,  mit  welchem  Maximiia  Tyrina 
die  Hera  des  Polyklet  belegt.  Bekleidet  sciioint  die  Göttin  oberwäi'tB  mit  einem 
bis  an  den  Hals  reichenden  Chiton,  welcher  jedoch  die  Arme  bis  zu  den  ächititem 
und  mit  diesen  blus  zu  lassen  scheint,  ohne  Zweifel  bezeichnend  für  die  XsuxüX^vo^ 
ihä,  welche  Maximns  Tyrius  auch  in  der  polykletischen  ätatite  mit  Nachdruck 
hervorgehoben  fand  nnd  welche  uns  niclit  minder  die  attischen  Reliefe  vor  Augen 
stellen.  Uro  den  uutern  Theil  d«s  Körpers  ist  ein  weitfaltiges  Himation  gelegt, 
dessen  einer  Zipfel  auf  der  linken  ächulti^r  der  Göttin  ruht :  wohl  und  reich  ho- 
klcidet  (süe^^v)  wird  man  sie  also  abermals  mit  Masimus  Tyrius  nennen  dUrfim. 
Dagegen  bcstAtigt^m  diu  Hflnzcn  dt!n  wichtigen  [Imutanil ,  auf  den  mau  bisher  doch 
nur  mit  größerer  oder  geringerer  W.ihrscheinlichkeit  aus  dem  Schweigen  der  schrift- 
liclien  Uberliefening  hat  schlioBen  können,  daß  die  pulykletische  Hera  ohne  den 
Schleier  dargestellt  war,  welclior  ihren  Bildern  in  alter  Kunst  so  überwiegend 
oft  gegeben  ist  und  den  noch  die  beiden  attischen  Kuüefc  beibolialtuti  haben.  Am 
wenigsten  klar  wird  durch  die  HtlnEcii  die  Gootalt  des  auf  ihnen  nstllrlich  in  sehr 
kleinen  Formen  gebildeten  Steplianos,  welcher  dan  Haupt  der  Göttin  schmtickt 
Gine  Nachbildung  des  relief geschmückten  ätephunos  0er  polykletiachun  Kukittiial- 
statue  war  ja  natürlich  unmöglich  ,  die  AntouinnHiHlliiKe  aber  (denn  die  Mitnze  der 
Domiia  ist  in  diesem  Punkte  schlecht  ausgeprägt  oder  erhalten)  setet  una  wenig- 
stens in  den  Stand  eu  controliren,  was  mit  dem  "Junon  toiiiTBleo"  i-cienellei'.  wkr 
"radi^O"  der  frilhureu  Boschreibungen  gemeint  sei  imd  was  als  Mauerknin«  wier 
StrnUleukrune  vei-aehn  wurde.  Ea  ist  ein  hoher  und  breit  aiuladeiider  Stephaiu» 
wie  ihn  besonders  die  eleifsclieu  Beramünzen  (MUnztafol  11.  Nu.  14)  deutlich  vor 
unsere  Augen  stellen,  der  außerdem  wie  in  vielen  Beisjiielen  (s.  AlOnitafel  U. 
No.  29—33)  auf  seinem  oberu  Runde  ein  dreifaches,  im  Einxelncn  natürlich  bd 
den  kleinen  Maßen  nicht  mehr  zu  erkennendes  Oniameut  trügt.  Der  Thron  end- 
lich zeigt,  deutlicher  auf  der  Mlliue  des  Antoninus,  aber  auch  auf  derjwiigttn  der 
Dmnna  namentlich  rechts  noch  erkennbar,  eine  bis  zur  Höhe  der  Schulten)  der 
Göttin  und  etwas  darUbor  aufsteigende  Lehne,  ähulich  derjenigen  dca  ZeustbroMS 
auf  der  eraten  cIcTschen  Mflnze  (Bd.  H.  Münzüifel  II,  No.  4)  jedoch  oline  die  Ai«- 
Ichnun,  welche  jentui  weiUT  schmllcken.  Daß  aber  die  Göttin  auf  die  KUok«DUtea 
thrtii  Thrones  den  linken  Ellenbogen  stütze,  muß  als  ein  Irrthum  in  dur  UoMbra- 
bung  einer  ähnlieheu  Mllnzo  (obcii  8.  44  Note  li ,  MUnze  a)  bezeichnet  werden, 
es  Wäre  das  ja  auch  statuarisch  bei  der  Höhe  iler  Lehne  und  der  ganzen  fpierlidi 
gemessenen  Elaltnng  der  Göttin  ein  Ding  der  baren  Unmöglichkeit  gewcdeu.  üb 
in  der  AnloninnsmUnie  ein  Schem«!  anter  den  Fttßen  der  Göttin    uachweiabar  ui. 


2.  DIE  HE&ADABSTELLUNUKN  DER  BLÜTUK-  UND  NACHBLÜTHEZ£IT  D.  UK.  KUNtiT.       47 

mag  zweifelhaft  erscheinen,  in  der  Münze  der  Domna  ist  er  nicht  vorhanden,  fttr 
die  Statue  dagegen,  als  eigentlich  zum  OpovcK  gehörend  vorauszusetzen.     Auf  die 
Hebe  der  Mflnze  des  Antoninns   soll  hier   ^us  verschiedenen  Gründen  nicht  einge- 
gangen und  nur,  um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  bemerkt  werden,  daß  diese 
Figur  durch  irgend  ein  Unglück  bei  der  Prägung  nicht  durchaus  wohl  gorathen  ist. 
Wenn  wir  uns  von  dem  im  Vorstehenden,-   sei  es   auch  nur  in  bescheidenem 
Umfange   gewonnenen  festen  Boden  auf  das   Gebiet  der  Vermuthungen   über  den 
Geist  nnd  die  Idealauffassung  der  polykletischen  Hera  hinüberwenden,  so  liegt  es, 
weil  wir  auch  hier  noch  uns  an  bestimmte  Überlieferung  halten  können,  nahe,  zu- 
erst die   BedeutoDg  der  der  Statue    gegebenen    Attribute    etwas    näher  zu   unter- 
suchen, und  zwar  in  sofern   als  in   ihnen  Gedanken  und  bestimmte.  Vorstellungen 
Ober  das  Wesen  der  Göttin  ausgesprochen  sind,  von  denen  man  freilich  bei  einem 
Werke  der  noch  nicht  zur  Vollendung   gelangten  Kunst  gewiß   nur  sagen  könnte, 
dieselben   seien   eben  deshalb  in  die  Attribute  verlegt  und  in  diesen  ausgedrückt, 
weil  sie  in  der  Statue  selbst  nicht  ausgedrückt  werden  konnten,  während  man  bei 
eiuei'  Schöpfung  der  ersten   großen  Blüthezeit   der  Kunst  doch  wohl   voraussetzen 
darf,  daß  was   der  Meister  in   ihnen   in  symbolisch  positiver  Weise  ausgesprochen 
hat,  mit  dem  in  der  Figur  der  Göttin   selbst  Dargestellten  in  Einklang  gestanden 
haben  werde,  daß,  mit  anderen  Worten,  in  den  Attributen  und  dem  Beiwerke  der 
Statue   kein  Zug  des  Wesens  der  Göttin   angedeutet  gewesen   sei,  welcher  nicht 
aoeh  in  ihrer  Persönlichkeit  selbst  enthalten  war.    Denn  das  ist  ja  wohl  bei  jedem 
auf  der  Höhe  der  Entwickelung  stehenden  Idealbilde  das  Verhältniß  der  Attribute 
zam  Bilde  selbst,  daß  jene  für  den  Gedanken   klar  machen,  was  in  diesem  dem 
lEünstlerisch  gestimmten  Auge  und  Gemüthe  offenbart  wird,  ein  Verhältniß,  welches 
wir  —  um   hier   von  anderen  Kunstwerken  zu  schweigen  —   in   dem  Zeus    des 
Phidias  nnd  der  Auswahl  der  ihm  gegebenen  und  der  —  wie  z.  B.  der  Donnerkeil 
~  ihm  nicht  gegebenen  Attribute  auf  das  wundervollste  verwirklicht  finden.     Die 
Attribute  der  polykletischen  Hera ,  welche  keineswegs  einer  jeden  Hera  zukommen 
noeh  sich,  selbst  nur  zum  Theil,  bei  jeder  andern  wiederholen,  sind:  der  Stephanos, 
das  Scepter ,  der  Kukkuk   auf  demselben ,  der  Granatapfel ,  der  Thron  und .  man 
vird  das  ja  wohl  sagen  dürfen,  die  neben  sie  gestellte  Hebe. 

Von  diesen  Attributen  charakterisircn  ohne  Zweifel  der  Thron  und  das  Scepter 
die  Göttin  als  die  Königin  des  Olympos  und  das  stimmt  vollkommen  überein  sowohl 
mit  dem  Epitheton  ßaaUixT^,  welches  Maximus  von  Tyros  der  polykletischen  Heta 
giebt,  wie  mit  der  stolzen  und  festen  Haltung  der  Figur,  welche  uns   die  Münzen 
zei^B.   Auf  dieselbe  Eigenschaft  scheint  Welcker^)  auch  den  Stephanos  zu  beziehn, 
veim  er  schreibt:  i>Polyklet  gab  ihr  .  .  .  als  der  Königin  des  Himmels  den 
Kranz«.     Sofern  aber  der  Stephanos,  also  die  in  gleichmäßiger  und   nicht  unbe- 
trichtlicher  Höhe  deh  Kopf  umgebende  metallene  Krone,  welche  mit  unserem  Worte 
«Kranz«  nicht  übersetzt  werden  darf,  wohl  unzweifelhaft  aus  dem  altem,  symbo- 
lischen Schmucke   des  Kalathos   hervorgegangen   ist,  dürfte  derselbe   eher  als  der 
Königin  der  Göttin  des  Segens  und  der  Fülle,  der  vom  Himmel  befruchteten  Erd- 
göttin gelten,  was  auch  die  an  demselben  in  Relief  gebildeten  Hören  und  Chariten 
j        und  das  diese  in  den  Münzen  von  Argos  (und  anderen  Städten)  ersetzende  Anthe- 


a)  Griech.  Oötterlehre  II.  S.  319. 


iH         1.  ItlKT.  flBKB8IOtIT  ÜBEK  DIE  KONSTL.  KNTWICKKI.lTMj  lIEIt  (1K»TALT  {> 

mieuorna Dient*)  bestätigt  wird,  da  die  Iloren  und  Churiten  ilirtr  iirs]ir(lng1 
Bedeutung  nach  Blflhcu  und  Anmntli  augehn .  Jus  Lciizcsblulien  und  die  Anmutli 
der  Ton  Zeti«  im  kpö^  -/«[ioc  itmnrDitcu  Hera.  Wie  viel  von  dieser  blQlienden 
Anmuth  und  Schönheit  Folyklet  in  das  Antlitz  und  in  die  Kör]>cribnnen  seiner 
»weiß&rmigen«  Gätterkdnigin  legte  vermögen  wir  positiv  aus  keiner  Quelle  nachzu- 
weisen,  allein  daß  er,  der  Meister  dur  reinen  Schünheit,  der  DVenostas* '')  keine 
solchen  ZUge  in  »ein  Bild  aufgenommen  haben  sollte,  ist  in  der  That  schwor  en 
glauben-  Anf  die  heilige  Ehe  mit  Zeus  und  den  iapö?  Xö^o«  von  derselben  nnd 
ihrer  Stiftung  bezog  eich  nach  Fausaniiui'  ausdrücklicher  Andeutung,  welche  uns 
anderweitig  bestütigt  nnd  erläutert  wird'),  der  Kukknk  auf  dem  Scepter  der  OOtUn, 
welcher  jeden  Kundigen  daran  ttrinnerte,  wie  Zeus  der  Hera  in  Liebe  erglühte, 
wie  alter  die  QdttJu  den  Bewerbungen  dea  Liebenden  erst  nachgegeben ,  nachdem 
dieser  ihr  die  Ehe  veraprucheu  hatte;  auf  diese  festgeknüpfte ,  heilige  Khe  alao 
und  darauf,  daß  Hera  die  eigentliche,  reehtmüßige  Gattin  des  Zeus  sei,  wie«  der 
Vogel  auf  ilircm  Scepter. 

Auf  die  Ehe  mit  Zeus,  als  das  Wichtigste  der  Ilerareligion ,  bezog  sich  auch 
die  neben   der  polyklctiachen   Göttin   aufgestellte   Hebe ,   ihr   Kind  von  Zeus ,   die 
Frucht  der  heiligen  Ehe''),  zugleich  diu  Göttin  der  Blüthe   und   des  Gedeiheoa  anf 
Erden,  deren  Anwesenheil  neben  Elera  jedoch  zugleich  in  deren  Wesen  einen  neuen, 
wenngleich  fast  nie  mit  besonderer  Betonung  hervortretenden  Zug.  den  der  Motler- 
liclikcit  uänilicli,  zur  Anachauung  bringt.     Der  Griiuatapfel  endlich  iu  der  Kecliten 
der  Statue  des  Folyklet  ist  in  »eiiier  Bedeutung  zweifelhaft  und  bestritten ;  wAhrend 
it   im   Allgemeinen   als   Symbol  der   ehelichen   Fnichtbarkeit  gilt  und   als  solches 
auch  in  diesem  Falle  von  Welcker')  in  Anspruch  genommen  wird,  hat  ihn  BOtlicher'; 
in  ausfflhrl icher  Erörterung  als  Blutfrucht.  Frucht  des  Hadeü  und  bei  der  ixilyklc- 
tiMclien  Statne  insbesondere  als  Zäichen  des  Triumphes  der  Hera  Über  Demeter  und 
ihr  Kind  Kora-Perscphono  erklärt  und  mit  den  von  Tertullian  (b.  oben  8.  43  Note  a) 
angegebenen  Attributen  des  Weinlauh kränze»  und  des  L^iwenfelloä  als  Zeichen  doa 
Triumphes  aber  Semelo  (Dionysort)   und  Alkmene  (Herakles)  in  ZnsaintDenhang  ^— 
bracht*^).     Der   Zweifel    Über   die  Thatüachc,   daß   diese    letzteren   Attribute    mit 
Polyklets  Statue  in. Verbindung  gebracht   waren,  ist  schon  oben   bertlhrt  wurden, 
fllr  die  Richtigkeit  ihrer  Deutung  spricht  es  nicht ,  daß ,  wenn  Hera  hier  als  däv 
Aber  die  anderen  Gcmahtiiion  des  Zeus    triumphircnde   aHein    rechtmilßige  <iatlüi 
dargestellt  wcrdeu   sollte,   jede  Hinweisung  auf  Leto  fehlt;   allein  damit  Ist  n»di 
keineswegs  erwiesen,   daß  der  Granatapfel  nicht  diu   von   BOtticher  aiigenomuKsaM* 
Bedeutung  hatte,    in  sofern  die    Culte  der   Demeter   und   der  Hera  einander  rer— 
bargtermaßen    weuigstens    iu    Athen"),    besonders  gegensätzlich    waren.      Mag   uan 
hiernach   aber  die  Bedeutung  der  Granate  iu  Heras  Hand   ilenken  wie   mau  will, 


•)   Vergl,  WdckeT  a.  >.  O.  I.  8.  374,  IT.  H.  312. 

b)  Ve^l.  Bnion,  Oe«ch.  d.  griech.  KflnsUci  i.  S.  221)  uii 
oj  Von  Aristo telei  in  dci  i^chrifl  ntpt  tf^i  'Kpii<iivijc  Upüiv 

.loril.  Id,  XV.  M. 
•1)  S   Kokul«,  Heb«  S,  2  f..  Weicker  a.  u.  O.  I.  S.  MW 

c)  A.  a.  O.  II.  S.  32(1  in  der  Note. 

f)  lo  dor  Aichaeolog.  Zeilung  von  iHbÜ  S,  160  f. 

g)  Vergl.  Sor*.  ad  Vctg.  Aen.  IV.  3tf,  mehr  bei  Bottiuliti 


2.  DIE  HSRABABarfilLLUlIGEN  DER  BLOTHE-  UND  NACHBLÜTHEZEIT  D.  GB.  KUNST.       49 

im  einen  wie  im  andern  Falle  hebt  auch  sie,  nur  mit  verschiedenem  Ausdrucke, 
das  Wesen  der  Hera  als  der  Ehegattin  des  Zeus  hervor.  Und  in  dieser  Idee  der 
alleinig  rechtmäßigen  und  anerkannten  geliebten  Gattin  des  Zeus,  seiner  xooptotT^ 
aXo^o^  und  zugleich  seiner  olympischen  Königin  werden  wir  die  Suomie  dessen 
anzuerkennen  haben,  was  die  Attribute  der  polykletischen  Statue  aussagon  wollen 
und  was  daher,  falls  die  Figur  der  Göttin  mit  den  Attributen  übereinstimmte,  auch 
in  dieser  selbst  vergegenwärtigt  sein  mußte. 

Nun  sind  wir  freilich  nichts  im  Stande  anders,  als  innerhalb  sehr  enger  Grenzen, 
für  die  ganze  Gestalt  nämlich  durch  das  Zeugniß  der  Münzen,  positiv  nachzuweisen, 
wie  beschaffen  die  polykletische  Hera  war  und  in  wiefern  die  in  den  Attributen 
ausgesprochenen  Ideen  künstlerisch  in  der  Figur  auch  in  der  Tliat  verwirklicht 
waren,  namentlich  fehlt  uns  jeder  unmittelbare  Anhalt,  um  uns  die  Krone  und 
Summe  der  ganzen  Idealschöpfung,  den  Typus  des  Kopfes  zu  vergegenwärtigen. 
Und  da  möge  doch  ja  Niemand  sagen,  wir  könnten  hier  ein  Zeugniß  entbehren 
ond  auf  dem  Umwege  von  Combinationen  zum  Ziel 'einer  bestimmten  und  sichern 
Anschauung  gelangen ;  deni\  wohin  solche  Umwege  und  selbst  die  tiefest  gehenden 
Oombinaüonen  führen,  wie  weit  ab  vom  Ziele,  das  wird  wohl  gegenüber  den  bisher 
landläufigen,  von  dilettantischer  Halbgelehrsamkeit  noch  jetzt  festgehaltenen  Vor- 
stellungen vom  Zeus  des  Phidias  der  echte  Kopf  desselben  auf  der  elelschen  Münze 
(Bd.  n.  Bfünztafel  I.  No.  34  vei^l.  S.  41   f.]  bewiesen  haben. 

Wohl  mag  man  Vermuthungen  über  den  polykletischen  Heratypus   aufstellen 
'  und  diese  durdi  Betrachtungen  über  den  ganzen  Kunstcharakter  des  Meisters,  über 
sdn,  als  eines  Argivers,  Verhältniß  zu  der  Religion  der  großen  Göttin  seiner  Vater- 
stadt, über  seine  Anlehnung  an  die  poötische,  namentlich  die  homerische  Schilde- 
nmg  der  Hera  oder  sonstwie  mehr  oder  weniger  geistreich  und  beredt  zu  unter- 
stützen versuchen,  die  Vermuthungen  bleiben  Vermuthungen  und   die  diese   unter- 
stützenden Argumentationen  werden  auch  schwerlich  zu  einem  greifbaren  Ergebniß 
fuhren.     Grade  in  Beziehung  auf  die  Hera  bieten   uns  einige  Urteile  vorzüglicher 
antiker  Schriftsteller  über  den  Kunstcharakter  Polyklets  nicht  unerhebliche  und  auf 
keinen   Fall  schon  ganz  beseitigte  Schwierigkeiten^);  die  Herareligion  von  Argos 
ao  genau  zu  kennen   und  so  lebendig  und  tief  erfaßt  zu  haben,  daß  >¥ir  daraus 
bindende  Schlüsse  für  den  nothwendigen   Idealtypus   der  Göttin  zu  ziehn  und  zu 
sag^  vermöchten,  wie  derselbe  einem  frommen  Mann  und   Bildhauer  von  Arge» 
mufgegangen  sein  müsse,  dessen   dürfen  wir  uns  doch  wohl  kaum  rühmen.     Und 
was  die  Anlehnung  an  die  Poösie,  an  Homer  insbesondere,  anlangt,  so  darf  man 
nicht  vergessen,  daß  uns  eine  solche   wohl  für  Phidias  verbürgt  wird,   der  den 
iKHuerischen  Zeus  in  bestimmter  Situation   als  Vorbild   des  seinigen  nannte  oder  in 
dessen  Bilde  fast  das  ganze  Alterthum  das  homerische  Vorbild  wieder  zu  erkennen 
glaubte,  daß  aber  für  Polyklet  und  seine  Hera  ein  entsprechendes  Zeugniß  gänz- 
lich fehlt,  man  müßte  es  denn  in  dem  sucotci^  bei  Maximus  Tyrius  suchen,,  welches 
aber  besten  Falls  eine  unbezeichnende  Umschreibung  des  homerischen  ßowiri;  wäre 
oder  in  desselben  Autors  XsoxuiXevo^^  das  wenigstens  den  Typus  des  Kopfes  Nichts 
^geht;  femer  daß,  so  wahrscheinlich  es  an  sich  sein  mag,  daß  das  scharf  gezeichnete 
^^  farbenreiche  Bild  der  homerischen  Hera  auf  die  Schöpfung  des  Polyklet   so 
gut  wie  Homers  Vorbild  auf  die  Idealfiguren  anderer  Künstler  eingevrirkt  haben  wird, 

a)  Vergl.  die  wohlabgewogenen  Erörterungen  bei  Brunn,  Künstlergesch.'  I.  S.  224  ff. 
Overbeclc,  KaBRtmyUiologie.  III.  4 


f.l)     1. 1 


r  CURR  UlR  kOnBTI,    EKTWIOKELUN«  DE»  GRSTALT  tlER  HRRA. 


wir  ilucti  wcilcr  im  8tniii]e  ainü,  oiiobzu weisen ,  in  welchem  Üratl  ein  Bolcher  Kin* 
lluß  Btallgiifnn<1i'>i  hat ,  nocli  sagen  kennen ,  welche  ZOge  des  Dichters  vorzD^lirh 
es  gieweKeii  sein  iniigen,  die  der  KUnatler  aufgriff  nnd  denen  er  nachslivbte.  Wenn 
daher  Bninn  '1  voraitcht ,  das  gAiiJte  polyklctische  Ileinideal  ans  den  homeriseheu 
BciwOrtcm  der  (rOttin  floänt;  itoTV'.n  "Hpr,  zn  entwickeln,  worin  ihm  vermnthnng«- 
witise  schon  Böttiger''}  vorangegangen  ist,  während  sieb  entsprechende  Anden liingen 
auch  hui  anderen  Früheren')  finden,  so  kann  man  dies  Vcrfaliren ,  so  geistrcieh 
und  fein  der  Versuch  durchgüfnhrt  sein  mag.  in  Hinsicht  auf  die  Hera  des 
I'olyklet  von  WillkuhrUchkeit  nicht  freiaprechcn.  In  wiefern  es  gegenüber  *T- 
haltenen  Darstellungen  der  Göttin  gerechtfertigt  sei,  ist  nicht  hier  zu  prttfen  der  Ort, 
Was  aber  diese  erhaltenen  Daratelinngen  anlangt.  ^  mag  nnd  mnll  nicht  blos 
zugegeben,  sondern  geflissentlich  herrorgehoben  werden,  daß  man  früher  fast  xll- 
gemein  die  weltbertlhmte  Ludovi&ische  Ilernhflste  viel  zn  schnell  in  ein  viel  zu 
unmittelbares  VerliAltniß  zn  dem  von  l'olyklet  geschatTenen  Vorbilde  gebracht  hat. 
ungefähr  so,  wie  man  so  lange  Zeit  die  Zensmask«  von  Otriooli  als  ziemlich  aii- 
roittelbarea  Nachbild  des  Zens  des  Phidias  betrachtete.  Allein  wenn  neuerdings, 
seitdem  Krunn*")  hierin  veraugogangen  ist,  nicht  wenige,  namentlich  jflng^re  Arcfaseo- 
logen  und  Knnstforscher .  zum  Theil  mit  llborraschender  Sicherheit  und  Bestimmt- 
heit dem  Parnesischi^n  Herakopf  in  Neapel  ein  ähnlich  nahes,  ja  fast  nnmittd- 
bares  Verhftltniß  zn  der  Hera  Polykleta  zusprechen''*),  so  mnß  doch  aucji  hier  anf 
den  Mangel  Jedes  Zeugnisses  Ober  die  Art  und  Iteschafrenheit  der  letzk-m  und  nnf 
die  manoherlei  Zweifel  hingewiesen  werden ,  welche  sich  wenigstens  g(^n  eine 
allzn  unmittelbare  Znrßckfuhmng  dieser  Itftstc  auf  Polyklet  bereits  erhoben  haben. 
Der  polykletisejie  Kopf-  und  Uesichtstypus  ittt,  namentlich  im  Zusammenhange  mit 
der  Frage  über  die  Nachweisbarkeit  des  polykletischen  Doryphoros  in  der  zuerst 
von  Friederichs')  geltend  gemachten  neapeler  Statne  und  ihren  Wiedcrhulungen 'i, 
vielfach  erörtert  worden.  Nnn  hat  aber  t'onze")  mit  vollem  Hechte  behauptet,  die 
Übereinstinmmng  des  Kopftypus  am  Doryphoros  imd  an  der  Farnesischen  Ilerabtlste 
sei  nicht  vorhanden  und  man  mllase  die  ZurfickfUhrung  des  einen  oder  de»  andere 
Typus  auf  Polyklet  fallen  lasstii.  Kr  selbst  entscheidet  sich  für  die  Hera,  indem 
er  zu  erweisen  sacht,  iu  dem  Doryphoros  liege  ein  attischer 'I'j'pus  vor;  allein  ihm 
ist  von  andern  Seiten'')  gewiß  mit  Hecht  widersprochen  worden.  Wenn  aber  der 
Üoryphoros  in  der  Tliat,  woran  man  kaum  noch  zweifeln  kann,  auf  Polyklet  zo- 
rDckgeht    nnd    den    polykletischen    Kopfclmrnkter    mit   Treue    und    Knt«chied('uheil 

b;  Ira  BuU.  iteir  Inat,  von  184«  p.  I'J4- 

b|  KunMmythol.  II.  S.  .'tll. 

e)   So  bei  Keacrbaeh,  Ooach.  d.  gtievh.  Plutik  II.  S.  SS. 

ill  liH  IliiU.  doli'  InKt.  B.  a.  O.  und  in  den  Aniinli  v 
Heia   FonienH   lieißc:   axi   vonaente    'iUH«i   geneinln 
■iMia   il   tip«   ideale  delU  dca,   <]uale   fu   stabilit«  dn  Fnlirlctn,  lia  espreMO  piO 
puramciiU  che  in  qualnnque  nitra  teiiU  olie  ci  riiuunc,' 

e)  Im  (HtrIinerWmekelinaniiBreiitpmgramm  t.  1S63,  Tgl.  draaen  Dauatelne  S.  ItS  f.  Ko.  9C. 

f)  H.  Cnnte,  Beitrage  lur  OoKliichte  der  giiech.  Plaatik  K,  H. 

g\  A.  R.  U.  S.  (>  ff.  Anden  llelblg  im  Bull  delt'  Inat.  von  l»liä  p.  7fi  aqs.  und  KakaW 
in  FleokeUoiui  Johrbb.  v.  196»  S.  84  t. 

h)  bcnnil..rf,  Zeitwhr.  f,  d.  ft.terreiel.,  Üyiixinaicn  T.m  ISli»  IV.  S.  2liÜ  ff.,  l^  8ehw«H 
OlMwr>BlI.  archaenll.  pari.  II.  fDoriint  l>*ll.  p.  11',  av 


und  Kekule  a 


I.  t). 


2.  DIS  HSBADASSnELLÜNOBN  DEB^LCTHB-  UND  NACHBLOTHEZEIT  D.  GB.  KüNBT.  51 

wied^r^ebt,  dami  geht  die  Farnesische  Hera  nicht,  wenigstens  gewiß  nicht  un- 
nlttellHu*  auf  Polyklet  zurttck*  Und  dies  Brgebniß  wird  durch  den  einzigen  anf 
die  Schule  des  argiyischen  Meisters  anßer  dem  Doryphoros  bestimmt  znrttckftthr- 
baren  Kopf,  den  allerdings  leider  noch  immer  nar  mangelhaft  publicirten *)  und 
migeiiflgend  bekannten  Kopf  aus  den  ßcnlptnren  am  Heraeon  von  Argos  bestätigt, 
demi  dieser  Kopf  stimmt  in  seinen  charakteristischen  ZOgen  nirgend  mit  dem  Far- 
nesiaefaen  Herakopf  flberdn. 

Und  wenn  wir  nun  schließlich  vor  der  Frage  stehn,  welche  nicht  umgangen 
werdcB  kann,  ob  und  in  wiefern  Polyklet  das  kanonische,  d.  h.  in  seinen  Grund- 
Kfigen  anch  fUr  die  Folgezeit  maßgebende  Henudeal  geschaffen  habe,  "SO  muß  zu- 
T^rderrt  festgestellt  werden,  daß  daftlr  keinerlei  weder  unmittelbares  noch 
Auch  mittelbares  antikes  Zeugniß  von  irgendwelcher  Erheblichkeit 
Yorlfegt^).     Wahr  ist  nur  dieses,    daß   erstens  Polyklets  Hera   öfter   und   mit 
mehr  Naehdmck  genannt  und  genauer  beschrieben  wird,  als  die  Hera  irgend  eines 
aadem  Kflnstlers,  zweitens,  daß  sie  unter  den  Werken  des  Meisters  einen  hervor- 
ragenden PlatB  einnimmt,  was  freilich,  zum  Theile  wenigstens,  auf  ihre  Größe,  ihr 
kostKtfes  Material,  ihre  von  Strabon  hervorgehobene  technische  Vollendung ,  end- 
lich ihren  berflhmten  Aufstellungäort  zurflckzuftthren   sein  mag,  immerhin  aber  in 
»dner  Bedeutung   anerkannt  werden   soll,  drittens,  daß 'sie  einige  Male^)  neben 
dem  Zens  dee  Phidias  genannt  wird*^^).     Gewiß   sagt  dies  nicht  wenig  und  wenn 
man  hiiiaBiiimmt,  daß  grade  einem  argiviscben  Kttnstler  die  Aufgabe,  sich  in  das 
Ideal  der  Hera  zu  versenken,    näher  lag,    als   den  meisten   anderen,    so  dttrfen 
wv  gegenüber  der  Auszeichnung,  mit  welcher  die  Statue  Polyklets  genannt  wird, 
trotz  allen  Beschränkungen,   welche   man  ans   dem   Kunstcharakter   des  Meisters 
tbzuldten  geneigt  sein  mag,  nicht  zweifeln,  daß  seine  Hera  für  die  Entwickelung 
des  Idealtypns  dieser  Göttin  hervorragende  Bedeutung  gehabt  und  demgemäß  ihren 
fimflnfi  auf  die  Werke   späterer  Kttnstler   ausgeübt  haben  wird.     Nur  daß  man 
»ch  stets  bewußt  bleibe,  daß  wir  nach  dem  gegenwärtigen  Stand  unseres 
Wissejis  nicht  zu  sagen  vermögen,  weder  daß  Polyklet  das  kanoni- 
sche Heraideal  geschaffen   habe,    noch  welches   die  von  ihm  fest- 
gestellten  maßgebenden  Züge   dieses  Ideales,    namentlich  was  den 
Typus  des   Kopfes   anlangt,    gewesen   seien.     Ob  uns  hier  künftig  auf- 
mschließende  neue  Quellen  weiter  und   wohin   sie   uns  führen  werden,  das  läßt 
sich  einstweilen  noch  nicht  orrathen  oder  vorhersagen.    Und  eben  deswegen  haben 
ynfy  mibeirrt  durch   herrschende  Vorurteile,   in   der  Prüfung  der  kunstgeschicht- 
üehoa  Nachrichten  über  fernere  Herabilder  namhafter  Meister  ruhig  fortzufahren. 

Der  chronologisch  nächste  Kttnstler,  welcher  hier  zu  nennen  ist,  ist  Kalli- 
machos.    Von  seiner  Hand  sah  Pausanias^j  in  dem  großen  und  mit  schönen  Bild- 


•)  In  der  Revoe  BrcihC*o)ofpque  ron  1867  pl.  15.  Tergl.  p.  116  Bq. 

b)  Bei   Lnkian,  Sornn.  8.  s    Anm.  34    (m.  »Schriftquellen«  No.  606);    Plut.   Pericl.  2: 
^1  "^^  h  IIiOTQ  ^aodfievo«  ACa  .  .  .  .  ^  t^n  "H^nis  t^v  iv  "Ap^ei ;   Martial.  X.  89  : 

Juno,  Iftbor,  Polyx^lete,  tuus  et  gloria  felix 
Phidiacae  cuperent  quam  meruisse  manus. 
ferner  mit  dem  Zeus   und  der  Parthenos   des  Phidias  und  Praxiteles*  knidisdher  Aphrodite 
■«snimen  bei  Philostrat.  Vita  ApoU.  Tyan.  VI.  19  (m.  i^Sohriftquellena  No.  801  Un.  5). 

c)  Pausan.  IX.  2.  7    nXaTauuat   hi  vaö«   iortv  **Hpai ,  %i'K  ^oc   (Aefd^t  xc  xal  ii  t&v 

4» 


I.  HIItT.  UBKKC 


r  ÜBKB  IJIE  KÜN8TI..  ENTWICH ELUNG  DER 


wcrlcL'»  auBdfi-slatIctLii  Hfi-iitf^injRl  zu  Platacae  eine  sitzende  Statue  der  Göttin  mit 
d,i.-m  Beiniinien  Nu)i.'^suot^v7),  weluliou  der  Purieget  aus  den  von  ihm*)  und  aus- 
fflliriiclier  vou  Plutnrcfa'')  bericliteten  Cnltusgubräudieu  und  der  Legende  der 
6.  g.  Uaedalhn  (AaiSaXct)  ableitet. 

Dieser  Bciiiame  ist  von  der  nuneiu  Wissenscbaft  ganz  allgemein  mit  >die 
Ul-ftntliche«  abersetzt  und  die  Hera  des  Kallimacbos  als  eine  üarstellung  der  Braut 
des  ZeiiB  verstanden  woi-den.  Und  bicrbei  wird  man  ,  gegenüber  einem  nenerlicb 
«rliubenem  Zweifel  °),  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  steiin  zu  bleiben  baben^^).  Es 
wllrde  demnaeh  derselbe  Ileratempel  in  den  beiden  Statuen,  der  Nu[i/pEuo[iiv)]  des 
Kallimachos  nnd  der  TeXei«  des  Praxiteles  die  Göttin  einmal  als  Braut  des  höch- 
sten Gutles  nnil  sudann  als  die  Ekestifterin  unter  den  Menseben,  die  Sehlttzerin  der 
Heiligkeit  des  Bundes  enthalten  haben,  auf  wilchem  ilire  eigene  ganze  Stellung  in 
der  Getti^rwelt  beruht.  Wie  passend  diese  Verbindung  sei  wird  schwerlich  ver- 
kannt werden,  wogegen,  wenn  noan  das  Wurt  Nufi^suo[iiv7]  transitiv  (als:  Ehe- 
stifteriu,  Verloberin,  vo|*(psÜTpta)  versteht,  Nichts  herauskommt,  als  eine  Taulolt^e 
lind  sich  kaum  eine  Veranlassung  denken  läßt,  neben  die  Statue  des  Kallimachos, 
und  zwar  kurz  nach  deren  Vollendung,  eine  zweite,  wesentlicli  gleichbedeutende') 
t^tstue  des  Praxiteles  zu  stellen.  Stellte  aber  die  Statue  des  Kallimachos  Una 
die  Braut  dar,  so  ist  mit  Walirsebeinlichkeit  zu  vermuthen ,  daß  sie  in  brintlicher 
Kleidung  (nnbentis  habitu).  also  besonders  mit  dem  für  diese  charakteristiachen 
Schleier  gebildet  war,  den  hiemach  Kallimachos  gegenüber  der  Beseitigung  des- 
selben bei  der  polykletiachun  Hera  wieder  aufgenommen  hätte.  Wenn  diese  Vor- 
inuüiung  das  Richtige  trifft,  so  winl  damit  jeder  Zusammeuh&ng  zwischen  der 
Nynipheuomene  des  Kallimaehus  iiud  den  Kierlicben  Huraköpfen  auf  plataeischcn 
Autonommtlnzen  (s.  MUnzttifel  IJ.  Nu.  10  ff.)  aufgehoben,  an  den  man  sonst  wühl 
denken  könnte  ohne  natürlich  hier  mehr,  als  bei  anderen  derartigen  Fallen  an  eine 
nnmilti-lbiire  Nachahmung  der  Statue  in  den,  llbrigeoa  vou  einander  abwcicbendeD 
Mfltixslempeln  zu  denken.  Näheres  Über  die  Statue  erfahren  wir  nicht  nnd  es 
kann  daher  nur  erlaubt  sein,  auf  unsere  Kenutiiiß  von  dem  Stil  oder  der  Kunst- 
weise  des  zierlich  und  aomuthig  arbeitenden  Kallimachos')  etwa  de»  Schloß  xa 
grßnden.  daß  seine  bräntliche  Hers,  ihrem  Wesen  nicht  unangemesseu,  mehr  durch 
Feinheit.  Anniuth,  Zierliehkeit  als  durch  eine  erhabene  und  emate  Auffassung  de« 
Wesens  der  Göttin  ausgezeichnet  gewesen  sei.  daß  also  Kallimachos  mit  BU  den- 
jenigen Kitnstlem  zu  rechnen  wBre,  denen  ein  Antheil  au  der  Entwickelung  i)m 
Ideales  der  Göttin  in  der  bezeichneten  liichtnng.  welche  unter  den  erhaltcneo 
Monumenten  sehr  weh)  naehweisbar  ist .  zugeschrieben  werden  muß.  Alletn  ^ 
nauorea  feetznst eilen,   fehlen  uns  «lie  Miltel. 


d^'i^liBTun  dn  tAifun  ....  l-rzi'jWt  lal   äX).o  (außer  der  Tcleia  dea  Praxitelea)  'HpTC  i 

W   A,  a.  O.  wp,  il,   1—6. 

ti)  llut.  Fragm.  U.  o.  (i.  bei  Euaeli.  Prseparat.  evang.  in.  p.  S8  m] 

0)  Vergl.  Pörator.  Hie  Hochieit  doi  Zeu«  und  der  Hera  S.  1!>  Anm,  T. 

d]  •Im  Weaoiitliclien  ipielt  aliio  *Hpi  fijjtfvjfiiiift,  liiei  diciellie  Halle  wi 
null«..     [=ni|rt  Tiki«!   FOrtter  i.  a.  O. 

•)  WaK«n  dm  Kunatcharaktcra  den  Kallimaihns  wiril  ck  grnn^n  mif  Brur 
gtitch    Kflnaüet  I.  8.  JTI   f.  xu  verwciaoi,. 


2.  DIB  HERADAB8TELLÜN6EN  DER  BLÜTHE-  UND  NAOHBLOTHKZEIT  D.  6R.  KUNST.   53 

Mit  guis  besonderem  Anspruch  auf  Berücksichtigung  tritt  femer  demnächst 
das  große  Haupt  der  jflngem  attischen  Schule,  Praxiteles  auf,  schon  als  der- 
jenige Künstler, '  welcher  in  neuerer  Zeit  unter  den  Gestaltern  des  Heraideales 
nicht  allein  mehrfach  genannt  worden  ist  (s.  oben  S.  38  und  Anm.  26),  sondern 
dem  man  sogar  schon  eine  gewisse  Summe  von  Zügen  des  uns  als  classisch  gel- 
tenden Heraideales  mit  größerer  und  geringerer  Sicherheit  zugesehrieben  hat,  und 
sodann,  weil  er  die  Göttin,  soviel  wir  wissen,  häufiger  dargestellt  hat,  als  irgend 
ein  anderer  Künstler,  drei  Mal  nämlich.  Erstens  in  der  Gruppe  der  großen  zwölf 
Götter  in  einem  alten  Tempel  der  Artemis  Soteira  in  Megara,  dessen  Tempelbild 
▼OQ  Strongylion  war*).  Zweitens  in  ihrem  Tempel  bei  dem  Theater  in  Mantineia, 
imd  zwar  als  Cnltnsbild,  thronend  und  umgeben  von  einerseits  Athena,  andererseits 
Hebe,  welche  neben  ihr  stehend  dargestellt  waren  ^) .  Drittens  endlich  stellte  Praxi- 
teles in  dem  schon  unter  Kallimachos  erwähnten  Tempel  in  Plataeae  die  Göttin 
unter  dem  Beinamen  TeXefa  als  das  Tempelbild  dar,  und  zwar  stehend,  in  bedeu- 
tender Größe  und  von  pentelischem  Marmor  °). 

Ein  Zeugniß  irgend  einer  Art  über  die  Gestalt  der  praxitelischen  Hera  im 
Ärtemistempel  von  Megara  besitzen  wir  nicht  und  es  ist  auch  nicht  wahrscheinlich, 
daß  wir  jemals  ein  solches  auffinden  werden ;  wir  müssen  uns  also  besclieiden ,  es 
lediglich  als  wahrscheinlich  anzusprechen,  daß  auch  diese  Hera,  wie  bezeugter- 
maßen  die  plataeische,  stehend  gebildet  war,  weil  die  sämmtlichen  zwölf  Götter, 
die  ja  ohnehin  nicht  die  Hauptstatuen  dieses  Tempels  gewesen  sind,  nicht  wohl 
thronend  gebildet  sein  konnten  und  zu  einem  besondern  Hervorheben  etwa  des  Zeus 
and  der  Hera  durch  thronendes  Sitzen  gegen  die  übrigen  stehenden  Götter  sich 
nkht  allein  kein  Grund  absehn  läßt,  sondern  weil  eine  derartige  Hervorhebung 
kaum  am  Orte  gewesen  wäre. 

Nicht  besser  daran  sind  wir  mit  der  Hera  in  Mantineia,  nur  daß  uns  hier 
Pansanias  das  Thronen  der  Göttin  überliefert  hat,  aus  dem  neben  der  Umgebung 
derselben  durch  ihr  Kind  Hebe  wie  bei  der  argi vischen  des  Polyklet  und  durch 
A&ena,  wir  auf  eine  würde-  und  gewichtvolle  Darstellung  zu  schließen  doch  wohl 
Tollkommen  berechtigt  sind.  Aus  der  Natur  der  beiden  begleitenden  Göttinnen  Schlüsse 
auf  besondere  Seiten  in  dem  Wesen  der  hier  in  Rede  stehenden  Hera  abzuleiten 
erscheint  aber  namentlich  deswegen  bedenklich,  weil  wir  nicht  zu  sagen  im  Stande 
lind,  m  welchem  Sinn  und  in  welcher  Bedeutung  hier  Athena  mit  der  Göttin  ver- 
bunden war. 

Günstiger  sind  wir,  so  scheint  es  wenigstens,  in  Beziehung  auf  die  dritte  Hera- 
«tatae  des  Praxiteles  gestellt ,  die  Teleia  von  Plataeae.  Nicht  freilich ,  in  sofern 
gelegentlich   auf  die   schon   unter  Kallimachos  erwähnten   autonomen  Münzen   von 

a)  Pausan.  I.  40.  2  t^«  hi  xpifjVTjc  oO  it»5ji^(D  TaOtT]«  dp^ai^v  doriv  lepiv 3.  dvraOöa 

vi\  TÄv  Adb^xa  6NOfi.aCoji,^vciv  dcwv  dortv  d-^diKit.'xia ,  fp^a  elvoi  Xe^^^fAeva  HpoSiTlXou;*  ttjv  hk 
ApTt|iw  a'>r?jv  STpo-fYuXtoiv  dicottjae.  Hier  bleibt  freilich  wegen  des  eivai  XeYf5|xeva  einiger 
Zweifel  aber  die  Urheberschaft  des  Praxiteles. 

b)  Pausan.  VIII.  9.  3  xal  *Hpo«  irpi;  toj  deoiTpcp  voiov  dfteoöapiijv  Flpa^tTlXt)«  ße  tä 
^^>|MCTa  aWjv  T€  xaOTjpif^v  h  Äpovtp  xal  irapeOTöbaa;  ditoitjaev  *Af^i]säs  xal^Hßriv  iraiSa 

c)  Pausan.  IX.  2.  7  TlXorateuot  li  -vatJc  iortv Tlpac  xtX.  t9)v  8^  *Hpav  TeXctav  xaXoöai' 
'^«(Tjtai  Ik  6pfr6v  pLCfi^et  dtfaX{j.a  p-lfa*   Xldoo  .  .  .  .  toö  OcvTeXTiatoo ,  IlpaEtTdXou«  hi  doriv 


S4       I.  H 


■T.  Obkrhicht  Dbkr  oii:  KtlNerL.  rntwickkluno  dkb  okstalt  ueb  b 


PUtaea«  als  Mittel,  uits  don  Kupf  von  Praxiteles'  Statue  lu  verlege nwArti^ien  vrr- 
wißscD  worden  ist") ;  donu  für  dies»  MUnzeu  gilt,  W)U  von  anderen  deräelbea  Art 
ans  blühender  Kunstzeit:  sie  bieten  auf  keinen  Fall  (kipieu  oder  ^treuc  nud  be~ 
abgjchtigt«  Nachbildiitigeu  eines  berllluntea  sUtuarisoben  Typus  und  der  Gedanke 
an  einen  solclieii  liegt  gmdo  bei  ihnen  vermöge  dcia  verschiedenen  Kopfputzes  der 
verschiedenen  Exemplare  (Stephanoä  nnd  Stephane)  besonders  fern.  Wie  weit  aber 
eine  mittelbare  Einwirkung  des  von  Praxitele»  gexchalfenen  Typus  auf  die  Krtindung 
der  Stempelsuhneider  stattgfifuuden  haben  mag,  litfit  nieh  natürlich  nicht  entscheiden 
und  es  muß  Jedem ,  je  nach  den  Vorstellungen ,  welche  er  sich  vom  Stile  dea 
PraKiteles  gebildet  Iiat ,  Überlassen  bleiben ,  die  etwaigen  Einflüsse  desselben  mehr 
in  den,  zierlichen  Pretilküpfohen  (HUnztafel  11.  No.  12  nnd  13)  oder  mehr  in  dem 
trotz  si'iner  Kleinheit  und  suner  leider  schlechten  blrhallung  großartiger  wirkenden 
Kopf  in  der  Vorderansicht  (Ullnztafel  U.  No.  10)   zu  suchen. 

Auch  die  Meinungen  und  unbegrUnd baren  Behauptungen  libur  daa  Verhältniß 
der  Ludoviiti sehen  HerabüHte  zu  Praxiteles,  auf  welche  ihres  Ortes  zurückgekommen 
werdeu  soll,  können  zu  keiner  reellen  Krkenntniß  fiUiren. 

Dagegen  i»t  seit  längerer  Zeit  und  von  mehi'en  Seilen  bei  einem  statuarischen 
Typus  auf  Praxiteles'  Hera  hingewiesen  worden,  und  zwar,  wie  neuere  Nachwci- 
Bungen  dartliun,  schwerlich  ohne  Gniud,  wenngleich  eine  eingehende  Krörtemng  — 
um  von  einem  bündigen  Beweise  ganz  zu  schweigen  —  bisher  noch  gefehlt  bat. 

Bei  der  Besprechung  der  berühmten ,  ehemals  Barberinischeii  KolossatBtata« 
der  Hera  in  der  Rotunde  des  Vatican  hat  nämlicJi  Visconti  ''j  zuerst  jeuea  Werke« 
des  Praxiteles  als  dea  möglichen  Vorbildes  Erwähnung  gethnn.  Spüt^.'r'^j  gab  er 
den  Gedanken  an  eine  Hera  bei  dieser  Statue  ganz  auf  und  rieth  wegen  der  Ent- 
blößung des  Busens,  der  Bildung  der  Augen  und  der  Behandlung  der  Haare  auf 
Aphrodite  oder  Kora.  Während  dagegen  wiederum  Zo^ga'')  an  der  Komenolatur 
Hera  festhielt,  aber  thoils  wegen  des  sanflon  Ausdruckes .  tlieils  wegen  dea  bnge- 
gttrteten  Uewandes .  theils  endlich  wegen  dts  Fuudortus  der  Statu«  bei  S.  Lorcuw 
in  Panisperna,  wo  der  Tempel  der  Lucinu  gewesen  sein  soll,  an  oino  »Juiio  Lnriiia« 
dachte,  hat  man,  verführt  durch  Viscontis  spätere  Zweifel.  Hör»  eine  Zeit  laug  m 
ziemlich  ganz  aus  dui  Augen  verloren  und  die  Statue  "Kora»  oder  "Libera«  genannt*), 
für  welche  sie  Ubrigens.  abgesehn  von  allem  Andern,  weitaus  zu  matronal.  und 
zwar  entschieden  matronal  ist.  denn  ihr  Kopf  stellt  die  Altersstnfe  der  Niobe  dar, 
mit  der  sie  sich  überhaupt,  abgeschii  natürUeh  von  dem  AuBdriick,  am  besten  ver- 
gleichen UDt,  und  dieser  Altersstufe  euUpriclit  auch  der  Körpei-  vollkomtneu.  Er>l 
in  neuerer  Zeit  ist  man,  und  zwar,   wie  auch  Wiosclcr')  bemirkt,  mit  Kcclit, 


a)  Von  liumian  in  der  Allg,  Biic^i'lop^idic  Sui^t.  I.  licl.  h2  S.  Ihl. 
—,u(  diese  Statue  iat  jedcudtlU  dci  auf  ein«  MUnic  von  rintnunc 
Kq.  1341  dargwtellte  Kopf  <ler  üflttiri  au  bexichu  < 

b)  Mu«.  Pio-Clem.  Vol.  t.  m  Uv.  2.  p.  li 
cl  Vergl.  B.  ■.  O.  p.  21. 

dl  In  •einen  Bemorkunfien  lum  Vuoonli'tichen  Mu>.  Pio-Clem. 
fni  Ciesvh,  u.  Audcgung  alter  Kunst  S.  310  f. 

e)  Vergl.  (ierhaid  in  dci  BeachrBibuiig  RcimH  II.  ii.  S.  22!l,  Cliin 
Vol.  lU.  p.  7»  «q.,  C.  L.  Viiconti  in  den  Ann.  deti'  Inil.  von   ISbl  p. 

f)  Zu  den  Ocnkm.  d.  h.  Kunat  l.  AuH,  II.  fio.  56. 


mit  ginßcr  Sieh«; 
[Denkiii   d.  s.  Kta 


2.  MB  HSBAOJJt>rKU.UMSKN  QKB  BLOTHB-  UND  MACHBLOTUSZKIT  D.  GR.  KUNST.         55 


bü        I.  RIST.  ÜBEBSICHT  C'BER  DIK  KtlNOT),.  ENTWICKELCN»  DER  OKBTALT  DER  na 

mit  4^ ntecli irdenem  Rocht  und  «uf  Boweiae  geatlltzt,  zu  dem  Namen  der  Hera  turt 
gekehrt  und  R.  Brnun*)  ist  hier  rflbmlich  als  derjenige  zn  Deniien ,  der  voran- 
gegangen iüt.  Keu{)re  Funde  haben  nämlich  gelehrt,  erstens,  daß  der  in  der 
BarberinJschen  Statue  gegebene  Typus  ein  mehrfach  wiederholter,  gleichsam  ging 
und  gebe  gewesener  sei  und  schon  deshalb  auf  ein  bcrllhmtes  Vorbild  zurückweise, 
zweitens  aher  auch,  daß  dieser  Typus  der  einer  Hera,  und  zwar  wie  man  »ich 
bisher  ausgedrackt  hat,  einer  iJutto  Pronuba"  sei.  Statuarisch  sind  die  folgenden 
Exemplare  bekannt: 

1.  die  berOhmto,  ehemals  Barberinische  Kolossal  statu  e  In  der  Rotunde  de* 
Vatican,  jetzt  No.  55Ü    (siehe  im  Atlas  auf  Taf.  X.**); 

2.  eine  aus  ostiensischen  Funden  stammende,  im  Braccio  Nnovo  des  Vatican 
anfgestellte  Statue,  jeUt  No.  8a    [b.  Fig.  5.  a.'); 

3.  eine  aus  den  Funden  von  Monte  Calvi  an  der  Via  Salara  stammende  Statue 
in  der  Villa  Borghese,  ira  a.  g.  Ätrio  di  Giunone  No,  I.  Der  echte  Kopf  dieser 
Statue  ist  ohne  Stephane,  trägt  ds^jegen  eine  Opisthosphendone  (nach  Braun)  oder 
einen  Kekryphulos  (s.  Fig.  5.  b.  *). 

4.  im  Salone  des  capitoünischen  Museums,  jetzt  No.  19.  Der  echte  (nicht 
aufgesetzte)  Kopf  dieser  Statue  ist  Portrilt,  ob  dasjenige  der  Crispina  oder  der 
Lucilla  mag  dahinatehn  (s.  Fig.  5.  c"). 

Hehre  andere  Statuen  stimmen  in  einer  Reihe  von  Uoliveu  mit  diesem  Typus 
Qberein,  nicht  aber  in  allen;  von  diesen  ist  hier  abzueehn. 

Den  richtigen  Namen  aber  fllr  diesen  Typus  giebt  uns,  wie  schon  Britun  («.  a.  O.) 
bemerkt  hat 

5.  der  in  Monticelli  gefundene,  aus  f'anipana'schem  Besitz  in  die  kaiserlich« 
Ermttitge  von  St.  Petersburg  gelangle  Sarkophag  (s.  Fig.  Ü  auf  der  folgenden  Seite') 


•)  Mon.  cd  Ann.  dell'  Inat.  von  1  '>65  lu  Uv.  7  p,  4S,  Uuinen  und  Miuccn  Keims  S.  433, 
Vorschule  der  Kurutmythalof^ie  lu  Taf.  25. 

bj  llcachicib.  Komi  II.  ii.  S.  321>,  ibgeb.  Mus.  ino-Crlcm.  Vul.  I.  tnr.  2,  Plraimi,  SUtn* 
w».  22,  Morghen,  Principj  del  discgno  lav,  2.  3,  Tistolesi,  II  VaUcnlio  deBi:tilti»  Vol.  V,  Ut.  HMI, 
Bt«un,  VorBchule  doi  Kunitniytholugie  1'aT.  2^,  Denkmtlcr  d.  n.  Kumt  II.  No.  66  und  «olut 
mehrfach  in  aUhUngigen  Stichen.  Vergl.  nach  Ilurkh&rdI,  L'icoronc  S.  426  b.  —  Hodern  und 
beide  Arme  mit  den  Attributen  und  die  Fußp  i  im  Gewand  ist  Einige*  gellickt. 

cj  Nicht  in  der  Beschreib.  Roma,  «eil  jQngerei  Auffindung,  nn  ihtet  Stell«  «tand  die  m 
der  Basohreib  Roms  mit  No.  <i1  bezeichnete,  jetit  in  dia  Snli  degli  aninuli  veraelilG  Arlemiii 
abgeb.  im  UmriQ  in  den  Ann.  dell'  Inst,  von  1*^.17  tav.  d'agg.  h.,  »ergl.  p.  -HC  «j.  RrftSnil^ 
Kopf  und  UaU  und  beide  Arme  mit  dtn  Attributen,  durch  diese  lu  i^inct  Demeter  gemacbl. 

d]  Abgob.  Mon.  cd  Ann.  dcIV  Inst,  van  ISäJ.  tav.  7.  b.  das.  p.  4S  u  vergl.  auch  llutdt- 
bardt  a.  a.  O.  S,  426.  c.  Erganit  nach  meinen  Untersuchungen:  der  ganze  rpchte  Arm  von 
der  Svhulter  an  nebst  dem  (iewnnde,  ebenio  der  linke,  unterwsrts  ist  fast  die  ^nie  T«ohl* 
Seite  Ton  der  Höhe  der  Scham  an,  und  zwar  in  Ojps  orgftnit,  ebenso  die  FaOe,  aaoh  MMt 
Ist  noch  in  der  Gewandung  geflickt 

e]  BcBcbrcib.  Itom*  III,  I.  8,  2:U  No.  30  [..mit  aufgosctitem  Kopfo  der  Lucilla»!,  abgeb. 
im  Hui,  Capitolinu  VüI  III,  tav.  1>.  wiederholt  bei  Clarac,  Mus.  de  soulpt.  Vul.  tll,  pl.  »S 
Ko.  iHa  1*1*  ■C«reH|  und  Vol.  V,  pl.  lllio  No.  2477  (ab  »Crispine.))  ei^lUut  mit  ethobaon 
Fackel  in  der  Rechten ,  Ahron  und  Mohn   in  der  Linken  als  Dcroetor. 

f]  Gueddonow  ,  Ermit.  tmp. ,  HuMie  de  sculpt.  ant.  No.  1!I2,  abgtb.  in  dan  Mon.  6äK 
Inat.  tV.  (a*.  9,  erkUrt  von  Brunn  in   den  Ann.  doli'  Inst,  von   IS4Ä  p.  ISB  iqq.  und  ■ 
diogi  von  RoBbach,  Rdm.  Hocbieits-  u.  EhedenkmSler  b.  106  ff. 


2.  DK  HBBADAKaTELLÜNnEN  DER  Bl.fTHE-  UNI)  NACHBLÜTIIEZEIT  R.  IIR.  KliNST.       57 


I  Eiozüllieitcii . 

(  den  Typuf 


D      ;iu<'h  nicbt   in  !t1li'i 

nnd  jpilenf&lla   in  ikin  was  den  Typus  auiinisclit 

no    PruDubn   in    Function    ersnlieint.      Als   Juuo 

Hr  nn  »,  a.  0.  p.  190  vorsiieht,    mit  (iem  im  Wosi'n 

uß  t  «n  (iie  Gjittin   in   einem   römischen   Keliof  und 

sehe    Hochzeit  ja  allerdings  nennt-n;  es  ist  aber  wohl 


»B  die  Hand ,  indcni  h  r  u  uo 
den  fotflcheidonden  Han[  Isa  I 
äbtreiDstiinniende  ■)  G  sIaU  uh 
fronuba;  denn  so  oder  wi  I 
identiftrhrii  Ueiworte  J  ^ 
in  drr  Daratellung  einer  r  n 
zu  bemerken ,  d«Q  d  e  rl 
mische  Juno  Fronuba  in  den 
zalilreirlien  Reliefen,  welche 
römische  Uoc.lizeilen  dar- 
stellen ^i,  der  Hegel  nach 
in  einT  andern,  fe6t8tehi;n- 
den  (iesfalt.  oamentlieh  mit 
voUst&ndig  verhalltem  IJusen 
vorkommt-  Dem  Wosen  nach 
aber  entspricht  die  römische 
Ehegöttin  Juoo  diirctians 
der  Kriecliisehen  Ehegötlin 
Hera  und  wenn  die  anf  die 
Huchzeit  hesUglichen  Bei- 
nwuen  jener,  Cinnj»,  Pro- 
nnba,  Juga'l  nicht  aU  übe r- 
Hetzang  des  griechischen 
Beinamens  oTeleian  gelten 
können  oder  umgekehrt,  so 
ilarf  erinnert  werden ,  daß 
dir  anderen  anf  die  Ehe 
itfitttiliehen  Beinamen  der 
Her«:  l'ajujXiV,  rrtjiOTrö- 
1.1^,  Zufio,  Zeu^k,  welche 
den  rOmiftelien  näher  stehn, 
(Iem  Sinne  nach    mit  dem  au»  a^ui  s.uk..i.h.T-r.-]|.r  v..ii  m..<.ii",^iil  in  st.  paMrabni«. 

Rammen    Teicia   auf  Eins 

WoMskomraen,  nur,  wie  Wolcker'')  bemerkt  hat,  etwas  niedriger  klingen  als  diesea. 
f-i  «ird  demnach  schwerlich  Etwas  im  Wege  stehn.  die  von  der  gewöhnlichen 
nhniwhen  (>e«laltung  abweichende,  dagegen  mit  den  Statnen  in  den  entscheidenden 
ligca  Übereinstimmende  Ehegflttin  des  Reliefs  von  Monticelli  als  ans  dem  Tjpua 
ifi  griechischen  Teleia  abgeleitet  oder  unter  ihrem  Bild  erscheinend  zu  bezeichnen 


*]  •!*  Boa  (der  Statue  No.  3)  quui  identicn  ricompariaa  Braun  a.  a.  O.  Die  bedet 
«nditc  Verschiedenheit  besteht  darin,  dafi  der  linke  Biuten  der  Gattin  anatalt.  wie  bei  de 
Ruinen,  nur  halb,  gänzlich  cncbleßt  \xt;  ob  das  bei  den  Statuen  vflilig  aberBinstimmemj 
BiwiiDo  im  Relief  eben  ao  oder  aberhau|it  vorbanden  int,  laßt  aich  nach  der  Abbildim 
»i^hi  enUcheidcn. 

b|  Vcigl.  einstweilen  die  Zusainmcnatellung  bei  RoBbaeh  a.  a,  O. 

t)  PreUer,  IWra-  Mythol.  S.  249. 

i]  drieth.  Gatterlehte  U.  S.  317  f. 


58     1.  I 


r.  tlBEKSICHT  ÜBKH  UtE  HÜNSTI..  ENTWICKKLttNtI  tlKB  UEKTALT  DER  IIEBA . 


nnd  demgemäS  den  BFinameii  TcleJa  auf  die  Statuen  ansuweuden.  Auf  die^e  und 
ihre  kflnstlerisclien  Vorzüge  im  EiDxelnen  soll  weiterhin  zurUckgekümmen  werden, 
hier  handelt  es  eicli  ziinäclist  um  das  Schema  und  das,  was  dieses  Oharaktoriatiachea 
bat.  Da  mag  nun  Roßbath*)  Kccht  Ijaben,  wenn  er  von  der  Figor  in  dem  Sarkophag- 
reltef  sagt,  dieselbe  sei  eo  frei  gebildet,  daß  dem  Typus  der  Himmelskönigin  und 
der  keusnhen  Bhescblteßoriu  Bintmg  geschehe ;  allein  dies  kann  sich  donh  nur  nuf 
eben  diese  Figur,  auf  iliru  leichte  Bekleidung  und  die  vollkouiniene  Kntbläßuug  de« 
linken  Busens  besiehn,  ZOge  in  dunen  der  Verferttger  de»  Keliefs.  welcher,  wie 
Brunn  (a.  a.  0,  p.  190)  bemerkt,  am  Nackten  Gefallen  hatte  und  allen  seinen 
weiblichen  Figuren  eine  gewisse  studirte  Bleganz  und  l-eichtigkoit  gegeben  bat.  von 
dem  statuarischen  Typus  abwicli  oder  dessen  Charakteristik  Übertrieb,  nicht  aber 
gilt  es  viin  dem  statuarischen  Vorbilde.  Allerdings  betont  auch  dieses  weniger  die 
erhabene  und  strenge  Majestät  der  Hiinmelskrtnigin,  als  vielmehr  die  blühende  8chÄii- 
heit  und  Anmnth  der  Oemablin  des  Zeus,  ohne  indessen  der  imposanten  Würde  2U 
enthehren,  Das  nngegilrtcte  Uulergewand .  welches  weit  entfernt  ist,  für  Hera 
schlechthin  charakteristisch  zu  sein''),  mag  an  die  Losung  des  bräutlirhen  (jQrtels 
durch  die  Ehe  erinnern  sollen,  obwohl  wir  keinen  darauf  deutenden  Beinamen 
Heras  —  wie  etwa  lusfOuvoi;  sein  würde  —  kennen,  djis  aphrodisische  Motiv  aber 
des  Her^^gleilens  des  Gewandes  von  dem  einen  Busen ,  mit  höchster  Feinheit  aad 
Zurückhaltung  behandelt,  weist  auf  die  ideal«  Verbindung  der  Aphrodite  mit  der 
Khegdttin  Hera,  auf  die  vielfach  als  nothwcndig  oder  wUnschenswerth  angespruehenii 
Vereinigung  von  'fi^örr,;  und  /äpi;  mit  dem  HX'n  der  b^he')  bin  und  macht  di« 
in  den  Statuen  dargestellte  Hera  zu  einer  im  umfassenden  Sinne  tief  aufgefaßt«» 
und  fein  empfundenen  FhegSttin.  ohne  daß  wir  mit  K.  Braun  [a.  a.  0.  p.  49; 
nötbig  hatten,  die  speciell  spartanische  Aphrodite- Hera  und  ihr  altes  Holebüd')  in 
die  Erklärung  der  Statuen  linoinsuziehn.  Wenn  es  demnach  als  in  hohem  Grads 
wahrscheinlich  gelti-n  dwrf,  daß  auf  die  in  Frage  stehenden  Statuen,  sofern  sie  als 
griechisch  gedacht  werden,  das  lieißt.  daß  auf  ihr  jedenfalls  in  Griechenland,  nicht 
in  Rom  erfundenes  Schema  der  Name  der  Hera  Tcleia  mit  Bocht  angewendet  wird, 
wenn  sieb  feruer  dicner  Typns  als  ein  das  Wesen  der  OiSU'ia  in  vorl redlichster  Weise 
vergegenwjlrtigender  ku  erkennen  giebt,  wenn  wir  endlich  Huden,  daß  seine  mehrfachen 
statuarischen  Wiederholungen  auf  ein  berühmtes  Vorbild  b ur (Ick weisen ,  so  wird  m 
kaum  als  eu  knhn  erscheinen,  nnf  die  ausdrücklich  als  stehend  bezeugte  Hera 
Teleia  des  l'raziteles  als  auf  dieses  Vorbild  zn  schließen,  um  so  mehr,  als  i'tiwr- 
seita  der  kUustlerixche  Charakter  der  Statiion  auf  die  allerbeste  Zeit  der  griechiacbn 
Kunst  hinflihrt*)  und  als  nndererseits  deren  ganze  Brfindung  und  Gestaltung  prui- 
telischer  Art  und  Kunst  verwandt  erscheint.  Nur  daß  mau  sich  bei  alledem  hdtr. 
das  was  hier  als  wahrscheinlich  angesprochen  wird  für  bewiesen  zn  halteu  oder 
als  ausgemachte  Wahrheit  zu  belrneht'-n. 

Von  Heraslatucn  von  Künstlern  der  nachpraxitelischon  Zeit  wissen  wir  \ir\ih 


1.0.» 


107. 


b|  Vvr^y.  N.  Kbein.  Hu>.  Ton  ISAS,  S.  b2\   ff. 

o  Sielic  Wekker  rt.  a.  O.  S.  33S  f. 

d)  l'aiuui.  III.  t.1.  9  Eiqvnv  hi  alp/aiiv  i?AoJ7i-<  ' 

t)  Vergl.  einilweilsn  Unun  >.  >.  0.  p.  i^,  Nahoi 


et  im  6.  Cspitet. 


2.  D»  HBBADABaTBLLUNOEN  DER  BLÜTHE-  UND  NACHBLÜTHEZEIT  D.  6B.  KUNST.    59 

ils  die  einstmalige  Bxlstenx,  welche  für  eine  solche  des  Ljsippos  in  hohem  Grade 
zw(»felhaft  ist*)  und   schwerlich  wird  es  gelingen  >  mehr  als  die  Existenz  festzu- 
stellen.     Nach  den  kurzen  Angaben    bei  Plinius   arbeiteten  Herastatuen:   Baton 
von   Herakleia»    welcher  wahrscheinlich  der  Zeit  vor  den  Diadochen  angehört^), 
eine  solche  ans  Erz,   die  zu  Plinius*  Zeit  im  Concordientempel  in  Rom  stand ^), 
Dionjsios,  ein  Mitglied  der  neuattischen  Schule,  das  marmorne  Tempelbild  der 
Juno  in  ihrem  Heiligthume  bei  der  Porticus  der  Octavia^)  und  ebendaselbst  Po  ly  kl  es, 
aas  derselben  Schule,  eine  zweite  Statue  der  Göttin  (s.  Note  d.).     Das  ist  Alles. 
Von  einer  irgend  wesentlichen  Betheiligung  der  großen  Maler  Griechenlands  an  der 
Entwiekelnng  des  Heraideales  vermögen  wir  Nichts  nachzuweisen;  eine  Darstellung 
der  Hera  von  Zeuxis,   aber  kaum  eine  solche,   auf  die  besonderes  Gewicht  zu 
legen  wftre,  dürfen  wir  in  dem  Bilde  vermuthen,  welches  Plinius  (XXXV.  63.)  mit 
den  Worten  bezeichnet :    »roagnificus   est  Juppiter   eius  in  throno  adstantibus  dis«, 
Worte,   aus  denen   doch   wohl  hervorgeht,    daß  in  diesem  Bilde  neben  dem  Zeus 
als  der  Hauptperson  die  di  adstantes  nur  zu   nebensächlicher  Geltung  gelangten, 
so  daß  Zenxis   seine  Stärke  als   vorzüglicher  Darsteller  der  weiblichen  Schönheit^) 
in  der  Gestalt  der  nicht  einmal  ausdrücklich   genannten  Hera  schwerlich  zu  ent- 
falten Anlaß  gehabt  hat.    Eine  Hera  des  Euphranor  können  wir  in  einem  Wand- 
gemälde  einer  Halle   im  Kerameikos  zu  Athen  bestimmt  nachweisen^),   aber  auch 
sie  war  nur  eine  Figur  in  einer  Darstellung  der  zwölf  Götter  und  wir  erfahren  im 
Einzelnen  auch  von  ihr  Nichts,  als  daß  ihr  Haar  besonders  schöu  gefärbt  war^). 
Eme  andere  Darstellung   der  zwölf  Götter  nennt  Plinius^)  unter  den  Werken  des 
Asklepiodoros  von  Athen,  eines   wahrscheinlichen  Schülers  des  Pamphilos  von 
Sikyon'),   ohne  jedoch  über  dies  Bild   Näheres   mitzutheilen ,   abgesehn   von   dem 
Preise,  welchen  Mnason,  der  Tyrann  von  Elateia  dafür  bezahlt  hat.    Wie  also  die 
Hera  in  demselben  beschaffen  gewesen  sein  mag ,  ist  unbekannt  und  ob  unter  den 
»deonun  simulacraa  des  Habron,   eines  Malers  zweiten  Ranges^),    sich    dasjenige 
der  Hera  befunden  habe,  können  wir  nicht  sagen. 

Üb^licken  wir  nun  die  Summe  dessen  was  wir  aus  der  vorstehenden  kunst- 


a)  Vergl.  Anmerkung  27. 

b)  Siehe  m.  Schriftquellen  No.  1593. 

c)  Plin.  N.  H.  XXXIV.  73 :  Baton  'fecit)  Apollincm  et  Junonem  qui  sunt  Romae  in 
Concordiae  templo. 

d)  Plin.  N.  H.  XXXVI.  .'(5 :  intra  Octaviae  vero  porticus  in  aede  Junonis  ipsam  dcam 
twit)  Dionysius  et  Polycles  aliani. 

e)  Vergl.  Cic.  de  Invent.  II  i.  1  {m.  Schriftquellen  No.  I(J6S  lin.  9  sq.),  Xen.  Oecon.  X  I 
(m  Schriftquellen  No.  1GS4),  und  etwa  noch  Quintil.  Inst.  orat.  XII.  1(1.  1  (m.  Schriftquellen 
No.  I6S0  lin.  6  »q  ). 

f)  Pausan.  I.  3.  3  orod  hk  ^TtwÄev  (der  Stoa  basileios)  dyx.oh6^ri'zai  Ypot^A;  eyouoa  J^eou; 

*0'j;  Jwoexa  xoXoufx^vou? Tautac   xd^    yP*T^*   KO'fpctvnip    lYpa'}»ev   'A^vaTo;.     Plin. 

^•H. XXXV.  129  opera  eius  (Euphranoris)  sunt  .     ..duodecimdi. 

g)  Lucian.  Imagg.  7  xa\  hii  ;iapax£xX7]a&0}  HoXüyvojto;  xal  Eucppdvwp  ixeivo;  xal  AircXXtjc 
*'t  Aetioiv  o'jTot  oe  oteX6(ji£vot  t6  £pYOv  6  txev  Eucppdvoop  ypcoodToo  x^jv  x6(i.T]v  olav  t^c  "Hpac 

h;  Plin  N.  H.  XXXV.  107  huic  (Asclepiodoro)  Mnaso  tyrannus  pro  duodecim  dis 
^^it  in  singulos  minas  tricenas. 

i:   Vergl.  Wustmann  im  N.  Rhein.  Mus.  von  1S6S  S.  468  f. 
k)  Plin.  N.  H.  XXXV.  141,  vergl.  Wustmahn  a.  a.  O.  8.  46S. 


60        I.  HI8T.  ÜBERSICHT  ÜBER  DIE  KÜN8TL.  ENTWICKELUNG  DER  GEgTALT  DER  HERA. 


geschichtlichen  Untersuchung  gewinnen,  sie  möge  groß  oder  klein  sein,  so  werden 
wir  einerseits  allerdings  die  längst  anerkannte,  hervorragende  Bedeutung  der  Thätig- 
keit  des  Polyklet  aufs  neue  bestätigt  und  in  festerer  Umgrenzung  als  bisher  sicher 
gestellt  finden,  andererseits  aber  auch  den  gewichtigen  Antheil  anzuerkennen  haben, 
welchen  die  attische  Kunst,  und  zwar  diejenige  der  beiden  Bltttheperioden  an  der 
Entwickelung  und  Ausbildung  des  Ideales  der  Göttin  gehabt  hat,  während  zugleich 
durch  eine  kritische  Sichtung  dessen  was  wir  über  die  Leistungen  der  einzelnen 
Meister  wissen  oder  mit  Grund  vermuthen  dürfen  und  dessen  was  bisher  ohne  sichere 
Gründe  über  dieselbe  geglaubt  und  angenommen  wurde,  der  vorurteilslosen  stilisti- 
schen Untersuchung  der  erhaltenen  Monumente  und  der  Erörterung  ihrer  Znrflck- 
fahrbarkeit  auf  die  Vorbilder  der  einzelnen  Meister  und  der  kunstgeschichtlichen 
Perioden  freie  Bahn  geschaffen  worden  ist. 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 

Die  erhaltenen  Monnmente. 


DRITTES  CAPITEL. 

Das  kanonische  Ideal  der  Hera. 

Quae  diyom  regina  Joyisqua 
Et  Boror  et  coniux. 

Verg.  • 

Wenn  es  daraaf  ankommt,  ans  der  Charakteristik  der  Hera  in  der  Poesie  und 
zogleieh  ans  dem,  was  wir  von  der  Auffassung  der  Göttin  in  ihren  Culten  wissen, 
sofern  in   den  letzteren   nicht  örtlich  besondere  und  besonders  gebliebene  Auffas- 
suDgen  hervortreten,  diejenige  Summe  zu  ziehn,  welche  als  die  Grundlage  auch  der 
Darstellung  des  kanonischen  Ideales  der  Göttin  in  der  bildenden  Kunst  gelten  darf, 
80  wird  man  hierzu  kaum  einen  bessern  Ausgangspunkt  finden,  als  den  Ausdruck 
Otfried   Maliers*),   welcher  Hera  »das  dem  Zeus  entsprechende  weibliche   Wesen« 
nennt.     Denn  in  der  That  erscheint  Hera  als  die  nicht  allein  durch  Zeus*  Wahl 
und  die  heilige  Ehe  rechtmäßige,  sondern  als  die  ihrer  Natur  nach  rechte 
und  vollkommene  Gemahlin  des  höchsten  Gottes 3^) ,  eines  Wesens  mit  ihm  und 
darum  im  genealogischen  Mythus  seine  Schwester  auch  ehe  sie  seine  Gattin  wurde ; 
eben  dieses,  daß  Hera  Zeus*  ebenbürtige  Gemahlin  ist,  mit  allen  seinen  Con- 
Sequenzen,  ist  es,  was  auch  «die  Poösie,  die  homerische  voran,  in  der  Schilderung 
von  Heras  Persönlichkeit  und  Ansprüchen,  von  ihrem  Auftreten,  Thun  und  Treiben 
im  olympischen  Götterkreise  mehr  als  alles  Andere  hervorhebt  und  betont.    In  Be- 
treff der  Culte,  in  deren  Überlieferung  das  Gesagte  in  besonderer  Klarheit  hervor- 
tritt, darf  man  sich  auf  alle  neueren  Mythologien  berufen,   von  dem   poetischen 
Wesen  Heras  aber,    insbesondere  ihrer  epischen  Charakteristik,   in  welcher  mehr 
AnfTallendes  oder  fftr  uns  Anstößiges  liegt,  als  in  der  irgend  einer  andern  Gott- 
lieit,  ist  neuerdings  von  Welcker^)    mit  wahrer  Meisterschaft  ein  eben  so  scharf 
gemeimetes  wie  farbenreich  ausgeführtes  Bild  aufgestellt  worden,  welches  freilich 
früheren  Auffassungen   und  Schilderungen  in   mannigfaltigen  Zflgen   widerspricht, 
dennoch  sicherlich  das   Rechte  trifft  und  in  sich  eben  so  harmonisch  ist,  wie  es 
sieh  mit  den  Oberlieferungen   aus  den   Culten   in  der  schönsten   Übereinstimmung 
befindet. 

So  wie  nun  Zeus  in  der  Summe  seines  Wesens  der  allmächtige  König  Himmels 
^^  der  Erden  und  der  Vater  der  Götter  und  Menschen  ist,  so  ist  seine  ebenbürtige 


a)  Handbuch  der  Archfiol.  §  352. 

b}  Oriech.  Götterlehre  II.  S.  328—334. 


t\-i 


II.    UIR  CRHALTEKEN  HONITUENTE. 


1111(1  rocIitinjUIige  Gemalilin  iils  diese  ganz  Königin  und  ganz  Fran.  Krhabeo  matro- 
nale  Bildung  ist  domoiicli  auch  die  Crundlage  und  der  InbcgritT  des  kUnatlerischen 
IdealoH  der  Hera,  einus  Ideales,  dessen  verschiedene  Seiten,  das  Königliche,  das 
Frauenhafte  und  das  Mlltlerliche  (auch  dieses,  wenngleich  es  weniger  hervortritt), 
das  Strenge  und  Erhabene  und  wiederum  das  Bchtloe  und  Milde,  Je  nach  den  Ab- 
aichten  und  Zwecken  der  Künstler  und  Je  nach  di^m  tieist  ilirer  Zeitalter  stärker 
hervorgehoben  worden  sind,  dessen  silnimtliche  Vertreter  aber,  obgleich  man  sie, 
abgesehu  von  einigen  abseit  ti^enden  Gestaltungen,  in  zwei  Iloupte lassen,  die  mehr 
erhabenen  und  die  mehr  mild  scliönen  wird  trennen  müssen,  dennoch  so  viel  mehr 
des  üemeinsamcn  ais  des  Verschiedenen  haben,  daß  man  sie  auf  einen,  hauptsäch- 
lich einmal  modilicirten  kaoomscLen  Typus  winl  surUckfilhren  dflrfen ,  an  dessen 
Ausbildung  wir  nach  dem  im  vorigen  Capitel  Dargelegten  immer  noch  Folyklet  und 
Praxiteles,  oiine  die  älteren  Attiker  zu  vergessen,  als  überwiegend  betlieiligl  denken 
mllssen. 

Zunächst,  um  vom  Allgemeinem  auszugohn.  wird  Hera  immer  matronal  gefaßt. 
"Die  Cestalt,'  sagt  0,  Mflller  a.  a.  0.  sehr  gut,  "ist  blühend,  villlig  ausgebildet. 
dui'cliHUs  luangellos .  die  einer  Matroiio ,  welche  stets  von  neuem  im  Brunnen  der 
Jungfrau lidikeit  badet,  wie  von  Hera  eraftlilt  wurde.«  Ein  menschliches  Lebens- 
alter für  die  in  den  besten  Slattieu  und  Uilslen  dargestellte  uottterbliche  und  gOtl- 
liclm  Schlauheit  bestimmen  zu  wollen,  ist  eitles  Uemllhun ;  Hera  neigt  iu  ihren  wahr- 
haft gnl4!n  Üarstellnngen  die  Keif«  einer  Frau ,  die  Mutter  ist ,  verbanden  mit  der 
Frische  und  StraHlieit  entwickelter  jungfräulicher  Formen.  Mit  Unrecht  würde  man 
jene  l''[llle.  Ja  Üppigkeit  der  Foriuu»,  an  welche  wir  uuwitikürlich  sunichst  denkeiL 
wenn  von  einer  »junonischen  Oestalti  in  unserem  wirklichen  Leben  die  Ked«  ist, 
als  gemeinsamen  Charakter  aller  guten  Uerabilder  anaprudien ;  sie  findet  sich,  wenn- 
gleich immer  maßvoll,  bei  einigen  vorzüglichen  Statuen  dargestellt,  bei  einigen  der 
schönsten  Bflslen  angedeutet,  bei  anderen  kaum  minder  vortrefflichen  UeukmAlern 
beider  Arten  tritt  sie  dagegen  kaum  noch  als  bestimmendes  Merkmal  der  Göttin 
auf.  Durchans  vermieden  dagegau  scheint  alles  spegilisch  Jungfräuliche  oder,  um 
ea  vielleicht  noch  treffender  auszudrücken  ,  alles  Mädclienhufte :  wohl  können  uch 
dalier  dio  Bildungen  der  Hera  und  der  Aphrodite  unter  UmslAnden  sehr  nahe  stebn. 
ja  sie  kiinneu  mit  einander  verscljmulzeii  ersebeioen ,  niemals  aber  iliejenigfiu  der 
Hera  einerseits  und  diejenigen  der  Athena  oder  der  Artemis  andererseits.  Wohl 
i-it  Hera  als  napUevo;,  als  ta^ifs-Mfiivr^ .  ja  sie  ist  als  icnii  der  ■cskzia.  gegenQlwr 
vereiirt»),  als  vup^auo^iivT^  (Braut)  überliefertermaßen  auch  künstlerisch  dargeiil«Ul 
worden ''1,  sollte  aber  der  örtlk-he  Cultus  von  Styiuphalos .  der  sie  als  •MädutietK 
wie  iIk  »WHwe^i  I/ijpa)  faßte,  auch  in  der  bildenden  Knnst  bestimmte  Gust«li  ge- 
woimen  haben,  was  wir  iiiclit  wissen,  auf  uns  ist  nichts  Derartiges,  wenigateos 
niohte  Erkennbares  oder  Erkanntws  gekommen  und  wäre  dies  der  Fall .  besäSMi 
wir  irgend  eine  kQnsUerische  Unrstellung  des  Heramädcbens,  so  würde  dieau  grade 
so  gut  wie  die  Darstellungen  des  kindlichen  und  jugendlichen  Zeus  als  eine  auf 
einulnen  C'ultiuiideen  beridiende  Uesonderbeit  von  dei'  FcststelliMig  und  Sehildcrung 
des  normalen  Ileraidoales  anszuscii ließen  Kein, 


a)  In  Stfiophalos 

b)  OboQ  S.  b-i 


3.    DAS  KAKONiaOHE  IDEAL  DER  HStX,  63 

Glmliwie  man  aber  im  Begriffe  der  Gattin  bald  mehr  die  geliebte  Genossin' 
des  Mannes,  bald  mdir  die  Theilhaberin  seiner  Stellung  in  der  Welt  und  wiedemm 
me^  die  Walterin  im  Kreise  des  Hanswesens  betonen  kann  und  gleiebwie,  je  nach 
dem  der  dne  oder  der  andere  oder  der  dritte  Gesichtspunkt  als  maßgebend  in  den 
Vordergrund  tritt,  selbst  eine  und  dieselbe  menschliche  Persönlichkeit  nicht  blos  in 
sehr  yeraehiedenem  Lichte  erscheinen,  sondern  thatsftchlich  und  nicht  nar  äußerlich 
als  eine  sehr  verschiedene  sich  darstellen  und  geben  kann,  so  erscheint  auch  die 
Matnmalitat  der  Hera  in  den  Kunstwerken  verändert,  je  nach  dem  in  diesen  die 
gelieble  Gemahlin  des  Zeus,  seine  xoupiod]  aXo^oc»  die  soror  et  coniux  der  Lialeiner, 
zur  Anschauung  gebracht  werden  soll,  der  er  unter  Umständen  in  Liebe  ei^lflhen 
kam,  wie  keiner  der  GOtünen  oder  der  sterblichen  Weiber  und  in  dieser  geliebten 
KeasguuahliB  die  GMJn  der  Ehe  und  Stifterin  derselben»  oder  je  nach  dem  es  gilt, 
die  Atoc  xoSpi^  icapaxoiTi^  und  in  ihr  die  olympische  Königin  zu  sohiidem,  die  er- 
habeiMie  unter  den  Göttinen,  vor  welcher  sich  die  olympische  Versammlung  von 
den  Siiaai  erhebt,  oder  wiederum  die  keusche  und  strenge  Hausfrau,  oder  endlich 
die  Bilde  Mutter,  denn  auoh  als  diese  scheint  Hera  m  einer  ihrer  schönsten  Bttsten 
aa^fatt  sn  sein.  Aber  auch  die  anderen  berührten  Wes^isseiten  und  Auffassungen 
der  Hxam  lassen  sieh  innerhalb  ihres  normalen  Idealtypna  nachweisen  und  treten, 
bald  emseln,  bald  zu  zweien  verbunden,  mehr  oder  weniger  klar  hervm-,  während 
ihre  Ineinsbildnng  in  den  auf  uns  gekommenen  Denkmälern  nur  einmal  gelungen 
ist  in  dem  Wunder  der  Kunst,  der  weltberQhmten  Ludovisischen  Kolossalbflste. 

Am  hiafigsten  ist  in  Hera  mit  der  matronalen  Reife  die  königliche  Wflrde  und 
Brfaabenhdt  verschmolzen,    aber  auch  diese  tritt  wiederum  in   sehr  verschiedenen 
Abstoftingen  von  stolzer  Hoheit,  ja  vornehmer  Kälte  bis  zu  gnädiger  Herablassung 
hervor.    Specifisch  herbe,  und  zwar  nicht  sowohl  königliche  wie  frauenhafte  Strenge 
offenbart  sich  nur  in  einem  höchst  vortrefflichen,  aber  von  dem  normalen  Typus  in 
mehr  als  einem  Betracht  seitab  liegenden  Werke,  der  Farnesischen  Bflste  in  Nen^ 
(oad  Auren  Wiederfadungen  *) ;  erhabener  wird  die  Auffassung  ohne  an  Stenge  zu 
verlieren  in  der  vortrefflichst  Kolossalbttste  in  Florenz^).    An  diese,  als  das  Äußerste 
iB  dieser  Richtung  zu  betrachtende  Darstellung  reihen  sich  dann  gar  mannigfaltige 
Abslafngen  der  Erhabenheit,  welche  aus  bewußtem  Stolz  in  unbewußte  Größe  mid 
is  stille  Wttrde  flbergeht  und  sich  sogar  mit  dem  Charakter  schöner  Milde  zu  ver* 
binden  weiß,  welche  insbesondere  die  Pentinische  Bttste^)  auszeichnet.     Ganz  auf- 
gegeben ist  sie  endlich  selbst  in  den  Werken  nicht,  welche,  im  Ganzen  genommen 
fläe  zweite  Classe  bildend,  die  aphroditeartige  Schönheit  der  Hera  besonders  zur 
Geltung  bringen ;  eine  als  die  Geliebte  und  Gattin  nur  des  Zeus  zu  fassende  Göttin 
bleibt  sie  anch  in  diesen  Statuen.     Immerhin  aber  bringen  diese  Bilder  gegenüber 
der  Hohdt  und  WOrde  so  überwiegend  andere  Elemente  des  Wesens  der  Hera  zur 
Anschauung,  daß  sie  als  Gegenstücke  zu  denen  zu  nennen  sind,  von  denen  wir  bis 
zu  ihnen  herabgestiegen  und  daß  sie  jenen  gegenfiber  die  ganze  Weite  des  Kreises 
bezeichnen,  innerhalb  dessen  die  Erfindung  der  Künstler  sich  bewegen  durfte,  wel- 
chen die  Ausbildung  des  Ideales  der  Hera  zur  Aufgabe  wurde.     Immer  aber  und 


a)  Siehe  Cap.  IV.  No.  I— Ic. 

b)  Cap.  IV.  No.  2. 

c)  Cap.  IV.  No.  17. 


»54 


IL 


'.  EBHALTENKN  HUKDUIUJTE. 


iü  alleii  ihren  Darstelinngen  bleibt  Hera  ernst  and  als  unbedingt  ausgeschlosseu 
voD  ilirein  Wesen  wie  von  ihrem  kllnati er! sehen  Typus  darf  der  Ausdruck  siDnlicher 
Erregtheit  geltau,  sowohl  derjenigen,  welcher  gewissen  Olasseu  von  Apliroditebildem 
eigen  ist,  wie  derjenigen,  welche  uns  in  den  We^n  des  dionysischen  Kreises  ent- 
gegentritt '^^) . 

Was  nun  aber  die  bestimmten  kflnstlerischen  Formen  des  bentelschen  Ideal- 
typiis,  Domentlich  des  Kopfes  anlangt,  so  JHt  es  nicht  leicht,  das  wirklich  allgemein 
oder  fast  allgemein  Giltige  zu  nennen  ohne  in  die  Schilderung  zu  viele  Elemente 
des  hikhaten  Vorbildes,  der  Lndovisischeu  Kulossalbüste  aufzunehmen,  aber  vor- 
handen ist  ein  solches  Qemeingiltige  dennoch. 

Es  int  schon  frflher  (oben  S.  50]  eriuuert  worden,  daß  von  mehren  Seilen 
(Büttigur.  Feuerbach,  Brunn)  der  Versuch  gemacht  worden  ist,  das  ganze  Ideal  der 
ilera  aus  ihrem  homerischen  Epitheton  poütct;  und  einer  diesem  gemäßen  Gestal- 
tung des  Auges  in  derselben  Weise  abzuleiten ,  wie  man .  antiken  Andeutnngen  *) 
folgend,  das  ganze  Ideal  des  Zeus  in  der  bildenden  Knnst  als  von  der  Bildung  der 
Stirn  nebst  derjenigen  der  mit  deren  Uestaltnng  iu  Wechselbeziehung  stehenden 
Haare  und  Krauen  abgeleitet  hat  '*).  Sofern  dieser  Versuch  auf  die  Hera  de«  Poly- 
klet  bezogen  wurde,  mußte  seine  Berechtigung  a.  a.  0.  in  Krage  gestellt  werden, 
hier  |^tt  es  nun  zu  nutei'suchen.  iu  wieferu  er  sich  durch  die  erhaltenen  Denkm&ler 
als  berechtigt  erweist.  Hier  tritt  nns  nnn  aber  sofort  die  Schwierigkeit  entgegen, 
daß  das  Epitheton  ßoüiri:  von  den  Älteren'  und  von  den  Neueren  auf  ganz  ver- 
schiedene Monumente  angewendet  wird,  von  Böttiger  und  Keuerbach  auf  die  Ludo- 
visische  Kolosaalbüst^^i ,  von  Bruuu  und  denen ,  die  ihm  gefolgt  sind ,  auf  die  Far- 
nesische BUäte  in  Neapel,  wälirentl  vou  diei^eii  mehr  oder  weniger  bestimmt  gelängnet 
winl,  daß  der  Ludovisischen  Hera  daa  Epitheton  ßoiüni^  überhaupt  noch  zukomme *^). 
Dies  Itangt  mit  einer  ganz  verschiedenen  Auffassung  und  Erklärung  der  Bedeutung 
dea  Wortes  ßoöÄnt;  zusammen.  Uie  Alteren  hatten  das  Wort  von  großen,  rnnd- 
gewölbten  Augen  verstandeu")  und  an  dieser  Grundbedeutung  hilt  auch  noch 
Welcker  *'^)  fest,  nur  daß  er  als  möglich  daneben  anerkennt,  das  Wort  könne  eiueo 
stieren,  graden  Blick,  als  eine  Schönheit  verstanden,  bezeichnen.  Brunn  dagegen 
mit  seinem  Anhang  unter  den  Jüngeren  denkt  bei  poii>;ri;  hauptsächlich  an  den  Aus- 
druck unbändiger  Kraft,  welcher  im  Blicke  des  Stieres  liegt  und  wehr  von 
der  Stellung,  als  von  der  Form  der  Augen  abhängt.  Doch  es  wird  nötbig  sein, 
die  ICrklänuig  ganz  herzuächreiben.  Im  Bidlettino  von  1616  p.  124  also  Wißt  t«: 
Mjra  non  si  trova  cosa  piil  caratteristica  per  l'indole  di  Giunone  dell'  omerioo  cpitHo; 
^lüici;,  cogli  occbi  di  bue.  Mn  molti  hanno  inteso  che  quivi  gi  parlj  di  cHU^hi 
graiidemente  inareati  e  percio  occhl  siffatti  le  siano  stati  dati  dagli  nrteüci,  criHleodu 
in  tat  modo  espresso  il  vero  sensu  di  iiuella  parola.  Ha  certameute  non  mi  sembn 
che  solamunle  della  forma  abbia  pcnsato  Omero,  ina  piü  ancora  dell'  espres>iit>tt« 
di  immensa  forza,  la  quäle  sti>  nascosta  nello  sgnardo  del  toru.  e 
deriva  piil  che  dalla  forma  dalla  posizione  degli  occbi,  Ditttanti  molto 
fra  di  Iure  si  estcudono  fin  sotto  Ic  tonipia ,  e  peroiö  volgeudosi  MtnbraBo  eo'  l*ra   ■ 


ai   .S.  I'iciKl.i-StrnbnnVIll    p.  ! 
IS  (tn    Sphriflnucllfn  No,  7;in), 
l>)  Vergl   Biunn.  rj«Hh.  d.  griccli   Kaimlli 


■hririquellen  No.  G!M  lin.  IS  Btiij.l,  Uamb. 


3.  DAS  KANONISCHE  IDEAL  DEB  HERA.  65 

sguardi  abbracciare  cid  che  si  para  loro  dl  contro,  e  quindi  per  loro  si  mette  nell 
aniino  nostro  quella  paara  che  si  fk  sentire  a  coloro  che  trovansi  cinü  d'ogni  parte 
da  perioolo  da  cui  non  posson  campare.  E  tale  dev'  essere  11  punto,  da  cni  parti 
Fartista  nel  eoocepire  Tideale  deir  Imperiosa  regina  del  clelo.a^^]  Und  in  den  An- 
nali von  1864  p.  301  schreibt  Bninn:  Nello  sgnardo  del  bue  (d.  1.  toro,  Stier) 
non  predomina  la  semplice  maestä  e  grandiositä,  la  qaale  forma  11  carattere  del  re 
degli  animali,  U  leone,  ma  l'espresslone  d'nn'  Immensa  forza,  d*nna  forza 
che  minaccia  e  che  risveglia  una  certa  Inqnletadlne  nella  mente  dl 
Chi  vi  sl  trova  dlrlmpetto;  im'  espresslone  cnpa  che  non  sembra  ammettere 
gajesBa  o  sorriso.  Qaesto  carattere  tanto  speclfioo,  che  non  pnö  non  essere  ac- 
cennato  mediante  Teplteto  ßocoicic«  etc. 

Dieser  Auffassung  gegenüber  wird  eine  Verständigung  nicht  ganz  leicht  sem,   * 
welche  gleichwohl  versucht  werden  muß,  und  zwar  versucht,  nicht  blos  indem  Mel- 
nnng  gegen  Meinung,  Erklärung  gegen  Erklärung  gestellt  wird,  sondern  durch  eine 
eingehendere  Behandlung. 

Zunächst  möge,  wenn  auch  nur  mehr  im  Vorübergehn  bemerkt  werden,  daß, 
wie  sdion  Welcker*)  a.  a.  0.  richtig  bemerkt  hat,  Homer  grade  so  gut  wie  alle 
Späteren,  welche  das  Wort  ßoc^icic  von  weiblichen  Personen  gebrauchen,  dasselbe 
ran  als  persönliches  epltheton  ornans  ohne  jegliche  Rücksicht  auf  eine  bei  Hera 
sehr  wohl  mögliche,  ursprünglich  natursymbolische,  aus  der  Kuh  als  dem  Symbole 
der  €K>ttin  abgeleitete,  Bedeutung^)  angewendet  hat.  Der  beste  Beweis  dafür  liegt 
darin,  daß  er  nicht  blos  Hera,  sondern,  wenngleich  nur  an  drei  Stellen^),  andere 
Wdber,  eine  Nereide  und  zwei  Sterbliche,  ßocuTcic  nennt,  so  gut  wie  Heslod^) 
die  Nymphe  Pluto,  Pindar®)  die  Harmonla,  einer  der  kleinen  homerischen  Hymnen  0 
die  EuryphaSssa,  Helios'  Mutter,  Meleager  in  der  Anthologie^)  eine  Antlklela  und 
endlich,  um  Anderes  zu  übergehn,  Cicero^)  die  berüchtigte  Clodla. 

Zweitens  ist  festzustellen,  daß  die  alten  Granmiatlker,  sofern  sie  nicht  in 
offenbarem  Irrthume  das  Wort  ßouMric  von  o^,  otto^  anstatt  von  &^,  Aizo^  ab- 
Idten^),  für  dasselbe  entweder  eumiri^  als  Erklärung  aufstellen,  also  das  Bei- 
wort im  eigentlichen  Sinne  als  Epitheton  ornans  auffassen,  oder  es  durch  (jisXa- 
vo^oXfUK  umschreiben,  was  uns  hier  nicht  unmittelbar  bertlhrt,  wo  es  sich  um 
die  plastischen  Formen  handelt,  oder  endlich,  wie  schon  Böttiger  bemerkt  hat,  und 
Kwir    überwiegend    häufig,    \iJ&'^ak6<fbak\Lo^    als    Bedeutung    angeben^).      Diese 

b]  Vergl.  auch  Friederichs,  »Bausteine«  S.  108,  Anm.  zu  No.  89. 

b)  Vergl.  auch  Weloker  a  a.  O. :  »Indessen  ist  nicht  sicher ,  daß  nicht  beide  Wörter 
(^xcbXcvoc  und  ßow:»^)  den  Sinn  gewechselt  und  in  vorhomerischer  Mythologie  eine  physi- 
lehe  Beziehung  gehabt  haben.« 

c)  n.  XVin.  40:  'AXttj  T6  ßoÄiric,  HI.  143  aq. :  KXujjti'vtj  te  ßoaici«, 

VII.  10:  C>iXop.^&ouaa  Te  ßowiric. 
Bmtathios*  Erklärung  des  ßocuiric  in  der  ersten  dieser  Stellen  kann  auf  sich  beruhen. 

d)  Theogon.  ys.  355  ....  ITXouxdb  Te  ßodiiric. 

e)  Pyth.  ni.  91  . . . .  6ycö&'  'App.ov(av  y^P^  ßo&iciv. 

f)  Hom.  hymn.  XXXI.  2 xhs  £6pucpeieooa  ßomirtc 

YetvaTO. 

g)  Anthol.  Palat.  V.  198.  3:  ou  tpucpepov  fxelÖYjfjLa  ßooliiriÖoc  'AvTtxXeta«. 

h)  Vergl.  H.  Sauppe ,  Index  graeco-latinus  in  Cicero  ed.  Orelli  Vol.  VIII.  p.  20. 

i)  So  Eustath.  ad.  U.  p.  141.  1.  29,  Hesych.  y.  ßowiTU. 

k)  Vergl.  die  Belege  im  Thesaurus  des  Stephanus  s.  y.  fioAnr^\ 

OverbeclE,  Kanstmythologie.  III.  5 


66  ü     OrK  BRIIALTEKEN  MONTMKNTK. 

Erkl&niii|;cn  der  Alt^u  aber,  ubgleich  aie ,    das    muß  niao   zugeben,  flir  Qtlff 
unbedingt  verbindlich  sind,  wollen  docb  imnierbin  gi-bört  und  erwogen  sein. 

Däxu  kommt  drittons,  und  dies  iut  von  der  ^TüBten  Wicbtigkeit.  daß  w^^lion 
nach  dem  Sprachgebrauch o  von  ^üs;  Homer  das  Kjjitheton  ßoiüict;  nicht  vun  dem 
Ange  des  Stieres,  sondern,  wie  schon  Kekult-  [s.  Anmerkung  43)  rtcliUg  be- 
merkt bat,  aber  ohne  es  festzuhHlt«»  und  darsus  die  OonsequenKen  zu  ziebn.  von 
dem  Äuge  der  Kuh  und  nur  v^n  diesem  abgeleitet  hat  und  haben  kann,  da 
er  sonst  Tctupiünt;  hätte  sagen  müssen,  was  erst,  und  zwar  in  anderem  Sinne,  bei 
Nonnos")  vorkommt.  Und  wie  sollte  Kuch  der  in  seinen  Vergleichen  Oberall  m 
klare  und  einfache  Dichter  dazu  gekommen  sein,  seine  weihliche  Gottheit  mit  einem, 
mau  möchte  sagen  so  specifisch  uiännlichen  Thiere .  ihre  Augen  mit  denen  'iae» 
solchen  anstatt  mit  denen  Ans  weiblichen  Tliiere»  derselben  Gattung  zu  vergleic  len, 
und  zwar  nicht  etwa  in  einer  bestimmten  Öitnation  der  erregen,  zflniendeD,  gebie- 
tenden Gdttin,  sondern  in  einem  ihr  schlechthin  gegebenen  Epitheton,  einem  epithctiui 
Omans.  Daraus  Tulgt  aber,  daß  Alles  das,  wnä  das  Stierauge  von  dem 
Kuhauge  unterscheidet,  bei  der  t'rage,  was  poiÜTti?  bedeute,  bei 
Seite  bleiben  muß,  während  Brunn  grade  einzig  und  allein  die  specifisclien 
Eigenschaften  und  Eigenthllmlichkeiton  des  Stierauges  oder  des  Blickes  des  Stieres 
(sguitrdo  dcl  toro)  hervorzieht  und  anwendet,  um  den  B^riH'dei«  3o<"^l^  >^>i  fassen. 
Fragen  wir  aber  worin  die  Unterschiede  des  Slierauges  und  des  Knhanges  lieg^ll. 
so  werden  wir  antworten  mllasen :  so  ziemlich  in  allem  dem ,  was  Brunn  als  das 
vorzüglich  Charakteristische  hervorhebt.  Deno  wohl  der  Blick  dos  Stieres,  beson- 
ders des  aufgeregten  Stieres,  aber  keinesweges  derjenige  der  Kuh  hat  den  Anadruck 
unbundiger  Kraft  (immensn  forzii).  etwas  Bedrohliches  iforza  ehe  minaccia'i  daa 
dem  gegenüberstehenden  Beschauer  Unruhe  oder  Kureht  fiutlößt  [risveglia  una  cerla 
inquietudine  nella  mente  di  chi  vi  äi  truva  dirimpetto)  mler  wie  dies  im  Bullettino 
(3.  oben)  noch  ungleich  krAftignr  ausgedruckt  ist.  Auch  nur  von  den  Augen  di-s 
Stiere«,  der  sich  durch  die  Schädelbreite  sehr  wesintlich  von  der  Knh  nnteraebeidet, 
nicht  aber  von  denen  der  Kuh .  kann  man  sagen  .  daß  sie  sehr  weit  auseinander 
stehn  und  daher,  wenn  sie  sich  nach  vorn  wenden,  das  ihnen  gegenüber  Uefindliehe 
zu  umfassen  scheinen  (volgendosi  aembrano  co'  loro  sguardi  abbraeciare  eiti  ehe  «i 
para  loro  di  eootro) .  Und  eudlieli  kann  man  auch  nur  bei  dem  Stierauge  ,  nicht 
aber  bei  dei^jenigen  der  Kult  von  t^inem  finatem  Ausdruck  fespressione  cnpa)  reden, 
die  weder  Freudigkeit  noch  I.flcheln  zulasse.  Die  Sache  ist  in  der  That  von  hin- 
lüngÜcher  Bedeutung,  um  uns  zu  veranlassen,  auf  die  Natur  znrttckzugehn,  wobei 
jedoch,  da  es  nicht  so  ganz  leicht  ist,  itinder  heider  tieschlechter  in  solchen  Lebens- 
lagen in  stndireu.  welche  als  normal  gelten  dürfen,  viel  gerathcncr  sein  dürfte, 
sioli  «n  die  Werke  namhafter  Thieroialcr  zu  halten,  als  nn  die  Natur,  weteho  sich 
uns  in  Stjtdten  Lebenden  nur  selten  so  darbieten  wird,  wie  wir  sie  in  diesem  Falle 
braueben.  Wer  sich  nun  das  Studium  von  Köpfen  des  in  Frage  kommenden  l'hiorea 
nicht  verdrießen  läßt,  der  wird  an«li  unschwer  sich  vergegenwärtigen  kOnneii,  wel- 
diea  die  Kigensehafteu  des  Kubaugoa  m  Form  und  Stellung  und  Ausdruck  seien, 
an  welche  wir  zu  denken  haben,  wenn  ein  Weib  kiihäugig.  floÄiri;  genannt  wird. 
Die  Augon  der  Kuh  sind  in  der  Form  verhälluißmilßig  groß,   von  di-ii  Lidern  rumi- 


}  Ulnnv«.  XI   1 


3.  DAS  KANONISCHE  IDEAL  DEB  HEBA.  67 

lieh  niDSchlossen  und  stark  gewölbt;  in  der  Farbe  der  Regel  nach  ^nnkel  ohne 
viel  Licht  nnd  besondem  Glanz,  im  Bück  und  Ausdruck  ruhig,  von  geringer  Be- 
weglichkeit, aber  eher  sanft  als  wild  nnd  bedrohlich,  in  der  Stellung  mäßig  weit 
von  einander  entfernt.     Wenden  wir  diese  Charakteristik  auf  menschliche  Augen 
an,   so  werden  wir  einmal  .die   antiken  Erklärungen   \i&'^aLk6<fbak\io^  und  (xeXav- 
o^&oApo^    nicht    ungerechtfertigt  finden,   sodann  aber  auch  Welckem  zustimmen 
können,  welcher  das  »ßocbirK;«  zunächst  dem  »iXtxcttiri;«  entgegenstellt.     Auch  be- 
gegnen  wir  dergleichen  Augen  im  Leben  und  in  der  Kunst,  seltener  bei  uns  im 
Norden,  als  in  Italien,  .wo  der  römische  Ausdruck  »occhio  pesantea  so  ziemlich  das 
wiedergiebt,  was  in  der  That  unter  ßooiici^  verstanden  werden  muß.    Welcker  hat 
al%^ein  Beispiel  aus  neuerer  Kunst  die  Fomarina  Barberini  angeführt,  man  könnte 
nu^hes  andere  binzuftlgen,  so  die  Maddalena  Strozzi  im  Palazzo  Pitti,  so  des  ä)tem 
Ftlma  Sta.  Barbara  in  der  Kirche  Sta,  Maria  Formosa  in  Venedig  oder  auch  die  Bildung 
der  Augen,  welche  für  Andrea  del  Sarto  charakteristisch  ist;   natürlich  geschieht 
dies  nur  in  der  Absicht  sich  Aber  das  unter  dem  Beiworte  Gemeinte  zu  verständigen. 
Wenden  wir  uns  nun  nach  dieser  Erörterung,  welche  füglich  nicht  kOnper  ge- 
halten werden  konnte,  der  Frage  zu,  ob  eine  besondere  und  ständige  Gestaltung 
des  Auges  sich  bei  dem  normalen  Heraideal  in  den  erhaltenen  Kunstwerken  als 
bestimmender  oder  gar  maßgebender  Zug  nachweisen,  oder  ob  sich  vollends  fest- 
stellen  lasse,   das  Idealbild   der  Hera  sei  von  einer  dem  homerischen  Beiworte 
ßo«oin<  entsprechenden  Gestaltung  des  Auges  ausgegangen,    auf  diese  gebaut,   so 
wird  man  eher  mit  Nein  als   mit  Ja  antworten  mflssen.     Diejenige  Bildung  des 
Auges,  in  welcher  Brunn  u|id  die  mit  ihm  Stiomienden  das  homerische  ßocuin^  er- 
kennen wollen  nnd  auf  welche  ihres  Ortes  im   folgenden  Capitel  zurflckgekommen 
werden  soll,  ist  völlig  und  in  aller  Schärfe  nur  bei   der  Famesischen  Büste  aus- 
geprägt   und    findet    sich    gemildert    oder    abgeschwächt    in    der    Castellanischen 
Büste  (nnten  Cap.  IV.  No.  3,  Atlas  Tafel  IX.  No.  4  n.  5)  wieder^] ;    die  andere 
aber,  welche  die  älteren  Gelehrten  als  Ausdruck  des  ßoonii^  betrachteten  und  durch 
die  Lndovisische  Büste  vertreten  meinten,  kehrt  ganz  so  kaum  und  annäherungs- 
weise in   formaler  Gestaltung  und  im  Ausdruck  auch  nur  bei  einer  beschränkten 
Anzahl  guter  Herabüsten  und  Statuenköpfe  wieder,  kanp  also  eben  so  wenig  wie 
jene  erstere   die  Grun^dlage  einer  Schildc^ning  des  normalen  Heraideales  und  des 
diesem  allgemein  Eigenthümlichen  abgeben.   Trptzdem  haben  allerdings  die  meisten 
guten  Darstellungen  der  Qera  in  der  Bildung  und  im  Ausdrucke  des  Auges  etwas  Ge- 
meio^chaftlicbes,  das  sich  aber  besser  negativ,  als  positiv  aussprechen  läßt.    Heras 
Augen  haben  nicht  wed^r  das  u^pov,   das  Zärtliche  und  deiche  derjenigen  der 
Aphrodite,  noch  das  in  sich  gekehrt  Sinnende  derjenigen  der  Athena,  sofern  diese 
nicht  als  Göttin  des  Kan^pfes  fest  und  klar  und  feurig,  mit  dem  Blicke  des  Feld- 
l^erm  in  die  Feme  schaut,  noch  endlich  das  bis  zum  Muntern  gesteigerte  Lebhafte 
und  Scharfe  der  Augen,  mit  denen  die  Jagd-  und  Lichtgöttin  Artemis  ausgestattet 
i^; .Heras  Augen   sind  wohl  ohne  Ausnahme   ernst,  ruhig,  gradanblickend,  wenn 
anoh  auf  den  tiefer  stehenden  Beschauer  gesenkt ;  in  nicht  wenigen  Beispielen  aller- 
^^  groß ,  wenngleich  nur  mäßig   groß  geöffnet ,  wohl  niemals  schmal  geschlitzt 


a)  Vergl.  Heibig,  Annali  deUMnst.  yon  1866  p.  146  »Negli  occhi  deUa  Gionone  CMt^l- 
^  trtipar'isce  ancora  qualche  eosa  del  carattere  della  ßod)icu.« 

5» 


68  II.    IHK  tTRIIAI.TKNKN  MONDHtNTK. 

und  nar  iü  der  Fameslschoii  Bftste  vom  obem  Lide  halb  vcrachleJert ;  ihr  AusdniSI 
durchlauft  eine  Scata  vom  StarrBu  (Furnesische  BDste,  Cap.  IV.  No.  1)  durch  das 
Strenge  und  Ilorbe  (Florentiner  Bflslct,  Cap.  IV.  No.  2],  das  ruhig  Umfasaende,  Hoheit- 
volle  (erste  Ludoviaische  Btlate.  Cap.  IV.  No.  4],  das  Kalte  nud  Stolze  (zweite 
Ludoviaiache  Bildtc,  Cap.  IV.  No.  t!}  liindiircli  bis  zum  Gnitdi^eii  [dritte  Liiduvt»i- 
Bcho,  Cap.  IV.  No.  13),  Milden  (BOste  Pfutini,  Cap.  IV.  No.  17),  ja  Kmatfreund- 
liehen  (Barbcrinische  Statue,   Cap.  IV.  No.  12  und  eisige  spätere  Köpfe). 

So  gewiß  aber  auch  in  der  Bildung  des  Anges  der  Hera  die  Grenzen  Jnne 
gohallen  sind,  welche  daa  eben  bezeichnete  weite  Oebiet  der  Formen  und  dos  Aus- 
druckoa  von  demjenigen  der  Formen  und  des  Ausdruckes  der  Augon  anderer  Göt- 
tineu  Hcheideii,  so  sehr  mnß  wiederholt  auagesprocben  werden,  daß  schwerlich  in 
den  Augen  der  Hatipt Charakter  des  Heraidealea  gefunden  werden  kann,  liberhaapt 
liegt  dieser  weniger  in  einem  einzelnen  Theilo  der  Physiognomie,  als  in  der  Summe 
aller  einzelnen  ZUge  und  diese  Summe  läßt  sich  wiederum  kaum  durch  etwaa  An- 
deres ausdrucken ,  als  durch  Wiederholung  dessen ,  was  von  der  Geaummtgestall 
der  Göttin  gesagt  wurde,  sie  besteht  in  reifer,  voller,  aber  unverwelkücher  m&tronaler 
Schßniieit  und  Würde,  meistens  verbunden  mit  größerer  oder  geringerer  Hinneignng 
zur  Prächtigkeit  der  Erscheinung.  Im  Einzelnen  zeigt  sich  diese  matronalc  Schön- 
heit Heras  liei  ihren  besten  Darstelinngen  in  dem  sehr  regelmäßigen,  etwas  vollen 
Uvale  des  Umrisses  des  Gesichtes,  dessen  bestimmte  Züge  eine  Tendenz  zur  Größe 
und  in  den  Weichtheileu,  wie  in  den  Wangen  und  im  Kinn,  zur  Fnlle  und  Breite 
hahcn.  Die  von  dem  einfach  in  der  Mitte  gescheitelten  und  nach  beiden  Seilen 
über  das  Ohr.  meistens  in  halber  Ftölie  z urOckgoatri ebenen ,  gewöhnlich  mäßig  gi^- 
wellten ,  braun .  nicht  schwarz  zu  denkenden  Haar  in  flachem  Bogen  umrahmte 
Stirn  pflegt  mehr  breit  als  hoch  gewölbt.  licht  und  glatt  zu  sein,  so  daß  sie  mehr 
auf  einen  festen  und  klaren  Willen,  als  an f  Gedankentiefe  und  IdeenKng  schließen 
laßt.  In  den  meisten  Killen  ist  sie  wenig  mannigfaltig  modcllirt,  nur  in  einigen 
guU^n  Exemplaren  in  den  unteren  7^lieilen  nach  der  Mitte  zu  merkbar  vorgebildet, 
wodurch  der  Eindruck  der  Cliarakterfostigkeit,  den  wir  empfangen,  demjenigen  des 
Eigensinnes  wenigatena  nngenfthert  wird,  über  die  Augen  apringt  daa  Stirnbein 
in  der  Regel  ziemlich  bedeutend  vor.  so  daß  jene  mehr  oder  weniger  Dberschattel 
werden  und  eben  auch  hierdurch  an  dem  schon  erwähnten  Charakter  der  Kube  ge- 
winnen. Die  Nase  hobt  fast  immvr  mit  breitem,  aber  in  den  meialcn  Fällen  ge- 
rnudetem  Rücken  zwischen  den  Brauen  mächtig  an,  in  einzelnen  Exemplaren  (3oNo.2l} 
Holbat  etwas  zu  märhtig,  um  ebenso  fortgesetzt  zu  worden,  woilurch  denn  freilich  die 
Naso  etwas  Stumpfes  und  Kurzes  bekommt,  ohne  gleichwohl,  gemessen,  kurz  zu  sein , 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  behält  aic  ihre  Mftclitigkeit  bei,  welche  nicht  am  wenigsten 
daxii  heitrilgt.  das  Antlitz  als  festgeprägl  erscheinen  zu  lassen  und  dasselbe  \-on 
dem  sonst  hier  und  da  allerdings  nach  st  vor  wandten  Typus  der  ernst  gehaltenen 
Aphro^te  zu  unterscheiden. 

Besonders  charakteristisch  pflegt  der  Mund  gebildet  zu  aoin*'),  in  welchem  »ich 
vielleicht  am  allermeisten  Übereinstimmung  in  der  Gnindgestaltnng.  trotz  alter  Vrr- 
seliiedenheit  in  dem  Grado  des  Ausdruckes  nachweisen  läßt.  In  einigen  vurtreff- 
lieben  Köpfen,  so  namentlich  in  dem  Famesischen  und  in  dem  lloreiiliner ,  ist  iler 
Mnnd  gnidrzu  von  herber  .Strenge,  in  nudoron .  wie  z,  B.  in  der  dritte»  LuJoii 
sehen  Btlste   i.Nii     i:ii   liegt    ein    unverkennbarer   Zug    von    Stolz   in   der   Beweg 


3.  DAS  KANONISCHE  IDEAL  DEB  HERA.  69 

besonders  der  Oberlippe ;  dieser  Ausdruck  mildert  sich  bedeutend  beW  vielen  anderen 
Exemplaren,  aber  stets  bleibt  eine  gewisse  Festigkeit,  die  bei  späten  Bildern 
bis  zu  geistloser  Starrheit  ansteigen  kann  charakteristisch  und  ein  freundliches 
Llcheln  ist  wohl  bei  keinem  einzigen  sichern  Herakopfe,  den  neapeler  No.  18 
etwa  ausgenommen,  nachweisbar.  Denn  das  madonnenhaft  milde  Lächeln  der  Büste 
Pentini  (No.  17)  gehört  dem  Ergänzer  der  ganz  verstoßenen  Oberlippe  und  selbst 
dieses  Lächeln,  wenn  man  es  überhaupt  so  nennen  kann,  ist  erhaben  mild  und 
namentlich  von  allepa  Sinnlichen  weit  entfernt. 

Mit  dem  Munde  steht  das  Kinn  meistens  in  vollkommener  Übereinstimmuug, 
indem  es  mehr  oder  weniger  voll  und  breit  gebildet  ist  und  den  Ausdruck  der 
Ener^e  des  Charakters  der  Göttin,  welchen  in  ihrer  Weise  die  Stirn  zur  Anschauung 
gebracht  hat,  wiederl|olt  und  mit  einer  leisen  Schattirung  von  Leidenschaftlichkeit 
verstärkt. 

Denkt  man  sich  dieses  Haupt  auf  einen  in  der  Regel  ziemlich  fleischigen, 
wenig  beweglich  gehaltenen  Hals  gesetzt,  und  zwar  meistens  grade  aufgesetzt,  weder 
vorwärts  geneigt,  mehr  als  dies  dem  niedrig  stehenden  Beschauer  gegenüber  noth- 
wendig  ist,  noch,  abgesehn  von  Ausnahmefällen,  zur  Seite  gewendet,  denkt  man 
sich  weiter  diesen  Hals  in  einen  mehr  oder  weniger  üppigen,  wenn  auch  vom 
Gewände  meistens  ganz  bedeckten  Busen  übergehend,  so  zeichnet  das  Alles  die 
herrliche,  blühende  Matrone,  das  weibliche  Gegenbild  eines  gewaltigen  Mannes 
wie  Zeus.  _ 

Dam  gesellt  sich  in  den  allermeisten  Fällen  die  echt  königliche  und  göttliche 
Würde  nnd  Hoheit,  die  außer  in  der  unvergänglichen  Pracht  der  Formen  besonders 
in  der  Haltung  liegt,  die  aber  durch  den,  nur  sehr  wenigen  Exemplaren  fehlenden, 
in  vielen  Fällen  mehr  oder  weniger  reich  gestalteten  Schmuck  der  Stephane  im 
Hur  wesentlich  verstärkt  wird.  Denn,  möge  die  Stephane  noch  mancherlei  andere 
Bedeutung  haben,  worauf  ihre  Verzierung  bald  mit  Anthcmieu,  bald  mit  Rosetten, 
dann  auch  mit  Anthemien  und  Greifen  (unten  Gap.  IV.  No.  8,  Venedig  und  in  ge- 
^ssen  Münzen,  s.  Gap.  V.)  hinweist,  zunächst  rein  künstlerisch  betrachtet  wirkt 
die  Stephane  wenigstens  für  das  moderne  Auge  wie  ein  fürstliches  Diadem  nach 
unserer  Sprechweise,  zeichnet  sie  uns  die  Hera  als  die  Königin  des  Olympos.  Stemmata, 
^  sie  die  Indovisische  Büste  trägt,  mögen  der  Absicht  nach  das  Heilige  und  Feier- 
liche des  Gesammtbildes  verstärken,  für  den  modernen  Beschauer  wirken  auch  sie 
zunächst  schmuckvoll,  und  es  ist  kaum  glaublich,  daß  sie  so  gut  wie  der  ganze 
Kopfputz,  auf  den  antiken,  mochte  dieser  die  cultsymbolischen  Elemente  desselben 
^ch  lebhafter  empfinden ,  als  wir ,  in  der  Hauptsache  einen  andern  Eindruck  ge- 
Ottcht  haben  sollten. 

Die  erhabene  Anmuth  der  ganzen  Erscheinung  wird  in  nicht  wenigen  Exem- 
plaren durch  einige  zur  Seite  des  Halses  herabfallende  lose  Locken  gehoben,  wäh- 
f^d  die  Masse  des  Haares  nach  hinten  meistens  in  einen  einfachen  Knauf,  seltener 
in  einen  Zopf  zusammengefaßt  ist.  Einige  schöne  Büsten  sowie  eine  kleine  Anzahl 
^on  Mflnzen  zeigen  endlich  noch  den  Schleier,  der  aber,  wo  er  hmter  der  Stephane 
^^ebracht  und  lose  über  das  Hinterhaupt  und  in  linden,  schattigen  Falten  auf  die 
^l^Qltem  herabfällt,  in  mehren  schönen  Exemplaren,  z.  B.  in  der  dritten  Lvdofiit' ' 
^hen  Bflste  (No.  13]  nicht  irgendwie  mehr  als  eine  Verhüllung  auftritt, 
^^  noch  als  eine  schöne  und  wirkungsvolle  Umrahmung  des  Oesiehttti  '■'^ 


L 


Tft  D".  IJIK  EBHALTBNK»  MONTMENTB. 

Wo  er  melir  iat ,  aia  dies .  wie  z.  B.  in  der  Statuo  vod  BoviUne  iiu  Valjcnn , 
ändert  sich  zuglcicli  die  Gesammth&ltung  und  der  Charakter  dos  Königlichen  ) 
g^n  den  dea  Frauenhaften  in  den  Hintergrund. 


VIERTES  CAPITEL. 

Die  bedeutenderen  BOaten  und  Statuenköpfe. 


Hom.  hjmn.  i 
Die  erhaltenen  BU»ten  und  Statuenkdpfe  der  Hera  sind  bisher  erat  ein  1 
in  etwaa  größerer  Anz&hl  znsamm«nge3t«llt  und  vergleichend  besprochen  worden, 
nftmlich  von  Äboken  im  zehnten  Bande  der  Annaion  des  Institut«  (von  lS3ä) 
S.  22  f.  Derselbe  tlieilt  sie  in  zwei  llauptclasaen,  in  die  Darstellungen  vod  er- 
habenem und  von  elegantem  Stil  (stile  sublime  und  stile  pit'i  elegante  che  sublime), 
denen  beiden  er  außer  der  oben  S.  22  f.  näher  besprochenen  ari^liaiacheu  Kolossal- 
bUste  als  Beispiel  des  alterthUmlicIien  Stils  [stile  primitive)  eine  kleine  Zahl  von 
Köpfen  des  strengen  Stils  (stile  piü  perfetto ,  ma  di  rigidn  maniera)  voranstellt. 
Diese  Eintheilung  kann,  ja  sie  muß  in  der  Hanptsaclie  aufrecht  erhalten  werden, 
nur  dafi  wir  die  Olassen  vielleicht  anders  benennen  und  ihr  VerhAltnlil  zu  einander 
näher  bestimmen  können.  Während  nämlich  die  auf  uns  gekommenen  Zeuubtlsten 
mit  Aufnahme  vielleicht  nur  des  Kopfes  aus  Melos") ,  wie  die  große  Mehrzahl  sämml- 
licher  Götterideale,  den  Exemplaren  nach  aus  römischer  Zeit  stammen  ^)  und  daher 
die  griechischen  Typen,  welche  ihnen  zum  fJrunde  liegen,  wohl  in  keinem  Fall  in 
der  ganzen  Seh&rfe  ihrer  stilistisch  es  EigeuthUmlichkeit  und  enteprecbond  der  histori- 
schen Abfolge  ihrer  Bntwickelung  wiedergeben,  sondern  vielmehr,  so  gewiß  sie  sich 
an  beistimmte,  einzelne  Vorbilder  anlehnen,  stilistisuh  als  das  Budergebniß  der  ganzen 
Kntwickehiugareihe  zu  botrachten  sind,  haben  wir  es  bei  den  BQsCen  der  Hera  außer 
ebenfalls  mit  römischen  Nachbildungen  mit  einer  Anzahl  griechischer  Originalwcrke 
oder  wenigstens  mit  solchen  Copien  von  diesen  zu  thun,  welche  dem  Typns  und 
dem  Stile  nach  eine  bestimmte  kunsthistorische  Abfolge  der  Ent- 
wickelnng  des  Ueraideales  in  sich  darstellen.  Damit  soll  nun  freilich 
durcliaus  nicht  gesagt  sein,  daß  wir  im  Stande  oder  wenigstens  bisher  dazu  gelangt 
wären .  fUr  Jedes  einzelne  Exemplar  ein  kunstgeschichtlich  es  Uatum  aufzustellen 
oder  vollends,  daß  Über  die  Datirung  der  HerabUaten  Einigheit  erzielt  wäre ;  denn 
Nidits  ist  weniger  der  Fall,  als  dieses,  vielmehr  gehn  die  Ansichton  überall  wüt 
aus  einander.  Nur  Über  das  Frfüier  oder  Später,  über  die  relative  kunsthistoristte 
Abfolge  liegt  eine  ziemliche  Übereinstimmung  vor  und  diese  allein  genügt  e 
um  die  Anordnung  und  Claaseneinlheilung  zu  begründen  und  zu  bestimmen,  so  i 


a)  Band  II.  S.  SS  f.  Mo.  23,  AtUa  T>f.  JI.  No   II  a.  13. 

b)  Vetgl.  Bnuui  in  den  Ann.  dell'  Init.  tod  ISe4  p.  300. 


4.  DIE  BEDBUTRNDEBEN  BÜSTEN  UND  STATÜENKÖPFE.  71 

sdueden  aneh  Aber  die  knnB^esohichtliche  BedentoDg  jeder  einzelnen   der  aufzu- 
stellenden Classen  die  verschiedenen  Forscher  urteilen  mögen.   Denn  während  Brunn 
und  diejenigen,  die  ihm  folgen  in  den  Monumenten  der  ersten  Classe  und  insbeson- 
dere in  der  Famesisohen  Herabttste  denjenigen  Typus  erkennen,  welcher  der  Hera 
des  Polyklet  am  nächsten  steht  und  den  sie  für  den  vollkommensten,  ftlr  alle  spätere 
£ntwickeiung  maßgebenden  und  grundlegenden  halten,  sehn  Andere  in  diesen  Denk- 
mälern und  wiederum  insbesondere  in   dem  Famesischen  Kopfe   das  Product  der 
vorpolykletischen  Zeit  und  einer  erst  zur  Höhe  emporstrebenden  Entwickelung  des 
Idealbildes  der  Oöttin  und  während  man  in  älterer  Zeit  die  berflhmte  Ludovisische 
Bflste  auf  Polyklet  bezog,   hat  man  sie  später  mit  Praxiteles  in  Verbindung  zu 
bringen  gesucht  und  neuestens  sogar  als  ein  Werk  aus  alexandrinischer  Zeit  ange- 
sprochen.    Einstweilen  wird  also  Nichts  übrig  bleiben,  als  daß  Jeder  nach  seiner 
Oberzenguhg  und  Einsicht  die  Classen   bezeichne  und   benenne  und  seine  Bezeich- 
nung bestens  zu  rechtfertigen  suche.     Das   soll   denn  auch  hier  geschehn.     Was 
aber  die  Einordnung  der  EIxemplare  in  die  drei  Classen  anlangt,  darf  nicht  unbe- 
merkt bldben,  daß  sowie  unter  den .  einzelnen  Monumenten  unbeschadet  des  gemein- 
samen Gmndcharakters  mannigfaltige  Verschiedenheiten  auftreten,  so  die  Zuweisung 
mehr  als  eines  Exemplares  an  die  eine  oder  die  andere  Classe  besondere  Schwierig- 
keiten darbietet  und  als  keineswegs  unbestreitbar  gelten  soll.    Es  handelt  sich  eben 
um  dne  fortschreitende  Entwickelungsreihe  mit  zahlreichen  Übergängen  von  einer 
Stufe  zur  andern,  in  welcher  mehr  als  ein  Denkmal   eine  Mittelstellung  einnimmt. 
MeiB^^jla  eine  solche  Classificirung  antiker  Idealbilder  überhaupt  wesentlich  keinen 
andeftr Sweck   haben  kann,  als   die  Monumente  in  eine   übersichtliche  Anordnung 
ZQ  bringen  und  deren  Orundcharakter  zu  bezeichnen,  so  wird  schließlich  kein  über- 
iBÜ^ges  Gewicht  darauf  zu  legen  sein ,  ob  die  eine  oder  die   andere  Herabtlste  an 
das  Ende  der  im  Allgemeinen   kanstgeschichtlich   früliern  oder  an  den  Anfang  der 
in  Allgemeinen  kunstgeschichtlich  spätem  Gruppe  gestellt  wird. 

Erste  Gruppe. 
Exemplare  des  strengen  Typus. 

Der  Ehrenplatz  an  der  Spitze  dieser  Gruppe  gebührt  schon  als  dem  am  meisten 
besprochenen  Denkmale 

No.  t  der  ehemals  Farnesischen  Büste  im  Museo  Nazionale  zu 
Neapel  von  griechischem  Marmor  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  l  und  2*5)*),  welche 
^ilich  wohl  schon  die  bei  ihr  ursprüngliche  Büstenform  als  ein  Originalwerk  zu 
betrachten  verbietet,  welche  aber  eine  wie  wenig  andere  stilvolle  Copie,  und  zwar 
vieüeieht  eine  Copie   nach  einem  Originale  von  Erz  ist,  auf  welches  besonders  die 


aj  Jetst  mit  No.  624  bezeichnet,  bei  Gerhard  u.  Panofka,  Neapels  ant.  Bildwerke  S.  1 1 5 

ffo.  -103,  bei  Finati,  II  re^l  Museo  Borbonico  (1842)  I.  p.  316  No.  470.     Abgeb.  ganz  unge- 

nOgend  im  Mos.  Borbon.  yol.  V.  tav.  9  No.  2,  kaum  besser  in  E.  Brauns  Vorschule  der  Kunst- 

mythol.  Taf.  24,  endlich,  sehr  ausgeführt,  aber  besonders  in  der  Vorderansicht  Nichts  weniger 

als  treu  und  charakteristisch  in  den  Mon.  deU'  Inst.  Vol.  VIII.  tay.  1 .    Die  Höhe  betrflgt  vom 

obem  Rande  der  Ampyx  bis  zum  Abschnitte  4er  BOste  0,54  M. ;  ergflnzt  ist  die  Kasenq^itse,  sowie 

ein  größeres  Stück  links,  ein  kleineres  rechts  an  der  Büste ,  yerstoßen  du  reehte  cImm 

lid;  Kinn  und  rechte  Wange  haben  an  der  Oberfläche  diiroh  Absoliettenttg  #iH 

iftt  dae  ganze  Werk  yortre£Qich  erhalten. 


72 


II.  DIE  ESnALTENEN  «OKUMENTE. 


HDli&ndliing   dos   llaai-i?g   und   wohl    auch    die    sehr   eigentliilmlit-.he   Gestaltuu;;    der 
Augenlidor  hinweist  **). 

Ohcr  die  kanstgrwihichtlichB  Poriode.  welchor  dsa  Original  dieses  Kopfes  an- 
zuwdBm  sei,  gehn  die  Ansichten  aus  einander,  doch  sind  für  die  verschiedenen 
AuaUtze  nicht  immer  vollwichtige  Argument«  geltend  gemacht  worden'^)  und  erst 
in  der  neuesten  Zeit  hat  man  den  richtigen  Weg  eingeschlagen,  um  zu  einem  we- 
nigstens walirBcheinliehon  und  objecliv  begrOndoten  Ergebnisse  eu  gelangen ,  die 
Vergleichnng  mit  anderen  Werken. 

Als  zu  vergleichende  Werke  zieht  Fried eri cha '}  inabosondere  die  Amazonen- 
atatueu  an.  welche  unter  dem  Nainen  der  epheeiachen  bekannt  nlnd  und  welche  auf 
die  Urbilder  der  angeblicli  im  Wettstreite  berühmter  Meister  der  emlen  BlOÜiezeit 
(Phidias,  Potyklet,  Krettilas  und  Pliradmon)  für  den  Arlemiatotnpel  in  Ephesos  ge- 
machten Statuen  zurückgelin'').  Die  Vcrgleichuug .  welche  keineswegs  abgelehnt 
werden  aoll,  scheint  besonders  glticklich,  weil  unter  den  Amazoncnatatuen  auch  ein 
auf  Polykiot  za  rückgeh  ender  Typus  sieh  befindet,  ist  aber  deunoch  nicit  ganz  glück- 
lich, weil  einerseite  der  besondere  polykle tische  Typus  nicht  hat  nachgewiesen  wer- 
den können  *''}  und  weil  andererseits  die  erhaltenen  Exemplare  durch  die  Itank  mehr 
oder  weniger  verflachte  oder  gemilderte  Oopien ,  ungefähr  dos  Schlages  wie  die 
unten  anzuführenden  Wiederholungen  der  Hera''),  sind,  was  verhältniBniüßig  noch 
am  wenigsten  von  derjenigen  gilt,  welche  unter  No.  71  im  liroceio  nuuvo  des  Vatican 
aufgestellt  ist.  Wellte  man  aber  beittreiten.  daß  der  Stil  der  AmHZoneustatuen  (und 
ihrer  Köpfe  inabesonderej  verflacht  uud  erweicht  sei,  dann  müßt«  man  uigeb(\n. 
daß  die  Farnesische  Hera,  besonders  in  Einzelheiten,  wie  in  der  Behandlung  der 
Augenlider,  strengem  Stil  zeige,  als  die  Statuen  oder  umgekehrt,  daß  diese  eine 
Stufe  höher  in  der  Entwickelnng  stebn,  als  jene  und  gegen  dieselbe  einen  bestimmten 
Fortechritt  bezeichnen, 

Conze'')  vergleicht  den  von  ihm  (auf  Taf.  1]  lierausgegebeneu  Jünglingtikopf 
in  ßülogna  und  scheint  damit  Recht  xa  haben,  wttlireud  er  mit  eben  so  gutem  Rechte, 
wie  schon  früher  (oben  S.  50)  bemerkt,  die  Vergleiohbarkeit  der  Ooryphoroskitpfe 
mit  dem  Herakupfe  ablehnt. 

Als  ein  dritt4^K  mit  der  Hera,  imd  zwar  in  ganz  besonderem  Maße,  im  (janzen 
und  aach  in  Einzelheiten,  auf  welclie  zurüekgekouinien-  werden  soll,  vergleichbar«« 
Werk  muß  dagegen  hier  der  schi'Sne,  noch  archaisirendo  Apnlloiiknpf  im  hriliM;h«n 
Museum'j  genannt  uud  hervorgehoben  worden,  der  gewähnlich,  mit  Kecbt  nder 
Unrecht,  auf  das  Vorbild  des  kolossalen  Branchidenapollon  des  Kanachos  zurück- 
geführt wird. 

Faßt  man  aber  diu  ganz  hervorstechend  besondere  Eigentliilmlichkeit  der  (le- 
slallung  der  Augenlider  an  der  Farnesischen  Hera  ins  Auge,  welche,  nament- 
lich die  unteren ,  in  ihren  Kttndem  wie  umgekrämpt  oder  ausgestülpt  erschein« 
und    tief  und    bestimmt    unl-erschnittcn    sind  .  so  findet  sich  Ätiuliches  nicht 


■J  «Bauitiine-  S.  107. 

b)  S.  Friedcrich*  r   >.  O.  S.  11»  ff,,  m   Geach.  d,  f^iech.  Plutik  2.  Aufl.  ] 

1.  Ö.  3tö  tind 

c)  H.  loch  fiitHlMichi  ■.  ■.  0.  S.  Ur,  f. 

d)  Bvitn^  na  Geach.  der  Kriecli.  rix>tik  S.  2,  rercl.  S,  ti  r. 

_i 

•]  Sptdimen*  of  »neient  Seulpture  1,  pl,  f.. 

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"1 


4.  DIE  BEDEUTENDEREN  BÜSTEN  UND  8TATUENKÖPFE.  73 

Köpfen  der  Amazonenstatuen ^  nicht  an  dem  Kopf  in  Bologna,  wohl  aber,  außer, 
wenn  auch  milder,  am  ApoUonkopf  in  London  und  außer  an  der  Florentiner  Hera- 
bliste (unten  No.  2),  an  der  Pallas  von  Velletri,  an  dem  Harmodios  in  Neapel  so- 
wie, abermals  gemildert,  an  der  Hestia  Giustiniani. 

Von  diesen  Werken,  die,  wie  die  Famesische  Hera,  alle  mehr  oder  weniger 

sicher  auf  Erzoriginale  zurückzufahren  sind,  gehören  der  londoner  ApoUonkopf,  mag 

er  nun  von  dem  Apollon  des  Kanachos  abgeleitet  sein  oder  nicht  und  etwa  auf  den 

pergamenischen  ApoUon  des  Onatas*)  zurückgehn  und  der  Harmodios,  welcher  nach 

der  Ol.  75.  4   (476  v.  n.  Z.)  allfgestellten  Statue   des  Kritios  gearbeitet  ist,  ganz 

sicher  der  Zeit  des  reifen  Archaismus  und  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts 

vor  unserer  Zeitrechnung  an.     Für  die  Florentiner  Herabüste   wird  Niemand   eine 

spätere  Periode  annehmen,  während  die  Pallas  von  Velletri  und  die  Hestia  Giustiniani, 

die  erstere  dem  Typus,  die   andere  vielleicht   selbst  der  Arbeit  nach^)  als  Werke 

des  s.  g.  hohen  Stiles  gelten,  welcher  noch  bedeutende  Reminiscenzen  des  strengen 

bewahrt  hat  und  etwa  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  angehört. 

Den  Famesischen  Herakopf  aber  setzen  Friederichs  und  Conze  (a.  a.  0.)  eben- 
falls in  die  Mitte  des  5.  Jahrhunderts,  wenn  nicht  in  dessen  erste  Hälfte^),  welche 
den  Olympiaden  70 — 82  entspricht.    Dieser  Ansatz  scheint  in  jeder  Weise  gerecht- 
fertigt, widerspricht   aber  zugleich  ziemlich    bestimmt  dem  Zusammen- 
hange des  Herakopfes  mit  Polyklet  und  ganz  bestimmt  demjenigen  mit 
derargivischen  Hera  dieses  Meisters.    Denn  diese,  welche  für  den  nach  dem 
Brand^Mil  Ol.  89.  2  (423  v.  u.  Z.)  von  Eupolemos  neu  erbauten  Tempel  gemacht 
wurde,  kann  nicht  vor  Ol.  90  (420 — 416  v.  u.  Z.)  vollendet  worden  sein,  Ol.  90 
aber  ist  das  von  Plinius  für  Polyklet  angegebene  Datum,  welches  aller  Walirschein- 
lichkeit  nach  eben  an  die  Hera  anknüpft  und  dem  sich  als  ein  späteres  noch  ver- 
rnnthongsweise  dasjenige  Ol.  93.  4  (404  v.  u.  Z.)  anschließen  läßf^j.    Hat  Polyklet 
bis  Ol.  93.  4,  künstlerisch   thätig,    gelebt,  so  war  er  um  die  Mitte  des  5.  Jahr- 
bofiderts  ein  Jüngling,  aber» selbst  wenn  er  bald  nach  der  Vollendung  seiner  Flera 
gestorben  wäre  und  man  diese  nicht  ohne  jeglichen  Grund  als   eine  Arbeit   seines 
alleräußersten  Greisenalters  betrachten  will,  wird  eine  einfache  Rechriting  ergeben, 
daß  Polyklets  Jünglingsjahre  in  das  zweite  Viertel  des  5.  Jahrhunderts  fallen  und 
dsß  er  um  die  Mitte   desselben   eben   die  Schwelle   des  Mannesalters  überschritten 
hatte.     Daraus    aber    folgt,    daß    seine    eigen thü ml iche  Stilentwickelung   und    die 
Zeit  .seiner  Meisterschaft    der    zweiten   Hälfte    des  Jalirhunderts    angehört,    daß 
also    auch    chronologisch  sein   Stil   kaum   in  einem  Werke  gesucht   werden    darf, 
welches  der  ersten  Hälfte,  spätestens  der  Mitte  des  Jahrhunderts  angehört. 
Wie  ein  Kopf  polykletischen  Stiles  aussieht,  das  würde  uns  am  besten   das  schon 
(Tüher  (oben  S.  51)  erwähnte  Köpfchen  vom  Heraeon   selbst  zeigen  können,  wenn 
dasselbe  genauer  und  zuverlässiger  bekannt  wäre,  als  es  leider  ist;  so  wie  bis  jetzt 
die  Sachen  stehn,  bleiben  uns  als  Mittel,  uns  Kopftypen  aus  der  Mitte  der  zweiten 
HUifte   des  5.  Jahrhunderts,  als  der  Zeit,  wohin  jedenfalls  der   Schwerpunkt  von 


a)  Paasan.  Vni.  12.  7,  Anthol.  Palat.  IX.  238. 

b)  Vergl.  Friederichs  »Bausteine«  S.  98. 

c)  Conze  a.  a.  O.  S.  2  datirt  den  bologneser  Jünglingskopf,  den  er  S.  6  f.  als  Parallel- 
monument  zur  Hera  citirt,  »in  die  erste  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  v.  Chr.« 

dj   Vergl.  m.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  2.  Aufl.  I.  S.  3  40  f. 


74 


II.   UIE  ERHALTENEN  UOKüUENTE. 


PnlyklQls  TtilLti^'keit  Rtllt,  zu  vcrgc^eilwäctigpu ,  hanplASt^hlich  niivU  die  Seulpliiren 
des  Ol.  ßTi.  3  (438  v.  u.  Z.)  eröffheten »)  Parthenon  und  unter  ihnen  wiedenim  be- 
sonders der  8.  g.  Webereche  Kopf ''j ,  gegen  welchen  äan  ungleich  hftrttr  gearbeitete 
angebliche  Fragment  dea  AthenakopfeH  vom  WeMglebel  bei  seiner  sehr  Eweifelhaften 
Zugehörigkeit  zu  den  Phsrthononsculpturen °]  nicht  aufkommen  kann.  Daß  der 
neapeler  Herakopf  in  jeder  Beziehung,  im  Ganzen  wie  im  Einzelnen  betrachtet, 
ungleich  alterthümlicher  ist.  »ts  der  Webersche  Kopf  vom  Parthenon,  dies 
kann  nirht  zweifelhaft  erscheinen;  oa  liegt  aber  Iceinertei  Gnmd  vor,  anzunehmen, 
Polyklet  habe  einen  alterth  Um  liehe  m  Stil  beibehalten,  als  die  Schule  des  Phidias  '") 
nnd  somit  wird  man  nach  dem  Allen  wohl  sagen  dürfen,  daß  die  Fameni.'iehe 
Hernhfisto  mit  Polyklet  Nicbts  zu  thun  habe,  sondern,  wahrscheinlich 
ein  halbes  Jahriinndert.  älter  sei,  als  die  UKlthezeit  dea  Meisters  von  Argos. 

Wenden  wir  uns  hiernach  dem  Hontiniente  selbst  und  an  sich  zu .  so  ist  es 
unvermeidlich,  auf  die  BrunnscLe  BeBpiechnug  dcssclbeu  einzugelin.  Brunn  wählt 
nicht  Mos  ald  Ausgangspunkt  seiner  Schilderung  des  Kopfes  die  Augen,  sondern 
er  behauplef  aogar,  die  ganz  eigen  th  lim  liehe  Bildung  der  Augen  sei  auch  ftlr  den 
schaffeudeu  Künstler  der  Ausgangspunkt  nnd  die  Grundlage  bei  der  Herstellung  dea 
ganzen  Idealbildes  gewesen''].  Die  Gestaltung  der  Augen  aber,  in  denen  Brunn, 
wie  schon  früher  bemerkt,  die  Hera  poiüiri;  eharakterisirt  sieht,  d.  h.  die  Hera 
mit  den  Augen  des  Stieres  möge  hier  mit  den.  Brunns  Beschreibung  fa.  s.  O.) 
gewiß  in  seinem  Sinne  geschickt  in'a  Kiitko  ziehenden  Worten  Keknli^s']  gegeben 
werden.  »Das  Cbarakteriatieclio  dos  Stierauges  ist  nur  zum  Theil  seine  OrOße  im 
Verhflltniß  za  den  umgebenden  Theilen.  Von  dieser  ist  es  nnmöglich,  Stelinng  und 
Korm  zu  trennen,  welche  beide  nach  außen  »treben.  DieSß  selbe  Eigen  thfi  ml  ichkeil 
ist  an  dem  Faruesischen  Herakopf  im  Mnseo  nazionale  zu  Neapel  mit  einer  Denl- 
lichkeit  stilisirt,  welche  keinen  Zweifel  Ilber  den  Sinn  gestattet.  Schon  die  GrOfie 
des  Anges  an  sieh  hat  eine  etwas  nach  außen  gewendete  Stellung  zur  Folge.  Noch 
deutlicher  ist  die  Kichtuug  des  Blickes ;  die  Sehaxen  sind  leiso  divot^erend.  Dieser 
Bewegung  der  Augensterne  folgt  die  Umrißlinie  der  Lider.  Das  untere  Augenlid 
senkt  sich  stark  nach  außen  hin ;  os  hat  seinen  tiefsten  Punkt  nicht  in  der  Mitte 
der  Augenw<t1bung.  sondern  weiter  nach  außen,  da  wo  der  Augenat«:>m  steht,  uwl 
CS  steigt  von  dn  rasch  nach  dem  itußeren  Augenwinkel  in  die  Höhe,  (^ber  dem 
Augenstern  bricht  sich  eben  so.  wenn  auch  woniger  auffiHlig,  die  Schwingung  d« 
Bogens  des  oberen  Lids.  Die  Lider  sollen  don  Stern  schützen.  Deshalb  werden 
sie  ebenda  nicht  schmaler,  sondern  breiter  und  sie  wölben  sich  mächtig  vor,-  Nach- 
zutragen bleibt  nur,  daß  Brunn  auitdrUcklich  die  geringe  Öffnung  der  mehr  in  die 
Breite  als  in  die  llflhe  ausgedehnten  Augen  hervorhebt,  also  eine  Bildung,  welche 
diesen  Kopf  von  den  meisten,  wenn  nicht  von  allen  guten  Ileraköpfen  ahsondi^, 
wihntnd  sie  sich  z.  B.  an  der  Athena  von  Velletri  sehr  thnlich  wiederholt.  Itci 
dieMT  kehrt  nun  aber  nicht  allein,   wie  schon  bemerkt,  auch  die  UmkrAmpiin^  oder 


a)  Siehe  Michaeli».  Det  FarthenoTi  S.  0. 

h)  Michaolia  ■.  a.  O.  S.  195  f.  No.  6. 

c!  Vergl.  Michael»  a.  a.  O.  S.  \m  f.  No.  14. 

dl  SuU.  delV  liut    von  tStli  p.  \Ti  siSatla  co 


I   rlcRli  o<<clii  dovaa  • 


I  per  fii|Q(i>re  i 


•)  Hebe  S  Gl  f. 


c  le  altrc  parti  c  Tattviie  dcl  TOlto, 


4.  DIE  BEDEÜTENDEBEN  BÜSTEN  UND  8TATÜENKÖPFE.  75 

AoBstfllpiiiig  der  Augenlider,  sondern  weiter  sogar  das  wieder,  was  für  das  Auge 
der  Hera  als  ganz  besonders  charakteristisch  gilt,  das  leise  Divergiren  der  Sehaxen 
und  namentlich  die  dieser  Bewegung  der  Augensterne  folgende  Umrißlinie  der  Lider, 
bei  denen  am  nntem  der  tiefste  Punkt  nicht  in  der  Mitte   zwischen  den 
beiden  Augenwinkeln,   sondern  weiter  nach   außen  liegt.     Nun   aber 
entspricht  eme  solche  Bildung  nicht  sowohl,  wie  Kekuld  (a.  a.  0.  S.  65,  Anm.  1) 
meint,    pathologischen  Erscheinungen  am  Menschenauge,  sondern  sie  ist  dem  ge- 
sunden Auge  durchgängig  eigenthümlich.    »Bei  geöffnetem  Auge  stehn  die  stärksten 
Bi^^gen  beider  Lidränder  nicht  einander  gegenüber,  sondern  der  obere  hat  seine 
stärkste  Wölbung  mehr  nach  dem  innem,  der  untere  mehr  nach  dem  äußern  Augen- 
winkel hin«*),  es  kann  daher  auch  durchaus  nicht  Wunder  nehmen,  daß  diese  Bil- 
dung der  Lider,  welche  am  Farnesischen  Herakopf  aufßlllt,  sich   nicht  allein  an 
der  Pallas  von  Velletri,  sondern  bei   einer    sehr  großen  Zahl  von  antiken  Köpfen 
aus  allen  Perioden  der  Kunst,  allerdings  in  verschiedenem  Grade  von  Deutlichkeit 
und  NachdrQcklichkeit  der  Gestaltung  und  allerdings  in  Verbindung  mit  einer  im 
übrigen  verschiedenen  Form,    namentlich   auch  einer  weitem  Öffnung  des  Auges 
wiederholt.      Um  diese   Behauptung  nicht  ohne  controlirbare   Belege    hinzustellen, 
mögen  hier  einige  Beispiele  angeführt  werden,  wie  sie  zumeist  an  den  Abgüssen  des 
kleinen  archaeologischen  Museums  in  Leipzig  gesammelt  werden  konnten.    Das  älteste 
dürfte  der  s.  g.- sterbende  Verwundete  aus  dem   östlichen  Giebel  des  aeginetischen 
Atheoatempels ^)   darbieten,  ihm  folgen  von  Nachbildungen   archaYscher  Werke  der 
edion  avgeftlhrte  ApoUonkopf  im   britischen  Museum   und   der  bärtige  Hermeskopf 
^ndaselbst^j  sowie  die  bekaimte  kleine  Artemis  mit  den   farbigen  Gewandsäumen 
aus  Pompeji  in  Neapel*);  femer  von  Werken  der   hierauf  folgenden  Periode,  die 
Hestia  Ginstiniani  und,  wie  schon  gesagt,  die  Athena  von  Velletri,  denen  der  Dory- 
plioro«  in  Neapel®)  und  die  Amazone  No.  71   im  Braccio  nuovo  des  Vatican^)  so- 
wie der  londoner  Perikleskopf^)   angeschlossen   werden  mögen.     Diesem  zunächst 
wire  dann  die  Karyatide  vom  Erechtheion  in  London  und  die  Nymphe  oder  Athena 
der  Metope  von  Olympia  zu  nennen ,  ferner  der  Kopf  im  Besitze  des  Herzogs  von 
Alba  in  Madrid,  den  Hühner^)  als  unbehelmte  Athena  erklären  wollte,  worauf  hier 
Niebts  ankommt  und  sodann  der  Alkibiades  im  Museo  Chiaramonti,  den  Heibig  edirt^) 
bit.    Als  späteste  Beispiele  wären  noch  zwei  aus  den  neueren  Funden  bei  Ostia 
Btunmende  Monumente  zu  nennen,  nämlich   der   in  den  Mon.  deir  Inst.  Vol.  VUL 
ttT.  60  No.  4  abgebildete  Kopf  und  der  daselbst  Vol.  DC.  tav.  8a.  No.  2  abgebildete 
%8,  wenn  den  Zeichnungen  zu  trauen  ist.     Wie  nun?  kann  man  gegenüber  der 
^n  dem  Anatomen  als  Regel  aufgestellten  Bildung  und  gegenüber  ihrer  Beobachtung 
^  Cesen  Beispielen,  welche  natürlich  leicht  verzehnfacht  werden  könnten,  diejenige 


A)  Siehe  Dr.  B.  W.  Seiler,   Anatomie   des   menschlichen   Körpers,  herausgegeben  von 
^- A.  F.  Günther,  Lcipxig  1850,  S.  135. 

b)  Brunn,  Katal.  der  Glyptothek  2.  Aufl.  S.  83  No.  55. 

c)  Ancient  Marbles  in  the  brit.  Mus.  II.  pl.  19,  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.  No.  299. 

d)  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  38: 

e)  Berliner  Winckelmannpfestprogramm  von  1863. 

f)  Mus.  Chiaram.  II.  tav.  18. 

g)  Ancient  Marbles  in  the  brit.  Mus.  11  pl.  32. 
h)  Hemorie  deU'  Inst.  Vol.  II.  tav.  3. 

i)  Monum.  dell*  Inst.  Vol.  VIII.  tav.  25. 


TR 


II.   DIE  KRHALTENEN  MONUMRNTE. 


KiKcntliUmliehkeit  dvT  Äiigeubiklimg  Hti  der  FkrueBisulicn  Hurabtiäk- .  welche  am 
<leutlioLsh>n  in  dem  Zuge  des  uotcrn  Augenlid»  ausgctsproclieu  liegt')  al»  fUr  Hera, 
sei  es  aucti  nur  in  dieser  Büste  selbst  als  Hera  oder  m  sofern  sie  Hera  und  nicht 
eil)  anderes  Wesen  darstellt,  charalcteristisch  halten?  Oder  kann  man  die  umge- 
krämptcn  und  ausgestülpten  Augenlider  als  cUarakteristiaeh  geltend  machen,  welche 
naeli  den  oben  S.  73  angeführten  Beispielen  offeubnr  dem  Stile,  nicht  dem 
Oßgonstande  angehören?  oder  die  schmale  Öffnung  des  breit  geschlitzten  Anjjeji, 
welche  sich  bei  der  Pallas  von  Velletri  wiederholt,  um  nur  diese  zu  nennen,  welche 
srhun  allein  beweisend  ist? 

Wenn  man  aber  hiernac))  kaum  wird  aufrecht  erhalten  kennen,  die  Angen  der 
Famefisehen  HorabUsto  tteien  naeh  freier  künstleriacher  Wahl  als  für  Hera 
charakteristisch  so  gebildet  wie  sie  in  ihrer  ganzen  Furmun eigen thUmlichkeit 
gebildet  sind,  sondern  vielmehr  einon  starken  Hinüuß  stilistischen  Herkoniniena  auf 
ihre  Gestaltung  nicht  wird  läuguen  können,  so  wird  es  auch  nicht  grade  als  walir- 
scheinlieh  gelten  dürfen,  daß  der  Künstler  die  Augen  zum  Ausgangspunkt  und  zur 
Grundlage  der  gosammten  vou  ihm  zu  schalTendeu  Gölte rpliysiognomte  gewilhlt  habe. 
Ist  er  wirklich  vuu  etnejn  einzelnen  Theile  des  Kopfes  ausgegangen,  so  mdchtc  man 
mit  grAßorem  Hecht  als  diesen  dcu  Mund  nennen :  wahrscheinlicher  aber  ist  es, 
daß  der  Künt^tler,  den  wir  immerhin  noch  innerhalb  der  ächranken  einer  vor  noch 
nicht  langer  Zeit  zur  bewußten  Meisterschaft  freier  Gestaltung  des  Idealen  gclanglra 
Kunst  und  innerhalb  der  religiösen  Anschauungen  einer  Periode,' welche  di«  Uöttnr 
noch  iu  abgeschlossener  Hoheit  auffaßte ,  stehend  zu  denken  haben  werden .  von 
der  allgemeinen  Absicht  ausgegangen  ist,  die  ernste  und  strenge  Geoialilin  des  2eus 
in  ihrer  ganzen  WUi'dc  und  mit  der  Herbheit  darzustellen,  welche  der  überwiegende 
Kindntck  ihres  Bildes  in  der  homerischen  Poesie  ist  uud  bleibt']. 

niese  seine  Absicht  aber  hat  er  mit  grußer  Meislerschaft  iu  allen  'i'hoilen 
seines  Werkes,  in  dem  Aufbau  des  Kuocheugorllstes  dieses  Kopfes  nicht  minder 
als  in  den  Fleischlheilen .  im  Haar  und  iu  dessen  bescheidenem  Schmuck ,  in  der 
festen  Haltung  und  in  dem  wenig  bewegten  Ausdrucke  des  Gesiebtes  durchgeführt. 

Gans  vorKüglieh  schön  organisirt  ist  der  Sdiädcl,  von  bedeutender  Ansdebnung 
In  der  Breite  g«iwohl  wie  in  der  Litnge  und  gewiß  mit  Absicht  bat  der  KüusUer 
d(«flsen  höchste  Krhebung  von  der  Mitte  etwas  nach  hiuU^n  gerückt,  um  (ladnrcb 
dem  Auge  des  tiefer  slehendcii  Beachaners  die  ganze  ubere  FlAcho  besser  sichtbar 
EU  machen.  Dazu  trAgt  auch  das  «traffere  Anliegen  des  nicht  gt^sc  bei  teilen  Haares 
lici,  welches,  unr  wenig  gewellt,  von  dem  höchsten  Punkte  den  Schädels  nach  allen 
Seiten  herabgestricheu  ist  luid  von  einem  breiten ,  aber  festen .  also  molallen  au 
deiikimden  Baude  zusammengehalten  wird  ,  welches  weder  eine  Taenie  noch  auch 
eine  Stephane  genannt  werden  kann  und  am  richtigsten  wohl  als  Ampyx  zu  be- 
zeichnen seiu  wird.  Auch  dieses  Schmuckstück,  welches  am  ahnlichsten  bei  Hera- 
köpfeu  auf  MUnzcu  von  ü^lis  wiederkehrt  (s.  Milnztafcl  H.  No.  15).  ist  aliKiobttirh. 
nm  den  Uborkopf  den  Blicken  nicht  zu  cntziehn.  so  niedrig  gehalten;  es  Ixßl  uch 
aber  nicht  Ijtugnen,  daß  scbou  eben  dieser  Umstand   dem  ganzen   Kopfe  viel  von 


R)  VsikI.  Brunn  •.  a.  O.  ■!&  pupilla  quoii  spianau,  diatendondoii  molto  piu  in  la>s<>. 
che  in  alto,  noi>  lerre  che  od  indieuo  in  gcncr«  oia  che  poi  Tiene  miggiortnente  nflWrnwl* 
dalla  formutionc  dello  pnlptbrn  etc. 

b)   Vergl.  BU«h  FiiedericIiB ,  »Bausicin»  Anm.  zu  No.  S9. 


4.  DIB  BBDEUTBNDEBEN  BÜSTEN  UND  8TATÜENKÖPFE.  77 

jener  Plrftch%keit  entzieht,  welche  für  Heraköpfe  charakteristisch  und  meistens  mit 
Nachdruck  aasgebildet  ist  and  ihn  als  den  schlichtesten  der  ganzen  Reihe  erscheinen 
läßt.  Unter  der  Ampyx  ist  das  ttber  der  Stirn  sehr  hart  and  drahtartig  modellirte 
Haar  gescheitelt  nnd  nach  den  Seiten  in  sich  verbreiternden  aber  durch  scharf  ge- 
sonderte, ziemlich  stark  gewellte  Strähne  aufgelockerte  Massen,  nnr  den  obern  Theil 
des  Obres  bedeckend,  znrflckgestrichen  and  ftlllt  hinten,  durch  die  Ampyx  gehalten, 
in  einem  von  beiden  Seiten  zusammengedrehten,  am  untern  Ende  abgebundenen 
Zopf  auf  den  Nacken  herab.  In  dieser  Anordnung  des  Haares  und  in  dem  Con- 
traste  desselben  g^en  die  Stirn  ähnelt  der  Famesische  Kopf  am  meisten  andern 
Herakdpfen ,  selbst  dem  Ludovisischen ;  aber  auch  die  Stirn  selbst  kann  man  im 
Ganzen  eine  normale  Herastim  nennen,  nur  daß  sie,  im  6;inzen  mehr  breit  als 
hoch  angdegt  (sie  hat  ungefähr  ein  Drittel  ihrer  Breite  als  Höhe),  fest  und  glatt, 
in  ihren  unteren  Theilen  eine  stärkere  Anschwellung  zeigt,  als  z.  B.  diejenige  der 
Ludovirischen  Bflste,  ein  Zug,  welcher,  auf  Festigkeit  des  Willens  und  Energie  des 
Charakters  deutend,  ganz  besonders  zu  den  das  ideale  Wesen  der  Göttin  vergegen- 
wärtigenden und  somit  zu  den  von  dem  Künstler  in  wohlüberlegter  Absicht  erson- 
neuen  zu  rechnen  ist. 

Nach  unten  begrenzen  diese  Stirn  mit  großer  Schärfe  die  in  flachem  Bogen 
geführten  Brauen,  welche  zufolge  der  Vorbildung  des  untern  Stimtheiles  besonders 
Aber  den  inneren  Augenwinkeln  weit  vorspringen  und  demgemäß,  die  Augenhöhle 
ndt  den  schmal  geöflheten  und  von  den  stark  vortretenden  oberen  Lidern  gleichsam 
verschleierten,  ernst  und  schwer,  fast  trübe  niederwärts  blickenden  Augen  tief  be- 
schatteod,  mit  dem  nur  wenig  gerundeten  Nasenrücken  in  einem  fast  hart  zu  nennen- 
den Winkel  zusammentreffen.  Die  Nase  selbst  kann  man  als  normal  nnd  nebst 
der  Stirn  dem  gewöhnlichen  Typus  der  Heraköpfe  entsprechend  bezeichnen,  während 
der  überaus  energisch  gezeichnete  Mand  in  sofern  ebenfalls  dem  normalen  Munde 
guter  Herabilder  entspricht,  als  dieser,  wie  schon  im  vorigen  Capitel  bemerkt  wor- 
den ist,  stets  einen  Zug  von  Strenge  und  Stolz  enthält,  dennoch  aber  mit  seinen 

* 

stark  herabgezogenen  Winkeln,  der  seitlich  etwas  aufgezogenen,  in  der  Mitte  wieder 
herabgehenden  Oberlippe  und  der  fleischigen,  sogar  etwas  vortretenden  und  hangen- 
den, unten  in  der  Mitte  scharf  abgeschnittenen  Unterlippe  ganz  eigenthümlich  un- 
frenndlich  gestaltet  ist  und,   zumal  in  Verbindung  mit  den  streng  in  sich  abge- 
schlossenen, nicht  frei  aus  sich  heraus  blickenden  Augen,  der  gesammten  Physio- 
gnomie etwas  Unholdes  verleiht,  das  als  solches  kaum  in  der  Absicht  des  Künstlers 
gelegen  haben  wird,  vielmehr  als  ein  etwas  zu  energischer  Ausdruck  für  das  Ideal 
der  ernsten  und  strengen  Göttin  erscheint,  welche  in  der  Phantasie  und  im  Glauben 
des  Meisters   lebte.     Es  liegt  in   dieser  'überaus  fein  und  charakteristisch  durch- 
geftlhrten  Bildung  des  Mundes,  welche  ähnlich,  nicht  gleich,  an  dem  Apollonkopfe 
des  britischen  Museums  (oben  S.  72)  sich  wiederholt.  Etwas  wie  eine  Reaction  gegen 
die  geistlos  starre  und  typische  Mundgestaltung  der  archaischen  Kunst,  welche  eben 
JUS  eine  bewußte  gegenüber  einer  noch  nicht  lange  überwundenen  Entwickelungs- 
stnfe  lieber  etwas  zu  kräftige,  als  zu  schwache  Mittel  des  Ansdhieka  wählt»  um 
sicher  empfanden  und  verstanden  zu  werden.     Ähnlich  mag  Am  wm  * 
der  Helden  Polygnots  erschienen  sein,  der  auch,  da  er  als  di^ 
waiidrootive  malte,    es  noch   für   nöthig  erachtete»  die  Kltrp 
nackt  in  die  weitfaltige  Gewandung  hineinzuzeichnen ,   dMlIfc. 


78 


II.   DIE  EBIIALTENEN  UONUKBNTE. 


durch  ihre  Itewcgangen  gleichsam  Rechenschaft  geben  möchten  von  denen  des 
Uewftndes  als  dem  Echo  der  tioatalt. 

I>ie  herbe  Festigkeit  in  dem  Mund  unserer  Hera  wird  nicht  wenig  verstärkt 
durch  das  energisch  und  breit  varspringcnde  Kinn,  zwischen  dem  und  der  Unter- 
lippe ein  tiefer  Schatten  liegt  und  durch  die  Bildung  der  Wangen  und  des  ganzen 
Unterkiefers.  Es  ist  sohun  üben  auf  die  Mojaterlichkeit  hiHgewieseo*  worden ,  mit 
welcher  auch  das  Knochengertlste  dieses  Kopfes  aufgebaut  ist,  dieselbe  zeigt  sich 
nicht  am  wenigsten  in  den  eben  genannten  Theilen,  bei  denen,  vermöge  einer  ge- 
wissen Magerkeit  des  Fleisclügeu  .  welches  bei  lleraköpfen  der  spfttem  Kunst  in 
größerer  Fnlle  gebildet  2u  sein  pflegt,  sowohl  das  Wangenbein,  namentlich  in  seiner 
untern  Degronzung  der  Augenhöhle,  wie  das  L'uterkieferbein  sehr  bestimmt  zur  tiel- 
tnng  gebracht  ist,  was  zur  Steigerung  der  Energie  im  Formenausdruck  nicht  un- 
wesentlich beiträgt.  Im  Zusammenhange  damit  steht  eine  mannigfaltige  Modellimng 
der  Weichtlieile,  namentlich  die  Accentuirung  einer  leichten  aber  charakteristischon 
Falte,  welche,  neben  deu  Naaenflllgeln  beginnend,  die  seitlich  in  wenig  geschwellten 
Flächen  zu  dem  energischen  Kinn  abfallenden  Wangen  von  dem  Kingmuskel  des 
Mundes  trennt. 

0er  so  gestaltete  Kopf,  an  welchem  übrigens  nach  der  Art  der  archaischen 
Kunst  die  sehr  sorgfältig  gebildeten  Ohren  noch  um  etwas  zu  hoch  sitzen.  Bt«hl 
fest  und  grado  auf  einem  etwas  vurgcneigten  und  weiuhor  als  man  es  nach  dem 
(lesicht  erwarten  sollte,  matronalen  Formen  entspredieud  modellirten  tlalso ,  der 
seinorseita  in  einen  ziemlich  fullig«n  Busen  abergeht.  Der  Winkel  von  IS  Oradon, 
in  welchem  der  Hals  sich  gegen  die  Linie  des  (iesichtsprofilcs  und  die.  Senkrechte 
neigt  und  wiederum  derjenige,  in  welchem  sich  der  Brustabschnitt  mit  dem  llalae 
verbbidet.  UBt  keinen  Zweifel  llbrig.  daß  der  Kopf  ursprünglich  einer  stehenden 
Statue  angehört  hat  oder  von  einer  solclien  entlehnt  ist.  während  man  eben  so  be- 
stimmt sagen  kann,  daß  z.  It.  die  Ludovisiscbu  Büste  von  einer  sitzenden  Statnc 
herstamme.  Die  Verbindung  der  Farnesischen  Büste  mit  der  llera  dca  Polyklet 
dtlrfte  auch  noch  durch  diesen  letzten  Umstand  aufgehoben  werden. 

Von  dieser  Büste  gicbt  es  einige  mein*  oder  weniger  genaue,  aber,  soweit  we 
näliei-  bekannt  sind ,   verflachte    und  weicher  gelialteuu  Wiederholungen "}    iiAtulicIi : 

No.  1.  a.  eine  Büste  in  der  secunda  stanza  dei  busti  im  Vaticau ,  jetzt  mit 
Nu.  'M'i  bezeichnet'') ; 

No.  1.  b.  im  (lötter-  und  Ueroensaale  des  kün'igl.  Museums  in  Berlin,  jetet 
No.  7S«); 

No.  ).  0.  im  [Ȋpstlichen  Garten  dos  Vatioan.  neben  dem  Casino  di  Liguriu*}. 

Wegen  eines  möglichen  vierten  Exemplare»  vergl.  Anmerkung  5<i. 

Die  Exemplare  No.  t .  a.  und  I .  b.  sind   schlecht  erhalten ;   bei  No.  I .  a.  ist 


>)  lAbgochwuhte  Copivni.  nennt  nie  auch  Frledench«  n  n.  O.  IS.  lo;  f.,  Bixlef«  WnrUÜt 
rie  Brunn,  Aniuli  von  I86^  p.  ZU-*  aq. 

I»   In  der  BUKihreibung  Koma  H    ri.  S.  1»Z  No.  Hb. 

cj   In  Uerhardi  Berlins  nnt.  Bildwerken  mit  No.  S5  beteichnct. 

d}  N*ch  ImcriicIiQT  Mittheilung  dei  Herrn  Dr.  R.  Förster  d.  d.  Rom,  II.  Janu«i  l^TUi 
•uch  von  der  Her»  Fninese  habe  ich  hier  noch  eine  sweile  Replik  fRußer  No,  1  ■  )  nebm 
dem  Canino  di  Li^nHo  im  pHpstlii'hen  (iarten  gefunden,  doch  ist  such  an  ihr  da«  unWR 
Augenlid  viel  weniger  umgekrempl.« 


4.  DIE  BEDEUTENDSBEN  BÜSTEN  UND  STATUENKÖPFE.  79 

die  Nase  und  zum  Theil  die  Oberlippe  sowie  die  Bttste  modern,  die  Herbheit  des 

Stiles  ist  durchweg  gemildert,  aber  das  Vorbild  in  allen  Stücken  erkennbar,  -so  in 

den  stark  vorgebildeten  Lidern  and  in   dem  fast  verdrossenen  Zuge  des  Mundes, 

auch  hl  der  Magerkeit  der  Wangen  und  in  dem  einfachen  Schmucke   des  Haares 

doreh  das  breite  und  aufrecht  stehende  Band,  welches  bei  der  Farnesischen  Hera 

als  Ampyx  zu  beseichnen  vorgeschlagen  wurde.    Brunn  a.  a.  0.  sagt  von  ihr :  »non 

eoinato,  ma  derivato  dallo  stesso  tipo  deve  dirsi  un  busto  della  Galeria  delle  statue 

al  Yaticano,  tanto  per  la  disposizione  estema  quanto  per  le  forme  del  viso  beucht 

moUo  raddolcite.«    Das  letztere  Urteil  ist  richtig,  aber  von  einer  bloßen  Ableitung 

das  TypuB  kann  man  nicht  reden,  es  handelt  sich  in  der  That  um  eine  Wieder- 

hi^Eng.     In  noch  schlimmerem  Zustande  der  Erhaltung  ist  das  berliner  Exemplar 

No.  i.  b.,  bei  welchem  die  Nase,  der  Mund  und  das  linke  Auge  modern   ergänzt 

sind;  Haar,  Stirn  und  Wangen  entsprechen  dem  Famesischen  Ekemplar,  aber  in 

verflaehter  Weise;   die  Umbildung  hat  sich   auch  auf  das  erhaltene  rechte  Auge 

eratreekty  welches  großer  geöffiiet  ist,  als  das  der  Farnesischen  BQste  und  nicht 

deren  vorladende  und  ausgestülpte  Lider  zeigt.    Brunn  sagt  a.  a.  0.  von  ihr :  »che 

ognimo  al  primo  aspetto  la  direbbe  un  secondo  esemplare  del  (busto)  napoletano, 

86  non  avesse  sofferto  molto  nel  viso  e  perciö  fosse  ristaurato  e,  cid  che  h  peggio, 

aoehe  ritoccata  nelle  parti  oonservate.« 

Von  No.  1.  c.  ist  Nichts  als  das  oben  in  Note  d.  mitgetheilte  bekannt,  wohl 
a  beachten  aber,  daß  auch  diese  Büste  eine  »Replika  der  Famesischen  genannt  wird. 
Diese  mehrfachen  Wiederholungen   beweisen  nun  allerdings  das  hohe  Ansehn, 
in  welchem  das  Urbild  gestanden  hat ,  aber  keineswegs ,  daß  der  hier  vorliegende 
Typus  in  dem,  was  ihm  eigenthttmlich  ist,  nicht-  als  eine  vielleicht  letzte  Vorstufe 
des  ToUendeten  Idealtypus  der  Hera  isolirt  geblieben  sei.    Es  sind  in  der  Besprechung 
der  Famesischen  Bflste  sorgfiütig  diejenigen  Theile  und  Zfige  des  Antlitzes,  welche 
ut  der  normalen  und  vollendeten  Bildung  von  Heraköpfen  übereinstimmen,  hervor- 
gtMwn  worden;  ganz  gewiß  darf  man  sagen,  daß  in  diesen  Theilen  und  besonders 
öl  der  Haaranordunng  aber  der  Stim,  in  der  Stirn  selbst,  in  der  Nase,  in  dem  Kinne 
die  Grundzflge  des  Idealbildes  der  Göttin  bereits  so  gegeben  und  festgestellt  sind, 
dtß  die  fortschreitende  Kunst  an  sie  anknüpfen  und  sie  fortbildend  zum  vollendeten 
Typus  gdangen  konnte;  v<m  den  Theilen  dagegen,  welche  stärker,  als  die  genannten 
mter  den  stilistischen  Einflüssen  der   Entstehungszeit  stehn,  also  namentlich  von 
den  Augen,  dann  von  den  mageren  Wangen  kann  man  das  nicht  sagen,  eben  so 
wenig  von  der  eigeutliümlichen  Schlichtheit  der  ganzen  Erscheinung  und  nur  be- 
dingtermaßen von  dem  überaus  herben  Munde.     Kräftig  angebahnt  und  vorbereitet 
ist  hier  das  höchste  Ideal  der  ebenbürtigen  Gattin  des  Zeus,  vollaus  erreicht  aber 
ist  es  nidit,  em  so  schönes  Muster  ernst  religiöser  Kunst  dem  Typus  und  ein  so 
bewunderungswürdiges  Werk  auch  der  Arbeit  nach  das  Famesische  Exemplar  sein  mag. 
Ein  nicht  minder  strenger,  aber  durchaus  nicht  übereinstimmender^^)  Typus 
ii^t  vor  in 

No.  2.  einer  Kolossalbttste  aus  etwas  graulichem  griechischem  Marmor  (grec- 
chetto  duro)  im  Saale  der  Inschriften  in  den  Uffizien  zu  Florenz*)  (s.  Atlas  Tafel  IX. 
No.  3*1). 

AI  Catalogo  della  R.  Qaleria  di  Firenze  1863  p.  52  No.  314.  Ergänzt  ist  die  Nase  und 
die  Brust  und  Einiges  im  Haar   und   an  der  Stephane   (nach  Benndorf  s.  Anm.  50  auch  der 


8U 


II. 


le  EXHALTEKEN  HOKITHBMTE. 


Uimic  bcdßutuiiile  Büste,  welche  durch  die  große  Sle{ih:iDe  iit  iliiem  [Iaart> 
wenigBleUB  Äußerlich  dem  gewöhnlichen  Heratypus  uäber,  io  anderen  älQckea 
ff-rnur  stellt,  als  die  Kamestsche,  dbertriffl  dieselbe  in  der  Härte  der  Belisiid- 
hing  in  einzelnen  Theilon.  Atieb  sie  scheint,  nach  manchen  Anzeichen  zu 
»cbließeii,  vun  einem  Original  in  Erz  herzustammen.  Der  Kopf  ist  etwaa  vorgeneigt. 
was  uhne  Zweifel  der  nrsprllngliclien  Auf»tcllimg  ao  gut  wie  bei  der  Famesischen 
llllste  outupricht,  weit  es  mit  dem  ganzen  Charakter  des  Gedichtes  Übereinstimmt 
und  weil  die  Augen  niederblicken.  Im  Haare  liegt,  wie  schon  bemerkt,  eine  greße, 
eben  ausgezackte  Stephaue  mtt  Perlen  auf  den  Spitzen  der  Zacken  und  mit  Uosettra 
an  der  Fläche  besetzt,  also  ein  tiberaua  rciehea  und  glänzendes  Schmnekstflck. 
welchem,  wie  die  durchbuhrton  Ohrläppchen  beweisen.  ursprOngUeb  auch  noch  Ohr- 
ringe entsprachen,  die  aus  Metall  angeftl^  waren.  Der  Künstler  dieser  Büste  ist 
also ,  im  O^eusatze  zu  demjenigen  der  Farnesisrhen .  darauf  ausgegangen ,  die 
Gmtin  prUebtig  und  seinen  geschmilekt  darzustellen,  im  Sinne  ihrer  Erscheinung  als 
'  die  Königin  im  Kreise  der  Gatter.  Das  in  tiefen  Gängen  gebohrte  Haar,  in  dessen 
Zügen,  wie  bei  vitalen  antiken  Ki^pfen.  kleine  MarmorstAbcheu  stehn  gelassen  sind, 
ist  in  sehr  energischen  Krümmungen  gewellt,  gleichsam  wie  von  Natur  viel  härter 
und  krauser  als  dasjenige  der  Faruesischen  Büste ;  es  ist  um  die  Enden  der  Stephane 
zurückgenommen  nud  auch  in  den  Schopf  oder  richtiger  den  Knauf  am  Hinlerkopfe 
mit  derselben  Bewegung  znaammengefaßt.  Die  Stirn  ist,  ungleich  härter  und  nach- 
dnicklichcr,  als  bei  der  Famesischen  Btlsle,  in  zwei  horizuutnl  über  eiuimdcr  lie- 
gende 'ITieile  getheilt,  unten  mäßig  vorgewölbt ,  nud  zwar,  wenn  auch  nach  din 
Seiten  verlaufend,  über  die  ganze  Breite,  oben  gmde  ansteigend,  aber  ebenfalls  iu 
der  ganzen  IJrcite  und  ohne  jene  mittlere  Anschwellung,  welche  die  ähnlicherweise 
zweitheilige  Stirn  an  mehren  Zensbllsten ')  so  besonders  cbarakterisirt.  Die  Augen 
liegen  tief  unter  dein  sehr  scharf  geschnittenen  Stirnbein,  sie  sind  mittelgroß,  abpr 
anderH  gestaltet  und  charnkterisirt .  als  an  der  Fnrncsischen  Büste,  obgleich  sieb 
die  sehr  scharfe  und  harte  Bildung  der  umgekrämpten  Lider  dieser  Büste  hier,  wie  an 
anderen  Köpfen  verwandlen  Stiles  wiederholt.  Der  sehr  herbe  gebildete  Mnnd  er- 
innert am  meisten  an  den  der  Fameaischen  Küste,  ist  aber  technisch  dadurch  von  jenem 
unterschieden,  daß  er  mit  einer  harten  Linie  umrissen  ist.  welche  sieh  au  archaischen 
Erzkfipfeu  wiederßndet  und  auch  liier  auf  ein  Ersori^nal  hinweist.  Die  Wangen 
mit  noch  geringerer  FUlle .  als  die  der  Karnesischen  Itüstc ,  Ja  selbst  mit  der  An- 
deutung einiger,  vom  Innern  Augenwinkel,  von  der  Nase  und  vom  Mundwinkel  nach 
außen  und  unten  liiu  verlaufender  Falten  gohn  steil  und  bei  der  Dreiviertel  Vorder- 
ansicht fast  gradlinig  herab,  bilden  also  zwischen  dem  Kinnhacken  nud  dem  »tark 
hervorgehobenen  Anaatze  dos  Kingachließuiiiskels  des  Hundes  eine  starre  Fläclie.  iu 
welche  nur  bei  der  vollen  Vorderansicht  die  ener^sch  gesclmitleneu  Kiuubaekeu 
einige  Rundung  bringen.  Je  härter  und  magerer  sich  die  Wangen  nach  vom  hin— 
tiehn.  desto  breiter  und  kräftiger  erscheint  das  Kinn,  welches  aber  wiederum  oh«* 
Folie  und  Kundiing  gebildet  ist.  I^berhaupt  ist  wenig  Fleisch  und  Fett  an  dicKm 
Kopfe,  dessen  Charakter  wesentlich  auf  dem  äußerst  kräftigen  Knuehengerüste  beruht 

hinun-  Theil    des    Kupfe*|.  i^Üirkt   »t   im    H>l»      Vergl.  norh  II.  Meyer  tu  Wiiirkelmuu» 

<.lB«b,  d-  Kun«t.  V.  2.    7   (■.  Anm.  ^l).  O.  Moli«.   H.ndü.  $  aS'i.  Anm    ri  und  VnmAtA, 

UcM-h.  d.  Rriwh    Plutik  II    K.  r.H  f. 

•)   Sieha  Hand   II     H.  'r,  I 


4.  DIE  BEDEUTENDEREN  BÜSTEN  UND  8TATUENKÖPFE.  81 

und  liiennit  steht  auch  das  was  vom  Halse  echt  ist  in  seiner  Behandlung  in  Über- 
einstimmiing.  Oegenflber  der  Famesischen  Büste  macht  dieser  Kopf  einen  alten 
oder  nmgekdirt  ihm  gegenüber  der  Famesische  einen  jugendlichen  Eindruck.  Aber 
auch  hier  ist  die  ganze  Härte  und  Trockenheit  stilyoll  streng  und  das  Werk  einer 
maiaterlichen,  aber  noch  nicht  zur  höchsten  Entfaltung  gelangten  Knnst. 

Um  ein  Bedeutendes  gemildert  erscheint  die  Strenge  der  beiden  besprochenen 
Typen  in  einem  erst  neuerlich  aufgefundenen  Werke,  das  allerdings  seinen  Platz 
Boeh  in  dieser  ersten  Classe  finden  muß,  allein  deren  Grenzen  sehr  nahe  steht,  in 
No.  3.  einem  aus  Girgenti  (Akragas)  stammenden  Herakopf«  im  Besitze  des 
Herrn  Alexander  Castellani  in  Rom*)  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  4  u.  5),  der,  wie  er 
oder  das  ihm  znm  Grunde  liegende  Original  wohl  unzweifelhaft  einer  kunstgeschicht- 
lich etwas  jungem  Periode  angehört,  als  die  Famesische  und  als  die  fiorentiner 
Bflste,  sich  fast  augenscheinlich  als  eine  bewußte  Fortbildung  und  Milderang  des 
in  der  erstem  Büste  hingestellten  Idealtypus  der  Göttin  zu  erkennen  giebt  und  eben 
deswegen  in  der  Vergleichung  mit  jener,  so  wie  ihn  auch  Heibig  behandelt  hat, 
am  besten  gewürdigt  werden  kann. 

Auch  der  Castellanische  Kopf  wird,  wie  der  Famesische,  etwas,  und  zwar 
80  weit  Yorgeneigt  aufgestellt  zu  denken  sein,  daß  seine  Profillinie  im  Wesentlichen 
mit  der  Senkrechten    zusammenfllllt   und   auch  er  wird  wahrscheinlich  von   einer 
stehenden  Gestalt  herstammen.     Wie  jener  zeigt  er  eine  überaus  großartige  Ent- 
Wickelung  des  Schädels,  dessen  Höhe  über  dem  Ansätze  der  Haare  sogar  diejenige 
des  Gesichts  übertrifft;  wie  dort,  sind  hier  die  Haare  auf  dem  Oberkopfe  ziemlich 
glatt  anliegend  gearbeitet,  aber  etwas  größer  gewellt  und  mit  eigenthümlicher  Regel- 
mäßigkeit geordnet;  anstatt  der  Ampyx  liegt  als  Schmuck  in  ihnen  eine  über  der 
ätirn  mÜ^  ansteigende  und  fast  den   ganzen  Kopf  umgebende  Stephane,   deren 
etwas  kahle  Vorderfläche   entweder  Metallverkleidung  oder  farbige  Oraamentirang 
zu  fordern  scheint.    Unter  der  Stephane  setzen  die  Haare  gleich  bedeutend  völliger 
luid  weicher   au,    als  bei  der  Farnesischen  Büste,  sind  bei   weitem  weniger  hart, 
iber  auch'  weniger  tief  aufgelockert,  mehr  im  Stile  des  Marmors  als,  wie  dort,  im 
Enstile  behandelt.    Bemerkenswerth  ist  bei  ihnen  eine  kleine,  für  die  größere  Frei- 
heit des   Stiles   charakteristische   Unregelmäßigkeit   in   der  Begrenzung    der  Stirn, 
welche,  wie  das  in  der  Natur  sehr  leicht  vorkommen  kann,  rechts  tiefer  liegt  als 
links.    Im  Übrigen  entspricht  die  Anordnung  des  nach  beiden  Seiten  etwas  gedreht 
ivflckgestrichenen  Haares  nicht  allein  derjenigen  bei  der  Farnesischen  Büste,  son- 
dern auch  derjenigen  bei  anderen  Heraköpfen  des  spätem  Stils,  nur  ist  gleich  hier 
^  das  Lföckchen  aufmerksam  zu  machen ,  welches  sich  beiderseits  aus  der  Haar- 
QiMe  vor  dem  Ohre  losgemacht  hat  und  auf  der  Wange  herabhangend ,  so  unbe- 
deutend es  an  sich  scheinen  mag,  doch  das  Seinige  beiträgt,  um  den  akragantiner 
Kopf  anmuthiger  erscheinen  zu  lassen,  als   die  beiden  in  voller  Strenge  und  mit 
Versehmähung   solcher   kleinen    Motive  gearbeiteten    älteren    Büsten.     Heibig  lut 
(a.  a.  0.  p.  148  Note  1)  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  das  Heraköpfchen  einer 


a)  Photographisch  publicirt  in  den  Mon.  deU'  Inst.  Vol.  IX.  tay.  1  ^  und  eingehend  be- 
sprochen von  Heibig  in  den  Ann.  dell'  Inst,  von  1869  p.  144  sqq.  Der  Kopf,  welcher  nur 
beim  Reinigen  hier  und  da  ein  wenig  an  seiner  Oberfläche  gelitten  hat,  ist  sonst  so  gut  wie 
Töilig  unverletzt,  auch  die  Nase  ist  durchauH  antik,  vom  Hals  ist  dagegen  nur  ein  ganz 
kleines  Stück  erhalten.  Die  Höhe  des  Kopfes  vom  Scheitel  bis  zum  Kinn  ist  (),4(>  M. 
Orerbeck,  Kanstmjrthologie.  III.  t> 


82  U  iift  obejlLtekcs 


^wtMembm   ^BtnnwiiiHmpi»     mmm  ^xr  Jllibiävp 
biste  mu  PtkK/brvm  \u.  uttkm  Ki#.  ^     ai  dwoB  finDt 
swette  LivdinrkiiMlw  Uteur   .«.  miuai  Jm».  4^    mxptMun 
WAadte  HairUAiadiiMir  auiri    vtuciiir.  ära-  T«bA«k 
Schtoen,  BdnMrhf  «ad  Aiiiiiyiiipui  anth  huMc& 
hinter  den  Obr  nf  dk-  Mndilcr  iwntfcwp^ft« 
s.  B.  aa  der  UsUiaittitai  JLniävTauwiiQi  Matte  «ai   ki  Aar 
der  in  Uede  istalM9ttd«n  liwwdIrtBdkidEM  Toteaden  ti 
bei  der  BOtte  K«.  «  «Ukob  vibdiAMk.   £•&&  m.  Mi 
dnatelbe  an  dem  ("rnttmUytimi^tm  Emflk  aki 
auf  den  Naelusn  hm^  husaUma^Kmkm  Zftptf', 
aufgeboBdenea  Kaa«f  lüata  laa— iiii^  fifi 

Die  Stirn  4m  C'OTl);j|1wiHi*iif  iUfifea  ist  def^cai^vB  «v  Fa 
sehr  nahe  Tenraadt,  mmM  m  *m  rtlatirea  Mafiea  4cr  Httit 
der  ieinea  Awsehvelfauiir  dw  «n8«fB  TV»lf ,  «adfiefc  ia  4cr 
und  der  bedeoteadea  AiuiLiidsajr  tükr  dw  iumt^ 
die  kriftige  nad  eUra»  kag^  BiaK;  m  h^aikM  Kipfea 
mofi  beoMfffct  veidMi,  da«  «m;  b«  4»  CaMeilaaiMlbca  aa 
die  Liai«  der  JM»  iwapriagt  nad  dal  la  Folge 
steil,  fest  nad  waddig  endttiat.  Vcnraadt  siad  in 
nur  dal  nanKattidb  ia  ihaca  adb  dk  oagleidb  wei< 
sehen  Kopfes  ineUead  aadbl .  awb  »eharf  gczetehaet. 
wie  bei  der  Famesiaehea  Btsl«  arjeh  ao^scatfllpt  n 
dagegen  etwas  weiter  gaOfcel,  so  daS  das  stirkier  aiedcffbückeade 
gerundet,  dem  aurmalea  Ifersaag«  mehr  angeaihert  ersehcial.  Tai 
gena  der  Sehaxea  im  ZaaaonBeahaage  mit  der  eieentrisehea  Oahnaf 
Lides  int,  besoaders  am  reefaten,  kanm  mehr  am  linken  Ange  der 
Hera  bemerkbar,  bei  weiUm  aber  nieht  a^hr  in  dem  Grade 
an  der  Famesischeu  Bllste.  Aneh  dies  hangt  ohne  Zweifel  nach  dem  Mkcr  Ebr- 
gelegten  mit  den  Fortschritten  der  stilistischen  Entwiekelnng  des  jtageffn  Koffes 
zusammen.  Nicht  minder  eine,  bei  aller  Genauigkeit  in  der  Henwhebaag  des 
Knochenbaues  im  Wangenbein  und  Kinnbacken,  größere  Fleischigkeit  aad  Fllle  ia 
den  Wcichtheilen  des  Gesichtes  und  im  Wangenumriß  sowie  in  der  tartera  Raad- 
dnng  des  auch  hier  vollen  und  energischen  Kinns;  endlich  nieht  am  weaigslNi  £e 
Oberaus  fühlbare  Umgestaltung  des  Mundes,  der,  kleiner  und  weniger  geMaet,  als 
an  der  Famesischen  BOste,  kaum  noch  die  bei  dieser  so  besonders  eharaklerislisefae 
llerabziehung  der  Mundwinkel  und  nur  noch  andeutungsweise  die  scharfe,  maaaig- 
faltig  geschwungene  Zeichnung  der  Oberlippe,  nicht  mehr  das  Vortreten  und  Hangen 
der  Unterlippe  zeigt,  dagegen  zu  beiden  Seiten  von  einer  zarten  kleinea  Seidmag 
oder  Falte  begrenzt  wird,  welche  mit  der  grOßem  Ffllle  der  Wangen  un  Znsaannen- 
hange  steht  and  nicht  unwesentlich  zur  Verstärkung  einer  gewissen  Anmnth  nad 
Jugendlichkeit  beiträgt,  welche  den  Castellanischen  Kopf  bei  aller  Strenge  und 
allem  Ernste  seiner  Gestaltung,  wenn  wir  ihn  im  Ganzen  betrachten  und  mit  der 
Famesischen  Bflste  vergleichen,  von  jener  sehr  fahlbar  unterscheidet  und,  man  darf 

a)  Ahgeb.  in  den  I>enkm.  d.  a.  Kuntt  I.  No.  134. 


4.  DIB  B£DEUTBNDfiREN  BÜSTEN  UND  BTATVENKÖPFE.  83 

ee  wi^l  sagen,  vor  jener  anazeiehnet.  Denn  der  Totalität  der  Idee  der  Hera,  in 
sofNii  sie  nicht  blos  die  ernste  und  strenge  Königin  Aer  Götter ,  sondern  zugleich 
die  schöne  und  geliebte  Gattin  des  höchste  Zeus  ist,  steht  der  agrigentiner  Kopf 
sicheriich  nm  eine  Stufe  näher  als  die  Famesische  und  die  florentiner  Bflste 

Wie  es  sieh  mit  zweien,  angeblich  in  archaischem  Stile  gearbeiteten  Herabflsten 
in  d^  kaiseriidien  Ermitage  m  St.  Petersburg*)  verhalte,  kann  leider  für  jetzt 
nicht  Bäher  bestimmt  werden,  da  ttber  diese  Büsten  I^ichts  vorliegt,  als  die  kurzen 
Angaben  des  Katalogs.  Dagegen  mag  hier  erwähnt  werden,  daß  der  Kopf  der  Statne 
iB  der  Villa  Borghese,  welche  zu  der  oben  S.  56  f.  besprochenen  Typenrdhe  ge- 
hört, trotzdem  nnd  obwohl  er  hinter  den  besprochenen  Büsten  an  Bedeutung  weit 
zorflcksteht,  ohne  archaischen  Stil  zu  zeigen  von  strengem»  etwas  herbem  Ausdruck 
ist,  jedenfalls  oBgieieh  strenger,  als  der  Kopf  der  Barberinischen  Statne,  aber  nicht 
eben  erbabcB,  eher  frauenhaft.  Dieser  Charakter  wird  auch  durch  das  Fehlen  der 
Stephane,  an  d&tea  Stelle  ein  einfaches  Band  getreten  ist,  verstärkt,  während  der 
Kopf  darin  dem  Barberinischen  älinelt,  dafi  auch  sein  Haar  hinterwärts  in  emen 
KekryphaioB  znsammeng^aßt  ist. 

Zweite  Gruppe. 
Exemplare  des  erhabenen  Typus. 
Den  Ehrenplatz  an  der  Spitze  dieser  Gruppe  wird  emstiich  wohl  Niemand 
No.  4..  der  weltberühmten  Kolossalbüste  in  der  Villa  Ludovisi^)  (s.  Atlas  Taf.  IX. 
Ko.  7  nnd  8)  streitig  machen,  obgleich  der  Enthusiasmus,  mit  welchem  sie  früher 
gepriesen  worden  ist,  neuerdings  ans  Gründen ,  auf  welche  hier  im  Einzelnen  ein- 
ingehn  zu   wdt  führen  würde,    einer  kühlem   Beurteilung  Platz   gemacht  hat^^). 
In  Zusammenhange   hiermit   steht    ohne    Zweifel    das    kunstgeschichtliche   Datum, 
welches  man  ihr  früher  beigelegt  hat  und  welches  man  ihr  neuerdings  anweist  und 
auf  dessen  Erörterung  hier ,  wenn  auch  in  aller  Kürze  eingeguigen  werden  muß. 
Vorangeschickt  aber  werde  die  Bemerkung,  daß  man  wohl  in  neuerer  wie  in  älterer 
Zeh  allgemeiB  in  der  Annahme  einverstanden  ist,  daß  vrir  es  in  der  Ludovisischen 
Kolottslbüste  nicht  mit  einer  Copie  aus   späterer  Zeit ,    am  wenigsten   mit  einer 
i^oHflchen  zu  thun  haben,  sondern  mit   einem   fUr  den  Marmor  gedachten  wie  in 
^Bior  ansgef^rten,  griechischen   Originalwerke,    dessen  Arbeit  im   wesentlichen 
out  der  Zeit  zusammenfällt ,  welche  den   in  dieser  Büste  vorliegenden  Typus  auf- 
^te  und  voUeodete,  mag  derselbe  im  Übrigen  abgeleitet  sein  aus  was  für  Queilen 
"^  imiehmeB  nag. 

Als  solche  Quelle  nahm  man,  wie  schon  frtlher  bemerkt,  in  älterer  Zeit  und 
^  in  die  neuere  ziemlich  allgemein  die  Hera  des  Polyklet  an,  auf  welche  man  die 

1^  S.  Gu^öonow,  Ermit.  Imp.  Mus.  de  sculpt.  ant.  p.  11  No.  41:  »Junon,  buste  de  style 
'''^^^•Iqa*.  La  Ute  est  ceinte  de  la  apheodoffi^  (st^^phan^?).  Cassures  aux  ornements  de  la 
^^ndon6.  Haut  0,45  M.  und  p.  49  No.  186:  iJunon,  buste  de  style  arohalque.  Sont  mo- 
^M:  la  st^phan^,  le  cou  et  une  partie  de  la  chevelure.     Haut  0,712  M. 

b)  Im  Caaino  im  zweiten  Saale  sehr  ungünstig  neben  dem  Fenster  aufgestellt,  durch 
^bgllsie  allgemein  bekannt  und  unzählige  Male  abgebildet,  kaum  jemals  ganz  genügend,  denn 
■^^bndie  unbez weifelbar  beste  Abbildung  in  Kekulös  Hebe,  Taf.  2,  ist,  allerdings  zumeist 
^^  die  Schuld  des  Lithographen  und  besonders  in  der  Vorderansicht  etwas  zu  weich  aus- 
8*^«n  und  es  fehlt  ihr,  wie  natürlich  allen  Abbildmigen,  die  hier  durchaus  zur  vollen 
^^»»i^teristik  nothwendige  Wirkung  des  Kolossalen.  Die  Höhe  der  Büste  ist  von  der  höchsten 
^^Ue  der  Stephane  bis  zum  Ende  des  Erhaltenen  1,1(>  M. 

6» 


84  n.  DIE  BKHALTKjnjl  MOSUlfKITS. 

Lndovkiidie  Bfste,  dirtber  kam  jetzt  e^cstfidi  hörn  fltral  ndtf  adn;  Irflher  viel 
ra  immittdlMir  zlirfleklUirai  ra  kdaaen  mente  oad  m  da*  Thmft  xuüekgef&lirt  hat*) . 

Der  Ente,  weteha-  die  LodonsMlM  Bute  tob  da*  mmittelharoi  Verinadiuig 
mit  Polyklets  Hera  Idtte  oad  ihr  «■ ,  wem  aadi  aar  sehr  wenig  jUageres  Datom 
aawiea,  war  Hetaridi  Meyer^),  inaofen  er  tie,  die  er  »aehr  wahradieinlieh  das 
Gberbleibflel  einer  mlchtigeB  Tempelatatae  «ad  zaTerllaaig  Arbeit  eiiies  yortreffliehoi 
Meisters«  neaat,  als  ein  Originalwerk  aas  der  Zeit  des  Nankydes,  des  Sehfltos 
Polyklets  anqnidit,  dne  Datimng,  welehe,  da  Meyer  die  Bfiste  oder  die  Statne, 
deren  Rest  jene  ist,  nidit  etwa  dem  Nankydes  beUegoi  will,  keinen  andern  Sinn  haben 
kann,  als  anf  das  Mensehenalter  nach  Polyklet  nnd  seiner  Hera,  das  wire  etwa  der  An- 
lang des  IV.  Jahrhondert  y.  n.  Z.  oder  die  Mitte  der  90er  Olympiaden,  hinsaweben. 

Naehdem  dann  in  den  ErMemngen  über  den  Urheber  des  kanonischen  Ideales 
der  Hera  der  Name  des  Praxiteles  genannt  nnd  auch  sdn  Cinflnfi  als  in  der  Ln- 
dorisisdien  Bfiste  erkennbar  angmommen  war^),  hat  Friederiehs^)  dieselbe  un- 
mittelbar anf  diesen  grofien  Meister  znrflckiUiren  n  sollen  geglaubt,  ohne  freilich 
hiefOr  einen  irgendwie  stichhaltigen  Beweis  an  liefern.  Nichtsdestoweniger  wird  die 
Friederichs*sche  Datirnng,  sofern  man  .nnr  von  der  Person  des  Pnudtelea  absieht, 
unter  dessen  Werken  alldn  die  mantinelsche  Hera  (oben  S.  53)  als  wahrschein- 
liches Vorlnld  der  Ludovisischen  Bfiste  wflrde  gelten  btanoi,  wenn  man  vielmehr 
d^  Namen  des  großen  attischen  Meisters  nnr  als  Beseichnnng  einer  Epoche  und 
etwa  dner  Schule  benutzt,  in, dem  Sinne,  wie  es  Kekul^*)  gedian  hat,  die  scharfe 
Zurflckwdsnng  schwerlich  Y^dienen,  welche  sie  ihreneit  gefunden  hat^,  ja  es 
dfirfte  Yielmehr  die  allgemeine  Meinung,  wie  dies  auch  Helblg^  ausgeq>it>chen  hat, 
neuerdings  darin  flbereinstimmeD ,  in  der  Ludovisischen  Bfiste  ein  Werk  etwa  aas 
der  Mitte  oder  dem  letzten  Drittel  des  IV.  Jahrhunderts  y.  u.  Z.,  das  heißt  ans  der 
BlQthezeit  der  jfingem  attischen  Schule  zu  erkennen,  obwohl  sich  bestimmte,  ein- 
zelne Aussprflche,  die  dahin  gehn,  kaum  nachweisen  lassen. 

Heibig  selbst  freilich  datirt  die  Ludovisische  Bfiste  aus  noch  jfingerer  Zeit, 
aus  der  Periode  nach  Alexander  nämlich  und  derjenigen  des  Hellenismus,  also  etwa 
aus  der  ersten  Hälfte  des  UI.  Jahrhunderts  v.  u.  Z.  und  macht  dafllr  theils  die  in 
dem  Kunstwerk  im  Allgemeinen  lebende  Idee,  theils  gewisse  £inzelheiten  in  ihrer 
Formenbehandlung  geltend^) .  In  Betreff  der  erstem  meint  er,  daß  erst  die  hellenisti- 
sche Periode  dem  Weibe  und  der  Gattin  insbesondere  eine  Stellung  angewiesen  habe, 
welche  dazu  führen  konnte,  in  das  Ideal  der  Hera,  als  der  Gattin  des  Zeus,  jene 
Mischung  wohlwollender  Mjyestät  (benigna  maestä)  und  Eleganz  einzuführen,  welche 
der  Lndoyisischen  Bfiste  eigen  sei,  in  Betreff  der  Formen  aber  macht  er  (p.  152  sq.) 


a)  Veigl.  die  in  Anmerkung  25  angegebene  Litteratur. 

b)  Getch.  d.  bild.  KflnBte  b.  d.  Griechen  I.  S.  294 ,  Tergl  denselben  m  Wincketmannt 
Gesch.  d.  Kunst  V.  2.  7. 

c)  Veigl.  die  Litteratur  in  Anm.  25  und  26. 

d)  Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschalt  ron  1856  S.  5  f.,  rergl.  Anm.  26. 

e)  Hebe  S.  69. 

f}  VergL  Anmerkung  26. 

g.  Ann.  deU*  Inst,  von  1869  p.  149:  amentre  in  genere  la  conformasione  di  cotal  tipo 
fdella  Giunone  Ludorisi)  Tien  attribuito  alla  recente  scuola  attica«  etc. 

h)  A.  a.  O.  p.  149  sqq. :  »al  mio  parere  esao  (tipo),  secondo  Videa  fondamentale  e  aecondo 
certi  contraMegni  di  fomui  accenna  l'atte  da  Alessandro  Magno  in  poi.« 


4.  DIE  BEDEUTBNDEBEN  BÜSTEN  UND  8TATÜENKÖPFE.  85 

einerseits  die  Höhe  der  Stephane  und  andererseits  die  besondere  Charakteristik  des 
Kinns  geltend. 

Es  kann  hier  nieht  des  Ortes  sein,  im  Einzelnen  zu  untersuchen,  in  wiefern 
Helbig  die  Stellung  der  Frau  und  Gattin  in  der  bürgerlichen  Gesellschaft  der  ver- 
schiedenmi  Perioden  des  griechischen  Alterthums  richtig  und  erschöpfend  dargestellt 
und  charakterisirt  hat^  auch  kommt  es  darauf  weniger  an^  als  einerseits  auf  die  von 
Heibig  ganz  unberührt  gelassene  Stellung  des  Weibes  und  der  Gattin,  namentlich 
aber  der  Königm  in  der  Poösie,  besonders  in  der  homerischen  Poösie,  dieser  breiten 
und  festen  Grundlage  der  künstlerischen  Idealproduction  und  andererseits  auf  die 
Stellung,  welche  die  Göttin  im  Cultus  gefunden  hatte.  Faßt  man  diese  beiden 
Pankte  in*s  Auge,  denkt  man  einerseits  an  heroische  Königinnen  wie  die  Penelope, 
Arete,  Helena  der  Odyssee,  um  nur  diese  zu  nennen,  andererseits  an  die  Heraculte 
von  Argos,  Plataeae,  Athen,  so  wird  man  schwerlich  in  Abrede  stellen  können, 
daß  fftr  die  bildende  Kunst  in  der  Darstellung  einer  Hera  voll  milder  Erhabenheit 
und  stiller  Größe  auch  schon  in  einer  Periode  des  griechischen  Lebens  die  Anregung 
und  das  Vorbild  vorhanden  gewesen  sei,  in  welcher  das  Weib  und  die  Gattin  in 
der  bürgerlichen  Gesellschaft  noch  nicht  die  Stellung  einnahm,  welche  ihr  die 
Diidochenhöfe  gaben. 

Was  aber  die  beiden  oben  näher  bezeichneten  formalen  Gründe  fllr  die  Ablei- 
timg der  Ludovisischen  Büste  erst  aus  der  Diadochenzeit  anlangt,  so  mag  man  zu- 
gebe, daß  das  Bestreben  weibliche  Köpfe  besonders  durch  eine  größere  Erhebung 
des  Hauptschmuckes  sowie   männliche  durch  das   Emporbäumen   (Zeus)   oder  den 
kfinstlichen  Aufbau  des  Haupthaares  im  Korymbos  oder  wie  man  es  sonst  nennen 
will  (ApoUon),  besonders  in  der  Vorderansicht  imposanter  und  effectvoller  zu  machen, 
im  Allgemeinen  der  spätem  Zeit  der  griechischen  Kunst  angehört ,  vielleicht  auch, 
daB  dieses  Mittel  von   der  Kunst  nach  Lysippos   mit  Vorliebe   angewendet  worden 
sei;  aber  dafür,  daß  es,   selbst  nur  hauptsächlich,   auf  die   Periode  Alexanders 
imd  der  Diadochen  beschränkt  gewesen,  sind  die  Beweise  durchaus  nicht  erbracht 
QBd  iudi  schwerlich  beizubringen.    Denn  schwerlich  wird  man,  auch  abgesehn  von 
tfchabehen  oder  dem  Archaismus  nahe  stehenden  Werken,  bei  denen  sich  an  weib- 
lidten  Köpfen,  wie  z.  B.  der  Florentiner  Hera^  die  imposante  Schmückung  mit  der 
Mwn  Stephane  findet,  das  m.  o.  w.  aufbäumende  Stirnhaar  an  Zeusköpfen  z.  B. 
*Qf  Mttnzen  durchweg  auf  Rechnung  der  Einflüsse  lysippischer  Kunst  stellen  dürfen 
Qod  eben  so  wenig  läugnen   können ,  daß   der  bei  Heraköpfen   in  Münztypen   aus 
te  besten  Kunstzeit  so  gut  wie  bei  der  polykletischen  Hera  sich  findende  Stephanos 
vesentüeh  denselben  Effect  hervorbringt,  wie  die  höher  ausgebildete  Stephane,  wäh- 
^  man  jenen  doch  gewiß  nicht  aus  lysippischen  Kunsteinflüssen  ableiten  kann, 
b  Betreff  aber  endlich  der  Behandlung  des  Eannes ,  von  der  Heibig  behaupten  zu 
^((Qnen  meint,   daß  dieselbe  vermöge  größerer  Weichheit,  Undulation  der  Linien, 
einer  fein  empfundenen  Flächenbehandlung  sich  der  Natur  selbst  mehr  nähere  und 
^^  Fleisch  nebst  der  Haut  auszudrücken  strebe,  welche   den  Knochen  umgiebt, 
^e,  daß  diese  Behandlungsart  als  eine  raffinirte  Natumachahmung  erst  durch  die 
lysippische  Schule  in  die  Kunst  eingeführt  worden  sei  und  sich  in  keinem  auf  die 
J^i^gere  attische    Schule  zurückfOhrbaren  Werke    vorfinde,    muß   ich    für    meinen 
^il  bekennen  der  Feinheit  dieser  Beobachtungen  nicht  folgen  zu  können  und  nicht 
^  Stande  zu  sein,  einen  wesentlichen  Unterschied  in  der  Behandlung  grade  dieses 


i 


st; 


II.  du: 


:en  honumente. 


0«Bi(ihb)t)jtiili;4  EwixcLeii  <ti>r  LudovkiscIiiiMi  Hern  und  e.  B.  der  Niob«  i 
Yarborough  walirzuneliaen.  Und  wenn  vollends  Heibig  aelbsl  zapebt.  die«e  an- 
geblich lyttippische  Kinnbeli&ndlnng^  finde  Bicb  an  d^r  Her»  nar  In  Spur«»,  eci  bei 
ihr  inobr  &ngrdeatet.  aU  entwickelt  (trHRpHriHco  pinttosto  inveco  di  CHHere  avilnp- 
pato  completAmentc) .  so  wird  man  kaum  zugeben  künnen,  daß  ilergleichp» .  aurh 
wenn  es  richtig  beobachtet  ist.  binrcielic,  um  die  kunstgeschichtlieh«  Kpoclie  cintis 
Werkes  zu  bestimmen. 

Bis  auf  Weiteres  wird  also  die  Ent«<tehung  der  Tjudovi.iisclien  Hera  in  der  Zeit 
der  Blütbe  der  jttngem  attischen  Schule  und  etwa  in  der  Mitte  des  IV.  Jahrhunderts 
wahrscheinlicher  bleiben  und  die  Wab  rech  ein  lieh  keit  dieser  Datirang  wird  auch  noch 
dadurch  wachsen,  daß  sie  «iner  fortschreitenden  LTmbildniig  des  Heraideals  in  das 
Anmuthige  und  Elegante  hinein,  wie  x,  B.  in  dem  Pentinischen  Kopfo  innteii  No.  17) 
innerhalb  der  Zeit  der  auf  idealem  Gebiol«  schöpferischen  griechischen  Kunst  Kaum 
Hchalft,  der  verzweifelt  eng  ausfallen  wfirde,  wenn  man  schon  die  Ludovioisehe  Hvra 
als  ein  Werk  der  Diadochenperiode  ansprechen  wollte. 

Über  die  Büate  selbst  aber,  welche  nach  Meyers  sehr  wahrscheinUrher  Annahme 
der  vielleicht  ursprünglich  in  den  Kitrpcr  eingelassen  gewesene  Kest  einer  kolossalen 
Statue  ist,  und  zwar,  nach  Maßgabe  des  Winkels  oder  der  fast  parallelen  Linien 
des  nach  unten  etwas  zu rOck weichenden  Profils  und  des  an  seiner  vordem  Flä<-he 
senkrechten  Halses,  fast  sicher  einer  sitzenden  Statn<^.  ist  es  schwer  nach  den  tief 
empfundenen  Schilderungen  Früherer  und  der  feineu  Charakterisirnng  welche  ihr 
von  anderen  Seiten  zu  Theil  geworden  Ist,  Wltrdiges  und  Zulrotfendes  zu  sagen 
Da  es  aber  geschehn  muß,  soll  es  oline  jegliche  Polemik  Kcgen  abweiehende  An- 
Kichten  im  Ganzen  und  im  Einzelnen  geschehn  und  ch  mag  gleich  zum  Beginne 
der  Ausspruch  gewagt  werden,  daß  erst  hier  und  im  vollsten  Maße  nar 
hier  das  Idealbild  der  Hera  in  seiner  Ganaheit  erreicht  und  voll- 
endet ist. 

Denn  die  Ludovisischo  Hera  ist  die  vollkommene  Königin  des  Olynipos  und 
zugleich  das  vollkommemi  Wetb.  atwr  dasjenige  dos  Kons;  die  ganze  Erfindniig  d*« 
Kopfes  ist  auf  das  Große  und  Erhabene  gebaut  und  das  Antlitz  ist  mit  Zügen  der 
Strenge  ausgestattet,  welche  bei  dem  für  dies  Werk  notliwoiidig  geforderten  Stand- 
punkte, d.  h.  in  grader  Vorderansicht  und  bei  so  tiefer  Stellung  des  Besebauera. 
daß  ihn  der  Blick  aus  den  leise  gesonkten  Augen  tnSl  oder  ein  wenig  Obor  üia 
hinweg  gebt,  sich  bis  zum  h9chst«ii  Ernst«  zu  steigern  eobeinen.  Deiinoeh  ist  die 
Hpm  llber  dh;  Maßen  s<^thÖn,  nur  ist  ihre  Schanbeit  eine  flber  alles  Mensohlichv 
erhabene,  ein«  schlechthin  ideale,  in  allen  Tlieilen  bedeutungsvolle,  ja  diese  8ehAi>- 
helt  olTenbart  in  gewissen  Momenten  des  Giwamniütildes  eine  bezaiibenidu  Anmnth, 
nur  daß  bei  dem  Worte  Anmutb  nicht  an  bloße  Lieblichkeit  und  nicht  entfernt  u 
irgendwelche  Schwiicho  gedacht  werde. 

Die  Stirn,  auch  hier  mehr  broit  als  hoch    gewölbt,  aber  doch  h<!ther  j 
tiAltuiß  zur  Breite,  als  bei  den  Alt«ren  Köpfen,   ist  weniger  mannigfaltig  n 
als  bei  jenen  und  tritt  nicht  nur  in  den  unteren  Tbcilen  mftclitig  hervor ;  feat  i 
gn)S  gestaltet  spiegelt  sie  mehr  einen    kraftvollen  Willen   nud  lliarakter  alt  i 
daMlcMlicfc  (»der  Idcentiug   gleich  der  Stini  des  Zeus  oder  de.B  Apollon. 
Mn  und  regeimftßig  gezc^men  Brau«n,  auf  denen  der  Stolz  der  Götterköuigin  tlimrt, 
bagtenzen   die  Stirn   nach   unten   mit  aeia  bestiiumtem  Abneiilnß  und  vAlinad  dar 


4.  DIE  BEDSDTEIIDKBEN  BÜSTEN  UND  STATUENKÖPFE.  87 

obere  Theil  des  Gesichtes  in  glänzender  Klarheit  strahlt,  überschatten  sie  kräftig 
das  ti^  unter  dem  Stirnbein  liegende,  voll  geöffnete  und  besonders  von  dem  obem 

Lid  in  sehOn  geschwungenem  Bogen  ruhig  umgrenzte  Auge  und  verleihen  dem  Blicke 

* 

dess^dben,  weldien  die  Oöttin  still  und  ernst  und  ohne  einen  bestimmten  Punkt  zu 
fiuren  aaf  die  Welt  zu  ihren  Fflßen  herabsenkt,  eme  milde  Wärme  und  Tiefe,  auf 
deren  Gegensatse  g^en  die  helle  Beleuchtung  der  Stirn  ein  nicht  geringer  Tlieil 
des  Zaubers  beruht,  welchen  das  Kunstwerk  ausübt.  Ja,  man  könnte  sich  ver- 
sueht  Milen,  die  Idealerfindung  dieses  Kopfes  von  der  Stirn  und  den  Augen  und 
ihrem  Contrast  abzuleiten,  wenn  nicht  die  ganze  Schöpfung  so  vollkommen  Eins 
und  wenn  nicht  der  in  h(ttiere  Einheit  aufgehobenen  Gegensätze  in  ihr  eine  so  große 
Zahl  wäre. 

Mit  sehr  breitem  Rücken  zwischen   den  Brauen  anhebend  steigt  die  ganz  all- 
mählich feiner  werdende  Nase  fast  gradlinig  und  in  emem  Zuge  mit  dem  Profil  der 
Stirn  in  den  imtem  Theil   des  Gesichtes  hinab,  wo  der   nur  ganz  wenig  geöfihete 
Mund,    welchen  die    neben    den  Nasenflflgeln    und    den  Mundwinkeln  in   beinahe 
parallelen  Linien  verlaufenden,  leichten  Falten  der  Wangen  begrenzen,  mit  einem 
merkbaren  Zuge  von  Strenge  ausgestattet  ist,  welcher  uns  viel  eher  ein  gebietendes 
Wort  als  ein  sanftes  Lächeln  erwarten   läßt,  während   das  ganz  besonders  kräftig 
und  voll  vorspringende  Kinn  den  Eindruck  der  höchsten  Energie  hervorbringt  und 
der  starke  Hals,  der  trotz  einer  ganz  leichten  Neigung  des  Kopfes  seitlich  von  fast 
parallelen  Linien  eingeschlossen  ist,  uns  die  unbeugsame  Willenskraft  und  den  er- 
habeaen  Stolz  der  Göttin  noch  ein  Mal  zum  Bewußtsein  bringt. 

Aber  trotz  aller  dieser  Großheit  und  Höhe  ist  Hera  doch  das  göttliche  Weib 
in  der  reifsten  Vollendung  der  Schönheit;  die  von  dem  weichsten  Oval  umschlossenen 
Wangen,  deren  ferne  Modellirung  besonders  in  dem  leisen  Hervorheben  des  Backen- 
kaoeheos  und  in  dem  zarten  Übergang  in  die  Formen  des  Kinnes  sich  ausspricht, 
and  von  ewig  blühender  Jugend  und  die  weiche  Rundung  der  vordem  Fläche  des 
Halles  läßt  uns  die  Fülle  des  herrlichsten  Busens  ahnen. 

Nicht  weniger  aber  als  durch  die  Weichheit  der  fleischigen  Theile  des  Ge- 
wehtes, welche  ftillig,  aber  Nichts  weniger  als  üppig  sind,  hat  der  Kflnstier  es 
▼erstanden,  durch  die  Behandlung  des  Haares  den  strengen  Eindruck  seines  macht- 
voll safgebaiiten  Idealbildes  zu  mildem,  ja  die  unmittelbare  Verbindung  dieses 
nidien,  sanft  und  dennoch  kräftig  gewellten,  von  mannigfaltigen  Schatten  durch- 
><^gcneD  und  gleichsam  gelockerten  Haares  mit  der  glänzend  glatten  Stirn  und  dem 
^beugsamen  Halse  der  Göttin  ist  unvergleichlich  ersonnen  und  auf  ihm  beruht  nicht 
i>B  wenigsten  das  Moment  der  Anmnth,  welches  die  erhabene  Schönheit  der  Büste 
b^t  and  umspielt.  Wohl  ist  dieses  weiche  Haar  einfach  und  fem  von  kunst- 
^^r  Zierlichkeit  zurückgestrichen,  in  der  Hauptsache  so,  wie  wir  es  schon  an 
^n  älteren  Büsten  finden,  aber  es  ist  doch  sorgfllltig  geordnet  und  als  sein  Schmuck 
^nächst  erschmnt  und  wirkt  die  nut  einem  doppelten,  abwechselnd  gestellten  vege- 
^üischen  Omamente  verzierte  Stephane  und  jene  gliederförmig  geflochtene  und 
S^faiotete  Schnur  oder  schmale  Binde,  welche  sich  vor  dem  untern  Rande  der 
Stephane  um  das  Haar  schlingt  und  mit  zwei  aus  der  Masse  des  Haares  gelösten 
^^gen  Locken  an  den  Seiten  des  Halses  bis  gegen  die  Schultern  herabhangt. 
^U^rdingB  haben  beide  Schmuckstücke  zugleich  symbolische  und  hieratische  Be- 
dentong,  and  zwar  so,  daß  die  mit  den  pflanzlichen  Ornamenten  verzierte  Stephane 


i 


89  II.  ÜIH  EBHAI.TENEN  MONrMKNTE. 

A'w  Gitttin  aU  die  allgemeine  Mutter  des  Lebendigen*)  oder  zimKchst  d«« 
lAtiven  Bllilien^  nnd  Gedeüiens,  die  im  iepö;  7a[io;  befruchtet«  Erd^ttin  rharak- 
lerisirt.  wAhrend  die  geknotete  Schnur  oder  Binde  {77si*)xaTa!  die  Heiligkeit  uad 
Ciiltiisweihe  des  Bildwerks  anEUgebn  sclieint*":  aber  diese  Bedeiit^mkeit  ordnet 
sich  doch  dem  künstlerischen  Eindrucke  des  Sohniiiiikeit .  der  erhi^hten  Pracht  und 
Anmiith  der  Göttin  nnter.  welche  letztere  ganz  besonders  durch  die  herabhängenden 
Locken  gehoben  wird,  welche  durch  die  kleinen,  fast  mnthwilligen  Löekchen  auf 
den  Wangen  der  Castellanischen  und  der  praenestiner  Büste  gleichsam  vorbereit«! 
werden,  aber  erst  hier  zu  einem  eben  so  wohl  berechneten  wie  ontRchieden  wirken- 
den Mittel  der  Darstellung  geworden  sind.  Die  hohe  Stephane  dagegen,  welche 
in  der  Vorderansicht  den  ganzen  obem  Theil  des  Kopfes,  an  dem  auch  die  Haare 
unauagefllhrt  geblieben  sind,  den  Blicken  entzieht,  wirkt  verstärkend  anf  die  Maje- 
stät des  Kopfes,  dessen  sehr  regel müßigem  Oval  sie  ein  vermehrtes  Gewicht  ver- 
leiht, während  sie.  mit  ihrer  retchen  Omamentimng  zunächst  dem  Haar  angeschnüe^rt. 
dessen  schönen  Gegensatz  gegen  die  großen  und  glatten  Flächen  der  Stirn  und  der 
Wangen  hebt.  Bemerken swerth  ist  es,  daß  die  Ohren  keine  Spur  von  eingefügt 
gewesenen  Ohrringen  zeigen ,  wie  sie  die  florentiner  Büste  trug  und  mehre  Hera- 
köpfe  in  Münzsl^mpcln  haben;  Ohrringe  würden  zu  viel  des  Schmuckes  und  dubei 
einen  £U  zierlichen  in  dieses  Bild  gebracht  haben. 

Von  unaussprechlicher,  ja  gradezii  ergreifender  Schönheit  und  Reinheit  ist 
Profil,  in  welchem,  da  hei  ihm  daa  mächtige  .Vuge  und  die  heiTschende  i 
weniger,  die  feinen  Züge  um  Wangen,  Mund  und  Kinn  mehr  zur  Anschaunnc 
kommen,  die  Göttin  an  Anmuth  eben  so  viel  gewinnt,  wie  sie  an  Imposan;;  weniger 
haben  mag.  In  der  Seitenansicht  hat  der  Kopf  Etwas  von  der  erhabenen  Milde, 
welche  die  Riione  in  München  (die  früher  s.  g.  Leukothea)  auszeichne!  und  faal 
möchte  man  sagten  etwas  Jungfräuliches ,  wälirend  die  Vorderansicht  entschinden 
mati'onal  wirkt.  Und  so  wäre  auch  die  zn  ewiger  .lungfräulichkeit  zurückkehrende 
Gattin  und  Mutter  Hera  in  diesem  herrlichen  Werke  in  Kins  geschaffeu  und  auch 
in  dieser  Beziehung  das  höchste  Idealbild  eben  der  üöttin.  um  die  es  sich  handelt, 
erreicht  nnd  vollendet. 

Welcher  Btlste  die  hohe  Ehre  des  zweiten  Platzes  nächst  diesem  Wunder 
Kunst  gebühre,  ist  ein  äußerst  zweifelhaftes  Ding''*]:  ohne  deshalb  [Iber  den 
tiven  künstlerischen  Werth  vor  anderen  durch  die  ihr  eingeräumte  Stelle  entsctioid«a 
zu  wollen,  was  nm  so  weniger  möglich  ist,  da  man  für  die  Beurteilung  auf  eine 
Abbildnng  angewiesen  ist,  »d  hier  nls 

No.  5,  die  aus  Praeneste  stammende  Büsle")  eingi-rejht,  welche  jeden- 
falls ein  vortreffliches  Werk  ist  und  der  ,  ihrem  Typus  nach  eine  Stelle  in  di«Mir. 
nicht  in  der  dritten  I.' lasse  um  so  gewisser  gebührt,  als  Abekon^j  sie  sogar  zu  dm 
Rxemplaren  der  strengen  und  noch  nicht  zur  höchsten  Vollendung  gelangten 
Stellung  der  Göttin  rechnen    will.      Dies    scheint  nun   freilich   nach   Maßgab« 

aj  VsTitl.  Wclcki'T  im  Katalog  de«  bomier  liyiiiiiiiusGuni*  2.  AuH.  S,  6T, 

b|  Vergl.  Wie>Kilt>r  tu  den  Denkm.  d.  a.  Kuinl  11.  Nu. 

ei   Du  Otigiiul   i«t  verKhallen  und  trotz   ullet   ■ufcuvri 
luhndon  gowCHni  klignb.  bei  Ouattsni,  Mau.  ini-il.  per  Tiii 
iiii|{cblich  noch  Binvni  Uj^iNabguß,  in  den  Uflnkni.  d.  n.  Ki 

dj   Ann   d«ir  lii>t.  «m>   is:i$  p.  t2. 


«ml     ■ 


4.  DIB  BEDEUTENDEREN  BÜ8TEN  UND  STATÜENKÖPFE.  89 

PnUiejttioii  bei  Gnattani,  welche  Abeken  anzieht,  der  ebenfalls  das  Original  offenbar 
nicht  gekannt  hat,  nieht  gerechtfertigt,  an  die  berühmte  Lndovisische  Bflste  aber 
GchlieSt  sich   die  praenestiner  in  allen  Hauptsachen  der  Formencharakteristik  nahe 
genng  an.     So  namentlich   in  der  Behandlung  der  Stirn  und  der  Haare,  in  den 
fem   und   fest  geseichneten  Brauen,  in  dem  schönen  großen  und  lichtvollen  Auge, 
während  die  Naae  etwas  feiner  und  weniger  kräftig,  der  Mund  nicht  ganz  so  ernst 
gf^iatten  ist  und  die  Wangen  nebst   dem   Kinn  und  Hals  etwas  weniger  weiche 
Fflüe  haben.     Das  Haar,  aus  dessen  reichgewellter  Masse  sich   ein  Paar  kleine, 
anf  d«i  Wangen  li^ende  Löckchen  wie  bei   der  Castellanischen  (oben  No.  3)  und 
bei  der  zweiten  Ludovisischen  BOste  (No.  6)  gelöst  haben,  während  außerdem  aus 
demselben  hinter  dem  Ohr,  ähnlich  wie  bei  der  bertthmten  Ludovisischen  zwei,  nur 
hier  noch  dickere  Locken  auf  die  Schultern  herabhangen,  ist  mit  der  glatten,  über 
den  ganzen  Kopf  gespannten  Stephane  geschmückt,  welche  0.  Müller*)  mit  Unrecht 
als  besonders   hoch   und  dem  Polos  ähnlich  bezeichnet.     Bemerkenswerth  ist,  daß 
nach  der  Zdchnung  bei  Ouattani,  nicht  nach  derjenigen  in  den  Denkmälern  d.  a. 
Kunst,  dieser  Kopf  eingehauene  Augensterne  zeigt,    durch   welche  derselbe  nach 
der  gewöhnlichen  Ansicht  als  eine  römische  Arbeit  aus  der  Zeit  der  Antonine  be- 
zeichnet werden   würde.     Einer  solchen  Datirung  desselben   kann   nun   auch  ohne 
Kenntniß  des  Originales  nicht  bestimmt  widersprochen  werden  ,  wohl   aber   dürften 
die  an  einem   andern  Orte^^)    zusammen    gestellten    und    erörterten   Beispiele   des 
Vorkommens  plastisch  dargestellter   Augensterne    und  Pupillen    geeignet    sein   zur 
Vorsicht  bei  der  so  späten  Ansetzung  vorzüglicher  Werke,  wie  dieses,  zu  rathen, 
da  es  sieh,  je  länger  desto  sicherer,  herauszustellen   scheint,  daß,  wie  eine  solche 
Chuakterisimng  des  Auges  in   Erzwerken   schon   in  viel   früherer  Zeit  gäng  und 
gebe  gewesen  ist,  dieselbe  in  Marmomachbildungen  von  Erzwerken   und   vielleicht 
ineh  m  originalen  Marmorarbeiten  schon   geraume  Zeit  vor  der  Periode  Hadrians 
nnd  der  Antonine  in  Schwang  zu  kommen  begonnen  hat.    Mag  übrigens  die  Arbeit 
der  praenestiner  Büste  römisch  sein,  der  Typus,  der  in  ihr  dargestellt  ist,  hat  mit 
fiom  Nichts  zn  schaffen. 

Ebenfalls   von   römischer   Arbeit ,    nichts  desto  weniger    aber  kein    geringes 
Werk,  ist") 

No.  6.  ein  etwa  doppeltlebensgroßer  Kopf  (Statuenfragment)  von 
hraensischem  Marmor  in  der  Villa  Lud ovisi^),  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  6)  obwohl 
er  an  Knnstwerth  nicht  nur  hinter  der  berühmten  Büste  derselben  Sammlung, 
sondern  anch  hinter  einem  dritten,  ebendaselbst  aufbewahrten  und  weiterhin  zu 
besprechenden  zurücksteht. 


a)  Im  Hftndbuch  §  352  Anm.  6. 

b)  Frflher  in  dem  kleinen  Gartenpalast  auf  der  zu  den  oberen  Zimmern  führenden 
Treppe,  jetzt  unter  No.  2S  im  Vorsaale  des  Casino,  wo  auch  die  berühmte  Büste  steht,  auf- 
gestellt. Mit  welcher  von  den  dreien  bei  Abeken  a.  a.  O.  p.  23  als  in  Ludovisischem  Besitze 
fPiombino)  befindlich  bezeichneten  und  zu  der  Reihe  der  mehr  eleganten  Heradarstellungen 
gerechneten  Büsten  diese  zu  identificiren  sei,  muß  dahin  stehn,  auch  sind  ihrer  schwerlich 
in  der  That  drei,  sondern,  wie  auch  Meyer  zu  Winckelmanns  Gesch.  der  Kunst  Buch  V. 
Cap.  2.  §  7.  Anm.  2  angiebt,  lediglich  zwei  außer  der  berühmten.  —  Ein  Rest  des  Gewandes 
auf  der  linken  Schulter,  nahe  am  Halse  beweist,  daß  dieser  Kopf  das  Fragment  einer  Statue 
ist ;  derselbe  ist  oben  hinter  der  Stephane  stark  verstoßen,  eben  so  ist  die  Unterlippe  an  der 
linken  Seite  verletzt  und  die  Nasenspitze  ergänzt. 


90 


U.  UlK  EKIIALTENEN  MUNLUUNTK. 


In  der  Vorderansicht  iai  dieser  Ko|)f  griit  im  T.v|ma  t;ehHtl«D  und  der  berabfl 
Luduvigiscben  UOsto  verwandt:  die  Stiin  ist  klar,  nacb  der  Hitt«  unt«n  gegen  die 
Niteenwarzel  hin  etwas  mehr  vornobildet,  als  bei  jener,  ao  daß  hierdurch  die  Augen 
in  eine  tiefe  Lage  kommon  und  krfiftin  Ubcrerhattet  sind.  Die  Augenateme  sind 
aDgegel:>en,  und  zwar  mit  gradezu  auffüllender  Divergenz  der  Sehaxeu,  welcher  eine 
elien  au  entschieden  hervorgehohen»  auawärtigH  Senkung  der  unteren  Augenlider 
flntflpriclit,  während  die  oberen  Lider,  fast  wie  etwas  aufgezogen,  in  steilem  Bogen 
gezeichnet  sind.  Der  Nasenrücken  hebt  kräftig  genug  an,  doch  nicht  so  mächtig 
nnd  nicht  so  in  einem  Zug  aus  der  Stirn  fließend,  wie  bei  der  berühmten  Bttst». 
Der  ejitHchiedeoer ,  als  bei  dieser  geÖffnct'C.  an  der  Unterlippe  leider  in  den  Ge- 
sammteindruck  sUSrender  Weise  versloßenü  Mond  ist  sehr  strenge,  ja  er  ist  hart 
gebildet ,  da«  Kinn  gewaltig ,  voU ,  ausladend .  die  Wangen  dagegen  sind  etwaa 
woniger  weich  gerundet,  als  bei  dem  Musterkopfe.  Das  Haar,  wie  bei  jeuetu  ge- 
ordnet und  mit  einer  schlichten,  etwas  schief  auf  dem  Kopfe  sitzenden  Stephane 
ohne  das  geknotete  Uand  geschindckt .  ist  einfach  gescheitelt,  wellig  und  tief 
und  schattig,  wenn  auch  in  der  Ausftihmng  hart  durchgearbeitet,  hinlon  In 
einen  Knauf  aufgebunden ;  die  seitlich  aui  Halse  herabfallenden  losen  Locken  fehlen 
hier,  dagegen  liegt,  grade  wie  bei  dem  Castellanischen  Kopf  nnd  wie  bei  der 
praenestinor  Bßst«  ein  einzelnes  [jiickchen  auf  den  Wangen.  In  der  Seitenansicht 
ersclieint  der  Kojif  weniger  scltiin,  als  in  der  Vorderansicht,  besonders  ist  die  Linie 
von  ätim  und  Nase  nicht  sieil  und  fließend  genug  und  daher  der  (^-esichts winke! 
L'twas  zu  klein ,  wozu  sich  noch  ein  leichtes  Zurück weit^hon  der  GesammlÜnie  von 
Mtind  uud  Kinn  ge^eu  den  obeni  Theil  des  l'roßlos  gesellt.  Der  Andruck,  in 
der  Vorderansicht  nbcrwiegeud  sLolz  und  beinahe  kalt ,  hat  in  der  äeitenanueht 
fast  etwas  Schmerzliches,  das  jedenfalls  von  dem  Ktluätlor  nii^ht  beabsichtigt  worden 
ist  nnd  keinen  Sinn  hat. 

Zu  den  besseren  Darselinngen  der  Hera  gehurt  femer 

No.  7.  ein  bisfacr  wenig  oder  gar  nicht  beachteter  Kü[>r  von  riisso  antico  auf 
moderner  Uttsto  von  alabastro  florito  in  der  Villa  Burgheee  in  Itom"),  weldier 
durchaus  im  Typus  der  hier  in  Rede  stehenden  Classe,  mit  sichtlichem  Streben 
nnrh  MnjesUt  gehalten ,  aber  tu  der  Vorderansicht  hart  gcrathen  ist ,  viel  bflOMf . 
seihst  schein  im  Vrofi).  Das  nicht  eben  große,  aber  oben  so  wenig  et^mal  geadilitlto 
Auge  tl1iI^kt  grade  aus,  die  ätiru  ist  gUilt  gowülbt.  die  Brauen  tiehn  sich  in  ciiMO 
gldehmüßigen  Bogen  um  das  Auge ,  die  Stiru  bildet  mit  der  etwas  hngon  .  aber 
xum  Typus  gehJirenden  Nase  eine  steile,  aber  ein  wenig  winkelige  Linie;  der  Hand 
ist  scharf  geschnitten ,  das  Kinn  milchtig  uud  sehr  voll ;  das  dichte ,  reirb wollige, 
aber  nicht  krause  Haar  ist  um  die  schlichte  Stephane  zurückgenommen  und  hint«i 
in  einen  Zopf  aufgebunden .  läßt  aber  ein  paar  Locken  auf  die  Schultern  fallen. 
Im  Profil  hat  das  Gesicht  sogar  etwas  erhaben  Liebliches  ohne  eine  Spur  von  8oB- 
lichkcit,  und  man  wundert  sich,  die  Vorderansicht  nicht  besser  zu  finden,  wemi 
man  sieh  in  das  frofil  hincingeaelm  hat. 

Den  Hest  der  Monnmente,  soweit  diese  näher  bekannt  sind,  kann  man  vollcBds 
fast  nur  ni>ch  gcmllß  der  Absicht ,  welche  die  Kflnstler  bei  ihrer  Verfertigung  ge- 
habt liabeu.  hier  einreihen,  erreicht  ist  diese  Absicht,  nämlich  das  «rhaben«  Utii 


,  U  Gulcria  ^iiRnntcn  ZiTnin»  No.  lä. 


4.  DIE  BEDEUTENDEREN  BÜSTEN  UND  STATUENKÖPFE.  91 

der  Heim  damntellen,  kaum  in  einem  einzelnen  Fall  und  einen  Theil  der  Exemplare 
kaim  man  mir  als  gedankoilose  und  handwerksmäßige  Dnzendarbdten  bezeichnen, 
welche  aber  grade  deswegen,  grade  so  gut  wie  entsprechende  Bttsten  des  Zeus, 
von  denen  ihres  Ortes*)  die  Rede  gewesen  ist,  lehrreich  sind,  weil  sie  zeigen, 
welche  Macht  der  festgestellte  kanonische  Typus  selbst  noch  auf  die  späten  Werke 
gwinger  Kflnstier  auszuüben  im  Stande  gewes^  ist. 

Eine  anszeiohnende  Hervorhebung  unter  diesen  Monumenten  verdient  immerhin 
No.  8.  eine  kolossale  Büste  im  archaeologischen  Museum  der  Marcusbibliothek 
Bi  Venedig^)  (siehe  Atlas  Taf.  IX.  No.  9),  welche   freilich  sehr  gelitten  hat  und 
darehweg  staik  verschliffen  und  daher  stumpf  in  den  Formen  ist,  aber  auch  nr- 
sprflnglidi   eine  ziemlich   flache,    nicht   aber,    wie  Haar   und  Stephane   beweisen, 
fltditige  oder  «nfleißige  Arbeit  gewesen  zu  sein  scheint,  dennoch  aber  den  erhabenen 
Typns  der  Qöttin  in  seinen  wesentlichen  Formen  ziemlich  normal,  jedoch  mit  einiger 
Hinneigiing  anm  Anrauthigen,  bewahrt  hat.     Dies   gilt  insbesondere  durchaus  von 
der  Stirn  und  den  Wangen  und  wird  auch,  wie  Hals  und  Unterkinn  beweisen,  vom 
Kinne   gegdten    haben;    dem   Munde    dagegen  fehlt  etwas  von  der  Strenge  der 
imisterhaflteren   Exemplare   dieser  Classe,  obgleich  die  Absicht  des  Künstlers,  ihn 
normal  zu  gestalten,  sich  nicht  wohl  verkennen  läßt.    Am  weitesten  von  der  Muster- 
büdnng  abweichend  sind  die  Augen,  nicht  sowohl  durch  ihre  weniger  schöne  WöU 
bog,  als  besonders  durch  ein   leises,    etwas  aphrodisisches  Aufziehn  des  untern 
Lides.    Das  Haar  entspricht  dem  Typus;  abweichend  von  diesem  ist  die  Stephane, 
weldie,  vom  sehr  hoch  erhoben,  fast  wie  ein  Stephanos  beinahe  den  ganzen  Kopf 
bn  zn  dem  Knauf  umgibt,  in  welchen  das  Haar  hinten  zu§ammengefaßt  ist.    Ganz 
fliosig  unter  den   auf   uns  gekommenen  Marmorwerken  ist  die  Verzierung  dieser 
Stephane,  der  gemäß  eigentlich  diese  Büste  hier  ausgesondert  und  zu  den  benenn- 
teren  Cultusgestalten  der  äera  gestellt  werden  müßte.      Diese  Verzierung  besteht 
nämlich  außer  aus  einem  in  der  Mitte  angebrachten  großen  Anthenuon  aus  je  einem 
ar  Reekten  und  zur  Linken  befindlichen  Greifen,  auf  den  beiderseits  wiederum 
Anthemien  und  endlich  Rosetten  folgen,  während  den  obem  Rand  eine  Art  von 
Eierstab  umgiebt.     Diesen  selben  Schmuck  der  Stephane  nun^)  zeigen  die  groß- 
artigen,  in  der  Vorderansicht    dargestellten  Heraköpfe    auf   Münzen  von  Ejroton 
(s.  Münztafd  U.  No.  43),  welche  sich  auf  den  Münzen  anderer  untentalischer  Städte, 
namentlich  von  Neapolis  Oan^Muiiae,  Pandosia,  Hyrina,  Himera,  Thermae  (Münz- 
tafel  U.  No.  46,  Profil),  Veseris  Campaniae  (Münztafel  U.  No.  45^)  wiederholen, 
woBcben  allerdings  auf  Münzen   von  Kroton  (Münztafel  H.  No.  44)  und  Himera 


a)  Siehe  Bd.  II.  S.  78. 

b)  Im  BAtitonzimmer  No.  2S2,  •.  Valentinelli,  Catalogo  dei  marmi  scolpiti  del  Mus.  arch. 
della  MarcUna  di  VenezU,  Venez.  1863  p.  247,  erwähnt,  aber  nicht  ganz  richtig  beurteilt 
Ton  Barckhardt,  Cicerone  (].  Aufl  )  S.  427.  g:  »Eine  sehr  schöne  (?),  vielleicht  griechische 
Büste,  flachtig  gearbeitet  (?),  sehr  abgerieben  und  durch  eine  moderne  Nase  abscheulich  ent- 
stellt (?)  findet  sich  im  Dogenpalaste  zu  Venedig  (Sala  de*  busti).  Am  Diadem  Falmetten 
und  Greifen.«  Modem  ist  außer  der  Nase  das  Kinn.  Das  Material  ist  parischer  Marmor, 
die  Höhe  betrügt  0,50  M. 

c)  Die  Greifen  als  solche,  die  Avellino,  Oposcol.  II.  p.  131  für  Hippokampen  yersehn 
hatte,  sind  nachgewiesen  von  Cavedoni,  Ann.  deir  Inst,  ron  1839  p.  308^). 

d)  Vergl.  auch  MilUngen,  Ancient  coins  of  cities  and  kings  pl.  II.  8  und  Combe,  Numi 
Mus.  Brit.  pl.  ni.  26,  Friedlaender,  Die  oskischen  Münzen  Taf.  VIII.  Freternum  1.  2. 


32 


II.   IlIE  KKIIAI.TENF.N  MIINIIMKXTE, 


auch  HemltiiptV  init  nur  mit  Anlhemien  genchmUcktcm  Stephnno»  vorkommen.  Notr 
kuin  es  gar  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  die  Hers  dieser  unteritaliecben  Mttnzen, 
wie  dies  auch  Cavedoni  x.  a.  0. ')  bereits  getlian  hat.  mit  dem  Namen  der  Lakinia 
tu  belegen  sei,  deren  bcrtthmtes  Haiiptheiligtlium  bei  Kroton  etand  und  deren  Caltns 
in  Ünterilalien  weit  verbreitet  war*)  und  eben  so  wenig  kann  die  Anwendbarkeit 
desselben  Namens  auf  die  venetianer  fiSste  zweifelhaft  sein.  Denn  wenn  diese  eine 
Reihe  von  auszeiclin  enden  Feigen  tliU  ml  i  ebb  eilen  des  Kopfes  auf  den  nnteritaliscben 
Manzen  nicht  zeigt .  insbesondere  aber  nicht  das  in  gewaltigen  und  losen  Massen 
jene  Köpfe  umgebende  Haar,  so  braucht  kaum  gesagt  zu  werden,  daß  diese  Ab- 
weichung lind  der  nilhere  Anschluß  der  Büste  an  das  gewBhnliche  Heraideal,  zum 
Tbeil  wenigstens,  auf  den  Forderungen  ihres  Materiales,  des  Marmors,  beruht,  in 
welchem  z.  B.  lose  wallende  und  fliegende  Ilnaro  nicht  dai^estrllt  werden  konnten. 
Und  wenn  die  Käpfe  auf  den  Münzen  noch  mancherlei  Schmuck  zeigen  und  neben 
der  (iroßartigkeit  einen  sehr  reichen  und  prachtigen  Eindruck  machen,  so  zeigen 
die  abgebrochenen  Obrlftppchen  unserer  Bllste,  daß  auch  sie  mit.  natürlich  ans 
finld  oder  vergoldetem  Erz  gearbeiteten  Ohrringen  geschmückt  gewesen  ist,  zn 
denen  .sich  leicht  ein  entsprechendes  Ilalsb.ind,  wie  es  dir  MUnzköpfe  zeigen,  geHetll 
haben  mag.  das,  ohne  Spuren  zu  hinterlassen  nun  versi-li wunden  Ist.  Das  Aufgeben 
des  eigentlichen  Idealtypus  der  MUnzköpfe  war  allerdings  in  der  Mannorbttste  niebt 
geboten  und  was  diese  besonders  in  den  Augen  Kigenibümliches  und  von  dem  ge- 
wöhnlichen Horaideal  Abweichendes  hat  geht  um  so  gewisser  nirbt  auf  die  der 
Lakinia  zum  Grunde  liegende  Cultus Vorstellung  zurück  ,  als  in  diesem  Punkte  die 
Münzköpfe  mit  ihren  großen  und  energischen  Augen  von  der  Bllste  abweichen ;  nm 
so  berechtigter  aber  durfte  die  Einreihung  dieses,  im  Übrigen,  wie  gezeigt,  dem 
normalen  Hcratvpun  cnlsproehenden  Kopfes  an  dieser  Rtelle  sein,  naehdem  ibm  der 
ihm  gebohrende  Cultusname,  auf  den  und  dessen  andere  Monumente  zurückgekommen 
werden  soll,   nicht  vorbebalten  worden  ist. 

Die  beiden  folgenden  Monumente,  welche  ihrem  Typus  nach  dieser  Clasae  an- 
gehören, wird  es  genügen  in  aller  Kürze  anzufQbreD.  nämlich : 

No.  9.  Büste  im  britischen  Museum"),  geschmückt  mit  der  am  obem  Kande 
mit  Perlen  verzierten  Stephane,  da^  Haar  nach  Art  desseu  an  der  berühmten  lado- 
visJHchen  Büste  gearbeitet,  deren  Typus  überhaupt  unverkennbar  angestrebt,  aber 
namentlich  durch  einen  hADlicb  großen  Mund  bei  allgemeiner  Unbedentendbcit  ent- 
stellt ist. 

No.  10.  Oberlebenegroßc  Büste  ans  Ostia  im  Musoo  Ohiaramonti': ;  bexbaiebt^ 
majei'Utiscb  zu  tein.   ist  aber  ganz  leer  und  flach. 

l'nbckannt  in  neuerer  Zeit  ist  das  von  Winckelmaun .  (iedchichte  der  Kniwl 
Buch  V.  Cap.  2.  6  '  nnd  von  Meyer  in  der  Anmerkung  2  zu  dieser  Stelle  *r- 
wJIhnte  Kolossalfragment,   welches,  durch  massenhafte  Restauration  zu  einer  Bli4e 


*)  Vergl   uuch  Finilcr,  Ilic  am   MUnie»  dm  k.  Mus   rn  Herlin  Nn.  103— Ml.'i. 

1.1  Vernl.  l««)nd<TH  Wicecler  in  rtmli«  Ucalcnrydop.  IV.  S  571,  lucb  IJerhud.  «liiwli 
Mythot.  }  '.!IH  Anni.  T. 

c)  Iro  craicii  griin.'h.-röni.  Ziminci,  Syiiopsiit  of  tho  Content»  of  the  brit.  Mui.  63.  A«4 
p.  III. 

dj   BeKhieib.  Uoma  11.  n.  S.  72  Na.  &32,  jetit  No.  534, 


4.  DIB  B£D£UT£NDEBSN  BÜSTEN  UND  STATUENKÖPFE.  *  93 

gemacht,  za  Winckelmanns  Zeiten  im  Palaste  Barberini  aufbewahrt  warde;  nach 
der  Stelle,  an  der  Winckelmann  es  nennt,  gehört  es  in  diese  Reihe. 

Ob  dies  gleicherweise  mit  den  von  £.  Hühner^)  angeführten,  spanischen  Monu- 
menten der  Fall  sei,  muß  dahin  stehn,  doch  werden  die  gleich  zu  bezeichnenden 
bdd<»i  Köpfe  nicht,  wie  es  bei  anderen  geschieht,  als  mild,  lieblich,  zierlich  charak- 
terifflrt;  nftmlich:  a)  in  Madrid  in  der  Kunstakademie,  Hübner  a.  a.  0.  S.  226 
No.  500:  »weiblicher  Kopf  (Juno?)  mit  Diadem  und  an  beiden  Seiten  herabhangen- 
den Stemmata«;  b)  in  Cordoba,  das.  S.  314.  No.  835:  »Büste  einer  Frau  (Juno) 
mit  Diadem,  über  Lebensgröße.« 

Endlich  Iftßt  sich  über  eine  kleine  Herabttste  in  der  kaiserlichen  Ermitage  in 
St.  Petersbni^  für  jetzt  ebenfalls  nichts  Bestimmtes  feststellen,  da  von  ihr  nur  be- 
kannt ist  was  Gn^donow^)  von  derselben  sagt:  »TSte  de  Junon  om^e  dune  sphen- 
doB^  (t).     La  poitrine  est  moderne.     Haut  0,164  M.« 


Dritte  Gruppe. 
Exemplare  des  anmuthig  schönen,  eleganten  und  milden  Typus. 

Auf  der  Grenze  dieser  und  der  vorhergehenden  Gruppe  steht 
No.  1 1 .  der  Kopf  der  ehemals  Barberinischen  Statue  in  der  Rotunde  des  Va- 
tiean*)   (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  10),  welcher  mehrfach  besprochen  und  von  bedeu- 
tenden Kennern  verschieden   beurteilt,    aber  noch  kaum  völlig  gerecht  gewürdigt 
worden  ist.     Während  Visconti  im  Mus.  Pio-Clem.  zu  Vol.  L  tav.  2  den  Kopf  fast 
M  beschrieb,  als  ob  es  sich  um  die  große  Ludovisische  Büste  handele,  vermißt  er 
in  emer  spätem  Besprechung^)  in  ihm  das  Moment  des  heraetschen  Stolzes  und  der 
Majestät  der  Götterkönigin  und  auch  Zo^ga®)  nennt  den  Kopf,  obgleich  er  ihm  fUr 
eine  »Venus  Genitrix«  zu   ernsthaft  erscheint,    »mehr   ernsthaft  und  mitleidig,    als 
mAJestätisch  und  stolz«,  was  er  in  unmittelbare  Beziehung  zu  seiner  Erkläi'ung  der 
SUtue  als  »Juno  Lucina«  setzt.     Die  Vorstellung  von  der  sanften  Schönheit  dieses 
Kopfes  ist  dann  so  allgemein  geworden,  daß  man,  wie  schon  früher  bemerkt,  eine 
Zeit  lang  von  dem  Namen  der  Hera  für  diese  Statue  ganz  absehn  zu  müssen  glaubte 
md  sie  »Kora«  oder  »Libera«  taufte,  was  jetzt  wieder  aufgegeben  worden  ist.    Zu 
oberst  ist  zu  bemerken,  daß  der  aus  einem  andern  Marmor  als  die  Statue  gearbei- 
tete, aber  jedenfalls  zu  der  Statue  gehörende  und  mit*  Hals  und  Brust  in  den  ge- 
wandeten  Körper  eingelassene  Kopf  an  Kunstwerth  hinter  der  Statue  selbst,  beson- 
ders hinter  der  Gewandung  zurücksteht.     Abgesehn  von  der  zu  starr  gerathenen 
modernen  Nase,  welche  ihn  nicht  unwesentlich  entstellt,  ist  der  Mund  wenig  schön 
gelungen^  der  zu  starr  und  grade  geöffnet  ist  und  einen  fast  etwas  dummen  Ein- 
druck macht.     Die  Stirn  und  das  am  Hinterhaupt  in   einen  Kekryphalos  gefaßte 
Haar  dagegen,  der  Gesichtsumriß  in  der  Vorderansicht  sowie  das  Kinn  stimmt  mit 


a)  Die  ant.  Bildwerke  in  Madrid  nebst  einem  Anhang  enth.  d.  übrigen  ant.  Bildwerke 
in  Spanien  und  Portugal,  Berlin  IS63. 

b)  Ermit.  Imp.  Mus.  de  sculpt.  ant.  p.  Sl.  No.  289. 

c)  S.  oben  S.  56  Note  b.      Der   Kopf  für  sich    ist   in   Morghens   Principj   del  disegno 
Uly.  2.  3  gexeichnet.     Modem  ist  die  Nase. 

d)  Opere  rarie  U.  p.  426  sq.,  vergl.  auch  Mus.  Pio-Clem.  VII.  p.  92. 
e;   In  Welckera  Zeitschrift  S.  310  f. 


'.tl 


II.  DIE 


dem  llenttypuii  dur  vorigf n  UImsm)  ,  ilio  Wangen  sind  utwaa  wonigor  filllij 
den  schönetcii  Kxemplareii  dieiws  Typus,  was  busundem  iu  halber  Prulilautiidit.  wie 
in  der  Abbildnng  im  Atlas  Taf,  IX.  No.  lil  hervortritt,  (loch  iet  der  Charakter  de« 
Kopfes  enteehiedon  matronal  und  daa  in  ihm  lingende  Fraueidiafte .  welches  beab- 
sichtigt sein  mag,  wird  durch  die  Zusammen fassuiig  des  Haares  in  den  Kekry- 
pliolofl  (uder  euII  maa  Üpistbosphendonti  angeii?)  verstärkt.  UaB  iu  den  Augm), 
wie  von  Viscotiti  gesa^  wordeu  ist,  irgend  etwas  Aphrodisisches  liege,  muß  Ixs- 
stimmt  in  Abrede  gestellt  werdeu.  dieselbe»  »ind  vielmehr  grade  so  enisl  und  rukig 
gestaltet  wie  bei  irgend  einem  giilen  llerakupre.  ja  die  Lider  haben  noch  Htwaa 
Tun  der  strengen  Behandlnng  der  KSpfc  der  ersti'n  tirappe ;  daß  das  obere  der- 
selben weniger  hoch  gewOIbt  erscheint,  als  z.  It.  bei  der  berOhmten  Ludeviaiscben 
Bdste  röhrt  daher,  daß  die  tiöttia  hier  entschiedener  niederblickend  dargestellt  ist. 
Was  endlich  den  Aiiadruck  anlangt,  so  muß  vollkommen  anerkannt  werden.  da£ 
er  mehr  ernst  nnd  ruhig  als  stolz  erseheint,  von  einem  Zuge  von  Mitleiden  aber 
kann  bestimmt  keine  Kcde  sein,  dessen  Annahme  beruht  auf  einer  diiruh  die  Er- 
kllirung  auf  iLueiuai  bewirkten  Täuschung.  Uuw.^hrt  sich  die  schon  oben  be- 
sprochene Krklaruug  der  Statue  als  Tele!» ,  so  wird  man  wohl  zugeben ,  daß  mau 
bei  dieser  den  Ausdruck  besonderer  königlicher  Hoheit  oder  von  Stolz  und  MajesUt 
nur  mit  Unrecht  voranssetzeii  würde,  während  dieser  QöUiu  der  ruhige  nicht  un- 
freundliche ßnist,  den  der  Kopf  der  Statue  in  der  That  leigt,  völlig  angemeoaea 
ist.  Kine  gewisse  Leere  tiud  Langw<^iligkeit  der  gesanimleu  Zilge  und  der  Maagd 
eines  warm  imlsirenden  Lebens  d&rf  dabei  nicht  verkannt  wurden  nnd  man  auUte 
sich  nicht  darflber  tauschen  ,  daß  der  Kopf  auf  keinen  Fall  xn  den  besseren  d«r 
auf  uns  gekommenen  HerakOpfe  wie  die  Statue  zu  den  besten  Statueu  der  USdll 
geliiirt. 

I>er  Typus  dieses  Kopfes  wiederholt  steh  in  manclien  Stileken.  ab 
bemerkemtwertlie  Verschiedenheiteu  in 

No.  12.  «iuem  Kopie  mit  modernem  Hals  nnd  Uruslstilck  im  Musco  OhisnunoaK 
d«e  Vatican^  [b.  Taf,  IX.  No.  1 1),  welcher  von  einer  mit  dur  Uarberiiiiseheii  tb«r- 
einstimmeBden ,  jedonfall»  aber  von  einer  sleheuden  Hlatiii'  lierstaminen  wird.  Die 
Ähnlichkeit  der  bndon  fragliclicit  Köpfe  Hiidet  sieh  vornehmlieh  in  deu  oberes 
'llieilen  des  UeHichh«,  in  der.  bei  dem  Chiaranjonti sollen  Kopfe  nur  etwa»  mtbt 
modollirten  SUrn.  deu  seluirf  geKeiehneten  Itraueii.  dem  tief  unter  ihntm  liegendes, 
ziemlich  großen .  aber  siuift  blickenden  Augen  und  noch  in  den  uicht  eb«n  folüg 
gehildetun  Wange«.  Uaza  gesellt  skli  eine  bei  beiiiov  KOpfcn  fut  genau  Hber- 
einsthumende  Anordnung  dos  reichen,  hinten  in  den  Kokryphahis  gefaßten  Haut», 
wAhrend  der  irinstand,  daß  die  Stephane  des  Kopfes  im  Miiauo  Chiaramunti  m 
otiem  itande  leiulit  gezackt  ist,  t'Ur  die  Verse liiudeulidt  kaum  ins  Uewiclit  fUlt. 
Abweichend  Tun  dorn  Kopfe  der  Barbe riniseliHn  Statue  ist  dagegen  bei  ibni  der 
untere  Theil  des  lieHichtes  gebildet,  welcher  wesentlich  kürzer  erscheint.  aU  bä 
dem  Statnenkopfe  nnd  in  welchem  das  etwas  kleinliche  Kinn,  die  Bildung  dea  gaai 
geschlosstmen  Mundes,  ganz  beaundurs  aber  divseu  geringe  Entfernung  vuu  d« 
Nas«i  Jen  im  Übrigen  schönen  Typus  der  GSttJn  anf  eigenlh  Ihn  liehe  Weiw  bccin- 
trAchtigt. 


I  tl«r 


tt)   llnxcii-hnet  &.  No.  ."itl,  (tammt  bub 
bung  Koma  noch  nicht  veneiohnot.     ErgAnEt 


1  Fanden  und  Ut  daher  in  d»r  Rw^titri- 
>  linlbc  Urne.     Unvdin. 


4.  DIE  B£OBUTSND£BEN  BÜSTEN  UND  STATUENKÖPFE.  95 

Za  dem  eigentlichen  Stamme  dieser  Classe  von  Heramonnmenten  gehört  zu- 

Diehst  eine  kleine  Reihe  von  Büsten,  welche  das  mit  einander  gemein  haben,  daß 

sie  die  Göttin  außer  mit  der  Stephane  mit  einem  auf  dem  Haupte  ruhenden  und 

anf  die  Schnltem  mehr  oder  weniger  lang  und  reich  herabfallenden  Schleier  ans- 

gestattet  zeigen,  also  mit  demjenigen  Attribute,  welches  bis  in  die  erste  Blüthezeit 

der  Kunst  zu  den  ständigsten  und   auszeichnendsten  der  Hera  gehört  hat,  dann, 

Tielldcht  zuerst  von  Polyklet,  beseitigt  worden  ist,  ohne  gleichwohl  ganz  aufgegeben 

zu  werden,  wie  außer  den  hier  zu  nennenden  Büsten  auf  echt  griechischem  Gebiete 

xoniehsl  die  mit  den  Büsten  im  Wesentlichen  übereinkommenden  Münzen  der  Bruttier 

uid  der  K^kyraeer  (s.  Münztafel  II.  No.  34  u.  35)  und  diesen  nahe   verwandte 

TOD  Cj^na  mit  oddscher  Inschrift  (s.  das.  No.  36)  beweisen,  denen   sich  andere, 

TOB  Kody  Ambrakia  und  Larinum  anschließen,  welche  die  Stephane  weglassen  oder 

durch  dnen  BUUterkranz  ersetzen,  wie  ihn  die  Hera  im  Parthenonfriese  zeigt  (s.  das. 

No.  40 — 42).     Aber  auch  in   ganzen  Statuen   (s.  Cap.  VI.)    und   nicht  minder  in 

Reliefeo  (s.  Cap.  VIII.)  ist  der  hier  vorliegende  Typus  erhalten,  unwidersprechliche 

Beweise  alle  diese  Monumente,  daß,  mag  man  den  Einfluß  Polyklets  auf  die  Ideal- 

darsftdluog  der  Hera  so  hoch  anschlagen  wie  man  will,  derselbe  doch  auf  keinen 

Fall^ein  ausschließlicher  genannt  werden  kann,  wogegen   es   freilich   dahingestellt 

Uoben  muß,  ob  Kallimachos  mit  seiner  Nympheuomene  (s.  oben  S.  51  f.)  zur  Wieder- 

in&ahme  oder  Beibehaltung  des  Schleiers  bei  Hera  den  Anstoß  gegeben  hat  oder 

ob  derselbe  von  einer  andern  Seite  gekommen  ist.    Nur  als  specifisch  römisch  darf 

■an  den  hier  zu  behandelnden  Tjrpus  nicht  betrachten ,  obgleich  er  sich  in  römi- 

tthen  Münzen   wiederfindet  und  die  plastischen  Monumente ,  in  denen  er  vorliegt, 

der  Ausftihrung  nach  wohl  allesammt  der  römischen  Zeit  angehören. 

Den  ersten  Platz  in  dieser  kleinen  Reihe  verdient: 

No.  13.  eme  Bttste   mit  entweder  ergänzter,  oder,  wenn   nicht  dieses,  dann 
Ihiarbeiteter  bekleideter  Bmstform  in  der  Villa  Ludovisi  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  12") . 
Sie  hat  eine  hohe  Stephane  im  Haar ,  hinter  der  über  den  Hinterkopf  ein  sanft- 
iii%er,  sehöa  angeordneter  Sehleier  auf  den  Nacken  und  die  Schultern  herabfällt. 
Br  reiches  Haar  ist  einfach  gescheitelt,  der  Kopf  etwas  nach  links  gewendet  und 
Vm  gesenkt.     Die  Stirn  und  Brauen,  Mund  und  Kinn  können  als  normal  gelten, 
dis  Alge  und  der  Blick  im  Ganzen   auch,   jedoch   hat  der  letztere  etwas  Mildes 
nd  das  Auge  ist  et?ras  schmaler   geöffnet  als  das  der  berühmten  Büste ,  während 
die  Neigung  des  Kerfes  dem  Antlitz  etwas  Ernstes  und  Nachdenkliches  giobt.    Es 
irt  in  der  Oesammtheit  des  Ausdrucks  bei  weitem  nicht  die  Milde  der  weiterhin  zu 
besprechenden  Pentinischen  Büste,  dennoch  bildet  dies  Monument  von  anderen  Hera- 
bMen  zu  der  Pentimschen  den  Übergang,  auch  in  dem  feinen  schmalen  Oval  des 
Gesichtscontours.    Der  Ausdruck,  nicht  so  tief  wie  der  der  berühmten  Büste,  aber 
dennoch  sehr  schön,  ist  un  Auge  ernst,  aber  überwiegend  gnädig,  im  Munde  da- 
gegen liegt  etwas  Strenges,  ja  man  könnte  beinahe  sagen,  daß  in  den  etwas  herab- 
gezogenen Mundwinkeln  einerseits  und  der  ganz  leise  emporgezogenen  Oberlippe  ein 
Zug  des  Stolzes,  selbst  des  Verächtlichen  liege,  jedenfalls  spricht  große  Überiegen- 


a)  Im  Hauptsaale,  wo  auch  die  berühmte  Büste  steht,  dieser  gegenüber,  mit  No.  15 
bezeichnet,  unedirt,  aber  in  Abgüssen  hier  und  da  genauer  bekannt.  Vergl.  H.  Meyer  zu 
Winckelmamui  Gesch.  d.  Kunst  Buch  V.  Cap.  2.  j  7.  Note  2  und  Friederichs  »Bausteine« 
No.  Gtil. 


'.  hm  £EIIAt,TENEN  MOKITMF.NTE. 

ht!it  nber  das  Angoucbttute  aus  der  ganzen  Phyaioguuraie,  die  überaus  vornehm  rr 
scheint.  Im  Frofi)  mehr  als  in  der  Vorderansicht  sIArl  die  etwBH  zu  lang  erginxt 
Naiieiispitze  ein  wenig  die  ilarmoniu.  Uer  Hals  ist  dUiiDer  uud  beweglicher  a1 
derjenige  der  berühmten  BlUte  und  der  Buaeii  erscheiiil  ehenrnUs  weniger  Üppig 
ala  er  durt  uauii  seinem  Ansatz  gewesen  sein  mag. 

Die  allernächste  Analogie  zu  diesem  Kojil'e  bietet 

No.  l-l.  derjenige,  welcher  einer  Furtunastatne  im  Bruceio  nuuvo  des  Vatica 
Jetzt  No.  hü]  HuTgeselxt  ist.  ihr  aber  nicht  zugehürt"].  wie  dies  in  der  Ueschrei 
biing  Kums  a.  a.  0.  richtig  angegeben  ist,  während  man  davon  bei  liraun  a.  a.  0. 
der  (Iberhaupt  seltsam  vorkehrt  Über  die  Statue  urteilt,  Nieht«  findet.  Mit  d« 
Ijadovisiachen  Kopfe  theilt  dieser  nur  nicht  die  Neigung,  hat  dagegen  vor  ihm  di 
Verzierung  der  Stephane  mit  Perleu  am  obern  llande  voraus.  Das  Kinz«lne  de 
Züge  mag  hier  nicht  so  fein  durchgearbeitet  sein  wie  dort,  der  Charakter  goftdige 
Vornelimigkeit  und  einer  würdigen  Milde  ist  derselbe.  Ganz  besonders  bei  diese 
beiden  Monumenten  wirkt  der  Schleier,  mag  seine  Uedeutung  sonst  sein  welche  oi 
will,  vermöge  seiner  Anordnung  im  Vurhältjiiß  zur  ätephune  und  seiner  sehSne 
Kalten  als  ein  Sehuiitckatllck  und  erhöht  die  Präehtigkeil  der  gesammteu  Erscheinuug 

Weniger  isl  dies  der  Fall  Uei ; 

Ko.  15.  dem  Kopfe,  weictier  einer  aus  der  Cauipanaschen  Sammlung  nac 
St.  Petersburg  gekommenen  Statue  aufgesetzt  ist**]  uud  weichet-  bei  in  der  Haupt 
Sache  ähnlicher  Anordnung  von  Stephane  und  Schleier  in  den  tiesichtdztigvn  ii 
Allgemeiuen  dem  heraeiecheu  Typus  entspricht,  nur  etwas  vollere  Waagen  hat,  al 
die  beiden  vorhergenannteu  Köpfe  und  dessen  Ulick  eher  etwas  gehoben  als,  wl 
namentlich  bei  No.  11),  gesenkt  ist.  Üb  die  Statne  iui  Uanzen  eine  Hera  da^stl^U< 
wird  sehr  fraglich  sein. 

Dagegen  besitzen  wir  ganz  uiibezweifelbare  llerastatueu .  deren  versuhleierj 
Kiipfe  zu  der  hier  in  Hede  stehenden  Urnppe  gehören;  withreud  auf  diese  Statu 
im  VI.  Capitel  zurllckzu kommen   ist,   muß  von  den  Köpfen  als 

No.  IB.  derjenige  der  kleinen  vaticanischeu  Statue^),  welche  ioi  Mus.  t'hia 
tav.   7''l    abgebildet   ist   (n.  Atla<t    auf  Taf.  X.)   als    ein    wohl    erhaltenrs 
ausgezeicliuot  werden,    während  derjenige  der  im  Mns.  Piu-UleineDtini>  1.  tar. 
gebildeten ")   Statue   U.  im  Atlas    ebendaselbst. ,    w<-lehe   jetzt   im    (Jarten    au 
schwer  aufzufindenden  Stelle  steht,  so  bedeutenden  Kestaurationen  unlerwurfeu  J 
den   ist.  daß  man   über  seJuen    frillierii  Charakter   kaum  noch  urtheilen  ku 
eiuige  andere  Statuen  dieser  ('lasse  zu  wenig  geuau  bekannt  iiind,  um  hier  \-tHil 
l'hankter  ihrer  Köpfe  zn  reden  ^' 

l'ntei'  den  dieser  Clause  angehörenden  K'ipfen  ohne  Schleier  verdient  «na 
besondere  Hervorhebung 


><  Vergl.  Bcschrrib.  Raios  II 
ntigeh.  b.  nuKttani .  Mon.  ined.  | 
HUlpt.  UI-  pl.  *!>!>  No   H35;,  Mut. 

bj  CaUlotllii  dcl  Miu.  Cunpi 
H-olpt.  anl.  p,  41   No,  lüT. 

r)  J>Ut  im  Uuino  di  Pio  IV.   «ulgettetlt. 

d)   Wi*derhuU  bei  (-'Uiar  n   a.  O,  pl,  tl7 

•1   Wladerliiilt   liei  (tuac  a.  u.  H.  pl.  417 
dcD  Dcnkin   d   a.  Kuiut  II.  Nu.  !•'. 


4.  DIE  BEDEUTENDEREN  BÜSTEN  UND  STATUENKÖPFE.  97 

No.  17.  der  aus  dem  Palaste  Pentini  in  den  Braccio  nnovo  des  Vatican  ver- 
setzte   Kopf   von    griechischem    Marmor    mit    ergänzter    bekleideter    Bmstform*) 
(Atlas  Taf.  IX.  No.   13).     Während  Abeken   (a.  a.  0.)    die  äußerlichen  Formen 
dieses  sehr  merkwürdigen  Werkes  im  Ganzen  richtig  schildert,  ist  er  auf  den  ganz 
eigenthflmlichen  Charakter  und   Ausdruck    desselben  gar  nicht  eingegangen,    und 
doch   ist  dieser  von  der  Art,  daß  ein  Zweifel,  ob  es  sich  hier  in  der  That  noch 
um  Hera  handele,  wohl  gerechtfertigt  ist  und  nur  durch   die  genaue  Betrachtung 
der  Formen  und  ihre  Vergleichung  mit  denen  anderer  Ueraköpfe,   wie   diese  die 
IX.  Tafel  des  Atlas  an  die  Hand  giebt,  beseitigt  werden  kann.     Durchaus   dem 
schönsten  TyP^B  der  Göttin  entsprechend  ist  die  Stirn  und  ihre  Begrenzung  durch 
die  Brauen  nach  unten,  das  einfach  gescheitelte  Haar  nach  oben,  nur  daß  dieses 
in  seinen  flberaus  linden  Wellenlinien  sich  sanfter,  weicher  um  den  Schädel  schmiegt, 
als  WUT  es  bei  den   meisten  Heraköpfen   finden.     Auch  das  bei  Hera  gewöhnliche 
Motiv  der  hinter  den  Ohren  auf  die  Schultern  herabhangenden  einzelnen  Locken  ist 
hier  wiederholt  und  wenngleich  dieselben   zum  größten  Theil  ergänzt  sind,  so  ist 
das  doch  in  einer  nicht  blos  mit  der  Art  des  Haares  über  der  Stirn,  sondern  eben 
90  sehr  nut  dem  Charakter  des  ganzen  Kopfes  aufs  schönste  übereinstimmenden 
Wdse  geschehn.    Auch  die  mit  arabeskenartig  behandeltem,  vegetabilischem  Orna- 
mente verzierte  Stephane,  obgleich  sie  von  ungewöhnlicher  Größe  und  von  emer 
nicht  minder  ungewöhnlichen,    an  den  archaischen  Polos  erinnernden  Form  und 
in  Folge  dessen  auch  etwas  anders  angebracht  ist,  als  bei  anderen  Köpfen  der  Hera, 
charakterisirt  doch  nur  diese  Göttin   und   wird   sicherlich  so  wie  hier  weder  bei 
Aphrodite  noch  bei  Artemis,  am  wenigsten  in  Darstellungen  des  hier  vorliegenden 
Stils  nachweisbar  oder  auch  nur  denkbar  sein.    Durchaus  heraeisch  sind  der  Lage 
und  den  Formen  an  sich  nach  die  Augen,   obgleich   grade  in  ihrem  Niederschlag 
und  Ausdruck  ein  großer  Theil  dessen  liegt,  was  dem  Kopf  einen  für  Hera  ganz 
ungewöhnlichen  Charakter  giebt,  und  nicht  minder  bieten  sich  zu  dem  schlanken 
Oral  des  ganzen  Gesichtsumrisses  und   der  geringen  Fülle  der  Wangen  die  hand- 
greiflichsten Analogien  in   unbezweifelbaren  Köpfen  der  Göttin,  deren  volles  und 
wdch  gerundetes  Kinn  uns  hier  sogar  in   einem  sehr  schönen  Muster  vor  Augen 
Bteht.  Was  aber  den  Ausdruck  anlangt,  so  mag  ein  Theil  des  wahrhaft  Madonnesken 
—  es  giebt  kaum  eine  andere  zutreffende  Bezeichnung  dafür  — ,  das  uns  an  ihm 
.  befremdet  und  dem  Unerfahrenen  sogar  einen  Zweifel  an  der  antiken  Herkunft  des 
gtnzen  Werkes  eingeben  könnte,  durch  die  eigenthümlich  feine  und  zarte  Fügung 
des  Mundes  bestimmt  werden,   welche  von   dem  Ergänzer  herrührt,  zum  großem 
"nieile  beruht  es  auf  dem  Werk  in  seiner  Ganzheit^  auf  der  sanften  und  doch  sehr 
bestimmten  Wendung  und  Neigung  des  Kopfes  zur  Seite,  welche  schwerlich  jemals 
eine  andere  gewesen  sein  kann,  auf  dem  Niederschlage  der  Augen,  dem  weich  hin- 
fließenden Haar  und  auf  der  fast  wie  ein  Heiligenschein  wirkenden  Stephane,  end- 
Kch  auf  der  Muttermilde  des  ganzen  Ausdruckes.   Hierfür  nun  eine  in  ihrer  Kichtig- 


a)  Jetzt  No.  112,  zur  Zeit  der  Abfassung  der  Beschreibung  Roms  noch  nicht  im  Vatican, 
^^n  £.  Braun ,   Ruinen  u.  MuS.  Roms  übergangen ,  dagegen  von  Abeken  in  den  Ann.  dell' 
^i»t.  von  1S38  p,  20  f.  ungefähr  nach  Gebühr  gewürdigt.     GiniUeh  tmfinmawl  ataab.  in 
^  Mon.  deU'  Inst.  Vol.  H.  tav.  52.  Vergl.  noch  Friederichs,  Bamrim  9^-* 
*^ßer  der  Büste  mit  dem  Halse  die  Nase,  die  Oberlippe,  ein  Btttflk  HsiF 
^Mm  linken  Superciliarbogen  und  Einiges  in  der  Stephane.  ' 

Overbeck,  Knnstmytholo^e.  III. 


98 


11. 


■:  flRIIAI.TKNKN  V 


k<^it  bewoisbnre  t^rklärniig  auficii stellen,  wird  niHii  kittim  venui>g<:u.  Wülil  aber  dQrfte' 
der  Hinweis  auf  ein  Werk  des  PraziteleB,  nuch  wenn  raun  den  Zasammenhang  ävi 
FentintBcheii  Kopfes  mit  diesem  als  reines  Axiom  hinstellen  muß,  im  Stande  sein, 
den  ScUltlfiBel  znr  Rrklärnn^  dnrEubicten .  leb  meine  diu  Gruppe  in  Hantineia.  »h 
deren  Ueatandtlieilc  Fausanias  '|  die  zwiscbon  Atheua  und  ihrem  Kinde  Hebe  tiim- 
uonde  Hera  angiobt.  Schon  mit  der  polykletisclieii  Hern  war  Hebe  verbundeii,  aber 
gewiß  bildeten  beide  Figuren,  vou  denen  die  Hebe  nicht  einmal  von  Polyktetx  eigener 
Hnnd  war,  keine  Gruppe  im  eigentliehen  Sinne,  sondern  sie  standen  nur  ucben  ein- 
ander and  Hebe  geliOrte  in  gewissem  Sinne  zu  den  Attributen  der  Hera.  Wen» 
nun  Frasitelea  dieselbe,  allerdings  noch  durch  Atliena  erweiterte,  Verbindung  dar- 
zustellen hatte ,  was  konnte  fUr  ihn  näher  liegen ,  als  dieselbe  ziigleieb  inniger  zii 
gestalten,  möglicherweise,  ubgleieh  dies  Fanaaniaa  uielit  ausdrücklich  sagt,  bis  zu 
einer  eigentlichen  Grnppiniiig  zu  steigern,  welche  durch  ein  umfassen  der  Tochter 
von  Seiten  der  Mutter  oder  umgekehrt  dadurch  bewirkt  werden  konnte,  daß  n.  II. 
Hebe  eine  Hand  auf  die  Sehulter  der  Mutter  legte.  Aber  selni  wir  auch  von  der- 
gldehen  Oombinationon  gänzüeli  ab ,  daß  die  drei  Fersonen  ohne  alle  inneren  Be- 
ziehungen zu  oiimnder  gleichgiltig  iiebeu  einander  gestellt  gewesen  wfireu ,  muß 
Jeder,  znmal  bei  einem  praxiteliscben  Werke,  liuuhst  unwahrscheinlich  nennen ;  fand 
aber  auch  nur  eine  psychiseho  Itezieliung  zwischen  ihnen  Statt,  was  ist  da  iiaUir- 
liclier,  als  daß  Hera  zuullchst  mit  Hebe  verbunden  war,  daß  sie  dieser  sielt  leiKi- 
zuwendete,  auf  sie,  die  ncbcu  ihr  stehende  vou  ihrem  erhöhten  Thronsitze  hinab- 
sehaute.  nicht  so  weit  der  Tuoliler  zugekotirt.  daß  sie  den  Zusammenhang  mit  der 
andererseits  stellenden  Atlicua  aufgehoben  iKler  ihre  Bedeutung  als  Tempelbild  ver> 
loren  hätte,  sondern  nur  mit  der  leichten  Ncignng,  welclie  uns  eben  der  Fentinische 
Kopf  vur  die  Augen  stellt.  Und  wenn  dem  so  war,  ist  dann  nicht  grade  der 
umtterniilde  Ausdiuck  des  Antlitzes,  welclier  den  i'cntinischen  Kopf  auszeicbucl. 
der  juigem essen ste ,  ja  der  uliein  naturgemUße?  Auf  alle  weitere  Ausfilhriing  der 
Iteconstruction  dieser  Gruppe  mag  utu  so  williger  verzichtet  werden,  je  weniger 
Beweiskraft  dieselbe  haben  würde :  es  werde  nur  darauf  hingewiesen,  daß  die  spX- 
(ere  Kunst,  am  frflhesten  die  Vasenmalerei  des  .'(.  Jahrhundei-ts ,  der  Saclie-,  niclit 
der  Composition  nach  .limlicho  Verbindungen  vou  Hera  mit  liebe  nicht  ganz  seilen 
dargestellt  bat''].  In  der  Erfindung  aber  und  im  Stile  des  Pentiuisolieu  Kopfes  ist 
gewiß  Nielite,  dus  der  Znrüekfuhruug  auf  Fraxitele^s  widerspräche  oder  des  Meisten 
unwilrdig  wäre. 

Was  noch  von  HerakGpfen  zn  nennen  ist,  muß,  so  weit  es  näher  bekannt  ist, 
als  vei^Iöichs weise  nicht  besonders  bedeutend  bezeichnet  werden,  obwohl  den  zu- 
nächst zu  erwähnenden  Kunstwerken  ein  relativer  Werth  nicht  graue  aljgeaprocheii 
werden  soll.     Ein  wärmeres  Lob  kann  schon 

No.  IS,  einer  kolossalen  Büste  (s.  Atlas  Taf.  IX.  No.  I  1)  nicht  gespendet  werden, 
welche  im  Huseo  Nuzionale  vou  Neapel  mit  der  Farnesischen  Büste  (No.  1  j  iii  dem- 
selben Zimmer,  jetzt  unter  No.  C27  aufgestellt  isf^)  und  welche  Gerhard  und  Abckeu 

h)  PouHin.VIII.  9.  3.  xai'Hpac  npic  x<\i  llt(itpi]i  vttii  ilhaoijnji'  IlpaEi'rfXij;  öi  t(1  ijöi-tum 

b]  Vcrgl.  KckulL-,  Hetw  S.  :ttl  f.  No.  'Ja,  2li.  21  (Vaaenbilder ,  vergl.  auch  Mun.  dell' 
Inst-  VIII.  tav.  42),  S,  iO  No.  ß  [KeUcf). 

c}  Ucihnrd  und  Pnnolltii,  NespeU  nnt.  Bildwerke  it.  115  Nu.  4Uli,   KitiMi,  U  rt-giit  Hiu. 


4.  Die  BEDEUTENDEREN  BÜSTEN  UND  8TATUENKÖPFE.  99 

(a.  d.  a.  Oo.)  weit  überschätzt  haben.  Denn  der  Kopf  ist  flach  in  allen  seinen 
mndlich  weichen  Formen  nud  von  geistloser  Freundlichkeit  im  Ansdruck ;  allerdings 
ist  der  Typus  der  Hera  dieser  Glasse  von  Darstellungen  äußerlich  in  allen  Einzel- 
heiten,  am  wenigsten  vielleicht  in  dem  süßlichen  Munde,  bewahrt,  aber  auch  nur 
äußerlich  und  bietet  daher  ein  hervorragendes  Beispiel  dafür,  wohin  eine  Nach- 
ahmung der  Typen  ohne  ihre  geistige  Durchdringung  führen  kann. 
Hieher  gehört  femer: 

No.  19,  der  einer  Statue  im  Palaste  Barberini  in  Rom*)  aufgesetzte,  aber  ihr 
fremde  Kopf,  der  in  den  Formen  im  Einzelnen  nicht  schlecht  genannt  werden  kann, 
nur  daß  er  zu  weich  und  rundlich  ist,  dabei  sehr  mild  im  Ausdruck,  aber  dennoch 
nicht  aphrodisisch,  weder  im  Munde  noch  in  den  Augen.  Sein  Haar  ist  reich  ge- 
wellt und  mit  einer  hohen,  schlichten  Stephane  geschmückt.  Die  Statue  ist  die 
einer  Muse  oder  eine  Porträtfigur. 

No.  20,  eine  Büste  von  griechischem  Marmor  im  Museum  zu  Berlin^)  nennt 
Gerhard  wohl  gearbeitet  und  wohl  erhalten,  doch  ist  auch  sie  typisch  ohne  besondere 
Bedeutung.  Im  Haare,  welches  in  kleinen  Windungen  ausgeführt,  hinten  in  einen 
Knauf  aufgebunden  ist  und  aus  dem  jederseits  eine  reichliche  Locke  auf  die  Schulter 
heiabfiUlt,  trägt  siö  die  schlichte  Stephane  von  gewöhnlicher  Form.  Die  Wangen 
and  fbllig  und  weich,  in  Übereinstimmung  mit  dem  Halse,  der  Mund  ist  etwas 
klein,  der  Ausdruck  sanft. 

Noch  tiefer  stehn  an  Kunstwerth  die  folgenden  drei  Nummern,  welche   als 
nieht  wohl  gelungen  bezeichnet  werden  müssen : 

No.  21,  Büste  in  der  obem  Gallerie  des  capitolinischen  Museums  No.  38.   Hier 

i^  die  Stephane  entweder  ganz  niedrig,  oder  was  man  heutzutage  sieht  ist  nur  der 

untere  Rand,  der  die  eigentliche  Stephane  trug,  indem  ein  paar,  freilich  ganz  flach 

eiBgebohrte  kleine  Löcher  auf  der  obem  Fläche  der  rechten  Seite  auf  frühere  An- 

fögnng  eines   obem  Theiles  hinzuweisen  scheinen.     Für  die  Physiognomie  ist  be- 

aond^  das  nach  der  Mitte  zu   sehr  stark  vorgebildete  Stirnbein  bemerkenswerth, 

'  welches  auch  diä  Nase  gewaltig  über  Augen  und  Wangen  vorspringen  läßt.     Und 

dennoch  hat  diese  selbst  in  ihrem  Verlaufe,  besonders  in  halber  Seitenansicht,  etwas 

Kleinliches,  welches  daher  rührt,  daß  sie  gar  so  kräftig  aus  dem  Stirnbein  anhebt, 

ohne  diese  Gewaltigkeit  beibehalten  zu  hönnen  und  daher  Etwas  von  dem  Charakter 

der  Stampfnase  bekommt.    Der  Mund  ist  geöffnet,  das  Kinn  sehr  voll,  im  Ganzen 

^r  der  Heratypus  so  mangelhaft  ausgedrückt ,  daß  der  Kopf  auch  für  den  einer 

-Aphrodite  gelten   könnte,  wenn  einer  solchen  Benennung  nicht  die  näher  charak- 

teriairte  Gestaltung  von  Stirn  und  Nase  entgegenstünde,  welche  deswegen  lehrreich 

^^>  weU  sie,  wenn  auch  in  mißlungener  Reproduction,  die  Bedeutung  dieser  Theile 

^  den  Typus  der  Göttin  erweist. 

Ausstellungen  anderer  Art  unterliegt 


'^'''Intn.  descr.  I.  p.  317  No.  473,  abgeb.,  aber  allerdings  sehr  ungenQgend,  mit  der  Famesi- 
**^^eii  Büste  auf  demselben  Blatt  im  Mus.  Borbon.  Vol.  V.  tav  9  No.  3,  vergl.  noch  Abekcn, 
^V^'^^  deir  Inst,  von  1S3S  p.  23.  Ergänzt  sind  die  Nase  tur  Hllfte  und  öim  Bnitl  mit 
^'«^eua  Theile  des  HaUes. 

a}  In  der  Anticamera  dell'  Apartamen to  No.  a. 
^^  b)  Gerhard,    Berlins    antike  Bildwerke  No.    77a.,    Veneioluiif 

^^-    27. 


100  II.  DIE  ERHALTENEN  HONUICENTE. 

No.  22,  ein  Kopf  nnter  Lebensgröße  im  Mnseo  Chiaramonti*),  in  sofern  der 
Umriß  seines  Gesichtes  zu  schmal  und  dessen  Charakter  zu  jung  ist,  nm  den  Typus 
der  Hera  gut  wiederzugeben,  auch  fast  aphrodisisch  schmal  geöffnete  Augen  und 
einen  zu  kleinen  Mund  hat,  so  daß  man  in  der  That  glauben  würde,  einen  Aphro- 
ditekopf vor  sich  zu  haben,  wenn  nicht  der  Charakter  des  Ganzen,  namentlich  in 
der  Seitenansicht,  doch  wieder  für  Aphrodite  zu  streng  erschiene,  bei  der  auch  in 
Werken  dieses  Stiles  die  sehr  hohe,  glatte  Stephane  eben  so  wenig  nachweislich 
oder  wahrscheinlich  ist,  wie  es  die  bei  Hera  so  gewöhnlichen  seitwärts  auf  die 
Schultern  herabfallenden  Locken  sind.     Endlich  schwankt 

No.  23,  die  kleine,  halblebensgroße  Hera  des  capitolinischon  Museums  in  dem 
2iimmer  der  Kaiser  in  der  untern  Gallerie  No.  26,  welche  durch  eine  stephanosartig 
weit  um  den  Kopf  herumgehende  Stephane  ausgezeichnet  ist,  zwischen  den  Typen 
der  Hera  und  der  Aphrodite. 

Hieher  Schemen  denn  auch  die  madrider  Büsten  No.  89  und  90  des  Hflbner- 
schen  Verzeichnisses^)  zu  gehören,  bei  deren  ersterer  die  Arbeit  nicht  ohne  An- 
muth,  aber  flüchtig  genannt  wird,  während  es  von  der  zweiten  heißt,  sie  stelle  als 
eine  ziemlich  späte,  aber  sorgßlltige  Arbeit  die  Göttin  mit  glatter  Stephane,  in  feine 
Stränge  getheiltem  Haare,  nach  links  gewendetem  Kopf  und  lächelndem  Aus- 
drucke dar,  welcher  letztere  Umstand  die  Richtigkeit  der  Benennung  wohl  einiger- 
maßen zweifelhaft  macht. 

Von  den  Köpfen  der  im  VI.  Capitel  zu  besprechenden  Herastatuen  sind  die 
wenigsten  derjenigen,  die  im  Vorstehenden  nicht  mit  angefahrt  sind,  echt  oder  zo- 
gehörig; die  wenigen  echten  aber  als  unbedeutend  oder  der  Verletzung  und  Er- 
gänzung wegen  hier  außer  Betracht  zu  lassen. 

Wegen  der  angeblichen  säugenden  Hera  des  Museo  Chiaramonti  vergl.  Bd.  II. 
S.  332  f.  No.  16;    von  dem  echten  und  schönen,  weit  sorgßlltiger,  als  die  ganzi 
Statue  gearbeiteten  Kopfe  liegt  eine  im  großen  Maßstabe  gemachte  Photograpliie  vor 
welche  aufs  neue  bestätigt,  daß  dieser  Kopf  in   fast  keinem   einzigen  Zuge  dei 
Heratypus,  selbst  nicht  dem  der  Pentinischen  Büste  entspricht. 


a)  Jetit  No.  190,  in  der  Beschreibung  Roms  IJ.  ii.  S.  52  No.  1^^. 

b)  Die  ant.  Bildwerke  in  Madrid  und  Spanien  S.  89. 


5.  HEBAKÖPFE  AUF  MÜNZEN  UND  IN  GEMMEN.  101 


FÜNFTES  CAPITEL. 

Heraköpfe  auf  Münsen  und  in  Q^minen. 

(Hienn  die  Mftnztafel  II.  und  die  OemmenUfel.) 


Oermana  Tonantis. 
Ovid. 

Verzeichniß  der  Münzen*). 

No.  1,    HeracleaBithyniae  (Heraea  Arcadiae  ?)  Arg.  Rvs.  EPA  zwischen  zwei  Linien 
im  rertieften  Oblongiun,  8.  Mionnet,  Suppl.  V.  51.  256^). 

No.  2.     8  am  OB.     Ae.   Rys.    Schiffiischnabel   mit   Magistratsnamen    darunter,    s.    Mionnet, 
Descript.  III.  282.  157  sq. 

No.  3.     Ae.  Rvs    ^A..  .  Löwenkopf  von  vom,  s.  Mionnet,  Suppl.  VI.  410.  153. 

No.  4.     Ae.  Rvs.  Löwenezuvien,  darunter  AP  I  rTOMA  (yo;) ,  ähnlich  Mionnet,  Descript. 

III.  2S2.  155  u.  156,  vergl.  Imhoof- Blumer,  Choix  de  monnaies  grecques  pl.  IV. 
No.  125. 

No.  5.    Ae.  Rvs.  CAM  ION,  Pfau  auf  einem  Kerykeion,  ein  Scepter  unter  dem  linken 

Flflgel,  im  Felde  Monogramme,  s.  Mionnet,  Descript.  III.  2^2.  160  sqq.,  Suppl.  VI. 
411.   166  sqq. 

Mo.  6.    Argos.    Arg.   Didrachmon.    Rvs.  APFEION  (APFEION),   zwei  Delphine  in   ver- 
schiedener Richtung,  zwischen   denen   ein  Wolf,  ein  Wolfskopf,  ein  Bukranion 
oder  ein  anderes  Beizeichen,   s.  Mionnct,  Suppl.  IV.  306  sq.  GS  sqq.   (mit  ver- 
kehrter Attribuirung,  die  längst  berichtigt  ist^).     Vergl.  oben  S.  43. 

No.  7.    Arg.  Rvs.  Tempclschlüssel.   Nicht  bei  Mionnet;  Imhoof-BIumer,  Choix  u.  ».  w. 

pl.  II.  No.  64. 

^0  8.    Ae.  Rvs.  Kämpfende  Pallas,   s.  Mionnet,  Descript.  II.  233.  38  (ähnlich,  nur 

mit  APPEi  statt  APF  im  Stephanos  des  Herakopfes  auf  dem  Avs.). 

No.  9.    Arg.  Rvs.  AP  Archaische,  kämpfende  Pallas  rechtshin,  s.  Mionnet,  Suppl.  IV. 

237.  9  (nur  daß  hier  als  Aufschrift  nur  A  statt  AP,  zu  beiden  Seiten  des  Typus 
vertheilt,  gegeben  ist). 

Mo.  10.    Plataeae.  Arg.  Rvs.  Boeotischer  Schild.  Nicht  bei  Mionnet;  verwandt  Descript.  II. 
107.  82,  nur  daß  der  Herakopf  rechts  gewandt  ist.  Imhoof- Blumer'sche  Sammlung. 

^0*  11.    Arg.  Rvs.  Boeotischer  Schild,  Mionnet,  Descript.  II.  107.  82.   Nach  demselben 

Suppl.  III.  pl.  16  No.  10. 

"^'  ^2.    Ae.  Rvs.  TTAA,  linkshin  stehender  Stier.    Nicht  bei  Mionnet.   Imhoof-Blumer- 

sche  Sammlung. 

^0-  13.    ^e.  Rvs.  TTAA,  rechtshin  stehender  Stier.    Nicht  bei  Mionnet.    Aus  derselben 

Sammlung. 
°'  H.    Elis.     Arg.  Didrachmon  altem  Stils.  Rvs.   FA,  Blitz  im  Kranze,  ähnlich  Mionnet, 
Suppl.  rV.  178.  32,  nur  daß  hier  dem  Herakopfe  die  Beischrift  HPA  fehlt. 

'  ^^' Arg.  Drachme.    Rvs.    Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln  linkshin  stehend  im 

^  Kranz,  ohne  Aufischrift,  s.  Mionnet  a.  a.  O.  No.  27. 

^* Arg.  Didrachmon.  Rvs.    Adler  im  Kranze ,  ähnlich  Mionnet ,  Descript.  I.  99. 

»  28,  nur  daß  die  Inschrift  FA  im  Stephanos  des  Kopfes  auf  dem  Avs.  fehlt. 

Arg.  Rvs.  Adler  linkshin,  hinter  ihm  Weinlaub  und  F  A,  s.  Mionnet,  Suppl.  IV. 

179.  35  (ahnlich). 


I      •     ^®  Zeichnungen  von  No.  1 — 3,  5,  2S,  40,  47  nach  Originalen  der  königlichen  Samm- 

^Q         Berlin,  von  No.  42  nach  einem  Mionnet'schen  Schwefelabdruck,  Ton  No.  11,  36  bis 

"  nach  ^  n 

j    .      ^en  im  Verzeichniß  genannten  Werken,  von  allen  tlbrigea  Nvniiiitni  aaeb  Originalen 

^^^H>f.Blumerschen  Sammlung  in  Winterthur. 

'  ^iehe  Lenormant,  Nouv.  gal.  myth.  p.  78  mit  Note  22  f. 


102  II.  IHK  EBIIALTENEN  MONUMENTE. 

Eli».     Arg.  Uv8.  F(A),  ruhig  stehender  Adler  rechtshin,  nicht  bei  Mionnet,  Imhoof- 
Blumerschc  Sammlung,  s.  Choix  etc.  pl.  II.  61. 

Arg.  Rvs.  Adle/kopf  im  Kranze,  nicht  bei  Mionnet,   aus   dcrs.  Sammlung, 

8.  Choix  a.  a.  O.  No.  60. 

Arg.  Kvs.  Adler  rechtshin  stehend,  verwandt  Mionnet,  Suppl.  IV.  177.  23. 

Arg.  Kvs.   Umschauender  Adler  rechtshin  stehend,  Mionnct  a.  a.  O.  No.  24. 


No. 

1^. 

No. 

19. 

No. 

20. 

No. 

21. 

No. 

22. 

J«Io. 

23. 

No. 

21. 

Himera.     Ae.  Kvs.  Phoenikische  Aufschrift,  Stier  mit  Mcnschcngcsicht,  Helios- 
kopf,   bei  Mionnet,  Descript.  I.  326.  1078  Tauromenium   beigelegt,  vergl.  Uerl. 

Blätter  f.  Münz<,  Siegel-  u.  Wappenkunde  V.  S.  49  f. 
Knossos.     Arg.  Rvs.  KNOZI,  Labyrinth   und  die  Buchstaben  A.  P  ,  s.  Mionnet, 

Descript.  II.  268.  73. 
Tarsos.     Arg.  Kvs.  Kopf  in  der  Vorderansicht,  ohne  Aufschrift.    Das  Didraehmon 

bei  Mionnet,  Descript.  111.  619.  38S,  abgeb.  Suppl.  VII.  pl.  VU.  No.  3  stimmt  im 

Avs.  genau  übercin,  nur  daß  es  die  Aufschrift  TEP^IKON  hat. 
No.   25.     Tauromenium.     Ae    Kvs.  Traube  mit  Blatt  auf  beiden  Seiten  im  Pcrlenkranze, 

ahnlich   Mionnet,    Descript    I.  325.   1060,  s.  Berl.  Blätter  f.  MQnz-,  Siegel-  und 

Wappenkunde  a.  a.  O.  8.  59  No.  3,  Taf.  LIV.  No.  19. 
No.   20.     (?)  Ae.  Kvs.  Traube,  s.  Mionnet  a.  a.  O.,  Berl.  Blätter  f.  Münzkunde  ü.  s.  w. 

a.  0.  O.  No.  2,  Taf.  LIV.  No.  16. 
No.   27.     Zeleia  Troadis.    Ae.  ZEAE  rechtshin  stehender  Hirsch,  nicht  bei  Mionnet,  der 

Avs.  ähnlich  das.  Suppl.  V.  583.  520. 
No.  28.     Chalcis  Euboeae  unter  Nero  geprägt  Ae.  Avs.  NEPQN  KAICAP,  Neros  jugcndl. 

TCopf ;  ahnlich  Mionnet,  Descript.  II.  307.  57  u.  Suppl.  IV.  362.  7(». 
No.   29.     Amisus  Ponti.     Arg.  Kvs.  Eule  von  vom,  s.  Mionnct,  Descript.  II.  340.  33  (mit 

der  Beischrift  ©EO). 
No.   30.     Sinopo.    Arg.  Kvs.  ^INQ,  Schiffsvordertheil  mit  Stern,  Monogramm,  s.  Miounet, 

Descript.  II.  401.  82. 
No.   31.     Ueraclca  Bithyniae.  Arg.  Avs.  Jugendl.  Heraklcskopf,  s.  Mionnet,  Descript.II. 

439.  155. 
No.   32.     Arg.  Kvs.  Tropacon,  Bogen  und  Köcher,  Keule,  K,   nicht  bei  Mionnct,  Im- 

hoof-Blumersche  Sammlung,  s.  Choix  etc.  pl.  III.  96. 
No.   33.     Cromna.    Arg.  Avs.    Zeuskopf  linkshin,  s.  Mionnet,  Descript.  II.  396.  51,  vergl. 

Bd.  II.  Münztafcl  I.  No.  43. 
No.   34.     Bruttium.     Arg.    Kvs.    BPETTION,   Poseidon  mit  aufgestelltem   rechtem   Fußes 

stehend,  s.  Mionnet,  Descript.  I.  180.  7G7  sqq. 
No.   35.     Coroyra.    Arg.  Kvs.  Fliegender  Pegasos.    Uncdirt,  Imhoof-Blumerschc  Sammlung 

ähnlich   im   Avs.  die   Ae.   bei   Mionnet,   Descript.  II.   72.  38  sq. ,    im    Kvs.  d 

Suppl.  III.  429.  22. 
No.   36.     Capua.    Ae.  Kvs.    KATTV  (osk.),  Ahrc  und  drcifußnrtigcs  Beizeiohen,  s.  Mionne^ 

Descript.  I.  113.  133,  nach:  Friedlaender,  Die  oskischen  Münzen  Taf.  111.  Cap 

No.  21. 
Ae.  Kvs.  KAITV  (osk.),  zwei   kegelförmige,    anikouische   Idole   und   das  B 


No. 

37. 

No. 

3S. 

No. 

39. 

No. 

40. 

No. 

41. 

seichen,  s.  Mionnet  a.  a.  O.  No.  132,  nach  demselben  Werke,  Capuä  Nu.  22. 

—  Ae.  Kvs.  KAITV  (osk.),  Zeus   blitzschlcuderud   auf  sprengendem  Viergespavr^n, 


s.  Mionnet,  Suppl.  I.  231.  240,  nach  demselben  Werke  Taf.  II.,  Capua  No.  8. 
Aptern  Cretae.     Arg.  Kvs.    TTTOAIOIKO^,    kriegerische    Figur  mit  erhöbe vic: 

Kechten,  s   Mionnet,  Descript.  II.  261.  27;  nach  dessen  Suppl.  IV.  pl.  7.  No  .    :v 
Cos.     Arg.  Avs.  Herakleskopf,  s.  Mionnet,  Descript.  III.  403.  21. 
Ambracia.    Arg.  Kvs.  A.  M.   Spitzsäulc  mit  Taenic  im  Lorbeerkränze,  s.  Miom.sci.«^i 

Descript.  II.  50.  33. 
No.   42.     Larinum.     Ae.  Kvs.  LADINOD  (osk.),  Delphin   rechtshin,    darüber  V,  dart&'Ki^'^ 

zwei  Kugeln  (Soztans),  s.  Mionnet,  Suppl.  I.  229.  214,  vergl.  Friedlaender^ 

oskischen  MQnzcn  Taf.  VI.  Larinum  No.  5. 
No.    43.     Croton.     Arg.    Hera  Lakiniu.    Kvs.    Derselbe  Typus  ohne  Beischrift,  s. 


5  HERAKÖPFE  AUF  MÜNZEN  UND  IN  «EMMEN.  I  O'j 

No.   44.     Croton.  Arg.  Hera  Lakinia.  Rvs.  KPOTQN I ATAN,  jugendlicher  ttitzender  Herakles, 

8.  Mionnet»  Suppl.  I.  340.  088. 
No.   45.     Veseris  Camp^niae  (?  Freternum)  Arg.   Hera  Lakinia.  Kv».  Obklschc  Inschrift 

nicht  ganz  sicherer  Lesung,  s.  Friedlaender,  Die  osk.  Münzen  S.  61,  Bcllerophon 

auf  dem  Pegasos  die  Chimaera  bekämpfend. 
No.  46.     Himera-Thermae.    Arg.    Didrachmon.  Hera  Lakinia.  Kvs.   Sitzender  Herakles, 

fthnlich  bei  Mionnet,  Descript.  L  242.  279. 
No.   47.     Chalcis  Eubocae.    Arg.  Trioboloh.    Rvs.  XAA,  Vordertheil  eines  Schiffes,  dar- 
unter der  Anfang  eines  Magistratsnamens  ©AP^I,  s.  Mionnet,  Descript.  II.  '^04. 

30  /"mit  anderem  Namen)  vcrgl.  Suppl.  IV.  350  sq.,   56,  65 — 6S. 
No.  48.     Koma,  Carisü.    Arg.    (Denar.)  Juno  Moneta,   s.  Cohen,  Möduilles  consul.  pl.  X., 

Carisia  No.  7. 

No.  49.     Plaetorii.  Arg.   (Denar.)  Moneta,  a.  Cohen  a.  a.  O.  pl.  XXXII.  Plactoria  No.  1. 

No.  50. Procilii.  Arg.   (Dcnarius  servatus  )  Juno  Lanuvina,  s.  Cohen  a.  a.  O.  pl.  XXXV. 

Procilia  No.  2. 

Die  Münzen  mit  Köpfen  der  Hera  anf  der  zweiten  Münztafel,   welche  den  Vor- 
ntii  allerdingd   nicht  erschöpfen ,    aber   doch   wohl  8o  ziemlich  alle  bedentenderen 
Typen,  welche  sich  gewiß  oder  wahrscheinlich  auf  diese  Göttin  beziehn,  umfassen, 
sind  nicht,  wie  diejenigen  der  entsprechenden  Tafel   mit  Zeusköpfen,  nach  der  in 
der  Nnmismatik  gebräuchlichen  Weise  geographisch  geordnet,  sondern  in  der  Haupt- 
sache nach  Maßgabe   der  Typenverwandtschaft,  ohne'  daß   gleichwohl  die  Münzen 
eines  Ortes,    sofern  sie  in   größerer  Anzahl    vorliegen   (Samos  2 — 5,  Argos  6—9, 
PlaUeae  10 — 13,  Elis   11 — 21)  getrennt  worden  wären.     Es  schien    sich   hieraus 
ein  doppelte  Vortheil  zu  ergeben ,  indem  einerseits  die  Ähnlichkeit  in  den  Typen 
verschiedener,  zum  Theil  weit   getrennter  Örtlichkeiten   und   andererseits  die  Ver- 
schiedenheiten  in  den  Typen   desselben  Ortes  mit   ziemlich   derselben  Leichtigkeit 
zur  Anschauung  kommen.    Diese  Ähnlichkeit  einer-  und  Verschiedenheit  andererseits 
ist  es  denn  auch ,  auf  welche  zunächst  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  werden  möge. 
Denn  während   die  Ähnlichkeit  in   dem.  Gepräge  verschiedener  Orte   beweist,  daß 
^r  Zeit ,  als  diese  Stempel   geschnitten  wurden ,  eine  in  den  meisten  Hauptsachen 
S^neingame   Vorstellung   von    der  Gestalt  und   Ausstattung   der   Göttin   durch   die 
SUoune  Griechenlands  verbreitet  war,  zeigt  die  Verschiedenheit  in  den  Darstellungen 
derselben  Orte,  daß  diese  Vorstellung  Nichts  weniger   als  erstarrt  und  unter  den 
Sun  einer  einmal  erreichten  Norm  gestellt  war.    Allerdings  hangt  die  Variabilität 
des  Typus  eines  Ortes  zum  Theil  mit  dem  kunstgeschichtlichen  Datum  der  Prägung 
^  Mflnzen  zusammen ;    so   treten  uns  aus  den  Münzen  von  Samos   bestimmt  drei 
große  Perioden,  die  des  Archaismus  (2),  der  Blttthezeit  (3,  4)  und  des  Verfalls  (5) 
^o%^en,   auch   in  Argos  ein  aus   der  Periode   der  Kunstvollendung   stammendes 
^Pi^e   (6)    neben  einem  solchen   der  Spätzeit   (8) ,   in   Elis   ein    ziemlich    stark 
•'^^«öirendes  (14)  neben  völlig  freien;    zum  Tneil   mögen   femer  bestimmte  ver- 
schiedene Cultusauffassnngen  die  Verschiedenheit  der  Darstellungen  veranlaßt  haben, 
^«  z.  B.  in  den  Münzen  von  Plataeae  (10 — 13),  womit  indessen  nicht  gesagt  wer- 
^^  soll,  daß  wir  diese  Culte   als  solche  und  ihren  Einfluß  auf  die  Typen  nach- 
zuweisen vermögen.     Aber  weder  das  eine  noch  das  andere  Motiv  genügt  zur  Er- 
*|*>Tüig  der  Typenmannigfaltigkeit,  welche  grade  dort  am  größten  erscheint,  wo, 
^^  in  Elis,   am  wenigsten   von  verschiedenen   Gülten  und  von  besonders  greßer 
^i^hiedenheit  der  Periode  der  Prägung  die  Rede  sein  kann. 

Was  aber  gegenüber  diesen  Verschiedenheiten  denjenigen  Typus   anlangt,  in 


101 


n.  DIK  ERHALTENES  MOSrMESTE 


desscD  CinindzQgeii  di»  verhällDißmäßig  meisten  MUdecu  {b.  No.  3,  4,  It.  H,  15. 
22 — 27  und  demnächst  29 — 33)  UbcmnstünmDa ,  so  wird  raaD  sllordioga  nicht 
sagen  kSunen ,  daB  er  derselbe  a«i ,  welcher  in  den  Marmorköpfen  vorliegt .  aber 
ebenso  wenig  würde  raan  ibn  mit  lieclit  einen  verschiedenen  nennen  dtlrfen,  Mion 
üulIerUch  unterscheidet  sich  der  Typus  der  Münzen  von  demj<trigen  der  Marmor- 
köpfe  dadurch,  daß  die  Gt'ttin  dort  mit  dem  Stephanos,  hier  mit  der  Stephaue  ge- 
schmQckt  ist,  welche  bei  IIcrak5pfcn  auf  Münzen  veiliültnißmäilig  selten  vorkommt 
(a,  4,  5,  12,  l'J,  30 — 39);  obgleich  aber  das  eine  und  das  andere  Schmuckatüek 
mit  der  idealen  Physiognomie  der  Göttin  an  sich  Nichts  zu  thun  hat,  läßt  sich 
doch  nicht  läugnen,  daß  der  Geäammteiudniek  ihres  Kopfes  durch  die  Verbindung 
mit  dem  einen  oder  dem  andern  wesentlich  beeinflußt  wird  und  daß  die  eine  und 
die  andere  Bildung  auf  einer  verschiedenen  künstlerischen  Auffassung  beruht.  Dem- 
nächst, und  das  kann  man  kaum  noch  einen  reiu  äußerlichen  Unlerüchied  neuuen. 
weicht  auch  die  Anordnung  des  Haares  bei  den  meisten  MUnzköpfen  von  derjenigen 
an  den  meisten  Marmorköpfen  ab.  Denn  während  dei-Helbe  hier  fast  durchweg  ein- 
farfa  geacheitelt  und  seitwärts,  das  Ohr  nur  halb  bedeckend  Kurückgestriehen,  hinten 
aber  in  einen  schlichten  Zopf  (UUste  Nu.  1)  oder  Knauf  ;Büslen  No.  2.  :i,  4.  6,< 
oder  endlich  in  eine  Opisthosphendono  zusammengefaßt  ist.  überwiegen  in  den  Hflozen 
zwei  andere  Anordnungen,  bei  deren  ersterer  das  Haar  in  reicherer  Masse,  weniger 
geordnet  und  das  Ohr  bedeckend  ZDrüekgeslrichen  in  losen  Locken  Hah  und  Nackrn 
bedt-ckt  (s.  Ü,  7,  22,  23,  25,  26,  vergl,  noch  46),  während  dasselbe  bei  der  zweiten 
allerdings  fester  zusammen  geh  allen ,  aber  auch  nach  hinten ,  ohne  einen  Zopf  oder 
Knauf  zu  bilden,  aufwärts  in  den  Kopfputz  gefaßt  erscheint  :».  12—21,  21,  26. 
27,  2y — 33),  oiiue  daß  sich  aus  ihm  (außer  in  13,  Iti,  21  demnächst  etwa  noch 
1 3 —  1 7)  die,  sei  es  auf  den  Wangen  liegenden  kleineren  'Bitsten  3,  5,  lij ,  sei  es  neben 
dem  Halse  herab  hangen  den  größeren  Locken  (Büsten  4,  5.  7,  1 7,  20,  22)  abliisen.  Nur 
das  späte  Gepräge  der  samiscbcu  Kizmllnze  No.  fi  und  dasjenige  der  capuaner  Münze 
mit  den  Köpfen  des  Zeus  und  der  Hera  No.  3S,  zeigt  eine  Haaranordnung,  welche 
an  die  niehrer  Bllsten.  am  nächsten  an  dity'enigo  der  praeuestincr  (No.  b\  erinnert, 
während  die  leise  arcfaai^irende ,  zierliche  samische  Mnnze  No.  S  und  etwa  noch 
die  argivischo  No.  9  Etwas  wie  den  glatten  Zopf  dei'  Kamesischeu  BUatc  (No,  I] 
aufweist  und  die  eleischo  Mtlnze  No.  20  die  Opislhosphendone  bat,  welche  wir  auch 
am  Kopfe  der  Barberinisehen  Statue  (BUste  1 1  vergl.  1 2)  bemerken,  nur  daß  sie  in 
der  Münze  mit  der  Ampyx.  an  dem  Statuenkopfe  mit  der  Stephane  verbunden  ist. 
wahrend  also  die  anf  Münzen  überwiegend  hSuligeu  HcrakOpfc  mit  dem  Slnphuwa 
keine  Analoga  in  Statuen  köpfen  finden,  die  mit  der  Stephane  ansgestatlelen  Hera- 
köpfe  der  MUnzcn  den  statuarischen  mit  ganz  einzelnen  Ausnahmen  nur  dberliäeh- 
lieh  ähneln,  endlich  auch  die  oliue  allen  Uauptsehmuck  gelassenen  Mlinzköpfe 
(No.  13  n.  21  'i  80  gut  wie  die  mit  Kranz  und  Schleier  versehenen  (No.  1 1  u.  12) 
in  Marraorwerken  nicht  übereinstimmend  nachgewiesen  werden  können,  findet  oiiw 
Ciasso  dieser  letzteren,  nämlich  diejenigen,  welche  die  Stephane  mit  dem  Schleier 
verbinden  (Cap.  IV,  No,  13— tC)  ihre  fast  genauen  Analogien  in  den  brulÜMhon, 
kfurkyraoiachen  und  capnauischou  Uünien  No.  34 — 3<i,  nur  daß  bei  der  ersten  der* 
selben  das  nntor  dem  Schleier  halb   goborgene  Schmuckstück  als  Stephaniw,  nicht 

a)  Veigl.  iioeh  die  Milnx«  von  Suuiub  bei  Lenorninnt,  Nout.  UiI   myth,  pl.  3 
wiBdMbolt  hl  den  Dgiikiu.  d.  9.  Kunn  II.  No.  54e  ,  vuim  die  Abbildung  genau  it 


5.  HERAKÖPFE  AUF  MÜNZEN  UND  IN  GEMMEN.  105 

als  St^hane  zu  gelten  hat.  Wichtig  ist  diese  Thatsache  besonders  deswegen,  weil 
durch  sie  und  namentlich  durch  die  kerkyraeische  Münze  dieser  Typus,  den  man 
nach  den  Büsten  und  Statuen  ftir  römisch  halten  könnte  und  den  auch  sein  Vor- 
kommen in  Reliefen  (s.  unten  Cap.  VlII.)  nicht  sicher  als  griechisch  darthut,  als 
ein  in  der  That  griechischer  erwiesen  wird ,  als  welchen  ihn  seine  Wiederkehr  in 
Vasenbildem  (s.  Cap.  IX.)  erhärtet. 

Wendet  man  sich  von  den  bisher  betrachteten  mehr  äußerlichen,  aber  für  die 
Gesammterscheinung  des  Kopfes   der  Göttin   auf  Münzen  im  Verhältuiß   zu   deren 
Mannorbildem  immerhin  bedeutsamen  Dingen  zu  der  Physiognomie   selbst,  so  mag 
vorw^  bemerkt  werden,  daß  die  drei  Hauptclassen ,  unter  welche  die  Büsten  ge- 
ordnet wurden,  daß   ein   sti'enger,  ein  erhabener  und  ein  mehr  eleganter  und  an- 
mnUiiger  Typus  sich  in  dem  Gepräge  der  Münzen  wiederholt.    Während  der  strenge 
Typus,  abgesehn  von  den  archaischen  Bildungen  der  Münzen  von  Herakleia  (Ileraea) 
und  von  Samoe  (No.  1  u.  2)  besonders  von  den  eleYschen  Münzen  No.  14,  15  und 
etwa  20  verbeten  wird,  gehöi*t  dem  erhabenen  vor  allen  der  Kopf  des  argivischen 
Dldrachmon  (No.  6),  sodann  derjenige  der  eleYschen  Münze  No.  16,  der  himeraeer 
No.  22,  der  plataeischen  No.  1 1  un(i  der  argivischen  No.  9  sowie  der  tauromenischen 
l«o.  25,   der  kerkyraeischen  No.  35   und  der  capuanischen  No.  38   an,   während 
wahrscheinlich  auch  die  plataeische  Münze  No.  10,  wäre  ihr  Gepräge  nicht  leider 
w  sehr  verschliffen ,  hieher   gerechnet   werden  müßte.     Auch  die  wegen  ihres  am 
obem  Rande  verzierten  Stephanos  unter  No.  29 — 33  zusammengeordneten  Münzen, 
denn  Köpfe  allerdings  als  solche  der  Hera  nicht  absolut  sicher,  immerhin  aber  sehr 
vahreeheinlich   sind ,  wird  man  eher  dieser  als   der  folgenden  Gruppe   zurechnen ; 
nicht  minder  die  beiden  verschleierten  Köpfe  von  Kos  uud  Ambrakia  (No.  40  u.  41). 
Elegant  und  anmuthig  dagegen,  allerdings  in  verschiedeneu  Graden  und  Abstufungen 
^  von  den  übrigen  Münzen,  so  weit  ihr  Gepräge  überhaupt  als  bedeutend  genug 
io  Frage  kommen  kann,  besonders  die  eleYschen  No.  17  uud  21,  die  knossisclie 
^0.  23,  die  sicilische  No.  26  und   diejenige  von   Zeleia  No.  27 ;   ferner  wohl   mit 
Aitönahme  von  No.  35  und  38,  die  Münzen,  welche  die  Göttin  mit  der  Stephane 
^rsteUen  (No.  5,  12,  37  und  39)  und  diejenige  von  Larinum  No.  42. 

Nun  decken  sich  freilich  diese  Typenclassen  nicht  mit  denen  der  Marmor- 
kdpfe  ond  eben  so  wenig  kann  man  behaupten,  daß  das  Profil  irgend  einer  Büste 
sich  io  demjenigen  irgend  einer  Münze  wiederhole,  aber  nahe  steht  der  Typus  mehr 
^  eines  Marmorkopfes  demjenigen  mehr  als  einer  Münze  gleichwohl.  So  möchte 
"*D  den  elelschen  Kopf  No.  1 5  neben  die  florentiner  Büste  (No.  2) ,  den  himeraeer 
^0.  22  neben  die  Castellanische  (No.  3)  und  endlich  den  wundervollen  Charakter- 
Wf  der  Hera  auf  dem  argiver  Didrachmon  No.  6  neben  die  berühmte  Ludovlsische 
^fiste  (No.  4)  stellen  dürfen,  obwohl  in  Beziehung  auf  diesen  letzten  anerkannt 
Verden  mag,  daß  er  etwas  noch  Strengeres  hat  als  das  Profil  der  Büste,  der  er 
dagegen  an  Reinheit  des  Umrisses  und  an  Schönheit  ernster  matronaler  Formen 
bun  nachstehn  dürfte.  Führt  dieser  Typus  vielleicht  von  allen  auf  uns  gekom- 
n^nen  Darstellungen  der  Göttin  in  der  schon  früher  (oben  S.  44)  näher  besprochenen 
^eise  am  nächsten  auf  das  polyklctische  Idealbild  zurück,  so  wird  er  sich  in 
seinem  Icunstgeschichtlichen  Verhältniß  zu  der  Ludovisischen  Büste  auch  wohl  als 
die  Gmndlage  dieser  herrlichsten  OfTenbarung  der  Göttin  in  den  uns  erhaltrara 
AQDstwerken  verstehn  und  würdigen    lassen.     Die  LudoviaiaGlie  I 


IDfl 


n. 


K  HKIIAI.TGNEN  MONf  UENTH. 


iliu  in  aiiiuiitljiger  Scliitahuit  uni  etwa  ebun  m  viel,   wlo  or  im  .s(-li<iiii'i  Krhaboolifil 
sich  über  deii  l'^urnosisciiL'u  Hariuorkopf  erhebt. 

Nubeii  di(!8i;  mit  Uildliaut-rwcikcii  vc^rgleichbsreu  Köpr«  der  OöttJu  aiifHUnzeu 
tri»  aber  eine  Anzahl  von  Ersclidnungcn ,  welclio  diesen  aHein  eigentliünilicb  Ist. 
Zum  'fbeil  anr  nachweisbaren  und  bestimmten  Culten  beruhend,  wie  der  in  j^Ber 
OhereinBtimmung  auf  den  MUukou  einer  ganzen  Keihe  unteritaliselier  Städte  dar- 
^fülellte,  sehr  eigen tbüulidte  Kopf  der  Hera  Lakinia  (No.  Vi — lli),  aum  Tbeil  ohne 
Zwoifd  von  aulcbeu  <'ultQ8an»cbauuogeD  abhängig,  die  wir  nur  nicht  mehr  zu  Imv 
nennen  iider  nacbzuwoiBen  im  Stande  sind,  zum  Tbeil  endlich  iiber  auch  freie  ktlnsl- 
lerieclio  Schöpfungen,  eben  jene  Varianten  tu  den  Üaratelluugen  eines  und  de«<ie1bcn 
Urtea ,  von  denen  schon  oben  diu  Rede  g;eweseu  ist.  Uicse  Typen  nun ,  das  IXßt 
sieb  nidit  verkennen,  sind  wohl  dazu  )iii(;:ethiin .  den  Knuon  der  ldealge«lalt  d^r 
Hera  aU  llber  die  aus  Huniiurwerkeu  ab;;ezO(;eiio  Norm  hinaus  nmnnigfailig  er- 
scheinen  zu  lacsi-n.  Wir  haben  unter  di-n  Maruiorwerken  kein  Denkmal  des  archaf- 
»eben  SeblugeH  wie  der  uuf  jede»  Fall  weibliche  und  sehr  wabrschoinlJrb  Hera  dar- 
stellende Kopf  di'r  MQnze  von  Herakleia  "der  Hcraea  No.  I ,  keine  I'arallele  zu 
dem  eigentblimlicli  flppigon  und  doch  nicht  siimlichen  Kopfe  der  samisc4iou  Münz« 
No.  4  otler  EU  dem  fein  gezeicbnetoii  l'rolilc  des  zierlichen  und  dm-b  ernsten  Kopfes 
derjenigen  No.  3;  eben  so  wulil  würden  wir  die  frisebe  Jugondlie.bkeit  in  den 
Kitpfen  der  elelscben  Hitnzcn  No.  IT  und  21  und  besonders  in  der  knogsisehrn 
MUnz«  No.  23  in  Marmorwerkeii  vergeben.s  suebeu,  uiebt  minder  die  scbmncke 
Eleganz  des  aptcraeer  Kopfes  No.  39,  nm  von  dem  stiitnariseb  in  seiner  tiandieit, 
namentlich  in  seinem  mAlineuftrtig  wallenden  Haar  undurstellbaren,  eigenthflmUch 
grandiosen  Typus  der  Lakinia  auf  den  nnterttulischen  Münzen  No.  13  —  46  und  dem 
ganz  und  gar  eigentbUm liehen,  mit  l'erlen,  wie  gewöhnlich  gesagt  wird ,  vielleicht 
aber  eher  mit  IMumen  auf  das  reichste  verzierten  Kopfe  der  HUaxe  v<hi  (.^halkis 
No.  47  nicht  zu  reden  und  auf  die  den  HUuzon  gegenüber  den  Mannorwerken 
eigene  Stephan osausstaftung  so  vieler  llerakOpfo  und  den  Mangel  jedes  Kupfaehronckea 
einiger  anderen  nur  uoeb  ein  Mul  zu  verweisen  al:^  auf  Thatsacheu.  welche  mfig- 
licberweiso  fUr  die  Kritik  noch  einmal  von  größerer  Bedeutung  werden  k<'>unen,  als 
wir  augenblicklich  llbersehn.  Auch  auf  die  verseliiedcuen  Formen  des  liftopbanos 
soll  nur  im  Allgemeinen  aufmerksam  gemacht  und  daran  crinuert  werden,  daß  die 
Form  mit  dem  ^oßen  oben»  Itandomamünte  (No.  2!)— 33),  zu  welcher  di«jcnig« 
mit  kleineren  Ornamenten.  I'erlon  und  Zacken  (wie  in  No.  10  und  iu  den  bu 
Mionnet,  Snppl.  IV.  pl.  7  No.  4  und  (i  abgebildeten  argiver  Münzen)  hinllhcrfuhr^ 
und  welche  in  einigen  Exemplaren  heJualie  das  Ansebn  einer  Mauerkrone  inniimtni_  , 
nicht  allein  lii-i  dem  arobalseheu  Artemisbild  einer  früher  (oben  S.  tili)  liespruolienev^ 
Vase,  sondern  bei  den  Darstellungen  der  jiolykleUscben  Ilera  auf  ritniischeu  Kaiser — • 
münzen  von  Ai^s  sieb  wiederholt  und  hier  in  der  Tbat  als  Mauerkrone  miflr«—  -. 
standen  worden  ist  (s.  oben  8.  44  Note  b.).  Auf  die  bestimmte  Culto  i 
Köpfe  der  II.  Miinztafel  soll  in  einem  sp&tern  Capitol  bei  Gelegenheit  der  i 
weisbaren  Cultusgestallcn  der  Hera  zurückgekommen  werden. 


5.  IIKRAKÖPFE  AUF  MÜNZEN  UND  IN  (iEMMEN.  107 

Geschnittene  Steine. 

(Hicrzv  die  Qommentafel.) 

Geschnittene  Steine   mit  Darstellungen  der  Hera  gehören  zu   den   selteneren, 
besonders  wenn   man  von  dem  auf  die  Göttin   bezogenen  Vorratli  augenscheinlich 
Unechtes  oder  zweifelhaft  Echtes,  gewiß  oder   wahrscheinlich  falsch  Benanntes^') 
abzieht.     Von   dem  was   von  Heraköpfen  in  Cameen  und  Gemmen   vorhanden  ist, 
wird  die  hier  beigegebene  Tafel  wohl  so  ziemlich  das  Bedeutendere  umfassen  und 
zeigen,  daß  der  Gewinn,  den  wir  für  die  Kenntniß  des  Typus  der  Göttin  aus  diesen 
Erstellungen  zlehn  können,  ein  nur  sehr  mäßiger  ist.    Die  auffallendsten  Erschei- 
nungen anf  diesem  Gebiete  sind  die  beiden  großen  Cameen  der  pariser  Sammlung^), 
welche  nnter  No.  l  und  2  nach  Lenormant*»)  wiederholt  sind.     Beide   stellen  den 
Kopf  der  Göttin  mit  einem  Theile  der  Brust  in  m.  o.  w.  archaYsirendem  Stile  dar, 
beide  Male  mit  dem  anthemienverzierten  Stephanos,  am  meisten  in  Übereinstimmung 
mit  den  Mfinzen  von  Elis,  von  denen  auf  der  U.  Mttnztafel  No.  IG  ein  Exemplar 
abgebildet  ist.    Bei  beiden  Mit  das  Haar,  wie  bei  der  Farnesischen  Büste  (Cap.  IV. 
No.  1]  hinterwärts  in  einen  Zopf  zusammengefaßt  hinab,  bei   dem  Carneol  No.  2 
sehr  schlicht  und  strenge  gescheitelt  und,  wie  bei  der  Büste ,  ohne  das  anmuthige 
Motiv  gelöster  Locken,  welches  sich   dagegen   bei  dem  Sardouyx  No.  l  mit  einer 
tach  im  Übrigen  etwas  reicher  gewellten  Haaranordnung  verbindet.     Das  Antlitz, 
in  beiden  Steinen   mit  sehr   scharfem,   ja  hartem  Umriß  gezeichnet,  ist  in  No.  1 
durch  sein   großes  Auge  und   den   fest  geschlossenen  Mund,  in  No.  2,  wenn  der 
Abbildung  zn  trauen  ist,  durch  einen  ganz  außergewöhulichcn  und  Nichts  weniger 
ab  schönen  Zug  herbster  Strenge  im  Munde   bemerkenswerth ,  mit  welchem  sich 
eine  seltsam  unedele  Bildung  der  Nase  verbindet.     Beide  Steine  aber  gehn  darauf 
108,  die  Göttin  neben  ihrer  Strenge  als  eine  prächtige  und  königliche  Erscheinung 
darzustellen  und  geben  ihr,  wenn  auch  nicht,  wie  so  viele  Münzen,  Ohrringe,  so 
doch  je  ein  besonderes  Schmuckstück,  No.  2  ein  mit  einer  Reihe  kleiner  Bommeln 
veniertes  Halsband,  ähnlich  dem,  welches  wir  auf  Münzen  (Münztafel  H.  No.  3 
VDd  4  und  bei  der  Lakinia)  wiederfinden,  No.  l  ein  solches,  an  dem  auf  der  Mitte 
der  Bmst  ein  herzförmiges  Juwel  aufgehängt  ist. 

Nächst  diesen  beiden  Steinen  macht  sich  der  Cameo  des  florentiner  Cabinets 
No.  3^)  ganz  besonders  durch  seine  überraschende  Ähnlichkeit  mit  dem  Herakopfc 
d(f  Mflnzen  von  Knossos  (Münztafel  H.  No.  23]  bemerkbar,  eine  Ähnlichkeit,  welche 
den  Gedanken ,  er  möchte  nach  diesen  Münzen  geschnitten  sein ,  nahe  legt ,  ohne 
^  Merdnrch  jedoch  sein  modemer  Ursprung  erwiesen  wäre;  denn  ganz  ähnliche 
Eneheinnngen  begegnen  uns  unter  den  geschnittenen  Steinen  mehrfach  und  ihrer 
<!uuge  sind  schon  im  U.  Bande  S.  110  zu  den  Zeusköpfen  der  I.  Gemmentafel  be- 
10^  worden.  Unser  florentiner  Herakopf  zeichnet  sich  durch  den  Charakter 
^her,  ja  man  möchte  sagen  naiver  Jugendlichkeit  aus,  überbietet  hierin  die  knos- 
ä^^en  Münzen  jedoch  wohl  nur  scheinbar  durch  die  größere  Feinheit  und  Schärfe 


a)  Chabouillet,  Catalogue  g^n^ral  et  raisonnö  des  camöes  et  pierres  gprav^es  de  la  biblio- 
^^eque  ünp.  etc.  p.  3.  No.  9  und  8. 

b)  Nouv.  gal.  myth.  pl.  XI.  No.  1  und  pl.  XII.  No.  1.    Abdrücke  waren,  trotE  aller  auf- 
gewandten Mühe,  aus  Paris  nicht  zu  erhalten. 

^]  In  Cadea'  großer   Abdruck  Sammlung  la.  Classe  b.  Giunone  No.  6,  abgeb.  bei  Lenor- 
"*ant  a.  a.  O.  pl.  XI.  No.  2. 


ms 


II.  DIE  KRtlALTESEN  MOML'MKNTE. 


seiner  Formen.  welcLe  von  dem  edlem  Material  und  der  vollkomuiencni  Erbaltiing 
»bhangeD.  Auch  er  ht  mit  dem.  und  zwar  kaUthosartig  hoch  aufeitsenden.  wenn- 
gleich nur  Bcbmalen.  aiitheniienverKiertou  Siephanos  und  mit  einem  Perlenhalsbande 
geschmQckt. 

Unter  den  Heraköpfeu  m>t  der  Stephane  verdient  der  AquamariniutagUo  der 
Sammlung  Laland  du  Ferol  Xo.  4")  in  joder  Beziehung  aiit^zeichnende  Hervorhebung, 
denn  er  verbindet  in  meislerhafteitter  Weise  die  Würde  und  Hoheit  der  Göttin  mit 
einer  ausgesuchteu  weiblichen  Scliönheit.  Die  Anordnung  de^  auf  Hals  und  Kacken 
in  leichtgewellten  Sträbnon  berabfüllondeu  Haare«  ist  MarmorkOpren  der  (jottin  fremd, 
kehrt  aber  in  Muuzköpfen,  wenn  auch  nicht  vollkommen  llberein stimmend  wieder 
(s.  Mtlnztafcl  II.  No.  1.  6,  7,  22,  23,  25,  46),  während  die  schlichte  Stephane 
wesentlich  fo  iu  dem  reichen,  aber  einfach  geordneten  Haar  Über  <Ier  8tirn  liegt, 
wie  sie  uns  auch  Marmorköpfe  und  spätere  Münztypen  zeigen.  Mit  einem  bei  aller 
Sehi}nLeit  streng  gezeichneten  Prußle  verbindet  sieh  in  diesem  Kopfe  wie  in  dem 
pariser  Cameo  So.  I  ein  großes  nud  lichtvolles  Auge,  welches  wohl  bemerkt  zn 
werden  verdient. 

Näher  steht  stalunrischeu  Köpfen  das  Cameenfragmeut  der  Sammlung  des 
Prinzen  von  Canino  Nu.  .'> '') ,  In  welchem  die  Oöttiu  in  etwas  üppigeren  Formen 
erscheint ,  geschmückt  mit  einer  arabeskcngoschmtlckten  Stephane ,  welche  an  die- 
jenige der  Peutiuischen  Bttsto  (Cap.  IV.  No.  17)  erinnert,  und  mit  einem  Perlen- 
halsbands,  während,  wie  bei  einigen  Büsten  (Cap.  IV.  No.  'i,  5,  6)  eine  kleine, 
aus  der  schlicht  zurackgostrieheneu  Haarmasse  gelöste  Locke  auf  der  Wange  liegt, 
zu  der  sich,  wie  bei  anderen  Büsten  ^Cap.  IV.  No.  4,  b,  7,  17  u.  a.)  eine  längere, 
am  Halse  herabhängende  Locke  verbindet,  doreh  welche  eine  Schnur,  ähnlich  den 
Stemmata  der  groQcu  Ludovisiscli^u  Büste,  geschlungen  zu  sein  scheint. 

Noch  ungleich  weicher,  rundlicher  und  jugendlich  erscheinen  endlieh  die  Formen 
des  Antlitzes  der  Göttin  iu  dem  Kopfe  des  Carneoliutaglios  der  Sammlung  Blaras 
Nu,  6"),  doch  wird  ein  Zweifel  an  der  Benennung  dos  Kopfes  oder  an  der  Bdil- 
heit  dieses  Steines  schwerlich  gerechtfertigt  sein ,  während  sieb  der  letztere  viel 
eher  bei  der  fast  ganz  genauen  Wiederholung  des  hier  dargestellten  Kopfes  in  einem 
OameotintagUo  unbcknnnten  Besitzes  *')  wird  erbeben  lassen.  Was  aber  die  Nomen- 
etatur  anlangt,  möchte  der  Gedanke  an  einen  Kopf  der  Aphrodite  auf  den  eralen 
Blick  nicht  ausgeschlossen  scheinen,  während  doch  die  breiten  Formen  und  die 
schh'chte  Anordnung  des  hinten  in  einen  ganz  kurzen  Zopf  oder  Knauf  zujsammen— 
gefaßten  und  mit  einer  kleinen,  etwas  verletzten  Stephane  (nicht  aber  »unr  mit 
einer  Taeniei-,  wie  es  im  Texte  zu  den  Denkm.  d.  a,  Knust  a.  a.  0.  heißt}  ver- 
zierten liaaros  uuh  voranlassen  werden,  bei  genauerer  Cbeilcgung  für  Hera  vi  ent- 
scheiden, von  dereu  Krsebeinung  eine  mehr  anmutbigc,  der  Würde  jedoch  niclit 
entbehrende  SchOnboit  ja  keineswegs  als  aufgeschlossen  gelten  darf. 

•     ■]   B«  Cndfä  ■.  ■,  Ü.  Nil.   ;i.  Improiite  gpniiunrio  dell"  Inst.  ccnt.  IV.  No,  aus,  ali^Ji. 
b«i  t^onomiant  n.  n.  O.  pl.  X.  Na.  I   und  in  den  Denkm.  d.  a.  KunH  U.  No.  51m. 
b)  Bei  Uades  >  ■.  O.  No   b,  &bgeb.  bei  Leiionuiut  >.  a.  O,  pl.  XI   No.  13. 
c{   Hei  Cadea  >,  >,  0.  No.  4,  abgab,  bei  Lciionn 
in  dMi  DcDkm.  d.  a.  Kund  II.  No.  54  d. 
^^■fi  B*i  Cad»  B.  «.  O.  No.  1. 


.  XI.  No,   13,   wiederholt 


6.  UTE  STATUEN  DER  HEUA.  109 


SECHSTES  CAPITEL. 

Die  Statuen  der  Hera. 

'AHotvcÜToiot  l^eoToi  Ai6?  oiSjxto*  ol  ^£  l^^vre^ 

Hom. 

Die  Kritik  der  auf  Hera  zu  beziehenden  und  nicht  zu  beziehenden  statuarischen 
Darstellangen  gehört  zu   den  Nichts  weniger  als   einfachen  und  leichten  Aufgaben 
der  Knnstmythologie.     Einmal  nämlich  ist  die   Zahl   der  unzweifelliaft  mit  Heras 
Namen  zu   belegenden  Statuen   eine  geringe,  ja  eine  sehr  geringe  und  sodann  ist 
es  nicht  leicht   aus  ihnen  und  aus  den  Darstellungen  der  Göttin  in  anderen  Arten 
Ton  Monumenten,   in   erster  Reihe   in  Reliefen   und  Münzen,    sodann  iu  Gemmen, 
Vaaen-  und  Wandgemälden  die  zur  sichern  Unterscheidung  von  Herastatuen  von 
denjenigen  mancher  anderen  weiblichen  Wesen  nöthige  Summe  von  Merkmalen  ab- 
luleiten,  Kriterien  aufzustellen,  welche  auch  da  ausreichen,  wo  es  sich  um  in  ent- 
leheidenden  Theilen  —  Kopf  und  Extremitäten   nebst  den  Attributen  —  verstüm- 
melte oder    restaurirte  Statuen    handelt  ^^).      Von    der   beträchtlichen  Anzahl  von 
46  Statuen,  welche  auf  den  Namen  »Junona  getauft  Olaracs  Mus^e  de  sculptures  "^j 
vereinigt  wird   sich   allerdings  Niemand   beirren   lassen;    über  die   Willkühr,    mit 
welcher  vielen  dieser  Statuen  eben  der  Name  der  Hera  beigelegt  ist,  hat  sich  Clarac 
Klbst  nicht  getäuscht^)  und  daß  hier  eine  große  Menge  des  Nichtzugehörigen  ein- 
gemischt sei,  ist  längst  erkannt  und  ausgesprochen   worden^).     Anderei*seits  darf 
min  aber  auch  nicht  übersehn  oder  vcr)cenneu,  daß  es  schwer,  ja  nach  dem  gegen- 
wärtigen Stand  unserer  Kritik  unmöglich  ist,  zu  sagen,  wie  viele  ursprüngliche  Hera- 
stitoen  vermöge  falscher   Restauration  einen  andern  Namen   erhalten   haben,    der 
fluten  jetzt  um  so  schwerer  abgesprochen  und   durch  den  richtigen  ersetzt  werden 
^,  je  beschränkter,  wie  gesagt,  die  Zahl  der  sicheren  statuarischen  und  auch 
^rscmsther  zu  gewinnenden  Typen  der  Göttin  ist.    Daß  es  sich  hier  um  die  boden- 
loeeste  Willktlhr  handelt,  davon  kann  man  sich  am  leichtesten  überzeugen,  wenn 
Bttn  beachtet,  daß  ein  und  derselbe  in  zahlreichen  Exemplaren  vorhandene,  sehr 
t^eitinnnte  und  sehr  bedeutende  statuarische  Typus,  auf  welchen  weiterhin  zurück- 
S^kommen  werden  soll,    durch   die  Ergänzungen  hier  zu  einer  Hera,  da  zu  einer 
I^emeter  gemacht  worden  ist  und  nun  unter  beiden  Namen  nach  Belieben  angeführt 
^').   Für  jetzt  bleibt  Nichts  übrig,  als  einerseits  im  Allgemeinen  auf  die  große 


•)  Vol.  III.  pl.  414 — 423  nebst  einigen  zerstreut  auf  anderen  Tafeln. 

b)  Yergl.  Text  Vol.  III.  p.  70  sqq.  und  die  Bemerkungen  su  vielen  einzelnen  Nummern. 

c)  Yergl.  Gerhard  in  den  Ann.  deU'  Inst,  von  183d  p.  150  und  Müller  im  Handb.  d. 
'^chaeol.  §  352  Anm.  7,  mit  positiven  Aussonderungen  ist  aber  bei  Gerhard  nur  ein  Anfang 
S^iBicht  worden  und  Müller  geht  gar  nicht  ins  Einzelne.  Yergl.  auch  noch  das  in  Anm.  G2 
Angeftihrte. 

d)  Yergl.  nur  Clarac,  a.  a.  O.  pl.  423,  749  (Capitol)  Hera,  pl.  424,  757  und  427,  764 
(^*ticanj  Demeter,  Berlins  Antike  Bildwerke  (auch  Verzeichniß  der  Bildhauerwerke)  No.  14 
^«»i  Florenz  No.  187,  abgeb.  R.  Galeria  di  Firenze  Ser.  IV.  Vol.  1.  pl.  23  Hera. 


MI) 


11.   DIK  ERHALTENEN  MOMITHCNTE. 


Menge  linr  durch  völlige  imd  zum  Tbcil  sinnloac  Willkflr  der  Brgüj 
UomoterslHtnen  gcmitchlcn  Oewaiidstdrzc ,  ferner  auf  die  als  oFortuna«  oder  auch 
»AbnndanUai  uicht  selten  mit  ähnlicher  WillkUbr  ergänztun  Bilder  und  endlich  etwa 
noch  Hilf  manche  angebliche  Museustatuc  hinzuweisen ,  am  manuiglich  su  omeuUT 
lind  genauer  Prüfung  der  einzelnen  Esemplaio  bei  Ki^gebenor  GelogOTlieit  anfzu- 
fordern  und  als  andererseits  auf  diejenigen  mit  anderen  Namen  belogton  8tatocii 
im  Einzelnen  aufmerksam  zn  machen,  deren  echte  Theilc  nacliweisbnren  UeratTpcn 
mehr  oder  weniger  genau  entsprechen  oder  bei  denen  die  jetzt  beliebte  HrgJlnzBng 
in  ihrer  lüchtigkeit  als  bezwcifelbar  und  möglicherweise  eine  wirkliche  Uera  ver- 
deckend angesprochen  worden  kann. 

Anlangend  nun  die  Typenclasaen  statuarischer  Darfitollnngen  der  Hera  wird 
man  ein  verbürgtes  sitzendes  Bild  der  Göttin  vergeblich  siiehen,  denn  grade  bd 
den  beiden  sitzenden  Statuen ,  welche  jetzt  mit  Heras  Nameu  belegt  sind ,  int  dir 
lierecbtigiing  desselben  in  liohent  Grade  problematisch.  Was  der  Denonnung  der 
Htatue  im  Museo  Ciiiaramonti  als  einer  säugenden  Uera  entgegenstellt,  ist  im 
11.  Bande  Ü.  332  f.  auseinander  gesetzt  werden,  bei  der  Statue  in  der  Sammlung 
des  Marquis  of  Lansdowno  in  London  aber')  ist  der  Ilerannme  um  su  weniger  ge- 
rechtfertigt, als,  wie  bereits  0.  Müller'')  bemerkt  hat,  der,  allerdings  einer  Hera 
anguhörige  Kopf  der  Statue  aufgesetzt  und  fremd  ist  und  der  Körper  sich  durch 
Nichts  als  derjenige  der  Güttiu  zu  erkennen  giebt''^). 

Uon  Mangel  sitzender  Herasfatuen  unter  den  auf  uns  gekommenen  Werlieu 
des  Alterthuuis  kann  man  nicht  anders  als  auffallend  nennen,  da  drei  der  bedeu- 
tendsten Vorbilder ,  nämlich  außer  der  pelykletisehen  Statue  diejenige  des  Kalti- 
tnacliuH  (oben  9.  51  f.)  und  die  mautineische  des  Praxiteles  (oben  S.  53)  die  Oüttin 
sitzend  oder  thronend  darstellten,  mehre  Mllnzt}'i)cn ,  welche  auf  statuarische  Vor- 
bilder biiiwoiseu ,  dem  enteiprechcn  und  außerdem  in  Reliefen .  auch  abgcschn  von 
denen  der  Friese  am  Parthenon  und  am  Theseion  (oben  S.  3U  f.),  dies  Schema  nicht 
gar  so  selten  vorkommt  und  sich  auch  iu  anderen  Arten  von  Kunstwerken  wiedvr- 
liült.  Möglicherweise  aber  ist  dieser  Maugel  auch  nur  scheinbar  und  bernlil  mif 
Irllmmerhaftcr  Obcrliefomng  und  auf  falscher  Ergänzung  von  Tursen,  dereu  walire 
Bedeutung  verkannt  worden  ist.  Die  verhältnißmAßig  größte  Wahrscheinliclikcit, 
daß  bei  ihr  eine  solche  falsche  Ergftnzung  stattgefundeu  habe,  liegt  vor  bei  der 
von  Gnattani,  Mon.  ined.  von  ITST  Novembre  tnv.  2  ediilen  Statue"),  welche  da- 
mals im  Paläste  Kondanini  In  Rom  war  und  uun  vei-schollen  ist.  Leider  feldt  n 
an  genauen  und  zuverlässigen  Angabeu  Über  die  muderneu  Theile  dieses  Werkes, 
Über  das  sieb  nur  bei  Winckelmauu'')  die  Nachricht  Gndel,  es  haben  ihr,  dem 
Grüße  er  auf  oungcfähr  12  Palm«  (das  wäre  mehr  als  2,50  M.)  angiobt,  btä  der 
Erwerbung  durch  den  Marcbese  liondanini  eiue  Hand,  die  Füße  und  ein  Tlicil  de» 
Gewandes  gefehlt  und  sie  sei  dem  Bildhauer  Bracci  zur  Ergänzung  tlborgeUni  wor- 
den. Den  Kopf  dagegen ,  bei  dorn  die  Augensterne  und  Pupillen  plastisoU  i 
geben  sind  und  die  zweite  Hand  betraubtet  VVinckeImnnu  als  antik.  Ja  aii  in  For 


•}  Claru,  UuB.  do  Mulpt.  pl.  42U  Ü.  No.  74h  A.,  vergl.  Text  Vol.  111.  p.  Kl. 
b)  In  Düttigm  AmnltUn  III.  S.  U\. 
dj  WinlprhoU  bei  Chrac,  Miu.  du  tculpt.  pl.  tUS  Nu.  V- 
tfi  don  Ilenkm.  i\.  n.  Kuiiat  11    Nu   sT 
ill   Hii)ifc  ab«r  die  itRunalon  tirrculaii.  KnUlrrkungPli  J   I 


6.   DIE  STATUEN  DER  HERA.  1  1  1 

der  letztem  knflpft  er  seine  Beweisfahmng  für  den  antiken  Ursprung  des  ganzen 
Werkes.  Ldder  sagt  Winekelmann  nicht,  welche  Hand  die  echte  und  welche  die 
von  Bracci  ergänzte  sei,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  aber  fehlte,  wie  ein  Blick 
auf  die  Abbildung  lehrt,  eher  die  linke,  die  jetzt  Ähren  und  Mohn  hält,  als  die 
rechte  y  deren  kurze  Fackel  übrigens  ebenfalls  wie  eine  moderne  Zuthat  aussieht, 
deren  Annahme  durch  das  was  Winekelmann  über  die  Erhaltung  der  Hand  sagt, 
nicht  ausgeschlossen  wird.  Sind  aber  die  Attribute ,  nach  denen  die  Statue  jetzt 
unter  dem  Namen  der  Demeter  geht,  modern,  so  wird  man  sagen  dürfen,  daß 
dieselbe  sich  wenigstens  eben  so  gut  als  eine  Hera,  denn  als  eine  Demeter  wird 
lassen  lassen,  ja  daß  nicht  allein  die  bei  Hera  in  späteren  Werken  gewöhnliche 
Stepllaiie,  welehe  bei  Demeter  in  sicherer  Weise  jedenfalls  nur  ganz  einzeln  nach- 
gewiesen werden  kann,  sondern  daß  femer  die  ganze  Haltung  der  Statue,  so  weit 
man  Aber  diese  nach  der  Abbildung  urteilen  kann  und  die  reiche  und  prächtige 
Oewandiing  eher  ffür  den  Namen  der  Hera,  welchem  der  Schleier  ja  nicht  entfemt 
widerspricht,  als  für  denjenigen  der  Demeter  sich  wird  geltend  machen  lassen. 
Dies  hat  auch  schon  Clärac  (a.  a.  0.)  ausgesprochen  und  Wieseler  (a.  a.  0.)  hat  die 
Unaielieriieit  des  Demetemamens  anerkannt;  zur  Entscheidung  aber  reicht  das  bis 
jetzt  TorliQgende  Material  nicht  aus^^).  * 

Die  Standbilder  der  Hera  wird  man  am  zweckmäßigsten  zunächst  in  die  beiden 
Hauptclassen,  derer  ohne  den  Schleier  und  derer  mit  demselben,  sondern.     Diese 
von  einem  rein  künstlerischen  Merkmal  hergenommene  Eintheilung  ist  weniger  äußer- 
üch,  als  sie  auf  den  ersten  Blick  scheinen  kann,  da  einerseits  sachlich  der  Schleier 
ein  für  die  Auffassung  der  Göttin  keineswegs  gleichgiltigos  Attribut  ist,  wenngleich 
WUT  bisher  nicht  im  Stande  sind,  seine  Bedeutung  in  jedem  Falle  bestimmt  anzu- 
geben und  da  andererseits  in  der  kunstgeschichtlichcn  Entwickelung  der  Heragestalt 
die  Beibehaltung  oder  Beseitigung  des  Schleiers  ihre  Rolle  gespielt  hat.    Was  aber 
£e  künstlerische  Erscheinung  der  Statuen  anlangt,  kann  es  keinem  Zweifel  unter- 
legen, daß  die  Hinzufügung  oder  Hinwcglassung  des  in  liede  stehenden  attribu- 
tiven Gewandstückes  den  am  meisten  in  die  Augen  fallenden  Unterschied  ausmacht. 

Erste  Classe. 
Herastatuen  ohne  Schleier. 

Wenn  0.  Müller^)  sagt,  von  Statuen  der  Hera  sei  keine  der  allervorzüglichsten 
^iludten,  so  könnte  ein  Widersprach  gegen  dies  Urteil  leicht  auf  einen  Streit  um 
Worte  hinanslaufen,  in  sofem  der  Begriff  des  Allervorzüglichsten  relativ  genannt 
weiden  muß.  Wenn  man  aber  auch  zugeben  mag,  daß  Visconti  das  ungemessene 
^1  mit  welchem  er  im  Museo  Pio-Clementino  ^)  die  ehemals  Barberinische  Statue 
ttderBotunde  des  Vatican  überschüttete,  später^)  mit  Recht  wenigstens  einiger- 
^^^  eingeschränkt  hat,  so  wird  doch  nicht  nur  diese  Statue  unter  den  auf  uns 
gekommenen  weiblichen  Gewandstatuen  stets  einen  sehr  ehrenvollen  Platz  behaupten, 
^^  es  werden  ihr  ganz  besonders  diejenigen  Bilder,  welche  hier  als 


a)  Im  Handbuch  §  352.  Anm.  7. 

t))  Vol.  I.  zu  tev.  2. 

^i  Opere  varie  U.  p.  426. 


112  11.   DIR  KKIIALTENKK  HONHUKNTK.  ^^^^^^^^H 

erste  Reihe  "^^^^^^ 

zusauineugeordnet  siud.  aii  aiisgez »ich neter  Stelle  nnd  nls  hervorrageude  Arbeiten 
des  antiken  MeiCelB  beizugesellen  uein.  Allerdings  könnte  ein  ZweiTel  an  ibriT  Be- 
dcutmig  p;erecbtfertigt  craclieiiieu.  Denn  weuu  Friederiehii 'j  die  sogleich  uiit«r 
No.  I  naher  zu  befiprechende  ephesiache  Statue  °da^  schünttte  Exemplar  eines  oft 
wiederliolteu  Junotj-piis"  nennt,  ao  ist  dies  grade  so  irrthllmlirli .  »Is  wenn  er 
hiosufllgt.  °der  Kopf  trug,  wie  aus  den  besser  erhaltenen  Wiederholungen  hervor- 
geht, eine  Stimkrone,  wodurch  die  Beziehung  der  Figur  auf  Jnno  vollends  ge- 
sichert ist'.  Kb  giebt  nämlich  nur  drei  Wjederholnngeu  dieses  Typus,  ja  streng 
genommen  nur  zwei,  da  schon  So.  3  etwas  abweicht  und  von  diesen  ist  keiue  besser 
erhalten,  als  der  Torau  von  Bphesos ,  da  die  scheinbai'e  Vollstlindigkeit  von  No.  2 
und  3  nuf  Ergänzungen  beruht.  Ein  nuumstdßliuher  Beweis  aUo,  daß  diese  Statnen 
Hera  darstellen ,  fehlt  uns ;  atleiu  einerseits  erscheinen  dieselben  iu  ihren  echteu 
Theileu  ao  vollkommen  geeignet,  diese  üi'ittiu  nud  nur  sie  darzustellen,  andererseits 
siehn  sie  den  unbez  weifet  baren  Herastatuou  der  zweiten  Heihe  ao  nalie.  dafl  man 
ihnen  gewiß  mit  lieclit  auch  fortan  den  Namen  lassen  wird .  unter  dem  man  sir 
bisher  gekannt  hat.  ja  daß  man  ihnen  denselben  auch  dann  nicht  wird  abspreclim 
dürfen,  wenn  etwa  einmal  ein  dem  Haupttypus  ganz  eulapierhendefi  Exemplar  mit 
einem  Uim  sicher  gehörenden  Portrfitkopfe  zum  Voreehetu  kommen  sollte,  was  ja 
möglich  wSre^).  Denn  anch  in  diesem  Falle  wflido  man  sagen  mllssen.  daß  es  sich 
um  Sidits,  als  um  die  Übertragung  des  fflr  die  GiHtiu  erfundenen  Tyiius  auf  niensch- 
liehe  Individuen  handelt.     Die  bisher  bekannten  Wiederholungen  sind  : 

No.  1.  Torso  aus  Ephesos  im  Museum  der  Kunstakademie  in  Wien'K  Siehe 
im  Atlas  auf  Taf.  X.  E;^^  fehlt :  der  Kopf  mit  dem  Halse ,  der  rechte  Arm  vom 
Austritt  ans  dem  Ärmel  des  Chiton,  die  liuke  Ilaud  vom  Austrill  aus  den  Falten 
der  Gewandung  au;  in  den  Falten  des  Hiroation  ist  Einiges  veratuBen  und  gebruchcn. 

No.  2.  aus  Furuesischcm  Besitz  im  Musoo  Nazionale  zu  Neaiwl-').  jetzt  mit 
No.  136  bezeichnet  im  a,  g.  Zimmer  der  Flora  Famesc.  Siebe  im  Atlas  nuf  T»f.  X. 

No.  :i.  aus  Otricoli  im  Vatican ,  Galeriu  dellc  slatuc  No.  268").  Sictha  in 
Atlas  auf  Taf.  X.f) 

Ol   ItauiWine  No.  431. 

li)  So  ist  i.  B.  die  •Doniil.iiU.  luil  niifgeBElztcm  Kopfe,  realauritl  als  UyKtcia  im.»«ic«iL 
Museum,  abgeb.  Mus.  Pio-Clem.  111.  b,  ClnTiic,  Mus.  de  Bculpt.  Vol.  V.  pl.  1>4ii  No.  2|Uj  dem 
Typui  noclk  ziemlich  nahe  Tervondt. 

c;  Vcrt;!.  Tubingcr  KunatbUtt  von  IS.'IB  No  35  S.  1117  ,  Welcker,  Akid.  Kuiuimiu.  In 
Bonn.  2.  Aufl.  S.  SS,  Fticdcrichi,  Bauaceine  No.  4:i4.    Unedici. 

d)  Gurbnrd  u,  ranufka.  Neapels  ant.  Bildwerke  S.  3b  No.  luü,  Finoti,  11  rcf;*!  Mumo 
lloibonitio  deirritlo  t,  p.  215  Nu.  MU,   abgel>.  Mus.  Borbon.  Vol.  11.  tav.  fil,  Braun,  Vortchnle 

der  KuiiMmfthol.  Taf.  20,  Clarsu,  Mm.  de  iculpt,  pl.  i\i  No.  723  B.    Ergiinxt  Ut  der  Kopf , 

WM  in  Neap.  uiit.  Ilildw.  >!■  UTeifelhnfl  hingestellt  und  von  Finatt  verachwiegen  wird,  d«^^ 
rechte  Atm  v.im  halben  Oborotm  au»,  die  linke  Schulter,  die  linke  Hand  mit  den  Ton  i^i^^ 
gehaltenen  Theilen  der  (lewandung,  die  Zehen  beider  Fülki  außerdem  Ut  Einige«  aber  Uiw  m 
weMnilichei  geflickt. 

e)  Bewslireibong  llonui  II.  ii.  S.  IG9  No  21,  nbgeh.  Uua.  Pio>Clemcnt.  II.  Uv.  30,  «iedc^aal 
holt  b.  Clajac  «.  a.  O.  pl.  114  No.  Tib.  Der  Kopf  von  grocchetto  dUro  geliArt  nicht  t^K^tt 
älaUie,  timdcm  Ut,  wie  auch  schon  Visconti  a.  a.  O.  anerkennt,  uniweifdhaft  der  ti>fc-'VI 
Aphinditc.  modern  U[  der  ganiie  rcoliie  Arm  mit  der  genand bedeckten  3<halt(T  und  i^RJ» 
linke  lUnd  nebal  dem  nuf  dem  Vorderarme  liegenden  4]le«anditackc. 

t   Hfigliiher  Weise   liegt   ein   Tietle».   mit  No.  1   u   3  genaue^   als  mit   No.  3  abere-%n* 


6.  DIK  STATUEN  D£E  IIEBA.  113 

Gemeinsam  ist  diesen  Statuen  zunächst  der  Stand  auf  dem  vortretenden  linken 
Fuße  mit  etwas  zurückstehendem  rechten  Spielbein ,  die  Erhebung  des  rechten, 
ohne  Zweifel  auf  ein  Scepter  gestützt  gewesenen  Armes  und  der  gesenkte  linke 
Arm,  dessen  Hand,  wie  sie  in  No.  3  auch  restaurirt  ist,  wohl  mit  einer  Schale 
mäßig  vorgestreckt  gewesen  sein  wird.  Ferner  die  Bekleidung  mit  einem  geärmelten 
Chiton  von  dünnem  und  leichtem  Stoffe,  welcher  das  Nackte  mehr  oder  weniger 
deutlich  durchscheinen  läflt,  auf  der  Brust  ein  Hauptmotiv  durch  eine  Spannung 
von  Busen  zu  Busen  zeigt  und  bei  No.  1  und  2  in  reichlichen  und  tiefen  Falten 
unterhalb  des  Himations  wieder  sichtbar  wird.  Über  diesem  Chiton  liegt  ein  Himation 
von  schwererem  aber  weicherem  Stoffe,  welches  von  der  linken  Schulter  und  dem 
linken  Arm  aus,  um  den  es  geschlungen  ist,  rechts,  den  Oberkörper  frei  lassend, 
henungenommen  ist  und,  an  Seiner  obern  Kante  in  einen  reichlichen  Wulst  gedreht, 
wiederum  unter  den  linken  Arm  geht,  von  dem  es  mit  ungezwungenem  Drucke 
g^en  den  Körper  gehalten  wird,  dessen  untern  Theil  es  in  breiter  Masse  und  in 
Ungen  Falten  überzieht.  Gemeinsam  ist  No.  1  und  2  auch  eine,  bei  No.  3  etwas 
modificirte,  feste  und  imposante,  aber  Nichts  weniger  als  prahlerische,  in  der  That 
der  Götterkönigin  aufs  beste  angemessene  Haltung,  voll  Würde  ohne  Steifheit  und 
voll  Schwung  ohne  zu. große  Beweglichkeit  und  ein  edler,  schlanker  und  dennoch 
in  matronaler  Fülle,  jedoch  ohne  Üppigkeit  prangender  Körper. 

Was  aber  die  drei  Statuen  im  Einzelnen  angeht,  ist  schon  im  Kunstblatt  a.  a.  0. 
darauf  hingewiesen,  wie  sehr  das  Interesse   des  ephesischen  Torso  in  Wien  No.  1 
durch  seinen  Fundort  wachse,  in  sofern  bekanntlich  Kleinasien  eine  reiche  Pflanz- 
stätte der  griechischen  Kunst  der  besten  Perioden,   insbesondere  aber  der  Jüngern 
attischen  Schule  gewesen  ist.    Und  in  der  That  dürfte  kaum  etwas  Entscheidendes 
im  Wege  stehn,  in^  diesem  Torso  ein  Werk  griechischen  Meißels   aus   der  Periode 
zu  erkennen,  welche  in  Kleinasicn  durch  die  um  die  Häupter  der  jungem  attischen 
Schule  gruppirten  Künstler  so  zahlreiche  und  bedeutende  Monumente  cntstehn  sali. 
Ein  früheres  Datum  als  dieses,  auf  welches  auch  Friederichs  a.  a.  0. ,  der  Einzige, 
welcher  sich  neuerdings  über  dies  Denkmal  ausgesprochen  hat,  hinweist,  wird  man 
ihm  nach  der*  etwas  raffinirten  Behandlung  des  dünnen  Stoffes  des  Chiton  und  der 
Art,  wie  durcli  diesen  das  Nackte  hindurchwirkt,  nicht  anweisen  können,  während 
andererseits  die  ernste  und  strenge  Behandlung  theils  der  Falten  am  untern  Ende 
dieses  Uutergewandes ,  theils   und   insbesondere  des  Himation  mit  seinen  einfachen 
und  sachlich   begründeten ,    nicht   blos  nach  künstlerischer  Füglichkeit  erfundenen 
Motiven,  seinen  breiten  Flächen  und  seinen  scharfen  und  doch  nicht  hai*ten  Falten, 
während  diese  Behandlung   in  ihrer  Gesammtheit   ehier  wesentlich  spätem  Periode 
der  Kunstgeschichte   kaum   zugetraut  werden  kann.     Ob  wir  freilich  in  der  ephe- 
^en  Statue  das  Original  dieser  Erfindung  besitzen,  ist  deshalb  zweifelhaft,  weil 
mm  geneigt  sein  wird  anzunehmen,  daß  dieses  Original  nach  Kom  gekommen  und 
dort  das  Vorbild  der  rchnischen  Nachbildungen  geworden  sei.    Eine  solche,  mit  dem 
Sneehischen  Exemplar  in  den   echten  Theilen   fast  genau   übereinstimmende,  aber 
•öit  allen  Zeichen   römischer  Entstehung  in   einer  jungem   Zeit  behaftete  Wieder- 
Mang  dieses  Typus  besitzen  wir  in  der  Famesischen  Statue  in  Neapel  No.  2,  bei 


stimmendes  Exemplar   vor   in  der  von  Clarac,  a.  a.  O.  Vol.  V.  pl.  i)78  B.  No.  2524  E.  als  in 
»Rome,  Palai«  Altemps«  befindlich  mitgethciltcn  Statue  mit  aufgesetztem  Kopfe. 
Orerbeck,  KaoRimyihologie.   111.  ^ 


114 


II    DtK  EBIULTEHKK  HOmmEHTE. 


weli'lii^r  iiuiiK-iitlidi  (Ina  rarünirk-  Motiv  des  ilUtiiicu  Gowaudi^»  uur  der  llnist  iiiiil 
lies  Uurclihchciiicns  <ieit  Nncktoii  in  einer  Weise  einerseits  gesteigert,  audi-rcrwits 
Irucken  vot^tragen  erscheint,  welche  die  Keuschbeit  und  wsrme  Empfindung  der 
Nxtur  b(^i  dem  grioclii seilen  I*RraIleltnuniiment  in  das  hellato  Licht  eu  setzen  geeignet 
ist.  Daatielbc  gilt  von  der  dnrcliwog  geistlosem  Beluindlung  des  HinMtiun  mit  aeini'ii 
Annlieher  niigelegteii  und  nieclianiseiior  durchgeführten  Faltunmvtiven.  wShrcnd  aller- 
dings dte  den  Geanmniteindrnck  der  Statue  beeinträchtigende  gaiu  leere  und  kleiii- 
liclie  Krfiudung  des, von  einer  pliiinpeu  linken  Hand  gehaltenen  Qewandendeo  und 
Alles  wae  an  dieser  Gewandpartie  unverstandeu  ist.  lediglieh  anf  Kochiinng  des 
mwleriu'n  liest Jiuratnrs  gesetzt  werden  muß. 

Uer  in  diesen  beiden  Statnen  in  allem  Wesentlichen  vollkommen  llbcreinslJm' 
niende  Typus  wiederholt  sich,  etwas,  nnd  zwar  nicht  zn  seinem  V'ortheile  luodiüeirt 
in  der  vattcanischen  Statue  Ne.  3.  deren  flrnndeharakter  allerdings  ebenfalls  schön 
nnd  edel  ist,  nur  daß  dem  Kilrper  Hlwas  von  der  ninti'onalen  Flllle  und  GrOQp  der 
Formen,  namentlich  der  o|i]iusi3chcii  Statue  and  der  Haltung.  ICtwas  von  der  ein- 
fachen Itulie  nnd  Würde  der  beid«<n  Übereinstimmenden  Statn<'n  abgeht ,  welelu-r 
letaten-  Umstand  einerseits  durch  eine  stärkere  Biegung  des  zurltekstohenden  Spiel- 
beiuH,  Hndereraeils  durch  eine  in  Folge  dessen  und  dos  ausschließlichen  Kuhenii 
auf  dein  Standbeine  starker  hervortretende  Neigung  des  Beckens  bedingt  ist.  Es 
ist.  als  ob  die  Osttiu  in  einem  grüBem  S<^ritt  innegehalten  hittto.  ein  Muti\'.  welches 
ja  an  und  ftlr  sieh  keinem  Tadel  unterliegen  kann,  welches  aber  den  Begriff  vhen 
dieser  Gfiftin  nicht  so  gut  erillllt,  wie  ein  fester  nnd  niliiger  Stand.  Von  der  Ge- 
wandung stimmt  der  den  Oberkirper  bedeckende  dfinne  (Chiton,  wcIeJier  hier  dnrch 
eine  grolle  Spange  auf  der  rechten  Schulter  zusammengehalten  wird  mit  demjenigen 
der  beiden  anderen  Statnen  im  Wesentlichen  llberein  nnd  ist  feiner  und  lebensvoller 
h<.-handelt.  als  liei  No.  2,  anCh  das  Iliraation  ist  in  der  I!aa]>tsache  ähnlich  geordnet, 
nur  daß  ans  dem  von  rechts  nacli  dem  linken  Ellenbogen  aufsteigenden  gewundenen 
Stfluke  sich  der  ubcre  Saum  lusgcmacht  hat  und  in  einer  eigenen  Platte  bis  auf 
den  halben  Überscbenkcl  herabhangt,  daß  ferner  die  Faltung  zwischen  den  Beinen 
weit  tiefer  eingreift  und,  nielit  eben  neliün,  die  bei  den  beiden  anderen  Statuen  in 
breiten  Flüchen  wirkende  Masse  dc-s  Gewandes  in  zwei  Stllc;kc  schneidet  und  end- 
lich, daß  an  der  linken  Seite  von  dem  das  Gewand  andrückenden  Arm  eine  »ehr 
bedeutende,  aber  kanm  recht  verstandene  und  nicht  eben  gefällig  wirkende  Falten- 
masse herabßlllt.  Auch  daß  der  Contrast  dos  unter  den  Flachen  des  HLnalion  in 
scharfen  Falten  wieder  hei-vortretcnden  (!hitonendes  hier  aufgegeben  ist.  wirkt  nrehl 
günstig.  Nichts  desto  weniger  verdient  die  Statue  in  manchen  StUeken  »Is  ein 
unvcrAchtlichc»  Werk  anerkannt  zu  wcnlen  und  es  liegt  kein  Gmnd  vur,  ihr,  wozu 
etwn  der  ihr  anfgesetzte  Kopf  tliells  an  siel),  theils  durch  seine  Wendung  uiu]  die- 
jenige dos  Halses  verfuhren  könnte,  den  Namen  der  Hera  streitig  zn  machen  oder 
abzusprechen. 

Wie  sehen  oben  hervergehiiheii  wurde,  stehn  diesen  Stiltuen  diejenigen 
zweiten  Keihe 
flchr   nahe,  diejenigen  »flmlich,   welche   Mchon    früher   (S.  &ti)   als  nnf  ein 
sainen  Vorbild    zurDekgehend   xiiüaumiengeslelll    und    in    üirei'  wahr«cheinlidiuu  Bi- 
deutung   gewürdigt    worden   sind.      Der  Chersieht  w<^en    mag  hier 
ttieiliTholt   werden. 


lu]  die- 

en  oierl 

gonwm-        I 


6.  DIE  STATUEN  DEB  HEBA.  115 

No.  4.  aus  Barberinischem  Besitz  in  der  Rotunde  des  Vaticau  s.  oben  S.  56 
No.  1  und  im  Atlas  auf  Taf.  X. 

No.  5.  aus  ostiensischen  Funden  im  Brnccio  uuovo  des  Vatican,  s.  das.  No.  2 
und  Fig.  5.  a. 

No.  ö.  ans  den  Ii^inden  von  Monte  Calvi  in  der  Villa  Borgliese  s.  das.  No.  3 
und  Fig.  5.  b. 

No.  7.  im  Salone  des  capitolinischen  Museums,  mit  Porträtkopfe,  s.  das.  No.  4 
und  Kg.  5.  c») 

Die  nahe  Verwandtschaft  dieser  Statuen  mit  denen  der  ersten  Reihe  wird 
aamentlkdi  bei  einem  Blick  auf  die  Zusammenstellung  auf  der  X.  Tafel  des  Atlas 
in  die  Augen  ^[Mingon  und  es  ist  daher  ihre  Nachweisung  im  Einzelnen  beinahe 
fiberflflssig.  Obereinstimmend  oder  nahezu  übereinstimmend  sind  Stand  und  Haltung 
und  Gliedeiiage  im  Allgemeinen,  nicht  weniger  die  Bekleidung  mit  dem  dünnen 
(Jhiton  und  dem  unterwärts  umgenommenen  weitfaltigen  Ilimation,  nur  daß  der 
erstcre  ber  den  Statuen  der  ersten  Reihe  die  Brust  ganz  bedeckt  und  bei  denen  der 
zweiten  die  rechte  obere  Brust  enthüllt,  außerdem  ärmellos  ist  und  noch  von  dem 
Naekteo  unter  der  Achselhöhe  ein  kleines  Stück  sehn  läßt  und  daß  aus  dem  um 
die  Mitte  des  Leibes  genommenen  Wulste  des  Himation  sich  bei  den  Statuen  der 
zweiten  Reike,  ähnlich  wie  bei  der  otricolanischen  No.  3  ein  großer,  bis  gegen  die 
Knie  herabhangender  Zipfel  entwickelt,  wodurch  die  Mannigfaltigkeit  der  ohnehin 
bei  den  Statuen  der  zweiten  Reihe  weniger  einfach  als  besonders  bei  No.  1  und 
dann  bei  No.  2  g^rdneten  Drapirung  noch  vermehrt  wird.  Über  die  einzelnen 
Exemplare  nur  noch  wenige  Bemerkungen. 

Die  Barberinische  Statue  im  Vatican  wird  von  Visconti  namentlich  im  Museo 
Pio-Olementino  und  auch  noch  in  dem  spätem  Aufsatz  in  den  Opere  varie  II.  p.  246, 
wenngleich  hier  mit  etwas  weniger  lautem  Enthusiasmus  gelobt,  ja  mit  den  Giebel- 
ätatuen  vom  Parthenon  verglichen.    Von  einem  so  weit  hinaufreichenden  Datum  des 
dieser  Statue  zum  Grunde  liegenden  Originales  kann  nun  freilich  gewiß  nicht  die 
Rede  sein,  während  sich  die  schon  oben  aus  sachlichen  Gründen  für  dasselbe  an- 
genommene Entstehungszeit  auch  stilistisch  wohl  wird  rechtfertigen  lasseb.    Es  ge- 
nüge mit  Bezugnahme  auf  das  über   den  ephesischen  Torso  No.  1  Bemerkte  hier 
wf  die  ganz  übereinstimmende  Behandlung   des  dünnetoffigen  Chiton  und  des  voA 
ihm  bedeckten  Nackten   und   daneben  auf  die  bei  allem  Reichthum  wohl  verstan- 
dene luid    streng    durchgeführte    Faltenbehandlung    des    Himation    und    was   das 
l^^re  Oewuid  anlangt  noch  auf  einen  besondem  Umstand,  hinzuweisen ,  auf  den 
g^bimpten  oder  in  ganz   feine  Falten  gebrochenen  Saum  nämlich  (der  Sahlkante 
oder  Selbkante   des   Stoffes) ,   welcher    besonders  an  der  rechten  Seite  des  Vom 
henbhaiigenden  Zipfels  und  an  der  Kante  der  unter  dem  linken  Arm  herabgehen- 
den  Theile  sichtbar  wird.     Denn  diese  kleine  Eigenthümlichkeit ,  welche  zuerst  an 
denQewindem  der  Parthenonfiguren,  besonders  im  Friese,  bemerkt  wurde  **),  wieder- 
^  sich  an  der  s.  g.  Leukothea,  richtiger  der  Eirene  mit  dem  Plutoskind  in  der 


&)  VieUeicht  gehört  auch  noch  die  sehr  zusammengestückte  Oiustinianische  Statue  bei 
^Unc,  litis,  de  Bculpt.  pl.  427  No.  706  in  diese  Reihe ,  von  der  sie  sich  jedoch  durch  die 
^^örtung  des  Chiton  unterscheidet. 

b)  S.  Michaelis,  Der  Parthenon  S,  227. 


116 


11 


IK  KEIHAI.TBNEN  MONUMKNTI 


mlliicIiL'iK'i'  (Jliptothi'k").  wclcho  auf  ein  Voibild  von  Puixitt^t-s  Vater,  Repliisoitdliis 
il.  B.  ziiiHokgt-bt,  und  ist  bisher  uiir  an  attiHvhen  Moiiumenlen  bekannt  gewurtleii 
Wenn  diosu  KigenthQinliclikuit  gc  wöhiiliuk  nls  »in  Kennzeichen  der  phidias'äclK'ii 
Periode  der  Kiiiistwurke  iingeüprochou  wird,  ao  dürfte  schon  die  Eirene  zeigen, 
ditli  iniui  einen  »olidieu  chronult^iBclien  Anitatz  nur  im  weitern  Wiirtverstande  »n- 
nehmen  kann,  da  KeithittudotOH  zu  den  Meistern  geliOrt,  welche  von  der  Periode 
des  I'liidiaB  sn  der  der  Jüngern  nttischen  Schule  den  Übergang  bilden,  so  diiU  us 
nun  nieht  mehr  Wunder  nehmen  darf,  dem  bezeichneten  Merkmal  auch  in  einem 
Meiinmeiite  zu  begeben,  welches  in  mancher  Beziehung,  namentlich  in  der  Ilnltnng 
des  reehteu  Armes  nnd  in  der  Art  nnd  dem  Grade  der  lintblößung  der  Partie  unter 
demselben,  nunallend  an  die  Birene  erinnernd,  möglieh erweise  wenigslenä,  auf  ein 
Vorbild  von  IVaKilelex  ziirnckzunihrcn  ist.  Sei  dem  aber  wie  immer  man  annehmen 
mag,  an  der  hohen  Vorlrefflichkeit  dieses  ^■orbildea  kann  man  nieht  zweifeln,  wenn- 
gleich man  wird  cingestohn  mflssnn ,  daß  das  vaticanisehe  Naclibild  nicht  auf  der 
liAchatcn  llOhc  der  Knnstvullendung  »teht,  wie  das  auch  E.  Brann**)  in  einer  fast 
darehweg  gerechten  nnd  wiihl  abgewogenen  Beurteilung  bereits  hervorgehoben  hat. 
Es  verdient  beuierkt  zu  werden,  daß  die  Statue  in  der  etwas  vun  ihrer  reehten 
Seite  her  aufgenommenen  Ansicht,  in  welcher  sie  die  Zeiohnimg  im  Atltu  dardelll, 
entschieden  um  gfhisligsteii  wirkt,  während  ihre  Haltung  in  der  graden  Vorder- 
anaicht  und  noch  mehr  in  der  halben  Seiteimnsichl  von  der  linken  Seite  her  einen 
leichten  Mangel  an  t'estigkeit,  etwas  Vorgebeugtes  oder  Vorhant;etides  hat.  welches 
wesentlicli  von  der  Linicnfotge  der  Cewandnng  Abhangt  nnd  eben  dnrcii  iliese  Linim- 
folge  in  der  Ansicht  von  rechte)  lier,  wu  sich  sehjine  Contraste  bieten ,  dem  gewiß 
beabsichtigten  Ansdruek  eines  mililen  Neigens  Platz  macht.  Von  dem  Kopfe  dieser 
Statue  ist  im  IV.  Cniüte!  unter  Nu.  11   ira  Kinnolnen  gesprochen  worden 

Die  (Ibereinstini mutig  der  StAtue  No.  5  würde  noch  mehr,  als  sie  es  auch  so 
thnt,  hervortreten,  wenn  ihr  Oesammtoin druck  durch  die  Ergänzungen  (Kopf  und 
Arme)  weniger  verändert  wäre,  denn  sie  ist  in  der  That  eine  bis  auf  die  nieht 
blos  der  Krgnuznng  zuzuschreibendo  niedrigere  AnfstiitZung  des  rechten  Armes  und 
eine  schlichtere  und  weniger  in'a  Einzelne  geheiulc  Behandlung  der  (.lewiutdnn^ 
genaue  |{e|dik  der  großem  Statue  von  ilbrigontt  nur  mflßigem  Knnstwerthe.  Beson- 
ders sind  dir  Proportionen  nicht  glllcklicli  zu  nennen,  indem  der  ObcrkOrpor  Iw 
trilcbtlicti  zn  stark  [lbei'wie(;l  und  die  Beine  ihm  gegcnllber  zu  kurz  gerathen  »iml. 
aa  daß  Urust  und  I^eib,  gnnx  besonders  in  halber  Seitenansicht  von  rechts  lier, 
[ilnmp  und  l.iateiid  aussetm  Uer  Ausscbntt  der  Kfiße  ist  etwas  großer  nls  bei 
der  Barberiniaeheu  Statue  nnd  dadurch  wird  eine  größere  Tiefe  der  Fallen  im 
llinintion,  welche  swischen  den  Beinen  hinauflaufen,  bewirkt,  ohne  daß  jedoch  der 
Stftnd  die  gering^-re  Festigkeit  desjenigen  der  otricolaner  Statne  Nu.  ^  und  da* 
Uewand  da»  Zertlieilte  dessen  bei   dieser  Statne  bekäme. 

über  die  Statuen  No.  ü  und  Nu.  7  ist  im  Einzelnen  Nichts  zu  bemerken ,  da 
auf  den  strengen  Charakter  des  Kopfes  der  erstem  Statue  schon  oben  S.  S3  auf- 
merksam gemacht  ist  und  da  die  sehr  starken   ErgiluKUnKen  derHelben,   welche  da* 


II)   Vi-ntl,  Htiiiiii.   llh.  • 

>1»  <ilrpinUick  3  Aud   ».  I 

b)   Kuinpti  und  Muirc 


n  dfT  BnchiMtang 


6.  DIE  STATUEN  DER  HERA.  117 

von  £.  BrauB*)  Angeführte  weit  übersteigen,    ebenfalls  schon  (Ö.  56  Note  d)  an- 
g^ebcn  sind. 

Eine  dritte,  nnd  zwar  ziemlich  zalilreiche  Reihe  von  dem  Typus  nach  unbe- 
dingt zusammengehörigen  Statuen,  welche  schon  oben  beiläufig  erwähnt  wurden^), 
ist  in  ihrer  Bedeutung  durchaus  streitig.  Nicht  allein  sind  ihrer  einige  als  Hera, 
andere  als  Demeter  ergänzt  und  von  namhaften  Gelehrten  zum  Theil  unter  jenem, 
zum  Theil  unter  diesem  Namen  behandelt  worden,  sondern  es  ist  überdies  von 
Visccmti^)  fftr  eine  derselben  (Note  b.  No.  2)  der  Name  einer  Muse  (Euterpe)  in 
Votschlag  gebracht  und  ftlr  eine  andere  (das.  No.  S)  von  Hühner  a.  a.  0.  adoptirt 
worden.  Allein  dieser  Deutung  stehn  doch  die  ernstesten  Bedenken  entgegen,  auf 
welche  später  näher  zurückgekommen  werden  soll.  Hier  möge  es  genügen,  hervor- 
zuheben, dafi  erstens  die  Stellung  und  Haltung  dieser  Statuen  in  ihrer  Gesammtheit 
aufgefaßt,  nicht  etwa  nur,  wie  Clarac^)  meinte,  die  Erhebung  des,  freilich  wohl 
immer  ergänzten,  aber  richtig  ergänzten  linken  Armes,  sich  kaum  mit  der  Erklä- 
rung derselben  als  Musen  verträgt  und  daß  sie  zweitens,  wenigstens  so  weit  ich 
sie  im  Originale  kenne,  von  dem  ausgesprochensten  matroualen  Charakter  sind, 
eüiem  Charakter,  welcher  Musen  gewiß  nicht  zukommt.  Für  Hera  dagegen  würde 
derselbe  allerdings  vollkommen  passend  erscheinen;  es  sind  aber  andere  Gründe 
vorhanden,  welche  ihres  Ortes  entwickelt  werden  sollen,  nach  denen  es  wahrschein- 
lieh  ist,  daß  es  sich  in  diesen  Statuen  um  einen,  und  zwar  um  einen  sehr  schönen 
und  charakteristischen  Demetertypus  handelt.  Und  somit  bleibt  an  diesem  Orte 
Nichts  übrig,  als  den  Namen  der  Hera  für  diese  Statuen  abzulehnen. 

Hiermit  ist  aber  zugleich  bereits  die  Grenze  erreicht,  welche  die  mit  Sicherheit 
auf  Hera  beziehbaren  Gestalten  einschließt,  sofern  von  den  mit  dem  Schleier  ver- 
sehenen Darstellungen  abgesehn  wird.  Immerhin  aber  bleibt  neben  solchen  Statuen, 
die  ans  bestimmten  Gründen  als  Hera  falsch ^>'^)  und  solchen,  'die  nach  Willkühr 
oder  ohne  ansreichendeft  Grund  mit  ihrem  Namen  benannt  sind^*^),  ein  Rest,  für 
welchen  die  Deutung  auf  Hera  möglich,  sogar  vielleicht  nicht  unwahrscheinlich  und 
wenigstens  durch  Gründe  und  Analogien  aus  anderen  Gattungen  von  Kunstwerken 
unterst&tzbar  erscheint.     Dahin  gehören  : 

•)  Hon.  ed  Ann.  dcll*  Inst,  von  1855.  p.  4S. 

b)  Die  mir  bekannten  Exemplare  sind  die  folgenden: 

1.  im  capitolinischen  Museum,  Mus.  Capitol.  III.  tav.  0,  Cluruc  Blus.  de  sculpt. 
pl.  423  No.  749, 

2.  im  yatieanischen  Museum  (Hotunde),  Mus.  Pio-C'lcm.  II.  tiiv.  27,  Clarac  a.  a.  O, 
pl.  427  No.  764, 

3.  daselbst,  Mus.  Pio-Clem.  HI.  tav.  20,  Clarac  a.  a.  O.  pl.  424  No.  757, 

4.  daselbst  im  Braccio  nuovo  No.  71,  Mus.  Chiaram.  II.  tav.  15  unter  dem  Namen 
»La  Clcmenza«,  durch  Restaurationen  viel  stärker  veräjidert,  als  im  Text  ange> 
geben  wird, 

5.  in  Florenz,  Oallerie  der  Uffizion  No.  1^7, 

6.  daselbst  im  Giardino  Boboli  hinter  dem  Palazzo  Pitti, 

7.  in  Berlin,  Gerhard,  Berlins  ant.  Bildwerke  No.  14, 

S.  in  Madrid,  Hühner,  Die  nnt.  Bildwerke   in  Madrid  und  Spanien  No.  42,  (/larac 

a.  a.  O.  pl.  410  F.  No.  740  C, 
9.  in  Villa   Albani   in   der  runden  Vorhalle   des   Caföhaiiscs   auf    der   4.  Säule,    in 

der  Beschreib.  Koms  nicht  sicher  zu  idcntiüciren. 

c)  Opere  varie  II.  p.  182. 

d)  Mus.  de  sculpt.  Text  Vol.  III.  p.  110. 


i 


II«; 


n. 


E  EUIIALTENE] 


A    (iiiie  SUliic  dvr  änmoihiiig  Torlonin")  iinil 

U.  eine  dieser  naliozii  entepreoliendo  GiuätinmmHdiu  *') ,   vidleiclit  auch 

C.  »ine  cbeiifitUs  GinstinlaniBcbe"}. 

Sehn  wir  hier  gane  voii  den  z.  Th.  nngcbiioh  anükon  atxir  nicht  zu  den 
Statui'H  gchörcmdcii  z-  Th.  modemeu  Köprou  ab,  »>  bietet  «eh  als  Analogie  für  iU'd 
KSrpor  und  seine  Uekleidimg  am  nächsten  die  Jmin  Pronnbn  des  Sarltophagg  in 
der  8al«  delle  Muse  im  Vatiean''),  welche  in  ganzer  Geatoit  zwischen  den  Ver- 
lobten siebtbar  ist  ond  weiter  mehr  als  ein  anderes  äarkophagrelicf  mit  der  HiX'b- 
zeitssccQo"),  wo  die  Göttin  zwischen  den  Verlobten  allerdings  .nur  zum  kleinen 
Theile  sichtbar  ist,  wo  man  aber  bemerken  kann,  daß  sie,  wie  in  den  ätatuen. 
mit  dem  bloßen  ärmellosen  Chiton  bekleidet  ist,  wolcher  die  Arme  mit  den  öchultcm 
blos  orocheinen  lässt  Ein  Beweis  fitr  die  Bedeutung  der  Statuen  wird  allerdings 
durch  diese  Analogien  nicht  geführt,  sondern  nur  die  Mögliehkeit  gezeigt,  daß  sie 
richtig  benannt  seien. 

Ftlr  einen  zweiten  Typus,  welcher  in 

D.  einer  Terrncottsstatiie  aus  Pompeji  im  Museo  Nazionale  zu  Neajtel'j  vor- 
liegt und  der  sich  sehr  ähnlich,  wenn  auch  nicht  ganz  flbereinstimmend  in 

E.  einer  Marmorstatue  oder  Statuette  im  Louvrc*) 

wiederholt  und  durch  das  leichto  und  durchsiclitige  Obergewand  verbunden  mit 
einem  ärmellosen  und  die  Schulten)  blos  lassenden,  bei  D.  sehmal  gegürteten  Cliiton 
bezeichnet  wird ,  kommt  t«  haupt.sSehlicli  darauf  an ,  welclie  lledeulung ,  die  de» 
Zeus  oder  die  dos  Asklepioa  man  der  mit  der  pompejaner  Statue  zueammon  gefun- 
denen und  in  einer  Cella  aufgestellt  gewesenen  männlichen  Figur  zuspricht.  Hierüber 
ist  Bd.  n.  8.  I^Ü  und  in  der  Anm.  loo  gehandelt  worden.  Erkennt  man  in  der  männ- 
liehon  Statue  Zeus  (ZeÜ;  MtM/im,  Juppiter  Secunilanus,  s.  d.  angcf.  Anmerkung) 
au,  so  wird  man  der  weiblichou  den  Mamon  der  Hera  (Juno,  Jovis  OpnlontU 
s.  a.  a.  0.]  kaum  versagen  kOnnen.  Auch  lässt  sicli  nicht  in  Abrede  stellen,  daß 
die  bei  beiden  Statuen  echten  und  durch  die  Stephane  ausgezeichneten  K(Vpfe  dem 
Typus  der  Ilora  recht  wohl  entsprechen. 

Endlich  wird  sich  kaum  ein  bestimmter  Grund  angeben  lassen ,  warum 

F.  eine  Statue  iu  Madrid'') 

nicht  den  Namen  der  Hera  tragen  sollte,  da  der  Kopf  nicht  fUr  ein  i'ortrHl  ge- 
halten wird,  Roste   einer  Stephane  (nach  Olarac)  trägt')  und   die  Stelluuj;;.  dank 


Jle^PS 


a)  jLbgeb.  bei  ClaTuu,  Mu»,  de  sculpt,  jil,   II&  Nu.  T^ll 

b]  Abgab,  du.  pl.  Viii  Ni>.  T37  axit  Votuuiwhung  dm  S^iu^n  .    axt  Vi>l  III.  f. 
e)  Abgeb.  du.  pl.  420  No.  7I(J. 

d)  PUlolcii,  n  VaUcano  desctitto  Vol  V.  tav.  tIT,  unten  Cap.  Vlll.  H«lief  q. 

e)  Sn  der  Saikophag  in  Florenx,   ■bf;el].  b.  Ouattnni,   Hon.  ini'd.  put  Tanne  17^1 
UV.  I   c  3,  bei  Boßbnch,   Uuchieiu-  u.  EbeitcnkmAlci  8.  ItO;  tetntt  wahiiicheiiitich  die 
■chollonon  Sarkophage ,  welche  in  den  AdmiraDda  Koro.  uit.  I«b.  (iti  und  üb  nbgcbildtl  «lod. 
obglpjcb  hier  du  Govond  die  Schultern  etw»  mehr  bedeckt.  8,  tuitcnt'np.  Vlll,  Itolicfo  w.  x.  ■ 

f)  Abgeb.  b,  CUimi!,  o.  a.  O.  pl,  420A.  No.  737A. 

g)  Clane.  Cnt«Iuguo  Nu.  tla,  Mus.  du  »cutpt.  pl.  511   No,  12i,  Fnthner,  Nutin«  d»  ■ 
w  iilpt.  anl.  au  Mtu,  du  Louvre  p.  7,1  Nu.  4U. 

Ii)  Utlbner.    Die   ant.  Uildwcrkc    in  Madrid  u.  Spanien  8.  Sl  No.  7.  tb§A.  Ui  Ukh 
n   «   (1.  pl.  II"  a.  No,  719  D. 

il    Nach  Uabnei  iat  die  Slcphnno  crgtnit,  nliiT  riohtiE  eti;anat.'' 


6.  DIE  8TATU£N  DER  HERA.  1 19 

die  unamnige  Ergänzung  des  rechten  Armes  mit  einer  ScliriftroUe  entstellt,  sich 
für  Hera,  ausgestattet  mit  dem  Scepter  links  und  der  Phiale  reclits  durchaus  zu 
eignen  scheint.  Irgend  ein  erheblicher  Gewinn  ist  freilich  mit  der  Benennung  dieser 
Statue  mit.  Heras  Namen  nicht  verbunden. 

Und  so  wie  diese  mag  noch  die  eine  und  die  andere  unbedeutende  Statue  mit 
Heras  Namen  zu  belegen  sein,  ohne  daß  irgend  Erhebliches  dabei  herauskommt, 
darauf  zu  bestehn.  Als  Ergebniß  der  vorstehenden  Untersuchung  muß  also  aus- 
gesprochen werden,  daß  nach  dem  gegenwärtigen  Stand  unseres  Wissens  Hera  ohne 
Schlder  in  nicht  mehr  als  zwei  sicheren,  näher  mit  einander  verwandten  Typen 
statuarisch  vorkommt,  denen  sich  zwei,  allerbesten  Falls  drei  weitere  mögliche  oder 
nicht  unwahrscheinliche  zugesellen. 

Zweite  Classe. 
Hera  mit  dem  Schleier. 

Ffir  die  mit  dem  Schieier  ausgestattete  Hera  liegt  in   sicher  auf  diese  Göttin 
bezttglichen  Statuen,  kunstmythologisch  betrachtet,  im  Grunde   nur  ein  Typus  vor, 
der  sich  jedoch  künstlerisch  und  in  Hinsicht  auf  die  Composition,  auf  Stellung  und 
Gewandung  in  zwei  Reihen  aus  einander  legt.    Schon  Visconti '^j  hat  bemerkt,  daß 
eine  den  Statuen  entsprechende  Gestalt  der  Göttin  in  römischen  Münztypen  sowohl 
illein  als  Juno  Regina   vorkomme,    wie  sie  als  Glied   der   auf  dem  Capitol  ver- 
ehrten Trias,  Juppiter,  Juno,  Minerva,  wieder   erscheint,  was  um  so  weniger  zu 
verwundern  ist,  als  ja  die  Juno  der  capitoliuischen  Trias  ebenfalls  die  Regina ,  ja 
als  die  Gemahlin  des  Juppiter  Rex  und   als  die  Matroua  Tonantis   recht   eigentlich 
die  Regina  war,  während  sie   außerdem  auf  dem  Aventin   ihren  eigenen  Tempel 
hatte  ^).     Aber   nicht    allein  in   Münzen    (auf    welche    weiterhin    zurückgekommen 
werden  soll)  finden  wir  die   Typen  der   Statuen  wieder,  sondern  sie  wiederholen 
sieh  auch  in  nicht  wenigen  Reliefen  mit  der  capitoliuischen  Trias  (s.  das  VIH.  Ca- 
pitel,  Reliefe  d — n),  denen,    sowie  den   Münzen  gegenüber  man  schwerlich   irren 
wird,  wenn   man  die  in  Frage  kommenden   Statuen   und   Statuetten,  wie  sie  un- 
zwdfelhaft  römische  Arbeiten  sind,  auch  in  mythologischer  Beziehung  als  römisch, 
als  Darstellungen  der  Juno  Regina  betrachtet ,  ohne  dabei  zu  vergessen ,  daß  auch 
der  griechischen  Hera  der  Schleier  gebührt  und  daß  griechische  Gestaltungen  dieses 
I^POB,  auch  außer  den   schon   im  historischen  Abschnitt  erwähnten,  auf  uns  ge- 
kommen sind.    Vergl.  Cap.  VIU.  und  IX.    Die  Statuen  aber  hier  ganz  zu  übergehn 
Qnd  sie  erst  in  dem  Capitel  über  die  sicher  benannten  Cultusgestalten  zu  bringen, 
dfirfle  eben  deswegen  zu  weit  gehn,  weil  nicht  feststeht,  daß  nur  die  Juno  Regina 
^  diesem  Typus  dargestellt  worden  ist  und  daß,   wo  der  hier  in  Rede  stehende 
'^ypos  sonst  noch  vorkommt,  wie  z.  B.  in  dem  Parisurteil,  welches  in  den  Mon.  dell' 
'o«t.  Vol.  HI.  tav.  29  abgebildet  ist  (Cap.  VUI.  Relief  N.),  er  als  aus  demjenigen 
*^^leitet  gelten  dürfe,  der  für  die  Juno  Regina  aufgestellt  worden. 

Erste  Reihe. 

Die  Bilder   der   ersten   Reihe  unterscheiden   sich   von   denen   der  zweiten  am 
^^sentlichsten  dadurch,  daß  sie  den  einen  Arm  m.  o.  w.  hoch  erhoben  und  auf  das 


a)  Im  Mu8.  Pio-Clem.  Vol.  I.  zu  tav.  3. 

b)  Vergl.  Preller,  Rom.  Mythol.  8.  253  f.,  O.  Jahn,  Archacol.  Beiträge  S.  80  Note  II. 


I2II 


11     li[K  ERIIALTENKN  MONrMKNTI'; 


aufgestützt  t 


älirend  bei  den  Bildern  der  zwpiUm  Ki 
gt^sciikt  sind  und  d»s  Sc^pter,  Eum  Titeil  nenigslt'ns ,  gans  l'elilt.  wMliirch  dl(M 
(l«süillt!n  jenen  gegenüber  einen  weit  scbliclitern ,  stillem  und  uiisprudndeHim 
Oliarttktor  tragen. 

1>A8  beste  MuBler  für  die  Statuen  der  ersten  lieibe  bietet 

No.  b.  eine  kleine  Mamiorstatne  vun  nur  (l,sr>  H.  iliibe,  wol<ilir  Jetzt  in  einem 
IhiHk^m  Zimmer  des  Oasino  dj  Pio  IV.  im  Vatiusn  seht  (s.  im  Atlas  auf  Tat'H  X.'K 
Ihr  gesellen  sieb  melire  Klebbronzen,  welebe  sie  zum  Tbeil  an  kflii»tterisebein  WertJ) 
überragen ,  so  Itesonders  : 

No.  1).  eine  0,23  H.  höbe  Statuette  Im  Mllnz-  und  Antikeneabimt  in  Wieu 
(s.  d.  beiliegende  Tafel  No.  I .  •■)  ;   demnächst: 

No.  10.  eine  0.1.1  M.  bohe  Statuette  auf  der  pariser  Bibliotbek  (s.  d  bei- 
liegende  Tafel  No.  'i  ') :  ferner,  ^n  Kunstwertli  bedeutend  geringer: 

Nu.  II.   eine  0,10  M.  bohe  gtatuetto  in  Wien  (s.  d.  beiliegende  Tafel  No.  i-'';. 

Von  Miinnorstattien  ontsprichl  diei^em  Typus  am  meisten  diejenige  im  berliner 
MüHunm  in  der  Rotunde  als  No.  ö  aufgosivtlte  ond  jetzt  mit  der  Fackel  in  der 
libikon  .  .\hren  in  der  lieetiteu  als  Demeter  ergänzte');  indessen  soll  der  nur  mit 
dem  Haarband  anstatt  mit  der  Stepbane  gescbmflektc  Kopf,  obgleieli  gebroc.ben. 
zugehörig  sein.  Ist  diese  Anmihmo  begründet,  so  wird  •dadurcb  freilicJi  noch  nielil 
bewiesiui,  daß  der  Statue  der  Uometemame  znkommt,  wubl  aber  wird  sie  von  dem 
hier  in  Rede  stehenden  Typus  der  Hera  wenigstens  einigermaßen  nbgesondert. 

Die  üboreinstjnunung  der  vier  oben  zusammengestellten  Hxemplare  de*  Typus 
aber  ist  in  Uoziehung  auf  Stellung  und  Costflm  so  groß  und  iu's  Auge  fallend, 
daß  es  überflüssig  erscheint,  dieselbe  in  besonderer  Dsriegung  foistzustellen.  nm  die 
Annahme  eines  gemeinsamoTi  Vorbildes  zu  begründen.  IFitchstcns  wäre  darauf  xuf- 
nierksam  zu  mHchen,  daß  je  zwei  und  zwei  Exemplare,  No.  8  und  No.  1 1  einer-, 
No.  9  und  No.  Ili  andererseits  durch  ein  dort  niedrigeres,  hier  höheres  Aufstützen 
des  flcepterhaltenden  Armes ,  sowie  durch  die  Kleinigkeit  dort  geknApflcr  oder  ge- 
spangter,  hier  nicht  gekujipfter  Ärmel  des  Cliiton  näher  zu  einander  gehören,  wäh- 
rend die  bei  No.  1 1  erhaltene  Filiale  noch  sicherer,  als  es  die  flach  ausgestreckte 
reelite  Hand  von  No.  0  vermag,  über  das  bei  allen  Exemplaren  vorauszusetzende 
und  uieht  zu  bezweifelnde  Attribut  der  rechten,  vergestreckten  Hund  Rechenschaft 
giobt.  Sehr  beinorkenswcrtb  ist  nun  aber  gegenüber  der  großen  übercinstimnmng 
in  allen  übrigen  Hinsichten  die  Verschiedenheit  der  Haltung  und  de.s  Aufdrucks, 
welche  zwischen  den  Bronzen  einerseits  und  der  Marmtirstatue  andererseits  hervor- 
tritt.   Denn  w&hrend  die  Bronzen  die  G<tttln  in  stiller  und  ernster  Haltung  j 


BtlulMk        1 


oj  Abgob.  im  Miu,   ChiarBm.   I,   tav.  7.  nicdiirlinlt  bei  Clarnc,  Mus.  da  » 
Nu.  726,  EtgflDit  sind  beida  IlHiide  mit  den  Vordoinnncn,  und  iwar  aua  Oypa,  dsr  ttchte,  d 
haft  (tewordono,  mit  Itindfadoii  zufammciigcbundcn ;  im  Cbrigcm  int  die  Staluo  wrihl  BtholM 

b)  Abgcb,  in  von  Saclieiia  Dio  Itionien  de»  k.  k.  MOni-  und  Antik cncabinet"  In  Wien  . 
Taf  V,  No.  1,  vitrI.  H.  I"  Die  liier  bcigegebonu  Abbildung  ist  nnch  einor  rhctogropliie  tobbh 
OriKinal  gCMlchnot. 

c)  (;habouUlct,  CaUl  nümtai  et«,  p.  49>J  No.  3ß33.  abgeb.  bei  Cliinit  n  ■  O  pl  41^ 
No,  745.     Auf  der  Tnfol  hiotnnch  vicdcthoU. 

d)  Abgeb.  bei  Ton  Hackm  a.  a,  O.  Taf  VI.  No.  11,  verRl   8,  IS 
t]  Atigeh.  mit  vcivcliiedon   roataiimten  Atmon   bei  Cavacepiii ,  Itaccolu  Vol   1.  1 

wicdorhnlt  bei  (larae  ■   a.  O.  pl   4l>i  No.  721   aU  -Junon'. 


■M 


6.    DIE  STATUEN  DER  HERA.  121 

die  in  No.  9  und  10  feierlicher  und  gemessener,  in  No.  11  ganz  schlicht  und  an- 
spruchslos erscheint,  stellt  sie  uns  die  Marmorstatue ,  welche  man  in  dieser  Bezie- 
hung nach  der  altern  Abbildung  gar  nicht  zu  beurteilen  vermag,  in  einer  ganz 
eigenthttmlich  kühnen  und  stolzen,  fast  möchte  man  sagen  herausfordernden,  wie 
von  hohem  Selbstgefühl  erfüllten  Bewegung  vor  die  Augen,  fest  auf  dem  vortretenden 
rechten  Fuße  ruhend ,  den  linken  weit  und  lose  zurückgestellt ,  den  Oberkörper 
zurückgebeugt  und ,  wie  um  die  schwache  Unterstützung  durch  den  zurücktrilendcn 
Fuß  zu  compensiren,  auf  das  Scepter  in  der  linken  Iland  kräftig  aufgestützt,  das 
Auge  und  das  Antlitz  eher  etwas  erhoben  als  gesenkt  und  von  freudigem,  bewußtem 
Ausdruck  überflogen;  ganz  die  Göttin,  welche  sich  selbst  als  divom  regina  Jovisque 
et  soror  et  coniux  fühlt  und  ihre  Rechte,  ein  Opfer  heischend,  vorstreckt.  In  über- 
einstimmender, nur  übertriebener  Bewegung  erscheint  dieselbe  Figur  wieder  in  dem 
bei  Pistolesi,  II  Vaticauo  descritto  Vol.  V.  tav.  65  abgebildeten  Sarkophagrelief  im 
Vatican  ^)  neben  den  beiden  anderen  capitollnischeu  Gottheiten ,  also  hier  als  Juno 
Regina,  so  daß  man  den  Gedanken  nicht  wohl  wird  abweisen  können,-  daß  die 
stolze  Haltung  mit  diesem  Namen  zusammenhange.  Nui*  daß  dann  wieder  die 
anderen  statuarischen  Exemplare,  voran  die  schöne  wiener  Bronze  No.  0  mit  ihrem 
stillen  und  edlen  Charakter,  beweisen,  daß  der  Typus  nicht  für  d}t  Juno  Regina 
erfunden,  sondern  nur  benutzt  worden  ist. 

Zweite^Reihe. 

Als  Ilauptvertreterin  dieses  Typus  hat  zu  gelten 

No.  12.  eine  aus  Gastel  Guido,  dem  antiken  Lorium  stiimmeude ,  jetzt  im 
Garten  des  Vatican  in  einem  Gebüsch  aufgestellte,  1,71)  M.  hohe  Marmorstatue 
(s.  im  Atlas  auf  Taf.  X  ^) .  —  Ihr  entspricht  von  bekannt  gewordenen  statuarischen 
Monumenten  als  sicher  auf  Hera  bezüglich  nur: 

No.  13.  eine  0,176  M.  hohe  Bronzestatuette  in  Paris  (s.  die  beiliegende  Tafel 
No.  3^),  sowie  wenigstens  ungefähr: 

No.  14.  eine  Bronzestatuettc  in  der  Sammlung  der  Uffizien  in  Florenz  No.  670 
(s.  die  beiliegende  Tafel  No.  5j ,  wahrscheinlich  aber  wird  man  in 

No.  14  a.  einer  jetzt  als  Demeter  restaurirten  Statue  in  der  Coke'schen  Samm- 
lung in  Holkham  Hall  in  Norfolk^)  und  in 

No.  14b.  einer  als  eben  diese  Göttin,  und  zwar  sehr  stark   restaurirten  Pan- 


a)  Vergl.  Bd.  H.  S.  172  Relief  d. 

b)  Früher  abgeb.  Mus.  Pio-Clem.  I.  tav.  3,  wiederholt  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  417  No.  728 
^d  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.  No.  57.     Die  Statue  ist  mehr  geflickt,  als  eigentlich  er- 

S^tkix  xa  nennen,  modern  sind  am  Kopfe :  das  Mittelstück  der  Stephane,  die  Nase,  die  Ober» 

'^Ppe,  das  Kinn ;  am  Gewände  das  von  dem  linken  Arm  herabhangende  Stück ;  dagegen  ist, 

^«  auch  Visconti   angegeben   hat,   trotz  Claracs  Widerspruch  (a.  a.  O.  Text  Vol.  III.  p.  83),   ' 

^^^  dies  in  der  vorliegenden  Photographie   unwidersprechlich  klar  ist ,  der  rechte  Arm  mit 

^v*  Phiale  echt,  nur  ein  nicht  großes  Stück  des  Vorderarmes,  dicht  am  Ellenbogen,  ist  ein- 

^^ckt;  echt  ist  nicht  minder  der  linke  Arm  mit  seiner  leicht  geschlossenen,  also  nicht  zur 

^^^terhaltung  geeigneten  und  bestimmten  Hand. 

c)  S.  Chabouillet,  Catal.  göneral  etc.  No.  2932,  abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  422  No.  744. 

d)  Abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  43S  No.  754  B,  vergl.  Text  Vol.  III.  p.   103  sq.;    der 
^^pf  ist  aufgesetzt  und  gilt  als  Porträt  der  Agrippina,  die  beiden  Arme  sind  modern.  Conze 

*^'^ähnt  in  seinem  Bericht  über  diese  Sammlung,  Archaeol.  Zeitung  von  1804.  An»,  S.  213*  ff. 
^^^  Sutue  nicht. 


L 


122 


II. 


t:  KUHALTUNKN  UOMt'U 


filiachcn  Statut^*)  nur  wenig  variirte  Wiedcrliolungen  dieses  Typus  luizuerkenAW' 
tiaben .  welcher  in  der  Juno  in  denjenigen  Sarkophagroüefen ,  welche  die  capito- 
tininchen  Gottheiten  neben  einantJcr  stehend  zwischen  Sol  nnd  Liiim  daratellm  *"> 
metirfach,  zum  Tfacil  in  fast  genauer  Übereinstimmung  mit  den  MArmorstatucD , 
insbesondere  anch  mit  denjenigen  im  Vaticao ,  wiederkehrt  und  mit  geringen  Ver- 
änderungen nebst  dem  Zusatz  vun  Attributen  in  gewisse  Fortuna-  resp.  Abundantia- 
ätatnen")  llborgefllhrt  worden  ist, 

Näher  bekannt  ist  von  den  Statuen  nur  No.  13,  welche,  obwohl  man  ihr  nach 
Maßgabe  der  erwähnten  Rclicfliguren  den  Namen  der  Juno  Regina  nicht  fäglieli 
wird  streitig  machon  kjtnnen,  im  aurfallendsten  Gegensätze  gegen  die  an  die  8pit«r 
der  erslurn  Reihe  gcatellle  Statue  No,  S  durch  einen  ganz  besonders  schlichten, 
stillen,  fast  mochte  man  sagen  frauenhaften  Charakter  ansgezeichnct  ist.  Visconti 
rodet  von  Sparen  omoa  Modius.  welcher  ursprünglich  den  Kopf  dieser  Statue 
Bchroückto  und  den  er  auf  eine  Identification  der  hier  dargestellten  Gattin  mit  Isis 
bezog.  Angesichts  der  Fliotographio  (s.  den  Atlas  a.  a.  O.)  muß  man  die  Richtig- 
keit der  Thatsache  in  Abrede  stellen ;  die  Stephane,  über  welche  das  Obergcwand 
als  Schleier  gez(^n  ist,  erscheint  allerdings  ziemlich  hoch  und  gnifl,  fast  stephanos- 
artig  geschlossen ;  dies  aber  wiederholt  sich  ganz  ahnlich  bei  mehren  sicheren  Ilers- 
küpfen.  Von  einem  Kalathos  im  eigentlichen  Sinne  kann  dagegen  nicht  die  Rede 
sein  nnd  so  mag  auch  die  von  Visconti  an  denselben  gekntlpftc  Vcrnintlmng,  an 
wenig  eine  solche  au  sich  unmöglich  sein  würde,  auf  sich  beruhen.  Unklar  ist 
die  Bedeutung  der  halb  goschlossDnen  linken  Hand  der  Güttin.  welche  so  getiattra 
wird,  als  faßte  oder  umfaßte  sie  einen  kleinen  Gegenstind  wie  etwa  einen  Apfel 
oder  ein  kleines  Gef^ß,  wie  die  Statuette  No.  14  ein  solches  in  der  Linken  hlllt, 
oder  Ktwns  dergleichen.  Dnch  ist  hier  mit  Bestimmtheit  Nichts  zu  erkennen  und 
nur  die  Thatsache  hervorzuheben,  daß  diese  Slatiic  so  wenig  wie  die  kleinen  Bmnz«) 
No.  13  und  U  nnd  wie  swei  der  parallelen  Relieffiguren'')  mit  dem  Scepter  «us- 
geslattet  war,  welches  dagegen  die  dritte  Belieffigur')  in  der  ganz  übereiiistimmffld 
gehaltenen  Linken  allerdings  trögt.  Die  Filiale  als  Attribut  der  Rechten  wird  durch 
die  Bronze  No.  13  und  durch  das  erste  (vnticaniscbe)  Relief  bostfitigt  nnd  ist  hiemseli 
auch  bei  der  nur  in  der  Bewoguag  verschiedenen  Statuette  No.  1 1  vorauaznscilzeii . 

Es  darf  dies  Capitel  nicht  geschlossen  werden ,  ohne  daß  auf  eine  nicht  nn- 
beträchtiiclie  Anzahl  von  Bronzestatiiettcii,  wie  deren  wohl  jede  grtQere  Samnilnng 
besitzen  wird,  wenigstens  hingewiesen  worden  ist.  Statuetten,  welche  mit  der  Stcpliane 
und  gelegcnüicb  mit  dem  Schleier  geschmückt  und  mit  der  Falera  auai^estntlet 
sitid,  ausserdem  aber  ein  Füllhorn  im  Arme  tragen.  Dergleichen  FigQrcheu  gehn 
in  den  Sammlungskatalogcn  liAufig  unter  dem  Namen  der  Juno  und  sind  auch  i 
diesem  odirt  worden'),    wobei  jedoch   erhebliche  Zweifel  an  der  Richtigkeit  die«-« 

a)  Abgcb.  bsf  aarac  ■   n.  0.  -pi.  430  No.  7'J2  C,  Text  Vul.  Itl.  p.  Kfl. 

b)  VoTgl.  Bd.  II.  S.  n:!  KoUefo  e   f.  h.  und  unten  im  fr.  Capiti^I. 

o)  So  diejenige  im  llTiccio  Nuov«  dci  Vaticim,  Clane  a.  a,  O.  pl.  45.S  No.  SSi  uiul  di^ 
Jcaige  dai  TolloQiaachcn  Sunnilunf;  dna.  pl.  4^2  No   MS;  vergl.  iiwli  ilu.  pl.  451  &_  No.  S394= 

d}  Im  Taticsn,  PintolcBi  Vst.  <le»(Tr.  V.  Ol  und  im  c«|iitnlin.  Miueum  1t  KoebMl«.  Ma—^ 
initd   pl.  74   7. 

•)  In  der  VUU  Borglieie.   It.  lUichctte  u.  o   O.  pl.  72.  I. 

d   6.  Antichitft  di  EiuoUno  T.  VI    la»   4,  »cthI   Dciikm   d,  h   Kuiwt  II    Np,  5"  u 
WlcMkr«  Text 


7.  ELKBA  IN  GANZES  GESTALT  IN  MÜNZTYPEN  UND  IN  GESCHNnTENEN  STEINEN.        1 23 

BenennnDg  übrig  geblieben  sind.  Diesen  gewiß  sehr  berechtigten  Zweifeln  gegen- 
über maß  nnn  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  daß  eine  Münze  der  Sabina*^) 
eine  völlig  entsprechende  Figur  mit  der  ^Jmschrift  IVNONI  REGINAE  darstellt, 
wodurch  die  fast  schon  aufgegebene  Beziehung  der  ei*wähnten  Bronzen  auf  Juno 
neu  begründet  zu  werden  scheint.  Da  es  sich  aber  hier  in  keinem  Fall  um  eine 
regelmäßige  Gestaltung  der  Juno  Regina  handelt,  soll  im  X.  Capitel  auf  diese  An- 
gel^enheit  zurückgekommen  werden. 


SIEBENTES  (  AlMTEL. 

Hera  in  ganaer  Gestalt  in  Münztypen  und  in  geschnittenen  Steinen. 

(Uierza  die  Hfinziofel  111.) 

Ilom.  hymn.  Veii. 

1.  Münzen. 
A.  Qrieohische  Münzen. 
Hera  in  ganzer  Gestalt  ist  auf  griechischen  Münzen  eine  seltene  Erscheinung; 
wenn  wir  von  den  Nachbildungen  des  alten  smilidel'schen  Xoanon  auf  deu  sami- 
acben  Münzen  und  den  analogen  Gestalten  auf  den  Münzen  einiger  anderen  Städte, 
welehe  zusanunen  auf  der  I.  Münztafel  mitgetheilt  und  S.  12  f.  besprochen  sind,  ab- 
seb  imd  desgleichen  von  der  polykletischcn  Hera  auf  den  Iroperialmünzen  von 
Argos  (s.  Münztafel  lU.  No.  1  u.  2.  und  vergl.  oben  S.  44  f.),  so  dürfte' der  ganze 
Vorrath  in  der  folgenden  kleinen  Liste  so  ziemlich  erschöpft  sein. 

1.  Chalds  Eaboeae,  Lucius  Veras,  Ae. ;  Avs.  AVT  .  KAIC  .  A  .  AVP  .  OVHPOC  AVP  .  Kopf 
des  Kaisera,  Kvs.  s.  MUnstafel  III.  No.  3t>).  Vergl.  Mionnet,  Descript.  II,  307,  5S  und 
Suppl.  IV.  362,  79. 

2.  Amastris,  Heracleae  Bithyniae  Kegina,  Arg.;  Avs.  Kopf  mit  phrygischer  Mütze,  Rvs.. 
8.Mftiistafel  III.  No.  4.    Vergl.  Mionnct,  Descript.  II,  445,  182. 

3.  Amastris  Paphlagoniae,  Arg. ;  Avs.  unbftrtiger  männlicher  Kopf  (des  Lysimachos  ?)  rechts - 
hin  mit  der  phrygischen  Mütse  und  einem  Lorbeerkranze,  Rvs.  s.  Münztafel  III.  No.  5. 
Vergl.  Mionnet,  Suppl.  IV,  552,  S«^). 

*•  — ,  Antoninus  Pius,  Ae. ;  Avs Kopf  des  Kaisers,  Rvs.  HPA  AMACTPIANQN, 

Hera  stehend ,  die  Rechte  auf  das  Scepter  gestützt ,  die  Linke  vorgestreckt ,   zu   ihren 
^Hßen  ein  Pfau.     Vergl.  Mionnet  a.  a.  O.  555,  27. 


a)  Bei  Cohen,  Möd.  imp.  Vol.  VU.  p.  133  No.  5,  abgeb.  pl.  IV.  Siehe  Münztafel  III. 
No.  11. 

h)  Die  Zeichnung  nach  einem  Exemplare  der  königl.  Sammlung  in  Berlin  unter  Vcr- 
l^^chung  eines  solchen  der  Imhoof-Blumer' sehen  Sammlung. 

^)  Die  Zeichnung  nach  einem  neuerlich  erworbenen  Exemplare  der  königl.  Sammlung 
^^  Berlin.  Vergl.  die  verwandte  Münze  des  Caracalla  bei  Mionnet  a.  a.  O.  p.  564  No.  88, 
^^^-  bei  Lenormant,  Nouv.  gal.  myth.  pl.  XUI.  No.  2. 


i2(; 


II.  I>1K  ICaHAI.TBNEN  MÜNUHRNTB. 


ii(tf:iiii,  um  üii-acn  Üiü.  der  Oüttiii  v<3ratitnillicli  ku  lUiiclinii.  ilorun  mliig  i-iurai-lif  Kr- 
scbüinung  in  ticui  MUuztypua  uu«)  uamcntUcli  deren  schlichte  Scepterlialtung  mit 
einem  Worte  hervorgehoben  zu  wurden  verdient. 

Whs  aber  diu  atchenden  llerageatatteii  der  Münzen  No.  4 — 7,  S  U.  1 1)  anlangt,  von 
dfincn  dieji^nigon  von  No.  G  und  No  T  als  iden^sch  und  grade  in  ihrer  diipp<'lt«^ii 
Verwundung  naf  einer  MUnae  von  Koa  und  auf  eintir  Honiuitm.imlln»'  von  Kos  und 
Ilalikamaß  als  NaclibÜduug  vincs  Cultusbildou  m  gellen  haben .  so  mng  nur  be- 
merkt werden,  daß  sie  alle  in  der  Hauptsache  der  Compositiun ,  dcf  flewandtiug 
und  auch  der  gewöhnlichen  Attribute  der  Güttin  mit  einander  nnd  nicht  minder  mit 
den  gewöhn  liebe  reu  Kelieffigui'en  Dbereinstimmen ,  nur  daß  die  OAltln  von  Kus  mit 
dem  Sclileier  ausgestattet  ist  und  daher  am  rael.st(-ii  den  oben  Oap.  VI.  als  No.  S^~  1 1 
nftlier  beaproclienen  Statuen  und  Statuothui  entspi'icbt,  ohne  gleichwohl  dii-  au/- 
r»llcnd  stolze  Haltung  der  Marmorstatue  Nu.  8  zu  hab<-u.  Es  verdient  diese  Oebcr- 
einstimmiing  deswegen  Hervorbebuug.  weil  auch  sie  neben  anderen  Umstanden  zeigt. 
dnÜ  CS  sich  bei  dem  statuarischen  Typus  nicht  aussclilKißlich  um  duen  rOmiachcn 
Typu»,  insbeGondcre  um  den  der  Junu  Kegina  handelt.  Auch  die  Ilora  in  dem 
Parisurteil  No.  in  in  ihrer  fexteu  iiud  iitolzen,  von  Paris  weggewendeten  .Sttdliing 
macht  ganz  den  Eindruck  einer  staf uanBcheji .  in  diese  Seene  nieht  ohne  tiewhivk 
llberlragenen,   obwuhl  grade  so  iiit^ht  weiter  niiehweisbaien  ('nmposilion.  ^^^1 

B.  Bömlsohe  Hünsen.  ^^^| 

Uie  Bd.  II.  S.  230  in  Bezieliung  auf  die  in  nlmiachen  Mlinztjpen  mit  TM~ 
nnmon  belegten  Juppitergestalten  gemachte  duppeltc  Bemerkung,  daß  erstens  mit 
wenigen  Ausnahmen  der  gleich  benannte  Gott  in  mannigfaltig  wcehselmler  Gtntalt 
und  zwcit4-ns  der  gleich  gestaltete  Gült  mit  mannigfaltig  wechselnden  Beinamen  er- 
scheint, daß  folglich  diese  Typen  kunstmythologisch  gletchgiltig  sind,  trifft  in  vollen 
Maße  auch  bei  den  MllnEou  mit  Jiiuoty))en  zu,  nur  ist  hier  bei  einer  ungleich  ge- 
ringfn-n  Zahl  von  Typen  nnd  vun  Mlinzen  nberhniipt,  die  Thatsache  viel  leichter  xn 
libersehn  nnd  festzustellen,  als  dort.  Indem  es  sich  aber  an  dieser  Stelle  nicht  nm 
die  benannton  C'ultusgestallen  und  um  die  wenigen,  bestimmten  Cultnsnamen  wenigst«-ns 
in  den  Attributen  entsprechenden  Typen  handelt.  Ist  hier  nur  Weniges  nnzufUhrrn, 
welches  gleichwohl  den  vorstehenden  Satz  anch  seinerseits  zu  belegen  Im  Stande  Ist. 
Unbcnannte  oder  nicht  mit  Beinamen  bezeichnete  Jiinogestnlten  bieten  die  MOnzen 
beider  Fanstincn,  der  Lucilla,  Crispina,  Julia  Domna  und  Julia  Maesa*).  Diese  Typen 
zeigen  die  Gattin  bald  stehend,  nnd  zwar  ausgestattet  mit  dem  Schleier,  mit  dem  Scepter, 
der  Palera,  hier  (Pauatina  d.  j.)  außerdem  unter  Bclfflgung  des  Pfaues,  dort  (Fanstiiu 
d.U.)  ohne  diesen,  auch  gele^ntllcli  ohne  Schleier  (Mne8.-i),  bald  aitzend  mit  dniis«>)ben 
Attributen,  mit  nnd  ohne  Schleier,  mit  nnd  ohne  Pfau  [Faustina  d.  j.,  LncilU). 
Ganz  dieselben  Typen  mit  allen  angegebenen  grüßcren  und  kleineren  Variaalui 
kehren  mit  der  Boisohrift  Jnno  Kcgiua  (oder  Junoui  Ki-ginae]  wii.vler  bei  Faustiua  d.  j  , 
wo  die  Göttin  sitzend*'),  bei  Faustina  d.  ä.  nnd  d.  j.,  Lneilla,  Jnlia  Dumua.  Jnlii 


B)  Veigl.  Cohen,  Uewript   hiat.  des  mnnniin 
Viil   H.  p.  4X1,  Hi  »q.,  p.  4M,  43  «qii    Vrt.  111, 
p.  5M  <q.,  6  »q 

b|  Cdbra  s.  1.  (I  II.,  Stil,  Nn. 


194.  II  ■  "  "     " 


7.  HERA.  IN  GANZEB  0E8TALT  IN  MÜNZTTPEN  UND  IN  GEBCUNITTENEN  STEINEN.       1 25 

VasenbilderD  hervorzuhebende  Umstand  kommt,  dass  die  sitzende  Stellung  der  Hera 
bei  dem  Parisurteil,  wie  in  No.  9,  schwerlich  für  diese  Scene   erfunden,  sondern 
in  sie  übertragen  worden  ist.    Von  ihnen  schließt  sich  diejenige  von  No.  1  offenbar  in 
Haltung  und  Bekleidung  am  nächsten  an  die  argivische  Hera  des  Polyklct  an ,  wie  sie 
uns  die  Münzen  von  Argos  Münztafel  HI.  No.  1  und  2  kennen  lehren,  während  die 
Figor  auf  der  Münze  No.  2  und  3  in  so  fem  in  bemerkenswertlier  Weise  abweichend 
eomponirt  ist,  als  sie,  auf  einem  mit  hoher  Rückenlehne  und  mit  Armlehoen  ver- 
sehenen Throne  höchst  würdevoll  sitzend,   die  Aufsttttzung   des  einen  Armes  auf 
das  Soepter  aufgegeben   hat   und,  auf  der  Rechten   die  attributive  Figur  tragend, 
die  Linke  bequem  auf  die  Armlehne  ihres  Thrones   legt,  an  welchen,  hinter   der 
Gottin  ihr  Scepter  nur  angelehnt  ist.     Es   erinnert  diese  Gomposition  an  diejenige 
emiger  Reliefe*),    ohne  gleichwohl   in   diesen   wiederholt  zu   sein.     Was   aber  die 
attributive  Figur  auf  ihrer  Rechten  anlangt,  so  wird  dieselbe  in  allen  Beschreibungen 
dieser  Münze  als  Nike  gefaßt,  es  ist  also  vielleicht  nur  Zufall,  daß  dieselbe  in 
dem  auf  der  Mflnztafel  HI.  No.  4  abgebildeten  Exemplare  des  königl.  Münzcabinets 
in  Berlin  wie   ein  nackter  Eros  von   sehr   fetten  Formen  erscheint,  vielleicht  aber 
handelt  es  sieh  um  eine  wichtige  Variante.    Der  strahlenbekränzte  Kopf  des  Sonnen- 
gottes, welchen  diese  Figur  entweder  hält  oder  zu  dem  sie  die  Hände  emporstreckt, 
kann  sich  nur  auf  die  himmlische  Herrschaft  der  Göttin  beziehn,  ähnlich  wie  Sonne 
und  Mond,    welche   auf  einer   bekannten  Gemme  (s.  die  Gemmentafel  No.  8)   auf 
den  Eckpfeilern   ihres  Thrones  erscheinen ,    während   Sterne ,  oder  bestimmter  das 
Siebengestirn   ihr   Haupt  umgiebt.     Eigenthümlicher   ist  die   Hera   der  Münze   von 
Chalkis  No.  1   (Münztafel   HI.  No.  3),    wenn   auch   nicht   in   dem   Grade,    wie  es 
oaeh  früheren  Abbildungen  ^)  scheinen   könnte.     So  hat  sie  keineswegs  ein  in  dem 
Grade  auffallend   knappes,    leicht  gewelltes,  wie  Wieseler  meint,  wollenes  Unter- 
gewand, wie  es  jene  Abbildungen  zeigen,  vielmehr  bildet  der,  was  auch  erst  hier 
deatUch  wird,  unzweifelhaft  gegürtete   Ärmelchiton   über  der   Brust  und   sie   ver- 
bflllend  durchaus  normale  Falten  und  erscheint  unterwärts  an  den  Füßen  in  parallel 
herabiaufenden  Falten  wieder,  auch  ist  das  Obergewand  nicht  so  weit  herabgesunken, 
^e  es  dort  erscheint,  sondern  umgiebt  den  Schooß   und   die  Beine  wesentlich   so 
wie  bei  der  argivischen  Hera,  nur  daß  kein  Zipfel  desselben  auf  der  Schulter  ruht. 
Ihr  Haupt  schmückt   ein   niedriger  Kalathos  oder  Stephanos ,  wie  derselbe ,  etwas 
h€(her  auch  bei  No.  3  wiederkehrt.     Richtig  ist,  daß  der  Sitz  der  Göttin  nicht  ein 
l^hron  oder   ein  anderer  künstlicher  Sessel,  sondern  ein  Felsblock  oder  ein  Berg- 
^pfel  zu  sein  scheint.      Einen  Beinamen  'Axpa(a  der  Hera  kennen  wir  aus  Euboea 
nicht,  dagegen  wird  die  Erinnerung  an  ihren  an  den  Berg  Ocha  geknüpften  Hoch- 
Äeitsmythus*')  oder  auch  an  ihren  Cultus  auf  dem  Berge  Dirphys  als  Dirphya*)  ge- 


a)  So  besonders  ein  Mattcisches  bei  Bartoli  et  Bellori,  Admiranda  tab.  22  »in  aedibus 
M^ttthoorum«  (=  Spence,  Polymetis  pl.  9  »in  the  court  of  palazzo  Mattei«),  vergl.  auch  Clarac, 
M:iu.  de  Bculpt.  II.  pl.  214  No.  235  und  das  Relief  von  Chios  in  den  Denkmalern  d.  a.  Kunst  II.  66. 

b)  Oenkm.  d.  a.  Kunst  U.  No.  61  nach  Eckhel,  Numi  anecd.  tab.  X.  Fig.  20.     Daß  in 

«iet  Inschrift   die  Worte  XAAKIAeON   in   der  Umschrift  und    HPA  rechts   und   links  neben 

"Cr  Figur  nicht   zusammengefaßt   werden   dürfen ,  vielmehr  XaXxto^uiv  die   Münze   und  "Hpa 

•Wein  die  Figur  angeht,  br!yicht  kaiun  bemerkt  zu  werden.     Eckhels  Vermuthung  a.  a.  O. 

P-  162,  es  handele  sich  hier  um  eine  "Hpa  Nup.cpeuojxivTrj  lässt  sich  nicht  erweisen. 

c)  Steph.  Byz.  v.  Kdpuaro;  vergl.  Welcker,  Griech.  Götterl.  I.  S.  364. 
dj  8.  Welcker  a.  a.  O.  S.  365 


12 


II.   ItIK  RmULimmK  MONCKRNTR. 


iliri^a  Tliroijcs  liiikM  J:iä  [luiipt  des  Sul ,  rechts  dasjculgo  di^r  Limit.  Miitl  Ku^f 
iiuguben  säfben  Slenii-,  nicht,  wie  gesagt  wunlt'U,  diu  l'lniielcn,  Buudern  um  wnlir- 
sclioinliclitit«!!  die  soptoiu  trionts  oder  der  Arkluius,  inOglicIißrweiBe  andt  die  Pleindtin 
Die  Göttin  selbst  ist  eine  jugendlich  scldanko,  oberwärt«  leicht  bekleidete  und  durch 
kein  w<'il«rua  Attribut  iiusgeaeic linde  Ocstull.  Unbekannten  Bositzea"].  Siebe  die 
(jemtneiitafel  Ni).  S. 

2.  [lera  thronend  linkähin  pruGlirt  mit  den  Attributen  de»  Suepters,  der  Phiale 
lind  des  ITane«,  da»  Haupt  iinl  der  Stephaue  geäclimUckt  und  hinterwärts  ver- 
schleiert, verwandt  in  der  g)iiiz<-u  Composttiun  den  sitxendeii  Heragestulten  auf 
rJimiachen  MUnzcn  (s.  Mftnzttifel  III.  Nu.  7).  eiitfernti-'r  ancb  derjenigen  der  Stadt 
und  der  KOuigiu  Amastria  (Mttmctsfel  Ul.  Nu.  4).  Angebliches  ämaragdpiasma  uu- 
bekannten  Besitzes").     Siehe  dii'  Gemmentarel  No.  ». 

Ähnlich  ist  eine  Oeniuie  der  ehemaligen  I'uniatowsky sehen  S.iDimlnog'j ,  nur 
daß  der  Sits  der  GOttin  ohne  Lehne,  ihre  Haltung  ein  wenig  bewegter  und  der 
Schnitt  etwas  roher  ist. 

:<.  Hera  stehend  von  vorn,  sehr  llbereinstimmend  mit  der  vaticanisclieii  Statue 
Cap  VI.  No.  S  und  den  entspreche nden  Itelirfßguren.  Ehemals  in  der  Urflblscheu 
S»muiluug  bcAndlicb  gewesener  Canißol'').     Siehe  die  Gemmentafel  No.  10. 

Außer  in  diesen  Kiiizeldiirstellungeii  und  in  einigen  anderen,  mit  utTenbumi 
Unrecht  auf  sie  bezogenen  oder  modernen .  von  douen  hier  geschwiegen  werdejt 
kann,  kommt  Hera  noch  in  einigen  Gemmen  mit  Dai-stel langen  der  capitoüniaelien 
Trias  vor,  so  in  einem  kleinen  Cbalcedon  dea  floreutiner  Onbinet» ") ,  einer  3ardouyx- 
gemme  der  eheaniligen  Poniatowskyschen  Sammlung''}  und  mix  paar  anderen  Steineu 
unbeksnnteu  Besitzes') ;  und  enilÜch  in  einer  betrAchtllcheu  Anzahl  von  Camceii 
und  Intaglios  mit  Uarstellungen  des  Parisurtoils.  Allein  die  ei-slere  Keihe  von 
Gemmen  ist  durul)  die  Bank  unbedeutend  und  ohne  irgend  welche  ErheblichkHl  für 
die  kunstmytliulogische  Gestaltung  der  Hera  und  von  denen  der  zweiteu  Keibe 
(Parisurteile)  muß  hier  ganz  abgoaeheii  werden,  ein  Mal  weil  unter  ihnen,  so  weit 
sie  pnblicirt  oder  durch  Abdrucke  bekannt  sind ,  eine  Menge  mehr  oder  weniger 
augenscheinlich  unantike  oder  als  modern  verdüchtige  Steine  sieh  finden,  unter  denen 
aufzuräumen  uicbt  hier  der  Ort  iat,  sodann  weil  diese  Steine  Uera  meistens,  der 
Sitnatitm  gemäß  in  Gestaltungen  und  in  CostUmen  zeigen,  welche  für  ihre  n^'l^ 
mäßige  Entwicicelnng  ofTeiibar  ohne  allen  Werth  sind.  Einzelne  Gemmen  und  Pudert 
über,  von  denen  man  dies  nicht  sagen  kann,  welche  vielmehr  die  GdtUn  in  der  Ihr 
gewijhnliehen  Gestaltung  darstellen .  sind  zu  unbedeutend  um  lehndch  ZO  aäü  ati^ 
um  eine  Anführung  im  Kinzeliien  zu  rechtfertigen. 

u)   V'ecgl,  Wiesclcr  im  Texte  tu  den  Henkln,  d   a.  Kunst  II.  U.i,  der  nuph  fOr  div  B 
riing  und  ihre  Ui-giandung  du»  K'^thi);»  giebt.   In  dem  huidgchrifUichoD  Veiicichuiß  tu  dHftoliti 
Uadcwcheti  Abdruckwimmlung,  in  dcT  Clnue  I.  H.  No.  l:i  ein  der  Zcichnuug  auf  der  TUrl  •■ 
Urundc  licgeiidci  Abdruck  ist,   vrinl  die  Ucmnit  nl»  ein  ■plnnmii  <ti  Hmcmldw  ■ 
Inloch  die  ticleichnung  doa  IJmitxem  felilt,  wird  die«c  Angabe  nffonlmi  fli^nbU*  r 

bj  Bin  Abdruck  bei  Codes  a,  n.  O.  No,  12. 

ei  Ein  Abdruck  bei  CadcB  o.  d.  O.  Ko.  II, 

Jl  Bin  Abdruck  in  LippcrU  Dnktyliuthck,  Siippkment  Nu   4" 

i'l  Mtueum  Florontinuui  I.  tab.  57  No.  4,  «in  Abdruck  hei  Lippcrt  j   n   O   N» 

ri    Ein  AlHlruck  bei  Cadc*  a.  n   O.  Ctaue  I.  A.  No.  177. 
^^Bfi  Abilinckc  bei  (ndes  a  B  i>,  N<>.  ITS  und  I' 


8.  HERA  IN  RELIEFEN.  129 

ACHTES  CAPITEI.. 

Hera  in  Reliefen. 


At6;  x'jop-^  irapdbcotTu. 
Hom. 

So  wie  Bd.  II.  S.  169  ff.  die  Reliefe,  welche  Zeus  darstellen,  sind  hier  die- 
jenigen, in  denen  Hera  erscheint,  in  die  a.  a.  0.  bei  Zens  näher  bestimmten  Haupt- 
abtheilungen  der  griechischen  nebst  den  griechisch-römischen  and  der  specifisch 
römischen  einzutheiien. 

Verzeichniß  der  Reliefe. 
A«  L  Qriechiaehe. 

A.  Im  Priese  des  Parthenon»).     S.  Atlas  Taf.  I.  No.  7. 

B.  Im  Friese  des  s.  g.  Theseion  <>}.     S.  Atlas  Taf.  IX.  No.  29. 

C.  Im  Friese  des  Tempels  der  Nike  Apteros  in  Athen,  sehr  ungewiß <:). 

D.  Relief  an  einem  Hause  in  der  Nahe  des  Bazars  von  Chios  *^) ;  die  Beziehung  des 
Gänsen  auf  den  Tod  der  Semele  ist  sehr  fraglich,  daß  aber  die  neben  Zeus  thronende  weib- 
liche Figur  Hera  sei,  kann  nicht  wohl  bezweifelt  werden,  nur  darf  man  nicht  abersehn,  daß  die 
einzige  skissirte  Publication  dieses  Monumentes  in  den  Antiquities  of  Jonia  T.  I.  p.  IV.  Vig- 
nette als  Grundlage  der  Einsicht  in  die  Einzelheiten  dieser  Figur  und  ihres  Costttms  nicht 
auneicht^^}. 

A.  2.  Qrieehisch-römische. 

B.  Relief  Ton   der  Ära  Capitolina«),   die  großen  Götter  stehend   um  den  thronenden 
Zeos  gruppirt,  Hera  diesem  gegenüberstehend,  hinterwärts  zur  Hälfte  weggebrochen. 

F.  Relief  im  Louvre  No.  232 'j,  Hera  auf  Hebes  Schulter  gelehnt  (?)  vor  dem  sitzen- 
den Zeus. 

0.  Relief  im  Museo  Chiaramonti  des  Vatican^),  angeblich  Hera  und  Thetis,  eine  Deu- 
tung, welche  sehr  bedenklich,  aber  schwer  durch  eine  andere  zu  ersetzen  ist,  um  so  mehr, 
da  das  Relief  Fragment  ist.  Die  Figur  der  Hera  unterlieft  keinem  Zweifei,  doch  sind 
ihr  Kopf  und  ihr  rechter  Arm  modern^);     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  17. 

H«  Parisurteil,  an  der  Ära  Casali,  jetzt  im  Ho£e  des  Belycderc  im  Vatican^).  S.  Atlas 
Tlf.X.No.  18. 

I.  Parisurteil,  Stuccorelief,  gefunden  in  einem  Grabe  an  der  Via  Latina  bei  Rom^J. 


a)  Vergl.  oben  S.  39  und  far  andere  Abbildungen  Bd.  IL  S.  109  Note  a,  zu  denen 
kommt:  Michaelis,  Der  Parthenon,  Atlas  Taf.  14.  Fig.  29. 

b)  Vergl.  oben  S.  40  und  für  weitere  Littcratur  Bd.  II.  a.  a.  O.  Note  b. 

c)  Vergl.  wegen  der  Abbildungen  Bd.  II.  a.  a.  O.  Note  c,  zur  Deutung  der  Figuren 
Gerhard  in  den  Ann.  deir  Inst,  von  1841  p.  71  mit  der  tav.  d'agg.  E.,  wo  die  Gruppe  dreier 
^^guren  am  rechten  Ende  des  Erhaltenen,  einer  von  zwei  stehenden  umgebenen  sitzenden 
^n  mit  den  Namen:  Hebe,  Hera,  Eileithyia  bezeichnet  wird.  S.  auch  noch  Welcker,  Alte 
I^«nkm.  I.  8.  95  Note  19  und  Friederichs,  Bausteine  8.  1S8  f. 

d)  Vergl.  Bd.  II.  a.  a.  O.  mit  Note  e. 

e)  Beschreib.  Roms  III.  i.  8.  230,  abgeb.  Mus.  Capitol.  IV.  tab.  8,  E.  Braun,  Vorschule 
^^.  5  und  sonst  in  abhängigen  Nachstichen. 

f)  Clarac,  Catal.  No.  232,  Fröhner,  Notice  de  la  sculpt.  ant.  Mus.  du  Louvre  I.  p.  28 
^^*  6,  abgeb.  u.  a.  bei  Bouillon,  Mus.  des  ant.  III.  bas  rel.  pl.  1.  Vergl.  noch  Kckulö,  Hebe 
^  49  No.  6. 

g)  Jetzt  No.  641,  Beschreib.  Roms  II.  ii.  8.  80,  abgeb.  Mus.  Chiaramonti  I.  tav.  8.  Vergl. 
^^ederichs  a.  a.  O.  8.  474. 

h)  Abgeb.  mehrfach,  am  genauesten  bei  Wieseler,  Die  Ära  Casali,  Götting.  1844. 
i)  Abgeb.  Mon.  dell*  Inst.  VI.  tav.  52.  1,  vergl.  Annali  von  1861  p,  224  sq. 
Orerbeck,  Knnstmjthologie.  III.  9 


130  II.  DIE  £BHALTENBN  MOKUMENTE. 

K.  Peleus*  und  Thetis'  Hochzeit,  Terracottarelief  der  Campanaschen  Sammlung,  jetzt  in 
Petersburg  (?)«). 

L.  Herakles*  Thaten,  im  Gabinetto  delle  maschere  im  Vatican^}.  Die  Hauptdarstellung 
wird  von  drei  Nischen ,  in  welchen  ganz  statuarisch  behandelte  Gottheiten  angebracht  sind, 
in  fünf  Abtheilungen  getheilt ;  in  der  zweiten  oder  mittlem  Nische :  Hera  (Kopf  und  r.  Arm 
sind  neu)  ,  in  der  ersten  Athena,  in  der  dritten  Dionysos.     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  21. 

Sarkophage. 

M.  Apollon  und  Marsyas,  im  Palaste  Doria  PanfiU.in  Rom«) ;  Hera  als  die  griechische 
Göttermutter  rechts  der  Kybele  als  der  phrygischen  Göttermutter  links  gegenabersitzend^ . 
S.  Atlas  Taf.  IX.  No.  30. 

N.  Parisurteil,  in  der  Villa  Ludovisi  in  Romd).     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  20. 

O.  Parisurteil,  in  der  Villa  Medici  in  Rom^). 

P.   Parisurteil,  in  der  Villa  Doria  Panfili  in  Rom^. 

Q.  Parisurteil,  im  Louvre  No.  235^).    S.  Atlas  Taf.  IX.  No.  32. 

R.  Parisurteil,  im  Louvre  No.  23G^). 
R«.  Parisurteil,  in  Dessau  (Wöriitz  ?)  «)  7«) . 

S.    Hephaestos*  Sturz,  in  Berlin  No.  251*^).    Hera  als  Halbfigur  in  der  Höhe  angebracht. 

Köpfe. 
T.  An  einem  Bogen  des  Amphitheaters  in  Capua^). 
U.  Terracotta,  in  der  Campanaschen  Sammlung °*),  jetzt? 

B.  Bomische. 
1.   Sarkophage. 

a.  Mars  und  Ilia,  im  Palast  Mattei  in  Rom").     S.  Atlas  Taf.  IX.  No.  31. 

b.  Mars  und  Ilia,  im  Dome  zu  Amalfi»).  Die  drei  capitolinischen  Gottheiten  neben 
einander  sitzend. 

c.  Kampf  der  Musen  und  Sirenen,  im  Paläste  Neri  in  Florenz  P) .  Die  drei  capttoUnischen 
Gottheiten,  Juppiter  sitzend,  Minenra  und  Juno  neben  ihm  stehend.    S.  Atlas  Taf.  III.  No.  19. 


ä)  Abgeb.  bei  Campana;  Opere  in  plastica  tav.  (>0,  vergl.  tav.  61   u.  62. 

b)  Jetzt  No.  41 1,  Beschreib.  Roms  II.  ii.  S.  206  No.  15,,  abgeb.  bei  Pistolesi,  II  Vaticano 
descritto  V.  tav.  71. 

c)  Abgeb.  bei  Gerhard,  Ant.  Bildwerke  Taf.  85. 

d)  Abgeb.  in  den  Mon.  deir  Inst.  III.  tav.  29,  wiederholt  bei  Jahn  in  den  Berichten  deT 
k.  Sachs.  Gesch.  d.  Wiss.  von  1849,  Taf,  4.^  2  u.  in  tn.  Gall.  heroischer  Bildw.  Taf.  XI.  No.  1^, 

e)  Abgeb.  nach  einer  Zeichnung  im  Cod.  Pighianus  bei  Jahn  a.  a.  O.  No.  1 ;  Qber  sonsti^t^ 
Abbildungen  s.  dort  S.  55 ;  eine  jüngst  bekannt  gewordene  im  Cod.  Coburg,  ist  von  Matz  in 
den  Monatsberichten  der  berl.  Akad.  von  1S71   S.  491  No.  199  erwähnt. 

f)  Abgeb.  bei  R.  Rochette,  Mon.  in^d.  pl.  50,  genauer  in  den  Mon.  dell*  Inst.  IIl'.  tar.  3 
noch  genauer  Ann.  dell'  Inst,  von  1839  tav.  d'agg.  H,  weniger  verletzt  und  ohne  die  neuerci 
Ergänzungen  im  Cod.  Coburg.,  s.  Matz  a.  a.  O.  No.  200. 

g)  Clarac,  Catal.  No.  235,  abgeb.  bei  Bouillon  III.  basrel.  pl.  20,  Clarac,  Mus.  de  Aculpt.  1 1. 
pl.  214,  wiederholt  in  m.  Gall.  Taf.  XI.  No.  13. 

h]  Clarac,  Catal.  No.  236,  abgeb.  Mus.  de  sculpt.  II.  pl.  165,  genauer  bei  R.  Roche  fttf 
a.  a.  O.  pl.  76. 

i)   S.  Winckelmann,  Mon.  ined.  im  Texte  zu  Theil  I.  Abschnitt  1  No.  7,  Welcher,  Alte 
Denkm.  V.  S.  423  No.  84.    Ein  vom  Herzoge  von  Anhalt- Dessau  in  Rom  gekauftes  Relief. 

k)  Vergl.  Gerhard,  Berl.  ant.  Bildw.  Nachtrag  No.  438,  abgeb.  in  dessen  antiken  RiB«l' 
werken  Taf.  81. 

1)  Abgeb.  R.  Mus.  Borbonico  XV.  tav.  39. 

m)  Abgeb.  Campana,  Opere  in  plastica  tav.  3. 

n)   Abgeb.  mehrfach ,  aber   nur   in  Alteren  Publicationen ,  so  in  Spenccs  Polymetis  pL     ^ 
und  bei  Bartoli  et  Bellori,  Admiranda  Rom.  magnit.  tab.  22. 

o)  Abgeb.  b.  Gerhard,  Ant.  Bildwerke  2.  Centurie  Taf.  118.  vergl.  Bd.  II.  S.  172  Note  ^■ 

p)  Abgeb.  bei  Millingen,  Ancient  uned.  Monuments  II.  pl.  15  und   son.tt,  vergl.  Bd  f  ^ 
S.  172  Note  d,  wo  der  Aufbewahrungsort  unrichtig  angegeben  ist. 


8.  HERA  IN  REUEFEN.  131 

d.  Im  Gabinetto  delle  maschere  im  Vatican  No.  42ü*).     Die  capitoliniachen  Gottheiten 
in  größerer  Umgebung.     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  22. 

e.  Ebendaselbst  No.  430 b).     Ahnliche  Darstellung. 

f.  Sarkophagdeckel  in  Villa  Borghese  bei  Rom<:).     Dieselben  Gottheiten   zwischen  Sol 
und  Luna  und  den  Dioskuren. 

g.  Ebendaselbst^).     Dieselben  Gottheiten  in  einer  auf  Eros  und  Psyche  besOglichen 
Darstellung. 

h.  Im  capitolinischen  Museum  <>).      Abermals    ganz    verwandte    Darstellung.      S.  Atlas 
Taf.  X.  No.  23. 

i.  Im  ehemaligen  Studio  Canovas^).     Fragment  einer  verwandten  Darstellung, 
k.  In  Perugia^).     Fragment  einer  Darstellung  ähnlich  denen  der  Reliefe  d.  e.  f. 
1.  Sarkophagdeckel  der  ehemaligen   Campanaschen  Sammlung,  jetzt  in  derjenigen  der 
kaiserl.  Ermitage  in  Petersburg  b).  Dieselben  Gottheiten  und  die  Farcen  zwischen  Sol  und  Luna. 
m.  Sarkgphagdeckel   im  Museum  von  Mantua  No.  170^).      Dieselben   Gottheiten   nebst 
Fortana  zwischen  den  Dioskuren,  Sol  und  Luna. 

n.  In  Berlin  No.  238  k),  Fragment.     Dieselben  Gottheiten  nebst  Mercurius  und  Sol. 

Hera  Teleia.     Juno  Pronuba. 
Sarkophag  von  Monticelli  in  Petersburg  s.  oben  S.  57  Fig.  6. 
Peleus  und  Thetis,  Terraoottarelief  Campana  s.  oben  Relief  K. 
Mars  und  Ria,  Sarkophag  Mattel  s.  oben  Relief  a. 
o.  Jason  und  Medeia,  Sarkophag  im  Louvre  No.  373 1). 
p.  Hephaestos  und  Aphrodite ,"  Sarkophag  in  Villa  Albani  in  Rom  ™). 
q.  Menschliche  Hochzeit,  Sarkophag  in  der  Sala  delle  Muse  im  Vatican,  jetzt  No.  522  »). 
S.Atlas  Taf.  X.  No.  19. 

r.  Desgleichen,  Sarkophag  im  Cortile  di  Belvedere  im  Vatican o). 
s.  Desgleichen,  Sarkophag  im  Campo  Santo  zu  PisaP). 
t.  Desgleichen,  Sarkophag  im  Museum  von  Mantua n). 
a.  Desgleichen,  Sarkophag  gefunden  in  der  Villa  Tavema  in  Frascati^'). 
▼.  Desgleichen,  Sarkophag,   im   Palaste  Verospi   in    Rom  als   Brunnenkasten   dienend, 
onedirt«). 


a)  Vergl.  Bd.  H.  S.  172  Relief  d.  mit  Note  g. 

b)  Vergl.  Bd.  IL  a.  a.  O.  Relief  e.  mit  Note  h. 

c)  Vergl.  Bd.  11.  a.  a.  O.  Relief  f.  mit  Note  i. 

d)  Vergl.  Bd.  IL  a.  a.  O.  Relief  g.  mit  Note  k. 

e)  Vergl.  Bd.  II.  a.  a.  O.  Relief  h.  mit  Note  1. 

f)  Vergl.  Bd.  IL  a.  a.  O.  Relief  i.  mit  Note  m. 

g)  Vergl.  Bd.  II.  a.  a.  O.  Relief  k.  mit  Note  n. 
h)  Vergl.  Bd.  IL  S.  173  Relief  1.  mit  Note  a. 

i)  Vergl.  Bd.  IL  a.  a.  O.  Relief  m.  mit  Note  b.  und  s.  Roßbach,  .Rom.  Hochzeits-  und 
Ehedenkmäler  S.  161. 

k)  Vergl.  Bd.  IL  a.  a.  O.  Relief  n.  mit  Note  d. 

1)  Clarae,  Catal.  No.  373,  abgeb.  Mus.  de  sculpt.  IL  pl.  199.  210.  Bouillon  III.  basrel.  pl.  19. 
m)  Abgeb.  bei  Winckelmann,  Mon.  ined.  No.  27,  Miliin,  Gal.  myth.  pl.  3S  No.  168*. 
n)  Beschreib.  Roms  IL  n.  S.  220,  abgeb.  bei  Guattani,  Mon.  ined.  per  Tanno  1795  Agosto 
^T.l.  2  und  bei  Pistolesi,  II  Vaticano  descritto  V.  tav.  97,  vergl.  Roßbach,  Rom.  Hochzeits- 
^d  Bhedenkmäler  S.  94  f. 

0)  Beschreib.  Roms  IL  u,  S.   131,  abgeb.  bei  Gerhard,  Antike  Bildw.  Taf.  74,   vergl. 
^ßbach  a.a.  O.  S.  105  f.  No.  1. 

p)  Abgeb.  bei  Lasinio,  Sculture  de  campo  santo  di  Pisa  tav.  CI.  (XXV.)  und  CII.  (XXV. ] 
«»«l.  Boßbach  a.  a.  O.  S.  167  f. 

q)  Abgeb.  bei  Labus,  Museo  della  R.  Accad.  di  Mantova  T.  III.  Uv.  53,  vergl.  Roßbaoh 
»•*0.8.  153  f. 

r]  Abgeb.  bei  Roßbach  a.  a.  O.,  vergl.  S.  138  f.  % 

i)  Vergl.  Roßbach  a.  a.  O.  S.  169. 

9* 


132  n.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

w.  Dergleichen,  Sarkophag  Giustiniani <^) ,  jetzt  noch? 

X.  Desgleichen,  Sarkophag  Sacchetti^),  jetzt? 

y.  Desgleichen,  Sarkophag  in  S.  Lorenzo  fuori  le  mura  in  Romc). 

z.  Desgleichen,  Sarkophag,  früher  im  Garten  der  Villa  Medici  in  Rom,  jetzt  in  den 
Uffizien  in  Florenz^}. 

aa.  Desgleichen ,  jetzt  verschollener  Sarkophag,  abgeb.  bei  Gori,  Inscriptt.  antt.  III.  34  «) . 

bb.  Desgleichen,  ebenso,  abgebildet  bei  Gori  a.  a.  O.  24'). 

cc.  Desgleichen,  Sarkophag  in  der  Vorhalle  der  Kirche  Sta.  Saba  in  Rom,  unediit^}. 

2.   Andere  Reliefe'»). 

dd.  Votivarat*)  in  Bonn  No.  141,  mit  der  Inschrift  I.O.M.  IVNONI  REGINE  MINERVAE 
u.  8.  w.  und  den  Bildern  der  drei  capitolinischen  Gottheiten  stehend  i). 

ee.  Votivara  in  Mainz  mit  den  Bildern  der  Juno  uiid  Minerva,  des  Hercules  und  Mercur*^). 

ff.  Votivstein  daselbst  mit  der  Inschrift.  I.O.M.  IVN.  REG.  u.  s.  w.  und  den  Bildern 
beider  Gottheiten  *) .  ♦ 

gg.  Votivara  daselbst  mit  der  Inschrifir  I.O.M.  ET.  IVNONI  REG.  u.  s.  w.  und  den 
Bildern  der  Minerva,  des  Hercules  und  der  Juno"*). 

hh.  Votivara  daselbst  mit  derselben  Inschrift  und  den  Bildern  der  Minerva,  des  Mercur 
und  der  Juno"). 

iL  Kleine  Reliefplatte  von  Erz  (11  Cm.)  im  k.  k.  Münz-  und  Antikencabinet  in  Wien 
No.  680  o)  Juppiter  und  Juno. 

3.   ThonlampenP). 
a.  In  Berlin*!).     Die  capitolinischen  Gottheiten  u.  s.  w. 
ß.  In  Neapel  r).     Ebenso. 
Y-  Abgebildet  in  Passeri,  Lucemae  fictiles  tab.  29.     Ebenso. 

Aus  der  Überschau  und  vergleichenden  Betrachtung  der  vorstehend  verzeidi- 
neten  Reliefe  und  wiederum  ihrer  Zusammenstellung  mit  den  Monumenten  anderer 
Gattungen  wird  sich,  wenn  auch  grade  nicht  sehr  viel,  so  doch  immerhin  Eliniges 
fflr  die  kUnstlerische  Gestaltung  der  Göttin  gewinnen  lassen,  worauf  hier  mit  einigen 
Andeutungen  hingewiesen  werden  möge. 


a)  Abgeb.  bei  Bartoli  et  Bellori,  Admiranda  etc.  tab.  56  »in  aedibus  Justinianis«,  scheint 
verschollen  zu  sein  und  wird  bei  Roßbach  nicht  erwähnt. 

b)  Abgeb.  bei  Bartoli  et  Bellori  a.  a   O.  tab.  G5  »in  aedibus  de  Sacchettis«,  auch  dieser 
Sarkophag  scheint  verschollen  zu  sein  und  fehlt  bei  Roßbach. 

c)  Abgeb.  mehrfach,  aber  noch  stets  ungenügend,  so  bei  Bartoli  et  Bellori  a.  a.  O.  tab.  72  ^ 
aber  andere  Abbildungen  vergl.  Roßbach  a.  a.  O.  S.  40  ff. 

d)  Abgeb.  am  besten  bei  Guattani,  Mon.  ined.  per  l'anno  1784  Giugno  tav.  1   e.  2,  abe^v 
andere  Abbildungen  vergl.  Roßbach  a.  a.  O.  S.  120  f. 

e)  Vergl.  Roßbach  a.  a.  O.  S.  147. 

f)  Vergl.  Roßbach  a.  a.  O.  S.  162. 
g)  Vergl.  Roßbach  a.  a.  O.  S.  171. 

h)  Auch  hier  wie  bei  Zeus  -  Juppiter  werden  nur  einige  Votivsteine  u.  dgl.  probewei 
angefahrt. 

i)  Abgeb.  bei  Lersch,  Centralmuseum  rheinlftnd.  Inschriften  11.  No.  11  vor  S.  15. 

k)  Abgeb.  bei  Lehne,  Alterthtlmer  der  Gauen  des  Donnersberges  Taf.  I.  2,  vergl  das .    I 
S.  341  No.  116. 

1)  Abgeb.  bei  Lehne  a.  a.  O.  Taf.  II.  4,  vergl.  I.  S.  155  No.  28. 

m)  Abgeb.  bei  Lehne  a.  a.  O.  Taf.  III.  6,  vergl.  I.  S.  154  No.  27. 

n)  Abgeb.  bei  Lehne  a.  a.  O.  Taf.  XIV.  57,  vergl.  I.  S.  159  No.  .30. 

o)  Abgeb.  bei   v.  Sacken,   Die  ant.  Bronzen  des  k.  k.  Münz-  und  Antikencabinets    >> 
Wien  Taf.  XLVIII.  No.  7. 

p)  Auch  von  diesen  nur  ein  paar  Proben,  die  Vorstellung  ist  fast  immer  dieselbe. 

q)   Abgeb.  bei  Beger,  Thcs.  Brandenb.  III.  p.  439  II.,  vergl.  Bd.  II.  S.  174  «mitNotf  c- 

r)  Abgeb.  Antichita  di  Ercolano  VIII.  tav.  1  p.  5. 


8.  HERA  IN  BELI£F£N.  133 

Beginnen  wir  mit  der  Darstellung  im  Allgemeinen,  so  wurde  schon  bei  der 
Besprechung  der  Statuen,  unter  denen  sitzende  Gestalten  der  Göttin  in  verbürgten 
Exemplaren  nicht  vorhanden  sind,  darauf  hingewiesen,  daß  solche  in  Reliefen  nicht 
gar  so  selten  seien.     Der  Beweis  fOr  die  Richtigkeit  dieser  Behauptung  ist  in  den 
Reliefen  A — D.   (C.  zweifelhaft),  dann  I.  M.  Q.  R.  R^  sowie   a.  und  b.  gegeben, 
zu  denen  nicht  allein   zu  bemerken   ist,    daß   unter   den  griechischen   Typen  die 
sitzenden  verhftltnißmäßig  überwiegender  auftreten ,  als  unter  den  römischen ,  son- 
dern daß  auch  in  den  späteren  Darstellungen  (I.  M.  Q.  R.  R*.  a.  b.)  die  sitzenden  Hera- 
gestalten fast  ohne  Ausnahme  (nur  etwa  I.  und  M.)  den  Eindruck  von  in  diese  Reliefe 
übertragenen  Statuen,  ja  Tempelbildem  machen,   die  nur  den  Situationen  gemäß 
am  em  Geringes  modificirt  worden  sind,  in  der  Hauptsache  aber  die  Würde  und 
Fäerlichkeit  ihrer  Vorbilder  bewahrt  haben,  was  um  so  mehr  sagen  will,  als  sich 
anter  den  in  Frage  kommenden  Reliefen  Parisurteile  befinden  (Q.  R.  R^)  bei  denen  es 
doppelt  nahe  lag,  den  strengen   und   feierlichen  Typus  aufzugeben  und  einen  aus 
der  Situation,  besonders  in  deren  späterer  Auffassung  abgeleiteten  an  die  Stede  zu 
setzen,  wie  dies  einzeln,  einigermaßen  schon  in  dem  Relief  P.  und  bestimmter  in 
dem  Stephanischen  Terracottarelief  (Anm.  70)  geschehn  ist.     Dieselbe   Bemerkung 
triflfl  übrigens ,    um   dies  gleich   hier  vorweg  hervorzuheben ,  auch  mehre ,  ja  die 
Mehrzahl  der   bei  Parisurteilen  stehend  dargestellten  Figuren  der  Hera  (H.  N.  0.), 
von  denen  ganz  besonders  diejenige  in  dem'  Ludovisischen  Relief  (N.)  vollkommen 
doi  Eindruck  eines   statuarischen  Typus  macht '^),  die  Göttin  ganz  in  ihrer  Feier- 
lichkeit und  Prächtigkeit  wiedergiebt  und  höchstens  in  dem  schämig  geneigten  Haupte 
(die  im  Vorbild  mit  nur  etwas  anderer  Bewegung  ein  gnädig  geneigtes  sein  konnte) 
und  in  dem  Anfassen  des  Schleiers,  obgleich  auch  grade  dieses  ein  altttberkommenes 
Bew^ungsmotiv  der   verschleierten  Hera  ist  (s.  oben  S.  29),  der  Situation  Rech- 
mmg  trägt,  in  welcher  die  Göttin  dargestellt  ist.    Aber  auch  von  dem  Medicelschen 
Relief  (0.)  wird  man  so  ziemlich  das  Gleiche  sagen  können  und  die  Hera  der  Ära 
Cauuüi  (H.)  hat  so  wenig  durch  die  Situation  Bedingtes  an  sich,  daß  sie  fast  genau 
derjenigen  in   dem   vaticanischen  Hochzeitssarkophag  (q.)  und   derjenigen  in   dem 
Hedeiasarkophag  im  Louvre  (o.)  entspricht,  nur  daß  diese  letztere  den  Schleier  hat, 
der  den  beiden  anderen  abgeht. 

Kehren  wir  noch  einmal  zu  den  sitzenden  Heragostalten  unserer  Reliefe  zurück, 

^  Ut  es  offenbar,  daß  sie,  und  zwar  ganz  besonders  die  späteren  Exemplare  (M. 

Q.  R.  R^  a.  b.),  als  die  am  wenigsten  selbständigen  Erfindungen  nach  dem  vorstehend 

^merkten,  in  Wünschenswerther  Weise  die  Lücke  in  unserer  statuarischen  Über- 

Ueferung  ausfüllen,  ja   daß  sie,  neben  den  Münztypen  scharf  im  Auge  behalten, 

^i  der  Kritik  von  durch  Ergänzungen  entstellten  Statuen  möglicherweise  noch  eine 

^^^nz  besondere  Bedeutung  gewinnen  werden.    Jedenfalls  haben  sie  eine  solche  ftir 

^ich  und  so  gehört  denn  die  Göttin  in  dem  Relief  a.  zu  den  großartigst  erfundenen , 

^«stalten  der  Hera '2),  bei  welcher,  als  sie  einem  der  Figur  auf  den  Münzen  der 

^mastris  (Münztafel   UI.   No.  4)    nahestehenden  statuarischen   Typus  nachgebildet 

^^urde,  wenn  irgend  Etwas,  so  schwerlich  viel  mehr  geneuert  wurde,  als  die  Anord- 

K&niig  des  von  der  Schulter  gleitenden  Gewandes,  indem  diese  sich  aus  der  Situation 

Gleiten  läßt,  in  welcher  die  Göttin,  die  Liebe  des  Mars  zur  Uia  begünstigend,  hier 


a)  Vergl.  Weicker,  Alte  Denkm.  V.  8.  420. 


.   1>IE  EltltALTENKN  UDNtlMENTE. 

erscheint,  während  sie  sich  mit  der  im  übrigen  so  groGartif^en  Auffassung  der  Kigur 
nicht  recht  verträgt.  Unverkennbiir  iat  in  dioser  Gewnndanordnang  eine  Ilenibet' 
nniitne  des  Motivs,  in  welchem  ^ie  oben  8.  ÖG  u.  1 15  besprochenen  Statuen  nnd  das 
Kelief  des  Sarkophngs  von  Monticolli  Uberelnstimuicn  und  welches  der  gricchiscben 
Gestaltung  der  Teleia  zuzukommen  scheint.  Wenn  sodann  die  Reliefe  R.  und  It'. 
Hera  mit  einer  langen  Fackel  seigen,  welche  mit  der  SitnatJon  des  Parisurteils,  in 
der  wir  sie  finden,  anf  keinen  Fall  Etwas  zu  tbnn  hat,  so  liegt  Niohts  näher,  als 
an  einen  von  den  Veifertigem  der  Sarkophage  ohne  besondem  Sinn  m  Ihre  t'fim- 
[Misitionen  herflbergonommenen  Typus  der  Geburt&göttiu *)  eu  denken,  sei  e«  der 
griechischen  (s.  oben  8.  10)  sei  es  einer  römischen  Lucina.  welche  freilich  in 
Mtlnztypen  in  der  Regel  ohne  die  Fackel  gebildet  ist.  aber  doch  auch  mit  derselben, 
wenigstens  walirgchoinlich ,  nachgewiesen  werden  kann  {s.  das  X.  Gap.).  Dieser 
t'igur  steht  nun  aber  wiederum  diejenige  des  Reliefs  Q.  so  nahe,  daß  man  gewiß 
nicht  irrt ,  wenn  man  sie  aus  demselben  Vorbild  ableitet ,  obgleich  sie  anstatt  der 
Fackel  das  Soepter  in  der  linken  Hand  aufgestützt  hält  und  der  Verfertiger  dieses  Reliefs 
es  der  Situation  (Pariaui-teil)  angemessen  erachtete,  die  rechte  Hnist  und  Schulter  der 
OSttin  entblößt  dannistelleu.  Für  die  Ableitung  dieser  einander  so  nahe  verwandten 
Gestalten  aus  einem  statn arischen  Typus  spricht  auch  der  in  beiden  Fällen  mehr 
oder  weniger  prächtig  gebildete  Thron ,  welclier  zu  der  dargestellten  Scene  inner- 
lich nicht  paßt,  sondern  die  göttliche  Persönlichkeit  als  solche  angeht,  was  nicht 
minder  auf  den  Pfau  zutrilTt.  vou  dem  wir  sie  in  beiden  FAllen'')  sowie  In  dem 
Relief  R',  begleitet  finden  und  der  sich  grade  in  denjenigen  Reliefen  (siehe  d.  e.  h.  k. 
dd.)  neben  der  Göttin  mehrfach  wiederholt,  in  welchen,  indem  sie  die  eapitoÜnische  „ 

Trias  darstellen,  Jnno  einen  ganz  bestimmten  sacralen  ''harakter  trÄgt  und  wo  der  ■*•« 
Pfau  fast  nur  dann  fehlt,  wenn  er,  wie  in  den  Reliefen  ee.  ff.  gg.  hh.  durch  eines  .c^-cd 
neben  der  GOttin,  an  dem  Platze,   den  er  sonst  einnimmt,    stehenden  Altar  ersetzt  ist.     _  ^^. 

Wenn  demnach   insbesondere   die   soeben  etwas   näher   beleuchteten   aitzBndea  »^— ^^j 
Relieffiguren  der  Hera,  in  zweiter  Reihe   auch  die   flbrigen  oben  hervorgeliobeneiiKx-^^atn 
dazu  angethan  sind,  die  fehlenden  statuarischen  lOxemplare  zu  ersetzen,  so  findeow^f  ep 
wir  unter  den  stehenden  Gestalten  der  Göttin  tbeils  solche,  welche,  mit  statnarischeic^^-^gii     I 
Kxemplaren   mehr  oder  weniger  genau  übereinstimmend,  diesen  in  ihrer  Redentung  m-^  gjung     { 
nnd  Brkl&mng   zur  Bestätigung  dienen,  tlieils  solche,    welche   die  statuarisch  tiEv-.^    auf     ' 
ans  gekommenen  Typen  ergänzen  und  bereichem. 

Das  Ergtere  gilt  besonders  von  den  ohne  Zweifel  mit  dem  Namen  der  RegiiCKj^^Bruu 
zu  belegenden  Junogestalten  in  den  Reliefen  mit  der  capi  totin  Ischen  Trias  (d.  e.  _  ^.  f 
h.  k.  I.  m.  n.  dd.— hh.),  welche  in  allen  ihren  beständigen  HauptüUgen,  der  Cocv«:» 7ooi- 
positton  nnd  der  äußern  Ausstattung,  der  Gewandung  und  den  Attributen  nacji  icr  ujjt 

den  ätatuen  mit  dem  Schleier  Cap.  VI.  No.  f» — 14  fl  berein  komm  en ,  ja  von  iptrm^r^ieneii 
.  einige  die  eine  und  die  andere  dieser  Statuen  sogar  in  den  Bewegungen  in  gTad».#r».<feza 


B)  Vergl.  auch  Welcker  a.  a   O.  S.  423, 

b)  FOt  du«  Uelief  It,  behauptet  allerdings  Leuortnnnt.  Noi 
Mi  eine  Gans,  nru  den  Abbildungen  nnch  möglich,  aber  weder 
mit  dem  Relier  Q.,  ncji^ti  endlicli  ntu  KUgeiueinerau  lirQnden 
Aber    wHie    die    Rehaaptung    riubtig ,   hu   wUrdc    grnde    nie    ani 


T.  Gnl.  uijith.  p  76,  der  T^i  ^ 
HU  »ich  noch  nsch  VMgleic^i:::^^^, 
auuderlich  iv]rlirit"hrinlr~  j  ^ 
weuigflCen  dm  h 


8.  HERA  IN  REU£F£N.  135 

aankllendem Maße  wiederholen,  so  die  Reliefügur  an  dem  vaticanischen  Sarkophage  d., 
die  Statue  No.  8  mit  ihrer  eigenthttmlich  stolzen  Haltung  nnd  andererseits  be- 
sonders die  Relieffigar  an  .dem  capitolinischen  Sarkophag  h.,  der  jedoch  noch  mehre 
andere  sdir  nahe  kommen,  die  Statue  No.  12  mit  ihrer  frauenhaften  Stille  und  Schlicht- 
heit. Auf  die  Teleia-Pronuba  des  Sarkophags  von  Monticelli  und  ihr  Verhältniß 
so  den  Statnen,  deren  schönstes  Exemplar  die  Barberinische  ist  (s.  oben  S.  56 
und  8.  115),  soll  nicht  noch  einmal  zurückgekommen,  sondern  nur  an  dasselbe 
erinnert  werden. 

Eine  wesentliche  Ergänzung   und  Bereicherung  der  in  Statuen   überlieferten 

kleinen  Typenreihe  bieten  in  erster  Linie  die  eben  so  schönen  wie  charaktervollen 

Figuren  in  den  Reliefen  N.  L.  G.  und-O.,  soweit  diese   letztere   erhalten  und  von 

anderen  Figuren   unverdeckt  ist,  demnächst   die  einander  verwandten  in  H.  K.  q. 

nnd  o.,  während  die  Sarkophage  s. — x.  die  sonst  überlieferten  Schemata  der  Göttin 

am  einen  offenbar  in  fast  allen  Zügen    festen   und  charakteristischen  Typus,  den 

einer  von  der  griechischen  Gestaltung  der  Teleia  verschiedenen  der  römischen  Juno 

Pronnba  vermdiren,  einen  Typus,  der  sich  in  seinen  meisten  Elementen  auch  noch 

in  de|i  Reliefen  y. — cc.   fortsetzt,    nur   daß   bei   diesen    Reliefen    der    fraglichen 

Figur  die  Stephane  fehlt,  welche  die  Göttin   auszeichnet,  so  daß  der  Gedanke  an 

eine  im  Übrigen  in  ihrer  Gestalt  wie  an  ihrer  Stelle  erscheinenden  Priesterin  nahe 

gelegt  wird*). 

So  hoch  man  nun  auch  gegenüber  der  geringen  Zahl  von  Statuen  der  Göttin 
diesen  ganzen  Zuwachs  achten  möge,  ganz   besonders  bedeutend  und  erfreulich  ist 
der  in  den  Reliefen  N.  L.  G.  und  0.  gegebeue  Gewinn.     Es  wird   in  der  That  in 
allen  AriBü  von  Kunstwerken  nicht  viele  Gestalten  der  Hera  geben,  welche  sich  in 
stiUer  Würde  und  hoheitsvoller  Schönheit  mit  der  prächtigen  Figur  in  dem  Ludovisi- 
stehen  Parisurteile  (N.)  messen  können,  einer,  wie  schon  oben  bemerkt,  durchaus 
stttnariseh  empfundenen  Figur,  welche  sich   in   ihrer  ganzen  Erfindung  und  Com- 
poeüioii  unmittelbar  neben  die  ephesische  Statue  (Cap.  VI.  No.  l)  zu  stellen  werth 
9eaehtet  werden  muß.    Und  doch  ist  der  Typus  schon  vermöge  der  völlig  verschie- 
denen Gewandung,  des  dort  vorhandenen,  hier   fehlenden  Ilimation  und  seine  Er- 
setzung durch  das  den   Oberkörper  dicht    und  in   schönsten   Motiven   verhüllende 
I^pelgewand  (Chlamys?  denn  ChitondiploYs   kann  man  dies   nicht  mehr  nennen), 
sodann  vermöge  des  bei  der  Reliefßgur  vorhandenen  Schleiers  ein  ganz  anderer  als 
^leijenige  der  ephesischen  und  der   entsprechenden   neapolitaner  Statue;    wenn   er 
<lagegen  in  mehren  Stücken,  namentlich  in  Betreff  des  Costüms  eine  unverkennbare 
Aimlichkeit  mit  der  Statue  im  Museo  Chiaramonti  (Cap.  VI.  No.  8)  bietet,   ohne 
diese  freilich  zu  wiederholen ,  so  kann   dadurch   sein  Werth  nur  gewinnen ,  indem 
er  uns  in  dem  griechisch  empfundenen,  wenn  auch  von  römischer  Hand  ausgeführten 
Relief  noch   schöner,  einfacher  und  feiner  als   es  selbst  die    vortreffliche   wiener 
Bronze  (Cap.  VI.  No.  9)  vermag,  also  auch  wohl   in   noch  größerer  Ursprünglich- 
keit  als  diese,  das  griechische  Vorbild  vor  die  Augen  stellt,  aus  dem  jene  römische 
Btatne  nebst  ihren  Wiederholungen  in  Reliefen ,  vielleicht  grade  durch  eine  Über- 
gangsstufe,  wie  sie  in  der  wiener  Bronze  gegeben  ist,  abgeleitet  sein  mag. 

Noch  weit  eigenthümlicher  im  ganzen  Bereiche  der  Heramonumente,  als  diese 


a)  Vergl.  auch  Roßbach  a.  a.  Q.  S.  44. 


U.   DIE  ERHALTEKEN  MONXMEKTE. 

.^..  x^  ifcs^^ui^«  in  dem  vaticanischen  Relief  L.,  weicher  mit  um  so  größere 
vv.N.vK^  ^'Ui  %^^ik\>miiM*o  sUtoarischer  Charakter  zugesprochen  werden  kann,  al 
.  «.N  bau^CA^vöiali  cumponirt  durch  eine  Nische  architektonisch  nmgrenil  nn 
u^nU  >.aic  Ikuüii^  auch  äußerlich  gleichsam  wie  ein  Randwerk  hingestellt  wird.  Vo 
,.ivu  HuA^ccOalteu .  welche  wir  kennen,  selbst  die  Statue  No.  S  und  die  ent 
»^uvvhvuUo  Keüetligur  (in  d.)  kaum  ausgenommen,  ist  dies  die  bei  weitem  atolaestc 
I«  .^uki4>iUvhsYollste;  nicht  so  stark  bewegt  wie  die  genannte  Statue  hat  sie  meh 
vti  a  v'hArakter  des  in  sich  Abgeschlossenen  und  fast  Trotzigen,  weldier  außer  dure 
vUu  hohe  Aufstützen  des  langen  Scepters  und  durch  die  grade  Emporriehtong  de 
i;AUAeu  Gestalt  ganz  besonders  durch  das  Einstemmen  der  linken  Hand  in  die  Seil 
oJor  auf  die  Hflfte  bestimmt  wird.  Es  ist  das  eine  Bewegung,  Aber  deren  mimisch 
HiHleutung  Niemand  zweifeln  kann,  von  der  aber  bemerkt  werden  mag,  daß  si 
boi  mehren  der  schönsten  Zeusfiguren  *) ,  femer  bei  Poseidonfiguren  zu  den  beliebte 
und  für  deren  fest  auf  sich  beruhende  Kraft  charakteristischen  gehört,  wihren 
sie  bei  weiblichen  Wesen  vcrhältnißmäßig  selten  nachweisbar  ist,  wo  sie  sieh  abc 
findet^),  mit  wenigen  Ausnahmen^)  denselben  mimischen  Ausdruck  bietet,  wie  \h 
den  genannten  männlichen  Gottheiten  und  bei  unserer  Hera.  Bei  unserer  Herrn  ge 
seilt  sich  zu  diesem  Gestus  eine  reiche  und  breit  behandelte  Gewandung,  um  di 
Göttin  nicht  minder  prächtig  und  feierlich  als  kraftvoll  und  stolz  erseheinen.  s 
lassen,  zugleich  sie  aber  in  allen  Stücken  als  einen  Gegensatz  zu  der  wohl  aoe 
prächtigen  aber  würdevoll  stillen  und  einfachen  Gestalt  der  Hera  in  dem  Ludovisi 
sehen  Parisurteil  (N.)  darzustellen. 

In  dem  Gestus  der  in  die  Seite  gestemmten  Hand  und  in  dem  Stola  und  de 
Festigkeit  der  ganzen  Haltung  ist  ihr  die  Hera  des  wiener  Erzreliefs  ii.  am  aller 
nächsten  und  weiter  diejenige  des  Reliefs  Chiaramonti  (G.)  verwandt,  nur  daß  dies 
dadurch,  daß  sie,  anstatt  in  ruhiger  Abgeschlossenheit  auf  ihr  Scepter  gestüt: 
dazustehn,  in  Handlung  mit  einer  zweiten  Person  gruppirt  ist ,  welche  sie  am  Ar 
ergriffen  hat  und  zum  Aufstehn  aufzufordern  scheint,  ungleich  weniger  imposa: 
erscheint.  Auch  die  Gewandung  ist,  wenngleich  etwas  verschieden  geordnet, 
beiden  Figuren  in  der  Hauptsache  dieselbe  und  somit  wird  man  schwerlieh  w 
fehlgehn,  wenn  man  beide  auf  eine  gemeinsame  künstlerische  Grundauffassnng,  m 
denselben  Idealtypus  der  Göttin  zurückführt,  welcher  natürlich  in  der  erstem  ma 
in  seiner  ursprünglichen  Conception,  in  der  letztem  in  freier  Benutzung  gegeben  B 

Mit  kurzen  Worten  sei    ferner  auf  die,  allerdings  verstümmelte  Herafigur 
dem  Mediceischen  Parisurteil  0.  als  auf  eiuen  neuen  Typus  der  Göttin  verwieB— 
welcher  in  Hoheit  und  würdevoller  Kraft  kaum  einem   andem  weicht,  vor  vi^ 


a)  Sicho  Bd.  II.  S.  131  u.  S.  156,  Münzen  No.  25  u.  27. 

b)  Vergl.  z.  B.  von  statuarischen  T^rpen  die  Figuren  bei  Olarac,  Mus.  de  sculpt.  pl. 
No.  751  (Demeter),  pl.  417  No.  727  (angebl.  Hera,  vergl.  Anm.  66),  pl.  431  No.  749A  (d< 
pl.  461  No.  867  (Athcna)  pl.  467  No.  879  u.  880,  pl.  471  No.  898  u.  900  (desgl.)  pL  A9t 
No.  1053 B.  (Melpomene.) 

c)  Zu  diesen  gehört  in  gewissem  Sinne  schon  die  in  rednerischer  Ooberde  stekae' 
Athenafigur  wie  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  320  No.  871  und  pl.  466  No.  867,  obgleich  auch  di 
Figur  etwas  in  sich  geschlossen  Festes  hat,  ferner  die  Hcstia  Giustiniani,  yon  der 
gilt ;  gftnzlich  anderer  mimischer  Bedeutung  ist  die  Aufstützung  der  Hand  auf  die  Hflfle 
dem  anmuthigen  Genrebildchen  in  Stackeibergs  Gräbern  der  Hellenen  Taf,  73. 


8 .  HESA  IN  BELIEFEN.  1 37 

aber  durch  Schlichtheit  der  äußern  Erscheinung,  schon  durch  die  Beschränkung  der 
Gewandung  auf  den  einfachen  dorischen  Chiton,  ohne  Überschlag,  aber  mit  fester 
Gfirtmig  ausgezeichnet  ist. 

Und  endlich  muß  der  mehr  anmuthige ,  fast  jugendliche  Typus  erwähnt  wer- 
den, der,  allerdings  mit  einigen  Verschiedenheiten,  aber  besonders  solchen  in  der 
Gewandung,   in   den   Herafignren  der  Reliefe  U.  und  K.,  o.  und  q.  gegeben  ist, 
ron  denen  die, Göttin  in  K.  o.  und  q.,  obwohl  als  Hochzeitsgöttin  oder  Ehestif- 
terin,  im  ersten  Relief  zwischen  Peleus  und  Thetis,  im  zweiten  zwischen  lasen  und 
Medeia,  im  dritten  in  menschlichem  Kreise  fungirend,  von  dem  in  den  meisten  römi- 
schen   Hochzeits-   und   Ehedenkmälem    gegebenen  Schema  der  Pronuba  bestimmt 
unterschieden  ist  und  selbst  in  dem  Sarkophag  mit  der  menschlichen  Hochzeit,  der, 
wie  dies  auch  Roßbach*)  anerkannt  und  hervorgehoben  hat,  in  seiner  gesammten 
CoiqKwition ,  namentlich  in  den  um  das  Brautpaar  gnippirten  Figuren   mancherlei 
griechische  Nachklänge    gewahrt    hat,    ungleich  weniger  streng  als  die   römische 
Pronuba    gehalten,    eine  griechisch  gedachte  Gestalt  von  überwiegender  Anmuth 
darstellt. 

Werfen  wir  demnächst  einen  Blick  auf  das  Costttm  der  Göttin  in  den  Reliefen, 
80  wird  es  nach  dem,  was  sowohl  im  kunsthistorischen  Theile  wie  in  dem  Statuen- 
capitd  Aber  den  Schleier  gesagt  worden  ist,  die  Mühe  lohnen,  statistisch  festzu- 
stellen, wie  oft  und  wo  sich  derselbe  bei  den  Reliefdarstellungen  der  Hera  als  der, 
etwa  nächst  den  Vasengemälden,  längsten  kunstgeschichtlichen  Reihe  unter  allen 
Arten  von  Monumenten  findet  und  wo  nicht.  Wie  überwiegend  häufig  der  Schleier 
oder  em  schleierartig  über  das  Haupt  gezogenes  .Obergewand  sich  in  den  archal- 
sehen  und  archaistischen  Monumenten  finde,  ist  seines  Ortes  (s.  oben  S.  28  u.  31)  nach- 
gewiesen, desgleichen  (S.  39  f.) ,  wie  ihn  die  attische  Kunst  der  altem  Blüthezeit  beibe- 
luiltenhat.  An  ihre  Hervorbringungen  reiht  sich  am  nächsten  an  das  chiische  Relief  D., 
welches,  soweit  der  Zeichnung  zu  trauen  ist,  das  Schleiergewand  mit  einer  kleinen 
Stephane  verbindet.  In  der  spätem  griechischen  oder  griechisch-römischen  Kunst 
kehrt  eich  das  Yerhältniß  um,  der  Schleier  wird  seltener  und  findet  sich  besonders 
nur  bei  denjenigen  Reliefßguren  der  Göttin,  welche  ihrer  Auffassung  in  Gultus- 
Udem  entsprechen  oder  nahestehn  (N.  P.  Q.  R.  R^),  nur  ausnahmsweise  außer- 
lulb  dieses  Kreises  (I.  S.  T.  U.)  während  er  m  E.— H.,  K.— M.,  0.  fehlt.  Dieses 
Bbd  aber  zugleich  in  der  Hauptsache  die  verhältnißmäßig  älteren,  am  meisten 
griechischen  Darstellungen,  während  diejenigen,  in  denen  Hera  mit  dem  Schleier 
vugestattet,  N.  und  vielleicht  könnte  man  sagen  I.  ausgenommen,  augenscheinlich 
römigche  Elemente  der  Anschauung  in  sich  aufgenommen  haben.  Unter  den  römi- 
schen Reliefen  aber  zeigen,  ganz  der  gemachten  Wahrnehmung  entsprechend,  die- 
J^en,  welche  die  specifisch  römische  Juno  zur  Anschauung  bringen,  diese  Göttin 

• 

^  ganz  überwiegendem  Maße  mit  dem  Schleier  ausgestattet ,  so  alle ,  in  denen  es 
äch  um  die  capitolinische  Trias  liandelt  (b. — n.  dd.),  mit  alleiniger  Ausnahme  des 
^efg  g.,  in  welchem  aber  zugleich  die  für  Juno  erklärte  Figur  am  wenigsten 
sicher  diese  Göttin  ist.  Allerdings  stellen  diese  Reliefe  und  diejenigen,  in  welchem 
^^^  Juno  mit  dem  Juppiter  der  Trias  oder  allein  oder  in  Verbindung  mit  anderen 
Göttern  erscheint  (ee. — hh.)  in  der  Hauptsache  nur  Exemplare  eines  Typus   der 


aj  Rom.  Hochzeito-  und  Ehedenkmftler  S.  94  ff. 


140  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

der  Pfau  beigegeben  (Q.  R.  [s.  oben  S.  134,  Note  b]  d.  e.  k.  dd.),  dessen  Stelle, 
wie  schon  früher  bemerkt,  in  den  Reliefen  ee.  und  ff.  ein  neben  der  Göttin  stehender, 
flammender  Altar  einnimmt,  auf  welchen  sie  ihre  Patera  auszugießen  scheint.  Von 
der  an  die  Stelle  des  Scepters  getretenen  Fackel  in  den  Reliefen  R.  und  R^  ist 
oben  gesprochen  worden.  Völlig  vereinzelt  endlich  ist  die  Frucht  (Apfel?  s.  Anm.  69) , 
welche  die  Hera  in  dem  Sarkophagrelief  mit  dem  Wettkampfe  des  Apollon  und 
Marsyas  im  Palaste  Doria  Panfili  (M.)  in  der  rechten  Hand  erhebt  und  welche, 
mit  der  Gesammtdarstellung  jedenfalls  außer  aller  Verbindung,  nur  die  Annahme 
bestärken  kann,  daß  es  sich  in  dieser  Figur  um  eine  Nachbildung  eines  Tempel- 
bildes der  Göttin  handelt. 


NEUNTES  CAPITEL. 

Hera  in  Vasengemälden  freien  und  apfttem  Stdla,  in  Oraffiti  und  in 

Wandgemälden. 


Orph.  hynm. 

1.  Vasengemälde. 

A.  Hera  aitsend. 

A.  Oöttergclage ,  Mon.  dell'  Inst.  V.  tov.  49.     S.  Atlas  Taf.  I.  No.  22. 

B.  Parisurteil,  Gerhard,  Ant.  Bildwerke  Taf.  43,  mit  einer  Variante  bei  Gargiulo,  Kac- 
colta  tav.  116,  wiederholt  bei  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  Taf.  B.  No.  4,  vergl.  S.  410  No.  61. 
S.  Atlas  Taf.  X.  No.  1  und  1  a. 

C.  Parisurteil,  Gerhard,  Apul.  Vasengemälde  Taf.  C,  wiederholt  in  m.  Gallone  heroischer 
Bildwerke  Taf.  X.  No.  5»).     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  2. 

D.  Parisurteil,  Compte-rendu  de  la  comm.  imp.  arch.  de  8t.  Pötersbourg  pour  l'annte 
1861  pl.  3b).     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  3. 

E.  Vorbereitungen  sum  Parisurteil,  Mon.  dell'  Inst.  IV.  tav.  18,  wiederholt  in  m.  Gall. 
Taf.  X.  No.  2  c).     S.  AÜas  Taf.  X.  No.  4. 

F.  Parisurteil,  Millingen,  Ancient  uned.  monum.  I,  pl,  17,  wiederholt  bei  Welcker  a.  a.  O. 
Taf.  B.  No.  3<»). 

G..  Parisurtoil,  Gerhard,  Ant.  Bildwerke  Taf.  25«).     S.  AÜas  Taf.  X.  No.  5. 


a)  In  Berlin,  Gerhard,  Neuerworb.  Bildwerke  No.   1750,  vergl.  auch  Welcker  a.  a. 
8.  400  f.  No.  58. 

b)  In  Petersburg,  (Stephani),  Die  Vasensamml.  der  kais.  Eremitage  No.  1807  und  ve 
Compte-rendu  a.  a.  O.  S.  33  ff. 

o)  In  Originalseichnung  auch  im  Bull.  arch.  Napolit.  von  1843  tav.  5,  wiederholt  in 
ArchÄol.  Zeitung  von  1844,  Taf.  4,  vergl.  Welcker  a.  a.  O.  8.  413  No.  6S. 

d)  In  früherer  Originalzeichnung  im  Mus.  Pio-Clem.  IV.  tav.  A.  1,  vergl.  Welcker  a.  a. 
8.  410  f.  No.  62,  wo  die  beiden  Göttinen  meiner  Überzeugung  nach  falsch  benannt  sind. 

e)  Auch  bei   R.  Rochette,    Mon.  inöd.  pl.  49.  2,  sowie  bei  Welcker  a.  a.  O.  Taf.  ^ 
vergE  8.  397,  No.  51. 


9.  HERA  IN  VA8BN0EMÄLDEN  FREIEN  UND  SPÄTERN  STILB,  IN  GRAFFITI  ETC.        141 

H.  Parisurteil,  Gerhard,  Apul.  Vasengemälde  Taf.  Xu«).     8.  Atlas  Taf.  X.  No.  6. 

I.  Kampf  des  Daedalos  und  Enyalios  um  Hera,  d'Hancarville ,  Antiquit^s  etr.  gr.  et 
rom.  III.  pl.  108,  wiederholt  £lite  c6ram.  I.  pl.  36 1'). 

K.  Hesione,  Iphigenia,  R.  Rochette,  Mon.  inöd.  pl.  41. 

L.  Hera  glebt  Herakles  die  Brust,  Minervini,  II  mito  di  Ercole  che  succhia  il  iatte  di 
Gionone,  Napoli  1854. 

R  Hera  stehend. 

M.  Farisurteil,  Gerhard,  Ant.  BUdwerke  Taf.  33,  wiederholt  in  m.  Gall.  Taf.  X.  No.  3 
und  bei  Welcker  a.  a.  O.  Taf.  B.  No.  2cj,     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  7. 

N.  Zweifelhafte  Vorstellung,  d'Hancaryille  a.  a.  O.  pl.  89,  £lite  cäramograph.  I  pl.  34, 
Inglurami,  vasi  fittili  tav.  180.     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  8. 

O.  Parisurteil,  Gerhard,  Apul.  Yasengem&lde  Taf.  D.  1  <*).     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  9. 

P.  lo,  Gerhard,  Antike  Bildwerke  Taf.  115,  wiederholt  £lite  cdramograph.  I.  pl.  25. 
S.  Atlas  Taf.  VU.  No.  8«). 

Q.  Parisurteil,  Gerhard,  Apul.  Vasengemälde  Taf.  D.  2'),  wiederholt  in  m.  Gall.  Taf.  XI. 
No.  1.    8.  Atias  Taf.  X.  No.  10. 

R.  Apollons  und  Marsyas'  Wettstreit,  Mon*  dell*  Inst.  VIII.  42. 

8.  Zeus  thronend  und  Hera,  Fragment,  Tischbein,  Vases  d'Hamilton,  Naples  1791. 
Vol.  n.  pl.  I . 

T.  Geburt  des  Erichthonios^J,  Compte-rendu  de  la  comm.  imp.  arch.  de  St.  Pötersb. 
pouT  rannte  1859  pl.  1,  wiederholt  bei  Gerhard,  Über  den  Bilderkreis  von  Eleusis,  Abhh. 
der  berl.  Akad.  vom  Jahre  1863  Taf.  1.     S.  Atlas  Taf.  I.  No.  23. 

U.  Parisurteil,  Gerhard,  Apul.  Vasengemälde  Taf.  II.  h).     8.  Atlas  Taf.  X.  No.  11. 

y.  Göttenrersammlung»  Mon.  dell*  Inst.  II.  tay.  31.     8.  Atlas  Taf.  X.  No.  12. 

W.  Pansurteil  (?),  Mon.  dell'  Inst.  I.  tav.  57  a.,  wiederholt  £lite  c^ram.  II.  pl.  87,  Denkm. 
d.  a.  Kunst  II.  No.  294  i).     8.  Atlas  Taf.  X.  No.  13. 

X.  lo,  Mon.  deU'  Inst.  II.  tav.  59.     8.  Atlas  Taf.  VII.  No.  19k). 

Y.  Götterversammlung,  Mon.  dell'  Inst.  VI.  VII.  tav.  71.     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  14. 

Z.  Pansurteil,  Gerhard,  Apul.  Vasengemälde  Taf.  13^). 
AA.  Perseus  giebt  Athena  das  Gorgonenhaupt,  Mus.  Borbon.  V.  tav.  51. 
BB.  Herakles  bei  den  Hesperiden,  Millingen,  Ancient  uned.  Monuments  I.  pl.  3.     Hera 
'^^ich  Halbfigur  in  der  obem  Reihe. 

Vergl.  außerdem:  Gigantomachie,  Bd.  n.  8.  363  f.  No.  16,  Atlas  Taf.  V.  No.  3b. 


Ans  der  vorstehenden  Liste  von  Vasenbijdem  der  freien  und  späteren  Stilarten, 
^^Iche  auf  Vollständigkeit  keinen   Anspnich   erhebt  und   aus  welcher  absichtlich 


a)  In  BerUn  No.  1011,  vergl.  Welcker  a.  a.  O.  8.  412  No.  64. 

b)  Und  sonst  mehrfach,  so   Miliin,  Gal.  myth.  pl.  XIII.  48,  Denkm.  d.  a.  Kunst  11. 
^-  195,  die  älteste  Abbildung  bei  Passeri,  Pict.  Etruscorum  in  vascul.  tab.  255. 

c)  In  BerUn  No.  1029. 

d)  In  Originalzeichnung  b.  Braun,  II  Laberinto  dl  Porsenna,  Roma  1840  tav.  2,  vergl. 
^«Icker  a.  a.  O.  8.  408  f.  No.  60. 

e)  Vergl.  Bd.  II.  8.  467  f. 

f)  In  Carlsruhe;  in  Originalzeichnung  auch  bei  Braun,  II  giudicio  di  Paride  1838  und 
Heuser,  Zur  GaUerie  der  alten  Dramatiker  Taf.  1  (8chriften  z.  Archflol.  III.),  vergl.  Welcker 

*•  «.  O.  8.  403  No.  59. 

g)  8.  Band  II.  8.  182,  Note  a,  8trube,  8tudien  8.  89. 

h)  In  Berlin,  No.  1018,  vergl.  Welcker  a.  a.  O.  8.  412  No.  03. 

i)  Vergl.  Welcker,  Ann.  d.  Inst.  XVII.  p.  169  u.  185. 

k)  Vergl.  Bd.  II.  8.  480  No.  19  mit  Note  b. 

1)  In  Berlin,  No.  1020,  vergl.  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  8.  412  No.  65. 


i 


i:is 


11.    rilK  ERHAI.TENKN  MONITMENTK. 


Gattin  io  zwei  Varianl«ii  dar,  allein  es  treten  ilinen  wenigsten«  uucli  i^ioi^i'  zai 
jiiir  Seit«,  in  denen  es  sich  um  einen  Terschiedenen  Typua  handelt,  so  a.  und  einifre 
Exemplare  ans  der  lleiho  der  IVonubareliefe  (o.— cc,).  aber,  aufTallend  genug,  niclit 
einmal  diejenigen. -in  welchen  die  ßnttin  am  sicherateu  ist,  während  die  große  Mehr- 
zahl dieser  Darstellnngen  die  Göttin  ohne  den  Srhleier  zeigt.  Ks  geht  hieratis 
allein  Kur  Genüge  hervor,  wie  völlig  unbereelitigt  es  ist,  wenn  von  mehr  als  einer 
Seite  statnariscIiG  nnd  soastig^e  Ku  nstdarsfellungon  der  Göttin  mit  dem  Schleier  mit 
dem  Beinamen  nPronabn«  belegt  worden  sind. 

Gefan  wir  von  dem  Sdileier  zu  Houätigem  Ilniiptsrhmueke  der  Göttin  ober,  so 
Oberwiegt  als  solcher,  sei  es  allein,  sei  es  verbunden  mit  dem  Schleier,  die  Stephane, 
und  zwar  In  ihrer  gewöhnlichsten  lialbmond  förmigen  oder  Fflr  ims  als  i£h'adem'i  in 
bezeichnenden  Gestalt  in  Bolohom  Maße,  daß  es  nur  darauf  ankommen  kann,  die 
Kfille  namliaft  za  machen,  in  denen  sie  entweder  fehlt,  oder  durch  ein  ander« 
Schmnckstflck  ersetzt  ist.  Dies  ist  der  B'all  außer  iu  A.  (t'arthenonft-ies;,  wo  die 
Gfittin  bekränzt  ist  'e.  oben  S.  ;i9),  in  E,  'Ära  Oapitolina),  wo  man,  wie  bei  der 
Farnesisclicn  Btiste  'oben  8.  71  tf.),  den  Haarsehmuck  als  Ampyx  zu  bezeichnen  haben 
wird*),  in  1.,  wo  das  Schmuckatdck  völlig  wie  eine  Mauerkrone  aussieht,  dennoch 
wohl  kaum  als  solche .  sondern  vielmehr  als  ein  Stf^phauos  mit  oberer  Kandverzie- 
mng  Z1I  betrachten  sein  wird,  wie  er  in  Mtlnzen  ößer  vorkommt  (MOnztafel  II. 
No.  29 — 33)  und  seines  Ortes  nälier  besprochen  worden  ist  's.  oben  8.  1«4|'').  Einen 
riclitigen  Stephauos  scheint  dann  femer  die  Fronuba  des  Reliefs  r.  (Cortilo  di  Bel- 
vederc)  zu  tragen"),  Stephanos  wird  man  anch  den  mit  eingiavirtpn  Ornamenten 
verzierten  Hauptschmuck  der  Hera  in  dem  wiener  Erzrelief  ii.  mit  dem  Herausgeber^) 
nennen  dürfen,  nur  daQ  er  dem  Stephanos  der  argivischen  Hera  nicht  so  gleich- 
kommt, wie  dieser  annimmt;  eher  kannte  man  an  den  eigen thfimlichcn  Siephanns 
des  Herakopfes  der  oleTsehen  Hlinze  Mllnztafel  H.  Nu  M  i-rinnem.  Slephanos- 
artig  endUch,  wie  boi  dein  Herakopfe  der  bruttischcn  Münzen  (MUuEtafel  II.  No.  '.H  \ , 
ist  der  unter  dem  Schleier  hinterwürbä  halb  geborgne  Kopfsehmuck  der  sitzenden 
Her»  in  den  Reliefen  mit  Parisnrt^il  im  I<«nvre  Q.  und  K.,  vielleicht  auch  der  in 
dem  Modeiasarkophag  o.  Oünzlicli  iingesciimllckt  scheint  das  Haupt  der  Göttin  in 
den  Reliefen  0.  und  I'.  zn  sein,  wo  aber  freilich  wegen  der  starken  Zerstfirung 
ein  aichorea  Url«il  nicht  möglich  ist.  nnd  eben  ho  ist  es  ungeschmllckt  oder  nur 
mit  einem  schmalen  Haarbande  versetien.  vielleicht,  uud  wenn  den  Abbildungen  sa 
trauen  ist,  in  den  Reliefen  d.  f.  k.  außer  demjenigen  g.,  wo  der  Name  der  Kigur 
UDgcwiB  ist ,  endlich  bei  denjonig;en  Exemplaren  des  Pronubatypua ,  welche ,  nm 
Theil  eben  dieses  Umstandcs  wegen ,  schon  frlUier  als  die  minder  sicheren  tag^ 
sprocheii  wurden. 

Anlangend  das  weitere  ('ostflui  der  Göttin  ist  die  Tolle  Ueklei düng  mit  OhllOi 
und  Himation ,  welche  der  Würde  und  l'räclttigkeit  der  PerBon  am  meiston  ent- 
spricht, in  den  Reliefen  aller  Perioden  in  dem  Grade  Überwiegend  .  daß  auch  lücr. 
wie  bei  der  Stephane  als  Hauptschmuek  nur  die  Ausnahmefalle  zu  registriren  «ind- 

iL]  lii  V.  ist  ilor  unKGi'^liiiiQoltlc,  >■>  (■•  unj  L.  iloi  uiit  dor  ^Stephane  gcuotto  Kopf  uunIciV' 
b)  Uio  Zocken-  oder  .SCralilenkrono  der  Juno  Itcgina  des  Iteliaf«  a«.  wild  wahrM)li«iti' 
lieh  nui  auf  Itcuhnung  dor  Abbildung  zu  Balten  sein. 
e)  Ve^l.  RoObach  i.  a.  O.  H.  Inf!, 
d)  Ton  Sacken  s.  *.  0.  S.  19. 


8.  HERA  IN  RELIEFEN.  139 

So  finden  wir  denn  die  G&ttin  abgesehn  von  dem  Schleier,    der  in   diesen   Fällen 
im  eigentlichen  Wortsinn  so  zu  nennen  nnd  nicht  weder  Himation  noch  Palla  ist, 
nnr  mit  dem  Chiton   bekleidet,   in  den   Keliefen  0.  d.  (Schleier]  o.  (Schleier)  im 
Sarkophag  von  Monticelli,  in  q.  w.  x.  y.  (zweifelhaft,  Schleier)  z.  dd.  (Schleier)  ee. 
[Sehleier)  hh.  (Schleier) .    Gegürtet  ist  dieser  Chiton  in  der  bei  weitem  überwiegenden 
Mehrzahl  der  Fälle,  nicht  ganz  sicher  allerdings  in  den  Reliefen  B.  C.  S.  y.,  völlig 
onxweifelhaft  dagegen  in  F.  H.  M.  0.  P.  a.  b.  d.  e. — h.  k.  o.  q.  ee. — ii.,  nngegflrtet 
sicher  nur  in  6.  L.  l.  und  vielleicht  dd.,  während  in  D.  E.  I.  K.  N.  Q.  R.  T.  U. 
c.  i.  p.  r.  n.  w.  x.  z.  das  Obergewand  oder  ein  sonstiger  Gegenstand  den  Chiton  an 
der  in  Frage  kommenden  Stelle  so  bedeckt,  daß  man  über  seine  Gttrtnng  oder  das 
Fehlen  einer  solchen  keine  sichere  Entscheidung  geben  kann,  und  v.  und  cc.  unedirt 
sind.     Da,  wie  früher  bemerkt,  der  Mangel  der  Gürtimg  des  Chiton  als  für  Hera 
charakteristisch  angesprochen  worden  ist,  war  es  der  Mühe  werth  die  vorstehenden 
Notizen  zu  geben,  welche  ohne  Weiteres  die  Irrthümlichkeit  jener  Aufstellung  er- 
weisen.    Abgesehn   aber  von   der  Gürtung  kommt  der  Chiton  bei  den  Figuren  der 
Hera  nnd  Juno  in  diesen  Reliefen,  so  weit  sie  dieses  Gewand  un verhüllt  darstellen, 
80  ziemlich  in  allen  den  Formen  vor ,  in  welchen  er  überhaupt  bekannt  ist :    ohne 
inael  und  ohne  Überschlag  oder  Diplols  (H.  0.  a.  d.  g.  k.  z.  und  im  Sarkophag 
von  Monticelli),  ungeärmelt  aber  mit  der  DiploTs  (A.  C.  6.  L.  F.  e.  q.  und  viel- 
leicht X.)  und   endlich   mit  größeren  oder  kleineren  Ärmeln  oder  dem  diesen  ent- 
sprechenden durch  Spangen  zusammengehaltenen  Stücke  versehn  vor  (B.  F.  K.  M. 
Q. R.  8.  f.  h.  ff.  gg.  hh.  ii.  und  vielleicht  i.),    ohne   daß   es   möglich  ist,    in   dem 
Wechsel   dieser  Formen  weder  ein  bestimmtes   Princip  noch   eine  Verschiedenheit 
früherer  oder  späterer,  also  kuustgeschichtlicher  Auffassung  nachzuweisen.   Schließ- 
lich sei  noch  erwähnt,  daß  die  Art  des  Obergewandes,  welche  sich  bei  dem  Relief 
N.  (Parisurteil  in  Villa  Ludovisi)  so  schön  angewendet  findet  und  welche  oben  vor- 
sehlagsweise  als  Chlamys  bezeichnet  wurde,  sich  ähnlich  wenigstens  ein  Mal,  in  dem 
Relief  1.  wiederholt. 

Über  die  Attribute  endlich,  mit  welchen  die  Göttin  in  den  Reliefdarstellungen 
insgestattet  erscheint,  ist  nur  Weniges  zu  bemerken.  So  zunächst  der  Umstand, 
di£  in  einer  großen  Anzahl  von  Reliefen,  welche  die  sämmtlicben  rein  griechischen 
ond  die  diesen  zunächst  stehenden  umfassen,  alle  beigegebenen  Attribute  fehlen 
(A.— H.  K.  P.  b.  e.  h. — l.  o. — cc.).  In  der  demnächst  folgenden  relativ  größten  Zahl 
finden  wir  die  Göttin  mit  dem  bloßen  Scepter  versehn  (I.  M. — 0.  Q.  S.  a.  c.  d.  f. 
gee.  gg.  hh.  ii.),  welches,  grade  wie  in  Vasengemälden,  meistens  als  hasta  pura 
»scheint  (I.  M.  N.  t).  [freilich  wohl  fragraentirt]  a.  [fragmentirt?]  d.  f.  hh.),  dem- 
Mst  mit  einem  kleinen  ornamentalen  Knauf  abgeschlossen  (M.  S.  ee.),  der  gele- 
gütlich  durch  einen  größern  ersetzt  ist  (Q.  c.  ii.),  ohne  daß  jedoch  auf  diesen  Unter- 
^ed  ein  Gewicht  fiele.  Die  schmale  Spitze,  in  welche  das  Scepter  in  dem  Relief 
gH.  auszulaufen  scheint,  müßte  besser,  als  durch  die  vorliegende  Zeichnung  geschiebt, 
^Itabigt  sein,  um  bei  der  Frage,  ob  eine  Lanze  in  Heras  oder  Junos  Hand  an- 
S^ommen  werden  könne  (s.  oben  S.  34  f.),  in  Anschlag  gebracht  zu  werden. 

Mit  dem  Scepter  verbinden  als  zweites  Attribut  die  Patera  nur  die  beiden  römi- 
^ken  Reliefe  gg,  und  hb.,  während  die  ebenfalls  römischen  e.  k.  1.  ee.  ff.  Juno 
DJit  der  Patera  als  alleinigem  Attribut  ausgestattet  zeigen ,  so  wie  sie  auch  in  der 
Statue  Cap.  VI.No.  12  erscheint.    Etwas  häufiger  ist  der  Göttin  ihr  heiliger  Vogel, 


142  II.  DIE  EBHALTENEN  MONUMENTE. 

manche  zweifelhafte  Heragestalt  weggelassen^],  während  nur  nach  der  dnen  oder 
der  anderen  Richtung  hin  Charakteristisches  aufgenommen  worden  ist,  wird  sich 
eine  kleine  Keihc  von  kunstmythologisch  nicht  unwichtigen  Ergebnissen  in  gedrängter 
Kürze  ableiten  lassen,  welche  sich,  aus  einem  noch  breitem  Material  abgeleitet,  in 
der  Hauptsache  schwerlich  ändern  werden. 

Im  Vorbeigehn  möge  zuvörderst  auf  die  Thatsache  aufmerksam  gemacht  werden, 
daß  Hera  in  Vasenbildern  des  an  den  strengen  zunächst  grenzenden  großartig  und 
zierlich  schönen  Stils  ungleich  seltener  nachgewiesen  werden  kann,  als  in  denen 
der  späteren  Stilarten ,  des  völlig  freien ,  reichen  und  üppigen ,  was  ohne  Zweifel 
mit  der  Liebhaberei  für  den  Gesammtgegenstand ,  in  welchem  Hera  am  häufigsten 
erscheint,  das  Parisnrteil,  in  Zusammenhang  steht. 

Für  das  Schema  aber,  nach  welchem  die  Göttin  dargestellt  ist,  wird  auf  das 
Sitzen  oder  Stehn  derselben  kein  all  zu  großes  Gewicht  zu  legen  sein,  wie  das  bei 
Zeus  allerdings  der  Fall  ist  (s.  Bd.  U.  S.  183  f.j,  weil  das  Sitzen  der  Göttin  in 
vielen  Fällen  nicht  aus  ihrer  Würde  und  Hoheit,  sondern  aus  verschiedenen  anderen 
Motiven  abzuleiten  ist  und  sich  mehrfach  bei  anderen  Personen  derselben  Vasen- 
bilder wiederholt,  so  in  A.  C.  D.  E.,  während  es  mit  dem  Thronen  der  Hera  in  I. 
seine  eigene  Bewandniß  hat,  insofern  es  sich  hier  um  den  von  Hephaestos  gefer- 
tigten Fesselthron  mit  seinen  unsichtbaren  Banden  handelt.  Nur  bei  dem  Bilde  B. 
und  nächst  ihm  bei  den  Bildern  F.  G.  H.  endlich  bei  K.,  wo  Hera  neben  dem 
thronenden  Zeus  sitzend  dargestellt  ist,  kann  man  in  dem  Sitzen  eine  Ansseiehnung 
der  Person  erkennen  und  unter  diesen  Beispielen  fällt  wiederum  das  größte  Gewicht 
auf  das  Bild  B.,  welches  mit  seinem  in  stattlicher  Zierlichkeit  gebildeten  und  auf 
ein  reich  verziertes  Bathron  gestellten  Throne  vollkommen  den  Eindruck  hervor- 
bringt, den  wir  von  mehren  Reliefen  erhielten,  daß  es  sich  um  eine  Ableitung  der 
Darstellung  aus  einem  feierlichen  Tempelbilde  der  Göttin  oder  gradezu  um  dessen, 
für  ein  Parisurteil  nicht  eben  besonders  passende  Wiederholung  handele.  Auch  in 
der  Art  wie  Hera  sitzt,  da  wo  sie  sitzend  gebildet  ist,  kann  man  für  ihre  Person 
charakteristische  Momente  nicht  nachweisen. 

Wohl  aber  giebt  es  dergleichen  charakteristische  Compositionen  unter  den  Bil- 
dern der  stehenden  Göttin.  Die  schon  bei  einigen  Reliefen  hervorgehobene  Be- 
wegung des  Aufstützens  der  einen  Hand  in  die  Seite  oder  auf  die  Hüfte  ist  in  den 
VasenbiUlem,  zumeist  in  U.  und  AA.,  demnächst  in  0.  und  R.,  am  wenigsten 
sicher  in  T.,  mit  Absicht  wiederholt  und  zur  Vergegenwärtigung  heraeischen  Stolzes 
in  ausdrucksvoller  Weise  verwendet,  nicht  minder  deutlich  spricht  aus  der  Stellung 
der  Hera  in  Q.  ein  hohes  Selbstgefühl  der  Göttin,  welches,  allerdings  durch  einen 
leisen  Anflug  von  Eitelkeit  oder  Gefallsucht  etwas  anders  gefärbt,  uns  anch  aus 
dem  Bilde  Y.  entgegentritt.  Gemäßigt,  aber  immer  noch  fühlbar,  finden  wir  den- 
selben Ausdruck  in  8.  und  etwa  noch  in  W.  wieder,  wo  im  erstem  Falle  die  Sdian- 
Stellung  der  Person  der  Göttin  dem  neben  ihr  thronenden  Zeus  zu  gelten  scheint, 
während  es  sich  im  andern  Fall  um  ein  Urteil  des  Paris  handelt,  vor  welchem 
Hera^)   hier  allein   erscheint.     Endlich   hat  die  Gestalt  der  Hera  etwas  Prächtiges 


a^  So  I.  B.  die  in  der  Elite  cöramographique  I.  pl.  30  (ss  Stackelberg,  Grtber  der  Hel- 
lenen iH  .  pl.  ai  =  MiUingen.  Vases  Coghill  2h.  2:  pl.  33  ,=  Tischbein.  Vaaea  d'Hamillon. 
ed    Paris.  III.  Sh    mitg(*theilten  und  auf  Herrn  betogenen  Bilder. 

b    Sowohl   bei   Welcker,  Alte  Denkm.  V.  8.  436,  wie   in   den  Denkm.  d.  a.  Kunat  11 


9.  HERA  IN  VASENOEMÄLDEN  FREIEN  UND  SPÄTERN  STILS,  IN  GRAFFITI  ETC.       143 

OBd  Imposantes  noch  in  dem  Bilde  N.,  während  sie  in  M.  von  anspruchslos«* 
SchlichÜieit,  in  Z.  die  Stellung  kaum  recht  charakteristisch  ist  und  dieselbe  in  V. 
eher  etwas  Schämiges  und  Bescheidenes  an  sich  hat. 

Von  sonstigen  bestimmten  Bewegungen  oder  Stellungen  ist  wohl  nur  eine  her- 
vonEuheben,  welche  schon  durch  ihre  Häufigkeit  auffallt,  nämlich  das  Erfassen  und 
Lfiften  des  Schleiers  oder  Gewandzipfels  mit  einer  Hand  (£.  Q.  S.  V.  Y.  Z.  AA.). 
Obgleich   nun  diese  Bewegung  in  den    einzelnen   Fällen   von  etwas  verschiedener 
mimischer  Bedeutung  ist,  kann  man  doch,  angesichts  dessen,  was  in  der  archaischen 
Kunst  ging  und  gebe  ist  (oben  S.  29)  und  sich  in  derjenigen  der  Blttthezeit  wieder- 
holt (S.  39  f.) ,  wohl   annehmen ,  daß   dieselbe  den  Vasenmalem  als  eine  fUr  Hera 
charakteristische  zugekommen  und  von  ihnen  nach  Füglichkeit  verwendet  wordem  ist. 
Eünige  Bemerkungen  mehr  werden  über  das  Costttm  der  Hera  in  diesen  Vasen- 
bildem  zu  machen  sein.     Bei  der  schon  früher  mehrfach- erörterten  Bedeutung  des 
Schleiers  mag  von  diesem  ausgegangen  und  hervorgehoben  werden,  daß  die  Göttin 
in  A.  £.  F.  H.  M.  N.  P.  R.  S.  U.  V.  W.  X.  Y.  Z.  BB.)  mit  demselben  ausgestattet 
und  nur  in  B.  (?  Fragment]  C.  D.  G.  I.  K.  L.  0.  Q.  T.  und  AA.  ohne  einen  solchen 
dargestellt  ist,  also  in  der  entschiedenen  Minderzahl  der  Fälle,    wobei  außerdem 
bemerkt   werden  mag,  daß  diese  Vasengemälde,  wenigstens  in  der  überwiegenden 
Mehrzahl,  verwandten  Stiles,  also  in  einer  nicht  sehr   langen  Periode   entstanden 
sind,  während  der  Schleier  sich  bei  Vasenbildern  der  relativ  ältesten  (A.)  und  der 
spätesten  (Y. — BB.)  Stilarten  findet.     Die  Art  und   Form  des  Schleiers  ist  nun 
freilich   in   den  einzelnen   Bildem  eine  sehr  verschiedene;    wir   finden   das   große 
Sdileiergewand  wie  am  Parthenonfriesc ,  d.  h.  das  als  Schleier  über  den  Kopf  ge- 
zogene Himation  in  A.  M.  P.,  den   drei  frühesten  V^asen  der  ganzen  Reihe,  dann 
m  eigenes ,  bald  etwas  größeres ,  bald  etwas  kleineres ,  aber  offenbar  immer  aus 
leichtem    Stoffe    bestehendes    Schleiertuch    in  £.  F.  H.  N.  R.  S.  V.  X.  Y.  Z.  BB., 
während  endlich  in  U.  und  W.  sowie  bei  der  kämpfenden  Hera  in   der  Giganto- 
OkMhie  Nichts  übrig  geblieben  ist,    als  ein   hinterwäi*ts  aus   einem   andern  Kopf- 
schmuck herabhangendes  Tüchlein,  das  vielleicht  als  Kredemnon  bezeichnet  werden 
•kann. 

Was  diesen  andern  Kopfschmuck  anlangt,  ist,  wie  ähnlich  .bei  den  Heraköpfen 
b  Mflnztypen,  am  häufigsten,  ja  in  ganz  überwiegendem  Maße,  wenn  man  einen 
^Igemeinen  Namen  nennen  soll,  der  Stephanos  vertreten,  der  aber  unter  mannig- 
fach verschiedenen  Formen  auftritt  und  in  einer  Anzahl  von  Fällen  vielleicht  gar 
lüeht  mehr  mit  diesem  Worte  bezeichnet  werden  darf,  sondern  gradezu  als  Kala- 
thog  anzusprechen  ist.  So  ganz  besonders  in  T.^),  demnächst  in  B.  und  V.,  viel- 
leicht auch  in  W.  Einen  eigentlichen  Stephanos  dagegen  von  Formen,  welche  mit 
^fiitCD  der  Münzenköpfe  in  zum  Theil  auffallendem  Maß  übereinstinunen,  trägt  Hera 
^  den  Bildem  A.  0. — F.  I.  0.  S.  U. ;  in  A.  ist  derselbe  grade  so  mit  dem  über 
seinem  hmtem  Theile  liegenden  Schleier  verbunden,  wie  in  der  bruttischen  Münze 
^^tafel  U.  No.  34,  und  diese  Verbindung  kehrt  wenigstens  m  der  Hauptsache  in 


^0'294  wird  die  Göttin  für  Aphrodite  genommen,  aber  die  Gründe,  die  Weicker  für  diese 
wnennung  beibringt,  sind  sehr  schwach ;  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  wird  dieselbe  gar  nicht 

ttoiinrt. 

<^)  Strttbe  a.  a.  O.  steUt  sehr  mit  Unrecht  dies  in  Abrede  und  redet  ganz  verkehrt  von 
®^' gewöhnlichen  Stephane. 


H4 


TT.  Rie  rrhaltknün  monuhkntr. 


V.  wiedpr;  ta  K.  vergleiche  ilie  Nuiiimeni  '.i,  i,  IC  derselben  Tafi-I ;  die  oberen 
Raiulornamentfl,  welche  aich  immeDtlich  in  D.  nnd  0.  als  oroporatelicDÜe  ItUttcr  oder 
blatUrti^e  Zacken  behandelt  zeigen.  findeD  ihre  nUchste  Parallele  in  den  Mtluzen 
31 — .13:  das  zinnenartige  obere  Randomament  vod  S.,  wenn  dies  in  der  Tischbein- 
Bchen  Zeichnung  riclitig  und  genau  wiedergegeben  ist,  nnd  von  Y.,  würde  sich  an 
d&sjciiigu  der  MüDzcn  29  und  :iO  zunUchst  aoBchliefien,  nnd  z\i  den  vegetabilischen, 
antheinien artigen  Ornamenten  au  der  Mäche  der  Stephanui  in  D.  E.  0.  8.  T.  hieben 
die  Mflnzen  No.  6,  14,  22.  zu  dona  aua  Punlcton  und  Kreisen  gebildeten  Omaroeitte 
der  Stephanoi  in  F.  U.  W.  die  Mtlnson  No.  .1.  4,  24,  25,  2U,  31  die  Analoga,  so 
daß  eigentlich  nur  das  Strahlen-  oder  Zackeuomamont  in  C.  und  R.  (vergl.  Z.)  «ns 
Münzen  nicht  belegt  werden  kann. 

Neben  dem  Stephauos  linden  wir  den  als  Ainp)-x  zu  bezeichnenden  Kopfschmnck 
der  elelschen  Mllnzc  No.  '15,  den  anch  die  Farnesische  Bdslc  zeigt,  in  dem  Vasen- 
bilde 0.  wieder,  während  die  hohe  und  zackige  Stimkrone.  welche  die  tiültin  in 
dem  Bilde  H.  tragt,  gleichsam  zu  der  Stephane  den  Cberg.ing  bildet,  mit  welcher 
sie  in  N.  P.  Q.  R.  AA.  und  BB.  geecbrnftckt  ist  und  deren  Form  sich  von  der  in 
.Uarmorküpfen  und  MiluztTpcn  gewöhnlichen  in  den  meisten  Füllen  nur  durch  ein 
blätter-  oder  zacken  förmiges  oberes  Randornament  unterscheidet .  welches  in  AA. 
am  reichsten  entwickelt  erscheint,  in  P.  sich  in  kleine  ZSckchen  zusammenzieht,  in 
N.  durch  ein  rundes  Ornament  ersetzt  ist  nnd  nur  in  BB.  ganz  fehlt.  Dio  Art 
wie  in  N.  P.  BB.  mit  der  Stephane  der  ächleier  am  flintorhaupte  verbanden  tat. 
entspricht  fast  genan  dem,  was  vir  in  den  Münzen  No.  35  nnd  36  der  2.  MUni- 
tafel  finden. 

Grade   die   vieiraehe   Übereinstimmung   der  Vasenbilder  mit   den  MUnzen  hat 
den  Anlaß  gegeben,  den  Hanptächmnck  der  Hera  in  den  ersteren  hier  etwas  näher 
zu  verfolgen .  als  es  ohne  diese  geschehen  wAre :    deun  schließlich   muß  nnn  doeb 
gosttgt  werden,  daß  derselbe  kaum  in  einer  der  Formen,  in  welcher  er  nachgeirifleoi  1 
werden  kann,  als  für  die  Qjtttin  ctiaraktcristisch  und  nur  ihr  mit  bewußter  Abnefal  J 
von  den  Vasenmalem  gegeben,  gelten  darf,  diiß  vielmehr  fast  jede  einselne  Fonn  I 
dieses  llanptschmnckes  bei  einer  ganzen  Reibe  von  anderen  GUttincn  und  i 
weibliehen  Personen  in  Vasonblldcrn  wiederkehrt,  was  ohne  starke  Raumvcrschwcn-j 
düng  nicht  in  der   gehörigen  Anzahl   von  Beispielen   nachgewiesen   werden   kann.J 
aber  im  Einzelnen  auch  um  so  weniger  nachgewiesen  zu  werden  braucht.  Je 
ein  Jeder,  der  einige  Vaaenwerke    dnrchblUttert ,  die  Belege  in  Füll«  selbst  finilef 
kann. 

Auch   über  die  Bekleidung   der  Hera  in  Vasenbildern   ist  nicht  viel  zu  s 
und  in  ihr  am  wenigsten  wird  man  eine  bewußte  und  beabsichtigte  Cbaraktorii 
der  Oültin  zu  suchen  haben;  bcilanfig  sei  bemerkt,  daß  der  Situation, 
dieselbe  sich  vor  Paris  in  den  bctrelfendcn  Vasenbildern  befindet,  nur  ganz  ei 
Male,  so   besonders  in  U.  durch  die  Entblößung  der  rechten   Svhnltcr   nnd  BiJ 
und   vielleicht  in  Y.  dnrch   eine  gewisse    lippige   Eleganz    letchtstoffigrr  Klrida 
Rechnung  getragen  ist.    Im  Chrigen  tritt  uns  ilio  volleVe  Bekleidung  mit  den 
nnd  dem  Ilimation  und  die  Beschränkung  auf  den  bloßen  Chiton  in  nngedlhr  gl 
vielen  Beispielen  entgegen;  der  Chiton  ist  bald  geArnicIt,  bald  Jirmelltw,  ohnel 
!n  dem  einen  oder  In  dem  andern  Umstand  etwas  Bestimmtes  zu  sueheii  wira.l 
meistens   einen    mehr  oder    weniger    langen  Cberüehlag   (Üiplolai   und    iat  Dorl 


9.  HEHA  IN  VASENGEMALDBN  FBEIRN  UND  SPÄTEBN  STILS,  IN  GRAFFITI  ETC.        145 

nahmsweise  (in  0.  S.  X.)  ohne  eine  solche  gebildet.    Irgendwelche  bemerkenswerthe 
Besonderheiten  der  Tracht  liegen  nicht  vor. 

Sehr  gering  endlich  ist  die  Ansbente  aus  den  Vasenbildem  in  Beziehung  auf 
die  Attribnte  der  Hera,  ja  von  solchen  liegt  im  Grunde,  ein  Gemälde  ausgenommen, 
nichts  Besonderes  vor,  am  wenigsten  Etwas,  das  Hera  von  anderen  Göttinen  aus- 
smchnete.     Denn  nicht  der  Art  ist  das  Scepter,  welches  sie  nur  in  wenigen  Aus- 
nahmefällen (E.  F.  K.  R.  T.  Z.  AA.  nnd  vielleicht  BB.  [Brustbild])  nicht  führt,  wel- 
ches aber  anderen  Göttinen  grade  so  gut  wie  ihr  gegeben  ist  und  dessen  verschieden- 
artige Yeraerongen  auch  nur  in   den  seltensten  Fällen  von  bestimmter  Bedeutung 
sind.    Sicher  der  Fall  ist  dies  nur  in  B.,  d.  h.  in  dem  einzigen  Gemälde,  welches,, 
wie  schon  oben  bemerkt,  in  alle  Wege  den  Eindruck  einer  dem  Cultus  nahe  stehenden 
Darstellung  macht.    In  diesem  Bild  ist  auch  der  Vogel,  mit  welchem  Heras  Scepter 
bekrönt  ist,  entschieden  nicht  gleichgiltig  oder  zufällig,  und'  es  ist  nur  zu  bedauern, 
daß  man  schwerlich  mit  Sicherheit  bestimmen  kann,  ob  in  ihm  ein  Adler  oder  ein 
Kukkuk*]  gemeint  sei,  welchen  erstem  wir  als  von  Zeus  auf  die  Gattin  übertragen, 
slso  Hera  als  Himmelskönigin  charakterisirend  wflrden  auffassen  müssen,  während 
der  Kukkuk  bekanntlich  eines  ihrer  bedeutsamsten,   auf  den  Upo^  Y^H^^^  bezüg-^ 
liehen  Symbole  ist.     Auf  die  verschieden  stilisirten  Blumen,  mit  denen  die  Spitze 
des  Scepters  meistens  ausgestattet  ist,  einzugehn,  lohnt  nicht  die  Mühe,  bedeutsam 
sind  sie  in  keinem  Fall  und  lassen  sich  in  ihren  Formen  bequem  die  eine  aus  der 
indem  ableiten,  so  daß  auch  die  fast  dreizackartige  Gestalt  derselben  in  H.  und  I. 
gewiß  keine  besondere  Bedeutung  hat.    Über  die  Ungewißheit,  ob  die  Lanzenspitze, 
in  welche  das  Scepter  in  0.  aasgeht ,  richtig   überliefert   sei  oder  nur  auf  einem 
Yenehn  des  Zeichners  bemhe,  ist  schon  früher  gesprochen  worden  (s.  Anmerkung  23] . 
Fftr  die  Echtheit  der  Überlieferung  und   die  Bedeutsamkeit  einer  solchen  Waffe  in 
Heras  Hand  bei  einem  Parisurteil  kann  man  natürlich  die  von  ihr  in  der  Giganto- 
maeUe  (Atlas  Taf.  V.  No.  3  b.)  geführte  Lanze  nicht  geltend  machen,  wohl  aber 
leigen    gewisse  andere   Scepterknäufe  (wie  in   N.  und   etwa  Q.),    daß   für    einen 
modernen  Zeichner  nicht  eben  viel  dazu  gehörte,  um  ein  langgezogenes  und  spitziges 
Seepteromament  als  Lanzenspitze  zu  versehn  und  als  solche  wiederzugeben. 

Nächst  dem  Scepter  führt  Hera  in  diesen  Vasen  relativ  am  häufigsten  noch, 
obwohl  an  sich  selten  das  Attribut  der  Phiale,  sicher  in  G.  und  F.^j,  vielleicht  in 
B.,  obwohl  hier  eine  andere  Variante  der  Überlieferung  (s.  Atlas  Taf.  X.  No.  1.  a.) 
die  Phiale  durch  den  Apfel  (Granatapfel?)  ersetzt  und  es  nicht  unbedingt  feststeht, 
ob  nicht  das  Eine  wie  das  Andere  lediglich  moderner  Restanration  und  VermuÜiung 
verdankt  wird«). 

Alle  weiteren  Dinge,  welche  der  Göttin  beigegeben  sind,  sind  nur  scheinbare 
Attribnte,  so  der  vielleicht  zum  Geschenke  für  Paris  bestimmte  Kranz,  den  sie  in 
B.,  der  Spiegel,  den  sie,  sich  schmückend,  in  £.  in  der  Hand  hält,  und  der  schon 


a)  So  nennt  den  Vogel  ohne  Bedenken  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  S.  410  No.  61. 

b)  Die  Meinung,  hier  sei  ein  Kudien  (^aiAi^Xioc  icXaxou;),  nicht  eine  Phiale  gemeint, 
'•HilUngen,  Anc.  uned.  Mon.  I.  p.  48  und  Welcker  a.  a. O.  S.  397  und  411,  ist  gewiß  unhaltbar; 
*ttch  in  G.  ist  die  durch  ihren  Omphalos  vollend  unzweifelhaft  charakterisirte  Phiale  ver- 
^•nnt  worden,  s.  Welcker  a.  a.  O.  S.  398,  aber  schon  lange  von  de  Witte,  Ann.  deir  Inst.  XVII. 
^- 166  richtig  bestimmt. 

c)  Vergl  indessen  Welcker  a.  a.  O.  S.  410  Note  28. 

OTerbeek,  KanBlmythologie.  III.  lO 


HG 


II.  niK  I 


M.TriNKN  MOST! 


frUlier  (oben  ä.  35)  «rwilLiite  Liiwe,  d<>ii  sie  m  M.  trägt  uud  wi'ldier  in  dieaem 
Falle  augenadieinlich  und  sicher  mir  ein  Symbol  der  Herrschaft  iat.  welche  Hera 
dem  Paria  bietet,  wie  Atiiene  in  dem  Helme  KriegHrnhm  uud  Aphrodite  in  dem  auf 
ihrer  Uaud  hockenden  Eroe  Liebe '^),  und  welcher  folglich  ein  Attribut  der  Hrra 
bcHten  Falles  nar  in  aehr  im  eigentlichem  Sinne  heißen  könnte. 

Und  Honiit  bleibt  als  ein  besonderes  Attribut  nur  der  in  dem  mehrfach  als  ein 
von  allen  anderen  vorachiedenes  li  er  vorgehobenen  Vasenbilde  B.  neben  dem  Throne 
der  Uara  angebracht«  Piuither  übrig,  der  aber,  so  oft  er  eimtt  voi-komint  und  so 
uuzweifelbart  seine  Uoutuiig  in  vielen  anderen  Fällen  sein  mag .  zn  Hera  gesellt 
nur  in  dieseni  einzigen  Falle  ei'sciicint  nnd  in  eben  diesem  vereinzelten  V'orkonmieii 
bither  eine  ausroiehenOe  Erklärung  noch  nicht  gefiinilen  hat. 


arailj^ 


1.  Graffiti. 
Die  Zalil  der  auf  Hera  bezüglichen,  kunatcuytbologiseb  zu  verwertlienden  Qi 
ist  eine  uelir  geringe ;  denn  von  den  zablreluhoo  auf  das  Parisurteil  bezQglicJien 
oder  bezogenen  Darstellungen''),  als  der  Hauptfundstätte,  können  hier  nur  ganz 
einzelne  in  Frage  kommen,  weil  die  Mehrzahl  die  Göttineu  der  Situation  nnd  ihrer 
etrnskiachcn  Auffassung  gemäß  in  einer  Weise  (nuckt  oder  fast  nackt  n.  a.  w.,  zbt 
Anselmuang  bringt,  welche  mit  ihrer  normalen  Gestalt  und  Eracheinungaweisc  Nieht« 
zu  thun  hat,  wäbreud  andere  Bilder  zn  roh  nnd  unbedeutend  sind  ;bii  z.  li.  snliun 
das  unten  unter  d.  angefUbi-t«) ,  um  Berücksichtigung  zu  verdienen.  Außerlialb 
dieses  Kreises  aber  sind  Darstellungen  der  Hera  [Juno)  in  GrafQti  ganz  selten, 
(.ienannl  mögen  werden : 

a.  CiaU.   Fniisuttcil,  Man.  deU'  Iiut.  Vol.  Till.  Uv.  39—30°).    S.  Atlu  Taf.  X.  No.  tb 
h.  Spiegd.    IH-BgUichcn,  Gerhard,  Etnukiwhc  Spiegel  II.  T>f.  !84'<).     S,  AtU*  Itf.  X. 
No.  1». 

c.  „  „  Gerhard  n.  a.  O-  Taf.  ISG. 

d.  ,.  .,  Gerhard  a.  a.  O.  Taf.  IST  von  Nußerster  Roh>ieit. 

e.  Ciata.  rayohostiiic  [>),  die  in  Rede  stehende  Figur  inictiriftlkh  aU  IVNO 

Mon.  iJell'  Inst.  Vol.  Vi.  tav.  51'}. 

f.  Spiegel.    AuaBJlhnung  de»  Herakles   mil  Hera,   mit   den  BeiBchtiften   IVNO,   lOVE  I, 

HERCELE,  Gerhard  a.  a.  O.  Taf.  |.|7. 

n-         „        HeraklpB  an  Ilerna  Brust  geilluftt,  Gerhard  a.  n.  O,  Taf.  ISG. 

Von  diesen  Gestalten  kann  am  meisten  diejenige  in  a.  darauf  Änsprueh  machpu. 
als  eine  normale  Hera  zu  gellen,  deren  Stellung,  Befangenheit  ausdrückend,  aller- 
dings durch  die  Situation  (das  Farisurteil)  beeinflußt  ist,  aber  doch  nicht  nriir 
und  in  keinem  anderen  Sinne .  als  dies  z.  B.  auch  bei  der  Hera  in  dem  nMofii 
Lodovisisclien  Relief  (oben  8.  135  N.t  der  Fall  ist.  Im  übrigen  frhlt  r»  Ar 
weder  an   matrtmaler  Würde   noch   an  Prfiebtigkeit  der  Erscheinung,    auf  wette 

B)  Tcigl.  Welckor  b.  a.  O.  S.  3tls. 

h|  Gerhard,  RtriukUcbc  SpicRcl  tl.  TaC.  1S4  — IIIS,  Über  die  Metallapiegcl  ämt^wA"- 
Alihli,  der  betl.  Akad,  von  l)tS(i.  S.  4T2  No.  2'ä'i — 31(1,   vergl.  noch  Wuli^ker.  Alte  Denk*.  T 


AtU*  IW.  i, 
3b«Mil3BP 


Cl  Vcrgl.  ConeiUbile,  Ann.  delL'  Inst.  *on  ISliß  p.  3h',  aqq  .  SchAno 
rfl)  'Auch  Ann.  doli'  Inal.  von  1^32  Uv.  d'agg.  F. 
)  Vergl.  OTimaldi-Oargallo,  Ann.  dtU'  loit.  von  ISGI  p.  151  aqq. 


mi 


9.  HRRA  IN  VASBNOEMÄLDIKlIf  FREIEN  UND  «PATERN  STILS.  IN  GRAFFITI 'ETC.        1 47 

indessen,  iü  sofern  sie  sich  in  ^ter  tefch^  Stickerei  ihfes  Gewandes  anssprictit,  Icein 
sonderliche  Gewicht  rä  legen  ist,    da  atich   die  Qewänder  ihrer  Rivalinnen  reich 
gestickt  sind;  anch  das  Muster  dieser  Stickerei,  fliegende  Vögel,  kann  schon  des- 
halb nicht  als  fttr  die  Oöttin  bedentsam  gelten,  weil  es  sich  am  Gewände  der  Aphro- 
dite wied6l*liolt.     Vor  dieser  ist  Hera  durch  ein  mit   einem   Anthemion   gekröntes 
Seepter  tind  dnrch  einen,  in  seiner  Art  allerdings  nicht  klaren  Schmuck  des  Haares 
(AmpjTxT)^)  ausgezeichnet,  während  Aphrodite  hier  das  Hinterhaupt  verschleiert  zeigt. 
Der  Vogel,  der  neben  Hera  fliegt,  nicht  aber  von  ihr  auf  der  Hand  getragen  wird, 
wie  Conestabile  a.  a.  0.  p.  36S  meint,  kann  ganz  gewiß  kein  Kukkuk  sein,  wofttr 
der  Genannte  ihn  ausgeben  möchte,   eher  möchte  man   eine  Gans  erkennen,  für 
weldie  ifaii  Heibig  gehalten  hat;  er  ist  aber  auch  dazu  nicht  wesentlich  genug  von 
den  Vögdn  (Tauben?)  unterschieden,  welche  zu  zweien  der  Aphrodite  beigegeben 
sind.     Attributiv   zur  Hera  ist  er  gewiß  gemeint,  wie  die  Eule  zur  Athena  und 
die  Tauben  zur  Aphrodite,  aber  bestimmt  charakterisirt  ist  er  schwerlich  zu  nennen. 
Neben  dieser  Figur  ist  zunächst  diejenige  in  b.  als  eine  solche  zu  nennen,  bei 
welcher  dem  Z^chner  eine  klare  Absicht,  Hera  zu  charakterisiren ,  zugeschrieben 
werden  kann,  insofern  er  sie  der  fast  ganz  entkleideten  Aphrodite  gegenüber  in 
ein  weites  mit  Stickerei  verziertes-  Himation  gehüllt  darstellte  und  vor  jener  und 
der  Athena  durch   eine   größere  und  prächtigere,  mit  aufrecht  stehenden  Blättern 
▼enierte  Stephane  auszeichnete.     Ob  in  der  Art,  wie  Hera  den  ganz  eingehüllteu 
linken  Arm   auf  die  Htlfte   stützt,  ein  Zug  ihres  Stolzes  und  ihrer  auch  in  dieser 
Uge  gewahrten  Würde  angedeutet  sein  soll ,  mag  dahinstehn ,  insofern  diese  Be- 
wegimg bei  def  hier  gegebenen  Gewandung  natürlich  und  künstlerisch  beinahe  ge- 
boten war ,  um  den  Arm  nicht  ganz  verschwinden  zu  lassen. 

Bei  dem  sehr  rohen  und  häßlichen  Bilde  c,  in  welchem  zwei  der  Göttinen 
(doch  wohl  Hera  und  Athena] ,  wie  in  dem  Bilde  d.  Hera  allein,  den  Kopf  mit  einer 
Art  von  phrygischer  Mütze  bedeckt  haben,  ist  lediglich  der  (Jmstand  hervorzuheben, 
daß  Hera  thronend  oder  als  von  ihrem  rdch  verzierten  Thron  aufgestanden  dar- 
gesteUt  ist,  worin  ein  Hinweis  auf  ihre  königliche  Würde  gewiß  gegeben,  ein  ent- 
fenter  Nachklang  aus  Cultusdarstellungen  der  Göttin  aber,  wie  bei  einigen  Reliefen 
(besonders  Q.  R.  R^]  und  Vasengemälden  (besonders  B.),  vielleicht  anch  noch  zu 
erkennen  ist.  Von  der  noch  rohem  Darstellung  in  d.  ist  Nichts  zu  sagen,  denn 
der  Umstand,  daß  Hera  sich  hier  auf  eine  niedrige  Säule  lehnt,  hat  schwerlich 
^e  tiefere  Bedeutung ,  da  auch  Aphrodite  gegenüber  an  eine  solche  gelehnt  ist ; 
^  ist  dies  nur  ein  Auskunftsmittel,  um  die  durch  das  Rund  der  Spiegelfläche  be- 
^in^  gelehnte  Stellung  dieser  Figuren  zu  motiviren. 

Die  IVNO  in  e.  ist  durch  die  fast  männliche  Art  der  Kleidang  (Chiton  und 
Bimation)  auffallend,  im  Übrigen  eine  ganz  schlichte,  wenig  bedeutende  Figur,  in 
der  man  die  Oöttin  schwerlich  suchen  würde ,  wenn  sie  nicht  durch  die  Namens- 
^^hrift  bezeichnet  wäre.  Dasselbe  gilt  von  der  IVNO  in  f. ,  bei  der  jedoch  immer- 
^%  der  Parallele  zu  einigen  Reliefen  und  Vasenbildem  wegl^n,  auf  die  Bekleidung 
^t  einem  emfachen,  ärmellosen  Chiton  mit  Diplols  hingewiesen  werden  möge.  Die 
Bera  in  g.  aber  endlich  unterscheidet  sich  in  jeder  Hinsicht  so  sehr  von  allen  nor- 


a)  Entschieden  mit  Unrecht  spricht  Conestabile  a.  a.  O.  p.  366  von   einer  »Stephane 
^^  sul  capo  e  lo  scettro  terminato  in  punta  di  lancia«  etc. 

10» 


148       .  n.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

malen  Darstellnngen  der  Göttin,  daß  man  sie  nnr  ans  dem  dargestellten  Gegen- 
stand erschließen  kann,  sie  aber  für  kfinstlerisch  ganz  irrelevant  erkUüren  muß. 

3.    Wandgemälde  und  Mosaiken. 

Aach  auf  diesem  Gebiete  bilden  die  Darstellnngen  des  Parisurteils  die  Hanpi- 
fnndstätte  für  Gestalten  der  Hera;  sie  stehn  in  der  folgenden  Liste  voran  und 
ihnen  sind  die  wenigen  anderen  Darstellungen  angefügt. 

a.  Wandgemälde  in  Pompeji,  Heibig,  Wandgemälde  der  vom  Vesuv  verschütteten  Städte 

Campaniens  S.  277  No.  12S5»).     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  26. 

Heibig  a.  a.  O.  No.  1266.     Unedirt.     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  23. 

Heibig  a.  a.  O.  S.  275  No.  1282.     Unedirt,   die   Gruppe   der  Oöttinen 

sehr  zerstört. 

aus  Pompeji  im  Museum  von  Neapel,  Heibig  a.  a.  O.  No.  1 2S3.  Unedirt. 

in  Pompeji,  Heibig  a.  a.  O.  S.  276  No.  1283b.,  abgeb.  in  desaen  AtUs 

Taf.  16. 
C.  ,,  aus    den   Nasonengräbem ,   abgeb.  hei  Bartoli,    I  sepQlcri  dei  Nasoni 

tav.  34  b). 
T}.  , ,  in  Pompeji ,  Heibig  a.  a.  O.  No.  1 284  ,  abgeb.  im  GKomale  degli  scavi 

von  1861  tav.  9.     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  2773). 
%.  Mosaik  aus  Siebenbürgen,  abgeb.  bei  Ameth,  Archäolog.  Analekten  Taf.  16  (Sitaungt- 

berichte  der  wiener  Akad.  Bd.  VI.  1851). 


ß. 

if 

T- 

f  1 

5. 

>i 

e. 

»» 

t.  Wandgemälde  aus  Pompeji  im  Museum  von  Neapel,  Zeus  und  Hera  (vergl.  unten 

Cap.  XI.J,  Heibig  a.  a.  O.  S.  33  No.  1 14«).     S.  Atlas  Taf.  X.  No.  %S. 

%.  ,,  in  Pompeji,  die  zwölf  Götter,  Heibig  a.  a.  O.  S.  5  Ko   7,  abgeb.  Ann. 

deir  Inst,  von  1850  tav.  d'agg.  K,^), 

X  ,,  in  Pompeji,  Einzelfigur,  Hera  nicht  ganz  sicher,  aber  sehr  wahrschein- 

lich, Heibig  a.  a.  O.  S.  46  No.  160,  abgeb.  Mus  Borbon.  IX.  tav.  21 «)  t*)  . 


JA.  Wandgemälde  in  Pompeji,  Büste  der  Hera,  Heibig  a.  a.  O.  S.  46  No.  159. 
V  ,,  ,,         ,,  Maske  der  Hera,  Heibig  a.  a.  O.  S.  47  No.  167,  abgeb 

Mus.  Borbon.  XIV.  tav.  44. 


5.  Wandgemälde  in  Pompeji,  Attribute  der  Hera,  Heibig  a.  a.  O.  No.  163 

0.  ,,              ,,         ,,           deRgleichen,  Hclbig  a.  a.  O.  No.  164. 

•r.  ,,              ,,         ,,           desgleichen,  Heibig  a.  a.  O.  No.  165. 

0.  ,,              ,,           desgleichen,  Heibig  a.  a.  O.  No.  166. 

a.  ,,             aus  Herculaenum  im  Museum  zu  Neapel,  desgleichen,  Heibig  a.  a. 

No.  168. 

T.  ,,             in  Pompeji,  desgleichen,  Heibig  a.  a.  O.  No.  169. 

u.  ,,              ,,         ,,          desgleichen,  Heibig  a.  a.  O.  No.  169  b. 


a)  Abgeb.  Mus.  Borbon.  XI.  tav.  25,   Rochette,  Choix   de  peintures   de  Pomp^i  pl.     1  f. 
vergl.  für  weitere  Litteratur  Heibig  a.  a.  O.  in  der  Anmerkung. 

b)  Wiederholt  bei  Montfaucon,  Ant.  expl.  I.  i.  pl.   113.  3,   Miliin,  Gal.  myth.  pl.    147 
No.  637  u.  in  m.  Gallerie  heroischer  Bildwerke  Taf.  XI.  No.  2. 

c)  Für  weitere   Litteratur   und   andere  Abbildungen   vergl.  Heibig  a.  a.  O.  S.  34  Aww 

d)  Für  weitere  Litteratur  s.  Hclbig  a.  a.  O.  in  der  Anmerkung. 

e)  Wiederholt  in  den  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  11.  No.  795,  außerdem  in  Brauns  VorucJ»*''^ 
der  Kunstmythol.  Taf.  31,  vergl.  zur  Litteratur  Helhig  a.  a.  O.  und  besonders  Wie^eler  lu  <!<« 
Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O. 


9.  HKRA  IN  VA8£NG£MÄLDKN  l^'REIEN  UND  8PÄTERN  8TIL8,  IN  GRAFFITI  ETC.         149 

Die  erste  lliatsache,  welche  sich  bei  der  Überschau  über  diese  Bilderreihe 
aufdringt,   ist  die  überwiegende  Häufigkeit  des   Sitzens  oder  Thronens  der  Hera 
auch  in  solchen  Bildern,  in  welchen,  wie  in  den  Parisurteilen,  sich  dasselbe  aus 
der  Situation  und  der  dramatischen  Handlung  nicht  herleiten  läßt.     Wir  sind  einer 
ähnlidien  Erscheinung  auch  auf  den   Gebieten  der  Vasenmalerei  und   der  Relief- 
bildnerei  begegnet  (Vasen  B.  F.  G.  H.,  Reliefe  Q.  R.  R^),  aber  nirgend  tritt  sie  in 
dem  Maß  auffallend    hervor,    wie   bei  den  Wandgemälden,   welche  unter   sieben 
Parisurteilen  nur  eines,  >].,  dem  sich  das  späte  Mosaik  &.  anschließt,    mit  einer 
stehenden  Hera  aufzuweisen  haben,  während  in  den  übrigen  wenigstens  einige  Male 
der  Sita  der  Göttin  mit  einem  Nachdruck  behandelt  ist,  welcher  sehr  bestimmt  auf 
dne  Herleitung  des  Typus  aus  einer  von  dem   Parisurteil   weit  seitab   liegenden 
Qaelle  hinweist.    So  ist  der  große  und  breite  Lehnsessel  der  Göttin  in  a.  feierlich 
and  prächtig  mit  reichlichen  Decken  oder  Teppichen  überhängt,  in  ß.  ist  derselbe 
aU  ein  steinerner  , Thron   charakterisirt ,  aber   auch  in  e.  (y.  ist  sehr  zerstört,  S. 
nicht  genau  genug  bekannt]  wenigstens  nicht  als  ein  leicht  tragbarer  Sitz,  von  dem 
ach  annehmen   ließe,  er  sei  von  der  Göttin  mitgenommen  oder  ihr  nachgetragen 
worden.     Nur  bei  C;  ^Ut  auf  das  Sitzen  der  Hera  kein  Gewicht,  weil  die   sonst 
neben  ihr  und  zwar  stets  zu  ihren  beiden  Seiten  stehenden  zwei  anderen  Göttinen 
hier  ebenfalls  sitzen,  alle  drei  aber  nicht  auf  Thronen,  sondern,  wie  es  scheint,  auf 
emer  natürlichen  Erderhöbung.     Jene  Throne  in  a.  ß.  e.  dagegen  lassen  sich  nur 
mit  denen  in  den  genannten  Reliefen  und  in  dem  Vascnbilde  B.  vergleichen,  sie 
verleiben   der  Gestalt  der  Hera,  hier  wie  dort,  den  Charakter   eines  Caltusbildes, 
welcher  mit  der  im  ganzen  Gemälde  vorgestellten  Handlung  sich  kaum  recht  verträgt, 
dagegen  fAr  die  Macht  des  Eindrucks,  welchen  das  einem  andern  Kreise  angehörende 
Vorbild  gemacht  haben  muß,  ein  um  so  lauter  redendes  Zeugniß  ablegt.    Der  Cha- 
rakter der  Feierlichkeit  und  Prächtigkeit,  welchen  die  Throne  hervorbringen,  wieder- 
bolt  sich  durchaus,  ja  wird  wesentlich  verstärkt  in  der  Gestalt  der  Göttin  selbst 
in  den  meisten  dieser  Bilder,  von  denen  nur  einige,  so  besonders  a.,  in  der  ver- 
schämten Haltung  der  Göttin  ß.,  in  ihrer  fast  verdrossenen  Miene  der  Situation  Rech- 
nung tragen,  und  besonders  durch  ihre,  wenn  auch  in  den  einzelnen  Darstellungen 
verschiedene,  so  doch  fast  ohne  Ausnahme   reichliche  und  prächtige  Gewandung, 
Welche  sich  auch  in  den  im  Vorstehenden  noch  nicht  ausdrücklich  erwähnten  Bildern 
t-  X.  X.  wiederholt,  von  welchen  das   letzte,    die  Einzelfigur  einer  mit  der  größten 
Wahrscheinlichkeit  als  Hera  zu  betrachtenden  Göttin,  trotz  decorationsmäßiger  Be- 
handlang in  alle  Wege  nur  als  ein  Cultustypus  gelten  kann.    Der  Schleier,  welcher 
hier  als  ein  eigenes,  schon  durch  die  Farbe  und  durch  die  Art  seiner  Faltenbewegnng 
von  den  übrigen  Kleidern  der  Göttin  unterschiedenes  Gewandstück  von  ihrem  Haupte 
lüederwallt,  wiederholt  sich  mehr  oder  weniger  übereinstimmend,  d.  h.  bald  größer, 
bald  kleiner,  auch  so  wie  in  den  späten  Vasenbildem  U.  W.  X.  (s.  z.  B.  C.)>  in  den 
^arisurteilen  a.  ß.  (e?)  C.  r^,  und  bei  i.,  also  in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  in  Über- 
einstimmung mit  dem,  was  in  der  spätem  Kunst  bei  Reliefen  und  Vasengemälden 
zu  beobachten  gewesen  ist. 

Als  weitem  Hauptschmuck  der  Göttin  finden  wir  in  bei  weitem  der  Mehrzahl 
dieser  Bilder  die  auch  in  anderen  späteren  Kunstwerken  gewöhnliche  Stephane  (a. 
P- ;  if.  zerstört,  h,  e  (?).  C*  r^-  0-  i-  (i^*) ;  sie  ist  in  x.  durch  Bekränzung,  in  X.  durch 


150  Q.    DIE  EMHALTESnSS  MOJfUMESTE. 

eiaeB  kalalfaosaitigeo  aber  sehr  niedrigen  Slq^luuMW^  eraelil,  wnirhgr  m  selireii 
Mfinzeii^  BeliefeD  mod  VaaeBbüdera  sdne  adu*  oder  wevger  gcatie«  hmalnptm 
findet  nnd  deshalb  gewiß  am  wenigsten  im  Stande  ist,  die  Bedentnng  Oma  Flgnr 
als  Hera  zweifelhaft  zu  machen.  Bei  der  Heramaske  v.,  dem  Bedenteag  dnreb 
den  ihr  beig^ebenen  Plan  unbezweifelbar  ist,  finden  wir  als  HanptachBiack  eiae 
zackige  Krone,  welche  sich  unter  den  die  Attribute  der  Gdtün  TUsimmfiButcllendcn 
Bildern  ;. — •>.;  in  3.  und  t.  wiederholt  und  den  Schmnckstfieken  in  den  Yaaen- 
bildem  M.  Q.  X.  AA.  wenigstens  sehr  verwandt  ist. 

Von  Attributen  ist  nicht  Vieles  zu  bemerken;  in  &iügmk  Kldem  («.  i.  i.  |^^ 
fehlen  sie  ganz,  in  anderen  ß.  e.  C-  x..  sind  ne  auf  das  blofie  Scepter  besehlinkt, 
dessen  Bekrdnnng  in  C-  durch  ^e  Lanzenspitze,  obgleich  diese  sich  in  einen 
rdmischen  Kunstwerk  ans  der  Beligkm  der  Juno  Curitis  ohne  Mihe  wird»  er- 
klären lassen,  doch  in  der  alten  Abknldung  kaum  hinreichend  Terbfiift  eischeiBl, 
um  angenommen  zu  werden,  um  so  weniger,  da  sie  sieb  auf  den  Soeptnr  der 
Aphrodite  wiederholt,  und  welche  för  ähnliche  Votkommnisse  in  anderen,  und 
zwar  griechischen  Kunstwerken  (s.  oben  8.  34  f.  u.  S«  145),  auch  wenn  sie 
wirklich  vorhanden  sein  sollte,  als  specifisch  römisch  nicht  in  Anschlag  gdmeht 
werden  kann.  Mit  dem  Scepter  verbindet  sich  in  dem  Bilde  X.,  ganz  seinem  hiera- 
tischen Charakter  gemäß,  die  Phiale  oder  Patera  in  oder  auf  dei^  rechlen  Hand 
der  Göttin,  welche,  das  mu£  man  zugestehn',  von  etwas  ungewöhnlicher  nnd  von 
der  besonders  durch  den  Omphalos  charakterisirten  griechischen  Form  der  Phiale 
abweichenden  Gestalt  ist,  aber  doch  nimmer  als  etwas  Anderes,  denn  als  eine  flache 
Schale,  am  wenigsten  als  ein  Korb  gelten  kann,  ftlr  den  sie  £.  Braon^)  ausgeben 
möchte.  In  den  Attributbildem  [i. — o.)  finden  wir  durchgängig  den  Pfau, 
in  der  Einzahl,  in  x.  und  o.  paarweise  vor  einen  zweiräderigen  Wagen  ge^annt,^ 
in  welchem  in  x.  die  Zackenkrone  und  das  Scepter,  in  u.  nur  das  Scepter  liegte 
Sonstige  Attribute  kommen  nur  vereinzelt  vor ;  so  finden  wir  in  dem  Bilde  s.  einenx 
mit  Wolle  gefHIltcn  Kalathos,  das  bekannte,  aber  für  Hera  oder  Juno  sehr 
wohnliche,  wenngleich  begreifliche  Symbol  der  Hausfrauenarbeit,  an  welchem 
königliche  Scepter  lehnt,  und  in  dem  siebenbürger  Mosaik  &.  ist  Hera  außer 
einem  Scepter  mit  jenem  FfÜlhom  ausgestattet,  welches  bei  den  frflher  besprochenenx^^x^ 
Bronzefigaren  nicht  selten  ist,  deren  in  älterer  Zeit  kaum  recht  genOgend  festgesteUt(»J:Uc 
Beziehang  auf  Jane  ausser  durch  die  schon  (S.  127  No.  1 1)  erwähnte  Mflnze  der  Sabina^ 
welche  die  Jano  Regina  mit  Patera  und  Ftlllhom  versehen  zeigt,  nun  ancb 
diese,  allerdings  späte,  dennoch  aber  ganz  unbezweifelbare  Junofigor  gestfltst  wird.. 
Bei  dieser  Figur  aber  ist  das  FüUhomattribut  ntn  so  wichtiger,  weil  sie  der 
Kunst  angehört,  bei  welcher  wir  eine  gelehrte  Absonderlichkeit  kaum  vo 
dürfen,  der  also  eben  dies  Attribut  als  solches  der  Juno  bekannter  gewesen 


a)  So  nennt  da«  ScbmuckstOck  auch  Wieselor.  su  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O. 
modiutartige  Krone«  sagt  Heibig  a.  a.  O.,  was  dem  Wesen  nach  auf  dasselbe  hinauski 

b)  Vorschule  S.  19:  »der  flache  Korb,  den  sie  auf  der  Rechten  hilt,  gleicht  dem 
rltbe,    das  ihr  Haupt  scbmUckt,    auf  das  genaueste«;   dies  »Geräth«  aber  nennt  Braun 
»Fruchtmaß«  (Modius)  und  beide   Stücke  sind  sicherlich  als  aus  Metall,  nicht,  gleich 
Korbe  der  Demeter  bei  Braun  a.  a.  O.  Taf.  29  als  aus  Flechtwerk  bestehend  ohank 
Vergl.  auch  Wieseler  und  Heibig  a.  d.  aa.  Oo. 


9.  HERA  IN  VA8£N6£MÄLD£N  FRB1£N  UND  SPÄTEBN  STILS,  IN  GRAFFITI  KTO.         151 

iiui£,   als  es  mis  in  sicheren  Beispielen  ist,  wenn   sie  zu  ihm  anstatt  etwa  zum 
Pfau  griff,  um  die  Göttin  für  ihre  Beschauer  sicher  zu  bezeichnen. 

Über  die  persönliche  Charakteristik  der  Göttin  in  den  Wandgemälden-  endlich 
lai  sehon  deshalb  nicht  yiel  zu  sagen,  weil,  abgesehen  von  zerstörten,  nachlässigen 
und  unbedeutenden  Bildern  (y.  6.  ft.),  die  Figur  nur  in  einer  Ibeschränklen  Anzahl 
derselben  zur  ktlnstlerischen  Entwickelung  gekommen  ist,  während  sie  in  anderen 
entweder  ymi  anderen  Figuren  wenigstens  zum  Theil  verdeckt  wird  (tj.)   oder  in 
den  Hintergrund  gerückt  und  deswegen  höchstens  dem   gesammten   Schema  nach 
von  einiger  Bedeutung  ist  (s.  C-)-    ^^  ^^i*  ^^  besseren  und  eine  Kritik  im  Ein- 
zelnen zulassenden  Bilder  anlangt,  ist  auf  die  theils  würdevolle  und  stolze  (beson- 
ders in  7].)>  theils  schämige  und  stille  Haltung  der  Hera  (in  a.  ß.^  demnächst  i.) 
schon  oben  hingewiesen  worden,    so   daß  hier  nur  noch  im  Allgemeinen  die  edle 
MatEonalität  dieser  Gestalten  hervorgehoben  werden  möge,  welche  hier  (in  >].,  dem- 
Didist  u>  vergl.  endlich  die  Maske  v.j  üppiger,  dort  (a.  ß.)  ernster  gehalten  ist. 
Im  Ko^  der  Göttin  kann  man  schwerlich  einen  andern  Zug  als  charakteristisch 
und  von  den  KünsÜem  betont  bezeichnen,  als  die  großen  und  dunkeln  Augen,  in 
denen  nadi  dem  früher  Ausgeführten  die  ßowiri^  'HpY]  erkannt  werden  muß.     Sie 
und  am  auffallendsten  und  in  der  That  mit  allem  Nachdruck  durchgebildet  in  i.*), 
kanrn   minder  entschieden  erkennbar  aber  in  tj.  und  in  der  Maske  v.,  auch  in  ß. 
sehwerlich  zu  längnen,  so  daß  eigentlich  nur  das  Bild  a.  dieses  hervorragenden  und 
luuiptsflehlichen  persönlichen  Charakterzuges  der  Göttin  entibehrt. 


ZEHNTES  CAPITEL. 

Die  nach  einselnen  Culten  modifloirten  Darstellungen  der  Hera  und  Juno. 


*AXXd  [jidtxatpa  %td,  itoX'j(6vüfjie ,  irafjißaalXeta 

Orph.  hymn. 

Alles  was  in  dem  entsprechenden  (12.)  Capitel  der  Eunstmythologie  des  Zeus  (Bd.  H. 
S.  205]  einleitend  über  den  Mangel  an  Beständigkeit  gleichbenannter  Typen  sowie 
über  die  Schwierigkeit  und  theilweise  Unmöglichkeit  gesagt  ist,  zu  überlieferten  Bei- 
luunen  des  Cultus  die  entsprechenden  künstlerischen  Gestaltungen  und  andererseits  zu 
in  Kunstwerken  vorliegenden  besonderen  oder  durch  besondere  Attribute  ausgezeich- 
neien  Darstellungen  die  entsprechenden  Beinamen  nachzuweisen,  ohne  in  Willkür  und 
Spielerei,  etymologische  und  sonstige,  zu  verfallen,  dies  Alles  gilt  in  gleichem  Maße 
^  Hera  wie  für  Zeus  und  für  andere  Gottheiten  und  soll  daher  hier  nicht  wieder- 
^Jt  werden.  Zwischen  den  auf  Zeus  (Juppiter)  und  den  auf  Hera  (Juno)  bezüg- 
lichen Monumenten  ist  hauptsächlich  nur  der  Unterschied ,  daß,  während  dort  eine 

• 

immerhin  nicht  ganz  unbedeutende  Menge  von  mit  Beinamen  versehenen  Typen  vor- 
^^den  ist,  hier  nur  eine  überaus  bescheidene  Anzahl  von  dergleichen  nachgewiesen 

a)  Vergl.  Heibig,  Ann.  deH*  Inst,  von  1864  p.  27  »la  vora  ^oa>7ric«r. 


1&2 


II.  DIB  EBHALTEMEir  UOKDHEMTE. 


wLTiiuii  kaaa,  unter  d<!Dcii  wietlerum  die  griuobUchnD  gegen  die  reimischen  dureliauK 
in  doD  HiDtergrund  treten.  Jn  os  ist  dies  in  dem  Grade  der  Kall,  daß  wenn  von 
der  Tcleia  abgesehn  wird,  über  deren  wahrscli  ein  lieh  praxiteüschen  Typus  seines 
Ortes  (oben  8.  54  ff.]  sattaam  geredet  worden  ist.  von  mit  beatimmteu  Beinamen 
versehenen  HJcheron  Gostaltiingen  der  Hera  die  einzige 

LakiniH 
llbrig   bleibt,   deren  in  Mlinzcn   und  in   der  venctianer   Büste  vorliegender   Typns. 
schon  früher  (S.  Ö I  und  S.  1  U'2  f.)  nachgewiesen  wurden  ist,   so  daß  hier  nur  einige 
Bemerkungen  inabesondere  über  die  den  Stephanoii  oder  die  Stephane  dieser  Göttiu 
sehmUckenden  Greifen  nachzutragen  sind, 

(Iber  die  in  Frage  kommenden  Münzen  hat  der  Herzog  von  Luynes*)  gehan- 
delt, doch  sind  seine  Bemerkungen  für  den  hier  allein  in  Rede  stehenden  Punkt 
deswegen  gleichgillig,  weil  er,  wie  auch  Andere  die  Greifen  verkannt  und  für 
Pegasen  gehalten  hat,  so  wie  sie  Aveilino  und  Friedlaender*')  für  Hippokampen 
hielten.  Dem  Hersog  von  Luynes  hat  sich  in  Betreff  des  Ornamentes  im  Btephanos 
der  Lukinia  auf  unteTitalischon  Münzen  Lenormant  '^j  angeschlossen ,  von  dessen 
Bemerkungen  also  Hchon  aur  diesem  Grund  ebenfalls  abznsehn  ist.  Richtig  erkannt 
hat  die  Greifen  zuerst  Cavedoni''),  welcher  denn  auch  fUr  die  Verbindung  de« 
Greifen  mit  Hera  insgemein  einige,  wenn  auch  meist  wenig  erhebliche  Thatsachen 
anführt,  zu  denen  als  sicherste  un<l  bedeutendste  eben  das  Vorkommen  des  Greifen 
in  dem  Hauptsohmucke  der  Lakinia  gehört,  ohne  jedoch  den  Gründen  dieser  Ver- 
bindung näher  nachzugehn.  Einen  SehritC  weiter  gegangen  ist  neuerlich  Stephani. 
In  einer  sehr  ausführliehen  l'nte rauchung  über  das  Vorkommen  des  Greifen  in  Schrifl- 
und  Kunstwerken  der  Alten")  und  über  seine;)  Charakter,  als  deren  Hanptresnltal 
die  Cnbezfthmbarkeit,  Wildheit,  Kampflust  und  Stärke  dieses  Fabelthiercs  erscheint, 
hebt  Stephan!  hervor,  daß  Her»  and  die  italische  Juuo  in  mehren  ('allen  ein  ge- 
walttliKtiges  kriegerisches  Wesen  zeige,  und  auf  eben  dieses  Wesen  der  Göttin  fnhrl 
er  [a.  a.  0.  8.  S9)  ihre  Vorbindung  mit  dem  Greifen  zurilck,  welche  er  insbesondere 
durch  die  auch  von  Cavedoni ']  beliandelte  Combinatiun  des  Greifen  auf  dem  Kevera 
mit  dem  Kopfe  der  kriegerischen  Juno  Lauuvina  auf  dem  Avers  der  Münzten  dei 
Gens  Papia  belegt,  ohne  dabei  der  Hera  Lakiuia  zu  gedenken.  Nun  ist  uns  frei- 
lich ein  vorwiegend  kriegerischer  und  ungestümer  Chai'akter  der  Hera  Lakinia  nicht 
bekannt,  allein  wenn  uns  für  sie  elucrseitx  der  Beinamen '  OnXo3|jL<9  Uberhefert  wird';, 
während  sie  andererseits  von  der  Hern  vuu  Argos  abgeleitet  wird,  in  deren  Wesen 
und  Cultns  Klemento   dos   Kriegerischen   und   Bitterlichen   nicht   fehlen*',    so  wird 


1  die  ZurOckfUhrung  ihrer  Verbindung"  mit  dem  Greifen  ; 


ai' artige  Klementa 


n|   Etudes  numiamBtiquM  p.  22, 

b)  A*elIino,  Opuitcol,  II.  p.  131.      Ktiedlneuilei .    Die 
Anmerkung  58, 

c|  Nouv.  gal.  mylh,  p.  711  lU  pl.  XI,  No.  c— ^, 

J)  Su^io  di  oHCTvai.  i.  le  mcdoglie  dl  fam.   Kum.   Mod.  IS2'I  N< 
In«,  von   1639  p.  .■»!*. 

p.  arc!>.  Ji;  St.  PuH 


MUi 


o|  Cumptn-rondu  Uc  U 
t)  Aiinali  n,  *.  O.  p.  30^. 
g)  Lykophron  Alex.  v«.  8äs. 
b]  Vergl   WHcket.   Alte  Dciikm,   IIl.   tl. 
OlUch,  Mythul,  2.  Aull   I.  S    131. 


t  l'nunee  I«ft4  S.  MI  I 


iriedi,   UöttEtl,  I.  8.  ; 


1 0 .  NACH  EINZELNEN  CULTEN  MODIFICIBTE  DAB8TELLUN6EN  DER  HERA  U .  JUNO.      ]  53 

in  ihrem  Charakter  nicht  anwahrscheinlich  finden  können  nnd  vielleicht  auch  be- 
rechtigt sein,  ans  eben  diesen  Charakterelementen,  welche  in  der  That  bedeutender 
hervorgetreten  sein  mögen,  als  wir  nachweisen  können,  den  künstlerischen  Typns 
der  Göttin  absaleiten,  welcher  nns  ans  dem  Gepräge  der  unteritalischen  Mflnzen 
en^egoitritt  und  welcher  sowohl  in  den  Zügen  des  Gesichtes  wie  in  dem  reichen 
und  aufgelösten  Haare  etwas  Festes,  Trotziges,  fast  Wildes  hat,  das  seinerseits 
mit  dem  Charakter  des  Greifen  in  der  vollsten  Übereinstimmung  steht. 

Auf  andere  griechische  Cultustypen  und  ihre  Ausstattung  mit  bedeutsamen 
Attributen  kann  man  nur  schließen  und  ebenso  über  den  Sinn  vorkommender  un- 
gewöhnlicher AMbute  nur  Vermuthungen  aufstellen,  wie  dies  im  Verlaufe  der 
firüher^i  Capitel  sei^ies  Ortes  geschehen  ist.  Nur  ganz  einzeln  scheinen  mit  grie- 
chischen römische  Cultustypen  zusammen  zu  treffen,  welche  sich  dann  gegenseitig 
arliatem  oder  Parallelen  zu  einander  bieten;  so  außer  bei  der  Hera  Teleia  und 
Juno  Ptonuba  bei 

Hera  Eileithyia  und  Juno  Lucina. 
Der  Name  und  Cultus  der  Hera  EUleithyia  wird   uns  aus  Argos   bezeugt*), 
ohne  daß  dabei  jedoch  von  ihrer  Darstellung  oder  Attributausstattung  die  Rede  wäre, 
dem  das   angeblich  mit  dem  Attribut  einer  ehernen  Scheere  versehene  argivische 
HerabUd^)  wird  nicht  als  Eileithyia  bezeichnet.     Dagegen   sind  die  Attribute«  von 
Bogen  und  Faekel,  welche  das  Heraidol  auf  der  berliner  lovase  in  den  Händen 
bllt,  oben  S.  19  als  für  eine  Hera  Eileithyia  passend  näher  besprochen,  und  es  ist 
daselbst  achon  kurz  darauf  hingewiesen  worden,  daß,  wie  Eileithyia  in  Aegion  in 
Achaia,   so   auch  die  römische  Lucina  mit  dem  Attribute  der   Fackel  vorkomme. 
Nicht  freilich  in  ihren  gewöhnlichen  Darstellungen  in  Mttnziypen,  auf  welche  dem- 
Diehgt  zurückgekommen  werden  soll,  wohl  aber  in  dem  Relief  an  einem  römischen 
Orabdppns  im  vaticanischen  Museum^)  (s.  Atlas  Taf.  X.  No.  24),  welchen  Brunn ^) 
oliwr  besprochen  hat.    Er  geht  dabei  von  der  Beziehung  der  Juno  Lucina  auf  die 
Kalendm  und  das  Wiedererscheinen  der  Mondsichel  am  Anfange  des  Mondmonats*) 
*9B  ottd  leitet  die  Fackel  in  der  Hand  der  Relieffigur  zunächst  aus   dieser  Licht- 
luitor  der  Göttin  ab ,  welche  die  Griechen  mit  '^Hpa  <pu>acpopoc  übersetzten ;    weiter 
Aber  verfolgt  er  den  Zusammenhang  des  Mond-  und  Monatswechsels  mit  dem  weib- 
lichen Geschlechtsleben,  mit  Menstruation  und  Geburt,  und  stellt  nicht  in  Abrede,  daß 
OHB  mit  Recht  die  Juno  Lucina,  wie  gewöhnlich  geschieht,  als  die  Göttin  bezeichnet, 
quie  producit  in  lucem  partus,  nur  daß  mit  Varro  (de  L.  L.  lU.  69)  hinzuzufügen 
ist:  exactis  mensibus.     Aus  diesen   beiden   Momenten  nun  wird   sich   sowohl  die 
Faekel  in  der  Hand  der  Göttin  wie  das  von  ihr   im  Arme  getragene   und  wahr- 
schcanlich  (denn   ganz   unzweifelhaft  ist  dies   bei  der  mangelhaften  Erhaltung  des 
3^^  nicht)  an  ihrer  Brust  gesäugte  Kind  ohne  Zwang  erklären  lassen,  während 


>)  S.  oben  8.  19  Note  c 

b;  S.  oben  S.  9,  11  und  34. 

^)  Bescbreib.  RotnA  II.  ii.  S.  86 ;  im  29.  compartimento  des  Mus.  Chiaram.  als  Stütze 
▼on  dem  jetjt  mit  No.  730  bezeichneten  Friese. 

^)  Ann  deir  Inst,  von  IS 48  p.  432  sqq.  mit  tav.  d'agg.  N. ;  vergl.  Preller,  Rom.  Mythol. 
'^^^  Qiit  Note  1  und  Stephani  im  Conipte  •  rendu  de  la  comm.  imp.  aroh.  de  St.  Pötersb. 
'^"'^'«lUi^  1859  p.  135. 

*)  Veigl.  Preller  a.  a.  O.  S.  242  f. 


156  II.   IHK  EltllALTESKN  MOKUMENTh^. 

gostollt.  Wfiter  aber  als  bis  zu  einer  vermnthiuigB-  nnd  bodi Dg ungs weisen,  ja  oline 
Zweifel  sehr  wohl  anrechtbiiren  Einreiiiung  ilieser  Juno  an  dieser  $t«lle  kann  man 
niclit  gelin,  denn  ansdrUc.klictie  Zeugnisse  Aber  ihr  Weaen  und  ihre  Bedcatung  fohlen, 
im  Beinamen  »pricht  sich  dasselbe  nicht  aus ,  und  nur  das  eigenthRmliehc  Attribut 
einer  großen  Scbeere  in  der  rechten  Hand  mancher  Exemplare  dieser  einzig  und 
allein  auf  den  zwischen  '251  nnd  254  u.  Z.  geprägten  MUnsen  des  Trebonianns 
Gallua  nnd  seines  Sohnes  und  Hitre);enten  Volusianus  vorkommenden  Junogestalt 
bietet  ira  llinbliek  aiif  das  gleiche  Attribut,  mit  welchem  eb  alles  Herabild  in 
Argos  ausgestattet  gewesen  sein  soll ,  und  gemÄß  der  wahrscheinlichen  Deutung 
dieses  Attributes  [oben  8,  0,  II,  34]  einen  Anlialt  zur  Erklärung  dieser  sonderbaren, 
namentlich  in  ihrer  neitlichen  BeschrÄnkung  souderbaren  Erscheinung  der  römischen 
Knastmythologie  oder  Nnmismatik,  wie  man  es  nehmen  will. 

0m  so  bedenklicher  ist  en.  4aß  die  Art  dieses  Attributes  keineswegs  sicher 
festgestellt  werden  kann.  Denn  wenn  nach  den  übL-rcinstimmenden  Zeugnissen 
Tristans*),  Eckhels*).  Cavedonis'^),  de  Wittes'),  Lenormants*),  sowie  nach  Autopsie 
guter  Exemplare  der  in  Frage  kommenden  Silber-  und  Erzmflnzoii,  welche  die  Gattin 
bald  allein,  bald  in  einem  runden  Tempel  sitzend  darstellen,  allerdings  angenommen 
werden  kann ,  daß  es  steh  bei  einer  Reihe  von  Exemplaren  in  der  That  nm 
eine  große  Scheere.  ähnlich,  wie  schon  Eckhcl  hervoi^ehoben  hat,  unseren 
Bchafscheeren  (i}a?,i;}.  öder  ein  Doppelmosser  {[lö/aipoi  xoufiiSE;)  handelt,  so  muß 
für  andere  Exemplare  eben  so  gewiß  die  Scheere  geleugnet  werden,  obgleich  die 
Natur  des  Attributes  als  eine  Blume,  oder  Ähren,  oder  ein  Zweig,  oder  Kraut  oder 
Gras,  wie  verschiedene  Gelehrte  es  gedeutelt  babeu'),  schwer  festzustellen  ist.  Der 
Sinn  dieses  Attribntes  bleibt  deswegen  anch  zu  errathen.  Ecklicl,  anknüpfend  an  die 
Deutung  der  Hera  (Juno)  als  "Luft"  und  an  die  Erklärung  später  antiker  Schrift- 
steller is.  S.  II,  Note  c).  die  Scheere  sei  der  Hera  metaphorisch  gegeben  als  Rei- 
nigongBinetniment  des  Körpers,  da  die  Luft  reinige  (iitEi  o  ir,p  xaüofpei).  roJMble, 
an  der  Scheere  allein  festhaltend,  den  von  Trebonianus  Gallus,  wie  es  scheint,  g«- 
stifteten  Cultus  der  Juno  Martialis   auf  die  Abwehr   der  Pest   bezichn,  welche  in 

eine   EntbindungsgOttiti.-i      Cbrigmi   hat   schon   l'rJBtHn ,  Uommenl.  Iiisl,  tl.  p.  fiTU  die  Ver 
muthung  BufgeBtellt,  die  Juno  MnrCialU  mOge  eine  (iötlin  der  Ehe  gewesen  Hein,  sbei  indem 
er  die  Schccm  in  ihrer  reühlcii  Hand  auf  die  Frau,  die   angehliche  LiUiuo   (die  Tum  ä 
und  etoieln  durch  die  Krdkugel  ersctEt  i»t)  ouf  den  Mmiu  beiiug. 

aj  Commont.  hintcir.  II.  p.  (itiS. 

h)  Duol.  Nuin.  Vet.  VII.  p,  35S  sq. 

c:|   Bull.  orch.  Napolit.  III.  p.  A!(. 

d)   Annili  dell'  Iiut.  Ton   \^il  p.  4ai  Note  h. 

c)  Nouv.  g>l.  tnyth.  p.  TU  tu  pl.  X.  No.  B  u.  II.  *gl.   pI.  XUJ    Trebun.  UalL  No. 
pl   XIV.  Nu.  7», 

f)  Viiconti ,  Mut.  Pio-Clcin.  I.  lu  Uv.   4,  Vi.  lu  tav.  J).,  Longpoiicr,  UtmoliM  fa  h 
■oc,  d«  antiquairei   de   France   T.  XX,  in  s.  AufaitU   Über   «Junuii   Antbec* ,   Cohen,   HH 
imp.  IV.  271.  16,  2W.  91;    Wieneier    tu   den  Ücnkm.  d.  ■.  Kuiut  II.  Na.  61  d.    Auf  Hflne.   - 
Lifel  111.  No.  lä  ist  ein  nchönes  Exemplar  der  Icipiiger  MOntaammlung  niil  einer  dtuUldt^^^R 
Scheere  da*elbst  unter   13».  das  dreitbeilige  Actriliut  ein«a  Exemplars  der  beriinet  Samsd 
«bgebildet,   welchoi  gewiß  keine  Scheere  i>l.    Die  Ähren  in  dvr  Zci<^linuag  bei  Cohan  a.  a, 
«ind  deutlicher,  als  ich  gic  je  auf  cinom  Original  gesehen  habe.    Mit  ilcn  gvwShoUohn  iwM 
altributsn ,  Patern ,  Scepter  und  Pfau  ,  kommt  die  Juno  Martiulii  auf  UAuitn  daa  Vgl 
tot  ■.  Cohen  ■.  >.  O.  p.  2H0.  II 


Soep» 

I 


~  1 0.  NACH  EINZELNEN  CULTEN  MODIFICIBTE  DARSTELLUNGEN  DER  HERA  U.  J(TNO.     1 57 

Anfange  der  Regierung  dieses  Kaisers  in  den  Provinzen  herrsehte*]  und  auf  welche 
w<M  unzweifelhaft  andere  Mttnztypen  des  Trebonianus  Gallus,  namentlich  derjenige 
des  Apollo  Salutaris^)  zurückzufahren  sind.  Böttiger^)  schließt  sich  dem  so  an,  daß 
er  meint,  man  habe  zur  Zeit  jener  Pest  »diesen  uralten  Typus  der  argivischen  Juno 
vorgesncht  ....  unstreitig  um  damit  anzudeuten,  daß  durch  Keinlichkeitsmaßregeln 
der  Seuche  gesteuert  worden  seio,  und  auch  Welcker^)  meint,  daß  in  der  That  die 
Hera  als  Luft  und  die  Scheere  als  Reinigungsinstrument  »ausgelegt  worden  sei,  als 
im  Jahre  251  -u.  Z.  unter  einer  großen  Pest  dieser  uralte  Typus  hervorgesucht  wurde 

,  um  zu  bewirken,  daß  die  Götterköuigin  die  Luft  reinigen  möge,  nicht  um 

anzudeuten,   daß  durch  Reinlichkeitsmaßregeln  der  Seuche  gesteuert  worden   sei«, 
and  nennt  dies  eine,  »dem  tiefen  Aberglauben  und  der  willkürlich  verworrenen  Sym- 
bolik des  3.  Jahrhunderts  Ehre  machende  Deutung«.    Für  die  Scheere  der  Hera  Eilei- 
thyia  aber,  ftlgt  er  hinzu,  werde  man  nicht  leicht  eine  andere  finden  als  die  ganz 
euifache,  daß  die  Göttin  als  Hebamme  (6(i(paXTjTop.oc)  mit  der  Nabelscheere  (ofi^a- 
Xion^p]  dargestellt  worden  sei  und  es  muß  sehr  zweifelhaft  erscheinen,  ob  diese  selbe 
Deutung  nicht  auch  fOr  die  Juno  Martialis,  sofern  sie  eine  Scheere  führt,  immerhin 
der  sehr  abstrusen  und   doch  noch   ungleich   später   zuerst  ausgesprochenen  vor- 
geiogen  zu  werden  verdient.     Für  die  Bedeutung  der  Martialis  als  Entbindungs- 
ffit&B  kann  man   endlich  noch  den   Umstand  geltend   machen,  daß  sie  auf  einer 
Münze  des  Yolusian*)  in  ihrem  Tempel  zwischen  zwei  Kindern  sitzend  dargestellt 
ist.    Eine  ganz  abweichende  hat  Lenormant  (a.  a.  0.)  ausgesprochen,  welche  aber 
auf  recht  weitausschenden  Combinationen  beruht.   Trebonianus  Gallus  habe  an  der 
Spitze  des  Heereis  gestanden,  als  er  Kaiser  ward,  deshalb  möge  er  die  Juno  Martialis 
Bseh  der  Ableitung  ihres  Namens  a  iuvando  (Cic.  Nat.  deor.  H.  25  u.  26)  als  seine 
Helferin  betrachtet  und  ihr  Tempel  und  Cnlt  gestiftet  haben ;  sie  sei  gleichsam  eine 
Fortuna  und   damit   stimme  der  Globus,  den  sie  (in  einer  Münze)  in  der  Hand 
blte ;  die  Scheere  in  ihrer  Hand  sei  Attribut  der  Moiren,  welche  den  menschlichen 
Geschicken  vorstehn,  diese  seien  dieselben  wie  die  Eileithyien  (??),  und  Hera  sei 
Eüeithyia ;  außerdem  habe  Lysippos  den  Kairos,  die  Allegorie  des  günstigen  Augen- 
blicks, mit  dem  Scheermesser  in  der  Hand  gebildet,  welches  eine  schlagende  Analogie 
n  der  Scheere  in   der  Hand  der  Juno  Martialis  bilde.    —   Eine  Analyse  dieser 
Combinationen  würde  mehr  Raum   erfordern,   als  die  Combinationen   werth   sind; 
l>^er  ist  es,  die  Juno  Martialis,  besonders  ihrer  wechselnden  und  unklaren  Attribute 
wegen,  als  ein  ungelöstes  Räthsel  anzuerkennen,  zu  dessen  Lösung  auch  in  der  Zu- 
hinfl  bei  der  Isolirtheit  der  ganzen  Erscheinung  wenig  Hoffnung  ist. 

Im  Übrigen  sind  nur  noch  einige  römische  oder  italische  Gestalten  der  Juno 
2u  besprechen. 

Juno  Capitolina,   (Quiritis,  Curitis). 
Wegen  der  Juno  Regina  vergl.  oben  S.  126  f. 

Außerdem  kommt  die   capitolinische  Juno  noch  auf  denjenigen  Münzen  und 
hemmen  vor,  welche  die  capitolinische  Trias,  sei  es  innerhalb  eines  Tempelgebäudes. 


a)  Vergl.  Aureliufl  Victor,  De  Caess.  30. 

^]  Eckhel  a.  a.  O.  p.  357. 

<^1  Kunstmytiiol^  11.  8.  285. 

^}  Kleine  Schriften  HI.  S.  200  in  der  Anmerkung  37. 

e.  Cohen  a.  a.  O.  p.  291.  26. 


ir.8 


n.   DIF.  EBnAr,TENEN  MONI'MENTK. 


sei  ee  ohne  dtt>sea.  darstellen,  ohne  jedorb  ein  feststohendea  und.  vem 
dem  bisherigen  Stände  der  Forschnng,  auf  ein  beBtimnileä  slatimrischea  Vorbild 
znrUckfühi'barca  Schema  darzubieten.  So  finde»  wir,  iioi  nur  auf  die  wichtigsten 
Varianten  hinzuweisen*),  da  die  Abweichungen  im  Einzelnen  zu  zahlreich  sind, 
um  hier  aufgezählt  werden  zu  können,  alle  drei  Gottheiten  sitzend  anf 
einem  Erzmed&illon  des  Antoninua  Pius''),  welche  Grnppe  sich  mehr  oder  weniger 
Hhercinstimmend  in  einem  Chaicedon  der  florentiner  Sammlung"),  einem  Cameol  in 
Berlin*)  n.  a.  und  hier  und  da  auf  Tbonlampen*)  wiedurholt.  Juppiler  thronend, 
die  beiden  Göttinen  zu  seinen  Seiten  stellend  zeigen  andere  Hdnzen.  so  eine 
des  Domitianus  mit  der  Umschrift  CAPIT(olium]  RESTIT(utum)'),  und  etliche  Gemmen, 
so  eine  berliner  (TOlkcn  a.  a.  0.  S.  98.  96)  und  eine  solche  unbekannten  Besitzes, 
von  der  ein  Abdruck  in  der  großen  Cades'schen  Sammlung  (Cl.  1.  a.  Ko.  179)  ist. 
Kndlich  kommen  auch  alle  drei  Gottheiten  stehend  vor,  so  auf  einem  Bronze- 
medailton  Iladriana*)  und  in  etlichen  Gemmen,  wie  z.  B.  in  dem  angeblichen  Amethyst 
unbekannten  Besitzes,  von  dem  bei  Cados  (a.  a.  0.  No.  178}  sich  ein  Abdruck  be- 
findet. Juno  erscheint  in  diesen  Darstellungen  meistens  (nicht  in  den  beiden  Gemmen 
bei  Cades.  zweifelhaft  in  der  Mnnze  de^  Domitianuaj  mit  dem  Schleier  und  nüt  den 
gewöhnlichen  Attribnfen  des  m.  o.  w.  hoch  aufgestützten  Scepters  in  der  Linken  nnd 
der  vorgestreckteu  Schale  in  der  Rechten ;  auch  ist  ihr  mehrfach ,  jedoch  nicht 
standig,  ihr  Pfau  beigegeben. 

Eine  eigen thUmlichere  und  interessante  Erscheinung  wQrde  ein  Erzmedaillon 
des  Antoninus  Pius  darbieten,  wenn  dessen  Abbildung  bei  Lenormant'')  zurerliUsig 
und  nicht  vielmehr  grade  in  dem  entscheidenden  Punkte ,  so  wenig  man  dies  auf 
den  ersten  Blick  glauben  mag ,  unrichtig  wäre.  Diese  Abbildung  zeigt  uns  nSm- 
lich  eine  nach  rechts  profUirte,  langgewandete  GUttin,  welche,  mit  der  Rechten  auf 
eine  Lanze  mit  breiter  Spitze  gestutzt,  auf  der  Linken  eine  Gans  zu  tragen  scbeinl. 
Da  nnn  diese,  wohl  als  ein  zugleich  häusliehes  und  leicht  bcfmchtetea  Tbier  der 
Jano  Re^na  Capitolina  geheiligt  ist'),  wie  es  denn,  wenngleich  in  zweifclhafWr 
Weise  in  einem  Relief  mit  dem  Parisurteil  [s.  oben  8.  134,  Note  b)  und  milglicher— 
weise,  obgleich  auch  hier  nicht  sicher,  in  der  Zeichnung  einer  Cista  mit  drtsellMa 
Seene  (s.  oben  9.  147  und  Atlas  Taf.  X.  No.  15)  neben  der  OOttin  erscheint,  >o 
hat  man  auch  in  der  Geslalt  der   genannten  MUnze  die  Juno  Capitolina  mit  ihrcoa 


a]  Ve^l.  O.  Jahn,  Arcliaeol.  BeitrSga  S,  Sl,  Ober  die  hier  cinsclilagendcii  licliefe  nttvn 
dH  vm.  Capitel  und  Aber  die  VerRchicdenheiten  in  den  Daritellungen  de«  capit»liRi*ch«B 
Tempels  Wie»eler,  QQit.  gal.  Anii.  von  1S72  S.  "24  tf. 

b)  Cohen,  HCd.  imp^T.  11.333,431,  Lonormint,  Nauv.  gal.  mytb.  pl.  VII.  No.  S,  W)(ll•^ 
halt  in  den  Denkm.  d.  a.  Kuoel  II.  No.  12. 

c|  MuB.  FlorenC.  T.  I.  tsb.  Ö4.  I,   Abdruck  bei  Lippett,  Dsktyl.  Suppl.  No.  2S. 
d]  Tölkeu,  Beschreibung  u.  a.  w.  S.  99,  97. 

ej   7..  B.  Puaeri,  Lucernae  ßctile«  I.  t.  29,  BaitoU,  Lacertme  Tl.  9.    Vgl,  <A«n  S.  W 
n  Aabgeb.  Mon,  dell'  Inst.  11,  Uv,  33— .H,  Templum  J.  O.  M   No.  2, 
Denkm.  d.  s.  Kunst  II,  No.  IIa,,  vcrgl,  John  b.  a.  O.  Note  13. 

f    Cohen  s,  a,  O.  II.  ItiT.  551,  nbgeh.  bei  Lenomoiit  s.  a,  <).  No.  6. 
hj  Nuuv,  gal.  myth.  pl.  X,  No.  2,  iTiederhoU  in  den  Denkm,  d   a.  Kwim  II.  No-  Sli-_ 
i)  Veirgl.  Freller,  TUm.  Mylhol.  8.  2^3  f. ,   SU'phani,  (Campte  ■  rend.  de  ta  » 
■Kh.  do  8t.  P6terab.  pour  l'nnn^  18(13  S.  21   f. 


1 0.  NACH  EINZELNEN  CULTBN  MODIFICntTE  DAB8TELLÜNOEN  DER  HERA  ü.  JUNO.    1  59 

heiligen  Thier  auf  der  Haud  md,  da  sie  gleichzeitig  die  Lanze  fflhrt,  die  von  dieser 

* 

benannte  sabinische  Jnno  Curitis  oder  Quiritis  erkannt,  welche  die  Lanze  als  Schutz- 
gOtün  der  Matronen  ftihrt*).  Mit  der  Verbindung  der  beiden  Attribute  aber,  fQr 
welche  hier  ein  Zengniß,  und  zwar  das  einzige  vorzuliegen  schien,  hat  man  sich 
so  oder  so  abzufinden  gesucht.  Nun  ist  aber  durch  Stephani^),  welcher  drei  Exem- 
plare der  genannten  Mtlnze  anführt,  in  überzeugender  Weise  dargethan  worden, 
daß  es  sich  in  derselben  bei  dem  Thier  auf  der  Hand  der  Göttin  gar  nicht  um 
eine  Gans,  sondern  um  ein  liegendes  junges  Reh  handele,  daß  folglich  die 
Göttin  gar  nicht  Juno,  sondern,  wie  sie  auch  von  anderer  Seite  bestimmt  worden  °) , 
Diana  sei,  wodurch  denn  auf  einen  Schlag  alle  zur  Erklärung  der  nur  scheinbaren 
Thatsache  gemachten  Combinationen  hinfällig  geworden  sind. 

Juno  Moneta. 

Die  bekannteste  Darstellung  des  Kopfes  dieser  Göttin  bieten  die  Averse  der 

Denare  der  Oens  Carisia^)   (s.  ein  Exemplar   des   T.  Carisius  mit  der  Beischrift 

Moneta  zum  Kopfe  der  Göttin  Mttnztafel  II.  No.  48],    deren  Reverse  die  Instra- 

mrate  der  in  republicanischer  Zeit  bekanntlich  nahe  dem  Tempel  der  Juno  Moneta 

gelegenen  Mtlnze  darstellen®;,  doch  kehrt  der  Kopf  derselben  Göttin,  ebenfalls  mit 

der  Namensbeischrift  auf  Denaren  der  Gens  Plaetoria^)  wieder  (s.  Mttnztafel  II. 

No.  49}.     Die  Verschiedenheit  beider  Köpfe  beweist,   daß  es  sich  auch  hier  nicht 

um  dnen  festen  und  charakteristischen  Typus  handelt,  daß  mithin  die  künstlerische 

Analyse  des  einen  oder  des  andern  dieser  Köpfe  zu  Nichts  führen  kann. 

Die  ganze  Gestalt  dieser  Göttin  glaubt  Lenormant^)  in  den  Figuren  auf 
römischen  Kaisermünzen  zu  erkennen,  welche  mit  der  Wage  in  der  Rechten  und  mit 
dem  Füllhorn  im  linken  Arm  ausgestattet  und  durch  die  Beischrift  MONETA  AVOVSTI 
Itexeichnet  sind,  von  denen  er  ein  Beispiel  von  einem  Erzmedaillön  Hadrians  (a.  a.  0.) 
abbildet.  Bei  dieser  Figur  aber  handelt  es  sich  schwerlich  mehr  um  die  Göttin, 
deren  Name  nach  und  nach  auf  die  Münze  übergegangen  ist,  sondern  um  eine 
•  Allegorie  auf  die  kaiserliche  Münze ,  deren  Fülle  durch  das  Füllhorn  und  deren 
liehtiges  Schrot  und  Korn  4arch  die  gleichschwebende  Wäge  ausgedrückt  wird. 
Den  Beweis  hierfür  liefern  wohl  ohne  Weiteres  jene  entsprechenden,  aber  in  der 
.  Breizahl  auftretenden  Gestalten,  welche  zuerst  auf  Münzen  des  Commodus  erscheinen 
^d  später  gewöhnlich  werden^).  Gestalten,  welche  Lenormant  selbst  (a.  a.  0. 
B.  75)  Bparmi  les  all^ories  familiäres  ä  cet  age«  rechnet  und  die  gewiß  nichts 
Andere«  sind. 


a)  Vergl.  Preller  a.  a.  0.  S.  247  f. 

b)  A.  a.  O.  S.  92  f.,  .vergl.  den  Nachtrag  S.  277. 

c)  So  neuestena  Ton  Cohen,  M6d.  imp^r.  II.  334.  41 S. 

d)  Cohen,  M^.  consul.  p.  77,  Carisia  No.  7 ;  Abbildungen  mehrfach,  die  neueste  außer 
^^  Cohen  a.  a.  O.  pl.  X.  7  bei  Lenormant,  Nout.  gal.  myth.  pl.  XIV.  No.  5,  wiederholt  in 
^  Denkro.  d.  a.  Kunst  II.  No.  64. 

e)  Neuerliche  Erörterungen  über  Einzelheiten  dieser  Darstellung,  auf  welche  dieses 
^^  nicht  einzugehn  ist,  zwischen  Wieseler,  Gott.  gal.  Aniz.  1872,  Nachrichten  von  der 
^'  Oet.  d.  Wiss.  No.  7  und  Jul.  Friedlaender  in  der  Archaeol.  Zeitung  von  1S72  S.  162  f. 

f|  Cohen  a.  a.  O.  p.  250  Plaetoria  No.  2,  abgeh.  pL  XXXII.  Plaetoria  No.  1. 
g)  NouT.  gal.  mjrth.  p.  74  zu  pl.  X.  No.  7,    wo   es  in  der  Beschreibung  heißt:  »Ryb. 
^ETA  AVGVSTI .  Moneta  d' Auguste.  Junon  Moneta  debout«  etc. 

h)  Vergl.  s.  B.  Cohen,  M6d.  imp.  Vol.  III.  p.  109.  376.  p.  151.  619  und  sonst. 


(Itt  11.   ULE  ERIIALTENRN  MOXrMKKTK. 

Jtino  Soapita  (Sispita)  oder  Lanavioa. 
l)i<-  altitnlixche  Juno  Siapita  oder  Sospita,  deren  Onltus  aus  Lanavium  am 
brkantitt^ttten  ist,  ist  die  einzige  der  Junogestalten ,  welche  in  einer  bedeutendem, 
dRbei  einer  in  der  Haupteachc  feststi'hDnden  Typtia  darliictenden  und  in  DUDnig- 
fa^stier  Iflusicht  interessanten  Denkmül erreih e  bekannt  ist.  Die  sichere  Omndlage 
2tir  ErkonntnilJ  ihrer  künstlerischen  Gestaltung  bietet  uns  Cicero*)  in  den  Worten: 
•ilUni  vestrnni  Sospitam,  quam  tu  uumquam,  ne  in  somnüs  quidem,  vides  niai  cum 
pelle  caprioa,  cum  haeta,  cum  scntnlo,  cum  caiceolis  repandis".  Dieser  Schilde- 
rang  durchaus  entsprechend  6nden  wir  die  Göttin  in  ganzer  Gestalt  innächst  auf 
Htlnzen  der  Gens  Procilia ''] ,  rechtshin  schreitend,  den  ansgesclinitlenen  (gewöhnlich 
s.  g.  boeotisclien]  Schild  am  linken  Arm  erhoben ,  in  der  Rechten  den  Speer 
schwingend,  oberw&rts  mit  dem  Ziegenrell  bekleidet,  an  den  FUssen  Schnabelachahe. 
vor  ihr  eine  aufgerichtete  Schlange,  auf  welche  weiterhin  zurllckgekommen  Verden 
soll.  (!anz  dieselbe  Gestalt  erscheint  auf  anderen  Münzen  derselben  Familie'),  so- 
wie auf  solchen  der  Gens  Meltia^]  auf  einem  nach  rechtshin  sprengenden  Zwei- 
gespann, unter  dem  aaf  den  Mtlnzen  der  Gens  Procilis  sich  die  schon  erwihnle 
Schlange  befindet.  Drittens  begegnet  nna  dieselbe  Gestalt  auf  Münzen  der  Gens 
Cumuficia'),  nur  daß  sie  anf  diesen  nicht  den  Speer  schwingt,  sondern,  linkabin 
profilirt,  den  mit  dem  Litans  vor  ihr  stehenden  Augur  Q.  Comuficins  bekränit. 
W&hrend  die  heilige  Schlange  hier  fehlt,  sitzt  auf  dem  Schilde  der  Göttin  oder 
hält  sich  flatternd  au  dessen  liand  ein  Vogel.  Derselbe  ist  als  Erftfae  betrachtet 
worden,  indem  die  Krfthen  der  Juno  wolil  als  Höhengöttin  heilig  waren''),  und 
gilt  als  ein  dem  Q.  Cornuficins  günstiges  Augurium^l.  Fflr  die  Zugehörigkeit  der 
KrShe  zur  Juno  Sospita  insbesondere  liegt  freilich  kein  schriftliches  Zengniß  vor, 
doch  wird  außer  den  hier  in  Rede  stehenden  Münzen  noch  eine  solche  der  Gens 
Koscia ^]  geltend  gemacht'],  auf  welcher  mit  dem  Bilde  des  schlangenfOttemden 
MSdchena  ein  Vogel,  man  meint  eine  Krätie,  als  Beizeichen  und  wechselnd  mit 
anderen  Beizeichen  verbunden  ist.  Das  schlangenfflttemdo  Mädchen  aber  anf  dem  " 
Revers  der  Münzen  der  Gens  Roscia'']  wiederholt  sich  auf  soleheu  der  Gens  Mettia'; 
und  erklärt  sich  nebst  der  schon  erwähnten  mit  der  Göttin  verbundenen  Schlange 
ohne  Weiteres  aus  dem ,  was  von  einem  heiligen  Brauch  im  Haine  der  Juno  9os- 


■)  De  nat.  deor.  1,  59.  93. 

b)  Cohen,  Mtfd.  comul.  p.  21A   Procilia  No,  I.  abgeh.  pl.  XXXV,  Procili 
tsfel  III-  Nn.  16, 

c)  Cohen  n.  a   O,  No.  2  und  pl.  XSXV.  No,  2.  J 

d)  Cohen  a.  b.  O.  p.  ZIU,  Hettia  No.  fi  u.  pl.  XXVIll.  Mcttin  5,  h.  Manztafel  III.  Hh? 

e)  Cohen  «.  a.  O.  p.  11.1,   CornuficLa  Nn,  l-i  und  pl.  XV,  CornuflcU   1-3,  «.  Ut 
Mfet  III.  No.   18. 

r  Pieller,  H<Vni.  Uythol.  S.  7^2  mit  A.nm.  4. 
gl   Vergl.  O.  MoUer.  Danltm.  il.  a.  Kunst  J,  No.  341. 
h;   Morelli.  Then,  num,  fim.  Rosüia  I    14. 

il   8,  PanofkR,  Terracotlen  des  h   Mu»,  in  Berlin  S.  30. 
k)  .S.  auch  Cohn  «,  a.  O,  p.  279,  IloHcifl  Nn.  1   u,  pl.  XXXVI,  Ros 
No    20. 

1'   Cohen  a.  ».  O.  p,  215.   Meltia  No.  3  und  pl,  XXVIll.  Metti«  2. 


1 0.  NACH  EINZELNEN  CÜLTEN  MODIFICIRTE  DARSTELLUNGEN  DER  HERA  U.  JUNO.     1  61 

pita  Properz^)  und  etwas,  aber  nicht  wesentlich  abweichend,  Aelian*)  berichtet.  — 
Endlich  finden  wir  die  Oestalt  der  lanzenschwingenden  Sospita  in  der  Hauptsache 
ganz  wie  auf  den  Münzen  der  Procilier  entsprechend  auf  Erzmünzen  der  in  der 
Nähe  von  Lannvium  geborenen  Kaiser  Antoninns  Pins  und  Commodus^) ,  beide 
Male  mit  der  Beischrift  IVNONI  SISPITAE. 

Aber  nicht  auf  Münzen  beschränkt  sind  die  Darstellungen  der  Göttin  von 
Lannviom  in  ihrer  ganzen  Gestalt,  vielmehr  begegnet  sie  uns  wieder,  und  zwar 
in  den  erhaltenen  Theilen  mit  den  Mttnzbildem  übereinstimmend,  in  den  fehlenden 
nach  ihnen,  uisbesondere  nach  den  Denaren  der  Procilier^)  ergänzt,  in  der  kolos- 
salen (2,75  M.  hohen)  und  unter  manchen  Gesichtspunkten  bedeutenden  und 
mteressanten  Statue,  welche,  vielleicht  am  Palatin,  wo  der  Tempel  der  Göttin 
stand*),  gefanden,  aus  dem  Palaste  Paganica  in  die  Rotunde  des  vaticanischen 
Museums  gekommen  ist,  wo  sie  heute  unter  der  Nummer  552  steht ^j.  Siehe  Xtlas 
Taf.  X.  No.  36. 

In  dieser  Statue  spielen  die  Eigenthümlichkeiten  des  durch  den  Cultus  beding- 
ten Costflms,   die  Anlehnung  an   archalTsche  Compositionsmotive  und  die  Anbeque- 
mong  an   allgemein  beraeische  Formen   auf  eine  merkwürdige  Weise  in  einander. 
Am  nächsten  steht  den  gewöhnlichen  Formen  des  üeraideales  der  Kopf,  den  man, 
mch  Abzug  des  Ziegenfelles,    in   seinen   festen   matroualen  Formen,    mit    seinen 
,  großen,   etwas    starren   Augen    und    seinem    dicken,    reichgewellten   Haare    kaum 
irgend  einer    andern  Göttin  zuschreiben  würde  und  der   auch  durch  die  Stephane, 
welche  dieser  Statue  allein  eigen  ist  und  sich  namentlidi  bei  keiner  der  Münzdar- 
stellnngen  des  Kopfes  der  Juno  Sispita^j   wiederholt,    dem   allgemeinen  Typus  der 


t)  Propert.  IV.  8.  vs   3  sqq  : 

Laoayium  annosi  vetus  est  tutela  draconis. 

Hie  ubi  tarn  rarae  non  perit  hora  morac. 
Qua  sacer  abripitur  caeco  descensus  hiatu. 

Qua  penetral ,  virgo ,  tale  iter  omne  cave ! 
leiuni  serpentis  bonos,  quum  pabula  poscit, 

Annua  et  ex  ima  sibila  torquet  humo. 
Talia  demissae  pallent  ad  sacra  pucllae, 

Quum  tenera  anguino  creditur  ore  manus. 
nie  sibi  admotas  a  virgine  corripit  escas, 

Virginis  in  palmis  ipsa  canistra  tremunt. 
Si  fuerint  castae,  rcdeunt  in  coUa  parentum 

Claraantque  agrieolae:  fertilis  annus  erit. 

b)  Aelian,  Hist.  anim.  XI.  16,  vergl.  Preller  a.  a.  O.  S.  246. 

c)  Vergl.  Eckhel,  Doct.  Num.  vet.  VH.  p.  14  und  p.  107. 

d|  Nicht  nach  denen  der  Roscii,  vaie  Preller  a.  a.  O.  S.  247  Anm.  1  in  nugenblicklichem 
l'Tthmii  sagt;  die  Mflnzen  der  Roscii  haben  nur  den  Kopf  der  Soapita.     S.  unten. 

e)  Prellcr  a.  a.  O.  S.  246.  Anm.  2. 

f)  Beschreib.  Roms  H.  ii.  S  229  No.  20.  Abgeb.  Mus.  Pio-Clem.  II.  21,  Pistolesi,  II  Vati- 
^^0  descritto  Vol.  V.  tav.  108,  nach  dem  Mus.  Pio-Clem.  oft  in  abhängigen  Stichen  wiederholt 
'>e  bei  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  418  No.  731  ,  vergl.  Text  Vol.  III.  p.  81.  Denkm.  d.  a. 
^"»»»t  II.  No.  63a  ,  Hirt,  Bilderbuch  I.  2.  8  und  sonst.  Vergl.  noch  Zoöga  in  Welckers  Zeit- 
•^^^t  f.  a.  Kunst  S.  338.  Braun ,  Ruinen  u.  Mus.  Roms  S.  425  f.  Ergänzt  sind :  das  Fell 
^^^  dem  Kopfe,  die  Arme  mit  den  Attributen ,  die  Füße  in  den  Schnabelschuhen  nebst  der 
Schlange,  die  vor  denselben  liegt,  die  frei  herabhangenden  Beine  des  Ziegenfelles. 

g)  Auf  Münzen  der  Familien  Mettia ,  Cohen  a.  a.  O.  p.  218,  Mettia  No.  1  u.  pl.  XXVIII. 
Oferbeck,  Kanstmytbologie.    111.  11 


Iß2 


II.  I>IK  EHBALTEKE!;  linxCMIilSTE. 


Hera  wvsh  mehr  nngeniiliert  iKt,  ohne  gleichwohl  in  meinem  nidit  blox  strong'fii. 
sondern  errogfon,  kriegerischen  AaBdriicko  der  ans  dem  Wcaen  der  Gfillin  wohl 
moticirten  EigenthUmiichkeit  zu  entbeliren.  Die  Art  wie  das  Ziegciirctl  den  Kopr 
iiiDgiebt  erinnert  am  meisten  an  die  bei  Herakles  gewjihnliclic  Bekleidung  mit  dem 
IJiwciifoll,  ala  wcicheä  c§  auch  von  Winekelmaiin »)  versehen  worden  ist,  nnd  hat 
Niehta  von  der  lielm artigen  Form,  welche  dasselbe  in  mehren  der  genannten  Hllnz- 
lypen*"}  und  in  einem  weiterhin  zu  erwähnenden  TciTacottakopf  an»zeiclinet.  Den 
Hals  der  Güttin  und  einen  Theil  der  mit  feinem  Gewände  bekleideten  Brust  frei 
lassend  Hegt  das  Fell  dann  auf  den  Schnltern ,  Int  mit  den  Vorderflißcn  auf  der 
UruBl  verknotet  oder,  genauer  gesprochen,  durch  ein  eigenes  Stück  Leder  gezogen, 
bedeckt  auf  nicht  recht  begreifliche  Weise  beide  Bnscn  und  den  ganzen  Ober- 
körper der  Göttin  und  l^llt.  durch  einen,  wie  es  Bcbeint  ledernen  GUrIcl  Knaammen- 
gelialten.  mit  den  Hinterfüßen  seitwärts  an  den  OberHchenkeln  herab.  L'nter  dle- 
Bcm  Ziogenfell  ist  die  Güttin  mit  einem  Oewande  von  feinem,  den  Formen  eng 
anliegendem  Stoffe  bekleidet,  in  dessen  Anordnung  die  archaische  Manier  des  vom 
in  der  Nitte  aufgezogenen  und  einen  Streifen  bildenden,  an  den  Beinen  in  re^I- 
mfißigen  Falten  geordneten  Peplos.  wie  ihn  die  Athena  in  der  Aeginetcngrappe. 
der  dresdener  Pallastorso,  die  hereulaniscbo  Atliena  In  Neapel  u.  a.  Statnen  zeigen, 
in  gleichsam  zaghafter  und  mudemiäirter  Weise  nachgebildet  ist,  oline  darum  ge- 
fälliger zn  Werden.  Unter  diesem  Pcplos  trflgt  die  Gestalt  noch  ein  reicher  failen- 
■leg  Untergewand,  welches  oben  an  den  Aimen  noch  einmal  zum  ^''orüchein  kommt. 
Was  den  Stil  anlangt,  weist  die  eben  hervorgehobene  acbwäclilicbe  und  unver- 
standene Wiedergabe  archaischer  Motive  nnd  der  Charakter  der  Arbeit,  besondm 
in  den  Haaren  und  in  der  Behandlung  der  Falten  so  bestimmt  auf  eine  &pilere 
Bntstehnngszeit  des  Bildes  hin.  daß  es  nicht  die  Mühe  lohnt,  ViEcontJa  Meinung, 
dasselbe  stamme  noch  aus  rcpublicanisehcr  Zeit,  fu  widerlegen,  naehdi>ni  itchoa 
Ko^ga  nnd  nach  ihm  Braun  und  Wieseler  mit  Uecht  die  Periode  der  Antouine  ih 
seine  KntHlchungszcit  angesprochen  haben.  Üb  man  freilich  mit  Braun  so  weil 
gelin  dllrfe,  in  dieser  Statue  das  Tempi^Ibild  des  in  angnstel(»:her  Zeil  xcrstörltin',. 
dagegen  angeblich  von  Antoninus  l'ius  mit  neuem  Glänze  hergestellten  Tempelt  der 
Juno  Sospita  am  Palatiu  zn  erkennen,  ist,  wie  diese  Tempel erueuerung  selbst'., 
zweifelhaft  und  wird  wesentlich  mit  davon  abhängen  ,  oh  man  den  Fundort  wird 
feststellen  kJlnnen.  als  dt-ii  mau  einstweilen  nur  deshalb  den  Palatiu  betrachtH. 
weil  daselbst  die  Familie  Pagnuica,  diu  erste  Besitzerin  der  Stttu»,  bedeutende  Grund— 
ftfleke  innu  hatte.    Im  übrigen  wiiil  sieh  nicht  lAugnen  lassen,  daß  die  Slalnv  Hire«- 


McttU  1;  PNpin.  Cohvn  a.  o.  U,  p.  l:i»,  Paplo  Nu.  l  u.  3  unil  pl.  XXX.  Popia  I  n.  £  5 
rrooilU,  CuIiKnp.  274.  PrnriliaNo.  2  uii<)  pl  XXXV.  Pcnrilin  2;  Rnit^ia.  Cohtn  p.  ITS».-, 
KoieiaNo  I  und  pl.  XXXVt.  HoHoia:  Thoria.  Collen  p.  IUI.  TlioriA  No,  I  und  pl.  XXXD«. 
Thorin,  wo  die  Hudislalien  1  S  M  K  Jutimii  Socpilnc  Hntri  IniHit  Mapiae,  wie  Cohen  wiÄJli 
llntinv-  in  Irnt-n  eind,  «.  die  inwfiriftlU'hen  ZeiigiiiBiie .  ilii'  PrellpT  n  h,  O.  9.  3(6  Ann.  <• 
nnfahrt. 

a)   Oewh.  d.  KuiiKt  11.  VI.  Cap.  I,  j|.  30  und  Mon.  iikkI.  >u  No,  tä, 

li)  Am  ineiHicn  auf  den  MDiixcn  der  Ocnii  Pnpia  tin.  3  und  der  n*n*  Riwela  (>.  Ut^Bf- 
tJifr]  III.  Ün.  2a',,  «Inifininaßcn  auf  ilnipn  dn  Papin  No.  I,  der  Prnfilin  Kn.  3  tind  drr  IVr^ 

c)  Ovjd.  FMt.  II.  .'<5. 

d)  Deim  Inliu*  <'BpitnIin,,  Ant.  P,  e«p.  H  nennt  "templn  Ijinuvinn«  ontcr  Jmi  »00  Anf^ 
iiiiiu-  anD«r)>'iM>  tl'>ni<  (nipiit  in  Knm)  tTrifhlotcn  Riiuoi-rki-n. 


10.  NACH  EINZELNEN  CULTEN  MODIFICIRTE  DAB8TELLUN0EN  DER  HERA  U.  JUNO.     1 63 

Größe   nnd  ihrem   ganzen   Stilcharakter  nach  vollkommen  daza   angethan   scheint, 
als  ein  solches  unter  dem  genannten  Kaiser  aufgestelltes  Tempelbild  zu  gelten. 

Fflr  diese  Ansicht  kann   man   auch    noch  den  Umstand  geltend  machen,    daß 
auf  der  mit  Relieffignren  geschmückten   Statuenbasis   im   Garten   der  Villa 
Doria  Panfiii  in  Rom*),  welche,  wie  schon  seit  längerer  Zeit  mehrseitig  ange- 
nommen,   neuerdings  gründlich   nachgewiesen  worden   ist^),  den  Kaiser  Antoninus 
Pius,  abgesehen  von  einigen  menschlichen  Figuren,    auf  welche  es  hier  am  wenig- 
sten ankommt,  von  der  Koma  und  der  Juno  Lan«vina  einerseits,  Mars,  Venus  und 
Victoria  andererseits  umgeben  darstellt,   die  Figur  der  Juno  Lanuvina  in   gradezu 
anffaUeDdem  Maße  mit  der  vaticanischen  Statue  übereinstimmt,   nur  daß  ihr,    vom 
Ellenbogen -an  fehlender  rechter  Arm  nicht  erhoben  und  daß  sie  in  dem  nicht  be- 
sonders fein   ansgearbeiteten  Relief  im  Ganzen   schlichter  und   im  CostUm  weniger 
genau   ausgeführt  ist.      Diese   Übereinstimmung   bedeutet   aber  um    so   mehr,    da 
zwei  andere  Statuen,  die  eine  auf  der  Treppe  des  capitolinischen  Museums ^) , 
die  andere   einstmals  der  Vescovalischen  Sammlung   angehörend*^)    (jetzt?)  von  der 
vaticanischen  beträchtlich  verschieden  sind,  sowohl  was  die  ganze  Oomposition  wie 
auch  was  namentlich  die  Bekleidung  und   wiederum   insbesondere   die  Art   betrifft, 
wie  das  Ziegenfell  angebracht  ist.     Denn  anstatt  den  RUckeu  nnd,  nach  vorn  um- 
geknOpft ,    die  Brust  wie  ein  Panzer  zu  bedecken ,    ist  es  hier   in  der  Art  an  der 
einen  (linken)  Seite  der  Figuren  angebracht  wie  gelegentlich,  z.  B.  bei  der  schönen 
Statue  in  Cassel,  die  Aegis  bei  Athenastatuen.     Diese  beiden,  unter  einander  frei- 
lieh nicht  gleichen ,    aber   einander  verwandten  Statuen  zeigen  sicher ,    daß   es   filir 
die  Juno  Sospita  mehr  als  nur  den  einen  T3rpus  gab ,  welchen  in  Übereinstimmung 
mit  einander  die  vaticanische  Statue   und  das  Panfiiische  Relief,  allerdings  wie  die 
Münzen  beweisen,  als  den  eigentlichen  oder  hauptsächlichen  Oultustypus  darstellen, 
wahrgcheinlich  denjenigen  des  lanuvinischen  Tempels  selbst,    den   aber  festzuhalten 
nfid  neuerdings  zur  Geltung  zu  bringen,  in  der  spätem  Zeit  Niemand   mehr  Anlaß 
h^tte,  als  der  aus  Lauuvinm  stammende  Antoninus  Pius,    es   sei   denn,    daß  man 
>Qf  Commodus   zu  rathen  vorziehn   wollte,    wozu   doch   gewiß   nicht  melir  Grund 
vorliegt. 

Einen  mit  der  vaticanischen  Statue ,  dem  Panfilischen  Relief  und  dem  Bild 
aof  den  Prociliermünzen  verwandten,  in  Einzelheiten  aber  doch  verschiedenen,  da- 
'^  echt  archaYschen  Typus  zeigt  die  Juno  Sospita  in  dem  Relief  des  dreiseitigen 
^*ödelaberfußes  aus  Perugia  in  der  Glyptothek  in  München**)  (zwei  Seiten) 
^^  Perugia  (die  dritte  Seite) .  Die  Bekleidung  der  hier  von  links  nach  rechts  schrei- 
ben oder  stehenden  Göttin  ist  derjenigen  in  den  genannten  MUnzen  ähnlich,  ein 
'^öges,   bis   auf  die   mit  Schnabelschnhen  bekleideten  Füße  herabfallendes  Gewand 


a)  Abgeb.  Mon.  dell*  Inst.  Vol.  VI— VII.  tav.  7r»  No.  1—3. 

b)  Von   U.  Kühler  in   den   Ann.ili   dell'  Inst,  von  1S(»3  p.  105  ff.,   woselbst  in  Anm.  2 
^^hcre  Litteratur  angeführt  ist. 

c)  Beschreib.  Roms  III.  i.  S.  1G2  No.  8  abgeb.  Mus.  C-apitol.  III.  tab,  5,   wiederholt  bei 
^'^^rac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  418  No.  732. 

d)  Abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  419  No.  733. 

e)  S.  Brunn,  Beschreib,  der   Glyptothek  2.  Aufl.  S.  54  f.  No.  4,  abgeb.  b.  Inghirami, 
^on.  etc.  Ser.  III.  tav.  8  und  bei  Micali,  Antichi  Mon.  tav.  29  No.  7,  8,  9,  tri«*'*' 

^enkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  299  a.  b.  c. 


\fM 


II.  TUE  ERHALTEHES  MOM^UKM 


nnd  ils3  (liuflbcr  gipworfene,  mit  den  VoTderftiBon  anf  iler  BriTSl  vnrkiiolPle  Ziej 
feil ,  wclchea  nur  mit  giinz  bosonilerer  Sorgfalt  durchgebildet  ist  und  dfssen  Kopf 
denjenigen  der  Ofittin  in  iihnliclier  Weisi'  lielniartig  umgiebt,  wie  wir  dies  auf  dfn 
oben  (S.  )G2j  angefillirteu  Münzen  der  Familien  Papin  nnd  Koäcin  (Mllnztafel  III. 
No.  20)  finden.  Die  St<illang  der  Jnno  ist  dagegen,  iibneichond  von  dem  Mfluz- 
bild  und  der  naeli  ilim  rcstaiirirten  Statue,  viSilig  rnliig.  der  nnsgeschnitlene  Sc))iUI 
am  Unken  Arme  gesenkt,  der  unbewelirte  rech!«  Arm  im  Bllenbogen  gehoben,  so 
ilaß  die  Ifand  ruliig  auf  der  Brust  liegt;  auch  feilt  die  begleitende  Schlange. 
Uer  Göttin  entsprechend  stellt  auf  der  zweiten  Seit«  der  in  daif  LOwenfell  sehr 
ähnlich  gelileidete  Hercules,  während  die  dritte  Seite  eine  lang  bekleidete  nnd  ver- 
ijclilciorte  Vennsfigur  zeigt.  Nach  der  wahrscli  ein  liehen  Rrkl&ntng  Brunns  ist  Ilor- 
cules  hier,  der  altitalischen  Atiir»ijsung  gemäß,  als  Genius  Jovialis  und  Jnno  als 
das  ihm  entsprechende  wciblielie  Wesen,  als  weiblicher  Genins  zu  fassen,  so  daß 
beide  als  Vertreter  des  männlichen  nud  weibliclien  Prinzips  in  seinem  Gegensatz, 
aber  auch  in  seiner  Vereinigung  durch  die  Ehe  zu  betrachten  sind,  während  dir 
Venus  der  dritten  Seite  als  die  Verbindung  vermittelnd  za  gelten  hat. 

In  Beziehung  auf  die  ganze  Gestalt  der  Jinio  Lannvina  ist  liier  noch  an  die 
Mtlnzen  der  Gentes  Mettia  (Mtlnztafel  JU.  No.  18)  und  ProcÜia  (oben  S.  100 
Note  c  u.  d)  zu  erinnern,  welche  die  Göttin  spoerschwingcnd  auf  einem  mit  zwei 
im  rasclieaten  Galopp  dnli  in  sprengen  den  Pferden  bespannten  Wagen  zeigen  nnd  sie 
hierdurch  der  ebenfalls  beschÜdeten  und  speerbewehrten,  auf  einem  Wagen  stehen- 
den Juno  Cnritis  und  Curulia  von  Tibur')  annflhern,  ohne  diiß  jedoch  dir  den 
Wagen  der  Lnnuvinischen  Juno  ein  ausdrückliches  schriflliches  ZeugniB  vorllge. 

Fttr  den  Kopf  der  ziegeu  feil  bekleideten  G&tüa  aber  ist  endlich  als  ein  inlr- 
ressantes  Denkmal  ein  bemalter  Terracottaatirnziegel  unbekannter  Herkunft  i 
liner  Museum'')  zu  envälinen ,  welcher  bedentend  uud  wichtig  auch  dann  bIdhiJ 
wenn  man  weder  seine  Beziehung  auf  die  Juno  l.anuvina  oder  auf  die  kaum  gf-l 
nflgend  bekannte  Juno  Caprotina')  unbedingt  reststellun  kann,  noch  auch  ȟM 
jene  fast  unabsehbaren  Combinntionen  an  ihn  anknüpft,  mit  welchen  Panofka  a 
Uesprechung  ausgestattet  hat.  Der  in  jilli'rthümliciicr  Weise  mit  schräg  stekfodel 
Augen  nnd  hoch  sitzenden  Oliren  gebildete  jugendlich  weibliche  Kopf  ist  bedeekt  d 
eng  umgel>en  von  einem  villlig,  ja  noch  mehr  als  an  den  Köpfen  anf  den  PapiJ 
und  KoRciermllnzen  [oben  S.  Hill.  Mflnzlafel  III.  No.  20)  holmitrtig  behandelten  ii 
stark  stilisirten  Ziegen  feil  köpf,  an  weictiem  gleichwolil  Homer  lutd  Ohre 
naturalistischer  Weise  dargestellt  sind.  Lange,  wie  die  Brauen  schwitrz  genJ 
Htutritccliten  'nicht  ein  Schleier,  s.  Panofka  a.  a.  O.  S.  HO),  ihrer  vier  an  j 
Seit«^  dos  Gesiciites.  fallen  unter  der  Felibedecknng  auf  die  Scliulteni 
w.lhrend  Ilber  dem  Fell,  hinter  den  Ilürnern  und  Ohren  ein  stephaneartigeul 
rothem  und  scliwarzein ,  maeandcrartigen  Ornament  verziertes  8chmuckslack  T 
bracht  ist  und  ein  llalsbaud  mit  abwecliselnd  roth  und  xehwarz  gemalten  IkiJ 
den  Hals    umschlingt.     Zweifelhafter  Natur   und  Uedentnng  dagegen    ist    eial 


B)  S.  d.  Zeugnifute  bei  Preller.  UOm.  Myili.  S. 
b)  Herauii([egaben   Ton   I'inoOta   in   h.  Terriu'oi 
S.  32  ff. 

rl  S    P»t.|lpi  n   «   (».  S   -lüh  t. 


10.  NACH  EUS'ZfiLNEN  CULTEl«  MODIFICIKTE  DARSTELLUNGEN  DER  HER.V  U.  JUNO.     165 

von  jidiwarz  gemalten,  aber  Dicht  plastisch  ausgodrUckteu  Zacken ,  welcher  sich  dem 
stephaneartigeo  Schmuck  anzuschließen  scheint  und  den  man,  schon  seiner  Farbe 
wegen,  auf  keinen  Fall  so  schlichtweg  einen  »Strahlenkranz«  nennen  und  diesen 
ftiif  die,  bei  der  Lanuvina  unverbOrgte,  Lichtnatur  der  hier  dargestellten  Göttin 
beziehn  darf,  wie  das  Panofka  (a.  a.  0.  S.  39)  thut.  Der  Stil  des  Bildwerks  ist 
entschieden  italisch  wie  es  auch  der  Gegenstand  unzweifelhaft  ist  und  wie  wahrschein- 
Üch  der  Fundort  sein  Wird. 


»nRI'ITK  AliTIIEIl.UNC. 

Mythen  <ler  Her». 


Hera   ist    IiUt   iiiid    ilii    in   Jie    MytLi'o  anderer  Gottbeiten  verflocliteu  und  er- 
jdiülul  auch  iu  KuiLstwei'kcu,   diu  äieli  auf  diese  sowie  auf  billige  Heroen  beziehen, 
der  HytliOQ  aber,  deren  Hittulpuiikt  und  I{auptper»OD  sie   bildet,  sind    nur   wenige 
und  von    diesen  wenigen  rermOgcn  wir   iu  Kunstwerken    lediglich    den    einen    ihrer 
Ijciligeii  Hochzeit  mit  Zeus  nachzuweiäeu.     Bevor  jedoch  aiir  eiue  Iletruchtung  der 
nur  den  iepö;  Ya[jiü;  bezQgticbeu  Muuumenle  eingegangen  wird,    üeieu  liier  als  Sap- 
plement  m  den  Ud.  U.  ä.  355  u.  372  behandelten  Monumenten,    welrhe  Hera  mit  an- 
deren tiottern  im  tiiganteukanipfe  zdi^on,  noch  zwei  Kunbtwerke  angeführt,  welche  die 
Göttin  allein  im  Kampfe  gegen  einten  Giganten    darstellen  und  welche  um  8o  mehr 
eine  Hervorhebung  verdienen,    ah    sie  Uera   bei   dieser  Gelegeulieit  angeblieh  m%. 
dem    DlilzB   bewehrt    zeigen,    welcher    ihr   iu    italiseher   Mythologie    und    rOmischer 
Piif<aie  KDgesp reellen  wird*).      Eh    sind    zwei   geschnittene  tSteiue,   welche,   der  eiae 
in    einen    Fingerring   gefaßt ,     der    andere   uU   Schluß    eines   goldenen    Krames  »a 
einem  weibliehen  Gerippe    in    einem   (irabe  bei  Kertscli   gefunden  worden    sind  and 
deren  Vorstellungen   vollkommen   übereinstimmeD   sollen'').     Der  eine   in  den  Ring 
gefaßte  Stein .  welcher  wenigatenü  bo  abgebildet  ist ,   daß   mau  die  CouipoKitinn  im 
Allgemeinen   erkennen  kann,   stellt  die  Ufittiu   mit  erhobener  llcchten   (in  der  eJo 
lllitn  jedoch   nicht  sichtbar  ist)  und  vorgestreckter  Linken  einer  vor  ihr  anf  dis 
Knie  niedergesunkenen  Figur  gegeoUbor  sehr  ähnlich  so  dar.   wie  mehr  als  eine 
Gütlin   in   den    kloinen  Keliefen    des   Peplosstreifens   am   dresdener  Athenaturso  »• 
scheint  is.  Atlas  'l'af.  V.  No.  5].  so  daß  Über  dun  Gi^genstand  (Kampf  mit  einra 
Giganlcni    kaum   ein   Zweifel   übrig   bleibt,      Ist  der   Itlitxstrahl    in  der   erhuhwo 
Hand  der  Gitttin  sielicr,  wie  imTcxt  (a.  a.  0.)  angegi-ben  wird,  so  wird  man 
llnudhiibuug  durch   Hera  aus  dem  Giganten  kämpfe  abzuleiten,    nicht   aber    ilu 
ihr    zukommendes   Attribut    zu    fassen    und    daran    vollends    weitergeheudc   CoutH'  I 
nationon  über  ihr  Wesen  zu  knllpfun  haben. 


a|  Vcrg.  Acn.  I,  42  und  diuu  Serv.,  IV.  122  u.  »oiut      Uunnanii.  Ziiit  K« 
Wuiukülmaoii ,  MuD.  'med.  I.  Tb.  I.  AlMchnitl,  Cap.  3.     Ein  achrifllicheii  Zcugniß.  ätü  i^M 
KtiecIliiKlien   Ue»   der   itlltt   zugekommen  wi,  wi«  Pielkr.  Ilam.  Mythol.  S.  347   .< 
Junii   denn  aui.'h  lu  Tibur  und  bui  den  Snbinem  als  solche  (d.  h.  wchrhnfl«]   Oftltin  g 
«utdo,  uucli  in  Urivulit'iilund  und  llom.   vo  «u  Ootritter  errci^  und  BliUe  Hhicudert';  • 
dratot,  i«t  mir  unbeliannt,  wird  auch  von  keinem  der  neueren  Hjrthulugen  erwlhnt. 

I>)   Vcr»l   Ann.  doli'  )n«[.  vi>ii   |H.|it  p    Ifi  u   p   'Jt,  tnv,  d'agg.  A.  Nn.  t'l.  B   Kfi,  M. 


I  1.  ZKUÖ   UND  HKKA8  HEILIGE  UOCUZEIT.  I  Ü7 


ELFIES   CAPITEL. 


Zeus'  und  Heras  heilige  Hochzeit. 


Uom. 

In  Beziehung  auf  die  heilige  Hochzeit  des  Zeus  und  der  Hera  und  ihre  Bc- 
handlimg  in  Schrift-  und  Kunötwerkeu  liegt  eine  sehr  fleißige  und  in  manchem 
Betracht  gediegene  Vorarbeit  vor  in  dem  schon  mehrfach  angeführtem  Programm 
von  Richard  Förster:  »Die  Hochzeit  des  Zeus  und  der  Hera<").  Während  aber 
der  litterarischc  Theil  dieser  Arbeit  mit  Danke  benutzt  wird,  muß  unter  den  auf 
diesen  Mythus  bezogenen,  zahh'eiclien  Kunstwerken  sehr  stark  aufgeräumt  werden. 

Dies  gilt  zunächst  von  den  fast  durchgängig  schwarzfigurigen  Vasengemälden, 
deren  Liste  Förster  S.  30  f.  aufstellt**)  und  welche  er  S.  27  —  30  eingehend  er- 
örtert. Diese  Vasengemälde ,  deren  mehrere  flbrigens ,  beiläufig  bemerkt ,  einen 
Nichts  weniger  als  echten  archaischen  Stil  zeigen,  während  einige  offenbare  Nach- 
akmun^n  sind ,  stellen ,  in  der  Hauptsache  alle  übereinstimmend ,  in  Einzelheiten 
nüt  den  mannigfaltigsten  Verschiedenheiten  einen  vierspännigen  Wagen  mit  ruhig 
stehenden  Pferden  dar ,  in  dessen  Sitze  ein  Paar ,  Mann  und  Frau ,  er  meistens, 
aber  nicht  immer,  bärtig,  sie  fast  durchweg  mit  dem  Schleier  ausgestattet  steht, 
während  verschiedene  Götter,  Apollon,  Hermes,  Dionysos,  Poseidon,  Artemis  und 
Mdere  nicht  durchweg  sicher  bestimmbare  Frauen  (Demeter,  Hestia,  Tethys*^), 
Aphrodite,  Peitho,  Hera?  s.  unten)  die  Hauptgruppe  so  oder  so  angeordnet  um- 
geben. Die  meisten  dieser  Bilder  sind  unedirt,  abgebildet  sind  zwei  bei  Roulez  in 
^en  Bulletins  de  Tacadi^mie  royale  des  sciences  et  belles  -  lettres  de  Bruxelles, 
»on^e  1S41,  tome  VHI.  F®  partie  zu  p.  428  und  zu  p.  435  und  sieben  in  Ger- 
bardg  Auserlesenen  Vasenbildern  Taf.  310 — 315.  Daß  diesen  Vasengemälden  eine 
Beziehung  auf  Hochzeit  zum  Grunde  liege,  daß  das  Paar  im  Wagensitze  Bräutigam 
Bnd  Braut  sei ,  darüber  sind  Alle  einverstanden ,  welche  sich  tlber  diese  Darstel- 
lungen ausgesprochen  haben  und  darüber  kann  auch  füglich  kein  Zweifel  sein; 
ober  den  Namen  aber,  welchen  man  dem  Brautpaare  zu  geben  habe,  gehn  die 
Meinungen  aus  einander.  Sehn  wir  nämlich  von  einigen  offenbar  verfehlten  und 
<^nrch  Nichts  begründeten  mythologischen  Benennungen  ab  *) ,  so  finden  wir  eine 
Anzahl  von  Gelehrten  geneigt,    in  dem  Typus  dieser  Bilder   den    iepo?  "yaiAo?  des 


a)  »Relief  der  Schauberfschen  Sammlung  in  dem  k.  Museum  für  Kunst  und  Alterthum 
"^  Breslau.  Programm  zum  Winckelmanns-Feste  des  Vereines  für  Geschichte  der  bildenden 
'^Onste  und  der  archacologischen  Gesellschaft  in  Breslau«,  Breslau  1807.  38  S.  40  mit  2  Tafeln. 

b)  Nachtragen  kann  man  zu  denselben  die  Vasen  No.  400  und  401  im  britischen  Museum. 

c)  Vergl.  Förster  a   a.  O.  S.  29,  Noten  2,  3,  9. 

d)  Wie  Odysseus  und  Penelope   bei   de  Witte,  Catal.  du  cab.  Durand,  p.  220  Note, 
■^)^keu8  und  Uypermncstra  bei  Lenormaut,  Catal.  ^trusque  p.  75. 


168 


111.    MYTHEN  DKR  HERA 


Zens  und  der  Hera  zu  erkeDnen'J,  währeod  Aiidero'')  jede  mytLologische 
tiing  dftrRelben  in  Abrede  slelles.  Zu  den  Ersteren  ülellt  sich  auch  Förster  und 
initn  wird  ihm  zugestolin  mflseen,  daß  er  wohl  so  ziemlich  Alles  beigebracht  hat, 
was  sich  fOr  diese  von  ihm  sehr  sinDig  vertheidigte  Ansicht  sagen  lasseo  wird: 
seine  Alimente  werden  also  zumeist  zu  pftlfi-n  und  ihnen  wird  entgegenzustellen 
sein,   was  den  Anschluß  an  diese  Ansicht  verhindert. 

Nach  der  Jahn'sclien  und  Gerhard' sehen  Annahme  handelt  es  sich  in  diesen 
Vasen  gern  Jilden  um  menschliche  Hochzeiten  unter  Begleitung  der  U^ol  -io.iiT,k'.Qi. 
Dem  stellt  Förster  S,  26,  anerkennend,  daß  eine  solche  Verbindung  menschlicher 
und  göttlicher  Personen  grade  in  llochzeitsdarstellungen  nicht  anktatthaft  sei,  was 
ja  auch  nicht  geläugnet  werden  kaun'^j,  zwei  Gründe  entgegen,  die  einander  er- 
gSoECn,  erstens :  die  den  Wagen  umgebenden  Gottheiten  sind  nicht  die  Ueoi  'jaj^rjX'.bt, 
als  welche  Plutarch  [quaest.  Hom.  2)  Zeus,  Hera,  Aphrodite.  Peitbo  nnd  Artemi«. 
Pollux  (Onom.  111.  3S)  Zena,  Hera  und  die  Moiren  nenne,  während  von  den  dar- 
geslellten  Gflttem  —  Apollon .  A  rterais ,  Dionysos .  Hermes ,  Poocidon  —  um  von 
den  unsicheren  Franongestalten  7.U  schweigen  —  die  meisten  wenig  oder  Nichts 
mit  der  Ehe  zn  thun  haben ,  und  zwcltona :  grade  die  höchsten  and  allgeinHn 
verehrten  Usq!  -[aiiijXwi.  7.v>q  T^J.eio;  und  "Hpa  Ttktin  fehlen  unier  der  Be- 
gleitung .  ein  Beweis  — ,  daß  nie  eben  auf  den  H och zeits wagen  zu  suchen  und  in 
dem  Brautpaare  zu  erkennen  seien. 

Um  mit  diesem  letzten  Grunde  zu  beginnen,  wird  sich  dies  Fehlen  des  Zens 
unter  den  einen  menschlichen  Brautwagen  umgebenden  Gottheiten  wohl  einfach  da- 
durch erklären,  duß  es  sich  für  den  höchsten  Gott  nicht  schickt,  sich 
persönlich  in  menschliche  Angelegenheiten  zu  mischen  und  auf  Kiden 
hei  einer  menschlichen  Hochzeit  zu  erscheinen.  Zeus  ist  eben  vou  alter  fo^fie 
nnd  Kunst  anders  behandelt  worden,  als  andere  Götter.  Mun  vergesse  dorh  nicht, 
daß  bei  Homer,  wo  so  ziemlich  alle  Gottheiten,  persönlich  anwesend  auf  ÜMea. 
in  die  Handinngen  der  Menschen  eingreifen.  Zena  allein  nimmer  den  Olymp  oder 
den  Idagipfel  verlttUt,  von  dem  aue  er  mit  geheimnißvoll  Itbermüchtigem  Willen  nnd 
Rathe  die  menschlichen  Dinge  leitet  oder  von  wo  aus  er  Zeichen .  Trüiiine  mkr 
auch  göttliche  Boten.  Hermes  nnd  Iris,  sendet.  Und  dem  gcmüß  wird  man  agch 
wohl  kein  Kunstwerk  nachweisen  können, ■  in  welchem  Zena  in  Persan 
in  menschliche  Angelegenheiten  hineingezogen,  bei  ihnen  anwesend 
und  mithandelnd  dargestellt  wäre.  Heroengeschichtcn ,  hei  denen  er  aus  der 
Höhe  zuschaut,  können  hier  uatürlich  nicht  in  Frage  kommen.     Fehlt  aber  aus. 

diesem  Grunde  der  /,£ii;  TiXsio;    in    diesen  VasengemSiden    und    muß    er    —    vor 

xusgeseftt,  sie  stellen  menschliche    Hochzeiten  dar  — ,  obgleich  der   erste   der  Om'^ 


ni  So  de  Witte.  Deitiript.  dune  coli,  de  viuci  dEtiiuie,  Par  ,  ISIII  p.  74  No  IK'S^, 
RouIeK  in  den  BuU  da  l'ucad.  de  Bruielles  a.  a.  O  ,  K.  Hochette,  Pointure»  de  Pamp^ssi 
p.  II  Note  11  aad  p,  3ß  Note  21,  Wolakcr,  Grieoh.  GOttcrt.  II.  S.  1171,  Atchacol,  ZcituiMiHi 
*on  1!<05  S.  CT  I. 

b]  ffo  Jahn,  Aii'hnuol.  AurkAtie  S,  »4  (eine  Liate  vorher  ä.  'M  f  J  und  (ietliard,  Alul^  ■  1 
Vucnbb.  IV.  K.  91. 

c)  Vergl.  die  von  yar^tur  b.  b.  O,  Anm.  'J  gonannten  Bciipick.  deren   bekai 
an-  Buckelberf«  fIraWni  der  ITpIlfnon  Tif.  :i2  in  den  Itenkin   d   a,  Kun^t  11.  Vo.  ISS  m 
l.L>lio  V«-c  iit. 


1  l.  ZEÜ8'  UND  HERA8  HKiLKiE  HOCHZIilT.  101) 

^a^Ai^Xioi,  fehlen,  to  könnte  dies  allein  schon  das  Fehlen  auch  der  Hera  zur  Folge 
gehabt  haben,  falls  dieses  unbedingt  feststeht.    Allein  schon  Jahn  hat  ^a.  a.  0.  S.  92 
Note  17)  bemerkt,    daß   auf  der  zweiten  von  Roulez  bekannt  gemachten  Vase  die 
Inschrift  HEME^  zu    der  vor   den  Pferden  stehenden  Frau  vielleicht  am  einfachsten 
HEPE^   (die  Namen   stehn   in   diesem  Bilde  alle   im  Genetiv]   zu   lesen  sei*^),   sowie 
auch  die  von  ihr  ^gehaltenen  scheinbaren  zwei  Lanzen  wohl  eher  Fackeln  seien  [die 
ganz  ähnlich   gehalten   in    mehren   dieser  Bilder  vorkommen).     Und  was  uns  ver- 
bieten  sollte   in  der   einen   oder  anderen   der   unbestimmten  weiblichen  Figuren  in 
mehren  dieser   Bilder,    welche   Förster  (S.  29  Anm.  2  u.   3)  gelegentlich  (auf  der 
mflnehener  Vase  No.  432)  Demeter  nnd  Hestia  tauft,   Hera  zu  erkennen   ist  nicht 
leicht  zu  sagen  ^).     Eben   so   wenig   können   die  Namen  der  Aphrodite  und  Peitho 
ali  ausgeschlossen  gelten,  so  z.  B.  könnten  in  der  Vase  bei  Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  315 
fflglich  die   beiden  Frauen   neben   den  Pferden^),  vielleicht   auch  in  der  Vase  auf 
Taf.  311    die  zwei  Frauen   hinter  dem  Brautpaar'*)   Aphrodite  und  Peitho  genannt 
werden*).     Wenn  dem   aber   so  ist,    so  würde  wenigstens  ein  Theil  der  ''(OL\i.r^klOl 
\h(A  nicht  fehlen.     Was  aber  das  übrige  göttliche  Personal  anlangt  —  und  damit 
wenden  wir  uns  zn  Försters   erstem  Grunde   gegen   die  Anerkennung   menschlicher 
Hochzeiten  —  so  muß  man  zngestehn  einerseits,  daß  dasselbe  zu  den  eigentlichen 
Ebegottheiten  nicht  gehört  und  andererseits,  daß  Förster  dasselbe  sinnreich  erklärt 
bat,   indem    er   anwesend   erkennt:    die   Geschwister    des   Zeus,    die   Kinder    au« 
frliberen   Ehen  (Apollon,    Artemis,    Hermes,  Aphrodite,  Dionysos   mit  Kora)    und 
vielleicht  Okeanos  und  Tethys,  die  Pflegeeltern  der  Hera,  während  die  jungfräu- 
licbe  Athena  und  die  Götter  stets  fehlen,    welche  Kinder  des  Zeus   und   der  Hera 
heißen  (Ares,  Hephaestos,  Hebe,  Eileithyia). 

Indessen  lassen  sich  die  meisten  der  sicher  anwesenden  Götter  auch  auf  an- 
derem Wege  ohne  Zwang  erklären  und  sind  erklärt  worden').  Apollon,  der  stets 
leierepielend  erscheint,  gehört  als  Gott  der  Musik  und  Vertreter  dos  Hymenaeus 
wr  Festfeier ,  Artemis  ist  als  Hegemon^  eine  recht  eigentliche  Hochzeitsgöttin  ^) , 
beide  Götter  werden  außerdem  als  xoopoTpocpoi  verehrt  und  sind  in  dem  Vasen- 
bilde bei  Stackeiberg,  Gräber  der  Hellenen  Taf.  32^)  bei  einer  menschlichen  Hoch- 
zeit anwesend ;  Hermes  könnte,  wie  Jahn  bemerkt  hat,  schon  als  TrofxraTo^  zu  jeder 


a)  Daß  Koulez'  Erkl&ning  "Hfir; ,  »iaculatrixa  als  Beiwort  der  Artemis  unhaltbar  sei, 
*ird  Jeder  einsehn,  und  daß  Gerhards  (Auserl.  Vasenbb.  II.  S.  189)  Vorschlag,  den  Förster 
S.  27  Anm.  4  billigt,  HEME5  als  aus  APTEMI^  durch  Abfall  der  ersten  Sylbe  enUtanden 
zudenken,  schon  deshalb  ferner  liegt,  weil  man  APTEMIA05  annehmen  müßte,  ist  klar. 

b)  Vergl.  auch  Jahn  a.  a.  O.  S.  95  und  s.  d.  münchener  Vasen  No.  432,  502,  093,  die 
^HnerNo.  695,  706  (wo  für  die  Benennung  Demeter  kein  Grund  ist],  Gerhard  Taf.  312,  314. 

c)  Gerhard  a.  a.  O.  S.  87  denkt  an  Artemis  und  Leto  oder  mit  Campanari,  Vasi  Fcoli 
P* 57  an  Chariten ,  neben  denen  Campanari  auch  noch  Uoren  vorschlägt;  es  ist  eben  Ver- 
«Medenes  möglich. 

<1)  Die  Bedeutung  der  Handbewegung  der  hintern  der  beiden  Frauen,  welche  Gerhard 
"•  ^4  andeutet,  ist  keineswegs  unzweifelhaft. 

e)  Förster  selbst  S.  29  Anm.  7  nimmt  Aphrodite  an  in  den  münchener  Vasen  No.  406> 
^^2,  433,  693  und  1196.  sowie  bei  Gerhard  312.  2,  314,  315  und  bei  Roulez  a.  a.  O.  Taf.  1. 

^i  Vergl.  Jahn  a.  a.  O.  S.  91  f.,  Gerhard  a.  a.  O.  S.  82  f.;  wo  ich  freilich  nicht  AUes 
«»tenchreibe. 

g)  Welcker,  Alte  Denkm.  II.  S.  16  f. 

\  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  182  mit  Wieselers  Text. 


i;ii 


Ui.    MVnililS  UKll  IIKIIA. 


Tfinitr]  gi'lii'ri'ud  iiiui]  liflluicNl  als  ä-cijTiup)  Bciuwi  i'lulK  nngcwii-Beu  i-i*lii)lti.'u  1iaLk-ii 
«der  tnmi  könnte  in  ibm  den  Vertreter  und  Abgeaandton  dea  Zeus  urktnuco ,  itli» 
welcher  er  WHlirscLeinlich  bei  der  Hochzeit  Atia  Heraklea  und  dei'  llube  anT  dem 
korittthisolien  Poristomion  anwesend  ist*),  müglicberwcise  aber  veitiilt  «r  dmi  lleerden- 
eegien.  wie  Dionysos  den  Wein  iind  Demeter,  wcan  sie  Ja  anwesend  ist,  das  Brod, 
welchen  dem  von  diesen  Segcnsgötteni  in  seiner  Gründung  umgebenen  uoiiou  Ilaiia- 
halte  niclit  fehlen  soll.  Auch  in  dem  Albanischen  Kc-lief  (e.  nuten]  kann  dioa  der 
(jrund  der  Anwoaenbcit  dieser  Götter  im  Zuge  Bcin'').  Ferner  kann  Dionysos  als 
Ciolt  der  Fruchtbarkeit  unwesend  acin,  wie  Jahn  und  Gerliard  llborciuätlniuiend  An- 
nehmen, wahrend  Hestiu,  wenn  sia  nachweisbar  ist,  sich  einrach  als  die  Oöttin  des 
Ileerdes,  d.  h.  als  HchUtzeriu  de^  neu  zu  gründenden  Hauses  erklärt.  Und  somit 
bleibt  :ds  suhwierig  otlur  unerklärt  nur  der  in  einem  Vasenhilde  (Mdncliea  No.  i:t:!, 
viirkommoude  Poseidon  (Ibrig,  der  aus  einem  uns  uubekaDuleit.  individuellen  tiruiidc 
In  diese  GöttergeiieHsehart  hineingezogen  sein  maj;,  deren  ('hurnkler  iu  be.itiitiiueii 
er  jedenfalls  nickt  im  Staude  isl. 

Wir  kommen  nun  ku  der  Frage,  ob,  abgeselin  von  der  soeben  beleuchteten 
indirectcu  Argumentation,  in  dem  Brautpaar  auf  dem  Wagen  an  und  für  ^ieh  uni) 
der  Charakteristik  der  l'erdonen  nach  Zeus  und  Hera  anzuerkennen  sind,  nnd  wiu 
dafür  und  dagegen  spricht.  Für  diese  Annahme  herufl  sich  Förster  (>S.  2'J)  daraaf, 
daß  der  Verfasser  des  t'ataluge  dl  sculte  antichilii  etrusehe  del  principe  di  f'anino 
auf  Kwei  Vaseu  dieser  Sammlung,  Nu.  D'Jli  und  No.  711  »niebt  verum thuiigswdsc, 
sondern  ganz  bestimmt  Zeus  und  Hera  auf  dem  Viergespann  uejint",  und  meint,  es 
müsse  der  Beweis  geführt  werden,  daß  dies  nicht  nach  gaus  besÜmmlen  Merkmalen 
geseliehn  sei.  Ein  vuUkommeu  hintitlligea  Argument!  Denn  leider  begegnet  mau 
ja  solchen  »ganz  bestimmten  und  nicht  vermuthuugsweisei  hingesUllleu  Nomen- 
elatureu  in  den  älteren  Vaseukatali»geu  dutKendweise,  der  nüchternen  und  besuuueuen 
Art  der  Beschreibung,  welche  Jahn  bei  dem  mlinchener  Vaseukatalog  durchgeführt 
hat.  selten,  fast  nie.  Uxempla  »unt  odiosa;  es  sei  nur  auf  die  Vieleu  °Urkton 
Abschiede"  in  gewissen  Katalogen  liingowiosen,  von  denen  Jetzt  lange  feststeht,  dtd 
sie  mit  llektor  Nichts  xu  tbuu  haben  und  größteutheils  den  Amphiaraos  angclin. 
Wat  aber  insbesondere  den  hier  vorliegemleu  Fall  anlangt,  wird  es  ntltxlieh  m-id, 
KU  vergleichen,  wie  ein  Mann  wie  Ilawkins  die  Vjise  No.  Hil  im  britis*he«  Museum 
K'aiiino  a.  a.  0.  No.  IM5)  boschreibt,  nfimlieh:  ehariot  of  Zeus;  he  ts  standing 
in  a  iiundriga,  clad  in  a  talaric  cfaiton  nnd  peplos  and  hulds  the  reins  !n  botk 
hands  and  tlie  goad  in  Ins  right;  at  bis  side  stand»  Hera,  veilod  u,  s.  w.,  «o 
alsu'trulz  aller  Sicherheit  der  Benennung  vou  bestimmten  Merkmalen  nicht  die  Spar 
ist,  es  sich  vielmehr  imi  ciue  Verstellung  wie  alle  übrigen  handelt').  Das  winl 
aber  um  so  gewisser  auch  bei  deii  beiden  Caniiioschen  Vasengemüldeii  der  Fall  »ein, 
als,  wie  Förster  selbst  sugcstebn  muß,  auch  hier  Attribute  nicht  giufg<'nihrt  « 


■)  Vcrgl,  Arahneolog.  Zeitung  von   I 

b)  Hielie  Wolckei  b.  >   O.  S.  2b. 

c)  Auch  die  Vaw  b.  tt.  O.  N'n.  4UI1 
dicwIlH'.  wrlcliu  FAriter  S.  .tO  crotihnt  u 
ncb«n  den  iMidon  Figuren  im  Wagun  ili" 
^runden  haben«  (kui  nivlit  gan>  genau 
dien«  Vviv  iKiicniit  Ilawkin«:  »nupliul»  t 


~  MuB.  elruHjug  tlu  priiico  <le  L'anino  No.  lili 
rid  BUB  dieaeiii  KrcUo  mit  liucht  ablehnt,  iivil  •»•M 
liiwlirifton  AVfIPIAEi  KAAOf  und  P0A0^4  KAAfl 
,  nbcr  in  der  Hniiplsiii^hL'  d<ich  Eutrcffcud  üt),  ,^^| 


11.  ZEU8'  UND  llKRAä  UEILIUK  UOüllZEIT.  171 

weiche  die  Erklärimg  zu  begründen  im  Stande  wären.    Dies  Fehlen  von  Attributen 
aber  und  von  allen  bestimmten  Merkmalen  der  Gottheiten  spricht,  wie  schon  Gerhard 
bemerkt  hat,  gegen  die  Annahme,  daß  sie  gemeint  seien.     Allerdings  sagt  Förster 
(S.  30),  Scepter  und  Donnerkeil  (und   um   diese  Attribute  würde   es   sich  in  der 
That   handeln)    könne   Zeus   nicht   haben,    denn   er   halte  mit  beiden    Händen   die 
Zügel  oder,  wo  eine  Hand  frei  sei,  in  derselben,  angemessener  Weise,  einen  Stab 
oder  eine  Gerte.     Dem  gegenüber   genügt   nun   aber  die   einfache  Verweisung  auf 
die  Fran^oisvase*)   (s.  auch  Atlas  Taf.  I.  No.  S),  wo  Zeus  neben  Hera  im  Wagen 
stehend  mit  beiden  Händen  die  Zügel  der  Pferde  hält  und  gleichwohl  mit  dem  ge- 
waltigen Blitz  und  mit  dem  Scepter  ausgestattet  ist.     So  in  der  That  müßte  er  in 
diesen  Hochzeitsvasen  erscheinen,  wenn  wir  ihn  erkennen  und  anerkennen  sollten, 
und   was  dem    im    Wege   stehen  sollte,    ist  nicht    abzusehn.     Weiter  aber   spricht 
sehr  bestimmt  gegen  die  Annahme,  der  Bräutigam  sei  Zeus,  daß  derselbe  in  uichreu 
Exemplaren^)  jugendlich,  unbärtig  dargestellt  ist.    Nun  meint  froilich  Förster  a.  a.  0., 
daß  dies,  namentlich   in  dieser  Situation,  nichts  Anst<')ßiges  habe,  und  beruft  sich 
anf  Beispiele  jugendlicher  Zeusdarstellungen,  die  er  S.  13  f.  seiner  Abhandlung  zu- 
sammengestellt habe.     Mehr  dergleichen  sind  im  XI.  Capitel  des  H.  Bandes  dieses 
Werkes  nachgewiesen,  allein  schwarzfigurige  Vasen  sind  nicht  darunter,  und  daß  in 
ifolchen  Zeus  nicht  jugendlich   gebildet  worden   ist,    ein   paar  eigenthümliche  und 
Nichts  beweisende  Ausnahmen  abgerechnet,  das  dürfte  wohl  aus  dem  a.  a.  0.  S.  28  if. 
Erörterten  zur   Genüge   hervorgehn.      Drittens  darf  auch   nicht  übersehn  werden, 
daß,  während  in  einem  Beispiele,  grade  mit  einem  jugendlichen  Bräutigam  (London 
No.  460)  das  Brautpaar  inschriftlich  (Lysippides,  Khodon)   als  menschlichem  Kreise 
angehörend  bezeichnet  wird,  andererseits  auf  der  zweiten  der  zwei  von  Roulez  publi- 
eirten  Yasengemälde  die  Nebenfiguren  durch  Inschriften  (AFOUONO^,  HEPMOV,  HEME^  = 
HEPE^  8.  8. 169)  als  Qötter  bezeichnet  sind,  das  Brautpaar  ohne  solche  Inschrift  gelassen 
^y  was  gewiß  nicht  für  seine  göttliche  Natur  spricht.  Und  endlich  muß  erinnert 
werden,  daß,  wie  das  auch  Förster  nicht  verschwiegen  hat,  in  einigen  dieser  Ge- 
mlide^)  auch  Personen  der  Umgebung,  namentlich  Frauen  durch  Körbe,  welche  sie 
«if  dem  Xopfe  tragen ,  als  menschlichem  Kreise  angehörend  bezeichnet  sind. 

Faßt  man  dies  Alles  zusammen,  so  wird  man  kaum  umhin  können,  mit  Jahn 
und  Gerhard   diese  Vasenbilder   insgesammt   aus   dem   Kreise   mythologischer  Bild- 
werke zu  streichen.     Doch  kann  man  dabei  nicht  stehn   bleiben,  vielmehr  gönnen 
»lle  diejenigen  Kunstwerke ,  welche  die  beiden  Gottheiten ,  sei  es  neben  einander, 
^i  es  einander  gegenüber,  thronend  oder  sitzend  zeigen,  nicht  als  Monumente  der 
ttgen  Hochzeit,  sondern  nur  als  Darstellungen  des  ehelichen  Lebens  des  höchsten 
^tterpaares  gelten.    Es  trifft  dies  aber  sowohl  die  auch  von  Förster  a.  a.  0.  S.  32  f. 
ausgesonderten  Vasenbilder,  wahrscheinlich  das  unedirte  des  Museums  8.  Angelo  in 
^^pel,  welches  Panofka*)  beschrieben  hat  und  Förster  (S.  32)   in  diesem  Kreise 
M^ten  möchte,   mit  einbegriffen,    wie   auch   die   oben  S.  24  besprochene   samische 


a)  Mon.  deir  Inst.  IV.  Uv.  54,  Archaeol.  Zeitung  von   1850  Taf.  23  u.  24. 

^1  München  No.  692  und  693 ,  Berlin  No.  695 ,  London  No.  460 ,  de  Witte ,  Descript. 
^■"ne  coli,  de  vases  p.  de  TEtrurie  No.  126. 

^';  Oerhard  a.  a.  O.  Taf.  310,  wo  auch  ein  menschlicher  ira{>av6|x'^io;  anwesend  ist,  siehe 
Gerhard  a.  a.  o.  S.  83  und  de  Witte,  Cab.  Durand  No.  649.    Vergl.  Gerhard  Taf.  313  mit  S.  86. 

d;  Arcliaeol.  Zeitung  von  1818  S.  217  f. 


l 


rfiiacdtliigriiiijie  [Fig.  Ia,l,  wi-lcli«  Förster  (Ö.  21)  deu  "crsti'U  VeiaUcL  diu  liej- 
lign  lliichzcit  darzuatclluii"  ueiitil,  atilial  deo  soustr^'n  dernrtigco  Gru{i|]ifU  (fArstor 
11.  a.  O.  Notu  ß),  süfern  diese  sich  Uberljuiipt  uuF  Zdiu  UDd  He»  beziobn*}.  Sehr 
zweifultiaft  ist  die»  auoh  von  eioer  kleinen  Erzgruppe  inicht  Koller^  im  hritigclien 
Miiuoau''),  in  weluhur  l'anofba')  Zens  und  Hura  hat  erkennen  wallen,  worin  ihm 
Förstur  a.  ».  ü.  8.  :t4  gefolgt  ist,  während  die  l'ereonen  in  dem  geuannlon  eng- 
liaclion  Vorxeicliniß  mit  lioclit  uubcnannt  geblieben  »lud.  Kndlicb  muß  auci)  du 
Vaaengeniälde  Hpülern  Stils  In  der  Sammliiiig  Fittipaldi  in  Antinni ,  in  wplclu-m 
Hriinn^l  den  Upö;  -[äiw^  des  Zeiia  und  dor  Ilora  hat  crkcnuen  wulltn,  hiur  ab- 
gelehnt werden,  da  dieooa  seitdem  publieirto  Uild')  ebne  hIIcu  Zweifel  auf  Kuraa 
Alis(!hied  von  Demel«^r  gedeutet  wenlen  muß,  wie  dies  anuh  vun  Stephani'j  ^^ 
»elii^lui  ist. 

Heuir  wir  nach  diesen  Ablehnungen  zur  Besprechung  der  in  der  Thal  auf  den 
ispö;  Y'i'f^i  *'<"*  Zeus  und  der  Kera  buzUgLchen  UoDumente  una  wenden .  iai  hier 
finiger  in  ilirer  Bedeutuug  zweifclbaftor  Kunstdarstcllungcn  zu  gedenken. 

Uas  älteste  dieser  Kunstwerk»  iat  das  wegen  der  Figur  der  Hera  und  dor  von 
ihr   gehaltenen  Lanze  schon   oben  S.  'Mt  (Verzeichniß  C.)  und  S.  3)  f.  erwälinte, 
jetzt  in  Berlin   [No.   1(192)  befindliche  Vasengemfllde .   welches   verschiedene,    alter 
fast  durchweg  ungenügende  Erklärungen  gefunden   hat.     Es   wird   sich  nun  nicht 
wohl  Ittugnen  lassen,  daß  diesen  gegenüber  der  neueste  Deutangsverstich  von  Füntter 
a.  a.  O.  a.  31  dnrcb  i^innigkeit  und  guten  Zusammenhang   erheblich  ausgezeichnet 
ist.     Förster  erkennt  eine  Scenc  der   heiligen   Uuchzeit.     -Der  eigcntlieh«   Yapi; 
(ico|iitrf  luid  iaria^t;),  sngt  er,  ist  vorüber,  das  Paar  ist  bereits  im  Tlialainot«  au- 
gelangt lind  hat  nur  noeh  einer  Püieht  zu  genügen,  ehe  es  zum  Beilager  schreitet. 
nAmlich    den  Liebesapfel    [[iJjXriv  ÄuSnJviov)  gemeinsam  zn  essen.      Diesen   iwler   ein     . 
St4lek  desselben  reicht  eben  die  erste  Moira  dem  Paiire.«     Denn  Moireu,  nud  zwar    1 
alx  v'j[i'fE'iTpi(xi  x«i  \W).n\i.t'j-{iini  (Pollus  III.   II),   als  welche  sie  bei  Ari8to[ih»ne8 *i    I 
fungiren .    erkennt    in   den    zwei    vor  ilcm   höchsten   Ciüttorpaare   ülehcndon    Fraum  I 
Förster   mit  wenigstens   iben  so   gutem  Rechte,    wie  Andere  in  ihnen  i'ei'äephon<' I 
und  ArtcniU   (Micali),   Kura  und  Demeter  (Gerhard).   Ileslia  und  Ariaduo  fWelckml 
mler  Hören  (Müller)  erliannt  haben.    "Daher  eiueraeit^  iler  seharahaft  gesenkte  Itlickl 
Ar«  I'aart^s,  andererseits  die  ausgestreckte  Hand  dor  Hera,   daher  oudlieh  auch  diifl 
Anwesenheit  der    beiden    llupotpot,    wolelie    vor    dem    Thalamos    Wache   z»    haile^^ 

m|  Auch  die  vuii  Kontur  S.  :|.|  niigetOhrtuii  Mnuxen  vun  F.pirus  wAnlen  hier  auageaondc^H 

werden  mllaKtn,  wenn  sie  nicht  ohnehin  niH  des  Zeu»  und  der  Diune  [nicht  llcti}  Kdpfc  d.^^| 

■tclluid  hior  auOet  Frage  blcibao  maßten.  ^^^ 

b|   Vcneichnst  in  dem  tluide  to  tbe  bri>n»c  locim  in  ihe  dcpaituent  uf  giti<k  uid  tnin^^| 

■iilitjoitie«,  Hritiah  museum,  p.  6,  abgeb.  in  den  ÜpecimenB  of  ancient  «culplure  Vol.  1.  pt.^^H 

e]   Archaeol.  Zeitung  vDri   ISIÜ  ü.  72i.     Die  IitenüSuation   dieaes  MonuaK-nin   tnii   il^^| 

in  Noio  b.  genannten,  beruht  Auf  einet  brieflichen  Angabe  Huirnys.  ^^H 

dj   IJuU,  di^ll'  InHt.  von  l^ät)  p.  ■>  ■<{.  und  ihm  folgend  FOrstci  a.  n.  O.  S.  Ti.  ^^M 

Ol   Mun.  delt-  Innl.  Vol.  VI.  VU.  tav.  43.  I.  ^^M 

fl  Aunali  deir  loat.  von  ISG<l  p.  302  8i|ii.,  inaboaondste  p.  3UU  f.  ^^^H 

K)  Avcs  VI.  1731   f.:        "llp?   Rrrt'    llXuiini^  ^^H 

'1'^  4|).lßdvitn  »p^-miv  ^^^1 

'Ap/OVTO    »«*it   fitjT*  ^^H 


II.  ZEUS*  UXD  HEBA8  HEILIGE  HOCHZEIT.  173 

haben,  des  Hermes  'ETri&aXa^trri;  and  des  Dionysos,  welcher  mit  seinem,  Kantiiaros 
an  die  dem  Genüsse  des  Apfels  vorangegangene  Ooivr^  oder  earCaat;  erinnert,  wenn 
nicht  die  Sage,  wie  bei  Hermes,  einen  noch  bestimmtem  Anhalt  für  seine  Anwesen- 
heit bot.«  An  einigem  Bedenklichen  fehlt  es  freilich  auch  hier  nicht.  So  möchte 
Yor  AHem  zweifelhaft  sein,  ob  wir  das  [xT|Xov  xooaJviov  in  der  Hand  der  vordersten 
Moira,  nm  das  sich  schließlich  die  ganze  Erklärung  dreht,  anzuerkennen  vermögen, 
da  Andere  (Micali,  Gerhard,  Lenormant,  Wieseler)  in  diesem  Gegenstand  eine  Blume 
erkennen  und  Förster  selbst  von  einer  kleinen  Frucht  oder  gar  einem  Stflck  des  Granat- 
apfels redet.  Ein  ganzer  Granatapfel  ist  sicher  nicht  dargestellt,  auch  keine  Quitte  und 
ein  Stfiek  eines  solchen  anzunehmen,  gleichsam  den  Bissen,  der  ohne  weiteres  in  den 
Mund  gesteckt  werden  kann,  will  doch  auch  nicht  passen  und  anders  würde  man 
doch  kaum  erklilren  können.  Zweitens  aber  sind  Hermes  und  Dionysos,  so  wie 
sie  hier  dicht  hinter  dem  Paare  stehn,  als  »&opu>po{,  welche  vor  dem  Thalamos 
Wache  halten«^  doch  kaum  anzuerkennen,  abgesehn  davon,  daß  die  Beziehung  des 
Hennes  Epithalamites ,  wie  er  nach  Hesychius  auf  Euboea  genannt  wurde  (siehe 
Förster  S.  29,  Anm.  6),  auf  die  heilige  Hochzeit  doch  Nichts  weniger  als  feststeht, 
sondern  nur  auf  Vermuthung  beruht.  Mit  voller  Überzeugung  wird  man  sich  des- 
halb Försters  Deutung  des  Bildes  nicht  anschließen  können,  obgleich  anerkannt 
werden  mag,  daß  Einiges  fttr  dieselbe  spricht. 

Zweitens  kommt  in  Betracht  das  ebenfalls  schon  früher  (S.  41)  erwähnte  Relief 
von  Kolotes  an  dem  für  die  Siegerkränze  bestimmten  Tisch  im  Tempel  der  Hera 
in  Olympia,  dessen  Inhalt  Pausanias  (V.  20.  2)  allerdings  nur  mft  den  folgenden 
Worten,    nicht  einmal   durchaus  sicher  vollständig  angiebt:     'H  TparreCa  2s  iXi- 

^VTo;  jiev  irsirofTfjTai  xal  j^poaoü,   KtoXcoroo  8i  loriv  sp^ov (ljjiirpoat>£.v) 

xai^'Hpa  T3  xal  Zao;  xal  Ostov  Mr^-nip  xal 'EpjjiT|<;  xal  'Airo'XXcov  \lsxol  'ApTi[j.töo; 
T!SRolr(zai'  oiciafts  8s  f^  SiaftsaC?  loriv  tj  too  aycovo?.  Die  Vermuthung,  daß  dieses 
Relief  die  heilige  Hochzeit  angehe,  hat  Förster  a.  a.  0.  S.  26  ausgesprochen,  und 
gewiß  ist,  daß,  sowie  dieser  Gegenstand  als  Schmuck  eines  im  Heratempel  befind- 
lichen heiligen  Geräthes  besonders  passend  erscheint,  die  von  Pausanias  genannten 
Personen  sich  einer  solchen  Erklärung  wohl  zu  fügen  scheinen,  sofern  man  unter 
fe  Oscov  MtjttjP  Rhea,  die  Mutter  des  Brautpaares,  verstehn  darf,  was  ja  sehr 
wohl  möglich  ist*).  Apollon  und  Artemis,  Hermes  und  eine  dieser  Oscuv  iMt^tyjP 
entsprechende  weibHche  Figur,  sie  möge  nun  Rhea  oder  Tethys  genannt  werden 
(s.  unten),  finden  wir  in  dem  Hochzeitszug  auf  der  Albanischen  Ära  wieder  nnd 
ön  anderer  mythologischer  Gegenstand,  welcher  die  genannten  Personen  passender 
verbände,  wird  sich,  wie  Förster  bemerkt  hat,  kaum  finden  lassen.  Indessen  ist 
^  immer  mißlich ,  aus  einer  in  der  Art  kurzen  Personenanfzählung  bei  PausaniaH 
*üie  bestimmte  mytholo^scbe  Scenc  zu  folgern,  und  das  ist  hier  um  so  mißlicher, 
^  Pausanias  Text  an  dieser  Stelle  zerrüttet  ist  und  sich  unmittelbar  vor  den  in 
^f^  kommenden  Worten  eine  Lflcke  findet,  wie  das  Fehlen  der  Ort^iangabe  des 
feliefs  (sfiTTpoaftsv)  zeigt**). 

Das  dritte  der  hier  als  nur  unsicher  auf  den  t3po<;  ^afio;  bezfiglich  zu  nennenden 


a)  Vergl.  Welcker,  Griech.  Götterl.  II.  S.  218. 

b)  Vergl.  auch  Brunn,  Künstlergenchichte  I.  S.  243.  Die  bezeirhnete  Lacke  wflrde  auch 
^*^n  nicht  verschwinden,  wenn  man  mit  Bekker  »tatt  IlaaiTiXT^v  oe  '/Otov  otoa/JH)vat  läne 
"  '-»  TjTo^irjayftf^vi! ,   xrnn  aberclies  von  zweifelhafter  Gewähr  ist. 


17  1  111.    MYTHK.S  DER  HKKA 

Monnineiilc  i^t  iliia  Erzrolief  einer  Spiegel  kapsei  im  Miisciini  Tilr  Kunst  uuil  AUiT' 
thuin  in  Breslau,  wflicbe«  den  Kern  ndt;r  Aulnfi  dor  bMrsterscben  Mono^ajiliie  bildet 
inid  von  dem  auf  Tnf.  I.  zu  dieser  Sclirift  eino  Abbildung  gegeben  ist.  POreter 
hat  gewiß  Alles  gethau,  was  man  tlum  kann,  um  in  methodischer  Inlerjirotalton 
dafür  Sil  beweisen  ,  daß  es  sieh  !□  diesem  Erzreliof  um  den  Liebeabund  dea  Zeus 
und  der  Tlei-a  handele,  und  um  die  Einwendungen  zu  beseitigen,  welche  man  gegen 
diese  Deutung  erheben  kOnvtc ;  er  hat  ganz  gewiß  erwiesen ,  daß  die  Itier  uiibe- 
zweifelbnr  in  einem  zärtlicbeu  nnd  dwh  ernslgehsltenen  Verhaltniß  bcfindliehen 
Personen  Zeus  und  Hera  sein  können,  obgloieh  nicht  alle  seine  Argumente  d&Tflr, 
dnß  sie  es  sein  mtlssen,  stiehhaltij^  sind,  wie  denn  z.  B.  das  ans  der  gQrlelloeen 
(Jewundnng  der  Hera  abgeleitete  als  widerlegt  gelti^'n  darf  und  die  Parallele  mit 
der  lleraügnr  auf  den  HUnzen  von  Chulkia  gegenüber  der  genauem  Abbildung  dieser 
letztern  auf  Mnnztafol  111.  No.  3  weniger  beweisend  erKchcinen  wird.  aU  sie  früher 
selieinen  mochte.  Man  kann  sogar  weiter  zugestehn .  paBsendoro  Nameu  fUr  das 
Paar  nicht  angeben  zu  können,  trotz  dem  Allen  aber  gehört  diese  ErklilrunK  zn 
den  nicht  ganz  vereinzelten,  welcLe,  so  wenig  man  sie  widerlegen  kann,  dennoch 
keine  volle  Überzeugung  bewirken.  leji  muß  wenigstens  von  mir  bekennen,  daß 
ich  diese  Überzeugung  nicht  habe,  obgleich  ich  die  MegUchkeit,  daß  Förster  dcot- 
noi^Ii  das  Kichtige  getroffen  habe .   gern  anerkennen  will. 

ITnd  somit  bleiben  unter  den   erhaltenen  Monumenten  von  sicher  auf  den  Jipö; 
'/«■x/j;  des  2ens  und  derllera  bezilgliclieuüarstellungcn  nur  drei  Ilbrig.  von  denen  zwei. 

A.  das  Kelief  einer  Metopu   von  einem  der  jlliigei-en  Tempel  in  der  Unter- 
stadt von  Seliniiiit").  s.  Atlas  Taf.  I.  No.  2  and 

B.  ein  Gemälde  aus  der  s.  g.  casa  del  poeta  trugico  oder  der  e^sa  Omenea  In 
Pompeji,  jetzt  im  Mnaenm  von  Neapel*),  s.  Atlas  Taf.  X,  No.  28. 

einander  trotz  des  weite»  Abstandes  ihrer  Entsteh ungszeiteii  und  der  durch  ihn  be- 
dingten großen  Stilversehiedeiiheit  «iiiander  in  den  (imudzügen  der  OompuHitiou  aaf- 
fallend  nahe  stolm  nud  in  der  Erklflrung  nicht  von  einander  getrennt  werden  kfliiueii, 
während  das  dritte, 
0.  das  archaistische  UeHef  nn  einer  Arn  oder  Basis  im  Oafi'bnuse  der  Villa  Al- 
buü').  B.  Atlas  1^.  X.  No.  2ti. 


K|  Somdifiilco .  AnlicUiUi  dcllo  Siciliu  Vi'l.  II,  tuv.  :i:t,  vcrul,  Ud.  II.  iZeut}  S.  31  t, 
oben  S.  iO  f.  und  Fönter  a.  a.  O.  S.  M  (. 

)))  Hi^lbi;;,  Wandgemllldi!  der  T^im  Vpmit  vcr« chatteten  Sldiltc  L'ampHniens  S.  3.1  f 
Nu.  114,  Tcrgl.  Bd.  II.  (Zcui)  8.  IS!)  Wand);.  C  und  ».  340  ff.  oben  S.  11"  Wund.  i.  and  ¥&nUt 
9.  «,  O.  8.  3ft  f. 

ci  Bcichretb.  liom*  t)1.  ii.  S.  4li7,  abgeli.   b.  Winckclmaim ,  Mon.  Jiied.  No.  0,  Zetgt. 
UamiTUiaTi   dl  Itama  II.  tav.   IUI  ,    vricderholt  bei   WeIcker,   Alte  Denkm.  )l    Tat.  I,  t>q|l_ 
S.  14  IT..  Ocrliard,  (in».  Ablih.  I.  Taf.  tli.  2,  vetjl-  S,  19s  f.'u.  S.  lihi   und  ■.  n'«li  FittU^m 
a-  n.  U.  S.  'ili.      Dl>nt  den  thntaArhlichnn  KuBtiincl  d«  ReUefa  notirte  ith  mir   ISäD  Pnlgitnd« 
Die  ereUt  Seite  (mit  Zeiw|  l>l  intnrt.   doch  ßsht  ein  Rrtich  Kwincbcn  dpr  enten  and  tvritn^^ 
Figur  durch,  auch  an  der  HauptBoite  mit  Hera,  l'oscidtin,  Demeter  Ut  nur  du  Onioht  dv-^s: 
Hera  leichter,  dugcuifte  dur  Demeter  atarker  nherarheitet.     Auf  der   dritten  Seite  rind  •!• — ^ 

Kopf   und    der    rechte   Arm   de«    Hermei,    dan   Ociicht    und    der    linke   Arm   Ji ■ 

Diunyniin  modem.  möglich  erweise  sind  ex  auch  die  Heine  den  letztem,  nL^Icich  kei  — 
Anulx  hfmetkhar  ist.  Außerdem  Blwr  int  diene  Finur  an  ihrem  lieibe  von  dicht  unter  di^=^ 
RrtlBt  nbwlrta  diin^hBui  ilberaitwitet,  wovon  eritens  ilie  viel  weiUere  Fsrbi-  dcH  Hsnnor*  ubh^'' 
inreilfin«   dur   Umiitiind   den   BewKis   liofert,  d»ß  elven   diene  Theile   ein  viel   llwher*'  Meli   ^^ 


11.  Z£U8*  V}iD  HEBA.8  HEILIGE  HOCHZEIT.  175 

eine  andere  Seene  des  Mythus,  den  Hocbzcitszng  darstellt  und  hier  vorweg  be- 
sprochen werden  möge.  Es  ist  aber  im  Grunde  wenig  über  dasselbe  zu  sagen,  da 
es  nichts  OberflOssigercs  geben  könnte,  als  die  längst  erkannte,  gegen  frtlhere 
Zweifel  (s.  b.  Welcker  a.  a.  0.  S.  15)  festgestellte  und  jetzt  wohl  allgemein  an- 
genommene Bedeutnng  der  ganzen  Composition  aufs  neue  zu  begründen.  Nur  über 
Einzelnes  dürften  einige  Bemerkungen  noch  am  Orte  sein. 

Es  ist  schon  von  anderer  Seite  (s.  Welcker  a.  a.  0.  8.  23)  darauf  hingewiesen 

worden,  daß  die  nngeschickte  Vertheilung  der  Personen  auf  die  verschiedenen  Seiten 

des  Monumentes,  durch  welche   der  Bräutigam  Zeus  von  der  Braut  Hera  getrennt 

wird,  der  ursprünglichen  Composition  widerspreche  und  dem  Copisten  zur  Last  zu 

legen  sei,  welcher  die  Übertragung  von   der  Fläche  eines   anders  gestalteten,  am 

wahrscheinlichsten  runden  Geräthes,  etwa  eines  Peristomion  wie  das  korintliische*) 

oder  capltolinische^),  zu  besorgen  hatte.     Eben  so  wenig  ist  darüber   ein  Zweifel, 

daß  wir  die  Composition  nicht  vollständig  besitzen,  während  über  das,  was  felilt, 

die  Meinungen   ans  einander  gehn.     Als  Thatsache   kann   nur   festgestellt  werden, 

daß  auf  der  ersten  Fläche  (A.  im  Atlas)   einerseits  von   den  Fackeln    der  jetzt  zu 

Yorderst  schreitenden  Artemis   nur   ein   kleines  StUck  erhalten ,  dagegen  von  einer 

dieser  GOttin  voranschreitenden  Figur  eine  nnbezweifelbare  Spur,  nämlich  der  zurück- 

flattenide  Zipfel   eines  Gewandes,    etwas  unter  der  Höhe  des  Knies   der  Artemis 

vorhanden  ist.     Es  kann   nicht  unbedingt   festgestellt   werden,  was   für   einer  Art 

von  Gewandung  dieser  Zipfel  angehöre,  doch  ist  ein  Ilimation  der  Art,  wie  es  der 

ebenfalls  der  Artemis  voranschreitende   Apollon   in   dem   Relief   des   korinthischen 

Peristomion  trägt,  schwerlich  ausgeschlossen,  und  es  liegt  jedenfalls  am  allernächsten, 

eben  auf  diesen  Gott,  welcher  als  der   musikalische   Führer   des   Zuges  schicklich 

<ler  fackeltragenden  Schwester  vorausgehen  würde*'),  zu  schließen.     Daß  er  in  den 

oben  besprochenen  Hochzeitsvasenbildem  fast  niemals  fehlt ,  sei  nur  kurz  erinnert. 

Vor  diesem  leierspielend  zu  denkenden  Apollon   ist  dann  aber  eine  weitere  Person 

nicht  annehmbar. 

Haben  wir  somit  auf  der  ersten  Fläche  vier  Personen,  so  ist  die  gleiche  An- 
zahl auf  der  entsprechenden  dritten  Fläche  (im  Atlas  C.)  mit  Nothwendigkeit  vorau.s- 
zBsetzen.  Ganz  erhalten  sind  hier  nur  zwei,  Dionysos  und  Hermes,  und  von  einer 
toter  dem  Hermes  hinzugefügten  modernen  dritten  Figur,  von  welcher  Fea'^)   und 

(^i^n,  als  der  Rest  der  Figur  selbst  und  als  ausnahmelos  alle  anderen  Figuren.  Der  Über- 
*'^it€r  hat  also  eine  tüchtige  Schicht  der  Oberiläelie  weggcmeißelt ,  und  zwar  offenbar  des- 
^*^l>,  weil  sie  arg  verstoßen  war.  Auf  die  Einzelheiten  der  Bekleidung  dieses  Dionysos  ist 
*^*>  Nichts  zu  gel>en,  denn,  wenn  auch  der  Überarbeitcr  den^Spuren  dos  Alten  so  viel  wie 
''^lich  gefolgt  sein  sollte,  so  bleibt  ungewiß,  was  und  wie  viel  er  sah  und  wie  er  da«  C}e- 
^^e  verstand. 

a)  S.  Welcker  a.  a.  O.  Taf.  I.  2. 

b)  Müller,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  197. 

c)  So  auch  E.  Braun,  Artemis  Hymnia  und  Apollon,  Rom  1842  S.  6.  Was  für  Gründe 
"^«Icker  a.  a.  O.  S.  23  gehabt  haben  mag,  es  unpassend  zu  linden,  daß  der  Artemis  mit  den 
^'Hihieitsfackeln  eine  andere  Person  (irgend  eine)  voranginge,  »küc  eigentlich  als  die  letzte  des 
^*»ien  Zuges  auf  der  folgenden  (d.  h.  der  vierten)  Seite  .stehen  sollte«,  ist  nicht  recht  ersicht- 

*^^  und  eben  so  wenig  erklärlich»  wie  er  annehmen   mochte  (S.  25),    ApoMon    habe   »laute- 
*P*^lend  den  Zug  geschlossen«. 

d;  Jndicaz.  antiquaria  p.  la  Villa  Albani  No.  249. 


178 


ni-  MYTHEN  DBB  HEIW. 


ZoSga')  rede»,  iat,  jetzt  weni^tttens.  Nicht«  vorlLandfU  nnd  ps  i8t  achwcr  zu  sagen, 
wo  sie  jemalii  gewesen  sein  sollte-  Wohl  dagegen  sind  die  sicherlich  iintlkcn  Reste 
einer  dritten  Person,  tind  zwar  ohne  Zweifel  einer  weiblichen  Person,  eriialten. 
nfimlich  ein  niedrig  vorgestreckter  linker  Arm ,  der  vordere  Theil  eines  linken 
Fußes  lind  Weniges  einer  bis  gegen  den  Fuß  hinabreichenden  Gewandnng.  Woiin 
wir  in  dieser  weiblichen  Person,  gewiß  nicht  unpassend,  weder  an  aich  iioeh  fi)r 
diene  Composltion .  die  auch  sonst  dem  Hermes  gesellte  Ilestia  *')  erkennen ,  wOrde 
auf  nonli  eine,  den  Schluß  dieser  Seite  bildende  Gottheit  211  ratlicn  sein,  was  aber 
jedenfalls  besser  antcrblelbt.  Auch  die  Frage  endlich,  ob  der  Zug  sieh  auch  nocJi 
über  die  vierte,  jetzt  abgesagte  Seite  mit  drei,  den  Figuren  auf  der  zweiten  Fliehe 
(im  Atlas  D.)  entsprechenden  Peraunen  fortsetzte,  oder  ob  wir  ihn  als  mit  der  Zahl 
von  elf  Gottheiten  «hgesuhlossen  zu  betrachten  haben,  bleibt  am  besten  unent- 
schieden. Denn  die  Möglichkeit,  daß  anstatt  weiterer  Figuren  die  jetzt  fohlende 
Seite  eine  Inschrift  trug,  wird  man  niclit  in  Abrede  stellen  künnen  und  schwerlich 
ni5chle  es  gelingen,  außer  der  hinter  der  vermntlieten  tlestia  sicher  fehlenden  Person 
ihrer  noch  drei  auszudenken ,  wekhe  in  diesem  Zuge  nicht  blos  müglicb .  sondern 
waliracbeinlich  wären  nnd  durch  welche  sein  mythologischer  Gcdaukeninhalt  gcwinnm 
würde.  Nur  das  Eine  steht  uiiorsclititterlich  fest,  daß  es  sich  nicht  nm  eine  ZwOlf- 
zahl  von  Göttern  handelt,  sondern  daß  entweder  nur  elf  oder  daß  vierzehn  Personen 
vorhanden  gewesen  sind .  wie  dies  Letztere  auch  Zot'ga  angenommen  hat  (s-  b 
Welcker  a.  a.  0.  8.  22). 

Der  ganze  Aufzug  wUrilu  sieli  hieiuHch,  SD  weit  wir  urteilen  können,  ans  fol- 
genden Personen  zusammensetzen:  A.  I)  Wahrsoheinlich  Apollun  mit  der  Kithara 
als  mnaikaUscher  Führer  des  Zugs  an  seiner  Spitze,  den  Ilymenaeus  vertretmU. 
2)  Artemis  mit  den  Hochzeitsfackeln,  wohl  Hegemone  zu  nennen'').  3)  I^ne 
weibliche  Figur  mit  dem  Scepter,  welche,  was  noch  unerklärt  nnd  schwer  zu  dentni 
ist.  den  Zipfel  des  Gewandes  der  Artemis  mit  der  Linken  gefaßt  hält.  Sie  [st  ran 
Welcker  (S.  tS)  Khea,  die  Mutter  der  Hera  genannt  worden,  während  Fürster 
{a.  a.  0.)  fUr  dieselbe  den  Kamen   der  Tethys  vorschlägt,  welcher  nach  üaigm 

alten  Zeugniascn  (a.  Förster  a.  a.  0.  S.  20,  Anm.  S)  Hera  nach  Kronos'  Sturze  tui 

F^rziehnng  Übergeben  worden  wäre  und  die  ihr  die  Hochzeit  ausgürllalet  hält«,  welclu?^^ 
also  hier  an  Stelle  der  Brautmutter  erschienen  sein  würde.  Möglich  ist  das  schon  _^ 
aber  beweisen  läßt  sich»  nicht,  auch  liegt  im  Gmnde  wenig  daran,  oh  man  IUw^ih 
oder  Tethys  erkennt,  nui'  daß  man  die  eine  oder  die  andere  gegen  die  von  K.  Brami*  "^ 
gewiß  nicht  passend  vorgeschlagene  JMa  fesÜialte.  die  Welcker  (S.  ib}  anzunehtn^Er« 
geneigt  ist,  während  sie  Förster  [a.  a.  0.  S.  2r>  Anm.  5)  mit  Recht  ablehnt.  4)  ZensK, 
zu  dem  mir  zu  bemerken  iat.  daß  der  von  Zoj'gas  Stocher  allerdings  nicht  grna^a 
wiedorg«>]|^bene  Vogel  anf  dem  Scepter  doch  füglich  kein  anderer  als  der  Adk-w-T 
[niehl  ein  Kukknk)  sein  kann").  B.  Ti)  Hern  als  die  Braut  ebenso  pasneiHl  1 
achIt^iert  nnd  den  Schleier  mit  dir  Linken  erhebend,   wie  voll  jnng;  fraulich  er 


B]  S.  bei  Welcker  a.  «.  O.  S.  72, 

b]  UBBtin  nimmt  such  Wpkkcr  a.  n.  O.  S.  2 
(ii1|(en  lAßl,  indcMcn  mil  dem  Bekrnntniß,  die* 

c)  Vergl.  Welcker  «.  «.  O.  8.  Mi  f.,  FiVrster 
I  -d)   Ariemi»  Hymnin  und  Apotloii.  Rci 

J   VpfkI    Ober  .lie«-  Prn^p   Weicket  n 


A2  i 


n,  der  er  ctnnn  narh  A|ili(niliie  u 
ungewiß  unrl  dunkel. 
»■  (>.  S   20  mit  Kok  1 


1  I .  ZEUS*  ITNB  HERA8  HEIUGE  HOCHZEIT.  177 

niederblickend ;  auch  in  der  nachlässigen  Art,  wie  sie  ihr  Scepter  hält,  konnte  man 
einen  psychologisch  feinen  Zng  nnd  eine  Hinweisnng  auf  ihr  bewegtes  Gemüth  er- 
kennen.   6}  Poseidon,  der  Bruder  des  Zeus  und  so  vielleicht  nur  als  der  nächste 
Verwandte  anwesend,  möglicherweise  aber  auch  mit  den  folgenden  drei  Gottheiton 
zosanunen  eins  der  Bedflrfnisse  des  neuen  Haushaltes,    menschlich   gedacht,    das 
Wasser  allegorisch  vertretend.     7)  Demeter,  das  Haupt  mit  dem  Kalathos  be- 
deckt, Ähren  nnd  Mohn  in  der  Rechten   erhebend,   vielleicht  nur  als  Schwester, 
wie  Poseidon  als  Bruder  des  Brautpaares  zu  fassen,  möglicherweise  aber  auch'  wie 
jener  das  Wasser,  so  sie  das  Brod  des  neuen  Hauses  vertretend*) .    C.  S)  Dionysos, 
von  dessen  Costflm  nach  dem  oben  S.  174  Note  c.  Gesagten  nicht  mehr  zu  reden 
ist,  nur  daß  man  die  nicht  ganz  deutlichen  Spuren  einer  Nebris  auf  seiner  Brust 
anerkennen   mag^).     £in  anderer  Grund   fär  seine  Anwesenheit,  als  daß  er  »der 
Gdl>er  des  Weines  wie  Demeter  der  Ähren«  ist  (Welcker  a.  a.  0.  S.  25)  läßt  sich 
kaum  ausdenken^),  und  nach  einem  ähnlichen  Grunde  würde  9)  Hermes  als  der 
Heerdengott  anwesend  und  10]  Hestia  als  die  Göttin  des  Ileerdes  und  Hauses  nach 
Maßgabe  der  vorhandenen  Reste  zu  vermuthen  sein.  —  Auf  die  Bekränzung  aller 
Gottheiten,  dem  Brautpaare  zu  Ehren  (Welcker  a.  a.  0.  S.  16),  und  die  netzförmigen 
Schuhe  aller  Personen  (Welcker  a.  a.  0.  S.  15),  Hermes  und  Hera  und  vielleicht 
^e  Gctfin  hinter  Hermes  aiisgenonmien,  ist  schon  von  Anderen  hingewiesen ;  Neues 
ist  Aber  diese  Umstände  nicht  zu  sagen. 

Auch  Aber  die  Metope  von  Selinunt  und  das  pompejanische  Gemälde  wird  es 
Dach  Allem,  was  in  neuerer  Zeit  über  diese  Monumente  gesclirieben  worden  ist, 
oiaubt,  ja  geboten  sein,  sich  kurz  zu  fassen ,  sofern  man  nur  in  dem  Widerstreit 
»  <Idr  Ansichten  über  das  Gemälde  seine  feste  Stellung  nimmt.  Beide  Denkmäler 
wlgen  die  Scene  der  eigentlichen  Vereinigung  der  liebenden  Götter,  nnd  zwar  ver- 
t^  beide  dieselbe  in  die  freie  Natur,  welche  in  dem  Relief  durch  den  Felsen 
angedeutet  ist,  auf  dem  Zeus  sitzt,  während  das  Gemälde  das  Local  weiter  aus- 
fthrtund  in  einer  schon  früher  (Bd.  H.  S.  240  flf.)  näher  erOrterten  Weise  wahrschein- 
Kch  als  den  kretischen  Ida  charakterisirt.  Aber  auch  darin  stimmen  beide  Kunst- 
werke ttberein,  daß  sie  Zeus  sitzend,  Hera  voll  Schämigkeit  und  Zurückhaltung  zu 
>^ herantretend  darstellen,  das  Relief  sie  allein,  das  Gemälde  eine  geflügelte  Dienerin, 
Leiterin  hinter  der  Göttin  hinzufügend,  welche  diese  leise  vorwärts,  dem  harrenden 
Zeus  entgegendrängt  und  der  der  Name  Iris ,  über  welchen  man  neuerdings  wohl 
*%wiidn  einverstanden  ist,  um  so  passender  gegeben  wird,  als  Iris  Heras  OaXa- 
l^ia  genannt  wird*^).  •  Beide  Kunstwerke  lassen  Zeus  die  herantretende  Hera 
^  der  Rechten  am  Arm  ergreifen  und  der  Geliebten  in  das  Gedicht  schauen,  aber 
^^  Kunstwerke  beschränken  auch  die  Handlung  des  Zeus  auf  diese  sehr  mäßige 
Bewegung,  der  indessen  in  dem  Relief  eine  gewisse  innere  Energie  nicht  abgeht, 

a)  Vergl.  auch  Welcker  a.  a.  O.  S.  25. 

b)  Siehe  Welcker  a.  a.  O.  S.  21. 

c)  Auch  im  Hochzeitszuge  der  Götter  zu  Peleus*  und  Thctis'  Hochzeit  auf  der  Francois- 
^We  schreiten  den  auf  Wagen  fahrenden  Gottheiten  voran  Hestia,  Demeter,  Chariklo,  Dionysos 
•"'t  dem  großen  Weingefäß  auf  den  Schultern  und  die  Hören,  und  der  Gedanke,  daß  in  ihnen 
"^  dem  neuen  Haushalte  zugeführte  Segen  ausgedrückt  und  in  ihm  der  Grund  zur  Aus- 
**ndening  der  Demeter  und  Hestia  aus  der  Zahl  der  großen  Götter  und  der  letztern  Er- 
wteun^  durch  Maia  auf  Hermes*  Gespann  begründet  sein  mag,  liegt  nicht  fern. 

d;  Theocrit.  Id.  XVII.  131,  Nonn.  Dion.  XXXII.  TS  sq. 
Overbeck,  Kunniiii^thologie.   111.  12 


III     MTTilKN  HER  IIGIU^ 

welche  Bociiaclie  Erregung,  freu(1ig«8  Anetaunen  der  entschleierten  Schönheit  spiegelt, 
während  sie  in  dem  ßild  in  anffallcndcr  Weise  gelassen ,  fast  Ictlhl  ist.  Dies  ist 
aber  anch  so  ziemlich  der  einzige  Umutand.  welchen  man  mit  tlecht  fllr  Wolcker» 
Ansicht  wird  geltend  machen  können .  es  bandele  sich  nicht  um  die  Scene  der 
heiligen  Uochzeit,  um  die  erste  Vereinignng  der  Götter,  als  ITera.  um  mit  Statins 
(Theb.  X.  vH.  62)  zn  reden,  war 

expcrs  connabii  et  timide  positnra  sororem, 
sondern  um  die  Sceno  des  14.  Gcäangcs  der  Ilias,  welche  3cm  ispo;  -jäiiö;  lieiter 
nachgebildet  ist,  aber  seine  Motive  nmkehrt,  indem  sie  Hera  ihren  Gatten  in  trOgo- 
riacber  Absieht  z»  einer  Schäferatunde  verlockend  darstellt.  Bei  der  ersten  I.iebe«- 
verjjindung  wird  man ,  das  kann  nicht  wohl  in  Abrede  gestellt  werden ,  Zena  leb- 
hafter lumdelnd ,  bewegter ,  erregter  denken ,  zumitl  wenn  man  sich  an  aein  stür- 
misches Werben  in  der  heiligen  Sage  von  Hermione*)  erinnert.  Denn  daß  Jleras 
Zurückhalhing  und  Sprudigkcit.  die  jn  nicht  zn  verkennen  ist.  eine  geheuchelte  sei. 
wie  Welcker.  annimmt,  ein  kokettea  Spiel,  nm  Zeus  deato  mehr  zu  entflammen,  dies 
mnß  man,  angeeichts  des  Bildes,  mit  Heibig  nnd  Förater  bestimmt  in  Abrede  stellen, 
nm  so  mehr,  als  dies  der  Motivirung  bei  Homer  eigentlich  widersprechen  wUrdc 
luid  als  sieh  damit  die  Geleitung  durch  Iris  in  keiner  Weise  verträgt  Und  wenn 
man  sagen  sollte,  daß  der  Fundort  des  Bildes,  ein  pompcjaniaches  Haus,  welches 
von  den  in  seinen  Bildern  geschilderten  homerischen  Gegenständen  seinen  einen 
Namen  [casa  Omerica)  erhalten  hat,  darauf  schließen  lasse,  daß  es  sich  uueii  liier 
um  eine  Scenc  aus  der  Ilias,  nicht  aber  um  die  Darstellung  einer  heiligen  Li^nd^» 
handele,   so  wird  einerseits    aiif  die  Parallele  der  Tempelmetopo  von  Selinunt  hin- — . 

zuweisen  sein,  in  der  die  homerische  Idascene  gewiß  nicht,  sondern  nur  eine  Dar- . 

Stellung  des  (£(>b;  Xö^Os  anznuehmen  ist,  andererseits  aber  wird  man  nicht  sn  rer- 

gessen  haben,  daß  die  alexandrinieche  Forste   sieh   des  Gegenstandes  der   lieiUgt^a) 
Hochzeit  bemilchtigt  Latte  nnd  daß  anf  diese  als  Quelle  des  Bildes  FOrster  (S.  3~7; 
in  feinsinniger  Aiisfllhning  mit  um  so  gnißorem  Hechte   hingewiesen   hat ,   je  mn2*r 
sich  der  Einfluß  alexandrinischer  PuSsie  und  Kunst  anf  die  pompejiuiischen  Haler^^n 
als   ein  weitgreifender  nnd    vielfueh   entscheidender   herausstellt.     Was  aber  Ztwx' 
ruhige  Haltung  anlangt,  wird  man  sich  von  dem  entgegengesetzten  Eindrut^k.  Arn 
seine  Werbung  inabcaondere  in  der  argivisch-hermioneischen  Sage  hervorbringt,  fm 
lu  macheu  haben,  da,  wie  schon  früher  (Bd.  IJ.  S.  242)  bemerkt.  Nichts  auf  eben 
diese  Sago  als  Quelle   unserer   beiden  Monumente,  dagegen   für  das  Wandgemilde 
Manches  auf  Kreta  hinweist.     Von   der  Gestalt  der   dortigen  Erzählung  Bind  wir 
nicht  unterrichtet,  es  kann  aber  aii  sich  Nichts  im  Wege  stehn,  nnzunehmcji.  dal! 
es  sich  in  ihr  nm   ruhiger  gehaltene  Vorgänge   gehandelt  habe,    wie  solche  gaiu 
uff^nbar   sowohl    der   Darstellung   Theokrita  (lil.  XVH.  va.   131  sqq.f*')  wie  auch 
derjenigen  des  Statins  (Tlieb.  X.  va.  56  sq)).)=)   zum  Grunde  liegim.   wnlche  letzten 

Ol  Schol.  Theorril.  Id.  XV.  04. 

b]  *Q4t  Kai  döivcitojy  Icfi;  ^t**!**'  isE^>.hfril. 

tOt   Tfacm    XpclftIM   '\'ll    ^IwXffli    'l  ft6tl7H)'J. 

c)  rnpluni  i-tUot  dcino ,  cuius  mirnbilr  tvxtum 
Natu  manu*  ■tariU*  aw  dinaocüiu  miuilo 


II.  SETS*  nKD  HEKAft  HKIUGK  HOCaUETT  179 

anf  eine  vom  DieUer  fiagiite  Slickera  aaf  mmem  der  Hera  po«  des  aipTuclieB 
Weibern  dargebraehtai  Gevande  besiekt.  Mfhr  aber  als  die  Amuüime.  eine  der- 
artige Darstellung,  wie  sie  die  genannten  DiebteisteOca  bieten,  sei  die  Grandla^ 
der  in  Rede  atdioiden  Kunstwerke  gewesen,  braneben  wir  niekt.  nm  in  ibnen  eine, 
inmeriiin  auf  das  eigentlicbe  Werben  des  Zens  folgende  Seene  des  ispo;  7«»«^.  um 
die  feierliche  Zuflihrung  der  von  Zens  gewonnenen  Braut,  aniuerkennen. 

Ober  die  Bedeutung  der  unterkalb  des  Zens  sitimden  kleinen,  mit  Blumen 
(nicht  Eichenlaub)  bekrtnzten  Jinglingagestalten  anf  dem  Wandgemälde  ist  dagegen 
eine  aidiere  Entadieidung  kaum  mSglieh.  Fasse  man  sie  aber  wie  man  will,  ent- 
weder als  idaeisdie  Daktylen  des  kreüsehen  Ida  (s.  Bd.  n.  8.  242  oder  mit  Ilelbig 
md  St^hani  ab  Personifieationen  der  bei  der  beOigen  Hochieit  aufblllhenden  ilst- 
{Mvscy  gogen  die  Annahme,  es  bandele  sich  in  dem  Gemilde  um  den  ispo;  7«smk 
sdbst,  können  sie  weder  im  «neu  noch  im  andern  Falle  beweisen  und  eben  so 
wenig  bieten  sie  irgend  einen  Anhalt  fllr  die  Welckersehe  Ansieht,  es  sei  der  troisehe 
Idi  imd  die  auf  demselben  spielende  homerische  Seene  gemeint. 

Ober  den  Eicbenkrani  und  den  Sehleier  des  Zeus  ist  Bd.  TL.  S.  240  ff.  gesagt, 
lit  Aber  denselben  gesagt  werden  konnte,  nicht  minder  über  die  Charakterisirung 
dei  Locals.  Daß  das  reiche  und  schöne  Costfim  der  Hera  in  dem  Bilde  wie  das- 
jeni^  in  dem  Metopenrelief  fllr  diese  briutliche  Seene  ein  vollkommen  und  namcnt- 
Keb  durch  die  Verschleierung  passendes  sei ,  ist  angenftllig  und  allgemein  an- 
erluumtr  nicht  graflgend  aufgeklärt  dagegen  die  im  ganzen  Bereich  antiker  Kunst- 
werke wohl  Yollkommen  vereinzelte ,  sdillrzenartige  Ausbreitung  des  Schleierzipfols 
te  Hen.  Denn  wenn  man  in  dieser  Verhflllung  des  Leibes  der  dicht  bekleideten 
OiMtln,  gleichsam  wie  durch  einen  eignen  Vorhang,  eine  Verstärkung  des  Ausdrucks 
ikrer  Scheu  und  Schamhafiigkeit  hat  erkennen  wollen ,  so  erscheint  eine  solche 
Qiendts  durchaus  flberflflssig,  andererseits  hat  ue  etwas  nicht  blos  Spielendes, 
^dern  sogar  Zweideutiges,  das  um  so  bedenklicher  erscheint,  je  weniger  man  von 
^  gebräuchlichen  Mimik  reden  kann.  Eher  könnte  man  an  ein  durch  die  starke 
Qcnfltfasbewegnng  herbeigefthrtes  Spielen  mit  einem  Gewandende  oder  ein  Zupfen 
tt  demselben  denken ,  wenn  das  nicht  ein  für  die  Feierlichkeit  des  ganzen  Bildes 
viel  in  kldnliches  und  einer  Zofe  mehr  als  einer  OOttin  gemäßes  Motiv  wäre.  Uu- 
KkfiD,  wie  auch  Förster  S.  «36  es  genannt  hat,  bleibt  dasselbe  auf  jeden  Fall. 

Von  ein  paar  angeblich  in  Samos  und  in  Argos  vorhanden  gewesenen,  auf  die 
kJEge  Hochzeit  bes&flglichen  Gemälden  abscheulich   obscoenen   Inhalts^)  wird   man 
sn  besten  ganz  schweigen;  mit  echter  Mythologie  haben  sie  so  wenig  zu  thnn,  wie 
iiiit  echter  Kunst. 


Veraarat,  calathU  castae  relamina  divae 
Huad  spernenda  fenint,  Variis  ubl  plurima  florct 
Purpura  picta  modis  mixtoque  incenditur  auro 
Ipsa  illic  magni  thalamo  dcsponsa  Tonantis, 
Expers  connubii  et  timide  positura  sororem 
Lumine  demisso  pueri  lovis  oscula  libat, 
Simplex  et  nondum  furtis  offensa  mariti. 
Hoc  tune  Argolicae  sanctum  Telamine  matres 
Induerant  ebur. 
a)  Origenes  contra  Celaum  IV.cap.  48,  Clem.  Ilomil.  V.  cap.  18,  vergl.  Förster  a.  a  O.  S.  'AH. 

12* 


AMERKUNGEN  UND  EXCÜRSE 


ZUM 


ZWEITEN  BUCH. 


AMEMÜNGM  UND  EXCÜKSE 


ZUM 


ZWEITEN  BUCH. 


ZUM  ERSTEN  CAPITEL. 


1)  ZU  S.  3.  Als  die  cinsige  Vorarbeit  von  Bedeutung  ist  hier  die  Schrift  von  Richard 
Förster:  Über  die  ältesten  Herabilder  nebst  einem  Excurs  über  die  Glaubwürdigkeit  der 
kuiutgeschichtlichen  Angaben  des  Athenagoras,  zu  nennen.  Denn,  wenn  dieser  unter  den 
von  ihm  aufgeführten  Schriften  zur  Kunstmythologie  der  Hera  Böttigers  Kunstmythologic  II. 
S.  213  ff.  nicht  nennt  noch  auch  gekannt  zu  haben  scheint,  so  darf  man  sagen,  daß  auch  aus 
dieser  Vorarbeit  nur  sehr  Weniges  zu  entnehmen  ist. 

2)  KU  S.  4.  Böttigers  (Kunstmythol.  II.  S.  229  Anm.  ff)  Behauptung,  »das  älteste  Zeichen 
war  gewiß  auch  hier  (in  Samos),  wie  In  Argos,  wo  wir*s  ausdrücklich  durch  die  Versiche- 
rung des  Clemens  von  Alexandrien  wissen ,  eine  Säule ,  xtcuv ,  ein  Spitzkegel  wie  in  Paphos 
und  anderen  Orten«  ist  reine  Willkür. 

3}  zu  S.  4.  Die  Vermuthung  Försters  a.  a.  O.  S.  5,  man  habe  zur.  nähern  Charakte^i- 
sirung  der  Göttin  an  die  Säule  (in  Argos)  oder  das  Brett  (in  Samos)  wohl  einen  Stab,  ox-^nrpov, 
angelehnt  oder  jene  mit  den  der  Hera  heiligen  Blumen ,  in  Argos  mit  Sternkraut  (doreptcuv) 
umkränzt,  ist  ohne  sichere  Begründung,  denn  die  Stelle  des  Pausanias  II.  17.  2,  welche  er 
•»zieht:  darepiosva  6soiid^o\i9i  xai  ti?jv  7t«5av  tiuttjv  -ng  "Hpqi  xal  aurr^v  cp^pouai  xal  dnb  tcwv 
t'jUon  auTTJc  «xecpcivouc  TrXIxouaiv ,  enthält  eine  solche  nicht. 

-1)  zu  S.  4.     Förster  a.  a.  O.  S.  4  durfte  also  nicht  so  bestimmt,  wie  er  es  thut,  sagen: 
"^  hören  wir,  daß  Hera  gemeinsam   mit   den   übrigen  Göttern   zu  Pharae  in  Achaia  in  der 

Gestalt  eines  X(9oc  TtTpdrfio^oi dargestellt  war«. 

5)  zu  S.  7.  Vergl.  die  ausführlicheren  kritischen  Erörterungen  über  diesen  Punkt  bei 
^<^rster  a.  a.  O.  S.  6 — S,  dieren  Ergebniß  das  auch  im  Texte  kurz  angegebene  ist,  daß  Plutarchs 
^*chricht,  welcher  diejenige  des  Pausanias  durchaus  nicht  widerspricht,  die  vielmehr  von 
J^>K€r  nur  ergänzt  wird,  vor  derjenigen  des  Demetrios  bei  Clemens  den  Vorzug  verdiene  und 
^ß  an  Peirasos  als  Verfertiger  und  Weiher  dieses  ältesten  der  Herabilder,  welche  Pausanias 
im   argivischen  Herueon  sah,  festzuhalten  sei. 

G)  zu  S.  S.     Förster  a.  a.  O.  S.  9  zieht  zunächst  die  Geschichte  von  des  Teiresias  Ver- 

^'Ändlung  in  einen  häßlichen  Mann  mit  Afifengesicht  wegen  Verspottung  »toö  h  "ApY^i   ci-yolX- 

J**^'>;  r^«  Tlpoc«  bei  Eustath.  ad  Od.  X.  p.  1605  lin.  47  an,  jedoch  nur,  um  deren  Unglaub- 

^Urdigkeit  zu  constatiren :  »und  so  ist  auf  diese  Nachricht  ....   wohl  Nichts  zu  geben«.  An 

^^r  Chronologie,  meint  er,  wäre  kein  Anstoß  zu  nehmen ,  denn  Peirasos ,  auf  den  das  erste 

^T^lii  der  Hera  in  Argolis  zurückgeführt  werde,  reiche  weiter  hinauf  als  Teiresias.    Wohl ; 

^oer  das  a^aXpa  des  Peirasos  war  bis  Ol.  7S  in  Tiryns ,  nicht  »£v  "Ap-yei«.     Die  Weihung  des 

'I^Tabildes  in  Tiryns  aber,  fährt  er  fort,  habe  gewiß  keinen  andern  Sinn,  als  daß  der  Hera> 

^^t  Ton  Argos  nach  Tirynth  verpflanzt  wurde.     Mag   sein ;    aber   für  ein  ikonisches  Agalma 

^^  Hera  in  Argos    wird  dadurch  Nichts  bewiesen  und  von*  einem  solchen  ist  auch  in  den 

^'^nden  von  der  Stiftung  des  Heracultes  in  Argos  durch  Inachos  (ApoUod.  II.  1.  1,  Pausan.  II. 

'^'  ^]i  oder  Phoroneus  (Hyg.  fab.  143  u.  225)  nicht  die  Rede  und  Peirasos,  den  Plutarch  bei 

'^^^b.  Praeparat.  evang.  III.  8.  in  dieser  Beziehung  nennt,  weiht  sein  &^ak\iJ7.  nach  Tirynth. 

*^>t  aber  der  Heracult  in  Argos  so  alt,  sagt  Förster  S.  10,  so  versteht  es  sich  von  selbst, 

^»  e«  schon  in  früher  Zeit  hier   ein  3,'^aKit.a  der  Göttin  gegeben  hat,  welches  an  die  Stelle 

^  x[(DN  jAoxpö?  (s.  oben  S.  4  ^ote  c)  getreten   ist.«    Dies   muß  entschieden   in  Abrede  ge- 

Ktcllt  werden;   Niemand  kann  sagen,    wie  lange   der  Cultus   des  xioav  (xaxpö^  dauerte,    den 

*»^*ttithoe,  sie  sei  nun  gleich  der  Kallitliyia-Io  oder  nicht,  zuerst  mit  OT£[X(xaat  und  doadivotoi 


184 


ANKEBKÜNOKII  ONO  EXCtlBSE 


»ctmiütkii-.  V/esm  Füraier  aber  foilfährl,  es  wi  nntürlich  uniuiiohmcn,  dies  »orausgcje 
ikoniiichc  Agalmn  in  Acgon  aci  Alter  gowosen,  als  dos  des  l'ciruos,  weil  dicicr  Mluch  ■ 
walil  sein  Schnitiliild  fOr  den  alten  UcrBtempel  in  Argos  aolbat  lurOckbch alten  haben  wOrde«, 
flo  muß  man  fragen:  wer  kann  diu  bercclinen  ?  find  wo  Boltte  fOr  Pciiasoa  daa  Hutiv  gelegen 
haben,  sein  Schnitxbild  in  Argos  niurackü  ubchnlten^  wenn  er  den  Cultus  von  Argoa 
noeh  Tiryns  Qbeitrug,  wie  Pöratcr  annimmt;  da  ging  ihn  ja  Tiryns,  nicht  Arg»s  an.  Wcitrr 
meint  Förster,  ein  Siat.^i  der  Ueia  in  AigoB  vor  dein  Aigonauteniugc  kenne  die  Snge  (b«i 
Fauaan.  VIl.  4.  4)i  ifeluho  das  anmischc  Heiabild  von  den  Argonauten  aus  Argoi  nach  Samos 
gebracht  sein  lasie.  Dies  kann  abei,  gont  abgeselin  von  der  ülaub Würdigkeit  der  Sage,  welche 
auf  ziemlieh  schwaolien  Füßen  steht  (vergl.  Purster  selbst  S.  20  Anm.  120  u.  8.  24  Anm.  I40|, 
das  Cultusbild  im  HciBeon  numiSglich  gewesen  soin,  weil  eine  solcbe  Cborlragung  grießliischer 
ISitle  gradezii  widersprochen  wllrdc;  auch  sogt  davon  l'auf«nias  kein  Wort,  sundern  nur,  die 
Argonauten  seien  die  Stifter  den  Hcracultus  in  Somoa ,  iTid-jtaiit  hi  oJTOJi  TJi  j'juXji/i  i\ 
Afr/VK,  'z',  ayaXfta  d.  h.  dasjenige,  weluhea  nach  dieser  Sage  in  .Samos  als  dos  alleatu  gall> 
ein  beliebiges  in  Argos  vorhandenes  oder  von  den  Argonauten  gomaehtcs,  wenn  nielil  etwa 
gar  die  mni;,  welche  andere  Quellen  als  das  er^te  samiselie  Hcrnngnlma  keunen,  auf  keinen 
Fall  das  ikoniacho  oder  anikoniscbe  Tempclngalma  des  Herumn,  Es  ist  desw^en  aucti  eine 
weitere  entschieden  irrige  Annahme  FÖretura,  dies  van  den  Argonauten  we^enominene  Terapel- 
li  später  in  Argos  •oraetztn  wonJcu  und  dieses  ErsatsbUd  sei  dasjenige,  a 


1  und   von  Kloomones   anknflpfen ;   far   diese*   kennen 

[leine  Reihe  von  Beispielen  antufohron,  in  Vasen- 
eint,  de  V.  pl.  51  (Arcli.  Ztg.  ISIS,  Ti(f.  :t5  1,  Denkm. 
tl  nennende  Ofittin  Arch.  Ztg.  a,  u.  (I,  Nu.  2  (S.  IK»), 
■dopsvasc  s.  oben  S.  'lu.  Note  u  u.  Atini.  1(1.  du  PbI- 
.  ISIS  Tof.  lü  I  (m.  Oall.  Taf.  27.  2),  das»lb<>  ^wkbr- 
Uon.  dcir  Inst.  n.  tav.  3ü  (m.  Gotl.  Taf.  34.  I!*;  u   A-i 


m.  IV.  3 


die  Üeachiehtcn  von  Kleobis  und  Bitc 
wir  eben  die  EntstehungsKcit  nicht. 

biedern:  die  Chrjae  bei  M Illingen.  1 

4.  B.  Kunst  I.  11)),  die  wohl  ebenso   i 

die  Artemis  Alpheioniu  der  nenpeler 

ladion  der  Weimarer  Vase  Arcb.  Ztg. 

achcinlieh  von  der  Süule  abgenommen) 

in  Kelicfen;   der  ApoUon  in  den   bekannten  cburagisehcn  Reliefen,  Zeus  im  Matlci'settui 

Relief  Mun.  Matth.  III.  tub.  41,  Dionysos  auf  dem  ErzgcCHßc  von  Aventieum  Areh.  Ztg.  voa 

1Sfi4  Tof.  IflO,   auf  dem  silbernen  Becher  von  Vicarcllu  da».  ISHT  Taf.  225.  2,  Palladion  Mtf 

einer  l'honlampe,    Denkm.  d.  u.  Kunat  I.  No.  4  ;   in   Wandgcmfllden    und   Mosaiken: 

Artemis   iti    dem  bekannten    Iphigenienopfer   Heibig,  Wandg.  No.  IJU4   (Mus.   Borlxin.  IV.  3 

und  sonst  tift  wiederboltl  Apulion  und  Artemis  im  Mosaik  von  Ampurios  Aruh.  Zl£.  i 

'l'al'.  U;  in  tiemmcn:  Apullou  in  den  bekannten  (Jenuucn  mit  ralladienraub  ».  H. 

■l-»f.  24.  No,  21  u.  22,  I'uHadion  das.  Taf.  25.  No.  S  u.  S  n.  m.  A. 

H]  tu  S,  9  Note  G.  Zur  Rechtfertigung  dos  Athcnagor.is  könnte  tno»  den  Wartlaid 
I'nusnnia«  in  der  Stelle  VIT.  4.  \  (s.  S.  t2  Note  e]  anführen,  wo  von  dem  durah  die  t 
nanten  aus  Ai^s  nach  Somos  verBQti,teu  Uerabildc  die  Bede  int  und  dann,  obnu  daß  ein 
anderes  Bild  erwähnt  wUro,  von  t<]i  d-jiJXpiTi  gesagt  isl,  es  sei  ein  tfrj'if  ^jtJXiiQt.  .\llcin  daß 
Pauaanias  keineswegs  annimmt,  dius  Uild  sei  in  Argos  gemacht  und  noch  Samos  vcnctal, 
geht  sehr  deutlich  daraus  hervor,  daß  er  §  7  von  Smilis  sogt,  er  sei  nicht  weit  gewnudvtt, 
außer  noch  Samos  und  Gtis ,  Iti  ii,V|  nipi  ^«(itous  x«l  li  ri^i  'HXtiiv.  Hierher  aber  am  ar 
gekommen:  ^;  TnäTou;  ai  lifduTQ  uiid  der  Urhclwr  de«  samischen  Bildes  sei  er:  kiI  ti  {'jaXpa 
iv  !U|ut>  TJJ;  "}lpa«  b  T.btlfl-Ji  iirh  qütoc.  Polelich  meint  Fausanins  mit  i6  d-[q'.|t^  niilit  da» 
jonigo ,  dos  nach  der  Angabc  Kiuiger  (ctslv  ci  ifialv)  die  ArgonnulAu  nach  Hanius  gebracht 
hatten ,  sondern  tö  e[-f^'-I''''>  ^^  '"'*'  *""  Smilis  i«t  diu  na  seiner  Zeit  oxistento  'l'emiiclbilil. 

U)  XU  S.  10.  Schon  Brunn  hat  in  den  Kiuungsbericbten  der  mdnchener  Akailcmia  voa 
1S7I  S.  513  mit  Recht  gegen  Urliobs'  Annahme  bemerkt,  daß,  wenn  wir  bei  einem  samiachan 
Schriftsteller  [ohne  joden  weitem  Zusati)  einen  Herrscher  l'rokles  erw4but  finden,  wir  dpck 
wohl  nioht  umhin  können,  an  den  Samier  cu  denken.  mOgo  derselbe  mit  lleeht  oilcr  irrthOm. 
lieh  citiii  weiden.  Auch  «ei  nicht  absuschn,  warum  Actiilios  den  IlerrscJicr  von  Rpidaaru» 
erwlhnl  haben  saUo,  wenn  er  den  aeginetiichcn  Kanstlei  gar  nicht  nannte.  Brunn  HililirSi 
dies  daraus,  clal3  Clemens  einige  Zeilen  weiterhin  den  Stnilin  nicht  aus  AtilliliiM,  sondern  u^ 
Olympichwi  citirp.  Aber  selbst,  wenn  wir  dies  nicht  ali  vollgiltigen  Beweis  gelten  L 
BUnohmuu  wollten,  er  habe  t^niilia  genannt,  kiliinen  wir  in  logincbci  Weise  bei  ilur  AM 


ZUM  ZWEITEN  BUCH.      1.  CAPITEL.  t85' 

de«  Aöthlios   unmöglich  auf  den  Herrscher  von  Epid.iuroM   kommen ,   da  in  derselben  aber- 
haupt  nur  von  Samos  die  Rede  war  und  Aüthlios  ganz   andere  weit  hatte  ausholen   mfUsen, 
wenn  er  hätte  berichten  wollen,  die  Mennchengcstalt  habe  dax  samischc  Herabild  durch  einen 
Kanstler  aus  Aegina  bekommen  zur  Zeit,  als  diese  Insel  dem  Herrscher  Proklcs  von  Epidauros 
unterworfen  war.     Aber  auch  Clemens  von  Alexandrien  als  Epitomator  des  Aöthlios  können 
vir  nur  dann  für  die  Verwechselung  des  Samiers  Prokies  mit  dem  Epidaurior  verantwortlich 
machen,  wenn  wir  ihn  der  allergrößesten  Nachlässigkeit  anklagen  wollen,  unter  deren  Voraus- 
setzung  wir  freilich  Alles  in   seinen  Text  hineinlcsen  können.     Auf  bloßem  Übergehen  dos 
Namens  des  Smilis  und  der  Heimathbezeichnung  des  Prokies  kann  die  Verwirrung  nicht  be- 
ruhen. 

10)  zu  S.  12  Note  a.     Das  Verhältniß  der  drei  hier  genannten  Beinamen  der  Hera  zu 
einander  und  ihrer  Cultstätten  ist  Nichts  weniger,  als  au  und  für  sich  klar  und  unzweideutig, 
dennoch  scheint  es  am  richtigsten,  Pausanias'  Worte  so  zu  erklären,  daß  es  sich  um   zwei 
Tempel  auf  einem  und  demselben  Hügel,  den  der  Hera  Argeia  und  einen  zweiten  der  Hera 
Hjpercheiria  und  in  dem  letztem  um  ein  außer  dem  Bilde  der  Hypercheiria ,  welches  still- 
schweigend vorausgesetzt  wird,  aufgestelltes  altes  Xoanon  der  Aphrodite  -  Hera  handelt.     So 
crkl&rt  auch   SiebeUs   in  seinen  Adnotationes  und  so   scheint  Welckcr,  Griech.  Göttcrl.  II. 
S.  325  verstanden  zu  haben,  anders  Gerhard,  Griech.  Mythol.  I.  §  2 Iß  Anm.  1.  a:    »Sparta, 
wo  die  argivische   Hera  als   uirepyeipia  oder  auch  als  Aphrodite -'Hera  verehrt  ward», 
ebenso  Preller,  Griech.  Mythol.  2.  Aufl.  I.  S.  125  Anm.  I. 

II)  zu  S.  13.     Daß  Smilis  ein  durchaus  historischer  Künstler  sei  und  daß  die  Angaben, 
velche  ihn  in  mythische  2^it  versetzen,  auf  Irrthum  beruhen,  ist,  seitdem  es  Brunn,  Künstler- 
f^b.  I.  S.  26  ff.  nachgewiesen  hat,  für  alle  Stimmberechtigten  mit  ganz  vereinzelten  Aus- 
nahmen, von  denen  hier  geschwiegen  worden  darf,  Sache  der  gemeinsamen  vollen  Überzeu- 
jlUDg  und  kann  als   abgemacht   gelten.     Anders   verhält   es   sich   mit   dem   diesem  Künstler 
ponÜT  zuzuweisenden  Datum,   als   welches  Brunn,   dem  ich   mich  in  m.  Gesch.  d.  griech. 
Plastik  2.  Aufl.  S.  79  f.  angeschlossen  hatte ,  in  seinen  verschiedenen  Erörterungen  über  die 
^roQologie  der   ältesten  Künstler  die  5Uer  und  GUer  011.  festgehalten  hat,  während  Förster 
»  ».  0.  8.  20  f.  und  Urlichs  a.  a.  O.  S.  28  f.  das  frühere  der  30er  bis  4üer  Oll.  berechnen.  Für 
dieses  letztere  spricht  am  entschiedensten  das  Verhältniß  des  Smilis  zu  den  samischen  Künstlern 
Khnikos  und  Theodoros  und  seines  Herabildos  zu  dem  von  jenen  erbauten  Tempel  der  Göttin 
auf  Samos,  ein  Verhältniß,  dessen  Bedeutung  allgemein  anerkannt  wird  (s.  oben  S.  13  Note  c) 
Bod  das  auch   in   der  Nachricht  des  Plinius,  Nat.  Hist.  XXXVI.  1)0  von  der  gemeinsamen 
^^gkeit  des  Smilis  mit  Rhoikos  und  Theodoros  als  Architekten  am  lemnisehen  Labyrinth 
gesprochen  ist,  mag  es  sich  mit  diesem  lemnisehen  Labyrinthe  verhalten  wie  es  will  und 
^  sich  schließlich  dessen  Existenz  oder  dasjenige  als  wahr  herausstellen,  was  Förster  a.  a.  O. 
S.  IT  aU  Möglichkeit  ausgesprochen  hat,  daß  Plinius  die  Baumeister  des  lemnisehen  Laby- 
nnthei»  und  diejenigen  des  samischen  I^eraeon  verwechselt  hat,  eine  Möglichkeit,  welche  mir 
^t  wahrscheinlich  vorkommt,   wahrscheinlicher  als  die  Änderungen  im  Texte  des  Plinius, 
»eiche  Förster  a.  a.  O.  S.  16  nach  Hirt  vorschlägt.    Vgl.  Urlichs  a.  a.  O.  S.  5.    Erkennt  man 
^  synchronistische  Verhältniß  des  Smilis  zu  Khoikos  und  Theodoros  an,  wobei  man  gewiß 
i^^t  nAthig  hat,    aus  dem   von  Förster  a.  a.  O.  S.  17  angegebenen  sehr   leicht   wiegenden 
^nde,  Smilis  für   noch  etwas  älter  zu  halten   als  Khoikos  und  Theodoros,  so  wird  Smilis 
der  anderweit  feststellbaren   und  wie  ich  glaube  festgestellten  (s.  die  in  m.  Gesch.  d.  Plast. 
-  Aufl.  I,  g.  200  Anm.  7  angeführte  Litteratur]  Chronologie  der  samischen  Künstler  zu  folgen 
"^fif  nicht  umgekehrt  diejenige  dieser  bestimmen  können.    Denn  ein  sicheres  festes  Datum 
idrihn  findet  sich  sonst  nicht.    Ein  solches  hat  allerdings  Brunn,  Künstlcrgesch«  I.  S.  27.  u.  4^, 
l^e  Kunst  bei  Homer  u.  s.  w.  S.  -13  und  in  den  Sitzungsberichten  der  münchener  Akademie 
^<>A  ISTl  S.  542   f.,    aus  Pausanias'  Bericht   über   alter thümliche  Statuen   im  Heraeoii   von 
Olympia  (V.  17.  1 — 3)  abzuleiten  versucht,  behauptend,  die  hier  erwähnten  Hören  des  Smilis 
atflnden  »mitten  unter  Werken  der  Schüler  des  Dipoinos  und  Skyllis«,  deren  Datum  aus  den 
iftler  Oll.  nicht  zu  läugnen  ist,  und  es  liege  kein  Grund  vor,  die  Hören  des  Smilis  mit  Bursian 
(Fleckeiscns  Jahrbb.  Bd.  LXXIII.  S.  500)  für  älter  zu  .halten,  als  jene  Werke.     Gegen  diese 
Behauptung  Brunns  haben  sich  neuerlich  Förster  a.  a.  O.  S.  18  f.  und  Urlichs  a.  a.  O.  S.  28 
erhoben.   Mit  Recht  bemerkt  der  Erstere,  der  Ausdruck,  die  Hören  des  Smilis  haben  »mitten 


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ZUM  »WKITKN  UlTCH.      I.  CAl'ITBL. 


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IX  gebtauchen ;  endlich  Inasen  aui<h  diu  drei  nach  Abdtflcben  deilierlmsi'  Bamöi' 
lonn  gemaciiteii  HolESclmitte  bei  Förslor  a.  a.  O.  8  27  Vieles  lu  wQnaehen  Obrig.  Die  Ab- 
bildunsen  meiner  ManitafDl  »ind  nach  den  besleii  und  schttrlsteii  ExemplitTeii  eine  in  grCüerer 
Ktihit  %at  Auswahl  vorliegendet  Abdiackc  gezeichnet  und  da,  wo  ii^ndweleher  Mnogel  am 
B  vorlag,  nach  den  Originalen  reviditt.  Wiu  also  in  diesen  nicht  vorkommt,  wie,  um 
VKnet  m  emAhnen,  da»  vielbe rufen e  Stehen  der  Hern  auf  einer  Mondaichol,  das  kommt 
Ichlich  auf  diesen  HUnien  überhaupt  niuhl  vor,  aundem  beruht  auf  schlechten  und  go 
ehteo  AUitdungen. 

1  8.  M.     über  dieac  StQlxcn,   welche   noucrding»  bo  gut  wie  allgemein  als  solche 
ind,  hat  schon  Böttiger,  Kunstmjth.  II.  S.  2:il  f.  die  richtige  Ansicht  aUHgesproclicn 
HV*i  Lanormanl   hat   in   der  Nou*.  gal.  myth.  p,  »3  nicht   wohl   daran  gethitn  ,  die  fruglichcn 
^t^cnaunde,  abeuteuerlicheo   und   abstrusen  Theorien  lü  Liebe,  neuerdings  wieder  alti  vun 
n  Iltnden  horabhanRCDde  Ketten  tu  Iwzeichnen, 

M|  tu  S.  1&.  Uerhards  BrärtcrangDn  (ProdrouiuB  S.  6  u.  ib  f.)  aber  die  wechselnde  Purm 
mi  Ausstattung  oder  nrnaaientimiig  dos  KatathoH  «tatien  sich,  wenigstens  zum  großen  Tlli'ü, 
■f  »II  lu  ungenügende  Abbildungen  alter  Monumente,  namenttieh  Mllnüen  (s.  Anm,  12], 
li  (loB  iiun  ihnen  ohne  die  größte  Zurückhaltung  folgen  konnte, 

16)  sa  S.  19.  Ciradoiu  als  Oos  alte  CnUusbild  von  Mjrkelirie  beiaichnet  OTiscr  Agalma 
Mlci,  liiioch,  M^lhol.  2.  AuÜ.  I.  S.  i3b,  wns  lu  weit  gegangen  ibt.  während  Panofka,  Argos 
I  fcoopte.  (Abb.  der  bcrl.  Akad.  von  1837)  8,  104  anerhenntr  es  kflnne  nur  -diu  Gattin  der 
I  kada,  die  eben  Hura  ist.  Von  den  weiteren  liior  und  bei  Gerhard,  MyVenueiichc  Allei- 
ir  S  13  gemachten  (.'ombjnationen  von  Hera  und  Artemis  ist  es  broser  zu  schweigen: 
e  unnälhig  sind,  wird  d«r  Text  zeigen.  Auf  die  verachicdenen  Deutungen  de»  Agalina, 
ft  Mtlm  je  nach  ihren  rsmchitdenun  Erkliiriingen  dos  giiuKcn  Vasungcinnldcs  (h  Bd.  11.  S,  iS7 
E'VdAanieTk.  1K||  Hict,  BOttiger,  Avellin»  und  O.  Maller  ausspraclien ,  lohnt  es  sich  eben 
^' Mnig  noch  mher  einzugehn,  da  die  Irrlhdmlicbkeit  jener  ErkUruttgon  Iflngst  erwiesen 
rnurluiint  i«t  und  duber  nntdrlicli  auch  die  von  denselben  abhängenden  Benennungen 
k  Agalina  fallch  eein  mflssen, 

1  8.  21),  Oh«r  dem  Kalathes  oder  Stephanos  dieses  Bilde»  glaubten  nSmlich  (4er- 
I  irrodrom.  S.  lih  äpalle  n)  und  l'nixuiliütia  (Arch.  Zig.  von  1fifi3  S.  M)  den  Namen  Hera' 
,  wahrend  ranoHca  (ücap.  nnt.  bildwcrke  S.  :I42),  Pinati  {K.  Mus,  Borbon.  If. 
HCl)  und  Stackelhcrg  (ApoHolcLnpel  «u  Bassne  S.  IUI)  nTtl  eu  erkennen  meinten,  wa»  ' 
T  KCttwuDgen  genug,  alu  TTIGO  oder  HEIOO  vcrgl.  Artomis-Pcillio  erkUrten,  und  Rjrth gebet"  I 
icretup.  Artikoli  nonomaus  ^.  '.19  und  Artikel:  Olympieion  8.  !13)  EKA  herauila*' 
Bild  m  dorn  einer  H^kate  machen  wollte.  Abgeschn  nun  davon ,  daß  in  den  Zu- 
_jmenhanf(  des  hier  dargenlellten  Mythos  weder  Hera  (wie  PanofVu  a,  a.  O.  einsah)  nocH' 
Qttfcatc  paßt,  hat  mir  eine  genaue  nntennlchur^  des  Originalce,  deren  Keeultat  ich  schon  itr 
tinuhU  klgineii  äehriftsii  I.  S.  S14)  f.  mitgethcilt  habe  und  hier  nicM  im  üintdnen  wiedtT" 
'>olnt  will,  dia  Obetaeiigung  gegubeii,  daß  nicht  nllciii  HPA,  ITTn  und  EKA  in  den  frag- 
'tchaa  ZOeeii  gleioli  unmöglich  erkannt  werden  kann,  sondern  daß  dieselben  mit  der  aller- 
,  Wahneheinliehhcit  Niuhta  nind,  iila,  wie  dies  auch  Stephani,  Comple-rendu  de  la 
imf.  osch.  de  8l.  Pdterab.  pour  l'annCe  \mm  p.  i:iT  ausgespTochen  hat,  ein  Ornament' 
bKalatho«,  dorgteicbon  rieh  auch  sonst  noch  vielfach  nachweisen  laßt  [a.  Uerhard,  Prodrom: 
,  nnd  welchen  am  nllcrfihn liebsten,  nur  aohürfer  ausgeprägt,  an  dem  Kalathos  de«  !!(?«> 
I  auf  M11ni«n  verschiedener  Städte  wiederkehrt,  von  welchen  auf  der  11.  MUnztafel 
t  Na.  19—31  lünt  als  Proben  eine«  sglehcn  Kopfschmuckes  ul^bildct  sind. 
■  7)  ra  S.  2'i.  In  dem  Oypsnbguß  des  Priores  ron  fhignlla,  welchen  die  Pigur  :i  im 
wiedt^ebt,  i»t  von  -dem  Kalathos  nur  ein  kleines  Slflck  an  der  rechten  Seile  de»' 
«  dm  UÖttecbildes  erlialten  und  fast  eben  xu  ist  dasselbe  in  den  Marbles  in  the  brit. ' 
-  abgebildet,  vollitdndiger ,  aber  ganz  bis  xum  Rande  auch  nur  an  der  rGihtcn  Seite  er- 
I  Slockelbergs  Tafel  lApnllolempel  Taf.  211),  zu  welcher  der  Verfasser  S,  T4  Note  99 
wiki:  •der  Modius  ist  in  früheren  Abbildungen  und  auch  von  Hrn.  Comb«  Dbcrsehn 
,  roUitAndig  endlich  in  der  Exptid.  scientif.  de  la  MorCo  11,  pl.  22  P!g.  2  ,  jedoch' 
l>***k(  a»  VoUMtndigkeit  hier  auf  Kcstauration ,  wie  p.  21  Note  D.  angegeben  ist. 

1)4  Ml  S   2a.     Bei   der   großen .   auclT  von  Abeken   und   bcKondera  von  Weleker  nach 


Ute    Jaui   iücxn.  sirJks^  lia  fie««s*  £lr  Hcs& 
iwir  -Bier  tukaan.  B»itgncamr  d^gy  «u 
drjua.  jfaaw.    «ididift  9or  <isr  Tjttsue  io.  fio/  Kcdben 
iia^  «nur  ▼«m^  loai^ev^imteccn.   <veic  zznäcfa,  vcfen* 
A  -ica  KirWn  'TrahfatTt.    Die  Sm*  sc  rntfwit; 
Xand  leeic  tuuL  dacfa.  Idrhrinrf ;  < 
MMcUieher    und    ^hanhxpTMiTyTMiir   Weins 
4eaä,  SniKn  Ao^  ine  «in.  :$Cflek 


«t  fwaden  :4üccn  x«ei  Löcher  «Ikiu  Aber  cmai 
ji«wtii«n  4üsiu(  onbem  «innnder.  endlidi  iadct  äefa.  äscr 
ien  'He  !$cüni  fMipmuetuien  IjwJktfL,  mmk  xwar 

ia  401.  ■Haren.    I>ie  Art  <its  äckaineken  dftrfte  girir.fcwnfcl  ki»  aaf  £n  Ohnnige  schwer 

Mm.     ther  <£e  F^hti>ftf  da   1  n  li  liiinM  bin  iek  ttinen  AnyMii  i  im  ZweiM, 

4er  Tjf«n  den  ApoÜAa  tm  Tcaca  ioTs  ¥iifcii— Ir    nnd  Bfenüt  fthcrtiageL^  —  In  Be- 


Über  «oiehe  am  des  atyntiacWn  GiebelignrcB .  nckhe  nr  AnÜg^ng  Ton  liaimor 
vhI  ««m»  En  dienten,  m  rctgteicben  Be«ciucib.  der  GlrpCetkck  t.  AnA.  S.  67  ffl) ;  besonders 
<(T«ipe  r^  den  bei  den  Fignrcn  Xo.  T2n.  3.  «d  «  Xe  59  S.  71  Nee  «3,  No.  6S,  No  66, 
%f»,  7#s  nnd  b,,  Xo,  61  ebendns,  roAoM»enden  L&cbcm  nnd  Xctallivsten  kdnnen  riel- 
leiefct  bei  ementer  Verj^leiehnng  fiber  die  Xatn-  nnd  Pcdentnng  der  Anfftgnngen  bei  dem 
Indrt^rfciisefcsn  Kop^fe  znr  prö6em  Klnifaeit  fokfcn. 

1*9  za  .H.  27.  ?(«;h  den  Abbildnn^cn,  wekbe  icb  sUerdin^  sUctn  kenne,  sebien  mir 
der  erbte  Aicbiiwnn*  dieses  Relieis  nicht  xneifeihnft,  wogegen  Fritdnrirbir  in  s.  Winckelmnnns- 
yttttfßmmmi  ApoD<m  mit  dem  Lemm ,  Berl.,  IS61,  S.  h  Note  6  scbicibc,  da6  er  dns  Werk, 
fksrMem  er  einen  Ab^^  darf^n  im  brit.  Mnsenm  gesebn  hebe,  bestimmt  als  archaltfirend  (also 
nscb^crshmt  alt^rthOmlich  glaabe  bexeichoen  zn  können.  Doch  kann  ich  so  wenig  heute 
wie  früher  %  m.  Gesch,  d  ^.  PU»t.  a.  a.  O.  mit  Anm.  71  glauben,  daß  Friederichs'  Gründe 
in  der  That  dnrr;hiichlageiul  seien  und  bleibe  ein.'itweilen ,  außer  nach  anderen  Merkmalen, 
aoirfa  dana«;h  bei  meiner  Ansicht  »tehn .  daß  in  diesem  Relief  alle  Figuren  im  Ansschritte 
mit  beiden  Flattsohlen  den  Boden  berühren,  eine  Eigenthümlichkeit  alter  Kunstbtldung, 
«eUrhe,  meines  Wissens,  ron  keinem  nachahmenden  Künstler  beobachtet  und  folgerichtig 
durchgeführt  worden  ist.  Dazu  kommt  nun  rollends  noch  —  und  der  Wahrheit  su  Liebe 
muß  die»  gesagt  werden  — ,  daß  der  Gyps^bguß,  den  Friederichs  im  brit.  Muieum  gesehn 
hat,  nicht  etwa  ein  roUständiger ,  sondern,  wie  mir  A.  S.  Murray  unter  dem  6.  December 
1^71  fe'.'hreibt,  ein  geringes  Fragment  ist.  Murrays  Worte  lauten:  »we  possess^  only  some 
fragmcnts  of  casts  of  it  which  were  given  to  the  Museum  by  the  late  Earl  of  Aberdcen. 
Whcn  Friederichs  say«  he  saw  a  cast  in  the  Museum  he  means  he  saw  fragments  of  a  cast 
and  ought  to  harc  said  so.     From  feet  to  knees  is  all  we  have  of  the  figure  of  Hera  • 

20;  zu  8.  2S.  Eine  bei  Clarac,  Mus  de  sculpt.  pl  1 19  No.  IS6  unter  dem  Namen  -Junon 
choragiquc«  abgebildete  Kelicffigur,  die  Wieseler  in  Psulys  Kealencyclop.  IV.  8.  581  ebenftJb 
in  dieiiera  Zusammenhang  archaLttischer  Reliefdarstellungen  der  Hera  mitzfthlt,  gehört  aller 
Wahracheinlichkcit  nach  nicht  in  diesen  Zusammenhang ,  sondern  iat  eine  Leto  Ton  einem 
der  vielen  Exemplare  des  Reliefs  mit  den  delphit»chen  Gottheiten  und  Nike,  wie  dies  schon 
von  Fröhner,  Noticc  de  Ia  sculpture  antique  du  Mus<^e  du  Louvre  p.  48  No.  17  richtig  «-• 
kannt  worden  ist.  Die  Terracottareliefe  in  München  aber,  jetzt  No  39a — e,  welche  früher, 
mit  y,) — 13  bezeichnet,  für  antik  galten,  sind  jetzt  als  oberilftchliche  Nachahmungen  des 
Antiken  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  erkannt  und  Ähnliches  gilt  Ton  den  Marmorreliefen, 
welche  früher  die  Nummern  9S  und  99  trugen  und  jetzt  mit  No.  91  a.  b.  bezeichnet  sind; 
vergl.  Bruim,  Beschreib,  der  Glyptothek  2.  Aufl.  S.  4(>  f.  und  8.  116.     Die  altiUlische  Juno, 


ZUM  2WSITBN  BUCH.     1.  CAPITEL.  189 

die  8.  g.  UnuTiniache  des  Bnreliefii  das.  No.  44,  Brunn  a.  a.  O.  8.  54    (Tergl.  oben  S.  163) 
gehört  nicht  in  diese  Reihe  altgriechischer  Herabildungen. 

21)  SU  8.  32.  Welcher,  Alte  Denkm.  V.  8.  392  in  No.  42  nennt  diesen  Kopfschmuck' 
»Pölosc  und  glaubt  nach  ihm  die  Oöttin,  welche  ihn  tragt,  als  Aphrodite  bestimmen  zu  können, 
indem  er  an  die  mit  dem  Polos  ausgestattete  Aphrodite  des  Kanachos  in  Sikyon  (Pausan.  II. 
10.  4)  erinnert.  Aber  erstens  ist  »Polos«  hier  ganz  gewiß  eine  falsche  Benennung,  da  Polos, 
das  Symbol  der  Himmels-  oder  Erdscheibe,  einzig  und  allein  in  den  mehr  oder  weniger  kuge- 
ligen oder  wulstförmigen  Hauptaufsätsen  yieler  alten  Terracotten  gesucht  werden  kann,  nicht 
in  so  deutlich  seheffeUÖrmigen  Ocgenstftnden  wie  der  in  Rede  stehende,  und  zweitens  zeigen 
eben  diese  Terracotten  allein  zur  Oenflge,  daß  der  Polos,  auch  wenn  es  sich  hier  um  einen 
solchen  handelte,  Nichts  weiiiger  als  auf  Aphrodite  beschränkt  ist,  yielmehr  von  sehr  ver- 
schiedenen Oöttxnen  getragen  wird,  was  ganz  gleicherweise  von  dem  Kalathos  und  dem  aus 
diesem  hervorgegangenen  Stephanos  gilt,  um  den  es  sich  im  vorliegenden  Falle  handelt. 

22)  zu  8.  34.  Hera  erkennen  Gerhard,  Neuerworb.  ant.  Denkm.  des  k.  Mus.  zu  Berlin 
No.  1692,  und  Üb.  d.  Anthesterien,  Abhh.  d.  berl.  Akad.  von  1858  Anm.  165,  Lenormant  und 
de  Witte,  ]^.  oöram.  I.  p.  40,  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  S.  408  und  neuestens  R.  Förster  in 
I.  Abhandlung:  »Die  Hochzeit  des  Zeus  und  der  Hera«  Breslau,  1867.  S.  31  mit  Note  1  (vergl. 
Csp.  XI.  8.  172);  dagegen  wollte  O.  Malier,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  zu  No.  10  die  Göttin 
Athens  nennen  und  behauptete,  sie  sei  behelmt  Dies  Letztere  bezeichnet  nun  freilich 
Wieseler  in  der  neuen  Ausgabe  der  Denkm.  mit  Recht  als  augenscheinlichen  Irrthum,  gleich- 
wohl glaubt  auch  er  bei  der  Benennung  Athena  stehn  bleiben  zu  sollen  und  verweist  wegen 
dcsSitzens  dieser  Göttin  zur  Rechten  des  blitzhaltenden  Zeus  auf  Pind.  fragm.  incert.  123  B. 
(frigm.  9.  Diss.) :  irup  tcv^ovtoc  ä  tc  xepauvoü  dfyCora  ^c|idv  xaxd  yitXpa  Tzvzpbi  ^Ceoii.  Und  ganz 
gswi6  wOrde  man  sich  auf  diese  Stelle  berufen  können,  wenn  es  gälte,  eine  neben  Zeus 
ntsende,  ganz  unzweifelhaft  charakterisirte  Athena,  wie  sie  O.  Müller  zu  erkennen  glaubte, 
n  erklfiren  oder  su  belegen ;  aber  von  einer  solchen  kann  bei  der  hier  dargestellten ,  bar- 
l>iQptig  bekrftnsten ,  aegislosen  Göttin  nicht  die  Rede  sein ,  bei  welcher  höchstens  der  Speer 
ustatt  des  Scepters  in  der  Rechten  sich  für  Athena  würde  geltend  machen  lassen.  Daß 
sber  ein  solcher  bei  Hera  unmöglich  sei,  müßte  auch  erst  bewiesen  werden ;  im  Übrigen  aber 
iriid  Niemand  anstehn,  die  fragliche  Figur  als  Hera  zu  bezeichnen,  deren  Sitzen  neben  Zeus, 
<)l)Kleich  in  schwarsiigurigen  Vasen  auch  kein  gewöhnliches  Vorkommniß  (s.  oben  8.  30),  doch 
tt  lieh  viel  natürlicher  erscheint ,  als  dasjenige  der  Athena,  dessen  Möglichkeit ,  aber  wahr- 
NhemHeh  in  ganz  besonderer  Beziehung,  die  wir  nicht  mehr  nachweisen  können,  das  pin- 
^*nsehe  Fragment  erweist ,  ohne  uns  zu  bereohtigen ,  seinen  Inhalt  in  einem  Vasenbilde  zu 
^i^cnnen,  welches  im  Obrigen  solcher  Deutung  keinerlei  Vorschub  leistet.  Wenn  die  Heraus- 
8*ber  der  £l.-c6ram.  a.  a.  O.  einige  Beispiele  einer  gänzlich  waffenlosen  Athena  anführen,  die 
^  Tennehren  ließen,  so  darf  dabei  nicht  übersehn  werden,  daß  die  Göttin  in  diesen  Fällen 
^  das  was  sie  ist  durch  Nebenumstände  bezeichnet  wird ,  was  hier  entschieden  nicht  der 
^•nist. 

23)  su  8.  35.     Als  zwei  Parallelen  zu  dieser  spcerhaltenden  Hera  werden   angeführt: 

1)  das  psrodisch  archaistische  Vasengemälde  in  Gerhards  Auserl.  Vasenbb.  11.  Taf.  127  und 

3)  die  Hydria  aus  Pöggio  Gajella  bei  Chiusi  (mit  einem  Parisurteil),  welche  Braun,  II  Laberinto 

^Pönenna  tav.  2  edirt  und  Gerhard,  Apul.  Vasengem.  Taf.  D.  2  wiederholt  hat.   Die  erstere 

Vonteliipig  ist  auf  Heras  Kampf  gegen  Herakles  nach  IL  V.  392  sq.  bezogen  worden ,   mit 

sweüelhsftcm  Rechte.   Wäre  aber  auch  die  Deutung  richtig,  so  würde  die  Vase  für  den  vor* 

^^tnden  Vnll  wenig  oder  Nichts  beweisen ,  indem  sie  erstens  gradczu  einen  Kampf  darstellt, 

™  welchem  die  Göttin  natürlich  eine  Waffe  führen  muß,  wie  sie  dies  auch  in  der  Giganto- 

B^iersse  in  Berlin  Atlas  Taf .  V.  No.  3  b.  (s.  auch  Bd.  U.  S.  364)  thut,  und  indem  zweitens 

^  Bild  Karrikatur  ist.     Eben   so  wenig  beweist   aus   denselben   Gründen    die   parodische 

^^tomachie  aus  Caere  (Band  II.  8.  350,  Atlas  Taf.  IV.  No.  8)  für  eine  Ausstattung  der 

Heri  mii  Helm   und  Schwert.     Was  aber  die  Parisurteilsvase  aus  Chiusi   anlangt ,  so  kann 

^  Mich  nur  der  Ansicht  Welckers,  Alte  Denkm.  V.  8.  4 OS  anschließen,  daß  Heras  »Scepter 

svfAllig  eine  Ijanzenspitze   hat«,  welche  sie   einem  Versehn  oder   einer  Nachlässigkeit  des 

Uaüen,  wenn  nicht  des  modernen  Zeichners  der  Publication  verdankt;  denn  ich  kann  nicht 

einsebn,  was  hier,  beim  Parisurteil  »die  streitbare  Himmelskönigin«  als  solche,  die  Gerhard, 


ISO  ANUERKITNOEN  TND  EXCUB8E 


A|)ul.  Vuenbb.    S.  32   annimmt,    la    thun    hfitte.     £■    nnd    gai   muir.he    Scepteiknkufe  i 
Vawnbildern   ao   Inng   und   schmal   gezogan ,  Haß  »in   oU  IdinzcrupitiCD   vefchn  oder  dum 
[■filie  kleine  VsTandfrung  in  Bolche  abei^Bfahrt  werden  ki^nnen;  die  Thataache  da  Vsrluitnmentifl 
L  •iner  Lame  in  Hcjoa  Hand  (wegen  der  iMliachen  Juno  a.  daa  X,  CupUel]  muß  dedmlb  jed 

s  bU  aber  allen  ZueiCel  erhaben  feslge&tclU  »ein,   wie  dies  in  dem  lehwacifigiuigeii  IJil4^  I 
t  Ton  dem  im  Texte  gehandelt  wird,  der  Knll  ist,  che  man  irgendwelche  SchlDRse  auf  dieselta  \ 

I  bauen  unternimmt.  Ein  Irrthum  ist  es,  wenn  Fürstei,  Die  Hochzeit  de«  Zeiu  t>lul  i 
I  ^ru  S.  31  Note  1  von  einer  Hera  mit  der  I,anzc  auf  Bamlachen  Manien  redet  und  u 
I  4*1>^  auf  Uionnct,  Deicript.  HI.  !S2.  151  beruht,  -a-a  von  einer  Ueta  die  Rede  iit  mit  .u 
I  ^tere  dans  la  main  Oroite  et  unc  haste  dsni  la  gauche";  denn  'ha-ste«  bei  Mionnet  ict  h 
in  tauKend  Fallen  nicht  «Speer-,  sondern  näoeptcri',  die  uhasta  puiaa  der  pAner. 
3-1)  z|i  S,  35,  Dbei  sansCige  littcrlicbe  Element«  im  CuUua  der  Hers,  «uh  dei  a 
[  Tiuben.  vergl.  Weluker  a.  a.  O.  und  Alte  Denkm.  HI.  S.  512  ff.,  PreUer,  Griech.  Hftit 
I  ^.  Aufl.  I.  S.  lül.  Wenn  BOttiger .  Ktuiitmjrthol.  U.  S.  285  vergl.  S.  221  f.  die  Bcwaffnni 
>i  Hera  in  ältesten  Bildungen  verallgemeinern  mOchte,  no  ist  das  Niclita  all  WUlkQr,  weU 
L   fOit  seinen  seltaBmen  Theorien  Über  die  EnUtehung  der  Oulte  zua.imiiienhuigl. 


ZUM  ZWEITEN  CAPITEI.. 

l.il   ZU  S.  '.^•i.    Hier  eine  gcdrüiigtc  Dbetsicht  der  Littcr.ttur  über  divie  Frage.   W 
I   mann   hat   die  Frage  nach  dem  Urheber  ilcs  Hcroidesl»  uncrflrtert  gelnuen;  fOr  ppljrkli 
'   «DtAcliicd   sich  xucrst   Heyne   In   seiner   Abhandlung:   De  aucturihua   formBrun  q«i(>i 

fCleruTfi  efßcti  iinnt  in  den  Cninmcntt.  soc.  OoU.  Vlll.  p.  27.  ebenso  U.  Uefer,  Gevnh.^ 
!   Uld.  KaikHlB  b.  d.  Grieclien,   1S24,  I.  S.  GT  f.,  bcaonders  in  den  Worten  (S.  fiS) :  (»«kl  «Mf 
n  glauben,  ja  fQt  gewiß  annehmen,  die  herrische  krtftigc  Gei'taU  und  (lebude.  der  gc)ii<~ 
nde   Blick   hochgowOlbter   Augpu,   der   stolKe   Zug   des   Munde*,   das   uiAuhtic  (cr- 
Michnetc  Kinn,  der  volle  UmriQ  der  Waiigen  und  die  freie,  kQhncs  Wollen,  bstes  IWhanna 
■nknndigcude   Stime,   welches   alle   Junobildcr  aus  guter  Zeit   gewahr  werdea 
sen,  Bei«n  ursprünglich   diesem  groGen  Meisterwerk  (der  Uera  des  PolykletJ 
'    Bigentlichc   C'opien   nach   demselben   sind   nicht   vorhanden.«     Dies  hindert  ihn  jedoeh 
I.  O.  II,  S,  339  die  LudoviHische  HerabOste,  die  er  -da»  Tortrefflichste,   würdigNte  all« 
jetxt   liekoonten  Bilder  der  Himmelskünigin«  nennt  da«.  I.  S.  2U4  ata  ariiklidi  dar  ICail 
Naukydas  [Schaler«  und  Genossen  Polyklet«)  angehüiig  lu  betrochten.  «ine  Daüriug,  4i< 
seinem  Sinne  na inrlicK.  nicht  aufgehoben  wird  durch  die  Worle:   -noch  äußert  «ich  m 
ZOgan  der  Ernst,  die  Mojcatikt,   Jene   sich   selbst   genagende  stille  Erhalienheil ,   vclcbi 
habe  Styl  aeinen  Erzeugnissen  mitiutheil-cn  pflegle,  ulleln  die  Behandlung  iU  ft«4*r, 
4ic  Haare  nieht  mehr  drahtortig..  die  Linien  der  Zeichnung  fließen  sanitär  imd  btgtpt 
Is  minder  sehnrfen  Winkeln,*   —   Auch    Büttigei   halte,   nnd   tvia  achnn  in  afix«  M 
(•druckten  •Andeutungen  tu  24  VortrOgen  aber  KunKtmj'thnl,*  A.  IIa  ijetiahrieben,  ton  ta 
Uet  >ei  die  hohe  Idealfigur  der  Hera  ausgegangen,  und  hat  hieran  fealgeliatlvn,  wi«  «na  aviN 
\iriH,    nach    »einem   Tode   herausgegebenen   '<Kun»tmythnlngic"  11.  S.  311    hvrvnritnhti   ^ 
Polyklet  schuf  das   Ideal  der  Juno,  die   nun  in  diesem   feststehenden  Typus   unUr  4*t 
nennuug  Juno  Il«ginn  bekannt  isti.    Doch  legt  er,  und  zwar  er  als  der  Frflbostc,  i 
telea  einen  großen  .\nthcil  bei.  und   zw&r  in  unniitlellNirer  Besichuiig   auf  dW  1 
Baute,   von  der  es  a.  a.  O.  S.  Slä  heißt;    Mlen  Idealchsrnkler  der  Götterkänigin.  (o  ■ 
Polyklet  aehnf  und  Praxiteles  vollendete,  erblieken  wir  nm  nriislmi  in  dM  Ufli^J 
viaiacben  Bbsie.i     Nur  wird  ea  «Udcruin  aweilelhafi,  wie  geartet  aich  Dcitign  den  / 
d««  t'iaxitelm  dachte,  wenn  er  a.  a.  n,  H.  SU  die,  freilirh  ganz   unbeweisbare   Ueh<nipM|  J 
aoHprirhd      -Eins    änderte    Pnititviea    in    •.pinrn    Marmorbilderu.    und    dieß   gebOtl   ni 
liendfn  Form       .Slolt    des  KriuiKei .   buT    mlilum    die    Huren   und  Graiiea  tanstm. 


ZUM  ZWEITEM  BUCH.     2.  CAPITEL.  491 

ihr  ein  Diadem,  statt  de«  (yri^ovoc  eine  OTC^dvrjt  u.  s.  w.  —  In  welchem  Grade  ßrunn  1846 
Polyklet  alt  den  Schöpfer  den  Heraideals  anerkannte,  geht  aus  den  im  Texte  8.  3S  angefahrten 
Worten  ans  dem  Bullettino  des  genannten  Jahres  hervor,  zu  denen  sich  diese  gesellen  a.  a.  O. 
p.  123:  ada  tutti  gli  antichi  vien  celebrato  come  prototipo  di  tutte  le  altre  la  colossale  statua 
AigiTs  di  Policleto«.     Sein  Urteil  ist  1853  in  der  Geschichte  der  griech.  KOnstler  I.  S.  229 
Töllig  dasselbe  geblieben.  —  Wieseler  in  Paulys  Realencyclopädie  lY.  S.  4S0  (1846)  sagt: 
■dig  Ideal  schuf  Polyklet ,  indem  or  die  Zeusgemahlin  als  Götterkönigin  und  Ehegöttin  hin- 
fltellte*;  nicht  minder  nennt  Schömann  in  s.  Abhandlung  »Das  Ideal  der  Hera«  (Greifs wald, 
IS47)  S.  5  Polyklet  als  den  Kflnstler,   welcher  suerst  ein   würdiges  Idealbild   der  Götter- 
k6nigin  darstellte,  zweifelt  S.  6  nicht,  daß  die  charakteristischen  Züge,  welche  wir 
in  allen  Herabildern  aus  guter  Zeit  wahrnehmen,  aus  jenem  Werke  Polyklets 
entlehnt  seien  und,  mit  Berufung  auf  Meyer,  eben  so  wenig  8.  7,  daß  die  Ludorisische 
Bflste  nicht  allein  hinsichtlich  der  Form,  sondern  auch  hinsichtUch  der  Zeit  dem  Werke  des 
PolyUet  sehr  nahe  stehe.    Eben  so  bestimmt  nennt  fiettner  in  seiner  »Vorschule  der  bild. 
Kumt  der  Griechen«  (1S4S)  S.  202  Polyklets  Hera  in  demselben   Sinne  wie  den  Z^fua  des 
Phidias  den  Abschluß  und  das  unerreichte  Muster  aller  Herabildungen ;  auch  er  führt  a.  a.  O. 
die  LudoTisische  B.fl»te  auf  Polyklet  snrück,  und  zwar  unter  (S.  203)  ausdrücklicher  Ab- 
lehnung der  Famesischen  Büste  in  Neapel,  welche  er  als  für  die  höchste  Glanzzeit  zu  streng 
bflt  und  Ton  der  er  meint ,  sie  verhalte  sich  zur  Ludovisischen  wie  die  straff  gesohlossen/e 
Knospe  zur  toU  entfalteten  Blüthe.    Ganz  diese  Ansicht  theilt,  und  zwar  sowohl  im  Betreff 
der  polykletischen   Hera  wie  in  Hinsicht   auf  deren  Verhältniß  zur  Ludovisischen   Büste 
Penerbach  in  seiner  1S53  von  Hcttner  herausgegebenen  Geschichte  der  Plastik  II.  8.  56—59, 
nicht  minder  Preller  in  seiner  Grieoh.  Mythologie  1.  Aufl.  1S54,  I.  8.  114,  2.  Aufl.  ISGO,  I. 
S.  136.  —  Bursian  behauptet  (1857)  in  Fleckeisens  Jahrbb.  f.  Philol.  Bd.  77  8.  101  gradezu, 
^  Polyklet  der  Schöpfer  des  Heraideals ,  wie  Phidias  der  des  Zeusideales,  schon  von  alten 
^luutkennem  genannt  werde,  und  lehnt  die  Zurückführung  des  neapeler  Kopfes  auf  Polyklet 
^V  -  Nicht  minder  entschieden  schrieb  Preller  in  s.  Griech.  Mythol.  2.  Aufl.   (1860)  I. 
^-  136:  »berühmt  vor  allen  übrigen  Bildern  war  das  des  Polyklet  im  Heraeon  bei  Myken, 
^*^clches  für  diese  Gottheit  dieselbe  Bedeutung  hatte,  wie  für  den  Cult  des  Zeus  und  der 
'Athens  die  Bilder  des  Phidias«.     Und  »der  ILopf  ist  durch  Münzen  und  in  verschiedenen 
^^hr  schönen  Büsten  erhalten ,  unter  denen  die  bekannteste  die  s.  g.  Juno  Ludovisi  ist«.  — 
^Welcker,  der  in  s.  Griech.  Götterlehre  H.  8.  109  (1860)  sagt:  »würdig  des  Zeus  von  Phidias 
^^tiUiht  die  Hera  des  Polyklet«  u.  s.  w.,  sprach  sich  in  s.  Katalog  des  bonner  Gypsmuseums 
^«  Aufl.  (1841)  S.  87  in  Betreff  der  Ludovisischen  Büste  dahin  aus,  sie  möge  sich  zur  poly- 
^letiaehen  Hera  ungefiUir  so  verhalten,  wie  der  ZcusSron  OtricoU  zu  dem  des  Phidias,  ob« 
^iMk  sie  vor  diesem  als  Nachbildung  unendlich  viel  voraus  habe.   Die  Frage  über  die  Urheber- 
^«cdiaft  des  kanonischen  Typus  ist  damit  entschieden.     Auch  ich   selbst  habe  früher,  Zeit- 
schrift für  die  Alterthumswissenschaf^  1856  No.  37  und  in  der  I.  Aufl.  meiner  Geschichte  d. 
Rviech.  Plastik  (1857)  I.  8.  300  f.  Polyklet  bestimmter  als  Urheber  des  kanonischen  Heratypus 
mitgesprochen  und  die  Ludovisischc  Hera  näher  auf  dies  Vorbild  zurückgeführt,  als  mir  dies 
Jctit  und  schon  in  der  2.  Aufl.  meines  genannten  Buches  (1S69)  I.  8.  342  ff.  sulftssig  erscheint. 
26)  zu  S.  38.     Über  Böttiger  s.  d.  vorige  Anmerkung;   Wiesel  er  (s.  das.)  a.  a.  O. 
S-  SSl  meint :  »Praxiteles  mag ,  in  Polyklets  Fußstapfen  tretend ,   das  Ideal  der   Hera  noch 
^oshr  ausgebildet  haben«;  Welcher,  Griech.  Götterl.  II.  8.  322  f.:    »Es  Ut  möglich,  daß 

'iicnt  Prazitelee sie  nur  als  Königin  hingestellt  hat.«    Am  weitesten  geht  in  dieser 

^ttiehnng  in  gewissem  Sinne  Friederichs,  Zeitschrift  für  die  Alterth.-Wiss.  1856  8.  5  f., 
^iMofem  er  die  Ludovisische  Büste,  in  welcher  man  doch  unter  allen  Umständen  das  voll- 
*<^^te  Idealbild  der  Hera  unter  den  auf  uns  gekommenen  Werken  wird  anerkennen  müssen, 
^mittelbar  auf  Praxiteles  zurückführt.  Daß  er  liiefür  keine  Beweise  gebracht  hat»  habe  ich 
^W  in  der  genannten  Zeitschrift  a.  a.  O.  8.  300  entgegengehalten,  während  Bursian  in  Fleck* 
^Qs  Jahrbb.  Bd.  77  8.  107  Friederichs  »haltlose  Annahme«  »leichtsinnig«  nennt.  Der  Friede« 
'^'»chen  Ansicht  über  die  Ludovisische  Büste  (und  damit  einem  starken  Binflusse  des 
^xiteles  auf  die  Ausbildung  des  Ideales  der  Hera)  erklärt  sich  zustimmig  K  e  k  u  1 6 ,  »Heben 
^•09  in  d«fi  Worten:     »Ober  die  Wirkung   dieses  Werkes,  de!ssen  Erfindung  man,   wie  mir 


192 


IWD  ElCl'RBK 


scheint,  mit  Recht   von   der   pmiitGliücheii  Bpoclio  nicht  viel  entfernt  glaubt*  u.  ».  w. 
Ajifahrung  Ton  FriodcrichB'  Aufasti  in  der  Zcitschr.  fOr  Alt. -Wim. 

37)  zu  S.  'i\i.  ZniHchen  don  streng  srchn!»chen  Darstellungen  der  Hera,  wolchv  S,  MI  f. 
angeführt  sind,  und  Phidias  kennen  wir  kein  Herabild  eine»  namhaften  KOnatleis,  «umit 
freilich  nicht  gestgl  sein  kann  ,  daß  in  der  That  keiner  die  Göttin  dargeatellt  habe.  Die 
Wahrheit  aber  ein  von  Ccdrcnus,  Hisl.  compend.  n.  322  (ed.  Paris)  genanntes  Hciabild  nicht 
von  Bupaloi,  aondem  von  Bupnlas  und  I.yBippos  (xai  Jj  Zn|i,k  'Hfj^  ^^7"''  A'itiir^iv  xsl  R</v- 
-ihvi  T!iS  XIdu)  zu  erforschen,  will  ich  gern  Anderen  Qberlaascn,  Vcrgt.  FOrater:  Cbcr  die 
nlteat«a  HerabUder  S.  38. 

2(>)  KU  S.  3!<.  Wegen  der  Erklärung  dieser  Figuren  und  der  von  Oberniegend  den 
mciateti  DcBriKitorn  anerkannten  Hern  insbesondere,  glaube  ich  der  KOri^  negeii  auf  Michaelis, 
Der  Parthenon  S.  2Sd  und  S.  261  ff.  verweisen  und  die  Hern  aia  sicher  gestellt  behADdeln 
SU  ilQrfon.     Einen  haltbaren  ünuid  gegen   ihre  Bencnnang  giebt  es  auch  ganz  gewiß  nicht. 

21))  zu  S.  40.  Michaelis  a  a.  O.  S.  255  sagt ;  >und  ala  besonders  charakteri>.tiach  spannt 
siü  den  weiten,  Ober  dos  Haupt  gezogenen  Mantel  mit  der  HchOnen  Linken  echleieraitig  auw. 
Wenn  man  unter  Mantel  das  Himation  versteht,  so  ist  das  ja  wohl  im  Grunde  richtig,  denn 
das  Himation  war  es,  welches  die  attische  Frau  zugleich  als  Suhleier  gebrauchte.  Nur  muß 
mui  doch  sagen,  daß  hier  das  in  Frage  kommende  GewanditOck  so  durchaus  nur  als  Schleier 
und  so  gnr  nicht  als  Mantel  oder  nimatiun  gebraucht  wird,  daß  man  iweifetn  kann,  ob  der 
KOnstler  hier,  wo  es  sich  um  ideales  und  bedeutsames  CostQm  handelt,  an  ein  solcbca  und 
nicht  vielmehr  an  einen  itiii  homerischer  Kcmlnisccni  gedacht  hat.  Jedenfalls  glaube  ich 
mit  dem  Worte  >Sehleiertuch>  keine  unrichtige  Terminologie  angewendet  zu  hoben,  xugicfch 
aber  eine  solche,  die  das.  worauf  es  ankommt,  etwui  .ichfirfer  betont,  als  der  Auldruck  bei 
Michaelis. 

'ilt]  lu  S.  40.  Cber  das  Datum  dos  s.  g.  Theseion  vcrgl.  m.  Gesch.  d.  griccb,  Plastik 
2.  Aufl.  I.  8.  2SB  und  die  S,  387  in  Anm.  33  u.  34  angefahrte  Litlerntur. 

31)  zu  S.  41.     Die  Worte  des  Pausania^   kOnnen   allerdings  verschieden  erkUrt  werden 
und  Twar  so,  daß  man  den  in  ihnen   liegenden  Zweifel  entweder  auf  die  Urheberschaft  des 
Alkamencs  »der  auf  die  Zerstörung  grade  durch  Mardonios  bezieht,  doch  lialte  ich  das  Errlerr       ^ 
für  wahrscheinlicher  und  glaube,  daß  Brunn,  der  in  s.  KOnslIergcichichte  I.  S.  235  den  Zweifel    .^ 
IUI  Alkamenes'  Urheberschaft  nicht  theilt,  Pausanias'  Aussage  richtig  dahin  interpretirt  hat:  .^ 

das  Bild   ist   zwar  beschndigt,  wenn  es  aber  ein  Werk   des  Alkamencs  ist,  so  kann  die  Be ^ 

schSdigung  nicht  von  Mardonios  herrQhren,  Der  Zweifel  nn  Alkamencs'  Urheberschaft  grQndeV-  -^ 
«ich  auf  zwei  Umauinde.  Erstens  namlivh  auf  das  K^üii  Xf-fouai  des  Pausanias  und  iwcitena,«:^ 
auf  die  Frage,  ob  wohl  annehmbar  sei,  daß  man  für  einen  von  den  Persern  verbrannter—^. 
Tempel,  den  man  tum  Andenken  an  die  FrevcUhaten  des  National fc indes  (vergl.  Phusad.  X5^^ 
35.  2}  ohne  Thflren  und  Dach  liegen  ließ,  noch  nuchtrnglich  eine  Statue  habe  machen  laisenK^v^ 
Als  was  dünn  etwa!  Als  (Jultusbild  gcwißUch  nicht i  denn  ein  Tempel  in  liuincn,  ohirm^_^-i 
ThOren  und  Dach  ist  keine  CullussUlttc.  Oder  als  Andenken  an  die  BarhareDinvasioi^^^a 
Rbenfalls  unmöglich,  denn  dos  wlre  ja  mehr  als  piA  fraus  gewesen,  da  das  Bild  jünger  u^.^:^ 
als  solches  bekannt  war.  Außerdem  war  es  ja  aber  hcschsdigt;  sollte  man  ein  jOnger^^^. 
longe  nach  der  Pcrserinvasion  verfertigtes  Bild  nun  vollends  gar  beschodigt  hüben, 
zu  können,  das  habe  der  Barbar  gcthan?  Nein,  dos  einzig  Wahrscheinliche  bleibt,  daß 
Bild  so  gut  wie  der  Tempel  in  der  That  bei  dem  Einfalle  der  Perser  gelitten  hat,  «ei 
denn  freilieh  folgt,  daß  derselbe  mit  Alkamenes  Nichts  zu  tl 

32]  an  8.43.     Wenn   Bötticher   in   der  Archacnl.  Zettung   von   l!456  S.    173,  um  AS^  MLiie«- 
Schwierigkeit  gleichsam  stillschweigend  ku  beseitigen,  schieibti   -bei  jenem  Feste  lu  Ahk 
welches  TertullSan  erwähnt,  krlnzte  man  das  Bild  der  ÜQttin  mit  einem  Weiurebentwt 
wahrend   seinen  Pdßon  ein  Löwenfell   untergebreitet    wurde",  so  stimmt  dies  mi 
Zeugnisse  nicht   nbcrein   (»ignum   palmite   redimitum   subieeto    pedihus 
welches  nffenbar  von  einer  dauernden  Ausslntlung  redet,  und  außerdem  wird  es  nii 
sn  liegreifen  .  wie  man  es  angefangen  hatte ,  unter  die  FuBc  der  Statue  zeitweilig 
LOwenfell  zu  breiten,  und  nie  «ich  ein  solches  und  ein  realer  Rcbiwcig  oder  Wein  lau  l^^l^,,, 
mit  der  dauernden  Ansststtong  des  Bililes  vettmgen  hatte. 

3;i)  zu  S.  48      Wenn  Weleker,  Oriech.  Ontterl.  H.  S.  320  in  der  Not. 


4 


•^ 


ZUM  ZWEITEN  BUCH.     2.  CAPITEL.  193 

Erklftmng  ausführlich  bestreitet,  so  mag  er,  obwohl  auch  er  selbst  die  Bedeutung  der  Granate 

als  Blutfrucht  nach  dem  Zeugnisse  des  Artemidor  anerkennt,  für  dieselbe  in  der  Hand  der 

Hera  Recht  haben,  aber  gewiß  nicht  Recht  hat  er,  wenn  er  sagt,  nach   den  von  Bötticher 

angenommenen  Attributen  wäre  die  Hera  Polyklets  gar  nicht  mehr  Teleia,  sondern  die  Göttin 

get&uschter  Ehefrauen,  indem  sie  sich  dreifach  über  sehr  hohe  Götter  anderer  Städte,  nicht 

eben  großartig,  erheben   würde.     Ja,  der  Zusammenhang  hiervon  ist  nicht  recht  klar.     Und 

einen  Mangel  an  Großartigkeit  in  dem  Gedanken,  die  Hera   durch  nebensächliche  Attribute 

ada  die  Triumphirende  über  andere  Gemahlinen  des  Zeus ,  folglich  als  die  einzige  und  echte 

Königin  des  Himmels  und  Frau   des  Zeus  zu  bezeichnen ,   kann   ich   nicht  empfinden.     Daß 

hierbei  andere  Götter  anderer  Städte  (welche  etwa  ?)  herabgesetzt   wurden ,   kann   wenig   in 

Betracht  kommen;    an  Gegensätzen  und  Widersprüchen   fehlt  es  in  den  griechischen  Culten 

bekanntlich  so  wenig,  wie  in   d^n  Mythen  an  Feindschaften,  und   daß   hier  die  Kunst  des 

hohen  Stils,  der  die  Aufgabe   wurde,  das  Tempelbild  einer  Gottheit   mit  allem   Reichthum 

mythischer  Ehre   auszustatten,    conciliatorisch  vorsichtig  hätte  auftreten   müssen,  um  durch 

ihre  Verherrlichung  nicht  zu  verletzen ,   ist  wenig  wahrscheinlich.  —  Über   die  Granate  in 

der  Hand  der  polykletischen  Hera  hat  sich  auch  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tatm^e 

IS59  p.  131  dahin  ausgesprochen ,   daß  er  sie  hier  wie  in  der  Hand  der  Nike  und  der  Per- 

wphone  als  Blutfrucht  und  Frucht  des  Hades  betrachtet;   allein,  Bötticher  widersprechend, 

hetieht  er  sie  auf  den  stolzen   und  kriegerischen  Charakter  der  Göttin ,  welcher  im   Cultus 

^on  Argos  auch  noch  in  anderen  Merkmalen  hervortrete,  wofür  er  sich  auf  Prellers  Grieoh. 

^ythol.  2.  Aufl.  I.  S.  131  beruft.     Es   dürfte  aber  doch  sehr  zweifelhaft  sein,  ob  man  den 

"^Ixen  und  kriegerischen  Charakter  der  Göttin  bei  einem  Bilde,  das   sonst  zu  Kampf  und 

^^  nicht  die  mindeste  Beziehung  hatte,  durch  eine  Granate  in  der  Hand,  selbst  angenommen 

*^^  lei  wirklich  Symbol  des  Todes  und  des  Hades  gewesen,  hätte  ausdrücken  oder  in  verstand- 

''<^her  Weise,  gleichsam  nebenher  auf  denselben  hätte  hindeuten  können.    Bei  Nike,  »la  d^esse 

^^  combats  sanglants«,  wie   sie  Stephani  nennt,  war  das  immerhin  doch  noch  etwas   ganz 

^  ^isehiedenes.     Ein  neuester  Deutungsversuch   der   Granate   in  Heras  Hand  (auch   in   dem 

^lykktMhen  Bilde)  von  Förster,  Die  Hochzeit  des  Zeus  und  der  Hera,  Breslau,  1867  S.  31 

^U  Note  4  bezieht  sie  auf  die  Sitte  des  Brautpaares,  ein  p.YiXov  K'j^dbviov  (welches  indessen 

^^ine  Gimnmte,  sondern  eine  Quitte  war)  vor   dem  Beilager  gemeinsam   zu  essen.     Auch  so 

^Orde  sich  also  die  Granate  (wenn  wir  sie   verstehn   dürfen)  in  Heras  Hand  auf  die  Ehe, 

^^nn  auch  nicht,  nach  der  altem  Ansicht,  auf  die  eheliche  Fruchtbarkeit  beziehn. 

34)  zu  S.  50.  Weitaus  am  besonnensten  spricht  sich  Brunn,  besonders  in  den  Annali 
^  a.  O.  aus,  wo  es  z.  B.  p.  299  heißt,  daß  »nd  la  Napoletana  nö  la  Ludovisia  possano  dirsi 

^opie  dell§  Giunone  di  Policleto dobbiamo  piuttosto  parlare  di  riproduzioni  piü  o 

^«no  libere  che  naturalmente  diedero  luogo  a  molte  e  svariate  modificazioni«,  worauf  eine 
^.tiBeinandersetzung  über  die  Um-  und  Fortbildung  klassischer  Ideal  typen  in  lebendiger  Kunst 
^Ha  auf  die  Römerzeit  folgt,  der  wir  die  meisten  erhaltenen  Exemplare  von  GQ^tteridealen  ver- 
^i%nken,  eine  Auseinandersetzung,  mit  der  ich  Wort  für  Wort  einverstanden  bin.  Bei  manchen 
Jt^ngeren  Fachgenossen,  welche  Brunn  beigefallen  sind,  sieht  es  mit  der  Bestimmtheit  der 
^^hauptongen  sehr  anders  aus.  Darauf  soll,  soweit  es  nöthig  ist,  weiterhin  zurück- 
bekommen werden. 

35)  zu  S.  51.  Es  ist  daher  das  genaue  Gegentheil  der  Thatsachen,  wenn  Brunn  im 
HuUetttno  von  1846  p.  123  geschrieben  hat:  »da  tutti  gli  antichi  vien  celebrato  come  pro- 
'totipo  di  tutte  le  altre  la  colossale  statua  argiva  di  Policleto«,  denn  es  giebt  eben  keinen 
«olchen  Ausspruch.     Eben  so  unrichtig   ist   Bursians  Behauptung  in  Fleckeisens  Jahrbb.  von 

1857  (Bd.  77.)  S.  101  ,  daß  Polyklet  gradezu  der  Schöpfer  des  Heraideales,  wie  Phidias  der 

<ics  Zeusideales ,   schon   von   alten  Kunstkennern  genannt   werde ,  denn   die  Stelle   des 

T^nkian  somn.  8,  welche  er  anzieht,  beweist,  abgesehn  davon,  daß  es  eine  einzige  ist,  keines- 

^■^  was  sie  beweisen  soll,  wenn  man  sie  nur  in  ihrem  ganzen  Zusammenhang  ansieht.    Sie 

lautet  ao:   ii*^  |AUoa)r^c  hi  tou  adbfxaTo;  tö  cOreXec  [irfik  r^c  iodTJToc  t6  nvapöv  inh  ^Äp  toi- 

ovtw  ^ppL(b(jicv<K  x»i  C>ei5la<   Hßlso^   loei^t   xbs  Ala  xal  floXOxXeiToc  t^jV  ''Hpav  elp^dlaaTO 

•iü»4M6pcD'v  lirifv^^  %a\  npafiT^Xr^«   i^vj\ido%ri'   itpooyuvoimai   YOiiv   outoi   {jlctoI  twv  ^tov. 

per  oberste  Sinn   dieser  Worte ,  mit  denen   bekanntlich   die  dem  jungen  Lukian  im  Traum 

i*rsche\iiende  »Epixo^Xutptxifi«  diesen   anredet,  ist:  verachte  nicht  das  Handwerk  mit  dem  was 

Overbfck,  KnniitinrUiologi«.  III.  '  13 


dran  bangt;  Ton  solchen  Anlänijen  uusgehend  Hind  Pliidiss 
tu  Meiitera  gewordeu.  deren  Werke  alle  Welt  benmidert 
dabei  wenig  an,  wie  die  KcnätmuDg  Myrona  und  des  Praxi 
Werke  beweist;   man  mag  aber  inuaerhüi   zugeben ,  daO  di 


Holjrklet,  MfroD  ono 

Auf  eiiiielne  Weiko  kommt  et 
'les  uhae  die  Nennung  einielner 

Zeus  dea  Fhidias  und  die  Hera 


de«  Pdlyklet  als  dieaet  Meister  bQcliatc  Leistungoti  lieBonders  genannt  werden,  von  dem  durch 
Falyklet  gcachaflenen  Hersideolc  steht  auch  dann  Nichts  in  der  Stelle  und  kommt  endlich 
Nichts  hinein,  wenn  man  behauptet,  die  Hera  werde  hier  als  dem  Zeus  dea  Phidiu  eben- 
bQrtig  beieichnot.  Aussprache  der  Alten  über  die  Uera  des  Pulyklel,  welche  sich  mit  denen 
Ober  den  Zeua  des  Fhidioa  in  Fsrallcle  stellen  ließen,  velclie  ii^h  in  m.  iScbriftquellena  unter 
Ho.  Uli,  TdS,  7Jti,  721,  '2'i,  '24,  um  von  anderen  lu  schweigen,  ausgezogen  habe,  wird 
man  in  der  ganzen  Litteratur  vergeblich  suchen. 

3G)  zu  S.  51.  Wegen  der  Zusammenstellung  des  Polyklet  mit  Pliidias  bei  Dionys. 
Ualicam.  de  Isocrate  3  {m.  -Schriftquelle n»  No.  795)  wegen  dea  atjiviv  5wi  fitfikoTCfiirt  xrjl 
(iSim{iuiTixäv  braucht  man  durchaus  nicht  an  die  Hera,  überhaupt  nicht  an  die  Gegenstände 
beider  Meiater  eu  denken,  es  ist  dies  vielmehr  ein  Urteil  Ober  ihren  Stil;  dem  Ausspruch 
in  derselben  Stelle  aber,  jene  Meister  seien  ii  toi;  |uil^asi  Kai  ^icimipwi  Öt^tdiTEpoi  gewesen, 
Kalamia  und  Kallimachoa  h  tois  iJ.olvcO'di  xüi  dvttpcuTT(KDi(  £p'[ot;  imvjylarfpai,  muß  man  immer 
den  Ausspruch  bei  Quintil.  Inst.  erat.  XU.  10.  7.  (m.  ■Schiiftquelleiu  No.  9HSJ  entgegenhalten: 
nnm  ut  humanao  formae  decorem  addidit  supra  verum  (PalyclituBJ,  ita  non  explevisae  deoroin 
aucloritatem  videtur.  Wegen  des  Ausgleichs  beider  darf  auf  Brunn,  Künstlergesoh.  I.  S.  225  f. 
und  m.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  2.  Aufl.  1.  S.  348  f.  verwiesen  werden. 

37)  zu  S.  b'i.  Förster  macht  in  seiner  Abhandlung :  Die  Hochzeit  des  Zeus  und  der 
Hera  3.  25  Anm.  7  gegen  die  bisherige  Auffassung  doa  Beinamens  der  '^pa  Nu)ji^ua)Ai^ 
sowohl  sachliche  wie  spracliliche  Bedenken  geltend,  indem  er  in  letzterer  Beaiehung  aach- 
luweisen  sucht,  <rij[i,<fi\i'iy.lirj  kOnne  auch  vujji^cuTpta  etp  bedeuten.  Um  hier  tu  beginnea 
(und  ea  muß  hier  begonnen  werden),  darf  ich  folgende  Auskunft,  welche  ich  meinem  Col- 
Icgen  und  Freunde  G.  Curtius  verdank«,  mittbeilen.  «Die  Verba  auf  Gum  haben  schon  im 
Activ  vorherracheud  intransitive  Bedeutung,  um  so  mehr  natürlich  im  Medium,  ausschlieO- 
lich  I.  B.  die  mit  •i\i\i,fi(iaii-ii.  vergleichbarsten;  xopcjojuu  (^  napftnc^iu) ,  fuipa'uiioji.ii ,  ita- 
viEuojj^t,  xoXmiJapii ,  ^iXavftpniiiEuogiQt.  d-xpatt'jofint.  Dennoch  giebt  es  Falle,  in  denen  ein 
Accusativ  hinsugefOgt  wird,  indem  der  ursprüngliche  Sinn  einem  Qbertragenen  gewichen  ist, 
t.  8.  Tci}tic6«(Mil  zwi  vdfiouc  Lys.  30.  3.  Ait>  meisten  Ähnlichkeit  mit  v'j(i^tuQ|iivT]  im  Sinn« 
von  vU(i;piu'cpuE  fi\n  h&tte  niAtytifuini  bei  Eurip,  Ipbig.  Aulid.  557:  -pei^ai  i;atöe'jD)u-»i  d.  i. 
■bildende  Zucht«.  Dennoch  halte  ich  bei  dem  festen  und  im  Thesaurus  von  Stepha:ius  siem- 
lich  reichlich  belegten  Gebrauche  von  vuiitpcjui ,  der  nichts  Ahnlichea  aufweist,  und  bei  der 
vollkommen  feststehenden  ThatBOche,  dnl}  vu|i<fc'jQ)^i-<i]  »nubens*  heißen  kann,  für  aehr  gewagt, 
dem  Worte  hier  jenen  transitiven  Sinn  zu  geben.'  —  Was  aber  das  Sachliche  anlangt,  ao 
beruft  sich  Fflrater  auf  die  von  Paussnias  IX.  3.  1  sq.  und  ausführlicher  von  Plutarcb  io 
einer  eigenen  Schrift  n.  tu''  i-t  lU.  Ö^ii^Xuiv  (fragm,  ä.  e.  (i)  behandelt«  Tempellegendc,  welehat 
der  Beiname  der  Gattin  nach  Pausanios  seinen  Ursprung  verdankte  und  in  welcher  Hera  nicht 
als  Blaut,  sondern  als  Brautfahrerin  der  auf  den  Hochse  ita  wagen  gesteUten  Sohcinbraut  dB 
Zeus,  Daidale  (nach  PauH&n.)  oder  PUtaia  (nach  l'lut.)  eracheinC;  Flutarch  sage  gradesu: 
rJ)v  "Hpai  Batfl^äsov  in  KiBaipiüvoc  »ai  toü  nXiaftitos  ^a^Epai  ^Evoiiivoa  Si»)J.»Ttl3^  [uri 
fifiii  x<il  fikaniii  ajT'fjv  -<u(tipay(D-|ETv  ,  lasse  also  nicht  einmal  die  MQglichkeit  offen,  dofi 
Uera  nach  der  Entdeckung  des  Truges  und  nach  der  Versöhnung  mit  Zeua  an  die  9t«lle  Am 
Braut  getreten  sei.  Diea  iat  dem  Buchstaben  nach,  ja  nach  der  Auffassung  unserer  Quellen 
vollkommen  richtig,  muß  aber  dennoch  falsch  sein  und  auf  verworrener  Auffassung  uneerar 
Berichterstatter  beruhen,  weil  ea  einfach  Unsinn  ist.  Man  fasse  nur  den  ganien  üusammm- 
haug  der  Legende  in's  Auge.  Hera  trennt  eich  aus  irgend  einem  Motive  von  Zeus,  lun  sie 
wieder  zu  gewinnen  beschließt  dieser  nuf  Rath  des  klugen  Kithaeron ,  ihre  Bifvtsucht  nga 
lu  machon.  Er  laßt  also  «in  Holzbild  verfertigen,  vermummt  dies  als  Braut  wul  stallt  ■ 
auf  seinen  Wagen,  indem  er  aussprengen  Ittßt,  er  führe  die  Plataia  oder  Daidal«  mli  BsasI 
heim,  UeiB  hcrl  dies,  siebt  den  Brautzug,  kommt  voll  Eifcraucht  herzu,  zerreißt  der  sa* 
gebUobeo  Braut  den  Schleier,  ändet  ein  Holzbild,  veraöhnl  sieh  mit  Zeua  nud  —  wM 
zur  Braut fah rc ri n  !     Aber  wessen  denn    nurr  des   Holibildes!  denn  eine  andets,    wirklich* 


ZUM  ZWEITEN  BUCH.     3.  CAPITEL.  195 

Braut  war  nicht  Torliandeii  und  für  eine  andere  wäre  auch  Hera  natürlich  nimmer  vup.cpe6Tpia 
geworden.  Daß  aber  Hera  für  eine  »Scheinbraut«,  für  ein  Holsbild  die  Brautführerin  abge- 
geben habe  und  daß  darauf  ihr  Beiname  Nu(i.cpeuo{iivt]  beruhe,  ist  ja  offenbar  widersinnig. 
Es  scheint  demnach  keinem  Zweifel  eu  unterliegen,  daß  unsere  Berichterstatter  die  drama- 
tische Darstellung  der  Legende  an  den  Daedalen  (Pausan.  IX.  3.  4)  und  die  Legende  selbst 
durch  einander  geworfen  haben  und  daß  die  Legende  selbst  grade  den  Schluß  gehabt  haben 
muß,  den  Förster  nach  dem  Wortlaut  unserer  Zeugnisse  ablehnt:  die  freudig  enttäuschte 
und  mit  Zeus  yersöhnte  Göttin  trat  als  wirkliche  Braut  des  Gottes  an  die  Stelle  der  höl- 
aemen  Scheinbraut.  —  Wenn  aber  Förster  sum  Schlüsse  bemerkt :  auch  sei  die  ganse  Legende 
keine  Episode  des  Brautstandes,  sondern  des  ehelichen  Lebens  von  Zeus  und  Hera,  so  gilt 
hier  Ahnliches.  Dem  Wortlaute  nach  ist  es  so  wie  Förster  sagt,  dem  Sinne  nach  kann  es 
nicht  so  sein;  Tielmehr  gehört  die  Sage  in's  Bereich  der  anderen  Sagen  Ton  der  Gewinnung 
der  Hera  durch  Zeus  als  deren  plataeisch-kithaeronische  Version;  da  aber  dem  Wesen  nach 
der  ganse  lep6c  Yötfio«  6in  jährlich  wiederkehrender  ist,  in  jedem  Frühling  der  Himmel  neuer- 
dings um  die  Erde  wirbt,  diese  zu  seiner  Braut  und  Gattin  macht,  so  konnte  die  wieder- 
holte Darstellung  der  Sage  am  Jahresfeste  für  eine  oberflächliche  oder  mythisch-pragmatische 
Auffassung  leicht  den  Anschein  annehmen ,  den  sie  in  den  uns  vorliegenden  Berichten  hat, 
es  handele  sich  hier  nicht  um  eine  erste  Gewinnung  der  Braut,  sondern  um  eine  Wieder- 
gewinnung der  ersümten  Ehefrau  Hera.  Aber  falsch  bleibt  das  gleichwohl  und  in  sich  un- 
möglich^ wär*8  auch  noch  sehnmal  öfter  und  vielmal  deutlicher  berichtet  und  Welcher  sagt 
mit  Tollkommenem  Rechte,  Gr.  Götterl.  I.  S.  367:  «also  war  der  Sinn  des  Festes  die  an 
jedem  Fest,  eigentlich  jährlich  erneuerte  Hochseit«,  sowie  er  auch  sehr  sweckmäßig 
unmittelbar  danach  Ton  dem  Heracultus  und  der  Sage  Ton  Stymphalos  redet,  wo  Hera  drei 
Tempel,  als  Ilau,  TcXe(a  und  X-^pa  hatte,  mit  der  Bemerkung:  »die  Ton  Zeus  abgewandte, 
getrennte  Göttin  ist  die  im  Winter  abgestorbene  Erde«,  um  welche  in  jedem  Frühling  der 
Gott  des  Himmels  neu  werben  muß  und  die  jährlich  Mädchen,  Gattin,  Witwe  wird,  oder 
sich,  wie  man  in  Nauplia  sagte,  immer  wieder  im  Kanathos  sur  Jungfrau  badete,  yergl. 
Welcher  a.  a.  O.  8.  366. 


ZUM  DRITTEN  CAPITEL. 

38)  SU  8.  61.  Das  Moment  der  natürlichen,  der  Hera  angeborenen  Hoheit  hat  Brunn 
in  dea  Ann,  dell'  Inst.  Ton  1864  p.  .302  wenigstens  zu  weit  in  den  Hintergrund  gerückt,  wenn 
tx  im  Übrigen  sehr  wahr  sagt :  »La  dea  ö  certo  la  regina  del  cielo,  non  perö  in  modo  assolutOt 
ma  in  quanto  che  ö  la  sposa ,  la  consorte  di  Gioye.  Questa  qualitä  di  sposa  d  quella ,  che 
inproata  a  tutta  la  mitologia  di  Giunone  il  suo  carattere  specifico  nello  stesso  modo  come 
p.  e.  alla  mitologia  di  Cerere  la  quaUtä  di  madre :  essa  preyale  nel  culto  come  nella  poesia 
^  ena  doyea  formar  pure  la  base  per  Tideale  artistico.« 

39)  EU  8.  64.  Schon  aus  diesem  Grunde  kann  die  im  ersten  Saale  des  Casino  der  Villa 
^ijliese  unter  No.  5  aufgestellte  Kolossalbüste,  welche  in  dem  sonst  yon  kundiger  Hand 
^cv&ßten  Katalog  als  »Giunone«  aufgeführt  ist,  unmöglich  Hera  darstellen;  denn  in  heryor- 
'■Smder  Weise  liegt  in  dem  Munde  sowie  in  dem  schwärmerischen  Auge  erregte  Sinntich- 
^)  welche  mich  für  die  gesuchte»  aber  nicht  gefundene  Erklärung  dieses  merkwürdigen 
^ttkes  bei  oft  erneuerter  Betrachtung  stets  wieder  auf  den  dionysischen  Kreis  hinwies. 

40)  SU  8.  64.  Bronn  schreibt  in  den  Ann.  dell'  Inst,  yon  1864  p.  301 :  »questo  carattere 
^to  ipeeifioo  (des  Stierauges),  che  non  pu6  non  essere  accennato  mediante  l'epiteto  ßo&mc, 
lella  Giunone  Ludoyisi  ö  abbandonato  quasi  del  tutto«  und  Heibig  in  den  Ann. 
^  last,  yon  1869  p.  145 :  »la  GKunone  Ludoyisi  rappresenta  uno  stadio  posteriore  di  syiluppo, 
Ml(jQ^^  abbandonata  la  caratteristica  della  ßooiictc,  aparisce  soltanto  la  icÖTvia 
^P^  and  p.  147:  »la  quäle  (die  Ludovisische  Büste)  interamente  priya  del  carattere 
i«lUßo*itic«. 

13» 


tw 


ANMERKI'NRKN  ITND  ESCURBE 


tt(  m  S.  84.  Bottif^r,  Kuiiatmythol,  11,  S.  311  f.  -flr 
alle  liTamtnutiker  und  auch  PlutHrch  Quaeel.  Uraec.  p.  'i'l'i  B. 
Vergl  Vano  K.  R.  Q.  t>.  Das  große,  ge  wo  Ibtu  AugG, 
salen  Anctiti  aiuchuf"  u.  s.  w.  8.  ^Ilit :  -Aber  mit  weil  gi 
HimnielikitnigiTi  und  große  Augen  forderten  seibat  von  ihr< 
Juvenal.  VI.  147,  vergl.  Juniua  de  pict.  ret.  III.  9  p.  2i9. 
Plastik  II.  9.  &ä :   iiEhrfurch [gebietend  streng  und  lieblich 


sieht  der  UCItin  mit  seinem  hohen,  großge« 
O.  Mollot,  Handb,  d.  Atehaeol.  $  352.  6;  .Die  ge 
ßoöni;)  schauen  grade  vor  Rieh  hin.T  Vergl.  Anmi 
■ale  Kopf  des  Hauses  Ladovisi  tum  Orunde.»  — 


klaren,  durch  [ig-j^''?^''^^' 
das  er  (Polykiet)  Ifaicm  coloa- 
enffnelen  Augen  bUckt  die 
Junonischen  Uattinen  die  Römer, 
—  Fenerbach,  Gesch.  d.  griech. 
«ar   das  erhabene  Aji^- 


ji.« 


üiTii    UonierM. 
t.n  und  offenen  Aus. n  l'HfT, 
»Hierbei  liegt  besonders  der  koloa- 
nn  Uelbig  in  den  Annali  dell'  Inat. 


I  der  Besprechung  des  poinpejanischen  (iemKldes  mit  dem  Upi(  jeiftoi 
{Muh.  Itorbon.  II,  59  vergl.  Teinite,  Wandgam.  2.  Abth.  111.  22)  von  der  Hera,  welche  mehr 
■In  durch  irgend  etwas  Anderes  durch  auffallend  grnOe  Augen  ausgeieiehnet  ist,  sagt:  »neUa 
donna  il  lipo  det  volto,  il  quäle  come  in  povhi  inunumenci  caiatteriiKa  la  ßoüiTnt.  ed  il  rel» 
sopra  il  cnpa  e  la  Stefane  delerminano  fondatamente  Giunone«,  wird  er  damab  wohl  much 
noch  ^oiuTTi;  als  ftt^nHif'M.itrn  verstanden  haben. 

42)  lu  S.  04.  Griech.  Götterlehre  I.  S.  MG:  'Zwei  BeiwOrter  sind  unter  den  GOttiitea 
der  Hera  eigenthttmlich,  Äi'jxcfi/.ivn;  und  ßoüinit,  von  Uomer  ohne  Zweifel  nur  ho  venCanden 
wie  weiOarmig  von  Helena  u.  s.  w.,  kuhAugig  aber  für  großäugig....  Doch  war  viel- 
leicht in  poSiitK  das  erste  Wort  eigentlich  und  der  stiere,  grade  Blick,  als  Sohflnheit  vex- 
standen,  im  Gegensätze  von  i'.ixüiii;,  beweglich,  munter  blickend,  zugunglich  den  Blicken 
des  Andern.  Diesen  unbeugsamen  lllLck,  der  doo  AuMlruck  einer  ungemeinen  Naturfewalt, 
wie  etwa»  Bannendes  hat,  sieht  man  an  der  Fotnarina  des  Palastes  Uaiberini  und  in  Rom 
Kuweilen  auch  an  lebendigen  Schönheiten." 

43]  EU  S,  65.  Siehe  Kekulä.  Hebe  S.  U-l  -  »Das  humerlsche  Beiwort,  welches  aus- 
achließlich  der  Hera  »ukommt  (?)  und  also  ihr  Wesen  am  deutlichsten  bezeichnet,  ist  ^oüirtf  ^, 
mit  den  Augen  des  Stieres  uder  vielmehr  mit  den  Augen  der  Kuli.  Das  Charak — 
lerlstische  des  Stier-   [auch  des  Kuh-?}   auges  ist  nur  lum  Theil   seine  Größe   im  Verhiltoil^S; 

XU  den  timgebenden  Theilen.     Von  dieser  ist  es  unmöglich ,  Stellung  und  Form  lu  trennen    

welche  beide  nach  außen  streben.«  Vergl.  dagegen  FriederictiB,  üBausteine«  S.  lOS  in  de^ - 
Anmerkung  su  No,  S9:  ....  -sodann  aber  zweifle  ich  Hehr,  ob  Homer  mit  «einem  Bpitheliw^:^ 
das  meint,  was  Brunn  annimmt,  denn  Homer  giebt  ja  dies  Epitheton  nicht  allein  der  Hen^^ 
sondern  auch  sterbliulion  Frauen  aogai  untergeordneter  Art,  er  bezeichnet  also  damit  n^^.^ 
eine  allgemein  menschliche  Eigenschaft.» 

44)  zu  8.  6S.  Daa  hat  auch  schon  Winckelmann,  Oeech,  d.  Kunst  V.  3.  $  7  herv«:^^, 
gehoben I  •Jnao  ist  außer  an  ihrem  Diadema  kenntlich  an  den  großen  Augen  i!,  und  an  di^_.j 
gebieterischen   Hunde,    dessen  Zug   dieser  Gottin   so   eigen    ist,   daß   man   ein   blo^^B^ 

ProHl,   welches  voa  einem  weiblichen  Kopfe in  dem  Musen  ^troxsi  abrig  gebliel 

durch  einen  solchen  Uund  sicher  auf  eine  Juno  deuten  kann." 


)>eB^^H 


ZUM  VIERTEN  CAPITEI,. 


46)  zu  S.  Tl.  Die  BOste  ist  hier  in  beiden  Ansichten  nach  Photographien,  die  Vonle'- 
■niicht  von  dem  Original,  die  Seitenansicht  von  dem  Oypsabguß  und  zwar  die  lt>Ui«R  ü 
deijenigen  Neigung  des  Kopfes  darstellt,  welche  Brunn,  Ann.  dell'  Inil.  von  l^li4  p.  301  m'' 
Rerht  als  die  zur  Vcrgegenwftrtigung  ihre«  wahren  Charakters  nöthige  und  beste  bouick»'^ 
und  fordert  und  in  der  er  *ie  in  den  Ittonumenti  hat  stechen  lassen ;  es  sind  aber  nicht  «Ilfil*« 
wis  Brunn  saut,  gewisse  G fpaabgOsse,  sondern  es  ist  das  Original  selbst  nicht  gut  aufgnttUK» 
indem  daH<e1l)e  auf  »einem  PiedenUl  sn  befestigt  int,  daß  die  vordere  Linie   des  Il>l(r>  [»< 


^ 


ZUM  ZWEITEN  BUCH.     4.  <CAP1T£L.  197 

senkrecht  steht,  wodurch  die  ProfiUinie  des  Gesichtes  nach  unten  um  18^  vorspringend  wird, 
denn  um  diesen  Betrag  sind  die  Linien  des  Qesichtsprofiles  und  der  vordem  Halsfläche  gegen 
einander  geneigt.  In  der  Abbildung  meines  Atlas  sowohl  wie  der  Monumenti  steht  das 
Gesichtsprofil  senkrecht;  während  aber  die  eine  Ansicht  in  den  Monumenti  genau  von  vom 
aufgenommen  ist,  ist  die  Vorderansicht  im  Atlas  um  ein  Geringes  nach  der  Rechten  des  Be- 
schauers aufjg;enommen ,  in  welcher  Ansicht  allein  die  charakteristischen  Linien  und  Flächen 
der  Nase ,  der  Wangen  und  des  Kinns  völlig  zur  Anschauung  kommen. 

46)  SU  S.  72.     Etwas  zu  bestimmt  behauptet  Kekul^,   Hebe   S.  68,  daß   das  Vorbild 
Bronze  gewesen  sei,  aber  bare  Willkür    und  Nichts  als   der  Nachhall  der  Hypothese,  hier 
liege  der  polykletische   Heratypus  vor,  ist  es,  wenn  er  sagt:    »der  Farnesische   Kopf  geht 
mittelbar  auf  Goldelfenbein ,  unmittelbar  auf  Bronze  zurück« ;   denn  es  ist  ja  ganz  und  gar 
unmöglich,  dies  aus   irgend  einer  Formeneigenthümlichkeit  des  vor  uns  stehenden  Marmor- 
kopfes herauBzusehn  oder  zu  erweisen.     Wenn  derselbe  S.  67  sagt,  es  liege  eine  an  Wild- 
heit grenzende,   ungebändigte  Kraft,   eine   dämonische  Gewalt  in  ihren  Zügen,  so  ist  das 
stark  übertrieben ,  und  wenn  er  hinzusetzt :    »denken  wir   uns  dieses  Antlitz   in  Erz   mit 
funkelnden   Steinen  in  den  mächtigen  Augenhöhlen«,  so  steht  zu  bezweifeln,  daß  man 
jemals  funkelnde  Steine  mit  Erzbildem  verbunden  oder  in  deren  Augen  eingesetzt  hat.   Daß 
wir  es  nicht  mit  einem  Originalwerke  zu  thun  haben,  ist  wohl  allgemeine  Überzeugung,  wie 
dies  auch  Conze,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  S.  2  ausgesprochen  hat;   die    Büsten- 
form aU  der  Annahme  der  Originalität  entgegenstehendes  Moment  hat  besonders  Friederichs, 
»Bausteine«  S.  108  hervorgehoben. 

47)  zu  S.  72.     Begonnen  hat  die  Erörterungen  über  die  Periode  dieses  Werkes  Brunn 
im  BuUettino  dell'  Inst,  von  1846,  wo  er  p.  128  auf  die  von  ihm  aufgeworfene  Frage,   ob 
derselbe  älter  sein  könne  als  Polyklet,  mit  großer  Zuversicht  »nein,  gewißlich  nein«  (n6,  cer- 
tamente  nö]  antwortet     Sein  Hauptargument  aber,  welches  auch  Kekuld,  Hebe  S.  66  wieder- 
holt, ist,  daß  wenn  dieser  Typus  vorpolykletisch  wäre ,  man  überhaupt  nicht  einsehn  würde, 
worin  das  Verdienst  des  Polyklet  bei   Schaffung  des  Heraideales   bestanden   haben  sollte. 
I^  die  Famesische  Büste  gilt  Brunn  für  das  vollendetste  Idealbild  der  Hera,  das  auf  uns 
gekommen,  für  die  Grundlage  aller  späteren  nach  Maßgabe  des  Materiales,  der  Größe,  der 
Bestimmung,  des  Zeitgeschmackes  modificirten  Bilder  der  Göttin.    Von  Polyklet  aber  nimmt 
^i  wie  schon  früher  (oben  S.  38)  bemerkt ,  als  ausgemacht  an ,  daß  er  das  vollendete  Ideal- 
^  der  Hera  geschaffen  habe.   Wie  es  sich  hiermit  verhalte,  ist  im  zweiten  Capitel  genauer 
^rtert  worden  und  sehr  richtig  hat  mit   aller  Kürze  Friederichs  a.  a.  O.  S.  107  von  der 
^^  Polyklets  gesagt :  »wir  wissen  nichts  Näheres  über  sie«,  am  wenigsten  über  ihren  Kopf 
^d  den  in  diesem   ausgesprochenen  Typus.     Was   aber,    selbst   vorausgesetzt,   die   Alten 
^violien  genauer ,  als  sie  es  thun ,  aus ,   Polyklets  Hera  sei   das  normale  und  normgebende 
"^^^cilbild  gewesen,  die  Bruimsche  Argumentation  anlangt,  welche  darauf  hinausläuft:   wenn 
'^cht  Polyklet ,  wer  dann  sollte  diesen  uns  vorliegenden  Typus  geschaffen   haben  ?  so  ist  die 
^^^lu«  Schwäche   derselben   neuerdings  in  Beziehung  auf  eine  ganze  Zahl   von  Werken   der 
Modernen  Kunst  durch  Nachweis  des  wirklichen  Urhebers   anstatt  des  vermutheten  und  be- 
^^^ipteten  klar  geworden.     Nicht  viel  besser  waren  allerdings  die  schwankenden  Ansichten, 
*^«h  denen  ich  selbst  zuerst  (Kunstarchaeol.  Vorlesungen  S.  76)  dem  Brunnschen  Datum  ent^ 
^^C^ngetreten  bin  und  ihm  später  (Zeitschrift  für  die  Alterthumswissenschaft  von  1857  S.  301) 
^^^Qgterweise,  aber  auch  nur  dieses,  beigestimmt  habe,  indem  ich  es  nicht  für  nöthig  fand, 
^^  kerben  und  strengen  Formen  der  Büste  aus  dem  Stile  der  Periode  ihrer  Entstehung  ab- 
^^eiten,  sondern  es  für  möglich  hielt,  dieselben  auf  das  absichtsvolle  Schaffen  eines  Meisters 
^^iBlütkezeit  zurückzuführen,  der  die  homerische  Hera  in  ihrer  ganzen  Herbigkeit  als  hadernde 
^^^  murrende  Hausfrau  des  Zeus  darstellte.     Obgleich  Etwas  von   dieser  Vorstellung  noch 
^  Priedericha  a.  a.  O.  S.  1 06  nachklingt  und  obgleich  meine  weitere  These ,  dieser  unliolde 
^opf  könne  keinem  Tempelbilde  angehört  haben ,   Bursians  Zustimmung  gefiinden  hat  (N. 
'^l>b.  f.  Philol.  Bd.  77  S.  101),  so  gebe  ich  doch  das  Eine  wie  das  Andere  dran  und  gestehe 
^itwillig  zu,    daß  manche  (freilich  nicht  alle)  der  gegen  mich  gerichteten  Bemerkungen 
Bromu  in  seinem,  neuem  Aufsatz   über  das   Monument  in   den  Annali  dell'  Inst,  von  1864 
P-  297  sqq.  berechtigt  sind.    Ich  bin  jetzt  der  festen  Überzeugung,  daß  der  Formencharakter 
^  Pttnesischen  Büste  lediglich  auf  die   Stilentwickelung  der  kunstgeschichtlichen  Periode 


198  ÄNStEBKONGES  UND  EXCUSBE 

lurOclKufalireii  aoi,  in  welcher  ihr  Original  eutitand.  Was  aber  die  Daliningen  von  Seiten 
Anderer  nnlniigl,  um  docb  auch  dieflc  hier  otKufQliren,  ao  hiben  Kckulö,  wit  schon  bemerkt, 
und  Heibig,  Annali  dcU'  Inst,  von  1SQG  p.  144  Bich  Brunn  lustimmig  erklärt.  Von  Alleren 
nennen  die  Verfasser  von  Neapels  anl.  Bildwerken  (1S23)  S.  115  die  BtUte  »etii  lebr  TonOg- 
lichBs  Werk  des  strengen  griechischen  Style»,  Abeken  in  dea  Annali  von  M'is  p,  Z3  be- 
zeichnet ihn  als  ein  Beispiel  "di  Btilo  piü  perfetto",  nttnilich  ToUkomntener  als  den  hoch* 
BTchafschen  Kopf,  den  er  vorher  besprochen  hat ,  mna  di  rigida  muiieras.  Von  Neueren  sagt 
Hottner  in  a,  Vorschule  der  bildenden  Kunst  (IS48)  8.  203  »Jener  Kopf  ist  für  die  haohste 
Olaniieit  eu  streng,  er  gehört  in  die  vorige  Periode.  In  seiner  herben  Grijße  verhalt  er  öch 
IUI  Juno  Ludovisi  nie  die  straff  geschlossene  Knospe  zur  voll  entfalteten  Blathcni  Burck- 
hnrdt,  Cicerone  (1,  Aufl.  ISä5]  S.  427  nennt  die  Farnesiache  Büste  eine  schöne,  frOhgrieohiiche 
Arbeit  von  einem  «ilera,  strengen  Typus,  dem  zur  vollen  Majestät  noch  die  Anmulh  fehlt, 
aus  einer  Zeit,  da  die  griechische  Kunst  noch  nicht  ihre  volle,  harmonische  OrS&s  er- 
reicht hatte,  und  Bursian  a.  a,  0.  spricht  den  Kopf  als  ein  Totpolyklelisches  Werk  «n,  bei 
dem  namentlich  in  der  Magerkeit  der  Formen  eine  gewisse  slterthQmliche  Strenge  nicht  lu 
verkennen  sei.  Auf  die  Änsfites  van  Friederiehs  und  Conte  ist  im  Texte  ROckricht  ge- 
nommen. Jedenfalls  sagt  Brunn  zu  Viel  in  den  Worten  Annali  von  IS(i4  p.  SOS:  anon  soU- 
mentc  ora  e  riconosciuta  (U  Giunone  Fameae]  come  uns  delle  piä  insigni,  ma  ai  consente 
pure  quasi  gcneralmente,  che  in  essa  1e  forme  ideali  ossia  il  lipo  ideale  della  dta, 
qnale  fu  stabilito  da  PolicleCo  ,  sia  caprcaaa  piu  puramente  che  in  qualunque  altra  tesla  ehe 

4Sj  zu  S,  72.  Die  ältere  Litter&tur  Ober  die  s.  g.  cphesisehen  Amszonenslntuen,  unter 
welchen  diejenige  des  Polyklet  nach  Plinius'  Berichte  die  erste  Stelle  eingenonunen  bnt,  ist 
verzeichnet  in  m.  ■Soliriftquelleni  No.  943  in  der  Anmerkung;  hinzuzufdgen  ist  Friederiehs, 
•Bausteine«  S.  113  f.  No.  93,  m.  Gesch.  der  griech.  Plastik  2.  Aufl.  I.  S.  346  mit  Anmerkung 
113.  Daß  sich  die  neuere  Ansicht  mehr  und  mehr  dahin  neigt,  die  polykletische  Amuone 
in  dam  Typus  zu  erkennen,  welcher  in  der  Statue  No.  '1  im  Braccio  nuovo  des  vaticani- 
sehen  Museums  und  —  weniger  »taik  ergänzt  —  in  der  kleinen  Bronze  in  Florenz  [>.  m. 
Gesch.  d.  gr.  Plast,  a.  a.  O.  Fig.  69  a}  luid  den  verwandten  Eiemplaren  vorliegt,  soll  nicbl 
golluguet  werden,  aber  von  Sicherheit  kann  nicht  die  Rede  sein. 

4t)}  lu  S.  T4.  Als  ein  Grund,  Polyklet  eine  besondere  Strenge  dea  Stile«  zuzuiprockcii, 
wird  jetzt  mehrfach,  so  bei  Brunn,  Annaii  von  IS64  p.  3(13,  vergl.  Kekulo,  Hebe  S.  BS,  die 
Einschränkung  dea  Lobes  der  Schönheit  polykletischer  Werke  hei  Cicero  Brut.  IS,  "0  {üum 
plane  perfecta  ut  mihi  quidem  videri  solitum)  angeführt.  Aber  die  Bedeutung  dieser  Ein- 
schränkung hat  Brunn  in  s.  KQnstlergeschichte  I.  S.  231  richtig  gewDrdigt,  wenn  er  tag;!: 
Mler  Masse  der  Zeitgenoaicn  des  Cicero  mundete  nicht  einmal  ein  Polyklet,  ei  war  in  streng  ^m 

und  herbe,    Ihr  Geschmack  war  durch  die  zarten,  weichen,  fast  appigen  Gebilde  eines  Praii-^ 

telcs  und  seiner  Nachfolger  verwOhnt  und  Cicero  hält  es  daher  fttr  nflthig,  sich  ihnen  gegen ^ 

aber,  so  au  sagen,  als  Puristen  zu  bekennen'.    Wenn  Brunn  aber  weiterhin  hervorhebt,  wir^^ 

dürften  dies  Urteil  Cicetos  um  ao  weniger  abereehn,  je  sicherer  auch  in  dieser  t\ Iiiiiiiiii|iiw^ 

weise  die  VeTanlasiung  liegen  mußte,  in  allgemeinen  Kunsturicilen  Polyklet  mit  Phidits  ic^^ 
e ammenaus teilen  ,  so  folgt  daraus,  daC  er  wenigstens  damnls  nicht  an  eine  die  dea  Phiili^^Ba 
abeibietende  Strenge  des  polykletisclien  Stils  gedacht  liat,  sondern  die  ätrenge  Beidn  as^^iq 
im  Gegensätze  zu  der  Weichheit  und  Üppigkeit  der  spätem  Euiut  verstanden  haben  —^  ' — ] 
Und  dies  ist  gewiß  die  richtige  Auffassung. 

5f)|  zu  S.  79.     Gradeiu  'eine  Murmorreplik  der  famesischen  lunoi  nennt   sie  Tli  und   ■   1 1 
in  einer  bei  KekuU,  Hebe  S.  Dti  Anm.  4  mitgcthetlten  Beschreibung;    ich  muD  die  Hic1it_^ijr- 
keit  dieser  Bcicicbuung  durchaus  bestreiten  und  will,  abgeaohn  von  allem  Andern,  nur  cjar^u/' 
hinweisen,  daß  allein  schon  äußerlich  die  große  Zarkenstephane,  welche  die  florcntiner  Ba«tv 
schmOekt,  gegenüber  der  knapp   anliegenden  Ampyi   der  Farnesischen   beweist,  daß  t»  «dob 
hier   um   eine  •Kepliki  der   Ictstem   auf  keinen   Fall   handelt.     Auch    Burckhardt,  CtewMir 
1.  Aufl.  S.  427  trennt   sie   durchaus  von   der  neapolitanischen.     Die  VcrgleichuDg  dor  bcidü 
Abbildungen  im  Atlas  Taf.  DC.  No.  1  u.  3  wird  wohl  jede  weitere  Polemik  ObeMlassig  tnaeW 
Da  aber  Benndorf  die  florentiner  Bflst«  Replik  der  neapolitaner  nennt,  muß  dahinstahn,  •> 


ZUM  Z¥^EIT]£N  BUCH.     4.  OAPITEL.  199 

Ton  der  bei  Kekulö  a.  a.  O.  folgenden  weitem  Notiz  deeielben  Gelehrten  tu  halten  sei,  die 
80  lautet:  »Eine  iweite  Replik  in  CipolUn  ist  ebenfalls  in  Florenz  im  Palazzo  Ceparelli,  jetzt 
(l$ß7)  Palazzo  del  ministero  dell'  interne.     Sie  hat  im  HasCte  statt  des  Diadems  einen 
Reif.    Die  Papillen  sind  angegeben.   Die  Arbeit  ist  gewöhnlich.    Nase  und  Büste  sind  neu. 
—  Beide  Repliken  scheinen  mir  ebenso  wie  die  berliner  in  den  Maßen  mit  dem  heapeler 
Exemplar  tlbereinzostimmen  und  gehören   daher  in  jene  nicht   unbeträchtliche  Reihe   von 
Wiederholungen,  welche  auf  mechanischem  Wege  mit  Hilfe  des  Punktiersystems  ge- 
arbeitet wurde«.    Von  dem  Kopf  in  den  Ufßzien  muß  .dies  ganz  bestimmt  geläugnet  werden, 
denjenigen  im  Palaste  Ceparelli  kenne  ich  nicht,   und  von  ihm  sowie  von  den  wirklichen 
RepUken  des  neapeler  Kopfes  im  Vatican  und   in   Berlin  (oben  S.  78  No.  1  b.  u.  I  c.)  mag 
Benndorfs  Behauptung  gelten. 

51)  zu  8.  79.  Eine  vortreffliche  Charakteristik  dieses  Werkes  giebt  Heinrich  Meyer  in 
einer  Note  zu  Winckelmanns  Gesch.  d.  Kunst  Buch  V.  Cap.  2  §  7,  welche  zur  Vergleichung 
mit  dem  im  Texte  Gesagten  hier  wiederholt  werden  möge :  »Es  ist  eine  schreckbare  Größe, 
Hoheit  und  Ernst  in  diesem  Gesicht ;  der  Styl  überhaupt  strenger,  als  in  irgend  einer  andern 
uns  bekannten  Juno.  Die  Augenlider  liegen  weit  über  die  Augäpfel  vor  und  haben  eine 
beinahe  schneidende  Schorfe;  um  die  Lippen  läuft  ein  Randchen,  wie  man  auch  an  einigen 
Hinerren  des  hohen  Styls ,  der  Amazonen  u.  s.  w.  gewahr  wird ;  hier  aber  ist  solches  vor- 
xfigUch  stark  angedeutet,  und  so  sind  auch  alle  andern  Theile  des  Gesichtes  groß  geformt, 
sehr  entschieden,  mehr  zum  Bedeutenden,  Eckigen  als  zum  Runden  und  Fließenden  geneigt. 
Die  Haare  sind  gleich  von  der  Stirn  an  sehr  tief  ausgehöhlt,  und  wiewohl  die  Arbeit  von 
otwas  anderer  Art  ist,  als  an  den  drahtartigen  Haaren  der  sichersten  Denkmäler  des  hohen 
Styls  der  griech.  Kunst,  so  verbergen  sich  doch  wenigstens  die  Spuren  der  Nachahmung  der- 
selben nicht,  und  es  mag  also  in  diesem  Werke  die  wardige  Copie  eines  großen,  vielleicht 
bronzenen  Meisterwerks  erhalten  sein.  Da,  wie  gedacht,  die  Haare  sehr  tief  ausgetrieben 
und,  so  hat  der  Künstler  hin  und  wieder  zwischen  den  Locken  zum  Halt  ein  wenig  Marmor 
stehen  lassen.  Aus  den  durchbohrten  Ohrläppchen  läßt  sich  schließen,  daß  dieser  Kopf  mit 
Ohrgehingen  geziert  war.  Die  Nase  ist  neu,  wie  auch  etwas  von  den  Haaren  der  linken 
Snte;  am  Diadema  giebt  es  einige  Beschädigungen;  ferner  bemerkt  man  am  Halse  neu  ein- 
Seietate  Stücken  und  die  Brust  ist  überall  moderne  Arbeit.«  —  Wenn  O.  Müller  im  Handb. 
d.  Archaeol.  §  352  Anm.  6  meint ,  der  florentiner  Herakopf  sei  wahrscheinlich  auf  ferne  An- 
n^t  berechnet,  so  mag  er  insofern  Recht  haben,  als  ein  so  großer  Kopf,  so  lange  er  auf 
^  sugehörigen  Rumpfe  war,  dem  Auge  ziemlich  fern  rückte ,  allein  ganz  unrichtig  würde 
i>^  dies  schöne  Werk  beurteilen ,  wenn  man  glaubte ,  es  sei  bestimmt  gewesen  in  größere 
Pens  and  wesentlich  in  diese  zu  wirken  und  daher  stamme  seine  mächtige  und  strenge 
Poimgebong. 

52)  zu  S.  81  Note  a.  Gegen  die  Treue  dieser  Photographie  nach  dem  Gypsabgusse 
^^  sieh  natürlich  Nichts  einwenden,  es  muß  aber,  um  diejenigen,  welche  weder  das  Original 
^^^^  einen  Abguß  kennen,  nicht  an  dem  im  Texte  Gesagten  und  in  der  Abbildung  im  Atlas 
^^benen  irre  werden  zu  lassen,  hier,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  damit  anzustoßen,  gesagt 
^^'den,  daß  der  Kopf,  namentlich  seine  Vorderansicht,  in  der  Photographie  der  Monumenti, 
^^ncheinlich  infolge  einer  nicht  ganz  günstigen  Beleuchtung  unbedeutender,  flacher  und 
^  den  Formen,  besonders  der  linken  Wange  und  der  Nase,  leerer  erscheint,  als  er  in  der 
llutin. 

53)  zu  8.  83.  Ana  der  fast  unübersehbaren  Litteratur  über  dies  Kunstwerk  seien  hier 
^^^  den  in  Ann.  24  u.  25  bereits  angegebenen  und  außer  den  im  Text  und  in  den  Noten 
*>^8efllhrten  Schriften  als  das  Wichtigste  nur  noch  genannt  Goethes  bekannte  Worte  Ital. 
^  Bd.  I.  S.  250  u.  253,  IH.  S.  328,  Schiller  in  s.  Briefen  über  die  ästhet.  Erziehung 
^Menschengeschlechts  Brief  15,  W.  v.  Humboldt:  Üb.  'd.  männl.  u.  weibl.  Form,  Ges. 
Werke  L  S.  222  f. 

54)  zu  S.  88.     Wenn  man  freilich  die  Lobsprüche   liest^,  welche   Köhler,  Gesammelte 

Triften  herausg.  von  L.  Stephani  Bd.  VI.  S.  8  einer  Büste  ertheilt,  welche  aus  Zarskoä  Selo 

iadiekais.  Ermitage  von  St.  Petersburg  gekommen  und  jetzt  daselbst  im  zweiten  Saale  unter 

No.  44  aufgestellt  ist  (s.  Gu6d6onow,  Ermitage  Imp.,  Mus.  de  sculpt.  ant.  p.  12),  einer  Büste 

oder  genauer  einem  Statuenfragmente,  welches  Köhler  selbst  über  die  Ludovisische  Büste  zu 


300  ANUER&DHGKN  UND  ESCUBSE 

erheben  muht  Hiiitchl,  ao  muß  der  im  Tuxt  auHgespiocheiiu  ZweiTel  aahi  uuuüthig  er*ch«iiieD. 
(ilacklivlivrweiiic  aber  lußt  sich  dsa  K« liier' h übe  Lfib  an  Gyp:.Hbglliwe]i ,  deren  ich  eium  in 
DreMlen  kenne  (s.  Hcttner.  VeneLchniß  der  GypanbsOBse  2.  Aufl.  S.  6S  No.  50),  controUren 
und  auf  bgid  gebohtendes  Maß  luiQtkf iahten.  Es  iit  aber  nicht  nöchig,  hier  auf  eine  genauere 
Erörterung  des  in  der  That  großen  Stiles  und  Kuiinlwertlies  dieser  Scutptur  eioiagebii,  da 
dieselbe  gant  entschieden  keine  Hera  darstellt.  Dieser,  auth  in  dem  Gu6d&ino»'Mhen 
Katalog  beibehattenen  Benennung  widetapricht  grade  wie  bei  dem  koloasalen  neiblicheo  Kopf 
in  der  Villa  Borghoac,  der  oben  in  Anm.  37  besprochen  ist,  der  Dppig  bakchiache  UharakMi, 
«elcher  bei  Hera  ganz  unmöglich  ist.  DJeaem  Charakter  nach  ist  es  rielleicht  mOglich,  in 
dieeem  Kopf  eine  Thalia  zu  erkennen,  welche  den  Maßen  nach  zu  der  kolossalen  Melpunieue 
in  Paris  ungefähr,  wenn  auch  nicht  ganz,  paaaen  würde,  ohne  daß  damit  entfernt  die  Zu- 
aammengehDrigkeit  behauptet  werden  soll;  denn  dieser  steht ,  außer  der  Maßungleichheit, 
die  verschiedene  Behandlung  besonders  der  Augen  entgegen,  welche  bei  der  Melpoinene  von 
Marmor  sind,  wahrend  sie  bei  dem  petersburgei  Kopfe  von  anderem  Stoifc  cingesetit  waren. 
Aber  sei  es  darum  wie  ea  ist,  jedenfaUa  beweist  die  Melpomcnc,  daß  es  in  so  großem  Maß- 
stab ausgefahrte  Musenstatuen  gab  und  daß  an  der  fragweiic  vorgehe hlegenen  Benennung 
wenigstens  dem  Maße  nach  kein  AnstuB  zu  nehmen  sei.  Auf  diese  Benennung  »elb«t  soll 
hier  kein  allzu  großer  Nachdruck  gelegt  «erden,  wohl  aber  darauf,  daß  Hera  in  diesem 
Kopte  nicht  dargestellt  sei. 

bb]  zu  S.  88  Note  c.  An  der  Riuliügkeit  dieser  Angabe  ist  natarlich  einer  Angabe 
O.  Müllers  gegenabcr  nicht  zu  tweifeUi;  wo  aber  der  Uypsabguß,  nach  welchem  die  Zeich- 
nung gemacht  ist,  geblieben  sein  mag,  ist  nicht  auszumachen;  daß  er  sich  in  GötUngen  nicht 
finde,  beieugt  Wieseler  auf  meine  .^.nfrnge  brieflich,  hinzufügend,  daß  auch  ihm  in  deutachen 
Sammlungen  kein  .\bguß  bekannt  sei.  Mag  es  «ich  nun  mit  diesem  Abguß  verhalten  wie  «• 
will,  daß  die  Zeichnung  in  den  Denkinalem  d.  a  Kunst  eine  fast  ganz  charakterloie  sei,  ist 
aus  ihr  selbst  klar  und  wird  durch  Vergleichung  mit  der  jedenfalls  genauem  bei  Gualtani 
bestätigt. 

56)  lu  S.  SH.  Vergl.  m.  Aufsatz  in  den  Ilerichten  der  k.  sachs.  Gca.  d.  Wiu.  Ton  18fi5 
S.  47  S.  Zu  den  hier  gesammelten  Ueispieleii  von  Käpfcn  mit  eingehaucaen  AugenstemCD 
und  Pupillen  aus  der  Zeit  vor  Hadrian  und  den  Antoninen  kann  icb  neu«rdinge  einige  Keit«ie 
hintufQgen ,  welche  zum  Theil  die  a  a.  O.  ausgesprochene  Vormuthung  bestätigen ,  daß  die 
plastische  Danteilung  des  Augensternes  durch  die  Nachahmung  von  BronieoTiginaleu  in  die 
Marmorbildnerei  allmählich  eingedrungen  ist,  zum  andern  Tlieil  beweisen,  daß  diese  Sitte 
viel  fcHher  begonnen  hat,  als  man  bisher  anzunehmen  pflegte.  Ich  nenne  nur  den  s,  g.  Noinl«il- 
sehen  Kopf,  «eichen  Friederichs,  Bausleine  No.  iä'i  ohne  Zweifel  mit  Hecht  ein  '^echischw 
Originalwerkn  nennt,  den  entschieden  auf  Bronze  zurückgehenden  Diadunianoskopf  in  Dresdra 
No.  3H),  neuerdings  abgeb.  in  den  Ann.  dell'  Insi.  von  IB7I  tav.  d'agg.  V.,  den  archalsirenden 
Athletenkopf  in  Berlin  No.  22»  im  QfVtter-  und  Heroensaale,  den  Augustus  von  Prima  Paria, 
im  Broccio  NuoTo  des  Vatican.  a.  John,  Popul.  Aufsitze  S.  2S6,  den  angebl.  M.  Brutus  ti^ 
Berlin  No.  ISO'2  im  ramischen  Saale. 

57)  »n  B,  SU.  So  urteilt  auch  H.  Meyer  zu  Winekelmann«  Gesch.  d,  Kunst  Buoli  V  _ 
Vttp.  2  I  T  Anm.  1:  iDie  Züge  sind  groß  und  edel,  die  Behandlung  des  Fleisches  sowia^ 
die  tiefen  Einschnitte  in  den  Haarlocken  scheinen  eine  Arbeit  aus  den  Zeiten  der  RAbsw-- 
hetrschaft  anzudeuten.' 

5S)  zu  S.  U1  Nute  c  Üamit  es  Niemanden  beirre,  daß  auch  Friedlaender  in  »ciD^ai* 
oskischen  MQnzen  bei  denjenigen  von  Uria,  Fretemum  oder  Fcntcrnum  iVcseria?)  von  Ho  ■ 
pferden  in  dem  Uauptschmucke  der  Uera  redet,  glaube  ich  miltheilcn  zu  dOrfen,  daß  er  teüt 
schrieb:  -Sie  thua  Recht,  wenn  Sie  aberall  Greife  annelimenu,  indem  er  lugleich  darauf  «af- 
merksom  macht,  daß  er  nur  eiu  Exemplar  von  Uria  gesehn  hatte  und  im  Dbrigen  in  jcoVM 
Buche  nur  tlteren  Abbildungen  gefolgt  sei ,  welche  den  ohnehin  sehr  geringen  UntertohM 
■wischen  einem  geflügelten  Hippokompen  und  einem  Greifen  in  diesen  sehr  kleinen  UablldcR 
verwischt  haben. 

59)  zu  S.  96,  Ober  die  scheinbar  dieser  Gruppe  gehfirenden  angeblichen  UorakApfc  im 
LoUTre,  welche  bei  Bouillon.  MuaM  de«  ant.  lU,  bustes  pl.  1  als  Junun  No.  1  und  Jonon  Ne.8 
abgebildet  sind,   gcnOgt  es  auf  FrOlMier,   Notice  de  la  sculpl    ant.  au  Musec  du  LouvT*  ^^^H 


ZUM  ZWEITEN  BUCH.     5.  ü.  6.  CAPITEL.  201 

No.  46  und  No.  17  su  Terweisen.  Auch  bei  dem  toxi  Habner,  Die  ant.  Bildwerke  in  Madrid 
und  Spanien  S.  325  unter  No.  S96  angeführten  überlebensgroßen  Kopf  in  Sevilla  ist,  wie 
Hübner  selbst  auch  durch  ein  ?  und  den  Beisatz :  »Muse  h  andeutet ,  die  Bezüglichkeit  auf 
Hen  sehr  zweifelhaft. 


ZUM  FXJNFTEN  CAPITEL. 

60)  zu  S.  101.  Hier  gilt  der  Kopf  für  männlich  und  wird  als  der  des  ApoUon  be- 
seichneti  was  jedenfalls  falsch  ist.  Aber  auch  die  Herkunft  der  Münze  ist  zweifelhaft;  nach 
Henkleia  in  Bithynien  setzen  sie  auch  Sestini ,  Lett.  num.  Continuaz  VH.  pl.  I.  1 5,  I«enor- 
mant,  Catal.  Behr  pl.  I.  6  und  Brandis,  Das  Münzwesen  in  Vorderasien  S.  2S8 ,  während 
I^e,  Num.  Hell.  Eur.  Gr.  p.  51  und  Suppl.  p.  12S  sie  Heraea  in  Arkadien  beilegt,  eine 
•insicht,  welche  Imhoof-Blumer  in  dem  Texte  zu  seinem  Choix  de  monnaies  grecques  näher 
begründen  wird. 

ßl]  su  S.  107.  In  der  Reihe  der  augenscheinlich  unechten  Gemmen  steht  obenan  der 
große  Cameolintaglio  der  pariser  Bibliothek,  welchen  Chabouillet,  Catal.  gön^ral  etc  p.  205 
unter  No.  1434  als  echt  registrirt  und  von  dem  in  Lipperts  Daktyliothek  I.  No.  53  ein  Ab- 
druck ist,  eine  Abbildu-ng  in  Gerhards  Antiken  Bildwerken  Taf '304  No.  20;  verdächtig  ist 
ferner  die  Echtheit  einer  Cameolgemme  unbekannten  Besitzes,  von  der  bei  Cades  I.  B  No.  2 
ein  Abdruck  ist,  insofern  diese  Gemme  diejenige  der  Blacas' sehen  Sammlung  [Cadcs  a.  a.  O. 
No.  4,  Genunentafel  I.  No.  6)  fast  genau,  nur  in  etwas  weicheren  Formen  und  mit  unver- 
letzter, aber  kaum  ganz  verstandener  Stephane  wiederholt  Schwerlich  Hera  ist  weder  der 
Kopf  auf  der  Paste  der  Stosch'schen  Sammlung  Cl.  U.  Abth.  3  No.  128  noch  derjenige  auf 
dem  Cameol  des  Fürsten  Piombino  bei  Cades  a.  a.  O.  No.  i. 


ZUM  SECHSTEN  CAPITEL. 

62)  zu  S.  109.  Einen  Versuch  zur  Aufstellung  eines  durchgreifenden  Merkmals  der 
'^  in  statuarischer  Darstellung  machte  R.  Förster  in  seinem  Programm :  Die  Hochzeit  den 
^  und  der  Hera,  Breslau,  1S67  S.  11,  indem  er  behauptete,  für  Hera  sei  ein  ungegürtetes 
Gewand  charakteristisch ,  es  fehle  der  Hera  in  Statuen  und  Reliefen  fast  immer  der  Gürtel. 
"^  veder  durch  innere  Gründe  noch  durch  monumentale  Thatsaohen  gestützte  oder  auch 
^^  entfernt  wahrscheinliche  Behauptung  habe  ich  in  einem  Aufsatz  im  N.  Rhein.  Mus.  von 
'36S  (XXin)  S.  521  ff.  zurückgewiesen  und  muß  es  dem  ia  diesem  Buche  Zusammen- 
^^^^ten  gegenüber  für  doppelt  überflüssig  halten,  auf  diese  Frage  hier  noch  einmal  wieder 
^''i'ugelm  oder  die  Anwendung,  welche  Förster  a.  a.  O.  Anm.  4  von  seiner  Beobachtung  auf 
^'^^te  Statuen  macht,  in  ihrer  vielfältigen  Irrthümlichkeit  und  Unsicherheit  ausdrücklich 
"*^Wweiaen. 

^3)  zu  S.  110.  Michaelis  erwähnt  in  seiner  neuerlichen  Besprechung  der  Sammlung  in 
^^owne-house,  Archaeol.  Zeitung  von  1S62,  Anz.  S.  333^  f.,  diese  Statue  nicht,  doch  kann 
^  einenx  Briefe  desselben  mitgetheilt  werden,  daß  ihm  bei  der  Besichtigung  der  Sammlung 
^^  ^tue ,  welche  er  als  römisch  und  sehr  conventionell  charakterisirt ,  unerheblich  schien 
^d  keinen  Gedanken  an  eine  Hera  erweckte. 

64)  zu  S.  111.  Eine  zweite  Statue,  bei  welcher  der  Gedanke  an  die  Möglichkeit  auf- 
^Qcht,  daß  sie  ursprünglich  eine  sitzende  Hera  gewesen  sei,  ist  die  bei  Clarac,  Mus.  de 
"^^Pt-  pl.  455  No.  834  unter  dem  Namen  der  Fortuna  mitgetheiltc,  Cavaceppis  Raccolta  etc. 
pi.  52  entnommene ,  deren  gegenwärtiger  Aufbewahrungsort  aber  nicht  zu  erkunden  gewesen 


203  AtntBBKlINäEM  UMD  KXOUBBK 

ist,  Ton  der  also  auch  die  ErganzungBii  fOi  jetzt  nicht  featgesteilt  werden  kanncn.  Höglicli 
daß  dar  Greif  rechts  neben  der  Qöttin  ein  uraprOnglicher ,  dem  links  angebrachten  ent 
sprechender  Uive  gewesen  ist  und  daß  es  sich  um  eine  Kybele  handelt. 

Uli)  lu  S.  11 '.  Zu  diesen  bestimmt  mit  Unrecht  auf  den  Namen  Hera  getauften  Statue 
gehören,  wie  wohl  Niemand  bezweifeln  «ird,  die.  beiden  in  der  Villa  Alhnni  bei  Clorac,  Hm 
ds  aculpt.  pl.  415  No.  719  und  pl.  416  Ni>.  ~I9A.  abgebildeten,  auch  ganz  abgeiehn  von  de 
Reatauralionen ;  die  ganze  Compoaition  dieser  herabsch wehenden  Figuren  hat  für  Hera  keine 
Sinn,  wenn  man  nicht  an  die  von  Clarac  im  Text  Vol,  III.  p.  74  aufgestochene,  unnnnlg 
Deutung  der  Hera  aU  Luttgöttin  glauben  will,  und  die  vollständige  Entblößung  der  rechte 
Schulter  und  Brust  widcrBprtcht  dem  Namen  der  llcra;  w^en  der  Statue  in  Stockholm  bi 
Clarac  a.  a.  O.  pl.  i'iO  B.  No.  719  B.  genügt  es,  auf  Hejderaann,  Archaeol.  Zeitung  von  IS6 
An».  S.  152*  und  auf  Wieseler  im  Philologua  XXVII,  S.  221  zu  verweisen.  Was  femer  di 
neapolitaner  Statuen  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  410  D.  No.  712  C.  und  pl.  420  A.  No.  727  B.  ai 
langt ,  haben  schon  Gerhard  und  Fanofka  in  ihren  Neapels  antiken  Bildwerken  8.  36  t 
No.  72  mit  Recht  bemerkt,  daß  ihnen  mit  einer  dortigen  dritten  Statue  (No.  72,  Clan 
pl.  420  A.  No.  780)  jedenfalls  ein  gomeinsamcr  Name  gebOhre  und  daß  dieser  ungleich  wähl 
Bcheinlicher  derjenige  der  Demeter ,  als  derjenige  der  Hera  sei.  Der  tiedanke  sn  Portii 
etatuen  kann  Übrigens  ebenfalls  nicht  Busgeschtossen  werden.  Endlich  wird  Niemand  iweifeli 
daß  die  dresdener  Statue  bei  Clarac  a.  a.  O.  pl,  423  No.  747  keine  Hera,  aondem,  wen 
Oberhaupt  bestimmbar,  eine  Aphrodite  sei. 

66)  zu  3,  117.  Die  Zahl  der  nach  Willkür  und  ohne  zureichenden  Grund  all  Hei 
sei  es  ergänzten  ,  sei  es  benannten  Statuen  ,  ist  betrachtlich.  Schon  Clarac  hat  von  dea  1 
angeblichen  aJunono  seiner  Sammlung  im  Texte  Bd.  HI.  p.  13  sqq.  IS  Statuen  mit  einem 
TSTSehn  und  die  Richtigkeit  ihrer  Benennung  angezweifelt,  bei  den  meisten  mit  TöUig« 
Rechte,  bei  einigen  (pl.  414.  723  A..  und  72ä,  pl.  420.  737  und  740,  pl,  422.  745i  entwedi 
sicher  oder  doch  wahrachetnlich  mit  Unrecht;  es  wQiden  also  3'A  nachbleiben.  Ziehn  w 
davon  weiter  die  oben  8.1)7  Note  h  verzeichneten  Statuen  ah ,  von  denen  4  4>ei  Clarac  lini 
so  sinkt  die  Summe  auf  29  und  nach  Abzug  der  in  der  vorigen  Anmerkung  besprochen« 
Statuen,  sofern  «ie  nicht  auch  ClatBc  verworfen  hat,  auf  25.  Von  diesen  sind  aber  weit 
lu  streichen  die  Statuen  bei  Clarac  pl.  415  No.  721  [s.  oben  S.  120),  pl.  416  No.  724,  pl.  430_ 
No.  742  Ä.,  pl.  121  No.  741  (ReUef  und  als  Heia  sehr  tweifelhaft)  und  No.  742,  pL  ^ 
No.  74ä  (s.  Bd.  II.  S.  3»2  f.],  also  ihrer  II,  no  daß  im  Ganzen  11)  Qbng  bleiben  worden,  * 
zom  Theil  ohne  Zweifel  in  der  That  Hernstatuen  sind ,  zum  Theil  aU  solche  mit  den  ^r 
handonen  Mitteln  nicht  bestritten  werden  kSnnen.  Von  den  ausgesonderten  fitBluen  ~^— -a  i 
und  verdient  eigentlich  nur  die  cnpitolinische  in  Zimmer  des  »storbenden  Fechten«  N^. 
Mus.  Capitol.  m.  Üb.  H,  Bouillon  I.  statues  pl.  2,  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  117  No.  T 
eine  nUiere  Beipiechung,  wenngleii^h  diese  zu  kaum  mehr  aU  tu  einem  negativen  Heaulti 
t0.lut.  Den  Namen  der  Hera  trug  dieses  bemerkenswerthe  Bild  nicht  von  jeher,  vielincli 
war  sie  in  ihrem  ersten  Aufbewahrungsorte ,  dem  Paläste  Cesi  mit  der  seltsamen  und  ailef 
diiigs  durch  Nichts  gerechtfertigten  Bezeichnung  einer  Amazone  veisehA  und  hat  neuerdiflgi 
mehre  verschiedene  Deutungen  erfahren,  So  wollten,  wahrend  O,  Maller,  Handb.  J  JM 
Anm.  7  sie  nur  als  nicht  völlig  sicher  Hera  darstellend  anerkannte ,  Visconti  (Notite  dea 
itatue«  du  Mua«e  roysi  No.  117)  und  Gerhard  in  der  lleschreibung  Roms  IH  i.  S.  353  Na,  |3 
eine  Melpomene  in  ihr  erkennen,  und  E.  Braun  in  s.  Ruinen  und  Museen  Roms  S,  30T  ttuM* 
rie  mit  staunenswerther  Sicherheit  nDemeten,  _  Aber  weder  fQr  den  einen  noch  fdi  den  milM^ 
dieser  Namen  sind  ausreichende  Grande  vorhanden.  Derjenige  der  Melpomene  scfitit  ä^ 
hauptsächlich  auf  die  angeblich  kotliumartige  Fußbekleidung ;  allein  die  Sohlen  and  A 
weder  in  uijge wohnlichem  Maße  dich  noch  der  Form  des  tragischen  Kothui 
POr  die  Benennung  als  Damecei  aber  hat  Braun  Nicht«  vorgebracht  als  eine  Aniahl 
ihm  eigenthOmlicheu  Phrasen,  mit  denen  Nichts  bewiesen  wird.  Ob  der  Kopf  zu  der  S 
*u  der  er  Dbrigena  durchaiu  paßt,  in  der  l'hat  gehört,  ist  zweifelhaft,  die  Anne  sind  ei| 
aber  ohne  Zweifel  richtig;  der  Stellung  nach  wäre  also,  wie  die  S.  130  behandelten  B 
zeigen,  gegen  den  Namen  der  Hera  nicht  viel  einzuwenden:  gegen  denselben  aber  tp 
die  ausgezeichnet  Oppigen  und  sogar  etwas  derben  Formen  des  Körpers,  dergleichen  aa  ' 
(iehorn  Hera  nachgewiesen  werden  können  und  welche  der  ganzen  Statue  einen  \ 


ZUM  ZWEITEN  BUCH.     8.  CAPITEL.  203 

Cliankter  rerleihen.  Sine  Bakcbuitin  aber  der  eine  entsprechende  weibliche  Figur  yon  gani 
ihnUcher  Composition,  den  Thyrsos  in'  der  Rechten,  die  Linke  in  die  Seite  gestatst,  kommt 
1.  B.  in  dem  Relief  des  Kraters  des  Salpion  Tor ,  s.  Denkm.  d.  a.  Kunst  ü.  No.  396  (yergl. 
uch  das  Yasenbild  das.  No.  515],  und  ich  kann  nicht  umhin,  su  glauben,  daß  in  der  That 
(Ue  etpitolinische  Statue  ahnlich  su  erglnsen  und  su  erklären  sein  wird. 


ZUM  ACHTEN  CAPITEL. 

67)  SU  8.  129.  Das  stark  besohftdigte  Relief  in  Andros,  von  welchem  L.  Roß,  Reste 
•uf  daa  griech.  Inseln  II.  8.  20  berichtet  und  in  welchem  er  ein  Parisurteil  yon  sehr  guter 
Znduraiig  und  Arbeit  etwa  aus  der  makedonischen  Zeit  su  erkennen  glaubte,  ist  zu  wenig 
gasan  bekannt,  um  der  Liste  griechischer  Reliefe  mit  der  Gestalt  der  Hera  eingereiht  werden 
ra  kfianen.  Die  Richtigkeit  yon  Roß*  Deutung  yorausgesetst,  ist  Hera  hier  stehend  und  wie 
die  beiden  anderen  GH^ttinen  bis  auf  die  Fflße  bekleidet  dargestellt. 

M)  SU  8.  129.  Das  ehemals  Palagische  Relief,  Jetst  in  Bologna  (s.  Bd.  II.  S.  62  mit 
Asm.  67,  8.  170  mit  Anm.  111)  stellt  sich  immer  sicherer  als  eine  moderne  Arbeit  heraus, 
».O.ffinehfeld  in  der  Archaeol.  Zeitung  yon  1871  8.  50,  mußte  also  hier  gänzlich  unbe- 
rteUehtigt  bleiben. 

69)  SU  8.  130.  Die  Bedeutung  dieser  Figur  als  Hera  ist  bestritten,  und  zwar  yon 
Ocriiard  in  der  Archaeol.  Zeitung  yon  1859  8.  16  und  yon  Wieseler  su  den  Denkm.  d.  a. 
Knit  n.  No.  152  ,  muß  also  gerechtfertigt  werden.  Der  Zweifel  Gerhards,  der  selbst  ftrüher 
(Hypttb.  rOm.  Studien  I.  8.  113  und  im  Texte  su  den  Ant.  Bildwerken  a.  a.  O.)  den  Namen 
te  Hers  anerkannt  hatte,  gründet  sich  darauf,  daß  in  zwei  anderen  Sarkophagreliefen  des- 
■«Iben  Qegenstandes ,  nAmlich  1)  im  Louyre  No.  731  (769  bis),  abgeb.  (außer  in  früheren 
'cUeehtsn  Zeichnungen)  bei  Bouillon  m.  bas-rel.  pl.  2  (wiederholt  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst 
ft.e.0.)  und  bei  Clarac,  Mus.  de  sculpt.pl.  123  und  2)  in  der  Campanaschen  Sammlung, 
*^eb.  Mon.  d^'  Inst.  VI,  tay.  18  eine  weibliche  Figur  yorkonunt,  welche  durch  ihre  Stelle 
is  der  gsastn  Composition  derjenigen  des  Sarkophags  Doria  entspricht  und  für  welche  Ger- 
^  te  Namen  der  Hera  in  Abrede  stellen  zu  müssen  glaubt,  w&hrend  diesen  für  die 
QSttia  in  dem  Relief  im  Louyre  sowohl  Michaelis,  Ann.  dell'  Inst,  yon  1858  p.  331  wie 
^i6basr,  Notice  de  la  sculpt.  ant.  au  Mus6e  du  Louyre  p.  106  beibehalten  und  yertheidigen. 
^  isit  Recht,  ist  fttilich  sehr  zweifelhaft ;  denn,  wenngleich  die  Stephane,  mit  welcher  diese 
'^tt  gssehmückt  ist,  und  ihre  reiche  Bekleidung  für  den  Heranamen  geltend  gemacht  werden 
^^mn,  scheint  diesem  doch  die  ganze  Stellung,  das  höhere  Aufstützen  des  rechten  Fußes 
^  des  Kopfes  in  die  Hand  des  auf  dem  Knie  ruhenden  rechten  Armes ,  als  heraeischer 
^^^tenheit  uhd  Würde  nicht  entsprechend  entgegen  su  sein.  Wesentlich  in  derselben  Stel- 
hog  aber  finden  wir  die  entsprechende  Figur  in  dem  Campanaschen  Relief,  für  welche  aber,  da 
^  oberwIrts  ganz  nackt  erscheint,  der  Name  der  Hera  unbedingt  ausgeschlossen  sein  muß. 
Nim  meinte  Gerhard ,  die  drei  einander  entsprechenden  Figuren  der  drei  Sarkophage  müsse 
*^  sie  Identisch  fassen  und  für  sie  einen  auf  alle  drei  passenden  Namen  suchen,  als  welchen 
'^  den  der  Bona  Dea  yorschlug.  Der  erstem  Voraussetsung  aber  hat  mit  yoUstem  Rechte 
^^whaelis  in  der  Archaeol.  Zeitung  a.  a.  O.  S.  95  widersprochen  und  auch  den  Namei^  der 
^^  Dea  begrflndeterweise  abgelehnt.  Die  Figur  des  Campanaschen  Sarkophags,  welche  er 
^^Uier  nach  unzulänglicher  Analogie  eines  ganz  spaten  Sarkophagreliefs  als  Muse  glaubte  be- 
'^^obnen  zu  dürfen,  faßt  er  neuestens  mit  der  relatiy  größten  Wahrscheinlichkeit  als  Local- 
B^mphe.  Diejenige  des  Sarkophags  im  Louyre,  welche  Bouillon  und  mit  ihm  Müller  su  den 
"^thu.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O.  als  Polyhymnia  benannt  hatte,  kann,  wie  dies  Michaelis  in  den 
^.  a.  a.  O.  und  Aichaebl.  Zeitung  a.  a.  O.  S.  96  sowie  Wieseler  a.  a.  O.  S.  68  bemerkt 
^isben,  diesen  Namen  nicht  führen  und  muß,  wenn  man  sie  nicht  trotz  dem  oben  yorgetra- 
fnien  Bedenken  als  Hera  fassen  will,  für  unerklärt  gelten;   gegen  die  Bedeutung  der  für 


OveAerft.örioch-KiuiBüitythologie  IE . 


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Till  'VerTage  vou  Wilhelm  Engelmann  ia  Lei|izig  erscliten  ferner. 

Atlas  der  Griecliiseheu  Kiinstmytho\ 

lieraiiSK«K<''"-''>  ^*"' 

Hit  noieTBtüiEuiig  das  Königl.  Säcfis.  Uiniiteriums  ä«i  Oultiu  uad  öffentliolwa  Uol« 
1.  Lief.:  Zeus.  Tnf.  1— V.  Oro»^  Imperiul-Polio.  I6T2.  In  Mnppe.    IC  TU^ 


POMPEJI 

in  seinen  (üibäudi'n,  Aiterthttnierii  und  Knnstwerkeu 

liir  Kunst  und  Allerthumslreunde 

ilur^eatellt  von 

Dr.  J.  Overbeek, 

ZwvlU  vrnilfhrl«  uiiil  «rrbeswiir  Auflil»^.   Uli  331  ilUiitraUMnvu  wi  vlarKi  Plur  )i 
Lex.  8.   IS<ili.  broscb.  li  Tlilr.  Elegant  gebunden  f;  Thlr.  2*'  tigr. 

Niobe  und  die  Niobiden 

in  ilirpr  liierarischen,  künstlerischen  und  niythologisclicn  Bei 
Dr.  K.  B.  Stark, 

Prof,  In  KfldTJMrg, 

Mit  20  Tafelu.     Lex.-8.     1863.     li  Thlr. 


Heb  e , 


Eint'  arplipfl logische  AtthantUunfr 
llr.  BelabKn)  KekHir. 

Mit   rilkar  Tafeln    In    l>4(olu4li-ii<«k. 

gr-  S.    IS67.   bioÄch.  I  Thlr.  15Ngr. 


(Jruin»c  des  KftHSders  M*' 

io  TiUa  LndOTJsi. 

Ein  Mm  ""■  fifsHiicIiit  ilfr  ünwlih 

Dr.  Reinhard  Kekulö.  \ 

Vit  drei  Uthograptilrt«n  '. 
4.  IS7i).  hwach.   1  Thlr.  2ö3|| 


^  t  ii<l  i  o  11 

Über  den  Bilderkreis  von  Elensis 


Oarl  StcuM. 

gr.  S.    lS7tt.  UroMh.  22j  Ngr. 
Sapplunumi  hitinu.    Ueratugcgelwn  von  H.  Brunn.    4.    tVti.    tpt.  I  j^rJ 

Allgemeines  Künstler-Lexikon.' 

Unter  Mitwirkung  der  nainhaltesLcn   FacliKelehiiyn    dct^  In-    nnd    Ausi 
liurau^i^t'p-bcii  v.m 

Dr.  Julias  Neyer. 

Zwi'il«;  ^'JtnHidi  i)eti1>t>ui-)i<.-il{>U'  Aallat,'i<  von  Naglsr'i  KiiittUw- 

Hntrr  Itanil    Aa— Anilrponl.    I.tx..^.     I^TJ  \n.  i  Tlilr. 
Zwritft  Band    H  — l-'*.  I.K'fr      Aiidrrofr— .iiittira-AppUill.    I*x.-Kll 


INHALTSVERZEICHNISS. 


Seite 

;e   Abtheilnng:   Historische    übersieht  über  die  kflnstle- 

rische  Entwickelnng  der  Gestalt  des  Poseidon  .    .    .  209—256 
rstes  Capi-tel:  Die  EDtwickehing  der  Gestalt  des  Poseidon  in  der 

alterthümlichen  Kunst  4.> 209—233 

Älteste  DarstelluDgNi'm  209.  Vasenbilder  mit  schwarzen  Figuren  S.  211. 
Zweifelhafte  Dartellangili  S.  217.  Die  MQnzen  voii  Poseidonia  und  Sy- 
baris  S.  219.  Yisengemälde  mit  rothen  Figuren  strengen  Stils  S.  224. 
Archaistische  Reliefe  S.  230. 

reites  Oapitel:  Wer  schuf  das  Ideal  des  Poseidon?  Die  Poseidon- 

darstelluDgeu    der   Blttthe-    und    Nachblttthezeit    der   griechischen 

Kunst 234—243 

Der  reife  Archaismus  8.  234.  Phidias  und  seine  Schule  S.  235.  Da- 
meas,  Skopas ,  Praxiteles,  Lysippos  S.  237.  Telesias,  Zeuxis  S.  238. 
Kuphranor,  Asklepiodoros ,  Hippys  S.  239.  Andere  litteririsch  fiber- 
lieferte Poseidendarstellungen  S.  239.  Korinths  Anspnich  auf  die  Ge- 
staltung des  Poseidonideales  S.  240.  Athens  Anspruch  S.  241.  Yer- 
hältniß  des  Poseidonideales  zum  Zeus  des  Phidias  S.  241. 

rittes  Capitel:  Das  Ideal  des  Poseidon 243 — 256 

Doppelte  Grundlage  S.  243.  Hauptzüge  S.  245.  Schemata  der  ganzen 
Gestalt  S.  246.  Die  classische  Stellung  Poseidons  und  ihre  Herleitung 
S.  247.  Gewandung  S.  249.  Körperformen  S.  250.  Typus  des  Kopfes 
S.  251.  Grundlagen  zu  seiner  Beurteilung  S.  253.  Die  bestimmenden 
Zuge  S.  255. 

Abtheilnng:  Die  erhaltenen  Monumente 257—327 

irtes   Oapitel:    Die  bedeutendsten    Statuenköpfe  und  Büsten   des 
Poseidon  uud  die  sonstigen  analogen  Monumente 257-271 

liftes  Capitel:  Poseidouköpfe  in  Münzen  und  Gemmen 271—277 

Münzen  S.  271.     Geschnittene  Steine  S.  275. 

'ehstes  Capitel:  Die  statuarischen  Darstellungen  des  Poseidon  .    .  277—293 

Erste  Classe  8.  27S.  Zweite  Classe  S.  282.  Dritte  Glisse  S.  283. 
Vierte  Classe  S.  286.     Anhang:   Zwei  verschollene  Poseidonstatuen  8.  291. 

ftbentes   Capitel:    Poseidon  in  ganzer  Gestalt  in  Münzen  und  ge- 

schnittenen  Steinen 293—303 

Münzen  S.  293.     Geschnittene  Steine  S.  298. 


Seite 

Achtes  Capitel:  Poseidon  in  Reliefen 304—30«» 

Neuntes  Capitel:  PoEeidon  in  Vasenbildein  freien  und  spfiten  Stils, 

in  Graffiti,  Wandgemälden  and  MosaYken 308—315 

Yasenbilder  S.  308.     Graffiti  S.  313.   Wandgemälde  und  Mosaiken  S.  313. 

Zehntes  Capitel:   Einige  b#eondere  Gestaltoügen  des  Poseidon  .    .  315—327 

Asphalios  (AsphaleioB)  S.  316.  Hippios  S.  317.  Poseidon  ohne  Drei- 
zack S.  319.  Poseidon  mit  dem  Schleier  S.  321.  Poseidon  Jugendlich 
S.  322. 

Dritte  Abtheilnng:  Mythen  des  Poseidon 328—392 

Elftes  Capitel:  Gigantomachie ;  Liebesverbindnngen 328—349 

1.  Gigantomachie  S.  328.  2.  Liebesverbindungen  S.  333.  Unbestimm- 
bare S.  334.  A.  Aethra  S.  336.  B.  Alkyone  S.  338.  C.  u.  D.  Am- 
phitrite  und  Amymone,  s.  Cap.  12.  £.  Arne  S.  339.  F.  Beroe  S.  340. 
G.  Kyme  (?)  S.  341  H.  Salamis  S.  343.  J.  Theopkane  (?)  S.  344. 
K.  Tyro  (?)  S.  347.     L.  Pelops  S.  348. 

Zwölftes  Capitel:  Amphitrite  und  Amymone 350—392 

A.  Amphitrite  S.  350.  Gruppirungen  von  Poseidon  und  Amphitrite  S.  350. 
Verfolgung  und  Gewinnung  Amphitrites  dorrJi  Poseidon  S.  351.  Hoch- 
zeitssug  Poseidons  und  Amphitrites ;  Fries  in  der  Ölyptothek  in  Mfinchen 
S.  356.  Pompejanisches  Mosaik  S.  362.  "Pkhrf  des  Meergötterpaares 
durch  sein  Beich;  Mosaik  aus  Constantine  S.  *964.  Weitere  Monumente 
S.  365.  —  B.  Amymone.  Litterarische  Grundlage  'S.  368.  1.  Vasen- 
gemälde S.  370.     2.  Sonstige  Kunstwerke  S.  389. 

AnmerknHgeH  und  Exenrse  . 395— 406 

Zum  ersten  Capitel  S.  395.  Zum  zweiten  Capitel  S.  396.  Zum  vierten 
Capitel  S.  398.  Zum  ffinften  Capitel  S.  400.  Zum  sechsten  Capitel 
S.  400.  Zum  siebenten  Capitel  S.  402.  Zum  achten  Capitel  S.  403. 
Zum  zwölften  Capitel  S.  403. 


Yerzelchnlß  der  Abbildungen. 

Fig.   7.    Goldplätteben  in  St.   Petersburg,  Poseidon  anf  einem  Delphin.  8.  219 

MUnztafel  IV.  Münzen  von  Poßeidonia  und  Sybaris zu  «    219 

Münztafel  V.  Pobeidonköpfe  auf  Münzen «    «    271 

Gemmentafel  II.   Köpfe  und  ganze  Gestalten  des  Poseidon «    «    275 

Tafel  II.  u.  III.    Bronzestatuetten  des  Poseidon «    0     277 

Münztafel  VI.  Poseidon  in  ganzer  Gestalt  und  Poseidonmythen  anf  Mtlnzen  *     «    293 

Fig.     8.    Kelief  in  Villa  Carpegna  in  Rom «    306 

«       9.    Relief,  ehemals  in  Palast  Albani »     — 

«      10.    Mosaik  in  Pompeji «313 

«      11.    Poseidonstatue  in  einem  pompejanischen  Wandgemälde    ...  «314 

Gemmentafel  III.    Mythen  des  Poseidon zu  <•    ;<33 


DRITTES  BUCH. 


Poseidon. 


Zev»;  xal  ^^«6,  Tplxaxo;  S'  *Al5t]C  ^v^poioiv  dsdoam'i. 

Hom. 


OT«rb*clc,  KanKtmjrlhologie.  III. 


14 


\ 


ERSTE  ABTHEILUNG. 

kistorische  Übersicht  über  die  Itflnstlerinclie  Entwickelung 

der  Gestalt  des  Poseidon. 


ERSTES  CAPITEL. 

Die  Sntwiokelung  der  Gestalt  des  Poseidon  in  der  alterthümliohen  Kunst,  ^j 


Die  Klage  ältererer  Archaeologen'^)  über  die  Dürftigkeit  der  bildlichen  Dar- 
stellungen des  PoBeidon  mnß ,  obgleich  dich  die  Kunstmythologie  dieses  Gottes  jetzt 
ganz  anders  ausstatten  läßt  als  etwa  noch  vor  fünfzig  Jahren,  in  gewissem  Sinne 
noch  heute  wiederholt  werden.  Denn  daß  uns  über  die  historische  Entwickelung 
der  künstlerischen  Oestalt  des  Poseidon,  über  die  Feststellung  seines  Ideales,  über 
die  an  dessen  Ausbildung  und  Weiterentwickelung  in  den  vielen  Bildwerken,  von 
denen  wir  Kunde  besitzen,  hauptsächlich  betheiligten  Künstler  und  Schulen,  endlich 
Aber  die  verschiedenen  Gestaltungen  seiner  *  zahlreichen  Cultusbilder  und  deren 
Charakteristik  sehr  wenig  Bestimmtes  und  Zusammenhangendes  überliefert  ist  und 
daß  wir  uns  den  berührten  Fragen  gegenüber  meistens  auf  Combinationon  ziemlich 
dfirftiger  Elemente  angewiesen  sehn ,  dies  ist  auch  heute  noch  wahr  und  wird  wohl 
för  alle  Zeiten  wahr  bleiben. 

Von  anikonischen  Agalmaten  des  Poseidon  ist  mit  Sicherheit  Nichts  bekannt^) ; 
was  wir  von  zeichenweiser  Vertretung  der  Gestalt  des  Gottes  durch  seine  Attribute 
der  Triaena  und  des  Ruders  wissen,  ist  in  einem  andern  Zusanmiephange  (AUg. 
Theil,  Cap.  2)  behandelt  worden. 

Die,  wenigstens  wahrscheinlich,  kunstgeschichtlich  älteste  Darstellung  des 
Poseidon,  von  d^r  wir  Kunde  haben,  ist  keine  plastische,  sondern  eine  gemalte. 
In  einem  von  zwei  Gemälden  des  Kleanthes  von  Korinth  im  Tempel  der  Artemis 
Alpheionia  unfern  von  Olympia  in  der  Pisatis,  darstellend  die  Iliupersis  und  die 
Gebart  der  Athena,  welche  Strabon^)  sehr  berühmt  nennt,  war,  wie  Athenaeos^) 
ans  dem  Trolkos  Diakosmos  des  Demetrios  berichtet,  bei  der  Athenageburt  Poseidon 
dargestellt,    welcher    dem    gebärenden   Zeus    einen   Thunfisch    darreichte^).     Nun 


a}  So  Meyers  zu  Winckelmanns  Gesch.  d.  Kunst  V.  1.  36,  F.  A.  Viscontis  zu  Mus. 
Chiaram.  I.  p.  95,  Beckers,  August.  II.  8.  13,  Böttigers,  Ideen  z.  Kunstmyth.  II.  S.  343. 

b)  Strab.  VIII.  p.  343.  £v  os  tw  Tf^i  'AXcp£iojv(a;  Upt»  -^parfrCi  KXedvOovc  xe  xal  'Api^Y^^" 
TOi ,  dySpwv  KoptvO((uv ,  toO  jxiv  TpoCa;  6lX(uo(c  Ttal  'Adtj^d;  •^osmi ,  xou  o'  'Apre^i;  dva^epojxdvr^ 
i-rl  7pincÖ5,  ocpöSpa  £'j§öxifjt.ot. 

c)  Athen.  VIU.  p.  346.  B.  C. 

d)  OlSa  oe  xal  ti?jv  dv  t^  IliodTiot  7pa<pi^jV  civaxei(i.lvT^v  dv  t({)  tt^;  'AXcpeiwaac  'Apri^ioo;  Upcp. 
KXeav^ouc  V  ivzi  xou  Kopivfttou*  dv  ij  Ilooeio&v  reTro^Toti  öuvvov  t«m  Au  Trpoocp^pojv  cJio(vovTt, 
tili    Irropei  ATjptVjTpio;  dv  ^YO^rj  toO  Tpioi-AoO  oiaxöatxou. 

.       *  14* 


2 1 0     1.  mST.  ÜBERSICHT  ÜBER  D.  KÜN8TL.  EKTWICKEL.  DER  GEBTALT  DES  POSEIDON. 

wissen  wir  nur  von  einem  einzigen  Maler  dieses  Namens*),  den  Plinias  als  Erfind 
der  Linearmalerei  nennt,  der  also  jedenfalls ,  so  wenig  es  möglich  ist,  sein  Datn 
genauer  zu  bestimmen,  zu  den  allerältesten  Malern  gehört.  Allerdings  hat  Welcker 
diese  Darstellung,  an  welche  sich  auch  sonst  noch  seltsame  Mißverständnisse  ni 
Deutungen  knüpfen,  als  eine  scherzhafte  wie  die  bekannte  des  gebärenden  Ze 
von  Ktesilochos ^)  betrachtet  und  danach  geglaubt,  das  Bild  in  die  makedoniscl 
Zeit  versetzen  zu  dürfen.  Allein  schon  Panofka"*)  und  nach  diesem  Brunn ®)  hab< 
ihm  widersprochen,  und  zwar  gewiß  mit  Recht,  obwohl  der  Letztere  irrt,  wenn 
behauptet,  Poseidon  mit  dem  Attribute  des  Fisches  finde  sich -grade  auch  in  Da 
Stellungen  der  Geburt  der  Athena  von  durchaus  alteiiihümlicher  Auffassung 
Vasengemälden 3) .  Mit  dem  Attribut  eines  Fisches  aber,  ja  eines  solchen,  d 
füglich  als  Thynnos  gelten  kann,  findet  sich  Poseidon  allerdings  in  Vasengemäld* 
(s.  unten),  und  ohne  Zweifel  hat  Brunn  Recht,  wenn  er  den  Thunfisch  in  d€ 
Gemälde  des  Kleanthes  schlechtweg  als  Attribut  des  Poseidon  behandelt,  ohne  a 
das  angebliche  Darbringen  an  Zeus  (Trpoacpepsiv  t^  Au)  'Gewicht  zu  legen.  £ 
Art,  wie  solche  attributive  Fische  von  verschiedenen  Personen  in  Yasenbiide 
gehandhabt  werden'),  konnte,  wenn  sie  sich  ähnlich  in  dem  alten  Gemälde  wiede 
holte ,  gar  leicht  einen  späten  Schriftsteller  verleiten ,  ein  Anbieten  und  Darreieh 
zu  erkennen,  wo  der  Maler  an  ein  solches  nicht  gedacht  hatte,  wo  also  auch  ▼) 
einer  scherzhaften  oder  launigen  Absicht  bei  demselben  nicht  die  Rede  sein  kan 
Dieser  Punkt  mußte  festgestellt  werden,  so  gering  auch  der  Gewinn  aus  der  Übe 
Zeugung  von  dem  Alter  des  Gemäldes  des  Kleanthes  sein  mag,  da  wir  ja  leid 
sonst  Nichts  über  diese  älteste  uns  Überlieferte  Darstellung  des  Poseidon  erfahre 
als  eben  daß  er  mit  einem  attributiven  Thunfisch  ausgestattet  war. 

Gleich  dürftig  oder  noch  beschränkter  ist  unsere  Kenntniß  von  einer  Erzstat 
des  Poseidon  Hippies  in  Pheneos  in  Arkadien,  welche  die  Sage  auf  eine  Stiftoi 
des  Odysseus  zurückführte.  Pausanias^)  spricht  dieselbe  freilich  als  ein  Gnsswe 
dem  Odysseus  und  seiner  Stiftung  ab,  allein  hoch  alterthümlich  mag  sie  immerh 
gewesen  sein,  weil  der  Perieget  andernfalls  seine  aus  der  Technik  abgeleitet 
Zweifel   wohl  auch  noch   dufch   solche  aus  dem  Stil  abgeleitete"  Unterstützt  hal 


a)  Plin.  Nat.  Hist.  XXXV.  16.  inventam  liniarem  (picturam)  ä  Philocle  Aegyptic^ 
Cleanthe  Corinthio.  Vergl.  auch  Athenag.  Leg.  pro  Christ.  14  (p.  59.  ed.  Dechair} « 
ächriftquellen  No.  381. 

b)  Allg.  Litteraturzeitung  v.  1836,  Octbr.  No.  177.  S.  170.  Für  »launig*  h&lt  diei 
Zug  in  dem  Gemälde  des  Kleanthes  auch  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  S.   12. 

c)  Plin.  Nat.  Hist.  XXXV.  140.  Ctesilochus  Apellis  discipulus  petulanti  picton  i 
notuit,  love  Liberum  parturiente  depicto  mitrato  et  muliebriter  ingemescente  inter  opstefc 
cia  dearum. 

d)  Zur  Erklärung  des  Plinius,  Berl.  Winckelmannsprogramm  v.   1853. 
c)  Geschichte  d.  griech.  Künstler  II.  S.  7. 

f)  Vergl.  nur  z.  B.  Gerhard,  Aüserl.  Vasenbb.  III.  Taf.  178,  179  (m.  Gall.  heroi*clw 
Bildww.  Taf.  VIL  No.  4.). 

g)  Pausan.  VIII.   14.   5.    Kai  FIooei^wv   yaXxoO;  Sa-rrjxev   iTraivjfjiiav  "Imo;"   divaftctvat 
t6   a-yaXfjia  toO   llooetOvjvoc  'Oo'jao^a   c',paoav.     Und   §  7:    to   o^   d-^a^iLi    Oouiaia   dvot^tivii 
ya).xoOv   oüx    lycu   reiOEaOal  O'iioiv    o'i  ^ap    ttco  t^te    tou  /aXxoO   rd   d^a/^xaTa  oid  zavTo;  r^r' 
OTavTO  ip^daasBat  xaÖdrcp  iaÖ-^-a  £5'j^aivo'/T£;"  Tp<5rov  Ik  2m;  t,v  auToi;  d;  xd  yaAxa  ip^i^S 
£ic(;ev  f^orj  jxoi  toO  ic  ^irapridiTci;  /.öfO'j  rd  i-rX  to'j  dYdXjxaTo;  toO  'Yizd'orj  An5;  (Ton  Kletrcbrs 
von  Rhcgion  III.   17.  6). 


1.  DIE  £MTWICK£L.  D£B  GESTALT  DES  POSEIDON  JN  DEB  ALTEBTHÜML.  KUNST.      21 1 

Würde.  Auch  von  einem  Erzrelief  im  Tempel  der  Athena  Chalkioikos  in  Sparta 
von  Oitiadas  wissen  wir  durch  Paosanias'j  nar,  daß  es  Poseidon  und  Amphitrite 
darstellte  ^) ,  ohne  weder  über  die  Art  der  Verbindung  beider  Götter  noch  über 
Gestalt  oder  die  Attribute  des  Poseidon  das  Geringste  zu  erfahren.  Dieselbe  Gruppe 
hatte  flbrigens  auch  Bathykles  von  Magnesia  an  dem  Bathron  des  amyklaeischen 
ApoUon  in  Relief  dargestellt,  während  ein  anderes  Relief  an  dem  Thronsitze  dieser 
Stitae  den  Raub  der  Atlantiden  Taygete  durch  Zeus  und  Alkyone  durch  Poseidon 
darstellte  ^) . 

Von  diesen  ältesten  uns  bekannten  Darstellungen  des  Poseidon,  deren  zuletzt 

angeführte  den  60  er  Olympiaden  angehören,  trennt  die  nächsten  in  der  historischen 

Reihenfolge  litterarisch  überlieferten  nicht  allein   der  ziemlich  weite  Zeitraum  von 

mindestens   etwa   15   Olympiaden,    sondern  wir  werden   diese  Statuen   des  Gottes, 

die  wiedemm    mit   Amphitrite  zusammengestellte    von    Glaukos   nnter    den  Weih- 

geschenken  des  Mikythos  in  Olympia^)  und  die  von  den  Griechen  nach  der  Schlacht 

von  Plataeae  auf  dem  Isthmos  geweihte^),   auf  welche  zurückzukommen  sein   wird, 

oaeh  Maßgabe  der  erhaltenen  Bildwerke  als  wesentlich  andern  Schlages,  denn  die 

^er  besprochenen  zu  denken  haben,  von  denen  wir  aus  den  ältesten  erhaltenen 

Kunstwerken,  namentlich    den  Yasengemälden    eine    wenigstens    annähernde  Yor- 

stellaDg  und  von  der  ältesten  Entwickelung  der  Gestalt  des  Poseidon  eine  concreto 

Anschauung  gewinnen  können. 

An  Vasengemälde  mit  schwarzen  Figuren  werden  wir  uns   hierbei  so  gut  wie 
^^uschließlich  zu  halten  haben.     Denn   eine  alterthümliche ,  auch  nur  archaistische 
^^tne  des  Gottes  ist  bisher   so  wenig  bekannt  wie  ein  echt  archaisches  Relief  mit 
^i^er  Poseidondarstellung ,    das  wir  In  diese  ältere  Periode  setzen   dürften  '^j ,    und 
'^«nn  es  auch  wohl  möglicli  ist,   daß  die  älteren  Münzen  von   Poseidonia   bis  in 
^B^csdbe  zurückgehn,    so  zeigen  doch  diese  nicht  allein  eine  so  ungleich  charakte- 
^"^sÜseher  entwickelte   Poseidonfigur ,    als    die  Vasenbilder ,    sondern    diese   Münzen 
^^^<ien  sich  in  so  ununterbrochener  Folge  bis  in  unzweifelhaft  jüngere  Zeiten  fort, 
^M&  sie  nicht  getrennt  behandelt  werden  können,  vielmehr  weiterhin  im  Zusammen- 
^'^^uig  nnter  sich  nnd  mit  anderen  Monumenten  euier  parallelen  Entwickelung  be- 
sprochen werden  sollen. 

In  schwarzfigurigen  Yasenbildem  aber  erscheint  Poseidon  selten,  wenn,  abge- 
^^hn  von  Darstellungen  seines  Gigantenkampfes,  überhaupt  jemals,  als  Haupt- 
P^fBon,  dagegen  als  Nebepfigur  in  verschiedenen  Göttervereinen,  namentlich  dem 
^^Iphischen,  femer  bei  Athenageburten  und  bei  heroischen  Abenteuern  oft  genug 
^^d  mit  so  wenig  bedeutenden  Modificationen  des  Typus,  daß  es,  um  sich  von 
^i&er  Bildung  in  diesem  Kunstkreis  eine  Übersicht  zu  verschaflfen,    durchaus  ge- 


SL}  Pausan.  UI.  17.  3.    izdpfaazai  oe  xal  xä  i^  ti?)v  'AÖr^vä«   '^iseov^  xal  'A|x^iTp(T7)   xal 

b)  Pausan.    III.   19.  3.    toj   oe   d^aXfiaTOc  t6    ßöidpov  ^tznpiyc'zai   ßcofiou    oyj)\i-'i 

.  *^  ^Ttclp^aaTai   oe  xtj»  ßtwfxij)  toüto    (xev   aYOtXfxa   Bipioo?    touto   Se  'AfAcpiTpixT^;    xai   llo9et&d>voc. 

*^-   18.  10.   TaÜY^T/jv    %*j-^axipa  "AtXavto;    xai  öloeX«pVjv    aOr^«  'AXxuövrjv    ^£pouoi    llooei&uiv 

c)  Pausan.  Y.  26.  2. 

d)  Herod.  IX.  8J. 


212      I.  UIBT.  ÜBEB8ICUT  (^BEK  U.  KÜNSTL.  ENTVVICKEL.  DERGESTALT  DESPOaElDOK. 

nügt,  sicil  düi*  Ilauptsaclie  nach  auf  edirto  Vasen  zu  beschränken*),  deren  folgende 
Iteihe  ohne  Rücksicht  auf  den  Gesammtgegenstand  nach  Maßgabe  der  Gestaltung 
des  Poseidon  geordnet  ist. 


Vasenbiider  mit  schwarzen  Figuren. 

a.  Foseidon  ruhig  stehend. 

A.  Delphische  Gottheiten  (Urit.  Mus.  No.  552)  Micali,  Storia  tav.  85  =  Inghirami,  Vabi 
ftttili  III.  t.  249,  fil.  ceram.  U.  3G.  D.    Siehe  Atlas  Taf.  XI.  No.  15. 

B.  Herakles  auf  Athenas  Wagen.  Gerhard,  Auserl.  Vascnbb.  11.  Taf.  140.  8.  Atlas 
Taf.  XI.  No.  IG. 

C.  Poseidon  undAthena,  AMA^I^  EPOIE^EN.  Luynes,  Doscript.  de  quelques  tmos 
peinte  pl.  2.  3,  Archaeolog.  Zeitung  1840  Taf.  39.  4t>;,  El.  ceram.  I.  pl.  78.  S.  Atlas  Taf.  XI. 
No.   17, 

D.  Die  drei  Kroniden.     Panofka,  Mu8öe  Blacas  pl.  19,  El.  cöram.  I.  24. 

E.  Herakles  und  Triton  (Rom^  Vatican).    Mus.  Gregorian.  II.  tav.  44.  2.  a. 

F.  Athenageburt.  Mon.  deir  Inst.  III.  tav.  44—45,  El.  cöram.  I,  65.  A.  8.  Atliu 
Taf.  IX.  No.  18. 

m 

G.  Delphische  Gottheiten.     Elite  ceram.  II.  pl.  36.  C.     S.    Atlas  Taf.  XI.  No.    IS. 
H.  ,,  Tischbein,  Vases  d'Hamilton  (Naples  1791)  IV.  pl.   2. 
I.  Athenageburt  (Rom,  Vatican).     Mus.  Gregorian.  II.  tav.  48.  2. 

K.  „  Mon.  deir  Inst.  VIU.  tav.  24.     S.  Atlas  Taf.  XI.  No.   19. 

L.  Delphische  Gottheiten   (München  No.  145).   Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  36. 


Nachgeahmt  alter thOmlich. 

M.  Poseidon  mit  Athena  und  Hermes.     £)lite  c^ram.  III.  pl.  13. 
N.  Athenageburt.     Mon.  dell'  Inst.  VI.  tav.  56.  2. 


O.  Dionysos,    Ariadne,    ein  Satyr,  Hermes  (Petersbui^  No.  138j.     Gerhard,    Auserl. 
Vasenbb.  I.  Taf.  48.     S.  Atlas  Taf.  XI.  No.  20. 

P.  Athena  sitzend,  Hermes  und  zwei  Frauen.     £lite  cöram.  III.  pl.  36.  A.    S.  Atlas 
Taf.  XI.  No.  21. 

Q.  Herakles'  Apotheose.     Inghirami,  Vasi  fittili  II.  tav.  109  (jetzt  in  Florens,  BulL  d. 
Inst.   1S70.  p.   181.  No.  6). 

R.  Athena  und  Dionysos  (Rom,  Vatican;.     Mus.  Gregorian.  U.  tav.  38.  2.  a. 

S.  Delphische  Gottheiten.     Gerhard,   Auserl.  Vasenbb.   I.  Taf.   13.     S.  Atlas  Taf.  XI  ^ 
No.  22. 

T.  Athenageburt.     Aus  der  Campana'schcn  Sammlung  Nc^  1081  (jetzt  in  Paris). 
deir  Inst.  VI.  Uv.  56.  3. 


b.  Poseidon  schreitend  und  handelnd. 

U.  Herakles  und  Kyknos.     Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  II.  Taf.  122.  123. 
V.  Hermes  und  Athleten.     Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  II.  Taf.   138. 
W.  Herakles  und  Triton.    Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  II.  Taf.   III. 

(Vergl.  ausserdem  unten:  Gigantomachie.) 


a)  Eine  umfassendere,  auch  auf  genauer  beschriebene  unedirto  Bilder  ausgedeh: 
s.  bei  Manitius  (Anm.  1}  S.  4 — S,  40  f. 

b)  Nach  Panofka,  Archacol.  Zeitung  von  1857  Anz.  S.  81*  Poseidon  Basileus 
Sthenias,  aus  nichtigem  Grunde. 


fiMTALT  DJS8  FOHKlMHf  IN  DER  ALTEBTaCML.  KUNST.      213 

c.  Poseidon  sitiend. 
Beriin  No.   1031  .    Gerlunl,  Tiinkschalen  Taf.  4,  5.     S.  AUas 

Y.  HcoBB  sali  Hcraklfm  angelnd.     Christie»  Disquisition  jipon  greek  vases  pl.   12,  £1. 
ceroi.  m.  pL  14. 

d.  Poseidon  in  außergewöhnlichen  Situationen. 

Z.  Emkb  Wagen  mil  FlOgelpCierden  besteigend.  Gerhard,  Auserl.  Va&enbb.  1.  Taf.  10, 
a  cnaa.  m.  1«.     S.  Atlas  Tal   XI.  No.  2). 

A.\.  3fit  ApIuoAte  auf  einem  Wagen  fahrend.  Elite  c^ram.  HI.  pl.  15.  S.  Atlas 
Tif.  n.  Xb.  ». 

Bt.  Aaf  cnm  Stiere  rettend.  Wünbnrg,  No.  87  =  Campanah  Vaai  FeoU  No.  9} ; 
«M»  h.  Gcskaid.  AweiL  Vasenbb.  L  Taf.  47,  £1.  ceram.  HL  pl.  4.  S.  Atlas  Taf.  XI. 
So.  !g. 


e.  Poseidon  unsicher. 

VC.  Helphisdbe  Gottheiten  und  Hermes  ^Petersburg  No.  :•  .    Gerhard,  Auserl.  Vaseubb. 
^  Taf.  U,  £1.  c^fsB.  U.  pl.  36. 

DD.  ,,  (Rom,  Vatican) .   Mus.  Gregoriano  II.  Ut.  33. 2a. 

RE.  Atbenagebort.  Micali,  StoriaUv.  SO.  1,  I^.  c^ram.  I.  pl.  59.    Denkm.d.  a.  Kunst  II. 

.  m. 

FF.  Dionjsosy  Herakles  Kithar  spielend,  Athens.     Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  I>8. 


GG.  HeraUes  und  Athens  Tor  Zeus  ,r/.    (London  No.  5SI.     Gerhard,  Auserl.  Vasenbb. 
^'    Tjf.  I2S. 


£bi  Überblick  über  die  hier  verzeiclmeteD  and  die   ilmen   entsprechenden    son- 

"^■geB  Vasengemilde  zei^  aufs   bestimmteste ,  daß  in  der  durch  sie  für  ans  ver- 

^■^Haen  iHesten  Kimsi  von  einer   bewußten  Charakteristik   der  Persönlichkeit  des 

^WUoD  Boch  grade   so  wenig  die  Rede   sein   kann,    wie   von   einer  solchen  des 

2cis  (Bd.  n.  S.  28  f.),  nur  daß  aach  er ,   seiner  Eigenschaft  als  großer  Gott  und 

Bfiider  des  Zens  gemäß,   wohl  durchgängig  in  reiferem  Alter,  b&rtig,  meist  lang- 

^^ftrtig  nad,  so  weit  es  die  DarsteUnogsmittel  dieses  Vasenstils  erlauben,  würdevoll 

datjgestellt  iaL     Denn,   wenngleich  sich  eine  jugendliche  Bildung  des  Poseidon  in 

Wterei  Rimstwerken  und  schon  in  einigen   der  jüngeren  Müiuen  von  Paestum 

(a.  onten)   nicht  läugnen   läßt,    so  unterliegt  doch    die   Anwendung  des  Namens 

^iMeidoB  auf  die  jugendliche  Ii^gur  in  der  Vase  GG.  den  manoigfaltigsten  Zweifeln 

^  auch  wenn  man  sich  nicht  entschließen  kann,  dieselbe  mit  Hawkins'j,  welcher 

• 

m  der  sitzenden  Figur  links  gewiß  mit  Unrecht  Poseidon   und  in   seinem  Attribut 

•  - 

^^n  Dreizack  erkennen  will,  selbst  nur  frageweise  Palaemon  oder  mit  Lenormant*^) 
^phitrite  zu  nennen,  sondern  ihr  mit  Gerhard^)  den  Namen  des  Poseidon  giebt, 
I     ^fbeben  sich    neue  Zweifel   über   die  Echtheit   des  Archaismus    dieses  Bildes    und 
^olgiich  darüber,  ob  der  Maler  aus  dem  Bewußtsein  alterthümlicher  Kunstentwicke- 


a)  A  Catalogue  of  the  grcek  and  etruscan  Vases  in  the  brit.  Mus.  No.  581,  wo  iu  der 
Axuneriiung  die  Citation  von  berhard,  Auserl.  Vasenbb.  Taf.  138  statt  128  auf  einem  Druck- 
fehler beruht. 

b)  Bei  De  Witte,  Descript.  d'une  coli,  de  vases  peints  du  prince  de  Canino  No.  95, 

c)  Auserl.  Vasenbb.  H.  S.   153. 


214       I.  IIIST.  L'IIERSlCitT  0B£B  I>.  KCMSTL.  EKTWICK£L.  Ul:^  i;£STALT  DES  POSIi^IDOII. 

luiig  lieruus  üder  uuh  irgendwelchem  MiBverstitiidniß  den  Heergott  jugendlicli  dar- 
goBtollt  hat.  Sieht  man  also  von  diesem  auf  alle  Fälle  bisher  g&nzUcb  vereiozolten 
VorkomnmLß  ab ,  eo  wird  steh  in  der  Bildung  des  Poseidon  in  den  Vasen  ntit 
schwarzen  Figuren  kaum  Irgend  ein  anderes,  ihn  von  Zcna  nntemoheidendee  Merkmal 
aufSoden  lassen  als,  abgesehu  von  den  jenen  und  diesen  flußerlieh  charakteriäirenden 
Attributen  des  Blitzes  und  des  Dreizacks,  bei  dem  Überblick  über  die  ganze  Reihe 
der  Darstellungen  des  einen  und  des  andern  Kroniden  etwa  der  Umstand,  daB 
während  Zens  Überwiegend  oft  thronend  and  sitzend  dargestellt  ist  (Bd.  U.  S.  27  f, 
Vaaec  B— lt.],  dies  bei  Poseidon  zu  den  entschiedensten  Ausnahmen  gehört  (X.  Y.)  ■). 
Denn  der  Umstand,  daß  Poseidon  auifallend  oft  (A.  B.  G.  H.  P.  Q.  8.  und  CC. 
FF.)  hinter  sich  blickend,  mit  dem  KOrper  von  der  Uauptbandlung  abgewandt  dar- 
gestellt ist,  was  bei  Zeus  ganz  selten  vorkooimt  (Bd.  U.  Vasen  T.  U.  V.  X.j, 
kann  nicht  als  Cliaraktcristik  seiner  Person  gelten,  sondern  hangt  mit  seiner  Stellnog 
als  Nebenfigur  zusammen,  mag  jedoch  so  immerhin  auf  einen  vorbildlicheu  allen 
Typus  zurückzuführen  sein.  Auch  in  den  Einzelheiten  der  Bildung  des  Uaarea  und 
seines  Schmuckes  mit  Taenio  und  Kranz,  des  Bartes  und  der  üewandnng''J  wird  man 
keine  nennen swerthcn  Unterscliiede  zwischen  Zeus  und  Poseidon  aufzufinden  im 
Stande  sein ;  die  vorliegenden  Modißcationen  in  allen  diesen  Uiogen,  welche  die  im 
Atlas  ausgehübenen  Beispiele  zur  bequemen  Übersicht  bringen,  auf  welche  hier 
näher  einzngehn  jedoch  nicht  die  Mllhe  lohnt,  hangen  also  offenbar  mit  der  stiU- 
stischen  Entwickelang,  nicht  aber  mit  bewußter  oder  beabsichtigter  Charakteristik 
der  g<(ttlichen  Persönlichkeit  zusammen.  Und  auch  wenn  Poseidon  ein  Mal  (O.) 
graub&rtig  erscheint,  wird  dies  nicht  anders  zu  beurteilen  sein,  als  die  verein- 
zelte (Bd.  II.  Vasen  C.  M.)  Graubärtigkeit  bei  Zeus.  Und  somit  wird  Poaeid<Hi 
von  Zeus  nnd  von  anderen  älteren  Göttern  in  diesen  Vasenbüdern  wesentlich  nur 
durch  das  ihm  .luch  in  der  Poesie  ganz  insbesondere  zukommende"]  Attribut  des 
Dreizacks  nnterschieden,  welchen  er  bald  scepterartig'')  aufgestützt  hat  (A.  C;— F. 
N.  T.  X.),  bald  wie  eine  Lanze")  ,  halb  vorgestreckt  :H— K.  P.  Q.  V.  W.  Z.), 
seltener  geschultert  (B.  G.  M.  S.)  oder  gesenkt  (0.)  trägt,  oder  handelnd,  nament- 
lich  im  Gigantenkampfe,  wieder  ganz  wie  eine  Lanze  auf  den  Gegnor  schwingt 
nnd  in  einem  Beispiel  (Y.)  als  Gerftth  des  Fischfanges  gebraucht').  Der  Beispide, 
wo  Poseidon  dies  sein  hauptsächliehstes  Attribut  fehlt,  sind  wenige  (R,  AÄ.  CG — - 
FF.)  und,  eben  weil  der  Dreizack  das  wesentliche  Merkmal  des  Gottes  ist,  uicIh.-% 
alle  durchaus  siciiere;  indesi^en  sind  doch  einige  dieser  Beispiele  (R.  AA.)  üb^-^ 
allen  Zweifel  erhaben  und  bei  den  anderen  ist  Überwiegend  große  WahrGcheinlJc\j_ 
keit  vorbanden,  daß  es  sich,  ungeachtet  des  Mangels  des  Dreizacks  in  der  T^^^ 
nm  Poseidon   handele  >).     Selten  nur,  wie  in  dem  Gemälde  des  Kleanthes,  tritt. 


ft)  Vargl.  Manitiu«  ».  ».  O.  Vuen  'CC.  'DD. 
b)  Sehr  genaue  Einzelheiten  bei  Manitiua  a.  a.  O.  S.   IS  f.  22  ff. 
cj  S,  Wieselei,  Conmient.  du  düs  Graecia  Romanisijue   tiidenlem   gercntibus. 
IHl'l  p.  i  mit  Anm.  6. 

d)  S.  Wieseter  a.  a.  O.  p,  5  mit  Anm.   15.  , 

e)  S.  'Wioselcr  n.  a.  O,  S.   1!,  Anm,  7. 

r   Vergl.  auch  Wieselet  a.  a.  O.  S.   ä  mit  Anm.    N, 

H,  Vecgl.  auch   ManiCius   a.    a.  O.  S.   i'i  f.,  der  nur   den  Pueeidon  in  £E,      ^ 
bcEweifetn  sollen. 


^^^^W 


1 .  DIU  KNTWICKEL.  D£R  GE8TALT  D£8  P08£1D0N  IN  DKB  ALT£BTU*ÜML.  KUK8T.         215 

dem  Dreisackattribut  dasjenige  eines  Fisches  (B.  M.  Y.  BB.) »)  oder  wird  der 
DreijBack  lediglich  doreh  einen  Fisch  ersetzt  (R.)  ^),  welcher,  B.  etwa  ausgenommen, 
weit  eher  eben  Thunfisch,  als  einen  Delphin  darstellen  zu  sollen  scheint ,  was 
immerhin  auf  die  Anregung  des  alten  Bildes  von  Kleanthes  zurttckgehn  mag  oder 
die  jener  Periode  geläufige  Vorstellung  bezeugt. 

Die  sohwarzfignrigen  Vasen  dflrfen  nicht  verhissen  werden,  ohne  daß,  obgleich 
es  sieh  hier  mehr  um  den  künstlerischen  Typus  als  um  mythologische  tlombina- 
filmen  handelt,  auf  die  drei  Bilder  wenigstens  etwas  näher  eingegangen  wird, 
welche  oben  unter  Z — BB.  als  Poseidon  in  ungewöhnlichen  Situationen  darstellend 
Yon  den  ftbrigen  abgesondert  worden  sind. 

Das  Vasengemälde  Z.,  ehemals  Canino'schen^) ,   jetzt    unbekannten  Besitzes, 
zeigt  uns  den  durch  den  Drehsack  bezeichneten,   bekränzten  Poseidon   im  Begriff 
einen  mit  awei  Flflgelpferden  bespannten  Wagen  zu  besteigen.     Die  Pferde  sind 
«ach  Gerhards  Publication  (a.  a.  0.)  und  ausditlcklicher  Erklärung  (a.  a.  0.  S.  42) 
beide  weiß,  während  nach  der  Publication  in  der  filite  cöramographique  (a.  a.  0.) 
tti  der  Erklärung  der  Herausgeber  un  Texte  (HI.  p.  49]  nur  das  vordere  Pferd 
i«iß,  das  hintere  dagegen  schwarz  gemalt  ist.     Vor  den  Pferden  steht  Hermes, 
Mben  denselben  der  freilich  nur  durch  einen  Epheukranz   charakterisirte  Dicrnysos 
nd  neben  dem  Wagen  im  Gespräche  mit  Poseidon  ein  bekränztes  und  einen  Zweig 
ittltendes  Weib,    welches  verschieden   benannt  worden  ist,    jenachdem   die    ganze 
Soeae  verschieden  gedeutet  wurde.     Gerhard  glaubte  nämlich,  Poseidon  wolle  hier 
Kon  auf  seinem  Wagen  von  dem  mit  Hades  identificirten  Dionysos   fort  und  zu 
I^enieter  zurflckfQhren,  die  Herausgeber  der  £lite  c^ramographique,  welche  an  dem 
I^Meidon   m  Stellung   und  Ausdruck  die  Zeichen   der  Trunkenheit   zu   erkennen 
^teilten,  stellten  eine   abenteuerliche  Erklärung  auf,    welche  hier  zu  wiederholen 
^^der  Tdlends  zu  beleuchten  zu  weit  fahren  würde,  Panofka  endlich  ^)  denkt  an  die 
Abfahrt  des  Poseidon  von  Naxos  nach  der  Beilegung  seines  Streites  mit  Dionysos 
<iiA  diese  Insel,  einen  Mythus,  den  wir  bei  Plutarch^)  wenigstens  angedeutet  finden, 
Und  erkennt  den  Abschied  des  Gottes  von  Dionysos  und  Dia  (?).    Wie  dem  auch 
^efai  möge,  das  Eme  darf  als  feststehend  betrachtet  werden,  daß  nämlich  das  ge- 
flügelte Bossegespann  dasjenige  des  Poseidon  sei  und  auch  falls  es  sich  wirklich 
um  eine  RflckfÜhnmg  Koras  handeln  sollte,  mit  dieser  selbst  Nichts  zu  thun  hat, 
wie  Gerhard  (a.  a.  0.  S.  45]  wollte.     Es  ist  demnach  das  hier  dargestellte  Ge- 
HMum  kein  anderes  als  dasjenige,   mit   welchem  schon  Homer')  den  Gott  aus  der 
Tiefe  des  Heeres  empor  und  über  die  Fläche  desselben  dahinfahren  läßt,  geflügelt 


a)  Außerdem  in  einigen    unedirten  Vasenbildem,   bei  Manitius  S.  4  f.  Vasen  *F.  *H. 
*^-  *V,  »DD. 

b)  So  auch  in  dem  Vasenbilde  bei  Manitius  *0  =  Berlin  No.  1703. 

c)  Catal.  ^trusque  No.  63,  Mus^e  ^trusque  du  prince  de  Canino  No.  632. 

d)  Poseidon  und  Dionysos,  Abhh.  der  berliner  Akad.  v.  1845.   Fhil.-hist.  Classe,  S.  251. 

e)  Plut.  Quaest.  conT.  IX.  6  to5  IlooeiS&voc   Öv   aM^  elmda;   loropctv  'fjfjiiv  i^rrtibp^vov 
o^    "^i;,  ivrau^a  jxev  uiri  'Adtjvd; dv  NdiS«p  5e  Otto  tou  Aiov6aou.  S.  Panofka  a.  a.  O. 

'    ^47  f.     Gerhard,  Griech.  Mythol.  §  240.  Anm.  3.  b  und  das  dort  Angefahrte. 

^  f)  II.  XIII.   Ys.  20  ff. ;  berührt  auch  Od.  V.  380 ;  yexgl.  ApoUon.  Bhod.  Aig.  IV.  1327 

^«ig.  Aen.  I.  vs.  147. 


216       [.  HI8T,  t'BERHICHTt'UERO.  Kt'NSTI..  BN"I'W[CKi>;l.,  DER  MESTALT  DESPOflEUHlN. 

wi«  PoHeidon»  eigene»)  iiml  die  von  ilim  geschenkten  liosHe''!  sowie  diejenigen  Hur 
Nereiden")  auch  sonst  gedacht  und  dargestellt  worden  sind.  Nicht  so  gewiß  ii«t 
die  Ei'kiitning  fBr  die  Farbe  der  Horde,-  um  so  weniger,  da  die,  leider  für  jctrt 
nicht  zu  controlirenden  beiden  l'ublicationcn,  wie  oben  bemerkt,  in  dieser  Uinsiebt 
von  einander  abweichen.  Sind  wirklich  beide  Pferde  weiß  wie  bei  Oerhard,  so 
wird  der  Gedanke  an  den  weißen  Schaum  der  Wellen,  den  auch  Gerhard  aU  den 
nächstliegenden  beneiclinet,  kaum  abzuweisen  sein,  ist  dagegen  wirklich  das  hintere 
Pferd  dunkel  gemalt,  wie  in  der  Piiblication  der  filito  ciiram. ,  ao  handelt  es  aicli 
schwerlich  um  etwas  Anderes,  als  um  die  in  schwarzfignrigen  Vasenbildern  nicht 
solteue  Sitte ,  bei  der  Darstellung  mehrer  Pferde  neben  einander  eins ,  gelegentJkh 
auch  zwei  von  vieren  der  Abwechselung  und  Mannigfaltigkeit  wegen  hell  ;^U  malen ; 
ungewöhnliuh  ist  nni  die  Anwendung  dieser  Sitte  nnf  ein  Zweigespann,  dergleichen 
jedoch  Überhaupt  ungleich  seltener  dargestellt  worden  sind,  als  Viergespanne;  hier 
möglicherweise  im  genauen  Anscliluß  an  die  Hauptstelle  Aber  das  puseidonische 
Gespann  II.  XIII.  23  (TtTUü/ETo  yjakxiic'jn  tintto).  Sei  es  übrigens  mit  diesem  üm- 
stande  wie  es  sein  mag,  zur  Erklärung  des  hier  gebildeten  getlagellen  poseido- 
nischen Kossegospaiines  bedarf  es  keines  weitem  Apparats  als  dex  Hinweises  mf 
die  uralte  dichterische  und  durcli  die  homerisrhe  Poesie  populAre  Vorst«llang  •nm 
einem  solchen  und  alle  weiteren  zatilreichen  Beziehungen  des  Poseidon  zum  Hosse'j 
kann  man  liier  getrost  aus  dem  il^piele  lassen. 

Zu  Wagen  linden  wir  den  obwohl  durch  kein  äußeres  Merkmal  bezcichBetra. 
aljer  durch  Namens beischrift  (no*El&0NO51  gesicherten  Poseidon  auch  in  de« 
Vasenbild  AA ,  wo  Aphrodite  (AftPO^lTCf  rechts  neben  ihm  stehend  die  lüfri 
seines  ganz  schwarz  gemalten  Viergespanns  fuhrt,  liei  den  vielen  nnd  innitrra 
Beziehungen  Aphrodites  zum  Meer  nnd  insbesondere  auch  zu  Poseidon*;  kann  iücm 
Verbindung  in  keiner  Weise  Überraschend  sein  und  man  wird  eben  so  wenip  an 
eine  Versclireibung  ihres  Niunens  fllr  Amphitrite  mit  Bröndsted')  wie  an  eine  (.'md- 
bination  der  Aphrodite  mit  Kora  und  eine  augeblich  von  l'osuidon  aus  der  Valnf 
weit  an's  Licht  heraufge führte  Aphrodito-Kora  mit  Gerhard"!   zu  denken  luibto. 

Eine  mjigliche,  wenngleich  nicht  durchaus  vorbllrgte  Wiederholung  eben  dit« 
Göttorverblndung  stellt  das  unedirte  Bild  auf  der  Vorderseite  des  Gefltßes  So.  1703 
im  berliner  Museum*"  dar.    Poscjdon  wird  hier,  wlthreud  ihm  wiederum  der  Ütäxni 


a)  So  luch  Platon  Kiilias  p.  11*1.  D.E.  Uio  »ciihi  Ffordc  um  Wogen  dec  I 
Duf  der  AktopoÜB  der  AtUutis  und  so  diejvnigeii  einen  Spiegels  bei  Gerhard.  Eliuik.  SpUfdl.  I 
T>r.  ß'i.  S.  noch  die  Mflnze  der  gena  CrcporeSa  Denkm.  d.  a,  Kumt  II.  70.  a.  und  t*^  | 
Hiiuer.  OiBt.  in,  10  "Ittteiov  ri'isiiäHiva  TiiifijBiv  "KJ-Xtj^ei  xil  HOouaii  ii  tiji  'ht)t^  ti^  »i*  1 
ötmiitiVT«  ivziii  ijvlir/uv  i.i\  li  i'JToT;  ml;  aYdJ.fiaaw ,  Vergl.  SlepUnoi,  Cte.-rcni  dr  h  I 
coran.  imp.  uch.  de  St.  Fctcrsb.  p.  l'nnnec   1804  S.  U  t. 

bj   So   diejenigen   dea   Pelops   nach   Find.  Ol.  1.  ^T  mit   dem  Schol.   und   um  Kjf 
k«(on  l'aueaa.  V.  17.  7,  diejenigen  des  Idna  Apollod.   1.  7.  s. 

0)   So  am  K}^>c1o>ka«ten  Pausun.   V.  Itl.  2. 

d)  Preller,  Oricch.  Mjthol.   3,  A.ufl,  I,  8   4S9  ff, 

c;   Vetgt.  Gcihard,  «riech.  Mylli,  $  210  Anm.  J  f.   und  d«»  dtrl  AngrfilhHo.  I 
■ber  Wekkcr,  Griecb.  GOtterl.  11.  S.  "06  f.   und  F.  Lajard,   Ilecherchcs  tut  k  culM  dtf 
l>.  \i  »(1. 

f   A  bricf  deacripüon  of  31  groek  \am»  of  tho  coli,  of  Curap«nari  p.  B". 

gl   Aiuarl.  VMCabb.  1  S.   46, 

hl  Oerhud,  Ncucrworb.   uxt    Dcnkm    de>  berl.  Mus.  :i.  llcfl,  Bor).  1646.  B.  W 


1 .  DIE  £NTWICK£L.  D|äR  »K8TALT  D£8  P08£lDON  IN  DER  ALTERTHCML.  KUK8T.  217 

fehlt,  dnrch  einen  in  der  Hand  gebaltenen  Fisch  cliaraktori«irt ,  wälirend  sich  vor 
dem  ruhig  stehenden  Gespann  der  kitharspielende  Apollon,  von  der  I^Mgur  einer 
Frau,  vermnthlich  der  Artemis,  fast  gänzlich  verdeckt  befindet.  Sind  ApoUon  und 
Artemis  hier  mit  Sicherheit  anzunehmen,  so  könnten  sie,  als  bekannte  Hochzeits- 
g^ttheiten,  das  Bild  in  einen  andern  Kreis,  denjenigen  der  Verbindung  von  Poseidon 
und  Amphitrite  verweisen. 

In  dem  Vasengemälde  BB.  endlich   ist  der   durch  Dreizack  und  Fisch   sicher 
eharakterisirte  Poseidon  auf  einem  Stiere  reitend  und  lange  Zweige  in  den  Händen 
tragend  dargestellt,    während   auf  der  Kehrseite  der  Vase  sich  als  Gegensttick  der 
ebenfalls  auf  einem  Stiere  reitende,  epheubekränzte  Dionysos  findet,    welcher,  mit 
langen  Rebzweigen  mit  Trauben  in  der  Linken,  mit  der  Rechten  einen  Kantharos 
hinterwärts  ausgießt.     Wenn  der  Stier  das  ständige  Symbol  der  Befruchtung  durch 
Wasser  und  Dionysos  im   eminentesten  Sinne  der  Gott   vegetativer  Fruchtbarkeit, 
daneben  allerdings  insbesondere  auch  Gott  des  Weines  ist,  den  er  hier  ohne  Zweifel 
susgießend  gedacht  ist,  so  kann  es  füglich  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  es  sich 
bei  dem  stierreitenden   und  Zweige,    wenn   auch  nicht  Rebzweige    (wie   Gerbard*) 
irrig  sagt),  so  doch  eben  so  wenig  »Seegewächse«  (wie  Preller ^j  meinte)  tragenden 
Poseidon  nicht  um  den  Meerbeherrscher,  sondern   um  den  von  diesem  bestimmt  zu 
iintencheidenden  und  neuerdings  auch,  am  schärfsten  und  richtigsten  von  Welcker^), 
nntersehiedenen  »Poseidon  des  Landes«  oder  Süßwasserposeidon  handelt,   den  man 
mit  Philostrat ^1  'HTtetpcü-ni;  oder  mit  Plutarch®) ,    der  diesen   speciell  aus  Troezen 
iMightabigten  Beinamen  als  gesammthellenischen  anspricht,  OuTaX^xio;  nennen  kann 
vnd  der  als  Gott  vegetativer  Fruchtbarkeit  durch  das  Naß  mit  Dionysos  verbunden 
vt,  ganz  wie  dies   Plutarch   andeutet  und   von   Neueren   am   kürzesten  und   be- 
iSnuntesten  von  Preller  ^,  mit  Anziehung  der  hier  in  Rede  stehenden  Vase  ausge- 
sprochen worden  ist.    Daß  die  Stiere,  auf  denen  hier  beide  Götter  reiten,  Erdsymbole 
Kiei,  ist  deswegen  Gerhard^)  eben  so  wenig  zuzugeben,  wie  daß  es  sich  hier  um  den 
Gegensatz  von  Wasser  und  Wein  oder  auch  um  einen  bakchischen  Poseidon  handele, 
^  Panofka  ^) ,    daß  der  Wasserstier  des  Poseidon  einen  Gegensatz  zu  dem  Erd- 
end Pflngstier  des  Dionysos  darstelle,   um    von   den  Abenteuerlichkeiten  im  Texte 
'or  £lite  cdramographique  ganz  zu  schweigen. 

Zweifelhaft  ist  der  Name  des  Poseidon  für  eine  mit  dem  Dreizack  ausgerüstet 
^f  einem  Hippokampen  reitende  Figur,  welche  bisher  in  den  folgenden  Exemplaren 
^warzfiguriger  Vasenbilder  bekannt  geworden  ist: 

1.  a.  u.  b.  Kylix  der  frühem  Durand'schen  Sammlung,  jetzt  im  britischen  Museum 
^*o*  671  mit  wenigen  Verschiedenheiten  auf  den  beiden  Außenseiten   der  Schale   wiederholt, 


a)  Auserl.  Vaaenbb.  S.  173. 

b)  Paulys  Realencyclopädie  V.   1.  S.  565. 

c)  Griech.  Götterl.   II.   S.  682   f.,    vergl.    auch   Preller  a.    a.   O.    Ö.    552   und  (i riech, 
^rthol.  2.  Aufl.  I.  S.  457. 

d)  Philostrat.  sen.  Imagg.  II.  14. 

e)  Quaest.    conviv.   V.  3.    1.    Vergl.    Comut.    N.    D.    22.    ^uToXfAiov   auröv   iTrojvofJtaaav 
*^toV;  Toü  7J6odai  ta  £x  xf,;  7^5  '(i^i6[t.^yoL  y)  is  auxiQ  otjXovoti  lx|JLa;  TravotbwJ;  danv. 

f!   Griech.  Mythol.  2.  Aufl.  I.  S.  458. 

g]  Auserl.  Vasenbb.  a.  a.  O. 

h)   Poseidon  und  Dionysos,  Abhh.  d.  berl.  Akad.  von  1845.    Phil.-hist.  Cl.  S.  24", 


2  IS      I.  IIIBI'.  (!UEK«1CUT  CUKR  1».  KÜN8TL.  KXTIVILKEI,.  IIKU  (iUä'l'ALT  IJK)I  P 

■bgel>.  die  ciiie  Hcite  bei  UerliHid,  Ausuil.   VusBnbb.   1.  l'df.  t>,   1  ,  l>ei<le  teilen  iii  der  1 
ccrani.  III.  pl.   1   u.   I  a,   (Ircig  in]. 

'1.  Kylix  der  ehenutligeu  CampanN'avIieii  Sammluiig.  Cataloghi  del  Museo  fampana 
Cl.  IV.  Nu.  751,  jettC  in  Paris  nocti  de  Witte,  Notics  sut  les  Vasen  peinta  du  Mua^e 
Nnpol^Q  III.  p.  !!.  InnenbEld  ,  die  in  Rede  siebende  Figur  von  Schiffen  und  Delphiaau 
umgebeil.     Uuedirt. 

3.  LekytUos  in  cler  VBaentuunmlung  der  ErmiMec  in  St.  Pctcniburg,  (Stephoui;  Die 
Viueusammlung  der  kais.  Ermitage  Na.  II.    Uiiedirt. 

1.  Lekj'thos  in  München,  Jahn,  Beschreib,  der  Vasensamiulung  des  König«  Ludwig 
u.  8.  w.  Nd.  aOI,     Unedirt. 

5,   Unbekannte  Form,  hcBuhriebcn  bei  Christie,  Paintcd  gieek  vaacs  p,  It). 

Am  nächsten  vcrwaTidt  ist  diesen  scliwarifig lirigen  Vofianbildom  das  Gepräge 
eines  bei  Kcrtach  geriiudcDcn  Elektrons laters  von  Kyziko3''j,  ferner  eine  Caroeol- 
gemnie  der  Pouiatowäky'äclien  Sammlung'',  und  demuäcliat  das  Iiinenbild  einer 
rothßgurigcn  Kylix  strengen  Stils  der  eliemaligea  Sammlung  des  Prinzen  von  Canino, 
Jetzt  unbckiLUDten  Besitzes  "j ,  nur  daß  liier  der  auf  dem  HippükamjKn  roiteudr 
HoDR  ebne  Dreizack  dargeatellt  ist. 

Während  nun  Jalin  [Ärchaeol.  Ztg.  v.  1860  8.  123)  die  fragliche  Figur  der 
Kylix  No.  2,  Stephani  [a.  a.  0.)  diejenige  der  Lekyllios  No.  3  und  Wieseler  (i. 
a.  0.]  diejenige  des  Staturs  von  Kyzikos  ohne  Bedenken  und  L'niecliweif  Poaeidmi 
nennt,  Jabn  (im  mllnchener  Vasenkatalug  a.  a.  O.j  fUr  ilio  Figur  der  Lekythus 
No.  1  und  die  Herausgeber  der  filile  c^ram.  [a.  a.  O,  p,  4  siiii.,  für  die  Figurata 
No.  I.  a.  b.  und  diejenige  der  roibligurigcn  Kylix  zwiscbeu  den  Namen  den  PoscV — 
den   und  des  Nerens  schwanken,    haben   sich   Gerhard '']    für  die  Figur  No.  I.    ^, 

Hawkins'),  8l«phani'j,  Wieseler"')    und  Manitiua'')  für  mebre  der   unter  No.  l^ 5 

verzoichnotoD  Vasenbilder  auf  den  Natnen  des  Nereus  vereinigt ;  bestimmte  ärfl^sde 
fdr  diese  Benennung  hat  aber  nur  Gerbard,  dem  Manitiua  gefolgt  ist,  voigetns^KO». 
Gerhards  Gründe  sind ,  daß  erstens  Poseidon  wobl  iseiu  Übliches  Ro88eg«si»^LDii 
ausnabrnsweise  mit  mythischen  GeHcbüpfen  (llippokampeu]  vertausche,  dagegotB  in 
keiner  der  uns  bekannten  DarBtelluugen  auf  dem  Rücken  ciues  fiachleibigcn  Th&«v«» 
erscheine"  und  daß  zweitens  der  Meergott  der  Bilder  1.  a.  ujid  b.  mit  weißem  Hjuv 
und  Bart  eracbeine,  »eine  Andeutung,  welche  der  kräftigen  Ullnnliehkeil  des  Posei- 
don niemals  zustand«,  um  so  eicberer  aber  den  vielfach  ausdrUcklicb  als  tievTsrei» 
(SXioi  Y^ptuv)  bezcicbncicn  Nereus  charakterisirc.  Von  diesen  beiden  Granden 
wird  man  dem  ersten  ein  entscheidendes  Gewicht  sehwerlieh  beilegen  k<>uaeii,  »«**'- 
dem  nicht  allein  der  Stator  von  Kyzikos  die  auf  dem  llippokampen  reitende  Gott*»*'' 


a)  Abgeb.  nacheilt,  du   Bo*phore  (.'immer,  U,   p.   155  Vignette   iii   den  DeiJun-    «1- 
Kunst  II.  No.  79.  c,  vergl.  Münitafel  "VI.  No    22. 

b)  Abdruck  in  der  CBÜoa'schcn  grtißan  AbdiuuksHniintuiig  Ul    I,   C.  No.   I!i, 
c^  Abgeb.  Elite  c£iain.  III.  pl.   2. 

d;   AuMil.  Vaaenbb.  I.  S-  M  f. 

e)  Anoient  Vmc>  in  thc  brit.  Mus.  o.   >.  O. 

fj  CompCo-rcnda  de   la  00mm.  Itnp.  aroh.  de  St.  ruletib,   pout   raiui«e    IWiÖ  1*.     * 
Note  7, 

g)  De  düa  ....  tridentem  gcrentibut  p,   17.  Anni    :!<>n.  E.  -in   vuia  cum  figuri^ 
quin  Nercua  tcidsntem  gercoi  ter  agnoacendua  eil  nequc  ego  dubito«;. 

h)  A.  a.  O.  (Anm.   1;  p.  42  aq. 


1.  DIB  EMTWICKKL.  DKR  oeSTALT  DES  POSEIDOH  IM  DER  ALTESTHÜHL.  KÜHBT.        219 

mit  ^chwnngenem  Dreizack  dargestellt  zeigt,  was  eicb  doch  eher  für  Posddon, 
als  für  Kerens  sdücken  eh  wollen  scheint,  von  dem  Birgend  ein  gewaltsamer  Ge- 
brauch der  Triaeua  nachweisbar  ist,  soadeni  seitdem  ein  im  Knnsthandel  zu  Kertsch 
fttr  die  Ennitage  in  St.  Petersbnrg  erworbenes  Ooldplätt«ben ■)  (s.  Fig.  7),  welches 
eineD  mit  dem  Dreizack  ansgerüsteten,  darchaus  poseidonisch  gestalteten  Meergott 
«nf  einem  Delphin  reitend  darstellt^) ,  dafQr  ins  Ge- 
wicht ßült,  daßLuki&n^)  nicht  ans  eigener  Erfindn Dg 
oikI  der  aagenblicklichen  Situation  angemessen ,  den 
Delphin  als  ReitUiier  des  Poseidon  hinstellt.  Reitet 
aber  Poseidon  auf  Delphinen,  so  ist  nicht  abznsebn, 
wanm  er  nicht  auch,  anstatt  auf  einem  mit  Rossen 
oder  Hippokampen  bespannten  Wagen  zu  fahren ,  auf 
«inem  Hippokampen  reil«ad  gedacht  werden  könnte. 
Schwerer  wiegt  Gerhards  zweiter,  von  der  Weißhaarig- 
kät,  also  der  Herrorbebnng  greisenhaften  Alters  her-  ng. t.  ooidpiittcban  insipiunburs. 
jcDommene  Gmnd,  da  in  der  That,  wie  oben  bereits  bemerkt,  ein  weißhaariger 
Posndon  in  seh  warzfigur igen  Vasen  unerhört  und  ein  granbartiger  nur  aia  Aus- 
Bthae  nachinweisen  ist,  während  sich  die  Weißhaarigkeit  als  unterscheidendes 
Ütrkmal  des  Nereos  als  des  eigentlichen  Heergreises "} ,  wenn  auch  in  verbürgten 
bildlieben  Darstellnngen  desselben  nicht  nachweisen^),  so  doch  mit  großer  Wahr- 
BchnsUchkelt  voraussetzen  läßt.  Daß  aber  Nereus  den  Dreizack  fähre ,  noterliegt 
krawm  Zweifel*).  Es  wird  hiernach  über  die  Bedeutung  der  in  Rede  stehenden, 
*>vf  Hippokampen  reitenden  Fignrcn  fUr  jetzt  kaum  mit  Sicherbeit  abgesprochen 
"beiden  kOnnen,  immerhin  aber  wenigstens  ein  Grund  dafür  vorliegen,  daß  sie  eher 
^^ame,  als  Poseidon  darstellen. 

Wenn  man,  aas  allen  bisher  behandelten  Vasengemllden  die  kurze  Summe 
^ielMod,  wird  sagen  mtlssen ,  daß  in  diesen  älteiton  künstlerischen  Darstellungen 
4«e  Poseidon  von  einer  charakteristischen,  die  Idealbildnng  des  Gottes  anch  nur 
^■bahnenden  Gestaltung  kaum  iigeudwie  die  Rede  sein  kann,  so  ändert  sich  dies 
%>«dentend  in  den  jetzt  zu  betrachtenden  Denkmälern  des  fortgeschrittenen  und  ge- 
v^eiften  Achafsmos,  den  echten  sowohl  wie  deu  in  späteren  Perioden  nachgeahmten. 
Unter  den  hier  in  Frage  kommenden  echt  alterthttmlichen  Monumenten  nehmen 
AB  Bedeutung  den  ersten  Platz  ein 

die  Münzen  von  Poseidonia 

(Hierzu  die  MUnztafel  IV.), 

'^dche  nicht  nur  in  sahireichen  Exemplaren,  sondern  in  einer  mh  über  einen  be- 


t)  Abgeb.  im  Atlas  lu  dem  Compte-rendu  da  la  conun.  Imp.  sich,  de  St.  PJt«nbourg 
P*»i»  r,nn*e  1B68  Taf.  I.  No.  5.  vergl.  im  Texte  S.  51  f. 

b|  DiaU.    deor.   mirin.   VI.   2.     UOl.   oäioüv   CE!i;o-<   ti  ipitf     ?)   To^iTo   (liv    i:oXXf)v 

'*^' Ti-yi  TÄv  flntion  T.ipda-rqmi,  i^iT.Tiaajiat  -jap  iic'  :iitoü  Trfx'"*'- 
c|  Vet^l.  Oerhud  a.  b.  0.  AnmeikuDgen  7 — 10. 

d)  Auch   in   der  Vaae  No.  25   der  pcteTsb,  Sammlung,   (Stephan!)   Die  VaaBnaBrnmlniig 
~^  kaii.  Eimit.  S.  IG,  iit  der   ireilJhaBrige  Mann   nur  nach  Vennuthung,    wenn   auch  mit 

*h»gcheinlichkeit  Noreu»  genannt.    Da«  Gleiche  gilt  von  den  bei  Gerhard  a.  a.  O.  Anm.  11 
'*'*^    12  citirten  Va»enbildem. 

e]  Vergl.  Wieaelei,  De  diia  .  .  .  tridentem  gerentibui  Anmerkungen  IS  u.  20. 


222       I.   HIBT.  CbERSICHT  fllER  D.  KCKHTf,.  ENTWICKKL.  DER  GESTALT  HEB  P08KirK>Ni 

am  auffallendsten  zwjaclicn  No.  h  und  No.  7  hervortritt,  dereu  erst^re  der  ganzen 
Gestalt  eine  viel  Iieftigere.  andringende  Bewegung  giebt  als  die  letztere.  Zweilens 
die  verscbiedene  Bildung  des  llanres  auch  innerhalb  der  Münzen  derselben  Clause 
vne  der  Didraelimen,  Mtlnztafel  IV.  No.  I  und  Ko.  2,  mit  denen  andere  Exemplare 
ilbereinstioimen  und  von  denen  die  orstere  den  Gott  mit  laug  auf  Nacken  iinil 
Schultern  herabhängenden  Lockenstrippeu  zeigt,  während  er  in  No.  2  kürzeres  nnd 
ganz  anders  behandeltes  Haar  hat  und  die  Drachme  No,  3  wiederum  eine  ver- 
schiedene Anordnung  des  Haares  erkennen  lilßt,  welches  Übrigens  in  den  Mnnzen 
der  jüngeren  Classen .  besonders  denen  der  dritten  ständig  in  kurzen ,  mehr  oder 
weniger  krausen  Locken  das  Haupt  des  Gottes  umgiebt.  Eine  dritte  Verschieden- 
heit von  großer  Bedeutung  betrifft  das  Lebeusalter,  in  welchem  Poseidon  dargestellt 
ist.  Es  ist  Bchon  lange  bemerkt  worden ,  daß  die  Münzen  den  Gott  bald  bSrtig, 
bald  nnbSrtig  darstellen ,  nur  sind  weder  die  Beobachtungen  tlber  diesen  Punkt 
immer  ganz  genau  noch  die  meisten  vorhandenen  Abbildungen  hinlänglich  treu,  nm 
an  ihnen  die  Sache  feststellen  zu  können.  So  ist  Winckelmann's  Angabe  "j  in  Be- 
ziehung auf  die  Didrachmen  und  Drachmen  der  ersten  Classe :  »wo  derselbe  [Po- 
seidon; erhoben  ist ,  hat  er  einen  Bart  und  krause  Haare :  hohl  geprägt  ist 
er  ohne  Bart  und  mit  gleichen  Haaren«,  sowohl  was  die  Haare  wie  was  den 
Bart  anlangt,  zum  mindesten  nicht  allgemein  giltig,  denn  einerseits  zeigen 
schöne  Exemplare  der  Didrachmen  wie  z.  B.  dasjenige  MDnztafel  IV.  No.  2  ans 
der  Mionnet'scheii  Paalensammlung  abgebildete  und  nicht  minder  das  daselbst 
No.  I.  a.  b.  abgebildete  Exemplar  der  Irahoof-Ü lumer' sehen  Sammlung  den  Gott  auf 
Av3.  und  Rvs.  entschieden  bärtig,  wogegen  er  in  den  Abbildungen  in  den  Hon. 
ined.  de  l'Inst.  sect.  franvaiae  1837  pl.  11  No.  14  und  lü  auf  beiden  Seiten  nn- 
bärtig  erscheint,  wobei  freilich  die  Oenanigkeit  der  Abbildungen  und  der  Grad  der  ■ 
Erhaltung  der  Exemplare  in  Frage  kommt;    denn  bei  Exemplaren   wie  z.  B.   den-  — 

jenigen  der  königlichen  Sammlung  in  Berlin,  von  denen  unter  den  Pasten  der  ans^ 

gelegten  Münzen  nuter  No.  71  und  73''.  Abdrücke  sind,  muß  die  Frage  abeva 
Bärtlgkoit  und  Unbärtigkeit  unenischicden  bleiben.  Gleiches  ^It  von  den  Dracbmear^ 
der  ersten  Classc,  unter  welchen  das  auf  Münztafel  IV.  No.  3  abgebildete  Exemplars 
und  nicht  minder  dasjenige  der  königlichen  Sammlung  in  Berlin ,  von  dem  nntc»^; 
No.  73  der  Pasten  ein  Abdruck  ist,  auf  Avs.  wie  Rvs,  einen  unzweifelhaft  ni^j 
bärtigen  Poseidon  zeigt").  Bei  den  Drachmen  der  zweiten  Classe  mnß  die  SacTa 
einstweilen  unentschieden  bleiben,  da  mir  nicht  hinlängliches  Material  an  ÜriginaL#'^ 
nnd  Abdrücken  vorliegt ;  in  der  Abbildung  bei  Millingen  a.  a,  O.  erscheint  der  G^^ 
nnbärtig,  doch  wäre  seine  Därtigkeit  bei  der  spitzen  Form  des  Kinns  nicht  nnmöghV.^^ 
in  Münztafet  IV.  No.  4  ist  er  härtig.  Ganz  klar  und  entschieden  liegt  der  UnterscV^^^ 
dagegen  in  den  DrachmDu  der  dritten  Classe  vor,  indem  diese  die  Alters verschieMs^^^ 
heit  nicht  auf  das  geringfu^ge  Merkmal  der  Bärtigkeit  und  Unbärtigkeit  beschriivi^^^j^ 
sondern  dieselbe  in  der  schärfsten  Weise   in   den  gesummten  Körperformen  ^~~^man 


Bj   GeKh.  d.  Kunst  VlII.   I.  7. 

b)  Veneichnet  in:   Pindei,  Die   ant.    Münzen   des  königl.  MUseiuiu,    Oeschtc^^ 
Obersicht    der    Sammlung    neb>t    erklärender    Beschreibung    einer   AuHwahl    von. 
Bert.  1851   S.   14  f. 

i-i   Anden,  aber  irrig  Manitiua  a.  a,  O.  p.  23. 


1 .  DIB  ENTWICKEL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON  IN  DER  ALTERTHÜML.  KUNST.         223 

fahren.     So  zeigt  das  Imhoofsche  Exemplar  Münztafel  I.  No.  6 ,    ganz  besonders 
aber  nnd  in  ausgezeichneter  Weise  dasjenige,    welches  nach  den  Mod.  dell  Inst, 
auf  Münztafel  I.  No.  5.  a.  wiederholt  ist,  Poseidon  mit  den  kräftigst  ausgewirkten 
Formen  reifer  Männlichkeit,   während  andererseits  das  Imhoofsche  Exemplar  MUdz- 
tafel  I.  No.   7  in  nicht  minder  ausgezeichneter  Weise  den  Gott  in  allerdings  kräf- 
tigen,   aber   entschieden  jugendlich    schlanken   Formen  darstellt.     Bei  den  Münzen 
von  Sybaris  endlich   muß   man  wieder,    der  mangelhaften  Erhaltung  und  der  nicht 
durchaus  gewährleisteten  Treue   der  Abbildungen    wegen  die  Entscheidung  zurück- 
halten.    Allein   das   bei   den  jüngsten  Münzen   von  Poseidonia   durchgeführte  bald 
höhere,  bald  jugendliche  Alter  des  Poseidon,  welches  mit  den  geringfügigeren  An- 
deutungen derselben  Verschiedenheit   selbst  in   den  ältesten  Münzen  übereinkommt, 
zeigt,  daß  es  sich  um  eine  doppelte  Anschauung   handelt  und  beweist  zunächst  in 
Verbindung   mit   den  bemerkten,    wenn   auch   nur   leisen  Verschiedenheiten    in   der« 
Stellung,  Bewegung  und  Haartracht  wohl   unzweifelhaft,    daß   es   sich   bei   diesen 
Mttnzstempeln  nicht  etwa   um   die  Wiedergabe   einer   bestimmten  Statue  des  Gottes 
bandelt,  an  welche  man  sonst  wegen  der  Trefflichkeit  des  Typus  und  der  plastischen 
Abgewogenheit  der  Composition  zu  denken  geneigt  sein  möchte^).     Gegen  die  An- 
nahme einer  vorbildlichen  Statue,  welche,  wenn  sie  vorhanden  war,    nur  in  Posei- 
donia zu   suchen   sein   würde,    föllt  sodann   auch  die  Übereinstimmung  des  Typus 
der  sybaritaner  Münzen  in*s  Gewicht  und  neben  dieser  der  auch  schön  von  Anderen  ^) 
hervorgehobene  Umstand,  daß  auch  andere  Gottheiten  in  archaischen  Münzstempeln 
wesentlich  eben  so   componirt  und  nur  durch  die  Attribute  von  dem  Poseidon  un- 
serer Münzen  unterschieden  sind.     So  der  Apollon  auf  Münzen  von  Kaulonia^]   und 
^w  weitverbreitete  Zeustypus,   den  Jahn   a.    a.   0.   mit  Unrecht^)    auf  den   Zeus 
I^olieus  in  Athen,  eine  bestimmte  Statue  des  Gottes,  hat  zurückführen  wollen.    Aber 
diese  Wiederholungen   desselben  Typus  für  verschiedene  Gottheiten  muß  weiter  die 
^age  nahe  legen,  in  wie  fem  es  sich  bei  dem  Poseidon  der  Münzen  von  Poseidonia 
^  die  bewußte  Aufstellung   eines   grade  für   die   Darstellung    dieses   Gottes    ge- 
eigneten   künstlerischen   Typus  handele,    oder  vielmehr  nur  um  einen  solchen,  der 
^  der  allgemeinen  Entwickelung  der  Kunst  als  ein  Fortschritt   über  die  regungs- 
^^  Steifheit   der  ältesten  Götterbilder  zu   betrachten   ist,    als    welchen    ihn  Jahn 
*•  t.  0.  p.  20  sq.  im  Wesentlichen   behandelt.     Wenngleich  man  sich  aber  auch 
^cbt  wird  entbrechen   können,  die  letztere  Ansicht   als  die  richtige  anzuerkennen, 
bleibt  nichtsdestoweniger  die  Thatsache  stehn,    daß  das  hier  gegebene  Schema   mit 
uer  kräftigen  und  doch  gemessenen  Bewegung,  4er   fast  auf  Nichts  beschränkten 
^kleidung,  den  schlanken  und  dennoch  so  überaus  musculös  ausgewirkten  Formen 
^^  Nackten  für  wenig  andere  Gottheiten  ein  so  passendes,  mit  ihrer  innem  Natur, 
^^n  Cuitusanschauungen   und   ihrer  poetischen  Schilderung  so   übereinstimmendes 
^*  wie  grade  für  Poseidon,  den  Felsenspalter  und  Erderschütterer,  und  eben  daran 
^^eßt  sich  nnd  daraus  erklärt    sich    zugleich    die  zweite   Thatsache^    daß    dies 


a)  Wie  dies  Jahn  thut,  Nuove  Memorie  dell'  InAt.  p.  19,    defigleichen  Rathgeber  in  den 
^'*^-  dell.  Inst,  von   1848   (XX.)  p.    172  sq. 

b)  S.  Jahn  a.  a.  O.  p.   18  sq. 

c)  Mionnet,  Descript.  I.  p.   180.   S26— 829,  Suppl.  I.  p.   337.   960—969. 

d)  S.  im  II.  Bande  dieses  Werkes  S.  23  f. 

^  ▼»rbeck.  Kanstmythologie.  III.  15 


224      I.  BIST.  ÜBERSICHT  ÜBER  D.  KÜNSTL.  ENT WICKEL.  DER  GESTALT  DES  FOBBIDON. 

Schema  für  die  anderen  Gottheiten  bald  verlassen  und  durch  innerlich  berechtigtere 
ersetzt  worden  ist,  während  dasselbe,  natürlich  mit  den  ans  veränderter  Anwen- 
dang  fließenden  Modificationen ,  ftlr  Poseidon  festgehalten  und  zu  einem  Idealtypns 
des  Gottes  fortgebildet  worden  ist,  dessen  Einfluß  sich  in  der  bildenden  Kunst 
weithin  geltend  und  fühlbar  gemacht  hat. 

Dieser  Einfluß  offenbart  sich  zunächst  und  am  entschiedensten  in  den 

Vasengemälden  mit  rothen  Figuren  strengen  Stils. 

unter  denen  die  folgenden,  in  Abbildungen  vorliegenden  dem  hier  in  Rede  stehen- 
den Typus  angehören: 

a.  Oigantomachie  (Vatican),  abg.  Mus  Gregorian.  II.  tav.  4Ü.  I.  a.  S.  Atlas  Taf.  XII. 
No.   25. 

b.  Einzelfigur  des  Poseidon,  Rvs.  JUngling  im  Mantel  (Warsburg,  No.  322  «=  Cam- 
panari  Y.  Feoli  6),  abg.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  11,  El.  c^ram.  III.  pl.  8.  S.  AÜm 
Taf.  XII.  No.  1. 

c  Verfolgung  eines  Weibes,  abgeb.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  65,  £1.  c^ram. 
III.  pl.  21.     8.  AÜas  Taf.  XII.  No.  2. 

d  Desgleichen  (Palermo) ,  abgeb.  im  Bull,  della  comm.  di  antichitä  e  belle  arti  in 
Sicilia  1864  fasc.  2.     S.  Atlas  Taf.  XII.  No.  3. 

e.  Desgleichen  (Pourtales),  abgeb.  El.  c6ram.  III.  pl.  22.     S.  Atlas  Taf.  XII.  No.  4. 

denen  sicli  von  nnedirten  als  sicher  zugehörig  anschließen  : 

f    Verfolgung  der  Amymone  (Petersburg  No.  1535).« 

g.  Desgleichen  (K.  Barone),  s.  Bull.  arch.  Napol.  II.  p.  61. 

Keine   der   hier  verzeichneten  Figuren  ist  schlechthin  eine  Wiederholung  derr 
jenigen  auf  den  poseidoniatischen  und  sybaritaner  Münzen,  namentlich  schwingt  dei 
Gott  in   keiner  dieser  Darstellungen,    wie  dort  und  wie  in  einigen,    aber    wenif 
schwarzfigui^gen  Vasenbildem  mit  dem  Gigantenkampfe  ^j,  den  Dreizack  in  der  h4 
erhobenen  Rechten,  sondern  regiert  ihn  mit  gesenkter  Hand,  wie  dies  auch  in 
deren  Bildern  durchaus  das  gewöhnliche  ist;    aber  grade  diese  Abweichung  in  d< 
(Jomposition  und  die  verschiedene  Motivirung  des  vorgestreckten  Armes  zeigt  m 
einigen  Verschiedenheiten  im  Costflm,  daß  es  sich  um  einen  in  die  Vorstellung 
Künstler  eingedrungenen,    von  diesen  lebendig  erfaßten  und  eben  deshalb  frei 
handelten,  festen  Typus  des  Gottes  handelt. 

Am  nächsten   stehn   von  diesen  Figuren   denen    der    Münzen    von   I^o^i^Ui«,^^),^ 
und  .der  Münze  No.  8  von  Sybaris  diejenigen   der  Vasen  a.  und  f.,    welche  ^^n 

Gott  mit  dem  in  den  MUnztypen  von  Poseidonia  ständigen,    über  den  Rfickei 
die  beiden  Arme  hangenden  Mantel  zeigen,  der,  noch  etwas  mehr  zusammei 
in  der  Vase  e.  wiederkehrt,  während  er  in  der  Vase  c.  genau  so  über  den 
streckten   linken  Arm   allein  geworfen    ist,    wie  in  der  Münze  No.  9  von 
ähnlich,  nur  schmaler  und  etwas  länger  herabfallend  in  der  Vase  d.  und 
derjenigen  g.  und  endlich,   wie  in  der  Münze  No.   10   von  Sybaris,    gänzl? 
in  der  Vase  b. 


a)  Siehe   Atlas  Taf.  IV.   No    <•    u.  Nu.  8.     Taf.   V    No.    Ac  .    vergi.    AI. 
pl.  4  II.  pl.12. 


1 .  DIE SNTWICKEL.  DER  UE8TALT  DES  POSEIDON  IN  DER  ALTERTHÜMlf  KUNST.  225 

Doch  nicht  allein  im  Costüm   stehn   die   Poseidonfigaren   dieser  Vasen   denen 
der  Münzen  nahe,   aach  in   den  Körperformen   zeigen   sie   besonders  mit  den  Qe- 
stalten  der  mit  ihnen   auch   zeitlich   und   stilistisch  am  meisten  übereinkommenden 
jdageren  poseidoniatisclien  Münzen  große  Verwandtschaft;  es  ist  derselbe  schlanke, 
aber  maskelkräftig  ausgewirkte  Manueskörper,  den  wir  dort  wie  hier  vor  uns  sehn, 
oar  daß  besonders  in  den  Vasen  b.  und  e.,  demnächst  d.  durch  ein  sehr  scharfes 
flinziehn   des  Leibes  über   den  Hüften  Brust  und  Schultern   des  Gottes   in  größter 
M^Uihtigkeit  erscheinen  und  lebhaft  an  das  homerische  axipvov  IloaetBacovo^  erinnern. 
Mjag  dies  und  mag  die  nicht  minder  kräftige  Bildung  der  Schenkel,    wie  nicht  in 
Abrede  gestellt  werden  soll^  zum  großen  Theil  auf  die  Eigenthümlichkeit  des  Stiles 
iixm    Allgemeinen  und  nicht  auf  eine  bewußte  Durchbildung  der  Formen  des  poseido- 
nischen  Körpers  insbesondere  zurückzuführen  sein,  so  wird  sich  doch  nicht  läugnen 
isi.s«eD,  daß  diese  stilistisch   bedingte  Bildung   der   künstlerischen  Gestaltung  grade 
d^ks  Poseidon   in  besonderem  Maße  Vorschub   leistete  und  daß  so,    auch  ohne   be- 
sondere  Absicht  dieser   älteren  Künstler,    eine  Darstellung  des  Meergottes  geläufig 
w^tarde.  welche  für  ihn  vorzüglich  charakteristisch  genannt  werden   muß  und  eben 
l^ahalb,  einmal  erreicht,    wie  die  Schöpfungen   der  spätem  Kunst  erweisen,  nicht 
nieder  verlassen,  sondern  mit  idealer  Absicht  festgehalten  und  fortgebildet  wurde, 
^^Jirend  eine   entsprechende  Darstellung  des  Zeus,    wenngleich  sie  nicht  unerhört 
^t*^),  so  doch    verhältnißmäßig   selten   angetroffen    wird.     Von    einer  jugendlichen 
Bildung  des  Poseidon,  wie  in  einem  Theile  der  Münzen  von  Poseidonia,  ist  dagegen 
^■^    den  rothfignrigen  Vasengemälden   der   strengeren  Stilarten  bisher   kein  Beispiel    « 
**^kannt  geworden,  von  einer  greisenhaften  Bildung  freilich   eben  so  wenig;    viel- 
mehr erscheint  der  Gott,  namentlich  in  den  Bildern  der  hier  zunächst  besprochenen 
blasse  stets   in  vollkräftiger  Männlichkeit,  bärtig,  überwiegend  (b.  c.  e.)  mit  kurz 
gehaltenem,  nur  ein  Mal  (d.)  mit  lang   auf  den  Nacken  herabfallenden  und  eben- 
^^lls  nur  ein  Mal   (a.)  mit  hinten  in  den  s.  g.  Krobylos  aufgebundenem  Haare. 

Die  Situationen,  in  welchen  wir  Poseidon  in  diesen  Gemälden  finden,  sind,  sie 
mögen  ihn  im  Gigantenkampf  (a.)  oder  in  der  Liebesverfolgung  eines  Weibes  (c. — g.) 
^eigra,  mit  einer  Ausnahme  (b.}  so  klai*,  daß  über  dieselben  irgend  Etwas  zu  sagen 
überflüssig  ist;  nur  bei  dem  Gemälde  b.  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  daß, 
obwohl  man  geneigt  sein  möchte,  den  Gott  bei  seiner  heftiger  als  sonst  vorgeträge- 
i^en  Bewegung  als  im  feindlichen  oder  gewaltsamen  Vorschreiten  begriffen  und  mit 
^em  Stoße  seiner  Triaena  drohend  aufzufassen ,  gleichwohl  der  auf  dem  Rvs.  ge- 
ilste Jüngling**),  so  unbenennbar  derselbe  sein  und  so  gleichgiltig  er  dastehn  mag, 
^üs  nöthigt,  auch  hier  an  eine  friedliche  Stimmung  des  Poseidon  zu  denken^), 
Welcher  auf  den  Jüngling  von  Liebesleidenschaft  ergriffen  zuschreitet  und  ihm,  wie 

«  

^li  anderen  Fällen  geliebten  Weibern,  den  in  der  Linken  erhobenen  Fisch  als  sym- 
bolisches Liebesgeschenk  darbieten  zu  wollen  scheint,  so  gern  man  auch  darauf 
^^rzichten   mag,    ihn   deshalb   mit  Gerhard   a.  a.  O.    nach  Pausanias  VUL  30.    1 


5i 


a)  Far  Vasenbilder  s.  z.  B    Atlas  Taf.  IV.  No.   JO,  Taf.  V.  No.  3  a.  ,   Taf.  VI    No.    I 
No.  9;  vielleicht  ist  Zeus  gemeint  auch  in  dem  Vasengemfilde  i,\.  cäram.   III.  pl.   20. 

b)  Nach  Urlicha,  Verz.  d.   Antikensamml.  d.   Univ.    Würzburg,    3.   Hft.  S.  73  No.    322 
>'e  die  Figur  ein  »bärtiger  Mann  mit  Zackenbinde«. 

c)  Vergl.  beaonders  Jahn,  Archaeol.  Beiträge  S.  33,  auch  Oerhard,  Auaerl.   Vaaenbb.  I. 
47. 

15* 


226       1.  HI8T.  ÜbEHeiCHT  ÜBER  II.  Kt'NHTL.  ENTWTtTKEI..  KKB  ÜKSTAI.T  DES  POREID 

KpoplBB,  »der  io  friedlichem  Liebesdrange  die  Tilchter  der  Sterblichen  heirasachlu  ( 
zu  tanfen.  Der  Fiitch,  der,  so  nnbestinimbar  er  aein  mag,  wcnigstena  sicher  kein 
Delphin  ist,  gewinnt  ao  eine  weitere  aU  die  bios  attributiTe  Bedentong,  die  er  iu 
anderen  Bildern  entschieden  h&t;  filr  Poseidon  selbst  aber  erscheint  die  Gewalt- 
siiiulceit  der  Handlung  in  vorzUglichi^ni  Maße  charukteristisch  und  mit  der  poetiRcheu 
ächildemng  seines  Wesens  und  der  Natnr  des  von  ihm  vertreteneu  Elementes  in 
Ü  berein  atimmnng. 

Naeb  Prellers*)  Ansicht  wäre  der  Poseidontypns  dieser  ersten  Classe  ein 
dorischer.  Diese  Ansicht  stutzt  sich  auf  das  GeprSge  der  Münzen  von  Poseidimia. 
dessen  Ortluder,  die  aus  Sybaris  vertriebenen  Troezenier,  Dach  Solinus''j  Dorier 
waren,  wie  denn  auch  der  Dialekt  in  den  Anfschriften  der  jüngeren  MQiizen  dorisch 
ist.  Allein  wenn  der  Clultu»  des  Poseidon  in  Poseidonia.  wie  dies  Preller  selbst 
annimmt'),  von  Troezen  herslammt,  äo  darf  nieht  flberaehn  werden,  daß  der  mit 
der  Thpseussage  aufs  engste  verknüpfte  Poseidon  dienst  in  Troezen  und  danach 
doch  walirscheinlich  auch  der  in  der  lucanischen  Colouie  vielmehr  ionisch  isf*). 
Aber  wäre  dem  auch  nicht  so ,  so  würde  man  doch  nicht  berechtigt  sein .  das 
Sclienia  des  Poseidon  anf  den  Münzen  von  Poseidonia  im  weitern  Cmfnngo  oder 
gar  schlechthin  als  dorisch  anzuspreclien ;  auch  würde  man  die  Wiederholung  die«^^ 
Schemas  in  den  Vasenbildern  nicht  eben  leicht  zu  erklären  vermögen ,  wenn  ^^^| 
selbe  in  der  Tliat  ein  specifisch  dorisches  gewesen  wäre.  «^H 

Neben  diesem  ersten  fest  ausgeprägten  Typus    des  Poseidon,    welcher   iidb4H 
zwei   archaistischen  Hcliefen    (unten    Relittfe    No.    1    und   No.    2.    Atlas    Taf.    XU. 
No.    II   und   12j    und    weiterhin    in  Vasengemälden    der  späteren  Stilarten  sowie  in 
Uünztypen    (s.   Münztafel  VI)    und   in  einer  Gemme  |s.  Gemmentafel   U.  No 
wieder  begegnen  wird,    stellt  dann   die  Vaaenmalei-ei   des   reifen  Archaismus 
zweiten  vollkommen  verschiedenen  dar,   am  ausgeprägtesten  in 

h.  Verfolgung  der  Aethra  [Vatican) .  aligeb.  b.  (ierhard ,  Auserl.  Vasenbb  I.  '!> 
Mus.  GTcgorian.  U.  tav.  14.  I.  n.,  El.  o'rtuu.  111.  pl  h.  S.  Alias  Taf.  XIII. 
und  in 

i.  Ol  ganten  kämpf  IWicn),  abgeb.  b.   MilUngeti,  Ancient  uned.   Mon.  I    pl    7,   Iji' 
Vaaes  Laniberg  1.  pl.  41,  Uubois-MaUonneuve,  Introd.  pl.   fH.  £l.  ctram    I.  pl    h.   DeiW^ 
d.   a.   Kunst  T.   No.  2(ß  und  »onat.      S.  Atlas  Taf.  XIII.  Nu.  I, 

denen  sicli  zunächst  anschließt : 

k.   Vctfolgung  der  Aethra    (London  731)).   ntigeh.   El.   C^ram.   IH.  pl.  19. 

und  weiterhin  die  nicht  unbeträchtliche  Reihe   der  folgenden  edirten  Bilde;', 
noch  manche  unedirte  entsprechen : 

1.  EinKBlBgur,    Rva.  UeialcleH  {Beclin   nsS)  .   abgeb.   b.  Üerhard,  Ttinkaehaleii  ui 
ftOe  Taf.  21.     S.  AtlaB   Taf.  XIl,  No.   5, 


a.)  Paulya  BealeDoyclop.  V.  I  S.  564  -Die  Bekleidung  ist  bald  ....  ein  leic\M 
n-urf,  wie  denn  besiinderB  die  dorische  KuiiBt  und  die  Teclinik  der  Ersbildei  ihn  (K 
fiahxeitig  meist  nackend  dargestellt  haben  wird,  in  nelclier  Gefrtalt  er  auf  den  alb^ 
ninchen  MOncen  tu  sebii  ist*. 

b)  Solin.  Polj'hint.  cap.  2.  }  10,  Vergl  H.  Rochette,  Hist.  de  l'^tabl.  de»  cr^l 
vnl    III.  p.  23  und  345, 

c)  Griech.  Mytliol.  2.   Autl.   I.  3.  a;>2. 
d|   Vergl,   Welcker.  Griech.   (üllterl.   1,  (<    (i:Kl  u.  i    nuih  Preller  b,  a. 


1 .  DIE  ENT WICKEL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON  IN  DEB  ALTEBTHÜML.  KUNST.    227 

m.  Einzelfigur»  Kvs.  Jangling  mit  vorgestreckter  Phiale  (Blacas),  abgeb.  £1.  c6ram.  III. 
pl.  6.     S.  Atlas  Taf.  Xn.  No.  6. 

n.  Götlerversammlung  (Paris) ,  abgeb.  Mon.  dell'  Inst.  VI.  tav.  58.  2 ,  Welcker,  Alte 
Dcnkm.  V.  Taf.  24.  a. 

o.  Einzelfigur,  Rys.  eine  Frau,  angebl.  Amphitrite  (Paris),  abgeb.  £l.  c^ram.  III. 
pl  24. 

p.  Herakles'  Einführung  in  den  Olymp ,  abgeb.  bei  Gerhard ,  Auserl.  Vasenbb.  II. 
Taf.  146.  147. 

q.  Göttenrersammlung  (Vatican) ,  abgeb.  Museo  Gregoriano  II.  tav.  21.  1.  a.,  Panofka, 
Poseidon  und  Dionysos  (Berl.  Akad.  1845)  Taf.  II.  5. 

r.  Poseidon  neben  Nike  und  Dionysos,  Kvs.  Parisurteil  (London  787),  abgeb.  bei  Ger- 
hard, Auserl.  Vasenbb.  IH.  Taf.  174.  175,  Panofka  a.  a.  O.  Taf.  I.  4. 


8.  Herakles  bringt  Zeus  die  Hesperidenäpfel  {})  in  An^resenheit  der  Götter  (Peters- 
burg 1641),  abgeb.  in  den  Ann.  dell*  Inst,  von  1859  tav.  G.  H. 

t.  Poseidon  im  Gespräche  mit  einer  einen  Fisch  haltenden  Frau  (Paris) ,  abgeb.  £l. 
c^am.  m.  pl.  23. 

u.  Götterversammlung,  abgeb.  in  den  Mon.  dell'  Inst.  VI.  tav.  58.  1.*},  Welcker,  Alte 
Dcnkm.  V.  Taf.  24.  b. 


Der  Hauptunterschied  zwischen  den  Poseidoniiguren  dieser  zweiten  Classe  und 
den€D  der  ersten  liegt  in  der  Bekleidung,  welche  indessen  eine  durchaus  entgegen- 
gesetzte Gesammterscheinung  des  Gottes  hervorbringt.     Während  derselbe  dort  ent- 
weder vollkommen  nackt  oder  so  gut   wie   nackt   dargestellt  war  —  denn  der  so 
^er  so  über  Rücken  und  Arme  hangende  Mantel  verhüllt  Nichts  von  der  Gestalt  — , 
^t   et  hier  in  vollster   und   reichster  Bekleidung  gemalt,    angethan  mit  dem   lang 
herabfallenden,    meistens  geärmelten  Chiton  poderes  und  darüber  mit  dem  großem 
^er  kleinem  Himation.     Mit  eben  diesem  langen  und  weitfaltigen  Chiton  stellt^den 
®ott  ein   archaistisches   Relief  im  Vatican    (unten  Relief  No.  3,    Atlas   Taf.  XII. 
^o,    13)  dar,  bei  dessen  Besprechung  Visconti^)  die  Bemerkung  macht,  diese  Tracht 
^^i   die  eigenthümlich  ionische,  während  Böttiger^)  diese  Bemerkung,    sie   billigend 
^^'^iederholt ,    geht  Preller ^)    einen  Schritt  weiter,   indem  er  annimmt,    dieser  lange 
Chiton  werde  namentlich  in  d^H  ionischen' Culten  des  Poseidon 'EXixcovioc  herkömm- 
lich gewesen  sein,  und  auch  Wieseler®)  meint,  Poseidon  scheine  diesen  langen  Chiton 
'^   alten  (verdruckt  steht  »allen«)  Cultusbildem  getragen  zu  haben.     Daß  die  Tracht 
^^8   langen  Chiton  poderes   ionischer  Sitte   entsprach,    unterliegt   zunächst    keinem 
Z-weifel^), 'al>er   auch   die  Ansicht,    daß  der  so  bekleidete  Poseidon  eine  specifisch 
Aouische  Gestaltung  des  Gottes  sei,  scheint  besonders  aus  dem  Umstände  eine  kräftige 
Unterstützung  zu  erhalten,  daß  die  Vasenbilder  h.  und  k.,  welche  Poseidons  Liebe 
Aethra,    also   einem   durchaus  ionischen  Mythus  angehn,    den  Gott,  wie  dies 
^ucb  Preller  a.  a.  0.  S.  568  hervorgehoben  hat,    »m  ionischer  Bekleidung«,    mit 


a)  Die  Poseidonfigur  ist  durch   die  moderne  Ergänzung   eines  Thyrsos   scheinbar  zum 
-*^>onyg^  geworden,  s.  Panofka,  Archaeol.  Zeitung  von  1847  Anz,  S.  21f. 

b)  Mus.  Pio-Clem.  IV.  p.  61  sq. 

c)  Kunstmythol.  II.  S.  344. 

d)  Paulys  Realencyclop.  V.   1.  S.  564. 

c)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  73. 

f)   S.  Becker,  Charikles  III.   S.   159  f ,  Hermann  Privatalt.  §  21.  5. 


'221^       I.  lUST.  rBERSlCHT  ÜBKR  H.  KCNSTr,.  ENTWICKtl..  l>tM  (iKSTALT  U 

eben  dem  in  Hede  atehenden  langen  Cliiton  poderes  Hngethan  dnrstellen ,  wlhrend 
derselbe  doch  in  den  meisb^n  ttbnlicli  (romponirten  Fmuenverfolgiiii^en  loben  Vsisen 
r. — g.i  nackt  oder  nur  mit  tier  miher  beHprocfaenen  Chlatnys  vcrafbn  dargüstellt 
worden  ist.  Und  auch  der  umstand  beeinträcbtigt  die  liier  gemaulitfi  ßeobwJitnng 
na  «ich  nicht,  daß  Poäeidon  in  wesentlich  derselben  Tracht  in  Bildern  wieder- 
erecheint,  welche  mit  speeifisch  ionischen  Mythen  Nichts  zu  thun  haben,  t>o  in  der 
Gigantomacliievase  i.,  welche  schon  BOttiger  a.  a.  0.  mit  Iti-cht  als  Parallelfflonu- 
ment  zu  dem  vaticanischen  Relief  angeführt  hat  und  lu  welcher  Poseidon  demjenigen 
der  oratern  Aethravase,  wenn  wir  von  der  verschiedenen  llaaranordnung  de«  UoIt«a 
absehn,  in  der  Tliat  überraschend  verwandt  erscheint.  Denn  war  der  hier  vor- 
liegende Typus  des  Poseidon  einmal  vorhanden .  war  er ,  wie  Preller  meint,  durch 
ionische  t'alte  festgestellt ,  so  l9ßl  sich  nicht  abaehn ,  wanim  ein  attischer  Vaaen- 
msler  denselben  nicht  auch  in  einer  Darstellung  hfltte  anwenden  sollen,  bei  der  es 
auf  den  lonismus  speciell  allerdingü  nicht  ankam.  Und  ganz  dasselbe  könnt«  man 
schließlich  auch  von  den  übrigen  Vascnbildern  l.~u.  aagen:  sie  erweisen  den  in 
Itede  stehenden  Poseidontypus  nicht  als  ionisch,  aber  eben  so  wenig  das  (Jo^n- 
theil.  Anders  jedoch  stellt  sich  die  Sach^,  wenn  wir  einerceils  die  schwarzfigurigen 
Poseidondarstellungen,  andererseits  die  schwarzfigurigen  and  die  rothfigurigen  Zeus- 
darstellungen strengen  SUlcs  sur  Vergleiohung  huranziehu.  Denn  wenn  wir  hier 
nicht  nur  den  Poseidon,  besonders  in  den  Vasen  A. — F.,  M..  N.,  um  G. — L. 
als  nicht  genaue  Parallelen  außer  Betracht  ZU  lasi^en,  sondern  anch  den  Zeu  ts 
den  schwarzfigurigen  Vasen  C. — K,  und  in  den  rothfigurigen  b. — e.,  g.,  h-,  k. — m,*) 
in  ganz  demselben  Costtliu,  dem  langen  C'liiton  poderes  und  dem  darnbergeworfene^ 
nimation  finden,  in  einigen  dieser  Bilder  mit  Poaeidondaratellungen  unserer  Beihe 
80  nahe  flbereinstimmond ,  daß  wir  nur  die  Attribute  beider  Götter  als  ttnter- 
scheidende  Merkmale  des  einen  und  de»  andern  bezeichnen  können,  eine  ReuttM'h— 
tung,  welche  sich,  beiläufig  bemerkt,  ancli  auf  Dionysot  ausdehnen  laßt  nod  die 
falsche  Kestanraüon  ira  Bilde  u.  erklärt,  so  gebt  daraus  doch  wohl  unwiderspreck —  ' 
lieh  hervor,  daß  diese  Tracht  weder  fllr  Poseidon  im  Allgemeinen  noch  vulkode». 
f(tr  einen  ionischen  Poseidon  insbesondere  als  charakteristisch  gelten  kOnne.  Zk:i^ 
demselben  Ergobniß  wird  man,  abermals  tinter  Vergleichnng  der  Zcuedaratellung^^c^ 
derselben  Stilart,  in  Betreff  dessen  gelangen  ,  was  von  persdnlicher  ChamkterisiL  ^b 
vorhanden  ist,  in  Betreff  sowohl  der  Haar-  und  Bartbildung  wie  der  KlellnngeHz^M 
Denn  nicht  allein  ist  in  der  Haarbildung  selbst  bei  den  näehstverwandtcn  Vmf.f^tr-^ 
bildern  wie  h,  und  i.,  m.  n,  und  o.,  1.  und  p.,  q.  und  r.  keinerlei  Phrtrinnrii  ^ 
inung  vorhanden,  sondern  wir  kOnnen  so  ziemlich  jetles  Schema  der  Auordnun^  i^-^k:: 
des  Schmuckes  der  Haare  bei  dem  Poseidon  unserer  Ileiho  auch  bei  Zeus  in  c^ .« 
GemAlden  de»  entsprechenden  Stiles  nai-hwelseu,  sowohl  die  langst  rippigen  Loc^iK.«< 
des  Poseidon  in  i.  und  I.  bei  Zeus  in  den  Vasen  a.  b.  b.  k.  I.  n.  Hd.  ü.  S.  lÄ  ^^i 
wie  das  laug  auf  den  Nacken  herabfallende  Haar  des  Poseidon  in  m.  u.    p.  i  9jri 

Zem  in  d.  e.  m.  u.  p.  u.  A. ,  wie  das  kürzer  luifgubundcue  des  Puai^idwn  tra  i. 
n.  p.  r.  bei  Zons  in  g,  k.  ,  wie  endlich  den  hinten  aufgebundenen  llaarMiSB^sipf 
['s.  g.  Krobylos]  des  Poseidon  in  h.  und  t.  bei  Zeus  in  der  iieti^rsburger  Knr 
vue  AtUa  Tftf.  VI,  No.  !l   und   in   der    C'astellanischcn    lovasc   Atla>t  Taf 


1   S,   DJ.  n    S    IT  f  .   All«-  ■[■•,(.   I    No. 


1 .  DIE  ENTWICKEL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON  IN  DER  ALTEBTHÜML.  KUNST.        229. 

No.  10.  Ganz  dasselbe  gilt  vod  dem  Schmucke  des  Haares  mit  Kränzen  oder 
Taenien,  nur  daß  bei  Zeus  vielleicht  die  Bekränzung,  bei  Poseidon  der  Taenien- 
sehmnck  um  ein  Geringes  überwiegt,  wenn  wir  aus  den  Vasenbildem  unserer  Listen 
überhaupt  ein  statistisches  Resultat  der  Art  ziehn  dürfen.  Was  aber  die  Stellungen 
anlangt,  wird  sich  zwischen  Zeus  und  Poseidon  so  gut  wie  kein  Unterschied  *  fest- 
stellen lassen;  ändert  man  die  Triaenen  Poseidons  in  Scepter,  die  Soepter  des 
Zeus  in  Triaenen,  so  möchte  wohl  fast  jeder  Poseidon  als  Zeus  und  jeder  Zeus 
als  Poseidon  dieser  Classe  angesprochen  werden;  beide  Götter  erscheinen  eben  im 
Wesentiichen  nur  in  der  Tracht  und  Haltung  reifer  Männer  eines  vornehmen  Stan- 
des. Dies  mögen  auch  die  Vasenmaler  selbst  gefühlt  und  eben  deshalb  dafür  ge- 
sorgt haben,  in  den  überwiegend  meisten  Fällen  (l. — r.)  den  Gott  außer  durch 
seinen  Dreizack  noch  durch  das  ihm  in  die  andere  Hand  gegebene  Attribut  eines 
Fisches  zu  charakterisiren,  der  überwiegend  oft  (m. — r.)  ein  sehr  bestimmter  Del- 
phin, nur  ein  Mal  (1.)  eben  so  sicher  kein  Delphin,  sondern  wahrscheinlich  ein 
Thunfisch  ist.  Nur  die  Maler  von  h.,  s.— u.  haben  auf  den  Fisch  und  der  Maler 
TOD  k.  hat  auf  den  Dreizack  verzichtet,  neben  welchem  derjenige  von  i.  seinen 
Gott  nicht  mit  dem  Fisch  ausstatten  konnte,  weil  er  seinen  linken  Arm  mit  der 
auf  den  Giganten  zn  stürzenden  Insel  belastete. 

Je  weniger  Unterschiede  nun  aber  zwischen  den  stehenden  mit  dem  langen 
Chiton  und'  dem  Himation  bekleideten  Gestalten  des  Zeus  und  des  Poseidon  vor- 
handen sind,  um  so  mehr  verdient  die  bedeutsame  Verschiedenheit  in  den  Darstellungen 
beider  Gottheiten  hervorgehoben  zu  werden,  daß  während  bei  Zeus  in  den  Vasen- 
bildem dieses  Stiles  wie  aller  Stilarten  das  Thronen  und  Sitzen  bedeutend  über- 
wiegt, Poseidon  besonders  in  den  hier  in  Rede  stehenden  Vasengemälden  nur  ganz 
selten  sitzend  dargestellt  worden  ist.  Unter  den  publicirten  sind  nur  folgende  drei 
Fälle  bekannt: 

T.  Herakles*  Einführung  in  den  Olymp,  Sosiasechale  (Berlin),  abgeb.  Mon.  dell'  Inst.  I. 
Ut.  24.  25,  Oerhard,  Trinkschalen  und  Gehße  Taf.  6.  7,  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  210 
Und  sonst.     Fragmentirt. 

w.  GötterTersammlung  (München  No.  405) ,  abgeb.  bei  Gerhard ,  Auserl.  Vasenbb.  I. 
Taf.  7. 

z.  Triptolemos'  Aussendung,  HIEPON  EPOIE^EN  (Castellani),  abgeb.  Mon.  dell'  Inst. 
IX.  tav.  43.»). 

Hervorzuhebende  Einzelheiten  bietet  weder  v.  noch  w.,  wohl  aber  x.  den  be- 
merkenswerthen  Umstand,  daß  der  hier  durch  Namensbeiscbrift  über  allen  Zweifel 
gesicherte  und  mit  dem  Delphinsattribnt  ausgestattete,  außerdem  von  der  ebenfalls 
benannten  Amphitrite  begleitete  Poseidon  anstatt  des  Dreizacks  ein  kurzes,  spitz 
^Qlanfendes  Scepter  in  der  Rechten  aufgestützt  hält^),  eine  Thatsache,  mit  wel- 
cher die  oben  S.  214  verzeichneten  und  besprochenen  Vorkommnisse  in  schwarz- 
figurigen  Vasenbildem  zu  verbinden  sind  und  an  welche  später  wieder  zu  erinnern 
Sein  wird. 

Endlich  liegt  ein  dritter,  allerdings  in  der  Hauptsache  wiederum  durch  das 
dostOm  bestimmter  Typus  des  Poseidon  in  folgenden  edirten  Vasengemälden  vor: 

y.  Gigantomachie  (Berlin  1002),  abgeb.  bei  Gerhard,  Trinkschalen  Taf .  X.  XI.  S.  Atlas 
Taf.  IV.  No.  12.  b. 


a)  Drei  weitere  unedirte  Vasengemälde  s.  b.  Manitius  a.  a.  O.  p.  13. 


230       I.HIST.fBERSICHT  OBER  D.  RniieTL.  ENTWICKSL.  niCR  OESTALT  DES  POSRIDOK 


.   Desgleichen    (Lujmei)  ,    abgeb.    bei    Gerlmtd   e 


O.   Taf.  J 


S.  Atlai  Taf.  ) 


aa.  Deieleichen  (lanciibild  derselben  Kylix),  abgeb,  ebendas.     8.  Atla«  Taf.  V.  Vo.  I 

bb.  D<^>glei(^hon,     Abgeb.  bei  Notil  Den  Vetgers.   L'Etrurie  et  lea  Etrueques  III.  pl, 

cc,  Deagleiclien  (Floreml.     Unedirl.     S,  Atla»  Taf.  XII.  No.  26. 

dd.  Desgleichen  (CaalelUiii).     UaediTl.     S.  AUaa  Taf.  XII.  No.  27. 

ee.  Verfolgung  einer   Frau  (Athen,  Archaeol.  Gcaellsch.  8S0),  abgeb.  bei  Hejrdt 
Griech.   Vaacabb.  Taf,   II.  No.  I.»). 

Das  Gemeinsame  dieser  Bilder  ist  die  Bekleidimg  des  GottoB  mit  einem  korzen, 
bald  gegürteten,  bald  uogegilrteten  Chiton,  zn  dem  sich  nur  in  dd.  noch  eine  vom 
Unken  Arm  herabhangende  Chlamys,  In  ee.  ein  um  die  Arme  gelegtes  MAnt«lchen 
gesellt,  das  an  die  Tracht  des  Poseidon  in  den  Vasen  der  ersten  Classe  und  den 
Münzen  von  Poseidonia  erinnert.  Obgleich  es  sieb  in  diesem  Vasenbild  um  eine 
Liebes  Verfolgung  handelt ,  wird  man  doch  kanm  irren  ,  wenn  man  annimmt ,  die 
hier  von  den  Malern  beliebte  kurze  Chitontraeht  des  Poseidon  hange  mit  der  Situa- 
tion des  Kampfes  zusammen,  in  welcher  der  Oott  in  fast  allen  Bildern  dieser  Art 
dargestellt  ist  und  diese  Annahme  wird  noch  dadurch  befestigt,  daß  schon  ein 
Vasenhild  mit  schwarzen  t'iguron^j  genau  dieselbe  Erschelunng  bietet,  während  in 
anderen  schwarzligurigen  Bildern  Poseidon  gerllstet.  in  einer  rothfigurigen  Giganto- 
maohie  dagegen'^)  auch  Zeus  in  der  hier  in  Rede  stehenden  kurzen  Chitontrac.ht 
erscheint.  Wenn  dem  aber  so  ist,  so  wird  man  anch  diesen  Poseidon ty]}ii8  so 
wenig  wie  denjenigen  der  zweiten  Classe  fllr  einen  an  sich  chai'akteristischen  er- 
klären dürfen,  so  passend  er  angewendet  sein  mag  und  so  leicht  es  sieh  d; 
erklärt,  daß  er  gelegentlich,  wie  dies  z.  B.  in  ee.  geachehn,  auch  auf  die 
Stellung  des  Gottes  in  anderen  Situationen  übertragen  worden  ist. 

Von 


Kel 


liegen  eclit  archaische  nicht  vnr,   dagegen  einige  archaVstiscbe  von  zum  Theil 
geringem  Interesse,  n&mlich : 

1,  Puleal   im   capitolitiiachen   MuBPUtn   tu   der   obern  Gallerie   No.  76   mit    eine) 
iiDinei  uncrklllrteii  ne»ammtdarHtelluiig<*).     Siehe  Atla»  Taf.  XU,  No.  Vi. 

2.  Relie^Iatte   im    Hofe    do«  FoUxcd  Mattet    iii  Rom,    EinedSgur    des    Poseidon' 
Aüas  Taf.  XU.  No.  13. 

.I.  Reliefbruchsiück   in   der   äammlung   der   nrchoeolog.  üdsellsclittftj  in  Athen').     Kopf 
und   Schultern  des  Poseidon  ncbat  den  I^pitieti   des   geschulterten  Dreiiacks  gegenObcr 
ataphanegeichmftckten  Kopfe  einet  mit  dem  Sccpter  aiug;'!*Uttetcn  Ptau. 

1.  [Uli ef platte 't')   in   der  Lo^ia  acuperta   de«   Vatican  No.  4(i7fj,     EinielGgui   dca 
teidoD.     S.  AÜa<  Taf.  XII    No.  N. 


] 


■)  Einige  weitere  unedirte  Bildet ,  welche  hiehet  *u  gehöre 
bei  MsnitiuB  a.  a.  0.  p.  1 1  aq.  Vasen  'n,  *o,  *q,  *i.  Daa  im 
171  (tl.  cänun.  I.  pl.  4|  abgebildete  Vasengemaldc  bleibt  «eines 
gani  aui  dem  Spiele. 

b)  Hillingan.  Aneiont  unod.   Mon.   I.  pl    9,  Bl.  cenm.  I.  pl.   6  (Wien). 

0)  Oethaid,  Trinkachalcn  Taf.  10.  II,  ni.  AUoa  Taf.   IV,   No.   H   a. 

d)  Vetid.   Xd.  II,   a.  2V.   Relief  i  mit  Note  b. 

e)  Abgeb,   Mon.  Mattheiana  HI,   ta.h.   10.  No.   1. 

f)  Abgeb,    bei  KchQne ,    firiccli.    Kcliefs    aiu    albcn.    ^^lunmluiigen    Taf.   24.    No.  I 
»etgl    8.   51, 

g)  BeBchrtib.   Unnm  11    u.   S    l!)<i,    l>i|;giB  srop     Nu    Z».    a1<geb     Mob.    Pio-tlen.  ] 


l .  DIB  ENTWICKKL.  DEB  GESTALT  DES  POSEIDON  IN  DER  ALTERTHÜML.  KUNST.        231 

5.  Viereckiger  Altar  in  Villa  Albani  a) .    Hochzeitszug  des  Zeus  und  der  Hera.    S.  Atlas 
Taf.  X.  No.  29.  b. 

6.  Ehemals  Borghesischer  s.  g.  Zwölfgötteraltar,  jetzt  im  Louyret>). 

Von  diesen  Reliefen  gehören  die  ersten  drei  der  T3rpenreihe  an,  welche  durch  die 
Münzen  von  Poseidonia  und  Sybaris  und  die  rothfigurigen  Vasenbilder  der  ersten  Classe 
vertreten  wird.     Am  augenscheinlichsten  No.  1 ,  in  welchem  Poseidon  mit  demselben 
um  die  Schultern   und  Arme   gelegten  Mäntelchen   erscheint,   welches   er  auf  den 
Mflnzen  von  Poseidonia  und  in  den  Vasengemälden  a.  und  e.  trägt.     Und  da  ver- 
dient es  nun  mit  allem  Nachdruck   hervorgehoben    zu    werden ,    von    wie    großer 
Wichtigkeit  ftlr  die  Bedeutung  dieses  Typus  der  Umstand  ist,  daß  derselbe  in  einem 
Relief  wieder  erscheint,  welches  den  Gott  in  so  gänzlich  von  derjenigen  der  Mün- 
zen und  der  meisten  Vasenbilder   verschiedener  Situation ,    ruhig   und   friedlich  im 
Aufzuge  der  anderen  Gottheiten  dahinschreitend  darstellt.     Denn,  mag  man  die  Er- 
findung dieser  Figur  dem  nachahmenden,   archaistischen  Künstler  zuschreiben,  oder 
sie  aus  einem  von  ihm  nachgebildeten  echt  alterthümlichen  Kunstwerk  ableiten ,  im 
einen  wie  im  andern  Falle  ist  ganz  besonders  durch  dies  Relief  neben  der  Vase  e. 
und  der  schon  oben  S.  226  erwähnten  Gemme  [Gemmentafel  IL  No.   11)  klar,  daß 
e^  sich  um  einen  Typus  als  solchen  handelt,  den  man  für  den  Gott  schlechthin  als 
charakteristisch  erkannte,    also  um  mehr  denn  bloße  Wiederholung  eines  für  einen 
bestimmten  Zweck  erfundenen  Schemas. 

Dies  aber  wird  bestätigt  durch  die  beiden  Varianten  in  den  Reliefen  2  und  3 ; 

denn  mehr  als  Varianten  sind   weder   sie    noch    die   Münzen   No.    9   und    10    von 

Sybaris  oder  die  Vasenbilder  b. —  d.     So  wie  die   über   den   linken  Arm  gehängte 

Chlamys  der  Münze  9  von  Sybaris  und  des  Vasenbildes  c.  schon  in  dem  Vasenbilde 

d  zu  einem  eben   so   angeordneten   großem  Gewände  geworden  ist ,    so  ist  hier  in 

No.  2  das  Mäntelchen   des  ältesten  Typus   —  daß  wir  es  so  nennen  —  zu  einem 

über  die  Arme  geworfenen  und  den  Rücken ,  aber  auch  Nichts  mehr  bedeckenden, 

weiten  Himation  geworden   und   sowie   in   der  Münze  No.    10   von  Sybaris   und  in 

der  Vase  b.  alle  Gewandung  aufgegeben  worden  ist,  tritt  uns  die  gleiche  Ersehe!- 

oung  völliger  Nacktheit  —  soweit  man  bei  dem  geringen  Bruchstücke  mit  Sicherheit 

wteilen  kann  —  in  dem  Reliefe  No.  3  entgegen.     Daß  aber  gleichwohl  beide  Re- 

^^fe  dieselbe  Grundanschauung  von  der  Gestalt  des  Gottes  vertreten,  wird  im  Ernste 

wohl  Niemand  bezweifeln.     Und   diese  Grundanschauung  ist  auch   in  den  Körper- 

fornoen  der  beiden  ganz  erhaltenen  Reliefe,  zumal  in  No.    1,  sowie  in  der  Gemme, 

vortrefflich   durchgeführt;    die   breite  Brust  mit   den   kräftigen   Schultern    und    die 

^^k,  stärker  als  bei  irgendeiner  der   anderen  männlichen  Figuren  desselben   Re- 

^h  ausgebildeten  Schenkel  des  fest  ausschreitenden  Poseidon  entsprechen  ganz  dem, 

^^  man  bei  den  Münzen  von  Poseidonia  und  den  entsprechenden  Vasengemälden 

^(>achten  kann,    und   es  unterliegt  keinem  Zweifel,    daß  hier   der  überkommene 


!*^-  ^2,  Pistoleßi,  II  Vaticano  descritto  V.  tav.  78,  Braun,  Vorschule  der  Kunstmyth.  Taf.  20, 
. '^^.  d.  a.  Kunst  II.  No.  73,  Gal.  myth.  I.  pl.  62.  No.  297   und  sonst  in  einigen  Nach- 
'^^eö.    Vergl.  Zoöga  in  Welckers  Zeitschr.  S.  398,  Böttiger,  Kunstmyth.  U.  S.  343  f. 

a)  Vergl.  Bd.  II.  S.  22.  Relief  5  mit  Note  c  und  oben  S.  175. 

b)  Vergl.  Bd.  II.  a.  a.  O.  Relief  3  mit  Note  a.     Modem  ist  am  FMeS^mi  d 
^^  Theil  von  der  rechten  Schulter  bis  zur  linken  Hüfte.  n 


i 


■2:f2 


I.mST.  ÜBERSICHT  ÜBEKD.KÜNBTL.KNTWirKKL.DKSliESTALT  BKS  POSEtDOS. 


TypiiR    mit   vollem  BewuBteein    auBgeprttgt    i»t.      Rtwns  schwächlicher  ist   die  Aas- 
rilhrun^  in  No.  2. 

Der  in  den  Vitsengomälden  der  zweiten  CIhsb«  vorliegende  Typoa  wird  nnt^r 
den  Reliefen  dureli  No,  4  vertreten,  wie  dies  schon  von  früheren  Besprechern  dieser 
Figur  (b.  oben  S.  228)  bemerkt  nnd  hervorgehoben  worden  ist.  Daran  wird  »nch 
durch  die  Eigenthttmlichkeiten  derHciben  Nichts  geändert,  so  bemerken« «erth  tfe- 
selben  sein  mögen,  so  die  Art,  wie  das  schmale  Obergewand  nto  Leib  und  Arme 
geschlungen  ist,  und  besonder»  die  bei  männÜehen  Gestalten  ganz  singulare  EntblABiing 
der  einen  Sclndter  durch  das  Horabgleiten  des  Chiton  von  derselben.  Bewegung 
und  Charakter  dieser  Fignr  »lud  verschieden  aufgefaßt  worden,  doch  werden  in  Betreff 
der  erstem  wohl  Zoögn  und  0.  Mililer  das  Kichlige  getroffen  haben,  von  denen  jener 
sagt,  er  glaube  in  der  ganzen  Bewegung,  die  völlig  verschieden  ist  von  der,  welebe 
auf  Ähnlichen  Werken  den  anderen  Oottbeiten  gegeben  wird,  eine  Fignr  zu  sehn, 
die  auf  den  Wellen  geht,  und  dieser:  Poseidon  sei  über  das  beruhigte  He«r  mit 
gleitenden  Sebritten  dahin  wandelnd  dnrgestellt;  denn  grade  das  Gleitende 
der  Schritt«,  welches  die  FIttche  besänftigter  Wellen  zur  Unterlage  zu  haben  scheint, 
ist  ganz  vortrefflich  ausgedrückt ,  so  daß  weder  Wieselers  Ausdnick :  der  Gott 
eile  sichern  Trittes  dahin,  uouh  derjenige  Brauns,  der  Gott  wandele  raschen, 
aber  festen  Trittes  über  die  Wogenflftche  dahin,  als  habe  er  Erdreich  unter 
den  Füßen,  daä  Richtige  treffen  dürfte.  Die  ganze  Haltung  des  Gottes  spricht 
Hilde  und  Frieden  aus,  Nichts  von  Gewatlsamkeit,  Niclils  von  Anstrengimg ,  Uaet 
nnd  Eile,  so  schnell  auch  seine  Fortbewegung,  wie  die  anderer  Gßtter.  sein  mag. 
was  sich  in  dem  Gegenzuge  der  Luft  in  den  Fallen  seines  Gewandes  ansdrtlelrt. 
welche  daneben  Etwas  von  der  Bewegung  des  ablaufenden  Wassers,  der  znrflck- 
sinkenden  Welle  an  sich  tragen.  Den  Dreizack  trUgt  Poseidon  nihig,  j«  wir 
spielend  leicht  angefaßt,  geschultert  im  rechten  Arm,  auf  der  vorgestreckten  LEnken. 
einen  Delphin,  der  seinen  Schwanz,  vielleicht  wie  zulraulich  (Braun.  Wieseler)  an 
seinen  Arm  geschlnngen  hat.  Uit  dem  Allen  stimmt  denn  auch  der  Ausdruck  it^ 
ilhrigens  reichlich  unschönen  Gesivhtes  Hberein,  welchen  ZoPga  nnbcgreiflicherweis^r 
"grimmig'  nennt,  wahrend  er  dot^h  vollkommen  ruhig  und,  verm^e  des  klcioerk. 
vom  oberu  Lid  bedeckten  Auges  und  des  weit  geöffneten  Hundes  fast  schlAfri» 
zu  nennen  ist,  während  auch  die  Behandlung  des  sehr  achlicliteu  und  wie  fruchl 
gehaltenen  Haares  und  Bartes  zu  einer  milden  Auffassung  bestens  paßt.  So  wan- 
delt der  Gott  dahin,  roll  stillem  Blicke  die  FlÄche  des  beruhigten  und  im  8eiiDeTi- 
Bclieine  glänzenden  Heeres  Ober»chanend.  Ob  sich  für  diesen  Poseidon  ein  be- 
stimmter Beiname  wird  linden  lassen,  steht  wenigstens  in  sofern  dahin,  wie  e«  sic-h 
dabei  um  einen  mil  diesem  Beinamen  und  nur  mit  ihm  verknllpfien  featen  Typ«* 
handelt.  Denn  Im  dbrigen  könnte  man  den  Reinamen  -AsphaüoB"  iricbli^rer 
'Aatpä/GiQc).  welchen  0.  Müller  im  Texte  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kanet  a.  a.  O 
ihm  beigelegt  hat,  passend  genug  finden.  Allerdings  hatte  diesen  Beinamen  Wim^«' 
eingeklammert  und  schon  de»halb  fllr  unpassend  erklärt,  wi'.il  sich  deroelb* 
nicht  sowohl  auf  die  Beruhigung  des  Heeres,  als  auf  die  l(ere»tigiiDg  und  Sirbennf 
der  Erde  beziehe,  neuerdings  aber  ist  er  von  dieser,  auch  von  anderen  Mjlholo^ 
getheilten  Ansicht*)  zurückgekommen   und   hat  nach  dem  Vorguige  Prelle»')   '''"' 

*,  ».   «uch  Welcker,   Urioih.  (iOHetl.   II.  8.  ü'. 
h]  Oriech.  H7U1.  2.  Aufl.  I    6.  455. 


1 .  DIE  KNTWICKEL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON  TN  DER  ALTEBTHÜML.  KUNST.         233 

BeziehiiDg  des    Poseidon  Asphaleios   anf  das   beruhigte  Meer   und    die    glückliche 

Schifffahrt  neben  demjenigen  anf  die  Befestigung  der  Erde  als  Yai7j0X0(;  und  Oefie- 

kio\ji/o^  üaehgewiesen*].     Kann    man   hiernach   nicht  läugnen ,    daß  dem  Poseidon 

der  vaticanischen  Platte,  sofern  er  über*  das  beruhigte  Meer  dahinschreitet ,  der  in 

Rede  stehende  Beiname   gegeben  werden  könne,    so  muß  doch  zweifelhaft  bleiben, 

ob  er  ihm  in  der  That  beiznlegen  sei,    in  so  fem  wir  den  Poseidon  Asphaleios  in 

anderen  Typen  kennen,  anf  welche  zurückzukommen  sein  wird  (s.  Cap.  X.).    Für 

noch  weniger  gesichert  kann  der  andere  Beiname  »Epoptes«,  den  Müller  im  Handb. 

§  355.  Anm.  4  vorschlug,  gelten,  wie  auch  Wieseler  richtig  bemerkt  hat,  »obgleich 

er  zn  der  Handlung  (?)  des  Gottes  wohl  passen  würde«,  ja  es  ist  sehr  zweifelhaft, 

ob  seine  Anwendung  zweckmäßig  wäre;    eben   so  füglich  könnte  man  aus  Herodot 

iVn.  192)  den  Beinamen  ücorrip  vorschlagen,  oder,    der  ionischen  Tracht  wegen, 

mit  Preller  den  Namen  '  EXixaivio^,    wenn  damit  Etwas  gewonnen  wäre.     Nur  daß 

nun  sich  des  oben  hervorgehobenen  Charakters  der  Figur  bewußt  bleibe,    welcher 

0118  diesen  Typus,  den  wir  in  der  Liebesverfolgung  Aethras  und  im  Gigantenkampf 

am  entsprechendsten  in  Vasengemälden  fanden,  in  einer  von  beiden  dort  gegebenen 

Sitaaüonen  verschiedenen  dritten,  und  eben  damit  als  einen  bestimmten  Tjrpns  des 

Gottes  vorfahrt. 

Nicht  irgendwie  charakteristisch  endlich  sind  die  beiden  letzten  Reliefe  No.  5 

imd  6,  welche  uns  Poseidon  im  weiten  Himation  und  durchaus  nicht  anders  zeigen, 

als  wie  anch-Zeus   m  den  beiden  Reliefen  erscheint,    denen  diese  Poseidonfiguren 

angehören .     Überblicken  wir  aber  die  ganze  Reihe  der  Reliefe,  so  wäre  etwa  noch 

auf  die  üBerwiegende  Häufigkeit  der   Haartracht  mit    dem    hinten    aufgebundenen 

.  Schopf  (3.    4.    5   mit  der  Abart  in  1)    hinzuweisen,    weil  dieselbe    auch    in    den 

Viaenbildern  vergleichsweise  nicht  selten  ist,  obgleich  nicht  vergessen  werden  darf, 

daß  auch  Zens  in  den  Reliefen    1    und   5   und  in   dem  s.    g.  Zwölfgötteraltar   im 

LoQvre  ebenso  erscheint.     Das  in  den  Vasenbildem  so  gewöhnliche  Delphinsattribut 

ist  Beben  dem  Dreizack  in  den  Reliefen  nur  zwei  Mal  ( 1  und  4^  nachweisbar ;  ob 

der  Gott  dasselbe  in  No.  3  fahrte,  muß  dahinstehn. 


a)  (iött.  gel.  An«.   1874,  Nachrichten  v.  d.   königl.  Ges.  d.   Wiss.  No.  7.   S.   153  ff. 


234       1.  »EST.  tlBERSICHT  TBER  D.  KftSHTL.  I 


M.r  im»  mgKiDi 


zwi'UTKs  c'ArrrKi,. 

Wer  sohnf  das  Ideal  dea  Poseidon? 


Auch  hier  wie  bei  der  Hera  kann  ein  gewissenhafCer  and  oflcbtemer  Forecher 
du  kunelgescbiohtlinhe  Capttel,  welclies  aich  mit  der  Kutwickeliiug  und  Vollendung 
des  Potteidonidcale»  beschäftigt,  nur  mit  einer  Frage  nach  dem  Urheber  desselben 
überschreiben,  einer  Frage,  welch«,  wiederum  grade  wie  bei  Hera,  die  zweite  nach 
der  BeschalTenhcit  dieses  Ideales  einschließt.  E.»  hat  freilieb  aiH^li  hier  nicht  an 
mehr  oder  weniger  bestimmten  Antworten  gefehlt;  aber  wenn  z.  B.  Fenerbach*) 
meint,  wahrscheinlich  sei  es  Lyaippos  gewesen,  welchem  das  Ideal  dicHcs  Gatte« 
seine  Vollendung  verdankte,  so  wird  sich  weiterhin  ganz  von  aelbst  ergeben,  wie 
wenig  haltbare  Gründe  für  eine  solche  Annahme  vorbanden  sind,  und  wenn  Böttjger^; 
behauptet:  »wer  auch  das  Ideal  Nejituns  zuerst  vollendet  haben  mag,  Myron  oder 
Praxiteles  oder  Lysipp.  nach  Fhidias  ist  es  ganz  gewiß  erschaffen«,  so  ist  diese 
Behauptung  ungefithr  so  viel  werth  wie  die  Vermuthung  Ü,  Müllers"),  das  Poseidon- 
ideal sei  wahrscheinlich  besonder»  in  Korintb  ausgebildet  worden.  Für  den  Unbe- 
fangenen bleibt  Nichts  Übrig,  als  zunüchst  eine  Durchmusterung  der  bestimmten 
Künstlern  und  Pei-ioden  zugehörigen  Poscidoudarstellungen,  deren  Liste  leider  eine 
ziemlich  kurze  und,  da  wir  von  sehr  wenigen  Werken  mehr  als  die  bloße  Bxistens 
kennen,  zugleich  eine  nur  wenig  lehrreiche  ist ,  aus  deren  Aufstellung  und  Unrch- 
prUfung  sich  aber  dennoch  der  eine  und  der  andere  (iewiun  ziehu*,  tier  etne 
und  der  andere  Irrthum  beseitigen    SBt. 

Um  an  das  bereits  im  vorigen  Oapitel  Erwähnte  auEuknUpfon,  Nind  hier  ti» 
die  frühesten  in  Betracht  kommenden  Poseidons  tat  uon  die  noch  der  Zeit  des  rejfen 
Archaismus  angehörenden  des  Gl^aukos  von  Argos  und  die  von  den  (Jriochen  Dach 
der  Schlacht  von  Plataeae  auf  dem  Isthmos  geweihte  zu  nennen.  Die  crstcre  stand 
nacJi  Pausanias^j  mit  Amphitrite  und  Uestia  zusammen  in  Olympia,  eine  Verbio- 
dung,  von  der  Preller')  annimmt,  daß  sie  sich  auf  glückliche  HeimkeJir  an  d«n 
htiuslicbcn  Heerd  vom  Heere  oder  auf  gllK^kliche  Ansiedelung  nach  langem  AoeleU^ 
beziehe,  was  poetisch  empfunden,  auch  wohl  milglieh ,  aber  nicht  hewrisbar  i*t. 
Die  Zeit  dieser  Bildwerke  eines  sonst  uubekannlen  Künstlers  be.itimmt  sich  Bir>)| 
Pausanias'  eigener  Bemerkung  nseh  derjenigen  des  Weihenden,  d.  i.  Ol.  78.  I.^ — 
78.  2'].  Wesentlich  gleichzeitig  ist  die  zweite  Statue  des  Poseidon  von  i 
nnlwkannten  Meister,  von  der  wir  auch  nur  das  Material.  Erz,  und  die  Ur<^Be  | 
sieben  griechischen  Ellen  aus  Herodot^)   kennen,    die  aber  immerhin  als 


a)  OcKh.  d.  gnech.   Plutik  11.   S.   155. 

b)  KuMtmythol.  H,  8.  :M7. 

c)  Huidb.  }  364-  5. 

d)  Pbumh.  V-  26.  2.    Tn  U  dvalHiiiira  MnJHou  -     ■tn'Jran   i^v  tc 
TOsdSt  dvoSTiijatii  MmuB'i'j-  'AjirfiTpl-nj  Tt  iix  floKiioiv  xoi  *K)t[(i.     l'/iüsa«  41  4  « 
ApYtiot 

c)  In  Taulfs  Hcalencyclop.  V,  I.  S.  501),  Aum.   ". 
1)  S.  Pauian.  n.  a.  O.  Ü   1,  HeMxl    VU.   170.  Diod.  Sicul.  XI.  4»  u    i 
Gcwb    il.  griecli.  KOimler  I.  S    «2. 


2.  WER  8CHUF  DAS  IDEAL  DES  POSEIDON?  235 

EiBzelstatne  des  Gottes ,  von  der  wir  erfahren ,  einige  Aufmerksamkeit  verdient. 
Diese  Statue  mit  einer  derjenigen  zu  identificiren ,  welche  Pausanias^)  auf  dem 
Isthmos  erwähnt,  würde  um  so  verkehrter  sein,  als  der  Perieget,  der  an  so  be- 
deutungsvollen Bildwerken  nicht  gleichgiltig  vorübergeht,  den  gleichzeitig  in  Olympia 
aufgestellten  Zeus  sehr  bestimmt  und  unter  Nennung  des  von  Herodot  verschwiege- 
nen Künstlernamens,  des  Anaxagoras  von  Aegina,  als  den  nach  dem  Sieg  über 
Mardonios  geweihten  erwähnt^).  Diesem  Anaxagoras  oder  der  aeginetischen  Schule 
im  Allgemeinen  auch  den  Poseidon  zuzuschreiben,  wie  das  geschehn  ist,  liegt  kein 
Grund  vor  und  es  wird  auch  Nichts  damit  gewonnen. 

Demnächst  ist  neuerlich  wiederum  mehrfach^}  von  einer  Poseidonstatue  des 
Myron,  noch  dazu  von  einer  solchen  von  Goldelfenbein  die  Rede  gewesen ,  welche 
schon  bei  Böttiger  (s.  oben)  spukt,  aber  einfach  in's  Reich  der  Fabel  zu  ver- 
weisen ist**). 

Und  somit  gelangen  wir  chronologisch  zu  P  h  i  d  i  a  s  und  seiner  Schule.  Auf  den 
großen  Meister  selbst  wir^  oin  mit  Amphitrite  zusammengestellter  Poseidon  in  dem 
US  Gold  getriebenen  Relief  an  dem  Bathron  des  Zeus  in  Olympia  zurückgeführt^), 
▼OD  dem  wir  leider  irgend  etwas  Näheres  nicht  wissen*^)  ;  aus  Phidias'  Schule  und 
Werkstatt  aber  stammt  der  wunderbare  Poseidon  der  westlichen  Parthenongiebel- 
gnippe  (s.  Atlas  Taf.  XII.  No.  28)  und  die  Reliefgruppe  des  Poseidon'  und  Apollon 
Patroos*^),  der  ionischen  Stammgötter^)  am  östlichen  Cellafriese  desselben  Tempels 
(8.  Atlas  Taf.  XII.  No.  15)  ;  jener  der  Inbegriff  des  Gewaltigsten,  wuchtig  Kraft- 
ToUen  und  schwungvoll  Bewegten,  was  in  antiker  Plastik  von  über  das  menschliche 
Maß  gesteigerten  Menschenformen  auf  uns  gekommen  ist,  ein  Poseidontypus,  der 
ttch  dieser  Richtung  hin  nicht  überboten  werden  kann,  dieser,  der  Poseidon  im 
Friese ^)  eine  ganz  entgegengesetzte  Erscheinung,  seiner  ionischen  Cultanschauung 
^  4>uTaX(iio^  gemäß  friedlich  und  ruhig ,  keine  hochideale  Figur ,  vielmehr  mit 
Quer  gewissen  materiellen  Derbheit  z.  B.  in  den  stark  geschwellten  Adern  der 
krabhangenden  rechten  Hand  durchgeführt,  aber,  grade  in  dieser  Charakteristik, 
*nik  er  dem  Wesen  des  mehr  durch  körperliche  Kraft  als  durch  überlegenen  Geist 
gewaltigen  Gottes  vortrefflich  entsprechend.  Mit  der  Linken  scheint  er  Etwas  ge- 
httten  zu  haben,  von  dem  aber  keine  Spur  übrig  geblieben  ist  ^^) ,  das  folglich  nur 
durch  Malerei  ausgedrückt  gewesen  sein  wird ;  daß  dieser  Gegenstand  ein  aufge- 
stlttxfter  oder  schräge  gehaltener  Dreizack  gewesen  sei,  ist  einmal  nach  der  Haltung 
^T  Hand  und  der  Finger  und  dann  deswegen  unwahrscheinlich,  weil  man  sich  für 
den  Dreizack  wohl  kaum  auf  Malerei  beschränkt  haben  würde,  während  das  Scepter 

a)  Pauflan.  I.  1.7.    Zwei  im  Pronaos  des  isthmischen  Tempels,  11.  2.  3  in  Lechaeon,  II.  2.  3 
*^  dem  Molo  bei  Kenchreae. 

b)  Pausan.  V.  23.   1  u.  3. 

c)  Urlichs,  Skopas'  Leben  u.  Werke  S.   136  Anm. ;   E.  Petersen»  NuoTe  memorie  dell* 
^  P-  101  und  BlUmner,  Archaeol.  Studien  zu  Lukian  S.  17. 

•   ^     d)  Pausan.  Vi  11.    'Eirl  xou  ßddpou  ....  X9^^^  ironfjfMtra  .  .  .  .  xal  IJJtj  tow  ßidpou  izp^ 
' '^poti 'ApL^iTpCxT]  xal  flooet^&v. 

«)  S.  m.  Qesch.  d.  griech.  Plastik  2.  Aufl.  U.   8.  78  Ko.  8  v»'  m^^UMÜB,  Der  Pur- 
^^liS.  258.  PUtte  VI. 

^  Vergl.  Michaelis  a.  a.  O. 


'23B       I.  HlSr.  L^IIEKSICHT  (lllEH  L>.  KCSSTL.  ENI  Wll'KEl,.  DER  UKWTAI.T  DE«  POSUM 

dea  ZeuB  und  die  Fackel  der  Demeter  von  H&rmor  gebildet,  die  Lanze  d«r  Athma 
wahracheinlicb  von  Erz  angefügt  war**). 

Ob  unter  den  zwanzig  liöttern,  welche  an  der  Baiiis  der  Partlierios  bei  der 
Geburt  der  Fandora  nnwegend  dai^estellt  waien '') ,  Pofteidon  sich  befünd .  maß 
dahiustehn :  nuwahrficheinlich  ist  es  nicht  und ,  insofern  die  Häufigkeit  der  Dar- 
stellung des  Gottes  in  attischen  Kiinstwerken  in  Frage  kutnmt,  nicht  gane  gleich- 
giltig.  Von  ungleich  größerer  Bedeutung  indessen  würde  ea  sein,  wenn  inwi  !*(•- 
seidon  im  ilstlichen  Friese  des  Theseion  ,  und  zwar  in  derjenigen  Figur  erweistrn 
könnte,  in  welcher  ihn  mehre  neue  Gelehrte']  erkennen  xii  dürfen  glaubten,  lUlin- 
lich  in  der  vordersten  der  rechts  sitzenden  GötCergnippe.  Allein  die  B«nimnuug 
der  fraglichen  Figur  ist,  wenngleich  nicht  schlechthin  abzuweisen,  so  docli  in  hohem 
Grade  unsicher.  Sie  beruht  zunächst  auf  der  Erklärung  des  ganten  Frieses  oder 
hangt  mit  derselben  Kiisauuuen.     Nun  ist  aber  nicht  allein  keine  der  bisher  ftir  di«       . 

Oesammtiieit  des  Frieses  gegebenen  Deutungen  genllgend  '•'},  sondern  es  steht  nicht ^ 

einmal  fetit,  obgleich  es   mehrfach   iingenommen   worden   i^f'j  <   üaß    die    einand^^^ 

gegenüber  sitzenden  Gruppen    von   je    drei  Göttern    einander  entgegengeaetit ,    die 

jenigen  der  küuipfenden  Parteien  sind''),   so  daß  man  auch  nicht  einmal  hieranf  eine^c~^ 

uchern  äcbluU    gründen   kann.      Was  aber  die    fragliche  Figur  und  ihre  Uharaklia ^ 

ristik  anlaugt,  hat  allein  IHricha  einen  Grund  für  den  Poseidonnamen  nugegebe^^^ 
den  nämlid),  daß  der  Gutt  den  einen  Fuli  auf  einen  Felsen  setzeV  Hierbei  li  __^ 
Ulrichs  ohne  Zweifel  die  weiterhin  zu  erörternde  classische  Stellung  des  stebend^^Hoi 
Poseidon  vorgeschwebt.  K»  ist  aber  sehr  die  Frage,  ob  diese  fUr  den  Mferesg^^miU 
allerdings  sehr  charakteristische  Stellung  in  der  Zeit,  um  welche  ea  sich  hier  ba-^ni^ 
delt,  Dberhaupt  uchon  erfunden  war,  und  folglich  in  uoch  weit  höliereui  Gra 
itweifelhaFt,  ob  man  einen  Anklang  an  dieselbe  —  denn  am  mehr  handelt  t 
in  keinem  Fall  —  in  der  Oberlragiiug  auf  eine  sitzende  Figur  wird  ann 
dürfen.  Dagegen  darf  nicjit  verkannt  werden,  daß  nicht  allein  ein  passendes 
Name  als  der  des  Poseidon  für  diese  in  reifer  Httunliclikeit  dargestellte  Gottfl 
schwer  wiid  genannt  werden  können,  sondern  daß  auch  die  kraftvollen  nnd  bre^ 
Formen ,  in  denen  sie  gebildet  ist ,  filr  Poseidon  durchaus  passend  erscbeiiiz: 
wälireud  das  Schema  im  Garnen  und  die  Bekleidnag  am  meisten  an  den  PoseS 
im  Parthenon fries  erinnert. 

Ungefähr  eben  su  wie  mit  dem  Po9eid'>n  im  Tlieseioufrie»e  verhüll  es  »ich 


a)  So  wenigsten»  nacli  Michael 

b)  Pliii.  N.  H.  XXXVl.   15.    1. 


.   257, 


basi  outeai  quod  caelatum  e»t  lltnödipat  ffvca 
nt,  di  ladlBant  nascenli  XX  numero  (oder  wie  man  aonat  emeadiren  mag,  >.  d. 
1  m.  SchrifU)uelleii  No.  UGt), 

c)  O.  MnUer,  Hyperb.-TÖm.  Studien  I.  8.  27t)  f.,  29ä  (»nui  veTTOUthungaweiae-l, 
a,  KunKt  zu  I.  No.  lU9.  a.,  Ub'ichs  in  dun  Ann.  dell'  InBt.  von  INI2  p.  82  (aui^h  > 
eisen  und  Fnriohungen  in  tirieclienituid,  hersuag.  y,  Pusbow,  II,  S.  I45|,  ».  auch  E, 
Tchaeol.  Zeitung  von  lH4:i  S  inb,  Heydeniann,  Analecta  Tlieiiea,  Berl.  iHtiS  p. 
weifelnd) . 

dj   S.    auOer  den    oben    Angeführti'n    auch    Fiiederirhs ,     Hnusteinp  S     1117    tuw 
B.   O.    (Ann..    Mi). 


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icoglio. 

2.  WER  SCHUF  DAS  ID£AL  DES  POSEIDON?  237 

der  von   mehren  Gelehrten'^)  als  Poseidon  erklärten  Fignr   im   östlichen  Friese  des 
liike  Apterostempels ,    der  links  von  der  in  der  Mitte  stehenden  Athena  auf  einem 
Felsen  sitzenden .    Die  Deutung  beruht  auch  hier  auf  der  Nichts  weniger  als  sichern 
Erklärung  des  gesammten  Ostlichen  Frieses  und  wird  durch  das  von  Gerhard  her- 
▼orgehobene  Sitzen  auf  einem  Felsen   nur   schwach   unterstützt,   während  sich  da- 
gegen nicht  läugnen  läßt,  daß  der  Name  des  Poseidon  für  diese  dem  Zeus  gegen- 
ftber  befindliche,  oberwärts  nackte,  unterwärts  mit  dem  weiten  Hiroation  bekleidete, 
80  weit  man  in  dem  sehr  verstümmelten  Relief  erkennen  kann,  reif  männliche  Gott- 
heit mindestens  nicht  unpassend   gewählt  ist.     Haben   wir  hier  Poseidon  anzuer- 
kenneo,  so  bietet  uns  die  Figur  zum  dritten  Male  im  Wesentlichen  dasselbe  Schema, 
welches  wir   im  Parthenon-  und   im   Theseionfriese  gefunden   haben,    und   das   ist 
trotz  aller  Unsicherheit  immerhin  beachtenswerth. 

Chronologisch  die  nächste  Stelle  gebührt  Dameas  aus -Klei tor  in  Arkadien, 
eioem  Kflnstler  aus  der  Genossenschaft  der  polykletischen  Schule ,  welcher  nach 
Paosanias^j  in  der  großen  Gruppe,  welche  die  Lakedämonier  wegen  des  Sieges 
bei  Aegospotamoi  nach  Delphi  weihten ,  außer  anderen  Figuren ,  von  denen  hier 
ahiiigehn  ist,  den  den  Lysandros  bekränzenden  Poseidon  machte;  in  welcher  Ge- 
Mt  wissen  wir  leider  auch  hier  nicht. 

Dann  haben  wir  aber  sofort  nach  Attika  oder  zu  attischer  Kunst  zurück- 
zukehren, indem  die  in  der  Zeitfolge  nächste  Poseidonstatue  diejenige  desSkopas 
i>  der  großen  Marmorgnippe  der  Achilleusapotheose^)  ist,  der  sich  unmittelbar  zwei 
^Wstellongen  des  Gottes  von  Praxiteles  anschließen,  die  eine  innerhalb  der 
Sit^fien  Zwdlfgötterreihe  in  Megara^) ,  die  andere  mit  einer  solchen  des  Apollon 
^crbonden®)  ,  wahrscheinlich  in  demselben  Sinne  dieser  Zusammenstellung  im  Par- 
thenonfriese,  als  die  beiden  ionischen  Stammgötter. 

Folgt  Lysippos.     Allein  Alles  was  wir  über  eine  von  diesem  Meister  angeb- 
lieh für  Korinth  verfertigte  eherne  Poseidonstatue  wissen,    steckt  in  einigen  flüch- 


a)  Kramer,  Bull,  dell'  Inst,  von  1835  p.  118.  Roß,  Die  AkropoUs  v.  Athen  nach  den 
Bevesten  Ausgrabungen  S.  12  (»yielleicht«),  Gerhard,  Ann.  dell'  Inst,  von  1841  (XIII.)  p.  63, 
▼<ergl.  dessen  Gesammelte  Akad.  Abhandlungen  L  S.  207,  Weleker,  Alte  Denkm.  I.  S.  95 
in  der  Anm.  19,  Kekulö,  Die  Balustrade  des  Tempels  der  Athena-Nike  S.  18,  Förster  im 
Bull   deir  Inst.  v.   1870  p.  39,  E.  Petersen,  Die  Kunst  des  Pheidias  u.  s.  w.  S.  116. 

b)  Pausan.  X.  9.  7.      Aox£Saifj.o^(uj^   hk   dir'   dvxtxpu   toutcov    (eines    tegeatischen   Weih- 

geachenks)  dsa%inkaxd  ioris  dr:   'A^^aiwv  (Ol.  93.  4)   Ai(5«xoup.oi  xal  Ze^c  xal  'AttöXXcuv  xe  xai 

'Ap^{u;,    im   hk   auToic    RoaetSÄv    xe  xai   Auoavopoc    6  'Apiüxoxplxoo    oxe«pavo6fxevoc 

b'RHIoaetomvoc  xtX.     'A^^6Saipoc  hk  xai  Aa(jiia<,  6  fuev  "Aprcfutv  xe  xal  llooet5o>va  clp- 

laooTo,  In  oe  xov  AuaavSpov,  'AÄTjv^Swpo;  hk  xöv  'AinSXXcuva  diio(TjO£  xxX.  Wegen  Dameas'  Stellung 

»u  Polyklet  s.  Plin.  N.  H.  XXXIV.  50,  m.  Schriftquellen  No.  978. 

c)  Plin.  N.  H.  XXXVI.  26.  Sed  in  maxuma  dignatione  delubro  Cn.  Domitii  in  circo 
Flaainio  Neptun  US  ipse  et  Thetis  atque  Achilles,  Nereides  supra  delphinos  et  cete  aut 
hippocampos  sedentes,  item  Tritones  chorusque  Phorci  et  pistrices  ac  multa  alia  marina, 
oflsnit  eiosdem  manu,  praeclavum  opus  etiamsi  totius  vitae  fuisset.  Wegen  des  Gegenstandes 
■.  die  in  m.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  2.  Aufl.  II.  S.   145  Anm.   16  angefahrte  Litteratur. 

d]  Pausan.  I.  40.    3.      d^xaü^a   (im   Tempel   der   Artemis   Soteira    in   Megara)    xal    Tm>t 
lMf€xa  ivo(iaCo|iiv(nv  Äe&v  loriv  dfd'Kiia'ca,  Ip^a  eivai  Xe-^opieva  Upa^vrikfuj^. 

c)  Plin.  N.  H.  XXXVI.  23  (Praxitelis  opera  sunt)    in   PoUionis  Asinii   monumentis   et 
ApoUo  et  Neptunus.     Vergl.  Anm.  zu  No.   1202  m.   Schriftquellen. 


23S       I.  HIST.  [IBEHSICIIT  dllKll  U.  Kf'NSTI..  K  NT  WICKEL.  IIKR  OEMTALT  IIFB  11WEIIMJN 

tigen  Worten  Ues  Liikiau')  ,  tu  denen  «bpnUrein  eine  witzige  Polute  die  augwi- 
Bcheiiiliche  Hauptsache  i»t.  SuIl,  indem  dies  liervorgehoben  wird,  damit  anch  nicht 
gradezci  die  Biiiitünz  dieäea  lyi^ipijiachen  Poaeidun  in  Ktirintii  bestritten  werden,  so 
miicble  es  doch  wenig  geratheii  sein,  sieb  all  zu  sicher  auf  diese  wehr  als  bei- 
Iä«lige  Nütiz  zu  vcilaseen  oder  T-ollendn  die  weitestgehenden  Schlflsse  auf  dieselbe 
zu  bmieu,  wie  das  doch  gescUeliu  sein  rauQ,  wenn  die  Annahme,  Lysippos  sei  der 
Urheber  oder  Vollender  des  PoHeidonideala ,  überhaupt  irgend  eine  reale  Basla  in 
kunstgeachichtlicher  Überlieferung  bikben  soll.  Eine  andere,  weiterhin  zu  prUfpnde 
Frage  hl  die,  ob  die  erlialteneu  Uai-stellungen  des  Meergottes  EinllUsse  lysippiscber 
Kuntit  in  dem  Grade  zeigen,  daü  man  auf  diese  einen  Schluß  auf  die  Thütigkdt 
des  Meisters  von  Sikyon  oder  seiner  Schule  fUr  die  Fcstslclluiig  des  roaptdonidnaleo 
gründen  kflnne ;  hier  kommt  es  zunächst  nur  darauf  an ,  mit  allem  NacJidmek 
hervorgehoben  zu  haben ,  daß  in  der  antiken  Litteratur  von  irgend  einem  nähern 
Verhältniß  des  Lysippos  zum  Idealbilde  des  Poseidon  nirgend  die  geringste  ^nr 
vorhanden  ist. 

Die  letzte  plastische  Uarstelinng  des  Poseidon  von  einem  namhaften  Künstler, 
von  der  wir  wissen ,  ist  wiederum  attisch ,  nämlich  die  Kolossalgruppe  des  PoseidoD 
und  der  Amphitrite  auf  Ten us  von  Telesias  von  Athen,  einem  sonst  anbekannten 
Meister,  dessen  Zeit  ebenfalls  ungewiß  ist.  nur  daß  sie  des  Oewährsmannes,  Philo- 
choros  wegen,  aus  welchem  Clemens  von  Alexandrien''!  diis  Kunstwerk  anführt, 
vor  Ol.  13(i— Hü  (2;i(;— 220  v.  u.  Z.)  fallen  muß.  üb  sich  die  schßne  P.jsddon- 
tigur  auf  Silbermtlnzen  von  Teuos  (MUnztafel  VI.  No.  10)  auf  die  Statue  des 
Telesias  zarUckrübren  Ußt .  ist  auhr  ungewiß  und  hangt  weaeutlich  davon  ab ,  wie 
eng  mun  die  Verbindung  des  Uattes  mit  Amphitrite  in  dem  Werke  des  Telesiaa 
denkt.  Daß  sie  gleichsam  uls  Eiuzelbilder  {ö.fik\ifi7a.  II.  xai  *A.)  angeführt  werdwi. 
schließt  eine  nflhere  Gruppirung  Dicht  aus,  da  die  meisten  Qruppen  von  den  Allen 
eben  so,  ohne  Andeutung  eines  Zusammenhanges  unter  den  Figuren  itngvftlbrl 
werden.  Hher  k'innte  man  auf  eine  nur  lockere  Zuatimmeustellung  der  beiden 
Statuen  daraus  schließen,  daß  Tacitus  (a.  a.  0.)  den  Poseidon  allein  (Neptani 
efligiemj  anfahrt,  wenn  er  damit  das  Werk  des  Telesias  meint,  wie  allenlinga 
wahrscheinlich  ist.  Die  Poseidonfigur  der  Mduze  zeigt  keine  Beiiehunt;  zu  einer 
zweiten  Person.  Von  der  Poaeidou-  und  Amphitrllegruppe.  welche  Herode«  Attioos 
in  den  Poseid ontempel  auf  dem  lathmos  weihte'),  muß  hier  ganz  abgegehn  ^ 
da  sie  in  der  Reihe  der  Kunstwerke,  in  denen  sich  d.-is  Poseidonideal  ent« 
auf  keinen  VaW  gezählt  werden  kann. 

Auch  die  Malerei  war  an  der  Kutwickelung  des  Puseidouidealcs  betheii 
welchem  Grade  dies  freilich  von  dem  Oeroiilde  des  Zeuxis  gelten  mAge, 
er  den  thronenden  Zeus  von  Gottern  umgeben'')  darstellte,    unter  denen  ubi 


,    iL  'F'ivbolYaii 


Z"^»' 


k)   Lucian.  lup,  tng.  V,     dXXd  oc   p.iv 
tanlrfiit,  oix  Ijiimt  tAts  Kopi-'IKcBy  ^i^p'js'Jv. 

b}  CUm.  Alci.  Protrept,  IV,  p.  41  (Pott.)  xnl  fii^'-  t«ü  Ttt-tela-j  toü 
ftfli  ihW^opoe,  tffii  (laiv  iiS.^iia  £vy(a!ti]-/jj  llomiOv«  n»!  'AiifKpInjc  ty 
v«6|tm.  Vei^l  noch  Tucil.  lU.  tili  ii.  fttrsbnii  X.  |i.  4^7  in  der  Ann.  ii 
Sehiirkfuellen. 


d)  Hin,  N    H-  XXXV 


MsgniB 


I  luppiti 


2.  WER  SCHUF  DAS  IDEAL  DES  POSEIDON?  239 

\ 

Poseidon  nur  vorausgesetzt  werden  kann,  ist  völlig  ungewiß;  dagegen  müssen  wir 
auf  die  Darstellung  des  Gottes  in  der  ZwölfgOttorgruppe  des  Euphranor  in  einer 
Halle  hinter  der  Stoa  basileios  in  Athen ^)  um  so  größeres  Gewicht  legen,  einmal 
nach  dem  was  uns  Valerius  Maximus ^j  vim  diesem  Gemälde  berichtet,  Euphranor 
habe  sich  in  erhabener  Darstellung  des  Poseidon  der  Art  erschöpft,  daß  er  es 
nicht  vermocht  habe,  seinen  Zeus,  wie  er  beabsichtigte,  über  jenen  zu  steigern ,  und 
sodann,  weil  diese  Angabe,  an  deren  innerer  Wahrheit,  wie  auch  Brunn  ^)  bemerkt, 
zu  zweifeln  kein  Grund  ist,  mit  dem  Kuustcharakter  Euphranors  bestens  überein- 
stimmt und  weil  grade  von  ihm,  dem  Künstler,  welcher  nach  Plinius"^)  die  körper- 
Uche  Tüchtigkeit  und  Mächtigkeit  der  Heroen  ^j  in  vorzüglichem  Maße  darzustellen 
verstand,  eine  besonders  bedeutende  Gestaltung  grade  des  Poseidon  angenommen 
werden  darf,  in  so  fem  bei  diesem  die  körperliche  Mächtigkeit  und  Wuchtigkeit  ein 
wesentliches  Moment  der  Idealbildung  ist. 

Von  einer  Darstellung  der  Zwölf  Götter  von  Asklepiodoros  von  Atlien,  einem 
wahrscheinlichen  Schüler  des  Pamphilos  von  Sikyon  und  Zeitgenossen  des  Apelles, 
wissen  wir  außer  der  Existenz  nur  den  Preis ,  welchen  Mnason,  der  Tyrann  von 
Elateia,  für  dieselbe  bezahlte^]. 

Nicht  ganz  sicher  endlich,  wenigstens  der  Zeit  nach,  ist  ein  Poseidon  mit  Nike 

von  einem   sonst  unbekannten  Maler  Uippys ,   den  Plinius  ^j  ,    in   dessen  Text  der 

ü^ame  auch  erst  durch  Coiyectur  gekommen,  zu  den  primis  proximi  zählt,  während 

sein  Datum  nach    einer  Anfuhrung   bei  Athenaeos^']    aus  Polemon  vor  dessen  Zeit 

(Ol.  145,  200  v.  u.   Z.)   fallen  muß. 

Wiederholen  wir  nun  dieser  kleinen  Liste  von  Künstlern  und  Werken  gegen- 
Qber  die  Frage :  Wer  schuf  das  Ideal  des  Poseidon  1  so  müssen  wir  zunächst  ge- 
stehn,  daß  die  Alten  uns  eine  auch  nur  andeutende  directe  Antwort  auf  dieselbe 
vermissen  lassen.  Und  nicht  besser  sind  wir  daran,  wenn  wir  unser  Verzeichniß 
dttrch  die  wenigen  bei  antiken  Schriftstellern  etwas  näher  beschriebenen  Poseidon- 
Btitaen  vermehren.  So  durcii  die  Statue  in  Helike,  welche  bei  der  bekannten  Zer- 
störung der  Stadt  durch  Erdbeben  (Ol.  IUI,  4.  372  v.  u.  Z.)  in  den  Hafen  ver- 
senkt wurde ^)  und  von  der  wir  nur  wissen,  daß  sie  einen  llippokampen  als  Attribut 


a)  Pausan.  I.   3.  3.    orod  0£  (jtzij^^*  (der  Stoa  basileios)   t|ixoo<i(jLT^Tat  YP'st^««  eyo'jaa  ^eouc 

b)  Valer.  Maxim.  VIII.  II.  ext.  5.  nam  cum  Athenis  XII  deos  pingcret  (Euphranor), 
^^tuni  imaginem  quam  poterat  cxcellcntiHsimis  maiestatis  coloribus  complexua  est,  perinde 
*c  lovis  aliquanto  augustiorem  repracsentaturus.  sed  omni  impetu  cogitationis  in  superiore 
^'e  absumpto  posteriores  cius  conutus  adsurgere  quo  tendebat  nequivenint. 

c;  Künstlergeschichte  II.  8.   1S2. 

d;  riin.  N.  H.  XXXV.  128.  hie  primus  videtur  expressisse  dignitates  heroum  etc. 
^«rgl.  das.  129.  opera  eius  sunt  ....  Thcseus  in  quo  dixit  eundem  apud  Parrhasium  rosa 
P**tmn  esse,  suum  vero  came. 

e)  Vergl.  Brunn  a.  a.  O.  S.  187  f. 

f)  Hin.  N.  H.  XXXV.  107.  Huic  (Asclepiodoro)  Mnaso  tyrannus  pro  duodecim  dia 
^"^^  in  singulos  minas  tricenas. 

g)  Plin.  N.  H.  XXXV.  138.  hactenus  indicatis  proceribus  in  utroque  genere  non  sile- 
"'^Ätur  et  primis  proximi:   141.  Hippys  Neptuno  et  Victoria  (speetatur).    Vergl.  Brunn  a.  a.  O. 

h)  Athen.  XI.  p.  474  D,  s.  m.  Schriftquellen  No.  i960  mit  der  Anmerkung. 
i)  Strabon  VIII.  p    384.  'Epoxoadf^c  hk  *al  o6t6«  l^tv  cptjat  töv  xiirov   xat  toü;  TropO- 
OT«rb«ek,  Knostmythologie.  lU.  1^ 


240        I.  niAT.  ÜBERSICHT  ÜBER  D.  KÜNTL.  ENTWICKEL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON. 

anf  der  Hand  trag.  Und  ebenso  durch  eine  gänzlich  nndatirbare  Statue  in  Anti- 
kyra,  welche  Pansanias^)  als  aufrecht  stehend,  den  einen  Fuß  auf  einen  Delphin 
gestellt,  die  eine  Hand  auf  den  Oberschenkel  des  erhobenen  Beines  gelegt,  in  der 
andern  die  Triacna  haltend  beschreibt,  oder  durch  die  wohl  verwandt  componirte 
in  Koriiith^]  und  diejenige  in  Neuhermione^) ,  oder  endlich  durch  die  als  rahig 
aufrecht  stehend  {a^(dk[i.aTa  opfta]  beschriebenen  Foseidonstatuen  in  Didymoi  bei 
Hermione^s  auf  Cap  Malea®),  in  Patrae'j  und  in  Naupaktos').  Namentlich  läßt 
sich  auch  mit  diesen  Mitteln  so  wenig  wie  durch  die  Übersicht  über  die  Poseidon- 
bilder der  namhaften  Meister  feststellen,  von  wem  und  in  welcher  Zeit  die  eigent- 
lich classische  Stellung  des  Poseidon  mit  auf  einen  Felsen  (eine  Schifl^prora  oder 
auch  einen  Delphin)  aufgestütztem  Fuß  und  auf  dem  hochgestellten  Beine  ruhenden 
Arme,  diese  echte  Seemannsstellung,  auf  welche  zurückzukommen  ist,  erfunden  sein 
mag.  Denn  auf  die,  wie  gesagt,  nndatirbare  Statue  von  Antikyra  und  die  eben 
so  nndatirbare,  wahrscheinlich  ziemlich  junge  in  Korinth  kann  man  sich  grade  so 
wenig  berufen  wie  auf  irgend  eine  der  uns  erhaltenen  Statuen  dieses  Schemas. 
Nur  das  Eine  ist  unzweifelhaft,  daß  diese  Erfindung  der  Zeit  vor  Alexander  oder 
wenigstens  seiner  Diadochen  angehört,  sofern  sich  Poseidon  in  der  angeftthrten 
Stellung  anf  das  schönste  und  verstandenbte  ausgeführt  in  Münztypen  des  Demetrios 
Poliorketes  findet  (s.  unten) ;  aber  dies  hätte  auch  ohne  dies  besondere  Zengniß 
und  dasjenige,  welches  die  bruttischen  Münzen  (s.  unten)  ablegen,  festgestanden, 
da  wohl  alle  derartige  kanonitüche  Typen  den  Perioden  vor  den  Diadochen  an- 
gehören. 

Sieht  man  von  diesem  Schema  ab  und  erwägt  den  Antheil,  den  die  verschie- 
di-neii  Orte  und  Künstlerschulen  Griechenlands  an  der  Kntwickelung  und  Vollendung 
des  Poseidonideales  gehabt  haben  mögen,  so  läßt  sich  der  besonders  von  O.  Müller 
[oben  S.  234)  hervorgehobene  Anspruch  Korinths  im  Allgemeinen  allerdings  durch  die 
Bedeutung  des  dortigen  Poseidoncultus  rechtfertigen ,  welcher  in  der  Stadt  und  in 
iliicr  Umgebung  eine  ganze  Heilie  von  mit  Statuen  des  Gottes  ausgcätatteten  Heilig- 
thüuiern**)  hervorrief.  Daß  bei  einer  so  oft  wiederholten  Darstellung  des 
die   koriuthii>chen   oder   für   Korinth   und   die   ibthmischen  Heiligtliümer   arbeitend 


'i£{iovTa  Toi;  oixTueOatv.     Vcrgl.  Diod.   Sicul.  XV.  cap.    19  und  Pausan.  VII.   *J4.  5.  u.  tl. 

a)  PauKan.  X.  liü.  b.  'AvTivfjpeviai  0£  .  .  .  eottv  im  toj  Xijjlsvi  llo^eiodivi  ryj  jx^-ya  Ispö*» .  _, 
t6  oe  a][a).(jLa  ipftov  yxXxoOv  7:£7toiTjJjl£vov,  [J^JÜr^xs  0£  £7:1  oeX^pivi  tuj  ixi(jtn  t&v  ttoo&n*  xara  to^^^t« 
fji  i/ei  All  T^jv  /£ipa  im  TO)  fxT^poj,  iv  oi  t^  s'^^p?  V^H^^  Tptatvd  isTtv  wj/rm. 

b)  Pausan.  II.  2.  S.  nXirj^iov  (am  Heiligthum  aller  üötter)  os  (pxoo^p,T]Tai  xj#^vtj,  — awi 
li'jaciodiv  ir:    vj'Tj  yahAryj^  xal  ocX^i;  Otto  toT;  ttooiv  ecri  toO  lloaeiouivoc  d^tcic  uocap. 

cj   Pausan.   II.  35.    I xal  flooeioÄv  yaXxoO;  t6v  Erepov  irioa  I/cdv  im  oe/.^tvo;. 

(1)   Pausan.  II.  3G.  3.  ivraOttot  laTi  »asv  Upov  'AttöXXojvo;,   gori  Ih  llosei^divo;,  im  oc  o'V-^im; 
AtjjjLT^Tpo;-  «YdÄp-aTa  oi  öpHd  AlOou  Xe-jxoO. 

e)   Pau.san.  III.  23.  2.     II/iovTi  oe   ir.   Hoidiv   ti?,v   im  Ti^^  dxpav  xf,;  Ma>ia;  XifiT,-»   ^  rt* 
övouLiC'iiAEvöv  N'jfx'^atov  xal  IIoaeioÄvo;  d^aXiia  «ipHov. 

f;   Pausan.  VII.  21.  7.   Iloi;  oe  tCo  /.la^vi  Iloaeiowvo;  ts  va6;  xat  d^aXad  iortv  op^!#v  /.«#ki. 

g    Pausan.  X.  3S.  12.    'KvtaOHa  £aTi  [xky  im  Äa/.da^Tg  vao;  Ilooet^wvo;   xai   d-fa>.{&a  öpM* 
ya/.xoO  reroiTjiXiVOv. 

h)  Vergl.  Puu.san.  II.  1.7    zwei  Statuen),  2.  1  (drei  Statuen.,  2.  8  (eine  Statue:,  3.  4    «ür 
Siatiic;,   3.  5    eine  Statue;,  zusammen  acht  mit  derjenigen  aus  platäischer  Beute  (oben  S.  3^.', 
derjcniiit-n  dv<  Ly^ippos    oben  S.  237  f.;   und  der  von  Ilerodes  Atticus  11.    I.   7  elf  Sl«tueB 


2.   >VKB  SCHUF  DAS  IDEAL  DES  P08KID0N?  241 

Kfliistler,  zu  denen,  wenn  man  der  oben  beleuchteten  Notiz  Lukians  Glauben 
schenkt,  auch  Lysippos  gehört,  ihren  starken  Antheil  an  der  Entwickelung  des 
Pbseidonideales  gehabt  haben,  ist  an  sich  wahrscheinlich  genug,  nur  daß  wir  leider 
in  keiner  Weise  bestimmen  können,  welcher  Art  der  Einfluß  dieser  Kflnstler  und 
welches  das  Ergebniß  ihres  wetteifernden  Schaffens  gewesen  sei. . 

Etwas  anders  und  besser  sieht  es  mit  der  attischen  Kunst  aus,  deren  Anspruch 
auf  eine  starke  Mitwirkung  bei   der  Ausbildung  des  Poseidonideals  man  gut  thnn 
wird,    Korinth   gegenüber   nicht  zu   gering   anzuschlagen.     Haben   wir   doch  nicht 
allein    Poseidondarstellungen  von    den    hervorragend Bten   attischen    und    für   Athen 
arbeitenden  Meistern ,    von   einem  Phidias   und   aus  seiner   Werkstatt ,    von   einem 
Skopas,    Praxiteles   und  Euphranor  —  um   die  Attlker  Telesias  und  Asklepiodoros 
gir  nicht  zu  rechnen  —  zu  verzeichnen  gehabt,  sondern  auf  die  unz weife! bar  her- 
vorragende Bedeutung   des  euphranorischen  Poseidon  bereits  hingewiesen ,  während 
sieh  diejenige   des  phidias*schen  ans  dem  Parthenongiebel  an  den  erhaltenen,    ge- 
wiltigen  Resten  noch  heutzutage  ermessen  läßt   und  die  Keliefdarstellungen,  zumal 
diejenige  im  Parthenonfriese,  doch  auch  zu  veranschlagen  sind.    Ja  die  Parthenon- 
Mdwerke  dürften  sehr  in  Frage  kommen,  wenn  es  gilt  die  Behauptung  Böttigers ^)  : 
•na eh  Phidias  ist  das  Ideal   des  Poseidon  ganz   gewiß   erschaffen«   kritisch   zu 
prfifen.    Denn  wenn  man  auch  nicht  behaupten  will,  der  Ideal typus  des  Meergottes 
W)e  in  der  Rgur  des  Parthenongiebels  seine  äußerste   und  kanonische  Vollendung 
erhalten,  weil  sich  dies  für  den  Kopf,  den  Gesichtstypus,   an  welchen  Böttiger  un- 
streitig lomeist  gedacht   hat,    nicht  nachweisen   läßt  und  weil  das  oben  berührte, 
^  die  Einzeldarstellung    des   Poseidon    classisciie   Schema  der   ganzen  Gestalt  in 
den  der  Situation  gemäß   ganz   eigeuthümlich    bewegten    Parthenonposeidou    nicht 
gerieben   ist,    so  wird   man  doch   nimmer  verkennen  dürfen,    daß  was  die  Körper- 
fonnen  und,    fast  möchte  man  sagen,    auch   was   das  eigenthümlich  heftige  Pathos 
des  Meergottes  anlangt ,    der  Poseidon  des  westlichen  Parthenongiebels  ein  Muster- 
Md  darbietet,  welches,  offenbar  vollendend  was  bereits  von  der  arcii«Yscheu  Kunst 
öff^icht  war ,  in  seiner  Art ,  wie  schon  früher  hervorgehoben  wurde ,    nicht  weiter 
ll^erboten  werden  konnte.     Damit  soll  nun  nicht  etwa  Phidias  als  der  Schöpfer  des 
^Widonideales   hingestellt   werden ,    denn  das  würde  heißen,  mehr  behaupten ,    als 
^esen   werden   kann ,   wohl   aber  soll  damit  vagen  Vermuthungen  gegenüber  auf 
^en  festen  Punkt  in   dieser  Untersuchung   hingewiesen   und   Phidias   ein    hervor- 
'^nder  Platz  unter  den  Ausgestaltern  dieses  Idealtypus  gewahrt  werden.    Ob  und 
^oHn  und  wie  weit  etwa  die  jüngeren  attischen  Bildhauer,  Skopas,  Praxiteles  und 
Telesias  den  Altmeister  überboten,  wer  mag   es   sagen?    Daß  dagegen  Euphranors 
^Wirksamkeit  auf  diesem  Gebiete  den  berechtigtsten  Anspruch  auf  die   allerhöchste 
'Achtung  habe,    ist  schon   hervorgehoben   worden  und   wenn   hiermit   dem  Maler 
ß^genüber  den   Bildhauern  ein    hervorragender  Antheil    an   der  Entwickelung   und 

• 

''^«besondere  an  der  großartigen  und  erhabenen  Ausgestaltung  des  Poseidontypus 
^*i<ficirt  wird,  so  ist  es  vielleicht  auch  kein  Zufall,  daß  unter  den  erhaltenen  Dar- 
**ßUungen  des  Meergottes  eine  malerische,  das  palermitaner  MosaYk  (s.  Atlas  Taf.  XI. 
''^.  8) ,  alle  plastischen  just  an  Großartigkeit  und  Erhabenheit  überbietet ,  ohne 
^  damit  natürlich  dies  Mosaikbild  als  eine  Copie  des  Gemäldes  des  Euphranor 
^^egeben  werden  soll. 

a;  Kunstmythol.    II.  S.  347. 

16* 


242      I.  IirST.  ÜBEKSICHT  ÜBER  D.  KÜKSTL.  ENTWICKEL.  DEfi  GESTALT  DES  POSEIDOK. 

Wenn   uns  nun  alles  Vorstehende  —  and   viel   melir  wird   man  kaum   sagen 
können,    falls   man   positiven  Grund  unter  den  Füßen  behalten  will  —  zu  keinem 
weitern  P^rgebniß  führt ,  als  zu  dem,  daß,  während  der  Kunst  des  reifen  Archais- 
mus ein   nicht  unbeträchtlicher  Antheil   an  der   Entwickeiung    des    Poseidouideales 
zukommt,   mit  Wahrscheinlichkeit   den  attischen  Schulen  der  Blüthezeit  ein  henror- 
ragender  Antheil    an   dessen  Durchbildung  und   Vollendung   zugesprochen    werden 
muß,  wogegen  sich  der  Anspruch  Korinths  kaum  abwügen  läßt,  so  bleibt  in  Betreff 
der  Zeit  der  kanonischen  Vollendung  des  Poseidonideales,  namentlich  des  Kopftypns 
des  Gottes,  die  schon  angeführte  Böttiger  sehe  Behauptung:   nach  Phidias  sei  der- 
selbe ganz  gewiß  erschaffen,   und  deren  Begründung  zu  erwägen,    welche  dahin 
lautet :  »es  ist  stets  ein  Jupiterkopf,  den  Neptun  in  der  schönen  Epoche  der  Kuast 
trägt,  nur  mit  einigen,  tiefer  in  der  Sache  selbst  begründeten  Abänderungen.    Alles, 
was  vom  Meere  herkommt,  abstammt,  trägt  den  Charakter  der  wilden,  gewaltigen^ 
unbändigen  Natur  .  .  .  Etwas  Rauhes   mußte   sich  also  selbst  in  den  Gesichtszügen 
Neptuns,  vor  allem  aber  iu  seinem  Haar-  und  Bartwurf  offenbaren,  so  ähnlich  auch 
sonst  die  Züge  und  Uaaro  dem  Phidias^ischen  Jupiterideal  waren«.     Auf  das  inner- 
liche Wesen  des  Poseidonideales  muß  im  folgenden  Capitel  zurückgekommen  werdee, 
hier  geht  uns  nur  das  angebliche  Verhältniß  zum  Zeusideal  des  Phidias  an.     Nun 
wird  sich   die  große  Verwandtschaft  des  Zeus-  und  des  Poseidontypus  in  den  um 
erhaltenen  Monumenten  gewiß  nicht,  und  zwar  um  so  weniger  längnen  lassen,  als, 
obgleich  zwischen  gewissen  Zeusköpfen  einer-  und  gewissen  Poseidonköpfen  anderer- 
seits die  charakteristischen  Unterschiede  groß  genug  und  auch  bestimmt  genug  mit 
Worten  auszusprechen   und  nachzuweisen   siud,    bei   manchen   anderen  Köpfen  die 
Frage,  ob  sie  Zeus  oder  ob    sie  Poseidon   darstellen,  Nichts  weniger  als  leicht  an 
entscheiden  ist,  oder  als  es,  wenn  diese  Frage   nach  äußeren  Umständen  wie  bei- 
gegebenen Attributen  oder  der  Zugehörigkeit  zu  bestimmbaren  Statuen,   entschieden 
werden  knnu,  kaum  in  allen  Fällen  gelingen  dürfte,    das  charakteristisch  Po:^eid(>- 
nische  dieser  Köpfe  auszufinden  und  darzulegen.    Wie  weit  und  iu  welchen  Fällen 
dies   uutergeorduetem   künstlerischem  Werthe   und   mangelhafter  Charakteristik  der 
Exemplare  zur   Last  zu   legeu,    ob    es    der    innerlichen   Verwandtschaft   der  zwei 
Kronideubrüder  zuzuschreiben    ist  oder  endlich  einer  Ableitung  des  Poseidouideales^ 
aus  dem  früher  zur  kanonischen  Geltung  gelaugten  Zeusideale,  das  sind  einstweilec^ 
offene  Fragen.     Sehr  wichtig   aber  ist  es  iu  kunstgeschichtlich-kun(itmythologische.v 
Beziehung,  das  von  Phidias  geschaffene  oder  vollendete  Zeusideal  hier  nur  mit  alle^ 
Vorsicht  in  die  liechnuug  zu  stellen.     Denn  was  wir  als  das  besondere  phidias'seftie 
Zeusideal  kennen'^),  war  Böttigern   und  seinen  Zeitgenossen  als  solches  unbekaamf, 
was  ihnen  als  das  Zeusideal  des  Pliidias  galt,  das  gilt  uns  nicht  mehr  als  dieaa*, 
sondern  als  das  Endergebniß  einer  weit  unter  Phidias  herabreichenden,    lebeadigcfl 
kiinstgeschichtlichen  Fortentwickelung.     Und  wenn  es  uns  nun  gelingt  ans  den  tum 
erhaltenen  Darstellungen  des  Poseidon  in  der  Art  eine  mittlere  Norm  des  Poseidot- 
ideales  abzuleiten,  wie  eine  solche  Ableitung  für  das  Zeusideal  versucht  wordniiA 
wer  wird  verkennen,  daß  dies  für  uns  kanonische  Poseidonideal  aller  Wahnflhib* 
lichkeit  nach  eben  so  wie  das  für   uns   kanonische  Zeusideal   das  EndergdMÜ  iv 
ganzen   kunstgeschichtlicheu    Entwickeiung  bis   in   die   römischen  Zeiten  ktfab  1| 

a     S     litl.    II.    S.   4!    f. 


3.   DAH  IDEAL  DES  POSEIDON.  243 

aos  der  unsere  Exemplare  allesammt  stammen?    Obendrein  aber  das  Krgebniß  einer 
Entwiekelnng,  bei  welcher  wir  das,   trotz  allen  Modificationen ,    in  vielen    Stücken 
iHMingebende  Vorbild,   wie   wir  es  für  das  Zensideal   im  Zeus   von  Olympia  auch 
jetxt  noch  anerkennen  dürfen,    für  Poseidon   nachzuweisen   nicht  im  Stande  sind. 
Wenn  demnach   das  Poseidonideal   in   den   erhaltenen  Büsten ,   Statuenköpfen   und 
aoBStigen  für  dasselbe  bedeutsamen  Kunstwerken  als  eine  bewußte  Modification  des 
in  den  erhaltenen  Exemplaren  uns  vor  Augen  stehenden  Zeusideales,  ja  diesem  hier 
und  da  nicht  leicht  unterscheidbar  verwandt  erscheint,  so  ist  darin  irgend  ein  unmittel- 
bares, ja  ein  berechenbares  Verhältniß  des  Poseidonideales  zum  Zeus   des  Phidias 
m  kräier  Weise  gegeben,  so  daß  wer  den  Zeus  des  Phidias  als  Voraussetzung  der 
Vollendung  des  Poseidonideals  ansprechen  wollte,  den  Beweis  für  seine  Behauptung 
wohl  schuldig  bleiben   müßte.     Vielleicht  würde  aber  auch  der  irren,  welcher  das 
uns  als  kanonisch  geltende  Zeusideal  als  Basis  und  Voraussetzung  des  kanonischen 
oder  uns  als   kanonisch  geltenden  Poseidonideales  betrachtete.     Denn   wir  können 
ihr  gegen.seitiges  kunstgeschichtliches  Verhältniß  nicht  ermessen  und  müssen,    bis 
wir  etwa  einmal  das  Verhältniß  des  phidias'schen  Poseidonkopfes  zum  phidiss'schen 
Zevskopfe  genau  kennen ,  die  Möglichkeit  zugeben ,   daß  die  P'ortentwickelung  des 
PoBeidonideales  unter  der  Hand  der  jüngeren  Meister  auf  diejenige  des  Zeusideales 
der  Perioden   nach  Phidias   eben   so  wohl  eingewirkt  haben   kann ,  wie  umgekehrt 
das  Ideal  des  Zeus  auf  dasjenige  des  Poseidon. 


DRITTES  CAPITEL. 

Das   Ideal    des    Poseidon. 


Auf  zwei  Gnmdlagen  ruht  der  Idealcharakter  des  Poseidon  in  der  Poesie  und 
n  der  bildenden  Kunst ;  die  eine  ist ,  daß  er  Kronide  und  Bruder  des  Zeus ,  die 
VDdere,  daß  er  Herrscher  des  Meeres  ist.  Was  darüber  hinausliegt  von  Beziehun- 
^  des  Poseidon  zum  süßen  Wasser ,  zu  Flüssen  und  Quellen  und  zu  agrarischer 
Haltbarkeit,  mag  es  zum  ursprünglichen  Wesen  des  Gottes  gehören  oder  diesem 
Wer  angewachsen  sein,  ist  Sache  localer,  wenn  auch  sehr  bedeutsamer  Oulte  und 
Sigoi  geblieben,  während  es  schwerlich  irgend  einen  wesentlichen  Zug  in  das 
Poebehe  nnd  durch  die  Poesie  populäre  Bild  des  Gottes  hineingetragen  hat  und 
^  daher,  seiner  Gnmdlage  gemäß,  wo  es  uns  etwa  in  der  bildenden  Kunst  begegnet, 
A  besondere  Cnltgestaltung  zu  behandeln ,  nicht  aber  in  das  ideale  Gesammtbild 
khcintoziebn  sein. 

Jene  beiden  Grundlagen  aber  treten  uns  zunächst  in  der  Poesie,  vorab  in  der 
hoorisehen  mit  der  größten  Bestimmiheit  eo^egen.  Drei  Brüder,  Söhne  des 
Kreios  nnd  wir,  die  Rhea  geboren,  Zeus  und  ich  nnd  Hades,  und  dreifach  ist  das 
Wiitiii  nnter  nns  getheilt,   sagt  lelbst  (U.  XV.  187  sqq.)  der 

'fliibotfai  Irifly  ich  Uo  Zeua  ii  Dicht  von  seinem  Belieben 

^ligpii,     und  Boeh  muß  1  Zeus'  gleicher  Stamm 


244       1.  HI8T.  ÜBERSICHT  ÜBER  D.  Kt*N8TL.  ENTWICKEL.  ÜEK  <iEKTALT  DE»  P06EID0N. 

nnd  die  ähnliche  Würde  betont  (II.  XV.  209,  XIU.  354)  *") ,  wenn  auch  unter  An- 
erkennung und  Hervorhebung  von  Zeus'  Überlegenheit,  der  sicli  schließlich  auch  in 
der  erstgenannten  Stelle  der  Ilias  Poseidon,  wenn  auch  im  heftigst^i  Unmuthe 
fügt.  Nicht  ohne  Nachdruck  wird  er  als  der 'Ewosi^aiOi;  eupuotkvi^c  (11.  Vll.  455, 
Vm.  201,  Od.  XIII.  140j  von  Zeus  und  Hera  selbst,  (AS^a;  i)eo^  (U.  VUI.  200), 
xXüTo;  '  Evvoai'ifaioc  (H.  VIU.  440,  IX.  362),  xpsicov  oder  Eupoxpeuov  'Evo9tyO«»v 
(11.  VIU.  208,  XI.  750)  angeredet  und  genannt  und  in  beiden  Gedichten  entspricht 
dem ,  was  in  diesen  Worten  Auszeichnendes  liegt,  das  ganze  Gebahren  des  Gottes 
und  die  Art,  wie  ihm  von  Göttern  und  Menschen  begegnet  wird.  Kein  anderes 
Bild  des  Poseidon  aber  tritt  uns  aus  irgendwelcher  spätem  griechischen  und  dana 
auch  aus  römischer  Poesie  entgegen,  aus  welcher  erstem  sich  noch  mancher  voll- 
tönende Ehrenbeiname  des  gewaltigen  Meeresbeherrschers,  wie  Pindars  (Ol.  Vlll.  31) 
eopufjiiöfov  und  Aeschylos'  (Sept.  131)  luovTOfjiöcov  avaE  gewinnen  läßt.  Neben  die 
Züge  poseidonischer  Macht  nnd  Größe  tritt  nun  aber  nicht  minder  bedeutsam  die 
schon  berührte  Unterordnung  unter  Zeus,  und  zwar  nicht  nur  in  allgemeinen  Aus* 
Sprüchen,  sondern  bestimmt  so,  daß  während  Poseidon  als  Gott  des  Meeres,  den 
es  bei  der  Welttheilung  zugefallen  ist :  ttoXhqv  aka  vai8}isv  aiet  (U.  XV.  1 90)  and 
der  seine  Wohnung  in  der  Tiefe  des  Meeres  hat  (XUI.  21) ,  mag  er  die  Meeres- 
wogen mit  Stürmen  aufregen  (Od.  V.  291  und  sonst)  und  Schiffe  zersehmett^ra 
(Hes.  0.  e.  D.  612)  ,  mit  seinem  Dreizack  Felsen  spalten  (Od.  IV.  506)  oder  die 
Erde  erschüttern  IL  XX.  57  sq.)  oder  den  Flüssen  gebieten  (II.  XII.  18  sq.,  27), 
stets  wesentlich  als  der  körperlich  Gewaltige  erscheint,  bei  Zeus  die  geistige 
Überlegenheit  hervorgehoben  wird  (II.  XIII.  354  f.)  ^)  ,  was  auch  in  Betreff 
der  leiblichen  Erscheinung  des  Poseidon  xuavo^^aiTr^;  und  supoorspvo;  gegenüber 
derjenigen  des  Zeus  in  den  berühmten  Versen  II.  U.  478  f.  hervortritt,  wo  Zeus' 
Haupt  und  Augen,  dagegen  Poseidons  mächtige  Brust  hervorgehoben  wird. 

Zu   der   überwiegend   physischen  Machtfülle   des    Poseidon  gesellt  sich ,    schon 
psychologisch  consequent,  aber  nicht  minder  in  Übereinstimmung  mit  der  Natur  des 
Meeres   im   poetischen   Charakter   des  Meergottes   eine    größere  Leidenschaftlichkeit;^ 
und  Heftigkeit,  als  sie  bei  Zeus,  dem  in  unbedingterer  Machtvollkommenheit  herr — . 
sch(^nden,  hervortritt.     So  schon  in   der  Scene    mit  Iris  im   fünfzehnten  Buche  de: 
Ilias,    so  wieder    in  den  Sceneu   der  Verfolgung  des  Odysseus  in  der  Odyssee  un- 
so  in  einer  Reihe  einzelner  Züge   homerischer   und  nachhomerischer  Poesie,  weh 
aufzuzählen  zu   weit   führen   würde.     Auch    bedarf   es   dessen   um   so  weniger, 
allgemeiner   von   den   Forschern   auf  diesem  Gebiete  das  Moment  der  leidenschalL    ~t 
liehen  Erregbarkeit  als  ein  wesentliches  Moment  im  Charakter  des  Poseidon   wie 
derer  Meergittter  empfunden  uud  angesprochen  worden  ist^')  und  je  gewisser  Jed* 
der  mit  poetischem  Sinne  in  diesen  Gedanken-  und  Bilderkreis  eingeht,  dessen  No' 
wendigkeit   empHudeu    wird.     Mögen    Beiworte    wie  Epiacpapa^o^    (Uom.    hymn.        ii 
Merc.    IST,   Piud.   fragm.  26.**  Boeckh    und  epixrjiro;   (lies.  Theog.   456)   zui 


u)    Ueber  il;is  Trpe^fJjTixo;  xai  aptoro;  Od.  XIII.  142  vcrgl.  Welcker,  üritch.  Oötterl.  1.8.  tJlJ 

b)  T^  |xav  äp.?^oT^fiOiaiv  6p.öv  fivo;  t^o'  ta  rdTpr/ 

V   Hötti^er,    Kunstmythol.   II.   S.   :MS,    O.  Müllor ,   Handb.  §  354.  3,    Prellcr.   Grieeh. 
Mythol.   2.   AuH.   I.   S.    153  f.,   ürunn,   Ann.  dcU'  Inst,  von  1S57  (XXIXj  p.  18t>,  ▼eigl. 
KüiiMtliTgCe^rh.    I.    8.    33t. 


i 


3.  DAS  IDKAL  DKB  POSEIDON.  245 

▼om  Elemente  des  tosendeo  Meeres  abgeleitet  seio,  auf  den  Gott  übertragen,    wie 
sie  es  sind,  geben  sie  Züge  in  seinem  persönlichen  Bilde  ab.    Und  wenn  man  auch 
die  Ansdrttcke  des  Plantus  ;Trinum.  IV.    1 .  6)  :  te   Neptune)  omnes  saevom  seve- 
rumqae  atqüe   avidis  moribus  comroemorant ,  spurcificum ,  immanem ,  intolerandum, 
Tesannm  eine  derbe  Übertreibung  nennen  muß,    welcher  gewiß  keine   griechische, 
ernsthafte    Schilderung    des  Gottes    entspricht,   —    selbst    des   Aristophanes  Worte 
i.Nub.  566)  ;   »tov  (u^aabsv^  tpiaivyj;  Tap,iav,  y^i^  "^^  ^^tl  aXfiupac  ttaXoooyj;  otyptov 
(lOj^Xsun^v  klingen  sehr  verschieden  — ,  so  darf  doch  andererseits,  wie  das  ja  auoh 
goebehn  ist*},  das  wilde  und  ungestüme  Wesen  so  vieler,  wenn  nicht  der  meisten 
Pdseidonsöhne  ^)  fUr   den  Charakter  des  Vaters  mit  in  Anschlag  gebracht   werden, 
in  welchem   diese  Seite   nur  durch  seine  Würde   als  großer  Gott  und  Kronide  ge- 
mildert und  veredelt  erscheint. 

Gleichwie  das  im  Vorstehenden  skizzirte  Wesen  des  Poseidon  in  der  Poesie 
ruht  auch  seine  kflnstlerische  Ausgestaltung  auf  den  am  Eingänge  genannten  beiden 
Gnmdlagen. 

Poseidon  ist  als  großer  Kronide  und  Bruder  des  Zeus  in  der  ganzen  bildenden 
KBost  der  Alten  eine  der  Hauptsache  nach  ganz  zeusartige  Erscheinung ;  das  springt 
bei  oberflächlicher  Betrachtung  sofort  in  die  Augen,  während  die  Verschiedenheiten 
Ib  der  Darstellung  beider  Götter  gesucht  und  studirt  werden  sollen.  Es  ist  im 
enten  Capitel  gezeigt  worden,  daß  in  der  ältesten  Kunst  ein  charakteristisches 
Schema  für  Poseidon  überhaupt  noch  nicht  gefunden  war,  daß  aber  auch  im  reifen 
Aiehalsmos,  wo  dies  bestimmt  genug  der  Fall  ist,  selbst  der  für  Poseidon  angc- 
metsensten  Bildung,  derjenigen,  welche  wir  auf  den  Münzen  von  Poseidonia  und 
in  daer  Anzahl  rothfiguriger  Vasenbilder  finden ,  eine  ganz  übereinstimmende  des 
Zeua  entspricht ,  nur  mit  dem  Unterschiede ,  daß  die  Beispiele  ihrer  Anwendung 
Mf  Poseidon  ungleich  zahlreicher  sind,  als  der  auf  Zeus.  Dasselbe  gilt,  das  ein- 
Bge  Schema  des  mit  aufgestütztem  Fuße  stehenden  Poseidon  ausgenonunen^  auch 
ftr  die  Kunst  der  Blüthezeit. 

Wie  Zeus  wird  Poseidon  in  normaler  Auffassung  in  vollreifem  Mannesalter 
dlrgestellt;  wo  wir  Poseidon  bartlos  oder  durchgeführt  jugendlich  finden,  wie  schon 
ttf  mehren  Mttnien  von  Poseidonia  und  wieder  in  einigen  weiterhin  zu  besprechen- 
te  Kunstwerken,  handelt  es  sich,  grade  wie  bei  Zeus,  um  Ausnahmen,  deren 
Orfinde  wir  wenigstens  zum  Theil  nachweisen  können ;  der  poetischen  Auffassung 
fo  großen  Beherrschers  des  Meeres  und  Bruders  des  iraTTjp  avSpcov  ts  becov  xe 
Spricht  die  jugendliche  Bildung  entschieden  nicht.  Eben  so  wenig  aber  eine 
greisenhafte^),  der  schon  die  poetische  Vorstellung  des  xottvcxaiTT^;  widersprechen 
^de,  nicht  minder  Poseidons  thatkräftiges,  in  manchen  Fällen  gewaltthätiges  Auf- 
^ttetoi;  die  nahe  liegende  Vorstellung  des  Meergreises,  aXio;  y^pcuv^  knüpft  sich 
^  Nerens,  nirgend  an  Poseidon.  Die  Fälle ,  wo  dieser,  wie  in  etlichen  schwarz- 
%Qrigen  Vasenbildern  graubärtig  erscheint,  sind,  wie  schon  seines  Ortes  hervor- 
Mioben  worden^),  nicht  anders  zu  erklären  als  die  analogen,  ebenfalls  vereinzelten 


a)  O.  MüUer,  Handb.  §  354.  3,  Preller,  a.  a.  O.,  Welcker,  Griech.  Götterl.  II.  S.  678. 

b)  Gell.  Noct.  Att.  XV.  21.    Fcrocissimos ,  immanes   et    alienos  ab  omni   humanitate, 
^^^uam  e  maxi  genitoB,  Neptuni  filios  dizerunt,  vergl.  Cornut.  N.  D.  2*2. 

G)  Vergl.  oben  S.  218  f. 

d)  Vergl.  oben  S.  214  und  Bd.  n.  8.  29  vergl.  S.  68. 


246      I.  HI8T.  ÜBERSICHT  ÜBER  I>.  KÜN8TL.  ENTWICKEL.  DER  GESTALT  DEft  l*OHEIDOK. 

bei    Zeu» ,     aus    individnellem  BeliebeD ,    wenn    nicht    aus    Gedankenlosigkeit    der 
Vasenmalcr. 

Wenn  es  nun  f?ilt,  gegenüber  dieser  im  Allgemeinen  großen  Übereinstimmung 
die  charakteristischen  Verschiedenheiten  in  der  Kunstbildung  der  beiden  Kroniden- 
brfider  aufzusuchen  und  festzustellen  y  so  wird  man  Ursache  haben ,  mit  großer,  ja 
mit  größerer  Vorsicht  vorzugehn,  als  dies  gemeinhin  bisher  geschehn  ist,  und  sich 
des  Unterschiedes  zwischen  solchen  Zügen  und  Merkmalen,  die  wir  aus  unserer 
Ideaiauffassung  beider  Gottheiten  gleichsam  als  Forderungen  a  priori  ableiten,  und 
solchen  bewußt  zu  bleiben ,  welche  wir  aus  den  erhaltenen  Monumenten  gewinnen 
und  aus  ihnen  zu  belegen  im  Stande  sind.  Und  was  die  letzteren  anlangt,  wird 
es  gelten ,  die  Basfs  der  Untersuchung  so  breit  wie  möglich  zu  wählen,  während 
man  sich  bisher  viel  zu  sehr  an  einzelne  Denkmäler  gehalten  und  das  aus  Ihnen 
Abgeleitete  als  gemeingiltig  hingestellt  hat. 

Was  zunächst  die  Schemata  der  ganzen  Gestalt  beider  Götter  anlangt,  ist  es 
eine  ohne  PVage  charakteristische  Verschiedenheit,  daß  während  Zeus  in  allen 
Gattungen  von  Monumenten  überwiegend  oft  sitzend  und  im  eigentlichen  Sinne 
thronend  dargestellt  worden ,  dies  bei  Poseidon  nur  selten  geschehn  ist.  Ffir 
schwarzfigurige  Vasenbilder  s.  oben  S.  213,  für  rothfigurige  strengen  Stils  S.  229;  in 
archaistischen  Reliefen  kommt  ein  sitzender  Poseidon  nicht  vor,  für  solche  der 
Rlflthezeit  ist  der  Parthenonfries  und,  wenn  man  Poseidon  in  demselben  anerkennt, 
der  Theseion fries  hier  nicht  zu  veranschlagen ,  weil  in  diesen  Monumenten  alle 
Gottheiten  sitzend  dargestellt  sind ,  wogegen  der  sitzende  Poseidon  im  Friese  des 
Nike  Apterostempels,  falls  man  ihn  anerkennt,  zu  rechnen  sein  würde,  nicht  aber 
wiederum  der  auf  dem  Ilochzeitswa^en  neben  Amphitrite  sitzende  im  mttnchener 
Friese  ^]  und  in  dem  pompejaner  MosaYk  ^) ,  weil  es  sich  in  beiden  Kunstwerken 
nicht  um  ein  für  den  Gott  charakteristisches  Schema  handelt.  Kine  sitxende 
Poseidonstatue  int  sowohl  unter  den  erhaltenen  wie  unter  den  lltterarisch  überliefer- 
teu  unbekannt  und  nur  auf  Münzen  von  Boeotien,  Byzanz;  Mantinea,  Korinth  und 
des  Demctrios  Poliorketes  (s.  unten  Oap.  VII.)  sind  sitzende  Einzelfiguren  des 
PcKseidon  nachweisbar,  von  denen  es  jedocli  fraglich  ist,  ob  sie  nach  Statuen  copiert 
und  nicht  vielmehr  für  die  Münzstonipel  erfunden  worden  sind.     Wenn  Poseidon  in    4 

Vasengemälden  der  freien  und  späteren  Stilarten  nicht  eben  selten  sitzend,  ja  halb 

g<'higert  dargestellt  worden   (s.  unten  Cap.  IX.),  ho  ist  dabei  zu  beachten,   daß  diei=3K 
allermeist  in  Fällen  geschehn ,    wo   er  als  ruhiger  Zuschauer  einer  unter  Menschei^»- 
oder    Meroen    vorgehenden    Handlung  erscheint   und    daß    es    sich    hierbei   um   eiv  u 
Schema  handelt,  in  welchem  Poseid(m   durch   Nichts   als    durch   den  Dreizack  vo-^h 
dem  in  gleicher  Situation  befin<llichen  Zeus  unterschieden  werden   kann.     Dage 
muß  es  als  höchst  charakteristisch  gelten,  daß  Poseidon  im  ganzen  Bereiche  di< 
Vasenmalerei  auch  nicht   ein    einziges  Mal,  wie  Zeus  so  oft,  im  eigentlichen  Sini 
tlir<m(»nd  *')   gebildet  worden  ist.     Dasselbe  gilt  vcm  den  Wandgemälden,    wenn 
nicht   das  Sitzen    des  Poseidon    auf  einer  Mauerquader   in  dem  Bilde  des  troiscl^^ 


a    liruiin,  Hcsdireib.  der  (ilyptothek,  2.  AuH.  No.   115,    abgeb.  Berichte  der  k. 
(ic8.  d.   WisMcnschufteii  von   |S5I.  Taf.  4  -  s.     Vcrgl.  Atlas  Taf.  XIII.  No.  16. 

b'   S.  (fiurnaU>  degli  scavi  di  I*oTnpci,  nuova  Borie  vol.  II.  tav.  I.  Vcrgl.  Atlas  Taf.  XII£ 
No.    I.'i. 

ir.   Hd.   11.   S.    IM   f. 


i 


3.  DA»  lliEAL  DK8  POHEIDON.  247 

MAaerbaus*)  hiergegen   geltend   machen   will.     Dieser  Poseidon  iHt  übrigens  einem, 
besonders  in  Reliefen  geläufigen^),  auch  in  einem  pompejaner  Stuccorelief  im  Plofe 
der  stabianer  Thermen^')  in  Pompeji  vorkommenden  Zeusschema  durchaus  nachge- 
bildet.    Endlich  kommt  in  Graffiti  ebenfalls  nur  ein  Poseidon  vor^  ,  dessen  Sitzen 
man  gewissermaßen  ein  Thronen  nennen  könnte,  obwohl  auch  hier  ein  Thron  nicht 
dargestellt  ist.     Wenn  nun  das  Sitzen  und  besonders  das  Thronen   im  eigentlichen 
Sinne  bei  Zens  eines    der   vorzüglichsten  und  durchgreifendsten  Kennzeichen  seiner 
überlegenen  Würde ,    seiner  königlichen  Horrschergewalt  und   seiner  sieghaft  fried- 
fertigen Hoheit  ist,   so   darf  man    es  bedeutsam  nennen,    daß   eben  dieses  Schema 
lof  Poseidon  so  selten,  ja,  wenn  es  sich  um  eigentliches  Thronen  handelt,  so  ver- 
schwindend selten  angewendet  worden   ist,   und   diese  Thatsache  erscheint    um    so 
bedeutsamer,   je  gleichmäßiger   sie   in   den  Monumenten  aller  Kunstgattungen   und 
Perioden   sich   wiederholt;    sie  beweist,   daß  Poseidon  von  der  gesammten  antiken 
KoDst  nicht  allein  weniger  erhaben  denn  Zeus,  weniger  als  ein  großer  Gott  schlecht- 
hin, denn   als   ein   solcher   aufgefaßt  worden  ist,   der  zu   thätigerem  Handeln  und 
perrönlichem  Eingreifen  bereiter   war  und  sein  mußte,    als  Zeus,    welcher   seinen 
olympischen  Herrschersitz  nicht  zu  verlassen  braucht,  um  seinen  Willen  im  Himmel 
und  auf  Erden  zur  Geltung  zu  bringen. 

An   die  Stelle   des  Sitzens  und  Thronens  tritt  bei  Poseidon   ein  Schema,  von 

dem  Zeus    noch    unbedingter    ausgeschlossen  ist,    als   Poseidon    vom    eigentlichen 

Thronen,  ja  welches  in  seiner  Geeammtheit  Poseidon  ganz  ausschließlich  zukommt, 

nimlicb  das  Stehn  mit  dem  einen  mehr  oder  weniger,  aber  stets  hoch  aufgestützten 

Püß  und  dem  auf  dem  erhobenen  Schenkel  ruhenden  einen ,  dem  auf  den  Dreizack 

gestfltzt  erhobenen   andern  Arme.     Theilweise,    nämlich  ohne  das  hohe  Aufstützen 

des  emen  Armes,  findet  sich  diese  Stellung,    welche  0.  Jahn   am   ausführlichsten, 

*ber  nicht  in  allen  Punkten  richtig  erörtert   hat®) ,    auch  bei  anderen   mythischen 

und  aaßermythischen  Personen  ziemlich  weit,  wenn  auch«  wie  Jahn  richtig  bemerkt 

^t  mit  einigen  nicht  zu  vernachlässigenden  Modificationen,  verbreitet  wieder.    Im 

'^ten  Grunde  beruht  sie ,    was   auch    für   ihre  höchste  Entwickelung  bei  Poseidon 

^htig  ist,  auf  der  physiologischen  Thatsache,  daß  wir  stehend,  besonders  längere 

%t  stehend   den   einen  Fuß  zu  entlasten   suchen  und  so  länger  und  gemächlicher 

'^  stehn  vermögen,   als  auf  beiden  P'üßen ;    sie   enthält  daher  mimisch  nicht  allein 

®nie  gewisse  Lässigkeit  und  ein  Streben  nach  Bequemlichkeit^,  sondern  weist,  eben 

^J*  Vorbeugnngsmittel  gegen  Ermüdung^)   auf  eine  mehr  oder  weniger  empfundene 


a}  S.  Hdbig,  Wandgcm&ldc  uus  den  v.  Vesuv  verechüttctcn  Städten  Campaniens  No.  1266. 
^«rgl.  Atlas  Taf.  XII.  No.  24. 

b)  Vcrgl.  Bd.  n.  S.  177. 

c)  S.  m.  Pompeji  3.  Aufl.  S.  JUS.    Leider  bei  der  Bearbeitung  des  Zcu8  übersehn. 

d)  Mon.  deir  Inst.  II.  HO,  Gerhard,  Etruskischc  Spiegel  I.  70. 

e)  Archaeolog.  Aufsätze  S.  38  f.  (ianz  aus  dem  Spiele  hUtten  die  Bildwerke  bleiben 
^ll<^n,  welche  die  Kdstung  von  Kriegern,  das  Anlegen  von  Beinschienen,  das  Befestigen  von 
^hlen  u.  dergl.  darstellen  ,  eben  so  das  niedrige  Aufstellen  eines  Fußen  wie  z.  B.  bei  der 
'Aphrodite  Ton  Melos  und  in  anderen  parallelen  ])eispielen ,  von  denen  weiterhin  bei  den 
^o^^donstatuen  die  Rede  sein  wird. 

f)  Vergl.  Stephan!  im  Compte-rendu  de  la  comm.  inp.  arcb.  de  8t.  Pötersb.  pour 
^'•«ui^  1862  S.  Ol.  Note  1. 

g)  Vergl.  Jahn  a.  a.  O.  S.  40  in  der  Note  und  7  ilehie  8.  255. 


248      1.  HI8T.  ÜBERSICHT  ÜBER  Ü.  KÜN8TL.  ENTWICKEL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON. 

Ersohiaffung;  hin,  welche  sich  mit  der  höchsten  Würde  und  Geludtenheit  nicht  ver- 
trag,  weshalb   dies  Schema  von  den  Darstellungen  des  Zeus  fast  gänalich^]  aus- 
geschlossen ist.     Im  realen  Leben  kann  man  diese  Stellung  bei  Hirten,  welche  die 
weidende  lleerde  überwachen,  ganz  besonders  häufig  aber  bei  Seeleuten  aller  Meere 
beobachten,  welche  am  Ufer  stehend  auf  das  Meer  und  die  vorbeisegelnden  Schiffe 
hinaussehn.     Dem  gemäß   finden  wir  sie  in  der  alten  Kunst  z.  B.  bei  dem  Hirten 
Argos  wieder  (Bd.  H.  S.  467,  Atlas  Taf.  VH.  No.  7,  8,    U,    14),  ferner  bei  Per- 
sonen,   welche  abseitstehend   den  Verlauf  einer  Begebenheit  abwarten,    wie  s.  B. 
Hermes  beim  Parisurteil  (m.  Galt,  heroischer  Bildw.,  Taf.  XI.  5,  6),  bei  TriptoleoMW* 
Aussendung  auf  der  Poniatowskyvase.  bei  einer  delischen  Nymphe  in  dem  Vasen- 
bilde  mit  Apollons  Ankunft  (Denkm.  d.  a.  Kunst  U.  No.  140),  bei  dem  Thanatoa  oder 
Sosthenes  der  Ficoronischen  Cista  (das.  I.  No.  :^09;.  Weniger  gespannt  beobachtend  als 
diesen,  daher  auch  etwas  lässiger  finden  wir  in  dieser  Stellung  die  münchener  Alexander- 
Statue,   welche  Brunn ^)  richtig  erklärt  hat,   indem  er  sie  als  Darstellung  des  seine 
Heerschaaren  musternden  Königs  auffaßt,  und  ähnlich  erscheint  die  am  wahrschein- 
lichsten  dieser  Alexanderstatue   nachgebildete  Erzstatue   des   Demetrios  Poliorketes 
inNeapeK).    Endlich  ist  diese  Stellung  natürlich  bei  demjenigen,  welcher  in  einen 
Gespräche  den  Zuhörer  darstellt,  und  findet  sich  so   angewendet  z.  B.  bei  Hermes 
im  Gespräche  mit  Mala  (t)  in  dem  Fragmente  der  berliner  Atlasvase  (Denkm.  d.  a. 
Kunst  II.  No.  828),  bei  Peitho   vor  Aphrodite  in  der  Petersburger  Triptolemosvase 
(Cte.-rend.   1862,   Taf.  4),  bei   Kastor  in  dem  Vasenbilde  mit  den   vier  Helden 
auf  der  Hasenjagd  (Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  212),  bei  dem  Jünglinge  mit  den 
Pilos   auf  der   Ficoronischen  Cista  und  —  moditicirt  durch  das  Hineinaiehn   einer 
Trauerstellung  —  schon  bei  dem  Antilochos  in  der  polygnotischen  Nekyia^).    Slark 
umgewandelt  und  in  das  schwungvoll  Gewaltige  hinübergefUhrt,  begegnen  wir  dieser 
Stellung  wieder  bei  dem  mächtigen  Auftreten   der  Melpomene  (z.  B.  in  der  Statne 
Denkm.  d.  a.  Kunst  IL  No.  717)   und  vielleicht  bei  Apollon  im  Marsyaskampfe'., 
wenn  hier  nicht  der  Ursprung  der  Stellung  darin  zu  suchen  ist,  daß  das  aufgestütstcfe^ 
Bein    der  Kithara   als   Unterlage   dienen   sollte.     Für  Poseidon    aber   bietet   diese,«^ 
ohne  Zweifel  dem  Leben  dos  Seemanns  abgelauschte   Stellung,    bei   ihm  aber,  wi^^ 
gesagt  und  nur  bei  ihm  verbunden  mit  dem  hohen  Aufstützen  des  einen  Armes 
die  Triaena  und  eben  dadurch  über  das   bei  Menschen  Beobachtete  gesteigert, 
eigentlich  classische  und  bedeutungsvolle  Schema,  welches  uns  in  allen  Gattungen  vi 
Monumenten  am  häufigsten  entgegentritt,  den  Gott  als  Herrscher  des  Meeres  clianLftc. 
terisirt  und   ihn,   je  nach  den  weiterhin  zu  erörternden  Modificationen  als  den  k»«. 
zeichnet,    der  bald  läsbig  und  bequem,    bald  fest   und   stolz  sein  Gebiet  oder  «Iju 
Treiben  der  unter  seinem  Schutze  stehenden  Menschen  und  ihrer  Schiffe  flberscha«/. 
Andere  Stellungen  des  stehenden  Poseidon   sind   für  ihn  nicht  charakteristisrA 
und  können,  wie  bei  anderen  Personen,  so  namentlich  auch  bei  Zeus  nachgewiesef 


a)  Eine  Ausnahme  b.  im  Atlait  Taf.  l.  No.  '.VA. 

b)  Beschreib,  d.  (ilyptoth.  2.  Aufl.  No.  lo.'J,  abgeb.  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  !*• 
und  (-laruc,  Muh.  de  sculpt.  V.  pl.  83S.  No.  2108.  Dnsticlbc  gilt  von  der  falsch  rettswirtn 
Statue  im  Palast  Altcmps  in  llom  b.  Chirac  u.  a.   O.  pl.  S5I  I).  No.  2211  D. 

c,   Abgeb.  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  221a,  Clarac  a.  a.  ().  pl.  840.  No.  1106. 
di   Vcrgl.  Jahn  a.  a.  ().   und  Kieler  philol.  Studien  8.  IIU. 
e)  Jahn  a.  a.  O.   8.  »H.  Note  15. 


3.   I)A8  IDKAL  DKK  FOBEIDON.  249 

werden  niid  von  den  Stellungen  dos  schreitenden,  kämpfenden  oder  sonst  bewegten 
Poseidon  wird  man  dasselbe  sagou  müssen,  wenn  man  eine  kleine  Anzahl  von  be- 
sonders heftigen  Bewegungen  bei  Poseidon  als  bei  Zeus  unnachweisbar  ausnimmt. 

6ehn  wir  von  den  Compo.sitionssehematen   der  ganzen  Gestalt  zu  der  die  Ge* 
sammterscheinung  so   wesentlich   bedingenden  und  bestimmenden  Gewandung  über, 
so  wird  man  auch  hier  keine  absolute,    wohl  aber  eine  bedeutsame  relative  Ver- 
sehiedenheit  zwischen  Zeus  und  Poseidon  hervorzuheben  haben.     Das  will   so  ver- 
standen  sein :    es  giebt  keine  Art  der  Gewandung   bei  Zeus  —  die  römische  Jup- 
pitertracht  der  G.  Gruppe  V.  Classe  der  Zeusstatuen*),    welche  auch  in  römischen 
Reliefen  ^)  wiederkehrt ,    ausgenommen  —  in   der   nicht   auch  Poseidon ,  und   kaum 
eiM  Tracht  bei  Poseidon ,   wenn   man  die  in  ihren  Einzelheiten  auch  bei  Poseidon 
eiagnlftre  des  vaticanischen  Reliefs  oben  S.  230,  Kel.  i  ausnimmt,  in  der  nicht  auch 
Zeus  erschiene ;  und  zwar  gilt  dies  von  den  Monumenten  aller  Kunstgattungen  und 
Moden.     Der  Unterschied  aber  liegt ,    außer  bei  den   ältesten ,    einer  bestimmten 
Chirakteriatik  überhaupt  baren  Monumenten,  in  der  Anwendung    der  verschiedenen 
Arten  der  Gewandung  bei  dem    einen   und  dem   andern  Gotte.     Während  in  der 
griechischen  Kunst  der  besten  Zeiten,  wie  seines  Ortes  ^)   bereits   bemerkt  worden 
ist,  bei  Zeus    die  weite  Himatioutracht  oder   sonst    eine   Bekleidung    vorherrscht, 
welehe  der  Gestalt  Breite  und  Fülle  und  damit  eine  erhöhte  Würde  verleiht,  findet 
sieh  bei  Poseidon  überwiegend   die  Beschränkung  auf  ein   kleineres   Gewand    oder 
die  völlige  Nacktheit.     Das   tritt   uns    am  auffallendsten    bei  den   Statuen    beider 
^vottheiten  entgegen.     Denn  während,  Dabgesehn  von  alterthümlichen  und  wiederum 
VM  römischen  Darstellungen  nackte  Zeusbildungen  sowohl  in  den  kunstgeschichtlich 
Mehweisbaren  Typen   als  auch   unter  den   erhaltenen  Monumenten,    unter  welchen 
»e  sich  fast  ganz  auf  kleine  Bronzen  griechischen,  Keliefdarstellungen  und  Wand- 
gmlden  römischen  Urspnmgs  beschränken,  zu  den  Seltenheiten  gehören«^),  sind 
fttt  alle  Hauptstatnen  des  Poseidon  völlig  unbekleidet  <s.  Cap.  VI.)  und  eine  weite. 
>ber  auch  anders   als   bei  Zeuä   angeordnete  Himatioutracht  findet  sich   einzig   bei 
4er  zweiten  Dresdener  Statue  (Cap.  VI.  No.  5j.     Aber  auch   in  Münztypen  über- 
^e^  der  völlig  nackte  oder  auf  ein   geringfügiges  Gewand   beschränkte  Poseidon 
den  u-gendwie  reichlicher  bekleideten  in  ganz  außerordentlichem  Maße  und  dasselbe 
gilt  von  Gemmen,    von  Reliefen   und   von  Wandgemälden,    nur   nicht  von   Vasen- 
Mldem  der  freien  und  späten  Stilarten,   in   denen  Poseidon   überwiegend  oft  ganz 
lud  gar  zeusartig  erscheint,  ohne  daß  ein  mehr  charakteristischer  Typus,  bei  dem 
Vieh  die  Gewandung   stärker   beschränkt  oder  wo  dieselbe  ganz  beseitigt  ist,  aus- 
^ettblossen  wäre.     Wer   sich  nun    der   künstlerischen  und   idealen  Bedeutung  der 
Wandung  bewußt  ist,    der   muß   den   hier   hervortretenden  Unterschied  zwischen 
den  beiden   Kronidenbrüdern   als   höchst  bedeutsam    erkennen.     Unter  der  kunst- 
vollen, man  könnte  auch  sagen  der  formalen  —  Bedeutung  der  Gewandung  möge 
^  verstanden  werden^    was   die  Art   der  Gewandung  für  den  unmittelbaren  Ein- 
^ek  der  ganzen  Erscheinung   einer  Göttergestalt  mit  sich  bringt,    während  unter 
^  idealen  Bedeutung  das  gemeint  ist,    was  über  jenen   unmittelbaren  Eindruck 

a)  Bd.  II.   S.  140  f. 
b;  Du».  S.   180. 

c)  Das.  S.  70. 

d)  Dm.,  vergl.  S.   150  f.,  8.   ISl,  8.   192. 


250      L  HI8T.  ÜBEB8ICHT  ÜBER  I).  KÜN8TL.  ENTWICKKL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON. 

noch  hinausliegt.  Da  wird  man  nun  aber  nicht  verkennen,  daß,  während  eine 
reiche  und  weite  Gewandung  rasche  Bewegungen,  größere  körperliche  Thitigkeit 
wenn  auch  nicht  ausschließt,  so  doch  jedenfalls  hemmt  und  in  der  Art  erschwert, 
daß  es  für  den  Menschen,  welcher  sich  rasch  bewegen,  welcher  kräftig  handeln  will 
oder  muß,  natflrlicli  erscheint,  die  ihn  umhüllende  weite  Gewandung  eu  beseitigen,  — 
was  ja  bei  dem  griechischen  Himation  mit  einem  Rucke  geschehn  konnte  — ,  man 
wird  nicht  verkennen,  daß  der  reich  und  lang  Gewandete  zu  unmittelbarer  Thätig- 
keit  und  Bewegung  weniger  geeignet  und  geneigt  erscheint,  als  derjenige,  wdcber 
nur  wenig  oder  gar  nicht  bekleidet  ist  und  daß  folglich  der  nackte  oder  nur  mit 
einem  um  die  Schultern  flatternden  Chlamydien  bekleidete  Poseidon  uns  beweg- 
licher, thatbereiter,  auf  Bewegung  und  körperliche  Thätigkeit  mehr  angewiesen  er- 
scheinen wird,  als  der  würdevoll  lang  bekleidete  Zeus,  auch  da,  wo  Beide  in  voller 
Ruhe  vor  uns  stehn.  Der  Unterschied  dieses  idealen  Eindruokes  ist  aber  ohne 
Zweifel  von  der  bildenden  Kunst,  welche  ihn  so  consequent  festgehalten  hat,  be- 
absichtigt; auch  er  vergegenwärtigt  uns,  so  gut  wie  das  Sitzen  bei  Zeus  nnd  das 
Stehn  bei  Poseidon  (oben  S.  247),  gegenüber  dem  in  olympischer  Ruhe  flbermäelitig 
herrschenden  Könige  Zeus,  der  seinen  Willen  durch  seine  Boten  oder  durch  himm- 
lische Zeichen  kundthut  oder  in  geheimnißvoller  geistiger  Weise  auf  die  Menschen 
wirkt,  den  weniger  erhabenen  Gott  des  unruhigen  Meeres,  der,  auf  materiellere 
Einwirkung  auf  Natur  und  Menschenleben  angewiesen,  wie  er  es  überall  im  der 
Poesie  thut ,  persönlich  anwesend  sein ,  eingreifen,  körperlich  handeln  muß,  wo  er 
seine  göttliche  Macht  zur  Geltung  bringen  will. 

Hiermit  hangt  weiter  aufs  engste  die  Ausprägung  der  poseidonischen  K<Irper- 
formen  zusammen.  Während  wir  bei  Zeus^)  einen  wohl  kräftigen,  aber  sieht 
wuchtigen  oder  athletisch  ausgewirkten  Körperbau  zu  erwarten  haben  nnd  in  der 
That  nachzuweisen  vermögen,  werden  wir  uns  den  Körper  Poseidons  schwerer, 
massenhafter,  mit  kräftigerer  Muskulatur^)  und  mächtigeren  Gliedern  vorzustellen 
haben,  dazu  angethan ,  anstatt  wie  Zeus  die  Blitzesflamme ,  die  eherne  Triaena  zu  ^^ 

schwingen  und  mit  ihr  Felsen  zu  spalten,  Wogen  aufzuregen  und  die  Erde  lu  er 

schütteln.     Sehr   bestimmt   weist  auf   solchen   gewaltigen  Körper-   und  GliederbatflB 
die  Hervorhebung   der   Brust  Poseidons   bei  Homer   ll.  II.  479)    hin,    denn  es  isa^ 
mit  Recht  bemerkt  worden  ^] ,  daß  der  Entwickeluiig  der  Brust  allezeit  die  obere  -?- 
Gliedmaßen  entsprechen,  welche  auch   bei  Seeleuten   vorzugsweise   thätig   sind 
durch  die  freieste  Übung  aller  Kräfte  die  größte  Ausbildung  erhalten,  während  d 
unteren  Extremitäten   freilich   auch   fest  und   stämmig,    aber   weniger  mannigfall 
ausgebildet  erscheinen.     Ob  wir  nun   freilich   ganz   diese   seemännische  Körperi 
bildung   bei  Poseidon  nachweisen,   ob  wir  ihn  gradezu  als  das  Ideal  des  Seemar^M 
bezeichnen  können**),  muß  dahinstehn;    unverkennbar  aber   ist  die   bildende  Kn^sig/ 
schon  von  alten  Zeiten  her  beflissen  gewesen,  Poseidons  Körper  kraft-  und  wuefcf- 
voll  und  zur  energischesten   Thätigkeit  fähig  auszugestalten.     So  erscheint  uns    dpT 
(iott  auf  den  Münzen  von  Poneidonia  (oben  S.  221  f.  ,  wenigstens  in  einigen  archaYisn!/- 
schen  Reliefen  (8.  2:^1  ,    als  der  Inbegi'iff  aller  gewaltigen  und  zermalmenden  Knfi 

a)  Vcrgl.  Bd.   11.   .S.  (i'J. 

b)  S.  Brunn,  Ann.  d.   Inst,   von   1S57.  p.    WH). 

c]  S.   K.    Braun,  Gricch.  (Jötterl.  S.  254.    Vcrgl.  auch  Böltigcr,  Kunstmythol.  U.  S.  M9 

d]  Braun  a.  a.   O. 


3.  DAS  IDEAL  DES  l*<)8RIDOM.  251 

im  ParthenoDgiebei  (S.  235]   und  so  werden  wir  ihn    uns  aller  Wahrscheinlichkeit 
naeh  in  Enphranors  Gemälde  (S.  239)  vorzustellen  haben ;  so  finden  wir  ihn  wieder 
in  mehren  seiner  besten  Statuen,  besonders  in   der   ostiensischen   im  Lateran,    der 
T<Mi  Scherschell,  der  madrider   und   der   albanischen    (Cap.  VI.    1,    11,   8,  3),    in 
mehren  der  schönsten  Münztypen,  zumal  in  denen  des  Demotrios  Poliorketes  (Gap. 
¥11.  Mflnztafel  VI.  No.  2.  u.  12),  in  einigen  vorzüglichen  Gemmen  und  wenigstens 
aoeh  in  einigen  Reliefen  (Gap.  VUI.  No.  I.  9.  14).     Ob  dagegen  die  Kunst  dem  Po- 
addon  einen   »etwas  schlankeren«  Körperbau  gegeben   habe,    als  dem   Zeus,    wie 
0.  Müller  und  Brunn  übereinstimmend  angeben'^),  muß  zweifelhaft  erscheinen,  eben 
so  wie  das  Motiv  für  eine  solche  Bildung  schwer  zu  finden  sein  würde.     Ganz  im 
Gegeotheil  ist  Poseidon  in  seinen  besten  Darstellungen  eher  etwas  gedrungener  und 
kflner  im  Toi  so,  breiter  in  den  Schultern,  fleischiger,  massiger  als  Zeus;  nur  von 
eiDigen  archaischen,  archaistischen  und   archal'sirenden  (Sarkophag  in  Villa  Albani) 
Monumenten,  namentlich  in  rothen  Vasenfigureii  des  strengen  Stils  und  dann  z.  B. 
TOD  der  vaticanischen  Statue  (Gap.  VI.  No.  13)   würde  man  mit  Recht  sagen  kön- 
MD,  daß  sie  schlanker  sind,   als  Zeus  gebildet   zu   werden  pflegt;    aber    bei   den 
Vasengemftlden  hangt  das  mit  dem  Stil  an  sich  zusammen,   der  namentlich  um  die 
Leibesmitte  schlanke  Gestalten  liebt.     Die  vaticanische  Statue  aber  ist  die  als  Po- 
seidon am   wenigsten  sicher  verbürgte,  jedenfalls   eine  der   geringsten,    also    am 
weiigsten  geeignet,  zur  Ableitung  allgemein  giltiger  Idealzüge  zu  dienen.     Bei  der 
SUtiie  von  Scherschell  dagegen,  an  welche  Brunu  seine  Bemerkung  anknüpft,  kann 
derselbe  nur  durch  die  schlechte  Abbildung  in  einem  Holzschnitte  der  französischen 
kUlnstration«  getäuscht  worden  sein,  denn  sie  zeigt  grade  einen  besonders  fleischigen 
Kiliper  und  bei  der  kolossalen  Statue  im  Lateran,  immer  doch   dem  imposantesten 
to  auf  uns  gekommenen  Poseidonbilder,  ist  der  Torso  beinahe  etwas  zu  kurz  ge- 
bildet, so  wie  derjenige  des  todten  Giganten  in  Neapel  aus  der  attalischen  Weih- 
geschenksgrnppe  (Atlas  Taf.  V.  No.  6). 

Gelangen  wir  so  zum  Kopftypus  des  Poseidon  und  zu  den  ihn  von  demjenigen 
des  Zeus  unterscheidenden  Merkmalen,  so  kann  man  grade  hier  zunächst  nicht 
^Qeigisch  genug  darauf  dringen,  mit  der  Ilerbeischafl'ung  eines  genügenden  und 
^verläsaigen  Materiales  zu  beginnen.  Daran  hat  es  bisher  gar  sehr  gefehlt. 
Winckelmann  knüpft  seine  wenigen  Bemerkungen  über  die  Unterschiede  des  Zeus- 
^nd  Poseidontypns  ^)  nur  an  den  Kopf  der  ihm  als  die  einzige  des  Gottes  geltenden 
Statne,  die  zu  seiner  Zeit  in  der  Villa  Medicis  in  Rom  stand  und  jetzt  durchaus 
^erschollen  ist  (s.  unten  Gap.  VI.),  wenn  er  sagt:  »Der  schöne  Kopf  der  einzigen 
^tue  des  Neptunus  zu  Rom  in  der  Villa  Medicis  scheinet  nur  allein  im  Barte  und 
^  den  Haaren  sich  von  den  Köpfen  des  Jupiter  etwas  zu  unterscheiden.  Der  Bart 
^t  nicht  länger  aber  krauser  und  über  der  Oberlippe  ist  derselbe  dicker^).  Die 
Haare  sind  lockicher  und  erheben  sich  auf  der  Stirn  verschieden  von  dem  gewöhn- 
Kchen  Wurfe  dieser  Ilaare  am  Jupiter«. 


a)  O.  Maller,  Handb.  §  354.  0 ,  Brunn  a.  a.  O.  Vergl.  auch  Feuerbach,  Oesch.  der 
«riech.  Plaatik  S.   155. 

b)  Gesch.  d.  Kunst  Buch  V.  Cap.   1.  §  36,  yergl.  Vorläufige  Abhandlung  §  23. 

c)  Vorlauf.  Abhandl.  a.  a.  (). :  »Der  Bart  ist  nicht  etwa  länger,  oder  80,  wie  er  l)ei 
^<lern,  dem  Neptun  untergeordneten  Meerguttern  zu  sein  pflegt,  das  heißt:  gestreckt  nnd 
Sl^'ich^m  naß,  sondern  er  ist  krauser  als  beim  Jupiter,  und  der  Knebelbart  ist  diokMir. 


252      1.  HIST.  ÜBERSICHT  ÜBER  D.  KÜN6TL.  ENTWICKKL.  DER  GESTALT  DES  POSEIDON. 

Bdttiger^]  wiederholt  zunächst  diese  Bemerkungen  Winekelmanns  ^  die  er  vor- 
trefflich nennt,  fttgt  in  Betreff  der  Haare  hinzu,  »sie  machen  keinen  Bogen,  der 
von  oben  wieder  herabfallt«,  meint,  der  Kopf  in  Dresden  (Angnstenm  II.  t9.  2) 
stimme  weit  mehr,  weil  er  viel  krauseres  Haar  habe,  zum  Neptun,  als  wie  Becker 
deute  (S.  11)  zum  Pluto-Serapis,  weist  sodann  auf  den  Kopf  im  Museo  Ohiarap- 
monti  (Mus.  Chiaram.  tav.  24]  hin  und  schließt  mit  der  Behauptang:  »immer  ge- 
hörte es  aber  auch  bei  der  Idealbildung  Neptuns  unerläßlich  dazu,  daß  die  Miene 
des  Gottes  selbst  mild,  gfltig  war«,  fflr  welche  er  indessen  bestimmte  Monu- 
mente nicht  anführt  und  welche  sich  schwerlich  mit  der  andern  (8.  348)  recht 
verträgt:  etwas  Rauheres  müsse  sich  selbst  in  den  Gesichtszügen  Poseidoss,  vor 
allem  aber  in  seinem  Haar-  und  Bartwurf  offenbaren. 

Bine  breitere  und  bestimmtere  Grundlage  seiner  Schilderung  des  Poseidontypns 
bietete.  Müller^),  diese  Schilderung  selbst  aber,  welche  sich  auf  die  Bemerkongen 
beschränkt:  die  Kunst  gebe  dem  Gesichte  des  Poseidon  eckigere  Formen  nnd 
weniger  Klarheit  und  Ruhe  in  den  Zügen,  auch  ein  weniger  fließendes  und  geord- 
netes, mehr  gesträubtes  und  durcheinandergeworfenes  Haupthaar  als  dem  Zeus, 
trifft  am  meisten  auf  die  in  der  Anmerkung  zuerst  genannte  Büste  Chianunosti, 
dann  etwa  noch  auf  die  kleine  herculaner  Bronze  (Ant.  di  Ercol.  VI.  9),  kaum 
auf  das  große  Medaillon  am  Bogen  von  Rimini  und  den  Kopf  der  ehemals  mediee- 
Yschen  Statue  zu,  so  weit  man  über  diesen  nach  der  Zeichnung  bei  Winekelmann 
urteilen  kann,  und  gewiß  nicht  auf  die  Poseidonkupfe  auf  den  von  Müller  ange- 
führten Münzen. 

Peuerbach^J  nennt  wiederum  Nichts  von  dem  Material  seiner  Bemerkungen: 
die  Bildung  des  Gesichts  Poseidons  ähnele  dem  des  Zeus,  nur  fehle  ihr  die  höchste 
göttliche  Klarheit  und  Ruhe  und  das  Haupthaar  sei  mehr  durcheinandergeworim, 
zerstreut  und  mit  dem  Ausdruck  einer  gewissen  Wildheit  gesträubt,  allein  offenbar 
hat  auch  er  hauptsächlich  unter  dem  Eindrucke  des  Kopfes  Chiaramonti  gestanden, 
welchen  er  kurz  vorher  »besonders  cliarakteristischa  nennt,  obwohl  seine  Schilderung 
nicht  in  allen  Stücken  auf  diesen  paßt. 

Auch  £.  Braun  ^),    wo   er  scheinbar  eine  allgemein    giltige   Schild ernng   des 
Poseidonideales  entwirft,  beschreibt  lediglich  diese  Büste,  freilich  ohne  sie  an  nennen, 
wie  sich,  abgesehn  von  allem  Andern,  aus  einer  zweiten  auf  die  bewußte  Büste 
züglichen  wesentlich  identischen  Beschreibung®)  ergiebt. 

Dasselbe  gilt  von  Burckhardt^). 

Brunn   endlich^)  nennt  keine  bestimmten  Darstellungen   als  die  Grundlage 
Bemerkungen,  welche  er   über  die  Formen  und  den  Ausdruck  des  Poseidonkopi 
im  Vergleiche  zum  Zeuskopfe  macht  und  unter  welche  er  auch  den  Ansdmek  di 
Kopfes  der  Statue  von  Scherschell,  so  wie  er  diesen  aus  einer  HolzschnittillastratMcr^E 
zu  erkennen  glaubte,  subsumirt. 


a)  Kunstmythol.  II.   S.    348  f. 

b)  Handb.  §  354.  Anmerk.  6. 

c)  Qesch.  d.  griech.  Plastik  II.  S.    155. 

d)  Griech.  Götterl.  S.  254. 

e)  Vorschule  der  Kunstmythol.   S.   tl   zu  Taf.   16. 

f)  Cicerone  I.  Aufl.   S.  421. 

g)  Ann.  deir  Inst,  von  1857  p.    IS9  sq. 


3.  DAS  IDEAL  DES  P08KJDON.  253 

Beinen    wir   mit   der  Feststellung  des   Apparates ,    so  mnß   hervorgehoben 

werden,    daß  bei   der  allgemein   anerkannten  großen  Familienähnlichkeit  zwischen 

Zeas  imd  Poseidon  znr  Erforschnmg  des  besondern  Charakters  des  letztern,  so  fem 

es  sich  um  das  mittlere   normale  Idealbild  handelt,    keinerlei  nicht    äußer- 

lieh    und    unzweideutig    als    Poseidon    verbürgtes    Monument    zum 

Ausgangspunkte   genommen   werden    darf.     Die  Büste   Chiaramonti    muß 

diber,  so  entschieden  sie  bisher  in  erster  Reihe,  wenn  nicht  ausschließlich,  berück- 

fflehtigt  worden  ist,  zuvörderst  zurückgestellt  werden,  weil  sie  nicht  allein  in  ihrer 

BedetttüDg  nicht  äußerlich  beglaubigt   ist,  sondern  weil  sie,  als  ein  so  prägnantes 

Charakterbild  des  Meergottes  sie  sich   bei  analytischer  Entwickelung  ergeben  mag, 

dennoch  von  den  verbürgtesten  Poseidonköpfen   in   manchem  Betracht  so  weit  ab- 

Btdit,  daß  sogar  ein  Zweifel,   ob  sie  nicht  vielmehr  einen  Meerdämon  untergeord- 

fleten  Ranges  angehe,    nicht  ungerechtfertigt    genannt    werden    kann.     Verbürgte 

Powidonköpfe  dagegen  haben  wir  erstens  in  dem  Reliefmedaillon  des  Augustusbogens 

iB  Rimini  (Atlas  Taf.  XI.  No.  7]  und   in   dem  palermitanen  Mosaik  (das.  No.  8), 

feidtens  in  einer  ziemlichen  Anzahl  Münzen,  darunter  sehr  schöne  griechische  auf 

ItBzen  der  Bruttier    (Münztafel  V.  No.  t),   Messanas    (das.   No.  10],    Boeotiens 

(dn.  No.  3),   Makedoniens    (das.  No.   5),  Hierons   II.    (das.  No.  12.  a.  b.)  und 

dee  Antigonos    (das.  No.   11.  a.  b.) ,    römische   auf  Münzen    der  gentes  Lucretia, 

Pitntia,  Pompeia  (das.  No.  17,   18,   19j.     Drittens   sind    verbürgte  Poseidotiköpfe 

diejenigen  der  unbezweifelbaren  Poseidonstatuen,  viertens  diejenigen  einiger  Wand- 

Semftlde,  einiger  Reliefe  und  am  wenigsten  sicher  die  einiger  Gemmen. 

Wie  steht  es  nun,  wenn  aus  der  Gesammtheit  dieser  Monumente  das  normale 
BdBeidonideal  abgeleitet  oder  an  ihr  die  oben  an  dessen  Charakteristik  gestellte 
Änderung  controlirt  werden  soll?  Daß  sich  unter  ihnen  sowohl  den  Formen  wie 
dm  Ausdrucke  nach  die  größten  Verschiedenheiten  finden ,  darf  uns  an  sich  nicht 
ine  machen,  denn  so  ziemlich  dieselbe  Erscheinung  tritt  uns  nicht  allein  bei  Zeus, 
vo  sie  ihres  Ortes  geflissentlich  hervorgehoben  und  beleuchtet  worden  ist ,  sondern 
ttehr  oder  weniger  bei  allen  griechischen  Gottheiten  entgegen  und  erklärt  sich  sehr 
nttOrlieh  und  ein^h  daraus,  daß  keine  dieser,  durch  eine  Vielzahl  von  einander 
QMbliingiger  Culte  getragenen  Gottheiten  ein  in  sich  schlechthin  einheitliches  Wesen 
dlrstellt,  ja  daß  bei  nicht  wenigen  gegenüber  der  Mannigfaltigkeit  der  Cultns- 
iBtthauungen  die  Einheitlichkeit  in  nicht  viel  mehr  als  dem  Namen  besteht,  welche 
4nth  die  poetische  Gestaltung  allerdings  noch  gekräftigt  wird.  Wenn  man  gleich- 
^oU  bei  den  Kunstdarstellungen  dieser  Gottheiten  von  einem  mittlem  und  kano- 
■iielieh  Ideale  reden  darf,  so  beruht  dies  zum  größten  Theil  auf  der  poetischen 
Vorgestaltnng  einerseits,  auf  dem  normgebenden  Einfluß  eines  hervorragenden  kunst- 
vollen Musterbildes  anderersc4ts.  Die  ausgleichende  und  eine  mittlere  Norm 
sduffende  poetische  Praeformirung  fehlt  nun  bei  Poseidon,  auch  bei  dem  Ideal  des 
'^■'seidonkopfes  so  wenig  wie  bei  den  Typen  der  anderen  Gottheiten  und  ihre 
^en  am  Eingange  dieses  Oapitels  genannten  Grundlagen  sind  auch  an  den  Monu- 
**»ten  nachweisbar.  Aber  auch  hier,  ja  hier  in  ganz  besonderem  Maße  gilt,  was 
^^Hm  bei  der  ganzen  Gestalt  gesagt  werden  mußte:  die  erstere  Grundlage,  der 
umstand,  daß  Poseidon  als  großer  Kronide  imd  Bruder  des  Zeus  gefaßt  wurde, 
''^t  sich  in  der  allgemeinen  Zeusälinliclikeit  Poseidons  in  so  hervorragendem  Maße 
^^tend ,    daß    es    schwer    wird ,    die  Einflüsse  der  zweiten ,    des  Umstandes ,  daß 


254       I.  II18T.  CBERSICHT  CbEK  D.  KÜNSTL.  ENTWICKEL.  DER  OE8TALT  DES  POSEIDON 

Poseidon  Gott  des  Meeres  ist,  in  den  oben  a  priori  daraus  abgeleitetBn  Con 
qoenzen  an  den  Monumenten  thatsächlich  nachzuweisen  und  sichere  Kriterien 
Unterscheidung  des  Poseidon  vom  Zeus  in  dem  Kopftypus  aufzustellen.  Und  d 
noch,  wenn  wir  uns  angesichts  der  Monumente  fragen,  ob  sie  uns  wirklich  Po0e|d 
wie  wir  es  erwarten  müssen ,  materieller ,  weniger  edel  und  erhaben ,  unnihi^ 
leidenschaftlicher  als  Zeus  vor  die  Augen  stellen,  so  werden  wir  dies  freilich  k« 
für  ihre  Gesammtheit,  aber  allerdings  für  einen  guten  Theil  derselben  zu  bejal 
im  Staude  sein.  Von  vielen  Poseidonköpfen  —  und  diese  dürfen  als  die  eigentlic] 
Charakterbilder  gelten  —  darf  man  in  der  That  behaupten,  daß  ihnen  ganz 
sonders  im  Ausdruck,  um  mit  diesem  zu  beginnen,  das  fehle,  was  Zeus  als 
geisteshohes  Wesen,  als  den  all  weisen  Regierer  der  Welt  erscheinen  li 
daß  Poseidon  sich  in  ihnen  mehr  als  ein  thatkräftiger  denn  als  < 
gedankentiefer  Gott  darstellt.  Deswegen  berührt  sich  der  Poseidontypus 
sonders  nalic  mit  dem  Zeustypus  der  ihres  Ortes  *)  näher  bezeichneten  und  in  ih 
Exemplaren  aufgeführten  zweiten  Classe,  derjenigen,  welche  den  donnerfrol 
Kronion  schildert,  ungleich  weniger  nahe  mit  den  Zeustypen  der  ersten  und  drit 
Classe,  welche  die  Weisheit  des  obersten  Gottes  und  die  Milde  des  iraxrjp  avSf 
TS  bswv  TS  überwiegend  hervorheben.  Ja  man  kann  in  gewissen  Fällen,  wie  z. 
der  Petersburger  Büste  (Atlas  Taf.  U.  No.  8)  einer-,  der  syrakusaner  Büste  (AI 
Taf.  XI.  No.  14)  andererseits,  gar  wohl  in  Zweifel  sein,  ob  man  es  mit  ein 
Poseidonkopf  oder  mit  einem  dieser  kraftvollen  oder  der  mehr  in*s  Düstere  hinüb 
geführten  Zeusköpfe  zu  thnn  hat ,  wälirend  freilich  in  anderen  Fällen,  so  z.  B. 
dem  grandiosen  palermitaner  Mosaik  Atlas  Taf.  XI.  No.  8;  der  Ausdruck  ka 
znrückg(*haltener  leidenschaftlicher  Erregung  bei  Poseidon  Alles  überbietet,  was  ' 
selbst  bei  den  bewegtesten  Zensköpfen  finden.  Einen  Zeuskopf  der  ersten  Cla 
dagegen  wird  kvin  Kundiger  so  leicht  als  Poseidon  ansprechen  und  es  ist  hoffe 
lieh  mit  Hecht  grade  der  Ausdruck  von  Gedankentiefe  und  das  sinnend  geseni 
Au^e  bei  der  Lansdowne* sehen  Halbfigur  des  Zeus  Atlas  Taf.  II.  No.  13)  ge| 
deren  Benennung  als  Poseidon  geltend  gemacht  worden^  .  welcher  der  Eine  u 
der  Andere  wegen  dos  schlichter  herabfallenden  Haares  dieses  Kopfes  geneigt  s< 
mochte,  l'ud  auch  von  den  milden  Zeusköpfen  der  dritten  Classe  unterscheid 
sieh  die  Poseidon  köpfe  von  mildem  Ausdruck  in  bemerkenswertlier  Weise.  De 
während  bieh  mit  der  echt  väterlichen  Milde  der  Zeusköpfe  ein  Element  heite: 
Kühe  verbindet,  welches  als  der  Ausdruck  dauernden  Gleichgewichtes  im  Gemf 
erseheint .  ferner  ein  Zug  unbedingter  Cberlegenheit  und  göttlichen  Erbarmens  i 
der  Menschenwelt,  auf  welche  Zeus  von  seinem  Olymp  oder  Ida  herabschaut,  g 
von  den  milden  Poseidonköpfen,  wenigstens  von  den  wirklich  charakteristischen  dei 
selben  das .  was  Brunn  ^)  nur  etwas  zu  allgemein  als  Charakter  der  Poscido» 
Physiognomie  ausjresprochen  hat  in  den  Worten :  la  mente  del  domijiatore  delfc 
aeque  .coniparisi'e  o  piu  perturbata  eil  appassionata.  das  würde  von  den  luewt  b^- 
spriH'henen  Köpfen  gelten;  oppure  mostra  qualche  eosii  di  quella  malinconit  c* 
rimane  ove  hanno  cessato  le  ptTturbazioni :   malinconia   che  in  taute  rappresentoB« 


a     IW     II     S.  74  und  Vi  f. 

h    IM     II    S.   *H». 

o    .\nu.  dcW  Intl.  von  1>:>T    XX I\    p     IM*  J^q 


3.  DASJDEAL  DES  POdElDON.  255 

di  easeri  marini  dagli  artisti  antichi  ^  stata  espressa  a  maraviglia.  Tal  carattere 
«mYiene  appunto  al  dio  quando  si  8ta  in  riposo.  Diese  Poseidonköpfe,  vorweg 
deijeDige  der  lateranischen  Kolossalstatue  (Atlas  Taf.  XI.  No.  1  und  2)  zeigen  in 
der  That  eine  gewisse  Abspannung,  welche  als  das  Ergebniß  beschwichtigter  Leiden- 
sehaft,  nicht  als  dasjenige  ungestörten  Gleichgewichtes  im  Gemttth  erscheint. 

Eine  dritte  Art  von  Poseidonkdpfen ,  als  deren  Beispiele  hier  derjenige  der 
Albaiii*8ehen  Statuette  (Atlas  Taf.  XI.  No.  5]  und  derjenige  der  ersten  Dresdener 
SUtne  (Atlas  Taf.  XI.  No.  6]  genannt  sein  mögen,  unterscheidet  sich  von  irgend- 
welchen Zeusköpfen  durch  den  Ausdruck  mehr  oder  weniger  gespannter  Aufmerk- 
sunkeit,  mit  welcher  der  beobachtende  Blick  auf  einen  bestimmten  nähern  oder 
fernem  Gegenstand  gerichtet  ist.  Wir  werden  den  Gott,  dessen  Kopf  diesen  Aus- 
dnek  zeigt,  am  Meeresufer  oder  am  Hafeneingange  stehend  und  das  Treiben  der 
unter  seinem  Schutz  und  seiner  Herrschaft  stehenden  Menschen ,  der  an-  oder  ab- 
fahrenden Schiffe  flberwachend  denken  dürfen ;  verbindet  sich  hiermit  die  oben  näher 
beeehriebene  und  analysirte  Seemannsstellung,  so  werden  wir  nicht  verkennen  dürfen, 
Jiß  die  Art,  wie  Poseidon  in  diesen  Bildwerken  beobachtend ,  den  Blick  auf  ein 
eoneretes  irdisches  Object  fixirt,  dargestellt  ist,  ihn  einer  niedorn  und  beschränk- 
tem Sphäre  zuweist,  als  die  des  Zeus  ist,  dessen  Auge,  wie  es  uns  seine  schönsten 
Darstellungen  zeigen,  von  Himmelshöhen  herab  in's  Ungemessene  oder  auf  die  ganze 
a  sdnen  Fttßen  liegende  Welt  gerichtet  erscheint  und  dessen  Blicken  wir  daher 
haam  auf  irgend  einem  Punkte  zu  begegnen  vermögen. 

Wenn  es  endlich  Köpfe  des  Poseidon  giebt,  welche  die  im  Vorstehenden  an- 
S^enteten  feineren  Unterschiede  des  Ausdruckes  zwischen  ihm  und  Zeus  verwischen 
and  nur  durch  äußere  Kriterien  richtig  bestimmt  werden  können,  so  sind  diese  zum 
Theil  als  Arbeiten  untergeordneten  Hanges  zu  bezeichnen,  können  aber  auch  da, 
vo  sie  an  sich  sehr  schön  sind,  wie  z.  B.  auf  den  Münzen  von  Messana,  als  echte 
Chartkterköpfe  des  Meergottes  kaum  mehr  anerkannt  werden. 

Über  die  Merkmale  und  Bigenthümlichkeiten,  durch  welche  sich  Poseidon-  von 
2easkdpfen  in  den  Formen  unterscheiden,  ist  es  sehr  schwer,  GemeingiUiges  auf- 
astellen;  am  wenigsten  genügt,  was  bisher  von  einzelnen  Monumenten,  zumal  der 
ttdirgedachten  Büste  Chiaramonti  Abgeleitetes  in  dieser  Hinsicht  gesagt  worden  ist. 
Uberbliekt  man  die  ganze  Reihe  der  oben  (S.  253)  kategorienweiso  angeführten 
Mwren  Poseidonköpfe,  so  stößt  man  auf  die  größten  Verschiedenheiten.  Eine 
Aitthl  vortrefflicher  Köpfe  des  Meergottes  —  obenan  mögen  diejenigen  der  Statuen 
^  Bcherschell  (Atlas  Taf.  XI.  No.  3)  und  in  Madrid  (das.  No.  4)  genannt 
verdoi,  sind  in  den  Formen  merklich  weniger  edel,  als  irgendwelche  gute  Zeus- 
^fe;  ihre  Proportionen  sind  gedrungener,  die  Stirn  ist  niedriger,  die  Nase  breiter, 
te  Knochenbau  erscheint  derber,  besonders  im  Jochbein  kräftiger,  die  Weichtheile 
^egen  sich  in  stärkeren  Schwellungen  als  bei  den  feiner  modellirten  Köpfen  des 
2ea8.  Man  wird  bei  diesen  Poseidonköpfen  an  ein  Dichterwort  erinnert  und  fühlt 
^  versucht  zu  sagen :  sie  hat  Natur  aus  derberem  Stoff  gemacht.  Das  sind  ohne 
Zweifel  charakteristische  und  mit  idealer  Absicht  gewählte  und  durchgebildete  Züge, 
^her  sie  finden  sich  keineswegs  bei  allen  Poseidonköpfen  wieder;  das  grandiose 
palermitaner  Mosaik  z.  B.  und  das  große  Relief mcdaillon  von  Rimini  (Atlas  Taf.  XI. 
^0.8  u.  No.  7)  sind  in  den  Formen  durchaus  nicht  niedriger  gefaßt  als  Zeus 
^nd  wenn  nicht  insbesondere  das  erstore  Bild  zu  oberst   der   beigegebeno  Dreizack 

f>v^rhftck,  KnnRlmytholrtgifi  III.  17 


256      I.  HIST.  ÜBEB81CHT  ÜBER  D.  KÜNSTL.  ENTWICKEL.  DEB  GESTALT  DES  POSEIDON. 

bestimmte  nnd  dann  der  höchst  erregte  Ausdruck  von  irgendwelcher  uns  bekannten 
guten  Zeusdarstellnng   unterschiede,    würde   man   bei  seiner  Benennung  sich  kaum 
recht  sicher  ftthlen.     Bei  noch  anderen  Poseidonköpfen,  wie  z.  B.  dem  der  ersten 
dresdener  Statue  (Atlas  Taf.  XI.  No.  6),  welche  man  auch  kaum  weniger  edel,  als 
Zeusköpfe  nennen  kann,    findet  sich   gleichwohl  in  den  Formen,  besonders  in  den 
Weichtheilen  des  Gesichtes  jene  etwas  schärfere  Modellirung,  welche  uns  mehr  als 
das  falten-  und  furchenlose  Fleisch   der  Zeusköpfe   an  irdische  und  von  irdischen 
Einflüssen  angreifbare  Materie  erinnert;  es  sind  das  Gesichter,  welche  dem  Sonnen- 
brände   und  Wind    und  Wetter    ausgesetzt   gewesen.     Von    diesen  Poseidonköpfen 
kann  man  nicht,  wie  von  Zeusköpfen,  sagen,  daß  die  Jahrhunderte  über  sie  hinweg 
gegangen   sind,    ohne  ihre  Spuren   zu   hinterlassen;    es   fehlt   ihnen  eben  deshalb 
Etwas  von  der  gleichsam  bedingungslosen  Göttlichkeit  des  Zeus,  Poseidon  erscheint 
in  der  That  einer  niedem,  materiellem  Sphäre  des  Daseins  zugewiesen.    Am  aller- 
meisten gilt  dies  von  der  Büste  Chiaramonti  (Atlas  Taf.  XI.  No.  11  u.  12),  welche  aber 
grade  schon  deswegen  nicht  als  die  reine  Norm  des  Poseidonideales  betrachtet  werden 
kann.    Bei  ihr  fUUt  auch  am  meisten  das  unordentlicher  geworfene,  wie  feucht  hangende 
und  in  einzelnen  Strippen  an  einander  klebende  Haar  auf,  das  sich  jedoch  aaeh  mehr 
oder  weniger  an  anderen  Poseidonköpfen  wiederfindet,    aber  doch  kaum  so  durdi- 
gängig  und  kaum  so  bestimmt  ausgeprägt,  daß  man  berechtigt  wäre ,  wie  dies  bisher 
durchgängig  —  meistens  unter  dem  Eindrucke  der  Büste  Chiaramonti  —  geseheben 
ist,  wirrer  geworfenes  und  wie  feucht  dargestelltes  Haar  als  eines  der  am  meisten 
charakteristischen   Unterscheidungsmerkmale  des   Poseidon-  vom  Zeustypus    darzu- 
stellen.    Und   dasselbe  gilt  von   dem  Barte  des  Poseidon,    der  wohl   in  gewissen 
Exemplaren  dicker,  krauslockiger  erscheinen  mag,  als  an  gewissen  Zeusköpfen,  aber 
durchaus    nicht   durchgängig  in  der  angegebenen  Weise   sich  vom  Barte  des  Zeus 
unterscheidet.     Und  vollends^  von  der  Stimbildung  und  vom  Auge  —  abgesehn  vom 
Ausdrucke  —  wird  man  in  Betreff  der  Formen  durchgreifende  und  allgemdn  giltige 
Kriterien  zur  Unterscheidung  des  Poseidon  und  des  Zeus  gewissenhafterweise  niclit 
aufstellen  können,  womit  durchaus  nicht  gesagt  sein  soll,    daß  nicht  bei   manchen 
einzelnen  Exemplaren  in  den  Formen  auch  dieser  Theile  so  gut  wie  der  Nase,  der    ^ 
Wangen,  des  Haares  und  Bartes   sich   bald  dies,  bald  jenes  findet,  das  uns  niebl 
zweifeln  läßt,  um  welchen  der  beiden  Brüder  es  sich  handelt.     Allein  diese  fügen- 
thümlichkeiten  und   Merkmale   aufzusuchen    und  festzustellen   und  ihre  physiogMK^^ 
mische   und   ideale  Bedeutung  für  die  Nomenclatur  geltend   zu  machen,    maß 
Aufgabe  der  Einzelkritik   der  Exemplare  angesprochen  werden,   in  eine  G« 
summe  der  Charakteristik    lassen    sie   sich   als  unter'  sich    verschieden  nicht 
sammenfassen. 


1 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 

Die  erhaltenen  Monumente. 


VIERTES  CAPITEL. 

Die  bedeutendsten  Statuenköpfe  und  Büsten  des  Poseidon  und  die 

sonstigen  analogen  Monumente. 


Den  Ehrenplatz  an  der  Spitze  aller  hier  einschlagenden  Monumente,  welche 
naeh  Typen  zu  ordnen  sind,  weil  sich  eine  knnstgeschichtliche  Abfolge  unter  ihnen 
schwerlich  wird  aufstellen  lassen .  verdient  als  die  gewaltigste  unter  den  auf  uns 
gekommenen  Darstellungen  des  Meergottes  und  zugleich  eine,  besonders  im  Aus- 
dnick  in  hohem  Grade  charakteristische 

No.   1,   das  Brustbild  des  Poseidon   in  dem  im   Januar  1869   auf  der 
Piazza  della  Vittoria  zu  Palermo  gefundenen  und  noch  an  Ort  und  Stelle  befind- 
lichen großen  Mosaik  (s  Atlas  Taf.  XI.  No.  S)*^).     Hier   kann   es  sich   nur  um 
die  Darstellung  des  Gottes  ohne  Rücksicht  auf  ihren   etwaigen  Zusammenhang  mit 
den  abrigen  zahlreichen  Bildern   des   ganzen  Fußbodens  handeln ,   welchen  He}  de- 
ottnn  und  FOrster  übereinstimmend  und  wohl  mit  Recht  dem  Ende  des  ersten  oder 
Mtestens)     dem    Anfange    des    zweiten    Jahrhunderts    unserer    Zeitrechnung    zu- 
Khrdben.     Das  Brustbild    des   Poseidon    auf   diesem    sphärisch    achteckig   einge- 
holten ,   innerhalb  des  Rahmens  von  oben  nach  unten  und  von  rechts  nach  links 
0f96 "  großen  Felde,  erscheint  wie  von  einer  ganzen  Figur  des  Gottes ,    und  zwar 
^on  einer  heftig  bewegten  entnommen  zu  sein,  welche,  wenn  ganz  vorhanden,  in 
^r  Stellung   eine   mehr  als  blos  oberflächliche  Ähnlichkeit  mit  dem  Poseidon  im 
festlichen  Giebel   des  Parthenon  gehabt  haben   würde.     Dem   entspricht  bei  einer 
I^ten  Wendung  des  Körpers  nach  links  die  sehr  bestimmte  Drehung  des  Kopfes 
i^h  der  rechten  Seite  und  die  nicht  vollkommen  gleiche  Höhe  der  überaus  mäch- 
^^Sen  Schultern,    dem    entspricht  insbesondere  der   höchst  energische  und  erregte 
Oeaichtsansdruck  und  dem  widerspricht  nicht  die  Lage  des  ohnehin  gegenüber  den 
l^er  geschilderten  gewaltigen  Körperformen  etwas  kleinlichen  und  schw'ächlichen  Drei- 
'^ks,  der  schwerlich  überhaupt  als  von  dem  Gotte  gehalten  oder  gehandhabt  gedacht, 
andern  demselben,  wie  in  mehren  Münz-  und  Gemmenbildern,  als  ein  charakteri- 
^endes  Attribut  beigegeben  ist.     Daß   gleichwohl   nicht  an   die  Herleitung   dieses 


a)  Yergl.  über  das  Ganze  den   einganglichen  Bericht  von  Heydemann  in  der  Archaeol. 

^tung  von  1869.  8.   38  ff.,  Förster  im  Bull.  d.  Inst,  von  1870.  p.  8  sq. ;  die  Besprechung 

^^  Mosaiks  von  Springer   in   einer  Adunanz   des  Instituts   vom    16.  April  1860   (Bull.   1860. 

^*  136)  ist  nicht  abgedruckt..    Abgebildet  ist  der   ganze  Fußboden  zum   ersten   Male   nach 

^er  mir  von  Prof.  Cavallari  geschenkten  Photographie  in  den  Berichten  der  k.   Sachs.  Oes. 

^-  Wiss.  von   1873  zu  dem  Bericht  über  die  Sitzung  v.  12.  Dccembcr. 

\1* 


25S  II.  DIE  ERHALTENEN  UONUUKNTE. 

Brustbildes  oder  (Ig»  in  ihm  gegebenen  Typns  von  der  genannten  plastischen  1 
gedacht  wird,  brani'ht  kaum  gesagt  zu  werden;  mQsHig  würde  eu  aber  auch 
die  Situation  orinlhen  zu  wollen,  in  welcher  der  Rflnstler  «einen  Gott  gei 
oder  gebildet  hatte,  dem  der  palcrmitatier  Mosalci^t  dieses  Bild  entlehnte, 
der  Crlr  dasselbe  möglichen  Situationen  ist  eine  ganze  Reihe.  Nur  darauf  k< 
es  an,  daß  man  sich  eine  dramatische,  und  zwar  eine  lebhaft  bewegte  Sita 
fiberhnnpt  denke  and  deicn  Binfloß  auf  das  Idealbild  des  Gottes  in  AnB< 
bringe,  dessen  Ausdruck  ohne  dies  doch  auch  für  den  Gebieter  der  Wogen 
allzu  erregt  sein  uiüchte. 

Die  allgemeine  Formen  Verwandtschaft  des  hier  vorliegenden  Poseidon  tjpui 
demjenigen  des  Zeus  springt  in  die  Augen,  es  wird  daher  auch  weniger  d 
ankommen,  dieselbe,  als  innerhalb  derselben  die  charakteristischen  Verschiodenl; 
nachzuweisen.  Dieselben  beginnen  im  Haar  und  Barte.  Ein  so  kflhner  und  < 
uuruhigcr  Wurf  des  selir  langen  I.ockcnhaarea  wird  sich  kaum  bei  irgend 
Darstellung  des  Zous  wiederfinden  ;  am  meisten  Ähnlichkeit  hat  etwa  noch 
Ilaar  der  Ualbfigur  des  Zeus  im  Louvre  (Atlas  Taf  U.  Ko.  15  u.  tß),  welches  abe 
kürzer  und  weniger  wirr  ist.  Gern  mitchte  man  auch  noch  das  gleichsam 
durch  Nüsse  bewirkte  partienweise  Zusammenkleben  der  Poseidonlocken  in 
Mosaik  als  charakteristisch  gellend  macheu,  wie  man  dies  hei  der  osUenser  1 
im  Museo  Chinramonti  mehrfach  gethan  hat ;  indessen  ist  durch  die  Vcrgidc 
anderer  Köpfe  in  demselben  Mosaik  zweifelhaft,  wie  viel  von  der  Eigen tliUmUc 
der  Ilaarbildung  auf  Rechnung  bestimmter  Absicht  des  Kllnstlcrs  und  wie  \~ie 
diejenige  der  Technik  zu  setzen  ist.  GrÖßtontheils  der  letztern  wird  die  I 
des  Haares  zuzuschreiben  mm,  welche  aus  dem  Braunen  an  den  belichteten  Sl 
bis  fast  ins  Weißliche  spielt'') ,  da  der  Künstler  sich  desselben  Mittels  des 
steigens  ans  dunkelem  Localton  bei  der  Modellirung  des  Gesicht«s,  so  besui 
im  Nasenrllcken  und  in  dem  Stück  unter  den  Augen  sowie  bei  derjenigen  der  ! 
bedient  hat ;  als  charakteristisch  aber  darf  neben  der  großen  Ftllle  dos  llaarwuc 
welche  dem  ganzen  Kopf  in  der  That  etwas  Wildes  giubt,  die  in  krausen  Wt 
linien  abfließende  Lage  der  Lucken  und  die  kräftige  Niederkrflmmiing  einiger 
selben  gegen  die  Stirn  gelten,  Erscheinungen,  welche  diese  Ilaarbildung  von 
leichten  und  aufstrebenden  Wallen  der  Zeuslocken  wesentlich  unlerscheiden  und 
denen  die  Fülle  und  das  wirre  Gelock  des  Backen-  und  Kinnbartes  und  die  sl 
Bildung  des  sehr  starken  Scbnurbartes  in  vollkommenem  Einklänge  stehn,  wfth 
ttie  die  Verschiedenheiten  vom  Zeustypus  wesentlich  vermehren.  Diese  seum 
in  der  niedrigem  und  besonders  in  den  oberen  Theilen  schmalem  Stirn  fwl 
zu  ihnen  würde  man  vor  Allem  anch  die  Größe  der  scharf  nach  rechts  hiublicl 
den  Augen  rechnen  mllssen,  wenn  diese,  an  sich  etwas  Übertrieben,  alt  f(X 
charakteristisch  aufgefaßt  werden  durfte  und  nicht  in  Verbindung  mit  dem,  i 
nur  unter  diesem  Gesichtspunkte  zu  beurteilenden ,  entschieden  gefiffneten  Jfn 
wesentlich  als  Trflgorin  des  sehr  erh'gten  Ausdruckes  erschiene,  obgcsehn  d»* 
daß  sie,  wie  andere  KOpfe  demselben  Mosaiks,  bcsoniters  der  des  Uelius,  bewvi« 


>)  Herdeminn-a  Worto  e 
Srliaum  der  Wngen  deutend ;} 
'lliHtiuH'hr  nicht  gpnau  nieder. 


t'ißliche   BiM  J 


4.  DIE  BKDEUTENDSTfiN  8TATUENKÖPFK  UND  BÜSTEN  DES  POSEIDON.  259 

ZQ  den  stilistischen  Eigenthümlichkeiten  des  Mosalfcisten  (oder  seiner  Periode)  ^)  ge- 
hdren.  Im  schönsten  Einklänge  mit  dem  starken  Anfbau  des  ganzen  Kopfes  steht 
^e  sehr  kräflig  gebildete,  aber  Nichts  weniger  als  fein  gezeichnete  Nase  und  die 
breite  Anlage  der  Jochbeine,  nicht  minder  der  ttberans  kräftige  Hals,  der  in  Schnl- 
tern  und  eine  Brust  von  seltener  Gewaltigkeit,    ein   richtiges  oTSpvov  [loasiSawvoc 

m 

hiDttberftlhrt,  dem  gegenüber  der  ganze  Kopf  mit  alier  seiner  Haarmasse  beinahe 
zu  klein  erscheint. 

Bei  sehr  großer  Verschiedenheit,  ja  Gegensätzlichkeit  im  Ausdruck  hat  von 
allen  plastischen  Darstellungen  des  Poseidon  mit  dem  palermitaner  Mosaik  in  den 
Formen  die  relativ  größte  Verwandtschaft: 

No.  2,  der  Kopf  der  Kolossalstatue  im  Lateran  (s.  Atlas  Taf.  XI.  No.  l  u.  2)  ^). 
Der  heftigen  Erregtheit  im  Ausdrucke  des  palermitaner  Brustbildes  gegenüber  herrscht 
in  dem  Kopfe  des  lateranischen  Poseidon  die  vollkommenste  Ruhe ,  ja,  wie  schon 
früher  (s.  S.  255)  hervorgehoben  worden  ist,  eine  gewisse  Abspannung,  welche  sich 
besooders  in  Form  und  Stellung  der  Augen  und  im  Munde  geltend  macht,  die 
aber  so  wenig  von  der  himmlischen  und  selbstgenngsamen  Ruhe  der  Zeusphysio- 
pomie  au  sich  hat,  daß  man  sie  ganz  füglich  als  aus  der  leidenschaftlichen  Erregung 
hervorgegangen  oder  nachgeblieben  denken  kann ,  welche  uns  das  palermitaner 
Mosaik  vor  die  Augen  stellt.  Und  lomit  ist  auch  in  dem  ganz  entgegengesetzten 
Aoadrucke  der  beiden  Monumente  im  Grunde  nichts  Widersprechendes  und  gewiß 
Nichts,  das  uns  bei  dem  einen  und  dem  andern  Kunstwerk  an  die  Darstellung 
eines  verschiedenen  Idealwesens  zu  denken  nöthigte.  Die  Formenähnlichkeit  beider 
Denkmäler  aber  besteht  zu  oberst  in  der  beiden  gemeinsamen  Anlage  des  ganzen 
Kopfes  mit  seinem  ziemlich  länglichen  Oval,  welchem  die  ungleich  gedrungeneren 
nnd  breiteren  Formen  einer  andern  kleinen  Gruppe  von  Poseidonköpfen  (s.  unten 
%.  3 — 5)  gegenüberstehn ,  sie  findet  sich  demnächst,  wenn  man  nur  die  Ver- 
schiedenheit in  den  Darstellungsmitteln  der  Malerei  (des  Mosaiks)  und  der  statua- 
rischen Plastik  recht  erwägt,  in  der  Gestaltung  der  Haare  wieder.  Hier ,  bei  dem 
^taenkopfe  wie  dort  bildet  das  Haar  eine  sehr  bedeutende  Masse,  welche  aller- 
<ling8  im  Mosaik  in  lockerere  Partien  aufgelöst  und  zertheilt  ist,  hier  compacter 
und  weniger  wellig,  in  der  That  wie  »von  der  Meeresfeuchte  durchzogen«  (Braun) 
«neheint  und  sich  hierin  von  dem  leichten  Wallen  und  Aufstreben  des  Zeushaares 
in  charakteristischer  Weise  unterscheidet.  Allerdings  ist  das  Haar  auch  bei  diesem 
Kopfe  Aber  der  Stirn  in  einer  beträchtlichen  Masse  erhoben,  allein  es  ist  in  dem- 
^Iben  nicht  jenes  elastische  Aufbäumen  ausgedrückt,  welches  dem  Wurfe  des  Zeus- 
^res  eigen  ist,  sondern  die  sämmtlichen  Linien  dieses  Haares  haben  eine  wesent- 
lich hangende,  abfließende  Richtung,  wobei  eiue  von  der  rechten  Seite  des  Kopfes 
^h  der  linken  hinflbergeführte  Locke,  deren  Coutour  sich,  wie  die  Verfasser  des 

a)  Bekanntlich  kehrt  dieselbe  EigenthQmlichkeit  in  nicht  wenigen  pompejanischen 
^«Qdgemälden  wieder. 

b)  S.  Benndorf  u.  Schöne,  Die  ant.  Bildwerke  des  lateranens.  Museums  S.  182  f.  No.  2S7. 
**h^b.  ist  die  ganze  Statue,  über  welche  das  VI.  Cap.  No.  1  zu  vergleichen,  ohne  alle  Er- 
^^ungen  b.  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  IV.  pl.  744.  No.  1797,  in  ihrem  jetzigen  Zustande  b. 
^^^racci,  Mon.  del  Museo  Laterancnse  tav.  22.  vgl.  p.  33,  besprochen  von  E.  Braun, 
"^en  u.  Mus.  Roms  S.  739  f.  No.  10.  Der  Kopf  für  sich  ist  im  Atlas  a.  a.  O.  zum  ersten 
^^  in  größerem  Maßstab   und  in   zwei  Ansichten   publicirt.     Ergänzt  sind  in  ihm  die  Nase 

^^  ganz  und  einige,  aber  nicht  wesentliche  Stücke  in  den  Haaren  und  im  Barte. 


11.  DIE  EllUAJ.TENl:!;  MU.VLIMh:NTli. 

Nu.  4,  tluni  Kopfe  der  Statne  in  Uadrid  b.  Atlas  Taf.  XI.  No.  4|  'J .  Wflcbt 
IIUl)U(.'r  &.  u.  Ü.  uiit  Reulit  als  eine  nicht  Ubele  Arbeit  der  ecliou  inauiorirleu  Kpochc 
chiU'akteriäirt.  Wunii  er  aber  bluzofUgt :  »nach  Dicht  eeUenem  Vorbilde  o,  eu  ist 
das  Dur  dann  ricüti(j,  wenn  man  in  Betreff  der  ganzen  Statue  an  Figuren  außer- 
halb dea  Kj'eiäed  der  Püseidundar:itelluiigen ,  namentlich  aber  au  Zeusß^reu  der 
VI,  Classe,  i>.  Uruppe  der  atatuariaclieu  ZeuHdaretellungen^i  denkt  und  wenn  HuhDer 
einige  Zeilen  vurher  iu  Bcireff  des  Kopfes  «agt;  »Der  Kopf  ist  alt  und  ron  i^uter 
Arbeit;  Haar  und  Hart  sind  stark  geringelt,  im  Übrigen  ist  der  Ktipf  dem  Jupitei- 
typua  sehr  fthnlicbo,  so  wird  mau  dein  Letztern  in  keiuer  Weiae  beiiiHichteu 
können .  ca  sei  denn ,  man  beachräukte  die  Äliulichkeit  auf  den  eialen  durch  die 
roichlockige  Haarniasse  und  den  Bart  beälimmten  Rindruck,  dcun  die  Phyaioguomie 
selbst  ist    faät  in    allen  Thcilcn    von    der    irgend  eines  halbwogis  charakteriati&chca  ■ 

Zeuxkopfes  selir   verschieden.     Was  aber  zunächst  die  über  dem  Vüiderkupfe  sehr       H 
hoch  aufgebaute,   QbeiUaupt  sehr  bedeuteudo  und  stark   gekräuselte  Ilaannasau  an-        ^ 
langt,  muß  man  eich  htlten,  das,    was  in   ilirer  Darstellung  dem  Stile  der  »schon 
mauierirten  Epoche«,  offenbar  derjenigen  der  Autoniue,  angeliört,   mit  einer  Ideal- 
absicht  des  Künstlers   zu    verwechseln.      &'icht    als  ob  die  sehr  mannigfaltigen  und 
scharfen,   auch  meistens  niederwärts  gewandten  Krümmungen  dieser  Locken  von  dem 
Künstler  absichtslos  und  ohne  Bcwußtseiu  dcsseu,  was  er  vergegeuwärtigcu  wolll«, 
nämlich  uffenhar  dickes  und  hartes  schwarzes  llaar,   angelegt  und  ausgeführt  wor- 
den wären,   wohl   aber  indem   man   die    sehr  grolle   Unruhe  und   Zerthoiliug  von 
llaar  und  Bart  auf  Keebnuug  der  Manier   der  Epoche   und  der   iu   ihr  gebrincb- 
lioheu  Ubermltßigen  Anwendung  des  Bohrers  setzt.     Zieht  mau  das  ab,  was  in  dem 
Uaare  des  madrider  Poseidon  dieser  technischen  Behandlung  angehört,  so  wird  man 
denselben  auch  in  diesem  Stttcke  der  schorsebeller  Statue  verwandter  finden,   als  c» 
auf  den  ersten  Blick  scheinen  mag.     Verwandt  sind  beide  Köpfe  femer  in  der  An- 
lage der  Stirn,  namentlich  in  der  sehr  kräftigen  Behandluug  der  ttber  den  Brauen     .^ 
stark  vorgewölbten  Unterstim,  nur  daß  die  ganze  Stirn  des  madrider  Poseidon,  gau  .^^i 
besonders   aber   ihr    oberes   Stück,    zunächst   dem   Uaar   in    der  That    bedeul«iid^Sd 
niedriger  ist  als  diejenige  des  Kopfes  vou  Scherschell.     Dieselben  kurzen  nnd  gc     —  .^ 
drungcncn  PruporÜonon    zeigen   Nase  und  Wangen.     Denn,   wenugloich   dio  Naa^^^ 
zum  größten  Thcil  ergänzt  ist  und  man  uicht  dafür  cinstelin  kann,  daß  der  urtikM^^u 
Künstler  ilire  Spitze  eben  so  grob   und  kolbig  gemacht  haben  wUrde,  wie  dur  I 
slaiirntor  os  gethan  hat,   so  weist  doch  das  erhaltene  Stllck  des  UUckcns  au 
der  Wurzel  aiLf  eine  sehr  kräftige  Bildung  unwiderleglich  hin  und  fhou  i 
wird    eine   grJIßcre   Länge    durch    die   g«gebene  Dimension    bis    zum  Ansatz« 
Sclmurbartes  unmöglich  gemacht.    Sonderlich  weit  kann  also  der  Krgäuzor  vuo  d- 
Absicht  des  antiken  Künstlers  in  der  Naseubildung  gar  nicht  abgewichen 
dies  wird  auch  uoch  durch  die  Gestaltung  der  Wangen  belegt,    bei  denen  diu  kiü 
tigc  Hervorhebung   des  KnochcngerUates    (des  Jochbeines)    zumal    in   der  Protilha 


■I  Uabiicr,  Diu  nuI.  Bildwerke  in  Hiidrid  S.  41.  Nu.   14;   die   gaate  Suiuo  Ut  ahc 
l>,    Clane,    Mu>.    da  iculpt.  IV,  pl.  74tl  C.   Nu.   l7UIi  B..    vcrgl.    uulcn    Cap.    VI.    No,         I- 
Aui'h  divMi  Kopf  wild  hlot  zum  vntvn  llnle    auf  *liruntllagc   der  niutoguphin   in  gtOl>r^«B 
Mtdistaho  jiubliciit,     EigUuit  int  iu  denisvlben.  di«  Nase  bis  auf  diu  Wund   und  ein  Usina 
Stock  dos  Unvkcru, 

b]   a.   Band  U.  S.   147  r 


4.  DI£  BEDEUTENDSTEN  STATUENKÖPFE  UND  BÜSTEN  DES  i'OSElDON.  261 

auch  bei  einigen  Zeosköpfen  '^j  der  Fall  ist  —  frei  läßt,  verräth  Dameutlicli  in  den 
Loeken   unter  dem  KJnn  und  jm  Schnurbart  diese  energische  KrQmmungstendenz 
starren  dunklen  Haares.     Die  sehr   mannigfaltig  modeltirte  und   in   ihrer  horizon- 
talen Zweitheiligkeit  an  Ähnliches    bei  Zeus  erinnernde  Stirn  ist  an  sich  und  ge- 
messen nicht  niedrig  zu  nennen,  macht  aber  doch  den  Eindruck  als  wäre  sie  dies, 
was  daran  liegt,  daß  der  untere  stark  vorspringende  Theil  über  den  scharf  abge- 
setzten  obem   Theil    so    entschieden    überwiegt.     Darin    liegt    aber    zugleich    der 
eharakteristische  Unterschied   von  der  analog  gebildeten  Zeusstim,   wo  diese  gut 
ausgefUurt  ist,   indem   bei  dieser  dem   kräftigen   untern  Theile  als   dem  Sitze  der 
Willensenergie  ein  klar  aufstrebender  oberer  als  der  Sitz  der  Gedanken  entspricht. 
Viel  mehr,  als  einer  normalen  Zeusstim  ähnelt  deshalb  die  unseres  Poseidon  der- 
jenigen des  Herakles  in  einer  Reihe  seiner  schönsten  und  am  besten  charakterisirten 
Oarstellnngen  und  besonders   bemerkt  werden  wollen  in  dieser  Beziehung  noch  die 
beiden  Aber  der  Nasenwurisel  dreieckig  zusammen  laufenden  Falten,  welche,  durch 
das  Brauenrunzeln  entstanden,   nicht  allein  das  Finstere  in  dem  Ausdrucke  dieses 
Kopfes   wesentlich   mit  bestimmen,    sondern   an  irdische  Mühsal  unwillkürlich   er- 
imnem.     Bei  irgend  einem  guten  Zeuskopfe  wird  man  trotz  der  höchsten  Beweg- 
lichkeit der  Brauenlinie   diesen  kleinen,   aber   höchst  charakteristischen  Zug  ver- 
^ebeHs  suchen,    nur  derjenige   in  Parma   (Atlas  Taf.  H.  No.  9  und  10)  hat   eine 
.Andeutung  desselben,  aber  grade  von  diesem  Kopf  ist  auch  schon  früher^]  hervor- 
gehoben worden,  »daß,   wenn  (auch   aus  anderen  Gründen)  bei  irgend   einer  Zens 
S'^i^^^i^ton  Büste  der  Gedanke  an  Poseidon  nahe  liegt,  dies  bei  dem  Kopf  in  Parma 
der  Fall  ist«.     Die  Verwandtschaft  mit  dem  Heraklestypus   aber   beschränkt  sich 
xmieht  auf  die  Stirabildung;   sieht  man  von   dem  dem  Herakles   nicht  zustehenden 
langen  Haar  ab,  so  würden  sehr  geringe  Veränderungen  nöthig  sein,  um  aus  diesem 
Poseidonkopf  einen  Herakleskopf  zu   machen ,  ja  mit  diesem  Gesichte  würde  sich 
das  kurze  herakleYsche  Haar  gar  wohl  verbinden  lassen,  während  die  gleiche  Com- 
bination   bei   einem  guten  Zeuskopf  eine   Unmöglichkeit  ist.     Gänzlich    heraklel'sch 
eneheint,   was  von  der  kräftigen  aber  nicht  eben  fein  gezeichneten  Nase  erhalten 
ist,  und  die  Bildung  der  Wangen;  die  tiefen  Falten,  mit  welchen  sich  diese  gegen 
den  Schnurbart  und  nach  oben  gegen  die  unteren  Augenlider  absetzen  und  die  mit 
i«Ben  leichten  Falten  über  der  Nasenwurzel  im  besten  Einklänge  stehn,  geben  dem 
K(^f  etwas  entschieden  Materielleres,  als  es  irgend  ein  guter  Zeuskopf  zeigt,  wäh- 
i^d  auch  in  der  vollen,  ja  etwas  dicken  Unterlippe  man  kann  nicht  sagen  etwas 
Similiehes,  wohl  aber  wiederum  ein  Zug  liegt,  welcher  uns  gegenüber  dem  ungleich 
^«aer  gezeichneten    Munde    guter    und    mustergiltiger   Zeusköpfe    an    materiellere 
Existenzbedingungen  des  hier  geschilderten  Wesens  mahnt,   als   an  welche  der  im 
Aether  thronende  Götterkönig  gebunden  ist.     Schon  dieser  Kopf  ist  also  wohl  ge- 
^et,  die  oben  (S.  255)  ausgesprochenen  Bemerkungen  über  den  derbem  Stoff,  aus 
^  Poseidon  gemacht  ist,  zu  rechtfertigen,  während   die  Art ,   wie  der  Mund  ge- 
^Aiet  ist,  in  Verbindung  mit  dem   etwas   starren  Blicke  der  Augen  besonders  den 
Ausdruck  verhaltener  Leidenschaft  bedingt,    von   dem   am  Eingange  geredet  wor- 
den ist. 

Noch  um  einen  beträchtlichen  Grad  weniger  edel  erscheint  der  Gott  in 

a)  Vergl.  Bd.  II.  S.  81   (No.  12),  82  (No.  13),  86  (No.  14),  87  (No.  15). 

b)  Bd.  II.  S.  85. 


'2(;i 


u. 


i  tllll.VLTKN t:N  MONUMENTE. 


I^roßttii  llaHtpaitiu  »n  d»r  rochten  Suite  tibgebrocbeii  wäre.  Diu  weder  mit^ 
Krause  noch  mit  einer  Taonie  gosuItuiUckteii  Haare  »ind  in  ihren  vorderen  Lock« 
»ehr  tief,  mannigralUg  und  sorgfültig  auBgoarbeitot,  seitlich  und  nach  hinten  nngleic 
roher  und  uberfl&cblicher  ausgefillirt ,  wie  denn  der  ganze  Ki>pr  entschieden  ni 
fllr  die  Vorderansicht  beätiujrot  ist.  Der  sehr  dicke  und  diclite,  kranslockigc  n 
iiuch  im  Sebnurbart  höchst  energisch  gekrümmte  Bait  ladot  nach  vom  gcwaltl 
aus ,  Beibat  weiter  als  die  Naaenspilze  vorgegangen  sein  kann.  Die  Naae ,  Obi 
deren  Wurzel  eine  leichte  Andautung  von  llunzelfalten  —  vergleiche  den  Kopf  v< 
Scherschell  —  gegeben  ist,  hebt  gleich  im  obern  'l'heil  ihres  Kllckeua  sehr  breit  ai 
iat.  aber  besonders  m  den  NUstcrn  von  außergewßhniiclier  Breite.  Der  leicht  gi 
öffnete  Mond  ist,  der  Nase  entsprechend,  groß  und  hat  anlTallcnd  wnlstige,  atarl 
Lippen.  Das  Ohr  liegt  ganz  unter  dem  Haar,  ist  aber  von  vom  bis  znr  Oh 
iiffnuog  sichtbar ;  hinter  ihm  und  dann  weiter  nach  hinten  hangen  mehre  hmge  ai 
dicke  Ijock  CD  strippen  herab.  Von  hinten  gesehn  macht  das  Haar  den  Eindmcl 
üls  habe  ein  ganz  schmales  Hand  in  demselben  gelegen,  da  ea  nicht  hoch  Über  de 
Nackenansatz  eine  kleine  scharfe  Einziehung  hat,  doch  Ist  ein  solches  Band  k«i 
notbwendige  Voraussetznng  und  von  Bohrlöchern  zu  seiner  Befestigung  keine  8pi 
vorhanden.  Der  Schädel  im  Profil  gesehu  ist  groß  und  kräftig  atiegehildot,  ab< 
in  seiner  Wölbung  durchaus  nicht  schön,  elier  musaig  und  pinmp  zn  ncnnei 
WAS  wohl  auch  bei  demjenigen  des  Kopfes  von  ticberschell  zutreffen  wird.  Di 
Forme nchar akter  des  Kopfes  bestimmt  wesentlich  mit  die  Breite  des  Joehbeine«  ui 
die  noch  größere  auf  dem  Punkte,  wo,  entsprechend  dem  Bartansatze,  der  Ünte 
kiefer  beginnt  und  der  Kaumuskel  liegt.  Hier  ist  die  größt",  in  der  Slirn  die  5 
riugste  Breitendimension  des  ganzen  Kopfes.  Der  Gesammtcharakter  der  gan» 
Physiognomie  ist  trotzige  Kraft,  aber  ohne  beaunders  hervortretende  psychiacl 
Erregung.  Zweifelhaft  ist  die  <iualifät  dca  Marmore,  der  ein  schönes  großea  Koi 
zeigt,  aber  nicht  uubezweifclbar  parischer.  nur  gewiß  kein  gewöbniichor  italiKbi 
zu  sein  scheint;  die  Arbeit  dagegen  ist  ganz  entschieden  römisch  and  gaas  nt 
gar  auf  den  Effect  berechnet.  Demgemäß  sind  alle  Tiefen  eigcnthUmlich  tief  au 
geholt,  so  in  den  Augenwinkeln,  im  Absätze  des  Augapfels  gegen  die  Uder, 
dem  Alund,  in  einer  starken  Uatersehueidung  der  Unterlippe,  ganz  beBonder»  ab 
natürlich  in  den  Hsiireo.  Der  gewollte  Effect  ist,  das  muß  man  gestehn.  beste 
erreicht,  das  Ganze  wirkt  entschieden  und  bedeutend,  aber  die  Mittel  sind  virto 
raffinirt  und  fern  von  aller  Grjüße  und  Seblichlheit.  Der  Kopf  ist  in  der  Neapel 
Romana.  nicht  fem  nördlich  vom  Amphitheater  gefunden  worden.» 

Was  nun  endlich  die  Taufe  dieses  Kopfes  anlangt ,  wird  man  kxnin  so  w 
gchn  mögen,  ihm  den  Zcusnaiuen,  den  er  bisher  an  Ort  und  Stelle  aod  ia  € 
Photographie  trügt,  unbedingt  abzusprechen;  fllr  ihn  laßt  sich  bestindttn  d 
schiene  und  lichtvolle  Auge  und  eine  gewia»e  allgemeine  Vomehmigkcit  plta 
machen.  Schwerlieh  aber  wird  man  einen  guten  Zeuskopf  ^  und  nur  nüt  gvti 
Arbeiten  kann  man  ein  so  bedeutenilea  Werk  voll  klar  bestimmli-r  kamÜfiUfi" 
Absicht  vergleichen  —  schwerlidi  wird  man  einen  guten  Zeuakopf  Sadea.  » 
welchem  dieser  auch  nur  so  weit  zusammenstimmte ,  wie  besonders  mit  dem  fot» 
donkopfe  der  schorscheller  Statue,  ja  es  scheint  unbestreitbar,  daß  dieser  Kopf  wh« 
den  B&mmtlichen  Zeusköpfen  der  IL  Atlast&fel  einen  cigenthUmlich  fremdartij« 
jedenfalls    fremdartigem    Eindruck    macht ,    als    neben    den    Poieidonköpfen   '•''' 


4.   DIE  BEDEUTENDSTEN  STATÜENKÖPFE  UND  BÜSTEN  DES  POSEIDON.  265 

XI.  Tafel.  Was  sich  für  den  PoseidoDnameii  in  den  Formen  geltend  machen  läßt,  die 
Art  des  Haarwurfes,    der  Charakter   der  Stirnbildung,   die  Breite    der  Nase,   des 
Jochbeins,  des  Unterkiefers,  die  Wulstigkeit  der  Lippen,  das  ist,  ohne  die  Anwen- 
dung in  machen,  bereits  oben  hervorgehoben  worden;    genügt  dies  nicht,   die  hier 
vorgeschlagene  Nomenclatnr   gegenüber   der    bis  jetzt  üblichen  als    unbedingt    und 
allem  berechtigt  anzusprechen,  so  wird  es  doch  jedenfalls  genügen,  um  es  zu  recht- 
fertigen  y    daß   dieses  merkwürdige  Monument  frageweise   eben  hier  eingereiht  und 
den  Fachgenossen  im  Zusammenhange  der  sicheren  Poseidondarstellungen  zur  weitern 
Prüfung  vorgelegt  worden  ist.     Schließlich  sei  noch  bemerkt,  daß  weder  die  nicht 
eben  schönen  und  bedeutenden  Poseidonköpfe  auf  syrakusaner  Erzmüuzen  noch  die 
viel  schöneren  auf  Münzen  Hierons  H.    (s.  Münztafel  V.  No.  12)    sich   mit    diesem 
Kopfe  vergleichen  lassen,  daß  derselbe  aber  von  Zeusköpfen  auf  Münzen  derselben 
Stadt,  zumal  von  dem  schönsten,  der  Bd.  H.  Münztafel  I.  No.  17,  und  demjenigen 
des  Eleutherios,  der  das.   Münztafel  UI.  No.  13  und  14  in  zwei  Varianten  mitge- 
theilt  ist ,    noch   merklich  weiter  absteht ,    so  daß   sich   durch  Vergleichung  dieser 
Typen  hier  schwerlich  eine  Entscheidung  wird  gewinnen  lassen. 
Zu  derselben  kleinen  Gruppe  von  Monumenten  kann  man 
No.  6,  den  Kopf  der  Poseidonstatuette  in   der  Vorhalle  des  Cafdhauses   der 
Villa  Albani  in  Rom  (s.  Atlas  Taf.  XI.  No.  5)  ^)  den  Formen  nach  rechnen,  wäh- 
rend derselbe  im  Ausdrucke   dem  als  No.  7  folgenden  Kopfe  der  ersten  dresdener 
Poseidonstatue  näher  steht  oder  wenigstens  zu  demselben  von  den  vorher  betrach- 
teten Monumenten  einen  Übergang   bildet.     Mit   diesen    hat    das    interessante    und 
charaktervolle  Albani' sehe  Köpfchen  zunächst  die  überaus  reiche  und  dicke  Haar- 
tracht gemein,  nur  daß  diese  in  größeren  Massen  behandelt,   weniger  zertheilt  ist, 
als  namentlich   bei  dem  Kopfe   der  madrider  Statue   und    dem    syrakusaner  ;    die 
Neigung  der  Stimlocken  zu  einer  abwärtigen  Krümmung  findet   sich  dagegen  auch 
hier  und  der  überaus  volle  Bart  ist  so  krauslockig  wie  derjenige  irgend  eines  guten 
Poseidonkopfes.     In  der  energisch  zweitheiligen  Stirn  ist  der  obere,  aufsteigende 
Theil  etwas  höher  als   bei  den  drei  vorher  behandelten  Köpfen,  welchen  dagegen 
die  kräftige  untere  Protuberanz,    sowie,    in  Übereinstimmung  hiermit,   die  faltige 
Modellirung  der  Weichtheile  in  der  Wange,  zumal  unter  dem  Auge,  durchaus  ent- 
spricht.    Ähnliches  gilt  von  der  etwas   kolbigen  Nase  und  von  dem  ziemlich  be- 
trichtüch  und   wie   in  innerer  Erregung  geöffneten  Munde,  welcher  im  Zusammen- 
tue mit  dem  emen  nicht  zu  nahen  Gegenstand  scharf  fixirenden  Auge  dem  ganzen 
^tütz  seinen  bewegten  Ausdruck  und  seinen  energischen  Charakter  verleiht.     Es 
^delt  sich  hierbei  nicht  —  wie  in  dem   palermitaner  Mosaik  —  um  eine  augen- 
hlicklieh  hervortretende  leidenschaftliche  Erregung  des  Gottes ,  ein  grade  jetzt  ge- 
sprochenes  oder  gedachtes  »quos   ego!«  wohl  aber  macht  der  Kopf,  allerdings  in 
Verbindung   mit  der  Stellung  des  Körpers  den  Eindruck,  als  überschaue  der  Gott 
Bern  bewegtes  Wellenreich  mit  dem  Gefühl  und  Bewußtsein,  daß  sein  persönliches 
Eingreifen  und  ein  gebieterisches  Machtwort  in  jedem  nächsten  Augenblicke  nöthig 
werden  möchte.     Und  grade  dieser  Ausdruck  in  Verbindung  mit  den  sehr  bestimmt 
gestalteten  Formen   macht  diesen  Kopf  vor  manchen   anderen  zu   einem   sehr  be- 
•«htenswerthen  Muster  des  Poseidontypus. 


b)  Unedirt,  vergl.  unten  Cap.  VI.  No.  3. 


2(>U  11.  DIE  ERHALTENEN  MONCMENTE. 

IVr  scharf  beubachWiide  Fernblick  dieses  Kopfes  wiederholt  sich  m 

No.  7  ,  dem  Kopfe  der  ersten  dresdener  Poseidonstatae  (s.  Atlas  Taf.  XI. 
No.  6'*.  nur  daß  dieser  Blick,  sowie  der  Ansdrack  des  ganzen  Kopfes  hier  ein 
durchaus  ruhiger  ist.  Spiegelt  sich  in  dem  Antlitae  des  Albani*schen  Kopfes  der 
Überblick  des  Gottes  über  ein  wc^nd  aufgeregtes  Meer,  so  kann  man  sich  den 
dresdener  Poseidon  nur  als  die  glatte,  lichte  Meeresfliche  und  das  Treiben  der 
Menschen  und  ihrer  Schiffe  auf  derselben  flberbliekend  denken.  Anlangend  die 
Formen  kehrt  das  starke  und  volle  Poseidonhaar  auch  hier  wieder,  doch  ist  das- 
selbe mn^h  schlichter  gehalten,  als  bei  dem  Albanfschen  Kopfe  und  hat  in  der  That 
Kiwas  von  dem  l'harakter  des  Feuchten  und  Abfließenden,  womit  die  Behandlung 
den  duri'h  (tln'rmjlßige  Anmendung  des  Bohrers,  die  «ch  hier  und  da  auch  un  Haare 
gellend  luaelit«  sehr  tertheilien  und  doch  nicht  energisch  krauslockigen  Bartes  nicht 
i^H'hl  suüammenjreht.  IVch  ist  dies  Sache  des  spaten  Stiles  des  Monumentes.  Der 
i)i^iektM^\|uis  ist  durchaus  edel  und  unterscheidet  sich  von  mehren  anderen  Dar- 
»lelliiu^^u  des  lu>ttx>s  durch  eine  gemnsse  Magerikeit  und  Schärfe  der  Formen  in 
\  ivrbiiului\^  mit  >fceui^r  kr&Aiger  Modellimng  der  ziemlich  hohen  und  klaren  SÜm 
und  duieh  eiwo  sehr  leine  iivs:ahung  der  Sase,  während  dagegen  die  Behandlung 
der  Weicliiheile  um  das  Augv  und  in  der  Wange  derjenigen  in  anderen  Poseidra- 
koplVu  luhe  stt^t.  Sehr  scK^  ist  das  mcht  große,  aber  scharf  und  fest  blickende 
Auge  g^lüldet.  durch  >feWch«s.  wieder  in  Verbindung  und  m  Cberdnstimmung  mit 
dem  gaiu  ^^ohKxs:(>ei»eji  Munde  der  phy^ogiKMnisdie  Charakter  des  Kopfes  am  meisten 
U'atiuiiul  und  »ein  l  ute4^h:<^3  von  einem  €^n  so  gut  gefaßten  Zeuskopfe  be- 
^rnudet  >hird 

Mit  diesem  M^^tu^issieiiiv'  sind  die  sicheren  und  zugleich  Charakteri- 
stik'heu  t\^>klKMik\^)^it>  ^>£;<n  Maßstabes  so  uemüch  erschöpft.  Freilich 
laßt  ^eh 

No.  N  das  ^I\^6^^  Me^UiU\«^e^ef  am  Augustusbogen  zu  Rimini  s.  Atlas  Taf.  XI. 
No,   :  ^    al>  IVwidvMftkei^f  ^tru^Vx  der  auf  dem  Rahmen  angebnchten  Attribute, 
Urvuack   und  IV^i^ia.   t^j;^;^-5i  ax-is  bexwvtfefai.   eine  andere  Frage  aber  Ist,  ob 
man  diesen  allerxli^a:*s  iu)^i\v>;inies  X9si  ^»^^«en  Kopf  als  ein  gutes  Mnstn  dos  Po- 
:ieKK'iit\  |ms  ¥iiU  anerkennen  ctmn      l\»s  Uaar.  welches  allerdings  an  den  normal— 
54en  l\<le^^idvUlk\H^Vn  iÄi:i>er  u;^^^^:  vver  wni^icf  wich  entwickelt  ist,   erscheint  hien 
in   fast  ttt^rute^ener  Maää4^ä^'^kr:t  uk:    dabei   in   einer  Kühnheit  des  Empor— 
stn^bens   und  einer  t^iv^Ä«  Be^xr^iheis   ivvkkw  FftDe.   wekhe  sdbst  die  von 
teehuiscKen  BehandhjLo^   ^enutä^J^  IHr^ctrilu^   des  llaarcs   an   dem   pnlenut 
Mo<sukkv>(4  a6erb««et.  :ei  Kr^rc^e  $»&»Bar:>ciber  KSdangn  aber  nicht  ihn»  Glei 
hat.     Ferner  %ir>i  %ofel  N>fiaa»i  aaä^itn   oe  sowv^l  breite  wie  klar  an&trcbi 
und  auf  thrvr  gauen  H:h^.  wc  der  Na^a^xrwl  l»s  zum  Hiinnsati  in  dcrMt^ 


A    HtfRZLtfr.  Ihe  Kilviwvri;?  i^c  k    v->rX>^f,^f.ff-'>^—nf  «:t  l>z«sd«a«  2.  And.  S,  71.  Xo.  3^^-       ^ 
▼«xxL  -isÄe  Ca?    VI    N»  ♦.     iv^  ^l:--  N:;iri;?  i»3  Ai««t    iz  Reck«»  AugMteiim  T*f .  4T     ^ 
'"^^  CUnc      M:u«:«  i<  scaljc  ?:   ^U  N,v  :'^>     i^r  K,c^  wird  hier  in  giOfocm 

-    Ai  iitfr  irfr  S^ki:  ^-.«^tvxic'äa  >tf>:;f  VTi:t>  ^,*at  £>eK*^3<r:  »bceb..  kioB 


4.  DIE  BEDEUTENDSTEN  STATUENKÖPFE  UND  BÜSTEN  DES  POSEIDON.     267 

stark  vorgebildete  Stirn  viel  mehr  dem  Zeustypus,  ja  einem  schönen  Zeustypus  an- 
gemessen zu  finden,  als  dem  des  Poseidon,  welcher  auch  schwerlich  jemals  wieder 
mit  einem  so  schlanken,    dnrch  den   langen  Bart  noch  besonders  hervorgehobenen 
Oval  des  ganzen  Gesichtsumrisses  nachzuweisen   sein  dürfte.     Auch  das  lichtvolle, 
fest  aber  ruhig  blickende  Auge  ist,  wenigstens  nach  dem,    was  uns  andere  Monu- 
mente zeigen,  nicht  so  recht  poseidonisch  ^^j  und  kaum  wird  man  die  kräftige  Nase 
mit  ihrem  festen,  breiten  Rücken  und  den  energisch  geschlossenen  Mund  als  charak- 
teristiscb  ansprechen  können.     In  seiner  'Gesammtheit  aber  und  in  seinem  physio- 
gnomischen  Charakter  steht  dieser  an  sich  schöne^  ja  imposante  Kopf  dem  Zeuskopf 
im  Museo  Nazionale  in  Neapel  (Atlas  Taf.  II.  No.  3  und  4)  so  nahe,  daß,   wenn 
ihn  nicht  die  beigegebenen  Attribute  als  das  bezeichneten,  was  er  sein  soll^  schwer- 
lich Jemand  in  ihm   den  Poseidon   erkennen  würde.  —  Dasselbe  gilt   aber  nicht 
minder  von 

No.  9,  dem  Kopfe  der  zweiten   dresdener  Poseidonstatue  (s.  Atlas  Taf.  XI. 
No.  10)*),  dem  schon  0.  Müller  (Handb.  §  355.  Anm.  6)  mit  Recht  einen  »Zeus- 
ihnlichen  Charakter«  zuspricht,  nur  daß  es  sich  hier  nicht,   wie  bei    dem  Relief- 
kopfe von  Rimini,  um  den  kraftvollen  und  kühnen,  sondern  um  den  milden  Zeus- 
typos  handelt,    der   eigentlich  in  seinem  ganzen  Wesen  noch  weniger  poseidonisch 
ist,  als  jener.     Ja  dieser  ganze  Kopf  ist  nicht  allein  in  seinen  Formen ,   höchstens 
mit  Ausnahme  des  in  der  Mitte   gescheitelten   und  nach  beiden  Seiten   in  sanften 
Lockent^ellen  herabfließenden,  reichen  und  besonders  im  Nacken  sehr  langen  Haares 
und  der  etwas  niedrigen  Stirn,  sondern  er  ist  auch  in  seinem  Ausdruck,  besonders 
in  dem  wie  sinnend  oder  träumend  gesenkten  Auge  viel  eher  ein  Zeus-  oder  noch 
mehr  ein  Asklepioa-  als  ein  Poseidonkopf.    Und   da  nun  auch  die  Statue,  zu  wel- 
cher er  gehört,  zumal  in  ihrer  Gewandung,   im  Kreise    poseidonischer  Bildungen 
%hr  fremdartig  und  vereinzelt  erscheint,    so  wird  man  bei  ihr  an  irgend  eine  be- 
^ndere,  wahrscheinlich  auf  einer  bestimmten  Cultanschauung  beruhende  Gestaltung 
des  Gottes  zu  denken  haben.     Als  solche   könnte  die  des  Binnenlands-  oder  Sflß- 
^^sserposeidon  nahe  zu  liegen  scheinen ;  einen  OoTaXp.io;  könnte  man  sich  in  dieser 
'bilden  Freundlichkeit  und  Ruhe   verkörpert   vorstellen.     Daß  aber  ein   solcher  in 
^^r  That  gemeint  sei ,  läßt  sich ,  so  wie  bisher  unsere  Kenntnisse  beschaffen  sind, 
^iirch  Nichts  beweisen  und  so  wird  man,    bis   etwa  einmal  verbürgte  Typen  einer 
^^tgestalt  des  *Gottes  zu  Tage  kommen ,  an  welche  sich  die  dresdener  Statue  an- 
tupfen läßt ,    von   dieser  nichts  Weiteres  sagen  können ,  als  daß  sie,   und  insbe- 
sondere ihr  Kopf,   immerhin,  wie  0.  Müller  meint,   nach  einem   schönen  Vorbilde 
^^^arbeitet,  d.  h.  an  sich  formenschön  sein  mag,  daß  aber  der  normale  Typus  des 
^^>8ddon  in  ihr  kaum  annäherungsweise  ausgedrückt  ist. 
Noch  weniger  gesichert  in  ihrer  Bedeutung  ist: 

No.   10,  die  ehemals  Verospfsche  Statue  in  der  Galeria  delle  statue  No.  394 
^^B  vaticanischen  Museums^),   welche,    ehemals  als  Zeus   ergänzt  gewesen,   ihren 


a)  Hettner,  Die  Bildwerke  der  k.  Antikensammlung  in  Dresden.  2.  Aufl.  No.  309.  Vergl. 

^^ten  Cap.  VI.  No.  5.     Die  Statue  ist  abgeb.  in  Beckers  Augusteum  Taf.  40,  b.  Ckurac,  Mus. 

'^  tculpt.  rV.  pl.  743  No.  1795  und  in   den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No   70;  sie,  namentlich 

^^^^  der  Kopf  ist  sehr   überarbeitet ;  in  größerem  Maßstabe  ist  dieser  hier  zum  ersten  Male 

^^ebildet. 

b;  Abgeb.   Mus.  Pio-Clem.   I.    tav.  3*2,    (^arac,    Mus.  de   sculpt.  IV.  pl.  743.  No.    1796. 


U.   RIK 

jeteigen  Namen  und  ilire  Ausstattung  tuit  Poaeidüoattributen  iDreizjtck  uud  Of^lphia)  1 
Viscontis  Ansiclit<;n   verdankt.     Hug   man  Über  die  Nomenclatur  nnd   die  Kr|HUi-  1 
Zungen  der  Statue  denken  wie  man  will,  immer  wird  mau  zugcotebn  mQsson,    dsK  I 
der  an   sieh   schöne   und   edelo  Kopf  "j    (s.  Atlas  Taf.  XI.  No.  9(    verglichen   i 
allen  sicheren  Köpfen  des  Poseidon  nur  Weniges  enthält,  das  für  diesen  charakt«-  1 
ristjsoh  genannt  werden  kann ,    während  allerdings  der  Krouide  in  demselben  nickt  1 
wohl  zu  verkennen  ist.     Anlangend  die  Formen  kann  man   zu  Gunsten   der  Poiö-  { 
donbenennung  hervorheben  das    verbitltnißmäßig   glatte    seitlich«    llerablließen    dea 
llber  der  Stirn   hoch  erhobenen ,  durch  ein  verstecktes  Uaml  susammcn  gehaltene! 
Haarea  und  violleicht    sein   sehr  langes   Uerabhsngen   auf  den  Nacken,    sowie   iIh 
etwas  kurze,  unten  müßig  vorgebildete,   nach  oben  aber  weni^   aufstrebende  Slim;    ] 
in  Betreff  des  Ausdrucks  aber,   welcher  Visconti  zu  wenig  erliaben  fUr  einen  Zetu 
schien  und  der  durch  ruhige  Milde  cliarakterisirt  wird,  möchte  besonders  der,  ilha- 
licli  wie  bei  der  ersten  dresdener  Poseidonstatue   [oben  No.    T)  ,    fest   und    wie   auf 
einen    bestimmten  Punkt   gerichtete  Fernblick    des   scliün    geformten  Auges   geltend 
gemacht    werden    können,    znmat  derselbe  sich  nicht  senkt,    wie   bei    einem    von 
Himmel ahölieii  he rabschau enden  Zeua ,  sondern  wesentlich  gradeaus  geht .    wie  vun 
Ufer  Ober  die  Meuresfliiche  gleitend  '',i .    Aber  als  sicher  entscheidend  kann  man  die« 
Momente  kaum  betrachten  und  die  Antwort  auf  die  Frage  ,  ob  es  sieb  hier  in  der 
That  um  einen  Poseidon  handele  oder  nicht,  wird  von  der  Ansicht  abhängen,  welche 
man  sieb  Ober  die  ganze  Statue  bildet.  ' 

Bleiben,  da  der  Kopf  der  Coke'sclien  Statue'j  modern  ist.  von  größeren  Dar — . 
Stellungen  noch  zwei  llUsti^n  zu  besprechen  Übrig,  bei  denen  der  Postidonnstnrs 
Äußerlich  nicht  beglaubigt,  also  aus  dcu  Werken  selbst  zu  ret^ht fertigen  ist,  enb»^ 
jene,  wie  schon  oben  S.  252  bemerkt,  bisher  allgemein  als  das  eigentliche  pocei  ^ 
doniacho  Musterbild  behandelte  ustiensische  Büste  im  Museo  Chiaramouti  No.  ttUSA^ 
nnd  zweitens  die  kleine  BUste  No.  4  10A.  daselbst,  welelic  bisher  als  Zeos  b^^ 
seich  net  ist. 

Anlangend 

Nu.   11.  die  erstere  (s.  Atlas  Taf.  XI.  No.  II   und  I2)'i)  wird   ein   aufurrT— 
samer  Blick   auf  die   auf  der  elften  Tafel  des  Atlas  vereinigten  autlientiselmi  1'  ■ 
seidonköpfo  geniigen,  um  zu  zeigen,  iu  wie  mannigfachem  Uetracht  die««  Dll«tc  •~-  w 
ihnen  allen  abweicht,  ja  daß  man  sie  mit  keiner  einzigen  derselben  aU  redit  elg 


n.  GbI.  myth-  No.  91  ;    E.  Braun,   Vnnchuk   der   Kundmythi.l,  'Ut.   I 
1  fap.  VI.  No,  II. 
aj   Ergänzt  iat  an  dcmaclbcn  nur  die  NMenspiUe. 
b)  Nnhe  vuinrandt  in  der  Haattiaclit  und  im  Blick  ixt  der  Kof 
■hgeb.  b.  lirauii,  Vorschule  dur  Kunslmyth.  T»f.  1". 

c;    CInrac,   Mu*r:c  de  scutpt.  IV.   pl.   TJt.  No.  ITÜtiA.,   vcrgl    ' 
d|  Gefunden   van   Fagnn   in  Ausgrabungen   von  Ostia ;    Hetch 
.    mi,  jcUl  No.  Ii(l(l\. .    abgeb.   Mus.   Chinram.    I.   Uv.   21,    danach    1 
Kunat  1.  Aull.  U.  No.  61.  nach 
mylholosie   Taf.    Il>,   danach   in 
Vkticano   dcwriltn  ed   itluütt.  T 
i«t  penteliocli,  die  gnnie  tltuat  n 
nach  HaGgabti  antiker  Heute,  duili 
brawciroln  laßt. 


4.  DIE  BEDEUTEND8TKN  STATUENKÖPFE  UND  BÜSTEN  DES  POSEIDON.  269 

yerwandt  znsammeiistellen  kann.     Nichts  desto  weniger  kann  es  zunächst  in  keiner 
Weise  zweifelhaft  sein,  daß  es  sich  bei  diesem  Kopf  um  ein  Wesen  aus  dem  Kreise 
der  Meergötter  handelt^)  und  Alles  was   in  Beziehung  hierauf  von  Anderen ,   be- 
sonders von  £.  Braun  gesagt  worden  ist,  muß  der  Sache  nach  als  richtig  anerkannt 
werden.     Denn   es    ist   sowohl    das    für  Meergötter    charakteristische,    wie  durch 
Feachtigkeit  in  einzelnen  Partien  zusammen  klebende,    wirre   und  niederhangende 
Hur  an  dieser  Bflste   mit  besonderer  Deutlichkeit,   selbst  den   Kopf  der  latera- 
nischen  Statue  (No.  2)  noch  tiberbietend  ausgeprägt,  wie  auch  der  scharf  fixirende 
und  selbst  nicht  ohne  eine  gewisse  Anstrengung  in  die  Ferne  gerichtete  Seemanns- 
blick in  den  verhältnißmäßig  nur    kleinen  Augen   mit  Meisterlichkeit   dargestellt; 
ebenso  muß  anerkannt  werden,  daß  der  volle  und  harte,  nicht  sowohl  »struppige«, 
als  energisch  gekräuselte   Bart  charakteristisch   ist    und    dem   entspricht ,   was    an 
meiiren  verbürgten  Poseidonköpfen  beobachtet  werden  kann,    während  der  finstere 
ttd  Unholde  Ausdruck  sich   aus  nicht    minder    sicheren   Poseidondarstellungen   (s. 
No.  3  und  4)  belegen   läßt  und   insbesondere    die  Gestaltung    und  Bewegung   des 
Mundes  das  verhalten  leidenschaftliche  Wesen  des  Meergottes  gar  wohl  ausspricht. 
Ninunt  man  die  allerdings   nur  auf  das   Allgemeinste  beschränkte  Zeusähnlichkeit 
der  Bflste  hinzu,  so  wird  man  derselben  den  ihr  bisher  beigelegten  Poseidonnamen 
Dicht  abstreiten  können,  obgleich  man  dazd  aus  nicht  verächtlichen  Gründen  geneigt 
sein  mag.    Denn  es  läßt  sich  ja  nicht  verkennen,  verdient  vielmehr  mit  Nachdruck 
'^eryorgehoben  zu  werden,    daß  mehr   als   ein  Zug  in  dieser  Büste  uns  ein  Wesen 
<Q  Bebildern  scheint,  welches  nicht  allein  mehr,  als  dies  irgend  eine  der  verbürgten 
^oaeidondarstellungen  thut,    sondern  auch  mehr,    als  man  es  von  einem  Kroniden 
^v^arten  sollte,  an  materielle  Existenzbedingungen  gebunden  und  mit  den  Schwächen 
i^^lflrlichen  Daseins  behaftet  ist.     Am   auffallendsten  ist  in  dieser  Beziehung    die 
^enge  von  Falten  und  Runzeln;  welche  das  Gesicht  durchziehn,    freilich   sehr  in 
^Übereinstimmung  mit  dem,  was  man   an  verwetterten  Seemannsgesichtem  auch  vor 
dem  Eintritt  des  hohem  Alters   wahrnehmen  kann,   allein  für   einen  Unsterblichen 
^oeh    kaum    recht    angemessen.     Andeutungen    der    gleichen    Erscheinung    finden 
^^cJi  allerdings  in  mehren  der  sicheren  Poseidonköpfe  und  gegen  die  Hervorhebung 
Dilles  materiellem   Wesens  bei  Poseidon  als  bei  Zeus  haben  wir  auch  theoretisch 
Nichts  einzuwenden;    nur  übersehe  man  nicht,    wie  weit  der  Kttnstier  der  Büste 
^QQ  Ostia  in  dieser  Hinsicht  zu  gehn  gewagt  hat. 

Und  eben  so  wenig,  wie  stark  er  dem  göttlichen  Adel  des  Kopfes  durch  das 
^«rhältniß  der  geringen  Stirnbreite  zu  derjenigen  der  Jochbeinpartie  und  des  Unter- 
^efers  Eintrag  gethan  hat,  ein  Verhältniß,  welches  sich  in  dem  Maße  bei  kemem 
^^  früher  besprochenen  Poseidonköpfe  wiederfindet.  Dazu  kommt  die,  wie  be- 
^<^er8  die  Profilansicht  (Taf.  XI.  No.  12)  zeigt,  eigenthümlich  stumpfe  Nase,  deren 
Q«8taltung  gleichwohl  nicht  auf  einer  Verletzung  bemht,  sondern  vom  Künstier 
^^^absichtigt  ist  ^^j ,  die  sich  aber  ähnlich  nur  bei  Wesen  eines  niedem  Ranges  in 
^f  griechischen  Kunst  zu  finden  pflegt  und  der  in  Formen  und  Bewegung  un- 
^^öne  Mund. 

So  wohl  aber  auch  diese  Thatsachen  geeignet  sein  mögen,  den  Zweifel  anzu- 
''^^en,   ob  es  sich  wirklich   in  diesem  Kopfe  um  einen  Bruder  des  Zeus  und  nicht 

a)   Welckers  Ansicht  in  den  Zusätzen  zu  Müllers  Handb.  3.  Aufl.   S.  777,  der  Kopf  sei 
*^ton,  ist  in  keiner  Weise  glttcklich. 


270  U,  DIB  EBHAI.TKNKK  »ONIIMKNTE. 

etwa  um  einen  Meerdaeraoii  imtergeordneteu  Ranges  hantlele',  dennoch  ' 
nicht  verkenncu  dürfen ,  daß  bIcIi  für  alle  einzeln  Iiervorgebobenen  Zflge  die  A\ 
lügien  in  den  verbür^n  Poseidon  köpfen  finden,  wflhrend  die  Bflnte  von  Oatia  < 
meisten  derselben  an  Kunstwerth  Überlegen  ist.  Und  wenn  es  sohwerlich  mOgI 
sein  wird ,  fUr  dieselbe  den  Namen  irgend  eines  Meerdaemons  zweiten  Ranges 
begründeterer  Überzeugung  aU  den  des  Poseidon  aufzustellen,  wenn  nuui-rielm 
auf  diesen  durch  ein  gewisses  Haß  von  Würde  und  gebietender  ImpoBunz  in  B 
hing  und  Ausdruck,  das  sicli  mit  den  nicbt  grade  edeln  Formen  verbindet,  imi 
wieder  zurückgefllbrt  wird  und  eingestehu  muß,  daß  die  Büste  durchaus  charaki 
voll  und  in  der  Mischung  ihrer  Elemente  einheitlich  ist ,  so  wird  man  viellei 
auflioren,  dieselbe  als  die  normalste  und  maßgebende  Gestaltung  des  PoscidouidM 
zu  behandeln,  wie  bisher  gescliebn.  weil  sich  der  Typus  des  Gottes  ohne  Zwe 
höher  fassen  läßt,  als  hier  goschehn  iat,  ja  möglicherweise  wird  man  sich  e 
schließen  müssen .  sie  als  auf  besonderer ,  sei  es  kunst-  sei  es  retigionsgeschit 
lieber  Grundlage  stellend  zu  betrachten,  aber  man  wird  sie  als  einen  Poseidon, 
als  einen  iu  ihrer  Weise  vortrefflichen  Poseidon  gelten  lassen  mDssen. 

No.  12,  die  kleine  (nur  0,32'°  hohe)  Uliste  No.  440A.  im  Hnseo  Chtaram« 
[h.  Atlas  Taf.  XI.  No.  I3j*j  trägt  den  Namen  des  Zens  unzweifelhaft  mit  Unrecht 
Ks  genügt,  um  dies  zu  bekrüftigen,  ein  Hinweis  auf  das  unordentlich  durch  oioaii 
geworfene,  offenbar  wie  von  Feuchtigkeit  durchzogene  Haar,  welches  linke  in  » 
lieber  Weise  wie  bei  der  eben  besprochenen  Bllste  horabgohangoD  haben  wi 
Daneben  fehlt  dem  Kopf,  obgleich  er  h'iher  gestimmt  ist  als  der  vorige,  d 
Btwas  an  der  Majestät  und  Großlieit  eines  gnten  Zenskopfes,  wilhrcnd  er  d 
Nichts  weniger  als  ein  unbedeutendes  Kunstwerk  ist.  Aber  grade  die  berttki 
Merkmale  lassen  den  Namen  des  Poseidon  für  ihn  als  den  angemessensten  enekdi 
und  dieser  Name  wird  ganz  insbesondere  durch  den  Kopf  des  Poseidon  in  <l 
münchener  Friese  mit  dem  llachzeitszuge  des  Poseidon  und  der  Amphilrite*) 
glaubigt,  welcher  mit  dem  hior  in  Kode  stehenden  sowohl  was  die  Formen, 
was  Haltung  und  Ausdruck  anlangt,  merkwürdig  übereinstimmt.  Möglich,  daß  i 
diese  Übereinstimmung  beider  Köpfe,  zumal  diejenige  in  dem  stillen,  etwas  seh« 
mütliigen  Ausdruck,  ans  einer  nrsprUnglicli  gleichen  Gesammtcomposition  bdder 
klSrt,  daß  der  Kopf  im  Museo  Chiaramonti  einem,  wie  in  nicht  wenigen  a 
statuarischen  Gom Positionen,  mit  Amphitrite  gruppirt  gewesenen  Poseidon  angel 
und  daß  sich  hieraus  die  W&ndung  des  Kopfes  nach  der  rechten  Seite  abtri 
läßt;  allein  nOthig  ist  eine  solche  Annahme  zu  seiner  Erklärung  niofat,  da  I 
namentlich  der  Kopf  der  Statue  im  Lateran  [a.  Atlas  Taf.  XI.  No.  t}  dm  > 
Eiuzelligur  gefaßten  Gott  in  einer  wenigstens  verwandten,  schwermfltlitg  EtiU' 
Stimmung  kennen  lehrt,  Denken  wir  iinsern  Poseidon  als  Kinzelfigur.  so  w«i^ 
wir  ihn  uns  als  auf  das  beruhigte  Mear  sn  seinen  Füßen  blickend  vnrxnstetlen  bi^ 


■I  Dieselbe  stammt  atu  neueren  Fundun  und  ist  «ex  muni lii>enlia  VÜ  IX.>  sufp*»!' 
ihren  Fundort  kenn  ich  nicht  niijjeben;  ihr  Msteiinl  ist  harter.  grußkOtniger  i^txkiK'' 
Marmor,  erglnit  ist  die  N*se  luin  grOOtcn  Theil  und  die  gtnte  Brust  unterhalb  <ln  B''' 
von  den  Ijocken  sind  liemlich  betrachtliche  Tlicile,  besonders  an  dpi  linken  Seite  sIi|cIk«)" 
Biiher  unedirt. 

b)  S.  Brunn,  VenoichniP   der  Glyptothek   3.  AuS.  No.  It.i.    abftfh     Heriek 
.lK-h>    <1<>«    d     Win.  Ton  1S5^.  Taf.  I>,  vcrgl,  Alltw  Tsf   XIII   N'<    IK 


5.  POSEIDONKÖPFK  IN  MÜNZEN  UND  GEMMEN.  271 

• 

ähnlich  wie  die  erste  dresdener  Statue  (oben  No.  7),  nifr  schwerlich  wie  diese  mit 
safgestfltztem  Fuße  stehend.  Daß  in  den  Formen  dieses  Kopfes,  in  der  kräftigen 
Uoterstim,  welche  sich  gegen  den  kurzen  und  schmalen  obem  Theil  etwas  hart 
absetzt,  in  den  entschieden  faltig  modellirten  Weichtheilen  der  Augenlider  und  der 
Wangen,  in  dem  schön  geschnittenen  Auge  und  in  der  etwas  üppigen  Unterlippe, 
nichts  liegt,  das  dem  Poseidonnamen  widerspiäche,  daß  sich  vielmehr  fflr  alle  diese 
Zflge  die  Analogien  in  den  beglaubigten  Poseidonköpfen  der  XI.  Tafel  finden,  sei 
nur  kurz  angedeutet.  Von  den  Köpfen  einiger  kleinen  Bronzen  wird  bei  deren 
Besprechung  im  VI.  Capitel  gehandelt  werden  ^^j. 


FÜNFTES  CAPITEL. 

Poseidonköpfe  in  Münsen  und  Gtommen. 


I.  Münzen. 
(Hierzu  die  Münztafel   V.) 

Unter  den  nicht  eben  seltenen  Münzen  mit  Typen  des  Poseidonkopfes '^j  ist 
i^ur  eine  beschränkte  Anzahl  von  künstlerischer  Schönheit,  eine  andere,  kaum  ans- 
S^^ehntere,  aas  dem  einen  oder  dem  andern  Grunde  von  kunstmythologischer  Be- 
deutoDg.  Nur  Münzen,  welche  unter  dem  einen  oder  dem  andern  Gesichtäpuukte 
liUerer  Betrachtung  würdig  sind,  vereinigt  die  V.  Münztafel,  welche  größten- 
Ui«Ug  (mit  Ausnahme  von  No.  3  und  12.  b.j  nach  Abdrücken  aus  der  Imhoof- 
Bchen  Sammlung  gezeichnet  ist  und  nur  diese  Münzen  sollen  hier  mit  einigen  Be- 
merkungen begleitet  werden.     Es  sind  die  folgenden : 

No.  1.    Brutüum.    Au.    Rvs.  BPETTIQN,  Aphrodite  (oder  Amphitrite,    8.  Cap.  XII.) 
ȟtEroeauf  einem  Hippokampen  reitend.     Mionnet,  Descript.  I.  179  f.  759  ff.,.  PI.  LXV.  l^j. 
No.  2.    Syrakusae.  Ae.    Rvs.  ZVPAKOIION,  Dreizack.    Mionnet,  Descript.  I.  311.  9J0 
(ihilieh). 

No.  3.     Boeotia.   Arg.   Kvs.  BOIOTOK,    Sitzender  Poseidon   mit  Dreizack  und  Fisch. 
Mionnet,  Descript.  II.  103.  59.,  PI.  LXXII.  7<-). 

No.  4.     Boeotia.    Arg.    Rvs.    BOIOTON,  Nike    mit    Kranz    und   Dreizack.     Mionnet, 
ö«Kiipt  II.  103.  60-64  (Varianten)  d) . 


a)  In  Abdrücken  aus  der  Imhoof  sehen  Sammlung  liegen  mir  die  folgenden,  mit  wenigen 
Abnahmen  bei  Mionnet  verzeichneten  Münzen  mit  Poseidonköpfen  vor,  nämlich  von :  Brun- 
^Qm  (2),  Paestum  (2),  Bruttium,  Messana,  Nakone  (rj,  Solunt  (4),  Syrakus,  Hieron  II.  (4), 
^önü,  Byzanz,  Makedonien  (2),  Amphipolis,  Pella,  Antigonos,  Philipp  V.,  Kerkyra  (2), 
^^den  (2),  Korinth  (3,  eine  uned.j,  Troezen  .uned.) ,  Mantinea,  Rhaukos,  Karystos, 
^^'luti,  Priene,  Halikamassos  (2),  Attalia  Pamphyliae;  aus  der  königl.  Sammlung  in  Berlin 
^^  ich  folgende  als  selbst  geprüfte  hinzufügen,  von  Luceria  Apuliae ,  Tyndaris,  Byzanz 
(vfiiiehiedeQ   von  dem  oben  verzeichneten),  Helike,  Karystos,  Alezandria  (Nero).' 

b)  Vergl.  Carelli,  Num.  Ital.  vet.  T.  CLXX.   1  und  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  68.  b. 

c)  Gezeichnet  nach  einem  Mionnet'schen  Schwefelabdruck,  No.  592  der  kleinen  Samm- 
^^ng;  Tergl.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  77. 

d)  Vergl.  Imhoof,   Flügelgestaltcn   der  Athena   und  Nike  S.  33.  No.  75  und  S.  49  und 
Ot  erb  eck,  KaaBtmTtliologie.  III.  18 


272  n.  DIE  ERHALTENEN  MOMu 

No.  5.  Macedonia.  Ae.  Rvs.  Keule  und  twei  Monogramme.  Mionnet,  Snpp).  III. 
2.   82»j. 

No.  6.     Nacone  SicUiae  {}).     Ae.     Rvs.  NA.  Dreizack.     Nicht  bei  Mionnet >}. 

No.  7.  Pella.  Ac.  Rvs.  TTEAAHZ,  Schreitender  Stier  und  Monogramm.  Mionnet, 
Suppl.  m.  88.  531    (ähnlich). 

No.  8.  Solus  Siciliae.  Ae.  Rvs.  ZOAONTINON.  Unbirtiger  behelmter  Kopf.  Mion- 
net,  Deacript  I.  288.  682  (Ähnlich). 

No.  9.  Paestum.  Ae.  Rvs.  ITA  IS.  Delphin  über  einem  Zweige  und  daa  Quadrana- 
xeichen.     Mlonnet,  Suppl.  I.  308.  750  b). 

No.  10.  Messana.  Ae.  Rvs.  MEZZANION,  Dreizack  zwischen  xwei  Delphinen.  Mionnet, 
Descript.  I.  255.  391,  Suppl.  I.  402.  282. 

No.  11.  a.  b.  Antigonus  Rex  Asiae.  Arg.  Rvs.  Apollon  auf  einem  Schiflavordertheile 
sitzend,  auf  dem  BAZIAEOX  ANTirONOY  geschrieben  ist,  darunter  Dreisack  und  IE. 
Ähnlich  Mionnet,  Descript.  I.  577.  823  f.  ^). 

No.  12.  a.  Hieron  II.  Ae.  Rvs.  lEPONOZ,  Dreizack  zwischen  zwei  Delphinen. 
Mionnet,  Descript.  1.  335.  75.    PI.  LXVIII.  No.  6. 

No.   12.  b.  ,,  Variante*»). 

No.  13.  Brundusium.  Ae.  Rvs.  BPVN.,  Nackte  mOnnliche  Figur  mit  Nike  und  Lyra 
auf  einem  Delphin.     Mionnet,  Descript.  I.  135.  343  sq.,  Suppl.  I.  272.  507  sq. <*;. 

No.  14.  Corinthus,  M.  Aurel.  Ae.  Avs.  IMP.  M.  AVR.  ANTONINVS  AVO.  Kopf 
des  Kaisers. 

No.   15.     Corcyra.    Ae.    Rvs.  KOPKYPA,  Diote.     Mionnet,  Descript.  II.  70.   19. 

No.   16.     RhaucuA  Cretae.     Arg.     Rvs.  PAYKiON  zwischen  zwei  Delphinen.     Mionnet^ 
Suppl.  IV.  340.  282.  — 


Römische. 


No.  17.     Pompeia.    Arg.     Rvs.  PRAEF-  CLAS    ET  ORAE   MARIT-  EX   S-  C    SchiC"^ 
tropaeon.     Cohen,  Med.  consul.  p.  262.  22,  pl.  XXXIII.  5. 

No.   18.     Plautia.     Arg.    Rvs.    C-  YPSAE-  COS    PRIV    CEPIT,  Juppiter  auf 
dem  Viergespann.     Cohen  a.  a.  O.  p.  254.  7.  pl.  XXXII.  4. 

No.   19.     liUcretia.    Arg.    Rvs    L«  LVCRETI«  TRIO-,  Amor  auf  einem  Delphin.  C^>1 
a.  a.  O.  p.   192.    3,  pl.  XXV.  3. 


Die  erste  Aufgabe  wird  sein,  die  Anwendung  des  Poseidonnamens  auf  die  im 
vorliegenden  Köpfe,  deren  einige  anders  benannt  worden  sind,  zu  rechtfertig: ♦*ii. 
Inscliriftlirh  TTOZEIAAN)  ist  nur  der  messaueser  Kopf  No.  10  gesichert ^  .  t^m^v^ie 
von  hier  nicht  abgebildeten  ein  unter  Nero  gepriigter  alexandriner^)   und  durch     die 


»Zur    Münzkunde    und    Palacographie    Hocoticns«     in    llubcrs   Numismat.    Zeitschrift    1S7/ 
S.  \hi  f. 

a)  Vergl.  Imhoof  in  Berl.   Blatt,  f.  Münz-,   Siegel-  u.   Wappenkunde  ls7o    .S.  52.   :*  u. 
Taf.  LIV.  13. 

b;  Vergl.  Carelli  a.  a.  O.   tav.  (\\XXIII.  59. 

0)   Vepgl.    Suppl.  111.  PI.  XI.  No.   2,  Denkm.  d.  a.   Kunst  1.   No.  231,  Imhoof.  Choii 
de  monnaies  grccqucH  pl.   IX.  No.  22. 

d/  (iezeichnet  nach  oincni  Original  in  meinem  Besitze. 

e,   Vergl.  (-arelU  a.  a.   ().   tav.   CXX.  G. 

f;   Kin    verwandter ,    aber  nicht  identischer  Kopf  mit   derselben    Beisi-hrift   kommt  inrh 
in  kleineren   Krzmünzen  von    .Mennana  vor.   h.   Mionnet,   Descript.   1.   2r>(».  393. 

g^    llmMchrift  nOZElAON.  II©MIOZ.      .Mionnct,    Descript.  VI.   72.   2:i«. 


5.  POSEIDON  IN  MÜNZEN  UND  OBMMXK.  273 

Bdsehrift  neptvn.  ein  korinther^j.     Demnächst  durch  einen  hinter  dem  Kopf  an- 
gebrachten Dreizack  der  bruttische  No.  1,  der  makedonische  No.  5,  der  solnntiner 
No.  8,  der  brundttsische  No.  13,  der  korinthische  No.  14,  der  kerkyraeische  No.  15, 
der  von  RhankosNo.  16,  dessen  Bedeutung  außerdem  noch  darch  den  auf  dem  Re- 
vers zwischen  zwei  Delphinen  angebrachten  Stadtnamen  sowie  durch  den  Umstand  be- 
glaubigt wird,  daß  Khaukos  auf  anderen  Münzen  den  Qott  in  ganzer  Qestalt  neben  einem 
Pferde  stehend  hat^),  endlich  die  drei  römischen  No.  17 — 19.     Eben  so  werden  von 
d«n  hier  nicht  abgebildeten  Poseidonköpfen  noch  diejenigen  einer  Serie  der  Mflnzen 
von  Paestum^j,  einer  zweiten  Folge  deren  von  Solunt"*),  einer  zweiten  Mflnze  von 
Kerkjrra*),  einer  von  Prione')  und  einer  von  Karystoe^i  durch   den  beigegebenen 
Dreizack  bestimmt.     Drittens  determiniren    den   Poseidonkopf  der  Averse  die  auf 
den  Reversen  angebrachten  Typen  sei  es  des  Dreizacks  allein,   sei  es  desselben 
zwischen  zwei  Delphinen  in  den  Münzen   von   Syrakus  No.  2,    der  fraglichen  von 
Nakone  No.  6,  Hierons  II.  No.  12.  a.  b.,  sowie  in  den  hier  nicht  abgebildeten  von 
Lnceria^),  Byaanz^),   Troezen^),  Rhaukos^),  Karystos™),  Tenos'^)  und  Halikamaß^). 
Vea  dem  noch  übrigen  wird  der  Kopf  der  boeotischen  Münze  No.  3,  abgesehn  von 
aeinen  eigenen  Formen,  durch  den  auf  dem  Rvs.  dargestellten  sitzenden  Poseidon^), 
d^ienige  der  Münze  von  Paestum  No.  9  durch  den  auf  dem  Rvs.  gebildeten  Del- 
pliin  über  einem  Zweige,  daneben   durch  die  Serie   der  Münzen  gesichert,   welche 
«lea  Poseidonkq)f  mit  dem  Dreizack  haben  ^s.  oben  Note  c) ,    endlich   durch    den 
b^Lannten   Umstand,   daß  Poseidon  seit  den  ältesten  Zeiten    den  Hanpttypus  der 
Funsen  dieser  Stadt  abgab.    Den  allgemein  als  Poseidon  anerkannten  Kopf  auf  der 
Unze  des  Antigonos  No.   11.  a.  bezeichnet,  wiederum  abgesehn  von  seinem  For- 
iM»«Dcbarakter ,  tbeils  seine  Bekränzung  (s.  unten) ,   theils    der  Rvs. ,    das  SchifTs- 
^vordertheil  mit  dem  Dreizack  darunter  als  Poseidon.     Und  eben  so  muß  man  den 
R>W8.:  Nike  mit  dem  ihr  gewiß  nicht  absichtslos  gegebenen   Dreizack  anch  für   die 
Benennung  des  z.  B.  bei  Mionnet  mit  dem  Zeusnamen   belegten  Kopfes  der  boeo- 
tisehen  Mflnze  No.  4  geltend  machen ,    so  daß  lediglich  der   Kopf  auf  der  Münze 


a)  Mionnet,  Suppl.  IV.  51.  349. 

b)  Vergl.  unten  Cap.  X.  u.  s.  Münstafel  VI.  No.  22. 

c)  Vergl.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  6S.  a. 

d)  Mionnet,  Descript.  I.  288.  082  sq. 

e)  Mionnet,  Suppl.  m.  433.  59. 

f)  Mionnet  a.  a.  O.  IV.  298.  157. 

g)  Mionnet  a.  a.  O.  IV.  357.  37,  Dreizack  vor,  Delphin  hinter  dem  Kopfe, 
h}  Mionnet,  Descript.  I.   132.  325. 

i)  Mionnet,  Descript.  II.  214.  37.  Ann.  dell'  Inst,  von  1834  tav.  d'agg.  G.  No.  9  u. 
*^»  ▼ergl.  p.  310  sq.  Auf  anderen  (s.  Ann.  a.  a.  O.  No.  5  u.  6.)  wird  der  Dreizack  durch 
*^*»«  Prora  ersetzt. 

k)  Mionnet  a.  a.  O.  II.  212.  84,  vergl.  Eckhel  D.  N.  V.  II.  p.  291. 
1)  S.  oben  Note  b. 

m)  Mionnet,   Descript.  II.  303.   17.      Auch    der    bekränzte  Kopf   auf  der  karystischen 
^übennUnze   der  Prokesch'schen   Sammlung,   Kvs.  Dreizack,   Archaeol.  Ztg.  1849.  Taf.  IX. 
^^-  21    wird  wohl  eher  Poseidon  als  Herakles  oder  Zeus  sein, 
n)  Mionnet,  Descript.  II.  329.  142. 
o)  Mionnet,  Descript.  III.  347.  257. 
p)  Vergl.  Cap.  VII.  u.  s.  Münztafel  VI.  No.  15. 

18* 


274  II.  DIE  KRIIALTENKN  IfONrMFNTR. 

▼OD  Pella  Nu.  7  allein   durch  äeiiie  eigenen  Formen,  insbeaondere  dnrch  das  anf- 
fallend  schlichte  und  wie  fencht  gebildete  Haar  charakterisirt  wird. 

In  Betreff  des  künstlerischen  Werthes  dieser  Münzen  wird  ein  dnfacher  Hin- 
weis auf  die  überlegene  Schönheit  des  Kopfes  anf  der  Münze  des  Antigonos  No.  IIa. 
genügen,  welcher,  mit  einem  offenbaren  Seegewächse')  bekränzt,  den  Oott  in  seiner 
ganzen  trotzigen  Kraft  schildert^  . 

Einen  demselben  verwandten  und  eben  so  schönen,  nnr  dnrch  mindere  Größe 
weniger  imposanten,  besonders  dnrch  energische  Modellirung  von  Stirn  und  Wange 
und  durch  einßn  erregten  Ausdruck  ausgezeichneten  Oharakterkopf  bietet  die 
boeotische  Münze  No.  3.  Die  auch  hier  auf  die  Stirn  des  Gottes  herabhängende 
Jjocke  verdient  Beachtung,  eben  so  der  Kranz,  der  wenn  auch  nicht  ans  einem 
Seegewächs  gebildet^  ,  doch  schwerlich  für  einen  der  gewöhnlichen  Lorbeerkränze 
zu  gelten  hat. 

Die  dritte  Stelle  neben  diesen  Münzen  gebührt  der  bruttischen  No.  1,  welche 
ebenfalls  nur  ihrer  geringen  Größe  wegen  nicht  so  in  die  Augen  fUlt  wie  diejenige  des 
Antigonos,  während  ihr  mit  einer  breiten  Taenie  geschmückter  Poseidonkopf  durch 
sein  reiches,  kühn  und  etwas  wirr  geworfenes  Lockenhaar,  die  mächtig  Torsprin- 
gende  Unterstim  und  den  festen,  aber  ruhigen  Seemanusblick  durchaus  charakte- 
ristisch ist. 

Endlich  müssen  die  beiden  unter  sich  verwandten  und  durch  ihre  ernste  Milde 
ausgezeichneten  Köpfe  auf  den  Münzen  von  Messana  No.  10  und  Hierons  IL  be- 
sonders der  Variante  No.  12.  b.  hervorgehoben  werden,  während  die  übrigen  in 
künstlerischer  Beziehung  von  vergleichsweise  untergeordnetem  Werthe  sind. 

Unter  ihnen  wiederholt  sich  dev  Taenienschmuck  der  Köpfe  auf  der  bmttischen 
Münze  No.   1   und  denjenigen  Hierons  II.  No.   12.  a.  b.   bei  den  Köpfen   No.  2. 
5.  7.   15.   17.  der  V.  Münztafel  und  bei  der  Mehrzahl  der  hier  nicht  abgebildeten, 
während  von  den  abgebildeten  außer  der  boeotischen  No.  3,  der  mesaaneaer  No.  10 
nnd  derjenigen  des  Antigonos  die  Münzen  No.  4.  6.  8.  13.  16.   und  eine  Minderzahl 
unter  den  nicht  abgebildeten  bekränzte,  und  zwar  mit  Lorbeer  (oder  was  man  ge- 
wöhnlich so  nennt),  No.    19  wahrscheinlich  mit  fucus,    bekränzte  und  nur  No.  14 
und  1 8  und  eine  eben  so  kleine  Minderzahl  unter  den  nicht  abgebildeten  schmuck 
lose  Köpfe    zeigen.     Bin    vergleichender  Blick   auf  die   in    der    1.    Münztafel   de^ 
II.  Bandes   vereinigten  Zeusköpfe  genügt,    um  zu   zeigen,    in  welchem  Grade  b^ 
Zeus  der  Schmuck  des  Kranzes  über  den   der  Taenie  überwiegt,  ohne  daß  ic'doe^w    " 
aus  dem  Vorkommen   des  Kranzes   oder  der  Taenie  zur  Unterscheidung  von  " 


und  Poseidonköpfen   auf  Münzen  ein   sicheres   Kriterium   abgeleitet  werden  kai;^^ 
Eine  weitere  Vergleichung  der  beiden  Münztafeln  lehrt  aber  auch,  daß  —  abgeä^,^^_ 


a)  Fucus  vesiouloBus  nach  den  VerfF.  der  £1.  c6ram.  III.  p.  27.  Anm.  2. 

b)  Das  in  der  Hauptsache  minder  schöne  Exemplar,  -welches  in  einem  MionneC  "^ 
Schwefelabdruck  .No.  4S0  der  kleinen  Sammlung,  vorliegt  und  in  den  Denkm.  d.  a. 
a.  a.  O.  wiedergegeben  ist,  hat  vor  dem  hier  gezeichneten  der  Imhoofschen  Sammln, t»-».^  **^e 
vor  der  Stirn  herabhängende  Locke  voraus,  auf  welche,  als  auf  einen  für  Poseidon  "  Yi«Ttk- 
teristischen  Zug  hingewiesen  werden  mag ;  in  dem  Imhoofschen  Exemplar  ist  sie  rf-^  .  ^^^ 
zu  nahe  Stellung  des  Kopfes  am  liande  nur  in  einer  Spur  erkennbar. 

c)  Wie  O.  Müller  in   den  Deiikm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O.  meinte;    von   Lorbe^^  ^ «^jj 

Wieseler  a.  a.  O.  ^^r  f 


5.  POSEIDON  IN  MÜNZEN  UND  GEMMEN.  275 

natllrlich  von   den  Dntzendarbeiten   auf  beiden   Gebieten  —  iro  Typus   der  beiden 
Götter  eine  solche  Verschiedenheit  waltet,  daß  man  nnr  wenige  Zensköpfe  mit  sol> 
eben  des  Poseidon  und  wenige  Poseidonköpfe  (etwaNo.  4.  6.  19.,  welche  so  ziemlich 
die  anbedentendsten  begreifen)  mit  solchen  des  Zeus  zu  verwechseln  in  Gefahr  ge- 
r&th,    ohne  daß   es   gleichwohl  leicht,    wenn   überhaupt  möglich   ist,    den   Unter- 
schied  oder   ein   durchgreifendes   Unterscheidungsmerkmal   zwischen   beiden    aufzu- 
stellen,   so  groß   ist  die  Mannigfaltigkeit   hier  wie  dort.     So  Iftßt  sich  z.  B.  die 
fidüichte  and  wie  feuchte  Haarbehandlung,  welche  bei  dem  Kopfe  von  Pella  No.  7, 
imd  zwar  in  ganz  besonders  auffallenclem  Maß  auftritt,    dann  etwa  noch  bei  dem 
'bnmdoaischen  No.   13,    dem    korinthisch-römiiichen    No.    14    und    dem    römischen 
No.  18,    kaum  noch   bei   den   mit  einander  verwandten    Köpfen  der  Münzen  von 
Messana  No.   10  und  Hierons  No.   12.  b.   so  wie  etwa  bei  demjenigen  der  Münze 
Ton  Kerkyra  No.    15   nachweisen,    entschieden   aber    nicht   bei    dem    Rest,    aus- 
genommen bei   dem   eigenthümlich   archalfstischen   Kopfe   der  im  Jahre   Roms  ^16 
38    V.    u.    Z.)    geprägten    Münze    der    gens    Pompeia  No.    17,  bei  dem  es   aber 
mehr  mit   dem  Stil  als   mit   dem  Typus  zusammenhangen   dürfte.      Eben  so  läßt 
sich  die  vor  der   Stirn    herabhangende    Locke    auf   den    Münzen    des    Antigonos 
No.    II.    a.   (vergl.  S.   274.  Note    b.)  und   des  boeotischen  Bundes   No.    3  nicht 
iv^eiter,    als    etwa  noch   auf  die  brnttische    Münze    No.    1     verfolgen     und    nicht 
minder  steht  der  sehr  schlanken  Kopfform  besonders  auf  den  Münzen  No.  14  und 
1  5,  dann  17  und  10,  endlich  etwa  noch  12.  b.  die  mehr  oder  weniger  gedrungene 
muf  den  Münzen  No.  2.   3.  4.  5.  7.  9.   12.  a.  gegenüber.     Eben  so  wechselnd  ist 
endlich  der  Ausdruck  in  den  meisten  dieser  Köpfe,    wie  dies  ohne  nähere  Erörte- 
nng  Jedem  einleuchten  wird,  der  auch  nur  die  schönsten  Typen  No.  3.  4.  5.   1. 
1  1.  a.    12.  b.    und    10    in   dieser  Abfolge   mit  einander  vergleichen  mag,    in  der 
Bie  eine   Stufenleiter   des   Charakters    votn   Erregten  durch   das   trotzig  Feste  bis 
SDiB  mild  Ernsten   nnd   zeusartig  Erhabenen   darstellen.     Wenn    demnach  durch- 
^lofende  Resultate  für  die .  Bestimmung   des  Idealtypus   des   Poseidon    aus   diesen 
Ifftiiien  schwerlich  gewonnen  werden    können,    bleiben   sie   dennoch   nicht   wenig 
lekrreich,  weil  sie  eine  ziemlich  weite  Stufenfolge  von  Vorstellungen  vertreten,  ohne 
aicli,  außer  in  einzelnen  Fallen,  mit  Dar.-itellungen  des  Poseidon  aus  anderen  Kunst- 
gebieten zn  berühren  und  doch  auch  ohne,   wie  bemerkt,   auikr  wiederum  in  ein- 
zelnen Fällen,  mit  Darstellungen  des  Zeus  zusammen  zu  fließen. 


[  2.  Geschnittene   Steine. 

(Vergl.  die  Gemmentafel  IL] 


In  geschnittenen  Steinen  liegt  von  Darstellungen  des  Poseidonkopfes  sehr  wenig 
'^hebliches  vor.  Als  die  bedeutendste  wird  diejenige  der  »Gemme  Dolce«'^)  gelten 
^^en,  in  welcher   der  Gott  allerdings  durch  kein  äußerliches  Zeichen,    wie  den 


a;  Abgeb.  bei  £.  Braun,  Vorschule  der  Kunstmythol.  Taf.  17,  wiederholt  in  den  Denkm. 
^  a.  Kunst  n.  69.  a.  Wo  sich  das  Original  jetzt  befindet,  ist  mir  unbekannt,  ein  Abdruck 
*^*gt  nicht  vor. 


276  n.  DIB  EBHALTENEN  MONUMENTE. 

Dreizack,  als  solcher  gesichert,  innerlich  aber  so  wohl  charakteriairt  ist,  daß  man 
an  der  Richtigkeit  der  Benennung  kaum  wird  zweifeln  dürfen.  Die  Gemme  stellt 
nicht  nar  den  Kopf,  sondern  auch  die  rechte  Schulter  und  den  kräftigen,  tob 
einem  Stücke  des  Himation  theilweise  bedeckten  Rücken  des  Poseidon  dar,  wacher 
von  Braun  und  Wieseler  als  aus  dem  Meer  auftauchend  und  die  Gewässer  über- 
schauend aufgefaßt  wird.  Das  Letztere  ist  gewiß  richtig  und  der  feste,  mit  Span- 
nung in  die  Ferne  gericlitete  Blick  vortrefiflich  zur  Anschauung  gebracht,  worin 
dagegen  das  Auftauchen  aus  dem  Meere  ausgedrückt  wäre  ist  nicht  wohl  abzosehn, 
vielmehr  ist  der  Kopf  durchaus  so  componirt,  daß  er  einer  mit  aufgestütztem  rech- 
ten Fuß  am  Ufer  stehenden  Figur  des  Gottes  angehören  kann,  als  deren  Abbre-^ 
Yiatur  wir  ihn  am  wahrscheinlichsten  zu  fassen  haben  werden.  Von  seinem  einiger- 
maßen wie  feucht  gebildeten,  von  einem  versteckten  Bande  durchzogenen  Haar*} 
ist  eine  Locke  über  der  Stirn  empor-  und  zurückgeworfen,  der  Bart  erscheint  stark 
gekftuselt,  der  Mund  ist  geöffnet  und  der  Ausdruck  des  ganzen  Kopfes  ge- 
bieterisch, nicht  just  erhaben,  dagegen  innerlich  erregt,  also  in  alle  Wege  echt 
poseidonisch. 

An  zweiter  Stelle  verdient  eine  berliner  Gemme  ^)   (s.  Gemmentafel  ü.  No.  1) 
Beachtung,  deren  durch  den  Dreizack  hinter  der  Schulter  verbürgter,  archalsirender 
Poseidonkopf  mit  demjenigen   auf  den  Münzen  der  gens  Pompeia  (s.  Mflnztafel  V. 
No.   17)  in  auffallendem  Grad  übereinstimmt®),  doch  nicht  in  dem  Maße,  daß  man 
ihn  als  eine  moderne  Nachbildung  jener  Münzen  zu  betrachten  Ursach  hätte.    Ganz 
ähnliche  Erscheinungen  der  Übereinstimmung  von   Gemmen   und   Münzen    komi 
auch  bei  anderen  Götterköpfeu  vor,  so  z.  B.  bei  Zeus  (s.  Bd.  II.  S.  110)  und 
Hera  (s.  oben  8.  107)  und  erklären  sich  aus  der  Herrschaft  oder  Feststellung 
gewissen  Typus  an  bestimmten  Orten  und  zu  bestimmten  Zeiten,  ohne  daß  man 
directe  Nachbildungen  oder  gar  an  Fäbchungen  zu  denken  hätte.     In   dem  hk 
vorliegenden  Fall  ist  besonders  in  der  Haarbildung  zwischen  den  Köpfen  der  Ml 
und   der  Gemme  Verschiedenheit  genug ,   um  jeder  der  beiden  Darstellungen  ein< 
gewissen  Grad  von   Selbständigkeit  zuzusprechen ;    die  Gemme   ist  vor   der  Mfln^ 
durch  eine  um  den  Kopf  gelegte  Haarflechte  ausgezeichnet,  welche  an  archaistisch^-    e§ 
Köpfen  ein  beliebtes  Motiv  gewesen^),  an  echt  alterthümlichen  dagegen  noch  ni^^^ 
nachgewiesen  ist,  dagegen  an  einem  Terracottareliefkopfe  des  Poseidon  (Cap.  VL1Z3/. 
Relief  c)  wiederkehrt. 

Bei  den  meisten  übrigen  Gemmen  mit  Poseidonköpfen,  soweit  dieselben  sic^Sier 
bestimmt  und    echt  sind,  tritt,    wie    auch  bei   der  Gemme  Dolce,    anderen  Gött;«f. 
köpfen  gegenüber,  die  schon  von  Winckelmann  ^^J  hervorgehobene  Eigenthümlich^e// 
auf,  daß  die  Darstellung  sich  nicht  auf  den  Kopf  und  den  Halsabschnitt  beschriial/, 
sondern  einen  bald  etwas  kleinern,  bald  etwas  großem  Theil  des  Körpers,  nameii/- 
lich  aber  Brust   und  Schultern  nebst  etwas  Gewand  in  sich  aufnimmt.     Der  ebes- 
falls  schon  von  Winckelmann    vermuthete  Grund   mag  in  der  schon  in  der  hofoe- 


a)  Vergl.  den  Kopf  der   vatican.   SUtue   Cap.  IV.  No.  i:<,   Atlas  Taf.  XI.  No.  35  wd 
die  korinthische  Münze,  Münztaf.  V.  No.   14. 

b)  Tölken,  Erklär.  Vcrz.  Abtb.  lU.  Cl.  2.  No.   100. 

c)  S.  auch  Wieselcr  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  68.  c. 

d^   Vergl.  Conze,    Beiträge    z.   Gesch.  d.  griech.  Plastik  Taf.  lU— VIII. 


6.  DIE  STATUAIUSCUEN  DABSTJiXLUNGEN  DK8  POSEIDON.  277 

risehea  Poesie  bekaonten  Betonung  des  oripvov  Tlo^siSacovoc  gelegen  sein.  Exem- 
plare der  Art,  in  denen  der  Gott  bald  durch  den  Dreizack  hinter  der  Schulter 
charakterisirt,  bald  ohne  diesen,  aber  doch  in  kaum  bezweifelbarer  Weise  gebildet 
ist,  sind  in  der  Stosch'schen  Sammlung  CL  H.  Abth.  9.  No.  436 — 440,  in  Lipperts 
Daktyliothek  Mill.  U.  8.  1.  No.  117  (Abdrücke  1.  Taus.  No.  57)^3)  nnd  in  Cades' 
grofier  Abdmcksammlnng  Cl.  I.  C.  No.  1  und  2.  Als  Beispiel  ist  die  Cameol- 
gemme  der  8tosoh*8chen  Sammlung  No.  439  auf  der  Gemmentäfel  n.  unter  No.  2 
ib^bfldet;  bemerkt  zu  werden  verdient,  daß  auch  hier  und  in  den  meisten  ande- 
ren Exemplaren  die  Formen  archaTsiren^'^). 


SE(;HSTES  CAPITEL. 

Pie  Btatuarisohen  Darstellungen  dea  Poseidon. 
(Hierzu  die  Tafeln  II.  und  III.) 


0.  Müller,  der  Einsige,  welcher  den  Versuch  einer  durchgreifenden  Classifici- 
''Ung  der  Schemata  gemacht  haf^),  in  welchen  Poseidon  in  ganzer  Gestalt  von  der 
Mteo  Kunst  dargestellt  worden  ist,  hat  sechs  Haupttypen  unterscheiden  zu  müssen 
geglaubt.     Allein  die  von  Müller  aufgestellten  Classen,  bei  denen  er  die  Monumente 
^eder  naoh  kunstgesohichtlichen  Perioden  noch  nach  Gattungen  unterschieden  hat, 
erweisen  sich  bei  genauerer  Prüfung  weder  als  haltbar  noch  als  ausreichend,  können 
^lao,   auch  modificirt,    der   in  diesem    und    den    folgenden   Capiteln   zu   gebenden 
C|>er8i€ht  nicht  zum  Grunde  gelegt  werden.     Indem    sich   dies  Capitel  zunächst 
^Hf  die  statuarisch  nachweisbaren  Typen  beschränkt,  soll  bei  jedem  derselben  dar- 
auf hingewiesen  werden,  ob  ihm  Monumente  anderer  Gattungen  entsprechen  und  in 
Welohem  Umfcnge  dies  der  Fall  sei,    wodurch   sich  die  wünschenswertlie  Statistik 
<ler   in   den    versohiedenen    Monumentgattungen    vertretenen   Schemata   von   selbst 
ergid)t. 

Vorweg  muß  noch  ein  Mal  erinnert  werden,  daß,  wie  schon  obenS.  246  her- 
vorgeboben    worden    ist,     Poseidon     statuarisch    weder    in    erhaltenen 
Monumenten    noch    nach    iitterarischer   Überlieferung   in    erkenn- 
barer Weise  als  Einzelfigur  thronend  oder  sitzend  gebildet  worden 
iftt^^).     Die  Frage,    ob  sich  in  den  a.  a.  0.  erwähnten  Münztypen  zum  Grunde 
Uegende  statuarische  Compositionen  erkennen   oder  annehmen  lassen ,  wird  bei  der 
Beiprechung  der  Münzen  (Cap.  VII.)  zu  erwägen  sein.     Auch  in  Reliefen  ist,  ab- 
l^^n  von  den  a.  a.  0.  erwäbnten,^  ein  sitzender  Poseidon  unerhört;    dasselbe  gilt 
▼on geschnittenen  Steinen;  und  wenn  Poseidon  sitzend  und  gelagert,  wie  a.  a.  0.  be- 
'Urt,   in  Wand-  und  Vasengemälden   vorkommt,    so  gehören   diese  Darstellungen 


a)  Handbuch  d.  Arch.  §  355. 


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^.jui*«»    '*«•••  ''li»"      MunztatVI    VI.     Nn     lll    imil     unhl     mirlj    rl'rRrl    i:.:    IrC    ■ii3'fC^B-   ~nt:''n 

.i.H.     N"    ' '•     »""  Vorwondiiii;,^   «'iiii-M  Miiliiiiiilnifii  .   nirlit  um  -Iltz     i:::  w-a:^   ^^j^ten 
,„,     im    M»in/.  .(.Muiu-I  neu   gcsrliallriHii    1^  |iii ,    li.iiiilrH -^'«^ .      IiazK    k*==:rn   $"^  z  ^,>d:uui 
.1,1    hiuiimlii'ii  Mun/.rn,  w(*lfln* .  ol)\\«i|il  tiiclii   \i(.l.  (lorli  i'twa-*  alter  *e;n  ^i^^^:^ffien. 


«1     ICrIilnl,    I».  N.  V.  II.  p.  I'JI». 


6.  DIE  STATUARISCHEN  DARSTELLUNGEN  DES  POSEIDON.  279 

als  diejenigen  des  Demetrios^    und  welche,    sollte  dies  selbst  nicht  der  Fall  sein, 

•doeh  mimOglich  als  ans  diesen  abgeleitet  gelten  können.     Dasselbe  wird  man  aber 

endlich  anch   von   den  anderen,   wenngleich  späteren  Münzen  dieses  Gepräges  und 

T<»i  den  ge  chnittenen  Steinen   mit  diesem  Typus  sagen  dürfen ;  es  ist  undenkbar, 

diß  ein  erst  in  der  Diadochenzeit  geBchaffener  Göttertypus  selbst  bei  statuarischer 

AnsbilduDg  —  um   von  seiner  ausschließlich   vorliegenden   Verwendung  im  Münz- 

stMopel  des  Demetrios  ganz  zu   schweigen  —  sich   auf  so   viele  Städte,   ja   auch 

Dv  auf  die  Mflnzstempel  so  vieler  Städte  von  Unteritalien  bis  tief  nach  Kleinasien 

kiiMin  verbreitet  habe;    dies  kann  man  vielmehr  nur  von  einem  in  guter  Runstzeit 

d.  h.  nicht  später  als  im  IV.  Jahrhundert,    wahrscheinlich   von  einem  bedeutenden 

Meister  erfundenen  Typns  annehmen,  und  zwar  von  einem  solchen,  der  in  statua- 

riieher  AnsfUÜining   in  verschiedenen  Orten  —  so  wie  .es  Pausanias   von  Antikyra 

nd  weniger   bestimmt  von    Korinth    und   Neuhermione  bezeugt    (s.    oben  S.  240. 

Noten  a.  b.  c.)  —  wiederholt  worden  ist.     Weiter  aber  als  bis  zu  diesem  Schlüsse 

n  gehn  ist  schwerlich  gerathen,  so  nahe  es  liegen  und  so  verlockend  es  sein  mag 

m  dem    entschieden  EffectvoUen    der    Composition    auf  Anregungen    lysippischer 

KsMt  zu  schließen. 

Die  bisher  bekannten  statuarischen  Exemplare  dieses  Typus  sind : 

No.  1.  eine  Kolossalstatue  im  lateranischen  Museum  (s.  Atlas  Taf.  XII. 
No.  29)  •) . 

No.  2.  eine  kleine  Statue  in  Dresden  (s.  Atlas  Taf.  XU.  No.   31)^). 

No.  3.  eine  dergleichen  in  der  runden  Vorhalle  des  Cafdhauses  in  der  Villa 
Albtti  (s.  Atlas  Taf.  XH.  No.   30) «) . 

No.  4.  Ein  viertes  Exemplar  führt  0.  Müller  im  Handbuch  §  355.  Anm.  5 
^  diesen  Worten  an :  »Poseidon  das  rechte  Bein  auf  einen  Fels  stellend ,  kleine 
SUtoe  bei  L.  Gnilford«;  doch  ist  Näheres  über  dieselbe  nicht  bekannt  2^). 


i  i)  S.  Beimdorf  und  Schöne,    Die    ant.   Bildwerke    des   lateranens.   Museums  S.    182. 

^0.387,  E.  Braun,  Ruinen  und  Mus.  Roms  S.  739.  No.  10,  abgeb.  vor  der  Restauration 
^Cliiae,Miu.  desculpt.  IV.  pl.  744.  No.  1797,  Text  Vol.  IV.  p.  300,  mit  den  Ergänaungen  b, 
^■nud,  Mon.  del  Laterano  tay.  22.  p.  33.  Gefunden  1824  in  Porto  d'Anzio  (s.  Näheres  b.  Benn- 
tov.  Schöne  a.  a.  O.);  das  Material  ist  griech.  Marmor,  die  Höhe  betragt  2,01  °\  Ergänzt 
**fier  der  Nase  und  Einigem  im  Haare  der  1.  Arm  von  der  Schulter ,  der  r.  yon  der  Mitte 
^  Unterarmes  an,  beide  Unterschenkel  unterhalb  der  Knie,  die  ganze  Basis  mit  Schiff  und 
I^t^hin  nebat  Stücken  des  r.  Beines  wo  dessen  Schwanz  ansetzt  und  die  Attribute.  Weg- 
l*ttbeitet  ist  eine  Stütze  (des  1.  Armes  oder  des  Dreizacks)  an  der  1.  Hüfte. 

b)  8.  Hettner,  Die  Bildwerke  der  k.  Antikensamml.  in  Dresden  2.  Aufl.  S.  71.  No.  300, 
4|Bb.  b.  Becker,  Augusteum  II.  Taf.  47  u.  b.  Clarac,  Mus.  de  sculpt  lY.  pl.  743.  No.  1798, 
^titTol.  IV.  p.  301.  Ital.  Marmor,  Höhe  0,997  m.  Ergänzt  der  1.  Arm  von  der  Schulter 
^  und  der  r.  Vorderarm. 

c)  8.  Beschreib.  Roms  HI.   ii.    S.   348.   No.  450,   E.  Braun,   Ruinen    u.   Mus.   Roms 

^-  7ee.  No.  li)6,    Morcem,    Fea ,    Visconti,  La  villa  Albani  descritta,   Roma   1869.    p.   106. 

^.724,  wahrscheinlich   in  Nettuno  gefunden,  s.  Bull,  dell'  Inst.  t.   1834.  p.  106.    Unedirt; 

^  koch,  auf  einer  Säule  aufgestellt,    als  daß   ttber  Material  und  Maß   Genaues   angegeben 

^Men  könnte;    auch   die  Ergänzungen  lassen  sich  nicht  constatiren,    nur   ist  sicher  der  r. 

'^^  mit  der  Schulter  angesetzt,  verdächtig  das  Schiff  unter  dem  1.  Fuß  und  vielleicht  beide 

^^e,  das  r.  im  Ober-,  das  1.    im  Unterschenkel  nebst  der   Statze   und   der  ganzen   Basis 


280  II.  DIK  KRIIALTENKN  MONUMKNTE. 

Obgleich  die  CompoHition   der  drei  Statuen  No.    t — 3   auf  den   ersttn   Blick 
nahezu  identisch  erscheinen  mag,   zeigen  sie  doch  bei  näherer  Betraohtang   eine 
Verschiedenheit  in  der  Haltung,    welche  um  so  mehr  mit  emigen  Warten  zu  be- 
rtlhren  lohnt,  je  mehr  dieselbe  mit  der  im  vierten  Capitel  erörterten  Veraohieden- 
heit  im  Ausdrucke  der  Köpfe  im  Einklänge  steht.     So  wie  nämlich  der  Kopf  der 
lateranischen  Statue  's.  oben  S.  260)  bei  völliger  Ruhe  eine  gewisse  Abspannung 
zeigt,  so  hat  die  Haltung  der  Figur  etwas  Lässiges,  Bequemes,  um  nicht  lu  sagen 
Schlaffes,  was  bei  einer  etwas  mehr  seitlichen  Ansicht  als  der  im  Atlas  gegebenen, 
etwa  bei  der,  welche  sich  bei  Garrucci  findet,  noch  stärker  hervortritt.    VergUeheB 
mit  den  beiden  anderen  Statuen  hat  der  Gott  in  der  lateranischen  den  Fuß  etwas 
weniger  hoch  aufgestützt  als  namentlich  in  der  Albanischen;    in  Folge  dessen  muB 
sein  Oberkörper,  um  mit  dem  Ellenbogen  die  Stütze  des  Beines  zu  erreiehen,  sieh 
stärker  vorbeugen   und  nach  rechts  hinüber  neigen,   während  die  linke  Hand  die 
Triaena  weniger  hoch  faßt,  als  in  den  beiden  anderen  Statuen,   besonders  No.  3, 
und  auch  der  Kopf  leicht  gesenkt  und  der  Blick  nicht  in  die  Feme  gerichtet  ist, 
sondern  in  kurzer  Distanz  vor   den  Füßen  des  Gottes  den   Boden  trifft.     Lasseu 
diese    Umstände    auf   eine    ursprünglich    ziemlich    hohe    Aufstellung    der    Statut 
schließen  ^^) ,  welche  an  Imposauz  gewinnt ,   je  mehr  man   sie  von  unten  her  be- 
trachtet,   80  ist  es   klar,    daß  sie   der  ganzen  Haltung   der  Figur  viel  von  dei 
Schwung  und   von   der  Straffheit  nehmen,   welche  nicht  allein  die  beiden 
Statuen,  zumal  die  Albanische  charakterisirt ,    sondern  auch  in  einigen  Hflnztypei 
Reliefen,  Wandgemälden   und  Gemmen   hervortritt.     Von   der  Mimik   der   hier  {| 

Rede  stehenden  Stellung   kommt  also  in  der  lateranisclien  Statue  hauptsächlich  ^^^jf 
Moment   des  Entgegenwirkons  gegen  Ermüdung  hei  längerem   Stehn  zur  Geh 
Anders  bei  der  dresdener  No.  2.     Wenn  bei  ihr  schon  der  ruhige  Fembliok 
Auges  eine  Erhebung  des  Kopfes  bedingt,  so  kommt  sie  zugleich  durch  etwas 
Auftreten  des  rechten  Fußes  dem  auf  das  Hein  gelehnten  Arme  weiter  entgegen,  «o    wfgß 
der  ganze  Körper  aufgerichteter  erscheint,  als  bei  der  lateranischen  Statue  und    ci^ 
gleichsam  Etwas  von  der  Aufmerksamkeit  im  Ausdrucke  des  Gesichtes  den  ganjct 
Leib  durchdringt  und  seine  Haltung  straÜ'er  anspannt,  als  dort.    Eine  etwas  höhen 
Erhebung   des  linken  Armes  steht  hiermit  im  besten  PLinklange.     Bedeutend  wmter 
geht  in  der  Festigkeit  und  dem  Sehwungo  der  Haltung  die  Albanische  Statue  No. ;{, 
welehe  auch  bei  weitem  den  erregtesten  Cicsiclitsausdruck  zeigt   oben  S.  2f)5  .  8cho» 
das  ist  nicht  gl(*i<'ligiltig,  daß  sie  den  linken,  anstatt  wie  die  beiden  anderen  Sta- 
tuen den   rechten  Fuß  lioehgesteilt  hat,  denn   die  Folge   davon   ist,    daß  sie  den 
Dreizack  nicht  in  der  Linken,  sondern  in  der  Hechten  führt,   folglich  zum  Gebrancbc 
viel   unmittelbarer  bereit  hält,    als  jene.     Dann  aber  tritt  sie  aucli  merklich  höber 
und  man  m(k;hte  sagen  fester  auf,   als  die  beiden  anderen  Statuen .  namentlich  dif 
lateranische    und   in  Folge   dessen  ist  die  Neigunjr  des  OberköiT)er8   nach  der  anf- 
gestützten  Seite  bei  ihr  die  verhältnißniiißig  geringste,    zugleich    die  Erhebung  d« 
den  Dreizack  haltenden  Armes,    wie   das   aus  der  Muskulatur   der   rechten  iMf 
von  Brust  und  Schulter  hervorgeht,  di»'  verhiiltnißmäßig  bedeutendste.     Und  m  tri' 
das  Moment  des  Machtvollen,  Gebietenden,   welches  besonders  der  auf  den  Drrii* 
aufgestützte    Arm  in   die  Mimik   der    an    sich  ruhenden  Stellung  hinein  bringt,  i 
dieser  kleinen  Statue  ungleich  bedeutender  hervor,  als  ans  den  beiden  anderen, 
zumal  aus  der  lateranischen. 


6.  DIE  STATUARISCHEN  DAB8TELLUN0EN  DES  POSEIDON.  281 

Daß  das  Schema  dieser  Statuen  im  Allgemeioen  demjenigen  der  von  Pansanias 
(X.  36.  8.  8.  oben  S.  240.  Note  a.)  beschriebenen  in  Antikyra  genau  entspricht, 
dii  Ath  wahrscheinlich  noch   in   zwei   anderen  in  Korinth  und  Nenhermione  (s. 
I.  s.  0.  Noten  b.  u.  c.)  wiederholte,  braucht  nur  erinnert  zu  werden.     Wenn  diese 
dm  TOB  Pansanias  erwähnten  Statuen  alr  Stütze  des  hochgestellten  Fußes  einen 
Delphin  hatten,   welcher   bei  der  korinthischen  als  Wasserspeier  diente,  so  stimmt 
dies  genau  mit  dem  dresdener  Exemplar  überein,  während  sich  bei  der  lateranischen 
Stitne,  bei  welcher  auch  der  als  Stütze  verwendete  Delphin  modern  ist,  gar  nicht 
Mgoi  lAfit,  was  etwa  die  Unterlage  des  auftretenden  Fußes  gewesen  sei.     Bei  der 
Albanisdieo  dagegen  werden  wir,    falls  das  Schiff  sich  als  nicht  antik  erweisen 
aottte,  des  schweren  Auftretens  wegen  kaum  an  einen  Delphin,   sondern  viel  eher 
an  einen  Felsen  zu  denken  haben,    welcher  bei  der  Statue  No.  4  die  Unterlage 
Uden  soll  und  in  mehren  Münzen  und  Gemmen  dieselbe  darstellt.  Daß  das  Aphlaston 
Ib  der  rechten  Hand  der  lateranischen  Statue  eine  willkürliche  Ergänzung  sei,*  welche 
wahrscheinlich  besser  weggelassen  worden  wäre,  ist  von  den  Verfassern  des  Lateran- 
katalogs  bereits  mit  Recht  bemerkt  worden,  wie  dieselben  auch  die  überaus  kräftige 
Voskulatur  und  die  breite  und  starke  Brust  des  in  kurzen,  fast  gedrungenen  Pro- 
portionen gehaltenen  Körpers  dieser  Statue  richtig  hervorgehoben  haben*).    Dieselbe 
krifSge,  selbst  etwas  derbe  Auswirkung  des  Körpers   bei  jedoch  schlankeren  Ver- 
itUtnissen  zeigt  die  Albanische  Statue,  während  die  Formengestaltnng  der  dresdener 
Statue,  die  Hettner  mit  Recht  eine  »rohe  Copie  nach  einem  guten  Vorbildet  nennt, 
in  keiner  Weise  als  ctfarakteristisch  gelten  kann. 

Nur  und   höchstens   als  ein  ganz  loses  Anhängsel  dieser  ersten  Ciasse  posei* 
doniseher  Statuen  kann  man  als 

No.    5    die    in    keiner    andern    schicklicher    unterzubringende    und    auch    in 
^«Q  flbrigen   Monnmentgattungen  ihrer  Oomposition   nach   durchaus    nicht  wieder- 
holte   swdte  Dresdener  Poseidonstatne    (s.   Atlas  Taf.    XII.   No.    32)^)    betrach- 
te,     ll^eseler  (a.  a.  0.)    meint  freilich  indem  er    diese  Statue  mit  Figuren  der 
ersten   Oiasse    in    Reihe    stellt,    auf  die  grössere  oder  geringere  Erhebung   des 
^Qßes    komme    nicht    eben   viel    an,    doch   wird   man   sich   auch   ohne   besondem 
Nmebweis    leicht   durch    die   Vergleichuog  überzeugen,    daß  die    Mimik   der    hier 
vorliegenden  Stellung  eine  in  jedem  Betracht  von  derjenigen  der  bisher  behandelten 
Gestalten   verschiedene  sei;    die   Art,  wie  hier  der  im  Wesentlichen  grade  aufge- 
richtet stehende  Poseidon   den  wenig  erhobenen  Fuß  auf  ein  sein  Machtgebiet  be- 
zeichnendes Attribut  stellt,  läßt  sich  nur  mit  den  Fällen  vergleichen,  in  denen  z.  B. 
Aphrodite  Urania  die  Schildkröte  oder  in  welchen  die  Göttin  den  Helm  oder,    wie 
üt  der  Statue  im  Louvre^)  den  noch  nicht  sicher  erklärten  Gegenstand  (Embryo?), 


a)  Vergl.  auch  E.  Braun  a.  a.  O. 

b)  S.  Hettner,  Die  Bildwerke  der  k.  Antikensammlung  in  Dresden,  2.  Aufl.  S.  73. 
^o.  309,  «bgeb.  in  Beckers  Augusteum  II.  Taf.  40,  b.  Clarac  IV.  pl.  743.  No.  1795  und  in 
^^  DtnkiB.  d.  a.  Kunat  IT.  No.  70.  Ital.  Marmor,  Höhe  l^i;  ergänzt  beide  Arme,  der  r. 
"^t  der  ganten  Schulter,  der  1.  vom  Oberarm  an.  Daß  auch  die  Füße  und  der  Plinthos 
^^^din  Mien,  ist  ein,  brieflich  von  Hettner  berichtigter,  Irrthum;  die  Füße  sind  nur  ge- 
^^dksn  und  mit  einem  Stflcke  des  antiken  Plinthos  in  die  moderne  Basis  eingelassen. 

c)  Clane,  Mos.  de  sculpt.  pl.  341.  No.  1293,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  265,  vergl. 
^•monUi,  Aphrodite  S.  99  f. 


2S2  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

oder  Dionysos  gelegentlich  seineu  Panther*)  unter  dem  Fuße  hat.  Dazu  kommt, 
daß  die  dresdener  Statue  die  einzige  des  Poseidon  ist,  welche  den  Gott  mit  einem 
weiten,  allerdings  eigenthamlich  genug  zurechtgelegten  Himation  bekleidet  darstellt, 
während  nicht  nur  die  Statuen  der  ersten  Classe  völlig  nackt  sind,  sondern  sich 
diese  Nacktheit  auch  fast  ohne  Ausnahme  in  allen  Denkmälern  anderer  Gattangen 
sich  wiederholt,  welche  die  Poseidon figur  nach  diesem  Motive  componirt  seigen.  Die 
schon  (8.  2J6  u.  278^  erwähnten  Vasengemälde  und  ein  paar  Reliefe  (s.  unten  Cap. 
VIII.  No.  6  und  7),  welche  man  dem  entgegenhalten  könnte,  bieten  das  in  Frage 
stehende  Schema  schon  mit  einer  starken  Modification  dar.  Im  Übrigen  mag  man 
anerkennen,  daß  die  dresdener  Statue,  wenngleich  sie  auch  in  ihrer  Oesammtheit 
wie  in  ihrem  Kopfe  kaum  etwas  specifiiich  Poseidonisches  hat,  den  Gott  in  wUrde- 
voller  Gestalt  und  Haltung  vergegenwärtigt,  wobei  der  Restaurator  in  Betreff  des 
rechten  Armes,  den  er  halb  erhoben  und  auf  den  Dreizack  gesttttzt  gedacht  hat, 
das  Rfchtige  getroffen  haben  mag,  während  dies  von  dem  linken  Anne  schwerlich 
gelten  kann.  Indessen  wird  sich,  da  die  ganze  Figur  stark  überarbeitet  ist,  schwer 
entscheiden  lassen,  ob  derselbe  kräftiger  auf  den  Schenkel  anfgesetst,  oder  etwa 
(vergl.  die  erwähnten  Reliefe)  auf  die  Hüfte  gestemmt,  oder,  was  auch  mOglich  ist, 
ein  Attribut  haltend  frei  vorgestreckt  gewesen  ist. 

Noch  um  einen  starken  Schritt  weiter  entfernt  sich  von  dem  Schema  der 
Classe  der  Poseidonstatuen 

■  No.  6   eine   ßrzstatuette   im  k.  k.  Münz-   und  Antikoncabinet  in  Wien^) 
Taf.  III.  No.  1).   Denn  sie  stellt  den  Gott  ganz  aufgerichtet  dar,  den  linken 
hoch  auf  den  Dreizack  gestützt,  auf  der  frei  vorgestreckten  Rechten  einen  Delpl 
haltend,    so  daß   nur  der  auf  ein  Schifisvordertheil   gestellte  linke  Faß   das  verr^  -r- 
bindende  Gfied  zwischen  dieser  Statuette   und  den  Statuen   der  ersten  Classe  an 
macht,  während  im  Übrigen  die  Stellung  der  Figur  zu   der  Composition  der  glei 
näher  zu  besprechenden  dritten  Classe  poseidonischer  Gestalten  hinüberführt. 
bei  ist  das  stark  Bewegte  dieser  Stellung  als  für  den  dargestellten  Gott 
ristisch  anzuerkennen ,    wenngleich  dasselbe  zum  Theil  auch  von  dem  Gesrhmif      i  te 
der  Zeit  abzuleiten  sein  wird,  auf  welche  die  Composition  zurückgeht.  Die 
der   Statuette   sind   von  dem  ersten  Herausgeber  nach   Gebühr  gewürdigt  wordi 
Ihre  Bekränzung  mit  dem   auf  der  rechten  Schulter  liegenden  Lemniskos  verdL  ^ 
hervorgehoben  zu  werden. 

Zweite  Classe. 

Diese  Classe  wird  in  statuarischer  Ausführung  bisher  lediglich  durch 
No.  7,  eine  kleine  Erzstatuette  aus  Ucrculancum  im  Museo  Nazionale    u 
Neapel^)    (s.  Tafel  II.  No.  1)  vertreten,  da  sich  nicht  constatiren  läßt,  welche   mn 


a)  Nuove  Memorie  dell*  Inst.  p.  279. 

b)  Vergl.  ▼.  Sacken  u.  Kenner,  Die  Sammlungen  des  k.  k.  Münz-  und  AntikencabifMü 
»S.  283.  No.  519,  abgeb.  bei  v.  Sacken,  Die  ant.  Bronzen  des  k.  k.  Münz-  und  Antito»- 
cabinets  Taf.  VI.  No.  1.     Höhe  47»  Zoll. 

c)  Jetzt    im  2.    Bronzezimmer,    Schrank  1    an   der  Wand  den   Fenstern  g^genQber  im 
2.  Bord;   abgeb.  Antichita  di  Ercolano  VI.  tav.  9,    R.  Mus.  Borb.  XII.  tay.  4\,  E.  Bnw, 
Vorschule  d.  Kunstmythol.  Taf.   19,  Clarac,  Mus.  de   uculpt.   pl.  749  B.  No.  1799  A.,  ut^. 
Text  vol.  IV.  p.  301  f.,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.   71. 


8-        / 


6.  DIE  HTATUARI8CHEN  DARSTELLUNGEN  DES  POSEIDON.  283 

den  bei  Pansuiias  als  a^aXp^ata  opt^a  des  Gottes  angeführten  Poseidonstatuen  ^) 
etwa  in  diesem  Schema  gebildet  gewesen  sind,  während  dasselbe  in  einigen  Reliefen 
(i.  Cap.  YUI.  No.  8  n.  9,  Atlas  Taf.  XII.  No.  17  a.  18)  wiederkehrt  und  auch  in  ge- 
idmittenen  Steinen  (s.  Gemmentafel  II.  No.  7  u.  to),  darunter  einem  archaYstischen, 
mehweishar  ist.  Der  weitere  Übergang  aus  der  Composition  der  Gestalten  der  ersten 
Cüuse  nnd  derjenigen  der  Statue  No.  5  und  der  Statuette  No.  6  zu  der  hier  vor- 
fiependen,  ebenfalls  höchst  charakteristischen,  wird  dargestellt  durch  ein  Vasenbüd 
;•.  Atlas  Taf.  Xn.  No.  8)  und  durch  eine  Münze  von  Tabae  (Münztafel  VI. 
No.  7)  ^)y  welche  den  Gott  mit  aufgestelltem  Fuße  wie  in  der  ersten  Classe,  dabei 
iber  völlig  aufgerichtet,  mit  auf  den  Dreizack  gestützter  Linken  und  in  die  Seite 
gestemmter  Rechten  darstellt.  Eben  diese  kraftvolle  und  gebieterische  Stellung, 
vdefae  sich  anch  bei  Zeusfiguren  ^),  aber  allerdings  nur  bei  langgewandeten  wieder- 
findet, während  Poseidon  in  derselben  vollständig  nackt  erscheint,  ist  bei  der  Be- 
sprechung des  Zeus  näher  beleuchtet,  also  hier  nicht  noch  einmal  zu  erörtern,  sie 
▼ettritt  die  herculaner  Statuette  in  vortrefflicher  Weise,  nur  daß  bei  ihr  wie  bei 
<faa  Parallelfiguren  der  anderen  Monumentclassen  beide  Füße  gleichmäßig  auf  dem 
Boden  stehn.  Ein  näheres  Eingehn  auf  die  Formen  dieser  vielbesprochenen  Statuette, 
deren  Kopf  mit  dem  unordentlich  geworfenen  Haar  in  besonderem  Maß  und  in 
(Weinstimmung  mit  der  Körperhaltung  die  trotzige'  Kraft  des  Gottes  vergegen- 
virtigt,  wird  gegenüber  der  auf  Photographie  vom  Original  beruhenden  Abbildung 
überflüssig  sein;  es  mag  daher  nur  bemerkt  werden,  daß  der  Speer  oder,  genauer 
gesprochen,  die  zugespitzte  Stange,  welche  man  jetzt  in  der  linken  Hand  des  Gottes 
Sttd^,  unzweifelhaft  modern  ist^^)  und  einen  antiken  Dreizack  verdrängt  oder  er- 
<^t  hat,  welchen  wir  in  den  Parallelmonumenten  finden. 

Dritte  Classe. 

Die  Monumente  dieser  Classe  zeigen  den  Gott  wesentlich  nackt,  ruhig  stehend, 
^  Linke  mehr  oder  weniger  hoch  auf  den  Dreizack  gestützt,  die  Rechte  entweder 
W  herabhangend  oder  mit  einem  Attribute  gesenkt  vorgestreckt.  Man  mag  diese 
Stellung  für  denselben  ganz  angemessen  nennen,  aber  als  specifisch  poseidonisch 
<^  als  besonders  charakteristisch  wird  man  sie  um  so  weniger  bezeichnen  dürfen. 
Je  gewöhnlicher  sie  im  Bereiche  der  Zeusdarstellungen  erscheint.  Unter  diesen 
^Mt  sich  diejenige  Gruppe  (Classe  VI.  Gruppe  9),  welche  Juppiter  wie  die  Posei- 
donstatue  No.  8  und  die  Statuette  No.  9  mit  einem  Gewand  auf  der  linken  Schulter 
<^,  allerdings  nur  in  Monumenten  römischen  Ursprungs  nachweisen^),  diejenige 
^tgegen,  welche  den  Gott  ohne  alle  Gewandung  darstellt  (Cl.  VH.  Gr.  11.  vergl. 
^.  12)  wie  die  Poseidonstatuette  No.  10,  umfaßt  auch  griechische  Arbeiten. 
VftgUeh,  daß  für  Poseidon  ganz  dasselbe  gilt.  Denn  während  wir  ihn  mit  dem 
^owand  auf  der  Schulter  in  griechischen  Monumenten  irgend  einer  Art  vergebens 


a)  P»ut.  n.  2.  3  (Kenchreae),  U.  36.  3  (Didymoi),  IH.  23.  2  (Cap   Malea),  VH.  21.  7 
t^^^tne),  X.  38.  12  (Naupaktos). 

b)  Ungefilhr,  aber  in  geringerer  Schönheit  wiederholt  in  einer  Qemme  der  Stosch'schen 
^•mmlttng,  Winckelmann  II.  Cl.   9.  Abth.  No.  441. 

e)  Vergl.  Bd.  II.  S.  130   ff.  ,   Zeusstatuen   lY.  Classe  1.  Gruppe   und  die   syrakusaner 
^^nie  Mttnataf.  n.  No.  25. 
d)  Vergl.  Bd.  n.  S.  147. 


284  II.     DI£  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

suchen,  dagegen  z.  B.  in  dem  echt  römischen  Relief  der  »Ära  Neptanl«  im  cj^i- 
toUnischen  Museum  (Cap.  VIU.  No.  10,  Atlas  Taf.  XII.  No.  19.)  finden,  ist  dr 
gänzlich  nackte  Poseidon  wesentlich  in  der  hier  in  Rede  stehenden  Stellung,  du 
mit  dem  Dreizack  in  der  rechten,  statt  in  der  linken  Hand  auf  boeotiBchett  Mias« 
(Mttnztafel  VI.  No.  8)  nachweisbar,  während  er  in  seiner  von  Fkusanias*)  er- 
wähnten griechisch-römischen  Statue  auf  dem  Molo  von  Kenchreae,  sofern  dlaa* 
auf  der  korinthischen  Münze  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  U.  No.  72a.  zu  erknnm 
und  genau  wiedergegeben  ist,  ebenfalls  ganz  nackt,  mit  dem  Dreizaek  in  der  Ion 
ken,  dem  Delphin  auf  der  vorgestreckten  Rechten  dargestellt  war.  Die  erhaltena 
Exemplare,  welche  diesen  Typus  mit  seinen  kleinen  Varianten  vertreten,  sind: 

No.  8^  die  kolossale  Marmorstatue  in  Madrid  is.  Atlas  Taf.  Xn.  No.  33)  ^) 

No.  9,  eine  0,115™  hohe  Erzstatuette  auf  der  pariser  Bibliotfaek  (s.  Tafe 
m.  No.  3)«). 

Außerdem  gehört  die  jugendliche  Statue  im  Museo  Nazk>nale  sn  Neiqpel^} 
welche,  wohl  nicht  mit  Unrecht,  mit  einem  Kopfe  nicht  idealen  Charakters  ergiMi 
ist,  während  sie  der  rechts  neben  ihr  am  Boden  befindliche  Delphin  als  poaeidO' 
nischem  Kreise  angehörend  bezeichnet,  dieser  Gruppe  an.  Während  diese  &ml 
das  auf  der  linken  Schulter  des  Gottes  ruhende  Gewand  charakteriart  wird,  e« 
scheint  in 

No.   10,  einer  0,30"*  hohen  Erzstatuette  ehemals  FejervBry-Pnlszky'scheB  B^ 
Sitzes"*)  s.  Taf.  U.  No.  2 
und  in 

No.   11,  einer  nur  0,07  ^  hohen  Statuette  im  Besitze  des  Herrn  Bälh  in  F^« 
Unedirt,  s.  Taf.  HI.  No.  2 
der  Gott  ohne  jegliche  Gewandung. 

Im  Einzelnen  ist  über  diese  Werke  nicht  viel  zu  sagen. 

Die  madrider  Statue,    welche  Hübner  mit  Recht  eine   nicht  übele  Arbat   der 
schon   manierirten  Epoche   nennt   und   von   deren  Kopf  oben   (Cap.  V.  No.  4    ät 
Rede  gewesen  ist^    entspricht  in  Haltung    und  Formen   gar    wohl   dem   Ideale  d« 
gewaltigen  Meergottes,  dessen  wuchtiger  Leib  mit  breiter  Brust  und  kräftigen  Sekif- 


a)  Pausan.  11.   2.   3  .  .  .  .    [xeta  oe   auiov    (vaov   'A^^pfiOOiTTj;;    izX  toj    ipujioTi  T«ji  6ti  ^ 

b)  Vergl.  Hühner,  Die  ant.  Bildwerke  in  Madrid  u.  Spanien  8.  41.  No.  13,  abfeb.  b. 
Clarac,  Mus.  de  sculpt.  IV.  pl.  749  C.  No.  179fi6.  Text  toI.  IV.  p.  300.  Höhe  2.36»  ft»* 
Ilabncr) ,  8  pieds  9  pouces  (nach  Olarac) ,  ital.  Marmor ;  erg^nst  nach  Habner  außtr  iff 
Nase  beide  Arme,  der  1.  mit  einem  vergoldeten  Dreizack,  der  größte  Theil  de«  Delpkiif 
nebst  dem  Plinthos  und  der  herabhangende  Zipfel  des  Mantels,  nach  Clarac  lediglich  ^ 
rechte  Arm. 

c)  Vergl.  Chabouillet,  Catal.  g^n^ral  p.  509.  No.  3027  (jetzt  3453?).  abgeb.  b.  GiylÄ 
Rcceuil  d'  antiquites  vol.  IV.  pl.  59.  No.  3  (als  Zeus).  llnter  der  folgenden  Numm«  ft^* 
('habouillet  eine  zweite ,  Uhnliche,  aber  minder  schöne  Statuette  an,  deren  Benennung  ib'' 
zweifelhaft  ist,   du  ganz  verwandte  Zeusfiguren  nicht  selten  sind. 

d;   Abgeb.  b.  Clarac  a.  a.   O.  pl.   744.  No.   1799,  Text  p.  301. 

e)  Abgeb.  schon  bei  Causaeus  de  la  Chausse,  Mus.  Roman,  vol.  I.  sect.  2  tab.  14  i**** 
apud  Antonium  de  C'avalleriis,  aber  in  dem  Werke  von  I.  B.  de  Cavalleriia  Anl.  «tat  ^ 
Komae  nicht  enthalten)  und  b.  Montfuucon.  Ant.  cxpl.  I.  pl.  29.  4,  neuerdinga  in  den  J^' 
ed  Ann.   dell*  Inst,   von   1854.   tav     H.  vergl.   p.   S9.      Die  Basis  ist  modern. 


i 


6.  DIE  8TATÜABI8CHEN  DAB8TKLLUNOEN  DES  POSEIDON.  2S5 

ten  hier  sogar,  der  freiem  Stellang  wegen,  unmittelbarer  zur  Anschaunng  gelangt, 
lU  in  den  Statnen  der  ersten  Classe,  ohne  in  irgend  einer  Richtnng  Übertrieben  zn 
MB.  Daß  die  Ergänzung  des  linken  Armes  durch  die  gehobene  Schulter  gesichert 
sei,  hat  Httbner  bemerkt,  ob  dagegen  der  rechte  Arm  mit  leerer  Hand  Ursprung- 
lieh  80  herabgehangen,  wie  ihn ,  ähnlich  dem  was  man  jetzt  an  der  Statuette 
No.  10  sieht,  der  Restaurator  gebildet  hat,  oder  ob  er  mit  einem  Attribute  leicht 
griroben  war,  wie  es  die  Statue  von  Scherschell  ftlhrt  und  wie  es  die  ähnlich  com- 
ponirten  Zensstatnen  zu  haben  pflegen,  dies  ist  mit  Sicherheit  nicht  zu  entscheiden^]. 
Dtt  Eine  nnd  das  Andere  erscheint  gleich  möglich  und  auf  einen  ruhig  und  hand- 
ImgskM  herabhangenden  Arm  möchte  man  aus  dem  mit  Aufmerksamkeit  in  die 
Ferne  gerichteten  Blicke  des  Gottes  schließen;  nur  müßte  der  Arm  dann  in  der 
Thst  schlaff  herabhangend,  nälier  am  Leibe  liegen,   als  wir  ihn  jetzt  sehn. 

Fttr  die  aus  den  Trttmmem  von  Velleja  in  der  Gegend  von  Piaeenza  stam- 
Mde  Statuette  No.  9,  welche  sich  in  der  Haltung  und  Gewandung  durch  Nichts  von 
itk  Zeusstatnetten  der  8.  Gruppe  der  VI.  Classe^)  unterscheidet,  rechtfertigt  sich 
fa  Poseidonname  lediglich  durch  das  eigenthttmlich  schlichte  und  wie  feucht  herab- 
kttgende  Haar,  in  welchem  übrigens  wahrscheinlich  einst  ein  Band  gelegen  haben 
vird  und  die  dem  Haar  entsprechende  Bildung  des  vom  auffallend  langen  Bartes*^). 
DtB  der  linke  Ann  mit  der  Triaena  ausgestattet  war,  geht  aus  dem  Stumpf  des 
^hobenen  Vorderarmes  hertror,  über  den  von  dicht  unter  der  Schulter  an  fehlenden 
rechten  läßt  sich  keine  begründete  Vermuthung  aussprechen. 

Schwieriger  zu   beurteilen   ist   die   Statuette  No.    10,    und   zwar  in  mehr  als 

^er  Hinsicht,  ja  bei  ihr  möchte  sich  an  einem  Umstand,  den  K.  Braun  a.  a.  0. 

*h  sicherstes  Beweisstück  fttr  die  Richtigkeit  der  Benennung  als  Poseidon  aufführt, 

^ade  ein   Zweifel   über  die   Berechtigung  dieses  Namens  knüpfen.    Der  Kopf  der 

^tatnette  soll  nämlich  mit  silbernen,  in  das  rauhe  Haar  eingesetzten  Schilf  blättern^) 

l^krSazt  sein.     Daß   Blätter  im  Haare   liegen  ist  natürlich  schon  nach  der  Abbil- 

^ng  nicht  zu  bezweifeln,  die  Form  von  Schilfbiättem   dagegen  scheinen  dieselben 

direhans  nicht  zu  haben,  dazu  sind  sie  offenbar  zu  breit.     Wären  es  aber  Schilf- 

^4itter,  so  müßte  man  zweifeln,  daß  die  Statuette  Poseidon  darstelle,  denn  ein  sicherer 

^(hüfbekränzter  Poseidon  ist  im  ganzen  Bereiche  der  alten  Kunst  vollkommen  uner- 

to  (vergl.  auch  Anmerkung  20).    Andererseits  lässt  die  Stellung  der  Statuette,  na- 

■KBtheh  der  auf  was  es  immer  gewesen  sein  mag,  hoch  aufgestützte  linke  Arm  den 

Qcdinken  an  irgend  ein  Wesen  eines  niedern  Ranges  schwerlich  zu,  während  die  Ge- 

itiltimg  des  ungeordneten  und  in  einzelne  Locken  zertheilten  Haares  und  des  Bartes, 

K^e  die  Form  des  Gesichtes ,    die  schmale  Stirn  in  Verbindung  mit  der  Breite  des 

^bein  und  der  Unterkieferpartie,  den  Gedanken  an  Zeus  ausschließen,   Poseidon 

'^egen  bestens  entsprechen  ®\    Man  wird  also  bei  seinem  Namen  stehnzubleiben  und 

^^BBgemäß  vorauszusetzen  haben,    daß  seine   Linke  mit  dem  Dreizack  ausgestattet 

Kiesen  sei,  den  er  merkbar  höher  gefaßt  hat,   als  die  madrider  Statue.      Hfermit 


t)  Als  nicht  nn wahrscheinlich  bezeichnet  das  Attribut  auch  Brunn,  Ann.  d.  Inst,  von 
>^7.  p.  189. 

b)  Bd.  II.  S.  145. 

c)  mne  longue  barbe  dont  Teau  semble  ruiHseler«  Chab. 

4)  afoglie  d*arundine  riportate  in  argen to  ed  innestate  tralle  inute  chiome«  Braun. 
e;  Vergl.  oben  S.  255. 


286  II.    DIK  ERHALTENE  MONUMENTE. 

jBteht  eine  eigenthilrolich  starke  Bewegung  im  Einklang  nnd  Znsammenhange,  welche 
die  ganze  Figtir  von  dem  etwas  zur  Seite  geneigten  Kopfe  bis  zu  der  weiter  als 
gewöhnlich  vom  Boden  erhobenen  Ferse  des  linken  Fnßes  durchdringt,  ftbnlich  wie 
wir  dergleichen  schon  an  der  wiener  Statuette  No.  6  bemerkt  haben.  Der  Gott 
lehnt  sich  schwer  auf  die  Stütze  des  linken  Armes,  wodurch  die  sehr  schräge 
Stellung  der  Schultern  begründet  wird,  und  steht  mit  dem  rechten  Foße  wuchtig 
(ocon  tutto  il  peso  del  corpo«  Braun)  auf  dem  Boden.  Nicht  mit  Unrecht  hat  da- 
her schon  E.  Braun  bemerkt,  daß  sich  —  echt  poseidonisch  dürfen  wir  wohl  sa- 
gen —  mit  der  großen  Kraft,  welche  sich  in  allen  Theilen  des  sehr  energisch 
modellirten  Körpers  ausspricht,  eine  gewisse  Unruhe  (sposatezza)  verbinde,  wie  sie 
aus  bedeutender  Anstrengung  zu  folgen  pflegt  (siccome  aviene  da  soverohia  fa- 
tica] .  Nur  daran  Ifißt  sich  zweifeln,  ob  derselbe  die  ganz  eigenthümliche  Haltung 
des  rechten  Armes  richtig  verstanden  und  erklärt  hat,  indem  er  sie  nüt  der  in  der 
Figur  ausgedrückten  Ermüdung  in  Zusammenhang  bringt  und  meint,  sie  drfleke 
das  Verlangen  nach  Ruhe  aus.  Das  wie  schlaffe  Herabhangen  des  Armes  möehte 
damit  übereinstimmen,  die  Haltung  der  Hand  thut  es  aber  gewiß  nicht;  viehnehr 
läßt  diese  voraussetzen,  daß  der  Gott  mit  derselben  irgend  einen  Gegenstand,  aa 
wahrscheinlichsten  den  Schwanz  eines  neben  ihm  angebracht  gewesenen  De^hins 
berührt,  oder  sich  leicht  auf  diesen  gestützt  hat^j.  An  Geschlossenheit  nnd  Gleieh — 
gewicht  würde  die  Compositiou  durch  die  Hinzufttgung  eines  solchen  Beiwerkes 
gewinnen.     Daß  mit  der  Haltung  der  ganzen  Gestalt  und  der  Neigung  des  Kopk 

der  Ausdruck  des  Gesichtes,  welcher  bei  aller  Kräftigkeit  der  Formen   etwas  MiL 

des   hat,  in  Übereinstimmung  stehe,  hat  ebenfalls  schon  Braun  mit  Recht  her?iNr^^ 
gehoben,  nur  daß  er  mit  dem  Ausdruck  »sguardo  pensieroso«  das  Auge 
genügend  charakterisirt. 

Das  Räthsche  Figürchen  No.   1 1 ,  dessen  Dreizack,  wie  kaum  bemerkt  in 
den  braucht,  modern  und  bei  welchem  außerdem  der  rechte  Vorderarm  resi 
alles  übrige  intact    ist,  zeigt  verwandte,  nur  lebhaftere,  im  Körper  mit  der 
tuette  aus  Ancona  [No.   15)  übereinstimmende  Bewegungsmotive  nnd  wird  viel 
mit  einem  in  der  rechten  Hand  gehaltenen  Fisch,  als  auf  den  Schwani  eines 
eben  gestützt  zu  denken  sein.     Im    Kopf  ist  das  Rauhe  und  Finstere  des  Mi 
gottes  besonders   hervorgehoben.     Der  bei  Poseidon  in  plastischen  Werken 
Kranz,  welcher  aus  dicken  und  breiten  Blättern  besteht,  also  keinesfalls  Schilf 
stellt,  ist  durch  die  von  ihm  auf  beide  Schultern  herabhangenden  Lemnisken 
besonders  bemerkenswerth. 

Vierte  Classe. 

In  die  vierte  Classe   müssen  einige  Poseidonstatuen  zusammengefaßt  n^v^^^w», 
zwischen  deneu  man  möglicherweise  genauer  unterscheiden  würde,  wenn  sie     ^J^esser 
erhalten  wären.      So  wie  sie  auf  uns  gekommen  sind,  ist  ihr  Gemeinsamw^       ßmß 
sie  den  völlig  gewandlosen  Gott  ruhig  und  die  beiden  Arme  gesenkt  dasteb^^jid  zei* 
gen ,  in  einer  Haltung,    welche  für  ihn  in  keiner  Weise  als  charakteristitc^  gdtm 
kann,    so  daß  nur  äußere  Umständet  die  Nomenclatur   sicher  zu  stellen  ^^rmögea. 
Diese  Statuen  sind: 


a>  Auch  Brunn,  Ann.  d.  Inst,  von  1S57.  p.   189  hat  an  die  Möglichkeit  einer  aohhea 
Ergänzung  gedacht. 


*  ^ 


=T: 


6.  DIB  STATUABI8CHEN  DAB6TKLLUNOEN  DBB  POBBIDON.  287 

No.  12,   dne  KoloBMÜstatne  ans  lol,   dem  alten  lalia  Caesarea,  in  Scherschell 
in  Algerien  (s.  Atlas  Taf.  XU.  No.   34)»). 

No.   13,  eine  kleine  Statue  in  der  Sammlung  Ooke  in  Holkham  Hall  bei  Wells 
k  Norfolk,  England  ^) . 

No.  14,  eine  ehemals  Verosprsche  Statue  in  der  Galeria  delle  statue  im  Vatican 
(I.  Adas  Taf.  XH.  No.  35) «) . 

No.  15,  Ersstatnette  ans  Ancona  im  Besitze  des  Herrn  Sanlini  daselbst,  abgeb. 
in  den  Mon.   deir  Inst.  VIII.  tav.   12.  No.  7.  a.  b.   (Taf.  lU.  No.  4  a  u.  b.)^) 
No.   16,    Erzstatuette  im  Museum   von  Lyon^),   unedirt  in  Photographie  vor- 
fi€|gend  (s.  Taf.  IH.  No.   5a  u.  b.). 

Vollkommen  gesichert  in  ihrer  Bedeutung  ist  von  diesen  Statuen  und  Statuetten 
niiF  No.   12,  und  zwar  durch  das  doppelte  Attribut  des  neben  ihrem  rechten  Bein 
^üa  Sttttze  angebrachten  Delphins  und  des  in  ihrer  rechten  Hand  gehaltenen  See- 
S'iBaehOpfes,    während    sich    der   am   linken  Oberarme  haftende  Rest  einer  runden 
Btange  nunmehr  mit  Sicherheit  als  derjenige  des  ruhig  geschultert  gehaltenen  Drei- 
UDeks  erklären  läßt').     Was  das  Wesen  in  der  rechten  Hand  des  Gottes  anlangt, 
hat  schon  Brunn    (a.  a.  0.  p.   188)    mit  Recht  gegenüber  dem  französischen  Er- 
klärer der  Statue  in   der  »Illustration«  (General  Oluseret)   bemerkt,  dasselbe  könne 
ah  ein  junger  Delphin  nicht  verstanden  werden ,  schon  deshalb  nicht,  weil  dessen 
Anbringung  neben  dem  großen  Delphin  auf  der  Basis   lediglich  tautologisch  sein 
Würde  nnd  sodann  nicht,   weil  die  Formen  des  wie  immer  beschädigten  und  ver- 
stoßenen Geschöpfes  nicht  die  eines  Delphins  seien.     Dasselbe  sei  vielmehr  als  ein 
Bippokamp  zu  erklären,  dergleichen  wie  in  den  Hafen  von  Helike  versenkte  Statue 
des  Poseidon  nach  Strabons  Zeugniß^  auf  der  Hand  getragen  hat.    Der  Augenschein 
der  genauen  Abbildung  im  Atlas  a.  a."0.,  die  auf  Grund  einer  sehr  scharfen  Photographie 
V'om  Originale  gemacht  ist,  bestätigt  dies  vollkommen,  denn   wenngleich   die  von 
^mm  geltend  gemachten,   fdr  einen  Delphin  zu  bedeutenden  Schwanzwindnngen 

a)  Abgebildet  in  einem  Holzschnitt  in  der  pariser  »Illustration«  von  1857.  Ko.  730, 
Wiederholt  in  den  Ann.  deir  Inst,  von  1S57.  tav.  d*agg.  £.  yergl.  p.  187  f.  (Brunn),  Revue 
^■^tel.   XIU.   II.   p.    570.   2,05  ^  hoch ,  angeblich  von  lemnischen  {}}    Marmor.     Ohne   £r- 


bj  Abgeb.  b.  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  IV.  pl.  744.  No.  1796.  A.,  vergl.  Text  Vol.  IV. 
P.  300.  Parischer  Marmor,  »4  pieds  5  pouces«  hoch ;  ergänzt  der  Kopf,  der  rechte  Arm  vom 
^•Itoldes  an,  der  linke  Vorderarm  mit  dem  Dreizack,  das  Unke  Bein  und  »yermuthlichc  der 
I^«lpkin  (Clarac).  Conze  in  s.  engl.  Reisebericht  in  der  Archaeol.  Zeitung  von  1864.  Ans. 
^.  213*  ff.  erwähnt  die  Sammlung  nicht,  eben  so  wenig  Matz  in  dem  seinigen,   Arch.  Zei- 

Ton  1973.  8.  30. 

e)  Jettt  No.  394,  Beschreib.  Roms  II.  8.  172  No.  29,  abgeb.  Mus.  Pio-Clem.  I.  tay.  33, 
i  Cltfac  a.  a.0.  pl.  743.  No.  1796  (besonders  ungenau).  Miliin,  Oal.  myth.  pl.  91.  No.  292, 

.  Bnuui,  Vorschule  der  Kunstmythol.  Taf.  IS.  vergl.  S.  11.    Qrieoh.  Marmor,  1,95"*  hoch, 
dj  Vergl.  Bull,  dell'  Inst,  von  1861  p.  85   und  Ann.  dell'  Inst,   von   1864    p.  386  sq. 

). 
•)  Erwähnt  im  Bull,  dell'  Inst.  y.  1866  p.  101. 

f)  Ob  das  auf  der  Schulter  sichtbare  viereckige  Stack  Marmor  als  ein  Kest  des  Quer- 
des  Dreizacks  zu  erklären  sei,    läßt  sich   ohne  Autopsie  des  Originales  nicht    ent- 

■^Ivtiden. 

gl  Strab.  Vin.  p.  384.    'EpoTOoftrfvT)«   Ik  xal  auTÖ«  ISctv  «ptjai  xöv   töttov    xal  xo^   irop- 
^1^  ItttUietv  dK  i^f  ttp  ic6p<f>  ip^c  ianljxei  Iloaeioüv  -^dlXxeo;  f^cuv  iTnc^xafAirov  h  tq  )^e(pl  x(v&uvov 
powi  tot;  fttXTUiüotN.    Vergl.  oben  S.  239.  Note  i. 
Ov«i¥«c1t,  Kattstaiytkologi«.  Ul.  19 


288  Q.  DIB  £BHALT£N£N  MONUICEKTE. 

sioh  als  geringer  heraosstellen ,    als  in  der  frtthern  Abbildung  nnd  die  in 
fehlende   Schwanzflosse   unverkennbar    (aber  dem  Hippokampen  auch  gana  ange- 
messen) ist,  so  sind  an  dem  Vordertheile  des  fraglichen  Wesens  die  BmchflAchen  dea 
verloren  gegangenen  Halses  und  der  Beine  oder  wenigstens  eines  Beines  eben  ao 
unverkennbar.     Hinsichtlich   der  Körperbildung  dieses  hiemach  gana  unbeaweifel- 
baren  Poseidon  muß,  nachdem  der  Kopf  schon  früher  (Cap.  IV.  No.  3}  besproehea 
worden,  und  über  die  hik^t  ein£ache,  aber  wohlverstanden  durchgeführte  Stellung 
weiter  Nichts  zu  sagen  bleibt,  besonders  auf  die  Wucht  und  Fleischigkeit  aufmerk- 
sam gemacht   werden,   in  welcher  dieser  Körper  bei  einer,   soweit  man  naeh  der 
Photographie  urteilen  kann,  eigenthümlich  weichen  Behandlung  des  Marmors  aelbit 
deigenigen  der  madrider  Poseidonstatue  und  der  Statuette  No.  10  überbietet ;  daa  Derbe 
und  Materielle  im  Wesen  des  Meergottes  gelangt  hier  zur  deutlichsten  Anschauung.  Zvr^ 
geich  will  aber  der  Massenhaftigkeit  des  Rumpfes  gegenüber  die  vergleichaweiae  feioe^ 
ja  etwas  dünne  Gestaltung  des  erhaltenen  rechten  Beines  bemerkt  werden,  eine  Formen — 
eigenthümliohkeit ,   welche   E.  Braun  mehrfach,   aber  mit  aweifelhaftem  Reeht  aa — 
deren  Statuen  des  Gottes  gegenüber  hervorgehoben  hat  und  welche  er  auf  eine  aA.^- 
geblich  bei  Seeleuten   zu  beobachtende  £rscheuiung  zurückführt ,    deren  Arbeit^^ 
hauptsächlich  den  Oberkörper  und  die  Arme  auswirken,  während  die  Beine  durc^ 
dieselben  weniger  in  Anspruch  genommen  also  auch  weniger  ausgebildet  werden 
Über  die  etwas  vernachlässigte  Arbeit  am  Fuße,  welche  den  franzöeischea  Erklirr 
auf  verschiedene   an   der  Statue  beschäftigt  gewesene  Hände  schließen  ließ, 
Brunn  (a.  a.  0.  p.   191  sq.)  das  Nöthige.     Was  endlich  den  Delphin  neben 
Gott  anlangt,  bildet  dieser  nicht  selbst  die  Stütze  der  vorgestreckten  rechten  Hacm< 
sondern  er  lehnt  sich  mit  gewundenem  Schwanz  gegen  einen  hinter  ihm  angebrac^l 
ten  Gegenstand,    von   dem  ein  viereckiger  Zapfen  (punteiloj    sich  gegen  die  H^lju 
erhebt.      Brunn    (p.   192) .  behandelt  diesen  Gegenstand  als  ein  Steuerruder.      Oft 
dies  auf  Grund  einer  Angabe  Oluserets  geschieht  oder  aus  der  Zeichnung  abstnLfaai 
ist,  muß  dahinstehn ;    in  der  Photographie  ist  der  fragliche  Gegenstand  undentlitsk, 
aber  sicher  kein  Steuerruder.      Wenn   endlich   Brunn  —  allerdings  ohne  an    die 
Statue   von  Helike  zu  denken,  s.  p.   1S9  —  meint,  das  Original  der  Statne   vm 
Scherschell  sei  eine  Erzstatue  gewesen,  der  dieses  ganze,  erst  bei  der  Marmorecfiie 
als  nothwendige  Stütze  hinzugefügte  Beiwerk  gefehlt  habe,  die  Composition  gewiBM 
durch  dessen  Beseitigung  und  auch  in  den  Formen  des  Nackten  lasse  sieh  die  En- 
nachbildung  erkennen,    so  muß  man  allerdings   zugestehn,    daß  gegenüber  am 
Hippokampen  in  der  rechten   uud   dem  Dreizack  in  der  linken  Hand  der  Delpbii 
als  Attribut  zur  Kennzeichnung  des  Gottes  nicht  nöthig  war,  andererseüa  wird  an 
aber  nicht  verkennen  dürfen,    daß  es  wenige  nackte  Männerfigurea  der  antäai 
Kunst  giebt,  welche  sich  vermöge  der  Geschlossenheit  der  nur  fbr  den  linken  Am     , 
einen  puntelk)  erfordernden  Oomposition  besser  ftlr  eine  ursprüngliche  AusftIhnBg 
in  Marmor  eignen   wie   die  des  Poseidon  von  Scherschell.    Allerdings  erscheiBtto 
Delphin    als   nur  ftlr   den  Marmor  nothwendige  Stütze ;  allein  dies  wiederholt  sA 
auch  bei  anderen,  gewiß  nicht  auf  Bronze  zurttckgelienden  Statuen,  wie  i.  B.  ^ 
Medicelschen  Venus,    und  ob  die  Oomposition  durch  seine  Hiawegnahme  gewimc* 
und  nicht  vielmehr,  wenn  man  die  jetzt  fehlenden  Stücke  in  Gedanken  ergjkiaStf  tf 
Gleichgewicht  verlieren   würde ,    muß  man  als  zweifelhaft  bezeichnen.     Was  ib^ 
endlich  die  Formgebung  anlangt,    wird  man  an  der  Photographie  und  an  der  nAßfl 


6.  MK  SEAlCAHHlflDS  OaJttKBLijnWiES  DB»  ?«]lMXIIOS 


%r  kflrgMtalHaii  f  iAii^i  iphii    icowHPium  irgiiawi  «ne  ieinim  om  DifOiilfotu&ui^ 

MtdiekeB,  welche  ihv  den.  ManBuncI  hiBansgiiee  ami  4111  «n  ia  ILumur  «iwgfciar« 

tai  EnhQd  hrawifir     wihR&it  oub.  «tHii  tiijer  iw«äß*in  küuifie.  iiQ  ££s  im  roubw 

vtn,  die  idboa  beitlirte.  «siTHicu&iiili^iu^  F.esjKäi^k-tic.  ja  siäC  Fecs^'fic  lK«t»vBiiitt» 

te  Bmt-  «ad  PaMipiiiiü  vmigrtr  xum/t  wie^mz^ihHi 

ttmins  iai».   vu  u.  der  «.we icflüa  >~-i.    Li  mqc  iäC. 

■üK  fie  saiiMxa  «ne  Eepük  >fiwr  Beiuiieft  nai  aoick 

ab  Abe^ms  jiftr  reeiuiia  iLuai  Tucanäüieaüa  nliekK^  . 

des  Delpöia  ■üWb  «üf^;^«  dCLCus  »vaiinditfiAlwSiH   pcvMbM- 

Ar  «fiane  üeioift.  »xlenaar  aal  Venuidiu|^  btttuäKaii«  Aft- 

Eässt  ».Une   &<dk£.    4Ajm   vUrde   rllr  däe   CMtfütk« 

c    ML<ic  Bifiidipdi    ieiA.    äeiaer  i>M)dMi  V«raadiMai^ 

nuilber  »bar   «M  maa  «zi«  Minri^a.  daß   «ik  üiaiiLfi^u^  ^rade  tei»w  IM- 

rtv  H  eaea  ao  ari^  wnttmiBeitea  Ton»  dairii  eimva  ni»jdef««a  Ktft^tWr  «hfer 

ttk  deaeaa   EnMMnmp  ekoe  Aafaak  in   fieiki^kc  Torhaadea  ^vie;»«aea  aaäkea 

Bataa  aohr  veaig  WatwchiMiiriikm  ftr  äA  kat.  da  der  BiaaUcMa  ^sataca  Bit 

Aa  DelphiasattriKNiC  —  PMeidaaKaiBKa  aad  PortnUsataea    «.  latra    nniwra 

imehaei  —  ao  waaige  aiad .  dad  «a  hauanMor  aaä  d^peaer  Pkaas»»«  aaf  j«de 

«An  Bifltia  ehar  verfiOlea  aii&dte.  al»   grade  aaf  eiaea  Delphin.     Bia  amf  W«* 

Im  wird  maa  ala»  die  Cokeädke  Scatae  ia  dkäer  Reihe  als  aithstea  Seitearer- 

^Hdteitt  dar  seherKheiier  Poacidoastatae  «teha  za  laAäea  habea.     Eiae  Beaneüua^ 

ihn  Stilea  iat  naeh  Claraca  Zeirkaang  aiekt  ai^Lii^h. 

Waa  dritteaa  die  Tariraaivbe  Sutue  Xo.  14  aalangt  veitlie  bekaaatikli  früker 
A  Zaaa  reataarirt  war  aad  ikre  jetzige  iilrgtazaag  den  Aasichtea  VkiMatis  Miu. 
Aa-Cleni.  a.  a.  O.  p.  67.  Yerdankt ,  so  »öiaiat  aock  bei  ikr  da»  va$  aa  ihr»  ab- 
Haeka  tob  dem  sehoa  obca  Cap.  IV.  No.  Iv  beftprocbeaea  Kopf  aatik  i^t.  der 
^iHapiiaitiwi  aaeh  aal  der  Statue  voa  Sebenebell  im  Wetieaüicken  abeiviB .  aar 
b£  die  Sttize  am  rechten  Beine,  deren  oberer  Tbeil  eckt,  ein  Hyi^rnfttamm  iat. 
k^gO^ea  iai  anck  bei  dieser  Sutae  grade  wie  bei  der  von  ScbenekeU  da»  am 
thararai  anliegende  Stack  des  in  der  Linken  gehaltenen  Attribnta  echt»  und  da 
kaaelbe  nicht  raad,  aondem  viereckig  ist.  ao  hat  daraus  Visconti  aohl  gewiß  mit 
taekt  geaehlossen,  das  Attribut  kdnne  kein  Scepter  gewesen  sein.  Nun  ist  freilick 
ia  Dreiaaek  mit  kantigem  Stiel  eben  so  wenig  nachweisbar  wie  ein  kantiges  Soep- 
ar»  aber  doch  immerhin  möglicher,  und  so  wird  man  sich,  Alles  insamniengenom- 
iaa,  and  da  der  Kopftypus  dem  wenigstens  nicht  widerspricht,  mit  Visoonti  eta- 
rantoadea  erklären  kdanen,  daß  die  Annahme^  die  Statue  sei  ein  Poseidon  gewesen, 
die  größte  Wahrscheinlichkeit  besitxe.  Damit  wäre  denn  auch  der  im  liu- 
Anne  gehaltene  Dreizack  gerechtfertigt,  nicht  aber  der  höchst  wundersame 
Ddphin,  welchen  der  Restaurator  neben  dem  Gott  auf  den  Raamstamm  gelegt  und 
Ataiea  Schwanz  er  ihm  in  die  Hand  gegeben  hat,  vielmehr  wird  es  als  wahrschein- 
lUk  SU  gelten  haben,  daß  auch  hier,  wie  bei  der  Statue  von  Schersehell,  die  rechte 
Uaad  frei  vorgestreckt  ein  Attribut,  sei  es  einen  kleinen  Delphin ,  einen  llippo- 
oder   ein  Aphlaston    gehalten  habe,    während  möglicherweise   vor  dem 


urteilt  Bnum  s.  a.  O.  p.  169. 


290  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

stutzenden  Banmstamm  ein  Delphin  aufgerichtet  war,  wie  ihn  niu  die 
nnd  die  scherscheller  Statne  zeigen.  Daß  Übrigens  ein  bloßer  Baum  als  Stfltie 
einer  Poseidonstatue  nicht  unmöglich  sei,  beweist  die  erste  dresdener  Statne  oben 
No.  2. 

Auch   die  Statuette  No.   15   wurde  anfangs  fttr  einen  Zeus  gehalten  (s.  BoU. 
a.  a.  0.;  nnd  erhielt  ihren  jetzigen,  ohne  Zweifel  besser  begründeten  Namen  ent 
bei  genauerer  Betrachtung   's.  Ann.  a.  a.  0.^   welche  namentlich  den  Chanto 
des   Kopfes  und   die   Behandlung  des   Haares  als  dem  Zeust^-pus  nicht,    dsg^ga 
demjenigen   des  Poseidon   vollkommen  entsprechend  erkannte.     Dasselbe  kann  au 
von  der  Haltung  des  Körpers  sagen,  welcher  die  Ruhe  und  Würde  fehlt,  welebe 
Zeus  charakterisirt   und  auszeichnet.      Wegen  des  wahrscheinlichen  Attributes  der 
abgebrochenen   rechten  Hand  verweist  Brunn   auf  die  Statue  von  Scherschell,  a 
deren  Typenklasse   das   kleine  Bildwerk  trotz  der  Verschiedenheit  in  seiner  Bewe- 
gung gehört;    der  linke  Arm,    der  wie  die  Schulter  zeigt,   ebenfalls  gesenkt  vir, 
ist  nicht  abgebrochen ,    sondern  bestand  aus  einem  eigenen ,   angelöthet  geweeeiei 
und  verloren  gegangenen  Stflcke ;    daß  die  Statuette   den  Dreizack ,   und  zwar  an 
wahrscheinlichsten  ruhig   im  Arme   liegend,   gehalten   habe,  l&ßt  sich,  wenn  nu 
ihr  den  Poseidonnamen  zuerkennt,  füglich  nicht  bezweifeln. 

Auch   bei  der   lyoner  Statuette   No.   16   whrd  man  den  Charakter  des  Kopf« 
und   insbesondere   die  Behandlung  des  Haares   für  den   Poseidonnamen  geltend  n 
machen  und  in  Ansehlag  zu  bringen  haben.     Dem  Haare  fehlt  über  der  Stirn  fut 
jede  Erhebung,    wenig   gewellt   fließt   es  von  der  Mitte  nach  beiden  Seiten  henb, 
während    es    hinten   in    einer  Reihe   gewundener    Locken,    über    denen    es  eimt 
von   einem   schmalen   Bande  zusammengehalten  gewesen  sein  wird ,    lang  auf  den 
Nacken  herabhangt.     Dem  Gesicht  aber  fehlt  die  Hoheit  und  Würde,  welche  Zeil 
charakterisirt,  während  es  doch  genug  von  dem  Typus  der  Kroniden  hat,  nmdei 
Gedanken   an   ein   Wesen    außerhalb    dieses   Kreises  auszuschließen.      Endlieh  irt 
auch   hier   die   Bewegung  im  Körper,    welche  an  diejenige  des  lysippischen  Äfh 
xyomenos   erinnert,    wenngleich  in  anderem  Sinn,    als  bei  No.   14,  zu  stark,  vw 
der  Gehaltenheit  und  Stille   oder  Imposanz   der  Stellungen   des  Zeos  zu  weit  ent- 
fernt, um  nicht  diesen  von  der  Erklärung   auszuschließen.     Die  Arme  dieser  Sb- 
tuette   scheinen  ebenfalls   aus   eigenen   Stücken   gearbeitet   und  angesetzt  zu  sdi, 
werden  aber   gewiß  nicht  für  modern  zu   gelten   haben.      Dazu  ist  besonders  die 
Haltung  der  linken  Hand,  an  welcher  der  gestreckt  gewesene  Mittelfinger  gebroek« 
ist ,    viel   zu   eigenthümlich  und  nicht  leicht  genug  erklärbar.     An  einen  in  £eMr 
Hand  und   an   diesem  gestreckten  Arme  geschultert  gehaltenen  Dreizack,  wie  ihn 
die  Statuen  No.   11  und  13  hielten  und   wie  er  sich  bei  No.   12  nnd  14  voratt- 
setzen  läßt,    wird  man   hier  nicht  zu  denken  haben;    die  Hand  kann  nur  einen 
leichtem  und  dttnnern  Gegenstand  gehalten  haben,  der  jedoch  nicht  leicht  in  et-     \ 
rathen  sein   wird.      Dagegen  bieten  uns  mehre  Münzen  (s.  Mflnztafel  VI.  No.  6, 
16,   17    und  mehre   andere  nicht  abgebildete),    sowie  auch  Gemmen  in  dem  t» 
Poseidon  gehaltenen  Aphlaston  das  am  wahrscheinlichsten  für  die  rechte  fland  der 
Statuette  vorauszusetzende   Attribut ,   da   die  Finger  derselben  etwas  zu  weit  |^ 
schlössen  sind ,    um   einen   Delphin  oder  einen  Hippokampen   recht  annehmbar  n 
machen ;  als  möglich  muß  aber  auch  ein  solches  Attribut  ei'scheinen.     Der  Ksas^- 
wcrth  der  Statuette  ist  in  den  versclüedencn  Theilen  ungleich  nnd  nameofficfc  rer- 


6.  DIE  8TATUARI8CHKN  DAB8TELLUN6KN  DES  POSEIDON.  291 

diest  der  Kopf  vor  dem  gar  zu  gestreckten  und  zu  rundlich  und  glatt  gearbeiteten 
BuBpfe  den  Vorzug.  

Von  den  beiden  Porträtstatuen,  welche  außer  der  schon  oben  S.  284  erwähn- 
tei  in  Neapel  mit  dem  Delphinsattribut  ausgestattet  sind,  nämlich  dem  Agrippa  im 
Palaste  Grimani  in  Venedig*)  und  dem  s.  g.  jugendlichen  Commodus  (?)  in  der 
ffinstinianischen  Sammlung^)  entspricht  die  erstere  keinem  der  bisher  bekannten 
Schemata  poseidonischer  Gestalten,  während  die  letztere  sich  zu  der  hier  in  Rede 
steboideB  vierten  Glasse  stellen  würde,  wenn  überhaupt  feststünde,  was  an  ihr 
abbt. 


Anhang. 
Zwei  verschollene  Poseidonstatuen. 

Je  weniger  zahlreich  die  statuarischen  Darstellungen  Poseidons  sind,  um  so 
Hehr  Anlaß  ist  vorhanden^  zwei  von  älteren  Gelehrten  erwähnte  Marmorstatuen  ^^) , 
deren  Verbleib  für  jetzt  wenigstens  nicht  nachgewiesen  werden  kann,  nicht  blos 
ia  dieser  Reihe  mitzuzählen ,  sondern  auf  sie  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  ganz 
besonders  hinzulenken,  in  der  Hoffnung,  dadurch  einen  Anstoß  zum  Aufsuchen  der 
venehollenen  zu  geben.     Diese  Statuen  sind: 

Xo.  17,  diejenige,  welche,  als  die  einzige  Winckelmanu  bekannte  Poseidon- 
itatae,  zu  seiner  Zeit  in  der  Villa  Medicis  stand  °].  Winckelmann  beschreibt  die 
Stalae  in  ihrer  Ganzheit  nicht,  sondern  sagt  nur  an  den  beiden  angeführten  Stellen 
^  don  Kopfe  ^)  mit  ziemlich  identischen  Worten :  «Der  Kopf  der  einzigen  Statue 
dfli  Neptnnns  zn  Rom  in  der  Villa  Medicis  scheinet  nur  allein  im  Barte  und  in  den 
Haaren  sich  von  den  Köpfen  des  Jupiters  etwas  zu  unterscheiden.  Der  Bart  ist 
BKht  länger,  aber  krauser  und  über  der  Oberlippe  ist  derselbe  dicker.  Die  Haare 
*ad  lockichter  und  erheben  sich  auf  der  Stime  verschieden  von  dem  gewöhnlichen 
Warfe  dieser  Haare  am  Jupiter«®).  In  emer  Note  zu  dieser  Stelle  der  Kunst- 
8>iehiehte  giebt  H.  Meyer  an,  diese  Statue  sei  aus  der  Villa  Medicis  nach  Florenz 
(^kracht  worden ;  in  dem  Register  aber  (Bd.  VHI.  der  M.-F.  Ausgabe)  unter  Nep- 
^Hoi  wird   dieser  Angabe  das  Wort  »Livomo«  in  eckigen  Klammem  hinzugeftlgt. 


a)  Abgeb.  b.  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  V.  pl.  916.  No.  2344  B,  auch  Denkm.  d.  a. 
l^ttnrt  I.  No.  353. 

b)  Abgeb.  b.  CUrac  a.  a.  O.  pl.  961.  No.  2468.  Im  Texte  Vol.  V.  p.  252  heißt  es: 
**tit  dessinateur  nous  indique  cette  statue  comme  un  M^läagre.  Was  aber  hätte  der  mit 
*Npi  Delphin  lu  thun?  Über  die  Ergänzungen  heißt  ds  nur:  töte  et  bras'  paraissent 
Memes. 

c)  Vergl.  Winckelmann,  Gesch.  d.  Kunst  V.  1.  §  36!,  Vorlauf.  Abhandl.  v.  d.  Kunst 
^  Zeichnung  d.  a.  Völker  §  23. 

d)  Derselbe  ist  abgeb.  in  der  Meyer-Ferno\y*schen  Ausgabe  zu  Bd.  IV.  S.  324.  Taf.  S.a., 
^  der  Donauöschinger  Ausgabe  (Eiselein)  unter  No.  49  der  Denkmäler. 

e)  So  in  der  Gesch.  d.  Kunst;   in  der  Vorl.  Abh.  lauten  die  letzten  Sätze:    »Der  Bart 

« 

^niebt  etwa  länger,  oder  so,  wie  er  bei  andern,  dem  Neptunus  untergeordneten  Meer- 
^ttem  zu  sein  pflegt,  das  heißt:  gestreckt  imd  gleichsam  naß,  sondern  er  ist  krauser,  als 
^  Jupiter,  und  der  Knebelbart  ist  dicker ;   auch  die  Haare  erheben  sich  Ton  der  Stirn 

« 

^  eine  yerschiedene  Art«. 


294  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

IV.     No.  15.     Nisyros.     Arg.     Ays.     Weiblicher  Kopf  mit  der  Stephann.  Imhoofsche 

Sammlung.     Mionnet.  Descript.  III.  412.  101.     S.  t.  SalleU  Zeitocbr. 
für  Numism.  I.  Taf.  4.  No.  18,  ygl.  S.  150. 


V.     No.  16.     Boeotia.    Arg.    Ayb.  Poseidonkopf  (s.  oben  8.  271.  No.  3).   Könnet, 

Descript.  II.  103.  59. 
No.  17.     Byzantium.    Arg.    Ays.  Demeterkopf  mit  Ährenbekxtaxnng.     Mionnot, 

Suppl.  II.  239.  201  ft). 
No.  18.     Demetrios  Poliorketes.    Arg.    Ays.  Kopf  des  Königs  mit  Diadem  nn 

WidderhOmem.     Mionnet  a.  a.  O.  m.  245.  592. 
No.  19.     Corinthus,  Colönia.    Ae.    Ays.  CORINTHVM.    Bellexophon  und 

SOS.     Mionnet,  Descript.  II.  171.  175,  Sappl.  IV.  54.  366. 


V.     No.  20.     Crepereia.     Arg.    Rys.  Kopf  der  Amphitrite  (Salacia?).     Cohen,  M6»i 

consul.    Crepereia    pl.   XVI.   No.    2 ,    yergl.   Denkm.   d.   a.   Kunst 

No.  79.  a. 
No.  21 .     Corinthus ,   Domitianus.     Ae.     Ays.   I MP  •  CAES  •  DOM  IT  •  AVO  •  OE 

Kopf  des  Kaisers. 
No.  22.     Cyzicus,  Elektronstater ,  abgeb.  Antiquitös  du  Bosphore  Cimm^rien  '  H. 

p.   159  Vignette  »>). 


Die.  im  vorsteheDden  Verzeichniß  angefahrten  nnd  auf  der  VI.  Mttnztafel 
gebildeten  Münzen  sind  nur  die  dnrch  Kunstwerth  und  (bis  auf  No.  19]  gute  Erhalti^  ng 
ausgezeichneten  Vertreter  der  hauptsächlichen  Typenclassen,  in  welche  sieh  ^^ie 
Darstellungen  Poseidons  in  ganzer  Gestalt  einordnen  lassen  und  der  hauptsftchliohs^fc^ 
Variationen  derselben;  die  weiteren  Exemplare  der  verschiedenen,  schon  im  Ver- 
zeichniß durch  die  vorgesetzte  Bezifferung  (I — V.)  bezeichneten  Classen  sollen,  soi^^t 
sie  zu  einer  richtigen  Einordnung  genau  genug  bekannt  sind,  in  den  Noten  cn  dL 
folgenden  Text  angeführt  werden. 

Die  erste  Classe  umfaßt  die  der  ersten  Statuenclasse  entsprechenden  nnd 
gelegentlich  dieser  erwähnten  Gepräge,  und  zwar  die  Gruppe  I.  A.  diejenigen  H 
zen,  auf  denen  die  Oomposition  des  in  Rede  stehenden  Schemas  zu  ihrer  voU^^iteB 
Geltung  kommt,  d.  h.  diejenige  Composition,  welche  den  Gott  mit  der  aof  cz^effl 
Schenkel  des  aufgestützten  Beines  ruhenden  leeren  Hand  darstellen^).  Dabei  ist 
auf  die  feineren  Varianten  der  Composition  wohl  zu  achten,  welche  in  No.  1 ,  ^^Bnir 
sprechend  der  Albanischen  Statue  am  schwungvollsten ,  in  No.  3  am  lässigsten  ra  ^ 
No.  2  ungefähr  der  lateranischen  Statue  entsprechend  nnd  in  der  römischen 
No.  4  mit  der  ersten  dresdener  Statue  am  meisten  übereinstimmend  erscheint, 
jedoch  bemerkt  werden  muß,  daß  in  den  verschiedenen  Exemplaren  der  Mfl^^nMB 
des  Demetrios  Poliorketes   No.  2   fast  alle  Varianten   der  Composition,    von 


a)  Dieselbe  Gestalt  auf  Münzen   von  Byzans    und   Chalkedon,    s.  Ann.  dell'  Inst..^    ^f^ 
1834.  tav.  d'agg.  O.  No.  .'i  u.  A,  entere  auch  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  77.  a. 

b)  Wiederholt  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  79.  c. 

c)  Diese  erste  Gruppe  ist  am  wenigsten  zahlreich  vertreten;  ihre  Composition   wS^  Vor- 
holt  sich  außer  auf  den   beiden  rein  griechischen  Münzen   der  VI.  Tafel  No.  1  u.  2    m    ^ 
griechisch-römischen  No.  3  und  der  römischen  No.  4  nur  noch  in  den  boeotitchen  Enma.aiMD, 
deren  ursprüngliches  Gepr&gc  einen  lieiter  darstellt,  während  der  Poseidontypua  dietem      älter- 
geprflgt  ist:  Mionnet,  Descript.  II.   104.  66  u.  67,  Suppl.  HI,  507.  36  f.,  Numi  Mw.    Brit, 

p.  124,  Mus.  Huntcr  tab.  XHI.   i;^, 


in   und   imposanteBten   AuTfasauDg    bis    zu    vfiUif^er   Lüssigkeit, 
t  durcbUufen  werden,  auch  Aiee  ein  Beweis,    daß  eä  flicli  um  einen 

^schaffenen .  nicht  einen  von  einer  bestimmten  Statue  copirten  Tyi 
Bei  No.  2—4  and  den  bueoÜBcben  Mtlnzen  (8.  294.  N.  c)  bildet  ein  Felfl«) 
[tge  des  aufgestützten  Fußes,  bei  No.  1  ein  am  Boden  siebendes  Stulei 
■Das   ist    gewiß   nicht   nrBprÜnglicb    und    wird    wobl    zeigen,    daß    i 

eine  schon  vorhandene    und    fUr  den  MünzBtempel  nur  benutzte  CoiQ 
Andelt.      Bemerkt  werden  will  auch  der  Umstand,  daß  während  die  betd 
shen  Münzen  No.  I   u.  2   und  die  griechiscb-rümiscbe  No,  ^  den  Gott  i 
«igen .    derselbe    in    der    römischen  No.   4   ein  GewandetUck  nm  den  aa£j 
n  Arm  geschlungen  und  über  das  Bein  herabhängend  hat. 
le  nicht  eben   glückliche  Modiäcalion    dieses  Schemas    bieten   die   Mtlnzc 
die  Gruppe  1.  B.  bilden,  No.  5  u.  6,  awei  rümischo,  denen  aber  eine  n 
äoe  Aniahl  griec hiscb -römischer ')  ontepricht.     Hier  hült  nämlich  Poseidon, 
die  nicht  mit  dem  Dreizack  ausgestattet«  Hand    auf  den  Schenkel  des  anf- 
iD  Bmnes  zu  legen,  in  derselben  sei  es  einen  Delphin  iNo.  5  und  die  Mohr- 

ENote  a  verzeichneten  Münzen]  sei  es  ein  Äphlaston  iNo,  6  und  ein 
lische  Mtlnzen) .  Außerdem  ist  ihm ,  allerdings  nur  in  der  Minderzi 
r  bekannUn  Münzen,  wie  auch  in  den  beiden  abgebildeten  und 
n  nnr  in  einem  Vasenbüde  (Cap.  IX.  Vase  I.),  ein  Stück  Gewand  siemll^ 
und  kanm  recht  motivirt,  über  den  orhobeueu  Schenkel  gelegt, 
b  ist  diese  Modification  des  ursprünglichen  Schema,  welche  in  dasselbe  Beim 
»ch  [vergl.  oben  S.  247  f.)  erst  später  hineingebracht  worden  sein  kann,  w(| 
selbcu  einen  nicht  unwesentlichen  Tbeil  seiner  Geschlossenheit  und  in 
mhangenden  Motivirung  nimmt,  was  bei  statuarischer  Ausfllhrung  weit  I^ 
errorlreten  würde  als  es  vielleicht  bei  den  kleinen  MUnzQguren  Jeder  &uto 
tn  mag. 

tt  weitere,  aber  ungleich  glUoklidiere  Modificaüün  des  Uaupttypus  ist  c 
Mlohe,  soviel  bekannt,  lediglich  durch  die  eine  Münze  von  Tabae  (Ko.  ' 
L  schon  bei  der  Behandlung  der  Statuen  als  gleichsam  einen  Cbergu 
t-der  Btatoarischen  Oomposition  der  ersten  und  der  der  zweiten  Glasse  1 
gvsogen  worden  ist.      Denn  indem  der   grade    aufrecht   stehende  Gott  hiflq 


ttMiui, 


■  Boaticae,    Ae.   Miunoei,    )<u|ip1. 
ll.  IV.  76.  50«;  Piusi«  ad  Olyinpuit 
4&a.  41Ü  und  Suppl.  V.  22g.  1345  f.; 
nicht  bei  Mionnet i   Phtn 
2t)0,   •1338  and   Deicript.   lU.    1S5.    882: 


[.  Ib.  116  i  C  o  r  i  n  t  ll  u  ■ ,  Itomiüanut, 
Gotdianua  Piiu  und  Domna,  Mioonet, 
icomcdia  Bitlijniae,  Antoniniu  Piua 

lea,  Hadriaiius  u.  Otacilia,  Mionaetr, 
Cyme,    Gordianu«   Pills,    Mionni 


inn«t«S 
innaVJ 


I.  tl.   l&ll  Khndua,  l>Bianua  u.  Ajitoninu«  Fiua  (Poicidon  Aaphali 
tu.  nH.iHA,  Suppl.   IV.    60'.   3!S:    DoTjUcum  Phrygiae.  Traia 

1.  &M:  luliaPhrygiac,  M.  Aureliui,  Mionnet  a.  a.  O,  3IU-  662;  Apam. 
menianua,  Imhoof,  nicht  b.  Mionnet;   Potnpeiopoli»  Ctliciae,    OordiemuB 
tht  tl.  MioBnet;  fierytas,  Gurdianua  Piua  u.  IfacnnuB.  Hionnet,  Deaciipt.V. 
,  90.     In  dieaou  Manien  hat  der  Gott  einen  Delphin  auf  dti  ] 
en.  Med.  consul.pl  XXXIII.   S  u.  11  und  Hadrion,  Cubcn, 
n  Galt  das  AptuRtrc  hilt.     Kndlich   erscheint   er   niit   leerer 
das  H.  Aureliui,  Cohen  a,  a.  O,  II.  p.  SOS.  pl.  XVI.  3Sa  = 


296  II.  DIK  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

den  einen  Fuß  auf  ein  Felsslüek  aufstellend  nnd  seinen  Dreizack  hoehg«fafil,  nidit 
seitlich,  sondern  vor  sich  aufstützend  die  andere  Hand  auf  die  Hafte  gestemmt 
hat,  gewinnt  die  ganze  Haltung  etwas  Festes  und  Trotziges,  das  man  echt  poaei- 
donisch  nennen  kann,  während  sie  zugleich  in  hohem  Grade  abgesohlonen  iat  nnd 
in  statuarischer  Ausführung  in  alle  Wege  einen  trefflichen  Eindniek  machen 
müßte. 

Dagegen  ist  die  verwandte  Composition  der  zweiten  Statuenclasae  in  Mttu- 
stempeln,  soviel  bekannt,  grade  so  wenig  vertreten  wie  die  auch  statnariseh  ver- 
einzelte der  zweiten  dresdener  Pöseidonstatue. 

Der  dritten  Sfatuenclasse  mit  ihren  verschiedenen  Modificationen  entsprechen. 
allerdings  mehr  oder  weniger  genau  die  Münzen  der  Olasse  II.  A. ,  griechisch»^ ^j 
(No.  8  u.  10)  und  römische  (No.  91^),  und  zwar  so,  daß  in  Münzen  der  Poseidor^^^^ 
mit  der  Chlamys  auf  der  Schulter  (Statuen  No.  8.  u.  9.^  nicht  und  wiedemm  statnaiL  ^a 
risch  weder  der  römische  mit  dem  hinter  dem  Körper  über  beide  Arme 
Gewände  No.  9)  noch  auch  der  griechische  der  sehr  schönen  Münze  von  T 
mit  der  weiten  Ilimationbekleidung  ^)  vorkommt.  Je  weniger  spedfisch  Poseid».^5^ 
nisches  dies  ganze  Schema  hat,  je  mehr  es  dagegen  in  allen  seinen  Vari 
bei  Zeus  vorkommt,'  desto  geringeres  Gewicht  ist  überall  anf  dasselbe  zu  l 
Wegen  des  Verhftltniäses  der  Figur  auf  der  tenischen  Münze  zu  einer  Statue 
Telesias  s.  oben  S.  2^8. 

Eine  wiederum  nicht  statuarisch  noch  auch  in  Reliefen  nachweisbare  Comi 
sition  wird  durch  die  Milnee  von  Priansos  No.  t1^  vertreten,  auch  sie  stimmt 
Darstellungen  ans   dem  Kreise  des  Zeus   übereiu   und  ist  schwerlich  für 
erfanden  worden. 

Die    dritte  Ciasso  der  Poseidonmüuzen   vereinigt   drei   Typen   des   dreiii^.'^- 
schwingenden  Gottes  No.  12 — 14)^j,  von  denen  derjenige  der  Münze  des 
Poliorketes  No.    12  Nichts  ist,  als  eine,  in  der  Ausführung  allerdings  sehr 
in  der  Gewandbehandlung  archaVsirende  Erneuerung  des  archaischen  Typus,  wel^sko 


a)  Verwandte  Typen  liegen  ferner  vor  in  Mttnsen  von  Praesua  Cretae,  Mionnet,  &^«i|ipl. 
IV.  :t37.  270;  Prians  uf  Cretee  (Dreizack  recht«,  Füllhorn  linka),  Mionnet,  DeKript.  II-    US. 
2S9;  Ancyra  Phrygine,  T^^cro  und  Tuppaca,  Mionnct,  Descript.  IV.  220.  ihli  (Anker  r^wbti^ 
Dreizack  oder  Sccptcr  links);  Laodieea,  Alexander  Balas  rex  Syriae,  Mionnet,  Descript  f. 
55.  483  f.  (einmal  mit  einem  Kranz  in  der  U.,  den  Delphin  cu  Faßen} ;  Attalia  PWnphj/iM^ 
unedirt;    Berytus,    Elagabal    (in   einem    Schiffe   mit  vielen    Ruderern   stehend)    MIcmumi; 
Descript.  V.  347.  83;  der  schöne  Poseidon  von  Tenos  (No.  10)  ist  auch  in  Brunflnien  ni- 
geprflgt  Mionnet,  Descript.  II.  330.  140. 

b)  Am  genauesten  entspricht  dieser  die  Münze  von  Anemurionb.  Millingen,  M6d.iMd. 
pl.  IV.  No.  3  SS  Denkm.  d.  a  Kunst  II.  No.  72.  b.  und  die  aus  Combes  Num.  Mui.  Brit. 
tab.  XII.  No.  20  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  72.  c.  abgebildete  Mause  von  ApsBSs, 
in  welcher  letztem  der  Gott,  vor  dem  ein  Delphin  angebracht  ist,  in  der  voigesüsekt» 
Rechten  eine  Phiale  hält. 

c)  Ihr  entspricht,  soweit  bekannt,  nur  noch  eine  Mflnze  von  Berytus,  unter  AntiochosI^ 
geprftgt,  in  welcher  der  unter\\'flrt8  bekleidete,  mit  dem  Dreizack  im  Arme  ruhig  ntck^nf 
Poseidon  in   der  Rechten  einen  Delphin  vorstreckt.     Mionnet,  Descript.  V.  337.  23. 

d)  Dreizackschwingend,  und  zwar  ganz  in  dem  Schema  der  Mftnte  No.  12,   nv  o> 
alle  Gewandung  ist  Poseidon  noch  nachweisbar  auf  Münzen  von  Patrae,  Mionnet,  Suppl* 
133.  UOl  und  von  Mantinea,  Ineditum  der  Imhoof sehen  Sammlung. 


7.  POaEIDON  IN  GANZER  6S8TALT  IN  HÜNZEN  UND  0K8CHNITTENEN  STEINEN.      297 

<lie  Mflnzen  von  PoeeidoDia  und  Sybaris  (s.  Mfinztafel  IV.)  und  nicht  wenige  Vasen- 
bilder des  strengen  Stiles  (oben  S.  224)  darbieten.  Neu  erfunden  dagegen  und  in  der 
Bewegung  noch  bedeutend  gesteigert  ist  der  hOchst  vortreffliche  Typus  der  Mflnze  von 
Haliartos  No.  13,  bei  dem  man  gradezu  an  einen  von  dem  Gotte  bekämpften  und 
halb  schon  besiegten  Gegner,  einen  Giganten  denken  möchte;  während  die  Figur 
auf  der  MUnze  von  Bruzus  No.  14  fast  genau  derjenigen  des  Zeus  auf  den  Mün- 
xen  von  Petelia  (Bd.  II.  Mttnztafel  n.  No.  22)  entspricht  und  sich  auch  am  besten 
ans  einer  Stellung  des  Gottes  im  Gigantenkampfe  wird  ableiten  lassen. 

Je  seltener  in  allen  flbrigen  Monumentgattungen,  es  sei  denn  unter  besonderer 

Motivirnng,   Darstellungen    des   sitzenden  Poseidon  vorkommen,    desto   beachtens- 

^weither  ist  es,  daß  dergleichen  in  Mflnzen  verhältnißmäßig  so  häufig  und  ziemlich 

^weit   verbreitet   sind.     Denn    die    als    vierte   Classe    zusammengeordneten  Münzen 

Vo.  15  —  19  sind  nur  die  Vertreter  einer  langem  Reihe  ^).     In  fast  allen  diesen 

1f Unzen  bildet  ein  Felsen  den   Sitz   des  Gottes,    nur   in  derjenigen  von  Boeotien 

(No.  16}  und  derjenigen   von  lope  (Note  a)  ist  er  auf  einem  thronartigen  Stuhle 

sitzend  dargestellt.     Dabei    ist   die  Composition  meist  die,    welche    auch    ftlr   den 

thronenden    und    sitzenden  Zeus    die   gewöhnlichste   ist,   nämlich   das   mehr   oder 

weniger  hohe  Aufstützen  des  einen  Armes  auf  den  Dreizack  und  das  Erheben  eines 

Attributes,   sei  es  eines  Delphins  oder  eines  Aphlaston    (die  Nike  auf  der  Münze 

von  Binope  ist  Ausnahme)  in  der  andern  Hand;   nur  in  der  boeotischen  und  der 

bjzantischen  Mflnze  (No.  16  u.  17)    hat  der  Gott  seinen  Dreizack   geschultert  im 

Arme  liegen  und  auf  der  korinthischen  Münze  No.  19,    auf  welcher  er   auch  den 

Dreizack  besonders  ruhig  vor  sich  aufstützt,  liegt  seine  andere  Hand  leer  auf  den 

Schenkeln.     Der  Poseidon  der  Münze  von  Nisyros   stimmt    vollkommen   mit  dem 

interessanten  Schema  des  sitzenden  Zeus  überein,  von  dem  Bd.  H.  S.  177  gesprochen 

worden  ist.     Wenn  nun  diese  Münzen  schon  an  sich,  sofern  sie  beweisen,  daß  die 

Knnstanschauung  eines  auch  als  Einzelfigur  sitzenden  Poseidon  den  Alten  immerhin 

getäuiiger  war,  als  wir  es  nach  der  Natur  des  Gottes  oder  nach  den  Monumenten 

anderer  Gattungen  glauben  sollten,    so    würden   diese   Typen    noch   bedeutend  an 

Interesse  gewinnen ,  wenn  sich  feststellen  ließe ,  ob  sie  statuarischen  Compositionen 

enflehnt,  oder  —  denn   darauf  wird  man  sich  bei   dem  Mangel  an  Überlieferung 

\mi  solchen  zurflckziehn  müssen  —  diesen  entsprechend  sind,   wie   dies  Böttiger ^) 

fllr  die  Münzen  von  Byzanz  behauptet.     Da  aber  wird  man   sagen  müssen,    daß 

giBS  so,   wie  diese  Figuren  in   den  Münzstempeln  sind,    kaum   die   eine   oder  die 

tadere  eine  richtige  Statue  abgeben  würde ;  am  ehesten  noch  die  der  korinthischen 

Mflnze  No.  19,  demnächst  etwa  die  schon  erwähnte  von  lope.     Und  das   ist  viel- 

leieht  nicht  Zufall,  wenigstens  was  Korinth  anlangt,    wo  es  unter  den  zahlreichen 


a)  Sitzend  ist  Poseidon  außer  auf  den  abgebildeten  Münzen  dargestellt  auf  solchen  von 

Mtntinea,    s.  Panofka,    Abhh.    d.    berl.    Akad.   von    1840.    Taf.   I.   No.    19;    Corinthus 

Colonie  Ton  den  frühesten  Zeiten  derselben  an,    Mionnet,   Descript.  II.  p.   171,    Suppl.  IV. 

f.  54;  Byzanz  and  Chalkedon,  s.  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.  No.  77.  a.;  Tenos,  Mionnet, 

Ducript.  n.  329.   138,  Suppl.  IV.  410.  309.;  Sinope  (mit  Nike  auf  der  Rechten)  Mionnet, 

^v^\.  IV.  573.  122  als  Jupiter  bestimmt;   Laodicea,  Alexander   Balait,  Mionnet  a.  a.  O. 

V.  W.  4SI   sq.;    lope,    Mionnet,  Descript.  V.  499.  8Ü.     Die  Münzen  von  Tarent,    welche 

den  fitzenden  Poseidon  mit  Taras  gnippirt  zeigen,  gehören  nicht  in  diese  Reihe. 

b;  Kunstmythol.  II.  S.  347. 


298  II.  DIE  EBUALTENEN  MONUMEMTK. 

statuarischen  Darstellungen  des  Gottes  (s.  oben  S.  240  Note  h)  wohl  auch  eine  solche 
des  sitzenden  Poseidon  gegeben  haben  mag.  Mit  allen  übrigen  MUnzfiguren  da- 
gegen müßte  man  mehr  oder  weniger  bedeutende  Veränderungen  yomehmen,  um 
sie  in  wohlgeschlossenc  und  von  dem  richtigen  Rhythmus  durchdrungene  Btmtaarisdie 
Compositionen  hinüberzuführen ;  die  relativ  geringsten  etwa  mit  derjenigen  dee  Deme- 
trioB  Poliorketes  (No.  18],  die  durchgreifendsten  mit  der  boeotischen  (No.  16). 
Daß  solche  Veränderungen  in  den  meisten  Fällen  wohl  möglich  sein  würden,  ohne 
doch  die  ganze  Figur  umzuwandeln,  soll  so  wenig  geläugnot  werden,  wie  die  Be- 
rechtigung des  Schlusses,  daß  dasjenige,  was  statuarischer  Compoaition  nicht  en 
spricht,  auf  einer  Umwandelung  bei  der  Übertragung  einer  solchen  in  den 
Stempel  beruhen  könne;  eine  sonderliche  Wahrscheinlichkeit  aber,  daß  es  aich  i 
der  That  um  Nachbildungen  von  Statuen  handele,  wird  sich,  abgesehn  etwa  voi 
der  mehrerwähnten  korinthischen  Münze  >  schwerlich  behaupten  oder  gar  nachweise^^^^ 
lassen  und  man  wird  besser  thun,  sich  einstweilen  an  die  auch  durch  das  iweifel  .C^mI 
hafte  Relief  einer  Terracottalampe  im  lateranischen  Museum^]  nicht  hnnintrHrhtijrt'^ ^Ujl 
Thatsache  zu  halten,  daß  die  Darstellung  des  als  Einzelfigur  sitsenden  Poseidovi^Joi 
auf  das  Gebiet  der  Münzen  beschränkt  ist. 

Als  Classe  V.  sind  einige  der  bemerkenswerthesten  Münzen   zusammengestell^tf'.lUt^ 
welche  Poseidon  fahrend  oder  auf  einem  Seethiere  reitend  darstellen,  ohne  daß  ii  i  rnnmn 
gleichwohl  in  diesen  Darstellungen  eine  besondere,  mit  einem  bestimmten  Beiname  .^ceo 
zu   belegende  Vorstellung  des  Gottes  zu  erkennen  Ursach   haben.     Die    römi8er.^=3|ie 
Münze  No.  20  zeigt  den  dreizackschwingenden  Poseidon,  oder,  wie  man  der 
losigkeit   wegen   angenommen  hat,    Q.  Cropereins  Rocus  als  Neptun  (vergl.  oni 
Cap.  X.)  auf  einem  Ilippocampengespanne,  dessen  Wagen  weggelassen  ist,  so 
die  Figur  unmittelbar  auf  den  Schwänzen   der  hier  nngeflügelten ,  in  einem  and 

Beispiele  ^)  geflügelten  Hippokampen  zu  stehn  scheint,  was  schwerlich   die  Abu ^eht 

des  Stempelächneiders  gewesen  ist.     Die   nächste  Analogie    bietet    das   Relief  im 

Lateran  Atlas  Taf.  XII.  No.  21,  sowie  der  eine  und  der  andere  geschnittene  S' — «tein 
(s.  unten).  In  der  unter  Domitian  geprägten  korinthischen  Münze  No.  21  n^^arird 
der  Gott  eben  so  von  einem  Tritonenpaare  gezogen,  während  er  auf  dem  Elekt^^Eron- 
stater  von  Kyzikos  No.  22  mit  geschwungenem  Dreizack  auf  einem  Hippokam^^pen 
reitend  dargestellt  ist,  wie  auf  dem  oben  S.  219.  Fig.  7  mitgetheilten  Goldplitt^*  chcn 
der  Ermitage  von  St.  Petersburg  auf  einem  Delphin. 

Auf    die    Darstellungen    des    Poseidon    auf    und    mit   dem    Pferde    wird^H  im 
X.  Capitel  zurückgekommen  werden. 


b.  Geschnittene  Steine. 
(Hierzu  die  Gemmentafel  II.] 

In  den  geschnittenen  Steinen,  welche  Poseidon  in  ganzer  Gestalt,  und  zwir 
zunächst  als  Einzelfigur  darstellen,  begegnet  uns  ein  Theil  derjenigen  Composit=:^ioDeD 
wieder,   welche  sich   in  Statuen   und  in  Münzen,    weiterhin  in  Reliefen   und        Oe- 


a)  Benndorf    u.    Schöne,     D.    ant.    Bildwerke    des     lateran.   Mut.    S.   403.   No^       ^^' 
«Poseidon  (?)  n.  1.  sitzend  im  Profil,  in  der  R.  ein  Dreizack«. 

b)  Cohen  a.  a.  O.  No.  1  s=  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O. 


7.  POSEIDON  IN  OANZBB  OB8TALT  IN  MÜNZEN  UND  0E8CHNITTBNEN  STEINEN.        299 

Bilden  finden,  wAhrend  mehre  der  in  anderen  Monamentgattnngen  nachweisbaren 
äehemata  Yon  den  (3emmen  ansgeschlossen  scheinen  und  diese  dafttr  etliche  andere 
Compositionen  allein  aufzuweisen  haben. 

Nur  selten,  ja  vielleicht  in  der  That  nur  in  den  beiden  gleich  anzufilhrenden 

Beispielen,   findet   sich    das  Schema  der  ersten  Statuen-  und  der  entsprechenden 

Aflflnsclasse  I.  A.  in  seiner  ganzen  Reinheit  in  geschnittenen  Steinen  wieder.     In 

liOdiBter  Vollkommenheit  ist  dies  der  Fall  in  dem  Steine,  von  welchem  die  Oemmen- 

ftjifel  n.  No.  3  eine  nach  dem  schönsten  Abdrucke   (bei  Cades,    Oroße  Sammlung 

O.  I.  C.  No.  6)    gemachte  Abbildung  giebt,    von  dem  aber  der  Aufbewahrungsort 

sskht   nachgewiesen   werden    kann'^^).      Die   Vortrefflichkeit    dieses    Meister-   und 

[nsterwerkesy  welches  an  Schönheit  selbst  die  Figuren  auf  den  Mttnzen  der  Brut- 

1er  und  des  Demetrios  flberbietet,  aus  einander  zu  setzen  ist  ttberflttssig,  nur  auf 

Verschiedenheiten  von  jenen  zunächst  stehenden  Münzfiguren  sei  mit  ein  paar 

^^^orten  hingewiesen.     Diese  Verschiedenheiten  bestehn  darin,  daß  während  in  den 

Unzen  der  Gott  nach  links  profilirt  ist  und   dem  gemäß,   um  ein  Durchschneiden 

er  Figur  zu  vermeiden,  seinen  Dreizack  hinter  sich  aufstützt,  er  hier,  nach  rechts 

den  Dreizack  so  neben  sich  gestellt  hat,    daß  nur  die  linke  Hand  über 

.em  Kopfe  und  der  Stiel  des  Dreizacks  zwischen  den  Beinen  zum  Vorschein  kommt. 

Sne  nicht  ganz  günstige  Folge  der  Profilirung  nach    rechts  ist  gewesen,   daß  der 

»toBSchneider  den  hinter  dem  Schenkel,  auf  dem  er  ruht,  herabhangenden  rechten 

'W-Jnterarm  seiner  Figur  nicht  zu  entwickeln  vermocht  hat,  während  er  andererseits 

<3itfeh  die  gewählte  und  hier  allein  mögliche  Stellung  des  Dreizacks,  welcher  grade 

mxi  der  Mitte  des  schlankovalen  Feldes  den  Kopf  des  Gottes  überragt,  den  höchsten 

^Ind  von   Al^eschlossenheit   und   feiner  Abgewogenheit   der  Composition    erreicht 

liat,  welche  uns  in  irgend  einer  Poseidonfigur  dieser  Art  entgegentritt,  ja  daß  die 

iamavte  Natur  dieses  Schema,    bedingt  durch  längere  Dauer  der  vom  Gott  einge- 

neouDenen  Stellung,  kaum  irgendwo  mit  dem  Nachdrucke  zur  Anschauung  gebracht 

^,  wie  in  dem  schweren  Auftreten  und  Auflehnen  und  dem  wuchtigen  Aufstützen 

der  trotzdem   schwungvoll  componirten  Gemmenfigur.     Kein  Zweifel  nämlich  kann 

*ciii,  daß  in  ihr  der  Gott  als  am  Ufer  allein   stehend   und  mit  ruhigem  Fernblicke 

^  Meer  überschauend  gedacht,    nicht    aber  aus  einer  Gruppe  entlehnt  ist,    in 

^Mer  Amymone  ihm  gegenüberstand,  wie  eine  solche  mit  ähnlicher,  nicht  gleicher 

^Hrttellung  des  Poseidon  in  einer  antiken  Glaspaste  der  Kestner'schen  Sammlung^) 

Vorkommt.     Das   vor    dem  Gotte   stehende  WassergefUß,    welches  Wieseler  ^)    zu 

^^ser  allerdings  nur  frageweise  vorgetragenen  Ansicht  veranlaßte ,   indem  er  sich 

^  Darstellungen  des  Gespräches  zwischen  Poseidon  und  Amymone  erinnerte,  in 

teilen  die  Letztere  ihre  Hydria  vor  sich   niedergesetzt  hat,  mag  sich,  wie  schon 

^-  Müller  (a.  a.  0.)  annalim,    auf  den  der  Hauptsache  nach  als  Meerbeherrscher 

^^^igesteliten  Poseidon  zugleich   als  Quellgott  oder  den  Gott  auch  des  fließenden, 

^^ßen  Gewässers  beziehn  oder  es  mag  eine  andere  noch  nicht  gefundene  Bedeutung 

^^ben;    für  das  Gespräch  mit  Amymone    ist  die  classische  Poseidonstellung  ganz 

^^^  nicht  erfunden,  sondern  auf  dasselbe  in  verschiedenen  Monumenten  (s.  unten 

^^p.  XH.]  mit  größeren  oder  geringeren  Modificationcn  und  demgemäß  mehr  oder 

^^niger  sinnreich  nur  übertragen. 

a)  Codes  a.  a.  O.  No.  22  ^  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  82. 

b)  Zu  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  74.  a. 


300  n.  DIE  EBHALTKNBIf  MONUM£NT|S. 

Der  zweite  Stein,  welcher  das  Schema  in  seiner  Reinheit  giebt,  ist  eipe  Uaine 
und  ziemlich  rohe  Carneolgemme  der  berliner  Sammlung*),  in  der  Poseidon,  vel- 
eben  Tölkeu  richtig  als  den  das  Meer  überschauenden  erklärt  hat,  ganz  wie  in 
den  entsprechenden  Münzen  nach  links  profilirt,  den  Dreizack  hinter  sich  au^e- 
stützt  hält. 

Andere  Gemmen  bieten  dieselbe,  nicht  glückliche  Modification  der  Stellong, 
welche  nns  in  den  Münzen  No.  5  und  6  begegnet  ist,  indem  sie  den  Gott  in  der 
nicht  auf  den  Dreizack  gestützten  Hand  einen  Delphin  haltend,  anstatt  mit  dieaer 
Hand  auf  den  Schenkel  des  hochgestellten  Beines  gelehnt  darstellen.  Der  Art  sind 
unter  den  auf  der  H.  Gemmentafel  abgebildeten  Steinen  die  angebliche  Onjn(geauBa 
unbekannten  Besitzes  No.  G  (Cades  a.  a.  0.  No.  8)  und  der  Blutjaspis  der  Kealnei- 
sehen  Sammlung  No.  7  (CSades  a.  a.  0.  No.  9)  ^j,  denen  mehre  andere  entsprechen^). 
Auf  die  hier  vorkommenden  Varianten  in  den  Unterlagen  des  aufgestellten  Fnfies» 
Felsen  oder  Schiffsschnabel,  kommt  nicht  viel  an,  einzig  ist  nur,  daß  in  der  Keift- 
ner'schen  Gemme  No.  7  der  Gott  auf  den  Kopf  eines  Meerungeheuers  tritt,  welehea 
seinen  Schwanz  um  den,  und  zwar  mit  den  Spitzen  nach  untep  gewendeten  Drei- 
zack windet.  Mit  Wieselers  (a.  a.  0.)  Erklärung  dieser  Stellung  des  Dreizacks 
wie  der  entsprechenden  bei  Lanzen,  daß  sie  Ruhe  nach  dem  Siege,  den  nicht  an- 
mittelbar  bereiten  Gebrauch  der  Waffe  andeute,  wird  man  sich  einverstanden  er- 
klären können  und  so  mag  nur  noch  darauf  hingewiesen  werden,  daß  in  den  betdM 
Steinen,  anders  als  in  den  entsprechenden  Münzen,  wenigstens  ein  Auflehnen  des 
Armes  auf  deu  Oberschenkel  festgehalten  und  daß  in  No.  G  bei  fiechtsprofilirapg 
der  Figur  die  Stellung  des  Dreizacks  in  No.  3  wiederholt  ist. 

Derselben  Classe  gehört  auch  die  Hauptfigur  auf  dem   wiener  Cameo') ,  in 
welchem  allgemein  eine  Darstellung   des  Isthmus   von  Korinth  erkannt   wird  ^s. 
Gemmentafel  H.  No.  S)**),  nur  daß  der  Gott  hier,  nach  rechts  profilirt,  den  Unkea 
Fuß  auf  einen  Felseu  aufstützt,    in  der  Kechten  deu  hinterwärts  gestellten,  hock- 
gefaßten  Dreizack  hält,  von  dem  nur  der  Stiel  gebildet  ist,  und  ih  der  Linken  an- 
statt eines  Delphins  oder,  wie  in  gewissen  Münzen,  eines  Aphlaston,  ein  Gewaad- 
stück  (frageweise  nennen  es  v.  Sacken  u.  Kenner  a.  a.  0.  eine  Mappa)  erhebt,  wihrad 
ein  anderes,    oder   der  andere  Zipfel  desselben   Gewandes   über  den   Oberschenkel 
dea  aufgestützten  Beines  gelegt  ist,  wie  das  in  gewissen  Münzen  .;s.  Münztafel  VI 
No.  5  u.  6)   sich  wiederholt.     Es  braucht  nicht  nachgewiesen  zu  werden,  daß  hier 
das  ursprüngliche  Schema  nicht  besser,  sondern  eher  noch  weniger  glücklich  modi- 
ficirt  ist,    als   in   den  eben  besprochenen  Steinen,  ja  daß  das  Motiv  des  erhobaa« 
Gewandes  nur  dann  nicht  ganz  leer  ist,    wenn   man   bei  demselben  mit  v.  Sacket 


a)  Tölkcn,  Erklärendes  Vcrzeichniß  Cl.  III.  2.  No    1G5. 

b)  Auch  Denkm.  d.  a.   Kunst  II.  No.  70.  b. 

c)  So  in  der  Sto8ch*sebcn  Sammlung  No.  442  —  445  (der  letzte  s  Denkm.  d.  a.  Ku^ 
II.  No.  70.  a. 

d>  S.    V.    Sa^'kcn   u.   Kenner,    Die  Sammlungen   des   k.   k.    Münz-    u.    AntikenctbiatL* 
S.  419.  No.  5,  abgeb.  b.  Pückhcl,  Choix  de  piorres  gravöes  pl.   14,   Arncth ,  Die  anl.  Cm*«» 
dcH  k.  k.  Münz-  u.   Antikcncabineti*  Taf.  11,   Lenormant,  N.  gal.  myth.  pl.  51.  No.  1,  Denk» 
d.  a.   Kunst  II.   No.  75  und  sonst. 

e)  (iczcichnet    nach    einem    (lypsabguß   unter  Vergleichung    der  Abbildung  bei  Ani<tl> 
a.  H.  () 


7.  P06BIDON  IN  GANZER  GESTALT  IN  MÜNZEN  ITND  GEfiCHNITTENEN  STEINEN.       301 

1.  KeMMf  an  dms  mit  einer  Mappa  gegebene  Zeichen  zum  Beginne  der  isdimisohen 
Benen  denkt.  Wenn  Lenormant  (a.  a.  0.  p.  145)  diesen  Poseidon  »Isthmios« 
tuft,  80  ist  dies  in  so  fern  berechtigt,  als  man  die  Oesammtdarstellung  des  Cameo, 
nf  welche  nfiher  einzngehn  nicht  dieses  Ortes  ist^^),  auf  den  Isthmos  bezieht,  soll 
ibflr  mit  jener  Benennung  gesagt  sein ,  daß  wir  im  Cameo  die  Nachbildung  einer 
beilimmten,  anf  dem  Isthmos  aufgestellt  gewesenen  Statue  zn  erkennen  haben, 
etwa  eine  von  den  beiden  bei  Pausanias  (II.  1.  7)  genannten  im  Pronaos  des  Po- 
Midontempels  oder,  was  mir  wahrscheinlicher  erscheinen  kOnnte,  die  im  Palaemo- 
lioii  stehende  (das.  2.  1),  so  wttrde  man  dies,  schon  des  erwähnten  Gewandmotirs 
^ngttLj  schwerlich  anerkennen  dürfen,  während  es  durch  Lenormants  Berufung  anf 
&  angeblich  gleiche  Stellung  imeme  position)  des  Poseidon  anf  den  Mflnzen  des 
Dsttetrios  Poüorketes  selbstverständlich  gar  nicht  und  durch  diejenige  auf  eine 
ffcafilli  nur  nngefähr  übereinstimmende  Darstellung  des  Poseidon  auf  korinthischen, 
ut«  Domitian  geprägten  Münzen*)  nur  sehr  schwach  unterstützt  wird. 

Ledigiieh  in  geschnittenen  Steinen  findet  sich  diejenige  Modification  des  hier 
ii  Frage  stehenden  Schema,  welche  durch  die  Nummern  4  und  5  der  II.  Gemmen- 
tiMy  euM  Chalcedon-  nnd  eine  Carneolgemme  beide  unbekannten  Besitzes  (bei 
Oides  a.  a.  0.  No.  4  und  No.  7),  vertreten  wird^),  und  welche  in  der  Haupt- 
Mhe  darin  besteht,  daß  Poseidon  die  nicht  anf  den  Schenkel  des  aufgestützten 
Bcinei  gelehnte  Hand,  anstatt  in  ihr  so  oder  so  den  hoch  gefaßten  Dreizack  zu 
Uten,  auf  den  Kücken  gelegt  hat,  wodurch  der  ganzen  Stellung  zum  größten 
Hole  das  Schwungvolle  und  Imposante  genommen  wird,  welches  sie  in  den  son- 
itisoi  Modificationen  besitzt  und  welches  als  das  specifisch  Poseidoniache  der  ganzen 
CoBposition  zn  gelten  hat  (s.  oben  S.  248).  Die  Art,  wie  der  Gott  in  der  anf 
fai  Schenkel  ruhenden  Hand  deu  Dreizack  hier  iNo.  4)  aufrecht  gestellt ,  dort 
(Ho.  5)  schräge  geschultert  hält ,  kommt  dabei  weniger  in  Betracht,  noch  weniger 
fe  iist  verschwindende  Gewandzipfel ,  der  in  beiden  Beispielen  hinter  ihm  herab- 
Ngt  oder  der  Umstand,  daß  er  bald  auf  eine  Schiffsprora  (No.  4) ,  bald  auf  Fei- 
Ma  tritt.  Von  größerer  Bedeutung  ist  die  Verschiedenheit  zwischen  beiden  Steinen, 
Ul  Poseidon  in  dem  einen,  No.  4,  wo  ihm  das  Wort  PROPITIVS  beigesehrieben 
ii^  also  doch  wohl  als  Gott  der  günstigen  Seefahrt  mit  aufgerichtetem  Kopfe  weit- 
kii  die  Fliehe  des  Meeres  überschauend  gedacht  ist,  während  er  in  No.  5  mit 
tek  vorgebeugtem  Kopf  nnd  Oberkörper  wie  von  einer  Uferhöhe  hinabwärts,  sei 
^  auf  einen  Hafen  oder  auf  die  Brandung  zu  seinen  Füßen  zn  blicken  scheint. 
Ob  in  dieser  Stellung  eine  mythologische,  dnrch  einen  Beinamen  des  Gottes  aus- 
drSekbare  Situation  bezeichnet  sei,  möchte  sehr  fraglich  erscheinen. 

Die  Gemme  No.  9 ,  ein  Onyx  der  Poniatowski'schen  Sammlung  (bei  Cades 
ä.  a.  0.  No.  10)®)  vdederholt  genau  die  Composition  des  boeotischen  Münzstempels 
KfinxUfel  VI.  No.  8,  und  die  beiden  Gemmen  No.   10    und  No.   11    ein   Oarneol 


a)  Mioiinet,  Suppl.  IV.  76.  506  ff. 

b)  Von  der  zweiten  (oder  einer  Wiederholung  r)  ist  ein  Abdruck  auch  in  Lipperts  Dak- 
^yliothek  I.  1.  118,  Abdrücke  No.  59.  Lipperts  Deutung,  der  Gott  steige  an  einem  steinigen 
Ufer  empor,  bedarf  keiner  Widerlegung. 

c)  Ihr  entsprechen  zwei  andere  Steine ,  ein  Jaspis  und  ein  Cameol  de«  ehemaligen 
^''ftaQ'schen  Cabinets  b.  Lippert,  Daktyl.  Suppl.  No.  49.  50.  In  der  letitera  Nsmmer  ist 
^  Gott  uDbftrtig,  also  immerhin  zweifelhaft;  doch  s.  Cap.  X. 


3U2 


II.   1>IE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 


unbckauDt^u  UeaikeH  uod  ein  dergleiclien  der  I'oniaUwski'iichen  tituninlnng  ' 
Oades  a.  a.  0.  No.  12  nnd  11]  entsprochen  der  Oomposition  der  nes^ler  Sta- 
tuette (Cap.  VI.  No.  7)  und  der  Münze  von  Tabae  (Münztafel  VI.  No.  7.)  mit  dem 
einzigen  Unterschiede ,  daß ,  abgeselin  von  der  etwas  bühem  Faaaung  dea  Drei- 
Kacka  bei  der  ätataette  diese  sowie  die  Fi^ir  der  Münze  völlig  nackt  ist,  wäh- 
lend in  beiden  Gemmen  der  Gott  ein  Gewandstllok  Über  beide  Arme  gelegt  bat. 
Auf  den  bemerkenawerthen  L'matand ,  daß  die  Gemme  No.  1 1  nicht  bloa  im  Ge- 
wände ,  sondern  aucli  in  der  Körper-  und  Kopfbilduug  archaische  Formen  xmgt 
und  sieb  demnach  mit  einer  Anzahl  auf  deuselben  Gmndtj'pus  zurückgehender 
alterthUm lieber  Kunstwerke  anderer  Gattungen  in  Keihe  stellt,  ist  schou  bei  deren 
Uespreclinug  hingewiesen  wurden   (oben  8.  22li]. 

Merkwürdiger  Weise  fehlt  in  geschnittenen  Steinen  vOllig  die  Gestalt  des  drei- 
zackscliwinganden  Poseidon,  wenigstens  des  schreitenden,  denn  der  fahrende  kommt 
mehrfach  vor.    Dagegen  ist  einzig  der  felseoapaltende  oiler  felseuw&lsende  mit  der 
Ituischrift    NEOVNVJ  versehene    Poseidon    in    dem    etruskisehen    Oomeolakarabaeus 
ehemals    der    Uurandscliim    Sammlung    (Gemmentafel  11.  No.  13)*),  welchen    man 
wohl    als  den  rfsTpaio;    d«r    tbeasalischen  Sage''!    mit  Wieseler  bezeiclmen  köiuit«-. 
wenn  nachweisbar  w&re,   wie  die  «tinekische  Kunst  zu  der  Darstellung  einer  laad- 
schaftlich    griechiachen  Gestalt   gekommen    wJLre.      Denn  ein  allgemein  giltiger  Bei- 
name ist  llETpaiof  nicht.     Auch  an  die  Ersohalfung  des  Kosses  zn  denken,    wie  ge- 
acbehn  ist,  ist  kein  Anlaß  und  eben  ao  wenig  Hegt  ein  Hinweis  auf  den  Gigantenkaapf, 
auf  welchen    0.  Mttller')  den  Stein  bezog,    in    der  ganzen  Darstellung  vor.      Und 
da  sich  endlich  nicht  entscheiden'  läßt,  zu  welchem  Zwecke  der  Gott  mit  der  alltr- 
gewaltigsten  Anstrengung  an  dem  Felsblock  arbeitet,  ob  er  einen  Quell  dfAicti  oder, 
wie  bei  Philostrat  (Imagg.  II.  14)   dem  gestauten  Wasser  AbHuß  schaffen  will,  aaf 
welche  Alternative  Jahn^)  hingewiesen  hat.  oder  ob,  was  doch  wohl  eben  so  mAg- 
lich ,    an  den  troiachen  Haucrbaii  zu  denken  ist ,   so  wird  man  gnt  thnn ,   sich  nrii 
Wieaeler  an  den  Augenschein  zu  halten.    Dieser  aber  zeigt  uns,  wie  der  fast  gani 
naokte   Gott  einen   gewaltigen    Folsblock.    gegen    dessen  Mitte   er  den  rechten  Fldl 
gestemmt   hat,    oben    mit   beiden  Händen    packt    und  entweder  zu  serbrechen  oder 
ans   seiner  Lage  zu   wftlzen   fich    bcmrilit.    wobei  er  den  Dreizack,  den  er  mrlier 
zum  Spalten  oder  Lockern  gebraucht  haben  mag.  mit  den  Spitzen  nach  untea  gt- 
kehrt  in  der  Hechten  hült.     Zweifelhaft  mag  aein.  üb  der  glatte  Streifen,  der  «i«)^^ 
an    der   dem  Gotte  zugekehrten  Kante  des  Felsblockes  der  ganeen  L&nge  nach  b»-^.. 
untersieht .    herabflioßendea  Wasser   bezeichnen  soll .    was  ja,  obwohl  t#  nicht  n^^ 
besten  ausgedruckt  ist,   wohl  möglich  erscheint.      In  diesem  Falle  wOrde  man  allfK^— 
dings  mit  Jahn  an  den  Quellenöffner  Poseidon  zu  denken  haben,   der  ja  nicht.  w«e 
der  llerpatoc  Thessaliens,    nur  ürtliche  Bedeutung   haf^).      Auf  die  JugendUebk^Mi  i 
dieses  Meptunua  wird  im  X.  Gapitel  zurllckzu kommen  sein. 


a)   Bei  (;adea  >.  a.  O.   No    lil.  Impionte   geram,  deW  lost.  111.  Na. 
I.   Kunat  11.  No.  74  und  du.  Wieaeler*  Text. 
1>)   Schal    Piml.  Pylh.   IV.  345,   Uerhord,  On«oh.   Uythol.  f  331.  3. 
cj   Usndb.  i  3&e.  4. 
d|  VaMobildei  S.  4(1.  Anm.  27. 
p;  Vergl.  PrelUr,  Griech.  HTlhal.  U.  S.  4&7  f. 


7.  POSKIDON  IN  (}A)fZER  GfiSTALT  IN  MÜNZEN  HND  OESC'HNITTKNKN  8TETNEK.       3t)3 

Sitzende  PoseidoDgestalten  außerhalb  mythologischer  Compositionen  sind  in  ge- 
achnittenen  Steinen   so  wenig  nachweisbar  wie  in  anderen  Monumentgattungen,  die 
Mflnzen  ausgenommen ;  dagegen  finden  wir  in  geschnitteneu  Steinen  wie  in  anderen 
Monumenteo  Poseidon  fahrend  und    auf  einem  irippokampen   reitend.     Den   beiden 
als  Beispiele  abgebildeten  Steinen,  welche  ihn  fahrend  zeigen,  No.    13  einem  Car- 
neol   der   Poniatowski*schen   Sammlung    (bei   Oades  a.    a.    0.  No.   ir>)    und    einem 
Aquamarin  der  Sammlung  des  Fürsten  Piombino    Oades  a.  a.  0.  No.  1 7)  *■] ,    von 
dem    in   der  Stosch*schen   Sammlung    II.   9.  450;   eine  Qlaspaste  ist,    entsprechen 
mehre  andere,  zum  Theil  allerdings   modeme^].     In   No.   13    wie   in   den   meisten 
der  in   der    Note  citirten  Steine  fährt  der  Gott  dreizackschwingend  auf  seinem  mit 
zwei  Hippokampen  bespannten  Wagen  über  die  Wellen  daher,  in  No.   14  erscheint 
er  in  friedlicherer  Situation   mit  ruhig    gehaltenem   Dreizack,    während   er   in   der 
Rechten  wie  trinmphirend  einen  Delphin  (oder  Thunfisch?)  am  Schwänze  hoch  er- 
hebt und  sein  Gewand,  die  Schnelligkeit  seiner  Fahrt  bezeichnend,  sich  bogenft^rmig 
Über  ihm  bläht,     über  die  Bedeutung  des  Fisches   wird   sich,    wie  auch    Wieseler 
bemerkt,    nicht  leicht  absprechen   lassen,    nur    als  ein   bloßes  Attribut   dürfte   er 
adiwerlich  zu  fassen  sein,  denn  als  solches  hält  ihn  der  Gott  in  unzählbaren  Bei- 
spielen  r^elmäßig    ganz    anders;    auch   an   die  Darbringung   an   eine  Geliebte  zu 
denken  liegt  gewiß  femer,  als  ihn  als  Jagdbeute  aufzufassen,  so  daß,  wenn  solche 
Beieurangen  nicht  überhaupt  ihr  Mißliches  hätten,  man  Poseidon  hier  als  'A-^psu^^, 
d.  i.  als  Gott  des  Fischfanges  bezeichnen   könnte.     Die  verschieden   gelesene  In- 
Kbrift  unter  dem  Bilde,  welche  genau  diese  ist:    KV  INTIA  unterliegt  verschiedenen 
Deitnngen,  von  denen  nur  diejenige  auf  den  Steinschneider  bestimmt  ausgeschlossen 
vvden  mnß. 

Zu  No.  15,  einem  Carneol  der  PoniatowskiKchen  Sammlung  [bei  Cades  a.  a. 
0.  No.  18),  welcher  Poseidon  mit  ruhig  geschultertem  Dreizack  auf  einem  Hippo- 
bmpMi  über  das  durch  einen  kleinen  Delphin  angedeutete  Meer  reitend  zeigt, 
Um  der  Elektronstater  von  Kyzikos  ^Münztafel  VI.  No.  22  eine,  wenngleich 
veht  ganz  deckende  Parallele,  während  die  übrigen  analogen  Denkmäler,  in  denen 
fc  Benennung  Poseidon  oder  Nereus,  wie  möglicherweise  ja  auch  hier,  zweifelhaft 
^  froher  [S.  218]  besprochen  worden  sind. 


a)  Vergl.  auch  Deiikra.  d.  a.  Kunst  II.  No.  79  mit  WieHelers  Text  und  der  daselbst 
■"S'ftlhrten  weitem  Litteratur. 

b)  So  bei  Lippert,  Daktyl.  I.  1.  1*21  (Abdrücke  No.  ti.'i) ,  augenscheinlich  modern,  das. 
^•1-  120  (Abdr.  65),  III.  1.  107  (Abdr.  1.  Wi;  »ehr  verdächtig;  Stosch  II.  9.  448.  (=  Cades 
*  »•  0.  16),  449;  Cades  a.  a.  O.  14. 

c)  S.  Welcker,  Griech.  Götterl.  U.  S.  (nti. 

i 


^^^'btck,  Konttnythologi«!.  lU.  *20 


304  U.  DIE  ERHALTENRN  MONUMENTE. 


ACHTES  CAPITEL 

Poseidon    in  Beliefen. 


Nachdem  die  archaXstischen  Reliefe  und  diejenigen  der  Blüthezeit  der  Koni 
ihres  Ortes  schon  früher  S.  230  u.  S.  235  f.'i  behandelt  worden  sind,  wird  es  erlaul 
sein,  den  Rest  hier  ohne  Rücksicht  auf  etwas  frühere  oder  etwas  spätere  Entstehan 
nach  Typenclassen  zusammenzustellen: 

I.  A.  No.    1.     Prometheus;  Sarkophagrelief  im   Louvre  (s.  AtUs  Taf.  XII.  No.  16;* 
No.    2.     Räthselhafte  Darstellung^),    Marmorrelief    in  Villa   Oarpegna    in   Roi 

(B.  Fig.  8). 
No.    3.     Eintelfigur  auf  dem  Griff  eines  silbernem  Kaasernla  in  der  kait.  Bnc 

tage  in  St.  Petersburg  <*} . 
No.  4.  und  5.  Zwei  Thonreliefe  an  Vasen  römischer  Fabrik  der  kais.  Ermit^ 
in  St.  Petersburg  No.  1345  und  1353.  In  dem  ersten  steht  Poeeid  ^ 
b&rtig,  nackt,  »in  der  gewöhnlichen  Stellung«  nach  links  gewendet; 
zweite  ist  ein  gepreßtes  Medaillon  am  Bauche  des  Geftßes  und  t^ 
Poseidon,  wiederum  nackt  und  bartig,  »welcher  nach  rechta  gewe»« 
steht,  indem  er  den  Unken  Fuß  auf  einen  Seednchen  stellt  na«] 
der  linken  Hand  einen  Delphin,  in  der  rechten  einen  Dreixack  ^ 
Hinter  ihm  ein  Thurm  mit  drei  Spitzen«  iStephani). 


I.  B.  No.    6.     Die   drei  Kroniden    nebst    Kora   und   Amphitrite;    Relief  ehemals 

Palazzo  Albani,  jetzt  Terschollen«^)   (s.  Fig.  9). 
Nn.    7.     Einzelfigur   auf  einer  Seite   einer  dreiseitigen  Candelaberbaait  i 
ranischen  Museum«). 


II.  A.  No.    S.     Einzelfigur    zwischen     einem     Ilippokampen     und     einem     Seedrach»* 

8tehend;  Marmurkrater    in   der  Oaleria   dei  Caiidelabri    im  Vatican 
Atlas  Taf.  XII.  No.  18)  ^. 
No.    9.     Einzelfigur   einem    Seedrachen    gegenüber    stehend;     Schmalseite  cS 
Sarkophags  mit  Peleus*    und  Thetis*  Hochzeit   in   der   Villa  Albsai 
Atlas  Taf.  XU.  No.  IT  »f  . 


aj  Clarac,  C'atal.  No.  7(»b,  Fröhner,  Notice  de  la  sculpt.  ant.  I.  No.  490,  abgeb.  b.  BouilU> 
Mus.  des  ant.  III.  br.  pl.  9.  I ,  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  II.  pl.  210.  209.  Weitere  UtteraC 
s.  b.  Fröhner  a.  a.  O.  p.  44G. 

b)  Vergl.  Matz  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1870.  p.  72  f.  Eine  Zeichnung  ist  im  Appar« 
des  Instituts  in  Rom,  aus  welcher  der  den  Poseidon  angehende  llieil  in  Fig.  S  entlehnt  * 

c)  Abgeb.  im  Atlas  zu  dem  Compte-rendu  de  la  comm.  imp.  arch.  de  St.  Pötersb.  p^" 
rannte  lbÜ7.  Taf.  II.  No.  1.  vergl.  das.  S.  50  f. 

d,  Abgeb.  ganz    schlecht    schon  b.  Montfaucon,  Ant.  expl.  I.  tab.  15.  No.  2,  dam»- 
Zoüga,  Bassirilievi   di  Roma  I.  tav.  1  ,    wiederholt   in   den    Denkm.   d.   a.   Kunst  II.  No. 
weitere  Litteratur  das.  S.  31  b.  Wieseler. 

e)  S.  Benndorf  u.  Schöne,  D.  ant.  Bildwerke  des  lateran.  Mus.  No.  4G0,  abgeh.  ^ 
Taf.  XV.  2;  weitere  Litteratur  s.  das.  S.  324  f. 

f;  Jeut  No.  250.  Abgeb.  bei  Pistolesi ,  II  Vatioano  descritto  ed  illustrato  V.  Ut  - 
Stark  restaurirt,  aber  nichi  in  der  Poseidontigur. 

g;  Jetzt  No.  131,  s.  Morcelli,  Fea,  Visconti,  La  Villa  Albani  descrilta  p.  23.  Be»tl 
Romain.  II.  S.  4<)7ff.  Abgeb.  b.  Winckelmann.  Mon.  ined.  No.  111.  Zoega,  Basfiriii< 
Roma  T.  II.  tav.  52.  53. 


8.  POSEIDON  IN  RELIEFEN.  305 

II.  B.   No.  10.     Einzelfigur  auf  der  Ȁra  NeptunU  im  capitoUnitclien  Huaeum  [s.  Atlas 

Taf.  XII.  No.  19)*). 
^o.  10.  a.     Desgleichen,    ahnlich,    abgeb.  b.  Montfaucon ,    Ant.  expl.  I.  pl.  29 

•  wM.  Tabb^  Fontanini«). 
No.  11.     Prometheus;  Sarkophag  im  Museo  Nazionale  in  Neapel  (s.  Atlas  Taf. XII. 

No.  20)»>). 
No.  12.     Einzelfigur    auf   dem    Griif  eines    silbernen    Kasserols    im    Besitze    des 

Farsten  Obolensky  in  St.  Petersburg <"). 
No.  12.  a.     Desgleichen,    von   einer   »Ära«  aus   Etlingen ,   verwandt,    abgeb.  aus 

einer  Boissard'schen  Handzeichnung  h.  Montfaucon,  Suppl.  I.  24.  H^. 
No.  13.     Fragment  einer  Basis  mit  etruskischen  Stfidtegottheiten  im  lateranischen 

Museum*').     Unsicher.^) 

ni.   No.  14.     Einzelfigur;  Akroterion  im  lateran.  Museum  (s.  Atlas  Taf.  XII.  Nn.  21)'). 
No.  15.     Poseidon  von  Meerwesen  umgeben;  Sarkophag  im  Oiardino  della  pigna 

im  Vatican*). 
No.  16.     Terracottaantefix  der  ehemals  Campana'schen  Sammlung^). 

(Vergl.  noch  Oap.  XII.  »Poseidon  und  Amphitriteu  in  dem  niünchener  Friese) .  ^^j 


Köpfe. 

a.  Campana,  Opere  in  plastica  tav.  VI.  2. 

b.  Daselbst  tav.  VII.     Unsicher. 

c.  Quattani,  Mon.  ined.  per  l'anno   1784.  p.  XIV.  tav.  3. 

d.  Passeriy  Lucernae  fictiles  I.  tab.  23. 


Auch  in  den  Reliefen  begegnet  uns  die  Krach  einung ,  welche  wir  schon  bei 
^  Slatoen,  Mflnzen  und  Gemmen  zu  constatiren  gehabt  haben,  nämlich  daß  wäh- 
'^  sie  einige  Typen  des  Poseidon  mit  mehren  anderen  Monumentgattungen  ge- 
^inuun  haben,  andere  ausschließlich  oder  doch  fast  ausschließlich  in  ihnen  nach- 
weisbar sind. 

Der  ersten  Statuen-,  MUnz-  und  Oemmenolasse  entsprechen  in  der  Hauptsache 
*^h  die  Reliefe  No.  1  —  5,  welche,  als  Classe  1.  A.  zusammengefaßt,  Poseidon  mit 
^^Ok  einen  mehr  oder  weniger  liocli  aufgestellten  Fuß  und  der  einen  auf  den  Drei- 
'^k  aufgestützten  Hand  zeigen,  ohne  daß  jedoch  das  Auflehnen  des  einen  Armes 
*^f  den  Schenkel  des  hoch  gestellten  Beines,  wodui*ch  das  Schema  seine  Vollendung 
^hält,  bisher  in  Reliefen  auch  nur  ein  einziges  Mal  nachgewiesen  werden  könnte. 

a)  Beschreib.  Roms  III.  i.  8.  243.     Abgeb.  Mus.  Capitol.  IV.  tab.  31^ 

b)  Jetat  im  letzten  Zimmer  des  Erdgeschosses,  Gerhard  u.  Panofka,  Neap.  ant.  Bildwerke 
^-  52.  No.  179.  Abgeb.  b.  Gerhard,  Antike  Bildwerke  Taf.  Ol»  wiederholt  in  den  Denkm. 
^'     «.  Kunst  II.  No.  841.     Weitere  Litteratur  s.  dus.  S.  27  f.  bei  Wieseler. 

c)  Abgeb.  im  Corapte-rendu  de  la  comm.  inip.  arcli.  de  St.  Petersb.  pour  l'ann^e  1867. 
^*^nette  S.  209,  vergl.  das.  S.  210. 

d(  Schon  das.  im  I.  Bande  des  Hauptwerke.«  pl.  32.  2  ganz  abenteuerlich. 
t,  8.  Benndorf  u.  Schöne  a.  a.  O.  No.  212.     Abgeb.  Ann.  delV   Inst,  von    1^42.  tav. 
•gg.  C,  Oarrucci  Mon.  del  Lat.  tav.  X      Weitere  Litteratur  b.  Benndorf  u.  Schöne  a.  a.  O. 
^-    130  f. 

f)  8.  Benndorf  u.  Schöne  a.  a.  O.  No.  534.    Abgeb.  das.  Taf.  XII.  Fig.  1. 

g)  Abgeb.  b.  Jahn,  Die  Entführung  der  Europa  auf  ant.  Kunstwerken  Taf.  IX   a. 
h    Abgeb.  b.  Campan»,  Opere  in  plastica  tav.  6. 

20* 


306 


II.   DIE  ERHAI,TKNKS  MDSITJCEXTE. 


Dreimal  dagegeo  (No.  1,  5,  5)  bSU  der  Qott,  wie  in  der  Münze  Mo.  10  nnd  in 
den  Gemmen  No.  6  und  7 ,  in  der  mit  dem  Dreizack  nicht  bewehrten  Haod  eioeu 
Fisch,  der  in  No.  3,  wo  ein  Delphin  die  Stutze  des  Fußes  bildet,  eher  ein  Thnn- 
fieeh  als  ein  Dulpliiu  zn  sein  scheint  und  einmal  No.  2)  ist  die  rechte  Hxnd  thltig 
vorgestreckt.     Das  Gewandstück,    welclie»  Pospidon   in  No.  I  u.  2   Über   die   linke 

Schulter  geworfen  hat,  ist  ihm 
in  diesen   Reliefen ,    abgesehi^. 

von  ein  paar  ähnlichen  Mtluz 

daratellnngen  eigen.  Am  macht  ^.:^. 
vollsten  ist  die  Stellnng  b^  ^ 
seltsam  mageren  und  anschSa^^^^ 
KSrperrormen    des    Gottes    '  in 

dem  Louvrerelief  No.  I  »"  ^^-^nn 
gedrückt,  am  flanesten  ar^^oad 
nur  wie  nach  «ner  halbv^^.  -w. 
standenen  Tradition  in  ä*-^Mta 
Silberrelief  No.  'i,  dem  neb^n« 
dem  Marmorrelief   No.  2  äer 

Umstand   eigen   ist ,    daß  der    hw^hgestellte  Fuß  und  die   aufgestfltEte  Hand  ^^■er- 

selben  {linken)   Seite  angehören,  während  das  vullkommene  Schema  die  Verthdl' ai^ 

der  erhoben*«  Gliedmaßen   auf  beide   Seiten  (rechtes   Bein   und  linken   Arm   a 
umgekehrt)  erfordert. 

Dieselbe    Comiwsitious weist;    wiederholt    sich     in     den     beiden     unter   Cli 

1.  B.  znsammeugestellten  Reliefen,  denen  in  ihrer  1 — *»>- 
stellnng  genau  —  soweit  bekannt  —  nnr  der  Poseidon  inf 
der  berliner  Kadmosvase  (Atlas  Taf.  XU.  No.  8;  cntsprL  -^W. 
während  die  Stellung  sich  relativ  am  genauesten  in  dar 
Münze  von  Tabae  (Münztafel  VI.  No.  7)  wiederholt.  ~^Xia 
aber  ist  diese  ModiScatioii  des  Grandachemau  vollkon^^aDKi 
dadurch  motivirt,   daß  der  Gott   fest,   ja  schwer  «of        ^ 

linken  hochgestellten  Fuß  nnd  den  ebenfalls  links  anfgea ttta- 

ten  Dreizack  gelehnt,  die  rechte  Hand  in  krift^er  Be- 
wegung auf  die  Uufte  oder  in  die  Seite  gestemmt  hat.  räx 
Stellung ,  der  es  weder  an  Geschlossenheit  und  innerli-  ■  tht» 
Zusammunliange  nocli  an  der  poseidonischem  Wesen  ^^mogt- 
messenen  trotzigen  Kraft  gebricht.  Das  weite  Himn~-T=alios. 
~  welches  in  den  Reliefen  von  der  linken  Schulter  herab^^  dvs 
tMiui  Aibuni.  Oberkörper  nackt  lassend  die   Beiue  des  Üottes   nm^^si^t> 

wiederholt  sich  nur  in  der  genaunten  Vasenfigur ;    in  der  tabaener  Mtlnze  is^M  Po- 
seidon ganz  nackt  gebildet. 

Das  charakteristische  Einstemmen  der  Hand  in  die  Seite  wiederholt  sii==h  ^ 
im  (ihrigen  grade  aufrechtem  Stande  des  Poseidon  in  den  unter  Classe  II.  ^  *"' 
sammengcstellten  Reliefen  No.  &  u.  '.t,  welclie  der  2.  Statuenclasse,  d.  h.  der  E"" 
Statuette  des  neapeler  Museums  und  den  Gemmen  No.  10  n.  It   entsprechen.  ^'"^ 

eben  so  geben  die  Reliefe  der  Classe  D.  B.,  am  genauesten  No.  10  die  Comp«^-^''''' 
der  3.  .Statuenclasse  wieder,   bei   deren  Besprechung  schon   bemerkt    wordene   "*' 


8.  POSEIDON  IN  RKLIEFEN.  307 

daß  das  in  der  madrider  Statne  wie  in  dem  Relief  No.  10  dem  Gott  auf  die  linke 
Schlüter  gelegte  Gewand  eine  Eigentliümlichkeit  römischer  Darstellungen  zu  sein 
leheint,  eine  Bemerkung,  der  auch  keines  der  hier  vereinigten  Reliefe  widerspricht. 
Von  der  Haltung  des  Di-eizacks  mit  d()n  Spitzen  nach  unten ,  welche  sich  in  den 
Reliefen  No.  S  n.  12  findet,  ist  schon  oben  8.  300  bei  der  Gemme  No.  7  gesprochen; 
die  Annahme ,  daß  es  »ich  dabei  um  Ruhe  nach  dem  Siege  oder  den  Ausdruck 
geeieherter  Herrschergewalt  handele,  wird  besonders  durch  das  Relief  No.  8  unter- 
stttit,  in  welchem  der  Gott  auf  den  Wellen  des  Meeres  zwischen  zwei  gewaltigen 
MeeniBgeheuem  dasteht,  welche  seinem  Worte  gehorchend  zu  ihm  heranzukommen 
sdMinen.  ^ 

Während  auch  in  den  Reliefen  so  gut  wie  in  anderen  Monumentgattungen  die 

Attribute  des  Gottes  der  Dreizack  oder  dieser  und  ein  Fisch  sind,  ist  die  Figur  in  dem 

'«teraoiflchen  Relief  No.  13,  die  Sehn tzgottheit  von  Vetulonia  mit  einem  geschulterten 

Roder  als  Attribut  ausgestattet,    welches   sich   so   bei  Poseidon   wohl   kein  zweites 

•Mif  nachweiaen  Iftßt,  wenn  es  überhaupt  als  sein  Attribut  gelten  darf*).    Obgleich 

deshalb  diese  Figur,  an  deren  verstoßenem  Kopfe  sich  die  Bärtigkeit  noch  ziemlich 

sicher  constatiren  läßt,  an  und  für  sich  ganz  wohl   für  Poseidon  (Neptun)  passend 

^Tseheinen  mag  und  diese  Namengebung  auch  noch  durch  den  Umstand  unterstützt 

^^^ird,  den  £.  Braun ^j  hervorgehoben  hat,  daß  sie   unter  oder  neben   einer,   dem 

^oeeidon  heiligen  Pinie  steht,    so   muß   es  doch    des   Ruderattribntes  wegen   dahin 

^tebn,  ob  nieht  die  von  Gamicci^    vorgeschlagene  Benennung  »Portunus«  derjenigen 

ixiit  Poseidons  Namen  vorzuziehn  sei,   obgleich  auch  sie   sich   schwerlich   wird  er- 

^v'eiaen  lassen  und  die  schriftliche  Überlieferung  über  Portunus^j  auf  eine  andere 

Vorstellung  zu  leiten   scheint.     Auf  jeden   Fall   wird  man  sich   zu    hüten    haben, 

^cht  auch   andere   mit  dem  Ruder   ausgestattete   Figuren  ohne    sonstige  Beweise, 

^Qf  Grund  des  lateranischen  Reliefs  Poseidon  oder  Neptun  zu  nennen. 

Als  dritte  Classe  sind  die  Reliefe  zusammengestellt,  welche.  Münz-  und  Gern- 
^mbildem  entsprechend,  Poseidon  fahrend  zeigen  und  zwar  so,  daß  sich  die 
Näheren  Parallelen  zwischen  den  verwandten  Denkmälern,  dem  Relief  No.  11  und 
der  Münze  No.  20^  dem  Relief  No.  15  und  der  Gemme  No.  M  sowie  weiterhin  des 
Mosaiks  von  Constantine  ^vgl.  Cap.  XII.  A.  No.  8,  Atlas  Taf.  XIII.  No.  12)  von  selbst 
^i'geben.  Zu  Bemerkungen  im  Einzelnen  ist  kaum  ein  Anlaß,  da  das  Relief  im 
^iardino  della  PignaNo.  15  zu  arg  beschädigt  ist,  um  eine  sichere  Entscheidung  zuzu- 
^^saen,  ob  in  demselben  Poseidon,  wie  Jahn  ^a.  a.  0.}  annimmt,  mit  dem  Drei- 
'^k  (in  der  Rechten  ausgestattet  gewesen  ist  oder,  mit  beiden  Händen  nur  die 
bilden  seines  bogenförmig  bauschenden  Gewandes  haltend,  ein  Beispiel  mehr  des 
fehlenden  Dreizacks  bietet;  s.  unten  S.  321.  Das  sehr  imholde  Aussehn  de.s 
^^<^ttes  in  dem  lateranischen  Akroterienrelief  No.  14  wird  zur  Hälfte  wohl  auf 
^^hnnng  der  rauhen  Technik  zu  setzen  sein;  daß  in  diesem  Relief  wie  in 
^o.  15  das  um  die  Arme  des  Gottes  gelegte,   verhältnißmäßig  kleine  und  schmale 


a.  Wegen  des  fraglichen  Vorkommeiib  bei  der  Statue  vun  .Schersühell  s.  oben  S.  2bS. 

b)  Annali  deU*  Inst,  von  1842.  p.  38. 

c)  Mon.  del  Laterano  p.  19. 

d)  Vergl.  Preller,  Kdm.  Mythol.  besonders  S.  158  mit  Anm.  1:  Faul.  p.  oö:   qui  (Por- 
^■^lu)  claviui  manu  teuere  fingebatur. 


308  II.  DIE  BEHALTENEN  MONUMENTE. 

Gewandstück  an  den.  auch  in  der  Mttnse  des  Demetrios  (Mäiutafel  VI.  No.  12) 
nachgebildeten,  archaTschen  Typus  der  MflnEen  von  PoseidoBia  imd  der  Vaaea- 
bilder  strengen  Stilett  anklingt,   mag  im  Vorbdgehn  bemerkt  werden. 

Einigermaßen  aichalsirt  in  den  Formen  auch  der  Poseidonkopf  des  Reliefs  e., 
bei  Guattani  und  nach  dem  Texte  scheint  dies  in  noch  höherem  Grade  der  Fall 
zu  sein,  aU  man  nach  der  Abbildung  schließen  sollte.  In  dieser  ist  am  bemerkeiiB- 
werthesten  die  Wiederkehr  der  um  den  Kopf  des  Gottes  gelegten  archalatiacheo 
Haarflechte,  welche  uns  an  dem  Poseidonkopfe  der  Gemme  No.  1  der  IL  Gemmm- 
tafel,  aber  nicht  an  der  dieser  entsprechenden  Münze  der  gens  Ponqieia  begegnet 
ist.  In  anderer  Weise  archaüsirt,  wenn  der  Abbildung  zu  trauet  ist,  der  Poaeidon- 
kopf  der  Passen  sehen  Lampe  d. «  namentlich  in  seinen  regelmAfiig  gewandenen 
Lfocken.  Beide  Köpfe  c.  wie  d.  sind  gleichwie  die  Köpfe  auf  ^er  ganzen  RailM 
von  Münzen,  durch  den  hinter  der  Schulter  des  Gottes  angebrachten  Dreizack  an- 
bezweifelbar  charakterisirt.  Dagegen  sind  die  beiden  an  Ankern  haftenden  Mmske^ 
in  dem  Campana'sohen  Terracottarelief  b.  ihres  wilden  und  fa^t  sUenesken  Anssehr- 
wegen  schon  im  Verzeiohniß  als  unsichere  Darstellnngen  des  Poseidon  bezeiehneM 
sie  stehn  dem  auf  Tafel  VIII.  desselben  Werkes  abgebildeten  TritonlLopfe  nnglei^ 
näher,  als  irgendwelchen  verbürgten  Darstellungen  des  Gottes;  auch  UUK  sL« 
zweifeln,  ob  man  dessen  Bild  an  einem  Monument  ornamental  verdoppelt  hal^ 
würde.  Um  so  weniger  können  die  neben  ihnen  ornamental  angebrachten,  ^> 
Delphinenpaaren  umwundenen  Ruder  dafür  geltend  gemacht  werden,  daß  das  Rn^l 
als  Attribut  des  Poseidon  oder  Neptun  zu  gelten  habe ;  auf  das  Meer  weisen  d£^ 
Ruder  und  Delphine  so  gut  wie  der  Anker  und  die  Masken  gewiß  hin,  die 
cisirnng  aber  dieser  Beziehung  auf  den  höchsten  Gott  des  Meeres  ist  nicht 
weislich. 


NEUNTES  CAPITEL. 

Poseidon  in  Vasenbildem  freien  und  späten  Stüs,  in  Graffiti, 

Wandgemälden  und  Mosaiken. 


I.    A.  Arnymone  (vergl.  Cnp.  XII.  Amymone  No.  11);  Aryballos  (Neapel,  Catthmoi^ 
abgeb.  £1.  c^ram.  III.  pl.  27    s.  Atla:!  Taf.  XIII.  No.  9). 

B.  Aiuymone    vergl.  Cap.  XII.  Amymone  No.  13}   (?  Rom;,  abgeb.  bei 
Picturae  Btru»cor.  iu  vascul.  tab.  171  =  £1.  cöram.  III.  pl.  28. 

C.  Peleus  und  Thetis;  Form?  (Aufbewahrungsort?),    abgeb.  b.  MUlingeo,  An 
uned.  mon.  I.  pl.  A.,  wiederholt  in  m.  Gall.  heroischer  Bildwerke  Taf.  VIII.  1« 

D.  (jötterversammlung   aber   Amazonenkampf;    große   Amphora    (Neapel,   Mifl 


a;<  Weitere    Litteratur  s.  das.   S.   191.   Note    78;    neuestens  Schlie:    Zu   den    Kjrprii 
'Progr.  des  Gymn.  in  Waren,  Ostemi 874)  S.  30;  die  hier  befindliche  Angabe,    die  Vate  ■ 

im  brit.  Museum,  ist  irrig. 


9.  POSEIDON  IN  VASENBILDEBN,  GRAFFITI,  WANDGEMÄLDEN  UND  MOSAIKEN.      309 

Nai.  No.  325»  ,  abgeb.   Mon.  dell*  Inst.  II.  tav.  30—32     s.    Atlas  Taf.   XII. 

No.  7)r.. 
£.  Oigantomaohie    vergl.    Cap.    XI.    Gigaiitumachie  No.  23) ;    Kylix  (Berlin  No. 

1756),   abgeb.  b.   Gerhard,    Trinkschalen   u.  Gefäße  Taf.  II.  III.   (s.  Atlas 

Taf.  V.  No.3.  c). 
F    Amymone  (rergl.  Cap.  XII.  Amymone  No.  4/ ;   Kylix    (Kuto,    Jatta)  abgeb. 

b.  O.  Jahn,   Va8eiibilder  Taf.  I.  ,    Gt;rhard ,    Auserl.  Yasenbb.  I.  Taf.  XI.  2, 

wiederholt  £1.  cdram.  III.  pl.  18  (s.  Aüas  Taf.  XIII.  No.  6). 
n.    G.  Kadmos  im  Drachenkampfe;    Kalpis  f Berlin   No.    1749),   abgeb.  b.  Gerhard, 
'  Etruak.  u.  Campan.  Yasenbb.  Taf.  C,  Welcker,  Alte  Denkm.  III.  Taf.  23.  1 

>.  Aüas  Taf.  XII.  No.  8)bj. 
U.  Amymone    vergl.   Cap.  XII.  Amymone  No.  16)  Amphora  (Fittipaldi  in  Basili- 

caU),  abgeb.  Mon.  deir  Inst.  lY.  tav.  14.   wiederholt  £l.  c6ram.  III.  pl.  29. 

{s.  Atlas  Taf.  XIII.  No.    14:. 
J.    Amymone  (vergl.  Cap.  Xll*.  Amymone  No.  12) ;    Hydria  (Paris! ,   abgeb.  bei 

Millingen,  Peint  de  vascs  de  div.  coli.  II.  pl.  20 1^"),  wiederholt  El.  cöram.  III. 

pl.  2ö  (s.  Atlas  Taf.  XUI.  No.  10;. 
K.  Poseidon  und  eine  Geliebte  (Amymone:  vergl.  Cap.  XII.  Amymone  No.  10), 

Kylix  (Berlin,  No.   1795),  abgeb.  El.  c6ram.  III.  pl.  25. 
ni.  A.    L.  Amymone    'vergl.   Cap.   XII.    Amymone   No.3;     Krater    (Wien    Zimmer  I, 

Kasten  5.  No.  166),  abgeb.  b.  Laborde,  Yases  Lamberg  I.  pl.  25,  wiederholt 
•  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  84  u.  £1.  cöram.  III.  pl.  17  (s.  Atlas  Taf.  XIII. 

No.  7). 
M.  Perseus  u.  d.  Gorgonon;  Form:  | Aufbewahrungsort?),  abgeb.  b.  d'Hancarrille, 

Ant.  6tr.  lY.  pl.  70,  wiederholt  b.  Inghirami,  Yasi  fittili  I.  tav.  71. 
X.  Poseidon  einem  Jüngling  (auf  dem  Kvs.)    gegenüber.    Amphora   (Aufbewah- 
rungsort.-) abgeb.  bei  Luynes,  Yoses  dtr.  ital.  sicil.  et  gr.  pl.  23,  wiederholt 

£l.  c^ram.  III.  pl.  7. 
III.  B.    O.  Athenageburt.    Amphora    (London   No.  741*;,   abgeb.   bei   Gerhard,   Auserl. 

Yasenbb.  I.  Taf.  3.  4,  wiederholt  El.  cörani.  I.  pl.  64,    auch  Forchhammer, 

Die  Geburt  der  Athcna. 
IV.    P.    Amphitritc   vgl.  Cap.  XII.  Amphitrite  No.  1,  :  Amphora  ;Peter8burgNo.  2164), 

abgeb.  Stephani,  Antiquitös  dubosphorc  CinimciienT.  II.  pl.  61.  4. 
Q.  Amymone    ^ vergl.  Cap.  XII.  Amymone  No.  14,  ;    Krater   ^in   Privatbesitz    in 

Dänemark  r]<l),  abgeb.  Amalthea  II.  Taf.  4. 
R.  Helios'  Quadriga;  Amphora  (Neapel,  Mus.  Naz.  No.  3219),  abgeb.  Mon.  dell' 

Inst.  lY.  Uv.   16';    s.  Atlas  Taf.  XII.  No.  10). 
8.    Bellerophon  und  die  Chimaera  (Kvs.  der  Untcrweltsvase; ;    Amphora    (CarU- 

ruhe  ,  abgeb.  Mon.  dell'  Inst.  II.  tav.  50  f)    s.  Atlas  Taf.  XII.  No.  9;. 
T.   Unerklärte  Gesammtdarstclluiig ^'.  ;  Amphora  (Neapel,  Mus.  Naz.  No.  32o6), 

abgeb.  Mcoi.  dell'  lust.  II.  tav.  31. 
U.Tod   des  Talos;    Amphora  (Jatta  in   Kuvo)  ,    abgeb.  Bull.    arch.  Napol.  111. 

tav.  5.  6.  lY.  tav.  6;  Archaeol.  Zeitung    1846.  Taf.  43.  44;    Mercklin,   Die 

Talossage,  St.  Pctersb.  1S51.  Taf.  1. 


^)  Weitere  Litteratur  b.  Ueydemann ,  Die  Yusensammlungen   des  Mus.  Naz.  in  Neapel 
^-  5JI7 

*>;  Weitere  Litteratur  b.  Gerhard,  Bcrl.  aut.  Bildw.  a.  a.  O.  u.  Etrusk.  u.  Camp.  Yasenbb. 
*   ••   O.  S.  44  f.,   Welcker  a.  a.  O.  S.  :iS5  Note. 
^)  Schon  bei  Caylus,  Keceuil  d*uut.  II.  pl.  19. 
^    Yergl.  Amalthea  II.  8.  277. 

t3.  Weitere  Litteratur  b.  Heydomanu  a.  u.  O.  8.  502. 
f,  Vergl.  Annali  von  1837.  p.  248. 

g)  Yielleicht  Demeter,  Uclio»'  Wagen  besteigend  ,    um  Kora  zu  suchen,  s.  Heydemann 
*•    0.  8.  598  Note  14. 


310  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

V.  Pelops  und  Oinomaos;  Krater  (Neapel,   Mut».  Naz.  No.  22(K)i,    abgeb.   relativ 

am  besten  Archaeol.  Zeitung  v.  1853.  Taf.  55*). 
W.  Ungewiß;    fragmentirte  Amymone?    (vergl.  Anm.  42),    Rts.  der  Hebevase ; 

Amphora  (Berlin  No.  lOlO).  abgeb.  b.  (ierhard,  Apul.  Vasenbilder  Taf.  B,  1. 
X.  Pelops^    (vergl.  Cap.  XI.  Liebesverbiiidungen  Pelops  No.  1)^);  Krater  (Berlin 

No.  ]940:,  abgeb.  b.  Gerhard,  Trinkbchalen  u.  tiefkße  Taf.  22. 
Y.  Amymone  (vergl.  Cap.  XII.  Amymone  No.  18);   Pelike  (Aufbewahrungsort  ?;, 

abgeb.  Bull.  arch.  Napol.  II.  tav.  3,  wiederholt  £l.   cäram.  III.  pl.  30   fs.  Atlas 

Taf.  XIII.  No    11). 
Z.   Göttergelage;    Kylix  (London   No.  811*),    abgeb.  Mon.  dell'  Inat.  V.  Ut.  49 

(8.  Atlas  Taf.  XIII   No.  8). 
AA.  Bellerophon   und  die  Chimaera    (Rvs.  der  Dareioavasej ;   Amphora  (Neapel^ 

Mus.  Naz.  No.  3253),  abgeb.  fraher  nur  in  den  London  Illustr.  News  1857^ 

14.  Febr.  p.  139,   neuestens   in   den  Mon.  dell'  Inst.  toI.  IX.  taT.  52,  vergiß 

Heydemann,  Ann.  delV  Inst,  voif  1873.  p.  46  f.  (s.  Atlas  Taf.  XII.  No.  II). 

b.  Graffiti. 

a.  Poseidon  und  Geliebte,  Amymone  ?  Etruskischer  Spiegel,  abgeb.  b.  Oerhi 
Etr.  Spiegel  I.  Taf.  64. 

b.  Poseidon  (Nethuns)   mit  Uäil   und  Thesan;  desgl.  abgeb.  Mon.  dell'  Inst. 
taT.  60 c,,  Gerhard  a.  a.  O.  Taf.  76,  Mus.  Etrusc.  Gregorian.  I.  Ut.  24. 

c.  Poseidon  mit  Flügelrossen  fahrend  (Durand  1945),  abgeb.  b.  Gerhard  a.  a.  O. 

0.  Wandgemälde  und  Mosaiken. 

I.    a.    Einzelfigur,    Wandgemälde   in   Pompeji,    Casa  dei  Dioscuri,  Heibig,  W:H^uiif- 

gemälde    No.    171,    abgeb.  Mus.  Borbon.   XII.   tav.   36    (s.  Atlas  Taf.  :341I. 

No.  22). 
ß.    Desgleichen,    Wandgemälde    ebendas.  ,    Casa    di  Nettuno,    Heibig  a.  s^    .0. 

No.  172d). 
Y-    Desgleichen,  Mosaik  am  Brunnen  der  Casa  della  seconda  fontana  a  ini^  iijni 

in  Pompeji,  unedirt  s.  unten  Fig.  10. 
II.    h.    Desgleichen,  Mosaik,  angeblich  in  Trastevere  gefunden,  wo  jetzt  r  abgeb.       -«chon 

b.  Bellori  et  Caussaeus,  Picturae  ant.  crypt.  Roman,  et  sepulcri  y"t^***a  -im  I. 

tab.   16,  wiederholt  b.  Montfaucon,  Ant.  expl.  Suppl.  I.  pl.  1. 
E.    Desgleichen,  Wandgemälde  in  Pompeji   in   einem  Hause   der   Reg.  VI^Ü^  jj^^ 

XV.,    Fiorelli,    Gli   scavi   di  Pompei    dal   1861    al   1872.  p.   112.   No  _    57,, 

Unedirt.    (S.  Atlas  Taf.  XII.  No.  23.) 
|[.    Landschaft,  Insel  mit  Staffage  eines  Seegefechtes,  Poseidonstatue  vomr   einem 

Sacellum,  Wandgemälde  aus  Pompeji  im  Mus.  Naz.  zu  Neapel,  Helbi§^    m,»,0 

No.  1580,  abgeb.  Pitturc  d' Ercolano  I.  45.  p.  239,  s.  unten  Fig.  II. 
III.    T).   Troischer  Mauerbau,  Wandgemälde  in  Pompeji,  Casa  di  Sirico,  Heibig  t.  «.  0, 

No.   1266,    abgeb.    Giornale    dcgli    scavi    di   Pompei    1S62.    tav.  5    fa.  At/«s 

Taf.  XII.  No.  24). 

d.  Poseidon  und  Geliebte,  Wandgemälde  in  Pompeji,  Casa  delF  ancora,  Heibig 

a)  Vergl.  Heydemann  a.  a.  O.  S.  222  f. 

b)  Vergl.  auch  dies  Werk  Bd.  II.   S.  518  f. 

c)  Vergl.  Ann.  dcir  Inst,  von  1S38.  p.  276  tn[q.  (Forchhammer)  und  von  1845.  p.  63  sqq. 
'Panufka) . 

d)  Gegenwärtig  noch  viel  weiter  zerstört  als  bei  Heibig  angegeben  ist ;  die  ganze  Figur 
bis  auf  den  linken  Arm  mit  dem  Dreizack  und  ein  kleines  Stück  des  Kopfes  ist  fast  spurlos 
verschwunden. 

e)  Vsrgl.   Gaedechens  im  Bull,  dell*  Inst,  von    iS~*2.  p.  1"*2. 


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9.  POBEIOON  IN  VA8ENBILDEBN,  GRAFFITI,  WAKDGEMÄI.DKN  UND  M0AA](K£N.       311 

a.  a.  O.  No.  174,  abgeb.  Mus.  fiorbon.  VI.  tar.  1$,  wiederholt  Denkm.  d.  a. 

Kunst  II.  No.  S3;  K.  Koi^hette,  Choix  de  Peintures  de  Pompöi  pl.  2»)  s.  Atlai 

Taf.  Xni.  No.  5). 
IV.    t.     Poseidon  auf  einem  Zweigespann   von   einem  Delphin   und  dem   Kopf  eines 

Seestieres  umgeben,  Mosaik  in  Palermo  auf  der  Piazza  della  Vittoria.  Vergl. 

Bull,  dell'  Inst,  von  1870.  p.  S. 
%.    Poseidon    auf   einem    Pferdeviergespann    in    einer    größern    Umgebung    yon 

Meerwesen   und  Fischern.    Mosaik,  in  Rom  gefunden,    wo  jetzt?  abgeb.  b. 
•  Bellori,   Pict.    ant.    crypt.    Korn.    I.  tab.    18    u.    b.    Montfaucon,  Ant.    expl. 

Suppl.    I.    pl.    27.    2. 
^  >..   Poseidon    und  Amphitrite    auf   einem    Viergespann    in    größerer    Umgebung 

(vergl.  Cap.  XII.  A.  No.  8; ,  MosaÜL  aus  Constantine,  jetzt  im  Musöe  algörique 

im  Louvru,    abgeb.   Exploration   scientüique    de   TAlgdrie,    archöologie   par 

A.  Delamare  pl.  141.  142,  wiederholt  Archaeol.  Ztg.  von    1860.  Taf.   144  (s. 

Atlas  Taf.  XHI.  No.  12). 
(1.   Desgleichen,  Mosai'k   aus  Pompeji  (s.  Cap.  XII.  A.  No.  7  ,  abgeb.  im  Gior- 

nale  degli  scavi  di  Pompei,  n.  s.  vol.  II.  tav.   1.    vergl.  p.  36  sqq.  (s.  Atlas 

Taf.  XIII.  No.  13). 


Unter  den  Vasenbildern  sind  als  erste  Classe  diejenigen  lA. — F.)  zusammen- 
gefaßt,   welche   in  der  Darstellung  des  Poseidon  den  Kunstwerken  des  reifen  Ar- 
^l^algmua',    insbesondere   den  rothfigurigen  Vasenbildem  strengen  Stils   am  nächsten 
^tehn  and    welche  man    tfaatsächlich    als   Reminiscenzen   aus   der  in   den   früheren 
Perioden  der  Vasenmalerei  so  weit  verbreiteten  und  so  bestimmt  ausgeprägten  Anf- 
^^«soDgsweise    betrachten   kann.     Daneben   aber  ist  zu   bemerken,    daß  in  den  so 
SW  wie  identischen  Figuren   der  Vasen  A.  u.  B.  und   der  nächstverwandten  in  C. 
^i^n  Schema  in  die  Vasenmalerei  eingeführt  ist,  welches  dem  strengen  Stile  derselben 
^cch  abgeht  und  im  ganzen  Bereiche  der  archaischen  Kunst  (und  ihrer  Nachahmung) 
^ich  nur  in    der  Gemme  No/ 1 1    findet ,    die  trotzige  Stellung  mit  der  einen  hoch 
^nf  den  Dreizack  gestützten  und  der  andern  in  die  Seite  gestemmten  Hand,  welche 
>^  der  neapolitanischen  Erzstatuette  (Cap.   VI.   No.  7) ,  in  den  Reliefen  No.  S  und  9 
^nd  in   der   Gemme  No.  10   vorliegt,    dessen   typische  Geltung  für  Poseidon  aber 
Snde  durch  diese  Va^enbilder  besonders  in*s  Licht  gerückt  wird,    weil  es   sich  in 
'bnen  um  Liebesscenen,  also  um  eine  Situation  handelt,  der  ein  besonders  imperioses 
(»ebahren    des  Meergottes   an   sich  fremd    ist.     Während  zumal  die  Bilder  A. — C. 
m  dem  um  Poseidons  Arme  gelegten  dürftigen  Mäntelchen,  welches  dem  freien  und 
späten  Vasenstile  nicht  recht  entspricht,  das  überkommene  archaische  Motiv  gewahrt 
b^n,  zeigefl  uns   die  Vasen  E.  und  F.  gleichsam  die  modernisirte  Umwandelung 
^n  alten  Typus ,    zu  der  aus  den  Münzgeprägen  von  Poseidonia  und  Sybaris  die 
eine  und  die  andere  Vase  des  strengen  Stiles  gleichsam  allmählich  hinüberleitet. 

Die  zweite  Classe  der  Vasenbilder  (G. — K.)  umfaßt  diejenigen  Darstellungen. 
^  welchen  die  Composition  der  Poseidonfigur  der  eigentlich  classischen  Stellung 
^^  Gottes  mit  dem  einen  hoch  auftretenden  Fuße  mehr  oder  weniger  angenähert 
i«t.  Vergleichsweise  am  reinsten  durchgeführt  ist  die  Composition  in  der  berliner 
^^^osvase  G. ,  und  zwar  der  Situation  gemäß,  indem  hier  Poseidon  als  bloßer 
^'Wchauer  der  heroischen  Kampfsccne  erscheint,   welche  sich  vor  ihm  und  zu  seinen 

a]  Das  ganze  Bild   ist   heute   in  hohem   Orade  ruinirt   und ,    obwohl   noch    erkennbar, 
^  nicht  mehr  su  seichnen. 


3t4 


II.   IHK    KBHAl.TKNKS  MfiMiMKXTE. 


Motiv  dieser  Composition ,  die  iu  die  Seite  gi'HUtmmte  Reclite  damit  zu  vcrhfli 
indem  es  diese  Hand  vielmehr  einen  .Scodrncheu  anstatt  eine«  Dclphines  lialtcnd 
darstellt.  Daß  dabei  das  sclioialt!  Ilewand  des  Gottes  ohne  nacbweislichen  ünmd 
in  einer  heftigen  Bewefrung  in  oinem  sehr  regelmißiRen  Dogen,  cinereelt»  anf  don 
tinicen  8rlieDkel  ruhend,  andererseits  von  der  rechten  Hand  gehalten  sleJi  eni|ior- 
bfraecbt.  Icann  nur  als  ein  ganz  willkürlicher,  hoehfllens  ans  malemrhen  Gründen 
SU  entschuldigender  Zusatz  gelten.  Die  Unterlage  des  aufgestlltzteo  Fußes  ist  hier 
ein  Fels:  nach  der  Ahbüdung  zu  schließen  ist  das  Hosalk  an  der  rechten  Seite 
[Vom  Beschauer)  fragmentirt,  wird  aber  wolil  auf  die  Einzelfignr  des  Poseidon  be- 
schränkt gewesen  sein. 

Dag  Gemälde  z.  entspricht  in  seiner  (.'omposition  und  auch  in  dem  anf  der 
linken  Schulter  des  Gottes  liegenden  grünen  Gewände  durchaus  der  madrider  Statue  i 
[Cap.  VI.  No.  8)  und  dem  Relief  der  eapiloJinlseheu  Ära  Neptuni  Cap.  Vm. 
No.  tu),  also  römischen  Monumenten;  der  anch  hier,  wie  in  dem  Kelief.  anf  der 
vollstreckten  rechten  Hand  des  Gottes  liegende  Delphin  kann  die  Vermuthnng  mir 
bestürken.  daß  auch  bei  der  Statue  die  Hand  nicht 
leer  gewesen  ist.  Der  physiog nomische  Charakter  i«t 
autli  hier  ernst,  aber  milder  und  etwas  edler  als  in  «.  | 
Das  Ruder,  welches  links  neben  dem  Gott  an  einen 
Steinhaufen  gelehnt  liegt ,  kann  man  hiVehstens  im 
weitern  Sinne  zu  seinen  Attributen  rechnen  .  es  enl- 
fieheidet  also  Nichts  über  das  von  der  Figur  in  dm 
Relief  No.  i:i  gescbullert  gehaltene,  also  im  eigent- 
licbeten  Sinne  attribntive  Ruder. 

Die    kleine   Poseidon  atatue   iu    dem   Bilde   '.   't—^, 
Fig.   11)  erinnert  in  ihrer  Haltung  am  meiaten  an  ü^^ 
F^igur    auf    der    boeotischen    UUnze      MOnztafel    VX 
No.  &   ,   nur  daß   die  Stellung .   namentlich   aber  riä« 
Haltung   des    Kopfes   etwas    bewegter  ist, 
MOnxßgiir   und  daß  in   dem   Bilde   der   auf  der  g»- 
»enkten  Hand    liegende    Delphin    fehlt.      Diese    Hinrf, 
Fl«   II    ri..(idi>n<ru(ii<'  in  .'iKe.ii       bier  die  reeliie.  in  der  MUnzo  die  liuke.   i.^t  vielnelU  ^ 

puii>p<-jii.i.ch<^ii     jiii  gtu-t  •■  j^  deelamalorischor  Weise  bewegt,   was  Hll«rdia| 

der  Haltung  der  ganzen  Figur  vollkommen  übereinstimmt,  aber  um  w  wei 
sinnvoll  gelten  kann,  al«  der  Gott  hier  nicht  in  lebendiger  Person  lieh  k«it, 
auf  einer  Basis  stehend,   als  l^tatue  gebildet  ist. 

Die  beiden  Wandgemälde  r,.   und  ll.  zeigen  Poseidon   silxend .     doeh  i 
typologiseh  von  keiner  Bedeutung,  da  es  sich  nichl_  um  Kinzelfigurm ,   snnd 
Scenon  handelt ,  in  welchen  das  Hitzen  des  Gottes  aus  der  Situation  abt 
Die  Composilion   der  Figur   in  r,.  erinnert   lebhaft  an   ein   fllr  den 
mehrfach  angewendetes,   auch  in  Pompeji    Sluccorelief  in  den  Tbonnen  i 
di  Stabia  *;   bekanntes  Schema''    und   wird   wiihl  aus  diesem    auf   I 
tragen   sein .    kann   also   um   so  weniger  als  eharakterii^tisch  gellen . 


tO.    EINIGE  BEBONDERK  GRBTALTrNOEN  DKA  POAEIDON.  315 

Mch  Mf  der  Mflnse  tod  Nisyros  (Münztafel  VI.  No.  15,  vgl.  S.  297)  wiederholt. 
AqcIi  in  Betreff  der  Persönlichkeit  des  Gottes  ist  aus  diesen  Wandgemälden  schwer- 
Keh  SonderHcheB  zu  gewinnen;  daß  die  archaYsirende  Haarbehandlung  in  b,  in 
der  Abbildung  des  Mus.  Borbon.  irrig  und  daß  eben  so  irrig  in  der  Abbildung  bei 
R.  fiochette  dem  Haar  und  Barte  graue  Farbe  gegeben  sei,  hat  Heibig  a.  a.  0.) 
lAon  bemerkt. 

Die  vier  Mosaiken  t.  x.  X.  \i.    endlich    stellen    Poseidon    fahrend  dar.     Auf 

dujenige  von  Constantine  X.   sowie  auf  das  pompejanische   ja.,   welches  den  Gott 

anf  dam   Hochzeitswagen  sitzend  zeigt  und  von   dem  Münchener  Friese  nicht  zu 

traBBen  ist,    soll  in   der  Besprechung    der  Mythen    (Cap.    XII.]    zurückgekommen 

weiden.     Sehr  merkwürdig  ist,  daß  während  in  den  übrigen  Mosaiken  (in  i.  kann 

ee  zweifelhaft  sem)  der  Wagen  des  Gottes  mit  Meerwesen,  Hippokampen  oder  Tri- 

tOMB  bespannt  ist,  das  schwarze  MosaYk  auf  weißem  Grunde  x.  an  deren  Stelle  ge- 

wAudiclie,    nicht    einmal    durch    Beflügelung  wie  in    der   archaTschen  Vase  Atlas 

Taf.  XI.  No.  24;    und  in   dem  etruskischen  Spiegel  oben  c.  ausgezeichnete  Pferde 

nigt    Die  Figur  des  Gottes   selbst,    gänzlich   nackt,    mit  bogenförmig  über  dem 

Kopfe  baosehendem  Gewände,    den   Dreizack   in  der   Rechten   geschultert,   ist  aus 

lei  bekanntesten  und  verbreitetsten  Typen  abgeleitet. 


ZEHNTES  CAPITEL. 

Einige  beBondere  Q^staltiuigen  dea  Poseidon. 

Eine  größere  Folge  von  durch  bestimmte  Culte  hervorgerufenen  und  mit  be- 
^^bimten  Beinamen  zu  belegenden  Sondergestaltungen  des  Poseidon  ist  nicht  nach- 
^f^Ssiaar.  Wollte  man  sich  freilich  den  von  verschiedenen  Seiten  der  einen  und 
^  indem  Darstellung  des  Gottes  beigelegten,  zum  Theile  schon  in  den  vorigen 
CilMteln  berührten  Benennungen  anschließen ,  so  würde  man  immerhin  eine  kleine 
Beihe  von  besonders  bezeichneten  Poseidoneu  zusammenstellen  können;  da  es  sich 
^  bei  den  geltend  gemachten  Beinamenbezeichuungen  fast  durchgängig  um  mehr 
^  weniger  große  Willkür,  gelegentlich  um  Träumereien  handelt,  so  würde 
^  solche  Zusammenstellung  ohne  jeglichen  Nutzen  sein.  Der  in  Kunstwerken 
^iridieh  nachweisbaren  Beinamen  des  Poseidon  sind  äußerst  wenige  und  die  mit 
^^  verbundenen  künstlerischen  Gestaltungen  des  Gottes  so  gut  wie  durchaus 
^  besondere  Charakteristik. 

Kaum  zu  rechnen  ist  hier,  daß  auf  Münzen  von  Mytilene^)  den  nebeneinander 
'Menden  Kronidenbrüdem,  Zeus,  Poseidon  und  Pluton  -  Hades,  beigeschrieben  ist 
*0l  AKPAIOI  MYTIAHNAIQN  ^) .  Poseidon  ist  hier  ruhig  aufrecht  stehend  ge- 
'^Utt.    Eben  so  wenig  kommt  in  Anschlag,  daß  Poseidon  auf  Münzen  von  Alexau- 


a)  Mionnet,  Deseript.  III.  46.  102. 

b;  Vergl.  in  dieiem  Werke  Bd.  U.  8.  207. 


316  II.    DIE  ERHALTENEN  MOJ^UMENTE. 

dna*^^  als  IIGMIOZ  bezeichnet  ist,  wie  Zeus  als  Olympioa,  ApoUoD  ala  PyiUM 
u.  8.  w. ;  denn  Niemand  wird  behaupten  wollen ,  daß  die  auf  diesen  Mflnsen  ge- 
gebene Dar^telluiig  des  Gottes  diejenige  sei ,  welche  ihm  in  sdnem  iathmitfckea 
Bilde  eigentliümlich  gewesen^). 

Aber  auch  wenn  auf  einer  unter  Antoninus  Pins  in  Ephesos  gefirägten  Mflnze, 
welche  schon  Mionnet  ^    bekannt  war,  deren  von  diesem  verlesene  Inaehrift';    aicb 
aber  erat  neuerdings  durch  ein   besser  erhaltenes  Exemplar  der  königl.  Sammlnng 
in  Berlin^)  hat  feststellen  lassen,    der  in  seiner  classisehen  SteHung  mit  aaf  eiaea 
Felsen  aufgestütztem  linken  Fuße  dastehende  Poseidon  als  AC^AAIOC  benannt  wird, 
wttrde  man  wahrscheinlich  irren,    wenn   man  die   bezeichnete   SteUnng  des   GettM 
mit  diesem  seinem  Beinamen,  in  Zusammenhang  bringen ,    als  Yon  dieaem  aUiiag^ 
betrachten  oder  wenn  man  Friedlaender  s  Worte :    »Diese  geläufige  DirateUang  de^ 
Poseidon   wird  also  hierdurch   als  die   des  Asphalios  bezeichnet«    dahin    Terstilba 
wollte ,   als  solle  mit  ihnen  gesagt  sein ,    daß  nur  dem  Poseidon  dieaes  Beinaaittw 
eben  diese  Darstellung  entspreche  und   daß  wir  überall  den  in  dieser  iigellnfi|^^|i 
Weise  dargestellten  Poseidon  Asphalios  (Asphaleios)  und  nnr  so  za  nennen  hit%^ei. 
Allerdings  könnte  man  den  umstand,  daß  der  Cnltus  des  Poseidon  Aaphnlei 
weit  verbreiteter,   ja  gewöhnlicher  war^,    mit   der    Iläafigkeit  eben  des  In 
stehenden  kilnstlerischcn  Poseidontypus   in   ursächlichen  Zusammenhang  zu  br^^M^ 
geneigt  sein  und  weiter  hierfür  geltend  machen ,  daß  sich  der  fragliche  Tjrpiaje»  fUf 
den   Poseidon   Asphaleios   in   seiner  doppelten   Eigenschaft  als  Befestiger  des    Erd- 
bodens (Gaieochos,  Themeliuchos)  und  als  Besänftigor  der  Wogen  ^)  vortrefflich  eigeof. 
Allein  wenn  auch  aus  der  Beschreibung  der  leider  nicht  näher  bekannten,  einz^ 
weitem  Münze,  auf  welcher  derselbe  Beiname  des  Poseidon  (POCEIAQN  AC^KAEloCj 
vorkommt,    einer    ebenfalls    unter    Antoninus    Plus    auf   Rhodos  geprägten^),  auf 
welcher  Poseidon  der  Beschreibung  nach  am  Altar  stehend,  Dreizack   nnd  Delphin 
haltend    dargestellt  ist,    ohne    daß    erwähnt  würde,    er   stelle  den  einen  FuB  avi 
einen  Felsen,  bisher  der  sichere  Beweis  sich  nicht  führen  lilßt ,   daß  Poseidon  A^' 
phaleios  auch  in   einem   andeiii   Schema   dai*gestellt   oder   der    Beiname   auf  v&f' 

• 

schiedene  Typ(^n  angewendet  worden  ist,  so  wird  es  doch  einerseits  die  AbiIcpS^ 
in  den   Darstellungen  anderer  Gottheiten';,   andererseits  ein  Blick  auf  die  in 


a,i  Mionnet,  Pescript.  VI.  (iS,  20«;  70,  22(i;  72,  236. 

b)  Vergl.  Bd.  II.  S.  218  f. 

c)  Descript,  VI.   t4a.  416. 

d;  »KENXIPOC,  littcris  fugientibus.« 

e    S.  Friedlaender  in  der  Arcbaeol.  Ztg.  v.   1870.     :N.  F.  IL)  S.  103. 

f)  S.  Pausan.  VII.  21.  7:  nooetoujvi  os  -rafis^  7^  MjQa  Mi^vza  7roiT,Taic  ircronji**** 
^otIv  iz  iuisjN  x<5ajJL0v  XGti  lo(a  ocpbiv  irAyibrjin  Cvta  ?xoiaToi  TiJhvrai,  ToaatSe  Ic  4t: «v^*^ 
Yef^ivaoiv  Ittix/tiosi;  auTtp,  ÜEXa-falo;  xai  A  a'^dXi4;  Te  x«i 'Ctttcio;  und  Comiit.  ^' 
1>.  cap.  22 :  laiTjO/o;  Xl^rrai  6  lloaetowv  xat  HeaeXtoOyo;  (»Tti  Ttvcuv.  »al  l^ouotv  ain^ 'A^f^ 
>,£uu  TtoX/.ayoO  x.  t.  >..  und  vergl.  Preller,  Gr.  Myth.  l^  S.  454  ff.  uad  besonden  Wiate*^» 
(lött.  gel.  Anzz.  von  1874,  Nachrichten  v.  d.  königl.  Ges.  d.  Wisa.  IS.  Idaxf,  No.  7.  S.  t^'' 

g;  S.  Preller  und  Wieseler  a.  a.  O.  S.  153  ff. 

h)  S.  Galland  in  den  Mömoircs  de  Taccad.  des  boUes  lettre«  T.  I.  p.  153  und  !*•* 
diesem  Eckhel  I).  N.  V.  II.  p.  605  und  Mionnct,  Suppl.  VI.  607.  328;  vgl.  Friedlae«!*** 
a.  a.  O.   und  Wieseler  a.  a.  O.  S.    15b  auch  über  den  AnlaG  der  PrAgung  dieser  Iffln»^- 

i^  Für  Zexxn  h    Hd.  II.   S.  205,   für  Hera  oben  S.   151. 


KL     KIXIGE  BK80NDKKE  UEäTALTrXGEX  DF8  POSEIDON.  317 

▼orhergehenden   BUttern  gesammelten   nnd   näher   erörterten  Exemplare   des   frag- 
lichen  Schemas  des  Gottes   mit  seinen   mannigfaltigen  Varianten   in  den  verschie- 
denaten  Gattungen  von  Kunstwerken,    endlich  die  Erwägung  der  an  sich  geringen 
Beweiakraft  von   alleinstehenden   Münzen   einer   so  späten  Periode   ungleich  walir- 
scheinlicher  machen,    daß  unter  Antoninus  Pius  der  Beiname  Asphaleios  auf  einen 
ging  nnd    gebe   gewordenen   Typus  des  Gottes  angewendet  worden,    als   daß   der 
Typus  von  Anfang   an   an  diesen  Beinamen  des  Gottes  und  nur  an  ihn  geknüpft, 
von    dem    in    diesem   Beinamen  ausgedrückten   Wesen   des  Poseidon  hervorgerufen 
und    als    kttnstlerisdie    Vergegenwärtiguug  dieses  und   nur   dieses  Wesens  zu  be- 
trachten sei. 

Sieht  man  von  solchen  besonderen  Gestaltungen  des  Poseidon  ab,  welche  mit 
bestimmten  Beinamen  zusammenhangen  oder  die  man  als  von  solchen  abhängig 
denken  mag,  so  bleibt  auf  dem  hier  in  Frage  stehenden  Gebiete  immerhin  noch 
Einiges  zu  bemerken  übrig,  welches  theils  von  directem  mythologischem  Interesse, 
theib  flir  die  weitergehende  Forschimg  über  die  künstlerischen  Darstellungen  des 
Gottes  nicht  ganz  ohne  Bedeutung  ist. 

So  zunächst  die  allerdings  lediglich  numismatischen  Denkmäler,  welche  aich 
auf  den  Poseidon  Ilippios  und  auf  die  Sage  des  von  Poseidon  erschaffenen 
Rosses  beziehn.  Allerdings  wird  Poseidon  auch  in  keiner  der  hier  zu  besprechen- 
den Münzen  inschriftlich  ausdrücklich  als  Hippies  bezeichnet,  allein  daß  ihm  dieser 
2fame  in  den  folgenden  Denkmälern  gebühre,  kann  doch  nicht  ernstlich  be- 
zweifelt werden. 

Das  älteste  derselben 

No.  1  ist  eine  Münze,  welche  Millingen^  als  eine  local  nicht  zu  bestimmende 
thnkischer  Fabrik  bezeichnete,  welche  aber,  wie  die  folgende  mit  dem  gleichen 
iiepräge  des  Avs.  zeigt,  ohne  Zweifel  ebenfalls  Potidaea  gehört.  Sie  zeigt  in  sehr 
itHerthflmlichem  Gepräge  auf  dem  Avs.  den  mit  dem  Dreizack  ausgestatteten  Po- 
seidon auf  einem  ruhigen  Pferde  reitend ,  auf  dem  livs.  das  Quadratnm  incusum. 
Wt  ihr  gehört  zusammen: 

No.  2  eine  Münze  von  Potidaea,  welche  zuerst  derselbe  Millingen  ^)  edirt  hat, 
nit  dem  ebenso  berittenen  Poseidon  und  der  Aufschrift  PO  auf  dem  Avs.  und 
'dnem  archaTschen  weiblichen  Kopf  im  Kekryphalos  auf  dem  Rvs.  ®).  In  dem 
Tette  der  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O.  wird  vermuthet,  die  Darstellung  stamme 
'Vielleicht  aus  einer  Gruppe  des  Kampfes  mit  dem  Giganten  Polybotes« ;  wohl  ohne 
^f^  irrig,  obwohl,  was  Wieseler  auf  seine  Vermuthung  gebracht  haben  nug.  die 
Halbinsel  Pallene  unter  den  llauptschaupliltzen  der  Gigantomachie  genannt  wird*'  ; 
^lein  die  Haltung  des  Gottes  mit  seinem  vorwärtsgesenkten  Dreizack  und  diejenige 
*^uei  Pferdes  ist  so  vollkommen  ruhig,    daß   in  ihr  geradezu   Nichts  auf  Kampf 


a;  Ancient  coiiuof  eitles  and  kings  pl.  V.  No.   1,  vgl.  p.  GÜ.    Vgl.  Mionnet,  Suppl.  IIF. 

b)  Sylloge  of  anc.  coins  pl.  II.  No.  22,  vgl.  p.  47,  danach  b.  Panofka,    V.  Einfluß  d. 

^HiUkeiten  auf  d.  Ortsnamen  Taf.  I.    No.  Ib  und   hiernach   in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II. 

^-  'S  mit  der  irrigen   Behauptung,    Panofka    habe    seine    (iuelle  nicht   richtig  angegeben. 

c.  S.  Münztafel  VI.  No.  23,  nach  einem  Exemplar  der  Imhoofschen  Sammlang,  wo  die 

.^«iKlkhft  nur  P,  nicht  PO  und  der  Typus  etwas  verachieden  ist. 

A;  Vergl.  Wie«eler  in  der  AUg.  Encyclopftdie,  Artikel  Giganten  ä.  155. 


318  11.    DIE  ERHALTKNEX  MONTtMKN'TE. 

Iiinweist.  Auch  die  scheinbare  Jugendlichkeit  des  Gottes  in  dem  von  MilliDgen 
pnblicirten,  ziemlich  verschliifenen  Exemplare  muß  nach  Maßgabe  des  ungleich 
besser  erhaltenen ,  hier  mitgetheilten  Imhoof  »chen  fixemplares  bestritten  werden ; 
es  kann  gar  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  Poseidon  hier,  trotz  seinen  schlanken 
Leibesformen  bärtig  sei  und  muß  daher  als  durchaus  wahrscheinlich  gelten,  daß  er 
dies  auch  in  der  englischen  Münze  war,  deren  Typus  allerdings  nicht  identisch, 
aber  dem  Imhoofschen  Exemplare  doch  unzweifelhaft  nächst  verwandt  ist.  —  In 

No.  3,  einer  Silbermünze  von  Khaukos  auf  Kreta  ^j,  finden  wir  den  Gott  nicht 
auf,  sondern  neben  seinem  Rosse ,  welches  er ,  den  Dreizack  in  der  Rechten  auf- 
stützend, mit  der  Linken  am  Zügel  hält.  Neben  diesen  Münzen,  welche  den  Po- 
seidon Hippios  selbst  darstellen,  wird  sich  zunächst 

No.  4,  eine  Silbermünzc  von  Kranuon  in  Thessalien^}  stellen  lassen,    welch« 
auf  dem  Rvs.  im  vertieften  Quadrat  in  vorzüglichem  Gepräge  ein  lediges,  aber  g<^- 
zttgeltes  Pferd ^)  zeigt,    neben  welchem  der  Dreizack  des  Poseidon  angebracht  L^»t, 
um  es  als  sein   Geschöpf  und  sein  Eigenthum    zu  bezeichnen.     Der  Name  Arl^^B 
für  dies  Pferd  würde  nicht  gerechtfertigt  sein,  es  ist  das  Pferd  schlechthin  ab  g^io- 
seidonisches  Geschöpf  gemeint,  dagegen  ist  in 

No.  5,  einer  Silbermttnze  von  Thelpussa  in  Arkadien^},  welche  anf  dem  .^^^vi. 
den  Kopf  der  Demeter  Erinys  zeigt,  das  springende,  ungezügelte^,  Ross  des  H^y8. 
um  so  mehr  ohne  Zweifel  mit  diesem  Namen  zu  belegen ,  als  ihm  dieser  m  der 
dialektischen  Form  EPION^)  beigeschrieben  ist. 

Die  Erschaffung  des  Kosses  aber  durch  Poseidon,  welches  derselbe  aus 
dem  mit  dem  Dreizack  gespaltenen  Felsen  springen  läßt,  gehn  zwei  thessalm^ebe 
Münzen  an: 

No.  6  eine  Silbermünze  von  Pherae  der  Imhoofschen  Sanmilnng^  nnd 

No.  7  eine  Erzmflnze  der  Prokesch'schen Sammlung^),  welche  dieser  (a.  wlO, 
S.  275  f.},  überemstimmend  mit  Longp^rier  a.  a.  0.  dem  vonPausan.  V.  1€S.  6. 
erwähnten  Demos  Orthia  in  Elis  beilegt«,  während  sie,  wie  schon  die  An^ü<^ 
von  No.  6  zeigen  kann,  ohne  Zweifel  richtiger  der  Stadt  Orthe  in  Thessaliexm  bef- 
zulegen  ist.    Da  es  sich  in  diesen  thessalischen  Münzen  natürlich  um  die  Theftsilieo 


a)  Mionnct,  Descript.  II.  297,  304 ;  s.  Manztafel  VI.  No.  24.  nach  einer  SchweCelplite 
der  kleinern  Mionnet*sühen  rastensammlung  No.  701. 

b;  Mionnet,  Suppl.  III.  2S1.  129;  s.  MQnsetafel  VI.  No.  25.  nach  einem  Abdrui.<k  tu 
der  Imhoofschen  Sammlung. 

e)  Eine  andere  Mflnse  derselben  Stadt  zeigt  einen  aufgezftumten  Pferdekopf  vcm^iX  W* 
i«  vertieften  Quadrat,  s.  Salleto  Zeitschrift  für  Numismatik  I.  Taf.  3.  No.  9  S.  97. 

d)  Aus  der  Imhoofschen  Sammlung ,  abgeb.  in  Sallets  Zeitschrift  für  NumiiK^KUitik  L 
Tai.  4.  No.  7,  danach  MOnztafel  VI.  No.  20;  ihr  entspricht  eine  Erzmflnze  dersellM —  n  Staat 
in  der  Six'schen  Sammlung  in  Amsterdam,    welche  a.  a.  O.  S.   133   in  Holzschnitt    -^publi^irt 

ist;   ein  Exemplar  der  Prokesch'schen   Sammlung   ist  abgebildet  in  der  Archaeolog Ztg-  ^• 

184(i.  Taf.  43.  No.  27. 

ej  In  einem  andern  Exemplar  mit  flatternder  I^eine  s.  Imhoof  a.  a.  O.  S.  ]2^»  .  ^°*  ^' 

f)  Vgl.  Bergk  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1«|S  p.  139.  Anm.  3,  Archaeol.  Ztg.  r.  Wh 
Beilage  3  S.  36,  und  Imhoof  a.  a.  O.  S.  130  f. 

g)  Abgeb.  in  der  Sallet'schen  Zeitschrift  a.  a.  O.  Taf.  III.  No.  9. 

h)  Abgeb.  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1848  Taf.  18.  No.  II,  vgl.  Revirn«  n'»^' 
matique  von  1843  pl.  X.  No.  4  mit  Text  von  Longp^rier  p.  244. 


10.    EINIGE  BESONDERE  GESTALTUNGEN  DES  POSEIDON.  319 

laadschaftlich  eigene  Sage*)    von  der  £rscha£fang  des   Rostes  handelt,    wird  dies 
nieht  Aiioo,  sondern  Skyphios  zu  nennen  sein. 

Poseidon  ohne  Dreizack.  Der  Dreizack  bildet  in  dem  Grade  das  stän- 
dige und  charakteristische  Attribut  und  das  sichere  Kennzeichen  des  Poseidon  in 
Kim&tdarstelinngen,  daß  die  Fälle,  wo  er  ohne  dasselbe  gebildet  ist,  immer  zu  den 
Aoniahmen  gehören  werden.  Es  ist  freilich  schon  in  älterer  Zeit  von  mehren 
Sttten^)  das  Vorkommen  eines  nicht  mit  dem  Dreizack  oder  an  seiner  Statt  mit 
dem  Scepter  ausgestatteten  Poseidon  behauptet  worden,  allein  mit  Hecht  hat  Mani- 
tias*)  hervorgehoben,  daß  die  bisher  für  diese  Behauptung  beigebrachten  Beweis- 
stfleke  mehr  oder  weniger  zweifelhafter  Natur  seien.  Die  Sache  ist  aber  für  die 
bterpretation  so  belangreich  und  kann  für  so  manche  Kunstwerke  eine  so  große 
Bedeutung  erlangen,  daß  es  durchaus  geboten  ist,  die  Fälle,  in  denen  Poseidon 
n.  0.  w.  sicher  ohne  Dreizack  oder  statt  seiner  mit  einem  Scepter  erscheint,  zu 
ttmmeln  und  zu  ordnen,  womit  hier  ein  Anfang  gemacht  werden  soll.  Unberück- 
äektigt  bleiben  dabei  die  in  verschiedenen  Gattungen  von  Kunstwerken  sehr  häu- 
fen Fälle  ^  in  welchen  der  Dreizack  des  Poseidon  entweder  schlecht  ausgedrückt 
oder  durch  den  Zusammenstoß  grade  seines  bezeichnendsten  Theiles,  der  drei 
Spitzen,  sei  es  mit  dem  Rande  des  Bildwerks,  sei  es  mit  einem  Ornament  oder 
mit  einem  Gegenstand  im  Bilde  weggelassen  oder  verdunkelt  ist. 

Unter  den  schwarzfigurigen  Vasenbildern  sind  vollkommen  sichere 

^^piele  des  ohne  Dreizack  dargestellten  Poseidon  die  oben  S.   214  besprochenen, 

^-  212  unter  R.,  S.  213  unter  AA.   citirten,  weitere,  sehr  wahrscheinliche 

die  daselbst  mit  CG. — FF.  bezeichneten,  von  denen  diejenige  GG.  den  Gott  mit  einem 

Morsen,  etwas  gebogenen  Stabe  versehu  zeigt  und  wenigstens  mögliche,  ja  nicht 

^wahrscheinliche    die    S.  216  f.    besprochene    Vase    No.   1703    in  Berlin.     Dazu 

l^<MiuneD  als  sicher   die   beiden  Gigantomachievasen  in  Petersburg  No.   221  und  in 

Manchen  No.    1236,    in   welchen   der   durch   den   Felsen,    welchen  er  auf  seinen 

Gegner  wirft,    unzweifelhaft  charakterisirte  Poseidon  nicht  den  Dreizack,    sondern 

eine  einspitzige  Lanze  führt.     Vgl.  unten  Gap.  XI.   1.    Gigantomachie  ^) .     Als  ein 

^titeies,    nicht  unwahrscheinliches  Beispiel   des    mit  Fisch   und  Scepter  statt  des 

Br^xacks   versehenen   Poseidon   ist  die  von  Heibig  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1869. 

P-  169  sq.   beschriebene  Vase   des   Museo  Bruschi  in  Gorneto  anzuführen  und  als 

^  üemlich   sicheres  des  nur   durch   das  Fischattribut  charakterisirten  Gottes  die 

^iiedirte  Vase  in  Berlin  No.    1979  hinzuzufügen. 

Unter  den  rothfigurigen  Vasenbilderu  strengen  Stiles  bietet  das  un- 
^^eUiafteste  Beispiel  eines  mit  dem  Scepter  anstatt  des  Dreizacks  ausgestatteten, 
dvieh  Namensbeischrift  gesicherten  Poseidon  das  schon  oben  S.  229  unter  x.  an- 
S^fthrte  Gemälde  von  Triptolemos'  Aussendung  (von  Hieron,  Mon.  dell'  Inst.  IX. 
^v*  43) ;    ihm   gesellt    sich    dasjenige    mit    Aethras   Verfolgung  auf  der    Hydria 


•)  Vgl.  PreUer,  Griech.  Myth.  I^  S.  461,  Welcker,  Griech.  Götterlehre  H.  S.  673. 
Kote  14. 

b)  Millingen,  Peint.  de  vases  de  div.  coli.  I.  p.  24.  Note  5,  Böttiger,  Amalthea  II. 
?•  ^2.  297.  Note  **,  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  1.  S.  206,  Nachtrag  zu  S.  48.  78  f.,  Preller 
"^  ^«ttlyi  Realencyclop.  V.  1.  S.  504. 

c)  De  antiquiMima  Neptuni  figura  p.  44. 

d)  S.  auch  Wieaeler,  De  diia  .  .  .  tridentem  gerentibus  p.  14.  Note  13. 
^^•rb«ek,  Kanstmjthologie.  lU.  21 


320  n.    DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

No.  733  ioi  britischen  Museum,  abgeb.  £lite  c^ram.  HI.  pl.  19.  Vergl.  nnten 
Cap.  XI.  2.  Liebesverbindangen  A.  Aethra,  No.  2.  Ein  drittes  sicheres  Bei- 
spiel bietet  die  ciimaner  Amphora  No.  27  in  Dresden  (aus  der  Wittgenstein  sehen 
Sammlung),  im  noch  nicht  erschienenen  Katalog  (nach  einem  mur  gesandten  Aus- 
züge) so  beschrieben:  »A.  Bärtiger,  mit  langem  Chiton  und  Mantel  bekleideter 
Poseidon  schreitet  nach  rechts,  sich  umsehend,  in  der  Linken  ein  langes  Bcepter, 
in  der  Rechten  einen  Fisch  haltend.  B.  Nach  links  schreitendes  Mädchen  im  Ärmel- 
chiton  und  Mantel,  in  der  Linken  euie  Schale,  in  der  Rechten  eine  Kanne.«  Viertens 
wird  man  wohl  auch  das  Gemälde  der  Vase  No.  1531  in  Petersburg,  welches  Stephani 
auf  Poseidon  und  Amphitrite  gedeutet  hat,  in  der  Reihe  derer  anzuerkennen  haben, 
welche  Poseidon  ohne  Dreizack  darstellen,  s.  unten  Cap.  XU.  Amphitrite  No.  3,  wäh- 
rend das  von  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  L  S.  48  Note  79  e.  angeführte  Gemälde  einer 
Amphora  der  Sammlung  Calefatti  zu  Noia,  welches  derselbe  auf  Poseidon  und 
Amymone  bezieht,  zweifelhaft  ist,  in  so  fern  es  identisch  ist  mit  dem  von  Miuenrini 
im  Bull.  arch.  Napol.  L  p.  92  beschriebenen,  in  welchem  dieser,  obwohl  er  den 
Bilde  dieselbe  Deutung  giebt,  weder  den  Fisch  in  der  Hand  des  bescepterten  Ver- 
folgers noch  die  Hydria  in  derjenigen  des  verfolgten  Mädchens  erwähnt,  die  Ger- 
hard hervorhebt. 

Aus  der  spätem  Vasenmalerei  sind  die  Poseidonfiguren  der  beiden  Peters- 
burger Fischteller  mit  Darstellungen   der  Entführung    der   Europe   No.   1799  und 
1800  anzufahren,   welche  Bd.  II.  S.  440  ff.  näher  besprochen  sind  und  deren  Be- 
deutung auch  dann  noch  als  gesichert  betrachtet  werden  darf^),  wenn  wirklich  die 
mit  dem  Dreizack  ausgestattete  jugendliche  Figur  des  dritten  Fischtellers  mit  der-   ^ 
selben  Darstellung  (No.   1915)  nicht  Poseidon,  sondern,  wie  Wieseler  ^)  fragew«SQ^ 
annimmt,    Apollon   Aktios   oder  Epaktios  sein  sollte,    worauf  weiterhin  znrückge— -..^ 
kommen   werden    soll.     Auf  dem    einen  dieser  beiden  Fischtcller  ist  dem  Poseido-*^^ 
eine    mit    dem    Dreizack    versehene   Tritonin   beigegeben,  welche  sie*- 1^ 
auf  dem  andern,  nur  sehr  zerstört,   wiederholt*^!. 

Unter   den  phis tischen  Monumenten  ist  außer  dem  Relief  an  dem  Sarkoph^»^ 
mit  Peleus  und  Thctis  in  der  Villa  Albani**  ,  wo  Poseidon  einen  bloßen,  am  untern 
Endo    mit   einem    Knaufe  versehenen  Stab  hält,  dor  schwerlich  als  um  die  Hjinpt- 
Sache  gekürzter   Dreizack   erklärt   werden   kann ,     kein   durchaus   sicheres  Beispiel 
eines   Poseidon    mit    felilcndem    oder   durch   ein   Scepter   ersetztem    Dreizack  anacn- 
führen;    wegen    des   Parthenoufrieses   vgl.  oben  8.   235,   mit  Anm.    14,   wegen  der 
fraglichen  Poseidonfiguren  in  den  Friesen  des  Theseion  und  des  Tempels  der  Nik«* 
Apteros  das.  S.  230  f. ;   ein  Dreizack  wird  bei  diesen  letzteren  l>eiden  kaum  ange- 
nommen werden  können.     Daß  in  der  von  Pausanias  I.  2.  4  beschriebenen  Gmpp^     i 
in  Athen  das  oopo,    welches  Poseidon  auf  seinen  Gegner  schleuderte,    kein  Drei- 
zack,    sondern   ein   wirklicher  Speer  war,    ist  mit  Wieseler®)   allerdings  als  ht*oli»^ 
wahrscheinlich    anzunehmen;    vergl.    auch    Cap.   XI.     l.    Gigantomachie  No.  i^  • 

a)  Vergl.   auch  Berichte  der  k.  .siichs.  (ies.  d.   Wiss.  v.    ISTl.  S.   1ü5. 

b)  De  diis  .    .   .  tridentcm  gerciitibus  p.   IS.  Note  2.J. 

C)   S.   Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tannce   lS<>f»  S.  S2,  rgl.  S.  9H. 
d^   S.    Atlas  Taf.   XII.   No.    IT,  oben  S.   MH   Relief  No.  «». 
e,i   Allg.  Encyclop.   Artikel  (iigunteii  S.    lf)S   Anm.  H'A. 
f    Wegen  der  neapolitnier  St-ituette  n.  oben  S.    *2^H. 


10.    EINIGE  BESONDERE  GESTALTUNGEN  DES  POSEIDON.    .  321 

Ob,  der  Poseidon  in  dem  münchener  Friese  mit  dem  Hochzeitszuge  des  Poseidon 
imd  der  Amphitrite  (s.  nnten  Cap.  XII.  1 .  Amphitrite  No.  5)  den  Dreizack  führte, 
oder  nieht,  ist  zweifelhaft;  dafür,  daß  er  ihm  nicht  fehlte,  spricht  besonders  die 
Analogie  des  pompejaner  Mosaiks  (das.  No.  H),  dagegen  der  Umstand,  daß  man 
nicht  sieht,  wie  lind  wo  er  befestigt  gewesen,  anch  wenn  man  annehmen  will,  was 
flieht  eben  wahrscheinlich,  daß  er  von  Erz  angefügt  gewesen  sei  *) .  Auch  bei  dem 
PMeidon  in  dem  von  Jahn  ^)  publicirten,  sehr  verwitterten  Sarkophagrelief  im  Giar- 
dino  delU  pigna  im  Vatican  bleibt  es  nach  thnnlichst  genauer  Untersuchung  des 
Originales  zweifelhaft,  ob  er  mit  dem  Dreizack  ausgestattet  gewesen  sei  oder  nicht ; 
warn  seine  Stellung  dafür  zu  sprechen  scheint,  daß  er  die  Rechte  auf  den  Drei- 
uek  stützte,  so  spricht  dagegen,  daß  sich  keine  Spur  des  Dreizacks  erhalten  hat, 
der  in  einem  Monumente  dieser  Art  gewiß  nicht  von  Erz  angefügt  gewesen  ist. 

Auf  dem  Gebiete  der  Glyptik  ist  zu  erinnern,  daß  der  Poseidon  der  Gemme 
Dolce^;  ohne  jede  Andeutung  des  Dreizacks  ist  und  daß  der  Stab,  auf  welchen 
«eh  der  Poseidon  in  dem  wiener  Cameo^)  stützt,  der  Krönung  mit  den  drei 
Spitzen  entbehrt,  was  freilich  wohl  nur  dem  beschränkten  Räume  zuzuschreiben 
setD  mag,  also  hier  nicht  in  Betracht  kommt.  Sollte  Wieseler  a.  a.  0.  die  männ- 
liche Figur  in  diesem  Steine,  welche  den  Melikertes  hält,  richtig  als  Poseidon  ge- 
deutet haben,  so  würde  dies  ein  Beispiel  der  Darstellung  des  Gottes  ohne  Drei- 
ttek  bieten. 

Unter  den  Münzen  ist  nur  eine,  welche  die  hier  in  Frage  kommende  Er- 
Kheinnug  in  entscheidender  Weise  zeigt,  nämlich  eine  Erzmünze  von  Kyzikos®), 
uf  welcher  Poseidon  in  seiner  classischen  Stellung,  mit  dem  rechten  Fuß  auf  eine 
^ra  tretend,  ohne  jegliches  Attribut  dargestellt  ist,  außerdem  kann  man  nur  noch 
^cjenigen  Münzen  liier  nennen,  welche,  in  Ankyra  in  Phrygien  unter  verschiedenen 
Kaisem  geprägt^),  Poseidon  mit  den  Attributen  des  Ankers  in  der  rechten  und 
<icg  Scepters  (ohasteo)  in  der  linken  Hand  darstellen. 

Poseidon  mit  dem  Schleier.     In  der  anhaeologischen  Zeitung  von   1870 

Ut  Heydemann   auf  Taf.  34.  No.  3   eine   im  Privatbesitz  in  Granada  befindliche 

^Dzescheibe    (Phalera?)    bekannt  gemacht,    in  deren  Relief  er  S.   58  f.  Poseidon 

^  Ulf  dem  Rücken  einer  Tritonin  getragen  erkeuut.     Der  Gott  ist  bärtig,  mit  nacktem 

bleibe  gebildet,    hält  einen  Dreizack  in  der  Rechten  und  hat  sehr  auffallender 


t)  Dies  nimmt  Brunn  an,  Beschreib,  der  Glyptothek  2.  Aufl.  S.  144,  doch  können  die 
vorittodenen  Bohrlöcher,  ihrer  eines  im  Beine  der  Amphitrite,  zwei  in  den  Schwanzwindungen 
^  Tonlem  Triton,  sich  nicht  auf  einen  durcli  Poseidons  Hand  gehenden  Dreizack  beziehn; 
•"^•chieden  irrig  sagt  Jahn,  Berichte  der  k.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  von  1854  S.  101,  die 
^ttren  des  DreisacVs  seien  noch  sichtbar. 

b)  Die  Entfahrung  der  Europa  u.  s.  w.  Taf.  IX.  a. 

e)  Braun,  Yotschule  der  Kunstmythol.  Taf.  17,  Dcnkm    d.  a.  Kunst  II.  No.  69.  a. 

d)  Gemmentafel  II.  No.  8,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  75. 

e)  Mionnet,    Suppl.  V.  312,  186— 8S,   controlirt  an  einem  Exemplar  der  Imhoofschen 
^•"^ung. 

f)  Mionnet,  Descript.  IV.  220  sqq.  unter  Nero  und  Poppaea,  Traian,  Hadrian,  Antoni- 
"**•  iHus,  L.  Veras.     Unter   Phüippus   iun.    wird    du.    p.    225,    180   eine  Ähnliche  Figur, 

J^^her  nur  der  Adler  zu  ihren  Fußen  sittend  beigegaben  iet  und  welehe  der  Isis  gegenüber 
^^^»  «Jupiter«  genannt. 

ei» 


322  n.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

Weise  einen  Theil  des  weiten  Himation,  welches  seinen  Unterkörper  nmgiebt, 
Bchleierartig  über  das  Hinterhaupt  gezogen.  Der  Sinn  der  ganzen  Darstellung  ist 
unaufgeklärt  und  auch  die  Bedeutung  des  Schleiers  oder  schleierartig  Aber  das 
Hinterhaupt  gezogenen  Gewandes  bei  Poseidon  vor  der  Hand  mit  Sicherheit  um  so 
weniger  auszusprechen,  je  seltener  bisher  die  ganze  Erscheinung  an  sich  ist.  Es 
gilt  sogar,  die  Darstellung  selbst  als  eine  solche  des  Poseidon  zu  vertheidigen  und 
festzuhalten ;  denn  Wieselem  ^)  ist  das  verhüllte  Haupt  des  Gottes  genügend  er- 
schienen, um  ihm  den  Namen  des  Poseidon  abzusprechen  und  den  des  Nerens  an 
die  Stelle  zu  setzen. 

Daß  dieses  irrig  sei,  beweist  der  genau  ebenso  wie  die  Figur  der  Bronze- 
scheibe verschleierte,  ganz  unbezweifelbare  Poseidon  auf  dem  Rvs.  der  berfibmtan 
Dareiosvase  in  Neapel  ^) ,  auf  deren  Vorderseite  auch  Zeus  mit  verschleiertem  Haupte 
dargestellt  ist.  Poseidon  ist  hier  ohne  Zweifel  als  Vater  des  Bellerophon  bei  dessen 
Kampfe  mit  der  Chimaera  als  Zuschauer  anwesend,  warum  aber  verschleiert,  steht 
dahin.  Möglicherweise,  wie  dies  Heydemann  (Ann.  a.  a.  O.  p.  40  sq.)  auch  fir 
den  Zeus,  die  Asia,  die  Hellas  und  den  Apollon  der  Vorderseite  annimmt,  nur  um 
die  Würde  der  Erscheinung  zu  heben,  möglicherweise  aber  auch  in  tiefer  liegender 
Absicht,  welche  freilich  gegenüber  der  bei  Zeus  wie  bei  Poseidon  in  Vasengemildoi 
durchaus  vereinzelten  Erscheinung  errathen  zu  wollen  übereilt  sein  möchte.  Einst- 
weilen genügt  es,  die  Thatsache  festgestellt  zu  haben,  daß  Poseidon  mit  verhülltem 
Haupte  dargestellt  worden  ist,  und  zwar  sicher  in  dem  Yasenbilde,  sehr  wahr- 
scheinlich aber  auch  in  der  in  ihrer  ganzen  Gestaltung  durchaus  poseidonischea 
Figur  der  Bronzeplatte. 


Poseidon  jugendlich.     Wenngleich  fftr  Poseidon  wie  für  Zeus  nach 
gäbe  der  poetischen  und  Cultusanschaiinng  des  Gottes  das  vollkräftige  Mannesalte     - 
unbezweifelbar  das  normale  ist    oben  S.   245),    so   liegen   doch  für  ihn  so  gut  w^  ^ 
für  Zeus,   wenngleieh  bei  weitem  nicht  in  demselben  Umfange*') ,   monumentale  Zeuj^a^. 
nisse  jugendlicher  Bildung   vor,    auf   welche   die   Aufmerksamkeit   zu    lenken   au^trA 
dann   die  Mühe   lohnt,     wenn   wir    die   bestimmenden  Gründe  derselben  bisher  mur 
sehr  theilweise,   ja  eigentlich  nur  in^einem  Doppelbeispiel   i unten  No.  3  u.  4    iHier. 
je  nachdem,  in  drei  analogen  Füllen   (unten  No.   5;    nachzuweisen  im  Stande  sinJ.  ^ 
Die  hier  in  Frage  kommenden  monumentalen  Zeugnisse  sind  aber  so  wenig  bekunnf. 
daß   eine  jugendliche    Bildung  des    Poseidon  überhaupt  geläugnet  zu  werden  pfl«^ 
und  daß  jugendliche  Gestalten   von   im  Uebrigen  ganz  poseidonischer  Bildung  ebfn 
der  Jugendlichkeit  wegen  mit  anderen  ,    zum  Theil  Nichts  weniger  als  wahrschpin- 
lichen   Namen    belegt   werden.     So  schreibt  z.  B.  Combe  in  den  Num.  Mus.  Brit. 
p.   32   zu    der   ersten  Goldmünze  von  Tarent,  in  welcher  er  übrigens  ganz  richtig 
Taras  mit  dem  Dreizack  auf  einer   Biga   erkennt:    Neptunus   nnsquam  imberbij 
exhibetur ;    Cavedoni    will  Ann.   d.   Inst,   von    IS60  p.    286  lediglich  der  Unbirti^* 
keit  wegen  die  Figur  auf  der  Hippokampenbiga  auf  Denaren  der  gens  Crepere»* 

a)  De  diis  .   .   .   tridentem  gerentibu«  p.   5  u.  p.    17.  Note  21. 

b)  Siehe   Atlas   Taf.   XII.    No.    11;    vergl.    das    ganze    Gemälde  in  den  Mon.  dell*  I»*- 
IX.   tav.  52  und  dazu  den  Text  von  Heydemann  in  den   Ann.  dell"   Inst.  Ton  IU73  p.  -•'• 

c)  Vergl.   Bd.   U.   S.    194  ff. 

d)  S.   Mflnztafcl  VI.   No.   20. 


10.     EIMIGK  BE80MDKRE  GESTALTUNGEN  DES  POSEIDON.  323 

» 

fUr  Portnnus  »od  altra  secondaria  deitä  marina«  erklären,  während  Wieseler '^)  in 
dieser  Figur,  wiederum  der  Unbärtigkeit  wegen,  den  Q.  Crepereias  M.  f.  Kocus 
selbst  in  der  Gestalt  des  Neptunos  erkennt  nnd^)  eine  mit  dem  Dreizack  ausge- 
stattete Figur  in  der  Darstellung  der  Entftlhrung  der  Europe  auf  einem  Peters- 
burger Fischteller  ^)  lediglich  der  Jugendlichkeit  wögen,  wenngleich  nur  frageweise 
Apollon  Aktios  oder  Epaktios  getauft  hat,  worauf  gleich  zurückgekommen  werden 
soll.  Einstweilen  sind  hier  nur  die  Fälle  jugendlicher  Darstellung  des  Poseidon 
za  registriren.  Einige  Beispiele  freilich  sind  nur  scheinbar  oder,  wenigstens  sehr 
tweifelhaft.  So  erscheint,  um  nur  auf  ein  paar  derselben  hinzuweisen,  der  Posei- 
doi  auf  der  ans  Combes  Num.  Mus.  Brit.  pl.  XII.  No.  20  in  den  Denkm.  d.  a. 
Kunst  n.  No.  72.  c.  wiederholten  Münze  von  Apamea  unbärtig,  ohne  jedocii  in 
Combes  Text  so  genannt  zu  werden,  nicht  minder  derjenige  auf  der  aus  Millingens 
M^.  ined.  pl.  IV.  No.  3  das.  unter  No.  72.  b.  wiederholten  Münze  von  Ane- 
rnnrion.  Daß  es  sich  aber  hier  in  der  That  um  uubärtige  Poseidongestalten  han- 
dele, würde  man  nur  nach  einer  sehr  genauen  Prüfung  der  Originale  beider 
Münzen  annehmen  dürfen,  und  es  ist  für  die  von  Combe  herausgegebene  schon 
nach  dieses  Autors  oben  angeführtem  Ausspruche  durchaus  unwahrscheinlich^). 
Aber  ganz  unbestreitbar  unbärtig,  ja  ausgesprochen  jugendlich  ist  Poseidon  gebildet: 

1)  in  dem  schon  oben  S.  302  besprochenen  etruskischen ,  ehemals  Durand*- 
*ehen  Skarabaeus  (Gemmentafel  IL  No.  12  =  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  74), 
wo  auch  Wieseler  die  Jugendlichkeit  anerkennt.  Aber  freilich  ist  diese  Jugend- 
lichkeit hier  mit  unseren  bisherigen  Mitteln  nicht  zu  erklären  oder  auf  bestimmte 
GrrUnde  zurückzuführen,  und  ein  solches  etruskisches  Monument,  wenn  es  allein 
KtQnde ,  wäre  auch  für  griechische  Kunstanschauung  so  wenig  maßgebend  ®) ,  daß 
«s  kaum  recht  die  Mühe  lohnen  würde,  nach  den  Gründen  der  in  ihm  liegenden 
Absonderlichkeit  zu  forschen.     So  aber  liegt  die  Sache  nicht,  da 

2)  auf  den  schon  oben  S.  221  flf.  behandelten  Münzen  von  Poseidonia  der 
Qott  schon  in  den  ältesten  Geprägen  zum  Theil  bartlos ,  in  den  jüngeren  und 
jüngsten  Typen  aber  durchgeführt  jugendlich  gebildet  ist  (s.  besonders  Münztafel 
IV.  No.  3  u.  No.  7).  Hier  stehn  wir  auf  rein  griechischem  Gebiet  und  werden 
^e  merkwürdige  Thatsache,  daß  eine  griechische  Stadt  den  Poseidon,  ihren  Haupt- 
^  Eponymgott  jugendlich  dargestellt  hat,  und  zwar  wechselnd  jugendlich  und 
'^if  männlich  in  demselben  Schema,  anzuerkennen  haben,  so  wenig  wir  im  Stande 
^  mögen,  sie  zu  erklären. 

Dies  liegt  anders  in  den  beiden  folgenden  Fällen. 

3)  Im  Bulletino  archeologico   Napolitano   II.    p.   61    beschreibt  Minervini  das 
B^mftlde  auf  einem  aus  Pisticci  stammenden  Krater,  der  sich  s.  Z.   in  der  Samm- 


a)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II«  No.  70.  a. 

b;  De  diis  .  .  .  tridentem  gerentibus  p.   18  Note  23. 

c)  Abgeb.  Compte-rendu  etc.  pour  l'annöe  1866  pl.  3,  wiederholt  im  Atlas  Taf.  VI. 
^'^'  20.  a.  b. 

d)  Vgl.  die  oben  S.  317  No.  2  erwähnte  Münse  von  Fotidaea  mit  einem  scheinbar 
J^QdUchen  Poseidon,  der  dies  aber  nach  Vergleichung  mit  dem  Imhoofschen  Exemplare 
*»^*^*»t  igt.  • 

e)  In  ähnlicher  Weise  unmaßgeblich  ist  der  etruskische  TINIA  in  dem  Bd.  II.  S.  204 
*^^*luiten  Spiegel. 


324  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

■ 

long  des  Kunsthändlers  R.  Barone  in  Neapel  befand,  mit  den  folgenden  Worten: 
Nettano  tutto  nndo,  se  non  ehe  la  elamide  ehe  andando  dietro  le  spalle  scende 
Sülle  braccia  [also  in  einem  Schema,  welches  demjenigen  der  poseidoniatiBchen 
Mttnzen  auffallend  nahe  steht  und  sich  in  anderen  Vasendarstellungen  dea  bärtigen 
Poseidon  wiederholt,  s.  oben  S.  224  und  Atlas  Taf.  XII.  No.  4,  7  und  25}» 
di  aspetto  giovanile,  imberbe  e  coronato,  tien  coUa  sinistra  11  triäeate  ehe 
finisce  in  tre  punte  di  lancia  e  stende  la  destra  ad  Amimone  prendendola  pel  si- 
nistro  braccio.  La  Danaide  ^  diademata,  ha  lunga  tunica  e  sostiene  eolla  destrm 
Tidria,  ecc.  Daran ,  daß  Minervini  die  Scene  richtig  bestimmt  hat ,  läßt  sich  gar 
nicht  zweifeln,  daß  aber  Poseidon  hier  jugendlich  gebildet  ist,  hat  seinen  Grund 
offenbar  in  eben  dem  Umstände,  welcher  die  jugendliche  Bildung  des  Zena  in  der 
Coghiirschen  lovase^)  und  vielleicht  in  der  einen  vaticanischen  Enropevase^)  ver- 
anlaßt hat,  nämlich  daß  der  Gott  als  Liebhaber  erscheint,  ftlr  welchen  der  Maler, 
allerdings  wie  die  vielen  anderen  Darstellungen  derselben  Scene  mit  einem  bärtig 
gebildeten  Poseidon  zeigen,  nach  seinem  individuellen  Geschmack,  aber  gewiß  nicht 
unpassend,  ein  jugendliches  Alter  fttr  passend  hielt.     Dies  wiederholt  sieh 

4)  in  der  neapeler  Amymonevase  No.  690  des  Hejdemann'schen  Katalogs*), 
auf  welche  in  ihrer  Gesammtheit  weiterhin  zurückgekommen  werden  sdl.  Aller- 
dings hat  Heydemann  (S.  20),  wie  vor  ihm  Minervini^),  in  Betreff  des  Poseidon 
mit  vollem  Rechte  bemerkt ,  der  jugendliche ,  unbärtige  Kopf  sei  neu ,  wenngleich 
es  nicht  leicht  ist,  die  Linie  der  Ergänzung  genau  festzustellen.  Aber  jedenfalls 
ist,  wie  man  sich  auch  aus  der  Abbildung  im  Atlas  überzeugen  kann,  der  Körper 
des  Gottes  so  entschieden  jugendlich®),  daß  der  Ergänzer  recht  gethan  hat,  den 
Kopf  bartlos  zu  bilden,  auch  wenn  dazu  kein  weiterer,  äußerer  Anlaß  (im  Fehlen 
der  Barteuden  im  echten  Stück)  gegeben  war;  ein  bärtiger  Kopf  wUrde  mit  dem 
hier  gemalten  Körper  nun  und  nimmermehr  zusanmiengegangen  sein. 

Wenn  durch  diese  beiden  Beispiele  klar  bewiesen  wird,  daß  es  den  Vasen- 
malern  gelegentlich  passend  schien,  Poseidon  als  Liebhaber  jugendlich  zu  bilden, 
so  mag  wenigstens  die  Frage  erlaubt  sein,  ob  nicht 

5)  auch  in  dem  Gemälde  eines  ehemals  Feolischen  (Oampanari  No.  11),  jetztt: 
in  der  Würzburger  Sammlung^)  befindlichen  Stamnos^),  welches  allerdings  bisheiar. 
übereinstimmend  auf  Peleus  und  Thetis  bezogen  worden  ist,  vielmehr  der  Raub  der« 
Amphitrite,  und  zwar  durch  den  jugendlichen  Poseidon  zu  erkennen  sei.  Anf  di«f 
analogen   Darstellungen   dieser   Scene  wird   im  XII.  Capitel  (1.  Amphitrite  No.  * 

u.  3)  zurückgekommen  werden ;    hier  sei  nur  das  Eine  bemerkt ,   daß  in  allen  d( 


a)  Bd.   n.  S.  466  f.  Atlas  Taf.  VII.  No.   7. 

b)  Das.  S.  436  No.  17  Atlas  Taf.  VI.  No.  15,  wo  die  starken  Restaurationen  angegeb^=^( 
sind,  welche  die  Sache  zweifelhaft  machen. 

c)  Unedirt,  s.  Atlas  Taf.  XIII.  No.   15. 

d)  Bull.  arch.  Napol.  I.  p.  54. 

e)  Als  »gegenwärtig  und  nach  seiner  ganzen  Bildung  auch  wohl  artprflii^  Mieb 
bartlos,  obwohl  das  Gesicht  geputzt  ist«  bezeichnet  diese  Figur  auch  Panofka,  Neapels  ^bu(. 
BUd werke  S.  287. 

fj  L.  Urlichs,  Vcrzeichniß  der  Antikensammlung  der  Univ.  Würzburg,    3.  Heft  S.«      74. 
No.  324. 

g)  Abgeb.  in  Gerhards  Auserl.  Vasenbb.  III.  Taf.   182. 


1  0.    EINIGE  BESONDERE  OESTALTIJNOEN  DKB  POSEIDON.  325 

vielen  Duraiellimgen  der  Verfolgung  nnd  des  Raubes  der  Thetis  durch  Peleos  dieser 
ttieht  em   einziges  Mal  mit  einer  Lanze   ausgestattet  erscheint,    wie  sie  (wenn  es 
nicht  ein  fngmentirter  Dreizack  ist,  denn  die  Vase  ist  nach  Urlichs'  Zeugniß  zu- 
sammengesetzt und  ergänzt)   der  Jüngling  in  dem  hier  in  Frage  kommenden  Bilde 
geschaltert  trägt.     Daß  Peleus  in   dem  Vasenbild,   in  welchem   er   die  gewonnene 
Thetis  in  Cheirons  Grotte  zum  Beilager  führt*),   zwei   Speere  in  der  Linken  hält, 
ift  etwas  Anderes  und  kommt  hier  nicht  in  Betracht ;   bei  seinem  Ringkampfe  mit 
Thetis,   welche   sich   durch   Verwandlungen   ihm   zu   entziehn  suchte,    kam  es  für 
Polens  aufs  Festhalten  an,    bei   dem   ihm   eine  Lanze  nur  hinderlich  sein  konnte, 
so  daß  sich  auch  ein  verständiger  Grund  absehn  läßt ,    warum   ihn  die  Vasenmaler 
flba^stinunend  nie    mit   einer   solchen    ausgestattet  haben.     Bei   Poseidons  £nt- 
ffthrang  der  Amphitrite  ist  die  Sache  ganz  verschieden  und  in  der  sichersten  Dar- 
stellung dieser  (Heydemann,  Griech.  Vasenbb.  Taf.  I.  No.   2,  ä.  unten  Cap.  XII. 
l.  Amphitrite  No.  2)    ist  er  mit  seinem  Dreizack  ausgestattet.     Trotzdem  soll  die 
Möglichkeit,    daß  in  dem  Würzburger  Vasengemälde  ein  jugendlicher  Poseidon  und 
Bieht  Peleus  dargestellt  sei,    nur  der  Erwägung  und   erneuten  Prüfung  empfohlen 
aeiB.    Eine  solche  muß  auch  gefordert  werden 

6)  flir   die  jugendliche,    mit  dem   Dreizack  ausgestattete  Figur    in   der  £nt- 

Mrong  der   £urope   auf  dem   Petersburger  Fischteller  No.   1915^),  obgleich  Ste- 

plumi^}  auf  meinen  Vorschlagt),  in  derselben  Poseidon  zu  erkennen,    nicht  eingc- 

giBgen  ist  und   Wieseler  ^)    ihn   ziemlich   weit  abgewiesen  und  durch  den  andern, 

^  Figur  Apollon  Aktios  oder  Epaktios  zu   benennen ,    ersetzen  zu   können  ge- 

ghobt  hat.     Vor  allen  Dingen  muß  darauf  bestanden   werden,    daß  der  hier  in 

Bede  stehende    Fischteller    nicht    getrennt  von   den  beiden  anderen  (No.    1799  u. 

1800)  behandelt  werde,  von  denen  Stephani  (Compte-rendu  18G6  S.  81)   sagt,  daß 

^  »der  eben  beschriebenen   Vase    (das  ist   die    fragliche)    in  allem  Wesentlichen, 

^wohl  in   Betreif  der  Größe,   als   auch   der   Form,    der  Technik  und  selbst  der 

^uf  dargestellten  Composition  genau  entsprechen.      Die  Ähnlichkeit  ist  so  groß» 

^  map  vollkommen  berechtigt  ist,  alle  drei  Schalen  als  aus  einer  und  derselben 

Werkstatt  hervorgegangen  anzusehn«,    was  dann  im  Folgenden  näher  nachgewiesen 

^^1.     Nun  hat  Stephani  die  fragliche  Figur  in  allen  drei  Exemplaren,  obgleich 

^  m  zweien  bärtig  und  ohne  Dreizack ,    in   dem   dritten  jugendlich  und  mit  dem 

'^izack  versehn  dargestellt  ist,  als  Atymnos  oder  Miletos  erklärt,  eine  Benennung 

*^,  nach  Wieseler  a.  a.  0.,  merito  adversati  sunt  0.  Jahn    (Die  Entführung  der 

^Qropa  anf  ant.  Kunstwerken  p.  50)  et  Overbeck  (Griech.  Kunstmythol.  p.  441  sq. 

^  m  Anal.   z.    Kunstmyth.    des   Zeus  in  Ber.  der  philol.  bist.  Cl.  der  k.  Sachs. 


aj  Inghirami,    Mus.   Chiusino   I.   tav.    4H.    47,    wiederholt  in  dessen  Vasi  httili  I.  77, 
^•l.  om.  II.  235  und  in  m.  Gallerie  heroischer  Bildwerke  Taf.  VIII.  No.  ti. 

b)  Abgeb.  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  I86H  pl.  III.  No.   1,  wiederholt  in  m.  Atlas 
'^.  VI.  No.  20.  a.  u.  b. 

c)  Die  Antikensammlong  in  Pawlowsk  S.  57  f.  und  Compte-rendu  etc.  pour  leg  ann^es 
'^^0  et  1871.  S.  181  ff. 

dj  Bd.  II.  S.  441  f. 

e:  De  diis  .  .  .  tridentem  gerentibus  p.  18  Note  2'). 

f)  Als  ein  weiteres  Parallelmonument  mit  einem  gans  unbexweifelbaren  Poseidon  an 
^^*«e1ben  Stelle  ist  jetit  die  im  Comptt-iendu  etc.  pour  Im  ann^ea  1870  et  1871.  pl.  Y. 
^^*  1  abgebildete,  S.  180  ff.  besprochsaa  VaM  ta 


326  n.    DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

Oes.   d.   Wiss.   1871.    p.   104  sq.)«   und  die  sich   auch   ganz  gewiß  nicht  halten 
läßt.     Bei  den  beiden  bärtigen   Figuren   der  Exemplare  No.   1799   n.    1800  hat 
selbst  Stephani  a.  a.  0.  S.  98    zugestanden,   daß  man  wohl  an  Poseidon  denken 
könne,   welcher  den  die  Europe  entführenden  und  zum  Zeus  bringenden  Stier  ge- 
stellt hat;   für  die  jugendliche   Figur  des  dritten  Tellers  habe  ich  nachgewiesen, 
daß  Stephani   sein  Yerhältniß  zu   der  dargestellten  Handlung  misverstanden  habe, 
wenn  er  sie  zu  den  Personen  rechnet,    welche  die  Europe  am  Ufer  erwarten,   da 
sie  sich^  grade  wie  die  beiden  Bärtigen,  an  einem  Punkte  im  Bilde  befindet,  Ton 
dem  entweder  der  Ritt  der  Europe  ausgegangen,  oder  an  dem,  als  einer  Stelle  im 
Meer,    er  vorbeigegangen  ist   (vgl.  a.  a.  0.   S.  441  u.  443).     Hier,    mitten  im 
Meere,  sitzt  auf  einem  nicht  ausgedrückten,  aber  als  Felsen  zu  denkenden  Gegen- 
stände   der   fragliche   Jüngling.     Dies    würde   zu    Wieselers  Apollon  Aktios  oder 
Epaktios  passen;  wie  derselbe  aber  zu  dem  Dreizack  kommen  sollte,   hat  Wieseler 
nicht  nachgewiesen,   der  uns   nur  auf  Welckers  Oriech.  Götterl.  H.  S.  381  ver- 
weist.    Allein  hier  lesen  wir  wohl ,    daß  dem  Apollon  ''Axtioc  »nach  der  Schlacht 
von  Actium  die  Erstlinge  der   Schiffsspolien  geweiht«   wurden,    was  jedem   andern 
Ootte  des  Locales,   wo  der  Sieg  erfochten,    eben  so  gut  hätte  geschehn  können; 
aber  bei  Welcker  steht  Nichts  davon,  daß  dem  Apollon  Aktios  der   Dreizack  oder 
sonst  ein  Meeresattribut  gegeben  gewesen  oder  seiner  Natur  nach  zugekommen  sei.    _ 
Eher  könnte  man  dies  von  dem  Pan  ^Axtioc   nach   dem  annehmen ,    was  derselb^^ 
Welcker  a.  a.  0.    S.  662    über    diesen    zusammengestellt   hat.     Auf   Pan    Aktioesi^ 
zieht  sich  denn  auch  Wieseler  eventuell  zurück,   weil   die  in  Rede  stehende  Figu^^ 
nicht  langhaarig  (»haud  quaquam  crinita«)    gebildet  ist,  obgleich  Münzen  beweiseirr^ 
daß  auch   Apollon   kürzeres  Haar  gegeben  werde  [?].     Was  aber  Pan  Aktios,  .^^Bi 
auch   was   Apollon  Aktios    mit  der   in   diesem  Gemälde  dargestellten  Handlung  ^^o 
thun  habe,    in   welcher   Poseidon  eine  sehr  bekannte  Rolle  spielt,    das  ist  eben     ^q 
wenig  abzusehn ,    wie   es   irgendwelche   Wahrscheinlichkeit  hat ,    in    einer    solclm  eiv 
Darstellung  den   zu   ihr   gehörenden   Poseidon    durch  den   sonst  nirgend  nachwdi«- 
baren    Apollon    oder    Pan    Aktios   verdrängt  zu  sehn,    oder   wie   bei   dessen  AoA 
stellung  auf  die  Parallelfiguren  der  beiden  anderen  Fischteller  Rücksicht  genommen 
worden    ist,    für    welche    an    die   Namen    des   Apollon    oder    Pan   natürlich  auch 
Wieseler   nicht  gedacht   hat    noch   denken  konnte.     Was  für  einen  Grund  endlifJj 
Wieseler  hatte ,    Stephani  zuzugeben :     »haud    cogitandum   esse  de   mero  aliqno  deo 
marino<(  hat  er  nicht   gesagt  und  das   läßt   sich  nicht  errathen,    da    grade  Alle«. 
Attribut,   Stellung  im  Bilde,  Sitz  auf  einem  Felsen  mitten  im  Meere,  dafür  spricht. 
daß   es   sich   hier   um   einen   »bloßen«   Meergott   handele.     Da  nun  aber  jetzt  rr« 
Vasengemälde  derselben  Stilart  vorliegen,  in  welchen,   wenn  auch  aus  einem  leichter 
nachweisbaren  Grunde,  Poseidon  jugendlich  gebildet  ist,   so  muß  dessen  Name  filr 
die  mit  dem  Dreizack  ausgestattete,  jugendliche  Figur  der  in  Rede  stehenden  Vi?* 
um  80  mehr  als  passender  erscheiiieu,  denn  irgend  einer  der  sonst  vorgeschlageDen. 
weil  ihr  Verhältniß  zu  der  Darstellung  im  Ganzen  ein  solches  ist ,    daß ,   wenn  »»' 
bärtig   wäre ,    kein    Mensch    au    ihrer    Bedeutung    als    Poseidon    gezweifelt  M^' 
oder    mit   irgend    welchem   Scheine    des    Rechtes   hätte   zweifeln   dürfen ,    wie  den» 
auch    Stephani    ^Compto - reudu  olc.     1870^71.    S.    IS3)    die    Parallelfigur   in  «1^ 
oben   S.    325   Note    f    angeführten   Vasenbilde    ohne    Anstand    zu   nehmen  FöJö* 
don  nennt. 


10.    EINIGE  BESONDERE  GE8TALTÜNOEN  DES  POSEIDON.  327 

Für  die  beiden  Jdnglinge   ohne  Dreizack  in  der  Petersburger^)    und  b  der 

londoner^)    Enropevase   mag   der   Name    des   Poseidon   als  zweifelhaft  anerkannt 

werden,   obgleich   kein  anderer  der   für  sie  vorgeschlagenen  den  Vorzug  verdient. 

Ob  es  nach  den  im  Vorstehenden  aufgeführten  Thatsachen  in  Betreff  eines  jngend- 

fiehen  Poseidon  nothwendigsei,    in  der  unbärtigen  Figur  der  Münzen  der  gens 

Cropereia    (oben    S.  298)    mit    Cavedoni    eine    secondaria   deitä    marina  oder   mit 

Fieseler  den  Q.  Crepereins  M.  f.  Rocus  in  Poseidons  Gestalt  anstatt  des.  Gottes 

selbst  zu  erkennen,  mag  dahinstehn. 


t)  Compte-rendu  etc.  pour  l'annöe  1866   pl.  V.   No.  4,    vgl.   Stephan!,    Die   Antiken- 
nmmlung  su  Fäwlowsk  S.  59. 

b)  Bericlite  der  k.  Bachs.  Ges.  d.  Wiss.  von  1871.  Taf.  1. 


DRITTE  ABTHEILÜNG. 
Mythen  des  Poseidon. 


ELFTES    CAPITEL. 

Gigantomaohie;  Liebesverbindungen. 


1.  Gigantomachie. 

Die  Zahl  der  von  der  Kuust  aufgefaßten  und  gestalteten  Mythen  des  Posax^f^^ 
ist  nicht  bedeutend  und  beschränkt  sich  noch  mehr,   wenn  diejenigen,    welche       ^ 
im  Conflict   mit  anderen   Gottheiten   als   den  Unterliegenden  darstellen ,   wie  & .      ß 
derjenige  von   seinem   Streite  mit  Athena    um    den    Besitz  Attikas,    nach    O^l^du 
unter  der  Kunstmythologie  der  siegreichen  Götter  abgehandelt  werden.     Unter-     den 
von  der  Kunst  gestalteten  echten  Mythen  des  Poseidon  nimmt  derjenige  seines   An- 
theils  am  Gigantenkampf  eine  der  hervorragendsten   Stellen  ein.     Da   aber    diese 
Darstellungen   mit  wenigen  Ausnahmen  sehr   gleichmäßig   gestaltet  sind  und  fiber» 
wiegend    den    Gott   zeigen,    wie   er  seinen  meistens  weichenden  oder  bereits  ge- 
fallenen Gegner,  Polybotes  oder  Ephialtes,  mit  dem  Dreizack  niederstößt,  während 
er  zugleich  im  Begriff  ist,  die  Insel  Nisyros  auf  ihn  niederzustürzen  und  ihn  noter 
derselben  zu  begraben,    da   femer  auf  mehre  dieser  Bilder,    welche  Poseidons  Gi- 
gantenkampf mit  demjenigen  anderer  Gottheiten  verbunden  zeigen,    schon  früher*) 
so   weit  nöthig   eingegangen,    auf  die  Kntwickelung  der  Gestalt  des   PoseidoD   hi 
denselben  aber  schon  oben^)    in  der  Besprechung  anderer  Vorstellungen  mit  Rftok- 
sieht  genommen  worden  ist,  so  wird  es  hier  zumeist  darauf  ankommen,  ein  Uiisn^ 
liehst    vollständiges    und    geordnetes  Verzeichniß    der  Darstellungen  von  Poseidl^M* 
Gigantenkampf  aufzustellen  und  zu  denjenigen   Bildwerken ,  welche  Besonderheit 
darbieten,  die  nothwendigen  Bemerkungen  zu  machen. 

^A.  Vasengemälde  mit  schwarzen  Figuren*^). 

a.   Poseidon  mit  anderen  Göttern  in  gemeinsamem  Kampfe. 

1.  München    No.    719.      S.  Bd.  II.    S.  MA.    No.    I,    Atlas  Taf.  IV.  No.  6.    Bei    Ste- 
phani  No.  6,  bei  Manitius  CC.     Zeus,  Herakles,  Athena,  Poseidon. 


a)  S.  Bd.  II.  S.  344  ff. 
.   b]  Vgl.  S.  225  u.  277  f. 

c)  Die  bisher  relativ  vollständigste   Liste   von  Vaaenb\\deru  mit  Gigantomachie  de«  Po- 
seidon s.  bei  Stephani  im  Compte-rendu  de  la  comm.  \mv-  a^^^-  de  St.  P^tersb.  pout  1  *|^°^ 
1865  S.   172  Note  1,  wo  8  Vasenbilder  mit  schwarzexx    utvd   1   mit,  Toihen  Piguien  al» 
bekannt  verzeichnet  sind.     Ergänzt  ist   diese   Liste     -v  ^n  Hanilius -.   de  anUquissima  N«P 
figura  p.   7  sq. 


11.    OIOANTOMACfHIE ;  LIEBEgVERBIKDüKOEN.  329 

2.  Früher  Candelori.     S.  Bd.  II.  S.  351.  A,  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  S.  26  Note 
23.  i.    Athena,  Ares,  Iris  (Nike),  Poseidon,  Athena  abermals. 

3.  Früher  Depoletti.  S.  Bd.  II.  S.  349.  No.  12,  Gerhard  a.  a.  O.  k.  Athena,  Ares 
(JG.),  ApoUon  {?  G.),  Zeus  (?  G.),  Poseidon  (?  G.)a). 

4.  (Parodisch).  Früher  Campana,  jetzt  in  Paris.  S.  Bd.  II.  S.  349  No.  13,  Mon. 
deU'  Init.  VI.  VII.  tav.  78,  AÜas  Taf.  IV.  No.  8.  Bei  Stephani  No.  8,  Manitius  DD. 
Zeru,  Hera,  Hermes,  Artemis,  Poseidon. 

5.  London  No.  613.     S.  Bd.  II.  S.  351.  F.     Bei  Manitius  *Z.  Athena,  Poseidon. 

b.    Poseidon  im  Einzelkampfe. 

6.  Würsburg  No.  254  =  Campanari,  Vasi  Feoli  No.  7.  Bei  Manitius  ♦¥.  Hinter  Po- 
leidon  entweicht  ein  zweiter  Gigant.     Rvs.  Heldenrüstung. 

7.  London  No.  645  (»  de  Witte,  Gab.  6tr.  du  prince  de  Canino  No.  12^).  Bei  Ste- 
pluni  No.  4,  bei  Manitius  *AA.     Ganz  übereinstimmende  Composition. 

8  B.  u.  b.  Petersburg  No.  221  (früher  Campana).  Bei  Manitius  *W.  Auf  beiden 
Seiten  mit  geringen  Abweichungen  wiederholt;  ein  zweiter  Gigant  kommt  dem  gefällten 
w  Hilfe. 

9.  Wien,  Zimmer  I.  Kasten  IV.  No.  46*»).  Laborde,  Vases  de  Lamberg  I.  p.  14. 
Vignette,  Dubois-Maisonneuve ,  Introduct.  pl.  84,  Millingen,  Anc.  uned.  mon.  I.  pl.  9,  El. 
etai.  I.  pl.  6.  Bei  Stephani  No.  1,  bei  Manitius  AA.  Kvs.  Artemis  gegen  einen  andern 
^^ten  (Otos?  Aigaion?)c)  kämpfend.   * 

10.  München  No.   1263.     Bei  Stephani  No.  7,  bei  Manitius  »V. 
U.  Würzburg  No.  110  =a  Campanari  a.  a.  O.  No.  8. 

12.  Puria  (s.  ^.  c^ram.  I.  p.  11)  früher  Canino  (cab.  ötr.  No.  65).  Bei  Stephani 
»0.  3,  bei  Manitius  *BB. 

13.  Amphora  der  Sammlung  Arduinis.  Stephani,  Der  Kampf  zwischen  Theseus  u. 
^Uuros  Taf.    10.     Bei  Stephani  No.  2,  bei  Manitius  BB. 

14.  Col.  Leake,  London <*).  £1.  cöram.  III.  pl.  12.  Bei  Stephani  No.  5,  bei  Manitius 
2.   Ein  zweiter  Gigant  kommt  dem  gefällten  zu  Hilfe,  ein  dritter  weicht  hinter  Poseidon. 

Allen  diesen  Vasenbildern  Ut  der  Zug  gemeinsam,    welcher   zugleich   das  un~ 

bflgliehe  Merkmal  des  von  den  Vasenmatern  gemeinten  Kampfes  ist,  daß  Poseidon 

^  auf  dem  linken  Arm  gehaltene  Felsenstück ,    welches  er   von   dem   Vorgebirge 

^  Kos  abgerissen  oder  mit  der  Triaena  abgesprengt  haben  und  ans  welchem  das 

^ttsldien  Nisyros  entstanden  sein  solP),   auf  seinen  Gegner  zu  stUrzen  im  Begriff 

^'z ;  aber  in  keinem  dieser  Bilder  ist  die  Insel  als  solche  durch  Andeutungen  von 

Vegetation  und  Thieren  auf  derselben  charakterisirt ,    wie   dies  m.  o.  w.  ausführ- 

^  in  den   parallelen   rothfigurigen   Vasengemälden  der  Fall  zu  sein  pflegt.     Der 

Awturm  des  Gottes  auf  den  nirgend  außer  in  No.  4  (POAYBOTE^)  mit  Namen  be- 

^^Biehneten  Giganten,    welcher  entweder  auf  das  eine  Knie  gestürzt  ist  oder  rück- 


a'  Wegen  der  Vase  London  No.  5ö0,  Atlas  Taf.  IV.  No.  7,  in  welcher  Poseidon  viel- 
^"^  als  anwesend  zu  betrachten,  aber  durch  Nichts  bezeichnet  ist,  vergl.  Bd.  II.  S.  348. 
*>.  10. 

b)  S.  y.  Sacken  u.  Kenner,  Die  Sammlungen  des  V.  k.  Münz-  und  Antikencabinets 
^  193. 

c)  Vgl.  Bd.  II.  S.  363  No.   10. 

d)  S.   Arch.  Ztg.  v.   1846,  Anz.    S.   206. 

e}  Vgl.  Strabon  X.  p.  489.  a;  Plin.  N.  11.  V.  31,  3ti,  134;  Eustath.  ad  Dion.  Perieg. 
•   525. 

f)  Wegen  der  Vase  No.  4,  wo  dies,  vermöge  einer  Restauration,  undeutlich  ist,  vgl. 
'«  II.   a.   a.   O. 


330  m.    BfTTHEN  DES  POSEIDON. 

wärts  niederfällt  (No.   1)  oder  schon  ganz  am  Boden  liegt  (No.  14),  ist  mehr  oder 
weniger  heftig,    am  gewaltigsten   in  No.   13   dargestellt;    den  Dreizack  stößt  Po- 
seidon seinem  Gegner  entweder  von  oben  her  in  den  Leib  (No.   1,  4,    14)  oder  er 
handhabt  ihn  wie  eine   eingelegte  Lanze   (No.  5,  6,   7?,   9,   11,    13)  und  führt  in 
No.   10  nnd  in  No.  8^)    anstatt    des  Dreizacks  in   der  That  eine  nur  einspitzige 
Lanze^i.     In    mehren    dieser   Gemälde    (No.  4,   13,   14)    ist   der  Gott   mit  einem 
Panzer   gerflstet  nnd  mit  einem  umgehängten   Schwert  versehn    (4,  6,    8.b,    10, 
13,   14);    dagegen  erscheint  er  in   No.   9   wie   in    mehren   rothfigarigen  Vasen  i^^ 
einem  kurzen,  hier  weiß  gemalten  Chiton ,    in   No.   1  mit  einem  kleinen ,    um   d^n 
Leib  geschlungenen  und  über  die  Schulter  geworfenen  Gewand,  ähnlich  in  No.  8.  b.  <^ ;  •. 
in   No.   5  und  ähnlich  in  No.    12  hangt  eine  Chlamys  von  seinen  Schaltern  herml), 
welche   in  No.  8.  a.    bemerkenswerther  Weise   durch  ein  über  die  Schaltern  ^^ 
worfenes  Thierfell  ersetzt  ist.     Dagegen   ist  Poseidon  in  No.  6,  7,   10,  11  g^i>^ 
nackt  dargestellt ,    in  No.    1 3  bekränzt ,    in  No.  5   und  1 1  mit  einer  Taenie  ^^^ 
schmückt,  in  den  übrigen  Bildern,  soweit  sie  näher  bekannt  sind ,  ungeschmüeb^'^ 
Hauptes. 

B.    Vasengemälde  mit  rothen  Figuren  strengen  Stils. 

a.    Poseidon    mit    anderen    Göttern    in    gemeinsamem    Kampfe. 

1.  (15.)  Berlin  No.  1002,  Gerhard,  Trinkschalen  Taf.  10.  11.  Atlas  Taf.  IV.  No.  12 
u.  b.     Bei   Stephani   No.    5,    bei  Manitius  a.  a.  O.    p.  12.   t. <^).     Zeus,  Herakles,  Ath 
Hephaestos,  Poseidon,  Hermes. 

2.  a.  u.  b.  (16.)  Luynes.  Luynes,  Descript.  de  quelques  yases  peints  pl.  19.  20 
hard  a.  a.  O.  Taf.  A.  B.  Atlas  Taf.  Y.  No.  1.  a.  b.  c.  Bei  Stephani  No.  3,  bei  Manitins  w  " 
Hermes,  Dionysos,  Athena,  Hephaestos,  Poseidon,  Apollon.  Das  Innenbild  denelb^^  *^ 
Schale  2.  b.  wiederholt  Poseidons  Kampf«). 

b.  Poseidon  im  Einzelkampfe. 

3.  (17.)  Wien  Zimmer  I.  Kasten  IV.  No.  67  f).  Laborde,  Yases  de  Lamberg  I.  pL  4=^^H/; 
Dubois-Maisonneuve,  Introd.  pl.  84;  Millingen,  Anc.  uned.  mon.  I.  pl.  7');  Atlas  Taf.  XI  ff. 
No.  1.     Bei  Stephani  No.  1,  bei  Manitius  x. 

4.  (18.)  Amphora  (Aufbewahrungsort?).     Noöl  des  Yergers,  TJ^trurie  et  lea  Atrusques  I       m //. 
pl.  36.     Bei  Manitius  y.     Kvs.  Athena  und  Enkelados. 

5.  (19.)  Florenz.     Heydemann,  Bull.  deU'  Inst,  von  1870.  p.  184.  No.  13;    Atlas '^KZli/: 
Xn.  No.  26.     Bei  Manitius  *r.     Hrs.  Athena  und  Enkelados. 

6.  (20.)  Castellani.  Brunn,  Bull,  dell'  Inst,  von  1865.  p.  216,  Atlas  Taf.  XH.  No.        V. 
Bei  Stephani  No.  7,  bei  Manitius  *q. 

7.  (21.)  Chiusi.  Inghirami,  Museo  Chiusino  II.  tav.  17  J.  172,  £1.  c^ram.  I.  pl.  4.  M  ■ 
Stephani  No.  2,  bei  Manitius  w.  ^j. 


11 


-4n 


a)  Hier  ist  die  Waffe  auf  dem  Avs.    undeutlich  (>^anz  verwischt,  wahrscheinlich     eine 
Lanze«),    auf  dem   Kvs.    deutlich  eine  solche.      In  No.   11  und  12  ist  die  Spitae  der 
nicht  sichtbar. 

b)  S.  oben  S.  319. 

c)  »Einen  schmalen  Gewandstreifen  um  die  Hüften  geschlungen.« 
d^  Yergl.  Bd.  II.  S.  361  f.  No.   14. 

e)  Yergl.  Bd.  U.  S.  362  f.  No.   15. 

f)  S.  ▼.   Sacken  u.  Kenner  a.  a.  O.  S.  159. 

g)  Außerdem  noch  £1.    cüram.  I.    pl.   5,    Denkm.    d.    a.    Kunst  I.    No.    20S, 
Symbolik  III.   1.  Taf.  2,  Guigniaut,  K^l.  de  l'ant.  pl.   131  No.  509. 

h^  Yergl.  Bd.  II.   S.  366  No.  21. 


11.     6IOANTOMACH1E  ;  LIEB£8V£RBIKDUKOEN.  331 

8.  (22.)  Vatican.     Mus.  Qregoriano  II.  tav.  46.   1.  a,  Atlas  Taf.  XII.  No.  25.    Bei  Ste- 
phuü  No.  4,   bei  Manitius  z. 

C.  Vasengemälde  freien  Stils. 

Poseidon  mit  anderen  Göttern  in  gemeinsamem  Kampfe. 

1.  (23.)  Berlin  No.  175G.  Gerhard,  Trinkschalen  u.  Gefftße  Taf.  2.  3,  AÜas  Taf.  V. 
Ko.  3.  a.  b.  c.  Bei  Stephani  No.  6,  bei  Manitius  a.  a.  O.  p.  38.  p.^),  Artemis,  Zeus, 
Athens,  Ares,  Apollon,  Hera ;  Innenbild :    Poseidon. 


Auch  in  sftmmtlichen  Vasenbildern  des  strengen   Stiles  wiederholt  sich  als  die 
speeifischeste   Eigenthümlichkeit   von   Poseidons  Gigantenkampfe  die  Bedrohung  des 
Oegoers  mit  dem  Felsblock  oder  der  Insel,  welche  in  diesen  Gemälden,  wie  schon 
ertlhnt,  m.  o.  w.    reichlich  durch  Vegetation  und  Thiere  als  ein  ganz  gewaltiges 
StQ^  Land  charakterisirt    ist    und  welche    nur    in    dem    einzigen    Vasengemälde 
dieses  Gegenstandes  von  ganz  freiem  Stile    (No.  23]    aufgegeben  oder  weggelassen 
ist.    Auch   in  der  Bewegung  des   Gottes  und  in  der  Art,  wie  er  seine  Waffe,  in 
den  hier  in  Rede  stehenden  Bildern   ohne  Ausnahme  die  Triaena ,    handhabt ,    tritt 
kein  bemerkenswerther  Unterschied  gegen  die  schwarzfigurigen  Vasen  auf,  eben  so 
wenig  in  der  Darstellung  des  gefällten   Giganten,    welcher  nur  zwei  Mal  benannt 
ist,  und  zwar  in  No.   17  E<t>IALTE5,  dagegen  in  No.  23  POAVBaTEl.     Die  in  den 
sehwarzfigurigen    Vasenbildem    mehrfach    wiederholte    Panzerung  bei   Poseidon   ist 
hier  nur  in  dem  einen  Bilde  No.  21,  welches  von  verkommen  und  affectirt  archal- 
slrendem  Stil  ist,  beibehalten,  dagegen  überwiegt  hier  (No.  15,  16  a.  b.,    18 — 21) 
die  in  den  schwarzfigurigen  Vasenbildern  nur  ein  Mal  (No.  9]    nachweisbare,    der 
Situation  aufs  beste   angemessene  kurze   Chitontracht,    die  dort  mehrfach  wieder- 
kehrende m.  0.  w.  vollständige  Nacktheit  des  Gottes   findet   sich  in  den  Bildern 
strengen  Stiles  nur  ein   Mal  (No.  22)  und  außerdem  in  dem  einen  Gemälde  freien 
Stiles  (No.  23)  wieder,  wo  jedoch  in  beiden  Fällen  ein  leichtes  GewandstUck  dort 
QU  beide  Schultern  hier  über  den  linken  Arm  des  Gottes  geworfen  ist.     Eine  ganz 
v^nzelte  Erscheinung  in  diesem  Kreise   ist   die   lange   Chitontracht,    in   welcher 
Poseidon  in  No.   17  dargestellt  ist.     Jede  weitere  Bewaffnung  desselben    (mit  dem 
Sehwerte  wie   in   mehreren  schwarzen  Bildern)    ist  aufgegeben,   dagegen   die  dort 
nnr  vereinzelte  Bekränzung  in   No.    17,    18  und  23   wiederholt,    während    in    den 
^rigen  Bildern  Taenienschmuck  an  deren  Stelle   tritt. 


D.  Sonstige  Monumente  von  Poseidons  Gigantenkampf. 

Von  sonstigen  Darstellungen  von  Poseidons  Gigantenkampfe,  unter  denen  die 
Metopen  der  Ostseite  des  Parthenon  (Michaelis  Taf.  5)  hier  nicht  mit  gerechnet 
^crden  können,  weil  es  bei  ihrem  sehr  zerstörten  Zustande  nicht  möglich  ist,  die- 
jenige irgend  sicher  zu  bestunmen,  welche   Poseidon    enthält,  sind   nur  vereinzelte 


»)  tergl.   Bd.  II.  S.  3tJ:j  f.  No.   lü. 


332  III.    MYTH£N  DES  POSEIDON. 

bekannt.     Am  meisten  nähert  sich  der  in   den  Vasengemftlden    geliofigeB    Ck>m 
Position 

24.  das  Relief  im  7.  Felde  des  Peplosstreifens  der  dresdener  archaistische 
Athenastatue ,  Atlas  Taf.  V.  No.  5,  vgl.  Bd.  II.  S.  376,  sofern  der  hier  aller 
dings  nur  unsichere  und  mangelhaft  charakterisirte  Poseidon  zu  Fnße  kämpfen 
dargestellt  ist.     Dies  wiederholt  sich  in 

25.  dem  an  den  drei  Füßen   einer   Cista,    von   denen  einer  im  Collegi 
Romano,  wiederholten  etmskischen  Erzrelief*),    welches  im  Übrigen  viel  Eigen 
thttmliches  darbietet  und  verschieden  gedeutet  worden  ist.     Poseidon  verfolgt  hiei 
den  Dreizack  in  der  Linken,    nicht   zum   Stoße  geschwungen    haltend,    einen   vc 
ihm  weichenden,    jugendlichen,    mit   dem   Helme,    dem  Schild   und   einem  in  d( 
Scheide  steckenden  Schwerte,  welches  er  in  der  rechten  Hand  hält^),  ausgerflstete 
Mann,    dessen    Schildrand    er   mit  der  rechteft   Hand  ergriffen  hat.     Zwei  Meei 
ungeheuer    (Seedrachen)   begleiten   imd   untersttltzen   den   Gott  bei  seinem  Angrifl 
indem  das  eine  den  Kopf  ttber  den  Schildrand  des  Fliehenden  erhebt ,   das  aeder 
sich   um  sein    linkes  Bein   zu  ringeln  im  Begriff  ist;  zugleich  scheint  ein  Andrani 
der  Meereswellen   sich   gegen   den    von  dem  Gotte  bedrängten  zu  erbeben.     Wem 
Gori,    dem   Andere    (wie   auch   0.  MflUer  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0. 
gefolgt  sind,   in  diesem  Laomedon  erkennen  wollte,   so   entbehrt   diese  Erklänmg, 
wie  Stephani  a.  a.  0.  richtig  bemerkt  hat,  jedes  Anhaltes,  und  es  gentigt  za  ihrei 
Widerlegung    der    Hinweis    auf   die    bei    Laomedon    durch   Nichts   zu   motiviraid« 
Jugendlichkeit  des  Verfolgten,    an   welcher  auch  schon  Wieseler  a.  a.  0.  Anstte 
nahm.     Wenn  dieser  es  aber  weiter  für  zweifelhaft  erklärt ,    ob  die  Verfolgang  ^ 
feindlicher   Absicht  geschehn ,    so   wird   man   ihm   hierin  wohl  eben  so  wenig  i^ 
stimmen  können,  wie  in  dem  Versuche,  das  Relief  ans  der  Sage  zu  erklären,  wek^T 
Plutarch^)  aufbewahrt  hat,    daß  niimlich,    nachdem   der   von  lobates   mit  UndiLc 
belohnte  Bellerophon  in*s  Meer  gegangen  war  und  zu  Poseidon  gebetet  hatte,  hi&^ 
ihm  beim  Heraustreten  sich  die  Fluth  erhob  und  die  Gegend  ttberschwemmte. 
vielmehr  die  feindliche  Absicht  der   Verfolgung  Poseidons   und  seiner  Seedrael: 
bei  unbefangener  Betrachtung  doch   durchaus  klar  und  die  Jugendlichkeit  der  * 
ganten  eine  in  der  Kunst  sehr  gewöhnliche  Erscheinung  ist^\    so  wird   man  o^ 
Zweifel  mit  Stephani  dies  Monument  in  die  Folge  der  Darstellungen  von  Poseid 
Gigantenkampf  einzureihen  haben. 

Die   folgenden   drei   Bildwerke   haben  mit  einander  gemein,  daß  in  ihnen 
seiden  vom  Roß  herab  seinen  Gegner  bekämpft,  nämlich: 

26.  eine  Statuengruppe  nahe  bei  dem  Demetertempel  in  Athen,  i 
Pausanias  (I.  2.  4)  mit  diesen  Worten  beschreibt:  xou  vaou  ii  ou  ^roppco  V 
5tt)v  ioTtv  ecp'   iTTTTOü,  66pi)   acptsl?   ^^l   ^C^avTa  IIoXüiScdttjv,  i;  ov  Kcpoi^  o 


a)  Abgeb.  in  mehren  Stücken  ungenügend  b.  Gori,  Mus.  Etr.  I.  tab.    124;    In 
Mon.  Etr.  III.  tav.  17;  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  86  a.     Vgl.  noch  Beschreib.  B 
III.  S.   497   und  Stephani,    Cte.-rend.    de  la  comm.  Imp.  arch.  de  St.  P6terb.  pou 
1865  S.   173. 

b)  Dies   in    den   Publicationen    sehr   ungenau    wiedergegebene    Schwert    beie 
Originale  gegenüber  ausdrücklich  Gori  a.  a.  O.  p.  24. 

c)  De  mul.  Virt.  T.  VIU.  p.  274  Hütten. 

d)  Vergl.   Bd.   II.    S.  355,  374. 


11.    GIGAKTOMACHIB  ;    UEBBSVEBBIKDUNOEN.  333 

xspl  T^c  axpac  Ix^i  rrfi  XeXcovTj;^  mit  dem  Beifflgen:  xo  8e  2it(Ypa(jk(Mx  to  if 
^|iov  TTjV  eixova  aXXcp  SCScooi  xai  ou  no3£i8d>vi*),  wodurch  indesBen  der  wirkliehe 
^n  der  von  Pausanias  so  bestimmt  erklärten  Darstellung  nicht  angefochten  werden 
kann,  um  so  weniger,  als  die  hier  vorliegende  Darstellung  sich  der  Hauptsache 
Dich  allerdings  nicht  in  den  schon  früher  (8.  317  f.]  besprochenen  Münzen  von 
Mdaea,  in  denen  Nichts  auf  Kampf  oder  Kampfbereitschaft  hinweist,  wohl 
iber  in 

27.  einer  antiken  Paste  aus  der  Stosch'schen  in  der  berliner  Oemmen- 
nmmlang^)  wiederholt,  deren  Deutung  nicht  zweifelhaft  sein  kann.  Denn  hier  ist 
der  Qigaat  nach  der  Weise  der  spAtem  Kunst ^)  schlangenfüßig  gebildet,  während 
freüiok  Poseidon  nicht  in  unzweideutiger  Weise  charakterisirt  ist.  Nichts  desto 
weniger  kann  an  seiner  Benennung  kein  Zweifel  sein,  weil,  ganz  abgesehn  Ton 
der  Analogie  der  eben  erwähnten  Gruppe,  einmal  kein  anderer  Gott  als  vom  Pferde 
IM)  einen  Giganten  bekämpfend  gedacht  werden  kann  und  weil  zweitens  noch 
eil  drittes  Kunstwerk 

28.  ein  Phalerenpaar  mit  identischer  Composition,  welches  aus  dem  Grabe 
eim  Demeterpriesterin  in  der  großen  Blisnitza  in  das  Museum  der  kais.  £rmit|ge 
ia  8t.  Petersburg  gekommen  und  von  Stephani  veröflfentlicht  ist^],  die  Darstellung 
te  hier  dureh  den  Dreizack  aufs  unzweifelhafteste  charakterisirten ,  vom  Pferde 
kenb  einen  Giganten  bekämpfenden  Poseidon  wiederholt.  Poseidon  ist  als  bär- 
tiger Mann  mit  flatternder  Chlamys  dargestellt  und ,  was  ein  besonderes  Interesse 
bietet,  wie  in  dem  Erzrelief  No.  25  von  zweien,  so  hier  von  einem  Seedraehen 
beg^tet,  welcher  sich  unter  den  Vorderfüßen  von  des  Gottes  hochaufbäumendem 
^Me  ringelt  und  den  als  ganz  gerüsteten  Helden  gebildeten  Giganten  in  das  Bein 
n  beißen  oder  sich  um  dieses  zu  schlingen  im  Begriff  ist. 


2.   Liebesverbindungen. 

Neben  Poseidons  Gigantenkämpfen  ist  nur  noch  eine  Anzahl  seiner  Liebes- 
^orbindungen  Gegenstand  bildlicher  Darätellung  geworden,  und  zwar  meistens  nur 
^  lerstreuten  und  vereinzelten  Monumenten ,  während  die  eheliche  Verbindung  des 
^^ottes  mit  Amphitrite  und  seine  Liebe  zu  Amymone  einen  reichem  Bilderkreis  her- 
vorgerufen haben.  Während  dieser  im  folgenden  Capitel  zusammengestellt  werden 
^,  sind  hier  die  auf  andere  Liebesabenteuer  Poseidons  bezüglichen  Denkmäler  in 
^pliabetischer  Abfolge  der  Geliebten  gesammelt.  Vorweg  aber  ist  zu  bemerken, 
^  es  eine  ziemlich  beträchtliche  Reihe  von  Kunstdarstellungen  giebt,  welche  Po- 
^on  theils  als  Verfolger  oder  Entführer  eines  Weibes,  theils  einem  solchen  im 
^^en  Gespräche  gegenübergestellt  zeigen,    ohne   daß  es  möglich  ist,  ohne  Will- 


i)  Yergl.  Wieseler,  AUg.  Encyclop.  Artikel  Giganten  S.  158.  Anm.  83. 
i  b)  Winckelmann,   Pierres  de  Stosch   2.  Cl.    3.  Abth.    No.  113.     Tölken,   Erklftrendes 

i  ^^Miduifi  GL  HL  Abth.  1.  No.  53  abgeb.  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  7S.  a     S. 

»4  m.  No.  I. 


'   V.  No.  5  u.  6. 


334  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

kür  —  an  welcher  neben  einer  tttchtigen  Dosis  Spitzfindigkeit  es  aach  bei  der 
Auslegung  der  hier  in  Frage  kommenden  Bilder  nicht  gefehlt  hat  —  diesen  Weibern 
bestimmte  Namen  zu  geben  und  die  Bilder  auf  den  einen  oder  den  andern  be- 
stimmten poseidonischen  Liebesmythos  zu  beziehn.  Wie  mannigfaltigen  Stoff  die 
griechische  Mythologie  hier  bot,  deutet  Clemens  von  Alexandrien  an,  wenn  er*] 
sagt :  xaA£i  fioi  tov  IlooeiScü  xal  tov  x^P^^  '^^  6t£f dapfiivov  uit  auTou*  tiqv 
'AjjLcpiTpfTTjV,  n^v  Ap.i>(jk(i)VT)v,  Ti^v  'AXoiHjv,  TTV  MeXavfinnjv ,  ttjV  'AXxuovtqv,  nqv 
Mmco&oTjv,  TiQv  XiovTjv,  Ttt?  aXXttc  xa?  jAupfa?  xxX. ^).  Die  Kunst  aber,  vorab  die 
Vasenmalerei  hat,  mag  auch  der  Künstler  in  jedem  einzelnen  Falle  an  ein  be- 
stimmtes Liebesabenteuer  gedacht  haben,  eine  Reihe  solcher  des  Zeus,  des  Posei- 
don u.  a.  Götter  so  schematisch  als  Verfolgungen  dargestellt,  daß  nur  wo  be- 
sondere Umstände  eine  Determination  möglich  machen ,  die  Anwendung  eines  be- 
stimmten Namens  gerechtfertigt  ist^). 

Unbestimmbare  Verfolgungsscenen  der  Art  sind  in  Vasengemälden    z.  B.    das 
Bild  auf  dem  ehemals  Pizzatischen,    nach  Kußlan4    (aber  nicht  in  die  kaia.  Ermi- 
tage) gekommenen  Krater  bei  Gerhard,    Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  65.  2^),  daa- 
jejpige  einer  Lekythos   aus  Gela  im  Museum  von  Palermo®},  dac[jenig6  einer  ehe- 
mals Pourtal^'schen  nolanischen  Amphora^,  dasjenige  einer  Hydria  in  der  Samm- 
lung der  archaeol.  Gesellschaft  in  Athen  ^),   dasjenige  einer  schlanken  nolanischen 
Amphora  der  Sammlung  Tomisio  in  Neapel^),    da^'enige    auf  einem    Krater   der 
Peytrignefschen  Sammlung  in  Capua  ^) ,  da^'enige  auf  einem  Stamnos  der  CaateUani-^^ 
sehen  Sammlung  in  Rom  ^) ,  dasjenige  einer  ehemals  Durand'schen  nolanischen  Am-^^ 
phora^),    in   welchem  de   Witte™)    Poseidon   und    Amymone,    Panofka'')    Poaeido^^ 
und  Alkyone  erkennen  wollte,  während  der  Name  des  Poseidon  fflr  den  mit  ein<^^ 
Scepter,   nicht  mit  einem  Dreizack  ausgestatteten  Verfolger  nicht  einmal  festste^^ 
vielmehr  sehr  zweifelhaft  ist"*).     Dasselbe  gilt  von  einer  von  R.  Politik)  bekannt  -^/^ 
machten  agrigentiner  Vase  (Kelebe)  in  Palermo  ^) ,  von  einer  solchen  in  der  Bar(k>^  , 


a)  Clem.  Alex.  Protrept.  p.  20  ed.  Sylb. 

b)  Vergl.  Gerhard,  Griech.  Mythol.  §  242  Anmerk.   1—4. 

c)  Vergl.  O.  Jahn,  Vasenbilder  S.  40,  Archaeol.  Beitr&ge  S.  32  f.  und  in  diesem  Werke 
Bd.  n.  S.  401. 

d)  Wiederholt  in  der  Elite   cäram.  III.   pl.  21  ;  den  Poseidon  und  das  vestt^i^^^ 
8.  Atlas  Taf.  XU.  No.  2. 

e)  Als  Poseidon  und  Amymone  publ.  von  Salinas  im  Bull,  della  comm.  dv    ^'  ^  ^^ 
arti  in  Sicilia  1864  No.  2  p.  6  sq.,  vgl.  Aüas  Taf.  XII.  No.  3.  ^^ 

f)  Als  Poseidon  und  Europe    (so!)   publicirt  in   der   Elite   c^ram.  III.  j^T^^  7»*^  ^* 
Den  Poseidon  dieses  Bildes  s.  Atlas  Taf.  XII.  No.  4. 

g)  Publicirt  von  Heydemann,  Griech.  Vasenbilder  Taf.  IT.  No.  11. 
h)  S.  Heydemann  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1869.  p.  191.  No.  13. 
i)  S.  Heibig  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1864.  p.  176. 

k)  S.  Archaeol.  Ztg.  v.   1866  Anz.  S.  274*. 
.  1)  Abgeb.  £lite  c^ram.  IH.  pl.  20. 
m)  Catal.  Durand  No.  208,  £l.  cöram.  Text  III.  p.  55. 
n)  Mus^  Blacas  p.  6. 
o}  Vergl.  Jahn  a.  d.  aa.  00. 

p)  Cinque  vasi  di  premio  tav.  4.  ^ 

q)  Vgl.  Bull.  arch.  Napol.  I.  p.   14,  Archaec^\^    %\g,  v.  \»4^.  8.  61     ^      _     jj^ti.  ^ 
trftge  a.  a.  O. 


11.    6IOANTOMACH1E  ;  L1EBKBVERB1NDUN6EN.  335 

idiea  Sammliuig  in  Neapel*]  und  von  mehren  anderen.  Diesen  Vasenbildern  ge- 
aalt sieh  das  in  englischen  Privatbesitz  übergegangene  Mosaik  von  Coazso^). 
Unbestimmbare  oder  wenigstens  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmende  Gesprächs- 
dirsteilnngen  Poseidons  mit  einem  Weibe  finden  sich  z.  B.  auf  einer  ans  der 
Caiiino*8chen  Sanmilnng  in  diejenige  des  Louvre  übergegangenen  nolanischen  Am- 
phora^) (yielleicht  Amphitrite),  auf  einer  zweiten  dergleichen  aus  der  Durand*schen 
Simmlung  (de  Witte,  Gatal.  Durand  No.  207)  in  diejenige  des  pariser  Cabinet  des 
iB^dailies  gekommenen^),  auf  einer  011a  (Stamnos)  der  Castellanrschen  Sammlung 
ia  Rom*)   (vielleicht  Amphitrite)  und  so  noch  auf  mehren  anderen  GeflÜ^n. 

Zh  den  unbestimmbaren  Darstellungen  von  Liebesabenteuern  Poseidons  g^Ort 
aadi  diejenige  in  einem  mehrfach  publicirten  ^j  und  gewöhnlich  auf  Amymone  ge- 
deuteten') Wandgemälde  in  der  Casa  dell*  ancora  in  Pompeji  (s*.  Atlas  Taf.  XO. 
Ko.  5j.     0.   Müller    (zu  den   Denkm.    d.    a.    Kunst  a.  a.  0.)    meinte  in   diesem 
Bjide  Amymone  zu  erkennen,  welche,  von  Satyrn  geschreckt,  in  die  Arme  Posei- 
dons flüchte.     Dieser  Auffassung,   welche  in  Helbigs  (a.  a.  0.)  Beschreibung  des 
Bildes  insofern  noch  einen  Nachklang  gefunden  hat,  als  H.  schreibt,  das  Mädchen, 
vermuthlich  Amymone,   eile  ängstlich  auf  den  Gott  zu,  hat  Jahn  (a.  a.  0.)  ohne 
Zweifel  mit  Recht  widersprochen.     Er  selbst  meint  zu  erkennen,  wie  Poseidon  das 
Midchen,   das  auch  er  Amymone  nennt,    mit   ruhiger   Überredung  zu  sich  heran- 
auaiehn  suche,  während  diese  zaghaft  und  ungewiß,  ob  sie  sich  dem  Gott  ergeben 
M^Ue,  vor  ihm  stehe,  mit  der  Rechten  das  Gewand  erfassend,  um  ihren  Körper  zu 
verhüllen.    Während  ihre  vorgestreckte  Linke  und  ihr  dem  Gotte  zugeneigter  Ober- 
leib ihre  Neigung  ausdrücke,  seinen  Liebesworten  Gehör  zu  geben,  spreche  sich  in 
dem  scheuen   Zurücktreten  und  der  ungewissen  Haltung  das  Zögern  der  Jungfrau 
AUS.     In  dem  sehr  schön  ausgedrückten  Gegensatz  in   der  Darstellung  des  Gottes, 
der,  seines  Sieges  gewiß,  in  ruhiger  Majestät  dasitze,  und  derjenigen  des  zwischen 
Liebe   und   Scham   kämpfenden    Mädchens   sieht   Jahn  den   Hauptreiz  des  Bildes, 


i 


a)  Bull.  arch.  Napol.  I.  p.  92. 

b)  Vergl.  P.  £.  Visconti  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1854  p.  XYIII.  »V'apparisce  Net- 
^ui|o,  che  recato  alla  sinistra  il  tridente,  coUa  destra  distesa  fa  atto  dl  fermarsi  ad  ona  gio- 
vanetta,  che  insegue  egli  con  passo  veloce.  Sara  questa  Antiope,  o  Cenide,  o  Metra  (?),  o 
^txii  delle  amate  da  lui.  Che  Aniitrite  non  sembra  potersi  riconoscere  in  essa,  mancando 
^'^ttributo  del  delfino,  che  entra  in  tanta  parte  nel  mito  che  la  riguarda:  e  quanto  aCerere, 
Nettuno  Tebbe  a  sua  voglia  traaformato  in  cavallo.«  C.  L.  Visconti  Ann.  d.  Inst,  von  1866. 
P-  310:  adovremmo  in  quella  scena  riconoscere  Nettuno  perseguitante  Anfitrite,  o  alcuna 
deUe  ninfe  di  cui  s'invaghi.«  S.  noch  Förster,  Der  Raub  u.  die  Rückkehr  der  Persephone 
^-  231.  Der  Zweifel  an  der  Echtheit  des  Dreizacks  scheint  nach  den  Erklärungen  der  beiden 
Visconti  ungerechtfertigt. 

c)  Als  Poseidon  und  Aethra  publicirt  in  der  Elite  c^ram.  III.  pl.  23.  p.  61. 

d)  Als  Poseidon  und  Amphitrite  publicirt  in  der.  Elite  cöram.  III.  pl.  24.  p.  62. 

e)  Vgl.  Brunn  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1865.  p.  216. 

f)  Mob.  Borbon.  Vol.  VI.  tav.  18,  danach  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  83, 
^-  Bochette,  Choiz  de  peint.  de  Pompöi  pl.  2.  Heibig,  Wandgem.  d.  v.  Vesuv  verschütt. 
^^ädts  Campaniens  8.  50  No.  174,  der  in  der  Anmerkung  die  Ungenauigkeiten  der  Publica- 
^'^■Mn  «ogLebt.  Dm  Bild,  obgleich  noch  erkennbar,  ist  heutzutage  in  dem  Grade  ruinirt, 
^^  Ümtlhtiten  aielit  melii  fs^tiiuteUmi  und  eine  neue  Zeichnung  nicht  mehr  zu  machen  ist. 
^^.|)  B,  £  '         '  ^  Boohetto  a.  a.  O.,    O.    Maller  a.  a.  O., 

22 


11.    GIGANTOaCA€HJK;  LIEBK8Y£RBINDUNGEN.  337 

lache  allerdingt  nur  ganx  kurz  andeutenden  Berichte  irgend  Etwas  enthalten,  das 
m  &klimBg  dea  folgenden,  durch  Namensbeiachriften  als  Darstellung  von  Posei- 
diBB  liebe  an  Aethra  gesicherten  Vasenbildes  auch  nur  das  Mindeste  beizutragen, 
ja  daa  mit  dem,  was  in  demselben  charakteristisch  erscheint,  auch  nur  in  Ober- 
rnnatJmmnng  gebracht  werden  könnte.     Dies  Vasengemälde  findet  sich: 

i.  auf  einer  Kalpis   (Hydria)   mit  rothen  Figuren,    welche  aus  Canino'schem 
Beaiti  in  daa  Museo  Gregoriano  des  Vatican  geUngt  ist^)    und  welches,  abgesehn 
von   der   ihres    Ortes   (oben   S.  227  f.)  schon  besprochenen   Tracht  des  Poseidon 
(P05EIA0N)    dadurch    am    meisten    charakterisirt    und   von   anderen  poseidonischen 
Wdberverfolgungen  unterschieden  wird,  daß  die  vor  dem  Gotte  weichende  und  ihn 
nüt  der   rechten  Hand  gelind    abwehrende   Aethra  (AIGPA)  auf  der  Linken  einen 
kaiathosförmigen    Korb    (xoXapoc;)    trägt,    genau   derselben   Form,    wie  der  Korb, 
w^elchen  Europe  in   der  Petersburger  Vase^}   vom  Blumenpflttcken  bei  ihrem  Ritte 
durch  das  Meer  mitgenommen  hat.     Bei  dieser  ist  eben  hierdurch  der  Korb  voU- 
kommen   motivirt;    bei  Aetbra  in  dem  hier  in  Rede  stehenden  Bilde  hat  Gerhard 
(a.  a.  0.  8.  52  f.),  indem  er  anerkennt,    daß  mit  den   Berichten  bei  Apollodor, 
Hygin   und  Plutarch  die  vorliegende  Scene   sich  in  keiner  Weise  berühre  noch  in 
Obereinstimmung  bringen   lasse,    den    Korb  aus  der  bei   Pausanias  aufbewahrten 
Sagenwendung  zu  motiviren  versucht.     Er  übersieht  freilich  nicht,  daß  derselbe  als 
»Arfoeitskorb«   und   »häusliches   Geräth«  zunächst  »auf  einen   Besuch   Poseidons  im 
v&terlichen  Hause  der  Jungfrau«  hinweise,  verwirft  aber  diese  Erklärung,  weil  »die 
uaa  bekannte  Sage  einer  solchen  Annahme  entgegen  stehe  und  in  eben  dieser  Sage 
die  Beziehung  auf  ein  Todtenopfer  gegeben  sei«.     Ein  solches,   dem  Sphaeros  dar- 
gebrachtes Todtenop^r  meint  Gerhard  nun  darin  erkennen  zu  dürfen,   daß  Aethra 
ihren  Arbeitskorb   »als   Gegenstand  eines  ihr  werthen  Besitzes   dem  Grabmal  eines 
Verstorbenen  (eben  des  SphaerosJ    entgegen  trage«,  wobei  er  sich  auf  die  bekannte 
Sage  von  der  Entstehung  des  korinthischen  OapitelU  bei  Vitruv  (IV.   1.9.)  und  au- 
gebliche    ähnliche  Kalathosweiheu   in  Abbildungen   großgriechischer  'Grabdenkmäler 
beruft.     Panofka  (a.  a.  0.  S.    10)    hat  dieser  Erklärung  freilich   durchaus   zuge- 
i^tinuDt  und  ausgesprochen,  den  Korb  in  Aethras  Linken  habe  Gerhard  richtig  auf 
die  Todtenspende  für   Sphaeros    bezogen;    Andere  werden  wohl  der  Meinung  sein, 
daß  erstens    in    der  von   Pausanias  überlieferten   Sagen wendung  Aethra  allerdings 
durch  ein   Traukngesicht   veranlaßt  war,    auf  das   Grab  des  Sphaeros  ein  Trank- 
Opfer  (yipii)  auszugießen,    nicht  aber  ihren  Arbeitskorb  auf  demselben  zu  weihen, 
so  daß  in  diesem  Punkte  das  Bild  mit  Pausanias  nicht  übereinstimmt,  und  zweitens, 
^ag  noch  ungleich  wichtiger  ist,  daß  Nichts  uns  zwinge,  überhaupt  irgendwelchen 
Zusammenhang  zwischen  dem  Bilde  der  vaticanischen  Hydria  und  dem  Berichte  der 
Aethrasage    bei   Pausanias   anzunehmen,    folglich   auch   Nichts,    einen  solchen  Zu- 


toiaÖTTjv.  loTiv  dv  auT^  2;palpou  fxv^fxa.  O^Xotto;  oe  -rjvioyov  civai  }.i^0'J0i  t6v  Zcpaipov.  TOUTtp 
**cd  hl  Ti  i£  ^Adrjvä;  Jvcipov  %0[i.i!^0'jca  Alftpa  yooi^  ßid^aivev  cl;  r^s  vfjöov,  lia^doj^  Ik  is-za\j%a 
'*7*^i  Hoaei^Äva  pir^^vai.  ISpuaaxo  fxev  oid  tojto  Atftpa  vaiv  dvTaufta  'AOtjv&c  ATraTOupla« 
*«  hpdv  dvrl  S^aiplo^  <l>v(5|xao£  tt^jv  v^oov. 

a)  Abgeb.  b.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  12,  Mus.  Gregor.  II.  tav.  14.  ].  a. 
^te  c4ram.  III.  pl.  5.  Panofka,  Poseidon  Basileus  u.  Athena  Sthenias,  Berl.  1857,  ErUu- 
•••agitrfel  No.  4.     8.  Atta«  Taf.  XIII.  No.  2. 

b)  8.  Band  II.  S.  427  No.  9,  Atlas  Taf.  VI.  No.  9. 

00* 


338  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

sammenhang  in  künstlicher  Weise  herzustellen  oder  dieser  Sagenwendang  w^;en  von 
der  von  Gerhard  selbst  als  die  nächstliegende  bezeichneten  Erklärung  des  Korbes 
in  Aethras  Hand  abzusehn^  daß  sie  nämlich  als  von  Poseidon,  grade  90  wie  Leda 
in  mehren  Darstellungen*]  vom  Zeusschwane,  bei  der  Arbeit,  also  im  Hanse  ihres 
Vaters  überrascht  dargestellt  werden  sollte.  Daß  es  sich  aber  bei  dem  von  Aethra 
getragenen  Korbe  in  der  That  um  ihren  Arbeits-  oder  Spinnkorb  handele  und  daß 
wir  die  Scene  in  der  Gynaekonitis  von  Pittheus'  Hause  vorgehend  zu  denken  haben, 
dies  scheint  durch: 

2.  das  Gemälde  an  einer  aus  Canino*schem  Besitz^)    in  das  britische  Mnsenm 
(No.  733)  gelangte  Hydria^j    bestätigt  zu   werden,    welches    zwischen    dem    ohne 
Dreizack  heranstürmenden,    aber   durch  einen  attributiven  Delphin  charakterisirten 
Poseidon  und   der  von   ihm  an  der  Schulter  ergriflfenen  Jungfrau  einen  am  Boden 
stehenden,    mit  purpurfarbig  gemalter  Wolle  geftlllten  Arbeitskorb    von  derselben 
Fbrm   wie  derjenige   auf  der  vorigen   Vase    zeigt.     Allerdings  sind  hier  den  Per- 
sonen die  Namen  nicht  beigeschrieben;  allein  der  purpurgefärbten  Wolle  wegen  an 
Tyros   als  den   Schauplatz    der  Scene  zu  denken  und  deshalb  das  Mädchen  Bero^F 
zu  nennen,    wie  dies  de  Witte  (im  Cat.  6tr.  a.  a.  O.j  wollte,  liegt  doch  überaus  ^ 
fern.     Mit  Recht  haben  deshalb  die  Herausgeber  der  £lite  c^ram.  bei  ihrer  Publi — . 
cation    in    Übereinstimmung    mit    dem    Herausgeber    des   londoner    Vasenkataloge^t 
(Hawkins)  ^)    und    mit    Berufung    auf  die   Analogie    der  vaticanischen  Hydria  dei^ 
Namen  der  Aethra  aufgenommen.     Hält  man  aber  daran  fest,  daß  die  beiden  hie^^ 
zusammengestellten  Vasenbilder  Aethra  angehn,    so  wird  man  unbefangener  Weit 
sagen    müssen,    daß    in    ihnen  sich  eine   uns    schriftlich   nicht  überlieferte  Sageicr, 
Wendung  ausspricht ,  während  die  bei  Apollodor ,    Plutarch  und  Hygin  angedeute  -s 
in  der  Kunst  nur  dadurch  hätte  ausgedrückt  werden  können,  daß'Aegens  vor  ?• 
seidon  von  Aethra   weichend,   und    die   von  Pausanias    überlieferte    dadurch ,    d: 
Aethra  an  einem  Grabmal  oder  einer  Stele  spendend  von  Poseidon  überrascht  di 
gestellt  worden  wäre. 

B.   Alkyonc. 

Ein  erhaltenes  Kunstwerk ,  welches  in  unzweideutiger  Weise  Poseidons  Li^^rb« 
zur  Atlantide  Alkyono  darstellte,  ist  nicht  bekannt®. ,  doch  sei,  der  Thatsache  wt*^  ^30 
daß  dieselbe  von  der  Kunst  berücksichtigt  worden  ist,  an  die  Reliefe  am  Thr^^n 
sitze  des  amyklaeiscben  Apollon  erinnert,  welche  Zeus  die  Taygete,  Poseidon  ^^ 
Alkyone  tragend  darstellten ;  s.  oben  S.  211. 

('.  Amphitritc.      I).  Amymone. 
8.    das  folgende  Capitcl. 


a    S.  Bd.  II.   S.  507  f.,  Atlas  Taf.  VIII.  No.   s  u.  9. 

bj  De  Witte,  Catal.  ötrusque  No.  tij. 

0    Abgeb.  Elite  cöram.   111.  pl.   19,  p.   53  sq. 

d)  Vergl.  auch  Stephani  im  Compte-rendu  de  la  comm.  Imp.  arch.  de  St.  P^tcrsb  ,     i>*»«" 
lanntie  lb64.  8.  2 IG  Note  4. 

c)   Wegen  der  von  Panofka  Mus.   lilacas  p.  0  auf  Alkyone   gedeuteten  Vase  El. 
III.  pl.  20,  8.  oben  S.  334. 


i 


11.    GIOANTOHACUI£;  LIVBEfiVJSBBINDUNOEN.  341 

Die  von  Poa^don  in   diesen  Münztypen  gegen  Bero^  geübte  Gewiritthat  führt 

EckhePl  danrof  znrflek,  daß  während  nach  Nonnos'  Darstellung  Dionysos  nnd  Poseidon 

nm  den  Besitz  des  Mädchens  in  offener  Schlacht  stritten,  dieses  Dionysos  vorzog  (?)  und 

nur  doroh  einen  Befehl  des  Zeus  gezwungen  (?)  sich  mit  Poseidon  verband^),  während 

Wieseter*^)  meint,  Beroe,  welche  in  Münztypen  von  Berytos  beim  Wasserholen  von 

PoseidoB  geraubt  vorkomme,  sei  bei  Nonnos  «mit  der  Amymone  identificirtt  worden, 

i|nd   daraus   sei   die   Darstellung   zu    erklären.     Diese  »Identification«    ist  in    den 

wenigen  Worten  (Dionys.  XLI.  vs.   153,  bei  W.  verdruckt  453]  enthalten:  ^vicap 

(BepoT^v;  'A)iU|j.(i>vTjv  iiref T^fiioav ,  welche  mit  der  Art,   wie  Poseidon  das  Mädchen 

gewann  oder  entführte,  jedenfalls   Nichts  gemein  haben.     Der  Grund  dafür,    daß 

Beroe   zugleich    auch    den    Namen   der  Amymone  führte,   ist,    wie  auch  Reinhold 

KiAiler^)  bemerkt,  dunkel.     Bei  Nonnos   ist  von  ihrer  Entführung  durch  Poseidon 

bolm  Wasserschöpfen  nicht  die  Rede,  ja  seine  Erzählung  läßt  sich  mit  einer  solchen 

Vorstellung  gar  nicht  vereinigen ;  nur  in  der  mit  der  Entscheidungsseene  allerdings 

iD  keiner  Verbindung  stehenden  Warnung  an  Berog  (XLII.  vs.   115  ff.),  sie  möge 

aioh  vor  Poseidon  hüten,   damit  es  ihr  nicht  wie  der  Tyro  gehe:    (j.iq  oio  (i(TpY2v 

f«««>SaXioc  Xuoeia  •^^ainjoY.ko'Ko^  (ooTrep  'Evittsu;  könnte  man  eine  entfernte  Hindeutung 

Auf  eine  Vorstellung  wie  die  der  Münzen  finden.     Doch  ist  damit  eigentlich  auch 

^idits  gesagt  und  die  ganze  Frage,    wie  die  Münzen  zu  ihrem  Typus  gekommen, 

offene. 


Ü.    Kyme  (?). 

Auf  einer  unter  Valerianus  geprägten  Münze  von  Kyme  in  Aeolis®)    (s.  Münz- 
^^a.fel  VI.  No.  31.)  nach  einem  Exemplare  der   Imhoof  sehen  Sammlung)  ist  Posei- 
don dargestellt,  welcher  auf  einem   von  zwei  Hippokampen  gezogenen  Wagen  eine 
^i«h  aufs  heftigste  sträubende  Jungfrau  entführt.     Ohne  Zweifel   legt,    wie  schon 
O.  Jahn')  bemerkt  hat,  ein  solches  Bild  den  Gedanken  nahe,  daß  man  in  Kyme, 
^wie  an  anderen  Orten  eine  Sage  hatte,    der  zufolge  der  Meeresgott  die  Orflnderiii 
oder  EpoHymheroine  der  Stadt  entführt  und  ihr  als  Belohnung  für  ihre  Liebe  die 
Seekerrschaft  verliehen  habe,    deren  Symbol  der  Dreizack  war.     Mit  diesem  aus- 
gectattet  erscheint  nämlich  auf   anderen  Münzen  von  Kyme^)  eine  amazonenartige 
Gestalt  mit  einem  Kalathos  auf  dem  Kopf,    der  sie   als   Stadtgöttin  charakterisirt, 


a)  Doct.  num.  vet.  III.  p.  358.  Perhibet  item  [Nonnus]  (XLIII  sub  init.)  Neptimo  et 
BacGbo  inter  te  pro  Beroö  Nympha  dimicantibus  eam  Neptuno  praetulisse  Bacclium  et  non- 
niti  Jofis  imperio  invitam  marino  deo  nuptam. 

b  In  der  That  steht  bei  Nonnos  a.  a.  O.,  daß  Poseidon  und  Dionysos  unter  den  Augen 
der  Hbrigen  Götter  sich  eine  große  Schlacht  liefern  und  daß  zuletzt  Zeus,  durch  die  Bitten 
der  Piunathe  bewogen  fXlAll.  361  sqq.),  den  Dionysos  vom  weitern  Kampf  abhält  (vs.  376  sq.) 
uxid  to  Poseidon  die  Beroö  gewinnt,  mit  der  er  feierlich  Hochzeit  hält ,  während  Eros  Dio- 
nysos lu  trösten  sucht  (vs.  422  sqq.). 

c)  Gfttt.  gel.  Anzz.  1S74  Stück  11  S.  326. 

dl  Über  die  Dionysiaka  des  Nonnos  S.  83.  Anm.   1. 

^1  Mionnet  Descript.  III.  13,  7S,  abgeb.  b.  Dumersan,  Cab.  d'AUier  de  Uauteroche  pl.  13 
No.  27,  wiederholt  b.  Panofka,  V.  d.  Einfluß  d.  Gotth.  auf  d.  Ortsnamen,  Abhh.  d.  berl. 
Akad.  V.  1S40  PhU.-hist.  Cl.  Taf.  I.  No.  15  und  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  85  a. 

f;   Berichte  der  k.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  v.  1851  S.  136. 
g^   Mionnet,  Suppl.  VI.   15,  117;  22,  157;  vgl.  Panofka  a.  a.  O.  Taf.  I  No.  21, 


340  lU.    HYTHEN  DBB  POSEIDON. 

das  Widderhorn  auswärts  gebogen  wie  bei  den  bärtigen  AmmonkOpfen 
kleiner  Silbermünzen  von  Metapont*).  Alle  diese  Merkmale  sind  mit  dei 
Kopfes  der  hier  in  Rede  stehenden  anderen  Münzen  (Didrachmen  imd  D 
von  denen  das  Didrachmon  hier  Münztafel  VI.  No.  29  abgebildet  ist)  contra 
Der  Ausdruck  desselben  ist  unverkennbar  weiblich,  bei  dem  Diobolon  aog 
geprägter,  als  bei  dem  Didrachmon;  die  Anordnung  des  wellenf5naigen 
über  der  Stirn  kommt  ebenso  eher  einem  weiblichen  als  einem  männlichen 
zu;  im  Auge  liegt  eine  gewisse  Starrheit,  welche  zu  den  thierischen  At 
(Ohr  und  starkgeripptes,  einwärts  gebogenes  Hom)  vortreflflich  paßt,  t 
ist  das  Haupt  bekränzt,  und  zwar  in  ähnlicher  Weise  und  mit  denselben  ] 
wie  die  Nikeköpfe  metapontinischer  Münzen^). 

»Dies  die  charakteristischen .  scharf  von  einander  abweichenden  Merkn 
beiden  Köpfe.  Auf  Grund  derselben  wird  es  nun  allerdings  nicht  schwer 
aus  den  verschiedenen  Deutungsversuchen  das  Zutreffendste  herauszufindei 
Bild  der  Münzen  bei  Carelli  No.  100 — 103  und  das  gleichartige  bärtige  n 
tinischer  Münzen  bietet  die  nämlichen  Kopftypen,  wie  wir  sie  als  Hanptty; 
kyrenaeischen  Numismatik  kennen.  Der  letztere  ist  unbestritten  in  Afrika 
Metapont  der  Kopf  des  Zeus  Ammon  und  wird  der  bartlose  einem  »li 
Dionysosi  fär  Kyrenaike  zugeschrieben,  so  muß  man  es  wohl  auch  fDr 
italischen  Stadt  thun.  Für  den  Kopf  der  hier  in  Rede  stehenden  Münz 
giebt  es,  sofern  dessen  Weiblichkeit  nicht  mehr  in  Zweifel  gezogen  wird,  m 
Erklärung  und  diese  ist  die  von  Lnynes  und  Panofka  vorgeschlagene,  e 
Arne  dar,  des  Aeolos  Tochter,  die  nach  der  Mythe  einst  von  Poseidon 
und  in  ein  Lamm  verwandelt  worden  ist.  Über  ihren  Aufenthalt  in  Metaf 
richtet  Diodor^j  am  ausführlichsten.« 

F.   Beroö. 

Der  von  Nonnos^)  behufs  der  Verherrlichung  von  Berytos  aufs  breitet 
gesponnene  Mythus  von  Poseidons  Liebe  zur  Beroe  hat  in  der  bildende) 
nur  in  einigen  Münzen  der  genannten  Stadt  unter  römischer  Herrschaft  ei 
hinterlassen.     Am  charakteristischsten  ist  die  Darstellung  in 

1.  einer    unter    Elagabal   geprägten    Erzmünze  ^)     (s.    Münztafel    VI.   ' 
nach  einem  Exemplare  der  Imhoofschen  Sammlung) ,   welche  I^oseidon  zeigt , 
das  mit  der  Ilydria  offenbar  zum  Wasserschopfeu  niedergekniete  Mädchen 
ergriffen  hat  und  augenscheinlich  bemüht  ist,   sie  zum  Anfstehn  zu  bewegen 
entführen.     Ganz  dieselbe  Gruppe  kehrt  in 

2.  unter  Macrinua ,    Diadumenianus  und  Gordianus   Pins   geprägten   Mi 
welche   den  Tempel    der   Astarte    darstellen,    als    Akroterienschmuck    des 
dieses  Tempels  wieder. 

a  Vgl.  Carelli  Taf.   CLIII,   «M;-9^,  Ovcrbeck,  Zeus,  Milnztafel  IV.   IM. 

b  Imhoof,   f'hoix  de  moniiaies  j^'roiMjues  pl.   VIll.  No.   25^. 

c)  Diod.  Sieul.  IV.   i;7. 

d  Dionys.  XLI— XLIII. 

e)  Mionnct,  DcBcript.  V.  347,   80. 

f)  Mionnel  a.  a.  O.  346,  71  :  346,  74;  Suppl.  VIII.  247,  54 j  246^  M 


11.    GIOANTOMACUIE;  LUeBESVJSBBIliDUNGEN.  341 

Die  von  Poseidon  in   diesen  Münztypen  gegen  Bero€  geübte  Gewiritthat  führt 

Eckhel*)  daninf  snrttek,  daß  während  nach  Nonnos'  Darstellung  Dionysos  nnd  Poseidon 

hq  den  Besits  des  Mftdchens  in  offener  Schlacht  stritten,  dieses  Dionysos  vorzog  (?)  und 

nur  doroh  einen  Befehl  des  Zeus  gezwungen  (?)  sich  mit  Poseidon  verband  ^) ,  während 

Wieseler  ^)  meint,  Bero^,  welche  in  Münztypen  von  Berytos  beim  Wasserholen  von 

Poseidon  geraubt  vorkomme,  sei  bei  Nonnos  »mit  der  Amymone  identificirt«  worden , 

i)nd    daraus   sei   die   Darstellung   zu    erklären.     Diese   »IdentificatioDa    ist  in    den 

irenigen  Worten  (Dionys.  XLI.  vs.   153,  bei  W.  verdruckt  453}  enthalten:  -S^vicap 

(BepoTjv)  'A)iU|j.(i>V7)v  iitef r^fiioav ,  welche  mit  der  Art,   wie  Poseidon  das  Mädchen 

gewann  oder  entführte,  jedenfalls   Nichts  gemein  haben.     Der  Grund  dafttr,    daß 

Bcfo£    augleich    auch    den    Namen   der  Amymone  fahrte,   ist,    wie  auch  Reinhold 

ICdhler^)  bemerkt,  dunkel.     Bei  Nonnos   ist  von  ihrer  Entführung  durch  Poseidon 

l>eim  Wasserschöpfen  nicht  die  Rede,  ja  seine  Erzählung  läßt  sich  mit  einer  solchen 

V^4mitellung  gar  nicht  vereinigen ;  nur  in  der  mit  der  Entscheidungsseene  allerdings 

ixm  keiner  Verbindung  stehenden  Warnung  an  Beroe  (XLII.  vs.   115  ff.),  sie  möge 

sich  vor  Poseidon  hüten,   damit   es  ihr  nicht  wie  der  Tyro  gehe:    ^iq  oio  \drpr(^ 

%eufiaAioc  Xuoeia  YafioxXoiro;  (ooirep  '  Evittsu;  könnte  man  eine  entfernte  Hindeutung 

-uf  eine  Vorstellung  wie  die  der  Münzen  finden.     Doch  ist  damit  eigentlich  auch 

ichts  gesagt  und  die  ganze  Frage,    wie  die  Münzen  zu  ihrem  Typus  gekommen, 

3iiie  offene. 

G.    Kyme  (?). 

Auf  einer  unter  Valerianus  geprägten  Münze  von  Kyme  in  Aeolis®)    (s.  Münz- 
tAfel  VI.  No.  31.)  nach  einem  Exemplare   der   Inihoof sehen  Sammlung)  ist  Posei- 
don dargestellt,  welcher  auf  einem   von  zwei  Hippokampen  gezogenen  Wagen  eine 
sieb  aufs  heftigste  sträubende  Jungfrau  entführt.     Ohne  Zweifel  legt,    wie  schon 
O.  Jahn')  bemerkt  hat,  ein  solches  Bild  den  Gedanken  nahe,  daß  man  in  Kyme, 
^^  an  anderen  Orten  eine  Sage  hatte,    der  zufolge  der  Meeresgott  die  Gründerin 
oder  Eponymheroine  der  Stadt  entführt  und  ihr  als  Belohnung  für  ihre  Liebe  die 
Seeherrschaft  verliehen  habe,    deren  Symbol  der  Dreizack  war.     Mit  diesem  aus- 
gestattet erscheint  nämlich  auf   anderen  Münzen  von  Kyme^)  eine  amazonenartige 
Gestalt  mit  einem  Kalathos  auf  dem  Kopf,    der  sie   als   Stadtgöttin  charakterisirt, 


a)  Doct.  num.  vet.  III.  p.  358.  Perhibct  item  [Nonnus]  (XLIII  sub  init.)  NepUino  et 
^^cclio  inter  se  pro  Beroö  Nympha  dimicantibus  eam  Neptuno  praetulisse  Bacchum  et  non- 
^  JofU  imperio  invitam  marino  deo  nuptam. 

b;  In  der  That  steht  bei  Nonnos  a.  a.  O.,  daß  Poseidon  und  Dionysos  unter  den  Augen 
der  Obrigen  Götter  aich  eine  große  Schlacht  liefern  und  daß  zuletzt  Zeus,  durch  die  Bitten 
der  Ptemathe  bewogen  (XLIII.  361  sqq.),  den  Dionysos  vom  weitem  Kampf  abhält  (vs.  376  sq.) 
^"^  80  Poseidon  die  Beroö  gewinnt,  mit  der  er  feierlich  Hochzeit  hält,  während  Eros  Dio- 
nysos m  trösten  sucht  (vs.  422  sqq.). 

c)  Gott.  gel.  Anzz.  1874  Stück  11  S.  3*>6. 

d)  Ober  die  Dionysiaka  des  Nonnos  S.  83.  Anm.   1. 

®)  Hionnet  Descript.  III.  13,  78,  abgcb.  b.  Dumersan,  Cab.  d'AUier  de  Hauteroche  pl.  13 
^•-  *7,  wiederholt  b.  Panofka,  V.  d.  Einfluß  d.  (Jotth.  auf  d.  Ortsnamen,  Abhh.  d.  berl. 
^^.  t.  IMO  Pba.-h]at.  Cl.  Taf.  I.  No.   15  und  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  85  a. 

.  alohi.  Qea.  d.  Wiss.  v.  1851  S.  136. 

^.  15,  117  j  22,  157;  vgl.  Panofka  a.  a.  O.  Taf.  1  No.  21. 


342  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

einen  Dreizack  mit  der  Linken  aufstützend.  Die  Ämazonentracht  ist  darch  die 
Sage*)  gerechtfertigt,  daß  die  Stadt  von  einer  Amazone  Kyme  gegründet  worden 
sei,  w&hrend  der  Dreizack  sich  auf  die  ihr  von  Poseidon  verliehene  Seeherrschaft 
beziehn  läßt.  Beiderlei  Münzen  combinirend,  hat  nun  Jahn  f^r  das  von  Poseidon 
entführte  Weib  der  erstem  den  Namen  Kyme  vorgeschlagen,  während  es  Cavedoni^) 
ohne  zureichenden  Orund  Arne  oder  Kanake  zu  nennen  vorschlug  und  Panofka 
(a.  a.  0.  S.  340]  auf  Grund  etymologischer  Spielerei  den  Namen  Alkyone  empfahl. 
Der  Annahme  eines  localen  Mythus  gegenüber  hat  nun  aber  Wieseler  (zu  den 
Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.)  geltend  gemacht,  daß  derselbe  weder  für  Kyme 
noch  für  Adramyttion,  von  dem  ebenfalls  eine  Münze  mit  einer  ähnlichen  Dar- 
stellung vorliegt®),  auch  nur  durch  eine  halbwegs  sichere  Spur  verbürgt  sei,  wes- 
wegen er  sich  dahin  entscheidet,  in  dem  von  Poseidon  entführten  Weibe  anstatt 
einer  Localnymphe  Amphitrite  zu  erkennen ,    deren  Entführung  durch  Poseidon  bei  & 

Gelegenheit  eines   auf  Naxos  aufgeführten  Reigens  schriftlich  bezeugt  ist^).     Dabei       ^  • 
ist  nur  fraglich,    ob   diese   Sage   nicht    auf  Naxos  local  geblieben  und  ob  man  sie     ^^p 
als    von    Kyme    und    Adramyttion    adoptirt    betrachten  darf.     Dies   Letztere  stellt  ^^  ^i 
Wieseler   selbst  nur   als   »möglich«   hin ,    denn   bezeugt  ist  es  grade  so  wenig  wie- 
eine  kymaeer  Localsage;    der  Alternative  einer  nur  naxischen  Localsage  von  Am- 
phitrites   Entführung  gegenüber  bemerkt  Wieseler  dagegen,    daß  die  Sage  auch  iic^^JQ 
den  nicht  localen  Bilderkreis  eingegangen  sei.     Hierfür  beruft  er  sich  auf  einen  im-^  fn 
den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.  unter  No.   S5   abgebildeten  geschnittenen  Steir^^j, 
des  berliner  Museums,    in  welchem  nach  seiner  Meinung  Poseidon  »auf  einem  mr^t^tj^ 
vier  Rossen  bespannten  Wagen  die  sich  sträubende  Amphitrite«  entführt.    No^^^un 
ist  aber  in  diesem  Gemmenbild,    auf  welches  bei  der  Behandlung  der  Amphitrit^ihcSe- 
monumente  zurückgekommen  werden  soll ,    wie   man   sich  aus  Wieselers  Abbildui^r'  ^oe 
so  gut  wie  aus  der  in  einem  neben8ächlichen  Punkte  genauem  auf  Gemmentafel  II^E;~  .Q. 
No.  2    überzeugen    kann ,    von  einem  sich  sträuben  des  Weibes  ganz    entschied  «fl^en 
keine  Spur  und  es  wird  hiemach  in  hohem  Grade  zweifelhaft,  ob  es  sich  um  elf  «ine 
EntfühmngBScene  und  nicht  vielmehr  um  eine  jener  mehrfachen  Darstellungen  v%^^von 
Poseidons  und  Amphitrites  Hochzeitsfahrt  über  das  Meer    (s.  das  folgende  CapitA^jtel] 
handelt.     Wenn  dem  aber  so  ist,  so  wird  es  fraglich  sein,  ob  man  Wieselem  le       zu. 
stimmen   kann,    wenn   er   seine  Darlegung  mit  den  Worten  schließt:    »aber  seWsslhst 
von   dieser   Möglichkeit    [daß  die  Sage   von  Amphitrites  Entführung  in  Kyme  w      und 
Adramyttion  localisirt  worden  sei]  abgesehn,  darf  man  doch  wohl   für  die  Mfiii^c=izeii 
solcher  Orte,    die   den  Cult  jener  Meergottheiten  [derjenige  der  Amphitrite  ist  on- 

bezeugt]  hatten  und  dazu    etwa  noch  ein  namhaftes  Bildwerk  des  in  Rede  stel'        wih 
den   Gegenstandes  besaßen    [welches   abermals  unbezeugt  ist],    die  Beziehung  der 

Jungfrau   auf  Amphitrite   der   auf  ein   ganz   unbekanntes   [?]  Weib   der  Local^^3<ge 
vorziehn«.     Vielmehr  wird    daneben   die  Jahn  sehe   Ansicht  als  mindestens  gl^  ^ch- 


a)  Bei   Strabou  XII.   p.   550,    XIII.  (r23 ;  Diod.  Sicul.  III.  55;  Steph.  Byi.  s.  ▼.,       '«^«^  i 
Jahn  a.  a.  O.  S.   135. 

b)  Spicil.  numism.  p.   157.  I 

c)  Eckhel,  Syll.   numism.  I.  lab.  IV.  3;  Mionnet,  Suppl.   V.  2S4,  40. 

d)  Von   Eustath.    ud   Od.    lU.    lU  p.   145S.  1.  4ü:    Tiepi   i^;    lAfUfiTptXT,;!  jiD»o;,  or«      ^ 
Nd^tp  Ti^jV  *A.  yopcüouoav  ioibv  lloseiorov  i^praoev. 


11.    OIGANTOMACH1E ;    LIEBESVERBINDUNGEN.  343 

bereehtigt  erscheinen,  obgleich  sie  auch  Stephani'^)  als  »sehr  unwahrscheinlich«  be- 
lochnet. 

H.    Salamis. 

Hier  handelt  es  sich  um  eine  Darstellung,  nnd  zwar  um: 
das  Innenbild  der  mehrfach  verschieden  erklärten^)  Eylix  des  Brygos 
im  StiLdeVschen  Institut  in  Frankfurt  a.  M.  ^j ,  welches  an  und  fQr  sich  betrachtet  zu 
den  unbestimmbaren  Darstellungen  von  Liebesabenteuern  des  Poseidon  gerechnet 
werden  mUßte,  da  es  nur  den  durch  seinen  verstümmelten  und  daher  von  mehren 
Erkiftrem  verkannten,  neuerdings  aber  festgestellten^)  Dreizack  bezeichneten  Gott 
ein  nicht  näher  charakterisirtes  Weib  verfolgend  darstellt ,  welches  aber  mit  den 
^  Aoßenbildem  derselben  Kylix  in  Verbindung  gebracht  eine  bestimmte  Benennung 
znl&ßt.  und  zwar  die  in  der  Überschrift  angegebene  Benennung,  welche  zuerst 
ron  Panofka*}  ausgesprochen,  abschließend  aber  erst  von  0.  Jahn')  begründet 
Verden  ist. 

Ober    den    zum   Grunde    liegenden    Mythus,    welcher   am  eingänglichsten  von 
Sdmeidewin cf}  behandelt  worden  ist,    nur   das   zum  Verstftndniß  der   Bilder  Noth- 
vendigste.     Kychreus,  der  autochthone  Heros  von   Salamis^],  galt  als  Sohn  des 
Poseidon  und  der  Asopostochter  Salamis  und  wurde,  als  em  dem  attischen  Si^ui^c 
Kekrops   verwandtes  Wesen,    als   Erdgeborner  ursprünglich  unter  dem  Bild  einer 
Schlange  verehrt,  unter  deren  Gestalt  er  als  Helfer  noch  in  der  Schlacht  von  Sa- 
lunis  auf  den  Schiffen  der  Athener  erschien  (Pausan.  I.   36.   1).     Aber  schon  bei 
Hesiod']   erscheint  der  Drache  vom   Eychreus   abgesondert,    als  ein  von  ihm  ge- 
pflegtes,   aber    das    Land    verwüstendes    Ungeheuer    [Ko/psiSr^;  ocpt«;}, 
welches,    von    Eurylochos    vertrieben^    von   Demeter    in   Eleusis  aufge- 
nommen, deren  Diener  oder  Begleiter  wird.     Alle  weiteren  Sagenwendungen, 
daß  entweder  Telamon   den   Drachen    erschlagen   habe   und   zum   Danke  von  dem 
teiderlosen  Eychreus  adoptirt  worden  sei  (Tzetz.  ad  Lykophr.  175)  oder  vollends, 
dafi  Eychreus  selbst  den  gefährlichen  Drachen  getödtet  habe   (Eupliorion  b.  Tzetz. 
«.  a.  0.    110,  451^  Diod.  IV.  72),  u.  dgl.  m.    können  als   Mißverständnisse  und 
^tgtellende  Auswüchse  hier  bei  Seite  bleiben ;    die   Nachricht  aus  Hesiod  giebt  die 
genügende   Unterlage   zur  Erklärung    der  Eylix.     Denn  wenn  wir  in  deren  einem 
Aaßenbilde    eine    gar   gewaltige    Schlange    dargestellt    ßnden,    vor   der    ein    paar 


a)  Compte-rendu  etc.  pour  l'annde  1866  S.  91. 

b)  Veigl.  Heydemann,  Iliupcrsis  auf  einer  Trinkschale  des  Brygos,  Berl.   1866  S.   11. 

c)  Abgeb.  b.  Qerhard,    Trinkschalen   u.    Gefäße  Taf.    A.  B.,    wiederholt   in  den  Ann. 
^•U*  Inst,  von  1850  tav.  d'agg.  G  und  in  Welckcrs  Alten  Denkm.  III.  Taf.   12. 

d)  Vgl.  Wieseler,  De  diis  .  .   .  tridcntcm  gerentibus  p.  25  Note  61. 
•)  Anbaeol.  Zeitung  von  ISdO  S.  187  f. 

%  IM  Htjdnuuui  a.  a.  O.  S.  12. 

i)  Im.  atiatK  BMMMioii  von  Meinekes  Analecta    Alexandrina  in  der  Zeitschrift  für  d. 

10»  Solon  9. 

ro  hk  (die  Insel  Salamis)  ET^poi;   öv^fjiaai   t6   TcaXaiöv  xat 

dtp'    o'j  Se  xai  Ku/peioT^;  5?pi;,  ov  cpr^oiv 

*Svai    bnb    FiUpuXöyo'j  Xy (xaivofievov  tt;v  vfjoov, 


344  in.    MTTHEN  DES  POSEIDON. 

Mädchen  entsetzt  dem  Hanse  ihrer  Eltern  znfilehen,  so  ist  es  schwer,  in  derselben 
den  Ku;(p£iorjV  ocpiv.  Xofxaivojisvov  tt^v  vtjsov   zu  verkennen  und  wenn  das  andere 
Außenbild   uns   in   der   Darstellung   der   Aussendung  des  Triptolemos  nach  Elensis 
führt,  das  gewöhnliche  elcusinische  Personal  aber  durch  einen  am  linken  Ende  an- 
gebrachten, ganz  gerüsteten  jugendlichen  Heros  vermehrt,    so   mag  man  Aber  den 
diesem  Heros  zu  gebenden  Namen  uneins  t$ein  (Jalin  nennt  ihn  Eurylochos,  Stnibe*] 
Eumolpos),   wahrscheinlich   ist  er  kein   Anderer  als  Kychrens    in   seiner   menflch-- 
liehen  Gestalt  als    aficpiTroXo;  Demeters,    wie  dies  schon  Panofka  a.  a.  O.  8.   ISSIg 
nahe  liegend   fand,    aber  unhaltbarer  weiterer   Erklärung  der  geflügelten  Frau  i^ 
diesem  Bilde  wegen  verwarf.     Unverkennbar  ist  die  Verknüpfung  des  salaminische^« 
mit  dem  eleusinischen  Local  und  Mythus  wie  bei  Hesiod,   unverkennbar  auch  d^ 
Znsammenhang  aller   drei  Bilder  der  Eylix.     Nach  diesem  aber  bestimmt  sich  ds.^ 
im  Innenbilde  von   Poseidon   verfolgte  Weib  unzweifelhaft  als  Salamis,   die  Mutt^^ 
des  Eychreus. 

J.    Theophane  (?). 

Seitdem  im  Jahre    1845   zuerst  Panofka ^j    em  aus  Melos  stammendes  Ter     j 
cottarelief  im  berliner  Museum^!,    welches   ein  auf  einem  Widder  reitendes  ^^^^«y 
darstellt,  wenn  auch  nicht  mit  der  ihm  sonst  eigenen  kühnen  Sicherheit,  nnd  ^^n^j 
auf  Grund  der  Erzählung  in   Hygins    188.    Fabula   auf  Poseidon  nnd  Theopki^a^ 
bezog,  dann  Wieseler  ^j  in  Übereinstimmung  mit  Italinsky*]  ein  Vasenbild  beiTiBci. 
bein^   auf  Grund  derselben  litterarischen  Überlieferung  als  die  von  dem  in  eoMt 
Widder    verwandelten   Poseidon   über  das  Meer  getragene  Theophane  deutete,  igt 
diese  angebliche,    vom   Poseidonwidder  getragene  Theophane  in  die  archaeologiw&e 
Interpretation  ziemlich  fest  eingebürgert  und  von  mehren  Gelehrten  in  Kunstwerken 
verschiedener  Art  wiedererkannt  worden^).     Zuletzt  hat  Gaedechens^)  eine  giue 
Reihe  von  Bildwerken. zusammengestellt,    welche  er  auf  Theophane  deutet:  iwei 
pompejanische  Wandgemälde,   das  eine   in  der  Casa  di  Sallustio,    das   andere  im 
Museum  zu  Neapel  ^] ,  ein  angeblich  aus  den  Tliermen  des  Titus  stammendes  Decken- 
gemälde^), das  schon  erwähnte  melische  und  ein  zweites,  aus  Athen  mitgebraditeB 
Terracottarelief  \) ,   die  Tischbein  sehe  Vase,  kyprische  Münzen  °*),  eine  dergleidiei 


a)  Studien  über  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  S.   15. 

b)  Archaeol.  Ztg.  v.  1845.  S.  37  ff. 

c)  Abgeb.  in  der  Archaeol.  Ztg.  a.  a.  O.  Taf.  27  No.  2. 
d^  Archaeol.  Ztg.  v.    tS46  S.  211  ff.,  besond.  S.  214. 

e)  Zu  Tischbein  Vases  d'Hamilton  III.  p.  7. 

f)  Vases  d'Hamilton  a.  a.  O.  pl.  2,  wiederholt  in  der  Gal.  myth.  pl.  102  Ä^ 
Inghirami  Vasi  fittili  tav.  2(>,  Guigniaut,  Relig.  de  l'ant.  pl.   167  No.  «30. 

g)  Vgl.  Archaeol.  Ztg.  v.   1S49  S.  97  Anm.**,  v.  1853  S.  110  Anm.  9,  W  ^ 
Denkm.  IV.  8.  109. 

h)   Unedirte  antike  Bildwerke  Hft.   1    unter    der    Überschrift  Eorope  und 

i;  Abgeb.  Taf.  2  u.  3.     Bei  Heibig,  Wandgemälde   der  v.  Vesuv  TertohiV^ 
Campaniens  No.   1257  u.   1258,  beide  als  Phrixos. 

kj  Abgeb.  b.  Tumbull,  A  curious  coli,  of  anc.  paintings  Lond.   1744  pl- 

1)  Abgeb.  Taf.  4  No.   1. 
m)   Abgeb.    b.    Duc    de    Luyncs,    Numismat.    et    inscript.    Chypriotes   p^ - 
pl.  6  No.  5. 


11.    GIOANTOUACHIE ;  LIEBESVERBINDUNGEN.  845 

yvu  Alop6koiiiieao6*),  eine  dergleichen  von  AIos  in  Thessalien^),  einen  Goldstater 
von  Lampsakos^),  drei  antike  geschnittene  Steine^],  während  er  einen  Cameo  in 
Neapel*)  ala  modern  ansschließt,  den  dagegen  Stephani^)  für  unzweifelhaft  antik 
erklflrt  hat. 

Unter  dieser  bedeutenden  Zahl  von  Darstellungen,  welche,  wenn  sie  als  solche 
FOD  Poeeidons  Liebesabenteuer  mit  Theophane   anerkannt  werden  könnten,    unter 
den  von  der  Kunst  ergriffenen  poseidonischen  Mythen  eine  der  ersten  Stellen  ein- 
nehmen würden,  hat  nun  schon  Wiesel  er  ^)  in  einer  Anzeige  von  Gaedechens  Arbeit 
sehr  stark  anfgerftomt,  ja  so  stark,    daß  er  als  sein  Bndurteil  (3.  332)  den  sehr 
bedenUichen  Satz  ausspricht,   »daß,  auch  wenn  das  Wandgem&lde  in  der  Casa  di 
Salluatio  nnd  vielleicht  auch  das  andere  auf  Theophane  zu  beziehen  sei,    es  doch 
gerathen    sein    dürfte,    diese    Deutungsweise    auf    die    pompejanische 
Wandmalerei  sa  beschränken,    da  in  Betreff  der  anderen  von  Gaedechens 
behandelten  Bildwerke  fUr  ein  paar  die  Deutung  auf  Helle,  für  die  Mehrzahl  aber 
die  auf  Aphrodite  grö^re  Wahrscheinlichkeit  hat«. 

Diesen  letzten  Satz  wird  jeder  Unbefangene,    welcher  die  ganze  Theophane- 
frage  stadirt  hat,  nicht  allein  unterschreiben,  sondern  wesentlich  entschiedener  aus- 
gesprochen wUnschen.     In   der  That   genügen  schon  die  von  Wieseler  gegen  die 
Qaedeehens*8chen   Erklftmngen  der   einzelnen  Monumente  gemachten  Bemerkungen, 
neben   denen   besonders  die  von   Gaedechens   vergeblich  bestrittenen  von  Flasch^] 
henronnheben   sind,    um    die    Unhaltbarkeit   der  Theophanedeutung  zu   erweisen. 
Dazu  kommt,    wie  Gaedechens   selbst  (S.   15)  nach  dem  Vorgang  Anderer^)  nicht 
iUein  anerkannt,    sondern  geflissentlich   hervorgehoben   hat,    daß    die   litterarische 
Onmdlage  in  der  Überlieferung  der  Theophanesage  bei  Hygin  a.  a.  0.,  aufweiche 
&    ErkUrnngen    widdergetragener    Weiber    in    Kunstwerken    insgemein    gestützt 
^«den,  als  eine  solche  Grundlage  ganz  und  gar  nicht  gelten  kann,  ipdem  Hygin 
iMit  entfernt  erzählt,    daß  Poseidon  sich,   um  Theophane  zu  entführen,    in   einen 
Widder  verwandelt,    Theophane  sich   von  einem  Widder  habe  davontragen  lassen, 
wadem  etwas   ganz  Verschiedenes,    nämlich,   in  Übereinstiuminng  mit  dem  Schol. 
^man.  ad  Arat.  vs.  224,    daß  Poseidon  sich  in  einen  Widder,  Theophane  in  ein 
Schaf  verwandelt  und  so  mit  ihr  nicht  etwa  einen  Heros ,  sondern  wiederum  einen 
Widder,   den  berühmten  goldvließigen  erzeugt  habe,    auf  welchem  später  Phrixos 
^  Helle  davonritten. 


a)  Abgeb.  b.  Dumeraan,  Cab.  d'Allier  de  Hauteroche  pl.  4  No.  1. 

b)  Unedirt,    in    der   Manzsammlung    der   k.    Bibliothek  in  Athen,    Gaedechens  S.  21 
^^-  14,  vgl.  Mionnet,  Suppl.  IV.  274,  21  =  Harwood,  Pop.  et  urb.  sei.  n um.  pl.  1  No.  11. 

c)  Abgeb.    Archaeol.    Ztg.    v.   1849.  Taf.   10  No.  2,  1853  Taf.  58  No.  9,  Denkm.  d.  a. 
^^Uttt  n.  No.  85. 

d)  Abgeb.  Gaedechens  No.  16  b.  Montfaucon,  Ant.  expl.  ü.  2  pl.  166  No.  3,  No.  17 
^  18  «iu  dar  StoMfa'iehen  Sammlung  in  Berlin  b.  Gaedechens  Taf.  4  No.  4  u.  5. 

I)  Aligeb.  a.  a.  O.  No.  6. 

4  Cff«Wte-;«^*>   '^  ^^  oomm.  Imp.  arch.  de  St.  P^tersb.  pour  l'annöe  1869  S.  85. 

■*  <  *  tl.  .8.  321  ff. 

'^Indien  1870  8.  1—9. 

f-.  Stephan!  im  Compte-rendu  a.  a.  O.  S.  111, 


346  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

Die  Entführung  der  menschengestaltig  auf  ihm  in  Widderverwandelnng  reit^i- 
den  Theophane  durch  Poseidon  mußte  also  von  den  Erklftrem  der  Kunstwerke  aus 
Hygin  selbständig  herausgesponnen  werden.  Nun  meint  freilich  Gaedechens ,  dies 
sei  nach  einem  richtigen  Instinct  gethan  worden,  nur  daß  man  sich  dabei  auf  Ovids 
Verse  (Metam.  VI.   115  sqq.) 

Te  quoque  mutatum  torvo,  Neptune,  iuvenco 

Virgine  in  Aeolia  posuit  [Arachne].     Tu  yisus  Enipeus 

Gignis  AloKdaa,  aries  Bisaltida  fallis 

hätte  sttltzen  sollen,  in  denen  der  Dichter  auf  die  Entführung  der  Theophane  dnreh 
den    in    einen    Widder    verwandelten    Poseidon    hindeute.     Aber    schon    Wieseler 
(a.  a.  0.  3.  324)    hat  mit  unzweifelhaftem   Rechte  bemerkt,    der   ZnsammenhaBg 
(vgl.  besonders  die  unmittelbar  folgenden,    auf  Demeter   bezüglichen  Verse)  f^bre    , 
mit  Entschiedenheit  zu  der  Annahme,    daß  Ovid  nur  daran  dachte,  Poseidon  habe^ 
in  Widdergestalt  der  Theophane    man  darf  hinzufügen :    der  in  ein  Schaf  verwan — ^ 
delten  Theophane   wie   als   Hengst  der  in  eine  Stute  verwandelten  Demeter)  bei — 
gewohnt,   so  daß  Ovid  nichts  Anderes  bezeugt,    als  Hygin.     Wird  aber  diese^ 
anerkannt,    so   verliert   die    Erklärung   widdergetragener  Fraaen  in  KnnstweAr^gi 
irgend    einer  Art  als  von  Poseidon  entführte  Theophane  eigentlich  allen  Halt 
Boden.     Auch  in  den  pompejanischen  Wandgemälden,    in  denen  allein  anch  Wu 
seier  noch  geneigt  ist,  sie  anzuerkennen.     Denn  so  bereitwillig  man  die  Darstelh 
einer   Götterliebschaft   in   pompejanischen    Wandgemälden   in    einer    von 
sonstigen  Kunstwerken  überlieferten  Form  dann  anerkennen  mag,  wenn  diese  Fo. 

* 

in   alexandrinischer    oder  in   der  von   der  alexandrinischen   abhängigen   rttaniseksK^ 
Poesie  auch  nur  angedeutet  wird ,   so  bedenklich  it>t  es ,    sie  ohne  ein  dergldcfa^ 
litterarisches    Zeugniß,   ja   entgegen    dem  Wortlaut  litterarischer  Zeugnisse  aiurt- 
erkennen.     Wahr  ist,  daß  die  Parallele,  in  welcher  die  eine  angebliche  Theophane- 
entfttbrung  in  der  Casa  di  Sallustio  mit  der  an  der  gegenüberstehenden  Wand  dir- 
gestellten  Entführuug  der  Europo  durch  den  Zeusstier  erscheint ,   uns  zunächst  ge- 
neigt machen  mag,  an  eine  auch  innerliche  Parallele  der  beiden  Bilder  zu  denien. 
Allein   nur   deswegen  eineu  ganz  unerhörten  Mythenzug  zu  erßnden ,    um  dann  ms 
ihm  das  Bild  solcher  innern  Parallele  gernftß  zu  erklären,  sind  wir  doch  nicht  be- 
rechtigt ;    auch   dann  nicht ,    wenn   das  immerhin  noch  zweifelhafte  Geschlecht  der 
von  dem  Widder  getragenen  Person  uns  verbieten  sollte ,  bei  derselben  an  Phrixo« 
zu  denken.     Zweifelhaft   aber   ist  das   Geschlecht   der   in   Rede    stehenden  PeßOB 
auch  jetzt  noch.     Gaedechens  (8.  13)   will  das  freilich  nicht  anerkennen  und  theiit 
außer    seiner    eigenen    Ansicht    noch    die   Zeugnisse   des  Prof.    de   Petra  und  d« 
Zeichners    Discanno    für    das    weibliche    Geschlecht    derselben    mit.     Die  von  ilu> 
selbst    Taf.   2;   veröffentlichte  Zeichnung  Discannos  aber  erregt  trotzdem  und  trc^ 
der  übrigens  auch  bei  anderen  Jünglingen  in  pompejanischen  Wandgemälden  nicl»- 
wcisbaren  sehr  weichen  und  vollen  Hüfteulinie  durch  die  Gestaltung  der  Brust  uw 
des  Ansatzes    der   Genitalien    Zweifel;    Heibig  ist  auch  neuerdings*)    nach  wiedf^ 

■ 

hoher  UntersnchunfT  bei  seiner  Ansicht  stehn  geblieben ,  daß  Phrixos  gemeint  »«^ 
und  mir  ist  diese  ebenfalls  richtig  erschienen.  Auch  ist  nicht  zu  verkennen.  '"^ 
viel  einfacher ,    trotz  der  völligen  Kühe  des  Phrixos ,    die   hinter  dem  Widder  h**" 


a'    Untersuchungen  üb.  d.  canipan.  Wandmalerei  S.  260  Anm.  3. 


11.    GI6ANT0MACHIE  ;  LIEBE8VERB1NDUNGEN.  347 

aus  dem  Meer  anfragende,  die  Arme  wie  verzweifelt  erhebende  weibliehe  Pignr  sich 
sUs  die  vom  Widder  gestürzte  Helle  verstehn   läßt,    denn    als    die,  wie  Wieseler 
(3.  32Sj  wollte  y   in  Eifersucht  ans  den  Fluthen  auftauchende  Amphitrite,  um  von 
Gaedechens  Erklärung  ganz  zu  schweigen.     Phrixos'  Kühe  und  anscheinende  Gleich- 
giltigkeit  bei  dem  Untergange  der  Schwester,    welche   sich   in  anderen  Bildern  so 
nieht   wiederholt,    läßt  sich  als  ein   schlecht  verstandener  oder  frostiger  Zug  des 
Bildes  erklären,    dergleichen  sich   in   den   pompejanischen  Malereien  mehr  finden. 
^1)er  dem  sei  wie  ihm  wolle;  auch  wenn  die  Figar  auf  dem  Widder  in  der  That 
iprciblieh  sein  sollte,  ist  sie  deswegen  noch  entfernt  nicht  als  Theophane  erwiesen; 
und  wenn  dies  immerhin  scheinbarste  Theophanebild  sich  nicht  sicher  halten  läßt, 
ao  kann  das  zweite,    bei    welchem  Gaedechens  selbst    (8.   17)  die  Unsicherheit  zu- 
gesteht, noch  weniger  Anspruch  darauf  machen,  die  vom  Poseidon widder  entführte 
'Plieophane  zn  beglaubigen. 

K.    Tyro  (?). 

Die  Liebesgeschichte  des  Poseidon  mit  der  Tyro  des  Salmoneus  Tochter,  über 
welche  die  Odyssee  (XI.  235 ff.)  verhältnißmäßig  ausführlich  berichtet,  hat  0.  Jahn*) 
in  der  Zeichnung  eines  etraskischen  Spiegels  zu  erkennen  geglaubt,  welchen  Ger- 
hard^) unter  die  Darstellungen  von  Adonis  und  Aphrodite  eingereiht  hatte.  Das 
Charakteristische  der  Sage  ist,  daß  Tyro  den  Flußgott  des  Enipeus  liebte  und  an 
dessen  Ufern  wandelnd  von  Poseidon  in  der  Gestalt  des  Flußgottes  bethört  wurde. 
iHese  Begegnung  des  Gottes  mit  der  Tyro  meinte  Jahn  in  der  Zeichnung  des 
Spiegels  zu  erkennen,  welche  er  folgendermaßen  bis  auf  einen  zweifelhaften  Punkt 
richtig  beschreibt: 

»An  dem  Rande  des  Wassers,  das  durch  die  Wellenverzierung  [eine  sich  durch 
das  untere  Feld  des  Bildes  hinziehende  Linie  von  Wellen]  deutlich  bezeichnet  ist, 
sitzt  hingekniet  eine  jugendliche  Frau  in  nachlässiger  Haltung,  mit  einem  Gewände, 
das  den  ganzen  Oberkörper  frei  läßt.  Mit  freudigem  Erstaunen  blickt  sie  zu  einem 
jtmgen,  bekränzten,  ganz  nackten  Manne  empor,  der  aus  dem  Wasser  her  [?]  sich 
ihr  naht  nnd  den  Arm  vertraulich  auf  ihre  Schulter  gelegt  hat,  wähi*end  sie  ihm 
&  Rechte  zur  Umarmung  entgegenstreckt.  Ein  Flügelknabe  [Eros]  schwingt  sich 
nut  einem  Kranze  hinter  dem  Jüngling  auf.« 

Wenn  gegen  Jahns  Erklärung 'de  Witte  ^)  bemerkt  hat,  es  stehe  ihr  die  völlige 
Nacktheit  des  Jünglings  und  der  Mangel  jeglichen  poseidonischen  Attributs  im  Wege, 
hd  deswegen  am  gerathensten  hält,  bei  den  Namen  des  Adonis  und  der  Aphrodite 
Mn  zu  bleiben,  falls  man  nicht  etwa  an  Polens  und  Thetis  denken  wolle,  so  be- 
*4t  der  erstere  von  der  Nacktheit  hergenommene  Einwand  offenbar  ganz  und  gar 
NiehtB  und  gegen  den  zweiten  kann  geltend  gemacht  werden,  daß  eben  hier  Po- 
kern ja  nicht  in  seiner  eigenen ,  sondern  in  der  Gestalt  des  Flußgottes  sich  der 
Tyro  nähert,  folglich  auch  mit  keinem  poseidonischen  Attribut  ausgestattet  sein 
Kann.  Wie  der  durch  die  Wellenlinie  angedeuteten  und  bestimmten  Örtlichkeit 
Sauber  die  Namen  Adonis  und  Aphrodite    zu   rechtfertigen    sein    sollen,   mag 


a)  Archaeol.  Aufsätze  S.  147  ff.,    kurz   angedeutet   auch    Ann.    dell'   Inst,    von    1845. 
P-  356. 

b)  Struskitche  Spiegel  Bd.  I.  Thf.  113. 

c)  Ann.  dell'  Inst,  von  1845.  p.  393. 


348  HL    MYTHRN  DES  POflJKDON. 

dahingestellt  bleiben,  die  Namen  Pelens  und  Tbetis  sind  schwerliek  haltbar,  da 
nicht  allein  Thetis  durch  Nichts  charakterisirt ,  sondern  ein  Entgegenkommeii  der- 
selben gegen  Peleus,  wie  es  hier  dargestellt  ist,  sich,  abgesehn  von  dem  üi  seiner 
Bedeutung  nicht  unbedingt  feststehenden  Relief  an  der  Portlandvase,  im  ganzen 
Bereiche  der  zahlreichen,  auf  diese  Sage  bezflglichen  Bildwerke*)  nicht  wieder- 
findet und  auch  nicht  wiederfinden  kann,  da  es  dem  eigentlich  charakteriatitclieo 
Inhalte  der  Sage  widerspricht. 

Gleichwohl  wird  man  Jahns  Erklärung  nur  bedingtermaßen  aniuerkenneD  Tvr- 
mögen,  da  ein  wichtiger  Umstand  in  der  Zeichnung  nicht  so  bestimmt  antgesproeiien 
ist,  wie  Jahn  angenommen  hat,    der  nämlich,    daß  der  Jüngling  aus  dem  Waaaer 
zu  dem  knienden  Weibe  herangekommen  ist.     Die  Möglichkeit  maß  also  (4km  ge- 
hallen werden,  daß  es  sich  um  ein  anderes  Liebesabentener  handele,  dessen  Seene 
nur  als  ein  Fluß-  oder  das  Meeresnfer  bezeichnet  werden  soll,  ohne  daß  der  Lieb- 
haber  als  Fluß-   oder  Meergott  zu   gelten   hat.     Welche  andere  Scene  dann  aber 
gemeint    sein    könne,    bleibt  eine  offene   Frage.     Und  daß  die  Tyrosage  in  i 
weitem  Verlaufe  dem  hier  in  Rede  stehenden  Kunstkreise   nicht  fremd  sei,    uk 
sich    die   Erkeunungsscene    zwischen   Tyro  und   ihren   Söhnen   in   einer  bekann 
Spiegelzeichnung ^)    dargestellt   findet,    hat   Jahn    (a.  a.  0.  S.  148)    als  indireci 
Unterstützung  seiner  Deutung  bereits  angeführt. 

L.    Pelops. 

Bekanntlich  wußte  die  griechische  Sage  von  einem  ähnlichen,  zärtlichen  ¥< 
hältnisse  des  Poseidon  zu  Pelops^)  zu  berichten,  wie  dasjenige  des  Zeus  an  Qao; 
medes  war,  nur  daß  uns  die  eiuzelnen  Züge  dieser  Sage  leider  höchst  nngenflge^^nd 
bekannt  sind.  Es  kann  deswegen  auch  nur  im  Vorbeigehn  auf  zwei  Vasengfimifc  ^de 
hingewieseu  werden ,  in  denen  künstlerische  Darstellungen  oder  Anspielangen  simif 
das  Verhältniß  Poseidons  zu  Pelops  erkannt  worden  sind. 

1.  Apulisclier    Krater    aus    Ruvo    in    Berlin    iNo.    I946j^).     Zur  Seite  eirnsn 
giebelgekrönten  Brunn euhäuscliens  wird  ein  schöner,  langlockiger  Knabe  von  ekMier 
zudringlichen  Gans  (eher  einer  solchen  als  einem   Schwane)    verfolgt,    welche  »m 
Paedagog  von  ihm  abzuwehren  sich  bemüht.     In   der  obem   Reihe   sitst,    auf   eleu 
Knaben  herabblickeud ,  Poseidon,  in  seiner  Nähe  Eros,    gegenüber  Aphrodite:     »m 
Ende  steht  etwas  tiefer  Hermes. 

Mit  vollem  Rechte   hat   Stephani    ^a.  a.  ().  S.   200)    hervorgehoben,    daß   (^ 
sich    hier  um   ein   von  der  Sage  nicht  überliefertes  Kreigniß  handele,   mit  zweifei- 
haftcrem  hinzugefügt,  das  Bild  gehöre  in  die  Reihe  der  überaus  zahlreichen  Fsni' 
lienscenen   der   Götterwelt ,     »welche    auf  ganz  eigener  Erfindung  der  Künstler  bt- 
ruheutt.     Klar  ist  indessen,  dail  es  sich  um  eine  erotische  Scene  handelt,  in  weJcber 
Poseidon  die  Hauptrolle  spielt,  und  wahrscheinlicher  deshalb,  daß  der  Knabe  Pe- 


a.   Vgl.  m.   Gallcric  heroischer  Dildwerkc  S.    172  ff. 

b    Passen,  Mus.   Etr.   HI.  3.   tav.    19,  vgl.  Jahn  a.  a.   ().  S.    148  Anm.  3. 

c\  Vergl.  Preller,  Uriech.   Mytbol.   H^.   S.   3h4. 

d)  Abgeb.  b.  (ierhard,  Trinkschalen  u.  (H'fuße  Taf.  22.  No.  1.  Vgl.  BuU.  doli' I"** 
von  lS4«i  p.  102,  Archacol.  Ztg.  v.  ls4«  S.  2:»2 ,  Ste|)hani  im  Comptc-rendu  de  U  •""•''• 
Imp.  arch.   de  St.    INt«r.->b.   pour  lanm-e   IS(i;i  S.   9(i  u.   S.   200. 


I 


11.    GIOANTOMACHIB ;    LIBBBSVERBIKDUNGEN.  349 

lopBy  als  daß  er  Ganymedes  zu  nennen  sei,  wie  Gerhard*]  wollte,  dem  Stephani 
(m.  a.  O.  S.  96)  mit  Recht  widerspricht. 

2.  In  der  großen  Vase  von  Ruvo,  welche  in  den  Mon.  dell'  Inst.  Vol.  II. 
t»y.  30  u.  31  abgebildet  ist,  hat  Jahn^)  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  in  dem 
MMif  tav.  3 1  in  der  obersten  Reihe  znm  Poseidon  gruppirten  Knaben  Pelops  wie  in 
dem  gegenttber  zum  Zeus  gesellten  Ganymedes  erkannt,  welchen  letztern,  alier- 
«lings  daneben  auch  den  Namen  des  vergötterten  Herakles  vorschlagend,  auch  E. 
Braun ^)  anerkennt,  welcher  den  Eoiaben  neben  Poseidon  ohne  jegliche  Wahr- 
aehdnlichkeit  Tithonos  benannt  hat. 

Bin  von  Roules^j  bekannt  gemachtes,  jetzt  in  Petersburg^)  befindliches  Vasen- 
gemllde  hat  von  Walz')  nur  nach  der  falschen  Restauration,  mit  welcher  es  bei 
Roolez  publicirt  ist,  selbst  nur  frageweise  auf  Poseidon  und  Pelops  bezogen  werden 
kiChinen,  während  es,  wie  Stephani  (a.  a.  0.)^)  bemerkt  hat,  ohne  Zweifel  Zeus 
und  Ganymedes  darstellt. 


Die  Kunstdarstellnngen  sonstiger  poseidonischer  Mythen   sind   entweder  mehr 
oder  weniger,    zum   Theil   höchst   unsicher  oder   ganz   vereinzelt.     So  beruht  die 
angebliche  Darstellung  von  der  Cession  Kalaureias^)  auf  bloßen  Träumereien  ver- 
banden  mit  Etymologien    eines   nur  zu   bekannten  Schlages.     Die  Darstellung  des 
troischen  Mauerbaus  durch  Poseidon  und  ApoUon  in  einem  bekannten  Wandgemälde 
der  Casa  di  Sirico  in  Pompeji^)  gehört  nicht   in  den  Kreis  poseidonischer  Mythen, 
tondern  in  denjenigen   der   epischen   Bildwerke.     Und   endlich  kann  man  von  den 
zahhreichen   Darstellungen  des  Poseidonsohnes   Taras  in   allen  ihren  Varianten  auf 
Mflnzen  von  Tarent^j  auch  nur  die  eine^),  welche  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II« 
Ko.  B6   wiederholt  ist  und   den  sitzenden  Poseidon  im  vertraulichen  Verkehre  mit 
dem  Knaben  Taras  darstellt,  welcher  die  Hände  liebkosend  zum  Vater  erhebt,  und 
tQcih  ue  nur  im  uneigentlichen  Sinne  zu  den  bildlichen  Gestaltungen  poseidonischer 
Vyflien  rechnen. 


r 
■  M  a}  In  dem  berliner  Vasenkatalog  a.  a.  O.  u.  den  Trinkschalen   u.  Gefäßen,  nicht  auch 

^n  der  Archaeol.  Ztg.  a.  a.  O.,  wo  Pelops  anerkannt  wird. 

^  1  b)  Archaeol.  BeitMge  S.  33  Note  75. 

e)  Ann?  dell'  Inst,  von  1836  p.  HO  sq. 

d)  Mölanges    de   philol.,  d'hist.   et    d'antiquit^    fasc.    4.   No.   13  =  Bull,  de  l'acad.  de 

BwxdUs  X.  6. 

e;  (Stephani)  Die  Vasensammlung  der  Kais.  Ermitage  No.   1668. 

f)  Archaeolog.  Ztg.  ▼.   1845  S.  59  ff. 

Ü)  Vgl  auch  Compte-rendu  etc.  pour  l'ann^e  1864  S.  216  Anm.  3. 

b)  Ann.  deU'  Inst,  von  1845  p.  63  sq. 

i)  8.  Qiomale  degli  scavi  di  Pompei  1862  tav.  6,  vergl.  Atlas  Taf.  XII.  No.  24. 

^l  S.  Carelli-Cavedoni  Num.  Ital.  vet.  tav.   103  sqq. 

J)  CarelU  a.  a.  O.  tav.  103.  No.  7. 


r« 
j^J 


350  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 


ZWÖLFTES  CAPITEL. 

Amphitrite    und   Amymone. 


A.  Amphitrite. 

Amphitrite,    welche   zuerst  bei  Hesiod^)  bestimmt  mit  Poseidon  verpaart  wird 
und  am  frühesten  bei  Pindar^)   als  seine  rechtmäßige   Gemahlin   erscheint,    kommt  jy.^ 
in  der  Kunst  von  alten  Zeiten  her  nicht  selten,  ohne  Zweifel  in  diesem  Sinne  mi^:^    . 
Poseidon  in  ruhigen  Gruppirungen  oder  in  seiner  Begleitung  vor.     So  schon  a.)  i',^- 
den    Reliefen    des    Tempels   der  Athena  Chalkioikos  in   Sparta^)    bei  der  Athi 


geburt,  so  b.)  in  denen  am  amyklaeischen  Thron ^),  unsicher  c.)  in  dem  ob» 
8.  216  f.  angeftlhrten  schwarzfigurigen  Vasenbilde,  dagegen  d.)  inschrifllich  v^u  ^^^ 
bürgt  neben  Poseidon  auf  einem  Viergespann  im  Hochzeitszuge  der  Fran^isvase^^^e. 
Aus  der  Zeit  des  reifen  Archaismus  sind  uns  e.)  Poseidon  und  Amphitrite  i  bü,^^, 
tuarisch  unter  den  Weihgeschenken   des  Mikythos  in   Olympia  bezeugt^) ;    so  |^^ 

hier  mit  Beiden  als  dritte  Gottheit  Hestia  verbunden  war,  erscheint  auf  der  Sos^  -fug 
schale^)  Hestia  neben  Amphitrite  thronend^).  Von  Amphitrite  begleitet  erscl^^  ^bt 
f.)  Poseidon  bei  der  Aussendung  des  Triptolemos  auf  einer  Castellani^sdien  ^^aae 
des  Hieron  ^)  und  wahrscheinlich  haben  wir  g.)  beide  Götter  auch  in  dem  in  den 
Mon.  deir  Inst.  I.  tav.  52  abgebildeten^)  Vasengemälde  zu  erkennen,  sofern  meh 
dieses  auf  das  von  Pausanias  (I.  17.  3)  berichtete  Abenteuer  des  Theseus  bedetit'j. 
'Aus  der  Blüthezeit  der  Kunst  finden  wir  h.)  dieselbe  Gruppe  des  Poseidon  «od 
der  Amphitrite  in  Relief  an  dem  Bathron  von  Phidias*  Zeus  in  Olympia"*].  Niebt 
ganz  gewiß ,  aber  doch  nach  ziemlich  allgemeiner  Annahme "]  sehr  wahrscheinücb 
war  i.)    Amphitrite  als  Gattin   des  Poseidon  als  die  Zttglerin  seines  Gespanns  in 


a)  Theog.  vs.   930    'Ex  o  'AfJi'fiTplxT);  xal  ipixzdizo'j  'Ewoai-yatou 

Tpbwv  eipußlif];  -^hezo  fx^^a;. 

b)  Olymp.  VI.   104     ....    ypuaaXaxaToio    iröai;    'AfxcpiTpha«.     Vgl.    ApoUod.    I.    4.     Ö'.      1 
riooei^div   oe  AfJupixpiTTjv  ttjv  'üxeavoO  Y^pieT  xtX.  • 

c)  Pausan.  III.   17.  3,  s.  oben  S.  211  Note  a. 

d)  Pausan.  III.  19.  3.  s.  a.  a.  O.  Note  b. 

e)  Mon.  deir  Inst.  IV.  tav.  54.  55,  Archaeol.  Ztg.  von  1850  Taf.  23.  24. 

f)  Pausan.  V.  26.  2,  s.  oben  S.  211. 

g)  Mon.  deir  Inst.  I.  tav.  24,    Gerhard,  Trinkschalen   und  Oeftße  Taf.  6.  7,  I>  ^t**" 
d.  a.  Kunst  I.   No.  210. 

h)  Vgl.  PreUer,  Griech.  Mythol.  12.  S.  329.  Anm.  1,  467.  Anm.  4. 

i)  Mon.  deir  Inst.  IX.  tav.  48,  s.  oben  S.  229. 

k]  In  der  Elite  c^ram.  III.  pl.  9  wiederholten. 

Ij  Vergl.    Nouv.    Ann.    de   la  section   francaise   I.    p.  139  sqq.,  anders  Welck.^^^s- i .  ^ 
Denkm.  lU.  S.  401  ff. 

m)  Pausan.  V.   11.  8,  vgl.  Anm.  12. 

n)  S.  Michaelis,  Der  Parthenon  S.  199  f.,  E.Petersen,  Die  Kunst  des  Pbeidias 
auch  Brunn,    Die  Bildwerke  des  Parthenon,   in  den  Sitzungsberichten  der  xnancherau 
1874,  II.  S.  24. 


12.    AMPHITBITE  UKD  AMYMONE.  351 

Westgiebel  des  Parthenon  dargestellt,  welches  Bildwerk  an  dieser  Stelle,  unter  den 
ruhigen  Gruppirungen  der  beiden  Meeresgötter  nur  in  so  fern  mit  angeführt  werden 
darf,  als  es  sich  in  ihm  nicht  um  einen  Poseidon  und  Amphitrite  in  ihrem  Ver- 
hältniß  zu  einander  angehenden  Mythus  handelt.  Wiederum  inschriftlich  verbürgt 
sind  k.)  Poseidon  und  Amphitrite  ('A[xcpiTptjTH  als  Ehepaar  in  dem  schönen 
Vasengemälde  mit  dem  Göttergelage  im  britischen  Museum*)  so  mit  einander  ver- 
bunden wie  Zeus  und  Hera,  Pluton  und  Persephone,  Ares  und  Aphrodite. 

Aus  nicht  ganz  sicherer  Periode,  aber  doch  wahrscheinlich  aus  guter  Zeit  ge- 
«eilt  sich  1.]  diesen  Bildwerken  die  kolossale  Cultusgruppe  beider  Götter  aufTenos 
von  Telesias  von  Athen  ^)  und  als  das  jüngste  datirbare  Monument,  welches  wahr- 
scheinlicher hier  einzureihen,  als  auf  den  in   mehren   weiterhin  zu  besprechenden 
Denkmälern  dargestellten  Hochzeitszug  der  beiden  Meergötter  zu  beziehn  ist,  m.)  die 
Cioldelfenbeingruppe ,    welche   Herodes   Atticus    in  den  Poseidontempel  von  Korinth 
geweiht    hatte    und    welche  Pausanias^)   ziemlich  ausführlich   beschreibt.     Undatirt 
endlich,  aber  nach  einem  Vorbild  aus  guter  Kunstzeit  ist  n.)  die  Zusammenstellung 
von  Poseidon  und  Amphitrite  wie   von   Pluton  und  Persephone,  während  die  Hera 
xom  Zeus   fehlt,  in   dem   Relief  Albani^j,    in  welchem  die  sehr  jugendliche,    fast 
mädchenhafte  Gestalt  der  Amphitrite  sich   nach  Analogie  ihres  etwas  tändelnden, 
fast  koketten  Wesens  in  dem  Vasengemälde  k.  auffassen   läßt,    wo   sie   mit  ihrer 
Kschmttckung  oder  Schminkung  beschäftigt  dargestellt  ist. 

Größeres  Interesse  als  diese  bloßen  Zusammenstellungen  gewähren  diejenigen 
Monumente,  welche  sich  auf  die  Gewinnung  von  Amphitrites  Liebe  durch  Poseidon, 
und  diejenigen,  welche  sich  auf  ihren  Upo;  Yafio;  beziehn.  Über  die  Art,  wie 
Poseidon  Amphitrite  gewann,  liegen  zwei  verschiedene  Erzählungen  vor.  Nach  der 
einen*)  wäre  Amphitrite,  um  ihre  Jungfräulichkeit  zu  bewahren,  zum  Atlas  ge- 
flohen und  hätte  sich  verborgen;  unter  vielen  anderen  Boten  hätte  Poseidon,  um 
*ie  SU  suchen,  auch  den  Delphin  ausgesandt,  der  sie  gefundeu  und  dem  Gotte  zu- 
gefUirt  hätte,  wofür  er  von  diesem  mit  vielen  Ehren  belohnt  und  unter  die  Sterne 
versetzt  worden  wäre.  Das  einzige  Kunstwerk,  welches  ziemlich  unzweideutig  diese 
^^''Zählung  in  ihrem  Kerne  wiedergiebt,  ist: 


S. 


aj  Mon.  deU»  Inst.  V.  tav.  49,  s.  Atlas  Taf.  XIII.  No.  8. 

b)  Clem.  Alex.  Protrept.  IV.    p.  41    (Pott.),    vgl.    oben    S.    238    und   Preller  a.  a.  O. 
467. 

c)  Pausan.  11.  1.  7.    rd  hk  Ivßov  dcp'  '^(xüv  dv^ftiptev  'Hpt6ß7)c  'AdTjvaloc,  Titirou;  T^aaapa« 
''^*>^p6aoi»;  irXVjV  toov  6irX»v  biz'Kai  ol   ocptolv   elaiv   dX^cpovxo;.   xai  Tplxcuvcc  hdo  irapd  xouc  Itc- 

^Ov»^   clol    ypuaoT,    xd    fxcx'    l?üv    iXi^pavxo;   xal   oOxoi*   xiji   hk    dpfxaxi  ^AfxcpixpixTj  xal  llooei^wv 
^•oifjxaot,  xal  trau  öpÄÖ«  doriv  iid  oeXtpivo;  6  riaXaifMuv'    dXIcpavxo;   hk  xtX  ypuaoO  xai   ouxoi 

d)  Abgeb.  bei  Zoöga,  Bassirilievi  di  Roma  I.  tav.  1.,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  76, 
^o^clbit  weitere  Litteratur  verzeichnet  ist. 

e)  £rato8th.  Katast.  31.  ToO  lloseiBAvo;  ßouXo^^voj  x9)v  'AfxcptxplxiQv  Xaßeiv  ei«  ^'jvaixa 
^"'^Xot.^j^ioa  ix^ivri  Icpu^s  ^P^«  f^"^  "AxXavxa  oianrjpfjaai  x^^v  zapdevlav  oreuöo'jaa.  6k  5«  xai  olI 
"■^^»ctOTii  NtjpT^ifte;  dxp67rrovxo  xexp'jfi.fjidv7]c  ixelvTj;  roXXou;  6  11.  ^?lirep.'}^e  p.aaxfipa«,  is  ol«  *ai 
"^^ir*    ^?piva'   irXav^fuvo«  oe  xaxd  xd«  vi^aou«  xoO  "AxXavxoc,    irepiTreodiv   auxiQ   irpoaaYY^XXci  xal 

Ä  "f  ciKfö;  llooeiSmva,  6  hi  "rtjxa;  a6xVjv  (jLejbxa;  xifid;  £v  xiq  t^aXd^oig   aux^)  (Zipiaev ,    Upöv 
^kOtön  iv^iwaac    elvai,    xal   eU    xd  daxoa    auxoO   x6   auaxTj(i.a   e^xev.     Wiederholt  bei  Hygin. 
"^oÄt.  ftstion.   n.    17,   Tgl.   noch   die  von  8tephani  im  Compte-rendu  etc.    pour  l'ann6e  1864 
&.  216  Anm.  1  angefahrten  weiteren  Zeugnisse. 

Uvtrbeek,  KaBttnythologie.  111.  23 


352  lU.    MYrH£N  i>£8  POSEIDON. 

No.  1.  das  Gemälde  auf  der  Vorderseite  einer  kleinen  Amphora  der  Peters- 
burger VasensammluDg^)  von  sorgfältigem  Stile  des  3.  oder  4.  Jahrhundert«.  Hier 
sitzt  rechts  auf  einem  GewandstUcke,  sei  es  am  Ufer,  sei  es  auf  einem  Felsen  im 
Meere,  Poseidon  links  gewendet,  mit  dem  Dreizack  in  der  Hechten,  das  Haar  mit 
weißen  Blumen  bekränzt,  ganz  ähnlich  wie  in  mehren  Vaseogemälden  Zeus,  der 
die  vom  Stier  herangetragene  lilurope  am  Ufer  erwartet;  ihm  naht  sich  ein  Del> 
phin,  unter  dem  Wellen  augedeutet  sind  und  auf  welchem  Amphitrite,  mit  einem 
Chiton  bekleidet,  das  Nackte  weiß  gemalt,  sitzt.  Ihr  voraus  schwebt,  anf  sie 
zurückblickend,  ein  nackter  Eros,  welcher  in  der  Linken  einen  Kasten  trägt  und 
mit  weißen  Blumen  bekränzt  i^.  Flinter  Amphitrite  steht  ein  mit  einem  ähnlichen 
Kranze  geschmückter,  leicht  bekleideter  und  beschuhter  Jüngling,  welcher ,  dnen 
unerkennbaren  Gegenstand,  den  man  nach  der  Zeichnung  am  ersten  für  ein  Paar 
gebogener  Schilfstengel  nehmen  könnte,  in  der  Linken  haltend  und  mit  der  linkes 
Achsel  auf  einen  Stab  gestützt,  bisher  unerklärt  ist. 

Nicht  unmöglich  ist  es,  daß  wir  in 

No.   1  a.,    der   schönen   kleinen  Nerelfdenstatue    im   Museum  der  Marciana  tu 
Venedig**)    die  von  dem  Delphin  zu  Poseidon   herangetragene   und  eben  landend 
Amphitrite  zu  erkennen  haben,    während   sie    Urlichs ^)    wie    Valentinell!   als 
verkleinerte  Nachbildung  eines  Bestandtheils  der  großen  Achilleusgmppe  des 
betrachtet.     Allerdings   waren  in   derselben   die  Nereiden  auch  anf  Delphinen  rei 
tend^)    dargestellt,    und   wenn    Urlichs   meint.    Blick  und  Antlitz  unserer  Nereid 
seien  auf  Achilleas  gerichtet  zu  denken,    so  ist   dagegen   positiv  schwerlich  Vieles 
einzuwenden.     Auf  den  Gedanken ,    daß   wir   die  vom  Delphin  dem  Poseidon  zog^ 
tragene  Amphitrite   zu    erkennen  haben ,    führt    der    weite    Schleier ,    welchen    d5 
Jungfrau  mit  den  beiden  abgebrochenen  Händen  gefaßt  gehabt  hat  und  mit  welche 
sie    sich    zu    verhüllen   im  Begriff  ist.     Für   eine  die   Thetis   begleitende  NertiFfcJS^ 
würde  dieser   weite  Schleier   wenigstens  müßig   und  seine  Handhabung    anffidle^r-B<] 
sein,    während   Beides  aus  der  hier  als  möglich  angenommenen  Situation  sich  au  ^WTti 
einfachste    und   passendste   erklärt.     Gegen    eine   allzu    stricte    Zurückführung   a&  iif 
Skopas  und  seine  große  Gruppe  wird  man  auch  die  sehr  leichte  und  etwas  rafKuMirr 
behandelte  Bekleidung  geltend  machen  müssen,   während  dieselbe  wiederum  dur^L^li- 
aus  pasöend  erscheint,   wenn  wir  die  NereYde  von  etwas  späterer  Kunst,   viellemdif 
mit  Anlehnung  an  ein  skopasisches  Motiv  für   die    hier  angenommene   erotische     >'/- 
tuation  gestaltet  denken.     Ob  man  die  Darstellung  durch  einen  der  NereYde  ge^jron- 


a)  Stephan!),   Die  Vasentiammlung  der  Kais.   Ermitage    No.  2164,  abgcb.    bei  ßtephani. 
Antiquitcs  du  BoHphore  Cimm.  pl.  Ol  No.   .*i  u.   4,   vgl.  Text  Bd.   II.  57. 

b)  Valentinelli,  Catalogo  dei  marmi  Bcolpiti  del  inuseo  arclieologico   dclla  Marciana  iVk' 
No.  49,  abgeb.  das.  tav.  4,    bei  Zanetti,  Ant.  statue  II.  3S,  bei  Clarac,   Mus.  de  sculpt.  pl 
746    No.   1802.      Hoch    1,24    M.      /um  gegenwärtigen  Zustande    vergl.    noch    Conie   in  du 
Archaeol.    Ztg.    von    1S72    S.   ^4 ,    der    auch    nach  meiner  UnterHUchung  die  von  Valentinelli 
angenommene    Nichtzugehörigkeit    des     Kopfes    mit     Hecht    bezweifelt.     S.    auGerdcm  nvH^. 
<>.   Jahn,   Berichte  der  k.  silchs.   lies.  d.    Wiss.   von   1S54.   S.   177  f. 

c)  Skopa»  S.    147. 

d    IMiii.    N.    H.    \.XXVI.    H't       Nereide»    supra    delphino.s    et    cete    aut    hippo**"*!^' 
«fdentes 


12.     iLMPBITBITf.  UND  AMYMONE.  353 

aber  atehmdeii  oder    sitzenden  Poseidon   vervollständigt    denken   soll    oder  nicht, 

wird  wohl  dahinstehn  müssen. 

Die  zweite  Erzählung^]  berichtet,  daß  Poseidon  Amphitrite  geraubt  habe ,    als 

sie  anf  Naxos  einen  Reigen  mit  aufftthrte. 

Auf  diese  Sagenwendung  scheint  sich  am  sichersten  zu  beziehn: 

No.  2.  das  roth%nrige  Gemälde  auf  einer   aus  Aegina  stammenden  Pyxis  in 

der  Ephorie  des  Cultusministeriums  zu  Athen  ^j. 

In  diesem  Bilde ,  welches  aufs  lebhafteste  an  gewisse  Darstellungen  des  Raubes 
der  Thetia  durch  Polens*^)    erinnert,  hat  der  durch  seinen  Dreizack  aufs  unzwei- 
deutigste gekennzeichnete,  bekränzte  und  kurzbekleidete  (oben  S.  230  u.  330  f.)  Po- 
seidon neben  einem  flammenden  Altare   die  erschreckt  fliehende  Amphitrite  an  der 
Schnlter  gefaßt,    während  er  mit  dem  Stiele  seines  Dreizacks  wie  in  gebieterischer 
Weise  ihre  Flucht  zu   hemmen  sucht.     Von  drei  weiteren  NereKden  eilt  eine  zum 
Beistände  der  Schwester  herzu,    während  die   beiden  anderen  mit  großen  Schritten 
nach  rechts  entfliehn,  wo  der  unterwärts  fischleibige  Nereus  lebhaft  zu  einer  ganz 
JTtthig,  wie  erstarrt  vor  ihm  stehenden  Frau,  Doris,  redend  dargestellt  ist,  offenbar 
■un  nach  einem  sehr  gewöhnlichen  Motive  solcher   Scenen^j,    dem    Vater    von    der 
.saBerordenÜichen  Begebenheit  Kunde  zu  geben  und  seine  Hilfe  anzurufen. 

Diese  Scene,  welche  bei  der  großen  Zahl  ähnlich  dargestellter  Liebesabenteuer 
H^oeeidons  schwerlich  mit  Sicherheit  zu  benennen  sein  würde,    wird  zunächst  durch 
^en  hier  ungewöhnlichen,  aber  nicht  unerhörter  Weise  fischleibig  dargestellten  Ne- 
:areus  ^^) ,  der,  obgleich  nicht  durch  Namensbeischrift  gesichert,  hier  nicht  wohl  anders 
C Triton,    Glaukos)   genannt   werden   kann.     Nach  ihm   bestimmen  sich  nicht  allein 
^die  Mädchen  als  Nereiden  und  folglich  das  von  Poseidon  ergriffene  als  Amphitrite, 
«Bondem  es  wird  durch  ihn,  namentlich  indem  ihm  ein  schwimmender   Delphin  bei- 
^^^egeben  ist,    wodurch   er  als  im  Meere  befindlich  bezeichnet  wird,    auch   die  Ort- 
BJehkeit,    wo  sich  die  Handlung    vollzieht,    als  Meeresstrand  charakterisirt.     Dies 
iptflt  natflrUch  auf  Naxos,    von  woher  Poseidon  die  Amphitrite  raubt,    vollkommen 
«aid  nicht  minder  läßt  die  Mehrzahl  der  anwesenden  und  bei  dem  stürmischen  Her- 
einbrechen des  Gottes  sehen  aus  einander  fliehenden  Nereiden,  gar  füglich  auf  den 
^vorhu*  von  ihnen  uni  den  auch  sonst  in  verwandten  Scenen  vorkommenden^)  Altar 
gefeierten  Reigen  schließen,    auch  dann,    wenn   man   den  von  der  Nereus  zuge- 
fl^A^en  Nereide  gehaltenen  Gegenstand  nicht  mit   Heydemann  a.  a.  0.  als  Ball, 
sondern   nach   der  Zeichnung   mit  Logiotatides   als  einen   Apfel   erkennt ,   welcher 
dann  freilich  eine  nähere  Beziehung  auf  die  Häupthandlung  oder  auf  die  eheliche 


a)  Bei  Eustath.    ad    Od.  p.   1458.  40.     icepl   i^c    ('AfxcpiT(>(T7)«)    fxudo;    6ti    iv    Nd((|>   r^v 

V^Tp(tT)v  ^opeuo'jsov  lidiv  no9Ei&tt»v  -ijpiraoev.     Ebenso   der   Schol.    mit  dem   Beisatze:    £dcv 

^  ifXwpicDv   rioset^cuvla  d}vo|xdodY)  if)   dei; ,    cu;  xai  ''Hpa    AialvT)    irapd  Aa)5(»va(ot( ,    dK 
ATtoXX^I^oopo*, 

b)  Zuerst  beschrieben  und  richtig  gedeutet  von  Logiotatides  in  der  Archaeol.  Ztg.  v. 
*^  Anx.  S.  254*  f.;  abgeb.  bei  Heydemann,  Griech.  Vasenbilder  Taf.  I.  No.  2,  welcher 
^^otttides'  Erklärung  verwirft  und  das  Gemälde  in  offenbarem  Irrthum  auf  »die  Nereide 
^ymone«  besieht. 

c;  Vgl.  m.  Gall.  heroischer  Bildwerke  Taf.  VlI.  No.  4,  Taf.  VIII.  No.  4,  5,  7. 

d)  Vergl.  O.  Jahn,  Arch.  Beiträge  S.  29  f. 

e;  Vergl.  Jahn,  Arch.  Beiträge  S.  31.  Anm.    51». 


354  III.    MTTHKN  DES  POSEIDON. 

Verbindang  von  Poseidon  nnd  Amphitrite  schwerlich  hat,  wie  sie  Logiotatides 
(a.  a.  0.  S.  255*)  annimmt.  Wenn  so  dies  Gemälde  ziemlich  sicher  ab  auf  die 
Yon  Eustathios  überlieferte  Sagenwendung  bezüglich  betrachtet  werden  darf,  ver- 
schlägt es  für  dessen  Verständniß  Nichts,  wie  man  die  Handlung  des  Nereas  und 
der  vor  ihm  stehenden  Frau  auffaßt,  ob  man  in  Nereus'  Oesticulationen  mit  Logio- 
tatides den  Ausdruck  seines  Unvsillens  erkennt  oder  mit  Heydemann  annimmt,  daß 
er,  der  Zukunft  kundig,  die  That  im  voraus  gewußt  habe  und  eben  im  Begriffe  sei, 
dieselbe  seiner  Gattin  Doris  zu  erzählen. 

Weniger  sicher,    aber  dennoch   wahrscheinlich  bezieht  sich  auf  dieselbe  Er-         ^ 
Zählung 

No.  3.  das  im  sorgfältigen  Stile  des  4.  Jahrhunderts  aosgefährte,  rothügurige    ^ 

Gemälde  auf  einem  s.  g.  Oxybaphon  (011a)   aus  der  Campanaschen  in  der  peters— . ^ 

burger   Sammlung^),    welches   Stephani   folgendermaßen    beschreibt:    »In  der  Mitt^,j^ 
schreitet  ein   bärtiger  Mann    (Poseidon),    der   ein  kurzes  Panzerhemd  [?  sollte  die:^^^. 
nicht  ein   Chiton   wie  der  sein,    welchen   der  Gott  in  No.  2   hat?]   and  in  de\ 
Haaren  ein  schmales  Band  trägt,  sowie  einen  Gewandstreifen  über  den  linken  Arr* 
geworfen   hat,    heftig   mit  vorgestreckten  Armen  nach  rechts.     Vor  ihm  flieht 
Frau  (Amphitrite)  heftig  nach  rechts,  indem  sie  nach  links  zurückblickt.    Sie 
einen   mit  einem  braunen  Band  gegürteten  Chiton    nebst  einem  kleinen  Übei 
und    in    den    Haaren  einen  Blätterkranz.     In   der   Linken  hält  sie  einen  Delph-'-^r^jp 
Hinter  Poseidon  flieht  eine  zweite  ....  Frau  (Nereide)  heftig  nach  links , .  ind-^^^QQ 
sie  nach  rechts  zurückblickt.     Sie  ...  .  hält  in  der  Rechten  einen  Delphin.« 

Auf  dem  Kvs.    setzt   sich   die  Scene  so   fort:     »In   der  Mitte    steht   ein  jj^t 

Chiton  und  Himation  bekleideter  Mann,    dessen   Bart-   und  Haupthaar  von  wer  ^[Ber 
Farbe  sind    (Nereus)    in   ruhiger   Haltung  nach   rechts  gewendet  und   hält  in  der 

Linken   ein   Skeptron.     Auf  ihn  zu   eilt   von   rechts  her  eine    ....    Frau   C^^fe- 
relde)   ....     Hinter  ihm  eilt  eine  vierte  ....  Frau  (Nereide)  nach  rechts,  in.      dea 
sie  nach  links  zurückblickt.«  —  Allerdings  würde  durch  den  Mangel  des 
in  der  Hand  des   angreifenden  Mannes  die  Beziehung  des  Ganzen  auf  einen 
donischen  Mythus  anfechtbar  werden ,    wenn   nicht  die  Frauen  des  Avs.  dnrel^   ik 
von  ihnen  gehaltenen  Delphine  als  Nereiden   unzweifelhaft  gekennzeichnet  wflr-*^, 
denen   gegenüber   bei   dem   bärtigen  Angreifer   in    einem   Gemälde  dieses  Stil^»«  n 
Polens  sicher  nicht ^),    also  füglich   an   keinen  Andern,    als  an   Poseidon  gedselit 
werden  kann®). 

Eine  durchaus  verwandte  Composition  zeigt 

No.  4  das  rothßgurige  Gemälde  auf  einem  Stamnos  der  Würzburger  i^ainin- 
lung  (No.  324)^),  nur  daß  die  Nereiden  der  Vorderseite  keine  Delphine  ^^^teo, 
Nereus  auf  dem  Kvs.  sitzend,  mit  Scepter  und  Fisch  ausgestattet  dargest^^t  i^i 
die    hinter   ihm   stehende   Frau   durch   die   ihr   Haupt  bedeckende  Haube  ^^oo  ^ 


a)  (Stephani),  Die  Vasen  Sammlung  der  Kais.  Ermitage  No.  1531. 

b)  Wie    der   Verf.    der    Catal.    Campana   XI.    52  und  Manitius,  De  antiquitk'^  l^ep^ 
Hgura  p.  4()  wollten. 

c)  Vergl.  wegen  des  fehlenden  Dreizacks  auch  oben  8.  319  f. 

d)  Ehemals  in  der  Feoli'schen  Sammlung ,    Campanari ,    Vasi   Feoli  No.  1 1    ^        ^j;^^ 
Gerhard.  Auserl.   Vasenbb.  III.  Taf.    182. 


12.    AMPUITBITE  UND  AMTMONE.  355 

flbrigen  Nereiden  unterschieden  und  wahrscheinlich  als  Doris  charakterisirt  wird 
and  endlich ,  nnd  dies  ist  die  Hauptsache ,  daß  der  Angreifer  auf  der  Vorderseite 
ein  Jflngling  und  daher  bis  jetzt  allgemein  für  Peleus  erklärt  worden  ist.  Die 
Grflnde,  aus  denen  man  ihn  gleichwohl,  wenn  auch  nicht  mit  Sicherheit,  fUr  Po- 
seidon halten  darf,  sind  oben  S.   324  f.  angegeben  worden. 

Außerhalb  des  Kreises  der  Vasenbilder  wird  sich  auf  die  Entführung  Amphi- 
trites  am  wahrscheinlichsten  beziehn  lassen: 

No.   5,  ein  sehr  fragmentirtes  Wandgemälde  in  der   Casa  del  poeta  tragico  in 
Pompeji •^    welches    Heibig    richtig   so  beschreibt:    »Ein   Triton   mit   meergrünem 
^aar  schwimmt  heftig  bewegt  nach  rechts,  in  der  Rechten  eine  Peitsche,  um  den 
erhobenen   linken  Arm   ein   Band  oder  eine    Schlange   [?].     Ihm   nach    reitet  auf 
^inem  gezftumten  Delphin   ein   Eros,    welcher  mit  beiden   Händen  einen  Dreizack 
Siftlt.     Beide   wenden   sich  nach   der   links   befindlichen   und   bereits   bei  der  Ent- 
<lecknng  des  Bildes  nur  im  untern  Theil  erhaltenen  Gruppe.     Nach  dem  vorliegen- 
den  Stiche   stellt    dieselbe   eine   sitzende   männliche  Figur  dar,  ....  welche  eine 
^«veibliche   ....   über    die    Schenkel    gelegt    hält;    gegenwärtig   sind    von    beiden 
ITi^ren  nur  die  Beine  erhalten.    Über  dem  Triton  sieht  man  Spuren  einer  nackten 
mftnnlichen  Figur,    im   Stiche   des  Mus.  Borbon.  über  dem  Eros  einen  Pferdehuf.« 
Eben   so   richtig  fügt  er  hinzu,  allem  Anscheine  nach  sei  eine  Entführung  darge- 
stellt, bei  welcher  Triton  und  Eros  zugegen  sind.     So  haben  das  Bild  auch  Andere 
verstanden,    aber   die  handelnden   Personen    verschieden   benannt.     Jahn^)  hat  an 
eine  Entführung  der  Amymone  durch  Poseidon  gedacht,   und  zwar  veranlaßt  durch 
^en   Umstand ,  daß  auch  bei  Lukian  ^)  ein  Triton  den  Gott  der  Amymone  zufährt. 
An    Poseidon  wird  schon   des   mit  deip    Dreizack   ausgestatteten,    delphinreitenden 
Blros  wegen  nicht  zu  zweifeln  sein,    desto  mehr  aber  an  Amymone.     Denn  es  ist 
sehr  die  Frage,  ob  bei  ihr  überall  von  einer  Entführung  durch  Poseidon  die  Rede 
^ein  könne.     In  den  gangbarsten   Formen  der  Sage  (s.  unten  Amymone)  ist  dies 
Sewiß  nicht  der  Fall;    wenn  aber  bei   Lukian   (a.  a.  0.  §  3)  Amymone  zu  Po- 
seidon sagt:    iroT   fxe   Euvapiraaa?    ayen;;    so  zeigen  die  ein  paar  Zeilen  weiterhin 
^Igenden  Worte:    tt  ßtaCTQ  fxe  xal  4;  ttjV  OaXarrav  xafteXxei<;;  i'^m  8i  airoirviYT^- 
^^(iiai  7]  abXioi  xaTaSuaa,   daß  es  sich  hierbei  wohl   darum  handelt,    daß  Poseidon 
^^^    Mädchen  in  sein  Wellenreich  hinabzieht,    um   dort,    wir  dürfen  annehmen  in 
^iner  Wassergrotte,  wie  sie  bei  Philostrat  sen.  Imagg.  I.  8.  sich  alsThalamos  für 
Poseidon    und    Amymone    wölbt   und   wie   sie   ein   seines   Ortes  zu  besprechendes 
^«sengemälde  darstellt,  ihrer  Liebe  zu  genießen,  nicht  aber  darum,    daß  Poseidon 
-^i&ymone  von  der  Küste  von  Lema  weg  über  das  Meer  an  emen  andern  Ort  oder 
^    seinen   Palast  t^er   das   Meer  hin   entführt  habe^).     Und  eben  um  solch  eine 
^tführung  über  das  Meer  hin,  wahrscheinlich  auf  einem  mächtigen  Hippokampen, 
^^^ndelt  es  sich  in  dem  Wandgemälde.     Mit   größerer  Wahrscheinlichkeit  hat  dem- 


a;  Heibig,  Wandg.  der  v.  Vesuv  verschütteten  8tAdtc  Campaniens  No.  1092,  abgeb. 
^^».  Borbon.  in.  tav.  52. 

h]  Griechische  Vasenbilder  S.  36  f. 

Ol  Lucian.  Dial.  deor.  marin.  6. 

d  Dasselbe  wird  von  den  Worten  des  Schol.  Eurip.  Phoen.  vs.  195:  ^pnaoi  xe  auTT,v 
***  fc|iipf)  %VL  gelten  haben. 


356  .    III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

nach  Stephaoi^)  die  von  Poseidon  Entführte  Amphitrite  genannt,  bei  der  es  sieh  ja 
in  der  That  um  einen  Raub  vom  Strande  von  Naxos  und  um  eine  WegAhnmg 
handelt,  welche  die  dauernde  eheliche  Verbindung  der  beiden  Meergdtter  veran- 
laßt, während  Meir  Amymone  schon  deshalb  als  inArgos  zurückbleibend  zu  denken 
haben,  weil  ihr  von  Poseidon  empfangener  Sohn  Nauplios  daselbst  heimisch  war, 
ehe  er  Nauplia  gründete. 

Zu  diesen  Monumenten,  welche  die  Gewinnung  oder  Entführung  Amphitritea 
durch  Poseidon  nach  der  einen  oder  der  andern  Wendung  der  Sage  angehn,  stellen 
sich  zunächst  diejenigen,  welche  den  Hochzeitszug  der  beiden  Meeresgötter  ver- 
gegenwärtigen.    Hier  gebührt  ohne  Frage  die  erste  Stelle 

No.  6,  einem  großen  und  schönen  Friesrelief  in  der  Glyptothek  in  München^;. 
Gegenüber  der  ausführlichen  und  in  allem  Wesentlichen  genauen  Beschreibung 
dieses  Reliefs  bei  Jahn  und  gegenüber  seinem  dem  Verständniß  keine  Schwierig- 
keit bietenden  Inhalte  wird  hier  die  sachliche  Besprechung  kurz  gefaßt  werden 
dürfen,  während  die  Beifügung  einiger  Erörterungen  über  die  Composition  und  die 
kunstgeschichtliche  Stellung  des  Denkmals  nicht  wohl  zu  vermeiden  ist. 

Die  Mitte   des  ganzen   Reliefs  nimmt  der  von  zwei  Tritonen  gezogene  Hoch^^ 
zeitswagen  des  Poseidon  und  der  Amphitrite  ein,    welcher  in  der  Hauptsache  ^^^e 
Form  eines  auf  Räder  gestellten  Thrones  hat^),   dessen  Rücken-  und   Armlehii^i^^ 
mit  einem  schönfaltigen  Tuch  überhängt  sind.     Auf  demselben  sitzt  links  Posei^^jjQ 
mit   nacktem   Oberkörper,    von    einem    Himation    verhüllten   Beinen,   eine  (in  i 

Zeichnung  im  Atlas  leider  weggelassene]  Taenie  im  reichen,  etwas  wirren  und  \ 

feucht  gebildeten  Haar   und   sanftem ,    fast  ein  wenig   schwermüthigem  Ausdr^»-  a< 
des  Gesichtes.     Mit   der   Rechten    hält    er    den    um    den   Leib    der   Tritonen  | 

schlungeuen  Leitriemen,    die   Linke   liegt  bequem  geöffnet   auf  der  Armlehne 
Wagens;  die  Frage,    ob   der   Gott  in  dieser  Hand  einen  Dreizack  gehalten 
ist  schon  oben  S.  320  als  zweifelhaft  bezeichnet  worden.     Rechts  neben  dem 
mahle  sitzt  Amphitrite,  ganz  und  tief  in  den  bräutlichen  Schleier  eingehüllt, 
sie  mit  emstmildem  Ausdrucke  des  schönen  Antlitzes.     Von  den  beiden  den 
ziehenden  Tritonen  spielt  der  rechte  die  Lyra,    während  derjenige  links  auf 
ergänzten,  aber  ohne  Zweifel  richtig  ergänzten  Muscheltrompete  bläst,    welcba«  mq 
die    Stelle    der    bei   gewöhnlichen   Hochzeiten    üblichen  Flöte   getreten    ist.       Dem 
Wagen  folgt,    von  einem  gewaltigen  Hippokampen  getragen,    in  dessen  Seh^wruui- 
Windungen  gelagert  sie    von  hinten  gesehn  wird,    eine    mit   einem  ganz  dflooeii 
Chiton  und  um  die  Beine  geschlagenen  Himation  bekleidete  Nereide,  welche- in  der 
Linken  eine  theilweise  ergänzte  Schale  hält,  in  welche  sie  aus  einer  in  der  Recbtoi 
erhobenen  Kanne  einschenkt.     Ein  kleiner  Eros,   welcher  auf  unbegreifliche  Weise 


a)  Compte-rcndu  etc.  pour  l'annöe  1^64  S.  222. 

b)  Jetzt  No.  115,  B.  Brunn,  Beschreib,  d.  Glyptothek  2.  Aufl.  S.  144  ff.,  fr^*" 
No.  116;  abgeb.  mit  manchen  kleinen  Ungenauigkeiten  in  den  Berichten  der  k.  sAdu»*  ^^' 
d.  Wias.  von  1854  Taf.  3—8,  nach  Photographie  vom  Original  im  Atlas  Taf.  XIII.  No-  *^- 
Vergl.  außerdem  Urlichs,  Skopas  S.  128  ff.  und  Stark  im  Philologufl  Bd.  XXI.  S.  444«. 
Die  Ergänzungen  sind  bei  Brunn  genau  verzeichnet. 

c)  Jahn  a.  a.  O.  S.  164.  Note  12  vergleicht  mit  Recht  die  Beschreibung  bei  Pl»<^^^ 
V.  Ceu^o«.  CeO^o;  VjfjLiovixov  t^,  ßoixöv ,  t-?;v  Xe^ofAevr^v  xXivi^a,  ^  ioTiv  6fxo(a  hiil^^  »  *'^ 
T*^;  TJy.^r^i  p.£dooov  iroioOvxai  xtX. 


12.     iJtPHITmTE  UND  Afl^OKE.  357 

anf  dem  stai-k  bewegten  linken  Vorderbeine  des  Seerosses  steht,   hält  dasselbe  aih 

Zflgel,  während  ein  zweiter  auf  dem  in  mächtigen  Windungen  arbeitenden  Schweife 

desselben  rnhig  sitzend  nnd   nach  außen  schauend  dargestellt  ist.     Den  Abschluß 

nach  dieser  Seite   bilden   zwei   weitere  NereYden,   von   denen   die   eine  mit  einem 

blattförmigen  Fächer  in  der  Rechten,   einen  nicht  sicher  bestimmbaren  Gegenstand 

mit  der  Linkeik  auf  dem  Schooß  haltend,    auf   dem    Rücken    eines    niit  bärtigem 

Kopfe  restanrirten  Triton  getragen  wird,    auf  dessen  Schulter  sie  vertraulich  den 

rechten  Arm  stützt,   während  die  zweite,  von   der  außer  dem  wie  bei  der  erstem 

ergftnzteli  Kopfb  nur  wenig  zu  sehn  und  die  ohne  Attribute   ist,    auf  einem   ganz 

gewaltigen  Seedrachen  reitet,  den  ein  vorahsohwebender,  bis  auf  den  einen  Flügel 

ganz    der  Restauration  angehörender  Eros  an   einem    Leitseile  zu  führen  scheint. 

Dieser  ersten,  von  rechts  nach  links  bewegten  Zughälfte  begegnet  in  der  entgegen- 

gesetBten    Richtung    die    zweite;    voran    auf   einem    Hippokampen   nach  Frauenart 

reitend    eine    reicher    und    völliger    als  die    übrigen  Nereiden   bekleidete  weibliche 

Person,  deren  Haupt  mit  dem  Kekryphalos  (oder  Sakkos)  bedeckt  ist  und    welche 

in  beiden  Händen  ein  Paar  lodernder  Fackeln    dem    Brautpaar    entgegen    erhebt. 

Smnn  hat  sie,    ohne  Zweifel  mit  Recht  als  die  Brautmutter,    die  Okeanide  Doris 

l^eseiehnet*).     Auf  den   Schweifwindungen  ihres   Hippokampen    sitzt  wiederum  im 

'Wesentlichen  ruhig  ein   kleiner   Eros  (Kopf  modern) ,    welcher  den  Zügel  des  nun 

^^Igenden  Seestieres  hält.     Auf  diesem  reitet,  ebenfalls  quer  sitzend,  rückwärts  ge- 

^^nrendet,    aber  vorails  blickend  eine   Nereide,    welche   ein   wie   es    scheint  rundes 

Kästchen    (ELibotosj    in  den   Händen   hält   (1.    Arm  u.  1.  Hand    ergänzt],  während 

Auch   hier,  entsprechend  detia  andern  Ende  und  eben  so  durch  einen  Pfeiler,    auf 

^^w^hen  zurftckzukommen  sein  wird,   von  der  Mitte  getrennt,  ein  Nereidenpaar  den 

-^i^sdiluß  bildet.     Von  diesen   wird   die  vordere,    wie   jene   gegenüber,    auf   dem 

^Kücken  eines,  hier  Jugendlichen  Triton  oder  Seekentauren   getragen ,    auf  welchen 

^^  den  Bchönen,    nur  unterwäHs  bekleideten  und  von  hinten  zu  sehenden  Körper 

^^^aem  gelagert  hat,  mit  der  Rechten  auf  die  Mitte  des  Zuges  hindeutend,  welcher 

ftf  zu  ihr  zurückblickender  Träger  eifrig  zuzustreben  scheint.     Die  zweite  Nereide, 

^^n  der  hinter  einem  von  ihr  gehaltenen,  unerklärbaren,  breiten  Gegenstande  nur 

^©t-  Kopf  sichtbar  wird,  reitet,  wiederum  wie  ihr  Gegenüber ,  auf  einem  mächtigen 

®^edrachen,   dessen   Zügel  der  Triton  in   der  rechten  Hand  hält,    während  seine 

^^Qke    darunter,    in    Gewand    eingehüllt   sichtbar    wird.      Nicht   unausgesprochen 

^^bon  soll  der  Zweifel,   ob   das  Relief  mit  den  beschriebenen  Figuren  vollständig 

^Hialten   sei  oder  ob   an   beiden   Enden   ein   Stück  fehle.     Rechts  wie  links  näm- 

■><^h,  rechts  oberhalb  des  langen  Fischscliweifes  des  Triton,  links  unten  neben  dem 

*'^uße  der  auf  dem  Triton  gelagerten  Nereide  sind   noch  Stücke  von  Fischschwanz- 

^*^dungen   za   sehn,    deren  Zusammenhang  mit  den  ganz    dargestellten  Seewesen 

^^U'ehans  unklar  ist  und   von  denen  besonders  derjenige  links  wie  von  dem  Ende 

^^f   Platte    abgeschnitten   aussieht.     Fehlt  aber   links  ein   Stück,    so  muß  bei  der 

^olllcoinmenen   RiBgelmäßigkeit  der   Entsprechung  in  den  beiden  Seiten  der  Compo- 

^Hion  dieselbe  auch  rechts  noch  weiter  fortgesetzt  gewesen  sein  und  die  Länge  des 

^özen  Reliefs  würde  dann  über  die  erhaltenen  8,88  M.  noch  hinausgegangen  sein. 

Daß  in  diesem  Relief  sich  alle  charakteristischen  Merkmale  des  Hochzeitszuges 


a)  Vergl.  die  ähnliche  Kopfbedeckung  der  vcrmuthcten  Doris  in  No.  2  u.  4. 


I 


358  ^  in.    MTTH£N  DES  POSEIDON. 

finden,  hat  Jahn  (a.  a.  0.  S.  164  ff.)  näher  erörtert,  hier  sei  nur  kurz  anf  die 
Einholung  der  Braut  auf  dem  Wagen  des  Bräutigams  unter  zahlreichem  Gefolge, 
die  Verschleierung  der  Braut,  die  Musik  von  Saiten-  und  Blasinstrument  (auXol 
(popfjLiYYi;  te  II.  XVni.  495)  und  die  von  der  Brautmutter  getragenen  Fackeln 
als  auf  das  Wesentlichste  hingewiesen;  auch  ist  hierüber  bei  den  verschiedenen 
Erklären!  kein  Zweifel  und  keine  Verschiedenheit  der  Ansicht.  Anders  verhält  es 
sich  mit  der  Oesammtcomposition  unter  künstlerischem  Gesichtspunkt  und  mit  der 
kunstgeschichtlichen  Stellung  des  Denkmals. 

Anlangend  die  Gesammtcomposition  ist  am   auffallendsten  die  Zweitheüigkei^^ 
des  dargestellten  Zuges  und  der  Umstand,   daß    sich  die   beiden  Hälften   in  de^m 
Mitte  begegnen,  anstatt  daß  das  Ganze  sich  in  einer  Richtung  fortbewegte.    Wen^r:^ 
freilich  Jahn  (S.    165]    von   der  Doris  als  von  einer  »dem  Wagen  voraufziebende^^ 
Frau  mit  den  angezündeten  Fackeina  redet  ^^),   so  hebt  er  mit   diesem   Ausdracl 
die  Zweitheiligkeit  auf,  irrt  aber  aufs  entschiedenste.     Brunn   (S.    147)   sucht 
zu  vermitteln,    und  zwar  indem  er  schreibt,    daß,    obwohl  sich   die  verschiedei 
Gruppen  nach  dem  Centrum  zu  bewegen  und  dort  auf  einander  zu  stoßen  scheu 
der  Beschauer  dennoch  den  Eindruck  empfange,  als  bewege  sich  der  Zug  in  eii 
einzigen  Richtung  fort.     Dies  meint  er  näher  folgendermaßen  motiviren  za  könn* 
»Durch   eine   perspectivische  Neigung  der  Rücklehne  des  Wagens  und   durch     ^ 
ovale  Form  des  Rades,   sowie   dadurch,    daß  der  eine   der  ziehenden  Tritoneo  ia 
der  Vorderansicht  gebildet  ist,  erhält  der  ganze  Wagen  eine  Wendung  nach  aa&tD 
gegen  den  Beschauer  zu ,    während  *  eben  so  auch  das  Seeroß  der  Doris  sich  nacli 
außen  dreht   [?],    so   daß  beide  Gruppen  sich  nicht  begegnen,    sondern  von  zwei 
fast  entgegengesetzten  Seiten   aus  dem   Beschauer   entgegen  zu  kommen  scheineD^ 
Daß  aber  femer  die  beiden  Flügel ,    welche  sich   an  diese  Spitzen  des  Znges  an- 
schließen, gewissermaßen  nach  hinten  zurückweichen,  ist  durch  das  besondere  Maß 
der  Ausführung  erreicht  worden  ....     Je  mehr  die  Entfernung  vom  Mittelpunkte 
wächst,  um  so  mehr  nimmt  auch  das  Maß « der  Ausführung  ab,   so   daß  gegen  die 
Enden  zu  die  Arbeit  wie   vernachlässigt   und  fast  nur  in  großen  Massen  sUziiit 
erscheint.     Grade  dadurch  ist  aber  erreicht,  daß  das  Auge  bestimmt  anf  die  Mitte 
hingeführt  wird,  daß  diese  dem  Beschauer  entgegen  zu  kommen  scheint,   während 
die  Flügel  noch  in   einiger   Entfernung  zurückbleiben.«     Dies  sind  denn  freilich  in 
mehr    als  einem   Betracht  sehr  bedenkliche   Sätze.     Es  muß  allerdings  dem  Ange 
eines   Jeden   überlassen    bleiben,    ob    es   den   von    Brunn   geschilderten   Eindruck  -^ 
empfangt  oder   nicht,   aber  die  Mittel,    durch   welche  dieser  angebliche  ^indmek^ 
erreicht  sein   soll,    erheischen  eine  etwas  nähere  Beleuchtung.     Richtig  geschildert^" 
ist  die  perspectivisch  verschobene  Ansicht  des  Wagens;    allein  diese  war 
von  allem  Andern  deshalb  nöthig,  weil  bei  einer  streng  eingehaltenen  Profilansicl 
die    Figur    des    Poseidon    diejenige    der  Amphiti'ite  so   gut  wie  gänzlich  und  d< 
vordere    (linke)    Triton   den   hintern   (rechten)    zum   größten  Theile   gedeckt 
würde.    Der  Künstler  dieses  Reliefs  ist  hier  nicht  anders  verfahren,  als  der 
des  Parthenonfrieses  in  der  Darstellung  der  Zyga  des  Reiteraufzuges  an  der  Noi 
und  Südseite'^],    wo   doch   von  einer  Wendung  des  Zuges  dem  Beschauer  enl 


a)  Michaelis,  Der  Parthenon  Taf.  10  u.  Taf,   13. 


12.  AMPHTTRITE  UND  AMYMOKE.   '  359 

entfernt  nicht  die  Rede   sein  kann.     Das  sind  einfache  Consequenzen  der  Gesetze 
der    Reliefbildnerei   und   die    Zusammenstellung    des    mit   dem   Oberkörper  in  der 
Vorderansicht  gebildeten  Triton   und  des  in  der  Profilansicht  dargestellten  zweiten 
neben   ihm  entspricht  einer  meistens   beobachteten  Gewohnheit  derselben  Kunst  ^). 
Daß  sich  auch  das  Secroß  der  Doris  nach  außen,  dem  Beschauer  entgegen  wende, 
ist  schon  oben  durch  ein  beigefügtes  Fragezeichen  als  thatsächlich  irrig  bezeichnet 
worden;  lediglich  den  Kopf  wendet  dasselbe  um,    weil  derselbe  gradaus  gerichtet 
mit  dem  Arm  des  Triton  häßlich  zusammengestoßen  wäre  und  den  emporgerichteten 
flAchschwanz   verdeckt   hätte ;    sein  ganzer  Körper  bewegt  sich  in   reiner  Profil- 
»naicht,    genau  so  wie  diejenigen  des   zweiten  Hippokampen,    des  Seestieres,    der 
Seedrachen,  des  Seekentauren  am  linken  Ende.     Was  sodann  die  nach  den  Enden 
tftin  abnehmende  Ausführung  des  Reliefs  anlangt,  ist  es  wahr,  daß  sich  hier  einige 
Unklarheiten  finden,  welche  aus  der  Abbildung  besser  zu  ersehn,    als  mit  Worten 
oline   Weitläufigkeit  zu   schildern  sind   (vgl.  nur  den  l.  Arm  der  Nereide  auf  dem 
S«ekentauren  und  den  Hals  der  zweiten  Nereide  am  luiken  Ende,  den  rechten  Arm 
der  Nereide,   deren  Kopf  neben   dem  des  Seedrachen    am  rechten  Ende  sichtbar 
^wird,    die  Unbestimmbarkeit  der  von   den  Nereiden  dieser  Endgrappen  gehaltenen 
Gegenstände).     In   der  Hauptsache   aber  muß  die  Richtigkeit  der  Beobachtung  in 
^;^l)rede  gestellt   werden   und   auch  hier    genügt  ein  Blick  auf  die  nach  photogra- 
plüischer  Vorlage  gemachte  Abbildung  im  Atlas  um  Jeden,  auch  den,  welcher  das 
Oxiginal  und  Abgüsse  nicht  kennt,  zu  überzeugen,  daß  die  menschlichen  und  thie- 
riachen  Formen   der   Gestalten   an  den  Enden  des  Reliefs  weder  weniger  kraftvoll 
Ki.och  weniger  durchgearbeitet  sind,  als  diejenigen  der  Gestalten  in  der  Mitte.    Wäre 
nicht  der  Fall,  müßte  Brunns  Beobachtung  anerkannt  werden,  so  wäre  damit 
Lgleich  über  die  Entstehungszeit  des  Reliefs  in  einem  Sinne  entschieden,  mit  dem 
sich  Brunn  am  wenigsten  einverstanden    erklären   würde.     Denn  ganz  gewiß  giebt 
es  kein  Relief  aus  guter  griechischer  Zeit,  welches  eine  solche  größere  Entfernung 
eisseher  Theile   auf  diese  oder  auf  eine  andere  Weise  zu  vergegenwärtigen  auch 
x^ut  versuchte ,    weil  dies  gegen  die  Stilgesetze  des  Reliefs  verstößt ,  am  wenigsten 
'^ber  ein  solches,  welches  diesen  Eindruck  durch  Mittel  zu  erreichen  strebte,  welche 
den  Gebiete   des  Malerischen  angehören.     Dergleichen    könnte,    wenn    überhaupt 
^n  antiker  Kunst,    höchstens  bei   einem   Product   aus  römischer  Zeit  angenommen 
Verden,    in  welcher  das  Relief  in  Folge  seiner  Reproduction  malerischer  Composi- 
tionen  angefangen   hat,    malerische    Momente    in    seine    Darstellungsmittel    aufzu- 
nehmen^). 

Wenn  die  Sache  sich  nun  aber  so  verhält,  so  wird  man  nicht  umhin  können, 
^  der  That  zwei  einander  begegnende  Züge  anzuerkennen,  bei  denen  an  der 
spitze  des  einen  das  Brautpaar,  an  der  Spitze  des  andern  die  Brautmutter  sich 
^^ndet.  Wie  man  sich  dies  erklären  und  zurechtlegen  will,  ist  eine  offene  Frage, 
^^lich,  daß  beide  Zughälften  demnächst  abschwenken  und  eine  gemeinsame  Rieh- 


1)  Vergl.  2.  B.  die  Paare  in  der  Götterversamnilung  des  östlichen  Parthenonfrieses, 
Michaelis  a.  a.  O.  Taf.  14. 

b)  Vergl.  besonders  Philippi ,  Über  die  röm.  Triumphalreliefe  und  ihre  Stellung  in  der 
^^uwtgeschichte  in  den  Abhh.  d.  k.  «ächs.  Ges.  d.  Wiss.,  Phil.-hist.  Classe  VI.  S.  247  ff., 
Sonders  S.  268  ff. 


360  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

tung  einschlagen  werden,  möglich,  daß  hiervon  die  erste  Andeutung  in  der  Rich- 
tung von  Poseidons  Wagen  gegeben  werden  soll,  möglich  aber  vielleicht  auch,  daB 
die  Composition  auf  einem  andern ,  von  uns  noch  nicht  erkafanten  Grunde  ruht. 
Soll  dieser  aber  jemals  gefunden  werden ,  so  darf  man  sich  vor  Allem  über  die 
Thatsache  nicht  täuschen,  wie  es  Brunn  gethan  hat. 

Auch   sonst  ist  in   diesem  Relief  noch   das  Eine  und   das  Andere  auffallend 
und  unaufgeklärt.     Auffallend  mu£  man  es  nennen,  daß  in  dem  ganzen  Bilde  jede 
Andeutung  des  Wassers  fehlt,  in  welchem  doch  alle  hier  dargestellten  Wesen,  Tri- 
tonen  und  Sceungeheuer  nicht  nur  allein  sich  bewegen  können,  sondern  hier  offen- 
bar sich  bewegend  gedacht  werden.     Allein  dies  mag  sich   mit  Brunn  aus  der  so- 
gleich   näher  zu    besprechenden  architektonischen  Bestimmung  des  Reliefs  erklären 
lassen.     Unaufgeklärt  dagegen  ist   vor  Allem  die  ^Bedeutung   der    beiden    flacben 
Pilaster,   durch  welche  die  beiden  Eckgruppen  von   der  Mitte  der  Composition  ge- 
schieden  werden.     Brunn    hat    (S.    147)    dieselben    daraus  zu   erklären   verbucht, 
»daß   das  Relief  ursprünglich  als   Theil   eines   architektonischen  Ganzen  gearbeitet 
war,  wahrscheinlich  als  Fries  an  der  Vorderwand  eines  sechssäuligen  Tempels,  so 
daß   die   etwas   breitere  centrale   Doppelgruppe  sich  über  der  Thür  der  Cella  be- 
fand, die  isolirten  Nereiden  den  zunächst  folgenden  Intercolumnien,  die  Pilaster  den 
Ecken  der  Cella,    die  Nerel'denpaare  der  Breite  der  Seitenhallen  entsprachen.«   In 
der   Annahme,    daß   das   Relief  den   Fries   an   der  Vorderseite  eines  sechssäuligen 
oder  korinthisch  viersäuligen)  Tempels  gebildet  habe,    ist  Brunn   Urlichs    (Skopu 
S.    128  f.)  vorangegangen,    welcher   auch  auf  mehre   Tempel   von  wenigstens  in- 
uähernd  ähnlichen  Dimensionen   hingewiesen   hat;    hiergegen    ist    auch   nicht  eben 
viel  einzuwenden.     Allein  Brunns  Annahme,  daß  die  Gliederung  des  Baues,  welchen 
der  Fries  schmückte,  sich  nicht  etwa  in   der   rhythmischen  Gliederung  des  Reliefs 
ausspreche ,    wie   dies   im  östlichen  Parthenon fries  und  in  besonders  deutlicher  und 
feiner  Weise   im   östlichen   Friese  des  s.  g.  Theseion  der  Fall  ist^),    sondern  daB 
aus  ihr  die  beiden,    innerhalb  der  Composition  so  befremdlichen  Pilaster  stammt»!, 
ist  im  höchsten  Grade  bedenklich,    weil   sich  in   keinem   der  auf  uns  gekonunenei 
verwandten    und    vergleichbaren    Monumente    etwas    auch    nur    entfernt  Ähnliches 
>\iederfindet  und  man  doch  wahrlich  nicht  wird  sagen  wollen ,  die  Erscheinang  sei 
eine  natürliche  und  geschmackvolle  und  ihre  durch  Brunn  gegebene  Erklärung  be- 
dürfe deswegen  der  Begründung  durch  ein  analoges  Vorkommniß  nicht.     Ob,  wie 
dies  in  Vasengemälden,  aber  freilich  auch  nur  in  solchen,  etwas  Gewöhnliches  ist, 
durch    diese  Pfeiler   Gebäude  angedeutet   werden  sollen ,    etwa  die  BehausuDg  dv 
Ncreus ,  aus  welcher  Poseidon  die  Braut  abholt ,  das  mag  dahinstehn  und  soll  f^ 
wiß  nicht  behauptet  werden;    aber  das  muß  man  doch  sagen,    im  Zusammenhanp 
mit  der  Composition  und  der  dargestellten  Scene  müssen  diese  räthselhafton  Pilaster 
stehn  und  wir  werden  nicht  glauben  dürfen,  sie  erklärt  oder  verstanden  zu  haben, 
bis  wir  vermocht  haben,  diesen  Zusammenhang  nachzuweisen. 

Auch  in  Betreff  der  kunstgeschichtlielien  Stellung  dieses  Reliefs  gehn  die  ^^ 
sichten  noch  nicht  zusammen.  Jahn,  welcher  die  große  Schönheit.  Kraft  ^ 
Frische ,    dabei    die    überall    in    den   Nereidengestalten   im   Gegensatze   gegen  ^' 


a}  Vgl.  Friederichß,  Bausteine  z.  Gesch.  d.  griech.-röm    Plastik  I.  S.   137  f. 


12.     AMPHITRITE  UND  AMYMONE.  361 

niiBgen,  welche  in  der  spätem  Kunst  gäng  nnd  gebe  sind,  gewahrte  keusche 
ernste  Haltung  nach  Gebühr  hervorgehoben  nnd  gepriesen  hat ,  meint  zwar, 
Werk  unter  den  uns  erhaltenen  sei  mehr  geeignet,  als  dieses,  uns  von  dem 
defi  Skopas  nnd  seiner  Schule  einen  Begriff  zu  geben,  nimmt  aber  gleichwohl 
and,  den  Pries  gradezu  für  ein  Werk  eben  dieser  Schule  zu  erklären,  obwohl 
in  den  Zeiten  der  schönsten  Eunstblüthe  zuschreibt.  Urlichs  (Skopas  S.  129) 
>t  getrost  einen  Schritt  weiter  than  und  behaupten  zu  dürfen,  der  Fries  sei 
der  Werkstatt  des  Skopas  als  Begleiter  der  von  seiner  Hand  ausgeführten 
len  (der  berühmten  Achilleusgruppe)  hervorgegangen  und  verhalte  sich  zu 
n  ähnlich  wie  die  Reliefe  des  Parthenonfrieses  zu  den  verlorenen  Original- 
:en  des  Phidias.  Ja  er  nimmt  an  (S.  130),  daß  der  münchener  Fries  den- 
vn  Tempel  des  Poseidon  zierte,  woraus  Cn.  Doroitius  Ahenobarbus  die  Gruppe 
*aehte,  womit  er  nicht  behaupten  will,  daß  er  grade  an  derselben  Stelle  des 
ndefi  sich  befartd;  er  könne  eine  Balustrade  oder  irgend  eine  größere  Ab- 
ühg  geschmückt  haben  [?].  Urlichs  sucht  diese  seine  Ansicht  auch  noch  mit 
topographischen  Argumentation  zu  stützen,  daß  der  Palast  Sta.  Croce,  in 
hem  das  münchener  Relief  früher  aufgestellt  war  (ohne  daß  wir  freilich  wissen, 
3r  dieses  in  denselben  gekommen  und  ob  es  in  der  Nähe  gefunden  ist) ,  in  der 
on  Roms,  dem  Gircus  Flaminitts,  liegt,  wo  sich  der  von  Cn.  Domitius  erbaute 
mit  Skopas'  Achilleusgruppe  geschmückte  Tempel  befand.  Während  nun 
in  (a.  a.  0.  8.  150),  obwohl  er  den  Mangel  des  Zeugnisses  über  die  Her- 
It  des  Frieses  beklagt,  Urlichs'  Vermuthung,  daß  der  Fries  mit  der  Statuen- 
ipe  in  enger  Verbindung  gestanden  habe,  als  einer  »gewissen  Wahrscheinlich- 
I  nicht  entbehrend  bezeichnet  und  auch  seinerseits  dem  Fries  ein  ähnliches 
WtDiß  zn  Skopas  zuspricht,  wie  es  der  Parthenonfries  zu  Phidias  hat,  stemmt 
Stark  (a.  a.  0.  S.  444)  dieser  Ansicht  entgegen.  Er  will  sich  dabei  nicht 
den  bei  wiederholter  Betrachtung  von  dem  Werk  empfangenen  Eindruck  be- 
m,  welcher  ihm  dasselbe  als  ein  schönes  Zeugniß  jener  reproducirenden  Thätig- 
i  attischer  Künstler  auf  dem  Boden  Roms  (in  der  s.  g.  neuattischen  Schule) 
'hmea  ließ,  dagegen  glaubt  er  bezweifeln  zu  müssen,  daß  man  dem  Skopas 
B  q)ielenden ,  scherzenden ,  die  Seeungeheuer  zügelnden  vier  Erotenkinder  zu- 
len  dürfe,  die  mehr  im  Geist  alexandrinischer  Poesie  erfunden  seien,  als  im 
8te  der  Kunst  eines  Skopas,  des  Meist4Brs  der  megarischen  Erotengruppe  (Urlichs 
^  S.  90),  in  welcher  Eros,  Himeros  und  Pothos  nicht  Kinder,  sondern  zarte 
iben  an  der  Grenze  des  Jünglingsalters  waren.  —  Die  Frage,  wie  früh  man 
en  der  ernstem  Jünglingsgestalt  des  Eros  die  kindliche  als  in  der  Kunst  ange- 
idet  wird  annehmen  können,  kann  hier  nicht  beiläufig  erörtert  worden:  mag 
r  auch  der  kindlich  gestaltete  Eros,  auch  eine  Mehrzahl  kindliciier  Eroten  viel- 
ht  etwas  früher  als  zu  der  Zeit  annehmbar  sein ,  auf  welche  Stark  hier  hin- 
st,  immerhin  bleibt  neben  ihrer  in  der  That  spielenden  Verwendung  im  mUnchener 
886  noch  Eins  übrig,  welches  gegen  die  unmittelbare  Zurückfithrung  desselben 
8kopa^*  Zeit  oder  gar  Werkstatt  sprechen  dürfte.  Das  ist  der  scheinbar  ge- 
^fägige  Umstand,  auf  den  schon  oben  gelegentlich  hingewiesen  worden  ist,  daß 
Art,  wie  drei  dieser  Eroten,  der  eine  auf  dem  Fuß  eines  galoppirenden  Hippo- 
npen  stehend,  die  zwei  anderen  auf  den  mächtig  bewegten  Schwanzwindungen 
t  Meerungeheuem  ruhig  sitzend,    angebracht  sind,    von  einer  in  hohem  Grade 


362  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

anlebendigen  AnffassüDg  der  Kunst  Zeugniß  ablegen.  Denn  die  Stand-  und  Sitz- 
punkte  dieser  Eroten  sind  ja  nur  im  Kunstwerk  unbewegte,  bei  der  Yoratellang 
wirklichen  Lebens  der  dargestellten  Wesen  dagegen  so  bewegte,  daß  man  behaup- 
ten kann,  so  gut  wie  auf  diesem  Pferdebein  und  auf  diesen  Schweifwindungen 
kdnnte  Jemand,  und  wär's  zehnmal  ein  geflügeltes  Wesen,  auf  den  Flttgeln  einer 
arbeitenden  Schiffsschranbe  Platz  nehmen.  In  der  spätem  Kunst  konunt  dergldchmi 
und  Ähnliches  freilich  oft  genug  vor,  für  die  Zeit  der  höchsten  BIflthe  dagegen, 
welche  den  bildnerisch  geschilderten  Vorgang  lebendig  auffaßt  und  als  lebend^ 
darstellt ,  wird  sich  kein  Beispiel  finden  lassen ,  welches  diesem  an  die  Seite 
stellt  werden  könnte  ^^). 

Hiernach  aber  wird   man  wohlthun,    zu  Jahns  maßvoller  Ansieht   über   dec? 
Fries  zurttckzukehren,  in  welchem  man  immerhin  eine  starke  und  nahe  Anlehnuni 
an  die  von  Skopas,  eben  in  seiner  berühmten  Meerwesengruppe,  geschaffenen 
ausgestalteten   Formen    von    Tritonen,    Hippokampen    et   multa   alia  marina 
kennen,  von  dem  man  daher  auch  immerhin  glauben  mag,  daß  er  mehr  als  i 
ein  anderes  erhaltenes  Werk  geeignet  ist,  uns  von  der  Kunst  des  Skopas  in 
Richtung  eine  Vorstellung  zu  geben,    ohne  ihn  gleichwohl   in  seiner  Gesammth^^^^ 
der  Werkstatt  oder  der  Zeit  des  Skopas  zuzuschreiben. 

Denn    in    Betreff   dieser   Gesammtheit    muß    man   dodi  mit  Stark  (a.  a.  CZD.) 
sagen,  liegt  es  eben  so  nahe,  »dieses  schöne   Relief  der  anmuthigen  Porticus 
tavia  ad  circum  Flaminium,    also  in    der  Gegend  des  Palastes  Sta.  Croce, 
schreiben,    welche  eine  Stiftung  des  Cn.  Octavius  in  Folge  seines  Seesieges  fkber 
Perseus  von  Makedonien  war  und  welche  daher  füglich  einen  auf  Poseidon  beKll|f. 
liehen  Schmuck  aus  der  Hand  der  damals  von   Hellas  herübei^ewanderten  Colon« 
griechischer  Künstler  wie  Polykles,  Timokles,  Timarchides  erhalten  haben  moebfer. 

In  gradezu  überraschender  Weise  kehrt  eine  Reihe  von  Motiven  dieses  Reliefs 
wieder  in 

No.  7,  einem  im  Jahr  1869  in  einem  kleinen  Hause  in  Pompeji*)  aiwg^ 
grabenen  und  in  das  Museum  von  Neapel  geschafften  Mosaik*),  welches  ohne 
Zweifel  von  dem  Relief  abhängij^:  ist,  ohne  daß  man  es  gleichwohl  weder  im 
Ganzen,  noch  in  irgend  einer  Einzelheit  als  eine  bloße  Copie  desselben  bezeichoefl 
könnte.  Der  wesentlich  so  wie  im  Relief  gestaltete,  nur  an  der  Rückenlehne  nicht 
drapirte,  dagegen  an  der  Armlehne  mit  einem  Triton  geschmückte  Brautwagen  des 
Götterpaares  ist  hier  von  links  nach  rechts  gewendet,  wovon  es  eine  Folge  ist, 
daß  auch  die  Insassen  ihren  Platz  gewechselt  haben.  Poseidon  dem  Beschauer  m- 
nächst  rechts,  Amphitrite  zu  «einer  Linken  sitzt.  Der  Gott,  welcher,  wie  in  deo 
Relief  ernst  aber  milde  vor  sich  blickt ,  hält  hier  einen  leichten  Dreizack  in  der 
Rechten,  ist  beträchtlich  weiter  in  sein  Gewand  gehttllt  un  !  führt  nicht  da«  Leit- 
seil  der  seinen  Wagen  ziehenden  Meerwesen:    Amphitrite  zu  seiner  Seite,  ähnlich. 


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a    Ueg.  IX.    Ins    2.    Eingang   No.   27    bei    Fiorelli,    Rclaz.   dcgli  scavi  di  Pompei  p  ^^ 
tav.   XI,   vcrgl.   (Jiornalc  degli  scavi  di   Pompei  N.   S.   II.  p.    10. 

bi  Abgcb.  im  (nornale  degli  scavi  di  Pompei  II.  tav.  1  mit  Text  von  Briiio  <U» 
p.  36  sqq..  vergl.  Trendelenburg  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1S71  p.  177  und  R.  Engelminn  i" 
Lützowfi  Zeitschrift  für  d.  bild.  Kunst  VII.  S.  (»7.  S.  Atlas  Taf.  XIII.  No.  13  inach  I1>oU»- 
graphic  und  Zeichnung  Discannos  vom  Originale). 


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12.     AMPHITRITE  UND  AMTMONE.  363 

9r  weniger  dicht  verschleiert,  als  in  dem  Relief,  das  Hanpt  mit  einer  goldenen 
$phane  geschmückt,  sieht  verschämt  vor  sich  nieder  oder  auf  einen  Erosknaben, 
Icher  sich,  wie  es  scheint  eine  freie  Zuthat  des  Mosalcisten,  nach  einem  nicht 
ten,  zumal  auch  in  pompejanischen  Wandgemälden  nachweisbaren  Motiv  ^j, 
lelmisch  und  .  zutraulich  mit  dem  Ellenbogen  auf  ihr  Knie  lehnt.  Der  Wagen 
rd  nicht  wie  im  Relief  von  zwei  Tritonen,  sondern  von  einem  solchen  und  einem 
skentauren  gezogen,  welcher  letztere  demjenigen  am  linken  Ende  des  Reliefs 
shgebildet  scheint,  aber  mit  Pferdevorderbeinen  anstatt  der  gewaltigen  Seethier- 
Ben  gebildet  ist.  Während  der  Triton  wie  derjenige  rechts  im  Relief  die  Lyra 
elt,  bläst  der  Seekentaur  nicht  wie  der  Triton  links  im  Relief  die  Muschel- 
mpete,  sondern  in  einer  sehr  schwungvoll  erfundenen  Stellung  die  Doppelflöte. 
iter  dem  Wagen  und  dem  Gespann  ist  das  im  Relief  fehlende  Wasser  mit  einigen 
ßhen  und  unregelmäßigen  Wellenlinien  angegeben. 

Im  nntem  Theile  des  Bildes  sind  zwei  Nereiden  angebracht,  von  welchen  die 
le  auf  einem  lyraspielenden  Seekentauren,  die  andere  auf  einem  Seedrachen 
itet,  welcher  letztere  auch  ziemlich  augenscheinlich  aus  den  Seedrachen  des  Re- 
ife abgeleitet  ist.  Beide  Nereiden  sind  verschleiert,  die  vordere  ohne  jegliches 
ttribut,  während  die  hintere,,  welche  eine  Stephane  im  Haare  trägt,  den  auch  im 
dief  vorkommenden  blattförmigen  Fächer  hält^  zugleich  aber  mit  einem  dort  nicht 
)rkommenden  Motive  den  Zeigefinger  zum  Mund  erhebt,  als  wenn  sie  auf  das  bei 
er  heiligen  Handlung  gebotene  Schweigen  hindeuten  wollte.  Ihr  ist  außerdem  ein 
'aulich  mit  ihr  kosender  Erot  beigegeben,  ^er  Brizio  (a.  a.  p.  37)  veranlaßte, 
ie  für  Aphrodite  zu  erklären ,  worin  ihm  Trendelenburg  (a.  a.  0.)  mit  Recht 
^dersprochen  hat.  Völlig  begründet  ist  dagegen  die  Bemerkung  Brizios  (p.  38  sq.), 
aß  die  Anbringung  der  beiden  Gruppen  unter  einander  oder  im  Vorder-  und 
Untergründe,  welche  durch  die  quadratische  Form  der  Bildfläche  nothwendig  ge- 
oaeht  werden,  mit  ihrer  Composition  nicht  in  Übereinstimmung  sei  und  deutlich 
luf  ein  Vorbild  wie  das  münchener  Relief  hinweise ,  in  welchem  sie  auf  einander 
olgten.  Auch  kann  man  nach  der  richtigen  Bemerkung  Trendelenburgs  (p.  178), 
Ufi  die  Blicke  beider  Nereiden  und  beider  Eroten  im  untern  Theile  des  Bildes 
^  emen  Punkt  gerichtet  sind,  als  der  sich  nur  das  Brautpaar  denken  läßt,  nicht 
^^feln,  daß  die  unteren  Gruppen  eigentlich  dem  Brautwagen  folgen  sollten, 
^enn  sich  hier  also  das  Compositionstalent  des  Mosalcisten  bei  der  Umbildung  der 
^  seinem  Vorbilde  gegebenen  Gruppen  unzulänglich  erweist ,  so  ist  wahrscheinlich 
BIO  noch  stärkerer  Beweis  seiner  erschlafften  Phantasie  in  dem  zweiten  Eroten  ge- 
5«ben,  welcher,  über  der  größten' Windung  des  Schweifes  des  Seedrachen  schwebend, 
^n  Stück  Riemen  oder  Zügel  in  den  Händen  hält,  ohne  Idaran  irgend  Etwas 
^  hhren. 

Em  Blick  auf  das  Relief  genügt,  um  zu  zeigen,  daß  er  dem  kleinen  Eroten 
Spricht,  welcher,  auf  dem  Schweife  von  Doris*  Hippokampen  sitzend,  den  Zügel 
^  Seestieres  hält ,  auf  welchem  die  folgende  Nereide  reitet.  Ohne  Zweifel  hat 
uer  Mosaicist  diese  Figur  entlehnt ,  aber ,  obwohl  er  sie  umbildete  und  nicht  übel 
^  einer  sitzenden   in   eine   schwebende   verwandelte,    nicht    daran    gedacht,    ein 


i)  Vergl.   Brizio  a.  a.   O.  p.  37.  Note  1. 


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aLVrEL^  I^Li»  i^jmUIßfjS. 


.jr£'t-iii<e  -^jj-kr  ij>c  V  AJj<Kifftixiii j.  iTBTT  a^ltiarfr  BtViinEciip  de»  Kdieii  4uck  in 
llüiaii''.l?s^ii  —  ftr  cj(»  «jrrrOiUifti. .  öit  ABuijM-  täM»  Zwk<ftcagik4ei  liegt 
wifiiigiSJirTLT  kejfi  Atta-i  v<t:  —  fito^L»!  Ülu.  ömli  da»  Bdictf'  lar  Zcä  te  Ai- 
frrüiji^  Cr»  li.idA::£>  ^^  i^^^oja^  lac  iperftLiBie^ .  alw  alkr  WakndMBliehkal 
ii*4^  ':4rri;tik-L  fctir^sk:  ."^  M  .o-lhitju:  v  tf .  v>f  dms  j»eli  Mboa  «bm  m  ToOff 
i.'&tr-:^««4..iLiLu»r  IL.-:  k^ta  ii<r;f*&  Ejklircn  dt»  «^aea  «sd  de»  aaden  Kart- 
verkt»  &xi^!i':«iiiUjsiL   «  «rö««  .iZ     ••.•    cju-f  sui   d«ic^  wäfkx  TtAmmem.    dftfi  diät 

öra  piieL^r^kfirT  Kt3i«s>er  1^  V...r.öi  rrbie  Mi  ni  dk*t«  k4«aie.  vexiB  m  ii  dv 

Ali*  et:  ifci:  Liji  >rr  ^rrtrikS  ir*  Sk.^n^  ^weMS  iü. 


y».'-    ^.    rJK    iT'-l'i^rj    il   V*.^«»!.:  K-   ^tfvSiCifhf^  lisd  BUB   ÜB  If u&^iim  des  LoiTit 

Ai:  z'jjitL.  ixi'.iirii.  ...i  vjrr  ^c*^r•.^^?*B  ftüxt^riMs  WftgeB  stehB  Beb«  öi- 
iiii-rr  iL  Iti  rrliirü  V,.rirrxi.?l:i:  iArrta^C: .  y-rih^  Pcö«idon.  aarki  bwaifd« 
ttr-:  Lr  Hiir  v.l^-ie:  iJOiTriilrL  L'iitiL  MaB«-i .  dt«  Dituack  mit  gnJdeien 
^tr'.    ».:.:    1l    Cr:    Llnk-n    ':.tl;TBi      sli   taei  Irr^lea  Binde    im    dunkellirtt*" 

^r-xrLCr..      'JL      Cr^l     Ti-;•^^.      -»rkbtr     fTtiitT     s^-IB«»     C^Tlt*^       10     XW^»- 


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-ir:  I^i-.  .  .-:  .. :  Z...:k  .-.  .  :..,:  iru  «/»iricn  £-.-:..  iiiei  und  l*cj:rgneni''ffl 
-:i.j-i  riir::-  '-'  r-:  :.:. -r:.  t  l^tl  iz-z  -:.i^n.  äilt-l  Lläiiürlirn  Nimbuj.  nho'" 
Z-ii-:-..  :.  .:  ".  -  A.  :  .:.;.:  1  ?  .^..-i.  «^  ::..-.. TtL  -:^L:7:Ii^iIlien  Liehlirlanzes*  >"" 
li-  ::.-;■:  vr.  ". -:  :.i  i  ■..  :  ;  :.  ..:.  j^:a::.;  -r^/irlui.  al?  ?älie  inaD  durcli  >•"* 
■  i:-:-:  I:*^  :  :..:  :_.:.  w-.  .;.:.  ..  ■.  ...  IWl  :'-••'  Jer  Gnipjw  bauscht  b»J 
..1  z^r'.rz  ZLZ  >  :'.>  r.Ti-Ll:.  >lr  :r.:  :..  ; :  A.-r  A:i-:rtDg:üiig  an  d«-u  Enden  gf 
L2.'.>i  n^:.*:  1*--  L./:.:  .-.:  :  :.  ■-^-  .:.^'  i.:  I.:::':  liüd  loLrlich  die  rasche  FiW 
.^.    .Vij.:.    .rj-jri/ÄÄ.r.j:       l-:    ;_>:jj:i      ü*:)    Ki\»lrn   das   Tuth  balteud  «Je» 


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12.     AHPUlTmT^  UND  AMYMONK.  365 

en  begleiten,    bezeichnet  das  Götterpaar  in  demselben  allerdings  als  Liebende, 
ber  sonst  jede  Andeutung  des   Bräutlichen   bei  Amphitrite  oder  des  Hochzeit- 
n  überhaupt  fehlt,  wird  man  das  Bild  in  dem  oben  angegebenen  allgemeinern 
aufzufassen  haben. 

Die  vier  Rosse  von  dnnkeler,  ins  Blaugraiie  und  Orünliehe,  also  Meerfarbe 
berspieiender  Farbe  sprengen  mit  ihren  nach  der  Form  gewöhnlicher  Pferde 
jede  Znthat  von  Flossen  u.  dgl.  gestalteten  Oberkörpern  lebhaft  gradan ;  ihre 
tiaohwänze  erscheinen  unter  ihnen  in  einer  seltsamen  Weise  in  zwei  getrennten, 
ladenen  Sttteken,  die  wie  abgehackt  aussehn,  aber  offenbar  als  zum  Theil  vom 
sar  bedeckt  und  den  Blicken  entzogen  verstanden  werden  sollen;  sie  sind  mit 
)m ,  goldgeschmttcktem  Geschirr  versehn ,  die  Zügel  am  Rande  des  Wagens 
Jtigt. 

Das  Wasser,  durch  welches  die  Fahrt  geht,  ist  zunächst  als  Element  in 
lerlicher  Weise  durch  eine  große  Anzahl  durch  das  ganze  Feld  verstreuter,  blau 
schwarz  gefllrbter,  zackiger  Stückchen  angedeutet,  die  ohne  Zweifel  kleine 
len  bedeuten  sollen.  Daneben  erscheinen  wiederum  durch  das  ganze  Feld  hin 
iei  theils  ganz,  theils  halb,  also  wie  halb  vom  Wasser  bedeckt  dargestellte 
he,  ein  paar  Sepien  und  wenigstens  eine  große  Seeschnecke.  Was  für  »fmtti 
narea  speciell  endlich  die  ebenfalls  an  den  verschiedensten  Stellen  angebrachten 
Uichen  und  ovalen,  roth  dargestellten  Gegenstände  bedeuten  sollen,  mag  dahin- 
n;   Jahn    (S.   122)    nennt   sie  Muscheln.     Im   untern  Theile    des  Bildes  aber, 

im  Vordergrunde,  sind  außerdem  zwei  Fischerbarken  unter  Segel  dargestellt. 
t>eiden  steht  ein  mit  dem  Fischfange ,  hier  durch  die  Angel ,  dort  durch  die 
pnne  beschäftigter  ganz  nackter  Mann,  welcher  von  einer  ebenfalls  ganz  nackten 
or  b^leitet  ist,  welche  man  nach  der  Form  der  Brüste  und  nach  dem  Schmuck 
«  Korallenhalsbandes  für  weiblich  halten  muß  und  von  denen  die  eine  am 
ler,  die  andere  im  Vordertheile  des  Schiffes  sitzt.  Ganz  unten  aber,  also  im 
listen  Vordergründe  finden  wir  wieder  mythologische  Personen  in  zwei  Nereiden, 
ehe,  halb  aus  dem  Wasser  auftauchend  mit  Guirlandenstücken  in  den  Händen 
eo  Delphinen,  auf  welche  sie  die  Arme  stützen,  dahinschwimmen,  die  aber  zu 
1  Wagen  und  dem  Götterpaar  in  demselben  schwerlich  irgend  eine  nähere  Be- 
umg  haben.  Jahn  hat  (a.  a.  0.)  vollkommen  richtig  außer  der  schon  oben 
218  No.  2  angeführten  schwarzfigurigen  Eylix  das  bei  Bärtoli,  Picturae  an- 
Ae  cryptarum  Romanarum  tab.  18  abgebildete  römi^sche  MbsaYk  zum  Vergleiche 
iBgezogen,  in  welchem  der  Meeresherrscher  ganz  ähnlich  mit  menschlichen  Go- 
ten, die  ans  dem  Meei  ihre  Nahrung  ziehn ,  in  Verbindung  gebracht  wird ,  in- 
1  ihn,  der  auf  seinem  Viergespanne  dahersprengt^],  außer  NereYden  und  See- 
^enem  anch  Barken  mit  Fischern  umgeben. 

Vielleicht  ist  hier  die  richtige  Stelle,  um  als 

No.  9    einen   schon  oben   S.  342   erwähnten    geschnittenen  Stein  (Sardonyx) 
kdnigl.  Gemmensammlung  in  Berlin  ^j  einzufügen.     Nach  Tölkens  Angabe  hält 


a)  S.  oben  S.   311.  K. 

b]  Winckelmann,  Pierres  de  Stosch  2.  Cl.  9.  Abth.    No.  452    (als  Raub  der  Amymone 
ieutet),  Tölken,  Erkl.  Verz.  Cl.  III.   Abth.  2.  No.   174,   abgeb.    schon  bei  Maifei,   Gemme 


366  III.    MYTH£N  D£8  POS£IDON. 

die  Fraa   in   diesem  Bilde   einen  Delphin  als  den  von  Poseidon  zu  Amphitrite  ge- 
sandten Liebesboten  auf  der  Rechten;    Wieseler   aber  bemerkt,    daß  auf  dem  Ab- 
drucke, nach  welchem  die  Zeichnung  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  gemacht  ist,  tod 
diesem  Nichts  zu  sehn  sei.     Und  in  der  That  muß  man,    obwohl  die  Stellung  des 
rechten  Armes  in  der  Zeichnung  der  Denkm.  d.  a.  Kunst  schwerlich  ganx  richtig 
wiedergegeben   und  vielmehr  diejenige  ist,    welche   die    Gemmentafel   III.    No.    2. 
zeigt,    es  für  zweifelhaft  erklären,    ob   auf  der  Hand  des   Weibes   ein  Flach  (oi 
Delphin  auf  keinen  Fall)  liegt,  ob  also  das  Attribut  vorhanden  ist,  welches  Am- 
phitrite  als   Nereide    und    Gemahlin   des    Meergottes   am    sichersten  kennxeichfieB 
würde;    denn    von    dem    als  Liebesboten  gesandten   Delphin  kann   bei  einem  ?os 
Amphitrite  auf  der  Hand  getragenen  Fisch  in  keinem  Falle  die  Rede  sein.    An- 
dererseits ist  schon  oben  bemerkt  worden,  daß  Wieseler  augenscheinlich  irrt,  wen 
er  den  Stein  dahin  beschreibt :    »Poseidon  entführt  auf  einem  mit  vier  Rosscd  be- 
spannten Wagen  die  sich  sträubende  Amphitriteo,    da  von  diesem  Letzten  keine 
Spur  vorhanden  ist,    vielmehr  das  von  Poseidon   mit  der  Rechten   uo&faßte  Weib 
vollkommen   ruhig  neben  ihm  auf  dem  Wagen  steht.     Wahrscheinlich  hat  die  be- 
wegte Stellung  Poseidons  nicht  Wieseler  allein,  sondern  auch  die  anderen  Erklinr 
veranlaßt,    an   eine  Entführung  zu  denken;    diese   bewegte  Stellung  aber  sebeint 
sich  theils  aus  der  Art ,    wie  der  Gott  Zügel   und   Dreizack   in   der  Linken  bllti 
thells  aus  der  nicht  eben  geschickten  Weise,  wie  der  Steinschneider  ihn  zu  der  Ge- 
liebten umschauend  gebildet  hat ,    genügend   zu  erklären,  auch  wenn  man  eine  der 
im  Mosaik  von   Constantine   dargestellten   verwandte  Scene    annimmt.     Handelt  ei 
sich  um  eine  solche^    so  versteht  es  sich  ziemlich  von  selbst,    daß   das  Wdb  ffiff 
Amphitrite  zu  nennen  ist;  aber  auch  wenn  wirklich  eine  Entführung  gemeint  wlie, 
in  welche  sich  die  Entführte  gelassen ,  vielleicht  gern  ergiebt ,   wird  an  keine  An- 
dere als  Amphitrite  zu  denken  sein,  da  gewiß  kein  Grund  vorliegt,  bei  einem  ge- 
schnittenen Steine  wie  bei  den  Münzen  von  Kyme  und  Adramyttion  [oben  S.  341f.) 
auch  nur  frageweise  an  eine   unbekannte   Localnymphe  zu   denken    und   da,  vie 
oben  S.  353  bemerkt,    Amymone  überhaupt  nicht  über  das  Meer  entführt  wcndei 
ist.     Unter  den  springenden  Pferden  ist  eine   tritonengestaltige  kleine  Figur  nng^ 
bracht ,    welche   man  doch  wohl  am  einfachsten  in  der  That  Triton  benennen  obI 
als  Repräsentanten  des  Meeres ,    analog  den  beiden  Nereiden  im  Mosaik  von  Gof 
stantine ,    betrachten    wird.     Denn    wenn  dieser  Benennung  und  Auffassung  ni0" 
Wieselers  Ansicht  (Denkm.  d.  a.  Kirnst  S.  34)    der   Umstand  im  Wege   zu  steh» 
scheint,  daß  nach  der  allgemein  gangbaren  Annahme  (Hesiod.  Theog.  930)  Tiilo*    ^ 
als  Sohn   des   Poseidon  und   der  Amphitrite  galt,  so  hat  man  gewiß  nicht  odM 
weder  zu  glauben.,  was  auch  Wieseler  als  unglaublich  hinstellt,  der  Künstler  bib^ 
durch  Darstellung  des  Meerwesens  eben  diese  Kindschaft  des  Triton  von  Poteid^ 
und  Amphitrite  vorgreifend   andeuten    wollen,    noch  auch  das  Wesen  Glaukos  •• 
nennen,    da  ja  ein  Blick  auf  den  müuchener . Fries  und  das  pomp^anische  Mo8i>^ 
No.   7  genügt,    um   uns  zu  zeigen,    daß  die  antiken  Künstler  nicht  das  gering^^ 
Bedenken  empfanden,    Tritonen   mit  dem  Hochzeitszuge  der  beiden  mytiiolo^sd^^ 
Eltern  des  Triton  zu  verbinden. 


aiit.  üg.  II.  tav.  :t5  (als  Hades  u.  Persephone  erklärt),  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  85. 
Uemmentafel  III.  No.  2. 


1 2 .  AMPHITBITE  UND  AMTMONE .  367 

Eine  Gemmencomposition ,  welche  auf  Poseidons  und  Amphitrites  Liebe  be- 
^n  worden  ist^),  hat  Stephan!  ^j  mit  unzweifelhaftem  Recht  als  modern  be- 
ehnet.  Es  gentigt,  um  die  Unechtheit  zu  beweisen,  abgesehn  von  allem  Andern 
r  Umstand,  daß  die  angebliche  Amphitrite,  was  Tölken  nicht  bemerkt  hat,  in 
r  Linken  ein  in  der  Scheide  steckendes  Schwert  trägt. 

Kicht  minder  ist  die  bei  Tdlken  unter  No.  175  verzeichnete  angeblich  antike 
iue  Paste  aus  der  Stosch' sehen  Sammlung^)  als  unecht  sehr  verdächtig,  gehört 
er  auch,  wenn  sie  echt  sein  sollte,  nicht  hierher,  da  der  angeblich  hinter  der 
D  einem  Hippokampen  getragenen  Amphitrite  »im  Meere  wandelnde  und  sie  um- 
mende«  Poseidon,  welcher  einen  umgekehrten,  einer  modernen  Heugabel  ent- 
rechenden Zwei-,  nicht  Dreizack  in  der  Rechten  hält,  auf  keinen  Fall  Poseidon 
in  kann. 

Hier  mag  noch  als  * 

No.  10  das  Gemälde  auf  einem  Stamnos  der  Würzburger  aus  der  Feoli'schen 
mmlnng^)  einen  Platz  finden,  dessen  Darstellung  Welcker*^)  nicht  ohne  Wahr- 
imnliebkeit  als  auf  Poseidons  und  Amphitrites  Hochzeit  bezüglich  betrachtet, 
ne  daß  sie  sich  mit  einer  der  bisher  besprochenen  Gruppen  von  Monumenten 
naner  zusammenstellen  läßt  und  vielleicht  das  eheliche  Leben  der  beiden  Götter 
tiildert.  In  derselben  hält  der  bärtige,  in  Chiton  und  Mantel  gekleidete  Posei- 
>D,  welcher  in  der  Linken  den  Dreizack  aufstützt,  in  der  Rechten  eine  verzierte 
'.hale  einer  NereTde  entgegen,  welche,  ebenfalls  mit  Chiton  und  Himatioo  und  mit 
oer  Haube  bekleidet,  sowie  mit  Ohrringen  geschmückt,  in  der  Rechten  eine 
aane,  in  der  Linken  einen  Fisch  hält.  Hinter  Poseidon  steht  eine  fast  eben  so 
^kleidete  Frau,  welche  die  Hände  gHlßend  aus  dem  Mantel  hervorstreckt.  Auf 
em  Rvs.  nimmt  die  Mitte  Nereus  ein,  den  zwei  Nereiden  umgeben,  von  denen 
ie  eine  einen  Zweig  in  der  Rechten  erhebt  und  in  der  Linken  einen  Delphin 
Ut,  während  die  andere  zwei  Apfel  (?j  und  ebenfalls  einen  Delphin  in  den  Hau- 
en hat.  Man  könnte  an  einen  häuslichen  Willkommengruß  Poseidons  durch  s§!ne 
Mn  bei  der  Rückkehr  von  irgend  einer  Fahrt  denken  und  die  oben  S.  335  als 
Widon  und  vielleicht  Amphitrite  darstellend  angeftlhrten  Vasenbilder  mit  diesem 
"eiimiden. 

Unter  den  Monumenten  endlich,  welche  für  Einzeldarstellungen  der  Amphitrite 
?^,'  sind  sehr  wenig  sicher  bestimmte.  Daß  der  »Kopf  der  Amphitrite  mit 
■isett  Delphin  dahinter«  auf  Denaren  der  gens  Plautia  ^  wenigstens  eben  so  wahr- 
dieinlich  die  Venus  marina  darstelle,  hat  schon  Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a. 
^t  a.  a.  0.  bemerkt;    auch   für   den   weiblichen  Kopf  mit  Hals  und  Schultern 


t)  S.  Töaen,  Erklärendes  Yerzeichniß  u.  s.  w.  Nachträge  S.  459  No.  174  a.  (Car- 
*<d).  Dieaelbe  Coinpositlon  kehrt  mit  unwesentlichen  leichten  Varianten  in  einem  angeh- 
i<^  Aquamarin  unbekannten  Besitzes  bei  Cades,  Große  Abdrucksammlung  Cl.  I.  C. 
'o.  19  wieder. 

b)  Compte-rendu  etc.  pour  l'annäe  1866  S.  95.  Note  1. 

c)  Winckelmann,  Pierres  de  Stosch  II.  CL  9.  Abth.  No.  451. 

d)  Urlichs,  Ven.  der  Antikensamml.  der  Univ.  Würzburg  3.  Hft.  S.  81  No.  335  = 
^^■tptnari,  Vasi  Feoli  No.  11.  Die  Anfahrung  der  Abbildung  in  Gerhards  Auserl.  Vasenbb. 
^-  Taf.  182  beruht  auf  Irrthum. 

e)  Qriech.  Götterlehre  II.  S.  687. 

fj  Cohen,  M^d.  cons.,  Plautia  No.   5,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  HO. 
OTtrkeck,  Kunstmythologie.  111.  24 


368  III.    Mn^HKN  DES  POflRIDOX. 

auf  den  Münzen  der  gens  Orepereia*)  hat  derselbe  die,  weil  es  siek  am  eine 
rdmische  Vorstellung  handelt,  keineswegs  fem  liegende  Möglichkeit  nicht  in  Abrede 
gestellt,  daß  der  Name  der  Salacia  demjenigen  der  Amphitrite  vorzuziehn  sei. 
Vier  Gemmenbilder,  welche  Tölken  a.  a.  0.  anter  den  Nnmmem  176  ff.  auf 
Amphitrite  bezieht,  werden  im  Winckelmann'schen  Verzeichniß  der  Stosoh*seheB 
Sammlung  anter  den  Nummern  461  ff.  wahrscheinlich  richtiger  als  Nereiden  be- 
zeichnet. Nur  für  den  ans  der  Lippert'schen  Daktyliothek  III.  1.  No.  111  n 
den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  Sl  abgebildeten  Stein  könnte  es  zweifelhaft  sein, 
ob  die  demselben  von  O.  Maller  gegebene  und  von  Stephan!  ^j  wenigstens  frage- 
weise anerkannte  Benennung:  «Amphitrite  mit  dem  Dreizack  auf  dem  Rfleken 
eines  mächtigen  Tritonen  thronend«  nicht  ihre  Berechtigung  habe.  Indessen  hat 
Wieseler ^]  neuerdings  gewichtige  Gründe  dafttr  geltend  gemacht,  daß  aneh  hier 
vielmehr  Aphrodite  anzuerkennen  sei.  Und  somit  würde  man  nar  etwa  fUr  den 
schönen  weiblichen  Kopf  nebst  Hals  und  Schultern  auf  einer  Gemme  des  fforen- 
tiner  Cabinets  (abgeb.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  79.  h.),  weil  in  ihm,  trols 
seiner  Verwandtschaft  mit  der  Darstellung  auf  der  Münze  der  gens  Crepereia  nichts 
specifisch  Römisches^  eher  etwas  specifisch  Griechisches  vorliegt,  den  Naaen  dar 
Amphitrite  als  wahrscheinlich  anzuerkennen  und  denselben  außerdem  fflr  die  Tjpm 
der  bruttischen  Münzen,  welche  schon  oben  S.  271  No.  1  nnd  293  No.  1  er- 
wähnt worden  sind,  in  Anspruch  zu  nehmen  haben  3^). 


B.     Amymone 


m 


i' 


Die  Sage  von  Poseidons  Liebesabenteuer  mit  der  Tochter  des  Danaos ,  Amy- 
mone, liegt  in  drei  Varianten  bei  Apollodor*^),  Hygin^i  und  Lukian^j  vor.  Alle 
drei  wissen,  daß  Amymone  von  ihrem  Vater  ausgesandt  worden  sei,  um  Wasaer 
zu  holen  und  daß  bei  dieser  Gelegenheit  Poseidon  ihrer  Liebe  genossen  habe: 
während  aber  Lukiau  berichtet,  daß  Poseidon,  von  Triton  auf  das  schöne  Mldchei^. 
am  Strande  von  Lerna  aufmerksam  gemacht,  sich  auf  einem  Delphin  dahio  be — 
giebt  und,  was  die  Hauptsache  ist,  sich  ohne  Weiteres  mit  Gewalt  der  Amymo; 
bemächtigt  ^j ,   welche  er  in  das  Meer  mit  sich  fortführt,   schieben  die  beiden  anderes 

a)  Cohen  a.  a.  ().,  Crepereia  No.   1,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  79  a. 

b)  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  18G6  S.  03  Note  1. 
C/  De  diis  .   .  .   tridentem  gerentibus  p.  G  mit  den  Anmerkungen  29 — 32. 
dj  ApoUod.  II.   1.  4.  §   10  und  nahezu  übereinstimmend  bei  Hygin  fab.   109,  imenten, 

von  Muncker    ziemlich   unzweifelhaft  mit   Hecht  einem  (ilossator  beigelegten  Tbeile,  eben*« 
bei  dem  Mythogr.   Vatican.  I.   45  und  bei  Lutatius  zu  Stat.  Theb.  II.  433. 

e]  Hygin  a.  a.  O.  im  zweiten  Theil  oder  der  zweiten  Erzählung,  wohl  der  ihm  eig^n- 
thamlichen. 

f)  Lucianus,  Diall.  deor.  marin.  G. 
g;   Übereinstimmend   und    zum  Zeugniß,    daß  diese  Sagenwendung  keine  Erfinüunfr  1'"' 

kinns  sei,  sagt  auch  der  Schol.  ad  Eiirip.   Phoen.  vs.    P.Jö:       Aa'j|i.cuvT^;  ....  dnc/.i^vjn,;  t'^ 
A^ovYjV  öio6aaobat,    iowv   xai    ei;    soojTa   llo7£ioüiv    xataaTa;  7,f>T:a3e  o'JrV,'*  xai  ^ui^*;-     \-'^^^^ 


12.     AMPUITRITR  UND  AMTMOKE.  ^69 

Berichtantatter   in   etwas   von  einander  abweichender  Weise   einen  Satyrn  in  die 
Geacfaichte  ein.     Apollodor  li&ßt  Amymone   mit  einem   Spieße   nach  euiem  Hirgobe 
werfen  nnd  dabei  einen  schUfenden  Satyrn  mit  dem  Geschosse  streifen ;  dieser  will 
ihr  Gewalt  anthun.  als  aber  Poseidon  erscheint,'  entflieht  der  Satyr,  während  sich 
Aniymone  mit   Poseidon  verbindet,   welcher  ihr  die  Quellen  in  Lerna  nachweist*). 
Dagegen  berichtet  llygin,    Aniymone    sei    bei    dem    Wassersuchen  ermüdet  einge- 
schlafen   nnd    bei    dieser  Gelegenheit    habe   ihr  der   Satyr   Gewalt  anthun  wollen. 
Nun  habe  sie  Poseidons  Hilfe  angerufen,  dieser  nach  dem  Satyrn  mit  seinem  Drei- 
zacke geworfen  und  dieser  sei  im  Felsen  stecken  geblieben,    der  Satyr   aber   ent- 
wiehen.     Poseidon  habe  sich  nun  in  der  Einsamkeit  mit   der  Jungfrau  in  ein  Ge- 
sprich eingelassen  und  nachdem  er  erfahren,  sie  sei  von  ihrem  Vater  zum  Wasser- 
holen   ansgesendet   worden,    sie   umarmt;    dafür    ihr  aber  eine   Wohlthat  erzeigt, 
iodem  er  sie  seinen  Dreizack  aus  dem  Felsen  ziehn  hieß,  dem  drei   Quellen  nach- 
spradeKen,    welche   nach   Amymones  Namen  genannt  worden  seien  ^).     In  Betreff 
d»  Lohnes  der  Amymone  ist  noch  die  Variante  Hygins,    mit  welcher  der  Myth. 
Vatieanns,  Lnftatins  und  das  Etymol.  Magnum  übereinstimmen,  zu  bemerken,  nach 
welcher  Poseidon   mit  dem   Stoße  der   Tiiaena  die  Quellen  geöffnet  habe^).     Die 
Verwandlung  Amymones  in   die  nach  ihr  genannte  Quelle,    von  der^Nonnos^)  be- 
richtet, kann  hier  als  für  die  Kunstwerke  gleichgiltig  bei  Seite  bleiben. 

Dagegen  wird  es  räthlich  sein,  den  erhaltenen  Kunstdarstellungen,  welche  sich 
*'if  diese  Sage  beziehn,  zwei  litterarisch  überlieferte,  beziehentlich  —  je  nach  der 
Analefat,  welche  man  sich  über  Philostrat«  Gemäldebeschi*eibnngen  gebildet  hat  — 
crAindene  voranzustellen,  weil  sie  wenigstens  zum  Theil  als  Krklürnngsmaterial  der 
erhaltenen  dienen  kOnnen. 

No.  1.  Eine  Erzstatuengrnppe  im  Zenxippos  in  Oonstantinopel  wird  von 
^Qi'iitodor *)  dahin  beschrieben,  daß  in  ihr  Poseidon  der  Amymone  einen  Delphin 
>1a    Liebesgabe  darbot. 


t)  'AjiujAiwvT^   ^T^TOÜaa   öocup    |i(rTei    p^Xo;   £7:1   D.ot^pov   xai  -/oiijkuijlsvo'j    SaTufio-j    T'j-yydtvci* 
^^**«Tvo;  rcpiavaoTat   ii:t^6[kti  9*jy(t^i9%ai'    llosetodivo;   os  d7ri^av£vToc    6    Sd'n>(>o;  (lev  l^puY^v, 

b)  Amymone,  Danai  filia,  missa  est  a  patre  aquam  petitum  adsacrum  faciendum,  quam 
^^''^■n  quaerit  laasitudinc  obdormiit.  (juam  Satyrua  violare  voluit.  Ula  Neptuni  Adern  im- 
plorayit ;  quod  eum  Neptunus  fuscinam  in  Satyrum  mislssct  illa  se  in  petram  fixit.  Satyrum 
^^tanus  fugavit;  qui  cum  quaereret  in  solitudine  a  puella,  illa  He  aquatum  missam  esse 
i^^it  a  patre,  quam  Neptunus  compressit.  Pro  quo  beneficium  ei  tribuit  iussitque  eius  fusci- 
^^^»^  de  petra  educere,  quam  eum  eduxissct  tres  silani  sunt  secuti,  qui  fons  ex  Amymones  no* 
Quie  AmymoniuB  apjpeUatui  est. 

c)  Hygin  a.  a.  O.  im  ersten  Theile :  .  .  .  cum  ea  comsubuit  .  .  .  id  in  quo  loco  factum 
**^  Neptunus  dicitur  fuscina  percussisse  terram  et  inde  aquam  profluxisse,  qui  Ijernaeus  fons 
Ductus  est  et  Amymonius  flamen.      Etymol.    Magn.   v.    7ioXi»oi6iov  "ApYo;"    ....    p-i«;    auTcuv 

w  Danaiden)    Tfj;   A(A'j(icibvr^;  i^^pdolh)   Ilosetocuv   -^ai   losijev    auif^    t^  xpiaiva  rX-^Ja;  td;  ^v 

d)  Dionys.  XLII.  vs.  507  f. 

e)  Chiistod.  Ecpliras.  60. 

*HaTo  ^  'Afx'jjjLwvT,  ^oooodxTü/.o;'  eliOTTiaoj  jxsv 
^tep'jyov  dvLpiiOcpivov  dfjc  auviep^iv  i%zipr^i' 
Y'Javov  ^  il'/t  jA^itoTTOV  dvaaTlXXo'jaa  h'  67:107:«; 
eivd/ao^  axo-ta^s  {x£).aY/aiTT,v  TrapaxoiTTjV . 


o  t  * 


370  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

No.  2.  Bei  Pbilostrat  sen.  I.  8  wird  ein  Bild  beschrieben,  in  welchem  der 
Hauptsache  nach  Poseidon  dargestellt  war,  welcher,  auf  einem  Hippokampeii- 
gespann  herangefahren,  aus  dem  Meer  an  s  Land  gestiegen  ist  und  die  zum  Wasser- 
holen  ausgegangene  Amymone  ergriffen  hat,  während  diese  vor  Sehrecken  Aber 
seine  Erscheinung  die  goldene  Kalpis  aus  den  Händen  fallen  läßt.  Die  Plath  aber 
wölbt  sich  schon  zur  Brautgrotte. 


1.  Yasengemälde. 

Unter  den  erhaltenen  Kunstwerken,    unter  denen   ein  archaisches   sich   nicht 
findet,  nehmen  die  Vasenbilder  bei  weitem  den  bedeutendsten  Platz  ein  nnd  bietni^i 
ein  mannigfaltiges  Interesse,  aber  zum  Theil  der  Erklärung  auch  große,  ja  blshema 
nicht  überwundene  Schwierigkeiten.     Dies  ist  freilich  nicht  der  Fall  in 

No.  3^  dem  Gemälde  an  einem  Krater  der  wiener  Yasensammlnng^) ,  welche^ 
theils    seines    relativ    strengen  Stiles,    theils    und  besonders    der  beigeachriebene^ 
Namen  wegen  die  erste  Stelle  verdient.     Es  ist  eine  einfache  Verfolgungsscene  i^^ 
wie   bei  Lukian  .und   Philostrat.     Der  Gott   (TTOIEIAON)  im   weiten  fiimation 
lorbeer-  ^nicht  myrten-)  bekränzten  Hauptes  eilt  mit  gesenktem    Dreizack  der 
einen  einfachen  Chiton  gekleideten  Amymone  (AMYMONE)   nach,  welche,  erscl 
die  Arme  ausbreitend,  aber  ohne  Kalpis  oder  Hydria,  einem  Felsen  zuflieht; 
dem  Eros  (EPni)  sitzt,  während  hinter  Poseidon  die  mit  Chiton  und  Himation 
kleidete,  ein  Scepter  haltende  Aphrodite  (A^POAITE)  steht.     Die  Anwesenheit  di< 
Liebesgötter    bedarf   keiner    Erklärung;    von  dem  bei  ApoUodor  und  Hygin 
kommenden  Satyrn  ist  hier  so  wenig  wie  bei  Philostrat  und  in  mehren  der  folg«] 
den  Kunstwerke  eine  Spur.     Der  Felsen,    auf  welchem  Eros  sitzt,  whrd  ftlr  dem- 
jenigen zu  gelten  haben,    aus  welchem  demnächst  Poseidon,   wahrscheinlich  nacii- 
dem  er  Amymones  Liebe  genossen,    mit   dem   Stoße   seines   Dreizacks  die  Qaeliea 
wird  hervorspringen  lassen   (s.  den  ersten  Bericht  b.  Hygin   oben   S.   369    Note   c 
und  vergl.  unten  No.  4.  b.)  ;  die  weiteren  Deutungen   dieses   Felsen   als  de«  von 
Poseidon  im  Schlafe  befruchteten ,    aus   dem   das  Urpferd  entsprang  ^) ,    sowie  die- 
jenige  des  Eros   als  HUter  des  im  Schöße  dieses   Felsen  geborgenen  QuellschAties- 
bei  den  Herausgebern  der  ßlite  ceram.*^;,  sind  abzuweisen. 

Eben  so  einfach  und  sicher  zu  deuten  sind 

No.  4.  a.  b.,   die  beiden  Außenbilder  an   einer  Kylix  der  Jatta'scheu  Samm" 
hing  In  Ruvo^  .     In  dem  erstem   verfolgt   der  mit  der  Chlamys  bekleidete  Poaei' 

Y'j|xvo«  ca>v,  TiXöxafxov  oe  %aH£i|i.£vov  et"/ev  iOelpr^;, 
xal  oie|iov  SeX^piva  TipotoycTO,  X^^P^  xO|i.tCa)v 
owpa  TToX'jCfjXoio  ^fdlfxwv  [xvTjar/jpia  xouptj;. 
a,   S.  V.   Sacken  u.  Kenner,    Die   Sammlungen   des    k.    k.    Münz-  und  Antikencibine** 
S.  228.  No.   li;i),  abgeb.   bei  Laborde,   Vaaes  Lamberg  II.  25,  wiederholt   b.  Inghirami,  V*** 
littili  I.   '.)4,  Denkm.  d.  a.   Kunst  II.  No.  84,  Elite  c6ram.   III.  pl.  17.     Vgl.  Jahn,  VaKnbt>- 
S.   AS.  25.     S.   Atlas  Taf.   XIII.  No.  7. 
b;   Schol.  Find.  Pyth.  IV.   246. 
c)   Text  Vol.   III.   p.   52. 

dl  Bekannt   gemacht   durch    Jahn  a.  a.   O.  Taf.   IV.  A.   H.   S.   38.   20,    auch  abjfeb    be* 
(ierhard.    Auserl.    Vasenbb.  I.    Taf.   XI.   2,    Elite    c^^ram.   III.    p|.    Ib.    S.    Alias  Taf.  XlÜ 
Nu.   Ü. 


12.     AMPHITRITE  UND  AMTMONE.  371 

doB,  welcher  den  Dreizack  aufrecht  in  der  Linken  trägt,  im  raschesten  Laufe 
AmyniODe,  nach  welcher  er  die  rechte  Hand  ausstreckt,  während  sie,  die  hier  wie 
ia  den  allenneisteB  Kunstdarstellungen  durch  eine  Hydria  charakterisirt  wird, 
welelie  sie  in  der  Linken  trägt,  auf  Poseidon  zurückblickend  mit  dem  höchsten 
Ungestflm  flieht,  vielleicht  —  denn  ganz  gewiß  kann  man  dies  als  die  Absicht  des 
Malers  wohl  nicht  ansprechen  —  im  Begriff  ist,  auf  ihrer  Flucht  hinzusinken. 

Das  Bild  der  Kehrseite  (b.),  übrigens  das  einzige  bisher  bekannte  seiner  Art, 
vergegenwärtigt  den  Liebeslohn  der  Amymone  m  der  Verleihung  der  Quellen;  mit 
versehämt  gesenktem  (hier  mit  einer  Haube  bedecktem)  Kopfe,  die  Hydria  wieder 
in  der  Linken,  die  Rechte  leicht,  wie  deutend  erhoben,  steht  sie  rechts  neben 
eaem  wie  mit  Vegetation  bedeckt  gemalten  Felsen,  gegen  den  von  links  her  Po- 
seidon heranstflnnt,  seinen  Dreizack  in  denselben  bohrend,  um  so  die  Quelle  aus 
ihm  herauszuschlagen,  also  wesentlich  ganz  wie  in  den  oben  S.  369  Note  c  an- 
jeflihrten  Stellen.  Ob  in  dem  Vasenbilde  dem  Felsen  bereits  Wasser  entquillt,  wie 
€Miard  ^Auserl.  Vasenbb.  a.  a.  0.  S.  50)  annimmt  und  wie  die  Abbildung  bei 
iäm  anzodenten  scheint,  mag  dahinstehn. 

Wenn,  woran  nicht  zu  zweifeln,  die  Hydria  oder  Kalpis  das  unterscheidende 
Herkmal  der  Amymone  von  anderen  von  Poseidon  verfolgten  oder  mit  ihm  ver- 
mndenen  Frauen  ist,  so  wird  auch 

No.  5,  das  Gemälde  strengschönen  Stils  auf  einem  Krater  der  ehemaligen 
l^Ainpana sehen  Sammlung^),  jetzt,  da  er  im  Petersburger  Katalog  nicht  angeführt 
at .  vermuthlich  in  Paris ,  mit  Sicherheit  hierher  zu  ziehn  sein.  Die  Darstellung 
at  derjenigen  auf  der  Jatta'schen  Kylix  (No.  4.  a.)  sehr  ähnlich,  nur  daß  Poseidon 
^laiders,  in  archalTsirender  Weise  wie  in  mehren  der  folgenden  nicht  archaischen 
^asenbilder,  mit  einem  um  die  Schultern  gelegten  und  von  den  Armen  herab- 
^uu^enden  Mantel  (Chlamys?)  bekleidet  ist  und  den  Dreizack  gesenkt  trägt,  wäh- 
i^^nd  die  völlig  bekleidete  Amymone  auch  hier  in  rascher  Flucht,  jedoch  auf  den 
^«ifolger  zurückblickend,  mit  der  Hydria  in  der  Linken  entweicht. 

Dasselbe  gilt  aber  auch  von 

No.  6,  dem  Gemälde  auf  einem  aus  der  Puzatrschen  Sammlung  in  diejenige 
^^^  kais.  Ermitage  in  St.  Petersburg  gelangten  Krater  (No.  1535)^).  Dasselbe 
^it^  folgendermaßen  beschrieben:  »Vorderseite.  Eine  mit  Chiton  und  Hima- 
'^^  bekleidete  und  mit  einem  Stimbande  geschmückte  Frau  (Amymone)  läuft 
^^%  nach  links,  indem  sie  nach  rechts  zurückblickt  und  in  der  linken  Hand  eine 
^3^dria  hält.  Ihr  folgt  in  großen  Schritten  und  mit  vorgestreckter  rechter  Hand 
^>^  bärtiger  Mann  (Poseidon),  der  nur  einen  schmalen  Gewandstreifen  über  die 
'^liQltem  geworfen  hat,  in  der  linken  Hand  einen  Dreizack  hält  und  im  Haar  ein 
^hmales  Band  trägt.  Rückseite.  Hechts  steht  in  ruhiger  Haltung,  nach  links 
^^endet,  ein  bärtiger,  mit  Unter-  und  Obergewand  bekleideter  Mann  (Danaos, 
^^Idier  in  der  Rechten  einen  Stab  hält.  Ihm  entgegen  eilt  von  links  her  eine 
i^it  Unter-  und  Obergewand  bekleidete  Frau  (Danaide]«.     Wenn  die  Deutung  des 

i)  Cataloghi  del  Mus.  Campana  ser.  XI.  No.  (»6,  uncdirt,  abgeb.  nach  einer  Durch- 
Zeichnung  aus  dem  Apparate  des  Inntituts  in  Rom  im  Atlas  Taf.  XIH.  No.  3. 

b)  Es  ist  nicht  der  bei  Gerhard  a.  a.  O.  S.  4S  Note  79  c.  orwfthnte,  Taf.  65.  2  abgc- 
^^Mete,  dessen  Gemälde  schon  oben  8.  334.  Note  d  unter  den  nicht  nAher  bestimmbaren 
'-•^«beiabenteuern  Poseidons  erwähnt  worden  ist. 


3T8  III.    HTTHEN  DE6  POSEIDON. 

Bildes  der  Rückseite  richtig  und  dieses  in  der  That  mit  demjenigeB  der  Vorder- 
8«te  in  Verbindung  zu  bringen  ist,  so  liegt  hier  eine  nicht  aonderlich  gadanken- 
▼oUe  Wiederholung  des  gewöhnlichen  Schemas  solcher  Verfolgungssoenen  Yor^); 
denn  im  Amymonemythus  ist  die  Meldung  des  Geschehenen  an  den  Vater  Daoaos 
ohne  jede  Bedeutung  und  Folge. 

Nicht  ganz  sicher  ist,  ob  in 

No.   7,    dem   Gemälde  auf  einer   Amphora  des  Hm.  Calefatti  in  NoU,   eine 
Verfolgungsscene  dargestellt  ist.     Gerhard  ^j  beschreibt  dasselbe  mit  diesen  Worten : 
»Mit  einem  Scepter,    aber  auch  mit  einem  Delphin  versehn  erscheint  Poseidon 
gleich  mit  einer  einen  Krug  haltenden  Frau.«     An  der  ßeatt^ichkeit  auf  Amymon« 
wird  nicht  su  «weifein,  aber  die  Situation   kann    auch  eine  andere  sein,  aU 
Verfolgung,    obgleich  Gerhard  das  Bild  unter  anderen  Darstellungen  einer 
auffahrt. 

Während  in  den   bisher  angeführten  Kunstwerken  Amymone  allein  ist, 
sich    ihr    nicht   ganz    selten    eine  Gefährtin,    von  der  in  den  litterariscben  Übe^^ 
lieferungen    ausdrücklich    keiue    Rede   ist.      Nur    in    der    Notiz    des    Schol. 
A  vs.   171^)  kann  man,  wie  dies  Minervini^j  gethan  hat,  eine  Spur  davon  find^b 
daß  mehre  Danalden  gemeinsam  auf  die  Suche  von  Wasser  ausgegangen  sind, 
danach  auch  die  Möglichkeit  annehmen ,  daß  Amymone  bei  dieser  Gelegenheit  v-v 
einer  ihrer  Schwestern    begleitet   gewesen  ist.     EUne   solche  Schwester    oder   GS- 
fUrtin  findet  sich  in 

No.  8,  dem  Gemälde  auf  einem  Krater  aus  Pisticci,  welchen  Minervini  als  £ 
Besitze    des    Kunsthändlers    Barone    (jetzt   wohl    ohne    Zweifel  in  andern  flber;gie- 
gangen)    folgendermaßen    beschreibt^).     Poseidon,    nackt    bis   auf   die   um    aeuM 
Schultern  gelegte  und  von  den  Armen  herabhangende  Chlamys,    von  jugendlicboD 
Ansehn,   unbärtig ^  und  bekränzt,    hält   in   der  Linken   den  Dreizack  und  strecir 
die  Rechte  gegen  Amymone  aus ,    welche   er  am  linken  Arm  ergreift.     Diese  tri^ 
ein  Haarband    sTs^avr^?  e  diademata) ,  und  einen  langen  Chiton  und  in  der  Rechten 
die  Hydria.     Ein    geflügelter   Eros   kränzt   fliegend   mit  weißer  Binde  zwei  Zwken 
des  Dreizacks,  sinnvoll,  da  ja,  wie  Minervini  nicht  unrichtig  bemerkt,    dieser  fär 
Poseidon  das  Mittel  seiner  Verbindung  mit  Amymone  war,  indem  er  durch  ihn  die 
Quellen  springen  ließ.    Hinter  Poseidon  entflieht  nach  rechts  mit  links  umgewendeteo 
Haupt  eine   erschreckte    Gefährtin   AmymoncH,    auch  sie  mit  einer  Hydria  versebu 
und   in   der   Linken  den  Polsterkranz    (aTrelpa  oder  t'jXtJ    haltend,    welcher  bein 
Tragen  der  wassergeftillten  Hydria  auf  dem  Kopfe   dieser   untergelegt  wurdest,  w 
daß  man  deutlich  sieht,    daß  diese   die  Amymone   bei   ihrem  Gange  zum  Wssaer- 
holen   begleitet  hatte,    wonach  jedes   Bedenken   gegen   die  richtige  Auslegung  de^ 


a)  Vergl,  Jahn,  Archaeolog.  Beiträge  S.  4U  f. 

b)  Auserl.  Vasenbb.  I.  S.   4S  Note  79.  e. 

c)  Nicht  Schol.  II.   A.   170  sq.,  wie  bei  Minervini    (Note  a.  b.     verdruckt    itt     a*-/'?^' 
O'jaav  r^jV  FleXoTT'SvvTjaov  evjojiov  i^Mr^'3i  Aavao;  v.tA.   T(bv    y'^T'    \)j'^iTirjm\    aJToj  •V'"' 

d.    Bull.  arch.   Napol.   I.  p.   50.   col.   2. 
e;   Bull.   arch.  Napol.   II.    (1^44)  p.  Ol. 
f)   Vergl.  oben  S.   323. 
p    Näheres  über  denselben  s.   im   Bull,   dell'   Inst.   v.    Is43  p.    123. 


12.    AMPHITBITE  ÜITD  AMTMOKE.  373 

Bildes,  das  ans  ihrer  Anwesenheit  abgeleitet  werden  könnte,  schwinden  maß,  dies 
Gemälde  vielmehr  andere,  in  denen  die  Anwesenheit  einer  Gefilhrtin  von  den 
Malern  nieht  so  sorgfältig  motivirt  ist,  zu  sichern  im  Stande  ist.  —  Der  Rvs« 
enthält  nicht  zngehdrige  palaestrische  Jtinglingsfiguren. 

Neben  diese  Verfolgangsscenen,  welche  man  als  die  erste  Olasse  der  anf  Po- 
seidon   und    Amymone   bezüglichen    Monumente   bezeichnen    kann,    treten    sodann 
zweitens    solche,    in    denen   ein  nihiges   Gespräch  zwischen  den  beiden  Liebenden 
dargestellt  ist.     Ob  man  sich  dies  Gespräch   der  Umarmung  des  Mädchens  durch 
Pcwmdon  vorgehend  zu  denken  habe,    etwa  in  dem  Sinne,    in  welchem  wir  ein 
flolchas  Gespräch  in  der  zweiten  Erzählung  bei  Hygm  (oben  S.   369   Note  b)  an- 
gedeutet  finden,  oder  ob  es  als  der  Umarmung  folgend  aufzufassen  nnd  als  sein 
lahah  eine   Verkündigung  des  Gottes   an  die  Geliebte  zu  denken  sei,    wie  sie  in 
Senen  der  Liebe   von  Göttern  zu  sterblichen  Frauen  gewöhnlich  sind^),  dies  mit 
SeBtimmtheit  zu  entscheiden  ist  schwer.     Es  muß  aber  bemerkt  werden,    daß   in 
mkr  fUilbarem  Gegensätze  zu  den  vorhergehenden  Verfolgungen  in  keiner  der  hier 
im  Frage  kommenden  Scenen  Poseidon  als  werbender  Liebhaber,  sondern  stets  sehr 
a^ig  erscheint,  was  um  so  mehr  für  die  zweite  Alternative  sprechen  möchte,  je 
"weBiger  diese  Ruhe  bei  der  Werbung  der  leidenschaftlichen  und  ungestümen  Natur 
Crntde  dieses  Gottes  entsprechend  scheint.     Darstellungen  von  Gesprächen  des  Po* 
seidon  mit  Frauen  sind  nicht  eben  selten  ;  wo  aber  nicht  besondere  Merkmale  vor* 
ka&aideB  sind,   dürfen  sie  nicht  auf  Amymone  gedeutet  werden  und  sind  demgemäß 
■vm  Theil   schon   oben  unter  den   unbestimmbaren  Liebesdarstellungen  des  Gottes 
AiB^efllhrt  worden.     Als  Merkmal,    daß   in   der  Tliat  Amymone  gemeint  sei,    darf 
BitBiächst  die  Hydria  oder  Kalpis  iu    der  Hand  des  mit  Poseidon  redenden  Weibes 
^^Iten  nnd  danach  muß  hier  als 

No.  9  das  Gemälde  auf  einer  noianer  Amphora  eingereiht  werden,    welche 

lüs  ebenfalls  dem  Kunsthändler  Barone   gehörend  Minervini  (a.  a.  0.)  beschrieben 

hmt.    Die  Scene  ist  auf  die  beiden   Hauptpersonen   beschränkt^    welche   einander 

bcUe  in  voller  Bekleidung  mit  Chiton  und  Himation  gegenflberstehn.     Der  bärtige 

und  langlockige  Poseidon    hält   dabei    den    Dreizack   in    der  Linken  und  hat  die 

Bedits,  wie  ausruhend,  anf  die  Hüfte  gestützt:  Amymone  läßt  den  einen  Arm  mit 

g<e<OAieter  Hand,  nach  Miner?inis  Deutung  vielleicht  als  Zeichen  der  Überraschung  (t) 

benbhangen,    während  sie  mit  der  andern   das  übrigens  sehr  schlank  nnd  klein 

mid  wie  eme  Oinochoö  mehr,  als  wie  eine  Hydria  gestaltete  GefÄß*)  gegen  den 

Gott  halb  erhebt,  nicht  ohne  einige  Anstrengimg  wie  Minervini  meint,  so  daß  man 

•ehfiefien  möchte,  dasselbe  sei  mit  Wasser  angeftillt.  —  Daß  sich  an  die  Form  des 

GelUes  ein  Zweifel  über  die  Richtigkeit  der  ganzen   Deutung   knüpft,    darf  nicht 

Tcrschwiegen  Werden;    man   könnte  an  eine  Bewillkommnungsscene ,    wie    sie    die 


a;  Z.  B.,  weil  dies  am  nächsten  liegt.  Od.  XI.  247  Poseidon  an  Tyro: 

T£;eu  d'(\rta  T^xva  • 

a'irdf^  i'(m  xot  sijAi  lloa£tod(t>v  dvoar/SKuv. 
b]  £  di  forma  aasai  ayelta  somigliantissima  a  quella  denominata   oenochoe   dal  Panofka 
^  ^  molto  piccola  in  paragone  dell*  altczza  delle  figure. 


374  III.    MYTHEN  DBB  P08En>ON. 

iiBter  Amphitrite  No.  10  angefllhrte  Würzburger  Vase  darstellt,  deoken,  jedoch 
spricht  wiederum  der  Umstand,  daß  einerseits  Poseidon  keine  Schale  hält»  m  welehe 
ihm  eingeschenkt  werden  könnte,  und  daß  andererseits  hinter  den  Sehnltem  (dieftro 
le  spalle)  des  Mädchens  die  toXt)  sichtbar  werden  soll,  von  der  eine  Sehnnr  Aber 
ihre  Brust  herabhangt,  dafttr,  daß  mit  dem  6efU2e  trotz  seiner  ungewöhnliehen 
Form  in  der  That  ein  Wassergefiiß  gemeint  sei. 

Nicht  ohne  Bedenken  kann  man 

No.  10,  das  Innenbild  einer  aus  Bomarzo  stammenden  Kylix  ungriechiaeken 
(etruskischen  ?)  Stils  in  der  berliner  Vasensammlung  (No.  1J95]  *)  in  diesen  Kreb 
beziehn,  wozu  aber  wiederum  in  der  Analogie  der  von  Ghristodor  beschriebenen 
Gruppe  (oben  No.  1)  ,  vorausgesetzt,  daß  dieselbe  richtig  benannt  nnd  gedentet 
ist,  die  Berechtigung  liegt.  Wie  in  dieser  Gruppe  Amjrmone  sitzend  dargeslelU 
war^),  sitzt  hier  die  poseidonische  Geliebte  oberwärts  nackt®),  nur  einen  Oewaad- 
zipfel  mit  der  Linken  Ober  die  Schulter  ziehend*^],  allerdings  auf  einem  Stahle  ait 
geschweiften  Beinen,  welcher  der  Deutung  auf  Amymone  entgegenzustehn  und  den 
Gedanken  an  die  im  Mythus  allein  bedeutsame  Scene  von  Lema  anssnseUießen 
scheint.  Und  wie  in  jener  Gruppe  Poseidon  der  Amymone  nahe  stehend  einen 
Delphin  als  Liebesgabe  darbot  oder  entgegenhielt  (SeX^iva  icpotoxeto),  ist  er  hier 
nackt  bis  auf  eine  um  die  Schultern  gelegte  Chlamys  und  mit  dem  Stiele  des 
Dreizacks  ausgestattet,  dessen  Spitzen  im  Zusammenstoße  mit  dem  Mmeander- 
Ornamente  des  Randes  unterdrückt  sind,  annäherungsweise  in  semer  clasaiselMn 
Stellung  mit  aufgestfltztem  Fuße  gebildet,  in  demselben  Acte  dargestellt*) ;  dem 
als  bloßes  Attribut  kann  man  den  Fisch  hier,  so  wie  er  gehalten  wird  und  so  be- 
deutend er  gebildet  ist,  schwerlich  halten.  —  Ob  sich  aus  dem  ungriechiaeken 
Stile  des  Gemäldes  und  einer  mit  demselben  zusammenhangenden  weniger  leben- 
digen Auffassung  der  Situation  der  anstößige  Stuhl,  auf  welchem  das  Midekea 
sitzt,  erklären  oder  entschuldigen  lasse,  mag  dahinstehn. 

Die  folgenden  Vasengemälde  zeigen  die  Scene  durch  verschiedene  Neben- 
personen erweitert,  welche  zum  Theil  ernste,  ja  bisher  unüberwindliche  Schwierig- 
keiten machen.     Am  geringsten  sind  diese  bei 

No.  II,  dem  Gemälde  auf  einem  Aryballos  unteritalischen  Stiles  der  Samm- 
lung Catalano  in  Neapel  ^  ,  dessen  Deutung  im  Ganzen  der  beigeschriebenen  Namea 
wegen  keinem  Zweifel  unterliegen  kann.  Hier  ist  die  örtlichkeit  durch  verschie- 
dene Bäumchen  oder  Sträucher,  welche  mit  Aphrodite  in  Beziehung  zu  setzen,  wif 
Stephani^/  will,  doch  keine  Veranlassung  vorliegt,  als  eine  Gegend  im  Freien,  wir  - 
dürfen  annehmen  diejenige  von  Lema,  bezeichnet.     Ob  der  dicht  hinter  AmymoB^^» 


a>   Gerhard,  Neuerworb.   ant.   Denkm.  des  k.   Mus.  in  Berliu,   Berl.  1846  S.  6.1  mit  d 
Deutung  auf  Amymone.  abgeb.   Elite  cörani.  III.  pl.  25,  im  Texte   p.  6.H   auf  Amphitrite  K«- 
deutet. 

b)  Vergl.  auch  No.   II,   12,   1«,   17. 

c;   Vergl.  auch  No.    12. 

d)  Vergl.  auch  No.    17. 

e)  Über  den  Delphin  als  Liebesgabe  Poseidons  an  verschiedene  Frauen  vergl.  Stephini. 
(/ompte-rendu  etc.  pour  l'annöe   l^'fU  S.  2n»  mit  Note  4  und  s.  unten  No.    15. 

f   Abgeb.  in  der  Klite  cOram.   III.  pl.   27.     S.  Atlas  Taf.   XIII.  No.  9. 
g>  Compte-rcndu  etc.   pour  l'annce  1S(>2  S.   Ol   Note  A. 


i 


12.    AMPHTTRITE  UND  AMYMONE.  375 

ingebrachte  Hase  Bur  dazu  bestimmt  ist,  diese  Bezeichnung  der  örtlicbkeit  zu  ver- 
stärken*),   oder  ob   er  als  aphrodisisches  Thier  zn  der  hier  vorgehenden  Liebes- 
scene   in   Beziehung  steht ^),    oder  endlich,    ob   er  als  attributives  Thier  der  nahe 
hinter  ihm  sitzenden  Aphrodite  zu  fassen  ist^],   mag  dahinstehn;  vielleicht  vereinigen 
sieh    in    ihm   alle   drei  Bedeutungen.     In  der   Mitte    sitzt  Amymone   ('AfjiupilNH) 
gans  bekleidet  mit  einem  Chiton  und    das  Haupt  von  einem  Kekryphalos'  bedeckt, 
in  der  Rechten  die  charakteristische  Flydria  haltend,  ruhig  vor  Poseidon  (POIEIAON), 
welcher,   nackt  bis  auf  die  in  archaYsirender  Weise  um  seine  Schultern  hangende 
OhlaflayB,    den  Dreizack  in  der   Rechten  aufstützend,    die  Linke,    ähnlich   wie  in 
No.    9,    auf  die  Hflfle  stemmend,    im   Gespräche  mit  ihr  dasteht.     Eine  links  im 
^Ide  in  einiger  Entfernung  sitzende,  zierlich  bekleidete  Frau,  der  die  Namensbei- 
lehrifl  fehlt,  wird  man,  auch  abgesehn  von  der  charakteristischen  Weise,  wie  sie, 
nach   .einem   auch    sonst   bei    Aphrodite    bekannten   Motiv,   einen  Gewandzipfel  in 
koketter  Weise  über  die  Schulter  zieht,   hauptsächlich   nach  Analogie  des  wiener 
Vasenbildes  (No.  3)  ganz  unbedenklich  Aphrodite  nennen  dürfen,  unter  deren  Ein- 
ütlssen  sich  die  ganze  Scene  entwickelt  hat,   deren  Anwesenheit  jedoch  den  beiden 
Hauptpersonen  nicht  bewußt  zu  sein   scheint.     Das  Gleiche   dürfte  aber  von  der 
hinter  Poseidon,  völlig  unbeachtet  von  ihm  wie  von  Amymone  stehenden  Amphitrite 
(otM+iTPITH)    gelten,   von    der   man  doch  wohl,   wie  dies  auch  Wieseler  für  das 
angebliche  Theophanebild    (oben  S.  345)    gethan  hat,    am  wahrscheinlichsten  an- 
nehmen wird,   daß  Eifersucht  sie  herbeigeführt  hat,  ganz  ähnlich  wie  die  Hera  in 
dem  Gemälde  auf  der  berliner  Kalpis  mit  der  Liebesscene  zwischen  Zeus  und  lo^), 
obgleich  ja  das  Motiv  der  Eifersucht  bei  Hera  von  der  Poesie  in  ganz  anderer  Art 
dnrehgebildet  ist,   als   wir  es  bei  Amphitrite  nachzuweisen  vermögen.     Wenn  aber 
«nch  kein  Dichter  je  von  einer  Eifersucht  der  Amphitrite  auf  Amymone  oder  sonst 
iilS^nd  eine  Geliebte   ihres   Gatten   und   von    irgendwelchen  Folgen   derselben  ge- 
Viingeo  hat,  konnte  es  einem  Vasenmaler,  besonders  der  spätem  Periode,  der  das 
^ier  in  Rede  stehende  Bild  angehört,   nicht  fem   liegen,    von  sich  aus  eine  Scene 
^  erfinden,    in  welcher  die  rechtmäßige  Gemahlin  des  Poseidon  diesen  bei  einem 
^^lobesabentener  belauscht. '    Auf  jeden  Fall  wird  man  die  hier  gegebene  Erklämng 
^faober  und  näher  liegend  nennen  dürfen,  als  die  mystische,  welche  die  Heraus- 
geber der  felite  c^ramographique  (HL  p.  69)  vorgetragen  haben. 

Schwieriger  zu  erklären  ist  eine  Einzelheit  in 

No.  12,  dem  Gemälde  auf  einem  Oxybaphon  im  Oabinet  des  m^ailles  der 
^^Hser  Bibliothek*},  welches  im  Übrigen  einfach  genug  das  Gespräch  des  Poseidon 
^^  der  Amymone  darstellt,  wobei  diese,  oberwärts  ganz  unbekleidet  und  auf  ihre 
^ydria  gelehnt,  auf  einer  kleinen  Erderhöhung  sitzend  dargestellt  ist,  innerhalb 
^^f^n  in  einer  kleinen  Höhle  eine   Quelle ,    man   muß  doch   wohl  sagen :    die  von 


aj  Beispiele   seiner   derartigen   Verwendung   s.   b.    Stephani,    Compte-rendu   etc.   puur 
^**«Ui6e  1862  S.  70. 

b)  Wie  dies  Stepbani  a.  a.  O.   S.  69.   annimmt. 

c)  Stephani  a.  iT.  O.  Note  4. 

d)  Siehe  Bd.  II.  S.  469  und  Atlus  Taf.   VII.  No.  «. 

e)  Abgeb.  bei  Miliin,  Feint,  de  vases  II.  pl.  20,  Gal.  myth.  pl.  62,  294,  Elite  cöram. 
^-  pl.  26.  S.  Atlas  Taf.  XIII.  No.  10.  u.  vgl.  noch  Hirt  in  der  Amalthes  IT.  8.  282, 
^•^  t.  s.  O.  8.  37,  20. 


376  III.    MYTHEN  DEf»  PO«ElDOX. 

Poseidon  gedffiiete  amjmoirische  angedeutet  ist.     Dn*  Gott,    vdc^er  bis  aaf  ein 
Über  den  linken  Schenkel  gelegtes  Gewandstack  ganx  naekt  nit  Bataf.citkwh«lf 
Dreizack  ungefähr  in  seiner  classischen  Stellung  mit  hoch  aefgertfiltM  fiakm  Fnß 
und  auf  den  Schenkel  gelehntem  Arme  dargestellt  ist ,    redet ,    wie  fie  talMihMiü 
rechte  Hand  zeigt,   mit  einer  gewissen  Feierlichkeit  zu  der  Geliebifa,  cotweder  die 
Gabe   der  Quelle  oder  die   künftige  Geburt  des  Nauplios  ihr  veiktodcad.     Hiatw 
Poseidon  steht  eine  in  einen  einfachen  gegürteten  Chiton  gekleidete  Fraa,    welche 
Hirt  'a.  a.  0.)   Aphrodite  genannt  hat,    weiche  aber  hierfür  all   n   edükkt  er- 
scheint und  deswegen  mit  Jahn    a.  a.  O.)  und  Minervini*    eher  Ar  eueGefldvtin 
Amymones   zu    nehmen  sein   wird,    für  welche  auch  ihre  einigennalW«  bewegte, 
Staunen  ausdruckende  Stellung  eher  paßt,  als  Air  die  Göttin.     Wenn  die  Henat- 
geber  der  lallte  c^ram.    (a.  a.  0.  p.  70^    sie   Hypermnestra    g^anft    haben,    so 
hangt  das  damit  zusammen,    daß  sie  in  der  hinter  Amymooe  an  einen  arhiwkw 
Pfeiler   gelehnten,    mit   der   Chlamys    und    dem   Petasos    bekleideten,    jngeoilteh' 
männlichen  Figur  Lynkeus  zu  erkennen  vermeinen,  welcher,  wie  HyperauMBtim 
Mittelgnippo  mit  »religiöser  Bewunderung«  beschaue,    während  rie  in   dem 
Bilde  sowie  in  mehren  der  folgenden  »die •Mysterien  von  Lema«  wittern,  von 
wir  freilich  durch  Pau^anias  und  lediglich  durch  ihn^)  sehr  wenig   '»infiniment  pei 
de  chose«) ,  aber  doch  wissen ,   daß  sie  der  Demeter  gefeiert  wurden  (teXctriV  Xt^ 
vaia  i^oder   xVapvai^LJ    aYou^iv   ivrauba  Ar]}ir|Tpi).     Wer  an  die  Darstellung  soleher 
in  Vasenbildern  nicht  glaubt  und  es  verschmäht,    mit  Hilfe  dieser  die  sonst  nickt 
lösbaren  Schwierigkeiten   in  diesem   und  in  mehren  der  folgenden  Gemälde  in  der 
Weise  der  Hll.  Lenormant   und  de   Witte    (a.  a.  0.   p.  64  sqq.)   zn  Utoen,   der 
wird  es  ohne  Zweifel  vorziehn,   die   fragliche  Figur  mit  Jahn  Hermes  an  nemMi, 
welcher  in  einem  der  folgenden  Gemälde  (No.    16}  in  ganz  unverkennbarer  Geitill 
dargestellt,  aber  auch  noch  in  einem  andern  (No.    tb     wahrscheinlich  anzunelmiei 
ist  *^'> ,  80  schwer  es  Hein  mag ,  bei  unserer  mangelhaften  Kenntniß  der  verschiedesei 
litterariächen  B«.' arbeitungen  der  Amymonesage ,   seme  Anwesenheit  bei  dieser  Sceoe 
zu   rechtfertigen    oder  zu   deuten.     Denn   wenn   Minervini^)    seine   Anwesenheit  ii 
dem  Gemälde   der   Fittipaldischen  Ampliora    (No.   16     durch  die  Berufung  auf  die 
leruaeJsclien   Mysterien    und    den   Gegenstand   der  Darstellung   selbst  gerechtfertigt 
findet  und  meint ,    er    könne    auch    wohl  zu  einer  der  Danalden  eine  genauere  Be- 
ziehung haben,  da  er  für  dieselben  im  Allgemeinen  besonders  sor«rte.  woHlr  er  (ich 
auf  ApoUodor  11.    i    <80    beruft,   so  hat  das  vorliegende  Bild  mit  Mysterien  irgffl<l 
einer  Art  schwerlich  zu  thun  und  bei  ApoUodor  findet  man  im  ganzen  1.  tzp.  ^ 
zweiten  Buches  über  die  Beziehungen  des  Hermes  zu  den  Danaidea  weiter  Nickt». 
aU  daß  dieselben  nach  dem  Morde  der  Aegyptiaden  auf  Zeus'  Befehl  durch  Atketi 
und  Hermes  gereinigt   worden   seien'*;.     Mit  irgend   einem   Acle  de>  Aegyptisdea- 
mordes  aber  hat  die  hier  dargestellte  Scene  doch  eben  s<»   wenij  ir^jend  eines  Zu- 
»ammenhan;: .    wie  die  Stele,   au  die  iikh  Hermes  lehnt,    mit  n>ehr«n  Erklärem  «'* 

a  lUiW.   .ircli.   NapolitaiH)  1.   p.   öf». 

),  l'auhan     II.   Uli.    7.    und   VIII.    I.i.   *.>. 

f  HulI.   ar<  h    NajM)!.    I.    p.   .'»7.  1 

d  Apulloil    II    I     :>  (}.    II     cd.   Heyne    o».  o£  i//-)'  tw-  .^-jo-:   >.:i-iwi.  -i;  •*:•»-?''        i 

tX'jtHr/y'av    AJtr'ä  tc   /a»  'l.oiir,;  A">;  x-;/.£J3avTr>;.  i 


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1 2 .     AMPHITRITE  UND  AMYMOKE .  377 

i  Orabatele  der  (nach  ApoUodor  a.  a.  0.)  in  Lerna  bestatteten  KApfe  der  Ae- 
ptiaden  gelten  kann.  Und  wie  man  aus  dem,  was  ApoUodor  berichtet,  eine 
NHidere  Beiiehung  des  Hermes  zu  den  Danalden  überhaupt  oder  zu  einer  der- 
ben insbesondere  ableiten  will,  ist  nicht  wohl  abzusehn.  Wenn  aber  in  der  Er- 
Img  derselben  Vase*)  Gargallo-Grimaldi  meint,  bei  der  hier  dargestellten  laebes- 
ne  ersoheine  Hermes  als  der  Aphrodite  (die  er  in  der  gegenüberstehenden  Frau 
MUt)  nnd  dem  Eros  gesellte  Gottheit  und  dazu  in  einer  Note  einige  Belege  zu 
r  allgemein  bekannten  Verbindung  von  Hermes  und  Aphrodite  beibringt,  so  ist 
t  diesem  wohlfeilen  Auskunflsmittel  offenbar  zur  Erklärung  der  Anwesenheit  des 
trmee  in  diesen  Amymonescenen  ebenso  wenig  geleistet,  wie  mit  Avellinos  Ver- 
ieiuig  auf  sonstige  Beziehungen  zwischen  Hermes  und  Poseidon^),  am  aller- 
■igaten  filr  die  hier  in  Rede  stehende  Darstellung,  in  welcher  Aphrodite  aller 
ahrscheinliohkeit  uach  nicht  anwesend  ist.  Wenn  endlich  für  diese  Hirt^)  an- 
,  Poseidon  suche  durch  Versprechungen  und  Überredung  Amymone  zu  ge- 
und  daher  scheine,  auch  Hermes^  der  Gott  der  Rede,  hier  seinen  Platz  ge- 
iden  za  haben,  so  wird  dem  nicht  leicht  Jemand  zustimmen ^  da  es  sich,  abge- 
ht TOD  allem  Andern,  schwerlich  um  die  Scene  vor  der  Umarmung  und  am 
ktRedenwolleii  bei  dem  ruhig  sprechenden  Poseidon  handelt,  dessen  Natur,  wie 
hSB  oben  bemerkt^  Nichts  weniger  entspricht,  als  ein  so  kühles  Benehmen  bei 
Mr  Werbung,  um  ganz  davon  zu  schweigen,  daß  der  von  ihm  geöffnete  Quell 
kabar  schon  fließt. 

In  keinem  der  bisher  verzeichneten  Monumente  ist  von  dem  Satyrn,  welcher 
den  Berichten  bei  ApoUodor  nnd  H3rgin  eine  Rolle  spielt,  irgend  eine  Spur,  zur 
Mton  Bestätigung  dessen,  was  schon  vor  vielen  Jahren  0.  Jahn^;  aus  Lukian 
il  ans  einer  viel  geringem  Zahl  antiker  Kunstwerke  geschlossen  hatte,  daß  näm- 
eb  der  Satyr  keineswegs  nothwendig  zum  Mythus  gehöre.  Wie  wenig  dies  der 
iD  war,  wird  sich  auch  aus  den  noch  zu  besprechenden  Jvunstwerken  ergeben, 
te  wenngleieh  allerdings  Satyrn  in  den  zunächst  folgenden  drei  Vasenbildem 
iküveifelbar  vorkommen,  so  tritt  doch  höchstens  in  einem  derselben  (No.  15) 
■  Satyr  so  auf,  daß  man  ihn  mit  den  Berichten  bei  ApoUodor  und  Hygin  in 
Munaeahasg  bringen  kann,  während  in  den  beiden  anderen  Nummern  die  Satyrn 
ifiMr  Weise  dargestellt  smd,  daß  in  ihnen,  ähnlich  wie  in  der  Amykosvase*;, 
V  ein  CSior  erkannt  werden  kann,  wie  derselbe  in  Aeschylos  Amymone ,  welche 
mh  der  übereinstimmenden  Ansicht  mehrer  Gelehrten^;  ein  Satyrspiel  gewesen  ist, 
■%etie(«i  sein  mag. 

Dhae  Vasenbilder  sind 

Ro.  13,  ein   von  Passeri  in   seinen   Picturae   Etruscorum  in  vasculis  H.  tab. 


t)  Ann.  deir  Inst,  von  1S45  p.  40. 

b)  BtiU.   arch.   Napol.  II.    p.  60  mit  Berufung  auf  Creuzcr»  Symbolik  III^    S.  591  ff., 
^  iber  ton  Janus,  nicht  von  Herme»  die  Rede  ist. 

c)  Attdthea  U.  S.  2S2. 

d)  K.  a.  O.  S.  37  Anm.  16. 
«;  Gerhard,   Auserl.    Vaucnbb.    III.    Taf.    1.>H— 154,    Jahn,    Archaeol.    Aufsi.    6.   144. 

f)  Vergl.  Jahn  a.  a.  O.  S.  3.?  und  waa  derselbe  in  Anm.  S  angeführt  hat. 


37S  ni.    ITTTHEX  DES  P08EID0X. 

171  fmKlifiHes*  .  welches  sieh  damals  im  Palast  Rieeardi  n  Fforeaz  befaad,  dewra 
jetziger  Anfbewahinngsort  anbekaont  ist.  In  der  Mitte  der  gaiiMB  Compowtiaa 
sl^t  PMeid<m  grade  anfreeht  in  Costflm  und  SteUosg  grade  so  wie  m  mehrea 
andern  Vasenbildem  ^  .  den  Dreixaek  in  der  Rechte» .  die  liake  aaf  die  Hifte 
gestttit.  Ihm  gegenflber  links  Arnymone,  durch  die  vor  ihr  steheado  Hydria 
charakterisirt.  in  einer  Stellung,  welche  fast  poseidonisch  scheincB  kAnte,  welehe 
aber  obem  8.  247  f.  in  ihrer  allgemeinen  Bedeatmg  be^roehen  ist,  mit  dem  InkeB 
Faß  aaf  dne  Erderhöhang  ziemlich  hoch  anftretend .  die  Rechte  in  die  Seite  ge- 
atemmt.  wihrend  sie  mit  der  fjinken  einen  ovaloi  Gegeutaad  gogea  den  Mnad 
n  erheben  scheint.  Die  Cberlieferang  dessen .  was  in  der  That  im  Origiiial  hier 
dargostelit  sein  mag.  durch  den  P^LSserTschen  Stich  ist  yiel  xn  nasicher.  als  daß 
es  sich  lohnen  k^hinte,  «her  die  Bedentang  dieses  rithselhallen  Gegenstandes  siel 
ia  Vennnthnngen  an  ergehn:  diejenige  Welckers^;,  es  sei  «n  Hoehaeitaknehen  ab 
Symbol  der  Vermlhlong  gemeint,  ist  Ton  keiner  Seite  nnd  oi  keinem  Betradrt 
gMckfich  xn  nennen  nnd  mag  anf  sich  bemhen.  BBater  Poseidon  siehn  xwei  bir- 
tige  und  Unggesdiwinxte  Satrm  in  xiemlich  drastisch  forgetiagenen  Stellnngen  des 
Erstannens  nnd  der  Theilnahme.  wihrend  ein  dritter  von  Amyrnones  8dte  mit  er- 
hobener and  wie  vorwärts  deutender  Hand  heranachreitet.  Dafi  in  keinem  dieser 
Satyrn  der  eine  von  den  Mythographen  erwähnte  eikannt  werden  Ulme,  hat  sehoa 
Mttiger^)  eingesehn  nnd  nach  ihm  Jahn  -a.  a.  O.  S.  37  mit  Beatinmitheit  aas- 
gesproehen;  sie  können  hier,  wenn  man  sie  nicht  als  Reminiseenx  des  Chores  a 
dem  sophoklelschen  Satyrdrama  anerkennen  will,  nnr  als  Vertreter  der  freien  Nstor, 
in  welcher  die  Scene  spieh,  gelten.     Dasselbe  gilt  aber  aadi  von 

No.   14.   dem  Gemüde  auf  dem  ehemals  Heigelinsehen   Krater   Jetxt  oabe- 
kannten    Besitxes^'.     Hier    sitxt    in    der  Mitte   der  bis   aaf  ein    Aber  den  linkn 
Schenkel  gelegtes  Tuch   ganz   nackte   Poseidon  in  der  allerruhigsten  Stellung,  de« 
Dreixaek    seitlieh    in   der   Rechten    halbhoch   aufstätxend.     Vor   ihm   steht  in  gaoi 
eigenthflmlich  tanzartig^r  Bewegung  die  nnr  mit  dem  Chiton  bekleidete,  durch  eine 
Blütterstephane    ausgezeichnete    und    durch    die  \-or  ihr    stehende   Hydria  chtrik- 
terisirte  .Vmymone.     Die  Gruppe  erinnert  lebhaft  an  diejenige  des  oben  S.  335  f. 
bei^prochenen  pompejanischen  Wandgemäldes,    ohne   doch  mit  ihr  identisch  xu  86ib 
und   ohne   daß  von   dem  C^egenstande  des   Vasengemäldes   ein  Schluß  auf  den  d« 
Wandgemäldes,   in  welchem  die  iliarakteristik  der  Amymone  fehlt ,  gestattet  wir*. 
Zwischen    Poseidon    und    Amymone    ist,    auf  einer  nicht    ausgedrflckten   Teiti«' 
erhebnng  stehend.   Kn^  angebracht,   welcher,   auf  Amymone  xurückblickend ,  di^- 
selbe  mit  vor^stnvkter  Ki^chten  auf  den  Gott  hinzuweisen   scheint.     Hinter  Aa)'- 
nK»ne  steht  \\4lkommen  ruhig  ein  bis  auf  ein  umgeknäpftos  Thierfell  nackter,  ke- 
kraniter  Satyr,  welcher  in  der  Rechten  einen  langen  Thyrsos  hält :  ihm  enteprifb^ 


A    WitiUrhoh    in   der   K'i-.te    vorAK.    111.  p*.    *> ;    vvrgl    luGerdcm  Jahn  a.  a.  0   5?" 

1^   ur.i  »lic  vvv.  ih:v.  :r.   Av.n;     1^.   .i:-.^\:V.hr:^:;   S-hntlen 

'•     In    Kr   >Vu^^  vKr  .K:i.>:u»v:o\A-ir-  N^     •^.   ^,    1"     11      ver|:l     außerdem  oben  S.  <!• 
.     /u  rh:l.>:r    liuACr;    v     J»!  !    u".a  N*:V.:TAi  i.   Ac*chy!    Trilofne  S.   im.  Note  2«»- 

^    ANct-b     m    der    Ar..i:;>.tA    11.     Va:.  4    aiil   Tci;   ron    Uirl    S.  277  ff.,  rergl  W«**' 
•U»    >    ?*»'  und  Jahn  s    a    O  | 


12.     AMPHITKITK  UND  AMYMONE.  ^  379 

am  linken  Ende  des  Bildes  ein  völlig   nackter,    aber  ebenfalls  bekränzter  zweiter 
Satyr,    welcher   seinen   linken  Arm    vertraulich  um   die  Schultern  einer  mit  dem 
Chiton  bekleideten,    wie  Amymone  mit  einer  Blätterstepbane ,    außerdem  mit  Arm- 
spangen  geschmückten  Frau  gelegt  hat,    welche  nach  der  Zeichnung  ein  Scepter 
lose  im  rechten  Arm  hält.     Hirt    (a.  a.  0.  S.  280)    wollte    diese    Frau   für  Hera 
Teleia  (Juno  Pronuba),    Böttiger  dieselbe  (a.  a.  0.    S.  289)  für  Aphrodite-Peithp 
erklären;  wie  unmöglich  das  Eine  und  das  Andere  wegen  des   vertraulichen  Ver- 
hältnissea  des  Satyrn  zu  dieser  Figur  sei,   hat  schon  Jahn  (a.  a.  0.  S.  38)  be- 
merkt.    Wenn  die  Zeichnung  correct  und  wenn  es  wirklich  ein  Scepter  ist,  welches 
die  Frmu  im  Arme  lehnen  hat,    wird  die  Erldärung  derselben  sehr  schwierig  sein 
und  Böttigers  Annahme,   daß,    wie  das  ganze  Vasenggmälde  ein  mimisches  Ballet, 
nicht  die  mythologische  Scene  selbst  darstelle,   so  auch   die   Scene  »nicht  am  ler- 
naeischen  Quell,  sondern  auf  irgend  einem  Bühnengerüst  oder  Proscenium«  vorgehe 
und  die  »eine  Geweihte,    eine  Libera  oder  Dienerin  derselben  die  Rolle  der  Juno 
Fronnba  oder  der  zusprechenden  Aphrodite-Peitho«  übernommen  habe,  hilft  offenbar 
sn  Nichts.     Denn  ganz  abgesehn  von  der  fragwiirdigen  Darstellung  mimischer  Ballets 
m  Vasengemälden  kann  doch  nicht  füglich  eine  die  Hera  oder  Aphrodite  agirende 
Person  anders  handelnd  gebildet  werden,    als  Hera  oder   Aphrodite  selbst,    wenn 
nicht  der  ganze  Sinn  des  Gemäldes  aufgehoben  werden  soll.     Auf  der  schon  ange- 
führten Amykosvase  erscheinen  unter  die  zuschauenden   und  in  ihrer  Weise  mit- 
tgtrenden  Satyrn  gemischt  zwei  Bakchautinnen,  allerdings  als  solche  durch  Thyrsen 
und  die  eine  außerdem  durch  ein  umgehängtes  Thierfell  deutlich  charakterisirt,  im 
Übrigen  in  sehr  würdiger  Gestalt  und   in  ernster  Haltung.     Ihrem  Yerhältniß  zu 
dem   Satyrn    nach    kann    die    fragliche    Person    des  Heigeiin'schen  Vasengemäldes 
Biehts  Anderes  sem,  während  es  freilich  darauf  ankommen  würde,  zu  coustatiren, 
ob  das  Scepter  in  ihrem  Arme  nicht  d^irch  Verletzung  der  Vase  und  falsche  Ke- 
itiiiration  zu  dem  geworden  ist,  was  es  scheint,  ehe  man  mit  Bestimmtheit  wagen 
itrf,   sie   als   solche   anzusprechen.     Der  Kopfputz  derselben    würde  k^ne  ent- 
ttiieidenden  Schwierigkeiten  machen  können,  da  auch  in  der  Amykosvase  von  den 
Wien  Bakehantinnen  die  eine  eine  breite  Haarbinde,    die   zweite   eine   Art  von 
Siekenstephane  als  Kopfputz  trägt.     Wie  dem  aber  auch  sein  möge,  kUir  ist,  daß 
Orts  Annahme,  Amymone  verklage  hier. vor  Poseidon  den  Satyrn,  der  ihr  Gewalt 
hbe  aatbnn  wollen,   in  jeder  Beziehung  irrig  ist  und  daß  die  beiden  Satyrn  hier 
^  m  der  vorigen  Nummer  wenn  nicht  als  Chor,  dann  nur  als  die  Daemonen  von 
Wild  und  Feld  gefaßt  werden  können.     Jahn's  Ansicht,  die  Gegenüberstellung  der 
Widea  sieh  entsprechenden  Paare  (rechts  Amymone  und  ein  Satyr,  links  die  frag- 
Ue  Frau  nnd  der  zweite  Satyr)  sei  »auf  jeden  Fall  nicht  ohne  Bedeutung«,   ob- 
tfoieh  er  dieselbe  nicht  anzugeben  im  Stande   sei,   mag  eben    deswegen  nnd  bis 
^  fiese  Bedentnng  von  einem  Andern  gefunden  wird,  dahinstehn.     Wahrschein- 
IMier  ist,    daß  es  sich  nur  um  eine  symmetrische  Composition  handelt,   wie  der- 
Skiehen  nicht  selten  vorkommt,  ohne  daß  die  einander  entsprechenden  Glieder  auch 
'^  ein  geistiges  Band  zusammengehalten  werden. 

Das  einzige  Gemälde,   in  welchem  ein  Satyr  vorkommt,    bei  dem  man  in  der 
"^  an  den  bei  Apollodor  und  Hygin  erwähnten  denken  könnte^),  ist 


t;  Vtifl.  auch  Jahn  a.  a.  O.  S.  40.  2b. 


380  III     MYTHEN  ÜEH  Pr>8KnX)X. 

No.  15,  dasjenige  im  nntern  Streifen  einer  Hydria  aus  der  Riailieata  im 
Mnseo  Naaionale  in  Neapel^.  Wesentlich  in  der  Gestalt  und  Bekleidung  wie  in 
No.  14  sitxt  links  Poseidon  mit  dem  rechts  aufgestützten  Dreizack,  in  der  Linken 
einen  Fisch  (der  kein  Delphin  ist;  erhebend  und  der  Amymone  darbietend  V,  weiche 
reich  bekleidet  mit  dem  Chiton  und  dem  als  Schleier  über  das  Haupt  gelegten  Hi- 
mation,  mit  dem  Polsterkranze  nzzipa,  so  oben  S.  372)  in  der  Linken,  mit  der 
Rechten  den  Schleier  ttber  die  Schulter  ziehend,  gesenkten  Uanptes  rukig  Tor  ikm 
steht  und  seiner  Rede  zuhört.  Zwischen  Beiden  steht  ihre  große  Hydria  aaf 
einem  mehrstufigen  Untersatz,  auf  welchem  Poseidons  Ffiße  mhen  und  weieher 
möglicherweise  mit  Panofka  und  Heydemann  als  Andeutung  des  in  mehren  der 
folgenden  Monumente  dargestellten  Qnellenhauses  zu  betrachten*  ist;  ein  daneben 
wachsender  Lorbeerbaum  bezeichnet  die  Scene  im  Freien.  In  diesem  Lorbeer  mit 
Minervini  ;a.  a.  0.'  die  am  Amymonequell  beiLema  gewachsene  Platane  (Panaan. 
n.  37.  4)  imd  in  dieser  eine  bestimmte  Charakteristik  der  Örtlichkeit  m  erkennen 
ist  ganz  gewiß  nicht  am  Orte.  Das  Merkwürdigste  in  diesem  Bild  aber  iit  der 
bärtige  Satyr  mit  umgeknflpftem  Pantherfell,  welcher,  kleiner  gebildet  als  die  bddea 
Hauptpersonen,  you  rechts  her  hinter  Amymone  mit  großen  Schritten  nnd  heA% 
gesticulirend  herankommt.  Wenn  es  nun  auch  klar  ist,  daß  dieaer  Satyr  hier  in 
einer  Situation  dargestellt  ist,  welche  mit  der  bei  Apollodor  und  Hygin  gaaehilder* 
ten,  in  welcher  er  durch  Poseidon  vertrieben  wird,  nicht  tibereinstimmt  nnd  wem 
die  ganze  Darstellung  eben  so  wenig  danach  aussieht,  als  sei  Amymone  anf  irgend 
eine  Weise  durch  Poseidon  von  den  Zudringlichkeiten  dieses  Satyrn  befreit  worden, 
so  wird  man  doch  eben  so  gewiß  in  Abrede  stellen  mflssen,  daß  der  Satyr  ia 
diesem  Bilde  wie  in  manchen  anderen  nur  als  localcharakterisirender  Zuaati  oder  wie 
möglicherweise  in  den  beiden  vorhergehenden  Nummern  als  Vertreter  eines  Satyrn- 
ehors  angebracht  sei.  Für  das  Eine  wie  für  das  Andere  ist  seine  ganze  Schüderung 
viel  zu  individuell ,  und  greift  er ,  obgleich  keine  der  beiden  Hauptpersonen  sich 
um  ihn  zu  kümmern  scheint,  zu  bestimmt  handelnd  in  die  Darstellung  ein.  WoUie 
man  dem  Rindrucke  nachgeben,  welchen  das  Gebahren  des  Sat}Tn  macht,  so  würden 
man  sagen  müssen,  derselbe  erhebe  jetzt  Ansprüche  auf  Amymone,  nachdem  Po^ 
seidon  ihre  Liebe  genossen  hat ;  denn  nur  als  Liebeslohn  läßt  sich ,  wie  in  No.  1 
nnd  10,  die  Darreichung  des  symbolischen  Fisches  deuten:  es  versteht  sieh  aber 
von  selbst,  daß  man  eine  derartige  Sagenwendung  eben  so  wenig  vorauuasetsen 
wie  ans  der  schein bai*  hier  geschilderten  Situation  abzuleiten  oder  herausznspinBeB 
berechtigt  ist. 

Von  Vasengemftlden  sind   nun   noch  drei  tigurenreiehere  Compositionen  in  be- 
sprechen,   deren   Beziehung   auf  Poseidons  und  Amymones  Liebe  nicht  zweifelhs/^ 
sein  kann ,    in  denen  auch  die  Situationen ,    in    welchen   die  Hauptpersonen  äu^ 
stellt   sind,    keinerlei  Schwierigkeiten  machen,    während  die  Nebenfiguren  in  ti^tr 
verständigen    Weise   zu    erklären    bisher    nicht    gelungen    ist  und  vielleicht  in>  p*- 


a;  Bei  Heydemann,  Die  Vasensammlung  des  Museo  Nazionalc  zu  Neapel  No.  \^bO.  ^" 
der  von  diesem  angef.  altern  Litteratur  ist  Minervini  im  HuH.  arch.  Napol.  I.  p.  .'>6  hin"*' 
zufügen,  l'nedirt.  s.  Atlas  Taf.  XIII.  No.  1.  Die  Vase  ist  vielfach  geflickt  und  an  eimff« 
Stellen  auch  des  hier  in   Ke<le  stehenden  Hildes  noch  schadhaft. 

b     Vgl.  oben  No.    1   u.  No.    lo. 


12.    AMPHITRITK  UND  AMYMONE.  381 

lingen  wird.  In  den  ersten  beiden  dieser  drei  Vasengemälde  finden  wir  die  Lieben- 
den in  demselben  Gespräche  wieder,  in  welchem  sie  die  Nnmmern  9 — 15  dar- 
stellen und  welches  besonders  au<^  in  den  jetzt  zu  besprechenden  Bildern  ziemlich 
sicher  als  der  Liebesvereinigung  folgend,  nicht  als  dieselbe  einleitend  betrachtet 
werden  darf.     Relativ  am  einfachsten  ist 

No.   16,  das  Gemälde  an  einer  Amphora  Incanisehen   Stiles  in  der  Sammlung 
Fittipaldi  in  Basilicata*}.     In  der  Mitte  der  ganzen  Oomposition  ist  hier  wie  in  der 
folgenden  Nummer  anstatt  des   von   Poseidon   mit  dem   Dreizack  aus  dem  Felsen 
oder  ans  der  Erde  herausgeschlagenen   Quells    ein    stattliches    Brnnnenhaiis  darge- 
stellt, in  welchem  ans  zweien  Ldwenkdpfen  Wasser  in  das  Becken  flieBt,  auf  dessen 
Rand  eine  nackte  Votivstatuette  angelehnt  ist,    wie   dergleichen   auch  bei  anderen 
derartigen   Brunnenhäusern    in   Vasenbildem    unteritalischen    Stiles    Torkommen^). 
Dieses  große  und  nachdrücklich  dargestellte  Brunnenhaus  anstatt  des  als  Gabe  Po- 
Südens  an  die  Geliebte   eben   aufsprudelnden  natürlichen   Quells  scheint  nicht  für 
eine   besonders   lebendige  Auffassung  des  Mythus   in    diesem  und  dem   folgenden 
Klde  zu  sprechen  und  uns  wohl  zu  berechtigen,  auch  in  anderen  Zügen  eine  mehr 
verflOchtigte  und  in's  Allgemeine  derartiger  Scenen  gezogene  Darstellung  als  an  den 
praeeisen  Ausdruck  des  Mythus  und   an  eine  uns  unbekannte,    hier  zum  Grunde 
liegende  litterarische  oder  poetische  Bearbeitung  desselben  zu  denken.     Wenn  Mi- 
lerrini    (Bull.  arch.  Napoi.  I.  p.  56)    auch    bei    den    aus   LöwenkOpfen    in    dem 
ktnstiiehen   Bnmnenhause   strömenden  Wasserstrahlen    an    den    von   Poseidon    mit 
dem  Stoße  des  Dreizacks  geöffheten  Quell  gedacht  und  als  einzige  Abweichung  von 
Hygbs  Berichte  hervorgehoben  4iat ,   daß  hier  nur  zwei  Wasserstrahlen  dargestellt 
ni,  während  bei  Hygin  drei  dergleichen  dem  Dreizackstoße  folgten,  so  wird  ihm 
dun  wohl  kaum  ein  Anderer  folgen.     Wollte  man  sagen,   es  sei  hier  dargestellt, 
wie  Poseidon  die  durch  seinen   Zorn  versiegten  Brunnen  (Apollod.  a.  a.  0.)  der 
MMiten  m  Gefallen  wieder  fließen  lasse,  so  würde  dies,  obgleich  man  dergleichen 
der  SehilderuDg  im  Bilde  entsprechend  nennen  könnte,  eine  in  unseren  litterarischen 
QisHen  nicht  überlieferte  Wendung  der  Sage  sein,  in  welcher,  so  wie  sie  uns  vor- 
Nt,  grade  darauf  alles  Gewicht  f^llt,   daß  Poseidon  so  oder  so  mit  dem  Stoße 
^  Wurfe  seines  Dreizacks  die  Quellen  erst  schafft  oder  hervorruft. 

Auf  die  Basis  des  Brunnenhauses  hat  Amymone  ihre  Hydria  niedergesetzt, 
vdche  sie,  rechts  neben  demselben  auf  einer  Erderhöhung  sitzend,  mit  der  linken 
Httd  berührt,  während  sie  aufmerksam  den  Worten  des  in  annäherungsweise  seiner 
^Itiiehen  Stellung  mit  aufgestütztem  linken  Fuß  ihr  gegenüber  stehenden  Poseidon 
^^ueht,  der  offenbar,  seine  Rede  mit  einer  leisen  Bewegung  der  rechten,  den 
'^'äack  geschultert  haltenden  Hand  begleitend,  zu  ihr  spricht.  Zwischen  Beiden 
lUit  ein   geflecktes   Reh,    welches  von  einer  vor    Poseidon   sprießenden  Pflanze 


I)  Abgeb.  Hon.  dell'  Inst.  IV.  tav.  14.  15,  wiederholt  Elite  c^ram.  UI.  pl.  29.  S. 
^tiiB  Taf.  Xin.  No.  14.  u.  vergl.  Mincrvini  im  Bull.  arch.  Napol.  I.  p.  55  sq.  u.  Gargallo- 
"'inuüdi  in  den  Ann.  dell'  Inst.  v.  Is45  p.  3b  sqq.  Lenormant  u.  de  Witte,  Elite  cöram. 
*^l-  p.  66  u.  p.  72  sqq. 

b)  S.  «.  B.  BuU.  arch.  Napol.  I.  tav.  5  (=  Mon.  dell'  Inst.  IV.  tav.  18,  Archaeol. 
^^ttng  V.  1844.  Taf.  18,  m.  Gall.  heroischer  Bildwerke  Taf.  X.  No.  2]  u.  vgl.  Minervini 
^^  lieh.  Nap.  a.  a.  O.  p.   103,  Lenormant  u.  de  Witte  a.  a.  O.  p.  72.  Note  4. 


382  III.    MTTHßN  DES  POSEIDON. 

fressen  zu  wollen  scheint  und  in   welchem,    wie    schon    Stephanie)    beneito  kit, 
Minervini  (a.  a.  0.)  gewiß  mit  Unrecht  die  bei  ApoUodor  vorkommeiide  ffirsdikak 
erkannt  hat,  nach  welcher  mit  dem  Spieß  werfend  Amymone  den  sehlafeBdei  fit- 
tjm  gestreift  hatte,    von   dem  hier  auch  eben  so  wenig  eine  Spar  ist  wie  in  des 
meisten  anderen  Vasengemftlden.     Das  Reh  mag  seiner  aphrodisischen  Bedeatng^) 
wegen  und  zugleich  zur  Bezeichnung  der  freien  Natur  angebracht  sein^    grade  wie 
in  dem  Gemälde  der  Liebe  von  Zeus  und  lo^-  und  wie  der  Hase  oben  inNo.  U. 
Oberhalb  Amymones  fliegt  ein  Eros  mit  einem  in  beiden  Binden  gdialtenen  ofaci 
Kranz  offenbar  nicht  auf  Amymone,  wie  Minervini  sagt,  sondern  auf  PoseidiMi  zi, 
dessen   Sieg  und  Gelingen   Amymone   gegenüber  zu  bezeichnen.     Fraglieh  ist,  «k 
man  diesen  Eros  als  von  einer  hinter  Amymone  sitzenden  und  eine  große,  stüisirte 
Blume ^^;  haltenden  Frau  ausgehend  betrachten  soll,    wie   dies   GargaDo-OrimaUi 
a.  a.  0.  p.  40)  thut,    und    zwar    dem    äußein  Anscheine    nach  mit  Becht,  ü 
namentlich  die  Bewegung  ihrer  rechten  Hand  ganz  den  Eindruck  machte  als  seaia 
sie  den  Flttgelknaben   aus.     Daß   diese  Frau,    wenn    dem    so   ist,    Aphrodite  a 
nennen' wäre,   ist  klar,  auch  ist  in  ihrer  Gestalt  und  in  der  Art  wie  sie  von  der 
Mittelscene  abgewendet,  aber  sich  nach  dieser  umblickend,  grade  so  dasittt  wie  ie 
doch  wohl  unzweifelhafte  Aphrodite  in  No.   11,  gewiß  Nichts,  was  dieser  Anashf 
widersprechen  könnte.     Ja  dieselbe   wird    einigermaßen  noch  dadurch  untenttttf. 
daß  ihr  entsprechend  hinter  Poseidon  in  ruhig  abwartender  Stellung  mit  gekreoitai 
Beinen  der  durch  seine   Attribute   ganz  unbezweifelbar  charakterisirte ,    wenngMch 
hier  eben  so  schwer  wie  in  No.   12  erklärbare  Hermes  steht.     Auch  würde  diewr 
Erklärung  nicht  entgegenstehn ,  daß  wenn  die  Frau  rechts  unten  im  Bilde  Aphio- 
dite  ist,  ftlr  eine  zweite,    welche   links  oberhalb   Poseidons  und  Hermes'  sitit  u' 
einen  laugen  Zweig  sowie  einen  Spiegel  hält,  keine  einleuchtende  Benennung  lbi% 
bleiben  wttrde.     Denn  hier  mit  Gargallo-Grimaldi    a.  a.  0.  p.  41)  und  den  He^ 
ausgeben!   der  li^lite  ccrani.    (a.  a.  O.  p.   72  sq.]    zum  zweiten  Mal  Aphrodite  u 
erkennen   ist   unzulässig   und  der  Name  einer  localbezoichnenden  oder  allegorisclMü 
Person,  dergleichen  neuerdings  in  der  archaeologischen  Interpretation  sehr  in  Schwiii|r 
gekommen   sind,    viel  zu  unbestimmt,    als   daß  man   sich   dabei  beruhigen  könotif. 
Eben  so  wenig  aber  will  der  Name  der  Aphrodite  für  diese  letztere  Frau  so  te(h\ 
passen:    denn   so  wohl  ihr  im  x\llgemeinen  der  Spiegel  zukommen   möchte ,  ist  fr 
doch   hier  insbesondere    kaum  zu  rechtfertigen  und  eben  so  wenig  der  lange  Lor- 
beerzweig,   mag   auch   sonst   der   Lorbeer   Aplirodite   beigegeben  sein  und  von  ihr 
gehalten  werden  *^  .     Für  die  Frau  hinter  Araymone  wdrde ,  falls  man  in  der  oben 
sitzenden,  trotz  den  eben  berUlirten  Bedenlceu,  Aphrodite  anerkennte,  die  Bezeich- 
nung   einer   Gefährtin    der   Amymone  übrig   bleiben    und   an  sich  nicht  unptifMvl 
erscheinen.     Dem  Hermes  entsprechend  wurde  eine  solche  Gef^hrtui  derAmvaK»f 
in  No.    12  gefunden,   und  hinter  Amymouu  iindet  sie   sich  wieder  in  der  folfffvä*^ 
Nummer.     Den    zwischen   ihr   und    Amymone   als   am    Boden   liegend  dargestelltcö 
Fächer    und    Ball    wird    man   übrigens   nicht   mit    Gargallo-Grimaldi   der  von  i^ 


a^  Compte-rendu  etc.  pour  lunnOe   1SG3  p.   Kil.  Note  4. 

b;  S.  Stephani  a.  a.   C).   S.    151  ff. 

c  Bd.   II.   S.  .109. 

d  Stephoni,   Coiupte-midu  ctf.  pour  rannee   1^1*2  S.  til.  Note  :».    I^HS  S.  TH  Sott^- 


12.     AMPHITRITE  UND  AMYMONE.  383 

Aphrodite  genannten  Frau  zuzuschreiben  haben^  obgleich  sich  Aphrodite  mit  beiden 
Attribaton  nachweisen  Iftßt^),  sondern  vielmehr  Amymone  selbst,  Ton  der  es  in  der 
Situation,  in  welcher  sie  sich  befindet,  nur  natürlicli  ist,   daß  sie  diese,  Dinge  ab- 
gelegt oder  weggeworfen  hat.     Der  Fächer  bedarf  fllr  eine  zum  Wasserholen  aus- 
gesandte  Königstochter   keiner  weitern    Motivirung;    ob  der   Ball  uns  ihre  Jugend 
▼ergegenwftrügen  ^;  oder  an   ein  mit  der  etwaigen  Gefährtin  getriebenes  oder  nach 
dem  Wasserholen  beabsichtigtes  Spiel  —  wie  es  Nausikaa  mit  ihren  Mägden  nach 
der  Wäsche  treibt  —  erinnern  soll  und  ob  dergleichen  in  irgend  einer  Bearbeitung 
des  Mythus  vorkam,    das   wissen   wir  nicht  und  können  darüber  nicht  absprechen. 
Zi  einer  ganz   bestimmten   Entscheidung   Über   die  hinter  Amymone  sitzende  Frau 
ist  ftlr  jetz^  wohl  nicht  zu  gelangen ,    obgleich   fttr  sie  der  Name   einer  Gefilhrtin 
oder  Sehwester  der  Amymone  immer  wahrscheinlicher  sein  wird,  als  derjenige  der 
Aphrodite.     Daß  diese   vielmehr  in    der  im  obem  Theile  des  Bildes  angebrachten 
J^ran  zu  erkennen  sein  dttrfte.   wird  noch  durch  die  ihr  gegenüber  befindliche  Ge- 
8telt  eines  Jünglings    wahrscheinlich    gemacht,    welcher    ebenfalls   mit  einem  sehr 
JjUDgen  Lorbeerzweig,    außerdem  aber  mit  einer  Syrinx  ausgestattet  und  schon  von 
Ojargallo-Grimaldi    ;a.  a.  0.    p.   4(»)  ,    den    Herausgebern    der    l*]lite    cdram.    (III. 
p.      73)  und  Stephani*^)  Pan  genannt  worden  ist.     Daß   dieser,    welchen   man  hier 
seiner  idealen  Bildung^)    wegen   mit  Benndorf^j,    im   Gegensatze    zu    dem    bocks- 
ftlOigen  Aegipan ,  Diopan  nennen  kann ,  nicht  selten  mit  Aphrodite  oder  mit  dieser 
Quad  Peitho  gemeinsam  ein  Liebesverhältniß  schützend  oder  überwachend  und  auch 
im    Allgemeinen   als  diesen   beiden  Göttinnen  eng  verbundener  Geführte  dargestellt 
worden   ist,    hat   Stephani^j    an   einer  beträchtlichen   Zahl    von  Beispielen  nachge- 
wiesen.    In   dem   erstem   Sinne  dürfte   er  denn  auch  in  diesem  Bilde  wie  in  dem 
folgenden  und  vielleicht  in  No.  IS  anwesend  sein.     Nimmt  mau  dieses  an,  so  wird 
m&B  sich  ohne  Zweifel  geneigt  fühlen ,    in   der  ilnn  gegenüber  sitzenden  Frau ,    zu 
der  er  sich  wie  im  Gespräch  henimwendet ,    Aphrodite   und   in   den   beiden  in  der 
Hölie  des  Bildes  angebrachten   Gottheiten   die  den  handelnden  Personen  unbewußt 
anwesenden  Schützer  des  poseidonischen  Liebesabenteuers  anzuerkennen. 

Nicht  bündiger  wird  schließlich  die  Erklärung  einiger  Einzelheiten  ausfallen  in 

Xo.  17,  dem  Gemälde  an  einem  Krater  aus  Annente  im  Museo  Nazionale  in 
^(eapeif).  Auch  hier  kann  die  Beschreibung  von  dem  in  der  Mitte  dargestellten 
^munenhause  ausgehn ,  welches  als  solches  (nicht  als  Tempelchen j  unverkennbar 
*nd  namentlich  gegenüber  der  Analogie  in  No.    1  (>  unbezweifelbar  ist ,  obgleich  in 


t)  Far  den  Fächer  bedarf  es  keiner  Belege,  far  den  BaU  s.  Stephani,  ('ompte-rendu  etc. 
?onr  raanee  1(^3  S.  14  in  der  Anmerkung. 

b;  Cber  den  BaU  als  Spielzeug  besonders  jugendlicher  Frauen  vgl.  das  Verzeichniß  b. 
^Hini  a.  a.  O. 

f)  Bulletin  hist.-phil.  de  Tacad.  de  St.  PtHerwb.  T.  XII.  p.  290. 

d  Cber  ideale  Panbildung  s.  Stcphani  im  (-ompte-rendu  eto.  pour  Tann^e  lSti2  S.  SO 
^ote  I  und  das  das.  Angefahrte. 

«;  Bau.  deU*  Inst,  von  1866  p.  0  sq. 

f;  Bulletin  de  l'acad.  de  St.  Pötersb.  a.  a.  O. 

K;  Bei  Heydemann,  Die  Vasensammlung  des  ICIuh.  Naz.  in  Neapel  No.  69U.  Unedirt, 
'•  Atlt«  Taf.  Xlll.  No.  15.  Zu  der  von  Heydemann  S.  21  verzeichneten  altern  Litteratur 
*"*^  Mini.jvim  im  BuU.  arch.  Nap.  1.  p.   5:<  u.   55.  hinzuzufrtpen 

Ov^rbeck,  KaaRtmjrUiAlogio.  III.  25 


384  III.    MYTHEN  1>E8  POBRIliOX. 

ihm  die  wasserspeienden  Lowenköpfe  fehlen.     Auch  von  einem   in  demselbf 

gehängten  Bukranion  und  AQewinde«,  von  demPanofka*;  redet,  ist  jetitwei 

Nichts   mehr  zu   sehn.     Grade   unterhalb  des  Bauwerkes  steht  die  große  1 

mit  welcher  die  rechts  in  der  Mitte  des   Vordergrundes  sitzende,    sehr   leic 

kleidete  und  einigermaßen  kokett  bewegte  Amymone  zum  Wasserholen  ausgQ 

ist,  wobei  sie  die  hinter  ihr  mit  hoch  aufgestütztem   Fuß   in  abwartender  fi 

dastehende  Gefährtin  —  denn  eine   solche   oder   eine  Schwester  kann  hie 

wohl  verkannt  werden  —  begleitet  zu  haben  scheint.     Nicht  ganz  gleichgij 

scheint  es,   daß  der  Ball,    welcher  in  No.   16  zwischen  Amymone  und  dar 

ihr  sitzenden  Frau  liegt,    auch  hier  zwischen  Amymone  und  der  Geflhrti 

fehlt ;  denn  dieser  Umstand  kann  für  die  Annahme,  wenngleich  nicht  eiitsch 

in  die  Wagschale  fallen,  daß  diese  Bilder  auf  einer  bestimmten,  uns  unbei 

Bearbeitung  des  Mythus  beruhen.    Auch  noch  ein  anderer  Umstand  will  wei 

bemerkt  werden.     Der  Brunnen,  welcher  in  No.  Iß  aus  zwei  LOwenköpfen ' 

speiend  gemalt  ist,  ist  hier  ohne  Wasser.     Ist  dies  nun  Zufall  oder  Nachlft 

des  Malers,  oder  soll  man  glauben,  derselbe  sei  absichtlich  als  versiegt  und 

los    dargestellt    und    werde    erst  demnäclist  durch    Poseidons  Einwirkung 

Eine  ganz   bestimmte    Antwort  hierauf  ist  wohl   kaum  eher   möglich  als  l 

sich  darüber  Rechenschaft  geben  kann,    ob   die  Maler   von  No.  16,   17  m 

18  die  Brunnenhäuser  nach  bestimmter  Tradition  oder  aus  unlebendiger  Auf 

des  Mythus  an  die  Stelle  natürlicher  Quellen  gesetzt  haben;  allein  die  erat 

sieht,    daß  die  Wasserlosigkeit  des  Brunnens  hier  auf  Nachlässigkeit  beru 

deshalb  wahrscheinlicher,  weil  auch  die  als  Wasserausgüsse  dienenden  Low 

oder  sonstige  Ornamente  fehlen.     Auf  jeden  Fall    irrt  Minervini,    wenn  er 

davon   spricht,    Poseidon  habe  in   diesem   Bilde  die  Quelle  von  Lema  za  i 

seiner  geliebten    Amymone   aus   dem  Boden  aufsprudeln  lassen.     Amymone 

über  steht  der  nur  unterwärts  mit  einem  Gewände  bekleidete,  jugendlieh  g 

Poseidon **;,    welcher,    den   Dreizack  in   der   Hechten   aufstützend,    mit   er 

Linken   zu   der   aufmerksam   auf  ihn   blickenden  Amymone  redet.     Das  hin 

stehende,   aufgezäumte  Flügelpferd,  bei  welchem  weder  an  Pegasos  noch  ai 

zu  denken  sein  wird,  ist  offenbar  sein  Keitthier,  auf  welchem  er  sich  an  ( 

Stelle   begeben   hat,    wie   bei   Lukian   auf  einem   raschen  Delphin,    und    d 

oftenbar  niclit  weniger    zukommen    kann,    als    ein    Zwei-    oder    Viergespa 

Flügelrössen ,    mit   dem   er  in  anderen  Monumenten  fährt "^  .     Wenn  sonach 

treff    der  Hauptpersonen   und    der    untern   Figurenreihe   eigentlich   Alles   k 

leicht  verständlich   ist,    gilt    Gleiches   nicht   von   den   Nebenpersonen  in  de 

Heilie,    deren   Namen  selbst  zum  Theil  zweifelhaft  sind.     Für  zwei  ganz  t 

stimmend  gebildete  und  gekleidete  Frauen   links  und  rechts  zunächst  am  Bi 

hause,    von  denen   diejenige   links,    welche    eine   Schüssel  mit   Früchten    i 

Linken ,    einen    Kranz   in   der  Hechten  hält ,    mit   dem    neben    ihr  stehendei 

Taenie    haltenden    Eros    in    eifrigem    Gesprilche    begriffen    ist ,    während    d 

rechts,    welche    mit    einem    Spiegel    in    der   Linken   und    einer   Taenie  in  < 


a    Neiipels  aiit.   Hildwerke  S.   2^r»  vgl.   Minervini  a.   a.   (). 

bj    Vergl.   oben  S.  Ii24. 

c    Vergl.  oben  S.   210,   29s  Note  b. 


12.     AMPUITKITK  UND  AMYMONK.  385 

senkten  Rechten  ausgestattet  ist,  anf  die  Gruppe  der  Hauptpersonen  aufmerksam 
niederschaut,  für  diese  Frauen  liegt  es  gewiß  sehr  nahe,  an  Aphrodite  und  Peitho 
zu  denken.  Dennoch  muß  man  es  fUr  löbliche  Vorsicht  Heydemanus  erklären, 
den  Namen  dieser  beiden  Göttinnen,  welche  auch  er  gebraucht,  ein  Fragezeichen 
beigeffigt  au  haben ,  da  namentlich  die  FruchtschUssel  in  Aphroditens  und  einiger- 
maßen auch  der  Spiegel  in  Peithos  Hand  etwas  Befremdliches  hat.  Nicht  minder 
^rechtfertigt  wtrde  das  Fragezeichen  sein,  mit  welchem  der  Name  des  Pan  fttr 
den  ganz  rechts  dastehenden  Jüngling  mit  restaurirtem  Oberkopfe  begleitet  ist, 
weicher  eine  Syrinx  in  der  Rechten  erhebt,  während  er  in  der  mit  der  Chlamvn 
omwiokielten  Linken  einen  Thyrsos  hält,  wenn  nicht  doch  die  Vergleichung  des 
vorigen  Bildes  es  wahrscheinlich  machte,  daß  auch  hier  Pan,  und  zwar  in  der- 
selben Bedeutung  wie  dort,  als  Genoß  von  Aphrodite  und  Peitho  und  als  Schützer 
der  Liebes6cene  in  der  That  gemeint  sei.  Das  bakchische  Attribut  des  Thyrsos 
in  der  Hand  dieses  Pan  kann  ja  in  keiner  Weise  Anstoß  geben. 

Ganz  besonders  eigenthümlich  aber  ist  die  Erscheinung,    daß  diesem  Jttngling 
entsprechend    an    der    letzten  Stelle   links   hinter  Eros   ein  bocksfüßiger  Pan  oder 
richtiger  wohl  Panisk  (Aegipan,   vgl.   S.    38H)    mit   zwei    ganz    dfinnen  Rohrflöten 
iwk   den    Händen    herbeikommt,    so    daß  ein    und    dasselbe    Gemälde    die    beiden 
F4NrmeB  des   Pan  zu   verbinden  scheint.     Denn   der  Name  eines  Satyrn,    welchen 
X:£eydemann  neben  dem  eines   Panisken    für  dieses  Wesen  anwendet,    ist  nicht  ge- 
rechtfertigt,  noch  weniger  wttrde  es  jeder  Gedanke  an  den  mehrerwähnten  Satyrn 
b^i  Apollodor  nnd  Hygin  sein,  welchen  Minervhii   (p.   56)    allerdings  nicht  gradezu 
aaamssprieht  y    aber  auch  nicht  abzuweisen  scheint.     Daß  dieser  Panisk  l^ier  nur  als 
Vertreter  der  beseelten  freien  Natur*)  anwesend  sei ,    in  welcher   die  Scene  spielt, 
li^^aa  nur  geringem   Zweifel  unterliegen.     Gerechtfertigter   wttrde   die  Frage  sein, 
ot^  die  Flöten  in  seinen  Händen  eine  weitere  Bedeutung  haben  aU  die,  sein  natttr- 
iaohes  Attribut  oder  ein  ihm  angemessenes  Instrument  zu  sein,  wie  dies  Stephani^) 
^itr  den  mit  ähnlichen  Flöten   ausgestatteten   Satyrn  eines   bekannten  etruskisohen 
^I^iegels*!   annimmt,  indem  er  meint,  derselbe  schicke  sich  an,    die   Liebesverbin- 
diaag  zwischen  Zeus   nnd   dem   gewöhnlich,    aber    mit   Unrecht  Semele  genannten 
W'ctbe  dorch  Musik  zu  versflßen.     Recht  wahrscheinlich  ist  das  weder  in  jenem 
nodi  in  dem  hier  Torliegenden  Falle ,  doch  kommt  darauf  schließlich  fttr  das  Ver- 
*tftndniß  des  hier  besprochenen  Vasengemäldes  nicht  so  viel  an,    daß  es  die  Mtthe 
lohnte,    sich  darflber  in   Vermuthungen  zu  ergehn.     Seiner  Compositlon  nach  ver- 
^^indet  dies  Vaaenbild   wie  so   viele  andere  unteritalische  Vasenbilder  mit  den  hau- 
A^lBden  Hauptpersonen  in  der  untern  Reihe  oder  im  Vordergrunde  die  gchtttzendeu 
Qotäieiten   in  einer  obem  oder  im  Hintergrunde   und   daß  sich  mit  diesen  ein  die 
^^^itUebkeit  als  freie  Natur   charakterisirendes  Wesen   verbindet,    hat   nichts   Auf- 
ftflendes  oder  Anstößiges.     Auf  das   Licht,    das   aus  dieser  mit  der  der  vorigen 
Nummer  in  manchem  Betracht  parallelen   Composition    auch    auf  jene    fällt,    ohne 
Sl^chwohl  Alles  aufzuhellen,  möge  noch  einmal  hingewiesen  werden. 

Ob  zwischen   diesem   Gemälde   und  demjenigen   anf  der  Vorderseite  derselben 


a;  Vergl.  Stephani  im  Bull,  de  Tacad.  de  St.  Petersb.  a.  a.  O.  p.   291. 

b   A.  a.  O.  p,  290  f. 

c,  Denkm.  d.  a    Kunst  11.   Xo.   4G. 

25 


386  III.    MYTHEN  DK8  P08KID0N. 

Vase,  welches  die  Aussenduug  des  Triptolemos  darstellt,  ein  ideeller  Zasammeiiluuig 
irgend  einer  Art  stattfinde,  ist  zu  untersuchen  nicht  dieses  Ortes. 

Von  Vasengemälden,  welche  sich  auf  Poseidons  und  Amymones  Liebe  beziehn, 
bleibt  daher  nur  noch  eines 

No.  18,  dasjenige  auf  einer  Pelike  lucanischen  Stiles  [ans  Armento?)  unbe- 
kannten Anfbewahrungsortes*^'  zu  besprechen  übrig.  Auch  hier  fehlt  das  BrnnaeB- 
haus  nicht,  welches  in  den  beiden  vorhergehenden  Bildern  die  Mitte  der  Oomposi- 
tion  einnimmt,  doch  ist  es  hier  nicht  allein  kleiner  dargestellt,  sondern  halbwegs 
zur  Seite  und  in  den  Hintergrund  gerUckt  und  verdeckt,  durch  eine  WOlbnng  oder 
einen  Bogen,  unter  welchem  in  der  Mitte  der  Composition  das  liebende  Paar  ni 
Gespräche  sitzend  dargestellt  ist.  Diesen  Bogen  nennen  die  Heransgeber  der  £lHe 
cäram.  (a.  a.  0.  p.  75)  »une  grotte«,  welche  sie  p.  65)  in  dem  von  Pauaaniai 
(II.  36.  8)  genannten  Berge  Pontinos  bei  Lerna  suchen,  während  Avellino  '^p.  60) 
die  Höhle  der  Hydra  von  Lerna  versteht,  welche  Apollodor  erwähnt^).  Es  iit 
aber  wohl  sehr  die  Frage,  ob  bei  diesem  Bogen  an  eine  Grotte  oder  Höhle  ia 
einem  Berge  zu  denken  sei ,  da  derselbe  offenbar  nicht  so  dargestellt  ist ,  als  be- 
stünde er  aus  festem  Felsgestein,  vielmehr  durchaus  jenen  Strahlenbogen  des 
Aetliers  oder  Himmelsgewölbes  gleicht,  welche  man  in  einem  berühmten  V^aaen- 
gemälde  mit  der  Gigantoinachie  der  Götter^)  dargestellt  findet.  Nun  kann  hier 
allerdings  von  einem  Aether-  oder  Himmelsgewölbe  natürlich  keine  Hede  sein  und 
ein  bloßer  Strahlenkranz,  welchen  Poseidon  um  sein  Liebeslager  gezogen  bitte, 
wie  Zeus  im  14.  Buche  der  Ilias  Nebelgewölk  um  das  seine  ausbreitet,  hat  kanm 
größere  Wahrscheinlichkeit.  Wohl  aber  dürfte,  wie  schon  Welcker*^)  bemerkt  hat, 
an  ein  Wassergewölbe,  und  zwar  an  ein  lichtdurcbstrahltes  gedacht  werden,  wie 
ein  solches  Philostrat  ^J  sich  zum  Thalamos  des  Poseidon  und  der  Amymone  wölben 
läßt.  Das  unmittelbare  oder  mittelbare  Vorbild  hierzu  hat  ohne  Zweifel  das  berg- 
artige Gewoge  abgegeben,  mit  welchem  Poseidon  in  der  Odyssee  sein  und  der  'fj'ro 
Liebeslager  umstellt  ^  und  wahrscheinlich  hat  auch  Lukiau^)  an  etwas  Aohnlichef 
gedacht,  wo  er  Poseidon  die  Amymone  in  das  Meer  schleppen  läßt,  so  daß  diese 
zu  ertrinken  fürchtet,  wahrend  der  Gott  ihr  sagt :  J>apf>2i,  oiiosv  osivov  uTj  ralh;;. 
Ein  solcher  Wasserthal amos  ist  in  dem  Vasengemälde  freilich  nicht  natnralistiHch 
dargestellt,    aber    wie  wäre  das  auch  möglich  gewesen?     Verständlich  scheint  der- 


a)  Abgeb.  im  Hüll.  arch.  Napol.  II.  tav.  3  mit  Text  von  Avellino  p.  57  sqq.,  welcher 
aber  den  Aufbewahrungsort  so  wenig  angiebt  wie  die  Herausgeber  der  Elite  ct^ram  lU. 
p.  74  8q.\  in  welcher  III.  pl.  M)  das  (Jemäldc  nach  einer  etwas  verschiedenen  Zeirhnujif 
wiederholt  ist.     Ö.  Atlas  Taf.   XIII.   No.    11. 

b)  Apollod.   II.   5.  2.     TTjV   oi    jopav    £jj:,ojv   ( lloav^Xf,;)   Iv  rtvi  Xo5p<u   -aod  ta;  ittj«;  ^,» 

c;   Vergl.  Atlas  Taf.  V.  No.   5,   Bd.  II.   S.   Mu.     Annäherungsweise    laÜt   sich  auch  <ier 
Rogen  in  der  (Jigantomachie  Atlas  a.  a.  ().  No.  S  vergleichen, 
d)  Zu  Müllers  Ilandb.  §  .'550  Anm.  .'5. 
e;   Philostr.  sen.  Imagg.   I.   h.  am  Ende:     TcOav   Y^f-*    V-*'!    >'•'■> r^'oj Tat  ii;  tov  v^V''"*-  T"''        I 

VtOV    l-A   Vtal    TOO    /IfjfiT.ryj   TOOTOJ  "    T.ftU'L'iWn    0£    OIJTO    6    jloaiioöj^    VOOl',;':!. 

/.  1  I  l       T  »  I    I  4 

f)   Od.   XI.   vs.   2-1!  :      Kv  Trooyor,;  rroTauoO  Z'xo£At;aTO  or*Tj£vTo;  " 

kl»  »  *  I  I  I 

g     Diall.  deor.  mar.   VI.   \\, 


1 


12.    AMPHITRITE  UND  AlITMONE.  387 

selbe  gleichwohl  gemalt  und  man  darf  in  den  beiden  concentrischen  Doppelstrichen. 
zwischen  denen  die  Strahlen    (ganz  ähnlich  wie  in  der  angeftlhrten  Gigantomachie- 
▼ase    aich  befinden,  wohl  die  Wasserwölbung  und  das  sie  durchlenchtende  Purpur- 
licht  erkennen.     Hier  also  sitzt  das  Liebespaar  im  Gespräche,    Poseidon   redend, 
AmTmone    zuhörend,    gewiß    nicht    vor   der   Umarmung,    sondern   nachher;    man 
könnte  Poseidon  die  Worte  in  den  Mund  legen,  welche  er  bei  Lukian  a.  a.  0.  zu 
Amymone  redet:    akka   xal  ihjytjV   eirmvofxov   aoi  avaooHrjVai   eaaco  IvraoHa  ira- 
ziloL^   T^    Tptaivj    TTjV   Äexpav  icXr|aiov   to5   xXoa^iato;.    xai   au  suSatficov  Itjq  xat 
(10V13  Twv  aSaX^mv  oo^  oopofopr|38i;  airoHavouaa.     Daß  Poseidons   Dreizack  nicht 
vollständig  gemalt,    sondern  mit   den   Spitzen    hinter    seinem   Haupt  oder  in  dem 
Wasserbogen  verborgen   ist,   beeinträchtigt  die  Sicherheit  seiner  Benennung  nicht, 
da  seme  ganze  Persönlichkeit  charakteristisch  gemalt  und  der  Gott  in  wesentlich  dem- 
selben Schema  nicht  selten  dargestellt  ist ;  Amymone  wird  am  sichersten  durch  die 
imgeworfen  zn  ihren  Fftßen  liegende  Hydria,    vielleicht  auch   noch  durch  den   in 
to  Linken  gehaltenen  Polsterkranz  (^iceTpoc  s.  oben  S.   H721  charakterisirt*),  ob- 
gkaeh  derselbe  hier  so  eigenthflmlich  und   von  anderen  Beispielen  abweichend  dar- 
SMtellt  ist,  daß  ein  Zweifel  an  seiner  Bedeutung^)   nicht  ganz  abgewiesen  werden 
hon. 

Schwieriger  zu  erklären  als  die  Hauptgruppe  ist  auch  in  diesem  Gemälde 
dtfen  Umgebung.  Allerdings  kann  nach  der  Analogie  besonders  von  No.  12  und 
von  No.  1 7  es  kaum  fraglich  erscheinen ,  daß  mit  der  hinter  der  Gruppe  der 
Hanp^iersonen  stehenden  Frau  eine  GeAhrtin  oder  Schwester  der  Am^-mone  ge- 
meint sei  und  mit  noch  größerer  Gewißheit  wird  Jetler  hier  wie  in  No.  16  dem 
RA,  welches  vor  ihr  steht,  jede  Bezttgliehkeit  auf  den  von  ApoUodor  in  der  Amy- 
BMüesage  erwähnten  Hirsch  ab-  und  demselben  die  aphrodisische  Bedeutung  sowie 
neben  den  an  verschiedenen  Stollen  des  Bildes  sprießenden  Blumen  diejenige  der 
BeieichDang  der  freien  Natur  zusprechen,  von  der  bei  No.  16  die  Rede  gewesen 
^'  Wie  dies  Thier  zu  der  hier  dargestellten  traulidien  Beziehung  zur  Amymone- 
S^fiUirtin  kommt  und  ob  diese  dasselbe  aus  dem  halbgeöffneten  Kästchen,  welches 
dodi  nach  vielfUtigen  Analogien  eher  als  Schmuckkästchen  zu  gelten  haben  würde, 
Attem  will  und  warum  dieses,  ist  dunkel.  Der  rechts  gegenüber  mit  gekreuzten 
B^ben  und  auf  eine  Stele  gestützter  rechter  Hand  dastehende  bekränzte  Jüngling, 
^eher  eine  zusammengeschlungcne  Chlamys  um  Schultern  und  Arme  trägt,  wie 
^  m  nicht  wenigen  Bildern  bei  Poseidon  vorkommt ,  und  der  einen  Stab  in  der 
Silken  hält  oder,  seiner  Bewegung  nach,  auf  den  Rand  eines  Badebeckens  auf- 
'^r  ohne  diesen  freilich  thatsächlich  zu  berühren,  wird  nach  Analogie  von 
^0.  12  und  No.  16  gewiß  am  ehesten  Hermes^)  zu  nennen  sein,  obgleich  der 
^nmd  flir  dessen  Anwesenheit  hier  so  wenig  klar  ist,  wie  in  den  anderen  Vasen- 
^rn.  Diesen  Jüngling  Ganymedos  zu  nennen,  wie  dies  die  Herausgeber  der 
^ute  c^ram.    (UL  p.  66)   thun ,    und   zwar   des   von   ihm    gehaltenen    Stäbchens 


a  Avellino  a.  a.  O^  p.  57,  Minervini,  Bull.  arch.  Nap.  III.  p.  50. 
b»  Wie  ihn  Lenormant  und  de  Witte  a.  a.  O.  p.  7.5.  Note  1.  aussprechen, 
c   Beispiele  der  Darstellung  des  Henues  ohne  Petasos  und  Kerykeion  b.  in  den  Be- 
*^^n  der  k.  sAchs.  Ges.  d.  Wias.  v.  1871.  8.   I06  f.  Note  c  u.  vgl.  Stephan!  im  Compte« 
^^u  etc.  pour  les  ann^es  1870  et  1871  8.  183. 


388  in.    MYTHEN  DEd  P08EID0X. 

wegen  ^,  iat  ofeBbtr  anzalä^aig ;  den  Namen  des  Narkiasod  aber,  welcIieB  fllr  6m 
selben  Aveliino  (a.  a.  0.  p.  57  sqq.  aasfohiüch  sn  begründen  sucht,  kam  n 
der  annehmbar  finden,  welcher  sich  mit  Avellinos  gesammter  mystischen  Ei 
kUmngsweise  diesed  Vasengemäldes  einverstanden  erklärt.  Daß  die  Stele,  n 
welche  dieser  Jfingling  die  Hand  stützt,  die  Grabstele  d^  Sdhne  des  Atgjpk 
f^enauei',  nach  Apollodor,  ihrer  in  Lema  beerdigten  Kdpfe)  sein  solle,  ist  ebea  i 
wenig  wahrscheinlich,  wie  daß  dieses  Grabmal  durch  die  Stele  bezeichnet  werde 
solle,  an  welche  Hermen»  in  No.    12  lehnt. 

Unerklärt  ist  ftlr  Jeden,  der  nicht  mit  Aveliino  und  den  Herausgebern  der  £lii 
ceram.  an  lemaeische  oder  sonstige  Mysterien,  an  Eingeweihte  und  RetnigungeB  i 
diesem  Bilde  denken  mag ,  das  Luterion ,  welches  in  der  Nähe  dieses  Jftnglingt 
hier  im  Freien  seltsam  genug  aufgestellt  ist. 

Keine  sonderliche  Schwierigkeit  macht  die  im  obern  Theile  dieses  Bildes  reeU 
sitzende,  einen  Spiegel  haltende  und  von  Eros  b^leitete  Frau;  denn  es  ist  niel 
wohl  möglich ,  in  ihr  Aphrodite  zu  verkennen,  welche  ja  auch  hiw  in  alle  Weg 
an  ihrem  Platz  ist.  Fraglicher  dagegen  erseheint  es  wieder,  ob  man  dem  link 
geg^iilber  in  Entsprechung  zu  Aphrodite  sitzenden  Jünglinge  nach  Analogie  de 
Bilder  No.  16  und  No.  17  den  Namen  des  Pan  geben  darf.  Nicht  des  Rehes ^ 
wegen,  welches  neben  ihm  gelagert  ist  und  auf  dessen  Rücken  er  zutraulich  sein 
linke  Hand  legt,  denn  das  Reh  findet  sich  auch  sonst  bei  Pan  als  dem  Begleitf 
der  Aphrodite^  und  erscheint  diesem  Gotte  der  freien  Natur  so  natürlich  gesellt 
daß  es  auch  ohne  jede  weitere  Analogie  leicht  verständlich  und  ohne  Anstoß  ei 
scheint.  Fraglich  ist  nur,  was  der  Gegenstand  bedeute,  den  dieser  Jüngling  a 
einem  langen  Band  in  der  rechten  Hand  hält,  ob  es  ein  Ölfläschcheo  ist,  wi 
bisher  erklärt  worden ,  und  wenn  dieses ,  ob  ein  solches  auf  die  Palaestra  hii 
weisendes  Attribut  Pan  zukomme. 

Vollkommen  dunkel  endlich  ist  bisher ,  was  es  zu  bedeuten  habe ,  daß  grad 
oberhalb  des  Thalamos  des  Poseidon  und  der  Amymone  ein  zweiter  Eros  mit  einei 
kurzen  Speer  nach  einer  Schlange  sticht ,  welche  ihm  entflieben  zu  wollen  scheinl 
Denn  die  Analogie,  in  welche  Aveliino  a.  a.  0.  p.  60,  vgl.  p.  74)  di^se  Bar 
Stellung  mit  dem  Apollon  Sauroktonos  bringt ,  hilft .  so  wie  er  diesen  veretehl 
offenbar  zu  Nichts,  und  wenn  vollends  die  Herausgeber  der  ^lite  c<^ram.  (a.  a.  0 
p.  67]  behaupten,  diese  Schlange  sei  die  Hydra  von  Lerna  und  der  Eros  vertret 
den  die  Hydra  bekämpfeuden  Herakles  *^  ,  so  ist  damit  noch  etwas  weniger  al 
Nichts  gesagt.     Möglich  scheint  nur  die   eine    Erklärung,    daß    es    sich   um 


a    .    .   .    un    ephebe    proque  nu ,    appuyc  sur  le  tonibeau  det»  tiU  d  Egyptus,  clairemec 
caractöris«^  comme  un  Ganyniödo  par  la  baguette  du  trorhus  qu  il  tient  a  la  Diain. 

b;    Welches  die  Herausgeber  der  Klite  rerani.    für  einen   Hirseh    halten  und  danach  de 
jQngling  Kypari&sos  nennen,  der  liier  Nichts  zu  .suchen  hat. 

c^  Vergl.    Stephani   im    Conipte-rendu    etc.    pour   1  annee    l*^H3    S.   21^    mit  VcrweiJUi 
auf  da«  S.    IT»!    Note  iS  angeführte  Vasenbild. 

d  l'n  p;is>age  de  rau>anias  11.  M  \  iimu>  d«tnne  la  tief  de  eette  repre>ent.itu»ii . 
pf  riegete  dil  en  rffet,  «jue  1  hydre  de  I.eint.  tuee  par  llcnule  n  etait  «|U  un  »er|>enl  et  »jw 
(•est  Pisandrc  de  tiuniru.>  cjui.  le  premier.  1  avait  representee  avec  plusieur«  tetes.  liC  *cr 
pcnt  que  montrc  notre  vase  n  est  done  ,1/  autre  que  1  hydre,  et  IKros  tuant  le  i»erpcnt  ren«- 
place  Hercule  combattant  Thydre.  Les  noms  d  'Kpo;  et  d"  Hoax).-^;  out  un  certain  ripp"«^ 
et  rcnfernient  une  nicmc  rarinc  fondamenlale.      l'nd  >o  weiter. 


12.    AlfPHITBITE  UND  AMYMOHE.  389 

jener  genrehaften  Motive  handelt,  welche  hei  Eros  in  der  unteritalischen  Vasen- 
malerei aneh  sonst  vorkommen*)  >  nämlich  daß  der  Eros  zam  Zeitvertreib  in  kind-^ 
Hehem  Spiele  nach  der  sich  rasch  dahinringelnden  Schlange  sticht,  wie  nieht  blos 
der  knabenhafte  s.  g.  Sanroktonos  ApoUon  in  genrehafter  Auffassung^;,  sondern 
in  einem  Vasengemftlde  ^ )  auch  ein  menschlicher  Knabe  nach  der  ebenfalls  durch 
Hue  Schnelligkeit  und  Gewandheit  ausgezeichneten  Eidechse.  Trifft  diese  Er- 
Uimng  das  Richtige,  so  wird  man  ein  fthnliches  genrehaftes  Motiv  auch  in  dem 
^iele  der  AmymonegefUhrtin  mit  dem  Reh  finden  können,  welches  sie,  vielleicht 
Mur  nnter  dem  Schein,  es  füttern  zu  wollen,  zu  sich  herangelockt  hat.  Es  siebt 
doch  gana  so  aus,  als  ob  die  gesammte  Gesellschaft  das  Ende  der  sich  vielleicht 
etwas  in  die  I^nge  ziehenden  Liebesscene  der  Hauptpersonen  abwarte,  wobei  der 
Jflngling  uuten  (Hermes)  in  seiner  Boten-  und  Dicnerstellung  geduldig  und  lässig 
aaf  das  Mädchen  mit  dem  Reh  blickend  dasteht,  während  der  junge  Eros  und  die 
GefUrtin  Amymones  durch  Spiel  und  Tändelei  sich  die  Zeit  verkürzen  und  Aphro- 
dite und  ihr  Gegenüber  (Pan)  dem  Spiele  des  Eros  eben  so  aufmerksam  zu- 
schauen, wie  man  noch  heute  im  Süden  P^wachsene  ähnlichen  Spielen  der  lieben 
Jagend  in  größter  Spannung  zuschauend  sehn  kann*^]. 


2.     SuiiHtige  Kunstwerke. 

Unter  den  sonstigen  auf  Poseidons   und  Amymones   Liebe  bezüglichen  Kunst- 
^v^erken  dürfte  das  meiste  Interesse  in  Anspruch  nehmen 

No.    19,  ein  etniskischer  Spiegel  im  Museo  Gregoriano  des  Vatican '; .     Es  ist, 

^>v-«flentlich   wie  bei  Lukian ,    eine  volle  Gewaltthätigkeit  Poseidons  gegen  die  heftig 

^T^aehrockene    Amymone    und    nach    Art    mancher   anderen  etruskischen    Spiegel- 

K«4dmnngen  die  Begebenheit  auf  dem  Höhepunkte  dargestellt,  welchen  die  griechi- 

^^Ae   Kunst    vermieden    und    zu  umgehn  gewußt  hat.     Die  Bildung  des  Poseidon 

^^^lÜießt  sich   wesentlich   dem   Schema  an,    welches  die   Vasenbilder  5,  8,    11  der 

-^mymonefolge  bieten,    doch   schlingt  sich    sein   zusammengefalteter,    sehr   weiter 

^^atel,  der  seinen  rechten  Arm  bedeckt,  auch  um  die  Schulter  und  den  Arm  des 

^^Mshens,    welches    nur  am   Oberkörper   mit  einem   ganz  leichten  Chiton  schistos 

^^^<deckt  ist.     Das  Paar  steht  unmittelbar  vor  einem  unregelmäßig  umrissenen,    mit 

^^hiBten  Linien  durchzogenen  Felde,    welches  man  folglich  als  eine  Höhle  in  dem 

^^0  Hintergrund  bildenden  Berge  betrachten  könnte,  welches  aber  wahrscheinlicher 

^*n  von  Poseidon  um  die  Stätte  seiner  Liebe  gestelltes  xopia  oups'i  wov  (s.  No.  18) 

^^in  soll  und  als  solches  von  einem  kleinen  Seedrachen  hinter  Amymone  und  einem 

tische  unter  demselben  belebt  erscheint.     Den  Hintergrund   bildet  ein  Berg  oder 

^^r  Berg  Pontinos,  wenn  man  ihn  so  nennen  will,  an  welchem  ein  wasserspeiender 


a    8.  A.  FurtwÄngler,  Eros  in  der  Vasenmalerei  S.  77. 

b:  Friederichs,  Bausteine  S.  265,  ni.  Gesch.  d.  griech.  Plastik  II.-  S.  39. 

c;  Angefahrt  ron  Friederichs  h.  h.  O.  ;  ich  kenne  dasselbe  nicht. 

d;  Abgeb.  in  Gerhards  Etrusk.  Spiegeln  I.  Taf.  64. 


390  III.    MYTHEN  DES  POSEIDON. 

Löwenkopf  angebracht  ist,  neben  dem  eine  Kylix  zum  Gebrauche  des  Vorbei- 
gehenden  aufgehängt  ist.  Hinter  diesem  Berge  lauscht  in  äußerst  charakteristiseh 
dargestellter  Neugier  ein  Satyr  hervor,  welcher,  obwohl  es  zu  seiner  Erjdänuig 
hier  wie  in  so  vielen  anderen  Fällen*)  ausreicht,  ihn  als  den  natflrUchen  Bewohner 
der  Örtlichkeit  zu  betrachten,  immerhin  und  wahrscheinlicher  als  in  den  Vasen- 
bildem,  No.  15  ausgenommen,  der  von  Poseidon  vertriebene  Satyr  der  Hygiaisehen 
und  Apollodorischen  Erzählung  sein  kann.  Erkennt  man  dieses  an,  so  bleibt 
nattlrllch  kein  Zweifel  an  der  Bezüglichkeit  der  Darstellung  auf  Amymone;  aber 
auch  ohne  dieses  wird  sich  schwerlich  ein  anderes  Liebesabenteuer  Poseidoiis 
nennen  lassen,  welches  großem  Anspruch  darauf  hätte,  in  dieser  Darstellung  er- 
kannt zu  werden,  obwohl  die  Hydria  fehlt,  welche  sonst  das  sicherste  Unter- 
scheidungsmerkmal Amymones  von  anderen  Poseidongeliebten  bildet. 

Die  nächste  Stelle  gebtthrt 

No.  20,  einer  unter  Antoninus  Pius  in  Argos  geprägten  Erzmtinze,  s.  Mllnz- 
tafel  VI.  No.  32^).  Dieselbe  stellt  die  Verfolgung  dar;  Poseidon  im  langen 
Chiton,  mit  flatterndem  Mantel  und  links  geschultertem  Dreizack  eilt  mit  großen 
Schritten  hinter  Amymone  her,  welche  er  mit  der  Rechten  zu  fassen  im  Begriff 
ist,  während  sie,  deren  Gestalt  nicht  gut,  dem  Rande  der  Münze  zu  nahe,  ausge- 
prägt und  ziemlich  stark  verschliffen  ist,  entweder  schon  auf  den  Knien  liegt  oder 
eben  niederfallt,  ähnlich  wie  es  vielleicht  der  Maler  der  Jatta sehen  Kylix  (oben 
No.   4.  a.)  dargestellt  hat. 

Zeigt  uns  also  diese  Münze  Poseidon  ganz  als  den  ungestümen  Werber,  als 
der  er  auch  in  den  Vasenbildern  No.  3 — 7  erscheint,  so  ist  dagegen 

No.  21.  das  Bild  einer  antiken  Paste  der  Kestner' sehen  Sammlung^;,  von  der 
ein    Abdruck    in    der    Cades'schen    Abdrucksammlung    Cl.    I.    C.  No.   22^)   ist,  s. 
Gemmentafel  III.  No.   8,    wie  aus  Heininiscenzen  der  Vasenbilder  ziisammengesetit. 
welche   das   Gespräch    Poseidons   und   Amymones,    wahrscheinlich    nach    der   Um- 
armung  darstellen ;    namentlich   stimmt   die   reich   bekleidet,    mit   hinterwärts  ver- 
schleiertem  Haupt   und    der   Hydria  in   der  gesenkten  Rechten  vor  dem  Gotte  da- 
stehende   Amymone    in    gradezu    auffallendem    Maße    mit    der    Amymone    in    dem 
Vasenbilde    No.     15    überein.      Poseidon    steht    ihr    in    unp^eiahr    seiner    typischen 
Stellung  mit  auf  eine  kleine  Felserhöhung  gestelltem  rechtem  Fuß.   aber  in  höchster  -j 
Ruhe,   den  gewandumschlungenen  linken  Arm  auf  den   Rücken   gelegt,    gegenüber.^ 
Daß  er  ihr ,    wie  Wieseler  meint ,    eben  seineu  Liebesantrag  mache ,   ist  daher  aus=. 
früher  erwähnten  Gründen  sehr  unwalirscheinlich,  Müllers  Ausdruck  aber,  er  ver 
leihe  der  Amymone  das   Geschenk    der  Quelle   von   Lema ,    obwohl   dies   auf  de:-     ^ 
spätem  Augenblick  hindeuten  würde,  eben  so  wenig  gerechtfertigt^'*  . 

Das  Schöpfen  Amymones  aus  dem  ihr  verliehenen  oder  ftlr  sie  geöffnet^-» 
Quell  stellen  dar : 


a)   S.   Stephan!  im  Bull,   hisl.-phil.   de  l'acad.    de  St.   Pctersb.   XII.   p.  271  sqq. 
b'    Publ.    von    Iinhoof  aus    seiner   Sammlung   in   s.   Choix  de  monnaies  grecques  pl    ^ 
No.   «i«. 

c    Abgeb.  in  den  Dcnkm.  d.  a.   Kunst  II.   No.   82. 

d     Auch  in  den  Impronte  gcmmarie  dell'  Institute  cent.  I.  No.  04. 


1 2 .    AMPHITBITE  UND  Alf YMOKE .  39 1 

No.22,  ein  braonerSarder  der  berliner  GemmeDsammlnng^)  aQsderStosch'scben^), 
s/  Gemmentafel  III.  No.  4,  und 

No.  23,   eine  violette   antike  Paste   derselben   Sammlung^),    ebendaher^),    s. 
ßenmientafel  m.  No.  5.     In   beiden  nahe  verwandten  Darstellungen  ist  Amymone 
niedergekniet,   um  an  dem  Felsenqnell  Wasser  zu  schöpfen,    »nach   dem   Liebes- 
abentener  mit  Poseidon«,  wie.  Wieseler  mit   vollem   Rechte    bemerkt,    da    sie    in 
No.  22  den  Dreizack  hält,    der  ihr  doch   lediglich   als  Symbol   ihres  vollzogenen 
Verfaältnisfles  zn  Poseidon  gegeben  sein  kann,  w^enn  man  nicht  etwa  vorzieht,   den- 
selben im  Anschluß  an  die  Erzählung  bei  Hygin  zn  erklären,    wo   Poseidon  Amy- 
mone selbst  den  in  den  Boden  geschleuderten  Dreizack  herausziehn  läßt,    worauf 
die  drei  Quellen  emporsprudeln.     Man  braucht  nicht  grade  anzunehmen,  hier  solle 
dargestellt  sein,  wie  Amymone  soeben  den  Dreizack  aus  dem  Boden  gezogen  habe, 
am  dennoch  Hygins  Bericht  als  eine  passende  Grundtage  eines  Bildes  zu  erkennen, 
in  welchem  Amymone  beim  Wasserschöpfen  den  Dreizack  des  Gottes  in  der  Hand 
hftlt.    Wieseler  freilich  faßt  ihn  ganz  anders  und  nennt  ihn  Amymones  »habituelles 
Attribut« ;    aber  schwerlich   mit  Recht.     Denn   erstens   kommt   Amymone   mit  dem 
I>reizack  in  keinerlei   anderem  Kunstwerk  als  in  Gemmenbildern  vor  und  zweitens 
sind  bei  weitem  die  meisten  Gemmenbilder,  in  welchen  dies  der  Fall  ist^  i ,  Wieder- 
holungen der  hier  in   Rede   stehenden   Composition.     Auf  eine  andere   soll  gleich 
zorflckgekommen  werden.     In   dem  Bilde   No.  22    fehlt  die  Andeutung  des  Quells 
and  des  Felsen,  aus  welchem  der  Gott  ihn  hervorrief,  in  No.  23  dagegen  ist  der 
letztere  dargestellt.     Daß,    wie  Tölken  bemerkt  hat.    beide   Gemmenbilder   in   der 
Hehandlung  der  Gewänder  noch  Spuren  des  altern  Stiles  zeigen,    soll    nicht   uner- 
^HTähnt  bleiben. 

Anßer  in  den  Wiederholungen  dieser  Composition  wird  die  Einzelfigur  der 
Ainymone,  welche  außerhalb  eines  bestimmten  Actes  der  Sage  dargestellt  ist. 
noch  in  zwei  geschnittenen  Steinen  erkannt :  a)  in  der  Sammlung  der  kais.  Er- 
i^tage  in  St.  Petersburg^,  s.  Gemmentafel  III.  No.  6;  b)  in  der  florentiner 
^einmensammlung^ .  Stephani  nennt  diese  Gemmen  »offenbar  antik«.  Und  zwar 
^  Betreff  der  Petersburger  ohne  Zweifel  mit  vollstem  Rechte,  während  bei  der 
florentiner   schon    die    Abbildung    mancherlei    Bedenken    hervorruft.     Die    überaus 


a)  S.  Tölken,    Erkl.  Verz.  III.  Cl.  2.   Abth.    No.   ISI,    abgeb.    in    den    Denkm.    d.    a. 
^Umt  U.  No.  82.  a. 

b)  Winckelmann,  Pierres  de  Stosch.  II.  Cl.   12.  Abth.  No.  862  als  Psyche. 

c)  Tölken  a.  a.  O.  No.   182,  abgeb.  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  82.  b. 

d)  Winckelmann  a.  a.  O.  No.  801  ;    Stephani,    Comptc-rendu    etc.    pour    lannäe    1866 
-   t)l  Note  2  zahlt   noch   mehre   Wiederholungen   dieser    Composition  auf,  jedoch   mit   dem 

^^lufOgen^  wie  viel  von  diesen  Steinen  und  Pasten  antik  sei,  sei  ihm  noch  nicht  ganz  klar. 

e)  Vergl.  Stephani  a.  a.  O. 

f)  Stephani  a.  a.  O.,  abgeb.  in  den  Ant.  du  bosph.  Cimmer.   pl.   17.  No.   7. 

g)  Stephani  a.  a.  O.,  abgeb.   Wicar,  üal.  de  Flor.  II.  pl.  42,  wiederholt  in  den  Denkm. 
*   a.  Kunst   I.    No.   172.     Den    aus   der   Stosch'schen    Sammlung   in    die    berliner   gelangten 

^*»Tieol,  welchen  Tölken  a.  a.  O.  unter  No.  183  als  »Amymone  oder  eine  andere  Danaide 
^^hend  mit  einer  Schöpfkanne  in  der  Hand«  verzeichnet,  kann  ich  unter  den  AbdrQcken  der 
^^^•ch'schen  Sammlung  nicht  identißciren ,  weiß  also  auch  nicht,  in  wie  weit  er  hierher  ge- 
^^,  doch  scheint  das  Mädchen  keinen  Dreizack  zu  halten,  da  Tölken  von  einem  solchen 
•«Zweigt. 


392  in.     MTTHEK  DES  POBRIDON. 

schlechte  RaameiffillQDg ,  welche  neben  der  kleinen  Figur  in  der  Mitte  dei  1 
ringsum  eine  Menge  leeren  Raumes  läßt,  femer  die  Art,  wie  in  gm  m 
lieber  Weise  und  zugleich  doch  offenbar  aus  Anstandsrflcksichten  ein  Gew« 
der  linken  Seite  der  Figur,  ihren  Schenkel  und  zum  Theil  ihre  Scham  dec 
angebracht  ist,  regt  den  Verdacht  modernen  Ursprunges  dieses  Steines  am 
den  lebhaft  an .  der ,  namentlich  auf  diesem  Gebiete  Stephanis  große  Kenner 
bereitwillig  anerkennt.  Ehe  demnach  eine  weit  größere  Anzahl  von  Denkn 
nachgewiesen  sein  wird,  in  denen  Amymone  mit  dem  Dreizack  dargestellt  ist 
man  diesen  als  ihr  Attribut  nicht  bezeichnen  dürfen. 


ANMERKUNGEN  UND  EXCURSE 


ZUM 


DRITTEN  BUCH. 


ZUM  ERSTEN  CAPITEL. 


1)  Zu  S.  209.  AU  VoniTbeit  ist  hier  die  fleißige  leipziger  Doctordiiflertation  von 
^.  ICanitiuB:  De  antiquiinina  Neptuni  figura,  Lipaiae  1872  zu  nennen,  durch  welche  frühere 
*u/  dies  Thama  bexOgliche  Litteratur  überholt  worden  ist.  Ganz  besonders  dürftig  und  toU 
▼oa  Irrthümem  und  Verkehrtheiten   ist  der  Abschnitt  über  Poseidon  insgemein  in  B()ttigers 

iämetk  z.  Kunstmyth.  11.  S.  343  ff.,  wlhrend  den  vergleichsweise  reichsten  Stoff  zur  Kunst- 
ttjrthologie  des  Poseidon  Preller  in  Paulys  Realencyclop.  V.  1.  S.  564  ff.  zusammenge- 
•«•lU  hat. 

2)  zu  S.  209.     Frageweise  könnte   man   einen   der  bekannten  30  viereckigen  Steine  in 
^'^Afae,  von  denen  Pausanias  VII.  22.  4  sagt:    iv  <^apa?c  ....  eoTf|XQtat   i'f^-zvra  tov  dfcCX- 

KoO  Tivo^  £vo}jLa  iffiXi^ovTc; ,  als  ein  anikonisches  Agalma  des  Poseidon  betrachten,  wenn  es 
"S^Qdwie  festMtflnde,  daß  es  sich  bei  diesen  Steinen  um  den  Cultus  der  popullren  Oötter 
^>><telte.  Vgl.  auch  oben  S.  4.  Das  dYotX^a  TCTpdYoivov  des  Poseidon  bei  Trikolonoi  in  Ar- 
^^ien,  Pausan.  VIII.  35.  A,  welches  Preller  a.  a.  O.  S.  564,  aus  welchem  unausgesprochenen 
^'^nde  immer,  »merk würdig«  findet,  gehört,  es  mag  a«t  oder  jung  sein,  nicht  zu  den  ani* 
^^*^ttchen  Agalmaten,  sondern  war,  wie  auch  Preller  richtig  sagt,  eine  Herme  des  Gottes, 
^^  Gleiches  gilt  von  dem  auf  Poseidon  bezüglichen  unter  den  6rf(0.i».axa  tö  ':tx^-^n>'^o'>i  icap- 
^l>>c>oi  ^//if^a  in  Megalopolis  bei  Pausan.  VIII.  31.   7. 

3:  zu  S.  210.     Wenigstens  hat  Panofka,  wie  er  a.  a.  O.  S.  5  ausdrücklich  erklärt,  zu 

*^   Vaaengem&lde,  welches  er  als  eine  ('opie  des  Gemäldes  des  Klean thes  betrachtet,  selbst 

^^ti  Poseidon  mit  dem  Thynnos  hinzugefügt  (s.  d.  Erlauterungstafel  Fig.  1.  verglichen  mit 

^    Bilde  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  393j,   doch   wohl   weil  er  keine  Athenageburt  mit 

^■«r  Zqaatzflgur  Vorland.     Auch  seitdem  ist  keine  bekannt  geworden,   denn  die  Beziehung 

^   «inen   Bildes  an  der   Amphora  No.   1G99  des  berliner  Museums  auf  diesen  Mythus  ist, 

^    Gerhards   Annahme  in  Neuerworb.   ant.   Denkmäler,  3.  Heft,  Berlin  1H46  S.  10,  sehr 

^>lematifch.     Vergl.  auch  Stephani,  C/ompte-rendu  de  la  comm.  imp.  arch.  de  St.  Pötersb. 

'mnnSe  1864  S.  216  (.  Anm.  5. 

4)  SU  8.  211.     Welcker,   Griech.    Götterl.  U.  S.  28S  u.  681,  sieht  die  Athenageburt 

Poseidon  und  Amphitrite  zusammen,  ja  er  redet  nur  von  der  Anwesenheit  dieser  Götter 

enemActe.    Mit  äußerst  zweifelhaftem  Rechte;  denn  nicht  allein  zählt  Pausanias  a.  a.  O. 

ganze   Reihe   von   Gegenständen  mit  wenigen  Worten    und  ohne  Angabe  näherer  Um- 

e  auf  und  nicht  allein  eignet  sich  eine  Darstellung  von  Poseidon  und  Amphitrite,  etwa 

9ochseit  oder  dergleichen  vorführend,    durchaus   für   einen   selbständigen   Gegenstand, 

m  ea  wäre  gradesu   auffallend  und  schwer  erklärlich,    wenn   Pausanias   von   den   die 

agebuxt  umgebenden  Gottheiten  grade  nur  Poseidon  und  Amphitrite  genannt  hätte  oder 

la  diese  allein  als  anwesend  hätte  bezeichnen  wollen.     Vergl.  auch  Brunn ,    (iesch.   d. 

Inatler  I.  S.  115.     Wegen  der  Chronologie  des  Gitiadas  muß   ich  auf  m.  (iesch.  d.  gr. 

.  2.  Aufl.  I.  S.  80  mit  Anm.  22  verweisen. 

)  SU  8.  211.     Wenn  £.  Braun   in  den  Ann.  dell'  Inst,  von  1844  p.  145  die  Gottheit 

r  (östlichen  Seite  des  Harpyienmonumentes  von  Xanthos  als  Poseidon  erklärt,  wie  (ier- 

i  der  Archaeol.  Zeitung  von  1845  S.  72  speciell   als  Poseidon  Phytalmios,   so  glaube 

U.  Bande  diese»  Werkes  S.   20  f.  und   in   den   Anmerkungen  31.  u.  32.  die  Gründe, 


396  ANMKHKI^XÜKN  UND  EXCl  R8E 

welclie  gegen  eine  solche  au»  griechischer  Mythologie  geschöpfte  NomencUtar  bei  einem 
lykischen  Monumente  sprechen,  hinlänglich  dargelegt  zu  haben,  um  hier  von  ihrer  Wieder- 
holung absehn  zu  können. 

6}  zu  S.  219.  Die  Achatgemme  unbekannten  Besitzes,  von  welcher  sich  in  Lippert» 
Daktyliothek  I.  1.  No.  107  (Abdr.  No.  02/  ein  Abdruck  befindet,  ist  in  der  augenschein- 
lichsten Weise  unantik,  also  hier  nicht  als  weiteres  Parallelmonument  zu  zählen. 

7)  zu  S.  220.  Von  der  in  ihrer  Bedeutung  immer  noch  streitigen  Nebeninschrift  F55M 
mehrer  Münzen  von  Poseidonia  wird  hier  ganz  abgesehn  und  kann  deswegen  abgeaehn  werden, 
weil  die  Zugehörigkeit  dieser  MUnzen  zu  Poseidonia  unbezweifelt  ist,  irgend  ein  chrono- 
logischer Gewinn  aber  aus  der  bectiabneten  ^igrsphe  fticht  gezogen  werden  kann.  Veigl. 
über  die  streitige  Bedeutung  derselben:  Micali,  L'Italia  avanti  il  dominio  dei  Romani  I. 
p.  234;  Duc  de  Luynes,  Nouv.  Ann.  de  l'Inst.  I.  p.  431  ;  Millingen,  Sylloge  of  anc.  aned. 
coins  p.  17;  Avellino,  Bull.  arch.  Napol.  I.  p.  24;  Minervini  das.  N.  S.  III.  p.  160; 
Archaeol.  Zeitung  von  1843  S.  153.  Aach  auf  die  mancherlei  kleiner^  Varianten  in  den 
poaeidoniatisehen  Münz  typen  und  auf  ihre  Beizeichen  einzugehn  ist  den  hier  Terfblgtea 
Zwecken  gegenüber  unnuthig  erschienen ;  nur  auf  eine  Variante  der  PoaeiHomfigmr  aelbat  im 
einem  Exemplare  der  königl.  Münzsammlung  in  Berlin  ,  in  welchem  der  Gott  ein«  tieliiS»- 
mutze  trügt,  bin  ich  zu  spät  aufmerksam  geworden,  um  sie  in  die  Tafel  und  die  Beaprork— g 
im  Text  aufzunehmen.  Sie  beweist  neben  den  anderen  S.  223  berührten  ThMsaelMn»  difi 
es  sich  bei  dem  Typus  dieser  Münzen  um  eine  für  diese  selbst  gemachte,  nicht  tob  tiaer 
Statue  copirte  Komposition  handelt. 

8}  zu  S.  220.  Die  Ansicht  des  Herzogs  y.  Luynes,  Nouv.  ann.  I.  p.  402  Note  3,  daß 
die  in  Rede  stehenden  Münzen  von  Sybaris  mit  dem  Poseidon  auf  dem  Ava.  älter  aeiea,  als 
die  nummi  incusi  derselben  Stadt,  wird  sich  schwerlich  durch  Etwas  rechtfertigen  liMsen  oad 
der  Stil  der  beiderlei  Gepräge  widerspricht  ihr  in  entschiedenster  Weise,  obwohl  derHeraof 
V.  Luynes  das  Gegentheil  behauptet.     Vgl.  auch  Eckhel,  Dort.  num.  vet.  I.  p.  ItiO. 

9)  zu  S.  229.  Wenn  Preller  in  Paulys  Realencyclop.  V.  1.  S.  564  sagt:  «Attritatf 
des  Poseidon  waren  seit  alter  Zeit  der  Dreizack  und  der  Delphin  .  .  .  .,  außerdem  bemadrtt 
der  ThunÜsoh  .  .  .  .;  die  andere  Hand  führt  statt  dea  Dreiaacka  nickt  äelten  dat 
Soepter«,  so  hat  er  mit  dieser  Behauptung  ohne  Zweifel  in  der  Hauptsache  Reeht,  sie  in 
aber  bisher  so  wenig  allgemein  anerkannt,  daß  es  Pflicht  ist,  die  Belege  für  ihre  Richtiffctii 
mit  aller  Sorgfalt  zu  sammeln  und  festzuKtellen.     Vergl.  Cap.  X.  S.  319  f. 

10  zu  S.  230.  Ob  diese  0,80  ">  hohe  Platte  zu  einer  Kandelaberbasis  gehört  habe,  wie 
Miliin  in  der  (}al.  myth.  zu  I.  No.  297  und  O.  Müller  zu  Deiikm.  d.  a.  Kunst  xn  11< 
No.  73,  Handb.  §  355.  Anm.  4.  annehmen,  ist  allerdings  ungewiß;  hie  hat  keinerlei  Er- 
gänzungen als  nur  die  linke  Seite  des  Randes.  Da  es  sich  aber  iittuh  antikem  Kunstgebraiicbf 
von  »elbst  versteht,  daß  eine  solche  Reliefplatte  zu  irgend  einem  Geräthe  gehört  haben  ni0i 
so  liegt  ihrer  Form  nach  der  Gedanke  an  eine  Candelaberbasis  nicht  fem. 

11  zu  S.  231.    (hier   ausgefallen   nach   den  Worten  Z.  4:    Von  diesen  Reüefen     In* 
sicher   ist   Poseidon    in    einem    Hcliefbruchstück    der   kais.    Ermitage ^in    St.   Petersburg,  d» 
(iu^d^onow,  Krmit.  Imp.   Munce  de  .nculpt.  ant.  p.  97.  No.  'SM)  mit  den  Worten  be<«chrfibt 
Fragment  de  relief  archolque  repr^sentant  Neptune    Vulcain  ?; ,  Minerve  et  Diane ,  msrrbist 
de   droite   ä   gauche,    ä   la   suite   Tun   de   l'autre.     Vergl.  Arrhaeol.  Zeitung   von  1H5I  A"< 
S.   5S,  wo  die  erste  Figur  Poseidon,  die  letzte  I^to  genannt  wird. 


7XM  ZWEITEN  (APITEE. 

11   lies   12     zu   S.  2.'^).     Böttiger    hat    seinen    myronischen  Poseidon   aus  den  «prift*^ 
b.    Plin.    N.    H.    XXXIV.    57    herausgesponnen,    wie   sich   aus   s.    Kunstmythol.    H.   8.  ^^' 
ergieht;  vgl.    über    die   pristae   m.    «KSchrift(|uellen«   No.    5.'U   mit    Anm.  e. ;  die  oben  S.  23-' 
Note  c   genannten   drei    neueren    (Jelehrten    haben    ihn    aus  der  Stelle   des   Lukian  (»sH.  W 
und    zwar    «n    ziemlich     mit     den.seU)(ii     Ar^^nmenten     abgeleitet.       Um     diese     Enldwln"^' 


f 


2IIM  DKITTKN  BUCH.       1.  TNO  2.  CAPITEL.  397 

die,  w*nn  sie  aidi  halten  lieOe,  Yon  einer  gewiMen  Wichtigkeit  sein  wOrde,  nicht 
ohne  Angabe  ▼on  OrQnden,  wie  ich  es  in  m.  »Schriftquellenu  in  der  Anmerk.  lu  No.  5:i9 
undb  in  m.  Gesch.  der  griech.  Plastik  2.  Aufl.  I.  S.  180  u.  Anm.  127.  gethan  habe,  absu- 
Ishnen,  mag  hier  das  Nöthigste  gesagt  werden.  Die  Stelle  LukianR  lautet:  i[t.vjz(n  le 
TfÄio'jv  ^(Aotov  Cvta  ToU  jiCifdAou  TOUTöt;  xo'/.ooaoT;,  oiov;  t?|  <P£ioia;  Yj  Mufiuiv  tj  l{poi^ixiKr^i 
inotrioav*  «dxstv«ev  faj>  Ixaoro;  lxTOoi)ev  jacv  lloaetocuv  ti;  r^  Zcv;  eoTi  :rdYxaAo;  ix 
yyjQW  xal  iXc^ovroc  cvvct^faojjiivo;  xcpav»vfiv  ^  dirpa-T,'»  iq  Toiaivav  £/<"'•  ^^  "^  ^««tä, 
fj-v  (c  •jr«x64'ac  U^;  tä  -y'  fviov ,  6^t{  fio/>.o6;  Tiva;  xai  yojjl'^o'j;  xai  fjXo'j;  oiaijiräi^  xt>.. 
Diese  Worte  sind  nun  erstens  viel  lu  unbestimmt,  um  aus  ihnen  einen  Poseidon  als 
Werk  Myrons  absuleiten,  ja  sie  sind  wie  geflissentlich  unbestimmt;  man  beachte  das:  llo- 
9€(Smv  Tt;  und  den  Umstand,  daß  dem  Zeus  ein  Blitz  oder  Donnerkeil  in  die  Hechte  gegeben 
wird,  dergleichen,  wie  allbekanht,  der  Zeus  des  Phidias  nicht  führte.  Zweitens  ist  außer 
diesem  angeblichen  Poseidon  kein  Werk  des  Myron  in  Goldelfenhein  bekannt  und  es  ist 
nach  seinem  ganten  Kunstcharakter  im  höchsten  Grade  unwahrHcheinlich,  daß  er  je  in  diesem 
Hateriale  gearbeitet  haben  sollte.  Drittens  sind  die  GAttemamen  um  so  augenscheinliclier 
ohne  jegliche  Absicht  gewählt ,  als ,  wenn  man  den  Poseidon  dem  Myron ,  den  Zeus  dem 
Phidias  snschreibt  (der  Keihenfolge  nach  wUrde  der  Poseidon  dem  Phidias  und  der  Zeus  dem 
Myron  auüsllen),  für  Praxiteles  gar  keine  bestimmte  Statue  übrig  bleibt.  Der  ganie  und 
einxige  Nachdruck  der  Stelle  fUllt  yielmehr  offenbar  auf  den  (iegensatz  der  äußern  Erscheinung 
und  der  innem  Beschaffenheit;  von  außen  sind  das  prachtvoll  gestaltete  Götter,  gleichgiltig 
welche,  innen  Balken,  Klammem  u.  s.  w. 

12  lies  13)  SU  8.  235.     Gerhard  hat  in  seiner  Restauration  des  Bathron  des  Zeusthrones 

in  Olympia,  a.  Akadem.  Abhh.  I.   Taf.   XVII.   2,-   die   um   Aphrodite   versammelten   Götter 

stehend  seichnen  lassen,   £.  Petersen,   Die  Kunst  des  Pheidias  S.  372  vermuthet,  sie  seien 

thronend,  je  sechs  an  jeder  Seite,  einander  zugewandt  dargestellt  gewesen,    ohne  jedoch  für 

4si  Thronen  Gründe  ansugeben.     Es  ist  der  ganzen  Scene  nach  und  gegenüber  der  aus  dem 

Meer  auftauchenden  Aphrodite  wenig  wahrscheinlich.     Eben   so   fraglich  dürfte  es   sein,   oh 

nsa,  der  Einrahmung  der  Scene  durch  Helios  und  Selene  wegen,   die  dem  Auftauchen  der 

Aphrodite  aus  dem  Meere  zuschauenden  Gottheiten   als  im  Olympos  versammelt  denken 

Me.    Wie  dann  in  ihre  Mitte  'A^f^ooi'n;  dvioOaa  ix  ^M^rrfi  gekommen  sein  sollte,  möchte 

sieht  leicht  nachau weisen  sein. 

13  lies  14)  zu  S.  235.  £.  Petersen,  Die  Kunst  des  Pheidias  S.  319,  opponirt  vergebens 
legen  diesen  Beinamen  des  Apollon,  indem  er  mit  Nachdruck  hervorhebt,  es  seien  hier  nicht 
Isesle  Qötter  Attikas,  sondern  die  olympischen  Gottheiten  dargestellt.  Dos  mag  immerhin 
leia;  nichtadesto weniger  Ußt  sich  die  hier  gegebene  nächste  Verbindung  von  Poseidon  und 
ApoUon,  welche  in  einer  Gruppe  des  Praxiteles  sich  wiederholt  (s.  S.  237),  schwerlich  anders 
^kllieni  ala  daraus,  daß  man  in  Beiden  die  ionischen  Stammgötter  anerkennt.  Und  dadurch 
vvd  ja  auch  ihr  Wesen  als  große  olympische  Götter  in  keiner  Weise  aufgehoben. 

14  lies  15)  zu  S.  235.  Anders  £.  Petersen,  Die  Kunst  des  Pheidias  S.  265,  welcher 
"'«int,  anach  der  Haltung  der  Finger  wie  nach  einem  Bohrloch  in  der  Biegung  des  Daumens 
*^  •chließen*  habe  die  1.  Hand  des  Poseidon  »einen  Schaft  umfaßt«,  »welchen  wir  zum  Drei- 
*^  leicht  ergftnzen  können«.  Ober  das  Bohrloch  steht  mir  keine  Controle  zu,  da  ich  das 
^^nsl  dieser  Platte  nicht  gesehn  habe ,  in  Betreff  der  Haltung  der  Finger  aber ,  die  man 
tndi  nach  dem  Gypsabguß  beurteilen  kann,  finde  ich  keine  Ursache,  die  im  Text  ausge- 
'P'oehene  Ansicht  au  Andern.  Auch  möchte  es  nicht  leicht  sein,  den  Verlauf  eines  Dreizack- 
^^Mkes  von  Erz,  der,  grade  aufgestützt,  hinter  der  Figur  des  Gottes  verlaufend  und  dann 
^tsihslb  daa  Sitses  wieder  zum  Vorschein  kommend,  oder,  war  er  schräge  gehalten,  vor 
^  Apollon,  znnfichst  dessen  rechtem  Arme  sich  erstreckend,  noch  mehr  Bolirlöcher,  als 
^  eine  im  Daumen  hätte  erheischen  müssen,  nachzuweisen. 

15  lies  16)  zu  S.  236.  Diese  Worte  waren  geschrieben  und  gedruckt  lange  bevor  mir 
^  aeaeate  Erkl&rung  des  Theseionfrieses  von  Brunn  in  den  Sitzungsberichten  der  münchener 
^^sdemia  philos.-philol.  Classe  von  1874,  Heft  I.  S.  51  ff.  zuging,  eine  Erklärung,  über 
^elehe  ioh  hier  beilAuflg  nicht  abgesprochen  haben  will.  Über  die  dieser  Brunn'schen  Er- 
^^IniBg  zuletzt  vorangegangenen  von  LoUing  in  den  Berichten  der  k.  Gesellschaft  der  Wissen- 
^l^tften   in    Oöttingen   von  1874   S.  17  ff.    und    über   die    breslauer    Doctordissertation    von 


398  ANMERKUNOFN  UND  EXCÜSSE 

A.  Schult« :  De  Thesen,  kann  ich  nicht  anden  urteilen,  aU  dies  auch  Brunn  a.  a.  O.  thut. 
Schultz  kehrt  zu  O.  Müllers  Erklärung  zurück,  fördert  also  die  Sache  nicht,  aber  auch 
Lolling,  welcher  den  Kampf  der  Athener  gegen  die  Eleusinier  und  die  mit  diesen  Terbüdde* 
ten  Thraker  erkennen  will ,  nimmt  es  mit  dem  Steinschwingen  und  dem  Barbarenthume  der 
Thraker  offenbar  viel  zu  leicht,  während  grade  der  Erweis,  daß  man  die  Thraker  unter  Eo- 
molpns  als  steinschleudernde  Barbaren  darstellen  konnte ,  den  eigentlichen  Schwerpunkt 
seiner  Deutung  ausmacht  und  also  auch  denjenigen  seiner  Beweisführung  hätte  ausmachen 
müssen.  Daß  auch  Brunn  a.  a.  O.  8.  57  zu  den  im  Texte  Note  c  genannten  Gelehrten  ge- 
hört, welche  in  der  fraglichen  Figur  Poseidon  erkennen,  sei  hier  nachträglich  bemerkt. 


ZUM  VIERTEN  CAPITEL. 

17)  zu  S.  267.  Die  an  diesem  Kopfe  plastisch  (durch  Einhauen)  angegebenen  Augen* 
Sterne  und  Pupillen  sind  ein  neues  Beweisstück  gegen  die  Behauptung,  daß  diese  Dar- 
stellungsweise  des  Auges  erst  unter  Hadrian  und  den  Antoninen  aufgekommen  wäre;  vgl.  m. 
Aufsatz  in  den  Berichten  der  k.  sflchs.  Ges.  d.  Wiss.  von  1S65  S.  47  ff.  und  oben  S.  200 
Anmerkung  50. 

18)  zu  S.  269.     E.  Braun  bringt,   schon   in   seiner  Griech.    GAtterlehre  S.  254,  wo  er, 
wie  schon  früher  bemerkt,  diese  Büste  schildert  ohne  sie  zu  nennen,  und  wieder  in  s.  Vor- 
schule der  Kunstmythol.  S.   11.  diese  Gestaltung  der  Nase  mit  der  gespannten  Aufmerkiam- 
keit  des  Blickes  in  einen  ursächlichen  Zusammenhang,    indem  er  an  der  erstem  Stelle  sagt: 
»seine  Nase  ist  straff  angezogen,  wie  dies  bei  Personen ,    die  mit  gespannter  Aufmerksamkeit 
ihre  Blicke  auf  die  Gegenstände  der  Außenwelt  richten,  der  Fall  zu  sein  pflegt,  an  derleCf- 
tem   aber  vollends   von   einer   in   Folge   <les   scharfen   Ausblickes    »krampfhaft«    angez ogenca 
Nase  redet.     Obgleich   aber   auch    Wieseler    (zu   den   Denkm.    d.    a.    Kunst  II.  No.  67)  iirii 
dieser    Ansicht    angeschlossen    und    selbst^  den   auf   alle   Fälle   sehr  unglücklichen  Ausdruck 
^krampfhaft  angezogen««  übernommen  hat,    trifft  sie  ganz  gewiß  nicht  das  Richtige,    vielmehr 
handelt  es  sich  hier  um  eine  Formeneigcntliümlichkeit   an    sich ,    welche    viel    zu    bedeutend 
int,    als    daß    sie.    aus   einer   vorü])orgehenden    Affection    gewissermaßen    pathologisch  erklirt 
werden  könnte,  ganz  abgcsebn  davon,  in  wie  weit  die  Grundlage  von  Brauns  These  gerecht- 
fertigt ist,  d.  h.  in  wie  fern  wirklicli  ein  scharfes  Ilinausblicken  ein  Anziehn  oder  Krümmen 
der  Nasenspitze  bedingt  oder  hervorzurufen  im  Stande  ist. 

19)  zu  S.  270.  Heydemann  bat  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  I86i5  S.  1 1  für  die«" 
Kopf  d(!n  Namen  des  Asklepios  vorgeschlagen  oder  ihn  vielmehr  »wohl  sicher  als  Aescu* 
lapius«  bezeichnet ,  ohne  dafür  jedoch  bestimmte  Gründe  beizubringen,  welche  auch  bei  einrr 
umfassenden  Vcrgleichung  von  Asklepiosköpfen  schwerlich  hatten  beigebracht  werden  können 

20)  zu  S.  271.  *Hier  sind  ein  paar  Monumente  zu  besprechen,  deren  Zugehörigkeit  t» 
diesem  Kreise  zweifelhaft  ist.  Erstens  die  Büst^  im  berliner  Mu.<cum  No.  03,  abgeh.  b.  Krü«w. 
Ant.  de  S.  M.  le  röi  de  Prusse  ä  Sans-Soussi  I.  7  unter  dem  Namen  des  Dionysios  v.  Ilalikirnifc 
Schon  Gerhard  liatte  in  dem  »Vcrzeichniß  der  Bildhauorwcrke<c  'M\.  Aufl.  ISGl  S.  17  l)emcrkt 
Mierselbe  Kopf  ist  neuerdings  auch  für  Poseidon  gelialten  worden«  und  diese  Beieichnunf 
habe  ich  Bd.  II.  S.  .'>70  Anm,  s7  für  die  richtige  gehalten,  während  mich  eine  ncuerdinp 
wiederliolte  Prüfung  wieder  zweifelhaft  gemacht  hat.  (ierhard  hatte  in  »Berlins  ant.  BiU' 
werken«  S.  (»1  geschrieben,  daß  der  »»freie  Ausdruck«  dieses  Kopfes,  »verbunden  mit  Aei 
durch  den  Ergänzer  herbeigeführten  aufscliauenden  Richtung  für  den  ersten  Anblick  die  C»" 
wohnte  Strenge  :  des  Vaters  der  Götter  einigermaßen  verleugne««,  was  allerdings  nur  i«»' 
Theil,  aber  doch  zum  Theile  richtig  ist.  Der  ganze  Hals  von  unmittelbar  unter  dem  B»rt 
an  ist  in  der  Uichtung  des  Unterkiefers  ergänzt  und  die  Stellung  des  Kopfes,  seine  Wendunit 
nach  rechts  und  sein  Aufl)lick  zum  Theile  duvdi  die  Ergänzung  bewirkt,  zum  Theile  d*' 
gegen  (triginal,  jedocli  niclit  oder  kann»  starker  als  dies  auch  bei  der  großen  neapolit*"'"^ 
Huste  (Atlas  Taf.    I.   No.   .'{,    \     oder  der  Mediceischen  Halbßgur  im  l.ouvre    da«    No  l'»-  ''' 


ZUM  DBITTEN  BUOH.   4.  CAPITEL.  399 

der  Fall  ist.  Der  Mund  ist  sehr  entschieden  geöffnet  mit  dem  Ausdrucke  von  Erregung,  die 
Unterlippe  tritt  vor  und  auch  der  Blick  ist  erregter,  als  er  bei  Zeus  zu  sein  pflegt.  Der 
untere  Theil  der  Stirn  ist  sehr  stark  vorgebildet,  aber  in  dem  obem  Theile  für  Poseidon  zu 
hoch;  auch  ist  im  Haare  nichts  Poseidonisches,  so  daß  wahrscheinlich  bei  der  Benennung 
«Zeua«  atehn  zu  bleiben  sein  wird.  Die  ungewöhnliche  I^bendigkeit  oder  Bewegtheit  des 
Auadnicka  glaubte  Gerhard  durch  die  Voraussetzung  eines  Bekämpfers  der  Giganten  erklaren 
zu  mflasen,  doch  ist  fraglich,  ob  man  diesen  Kopf  von  einer  in  Handlung  dargestellten  Figur 
wird  herxuleiten  haben.  Als  Zeuskopf  würde  die  Büste,  wie  das  schon  Bd.  II.  a.  a.  O.  be- 
merkt ist,  der  2.  Claase  der  ZeusbOsten  einzureihen  sein,  innerhalb  deren  sie  aber  stets  das 
Extrem  der  Erregtheit  de«  Ausdruckes  darstellen  würde. 

Zweitens   handelt   es    sich    um    die  in   den    Mon.    dell'   Inst.  III.  tav.  15  No.  4  abge- 
bildete,   in    den   Denkm.    d.   a.    Kunst  II.    No.   69    wiederholte    Maske    in    Parma,    welche 
E.  Braun,    Ann.    deir    Inst,    von    1841    p.    120  sq.    und   Wolcker  zu   Müllers  Handb.  §  354 
Anm.  6  übereinstimmend  Poseidon  benennen,  während  Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst 
a.  a.  O.    gegen   diese  Benennung  Zweifel  ausspricht,    welche   mir  im  vollen  Maße  gerecht- 
fertigt erscheinen.     Daß   es  sich   um   ein   Wasserwesen  handelt,   ist  thcils   au»  dem  Platze, 
welchen  die  Maske  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  im  Grunde  eines  Labrum  eingenommen  hat 
(s.  Braun  a.  a.  O.),  theils  und  entscheidender  aus  der  Behandlung  von  Haar  und  Bart,  ganz 
besonders  aber  aus  den  Schilf  blättern  gewiß,  mit  welchen  der  Kopf  geschmückt  ist.    welche 
aber,  obgleich  in  der  That  vorhanden,  von  dem  Zeichner  der  Abbildung  in  den  Monumenten 
übeisehn  oder  vemachlftsaigt  sind.     Diese   Schilfblätter  aber  sind ,    wie  schon  Wieseler  mit 
•ehr  gutem  Rechte  behauptet  hat,  durchaus  geeignet,  den  Gedanken  von  Poseidon  weg  und 
laf  eine  Flußgottheit  zu  lenken.     Denn  irgend  ein  ganz  unzweifelhafter  Poseidon  mit  Schilf- 
bekrinzung  ist  nicht  nachweisbar,    man  müßte  denn  die  von  Hirt  in  Böttigers  Amalthea  II. 
Tif.   4  publTcirte   Vase    (vergl.    Cap.    XII.    B.    Amymone  No.   14)    geltend   machen,    wo  die 
Zeichnung    den    sitzenden    Poseidon   allerdings   mit   Schilf  bekränzt   darstellt   und   der  Her- 
iQigeber  S.  279   die  Schilfbekränzung  ausdrücklich    hervorhebt.     Allein  die  Treue  und  Ge- 
nauigkeit dieser  Zeichnung  ist  auch  in  anderen  Einzelheiten  zweifelhaft  und  das  Zeugniß  im 
Texte  knüpft  wenigstens  eben  so  wahrscheinlich    an  diese,    Hirt    bei    der    Publication    vor- 
liegende Zeichnung ,    als  an  das  ihm  allerdings  bekannte  Original  an ,  so  daß  dasselbe  ebcn- 
(tlli  nur   von   zweifelhaftem    Werth    ist.     Böttiger   in    seinem   Zusätze   zu  Hirts  Erklärung 
i.  I.  0.  S.  294   nennt  den  Kranz   einen   solchen   von   Fichtenzweigen.     Dazu  kommt ,    daß 
QM  Bekränzung  mit  Schilf  bei  Poseidon  an  sich   auch   nicht  irgendwie  wahrscheinlich  und 
^  immerhin  noch  zweifelhafte  Schilfbekränzung  der  Fejervary-Pulszky 'sehen  Statuette ,  wie 
^^  S.  2S5  hervorgehoben  worden ,  geeignet  ist ,   die   Benennung   dieser  Statuette  in  Frage 
>A  Meilen.     Wieseler  verweist ,  der  von  Braun  hervorgehobenen  Zeusähnlichkeit   wegen ,  zu- 
^^^eh»%  auf  Okeanos  und,  wenn  die  Welcker'sche  Bezeichnung  des  Ausdrucks  in  diesem  Kopf 
^  «trotzig«  das  Wahre  treffen  sollte,  auf  einen  Flußgott.     Nun  aber   trifft   Braun ,    wie  ich 
^k  Autopsie   des   Monumentes  sagen  darf ,   mit  dem  Ausdruck :    »maestoso  ma  pur  blando 
^Uot  kaum  das  Richtige,   viel   eher  darf  mau    in   dem   Antlitz  in  der  That  den  Charakter 
^'Qtiiger  Kraft  erkennen,    welcher   sich   besonders   in   dem    Mund   ausspricht  und  am  ersten 
S^sipiet  wäre,   den   Poseidonnamen   zu  rechtfertigen.     Aber  aucfi  hier  hat  Wieseler  Recht, 
^•Qn  er  sagt,    es    bleibe   noch   die   Möglichkeit  der   Beziehung  auf  einen  Flußgott  übrig, 
Vckhe,  der  Sehüfbekrtozung  wegen,  wie  gesagt,  die  größte  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat. 
^«oettens  ist    Wieseler  (Gott.  gel.  Anz.,  Nachrichten  u.  s.  w.  S.  559)  auf  diese  Maske  zu- 
'itckgekommen,  die  er  auch  jetzt  als  Poseido  nnicht  darstellend  richtig  bezeichnet.     Welche 
^uaente  er  im  Sinne  gehabt  hat,  indem  er  schrieb,  die  Schilfbekränzung  finde  sich  aller- 
^Hß  iuch   bei   Poseidon,    weiss   ich   nicht.     Den  Einfall  Ch.  Lenormants,    Ann.  dell*  Inst. 
^^  JS41    p.    314,   die  bekannte  s.   g.   Piatonbüste   von  Erz  aus  Herculaneum  im  Museum 
^  Neapel,    Ant.    di   Ercolano,    Bronzi   I.    tav.    27    e   28,    für  einen  Poseidon  zu  erklären, 
9^ügt  es  ansttführen ,  da  dies  er  Kopf  längtet  seine  richtigere   Bestimmung  als  Dionysos  ge- 
^«den  hat,  a.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  342. 

Über  einen  irrthümlich    auf   Poseidon    bezogenen    Kopf  aus   Eleusis   vergl.    Ann.  dell* 
W  von  1S61  p.  90. 


OT«rb«ek.  KoBttmythologic.  III.  26 


400  ANMEBKUNORN  UND  EXCDBSE 


ZUM  FÜNFTEN  CAPITEL. 

21)  zu  S.  272.  Mehr  als  einer  meiner  münzkiindigen  Freunde  besteht  darauf,  da6  die 
im  II.  Bande  Manztafel  I.  No.  20  abgebildete  und  S.  103  f.  als  Zeus  in  Anspruch  ge- 
nommene gesammtmakedonische  MQnze  ebenfalls  Poseidon  und  nicht  Zeus  darstelle  und 
will  die  von  mir  gegen  diese  Benennung  geltend  gemachten  GrOnde  nicht  als  stichhaltig 
gelten  lassen.     Ich  füge  mich  natürlich  der  größern  Erfahrung  auf  diesem  Gebiete. 

22)  zu  S.  276.  Beschreibung  der  geschnitt.  Steine  des  Baron  Stosch  II.  Classe 
9.  Abth.  No.  43ß:  »Es  ist  eine  Besonderheit,  daß  dieser  Kopf  Neptuns  sowie  die  riet 
folgenden  Köpfe  und  alle  dergleichen ,  die  sich  in  der  großen  Sammlung  Abdrücke  unseres 
Cabinets  befinden,  immer  Basten  sind,  die  unterhalb  der  Brust  anfangen.  Da  die  Brust 
vorzüglich  dem  Neptun  geweiht  war,  so  kann  dies  wohl  der  Grund  der  Besonderheit  sein.« 

23)  zu  S.  277.  In  den  Denkmälern  d.  a.  Kunst  II.  No.  301  ist  dieser  Stein  ab 
Hermes  abgebildet,  »wenig^^tens  mit  dem  Caduceu»«  wie  es  im  Texte  heißt,  doch  ist  dieser 
in  dem  mir  vorliegenden  Abdruck  äußerst  zweifelhaft,  dagegen  der  Dreizack  in  den  nächst- 
verwandten Stosch'schen  Gemmen  No.  438  und  439  und  in  derjenigen  bei  Cades  No.  2  voll- 
kommen sicher,  in  derjenigen  bei  Cades  No.  1  allerdings  wiederum  zweifelhaft  und  mög- 
licherweise in  der  That  ein  Kerykeion. 

24)  zu  S.  277.  Unsicher  sind:  die  Stosch'sche  Gemme  No.  440,  die  Lippert'schea 
No.  56  und  5S  der  Abdrücke  und  diejenige  bei  Cades  No.  3,  welche  vielleicht  eher  einen 
Windgott  als  Poseidon  darstellt,  möglicherweise  aber  einem  ganz  andern  Kreise  angehört 
Über  einen  weitem  möglichen,  Zeus  benannten,  Poseidonkopf  auf  einer  Gemme  s.  Bd.  II. 
Gemmentafel  I.  No.  10  S.  111  f.  und  vergl.  mit  demselben  die  bruttiscbe  Münze  oben 
Münztafel  V.  No.  1. 


ZUM  SECHSTEN  CAPITEL. 

25)  zu  S.  277.  Im  Gegensatz  hierzu  sagt  Buttiger,  Kunstmythol.  II.  S.  347:  «Mm 
irrt,  wenn  man  glaubt,  daß  ....  es  nicht  auch  sitzende  Neptunsstatuen,  vorzOglich  in 
colossalen  Dimensionen  gegeben  habe««  und  auch  Preller,  Griech.  Mythol.  2.  Aufl.  1.  S.  J<>5 
meint :  »die  Haltung  (von  Po.seidonstatuen)  ist  bald  die  thronende ,  wie  er  wahrscheinlich 
in  den  Tempeln  verelirt  wurde,  auf  Vorgebirgen  und  in  den  Httfen  die  stehende*.  Allein 
wä}»rend  der  Letztere  für  seine  Vermuthung  an  dieser  Stelle  gar  keine  Begründung  ptht 
und  solche  aucli  in  dem  Aufsatz  in  der  Pauly'schen  Realencyclopaedie  V.  I.  S.  5114  ff.  ^^' 
missen  läßt,  fügt  Böttiger  seiner  Behauptung  nur  hinzu :  »dies  konnte ,  seit  Phidias  seinen 
sitzenden  Zeus  geschaffen  hatte,  auch  beim  Poseidon  nicht  ausbleiben«,  womit  offenbar  p^ 
Nichts  gesagt  ist.  Auch  mit  dem  Hinweis  auf  die  Münzen  von  Byzanz  in  den  Worten: 
»die  Münzen  von  Byzanz  zeigen  uns  dergleichen  sitzende  Neptunsstatuen  in  Menge«  l** 
weist  er  an  und  für  sich  Nichts,  abgesehn  davon,  daß  die  Worte  »sitzende  NeptunwUtaen 
in  Menge«  einen  offenbaren  Irrthum  enthalten,  da  es  sich  auf  den  Münzen  von  Bytani  vod 
den  Homonoiamünzcn  von  Byzanz  und  Chalkedon  (s.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  77.  i-^ 
immer  nur  um  eine  und  dieselbe  nur  etwas  variirte  Figur  handelt,  und  die  Menge  nur  durfh 
die,   hier  ganz  gleichgültige  Zahl  der  Exemplare  dargestellt  wird. 

2r»)  zu  S.  279.  Zu  erwägen  ist  hier  noch  die  in  HerculaneUm  gefundene  Erwtiiue 
des  Demetrios  Poliorkctes  in  Neapel,  abgeb.  nach  Viscontis  Icon.  Grecque  pl.  40.  3  u  "  i" 
den  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  221.  a,  deren  Stellung  als  »diejenige  angesprochen  "Kird, 
welche  sonst  dem  meerbeherrschenden  Poseidon  gegeben  wird«  (Müller  im  Text  s.  ■•  ^* 
oder  von  der  es  im  Handb.  §  158  (159)  Anm.  2  heißt:  »nach  Alexander  wurde  Deroet'i^'* 
Poliorketes,  ein  neuer  Dionysos  und  Poseidons  Sohn  (vgl.  Athen.  VI.  p.  253.  d  in  dem  Ity* 
phallos  auf  Demetrios :   (u  toO  /.ooitigto'j  rai   Ilosctotövo;  Heoü),  sticrhörnig  und  in  der  Stellung 


ZUM  DRITTEN  BUCH.   5.  UND  6.  CAPITEL.  401 

des  Meei^gottes  gebildet«.  Wenn  dies  richtig  wäre,  so  wUrde  damit  bewiesen  sein,  daß  die 
fragliche  Stellung  für  Poseidon  vor  der  Zeit  des  Demetrios  nicht  blos  erfunden,  sondern  ein- 
gebOrgert  und  allgemein  bekannt  sein  mußte,  um  in  ihrer  Übertragung  auf  den  König  ver- 
standen zu  werden.  Es  muß  aber  wohl  bemerkt  werden,  daß  die  Stellung  der  neapeler 
Statue  des  Demetrios  keineswegs  genau  diejenige  ist,  welche  wir  für  Poseidon  die  classische 
nennen  dürfen,  vielmehr  so  xiemlich  genau  dieselbe,  welche  die  münchencr  Statue  Alexanders 
xeigt,  von  der  und  deren  ohne  Zweifel  richtiger  Deutung  durcli  Brunn  schon  oben  S.  248 
gesprochen  worden  ist.  So  wie  aber  Alexander  Nichts  mit  Poseidon  eu  schaffen  hat  und  die 
Stellung  seiner  münchener  Statue  auch  nicht  die  speciiisch  poscidonische ,  sondern  die  nicht 
weniger  anderen  Personen  ist,  deren  Bedeutung  a.  u.  O.  entwickelt  worden,  so  wird  auch  bei 
der  Statue  des  Demetrios  die  Verbindung  mit  Poseidon  und  die  Herleitung  aus  dessen 
claasischem  Schema  um  eben  so  viel  sweifelhafter  wie  ihre  Obereinstimmung  mit  der 
Alexanderstatue  genauer  und  ihre  Herleitung  aus  einem  für  Alexander,  vielleicht,  aber  nicht 
erweialich  von  Lysippos  erfundenen  Motive  wahrscheinlicher  wird.  So  erwünscht  es  also 
wire,  aus  der  Statue  des  Demetrios,  sofern  ihre  Stellung  die  poseidonische  wäre,  für  diese 
einen  terminus  ante  quem  zu  gewinnen,  wird  man  dennoch  auf  diesen  chronologischen  Anhalt 
XU  verzichten  haben. 

27)  zu  S.  279.  Die  Statue,  oder  vielmehr  der  falsch  restaurirte  Torso  im  Palazzo  AI- 
temps  in  Kom,  abgeb.  b.  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  p.  851  D.  No.  {2211  D,  welchen  Benndorf 
u.  Schöne,  D.  ant.  Bildwerke  im  lateran.  Mus.  S.  183  unter  den  Wiederholungen  dieses 
Poseidontypus  aufführen,  ist  unter  diesen  zu  streichen,  denn  er  ist  vielmehr  eine  Wieder- 
holung der  münchener  Alexanderstatue.  S.  Brunn,  Beschreib,  der  Glyptothek  2.  Aufl. 
8.  198  zu  No.  153. 

28)  zu  S.  2S0  Nach  P.  £.  Visconti,  Meni.  rom.  di  ant.  I.  2.  p.  22  hätten  die 
Rainen ,  in  welchen  die  Statue  gefunden  worden ,  einer  Thermenanlagc  angehört ;  in  einer 
wichen  würde  dieselbe  hoch,  etwa  über  dem  Schwimmbassin  aufgestellt  und  auf  das  ergetz- 
liche  Treiben  in  demselben  hinabschauend  einen  passenden  Platz  gefunden  haben ,  doch  ist 
'ie  schwerlich  für  einen  solchen  Zweck  ursprünglich  componirt  und  würde  sich  vorzüglich 
fAr  die  Aufstellung  an  einem  Hafeneingang,  so  wie  die  Statue  in  Antikyra,  Pausan.  X. 
36.  8  (vgl.  oben  S.  240  Note  a)  aufgestellt  war,  eignen. 

29)  zu  S.  283.  Anders  die  herculanischen  Akademiker  in  den  Antichitä  -  di  Ercol. 
*•  a.  0.,  welche  sich  bemühen ,  den  xovroc  anstatt  des  Dreizacks  in  Poseidons  Hand  nach- 
>aweisen,  zugleich  aber  statuiren,  daß  sich  an  der  Spitze  dieses  angeblichen  Kontos  Spuren 
^  Ansatzes  des  Dreizacks  finden  (»si  vede  sul  bronzo  Tindicazione  del  pezzo  trasversale 
<1m  formava  il  tridente,  guasto  dal  tempo«) .  Gleichwohl  zieht  sich  der  x6vtoc  der  herculaner 
Poieidonstatuette  durch  dereh  meiste  neueren  Besprechungen,  ist  aber  eitel  Illusion. 

29)  zu  S.  291.  Eine  dritte  Poseidonstatue,  nämlich  diejenige,  welche  in  Serradifalcos 
^tichita  di  Sicilia  V.  p.  66  als  in  Solunt  gefunden  und  noch  in  Cavallaris  Relazione  sullo 
*teto  delle  antichita  di  Sicilia  ecc,  Palermo  1872  irrthümlich  als  im  Museum  von  Palermo 
banden  angeführt  wird,  ist  in  der  That  nach  Serradifalco,  Ccnni  sugli  avanzi  di  Solunte, 
^dsrmo  1831,  p.  XIV.  Nichts  alsi  »frammenti  di  statua  di  Nettuno  e  pezzi  di  un  tridente 
^  dispersi « ,  wie  mir  Salinas  im  Jahre  1 873  persönlich  ausdrücklich  bestätigt  hat.  Wegen 
*u«t  in  Tusculum  gefundenen  Statue,  welche  Brunn  im  Bull,  deir  Inst,  von  1848,  p.  58  als 
<>ie  solche  des  Poseidon  erklärt  hat,  vgl.  Bd.  II  S.  143.  —  Die  1870  in  Bandorf  bei  Ober- 
ster im  Rheinlande  gefundene  liegende  Statue  (wenn  man  die  Figur  nicht  richtiger  als  in 
Kodtfelief  ausgearbeitet  nennen  muss),  welche  in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  von  Alter- 
tknniifreanden  im  Rheinlande,  Hft.  LIII— LIV  (1873),  Taf.  XIII.  Fig.  2  abgebildet  und 
^  S.  106  ff.  ausführlich  von  H.  Schaaffhausen  besprochen  ist,  kann  als  Poseidon  auf 
^en  Fall  anerkannt  werden,  sondern  muß  als  Fluß-  oder  Quellengott  erklärt  werden. 
,  allerdings  ist  für  einen  solchen  der  Delphin,  dessen  Schwanz  die  Bandorfer  Figur  mit  der 
^hten  berührt,  nicht  ohne  Schwierigkeiten ,  insofern  er ,  ^iner  Natur  nach ,  einem  Fluß- 
M  ils  Attribut  nicht  wohl  gegeben  werden  mag  und  aucli  bei  einem  solchen ,  so  wie  hier 
''^fiebracht,  schwerlich  nachweisbar  sein  wird.  Wenn  man  daher  sich  veranlaßt  fühlen 
«ÖQnt^^  an  Okeanoa  zu  denken,  dem  jedes  Meerwesen  beigegeben  werden  kann  und  worden 
^  so  muß  man  doch  sagen,  daß  auch  dies  in  Anbetracht  des  Fundortes  und  der  Bestimmung 


n/t  A 


402  ANMERKUNGEN  UND  EXCUR8E 

des  Monumentes  nicht  ohne  starkes  Bedenken  ist.  Allein  allem  dem  gegenüber  darf  nid 
yerkannt  werden,  daß  ein  nach  Art  der  Fluß-  und  Quellgottheiten  gelagerter  Poseidon  od« 
Neptun  nicht  allein  vollkommen  luerhört,  sondern  innerlich  so  unm(Vglich  und  der  Natv 
des  Gottes  als  eines  Olympiers  und  Kroniden  so  widersprechend  ist,  daß  man  ihn  auf  kein« 
Fall  annehmen,  am  allerwenigsten  aber  in  einer  Figur  erkennen  kann,  der  eine  Urne  bc 
gegeben  ist,  aus  der  (s.  a.  a.  O.  S.  111)  ohne  Zweifel  »das  Wasser  einer  der  Quellen  Hol 
deren  die  nahe  gelegenen  s.  g.  Entzfelder  Wiesen  mehrere  enthalten«.  Auch  die  Oeataltni 
von  Ilaar  und  Bart  dieser  Bandorfer  Figur  ist  alles  Andere  eher  als  poseidonisch,  eine 
Flußgotte  dagegen,  auch  einqm  Oceanus  durchaus  angemessen. 

30)  XU  8.  292.  Böttiger,  Kunstmythol.  II.  S.  350  spricht  bei  Erwähnung  der  Angal 
Hirt*s  den  Verdacht  aus,  dieselbe  möge  auf  einer  Verwechselung  der  Statue  mit  dem  P 
seidonkopfe  beruhen,  den  U.  Meyer  in  der  Anmerkung  zu  Winokelmann's  Werken  I^ 
S.  274  bespricht.  Aus  welcher  Quelle  Hirt*s  Notis  stamme,  ist  jetst  nicht  mehr  zu  e 
forschen,  also  auch  über  die  Berechtigung  von  Böttiger's  Verdachte  nicht  abzusprechen. 


ZUM  SIEHENTEN  CAPITEL. 

31)  SU  S.  299.  Lippert,  welcher  Daktyl.  Mill.  I.  P.  1.  No.  119  (AbdrQcke  I.  No.  6 
einen  Abdruck  des  Steines  giebt,  nennt  denselben  einen  Cameol .  giebt  aber  den  Besitz« 
nicht  an,  welcher  auch  in  den  von  ihm  citirten  Schriften  nicht  genannt  ist,  eben  so  wenig  Im 
Maller,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  74,  welcher  den  Lippert' sehen  Abdruck  hat  abbildf 
lassen,  oder  bei  Wieseler  in  der  neuen  Ausgabe  No.  748.  In  der  Stosch'schen  Sammlung  2  0 
9.  Abth.  No.  446  ist  eine  Glaspaste  verzeichnet,  aber  auch  hier  der  Besitzer  des  Originales  u 
benannt.  Endlich  nennt  auch  Cades  a.  a.  O.  den  Stein,  von  welchem  er  den  Abdruck  giebt 
einen  Carneol,  aber  schweigt  ebenfalls  von  dem  Benitzer.  Sollte  sich  hieraus  und  dsoeb« 
etwa  aus  der  relativen  Leere  des  Feldes  und  dem,  wie  im  Texte  bemerkt,  immerhin  nieb 
ganz  leicht  zu  erklärenden  Wassergefftße  vor  den  Füßen  des  Gottes  irgend  ein  Verdscht  dei 
Unechtheit  dieses  vortrefflichen  Steines  ableiten  lassen?« 

32)  zu  S.   301.      Über   die   ganze   Darstellung   ist  zumeist  auf  die   Erörterungen  Wie* 

ler's    zu   den   Denkm.  d.   a.   Kunst    a.   a.   O.   zu    verweisen,    durch    welchen  eine   Anzahl  toi 

Irrtbamem    früherer    Erklftrer    berichtigt    worden  sind.     Einzelnes  anlangend  möge  noch  (he 

bemerkt  werden.     Am  wichtigsten  für  den  hier  in  Kede  stehenden  Gestaltenkreis,  sber  lufl 

den  meisten  Bedenken  unterworfen  ist  die  Annahme,    daß  in  der   halbgclagerten  Figur  link 

im    obern    Theile    des   Bildes,    in   welcher  O.   Müller   u.   A.    den  Nereus   erkennen  wollten 

wfthrend  ihn  Lcnormant  (N.  Gal.  myth.  p.    14i)   und  v.  Sacken   (a.  a.  O.    als  Ist h mos  deuten 

Poseidon  selbst  zu  erkennen  sei,  welcher  den  zum  Meergott  erhobenen   Palaemon-Melikeitf 

der  gegenüber  gelagerten  Aphrodite  entgegenhalte,  während  diese  ein  Gewandstüek  ausbreitt 

um    den    Knaben  in   dasselbe  aufzunehmen.     Der   Schwierigkeit,    welche   aus   der   auf  diet 

Weise  anzuerkennenden  doppelten  Darstellung  des  Poseidon  entsteht,   begegnet  Wieseler  lai 

der  Bemerkung,  die  Hauptfigur  in  der  Mitte  sei  sicher  auf  die   Statue   des   Isthmischen  Pi 

seidon   zu   beziehn.     Es   ist  dies  freilich  auch  von  Anderen,    so  von  Lenormant  a.  a.  0.  b( 

hauptct    worden ,    kann   aber   gleichwohl   für   sicher   nicht   gelten ,    da  jedes   unterscheidend 

Merkmal  einer  Statue,    wie  z.   B.    die   Andeutung   einer  Basis,    fehlt  und  es  nicht  leicht  » 

sich  vorzustellen,   wie  die  Statue  des  Poseidon  zu  dem  in  der  linken  Hand  erhobenen  Tack 

käme ,    für   welche»    doch    auch  Wieseler  keine  andere  Deutung  giebt,  als  die  im  Text  SBf 

deutete.      Allerdings    wird    man    die    Wahrscheinlichkeit   der    zweimaligen    Darstellung  ei» 

andern    Person ,    des    Mclikertes    nämlich  ,    nicht  wohl    läugnen  können  ;    denn  Wiesrleri  B« 

nennung  Nerites  für  den  links  unten  sitzenden  Knaben,   welcher  allerdings  eher  einen  Piniei 

apfel  als  eine  Muschel  zu  halten  scheint,   liegt  trotzdem  nicht  eben  nahe.    Allein  hier  kftnat 

man  füglich  an  die  Doppelnatur  oder  die  zwei  Phasen  der  Existenz  des  Palaemon-Melikerw 

denken,   welcher  uuicn  etwa  bciner  Mutter  Ino  gegenüber,  oben    dagegen    in   der    rmfebu» 


ZUM  DBITTEN  BUCH.       7.,  8.  UND  12.  CAPITEL.  403 

der  Meerasgoitheiten  und  telbct  als  eine  lolche  dargettellt  wäre.  Und  ob  man  dann  nicht 
dodi  beiser  den  OoU,  /welcher  den  Knaben  hält,  als  Nereus  und  das  gegenüber  gelagerte 
Weib  ab  Thalasaa  erkliren  vrird,  mag  dahinstehn.  Unbedingt  ^widersprochen  soll  Wicseler's 
NBBieicber  Deutung  hiermit  nicht  werden. 


ZUM  ACHTEN  CAPITEL. 

33)  au  8.  305.  Außerdem  kommt  Neptunus  noch  in  den  Reliefen  mehrer  rheinischen 
und  hoUi&ndiachen  Inschriftstcine  vor,  welche  jedoch  nicht  abgebildet  sind,  vgl.  Jahrbflcher 
d«  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Kheinlande,  Hft.  LIIl  (1873)  S.  107.  Dagegen  ist 
du  fid.  II.  8.  566.  Anm.  70  besprochene,  angeblich  im  Grabe  der  Manilier  gefundene 
Stucco-,  nicht  Terracottarelief,  abgeb.  b.  Pistolesi,  U  Vaticano  descritto  III.  tav.  36,  welches 
in  der  Beschreib.  Roms  II.  u.  8.  9  als  im  Appartamento  Borgia  beflndlich  beschrieben  und 
ili  Terdflchtig  beieichnet  wird,  nuiunehr  mit  der  allergrößten  Bestimmtheit  als  modern  aus 
der  Litte  der  antiken  Monumente  au  streichen.  Dasselbe  steht  jetzt,  stand  wenigstens  im 
Sommer  1873,  proTiaorisch  aufgestellt,  nicht  einrangirt  im  ersten  Zimmer  des  Museo  Gre- 
goriano  im  Vatican,  der  Betrachtung  aus  nächster  Nahe  bequem  ausgesetzt.  l)ei  einer  solchen 
vird  lieh  Jeder  sofort  überzeugen,  daß  an  antiken  Urspnmg  nicht  im  entferntesten  gedacht 
Verden  kann,  so  daß  wir  nicht  blos  den  einzigen  thronenden,  jugendlichen  Zeus,  sondern 
•aeh.  einen  ziemlich  wundersamen  Poseidon  loswerden.  Ober  die  Echtheit  mehrer  bei 
Kontiaucon  (Ant.  expl.  I.  pl.  29  sqq.,  Suppl.  I.  pl.  24  sq.)  abgebildeter  Poseidon-  oder 
Neptunusreliefe  Ußt  sich  nicht  ganz  so  bestimmt  absprechen ,  doch  wird  schwerlich  Jemand 
ftrkennen,  daß  sie  in  hohem  Qrade  verdAchtig  sind. 

34)  zu  8.  305.  Die  bei  Passeri,  Lueernae  fictiles  I.  tab.  42  u.  43  abgebildeten  Lanipen- 
nliefe  stellen  ohne  Zweifel  nicht  Poseidon,  sondern  Taras  auf  dem  Delphin  reitend  dar, 
pta  in  Übereinstimmung  mit  allbekannten  Münztypen  von  Tarent. 


ZUM  ZWÖLFTEN  CAPITEL. 

35)  zu  8.  351.  Daß  Nereus  regelmäßig  rein  menschlich  dargestellt  worden, 
^  mit  unzAhligen,  ganz  unbez weifelbaren  Beweisen  aus  Vasengemftldcn  zu  crhftrten,  auf 
^v^e  hier  nfther  einsugehn  weder  geboten  ist  noch  am  Orte  sein  würde,  vgl.  nur  O.  Jahn, 
^vobseolog.  Aufss.  8.  64  f.  in  der  Note,  Heydemann,  Die  Vasensammlung  des  Museo  Nazionale 
i>  Neapel  No.  3352,  meine  Gallerie  heroischer  Bildwerke  8.  190,  Wieseler,  De  diis  ...  tri- 
stem gerentibus  p.  17.  Note  20  und  was  dieser  hier  anQahrt,  auch  p.  19.  Note  25.  Für 
^  fischleibige  Darstellung  des  Nereus  vergl.  besonders  Musöe  Blacas  pl.  20  =  Elite 
'''■nogr.  ni.  pl  ,  33,  weiter  O.  Jahn  a.  a.  O.,  8tephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  l'annöe 
'%.  8.  91.  Note  7,    Heydemann  a.  a.  O.  No.  2638  (dazu   aber  m.  Gallerie  a.  a.  0.>,   und 

■        _ 

^  Teite  zu  dem  hier  in  Rede  stehenden  Vasenbilde,  8.   1.   Anm.   10,  Wiescler  a.  a.  O. 

36)  zu  8.  356.  £.  Brizio  in  Oiorn.  degli  scavi  di  Pompei  N.  S.  II.  p.  39  sucht  die 
^*die  noeh  anders  zu  fassen.  Nachdem  er  Brunn's  Ansicht  vollkommen  richtig  genannt  hat, 
^Uirt  er  fort:  »ma  affinchd  il  concetto  dell'  artista  si  mostri  in  tutta  la  sua  pienezza,  d  d* 
topo  ammettere  che  il  gruppo  principale  di  quel  rilicvo  sia  costituito  non  solo  dal 
'■tro  tinto  dai  Tritoni  ma  an  che  da  questa  figura  femminile  ad  essi  immediatamentc 
^tigua  (Doris)  .  .  .  Dovrä  immaginarsi  che  questa  figura  non  si  mova  ad  in- 
^ontrare  la  coppia,  come  il  Brunn  ha  supposto,  ma  che  preceda  tutta  la  comitiva 
^  anche   il   carro   in  cui   siedono   gli  sposi.     Questo  concetto  artistico  e  basato  sull*  azione 


404  ANMERKUNGEN  UND  fiXCURSE 

stessa  che  coinpie  la  tigura,  la  quäle  portando  duo  faci  accese,  c  da  sapporsi  ehe  debba 
rischiarare  la  via  agli  sposi,  cd  in  conseguenza  che  li  preceda  La  ttrettisima  Tieinaiiia 
in  cui  essa,  a  preferenza  degli  altri  gnippi  {})  e  coUocata  presse  11  carro  nosiale  e  rappreeen- 
tata  piu  di  prospetto  che  di  profilo,  rendono  molto  probahile  la  congettura«  ecc.  Den  letzten 
Worten  wird  schwerlich  Jemand  beistimmen  können,  da  der  Augenschein  der  Darstellung 
diese  ganze  Anschauungsweise  klar  als  unmöglich  erweist  und  es  doch  Niemandem  zugemuthet 
werden  kann,  sich  das  genaue  Gcgentheil  von  dem  »vorzustellen«  (immaginarsi),  was  in  dem 
Kunstwerke  selbst  dargestellt  ist. 

37)  zu  S.  360.  Etwas  Ähnliches  zeigt  nur  das  in  der  Description  de  la  Mor^,  Archit. 
et  sculpt.  I.  pl.  63  u.  64  abgebildete  Mosaik  im  Pronaos  des  Zeustempels  in  Olympia,  welches 
Semper,  Der  Stil  in  den  technischen  und  tekton.  Künsten  I.  S.  62  der  Zeit  des  Phidiaa  zu- 
schreiben möchte.  Mit  vollem  Rechte  hat  aber  schon  Dr.  A.  Furtwftngler  in  seiner  Disaer- 
tation:  Eros  in  der  Vasenmalerei,  München  1874.  S.  20.  Anm.  bemerkt,  daß  diese  Annahme 
Semper's  unmöglich  richtig  sein  könne  »wegen  des  rein  decorativ  und  ohne  hervortretende 
Bedeutung  auf  dem  Schwanz  eines  Triton  reitenden  Eros«.  Diese  Behauptung  wird  durch 
die  auch  hier  hervortretende  unlebendige  Auffassung  wesentlich  unterstützt. 

38}  zu  S.  366.     Zu  spät,  um  noch  in  den  Text  verarbeitet  werden  zu  können,  ging  mir 
eine  auf  die  bruttischen  Münzen  bezügliche  Mittheilung  Imhoo£B  zu,  auf  welche  schon  8.  271 
und  S.  293  zur  Münze  No.  1.  durch  die  eingeklammerten  Worte  »oder  Amphitrite  mit  Eros 
auf  einem  Hippokampen  reitend«  und  »oder  Amphitritekopf «  hingewiesen  worden  ist,  weldie 
ich  aber,    da  sie  bisher  ungedruckt  ist,  also  nicht  nur  citirt  werden  kann,  mit  Bewilligung 
des  Verfassers  hier  wörtlich  folgen  zu  lassen  für  Pflicht  halte.     Imhoof  schreibt:  »Von  dea 
bruttischen  Münztypen  sind  mehrere  sehr  verschieden  erklärt  worden  und  ich  kann  mir  nicbt 
versagen,  auf  einige  derselben  nochmals  einzutreten,  und  zwar  in  erster  Linie  auf  diejenigen  der 
Münzen,  welche  nach  meinem  Dafürhalten  die  nämlichen  zwei  Gottheiten  darstellen.     Während 
wir  nämlich  auf  der  Ooldmünze  (Münztafel  V.  No.  1)  den  Kopf  Poseidons  mit  dem  Dreizack 
über  der  Schulter  und  die  auf  dem  Rücken  eines  Hippokampen  gelagerte  Amphitrite  ef^ 
blicken,   erkennen  wir  dagegen  auf  der  Silbermünze  umgekehrt  das  Haupt  der  Meeresgöttin 
und  die  stehende  Figur  des  Beherrschers  des  Meeres  (Münztafel  VI.  No.  1).     Hier  wie  doit 
trägt  Poseidons   Gemahlin   den   Schleier,   auf  der  Silbermünze  zudem  die  ihr   zukommendea 
königlichen  Attribute,   Stephanos  und  Herrscherstab,  welcher  Umstand  an  und  für  sich  schon 
beweist,   daß  das  Bild  nicht  das  der  Thetis  ist.     Auch  Hera*)   ist  damit  nicht  gemeint,  «ie 
schon  Cavedoni  ((Jarelli  p.  94.    15)   richtig  bemerkte.     Denn    abgesehn   davon^    daß    für  Her» 
der   fragliche   Kopftypus   nicht   sicher   als   griechisch  erwiesen  ist**),  darf  gerade  hei  den 
bruttischen  Münzen    einiges   Gewicht   darauf  gelegt  werden,    daß  im  Allgemeinen  der  T)rpus 
der  einen  Seite  mit  dem  der  andern  in  naher  Beziehung   steht.     Allerdings  findet  sich  diese 
Hegel  vielfach,   wenn  auch  nur  scheinbur  durchbrochen ;  dies  soll  aber  kein  Grund  sein,  bei 
Erklärungen   gewisser   Bilder ,    das  Naheliegende  und   allgemein  Verständliche  hintanzu^etIeD 
und    dagegen    einer   Idee   oder   scharfsinnigen    Conjectur  zu   Liebe,    fern  liegende  Mythen  x» 
verwerthen,    von   denen  gewiß    manchmal    selbst  der  gebildete  Theil  des  Volke»,    für  welch«« 
die    Münzen   geprägt    wurden,    keine  Ahnung  haben  mochte.     Außer   vielen    leicht  verstind- 
lichen    Beziehungen   Nikes   zu   verschiedenen    Gottheiten   zeigen    uns  die  bruttischen  Müni» 
DioskurenkOpfe    neben    den   Dioskuren   zu    Pferde,    ApoUon   neben   Artemis,    Zeus   und  den 
Adler,  Ares  der  Enyo***)   gegenüber,  Pallas  und  eine  Eule,  Herakles  und  seine  Waffen,  eio* 
Nereide    (vielleicht   ebenfalls    Amphitrite)    und   die  Krabbe  u.  s.   w.     Ist   es  daher   nicht  ■>* 
natürlichsten  und  einleuchtendsten,  dem  Poseidon  seine  Gemahlin   als  entsprechenden  TTpo* 
entgegenzusetzen,  insofern  die  Darstellungsweisc  sich  dazu  eignet .-    Daß  dieses  hier  der  K«ll 

*)   Millingen,   Consider.   p.  91),  Overbeck,  »Hera«,   S.    I(»4  f.,   Münztafel  H.  34,  Fned- 
laender  und  v.   Sallet,    Das  k.   Münzcabinet  in  Berlin,   No.   b\\). 

**)  Einmal  kommt  Hera  mit  Stephane  und  Schleier  in  einem  Vasenbilde  vor,  Over- 
beck, Atlas  z.  Kunstmythol.,  Taf.  I.  22;  auch  auf  Taf.  X.  11.  Kömische  Arbeiten  lei^^ 
sie  dagegen   häufig  so.      (Veigl.    indessen   (»ben   S.    \\.i.   ().'. 

***j   Ich    halte  Poole's  K'at.    brit.    Mus.   323,   37)    HenennunR  der  kämpfenden  Figur  t«^ 
um  *o  richtiger,  alt  diese  nie  mit  der  Acgis  vorkommt. 


ZUM  DRITTEN  BUCH.   12.  CAPITEL.  405 

ist,  d.  h.  daß  d^r  Kopf  der  Silbermflnse  vorzüglich  auf  Amphitrite  paßt,   glaube  ich  bereits 
bewiesen  su  haben  und  damit  ist  zugleich  ein  Grund  mehr  für  die  Wahrscheinlichkeit  ge- 
boten,   daß  derselben  Nereide  auch  das  Bild  der  Goldmünze  zukomme.  —  Indessen  deuteten 
Wieseler,    R.    Rochette  und  Andere*)    die  auf  dem  Hippokampen  sitzende,  bekleidete  und 
yerschleierte  Frau  auf  Aphrodite,   als   welche  der  sie  begleitende  Eros**)   sie  zunächst  bp- 
aeichne.     Die  Möglichkeit,  daß  die  hin  und  wieder  neben  Poseidon  verehrte,  als  besänftigende 
Gewalt  das  Meer  beherrschende  Liebe^^öttin  auf  einem  Seepferde  sitzend  gedacht  oder  dar- 
gestellt werden  konnte,  will  ich  nicht  bestreiten,  wohl  aber,  daß  diese  Möglichkeit  im   vor- 
liegenden Fall  in  Betracht  komme.     Bis  jetzt  scheint  nämlich   nicht  eine   der  erhaltenen 
bildliehen   Darstellungen,   welche   weibliche  Wesen  von  Hippokampen  getragen   zeigen,   mit 
Bestimmtheit    auf    Aphrodite    bezogen   werden    zu   können***)    und  in   der  Eigenschaft  als 
MeeresgCttin  blieb  Aphodrite  nur  da  sicher  zu  erkennen,  wo  sie  entweder  frei  oder  in  der 
Muschel  von  Tritonen  oder  Seekentauren  emporgehoben  erschien.     Auf  den  unserem   Münz- 
bilde  beigegebenen  Eros   übergehend   ist   natürlich   nicht  zu  läugnen,    daß  derselbe  zunächst 
dem  Kreise  der  Liebesgöttin  angehöre.     Allein  damit  ist  von  ferne  nicht  bedingt,    daß  jedes 
in   erotischer  Gesellschaft   betroffene   weibliche   Wesen   als   Aphrodite  aufzufassen  sei.     Eros 
schwärmt  ja  überall  herum,  wo  überhaupt  Leben  ist  und  wir  begegnen  ihm  daher  auch  ohne 
der  Liebepgöttin  Beisein  in  den  verschiedenartigsten  Umgebungen,  so  gerade  auch  häufig   im 
Kreise  der  Meeresgottheiten,    bei  Entführungen f)    u.  s.  w.     Warum   soll  er  also- nicht  um 
die  Nereide  Ampliitrite   herum  geschäftig  gewesen  sein  können  ,    wenn   er   bald  mit  diesem, 
bald  mit  jenem  Symbol  nm  ihre  Schwestern  herumschwebend  getroffen  wird }     Und  was  liegt 
ladem  näher,  als  der  schönen  Darstellung    unserer   Münze   eine   der   Sagen   von   Poseidons 
Werbung  um    Amphitrite  zum  Grunde  zu   legen  und  so  den   erotischen  Charakter  derselben 
la   erklären.     Zu   diesen   Betrachtungen   kommt  nun  hinzu,  daß  der  bruttischen  Goldmünze 
eine  in  Unteritalien  oder  in  Sicilien  geprägte  Silbermünze  des  Königs  Pyrrhos  zur  Seite  zu  stellen 
ist,   nämlich   das  schöne  Didrachmon,  dessen  Typen  R.  Rochette  ff)   zuerst  und  wahrschein- 
lich richtig  fff),  auf  Achilleus  und  Thetis  gedeutet  hat,  also  wieder  auf  zwei  in  nächster  Be- 
liehnng   zu  einander  stehende  Persönlichkeiten.     Auf  beiden  Münzen  sind  Stil  und  Technik 
des  Stempelschneiders  genau  dieselben.     Auffallend  ist  die  Aehnlichkeit  des  behelmten,  bart- 
losen Kopfes  auf  der  Pyrrhosmünze*-]-)  mit  dem  behelmten,  bärtigen   Areskopfe   der   großen 
brattischen  Kupfermünzen ;  beider  Helm  ist  von  identischer  Form  und  mit  einem  Greifen  ver- 
tiert.   In  demselben  Grade,    ja,    wäre   nicht   der   Metall-  und   Größen  unterschied ,    bis   zum 
Verwechseln   ähnlich   sehn   sich    die  Darstellungen   der  Kehrseiten ;  einzig  in  den   Attributen 


*)  Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  S.  27.  No.  6S.  b.,  Gott.  gel.  Anzz.  1873. 
S.  1825,  R.  Rochette,  Mem.  de  numism.  et  d*ant.  1840.  p.  54.  Die  das.  geäußerte  Behaup- 
^^,  die  Meergöttin  auf  brutt.  Goldmünzen  komme  bald  mit  Eros,  bald  mit  dem  Schilde 
^or,  iBt  irrig. 

**}  Eros  steht  über  der  Krümmung  des  fischartigen  Schwanzes  des  Seepferdes  und 
^itQt  einen  Pfeil  rückwärts  in  der  ihm  von  der  weiblichen  Figur  mit  der  rechten  Hand 
«^tteichneten  Richtung  ab.  [In  diesem  Umstände  möchte  die  größte  der  Imhoofschen  Er- 
Uärong  entgegenstehende  Schwierigkeit  und  insbesondere  ein  Grund  dagegen  liegen ,  eine 
Werbung  Poseidons  um  Amphitrite  als  Unterlage  der  Münzdarstellung  zu  erkennen.  So  un- 
■weifelhsft  sich  Eros  wie  zu  anderen  Personen,  so  zu  Nereiden  und  zu  Amphitrite  insbeson- 
dre gesellen  kann  und  ihr  gesellt  vorkommt  (s.  Cap.  XII.  A.,  besonders  No.  7),  so  schwierig 
^^  es  sein,  das  hier  dargestellte  Verhältniß  der  Amphitrite  zu  Eros  zu  erklären  oder  naeh- 
'ttweiten,  während  sich  dasselbe  bei  Aphrodite  ganz  von  selbst  versteht.     O.]. 

••*)  Vgl.  Preller  u.  Plew,  Griech.  Mythol.  I.  S.  281,  Bemoulli,  Aphrodite,  S.  404. 
f)  Vgl.  O.  Jahn,  Entf.  der  Europa,  Taf.  I,  V»,  IX«,   X;  Mionnet,   Suppl.  II,  Taf.  1; 
^^-  Fartwängler,  Eros  in  der  Vasenmalerei,   1875.  p.   35  ff. 
i  -H-)  A.  a.  O.  p.  51 — 56.  pl.  I.  4  u.   5,  Luynes,  Choix  de  m6d.  pl.  XIII.  6,  Millingen, 

\         ^'>»i»id6rat.  pl.  II.  7,  Cat.  Grdau  pl.  II.  1289,  Fröhner,  Choix  de  monn.  anc.  1S69,  pl.  IV,  49. 
fH-)  Vergl.  Friedlaender  in  der  Archaeol.  Ztg.   1809.  S.   100  f. 

*-{-)  Der  Buchstabe  A  unter  dem  Kopfe  ist  nur  ein  Münzzeichen,  welches  sich  auf  an- 
^en  Münzen  des  Pyrrhos  unter  verschiedenartigen  Köpfen  wiederholt. 


üit>.l»t>  JCSiih  xileipiiq 


406 


ANMEBKUXnP.N-  UND  EXCCK9E. 


leigen  sie  eine  Verschiedenlieic,  mdem  auf  dem  Didrachmoii  an  der  Stelle  du  E. 
Schild  CTBcheint,  welchen  Thelis  von  Hcphaetti»  für  ihren  Sohn  erlangt  hatte*),  Eü 
möchte  daher  fa«t  tcheinen,  daß  die  Münien  nicht  nur  «u  der  gleichen  Zeit,  »ondem  aurli 
iti  derselhen  Gegend  geprllgt  'worden  «eicn  ;  und  in  der  That  glaubt  anch  11.  Köchelte,  irelchei 
Ober  cineu  Fund  von  2U  SCtlck  des  Pyrrhnsdidrachnian  im  ehemaligen  Gebiete  der  epiiephi*- 
riichen  Lokiet  berichtet,  daS  diese  Silbermünien  wkhrend  dea  Aurenihallen  dei  KSnig* 
Pyrrho«  bei  den  Lokrem  genchlagen  worden  seien ,  nuhrend  Leahe**;  «ngar  die  Uatipt- 
Btadt  der  Bruttiei,  CoenCia,  nU  die  PrageitAtte  annimmt.  Sei  dem  nun  nie  e*  wolle,  m> 
kann  nach  dem  Geugten  nicht  mehr  beiweirell  «erden,  daß  die  Dai nlelluntt  der  lieiden  )ni 
anr  die  Verschiedenheit  eines  Attiibtclea  identi'chen  Ucerfraueu  ntiT  einen  und  denaelbc* 
Gotlheita begriff  zurücktuTohren  ist  und  daS.  da  beide  nicht  Aphrodite  sein  kjlnlicin  Idet 
Schild  kann  bei  Aphrodite  nur  nis  Symbol  der  Himmclagüttiii  gellen)  ***;,  heide  Neoidan 
«ind.  Und  aU  äoUhc  unterHeheiden  sie  Bich.  den  Kflpfen  des  AchilleuB  und  det  Poari- 
don  enLaprecbend,  als  Thetii  und  a^s  Amphi  tri  te.  • 

3H)  zu  S.  '.Ulli.  Als  Vorarbeiten  sind  hier  außer  den  zu  den  einzelnen  Monumenten  an- 
gefahrten Schriften  zu  nennen  die  Aufsfitze  van  Böttiger  in  der  Anialthea  II.  S.  2S;i  tf..  O.  Jahn 
in  a.   Griech.  Vasenbildem,    S.   34  ff.   und  von  Gerhard   in  n.    Auserl.    Vatenbb.    I.    S.  4S  I. 

4U)  SU  S.  316.  Erst  wAhrcnd  der  Curiectur  dieses  Bogena  g^ng  mir  Wieselet*«  Bericfat- 
Antiken  in  Oberitalien  und  Sfldtirnl  in  den  Nachrichten  r.  d.  k.  Ges.  d.  Wiss,  in  Gattingta 
1^74.  No.  33  ß.  Dceemh  )  in,  in  welchem  er  S.  547  unter  den  auf  der  msiUnder  eapiHiiionr 
storica  d'arte  industrinlc  auigeatellten  antiken  Thongefaßen  nl^i  das  bedeutendste  Stück  unln 
allen  »eine  prachtvolle  große  IlTdria  mit  ri^thlichen  Figuren«  anfahrt,  -Posvidon  und 
Amymone  nebat  drei  anderen  Pernonen,  unter  denen  Hermes,  im  UesiU»  de« 
cav,  Pietro  Brsmbilla  ".  Nach  dienen  Worten  Wieselei's  muG  Hermes  hier  ganz  uubezwcifel- 
bnl  sein  und  Wiesclcr  hat  offenbar  an.  demselben  nicht  den  geringsten  AnatoB  genumiurn. 

41}  zu  R.  '1^2.  Ahnlich  stiiiairt  sind  die  Dlumen  nicht  selten  in  unten taliifhen 
Vo^enbildern,  so  z.  B.  in  dem  von  l'Crster,  Her  Raub  und  die  Rttckhehr  der  Pctt^]ih><nr, 
K.  'im  verkannten  Bilde  mit  der  Entfahrung  der  Kora  diejenigen  in  den  Händen  der  Gr- 
fahltinnen.  IHtne  Art  von  Blumen  bestimmt  benennen  und  deuten  zu  wollen,  Ut  nffnibu 
nicht  ([crei'hlfertigt,  was  hier  um  so  mehr  hervoriuheben  am  Orte  ist,  als  Avellino  durrh  eis 
solches  Verfahren  in  Betreff  des  Amymunebildea  No.  18  fQr  den  JOngUng  recht«  oben  m 
einer  gewiß  nicht  haltbaren  Erklärung  gelangt  ist. 

42]  tu  S.  3ä9.  Ais  im  hohen  Grsd  unsicher  muß  hier  der  Uva.  der  Hebers«  i» 
Berlin  (No,  lOlli),  nbgeb,  in  Gerhard'»  Apul.  Vosenbildcrn,  Tat.  B.  I.  erwnhnt  und  iuiuHfH 
aus  der  Reihe  der  Amymonevnienbilder  auigesehieden  werden.  Die  ganze  Mllte  dtt  Ci>b- 
pnaition  fehlt  und  die  bei  Gerhard  gezeichnete  Restauration,  obgleich  «u  derselben  naaclur 
Anhalt  gegeben  ist,  kann  doch  nur  als  Vermuthung  gelten,  nach  weichet  die  BeiAgtlchluil 
auf  Amymone  sUetdinga  als  mOglieh  ,  aber  doch  auch  nicht  als  mehr  gelten  kann.  W«i 
aber  die  Hauptfiguren  der  Compnsitinn,  so  viel  Eigenthtimliehes  und  Auffallende«  sie  UtM 
mögen ,  sich  allenfalls  aus  der  Arnymonesage  würden  erklären  lassen .  «o  erwhviiien  t' 
NabenBguten  voilendii  dunkel,  bieten  zu  denen  anderer  Amymnnevanen  zum  l'heil  »  r* 
ringe'  Analogien  und  ajnd  zum  Theil,  wie  besonders  det  von  (ierhard  gewiß  nicht  ricKni 
•Is  ArisUeo*  eiklnrtc  Mann,  so  eigenthamlieh  und  «ingular,  daß  die  lUupIscene  in"'  ■"' 
bezweifelbar  verborgt  sein  mOßlc,  wenn  es  sich  lohnen  sollte,  auch  nur  auf  den  Vtnurli 
einer  Erklärung  aus  dem  hier  in  Frage  kommenden  Kreide  einzutreten. 

43)  zu  S.  H<1U  Bine  von  L'rliclis,  Dreizehn  Gemmen  aus  der  Sammlung  drr  Fiiu  !^- 
bylla  «ertenn-Schnaffhausen ,  Bonn  IS4li  unter  No.  II  der  Tafel  abgebildete  und  S,  II»' 
Piiseidon  und  Amymone  bezogene  Cameolgcmme  ist  schcm  von  Stephani  im  Compie-ienJ» 'i*" 
ponr  rannte  18G4.  S.  2tli.  Note  b  mit  Recht  aus  diesem  Krt'iM  ausgesehieden  und  al<  K' 
aeidon  und  Aphrodite  erklärt  worden. 


larisaeische    Mi 


bei   Friedlaender.  Archaeol.    Zig.  »on  |S69.  8  !»•- 
Hell,  kinga  p.  17.         •")  Qerhttd,  Ori«h    Mjtliol  "* 


reiUopf  md  HarMl  in  Lnp^f. 


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Qverbedc  .(iriedi.&instaiytholo^e  III . 


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OvBrfaeck.Gneeh.Kiinslnirtiiolo^  11 


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Overfcetk  Gnflrh.KirngtniyÜiolo|i«  Bl 


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Overbeck  Gnefh.lfiniatinytMo^  M. 


Üoi  Wilhelm  Engelmann  in  Leipzig  erschifii  l'enicr. 

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H       GRlECniSCHE 

t 

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Einstmythologie 

^ft     J.    OVERBECK. 

^H_      BESONDEHF.K   TIIEIL.         ^^^^ 

j) 

^^^^H            ZWEITKR 

^^^^^^K                 DIUTTEK 
^^^^^^^                VIERTES    BUCH: 

SS3b9C 

:   1 

^■DEMETER   UND   KOKA. 

^^H           mT  VIER  tjlpeln  und  ZWEI  aoEzaciwiTrEii, 

^^^^1 

^^^^^WSLAG  VON  WILHELM  EKOEUIAKK. 

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Bfi  Wilhelm  Engelmann  iii  Leipzig  crwcliien  ferucr: 

(iriechiscii(^  Kiiiistiiiythologie ' 

vuH  J.  Overbeek. 

Bcfloiiilerei  Theil. 


Mit  U  lithogrephirten  Tafeln  und  1 


DER  GRIECilSCHEi  yiSTlIlTHÖLÖGlE, 

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J.  OVEHßECK. 

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antiken  Schriftquellen 

zur  Geschichte  der  bildenäeii  £ünete 

bei  den  Griechen. 

Bciiri,oiti-'l  v.>i. 
■f.  O  V  e  I-  b  e  o  Ic. 

gr.  s.  I^«S.    broMh.  M.  S,  Sil  Pf.  =  2  Thir.  2&  >Vr 


POMPEJI 

in  seinen  fiebiliidL'ii.  Allertlilliiun'n  nnd  Knnstwerken 

lür 
ICiiiiNt-  iintl  ^Vltei'tlintiiHli>eiiii(K> 

(lai-gestcllt 

J.  Qvepbeck, 


Dritte,  abeisials  durobgearbeitele  and  *etmehrte  Anflagc. 
ill  lA  |:rl»rr<-a,  tuiu  Tbril  UiUtru  Aflskbiru  wi  31}  Haloilniltkn  lui  T*iL  »»■Ir  riivM  | 

U-'Ji.   *-.    ISli    brüscij.  M.  211=  r.  Ililr  'i'i^^r.gth  M  21  -  7  Tlilr.  (■  a|(|f. 


r              ■ 

1 

■          GIMECHISCHE 

J 

Einstmythologie 

^^_  J.    OVERBECK. 

^M           RESUMlEltRIS  TllKlL. 

•fefatiu:uE 

^^^^k             ZWEITER  BAND. 

^^^^^V                       DRITTEK 
^^^^t                    VIERTES 

SS3U0C 
NDI3bC 

Wdemeter  und  kora. 

^^M                    ET  VIER  TAFELN  tlHD  ZWE]  HOLZSCHSTTTEB. 

^^H. 

^^f^     VliELAG  VOX  WILHELM  ENUELSIANN. 

^H 

1 

H                         ü 

1 

VIERTES  BUCH. 


Demeter  nnd  Eora. 


6T«rbeck,  Kunstmythologie  Ilt.  2^ 


ERSTE  ABTHEELUNG. 

Historische  Übersicht  fiber  die  kfinstlerische  Entwickelung  der 

Gestalten  der  Demeter  and  Kora. 


ERSTES  CAPITEL. 

I>ie  Entwickelung  der  Gestalt  der  Demeter  in  der  alterthümliohen  Kunst. 


Von  einem  gemeinsamen  anikonischen  Cultus  der  beiden  Göttinnen  ist 
keine  Spur  auf  uns  gekommen,  von  einem  solchen  der  Kora  eben  so  wenig;  da- 
gegen weist  auf  einen  Baum  cultus  der  Demeter  die  von  Ovid^)  erzählte  Ge- 
schichte von  Erysichthons  Frevel  im  Haine  der  Demeter,  wenngleich  der  von 
jenem  gefüllte  Baum  als  von  einer  der  Demeter  lieben  Nymphe,  nicht  von  der 
Grdttin  selbst  bewohnt  bezeichnet  wird  (vs.  771  sq.) ;  denn  in  den  Versen  (755  sq.)  : 

Non  dilecta  deae  solnm,  sed  et  ipsa  licebit 
Sit  dea,  iam  tauget  frondente  cacumine  terram 
ist  das  nicht  auf  diesen  Fall  beschränkte,   vielmehr  allgemeine  Vorhandensein  de- 
metrelschen  Baumcultus,  wenigstens  der  Möglichkeit  nach,  ausgesprochen^). 

Daß  die  Notiz  bei  Tertullian^)  ttber  ein  dem  Kreuzesstamme  ähnliches,  rohes 
Holzagalma  sich  nicht  auf  Demeter  beziehe,  wie  0.  Müller  (Handb.  §  66.  Anm.  1.) 
angenommen  zu  haben  scheint,  sondern  auf  die  Isis  Pharia,  ist  schon  vor  langer 
Zeit  von  Preller ^)  richtig  bemerkt  worden;  in  der  That  führt  keine  Handschrift 
des  Tertnllian  auf  die  von  Mttller  gegebene  Lesart:  Ceres  Raria. 

Wegen  der,  verschiedenen  Gottheiten  geweihten  dreißig  viereckigen  Steine  in 
Pharae  in  Achaia  bei  Pausan.  VII.  22.  4.  vergl.  oben  S.  4  und  395.  Anm.  2.; 
was  in  Betreff  dieser  Steine  für  Hera  und  für  Poseidon  gilt,  das  gilt  natürlich 
ebenso  für  Demeter. 

Unter  den  ältesten  ikoni scheu  Agalmaten  der  Demeter  ist  bei  weitem 
das  merkwürdigste  und  das  am  meisten  besprochene  dasjenige  der  Demeter 
Melaina  von  Phigalia,    welches  als  das  Werk  eines  unbekannten  Künstlers  be- 


»)  Ovid.  MeUm.  VIII.  vs.  739  sqq. 

b)  Vergl.  Bötticher,   Baumcultus   der  UeUenen   S.  50.   und   Berichte    der   k.  sächs.  Ges.  d. 
Wiss.  ^on  1864  S.  128. 

c)  Tertull.  Apologet.   16.  (vgl.  ad.  Nat.  I.  12.)  ed.  Oehler:  quanto  distinguitnr  a  crucis  sti- 
piie  P^las  Attica  et  Ceres  Pharia,  quae  sine  efflgie  rudi  palo  et  informi  ligne  prostant? 

d)  Demeter  und  Persepbone  S.  372,  Griech.  Mythol.  II.''^  S.  44. 

27» 


41(1      I.  HIST.  fBEliS.  ÜB.  !).  K(1n8TL.  ENTWICKEL.  D.  (1E8TALTEN  D.  DFHETEB  [T.i 

kanntlich  Pansanias')  in  hilchst  abenteuerlicher  Oest&lt  be^^hreibt,  von  dem  er 
über  sngiebt  (§  5.),  es  sei  auf  eine  nnbekannte  Art  durch  Fener  Kcrstört  nn<I 
ilann   (§  7.)    dnrcli  ein  neues  Büd  vmi  der  Hand  des  Unatiu  ersetzt  worden. 

Von  veracliiedenen  Seiten  sind  entweder  diese  ßilder  beide  in"a  Fal>etbiicli 
geschrieben  oder  es  ist  doch  die  Existenz  des  altem  bestritten  worden^) ,  aber 
allerdin^  mit  nn^^nlän glichen  Gründen.  Dagegen  hat  E.  Petersen")  die  RealiUt 
des  altem  Bildes,  welche  ni>cb  ganü  nenerüch  R.  Förster'')  angenommen  hatte,  in 
einer  in  den  Hauptsachen  nnd  im  Resultat  Überzeugenden  Anseinandersetzung  be- 
stritten, in  welcher  er  nachweist,  daß  es  sich  bei  diesem  angeblichen  Bilde  der 
Göttin  vielmehr  nm  die  Göttin  selbst  handelt,  welche  miBverstttndlich  ala  Statue 
anfgefaßt  nnd  tiberliefert  worden  ist']. 

Aber  auch  das  Bild  von  Onatas  Hand  ist,  wenn  anch  nicht  an  sich,  so 
doch  in  Betreff  seiner  Gestalt  durchaus  zweifelhaft.  Pauaanias*)  berichtet,  als  die 
Pbigaleer  Onatas  fllr  hohen  Lohn  zur  Anfertignng  eines  neuen  Demeterbildes  an 
Stelle  des  verlorenen  alten  gewonnen  hatten,  da  habe  er  eine  Zeichnung  oder 
Nachbildung  des  5ltev  Bildes  aufgefunden  und  nach  dieser.  haDptaJkfalick  aber 
nach  Tranmgesichten  den  Phigaleern  eine  eherne  Statue  gemacht.  Aber  diese 
Statue  habe  es  zu  seiner,  des  Pansanias  Zeit  nicht  mehr  gegeben,  auch  haben  die 
Pbigaleer  im  Allgemeinen  Nichts  mehr  von  demselben  gewußt:  nnr  der  Xltestr 
von  denen,  welche  mit  ihm  ins  GesprAch  kamen,  habe  ihm  erx&hlt,  daß  das  BUd 
drei  Generationen  vor  ihm  durch  Einsture  der  Decke  der  UOhle  in  der  es  itand. 
ZQ  Grunde  gegangen  und  völlig  verschwunden  sei  nnd  er  selbst.  Pansania«,  bahr 
an  der  Decke  die  Stelle  gesehn,  wo  die  Felsen  heruntergefallen  seien.  Weaia 
demnach  Pansanias  von  dem  Bilde  des  Onatas  nicht  erst  darch  di«  Philen- 
unterrichtet  worden  sein  kann ,  welche  selbst  Nichts  von  demselben  wußten  tm«^ 
wenn  er  die  einstmalige  Existenz  dieser  Statue  auch  schwerlich  erst  von  dem  eino*a 
alten  Mann  erfahren  hat,  der  ihm  von  dessen  Untergänge  zu  berichten  »nStfl.  ^«ni 
maß  man  allerdings  schließen,   daß  er  seine  Kenntniß  von  diesem  Werke  de«,  «"%u 


■1  P»ijs.n.  Till,  43,  4-  Tttsoil}!»«  Bf  o!r«  ifiai  ti  V^iisi  ff^ut)-  naSiC«»*»  fh  i 
ftizp^,  YUW^'  ^t  doixfiai  TdXXs  itXJ)v  ■wf>Xi]v,     u<f,il.{)v  li  tii\  vi|ir|N  cljiv  Ixmo  ■■)  (| 
Toiv  Tt  xal  dXXon  Bripliuv  tixiwt  itposntif6iiia»  tj  Xffa^j  *    fivln^  ti  fniUmt  ■»ü  ii  ^ 
TOÜ(  itiSoE'  iltXflE  $c  lirl  T^:  X^'p^:  ^'*  »ut^i  nifimpd  Je  f;  tfnit  ful-rj  iHff  ....  Mi)-«rvw* 
ii  a'jrjjv  dirotojwiaai  ftcilt  aWjv,  Bii  «dl  ■?[  Bti^  jiiXsivav  t*jv  isS-^ra  c'i/tv. 

b)  Preller,  Demeter  iiiid  Persephoiie  S.  IGOT,  dHecli.  M^thal.  I.t  R  592  Anm.,  ytiUt**- 
Oiitti.  oatfltl.  II,  S.  4B3  t,,  il«m  Ich  urtatft  bin  Oeu-h,  d.  grieeh.  Plislik  I.I  S.  304.  Abbi.  ^*- 
tl.   D.   Müller.  M)thol,  d.  grierh.  Stamme  II,   K.  4t(4  t.  Roaejiber«,  Vie  ErlaoTM  S,t9l.  s-    ^- 

e)  KHt.   BeiaHrkunieD  2Ui  illeBleii  (ieanb.  d.  piech.  Konit.  Pis^imsi  dea  Qjidm«.  hil**^    . 
I§*l.  S.  3h  n.,    vetgl,    degielbcn    De  (.'eceri  Pbtgaleuil   ilque  de  Dlpoen«   et  ScyUiil*  Siif*!»*^ 
Im  Docpilei  IteiiundalioiitptDgratnm  von  IST4. 

d)  Der  Riub  und  die  RQckketil  der  Peraephoiie  S.   100 

e)  Piuian.  ■.  m.  0,  )i  7.  xoTt  Mj  i  '''^tP  "'^'^"^  (ivcupdiv  ififijt  ij  p^ir,|iii  toll  dp][ilou  !■*' 
vou,  TÄ  jiitlm  (e,  liit  Xlircai,  xol  Kari  ÄMtipiToiv  {-jrtv,  Imitflt  •/jiX-Mtlii^'j^jStntj^^-  - 
%  13,  t'i  hk  iftXjiv  ^i  tini  nü  't>idTa  iconjHtv  «5tc  ^  vor'  i|j,i,  oOn  cl  tylwra  Apl')*  ^I*" 
Xtüoiv  finlsTavTo  ol  noXXoi'  S  l-*'  ■""*  '^  iivifivum  ^)|iTv  {Kcft  i  ;;pca^iTst«( -jrptalt  ip4«P 
TpiaU  ^  *^T  afttiiv  ifintOEiv  i;  t&  iffaXp/i  tx  tdS  ifi<fm  TifTpat,  {»ti  nümv  (1  «orajifMi  ~ 
I:  JII9V  f^«ox<v  outA  «t^visH^vai '  xql  Iv  ft  Tip  ipj!p<fi  tijXii  vgl  %ilv  f Ti  {{;«  a 
«1  Rhp^i.     Vgl.  Conte  und  Mlvhiolti  An»,  dell'  Intt.  t.   IS8I  p.   ». 


K  DIE  ENTWICKtX.  DEK  (1 


l  DKR  DEUETEK  IX  DEK  ALTEKTIIÜMI..   KUNST.       411 


nulcker  ;a.  &.  Ol  mit  Rocht  bemerkt,  von  ihm  besonders  hochgeB(')iBtzt«n  Kllnal^ 
lers  nach  Pbip'alia    bereits    mitgebrncht   habe,    wenngleich  es  zweifelhaft  seil)  ms^, 
ob   man   sich   zum  Beweise   hierfür   auf   Pausanias'  Aussage    [n.  a.  0.  §   II.)    be- 
rufen darf,  hauptaachlicb  dieeer  Demeter  wegieo  sei  er  nach  Phigalia  gereist  (tüÜ- 
VTfi    uaJ,i3ta   TT,;    A7;tiT,Tpo;   evExa    iq    <I>iTaXiav    ä(pixo[ir,v)     und   ob   nnter   "dieser 
Demeter"   dieses  Bild   der  Demeter  m   voretehu  ist.     Denn  gleich  nachher  eraAhlt 
er.    wie  er  der  G^fttin  naeh  localem  Brauche  geopfert  habe,    obgleich   er  das  Bild 
derselben   nicht  mehr    vorfund.     Brachte    aber  Pausanias   seine    Kenntniß    von    der 
Kiistenz  dieses  Werkes   des  Onatas   nach  Phigatis   mit,   so   hat  er  ohne   Zweifel 
«nch   die  Geschichte  von   seiner   Entslehnng  iiuf  Grnnd   der  alten  <!opie   und   aar 
Tranmgcsichle    nicht   erst   in    Phigalia    erfaJjren ,    wo   der   bewußte    alte    Mann    der 
viuige    gewesen   sein  könnte,    der   sie    ihm    mitgetheilt    hätte.      Dies  aber  ist  des- 
wegen höchst  HD  wahrscheinlich,  weil  dieser  von  dem  Bilde  ancb  Nichts  wußte,  iils 
daB   es    drei   Generationen    vor   seiner  Zeit   gänzlich    verschwanden    sei.      Weleties 
immer  aber  auch  die  Quelle  des  Pausanias  gewesen  sein  mag.    daß   sie  in  Betreff 
der  Grundlagen  des  Werkes  des  Ouatas.   die  alte  <!k>pte  des  altem  Bildes  und  die 
Traumgesichle .  eine  schlechte  war,   daß  die.te  angeblichen  (irundlageu  des  Unataa 
onmögliche    nnd    die  Angaben  über  dieselben  einander  widersprechende  seien  .    Iiat 
Petersen    la    a.   0.  8.  36  f.l    nachgewiesen.     Damit  verlieren  wir  aber  auch  Jeden 
Anhalt,  um  die  Oage  zu  beantworten,    wie  die  Stalue  des  Onatas  beschalfen  ge- 
veaen  sein  mag.     Wenn  man  schon  früher  darllber  einig  gewesen  ist.    die  Statue 
i««  Onatas    könne    die  Mißgestalt   tles    alten  Xoanon  nicht  wiederholt  haben  *) .    so 
rt^Kstehl    sich  dies  jetzt  vollends  von  selbst,    nachdem   die  Nichtexistenz  des    alten 
X.c»ainon  dargethan    ist.      Daß   aber    nicht  Onalas   von    sich    aus  seiner  Darstellung 
i^w  Göttin    die    abenleue Hiebe   Form    gegeben   habe .    in    welcher    dieselbe    in    der 
tii^^ntniilition,   als  Phaiitasiegcbilde  und  nur  mißversfiLndlicb  als  wirkliches  HchnitZ' 
bild  aufgefaßt,  erscheint,   «ersteht  sich  eben  so  wohl  von  selbst,   und  zwar  um  so 
n^lir,    da.    wie  Petersen   (a,  a.  0.  S,    V.i.)    richtig   bemerkt   bat.    die  8tatne  des 
Ovxatas  znr  Verehrung   der  versöhnten  Göttin  aufgestellt   wurde,   während   die 
Mifigestalt   die   zürnende   und   tiauernde  Göttin  anging.      Daß   in   der  Statue  dea 
kie^netiseben  Meisters   oder    in    ihrem  Beiwerke   gar   keine  ßlloksicht  auf  den  zum 
Snmde  liegenden  Mythus  genommen  gewesen  sei ,    ist  allerdings   vollkommen  un- 
W»irecheinlich.    aber   durch    welche  Mittel    die  Bezögliebkeil    auf  den  Mytiius  ans- 
Eo<lrOckt   gewesen    sein    mag   anf  keine    Weise    auszumachen.     Als    möglich    kann 
■Baii  aur   die  Vermuthung  Petersens    (a.  a.   O.  S.   41.)    anerkennen,    daß  bei  der 
Venohii^enen   Art  zu   symbolisireo .    welche    sich    in    den   dem  angeblichen   alten 
Xouiiiu   angewachsenen   Thieratilcken    einerseits    und    in    den    von    ihr    gehaltenen 
1*hicren  (Delphin  und  Tanbe:   andererseits  ausspricht,  unbewußt  auch  einzelne  ZUge 
*on  Onatas'  Bilde  mit  der  alten  Vorstellung   verschmolKcn    worden   seien,    ja  viid- 
leitbi  wird  man  die  Bezugnahme  anf  den  Mythus  auf  eben  diese  attributiven  Thiere 
'•«•ehrtlnkt  denken   dürfen.     Al>er  das   bleiben  Vennnthungen   und  gewiß  ist  «nr 
*'"  Eine,    daß    wir  Aber  die  eigentliche   Gestaltung  der  Demeter  duroh  Ouataa 
"••^bta   wissen   und  Nichts  wissen   können .    weswegen   es   auch   zu  Nichts  fahren 


[  O.  MUII(<r,  Huidb.  $  83.   9. 


1 1  2      I.  HIST.  ÜBERS.  t'B.  D.  KCNHTI,.  KNTWICKKI..  D.  «EBTALTEN  1»,  DEMETER  r   KOGA 

kann,    auf  die  hier  und  da")   Aber  dieselben  auegesprocbeDen  HeinangeB  und  An- 
D  ahmen  ei  d  zu  geh  n. 

Was  aonat  von  archaischen  DarBtellnngen  der  Demeter  and  der  Kora 
fiberliefert  ht   beschrankt  sieb  auf  sehr  Weniges  und  auf  »ehr  allgemeine  Notizen. 

Wenn  Gerhard"")  aU  nälteste  SUtueu  derDemeter"  die  Schnlubilder  der  »mit 
Demeter  und  Kora  gleich  gesetzten  aeginetischen  Göttinnen  Damia  und  Aux«sia< 
mit  Bernfung  auf  Herod.  V.  S'2  sq.  aufTuhrt,  so  wird  man  ihm  hierin  nicht  folgen 
dürfen.   (la  jene  Gleiehsetznng  Niobts  weniger  als  zweifellos  igt   (s.  unten  8    4t5,|. 

In  PhliuB  erwähnt  Pausanlas'']  in  der  N&he  des  Thealron  ein  Oemet«rbeiU^- 
ibum  mit  alten  sitzenden  Statuen,  unter  denen,  wie  sie  in  der  Hehraalil  ge>- 
nannt  werden .  wenigstens  nicht  unwahrscheinlich  solche  der  G<)ttin  nnd  ihrer 
Tochter  zu  verstehn  sind. 

Solche  Statuen  der  Kora  nnd  Demeter.  Werke  unbekannter  Künstler  von  Oold 
nnd  Elfenbein,  welche  er  zu  den  allerälteste.n  —  d.  h.  doch  wohl  zu  den  ftltestea 
der  an  diesem  Ort  aufbewahrten  - —  reebnet,  sah  Pausanias''!  im  Heraeon  t» 
Olympia,  wo  sie  einander  gegenüber  sitzend  aufgestellt  waren.  Daß  dieses  ihre 
ursprüngliche  Aufstellung  gewesen  sei  und  daß  sie  nicht  vieiraehr  neben  einander 
hätten  sitzen  sollen ,  wird  »ich  nicht  behaupten  lassen ;  von  Bedeutung  »her  iit. 
daß  auch  hier,  wie  in  Pblius.  di«  Göttinnen  sitzend  gebildet  waren. 

Außerdem  werden  alte  Bilder  beidei'  Gitttinnen  von  Pansanias*)  nnr  nocti 
ohne  jede  nähere  Angabe  erwähnt  in  dem  Hieron  der  Demeter  Chainyne  in  Eli«, 
dessen  Gründung  der  Perieget  nach  den  Angaben  Einiger  auf  einen  C%ani}itM, 
Gegner  des  Pantaleon ,  des  Sohnes  des  Ompbalinu .  zurUckfltbrt .  der  in  der  Zeil 
des  zweiten  messenischen  Krieges  in  Pisa  herraehte '' ) .  Zu  Pausanias'  Zeit  wmg 
die  alten  Bilder  durch  neue ,  von  Herodes  Atticns  geweihte  ersetzt,  Desgleicbn 
nennt  er^;  in  einem  auf  die  Gründung  eines  mythischen  Mysios  znrOckgefOlirtei 
Tempel  der  Demeter  Mysia  zwischen  Argos  nnd  Hykenae  Statnen  der  beidta 
Göttinnen,  denen  Pluton  beigesellt  war.  Aus  Tansanias'  Worten:  Smvb  Ü 
KöpTj;  y-fii  n/ouTcuvo;  xdt  A)i[i.r,Tpö;  iort  Iftßt  sich  auf  die  Anordnnng  der  SlatDM, 
die  rofinnliche  zwischen  den  beiden  weiblichen,  sohließen. 

In  archaischem  Relief  waren  beide  Göttinnen  an  der  Baut  d* 
Apollon  in  Amyklae   dargestellt''},   und  zwar   wiederum  suaammen  mit  PIilM 


>)  Z,  B.  bei  Weicker  t.  ■.  0,  S.  4Ü4  ,  BuraUu,  Allg.  Eneyclop,  S«ct.  1.  Bi.  82  H.  1". 
Petersen  >..  m.  0.  S.  41  (nZQgleiüh  »>  wibr  und  bo  Behau-,  >bei  Hnem  m  bUlIcIi«!)  VntJU« 
eine  «o  Bcliniie  Varatelluiig  von  der  asttlc»)  u,  dgl.  m. 

b)  Ober  den  Hilderkreli  tob  ElentU,  Ges.  nkxl.  Abhb.  II.  S.  II.  Anm.  157  t«rfl.  bi*- 
Anm.   141. 

e)  P»u»»n.  U.  13.  5.  xoTiivrtuv  i-»  rfj«  dtpoic6i.C(bi  ioriv  'AoxXTjmflü  ti6i  ....  M  tw'"  " 
«V  va4v  HiTpai  icEititi^ai.     roiroj   64   vj   cippoi  A-^iiitfrpii  ffftiv  Ufii  x^l  i^f^pna  ixi^f"^ 

d]  PtnsMi.  V.  IT.  3.  K*!»!  U  %i\  iiiM^P  »"'  'ATt-SXXon  «l  'Apt«(ii(,  a1  (iK  iÜC^ 
thh  dwT«p&  xafr*i(»r«:»i T0U5   ?E   ((pi;aijiiio'j;   aiki   o jx   tym  if|Xamii,   foKcm  U  i*^*     , 


»  is  TÄ  (viXioTa  dpjfiiia 
rxu  oben  S.   II.   und  S.   läl>  in  Annj 
e)  P>ut*n.   VI.  21.   I. 
i)  Ver(1,  Striban  VIU.  p.   'Mi. 
g)  Piuun.  II.   IS.  3. 
b]  Ptuuo,  111.   18.  4. 


Tiiis-jutva  ioriv  IHvivcti  MJ  jrpUMi-    V* 


4.  1>I£  ENTWICKEI..  DER  OE8TALT  D£B  DEMETER  IN  DER  ALTERTHÜML.  KUNST.       413 

Hades)  in  einer  Seene,  welche  sich  nach  der  überzeugenden  Auseinanderseiznng 
rrendelenbnrgs*)  anf  die  ZnrttckfUhning  des  Hyakinthos  und  der  Polyboia  aus  der 
Jnterwelt  bezog  *^). 

Von  alten  Statuen  der  Demeter  allein,  von  denen  wir  litterarische  Kunde 
laben,  ist  nächst  der  des  Onatas  nur  noch  diejenige  in  Enna  auf  Sicilien  her- 
vorzuheben, von  welcher  Cicero^)  mit  besonderem  Nachdruck  als  von  dem  alier- 
leiligsten  Bilde  der  Göttin  redet  und  welches  er  als  ein  sehr  altes,  mit  dem 
k.ttribute  zweier  Fackeln-^)  ausgestattetes  Erzbild  von  mäßiger  Größe,  aber  von 
rorzflglicher  Technik  beschreibt,  ohne  uns  dadurch  freilich  in  den  Stand  zu  setzen, 
ms  über  seine  Gestalt  und  die  Kunstperiode  der  es  angehört  haben  mag,  eine 
bestimmte  Vorstellung  zu  bilden.  Irgendwelche  weiteren  bemerkenswerthen  archai- 
ichen  Einzelstatuen  der  Demeter  sind  aus  den  alten  Schriftstellern  nicht  bekannt 
—  wie  es  sich  mit  der  verderbten  Stelle  des  Pausanias  X.  35.  10  a.  E.  verhält, 
nag  dahinstehn  — ,  dagegen  verdienen  von  Einzeldarstellungen  der  Kora 
lußer  dem  doch  wahrscheinlich  alterthümlichen,  von  Pausanias^)  flüchtig  erwähnten 
(oanon  in  He  los  zwei  aus  der  Periode  des  reifen  Archaismus  stammende  eine 
besondere  Erwähnung,  wenngleich  wir  von  beiden  nur  die  einstmalige  Existenz  er- 
ahren.  Die  eine  ist  diejenige  des  Kai  Ion  von  Aegina,  welche  als  angebliches 
^^eihgeschenk  aus  der  Beute  des  ersten  messenischen  Krieges^}  unter  einem  eher- 
len  Dreifuße  neben  zwei  eben  so  aufgestellten  Bildern  der  Artemis  und  der  Aphro- 
tite  von  der  Hand  des  Gitiadas  von  Sparta  in  Amyklae  stand;  die  andere 
liejeni9S  von  Dionysios  von  Argos,  welche  sich  unter  den  aus  Ol.  76 — 78 
m  datirenden  so  genannten  kleineren  Weihgeschenken  des  Mikythos  in  Olympia 
)efand®j.  Die  in  der  ganzen  Kunstgeschichte  vergleichsweise  seltene  Darstellung 
er  Kora  allein  ohne  Demeter  giebt  diesen  Statuen,  auch  ohne  daß  wir  über  ihre 
estaltung  Etwas  erfahren,  eine  gewisse,  nicht  zu  unterschätzende  Bedeutung. 

Auf  dem  Gebiete  monumentaler  Überlieferung  kommt  hier  zunächst  das  schon 
en  (S.  16  f.)  besprochene,  ganz  alterthümliche  Agalma  auf  Münzen  verschiedener 
discher  Städte  (Gordus  Julia,  Maeonia,  Sardes,  Silandus)  in  Frage,  welches 

etwas  wechselnder  Gestalt  oder  Ausstattung  dadurch  von  anderen,  verwandten 

erschieden  ist,  daß  zu  seinen  Seiten  Ähren  und  Mohn  aus  dem  Boden  sprießen. 

ist  schon  oben  (a.  a.  0.)  bemerkt  worden,    daß  nach   diesen  Attributen  und 


)  Ball,  deir  Inst.  v.  1871  p.  126. 
Oic.  in  Verr.  Act.  II.  IV.  $  109.  Hoc  dico,  hanc  ipsaoi  Cererein,  antiquUäimam ,  reli- 
tnam,  priiicipem  omnium  sacrorum,  quae  apnd  omnes  gentes  nationesque  flunt,  a  G.  Verre 
templis  ac  sedibus  esse  sublatam  ....  Ex  aere  fnit  quoddam  (simulacrum)  modica  am- 
e  ac  singulari  opere,  cum  facibus,  perantiquum,  omnium  illorum,  quae  sunt  in  fano,  ronlto 
(imum. 

*ausan.  III.  20.  7.   i%  to'jto'j  oy)  toO  "EXo-j;  ^^avov  K6pT];  Tfj?  A-^pLtjrpoc  iv  i^fi.£paic  ^7)Taic 
ii  xb  *EXeualviov. 

ausan.  IV.  14.  2,  vergl.  III.  18.  7  u.  8  und  über  die  hier  in  Frage  kommenden  chro- 
n  Verhältnisse  meine  Gesch.  der  griech.  Plastik  1.2  S.  80  und  S.  MO  mit  den  Anmer- 
\  und  51. 

laan.  V.  26.  2.  rapd  os  xoO  vaoD  xoD  (i,SYaiXou  t9)v  iv  dptorcp^  irXcupdv  dveÄijxev  dfXXa 
Köpt)v   -r^jv  Ar^fAT^po;   %a\  'A?ppoMTT)v  ravupLifjOT|v   t6   xal  *ApTC[i.iv  xtX,     Taura  ^p|a 
QU  A(ovua(o'j. 


4)4      I-  HiaT.  CBF.R8.  ÜB.  D.  e0n6TL.  EKTWICKEL.  D.  GEBTAI.TEK  D.  [lEHRTEB  ILKURA. 

nKcb  dem  für  äutlea  beEtugten  Caltna  der  Kora  Eokh«l*)  in  dem  Bilde  der  aat- 
diiehen  Mllnzen,  welcliem  die  d«r  übriges  BtAdte  im  WeBentüchen  eotepreoliM), 
Kora  erkannt  hat  und  du  sich  gvgen  diese  BeDennung  Bchwerlich  SlichluütiiEM 
wird  einwenden  lassen''),  ist  es  niclit  nötliig,  hier  nochmals  auf  dieee  IMnge  KUrflck- 
zukommen.  Bs  wird  genügen,  auf  die  Abbildungen  von  vier  Beispieleu  dieier 
Hflnzen  luif  Mflnztafel  VIII.  No.  I — 4")  liinzuweiseD .  welche  nocJi  aiiHgew&hlleii 
Exemplaren  die  vorkommenden  Varianten  des  Idols  vergegenw Artigen. 

Zu  dlüi^en  Idolen  anf  Ijdisehen  Mtlnzen  gesellt  sich ,  wenn  man  voti  manchen 
der  (iestult  nach  ähnlichen,  der  Bedeutung  nach  wedtBelnden  oder  un  liest  im  m  baren 
absieht,  von  denen  ebenfalls  schon  a,  a.  0.  das  Ndthigie  bemerkt  worden  ist,  ein 
wiederum  durch  Attribute  näher  eharakterisirles  Agalma  auf  Munxen  des  De- 
metrios  111..  s.  Münztafel  VIU  No.  T)^).  Dasselbe,  welches  von  Mionnet  gewil! 
falsch  als  Artemis  Ephesina  bestimmt  uud  aueh  nicht  ganz  richtig  beschrieben  ist. 
ist  mit  dem  lang  l>is  auf  die  FfiBe  bcrabreieli enden  Schleier  au»ge4t*tt«t .  scheint 
in  der  halberhobeuen  rechten  H&ud  Nichts  zu  tragen,  während  e.s  in  der  linkes 
einen  Gegenstand  hält ,  welcher .  allerdings  nicht  vullkomineu  deutlich ,  dich  ab 
eine  BInme  am  besten  verstehn  lassen  wird,  und  hinter  seinen  Schultern  zu  beiden 
Seiten  dea  Kopfes  Ähren  emporragen.  Einen  unzweifelhaften  AuLall,  am  >a 
entscheiden,  ob  hier  Demeter  oder  Kora  zu  erkennen  sei,  giebt  es  nicht,  da  beide 
Göttinnen  mit  den  Attributen  der  Ähren  so  gut  wie  der  Blume  nachweinbu  lind, 
doch  mächte  immerhin ,  abge^eliu  von  der  Anspielung  des  Namens  der  Demeter 
auf  denjenigen  des  Demetiioa,  der  lange  Schleier  für  die  Benennung  Demeter  um 
so  mehr  ins  Gewicht  fallen,  als  er  nicht  allein  mati-onale  'Fracht  und  hei  Demeter 
in  den  Darstellungen  der  vollendeten  Kunst  sehr  gewöhnlich  ist.  sondern  als  er 
auch,  obwohl  der  Kora  an  sich  keineswegs  fremd °),  den  alten  Korabildcm  «af 
den  eben  besprochenen  lydischen  Münzen  fehlt*). 

Nächst  diesen  Münzen  ist  hi«r  wenigatena  im  Vorbeigebn  einigier  atterthüiu- 
liehen  Terracotton  zu  gedenke»,  von  denen  ebenfalls  schon  oben  (S,  23  f.;  die 
Rede    gewesen    ist.      Wenn    dort    in   Che  rein  stimm  nug    mit  Anderen'')    «nerluoBt 

()  Doct.   Num,   Vot.   111.  p.    Il2aq. 

b)  Vergl,   iiurh  Pmdcr  in  den  Abhb.  <S.   beil.   Akid.   v.  Jahre  1855  S.  I»29,  «d  ailt  Tit.  VDI^    , 
Mo.  :)  und  4  zwei  ExemplarH  dieses  Uoh   (No.  4  Im  Tempel)   tat  Sllberniednllloai   dt\  t 
■IIB  dem  CintophDrenaysIein  ibgeblldet  sind. 

c)  No.  1.  vun  Sirdes,  Virlute  der  bei  Mionnet,  Descrlpt.  IV.  J 
MQnie  der  Salonin*  las  der  Imhooracheii  Saaimluiig;  Na.  3.  >on  Qoidus  Juli«,  ontei  H.  A^ 
relhia  geprigle  Variante  der  bei  MlonneC  >.  *.  0.  411.  235  f.  vi^Tieirhlieteii  HQiuan  ■■»  i»m  NCv 
Mnaeum;  No.  3.  >on  Maeoiiim,  olii  Eiemplir  der  bvi  Mionnat  •.  ■,  0.  Uä.  3iH  TuiMdutta« 
Münie  aiia  der  InihooCBctieii  Sammlung,  ■uageieictiiiet  durrh  beMluler»  «tmig  cntwlelMlM  tMm 
de«  alten  Agalma;  Na,  4.  eine  bei  MioDiiet  [ehiende  Münae  von  SilindDi  an*  d«a  ktU.  llw^ 
auf  welcher  der  Motinhopf  neben  dem  Idol  fehlt,  wahrend  die  Ähre  tlnlm  neben  dcni(elbaii  aubpMt 

d)  Nach  einem  Eaemplit  der  Imboof'uhen  äainnilung,  vergl.  Mluunet.  DearHpt.  V.  IM  tltl 
Diane  d'Eph^ie  debaut  et  voiMe  ayant  dang  chaqut  main  des  ripli.  Seht  ungeaaftnd  tli|ttU*i 
>.  B.  bei  Üerhird,  AiK.  BUdwerke  Taf.  Ml.  No.  12,  nicht  (iel  boiacr  In  den  1 
Kunat  1.  No.  24». 

e)  Vergl.  Cap.  V.  die  Koiaslatuen  der  1.  und  2.   C'laase ,  Cip.  VII.   dir  Itellefa   lll,  Hitt 
r)  BeBouderi  Michaeli»,   Arcbaeolog.   Zeitung  i,   ISli4  S.   14(1,   vergl.  anSerdam  Gwlwl,  h 

dtomua  S.   14  Anm.   I.    und   deaten  Frogramm   Thelm  und  rnninne,    Itertln  IMtt  8.  ' 
den  BllderliteU  von  Eleuaia  Anm,   16U  eu  Anfang. 


i.    DI£  KNTWIC?K£L.  DER  GESTALT  DER  DEMETER  IN  DER  ALTKRTHÜML.  KUNST.      415 

word^i  ist,  daB  bei  diesen  alterthümlich  rohen  Bildwerken,  welche  bei  zum  Theil 
nachweisbarer  Verschiedenheit  der  Bedeutung  unter  einander  die  größten,  hier  und 
da  die   überraschendsten  Ähnlichkeiten  zeigen,   die  Anwendung  eines  bestimmten 
Qdttemamens  nur  dann   gerechtfertigt  ist,    wenn   besondere  Umstände  ihn  zu  be- 
grflnden  geeignet  scheinen,  und  wenn  hiervon  auch  an  dieser  Stelle  Nichts  zurück- 
genommen  werden  soll,    so   wird   man  den  Namen  der  Demeter  nur  für  solche 
Terracotten   wahrscheinlicher  finden,   als   einen   andern,    welche  ihn   z.  B.  durch 
sieilischen  Fundort  doch  ohne  Zweifel  nahe  legen,  also  für  solche,  wie  die  bei 
Gerhard,  Antike  Bildwerke  Taf.  95  No.  1 — 3*)  abgebildeten,  für  welche  der  früher 
beliebte  Name  der  »Oaea  Olympia«^)  ganz  und  gar  keine  Begründung  hat.     Aber 
auch   f^   attische  Terracotten   eines  ähnlichen  Schlages,    von   denen  das  merk- 
würdige und  in  den  Farben  gut  erhaltene  Exemplar  des  berliner  Museums^)  sowie 
ein  sehr  übereinstimmendes  in  Leyden^)  auch  von  echt  alterthümlicher  Technik  zu 
aein  scheint,    wird  man   den  Namen   der  Gaea  Olympia   schwerlich  für  besser  be- 
gründet erachten  dürfen,  als  denjenigen  der  Demeter,  deren  Cultus  ja  bekanntlich 
in  Athen  von  hervorragender  Bedeutung  war,  die  auch  in  vollendeter  Kunstbildung 
liberwiegend  oft  sitzend  und  thronend  dargestellt  worden  ist,    wie  in  diesen  alten 
Büdem  und  wie  auch  sonst  in  der  archaischen  Kunst  (s.  oben  S.  412.).    Für  De- 
meter endlich  eignet  sich  der  Kopfschmuck,    den   man  als  »Polos«  zu   bezeichnen 
sich  gewöhnt  hat  und  welcher  sich  bei  der  einen  sieilischen  Figur  (Panofka  a.  a.  0. 
Taf.  I.  2.)   wiederholt,    wenigstens  eben  so  wohl  wie  für  eine  Gaea  oder  wie  für 
Hera  in  den  oben  S.  25  Fig.  4  No.  a.  und  b.  mitgetheilten  TeiTa^otten,  während 
der  Kalathos  (Modius) ,    mit   welchem   das  Haupt  der  andern  sieilischen  Figur  (bei 
Gerhard  a.  a.  0.  No.  1)  geschmückt  ist,  als  das  eigentliche,  von  der  Kunst  häufig 
verwendete  Attribut  der  Getraidegöttin  gelten  darf.     Ohne  deswegen  zu  behaupten 
w&s    sich    nicht    beweisen   läßt    und   ohne  bei  der  Übereinstimmung    dieser    viel- 
deutigen Terracottafiguren  unter  einander  den  aus  ihnen  zu  ziehenden  Gewinn  für 
unsere  Einsicht  in   die  älteste  Kunstgestaltung  der  Demeter  sonderlich  hoch  anzu- 
scl&lagen,  mögen  dennoch  die  genannten  sieilischen  und  athenischen  Idole  und  was 
sicli  aus   gleichen  Fundorten   stammendes  Verwandtes   unter  den  unedirten  Terra- 
kotten findet,  einstweilen  in  diesem  Kreise  festgehalten  werden. 

Demnächst  werden  die  zwei  von  Fran9ois  Lenoimant  in  einem  und  demselben 
^THb  in  Aegina  gefundenen  Terracotten,  über  welche  derselbe  in  der  Archaeolog. 
^itnng  von  1867  8.  122  f.  berichtet  und  von  denen  die  eine  auf  Taf.  228  No.  3 
^giebildet  ist,  den  relativ  größten  Anspruch  darauf  haben,  für  archaische  Bilder 
^ör  Demeter  und  Kora  zu  gelten,  und  zwar  nicht  sowohl  wegen  der  ihnen  von 
^^^Honnant  beigelegten,  immerhin  problematischen  Namen  der  Damia  und  Auxesia 
^^  deren  nicht  sowohl  von  Herodot  (V.  82) ,  als  vielmehr  von  dem  Scholiasten 
^^  Aristides  ausgesprochner,  ebenfalls  nicht  ganz  bestimmter  Identität  mit  Demeter 


«)  No.  2  =  Panofka,  Terracotten  des  k.  Mus.  in  Berlin  Taf.  I.  No.  2. 

b)  Gerhard  im  Text  zu  den  Ant.  Bildwerken  S.  8,  29  ff.,  389,  zurückgenommen  Thetis  und 
^^tnne  S.  8,  Über  den  Bilderkreis  von  Bleusis  II.  Anm.  142.  Panofka  a.  a.  O.  S.  12  ff. 
^*»gl.  Michaelis  a.  a.  0. 

c)  Abgebildet   bei   Gerhard,   Ant.  Bildwerke  Taf.  801  Ifo.  I»  .»iljtel  IMiOi  M  Pttiofka 
*•  t.  0.  Taf.  II.  »•  =.1 

d)  Abgebildet  bei  Jansen,  Terra-eotttf  qII.:M 


•  « 


416      I,  HIST.  ['BiaB.  ÜB.  D.  KÜNSri..  I 


ICKEL.  D    GESTALTEN  D.  DEMETER  V   KOEJt 


und  Eora'!  ,  als  vielmehr  deshalb ,  weil  das  eine,  stehend  grebildele  und  mit  dem 
dPoIosi  (?)  gescfamllckte  FigUrchen  auf  seiner  Brost  eine  roth  gemalte  tiranate 
hält,  ein  umstand,  den  lunn  allerdings  für  ihre  liedeutitog  ab  Kora  veraascbla^D 
darf'').  wShrend  das  andere,  in  der  Archaeolog.  Zeitung  a,  a.  O.  abgebildete. 
welches  mit  eiuem  großen  Kalathos  auf  dem  Kopf  ausgestattet,  thronend  dai^estellt 
ist.  abgesehn  vielleicht  von  seiner,  in  der  Abbildung  wenigstens,  auffallenden  Jugend- 
lichkeit, fflr  eine  Demeter  durchaus  geeignet  erscheint  und  als  solche  am  so 
sicherer  angesprochen  werden  darf,  wenn,  wie  Lenormant  wohl  mit  Recht  annimml, 
die  beiden  Terracotten  als  ein  Paar  zusammengehören. 

Als  ein  sehr  bedeutendes  Denkmal  des  schon  reifenden  Archaismns  wfliden 
hier  die  beiden  einander  gegenilber  thronenden  Göttinnen  an  der  Westäeile  des 
Harpyienmonumen ts  von  Xanihos  zu  nennen  sein,  wenn  man  es  fllr  «rlaabt 
hielte,  mit  Gerhard  auf  sie  die  Namen  Demeter  und  Kora  anzuwenden.  So  sinn- 
reieh  Gerhard "]  aber  auch  diese  Namen  zn  motiriren  gebucht  haben  mag.  so  gewifi 
bleiben  die  Zweifel  über  unsere  Berechtigung,  rein  griechische  Namen  anf  die«e 
Weäen  lykischer  Kunst  und  Helikon  anzuwenden  und  griechischen  Mythns .  die 
Einltolung  der  Kora  zu  ihrer  Mutter  dun-h  die  drei  als  Hören  gedeuteten  PraueD 
vor  der  Figur  rechts,  in  diesem  Bildwerke  dargestellt  ku  vermuthen.  beaiehn,  niiiJ 
zwar  aus  denselben  Gründen,  welche  schon  Bd.  11.  8.  21  in  Betreff  der  ange- 
nommenen Trias  des  höchsten  Gottes  in  den  thronenden  Gestalten  der  Ost-.  Nonl- 
und  Südaeilo  desselben  Monumentes  vorgetragen  worden  sind.  Man  wird  also  »f 
die  sehr  bedenliJiche  Bereicherung  des  Kreises  demetrelscher  Monumente  durch  di* 
beiden  lykiachen  Göttinnen  zu  verzichten  haben. 

Außerordentlich  dürftig  ist  was  sich  für  die  archaische  Gestaltung  beiibi 
Göttinnen  aus  Vasenbildern  gewinnen  läßt.     In 

Vasenbildern  mit  schwarzen  Figureu 
sind   beide   in   sicher  erkennbarer   und  nachweisbarer  Gestalt  Uberliaupt  nur  Kto 
selten  dargestellt.     Mit  Namensbeischrift  Undot  sich  Demeter  nur  in  dem  Gmll^ 
am  Bauche 

A.  der  Hydria  aus  der  Feoli'soben  in  der  Würzburger  Bammlnng'i.  D»»ell« 
stellt  einen  bisher  noch  immer  unerklftrten  Götterzug  oder  Götterverein  dir.  " 
welchem  Hermes  neben  einer  nicht  zu  deutenden  Frau  Kora  ist  sehr  Bn«>l>'' 
scheinlieh)  einem  Wagen  voranschreitot .  welchen  Demeter  {.AEMKTKP)  lo  l*" 
steigen  im  Begriff  ist  und  welchen  ApoUon  nnd  Artemis  begleiten. 

Demnächst  werden  beide  Göttinnen  erkannt  in  folgenden  DarsteUung** 
von  Triptolemos'  Aussendung: 

B.  Amphora  in  Hünohen  No.  543,   unedirt'j.     Triptolemos  auf  seinem  Wije« 

•)  Vnrgl.  WuJckcr,  Uiieuh.  Uütterl.  111.  S.   131  I. 

b)  Vergl.  SiHpbaiit  Im  Campta-ceiidu  etc.  pout  ruinJe  16S9  p.  131   betaLdeii  Jum.  I 

e)  Übet  den  BlldnrkTcU  von  Eleuais  II.  Anm.  139. 

d)  Cimpaiiui,   Vut  Keuli  Nu,  83,    UrliohB.  Von.  der  Am.  6«iiinil.  d.  Üiiir.  WAnbart  W* 
No.   1.1)  ;  ■b«eblldet  In  »«rfauda  Auaerl.  Viieiibb,  1.  T.r.  JÜ,  «iedarbnli  £ttte  <4[«b.  III.  fl  *| 
Veigl.  Oerbitd,    t'ber  de»  Bildetkiei»  von  Kleu»li  III.  Anm.  Ib  und  nu  hier  «asembit  Ol.  ^ 
ler.  (irlech.  Mythol.  I.*  S.  597.  Now  \i. 

•>)  Vsrgl.  Stephsni,  ('«mpte-rendu  ein.  poui  l'utnie  1S5».  p.  (ta    No.  4   und   p.  H90'- 
(ieihitd,  C'ber  dttti  llildetkreiti  «an  Eleusislll.  BeiUge  A.  No   A.,  Strubv,  Sludlca  Obcriw  V 
krall  Ton  KlBDili,   Leipzig  1870.  S.  5  f.,  DbMn  0*p.  IX.  No.  7. 


1.  DIE  ENTWIOKEL.  DER  GESTALT  DER  DEMETER  IN  DER  ALTERTHÜHL.  KUNST.       417 

zwischen  zwei  Frauen,  von  denen  die  eine  eine  Blume  hält.    Ryb.    Dieselbe  Vor- 
stellung ohne  die  Blume  in  der  Hand  der  einen  Frau. 

C.  Amphora  im  Museo  Etrusco  Gregoriano  des  Vatican^j.  Triptolemos  auf 
dem  Wagen  zwischen  zwei  Frauen  mit  Seeptem  und  Zweigranken,  von  welchen 
die  eine,  hinter  ihm,  zu  der  er  sich  hemm  wendet,  in  der  Linken  eine  Blume  gegen 
ihn  erhebt. 

D.  Amphora  aus  der  Feoirschen  in  der  Würzburger  Sammlung  ^) .  Triptolemos 
auf  dem  Wagen,  hinter  ihm  eine  Frau,  welche  die  Hand  »mit  zusammengelegten 
Fingern  so  erhebt,  als  ob  sie  einen  nicht  gemalten  Gegenstand  (eine  Blume)  hielte « 
[Urlichs) ;  vor  ihm  ein  bärtiger  Mann  »mit  spitzem  Hut,  Kopf  binde  und  Stiefeina 
(U.)  und  eine  Frau  ohne  Attribute,  sodann  ein  bescepterter  bärtiger  Mann  auf 
einem  Klappstuhle  sitzend.  Unsicher  in  der  Deutung.  Noch  viel  unsicherer  ist, 
wie  seines  Ortes  (Cap.  IX.  zu  No.  1)  ausgeführt  werden  soll,  ob  die  Amphora 
der  Fontanaschen  Sammlung  in  Triest^)  hier  mit  in  Frage  kommen  könne,  da  die 
hier  neben  dem  Wagen  des  Triptolemos  dargestellten  Frauen  als  die  Göttinnen 
durch  gar  Nichts  charakterisirt  werden  und  viel  wahrscheinlicher  sterbliche  Wei- 
ber sind. 

Über  die  Yertheilung  der  Namen  auf  die  beiden  in  Frage  kommenden  Frauen, 
so  weit  sie  überhaupt  unterschieden  werden  können,  sind  die  in  den  Noten  ge- 
nannten Gelehrten  verschiedener  Meinung.  Stephani  hat  (a.  a.  0.  p.  94)  die- 
jenige mit  der  Blume  in  B.  und  C.  für  Demeter  gehalten,  worin  ihm  Gerhard  und 
Strube  widersprechen ;  wahrscheinlich  mit  Recht ,  wenngleich  man  die  Blume  in 
Demeters  Hand  auch  in  der  eben  hier  in  Rede  stehenden  Scene  nicht  läugnen 
kinn  ^)  und  dieselbe  in  Koras  Hand  schwerlich  mit  Strube  als  » ein  ihr  zukommendes 
generelles  Attribut,  nämlich  als  hochzeitliche  Granatblüthe«  anzuerkennen  hat,. welche 
mit  dem  dargestellten  Gegenstande  Nichts  zu  thun  hat.  Vielmehr  wird  sie  nach 
Analogie  derjenigen  rothfigurigen  Vasenbilder®)  zu  erklären  sein,  in  welchen  Kora 
dem  scheidenden  Triptolemos  einen  Kranz,  eine  Perlenschnur  oder  eine  Taenie  zu 
reichen  im  Begriff  ist.  Auch  der  Umstand,  daß  sich  die  Frau  mit  der  Blume  in 
B.  und  C.  und  ebenso  diejenige  mit  der  vielleicht  wie  blumenhaltend  gemalten 
Hand  in  D.  hinter  dem  Wagen  des  Triptolemos  befindet,  spricht,  wenn  man  die 
Analogie  der  rothfigurigen  Vasenbilder  beachtet,  sehr  entschieden  dafür,  daß  mit 
ihr  Kora  gemeint  sei.  Da  nun  aber  in  diesen  Vasengemälden  so  gut  wie  in  A. 
Demeter  gar  nicht  und  auch  Kora  nicht  einmal  durch  ein  allgemein  giltiges  At- 
Mbnt  gekennzeichnet  ist,  so  ist  aus  denselben  für  die  Gestaltung  der  Göttinnen 
N^ichts  abzuleiten. 


a)  Abgebildet  im  Mus.  Etrusco  Gregor.  II.  tav.  40.  No.  2,  s.  Atlas  Taf.  XV.  No.  6,  vergU 
Stepbani  a.  a.  0.  No.  1  und  p.  94  a.  a.  0.,  Gerhard  a.  a.  0.  G,  Strube  a.  a.  0.,  unten  Cap. 
^'  No.  6. 

b)  Campanari,  Vasi  Feoli  No.  1.,  Urlichs  a.  a.  0.  No.  251,  abgebildet  bei  Gerhard,  Auserl. 
^*«enbb.  I.  Taf.  42,  wiederholt  £lite  c^rara.  III.  pl.  68,  berichtigt  s.  Atlas  Taf.  XV.  No.  2; 
'*»gl.  Stephani  a.  a.  0.  No.  2,  Gerhard  a.  a.  0.  No.  D,  Strube  a.  a.  0. ,  unten  Cap.  IX.  No.  2. 

c)  Abgebildet  in  Gerhards  Auserl.  Vasenbb.  I.  Taf.  44  (s.  Atlas  Taf.  XV.  No.  I.),  wieder- 
^U  ßlite  c^ram.  III.  pl.  67;  vergl.  Stephani  a.  a.  0.  No.  3,  Gerhard  a.  a.  0.  No.  C,  Strube 
*'   «.  0.  S.  6. 

d)  Vergl.  die  Kylix  des  Brygos  Cap.  IX.  No.  44,  AUas  Taf.  XVI.  No:  1.  a. 

e)  Vergl.  Cap.  IX.  No.  ^7,  21,  39,  53. 


418      I.  HI8T.  l'BEHS.  ÜB.  D.  KltKRTI,.  ENTWICKEL.  D.  OKSTAI.TKN  1>.  DEMKTEB  V. 


Dnich   das  Attribut  top   eechs   Äh 
wälirend 


Jeren 


vier   in    der  Hand  1 


.f  ihren  Knien  lie^n,  wird  eine  Göttin  c)iiir&kterit>irt  in 
E.  den  Bildern  auf  beiden  Seiten  einer  Ampkura  in  Münehen  No.  T2S*  . 
ffelcbe  die  Unterweltsatrare  des  SJsyphoR  darstellen,  eingefitßt  von  einem  bärtigen, 
sitzenden  Manne  'Hsde»)  und  einer  ihra  geg'enfiber  sitzenden  Pran  links.  Diese 
nennt  Jahn  (im  mtlnchener  Vasenkatalog  a.  a.  0.]  Demeter,  jedoch  hat  Wieseler 
{zxt  den  Denkni.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.)  bereits  bemerkt,  diese  Dentnng  wiese  er 
nieht  zu  reehtfertigen,  wie  sie  es  denn  aueh  schwerlich  ist.  Es  wird  also  Kora- 
Persephone  anzuerkennen  »ein,  bei  welcher  in  ihrer  Eigenschaft  als  Ünterwelts- 
gfltfin  die  Ähren  allerdings  auffallend  sind,  aber  in  denjenigen,  welche  die  neben 
Dionysos -Hades  thronende  Kora-Persephone  in  dem  lokrischon  Terracottattlief^ 
hält,  ihre  Analogie  finden.  Je  weniger  diese  Ähren  der  Göttin  als  GOltin  der 
Unterwelt  ankommen,  desto  bestimmter  wii-d  man  sie  als  ihr  gemeingiltiges  Attribnt 
»nznerkennen  haben,  welches  sich  bei  ihr  als  der  KöpTj  ATjjtT,tpQ?  in  anderen  Kunst- 
werken nicht  selten  wiederholt  findet. 

Hiermit  sind  die  bisher  bekannlen  seh warzfi gütigen  Vasenbilder  erschöpft,  in 
denen  man  die  beiden  Göttinnen  oder  eine  derselben  mit  Recht  suchen  darf.  Dar- 
stellungen von  so  unsicherer  Deutung  wie  die  der  petersbnrger  Va«e  Nn  15  «Ihr 
die  der  londoner  Vasen  No.  483,  621.  S07*')  und  andere  dergleichen  kiinoeii 
hier  selbstverständlich  nicht  in  Betracht  gezogen  werden. 

Auch  von  ^^^1 

Vasengemälden  mit  rutben  Figuren  strengen  Stiles         ^^M 
kann  hier  auch  dann  nnr  eine  sehr  beschrUnkto  AnKahl  beigezogen  werden.  iM^B 
man  den  Begriff  des  strengen  Stiles  so  weit  wie  nur  immer  möglich  nnd  auch  uf 
solche  Vasenbilder  ausdehnt,  in  welchen  er  nicht  in  originaler  Frische,  sundem  i> 
mehr  oder  weniger  verstandener   Nachbildung  auftritt.      Von   edirten   oder  tlttrcli 
Besehreibnng  naher  bekannten  durften  nur  die  folgenden  in  Betracht  komnei: 

a.  Triptolemoa"  Anssendnng,    Peterburg  No.    1207*), 

b.  Desgleichen,   Berlin  No.   896"). 

c.  Desgleichen,  im  Lonvre'). 

d.  Desgleichen,  im  britischen  Hnsenm  HIEPON  EnoiEJENH- 


»")  Abgebildet  In  nerb.rds  Auserles,  V^senbb,  1.  T»f.  SB,  -iedefhoU  in  den  l'«ifcui  -1.  • 
KnnBl  II.  No.  861. 

b)  BuU.  »TCh,  Nipol,  V.  Ut,  5,  Donkin.  d.  •  Kiiti«l  II.  fi«.  856,  .ergl.  rinrh  MtUt^ 
Zdituiig  *.   1871  S.  76, 

c)  Vergl.  Gcrhuds  Auierl.   V»Dr.bb.  t.   Ul.  i3,  711. 

d)  [Stephanl]  Die  Vag«ii»Dinilung  der  kiia.    Kmlt.   in  ti 
H.  (t)  Jthrhonclcru  *,  Chr.  •     Abgebildet  Compte-reudii  alc, 
TtS.  XV.   No.  21.  C«p.  JX.   No,  43. 

e)  AbgobUdel  bei  Girgiulo.  Hweolu  II.  (Ki,  s.  AlU«  T«f.  XV.  No.  7.  C*.  U-  »*  * 
»iBderhült  filLle  r«r»m.  III.   |.l-  47. 

()  Pdlhet  Uitnino,  Mm.  «Ittisque  No.  I37H,  ibgebildel  bei  Inghltuii  Vaal  UUHI.  In-* 
>.  AU«  T>r.  XV.  No.   1«,  Cip.   IX.  Nu-  21.  wiederlioli  ime  tiiua.   111.  pl.  M. 

I)  AbgBbilüel  Man.  deU'  In«.  Vol,  IX.  Uy.  43,  veigl.  Aon.  v.  1873  p.  3»  t«..  •■  i" 
T«f.  XV,  No.  21,  C.p.  IX.  Ho.  49.  • 


,   Petcnb.  6.  BS:  •Stil  4«! 
uur   ruin«t  I8S3  Trf.  1.  *. 


i.  pii$  sarrwiOKEL.  dsb  gestalt  der  peheteb  in  d^ib  altkiit^ml.  kunst.     419 

e.  Desgleichen,  in  Frankfurt  BPVh05  EüOE^EN»). 

f.  Desgleichen,  im  Louvre**), 

g.  Einzelfignr  vor  einem  brennenden  Altar,  Petarburg  No.  2072^). 

Wenn  man  nnn  auch  bei  diesen  Vasenbildem  von  einer  innerlichen  Charak- 
teristik der  beiden  Göttinnen,  einer  Veranschaulichnng  des  Matronalen  hei  Demeter, 
dt»  Jnngfrftnliehen  bei  Kora  nicht  oder  doch  kaum  reden  und  daher  auch  beide 
an  »ich  nicht  immer  sicher  unterscheiden  kann,  so  ist  doch  für  ihre  äußerliche 
Bezeichnung  immerhin  Einiges  geschehn,  welches  um  so  mehr  Aufmerksamkeit  ver- 
dient, als  es  sich  dabei  wenigstens  zum  Theil  um  Mittel  handelt,  welche  auch  die 
sp&tere  Kunst  in  Anwendung  gebracht  hat. 

Dafi  beide  Göttinnen  in  allen  diesen  Bildern  in  voller  und  reicher  Bekleidung 
mit  Chiton  und  Himation  erscheinen  versteht  sich  eigentlich  von  selbst;  bemerkt 
zu  werden  verdient  dagegen,  daß  ein  Schleier  in  keinem  Falle  weder  der  einen 
noch  der  andern  gegeben  ist. 

Demeter,  welche  wir  in  den  hier  in  Bede  stehenden  Gemälden  mit  Triptolemo»* 
Ausaendofig  ohne  Zweifel  der  Regel  nach  in  der  dem  Triptolemos  gegentberstehenden 
Figar  zu    erkennen    haben,    obwohl    das    Gemälde  des    Hieron    d.    <I>EPO<PArrA 
4em   Tript<4emos   gegenUbar,     AEMCTPE    hinter    seinen     Wagen    stellt   und   die 
erstere  die  Spende  einschenken  läßt,  Demeter  ist  zwei  Mal,  a.  h.  znmeist  durch 
einen  hohen,  reich  verzierten  Kalathos  auf  dem  Haupte  charakterisirt,  mit  wel- 
chem Kora  nicht  vorkommt.     In   einem  Bilde,    c.   ist  ihr  Haupt  mit  einem  mit 
Sticktet  verzierten  Kekryphalos  bedeckt,    welcher  aber  deswegen  schwerlich 
ÜB  ein   charakteristisches  Schmuck-   oder  Bekleidungsstück  der  Frau   und  Mutter 
gelten  darf,    als  welches  er  auf  den  ersten  Blick  allerdings  erscheint,  weil  Kora 
fpwei  Mal,  in  a.  nnd  c.  mit  einem  freilich  nicht  durchaus  gleichen,  aber  dem  Wesen 
nach  ganz  ähnlichen,    nur  in  c.  viel  bunter  erscheinenden  Kopfputz,  einer  hinten 
in   eine  Troddel  auslaufenden   vom   mit  einer  Stephane  verzierten  Haube^)    ver- 
sehen  ist.     In  .  der  Verschiedenheit  des  Kopfputzes  beider  Göttinnen   in  d. ,    dem 
einigermaßen   stephanosartigen   und  mit  einem   zackigen  Ornamente  geschmückten 
der  Demeter  und  der  mit  aufrecht  stehenden  Blättern  oraamentirten  Stephane  der 
Kora  würde  man  mit  Unrecht  die  Absicht  einer  verschiedenen  Charakteristik  suchen 
lUid   noch  weniger  kann   die  Stephane   als   irgendwie   bedeutsam  erscheinen,   mit 
iv«lcher  Demeter  in  f.  dargestellt  ist,    weil  alle  Frauen  dieses  Bildes  fast  genau 
denselben  Haarschmuck  tragen.     Und   endlich  wird  in   der  Baarhäuptigkeit  beider 
Oöttinnen  in  e.  auch  keinerlei  besondere  Absicht  des  Malers  zu  suchen  sein,  wäh- 
rend allerdings  eine  solche  Absicht,  die  Mutter  vor  der  Tochter  als  die  vornehmere 
iiAd  größere   Göttin,  auszuzeichnen,    ziemlich  unzweifelhaft  bei  Hieron  (in  d.)    in 
dem  überaus  reich  gestickten  Himation  liegt,  mit  welchem  er  seine  Demeter  gegen- 


t)  Abgebildet  bei  Gerhard,  Trinkschalen  und  Gefäße  Taf.  A.  B.,  s.  Atlas  Taf.  XVI  No.  1.  a. 
^^p.  IX.  No.  44,  wiederholt  Ann.  deir  Inst.  v.  1850  tav.  d^agg.  G  and  in  Welckers  Alten  Denkm. 
^n.  Taf.   \2.^) 

b)  Früher  Campana,  Cataloghi  ecc.  Ser.  IV.  No.  56,  abgebildet  bei  Stmbe,  Supplement  zu 
^«n  Studien  über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  Taf.  1.,  s.  Atlas  Taf.  XV.  No.  20,  Cap.  IX.  No.  45. 

c)  (Stephani)  Die  Vasens.  der  kais.  Ermit.  u.  s.  w.  S.  413  «strenger  Stil  des  5.  Jahrhunderts 
^*  Chr.«    Abgebildet  Compte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  1862  Taf.  I.  No.   10.     Oberwärts  zerstört. 

d)  Vergl.  die  Koraköpfe  auf  Münzen  von  Kyzikos  Münztafel  VII  No.  49—51. 


422     I.  HI8T.  ÜBEB8.  ÜB.  D.  KÜK8TL.  ENTWICKEL.  D.  GE8TALTEK  D.  DEMXTEE  U.  KORl. 

östlioben  Giebel«  des  Parthenon^)  »lg  Demeter  und  ^ora  ^as  Richtige 
trifft.  Diese  Deutung ,  welcher  sich  auch  die.  beiden  Gelehrten  angeBchlosaen  ha- 
ben ,  denen  die  Parthenonstndien  in  neuerer'-Zeit  am  meistan  iW[anken  ^j ,  ist 
freilieh  Nichts  weniger  als  bewiesen  oder  ohne  Widerspruch^]  |eblieben;  immerhin 
aber  hat  dieselbe  so  Vieles  fitlr  sich,  daß  es  geboten  erscheint,  den  Flgorea  hier 
ihren  Platz  anzuweisen  und,  ohne  fflr  die  Richtigkeit  ihrer  EliUlning  unbedingt 
einstehn  zu  wollen,  da^enige  in  ihrer  Charakteristik  im  AnfllQliluß  an  Petersen 
hervorzuheben,  was  sich  fOr  ihre  Benennung  als  Demeter  und  Kora  geltend  ma- 
chen läßt. 

Beide  Figuren  sitzen  auf  dicht  neben  einander  stehenden  lehneloaen  Sesseln, 
welche  des  Gewichtes  der  Statuen  wegen  massiv  gearbeitet,  aber  wohl  nicht  massiv, 
sondern  von  der  Art  wie  die  Stühle  der  Götter  im  Friese  zu  denken  sind,  in  der  ^ 

traulichsten  Vereinigung.     Bei  großer  allgemeiner  Ähnlichkeit  in  Formen  nnd  Ge 

Wandung,  wie  solche  dem  engverbundenen  Göttinnenpaare  von  Eleusis  vollkommeit^ 
angemessen  erscheint,  ist  die  eine  links  (dem  Beschauer  gegenflber  rechts]  sitzend»^ 
durch   etwas  größere  Gestalt  und  etwas ,  wenn  auch  nur  sehr  wenig  falligere  BiL^^^ 
düng  des  Rumpfes  und  der  Glieder  (Arme'  vor  der  andern  zu  ihrer  Rechten  sitzei 
den  ausgezeichnet  und  wird ,  sofern  man  überhaupt  die  Richtigkeit  der  Benennui 
der  ganzen  Gruppe  zugiebt,   zunächst  eben  hierdurch  in  unzweideutiger  Weise 
die  Matronalere,    also  als  Demeter  eharaktcrisirt.     Bekleidet  mit  einem  ärmello»^  ^^ 
Chiton   mit  Diplois,    welcher   in   feinen   und   linden  Falten  den  breiten  und  vol^^^ 
Busen  bedeckt,    Hals  und  Schultern   aber  nackt  läßt  nnd  mit  dem  \uß  die  BaSLjie 
gesammelten ,  mit  einem  Zipfel  auf  der  erhobenen  linken  Schulter  ruhenden  Hick^j. 
tion  von  dichterem  Stoffe,  sitzt  sie  mit  weitgetrennt«n  Knien ,  den  linken  Fuß  et^vjf 
angezogen  und  grade  aufsetzend ,  das  rechte  Bein  leicht  vorstreckend,   so  daß    cJer 
Fuß  den  Boden  nur  mit  der  äußern  Seite  berührt,    also  im  WesentUchfin  in  voller 
Ruhe  da  und  es  ist  deshalb  und  auch  nach  der  Stellung  des  Ellenbogens  und   dsr 
völlig  ruhigen  Lage  des  Himationzipfels  ungleich  wahrscheinlicher ,  daß  sie  den  la- 
ken ,    erhobenen  Arm  auf  ein  in  der  Hand  gehaltenes  Attribut  gestützt ,   als  ds£, 
wie   früher  von  mehren  Seiten  angenommen  worden,   sie  die  Hand  im  Oestos  d» 
Staunens  der  neugeborenen  Göttin  oder  der  heraneilenden  Botin   entgegen  erbobeo 
hatte ,  ja ,    es  kann  dies  für  so  gut  wie  gewiß  gelten  und  nur  die  Natur  des  tls 
Stütze  dienenden  Attributes,  Scepter  oder  Fackel ,  wird  sich  nicht  entscheiden  Istten, 
eben  so  wenig  wie  mit  Bestimmtheit  die  Frage ,  ob  die  Göttin  in  der  wie  schwebend 
erhobenen  Hand  ein  zweites  Attribut  gehalten  habe,  als  welches  nur  ein  Büschel  Akisi^ 
oder  Ähren  und  Mohn  angenommen  werden  könnte,  oder  ob  die  Bewegung  dieser 
Hand  eine  Rede  begleitet,  welche  die  Mutter  eben  an  die  Tochter  richtet,  woftr  di^ 
stärkere  Erhebung  zu  sprechen  scheint ,    da  man   die  mit  einem  Attribute  wie  ^^ 
genannte    ausgestattete  Hand    eher    tiefer   gehalten,    wenn   nicht  auf  dem  Beii^ 
ruhend  voraussetzen  würde.     Auf  eine  an  die  Tochter  gerichtete  Rede  ond  ell^^ 


a)  Abgebildet  Anc.  Marb.  in  the  brit.  Mus.  Vol.  Vi.  pl.  5,  Michaelis,  Dar  Parthenon,  Tt/. 
No.   n.  E.  F.     S.  AtlaB  Taf.  XIV.  No.   18.     Vergl.  Michaelis,  Der  Parthenon  S.   16. 

b)  Zweifelnd  Michaelis  a.  a.  0.   S.   16S  vergl.  S.   174,   bestimmt  £.  Petersen.  IMe  Kunst 
Pheidias  am  Parthenon  und  in  Olympia  S.   122  ff. 

c)  Vergl.  Brunn,    Sitzungsberichte   der  bayr.  Akad.    von  1874.    8.  8.,  der,    wie  Ankert 
ikm,  Hören  erkennen  will. 


2.  DKMETER  U.  KORA  B.  D.  KÜN8TL.  D.  BLÜTflEZEIT  U.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KÜN8T.      423 

sich  in  derselben  kundgebende  innere  Bewegung*),  welche  sich  aus  der  Gesammt- 
composition  der  Giebelgruppe  sehr  wohl  verstehn  läßt,    wird   man    aber  auch  dar- 
aus schließen  dlirfen ,  daß ,  wie  der  Rest  des  Halses  deutlich  zeigt ,  der  Kopf  der 
Göttin,  und  zwar  in  bestimmter  Wendung  Kora  zugekehrt  war,  an  welche  sie  sich 
leise   anzulehnen   scheint.     Diese,    welche   ein  wenig  tiefer  sitzt,    als   die  Mutt«r, 
hat  derselben   den   linken   Ann  zutraulich  auf  den  Nacken  und  die  rechte  Schul- 
ter gelegt**),  während  ihre  linke  Hand,  ohne  in  sichtbarer  Weise  wie  zum  Halten 
irgend  eines  Gegenstandes  bestimmt  zu  sein,    ruhig   halb  geöffnet   auf  dem  Ober- 
schenkel  des   leicht   angezogenen   rechten  Beines   ruht,  dessen   Fuß   nur  mit   dem 
vordem   Theile   den    Boden   bertlhrt.      Indem    nun    der    linke    Fuß    fest    auf   den 
Soden  gestellt  ist  entsteht  auch  hier,   wie  bei  Demeter  ein  Sitzen  mit  ziemlich  weit 
getrennten  Knien  ^) ,  um  welche  sich  hier  wie  dort  das  Himation  in  reicheren  Fal- 
"ten   schlingt,  während  der  Oberkörper,  ganz  wie  bei  Demeter,  nur  von  einem  leich- 
ten  Chiton  ohne  Ärmel  verhttllt  ist. 

Zieht  man   die  Summe,    so   kann  man  ja  freilich  hei  einer  Gruppe,    welcher 
jiußer   den  Attributen    auch   die  Köpfe   fehlen,    nicht   feststellen,    bis   zu  welchem 
Orade  der  Charakteristik  sie  die  beiden  eleusinischen  Göttinnen  geführt  hatte ,  aber 
man  wird  sie  immerhin  als  eine  Grundlage  fernerer  Gestaltungen  anerkennen,  nicht 
l>1oB  in  der  Verbindung  der  Mutter  und  der  Tochter  an  sich,    welche   in   der  ge- 
rammten Kunstgeschichte   entschieden   voi-waltet,    sondern   auch   in   der  Art  dieser 
Verbindung,  welche  die  Zusammengehörigkeit  so  klar  und  fein  ausdruckt  und  nicht 
minder  in  der  vortrefflichen  wenn  auch  discreten  Unterscheidung  der  Mutter  und  der 
Tochter,    sowohl   in   den   Formen   wie   in  dem   gegenseitigen  Verhalten.     Ob  man 
in  der  Verbindung  dieser  Gruppe  mit  dem  ihr  im  Giebel  zunächst  gelagerten  nack- 
ten Manne,  dem  gewöhnlich  so  genannten  Theseus,  ein  frühestes  Zeugniß  für  den 
mehrfach  wiederholten*^)   Dreiverein    der   eleusinischen  Göttinnen  und  des  Dionysos 
erkennen  will,  hangt  davon  ab,  ob   man  den  genannten  Mann  durch  die  neuesten 
Erklärer**)    in  Übereinstimmung   mit   mehren   früheren  als  Dionysos  für  richtig  be- 
stimmt hält ,  was ,  so  Manches  dafür  geltend  gemacht  worden  sein  mag ,  fnr  sicher 
dfieh  noch  keineswegs  gelten  kann. 

Ob  sich  zu  diesen  Giebelstatuen')    zunächst  diejenige  Relieffigur  im  östlichen 
Friese  des  Parthenon   zu  gesellen   habe ,    in   welcher   Demeter   schon   von  Visconti 
(1816)    und  seitdem   von   bei  weitem   den   meisten  Erklärern   übereinstimmend   er- 
kannt worden  ist*) ,    ist   nicht    etwa   durch  Böttichers  in  der  That  ganz  grundlose 
i«insprache ')  ,    sondern   durch   die  neuesten   Erörterungen    über  die    Centralgruppe 

^B  •)  Vergl.  anch  Michaelis  a.  a.  O.  S.   174,  anders  Petersen  a.  a.  O.  S.   124  mit  Ifote  1. 

b)  Vergl.  hierzu  nicht  nur  die  Gruppe  des  Damophon  von  Messene  bei  Pausan.  VIII.  37.  3 
'•»nten  S.  431.),  sondern  die  weiteren  von  Stephani  im  Compte-rendn  etc.  pour  l'aniic'e  1859  p. 
•*^ß5.  70,  109,  pour  rannte  18r»l  S.  39,  pour  V^nr^e  1862  S.  8,  41,  60  gesammelten  Beispiele, 
""^«r  denen  sich  freilich  einige  von  zweifelhafter  Deutung  befinden. 

«^J  Vergl.   z.  B.   Pausan.   II.   11.  8,   VIII.  25.  3,    u.  s.  Michaelis  a.  a.  O.   S.   168,    Petersen 
*  '   0'    S.  126. 

^)  Znrfickhaltend    Michaelis  a.  a.  0.,    viel   bestimmter   Petersen  a.  a.  O.    S.   117  ff.,    vergl. 
^^häelin    S.  165. 

^     ^)  ^ergl.  die  Übersicht  bei  Michaelis  a    a.  O.  S.   262  und  s.  Petersen  a.  a.  0.  S.  258.  Atlas 
^*'  ^iV.  No.   1. 

^i   ^«n.  der  OypsabgOsse  in  Berlin  S.  211  ,   vergl.   frühere  Schriften  bei  Michaelis  a.  a.  O. 

^  ^  *  »b  •  e  k ,  Kanttmythologie  III.  28 


P' 


424     I.  HI8T.  ÜBKRg.  ÜB.  D.  KCXSTL.  FINTWICREL.  D.  GESTALTEN  D.  BEMETEE  Ü.K<MU. 

dieses  Frieses  von  A.  Flasch^j  zweifelhaft  geworden.  Nicht  freilich,  als  ob  alle 
Gründe,  welche  Flasch  für  die  Bezeichnung  dieser  Figur  als  Artemis  anstatt 
als  Demeter  vorgetragen  hat ,  durchschlagend  wären.  Am  wenigsten  I^ann  das  von 
denjenigen  gelten ,  welche  er  aus  der  Charakteristik  der  Persönlichkeit  y  wie  ei  sie 
auffaßt,  ableitet  und  vollkommen  unmöglich  ist  der  Ersatz  für  die  hier  verlorene 
Demeter,  welchen  Flasch  in  der  mit  Aphrodite  gruppirten  Figur  am  rechten  Ende 
der  Göttergmppe  Peitho  bei  Michaelis  und  Petersen)  bieten  zu  können  meint. 
Denn  ein  Costüm  wie  dasjenige  dieser  Figur ,  insbesondere  die  Enthflllnng  der  einen 
Schulter  und  eines  Theiles  des  Busens ,  ist  für  Demeter ,  wenn  man  nicht  das  pom- 
pejanische  Wandgemälde  im  Atlas  Taf.  XIV.  No.  9  ^]  geltend  machen  will,  im  gan- 
zen Bereiche  der  antiken  Kunst  völlig  unerhört  und  wird  durch  Alles ,  was  Flasch 
(8.  41  f.)  vorträgt,  um  seine  Möglichkeit  zu  erweisen,  Nichts  weniger  als  ausrei- 
chend motivirt.  Allein  es  läßt  sich  nicht  verkennen ,  daß  die  in  jedem  Falle  höchst 
intime  Weise ,  in  welcher  die  bisher  Demeter ,  von  Flasch  Artemis  genannte  Figur  •; 
mit  dem  ihr  zugewendet  gegenüber  sitzenden  Gotte  gruppirt  ist,  indem  ihre  Beine «^ 

sich  mit  den  seinigen  verschränken ,  für  das  Geschwisterpaar  der  Letolden  passen 

der  erscheint ,  als  für  Demeter  und  Dionysos ,  welchen  man  in  neuerer  Zeit  in  dei^:^ 
der   in  Rede   stehenden  Figur   gegenüber   sitzenden   Gotte   hat  erkennen  wollen*^     ,- 
Und  eben  so  wenig   läßt  sich  längnen ,    daß   die   persönliche  Charakteristik   dies^^ 
Gottes,  obgleich  ihn  Flasch  (S.  50  f.',  durch  die  bei  allen  sonstigen  Vorzügen       j 
den  Formen  allzu  harte  Zeichnung  in  Michaelis   Atlas  getäuscht ,  für  viel  kräftig-^ 
gehalten  hat,  als  er  in  der  That  ist    vergl.  im  Atlas  a.  a.  0.  die  nach  der  Phot^  ^j^ 
graphie  gemachte  Zeichnung) ,  dennoch  Nichts  enthält ,    was  seiner  Benennung  ^^$ 
Apollon  entgegenstünde.      Und  endlich    muß  man  zugestehn ,    daß ,  wenngleich      ^ 
etwas  Befremdendes  hat ,  Artemis  hier  nicht  durch  irgend  eines  ihrer  gewöhnliclK.«o 
Attribute,  nicht  einmal  durch  ein  so  leicht  und  künstlerisch  so  gefällig  anzubrin- 
gendes Eöcherband,    charakterisirt  zu  sehn,    diejenigen  Fälle,   in   welchen  sie     in 
ihrer  Eigenschaft  als  Phosphoros  (nur  nicht  als  Jagdgöttin,  wozu  sie  Flasch  S.    58 
auch  hier  stempeln   möchte)    lediglich  durch   eine   lange   Fackel    oder   auch  ihrer 
zwei  bezeichnet  wird ,  zu  wenig  selten  sind ,  als  daß  man  die  Möglichkeit  läugnen 
könnte,    ein  solcher   Fall  liege   auch  hier  vor.     Der  von  Flasch  (8.   58  ff.)  ent- 
wickelte  Gedanke,    es  sei   hier   auf  dem  linken  Flügel  der  Götterversammlung    ^ 
dem  so  gut  wie  sicher  erkannten  Hermes ,  dann  Apollon  und  Artemis  und  endlicb 
dem   etwas   weiter  zurück  und  von   den  Übrigen  abgesondert  sitzenden  Ares   die 
rüstige   Götterjugend    des   Olymp   vereinigt  dargestellt,   hat  etwas  außerordentlich 
Bestechendes   und  behält  dies  auch  dann,    wenn  man  es  als  zweifelhaft  erklären 
muß,  ob  Ares,    namentlich  aber,    ob  das  Motiv  seiner  ganz  eigenthümlichen  Stel- 
lung   richtig  erkannt    und  analysirt  worden  ist  s) ,    während  sich  nicht  wohl  wir^ 
läugnen  lassen ,  daß  der  früher  am  häufigsten  in  dieser  Figur  erkannte  Triptolem^ 
durch  Petersen^)   als  beseitigt  zu  gelten  hat.     Verhalte  es  sich  aber  mit  allen  ^^^ 


a)  Zum  Parthenon-Fries.     Von  Dr.  Ad.  Flasch.  Würzb.  o.  J.  (1877). 

b)  Vergl.  nnten  Cap.  \1II.  znm  Wandgemälde  a. 

c)  Vergl.  Michaelis,  Niiove  Meraorie  delV  Inst.  p.  204,  Parthenon  S.  254  und  die  Übersicht 
S.  2r)2,  Petersen  a.  a.  0.  S.   259  f.     Flasch  a.  a.  0.  S.  4  f. 

d)  S.  Michaelis,  Parthenon  in  der  Übersicht  S.  262,  vergl.  Petersen  a.  a.  0.  S.  251,  FlaicA 
S.  10  f. 


2.  BEMETER  U.  KORA  B.  D.  KÜN8TL.  D.  BLÜTHEZEIT  U.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KUNST.   425 

hier  nur  berttbrten  Fragen  wie  es  sich  verhalten  mag  uud  sei  es  immerliin  noch 
zweifelhaft,  ob  in  der  That  bei  der  hier  zunächst  in  Frage  kommenden  Figur 
der  Name  der  Artemis  schlechthin  gerechtfertigter  ist,  als  derjenige  der  Demeter, 
auf  keinen  Fall  darf,  so  wie  jetzt  die  Sachen  stehn,  der  Name  der  Demeter  als 
sicher  beti*achtet  werden  und  folglich  ist  es  auch  nicht  erlaubt,  auf  die  Gestalt 
im  Parthenon friese  irgend  einen  Schluß  über  die  Bildung  der  Demeter  in  der 
Sehule  des  Phidias  zu  gründen.  Damit  aber  gewinnt  auch  die  Behauptung  Ger- 
hards*^),  in  Attika  sei  eine  Darstellung  der  Demeter  allein,  ohne  ihre  Tochter, 
unmöglich,  aufs  neue  eine  erhöhte  Bedeutung. 

Ob   sich   unter  den   zwanzig  Göttern   im  Relief  an  der  Basis   der  Athena 
Parthenos'')    Demeter  befand,    wissen   wir  nicht,    an   der  Basis  des  Zeus  in 
Olympia*')    war  sie  nicht  dargestellt  und  im  östlichen  Friese  des  so  genannten 
These ion  ist  sie  als  die  mittlere  Figur  unter  den  recht«  sitzenden  Gottheiten  nur 
von  einigen  Gelehrten*^)    und   auch  von   diesen   nur   mehr   oder  weniger  zweifelnd 
erkannt  worden.     Noch  zweifelhafter  ist  Demeter  oder  sie  nebst  Kora  und  lakchos 
YDionysos)  unter  den  Figuren  im  östlichen  Friese  des  Tempels  der  NikeApteros*). 
Neben  die  Werke  aus  Phidias'  Schule  und  Genossenschaft  stellt  sich  als  vor- 
zöglich  wichtig  die  Gruppe  der  Demeter,  der  Kora  und  des  lakchos  im  Demeter- 
tempel  Athens,  welche  Pausanias*^]   als  ein  Werk  des  Praxiteles  nennt.     Unter 
diesem  Praxiteles   hat   man   bisher   fast  allgemein^)  den  bekannten  großen  Meister 
verstanden,  während  es  sich  nach  der  durch  Hirschfelds  Tituli  statuarionim  sculp- 
torumque    Graecorum    angeregten ,    gründlichen    und    ül>erzeugenden   Auseinander- 
setzung Benndorfs^)    nicht   mehr   bezweifeln    läßt,    daß   es   sich   um   einen  altern 
f^axiteles   handelt,    der  wahrscheinlich   als  Phidias    etwas  (vielleicht  um  eine  Ge- 
neration)  jüngerer  Zeitgenoß   zu   gelten   haben   wird   und   des   bekannten  Meisters 
GroÜTater  gewesen   sein   kann.     Die   Bedeutung   dieser   Gruppe   aber,    von   deren 
^staltung   der   beiden  Göttinnen    uns   weder  Pausanias  noch  Clemens   leider   eine 
^deutnng  giebt,    besteht   darin,    daß  wir  in  ihr,    da  die   gleiche  Verbindung  im 


ft)  Über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  I  (Ges.  Akad.   Abhh.  II.)  S.  337  Anm.    13.  c. 
b)  plin.  N.  H.  XXXVI.   18. 
r.)  Pausan.   V.    11.  8. 

d)  So  von  O.  Müller,  Hyperb.-röm.  Studien  1.  S.  295.,  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  109. 
^^ydemann,  Analecta  Thesea,   Berl.   1865  p.   17. 

e)  Gerhard,  Ann.  dell'  Inst,  von  1841.  p.  64  (Ges.  akad.  Abhh.  I.  S.  208),  Über  den  Bilder- 
^reis  von  Elensis  I.  (Ges.  akad.  Abhh.  II.)  S.  349  Anm.  78,  vergl.  Kekul^,  Die  Balustrade  des 
'^«mpels  der  Athena  Nike  S.   18.  u.  20. 

t)  Pinsan.  I.  2.  4.  vao;  esri  ArjfJtTjxpo;,  dfaXiirtTi  ht  aurrj  xc  xai  V)  Trau  x»i  Saö«  ly(Dv''l7xyo;. 
T^paTcrai  hi  iizi  xw  xoiyq)  yP^H^H^^iv  'Axxixoi;,  ^p^a  ihai  UpnliTO.o'Ji.  Vergl.  Clero.  Alex, 
■^'otrept.  62  (p.  54.  ed.  Pott.)  vtal  ^dp  hi^  xai  dTtafipe'JTai  ufjLiv  dvacpavftov  dTiaxTjXov  ipfd!^t<5%ai 
^^X^Tf*  .  .  .  .  -^  :to6  y  o^v  ^xi  XTjv  ripa^ix^Xouc  A7)fA7)Xpav  xai  Köptjv  xai  xöv  "laxyov  xov  fjLUTrixov 
^^'j;  i»i:oXdßoipi€v ; 

k)  So  z.  B.  Brunn,  Künstlergesch.  I.  S.  337,  Friederichs/  Praxiteles  und  die  Niobegruppe 
^'  12,  Welcker,  Alte  Denkm.  V.  S.  114,  meine  Schriftquellen  No.  1196  und  Gesch.  d.  griech. 
^tstik  11.3  S.  27.  u.  A.  Abweichend  nur  Urlichs,  Observatt.  de  arte  Praxitelis  p.  11.  Auf 
Tillen  altern  Praxiteles  als  Vater  des  altern  Kephisodotos  schloß  auch,  aber  nicht  in  Beziehung  auf 
^M  hier  in  Frage  stehende  Werk,  KekuM,  Die  Gruppe  des  K&nstlen  Menelaos  S.  14. 

h)  Gottlnger  gelehrte  Anzeigen  von  187 K  Stttek  16.  8.  ftl^  tf. 


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2.  DCMETER  U.  KORA  B.  D.  KÜN8TL.  D.  BLÜTHEZEIT  ü.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KUNST.   427 

mfinchener  Statue  der  Eirene  nach  dem  altern  Eephisodotos  ^) ,  neben  der  man  etwa 
noch  die  Figuren  vom  Friese  des  Erechtheion*)  und  diejenigen  vom  Östlichen  Friese 
des  Tempels  der  Athena  Nike^)   anführen  könnte. 

Wenn  nun  schon  der  Fundort  des  Reliefs  bei  keinem  Ausleger  einen  Zweifel 
über  den  Kreis  aufkommen  ließ,  welchem  die  Darstellung  angehört,  so  haben  auch 
fast  alle  Gelehrte'"),  welche  sich  mit  deren  Erklärung  befaßt  haben,  in  den  bei- 
den Frauen  Demeter  und  Kora  erkannt  und  außer  über  die  Bedeutung  der  Hand- 
lung und  die  hiermit  in  engstem  Zusammeuhange  stehende  Benennung  des  Jüng- 
lings nur  darüber  geschwankt,  in  welcher  der  beiden  Göttinnen  Demeter  und  in 
welcher  Kora  zu  erkennen  sei. 

Und  in  der  That  ist,  obwohl  sich  die  Mehrzahl  für  die  Figur  links  mit  dem  Scepter 
als  Demeter  erklärt  hat*^:,  die  Entscheidung  sehr  schwierig*) .    Nach  den  von  den  bei- 
den Gestalten  gehandhabten  Attributen,  Scepter  und  Fackel,  kann  sie  nicht  gefällt 
werden,  weil  diese  Attribute  in  einer  nicht  geringen  Anzahl  von  Kunstwerken  sich 
unterschiedlos  bei  beiden  Göttinnen  finden,  d.  h.  weil  Kora  sich  grade  so  gut  mit 
^er  Fackel   und  Demeter  mit  dem  Scepter  nachweisen   läßt  wie   umgekehrt  Kora 
mit  dem  Scepter  und   Demeter  mit   der  Fackel.     Und  auch   wenn   mehrfach  be- 
liauptet  worden  ist,  die  Figur  links  sei  die  ältere,  matronale,  diejenige  rechts  die 
JöDgere,  jungfräuliche,  so  ist  es  sehr  fraglich,  ob  dieser  Behauptung  Jeder  angesichts 
<ies  Kunstwerkes  zustimmen  wird  und  ob  nicht  grade  ihm  gegenüber  das  wohl  unter 
seinem  Eindrucke   geschriebene,    wohl    begründete   und   sehr   wahre   Wort   Conzes 
Ä.  a.  0.;   zur  Geltung  kommt:    »so  wachsen  die  Formen  beider  Gestalten  in  ein- 
ander'),   fast  wie  das  Dioskurenpaar  unterschiedslos;    das  entsprach  nun  auch  der 
g'eläufigen  Vorstellung  zumal  in  Attika,  wo  man  kurzweg  von  den  »beiden  Göttinnen« 
sprach«.  Eine,  wenngleich  nicht  unbedingt,  sichere  Entscheidung  wird  sich  nur  aus 
^^T   dargestellten  Handlung   ableiten  lassen ,  deren  im  IX.  Capitel  zu  begründenden 
E^klirung  hier  nicht  vorgegriffen  werden  kann ;    stellt   sich   durch   dieselbe  jedoch 
"©raus,  daß  es  sich  in  dem  Relief  tibei*wiegend  wahrscheinlich  um  die  Aussendung 
ues   Triptolemos  handelt,  und  zwar  um  den  Act  der  Übergabe  des  Saatkorns  (na- 
^ttrlich  in  seinen  Ähren)  ,    so  wird  man   es ,    entgegen  dem ,    was  ich  selbst  früher 
^^genommen  und  durchzuführen  versucht  habe^),   wahrscheinlicher  nennen  müssen, 
^^ß    dieser  Act  von  Demeter  selbst,    als  daß  er  von  Kora  in  der  Mutter  Auftrage 
^^Uxogen  werde  und  hiernach  wird  man  die  Gestalt   links  mit  dem  Scepter  De- 
^^ter,  diejenige  rechts  mit  der  Fackel  Kora  zu  benennen  haben.     Dabei  mag 
^*D    die   Nomenclatur  der   Demeter,    wenngleich   in   durchaus  nicht  maßgebender 


aj  Vorgl.  Brunn,  Über  die  so  genannte  Leukothea  in  der  Glyptothek  S.  M.  König  Ludwig  I. 
^^  <ien  Abhh.  der  k.  bayr.  Akad.  v.  1867  und  dessen  Katal.  der  Glyptothek  2.  Ausg.  No,  96, 
^«^ine  Gesch.  d.  griech.  Plastik  II.2  S.   10  f. 

b)  R.  Schöne,  Griech.  Reliefs  aus  athen.  Sammlungen  Taf.   1 — V. 

c)  S.  Roß,  Schaubert  und  Hansen,  Die  Akropolis  von  Athen  I.  Taf.   11.  a.  b.  c. 

d)  Vergl.   für   die   entgegengesetzte   Ansicht   die   Voten   der   iu  den  Berichten   der  k.  sachs. 
^«8.  d.  Wiss.  V.   I9ül  S.    137  genannten  Gelehrten. 

e)  Vergl.  auch  Conze:  Heroen-  und  Göttergestalten  S.  29  zu  Taf.  LHI. 

f  j  Vergl.  auch  Weicker  a.  a.  0.  S.  109,  Gerhard,  Ober  den  BUderkreis  von  £leu8is  II.  (Ges. 
^W  Abhh.  ll.j  S.  393.  Anni.  152  ▼eriaictien  mit  Aum.  1217. 
g)  Berichte  der  k.  sächs.  Ges.  d.  WIim    -«•* 


.  Bi«-^-  «'*'*■  .^et  eV»i««^*^l  aibe^^«'^^  eleu«i»^^"' ^S^?^ 

Attie\^  *"*    vt  s\cJiei*  *^'^Ate  DeiBeto*°%  «igateu.  «^    t)e©e»««***    oder 
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2.  DEMETER  ü.  KOKA  B.  D.  KÜNSTL.  D.  BLÜTHEZEIT  ü.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KUNST.   429 

sein,  ihoen  beiden  statuarische  Demetertypen,  vielleicht  von  etwas  ver- 
schiedenem Alter  der  Erfindung,  zum  Grunde  liegen,  während  ein  durch- 
geführt von  Demeter  unterschiedener  Koratypus  noch  nicht  ge- 
schaffen war. 

Von    den    beiden  Gestalten    des  Reliefs    zeigt    nur    diejenige    links    eine    be- 
merkenswerthe    Eigenthümlichkeit    in    den    völlig    ungeschmückten    und    nur    kurz 
herabfallenden  Locken,    welche  [sich  als  matronale  Haaiiracht  schwer  zum  zweiten 
Male   werden  nachweisen  lassen   und   zu   deren  Erklärung  oder  Begründung  man 
vergebens  auf  den  poetischen  Ausdruck   suirXoxajio;  Ar^jir^rr^p   (Od.   5.    125.)   ver- 
wiesen hat,   sofern  das  hier  in  Frage  kommende  Epitheton  ornans  Nichts   weniger 
als  ausschließlich   oder  besonders   der  Demeter   zukommt,    sondern  ziemlich  unter- 
fichiedlos  einer  ganzen  Reihe  von  Göttinneu  und  sterblichen  Frauen  beigelegt  wird, 
wie  jedes  Lexikon  erweist.     Diese   eigen thümliche  Haartracht  ist  aber  um  so  auf- 
fallender  und  bemerkeuswerther ,    als   sie   sich  bei  keiner  der  mit  dem  Relieftypus 
übereinstimmenden  Statuen   wiederfindet  und   schon  bei  der  ältesten  und  schönsten 
<lieser  Reihe,    der  capitolinischen ,    mit  einer  andern,    ungleich  gewöhnlichem  ver- 
tuscht worden  ist. 

Wie  weit  die  Unterscheidung  von  Mutter  und  Tochter  und  die  Ausbildung 
«ineei  genen  Koratypus  durch  denjenigen  Künstler,  welcher  sich  nun  chronologisch 
&m  nächsten  anreiht*^),  durch  Dam op hon  von  Messen e,  gefordert  worden  sei*^), 
sind  wir  zu  sagen  außer  Stande ;  in  der  kuustgeschichtlichen  Entwickelung  der 
Crestalteu  beider  Göttinnen  aber  nimmt  er  ohne  Zweifel  eine  bedeutende  Stelle  ein, 
da  er  nicht  allein  dieselben  zwei  Mal  gebildet  hat ,  sondern  seiner  ganzen ,  streng 
religiösen  Kunstlichtung ^)  nach  wie  wenig  Andere  geeignet  scheint,  für  die  Dar- 
stellung des  Charakters  des  hochheiligen  Göttinnenpaares  Hervorragendes  zu  leisten. 
Ton  der  einen  Gruppe,  derjenigen  in  Megalopolis,  wissen  wir  aus  Pausanias^) 
freilich  nur ,  daß  sie  die  Großen  Göttinnen ,  Demeter  und  die  von  den  Arkadern 
8oteira  zubenannte  Kora  darstellte,  daß  in  ihr  Demeter  ganz  von  Marmor  gebildet 
war,  bei  Kora  dagegen  das  Gewand  der  Körper)  aus  (vergoldetem)  Holze  bestand 
Akrolith)  ^^;  und  daß  beide  Statuen  15  Fuß  hoch  waren.  Daß  man  wegen  dieser 
Maßangabe  und  der  Nichterwähnung  der  sitzenden  Stellung  an  stehende  Bilder  zn 
denken  habe  ist  ungewiß,  aber  nicht  unwahrscheinlich,  obgleich  Gerhard^)  das 
Gegentheil ,  freilich  ohne  alle  Begründung ,  annimmt ;  noch  ungleich  wahrschein- 
licher wird  man  aus  der  Verschiedenheit  des  Materiales,  so  viel  dasselbe  auch 
immer  für  das  Auge  durch  Farbe  ausgeglichen  gewesen  sein  mag,  auf  völlige 
Selbständigkeit  jeder  einzelnen  Statue  zu  schließen  haben,  da  ihre  Verbindung  in 
«ine  eigentliche  Gruppe  schon  technisch  die  größten  Schwierigkeiten  gemacht  haben 


a)  über   seine    Chronologie,    in    welcher  Ol.    102    einen    festen    Punkt    giebt ,    vergl.   Brunn, 
^önstlergesch.  I.   S.  290,  meine  Gesch.  der  griech.  Plastik  11.2  S.    124  f. 
bj  Vergl.  Brunn  a.  a.  0.,  meine  Gesch.  der  griech.  Plastik  a.  a.  0. 

c)  Pausan.  VIII.  31.  1.  t6  oe  Ixepov  irepa;  ttj^  crod«  TrapiycTcci  tö  rp^>;  yjXio'j  Suofxoiv  irspi- 
P^^'Ov  BetMN  Upov  Ttbv  [ig^dXois '  al  li  siotv  al  [u^akai  9eal  At^pii^ttjp  xal  Köprj  .  .  .  .  ti?^v  Köptjv 

^^   Xcoreipotv  xa>.oDiiv  ol  *ApxdiSe« 9eal  ht  al  iktfäXai  Atjjxtjttjp  piev  XiOou  oid  7:daT^;,    r, 

^^   2<6Teipa   xd   dadtjxo;   d^öiACva  ?uXou   icsiroiTjrai  *    fii^c^o«  hk  ixctTÄpa;  r.i-rtt  itou  x-al  Uxi  etat 
*^^«.    Ta  te  d^d^iLixa  **♦  QU^  iiro 

d)  Über  den  Bilderkxelt  jo^^^  '^'^. 


430     I.  HI8T.  ÜBEB8.  ÜB.  D.  KÜK8TL.  ENTWICKEL.  D.  GESTALTEN  D.  DEBCETEBÜ.KOBA. 

wflrde  und   da  Pansanias  die   enge  Verbindung  beider  Grestalten   in   dem  xweiien, 
demnächst  zu  besprechenden   Werke   des  Meisters   so  gut  wie  ihr  Thronen    aas- 
drücklich  hervorhebt.     Nicht  übergangen  werden  dürfen  kleinere  Figuren,    welche 
vor  den  Hauptstatuen  aufgestellt  waren  ^] ,  zunächst,  wahrscheinlich  auf  Eoras  Seite, 
zwei  Mädchen   in   langen  Chitonen   mit  blumengefüliten  Körben   auf  den    Köpfen, 
welche   Einige  für  Töchter  des  Damophon,    Andere   für  Athena   und  Artemis  er- 
klärten, welche   (in  dem  Mythus  des  Koraranbes)  mit  Kora  Blumen  gepflückt  haben. 
Diese  letztere  Annahme  hat  schon  Förster^)    wohl   mit  Recht   als  unwahrscheinlich 
bezeichnet,    da  diese  Göttinnen,    wenn   sie   dargestellt   werden  sollten,    doch  wohl 
durch   irgend   ein ,    unschwer  anzubringendes  Abzeichen    (Aegis  und  Köcher)   cha- 
rakterisirt  gewesen  sein  würden,  welches  Pausanias  schwerlich  unbeachtet  gelassea 
hätte.     Daß  aber  durch  diese  Nebenfiguren  auf  die  Anthologie  und  damit  auf  den 
Mythus  von  der  Entführung  angespielt  werden  sollte,  kann  gleichwohl  nicht  zweifel- 
haft sein  und  danach  werden  in  ihnen  freilich  wohl  nicht  sterbliche  Weiber,  son- 
dern Oeföhrtinnen  Koras  aus  ihrem  Nymphengefolge  zu  erkennen  sein,  welche  der 
Hauptfigur  nicht  dramatisch ,    sondern ,  wie  sich  dies  schon  ans  dem  kleinen  Mal^ 
Stab   (ou  \i&^akai]   ergiebt,  nur  attributiv  verbunden  waren  '<^; .     Möglich,  daß  irgend 
eine  Tradition   Überlieferte,    Damophon   habe  sich   für  diese   kleinen  Bilder  seiner 
Töchter   als  Modell  bedient  und  daß  daher   die  von  Einigen   gegebene  Erkläroog 
stammte,  aber  jedenfalls  ist  das  sehr  gleichgiltig.    Auf  Demeters  Seite  aber  (icapa 
T^  Ar^p-T^Tpi]   stand ,    nur  eine  Elle  hoch ,    also  ebenfalls  und  im  eigentlichen  Sinoe 
attributiv  (Anm.    13)  jedoch  nicht  »> zwerghaft «,    wie  Gerhard *^j   meint,    Herakles^;, 
aber  nicht  der  Sohn  der  Alkmene,  sondern  der,  wie  Pausanias  sagt,  von  Onoma- 
kritos  zu  den  idaeischen  Daktylen  gerechnete,  und  zwar,    wie  dies  Preller®)  woU 
richtig  erkannt  und   aus  anderweiten  Zeugnissen   abgeleitet  hat,    als   ein  DaemoD 
des  Landessegens   und   der  Fruchtbarkeit.     Die   Reliefe   an   der  vor  den   Statuen 
aufgestellten   icpa   tpaireCa    stehn   zu   denselben   in   keiner  für   uns   nachweisbaren 
Beziehung;    sie  stellten  einerseits  zwei  Hören  liebst  dem  syrinxspielenden  Pan  unA 
dem  kitharspielenden  Apollon  dai*,    welche   inschriftlich  als  zu  den  ersten  Göttern 
gehörend   bezeichnet  waren,    andererseits   die   Pflege   des   Zeuskindes  durch  arka- 
dische Nymphen^). 

In  manchem  Betracht  verschieden  ist  das  zweite  Werk  des  Damophon,  die 
Gruppe  der  Demeter  und  der  (Kora-)  Despoina  in  dem  Despoinaheiligthnme  vier 
Stadien   vor  Akakesion,    welche  nach  Pausanias'^)    genauer  Beschreibung  neb^t 


a)  Pausaii.  a.  a.  0.  xal  irpö  auTcbv  xöpac  dTiolrjoev  o'i  [if^dXai  is  yiTwoi  te  xa8t|xovö^  ^ 
ocpupa  xai  «Nftöv  dvdlTcXecDv  exar^pa  xaXapov  £711  t^  xec^aX^  cpdpet.  Eivat  hk  f^'jfxxi^g^  toO  j^"»!*^ 
9ÄVT0;  yAfosxan '  TOi;  oe  iiza'^dfO'jais  i^  t6  ^eiörepov  Soxet  o?päc  A^säs  re  elvit  xai  'Ap*^!*^^ 
Tol  &y^r^  jj.£Td  ifj;  OepaecpövTjc  ouXXcYOUoac. 

b)  Der  Ilaub  und  die  Rückkehr  der  Persephone  S.   101. 

c)  Über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  11.  (Ges.  Akad.  Abhh.  II.)  8.  393  Anm.  153. 

d)  Pausari.   a.  a.  0.  J  3.    eori    hk   xal  'HpaxXTJ?   irapd  ttj  AT)p.7)Tpi  fx^f^ftoc    pwiXtTca  Trrrff^i" 
toOtov  t6v  'HpaxX'^v  elvai  xdiv    loaituv  xaXo'jfi.^vtu'j  AaxTuXojv  'O^of/axpixö;  «ptjotv  i>t  tot;  £TrsffW- 

e)  Griech.  Mythoi.  II.2  S.  276. 

f)  Vergl.   Bd.   II.  S.   327. 

gj  Pausan.   VIII.   37.    1.  cxTro  hi  'Axaxrjaiou  r^aoopa;  oraöiou;  dniyti  t6  It^bs  rfji  X,^ 'jrovrtji 
....   3.  btvb'i  oe  a'jtd  xd  d'fd)K[i.a'za  A^oroiva  xai  rj  ATjpifjTTjp  xal  6  ^p6vo;    h  tp  xM^x^ynt  *^^ 


i 


2.  DEICETEB  V.  KORA  B.  D.  KÜNSTL.  D.  BLÜTHEZEIT  U.  D.  NACHBLt^THE  D.  KUNST.      431 

dem  Thron,  auf  welchem  die  Göttinnen  saßen,  dessen  Fußschemel  und  allem  nnd 
jedem  Beiwerk  ans  einem  nnd  demselben,  an  Ort  und  Stelle  gefundenen  Steinblocke 
gehauen  war.     Beide  Göttinnen  wai'en,  wie  gesagt,    neben  einander  thronend  ge- 
bildet ,  Demeter  zur  Rechten ,  in  der  rechten  Hand  die  Fackel  haltend ,  den  andern 
Arm  um  den  Nacken  der  links  sitzenden  Despoina  gelegt,    welche   in  der   linken 
Hand  ein  Scepter  und  mit  der  Rechten  die  auf  ihren  Knieen  stehende  so  genannte 
mystische   Cista   hielt.      Daß  diese   Verbindung  der   Mutter  und  der  Tochter   die 
nächste  Parallele  zu  der  ähnlichen  Gruppirung  der  beiden  Göttinnen  im  Parthenon- 
giebel bildet,    ist  schon  oben   (S.  423)  unter  Anziehung  einer  Reihe  von  weiteren 
Beispielen  erinnert  worden.     Schwerlich  aber  hat  Förster*)  Recht,    wenn  er  diese 
Verbindung  der  Göttinnen   als  die  durch   die   avo8o^  Koras  wieder  herbeigeführte, 
»zeitweilige,  dafür  aber  auch  um  so  vertrautere  Gemeinschaft«  der  Mutter  und  der 
Tochter  bezeichnet,  denn  das  müßte  dann  auch  von  jedem  andern  Kunstwerke  gelten, 
welches  die  Göttinnen  verbunden  zeigt,   was  doch    ganz   gewiß  nicht  der  Fall  ist. 
Vielmehr  handelt  es  sich  hier  wie    in  anderen  Fällen,    wo  die  zwei  Göttinnen  zu- 
sammenwirken  oder  verbunden    auftreten,    um    Cultusverbindungen ,    welche    vom 
Mythus   des  Raubes  und    der  Rückkehr   Koras   unbeiiihrt  bleiben,   einem  Mythus, 
welcher  freilich  in  der  heiligen  Sage   von  Demeter  und  Kora  die  wichtigste  That- 
sache  bildet,    aber   keineswegs  alle   Cultusbeziehungen   der  Göttinnen  zu  einander 
beherrscht  und  der,  wenigstens  unseres  Wissens  in  Akakesion  nicht  localisirt  war. 
Auch  mit  dieser  Gruppe   des  Damophon  wie  mit  seiner  megalopolitanischen  waren 
Nebenfiguren  verbunden  ^')  ;    zu  beiden  Seiten   des  Thrones  standen  neben  Demeter 
Artemis  mit   einem  Hirschfell   angethan ,    den  Köcher   um   die  Schultern   gehängt, 
in     der  einen  Hand   eine  Fackel ,    in   der  andern   zwei  Schlangen  haltend ,    neben 
J^apoina  bewaffnet  Anytos,    welcher,    wie   die  Priester  oder  Tempelexegeten  dem 
^^usanias  sagten,    nach  arkadischer  Sage  für  einen  der  Titanen  und  den  Erzieher 
^^T  Despoina    galt,    um    das    hohe  Alter  des  Despoinadienstes    zu   erheben,    wie 
^^eleker®)  annimmt.     Für   die  Beigesellung  der  Artemis  zu  Demeter  aber  beruft 
^ich  Pausanias  auf  die  auch  von  Herodot  (H.  156)  bezeugte  aeschyleische,   angeb- 
Ucli   aus   Aegypten  geschöpfte  Dichtung,   nach  welcher  Artemis  nicht   der  Leto, 


"^^   ^T60T)|jia  t6  Otto  toi;  itoaiv  dori  evo;  op-oloj;  X(öou  '  xal  oOte  täv  inX  Tiß  dod^xi  oGte  öiröca  eXp-^a- 

^^**i  irepi  t6v  dp6vov  oOodv  doriv  ex^pou  XiHou  Tipooeye;  oiotjpu)  xal  xöXXtq,  diXXd  xd  Travta  eaxiv  et; 

"^vo^.     o'JTo;   oüx   ^xofjila^   acplaiv   6   XiÖo; ,    dXXd  xaxd  fj^is  öveipaxo;   X^jouoiv   ouxöv   tjeupciv 

^^'^o^  xoö  TceptßöXou  Ti^v  Y^v  ipu^avxe;.     xräv  öe  d^aXpiaxcov  ^axiv  exax^pou  pi^Y^Oo;  xoixd  xö  *Adt)- 

^^^tv  dfaXfxa   p,dXioxci   x^;  Mt^xpöc.     4.  Aapio^wvxo;   hk   xal  xaOxa   ^p^a.     t)   piev    o'jv  ArjpiVjxTjp 

^^**  iv  ocfia  «pepci ,  xi?jv   hk   ex£pav  yeipa   enißdßXTjxev  itzi  xVjv  AdaTioivav  •     t)  hk  A^oiroiva  ax-rj- 

^^P^  xe  xal  xaXoufi£v7)v  x(ax7)v  iizi  xoi;  •^6saüi^  iyei'     x^  hk  lyexai  xiq  ht^iq.  xitct);.     Vgl.  Ger- 

■•»^  t,  a.  0.  S.  394.  Anm.   154. 

«)  A.  a.  0.  S.   101. 

b)  Paosan.  a    a.  0.  xou  ftp6vo'j  ^e  exax^pwOev  "Apxepii;  piev  itapd  xi?|v  Ai^fATjXpa  loxr^xev  dpi- 

10|4vi2  tip\xa  ikdifOM  xal  eirl  xdiv  (upicuv  cpdpexpav  £/ouaa,    i^    oe  xai;  y}p^l  ttj  piev  XafATidoa 

TJ  hk  (p<ixovt«c  h(tQ.     icpö«  hi  xffi  AeoicoivT^^   x<j>  d^aXpiaxi  SoxTjXev  "A^uxo;,    <3/jfjpia  dbrXt- 

"■ol  tö  Up^  Tpa^iqvat  r^v  A^OTtotvav  ui:6  xoO    ^A'^'jxoii  xal  elvat 

6.  A'4(AT)tpo(  oe  "Apxepiiv  duyaxdpa  Eivat  xal  oO 
V  EI&^pUiivo«  ToO;  "XXXvjva^. 


432     I.  mST.  ÜBERS.  ÜB.  D.  KÜK8TL.  EKTWICKEL.  D.  GESTALTEN  D.  DEICVIKB  ü.  KOBA. 

sondern  Demeters   Tochter  gewesen  wftre^).     Doch   lassen  sonstige  GiütttBveiiMn- 
dnngen  der  Artemis  mit  Demeter,  welche  auf  einem  verschiedenen  Omnde  mhen^j, 
zweifeln,    ob  man   in  dem  Kunstwerke  des  Damophon    ein  monomentales  Zengniß 
für  die  nach  Herodot  dem  Aeschylos  allein  von  allen  Dichtem  eigene  Genealogie 
der  Artemis  anzuerkennen  habe,  und  eben  so  zweifelhaft  ist  es ,    ob ,    wie  Förster 
(a.  a.  0.)  anzunehmen  scheint,  diese  Nebenfiguren  und  die  Korybanten  und  Knie- 
ten  irgendwie  auf  den  Mythus  vom  Raube  und  von  der  Rückkehr  Koras  anliefet 
sollten.     An  der  Basis  endlich,  sagt  Pausanias^) ,  waren  in  Relief  die  KoryKaatoB 
angebracht,  sowie  »unterhalb  der  Statuen«,  was  doch  schwerlich  anders  als  eben- 
falls auf  die  Basis  bezogen  werden  kann ,  wenn  man  nicht  etwa ,  Paosanias  wört- 
lich verstehend,    an  eine  Stellung   unter  den  Thronen   denken  will,    die  Kareteo, 
welche  Pausanias  von   den  Korybanten   unterscheidet,    hinzufügend,    er  übergebe 
absichtlich  das,   was   er  über  diese  zu  sagen  wisse.      Daß  es  sich  hierbei  um  die 
auch  sonst  bezeugte  Identification  der  Demeter  mit  Rhea-Eybele  ^)  handele  und  dill 
von  diesem  Punkt  aus  der  Demeter  das  Gefolge  der  Einen  und  der  Andern,  der 
Kureten  und  der  Korybanten  zugegangen  sei ,    kann  ja  wohl  nicht  zweifelhaft  or- 
seheinen. 

Den  chronologisch  nächi^ten  Phitz  nach  Damophon  hat  Eukleides  von  Athei 
einzunehmen ,  dessen  Tempelbild  der  Demeter  in  Bura  in  Achaia  nach  der  Zer- 
störung dieser  Stadt  durch  Erdbeben  in  Ol.  101.  4  und  ihrem  Wiederaufbau  vd- 
gestellt  worden  sein  muß*)  ,  wie  lange  nachher  können  wir  freilich  genau  niekt 
sagen.  Und  auch  von  dem  Demeterbilde  berichtet  uns  Pausanias')  Nichts,  ab 
daß  es  von  pentelischem  Marmor  und,  was  sich  ja  von  selbst  versteht,  beklei- 
det war. 

Auf  Eukleides  aber  folgt  Praxiteles,  dessen  nach  früheren  Annahmei  be- 
sonders hervorragende  Betbätigung  auf  dem  hier  in  Rede  stehenden  Gebiete  Biek 
der  neuern  Forschung  theils  mit  Sicherheit,  theils  wenigstens  mit  Wahrseheinlick- 
keit  um  einige  Werke  beschränkter  erscheint.  Mit  vollkommener  Sicherheit  bleibt 
ihm  als  hier  in  Betracht  kommend  nur  die  von  Plinius^)  als  Flora  Triptolemni 
Ceres,  seiner  Zeit  in  den  servilianischen  Gärten  aufgestellte,  ohne  Zweifel  ur- 
sprünglich attische^)  Marmorgruppe,  von  der  es  nach  allen  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten geführten  Discussionen  wahrscheinlich  bleibt,  daß  sie  auf  die  Aussendnog 


a)  Welcker  a.  a.  0.  II.  S.  403. 

b)  Vergl.  Preller,  Griech.  Mythol.  1.2  S.  234. 

c)  Paosau.  a.  a.  0.  td  hk  d;  KouprjTa;,  ouxoi  ^dp  ütcö  toiv  dfaXp^xcov  Tceno^vtat ,  xai  '^ 
ii  Kop6ßavTac  £i:eipY«3fA^vo'j;  im  xoO  ßdOpou ,  y^o;  he  olhe  dXXoTov  xai  o6  KoOpi^c,  xd  ^ 
xouxoüc  Ttaplr^fxi  ^Tciaxdfuvoc. 

d)  Vergl.  Preller,  Demeter  und  Pereephone  S.  50,    Griechische  Mythologie  I.^  S.  505,  3l^» 
593,    Stephan!,    Der   ausruhende   Herakles    S.   70,    Compte-rendu  etc.    pour  Tann^  1862  S.     '^^' 
Gerhard,   Über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  IL  (Ges.  akad.  Abhh.  II.)  S.  390.  Anm.  143,  '^^^' 
cker,  Griech.  Götterl.  II.  S.  221  f.  Note  17,  Förster  a.  a.  0.  S.  42  Note  4  u.  S.  52. 

e)  Vergl.  Brunn,  Griech.  Künstlergesch.  I.  S.  274. 

f)  Pausan.  VII.  25.  9.  Nao;  ivxoOOa  AtjjjiTjxpo; ,  6  hk  'A^pohivq^  Aiovuaou  t£  dori  *ai  Ä^''' 
EtXeiö'jiac  X(«}o'j  xoO  OevxeXeafou  xd  didXfxaxa,  A^tpa'inj  oe  sp^a  EuxXe(&ou '  xaX  xj  Ai^^^-^J^ 
ioxiv  diJÖVj;. 

gl  Plin.    N.  H.  XXXVI.   23. 

h)  Vergl.   Urlichs,   Observatt.  de  arte  Praxitelis  p.   13. 


2.  DEMETEB  ü.  KOBA  B.  D.  KÜN8TL.  D.  BLÜTHEZEIT  ü.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KUK8T.   433 

des  Triptolemos  beztiglicb  und  daß  die  in  ihr  von  Plinius  als  » Flora  a  bezeichnete 
Figur ,  auch  wenn  an  der  Überlieferung  dieses  Namens  Niebts  zu  ändern  ist,  Kora 
gewesen  sei.  Es  wird  auf  diese  ganze  Frage  in  dem  Triptolemoscapitel  (Cap.  IX. 
plast.  Mon.  A.j  zurückgekommen  werden;  hier  sei  nur  bemerkt,  daß,  wenn  es 
richtig  ist,  daß  unter  der  plinianiscben  Flora  Kora  zu  verstehen  sei,  man  mit 
aller  Wahrscheinlichkeit  eben  aus  dem  Floranamen  schließen  kann ,  daß  in  dieser 
Gruppe  Kora  in  blühender  Jugendlichkeit  dargestellt  gewesen  ist,  woraus 
dann  weiter  folgen  würde,  daß  dem  Praxiteles  ein  nicht  unwesentlicher  Antheil 
an  der  Unterscheidung  der  Tochter  von  der  Mutter  gebührt. 

Ais  eine  wahrscheinliche  zweite  Darstellung  der  Demeter  von  Praxiteles 
kann  man  diejenige  Statue  nennen,  welche  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  in  dem 
diesem  Meister  zugeschriebenen  Zwölfgötterverein  im  Tempel  der  Artemis  Soteira 
in  Megara*;  vorausgesetzt  werden  darf. 

Von  großer  Bedeutung  an  sich  und  vielleicht ,  wir  können  nur  allerdings  nicht 

sagen,  in  welchem  Grade,    für  die  spätere  Kunst  von  maßgebender  Bedeutung  ist 

unter  den  Werken    des  Praxiteles   neben   der   vorhergenannten   Marmorgruppe   die 

Erzgruppe,  welche  den  Raub  der  Kora  darstellt«^;  ,    wie  dies  von  Förster®] 

durchaus   richtig  gewürdigt  worden  ist,    welcher  auch,    anderen  Ansichten   gegen- 

tiber  Urlichs  (a.  a.  0.)  folgend,  wohl  mit  Recht  sagt,  schwerlich  werde  die  Gruppe 

noch  andere  Figuren   als  die  zu  ihrer  Constituirung  noth wendigen :    d.  h.    Hades 

nod  Kora   enthalten   haben,    also  auch  nicht  Demeter,    so   daß  die  Bedeutung 

Praxiteles  für   die    Entwickelung  ihres   Typus    zunächst   um   dies  Werk   sowie 

die   dem  älteren  Namensgenossen   gehörende  Gruppe  oben  S.   425.    gemindert 

erscheint.     Wie  weit  auch  um  das  fernere  Werk,  das  Plinius  dem  Koraraube  mit 

d^n  Worten  » item  Catagusanc^  hinzufügt ,  ist  eine  nicht  entschiedene  Streitfrage, 

w^elcbe  indessen  durch  Förster^]  ihrer  Entscheidung  um  ein  gutes  Stück  näher  ge> 

^acht  worden  ist.  Als  ausgemacht  hat  zunächst  zu  gelten ,  daß  als  Subject  die  hinab- 

c^der  zurückführende  Kora  und  als  Object  ihrer  Fühlung  lakchos,    wie  dies  Stephan!*) 

^oUte,  auf  keinen  Fall  verstanden  werden  darf  ^) .  Bei  weitem  die  Mehrzahl  der  Ge- 

^oKrten  hat  demgemäß  auch  an  Demeter  als  Subject  und  an  Kora  als  Object  gedacht 

^^d  die  Meinungen  gehn  nur  in  sofern  auseinander,    als  die   Einen k)  die  Zurück- 

'Uimng  der  Kora  aus  der  Unterwelt,    die  Anderen^)    die  Zuführung  der  Kora  an 


a)  Pausan.  I.  40.  3. 

b)  Plin.   N.   H.  XXXIV.    09.    Praxiteles   quoque   marmore   felidor   ideo  et  clarlor  fuit,    fecit 
^^en  ex  aeie  pulcherrima  opera:    Proserpinae  raptura  etc. 

c)  A.  a.  0.  S.   102  f. 

dj  A.  a.  0.  S.   104  f. ,  vergl.   Archaeolog.   Zeitung  v.   1874.  S.   104  f. 

e)  Compte-reiidu  etc.  pour  l'anu^e  1859  p.   73  und  Ann.  deir  Inst,  von  1860  p.  307. 

f)  Vergl.  besonders  Strube,    Studien  über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  S.  78.  f. 

g)  Nach  Viscontis  Vorgang  im  Mus.   Pio-Clem.   Vol.  I.  zu  tav.   A.  1  besonders  Urlichs,  Chre- 
'^Uiath.  Plin.  p.  213  und  ausführlicher  in  den  Observatt.  de  arte  Praxitelis  a.  a.  O. 

h)  Vergl.   Sillig,   Catal.  artiflcura  p.  380,   Preller,   Demeter  und  Persephone  S.   125,  Griech. 

^ytbol.    1.2   S.    598   (1.3   S.    629),  0.   Müller,    Handb.    der  Arch.    §    356.    2,    Welcker  daselbst, 

^^^iin,  Gesch.  der  griech.  Künstler  I.   S.  337,  Gerhard,  Über  die  Anthesterien ,  Ges.  akad.  Abhh. 

^-      S.    215.    Anm.    161,    Über   den    Bilderkreis    von    Eleusis  I.    Ges.    akad.    Abhh.    II.    S.    341. 

^«»«»1.  40,  m.  Gesch.  der   griech.    Plastik  11.2   S.  2S,    Bursian    AHg.    Encyclop.    Ser,   \.  Bd,  82. 

45S,  Reber  y  Kunstgesch.  des  Alterthams   S.  323. 


434      I.  HT8T.  ÜBER8.  ÜB.  D.  KÜN8TX..  ENTWICKEL.  D.  GESTALTEND.  DEMETEB  U.KORA. 

Hades  nach  dem   Abschlüsse   des  Vertrages  zwischen   Ober-  nnd   Unterwelt  Aber 
das  Wechselleben  der  Kora  im  Olymp  bei  der  Mutter  und  im  Hades  bei  dem  Gat- 
ten verstanden.     Allein  der  erstem  Deutung  gegenüber  hat  Förster  mit  unzweifel- 
haftem Rechte  behauptet«    daß    nirgend  in   Schrift-  oder  Kunstwerken  eine  Spnr 
davon  erhalten   sei,    daß  Demeter  ihre  Tochter  ans   der  Unterwelt  zurflckgefllhrt 
hätte  und  in  Betreff  der  zweiten  mit  demselben  Rechte  den  Mangel  einer  schrift- 
lichen Überlieferung  von  einer  Zurückgabe  oder  Zurückführung  der  Kora  an  Hades 
durch  Demeter  hervorgehoben.     Ob  sich   dagegen   in  Kunstwerken,    und  zwar  in 
der  Hope'schen   und  in  der  Fittipaldischen  Yase'^j    nicht  trotzdem  ein  solcher  Zog 
des  Mythus  wird  nachweisen  lassen,  soll  weiterhin  näher  untersucht  werden;  hier 
kann  von  diesen  Vasenbildern  abgesehen  werden ,  da ,  auch  wenn  in  der  That  in 
ihnen  eine  freiwillige  Kathodos   der  Kora  und   ein  Scheiden   von   der  Mutter  dar- 
gestellt ist,    man   die  letztere  schwerlich  als  eine  Katagnsa  wird  bezetehnen«  oder 
wird  annehmen  dürfen,  daß  falls  es  sich  in  der  Gruppe  des  Praxiteles  um  eine  ent- 
sprechende Darstellung  gehandelt  hätte,    diese   insgesammt  oder  auch  die  Demeter 
in  derselben  als  Hauptperson  mit  dem  auf  sie  in  der  That  nicht  passenden  Namen 
einer  Katagusa  bezeichnet  worden  wäre.     Wenn  man  demnach  fortfahren  will,  du 
praxit^lische  Werk  auf  den  hier  in  Rede  stehenden  Kreis  zu  bezieben  und  alfl  ein 
Gegenstück  zum  Raube  der  Persephone  aufzufassen ,  wozu  allerdings  keine  Nöflii- 
gung  vorliegt  —  insofern  Förster  'S.  105)   wiederum  mit  Recht  hervorgehoben  hat, 
daß  das  verbindende  »item«  in  Plinius  Texte  keineswegs  auf  eine  Zusammengehörig- 
keit der  80  verbundenen  Werke  schließen  läßt  — ,  wenn  man   also  als  Object  der 
Katagoge  Kora  betrachtet ,  so  wird  sich  als  Subject  derselben  schwerlich  eine  andere 
Person  als  Hekate  nennen  lassen,  deren  Namen  M.  Hertz**]   in  den  Text  zu  setien 
vorschlägt.     Da  es  sich  aber  aus  auf  der  Hand  liegenden  Gründen  dabei  nicht  ob 
eine  Hinabführung  der  Kora  in  den  Hades  handeln  kann,  sondern  nnr  um  eine  Zn- 
rückführung  aus  demselben ,    bei  welcher  in  der  That  Hekate,  auch  abgesehn  von 
der   orphischen   Poesie")    und  von   dem   Sarkophag  in  Wiltonhouse ,    in  der  maß- 
gebenden Vase   del  Vasto*)    die   eigentliche  Führerin   abgiebt,    so  fragt  sich  nnr, 
ob  und  wie  sich  hiermit ,  mit  einer  Darstellung  der  Anodos  der  Kora  die  Bezeich- 
nung der  Hekate   als  Katagusa  verträgt.     Wenn  man   an   dem    xara  nnd  an  der 
gewöhnlichen  Bedeutung  von  xataYS^^  ?  xataYüjyrJ  festhält ,    welche  allerdings  an» 
diejenige  der  syrakusischen  xaraY^oYT^  xr;;  Kopr^;  bei  Diodor  (V.  4)  zn  sein  scheint*), 
so  wird  man  mit  Gerhard  läugnen  müssen ,  daß  eine  Hekate  Katagusa  etwas  An- 
deres sein  könne  als  »>  eine  abwärts  geleitende  Göttin«  und ,  vorausgesetzt ,  daß  man 
nicht  überhaupt  auf  eine   Erklärung   der  »catagusa«   bei  Plinius  verzichtet,  eine 
Verderbniß  des  Textes  anzunehmen  haben .    wie  dies  Förster  gethan  hat ,   welcher 
»KopaYOüaa«   zu   lesen  vorschlägt,    oder  wie  Hertz,    welcher  a.   a.   0.  ivayoys« 


«)  S.  im  Atlas  auf  Taf.   XVII.,    MlUiiigen  Anc.   med.  Mon.  I.  pl.  16;  Mon.  dell'  Inst.  Vol. 
VI.  tav.  42.  A. 

b)  Vergl.  Arch.  Z.   1874  S.   105.  Note  3. 

o.)  S.  Förster  a.  a.   0.   S.  46.  Anin.  2.   Sarkophag  von  Wiltonhouse  Atlas  Taf.  XVI  >o.  3 

d)  S.  Slnibe  ,    Suppl.   zu  den  Studien  über  den  Bilderkreis    von    Kleusis   Taf.  3  .  im  -^^^ 
auf  Taf.  XVIII. 

e)  S.  CJerhard,  Anthesterien  a.  a.  0.  Anm     161   und  Förster  a.  a.  O.  S.  19;  Wekkers  ^»" 
druck,  Griech.  Oötterl.  II.  S.  508:  »Einkehr  der  Kora«  ist  dunkel. 


2.  DEMETER  U.  KORA  B.  D.  KÜN8TL.  D.  BLÜTHEZEIT  U.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KUNST.   435 

Indem   will.     Nun  heißt  aber  xataY^^^   nicht  nnr  »hinabführen«,    sondern  auch 
» znrflekftihren «  und  wird ,    zunächst  in  poetischer  Sprache  ^) ,    dann   aber  auch  in 
Prosa '^)  ,  insbesondere  vom  Zurückführen  von  Verbannten  in  die  Heimath  gebraucht, 
wofür  es  geradezu  terminns  techuicus  ist  und  auch  das  Substantiv  xaraYcoY^i  kommt 
in  eben  diesem  Sinne  vor^j.     Daß    aber  dieser   Sinn   sich   auf  die  Zurückfflhrnng 
der  Kora  aus  dem  Hades  in  die  lichte  Oberwelt,  zum  Olymp  und  zur  Mutter  sehr 
passend  anwenden   lasse,  wird  Niemand   mit  Recht   läugnen  können.     »Es  kommt 
dieser  Ansicht  zu  Gute,  sagt  Gerhard  a.  a.  0. ,    daß  man  auf  dem  Eryx  das  Fest 
der  im   Frühling    [aus  Libyen]    zurückkehrenden   aphrodisischen  Tauben  —   und, 
muß  man  hinzufügen   der  Aphrodite   selbst  —  xa-za-^m^ioL  benannte^]«;    wenn    er 
aber   hinzufügt    (und   ähnlich   deutet  Förster  a.  a.  0.  S.  104.   Anm.   \]    »deshalb 
vielleicht,  weil  man  von  Sicilien  aus  nach  Libyen,   dem  Lande  des  Atlasgebirges, 
wie  nach  einem  höher   gelegenen  hinblicken   mochte«,    so  daß  in    die  offenbar  als 
Rückkehr  gemeinte  xaTa^cDYT]  doch  wieder  der  Bgriff  des  » herabkommens «  hinein- 
geschoben  wird,    so  hat  er   bei  dieser  spielenden    und  gewiß  nicht  auf  natürlicher 
Anschauung  beruhenden   Erklärung  wohl   übersehn ,    daß  Athenaeus  die  Rückkehr 
der  ix  tou  -ReXir^ox^^  heranfliegenden  Tauben ,    welche   mit  der  Aphrodite  während 
des  Winters  auva7ro07^p.oooai  gewesen  waren,  deshalb  als  ein  Freudenfest  bezeich- 
net,   weil  sie  dieselbe   als  Zeichen,    texp-r^piov   tt;^   &eta<  eTravoSou   betrachten. 
Wenn  aber  die   eiravoöoi;  der  Aphrodite  in  dem  Feste  der  xaxa^io^ia  (Rück- 
kehr ans  der  Fremde,  nicht  Herabkunft  von   einem   hohem  Orte)    gefeiert  werden 
konnte,  so  wird  man  fOglich  auch  die  xaTaYm^r^   (Zurück-  oder  Heimführung)  der 
Kora,  obgleich  Gerhard®)   dies  läugnet,  mit  ihrer  avo^oi;  verträglich  finden  und  die 
sie  fahrende ,  zurückführende ,  der  Mutter  wieder  zuführende  Hekate  als  Katagusa 
heseichnet  denken  dürfen.     Wenn   dem  aber   so  ist,    so  würde  man    sich  die  pla- 
stische Gruppe  des  Praxiteles  gegenüber  dem  del  Vastoschen  Vasengemälde  füglich 
&uf  die  drei  Hauptpersonen ,   die ,  vielleicht  den  letzten  Schritt  aus  dem  Erdschlunde 
thuende   Kora,    die   sie   geleitende,    vielleicht   an   der  Hand  führende  Hekate  und 
die  zu  ihrem  Empfang  ihr  entgegeneilende  Demeter  beschränkt  vorstellen  können, 
>^l8o  auf  eine  jener  dreigliederigen   Figurencompositionen ,    welche   uns  unter  den 
Werken  des'  Praxiteles  und  anderer  Glieder  der  Jüngern  attischen  Schule  mehrfach 
^kannt  sind.     Wie  sehr  aber  dem  Meister  der  irdOr^  rf^;  ^^X^i^   *°  einer  solchen 
Gruppe  nicht  minder  als  in  derjenigen  des  Koraraubes  und  als  in  dem  früher  zur 
Deutung    der    »catagusa«    angenommenen  Gegenstück   Gelegenheit   zur  Entfaltung 
^iner  ganzen  Meisterschaft  gegeben  war,  braucht  nicht  näher  nachgewiesen  zu  werden. 


a)  So  £.  B.  Ae&cb.  Sept.  629  xaTot^oi  h'  dfvSpa  xisht ,  642  et  viv  xardl^ct  )^puoÖTeu7iTa  YP^H^' 
*^a,  Ag.  1589  Tpatp^vxa  5*  aui)ic  -^  A(xr^  xan^^^T^»  ®^  Eurip.  Phoen.  432  "'A&paoTOC  (&(jLoaev 
'Appoi;  litht'  ofixcptM  xiTd^etv  et;  irdrpav. 

b)  So  Uerod.  I.  60  sehr  charakteristisch  oIxeoBc  dYaOcji  v6tü  netotOTparov,  töv  oiir^  i?)  'AÖT]- 

»i  .  .  .  uLixd'^ti  i^  T-fjv  iooÜTT^?  dxporoXiv,  V.  31  im  Ta6TT)v  n^v  y<6p7)v  «TpaTTjXdTec  xot- 

>v  £;  auT^jV  toü;  cpu^d^a;  ^$  otuT?jc,  so  Thucyd.  1.  111   cpeu^oiv  litewev  'A^va(o'j«  iauriv  xat- 

V  und  80  mehrfach,  auch  Xen.   Anab.  I   2.  2  und  sonst.     Vergl.   Förster  in  Fleckeisens  Jahr- 

lem  für  Philol.   1876  S.  812. 

c)  Z.  B.  Polyb.  XXXII.  23.  S  xaxaYw-rt  ^  irX  rrjv  ßaaiXeiav. 

1)  Athen.   IX.   p.  495.  a. ,  Aelian.  Nat.  anim.  IV.  2.     BoUicher  Tektonik.  11.  221  f. 
)  Antheaterien  S.  215  Anm.   161. 


430     I.  HIBT.  ÜBERS.  ÜB.  D.  Kt^STL.  ENTWICKEL.  D.  GEATALTEK  D.  DEMKTRR  U.  KOtA 


Wahrscheinlich  derselben  Periode  der  Kirnst  und  vielleicht  der  jasgem  atti- 
schen Schule  gehört  die  schöne  sitzende  Statue  der  Demeter*)  ,  welche 
Newton  iu  dem  inschriftlich  gesicherten  Temenos  der  Demeter  und  Kora  in  K  n  i  - 
dos  gefunden  und  von  dort  in  das  britische  Museum  versetzt  hat.  Es  wird  wei- 
terhin auf  dieses  Hauptstflck  unserer  monumentalen  Überlieferang  über  die  Göttiii 
und  einige  weitere,  mit  demselben  zusammen  gefundene  Scnlpturen  znrflckgekommen 
werden . 

Den  Reigen  der  namhaften  Bildhauer ,   welche  sich  mit  Darstellungen  der  De- 
meter befaßt  haben ,  beschließt  Sthennis  von  Olynth   (Ol.   113  naeh  Plinins- ^).. 
von   dem    zu  Plinius  ^)  Zeit   im  Tempel   der  Concordia   in  Rom  standen    »Ceres 
Jupiter,  Minerva«  aus  Erz ,  dem  Wortlaute  des  Zeugnisses ^ j  nach  wahrscheu 
lieh  zusammengehörig,    während   die  Bedeutung   dieser  Verbindung   fflr   uns   ni« 
klar  ist. 

Was  die  Malerei  angeht  wird  man  Demeter  in  den  Zwölfgötterbilde^^.^ 
des  Zeuxis^),    Euphranor')    und  Asklepiodoros^j    vorauszusetzen  beret^^ 
tigt  sein,    ohne  jedoch   mit  Wahrscheinlichkeit  auf  diese  Darstellungen   irgend   ^ 
besonderes  Gewicht  legen  zu  dflrfen.     Eine   malerische   Einzelbehandlnng  der  Odt- 
tin  von  irgend  einem  namhaften  Meister   ist  nicht  ttberliefert.     Fttr   Rora   da^ 
gen   und  insbesondere   für  die   Darstellung   ihres   Raubes   hat  das   Gemälde  des 
Nikomachos^i,    welches  eine   Zeit  lang  in   Rom   in   der  Cella   der  Minen^a  in 
capitolinischen  Tempel  aufgestellt ,  aber  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  zur  Zeit  des 
Plinius  zu  Grunde  gegangen  war,    ohne   Zweifel   eine    besondere   hohe  Bedentnng. 
welche  Förster^)  gewürdigt  hat  und  auf  welche  in  dem  Capitel  Aber  den  Ranb  der 
Kora  zurückgekommen  werden  soll. 

Aus  dieser  Übersicht  über  die  kunstgeschichtliche  Entwickelung  der  GesttlteH 
der  beiden  eleusiuischen  Göttinnen  ergiebt  sich  unmittelbar,  so  lückenhaft  unser« 
Überlieferung  sein  mag,  eine  ganz  überwiegende  Betheiligung  der  atti-" 
sehen  Kunst,  der  Damophon  von  Messene  so  nahe  steht,  daß  er  fast  als  ei^ 
attischer  Künstler  gezählt  werden  darf^).  Wenn  man  daneben  die  große  Bedei*^ 
tung  erwägt,  welche  die  Göttinnen  für  attischen  Mythus  und  Cnltus  hatten, 
wird  man  die  Überlieferung  nicht  für  zufällig  halten  und  den  Umstand,  daß 
noch  an  manchen  Orten  außerhalb  Attikas  Statuen,  sei  es  beider  Göttinnen, 
es  einer  derselben  genannt  werden ,    nicht  gegen  den  Schluß  einwenden ,    daß  d 


a)  Abgeb.  bei  Newton ,  History  of  discoveries  at  Halicarnassus ,  Gnidns  und  Branchidae  ^'• 
55,  ver^il.  Text  vol.  II.  p.  418;  ferner  bei  Brunn,  The  Demeter  of  Knidos  in  den  Transact-  of 
the  R.  80ciet>'  of  literatnre  vol.  XI,  new  series  (aatotypisch).   S.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  14.  nnd  No.     t9. 

b)  Vgl.  Brunn,  Künstlergesch.   I.  S.  391. 

c)  Plin.  N.  H.   34.  90. 

d)  Sthennis  Gererem,  lovem,  Minervam  fecit,    qui  sunt  Romae  in  Goncordiae  templo. 

e)  Plin.  N.  H.  35.  63   (lupiter  adstantibus  dis). 

f)  Pausan.  I.  3.   3,  Valer.  Maxim.  VIII.   11.  ext.  5,   Eustath.  ad  II.  p.  145.  11. 

g)  Plin.  N.  H.  35.   107. 
h)  Plin.  N.  H.  35.   108.     Nicomachus  .  .  .  pinxit   raptum   Proserpinae,    qoae  Ubul*  fait  ia 

Oapitolio  in  Minervae  delubro  supra  aedicalam  Inventatiä. 
i)  A.  a.  0.  S.   196  f. 
k)  Vergl.  Michaelis,  Ann.  dell'  Inst,  von  1863  p.  307. 


2.  DEMETEB  U.  KORA  B.  D.  KÜN8TL.  D.  BLÜTHEZEIT  ü.  D.  NACHBLÜTHE  D.  KUNST.  437 

Schwerpankt  der  künstlerischen  Entwickelnng  dieser  Ideale  nach 
Attika  falle,  um  so  weniger,  da  ja  die  Thätigkeit  attischer  Meister,  namentlich 
solcher  der  jungem  Schnle ,  bekanntermaßen  weitbin  anf  die  verschiedensten  Land- 
schaften Griechenlands  nnd  Kleinasiens  ausgedehnt  war  und  wir  daher  nicht  zu 
berechnen  im  Stande  sind ,  wie  viele  von  den  uns  ohne  Namen  des  Urhebers  an- 
geftlhrten  Demeter-  und  Korabildem  möglicherweise  aus  attischen  Werkstätten  her- 
vorgegangen sind .  Eine  allgemeine  Wahrscheinlichkeit  dafür ,  daß  dem  so  gewesen 
sei,  liegt  in  der  Thatsache,  daß  die  Culte  in  nicht  wenigen  Orten  gradezu  Töch- 
terculte  von  Elensis  genannt  werden '^j  und  daß  es  diesen  Orten  eben  so  wenig 
fem  liegen  konnte,  attische  Künstler  für  die  Bildwerke  des  attischen  Cultus  zu 
beschäftigen  wie  diesen,  derartige  Aufträge  zu  übernehmen.  Wenn  man  dagegen 
bisher  besonders  der  praxi teli sehen  oder  Jüngern  attischen  Schule  die  Aus-  und 
Durchbildung  des  Demeterideales  zugeschrieben  hat^)  ,.  so  wird  dies  vielleicht  zu 
Gunsten  der  altera  Periode  und  der  Übergangszeit  aus  dieser  zu  der  jungem  einiger- 
maßen zu  modificiren  sein ,  wie  dies  ohne  ementen  Nachweis  ans  der  Zusammen- 
stellung in  diesem  Capitel  sich  ergiebt. 


•)  Vergl.  Förster  a.  a.  0.  S.  22. 

b)  0.  Müller,  Handb.  der  Archaeol.  §  357.  5,  Feuerbach,  Gescb.  der  griech.  Plastik  II. 
8.  132  f.,  Preller,  Griech.  Mythol.  1.2  S.  621,  Welcker,  Griech.  Götterl.  U.  S.  109:  »würdig 
des  Zeus  des  Phidias  entstehn  ....   Demeter  in  der  Praxitelischen  Schnle«  u.  s.  w. 


ZWEITE  ABTHEILITNG. 
Die    erhaltenen  Monumente. 


DRllTES  CAPITEL. 

Das  Ideal  der  Demeter  und  Kora. 


Die  Aufgabe,  das  kanonische  Ideal  der  Demeter  festzustellen,  d.h. 
ein  aus  der  religiösen  und  poetischen  Idee  der  Göttin  ab^zogenes ,  an  den  anf  uu 
gekommenen  Monumenten  controlirtes  Gesammtbild  von  der  kflnstlerischen  Gestal- 
tung der  Demeter  zu  entwerfen,  ist  schwieriger,  als  die  entsprechende  Aufgabe 
bei  den  meisten,  ja  vielleicht  bei  allen  anderen  Gottheiten.  Und  zwar  ans  Grfln- 
den ,  welche  einerseits  in  der  künstlerischen  Entwickelung  selbst ,  andererseits  in 
der  Art  der  monumentalen  Überlieferung  liegen.  Denn  während  die  bildende  Kunst 
bei  der  Gestaltung  der  meisten  Götterideale  außer  an  die  in  den  Gülten  entwickel- 
ten Vorstellungen  an  das  von  der  homerischen  Poesie  gezeichnete ,  zu  nationaler 
Geltung  gelangte  Charakterbild  anknüpfen  konnte  und  während  sich  dieses  in  enter 
Linie  bei  Zeus,  demnächst  bei  Hera  und  Poseidon  als  die  unvergleichlich  festeste 
Grundlage  der  künstlerischen  Bildung  erwiesen  hat  und  sich  weiter  bei  ApoUon, 
Athena ,  Aphrodite  als  solche  erweisen  wird ,  fehlt  bei  Demeter  nicht  allein  um 
dieser  sichere  und  einheitliche  Maßstab  der  Beurteilung,  sondern  die  poetifldi 
ideale  Vorgestaltung  durch  das  Kpos  ist  fAr  diese  Göttin  thatsieh- 
lieh  auch  der  antiken  Kunst  abgegangen.  Diese  hat  sich  daher  bei  der 
Ausprägung  des  Ideales  der  Demeter  unmittelbarer  und  ausschließlicher,  als  bei 
fast  irgend  einer  andern  Gottheit  auf  die  in  den  Gülten  erwachsenen  Vorstellangei 
angewiesen  gesehn. 

Nun  kommen  freilich  für  das  künstlerische  Ideal  der  Demeter  bei  weitem  viA^ 
alle  ihre,  zum  Theil  sehr  verschiedenen  Culte  in  Betracht,    wenigstens  in  kein^ 
anderen  Sinn  und  in  keinem  höhern  Grade,   als  bei  allen  anderen  Gottheiten,  b^ 
denen   aus  besonderen   Cultvorstellungen   besondere ,    wenigstens   zum  Theil  naeb- 
weisbare  Kunstbildungen  hervorgegangen  sind ,  ja  man  könnte  hier  eher  das  Geges- 
theil  behaupten ,  da ,  so  viel  wir  wissen  und  zu  ermessen  vermögen  ,  wie  das  vorig« 
Capitel  ergiebt,    es  überwiegend,   ja   fast  allein   die   attische   Kunst  gewesen  i«t. 
welche  sich  mit  dem  Demeterideale    befaßt  und  sich  dabei   selbstverständlicb  nieb^ 
um  die  Culte  der  anderen  Landschaften  gekümmert  hat.     Allein  auch  die  attischen 
Culte  der  Göttin  betonen  hier  in  der  Spenderin  des  Segens  und  der  Nahrung,  äoit 


3.  DAS  IDEAL  DER  DEMETER  UND  KORA.  439 

in  der  Stifterin  und  Schtttzerin  des  Ackerbans,  hier  in  der  Enrotrophos,  dort  in 
der  Thesmophoros ,  hier  in  der  mit  Kora  glttcklich  vereinigten,  dort  in  der  von 
ihrem  geliebten  Kinde  schmerzvoll  getrennten  Mutter  n.  s.  w.  gar  verschiedene 
Wesensseiten  der  Göttin  *) . 

Allerdings  gilt  Ahnliches  auch  von  anderen  Gottheiten  und  auch  deren  auf  der 
Grandlage  der  poetischen  Vorgestaltung  aufgebautes  künstlerisches  Ideal  ist,  wie 
dies  seines  Ortes  bei  Zeus,  bei  Hera  und  bei  Poseidon  nachgewiesen  worden  ist, 
nirgend  ein  schlechthin  einheitliches.  Gleichwohl  bietet  das  gewisse  Grundzttge 
kräftig  hervorhebende  poetische  Vorbild  bei  anderen  Gottheiten  einen  einheitlichem 
Ausgangspunkt  der  künstlerischen  Gestaltung ,  als  ihn  die  antike  Kunst  bei  Demeter 
besessen  hat  und  als  wir  ihn  ftlr  die  Beurteilung  der  erhaltenen  Monumente  be- 
sitzen. 

Dazu  kommt ,  daß  die  bildende  Kunst  in  den  zwei  Perioden ,  welche  sich 
unseres  Wissens  hauptsächlich  mit  der  Entwickelung  des  Demetertypus  beschäftigt 
haben,  von  einer  verschiedenen  Grundauffassung  des  Ideales  der 
Göttin  ausgegangen  zu  sein  scheint. 

Wenn  nämlich  Clemens  Alexandrinus ^)   sagt,  Demeter  sei  airo   t^(;    aup.<popac 
zu  erkennen ,  werde  durch  den  Ausdruck  des  Schmerzes  oder  der  Trauer  bezeich- 
net,   so  ist  dies   besten  Falls   nur  zur  Hälfte  richtig.     Es   kann  nämlich  nur  von 
dem  in  der  spätem  Kunst,    namentlich  wohl  von   dem   in   der  jttngem   attischen 
Schule  entwickelten  Ideale  gelten ,  welches  uns  in  hervorragender  Weise  die  Statue 
von  Knidos  vor  Augen  stellt.     Diesem  gegenüber  steht  aber  ein  älteres  Ideal, 
ftlr  uns  am  bezeichnendsten   vertreten  durch   das  eleusinische  Relief  und  die  capi- 
tolinische   Statue,    von  welchen  Monumenten   das  Gleiche   ganz   entschieden  nicht 
gilt.    Wenn  nun   aber  diese  Monumente  Wesensseiten  der  Göttin  (als  Aussenderin 
dea  Triptolemos   und   als   Spenderin   des   Segens   und   der  Nahrung)  hervorheben, 
Q^it  welchen  der  Schmerz  um  die  verlorene  Tochter  Nichts  zu  schaf- 
fen hat,    bei   denen    also  auch   die  Kunst  durch  Darstellung  von   Schmerz  und 
iVauer  im  Ausdrucke  der  Demeter  ihr  Ziel  verfehlt  haben  wttrde,    so  darf  es  uns 
^ebt  Wunder  nehmen,  daß  dieses,    wie  es  scheint,    von  der  altem  Kunst  gestal- 
lte und  gepflegte  Ideal  Bestand  gehabt  hat  und  auch  in  der  spätem  Periode  neben 
dem  pathetischem   der  jttngem  Kunst  wiederholt  und  m.  o.  w.   selbständig   fort- 
^bildet  worden  ist.     Daß  aber  diese  beiden  hier  berührten  Gestaltungen  wenigstens 
^^   ihren   feineren   und   gleichwohl   künstlerisch  bestimmenden  Zügen   nicht  in  ein 
^eaammtbild  zusammengefaßt  werden  können,    bedarf  keiner  weitem  Auseinander- 
*«t«ung. 

Zu  diesen  aus  der  künstlerischen  und  kunstgeschichtlichen  Entwickelung  des 
^emeterideales  selbst  stammenden  Schwierigkeiten  gesellen  sich  diejenigen,  welche 
^^r  monumentalen  Überlieferung  zuzuschreiben  sind. 

Nicht  freilich  als  ob  diese  in  so  besonderem  Grade  dürftig  und  unzulänglich 
^tre;  die  Behauptung  Müllers^),    sichere  Statuen  der  Demeter  seien  selten,    ist 


a)  Yergl.  auch  Gerhard,  Über  den  BUderkreis  von  Eleasis  II.  (Ges.  akad.  Abhh.  U.)  S.  360 
'^  iMk  Anmerkangen. 

k)  dem.  Alex.  Proirept.  I.  p.  60.  Pott, 
e)  BiBdb.  §  357.  Aiiiii.  7. 
<>T*tkeek,  »iMlHi  20 


n.    DIU  KKHAI.Tr 


fl  MdNltMKNTE. 


dem  H&ße  zutreffend ,   wie   e»  vor  einigen  Ht;ii8cheii>] 

n    <lun  ätstuen    gesellen    sicli    Ealilreitlie  UenlcmSler   anderer   Rinvl- 

izen,    Kulicfen  und  Gemülden.     Audi  darT  nun  keineswegs 

iesen  Mondmenten    die  UOttin    so  wenig  charakteriairt  wire,    dsB 


Ht) 


440 

nicht  mehr  L 
mochte,  iiml 
gattnngen  in 
uagen .    daß 

man  si«  nicht  mit  Sicherheit  za  urkennen  und  ?.a  crweiBen  vermöchte :  du  Gegt 
tbeil  iat  in  den  meßten  FiUlen  wahr.  Die  Typen .  welche  wir  kennen .  «ind,  wenn 
anch  nicht  alle .  so  doch  iu  ihrer  Mehrzalil  bedeutsam  und  nicht  M'liwer  venMnd- 
llch  nnd  wir  bedurlen .  um  sie  richtig  zu  bestimmen ,  keineawi-gg  Äußerer  Merk- 
male,  wie  aniche  in  Attributen  nnd  Beiwerk  gc^^eben  sind.  Nur  einheitlich 
sind  diese  Typen  nicht,  des  Gemeinsamen  haben  sie  weder  äußerlich  noch  innt-r- 
liefa  Vieles ,  Ja  sie  stehn  einander  wenigstens  mim  Theil  ho  fem ,  dali  es  »cbwet 
wird ,  anch  nur  gewisse  Grnndzflge  eines  gemeiusAmeu  Ideales  aus  ihnen  zu  erken- 
nen ,  daß  man  rielmehr  unter  dem  Eindrucke  des  einen  oder  de»  sndKm  dieser 
verschiedenartigen  Typen  leieht  in  Gefahr  geräth.  IdealzOge  ids  we*rntlirh  h 
betrachten,  welche  dies  nur  in  bedingtem  Maß  und  wohl  für  gewisse  WeeenüMil«* 
und  Auffassungen  der  Göttin,  nicht  a)>er  fOr  ihr  (inmdwesen  und  für  alle  Anifas— 
snngen  derselben  sind. 

Und  so  kommt  es,  daß,  wenn  man  dieser  Gefahr  entgehn  und  versuchen  will, 
das  wirklich  Gemeinsame  und  Grundlegende  des  Uemulerideales  eusammenxnCwuo, 
man  sich  in  verhaltnißmäßig  engen  Grenzen  halten  muß  and  das  Bild  nicht  eba 
reich  aaszustatten  im  Stande  ist. 

Mit  Kora  aber  verhält  sich  die  8ache  ganz  ahnüHi,  wie  dies  writeriiiu  tfihtf 
nachgewiesen  werden  anll. 

Als  Grundlage  nun  des  Wesens  der  Ueineter  halten  so  ziemlich  alle  äckrlA- 
steller*)  .  welche  iuch  mit  dem  ktlnstlerimchen  Ideale  der  Göttin  befaßt  haliea,  <lei 
Begriff  der  HOtterlichkeit  hingestellt,  welcher,  wie  E.  Brunn*')  richtig  sifil' 
den  einen  ,  sichern  Beatandlheil  des  Namens  Demeter  bildet  und  welcher .  WBi» 
nicht  ihren  ganzen  Mythus ,  so  doch  die  bedeutendsten  und  entscheidendsten  TImiI' 
desselt>en  durchdringt  und  beherrscht.  ITnd  ganz  gewill  kann  es  einen  andsn 
AnagangBpnnkt  l'nr  die  Darstellung  der  k (In stierischen  Gestaltung  der  G^Wi«  nkkl 
geben  nnd  es  wird  sehr  darauf  ankommen ,  die  oberste  Conseqaenz  der  7'liaUu^ 
von  Demeter»  Mütterlichkeit  auch  hier  in  den  Vordergrund  zn  stellen ,  mag  «üestlb* 
auch  je  nachdem  die  eine  oder  die  andere  Seite  im  Wesen  der  Göttin  mehr  W 
Geltung  gebrncht  werden  soll,  mnnnigfacb  modificirt  erscheinen.  Die  oberste  Cw- 
sequenz  aber  von  Demcters  Mütterlichkeit  ist  fllr  die  bildende  Kun«t  ihr«  Ualts- 
nalität.  das  Festhalten  am  frauenhalten  Alter  und  an  Formen .  welche  Dbei  die- 
ses Aller  keinen  Zweifel  Uhrig  lassen.  Malronnle  Bildung  ist  nnn  freilich  lebo 
S.  62)  mit  allem  Nachdruck  auch  fUr  Hera  in  Anepmcb  genommen  worden,  in- 
sofern diese  nicht  anders ,  denn  als  Gattin  des  Zens  gedarhl  werden  kann ;  iM^ 
für  Hera  wnrde  alles  specitisch  Jungfräuliche  und  Madchenhafte  abgtdchnt .  «bfkirli 
wir  von  Cnlten  der  Herabrant  and  des  Heramltdcbens  wissen ,    und   t$  moB  vu" 


■)  0.  Hailer,   Handb.   j  3AT.   ].  2,  Fmierbich,    Gesch.   d«t   grleth.  PUnJk  II    8.  IM  (*< 
für  bitomtle-  offeDbar  -imironolc  Züge  "  lu  lesen  ist),    E,  Rrauii ,  (hlMb.  Oduari.  |  3H.  T 
»chnle  iei  KnrMtnirthol.  S.   lö,  {S  U,   -15.,  Burkhard,  Clceroni-  I.  Aufl.  S.  US  «.  J 

b]  QrlMb.  OSltetl.  i.   t,  0. 


3.    DAS  IDEAL   DER  DEMETER  UND  KO^A.  441 

folgenden  Erörtenmg  vorbehalten  bleiben  ,  zu  nntersaehen ,  welche  Beiührnngsponkte 
und  Vei-schiedenheiten  der   beiden  olympischen  Matronen  und  der   im  Mythos  und 
in  der  bildenden  Kunst  allein    bedeutenden   zwei  Zeusgattinnen   göttlichen  Ranges, 
Hera    und  Demeter  sich  finden  und   feststellen  lassen .     Hier  gilt  es  nur,    vorweg 
bestimmt  auszusprechen ,    daß  Demeter  fast  noch  weniger  als  Hera  jungfräulich  oder 
jBidekenhaft  dargestellt  werden  konnte  und  daß,    wo  uns  jungfräuliche  oder  mäd- 
chenhafte Gestalten  begegnen ,  welche  durch  echte  Attribute  oder  sonstige  unzwei- 
deutige Merkmale  dem  demetrelfschen  Kreise  zugewiesen  werden,    diese,  mit  Aus- 
nahme   allerdings    einer   gewissen    Reihe    von  Mttnztypen,    auf   welche    weiterhin 
(Cap.  IV.)  zurttckzukommen  sein  wird,  entweder,  wie  das  z.  B.  von  der  schönen 
SUtoe  in  Neapel  (Cap.  V.  2.  No.  9,  Atlas  Taf.  XV.  No.  26)  gilt,  Kora  darstelleo 
oder  menschliche  Individuen  einer  bestimmten ,    in  der  Portraitdarstellung  nicht  zu 
verändernden  Alterstufe   angehn,  welche,    wie   das   gar  nicht  selten  geschehn  ist, 
in»  Coattim  der  Demeter  oder  Ceres  —  wenn  nicht    der  Kora  —  dargestellt  wor- 
den sind.     Daß  diese  Bemerkungen  nicht  überflüssig  sind  wird  man  zugeben,  wenn 
man  liest,  daß  der  sonst  so  fein  urteilende  Bnrckhard   (a.  a.  0.)   in  Beziehung  auf 
eine  Statue  in  der  Villa  Borghese ,  auf  deren  Typus  zurttckzukommen  ist ,  schreibt : 
»Ein  späterer  Typus  (der  Demeter)  zeigt  die  Göttin  ohne  das  Matronenhafte, 
vielmehr  mit  dem  süßesten  Reiz  eines  schlank  zu  nennenden  jungen  Weibes  ange- 
tlian;  nur  die  Ähren  in  der  Hand  deuten  an,    um  wen   es  sich  handelt.      Dieser 
Art  ist  die  Statue  in  der  Villa  Borghese^).     Ganz  ungesucht  und  mühelos  scheint 
liier  der  Künstler  das  herrlichste  denkbare  Gewandmotiv  als  Ausdruck  des  edelsten 
Lieibes  und  die   stille,    sinnende  Schönheit  eines  Kopfes   erreicht  zu  haben,    der 
zwischen  Aphrodite  und  den  Musen  die  Mitte  hält. « 

Die  für  Demeter  prinzipiell  zu  fordernde  Matronalität ,   welche   sich  nicht  so- 
wohl, wenigstens  nicht  durchgängig,  in  der  Darstellung  eines  hohem  Lebensalters 
knadgiebt  (denn  dem  widersprechen  besonders  manche  der  schon  so  eben  erwähn- 
ten schönen  Köpfe  auf  Münzen) ,  als  vielmehr  in  einer  jungfräulichen  und  mädchen- 
^ften  Gestalten  fremden  Fülle  der  Formen   des  Busens,    des  Leibes,    der  Glieder 
lad  des  Gesichtes,    femer  in  einer  von  allen   leichten,   reizenden   und   koketten 
Motiven  entfemten  Gewanduug,    eignet  nun  nicht  einer  oder  der  andern  kunstge- 
B^chtlichen  Entwickelungsstufe  des  Demeterideales,   sondem  ist  thatsächlich  allen 
S^iiHinsam.     Sie  findet  sich  mit  aller  Entschiedenheit  in  der  Demeter  des  östlichen 
^^»Ikenongiebels  (oben  S.  422  f.)  ,  in  dem  eleusinischen  Relief  (S.  427  f.)  so  gut 
^  in  den  Statuen ,  welche  den  weiblichen  Figuren  dieses  Reliefs  entsprechen ,  der 
^itolinischen  (Cap.  V.  No.  5.)  und  der  Albanischen   (Cap.  V.  No.  20.)  und  end- 
'^  »  der  knidischen  Statue    (Cap.  V.  No.  1.),   also  zunächst  in  den  kunstge- 
^ckttieh  bedeutenden  Monumenten ,  welche  mehre  der  Hauptentwickelungsstadien 
^^  Demeterideales   in  den  maßgebenden  attischen  Schulen  darstellen.     Sie  begeg- 
^^^  uns  aber  wieder  und  immer  wieder,   je  weiter  der  Weg  durch  die  erhaltenen 
^oaionente  fortgesetzt  wird  und  man  darf  also  behaupten ,  daß  das  tiieoretisch  Ge- 


«)  Gemeint    ist    die  unten    Cap.  V.  2.    Kort  No.   5  besprochene   Statue    in    der  Camera   di 
^^none  No.  4. 


4Att 


442 


n.    DIE    ERHALTENEN    UOKÜHENTB. 


forderte    nherall .     ganz    voreinzelte    AuBDahmen    der  apätem  Z«it»)  ,    beaonden 
Betreff  der  Gewandung  abgerechnet ,   thataftchlich  bestätigt  wird. 

Ändert!  verbitit  es  »io}i  mit  dem  Typns  der  Kura.  den  nuui  principiell  e)>en 
so  entuciii^den  jungfräulich,  ja  im  VerhÄltniß  znr  Mutter  mädchenhaft  «11*^6- 
prftgt  erwarten  sollte ,  wie  denjenigen  der  Demeter  matroiial ,  wenn  hier  nicht  die 
Hchon  früher  berührte  selbständige  Bedeutung  Koras  (als  Despoinal  in  manchen 
Cniten  nnd,  ganz  abgeeehn  von  ihrer  Stellung  als  ünlerweltskönigin  Persephone. 
ihre  nahe  Gesellung  zu  Demeter  in  anderen  Culten .  namentlich  auch  in  den  atti- 
Hohen.  auf  eigen thümli che  Weise  modificirend  eingewirkt  hätte  (vgl.  auch  oben 
8.  127  und  429.).  Nim  sind  ja  leider,  wie  ans  der  Übersicht  im  vorigen  Capitel 
hervorgeht,  die  kunstgu schichtlieh  maßgebenden  Koradarstellnngen  in  viel  zn  ge- 
ringer Zatil  llberliofert ,  um  uds  zu  einem  Hichern  Urteil  über  die  Elntwickeloog 
diese»  Typits  zu  befähigen;  allein  wenigstens  die  Keime  einer  doppelten  Bil- 
dnngareihe  dürfen  wir  doch  wohl  in  der  Gruppe  aus  dem  Parthenongiebel  einei^ 
seits  und  in  dem  eleusiniachen  Relief  andererseits  zn  erkennen  glauben.  Denn 
wenn  in  diesem,  wie  schon  oben  (S.  427  ff.)  bemerkt  wurde,  die  Gestalten  der 
Mutter  und  der  Tochter  in  Beziehung  auf  die  dargestellt«  Altersstufe  nnd  auf  die 
Kürperbildung  so  gut  wie  gar  nicht  unterschieden  sind,  so  finden  wir  dagegen  in 
der  Gruppe  aus  dem  Parthonongiebel  diese  Unterscheidung  vor.  allein  doch  eben- 
falls mehr  nur  angedeutet,  ah  durchgeführt  und  ganz  gewiB  nicht  so  scharf  her— 
voi^ehoben ,  wie  man  dies  bei  dem  Gegensatze  der  Tochter  gegen  die  Matter 
erwarten  sollt«  nnd  wie  man  sie  z.  B.  bei  dem  Typns  der  Hebe  gegenOber  dem- 
jenigen der  Hera,  wenn  Kekulä'*)  den  erstem  richtig  erkannt  nnd  bestimmt  hat. 
findet. 

Für  die  spätere  Kunst  dagegen  ist  eine  bestimmte  Herausbildung  Ars 
Mädchentypus  der  Kora  gegenüber  dem  Matrouentypus  der  Demeter  in  ciwi 
Anzahl  von  Monumenten,  wie  z.  B.  der  schon  erwähnten  neapeler  und  der  Borghr- 
sischen  Statue  sowie  in  einigen  Reliefen  gewiß  nicht  /.u  längnen.  Nur  darf  mu 
nicht  vergessen,  daß  wir  schwerlich  im  Stande  sind,  nachzuweisen,  von  wo  miJ 
von  welcher  Zeit  die  Ausprägung  dieses  Typus  ausgegangen  ist.  wenngleich  nui 
sain  Vorhandensein  in  der  praxi teliischen  Gruppe  «Flora,  Triptolemus,  Ceres«  aharn 
mag.  Und  auch  das  darf  man  nicht  Qberscbn  ,  daß  neben  dem  jugendlichen  Kun- 
tjTins  ein  anderer  fortbestand ,  in  welchem  die  Göttin  den  matroualen  Formen  ihrer 
Mutler  mehr  oder  weniger  angenähert  erscheint  und  daß  eben  deshalb  whtin  U 
HUller  (Handb.  §  ;t^7  Anm.  lit  mit  Kecht  gt^sagt  hat,  daß  die  Trennung  der  Ucmt^ 
ter  nnd  Kora  in  den  Kilpfeu  der  Münzen  (in  vielen  Filllen)  schwierig  aei.  Sie  ist 
es  in  der  That  nicht  blos  in  diesun ,  sondern  noch  in  manchen  anderen  HonoiMt- 
ten  und  zwar  um  so  mehr,  da  auch  die  äußerlichen  Merkmale  in  Attributen  ni 
Beiwerk  vielfach  keine  Unterscheidungszeichen  zwischen  beiden  Göttinnen  »bgebM. 
vielmehr  unter  ihnen  so  gut   wie  imteracheidungslos  wechseln. 

Wenn  man  nun.  um  auf  Demeter  zurOckznkommen  und  zugleieh  slneB  idMa 
oben  berQhrten  Punkt  näher  zn  prüfen,  fragt,    ob  und  in  wiefern  üoli  die  Tffn 


1)  So  1.  B.  dte  Damater  in  4em  WuidgemUde  1 
Wand«.  No.  Vi.  Atl»  Ttl.  XIV-  No.  9. 
h)  Heb«,  betooden  S.  «1  ff.,  S.  T^  ff, 


I  dw  Cu>  d«l  Dkii^lo  In  P 


3.    DAS  IDEAL   DER  DBMETEB  UND  KOSA.  443 

der  Demeter  nnd  der  Hera  unterscheiden  lassen,  so  wird  die  Antwort  aller- 
dings nicht  verneinend  auszufallen  haben,  sie  wird  sich  aber  keineswegs  als  so 
einfach  herausstellen  wie  etwa  derjenige  glauben  möchte,  welcher  Hera  als  die 
ebenbürtige  Zeusgemahlin  und  als  stolze  Himmelskönigin  und  Demeter  als  die  Göt- 
tin des  Landbaus  und  der  Ackerfruchtbarkeit  auffassen  wollte.  Auf  keinen  Fall 
kann  man  sich  auf  die  Weise  mit  der  Sache  abfinden,  wie  es  0.  Müller  (Handb. 
§  357.  6.)  zu  thun  versucht  hat,  wenn  er  sagt:  »Demeter  erscheint  matronaler 
und  mütterlicher  als  Hera,  der  Ausdruck  des  Gesichtes,  welches  nach  hinten  das 
Oberkleid  oder  ein  Schleier  verhüllt ,  ist  weicher  und  milder ;  die  Gestalt  erscheint, 
in  vollständig  umhtUlender  Kleidung,  breiter  und  voller,  wie  es  der  Allmutter 
{Tca[L[L-qxü}p ,  iraY^svireipa  [?])  ziemt.«  Ja  es  dürfte  schwer  zu  sagen  sein,  an 
welche  Art  von  Monumenten  Müller  bei  dieser  allgemein  gehaltenen  Schilderung 
gedacht  haben  mag,  welche  in  einigen  Zügen  auf  gewisse  Darstellungen  zutrifft, 
während  sie  in  ihrer  Gesammtheit  durch  vielleicht  kein  einziges  Monument  gedeckt 
wird.  In  doppelter  Weise  unzutreffend  ist  insbesondere  die  Hervorhebung  des 
Schleiers  oder  Schleiergewandes  bei  Demeter,  da  einerseits  dies  Kennzeichen  sehr 
vielen  und  sehr  schönen  Darstellungen  der  Demeter  fehlt,  während  es  sich  ande- 
rerseits bei  nicht  wenigen  Bildern  der  Hera  findet.  Will  man  einen  von  der  Klei- 
dung oder  dem  Schmuck  hergenommenen,  also  einigermaßen  äußerlichen,  immer- 
hin aber  künstlerisch  wirksamen  Unterschied  zwischen  beiden  Göttinnen  hervor- 
heben, so  wird  man  sagen  dürfen,  daß  Demeter  in  keinem  maßgebenden 
Monumente  mitderStephane  ausgestattet  erscheint  ^^j ,  welche  im  Großen  und 
Ganzen  genommen  für  Hera  charakteristisch  genannt  werden  darf,  obgleich  ja  auch 
Hera  dieselbe  nicht  immer  und  obgleich  nicht  sie  allein  diesen  Hauptschmuck  trägt. 
Im  Übrigen  wird  man  von  der  Aufstellung  allgemeiner  Unterscheidungsmerkmale 
absehn  müssen  und  vielmehr  die  unter  einander  merkbar  verschiedenen  Classen 
von  Heradarstellungen  und  die  eben  so  wohl  verschiedenen  Classen  von  Demeter- 
darstellungen mit  einander  zu  vergleichen  und  von  einander  zu  unterscheiden  haben. 
Und  wenn  sich  dabei  auch  herausstellen  wii*d,  daß  sich  die  Gestaltungen  beider 
Göttinnen  auf  fast  keinem  Punkte  bis  zur  UnUnterscheidbarkeit  berühren,  so  ist 
ein  solches  Ergebniß  doch  ein  weit  anderes,  als  dasjenige,  welches  bisher  in  ein 
paar  principiell  und  allgemein  giltig  klingende  und  dennoch  nur  halbwegs  gerecht- 
fertigte Sätze  zusammengefaßt  worden  ist. 

Die  relativ  größte  Verwandtschaft  findet  sich  nicht  zwischen  allen,  wohl 
aber  zwischen  einigen  sitzenden  Gestalten  der  Hera  und  Demeter.  Die  Statue 
von  Eüiidos  freilich  würde  Niemand,  auch  abgesehn  von  ihrem  höchst  charakteri- 
stischen Kopf,  ihrem  ganzen  Habitus  und  ihrer  Gewandung  nach  mit  Recht  als 
Hera  erklären  dürfen  oder  eine  ähnliche  Gestalt  im  Bilderkreise  der  Hera  nach- 
zuweisen im  Stande  sein ,  fraglich  dagegen  möchte  erscheinen ,  ob  man  mehr ,  als 
gelinde  Mittel  der  Veränderung  in  Attributen  und  Schmuck  nöthig  hätte ,  um  Hera- 
figoren  wie  die  der  späteren  Reliefe  und  Wandgemälde  aufTaf.  IX.  No.  30  —  32, 
Taf.  X.  No.  25  und  26  des  Atlas  in  Demeterfiguren  oder  eine  Demeter  wie  die  in 
dem  schon  genannten  Gemälde  aus  der  Casa  del  naviglio,  Atlas  Taf.  XIV.  No.  9. 
oder  wie  diejenige  in  dem  Sarkophag  von  Wiltonhouse  Atlas  Taf.  XVI.  No.  3. 
in  eine  Hera  umzuwandeln  oder  hinflberzuftlhren ,  um  von  der  Gestaltung  beider 
Göttinnen  in  Vasenbildem  ganz  zu  schweigen.  .  Eben  deswegen  wird  sich  auch  bei 


444 


11.    DIE    EBHAI.TENKN   MOKÜMEKTE. 


einzelnen  Statnen.    wie  z.  R.  bei    der  schon   oben  8.  110  f.    in  diesem  SiniU 
sproobenen  ehemal»  Rondaninischen ,    jetzt  verschollenen,    nicht   mit    voller  Sicher- 
heit entacheideo  lassen,  ob  sie  die  eine  oder  die  andere  Göttin  darstellen.     D«ge- 
gen    sind   die  Verschiedenheiten  2wi»chen    den  aämmtliehen  ClaBBen    der    stehenden 
Hera-  nnd  Demeterfiguren  in  der  Art  cnnslant  nnd  durcb^rreifend ,   daß  ihrer  nicht 
eine    einzige    eich    als    ftlr    beide  Göttinnen  premeinsam   aachwi^iDcn  läßt,    eine    Be- 
hauptnng ,    welche   sich    hier    ohne    den  EritrteniDgen  nnd  Nacbweisiingen    der  fol- 
genden   Capitel    vorzugreifen    allerdings    nicht   erbftrten.     »ondem   nur   ausaprecfaeD 
lißt.      Damit  sotl    nun  freilich  nicht  gesagt  sein,    daß   gewisse  Heragestalten ,    wie 
I.  B.   der  frauenhaft    atille  Typus  der  Statue  Atlas  Taf.  X.  No.  35  oder  des  R»- 
liefs  daselbst  No.  23  an  sich  ungeeignet  sein  würden,   Demeter  darzustellen,    daß 
alBO  ein  schlechthin  prinzipieller  Üoterschied  nwischen  jeder  Bildung  der  eiuen  oder 
der   andern  Göttin    stAttfinde ;    aber  es  wird  doch    acfawerücb  mehr  als  dieser  eise 
Typus  der  Hera  auch  für  Demeter   und  kaum  irgend   ein  nachweisbarer  Üemeter- 
typna  mit  Ausnahme  etwa  dessen  der  Albanischen  Statue  Atlas  Taf.  XIV.    No.  II. 
für  Hera   passend    erscheinen,    und   zwar  auch  dieser   nur  deshalb,    weil  er,    wia 
jener   Heratypns,    Nichts  als  schlichte  Matronalit&t  zur  AnNcbannng   bringt.     Die 
anderen  Gestaltungen  der  Hera   wie    der  Demeter  vertreten  dagegen  so  specifi»ebr 
Seiten  im  Weaeu  der  einen  und  der    andern  Göttin,    daß    es  nicht  Zufall    genaant 
werden  kann .    wenn   die  Kundt   in   der  Bildung  heider   Göttinnen   &ich   nirgendwo 
begegnet  ist.     Dnd  zwar  veranscb-anlicben  uns.  wahrend  wir  in  den  verschiedeiei 
Olassen  der  Herafiguren  bald  die  <ilympische  Königin .   bald  die  ehesegnende  Tekii 
und  bald  die  stille,   ernste  Schutzgöttin    der  Matronen    erkennen  mögen,    die  Dtr- 
stellungen   der  Demeter    in    Sl&tuen ,    denen    andere    Gattungen    von    KanstwerkH 
m.  4.  w.  entsprechen  oder  sich  anreihen .   so  weit  nicht   eine  bestimmte  Hudloif 
and  eine   durch  diese   bedingte  Situation   in  Frage   kommt .   einmal  In  bald  iB«hi 
großartiger  nnd  feierlicher,   hieratischer,   bald  mehr  anmathiger  Entwickelnng  dii* 
große  Göttin  der  Mysterien,  sodann  die  erhabene,   aber   milde  Spendt- 
rin  des  Segens  und  der  Nahrung,  drittens  die  er nate.  aber  nicht  tTaneni( 
Matrone,    welche   man   als  die    Stifterin    des    Ackerbaues.    Tielleiebl  •!> 
Tbesmophoros   fassen   kann.     In   diesen  Typen,    welche   ihres  Ortes   im  EinEelsM 
nachgewiesen    und   behandelt    werden    aollen,    durfte   das   künstlerische   Ideal  dct 
Demeter .    sofern   die    ganne    Gestalt   in    liede    steht    und  es    sich  nicht  tun  Uodifi- 
cationen  nach  einzelnen  Culten  und  Beinamen .   sondern  nm  die  aus  der  poetiKiWB 
Nation alvorste Hang  abgezogene  Gestaltung  handelt,    gegeben  sein. 

Wenn  nun  dieses  Ideal  kein  einheitliches  ist,  wenn  sieh  vielmehr  in  dM  p- 
numlen  Typen  das  Wesen  der  Demeter  nach  seinen  verschiedenen  Seilen  gki«^ 
B«ID  auseinanderlegt,  so  versteht  es  sich  wohl  von  selbst,  daß  uneli  von  eii«i 
einheitlichen  Ideal  in  der  Gestaltung  des  Kopfe»  der  Göttin  k>>i' 
Rede  sein  kann.  Es  sind  freiLch  nicht  die  den  genanntun  Typ«Bchusei  (!b1- 
sprechenden  Köpfe  überall  erhalten .  auch  keineswegs  alle  erlialtenei) .  aofem  n« 
zu  den  Statuen  gehören .  von  künstlerischer  Uedeutung .  der  künstlerisch  wabfii'' 
bedeutenden  statuarischen  Demeterköpfe  ist  vielmehr  eine  sehr  geringe  Zahl  Al«^ 
auch  sie  vertreten  kein  einheitliches  Ideal ,  vielmehr  muß  unter  ihnen  viir  •Ik" 
Dingen  ein  kunstgeschichtlieh   älterer   und  ein  jüugoror  Typus  nntoTsckieJ« 


3.    DAS  IDEAL  DEB  DEMETER  UND  KORA.  445 

werden y  jet^ßi  in  erster  Linie  vertreteii  durch  den  Kopf  der  capitolinischen, 
dieser  ganz  besonders  durch  denjenigen  der  knidischen  Statne^^j. 

80  sehr  aber  auch  diese  beiden  höchst  vortrefiflichen  Statnenköpfe  im  Vorder- 
gründe des  Interesses  stehn  mögen,    so  wenig  darf  man  sich  auf  sie  beschränken, 
wenn  es  gilt,  sich  über  das  Demeterideal  in  seinen  allgemeineren  und  in  den  be- 
sonderen Zügen  setner  Varianten  Rechenschaft  zu  geben ,  vielmehr  muß  eine  mög- 
lickst  breite,    aber  auch  eine  möglichst  feste  Basis   der  Beui-teilung  in  den  erhal- 
tenen Monumenten  gesucht  werden.     Daß  aus  diesen  eben  deswegen  zunächst  alle 
sweifelhafken  auszusondern  sind,    versteht  sich   so  von  selbst,    daß   es  nicht  aus- 
gesprochen zu  werden  brauchte,    wenn  es  sich  nicht  darum  handelte,    wenigstens 
summarisch  die  unsicheren,    also  nicht  zu   berücksichtigenden   Denkmäler  zu  be- 
zeichneii.     Als  solche  aber  haben  nicht  nur  die  allermeisten  Statuenköpfe  zu  gel- 
ten ,    weil   dieselben ,    abgesehn  von   den   nicht   sicher  bekannten  ^)  ,    zum  größten 
Tlieil  entweder  modern^)  oder  als  modern  verdächtig,    oder  weil   sie  unbedeutend 
oder  porträthaft ^)  sind,  oder  weil  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  Statuen,    welche  sie 
tragen ,  zweifelhaft  ist®] ;  sondern  es  muß  auch  eine  beträchtliche  Zahl  der  Köpfe 
auf  den  Mfinzen  hier  ausgesondert  werden ,  weil  es ,   wie  schon  erwähnt ,    vielfach 
schwer,  ja  unmöglich  ist,    dieselben    in  sicherer  Weise  von  Koraköpfen  zu  unter- 
seheiden. 

Der  Apparat,  mit  welchem  man  zu  arbeiten  hat,  um  ein  möglichst  allgemein 
gütiges  Urteil  über  das  Ideal  des  Demeterkopfes  zu  gewinnen,  würde  der  Haupt- 
Mehe  naeh  dieses  sein.  Erstens  von  Statuenköpfen  derjenige  der  capitolini- 
«lieii  Statue^)  unter  Vergleichung  der  nächsten  Verwandten  derselben,  d.  h.  der 
großen  Statue  in  der  Rotunde  des  Vatican  ^)  und  der  Statue  im  Giardino  Boboli  ^) , 
femer  der  Kopf  der  Statue  in  der  Villa  Albani ')  und  drittens  derjenige  der  Statue 
▼on  KnidoB^).  Daneben  sind  die  Köpfe  der  Demetergestalten  einiger  Reliefe, 
so  namentlich  des  eleusinischen  und  der  beiden  pariser^)  zu  berücksichtigen,  mit 
welclien  sich  die  überwiegend  hieratisch  gehaltenen  einiger  der  besseren  Terra- 
kotten™) vergleichen  lassen.  Weiter  kommt  eine  Anzahl  schöner  und  in  ihrer 
Bedeutung  nicht  zweifelhafter  Münzen  in  Frage ,  welche  ihres  Ortes  namhaft  ge- 
inacht  werden  sollen,  und  endlich  werden  einige  Wandgemälde  zu  vergleichen 
^in,  obwohl   deren   heutiger  Zustand   ein    sicheres   und  eindringliches  Urteil  er- 


i)  S.  Atlas  Taf.  XIV  N.   13  und  No.  14. 

b)  So  derjenige  der  sichern  Statue  Torlonia  bei  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  430.  776. 

c)  So  derjenige  der  sichern  münchener  Statue  bei  Clarac  a.  a.  0.  434.  789,  der  florentiner 
^  den  Urfltien  No.  187  (vgl.  Dütschke  ,  Ant.  Bildwerke  in  Oberitalien  U.  S.  36  zu  No.  72.), 
^  P»nmi»»clieD  das.  438  C.  776  A  (Atlas  Taf.  XIV.  No.  24). 

d)  So  deijenige  der  sichern  tunisischen  Statue  Atlas  Taf.  XJV.  No.  23.  der  vaticanischen 
*>ei  Clarac  a.  a.  O.  424.  757. 

e)'So  bei  der  vaticanischen  Statue  b.  Clarac  a.  a.  0.  431.  778. 

f)  Atlas  Taf.  XIV.  No.   IH  und  20. 

1)  Atlas  Taf.  XIV.  No.  22. 

h)  Dütschke,  Ant.  Bildwerke  in  Oberitalien  11.  S.  36  No.  72,  in  Photogra{>hie  vorliegend. 

i)  Atlas  Taf.  XIV.  No.   11. 

k)  AtUs  Taf.   XIV.  No.   14  und   19. 

1)  Atias  Taf.  XIV.   No.  8 ,  No.  2  und  No.  5. 

m)  S.  nnten  Gap.  V.  Terracotten ,   besonders  unter  e. 


4M 


Ziki, 
Dw   i[««r<   I<eai  bb  fsftt  ii«  &«ttia    ia  ihrca  Terkiltiifi  in 

4ai  jtar^r«  I4eal.    eiBi  l<iwifri>  &^  j^iffirrhr  ^tiiBr.   »«kjeetirere  Be- 
ve^BB^  i«  4eB  Geattke  4er  Deaeter  k«t«Bt.  Ikm^emiä  tt§gi  derKtpf 

vekk»   ia  4em  Ha^ts^tm  EcfrtfCBtrHdBB  £eH»  lyp».   dfem  eln«»- 

kei  40  opiieiäüickcB  cmmt  4n  Aaniiik  rskirea  akcr  4»iTfcfn  mildei 
Ersitei.  v«kk«r  bd  4a-  runüickeB  Scatoe  wgir  k»  la  cnen  Aaflige  foi 
Fir— dfirktfeit  kiaibefffeftkn  in.  4«-  eatMkie^ewr  iv  Gdnng  koauMB  wtlide, 
wtmm  der  Kopf  veai^er  ^arr  aaf  4eB  Habit  iiiaüi  »i  &  siafte  Xeigug  dM- 
jewrc«  4a'  capitoizais^kea  Scatae  kcälfie.  Ämf  iätstm  Aaüiiatk  wl4eB  od  nr 
Freaa41j^keit  kiaaeirea4^a  Eiasi»  Ls4  t>€tmhmr  4a»  «aisckei4ea4e  Gewicht  a 
kfca.  4'«a  ia  ihm  tritt  dk-  ideale  AUskkt  de»  Eiiada»  aai  klarstea  zu  Ti^, 
ia  Om  kt  zarlekk .  veaa  aark  ia  sekr  feiaer  Weüe .  4er  üaterstkied  des  Dea»- 
terideales  roa  deai  der  Heia  aas^e^ppwk^a.  Verstärkt  wird  dieser  Uatencbied 
dmck  die  bei  eat^ekiedea  aatroaalea  Forsea.  eiaem  Demlick  laagei,  aber 
FoUea  Oial  de»  Crer^iektei.  ADl^ea  Waa^ea  aad  iaaf^raadeteia  Kiaa,  entsdiie- 
dea  kerrortreteade  Sekliektkeit  der  jraaxea  Ersekeiaaa^.  welebebeidM 
[seoaBatea  Stataea  aad  bei  da  fiel  veai^a  £ck$Bea  ioieatiaer  im  Weseiitliekfli 
dieselbe  ist.  Den  Haare  feklt  der  Scksaek  Toa  Stepkaae  oder  Ampyx, 
aar  eia  gaaz  scbaiales  Baad .  vekkes  xom  Hattea  da  OpistkospkeadoiM  nSdiig  i^ 
begt  kiata  des  Tordera .  ztealick  stark  gevelltea  Tkeile .  wikread  der  SeMd 
eiafaek  glatt  gestriehea  aad  das  Haar  kiatea  ia  eiae  Ueiae  Haabe  xosammeig»' 
faßt  ist.  eiae  GesanuntaBordavag.  veleke  sick  bei  keiaem  eiazigen  Herakopfe vie- 
derkolt  oad  velehe  dieser  gegeatber  etwas  aasge^prockea  Eiafaekes,  man  mllckte 
sagea  Hloslicbes  oad  gewiß  beabsiektigt  weaiger  Voraebmes  oad  PricbtigM  hat. 
Dies  gilt  nieht  oiinder  ron  dem  im  Übrigen  ziemlicb  abweicbead  gestalteten  Kopfe 
der  Albani'sckea  Sutne  Atla«  Taf.  XIY.  No.  1 1  .  welcker  gaaz  mit  einer  m^ 
anliegenden  Hanbe  Kekrrpbalos  bedeckt  ist.  ans  welcber  nur  an  den  Sehttte 
einige,  ziemlicb  krause  Haare  hervortreten.  Und  ziemlicb  dasselbe  wird  miDSMk 
Yon  dem  jfingem  Ideal  in  der  knidi sehen  Statne  sagen  dürfen .  wenn  man Omi 
yerschleierten  Kopf  mit  verschleierten  Heraköpfen  vergleickt.  bei  denen  die  Stq^mBr 
welche  dem  Demeterkopfe  fehlt .  anck  den  Schleier  mehr  wie  ein  Sckmnefatlet 
als  wie  eine  VerhoUang  wirken  ULßt.  Man  wird  hiemach  schwerlich  irren,  witf 
man  diese  Schlichtheit,  man  kann  sagen  Anspruchslosigkeit  als  einen  charak- 
teristischen Zug  im  Demeterideal  betrachtet,  und  zwar  als  einen  im  We- 
sen der  Göttin  tief  begründeten  und  wird  sich  daher  nicht  zu  wundem  habeit 
ihn  in  den  Reliefen ,  so  verschieden  sie  unter  einander  sein  mögen .  in  einer  p^ 
Anzahl  von  Münzen,  namentlich  den  unter  No.  1  — 12.  15  und  16  der  VH. 
Mttnztafel  abgebildeten  und  endlich  in  nicht  ganz  wenigen  Vasenbildeni  wi^de^ 
zufinden.  Viel  schwerer  wird  man  sich  darüber  Rechenschafit  geben  können,  wim» 
^^  nicht  allen  Erscheinungen  der  Göttin  gemeinsam    ist ,    namentlich  wanun  er  n 


3.    DAS  IDEAL   DEB  DEMETER  UND  KORA  447 

OTwiegend  den  meisten  an  sich  so  schönen  Köpfen  auf  Mtinzen  (s.  No.  13 — 35 
d  37  der  VII.  Mttnztafel)  einem  m.  o.  w.  zierlichen  oder  stattlichen  Anfpntz 
ikt  Mos  in  der  Haaranordnnng  und  mit  dem  Ährenkranze,  sondern  anch  mit 
nrringen  nnd  Halsbändern  Platz  gemacht  hat.  Aber  freilich  ist  dies  nicht  die 
ixige  Frage ,  weiche  den  Münzköpfen  gegonflber  unbeantwortet  bleibt ,  das  größere 
;tli8el  ist ,  wie  es  zugegangen ,  daß  die  Mehrzahl  derselben  auch  von  der  Matro- 
lität  der  Demeter  gar  so  wenig  bewahrt  hat,  welche  doch  nicht  nur  eine  theo- 
äscbe  Forderung,  sondern  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Monumente  aller 
deren  Kunstgattungen  eine  unbestreitbare  Thatsache  ist.  Wenn  außer  den  Mttnz- 
pfen  die  Terracottastatuetten  der  Demeter,  diese  aber  unter  Wahrung  der 
itronalität,  von  der  Schlichtheit  der  Erscheinung  in  Statuen  und  Reliefen  ab- 
ziehen und  eine  wenigstens  in  einzelnen  Fällen ^)  sehr  stattliche  Figur  bie- 
n ,  so  wird  man  dies  weniger  daraus  ableiten  dürfen ,  daß  es  sich  hier  um  Kunst- 
nrke  eines  untergeordneten  Ranges  handelt,  in  denen  feinere  Züge  des  Ideales 
eht  recht  erfaßt  sind,  als  vielmehr  es  daraus  zu  erklären  haben,  daß  einerseits 
e Terracotten  ganz  besonders  die  große  Mysteriengöttin  veranschaulichen 
oUen,  welche,  was  die  Gesammtgestalt  anlangt,  auch  in  Marmorstatuen 
eittus  erhabener  und  großartiger  erscheint,  als  der  bisher  besprochene  Typus ^j 
id  daß  der  mächtige  Kala t hos,  mit  welchem  das  Haupt  der  Demeter  in  mehren 
emcotten  bedeckt  ist,  schon  an  und  für  sich  dem  ganzen  Bild  etwas  Feierliches 
id  Prächtiges  giebt,  welches  auf  die  Haltung  der  Figur  und  namentlich  auf  die 
ttdimg  des  Kopfes  zurückwirkt. 

Auch  bei  dem  Jüngern,  in  erster  Reihe  durch  den  Kopf  der  knidischen 
tstoe  vertretenen  Ideale  fUllt  das  Hauptgewicht  auf  den  Ausdruck,  obgleich 
Bek  die  Formen  für  die  mütterliche  Göttin  in  hohem  Grade  charakteristisch  sind. 
^Ausdruck  aber,  weicher  den  Kopf  der  knidischen  Statue^)  sehr  bestimmt 
OB  dem  altern  Ideaitypus  scheidet  und  der  sich  weiterhin  bei  keiner  ein- 
igiMi  Göttin  wiederfindet,  ist  ein  so  ausgesprochen  schmerzlicher,  daß 
ttn  in  der  That  sagen  kann,  diese  Demeter  werde  oltzo  t%  aop-cpopa;  erkannt. 
Yvr  daß  dieser  Schmerz  nicht  etwa  auf  ein  gegenwärtiges  Leiden  hinweist 
(der  als  ob  er  etwas  Erregtes  und  Leidenschaftliches  hätte ;  dies  ist  so  wenig  der 
Ul,  daß  er  sich  vielmehr  mit  einem  milden  Ernst  verbindet,  in  welchem  man 
ii  Band  zwischen  diesem  jungem  und  dem  altem  Typus  erkennen  könnte.  Wie 
ii  Hauch  von  Wehmuth  liegt  er  auf  dem  ganzen  schönen  Antlitz;  die  leise 
landen  Lippen  des  sehr  bestimmt  gezeichneten  Mundes  und  der  etwas  erhobene 
Bek  der  ganz  eigen thümlich  schwärmerischen  Augen,  welcher  wie  suchend 
>  inbestimmte  Ferne  hinaus  geht ,  sind  die  einer  Frau  und  Mutter ,  welche  eine 
He,  nie  heilende  Wunde  durch  den  Verlust  eines  geliebten  Kindes  still  im  Her- 
tt  trägt,  eine  Trauer,  welche  sie  nicht  zeigen  will  und  zu  verbergen 
•eh  nicht  im  Stande  ist. 

Dies  aber  ist  in  dem  schönen  Kunstwerke  von  einem  großen  Meister  mit  einer 


t)  So  besonders  in  der  eleusinischeii  Figur,  abgeb.  Archaeolog.  Zeitung  von  1864.    Taf.  191. 
b)  Vergl.  Cap.  V.  Dritte  Classe,  besonders  die  beiden  ersten  Nummern, 
t)  Yergl.  dessen   fein  eingehende  Analyse   in  dem  Aufsatze  Brunns   in  den  Transact.  of  the 
•odetf  of  Uteratare  Vol.  XJ.  new  series  p.  7  sq. 


448  II.  WE   EBHALTEKEN  MOMÜMXIÜTE. 

solchen  Feinheit  gegeben ,  daß  man  Gleiches  oder  Ähnliches  nalOriieh  so  leidil  in 
anderen  Denkmälern  nicht  wiederfinden  wird;  daß  aber  diese  stille  Traurigkeit 
dennoch  nicht  dem  knidischen  Kopf  allein  eigen  ist ,  sondern  daß  sie  als  ein  allge- 
meinerer Zug  im  Demeterideale  der  jungem  Zeit  gelten  darf,  wird  dadurch  bewie- 
sen, daß  er  sich  in  wenigstens  einer  Andeutung  in  dem  schönen  Kopfe  der 
delphischen  Mttnze  (Mttnztafel  VII.  No.  9) ,  gesteigert  in  demjenigen  der  teges- 
tischen  Mttnze  (das.  15)  und  in  dem  Kopfe  des  Wandgemäldes  ans  der  casa  del 
questore  (Atlas  Taf.  XIV.  No.  lOj  wiederfindet. 

Eine  gute  Strecke  weiter  können  wir  gewisse  formale  Eigenthttmliek- 
keiten  des  Kopfes  der  knidischen  Statue  durch  andere  Monumente  verfolgen.  Di£ 
die  verschleierten  Demeterköpfe  der  Mttnzen  (No.  t  — 12),  besonders  die  entoD 
beiden  (Faros  und  Byzanz) ,  dann  No.  4,  5,  9,  10  und  12  (von  Petelia,  Apliro- 
disias ,  Delphi ,  Leontini  und  Korinthj  eine  allgemeine  Ähnlichkeit  mit  dem  Ststoei- 
köpfe  haben,  wird  man  nicht  verkennen,  No.  1  —  3  und  No.  9  insbesondere  lei- 
gen  aber  auch  die  weichen  Formen  der  Wangen  und  das  fällig  gerundete  Km 
welche  den  Formencharakter  des  knidischen  Kopfes  besonders  bestummen,  dessen 
wenig  gewelltes ,  das  Licht  in  gleichmäßig  milden  Reflexen  zurückwerfendes  Haar 
außerdem ,  entschieden  wie  blond  wirkend,  der  ATj^irj-n^p  Eavih^  oder  der  flava  Cens 
entsprechend  gearbeitet  ist. 

Wenn  es   schwer  ist,    über  das  Demeterideal  allgemeiner  Giltiges  und  Zutie^ 
fendes  zu  sagen ,    das  weder  nur  aus   theoretischen  Forderungen   abgezogen  naA 
ausschließlich  an  einzelne  Monumente  angeknüpft  ist,  so  wird  dies  bei  dem  Ideale 
der  Kora,  so  wie  unsere  monumentale  Überlieferung  bisher  beschaffen  ist,   fas^ 
zur  Unmöglichkeit.  Denn  Alles ,  was  wir  an  sicheren  Koramonumenten  besitzeB- 
beschränkt  sich ,  da  die  Sarkophage ,  welche  ihren  Raub  darstellen,  hier  so  wessS 
wie  bei  Demeter  in  Betracht  kommen  und  da  die  Terracotten  und  die  Vasenbüd^ 
uns  bei  der  Forschung  nach  dem  Idealtypus  der  Göttin  auch  nicht  eben  viel  lehret 
können,  außer  den  Münzen  mit  ihrem,  zum  Theil  inschriftlich  gesicherten  Kopf^ 
(Münztafel  Vll.    No.  HS  —  51)  hauptsächlich    auf  zwei   ganz,    auch  mit  dem  K<^J^* 
erhaltene  Marmorstatuen,    einerseits  die  von  Knidos    (Atlas  Taf.  XV.   No.  29/* 
welche  einen  streng  hieratischen  Typus  zeigt,  und  andererseits  die  das  Ideal 
ungleich  freierer  Weise  wiedergebende  neapeler  (Atlas  Taf.  XV.  No.  26.)  und 
die  beiden  aus  Eleusis  stammenden  Reliefe,  das  in  der  Hadriansstoa  in 
und  das  in  Eleusis  bewahrte  (Atlas  Taf.  XTV.  No.  6   und  4)  und  die  im 
befindlichen   (Atlas  Taf.  XIV.  No.  2  und  3).     Und  diese  wenigen  Monumente 
uns  Nichts  weniger,  als  ein  einheitliches  Koraideal,  vielmehr  die 
früher  berührten   zwei  bestimmt  getrennten  Typen,    den  mehr  matronal 
der  von  demjenigen  der  Demeter  prinzipiell  gar  nicht  getrennt  werden  kann  und  i^* 
eben  die  beiden  Reliefe  Atlas  a.  a.  0.  8  und  2  neben  den  Mttnzen ,  und  zwar  ge 
den  g:esichertsten  (No.  38  und  89  des  Agathokles  mit  der  Beischrift  KOPAZ  und 
ganz  ähnlichen  No.  40 — 44  sowie  den  kyzikeischen  No.  48 — 51  mit  den  B^sc 
ten  KOPH  inTElPA  und  znTElPA  allein)  vertreten,  und  einen  mädchenhaften, 
eher  uns  in  erfreulichster  Weise  in  Kopf  und  Körper  der  neapeler  Statue  en^^ 
tritt  und  sieh  was  den  Körper  anlangt  in  einigen  anderen  Statuen,  wie  der  Bo 
sischen,  von  der  schon  oben  die  Rede  war,  und  den  übrigen  Reliefen  MriederhoJt^ 
und  wanim  beide  Typen  ihre  Berechtigung  haben ,  ist  schon  im  Verlaufe  di- 


4.    DEMETEB^  VVD  KOBAKÖPFE  AUF  BCÜNZEN  UND  TN  GESCHNITTENEN  STEINEN.    448 

cfatnngeii  erörtert  worden  und  soll  hier  nicht  wiederholt  werden;  es  kann  aber, 
d  anch  bereits  erwähnt  worden  ist,  kaum  einem  Zweifel  nnterliegen,  daß,  ob- 
•U  in  dem  ältesten  der  auf  uns  gekommenen  Monumente ,  in  der  Gruppe  aus  dem 
rthenongiebel  sich  eine  feine  Unterscheidung  zwischen  der  Mutter  und  der  Tech- 
'  findet,  die  Differenzirung  einer  specifisch  mädchenhaften  Kora  von  der  matro- 
len  Demeter  der  Hauptsache  nach  der  jungem  Periode  der  Kunst  angehört,  wie 
nn  die  neapeler  Kora  recht  wohl  dazu  angethan  ist,  ein  Gegenbild  zu  der  kni- 
Mshen  Demeter  abzugeben.  Vielleicht  ist  es  auch  nicht  Zufall  zu  nennen,  daß 
den  beiden  eleusinischen  Reliefen,  wo  die  Göttinnen  gemeinsam  handeln  oder 
«leinsam  ein  Opfer  empfangen,  wo  es  also  auf  ihr  Verhältniß  zu  einander  we- 
ger ankommt ,  sie  viehnehr  als  tw  beco  erscheinen ,  ihre  Unterscheidung  auch  am 
enigsten  durchgeführt  ist.  Daß  dagegen  in  den  Münzköpfen  der  mädchenhafte 
iorafypus  gar  so  wenig  hervortritt,  von  dem  man  doch  nur  etwa  in  No.  46 — 48 
r<m  Elaea,  Sicilien  und  Kyzikos)  reden  kann,  ist  eben  so  schwer  zu  erklären 
ie  die  geringe  Betonung  der  Matronalität  der  Demeter  in  der  überwiegenden  Mehr- 
ihl  der  Münzen. 


Von  den  einzelnen  Statuenköpfen  soll ,  da  Einzelbüsten  der  Demeter  und  Kora 
lieht  vorhanden  sind*),  im  V.  Capitel  bei  Gelegenheit  der  Statuen,  zu  welchen 
n  gehören  ,  gesprochen  werden. 


VIERTES  CAPn^EL. 

Demeter-  und  Eoraköpfe  auf  Münzen  und  in  geaohnittenen  Steinen. 


1.     Münzen. 
(Hierzu  die  Münztafel  VU.) 


A.     Demeter. 

-  No.  ].     Faros.  Arg.  Rvs.      _ .  _,     über  einem  nach  rechts  gewendeten  Ziegenbock.     Im- 
Tjek  PAPI 

•''^  Sammlung  b).     ünedirt. 

^^-  2.  Byzanz.  Arg.  Rvs.  Poseidon  MünzUfel  VI.  No.  17.  Gleiche  Sammlung.  Mlon- 
^Ppi-   H.  239.  201. 

^^'  3.      Ebendaher.  Arg.  Rvs.     ÄhnUch,  Gleiche  Samml.  Mlonnet  a.  a.  0.  No.  204  (?). 

^o.  4^  Petelia.  Ae.  Rvs.  Zeus  blitzwerfend  Bd.  II.  MünztAfel  II.  No.  22.  Gleiche 
•  *«onn«t,  Suppl.  I.  347.  1002. 

H  ^^ 

^^-  ^-      Aphrodisias-Plarasa.  Arg.  Rvs.  nAARAIEON  KAI  AOPOAIZIEQN  T  —  ZH 

••^  ^Uti.     Gleiche  Samml.  Vergl.  Mionnet,  Descript.  III.    321.   101—5. 


^^^iden  Demeterköpfe:   1)  aus  Lerna  im  Gymnasium  von  Nauplia,  besprochen  von  Bur- 
.  *^^log.  Zeitung  von   1855  Anz.  S.  57*  und  2)  aus  ApoUonia  in  Epirus  im  Lonvre,  be- 
^^  ^l^    ^^f  Revue  critique  von  1873  p.  28ü  sind  zur  Zeit  noch  nicht  näher  bekanntes). 

la  einer  Anzahl  von  Exemplaren  mit  allerlei  sachlich  nicht  erheblichen  Varianten 


»)Ue^ 


450  n.   DIB  EBHALTEimr  MOHÜlOaiTB. 

No.  6.     Thebao  Thettalifte.     Aig.   Bt0.     GHBAIDN.     PiotadlMt  wm  Sdiff  tai 
liAnd  gafprongeD ,  andringend.    Gleiche  Samnü.  Mionnet ,  Sappl.  III.  528.  150  iq. 

No.  7.     Metepontnm.     Aig.  I>i4raehmon.  Rts.     METAPONT.   ihre.  0klflke  Smd. 
CereUi  tab.  CUI.  66. 

No.  8.    Perlnthns.     Ae.    Rvs.    TTEPINeiQN.    Demeter  aelirelteiid  ndt  iwtt  FmMi. 
Olelebe  Samml.  Mionnet,  Deteript.  I.  401.  258. 

No.  9.     Delphi.     Ar«.  Didrachmon.  Bvs.     AM^IKTIO.  ApoUon  aitiead.  Brit.  Mhmo. 
Mionnet,  Deicript.  U.  96.  21»). 

No.  10.  Leontini.     Ae.  Bvs.     AEONTINQN.   Yerachleieite  Fran  mit  Ihren  udSeef- 
ter.    Imhoofsche  Samml.  Torremnzia.  N.  8.  tav.  XLI.  16  nnd  17. 

No.  11.  Pari  um.     Electr.  Bts.     Bekrincter  Dreifdfl  in  einem  Qnadrat.  OMche  SomL 
Mionnet,   Deeeript.   VI.   625.  91. 

No.  12.  Gorinthas.    Arg.  Bva.    9.  Voidertheil  des  Pegaaoe.  Gleiche  SemmL  Umirt. 
6.   No.  13.  Metapontnm.     Arg.  Didrachmon.  Bvs.     META.    Ähre,  eine  Mens  nS  km 
Blatte,  ^.     Gleiche  Samml.  GareUi  Uv.   GLU.  70b). 

No.  14.  Ebendaher.  Arg.  Didrachmon.  Bvs.  META.  Ähre.  ITPO  ond  Helm.  SmmL 
des  Herzogs  t.  Ltiynes.     Nicht  bei  GareUi. 

No.  15.  Tegea.  Ae.  Bvs.  TEPEATAN.  s.  Denkm.  d.  a.  Knnst  I.  No.  237  laddi- 
selbst  Wieselers  Text.  Imhofsche  Samml.  Mionnet,  Siippl.  IV.  293.  116. 

No.  16.  Cyzious.  Electr.  Doppelstater.  Bvs.  Viergetheilter  Einschlag.  Samml.  d«iBch 
zogs  V.  Luynes.     Bevne  numismat.  1856  pl.  II.  9. 

No.  17.  Metapontnm.  Arg.  Hemidrachme.  Bvs.  META.  Zwei  Ähren,  kleiiie  Kicn- 
faekel.     Imhoofsche  Samml.  Garelli  Uv.   GLII.  91. 

No.  18.  Ebendaher.  Arg.  Didrachmon.  META.  Ähre.  APXIN  und  Seekiebs.  Uum 
in  Turin.  Ähnl.  Garelli  GLU.  74  sqq. ,  aber  ohne  die  Beischrift  AAMATHP  znm  KofA  te 
Göttin«). 

No.  19.  Arpi  Apuliae.  Arg.  Didrachmon.  Bvs.  AAIOY.  Freies  Pferd  nach  liib 
springend.     Imhoofsche  Sammlung.     Garelli  tav.  XG.  1 — 3. 

No.  20.  Punisch-siciliscb.  An.  (Kora?)  Bvs.  Bechtshin  stehendes  Pferd,  mfta 
drei  Pnnkte.  —  Gleiche  Samml.  Müller,  Nnm.  de  Tanc.  Afr.  II.  84.  45. 

No.  21.  Desgleichen.  Electr.  (Kora?)  Bvs.  Bechtshin  stehendes  Pferd,  dai4berdcr 
Uraeus.   —  Gleiche  Samml.  MfjÜer  a.  a.  0.  85.  65 <i). 

No.  22.  Syracusae.  Arg.  Didrachmon.  Rvs.  Zeus  s.  Bd.  II.  MOnztafel  IT.  No.  ^ 
Samml.  des  Herzogs  v.   Luynes.     Head,   Num.   cbronicle   N.  S.  XIV.  pl.   13.   No.  8. 

No.  23.  Ebendaher.  Arg.  Tetradrachmon.  Kvs.  Sprengende  Quadriga,  Ähre  im  Ab- 
schnitt.    Gleiche  iSaniml.   Head  a.  a.  O.  pl.  Y.  4. 

No.  24.  Ebendaher.  Arg.  Tetradrachme  des  Stempolschneiders  ^PYFIAAOZ.  Rv».  i^P**** 
gende  Quadriga.  .Münzsaniml.  In  München.  Streber,  Die  syracosan.  Stempelschneider.  PliOf^ 
los,  Sosion  und  Eumeuos  No.  3«). 

No.  25.  Ebendaher.  Arg.  Tetradrachmon  des  Stempelschneiders  EYM[7)vo;].  R^-  ^ 
gleichen.    Imhoofsche  Samml.  S.  R.   Rochette,  Lettre  au  duc  de  Luynes  pl.  II.   \^^). 

No.  20.  IJicetas.  Au.  (Kora?)  Rvs.  ETTI  IKETA.  Riga  nach  rechts  mit  Nike,  dtfib* 
ein  Stern.     Gleiche  Samml.  xMionnet,  Descript.  I.  333.  56.   19,  Suppl.  I.  456.  87  sq.'j. 

No.  27.  Pheneos.  Arg.  Didrachmon.  (Kora?)  Rvs.  4>ENEQN.  APKAZ.  Hermes  *• 
kleinen  Arkas  tragend.     Mus.  Nazionale  in  Neapel  No.  7574.  Mionnet,  Descript.  II.  252.  M. 


a)  Abgeb.  das.  pl.  72.  No.  5,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  93  und  134.  b. 
bj  Auch  bei  Mionnet,  Planches  64.  6  und  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.   193. 

c)  Außer  den   hier  mitgetheilten   noch  eine  Reihe  nicht  wesentlich  abweichender  VAritf*** 
s.  Garelli  tab.  GLII. 

d)  Daneben  noch  eine  ganze  Anzahl  in  den  Hauptsachen  fibereinstimmende  Variaotes. 

e)  Abhh.  d.   münch.   Akad.   1.   Gl.  Rd.  X. 

f)  Außerdem  noch   eine  Reihe  anderer,   in  den   Hauptsachen  nicht  wesentlich  th^oty^ 
Varianten. 

g)  Vergl.  Head  a.  a.  0.  pl.  X.   1.  2. 


4 .  DEHKTER-  UND  KORAKÖPFE  AUF  MÜNZEN  UND  IN  GESCHNITTENEN  STEINEN.       151 

No.  28.  Syrus.  Arg.  Rvs.  ©EON  KABEIPON  ZYPION.  Zwei  Kabireii ,  Monogranim 
Inihoorsche  Samml.     Mionnet,  Suppl.  IV.  404.  279. 

No.  29.  Messen  ia.  Arg.  Rvs.  MEZIANION.  Zeus  blitzschleudernd  mit  dem  Adler 
auf  der  linken  Hand  rechtshin.     British  Museum.     Unedirt. 

No.  30.  Metapontum.  Arg.  Didrachmon.  Rvs.  META.  .\hre.  Imhoofsche  Samm- 
lung.    Carelli  tab.  CLII.  65. 

No.  31.  Ebendaher.  Arg.  Didrachmon.  META.  Ähre.  A0A.  Stierkopf.  Gleiche 
Sammlung.     Ähnlich  Carelli  a.  a.  0.  67. 

No.  32  und  33.  Boeotia.  Arg.  Rvs.  Poseidon  MQnzUfel  VI.  No.  8.  (ileiche  Samml. 
Mionuet,  Suppl.  III.  505.  25. 

No.  34.  Thelpusa.  Arg.  Demeter  Erinys.  Rvs.  =  Münztafcl  VI.  No.  26.  Gleiche 
Sammlung. 

No.  35.     Herrn ione.     Arg.  Rvs.   EP  im  Ährenkränze.     Münzsammlung  in  Athen. 

No.  36.  Ebendaher.  Arg.  Demeter  Chthonia.  Rvs.  ^  im  Ährenkranze.  Imhoof- 
sche Samoilung.     Mionnct,  Descript.  111.  36.  29  (irrig  Eresos  zugcthcilt). 

No.  37.  Olbia.  Ao.  Rvs.  OABIO.  Kniender  Bogenschütze  und  .Magistratsname.  Gleiche 
Siammlung.     S.  Stephan!,  Compte-rendu  etc.  pour  Tannec  1865  S.   \\).  Anm.  2. 

B.    Kora. 

No.  38  und  39.  Agathokles.  Arg.  Rvs.  AfAeOKAElOZ  (ArAGOKAEOI).  Nike 
ein  Tropaeon  aufrichtend.     Gleiche  Samml.     Mionnct,  Descript.  I.  332.  4S  et  49 (^). 

No.  40  und  41.  Pyrrhos.  Arg.  Rvs.  BAIIAEni  HYPPOV.  Kampfende  Pallas  nach 
liiiis,  im  Felde,  40.  Füllhorn  und  Blitz,  4 1 .  Stern  und  Blitz.  Gleiche  Samml.  Mionnet,  Descript. 
n.  64.  16»»). 

No.  42.     Metapontum.    Arg.  Rvs.  MET.  Ähre.    Gleiche  Samml.  Carelli  tab.  CLII.  88 <-). 
No.  43.     Syracusae.     Arg.  Tridrachmon.    Rvs.  Biga  von  Nike  bekränzt.    Gleiche  Samm- 
'ü'»^.     Torremu zza   a.  a.  0.  tav.  LXXIV.  5. 

No.  44.     Hicron   11.     Arg.  Drachme    Rvs.     Gleiche    Sammlung.      Torremuzza   a.  a.  0. 
Uv.     XCVIII.   1. 

No.   45.     Faros.     Arg.  Rvs.  TTAPI.  ANTIA  in  einem  Ephoukranzo.    Gleiche  Sammlung. 
Ähnlich  Mionnot,  Descript.  II.  573.  374. 

No.  46.     Elaea   Aeolidis.      Ae.    Rvs.    EAAITON.    EFNATIOI.      Schreitende   Pallas. 
Gleiche  Samml.     Mionnet,  Descript.  111.   16.  90. 

No.  47.     Punisch-sicilisch.     Electr.     Uvs.    Gleiche  Samml.    Muller  a.a.O.  84.  48. 
No.  48.     Cyzicus.     Ae.  Rvs.  KYZIKHNnN    NEOK.      Aufgerirhtete   Schlange.     Gleiche 
Stinuilung.     Mioniiet,   Descript.  II.  530.  \)ü^). 

No.  49.  Ebendaher.  Arg.  Rvs.  KYZI.  Löwenkopf,  Beizeichen:  Stern.  Gleiche  Samm- 
lung.   Mionnct,  Suppl.  V.  307.   146. 

No.  50.  Ebendaher.  Arg.  Rvs.  KYZI.  Apollon  sitzend.  Gleiche  Samml.  .Miunnet, 
^«ppl.  a.  a.  0.  No.    I4H.   149. 

No.  51.     Ebendaher.     Arg.  Rvs.  KYZI KHNQN.     Lüwenkopf  nach  link:«,  darüber  Thun- 
\        ftacb,  hinten  Kantharos.     British  Museum.     Ähnlich  Mionnet,  Snppl.   V.  307.   147. 

Diu  hier  aus  einer  weit  größern  Anzahl  als  die  schönsten  und  interessantesten 
'»^ewäblteu  Münzen  sind  ohne  Kücksieht  auf  ihre  Prägestätteu  nach  Maßgabe 
•urer  Typenverwandtschaft  so  geordnet,  daß  ihre  Zusanimensteüung  ohne  Weiteres 

•  _ 

*^'ne  Reibe   bemerkensweiiher  Thatsachen   vor  die  Augen   führt,    auf  welche   hier 
unr  mit  wenisrcn  Worten  hingewiesen  zu  werden  braucht. 


*J  Ab^eb.  Denkm.  d.  a.   Kunst  I.  No.  259. 

h  Ab|;eb.  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  2()0. 

^)   Vergi,  R.  Rochette,  Lettre  au  duc  de  Luynes   pl.  IV.  34/35. 

**)   Ve^    Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.   101. 


454 


U.    um  KRIIAT.TKNKN  MftNtIMKI 


möcbte  sie ,  ohne  ihr  Auffallendes  zu  verlieren ,  sich  aus  der  Vorliebe  tür 
an  und  filr  sich  iind  {janz  abgoselin  von  seiner  Bedeutung  ao  schönen  und  geOllUgea 
Typus  erklären  lassen,  der.  kunäfgescliichtlich  nach  und  nach  zu  seiner  gwiMl 
Schfiiiheit  entwickelt,  festgehalten  und  verwendet  wurde,  wenngleich  er  fbr  Deme- 
ter nicht  eigentlich  dur  paHaimdste  und  auch  fär  Kora,  falls  man  diese  zu  erken- 
nen vorzieht ,  wonigsteus  kein  specifischer  war.  Auffallend  ist  die  Ersi-heinang 
um  80  mehr,  als  neben  diesem  Typus  in  Syrakus  wlbst  ein  freilieh  verwandter. 
aber  dennoeb  znr  Daretellung  Demeters  ungleich  passender  umgewandelter,  No.  22, 
vorkommt.  Aber  fa^t  uuerklärlich  wird  die  Thatsache,  daß  der  sicilische  Aretbasa- 
uder  Artemistypua  —  denn  daß  er  originaler  Weise  diese  Bedeutung  hatte .  lißl 
sich  nicht  bezweifeln  —  auch  außerhalb  Siclliens  und  zwar  so  vielfach  und  nicht 
allein  in  der  Nabe,  wie  z.  B.  in  Metapont  (No.  t:i,  H,  17  uud  ISj  und  Arpi  in 
Apulien  (No.  19),  sondern  auch  x.  U.  m  Pheneos  iu  Arkadien  (No.  27!  und  ihn- 
lieb  in  Mosaenien  [Xo.  21))  und  ftlr  die  Demeter  Chtbonla  von  Uermione  [No.  3ti) 
verwendet  worden  ist. 

Im  Übrigen  sind  nur  noch  ein  paar  Einzelheiten  zu  bemerken.     So  zunicbst,., 
daß  die,   die  Bestimmung  sichemite  Ähren bekrftnzung  nur  bei  deu  Köpfen  7,    (Sf' 
1^  uud  :)4  fehlt,  bei  dem  letzten,  welcher  die  Demeter  Erluys   mit  in  der  Thi^] 
au  Erinnyen   erinnernden  Zügen   darstellt,    leicht  erklärlicher  Welse,    bei  No.   I  ^ 
offenbar   deswegen ,    weil    auch    dieser   tcgeatiBche   Kopf    die    leidende ,     ihr    Kitt«J 
suchende  Göttin  mit  dem  Ausdruck  schmerzlicher  EiTegung  darstellt,  also  in  ein^r 
Lage,   welcher  jode  Bekranzung,    besonders  aber  die    mit  der  Segensfrnclit  wider- 
sprechen würde.     Nur  ftlr  den  M«t&potttiner  Kopf  No.  7  ,   welcher    durch   die  vw 
ihm    angeltrachte    Kreuzfackel    gesichert   ist,    liegt   ili^r  Grund   nicht    so    klar  \or. 
warum    die    Bekranzung   unlerdrllckt   ist.      Bei    dem    perinthiacben    No.    b    ist  di« 
zweifoUiaft,  indem  der  Ilauptschmnck  auch  als  eine  Stephane  erklärt  werden  kut, 
welche  dann  neben  der  ganz  kleinen,  welche  der  metapontiner  Kopf  No.  32  uri- 
schen    den   Ähren,    kaum   sichtbar   im   Haare    trügt,   das   einzige   Beispiel  itic«n 
Schmuckes  bei  einem  Demeterkopf  in  MUnzstempeln  bietet.    Ebenso  ist  es  ein«  uv 
ein  Mal.   in  der  MUnze   von   Olbia  No.   37   vorkommende   Eigenthnmlichkeit .  dal 
der  Kopf  der  Demeter   außer  mit   einem  Ährenkränze   mit   einer  Thannkrone  f^ 
schmückt   ist,   wodurch   sie,    wie  Stephan!  (a.  a.  O.i  bemerkt  hat,  al«  die  Stifr 
gOttin  von  Ülbia  erklftrt  wird,  ähnlich  wie    man    in  demsetben  Sinne    der  Artenit 
auf  Mtliizen  von  Chei'sonnesos    eine  Thuimlcrone    gegeben    hat.     Und  nicht  xawi>' 
vereinzelt  ist  der  Stephan osartige  Ko)>fscbmuck  der  Demeter  von  Hemiioue  üo.  IJ- 

Von  sonstigen  Attributen  der  Göttin  sind  außer  der  von  ihr  in  der  l«{;eati«lu> 
Münze  No.  15  auf  der  Scbnlter  getrageneu  großen  Fackel,  diejenige  zu  erwlbniM' 
welche  gleichsam  wie  ein  BeizeicLen  den  Köpfen  No.  22  und  2li  zngefUgt  ist,  *Ü>- 
ivnd  an  deren  Stelle  in  No.  14  und  i!)  eine  loso  Ähre  und  hinter  dem  leonliüri 
Uometurkopfe  No.  10  oin  Pflug  angebrai^ht  ist  und  die  pcrinthische  Uanz«,  die  «"^ 
zige,  welche  anstatt  des  Kopfes  ein  Brustbild  der  Göttin  trügt ,  auch  die  dt^ 
iat,  welche  diese  mit  dem  in  d&r  Ifand  gehaltenen  llflschoU-beo  von  Ährrn  i«^ 
Uohn  ausgestattet  neigt.  Was  sonst  als  Beizeichen  in  den  Mdntfcldeni  rrKlx-iBt' 
wie  Holm,  Geßlßcben  und  Filllhorn  in  No.  40,  42,  13.  11  hi  nicht  anfdicGM- 
tin  zu  beziehn.  was  bei  dem  Sti«rköpfcben  vor  dem  Jlalse  der  kj-slkeser  &*" 
Nu.  40  zweifelhaft  sein  mag. 


4 .    DEMETER-  UND  KORAKÖPFE  AUF  MÜNZEN  UND  IN  GESCHNITTENEN  STEINEN.    455 

2.     Geschnittene    Steine. 

So  mancherlei  weibliche  Köpfe  und  Brustbilder  in  geschnittenen  Steinen  anch 
1  verschiedenen  Seiten  auf  Demeter  und  Kora  bezogen  sein  mögen .  so  wenige 
"Selben  können  als  echt  und  als  richtig  bestimmt  gelten.  Es  lohnt  nicht  die 
he,  auf  alle  unrichtig  oder  mit  größerer  oder  geringerer  Willkür  hieher  gö- 
nnen Steine  ablehnend  einzugehn;  welcher  Kundige  wird  heutzutage  zweifeln, 
l  Brustbilder  mit  dem  Fttllhom  wie  z.  B.  bei  Lippert,  Daktyl.  Hill.  I.  pars  1. 
.  103,  104,  1.09  (Abdrücke  I.  No.  93  —  95.),  in  der  Stoschschen  Sammlung 
n.  Abth.  5.  No.  221  und  222,  in  der  Cades*schen  großen  Abdrucksammlung 
D.  No.  1,  2,  6  u.  a.  dgl.  m.  nicht  Demeter,  sondern  Tyche  oder  Fortuna 
gehn.  Bei  anderen,  wie  z.  B.  den  Abdrücken  bei  Cades  No.  3  —  5  und  9, 
er  auch  bei  dem  pariser  Cameo  bei  Chabouillet,  Catal.  g^n^ral  etc.  No.  58,  abge- 
det  bei  Lenormant,  Nouv.  gal.  myth.  pl.  51.  No.  4  ist  die  Richtigkeit  der  Be- 
iehnung  mindestens  zweifelhaft  und  bei  dem,  dem  letztem  Stein  entsprechenden 
meo  der  Poniatowskyschen  Sammlung ,  von  dem  ein  Abdruck  bei  Cades  a.  a.  0. 
K  7,  kommt  der  Verdacht  der  Unechtheit  hinzu.  Noch  andere  Steine  wie  der 
rneol  bei  Stosch  a.  a.  0.  No.  224  oder  derjenige  unbekannten  Besitzes  bei  Cades 
a.  0.  No.  S  sind  durchaus  unbedeutend  und  verdienen  keine  nähere  Erwähnung 
d  über  einige  endlich,  welche  ich  nur  ans  Katalogen  kenne,  wie  z.  B.  bei  Cha- 
aillet  a.  a.  0.  No.  55  steht  mir  kein  Urteil  zu.  Nach  dem  Vorstehenden  kann 
ii  nur 

die  Carneolgemme  des  berliner  Museums  ,  bei  Tölken,  Erklärendes  Ver- 
ichniß  S.  459,  3.  Classe  No.  211.  a.  genannt  werden  (s.  Gemmentafel  IV.  No.  1.), 
lebe  einen  auch  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  93.  b.  als  einzigen  abgebil- 
ten  schönen  Demeterkopf  bietet ,  mit  Ähren  bekränzt ,  verschleiert  wie  die  Köpfe 
der  ersten  Classe  der  Münzen  und  fast  so  jugendlich  wie  manche  unter  den- 
ligen  der  zweiten  Classe,  dem  Typus  nach  am  nächsten  verwandt  mit  den  De- 
iterköpfen  der  Münzen  von  Delphi  (No.  9)  und  von  Tegea  (No.  15). 


FÜNFTES  CAPITEL. 

Die   Statuen  der   Demeter   und  der  Kora. 


1.   Demeter.*«) 

Die  statuarischen  Typen  der  Demeter  sind  zu  oberst  in  Darstellungen  der 
(enden  (erste  Reihe)  und  der  stehenden  Göttin  (zweite  Reihe)  einzutheilen .  Nicht 
t  ob  die  beiden  Reihen  eine  auch  nur  annähernd  gleiche  Zahl  von  Exemplaren 
^  vollends  von  Typenclassen  enthielten ,  denn  der  sitzenden  Statueu  sind  bisher 
^^  wenige  bekannt.    Aber  diese,  denen  analoge  Typen  in  Münzen ,  Reliefen  nnd 


45« 


II.     DIE  ERHALTENEN  HUNHUENTK.    . 


OemSlden  znr  Seite  treten  .  genügen  ,  nm  die  Cllaaau  aia  sulche  t 
EietDplare  jeden  Angcnblick  ilurch  neue  Funde  vermehrt  werden  können.  Geschielt 
difiB.  so  wird  man  unter  den  ätatuen  der  sitzenden  Demeter  vielleicht,  wie  uMet 
denen  der  stehenilen ,  verschiedene  TypenclaMuen  zu  iinterseheidea  nnd  das  gegen- 
seitige knnHtgeschiclitliche  Veihältniß  beider  Reihen  zu  beütlmmen  im  Stande  ieitt. 
während  wir  bis  jetzt  die  wenigen  Exemplare  der  ersten  Reihe  nur  als  ein  Gaa- 
7.e»  (erste  Cbase)  isn  fassen  un«l  llher  ihre  kiinstgesehicUtliche  Stetlnog  t&  dn 
Typenclassen  der  zweiten  Rt-ihe   nicht  abzusprechen  vermögen. 


u.     Erste  Reihe.     Erste  C'Usse. 
Sitzende  Statuen. 

Die  einzige  vollkommene  sichere  Marmorstatue  ist :  ^ 

No.  1.  Die  \Shb  ^efiindäne  Statue  vi>n  Knidus  im  britischen  Nl- 
senm*).  Die  äußerliche  Beglaubigung  des  der  Blatue  schon  von  ihrem  HnldadB. 
Newton  beigelegten  Demeternamens  liegt  in  ihiem  Fundort,  dinem  inschtiflUefc 
begtanbigten  Temeuos  der  Demeter,  Persephone  und  des  Hades  iPIotonj  Ept- 
maohos''j.  die  innerliche  in  detn  Charakter  der  ganzen  Figur,  besonders  aber  ii 
demjenigen  ihres  schon  oben  (8.  447  f.)  besprucbenen  Kopfes*^),  so  daß  die  gl«« 
Verkehrtheit  einer  Skepsis  um  jeden  Preis  dazu  gehört,  an  der  Kcbtigkeil  ilcf 
Benennung  zu  zweifeln ,  weil  "  kein  weiteres  Emblem  vorhanden  ist .  welche«  •H' 
Oiittin  kennbar  machte«.  Welches  die  Attribute  waren,  mit  denen  die  äUtK 
wultl  ziemlich  unzweifelhaft  ausgestattet  gewesen  ist.  können  wir  mit  SicheiM 
allerdings  nicht  sagen ;  die  llanti  des  bis  zum  Ellenbogen  erhaltenen .  leicht  dW- 
beuen  linken  Armes  kann  das  Scepter  so  gut  wie  die  lange  Fackel  aaf^atttit 
haben .  wird  aber  mit  dem  einen  oder  dem  andern  dieser  Attribute  waLnrit«iilici 
zu  denken  sein ,  während  der  etwas  weniger  erhaltene  Stumpf  des  rochl^^n  Anoo 
nns  nötjiigt,  die  Frage  offen  zn  lassen,  üb  die  Oüttin  in  der  rechten  Ilasd  »>  ' 
zweites  Attribut  hielt,  oder  nicht.  Dieselbe  sitzt  in  vilUiger  Ruhe  aar  riova 
lelineloseu  Polstersitze  mit  zierlich  omamentirten  Füßen  in  eigen thUraltcher  uJ 
nicht  ganz  fehlerloser  Weise  so  tief  in  das  Polster  eingesunken  ,  daß  die  (fe- 
sehenkel  unterwärts  nicht  allein  wie  abgeschnitten  ansselm .  sondeni  daß  sie  rf» 
zn  karz  geratben  scheinen  und  der  ganze  Körper  der  Figur  etwas  UedrQcklc»  ti- 
halt,  äehr  schün  dagegen  ist  ilie  Gewandung,  namentlich  das  llber  den  .\rtirl- 
ehiton  gelegte,  wie  aus  feinem  Stoffe  bestehende  Himation  gearbeitet,  «elcbu  ■!> 
ein  linder ,  eng  anliegender  Schleier  das  Hanpt  bedeckt .  unter  dem  rechten  Aiw 
hindurchgezogen ,    in  reichlichen  .    feinen   Falten   aber  die   Brost   und  den  liald 


(|  Ab^b.  bei  Newton,  UiscoTeri«)!  a(  Uiliur[i4Biiui.  Ciiidus  tnd  Utinrbldie  pl.  bX. 
TeU  p.  37a  sqq.;  i.  AtU>  Tit.  XIV.  Nd.  19.  imd  veigl.  d«a.  No.  M  den  Kofi  iIIbIb.  6 
bau  luuh  bei  Brunn:  The  iiemetet  ot  Knldoi  In  den  'rran»ci.  of  ilic  R.  luciaiy  u(  UtM 
Vol.  XI.  New  Mriei.  Veigl.  nodi  Baulclisi  Im  K*UI«g  dea  berline 
No,   732. 

b)  V«rgl.  bd  NeitloM  t.  t.  0.  pl.  1^6.  No.  14  und  im  Teite  p.  4U5  sq.  bim) 
len  Plili  und  mehr«  andere  tut  detnaelhen  gefundene,  aut  Ocmelei  und  Kai>, 
>le  umgtfbenden  OotlliBtteii  beeagll.'be   Inacbrlttcn  S.  376  t<(>j 

D)  Var|l.  anch  Bmnn  a.  *.  0.  p.  !  iq. 


5.     DIE  9TATUEN  DER  i>£M£T£&  UND  P£9  KORA.  457 

berarm  geworfen,  den  untern  Theil  des  Körpers  und  seine  Bekleidung  als  eine 
1^  durchsichtige  Hülle  umgiebt.  Der  ans  einem  eigenen  Stücke  schönen  parischen 
armors  gearbeitete,  in  den  Körper  mit  einer  feinen  Fuge  eingelassene  Kopf  ist 
ide  aufgerichtet  und  ganz  leicht  nach  der  linken  Seite  gewendet,  so  daß  der 
latne,  so  subjectiv  bewegt  der  Ansdrack  ihres  Antlitzes  sein  mag,  die  ganze 
ahe  der  Haltung  gewahrt  bleibt ,  welche  sie  in  hervorragendem  Maß  als  ein  Tem- 
Bttnld  charakterisirt. 

Eine  große  Verwandtschaft  mit  dem  in  dieser  schönen  Statue  vertretenen  Ty- 
tts  zeigt  trotz  manchen  Abweichungen  im  Einzelnen 

No.  1.  b.  Die  im  Frühling  1872  bei  dem  s.  g.  »Campo  Verano«  (bei  der 
Urche  S.  Lorenzo  vor  Rom)  innerhalb  ihrer  heiligen  Nische  gefundene  und  seit 
lern  Herbste  desselben  Jahres  innerhalb  der  wieder  aufgebauten  Nische  im  Hofe 
les  capitolinischen  Museums  aufgestellte ,  inschriftlich '^j  bezeichnete  Statuette 
ler  Terra  Mater ^).  Ja  diese  Verwandtschaft  ist  der  Art,  daß  man  die  Terra- 
igur  aus  dem  Demetertypus  abgeleitet  nennen  darf,  was  bei  der  überaus  nahen 
^andlele  zwischen  Terra  und  Ceres  in  römischer  Auffassung  ^)  als  ein  ganz  natür- 
iehes  Verfahren  erscheint.  Die  Priorität  und  Originalität  wird  hierbei  dem  De- 
Detertypus  schon  deswegen  zuzusprechen  sein,  weil  Demeter  die  von  der  griechi- 
ichen  Kunst  in  ihren  lebendig  schaffenden  Perioden ,  von  welchen  doch  allein 
iolche  Typen  erfunden  worden  sind,  ungleich  häufiger  dargestellte  Göttin,  eine 
bonende  Gaea  dagegen,  wie  diejenige  zwischen  den  stehenden  Figuren  der  De- 
meter und  Kora  in  Patrae,  aus  unbekannter  Zeit^j  ziemlich  vereinzelt  ist.  Aller- 
Üngs  kommt  eine  verschleiert  sitzende  Gaea  außer  in  dem  bekannten  Relief  in 
Verona*)  auch  sonst  noch  einige  Male  in  Grabreliefen')  und  in  einem  Wandge- 
iBälde^)  vor;  es  braucht  aber  nicht  näher  dargethan  zu  werden,  daß  und  warum 
liege  Typen  nicht  als  die  originalen,  auf  Demeter  erst  übertragenen  gelten 
^len. 

Die  Terrafignr  im  capitolinischen  Museum  nun  weicht  in  den  feineren  Motiven 
fe  Gewandung  und  in  einigen  Bewegungsmotiven ,  namentlich  in  der  Wendung 
^8  mit  Ähren  bekränzten  Kopfes  so  weit  von  der  knidisehen  Statue  ab ,  daß  man 
iiciit  entfernt  von  einer  Copie  dieser  bei  ihr  reden  kann ,  sie  stimmt  aber  ande- 
^«neits  wie  im  Sitzen  auf  einem  lehnelosen  Polstersessel  mit  zierlich  reich  oma- 
Bentirten  Füßen  so  auch  im  Allgemeinen  der  Oomposition  in  dem  Grade  mit  ihr 
klein,   daß  man   sie  als  derselben   Typenreihe  angehörig  betrachten  und   in  ge- 


*)  TERRAE  MATRIS-  ||  A  •  HORTENSIVS  •  CERDO  DEAE  PIAE  ||  ET  •  CONSERVATRICI  • 
•EAED  D- 

b)  Abgeb.  im  BuUettino  della  commissione  archeologica  municipale  [di  Roma]  1872  Novem- 
*^Uy.  3.,  vergl.  p.  24  sq.,  s.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  17.  Die  Statuette  ist  mit  der  Basis  m. 
SM  hoch,   ergänzt  ist  der  rechte  Arm  mit  der  Schale. 

c)  Vergl.  Preller,  Rom.  Mythol.  S.  402  f.  und  besonders  den  Ausspruch  Varros  R.  R.  III. 
•  5:  nee  sine  causa  Terram  eandem  appellant  matrem  et  Cererem ;  auch  Ovid.  Fast.  I.  vs.  673. 
%  griediitGlie  Yerhältniase  vergl.  Welcker,  Oriech.  Götterl.  I.  S.  321  ff. 

d)Pau8an.  YII.  21.   11. 

e)llaffei,  Mus.  Veron.  Üb.  5]  No.  9,  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.  No.  329. 

0  Vergl.  Wieseler  zu  den  Dentin,    d.  e.  Kunst  a.  a.  0. 

^  8.  Mon.  deU'  Inst.  Ton  1B66  (Vol.  VUI.)  tav.  28.  3. 

3ü* 


n. 


::  ebhai.tj;nen  mmnumente. 


viaaen  St&cketi  zar  Ergänzung  der  Demeter  von  Knidos  bi'nntien 
dem  leicht  gehobenen,  gewaiidbedecktiin  linken  Arme,  der  auf  ein  langes,  e^igen- 
thtimlicb  gestaltetes  Stepttr  gestfltzt  ist .  w^lclii-a  in  seiner  Gliederung  dnrch  Ringe, 
welche  an  die  Knoten  eines  Halmes  eriniieni*]  und  iladnrcli.  daß  es  ans  dflnofn 
8t3bcben  zusammen  gesetzt  zu  sein  scheint ,  der  langen  Fackvl  Demeters  sehr  Ähn- 
lich ist,  ohne  in  der  That  eine  solche  xn  sein,  wie  die  Bekrfinnng  mit  einer  «tili- 
sirten  GranatbHlthe  zeigt.  Annh  in  der  Haltung  des  ruhig  vorwirts  gesenktMi 
rechten  Armes  stimmen ,  soweit  derselbe  bei  der  knidischen  Statue  erhalten ,  bfi 
der  eapitolioischen  echt  ist .  beide  Figuren  Uberein  Und  da  bei  der  capilolinischni 
die  Haltung  eines  Attribut«):!  —  ob  einer  Patera ,  wie  der  Erganzer  angenommpn 
hat ,  mag  dahinstehn  —  wnlirscheinlieh  genug  ist ,  so  bietet  dies  ein  ueitej»  Arp- 
ment  dafür ,  daß  uuch  die  rechte  Hand  der  Demeter  von  Knidos  mit  einem  Attrilinl, 
einem  Ährenbllachel  etwa,  ansge stattet .  ihre  linke  Hand  vielleicht  ganz  si>,  wie  ilir- 
jenige  der  capitolinischen  Figur  auf  eine  schlanke  lange  Fackel  gestOtzt  geweMO  wi 

Vielleicht  würde  man  am  besten  thnn  ,  anf  die  Äureihung  irgend  cIuit  trä- 
ten Statue  an  diejenige  von  Knidos  ganz  zu  verzichten  und  diese  vor  der  Iluii 
als  einzige  Vertreterin  des,  wie  andere  Monumeutgattungen  beweisen  ,  weiter  wr- 
brcitet  gewesenen  Tjpu»  der  sitzenden  Demeter  hinzustellen,  weil  vt>n  Sieherbeit 
in  der  Benennung  auch  nur  einer  zweiten  Statue  keine  Bede  sein  kann  Indfwn 
liegt  doch  fdr  wenigstens  noch  einige  Bilder  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  i»r, 
daß  ihnen  der  Demetemame  ulier  als  ein  anderer  znkomme,  nud  so  mfigen  sie  liitf 
angeführt  werden,  wfire  es  auch  ans  keinem  andern  Gmnde,  als  nm  die  »1!|[»- 
meinere  Aufmerksamkeit  auf  sie  zu  richten  und  eine  mehrseitigere  Prflftms  im 
Anwendbarkeit  des  Namens  der  Demeter  auf  sie  zu  veranlassen 

Eine  solche  Statue  ist. 

N(].  2,  diejenige,  welche  sich  aus  Famesisrhem  Besitz  i 
Neapel  betindet''j.  Alterdings  gehören  alle  Theile  dieser  Statne,  anf  «eVbr 
sieh  mit  Sicherheit  eine  Numenclatur  wUrde  grllnden  lassen ,  der  Kopf  s»wtr  ili« 
Hände,  die  mit  einem  Ähren-  und  Mohnbllsohel  im  Schouße  ruhende  recht«  ni 
die  eine  kurze  Fackel  erhebende ,  wahrscheinlicher  auf  eine  lange  der^eiclien  auf- 
gestützt zu  denkende  Unke  .  der  Ergänzung  durch  den  BÜdliauer  Andrea  Call  i> 
allein  einmal  eine  gewisse  Ähnlichkeit  im  Dasitzen  und  in  dem  Sessel  seihst  nil 
der  Statne  von  Knidos  und  sudaun  der  unmittelbare .  wenn  auch  nicht  leicbl  a 
dehnirende  Eindruck  des  Originales  in  seiner  würdevoll  nihigen,  aber  nichl  iD|K^ 
santeu  Haltung,  endlich  die  genaue  Obere iustimmung  in  der  Bekleidnng.  ^ 
lang&nneligen  Chiton  mit  Überschlag  und  dem  Himalion  vergl.  auch  No.  i]  nü 
zwei  stehenden  Statuen  derselben  Sammlung  (unten  No.  22  und  No.  2'.i  .  wvkhi 
freilich  ebenfalls  in  ihrer  Bedeutung  unsicher,  aber  iu  Vergleichung  mit  «iedoo 
anderen   wahrscheinlicher  Demeter,    als  sonstwie   zu   benennen  sind,    legen.   ^ 


t)  Der  rSmlacbe  Heraoigeber , 
irittco.  ch'  t  an*  ipecle  dl  fetuU.< 

b)  I[i  Gerhtrdii  und  Piriorkss 
bui>.   No.    IUI,   abgeh.   bei  CUric, 


C.   L.  Visconti  (Bull. 


0.  p.  26)  [*dM  TM   • 


fulpl.   pl,  iJU  A.  No.  TSÜ. 


5.     DIE  STATUEN  DER  DEMETER  UND  DER  KOl^..  459 

auch  schon  Gerhard  ausgesprochen,  für  diese  Statne  den  Gedanken  an  Demeter 
nfther,    als  für  manche  andere. 

Weiter  wird  man  etwa  noch  nennen  dürfen : 

No.  3,  eine  m.  0,50  hohe  Statuette  von  italischem  Marmor  und  sehr  gerin- 
gem Knnstwerth  aus  Matter schem  Besitz  in  der  BlundelTschen  Sammlung  in 
In ce- Hall,  Lancashire *) .  Von  den  der  Statuette  beigelegten  Namen  verdient 
der  Clarac*sche  »Kybele«  keine  Widerlegung;  denjenigen  einer  » Cerespriesterin « 
hat  Michaelis  a.  a.  0.  (nach  brieflicher  Mittheilung)  nur  als  den  in  den  Monum. 
Mattheiana  gebrauchten  wiederholt  und  denjenigen  einer  »Tellusa  besonders  durch 
das  Rind  und  die  Ähnlichkeit  mit  der  capitolinischen  Statuette  (No.  1.  b.)  veran- 
laßt ,  angewendet.  Möglich ,  daß  damit  das  Richtige  getroffen  ist  und  daß  es  sich 
hier,  wie  bei  der  capitolinischen  Statuette  um  einen  aus  dem  Demetertypus  für 
Tellns  abgeleiteten  handelt.  Aber  auch  gegen  die  Anwendung  des  Demeternamens 
auf  die  Blundeli'sche  Statuette  wird  sich  kaum  ein  positiver  Grund  anführen  las- 
sen, während  für  denselben  nicht  allein  spricht,  daß  der  Stier,  als  der  Acker- 
stier  nämlich ,  wenn  nicht  als  ein  Opferthier  der  Göttin  ^]  und  das  Schwein  als  ihr 
gewöhnliches  Opferthier®)  passend  mit  Demeter  verbunden  sind,  sondern  auch, 
daß  ihr  der  erstere  in  der  kleinen  Bronze  von  Strawberry-Hill  (No.  4) ,  welche 
auch  eine  Patera  mit  Kornähren  in  der  rechten  Hand  hält,  auf  den  Knieen  liegt  ^^j, 
während  das  Schwein ,  im  Arme  getragen  oder  an  den  Hinterbeinen  gehalten,  das 
allergewöhnlichste  Attribut  der  Demeter  oder  ihrer  Priester  in  Terracottastatuetten 
bildet  (s.  unten).  Über  die  Bedeutung  des  von  Clarac  für  einen  Altar  erklärten 
Gegenstandes  neben  dem  Stiere ,  welcher  Conze  vor  dem  Original  unverständlich 
blieb ,  wird  man  sich  Abbildungen  gegenüber  zu  bescheiden  haben,  derjenige  neben 
dem  Schwein  aber  hat  in  der  That  das  Aussehn  eines  runden  Altars  und  würde 
sieh  als  ein  solcher  neben  dem  Opferthiere  gar  wohl  verstehn  lassen.  Neben  dem 
Stiere  zeigt  Claracs  Zeichnung  den  Vorderkörper  eines  Schafes  oder  Widders,  den 
er  anch  in  seinem  Text  erwähnt,  während  dies  bei  den  neueren  Berichterstattern 
über  die  Blundellsche  Sammlung  nicht  der  Fall  ist.  Ist  der  Widder  in  der  That 
vorhanden,  so  wird  er  sich  der  Statue  als  einer  solchen  der  Demeter  beigegeben 
nicht  allein  und  nicht  sowohl  nach  Analogie  des  Localcultus  einer  auf  den  Schutz 
der  Schafheerden  bezüglichen  »Demeter  Malophoros«  im  megarischen  Hafenorte 
Nisaea^j  verstehn  lassen,    mit   dem   großer  Mißbrauch   getrieben   worden  ist,    als 


a)  Abgeb.  in  den  Monnmeiita  Matthaeiana  Vol.  I.  tab.  71,  in  den  Engravings  and  Etchings 
of  sepulchral  Monuments  etc.  in  tbe  coli,  of  Henry  Blundell  at  Ince  1809  pl.  31,  wiederholt  bei 
CUrac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  396  C.  No.  662a.  Vergl.  noch  Waagen,  Treasures  of  art  in  Great 
BriUin  III.  p.  245,  Conze,  Archaeol.  Zeitung  1864  Anz.  S.  221"^  XXXI,  Michaelis  das.  1874. 
(N.  F.  VII.)  S.  24  No.  1.  Nach  Conze  ist  der  Kopf  eingesetzt,  aber  alt,  nach  Michaelis  die  Ge- 
sichtsmaske außer  Nase  und  Kinn  alt,  aber  von  anderem  Marmor,  als  der  Körper  und  nicht  zu- 
gehörig, die  rechte  Hand  und  die  Schale  theilweise  alt;  neu  nach  Conze  der  Hals,  der  Schleier, 
die  iiande ,  der  Kopf  des  kleinen  Stieres;  dagegen  alt  das  Schwein,  unverstandlich  der  Gegen- 
stand neben  dem  Stiere.     Das  Schaf  neben  diesem  bleibt  bei  C.  und  M.  unerwähnt. 

b)  Vergl.  Gerhard,  Über  den  Bilderkreis  von  Kleusis  U.  (Ges.  akad.  Abhh.ll.)  S.  397.  Anm. 
165,  Stephan!  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  1S69     S.  51. 

c)  Vergl.    Gerhard  a.  a.  0.    Anm.  166,    Stephani  a.  a.  0.    pour  Vanntfe   1859  p.  92,  pour 
lann^e  1862  S.  41  und  46. 

d)  PMuan.  I.  44.  3. 


IM 


II      DIT;   EHHAI.XrVF-X  MOJCXJiiTlUTr.. 


Tielmebr,    vielteiolit   zuBammen   mit   dem   Stier  allgemeiner  auf  den 

der  Ackergöttin  zu  beziehen  seio  ,    wozu  der    1/17.  Vent  deä  ksUimscfaelschen  UjiD' 

nna  auf  Demeter*'   doch  wohl  nnhedin^t  herechH^. 

Hiermii  dttrßeD  aber  nnch  diejenigen  »itzenden  Marroor^tatnen  genaaDt  «ein. 
in  denen  man  flir  jetzt  mit  einiger  Wahrseheintichkeit  Demeter  erkenaen  darf '^i . 
von  Kleinbronnen   kommt  binzn: 

No.  4,  eine  1  Faß  hohe  Statuette  in  8lrawberry-H  iil  in  HiddJeeex^ 
von  iinterge ordneten!  Kiinetnt^rtfae .  Die  Figur,  deren  gegenwärtiger  Sil«,  der  wir 
ein  befaaaener  Stein  au(»»teht .  trotz  Claiaca  en  Ige  gen  §teb  ender  Annahme  «obl  U- 
zweifelhaft  ftir  modern  gelten  darf,  aitzt  da.  bekleidet  mit  einem  lsng&rmeli|Ri 
und  gegtlrteten  Chiton  sowie  einem  Himation .  welches  nnr  mit  einem  Zipfel  uf 
der  linken  Sehulter  liegt  und  aber  den  SehooG  und  die  Beine  geworfen  int  Sie 
ist  nicht  mit  einem  Schleier  versehn,  sondern  trägt,  was  bei  Demeter  ein  äelteie« 
Vorkommnill  ist  oben  8.  143)  ,  eine  Stephane  im  Haar.  In  der  rechten  Uiai 
hält  sie  eine  äacbe  Schale,  in  welcher  zwei  "KorDähren°  ;eai's  of  com,  Speda. 
a.  a.  üj,  nicht  "KOmer«  (Denbm.  d.  a,  Knnst  a.  a.  0.)  noeh  anch  »des  fttÜK 
(Clarac)  liegen,  in  der  linken  ein  rundliches  GefM.  welches  Müller  -  Wieseler  tb 
vielleicht  fUr  Honig  beistimmt  betrachten  ,  während  Clarac  in  demselben  ohne  lUa 
Wahrscheinlichkeit  deu  Kykeontrank  wittert.  Auf  den  Knieen  der  Ijfittin  liegt  «i 
vierfiißigeB  Thier .  welches  Clarac ']  bestimmt  unrichtig  als  ein  Hirschkalb  betnHk- 
tet,  w&brend  alle  sonstigen  Erklärer  und  insbesondere  die  Herausgeber  der  8pili 
mens,  welche  das  Original  vor  Augen  hatten,  ein  Rind  erkennen,  welche«  A 
Herau.sgeber  der  Specimens  näher  als  Kuh  bestimmen,  wfthrend  Wie^soler.  Oeriufl 
und  Michaelis  von  einem  Kalbe  reden.  Fehlen  die  Homer  originaler  Wriw,  W 
wird  man  bei  dieser  Bezeichnung  stehen  zu  bleiben  haben,  während  es  eiaei  er- 
neuten Unt«rsuchung  vorbehalten  bleiben  muß ,  zu  entscheiden ,  ob  nicht  ur«[iHi;- 
lich  Homer  vorbanden  gewesen  sind,  so  daß  man  an  ejnen  ntlrihntiv  klein  gdd- 
deten  Pflngstier  denken  könnte  (vei^l,  No.  :t)  Wie  dem  anch  bbi,  fUr  Devel» 
als  Göttin  des  Landbaues,  vielleicht,  wenn  man  das  Honiggefilß  als  aulehet  o«- 
kennen  will,  lim  weitern  Sinne-',  wie  sich  Mtlller-Wieseler  ansdrUeken.  wml  di» 
Figur  wohl  ziemlich  nnzweifelhafi  zu  gelten  haben .  mag  Clarac  richtig  gewha  ha- 
ben.  daß  der  Kopf  portraithaft  ist.  oder  nicht.  Der  Tj'pus  als  mlefaer  toÜcO 
hierdurch  Nichts  an  seiner  Bedeutung. 


Ü  Cilllm.  Hyinn,  lii  Cec.  la.  137.  fif^c  ^ii^.  fi^  [xä}.i  %^l.  Ver^l.  aurh  lisAiid  *.  t.  A 
Aiim.  173  und  Welnker,  Ocleeh,  06i»rl,  II.  S  4T4.  Beide  fübreii  einen  (mit  utolnaa«) 
MDnitypui  des  megariacben  Pigae  m  (Ei^kkel  Dort,  nniii  yf».  II.  p.  nt\,  in  »Mmi  MM 
Deinctet  «In  Widder  >tebt.  Über  diesen  als  Orri'filiier  der  GSttiu  'crgl.  iracb  St*|>haBl,  Cia^ 
lendu  etc.  poui  l'tiin^e  1869  S,  -'il   und  fiber  Demeter  lU  iIei>rden*(bUUertD  ät*    S.  Sl  f 

h)  AbReb.  ia  den  8|jr-dmena  of  sncicut  »«ulpture  II.  pl.  h>i,  wiederholt  bei  Oanc,  M»  * 
•cnlpl.  pl.  43SE.  No.  7St>  F  und  In  den  »unkm.  d.  n.  Kun*l  11  Mo.  »1.  Va«l  0«kw4>> 
(I.  Audi.  IßO.  d,  und  Hkbaelli.  Arrliaenl  Zeitg.  von  1874  [H.  V.  VII.1  S.  St.  Kxi  Wri- 
lirhar  Mitibellung  lus  England  soll  <lie  Sutiieite  nicht  mehr  In  KirairborrT-lllll  {Ittkm  IM> 
WalpniM,  Jetzt  dea  Bari  o[  Waldegra^«) ,  sondern  „mauy  ycirs  agn"  in  ilcm  Tetkaol»  ri»^**' 
liitig   Uarara  Walpolea  mit  veriußert  «ein.      Wo  «ie  jetn  a«in  vag  tat 

c]  Mua.  de  acnlpl.  Teil  Vol.   III.  p.   137. 


5.    DIE  8TATÜEN  D£B  DEMETEB  UND  DEB  KORA.  461 


b.     Zweite    Reihe. 
Stehende  Statuen. 

Zweite    Classe. 

Die  erste  Stelle  verdienen  hier  diejenigen  Statnen,  deren  sicherste  Beglaubi- 
gung als  Darstellungen  der  Demeter,  wie  schon  oben  (S.  428)  bemerkt,  auf  der 
Figur  links  im  elensinischen  Relief  beruht.  Sie  sind  schon  oben  S  117  Note  b. 
genannt  worden,  mtissen  aber  hier  in  etwas  anderer  Folge  nochmals  aufgeführt 
werden. 

Der  Ehrenplatz  an  ihrer  Spitze  gebührt: 

No.  5,  der  1750  auf  dem  Aventin  gefundenen  Statue  von  pentelischem  Mar- 
mor im  Salone  des  capitolinischen  Museums^],  als  Hera  geltend.  —  Ihr  kommt 
am  nächsten 

No.  6,  eine  Statue  im  Giardino  Boboli,  hinter  dem  Palazzo  Pitti^). 

No.  7,  Statue  in  der  Galeria  degli  Uffizj  in  Florenz®),   als  Hera  geltend. 

No.  8,  Statue  in  der  Rotunde  des  berliner  Museums  No.  14^),  »Juno«  be- 
naont. 

No.  9,  Statuette  auf  der  4.  Säule  in  der  runden  Vorhalle  des  Caf^hauses  der 
Villa  Albani,  jetzt  No.  735®),  ebenfalls  unter  dem  Namen  »Giunone«. 

No.  10 ,  Statue  in  der  Sala  a  croce  greca  des  vaticanischen  Museums  No.  567  ^), 
»sacerdotessa  di  Cererea  genannt. 

No.  11  ,  Statue  im  Hofe  des  Palastes  Cepparelli  in  Florenz^). 


a)  Beschreibung  Roms  (III.  I.  S.  237.  No.  31),  abgeb.  Mas.  Cap.  III.  tab.  6,  Righetti,  Gampl- 
doflio  I.  19,  wiederholt  bei  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  423  No.  749,  vergl.  Text  Vol.  III. 
p.  93.  S.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  20.  Ergänzt  beide  Arme,  der  linke  vom  Austritt  aus  der  Ge- 
wandung ,  der  rechte  vom  halben  Oberarm  an ;  nach  Clarac  die  unteren  Theile  der  Beine  mit  der 
Basis.     Der  Kopf  war  im  Halse  gebrochen ,  ist  aber  alt ,  zugehörig  und  an  sich  unverletzt. 

b)  Dfitschke,  Zerstreute  ant.  Bildwerke  in  Florenz  S.  36  f.  No.  72.  Unedirt,  in  Photogra- 
phie vorliegend.  Ergänzt  beide  Arme  und  einige  Kleinigkeiten.  Der  Kopf  war  gebrochen,  ist 
iber  zugehörig,  wenngleich  ziemlich  stark  bestoßeu. 

c)  Dütschke  a.  a.  0. ,  abgeb.  Gori ,  Mus.  Florent.  III.  S.  000 ,  Gal.  di  Firenze  Ser.  IV.  I, 
tiv.  23.  Der  Kopf  mit  der  Stephane  im  Haar  ist  modern,  beide  Arme  sind  von  den  Schultern 
•Q  ergänzt. 

d)  Gerhard,  Berlins  antike  Bildwerke  S.  36  f.  No.  14.  S.  Atlas  Taf.  XIV  No.  21.  Kopf 
Qod  beide  Arme  vom  Austritt   aus  der  Gewandung  sind  modern. 

e)  Morcelll,  Fea,  Visconti,   La  Villa  Albani  descritU  Roma  1869  p.   107. 

f)  Beschreibung  Roms  II.  U.  8.  231.  No.  8),  abgeb.  Mus.  Pio-Clem.  III.  tav.  20,  wiederholt 
bei  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  424  No.  757,  vergl.  Text  Vol.  III.  p.  105.  Beide  Arme  sind  mo- 
dern. 

g)  Dütschke  a.  a.  0.  S.  195  No.  413.     Modern   die  Arme,   wie  mir  (1873)  schien  mit  den 

S^uKern  nnd  der  davon  abhängenden  Gewandung,    doch  ist  der  auf  den  Schultern  haftende  und 

hinten  herabhangende  Mantel  verbürgt.  Nach  Barekhardt,  Cicerone  1.  Aafl.  S.  456.  e  und  Dütschke 

wire  der  angesetzte  Kopf  sicher  zagehörig,   mir  erschien  er  zweifelhaft;    ebenso  notirte   ich  mir 

^e  in  Sdioben  steckenden  FüAe  als  eig&nxt. 


4« 


II,     DIE  BEHALTENES  MONUMENTE. 


No.  12.  GolossalBtatue  von  m.  2.*)4  Hßhe  aus  ^eohiacbeni  Ifnmor  in  der 
Rotnnde  des  Tftticunisohen  Mnseums,  jetzt  mit  No.  544  heseichnet']  .  nie  Demeter 
er^nzt. 

No.  13,  Statae  im  Musenm  zu  Madrid")  •'). 


Nachdem  durch  die  Vergleichiing  der  Fig^r  linka  im  eleusinisctaen  Relief  dif 
Berechtignng  des  Demetemameiis  fllr  diese  verschieden  ergÄozten  nnd  verschieden 
(Hera,  Demeter,  Muse]  benaonten  Statuen  wohl  bo  ziemlieh  über  allen  Zweiffl 
feetgeatellt  ist,  erscheint  es  UherflllBsi^,  wie  oben  Iß.  117)  in  AusAicht  genomiaeii 
war,  Ober  dieselben  and  die  ihnen  zu  gebende  Deutung  im  jUlgemeinen,  namenl- 
Itch  aber  gegen  andere  Erklärungen  polemisch  zu  reden.  Zu  bestehen  istauraof 
der  Zusannmengebitrigkeit  dieser  sämmtlichen  Statuen  trotz  einiger  VerschiedetilKJl 
in  der  Haltung  und  in  der  tiewandung.  nacb  welcher  letztem  die  Statuen  No.  :—'.i. 
No.  10  und  II  und  No.  12  und  Uf  unter  eich  nficbstverwaudte  kleinere  ümppi-n 
bilden.  Ergänzt  zu  denken  werden  sie  wohl  alle  nach  Haügalie  der  RrliefBütr 
mit  dem  Scepler  in  der  mäßig  erhobenen  Linken  und  mit  einem  Ährenliflsrhc!  in 
der  gesenkt  vorgestreckten  Rechten  sein. 

bn  Einzelnen  ist  etwa  Folgendes  zu  bemerken : 

Die  capitolinische  Statue  No.  5,  bei  weitem  die  vorzflglichste  dergu- 
zen  Claase .  vergegenwärtigt  in  der  schönsten  und  empfunden  sie  n  Weise  die  adüieble 
und  müde  Göttin  des  Ackerbaus  und  die  Spenderin  des  Segens  und  der  Nabat 
an  die  Menschen.  Fest,  aber  anspruchslos  nnd  doch  nicht  ohne  schwnngTsUei 
Rhythmus,  nur  nicht  im  eigentlichen  Sinne  mt^jealfttiscb  und  erbalten,  stobt  W 
da.  als  habe  sie  dem  Beschauer  den  letzten  Schritt  entgegeugethaa  nnd  hML 
während  sie  sieb  mit  der  Linken  auf  das  ihr  als  Göttin  zukommende  Sceptcr  sttuv, 
in  der  Rechten  ohne  Zweifel  nicht  die  ihr  vom  Brgänzer  gegebene  Schale,  snoden 
ein  Ährenbüschel  so ,  ah  wollte  sie  es  dem  Sterblieben  als  ihre  Gabe  darreiekl 
Dabei  ist  ihr  Haupt  "i  leise  vorwärts  und  zur  Rechten  geneigt  um)  ihr  mild  «nulw 
Antlitz,  welches  ihr  einen  ihrer  landläufigen  Namen,  den  einer  iClementiai  m- 
getragen  hat.  spiegelt  in  gehaltener  Weise  das  Wohlwollen,  mit  welchem  nie  ikn 
Gabe  den  Menschen  darbietet.  In  feiner  Weise  i&t  die  freilich  nnsterbliebe  oI 
nicht  alternde .  aber  doch  frauenhafte  und  mütterliche  (iöttin  In  den  faUig«n  For- 
men der  Wangen  und  des  Kinnamrissos.  in  den  vollen  Busen  und  Leibe,  ja  dn 
fleischigen  echten  Schulter  des  rechten  Armes  cbarakterisirt  und  in  ntchl  mioiln 
feiner  Weise  die  anf  den  gegtirtcten  Chiton  und  einen  die  Brust  keudch  vciidlltn- 
den,  sehr  schOn  gefalteten  Übersehlag.  endlich  auf  den  von  den  Schallarn  luBtH- 
wftrte  herabhangenden  Mantel  oder  ein  eblamysartiges  Tuch  bcMhrtnkte  Oewaodilf 


il  Abgeb.  MiiB.  I'io-Clein.  II.  tiv.  ; 
in   iler  aiiilüriileT   SD.-Au9j|«be   Itd. 


vBTgl.  Viacoiiti  it».  in  den  Ziiülien  Vnl  VII  f.  ^ 
p.  IS2;  «iederboU  bol  Vltnr.  ■.  ■.  ii  pl,  «j;  S. 
im,  Teil  Vol.  III.  p.  lOilsq.  S.  All«  T»f  XIV.  No,  12.  Vcrgl.  norh  y.^g,  in  W>U*nIW- 
Acliriri  füT  Gescb.  und  Aual.  aller  Kunst  S.  il4l.  Ergluxl  IwlJe  Arme  «otn  AualltU  «u  4a  Ar 
«*uda:iK  in. 

b|  Uftbner,  Die  ant.  Bildwerke  In  Hidild   niiU  Spanten  No.  43,  'abg«t.  bal  Quer  a.  &  ft 
pl.  4IU  F.  No.  749  C.   Kopf  nnd  beide  Acoie  inudi^rn. 

c)  V»rgl.  AiUi  T«f.  .MV.  No.  la.   n^b  aiiier  Phatngttphii. ,  wwlrb..  .Icn  rhinkMt  to  bfH 
lpld«[  nicht  gaui  wleilcrgiobt,  allein  besaor,  der  Aufittclluiii  wugon ,   niFbt 


5.    DIE  STATUEN  DER  DEMETER  UND  DER  KORA.  463 

80  behandelt,  daß  sie  zwischen  läDdlicher  Einfachheit  und  der  reichern  Pracht, 
welche  die  Gewandung  der  Hera  mit  dem  weiten  Himation  charakterisirt ,  die 
Mitte  hält.  Und  hiermit  steht  es  in  voller  Übereinstimmung,  daß  kein  Schmuck 
von  8timkrone  oder  Ampyx  ihr  Haupt  ziert,  sondern  daß  nur  ein  einfaches, 
schmales  Band  sich  durch  das  mäßig  gewellte  Haar  zieht  und  daß  hinterwärt«  ein 
Netz  oder  eine  kleine  Haube  (Opisthosphendone)  dessen  Fülle  aufnimmt,  ohne 
diese  in  einem  gefälligem  Motiv  auf  Schultern  und  Nacken  gleiten  zu  lassen.  So 
erscheint  die  Statue,  deren  Erfindung  wohl  sicher  auf  das  Ende  des  5.  oder  den 
Anfang  des  4.  Jahrhunderts  ^^j  zurückgeht  und  deren  Material  auf  attischen  Ur- 
sprung schließen  läßt,  als  ein  vollkommenes  Tempel-  und  (-ultusbild  der  Demeter 
in  ihrer  altem  Auffassung  [oben  S.  446.) ,  in  welchem  daher  auch  nicht  der  lei- 
seste Zug  von  dem  Schmerz  oder  von  der  Wehmuth  ausgedrückt  ist,  welcher  das 
jüngere  Demeterideal  charakterisirt. 

Über  die  Statuen  No.  6  —  9  ist  weiter  Nichts  zu  sagen,  als  daß  sie  fast  ge- 
naue, m.  o.  w.  werth volle,  insgesammt  aber,  No.  6  etwa  abgerechnet,  weniger 
gnt  erhaltene  und  an  die  Schönheit  der  capitolinisehen  Statue  nicht  hinanreichende 
Repliken  des  in  dieser  gegebenen  Typus  sind.  Um  von  den  verhältnißmäßig  ge- 
ringen Variationen  dieses  Typus  zunächst  innerhalb  der  Gruppe  No.  5 — 9  eine 
Anschauung  zu  geben ,  ist  neben  der  capitolinisehen  Statue  No.  5  die  berliner 
No.  8  unter  Fig.  21.  in  die  XIV.  Tafel  des  Atlas  aufgenommen  worden.  Diese 
Znsammenstellung  wird  genügen ,  um  zu  zeigen ,  daß  die  Abweichungen  beider 
Statuen  von  einander ,  soweit  die  berliner  eoht  ist ,  sich  auf  äußerliche  und  gleich- 
^Itige  Dinge  beschränken ,  so  auf  das  etwas  weitere  Zurückstehn  des  linken  Fußes 
bei  der  berliner ,  wodurch  der  Faltenzug  der  Gewandung  nach  unten  in  keineswegs 
vorzüglicher  Weise  verändert  wird ,  ferner  auf  den  Umstand ,  daß  der  Mantel  bei 
ier  berliner  Statue  mit  einer  größern ,  nicht  besonders  geistreich  behandelten  Masse 
aaf  den  Schultern  aufliegt ,  als  bei  der  capitolinisehen ,  daß  bei  jener  der  Chiton 
unterhalb  der  DiploYs ,  durch  einen  verborgenen  Gürtel  heraufgezogen ,  einen  rei- 
chem Faltenbausch  zeigt,  als  bei  dieser,  während  endlich  die  Falten  der  Diplolfs 
raf  der  Brust  bei  jener  ungleich  weniger  schön  und  fein  angeordnet  sind,  als  bei 
)er  capitolinisehen  Musterstatue.  Aber  alle  diese  Einzelheiten  können  gegen  die 
Identität  des  Typus  und  gegen  die  Annahme  eines  gemeinsamen  Vorbildes,  wel- 
chem die  capitolinische  Statue  nach  Ausweis  des  eleusinischen  Reliefs  näher  steht, 
ils  die  berliner,  nicht  beweisen. 

Etwas  weiter  als  die  erwähnten  Statuen  weichen  von  dem  Grundtypus  die 
>eiden  unter  einander  nächst  verwandten  Exemplai*e  No.  10  und  11  ab,  indem 
)ei  beiden  der  Stand  nicht  ganz  so  ruhig  aufrecht  ist,  vielmehr  die  rechte  Hüfte 
inffallend  stark  hervortreten  läßt,  wodurch  ein  schräg  von  links  nach  rechts  her- 
iblaufender  Faltenzug  im  Überschlage  des  Chiton  motivirt  wird,  welcher  keines- 
wegs als  eine  Verbessemng  der  Gewandanordnung  an  No.  5  gelten  kann.  Auch 
Ier  Mantel  oder  die  Chlamys  liegt  bei  beiden  Statuen  etwas  anders  auf  den  Schül- 
ern ,  bildet  aber  keine  irgend  wesentliche  Abweichung  in  der  Bekleidung.  Der 
Copf  der  vaticanischen  Statue  No.  10  ist  von  zweifelhafter  Zugehörigkeit ,  es  kann 
Jbo  auf  die  breite  Binde ,  welche  hier  das  Haar  umgiebt ,  kein  besonderes  Gewicht 
gelegt  werden ;  seine  porträthaften  Züge  haben  Visconti,  welcher  an  der  Zugehörigkeit 
es  Kopfes  zur  Statue  nicht  zweifelt,   veranlaßt,  dieselbe  als  eine  Priesterin   der 


464 


n.     DIE  ERHALTf-XKN'  MONUMENTE. 


Demeter  anstatt  als  Demeter  selbst  zu  bezeichnen.  Daß  hteranf  st%H«IKfh  Ar 
den  Typns  Nichts  ankommt  ist  gewiß,  da  ja  bekanntermaßen  die  Prie!'t«r  nnd 
Priesterinnen  im  CostOm  ihrer  Gottheiten  «rschienen.  Ist  der  Knpf  der  Taticani- 
schen  Statue  zngehtlrig.  so  wird  die  Vi^coDtisehe  Nomenolatur  gerechtfertigt  sein, 
zngleieh  aber  sneh  die  Binde  im  !]aar  als  nicht  dem  DemetertypnE .  sondern  dem 
pries  1er liehen  Charakter  der  Fi^iti'  zukommend  ersehoinen. 

Der  Kopf  der  Statue  Nn.  1 1  .  welehen  Ddtachke  ffir  Eugehörig  hält  (b.  «bau 
S.  4lil.  Nute  g[  ist  in  der  Art  wie  die  ».  g.  ^apphnköpfe  fast  ganz  von  einer 
Uaube  bedeckt,  wofür  in  erster  Linie  der  Kopf  der  Albanischen  Statne  iint«i 
No.  20.  al«  Analogie  anziiziehn  ist.  Ans  dem  vom  sichtbaren,  welligen  Buk 
gehen  vor  den  Ohren  ein  paar  Locken  herab.  Der  ziemlieh  starke  Bnsen  dn 
Fignr  scheint  Bnrckhardt  (Cicerone  I .  Anfl.  8,  iri^.  e'  anf  den  Gedanken  an  >einf 
GOtteramme"  iLeukothea)  gebracht  zn  haben  ;  daß  derselbe  nicht  gereclitfertigt  iit. 
hat  schon  Dlltschke  bemerkt  und  es  braucht  kaum  gesagt  za  werden ,  wie  weaif 
ein  fttlUg  matronaler  Bnsen  der  mütterlichen  Demeter  widerspricht. 

Eine  zweite .  aber  kanm  weiter  abweichende  Variante  des  Typus  bieten  die 
Statuen  No.  12  und  IH.  welche,  soweit  nach  einer  bloßen  Clarse'sehen  Zeichnnii; 
der  madrider  No.  i:{  llberhaupl  «in  Urteil  möglich  ist.  unter  einuider  näher  rv 
wandt  sind.  Die  haupt^üchlichste  Abweichung  der  vaticaninchen  Statne  No  I! 
(Atlas  Taf  XIV  No.  22)  von  drr  capitoliniBchen  besteht,  da  die  erg&nzten  Amt 
außer  Betracht  bleiben  ,  einerseits  in  einer  Äußerlichkeit  des  Co^tUme .  in  dem  brei- 
ten ,  glatten  Gurte  nfimlich ,  wel<'her  oberhalb  der  DIploTs  den  Chiton  zusammeB- 
hält,  und  andererseits  in  der  Btesfen  und  geraden  Hallung.  welche  die  vatiesniKbe 
Statue  gewiß  nicht  zu  ihrem  Vnrtheil  von  der  eapitolinischen  untersebeidel.  !■ 
Übrigen  stimmen  beide  Statuen  so  gut  win  vollkommen  nberein  und  ancb  (kr 
Kopf  der  vatieanischen  bietet ,  nur  ungleich  weniger  schön .  denselben  Tjfu 
wie  die  eapitolinisehe.  Über  den  künstlerischen  Wevth  der  vatieaniachea  Stat», 
Aber  welchen  die  Urteile  von  Visconti  und  Zn^ga  einander  scbnnrstracks  widei- 
sprechen.  dflrfle  das  maßvoll  in  der  Mitte  stehende  Urteil  Olaracs*!  in  der  Baopl- 
sache  das  Richtige  treffen ;  ohne  fein  ompfifn<Ion  zu  sein  wie  die  capitotiniM'k 
bleibt  die  vaticanisehe  Stalue  eine  imposante  P'igur ,  bei  welcher  eine  gewine  Dm^ 
heit  der  Formen  im  ganzen  Körper  dem  Charakter  der  Demeter  als  GAttin  ta 
Landbanes  wenigstens  nicht  widerspricht. 

Die  madrider  Statue  No.  1  :<  endlich  macht  wenigstens  in  der  einzigen  *i*- 
handenen  Zeiehnmig  bei  Clarae  vermöge  des  reichlicher  als  bei  trgnnd  ninca  a- 
dern  Kscmplnr  an sge arbeiteten  Kaltenwerks  am  Chiton  und  an  dpr  Diplol»  nom 
prtlchtigem  I'Jindniek,  als  die  Hbngen  Statueu  dieser  ganzen  Keihe.  Ob  dieic 
Eindruck  demjenigen  des  Originales  entspricht,  läßt  sich  aus  dem  Urteflf  BBtnwi 
nicht  entnehmen ,  insofem  dieser  nur  sagt .  dafl  die  Gewänder  schön  geaiUM 
sind  und  daß  die  geradlinigen ,  feinen  Kalten  ein  altortbümliches  Vorbild  aneif 


'■etilpt.  Teit  Vol.   in,   p.   MO. 


5.    DIE  8TATtJEN  DER  DEMETER  UND  DER  KORA.  465 

Dritte  Classe. 

Um  so  lange  wie  möglich  auf  sicherem  Boden  zn  bleiben  mögen  zunächst  die 
Statuen  folgen,  welchen  die  Verschleierung  gemeinsam  ist  und  von  welchen  die 
3r8ten  beiden  und  die  vierte  in  entscheidender  Weise  durch  die  lange  Fackel  sowie 
Bchte  Ähren-  und  Mohnbüschel  als  Demeter  charakterisirt  sind.  Am  längsten  be- 
kannt sind: 

No.  14,  eine  nur  m.  1  hohe  Statuette  im  Palaste  Doria  Panfili  in  Rom^)  und 

No.  15,  eine  m.  1,57  hohe  Statue  der  Sammlung  Torlonia  (an  Piazza  Venezia) 
laaelbst^j.     Zu  der  erstem  stellt  sich 

No.  16,  eine  Statue  in  der  Pembrokeschen  Sammlung  in  Wilton-House  bei 
Salisbury^j  und  gehört  wahrscheinlich  auch 

No.  1 6 .  a  eine  Statue  in  der  Sammlung  Torlonia  (an  der  Lungara) ,  über  welche 
mir  Hr.  Dr.  Schi'eiber  folgende  Notiz  giebt :  Sie  ist  in  Viscontis  (nicht  veröffentlich- 
tem) Katalog  unter  No.  209  als  »Pace«  verzeichnet,  stammt  nach  den  nicht  immer 
suveriässigen  Angaben  dieses  Katalogs  aus  der  Galleria  Giustiniani,  ist  1,34  m. 
tioch ,  hat  verschleiertes  Haupt ,  die  Rechte  erhoben ,  die  Linke  gesenkt.  Der  Kopf 
st  ergänzt,  desgleichen  der  rechte  Arm,  die  drei  ersten  Finger  der  linken  Hand 
nit  den  Mohnköpfen  ,  doch  liegen  im  echten  Theile  der  Hand  einige  Stengel.  Neuer- 
lings ist  als  ein  etwas  verschiedener  Typus  hinzugekommen : 

No.  17  ,  eine  in  Tunis  gefundene  und  daselbst  im  Besitze  des  Generals  Krir^din 
>efindliche  oder  befindlich  gewesene  Statue,  welche  1873  auf  der  Weltausstellung 
n  Wien  war**). 

Diesen  vier  mit  der  langen  Fackel  ausgestatteten  oder  ausgestattet  gewesenen 
Mildern  gesellt  sich  am  nächsten : 

No.  IS,  eine  vor  wenigen  Jahren  gefundene  Statue  im  Besitze  des  Principe 
lel  Drago,  einstweilen  in  einem  Magazinraume  des  Palastes  Albani  in  Rom  auf- 
^wahrt^] ,  welcher  das  Fackelattribut  fehlt.  « 


*)  Abeeb.  bei  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  438  C.  No.  776  A,  vergl.  Text  Vol.  III  p.  119  sq. 
>.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  24.  Ergänzt  na<*h  den  Angaben  Helbigs  auf  der  für  den  Atlas  benutz- 
en iieaen  Zeichnung  nur  der  Kopf,  die  rechte  Hand  mit  dem  obersten  Ende  der  Fackel  und 
er  Flamme,  sowie  ein  Stuck  in  der  Mitte  der  Fackel.  lob  selbst  notirte  mir  außerdem  nur  noch 
inige  Flicke  in  der  Gewandung ,  während  Clarac  auch  die  Füße  mit  dem  untern  Theile  des  Ge- 
raudes  für  ergänzt  hält. 

b)  Abgeb.  nach  (Pietro  Vitali)  Marmi  scolpiti  esistenti  nel  Palazzo  Torlonia  vol.  I.  2.  No.  12 
ei  Clarac  a.  a.  O.  pl.  430.  No.  776,  vergl.  Text  vol.  III.  p.  120.  Nach  dem  erstem  Werke 
.  2  wäre  die  Statue  ,,intera^'  und  die  Fackel  ^benchft  moderiia  perö  fatta  proseguendo  un  antico 
mmmento  che  ve  n'era" ,  nach  Clarac  „i\  n  ya  de  restaur^  que  le  nez ;  tout  le  reste  est  antique, 
lenoe  les  mains'S  während  seine  Zeichnung ,  allerdings  in  unklarer  Weise  das  Fackelende  als  er- 
äfizt  bezeichnet.     Gegenwärtig  nicht  aufzufinden 21). 

c)  Abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  0.  pl.  438.  No.  754  C,  vergl.  Conze,  Arch.  Zeitung  von  1864. 
jiK.  S.  209*,  nach  dem  »ein  Stückchen  vom  Kopfschleier  und  zwei  Koste  von  Stielen  in  der 
nken  Hand  für  Ceres  beweisen;  Kopf  alt,  aber  fremd,  rechter  Arm  und  linke  Hand  neu«; 
[icbaelis,  ebendas.  1874.  S.  65,  nach  welchem  bis  auf  den  rechten  Arm  die  Statuette  Doria 
So.  14.)  derjenigen  in  Wilton-House  entsprisht. 

d)  Bisher  miedirt;  s.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  23.  Ergänzt  ist  Nichts  an  ihr,  es  fehlt  die  rechte 
land  and  die  Fackel  bis  auf  den  Stumpf  des  untern  Endes. 

e)  Bisher  unedirt,   s.  Atlas   Taf.  XIV.    No.  12.     Auch   an  dieser  Statue   ist  Nichts    ergänzt 
s  die  Nasenspitze.     Am  nächsten  steht  ihr  eine  Reliefflgur  an  einem  großen  Sarkophag  im  Gar- 


466  n.    DIB  ERHALTEVEH  MOirDlCEMTB. 

Von  mehren  anderen  Statuen,  welche  dem  Typns  der  Nommem  t4 — 17  mit 
m.  o.  w.  bedeutenden  Variationen  nahe  stehn,  ohne  ihm  gleiehwoU  an  entapi«- 
chen,  wird,  vor  der  Hand  wenigstens,  am  sweokmftßigsten  abansehen  sein,  weil 
diese  Statnen  iheils  zu  wenig  genau  bekannt,  iheils  an  stark  restamirt  sind,  ab 
daß  man  sie  mit  Überzengang  hier  einreihen  oder  ans  ihrer  Einreihnng  einen  Ge- 
winn hoffen  könnte.  Am  meisten  Anspruch  darauf,  als  eine  Demeteratatoe  yoi 
einem  dem  hier  in  Rede  stehenden  verwandten  Typus  zu  gelten,  dflrfle  vielleMt 
die  dresdener  Statue  in  Hettners  Katalog  No.  254*^)  haben,  obwohl  ihr  Kopf 
bis  anf  die  antike ,  aber  schwerlich  zugehörige  portrtthafte  Maske  und  beide  Am« 
modern  sind;  eiue  lange  Fackel  in  der  Rechten,  ein  Ährenbflsehel  In  der  Linkei 
erscheint  gleichwohl  eine  ziemlich  natflrliche  Voraussetzung  und  der  mmtnmale  Kip- 
per fOr  Demeter  ganz  geeignet. 

Über  einige  dem  Typus  der  No.  18  m.  o.  w.  verwandte,    aber  entaehiedes 
jugendliche  Statuen  s.  unten  unter  Kora. 

Über  die  sicheren  Statuen  No.  14—17,  denen  die  Wandgemälde  ans  der  cm 
del  questore  und  derjenigen  di  Nettuno  ^}  in  Pompeji  nahe  stehn,  ist  im  Einzdm 
kaum  Etwas  zu  bemerken,  nur  soll  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  die  außer  No.  17 
allein  genauer  bekannte  Panfilische  Statuette  No.  14,  was  auch  die  Zeidh 
nung  einigermaßen  erkennen  läßt,  von  untergeordnetem  Kunstwerth  ist;  dieAibeit 
ist  flach  und  den  Körperformen  wie  der  Gewandung  mangelt  die  Falle.  Bener- 
kenswerth  für  weitere  Forschung  ttber  den  Typus  ist,  daß  der  Chiton,  wie  diM 
am  rechten  Arm  erkennbar  ist,  lange  Ärmel  hat,  im  Gegensätze  zn  den  Statin 
der  vorigen,  aber  in  Übereinstimmung  mit  denen  der  folgenden  Classe. 

Die  tunisische  Statue  No.  17,  welche  einen  unzweifelhaften  Portilikepf 
mit  einer  Haaranordnung  trägt,  wie  sie  bei  den  römischen  Frauen  etwa  in  der 
Zeit  des  Hadrian  tiblich  war,  unterscheidet  sich  von  den  vorhergehenden  duvli 
eine,  besonders  in  dem  stark  gebogenen  linken  Beine  hervortretende,  bewegtem 
und  merkbar  weniger  feierliche  Stellung ,  schlankere  und  jugendlichere  Verhlltniä«e 
und  eine  elegantere  Behandlung  der  in  ihren  Elementen  durchaus  mit  derjenifreD 
der  anderen  Statuen  fibereinstimmenden  Gewandung.  Diese  Verschiodehheiten  dürf- 
ten mit  der  Verwendung  des  Typus  zu  einem  Porträt  in  natürlichem  Zusammeii- 
hange  stehn ,  so  zwar ,  daß  an  Feierlichkeit  der  Haltung  das  aufgegeben  ist .  was 
ganz  insbesondere  die  Göttin  als  solche  eharakterisirt  und  fllhlbar  macht,  wihreüi 
bei  der  Wiedergabe  der  Formen  und  Proportionen  der  hier  dargestellten  jnngfi 
Frau  Alles  gewahrt  blieb,  was  dem  Typus  an  und  für  sich  angehört,  weklier 
sich  eben  liierdurcli  als  ein  fest  ausgeprägter  kennzeichnet. 

Dieser  Typus  aber,  wie  er  besonders  in  den  beiden  ersten  Statuen  aoftntt. 
ist  der  erhabenste  und  feierlichste,  in  welchem  die  stehende  Demeter  en»cheiit- 
was  freilich  wcdil  nur  dann  ganz  einleuchten  wird ,  wenn  man  das  venKandt^.  »ber 
ktinstlerisch  bedeutendere  Wandgemälde  aus  der  casa  del  quest<»re  mit  in  Betrafst 
zieht.     Oh  die  Göttin  in  diesem    Gemälde    aus   zureichenden  (irttnden   als  Demeter 


teil    lies   Palastes  Coloiiiia   in    Korn  (in   der  nntern  .Vbtlioilung   auf  der   obcrn  Toitamo  rvchb  >3i 

Kndr  ,   ueini   man  doni   l'alaste  drn  Ui'nkcii   wondrt). 

a)   AbiEob.   in   Herkorn  Augnsteuni   Tal*.    115  und  bei  Clarac  a.  a.   O.  pl.   424.  No.  761. \ 
h)  lleibig,  Wandgcm.  No.   17()  (=  Atlas  Taf.   \1V.  No.   10)  und  177. 


5.    DIE  STATUEN  DER  DEMETER  UND  DER  KORA.  467 

üblo^  angesprochen  worden  ist,  soll  seines  Ortes  näher  geprüft  werden,  bei  den 
Statnen  ist  sicher  Nichts  vorhanden,  welches  auf  die  Anwendbarkeit  dieses  oder 
eines  verwandten  Beinamens  hinwiese.  Wohl  dagegen  tritt  uns  in  ihnen  die  große 
Gföttin  der  Mysterien  in  ihrer  ganzen  Würde  entgegen  und  auf  diese  und  ihre 
^heimnißvoUe  nächtliche  Feier  wird  die  lange  Fackel  doch  wohl  zu  beziehen  sein. 
Von  irgend  einer  Beziehung  der  Demeter  dieses  Typus  zu  ihrer  Tochter ,  oder, 
wie  bei  den  Statuen  der  zweiten  Olasse ,  zu  den  Menschen ,  kann  keine  Rede  sein ; 
sie  wirkt  wie  eine  durchaus  in  sich  beruhende  Erscheinung  der  Göttin  und  hiermit 
steht  es  in  bester  Übereinstimmung ,  daß  sie  nicht ,  wie  bei  den  Statuen  der  zwei- 
ten Classe  angenommen  wurde ,  ihre  Gabe  in  der  Rechten  vorstreckt  oder  darbie- 
tet ,  sondern  ihr  Büschel  Ähren  und  Mohn  in  der  gesenkten  linken  Hand  ganz  und 
gar  nur  als  ein  charakterisirendes  Attribut  gefaßt  hält. 

Nicht  am  wenigsten  trägt  zu  dem  Eindrucke  der  Feierlichkeit  und  Prächtig- 
keit dieser  Gestalten  die  weite  Himationtracht  bei ,  welche  in  fühlbarem  Gegen- 
satze nicht  nur  zu  der  viel  anspnichlosem  Gewandung  der  Statuen  der  zweiten, 
sondern  auch  derjenigen  der  folgenden  Classe  steht  und  bei  der  es  nicht  unin- 
teressant ist ,  zu  sehen ,  wie  der  keineswegs  ganz  gewölinliclie  Wurf  des  auch  als 
Schleier  das  Haupt  bedeckenden  Obergewandes  besonders  bei  No.  14 — 17  mit  dem- 
jenigen bei  der  Statue  von  Knidos  übereinstimmt  und  daß  er  sich  nicht  allein  bei 
der  Statue  del  Drago  (No.  18),  sondern  auch  bei  der  als  Rora  zu  erklärenden 
Statue  in  der  Villa  Borghese  und  ihren  Parallelmonumenten  wiederholt.  Es  scheint 
Hch  daraus  zu  ergeben ,  daß  eine  bestimmte  Tradition  für  dies  Demetercostüm  sich 
n  der  Kunst  festgesetzt  hat,  da  man  die  stehenden  Gestalten  aus  der  sitzenden 
cnidischen  doch  um  so  weniger  ableiten  kann,  als  ihr  aesthetischer  Gesammtein- 
Imck,  besonders  bei  No.  14  — 17  von  dem  jener  sehr  verschieden  ist,  während 
indererseits  die  Statue  von  Knidos  verbietet,  die  Gewandanordnung  der  stehenden 
Statnen  etwa  lediglich  für  römisch  zu  erklären  oder  aus  römischer  Sitte  abzuleiten, 
wozu  in  der  verwandten,  aber  nicht  identischen  Tracht  der  bekannten  Matrone 
ins  Herculaneum  in  Dresden  (Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  372)  Veranlassung 
gegeben  sein  könnte. 

Nach  Maßgabe  des  Costüms,  namentlich  des  langen  Chiton  und  des  darüber- 
geworfenen, zugleich  als  Schleier  über  das  Haupt  gezogenen  Himaton  von  feinem 
Stoffe,  sowie  nach  dem  Attribute  von  Ähren  und  Mohn  in  der  ruhig  gesenkten 
sinken  steht  den  eben  besprochenen  Statuen  näher  als  andere  die  Statue  No.  IS 
m  Besitze  des  Principe  del  Drago,  welche  nach  diesen  Gesichtspunkten  hie- 
ler  gestellt  worden  ist.  Aber  freilich  unterscheidet  sie  sich  andererseits  von  jenen 
Statuen  nicht  nur  durch  den  Mangel  der  langen  Fackel ,  sondern  durch  eine  völlig 
erachiedene  Haltung  und  einen  hierdurch  bedingten  sehr  abweichenden  Gesammt- 
luurakter.  Denn  an  Stelle  des  Festen  und  Feierlichen  der  Statuen  No.  14  und 
5  und  der  leichten  Eleganz  von  No.  17  hat  diese  Figur  etwas  eminent  still  Ma- 
ronales,  dem  sich  ein  unverkennbarer  Zug  von  Trauer  oder  Schwermuth  beige- 
ellt.  Allerdings  spricht  sich  dieser  Zug  zumeist  in  dem  augenscheinlichen  Por- 
rätkopf  aus  und  man  könnte  hiernach  geneigt  sein,  ihn  für  rein  individuell,  der 
Largesteliten  Person  angehörend  und  deshalb  als  für  den  Typus  der  Göttin,  unter 
leren  Bilde  sich  die  Frau  hat  porträtiren  lassen,  als  unerheblich  zu  betrachten. 
Ulein    dem   gegenüber  muß  man  doch  sagen,    daß   nicht   allein  die  Haltung  der 


408 


II. 


ganzen  Figur  mit  dem  Ausdruck«.'  der  schwermüthi^eit  Versunkenhüt  n  ( 
Hichl^zli^eH  iinil  lUitbeBondere  in  den  Augtin  Hufn  suIiSubU-  z ii itain luengoh t .  soaden 
aucli.  daß  für  eine  von  irgend  einer  tiefen  iiuil  stillen  Trauer  erfallten  rJlmiscIiiMi 
Malinne  der  Oudanke ,  sich  nnt(.'r  dem  liildc  der  triiuemden  Göttin  d&rsIcUen  id 
hisHen  Nichts  weniger  als  fern  lag.  Und  danach  wUrde  iler  die  gxiize  Giuull 
diirchdiingcnUe.  in  AntlitK  niii'  am  klamten  herrurtretende  Ausdruck  still  verlial- 
tener  tiefer  Sdiwermntli  in  recht  ei|j;entlicheu  Sinne  dem  Typus  angeliOren. 

Wenn  dein  i^er  ao  ist,  so  wUrde  die  Slatne  del  Dra^o  nicht  alUiiu  d«iii  Oo- 
stllm  nach,  wmdeni  auch  in  ihrer  ganzen  Eründuug  uder  in  der  Conccption  ia 
DemetortypuH .  welcher  fQr  diese  rdmische  Matronen  iigui'  benutzt  iät .  die  vollkiiBi' 
mr^n^te  Parallele  zu  der  kuidischen  Statue  bilden,  die  in  antiken  Kunatwerkcn  mf 
nm  gekommeil  ist  nnd  neben  dem  Kopfe  von  ApollenJa  lAuiDerk.  I5|  als  ein  Uc- 
U'.g  dafUr  gelten  können,  daß  Clemen»'  Ztmgniß  (b.  oben  S.  4-17  .  Demeter  *rtir 
i-üQ  TT,;  ^D\xtfofMi  erkannt,  wena  im  auch  keine  Giltigkeit  acldechlliin  bat.  i)m- 
noch  auf  breiterer  Gruudlagc  steht,  aU  die  ist,  welche  unter  alten  nna  bckanDtm 
statuarischen  Werken  bisher  allein  die  Slatue  von  Knides  darbet. 

Kein  schicklicherer  Ort,  als  dieser,  ergieht  sich,  um  eine  titatue  einznApn. 
welche  unter  den  bisher  bekannter  allein  steht  ^'-),  aber  in  gewissen  Dingen  eis«- 
seils  an  die  Statuen  der  zweit<<n  ,  in  anderen  an  diejenigen  der  dritten  Ctam 
wenigstens  erinnert: 

No.  19,  eine  tiberleb enagroße  i^tatue  von  griechischem  Marmor  in  der  Rotnailr 
des  beriiner  Mnseuma  No.  5").  Dieselbe  galt  frfUier  fflr  eine  Hera  und  isl  urt 
bei  Clarac  unter  den  '>Jnnoua'<  anfgefOhrt;  aber  aHiwerlich  iät  in  der  Fi*rnr  irprti 
Etwas,  wodurch  dieser  Name  gerechtfertigt  wei'den  könnte,  el^leich  nicht  aUi 
die  Mumente  stichhaltig  sind,  die  Gerhard  gegen  denselben  geltend  nntcht.  UA 
Recht  aber  hebt  er  so  gut  wie  Ltwezow  die  würdevolle .  feierliche ,  einem  Xjm- 
pclbild  angemessene  llaltnng  hervor  und  mit  demselben  Rechte  weisen  Beide  uf 
den  entschieden  mnti-onalon  Chamltter  und  die  rollen  und  breiten  Formen  der  <.«- 
stalt  hin.  welche  den  Kreis  der  zur  Benennung  herbeizuziehenden  tiiittjnnen  lielil 
eben  weit  erscheinen  läßt.  Dem  an  steh  nicht  fem  liegenden  Gedttokeit  an  IteilU. 
welchen  Gerhard  fljtSter'')  frageweise  anssprach.  scheint  die  eben  mIichi  benlM 
Breite  und  Fülle  der  Formen,  wenigstens  wenn  wir  sie  mit  denen  der  Piutitt 
sichern  Ilestiastatnc .  der  Oiustimanischen  vergleichen,    entgegenzustehn. 

Dazu  kommt,  daß  die  Gewandung,  von  dem  Schleier  abgesefan.  mit  it- 
jenigen  der  Statuen  der  zweiten  Olasse  viel  Gemeinsames  hat ,  wBhr«Dd  wir  im 
Schleier ,  welcher  das  im  Übrigen  ungeschmUckte  Haupt  bedeckt ,  durch  di*  fNf 
tuen  der  dritten  Claase .  auch  abgesehn  von  der  sitzenden  knidittrhen  und  twi  Ite- 
liefen    und  Hflnzen    fllr    Demeter  gerechtfertigt    finden.      Auch    die    den   liberal« 


•)  OerbtTd,  Bari.  >iit,  BlldHerke  S.   ii  So.   b. ,   ibgeb.  b.  Civuoppi.    Itamilu  I. 
diiitrh  bei  CluK',   MiiB.  de  iculpl.  pl.  -IIa  No,  721,  Text  Vol,  III.  p.  T5.  mli  uidvna  ibM 
Jet»  iii|Hfngt«ii  ErKiiiiungeti  beider  Arme.  i.  AU»  Tat.  \V.  Nii   2S.   u[|d  \rit\.  oo- 
AmtIDi.  II.  .S,  357  t.     V.tiimt  auDer   beiden   Armen   mit  den  Altrlbalcn  norll  dt» 
D\e   tlühe  dei  Slaliie  Imlti^l  iiidi  Uerliiid   7  Pail,    iiieh   Levciov  7   Fu&  B  ZuU. 

b)  VeridchniO  der  BUdbkUBnrerke  IJiei}.  i*<&\)  S.  S. 


5.    DIE  STATUEN  DEB  DKMETEK  UND  DEB  KOBA.  469 

bedeokenden  g^nöpfteo  Ärmel  sind  in  dem  hier  in  Rede  stehenden  Kreise  ge- 
wdbiiiich  nnd  die  starken  Sohlen ,  mit  welchen  die  Füße  des  Bildes  bekleidet  sind, 
stehB  der  Demeter  als  der  wandernden  Göttin  wohl  an.  Mit  den  Statuen  der 
xweitea  Glasse  mag  die  berliner  auch  die  Attribute ,  Ähren  in  der  gesenkten  Rech- 
ten ,  ein  Scepter  in  der  halberhobenen  Linken  gemein  gehabt  haben ,  obgleich  links 
eine  lange  Fackel,  wie  sie  die  Statuen  No.  14 — 17  der  dritten  Glasse  ftlhren, 
eben  sowohl  möglich  erscheint  imd  nur  die  kurze,  auf  die  Hüfte  gestützte  Fackel, 
mit  weleher  die  Figur  jetzt  ausgestattet  erscheint,  jedenfalls  unrichtig  ist.  Sehr 
eigenthflmlich  ist  der  Kopf,  welcher  nach  Gerhard  »dicht  über  dem  Bmstgewand 
ehigelaBsen,  aber  nach  allem  Ansehein  mit  der  Statue  ursprünglich  verbunden  ge- 
weseac  ist,  wobei  der  durch  den  Hals  und  Schleier  gehende  Bruch  und  Kittstrei- 
fem  unerwfthnt  bleibt.  »Ernste  Hoheit  und  Mi^estät«  wird  man  demselben  mit 
Lewezow  kaum  so  unbedingt  zusprechen  dürfen,  vielmehr  scheint  ein  gutes  Theil 
ircbaischer  Strenge  und  Gebundenheit  nicht  allein  in  den  Formen  der  stark,  aber 
»dir  regelmiLßig  gewellten,  nur  von  einem  ganz  schmalen  Bande  zusammengehal- 
tenen Haare,  der  Augen  und  des  etwas  breit  und  gerade  geschnittenen  Mundes, 
Kmdem  auch  in  einer  gewissen  Ausdruckslosigkeit  oder  Leere  hervorzutreten, 
Krelcbe  sich  mit  den  breiten  Proportionen  zu  einem  keineswegs  ansprechenden  Gän- 
sen verbinden.  Der  ganzen  Haltung  nach  aber  steht  die  Statue  zwischen  den- 
jenigen der  zweiten  und  der  dritten  Glasse  in  der  Mitte,  indem  sie  weniger  als 
liejenigen ,  wenigstens  die  besten  der  zweiten  Glasse  die  feine  Beziehung  der  segen- 
^ndenden  Göttin  zu  den  Menschen  zeigt,  noch  andererseits  so  in  sich  abgeschlos- 
len  ist,   wie  die  Figuren  der  Mysteriengöttin  in  No.  14 — 16  der  dritten  Glasse. 


Vierte  Glasse. 

• 

Für  die  vierte  Glasse  der  Demeterstatuen  bietet  die  Figur  rechts  im  eleusini- 
«hen  Relief  die  Grundlage;  mit  ihr  bildet,  wie  oben  (S.  428)  schon  bemerkt  und 
«ie  bereits  früher  von  Brunn*)  hervorgehoben  worden  ist,  bis  auf  den  wesentlich 
'enohieden  gestatteten  Kopf  die  auffallendste  Parallele 

No.  26,  die  ohne  jeden  haltbaren  Grund  als  »Sappho«  bezeichnete  Statue  in 
1er  nuiden  VoHialle  des  Gaf^hauses  der  Villa  Albani  No.  749^).  Ihr  steht  zu- 
ftctot: 

No.  21 ,  eine  unter  dem  Namen  »Junon  Reine«  bei  Glarac'')  abgebildete,  sonst 
Bedkte  Statue  der  ehemaligen  Vescovalischen  Sammlung,  deren  jetziger  Aufstel- 
keüiuigsort  unbekannt  ist.     Weiter  kann  man  vielleicht  noch 


a)  Bull,  deir  Inst,  von  1S60  p.  69. 

b)  Besebreibiing   Roms   III.  II.    S.  550,   Morcelli ,    Fea,   Visconti   La   YlUa   Albani   descritta 
1869)  p.  109;  bisher  unedirt,   s.  AtUs  Taf.  XIV.  No.   11. 

e)  Mos.  de  seulpt.  pl.  419  No.  736,  vergl.  Text  Vol.  III.  p.  86  sq.  Die  SUtue  ist  nach 
lane  sehr  stark  restaurirt ;  aufgesetzt  (modern?)  ist  der  Kopf,  ergänzt  sind  beide  Vorderarme 
Mb  tan  Ellenbogen  an ,  desgleichen  die  Füße  mit  einem  Theile  des  Plinthos.  Die  Angabe  Cla- 
UC8,  daß  die  Statae,  ehe  sie  in  Vescovalischen  Besitz  kam  ,  in  Florenz  gewesen  sei,  dürfte  ge- 
wehtem ZweÜBl  unterliegen. 


470  II        UTK  KIUIAL.TI^:^«!':» 

No.  22  nnd  TA.  zvit^i  8tHtiii>ii  im  Miimi-ii  NAzixnnie  in  Nunpel*)  1 
w(t)<-)in  flrlinii  Ocrliaiil  al»  nifiglichK  DeinetfrsUtiien  betmchiet ,  über  nicht  riehtif 
mit  ^w'iflHt<n ,  weitürhin  im  bvaproch^ndttn  8tatUen  rerbanden  liat .  welcher  virltnchr 
mit  dem  Koranamon  m  helegcn  sein  werde».  Wtthrunil  die«!  buiilon  Sbtlneti  tn 
CoHtilin  zuRatnmengf^lißrßti  nnd  dur  Ktattie  Albani  f'20)  ganz  nthe  «Urlin,  nnler- 
Hclinidet  «kih  No.  2:t  von  dtin  nncieren  in  der  OompoHition  iladnreli,  iliiß  sie  dif 
rechte  Hand  <;eliobi'n.  die  linke  ge8«nkt  hat,  wahrend  sich  die»  Iwi  dfo  «ndrrfii 
nmkehrt.  Ein  besonderer  tiewinn  ist  anf  keinou  Fall  auR  diesen  Statuen  ah»- 
leiten . 

In  [tctreff  der  Alhaniaclien  Statne  .aber,  sin  lias  fllr  den  Tj'pns  mtiß^lwDiIe 
Kvrmiilnr  wird  c^  sehr  daianf  ankonrnien .  die  Art  und  die  Ausdehnung  der  &- 
g!ln/unE<*n  so  jfcnau  wie  möglich  festzustellen.  Ich  habe  mir  darüber  iHTA  hri 
einer  mit  Hen-u  Ur  Flaseh  geraeinsam  rorgenooimenen  Untennchung  Ful^enii^ 
nitlirl  Die  lierubh angende  rechte  Hand  JBt  gebrochen  .  aber  Ina  auf  ilen  Zeij^ 
tingor,  dua  vorderste  Clled  deH  Danmen  nnd  dasselbe  des  Kweitnn  Fingers  e«bt  um! 
kann  ein  BUsehid  Ähren  ^halten  haben.  Uer  Brnch  geht,  wie  aneh  die  Zcicb- 
nnng  erkennen  litßt.  durch  die  Handwnniel  und  den  puntello  Dagt^gen  ist  ilff 
ganKi'  Unke  Vorder.irm  mit  der  ihn  nmgel>endrai  Gewandung  lunUem.  Der  Anuli 
lauft  am  Oberarm  hinanf,  dessen  ganKo  nach  anßeu  gewendete  IlUfl«  miorbi  im 
und  gegen  die  Schulter  hin  noch  durch  ein  attiek  des  über  dlesellte  gelegten  Hint»- 
tion  hindurch .  aber  die  Schalter  selbst  ist  echt.  Auch  nnlerlialb  de.'<  AmiM  i« 
ein  gut  4  Kinger  breites  Stitck  des  hangenden  Äi-meU  ergSnet.  Ob  der  Am  k 
gehobi-n  war,  wie  ihn  der  Kcstanrator  gebildet  hat.  i»t  ungewiU.  aber  wehl  mSg 
lieh,  sicher  dagegen,  daß  irgend  Iftwss  hier  die  Gewandung  benihrt  und  deren  PiBa 
einwUrts  vom  Arme  godrOckt  liut.  Ob  dieser  verschwundene  Gegenstand  eine  Ulfe 
Fackel  gewesen  ist.  wie  sie  die  enlapreehende  Helienigiir  im  Arme  liegeB  h*l. 
ist  insbesondere  deswegen  Kweifulhnft .  weil  auf  der  erhaltenen  antiken  Basis,  \eklK 
in  die  moderne  nur  eingelassen  ist  und  deren  Cuntoiir  fein  an  den  Faßen  and  ilei 
Gewandung  hinlünfl,  sich  keine  Spur  von  der  BerlÜirung  elnt's  tremden  Ü«^- 
standes  wie  eine  lange  Fackel  oder  ein  Seepter  findet.  Dagegen  findet  sidi  H 
tier  Gewandung  vorwärta  der  linken  Schnlter  eiue  Stelle,  wo  ein  fremder  0«f»- 
Htand>leifie  bertllirt  haben  könnte,  ohne  daß  dies  sich  jedoch  behanpten  lieBe.  d* 
es  sich  auch  nm  eine  einfache  BcsluBung  hiindeln  knnu.  Am  Halse  ieig«e  siri 
einige  Verletzungen,    doch  ist  er  und  der  Kopf  von  unhex weifelbarer  Echtheit. 

Was  aber  den  mehrer wähnten  fremden  Gegenstand  anbetrifft ,  welchea  ht 
linke  Hand  der  Figur  gehalten  und  welcher  die  Stelle  vor  der  linken  ScholW  tr- 
rltlirt  haben  mag.  so  läßt  sich  nicht  Uugnen,  daß  man  bei  demselben  — voduitb 
ditnn  freilich  die  Bereclitiguug .  die  Btatne  Uemcter  zu  nennen,  eiuigermaflen  K'^'" 
felhaft  werden  wdrde^^)  —  au  ein  FUllhoi-n  denken  nnd  durch  dessen  Snbslinimr 


a)  Bei  Oerhsrd  und  l'onofka,  ^elpels  ant.  Bildwerke  No.  73,  ibgeb,  bei  CUru  l.  lO^i 
tlU  n,  No.  742  f,  vergl,  Tp\t  >.  i.  O.  p.  90  und  No  TS.  »bgfib.  d».  pl,  «0  A  So.  W» 
VFtgl.  Teic  a.  s.  u.  p.  42  In  lletrelT  dar  Kminiungen  hat  Gerhard  Unrerht,  nunn  n  M 
K'ipf  von  No.  73,  eiiiiT  StaluKIv  M>n  ni.  U.'JU  Hohe  als  iu<'>|llrhi:Tuel'p  all  br(Di<-bnfi,  Ow 
n.'HKt  ihn  mit  Uei.'ht  niudL-cn.  Anrb  der  Kupt  vuii  No.  'iH  .  einer  Statue  iwi  d«i  dajjpclu«  bi 
lil  modeiu  (von  Aibarinl)  und  die  Vordotanue  liud  m  boidui  E&eDplaraa  rtiUnrltt. 


5.      DIE  8TATUBN  D^R  DEM£T£:ft  UND  DEtt  KO&A.  471 

die  Frage  zu  lösen  meinen  könnte,    und  zwar  dies  um  so  mehr,    als  eine  bis  auf 
die  Gttrtung    des  Chiton    entschieden    nahe    verwandte  Figur  No.  59    im  Braccio 
nuovo    des   vaticanischen  Museums*)  als   »Fortuna«   mit  einem  Füllhorn  restaurirt 
ist.     Auf  dies  Füllhorn   ist  indessen   kein  Verlaß,    um   so   weniger,    als  die  Er- 
gänzungen  an   dieser  Statue   noch  umfänglicher  und  tiefer  greifend  sind,    als  sie 
selbst  Clarac  a.  a.  0.  angegeben  hat.     Nicht  »ein  Theil  des  rechten  Armes« ,  son- 
dern der  ganze  rechte  Arm  mit  der  Schulter  ist  modern  und  nicht  »die  linke  Hand«, 
sondern   der  ganze  linke  Arm  wieder  mit  der  Schulter  sammt  dem  Füllhorn  und 
sftmmtlichen  diesen  Arm  umgebenden  Theilen  der  Gewandung ;  außerdem  die  Füße 
und  der  vordere  Theil  des  Plinthos  gehört  der  Restauration   an.     Der  sehr  stark 
geflickte  Kopf  ist  antik,  seine  Zugehörigkeit  aber  zweifelhaft,    da  der  Hals  theil- 
weise  modern  ist.     Ähnliches   gilt  von  einer  zweiten  ebendaselbst    (No.   74)  unter 
dem  Namen  der  »dementia«  aufgestellten  Statue^).    Auch  bei  ihr  sind  beide  Arme 
modern ,  der  linke  wiederum  mit  der  Schulter  und  der  ganzen  mit  dem  Arme  zu- 
sammenhangenden Gewandung.     Überdies  aber  zeigt  der  erste  aufmerksame  Blick 
auf  die  Abbildung,  was  die  Untersuchung  des  Originals  im  vollen  Maße  bestätigt, 
daß  dieser  linke  Arm  nicht  erhoben  gewesen  sein  kann ,  sondern  gesenkt  gewesen 
sein  und  das  Himation  gehalten  haben  muß ,  welches  selbständig  in  der  Lage  nicht 
verharren  kann ,    in   der  wir   es  sehn.     Auf  diesen  Umstand   und  auf  die  große 
Ähnlichkeit  mit  der  Statue  No.  59  wird  auch  schon  in  der  neuesten  Ausgabe  (1S70) 
des  ELatalogs  der  vaticanischen   Museen  hingewiesen   und   die  Annahme  daran  ge- 
knüpft,   daß  auch  diese   Statue   wie  jene  eine   Fortuna  dargestellt   habe.     Wenn 
jedoch  bei  jener  das  Füllhorn  unverbürgt  ist,    so  ergiebt  genaueres  Studium  die- 
ser, daß  sie  ein  Füllhorn,  so  wie  man  es  jener  gegeben  hat,  nicht  gehalten  ha- 
ben kann.     Es  wird  daher  für  die  Albanische  Statue  wie  für  die  beiden  vaticani- 
schen  Figuren   das  wirklich  von   ihnen   im  linken  Arme  getragene  Attribut  noch 
zu  suchen  sein  und  demgemäß  wenigstens  bis  jetzt  kein  positiver  Grund  entgegen- 
stehn,  der  Albanischen  Statue,    auf  welche   es,    weil  sie   mit  der  Relieffigur  am 
allerauffallendsten  übereinstimmt,  am  meisten  ankommt,   den  ihr  schon  von  Brunn 
a.  a.  0.  beigelegten  Demetemamen  zu  lassen.     Sollten  die  beiden  anderen  Statuen, 
welche  mit  der  sichern  Fortuna  No.  S6  des  Braccio  nuovo  ^)  in  der  That  viel  Ähn- 
liehes  haben ,  ohne  jedoch  mit  derselben  völlig  übereinzustimmen ,  trotz  den  entge- 
genstehenden Schwierigkeiten  ein  Füllhorn  im  linken  Arm  getragen  haben  und  be- 
stimmt gewesen  sein  »Fortuna«  oder  auch  »Abundantia«  vorzustellen,  so  ist  dabei 
Dicht  zu  vergessen ,    daß  die  römische  Kunst  den  Typus  fUr  diese  Allegorien  aus 
keinem  griechischen  Typus  näher  und  leichter  ableiten  konnte ,  als  aus  demjenigen 
der  Demeter,    wie  er  in  der  Relieffigur   ganz  unzweifelhaft  vorliegt,    auch   wenn 
man   diese  im   Zusammenhange   der  Darstellung   der  elensinischen  Platte  Kora  zu  ' 
lannen  hat  (vergl.  oben  S.  428  f.) . 

Die  Albanische  Statue  aber  charakterisirt  neben  entschieden  matronalen  Fer- 
nen des  Körpers  eine  große  Schlichtheit  in  der  vortrefflich  behandelten  Gewandung, 
irelche  sich  im  langärmeligen  Chiton   von   feinem  Stoff   in  eben  den  linden  Falten 


a)  Abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  0.  pl.  451  No.  824,  vergl.  Text  yoI.  III.  p.  153. 

b)  Abgeb.  Mus.  Chiaram.  II.  tav.   13. 

e)  Abgeb.  Mus.  Chiaram.  II.  tav.  14,  Clarac  a.  a.  0.  pl.  455  No.  835. 
0 verbeck,  Kanstmythologie  III.  31 


472 


n.    Dir.  KRIIALTENEN  »OXtlUENTE. 


an  den  Busen  anschmiegt  wie  bei  der  ReliefSgur  von  Eleusis.  während  ( 
tioQ  ,  obwohl  die  Art  seines  ümwurfes  lebhaft  an  diejeuigu  erinnert .  welche  die 
vaticanisctie  atatne  der  Hera  Teleia  (Atlas  Taf.  X  No.  '.Vi]  zeigt,  was  den  Ein- 
flflsaen  einer  und  deraellien  Kunatachnle  (b.  oben  S.  ü4  S.  und  8.  463)  Engeachriebeu 
werden  mag.  dennoch,  im  Zusammenhange  mit  dem  mhigen  ät«od«  äer  Kignr 
dem  Kilrptr  so  viel  enger  angelegt  ist,  daß  nicht  die  breite  und  pttchttg«  Er- 
scheinung jener  Herastatue  ,  sondern  eher  derjenige  stille  und  achlichte  Eindruck 
sich  wiederhult,  den  die  Ileraatalue  ron  Lorium  i Atlas  Taf.  X.  Mo.  35j  bietet. 
Von  dem  Kopf  iot  im  Allgemeinen  schon  oben  (S.  4-11!)  gesprochen  worden  ;  di«  eng- 
anliegende Haube .  welche  ihn  umgiebt .  ist  es  ohne  Zweifel .  welche  der  Status 
den  Namen  Sappho  eingetragen  hat,  welche  aber  in  ihrer  Schmucklosigkeit  Ueae- 
ter  vollkommen  angemessen  ist  und  sich  bei  dem  allerdings  nicht  g&nx  nnaweifel- 
haften  Kopfe  der  sichern  C'eparclli  sehen  Demeterstatuc  oben  6.  4G1  No.  II  |  wie- 
derholt. Nicht  ganz  so  leicht  ist  es,  sich  Ober  seine  Formen  und  seinen  Aosdrnck 
Rechenschaft  zu  geben.  Au  matrunalem  Charakter  fehlt  es  den  erstem  allerdinfi 
nicht .  aber  anffallend  ist  die  Gr$Be  der  Augen ,  welche  ziemlich  bestimmt  btickrn 
und  dem  Ausdruck  etwas  von  der  Milde  nehmen ,  welche  raan  bei  Demeter  ili 
natnrgemitB  voraussetzt,  in  dem  Kopfe  der  capitolini sehen  Statue  so  schöu  d^tgr- 
stellt  findet  und  welche  auch  dem  Antlitze  der  Albanisclien  Statue  in  suineu  Dbrigen 
Zllgeu  nicht  fehlt .  während  dasselbe  von  jener  Trauer  oder  Wehmuth .  welche  in 
Ausdruck  der  knidischen  Demeter  bestimmt,  Miclits  erkennen  läßt. 


AnSev  den  im  Vorstehenden  znaammenge stellten  Statuen  giebt  es  nur  bmI 
eelte ,  welche  auf  den  Namen  der  Demeter  begründeten  Anspruch  htblK 
ohne  sich  mit  den  angefahrten  Typenclassen  verbinden  zu  lassen  udor.  nnter  M 
abereinstimmend,  selbst  eine  neue  l'yp^»*'''^^^  darzustellen.  Vielleicht  am  ebolv 
ist  dies  noch  der  Fall  mit  einigen  Statuen,  au  deren  Spitze  als  vSlUg  goichsitT 

No,  24,  eine  l,!l((  m.  hohe  Statue  von  griechiachem  Marmor  in  der  O^Jjth 
thek  zu  Uflnchen  No.  TU")  zu  stellen  ist.  deren  Kopf  nnd  rechter  Vorderann  Jkf 
dings  ei^änzt  sind,  an  der  buken  Hand  aber  nnr  die  Fingerspitzen  nnd  ein  1W 
der  im  ü))rigen  ganz  sicheren  Ähren.  Das  Eigenthnmiichsle  an  dieser ,  windem, 
wie  die  meisten  Demeterfignren ,  mit  einem  langfirmcligen  Chiton  bekleideten  SUIM 
ist  ein  chlamysartig  auf  der  rechten  Schulter  gekuöpfler  doppelter ,  aber  löcbtal 
Hantel .  dessen  oberer  Theil  bis  zum  Knie  und  dessen  unterer  bis  fast  in  du 
Fflßen  reicht. 

Ein  sehr  fllmlichos  C«stUm.   nur  mit  etwas  reichlicherem  Falteuwerk  »igt 

No.  34a.  eine  als  Demeter  ergänzte  Statue  in  der  Villa  Albani*']  mit  (Mf 
dem  Kupfo .   welche  sich  also  mit  der  MUnchener  eiuigennaBen  in  Reihe  stellt  bJ 


>)  FrÜhei,  und  so  In  Schorna  Ktul.  der  Qlypiothck  No.  m.  rergl.  Brunn,  B««hr«lt- ^ 
Gly|)tc.rt8k.  2.   Aull,   S.   100  Nu,  79,  »bgab.  bei  Cl.r».^  i.  «.  0.  pl.  434.    No.  T-.». 

b|  Morrelll.  Fea,  VIscnnli :  L>  Villi  Albtni  deir'rliu  No.  2,  tbgeb.  b.  CUi*e  i.  «.  <•  !< 
43H.  O.  Na.  ~.!,9  V..  Tcrgl  Test  Vol.  III.  p.  tOT.  Dur  Kopf  lit  anllk.  (bw  auf  dwa  M*|i- 
nirkleu  Haie  einiiesetil  und  ichweclkb  tiigeliärjg ;  die  wnitigca  Krginmneen  *M  M  O"' 
Ticbtig  angegebeu. 


5.     DIE  STATUEN  DEB  DEMETKB  UND  DER  KORA.  473 

bei  der  nach   der  Analogie   dieser  dem  Demeternamen  wenigstens  nichts  Positives 
entgegenstehn  dfirfte. 


Anlangend  den  ganzen,  bedeutenden  Rest  der  in  Claracs  Mus^e  de  scnlptnres 
unter  dem  Namen  »O^r^s«  zusammengestellten,  meistens  ans  reiner  Willkür  und 
oftmals  angenscbeinlicb  verkehrterweise  als  Demeter  ergänzten  Statuen ,  soweit 
nicht  einige  derselben  weiterhin  als  Kora  gedeutet  sind ,  muß  gesagt  werden ,  daß 
nach  dem  jetzigen  Stande  unseres  Wissens  fttr  keine  einzige  derselben  der  Deme- 
temame  mit  Recht  oder  mit  stichhaltigen  Gründen  in  Anspruch  genommen  werden 
kann.  In  den  bei  weitem  zahlreichsten  Fällen  ergiebt  sich  dies  so  unmittelbar  aus 
der  Betrachtung  der  Abbildungen  selbst  oder  aus  dem,  was  Clarac  über  die  Er- 
gänzungen der  Figuren  mittheilt,  daß  es  unnöthig  erscheint,  die  Grundlosigkeit 
des  Demetemamens  im  Einzelnen  nachzuweisen,  für  wenige  der  bei  Clarac  aufge- 
führten und  einige  außerdem  als  Demeter  angesprochene  Figuren  wird  es  genügen 
die  Ablelmung  aus  diesem  Kreise  in  einer  Anmerkung^*]  kurz  zu  motiviren. 


2.     Kora2&). 

Vorweg  auszusondern  sind  aus  dem  hier  zu  besprechenden  Kreise,  und 
zwar  nicht  nur  für  dieses  Capitel,  sondern  auch  für  die  folgenden,  nach  Anderer 
Vorgange  diejenigen  Monumente,  welche  Persephone  als  Gattin  des  Hades, 
als  Unterweltsgöttin  und  Königin  der  Schatten  angehn.  Damit  kommen  alle 
anf  Kora-Persephone  nicht  aus  bloßer  Willkür  und  m.  o.  w.  unwahrscheinlich  bezo- 
genen thronenden  und  sitzenden  Gestalten  in  Wegfall  bis  auf  eine  einzige,  deren 
Erklärung  schwierig  und  zweifelhaft  ist. 

£b  ist  dies  die  kleine  Marmorstatuette  im  Museo  Ohiaramonti,  welche  jetzt 
mit  No.  81  bezeichnet  ist*^)  und  eine  anspruchlos  sitzende  weibliche  Figur  darstellt, 
bekleidet  mit  einem  einfachen ,  gegürteten  Chiton  und  einem  um  den  Unterkörper 
geschlagenen  Himation,  welche  ein  echtes  Büschel  Ähren  und  Mohn  in  der  rech- 
ten ,  auf  dem  Oberschenkel  ruhenden  Hand  hält ,  während  neben  ihr  ein  in  echten 
Resten  ganz  unzweifelhafter  Hund  sitzt.  Wenngleich  nun  durch  das  Ährenattribut 
der  Kreis  bezeichnet  ist,  in  welchen  dieses  Figürchen  gehört,  so  ist  damit  der 
richtige  Name  für  dasselbe  noch  nicht  gefunden.  Gerhard^)  hat  sie  Demeter  ge- 
nannt und  dieser  Name  wird  auch  an  Ort  und  Stelle  in  den  officiellen  Katalogen 
gebraucht.  Allein  es  ist  doch  nicht  abzusehn ,  wie  der  Hund ,  welcher  neben  dem 
Figürchen  angebracht  ist,  zu  Demeter  kommen  sollte.  Wenigstens  kennt  weder 
Gerhard  noch  irgend  ein  anderer  der  neueren  My thologen  und  Kunstmythologen  ^^] 
den  Hund  als  Attribut  oder  als  Begleiter  der  Demeter.  Dazu  kommt,  daß  die 
Formen  des  Marmorfigürchens   nicht  solche   sind,    welche   uns   an  eine  matronale 


a)  Beschreibung  Roms  II.  2.  S.  44.  No.  79.,  unedirt,  s.   Atlas  Taf.  XIV.  No.   16.    Ergänzt 
der  Kopf,  der  linke  Vorderarm  und  der  größte  Theil  des  Hundes  neben  der  Göttin. 

b)  Über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  II.  (Qes.  akad.  Abhb.  II.)  S.  395.    Anm.  160.  c. 

31* 


474 


n.    vn:t 


LI.TKSEN  MOxrM 


Gottheit  wie  Demeter  zu  denken  zwängen ;  denn .  wenngleich  die  Arme  ; 
fleiitchig  nnd  fttllig  aind ,  su  ist  doch  der  Busen  so  wenig  voll,  daß  er  Hehr  wohl 
den  Gedanken  an  ein  jnngfran liehe a  Wesen,  d.  b.  an  Kora  zaIäBt.  Dieaer  bei- 
geselll  würde  sich  aber  der  Unnd  weh  eber  erklären  lassen,  als  bei  Demeter. 
Ersten»  wenn  man  Peraephono  aU  Unterweltgöttin  verstände,  neben  welcher  iler 
Kerberos  (zu  welchem  man  die  evhten  Keste  so  ^t  ergänzen  könnte  wie  zu  eioein 
einkflpfigen  Hunde]  ein  ullerdingiä  seltenes  aber  dennocli  bei  einer  statnarisdien 
Einzeldarstellniig  nicht  undenkbares  Vorkommniß  sein  wtlide.  Zweitens  »ber.  sollte 
man  in  der  Statuette  der  Äbren  in  ihrer  Linken  wegen ,  obwohl  die  Persephoae- 
Kora  des  lokrischen  Terracotlarsliefs*)  solche  hält,  nicht  sowohl  Persephone  als 
die  KöpTj  Arj]j.r,T[>o;  erkennen  wollen ,  verm^lge  des  Synkretismus  von  Kora  mit 
Hekate'')  .  deren  gewöhnliches  Attribut  oder  wenigstens  häufiger  Begleiter  und  deren 
Opferthier  bekanntlich  der  Hund  ist'].  Will  man  aber  in  der  Statuette  die  reini' 
demetreYsche  Kora ,  nnvermischt  mit  Hekate  erkennen .  welche  aoch  sonst  mit  dta 
Ähren attrib Ute  nicht  seilen  ausgestattet  ist'';  .  so  wird  man  auch  dieser  den  allri- 
bntiven  Hund  ihrer  vpötn^okn^  Uekate  eher  beigesellt  denken  können ,  als  der  De- 
meter.     Doch  mag  dieser  Punkt  weiteren  Untersnehnngen  empfohlen  bleiben. 


Erste  Classe. 
Hier  kommt  derjenige  Typus  in  Frage,  welchen  Gerhard  Trllher  als  »Vkiiu»- 
Proserpina II ')  ,  gelegentlich  als  'AcppiSfTrj  Waai'fäsj^a^ ]  benannt  und  dessrn  Kum- 
plare  er  in  immer  wachsender  Zahl  gesammelt  hatte,  während  er  das  Urbild  in 
dem  Agalma  des  Mysteriencultua  von  Agrae  suchte").  Allein  wie  tierhard  wlt«l 
neuerlich '') .  die  Schwierigkeit  anerkeunend ,  welche  die  richtige  Beoennnng  A\'^> 
Typus  bietet,  zugestanden  hat,  der  Name  liVenus-Proserpins"  umgehe  dii-wlbf 
mehr .  al»  daß  er  sie  löse  und  der  richtige  Name  sei  noch  ungvwiU  nnd  wUinBii 
er  Halbst  empfunden  hat'),  seine  Ableitung  des  Typns  aus  den  KoramysleriBB  *«i 
Agrae  sei  n  wenig  durchgedmngen  n ,  wird  es  sich  einerseits  dringend  eroprehlca. 
die  Gerhard'schen  Listen  der  Exemplare  desselben  einer  strengen  HirJilnng  u  n- 
terziehn  und  dieselben  weit  eher  stetig  zu  beschränken,   austatt  sie,    wie  titAaii 

■)  Denkm,  d.  i.   Etitist  IL  No.  Sn6. 
b)  PmUet,  Demetur  und  Peraephone  S.  52. 

f)  Oerbanl,  Uile.h.  Uythol.  $&<!'*-  2,  Preller,  UHech.  Mythol.  I.ts.  2*%.  WeltUr,  (iiwL 
Uutleil,  1.  S.  562. 

d)  Geihud,  Cber  <len  BlJderkreis  von  Eleusis  II.  ((ieii.  ikad.  Abhii.  tl.)  S.  40}.  Aam.  I'>t> 
veiil.  oben  HruiiureJ  VII.  No.  3S  tt.   und  i.  weiterhin  id  dun  SUIuen  der  2.  iiu]  3.  Hniff 

e)  Veuere-Proaerpln«  IlluitraU  d>  Od.  »erhttd.  Polierilla  Kleiolin*  tS28,  deoueb  in  $>*«*> 
KuiDtbUtt  IS29  No.  IG  IT.,  in  erweileiter  OeaUlt  in  den  Hrpefb.-rCm.  Studien  IL  S.  |It  ('^ 
veigl.  iioi'ii  t'her  den  Bllderkrela  yon  Eteuaii  II.  (Ges.  akid.  Abbh.  II.)  K.  UVi  Anm,  tSt,  *' 
wie  diB  autgedahn teste  UenknüleTverzairbnll!  In  d.  Abb.  Qbei  Veuusldole  tl^^l.  E«f«x '" 
l.ibililiaidole ,  JeUt  In  GeHmmelte  aktd.  AbhsiidlJ.   I.  ü.  279  (T. 

f)  Hyperb.-TÜm.  Studien  a.  a.  0.  ».   ITÜ,  Ovi.  akid.  Abhta.   I.  8.  2-*\. 

t)  Abb.  aber  d.   Aotheatcrien  (Res.  ikad.  Abbh,  II.)  S  33  8.  191  R.  ,  lb«t  den  BlM«itM 
von  Kleuaia  II.  [Üei.  akad.  Abhb.  U.)  ».  3ül. 
h)  Oea.  aUd.    Ahhh.  I.  S,  2S1. 
IJ  Über  di«  Aiitbwterien  (.fle^.  akad.  Abbh.   i1.)  S.  '225.  Amu.  239. 


5.    DIE  STATUEN  DER  DEMETER  UND  DER  KORA.  475 

than  hat,  mit  Bildwerken  immer  zweifelhafterer  Zusammengehörigkeit^)  stetig  zu 
weitem,  und  andererseits  wird  die  Frage  einer  besonnenen  Prüfung  zu  unter- 
hn  sein ,  ob  wirklich  alle  die  von  Gerhard  zusammengetragenen ,  in  manchen 
izelheiten  von  einander  abweichenden  Gestalten,  welche  nach  Maßgabe  der  mit 
len  verbundenen  Figuren  sehr  verschiedenen  Kreisen  angehören,  mit  einem  und 
nselben  Namen  zu  belegen  und  als  Exemplare  eines  und  desselben  Typus  zu 
Tachten  seien ,  wie  dies  neuerdings  wieder  Stephan!  ^)  gethan  hat ,  indem  er  die 
^en  dieses  Schemas,  zum  Theil  allerdings  augenscheinlich  richtig,  auf  die  aus 
hrodite  und  ans  Artemis  herausgebildete  Genetyllis  oder  Eileithyia  resp.  auf  die 
mronische  Artemis  selbst  bezieht.  Vielleicht  ist  es  noch  richtiger,  wenn  man, 
)  dies  schon  jetzt  von  manchen  Seiten  mit  größerer  oder  geringerer  Berechtigung 
ichehn  ist,  dem  einen  und  dem  andern  Exemplar  der  Gerhard'schen  Listen 
'schiedene  Namen  beilegt.  So  ist  z.  B.  der  aus  Pompeji  stammenden  Figur ^) 
1  0.  Müller^]  derjenige  der  Aphrodite  Urania  als  der  ältesten  Moira ,  der  Figur 
der  Gruppe  von  8.  Ildefonso  von  Wieseler*)  derjenige  der  Nemesis,  von  Ste- 
ani  ')  derjenige  der  Artemis  Brauronia  ,  derjenigen  in  der  tusculanischen 
ippe  der  Hope'schen  Sammlung^)  von  Wieseler ^)  und  Gerhard^)  der  Name  einer 
hrodite  oder  Elpis,  von  Stephan!  (a.  a.  0.  S.  14)  derjenige  der  Eileithyia  oder 
netyllis  gegeben  worden  u.  a.  m. ,  während  wesentlich  dieselbe  Figur  in  ganz 
zweifelhaften  Hekatebildem  ^)  wiederkehrt.  Bei  fortgesetzter  Prüfung  wird  man 
ler  wahrscheinlich  zu  dem  Ergebniß  kommen,  daß  es  sich  bei  diesen  in  Attri- 
en  und  Bekleidung  variirenden  Figuren  um  ein  auf  verschiedene  göttliche  We- 
heiten  anwendbares  und  angewendetes  hieratisch- archaisches  Schema  handelt, 
sen  gebundene  Gliederbewegung,  namentlich  aber  die  auf  die  Brust  gelegte, 
»r  zur  Brust  erhobene,  bald  mit  einer  Blume,  bald  mit  einer  Frucht  ausgestat- 
;,  bald  leere  Hand  man  dann  wohl  auch  zu  oberst  auf  stilistische  Gründe  zu- 
kfflhren  und  je  nach  den  verschiedenen  Bedeutungen  der  Figuren  verschieden, 
ht  aber  mit  Gerhard^)  in  Bausch  und  Bogen  aus  einer  Andeutung  des  Todes- 
ilafes  oder  eine  Anspielung  auf  denselben  erklären  wird. 


&)  JSo  besonders  die  in  den  Ges.  akad.  Abbb.  I.  S.  277  ff.  unter  No.  13 — 26  aufgefübrten, 
r  8.  aucb  No.  2 — 5  und  7  und  vergl.  was  Gerhard  S.  277  selbst  über  diese  Nummern  sagt. 

b)  Compte-rendu  etc.  pour  l'anntfe  1873.    S.   10 — 16. 

c)  Gerbard  Ges.  akad.  Abbb.  I.  S.  276  No.  12,  abgeb.  Mus.  Borbon.  IV.  84,  Clarac,  Mus. 
sculpt.  p.  632  C.    No.  1422  J. 

d)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  262,  vergl.  Wieseler  das.  u.  Gerhard  a.  a.  0.  S.  281. 

e)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  879. 

f)  Compte-rendu  a.  a.  0.  S.   15. 

fi)  Specim.  of  anc.  sculpt.  II.   pl.    53,    Canina,   Tusculo  tav.  35,    Clarac  a.  a.  0.  pl.  695. 

1614  u.  sonst,  vergl.  Arcb.  Zeitung  N.  F.  VII  (1874)  S.  16.  No.  11  und  über  die  zunächst 
Sandten  Kunstwerke  Stephani  a.  a.  0.  S.   14. 

b)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  372. 

i)  A.  a.  0.  S.  275  zu  No.  2  und  S.  367  zu  seiner  Tafel  32.  No.  5  und  6  (»Spes  oder 
»11««). 

k)  S.   Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  32  No.   1—3  vergl.  S.  367. 

1)  Hyperb.-Töni.  Studien  11.    S.   161  ,   Über  den   ßilderkreis   von  Eleusis  (Ges.   akad.  Abbb. 

S.  362. 


476 


U.    DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE, 


Diese  Bemerkungen  mußten  der  Anfahrang  des  einzigen  Exemplan  in  mRk 
ständiger  statuariachor  Äu^fllhrung  vorausgesandt  werden ,  welcLea  sich  wohl  ziem- 
lich unbe.zweifelb&r  aaf  Kora  bezieht,  nämlich: 

No.  I,  der  im  Temenes  der  Demeter  und  Kora  in  Knidos  gefhnde' 
nen  1'  ä"  hohen  Marmorstatne,  jetzt  im  britischen  MoBeum'i.  Dieselbe  z^i^t 
die  gleichmäßig  auf  beiden  Füßen  stehende  Göttin ,  gekleidet  in  einen  nor  am 
Hala  nnd  Über  dem  rechten  Busen  aiehtbaren  Chiton  und  ein  weites,  die  ganxe 
GeBtalt  einhnllendes  und  bis  auf  die  Füße  binabreiohendes  Himalion ,  welches  zu- 
gleich schleierartig  über  den  sehr  hohen  imd  weiten ,  llbrigena  völlig  gchmncklosen 
Kalalhos  (Modiuaj  gezogen  iat,  welchen  die  Göttin  auf  dem  Haupte  trftgt .  w&hrend 
sie  in  der  Aber  den  BuBen ,  gegen  die  rechte  Schulter  erhobenen  rechten  Hand 
lose  gefaßt  eine  Blume .  nach  NowI:od  eine  Granatbillthe  (?i .  hält  nnd  die  herabhän- 
gende linke  Hand  einen  Theil  den  Gewände»  gefaßt  hat  und  ein  weniges  hinuf- 
zieht.  Das  von  hinterwärts  gelöst  auf  den  Nacken  herabfallenden .  über  der  Stin 
zur  Seite  geeHicheneu  ziemlich  rsichen  Haaren  umrahmte  Gesicht  der  Göttin  itifl 
bei  völlig  grader ,  etwas  steifer  Elultung  des  Kopfes  einen  duichaua  frenndlirJieD 
und  heitern  Ausdruck,  welcher  an  urchaisches  Lächeln  erinnert,  ohne  daß  dir 
Figur  sonst ,  abgesehn  von  der  ohne  Frage  hieratisch  beslimmten .  regungalewn 
Stellung ,  in  den  Formen  nnd  in  der  Behandlung  des  Gewandes  irgend  eine  6piii 
von  Archaismus  zeigte.  Sie  ist  vielmehr  bei  geringer  Sorgfalt  im  EinzelDcn ,  na- 
mentlich in  den  Niclits  weniger  als  zierlich  ansgefirihrten  Händen  und  I'^lBen  durrJi- 
aua  fließend  und  mit  jener  kecken  Routine  gearbeitet,  welche  viele  TcrracnUro 
zeigen  und  wird  von  Newton  wohl  mit  Recht  dem  4.  Jahrhundert  v.  d.  Z.  wft- 
schrieben. 

Wenn  der  durchaus  hieratische  und  Cut  tusch  arakter  der  Figur  ganx  oiit«- 
zweifelbar  erscheint,  so  fragt  es  sich  um  so  mehr,  ob  und  in  wiefern  man  dieMlbr 
auf  Tod  nnd  Unterwelt,  oder  ob  man  sie  lediglich  auf  die  in  ibr«n  AttribiM. 
der  Blume  und  dem  Ralathos  angedeutete  Bldthe  und  den  Fmchtsegen  dea  iri- 
schen, insbesondere  vegetabilischen  Lebens'')  bezliglich  denken  »oll.  Daß  du 
Erst^re  bei  einer  Göttin  sehr  wohl  möglich  ist.  welche  nach  Maßgabe  ciBor  i» 
Temenos  gefundenen  Inschrift ']  im  Cultus  außer  mit  Demeter  mit  Plulon  Kpintdm 
und  Hermes  verbunden  war,  während  andere  Funde  noch  manches  auf  l'nlerwll 
und  tJnterweltsgottheiten  Bezügliche  zu  Tage  gefördert  haben''),  dies  läBt  öA 
nicht  in  Abrede  stellen.  Auf  der  andem  Seit«  wird  man  zugestehn  mflstea,  dil 
in  der  Fignr  selbst,  in  dem  Ausdruck  ihres  Kopfes,  in  ihren  Attributen,  in  ihn« 
Gestns,  welcher  nicht  einmal  das  in  seiner  Bedeutung  fragliche  Auflegen  der  ßud 
auf  die  Brust,  sondern  nur  ein  Erheben  der  Blume  zeigt,  daß  In  diesen  Diop*« 
allen  durchaus  gar  Nichts  Hegt,  das  auf  Tod  nnd  Unterwelt  hinwiese.  Und  aicU 
minder  fraglich  ist  es .  ob  man  aucii  nur  eiue  einzige  der  v«u  Gerhard  als  rVcJv 


•)  ä.  Nevlon,  A  hUtnry  o[  ili»cu>«ries  st  Ciiiiliii  vU.  Vol.  II.  p.  ll'.S  uud  IM,  *t««^  ■* 
den  Ali»  DlicDTeriea  etc.  pl.  57,  s.  Adas  Ttf,  XV.  Nu.  2S  iiüd  vergl.  nuch  QcThtfl,  t^  ' 
Blidcrknis  <.   Eleu«»  ((!«.  >k*d.   Abbh.)  11.  S.   im.   Kjim.   \%X 

b)  Vergl.  Ktephiiil,  Cumple-rvndu  eUi,  pouc  l'aiiiuie  1665  S.  37. 

c|  S.  Newton  *.  >.  0.  p.  4115  nnd  p.   714.   Nu.   \4  .   Atlu  pl.   H».   No.   It. 

d)  S.  KBwWn  «.  ».  0.  p.  419. 


5.    DIE  STATUEN  D£B  DEMETKR  UND  DE9K0RA.  477 

ProBerpina«  resp.  als  »Libitinav  bezeichneten  Figuren  mit  der  knidiischen  Kora 
wird  znaammenstellen  und  nach  ihr  wird  deuten  dürfen.  Genau  mit  ihr  überein 
stimmt  nicht  eine  einzige,  namentlich  aind  die  Gewandmotive  dieser  Figuren  über- 
all wie  unter  einander ,  so  von  demjenigen  der  Marmorstatue  von  Knidos  verschie- 
den und  eben  so  wechseln  die  Attribute,  indem  mehrfach  der  Ealathos  entweder 
fehlt  oder  doch  nicht  sicher  zu  constatiren  ist  und  die  erhobene  Han^  bald  eine 
Blnme,  bald  einen  Apfel  oder  auch  kein  Attribut  hält.  Da  femer  die  in  Rede 
stehende  Figur  außer  in  dem  pompejaner  Exemplar*)  niemals  allein,  sondern  stets 
als  Parergon  einer  großem  Hauptfigur  oder  einer  Gmppe  von  Hauptfiguren  vor- 
kommt, so  müßten  vor  allen  Dingen  diese  Hauptfiguren  in  ihrer  Bedeutung  fest- 
gestellt sein ,  wn  danach  ermessen  zu  können ,  ob  und  in  welchen  bestimmten  ein- 
zelnen Fällen  der  durch  dieselben  bezeichnete  Kreis  eine  £rklämng  der  Neben- 
figur als  Kora,  resp.  als  Kora-Persephone  empfiehlt  oder  zuläßt.  Nun  ist  aber 
im  graden  Gegentheil  die  Erklärung  der  Hauptfiguren  in  allen  Fällen  durchaus 
ungewiß  oder  (bei  der  Gmppe  von  S.  Udefonso)  schwankend  und  bestritten,  ein 
Rückschluß  aus  derselben  auf  die  Bedeutung  der  Nebenfigur  also  wenigstens  für 
jetzt  durchaus  unzulässig.  Folglich  wird  man  die  knidische  Korastatue  als  solche 
vor  der  Hand  als  eine  vereinzelte  Erscheinung  in  unserem  Denkmälervorrath  zu 
betrachten  haben.  Und  dennoch  ist  es  fraglich ,  ob  sie  in  der  Typenentwickelung 
der  alten  Kunst  in  der  That  so  isolirt  dagestanden  hat ,  wie  sie  uns  erscheint  und 
nicht  vielmehr  als  die  bisher  allein  bekannte  Vertreterin  eines  für  Kora  allgemei- 
ner giltigen  Typus  zu  betrachten  ist.  Freilich,  daß  sie  zur  Vergegenwärtigung 
Koras  in  ganz  besonderem  Maße  geeignet  sei,  würde  man  erst  dann  behaupten 
dürfen ,  wenn  man  glauben  dürfte ,  die  knidische  Statue  in  ihrem  Wesen  vollkom- 
men sicher  verstanden  und  in  allen  Einzelheiten  sicher  erklärt  zu  haben.  Dagegen 
knüpft  sich  an  sie  für  die  Statuen  der 

zweiten  Olasse 

ein  Problem,  dessen  Lösung  leichter  erscheinen  mag,  als  es  in  der  That  ist. 

Die  als  zweite  Classe  von  Korastatuen  zu  nennenden  Figuren  nämlich  zeigen, 
wenn  man  von  der  minder  steifen  Haltung  absieht,  fast  genau  dieselbe  Comp<K 
sition  wie  die  Kora  von  Knidos.  Der  Kopf,  welcher  übrigens  nur  bei  der  Matidia 
in  München  (No.  4)  echt  ist,  hat  allerdings  den  Kalathos  verloren,  dagegen  den 
das  Haupt  bedeckenden  Schleier  behalten ,  wenn  derselbe  auch  nur  in  Resten  nach- 
weisbar ist.  Die  ganze  Gestalt,  einschließlich  des  gehobenen  und  im  Ellenbogen 
scharf  angezogenen  rechten  und  des  gesenkten  linken  Armes,  ist  bis  auf  die 
Hände,  wie  bei  der  knidischen  Statue  in  ein  weites  Obergewand  eingehüllt,  wel- 
ches nur  etwas  kürzer -und  etwas  freier  und  leichter  geworfen  ist,  so  daß  unter 
ihm  ein  Stück  mehr  von  dem  feinfaltigen  Chiton  sichtbar  wird.  Die  rechte  Hand 
ist  wohl  bei  keinem  Exemplare  so  vollständig  erhalten,  daß  sich  mit  Sicherheit 
entscheiden  ließe,  ob  irgendwo  eine  Blume  in  dieser  Hand  gehalten  gewesen  ist, 
wie  sie  die  knidische  Statue  hält,  wohl  aber  muß  man  dies  als  möglich  zugeben, 
da  es  charakteristisch  ist,  daß  diese  Hand  unverhüllt  aus  der  Gewandung  hervor- 


a)  Mus.   Borbon.  IV,  54,  Denkm.  d.  a.   Kunst  II.  No.  262. 


478 


II.    tJIE  KKI 


tritt,  anfitittt,  wie  bei  der  Demeteratatne  dol  Drago  (ohen  S.  165.  No.  IS.i  in  diMethe 
mit  eingewickelt  za  sein.  Auch  Faßt  siti  nicht,  wie  verwandte  Portrltatatnen .  »u( 
welche  sogleich  zurtickge kommen  werden  soll .  den  über  die  linke  Schulter  gewor- 
fenen Tbeil  dos  Obergewandes ,  sondern .  wenn  sie  bei  dem  ßxempisr  in  Villa 
Borghese  (No.  2]  echt  i«t.  ganz  leicht  den  Sanm  des  znm  Kopf  anfsteigendeB 
Schleiers.  -Wenn  dies  Motiv  das  wirkliche  ist.  so  würde  hierin  eine  Verschieden- 
heit von  der  Statue  von  Knidos  liegen ,  sowie  eine  andere  darin  besteht .  daß  die 
linke ,  gesenkte  Band ,  anstatt  das  Oewand  zn  fassen  und  etwas  emporzoziehti, 
ein  kleines  Büschel  Ahrcn  nnd  Mohn  hält .  welches  freilich  meisl«nB  ergänzt .  «bn 
t)ei  der  ganz  diesem  Typus  angehörenden  Porträtstatue  der  Matidia  in  Httochn 
[No.  tj ,  sowie  bei  den  nächstvenffandten  Demetertypen  (oben  Classe  3.)  echt  itt, 
also  als  richtig  ergänzt  gelten  darf.  Die  Matidiastatue  vorbindet  mit  diesem  Bal- 
ten des  XlirenbflBchels  das  Anfassen  des  Gewandes  bei  der  knidiscben  Ststne  nniJ 
es  wtirde  einer  erneuten  Unterauchimg  bedürfen,  ob  sich  dies  nicht  bei  andcTvo 
Exemplaren  wiederholt  bat  und  nur  durch  die  Restauration  verdunkelt  worden  iai. 

Nun  darf  allerdings  nicht  verkannt  und  soll  nicht  veracbwiegen  werden,  dal 
eine  ganze  Reihe  von  Statuen  ,  und  zwar  namentlich  von  rOmischon  rortnttatataea*) 
nach  dem  Schema  der  Oürnposition  und  der  Gewandan Ordnung  im  AllgemfiDet 
mit  dem  hier  in  Rede  stehenden  Typus  ttbe  rein  stimmt ,  ja  daß  es  sieb  dabei  um 
die  gewöhnlichste  antike  weibliche  Tracht  handelt.  Allein  die  Obere  in  stimmao); 
ist  doch ,  auch  abgeschn  von  der  Ocwandanordnung  im  Einzelnen ,  keine  genant. 
vielmehr  sind  die  fraglichen  Portr&tslatuen  namentlich  in  den  Motiven  der  Arm- 
haltung  und  der  Bewegung  nnd  Tbätigkeit  det  Hände .  nm  von  dem  ihnen  feh- 
lenden Ähren attrib Ute  zn  schweigen ,  von  den  hier  in  Rede  stehenden  ver^cbinkii 
Und  somit  entsteht  die  Frage .  ob  man  diese  als  Figuren  in  römischer  TnehL 
Varianten  der  angeführten  PortrÄtatatiien,  zu  betrachten  habe,  oder  oh  »in  al» Un- 
bildungen und,  wenn  man  so  sagen  darf,  als  Cliersetzungen  aus  dem  BieratisctM 
und  streng  Cnltusgemäßen  in  das  Anmutliige  und  Elegante ,  aus  dem  in  der  Statu 
von  Knidoe  auf  uns  gekummenen  Eoratypus  gelten  dürfen ,  wobei  selbstventll^ 
lieh  eine  oder  mehre  Mittelstufen  angenommen  werden  können.  Möge  diese  fnvi 
mehrseitiger  Prüfung  empfohlen  bleiben.  Die  vier  bisher  bekannten  EiMDpliR 
dieses  Typus  sind; 

No.  2,  in  der  Villa  Borghese ,  Camera  del  Fanno  No.  2*';. 

No.  3,  Statuette  von  m.  0,87  Bfthe  in  der  Üaleria  grande  des  Palast«  Da» 
Panfili  in  Rom,  ohne  Nummer.  Eis  geringes  Exemplar  mit  crglnitem  Kiff  >rf 
ergänzten  Äbren. 


a)  So  aar  i.  B.  CUru  i.  ■.  0.  pl.  311  No.  2462  IJulJa).  pl.  434  No.  Tis,  pL  » 
3343  B  (LWU),  pl.  S49  No.  Ui3  A  (PaustliiO,  pl.  !>6a  No.  247ti  |Cri>pi»kJ.  pl.  »TS  H 
(BDlili*)  D.  A.  m.  mit  dem  ächleiocgewinilo  und  nocfa  vidI  lahlrokbete  hIb  i.  B.  pL  9 
2349  DDd  pl.  923.  No.  2349  fi  (.Ta«hteT  d«  Bdbui],  pl.  S36  F  No.  25Itt  R  (ai 
Sdüeier. 

b)  Abgeb.  b.  ClatM:  *.  a,  O.  pl.   432  No.  T84,  Tcrgl.  T«it  Vol.  III.  p.   ISS: 
XV.  No,   29.     Kopf  und  HiU  Diodetn ,    der  Sclileiei  aber  durah  sirhere  RciU  lOtbAll, 
eb«n   die   Unke   H<d<I   diK   den  Äbrcu.     Ob   di«   reobtc  Hand  gaiii  >o  lauct  I 
luaploC,  ist  mii  ineifelbaft. 


5.    DIE  BTATUEN  D£B  DEMETKR  UND  DER  KORA.  479 

No.  4 ,  Portraitstatue  der  Matidia  in  der  Glyptothek  in  München '^j  mit  einem 
echten  Ähren-  und  Mohnbflschel  in  der  linken  Hand,  mit  weicher  sie  zu- 
gleich den  untern  Saum  des  Schleiergewandes  gefaßt  hat  und  ein  wenig  hebt. 

No.  5 ,  Statuette  von  0,56  m.  Höhe  in  der  Villa  Borghese,  Camera  del  Tirteo. 
Auch  hier  sind  die  Ähren  in  der  linken  Hand  echt,  der  Kopf,  über  welchen  das 
Obergewand  als  Schleier  gezogen  ist,  ist  aufgesetzt,  aber  zugehörig;  ergänzt  nur 
der   untere  Theil  der  Figur  von   der  Mitte  der  Oberschenkel  an^j. 

Diese  Statuen  sind  bisher  mit  dem  Namen  der  Demeter  belegt  worden;  aber 
nicht  allein  die  Übereinstimmung  in  der  Composition  mit  der  Korastatue  von  Kni- 
dos, welche  ja  doch  möglicherweise  auf  einen  Zusammenhang  hinweist,  sondern 
auch  die  jugendliche  Schlankheit  der  Borghesischen  Statue  No.  2  macht  es  wahr- 
scheinlicher, daß  Kora  gemeint  sei.  Der  Typus  könnte  dann  füglich  als  eine 
Differenzirung  der  Tochter  von  der  Mutter  in  den  SUtuen  der  3.  Classe  gelten  °). 


Nicht  gar   fem   steht   diesen  Statuen  eine   andere  kleine  Reihe  von  Figuren, 
welche   durch   die  zum  Theil   echten  Ähren-  und  Mohnbüschel   in  der  gesenkten 
and    halbverhüllten    linken   Hand    dem    demetrischen   Kreise    zugewiesen    werden, 
während  ihre  Gewandung  noch  mehr,    als  diejenige  der  eben  besprochenen  Figu- 
ren an  die  in  manchen  römischen  Porträtstatuen  erhaltene  Tracht  des  Lebens  er- 
innert.    Sie  haben   nämlich   das  weite  Obergewand  (Palla)  fast  genau  so  wie  die 
jfiiigere  Porträtstatue   aus  Herculaneum   in  Dresden**)    über  die  linke  Schulter  und 
don  linken  Arm  geworfen,  aber  mit  Ausnahme  von  No.   7  nicht  als  Schleier  über 
IttS  Haupt  gezogen,  und  lassen  die  rechte  Hand  auf  dem  Saume  des  leicht  gefaß- 
ten Gewandes  vor  der  Brust  ruhen.     Ob  der  Kopf  irgend   eines  Exemplars  echt 
und  zugehörig    sei,    steht   dahin;    derjenige   der  schönen   Statue  No.  6   in   Villa 
Boighese  ist  ideal  und  trägt  einen  durchaus  musenartigen  Charakter,    doch  ist  bei 
ibnQ  der  Hals  ergänzt  und  man  kann  sich,   obwohl  der  Kopf  in  Größe   und  Cha- 
rakter  sehr  wohl    zu    der  Figur  paßt,    für  seine  Zugehörigkeit  wenigstens  nicht 
fticber  verbürgen.     Wären   aber  auch  die  Köpfe  unecht  oder  Porträts,    so  würde 
^cs  den  Typus  als  solchen  kaum  beeinträchtigen  und  nur  die  Frage  offen  bleiben, 
ob  es  sich  hier  um  einen  ursprünglich  für  Porträts  erfundenen,  durch  die  Ähren- 
bflschel  in  bequemer  Weise  dem  demetrcYschen  Kreise  zugewiesenen ,  oder  um  einen 
^  Porträts   aus  dem  demetreYschen  Kreise   abgeleiteten  und  dann  auch  außerhalb 
desselben  verwendeten  Typus  handelt.      Und  da  diese  Frage  bis  jetzt  nicht  sicher 
entschieden  werden  kann,  muß  der  Typus  hier  erwähnt  werden,    dessen  bekannte 
^einplare  die  folgenden  sind: 

No.  6,  Villa  Borghese,  Camera  di  Giunone  No.  4®). 


a)  Frühere  (in  Schorns  Katalog)  No;  246,  jetzt  No.  233,  s.  Brunn,  Beschreibung  der  Glypto- 
^•^*  8.  240,  abgeb.  bei  Clarac  a.   a.  0.    pl.  944  No.  2417,    vergl.  Text  Vol.   V.    p.   231.     Er- 
^'^^t  nur  die  Nase  und  die  Finger  der  rechten  Hand,  sowie  ein  Stück  des  iSchleiers. 
h>J  Nach  einer  brieflichen  Notiz  des  Herrn  Dr.   Schreiber. 

c)  Vergl.  außerdem  die  Reliefe  Cap.  Vll.   No.  2—4,  Atlas  Taf.   XIV.  No.   2—4. 
<J)  Denkro.   d.  a.  Kunst   I.   No.   373,    vergl.    auch    Clarac   a.  a.  0.  pl.  »78  A ,    No.  2524  A, 
^^^  C.  pl.  978  C,  No.   2339,  2343,  pl.  979.  No.   2518  u.  m.  A. 
.  _       e^  Unedirt,  in  Photographie  vorliegend.    Ergänzt  die  Hälfte  der  linken  Hand  mit  dem  Ähren- 
^*^%1 ,  die  rechte  Hand ,  der  Hals  und  die  Nasenspitze. 


4S0 


U.     DIK  KRHALTKKKN  MONUUENT»:. 


Nn.  7.  Torso   ebeadaselbst  in  der  Vorhftlle  No.  23.     Unedirt.    wicbtigi^ 
liier  das  AhreDbUschel  in  der  halbverhüllten  liokeu  Hand  echt  ist. 

Nu.  S.   In  der  Sammlung  Torlonia'j.     Nicht  näher  bekannt. 

Auch  diese  Statnen  trag'en  Aaa  Namen  Demeter.  Das  Borgliesisclio  i 
plar  No,  6.  aber  iet  diejenige  Statne,  von  welcher,  wie  schon  fr1ih«r  b«nDerkt, 
Burekhardt '']  schreibt,  sie  sei  »ohne  das  Matronenhafte  ^bildet-  (welches  äta 
Demeter,  ale  der  »eigentlichen  Matrone  unter  den  Göttinnen"  asnkommt; ,  «i-iel- 
mehr  mit  dcni  stißeatea  Reiz  eines  schlank  zu  nennenden  jungen  Weibes  angethan 
und  welche  auch  in  der  That  viel  zu  jugendlich  und  jungfräulich  zart  ist.  nm 
versIAndigerweiae  ata  Demeter  betrachtet  werden  zu  ki>nuen.  Gleiches  gilt  von 
dem  seiner  echten  Ähren  wegen  besonJers  wichtigen  Torso  No.  7.  Es  kann  daher 
keine  Frage  »ein .  daß  es  aich  hier  um  Kora  handelt  und  daß ,  sofern  Portiai»  in 
Frage  kommen,  vornehme  junge  Damen  als  Kora,  nicht  als  Demeter  haben  be- 
zeichnet werden  sollen.  Eben  so  jugendlich  wie  der  Körper  ist  der  schöne  Kopf, 
den  jetzt  No.  I>.  trägt  und  welcher,  ganz  entschieden  kein  Porü&I.  mit  loicbl  auf- 
geschlagenen Augen  halb  forBcliend ,  halb  sinnend  und  voll  seelischer  Bewegung 
in  die  Ferne  schaut.  Sollte  er  sich,  trotz  dem  modernen  Halse  als  zur  Slatnr 
gehörig  erweisen,  so  würde  man  hei  seinem  Ausdruck  an  die  im  Geftble  niclil 
fernen  Scheidens  sehnsüchtig  zur  lichten  Oberwelt  emporblickende  Kora  Aetdia 
dürfen ;  einstweilen  aber  ist  der  Gedanke  nicht  abzuweisen ,  daß  er  ursprttagltcb 
einer  Mnae°j  angehört  habe.  Die  Schönheit  der  Gewandung  hat  Burckbftrdt  a.  i.  0. 
mit  Recht  gepriesen. 

Als  eine  Variante  der  Statuen  dieser  Claase  erscheint  nach  einer  mir  m 
Hm,  Dr.  Schreiber  gesandten  Skizze  die  1676  auf  dem  GsquiUn  geAmden«  ni 
in  dem  neuen  capitoliniscben  Museum  (Nuova  Esposizione  No,  131]  aofbeviliit« 
Statue,  welche  im  Bullettino  della  commisa.  arch.  muiiieipale  \ii  Roma,  IH.  p.  W 
No.  4  so  beschrieben  wird:  statua  minor  del  vero  in  marmo  greco.  La  dea  n»* 
involtn  nel  manto,  nel  modo  consueto  alle  ßgure  allegoriche  della  Pndiciiia.  oJii 
Duno  siniRtra  che  tocca  il  fianco  (nngenau .  sie  ist  vor  dem  Leib  erhüben  *^ 
dient  dem  Ellenbogen  des  rechten  Annes  zor  Stütze)  .  regge  Ic  spigho  cd  il  pif*' 
vero.  La  conservaziooe  dl  tale  attributo  che  la  dichiaia  per  unji  Cercte  ,it* 
schlanken  Formen  nach  eher  Kora).  rende  raolto  pregievule  iiucsta  Sgura.  tiÜ 
m.  I.IS,  Der  Kopf  und  die  Fuße  fehlen;  der  rechte  Arm,  nebst  der  t 
das  Obergewand  guhullt,  liegt  scharf  «igozogcn  und  leicht  auf  die  link«  8 
gestutzt,    vor  der  Brust. 


Dritte  Classe. 
Auch    die    hier   zusammcnzus  teilen  den  Statuen    tragen    in    den  ' 
äammlunfien   den  Nunen   der   Demeter,    wozu   nur  dann   ein   sicherer  äuA 
Anhalt  gegeben  wäre,    wenn  man,    was  Reibst  verstand  lieh    nicht  der  Kall  ut,i\ 
nehmen  dürfte,   die  Restauraturen   hätten   den   schönen,    echten,  ährcnbekril 


■)  Abieb.  bei  CUrx'  >.  i.  < 
bl  Clcenot)  1.  Aufl.  S.  42t^ 
ff  Vpr«].   aurh  BurrkUntl  ■ 


5.    DIE  8TATUKN  DEB  DEMETPJl  UND  DEB  KOBA.  481 

Kopf  der  an  die  Spitze  zu  stellenden  neapeler  Statue  gekannt  und  sich  bei  ihren 
Ergänzungen  in  dem  durch  ihn  sicher  bestimmten  Kreise  leiten  lassen.  Denn  im 
Übrigen  beruht  Alles,  worauf  sieh  der  landläufige  Name  stützt,  auf  modemer 
Restauration.  Um  so  auffallender  ist  die  Übereinstimmung  in  der  Benennung  die- 
ser allerdings  ohne  Zweifel  zusammengehörigen,  aber  unabhängig  von  einander  zu 
verschiedenen  Zeiten  gefundenen  und  in  yerschiedenen  Sammlungen  aufgestellten 
Statuen  und  man  wird  schon  glauben  müssen ,  daß  nicht  allein  die  Leichtig- 
keit und  Bequemlichkeit  der  Ergänzung  «u  Demeterfiguren  die  verschiedenen 
Restauratoren  oder  ihre  gelehrten  Berather  geleitet  und  bestimmt  hat,  sondern 
daß  sie  auch  die,  soweit  man  bei  den  nur  aus  Abbildungen  bekannten  Exem- 
plaren urteilen  kann,  durchgängig  besonders  charakteristische  Schlichtheit  in  der 
Erscheinung  dieser  Figuren  veranlaßt  hat,  an  Demeter  als  die  ländliche  Göt- 
tin eher  als  an  irgend  eine  andere  zu  denken.  Den  Namen  der  Demeter  wiitl 
man  nun  freilich  nicht  festhalten  können ,  da  wenigstens  bei  den  genauer  bekann- 
ten Exemplaren,  vorweg  bei  dem  maßgebendsten  in  Neapel  (No.  9.),  die  von 
Clarac  auch  fUr  die  Torloniasche  Statue  (No.  lO.j  hervorgehobene  Jugendlichkeit 
und  jungfräuliche  Schlankheit  dies  verbietet  und  uns  sehr  bestimmt  auf  die  Toch- 
ter, anstatt  auf  die  Mutter  hinweist. 

Die  bekannten  Exemplare  dieses  Typus  sind  als  die  zunächst  zusammenge- 
hörigen 

No.  9.  Statue  von  1,82  m.  Höhe  im  Museo  Nazionale  zu  Neapel,  jetzt  in  der 
Sala  di  Giove  No.  528*). 

No.  10.  Statue  in  der  Torlouia sehen  Sammlung^). 

No.  11.  Statue  von  angebl.   7  palm.  Vj^  onc.  Höhe  im  Vatican^). 

No.  12.  Statue  von   gleicher  Höhe,    angeblich  in  Ostia  gefunden,    im  Museo 

Ghiaramonti,  jetzt  No.  587^). 

Dazu  kommt,    soweit   man   nach  einer  Clarac'schen  Zeichnung  urteilen  kann, 
ab: 

No.  13,  eine  Statue  der  Sammlung  Torlouia ®j  und 


a)  Bei  Gerhard,  Neap.  ant.  Bildwerke  No.  86,  in  Finatis  R.  Mus.  Borb.  descritto  No.  125. 
Abgeb.  bei  Clarac,  Mas.  de  sculpt.  pl.  429.  No.  773.  vergl.  Text  Vol.  III  p.  114.  Siehe  Atlas 
Taf.  XY.    No.  26.     Über  die  Ergänzungen  s.  unten. 

b)  Abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  0.  pl.  430.  No.  774.  Text  a.  a.  0.  p.  114.  Das  Maß  der  Er- 
klungen ist  unbekannt,  die  Modernität  beider  Hände  mit  den  Attributen  (links)  von  Ähren 
«nd  (rechts)  von  einer  seinsollenden  Sichel  unterliegt  wohl  nicht  dem  mindesten  Zweifel. 

e)  Allein  bekannt  durch  Clarac  a.  a.  O.  pl.  431.  No.  778,  Text  a.  a.  0.  p.  120,  weder 
^<>n  mir  gesehn  noch  von  Hrn.  Dr.  Dressel  wieder  aufgefunden,  nach  Clarac  in  einer  »salle  des 
B>^anges  (Miscellanee«)  (?)  aufgestellt.  Nach  dessen  für  jetzt  uncontrolirbaren  Angaben  wären 
^de  Vorderarme ,  ein  Theil  des  rechten  Beines ,  der  linke  Fuß  und  die  Spitze  des  rechten  er- 
^xt,  der  Kopf  antik,  aber  aufgesetzt. 

d)  Unter  der  Bezeichnung  »Faustina  seuiore  in  forma  di  Cererc«;  abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  0. 
^*  432.  No.  782.  Text  a.  a.  0.  p.  122.  Restaurirt  beide  Vorderarme  und  die  Zehen  des  rech- 
^it  Fußes;  der  Kopf,  ein  Porträt  der  Faustina,  ist  antik,  aber  aufgesetzt  und  von  sehr  zweifel- 
Wter  Zugehörigkeit. 

e)  Abgeb.  bei  Clarac  a.  a.  0.  pl.  437.  No.  759  B.  Text  a.  a.  0.  p.  107,  welcher  sich  in 
^reff  des  Kopfes  widerspricht:  »la  tete  de  cette  statue  lui  appartient«  und  »on  a  ajuste  cette 
^  i  une  Statue  que  rien  ne  caract^risait«,  da  die  Vorderarme  mit  dem  Ährenattribut  in  der 
Unken  ergänzt  sind.     Die  Zugehörigkeit  des  Kopfes  Ist  sehr  problematisch. 


48S 


U.    DIK  EUIiALTKNEN  MOSUMENTE. 


No.  14,  ein  durcli  masseuhartB  Ergänznngeii  zu  einer  Statne  f 
t\i>T  Carl isle' seilen  Sammlung  in  Castle  Ilowoid   (Yorksbire) "] . 

Endlich ,   durch   eine   kleine  Abweiclmng  im  CostOra .   das  FelUen   der  iJBfct- 
haren  GUrtun^  des  Chiton  unterschiede» :  ^^H 

No.  15.    eine  0,S!)  m.    hoho  SUtuett»    im  Musoo  Nazionalt?    tn  Neiii>el,^^| 
in  Aev  SaU  di  Giovo  bez.:   L.   ."1-19.   G.    7S^,.  ^^H 

Im  Einzelnen  ist  besimders  von  der  ersten  lind  letzten  dieser  Statuen  sn  luR- 

Waa  zunilcbät  die  Ergänzungen  von  No.  9.  anlangt,  ittt  bei  Gerbard,  welclwr 
anoh  den  Knn^twerth  der  Statue  eelir  nntersebälzt ,  wenn  er  sie  als  'von  ertii);- 
licher  Arbeit»  bezeichnet,  nur  diu  eine  Angabe  richtig,  daß  der  rechte  Vorderam 
mit  der  Fackel,  genau  von  dicht  unterhalb  des  It.  Knopfes  im  Änncl  an.  nodrm 
ist ,  unrichtig  dagegen  ist  es ,  wuun  das  ÄhrenbflBchel  ibei  Gerbard :  der  ■  mit  der 
linken  Hand  an  den  Leib  angedrückte  Mnbnstengel  <r)  als  echt  behandelt  and  dein 
Bu  Folge  die  Statue  als  »eine  der  wenigen  sichern  Ceresfignron«  angesiirochi-n 
wird.  Das  Bßsnhel  von  Ähren-  und  MohukCpfen  ist  vielmehr  mit  dem  Dauinra 
Zeige-  und  Mittelfinger  der  linken  Hand  der  Statue  giuiz  bestimmt  mMjem.  wir 
Auch  Finati  (Icstremitii  dolle  mani) ,  weuugleioh  nicht  ganz  gcnan  angiebt  AiiQrr- 
dem  ist  die  Spitze  der  linken  Brust,  der  ganze  rechte  Fuß  vom  Austritt  ans  dem 
Obergewande  und  die  Spitze  des  linken  Fußes,  nicht  nur  diese,  wie  Finati  uff. 
und  der  ganze  Flinthos  modern.  Ganz  entschiedeu  antik  und  aucli  nicht,  »ir 
Gerhard  meint ,  gebroeban  oder  aufgesetzt ,  sondern  nie  getrennt  gewewn .  ri»l- 
mehr  mit  dem  Körper  aus  einem  Stück  nnd  von  vollster  Echtheit  ist  der  Kupf. 
wie  die  genaueste  Untersuchung'  in  unmittelbarer  Nälie  mir  erwieuin  hat.  ^^t 
von  einiger  Rntfemung  gest^hn  scheint  der  Kopf  von  anderem  lUannor  lo  sein 
als  der  Körper,  grobkörniger  nnd  durchscheinender,  was  aber  nur  auf  einer  vrr- 
schiedeuen  Behandlung,  nSmlich  glatterer  Politur  beruht.  Auch  Finati  giebl  il>-> 
Kopf  nicht  unter  den  Ergänzungen  an.  Wir  dürfen  ihn  also  als  das  behuilrln. 
was  er  ist,  eiues  der  kostbarsten  Denkmäler  des  Koraideals.  Denn  daß  nur  tun 
dieser  die  Rede  sein  kann,  wird  jeder  aufmerksame  Blick  auf  die  Abbildunp  im 
Atlas,  allerdings  nicht  die  schlechte  Clarac'sche  Zeichnung  erweisen.  Der  R"pf 
und  in  Übereinstimmung  mit  ihm  die  ganze  schlanke  Gestalt  ist  so  jungfrinlirh. 
fast  mädchenhaft .  daß  man  nur  schöne  Musen-  oder  Artemisköpfe .  wie  t.  B.  ä'» 
der  Artemis  Cnlonna  iu  Berlin  mit  ilim  vergleichen  kann;  nameoÜich  verleihl  ili> 
das  fein  mandelförmig  gestaltete  Auge,  in  dem  etwas  von  dem  u^pÖv  des  Apbm- 
diteauges  liegt,  nnd  der  liebliche  Mund  bei  der  mäßigen  FOlIc  von  Wangfii  i»^ 
Kinn  nnd  der  ziemlich  hohen ,   aber  schmalen  Stirn .    welche   von  reichen ,   mb'^ 


lUutitJonungtben  {     der   Knpt   bl  »rM 


«)  ».  .Micbiclls.  Arch.  Zeiiii!,  von  IMT4.  '. 
No,  174  A,  Taut  ..  «.  Ü,  p.  1H  inli.  nmld 
nlchl  (.ngeharlg. 

b|  Bei  Gerhard,  Neip.  inl.  ClIdwcrkB  S.  121  Ho.  iSi  (*!«  .Cerof),  t\<t*i.  Vi 
O,  p1,  429  No,  771  ,  Tuxt  4.  t.  O.  p.  ll;(.  S,  Atlas  Taf,  XV.  No.  37.  Der  aUrk 
iete  Kopf  ist  getiruclieD  uiiil  mit  eliiom  iluniielii  Kitt  luresautxt,  aber  «Inbcr  anili 
wahracbeiiillrh  tugeliörigi  moilerii  der  revlite  Arm  vom  tiiiCentcn  Knopfe  Am  .inoeta  • 
Voidcram  und  dct  ab«T  denselben  hangende,  von  Gypn  nrtAntte,  C)eiraiidil|rM.  ' 
lil  me)irtai:h  geputzt,     iNich  brlelllilicr  MitlliHlung  dvs  lIcTrii  Di.  V.  Hebert.) 


5.    DIE  dTATUEN  D£B  DEMETER  UND  DER  KORA.  483 

gewellten,  hinten  länger  herabhangenden  und  seitlich  mit  einigen  Locken  anf  den 
Schultern  liegenden  Haaren  umrahmt  ist,  etwas  ungemein  Anmuthiges  und  Un- 
schuldiges,  welchem  doch  wieder  der  hoch  im  Haar  liegende  ziemlich  volle  Ähren- 
kranz (wirklich  ein  solcher  und  nicht ,  wie  Clarac  meint ,  des  tresses  de  la  coiffure 
qni,  par  leur  disposition,  produisent  un  peu  leffet  d'^pis  de  bl^}  ein  Element  des 
Schmuckvollen  hinzufügt.  Dafür,  daß  diese  Ährenbekränzung  der  Benennung 
als  Kora  nicht  entfernt  im  Wege  stehe ,  genügt  ein  einfacher  Verweis  auf  die 
durch  Inschriften  beglaubigten  eben  so  bekränzten  Koraköpfe  auf  Münzen  (vergl. 
Münztafel  VII.  No.  38 — 48.)^].  Bei  dem  Körper,  dessen  keusche  Schlankheit,  wie 
schon  bemerkt,  mit  dem  jungfräulichen  Kopf  in  schönster  Übereinstimmung  steht, 
ist  besonders  auf  die  Bekleidung  hinzuweisen,  welche  zunächst  aus  einem  langen, 
feinfaltigen  Chiton  besteht,  welcher  außergewöhnlich  hoch  unter  dem  Busen  mit 
einem  schmalen ,  vom  zusammengeknoteten  Bande  gegürtet  ist.  Etwas  durch  die- 
sen Gürtel  emporgezogen  verhüllt  dieser  Chiton  in  reicheren  Falten  den  Busen  und 
läuft  seitlich  in  geknöpfte  Ärmel  aus,  welche  den  Gestalten  dieses  Kreises  eigen 
zu  sein  scheinen  (s.  oben  S.  469.  bei  Demeter) ;  während  er  den  Leib  mit  linder 
und  flacher  gehaltener  Fältelung  umgiebt,  ohne  jedoch  wie  halbdurchscheinend  ge- 
bildet zu  sein.  So  macht  diese  Gewandung  einen  eben  so  schlichten  wie  hervor- 
stechend keuschen  Eindruck.  Der  Charakter  der  Einfachheit  wird  auch  nicht  auf- 
gehoben durch  das  Himation,  welches  von  der  linken  Schulter,  den  Arm  bis  zur 
Handwurzel  verhüllend  hinten  in  langen  Falten  bis  zur  Hüfte  herabgeht,  hier  mit 
einem  leichten  Überschlag  vom  hemmgenommen  und  mit  der  linken  Hand  gegen 
den  Leib  gehalten,  die  Beine  in  einfach,  aber  nicht  kunstlos  gearbeiteten,  fast 
in  verticaler  Richtung  lang  gezogenen  Falten  umgiebt,  aus  denen  das  rechte,  wie 
nach  einem  letzten  Schritte  zurückstehende  Bein  kräftiger  hervorgehoben  ist. 

Ob  nun  das  Büschel  Ähren  und  Mohn ,  welches  der  Ergänzer  der  linken  Hand 
gegeben  hat  und  welches,  namentlich  so  ruhig  nur  als  Attribut  gehalten,  neben 
dem  Ährenkranz  im  Haare  einigermaßen  tautologisch  ist,  in  der  Absicht  des  an- 
tiken Künstlers  gelegen  hat,  muß  man  einstweilen  dahingestellt  sein  lassen.  Und 
eben  so  wird  es  schwer  sein  zu  entscheiden ,  ob  der  rechte  Arm  in  der  Weise  ge- 
senkt war,  wie  ihn  der  Restaurator  gebildet  hat,  und  mit  welchem  Gegenstand  man 
ihn,  der  im  Ellenbogen  auch  füglich  gehoben  gewesen  sein  könnte,  ausgestattet 
zu  denken  hat.  Nur  die  kurze  Fackel,  welche  die  ergänzte  rechte  Hand  trägt, 
hat  die  antike  schwerlich  getragen,  wogegen  eine  aufgestützte  lange  Fackel,  aber 
auch  ein  Scepter  sehr  wohl  möglich  erscheint. 

Über  die  Nummem  10  — 15  ist  im  Einzelnen  Nichts  zu  bemerken ,  da  sie 
mit  Ausnahme  von  No.  15.  nur  aus  Zeichnungen  bekannt  sind,  welche  jedoch 
ohne  Zweifel  hinreichen,  um  nicht  nur  die  Zusammengehörigkeit  dieser  Figuren, 
sondern  ihre  fast  genaue  Übereinstinmiung  erkennen  zu  lassen.  Fehlt  ihnen  in 
den  Clarac'schen  Abbildungen  die  jugendliche  Schlankheit  der  neapeler  Musterstatue, 
80  genügt  ein  Blick  auf  deren  Wiedergabe  bei  demselben  Clarac  (pl.  429.  No.  773), 
um  zu  zeigen,  daß  dieser  Umstand  ohne  irgendwelche  Erheblichkeit  ist,  da  auch 
die  neapeler  Statue  unter  den  Händen  des  Clarac'schen  Zeichners  zu  einer  breiten 


a)  Yergl.  auch  Gerhard:   Über  den  ßilderkreis  von  Elensis  II.  Ges.  akad.  Abhh.  II.  (S.  402.) 
^mn.  1S2. 


484 


U, 


F.  EHHAI-TKNEtä  M 


nuA  sUmmi^n  Figar  geworden  ist.  Die  mit  einem  Fanatinakopfc 
im  Musuu  C'liiaramonti  int  ein  sehr  mÄßiges  Ext^mplar  dieser  Reihe.  Ancb  für  die 
Htillnng  der  Anne  nnd  die  KrgAnziing  der  Attribute  iat  aus  diosrn  Wiederholnagea 
nicht  viel  zu  lernen ,  da  die  Vorderarme  nud  HSnde  tlberall  miMleni  siad :  nur  fQr 
die  Annahme,  der  rechte  Ann  dieser  Figuren  könne  aucli  im  Ellenbogen  gvhuhen 
gewesen  Bein  ,  wird  die  Statue  Chiarxmonti  zu  burflck!<iehtipen  sein .  Iirri  welcher, 
wie  auch  die  Claracache  Zeichnung  giebt,  die  Ergänzung  erst  untcriialb  des  in 
der  Thut  gehohenon  Ellenbogens  beginnt. 

Nur  Ober  die  kleine  neapoler  Statne  No^  lö. ,  deren  Erg&nxungen  oben  (8.  IS! 
Nute  b)  mitgetheilt  sind,  noch  ein  paar  Worte.  Es  ist  sehoo  hervorgehoben  wor- 
den ,  daß  diese  Figur  darin  von  den  Übrigen  hier  zusammengestellten  und  folg- 
lich doch  wollt  vom  Prototyp  abweicht,  daß  ihr  Chiton  nicht  wie  hei  jenen  Tun 
dem  hoch  unter  den  Umsten  sitzenden  schmalen  Ollrtel  zusammeng«hiüten  winl 
und  in  Folge  dessen  eine  etwas  andere  Faltenanordnung  zeigt.  Obgleich  es  nicM 
leicht  ist .  bestimmt  zu  sagen ,  wie  der  Verfertiger  dieses  Exemplares  xa  liiewr 
kleinen  Verschiedenheit  gekommen  sein  mag,  wird  ihr  doch  schwertieh  Jemand 
die  Bedeutung  beilegen,  daß  nm  ihretwillen  die  neapeler  Statuette  aus  der  hier 
anfgeHtellton  Reihe  zu  Bireichen  wäre.  Es  würde  dies  bei  der  im  Hbrigen  ful 
genauen  ÜbereiuBtimmung  um  so  weniger  gerechtfertigt  erscheinen,  je  mehr  «nci 
dies  Figiirchen  neben  der  großem  Statne  No.  H.  »ich  durch  die  Jngendlichkeil 
ihrer  Kfirperformen  anszeichnet.  Auch  von  dem  Kopfe  wird  man  dies  sagen  dd<I 
was  die  Formen  anlangt  eine  allgemeine  Übereinstimmung  mit  demjenigen  ■ler 
Mnaterstatne  anerkennen  dtirfen ,  nur  daß  dem  Ilaare  der  Ährenkranz  fehlt.  Aller- 
dings scheint  der  Ansdmck  der  beiden  Köpfe  verschieden,  in  sofern  derjenige  d« 
Statuette  etwas  Erregtes  hat.  Ob  dieses  in  der  Absicht  de»  Kflnstlere  piegn 
hat  oder  durch  die  Überarbeitung  von  modemer  Hand  erst  hineingebntelil  winto 
ist,  mnß  ich  dahin  gestellt  sein  lassen,  da  eine  erneute  nnf  diesen  Punkt  gerieb- 
tete  Unterauchnng  fUr  jetzt  nicht  möglich  ist.  Daß  der  deelamatnrisch  aniigutrMte 
rechte  Arm.  welcher  mit  diesem  Anadmek  in  ('bereinstimmung  stuht,  nitbt  '» 
Sinne  der  ursprfln glichen  Composilion  sei.   wird  sich  niclil  widd  verkennen  iMse«.*^ 


Ter 


ennen  laMe«"! 

m 


Die  von  verschiedenen  Seiten  in  weiteren  oder  engeren  Grenzen  auf  die  «l* 
sinischen  Gottheiten  bezogenen  Terracottatiguren  bieten  nicht  allein  gegenttbor  ^ 
in  größerer  statuarischer  Plastik  Bekannten .  sondern  verliehen  mit  »  nottÜtk 
AUem .  was  in  den  Honumenten  aller  anderen  Claasen  vorliegt .  rielfMh  m^ 
fremdartige  Erscheinungen  dar;  auch  wird  sich  schwerlich  Iftngnen  Lusen.  daBi* 
diesem  Gebiete  sehr  Vieles  zweifelhaft,  nichf  Weniges  unrichtig  oder,  im  Zbhv 
menhange  mit  m.  o.  w.  unklaren  Ansichten  über  die  Mj-Bteriencnlte  venchiMlnM 
Orte  und  Zeiten.  witlkUrlicb  erklärt  worden  ist.  Zu  einer  durchgreifonden  Knnl 
aller  hier  in  Frage  kommenden  Bildwerke  dürfte  es  jedoch  gegenwirtig  auch  wH 
und  violleicht  erst  dann  an  der  Keit  sein ,  wenn  eine  in  weitem  Kahmen  aB|«k(ti 


5.    DIE  STATUEN  BEB  DEMETER  UND  DEB  KORA.  485 

Sammlung  der  in  diesen  Kreis  beziehbaren  Producte  der  Thonbildnerei  einen  Über- 
blick über  das  gesammte  Material  ermöglichen  und  eine  ausgiebige  Yergleichung 
seiner  Bestandtheile  erleichtem  wird.  Wenigstens  muß  ich  von  mir  offen  beken- 
nen, daß  mir  der  Überblick  in  dem  nöthigen  Umfange"  fehlt  und  daß  ich  mich 
deshalb  hier  darauf  beschränken  muß,  nach  Aussonderung  dessen,  was  mir  miß- 
verstanden oder  durchaus  problematisch  erscheint,  diejenigen  verhältnißmäßig 
wenigen  Monumente  zusammenzustellen ,  welche  sich  entweder  sicher  auf  die  Gott- 
heiten von  Eleusis  beziehn  oder  von  denen  dies  wenigstens  wahi-scheinlich  ist. 

A.    Demeter  und  Kora  neben  einander  thronend. 

Am  meisten  an   ein  auch   sonst  nicht  selten   vorkommendes  Motiv '^j    erinnern 
einige   aus  Praeneste  stammende  Terracottagruppen  ^j ,    welche ,    in   feinerer  oder 
gröberer  Ausführung    und    mit    einigen   Verschiedenheiten    im   Einzelnen ,    in    der 
Hauptsache  aber  übereinstimmend,  zwei  neben  einander  thronende  Frauen  darstel- 
len ,  in  welchen  Demeter  und  Kora  zu  erkennen  kaum  einem  stichhaltigen  Beden- 
ken unterliegen  kann  ^) ,    um  so  weniger ,   als  ein  mit  ihnen  verbundener  Knabe, 
sei  es  als  lakchos,  sei  es  als  Plutos^)   seine  nächstliegende  Erklärung  findet.     In 
zweien  dieser  Gruppen    (a.  a.  0.  Taf.  n.)    sind  die  Göttinnen  so  gut  wie  nicht 
von  einander  unterschieden ,  beide  Male  verschleiert ,    in  No.  1    sicher  beide  voll- 
bekleidet und  mit  einem  polos-  oder  stephaneartigen  Kopfschmuck  sowie  mit  Phia- 
len   in  der  rechten  Hand   versehn,    die  rechts  sitzende  durch  ein  Halsband  viel- 
leicht als  Kora  bezeichnet  (vergl.  No.  3.).     In  No.  2.  ist  es  unsicher,  ob  die  vom 
Hinrntion    entblößten  Oberkörper   mit   einem    dünnen  Chiton   bekleidet  zu   denken 
sind,  oder  nicht.     In  No.  3   (a.  a.  0.  Taf.  UI.  No.   1.)    tragen  beide  Göttinnen 
einen  stephanosartigen  Haarschmuck,    aber  nur  bei  der  links  sitzenden  f^llt  von 
diesem  ein  Schleier  auf  die  Schulter  herab  und  nur  sie  ist  mit  Chiton  und  Hima- 
tion  bekleidet,  während  der  Oberkörper  der  rechts  sitzenden  nackt  erscheint.  Man 
wird  nicht  zweifeln ,  daß  durch  diese  Unterschiede  Mutter  und  Tochter  differenzirt 
werden  sollten,  und  in  der  links  sitzenden  um  so  mehr  Demeter  zu  erkennen  ha- 
ben,   als  sie  das  in  No.   1  und  2   zwischen  Beiden  niedriger  sitzende  Kind,    für 
welches   der  Name  des  lakchos  wahrscheinlicher  bleibt,   als  derjenige  des  Plutos, 
auf  dem  Schöße  hält ,  wodurch  sie ,  ganz  abgesehn  von  dem  Verhältniß  des  lakchos 
za  Demeter  und  zu  Kora,  hier  ohne  Zweifel  als  die  mütterliche  Göttin  von  der 
jnngfrtulichen  Tochter  unterschieden  werden  soll. 

Durch  Verschleierung  der  einen,  hier  der  rechts  sitzenden  und  Bekränzung 
der  andern  Figur  scheint  in  einer  vierten,  aus  Unteritalien  -stammenden  Terra- 
Gottagmppe  ®)  diese  Unterscheidung  der  Mutter  und  der  Tochter  noch  augenfälliger 


a)  S.  oben  S.  423  Note  b  und  S.  431. 

b)  Abgeb.  bei  Gerbard,  Ant.  Bildwerke  Taf.  II.  No.  1  und  2  (SammliiDg  d*Agincourt  im 
Vatiean)  und  Taf.  III.  No.  1  (^Colleggio  Romano).  Vergl.  auch  Stephan! ,  Compte-rendn  etc.  pour 
Tann^  1859  p.  40  Anm.  4. 

c)  Vergl.  Gerhard,  Über  den  Bilderkreis  von  Eleasis  II.  (Gea.  akad.  Abhh.  II.)  S.  391. 
Anm.   145.  und  S.  <08.  Anm.  199,  Welcker,  Alte  Denkmäler  III.  S.  547. 

d)  Vergl.  Gerhard  a.  a.  O.  Anm.  199. 

e)  Vergl.  Gerhard  a.  a.  0.  Anm.  140  a,  abgeb.  Taf.  LXXIX.  No.  1. 


4d6  11       l«K  KKHAI.TENKN  MONIMKSTT':. 

gemuclit  KU  sein ,   wobei  indessen  auf  den  Umstand  .  daß  der  Krane  der  Knft  Ul 
t'^plieublätteni  bestellt,   ffli'  ihre  Deutung  suhwerlich  Gewicht  zu  le^a  iat'). 

Viel  unsicherer  ist  die  Erkläruug  einer  fanfteu  i  praeiieatiDer )  Grappe''i. 
welche  ebeufalU  zwei  neben  einander  sitzende ,  ganz  bekleidete .  verschlBiette  DUii 
mit  Pliialen  in  den  Händen  verHehene  Göttinnen  darstellt,  von  denen  der  rvchtd 
sitzenden  ein  Ht-h  weben  der ,  ihren  Sehleier  lüftender  Knabe  sowie  ein  Eiemlicb 
zwei  fei  tiafteü  Keli  beigegeben  ist.  während  neben  der  Unk«  sitzenden  eine  Palme 
steht.  Hag  nun  auch  das  Keb ,  wenn  überhaupt  ein  solches  hier  gemeint  ist,  wie 
Gerhai'd  annimmt  (vergl.  Anm.  2ä< ,  dem  hier  in  Rede  stehenden  Kreis«  nicht 
fremd  aein  '^) ,  anerklärt  oder  wenigstens  nicht  mit  Sicherheit  erklärt  Ut  äet 
schwebende  Knabe,  welcher  laki^bus  schwerlich  sein  kann^^i  und  nu  degyen  lk<i- 
tuug  die  Analogie  des  sogenannten  oMysterieudämon"  groBgriechischer  VaaenUU^^ 
anziizidm  .   zu  keiner  EntHcheidung  zu  fuhren  veimag.  ^^^| 


Demeter  und  Ko 


e  r  h  u  n  d  e 


Sehr  viel  problematischer  als  die  Erklärung  der  so  eben  besprochenen  Grup- 
pen ist  diejenige  einer  Anzahl  von  Grupiien  zweier  neben  einander  stehendrn 
Frauen .  von  denen  die  eine  der  andern  den  einen  Arm  vertraulicJi  um  den  Nackro 
geschlungen  hat ,  ein  Mutiv ,  das  aUerdings  bei  Demeter  nnd  Kora .  nher  ancli  Iwi 
andern  Personen  vorkommt'').  Früher  ist  die  seit  längerer  Zeit  bekannte  GrupjiF 
bei  Stuckelherg,  Gräber  der  Uellenen  Taf.  litt  von  Stephani*^!  auf  Demeter  UBil 
Kora  bezogen  worden,  und  diese  Deutung  ist  von  Gerhard'  .  wenigett-nt  MIb- 
gungsweise,  aufgenommen  worden.  Neuerdings  aber  hat  Stephani'')  die«  Honn- 
ment .  nnd  zwar  böehst  wahrHcheinllcb  mit  größerem  Recht ,  als  Aphrodil«  d>i<1 
Peitho  neben  dem  Idol  der  Eileithyis  oder  Genetyllis  angesprochen.  DagegGo  kii 
derselbe  Gelehrte  für  zwei  andere  Terracottagnippen  der  Petersburger  Sammloii^' 
und  zwar  mit  sehr  großer  Sicherheit,  an  den  Namen  der  elensinischen  GotlheiWo 
festgehalten ') . 

Die  ersterc  dieser  Gruppen  zeigt  zwei  mit  Chiton  und  Ilimation  beklüidele. 
in  der  angegebenen  Weise  neben  einander  stehende  Frauen .  auf  dejvn  SchDittf. 
zwischen  den  Köpfen  beider  ein  langhekleideler .  geflügelter  Knabu  Mtn.  a 
dexsen  sehr  problematische  Bedeutung  sich  der  Zweifel  über  diejenige  der  gantM 
Gruppe  anknüpft.  Es  ist  allerdings  richtig,  daß  für  Eros,  an  den  man  beiww« 
Flügelknaben   zuerst  denkt  nnd    der  auch  älmlich  auf  der  Schulter  der  ApIunlfH 


Vergl.  Slcube,  Studien  über  rian  Bilderkieli  lon  EleniU  S.  87. 
Abgeb.  het  aetbird,  Anl.  Büdwerke  TtT.  III.  No.  3. 

Veigl.  Stephan i ,  Couipte-reMdu  etc.  pour  rannte  185t)  p.  \',\2,  pour  riiinfe  1^63  &fl 
iiiiii'e  1S66  S.   Uli,   poDT  Us  aitnees  1S7U/TI   S.  212. 
Vergl.   du  eben  S.  423  Note  b.   Angefilhrte  und  t^lephini   Im  ranipte-ienihi  atc.  j 

ISin.Tl  a.  im  Note  1. 

ComplA-rfliidu  etc.  pour  Vtnnfe  1S59  p.  3i   Nnie  3, 

Ib.  de»  UilderkreU  v.  EleuiU  II.  (Oe».  akad.  Abhh.  II.)  S.  :it)l.   Ali<n.   IM-  1' 

CoDiptti-teiJdD  ete.  pour  Virntfe   1673.   S.   H. 

Ho.   I.  abgeb.  in  den  Antlqnlt/i  da  buphore  Clmm^rien  pl,   TU,   Ha.   t, 

No.  2,  abgeb.  Im  Cumple-reiidu  ein.  poiic  ks  inr>i!es  1S7l>j'71  pl.  tl.  No.   I. 

üonipte-rendu  utr.  pour  ranii>!w    t>>li!l  p.   40  Note  4,  poiit  1«  ann^c*   ItlUfti  $ 


5.    DIE  STATUEN  DER  DEMETER  UND  DEB  KOltA.  487 

äitzend  vorkommt^) ,  das  lange  Gewand  nicht  zn  passen  scheint.  Wenn  aber  Ste- 
phani  ihn  fOr  lakchos  erklären  will ,  so  kann  das  nur  auf  einem  Wege  geschehn, 
auf  welchem  kaum  Jemand  ihm  zu  folgen  geneigt  sein  wird.  Er  bezeichnet  ihn 
nämlich  als  »den  jungen  Dionysos,  genannt  lakchos«  und  behauptet,  den  Diony- 
sos haben  sich  die  Griechen  auch  geflügelt  gedacht,  wofür  er  sich  auf  Pausanias^j 
bemft.  Hier  ist  von  dem  Dionysos  Psilax  von  Amyklae  die  Rede,  fttr  dessen 
Beflügelnng  Pansanias  als  Grund  angiebt ,  der  Wein  erhebe  den  menschlichen  Geist 
wie  die  Flügel  den  Vogel.  Mag  nun  auch,  woran  nach  dem  Bekanntwerden  meh- 
rer Knnstdarstellungen  des  geflügelten  Dionysos °j  nicht  wohl  zu  zweifeln  ist,  die 
Vorstellung  des  geflügelten  Dionysos  weiter  verbreitet  und  nicht  auf  den  Psilax  von 
Amyklae  beschränkt  gewesen  sein,  so  handelt  es  sich  doch  erstens  in  den  sicheren 
Denkmälern  dieser  Gestaltung  um  den  am  Haupte  geflügelten  Gott  und  man  soll, 
wie  Wieseler  mit  gutem  Rechte  gemahnt  hat^)  ,  mit  der  Beziehung  von  an  den 
Schultern  beflügelten  Wesen  dionysischen  Charakters  auf  den  Weingott  sehr  behut- 
sam sein  und  zweitens  kann  die  Vorstellung  des  geflügelten  Dionysos,  auch  wenn 
sie,  was  nicht  erwiesen  ist,  allgemeine  Giltigkeit  erlangt  hätte,  doch  auf  den 
synkretistisch  mit  lakchos  verbundenen  eleusinischen  Dionysos  nicht  so  ohne  Wei- 
teres angewendet  werden,  daß  es  erlaubt  wäre,  lakchos  als  »den  jungen  Diony- 
sos« zn  bezeichnen  und  nun  auf  ihn,  und  zwar  einzig  und  allein  in  diesem  einen 
Monumente  ^^)  ,  die  Beflügelung  des  Dionysos  zu  übertragen.  Wird  man  hiernach 
schwerlich  umhin  können ,  die  Benennung  des  Knaben  in  der  Terracottagrnppe  als 
lakchos  allermindestens  als  sehr  fragvrürdig  zu  bezeichnen,  so  wird  damit  selbst- 
verständlich die  Erklärung  der  beiden  Frauen  als  Demeter  und  Kora  nicht  minder 
problematisch ,  nnd  zwar  auch  dann ,  wenn  man  ihnen  einstweilen  nicht  mit  Sicher- 
heit einen  andern  Namen  zn  geben  im  Stande  ist. 

Die  zweite  Gruppe  stellt  die  ähnlich  verbundenen  Frauen  ohne  diesen  räthsel- 
haften  Knaben  auf  den  Schultern  dar.  Aber  auch  hier  steht  ihrer  Benennung  als 
Demeter  und  Kora  der  Umstand  im  Wege,  daß  sie  beide  mit  völlig  entblößtem 
Oberkörper,  ohne  Chiton,  nur  im  Himation  dargestellt  sind,  welches  bei  der 
rechts  stehenden  bis  unter  die  Scham ,  bei  derjenigen  zur  Linken  bis  zur  Mitte 
des  Leibes  herabgesunken  ist.  Ähnlich  bekleidet,  aber  doch,  da  sie  einen  ganz 
feinen  Chiton  haben ,  weniger  nackt  erscheinen  die  beiden  früher  ebenfalls  für  die 
eleusinischen  Göttinnen  gehaltenen  Frauen  bei  Stackeiberg  a.  a.  0. ,  von  denen 
Stepbani ^ j  schreibt ,  daß  sie  »durch  ihre  Gewandung«  und  den  von  der  einen 
gehaltenen  Spiegel  sich  deutlich  genug  als  Aphrodite  und  wahrscheinlich  Peitho 
zu  erkennen  geben.  Wie  dagegen  nicht  allein  Kora ,  welche  allerdings  in  einem, 
jd)er  auch  nur  in  einem  völlig  sichern  Beispiele ,  dem  Reverse  der  kertschcr  Pe- 


a)  So  z.  B.  bei  Panofka,  Terracotten  des  berliner  Museums  Taf.  23. 

b)  Paasan.  III.  19.  6.  ^wv  oe  (r^ßousiv  ol  raör^j  (in  Amyklae)  xöv  xe  'AfxuxXaiov  xal  xov 
^(^uoov ,  6p%6xa'za  dfxol  Soxeiv  VtXaxa  ^Tcovop.aCo'vTec '  ^ikrt  -^äp  xaXouaiv  ol  Ampietc  xd  Trxepa, 
^dp<67:ou;  hk  oivo;  ^icatpet  xe  xai  dvaxoucpiCsi  f^iiiiiris  ooo£v  xi  i^asov  t]  Äpvtfta;  rxepa. 

c)  S.  E.   Rraun,    Knnstvorstellnngen  des  geflügelten  Dionysos,  München   1839. 

d)  Zu  den  Denkm.  d.  a.   Kunst  H.   No.   390. 

e)  Compte-rendn  etc.  pour  l'ann^e   1873  S.    11. 

Overbeck,  Konntroythologip  III.  32 


4SS  II.    I>IF:  P.IUIALTKKKN  MONUMENTE. 

like")  and  in  einem  &nderii  wahrscheinlichen  Fall  in  einem  Marmorrelief*) .  sbge- 
sehn  von  der  »ben  8.  4S5.  erwähnten  Terracottagnippe  ähnlich  entblSßt  vorkomml. 
sondern  wie  auch  Demeter,  für  welche  dies  in  keinem  einzigen  in  seiner  Deotnn^ 
nnzweifelhaften  Kunstwerk,  ea  aei  denn  unter  panz  au ßenird entlichen  Bedingn"' 
gen'^j,  nachweisbar  idt,  zu  einer  solchen  Art  und  zu  einem  aolcheu  Grade  der 
Entblößung  kommen  uollte ,  ist  nicht  wohl  abzuaehn.  Allerding:»  sind  gelegentlic}! 
ähnlich  entblößte  Frauen  gestalten  'j  als  Demeter  und  Kom  gedeutet  worden ,  aber 
damit  wird  natürlich  Nichts  bewieaen ,  da  von  nnzweiileutigen  Kennzeichen  dir*-: 
Gottinnen  in  dioxen  Fällen  nicht  die  Rede  ist  ^] . 

Eine  andere  in  den  Antiquib^a  du  bospliore  Cimmerien  pl-  iH  No.  ■>  paltli- 
cirte  Terracottagruppe  zeigt  eine  völlig  und  Ung^wandete  Fran  mit  einem  eben 
so  bekleideten  jungen  Mann  in  tier  gleichen  vertninlichen  Grappirung.  Sleptiani 
hat  sie']  als  »Demeter  nnd  Triptulemos  oder  Kura  nnd  Dionysosi  gedeutet.  Beidr.: 
ist  ongefthr  in  gleichem  Maß  inig.  Denn  einerseits  ist  zwischen  Demeter  oihI 
Triplolcmos  ein  Verhältniß  wie  das  hier  dargestellte  vollkommen  unmöglich  nnd  in 
jedweder  Art  von  Schrift-  und  Kunstwerken  ohne  diu  entfernteste  Analogie  und 
andererseits  kennzeichnet  nicht  daa  leixeste  Merkmal  die  Figuren  als  Kura  unil 
Dionysos,  ja  keines  weist  ihnen  Überhaupt  eine  übermen schliche  Natur  zu.  Fult;- 
lieh  kann  man  aus  dieser  Gruppe  auch  offenbar  keine  Unterst (Itznng  fUr  die  Er- 
klärung der  beiden  anderen  Gruppen  gewinnen.  Wenn  aber  Stephan!  meint.  «Iir 
Ideen  zusammen  hang  der  Qbrigen  mit  den  im  Compte-rendu  a.  a.  O.  pubUcirtrn 
Figuren  in  demselben  Grabe  gefundeneu  Kunstwerke  s.  a.  a.  O.  S.  7)  gebe  oll^ 
»volle  Gewißheit  darüber,  daß  auch  der  Verfertiger  dieser  Grappe  Demeter  bbiJ 
Kora  im  Sinne  hatte u.  so  muß  aucli  dem  widersprochen  werden.  Man  kOnk 
allenfalls  zugeben ,  daß ,  stilndo  die  Bedeutung  der  Gruppe  an  sich  fest ,  «h  viä- 
leiclit  möglich  sein  wflrde  ,  die  Übrigen  mit  ihr  zusammen  gefundenen  Kuastveite 
als  auch  ideell  mit  ihr  zusammenhangend  zu  erweisen  ;  daß  aber  aus  dicMia  2t- 
sammenhange ,  wie  Stephan!  denselben  nachzuweisen  sich  bemUbt,  »ich  Rlr  dir 
Bedeutung  der  an  sich  unerklärte»  Gruppe  ein  bindender  Schluß  oder  gar  mh 
Gewißheitv  ergebe,  dies  wird  wobi  kein  l'nbefangänor  angeben. 

C.    Demeter  Kurotrophoa  und  Kora  mit  dem  lakchoskinde- 

Als  Demeter  Kurotrophus    mit    dem  lakchoskinde  nimmt  Gertiard']    eine  kt- 
zahl  von  in  Paestum  gefundenen  Terracotten^i   inAnspnicIi.  welche  eine  thruiei^ 


i)  Abgab,  im  Compte-randu  etc.  ponc  l'aniiee  135!)  pl.  2,  Ueth>Til,  Tb.  <1  BiUirtnilJ 
EleusiH  T.f.  2-,  =  Gm.  .k»d.   Abhh,  Tif.   LXXVll.   Im  AlU»  muf  T»f.  xvril. 

bj  In  Villi  Albani,  Bbgeb.  bei  Zoegs,   Busirilievi  di  Itoma  II.  Uv.  »t. 

r)  In  dem  Sarkophigrelief  mit  Korannb  Im  Louvre  abgeb.  b.  Bouillon,  Mui.  4c*  »l  <" 
basr.'].  pl.  :*,  Denkm.  d.  ■.  Kunst  11.  No.   11)3.   s.  Atlu  Tif.  XVII.  No.  6. 

d)  Sn  1.  B,  «tiDer  der  »ngef.  TenacotW  bei  SUckelberg,    Orilber   der  Uellenu  T«f.  >•  J^ 
T*r.  114,  ßerhird,  Am.  Blldwarke  Tat.   97  No.  1 ,   Üb.  d.   lUldeikreli  v.  Kleuili  II.  A 
Taf,  Ä.  =  Gel.  akad    Abhh.  Taf.   LXXX.  No.  I. 

e)  Compte-rendu  vW    ponr  le»  annfes  lSTO/71   S.  163. 

r)  Antike  Bildwerke  S.  340  fT.  und   flh.  den  Illlderkr«lH  ir    Rlenab  Anin.  174. 
t)  Rerhard,    AnKkc    Itilil-erke    TaT.    m  Nn     1.   2 .    4-tl.    vari^.    Mtlwrrhil,    mt 

Arad.  Kr'olan.   VI.    p.  3:iU. 


5.    DIE  STATUEN  DEB  DEMETLB  UND  DER  KOBA.  489 

^ttin  darstellen,  die  im  linken  Arme,  m.  o.  w.  tief  in  ihren  sehr  großen  Schleier 
eborgen,  ein  Kind  hält.  Daß  diese  Dentung  möglich  sei,  ja  daß  sie  eine  ge- 
isse  Wahrscheinlichkeit  für  sich  habe,  wird  man  anerkennen  dürfen,  allein  als 
Bwiesen  oder  beweisbar  kann  sie  nicht  gelten.  Es  sagt  freilich  nicht  viel ,  daß 
anofka^)  eine  dieser  Figuren  (Gerhard  a.  a.  0.  No.  4)  vieknehr  Ge  Kurotro- 
hoB,  Sam.  Birch^)  eine  ganz  ähnliche  aus  Kalymna  im  britischen  Mnseum  frage- 
dise  außer  als  Demeter  Kurotrophos  als  nysaeische  Nymphe  mit  dem  Dionysos- 
inde  benennt,  denn  diese  Nomenclaturen  lassen  sich  eben  so  wenig  erhärten.  Und 
ach  dadurch  wird  der  Name  der  Demeter  für  die  in  Frage  stehende  Figur  keines- 
egs  widerlegt ,  daß  Gerhard  selbst^]  neuerdings  für  diese  Terracotten  den  Namen 
er  Kora  vorgezogen  hat,  für  welche  das  Attribut  eines  Eies  (No.  4^)  ,  6,  8]  oder 
mer  Taube  (No.  7)  sich  mehr  eigne ,  als  für  Demeter  mit  dem  lakchoskinde. 
^enn  abgesehn  hiervon  stützt  sich  Gerhard  hauptsächlich  auf  das  Bild  der  Pelike 
on  Kertsch®)  und  seine  von  Strube')  vollständig  widerlegte  Erklärung  bei  Stephani, 
reicher  sich  Gerhard  (a.  a.  0.  S.  330  f.  und  574  f.)  in  der  Hauptsache  angeschlossen 
at  und  nach  der  es  sich  um  eine  Palingenesie  des  lakchos  bei  der  Anodos  der  Kora 
aeh  Maßgabe  eines  Mythos  der  kleinen  Eleusiuien  handeln  soll,  während  ohne 
iweifel  die  Geburt  des  Erichthonios  dargestellt  ist.  Zerfallt  also  die  von  Stephani 
nd  Gerhard  angenommene  Grundlage,  so  werden  damit  natürlich  alle  auf  sie 
ebaaten  Erklärungen  mehr  als  bedenklich.  Allein  bei  alledem  muß  man  doch 
inrftnmen ,  daß  in  keiner  der  in  Frage  stehenden  Terracotten  Demeter  auf  unzwei- 
Biitige  Weise  charakterisirt  ist  und  daß  der  Erklärung  eine  starke  Stütze  entzogen 
ty  seitdem  die  vielbesprochene  athenische  Münze,  welche  Gerhard  (a.  a.  0.  Anm. 
74.  b.)  noch  als  Demeter  mit  dem  lakchoskinde  betrachtet,  bekanntlich  als  Eirene 
lit  dem  Plutoskinde  erwiesen  ist^).  Wenn  aber  eine  sehr  ähnliche  Terracotte^j 
le  Frau  das  Kind  säugend  darstellt,  so  wird  auch  dadurch  Nichts  bewiesen,  da 
ies  Motiv  auch  bei  anderen  Göttinnen^]  nachweisbar  ist.  Und  wenn  in  wiederum 
iner  andern  Terracotte^)  die  das  eingewickelte  Kind  säugende  Frau  mit  Epheu 
ekränzt  ist,  so  reicht  dieser  Umstand  gewiß  nicht  aus,  um  sie  als  Kora  zu  be- 
sicbnen^j,  wie  Gerhard  annimmt;  viel  eher  könnte  man  ihn  geltend  machen,  um 
e  als  Nymphe  von  Nysa  und  ihren  Säugling  als  Dionysos  zu  erklären.  Ob  eine 
ritte  ähnliche  Gruppe")  mit  Recht  oder  Unrecht  auf  Inno  und  Mars  bezogen  wor- 
en  ist,    läßt   sich   ohne  Kenntniß  derselben,   die  mir  abgeht,    nicht  entscheiden, 


a)  Terracotten  des  berl.  Mus.  Taf.  54.   1.  S.  143  f. 

b)  Arehaeolog.  Zeitung  von  1848  S.  279  No.  17. 

c)  Über  den  Bilderkreis  v.  Kleusis  Anm.  220. 

d)  Nach  Panofka  a.  a.  O.  ein  Apfel. 

e)  Abgeb.  Compte-rendu  etc.  pour  rann^el859  pl.  1.  wiederholt  bei  Gerhard  a.a.  0.  Taf.  LXXVI. 

f)  Stadien  über  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  S.  78  ff. 

g)  Brunn  in  den  Abhh.  der  kgl.  bayr.  Akad.  von  1867,  vergl.  dessen  Katal.  der  Glyptothek 
.  Aafl.  No.  96. 

h)  In  Berlin,  abgeb.  bei  Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  5  =  Ges.  akad.  Abhh.  Taf.  LXXX.  No.  1. 
i)  S.  Stephani,    Compte-rendu   etc.    pour  Tannee  1859  besonders   p.    136;  vergl.    in  diesem 
Verke  Bd.  II.    S.   331  ff. 

k)  In  Berlin,  abgeb.  bei  Gerhard  a.  a.  O.  Taf.  5.  =  Ges    akad.   Abhh.  Taf.  LXXX.   No.  2. 

1)   Vergl.  Stnibe  a.  a.  0.  S.  87.  • 

m)  Terres-cuites  Janz^  p.  XYI.   1  ,  Gerhard   a.  a.  O.  Anm.   175. 

32* 


490 


II,     lilE  KKIIALTENEN  UONIH 


für  eine  vierte,    &na  kertschf.T  Funden    atammendü    in    Peterabai^' 
a.   a.  0-,  obwohl  xn  Demelor  tuoneigeDcl,   deo  Namen  aabeätimmt. 

Was  von  ditaen  sitzenden  Figuren  gilt .  dati  gilt  ungotUbr  anch  tod  den  ver- 
wandten stehenden,  welche  mit  einem  m.  o.  w.  eiugekQllten  Kind  im  Ann  eben- 
falls  mehrfach  in  mancherlei  Varianten  vorkommen  ^i  ,  nnr  daß  man  bei  ihocn. 
wuil  ihnen  der  auf  göttliche  Natur  hinweisende  Thronsitz  fehlt,  ungleich  hvirtr 
auch  in  weiteren  KreiHen  die  Erklärung  suchen  darf  und  sich  nicht  wohl  absclin 
litBt ,  warum  mun  bei  manchen  Exemplaren ,  z.  B.  bei  dem  von  Stackolberg  publi- 
cirten  nicht  ganz  füglich  an  eiiie  menacliliche  Mu(li>r  mit  ihrem  Kinde .  also  tr 
genrehafte  Darstellnngcn  sollte  denken  dürfen,  welche  uns  neuerdings,  namcntbcli 
aus  den  tanagraelschen  Fnnden  in  so  tlberraachender  VHWv  und  Maunigfaltiiikril 
kund  geworden  sind.  Eine  Qßttin,  geschweifte  denn  eine  bestimmte,  ist  iu  ki-JnrJ' 
dieser  Terrac«tten  gekennzeichnet. 

Dies  gilt,  was  die  weibliche  Figur  anlangt,  auch  von  zwei  in  der  Haupt- 
sacliii  Itbcrain stimmenden  Tliongriippen  au9  slldruasischen  Funden,  welche  Stephiai 
heraUBgegeben  hat  °j .  In  beiden  sitzt  ein  langgcwandetca  Kind  anstatt  im  Ann 
auf  der  linken  Schnlter  einer  mit  Chiton  und  niuiation  bekleideten  ,  im  Cbri^ru 
dnrch  Nichts  nfiher  charakterisirt«n  Frau,  Stephani'')  erkennt  in  diese»  (inipprn 
Demeter  oder  Kora  mit  dem  lakchoskinde.  Wenngleich  man  nun  auch  anerken- 
nen mag,  daß  hier  keine  Bellilgclung .  wie  in  der  oben  S.  IST.  besprui^ht^nei' 
Gruppe  der  Deutung  des  Kindes  als  lakchos  entgegensteht  und  daß  das  Kind  ducli 
eine  große  Stephane ,  mit  welcher  sein  Haupt  geschmtlckt  ist ,  wenigstens  lek 
wahrscheinlich  menschlichem  Kreise  entrückt  wird,  so  ist  damit  seine  Bedentll|r 
als  lakchoa  und  diejenige  seiner  Trägerin  als  eine  der  beiden  eleusinischen  GOtfil- 
nen  noch  lange  nicht  erwiesen.  Stephanis  Benifnng  auf  diu  Analogie  der  «bei 
besprochenen  Gruppe  der  zwei  Frauen  mit  dem  gefltlgeltcn  Kind  auf  den  Sebil- 
tern  kann  für  denjenigen  nicht  verfangen ,  welcher  die  Stephani'sche  Deutung  joHi 
Gruppe  nicht  als  richtig  anzuerkennen  vermag,  und  der  Augenschein  der  hier  in- 
liegenden Composition  spricht  ebenfalls  nicht  fllr  die  von  Stephani  aufgoatellle  St- 
kiftrung.  Denn  der  Bindruck  dieser  Composition  wird  fflr  ein  unbefuigenea  Aip 
vielmehr  der  sein,  daß  es  sich  bier  um  eine  dienstbare  oiler  untergeonlnetc  1H- 
germ  eines  höher  gearteten  Kindes .  also  um  ein  Motiv  der  Art  hand«U ,  vi«  « 
uns  im  dionysischen  Kreise  nicht  selten  begegnet'),  wenn  das  UinRys«:dEitnl  m' 
den  Schnltem  verschiedener  Personen  des  bakchischen  Gefolges  getragen  «der  wi- 
tend  dargestellt  wird.  Möglich,  daß  auch  in  den  fraglichen  Terracutten  Aine  iki- 
liche  Scene  hat  dai^estellt  werden  sollen ,  wobei  man  sich  für  die  Usg«  Uvwu- 
düng  des  Dionysoskind  es  unter   anderen  Beispielen  auf  die  im  Compte-rendB  ^ 


a)  Ahgeb.  im  C')ai|>tH-reoilu  etc.  ponr  r>nDA  1SG9  pl.  V.  fin.  3  \eif,l,  p.   139  ^ 
den  1.16. 

b)  So  i.  B.  bei  Oethtrd,  Anl.  BUdweikt-  Tif.  »6.  Na.  3,  7,  9,  bc\  StvkolbMt,  t 
lUlleiicn  T>r.  59.  bei  Newton,  DisrovHHes  «t  »■llru-nasiii«  elr.    [il.  47.   5  ver^.  p.  318.1 

r.)  N».  1   In   ilen    Aiitli(<i1iri»   <1u  boxphore  Cimmi^rloK   pl.  70.    Nn.  i  und   N«.  I  In  0 
reiiUn  hK,.  pniir  les  «niiilen   l»7ll/7l   Tuf.  2,  N«.  2. 

il)  Ant.  du  boiph.  C'tmmifrten  Vol.  II.  p.  100  «q.,  ("ütiiptp-retidii  ei'-,   pout  l'ti 
ponr  lex  «nni(ii  ISTO/71    H.   ÜiS. 

e|   Vergl.   Stephan)  lui  Onniple-reridu  a.   a.   U,    Aiim.   '.i. 


5.    DIE  STATUEN  DEB  DElfETEB  UND  DER  KOBA.  491 

ponr  rannte  lS6t  pl.  2  abgebildete  Kylix  mit  der  Kindheitspflege  des  Dionysos 
bernfen  kann'^}.  Aber  wenn  an  das  Dionysoskind  auch  nicht  zu  denken  sein 
sollte ,  die  Beziehung  anf  den  eleusinischen  Götterkreis ,  auf  Demeter  oder  Kora 
nnd  lakchos  kann  in  keiner  Weise  als  wahrscheinlich   anerkannt  werden. 

D.     Demeter  in  Einzelfigur  sitzend. 

Von  allen  für  die  Göttin  in  Anspruch  genommenen  sitzenden  Terracotta- 
figoren  hat  die  aus  Paestum  stammende,  welche  in  Gerhards  Antiken  Bildwerken 
Taf.  98.  No.  2  abgebildet  ist,  die  meiste  Anwartschaft  darauf,  dieselbe  in  der 
That  darzustellen ,  insofern  dieselbe ,  welche  tei  völliger  Bekleidung  durch  einen 
großen  Kalathos  und  einen  von  diesem  auf  die  Schultern  und  Arme  herabhangen- 
den Schleier  bezeichnet  ist,  in  der  rechten  Hand  einen  Gegenstand  hält,  welcher 
ein  Mohn  köpf  zu  sein  scheint.  Denn,  wenngleich  der  Mohn  keineswegs  auf 
Demeter  beschränkt  ist  und  in  ihrer  Hand  am  häufigsten  mit  Koiiiähren  vereinigt 
vorkommt,  so  läßt  sich  doch  nicht  läugnen,  daß  er  zu  Demeters  gewöhnlichsten 
Attributen  gehört^]  und  daß  von  denjenigen  Göttinnen,  welche  als  durch  ihn  be- 
zeichnet hier  in  Frage  kommen  können,  keine  hier  wahrscheinlicher  dargestellt 
ist,  als  Demeter. 

Möglich  ist  femer,  daß  zwei  ebenfalls  aus  Paestum  stammende  Terracotta- 
figuren  des  berliner  Museums,  welche  Panofka*^)  unter  dem  Namen  der  »Demeter 
Malophoros«  publicirt  hat,  und  eine  dritte  in  Gerhards  Antiken  Bildwerken  Taf.  98 
No.  1  abgebildete  in  der  That  diesen  Namen  verdienen.  Sie  stellen  eine  in  der 
Hauptsache  der  eben  angeführten  Statuette  entsprechende ,  mit  Kalathos  und  Schleier 
aasgestattete  Frau  dar,  welche  in  der  Linken  Apfel  oder  sonstiges  Obst  hat, 
die  erste  in  einem  schlanken  Kalathos,  aus  welchem  sie,  ähnlich  wie  aus  einem 
Fflllhom  hervorquellen ,  die  zweite  und  dritte  auf  einer  flachen  Schale ,  welche  bei 
der  zweiten ,  zugleich  mit  einer  Phiale  in  der  Rechten  ausgestatteten ,  ruhig  auf 
der  Hand,  bei  der  dritten  gegen  die  Brust  gehalten  wird.  Der  Name  der  Demeter 
Malophoros  aber  erscheint  für  diese  Figuren  möglich,  nicht  insofern  es  sich,  ver- 
möge eines  nichtsnutzigen  Wortspieles,  um  eine  Stellvertretung  von  Schaf heerden 
dorch  Äpfel  handelt,  welche,  trotz  Panofka  (a.  a.  0.  S.  148  Note  1)  ,  völlig  un- 
zulässig ist ,  also  auch  nicht ,  insofern  man  sich  für  den  Beinamen  auf  den  Cultus 
von  Nisaea*^)  beruft  oder  den  Vers  des  Kallimachos®)  :  cpipße  ßoa;,  cpipe  [laA^a, 
^ips  oTa/ov,  oioe  ftepia|i.dv  für  zweideutig  erklärt,  sondern  vielmehr  insofern  De- 
meter nicht  allein  als  Getreidegöttin  zu  gelten  hat,  sondern  als  Verleiherin  aller 
eßbaren  Frucht^),  welche  nach  Hesychius  (v.  (itjA^ov)  allgemein  als  |i.^Xov  bezeich- 


a)  Tergl.  auch  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  IT.  No.  395  —  399  und  dio  etwas  größeren  Abbildungen 
in  Welckers  Zeitschrift  Taf.   V.   No.  23,  Taf.  VI.  No.  25. 

b)  Vergl.  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tannee  1869  S.  48  f. 

c)  Terracotten  des  berl.  Mas.  Taf.  56.  1  und  57.  2,  die  letztern  auch  bei  Gerhard,  Antike 
Bildwerke  Taf.  98.  3.  Daß  die  erstere  das.  No.  1  abgebildet  sei,  ist  eine  irrige  Angabe  Pa- 
nofkas. 

d)  Pausan.  1.  44.  3,  s.  oben   S.  459. 

e)  Hymn.  in  Cer.  vs.  137. 

f)  Vergl.  Schol.  ad  Hes.  0.  et  D.  vs.  32.  ArjfJLTjTcpo«  ^e  dixr^v  irdaav  rf^v  x&v  xapTtdiv  cpo- 
pdv  ixdXeoev  ,    ou  [jl«5vov  tojv   ihimi  XeYOfx^Ncov  Ar^fx-r^Tpiaxdiv ,    oiov   Tiup&v  xal  xpidtbv,   dXKä  xai 


492  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

net  wurde,    und  insofern  Pausanias  den   Worten    (a.  a.  0.) ,    mit  welchen  er  den 
Namen   der  Malophoros  für  Nisaea  von   der  Verieihung  der  ersten  irpoßata  ablei- 
tet,   hinzufügt:    Xe^srai   6s   xal  aXkfx   i;  rr^v  iir(xA7]aiv  und  uns  damit  berechtigt, 
auch  auf  eine  andere  Ableitung  des  Namens,    wahrscheinlich  doch  von  f&^Xa  als 
Obst,  zu  schließen.     Endlich  ist  hier  vielleicht  noch  zu  veranschlagen,    daß  ver- 
schiedene,   durch    das  Opferferkel   charakterisirte   eleusinisch  priesterliche  Tem- 
cottafiguren^]    eine  Schale    mit  Äpfeln    ganz  ähnlich   vrie  zwei  der  hier  in  Bede 
stehenden  Frauen   tragen,   daß  in  einem  Relief^)  der  Demeter  außer  einer  Zi«ge 
eine  Schale  mit  Früchten  als  Opfergabe  dargebracht  wird,  daß  in  einigen  Münzen 
Demeter  mit  dem  Füllhorn  und  in  .etlichen  Gemmenbildem  ^)    eine  durch  Ähren  in 
der  einen  Hand  als  Demeter  wenigstens  wahrscbeuüich  bezeichnete  Fran  mit  einer 
Frucht&chale  auf  der  Hand  nachweisbar  ist. 

Eine  Menge  anderer  sitzender  weiblicher  Figuren  mit  dem  Polos,  KaiathoS; 
Stephanos,  mit  und  ohne  Schleier^]  tragen  keinerlei  bestimmte  Kennzeichen ,  kön- 
nen also  auch,  wenn  nicht  äußerliche  Umstände  eine  Deutung  ermöglichen,  wie 
schon  oben  (S.  414  mit  Note  fj  bemerkt,  mit  keinem  bestimmten  Namen  belegt  wer- 
den. Auch  der  Name  der  Kora,  welchen  Gerhard®)  für  manche  dieser  Figoren 
in  Anspruch  nimmt,  wofür  er  mancherlei  bei  näherer  Prüfung  nicht  stichhaltige, 
aus  angeblichen,  aber  fast  durchweg  höchst  unsicheren  Koraattribnten  (Apfel, 
Gans,  Blume,  Spiegel,  T3nnpanon)  abgeleitete  Gründe  andeutet,  wird  abzulehnen 
sein. 

E.     Demeter  in  Einzelfiguren  stehend. 

Die  schönste  und  wohl  auch  in  ihrer  Bedeutung  durchaus  sichere  Terracotti- 
figur  unter  den  Darstellungen  der  stehenden  Demeter  ist  die  ans  Eleosis  stammende, 
von  Fr.  Lenormant  in  der  Archaeologischen  Zeitung  von  1864  Taf.  191  unterdes 
Namen  der  »Demeter  Eleusinia«  bekannt  gemachte  und  S.  196  f.  näher  beapn^ 
ebene.  Vor  den  meisten,  wenn  nicht  vor  allen  Terracotten  dieses  Kreises  ist  die 
bis  etwas  unterhalb  der  Knie  erhaltene  Figur  nicht  allein  durch  die  Vortreffliehkeit 
ihres  Stiles,  sondern  durch  eine  schlichte  Großheit  der  Auffassung  und  Fonn- 
gebung  ausgezeichnet ,  welche  nicht  zweifeln  läßt ,  daß  es  sich  um  die  Göttin  selbst 
und  nicht  etwa  um  eine  priesterliche  Person  ihres  Dienstes  handelt. 

Das  Haupt,    von   welchem  das  Haar  in  reichen  Locken  auf  Hals  und  Schul- 
tem  herabfällt ,    ist  mit  dem  breiten  Kalathos  bekrönt ,    das  Gesicht  in  sehr  krft^' 
tigen ,  entschieden  matronalen  Formen  etwas  derb  behandelt ,    die  Ohren  sind  mit 
Ohrringen  geschmückt,    welche   mit  ihren  runden  Platten   wie  den  Haaren  aufge- 
heftet erscheinen.     Die  Bekleidung  der  ruhig  aufrecht  stehenden  Figur  ist  ein  g^' 


Tcuv  ^XoDV  und  s.  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  lann^e  1859  p.  38  und  Weleker,  Ori« 
Oötterl.  II.  S.  473  f. ,  Preller  Griech.  Mythol.  1.2  S.  602. 

a)  Gerhard,  Antike  Bildwerke   Taf.  99  No.  9—13.  S.  unten  S.  494. 

b)  Im  Louvre  s.  unten  Cap.  VII.  No.  6 ,  Atlas  Taf.   XIV.   No.  6. 

c)  S.  unten  Cap.  VI. 

d)  Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  95.   1—3,  Taf.  97.  2,  5—7,  Archaeolog.  Zeitung  von  1848    S-  279 
No.   13  und  von  1851   S.  26  f. 

ü)  Über  den  Bilderkreis  von  Eleusie  Anm.   178  und  180. 


i 


5.    DIE  BTATUEN  DER  DEMETER  UND  DES  KORA.  493 

gOrteter  doppelter  Chiton   mit  geknöpften   Änneln  und   außerdem  ein,    man  sieht 
nicht  recht  wie,  umgenommener  Mantel ,  der  von  den  Aimen  seitwärts  herabhangt. 
A\b  Attribute  hält  die  Göttin   im  linken  Arme   den  einigermaßen  verletzten,    aber 
deutlich  erkennbaren  x^^?^^   fioaTixo;,   ihr  gewöhnliches  Opferthier,    während  im 
rechten  Arme,  von  der  Hand  ganz  leicht  gehalten,  ein  Gegenstand  ruht,  welcher 
in  seinem  jetzigen  Zustande  nicht  leicht  sicher  zu  bestimmen ,  wahrscheinlich  aber 
dereinst  durch  Farbe  näher  charakterisirt  gewesen  ist.  Derselbe  besteht  aus  einem, 
wie  es  in  der  Abbildung  scheinen  könnte ,  viereckigen ,  aus  mehren  dünnen  Stäben 
oder  Halmen  zusammengefügten  Stiele,    der  an   seinem  obem  Ende  umbunden  ist 
und  aus  welchem  über  dieser  Umbindung  einige  schlanke  Blätter  und  ein  sich  rund 
entwickelnder  Büschel  oder  Kranz  entspringt,  welcher  am  meisten  so  aussieht,  als 
ob  er  aus  sich  nach  hinten  krümmenden  Federn  bestünde.     Da  von  solchen  natür- 
lich nicht  die  Rede  sein  kann,  so  liegt  es  am  nächsten  an  Kornähren  zu  denken. 
Und  in  der  That  hat  Lenormant  in  dem  ganzen  Gegenstand,    ohne  zu  verkennen, 
daß   Fackeln   wenigstens  ähnliche  Formen   haben   können,    ein  Ahrenbüschel  (une 
glane,    cest  ä  dire   un   faisceau   d*^pis  plus  mince  que   la  gerbe)  erkannt,    wäh- 
rend  Gerhard  in  einer  Note  beifügt,   er  könne   nicht  umhin,    auch  hier,    wie  bei 
inderen  Terracotten  (s.  unten]  eine  Fackel  »vorauszusetzen«.  Dieser  Voraussetzung 
Eber  dürfte  der  Augenschein  jedenfalls  mehr  widersprechen ,  als  der  Annahme  eines 
ügenthflmlich   stark   stilisirten  Ährenbüschels,    welches  auch   ungleich  eher  so  ge- 
lijüten   werden   kann ,    wie   die   Göttin  den  Gegenstand  hält ,   als  eine ,  schwerlich 
emals   so  gehaltene,    Fackel    und  welches  an  und   fUr  sich,    wenngleich  nicht  in 
lieaer ,  vielleicht  durch  Stil   und  Material   des  Monumentes  veranlaßten   Form ,   so 
»ebr  zu   den  allergewöhnlichsten   und  natürlichsten  Attributen  der  Demeter  gehört 
md  auch  wenigstens  in   einer  Terracotte*]  vorkommt,    daß  seine  Annahme  keine 
inflberwindliche  Schwierigkeit  machen  kann. 

Solche  entsteht  auch  dadurch  nicht ,  daß  andere  Terraeottastatuetten  der  Göt- 
to,    von   denen  Gerhard^)    ein  Exemplar  in   Berlin    (No.  90)    und  ein  zweites  in 
Carlamhe   anfuhrt,   während  ich   drei  weitere^)  hinzufügen    kann,   daß  diese  Sta- 
tuetten  als  Attribute   der  Göttin  das  aus  der  gesenkten  bald  linken ,  bald  rechten 
Hand  herabhangende ,    an    einem  Hinterbeine   gefaßte   Schweinchen    und  die   hier 
ganz  unzweifelhafte,  aber  auch  in  der  gewohnten  Weise  gehaltene  Fackel  verbin- 
den.   Denn  einmal  können  sicilische  und  unteritalische  Monumente  für  ein  attisch- 
elensinisches   nicht  maßgebend   sein   und  sodann   gehören  ja   die  Fackel  und   das 
Ahrenbüschel    fast   in    gleicher  Weise    zu   den   regelmäßigsten   Attributen  der  De- 
>Deter,   von   denen   bald  das  eine,    bald   das    andere   mit    dem    Schweinchen    als 
Einern  seltenern  dritten  verbunden  zu  sehn  nichts  Auffallendes  hat. 

Viel  mehr  sicher  oder   auch  nur  wahrscheinlich  auf  Demeter  bezügliche ,    in 
^i"  Bedeutung  erweisliche  Terracotten  dürfte  es  nicht  geben.     In  Frage  kommen 


*}     ^C'wton,  Dlßcoveries  at  Halicarnassus  etc.    pl.  46.   1,  p.  .329.   14. 
**)    t^ber  den  Bilderkreis    von  Elensis  Aiim.   166. 

^^     ^o.   1  ans  Paiazzolo  im  Museum  von  Syrakus,  ziemlich  roh,  No.  2  ebendaher  und  eben- 
*^  >    ganz  ähnlich ,    No.  3   aus  Assaro   in    der  Sammlung  Borgia   in  Syrakus ,    viel  zierlirher. 
•^«linungen  vorliegend ,  welche  KekuM  verdankt  werden. 


104 


n.    IHK  ERIULTENEN  MONUMENTE, 


itllurdiiigs  n<Hrli  dii'  zablreiulii:ii  Figuren,  welche  mnn  in  äo  ziomlich  ailvu  i 
langen  finden  wird  und  welche  ein  Ferkel,  eei  es,  wie  die  eben  betraclittitcii.  an 
einem  Hinterbeine  gefaßt,  her&blixngend .  sei  es  in  beiden  Bauden  vor  sich  In- 
gen ^]  nnd  gelegentlich  noch  einen  mit  der  Hand  goBtlitzten  Kalathos  anf  der  einen 
Schulter'')   oder  auch  eine  Frnchtschale  in  der  zweiten  Hand  haben"). 

Figuren  dieser  Art,  welche  in  den  meisten  Sammlungen  für  Oemeterdarste!- 
lungen  gelten ,  sind  gelegentlich  auch  vnn  golehrt«r  Seite  als  solche  oder  auch  aU 
Kur&  betrachtet  worden ''j  ,  während  man  sie  neuerdings  als  priestorlichc  Pcrsonvn 
des  demotreTschen  Kreises  oder  auch  als  Menschen  zu  betrachten  pflegt .  wolrhi' 
der  Göttin  Opfer  zu  bringen  im  Begriffe  sind").  Und  daß  dieses  mit  Reiht  gc- 
scheLn,  ergieht  sich,  abgesehn  davon,  daß  nicht  wenige  darunter  münnlicb  sinJ 
auch  ftlr  die  weiblichen,  ohgleicli  diese  nicht  selten  einen  kalathos-  oder  stepin- 
nostürmigen  Kopfsehmuck  tragcu'i,  welcher  auf  die  Göttin  selbst  hinzuweisen  scheut, 
theils  aus  dem  Costflm ,  der  halben  Entblößung  de»  Leibes'*!  -  welche  steh  für 
Demeter  nirht  motiviren  läßt ,  tlmils  auch  bei  voller  Bekleidung  aus  der  Art .  wie 
die  genannton  Gegonstünde .  Ferkel .  Kalalhos  und  Fruehtschale  getragen  un<l  ge- 
handhabt werden .  nämlich  so ,  daß  sie  offenbar  nicht  als  Attribut«  gelten  kennen 
vielmehr  durchaus  den  Eindruck  von  herb  ei  gebrachten  oder  auch  in  einer  PnicM- 
sion  getragenen  Opfergaben  machen. 

Die    Gnindu    aber,     welche    für   die    Erklärung  dieser   und   jener  vereinn<llvD 
Figur  als    i  Demeter  Thesmophoros  n ,    "Demeter   CliloS"  u,  s.  w.    geltend    | 
wurden  sind'']  ,  sind  zu  wenig  stichhaltig  und  einleuchtend,  als  daB  man  sid 
neigt  fohlen  könnte ,  sich  Jenen  Deutungen  anzuschließen ") . 

Und  so  ziomlich  dasselbe  gilt  von  allen  angebliclien  Statuetten  der  Kon.  1 
ist  wirklich  nicht  abzusehn ,  warum  Figuren  wie  z.  B,  die  bei  Newlfm,  Disww- 
ries  at  Halicamassua  etc.  pl.  4(i.  3,  bei  Gerhard.  Antike  Bildwerke  Taf  '"S 
No.  ü  und  9,  bei  Panofka,  Terracotten  des  bcrl.  Museums  Taf.  5.'i  Kiira  »ein 
sollen,  oder  wie  andere,  wie  z.  B.  die  bei  Newton  a.  a.  0.  p.  32H  No.  In  rr- 
wlthntc  Hydriaphore  Kora  sein  könnte'} ,  während  bei  wiedemm  anderen  die  grJtowl 
gemachten  Merkmale  doch  gar  zu  geringfügig  oder  zweifelhaft  sind, 
liebte  Nomenclatnr  rechtfertigen  eu  können ,  so  z.  B.  bei  der  bei  Gerbari  i 


1 


«)  So  I.  B-  Gerbsnl,  Antike  BlliUcrku  T.1'    U!>.   Nu     1—1,   (1,7.   H.H" 
berliiior  Mob.  T«f.  58  No,  2. 

b)  Sa  X.  B.  Pmofka  a.  «.  0,   Tat.   .^T.   No,   I. 

c)  So  1.   B.  Gerhard  a.  •.  O.   No.   U— 1»,   Hatiofta  a.  a.  U.   T«f.  9&.   : 

d)  Sa  TOD  de  Witte,   Catal.   du  oibiuet  Diiiaiid  p.  äiä,    N'owtOD,    Ülscuveriw  ai  1: 
»ua  etu.  p.  338.   5  mit  pl.  47.  4. 

e)  ■Elsuiinitrhe  FricBter»  normt  ele  Gerhard  a.  a.  0..  lorgl.  Panofka  a.  a.  n.  S  II1>  t 
Vergl.  fertiDr  dio  uumieiacbu  Hydtla  inli  Bollef  in  St,  Petenburg,  «bg«)).  In  Compto-iMilB  nr. 
pour  l'atm^  iSÜi  pl.  3.  iiiclorhoh  b.  ncrlioiil ,  t)ber  den  DililciltiDii  von  KInutI«  Taf.  3.  r« 
akad.  Ablih.  Taf,  LXXVin.  Im  Atlaa  auf  Tif.  XVlil,  Ver^l.  Sttubu,  Stadien  Übet  den  RlVhf 
krall  von  Elensii  S.  3Ur. 

f)  Oecbard  a.  a.   0.  No.    >,   3,   13,  Paiiolka  a.  a.  0,  Taf.   ."iT.   I  ,  Tai.  TiS    2. 

g)  So  «.  B.  bei  Gerhird  i.  a.  0.  No.  1 — l,  (i,  7.  !l~i:i.  Panoflia  a.  ..  U.  Taf.  iS.  »•- 
Ion  a.  a.  O. 

\i)  Iiiabetonderu  von  Panofka  Im  Toilo  lU  dau  ingotQhrtuu  Tafelu. 
I)  Vergl.  ancb  I^rlederichi .  Borl.  atil.   Bildwerke  II.  S.   45;t  tl. 


5.    DIE  8TATUKN  DER  DEMETEB  UND  DER  KORA.  495 

No.  4  abgebildeten  die  ornamentalen  Rosetten  an  dem  Stephanos  oder  die  nach 
Maßgabe  der  Abbildung  pl.  47.  3  sehr  problematischen  Granatäpfel  der  Figuren, 
welche  Newton  a.  a.  0.  p.  328  f.  No.  4  und  10  Kora  tauft,  oder  die  in  ihrer 
Bezüglichkeit  auf  Kora  nicht  minder  problematischen  Gegenstände  der  bei  Gerhard, 
Über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  Anm.  17S  und  180  Kora  genannten  Thon- 
figuren. 

Mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  wird  Kora  nur  in  einer  aus  der  taurischen 
Chersonnes  stanmienden  Terracotte  in  Petersburg'^]  erkannt,  und  zwar  hauptsäch- 
lich wegen  des  hier  unbezweifelbaren  Granatapfels,  welchen  die  Figur  mit  der 
Rechten  vor  ihre  Bimst  erhebt.  Denn  daß  von  den  drei  Göttinnen,  bei  denen 
wir  den  Granatapfel  als  Attribut  kennen,  der  s.  g.  Nike  Apteros,  Hera  und  Kora 
die  erste  hier  ganz  bestimmt  und  die  zweite  höchst  wahrscheinlich  nicht  gemeint 
sei ,  hat  Stephani  erwiesen ,  welcher  zugleich  den  am  Fundorte  der  Statuette  be- 
kannten Cultus  der  eleusinischen  Göttinnen  für  den  Koranamen  geltend  macht. 
Der  Erklärung  der  Figur  als  Kora  steht  auch  der  von  ihiem  Hinterhaupt  herab- 
hangende Schleier  nicht  im  Wege,  da  Kora  auch  sonst  mit  dem  Schleier  darge- 
stellt worden  ist^],  und  nur  das  Thier,  welches  sie  im  linken  Arm  hält  imd  wel- 
ches, abgesehn  von  dem  zu  langen  Schwanz,  ein  Rehkalb  zu  sein  scheint,  macht 
Schwierigkeit,  welche  auch  von  Stephani  nicht  gänzlich  aus  dem  Wege  geräumt 
ist.  Denn  wenn  derselbe  (p.  132)  sagt:  »Kord,  *repr^sentant  le  printemps,  est 
par  lä-meme  une  ddesse  entiärement  analogue  aux  Heures ,  nommdment  ä  celle  du 
printemps«  welche  mit  einem  ähnlicjien  Thiere  dargestellt  werde,  auch  fehle  es 
nicht  an  Figuren ,  welche ,  ganz  ähnlich  mit  einem  Reh  im  Arme  dargestellt,  Kora 
zu  nennen  seien  ^) ;  es  solle  hier  also  wahrscheinlich  durch  den  Granatapfel  auf 
die  Eigenschaft  der  Kora  als  Todes-  und  Unterweltsgöttin ,  durch  das  Reh  dagegen 
aof  ihre  im  Keimen  und  Treiben  des  Frühlings  sich  kundgebende  Schöpferkraft 
hingewiesen  werden,  so  unterliegt  dies  Alles  doch  noch  gar  manchem  Zweifel.  Die 
oben  angeführte  Parallelfigur  mit  dem  Reh  im  Arme  hat  Wieseler  (zu  den  Denkm. 
d.  a.  Kunst  a.  a.  0.)  mit  Recht  als  viel  wahrscheinlicher  Artemis  denn  Kora 
darstellend  bezeichnet  und  die  von  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tannde 
1863  S.  221  Note  5  citirten  Analogien  sind  nicht  minder  problematisch.  Bei  alle- 
dem soll  die  Wahrscheinlichkeit  nicht  bestritten  werden ,  daß  die  in  Rede  stehende 
Thonfigur  Kora  zu  nennen  sei;  es  fragt  sich  nur,  ob  das  von  ihr  im  Arme  ge- 
haltene Reh,  wenn  es  ja  ein  solches  ist,  in  dem  oben  angeführten  Sinn,  oder 
vermöge  des  Verhältnisses  der  Kora  zum  Dionysos,  welches  so,  wie  es  Stephani 
[a.  a.  0.  1863  S.  221)  hinstellt,  auch  noch  nicht  unbedingt  anerkannt  werden 
kann,  bereits  richtig  erklärt  und  verstanden  sei. 

Dagegen  kann  es  füglich  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  mit  gewissen  Ter- 
racottabüsten ,  welche  den  Granatapfel  als  Attribut  in  der  Hand  halten,  dem  ge- 
legentlich eine  Blüthe  als  zweites  Attribut  in  d^r  andern  Hand  beigesellt  ist,  Kora 


a)  Abgeb.  im  Conipte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  1S59  pl.  4.  2,  veigl.  Stephani  das.  p.  131  sq. 
und  oben  S.  416. 

b)  Vergl.  oben  Cap.  V.  2.  No.  1—4,  Cap.  YII.  Die  ^OMt 

c)  Z.  B.  Gerhard,   Antike  Bildwerke  Taf.  12.  42,   wMN 
U.  No.  717.  -" 


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DEMETES  U.  KORA  IN  GANZER  GESTALT  A.  MÜNZEN  U*.  IN  GE8CHNITT.  STEINEN.    497 

B.   Stehend,     a.  Mit  zwei  Fackeln. 

a.  Griechische.  No.  10.       Athen.   Arg.    Tetradrachme   der  Mfinzmeister  Andreas 

und  Charinautes.     Rvs.  Athenakopf.  Beultf,   Monn.  d*  Äthanes 

p.  202. 
No.  n.     (Taf.  VIII.  No.  14).     Philippopolis  Thraciae.    Faustina  I. 

Ae.  Avs.  4>AVCTeiNA  CeBACTH.     Kopf  der  Kaiserin   nach 

rechts.  Nicht  bei  Mionnet ;  verwandt  Suppl.  II.  454.  1485  sqq. 

Munchener  Sammlung*). 
?.  Römische.       No.  12.     (Taf.  VIII.  No.  15).     Faustina  I.  Ae.  Avs.  DIVA  FAV- 

STINA.     Büste  der  Kaiserin  rechtshin,  ohne  Schleier.   Cohen. 

Mon.  imp.  II.  442.  180.     Imhoof'sche  Sammlung. 

b.  Mit  einer  Fackel. 

a.  Griechische.  No.  13.  (Taf.  VIII.  No.  16).  MeUpontum.  Ae.  Avs.  Bärtiger  be- 
helmter Kopf  rechtshin.  Carelli  Num.  Itai.  CLIX.  193.  Gleiche 
Sammlung. 

No.  14.     (Taf.  VIII.  No.  17).     Ursentum.  Ae.  Avs.  Junger  epheu 
bekränzter  Kopf  rechtshin ,  dahinter  XPY  im  Monogramm.  Sam- 
bon,   Recherches  sur  les  anc.  monn.  de  Tltalie  mtfrid.  p.  180. 
No.  2.     Gleiche  Sammlung  b). 

No.  15.  (Taf.  VIII.  No.  18).  Plotiuopolis.  Faustina  II.  Ae.  Avs. 
4>AYCTEINA  CEBACTH.  Kopf  der  Kaiserin.  Mionnet,  Suppl. 
II.  481.  1644.    Gleiche  Sammlung. 

ß.  Romische.       No.  16.     (Taf.  VIII.  No.  19).         Faustina   I.    Arg.    Denar.    Avs. 

DIVA  FAVSTINA.  BQste  mit  Schleier  und  Strahlenkranz  links- 
hin.  Cohen  a.  a.  0.  II.  426.  32.     Gleiche  Sammlung. 

c.  Mit  Fackel  und  Scepter.  ^ 

Römische.       No.  17.     (Taf.  VIII.    No.  20).       Faustina  I.     Arg.  Denar.    Avs. 

DIVA  FAVSTINA.     Bflste  rechtshin.    Cohen  a.  a.  0.    No.  34. 
Gleiche  Sammlung. 

d.  Mit  Fackel  und  Ähren. 

<x.  Griechische.  No    18.      (Taf.  VIII.    No.    21).      Thyatira.    Salonina.     Ae.  Avs. 

KOP*  CAAnNeiNA  Cee-  Kopf  der  Kaiserin.  Mlonnet.  Suppl. 

VII.  457.  643.  Brit.  Museum. 
No.  19.     (Taf.  VIII.  No.  22).      Synnada  Phrygiae.    Claudius.  Ae. 

Avs.    KAAYAION   ZYNNAAII*      Lorbeerbekränzter   Kopf   des 

Claudius.    Revue  numismat.     1851.   p.  133.     Waddington'sche 

Sammlung. 
No.  20.     (Taf.  VIII.   No.  23).       Tripolis  Cariae.    Phllippus   jun. 

Ae.  Avs.  M*  lOYA*  ^lAITTTTOC*  Halbflgur  des  Kaisers.    Nicht 

bei  Mionnet.     Gleiche  Sammlung. 
No.  21.     (Taf.  VIII.  No.  24).      Rhegium.    Ae.    Avs.     Köpfe  der 

Dioskuren.  Ungenau  bei  Mionnet,  Desoript.  I.  203.  990  f.  und 

bei  Carelli,  Num.  Ital.  CC.   118.     Imhoof 'sehe  Sammlung. 
No.  22.   (Taf.  VIII.  No.  25).     Perperene.    Gordianus  III.  Ae.  Avs. 

AYT*  K*  M*  ANT*  rOPAIANOC-  Bekränzte  Büste  des  Kaisers. 

Mionnet,  Suppl.  V.  485.  1217.  Münchener  Sammlung. 


%3  Für  andere  Darstellungeo  der 
lu  vom  Raube  der  Korm. 
b)  Bio  neapolitaner  fiionfl 
Kunst  II.  No.  90.  t. 


tu  auf  Münzen  vergl.  Cap.  X.  den 


^.  ni.  1 .  in  den  Denkm. 


II.    DIB  XBHALTEIfEN  JfQNUMlB»«^. 


p.     Bömiftcbe. 


No.  23.     (Ttf.  YIU.   No.  H«).     AattoiMft  GuIm.  Tnlww. 
Avt.  BOYAH.  Venditoierter  wetbli«b«  KofT  mMUb.    MImi- 
net,  Deior.  III.  315.  68.    ImhooT^Mhe  SuBodoBf. 

No.  24.  (Taf .  VIII.  No.  27).  AleundrU.  HadrUniu.  PM.  An. 
AYT-  KAI-  TPAI-  AAPIAN-  CEB*  LofboeibeluiMle  BAtle 
recbtabin.  Mionnet  DMcript.  YI.  153.  898.  Oleteho  Sunnlnn«. 

No.  25.  (Taf.  VIII.  No.  28).  Leontlni.  Ae.  A^t.  Loibeerbakiint- 
ter  Apollonkopf  rechtthin.  Hloanel,  Deieript.  I.  248.  334.  i. 
Torremuzza,  Nam.  Stell.  XU.  3.     Qlelehe  Samoiliuig«). 

No.  26.  (Taf.  TIU.  No.  29).  Fatutina  I.  Arg.  Denar.  A^a.  DIVA 
FAUSTINA.  BOato  mit  DUdem  und  Sdbleier  llnkaUn.  Geben. 
Mon.  Imp.  111.  425.  28.    Glelcbe  Sammlnng. 


1 


e.    Mit  Scepter  und  Äbren. 

Griccbische    No.  27.    (Taf.  VIU.  No.  30).     Tomi  Moeaiae.   Ae.  A^a.  HPQOC 

TOMOY.     Kopf  mit  Stropbion  linkabln.  Äbnlieb  Mloonel,  De- 
Script.  I.  362.  51.    Gielebe  Samndvng. 

No.  28.  (Taf.  VIII.  No.  31).  AmUua.  lladrlanna.  Ae.  Ava.  AYT- 
KAI-  TPA-  AAPIANOC  CEB-  Lorbeerbekiinzter  KopTdea  Kai- 
aera  recbtsbin.  Mlonnet,  a.  a.  O.  II.  344.  84.  Gleiche  Samm- 
lung. 

No.  29.  (Taf.  Vn!.  No.  32).  Nioopolla  Moeaiae.  Dladumeoianu». 
Ae.  Ava.  A-  K-  M-  OneAAl-  ANTONI-  AIAAOYMeNIAN(X- 
Kopf  dea  Kaiaers  rechtabln.  Im  Felde:  Yll-  CTATI-  AONH- 
NOY-  N-  TTPOC  K^TPON-  Äbnlieb  Mloonel,  SappL  II.  163. 
620.     Gleiche  Sammlung. 

No.  30.    (Taf.  VIII.  No.  33).  Tabae  Cariae.   Traianua.    Ae.  Avt. 
*        AY-  KAI-  TPAIANOC  APIC-  PEP-  AA.    Loibeeibekiiniter  K 
dea  Kalaera  rechtabln.    Mionnet,  Suppl.  VI.  548.  534.  G 
Sammlung. 

No.  31.     Athen.  Arg.  Tetradraohme  der  Mfinzmelater  Demeaa  ■ 
Kallinikoa.     Beultf,  Monn.  d'Athtaea  p.  248  b). 

f.  Mit  Ähren  alleio. 

(iriechischc.  No.  32.  (Taf.  VIII.  No.  34).  Theaaalla.  Ae.  A^.  nveO.  Athen..^ 
Itopf.     Nicht  bei  Mionnot.     Gleiche  Sammlung. 
No.  »3.     (Taf.  Vlll.  No.  35).      Argoa.     M.   AureUna.     Ae.  A^^« 
ANTHNINOC    AYfOYCTOC.      Kopf  dea    Kaiaera    recbuhtn. 

Nicht  bei  Mionnet.     Gleiche  Sammlung. 
No.  34.     (Taf.  Vlll.  No.  36).  Tralles.  Auguatns.    Ae.  A>ft.  ZC- 
BAITOI.     Kopf  dos  Kaisers.     Nicht  bei  Mionnet.     Waddinr- 
ton'sche  Sammlung. 

g.  .Mit  Ähren  und  Füllhorn. 

(iriochische.  (?)  No.  35.     Athen.  Arg.     Tetradrachme   der   MQnzmeiiter  Ap^- 
likon  und  Aristoteles.     Beultf  a.  a.  0.  p.  2l0. 


a)  Außerdem  noch  auf  Münzen  von  Catania.  Ae.  Torrcmiizza  a.  a.  O.  XXll.  No.  4.  aad^; 
Aiiiisus  Ponti.  Ae.  Tycho  gegenüber,  Imhoof ,  Choix  de  mon.  grecquea  pl.  111.  No.  92;  M**** 
Lydiae.  Ae.  nach  Lenurmant,  Nuuv.  gal.  m>th.  pl.  \\I\.  No.  12  in  den  Denkm.  d.a.Ku^''* 
No.  <M).  b. 

b)  Außeniuui  noch  auf  Münzen  von  Niconiedia  Bithyniae,  Antoninna  Plus.  Ai 
sclirilt  AHMHT-.  Mionnot,   DcM-ript.  II.  470.  325;  lleraclea  Cariae.  Ae.   Miiivtl 
liehen  Figuren,   Revue  uunüsuiat.   IS51  pl.  XIII.  7;   Blaundua  Lydiae.  Ae.|  MiniWit,  8^H^ " 
:i2K.   GS. 


6.  DEMETEE  U.  KORA  IN  GANZER  GESTALT  A.  MÜNZEN  U.  IN  GE8CHNITT.  STEINEN.    499 

(?)  No.  36.  Athen.  Arg.  Tetradrachme  der  MQnzineister  Eume- 
los  und  Kalliphon.     Beul^  a.  a.  0.  p.  295. 

No.  37.  (Taf.  VIII.  No.  37).  Srayrna.  Traiaiius.  Ae.  Avs.  AT- 
NEPOYAN  TPAIANON.  Lorbeerbekränzter  Kopf  des  Kaisers 
rechtshin.  Mionnet,  Descript.  III.  227.  1271.  Imhoof'sche 
Sammlung. 

C.     Fahrend.     Griechische.  No.  38.     (Taf.  VIIl.  No.  38).    Athen.  Ae.  Avs.  Athenabuste  mit 

Aegis.  Variante  von  Benito  a.  a.  O.  p.  289.  Sammlung  Pho- 
tiades-Bey  in  Athen. 

No.  39.  (Taf.  VIII.  No.  39).  Athen.  Ae.  Avs.  Athenaböste  mit 
Aegis.     BeuM  a.  a.  O.    p.  291.     Museum  in  Parma. 

No.  40.  (Taf.  VIII.  No.  40).  Nicomedia  ßithyniae.  Domitianu.«. 
Ae.  Avs.  AYJ.  AOMITIANOC  KAIZAP  lEB-  TEPM-  Kopf 
des  Kaisers  rechtshin,  H  MHTPOnOAlZ  KAI  nPQTH  BEI0Y- 
NIAZ.     Nicht  bei  Mionnet.     Imhoofsche  Sammlung. 

No.  41.  Athen.  Arg.  Tetradrachme  der  Münzmeister  Eumareides 
und  Kleomenes.     Beule  a.  a.  0.  p.  291 1^). 

2.    Kora. 

No.  1.  Athen.  Arg.  Tetradrachme  der  Münzmeister  Amphias  und 
Oinophilos.  BeiiM  a.  a.  O.  p.  198.  Vergl.  die  zugehörige  Erz- 
münze. 

No.  2.  (Taf.  VIII.  No.  41).  Locri  Epizephyrii.  Ae.  Avs.  Behelmter 
Pallaskopf  rechtshin,  dahinter  AEY.  Mionnet,  Descript.  I.  196. 
919,  s.  Carelli,  Num.  Ital.  C\C.  37.     ImhoofVhe  Sammlung. 

No.  3.  (Taf.  VIII.  No.  42).  Priene.  Hadrianus.  Ae.  Avs.  AY-  KAI- 
TPA-  AAPIANOC-  Kopf  des  Kaisers  rechtshin.  Nicht  bei  Mionnet. 
Gleiche  Sammlung. 


Die  Anordnung   der  Münzen   nach  Typenclassen    nicht  nur    im  Allgemeinen, 

^^il^rn  auch  nach  den  durch  Verschiedenhett  der  Attribute  bestimmten  Modifica- 

^i^^n,  sowie  die  Zusammenstellung  der  Abbildungen  fast  aller  dieser  Münzen  auf 

^^    Vni.  Münztafel  wird  das  Eingehn  auf  eine  Besprechung  derselben  im  Einzel- 

^^^    unndthig  machen,    so  daß  im  Wesentlichen  nur  Besonderheiten  hervorzuheben 

^^^    werden. 

Zuvörderst  aber  möchte  darauf  hinzuweisen  sein ,  daß  die  auf  diesen  Münzen 
^'^heinenden  Demetergestalten  mit  den  statuarisch  und  in  Reliefen  erhaltenen  (um 
^^Ji  den  weiter  seitab  stehenden  Figuren  der  Vasenmalerei  zu  schweigen)  in  weit 
^^Hugerem  Maß  übereinstimmen,  als  man  erwarten  sollte.  Und  zwar  deswegen 
^i^arten  sollte ,  weil  es  einerseits  wenig  wahrscheinlich  ist ,  daß  Hlr  die  zum  nicht 
^^Hngen  Theil  späten  Münzen,  besonders  die  römischen  und  die  unter  römischer 
^^'tTöchaft  in  Griechenland  geprägten,  die  Typen  eigens  erfunden  worden  seien 
''^^  ureil  andererseits  unter  nicht  wenigen  dieser  Typen  aus  zum  Theil  weit  ge- 
^'^Uten    Arten    eine   viel  zu  große  Übereinstimmung  herrscht,    als  daß  man  an 


^      «)  Ffir  and««  IhMß^  nn  Yei«l.  Cap.  X.   unter  dem 


500  II.  DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

selbständige  nnd   von   einander   unabhängige  Erfindungen   denken  könnte.     Liegen 
diesen  Typen  also  wahrscheinlich  statuarische  Vorbilder ,  und  zwar  ziun  Theil  weit 
verbreitete,  zum  Grunde,    so  werden  wir  sie  mit  um   so  größerem  Recht   als  Er- 
gänzungen der  im  Statuencapitel  zusammengestellten  Demetertypen  betrachten  kön- 
nen.    Auch  fehlt  es  in  der  Reihe  dieser  Münztypen  nicht  ganz  an  Figuren,  welche 
an  statuarisch  erhaltene  oder  an  Relieftypen  m.  o.  w.  lebhaft  wenigstens  erinnern. 
So  wird  man  eine  nicht  geringe  Übereinstimmung  der  Mfinzfignren  Taf.  Ylll.  No. 
19,  24,  27,  29,  33    mit  den   Statuen   der  zweiten  Classe   in  Stellung  nnd  Ge- 
wandung schwerlich  verkennen,    die  Ähnlichkeit  der  Münzfigur  No.  15,    besonders 
aber  der  römischen  No.  16  mit  der  aus  Eleusis  stammenden,    ebenfalls  mit  zwei 
Fackeln  ausgestatteten  Relieffigur  Atlas  Taf.  XIV.  No.  6  nicht  Iftngnen,    obwohl 
die  Münzfiguren   vor  dieser  den   Schleier  voraus  haben ,    eben  so  wenig  diejenige 
der  großartig  componirten  Mfinzfigur   No.  22   mit  den  Statuen   der  dritten  Classe, 
besonders  No.    17,    soweit  diese   bisher  bekannt  ist.     Unter  denen  aber,    welek 
sonst  überlieferten  T3rpen   weniger  analog  sind,    bieten   von  den   sitzenden  beson- 
ders die  römischen  Figuren  No.  10 — 13,    von   den   stehenden  die  durch  ihre  im- 
posante Stellung  auffallende  metapontiner  No.  16,    die  von  Ursentnm   No.  17  nnd 
die  archaisirende  von  Tabae  No.   33,  um  bei  diesen  stehn  zu  bleiben,  statuarisch 
ganz  wohl  mögliche   und  zugleich  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  interessante 
Gestalten. 

Eine  statistische  Vergleichung  der  verschiedenen  Compositionen ,  besonders  der 
sitzenden  und  der  stehenden  Gestalten  der  Göttin  sowie  eine  solche  der  gewöiin- 
Hchen  Attribute  derselben,  Schleier,  Fackel ,  Scepter  und  Ähren  und  ihrer  mannig- 
faltigen Combinationen ,  welche  sich  ohne  Weiteres  aus  der  unter  solchen  Gesichts- 
punkten geordneten  Liste  und  aus  der  Tafel  ableiten  läßt,  wird  keine  besonders 
neuen  Gesichtspunkte  ergeben ,  wohl  aber  sich  für  die  Ergänzung  solcher  Monu- 
mente verwerthen  lassen,  welchen  die  Attribute  verloren  gegangen  sind.  Dies  gilt 
auch  von  den  außergewöhnlichen  Attributen ,  zu  welchen  man  die  Ähren  in  beiden 
Händen  der  Göttin  auf  der  thessalischen  und  der  argivischen  Münae  (Taf.  VIH 
No.  34.  und  35)  und  vielleicht  der  trallianischen  (das.  36)  in  sofern  rechnen  kann, 
als  eine  solche  Ausstattung  der  Demeter ,  welche  an  den  Vers  Theokrits  (Id.  VII. 
157)  SpaYfiaxa  xal  jxaxcovac  iv  a^jL^otep^joiv  ej^oioa  erinnert,  in  keinem  «aden 
Monumente,  wenigstens  in  keinem  solchen  nachweisbar  ist,  welches  die  G^ 
außerhalb  einer  bestimmten  Handlung,  wie  z.  B.  die  Anssendung  des  TriptdemM, 
darstellt. 

Ganz  besonders  aber  kommt  hier  das  mit  den  Ähren  combinirte  Ffillhorm 
in  Frage,  von  welchem  schon  oben  S.  470  und  in  Anm.  23  die  Rede  gewesen  is^ 
Die  an  letzterer  Stelle  angezogenen  athenischen  Münzen  sind  die  in  der  Liste  vor 
ter  No.  35  und  36  aufgeführten,  mit  welchen  die  unter  No.  38,  39  nnd  41  notir- 
ten  zu  verbinden  sind;  die  unter  Traian  in  Smyma  geprägte  ist  Taf.  YHI  Ko.  37 
abgebildet,  diejenige  des  Demetrios  I.  aus  Viscontis  Iconographie  greeqne  in  ^ 
Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  220.  g.  wiederholt.  Eine  römische  der  Julia  DoouUy 
welche  außer  Gerhard*)  auch  Welcker**)  ans  Neumann   (Num.  ined.  p.  240)  ciürt, 


a)  über  den  Bilderkreis  von  Eleasis  Anm.  169. 

b)  Griech.  Götterl.  11.   S.  470.   Anm.  27. 


6.    DEMETER  ü.  KORA  IN  GANZER  GESTALT  A.  MÜNZEN  U.  IK  GESCHNITT.  STEINEN.    501 

bleibt  besser  ans  dem  Spiele,  da  sie  die  Beischrift  annona  führt,  also  besten  Falls 
nicht  unmittelbar  and  rein  Demeter  oder  Ceres  darstellt ,  welcher  sie  in  der  Münze 
Taf.  Vin.  No.  10  als  annona  avqvsti  gegenüberateht.  * 

Was  nun  zuerst  die  athenischen  Münzen   No.   35  und  36   anlangt,    so  geben 
sie  manchem  Zweifel  Raum,  welchen  auch  Beul^  (a.  d.  aa.  Oo.)  ganz  richtig  her- 
vorgehoben hat.     Bei  der  Münze  No.  35  (Beuld  p.  210)  ist  das  in  Rede  stehende 
Attribut  der  durch  Ähren    in  der  gesenkten  rechten  Hand  als  Demeter  wenigstens 
mit  grofier  Wi^irscheinlichkeit  bezeichneten  Göttin   so  schlecht  erhalten,    daß  man 
sidi  in  kemer  Weise  daftlr  verbürgeto  kann ,  dasselbe  sei  in  der  That  ein  Fflllhom 
gewesen;  die  Figur  der  Münze  No.  36  aber  (Beuld  p.  295),  bei  welcher  das  Füll- 
horn ganz  deutlich  erhalten  ist,  ist  so  wenig  bestimmt  als  Demeter  charakterisirt, 
da   sie   in  der  Rechten  nicht  etwa  Ähren ,    sondern   eine  Phiale  hält ,    daß  Beul^ 
sich   ftlr  ihre  Benennung  zwischen  Tyche,  »Abundantia«  und  Demeter  nicht  ent- 
scheiden   mag    und   daß,    um    von    der    »Abundantia«  zu    schweigen,    die    Ent- 
scheidung zwischen  Tyche  und  Demeter  kaum  zu  Gunsten   der  Lietztem  ausfallen 
möchte.     Auch  bei  der  Figur  auf  den  Tetradrachmen  der  Münzmeister  Eumareides 
Qnd  Alkidamas  (Beul^  p.  289)  *) ,  welche  mit  Ähren  und  Füllhorn  auf  einem  Schlan- 
Senwagen  steht,    ist  das  Geschlecht  vermöge  der  in  dem  groben  Gepräge  mangel- 
liaft  ausgedrückten  Gewandung  so  zweifelhaft,    daß  man  (s.  Beul^  p.  290)  bei  ihr 
^rie  bei  der  ähnlichen  Figur  auf  Münzen  von  Eleusis  ^)  an  Triptolemos  so  gut  wie 
an  Demeter  gedacht   hat.     Indessen  machen   die  Tetradrachmen  des  Eumareides 
Und   Kleomenes  (No.  41  Beul^  p.  291),  welche  sich  jenen  genau  anschließen,  und 
die  zu  der  Serie  des  Eumareides  und  Alkidamas  und  zu  derjenigen  des  Eumarei- 
des und  Kleomenes  gehörenden  Erzmünzen  (No.  38  und  Beul^  p.  289),  besonders 
die  Kleinbronze  bei  Beuld  No.  2,    auf  welcher   die   bestimmt  weiblich  bekleidete 
Pi^r  Ähren  in  der  Rechten  und  das  Füllhorn  im  linken  Arme  hält ,  während  der 
Ats.   der  Münze  No.  1  daselbst,   welche  die  Göttin  mit  Fackel  und  Ähren  ausge- 
stattet zeigt,   einen   verschleierten  und  ährenbekränzten   Demeterkopf  trägt,    den 
Namen  der  Demeter  so  gut  wie  gewiß.     Denn  wenngleich  Ähren  in  der  Hand  der 
Tyehe    (Fortuna)    keineswegs   unerhört  sind  ®) ,   so   ist  doch  nicht  wohl  abzusehn, 
wie  Tjehe  dazu  kommen  sollte,    auf  dem  geflügelten  Schlangenwagen  zu  fahren. 
Daani  kommt,    daß    die  Tetradrachmen    der  Münzmeister  Achaios   und  Heliodoros 
(Benl^  p.  235  sq.) ,  indem  sie  das  Füllhorn  mit  zwei  rechts  und  links  von  demsel- 
ben   angebrachten  Ähren  verbinden,    dasselbe  ziemlich  unzweifelhaft  als  Attribut 
der  Demeter  erweisen,    für  welche   der  ihr  von  Beulä  angewiesene  Beiname  der 
Anesldora,   den  Pausanias    (I.  31.  4)    für  Athen  verbürgt,   durchaus  passend  ge- 
wählt scheint.     Erkennt  man  aber  die  Göttin  mit  dem  Füllhorn  im  Arme  als  durch 
die  gleichzeitig  in  der   rechten  Hand  gehaltenen  Ähren   auf  athenischen   Münzen 
als  Demeter  an ,  so  wird  sich  kaum  ein  hinreichender  Grund  finden ,  um  der  schö- 
Ben  Figur  auf  der  smymaeer  Traiansmünze  (Taf.  YIII.  No.  37)  diesen  Namen  zu 


a)  Ein  anderes  Exemplar   nach  Combe,    Mus.  Hunter.    tab.  9.  No.  4  in  den  Denkm.  d.  a. 
Riiml  II.  No.   113.  b. 

b)  S.  de  Witte,   Ann.  deU'  Inst,  von  1S47  (XIX)  p.  433  Note  1,  Wieseier  zn  den  Denkm. 
d.  a.  Kunst  II.  No.  113.  a. ,  vergl.  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  18&9  p.  87.  Note  1. 

c)  Vergl.  das  itdief  in  den  Denkm.  d.  a.   Kunst  II.  No.  926  und  Wieselers  Text  zu  dem- 

SiJlkAn 


502  II.    DIE  ERHALTENEN  MONUMENTE. 

versagen ,  während  das  Fehlen  der  Ähren  in  der  rechten  Hand  der  mit  dem  Ffili- 
hom  sitzenden  Gestalt  auf  den  Münzen  des  Demetrios    (No.  4  der  Liste)  die  An- 
wendbarkeit des  Dfemetemamens  sehr  zweifelhaft  macht.  Denn  wenn  Visconti  (loon. 
grecqne  III.  p.  399)  ihn  dadurch   zu  vertheidigen  sucht,    daß  er    in   der  Demeter 
eine  Anspielung   auf  den  Namen   des  Königs  erkennen  will,  so  ist  zn  bemerken, 
daß  dieser  an  einem  auf  seinen  Namen  anspielenden  Typus  keineswegs  festgehal- 
ten haf^)  ,    und  demgemäß  auch  die  hier  in  Frage  stehende  Figur  besser  als  eioe 
Tyche  oder  mit  0.  Müller  als  eine  Stadt-  oder  Landesgöttin  zu  benennen.    Und  weDo 
demnach  das  Füllhorn   als  Attribut  der  Demeter,    zu  dem  es  an  sich  ja  vollkom- 
men geeignet  erscheint,    sich   nicht  wird  läugnen  lassen,    so   darf  doch  nicht  ver- 
kannt werden ,    daß  dasselbe    zu  den   seltenen   und ,    soviel  wir  bis  jetzt  wimu, 
wenig  verbreiteten,    nur   in   einigen  Münzen  und  geschnittenen  Steinen  (s.  ooteo 
nachgewiesenen  gehört  und  daß  man  sich  daher  wohl  hüten  muß,    mit  dem  Foll- 
hom  ausgestattete  Figuren ,  welche  nicht  durch  andere  Umstände  als  Demeter  be- 
zeichnet sind ,  mit  dem  Demetemamen  zu  belegen ,  während  andererseits  bei  Figo- 
ren, welche  sich  sonstwie  als  demetielsche  zu  erkennen  geben,  der  Umstand,  daß 
sie  ein  Füllhorn  halten,  kein  Hindemiß  abgeben  würde,  sie  als  Darstellungen  der 
Göttin  anzuerkennen ,  ohne   für  sie  einen  der  in  gewissen  Kreisen  beliebten  Dop- 
pelnamen wie  Demeter-Tyche  oder  dergleichen  zu  erfinden. 

Die    athenische  Tetradrachme    des    Eumareides    und   Kleomenes  (No.  41  der 
Liste,  Beul6  p.  291.],  welche  Demeter  mit  Ähren  und  Füllhorn  auf  einem  schlan- 
genbespannten  Wagen   fahrend   zeigt,    bietet  auch  die  Erklärung  ftlr  die  anderen 
Darstellungen  der  auf  dem  Schlangenwagen  fahrenden  Demeter,  welche  unter  No. 
38  —  40  der  VIII.  Münztafel  abgebildet  sind.     Es   handelt  sich   in   diesen  l^n 
nicht,    wie   in  den   äußerlich   ähnlichen,    auf  welche  ihres  Ortes  zarflekg^ODffleD 
werden  soll,   um  die  irXavr^   der  Demeter,    das  Suchen  nach  der  geraubten  Kon, 
bei  welchem    die   Göttin   mit  einer   oder  mit    zwei  Fackeln   versehn  ist,    sondern, 
ganz  wie  bei  dem  auf  dem  Schlangenwagen  dahinfahrenden  Triptolemos ,  um  eine 
Verbreitung  der  Gaben  und  Segnungen  der  Demeter  über  das  Land  oder  über  die 
Welt.     Deswegen  ist  die  Fackel   in   diesen  Mttnzbildem   durch  das  Füllhorn  oder 
durch  das  Scepter  ersetzt.     Denn  auch  bei  der  unter  No.  38  abgebildeten  Mftnze^) 
macht  die   Variante  bei  Beul6   p.  289.  No.  3  klar,   daß   es  sich  um   ein  Scepter 
und   nicht  um   eine  Fackel   im   linken  Arme  der  Göttin  handelt,    während  fibenU 
die  Ähren  in  der  vorgestreckten ,    m.o.w.  erhobenen  rechten  Hand  der  Demeter 
gradezn  als  die  dargebotene  oder  zu  verbreitende  Gabe  der  Saatfrucht  ersehenen. 
Demeter  und  nicht  Triptolemos  wird   auch  in  der  Figur   auf  dem  Schlangenwages» 
der  athenischen  Erzmünze  No.  39  zu  erkennen  sein,    von  der  ein  besseres  Eieo^ 
plar,  als  dasjenige  der  Prokesch' sehen  Sammlung  ^] ,  der  hier  gegebenen  Abbildna^ 
zum  Grunde  liegt.     Denn  die  in  dem  vorliegenden  Elxemplar  ganz  deutliche,  Itn^^ 
weibliche  Bekleidung   schließt  Triptolemos  aus,    welchen  Gerhard    (nicht  Prokesds 


a)  Vergl.  Mioiinet,  Descript.   I.  577  sq.,  8uppl.  III.  245  sq. 

b)  Offenbar  ungenau ,  mit  einer  Fackel  in  der  Hechten ,  dagegen  ohne  Scepter  abgebildet    1>^ 
Stuart,  Ant.  of  Athens  II.   chapt.    2.    vign.  p.   22   und   danach  wiederholt   in   den  Denkm.  d.    »• 
Kunst  II.  No.  105. 

c)  Abgeb.  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1843  Taf.  9.  No.  5,   vergl.  Gerhard  da«.  S.   152; 
nicht  eben  genau  wiederholt  bei  Beule  p.  291 .   No.  2. 


J 


6.   DEMETEB  U.  KORA  IN  GANZER  GESTALT  A.  MÜNZEN  U.  IN  GESCHNITT.  STEINEN.    503 

a.  a.  O.j  annahm  und  gegen  welchen  sich  Benl^  p.  293  nur  zweifelnd  erklären 
konnte.  Weiter  aber  sind  die  Ähren  in  der  rechten  Hand  der  vor  dem  Wagen 
stehenden  weiblichen  Figur  in  dem  hier  abgebildeten  Exemplar  des  Museums  in 
Parma  entschieden  deutlicher,  als  in  dem  früher  publicirten;  es  kann  daher  auch 
keinem  Zweifel  unterliegen,  daß,  wenn  man  in  der  fahrenden  Figur  Demeter  er- 
kennt, diese  mit  Ähren  und  Scepter  ausgestattete  Kora  zu  nennen  sein  wird,  wie 
dies  Beulä  bereits  gethan  hat.  Für  die  eine  Fackel  haltende  dritte,  hinter  dem 
Wagen ,  welche  auch  in  diesem  Exemplare  sehr  mangelhaft  erhalten  ist ,  wird  man 
den  richtigen  Namen  dahingestellt  sein  lassen  müssen ,  bis  der  Sinn  der  ganzen 
Darstellung  klarer  verstanden  sein  wird,  als  bisher.  Da  es  sich  aber  bestimmt 
nicht  um  die  Aussendung  des  Triptolemos  handelt  und  da  Kora  mit  Wahrschein- 
lichkeit in  der  Figur  vor  dem  Wagen  erkannt  ist,  kann  die  in  Frage  stehende 
Figur  diesen  Namen  nicht  tragen  und  der  ihr  von  Gerhard  außerdem  frageweise 
beigelegte  der  Hekate  dürfte  weniger  Wahrscheinlichkeit  haben ,  als  der  von  Beul^ 
vorgeschlagene  der  Artemis  Popylaea,  ^ren  Tempel  dem  eleusinischen  Megaron 
benachbart  lag  (Pausan.  I.  38.  6.) ,  welche  auch  sonst  in  der  Gesellschaft  der  eleu- 
sinischen Gottinnen  vorkommt  (s.  unten  Gap.  VIII.  Die  Vasen  l.  und  m.)  und 
der  als  Phosphoros  die  Fackel,  eines  ihrer  gewöhnlichsten  Attribute,  durchaus 
gemäß   ist. 

Neben  den  vor  Demeters  Wagen  gespannten  Schlangen  ist  endlich  auf  die- 
jenige aufmerksam  zu  machen,  welche  sich  auf  dem  Denar  der  gens  Memmia 
(Taf.  Vm.  No.  9}  zu  Füßen  der  mit  Fackel  und  Ähren  ausgestatteten  Göttin  er- 
hebt. Die  Parallelmonumente  sind  von  Stephani*^)  gesammelt.  Daß  die  Schlange 
hier  als  chthonisches  Thier  verstanden  werden  muß,  kann  keinem  Zweifel  unter- 
liegen; wahrscheinlich  aber  ist  bei  ihrer  Combination  mit  Demeter  an  ihr,  das 
Wiedererwachen  des  Lebens  im  Frühling  symbolisirendes  Hervorkriechen  aus  der 
Erde  nach  dem  Winterschlafe  mehr  als  an  irgend  eine  andere  Eigenschaft  des  viel- 
deutigen Thieres^)  zu  denken. 

In  der  Korafigur  des  attischen  Tetradrachmon  des  Amphion  und  Oinophilos 
(Kora  No.  1}  und  der  entsprechenden  der  zugehörigen  Erzmünze  möchte  Be\x\6 
(a.  a.  0.  p.  199)  die  Nachbildung  einer  Statue  erkennen,  welche  er  mit  den  Fi- 
guren der  Demeter  und  des  thronenden  Dionysos  auf  den  Münzen  des  Andreas 
und  Charinautes  (Demeter  No.  10)  in  eine  Gruppe  vereinigen  und  auf  die  Gruppe 
Demeter,  Kora  und  lakchos  des  älteren  Praxiteles  (oben  S.  425  f.)  zurückführen 
mdchte.  Daß  dies  Letztere  unthunlich  sei ,  braucht  nicht  gesagt  zu  werden ;  han- 
delte es  sich  doch  in  der  Gruppe  ganz  entschieden  nicht  um  den  Dionysos,  (wie 
Beul^  sagt) ,  sondern  um  lakchos ,  welcher  in  der  sitzenden  Figur  neben  Demeter 
auf  den  Münzen  des  Andreas  und  Charinautes  unter  keinen  Umständen  erkannt 
Werden  kann.  Auch  dürfte  die  Gruppe  der  drei  von  Beulä  combinirten  Figuren 
Weniger  schön  ausfallen,  als  er  annimmt.  Die  Voraussetzung  einer  der  Korafigur 
mm  Grunde  liegenden  statuarischen  Composition  dagegen  scheint  schoü  durch  den 
Umstand  gerechtfertigt,  daß  diese  Figur  auf  den  Silbermünzen  nach  links,  auf 
den  Erzmünzen  nach  rechts  profilirt  ist ,  was  sich  am  einfachsten  aus  der  Copirung 


a)  Gompte-renda  ete.  poar  Tanntfe  1862.   S.  155. 

b)  Welcker,  Oriecb.  Gotterl.  I.  S.  65  ' 

Orerktfck,  KaBftaythologS«.  JB,  33 


504 


11 


I    MONUMENTE. 


einer  Statoe  von  zwei  Seiten  erklärt").  NiuiliweiBhar  abei'  wird  diese  S 
licli  aein.  Die  Beziehnng  der  Figur  auf  Kora  scheint  durcb  ilie  beiden  von  ibr 
gelialteneu  guiienkten  Fackeln  allerdingH  gerechtfertigt .  obwohl  die  von  Bonli-  bier- 
fttr  angesogene  Analogie  der  berliner  Kadmosvase  [nnten  Ca|i.  Vlll.  m ,  vergl. 
das,  f.]  deswegen  nicht  genau  ziitrifTt.  weil  hier  Koru  nnr  eine  Fackel  geaunkt. 
die  andere  orlioben  bat.  An  ArtemiH  Pbosplioroa  ist  freilieb  gewiß  nicht  zn  den- 
ken .  da  fllr  dieae  aioli  kein  Grund  absehn  läßt ,  warum  sie  die  Fackeln  gesenkt 
tragen  sollte.  Eber  kOnnle  man,  namentlich  mit  dem  Hinblick  auf  die  Mfliue  der 
gens  Vibia  (Uenktn.  d.  a.  Knnat  II.  No.  91]  an  DemeUsr  denken.  Doch  wird  die 
Demeter  dieses  Typus .  welche  rasch  dahin  ach  reitet  nnd  der  ein  Schwein  voran- 
geht, wohl  mit  Hecht  auf  die  ihre  Tochter  suchende  Gattin  bezogen  (vgl.  Wiciw- 
1er  a.  a.  0.)  .  an  welche  bei  der  hier  in  Frage  kommenden  Figur,  in  sofern  dii^- 
vollkommen  ruhig  dasteht,   wohl  kaum  xa  denken  sein  wird. 

Die  Figur  der  lokrischcn  Mllnze  (Koia  No.  2)    bezieht  sieh  ohne  Zwrafel  auf 
den  bedeutenden   Cultus   der  Göttin   in  Lokri.   worauf  schon  Kckhol   'Duct.  Nnn. 
vet.    1.   p.    175]    hingewiesen  hat.      Sie  ist  der  Ai-t  componirt .  daß  man  gaiuE  folg- 
lich an  ein«  Copie    des  dertlgun  Tempelhildes  denken  kann,    wubei    darauf  hiniu 
weisen  ist,  daß.  während  andere  Biomplnre  (s.  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.  No.  lt)l.  a 
und  Caielli   Nnm.    Ital.  vet.  tab.    l!l»)   die  Göttin    mit   einer  Fackel   aasgMtaUrt  .^ 
darzustellen  scheinen,   das  hier   (Uflnztafel  Vlll,   No,  41)  abgebildete  sehr  gnl  (Y~~~_ 
haltene  ßxemplar  sehr  deutlich  ein  kurzes ,    mit  einem  dicken  Knanf   (wiihl  cinei^^ 
Granatapfel)   bekröntes  Scepter  im  linken  Arme  der  Göttin  erkennen  läßt. 

Daß  anch  die  Mnnze  von  Piiene    (Rora  Ne.  31    eine    in  statu arixr her  T^np^^ 
sition  vollkommen  mSgliche  Figur  (Umschrift   KOPH  nPIHNenNj  darbietet,    leuchti«.^ 
ohne  Weiteres  ein;    nachweisbar  ahcr   ist   die   znm  Gmnde   liegende   Statue  sih<-j 
hier  nicht. 


n. 


QeBchnittene    Stei 
Hierzu  flemraentafel  IV. 


Anch  unter  den  auf  Demeter  in  ganzer  Gi^talt  belogenen  geschnittttuea  Stei- 
nen ,  wie  unter  denen  ,  in  welchen  mau  den  Kopf  der  Göttin  zn  sehn  venneinlE, 
sind  sehr  viele  bestimmt  unrichtig  gedeutet,  während  die  Erklärung  vieler  amlcM 
m.  0.  w, ,  zum  Thei!  sehr  zweifelhaft  int'').  Unter  dem  Reste  findet  sicli  m  p" 
wie  Nichts  von  künstlerischer  Bedeutung  und  nur  Weniges ,  das  Bachliehm  li- 
teresse  gewährt .  Darstellungen  in  anderen  Kunstgattungen  zur  BeatSUgung  dia> 
oder  selbst  Neues  bietet. 

Die  Göttin  kommt  sowohl  in  ritzenden  wie  in  stehenden  Figuren  vor.  tittf 
den  ersteren  thoüs  in  solchen ,  welche  mit  anderen  Darstellungen  UbcreiutinoMi. 
theils  in  solchen,  welche  Besonderheiten  zeigen.     So  finden  wir  in 

Taf.  IV,    Nu.  2,    einem  Carneol  unbekannten   Besitzes")  ,    die    uiivftTKlllei 


■)  VcTfl.  niGlne  deich,  dei  grinuh.  Pkstik  1.^  S.  Uli  ir>  Heu 
rapirteii  Onjppe  äet  Tyruinenmörder, 

b|  CWr  die  Carncalgüianie  ilcr  kiiserl,  Rrtnltige  In  Sl.  I'v 
tl    *.   Kiinsl  II.  Nn.  115  vergl.  ^tephanl  <iii  Comple-reniln  etc.  poi 

r)  Abümik  hcl  Carte!!.   UruOe  AbdtiivksiDimlaiig  III.    Ko,    14, 


fl  det  khnÜdi  * 


6.  DEMETEB  U.  KORA  IN  GANZ£R  QESTALT  A.  MÜNZEN  U.  IN  0E8CHNITT.  STEINEN.   505 

Göttin  thronend  mit  in  der  Rechten  erhobenen  Ähren-  und  Mohubüschel ,  während 
sie  die  Linke  auf  den  Sitz  stützt ,  am  verwandtesten  der  Demeter  auf  den  Münzen 
des  Pyrrhos  (Mttnztafel  Vlll.  No.  7),  jedoch  ohne  Scepter,  dagegen,  wie  in  nur 
wenigen  anderen  Monumenten  mit  der  Stephane  im  Haar  [s.  oben  S.  443  mit  Anm.  14) . 

Taf.  IV.  No.  3,  eine  Chalcedongemme  aus  der  Stosch'schen  (II.  5.  233)  in 
der  berliner  Sammlung'^)  zeigt  die  verschleiert  sitzende  Göttin  mit  dem  Scepter  im 
linken  Arme,  die  leere  rechte  Hand  gegen  einen  vor  ihr  stehenden  Kalathos  mit 
vier  Ähren  erhebend  ^]  ;  daß  sie  diese  abzuschneiden  scheine ,  ist  ein  Irrthum 
Winckelmanns. 

Zu  den  Münzen,  welche  Demeter  mit  dem  Füllhorn  ausgestattet  zeigen,  bie- 
tet eine  ziemlich  unbezweifelbare  Parallele 

Taf.  IV.  No.  4,  eine  Cameolgemme  unbekannten  Besitzes^)  ,  in  welcher  die 
Göttin  außer  dem  im  linken  Arme  getragenen  Füllhorn  in  der  Rechten  Ähren  hält. 
Andere  Gemmen  sind  entweder  irrig  oder  mit  sehr  zweifelhaftem  Recht  hieher 
bezogen  worden^).  Dagegen  sind  zwei  weitere,  wenigstens  sehr  wahrscheinliche 
Beispiele  "^ 

Taf.  IV.  No.  5,  ein  Smaragdplasma  der  berliner  Sammlung®),  welches  die 
Göttin  wie  die  Münze  von  Smyma  [Münztafel  VHI.  No.  37)  nur  unverschleiert 
mit  dem  Füllhorn  stehend  zeigt ,  charakterisirt  außer  durch  die  Ähren  in  der  Rech- 
ten durch  den  neben  ihr  «m  Boden  stehenden  Kalathos  und  den  Pflug.    Und  ferner 

Taf.  IV.  No.  6,  eine  antike  Paste  derselben  Sammlung^) ,  in  welcher-  die  an 
eine  Säule  gelehnte  Göttin  mit  dem  Füllhorn  im  linken  Arme  durch  die  in  der 
Rechten  gehaltene  lange  Fackel  bezeichnet  wird,  welche  bei  Fortuna  und  Abun- 
dantia  nicht  nachweisbar  ist. 

Weitaus  am  häufigsten  werden  als  Demeter  bezeichnet  Figuren ,  welche  stehend 
oder  auch  schreitend  Ähren  in  der  einen  (fast  immer  in  der  rechten)  ,  eine  Frucht- 
schale auf  der  andern  Hand  tragen^].  Die  Möglichkeit,  daß  hier \ in  der  That 
Demeter  gemeint  sei,  ist  in  den  oben  S.  491  besprochenen  Terracotten  gegeben. 

Ein  vielseitigeres  Interesse  bieten  die  folgenden  Steine. 

Taf.  IV.  No.  7 ,  ein  Smaragdplasma  der  florentiner  Sammlung^)  ,  von  welchem 
die  berliner*)  eine  Glaspaste  besitzt.  Vielfach  besprochen  und  mannigfach  ver- 
schieden gedeutet  zeigt  dieser  Stein  die  von  allen  Erklärern  anerkannte  und  auch 
ganz  unbezweifelbare  Demeter  sitzend ,  verschleiert ,  mit  der  Stephane  und  mit  dem 


a)  Tölkeii,  Erkl.  Verz.  III.  II.  No.  228. 

b)  Vergl.  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1865  S.  25  das  in  Not«  4  Angeführte 
und  8.  unten  No.  5,  No.  7  und  No.   10. 

c)  Abdruck  bei  Cades  a.  a.  0.  No.   15. 

d)  So  Stosch  II.  5.  221,  222,  229,  230,  230,  der  Nott'sche  Carneol  bei  Cades  a.  a.  0. 
No.  16  (vergl.  Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  929)  und  der  Carneol  unbekannten 
Besitzes  bei  Cades  No.   10. 

e)  Tölken  a.  a.  0.  No.  215. 

f)  Tölken  a.  a.  0.  No.  216. 

g)  So  Stosch  a.  a.  0.  225—228,  Tölken  a.  a.  0.  218  —  221,   224  und  vielfach  sonst. 

h)  Abgeb.  Gori,  Mus.  Florent.  II.  38.  4,  Abdracke  bei  Lippert  Daktyl.  I.  98  (M.  I.  8.  1. 
110.)  and  bei  Cades  a.  s.  O.  No.  13. 

i)  Stosch  a.  a.  0.   234,   TSlk«-  ««ürd»   Ant.  Bildw.    Taf.  311. 

Ho,  12  nnd  In  den  Denkm.  ß 

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6.  DElfETEB  U.  KORA  IN  GANZER  GESTALT  A.  MÜNZEN  U.  IN  GESCHNITT.  STEINEN.   507 

abzusehn ,  in  der  mflnchener  Gruppe  und  der  ihr  entsprechenden  athenischen  Münze, 
hier  wiederum  durch  das  in  der  Gruppe  nur  verlorene  Füllhorn  charakterisirt  ^) 
auf  Eirenes  Arm  in  kindlicher  Gestalt,  entsprechend  derjenigen  in  der  florentiner 
Gemme.  An  die  Stelle  des  Füllhorns  ist  hier  der  ährengefüllte  Korb  getreten, 
welcher  auch  dann  keine  verschiedene  Bedeutung  haben  könnte,  wenn  Stephani 
nicht  jene  Stelle  des  Hesychius  angezogen  hätte,  in  der  es  heißt:  euirXootov 
xavoüv  •  eo  e;fov  itXoutoo,  8ta  ta?  h:  aorip  ooXa^ '  itXoütov  yap  eXsyov  tt^v  4x  tcöv 
xpt&d>v  xal  Ta>v  irupcov  ir£ptoo3(av.  Daß  aber  der  Plutosknabe  diesen  Korb  nicht 
von  der  Göttin  empfangen  habe,  kann  nicht  zweifelhaft  sein  ^) ;  will  man  überhaupt 
an  eine  bestimmte  Handlung  denken,  so  wird  man  auch  kein  Überreichen  an  die 
Göttin  zu  verstehen  haben ,  welches  in  der  That  schwer  zu  erklären  sein  möchte, 
sondern  man  wird  anzunehmen  haben,  daß  das  Plutoskind  der  IIXootoo  fxr^rr^p  in 
kindlicher  Freude  den  Ährenkorb  vorweist,  worin  schwerlich  etwas  Befreipdliches 
liegt. 

Durch  reichere  Attributausstattung  als  gewöhnlich  bemerkenswerth  erscheint 
die  Demeter 

Taf.  IV.  No.  8 ,  eines  Smaragdplasmas  der  berliner  Sammlung^] ,  welche  thro- 
nend dargestellt  ist  mit  Ähren  in  der  rechten  Hand.  Neben  ihrem  Thron  erhebt 
sich  einerseits  eine  Schlange^)  ,  andererseits  kriecht  eine  Ameise,  ein  auch  litte- 
rarisch erwähntes  sowie  anderweitig  monumental  nachweisbares  Symbol  der  Agri- 
cultur").  Üher  derselben  ist  ein  Getreidekom  angebracht  und  zu  oberst  rechts 
über  der  Thronlehne  eine  Mondsichel,  welche  Gori  (a.  a.  0.  p.  144)  auf  den  Ein- 
fluß des  Mondes  auf  die  Vegetation  bezieht,  während  der  Gedanke  an  die  nächtliche 
Mysteriengöttin  vielleicht  eben  so  nahe  liegt. 

Taf.  IV.  No.  9.  Eine  andere  Gemme  derselben  Sammlung^),  welche  schon  da- 
durch bemerkenswerth  ist,  daß  sie,  wie  die  Münzen  oben  S.  497.  No.  10  — 12 
Demeter  mit  zwei  Fackeln  darstellt ,  erhöht  ihr  Interesse  dadurch ,  daß  sie ,  wie 
allerdings  auch  andere  Monumente^) ,  Apollon  und  Artemis  mit  Demeter  verbindet; 
schwerlich  in  dem  von  Tölken  angenommenen  Sinne ,  daß  Apollon  und  Artemis 
angeblich  nach  der  Mysterienlehre  bei  Herodot  U.  156  Demeters  Kinder  gewesen 
wären,  denn  das  trifft  für  Griechenland  nicht  zu  und  Herodot  sagt  etwas  Ande- 
res; sondern  viel  eher  in  dem  von  0.  Müller^)  aufgestellten  Sinn,  als  Lustra- 
tionsgötter nämlich  oder  indem  Apollon  so  gut  wie  Artemis  neben  Demeter  als 
vorzügliche  Förderer  der  Vegetation  verehrt  wurden. 

Völlig  vereinzelt  ist  die  Darstellung  in 


a)  Vcrgl.  auch  Stephani  a.  a.  0.  Note  5. 

b)  Vergl.  auch  Flasch.     Über  den  Parthenon-Fries  8.  86  flf. 

c)  Tölken  a.  a.  0.  No.  227 ,    abgcb.    wahrscheinlich   schon   (wenn   nicht  ein   ganz  ähnlicher 
S^tein)  bei  Gori,  Gemm.  astrif.  I.  tab.   109,  dann  in  den  Denkni.  d.  a.  Kunst  II.  No.  89.  a. 

d)  Vergl.  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  1862  S.   155. 

e)  Vergl.  Stephani,   Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1859  p.  86  in  der  Note. 

f )  Tölkcn  a.  a.  0.  No.  237,  abgeb.  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  96.  a. 

g)  Vergl.  Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.,  Stephani,  Compte-rendn  etc.  pour 
laonc^e  1859  p.   118,  pour  1870/71  S.   164. 

«h)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  I.  No.  311. 


508  i  n^  m£  EBfiuüt/TBNSir  MOMtäiiBBr^  m.^ 

Ta£.  IV.  No.  10.,  einem  rotheii  Ja8]Hs  ans  der  Stosdh'flohen  m  4er  beriiaer 
Sammhiiig*) ,  welohe  die  Tendileierte ,  tinkseine  lange  Fiekel ,  ndita  wahneheis- 
liclier  einen  Apfel  (Paaefka)  als  eine  Pfaiate  (Wieseler)  kallende  Daneter,  tot  der 
ein  Kalattiös  mit  Äluren  steht,  y<tt  zwei  ThiMieil  Umgeben  zeigt.  Von  diesen  ist 
dai^ige  vor  der  GkHtin  sicher  ein  Pferd,  dasjenige  hinter  ihr  Viel  wafarseliein- 
lieher  f)b  Manlthier  (Tdlken  and  Wieseler) ,  als  eine  HImoUcah  (Pinofka).  Der 
Snn  dieses  ffildes  ist  freilieh  Nichts  weniger  als  Uar.  Denn,  nm  gaas  yob  der 
siöher  inrigen  Deutung  Panofkias  abznsdn,  Welcher  das  Bofi  Aiion  nnd  die  Hlneb- 
kidi  fltr  Deqpoina  als  Kinder  der  Demeter  nnd  che  Poeeichm  erbeuwn  wollte, 
wMitt  Wieseler  Pferd  nnd  Ifoiläder  als  beim  Adierban  verwendete  11u»ie  beaeich- 
net>  *  so  »1  dies  ftlr  das  Manlthier  allerdings  rioht%^] ,  sehweriieh  dber  ftr  das 
Pferd,  »welches  ansschließlieh  Menschen  zu  ziehen  dientet^)  nnd  gewiß  aneh  nir- 
gend in  Ennistwerken  als  Aekerbanthier  na^gewiesen  werden  kann.  Es  mag  da- 
hinstehn ,  ob  irgend  Etwas  auf  den  Umstand  zu  geben  ist ,  dafi  das  Pferd  aas  dem 
Mrenkslatbos  der  Demeter  sn  ftessen  scheint;  ist  dem  so,  so  kdnnte  man  mdg- 
lieherweise  an  die  Erhaltung  des  ritterlichen  Wehrstandes  durch  den  Ackorbaa 
dedoen»^ ..  - 


SIEBENTES  CAPITEL. 

Demeter  und  Korn  in  Beliefen« 


Das  folgende  Verzeichniß  ist  nach  Maßgabe  einer  wenigstens  ungefiLhren  kuns 
geschichtlichen  Abfolge  (I.  ältere,  IL  jüngere  Reliefe) ,  jedoch  mit  Rttck^ichtnah 
auf  die  vertretenen  Typen  geordnet.     Unberücksichtigt  blieben  hier  die  Sarkopb 
reliefe   mit   den  Darstellungen   des  Raubes  der  Kora  und  der  Plane  der  Demefte" 
welche   die  Göttinnen  nicht  unter  normalen  Vertiältnissen   zeigen;    sie  werden 
X.  Capitel   behandelt  werden.     Über  die   archaistischen   Reliefe  s.   oben  8.  Alt}, 
über  den  Parthenonfries  S.  423  f. 

I.     1.  Triptolemos'  Aussendung,  großes  Relief  aus  Eleusis,    im  Museum  der  Pitissitftrt^p 
in    Athen.     Atlas    Taf.  XIV.    No.   8.     Vergl.    oben    S.  4-26.    und   unten   Cap.  fX. 
Triptolemos,  Plastische  Monumente  B. 
2.  Kora  und  Triptolemos ,  Fragment  aus  Kleusis ,  daselbst  aufbewahrt.  AtUa  Taf.  XIV. 
No.  4«^).     Vergl.  Cap.  IX.    Plastische  Monumente  0. 


a)  Stosch  a.  a.  0.  No.  235,  Tölken  a.  a.  O.  No.  236,  abgeb.  bei  Panofka,  Über  yttk^ 
Mythen,  Abhh.  der  berl.  Akad.  von  1839  Taf.  I.  No.   2,    Denkm.  d.  a.   Kunst  II.  No.  91.  b 

b)  Vergl.  C.  F.  Hermann,  Griech.  Privatalterthümer  2.  Aufl.  von  Stark  $  15.  Anm.  6. 

c)  Uermann-Stark  a.  a.  0. 

d)  Abgeb.  in  der  Revue  arch(Jol.  N.  S.  XV.  (1867)  pl.  4  mit  Text  von  Fr.  Lcnomaot  (ni*- 
sion  de  Triptol^me)  p.  162  sq. ,  vergl.  Bülticher,  Erklärendes  Verz.  der  Gypaabgüsae  ant  W«kfl 
in  Berlin  2.  Aufl.  S.   165.    No.  314  (Votivrelief).  f 


7 .    DEMETER  UND  KOBA  IN  BELIEFEN.  509 

3.  Kora  und  Triptolemoä ,    Fragment  aus  Eleusis   im  Museum   des  Loiivrü.     Atlat»  Taf. 
XIV.  No.  3«»).     Vergl.  Cap.   IX.  Plastische  Monumente  D. 

4.  Opfer  an  Demeter  und  Kora,  Votivrelief  ebendaher  im  Museum  des  Louvre.     Atlas 
Taf.  XIV.  No.  2  b). 

5.  Opfer  an  Demeter,  attisches  Votivrelief  im  Museum  dos  Louvre.     Atlas  Taf.  XIV. 
No.   5  c). 

6.  Kora,  Fragment  eines   attischen    Votivreliefs ,    aufbewahrt    in    der    Hadriansstoa    in 
Athen.     Atlas  Taf.  XIV.   No.  6d). 

(?)  7.  Athena  und  die  Vertreterin  Siciliens ,    vielleicht   Demeter;    attisches  Kelief  von 

der  Bekronung  eines  Beschlusses  der  Bule  vom  Jahr  Ol.  9(i.   3,  393  v.  u.  Z.^). 
(?)  8.  Athena  und  vielleicht  Demeter,  attisches  Relief  von  der  Bekronung  einer  Schatz- 

roeisterurkunde  vom  Jahr  Ol.  95.   1  ,  400  v.  u.  Z. '). 
9.   Demeter,  Kora  und  Adorantcn,  Votivrelief  aus  Pantiliapaeon  (Kertsch)  in  der  kai- 

serl.  Ermitage  in  St.  Petersburg^). 
10.  Demeter,    Kora   und   Daduchen ,    Altarrelief   unweit  Ghalandri   in  Attika   gefunden, 

jetzt  unbekannten  Aufbewalurungsortes  h). 

II.  11.  Demeter  Mysia  von  Mysios,  Chrysanthis  und  deren  Töchtern  empfangen  mit  den 
Unterschriften  MYIIOZ  XPYIAN0IZ  AAMATHP,  Relief  von  grauem  "Kalkstein  und 
späterer  Arbeit  aus  der  Gegend  des  alten  Lerna,  Weihgeschenk  eines  Aristodamos 
(APIITOAAMOI  ANEGHKE)  im  Gymnasium  von  Nauplia  aufbewahrt.  Uncdirti). 
Demeter  steht  rechts,  »in  doppeltem  Gewände  und  Schleier,  der  vom  Haupte  über 
den  Rücken  und  beide  Seiten  herabfüllt;  in  der  Rechten  hält  sie  das  Scepter,  mit 
der  Linken  faßt  sie  einen  Zipfel  des  Schleiers«  (Bursian). 

12.  Gebet  an  Demeter,  Votivrelief  ans  Philippopel  im  Museo  del  R.  collegio  Carlo  Al- 
berto in  Moncalieri.  Atlas  Taf.   XIV.  No.  7^). 

(?)  13.  Demeter,  Kora,  Dionysos  und  die  Hören,  Altarrelief  in  der  Villa  Albani ,  Por- 
tier No.  60  i). 


a)  S.  Fröhner,  Notice  de  la  sculpt.  ant.  du  Mus.  du  Louvre  I.  p.  91  No.  65  (mission  de 
Triptol j^me) ,  abgeb.  Gazette  arch^ol.  I.  (1875)  pl.  22.  2  mit  Text  von  Fr.  Lenormant  (mission 
de  Triptol^me)  p.  87  sq. 

b)  S.  Fröhner  a.  a.  0.  p.  88  No.  63,  aus  der  Pourtales^schen  Samml.,  abgeb.  b.  Panofka, 
Ant.  du  cab.  Ponrtal^s  pl.  18.  p.  82  und  mehrfach  sonst,  s.  Fröhner  a.  a.  0.,  auch  in  den 
Denkm.  d.  a.  Kunst.  II.  No.  96. 

c)  S.  Fröhner  a.  a.  0.  p.  86  No.  59,  abgeb.  b.  Bouillon,  Mus.  des  ant.  III.  basrel.  pl. 
24.  2,  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  II.  pl.  212  No.  257. 

d)  S.  Heydemann ,  D.  ant.  Marmorbildwcrke  in  Athen  No.  86 ,  abgeb.  b.  Lebas,  Voy.  arch. 
en  Grece ,   Monum.  flg.  pl.  45.  No.    1 . 

e)  Abgeb.  b.  R.  Schöne,  Griech.. Reliefs  aus  athen.  Sammlungen  Taf.  VII  No.  49.  S.  24, 
vergl.  Bötticher  a.  a.  0.   No.  296.      -^ 

f)  Abgeb.  b.  Scholl,  Archaeo).  Mittheil.  a.  Griechenland  Taf.  III.  No.  6,  bei  Lebas  a.  a.  0. 
pl.  42  und  bei  Schone  a.  a.  0.  Taf.  X.  No.  54.  S.  29  f.  Vergl.  Friederichs,  Bausteine  No.  407, 
Bötticher  a.  a.  0.  No.  303  und  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1861  S.  99  f. 

g)  Abgeb.  in  den  Antiquit^s  du  bosphore  Cimm^rien  im  Frontispiz  No.  3,  vergl.  Stephani, 
Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1859  p.  34. 

h)  Abgeb.  in  einer  Skizze  in  der  Archaeolog.  Zeitung  v.  1852  Taf.  38.  2,  vergl.  Gerhard  das. 
8.  421. 

i)  Beschrieben  von  Bursian,  Archaeolog.  Zeitung  von  1855.  Anz.  S.  57*,  vergl.  das.  Osann 
S.  142  ff. 

k)  Abgeb.  in  den  Ann.  dell'  Inst,  von  1861  (XXXIII)  to1>.  d*agg.  S.  vergl.  Bmua  daselbst 
p.  380  sqq.  •  . 

1)   Morcelli,  Fea,   Visconti,    La  viUa  Albtni  deserüta 
Bassirilievi  di  Roma  II.  Uv.  96.  p.  227  sqq.        .  _    ' 


510  n.  DIE  KBHALTBNEM  UOVUMXMTE. 

14.  Demeter  and  der  Plntoeknabe ,  «ogebliehe  AaMendimg  des  TrlptoleBoe,  im  In«- 
schrlftensule  des  Moseams  der  Ufdzieii  In  Florens.     Atlas  Taf.  XVI.  Mo.  2*). 

15.  Triptdemos'  Aussendung,  Sarkophsgrelief  von  swelfelhaftar  (atttseher  oder  stadt- 
römischer) Herkunft  in  der  Pembroke'schen  Sammlang  in  Viltonhome  in  WlltsUie. 
Atlas  Taf.  XYI.  No.  3  b).     Vergl.  Gap.  IX.  Plastische  Monumente  E. 

16.  Demeter  mit  dem  Stembilde  der  Jungfrau ,  Gandelaberrelief  im  Maaeom  des  Louvie. 
Atlas  Taf.  XIV.  No.  25c)M). 

Terraootta. 

17.  Demeter,  Kora  und  Triptolemos,  ans  der  Oampana*schen  Sammlnog.  Wakischein- 
lieh  im  Louvre.    Atlas  Taf.  XVI.  No.  10  <1). 

1 7  a  und  b.  Zwei  Fragmente  von  Repliken .  a.  abgeb.  bei  d*Agincoart ,  Fiagm.  en  teii«> 
cuite  pl.  8.  6;  b.  im  Museum  auf  dem  Palatln  in  Rom,  1873  aotirt. 

18.  Sieusinische  Gottheiten  und  Priester,  fiubiges  Relief  an  einer  eunaeischeo  Hirdria 
aus  der  Campana'schen  Sammlung  in  der  kaiaerl.  Ermitage  in  St.  Petersburg.  Im 
Attas  auf  Taf.  XVUI«). 

Silber. 

19.  Triptolemos'  (eines  Römers  als  Triptolemos)  Opfer  an  Demeter,  Silberdiskos  am 
Aquil^a  im  kaiserl.  Mflnz-  und  Anttkencabinet  in  Wien.  Atlas  Taf.  XVI.  No.  U^* 
Verg^.  unten  Gap.  IX,  Plastische  Monumente  F. 

KSpfe  nnd  Brustbilder. 

20.  Vier  Qötterköpfe,   gefunden  bei  den  Hateriergribem  an  der  '^^  Labieana  bei  Cen — 
tocelle,  im  lateran.  Museum  in  Rom.    Atlas  Taf.  XIV.  No.  15^. 

21.  Terracottarelief  der  Oampana*schen  Sammlung.     Atlas  Taf.  XVI.  No.  8  h). 

22.  und  23.  Goldplatten  mit  den  Brustbildern  der  Demeter,  der  Kora  [und  des  HeraUeiJ  , 
gefunden  in  einem  Grabe  der  »großen  Blisnltza«  auf  der  Halbinsel  Taman ,  in  der 
kaiserl.  Ermitage  in  St.  Petersburg.     Atlas  Taf.  XVI.  No.  6  und  7i). 


a)  Abgeb.  in  den  Ann.  e  Mon.  dell'  Inst,  von  1854  p.  76  flg.  10  mit  Text  von  E.  Brian. 
Ohne  Ergänzungen  auch  nach  brieflicher  Mittheilung  des  Hrn.  Dr.  H.  DQtschke. 

b)  Abgeb.  in  Gerhards  Ant.  Bildwerken  Taf.  310.  1.  2,  wiederholt  in  den  Denkoi.  d.  t. 
Kunst  II.  No.  117.  Vergl.  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^  1859  p.  S8  No.  66  (luch 
p.  50  und  das  hier  und  p.  66  Angeführte),  Conze,  Archaelog.  Zeitung  v.  1864.  Anz.  8.  175* f.. 
Matz  das.  1873  (XXXI)  S.  30,  Michaelis  das.  1875  (XXXlll.)  S.  64  No.  137,  Förster.  Per 
Raub  und  die  Rückkehr  der  Persephonc  S.  264  und  Archaeolog.  Zeitung  v.  1875  8.  79  (f..  Bnnu, 
8itzungsbcrichte  der  kgl.  bayr.  Akad.  v.   1875   Phil. -bist.  Gl.  S.  21  ff. 

c)  8.  Fröhner  a.  a.  0.  p.  24  No.  5  und  die  das.  angef.  Litteratur;  abgeb.  u.  A.  bei  Boifl- 
lon  a.  a.  0.  autels.  pl.  2,  Glarac  a.  a.  0.  pl.  202.  80.  Ergänzt  der  Kopf,  die  rechte  Brut, 
rechter  Arm,  die  linke  Hand,  der  rechte  Fuß  der  Göttin (^ Kopf  und  Hals,  beide  Hände  mitdei 
Kränzen  bei  der  Jungfrau. 

d)  Abgeb.  bei  Gampana,  Gpere  in  plastica  tav.  17. 

e)  Abgeb.  im  Gompte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  1 862  Taf.  3 ,  wiederholt  bei  Gerhard,  BQde^ 
kreis  von  Eleusis  Taf.  3.     Auf  die  Litteratur  wird  im  Schlußcapitel  zurückgekommen  weidcs. 

f)  8.  20.  Sacken  und  Kenner,  D.  Sammlungen  des  k.  k.  Münz- und  Ant.  Cab.  S.  335.  Ka 
41,  abgeb.  bei  Arneth,  D.  ant.  Gold-  und  Silbermonumente  des  k.  k.  Münz-  und  Ant  Cab. 
Beilage  Taf.  2  8.  61  f.,  Mou.  deir  Inst.  111.  tav.  4,  vergl.  0.  Müller,  Ann.  d.  Inst,  tob  ISJ9 
(XI)  p.  78. 

g)  8.  Benndorf  und  Schöne,  D.  ant.  Bildwerke  dos  lateran.  Mus.  8.  236  f.  No.  359.,  s|pl> 
in  den  Mon.  deU'  Inst.  V.  tav.  7  vergl.  Brunn,  Ann.  von  1849  (XXI)  p.  405. 

h)  Abgeb.  bei  Campana,  Opore  in  plastica  tav.   16.  , 

i)  Abgeb.  Compte-rendu  et<-.  pour  l'anntfe  1865  Taf.  II.    No.  7  und  8,   ^mr^  *      j 

selbst  S.   16.  ^ 


7.    DEMETEU  UND  KOILV  IN  RELIEFEN.  513 

keineswegs  gewöhnliche  Anordnung  des  die  ganze  linke  Schulter  nebst  dem  Arme 
bedeckenden  Himation  beachtet,  auch  in  der  Kora  des  cumaeer  Vasenreliefs  No.  18 
wiederzukehren  scheint  und  in  den  Korastatuen  der  2.  Classe  (oben  8.  477)  wenig- 
stens noch  anklingt. 

Für  die  Darstellungsweise  der  beiden  Göttinnen  in  den  Reliefen  an  sich  dürfte 
weiter  Folgendes  zu  bemerken  sein. 

Mutter  und  Tochter  sind  zusammen  dargestellt  in  No.  1,  4,  9,  10,  13,  15, 
17,  18,  20  und  waren  es  in  No.  2  und  3,  ob  in  6  ist  fraglich.  Neben  einander 
thronend  erscheinen  beide  Göttinnen  nur  in  No.  10,  aber  auch  hier  nicht  in  jener 
traulichen  Verbindung,  welche  sich  in  meist  verlorenen  Kunstwerken  wiederholte 
(oben  8.  423  Noteb.) ,  indem  die  eine  der  andern  den  Arm  um  den  Nacken  legte,  viel- 
mehr sitzen  beide ,  je  mit  zwei  Attributen  in  den  Händen ,  einfach  neben  einander. 
In  No.  15,  17  und  18  steht  Kora  neben  der  sitzenden  Mutter,  in  No.  9  kehrt 
sich  dies  um ,  wenigstens  nach  der  Erscheinung  der  Figuren  in  der  kleinen  Ab- 
bildung, in  welcher  die  stehende  Figur  die  entschieden  matronalere  ist;  in  den 
übrigen  Reliefen  stehn  beide  Göttinnen.  Auch  ist  No.  9  das  einzige  Monument, 
welches  das  erwähnte  Motiv  traulicher  Vereinigung  darbietet,  und  ihm  schließt  sich 
No.  13  an,  wo  Kora,  wenn  die  Erklärung  Zoegas  richtig  ist,  sich  mit  beiden 
Armen  auf  die  Schulter  der  Mutter  stützt.  In  den  übrigen  Fällen  ist  eine  solche 
Verbindung  der  beiden  Göttinnen  durch  die  Handlung  ausgeschlossen  oder  für  die- 
selbe gleichgiltig    (No.4). 

Von  anderen  großen  Gottheiten  ist,  wenn  man  von  No.  7  und  S  absieht, 
bei  denen  es  sich  nicht  um  eine  mythologische  Vorbindung  handelt,  nur  Diony- 
sos und  auch  dieser  nur  in  den  späten  Reliefen  No.  13  und  15  mit  den  eieu- 
sinischen  Göttinnen  verbunden;  in  No.  13  treten  nach  Zoögas  Deutung  die  Hören 
hinzn,  welche  sich  in  No.  15  mit  einer  weitern,  ihres  Ortes  (Cap.  IX.)  zu  be- 
sprechenden Umgebung  und  in  No.  19  nebst  der  gelagerten  Tellus  wiederfinden. 
Der  Zeus  in  diesem  Silberrelief  und  das  thronende  Götterpaar  in  No.  12,  Zeus 
nnd  Hera  oder  wie  man  es  s(mst  nennen  will ,  kann  hier  gar  nicht  in  Betracht 
kommen.  Die  Verbindung  der  vier  Götterbnistbilder  in  No.  2()  ist  dunkel  und 
wird  sich  schwer  aufhellen  lassen  <*'*} . 

Zur  Charakteristik  der  Personen    ist    hervorzuheben,    daß    Demeter    ver- 
schleiert ist  in   10,  11,  12,  14—17,    19,  20  und  22,  also  hauptsächlich  in  den 
späteren  Monumenten;  mit  dem  Kalathos  geschmückt  nur  in  4,    12  und   18, 
und  zwar  in  12  so,    daß  man   an  der  Bedeutung  des  sehr  kleinen  Kopfaufsatzes, 
welcher  in   1 0  ganz  ähnlich  bei  Kora  wiederkehrt ,  zweifelhaft  sein  kann ,  während 
der  Kalathos  in  den  beiden  anderen  Monumenten  aus  festem  Matcriale  besteht,  wie 
ans  Metall  getrieben  erscheint  und  in  1 8  mit  vegetabilischem  Ornament  geschmückt 
ist.    Bekränzt,  und  zwar,  wenn  man  die  Ähren  in  ihrer  Hand  vergleicht,  viel- 
leicht mit  solchen  bekränzt  ist  Demeter  sicher  nur   in   14  und  in  22*),    vielleicht 
in  17;  eine  Stephane  trägt  sie,  wie  bemerkt,  nur  in   15  und,    wenn  sie  rich- 
tig bestimmt  ist  (die  letzte  Figur  rechts  vom  Beschauer-   in  20;   eine  Haube  wie 
in  mwichen  Vasenbildem  und  in  einigen  Statuen    oben  S.  4  72)   trägt  sie  in  Relie- 
fen nicht.     In  den  übrigen  Monumenten  erscheint  sie  mit  bloßem  und  ungeschmück- 


»)  Vcrgl.  Stephan!,  Compte-rendu  etc.  pour  laun^e  1865  8.  50. 


&14 


11.    mii   KKUAl.TENEN    HONUMKNTli. 


tem  Haupte,   wobei  die  llaarsdileirt-  ilber  ihrer  8tim  in  5  als  vrawiodt  i 
in   lü  ist  der  Kopf  modern. 

Von  ihren  gewöhn! iclien  Attributen  bat  Demeter  die  Fackel  in  5*),  S — ^1". 
J4,  17,  19,  das  lan^  Scepter  in  -1  im  E^i^änzen] ,  T,  12  und  Ih,  ein  kanet 
in  15.  Ähren  odat  Äliron  und  Mohn  hält  oder  ttbergiebt  sie  in  1  ivorausm- 
getzen  s.  Oap.  IX.  Plast.  Hon.  No.  2.),  12.  14.  IT,  21,  eine  Phialo  bUt  ^c 
in  4  und  5  in  der  Haud.  Scblaogen  sind  ihr  heigegeben  in  lil  und  12  um 
ilire  Fackel  oder  ihr  Scepter  geringelt;,  14  (hinter  ihr  aus  dem  Tempel  heiror- 
kummendj  ,  17  {nm  ihren  Sitz  gewunden  und  über  ihren  Schoß  hervorschlüpfcoii 
und  21  [ava  beide  Äimo  geringelt,  wenn  das  Terracottarelief  in  diesem  Ponkb- 
echt  iat^l.  In  iS  und  1(i  (hier  aber  wahrscheinlich  nur  durch  die  Restauration 
ist  die  Göttin  völlig  attributloe. 

Kora,  welche  in  der  Mehrzahl  der  besseren  Reliefe.  No.  I  etwa  ausgenon- 
men .  durch  Jugeiidlicldieit  von  der  Mutter  unterschieden  und  besonder»  in  (i  eim 
gracile  Gestalt  ist,  konimt  mit  dvm  Schleier  nur  selten  und  nur  iu  den  spUcrai 
Monumenten  10,  17  und .  wenn  richtig  bestimmt  (in  der  Figur  neben  Hemeij 
in  2U  vor  und  trägt  einzig  in  IL)  einen  Kopfaufsatz,  den  man  als  einen  dgct- 
tbUmlich  zusammengeschrumpften  Kalathns  ^vergl.  Demeter  in  12  vielleicht  he- 
zeichnen  kann.  Ihr  bei  weitem  am  häufigsten  vorkommendes  Attribut  ist  Sie 
Fackel;  mit  einem  Paar  Fackeln  linden  wir  sie  (Demeter  in  Reliefen  niemilil 
in  2.  'i,  ti,  mit  einer  Fackel  in  1,  4.  17,  IS,  2li.  23,  mit  dem  Sceplor  in  riebfr- 
ier Weise  nirgend ,  denn  der  Gegenstand ,  welchen  sie  in  1  ü  mit  der  linken  Harf 
hftit.  ist,  obwohl  er  möglicherweise  ein  kurzes  Scepter  wie  bei  Demeter  in  IS] 
sein  könnte,  von  sehr  zweifelhafter  Beschaffenheit').  Int  und  in  211  h&lt  Km 
Ähren,  in  10  in  der  rechten  Hand  eine  Phiale.  in  9  scheint  sie  vffllig  itDi- 
butlos  zu  sein.  Dasselbe  gilt  von  13.  falls  in  der  halbnackten,  anf  d!o  SehiU«r 
einer  sehr  reich  gewandetcn  Frau  gestutzten  Figur  wirklich  Kora  gumetnt  irt 
Nach  Maßgabe  aller  anderen  Reliefe  und  bei  weitem  der  größten  Hehrzalil  allef 
anderen .  nur  einigermaßen  sichar  Kora  darstellenden  Monumente .  in  denen  aOn 
sis  völlig,  wenn  «nch  m.  o.  w.  dicht  bekleidet  ist.  milßte  man  dies  Iflugnen  and 
könnte  sich  geneigt  fllhlen .  das  in  Rede  stehende  Paar  mit  den  von  Imliß*. 
gleichsam  aubsidiarisch  vorgeschlagenen  Namen:  Nysa  und  Ariadnc  zu  Iwlrp« 
Allein  wenigstens  eine  fast  eben  so  stark  entblößte  und  dabei  vitllkoramea  »Khrtr 
Kora  findet  sich  auf  dem  Revers  der  Pelike  von  Kertseli ") ,  eine  andere  Qhur  in 
sonst  entblößten  Busen  nur  mit  einem  Sehleier  von  alleniünnater  Testur  beklciddf 
in  dem  bekannten  ehemals  Penrtales'sohen  Vasenbilde ') .  Wenn  eine  solche  E^ 
seheiuung  aber  In  Vasenbildem  grade  dieser  Art,  welche  der  Plastik  nlber  Heb 


i)  FrShner  >.  i.  O.  "nn  secplrui   beruht  obne  Zweifol  auf  IrTtbum. 

hl  Vargl.  Stephan!.  ComtilH-retidu  etc.  poui  l'iim^e  ISGl  S    IM.  Nute  0. 

ü)  Ver^.  (ierhard,  Anbaool.  Zailiiiig  v.   1S52  S,  421,   iter  >Ucicu  tr 
stand  n\i  ein  Cülterhild  nach  Act  dei  Palladien   liili. 

Aj  Rauiiil.  d)  Elnma  II.    p.  'J2S. 

p~)  ('onpte-rundu  elv,   pour   l'aiiu^c  tdtSII   p1.  'i .    lIcrbsTil ,    l'lvt   ihn    nildptktvli 
Tat.  2,  1.  All.»  auf  Tuf.  XVIII, 

f)  ranorki.   Aut.   du  i'ab.   Tuiirtali-b  pl.  Ill ,    f'MU.'  i^rsm.  111     pl.  n:i.  A,    t>cnluu. 
Jl    No.   J12,  s.   Alias  auf  Taf.  XVIIJ. 


7.    DEMETER  UND  KORA  IK  BELIEFEN.  515 

als  andere  ^) ,  möglich  ist ,  so  maß  man  sie  auch  in  einem  Relief  wie  das  in  Rede 
stehende  für  möglich  erklären ,  während  man  zugleich  nicht  läugnen  kann ,  daß 
nach  der  gesammten  Darstellung  dieses  Reliefs  für  die  Göttinnen  an  seinem  linken 
Ende  die  auch  von  Zoöga  (p.  227)  in  erster  Linie  vorgeschlagenen  Namen  der 
Demeter  und  Kora  wahrscheinlicher  sind,  als  irgendwelche  anderen.  Denn  in  der 
Verbindung  mit  Dionysos  (nicht  lakchos ,  wie  Welcker^j  wollte)  liegt  doch  ein 
deutlicher  Hinweis  darauf,  daß  es  sich  hier  um  die  Gottheiten  der  vegetativen 
Fruchtbarkeit  und  des  Jahressegens  handelt,  als  welche  neben  Dionysos  eben  nur 
Demeter  und  Kora  gelten  können. 

In  No.  4  wird  beiden  Göttinnen,  in  No.  5  der  Demeter  ein  Opfer  gebracht. 
Dasjenige  in  No.  4,  welches  in  einem  Schweine,  dem  bekannten  gewöhnlichen 
Opferthiere  der  Göttinnen  besteht ,  hat  eben  deshalb  Nichts ,  das  einer  Besprechung 
bedürfte;  anders  ist  es  mit  No.  5,  wo  das  Opferthier  eine  Ziege  ist  und  außer- 
dem ein  Knabe  eine  Schale  mit  Früchten  herbeibringt.  Diese  letztere  bietet  keine 
ernstliche  Schwierigkeit ,  auch  dann  nicht ,  wenn  man  es  verschmäht ,  sich  auf  ein 
faules  Wortspiel  mit  \ir^ka  als  Heerden  und  Äpfel  zu  berufen.  Es  genügt,  sich 
zu  erinnern,  daß  Demeter-  als  Geberin  nicht  allein  der  Halmfrucht,  sondern  jeg- 
licher Frucht  verehrt  wurde  ^)  ,  um  daran  keinen  Anstoß  zu  nehmen ,  daß  ihr  hier 
Baumfrüchte  als  Opfer  gebracht  werden.  Die  Ziege  aber  ist  als  Opfertliier  der 
Demeter  sonst  nicht  bekannt ,  obgleich  es  eine  kleine  Zahl  von  Monumenten  giebt, 
welche  Stephani^)  gesammelt  hat,  in  denen  eine  Beziehung  der  Ziege  zu  Demeter 
m.  0.  w.  klar  und  unzweifelhaft  hervortritt.  Da  jedoch  an  der  Thatsache,  daß 
in  dem  Relief  No.  5  eine  Ziege  anstatt  eines  Schweines  und  daß  daneben  Früchte 
der  Demeter  als  Opfer  dargebracht  werden,  in  gar  keinem  Betracht  gezweifelt 
weiden  kann,  so  wird  man  dieselbe  als  das,  was  sie  ist,  hinzunehmen  und  als 
mögliche  Grundlage  für  die  Erklärung  anderer  Monumente  zu  merken  haben. 

Das  ans  Lema  stammende  Relief  No.  11  hat  durch  Osann®)  eine  so  vollstän- 
dige Erklärung  gefunden,  daß  deren  Kern  hier  lediglich  wiederholt  werden  kann. 
Ihre  Grundlage  bilden  zwei  Stellen  des  Pausanias,  welche  sich  auf  die  Aufnahme 
der  Demeter  in  Argolis  beziehen.  An  der  erstem  (Pausan.  I.  14.  2)  berichtet 
Pausanias,  daß  Demeter,  ihre  geraubte  Tochter  suchend,  nach  Argos  gekommen, 
von  PelasgOB  in  seinem  Hause  aufgenommen  worden  sei  und  daß  Chrysanthis, 
welche  von  dem  Raube  der  Kora  Kunde  gehabt,  ihr  davon  erzählt  habe.  Diese 
Sage  von  Argos  erhält  eine  Erweiterung  durch  das,  was  Pausanias  an  der  zwei- 
ten Stelle  (Vn.  27.  9)  über  die  Demeter  Mysia  aus  der  achaeischen  Pellene  be- 
liebtet ,  nämlich :  neXXif^v7|^  8s  ooov  araoia  ^Eir^xovra  airij^ei  to  Muaatov ,  Upov 
^i^l&if^Tpoc  Moa(a^.  töpoaaaüat  8e  auto  Muaiov  faat  av8pa  'Ap^stov.  dSiEaro 


a)  Vergl.  Strube,  Studien  über  d.  BUderkreis  von  Eleusis  S.  98  f. 

b)  Alte  Denkm.  V.  S.  108,    obwohl  er  sich  als  der  Sohn   der  Semele  schon  dadurch  zu  er- 
^<Uien  giebt,  daß  er  sich  an  einen  Rebstamm  lehnt. 

e)  Schol.  ad  Hes.  0.  et  D.  vs.  32,  8.  oben  S.  491. 

d)  Compte-rendu  etc.   pour  Tann^e  1869  S.  81  ff.     Vielleicht  kann  man  auch  die  berliner 
^^Qime  abgeb.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  91.  a  hierher  reehnen,  obfl^eieh,  wie  avak  Wiafoler  be- 
'"^kt  hat,  die  Beziehung  der  hier  dargeateUten ,  auf  elaMi  j  i- 
^^f  und  eine  Ähre  haltenden  Göttin  auf  Demeter  kell 

e)  Archaeolog.  Zeitung  von  1855.  8.  149  t 


5ie 


n.    IHK   KKIIAE.TKNT.N  MONUMENTK 


5ä  oixi|)  AritiT,rpo  xai  o  Mü^to;  XoTi]!  Tiji  'Ap-jEimv.     'Uie  ganze  8a^e  li 
argivi»rh    und    von    Argne    naoli    Pullune    Uburtragen .     An    ilio  Stelle  <lc8  PeUsgos 
'in  der  ar^iviacht;»  Version    tritt   iliier)   der  coiicretero  Name   dea  Myaiott,    welcher 
in  Argua,   d.  h.   in  Lerna  die  Demeter  Hufnahm  und  VeranUäHung  xu  cUieni  Cal- 
tus  galt.     Die  Anwendung  auf  das  liulief  ergiebt  äich  nun  von  selbst.      Da  llfüos 
auf  detuselhen    nicht  in  unmittelbarer  Action  mit  Demeter   orschuiut    ler  stellt  ihr, 
hinter   Chrysanthia   und  den    beiden  Hädcbon ,    am  entgegengoKctlten  Ende  gegcn- 
Ober)  .  so  liegt  der  Schwerpunkt  auf  Chry»antbis .   welche ,  vun  zwei  Tiiclitum  «dcc^ 
Dienciinnen  begleitet .  der  Demeter .  nachdem  dieselbe  am  häuslichen  Ileerd«  (dca^ 
Altar)   vom  Mysi<is  empfangen  worden,    Kunde  von  der  gerauhten  Tochter  gicht      ^ 
Nur  dies  Letzte  kann  zweifelhaft  sein,  da  es  sich  fragt,    oh  man  den  vor  Üemt-w^ 
ter  stehenden  Altar  als  den  häu&lichen  Heerd  verstehn  darf  und  oh  vs  «ich  dab^.. 
nicht  vielmehr   um    ein    der  QOttin    von   der  Familie    des  Hysios   gebrachtca  OpF^^ 
oder    die   Stiftung    ihres   Cultiis    handelt.     Auch    ob  die   Tracht   des  Uysios  vtu 
Bursian   mit   Itecht  eine   uExomisv   genannt  worden  ist.  ist  dai'um  täglich,  VkH 
dersellw  in  Hysios  dem  Namen  nach  einen  Sclaveu  vermuthetc.    der  er  nach  dea     1 
Vorstehenden  ja  niciit  war ;    Mysios    mag   nach  Ablegung   seines  ObergewandM  in      I 
bloßen  Chiton  dastelm ,   weil  er  als  Opferer  zu  fungiren  gedenkt.     Doch  Ober  dKw      I 
Zweifel  wird  sich  erst  entscheiden  lassen,   wenn  das  Relief  einmal  pnblicirt  win). 
Über  das  Relief  No.   12,  eine  Votivgalte.  an  Deraeler  wegen  der  IleilnD^  mi 
Blindheit ,    wie    die  Inschrift    angiebt .    ist    der  Bruzza' sehen  Erklärung  Nichtf  bia- 
zuzufflgen  und  da  von  den  auf  Triptolemos  bezllglii'hen  Monuraeutvn    (1 — :t,  U 
17,   laj    ihres  Ortes  (Cap    IX.)    im  Zusammeuhange   und  von  dem  RrJicf  No  1* 
im  Schlußcapitel  gehandelt  werd(--n  soll ,  so  bleibt  nur  noch  eine  kurze  Beitpiediinir 
des  Reliefe  1-1  übrig,  welches  bisher  ebenfalls,  aber  irrthflmlich .  auf  TripKilFffln 
Aussendung  bezogen  und  ftlr  eine  kindliche  Bildung  des  Triptolemus  in  er«t«r  Rc'ilir 
geltend   gemacht   worden  ist.     Es   ist   schon   oben   (8.  5iili/  auf  den  «««ifelhtflr^ 
Werth  der  anderen  fUr  diese   kindliehe  Darstellung  des  Triptolemos  vorgebncliM 
Belege  und  Argnmente  hingewiesen  worden;  was  E.  Braun  (Ann-  a.  a   0   p.  ^t> 
in  Beziehung  anf  das  florentiner  Relief  vorträgt,    ist  von  keinem  hohem     Die  Ki>- 
desgestalt  des  Triptolemos  wird  liier  nämlich  dadurch  für  motivirl  erkUrl ,  daB  Art 
Bildhauer  fUr  eine  erwachsene  Figur  keinen  Raum  gehabt  luibc.     Wirnngicidi  ito 
diese  Erklärung   hier   und    da  den   Beifall  Anderer",  gefunden   hat,    m>  muß  <I<«Ii 
sehr  ernstlich   in  Frage   gestellt   werden ,    ob  sich  zu  einem   derartigen    VcHibMi 
irgend   eine  Analogie   in   der   alten  Kunst  wird  finden   lassen  und  ob  denkbai  üt 
daß  einem  Kllnstlor  gestattet  gewesen .   ein  in  der  mythologischen  Voralella 
wacliseu  gedachtes  Wesen  nur   darum  als  Kind  darzustellen  ,    weil  er  e«  ia  | 
rer  Foiiu  nicht  in  seine  Cromposition  bringen  konnte       Auf  jeden  Fall   ' 
eine   solche   Anuahme   nur   dann    l'llr  gerechtfertigt  erklären  dfirfon .    wdui  <I 
Rede   stehende   Figur  so   unzweideutig  als  das.   was   sie  seiu   soll,    chaiakliwi'^ 
wäre ,    daß   man   an   sich  an  ihrer  Bedeutaug  nicht  zweifeln  köante.     Haß  dii*   , 
hier  nicht  der  Fall  ist.  kann  Niemand  läugnen.  und  daß  die  8.   50fi  bMpt> 
Gemme    zu    dem    florentiner  Relief    eine    nähere  Analogie    bietet ,    al»  irg 
Darstellang  von  Triptolemos'  Ausuendung ,   wird  man  wohl  ebenfalls  um  a 


.)2 


B.  <oll»l  Sle|>1i>i 


■iipl..- 


IWU  (1.  6». 


8.    DEMETFÄ  UND  KORA  IN  VA8ENBILDRRN  UND  IN  WANDOEMÄLDEN.  517 

in  Abrede  stellen ,  als  man  schon  bisher  beide  Monumente ,  nur  irrig  als  Zeugnisse 
für  einen  kindlichen  Triptolemos ,  als  Parallelen  citiii;  hat.     Die  Analogie  der  bei- 
den Darstellungen  wird  um  so  mehr  einleuchten ,  wenn  man  beachtet ,  daß,  wie  in 
der  Gemme   der  Korb   des  Kindes  vor  Demeter  durch    die   aus   demselben  hervor- 
sehenden  Ähren  als  mit  solchen   gefüllt  bezeichnet  wird,    hier   der  Gewandbausch 
des  Knaben   vor  der   Göttin  eben  so  offenbar  schon  gefttllt  ist,    während  Demeter 
nur  deswegen  just  noch  ein  paar  Ähren  in  denselben  zu  legen  im  Begriff  ist,  da- 
mit der  Beschauer  nicht  darüber  zweifle ,  was  er  enthält.     Und  somit  bildet  dieser 
gefällte  Gewandbausch  des  Knaben    im  Relief  so   gut  wie  der  gefüllte  Korb  des- 
jenigen in  der  Gemme   ein  Analogen  zu  dem  Füllhorn  des  Pintosknaben    in  ande- 
ren ,   sicheren  Monumenten  ,  und  es  handelt  sich  im  Relief  wie  in  der  Gemme  um 
den  Plutos   und   die  nXoüTou  [atiTt^p,    die  Göttin,    von   der   allc^r  Segen   und  aller 
Reichthum,    insbesondere   aber   derjenige   des  Feldes   ausgeht  und   verliehen  wird. 
Die  aus  dem  Tempel  hinter  der  Göttin  hervorkommenden  Schlangen  aber  sind  nicht 
etwa  auf  das  triptolemische  Drachengespann  zu  beziehn ,  das  ohne  Darstellung  des 
Wagens ,  an  den  sie  gespannt  sind  oder  gespannt  werden  könnten ,    Niemand  ver- 
stehn    kann,    sondern    sie    sind    der  Göttin,    wic^    in   anderen  Monumenten   (S.  507 
Note  d.)   als  ihre  heiligen  Thiere  attributiv  beigegeben. 


ACHTES  CAPITEL. 

Demeter  und  Kora  in  Vasenbildem  freien  und  späten  Stils  und  in 

Wandgemälden . 


1.     Vasenbilder. 

Die  bei  weitem  reichste  Fundstätte  für  die  Gestalten  der  beiden  Göttinnen  in 
Vasengemälden  hieUm  diejenigen ,  welche  Triptolemos'  Aussendung  darstellen.     Es 
ist  daher  unvermeidlich ,   daß  das  folgende  Verzeichniß  sich  zum  großen  Theil  mit 
demjenigen  im  Triptolemoscapitel   ■IX.j   decke,  nur  daß  hier,  wo  es  sich  lediglich 
um  die  Charakteristik  der  Figuren  der  beiden  Göttinnen  handelt ,  eine  etwas  andere 
Anordnung   eingehalten   werden   muß,    als   welche  dort  gerechtfertigt   sein  würde. 
Ebenso  müssen   hier   alle   diejenigen   Bilder  weggehissen   werden ,    welche  wohl  in 
ihrer  Gesammtdarstellung  hinlänglich  bekannt  sind ,  um  dort  ihre  Stellen  zu  finden, 
nicht  aber   in  Betreff  der  Bildung  der   einzelnen   Personen.      Die   Anführung  der 
OcmÄlde  geschieht  hier  nur  summarisch  und    lediglich   zur  Feststellung  der  Identi- 
tät; genauere  Nach  Weisungen  werden  im  IX.   Capitel  gegeben. 

a.   Triptolemos'   AuHdenduiig.     Im    Varvakiuii    in  Athen,    1.    Vasenz.      1.    Schrank.     Tncdirt. 
Oinocho?   mit  roth    auf   schwarzem  Üninde.     Demeter  und    Triptolemos,    im  Allgemeinen  wie  ge- 
wüknlicb,  auf  die   beiden  Figuren    beschränkt.      Demeter   links  mit  hohem    Stephanos,    links   ge- 
•Aültertem  Seepter,  rechts  sehr  großen  Ähren.     Vergl.  Cap.  TX.   No.   14. 


m.  iL  m,  Ate  tu:  xt.  ko.  h;  0^.  n.  ah 

DL  H-  »t.  A. ,  Atbs  Tif.  XT.  Ho.  M,  O».  a 
B.  Aif^Mk«.  ZritDS«  ton  IM«.  Am.  B.  ISPlkl 
HL  |L  M,  AdM  Taf.  ZT.  IM.   «;  Gif .  DL  iL  IT. 

m.  iL  w,-A)Ih  Tif.  XV.  no.  i4;  ('<i>.  ix.  n»  i\ 

OL  iL  Cl .  AtlM  Ttr.  X  V.  tio.  ]  7  ;  C>p.  l\.  K«.  II 
m.  fL  U,  AdM  Tif.  XV.  Na.  10;  Cap.  IX.  Id.» 
nr.  fL  M,  ^IM  Tif.  XV.  No-  Vi-  Cap.  U.  N»  W 
Ib.  TM.  OmMR.  Cip.  IX.  in  N».  lA- 
m.  |L  M,  AflM  T*f.  XV.  Ne.  31  .  <^.  IX  No  t^. 
Eirnsk    u.  C«inpui.  Vaxnibb.  Ttl  (', 


CBi  itmm.  DL  iL  «,  Atba  Tkf.  XT.  K».  M,  0*. 

DL  iL  H,  A^  Ttf.  XT.  Ntt.  IG,  C^.  ü.  |k  li 
DL  iL  O.  B.,    Adu    TU.    XT.    N*.    18;    0^  O. 

DL  iL  U,  AtlM  TU.  XT.  Ho.  13;  Cay.  H.  ».«. 
ttattM.  Oif.  DL  No.  IS.. 
DMdM.  Gm-  O.  No.  S3. 
■  HMfrt.    BdL  Ml'  laM.  TOB  IMM  f.  W  m-  ^ 

in.  pL  63,  AUu  Taf.  XV.  No.  30-,  Cap.  tX.  iU.*l 


X.  Entlüituag  (Katkodos)  dcf  Kon.  Abgeb.  Mob.  deU>  lut.  VI.  Uv.  42.  A. ,  AtUi  U. 
X\1I.  No.  25. 

j.  Dca^uAen.  Abgeb.  bai  Mitliager,  ABdent.  unad.  Hon.  .S«t.  I.  pl.  |6. ,  AÜM  Tif 
X^ll.  No.  24.  a. .   Tci«!.  da>.  No.  31.  b. 

I.  Triptolcmoa'  AasModoBf  A^«b.  £lite  f^ram.  III.  pl.  G3 ,  Atlas  Taf.  XVI.  Ko  ü. 
C.p.  IX.  No.  52. 

aa.  Dc^lalchen.  Ab^cb.  in  Sonbea  Tnf  [ihimriit  in  den  Stadien  üb.  d.  BildertraU  i.  E»*- 
lU  Taf.  2,  Atla*  Taf.  XVi.  No.   14;  Ctf.  IX.  No.  53. 

bb.  DcigUiehcn.  Abgeb.  im  Coapte-randB  Mr.  poar  l'aan««  1862  Taf.  4,  Atlas  Taf.  XVL 
No.  13.    Cap.  IX.  No.  51. 

cc.  DMgleicben  Neapd  No.  3245.     Dnedirt,  Atlas  Taf.  XVI.  No.   16.   Cap.  IX.  No.  M. 

dd.  Anodoi  der  Kora.  Al«ebiUM  in  Stnibe*  Sopplamaot  m.  i.  w.  Taf.  3.  la  Adu  •■' 
Taf.  XVIU. 

ee.  EtenaiBlMbe  Weihe.  Ab«eb.  in  CoapM-mada  etc.  poai  Tannfe  1859.  Taf.  1.  ■■*■' 
las  auf  Taf.  Xmi. 

rr.    Desgleltben.     Abgcb.  fjjle  edram.  111.  pl.  63.  A.    Im  Atlas  asf  Taf.  XTU1. 


Der  für  die  Kenntniß  der  penOnlichen  Charakteriatik  der  beiden  OSttiuu 
iDS  diesen  Vuenbildem  sn  ziehende  Gewinn  iat  nicht  eben  hoch  uuiucliligti. 
ja  kanm  bedeutender .  «la  derjenige ,  welchen  die  Bilder  Utem  Stils  (obea  8.  U^  t'i 
bieten.      Wohl   aber  bestitigen   anch   diese   Gemilde,    Wks  die  Vanodantelliipi 


8.  D]<:mktkr  und  kora  in  vasenbildüirn  und  in  wandobmÄldek.  519 

mancher  anderen  Gottheiten  lehren ,  daß  die  Vasenmaler  in  der  Vergegenwärtigung 
der  Götter  und  in  ihrer  Ausstattung  mit  Attributen  und  Schmuck  nicht  selten  ihren 
eigenen  Weg  gegangen  sind  und  daß  daher  die  mythologischen  Figuren  in  der 
Vasenmalerei  von  der  Darstellung  derselben  Gottheiten  in  anderen  Kunstgattungen 
Tielfach  stark  abweiclien ,  eine  Thatsache ,  welche  man  wohl  beachten  sollte,  wenn 
es  steh  darum  handelt,  zur  Erklärung  einer  zweifelhaften  Figur  Analogien  heran- 
snziehn. 

Nur  in  wenigen  Bildern  sind,  um  hiermit  zu  beginnen,  Mutter  und  Tochter 
dnrch  einen  matronalen  Habitus  der  Demeter  und  eine  jungfräuliche  Erscheinnng 
Koras  von  einander  unterschieden ;  so  in  b ,  wo  wir  nach  Maßgabe  der  Kylix  des 
Hieron  (Atlas  Taf.  XV.  No.  22)  die  dem  Triptolemos  Einschenkende  ftlr  Kora  zu 
erklären  berechtigt  sind  *) ,  weiter  in  c ,  wo  die  verschleierte  und  in  breiteren  For- 
men gebildete  Demeter  sich  von  der  gracilen  Mädchengestalt  Koras  merklich  un- 
terscheidet. Ähnliches  gilt  von  z,  wo  beide  Göttinnen  in  ihrer  Verschiedenheit 
besonders  fein  und  8chön  charakterisirt  sind,  von  m  und  von  ee,  sodann,  aber 
ichon  weniger,  von  e,  f,  i,  wo  der  matronalere  Eindruck  der  Demeter  Kora  gegen- 
über größtentheils  auf  die  Haube  zurfickzuftthren  sein  möchte,  welche  Demeter 
^vergl.  auch  g)  zum  Unterschied  von  der  barhäuptig  gemalten  Kora  trägt,  wäh- 
rend in  h  beide  Göttinnen  gleichmäßig  mit  einer  solchen  ausgestattet  sind.  In 
den  meisten  Fällen  ist  von  einer  unterscheidenden  Charaktenstik  so  wenig  die  , 
Rede,  daß  man  nicht  selten  unentschieden  lassen  muß,  in  welcher  der  beiden 
Figuren  die  Mutter  und  in  welcher  die  Tochter  gemeint  sei  ^) ,  und  zwar  um  so 
mehr ,  seitdem  wir  durch  die  schon  erwälmte  Kylix  des  Hieron  das  früher  festge- 
lialtene  Kriterium,  daß  der  Demeter  das  Einschenken  der  Spende  zukomme,  als 
»in  schlechthin  giltiges  verloren  haben.  In  einigen  Bildern  machen  beide  Göttin- 
nen einen  gleichmäßig  matronalen  Eindruck,  so  besonders  in  n,  demnächst  in  h, 
inch  in  r  (Verfallstil)  und  s ;  in  anderen  tragen  beide  einen  jugendlichen  Charak- 
ter ,  so  in  l,  w ,  noch  mehr  in  o ,  wälirend  man  in  q ,  wo  nur  eine  der  Göttinnen 
]argestellt  ist,  aus  ihrer  Gestalt  nicht  entscheiden  kann,  ob  sie  Demeter  oder 
KLora  zu  nennen  sei. 

In  Betreff  der  persönlichen  Charakteristik  der  Demeter  ist ,  namentlich  gegen- 
Iber  dem  neuestens  angeregten  Zweifel  ^)  darüber ,  ob  » eine  Über  den  Nacken  hin- 
ibfließende  Ilaartour  bis  jetzt  überhaupt  an  Frauen  (nicht  Jungfrauen)  nachgewie- 
len  ist»,  nicht  überflüssig,  zu  bemerken,  daß  sich  dies  hier  bei  Demeter  in  1  und 
ff  und  in  m  und  w  in  zwiefacher  Gestalt  flndet.  In  1  und  ff  handelt  es  sich 
am  lose  herabfallende  Locken ,  in  m  und  w  um  einen  zusammengebundenen  Haar- 
Eopf  ganz  der  Art,  wie  ihn  die  Famesische  Herabüste  (Atlas  Taf.  IX.  No.  1 
and  2)  hat.  welcher  der  Heraname  wesentlich  der  Haartracht  wegen  bestritten  wird. 
Aueh  stehn  in  Beziehung  auf  das  lang  in  den  Nacken  hinabfallende  Haar  bei 
Demeter  die  Vasenbilder  nicht  allein,  vergl.  die  Reliefe  Atlas  Taf.  XIV.  No.  2, 
5,  8,  die  Wandgemälde  das.  No.  ü  und  10.     Damit  ist  freilich  über  statuarische 


t)  Vergl.  tQch  Anc.  Vases  In  the  brit.   Mus    No.  728  und  RiiU.  delF  Inst,  von  1869  p.  24S. 

b)  Vergl.  auch  Jahn  im  Verz.  der  Vasensamml.  in  München   No.  299,   Michaeli»  in  der  Ar- 
eWeolog.  Zeitung  von  1874  (N.  F.  VII)  S.  61. 

c)  Vergl.  A.   Flasch,  Zum   Pnrthenonfrie«.   Würzb.   1877  S.  54  f. 
OT»rbeck,  KunKtmythoIngie  III.  «^4 


5^0  tl.     DIE  ERHALT£K£N  MONUMENTK. 

Gestaltung  noch  nicht  entschieden ,  wohl  aber  darüber,  ob  dergleichen  bei  Franen 
überhaupt  vorkommf^}. 

Anlangend  sodann  die  Ausstattung  mit  Schmuck  und  Attributen  braucht  kaum 
gesagt  zu  werden,  daß  das  Hieratische  und  Symbolische  zurücktritt.  So  findet 
sich  bei  Demeter  der  Kalathos  oder  der  hohe,  kalathosförmige  Stephanos 
nur  in  a  und  b  und  wieder  in  ee ,  während  er  bei  Kora  in  diesen  Bildern  so  wenig 
vorkommt  wie  in  denjenigen  der  strengeren  Stilarten  (oben  S.  419  f.)  ;  der  in  die- 
sen bei  beiden  Göttinnen  vorhandene  Kekryphalos  wiederholt  sich  hier  bei  bei- 
den in  h,  bei  Demeter  in  e,  f,  g,  i;  Kora  trägt  einen  haubenartigen  Kopf- 
schmuck in  c  und,  wenn  die  Figur  mit  dem  Pflug  in  der  Hand  Kora  genannt 
werden  darf,  eine  Opisthosphendone  in  i.  Der  Schleier,  jenen  Vasen  fremd, 
ist  hier  der  Demeter,  wenn  auch  in  sehr  verschiedener  Gestaltung  gegeben  in  c, 
d  und  wieder  in  x,  y,  z;  Kora  trägt  ihn,  doch  wohl  als  bräutliches  Kleidungs- 
stück ,  über  einer  hohen  Stephane  in  x.  Eine  mehr  oder  weniger  hohe,  verschieden 
verzierte  Stephane  findet  sich  bei  Demeter  in  k — o,  q,  r,  n,  v,  bei  Kora  in  1 — n, 
r,  w,  X,  y,  dd,  ee,  eine,  wie  früher  bemerkt  (S.  443  mit  Anm.  14.),  für  beide  Göt- 
tinnen in  allen  anderen  Kunstgattungen  sehr  seltene  und,  ausgenommen  etwa  die 
Münzen  [Münztaf.  VH.  8  und  32),^  lediglich  späte  Erscheinung.  Mit  einem  bloßen, 
breitem  oder  schmälern,  einmal  oder  mehrmals  durch  das  Haar  geschlungenen 
Bande  ist  Demeter  geschmückt  in  s,  Kora  in  b,  e,  f,  p,  v.  Wenn  Demeter 
in  dd  (Anodos  der  Kora]  in  ungewöhnlicher  Weise  vollkommen  schmucklosen  Haup- 
tes dasteht,  tief  in  ihr  Himation  gehüllt,  während  Kora  mit  einer  reich  mit  An- 
themien  verzierten  Stephane  geschmückt  aus  dem  Erdboden  aufsteigt,  so  kann 
hierin  gar  wohl  eine  feine  Absicht  des  Malers  liegen ,  um  den  Zustand  der  bis  zu 
diesem  Augenblick  der  Rückkehr  Koras  einsam  trauernden  Demeter  zu  charakte- 
risiren,  zu  welcher  die  Tochter  zurückkehrt  heiter  und  geschmückt  wie  der  jnnge 
Frühling.  Gegenüber  den  Vasen  älterer  Stilarten  ist  in  diesen  neu,  daß  die  Göt- 
tinnen bekränzt  ei*scheinen;  Kora  freilich  nur  in  cc  und  ff,  Demeter  dagegen 
schon  in  einem  verhältnißmäßig  noch  so  strengen  Bilde  wie  w  und  wieder  in  x 
und  y,  in  nicht  ganz  sicher  erkennbarer  Weise  in  z,  dagegen  in  sehr  hervor- 
stechender Weise,  mit  einem  schmalblätterigen  Kranze^]  in  bb,  mit  breiterem, 
aufrecht  stehendem  Laube  in  cc  und  fraglich  ob  mit  Epheu  in  ff;  ein  Ähren- 
kranz ist  jedoch  in  keinem  Falle  sicher  zu  constatiren.  Und  auch  die  in  den 
Händen  der  Demeter  gehaltenen  Ährenbüschel,  welche  überhaupt,  namentlich 
älteren  Vasenbildem  gegenüber ,  auffallend  selten  vorkommen ,  können  in  den  Dar- 
stellungen der  Aussendung  des  Triptolemos,  gemäß  dem  schon  frtlher  (S.  420) 
Bemerkten ,  nur  in  den  Fällen  für  attributiv  gemeint  gelten ,  wo  auch  Triptolemos 
mit  solchen  bereits   ausgestattet  ist,    also  außer  in  o  in  b,  p,  w;    sehr   bestimmt 

• 

aber  nicht  in  z  und  aa.  Und  daß  dasselbe  von  der  Phiale  und  von  der  Kanne 
gelte,  aus  welcher  dem  Triptolemos  eingeschenkt  wird,  dürfte  wohl  Niemand  be- 
zweifeln.    Auch  die  Perlenschnur,  welche  Kora  in  e  in  beiden  Händen  hält,  kana 


a)  Vergl.   für  Hera  in  Vasenbildem  AUas  Taf.  IX.  No.   15—19,  23,  Taf.   X.  No.  5,  10. 

b)  Nach  Stephani  im  Compte-rendii  etc.  pour  l'annt^e  1802  S.  59.  Note  1  bestöiide  die&er 
»Kranz  von  kleinen  Blättern  und  weißen  Blumen  «<  ans  Myrten,  welche  in  den  eleusinisrben  My- 
sterien  bekanntlieh  eine  Rolle  spielen;  für  sicher  kann  ich  das  nicht  halten. 


8.    DEMETER  UND  KÖRA  IN  VASENBtLDERN  UND  IN  WANDGEMÄLDEN.  521 

angenscheinlich  nicht  als  ihr  Attribut  gelten,  da  sie  eben  im  Begriff  ist,  Tripto- 
lemos  mit  derselben  als  mit  einer  Liebesgabe  (wie  der  Kranz  in  der  Vase  Atlas 
Taf.  XV.  No.  16,  oben  S.  420)  zu  schmücken.  Und  somit  bleiben  eigentlich  nur 
das  Scepter  und  die  lange  oder  kurze  Fackel'^)  in  den  Händen  der  Göttinnen 
als  ihre  regelmäßigen  Attribute  zu  verzeichnen.  Demeter  hat  das  Scepter  in 
a,  b,  c,  f,  1,  m,  0,  u,  bb,  dd,  ee,  ff,  Kora**)  in  c,  h,  1,  o,  p  (nebst 
der  Fackel} ,  cc;  mit  der  Fackel  ist  Demeter  ausgestattet  in  d,  i  (zwei  Fackeln), 
k ,  n  (eine  kurze ,  nicht  brennende  Fackel) ,  q  (eine  lange  Fackel)  ,  r  (kurze, 
brennende  Fackel)  ,  s  (lange ,  nicht  brennende) ,  v,  x  (brennende  Kreuzfackel) ,  y 
desgleichen  f)  ,  z  (desgleichen ,  nicht  brennend) ,  aa  (ebenso) ,  cc  (lange ,  nicht 
brennende  Fackel);  Kora  in  b  (lange,  brennende  Fackel  gesenkt),  f  (zwei  lange, 
brennende  Fackeln ,  die  eine  aufgerichtet ,  die  andere  gesenkt) ,  m  (ebenso) ,  n 
(eine  lange ,  brennende  Fackel) ,  p  (neben  dem  Scepter)  ,  r  (kurze ,  brennende 
Fackel) ,  s  (zwei  lange ,  brennende  Fackeln ,  beide  aufgerichtet)  ,  v ,  cc ,  ee  und 
ff  (eine  brennende  Fackel).  In  Betreff  der  Fackelhaltung  bei  Kora  hat  Welcker '^^ 
es  für  bemerkenswert)!  erklärt,  daß  in  dem  Gemälde  m  die  eine  Fackel  » nach  der 
Unterwelt  gekehrt  ist « ,  während  die  beiden  der  hinter  Kora  stehenden  Artemis 
Phosphoros  emporleuchten.  Allerdings  könnte  die  Wiederkehr  dieses  Schemas  in  f 
den  Gedanken  an  seine  Bedeutsamkeit  zu  bestärken  scheinen,  wie  denn  auch 
Benl^  (Mon.  d'Ath.  p.  198)  die  abwärts  gerichtete  Haltung  beider  Fackeln  der 
Kora  auf  den  Cap.  VI.  Kora  No.  l  verzeichneten  Münzen  dahin  erklärt  hat:  eile 
penehe  vers  le  monde  inferieur,  vers  les  enfers,  les  flambeaux  qui  lui  appartien- 
nent  aussi  bien  qua  sa  m^re,  wobei  er  auch  das  Vasenbild  m  anführt.  Allein 
abgesehn  davon,  daß,  falls  es  sich  hier  um  einen  bedeutungsvollen  Typus  han- 
delte ,  das  Niedersenken  beider  Fackeln  oder  nur  einer  derselben  als  nicht  zu  ver- 
nachlässigender Unterschied  auftreten  wüi'de,  wird  die  ganze  Bedeutsamkeit  da- 
durch zweifelhaft,  daß  Kora  in  anderen  Monumenten,  nicht  blos  in  s,  sondern 
auch   in   den   Reliefen  Taf.  XIV.  No.   3 ,   4 ,   G    ihre  beiden   Fackeln   aufgerichtet 

hält. 

Von  außergewöhnlichen  Attributen  ist  hier  zunächst  des  der  Demeter  in  c 
beigegebenen  Kranichs  zu  gedenken.  Stephani  hat^)  auf  die  bei  den  Alten 
mehrfach  hervorgehobene  Beziehung  des  Kranichs  zu  Demeter ,  der  ihn  Porphyrios 
(de  abstin.  lU.  5)  geheiligt  erklärt  wie  dem  Zeus  der  Adler  nnd  der  Athena  die 
Eule,  aufmerksam  gemacht.  Von  allen  Eigenschaften  des  Kranichs  dürfte  es  sich 
hier ,  wo  es  sich  um  die  Aussendung  des  Triptolemos  zu  seiner  weiten  Reise  han- 
delt, besonders  um  die  von  den  Alten  natürlich  ebenfalls  hervorgehobene*)  als 
Wandervogel  in  Frage  kommen.  Den  weit  hinaus  wandernden  und  dennoch  sicher 
wieder  zurückkehrenden  Vogel  darf  man  als  das  Vorbild  des  auf  dem  Flügelwagen 
ansgesandten  Triptolemos  und ,  sofern  er  der  Demeter  heiliger  Vogel  ist ,  als  wel- 


a)  Vergl.  Stephani,  Compte-reiulu  etc.  poiir  laniiee   1859  S.  43,   poiir  l'annrfe  1865  S.  50, 
pour  rannte  1808  S.  6. 

b)  Vergl.   Stephani,  Compte-rendu  etc.  ponr  Tann^^e  18H2  S.  33  Note  3. 

c)  Alte  Denkm.   III.   S.  389. 

d)  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1865  S.   114  ff. 

e)  Vergl.  bei  Stephani  a.  a.   O.   S.   114  f.   Noten   1—3. 

34* 


&22  U.    IHK  KRHAI,TKKI-a;  MiMI-MEKTK, 

eben   die  Göttin   ihn   hier  durch  die  Berubrung  ilirer  Hand  heKeichnet.   ^wiuer- 
nußen  ula  Triptolemus    Guleiter  auffiuticn. 

Kür  Kora  dsgeigeD  iat  anf  den  Pflug  hinzuweisen,  welchen  sie  in  1  i»  dfo 
Händen  hält.  Denn  einen  Grund,  der  in  Rede  stehenden  Figur  den  Koranamen 
abzusprechen  und  sie.  wie  äie«  Jahn")  thul,  ganz  allgemein  als  »Fran»  zu  ht- 
zeiohncn.  ünde  ich  nicht:  nennt  doch  Jahn  aelbM  den  Pflug  in  dem  vorliegenden 
Falle  das  "Symbol  des  Ackerbaus 'r  uml  kommt  doch  Trip tolemos  selbst  aU  PflQt^T 
vor  (unten  Cap.  IXj.  Dazu  kommt,  daß  eine  der  Demeter  bei  der  Aassendung 
des  Triptolomo»  geaellte  Friiu  aul'  den  Namen  der  Knra  den  ersten  Anspruch  hat, 
daß  der  ganze  Mythus  agrarischer  Bedeutung  ist  nud  daß  es  um  nicht  wundem 
darf,  bei  den  Gattinnen  den  Pflug  zu  finden,  in  deren  Dienst  auf  dem  rarLsclicn 
Gefilde  geptlltgl  wnrde ,  endlich .  daß  wir  anch  neben  Demeter  auf  den  Münzen 
von  Trsentum  (Miinztafel  VIII.  No,  17)  eine  Pflugschar  (denn  eine  solche,  niolil 
eine  LanzeoBpitze  ist  es)''    finden. 


2.     Wandgemälde.  ^^H 

1.  Eintelügiir  der  Demaler.  Au«  Pumpql,  n«c>  del  iiaTiglio  im  Mut.  im.  In  Ncaiid.  IM- .4 
big.  Wantlgeaiülde  dur  vom  Vesuv  tenirhiilt«(e(i  .'^liille  C'unpuiieiis  S.  öU  N<>.  1 7&.  .'*.  AÜ^^ 
T.f.  XIV.  No.  9'). 

ß.  Deaglelrheii,  In  Pnniii^l  ReR.  VI.  Im.  14  im  nblliiiim.  Notitie  Ucell  irail  di  -■■  ii_ 
commiitiicale  alU  lt.  iira.l.  dei  Linr-d  IST<i,  setlenilire  p.  MU.  Unt^dln.  .SItienda  llenute-s 
ihreiibeknnit  mit  emvni   ÄlireiibÜiiilel  Im   linken  Anne,    diu   Kvkel  <n  drr  Km-hlen. 

f.  Demeter  und  llennei.  In  fampeji.  mm  di  Hele^Tn  im  FroIli)nn ,  nicht  lam  bcsK^B* 
erhallen.  Helbig  i.  a.  0.  S-  91 1.  No.  362  .  wo  die  Abblldniigen  >iiid  (tflhenMi  Besprerliiin^m 
atigefDIiTt  lind. 

S.  Triptolemo«'  Anuendnng.  In  Pompeji  Reg.  IX.  Im.  3  No.  10  in  dem  Oemathe  Umti 
TOm  FiBtrinum.  Fiorelll,  Oli  sravi  di  Pompel  dal  1861  al  1872  p.  112  Na.  6S.  R.  Atlu  TV. 
XVI.  Ho.   12^). 

c.  De^leiclien,  Fragment.  Von  den  CISttinnen  tit  nur  Kora  erhalten.  In  Pomp^i  R«. 
VII.  In».  7  No.  5  im  letzten  Oemache  recbta  am  Perlatyl.     FloreUt  a.  a.  O.   No.  «9>>. 

^.  Einzelflgiir  der  Demeter.  Aui  Pompeji,  caaa  dei  DioMurI  im  Mus.  nat.  tu  Nnfc). 
Helbig  a.  a.  0.  No.  176.  S.  Atli*  T.f.  XIV.  >o.   10'> 

>].  Desgleichen.  In  Pompeji,  rnta  di  Nettuno,  Jetit  bedeutend  mebi  lenlürt.  alt  H«lNf 
a.  a.  O.  No.   177  anglebt. 

8.  Die  Zwöltgötter.  In  Pompeji  an  der  Aultenwand  des  Eckhauiea  d«a  tIcoId  degli  MIri 
dei  uml  der  atrada  dell'  abbondanza.  Helbig  >.  a.  0.  S.  5.  No.  7.  Die  Ceroa  nimmt  die  (imt 
Stelle  ein;  Abbildungen  und  Besprechungen  s.  b.   HalbigM). 

Brustbilder. 
I.     Demeter  oder  Kara;   Decitengemilde  eines  nnbes  Inder  'grofieii  Blisnitii*  aofdaBilb- 

a)  Berichte  der  k.  sichs.  Ges.  d.  Wiss.   von   1867   S.  84. 

b)  Worüber  Wieselet  lu  den  Denkm.  d.  a.   Kunst  II,   No.  »0.  a.  zweirelle. 
i-l  Kriihere  Abbllrlungeii  und  Respiei-hiingeti  a.  bei  Helbig  a.  i.  O. 

d)  Fri-iher  ibgeb.    itn  Giorniie  degll  sravi  di  Pompei  Vol.    II.   tav.   7  mit  Teat  ton  Üiicit*-> 
p.   133  sq.;  auDerdem  besprochen  von  Trendelenburg  im  Bull,  dell'  Inal.   von  1871.  p.  W- 
e|  Außerdem  betiprorhen  von  Trendelenlmrg  a.  a.  0.  p.  251. 
fj  Kciihere  Abbildungen  und  Resprecbiingen  a,  bei  Helbig  ■.  a.  O. 


J 


8.    DEMETER  UND  KOBA  IN  VABENBILDERN  UND  IN  WANDGEMÄLDEN.  523 

iBsel  Tamaii ,   im  Mumudi   von    KerUch.     Abgeb.    b.    8tephaDi ,    Compte-reud«  etc.   pour  l'&nii^e 
1S65  auf  dem  Titelblatt.     8.  Atlas  Taf.  XYI.  No.  5;  vergl.  Compte-rendu  a.  a.  0.  S.   15  f. 

X.  Desgleichen,  Deckengemälde  eines  Grabes  am  » Mithradatesberge «  bei  Kertsch.  Abgeb. 
und  besprochen  von  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  186S  S.  116. 

Attribute. 

X.  In  Pompeji,  strada  Stabiana  No.  12.  Sehr  zerstört.  »Auf  einem  Wagen,  bespannt  mit 
zwei  geflfigelten  Schlangen,  welche  von  einem  auf  der  Deichsel  sitzenden,  eine  Fackel  hal- 
tenden Pntto  gelenkt  werden,  liegt  eine  kolossale  Fackel.«    Helbfg  a.  a.  0.  No.  178. 

(JL.  In  Pompeji,  casa  dei  capitelli  flgurati.  »Braunes  Monochrom.  Kiu  Rind  steht  nach  links 
gewendet,  dahinter  auf  einem  Pilaster  ein  Korb  voll  Ähren;  an  dem  Korbe  lehnt  eine  Fackel.« 
Heibig  a.  a.  O.  No.  179. 


Diese  kleine  Reihe  von  Wandgemälden  bietet  für  die  Gestaltung  der  Göttin- 
nen in  manchem  Betracht  interessante  Erscheinangen.  Es  giebt  im  ganzen  Be- 
reich antiker  Kanstdarsteilungen  gewiß  nicht  viele ,  welche  sich  an  würdevoller 
Schönheit  mit  der,  durch  mancherlei  Einzelheiten  als  dem  Cultus  nahe  stehend 
bezeichneten  oder  von  einer  ernsten  religiösen  Auffassung  durchdrungenen  Eineel- 
figur  der  Demeter  C  werden  messen  können,  obwohl  man  gut  thun  wird,  den 
Charakter  und  Werth  dieses  Bildes  nicht  ausschließlich  nach  den  früheren,  ver- 
schönernden Publicationen ,  besonders  bei  Zahn  II.  48  oder  in  Brauns  Vorschule 
der  Kunstmythologie  Taf.  29  zu  beurteilen,  sondern  daneben  die  den  jetzigen 
Zustand  höchst  gewissenhaft  wiedergebende  Zeichnung  im  Atlas  Taf.  XIV.  No.  10 
zu  Rathe  zu  ziehn.  Andererseits  stellt  die  Einzelfigur  der  Göttina,  obgleich  auch 
ihr  ein  gewisses  Maß  von  Würde  nicht  abgesprochen  werden  soll  und  ihre  reich- 
liche Attributausstattung  zeigt,  daß  es  sich  auch  bei  ihr  um  ein  religiös  empfun- 
denes Bild  handelt,  Demeter  in  so  jngendschöner  Gestalt  und  selbst,  zum  nicht 
allein  ersten,  sondern  einzigen  Mal  unter  allen  bisher  bekannten  Kunstwerken, 
mit  dem  koketten  Gewandmotive  des  von  einer  Schulter  herabgleitenden  Chiton 
dar,  daß  auch  zu  ihr  in  charakteristisch  bildender  Kunst  sich  nur  sehr  wenige 
Parallelen  nachweisen  lassen.  Nur  eine  Anzahl  von  Münzen,  von  denen  früher 
(8.  452  f.)  gesprochen  worden,  gehört,  was  den  Kopf  anlangt,  zu  einem  verwandten 
Typus  und  von  einigen  der  eben  zusammengestellten  Vasenbilder,  den  spätesten 
der  ganzen  Reihe ,  kann  man  sagen ,  daß  sie  zu  der  hier  vorliegenden  Auffassung 
des  Demeterideals  herüberführen.  Aber  nicht  allein  diese  beiden  Gemälde  stehn 
einander  so  fem,  auch  die  übrigen  bieten  so  viel  Individuelles,  daß  man  ihnen 
mit  einer  bloßen  statistischen  Übersicht  nicht  gerecht  werden  kann  ,  vielmehr  sie 
einzeln  besprechen  muß.  Nur  das  sei  vorweg  bemerkt,  daß  in  den  Gemälden, 
welche  die  ganze  Gestalt  bieten,  Demeter  ungefähr  gleich  oft  sitzend  (a — 8  und 
fast  gewiß  auch  in  e]  wie  stehend  (C.  r^  und  die  römische  Ceres  in  b)  dargestellt 
ist,  daß  von  ihren  gewöhnlichen  Attributen  die  lange  Fackel,  welche  auch  k 
und  \L  zeigen,  ihr  kein  einziges  Mal  fehlt,  denn  i  ist  unsicher  (Demeter  oder 
Kora)  und  x  kommt  als  bloße  Darstellung  des  Kopfes,  ohne  die  Hände,  nicht  in 
Betracht.  Weiter  aber  ist  die  Göttin ,  was  in  den  Vasenbildem  nur  als  Ausnahme 
vorkommt,  und  zwar  fast  ausschließlich  in  denjenigen  der  spätesten  Stilarten  be- 
ginnt, ständig  bekränzt,  und  zwar  sicher  mit  Ähren  in  a,  ß,  tj,  b  (C  ist 
unsicher),    eben   so  sicher  mit  Blumen   in  8  und   i,    beides  in   Vasengemälden 


524 


11.    UlK  ERilALTENt^N  M'-NIMENTK, 


(bh  etwa  auHgenomraen ,  a.  oben  8.  52D)  unerhörte  Erachuinungien ,  deren  letite 
aberhnupt  in  keinerlei  anderer  Kiinstgattnng  sich  wiederbolt.  Den  Schleier  findru 
wir  nur  in  i ,  und  zwar  nur  in  jener  leichten  Form,  als  Sthniuckstflck  mehr  denn 
&ls  Verhüllung ,  iu  welchen  deraolho  auch  in  einigen  der  späten  Vauenbilder  n 
weisbar  ist.  Ebenso  ist  das  Attribut  des  Xhrenbüschels.  welches  in  den 
tuarischen  Dursten  iingen  zu  den  gewöhn  liebsten  gehört,  ja  das  iMstimnioi 
Kriterium  abgiebt,  in  den  Reliefen  mehrfach  und  auch  iu  den  Vasen  gern  Aldcn  wcni^?^ 
stcns  einige  Mate  als  Attribut  auß&ßbar  wiederkehrt  (Vasen  b,  n.  p.  w'^ , 
auf  die  Gemälde  a,  fj  und  r,  beschrankt,  wogegen  in  den  Wandgemälden 
wenn  auch  ventchieden  gestalteter  Korb  mit  Ähren,  der  sonst  seilten  ist 
mehrfach  (in  et,  C.  >),  |^)  als  Attribut  benutzt  wird.  Iiu  Übrigen  ist  von  na) 
wohnlichen  Attributen  nur  der  geflügelten  Schlangen  in  \  und  des  Rindes  b  fK^^ji 
zu  gedodken,  fflr  welche  aber  die  Analoga  in  anderen  DenkmXlergattungen  nicht  fch — .^q- 
lon  :  vergl.  oben  8.-15!)  f.  und  unten  Oap.  X.  Die  Darstellungen  der  llXävr^  ;lr](ir,rp(i;   -^— ; 

Im  Einzelnen  über  diese  Oemälde  noch  Folgendes: 

Die  Demeter  in  a  und  namentlich  der  auffallende   und  ganz  vereinzelte  l'm-.^-:an- 
etsnd,    daß    bei    ihr   eine  Entblößung  der   linken  Schulter   durch  II  erabgleiten  der^^Jcs 
Chiton  stattfindet,  isl  verschieden  aufgefaßt  und  erklärt  worden.     Panofka*')  nieint^3B>^e, 
diese  Demeter  sei  ein  Bild   des  Sommers  und  das  von   der  SchDlt(.T   herabfallendE:^  de 
Kleid  diene  sur  Andeutung  der  Ilitite;    K.   Braunol  erkannte   in  ihr  ndJe  Königif-^rin 
des  Emtel'estosn,    welche,    "des  Jahressegens   froh,  stolz  auf  die  durch 
glückte  Menschheit  berabblicke".  bei  welcher  aber  gleichwohl  »der  Zug  der  We 
muth,   welcher   ihr   innerstes   Wesen   ausmache,   durch  den  Schleier  der  Mil 
und  dos   freundlichen   Wohlwollens,    der   Ober   ihr  Antlitz  ausgebreitet 
vernehmbar  genng  Iiindnrchblicke«.     So   schwer  nun  auch   der  verschiedene  Au-^aa- 
druck    von    Freudigkeit .    Stolz ,    Milde ,    freundlichem    Wohlwollen    und    gleich wai^^>Jif 
Wehmuth  in  einem  Antlitz  zu  vereinigen    oder  wirklich    aus  einem    und  demselt^a^mi 
Gesicht  herauszulesen  sein  möchte,   tso  b&lt  auch  Wieselcr'')  ,    allerdings  ohne  i   -«i- 
gleich  die  vielen  anderen  Affecte  anzunehmen,  den  Kug  von  Wehmuth  im  A])tl:A(t 
dieser   Demeter ,   welcher   auf  den  Trennungsschmeni  hinweise ,    der  beim   henk-ai- 
nahcnilen  Jahreswechsel   an   ihr   Herz   herantreten   werde,    für  unverketmbar  a.^ai 
meint,    daß  durch  diese   Auffassung   noch  eine  andere  Erkl&ning  der  tCatblfiflnaag 
geboten  werde ,  welche  in  weit  auffallenderer  Weise  in  dem  pariser  Sarkophag  c^>It 
dem  Koraraub")  hervortrete,  nftmlich  Vernacklftsslgung  der  Kleidung  in  der  Tran^sf- 
Ganz  abgesefan  von  jener  Figur  des  pariser  Kora«arkiipIiags .   auf  welche   und  ^^ 
deren  von  der  bisherigen  sehr  weit  abweichende  Deutung  hei   Förster'    weiterftsii 
znriickzu kommen  ist.   wird  es  schwer,   sieh  Wiesek'i's  Ansicht  in  Betreff  dm  pwst- 
pejanischen  Wandgemäldes  anzuschließen.     Denn   einmal  wird  es  nicht  Jodcm  ^S^ 


>)  Vvrgl.  oben  tj.  5(IS  und  ».  ^(cpliuit,   t'umpie-roiiilii 
b)  tu  Minen  Bpiobeu   aluus  ijubiealog.   Coauueiilara 
.  Jahnt  1S&3  S.  4fi. 

)  Torschule  der  Kuiialmylhologio  S.   I T  f    i 


il)  Zu  den  Dcnku 
e)  Doiikni. 

r|  Der  lUub  uud  df«  KüLkkobi 


.   KunBt  \l.  No,  8«. 
I  II.  No.   10;i,  vergl.   AlUa  1 


8.    DEMETER  UND  KOBA  IN  VA8£NBn.DEBN  UND  IN  WANDGEMÄLDEN.  525 

lingen,  in  demselben,  d.  h.  im  Originale,  nicht  in  irgend  einer  Pnblication,  den 
Zug  von  Wehmnth  im  Gesichte  der  Göttin  zu  erkennen  und  sodann  möchte  es  eben 
so  wenig  leicht  sein ,  fftr  diese  ruhige  und  schmucke ,  in  leichte  und  farbige  Stoffe 
gekleidete  Figur,  welche  einen  durchaus  heitern  Gesammteindruck  macht,  die 
Schnlterentblößung  auf  jene  Vernachlässigung  der  Kleidung  zurückzufahren ,  welche 
fftr  tief  Trauernde  und  in  der  Trauer  sich  selbst  Vergessende  sehr  natürlich 
und  ein  sehr  sprechend  gewählter  künstlerischer  Ausdruck  ist,  jedoch  eben  dies 
selbstvergessene  Versunkensein  zur  nothwendigen  Voraussetzung  hat*).  Es  ver- 
dient, beachtet  zu  werden,  daß  diese  Demeter  aus  demselben  Atrium  der  s.  g. 
casa  del  naviglio  stammt,  aus  welchem  als  ihr  entsprechende  Figuren  der  Zeus 
bei  Heibig  No.  101^)  und  der  Dionysos  bei  Heibig  No.  392®)  entnommen  sind 
und  in  welchem  sich  auch  noch  eine  völlig  verschollene  Hera  bei  Heibig  No.  162 
befunden  haben  soll.  So  wie  diese  offenbar  zunächst  zum  Zeus  ein  Gegenstück 
gebildet  haben  wird ,  entsprechen  sich  genau  der  Dionysos  und  die  Demeter ,  wie 
dies  auch  Wieseler ^)  richtig  ausgesprochen  hat.  Wenn  es  nun  füglich  keinem 
Zweifel  unterliegen  kann .  daß  dieser  mit  dem  Thyrsos  ausgestattete ,  seinen  Kan- 
tharos  vorstreckende  und  gleichsam  darbietende  Dionysos  den  Gott  und  Geber  des 
Weines  darstelle,  so  wird  man  auch  die  von  Getraide  in  auffallender  Fülle,  im 
Kranze  des  Hauptes,  im  Büschel  in  der  Linken  und  im  Kalathos  zu  den  Füßen, 
umgebene  Demeter  nicht  anders  denn  als  die  Göttin  und  Geberin  des  Getraide- 
Segens  erklären  können,  welche  in  der  That  mit  ruhiger  Milde  auf  die  von  ihr 
beglückten  Sterblichen  schaut.  Mit  dieser  aber  hat  die  Wehmuth  der  um  Koras 
Verlust  trauernden  Mutter  so  wenig  zu  schaffen,  wie  bei  ihr  ein  solcher  Grad  von 
Versunkenheit  in  Kummer  angenommen  werden  kann ,  daß  aus  ihm  eine  Vernach- 
lässigung der  Kleidung  abgeleitet  werden  könnte.  Wenn  man  aber  die  drei  erhal- 
tenen, zusammengehörigen  Bilder,  den  Zeus,  den  Dionysos  und  die  Demeter  ge- 
meinsam betrachtet,  so  wird  man  leicht  wahrnehmen,  daß  in  ihnen  eine  gewisse 
Lust  am  Nackten  und  an  dem  Contraste  des  Nackten  mit  reicher,  sehr  farbiger 
Gewandung  herrscht,  welche  vollkommen  hinreicht,  um  zu  erklären,  wie  der 
Künstler  dazu  gekommen  ist,  seine  Demeter,  eine  jugendlich  blühende  Frauen- 
gestalt, mit  so  viel  Entblößung  des  Körpers  und  mit  so  lichten  und  heiteren  Farben 
der  Gewandung®)  zu  malen ,  wie  es  der  immerhin  noch  gewahrte  würdevolle  Cha- 
rakter der  Göttin  zuließ. 

Auch  über  das  Gemälde  ^,  leicht  das  bedeutendste  der  ganzen  Reihe,  stehid 
die  Ansichten  noch  nicht  ganz  fest.  E.  Braun,  welcher^]  indem  von  der  Göttin 
getragenen  flachen  Korbe  »Blätter  und  Blüthen  der  neu  keimenden  Saaten«  erkennt 


a)  Vergl.  Berichte  der  kgl.  säclis.  Ges.  d.  Wiss.  von  1801  8.  263  f.  und  Wieseler  zu  den 
Deukm.   d.  a.  Kunst  II.  No.   103. 

b)  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.   16,   Atlas  Taf.  I.  No.  38. 

c)  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  361  und  vergl.  zur  Zusaniuieugehörigkeit  den  » topographi- 
schen Index  für  Pompeji«  bei  llelbig  a.   a.   0.  S.   471. 

d)  Im  Texte  zu  den  Denkm.  d.   a.   Kunst  11.  No.   361. 

e)  Vergl.  llelbig  a.  a.  0.:  Demeter  in  durchsichtigem,  gegürtetem  Chiton  und  bläu- 
lichem, vom  Haupt  herabfallendem  Schleier  sitzt  auf  einem  mit  grünem  Gewand  überhange- 
ncn  Lehnsessel,    einen   weißen    Mantel  über  den  Schenkeln  u.  s.   w. 

fj  Vorschule  der  Kunstmythologie  S.   18  zu  Taf.  29. 


I 
I 


520  II'    DIK  EUIULTKKI 

und  meint,  »uch  das  Haupt  dct  Uiittin  sei  -tnehi'  mit  Blältem  xls  muTtte^ 
ftliren  brlcrftnEl  und  die  wt-nigen ,  woIcUe  von  diesen  ein^buoden  seien ,  stlu'.ioi'« 
mehr  »uF  dii>,  in  BiDtlic  stehenden,  alü  auf  die  gereiften  SsAlfln  &nsii!»pi«leai, 
iD<)ohte  die  Gestalt  als  Demeter  in  ihrer  FrühllngseracheinuDg  deutoD.  webbe  >aiu 
der  Verbor^nheit  der  Wintemacht  zurUckkehrt" ,  und  bestebf  bierAuf  audi  duD 
Umstand,  daß  ihre  Fackel  nicht  brennend  dargestellt  ist,  wogo^n  die  ihr  Uiupl 
umgebende  Lichtschoibe  einen  bedeutangsvoLlen  Gegensatz  bilde,  welcher  auf  'Md- 
nenreiche  Frdhlingspracht •  hinweise,  in  welcher  die  Göttin  einhersc breite.  Wir- 
soler  hnt'i  dii^en  Gedanken  im  Weäentliclien  aufgenommen  und  demgenulfl  dir  &■ 
Figur  den  Namen  der  Ar,|iT)Tr,p  XJ-ör, '')  oder  Ku/Xoo;  'j  vorgeschlagen ,  wabmif 
Gerhard  ^  i  so  weit  geht .  anstatt  dee  Namens  der  Demeter  denjenigen  der  Kun 
verzuscblagen ,  deren  Blumcnleee  aus  den  Sarkophagreliefen  des  Koraraube^t  altge- 
mein  bekannt  sei.  Hit  dem  Vorschlage  dieser  l'mtaufe  kann  man  am  schncUiicg 
fertig  werden ;  es  bedarf  in  der  That  nur  eines  unbefangenen  Blickes  auf  lüf 
schöne  Gestalt,  um  sich  zu  aberzeugen,  daß  sie  für  Kura  nicht  nur  ne^galiv  in 
wenig  jugendlich,  sondern  positiv  zu  bestimmt  matronat  ist.  Was  aber  die  Itnuii- 
Wieseler'sche  Ansicht  betrifft .  wird  es  vor  Allem  darauf  ankommen  ,  ihre  thtl- 
s&clilicbe  Grundlage  im  Gemälde  zu  prüfen ,  waii  freilieh  bei  dem  Original .  '<J- 
chcs  wie  die  meisten  aller  ansgegrahenen  Bilder  in  Neapel  durch  verscliiedenllitk 
darauf  gestrichenen  Firniß  und  durch  Abblättern  der  Farbe  an  einKehien  SuUm 
nicht  wenig  gelitten  hat,  uicht  ganz  leicht  ist.  Anlangend  zunächst  ilic  Fii^kol 
muß  es  in  der  That  als  sehr  wahrscheinlich .  wenn  nicht  als  gewiß  bcEt-irlmi'l 
werden,  daß  sie  als  nicht  brennend  dargestellt  ist.  Die  Bekränzung,  welche  aidi 
Heibig  aus  Ähren  bestünde 'j  ,  ist  durch  Abspringen  der  Farbe  ganz  uDdenllicli 
nnd  ihre  Natnr  wird  sich  schwerlicli  noch  mit  Gewißheit  feststellen  laasen.  l'wl 
auch  ob  in  dem  Korbe  Blätter  und  BlUthen  nach  Braun  oder  Ähren  natJi  lleihiE 
befindlich  .seien,  ist  fraglich.  Die  einzelnen  Stücke  ik-s  Korbinbalt?  sind  tbcÜ' 
brann  (links  unten] ,  theils  grfln  und  nur  ganz  einzeln  gelb  nnd  nur  du 
ist  gewiß ,  daß  die  Ähren  im  Kranze  wie  in  dem  Kalatbos  bei  dar  Demeter  ■ 
betrSchtlich  verschieden  dargestellt  sind ,  grOßer'  nnd  mit  lugen  Haaren  wie  bei 
Gerste.  Daß  dieses  eher  fltr  als  gegen  die  Brann'sche,  von  Wieaeler  ihrer  Phn- 
senhaftigkeit  entkleidete  Ansicht  spreche,  wird  nicht  verkannt  werden  kfinnen  vA 
daß  in  der  Gestalt  selbst  Nichts  ist,  das  einer  Demeter  Chlofi  widersptldie ,  niB 
man  zugeben.  Möge  sie  aber  mit  diesem  Beinamen  tu  beseiohnen  sein  oder  nickt> 
in  Jedem  Fall  ist  diese  Darstellung  der  GOttin  >  deren  aacraler  Charakter  uA 
noch  durch  die  Perlenschnur  in  ihrem  Haar  (denn  eine  solche ,  scbverlich  nm 
»gegliederte  Binde«  nach  Wieseler)  ^)    und  die  um  ihre  Fackel  gewnndene  gehif- 


■)  Zu  den  Denkm.  d.  *.   Kunat  II.  No.  9U. 

b)  Alis  Arlstoph.   Lyaiatr.   vs.  835,  FausaD.  I.  22.  3,  KusUth.  ■•!  II.  p.  772,  63 

c)  Aus  Soph.  Ocd.  Culon.  vi,   ItJUU. 

•l)  Über  ilcn  mulerkreU  von  Kleu^is  II.  (ßcs.  »Iiwl.  Abhh.  11.)  S.  4ii3  Aiim.   lt)3. 

u)  A.  a.  0.  No.  17ti  -Demeter,  einen  Ährenkranz,  eine  Perlenichnur  und  einen  hliuli'^" 
Mnibus  um  das  IlanpU  u.  a.  v. 

f)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  i.  0.  mit  Venreisung  auf  die  groOe  LoikiiiiKkc  Um- 
bilsle  und  das  über  sie  zu  den  Uonkin.  d.  a.  Kunst  II.  No.  5a  Uoiagtc. 


8.    DEMETER  UND  KORA  IN  VASENBILDEBN  UND  IN  WANDGEMÄLDEN.  527 

tete  Binde  ;nicht  Perlenschnur,  nach  Heibig)  erhöht  wird,  eine  der  feierlichen 
und  zugleich  prächtigsten  der  Göttin ,  welche  wir  besitzen.  Durch  merklich  geringere 
Großartigkeit  unterscheidet  sich  dann  auch  von  ihr  die  im  Übrigen  von  lielbig  mit 
Recht  ähnlich  genannte  Darstellung  Tj  ,  bei  welcher  der  Nimbus  fehlt  und  der  Korb 
in  der  Linken  durch  ein  Ährenbüschel  ersetzt  ist. 

Eine  etwas  eingehendere  Besprechung   erheischt  noch    das  Demeter  und  Her- 
mes darstellende   Gemälde  y-     0-    Müller  hat*)    unter  Wieselers   Zustimmung  (da- 
selbst) die  Demeter  in  diesem  Gemälde  als  »Todtengöttin«  bezeichnet  und  Lietzterer 
sieh  hierbei  ganz  besonders  auf  eine  Auseinandersetzung  0.  Jahns  ^)  bezogen,  wel- 
cher mit  dem  hier   dargestellten  Hermes   denjenigen  mit  der  PH  gruppirten  eines 
Reliefe  in  Verona^)    und   denjenigen  in  dem   neapeler  Prometheusrelief ^)    in  Ver- 
bindong  gebracht  und  alle  drei  als  Darstellungen  des  Hermes  'Epiouvio;  als  Xdd- 
vio^  angesprochen,  das  Letztere  mit  Berufung  auf  Aristoph.  Ran.  1141  ff.,  Anton. 
Lib.  25  und  Etym.  M.  v.  'Epiydovio;.     Jahn  faßt  den  Hermes  als  Vermittler  zwi- 
schen Ober-  und  Unterwelt;    den  Segen   und  Reichthum,    welchen  die  Erde  (Ge, 
Demeter,  Hera)  verleiht,  gewähre  sie  nicht  allein  aus  eigener  Kraft ,  sondern  mit 
Hilfe   der  in   ihrem  Schöße  geheimnißvoU   waltenden  Mächte,    der  unterirdischen 
Gottheiten,  und  Hermes  sei  es,    durch  dessen  Vermittelung  er  zu  Tage  gefördert 
werde ;  der  Geldbeutel  sei  hier  das  allgemeine  Symbol  dieses  Segens ;  die  chthoni- 
echen  Gottheiten  spenden  zunächst  den  Segen ,  der  sich  in  den  Naturgaben  offen- 
iMurt ,  dann  aber  auch  in  tieferem  Sinne  Segen  ftlr  das  Gemüth ,  besonders  dadurch, 
daß   die   Todten   in   ihrer  Obhi^t  stehn;    das  Wesen  des  Hermes,  der  als  Xttovio; 
't^ptoovio;  (irXoüToooT7j(; ?)  sei,    trete   hierbei  besonders  hervor,    da,    so  wie  er  die 
verborgenen  Schätze  der  Unterwelt  auf  die  Oberwelt  fördere ,  er  so  auch  die  See- 
len auf-  und  abwärts  geleite.     So  werde  auch  hier  Hermes  als  der  Vermittler  zwi- 
schen Ober-  und  Unterwelt  zu  fassen  sein ,    durch  dessen  Dienstleistung  beide  mit 
einander   in  Verbindung   gesetzt   werden    und  nun  erst  sich  segensreich  erweisen 
können. 

Gegen  diese  Annahmen  und  den  hier  gemachten  Versuch,  die  genannten  drei 
Monumente  mit  einander  zu  verbinden  und  übereinstimmend  zu  erklären,  möchte 
denn  doch  Manches  einzuwenden  sein.  Erstens  hat  schon  Wieseler®]  mit  Recht 
bemerkt,  daß  es  sich  in  dem  vcroneser  Relief  allem  Anscheine  nach  gar  nicht  um 
«inen  von  Hermes  gehandhabten  und  von  der  Gc  in  Empfang  genommenen  Beutel, 
sondern  um  eine  von  Hermes  ausgegossene  Phialo  fPatera)  handele,  wonach  vor- 
ireg  dies  Relief  aus  dem  Spiele  zu  bleiben  hat.  Zweitens  hat  derselbe^)  in  Be- 
treff des  neapeler  Sarkophagreliefs  mit  allem  Nachdruck  hervorgehoben ,  daß  hier 
Hera  den  Beutel  nicht  in  Empfang  nehme,  sondern  denselben  Hermes  übergebe, 


t)  Zu  den  Denkro.  d.  a.  Kunst  11.  No.  .330. 

b)  Berichte  der  kgl.  sächs.  Ges.  d.   Wiss.  von   1841».   S.    162  ff.  zu  Taf.  IX.  No.  4. 

c)  Berichte  a.  a.  0.   No.  3,   Denkni.  d.  a.  Kunst  II.   Nu.   329. 

d)  Berichte  a.  a.  0.   Taf.   VIII. ,   Denkm.  d.  a.   Kunst  II.  No.  841,    Welcker,    Alte  Denkm. 
11.  T4f.  XIV.  26.  S.  286  ff. 

e)  2u   den  Denkm.    d.  a.  Kunst   II.    No.  329    in  Cbercinstimmung    mit   Stark,    De    Tollure 
de»  p.  35. 

t)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst   II.    No.  841    in   Übereinstimmung   mit  Ck>Dze ,    de  Psycbes 
inaginibus  quibusdam  p.    18. 


528 


II.    niK  l-miEALTF.NEN  MUN^MI 


datnit  ihn  dieser  dem  Hades  reiche,  welcher  bereits  den  Arm  danadi  ausstrecke. 
Ist  dieser  Punkt,  über  wetohen  sich  Jahn  (n.  a.  O.  S.  162]  nicht  sicher  cnttchei- 
det,  wahrend  Welcher  [a.  a.  0.  8.  2S7)  das  Gegentheil  annimmt.  rich%  beob- 
achtet ,  wie  es  in  der  lliat  scheint .  so  mnß  auch  das  Sarknphagrelief  von  dem 
Wandgemälde  getrennt  werden .  in  welchem  wenigstens  das  Eine  panü  iimweidenlig 
dargestellt  ist,  daß  Demeter  da«  Gewand  ausbreitet .  um  den  von  Hermes  gehalte- 
nen Gegenstand  zn  empfangen.  Daß  dieser  Gegenstand,  welcher  in  den  Stichen 
nngenau  wiedergegeben  ist.  ein  Bentel  sei,  mag  sein  ,  es  wird  sieb  schwerlich  eine 
andere  Bedentung  für  ihn  feststellen   lassen.     Also  in  dem  in  Rede  stehenden  Bild 

ist  Hermes  im  Begriffe   der  Demeter  einen  Beutel   in  den   Schoß  zu  legen .    wel 

cJien  zu  empfangen  diese  ihr  Gewand  ausbreitet.     Daß  Hermes  hier  als  '  Kpioövifl;,.,^ 
als  Stiinup  iiia-t  oder,  wenn  dieser  Beiname  wirklich  vorkommt*)  ,  als  rX-juTOSön,         . 
zu  fassen  sei .    kann  man  verständiger  weise  nicht  bezweifeln ,  eben  so  wenig,  da:-    ^ 
der   Geldbeutel    als    das    Symbol    allgemeinen    Segens    und    Rcichtbnms    zu    gelte  ^?c~g 
habe*";  aber  mnß  deswegen   die  Demeter   hier  >TodtengOttin°   sein?  und   schic^^^ 
sich  ein  Bild  solcher  Bedeutung   fflr  das  Prothyron   oder  Ostinm  eines  pompejannaK^^. 
sehen  Ilaoses?     Daß  Hermes  'Epioüvioi   ao  wenig  wie  andere   ftsoi  äpt'ju'vtat  n^^,f 
als  Xilovio;  zu  fassen  sei,  haben  Welcker"^)  und  Preller ^;  bereits,  ond  zwar  ok^-^ 
Zweifel  mit  Recht  bemerkt,    nud  daiiselhe  gilt  wenigstens  eben  so  sicher  von  d-^ 
SuiTtup  iäiuv.     Und   so  scheint  es  denn ,    daß  hier  Hennes .   eben  als  ö<üt<u;j  i» 
oder  äpioiivio;    'resp.    ivXouto3ÖtT|C)    «n   die   Stelle   tritt,    in  welcher  wir  sonst   der 
Demeter  gegenflber  den  Plutos  finden,    worüber  oben  S.   50S  nnd  8.   ölö  gegprv- 
dien  worden  ist.     Und  so  bleibt  nur  noch  hervorzuheben .  daß  Demeter  in  (hraem 
Gemälde .  äbrenbekränzt  wie  in  rt  nnd  mit  der  nicht   brennenden  Fackel  wie  in  C 
ausgestattet .    auf  der  großen  gofiochtenen  (.'isla  sitzt ,  wie  außerdem  nur  noch  auf 
einer  rdmisohen  Hllnse  ahgeb.  b.  Cohen.  M(!d.  Imp.  Vol.  11.  pl.  VIU.  p.  37:i.  N 

Von  besonderem  Interesse    Ist   auch    noch  das  Brustbild  i  oder  vielmehr  wirte 
Bekränzung.     Ob   dasselbe   Demeter   oder  Kora  darstelle .   muß  dahingestellt  Md— 
ben ;  daß  eine  der  beiden  Göttinnen  gemeint  sei ,  ergiebt  sich  aus  dem  Oesammt— 
inhatte  des  Grabes,  dessen  WOlbungsseblußatein  mit  diesem  Oemllde  in  kutnMikl> 
Proportionen  geschmäckt  ist.     Während  nun  die  Art  der  Bekränznng  hei  der  De-' 
metor  C  zweifelhaft  ist,   besteht  der  Kranz  bei  dem  in  Hede  stehenden  BnislMU*' 
und    der   Gegenstand,    welchen   die    rechte,    erhobene    Hand    desselben  hält,   pvtf 
deutlich  ans  Bliunen  und  achmalen  lilätteni ,  und  zwar  aus  Blumen ,    von  wglrlii?> 
Stephan! "j  mit  vollem   Hechte  sagt,    daß,    wenn  es  auch  hier  wie  in  den  meiiW 
anderen   Fällen   dieser  Art  vergeblich  uein   wflrde ,    ihnen  in   der  Botanik  rillV* 
Mamon    zu    geben .    so   viel  deutlich   sei ,    der  Ktlnstler   habe  das  Gescblecbl  i^ 
Lilien  und  Nai^issen  im  Sinne  gehabt.     Die  vielfachen  Beziehungen  dieacr  Bin""* 
zu  Demeter  und  Kora  hat  derselbe    ;a.  a.  0.  Anm.   i)    nach  Gebühr  herrofg"!"" 


■)  AuOi-r  boi  Jahn  >.  a.  O.  linde  kL   ihn  ii 
m.  :i  *.  E.  abor  ohne  Heleestellu. 

b)  Veigl.  beBnnilDri  Jahn  a.  *.  O.  S,    ifi'i. 

c)  «itleih.  fiSiierl.  l.  S.  3;U  f. 

d)  Oiiech.  Mrlhol.  1.9  8.  »Oti  Anm.  '2. 

«}  Cofflplo-tetxlii  elc.  pou)  raiiligo   1805.  t^ 


(liieii.   Mjttol.  I.  i^*- 


8.    DKMETER  UND  KOBA  IN  VASENBILDERN  UND  IN  WANDGEMÄLDEN.  529 

ben;  am  wichtigsten  aber  sind  die  Worte  des  Sophokles  Oed.  Colon.  681  sq.,  in 
welchen  der  vapxiaao?  xaXXtßoTpu;  fiSYOtXaiv  ihaiv  ap5(aiov  aTscpavtüjxa  wie  bei 
Hesychins  das  AajxaTpiov  ein  avOo;  ofiotov  vapxt3a(|)  genannt  wird.  Diese  alte 
Bekränzung  der  zwei  Göttinnen  hier  ganz  deutlich  und  in  dem  Kopfbilde  x  kaum 
minder  deutlich  vor  Augen  zu  haben ,  wenn  gleich  bisher  eben  nur  in  diesen  bei- 
den Fällen,  ist  eine  wohl  bemerkenswerthe  Thatsache  der  monumentalen  Über- 
lieferung. 


mp 


DHITTK  ABTHKIIAiNO. 
Mythen    der    Demeter    uuil    Kora. 


NEi:N'reS  CAPITEL. 
Trlptolemos  '■''; . 


1.     Vascngcmälde. 

Den  Ausgan£:spunkt  und  zum  größten  Theil  aiicli  die  Gmndla^e  für  lik  Mf 
diesen  Gegenstand  goiicbteten  l'nt«rfiuchnngen  bilden  die  StrubeVIien  Studie« 
(Anm.  35.),  denen  anch  in  der  Hauptsache  in  BctrofT  der  Anordnung  Art  Mob»- 
mento  zu  fgigen  ist.     Voranzustellen  sind  nm  so  mehr 

die  scbwarzfigurigen  Vasonbildcr, 
als   sie   sich   in  verseil iedenen   Punkten  von   den  Bildern  mit   rotben  Figurtm  ■n>' 
den  Bonstigen  Denkmälern  dieses  Kreises  unterscheiden.      Bekannt    sind  hisbcr  Ji' 
Iblgenden  sieben : 

I.     I.  Amphora  der  Sammlung  Kontana  in  Triest,   abgeb.  bei  Gerhard,  Aw- 
losene  Vasenhb.   I.  Taf.   W-j.   8.   Atlas  Taf.   XV.  No.  I. 

2.  Amphora  aus  der  Feolischen  in  der  Würzburger  Sammlung,  abgcli.  hei 
Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  42*;.  S.  Atlas  T»f,  XV.  No.  2. 

3,  Amphora  der  Sammlung  Durand  -  Duclos  in  Paris,  abgeb.  hei  Gcrhiri 
a.  a.   0,   Taf.    n'].   8.   Atlas  Taf.   XV.   No.  ;i. 

t.  Amphora  auti  der  Beugnot'schen  i^inmlung  in  derjenigen  in  Compi^fK 
abgeb.  bei  Gerhard  a.  a.  0.  Taf.  iC;.  8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  J.  Rvg.  IW 
SOS  (oder  IkarioB  e.  unten]  anf  einem  gefltigelten  Wagen  .  dem  ein  SilcD  mil  Kn- 
ier und  Kantliaros  vorausechreitet. 

5.  Kleine  Amphora,  frllher  in  der  Lenorman fachen  Sammlung,  jetzt'  Alv^ 


■  )  Bei  ätBphuii  (^Aam.  3h)  No.  :i,  boi  (jerliiril  (>.  das.) 
glilc  cinm.  III.  pl.  67. 

b)  Campmiuri,  Vui  Fuoli  Nu.  ],  UHinha  .  Vori:.  der  Antik 
3.  ilert.  No.  Tai.  Ilci  Slopbinl  No.  2,  bul  «.lorhtrd  und  Strul 
c^t4ni.  a.  i.  O.  pl.  68. 

c)  De  Witw.  C.b.  Iluriiid  No.  H7.  Boi  Stophini  No.  5, 
gob.  auch  fA\tB  c<rtm.  >.  ■.  U.  pl.  65. 

dj  Dal  Üiephiiii  No.  7  ,  bei  üeihiid  und  älrub«  E ;   abgtb. 


ml  .Strubo    C;    .bgrb    »uM* 

^[I9>iiiniliit<e  der  l'nit    »<i">^ 
B  II ;   abgeb.   luOcrdrni  »öd  I* 

bei  ÜEThard    und   Slmb«  »  * 

loch  I^llito  i^ruii.  ».i-t'.  f*' 


9.    TRIPT0LEM08.  531 

in  der  Elil©  c^ntm.  a.  a.  0.  pl.  49.  a.*).  8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  5.  a.  nnd  5.  b. 
Rvs.  Dionysos  (oder  Ikarios)  mit  dem  Kantharos  auf  einem  Wagen  ähnlich  dem 
4e8  Triptolemos. 

6.  Amphora   im   Mnseo  Gregoriano  des  Vatican,    abgeb.  Mns.  Etrusco  Gre~ 
goriano  U.  tav.  40  No.  2^].     S.  Atlas  Taf.  XV.  No.  6. 

7.  Amphora  in   der  mflnchener  Vasensammlnng  No.  543.   Unedirt^).     Ähn- 
lich der  vorigen.     »Triptolemos,    bärtig,  mit  Hanpibinde,    im  langen  Chiton  nnd 
Mantel,  in  der  Rechten  das  Scepter,  in  der  Linken  vier  Ähren,    sitzt  anf  einem 
Wagen,    dessen  Lehne  in  einen  Schwanenhals  ausgeht,  und  sieht  sich  nach  einer 
Praa  im  langen  Chiton   und  Überwurf,   mit  einer  Kopfbinde  um,   welche   in   der 
erhobenen  Linken   eine  Blume  hält.      Auf  der  andern  8eite  steht  eine  ebenso  be- 
kleidete   Frau.     Rvs.    Dieselbe    Scene,    nur    daß    die    Frau    keine   Blume    hält.« 
Jahn. 

Der  hauptsächlichste  Unterschied  zwischen  diesen  schwarzfigurigen  und  den 
rothfigurigen  Vasenbildem  in  ihrer  weit  tiberwiegenden  Mehrzahl  besteht  darin, 
daß  Ton  den  ersteren  keines  in  ganz  unzweideutiger  Weise  und,  so  wie 
es  die  letzteren  durch  Darstellung  der  Ährenttbergabe  (52  und  53,  vergl.  21 ,  26 
Und  29)  oder  das  Einschenken  des  Abschiedstrunkes  oder  der  Spende  thun,  die 
beeile  der  Aussendung  des  Triptolemos  durch  Demeter  oder  durch  diese  und 
Rora  vergegenwärtigt.  Eine  entschieden  andere  Scene  zeigt  zunächst  No.  4, 
nftmliGh  die  Fahrt  des  Triptolemos  unter  dem  Geleite  des  Hermes,  den  man 
mit  Fng  als  den  Pompaios  bezeichnen  kann,  und  eben  diese  Scene,  nur  ohne  das 
Geleit  des  Hermes,  findet  sich  in  No.  5  wieder,  wobei  wohl  zu  bemerken  ist,  daß 
ji.iif  diesen  Vasen  die  Bilder  der  Kehrseiten  den  ebenfalls  auf  einem  Wagen  (in 
Ko.  4  einem  geflttgelten)  dahinfahrenden  Dionysos ,  oder ,  nach  Strnbes  sinnreicher, 
^wenn  auch  nicht  ganz  sicherer  Interpretation  (a.  a.  0.  S.  8j  den  von  Dionysos 
it  dem  Weinstocke  beschenkten  attischen  Ikarios  darstellen,  also  die  Verbreitung 
Getnudes  und  des  Weines  mit  einander  verbinden,  vollkommen  in  Oberein- 
si^mnrang  mit  jenen  Sagenwendungen,  welche  Demeter  und  Dionysos  zusammen 
vftaeh  Attica  gelangen  und  hier ,  von  Eleusis  jene ,  von  Ikaria  diesen ,  ihre  Heroen 
Triptolemos  und  Ikarios  aussenden  lassen^). 

Weiter  aber  kann   bei  No.  3   von   keiner  Aussendung  des  Triptolemos  durch 

die  Göttinnen  die  Rede  sein,    möge   man   die  beiden   den  Heros  hier  umgebenden 

JMiDiier  deuten  wie  man  will.     In  dem  vor  Ti*iptolemos  das  Knie  beugenden  wollte 

Siephani*)  Hippothoon  erkennen,    Gerhard']    vermuthet   in    ihm  den   eleusinischen 

Semos ,    weleher  Triptolemos  zurückhalten   möchte ,    sehr  wenig  wahrscheinlich  in 

3«der  Beziehung,  und  will  den  hinter  Triptolemos*  Wagen  stehenden  Mann  »etwai 

Keleos  nennen;  Strube  (a.  a.  0.  S.  <>.)  meint,  daß  wir  »bei  den  zwei  mit  Tripto- 

kmoB  conversirenden   (?)  bärtigen  Gestalten  nicht  sowohl  an  Könige,  als  vielmehr 


t)  Bei  Stephan!  No.  6,  bei  Gerbard  und  Strube  F. 
b)  Bei  Stephaiii  No.  1 ,  bei  Gerhard  und  Strube  G. 
e)  Bei  Stephanf  No.  4,  bei  Gerhard  und  Strube  A. 

d)  Vergl.  Preller ,  Demeter  und  Fersephoiie  S.  288  f. 

e)  Cempte-rendu  etc.  pour  Tannee  1850  p.  93  Note  3  und  p.   104. 
()  Über  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  II.   Beilage  A.  No.   B. 


532 


III. 


fTlIKN  DBR  bKME'l'KR  UNI)  KOBX. 


an  einfache  Landleute  zn  üeiikua  haben«,  und  trifft  hiermit,  so  weil 
CostQm   einen   Schluß  grnmlen   darf,    aller  Wahrscheinlichkeit   nach  das  Richtige, 
nur  daß  dann  nchwerlich  von  elnt-Di  bloßen  Gcgprächu  die  Rede  sein  kann  ,  es  «icli 
vielmehr   um    eine    dem  llerus  dargebrachte  Verehrung  liandeln  wird ,    welche   sich 
in    der  KniebeugUDg    des  Einen    deutlich    genug  ausspricht  *).     Wenn  dem  aber  w 
ist.    so    fragt   cB   sich,    ob    wir    hei   No.  1    an    etwaü  Anderes,    ala   an    eine  gaiu 
analüge   Scene .    nur  mit  verstärktem    Persunale .   zwei  HXnnern  und  £wei  Frauen, 
zu  denken  haben,     tierhard    [a.  a.  0.   Cj   hat  eine  Erklärung  der  den  Triptolemoi 
umgebenden  Figuren  durch  »eiu  sterbliches  Personal  der  eleuäinisehen  BevOlkenmg« . 
welches  er  dann,  nicht  eben  consequeut.  durch  die  Namen   des  Keleos  und  einer 
seiner  Töchter    und    des   Hippothuon   mit  Itfetaneira    meint    präcisiren    zn    miläd«ii 
gestreift,    um    sie    dann    gegenllb^ir   der   ganz  gewiß  vurkehrteu   durch  Hades  (inil 
Persephone,  Demeter  und  llephaestos  zu  verwerfen.     Strube   [a.  a.  O.'i  gtiuibi  ii 
No.    1   und  2.    mit  Stephani*']  llbereinstimmend ,   eine   Vereinigung  von  Üemelrr 
Kora,   Keleos   und  Uippothoon   erkennen   zu   sollen,    wobei  er  sich  darauf  stSU. 
daß  in  No.   2    die    eine    der  [nänntichen  Gestalton   durch    das    Scepter   als  KAaig 
charakterisirt  sei  und  die  Namen  sich  durch  das  rothtigurige  Vaaenbild  unten  Ho, 
42    [&\ilM  c(<,ram,  111,    62)    dictiren  laßt.     Allein  das  Recht,   fOr  No.  1   UDii  2  cite 
identische  Erklärung  aufzustellen,   ist,   abgesehn  von  allein  Andern,  schon  Jadnrcb 
zweifelhaft,    daß  in  No.    1    eben   keiner  der  USuner  weder   sitzt  noch  ein  äetfta 
hält,  sondern  daß  beide  mit  solchen  Stocken  (^axTpa)  ausgestattet  sind,   wie  Jir 
jeuigen  in  No.  S.     Dazu  kommt,   daß  in  No.  1   beide  Frauen  mit  eirhobener  Bui 
und    gesenktem   Haupt    in   Stellungen  dastehn.    welche  eine   verehrungovolla  Be- 
grüßung des  in    höheren  Regionen ,    auf  dem    ein   gntcs  Stflck    llbi-r  die  StawIliBit 
ertiobeneti  Wagen  dahinseh  weben  den  llertJs  gar  wolil  bezeichnen  können. 

Was  aber  die  Würzburger  Vase  No.  2  anlangt.  Iiat  Urlichs'  [«.  a.  0)  üe- 
danke ,  der  auf  eiuem  Klappstuhle  sitzende  Bescepterte  i-echts  im  Bilde  sei  2ru. 
sehr  wenig  Wahrscheinlichkeit,  theils  der  Darstellung  selbst  wegen,  tiiciU  wü 
Zeus  in  diesem  ganzen  Bilderkrois  eine  aelir  seltene  Erscheinung  int  und  w«  ä 
vorkommt  [No.  49,  52,  möglicherweise  411  wesentlich  andere  angebracht  ist.  «b 
hier.  Noch  ungleich  unpassender  ist  Gerhards  Vorschlag  (a.  a.  0.  D) ,  die« 
Mann  Hades  zu  benennen ,  wogegen  Stmhe .  welcher  den  Naracu  des  Klaip 
Keleos  vorschlägt ,  das  Richtige  getroffen  zu  haben  scheint.  Nun  ahw  frap  " 
sich ,  wenn  man  dies  anerkennt ,  ob  mau  nicht  besser  thnn  wird ,  für  die  Eiil^ 
rung  der  Übrigen  Figuren  im  Kreise  der  Familie  dos  Triptoleiuos  in  bleiben.  *» 
Uerhard  offen  gehalten  hat,  anstatt  in  den  beiden  Frauen  Demeter  und  Kon 
and  in  dem  stehenden  Manne  doch  wieder  Uippothoon  zu  erkennen,  wir  Sint» 
wollte.     Den   letztern   hat  Gerhard   als  möglicherweise,    allerdings  ■nur  naHck" 


^H                     Hermes  dai-slellend  angcspi 
^^H                       Namen  beilegt.     Haben  wi 
^^1                     erwiesen  wird,  unzuerkennc 

tchen 
ihn. 

riwli- 
lii  de 

0.  p. 

■ 

während    ihm  Urlichs  ohne  allen  Zweifel  di«-     J' 
dessen  M<]glichkeit  in  diesem  Kn>iM  durch  X*-  •     1 1 
könnte  man  die  Sccne  so  erklären ,   daS  M  >i^     Ig 

r  l,i.ri  .l«hiii«-li*ob<.ri.l  iv<km<                i.nH  .iil*i»*  ^^Bj 
IU4   mit  Note                                                                           ^^^1 

^H                                  a)  Ähiilinh  «nboii  Preller. 
^^H                          auf  Hvlniim  Wi««n    ■ilietiil   oik- 

^^H                                 b)  Comptfl-rcndii  etn. 

0.    TBIPTOLEMOS.  533 

um  eine  Mahnung  zum  Abschiede  von  der  Familie  durch  den  zum  Geleiter  gesen- 
deten Hermes  handelt  (vergl.  No.  45),  und  in  der  Art,  wie  dieser  des  Triptolemos 
Bein  mit  der  Hand  berührt,  eben  diese  Mahnung  angedeutet  finden.  Und  dann 
könnte  man  weiter  bei  dem  hinter  Triptolemos  stehenden  Weibe  außer  an  eine 
der  Töchter  des  Keleos  an  »Eleusis«  denken,  welche  uns  in  diesem  Kreise  durch 
das  Bild  des  Hieron  [No.  49]  sogar  in  einer  ganz  ähnlichen  Stellung  verbürgt  ist 
und  die  möglicherweise  noch  einige  Male  in  anderen  Bildern  anzunehmen  sein 
wird,  so  daß  Triptolemos  gegenüber  nur  sein  Eltempaar,  Keleos  und  Metaneira 
übrig  bleiben  würden.  Sei  dem  aber  wie  ihm  sein  möge,  sicher  ist,  daß  Nichts 
uns  nöthigt,  an  die  zwei  Göttinnen  zu  denken,  daß  diese  in  keiner  Weise  als 
solche  charakterisirt  und  in  dem  ganzen  Zusammenhange  des  Bildes  durchaus  nicht 
wahrscheinlich  sind. 

Danach  aber  würden  nur  die  beiden  Bilder  No.  6  und  7  übrig  bleiben  als 
solche ,  in  denen  Demeter  und  Kora  anzunehmen  ein  Grund  vorliegt ,  und  zwar 
besonders  wieder  No.  6 ,  wo  die  beiden  Frauen  durch  die  von  ihnen  gehaltenen 
Scepter  als  Göttinnen  gleichen  Ranges  wenigstens  höchst  wahrscheinlich  bezeichnet 
werden.  Daß  aber  No.  7  zu  No.  6  die  nächste  Analogie  bietet,  obgleich  hier 
die  Scepter  fehlen,  wird  man  nicht  wohl  läugnen,  also  auch  liier  die  Göttinnen 
anerkennen  dürfen.  Über  die  Vertheilnng  der  Namen  der  Demeter  und  Kora  auf 
dieselben  ist  oben  S.  417  gesagt,  was  sich  sagen  läßt.  Eine  Aussendung  des 
Triptolemos  im  eigentlichen  Sinne  ist  aber  auch  hier  nicht  dargestellt;  auf  eine 
siulehe  könnte  man  nur  die  von  Kora  gehaltene  Blume  deuten,  wenn  man  sie  als 
dargeboten  und  als  eine  Gabe  Koras  an  den  scheidenden  Heros  verstehen  will. 

über  Einzelheiten  ist,  namentlich  so  weit  in  ihnen  die  schwarzfigurigen  Bil- 
der von  den  rothfigurigen  abweichen,  nur  Weniges  hervorzuheben. 

Triptolemos,    welcher  in  den  späteren  Bildern  aller  Stilarten  stets  jugendlich, 
oft  in  auffallend  zarter  Jugendlichkeit  dargestellt  ist,    erscheint   in   den   schwarzen 
Gemälden  stets  als  bärtiger  Mann ,  meist  in  voller  und  reicher  Bekleidung,  und  ist 
dann,  allein  No.   4  ausgenommen,  zugleich  mit  dem  Scepter  ausgestattet,  also  als 
eleasinischer   Fürst   oder  Königssohn,    ganz   wie   im  homerischen  Demeterhymnus, 
charakterisirt.     In  No.    1   und  :» ,  welche  auch  in  der  Gestaltung  der  Ähren  über- 
einstimmen,   ist   er   einfacher,    in   No.    l    nur  mit  einem  eng  anliegenden  Chiton, 
in   No.  3    mit  einem   Himation   bekleidet,    welches   seinen   Oberkörper   zum   Theil 
nackt  läßt.     In  beiden  Fällen,    wo  die  ganze  Erscheinung  des  Heros  viel  schlich- 
ter   ist    und  welche    zugleich  diejenigen  sind,    in   denen   wir   ihn   mit   der  relativ 
größten  Wahrscheinlichkeit   von  einfachen  Menschen,    Landleuten   umgeben  finden, 
fehlt  ihm   auch    das  Scepter,    was  hiernach   nicht  so   gleichgiltig  zu   sein  scheint, 
wie  Strube  S.   5.  meint,  der  das  Scepter,  wo  es  fehlt,  zu  suppliren  nennt,  obwohl 
es  vorschnell  sein  würde ,  aus  diesen  Umständen  einen  Schluß  auf  eine  andere ,  in 
der  Poesie  erst  spät  auftauchende  Auffassung  des  Triptolemos  zu  machen.  Als  den 
mit  der  Verbreitung   der   Kornfrucht  Betrauten  bezeichnen   ihn  die  stets  von   ihm 
gehaltenen,  bald  lang  (2,   4,   6)  bald  kurz  (1,   3,   9}  gemalten  Ähren  und  keinem 
Zweifel  kann  es  unterliegen ,  daß  der  auf  Rädern  stehende  Sitz ,  auf  dem  wir  ihn 
ständig  finden,    als   das   Vehikel  zu  gelten  hat,    vermöge  dessen  er  sich  im  Auf- 
^^a  der  Göttinnen  und  von   ihrem  Willen  geführt,    durch  die  Luft  dahinbewegt, 
**^gleich  dieser  Sitz ,   eine  Art  von  abgekürztem  Wagen  alter  Construction  (s.  Strube 


8.  !p  m4  Ij «   ia  des  lier  ia  Fn^ 

mftk  nm  Sehbagm  gesogCB  daigcitcDt  vM  m4 

flUkllig  oder  ihfidif^fan  gielteB  kan.  ab 

Kv».   TOB  Ko.  4  IHtmjmm  aäfor  UaaUm  diknflfat 

wuveidealig  heryotgelw^beae ,  ia  No.  3  ^ad  4?^ 

8dbwebMi  düt  Bidenitos  iber  d«  B^doi  oder 

PeraoBMi   wflbt  deatlkk   gieaag  auf  die  Lafliifcfft 

wina,   dabei  nt  BMi^Br  aad  Wdeker*)  aa  Hebe-  aad 

cihaaaiifhea  Caltai  aattatt  aa  dea  lebeadigca  ajIkiKbaB  V« 

Weaagleieh  aaa  aber  Maarhet  ia  dieiea 
ist,   ab  et  Mmbe  aafge&fit  aad  erkürt  batte,  ae  kaaa 
eiantiauBBag  mit  desiea   (a.  a.  O.  8.  7.)  ZartekfUnaf: 
alte  epfaebe  Poesie  aasgetproehea  werdea. 


Vaieabilder  mit  rotbea  Figarea 

•iad  fowobi  aeeh  der  Art  ihres  8liles  als  aaeb,  aad  svar  ha^CsleUieh  neh 
Malgabe  ibrer  gegeasttedliehea  Yerwaadtsdiaft  ia  nebie  getreaate  On|ipei  n- 
saauBeasastellen. 

Bei  weitem  am  eiafaehstea  siad  die  aadi  grade  riemllch  abheidieB  BiMcr. 
welehe  die  8eene  auf  Triptolemos  nad  die  ibm  gegeafiberstebeade  Deaeter 
beschrialceB. 

BekaBBt  siad  bisher  die  folgeBdea: 
II.       8.  Pelike  ia  Berlia  No.  896 ,  abgeb.  ia  Gaigialos  RaeeolU  D.  tsr.  66^1. 
8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  7. 

9.  Amphora  ans  der  CaBiBo^seheB  SaaimlBBg  im  MBseam  zb  Leydoi.  «^ 
f^eb.  bei  Koulez,  Choiz  de  peintures  dn  Mns^  de  Leyde  p1.  4^). 

10.  Krater  des  ehemaligen  Mnseo  Campana,  jetzt?  Unedirt.  CsUlo«!^ 
del  Mn»eo  Oampana  8er.  IV.  No.  79**;.  Triptolemos  auf  dem  Plflgelwagen  iodfT 
Linken  das  8cepter .  in  der  Hechten  Ähren  haltend ;  vor  ihm  Demeter  mit  Scepter 
und  Ähren  in  der  Linken  und  einer  Schale  in  der  Rechten. 

1 1 .  Leky tho8  aus  Gela  im  britischen  Museum ;  unedirt.  8.  Conie ,  A^ 
diaeolog.  Zeitung  von  18«1  Anz.  8.  IGI^*«).  Triptolemos  auf  dem  Flflgflwappi. 
ihm  gegenüber  Demeter  mit  der  Fackel  im  linken  Arme  »bewegt  die  Hände  pppfl 
einander  wie  darreichend«. 

12.  Amphoriskos  aus  Nola  im  Museo  Nazionale  in  Neapel :  unedirt.  Eir\^ 
mann,  Die  Vasensammlung  des  Museo  Nazionale  zu  Neapel  No.  3o«i3'  .  W* 
Darstellung  ist  auf  Avs.    und  Rvs.  vertheilt.     Avs.  Triptolemos  auf  dem  FI^ 

aj  ZeitHührift  für  Gusch.  und  Ausleg.  alter  Kunst  S.  110. 

b)  Bei  Stephanl  (C.  K.  1S59  p.  84)  No.  24,  bei  (Jerhani  uml  Stnibe  (^S.  y»r,  .t^!«:*» 
auß«nl«m  f^Ilite  ci^ram.  III.  pl.  47  mit  We^lassung  der  Inschrift ,  wekhe  der  AÜas  Iwnrkttft  r rt< 

*'.)  Bei  Stephani  No.  20,  bei  (Gerhard  und  Strube  b*-\ 

<i)  B«;i  Stephani  No.    12,  bei  Gerhard  und  Strube  c^. 

«)  Nicht  bei  Stephani,  bei  Gerhard  und  Strube  e*. 

f)  Bei  Stephani  C.  U.  1S73  S.  115.  Note  1,  nicht  bei  Gerhanl  und  Stnibe,  Vrcri  tiftf-' 
und  Panoflia,  Neap.  ant.  Bildwerke  S.  381  No.  1200  und  weitere  l.lirrai«r  hrt  llr^Jrc*»" 
a.  a.  (). 


9.    TRIPT0LEM08.  535 

wagen ,  nach  Heydemann  fast  ganz  weibischen  Ansehens ,  was  ich  als  irrig  erklä- 
ren muß,  in  der  Linken  das  Scepter,  in  der  Rechten  eine  Schale  haltend.  Rvs. 
Demeter  (oder  möglicherweise  Kora)  mit  der  Kanne  in  der  Rechten. 

13.  Amphora  aus  Nola  in  der  königlichen  Antikensammlung  in  Dresden; 
nnedirt.  Hettner,  Die  Bildwerke  der  königl.  Ant.  Samml.  in  Dresden,  3.  Aufl. 
S.  30  No.  93^).  Auch  hier  ist  die  Darstellung  auf  beide  Seiten  vertheilt.  Ays. 
Triptolemos  auf  dem  Flügel  wagen  im  Chiton  und  Himation ,  eine  Ähre  in  der  Lin- 
ken, das  Scepter  rechts  haltend.  Rvs.  Demeter  mit  dem  Scepter  in  der  Linken, 
die  Rechte  vorstreckend. 

14.  Oinocho6  im  Yarvakion  in  Athen,  1.  Vasenzimmer,  1.  Schrank;  nne- 
dirt^). Demeter  links  mit  hohem  Stephanos,  links  geschultertem  Scepter,  rechts  sehr 
großen  Ähren ;  Triptolemos  die  Phiale  vorstreckend  im  abgewendet  stehenden  Wa- 
gen.    Ziemlich  rohe  Malerei. 

15.  Krater  in  München  No.  299;  unedirt^].  Triptolemos  mit  dem  Scepter 
und  drei  Ähren  in  der  Linken,  mit  der  Rechten  die  Phiale  vorstreckend  steht 
neben  dem  Flttgelwagen  und  schaut  um  nach  einer  jugendlichen  Frau,  Demeter 
(oder  möglicherweise  Kora) ,  welche ,  das  Scepter  in  der  Linken ,  in  der  ausge- 
streckten Rechten  eine  Kanne  hält. 

Der  Umstand  daß  hier  —  vergl.  auch  unten  No.  30  —  Triptolemos  stehend 
gebildet  ist,  allerdings  neben  dem  Flügelwagen,  macht  es  möglich  anzunehmen, 
daß  auch  das  Bild  der  unedirten  Amphora  im  britischen  Museum  No.  796  in  diese 
Reihe  gehöre^). 

Dasselbe  zeigt  der  durch  drei  Ähren  in  der  Rechten  und  eine  Fackel  in  der 
Linken  charakterisirten  Demeter  gegenüber  einen  als  Triptolemos  erklärten,  scepter- 
tragenden  Jüngling ,  welcher  der  Göttin  zuzuhören  scheint.  Der  Flttgelwagen  fehlt 
ganz. 

Ähnliches  gilt  von  der  von  Wieseler®)  beschriebenen  Lekythos  im  Yarvakion 
in  Athen,  welche  darstellt  einen  mit  Scepter  und  Ähren  ausgestatteten  Jüngling 
(Triptolemos)  ,  vor  welchem  eine  jugendliche  Frau  mit  der  Fackel  steht,  welche 
aus  einer  Schale  eine  Spende  ausgießt^). 

In  diesen  Bildern  tritt,  im  Gegensätze  zu  den  schwarzfigurigen ,  das  Mo- 
tiv der  Aussendung  des  Triptolemos  durch  Demeter  —  welche  auch  in  den 
Fällen  (No.  12  und  15)  die  größere  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat,  in  wel- 
chen Heydemann  und  Jahn,  der  Jugendlichkeit  der  Figur  wegen,  Z¥d8chen  ihr 
nnd  Kora  schwankten  —  mit  aller  Bestimmtheit  hervor.  Bezeichnet  ist  dasselbe 
dadurch,  daß  Demeter  dem  Triptolemos  die  Sponde  (ottovSi^)  ministrirt 
(No.  8 — 10,  12)  oder  daß  Triptolemos   behufs  der  Sponde   die   Phiale    in 


a)  Bisher  nirgend  Terzeichnet. 

b)  S.  oben  S.  517.  a.,  bisher  nirgend  verzeichnet. 

c)  Bei  Stephani  (C.  R.  1859)  No.  23,  bei  Gerhard  und  Strnbe  e^. 

d)  Bei  Gerhard  b;  bezweifelt  als  hieher  gehörig  von  Stephani  a.  a.  0.  p.  S5  Note  1,  abge- 
lehnt von  Strube  a.  a.  0.  S.  8  Note  *. 

e)  Archaeolog.  Bericht  über  seine  Reise  nach  Griechenland,  Gottingen  1874  S.  66. 

f)  Abgelehnt  von  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1873  S.  115.  Note  1,  welcher 
die  von  Wieseler  für  Triptolemos  gehaltene  Figur  der  weißen  Fleischfarbe  wegen  fflr  Kora  er- 
klirt. 

Overbeck,  Ennatmythologie.   III.  35 


ßS)0  III.    IfTTHEN  DEB  DEMETER  USD  BQKA- 

(lur  IlHnd  hült  (No.  14).  Denn  daß  es  sich  hier  «■  fefip— de,  und  zwar  die 
dorn  Zmuh  dargebrachte ,  handelt ,  wie  schon  Gerhard  ^j  Mmpmtmaatn  hat,  nnd  nicht 
um  einen  einfachen  Abschiedstrunk ,  wie  nächst  Welekcr^  .  wekhem  ich  früher 
Kefolgt  bin*^)  y  Strube^j  ans  dem  völlig  hinfälligen  (^ude*  behauptet,  daß  die 
8ponde  auf  einen  Altar  ausgegossen  werden  mflsse,  ein  solcher  aber  in  diesen 
wie  in  allen  folgenden  Vasenbildem  desselben  MotiTS  fdile,  dirfte  dnrch  Stepha- 
nis  eingehende  P^rörterungen  über  den  Gebranch  der  Spmide')  so  siemlich  Ober 
allen  Zweifel  erhoben  worden  sein.  Und  daß  sieh  die  Spmide  in  ganz  flberwie- 
gendem  Maße,  ja  fast  ansnahmelos  auf  den  Beginn  ein^  UBtemehmnng^  ganz 
besonders  aber  auf  Auszug  und  Abschied  bezieht,  darf  als  doreh  eben  diese  Er- 
örterungen (S.  122  — 185)  erwiesen  betrachtet  werden.  Aneh  kann  es  hierbei 
keinen  wesentlichen  Unterschied  machen ,  ob  Demeter  die  Kaaiie  hllt ,  bereit,  dem 
l'riptolomos  in  die  von  ihm  gehaltene  Schale  einzugießen  (No.  8,  9,  12,  15]  oder 
die  Ijchalo«  bennt,  sie  dem  Triptolemos  darzubieten  (No.  10),  oder  ob  Triptole- 
moH«  wie  man  annehmen  muß,  da  Demeter  die  Kanne  fehlt,  den  Tmnk  bereits 
empfangen  hat  ^No.  14j,  während  die  beiden  Geräthe  in  No.  11  und  13  wohl  nur 
aus  Nachlässigkeit  weggelassen  sind. 

Gogtn)    dieses    mit   aller   Schärfe   hervorgehobene  Motiv  der  Anssendung  des 
IMptolemos  durdi  Demeter  treten  nun  die  anderen,   in  den  schwarzfigurigen  Va- 


senbildoru  uach>i^Hvisbaren  Motive  des  Abschieds  von   der  Familie,    der  Yerehmn^s^g 

durdi  Hterhlitihe»  der  Qeleitung  durch  Hermes,  so  weit  wir  bisher  zu  urteilen  ver -r- 

mög(>u«  vollständig  tnler  $o  gut  wie  vollständig  zurück.     Nur  ein  Gemälde: 

Mi.«  UttlH^kannt«>n  Aufbewahrungsortes,  abgeb.  bei  Tischbein ,  Vases  d'Hamik 
Um  vNoa(H'ler  Aui^raln'     I.  pl.  S^),    s.  Atlas  Taf.   XV.  No.   15,   macht  hiervor* 
eine  Ausnahni<> ,   iutiem  es  hinter  dem  mit  einem  Scepter  (nicht  einer  Lanze , 
es  acheinott  könnte     und  der  Phiale  auf  dem  Wagen   sitzenden  Triptolemos,  v( 
welohem   I>emet«r  mit   Fackel  und  Prochus  steht,   einen  Jtlngling  mit  zurflckg»- 
worfeuem  IVta^sti^ «  in  der  Ohlan^'^  und  mit  Endromiden  zeigt ,   in  welchem  wed. 
eiM   »eleuainiseher  Ker)"!««   wie  Geihard    -a.  a.  0.)  wollte,   noch  mit  Böttigei 
ein  unbestimmter  »wandernder  Jttngting«.  noch  auch  mit  Stmbe  (S.  13]  ein  Bi 
der  des  TripiolenKv» ,  «^uidera  mit  der  aUeigrößten  Wahrscheinlichkeit  sowohl  m 
•einer  Erscheinung'^    wie   nach  der  Situation  des  ganzen  Gemäldes  kein    and« 
ab  Herme«  tu  erkennen  i^l,    der  bereit  steht,   nach  Beendigung  der  ^M>nde  v 
des  Abschiedes  wui  Demeter  die  Geldtug  des  Heros  xu  fibemehmen.    Aber  a; 


a)  l  Ver  den  RiM«aiYü  t.mi  Kk«m  ^i«««.  U^.  Abkk.)  O.  S.  503  mit  Note  234. 

k^  Alte  [Venkn.  111.  5.  <*S,  x*:^  S.  Mi  f, ,  40^. 

<)  Ferkite  ier  kr-  *icU    i^eä^.   i.  Wisäv   IS**,  S.   ISI. 

4«  A.  *.  O,  5.   10  a:t  Ben:<^c  aäi  RntM .  T>\>u<^be  MisoeUen  I.   S.  61    in  den  Sitz»-      .nngs- 
Wr.  d.  krl.  y^jT.  AkAi.  a;«  1m»S. 

ei  ExtKUiSeAi    Aliejc    «l»^»  »t    der  Vm»  H.  VU,  4^*:     ©wo>  V  U  ha.7cd^^w    x«|A^"^ao/; 
Xti>   tlrli  Ti   tzVr  TTir»   T-in,   ::tS    •«;;•»«   ;#r»a«vtt   Ktwvwvt.     S,   mch  XXI.  286^^^  üod 

^   CiaLj«-?ti.dx  «f.  joL?  Ifcsiw*  IS^:»  |v.  SO»,  VeMttd«»  aber  pMr  Fannee  1873  S.        1J3ff. 
f    Bt  SitjUt  X:     :;2.    b*.  iVt^^c  t:»d  >in:V  ^x  12»  r.;    «seil  ibgeb.  £lite  e^nrmm.  IJJ. 
I^  51  Oii  It.  Iiirt-TiTT  .  Tas.  ta.:^  UV.   l,v 
Vi  TM^diFEXLiuöe  U    S     Ü-"  f. 


I 


s 


0.    TRIPTOLEMOS.  537 

diese  Ausnahme  ist  keine  vollkommene,  da  das  Grnndmotiv  der  Yasenbilder  die- 
ser Gruppe ,  der  Abschied  in  der  Sponde ,  nicht  aufgegeben ,  sondern  nur  mit  dem 
zweiten,  des  Geleites  durch  Hermes,  verbunden  ist.  VergK  auch  unten  No.  45, 
50,   52  und  53. 

Der  weiteren  Unterschiede  von  den  schwarzen  Vasenbildem ,  daß  Triptolemos, 
welcher  dort  bärtig  ist,  hier  und  in  allen  folgenden  Gemälden  jugendlich,  zum 
Theil  sehr  jugendlich  und  zart  gebildet  erscheint ,  daß  er  nur  noch  ausnahmsweise 
(No.  10  und  11)  Ähren  in  der  Hand  hat,  welche  in  No.  8  und  13  (fraglich  in 
No.  1 0)  Demeter  zur  Übergabe  bereit  hält ,  daß  er  fast  ohne  Ausnahme  (No.  1 1 
und  1 3)  mit  dem  Scepter  ausgestattet  und  daß  durchgängig  sein  Wagensitz  geflflgelt 
ist,  aber  noch  nicht  mit  Schlangen,  weder  an  den  Rädern  noch,  wie  in  No.  21, 
42  und  49,  unter  der  Armlehne  erscheint,  dieser  Umstände  ist  nur  im  Vorüber- 
gehn  zu  gedenken. 

Die  nächste  Erweiterung  der  Composition  geschieht  durch  Hinzu- 
fügung  einer  zweiten,  hinter  dem  Wagen  des  Triptolemos  stehenden  Frau, 
an  deren  Bedeutung  als  Kora  auch  dann  kein  Zweifel  möglich  sein  wttrde,  wenn 
sie  nicht  durch  die  münchener  Vase  (No.  17,  vergl.  auch  No.  42)  inschriftlich 
festgestellt  würde.  Die  bisher  bekannten  Exemplare  dieser  Gruppe  sind  die  fol- 
genden : 

III.      17.  Ralpis   in   München   No.   340,    abgeb.    bei   Inghirami,    Vasi  fittili  I. 

tav.  35»).  8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  9.  Inschriften:  PEPO^ATA  TPITTTOAEMO^, 
AEMETEP. 

18.  Kalpis,  ehemals  des  Prinzen  von  Canino,  jetzt?  Unedirt;  s.  Ger- 
hard, Auserl.  Vasenbb.  I.  S.  217^).     Ahnlich  der  vorigen. 

19.  Kalpis  des  Kunsthändlers  Casanova  in  Neapel.  Unedirt,  Zeichnung 
im  archaeol.  Apparat  in  Berlin^).  Die  Darstellung  ist  linkshin,  anstatt,  wie  sonst 
immer ,  rechtshin  profilirt ;  Triptolemos  im  Flflgelwagen ,  vor  ihm  Demeter  mit  der 
Kanne,  hinter  ihm  Kora  mit  einem  Scepter. 

20.  Amphora  ehemals  des  Prinzen  von  Canino,  jetzt?  Unedirt.  Reserve 
^trusque  No.  1200^).     Ähnlich  den  Nummern  17  und  18. 

21.  Stamnos  aus  Caninoschem  Besitz  (Mus.  ^trusque  No.  1378)  im  Louvre; 
abgeb.  bei  Inghirami  a.  a.  0.  I.  tav.  36«).    S.  Atlas  Taf.  XV.  No.  16. 

22.  Krater  in  der  Cook'schen  Sammlung  in  Richmond.  Unedirt;  s.  Mi- 
chaelis in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1874.  S.  61.  No.  29^).  »Triptolemos  mit 
Scepter  und  Ährenbüschel  sitzt  auf  dem  Flügelwagen ,  eine  der  beiden  Göttinnen 
(Demeter?)  mit  einer  kurzen  Fackel  und  einer  Kanne  in  der  gesenkten  Rechten 
gegenüber,  links  hinter  ihm  steht  die  andere  (Kora?)   mit  langem  Scepter. 


a)  Bei  Stephani  No.  21  ,  bei  Gerhard  und  Sirube  f. ;  auch  abgeb.  lallte  ctfram.  III.  pl.  50, 
Creuzer,  Symbolik  3.  Anll.  IV.  2.  Hft.  Taf.  3.  7. ,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  111,  Gnigniaut, 
R^.  de  l'ant.  pl.   147.  No.   548. 

b)  Nicht  bei  Stephani,   bei  Gerhard  und  Strube  g. 

c)  Nicht  bei  Stephani ,  bei  Gerhard  und  Strube  g'-^. 

d)  Nicht  bei  Stephani,   bei  Gerhard  und  Strube  h. 

e)  Bei  Stephani  No.  30,  bei  Gerhard  und  Strube  p. ;    auch  abgeb.  £lite  c^ram.  III.  pl.  59. 

f)  Sonst  noch  nirgend  verzeichnet. 

35* 


538 


m. 


l  DF.MRTEU  I.ND  KOKA. 


23.  Krater  (OxybaphoiiJ  im  britiscliuu  Mutteum  Nu.  T2S.  Uaed 
Triptoleniüs  auf  titim  FlUgetwagen  mit  Scept«r  und  Scliale .  vor  ihm  DKmet«r  inMli 
Gerliard ;  nDWohracIi  ein  lieber  Eora  nach  dem  Catal.  Brit.  iiua.  a.  a.  O.)  mit  der 
Kanne  nnd  mit  Ähren  ,   hinter  ihm  Küra  mit  dem  äcepter. 

24.  Amphora  im  britischen  Museum  No.  T!)b';  abgob.  bei  Gerbard.  Aus- 
erlesene Vasenbb.  I.  Taf.  75'').  8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  lu.  mit  Bericbdgiiiig 
der  Gerhard'schen  Abbildnng. 

25.  Hydria  im  k.  k.  Mliuz-  und  Antik cncabinet  in  Wien   1.  Zimm 
No.  2fi3;   abgeb.  bei  Laborde,  Vases  Lamberg  1.   pl.  31'). 

26.  Unbekannten  Aufbewalkrungaortes,  abgebildet  bei  Tischbein ,  VuH 
dHamilton   [Neap.  Ausg.)  IV.  pl.  2'').    8.  AÜas  Taf,  XV.  No.  U. 

27.  Oxybaphon  der  Sammlnng  Fittipaldi  in  Anzi.  Unedirt;  a.  Brunn  im 
Uull.  deir  Inst,  von  IS53  p.  t6S").  Triptolemoa  anf  dem  Flngeliragen  mit  Scep- 
ter  und  Schale  empßtngt  die  Libation  von  Demeter;  hinter  ihm  Kora  mit  dem 
Scepter. 

2b.  Amphora  (Gerhard:  Kelebe}  im  k.  k.  Mfln7^  und  AntJkencabinet  üi  Wim 
1 .  Zimmer  IV.  No.  22 ;  abgeb.  bei  Laborde  a.  a.  0.  pl.  40 '].  8.  Atlas  Taf.  X\ 
No.    14. 

29.  Lekytlios  (Gerhard:  Aryballos)  ebendaselbst  I.  Zimmer  V.  No.  271, 
abgeb.  bei  Laborde  a.  a.  0.  pl.  63«].     S.  Atlas  Taf.  XV.  No.  12. 

30.  Cnmaeiaclier  Krater  des  Herzogs  v.  Luynea;  abgeb.  Bull.  arcb.  NV 
politano  I.  tav.   2'').      8.   Atlas  Taf.   XV.  No.    13. 

Das  Gtundmotir  in  der  großen  Mehrzahl  dieser  Bilder  [aasgenonuneD  ddt 
Nu.  29  und  3<tj  iät  so  durchaus  dasselbe  wie  in  denjenigen,  welche  die  ('Op- 
position auf  Triptolemos  und  Demeter  beschränkten  (Gruppe  U.j ,  nämlicü  dai 
Einschenken  oder  Darbieten  der  Spende ,  daß  hier  uur  das  Verbalten  der  hiiui- 
gefltgten  Kora  zu  berObren  ist.  DaQ  sie  fast  überall.  No.  21)  ausguuumuen  «xl 
wenn  man  hier  zunächst  von  der  vorachiedenen  Composition  in  No.  30  absieltt. 
in  der  hinter  Triptolemos'  Wagen  stehenden,  also  der  nur  begleitenden  nuil  if' 
Mutter  assistircnden  Figur  zu  erkennen  sei .  wird  kaum  irgend  einem  Zweifel  Ur 
gegnen.  Nnr  in  No.  2(1  finden  wir,  wie  in  der  KyÜx  des  Uieron  (unten  No.  IS| 
und  wie  es  Uawkina,   wenn  auch  schwerlich  mit  Kecht,  für  Nu.  24  vura 


uch   «bgeb.   bo)  Kouto«, 


>)  Bei  Btepbanl  No.  28 ,  bei  auhard  und  Sliube  k. 

b)  Bei  Siephanf   Na.  27,    bei   Oeihatd   und   ätrube   i«: 
l'kod.  dB  Biuiella»  Vll.  2.  p.   IbT  und  £l[te  diam.  lU.  pl.  b2. 

o)  V.  äacliGa  und  Kenner,  Die  S&niml.  des  k.  Ic.  MQiiz-  und  Anl.  C*b.  S.  liUJ.  Bd  Stf 
phini  No.  19,  bei  Gerhard  und  Strube  o.  ;  lurh  abgübildet  bei  Tlichbeln,  Vuei  d'Uamllna  (Kaf- 
AuBg.)  I.  pl.  g,  Inghiruul,  V«l  attUl  I.  Uv.  25,   (lüte  c^run.  III.  pl.  54. 

dj  Bei  Slephini  No.  34,  bei  Gerhard  und  Scrube  k^. ;    aui-h   ibgub.   bei  InglilramI   >.  •  '^ 


.  7.  2  und  ( 


e  wrata.  HI.  pl.  5G. 


ej  Bei  Stephani  No.  10,  bei  Gerbard  und  Strube  p*, 

f)  Bei  ätupbalii  No.  20,  liel  Oerhird  und  Slrube  ].;   ancb  abgeb.  £llte  e^ralo.   Ul.   pl.  ^ 

g)  Bai  Stepbanl  No.   16 ,  bei  Gerhard  und  Scmbe  m. ;  auefa  abgeb.  J^lit«  ofran.  HL  pl.  ^ 
h)  Bei  Slephani  No.  31,  bei  Oerhard  q>. ,    nicht  bei  älmbei    auch    abgeb.    £UM  (rfn»  >Q' 

pl.  04  und  bei  Jahn,  Berichte  der  k.  ai^lxt.  Qe>.  d.  WUa.  von  I8G7  Taf.  t.  i.  T«il.  B 
ddl'  hiBt,  vüu  1042  p.  9,  Bull,  arch.  NapoUt.  II.  p.  49  und  Archaoolog.  £dtiM|  na  H 
S.   16,   Jahn  a.  a,  Ü.   8.  1^4, 


9.   TRIPTOLEIfOa.  539 

daß  beide  Göttinnen  die  Rollen  gewechselt  haben,  daß  also  Kora  dem  scheiden- 
den  Heros  die  Sponde  einschenkt,  während  Demeter  hinter  seinem  Wagen  mhig 
znschanend  dabei   steht. 

In  eben  dieser  in  die  Handlung  eigentlich  nicht  eingreifenden  Stellang  finden 
wir  sonst  Kora  in  bei  weitem  den  meisten  Fällen;  nnr  in  No.  17  und  21  greift 
sie  handelnd  ein ,  indem  sie ,  wie  schon  in  den  schwarzfignrigen  Bildern  No.  6 
und  7  eine  Blume,  so  hier  eine  Perlenschnur  (in  No.  17)  oder  einen  Kranz  (in 
No.  21)  in  beiden  Händen  erhebt.  Und  zwar  hier  mit  der  unverkennbaren  Ab- 
sicht ,  Triptolemos  zu  schmücken ,  sei  es  als  eine  Aufmunterung ,  als  welche  der 
Kranz  in  einigen  Kunstwerken  vorkommt '^j  ,  oder  um  durch  den  proleptisch,  wie 
in  anderen  Fällen  von  Nike^) ,  aber  auch  von  anderen  Frauen  %  dargebotenen 
Kranz  auf  den  glücklichen  Ausgang  des  großen  Unternehmens  hinzuweisen ,  zu 
welchem  Triptolemos  so  eben  auszieht. 

Nur  in  No.  29,  einer  im  Übrigen  dieser  Reihe  angehörenden  Composition, 
und  in  No.  30,  welche  für  sich  steht,  fehlt  das  Motiv  der  Sponde.  In  No.  29 
darf  man  dasselbe  als  durch  die  bevorstehende  Übergabe  der  Ähren ,  wie  in  einigen 
der  weiterhin  zu  besprechenden  Bilder  (No.  52  und  53),  ersetzt  betrachten,  wäh- 
rend diese  bevorstehende  Übergabe  der  noch  in  Demeters  Hand  befindlichen  Ähren 
in  No.  21  und  26  mit  dem  Motiv  der  Sponde  verbunden  ist;  in  No.  30  aber 
scheint  die  Übergabe  des  zu  verbreitenden  Saatkoines  in  den  Ähren ,  welche  Tripto- 
lemos in  der  Hand  trägt,  indem  ersieh  anschickt,  den  Flügelwagen  zu  besteigen, 
bereits  oder^o  eben  erfolgt  zu  sein,  wie  ja  auch  in  No.  17  —  20,  26  und  28 
Triptolemos  die  Ähren  bereits  in  Kmpfang  genommen  hat.  Hier,  in  No.  30,  hört 
er  zurückschauend  auf  die  Rede,  welche  Demeter  an  ihn  richtet,  während  Kora 
mit  dem  seltenen ,  aber  verständlichen  Attribut  eines  Pfluges  ausgestattet ,  wie  ge- 
wöhnlich in  zweiter  Reihe ,  hier  hinter  der  Mutter ,  ruhig  abwartend  dasteht.  Denn 
ein  bestimmter  Grund,  um  mit  Gerhard  (a.  a.  0.)  die  Namen  der  Demeter  und 
Kora  in  umgekehrter  Folge  auf  die  beiden  Figuren  anzuwenden,  dürfte  schwerlich 
vorliegen.     Vergl.  auch  oben  S.   522. 

Von  bemerkenswerthen  Einzelheiten ,  in  welchen  diese  Bilder  von  denen  der 
II.  Gruppe  abweichen,  ist  besonders  die  in  No.  28  zum  ersten  Male  dem  Wagen 
des  Triptolemos  beigegebene ,  um  die  Axe  des  Rades  sich  ringelnde  Schlange  her- 
vorzuheben ,  welche ,  im  Allgemeinen  auf  die  Bilder  der  späteren  Stilarten  be- 
schränkt, doch  auch  an  der  strengen  Kylix  des  Hieron  (No.  49)  vorkommt.  So- 
dann aber  ist  der  sehr  eigenthümliche  » hügelige  Abhang  a ,  wie  Gerhard  ihn  nennt, 
unter  den  Rädern  von  Triptolemos'  Wagen  in  No.  29  wenigstens  zu  erwähnen, 
obgleich  es  schwer  sein  möchte ,  zu  sagen ,  was  derselbe  so  recht  eigentlich  be- 
deutet und  warum  der  Wagen  des  Triptolemos  auf  dessen  schräger  Fläche  stehend 
oder  auf  ihr  der  Demeter  entgegen  gleitend  dargestellt  ist. 

Hier  dürfte  der  schicklichste  Platz  sein,  um,  bevor  auf  die  Erweiterungen 
der  Composition   in   den  Bildein  der  UI.  Gruppe  durch  Nebenfiguren  eingegangen 


a)  S.  Stephani,  Gompte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1873  S.  136  mit  Note  1. 

b)  S.  Stephani  a.  a.  0.  S.   184  mit  Note  1. 

c)  S.  Bronn ,  Troische  Mis^ellen  I.  S.  63  in  den  Sitzungsberichten  der  kgl.  bayr.  Akad.  vqq 
1868  Heft  1. 


54)9  MYTHEN    DER  DKMETER  IT«!)  KORA. 

wild ,  die  weni^  zablreichen  Bilder  zu  verzeichnen ,  welche  sieb  « 
mos  allein  beachraDkea  und  welche  weder  aU  eine  einfachste  Grundromposition 
noch  als  Escerpte  aua  den  zwei-  und  droifigurigen  Darslellungen  zu  betrachten  sind, 
vielmehr,  sofern  es  sich  nicht  nm  eine  fast  nur  decorative  Verwendung  der  Figur 
handelt  iwie  in  No.  33  und  ;14, ,  das  Motiv  wiederholen,  welches  die  schwarzi'n 
Bilder  I.  No.  4  und  5  darbieten :  nicht  die  Anssenilang,  sondern  die  be- 
reits angetretene  Fahrt  des  Trip tolemo^.  Biiiher  aind  folgende  Extim- 
plare  bekannt : 

IV.      31.  Inneobild  einer   Kylix    im   Museo   Gregoriuno  des  Vatiean;    abgeb. 
Gerhards  AuBerlea.  Vasenbb.  I.  Taf.   45').    8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  8.  " 

H2.  Desgleichen    des   PriuKen    von    Canino ;    unedirt.      Kt^erve 
No.   24*). 

33  und  34.  An  zwei  paeudoarchai sehen  p an athenaei sehen  Amphoren  mit 
schwarzen  Figuren  aus  Toucheira  (Kyrenaiko)  .  deren  eine  das  Datum  de.-i  Areliuo 
Polyzelos  (Ol,  102.  3,  367  v.  u.  Z.)  trägt,  im  britischen  Museum,  erscheint  aaf 
den  die  Athens  Promaclios  umgebenden  Sänien  an  der  Stelle  der  hier  ^wSha- 
lichen  Hähne  Tri ptolemos  iu  seinein  geflllgolten  Schlangenwagen  mit  Abrra 
in  der  vorgestreckten  Hand  als  Binzelbild ,  Je  zwei  Mal  wiederholt, 
of  the  greek  and  etmsoan  Vases  in  the  british  Museum  Vul.  II  p.  2S2  sq. 
113  und    114"). 

Zu  No.   31   und  32  aber  ges«llt  sich: 

35.,  das  Innenbild  einoi' KyUi  aus  der  Po urtal^a'schen  Sammlung  im  lier- 
liner  Museum,  abgeb.  in  der  Archaeolog,  Zeitnng  von  16fi5  Taf.  'IIH ,  venri. 
Gerhard  das.  S.  113  f.,  der  ebenfalls  dies  Bild,  obgleich  es  Triptoleraos  nicM 
allein,  sondern  von  der  ihm  entgegentltegenden  Nike  begrUilt  zeigt,  au  Misim 
Nummern  a  und  a^  als  a>  stellt.    8.   Atlas  Taf.  XV.  No.  21. 

Die  Sitnation  wird  durch  No.  31  und  35  f32  ist  nicht  näher  bekannt)  Mbif 
genng  bezeichnet:  es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  es  sich  um  ilr'ti  Arl 
der  Aussaat  des  ersten  Getraides  dnrcb  Triptolemos  während  scinft  IjbA- 
fahrt  handelt  und  daß  sich  hierauf  die  im  Felde  von  No.  H5  zerstronl  unber- 
fliegenden  Gotraidekörner  beziehn.  so  wunderlich  groß  nnd  nn regelmäßig,  wif  lanp- 
gezogene  Regentropfen  sie  dargestellt  und  so  seltsam  sio  angehracht  sein  rnAinn^ 
Zn  dem  ei genthltm liehen  Gedanken  Gerhards  (Arcbaeolng.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  il4 
daß  Triptolemos  hier  im  Beginne  seiner  Fahrt,  der  Hache  nngewuhnt.  daher  lH<faBf!Mi 
und  ängstlich  dargestellt  sei  und  ilie  Kärner  untVeiwillig  fallen  lasse,  wird  um 
sich  aber  deshalb  doch  um  so  weniger  verleiten  lassen ,  je  siclierar  die  d«<in  UeW 
entgegenfliegende  Nike,  wie  dies  Gerhard  selbst  richtig  ausgesprochen  hat,  ■Ol"' 
die  Beztlge  des  Kampfes  und  Wettslroites  liinans«  die  Idee  des  » glOelclicIieii  <^ 
lingensn  und  außerdem  hier,  wie  der  geleilende  Hermes  in  I,  4  und  U.  IH,  il* 
Abgesandte    des   Zeus   die  Gewähr   des  Götterschntzes  ausdrückt,    unter  «elefcfl 


i)  Bei  Stepbani  No,  10,  boi  ßorhiid  and  Strulie  (S.  15| 
Eorianu  IT.   Ut.  7I>  uiitl  l<3i(e  c^ram.  III.  p1,   4K, 

b)  Nicht  bei  Slcphaui ,  bal  ßerhtril  und  Strubp  ■''!. 

c)  Sonit  nocb  iiirgaiid   rerrelRbnet, 

dl  Vmgi.  mit«»  dir  spitcien  MiloKii  Nu.  .i^tll  (Miiiiil,  I' 
IV.  Pto.  14). 


aiicli  abEBb.    Mut 


9.    TBIPT0LEM08.  541 

Triptolemos  seine  ihm  von  der  Göttin  anbefohlene  Mission  vollbringt.  Wahrschein- 
lieh  richtig  ist,  daß  Triptolemos'  geschlossene  und  erhobene  rechte  Hand  in  No.  35 
anf  das  Ausstreuen  der  Saat  selbst  zu  deuten  ist ,  und  kaum  wird  man  fehlgehn, 
wenn  man  die  ähnlich  geschlossene  und  hoch  erhobene  rechte  Hand  des  Heros  in 
No.  31  auf  eben  diese  Handlung  bezieht.  Daß  in  beiden  Bildern  die  Andeutung 
eines  weitern  Saatvorrathes  fehlt,  welche  die  Künstler,  ohne  in  ihrer  Composition 
unschön  oder  allzu  prosaisch  zu  werden,  durch  einen  mit  der  Linken  gehobenen 
Gewandbausch  hätten  geben  können '^j  ,  darf  jene  Auffassung  nicht  beeinträchtigen ; 
die  in  No.  31  gehaltenen  beiden  Ähren  vergegenwärtigen  den  Gtetraidevorrath  des 
Heros  in  weniger  unmittelbarer,  dafür  aber  in  um  so  gefälligerer  Weise.  Ob  das 
Vorstrecken  solcher  Ähren  in  No.  33  und  34  gleichen  Sinn  habe,  muß  dahinge- 
stellt bleiben.  Daß  diese  Bilder  trotz  ihrer  schwarzen  Figuren  nur  hier  gezählt 
werden  konnten ,  wird  man  nicht  bezweifeln ;  schon  die  den  älteren  Vasenbildem 
fremde  Beflügelung  des  Wagens  des  Triptolemos,  dem  auch  die,  wie  in  No.  31 
und  35  um  das  Rad  gewundene  Schlange  nicht  fehlt,  trennt  diese  im  eigentlich- 
sten Sinne  pseudoarchaischen  Producte  von  allen  echt  alterthttmlichen  und  deren 
Nachbildungen. 

Die  bisher  bekannten  Vasenbilder ,  in  welcher  der  in  den  Gruppen  H.  und 
IIL  gegebene  Kern  der  Composition,  ohne  selbst  im  Wesentlichen  verändert  zu 
sein ,  durch  Zusatzfiguren  erweitert  ist ,   sind  die  folgenden : 

V.     36.  Bild  einer  Vase  unbekannter  Form  und  unbekannten  Besitzes,  abgeb. 
bei  Tischbein  Vases  d'Harailton  Neap.  Ausg.  IV.  pl.  10^).  S.  Atlas  Taf.  XV.  No.  23. 

37.  Kelebe  aus  der  Feoli'schen  in  der  Würzburger  Sammlung  No.  305; 
uncdiii;.  S.  Urlichs,  Verz.  der  Ant.  Samml.  d.  Univ.  Würzb.  3.  Hft.  S.  65 ^'j. 
»Triptolemos  auf  dem  Flügel  wagen ,  in  der  Linken  ein  Scepter ,  in  der  Rechten 
eine  Schale;  ihm  gegenüber  mit  Scepter  und  Oinochoö  Demeter.  Hinter  dieser 
sitzt  eine  Frau  im  Doppelchiton  mit  zwei  brennenden  Fackeln,  eine  Zackenste- 
phane im  Haare,  Persephone  (?).  Hintor  dem  Wagen  steht  eine  Frau  in  der 
Haube ,  mit  zwei  Fackeln ,  von  denen  eine  aufrecht ,  die  andere  gesenkt. «  Nach 
irriichs. 

38.  Amphora  unbekannten  Besitzes ;  abgeb.  b.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb. 
I.   Taf.    U^^].  S.  Atlas  Taf.  XV.  No.    19. 

39.  Kylix  in  München  No.  336;  abgeb.  bei  Thiersch,  Über  bemalte 
grriech.  Vasen,  Abhh.  d.  kgl.  bayr.  Akad.  philol.-philos.  Classe  von  1847.  Taf. 
:^.  1*).  S.  Atlas  Taf.  XVI.  No.  4.  a.  b.  Innenbild  die  farbig  gemalte  Hera 
Atlas  Taf.  IX.  No.  19. 


a)  Yergl.  den  pariser  Tanieo  Donkni.    d.    a.  Kunst   I.    No.   3S0,    das   florentincr  Relief  Atlas 
Xaf.  XVI.  No.   2  und  den  Sarkophag  von  Wilton-house  das.   No.  .'i. 

b)  Bei  Stephani  No.   Xi ,    bei  Gerhard    und  Strube  (S.  10)  s. ;  auch  abjreb.  bei   Inghirami  a. 
».  0.  II.  tav.    162  und  J'llite  o^rani.  111.  pl.   57. 

c)  Vergl.  auch  Brunn  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1865  p.  47  u.  Stephani  im  Gompte-rendu  etc. 
poai  Vanntfe  1&7.3  S.  115.  Note  1,  welcher  das  im  Bull,  beschriebene  und  das  Würzburger  Gefäß 
(ilr  zwei  verschiedene  hält.     Sonst  noch  nirgend  verzeichnet. 

d)  Bei  Stephani  No.  33  ,  bei  Gerhard  und  Strube  (S.  12)  r». ;  auch  abgob.  tWie  c^ram.  III, 
pl.  57.  A. 

e)  Bei  Stephani  No.  22 ,  bei  Gerhard  und  Strube  n. 


543 


in.    MYTHEN  UER  DEMKTER  l'ND  KORA. 


10.  Zerbrochenes  GefÄß  nus  Kertsdi ,  früher  im  Muscnm  das..  JeB 
Abgeb.  bei  Aschik :  TtoenopcKoe  Hapi'TBo  Tom.  II.  No.  54',.  ^ Triptoißmiis  «nf 
dorn  FIttgelwagon  hftU  die  Schftle ,  in  welche  Demeter  (deri^n  Kopf  fehlt  .  in 
der  Linken  ein  Scepter  haltend,  libiren  mochte  {^).  Hinter  ihr  steht  ein  iUt^rer 
M&nn  mit  Sceptiir  und  angelegtem  linken  Arme  (den  Gerhard  »Hades»  nennt;, 
Andererseits  sdiließt  Persephone  in  tiblicher  Weise  das  Bild,  in  der  linken  Hand 
eine  Fackel  erbebend,  eine  andere  achräg  darniederhftllend.  <i  Nach  Gerhard  a. 
a.  0. ,  da  mir  die  Publication  unzugänglich  ist. 

-1 1 .  Pelike  aus  Veji ,  unbekannten  BesitEBs ;  abgeb.  bei  Campan&ri .  Vuj 
di  Vejo  lav.  4'-).  8.  Atlas  Taf.  XV.  No.   17. 

42.  Eolebe  ans  GIrgenti  im  Museum  7.u  Palermo;  abf;eb.  bei  Politi,  (.'in- 
qne  vasi  di  preraio  tav.  7*^}.  8.  Atlas  Taf.  XV.  No.  30.  Inschriften:  HIPPOeON, 
♦EPE*A*A.   AEMETEP,    KEAEOf*]. 

43.  Krater  aus  der  Campana'schen  Sammlang  (Ser.  IV.  No.  79l'<  in  St. 
Petersburg  No.  1207;  abgeb.  im  Compte-rendu  etc.  pour  l'annee  lSli2  Taf.  2*,. 
S.  Atlaa  Taf.  XV.  No.  24. 

44.  Kylix  des  lirygOB  lBPY^O*  EPOEJENi  im  StÄdelschen  Institut  in  Fraoit- 
furt  a/M.  ;  abgeb,  in  Gerhards  Trinkschalen  und  Gcfäßeu  Taf.  A.  B.')  S.  AUu 
Taf.  XVI.  No.  1.  a.  b.     Wegen  dos  Innenbildes  vergl.  oben  S.    343  f. 

4f).  Stamnos   aus   der  Campana' sehen    Sammlung     Ser.   IV.    No.  56     im 
Lonvre;  abgeb.  bei  Strubo ,    Supplement  zu  den  Studien  über  den  Büderkreis  w^^ 
Eleusia  Taf.  I').      S.   Atlas  Taf.    XV.  No.  20.  ^^M 

4f>.  Apnlische  Amphora  im  Lnuvre:   abgeb.  bei  Millingen.   Ancient  B^^H 
Monuments  I.   pl.  20^24«).  S.   Atlas  Taf.  XV.  No.   IS.  ^^H 

17.  Gemälde  am  Hals  eines  großen  Kraters  (?)  aus  Altamiira  im  BeiitK^ 
des  Herrn  Sambon  In  Neapel;  unedirt.  S.  Iloydemann  im  Bull.  dcU  Inst,  vod 
1869.  p.  247  sq. '').  »Triptolemoa  auf  dem  Flügel  wagen ,  das  Scuptiir  in  der  Lin- 
ken ,  gießt  mit  der  Rechten  die  Sponde  aas  einer  Phiale ;  vor  ihm  Kora .  welche, 
die  Fackel  in  der  Linken ,  mit  der  Rechten  Wein  aus  einer  Kanne  auf  die  Erde 
^eßt.  Folgt  Demeter  im  gestickten  Chiton  und  Himation .  mit  der  Fackel  in  der 
Linken  und  vier  Ähren  in  der  Rechten ,  ein  hurtiger  Mann  mit  Taenie  im  Haar, 
im  Chiton  und  üimation  mit  einem  knutigen  Stab  in  der  Rechten.  Hinter  den 
Wagen  eine  dritte  Frau  mit  einer  Faekel  in  der  Linken .  die  Hcclit«  vorslra 
und  ein  härtiger ,  bekränzter  Mann ,  demjenigen  rechts  entsprechend ,  wdIcIi«! 


t.)  Bei  tjtephani  No.  9,    bei  GerbMil   und  Strube  c^. 

b]  Boi  Btephiiii  No.  ^S ,  bei  «erhiid  und  Strube   o  ;   «ueh  abseb.  &iiu  nirua.   Itl. 

r)  Bei  Stephinl  Mo.   17.  bei  Gerhan]  und  »rube  n«.  ^  surb  abgeb,   tlUa  rium.  111.  ; 

d)  Bei  SMphaiii  No.   13;   bei  Gerhinl  und  .Strnbe  d».    Vergl.  Couipti-r<<udu  ■.  ».  0.  S.  j 

e)  Bei  ."jtephanl  Na.  2i:   bei  Oerhard  und  Strube  u^, ;  iiivh  abgeb.   In  den    Ana. 
vun   ISüO  (XXII)  lAv.  d'agg.  Ü  und  in  Welcken  Alton  Deukm.  III.  Tar.  12,   lergl.  dM.  K.| 

r)  Rei  SUpbani  Ko.   11,  bei  Oerhud  und  Stiub«  r*.     Vergl.    Brunn   im   SnppL   lu   i 
Stud.  aber  d.  fiUderkreis  von  Eleusia  8.   7  tT. 

fi)  Bei  Stephan!  No.  20,  bei  Gerbard  nnd  Strubo  «. ;  trüber  abgeb.  bei  DvuiptWr, 
regalla  I.  47,  d'Hancarfille,  Antiqnil«ii  ^trusquas  eU.  pl.  t2H,  tuch  bei  Inghinml  a.  ■ 
Uv.  8,  bei  Panon»,  Vasi  di  premlo  tav.   1,  •>  iirid  filite  m'ram.   III.    pl.  6;i.   B. 

b]  Sonst  noch  nirgend  verielchnet. 


9.    TBIPTOLEMOS.  543 

mit  der  Linken  anf  einen  Stab  sttttzt.  Eine  ionische  Sänle  mit  etwas  Gebälk 
und  ein  Sessel  bezeichnen  ein  Gebäude  (den  Palast  des  Keleos).a  Nach  Hey- 
demann. 

48.  Stamnos,  früher  der  Sammlung  Cucuzza  in  Nola,  jetzt?  Abgeb.  Mon. 
deir  Inst.  I.  tav.  4*).  S.  Atlas  Taf.  XV.  No.  31.  Inschriften  :  TPITTTOAEMO^, 
AHMHTHP,  EKATH. 

49.  Capuanische  Kylix  des  Hieron  (HIEPON  EPOIE^EN)  in  der  Castellani- 
sehen  Sammlung  in  Rom;  abgeb.  Mon.  dell'  Inst.  IX.  tav.  43^).  S.  Atlas  Taf.  XY. 
No.  22.  a.  b.  Inschriften:  Avs. :  AEMETPE,  TPIPTOLEMO^,  ♦EPO<l>ATTA,  ELEV^I^; 
Rvs.  :   EWMOlPPOSy  lEV^,  AIONV^O^,  AN<I»ITPITE,    PO^EIAON. 

Gegenüber  diesen  Vasenbildem  ist  zunächst  noch  ein  Mal  hervorzuheben,  daß 
in  ihnen  allen  mit  alleiniger  Ausnahme  von  No.  44,  dagegen  auch  in  der  von  Strube 
(S.  15.x)  mit  Unrecht  ausgesonderten  Nummer  4S,  der  Kern  der  Darstel- 
lung, Triptolemos  und  die  zwei  Göttinnen,  derselbe  geblieben  ist,  derer  in 
der  Gruppe  lU.  war.  Nur  das  ist  zu  bemerken,  daß  in  41  die  Göttin  hinter 
dem  Wagen  des  Triptolemos  (Kora)  weggelassen  und  daß,  inschriftlich  beglaubigt, 
in  No.  49  beide  Göttinnen  den  Platz  und  die  Rollen  gewechselt  haben,  so  daß 
bier  Kora  die  Spende  einzugießen  im  Begriff  ist,  während  Demeter  mit  Fackel 
und  Ähren  den  Platz  hinter  dem  Wagen  eingenommen  hat.  Dasselbe  Yerhältniß 
«rurde  oben  (S.  538)  für  No.  26  und  wird  hier  für  No.  47  von  Heydemann  vor- 
ausgesetzt und  wird ,  nachdem  dasselbe  durch  die  Kylix  des  Hieron  (49)  als  voll- 
kommen möglich  erwiesen  ist,  überall  mit  gutem  Recht  angenommen  werden  kön- 
nen, wo  in  der  Charakteristik  der  Mutter  und  der  Tochter  ein  bestimmter  Grund 
iazu  vorliegt,  wie  eben  in  No.  26  und  wie  vielleicht  für  No.  37,  in  sofern  hier 
lie  Auszeichnung  durch  den  Sitz  nicht  sowohl  der  Kora,  wie  Urlichs  die  frag- 
iche  Person  genannt  hat,  als  vielmehr  der  Demeter  zuzukommen  scheint,  bei 
xrelcher  die  beiden  langen  Fackeln  so  gut  vorkommen  wie  bei  Kora;  vgl.  oben 
).  521  und  Anm.   3. 

Auch  das  Verhalten  des  Triptolemos  und  der  Göttinnen  ist,  wie  dies  rasch 
estgestellt  werden  kann ,  in  diesen  Bildern  dasselbe ,  wie  in  denjenigen  der  Gruppe 
H.  Triptolemos  sitzt,  überall  nach  rechts  hin  profilirt,  auf  seinem  Wagen,  an 
lern  sich  nur  in  No.  42,  46  und  49,  bei  42  und  49  unter  der  Armlehne,  bei 
16  an  der  Radfelge,  Schlangen  finden,  auffallend  bei  42,  besonders  aber  der 
(trengen  Zeichnung  von  49.  Er  hat  überall,  ipit  alleiniger  Ausnahme  von  No.  38, 
lie  Phiale  in  der  Rechten,  entweder  bereit,  den  Trank  aus  Demeters  Kanne  in 
ilmpfang  zu  nehmen  oder  eben  spendend  (No.  47)  und  hält  außer  seinem  Scepter 
lurinNo.  37,  45,  47  und  48  auch  noch  die  ihm  übergebenen  Ähren  des  Saat- 
comes.  Auch  Demeter  (Kora  in  No.  47  und  49]  hat  fast  überall  die  Kanne, 
iU8  welcher  sie  einschenkt  oder  eingeschenkt  hat,  nur  in  No.  38,  43  und  44 
rad  zweifelhaft  in  40  fehlt  sie  ihr;  Ähren  hält  sie  grade  in  der  Hälfte  der  Fälle, 
n  der  andern  Hand    (No.  36,   39,   41  —  43,  47,  49).     Kora   steht  in  den  mei- 


a)  Bei  Stephani  No.  36,    boi  Gerhard   und  Strube  (S.   15)  x.;    auch  abgeb.  bei  Inghirami  a. 
I.  0.  Uv.  6.   1,   Denkm.   d.  a.   Kunst  II.   No.   HO  und  l^:iite  c^ram.  III.  pl.  5S. 

b)  Vergl.  KekuW,  Ann.  dell'  Inat.  von  1872  (XLIV.)  p.  226  sqq.     Sonst  noch  nirgend  ver- 
zeichnet. 


544 


in.  MTTHEV  DER  HEMETKH  VST)   KORA. 


aten  Fällen  nur  aBsistirend  hinter  Triptnlemoe'  Wngen .  ein  Hai  (No. 
aie,  wie  in  111.  17  und  21  eine  Perienachnnr  und  einen  Krann.  um  Triptftlemo* 
zu  echmftcken ,  eine  weiße  Binde  (Taenie)  ,  ein  Tnsigne  des  8ieg:es  nnd  GeliBfens 
grade  80  gut  wie  der  Krann^^l  ;  in  einem  Palle  (No.  .18)  redet  sie  mit  dem  zu  ihr 
ompewendefen  Triptolemos ,  ein  Mal  (No.  4S)  mit  einer  Nebenfigur  und  faSIt  ein 
Mal  iNo.  12,1  und  danach  vielleicht  aurh  ein  zweite»  M&l  (No.  16)  eine  Phü^ 
in  der  Reuhten  vorgestreckt,   als  wollte  sie  an  der  Sponde  theilnebmen. 

Was  nun  die  hinzugefügten  umgebenden  Figuren  betrifft,  bieten  nns  för  die 
Krklärung  nicht  weniger  derselben  die  Insehriften  in  No.  42 ,  18  und  49  Iheil« 
unmittelbar.  theiU  mittelbar,  indem  sie  den  Kreis  anzeigen,  in  welchem  die  Et' 
kUriiDg  zu  suchen  ist.   einen  bestimmten  Anhalt. 

So  wird  es  wohl  Niemand  tnelir  beanstanden,  wenn  nach  Maßgabe  der  mh 
zwei  brennenden  Fackeln  hinter  Demeter  stehenden,  inachriftlieb  gesichert««  EICATH 
in  No.  4S  die  derselben  so  gut  wie  vollkommen  entsprechende  Fignr  in  No.  S6. 
3!^  nnd  45*1  als  Hekate  bezeichnet  und  wenn  demnächst  derselbe  N'nme  mit  Mrohr 
(a.  a.  0.  S.  14)  auf  die  Frau  mit  den  beiden  Fackeln  in  Nt).  1 1  augewendet  wird, 
welche  allerdings  in  dieser  überbaujit  von  dem  gewöhnlichen  Typus  abweichendei 
Composition  eine  andere  Stelle  einnimmt.  Etwas  zweifelhafter,  aber  gewiß  nicht 
unpassend  ist  derselbe  Name  femer  für  die  mit  zwei  Fackeln  hinter  dem  Wagen 
des  Triptolemos  stehende  Frau  in  No.  37 ,  welche  denselben  Kekrj'phalos  trl^ 
wie  die  entsprechende  Figur  in  No.  30,  endlich  für  die  mit  nur  einer  Kackri 
ausgestattete,   welche  in  N(i.  47  an  derselben  Stelle  angebracht  ist. 

Eine  weitere  Möglichkeit,  die  eine  nnd  die  andere  Frau  in  denjenigen  Bil- 
dem  EU  benennen ,  welche  eine  Mehrzahl  von  Frauen  voreinigen ,  bietet  nns  liif 
Kylis  des  Hienm  (No.  49)  mit  der  Beischri/t  ELEVJI*  zu  der  hinter  der  einscheit- 
kenden  Kora  stehenden  tiostalt.  Aber  freilich  nicht  mehr,  als  eben  eine  Mflplicii- 
keit,  da.  wie  KekuW*;  bereits  richtig  bemerkt  hat,  sich  von  einer  Nymphe  El*ii- 
sis,  Personiß Ration  der  Stadt,  in  <ler  guten  alten  Littt>ratur  keine  Spur  findet,  inia 
folglich  nicht  annehmen  darf,  daß  diese  Person ification  einer  Mehrzahl  von  \a^,o- 
mslem  geläufig  gewesen  sei. 

Dennoch  durfte  die  Frage  gestattt^t  sein,  ob  fär  die  von  Hermes  angrredple 
Frau  in  No.  15  der  Name  Fleusia  nicht  mindestens  eben  so  passend.  Wenn  nirbl 
passender  sei,  als  derjenige  der  Metaneira .  welchen  ihr  Brunn  fSU)>)il.  8,  'Ji  ^ 
geben  hat.  Für  diesen  hat  Brunn  allerdings  mit  einem  gewissen  llechte  die  8»fl- 
liing  der  Frau  neben  Keleos  (s.  nntenj  geltend  gemai-ht .  aber  an  sich  aairt  4» 
um  so  weniger,  da  er  mit  tjtmbe  in  No.  4  4  die  Metaneira  an  einer  ganz  aidtfii 
Stelle,  fern  von  Keleos  erkennt.  Noch  weniger  Überzeugend  ijt  es,  w»nn  Bnnn 
die  lebhafte  Erregung  dieser  Frau ,  welche  unter  dem  i^inllnß  von  Hermes'  an  nt 
gerichteter  Rede  beide  Hände  staunend  emporhebt,  für  die  Mntter  des  TriplnleiD« 
im  Oegensatze  zn  der  mliigen  WUrde  des  Vaters  um  so  mehr  geziemend  6uM 
als  sie  so  eben  erst  dnrch  Hermes  Kunde  von  der  hohen  Bestimmung  erh^tc .  ra 
welcher  ihr  Sohn  nach  den  Knthschlllssen  der  CHStter  berufen  werde.  So  «ünk 
man   sich  ja  die  Sache   allenfalls   zurechtlegen  kennen ,    vielleicht  mitsscB .  «'Hi 


()  Tergl,  «uch  Stiube ,   Studien  ii.   s.   > 
b)  Ann,  deir  Insl.   von  1872  p,  HS   i 


.   12. 


9.    TRIPT0LBM08.  545 

die  Person  der  Metaneira  inschriftlich  feststünde ;  an  sich  aber  kann  es  weder  f)lr 
wahrscheinlich  gelten,  daß  der  Metaneira  jetzt  eben  erst  die  Nachricht  zukomme, 
welche  der  in  voller  Ruhe  dastehende  Eeleos  doch  offenbar  bereit«  gehabt  haben 
muß,  noch  daß  sie  hierüber  in  eine  so  heftige  Erregung  gerathen  sollte.  Beides 
ist  weit  natürlicher,  wenn  man  in  dieser  Figur  Eleusis,  d.  h.  die  Personification 
der  Stadt ,  des  Volkes  von  Eleusis  erkennt ,  dorn  die  großen  Ereignisse  im  Königs- 
hanse jetzt  erst  durch  olympische  Botschaft  kund  werden.  Dazu  kommt  aber,  daß 
die  in  Rede  stehende  Figur  so  absolut  nichts  Königliches  und  Matronales  hat,  da- 
gegen in  ihrer  Attributlosigkeit ,  durch  welche  sie  sich  von  den  übrigen  Personen 
des  Bildes  unterscheidet,  und  in  ihrer  auffallenden  Schlankheit  und  Schlichtheit 
so  wohl  mit  der  Eleusis  in  dem  Bilde  des  Hieron  zusammen  stimmt,  daß  auch 
hierdurch  der  Name  der  Metaneira  für  sie  an  Wahrscheinlichkeit  eben  so  viel  ver- 
liert, wie  derjenige  der  Eleusis  gewinnt. 

Ob  die  Eleusis  noch  in  anderen  Fällen  anzunehmen  sein  mag,  ist  fraglich. 
Für  die  mit  zwei  Fackeln  ausgestattete  Figur  in  No.  44 ,  für  welche  Gerhard 
;a.  a.  0.  in  u^.)  diesen  Namen  oder  den  der  Telete  vorschlug,  ist  keiner  dersel- 
ben so  wahrscheinlich  wie  derjenige  der  Hekate  (oben  S.  544),  und  auch  auf  die 
wiederum  mit  zwei  Fackeln  versehene  Figur  in  No.  48 ,  welche  Hekate  nicht  sein 
kann ,  weil  diese ,  grade  hier  inschriftlich  gesichert ,  in  demselben  Bilde  sich  findet, 
haben  die  beiden  auch  hier  von  Gerhard  (a.  a.  0.  in  x.)  vorgeschlagenen  Namen 
keinen  hohem  Werth  als ,  besten  Falles ,  nicht  unmöglich  zu  sein  und  sind  weniger 
wahrscheinlich  als  der  von  den  Herausgebern  der  £lite  c6ramographique  aufge- 
stellte, von  Stephani  wie  von  Strube*^)  angenommene  der  Artemis  Phosphoros, 
welche  nicht  allein,  wie  Strube  bemerkt,  ganz  ähnlich  in  der  schönen  berliner 
Kadmosvase^),  sondern  welche  auch  in  einer  der  noch  zu  besprechenden  Vasen 
dieses  Kreises  (unten  No.  58),  wenn  auch  in  anderer  Gestalt  vorkommt,  und 
welche  in  dieser  Umgebung  um  so  eher  angenommen  werden  darf,  als  sie  in 
Elensis  als  Propylaea  ^)  in  genauerem  Verhältniß  zu  Demeter  stand  ^^j .  Endlich  hat 
auch  für  die  in  No.  43  hinter  Demeter  mit  einem  Ährenbüschel  in  beiden  Händen 
stehende  Frau  der  Name  der  Eleusis  wenigstens  keine  größere  Wahrscheinlichkeit 
als  der  von  Stephani  ^)  ihr  beigelegte  einer  Hora ,  nur  daß  man  für  diesen  Namen 
das  Vorkommen  der  zwei  inschriftlich  beglaubigten  hOPAl  in  einer  der  weiterhin 
zn  erörternden  Vasen  dieses  Kreises  (No.  51)  nicht  zu  bestimmt  verwerthen  darf, 
weil  es  sich  in  diesem  Bilde  und  in  seines  Gleichen  um  ein  in  mehren  Elementen 
verändertes  Personal  handelt.  Neben  der  Benennung  als  Hora  hat  jedoch  der 
Name  der  Eleusis  für  diese  Figur  immer  noch  mehr  Wahrscheinlichkeit  als  der 
der  Hekate,  mit  welchem  Strube  (Studien  S.   13)  sie  belegen  wollte. 

Für  die  allermeisten  männlichen  Figuren  in  den  Vasenbildem  dieser  Gruppe 
geben  die  Inschriften  zu  den  beiden  würdigen  und  stattlichen  älteren  Männern  in 
No.  42  HIPPO0ON  (Hippothoon)   und  KEUEO[^]  (Keleos)  den  festen  Anhalt  der  fir- 


a)  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tanii^e  1859.  p.   114,  Strube,   Studien  S.   17  f. 

b)  Gerhard,    Etrusk.    und  Campan.  Yasenbb.  Taf.   0,    Welckcr,    Alte  Denkm.  III.  Taf.   23. 
1.  mit  Beischrift:    APTAMI^. 

c)  Pausan.  I.  38.  6,  vergl.  Gerhard,  Griech.  Mythol.  §  331.   8.  a. 

dj  Compte-rendu  etc.  pour  lanni^e  1862  S.  33,  vergl.  pour  Vann^e  1859  p.  109  mit  Note  3. 


546 


m   MYTHE«  DKR  DEMETER  UND  KOHA. 


bUrung.  Keleos,  der  Köni^  voit  Eleiieis  nnd  Vater  des  Triptolei 
potboon.  nach  BpÄterer  Tradition  DemeterB  Wirtli  in  Elensis .  Vertreter  der  Phyle, 
zn  welcher  Eleaais  gehörte  nnd  diiee1l>8t  dnrch  eine  Capelle  an  der  heiligen  StrftBe 
geehrt") ,  atnd  nach  Maßfrabe  der  agrigentiner  Vaae  (No.  42)  bereite  tod  BmoD 
(Snppl.  8.  S  f.)  in  No.  45.  von  Heyderaann  in  No.  47.  von  Strnbe  Stndien 
8.  13)  in  dorn  Rve.  von  No.  4^1  ohne  Zweifel  mit  Recht  erknant  worden ,  ebenso 
Keleos  oder  Hippothoon,  von  denen  dem  erstem  mit  Strnbe  (a.  a.  0.  S.  12.)  der 
Vorzug  zn  geben ,  von  Jahn  in  No.  39  und  Keleos  wenigstens  mit  großer  Wahr- 
scbeinliclikeit  von  Stnibe  in  No.  3S.  Denn  der  Gedanke  Gerhards  [a.  a.  O.  r*. 
an  Hades  liegt  gewiß  viel  femer  nnd  der  Hund  neben  dieaem  Manne  Ußt  sieb 
sicherlieli  nicht  anf  Kerberos  beziehn ,  sondern  kann  nnr  als  ein  den  König  be- 
gleitendes Hausthier  verBlanden  werden.  Daß  der  Name  des  Keleos  auch  anf  den 
bärtigen  und  bescepterton .  offenbar  ähnlichen  Mann  in  No.  4ii  anzuwenden  »ei. 
wiederum  nicht  derjenige  des  Hades,  den  Gerliard  (».  a.  0.  r*.j  auch  hier  vor- 
schlug ,  wird  sich  wohl  von  selbst  verstehn  und  auch  für  No.  1 1  wUrde  die  P«B- 
lichkeit  des  Namens  dea  Keleos  auf  den  Mann  mit  dem  Scepter.  welcher  sieb  anf 
dem  mit  der  Vorderseite  eine  Composition  bildenden  Rvs.  an  Demeter  anM-blieOt, 
kaum  einem  Zweifel  begegnen ,  wenn  hier  nicht  der  »uf  denselben  folgende  Knabe 
mit  dem  Reifen  (Tpo/ö;)  nod  der  die  Gruppe  abschließende  Jflngling  Scliirierigkei- 
ten  machten,  welche  man  auf  keinen  Fall  ho  wohlfeilen  Kaufes  abtbnn  kann,  wie 
8trabe  (a.  a.  0.  Ö.  1S,j  es  mochte,  indem  er  sie  als  Brlldor  des  TriptoInnM 
faßt  und  nur  als  solche  für  verstHndlicb  erkiftrt.  Mit  dem  Reifen  ist  nicht  selm 
Ganymedea  versehn ,  und  zwar  nicht  allein  in  solchen  Vaaeubildem .  welche  Rein» 
Entf^ruug  durch  Zeus  in  Pereon  darstellen '') .  sondern  gelegentlich  auch  in  sol- 
chen, in  denen  er  als  Begleiter  oder  auch  als  Gegen hild  des  Zeus,  wahrscheiuüch 
um  der  Scene  eine  erotische  Bedeutung  zu  geben ,  der  Darstellung  eines  andcTn 
Gegenstandes  als  Nebenperson  hinzugefügt  isf^).  Der  Gedanke,  daß  Ganymedes 
ancb  hier  in  alintichem  Sinn  angebracht  und  daß  dann  folgeweise  in  der  Hantel- 
ßgor  neben  ihm  nicht  Keleos ,  »ondem  Zeus  zu  erkennen  sei ,  kann  wohl  nicht 
unbedingt  abgewiesen  werden.  Preilich  wird  dadurch  der  Jflngling  am  rKlitfn 
Ende  noch  nicht  erklärt.  Und  vielleicht  wird  man  gut  thnn .  auf  eine  Erklinins 
ganz  zu  verzichten :  denn  der  Stil  dieses  Bildes .  ganz  besonders  aber  die  Daniel- 
lung  der  fraglichen  Mantelfigur  und  des  sie  begleiteuden  Knaben  i^t  in  dem  Grailr 
oigentbflmlich .  Iminahe  machte  man  üiigen  o  verfratzt o  ,  daß  es  zweifelhaft  «inl, 
ob  der  Maler  selbst  sich  genaue  Rechenschaft  über  die  Bedeutung  seiner  li^raB 
und  ihren  Zusammenhang  gegeben  hat. 

Endlieh  alier  wird  der  tlironende  König  am  rechten  Ende  von  No.  41  ahti' 
mals  mit  ätnibe  Ja.  a.  0.  8,  I  T  nach  dem  ganzen  Zusammenhiuigi!  der  Con^»- 
aition ,  auf  welchen  (Ihrigen»  noch  zurückzukommen  sein  wird .  anglolcb  wahr- 
seboinlichor  Keleos.  als  mit  Wolcker  Zeus  oder  mit  Gerbard  <».  a.  U.  o>.)  Pla- 
ton  oder  Hades  zu  nennen  sein.  1 


»)  Vorgl.  I'rellor,  Uomelur  und  PBraephoim  H,    lOs  f.   mit  Not»  78. 

b)  Hd.  II.  S.  älßr..   Ileydeiuuin.    Iliill.  dell'  Ihm.  vnii   tM>n  p.   Ue, 

c)  So  t.   B.  In  der  borllncr  ('irt)iirt«ll»v»iH  bei  Gorhud,    Apnl.  Vueubb.   T»f.  I' 
berolHlMr   RIMirw.  Tif.  X.  Nu.  5,  vergl.  S.  222  und  WaUker,  Alta  Deukm.  V.  5.  MI. 


9.    TRIPTOLEM08.  547 

Wenn  nnn  aber  in  den  die  Mittelgruppe  nmgebenden  Männergestalten  in  einer 
Reihe  von  Fällen  unzweifelhaft,  und  überall  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  die 
dem  Triptolemos  verwandten  eleusinischen  Anakten  erkannt  werden,  so  liegt  ge- 
wiß Nichts  näher,  als  in  den  diesen  gesellten  Frauen,  da  wo  diese  nicht  durch 
Attribute  oder  durch  sonstige  Umstände  als  Göttinnen  bezeichnet  werden,  die 
weiblichen  Mitglieder  des  Hauses  des  Triptolemos  oder  Keleos ,  Metaneira  und  ihrd 
Töchter  zu  erkennen,  und  zwar  um  so  mehr,  als  diese  in  dem  Mythus  von  Deme- 
ter 8  Einkehr  in  Eleusis  eine  persönlich  hervortretende  Rolle  spielen. 

Dem  gemäß  sind  denn  auch  von  Strube  (a.  a.  0.  S.  13]  die  Frauen  auf 
dem  Rvs.  von  No.  43  und,  in  Übereinstimmung  mit  Gerhard  (a.  a.  0.  in  w.)  in 
No.  46,  von  Brunn  (Suppl.  a.  a.  0.)  diejenigen  in  No.  45  mit  diesen  Namen 
belegt  und  als  Angehörige  des  Triptolemos  bezeichnet  worden.  Und  dafür,  daß 
diese  in  der  That  zu  erkennen  seien,  spricht,  außer  dem  vorangestellten  allge- 
meinen Grunde,  in  No.  43,  wie  ebenfalls  schon  Strube  bemerkt  hat,  der  Um- 
stand, daß  eine  der  Frauen  durch  die  von  ihr  gehaltene  Schale  als  an  der  Ab- 
schiedssponde  betheiligt  dargestellt  ist.  Denn  wenn  in  No.  42  auch  Kora  eine 
solche  Schale  hält,  so  befindet  sie  sich  dabei  in  einer  andern  Stellung  zum  Gan- 
zen der  Composition.  Dasselbe  Motiv  wiederholt  sich  bei  zweien  von  den  außer 
den  Göttinnen  in  No.  46  anwesenden  Frauen,  deren  eine  weiter  durch  das  Ge- 
spräch, welches  sie  mit  dem  wahrscheinlich  als  Hippothoon  zu  erklärenden  Manne 
links  führt,  als  zur  Familie  gehörig  bezeichnet  wird,  während  die  dritte,  dem 
Keleos  zunächst  stehende  außerdem  durch  den  Schleier  wahrscheinlich  als  Meta- 
neira charakterisirt  ist.  Diejenige  vor  dieser  und  die  eben  erwähnte  am  linken 
Ende  des  Bildes  werden  demnach  als  Schwestern  des  Triptolemos  zu  gelten  haben. 
Denn  die  Ähren,  welche  außer  Demeter  alle  weiblichen  Figuren  dieses  Bildes  in 
Händen  haben,  können,  wie  auch  Strube  schon  bemerkt  hat  (a.  a.  0.  S.  13 
Anm. '*'*)  in  dieser  späten  und  flüchtigen  Malerei  kaum  für  mehr  als  eine  willkür- 
liche Zuthat  des  Malers  gelten  und  sind  gewiß  nicht  im  Stande,  die  sämmtlichen 
Franen  als  daemonische  Wesen  aus  dem  Ejreise  der  Demeter,  etwa  als  Hören, 
zu  erweisen. 

Was  aber  No.  45  anlangt,  ist  schon  oben  (S.  544)  geltend  gemacht  worden 
was  dagegen  spricht,  mit  Brunn  in  der  von  Hermes  angeredeten  Frau  Metaneira 
zn  erkennen;  für  die  beiden  zwischen  Hermes  und  Hippothoon  angebrachten  aber 
bt  die  auch  von  Brunn  angenommene  Bezeichnung  als  Keleostöchter  oder  Schwe- 
stern des  Triptolemos  in  alle  Wege  die  wahrscheinlichste,  wobei  die  von  Brunn 
hervorgehobene  lose  Verknüpfung  derselben  mit  der  ganzen  Composition,  welche 
sie  als  Füllfiguren  erscheinen  läßt,  die  möglicherweise,  wie  Brunn  meint,  nur  zu 
Gonsten  der  genauem  Correspondenz  mit  der  Figurenzahl  auf  einer  mit  dieser  zu- 
sammengehörigen Vase^)  hier  aufgenommen  sind,  nicht  unbemerkt  bleiben  soll. 
Daß  die  eine  dieser  Figuren  durch  das  Erscheinen  des  Hermes  in  dieser  Versamm- 
lung erschreckt  erscheint  und  von  dem  Gotte  hin  wegeilt,  kann  man  nicht  unpas- 
send finden;  die  von  beiden  gehaltenen  Fackeln  wird  man  auf  eleusinisches  Prie- 
sterthum  des  ganzen  Hauses  des  Keleos  und  der  Metaneira  beziehn  dürfen. 


a)  Abgeb.  Mon.  deli'  Inst.  VI.  tav.  58.  2,    iviederholt  bei  Welcker,    Alte  Denkm.    V.  Taf. 

9A     • 


548  lü.  MYTHEN  DEB  BEMETER  UND  KORA. 

Stärker ,  als  die  übrigen  Bilder  von  einander ,  weicht  von  allen  die  Kylix  des 
Brygos  No.  44  ab,  deren  Darstellung  der  Triptolemosanssendung ,  wie  dies  auch 
Brunn  ausspricht,  von  Strube  ungleich  richtiger,  als  von  Welcker  (Alte  Denkm. 
III.  S.  93  flf.)  und  von  Gerhard  (a.  a.  0.  unter  u^.)  erklärt  worden  ist.  Den 
Mittelpunkt  bildet  auch  hier  Triptolemos  auf  dem  Flflgelwagen  (gewiß  nicht  Deme- 
ter, wie  Welcker  wollte),  mit  sehr  mangelhaft  gemalten  Ähren  in  der  Linken, 
welche  aber  gleichwohl  kaum,  mit  Welcker,  für  Mohnköpfe  erklärt  werden 
können. 

Die  Schale  zur  Spende  streckt  er  in  der  Rechten  vor,  gans  so  wie  in  <icE::*"^n 
Bildern,  in  welchem  ihm  Demeter  einschenkt.  Dies  aber  geschieht  hier  nicht  ,^^-i 
vielmehr  stehn  dem  Tinptolemos ,  eingefaßt  durch  zwei  Säulen,  welche  ohne  Zwei  ^^j_ 
fei  den  Tempel  bezeichnen  sollen  ,  hier  die  beiden  Göttinnen  gegenüber,  die  erstere^^,.^ 
welche  lebhaft  zu  ihm  rede];,  mit  einer  Blume ,  die  hintere  mit  einer  kurzen  ^^^^^^^«1 
in  der  Hand.     Ob  man  jene   oder  diese  mit  Demeters  Namen  belegen  soll, 


mag 
zweifelhaft  sein,    da   von  einer  charakteristischen  Verschiedenheit  kaum  die  Re^j 


sein  kann.     Wenngleich  aber  die  Blume  oder  ihr  Analogon,  der  Kranz,  die  Ti 
nie  und   die  Perlenschnur   in  drei  andern  Bildern    (in.   17.  21  V.  39)    in  Ko^r^nw 
Hand   sich  befinden ,    ist   doch  hier ,    der  Anrede   an  Triptolemos  wegen    in  ^^    ^^j 
voranstehenden  Frau  Demeter  wahrscheinlicher.     Die  dritte  Frau ,  hinter  TriptcErrrDJe- 
mos'   Wi^n,    welche  gegen  die  geflügelte  vierte,   welche  eine  Kanne  hält,  ^^ 

Phiale  ausstreckt,  hat  Strube  Metaneira  wie  den  thronenden  König  am  rectrmtefl 
Ende,  der  ebenfalls  eine  Schale  handhabt,  Keleos  benannt,  welche  beiden  El — ^^^ 
dem  scheidenden  Sohne  den  Abschiedstrunk  zutrinken  oder  genauer  Keleos  ^^^em 
Triptolemos ,  während  Metaneira  dem  jungen  Bewaffneten  am  linken  Ende ,  in  """^rei- 
chem Strube  den  Eumolpos  erkennen  möchte,  ein  ttTvs  xal  ou  zurufe.  Die  Be- 
deutung dieses  letzten  Actes  dürfte  kaum  ganz  klar  sein;  wenn  wir  aber  ^xisosft 
dem  oben  (S.  536)  Bemerkten  hier  vielmehr  die  gemeinsame  ^M)nde  der  FtL^maUj^ 
vor  dem  Abschiede  des  Sohnes  aus  dem  Eltemhause  erkennen ,  so  finden  sic^li  gQ 
eben  einem  solchen  Acte  so  viele  Analogien  in  eigentlichen  Familienseenen  >  daß 
damit  die  Sache  in  Ordnung  sein  dürfte,  wenn  nur  noch  erwähnt  wird,  dafi  am 
Gründen,  welche  früher  (oben  S.  343  f.)  entwickelt  worden  sind,  der  bewafi^e^ 
Jüngling  eher  mit  dem  Namen  des  Kychreus,  des  ap.<p(7roXoc  der  Demeter,  üb  mit 
dem  des  Eumolpos  zu  belegen  sein  wird ,  weil  nur  dadurch  der  Zusammenhang  der 
augenscheinlich  zusammengehörigen  drei  Bilder  dieser  Kylix  gewahrt  wird.  D»ß  J-.  i 
in  der  Frau  mit  den  beiden  Fackeln  unmittelbar  vor  ihm  Hekate  zu  erkenneB  sei, 
kann  kaum  zweifelhaft  genannt  werden  (s.  oben  S.  544)  und  nur  für  die  Flflgel- 
frau  mit  der  Kanne  mag  man  zwischen  dem  von  Strube  vorgeschlagenen  Namen  1^^^ 
der  Iris  und  dem  von  Stephani^)  vorgezogenen  der  Nike  schwanken,  wird  »ck  |^  ^ 
aber  wahrscheinlicher  für  den  letztern   entscheiden.     Denn  wenn  Strube,   wdcher  ^ 

daran  erinnert,    daß  Iris  schon   im  homerischen   Demeterhymnus  vorkomme,  «»'        l:^^ 
nimmt ,  Iris  habe  hier  der  Demeter  die  Oinochoö  abgenommen ,  welche  ihren  Dien«* 
erfüllt  habe ,    so  mag  man  eine  solche  dienende  Handlung  für  Iris  an  sioli  sichi 


unpassend  finden,    obgleich   es  sich  fragt,    ob  man  dieselbe   in  dienender 
speciell  zu  Demeter   so  gesellt  denken  darf,    daß  man  diese  als  »Gebieterin«  ^^^ 


a)  Compte-rendü  etc.  pour  Tanntfe  1873.  S.   199,  vgl.  S.  165  und  1859.  p.  84. 


i 


t-. 


9.    TRIPT0LEM08.  549 

Iris  mit  Strnbe  zu  bezeichnen  ein  Recht  hat.  Und  wenn  Brunn  (Snppl.  S.  9)  in 
dieser  Iris  (als  Götterbotinj  eine  Parallele  zu  dem  Hermes  in  No.  45  erkennt,  so 
fingt  sich,  ob  Hermes  hier  nur  als  Bote  vom  Olymp  aufzufassen  sei  und  nicht 
yielmehr,  wie  in  I.  4,  vgl.  U.  16  (oben  S.  531  und  536  und  s.  unten  zu  No.  50, 
52  und  53]  bestimmt  ist,  dem  Triptolemos  bei  seiner  Fahrt  im  Auftrage  des  Zeus 
das  Geleit  zu  geben,  und  ob  man  dasselbe  von  Iris  hier  voraussetzen  darf.  Dagegen 
ist  Alles  erklärt,  wenn  man  mit  Stephan!  Nike  in  dem  Sinne  versteht,  daß  sie, 
wie  vielfach  sonst^j  spontan,  nicht  als  Dienerin  der  Demeter,  den  Trunk  zur 
Libation  einschenkend,  »durch  ihre  Theilnahme  an  dem  heiligen  Acte  das  Oelin- 
grai  des  bevorstehenden  schweren  Unternehmens  schon   im  voraus  andeutet«^). 

So  wie  diese  Kylix  des  Brygos  durch  ihre  Composition,  so  entfernt  sich  die- 
jenige  des  Hieron   No.  49   durch  das   in   ihr  dem  Kerne  der  Darstellung  beige- 
f&gte   reichliche   Götterpersonal   auf  den   ersten  Blick   so  weit  von  dem  Hauptbe- 
Stande  der  Bilder  dieser  Abtheilung,  daß  man  versucht  sein  könnte,  anzunehmen, 
sie  stehe   auf  einer  andern  Grundlage,    als  jene,    als  deren  Quelle  Strube  gewiß 
mit  Recht  die  einfache  epische  Poösie ,  ohne  Beimischung  irgendwelcher  mystischen 
Elemente    oder    der  wahrscheinlich    durch   die  dramatischen  Bearbeitungen  in  die 
Sage   gekommenen  neuen   Bestandtheile   angesprochen  hat.     Ja  man  könnte  einen 
Moment  lang  an  der  Zugehörigkeit  der  in  einem  Außenbilde  der  Kylix  vereinigten 
Gottergeseilschaft  zu  der  in  dem  andern  Außenbild  abgeschlossenen  Haupthandlnng 
xweifeln.     Aber  so  wie   der  auf  dem  Rvs.  angebrachte  Eumolpos  ( EVMOUPPO^) , 
ganz  abgesehn  von  seinem  und  des  Poseidon  die  beiden  Scenen  verbindenden  Um- 
achanen  nach  der  Haupthandlung ,  diesen  Zweifel  als  unberechtigt  erweist,  so  muß 
aelion  der  feine   archaische   Stil   der  Malerei  uns  verhindern,   fEir  die  Composition 
dea  Hieron  an  eine  andere  Quelle   als  das  Epos  zu  denken,    um  so  mehr,    wenn 
man  an   dieser  für  eine   nicht  geringe  Zahl  viel  späterer  Vasengemftlde  festhält. 
Wenn  uns  nun  aber  das  Eingreifen  der  Hekate  in  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen, 
dai^enige  des  Hermes   sowie   schon   in  I.  4  und  II.   16,    so  in  45,  dasjenige  der 
Mike  in  44,  dasjenige  der  Artemis  in  48,  dasjenige  einer  Hora  in  43   (und  viel- 
leicht 48)  hieran  nicht  gehindert  hat,    so  braucht  uns  die  in  der  Composition  des 
Hieron  beliebte  Anwesenheit  des  Zeus  (lEV^j,  des  Dionysos  (AIQNV^O^) ,  des  Po- 
leidon    (TIO^EIAON)    mit  Amphitrite    (AN^ITPITE)    nicht  daran  zu  hindern,  wenn 
wir  ans   nur  über  den  Grund   der  Verbindung  dieser  Götter  mit  der  Aussendung 
des  Triptolemos   Rechenschaft    geben.     Von    irgendwelcher   Mystik    ist    auch  hier 
keine   Rede,    wie   dies   schon  Kekule^)    richtig   ausgesprochen   hat,    der  sich  nur 
nicht  hätte  begnügen  sollen,  zu  sagen,  Hieron  habe  aus  der  Menge   der  nach  der 
iaiieriiehen  Natur  des  Mythus  möglichen  Personen   diejenigen  ausgewählt,    welche 
Qua  ftar  diesen   Fall  besser  als  andere   gefallen  haben.     Zeus  ist  anwesend  nicht 
allein  als  der  Lenker  der  Welt,    der  im  Saatregen  Gedeihen   giebt,   sondern  als 
dfiijenige,   welchem   die  von  Kora  ministrirte  Spende  des  Triptolemos  ausgegossen 
lird,  an  welchen  das  Gebet  des  Scheidenden  gerichtet  ist;   Dionysos  gewiß  nicht 


t)  S.  Stephan  a.  a.  0.  S.   142  mit   Note  2,  165,   169,   171  f.,  1S2  fT.  u.  vgl.  das  Register 
uter:    »I^ike  Ubirend«  und  »Nike  mit  Prochus«. 

b)  Vergl.  Stephani  a.  a.  O.  im  Register  unter:  »Nike  proleptisch« . 
e)  Ann.  deU^  Inst,  von  1872  (XLIV)  p.  228. 


550  III.  MYTHEN  DER  DEMETER  UND  KORA. 

in   seiner  spätem  Vennischnng  mit   lakchos^^  ,    sondeiii   als  der  Gott  des  Weines 
oder,    weiter  gefaßt,    ou   fxovov   tou   oivou,    aX>va   xal  iraoTj«;   uypäc  fooecoc^    wie 
Plntarch  sagt    (de  Is.  et  Os.   35) ,    der  o^pa  tpo^pi] ,    das   Gegenbild  der  Demeter 
als  der  Göttin    des   Getraides    oder  der    Er^pa  tpotpi]**) ,    dessen   Cnltns   in  uralter 
Zeit  in  Attika  und  auch  in  Elensis  eingedrungen  war^j  und  den  oder  dessen  Heros 
Ikarios  wir  schon  in  den  sehwarzfigurigen  Vasenbildem  I.  4  und  5  (s.  oben  8.  531) 
als  Gegenstück   zu   dem  auf  seiner  Fahrt  begriffenen  Triptolemos,    und  zwar  wie     ,^ 
diesen  auf  einem  Wagen   fahrend,    also   seine  Gaben  verbreitend  gefunden  haben.  _^ 
Poseidon    aber  ist  bekanntlich    der   Vater  des  thrakisch-eleusinischen  Heros  und^^^^ 
Demeter-  und  Dionysospriesters  Eumolpos,   der   im  eleusinischen  Kriege  den  Cnl — -J^. 
tns  des  Poseidon  gegen  Erechtheus,  den  Heros  des  Athenacultus,  vertritt^).     Un 
eben   deswegen   ist  er   in  dem  Gemälde  des  Hieron  als  das  stricte  Gegenbild 
Eumolpos ,  sitzend  und  zu  der  Haupthandlung  umschauend  angebracht.     Daß 
endlich  Amphitrite,    welche  hier  keine  besondere  Bedeutung  hat,   dem  Posei 
beigesellt  ist,    erklärt  sich  einfach   aus   der  sehr  gewöhnlichen  Verbindung 
beiden    göttlichen    Gatten®].     Daß    dem  Eumolpos  als   priesterlichem   Sänger 
apollinische  Schwan  beigegeben  sei,  hat  schon  Kekul6  (a.  a.  0.)  ausgesprochen. 
Und  somit  bleibt  eine  einzige  Figur  in  dieser  ganzen  Gruppe  von  unter  e 
ander  zunächst  verwandten  Vasenbildem  übrig,  welche  sich  von  den  übrigen, 
zur  Darstellung  gelangten  Personen    als  fremdartig  unterscheidet,    der  Greis 
Scepter  und  Füllhorn  am   linken  Ende   von  No.  48.     Gerhard,    welcher  in  e 
ganzen  Reihe  von  Gemälden   die  Anwesenheit  von  Hades  angenommen  hat, 
begreiflicher  Weise  kein  Bedenken  getragen ,  auch  hier  (a.  a.  0.  in  x)  diese 
senfigur  mit  diesem  Namen  zu  belegen,  und  damit  stimmen  mehre  andere  ErkläK-^t/^r; 
überein,  während  Andere^}  an   Plutos  dachten.     Allein  gegen  diese  beiden     Be^ 
nennungen  hat  Stephani^)  schwer  wiegende,  ja  in  der  Hauptsache  wohl  enf^ehei- 
dende  Gründe  geltend  gemacht  und  dagegen ,  nachdem  er  im  Vorbeigehn  die,  aller- 
dings kaum  anzuerkennende,  Möglichkeit  ausgesprochen,  es  sei  die  Personifiealion 
des  Jahres  'Eviauto?  zu   erkennen,    den   Namen   des  'Aifado;   Aa(|Aa>v  vorge- 
schlagen, und  zwar  mit  um  so  größerer  Wahrscheinlichkeit ,  als  er  sich  für  dessen        \u 
Darstellung  als  Greis  mit  dem  FülUiorn  auf  die  Parallele  in  einem  seitdem  *}  publi-^ 
cirten  attischen  Relief  berufen  konnte,    in  welchem  der  in  Frage  stehenden  Figa"^ 
der  Name  (AFAGOZ  AA  •  •  •  N)  beigeschrieben  ist.     Nun   ist  ja  freilich  wohl  nidp- 


03 


a)  Preller,  Griech.  Mythol.  I.«  S.  613  ff. 

b)  S.  Preller  a.  a.  0.  S.  556. 
o)  Yergl.  Stephan!  im  Coropte-rendu  u.  s.  w.  pour  Tanntfe  1859  p.  116,  pour  rannte  1862  S.  45 

d)  Preller  a.  a.  0.  II.  S.  152  f.    Vergl.  besonders  Eurip.  fragmm.  Erechth.   17.  46  (Matth.) 
oi8    dvr'  dXa(ac  ypua^T);  xe  Y<5pYO^oc  Tptaivav  ^p%-^   axäaav   is  ttöXcoic  ßddpotc  E&(ioXiro;  .  .  . 
dvaCT^^I^ei  ore^pavoiaiv. 

e)  Vergl.  oben  S.  350  f. 

f)  So  Müller  in   der  altern  Ausg.    der  Denkm.  d.  a.  Kunst  zu  II.  No.  HO,    Wieseler 
in  der  zweiten  Ausg.  mit  Nachdruck:    »kein  Anderer  als  Pluton-Hades «  (vergl.  aber  Anm.  3S 
Weicker,    Alte  Denkm.  III.  S.   103. 

g)  Lenormant  u.  de  Witte,  fil.  c^ram.  III.  p.   172,   Strube  a.  a.  O.  8.   18. 
h)  Compte-rendu  etc.  pour  l'annee  1859  p.  110.    Vergl.  auch  Wieseler,    Üb.  ein  Votivrel- 

aus  Megara  S.  12  mit  Anm.  48. 

i)  Bei  R.  Schöne,  Griech.  Reliefs  aus  athen.  Sammlungen  Taf.  XXVI.  No.  109,  vergl.  S.       -53. 


^■ 


.), 


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9.    TRTPTOLEM08.  551 

ZQ  Iftugnen ,  daß  uns  die  Gestalt  eines  halbwegs  allegorischen  oder  wenigstens  zn 
einem  bestimmten  mythologischen  Leben  nicht  gelangten  Wesens  im  Agathos  Daimon 
in  diesem  Kreise  und  gegenüber  den  anderen  Gottheiten,  welche  wir  in  demselben 
gefunden  haben ,  einigermaßen  fremdartig  anmuthet  und  die  Annahme ,  der  auch 
Stmbe  gefolgt  ist,  zu  begründen  scheint,  daß  die  Vase  No.  48  auf  einer  andern 
Grundlage  ruhe,  als  die  in  dieser  Gruppe  (V.)  zusammengestellten.  Aber  es  darf 
nicht  vergessen  werden,  daß  der  Agathos  Daimon  nicht  allein,  wenngleich  vielleicht 
in  anderer  Gestalt  (feststeht  dies  nicht) ,  schon  in  der  besten  Kunstzeit  plastisch  ge- 
bildet und  80  zu  realer  Persönlichkeit  geführt  worden  ist*),  sondern  daß  er  im 
Volksglauben  lebendig  genug  empfunden  wurde,  und  zwar  als  ein  auch  dem  Kreise 
des  Ackerbaus  und  des  Weinbaus  angehörendes,  segenspendendes  Wesen ^,,  dem 
ja  anch  Euphranor,  um  von  dem  immerhin  zweifelhaften  Relief  im  britischen  Mu- 
senm*')  zu  schweigen,  Ähren  und  Mohn  und  eine  Phiale  al^  Attribute  in  die  Hände 
gegeben  hatte.  Sieht  man  daher  auch  von  der  nicht  ganz  sichern  Verbindung  des 
Agathos  Daimon  mit  dem  Cultus  der  Demeter  und  Kora  in  Lebadeia  ab,  welche 
Stephani^)  durch  Pausanias  (IX.  39.  5  und  13)  für  bezeugt  hält  und  welche 
ohnehin ,  als  in  einem  eigenthümlichen  Localcultus  bestehende ,  kaum  Etwas  be- 
weisen würde,  so  dürfte  in  dem  Angedeuteten  hinlänglicher  Anhalt  zu  der  Ansicht 
gegeben  sein,  daß  der  Maler  des  in  Rede  stehenden  Bildes  so  wenig  wie  irgend 
einer  der  Urheber  der  anderen  Gemälde  dieser  Gruppe  aus  irgendwelcher  Mystik 
zn  schöpfen  brauchte,  um  den  guten  Geist  des  Segens  im  Ackerfeld  und  im  Wein- 
berge der  Scene  der  Triptolemosaussendung  beizugesellen ,  daß  dazu  vielmehr  ein 
Zurückgreifen  auf  den  allgemeinen  Volksglauben  vollkommen  ausreichte.  Es  dürfte 
also  anch  kein  entscheidender  Grund  vorliegen,  um  dieses  Vasengemälde  aus  dem 
Zusammenhange  mit  denen  zu  lösen ,  mit  welchen  es  die  gleichen  Compositions- 
notive  verbinden,  und  es  zu  derjenigen  Gruppe  von  Gemälden  zu  stellen,  welche 
nicht  allein  im  Personal,  wenigstens  zum  Theil,  sondern  auch,  was  hier  in  erster 
Linie  in  Betracht  kommt,  in  der  Composition  sich  von  allen  bisherigen  in  der  Ge- 
9ammtanordnung  unterscheidet  und  sich  eben  so  bestimmt  als  eine  letzte ,  in  sich 
verfonndene  Gruppe  zu  erkennen  giebt. 

Sondern  wir  aus  derselben  auch  die  von  Strube  (S.  15.  a.  und  a^.)  ihr  zuge- 
2Ablten  Einzeldarstellungen  des  Triptolemos  aus,  welche  oben  in  die  IV.  Gruppe 
mit  einigen  anderen  zusammengestellt  worden  sind,  so  bleiben,  so  weit  unsere  Kunde 
'^laher  reicht,  für  diese  letzte  Gruppe  nur  4  Vasenbilder  übrig: 

VI.  50.  Amphora  lOxybaphon)  aus  Piedimonte  d'Alife  im  Museo  Nazionale  in 
Neapel  No.  3245.    Unedirt«).    S.  Atlas  Taf.  XVI.  No.  16. 

51.  Apulische  Amphora   in  der  kaiserl.  Ermitage   in  St.  Petersburg  No.  350. 


•)  Von  Praxiteles,  s.  Plin.  N.  H.  XXXVI.  23  und  Euphranor  Plin.  ibid.  XXXIV.  77,  vergl. 
8t«phani  a.  a.  0.  p.  111.  Note  4.    Wieseler  a.  a.  0. 

b)  Vergl.  Preller,  Grlech.  Mythol.  1.2  S.  422  f.,  Plntarch.  Quaest.  Symp.  VIII.   10.  3. 

c)  S.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  942. 

d)  Compte-renda  a.  a.  0.  p.  110.  mit  Note  3. 

c)  Bei  Stephani  (C.  R.  1859)  No.  15,  bei  Gerhard  und  Strube  (S.  9),  an  entschieden  un- 
Ticliügei  Stelle  angeführt,  q.  Vergl.  Minervini  im  Rnll.  Arch.  Napol.  N.  S.  II.  p.  97  sq.,  Heyde- 
mano,  Die  Vasennamml.  de.«i  Mus.  Naz.  in  Neapel  8.  557  f. 

Ottrback,  Knastmythologie.  III.  36 


k 


III.    MrniEN  DF-It  UF-MKTKtt  CNIi  KORA. 

Compte-rendu    etc.   poiir   l'anni?e    1&H2  Taf.  IV  .     S.  Atl>»  10,1 
Nö.  lii.    iiiacbrift«n :  AHMHTHP,  TPIITTOAEMOZ,  A»POÄlTH,  PEISfi.  t-nPAl  und  udIcd 
Über  einem  Fliiaae:    NEIAOI. 

52.  A]   lisclie  Amphora  aus  der  PüuiHtowsky'ücheu  Sammluug   in   derjenigen 

des  Vatican     Abgeli.  bei  Visconti,  opere  variß  II.  tav.  I .'')   8.  Atlas  Taf.  XVI.  Ne.  15. 

5:t.         tev  aus  Arment«  im   Muaeo   Naziouale  in  Neapel  Üo.  69U.     Ab)^b. 

h.  Stmbe,  I     pplement  zu  ilen  Stiidieu  über  den  Bilclerkreis  von  Elcnsis.  Taf.  U.' 

3  .  XVI.  No.  14. 

mbes   [a.  a.  0.  S.  15]   besonders  nachdrileklicber  Behauptung,   welcbe 
m  Suppl.  ii.  H.  O.)   am  ansfOhTlichsten  dargelegt  worden  ist.  wjtre  in 
I  anbilderu    gegenüber  denen  der  früheren  Gruppen;    »Stil.  ComiMiaitions- 

weise,  1  jendes  Personal  in  gleicher  Weise  verändert."  Ob  dies  wirklich  in 
dem  Maße  aer  Falle  sei,  wie  Stmbe  und  Uinuu  angenommen  haben,  wird  sich  nur 
durch  eine  genaue  Einzolbetruchtung  und  durcli  eine  sorgfttitigo  Prüfung  der  von 
den  genannten  Gelehrten  f(lr  die  Personen  dieser  Bilder  HufgestolIt«D  Namen  «nt— 
scheiden  lassen.  Was  aber  die  Qaelien  dieser  Qemfllde  anlangt,  mag  im  Allgn- 
meinon  als  waliraebeinlich  betrachtet  werden .  daß  ihnen  eine  dramatische  B>^- 
arboitimg  des  Triptolemosmythns  zum  Orunde  liege ,  wie  dies  bei^onders  Stnilr 
nachzuweisen  sich  bemttht  hat,  und  als  sicher  kann  gelten,  daß  von  den  Mj'StericD 
lind  von  dem,  was  ihnen  Priesterliches  eigen thüml ich  war,  in  diesen  Bildern  eben 
Sil  wenig  wie  in  denen  der  früheren  Gruppen  irgend  ßtwaa  uachxuwfiaeu  int.  Stkr 
zweifelhaft  dagegen  ist,  ob  und  in  wie  weit  der  Triptolemos  des  Sopholüeii.  Ji» 
Welcker''  als  eine  Tragoedie  zu  recoustruircn  versncht  bat.  als  ihre  Urundlage  gelttii 
kann.  Denn  um  di<^s  zu  beurteilen,  ist  unsere  Kenntniß  von  diesem  Urama.  vim 
dem  wir,  uiiiii'V  rirR-r  Anhübe  des  Uionyaios  von  Ihilioirnuß'  (it.cr  ■■ior  liin 
nicht  in  Betracht  kommende  Einzelheit,  nur  abgerissene  Fragmente']  besitien,  nel 
zn  mangelhaft.  Und  grade  das,  was  Stmbe  (a.  a.  0.  S.  16  f.  n.  20  f.)  am  i»- 
mittelbarsten  aus  dem  Triptolemos  des  Sophokles  hatte  ableiten  wollen,  die  Aoit- 
8aXfa  und  Alles  was  damit  in  seiner  Behandlung  dieser  Vaaengemtlde  Abentenu- 
Hches  und  Grund  verkehrtes  zusammenhängt,  dies  hat  er  selbst  In  bald  gewoaiwKr 
besserer  Erkenntniß  (a.  a.  0.  im  Nachwort  S.  lOU  f.)  aufgegeben  und  es  ist  m- 
nöthig  dabei  jetzt  noch  selbst  nur  mit  einem  Worte  zu  verweilen.  Auch  in  wie- 
fern orphische  Poesie  oder  Genealogie  in  diese  Bilder  hineinspielt'),  darflber  ÜH 
sich  nur  im  Zusammenhange  mit  der  Benennang  einer  Fignr  in  52  nnd  53  (a.  iutai]> 


a)  Bei  Slepbini  No.  9,  bei  tieihaid  und  Stinbe  (.S.  15)  i*.  Vergl.  (Stephul)  Dte  Vum- 
nmmlung  der  kila.  Ermlt.   I.  S.   le3  f.,  Compte-rendu  i.  ».  O.  S.  54  ff. 

b)  Bei  StephanI  No.  35,  bei  Qeihitd  ood  Stmbe  i.  PDr  die  treltnen  zaUreleben  AbbOdupi 
und  die  bedeutende  Litteralur  dieser  berflhml«!!  Vh«  veigl.  Stephuil  a.  i.  O.  ond  1B61  S.  Il- 
aerbard a.  a.  O. 

e)  Bei  Stepbani  No.  14,  bei  Gerhard  und  Strube  y.  Vergt.  Gerhard  u.  Ptnofka.  •ietf.  a\- 
Bildwerke  S.  264,  Miuervini  im  Bull.  Arch.  Napol.  I.  p.  53.  Heydemann  a.  a.  0.  S.  »1-, 
Brunn  bei  Slrobe  a.  a.  O.  S.  10  IT.  Den  Rvs.  bildet  das  Amyiuonegemalda  im  AlUa  Tat.  XID 
No.   15. 

d)  Oriech.  Tragoedlen  I.   S.  !99  ff.,  Preller,  Demeter  u.  Periephono  S.  303  ff. 

e)  Dionyi.  Hallcarn.   Ant.  Rom.  I.   12. 

f)  Supbocl.   Fragm.  536—555  ed.  Nauok. 

g)  Vergl.  Brunn  im  Suppl.  S.   13. 


9     TRIPTOLEM08.  553 

welche  bei  der  Striibe-Brunn'scben  Erklärung  hierauf  hinweisen  würde,  entscheiden, 
muß  also  hier  einstweilen  dahingestellt  bleiben. 

Von  den  Bildera  selbst  hat  bereits  Brunn  (a.  a.  0.  S.  10  flF.)  die  drei  51  —  53, 
welche  ihm  näher  bekannt  waren  und  welche  er  nach  iliren  Aufbewalirungsorten 
mit  R.  (Russland),  V.  ^Vatican)  und  N.  (Neapel)  bezeichnet  hat,  in  eine  ver- 
gleichende Beti'achtung  gestellt,  der  hier  unter  Beiziehung  des  vierten,  Brunn  noch 
unbekannten,    50,  in  der  Hauptsache  gefolgt  werden  kann. 

Triptolemos   erscheint   in  diesen   in .  zwei  Figurenreihen   (Vorder-  und  Hinteiv 
grund?)   componii*ten  Bildern  in  der  Regel   im  Mittelpunkte  der  untern,  nur  in  50 
in  dem  der  obern  Reihe.     Sein  Wagen   ist  tiberall  fast   in  die  Vorderansicht 
gestellt  und  er  selbst  steht  in  51 — 53,  ebenfalls  in  der  Vorderansicht,  auf  dem- 
selben ;    nur  in  50  ist  er  ins  Profil  gertickt  und  auch  nur  hier  sitzend,  wie  in  den 
frtiheren  Gruppen  dargestellt.    Dies  und  die  Stellung  der  Demeter  dem  Triptolemos 
gegenüber,  der  Kora  hinter  ihm  mag  Gerhard  (a.  a.  0.  in  q.)  und  den,  weil  die 
Vase  unedirt  war,  von  diesem  abhängigen  Strube  (S.  9j  veranlaßt  haben,  das  Bild, 
welches  stilistisch  unbedingt  in  diese  Gruppe  gehört,  ohne  Rücksicht  auf  die  Neben- 
figuren,   an   ganz   falscher  Stelle   anzuführen.     Mit  dem  Wagen   sind   einige  nicht 
gleiehgiltige  Veränderungen  vorgenommen.     Die  gi'oßen  Fitigel,    welche   denselben 
in  den  Vasenbildem  der  II. — V.  Gruppe  als  das  von  der  Göttin  zur  Luftfahrt  über 
Land  und  Meer  bestimmte  Vehikel  charakterisiren,  sind  nur  in  50  in  ihrer  ganzen 
Größe,    wenngleich  viel  weniger   stilisirt,    als  in  älteren  Bildern,    sehr  zusammen- 
geschrumpft in  52  beibehalten,  in  51   und  53  dagegen  ganz  aufgegeben.     No.  50 
zeigt   auch   keine  Schlangen    als   Zugthiore,   welche   als    die    heiligen   Thiere    der 
Demeter^)  den  offenbaren  Ersatz  für  die  Fitigel  bilden;    in  51 — 53  dagegen   sind 
sie  zu  gewaltigen,  vielfach  geringelten,  m.  o.  w.  deutlich  um  die  Axe  des  Wagens 
geschlungenen  Drachen  geworden,    während  sie,    die  Bilder  IV.  31  und  höchstens 
ooeh  35   ausgenommen,    da  wo  sie    in  den  Gemälden   der  frtiheren  Gruppen  vor- 
komoaen,  entweder  wie  Stützen  der  Armlehnen  behandelt  sind  (III.  21,  V.  42.  49.) 
oder  doch,  wenn  an  den  Axen  angebracht,    vergleichsweise  in  unbedeutenden  und 
kleinen  Formen  erscheinen   III.   26,  V.   46.).     Ob  man  die  Schlangen  am  Wagen 
des  Triptolemos  so  unbedingt,    wie  Strube   (S.    15  f.)   es  thut,  von  den  scenischen 
Darstellungen   ableiten   und   mit   dem   sophokleYschen   Fragment  aus  dem  »Tripto- 
lemos « :  opaxovTs  Oaipov  aficpiTiXl^  siXt^c^ots   in  Zusammenhang  bringen   dtirfe ,    ist 
dnreh  die   strengen  Vasenbilder  V.  42.  und  49.  zweifelhaft.     Als  »Zusatz  des  co- 
l^irenden  (?)  Malers  a  (Strube  denkt  an  archaisirende,  nicht  echt  alterthtimliche  Vasen- 
iKialerei)  kann  man  sie  gewiß  nicht  abthnn ;  daß  sie  in  Btihnendarstellungen  vorge- 
kommen sein  mOgen,  soll  nicht  gradezu  geläugnet  werden,  aber  eben  so  wenig  darf  man 
t&beraefan,  daß  sie  zu  der  Ausstattung  der  eleusinischen  Cnltusdarstellungen  gehörten^) 

ä)  Besonders  charakteristisch  hierfür  das  Fragment  aus  Florus  im  N.  Rhein.  Mus.  von  1842 
1^1.")  S.  306:  non  aliter  ....  sacer  ille  iuvenis  terras  pervolitavit,  cui  Terra  mater  capaces  one- 
rmveimt  frogibus  amictus  et,  cum  alite  serpente  currum  ipsa  iunxisset,  nisi  toto  erbe  pera- 
Cixato  vetuit  suas  redire  serpentes.  Yergl.  über  den  Wagen  des  Triptolemos  und  seine 
^enchiedene  Ausstattung:  Preller,  Demeter  u.  Persephone  S.  310  f.,  Stephan!  im  Conipte-rendu 
e*«.  pour  rannte  1859  p.  99,  Gerhard,  Üb.  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  II.  (Ges.  akad.  Abhh.  II.) 
B,  416.  Note  233. 

b)  Vergl.  Heruiann-Stark.   Gottesdienst!.   Alterth.  §  5.5,  besond.  Ann».  28,  auch  Förster,  Der 
^ttb  u.  d.  Rückkehr  der  Persephone  S.  20  ff. 


oo  * 


554 


III.    MYTUEN  L 


UDd  daß  sie  ilaber  die  mAchtige  Gestalt,  in  welcher  sie  in  öl- — 53  erschemsB, 
dienen  eben  so  gut  wie  dem  BilLuendrama  verdankea  mögen.  Bemerkeaswerth 
ist,  daß  auch  in  diesen  spätesten  griechischen  Monumenten  die  ^hlangen  Doch  nir- 
gend geflügelt  erscheinen  wie  in  mehren  römischen  (z.  B.  der  Silber^hale  von 
Aquiieja  Atlas  Tai'-  XVI.  No.  1 1  und  dem  pompejanischen  Wandgemälde  da^tbst 
No.  12),  während  sie  doch  bei  Apollodor^j   bereits  als  geBQgell  vurkuounen. 

Mit  Triptülemos  selbst  sind  weniger  bedeutende  Veränderungen  vurgegangen. 
er  üeigt  auch  in  diesen  üemälden  dieselbe.  seLöne  jugendliche  Gestalt,  mit  welcher 
ihn  die  Maler  der  Bilder  der  verigen  Gruppen  ausgestattet  haben.  Wenn  er  in 
den  älteren  Vasen gemälden  dieser  Gruppen  (11.  h.  IfJ.  Ul.  17.  21,  IV.  .ih,  V.  3» 
42 — 45.  49.).  aber  doch  nicht  nur  in  diesen  [s.  V.  11  u.  iti)  mit  Chiton  and 
Himation  bekleidet  ist .  so  stellen  ihn  doch  schon  die  jüngeren  Malereien  in  eben 
diesen  Gruppen,  wie  hier  50,  52  und  5:)  mit  hatbentblOßtem  Oberkörper  und  den 
nur  links  auf  der  Schulter  und  dem  Oberaim  liegenden  iümation  dar.  Nor  51 
neigt  ihn  in  einem  Costttm  mit  bun^esticktem .  laugärmeligem .  nm  den  Leib  ge- 
gOrtetem  Chiton,  bei  welchem  man  zweifeln  mag,  ob  man  dasselbe  mit  Brunn 
(Suppl.  S.  11)  vom  Vorbilde  des  BUhneucestUms  oder  mit  Stepbani'','  aus  uricnla- 
lischen  Einflüssen  ableiten  soll,  welche  sieh  auch  in  der  Verlegung  des  BcbaupUUes 
an  den  als  NEIAOZ  bezeichneten  Fluß  kundgeben.  Neu  ist  in  diesem  Bilde,  aber 
nur  in  ihm.  auch,  daß  der  Biätterkrauz  der  früheren  Vasenbilder  dorch  einoit 
Xlirenkranz ,  oder ,  genauer  gesprochen ,  zwei  durch  ein  weißes  Band  gehaltene, 
gelb  gemalte  Ähren  im  Haare  des  Triptolemos  ersetzt  ist.  Das  ihm  gewdbnlicbc 
Scepter  ist  nur  in  53  aufgegeben,  möglicherweise  ohne  bestimmte  Absicht,  obgleicli 
CS  damit  in  Zusammenhang  stehn  könnte,  daß  nur  hier  [zweifelhaft  in  52j  Triplv- 
lemos  die  Zügel  der  Schlangen  in  der  linken  Uaud  hält,  wogegen  sich  jedoch  wied« 
geltend  machen  läßt ,  daß  in  diesem  Bilde  der  Wagen ,  doch  offenl>ar  nur  bu^ 
Nachlässigkeit,  ohne  Bäder  dargeätellt  ist.  Das  iu  vielen  älteren  Gemälden  dem 
Triptolemos  neben  dem  Scepter  in  die  Hand  gegebene  Ährenbflschel  ist  nur  in  j2 
beibehalten  worden.  Denn  da^  nachUssig  (weiß)  gemalte  und  jetat  gi-oBunÜicil' 
bis  auf  Spuren  abgeblättert«  ÄhrenbUachel .  welches  Triptolemos  in  5 (i  in  der  vt- 
kobeuen  rechten  Hand  hält,  ist  nach  Maßgabe  von  52  und  53,  wo  er  die  Hud 
nach  dem  von  Demeter  Ihm  dargebotenen  Äkrenbüschel  ausstreckt,  sicher  als  du 
so  eben  vou  der  Göttin  empfangene  Symbol  seiner  Ausseudnng  zu  erklären. 

In  dieser  Übergabe  des  Ähreubtischels  liegt  zugleich  das  Moür  der  Uaupthud- 
lung,  welches  von  diesen  Vasenbildem  neu  eingeführt  und  an  die  Stelle  der  in 
den  Gemälden  der  früheren  Grappen  gewöhnlichen,  hier  nur  von  51  festgehaltenem 
Sponde  gesetzt  worden  ist,  und  zwar  als  ein  mindestens  eben  so  klares  und  l^iphi 
verständliches  Symbol  der  Aussendung  wie  dieses.  Denn  es  kann  docb  koimv 
Zweifel  nnterliegeu.  daß  die  Göttin  des  Getraides  hier  dargestellt  sei,  wie  sie  Ibtnn, 
zu  seiner  Fahrt  um  die  Welt  in  ihrem  Auftrage  bereiten  Heros,  wahrscbciiU 
unter  entsprechender  Rede  und  Anweisung  das  erste  Saatkorn  übergiobt'),  »«IW- 


■)  Apollod.  Ulbl.  1.  D,   i.      TpiTTToJ.ii^iji   Ge   tiji   npia^uripi)!   tü^   Mct3>t(fa«  niiim  Uff" 

b)  CampM'rendu  ulc,  pour  Imm^e   ISSÜ  p.   101,  poar  rinnis  1902  p.  &6. 

cj  Vaigl.  DlDi).  Hdlurii.   Ant.  Harn.  1,   13.  nach  SophoUn:   tNn«iTiT«l  jif   Jt^Af  (ff 


9.    TWPTOLEMOS.  555 

veretftndlich  in  der  einzigen  Form,  welche  von  der  bildenden  Kunst  in  einer  wür- 
digen und  schönen  Weise  dargestellt  werden  konnte,  in  den  Ähren  nämlich,  und 
eben  so  wenig  kann  es  zweifelhaft  sein,  daß  dies  ein  symbolisch  eingekleideter 
Act  sei,  bei  welchem  es  sich  um  eine  realistische  Vergegenwärtigung  der  Masse 
des  Kornes  nicht  handelt,  oder  endlich,  daß  auch  die  Vasenbilder  der  früheren 
Gruppen,  welche  die  Sponde  zum  gegenwärtigen  Mittelpunkte  der  Handlung  machen, 
diesen  Act  der  Übergabe  des  Saatkornes  als  vorausgegangen  durch  die  von  Tri- 
ptolemos  bereits  gehaltenen  Ähren  bezeichnen  wollen.  Die  wie  in  einer  Reminis- 
cenz  aus  älterer  Vasenmalerei  von  Ti*iptolemos  bereits  in  der  Linken  gehaltenen 
Ähren  in  52  sind  also  nicht  allein  überflüssig,  sondern  können  das  Motiv  der  Hand- 
lung nur  trüben.  Bemerkenswerth  aber  sind  sie  so  gut  wie  die  Sponde  in  51, 
das  Sitzen  und  die  Profilstellung  des  Triptolemos  in  50,  weil  alle  diese  Dinge 
zeigen,  daß  zwischen  den  Bildern  dieser  Gruppe  und  der  älteren  Vasenmalerei  mehr 
Zusammenhang  stattfindet,  als  namentlich  Strube  und,  ihm  folgend,  auch  Brunn 
anerkennen  wollten. 

In  dem  Verhalten  der  Demeter  zu  Triptolemos  ist  keine  wesentliche  Verände- 
rung eingetreten,  am  wenigsten  kann  das  erotische  Element  anerkannt  werden, 
welches  Strube  (S.  18)  zunächst  in  51,  wahrscheinlich  unter  dem  Eindruck  seiner, 
von  ihm  selbst  zuiUckgenommenen ,  Thaliahypothese  wahrzunehmen  und  durch  die 
Anwesenheit  der  Aphrodite  beglaubigen  zu  können  meinte.  Eben  so  still  feierlich 
wie  sie  ihm  in  51  die  Sponde  ministrirt,  überreicht  sie  ihm  in  52  und  53  das 
Ährenbtischel  und  wenn  auch  die  Bewegung,  mit  welcher  die  Göttin  in  50  das 
Gewand  über  der  Schulter  lüpft,  in  anderen  Fällen  mit  Recht  als  ein  kokettes 
Motiv  bezeichnet  werden  kann ,  so  ist  ein  solches  hier  gewiß  nicht  beabsichtigt, 
das  zeigt  der  Göttin  im  Übrigen  deutlich,  wenn  auch  in  dieser  sehr  flüchtigen 
Malerei  nicht  eben  schön  ausgedrückte,  feierliche  und  ernste  Haltung. 

Wenn  somit  in  Betreff  Demeters  Alles  klar  und  selbstverständlich  ist,  so  gilt 
Gleiches  nicht  von  Kora,  ihrer  Anwesenheit  und  ihrem  Verhalten.  In  50  freilich 
wird  sie  jetzt  wohl  Niemand  mehr  in  der  ruhig  hinter  Triptolemos  stehenden  Figur 
verkennen'),  noch  auch  an  dieser  ihrer  Stellung,  welche  in  zahlreichen  Bildern 
der  Gruppen  HI.  und  V.  ihre  Analogie  findet,  irgend  welchen  Anstoß  nehmen. 
Eben  so  gewiß  wie  Kora  in  50  demnach  an  gewohnter  Stelle  sich  findet,  eben  so 
unzweifelhaft  fehlt  sie  in  5 1  ganz ;  dies  Gemälde  stellt  sich  also  in  der  Beschrän- 
kung der  Hauptpersonen  auf  Triptolemos  und  Demeter  mit  den  Bildern  der  II.  Gruppe 
in  Parallele,  nur  daß  es  dem  Kerne  der  Darstellung  Zusatzfiguren  beifügt.  Wie 
aber  verhält  es  sich  mit  Kora  in  52  und  53?  Strube  (8.  20),  dem  Brunn  (Suppl. 
S.  11)  beistimmt,  erkennt,  wie  der  Eine  und  der  Andere  vor  ihm^)  in  52  Kora  in 
der  hinter  Demeter  stehenden  Figur  mit  der  Fackel,  woraus  dann  folgt,  daß  Brunn 
sie  in  53  als  fehlend  betrachten  muß.     Ich   kann  das  in  keiner  Weise  für  richtig 


SicgcX^cTv   und   ApoUod.  Bibl.  I.    5.  2.    TpwiToX^fi(|)  ....  5(tppov   xotxaaxeuaoaoa   imQv&v   5pa- 
xövTCDV  xal  irupöv  ihw%t^,  «Ji  xijv  oXyjv  olxoupiivTjv  hi   oupavoO  ;pep6fievoc  xoTfoneipe. 

a)  Wie  dies  Minervini  im  Bull.  arch.  Napolit.  N.  S.  II.  p.  97  that,  welcher  diese  Figur  für 
Demeter,  die  vor  Triptolemos  stehende  für  Kora  erklärte;  vergl.  dagegen  Stephani ,  Gerhard  und 
Heydemann  an  den  S.  551  Note  e.  angeführten  Stellen. 

b)  Yergl.\Gerhard  a.  a.  0.  in  z.,  Stephani,  Compte-renda  etc.  poar  Tton^e  1859  p.  103  Note  4. 


m.  mTHBrinat«siiBrBSCMDKOB&, 


listen ,  ibin  vtelmehi  der  HeiiiKBg ,  daß  mr  Eon  ia  htiiitn  GtmdJlM  In  Inbw 
mdern  fi^wr  m  eriEeniieii  haben ,  «Is  in  der  von  Btrnbe  mflbigUelli  71i^a,  dun 
(8.  tOl]  uter  Bniana  (Snppl.  S.  13]  ZaBÜmmung  Po^nüi  geasBirteB  flgnr,  «ddw 
BofaoB  htA  ftltoren  ErkUrern  *j ,  fVeilltäi  unter  gwu  Bsd  gar  lUunüinIgflB  Torausetn»- 
gm  (Arar  die  GeMnmitoompOBition  des  Kldee  52  den  SoraBaBWi  trlgt,  'wSknad  «h 
für  die  hiw  hinter  Demeter  stehende  der  Name  der  Hekate  darWgtet. 

Hierflir,  an  dazfiber  inerrt  ni  reden,  iprioht  erstens  dk  BtUicIito  Bneheunif 
-diMer  ^gv,  welche  sie  fai  den  Kreis  der  utergeor&eten  PeraoBea  ia  AMor  Oes- 
Position  ehe»  so  pasaeni  verwmst,   vie  sie  für  Kora  arf&dlead  sris  'vtide.     Wt 
-der  Gharaktetifltik  dieser  Figor  tit  einer  nntergeordnerten   nvd  fienendeB,  vrfcfae 
jmch  Wdcdwr  und  Preller ^)   empfnnden    haben,    vertrigt  sich  eben  so   gat  fine 
ttellang  hinter  Demeter,  nnd  zwar  auf  einer  etwas  tiefam  Einie  wie  Ihre  Besponmm 
mit  der  dteaenden,  die  Schtange  trinkenden  Hera  gegentiber  am  iwAtea  Ende  des 
rades  nnd  wtedenm  eben   so  gnt  das  beaeitAnend  gesohilderte,  nddge  Abwarte« 
des  Endes  von  Demeter«  Verhandlang  mit  Triptolemos  in  dem  Dastebn  mit  <ber- 
grftreaitea  Seinen')  nnd  in   die  Seite  gesttttater  Hand  wie  ^  Artspreekong  lü^ 
dew  oberwirti,   ebeafidls   in  emer  abwartenden  Stetl^g'}   nm  Eeu   grappiite^« 
Heimes,   und  wenn  nna  diesem  wieder  auf  derTeehten  Seite  des  Kides  eine  drttle>  ^ 
•bemals  ia  >der  gleidien  abwartendeo  SteUnng  dast^ende  Fignr,   die  EweHe  Her^ 
(s.  nnten)  entspricht,  so  werden  die  vier  Baap^ienonen  dieses  Gemlldee :  Demetbr 
und  Triptolemos ,  Zeus  nnd  Kera,  in  sitdieriieh  nicht  cnStUigta-  Begehnlffigkeit  tcm 
vier  Diesenden :  Hekate  nnd  Hermes  und  swei  Hören,  eingefäfit,  deren  je  eine  ta 
einer  4er  vier  Hauptpersonen  in  besonders  naher  Bniehnng  steht. 

Zwütens  aber  spricbt  daAlr,  die  Fignr  links  nnten  Hekate  m  neasen,  & 
Analogie  emer  Reihe  der  Mher  betrachteten  Vasenbilder,  in  erster  Linie  nattiM 
von  V.  4S,  wo  der  mit  der  Figur  in  52  fast  genan  Obereinstimmenden  Person  itt 
Name  der  Hekate  beigeschrieben  ist,  dann  von  V.  :i6.  '.i9.  45.  fvergl.  oben  8.  .'•41'. 
wo  überall  Hekate  mit  Packeln,  allerdings  mit  zweien,  worauf  aber  schweilKb 
ein  entscheidendes  Gewicht  fUllt,  wie  hier  hinter  Demeter,  als  ihre  Begleitfiia 
nnd  Dienerin  (irpöaitoXo;}  dargestellt  ist,  während  die  Stellung  Koras  hiilfr 
der  Mutter  zu  den  allerBeltenston  Ausnahmen  gehört,  da  sie  eiuif 
und  allein  in  lU.  30  vorkommt ,  also  demjenigen  Vasenbild ,  in  welchem  Kon.< 
Anwesenheit  vietleicht  noch  angefochten  werden  kann ,  sofern  man  fOr  die  Pereon 
mit  dem  Pflug  in  der  Hand  einen  andern  und  passendem  Namen  findet  nnd  wplrbe« 
jedenfalls  durch  den  nur  hier  vorkommenden  Pflog  sich  aus  der  ganieB  Reilif 
isolirt.  Daß  aber  Hekate  in  53,  dem  mit  52  in  manchen  Stticken  am  nicb^i 
verwandten  Gemftlde,  fehlt,  während  Hermes  an  ihre  Stelle  gerückt  ist ,  das  kuu 


t)  Welrliei ,  Zeitscbiirt  für  Gesch.  u.  Ausleg.  alt^r  Kunst  S.  Mb.  Preller,  Demelft  u.  Pfr- 
lephoiie   S.  :il4,  O.  MQIler,    lUndb.   §   IJ.^S,   Anm.    4,   Gerhard  a.  a.  O.  in   z. 

b)  Welcher  a.  a.  0.  S.  1(H>  beieichiiel  sie  aU  "eine  der  Keleiileii  in  dienender  rrmrh- 
tang",  Preller  a.  a.  O.  nebet  der  die  Schlange  trinkenden  als  »dienende  JungTlanen-.  Kclo»- 
tuchlcr  halten  >uch  Zoega  im  Jn (eilig enzb litt  der  Jen.  Litt. -Ztg.  v.  1796  No.  S6  ond  0.  Hülln 
a.  a.  O.  inganomnien. 

e)  Vergl.   Stephinl,  Der  ausruhende  Henkle«  )j.  173  und  Im  Compte-rendu  etr.  poni  fui*'' 
IS6I  8.  in. 
1     i)  Vergl.  oben  8.  247  I. 


9.    TRIPT0LEM08.  557 

eben  so  wenig  Wunder  nehmen  wie  ihr  Fohlen  in  der  größten  Mehrzahl  aller 
Vasenbilder.  Denn  nothwendig  für  die  Handlang  war  ja  Hekate  gewiß  nicht  und 
mit  Nebenfiguren  haben  die  alten  Etlnstler  tiberall  frei  geschaltet  und  gewaltet. 
Aus  dem  Fehlen  der  Hekate  in  53  kann  man  also  ganz  gewiß  keinen  stichhaltigen 
Grund  gegen  die  Benennung  der  in  Rede  stehenden  Figur  in  52  ableiten. 

Größere  Schwierigkeiten  macht  der  Erweis  der  Kora  in  der  von  Stnibe  und 
Brunn  Polymnia  genannten  Figur  in  52  und  53,  allein  sicherlich  keine  unüber- 
windlichen, während  diejenigen ,  welche  dem  von  den  beiden  genannten  Gelehrten 
vorgeschlagenen  Namen  entgegenstehn ,  um  so  mehr  wachsen  dürften,  je  genauer 
man  die  an  denselben  sich  anknüpfenden  Fragen  untersucht.  ^'') 

Vorab  möge  hier  bemerkt  werden ,  daß  der  fraglichen  Person  wenigstens  in 
dem  seit  lange  bekannten  Poniatowsky'schen  Vasengemälde  (52)  keineswegs  hier 
zuerst  der  Name  der  Kora  beigelegt  wird,  daß  er  vielmehr  derjenige  ist,  mit  wel- 
chem sie  schon  früher  am  häufigsten  genannt  worden.  Allerdings  ist  dies  von 
Welcker,  Preller,  Müller,  Gerhard*)  in  einem  Sinne  geschehn,  in  welchem  man 
die  Deutung  nicht  anerkennen  kann.  Denn  wenn  die  Genannten,  wenn  auch  unter 
einander  etwas  abweichend,  die  obere  Reihe  der  Composition  von  der  untern  ganz 
abtrennen  und  in  ihr  eine  Anodos  der  Kora  oder  eine  zum  Zeus  zurückkehrende 
oder  eine  »eben  erstandene«  [Preller)  erkennen  wollten,  so  ist  das  ohne  allen 
Zweifel  verkehrt  und  Strube  (S.  21)  hat  einer  solchen  Auffassung  des  ganzen  Ge- 
mäldes bereits  mit  dem  vollsten  Reclite  entschieden  widersprochen.  Allein  das  will 
doch  bemerkt  werden ,  daß  die  Figur  an  sich  diesen  Gelehrten  für  Korä  durchaus 
möglich  erschien  und  daß  Preller  sie  als  ein  »junges  Mädchen  mit  reichem  Haar 
und  reichem  Schmuck«  Charakter isirt.  Auch  Brunn  (Suppl.  S.  13)  berührt  den 
Namen  der  Kora,  aber  er  verwirft  ihn,"  weil  er  (so  verschieden  sehn  Verschiedene 
dieselbe  Figur  an)  dem  »Ausdruck  mat renaler  Würde«  widerapreche ,  durch 
welchen  er  so  gut  wie  Strube  die  Figur  in  dem  Grade  charakterisirt  erachten,  daß 
Beide  nur  eine  Mutter  dos  Triptolemos  glauben  erkennen  zu  dürfen,  für  welche 
sie  dann,  nach  berechtigter  Verwerfung  des  Namens  der  Metaneira,  auf  denjenigen 
der  Polymnia  kommen,  welche,  wie  Brunn  (a.  a.  0.)  dargethan  hat,  nach  wahr- 
scheinlich orphiseher  Quelle,  von  ein  paar  Scholiasten,  Eustathius  und  Tzetzes**) 
als  Mutter  des  Triptolemos  genannt  wird. 

Aber  wie  verhält  es  sich  denn  nun  in  der  That  mit  dieser  Matronalität,  welche 
Strube  —  aber  freilich  erst  nachdem  er  die  »Thalia«  aufgegeben  hatte,  denn  früher 
(S.  20]  galt  ihm  die  Figur  in  52  nur  als  eine  »hohe  Frauengestalt«  —  und  welche 
Brunn  als  bestimmend  so  sehr  hervorhebt?  Ist  sie  wirklich  in  so  hohem  Grade 
vorhanden?  und  sollte,  was  von  ihr  vorhanden  sein  mag,  für  Kora-Persephone  so 
unpassend  sein. 

Ich  weiß  nicht,  welche  der  zahlreichen  Abbildungen  der  vaticanischeu  Vase 
(52)  Stnibe  und  Brunn  unter  Augen  gehabt  haben ,  als  sie  über  den  persönlichen 
Charakter  dieser  Figur  sprachen ;  sie  citiren  Beide  die  £lite  c^ramographiquc  III. 
pl.  63,    wo  die  Figur  allerdings   ein   gut   Theil  älter   erscheint,    als    in    anderen 


a)  An  den  oben  S.  556  Note  a.  angeführten  Stellen." 

b)  Schol.  Eurip.  Rhes.  vs.  346,   Schol.  II.  X.  435,    Eustath.  ad  II.  p.  817.  32,  Tzetz.  ad 
Hes.  p.  24  ed.  Gaisf. 


558 


m. 


DEK  DEMKTKR  fND  KMRA. 


Abbildungen'],  Aber  sei's  drnm;  in  jeder  Abbildung,  snfera  sie  nicht  t 
fehlt  ist,  muß  die  frsgliclie  Figur  in  52  —  und  ganz  dasselbe  gilt  von  der  ent- 
sprechenden ,  wenngleich  in  man-chon  Einzelheiten  abweiclienden  in  53  —  ver- 
glichen mit  den  eehr  jugendlich,  e«ht  eigentlich  müdobenhaft  gebi]det«D  Hören  und 
auch  mit  der  schlichten  Ilokaifl  würdevoll,  reifer,  sehr  ernst  erscheinen.  Aber 
matmnal?  SoUte  dem  nicht  cinersuita  die  wirklich,  naroontlich  in  der  Gewandung 
und  wieder  ganz  besonders  im  Schleier  matronale  Demetci^stalt  beider  V'aftcn  und 
andererseits  die  Haartracht  der  fraglichen  Person  in  53  widersprochen,  nm  von 
der  sehr  eigenthtlmlichen  der  Parallelfigur  in  52  zu  schweigen.  Aber  mehr  norh; 
wenn  Strubo  (S.  21]  and  Bmnn  (S.  13]  aussprechen,  man  könnte  bei  dieser  Figur 
an  Aphrodite  denken,  wie  dies  Stephanl^)  wirklich  gethun  hat,  und  wenn  «ie 
diesen  Namen  verwerfen ,  nicht  etwa  des  Charakters  der  Figur  an  sich  wcg«n. 
Sündern  ans  anderen  guten  Gründen,  welche  in  der  Gesammtcomposition  liegen, 
sollte  da  der  Typus  wirklich  als  ao  ausgesprochen  matronal  zu  gelten  haben?  Kora 
aber  in  einer  hohen,  ernsten,  reif  jugendlichen  Frauengestalt  zu  erkennen  stcbl 
gewiß  Nichts  im  Woge ,  weder  wenn  man  sich  an  die  beiden  Vasenbilder  aJli-b 
hält,  deren  Maler  bei  ihrer  Kora-Pcrsephonu  gi'adc  so  gut  an  die  Gattin  des  HadM 
wie  an  die  l'oehter  der  Demeter ,  an  jene  wie  an  diese ,  gedacht  haben  kfinneu, 
norh  auch  wenn  man  in  weiterem  Honumentenk reise  Umschau  hält,  in  welchrn 
■  die  zwei  Gdttinnen»  [xm  l)su>],  wie  mehrfach  schon  oben  bemerkt,  einander  so 
oft  genähert  erscheinen,  und  zwar  Kora  wenigstens  eben  so  oft  der  MatrotuJitlt 
der  Mutter  wie  diese  der  Jugendlichkeit  der  Tochter. 

Wenn  hiemach  ächwerlieh  mit  Kocht  behauptet  werden  kann .  daß  die  I 
liehe  Figur  ihrer  Gestalt  nach  Kora-Persephone  nicht  sein  könne,  so  cmpfiel 
sich  aus  folgenden  Gründen ,  sie  in  der  That  mit  diesem  Namen  zu  bclegrn, 
Krstena  würde  Koras  Abwesenheit  bei  dieser  Handlung ,  bei  welcher  sie  in  vu 
überwiegend  vielen  Fällen  mit  der  Mutter  zusammen  durgeelelll  ist,  in  fast  alleo 
Vasongemäldon  dieser  Gruppe  der  reichen  Entwickelung  um  fo  aulTallendni'  twin. 
je  mehr  diese  für  eide  ganze  Anzahl  von,  wenigstens  mm  Theil  durchaus  nicht 
besonders  wichtigen  Nebenfiguren  Rtium  fanden.  Uaß  Kora  in  den  VasenbiU 
dieser  Classe  so  gut  fehlen  kön  ne  wie  sie  in  denjenigen  der  Gruppe  II.  fehlt,  | 
weist  das  Petersburger  Bild  51  ;  aber  anderer»eitA  beweist  das  neapelcr  Itlld  1 
daß  sie  von  den  Darstellungen  der  späten  Stilarten  nicht  etwa  als  principiell  i 
geschlossen  gelten  darf.  Zweitens  Gnden  wir  sie  nun  in  52  und  5^1 
derselben  Stelle  der  Composition  wie;der,  welche  sie  schon  in  I.  <i  und  T  und  i 
so  gut  wie  ständig  in  allen  Bilden)  der  Gruppen  Ul.  und  V.  und  auch  in  r>0  t 
nimmt,  hinter  dem  Wagen  des  Triptolemos,  neben  welchen  Uemutor  deshalb  Im 
zur  Seite  treten  müssen,  weil  er  in  die  Vorderansicht  gerOckt  ist.  Nichts  desto 
weniger  ist  die  in  den  i-eihenweisc  componirten  Vasengemilden  steta 
rendc  Abfolge  der  drei  Hauptfiguren:    Demeter.  Triptolenioa ,  Kora,   ancli  1 


t)  Vorgl.  •oDer  dei   neuen   Or<gin*lpublicttiDii   im   AtUa   Tkf.  .\VI.  Ko,   15   i 
bvl   Ariieth,    Die   tntikeu  Gold-  und    SilbcruioimmenlD   iles   k.    k.  Miliii-   ii    AiiUkeui»l>l«»»J 
Wien  BeiU«e  1,  nelehe  Conia  In  «eiimn  .  VorlogebliltBHi.  Serie  I.   'r«f.  VI.   1.  wiederfaoh  h 

b")  ColiiptuToiiilu  etc.    vour   Iwinöo  18G2  S,  (il   NoM   1,    Krilhitr  fi   ■.  Cl.  pour  ISb»  p.  t 
fallt«    dotodbo    ,Vie    Figur    «In    Hör.    Iwiisnnl.     in    h«li!i!n    FÜl^n    nbur    uilfirllrh    1 


9.    TRIPTOLEMOS.  559 

einer  wenigstens  sehr  starken  und  gewiß  weder  schwer  zn  erklärenden  noch  zn- 
fUligen  Reminiscenz  festgelialten  und  diese  Reminiscenz  wird  besonders  in  52  noch 
durch  die  hinter  Demeter  angebrachte  Hckate  verstärkt. 

Drittens  finden  wir  Kora  zunächst  in  53,    »indem   sie   in  der  Rechten   einen 
Kranz  hält,  offenbar  in  der  Absicht,  das  Haupt  des  Triptolemos  damit  zu  schmücken  « 
(Brunn  a.  a.  O.  S.  12)*),  in   einer  Handlung  wieder,    in  welcher  oder  in   deren 
genauer  Analogie  wir  sie  bereit«  auf  mehren  der  früher  betrachteten  Vasen   ange- 
troffen haben  und  welche  sich  auch   über  den  Kreis  der  Vasenmalerei  hinaus,    so 
ganz  augenscheinlich  in  dem  großen  eleusinischen  Relief  (s.  unten :  Plastische  Mo- 
numente B.  und   vergl.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  8)  wiederfindet.     Es  ist  von  diesem 
von  Kora  zur  Schmückung  des  Triptolemos  bereit  gehaltenen  Kranze  (lU.  21]  und 
seinen  Analogis,  der  Perlenschnur  (UI.  17),  der  Taenie  (V.  39)  und  der  einzelnen 
Blume  (schon  in  I.  6  u.  7)  schon  oben  (S.  539  u.  544)  gesprochen  worden  und  es 
braucht  hierauf  nicht  zurückgekommen  zu  werden.     Anders  denn  als  eine  Liebes- 
gabe beim  Abschied  oder   als  die   künstlerische  Vergegenwärtigung  eines  freund- 
fehen  Abschiedsgrußes  kann  Niemand  den  Kranz  in  53  erklären,  er  möge  die  ihn 
haltende  Figur  Kora  oder  Polymnia  oder  sonstwie  benennen. 

Daß  aber  die  entsprechende  Figur  in  52  durch  diejenige  in  53  bestimmt 
werde,  wird  nach  dem  Bekanntwerden  des  letztem  Vasenbildes  schwerlich  noch 
Jemand  bestreiten ,  obwohl  sie  etwas  anders  bewegt  und  mit  der  ihr  beigesellten 
K^Tir  etwas  anders  gruppirt  ist,  als  jene.  Strube  (8.  100)  und  Brunn  (8.  12^ 
^>SiJt>€n  denn  auch  gewiß  richtig  Beide  als  identisch  behandelt  und  mit  guten  Grün- 
die  früher  auf  sie  angewendeten  Namen  einer  dritten  Höre  und  der  Aphrodite 
relehnt,  auf  welche  die  Vergleichung  mit  51  führen  konnte,  während  sie  durch 
^^     bestimmt  genug  ausgeschlossen  wird  (Brunn  8.   13^. 

Und   wenn   nun   Strube   wie  Brunn,    der  Eine   auf  den  Gesichtsausdruck   der 
'^^nr  in  53,  der  Andere  auf  die  ganze  Haltung  derselben  in  beiden  Bildern  mehr 
^^^'Wicht    legend,    jener  den   in   ihr    ausgesprochenen   »Kummer«   oder  »die   leise 
**^ner«,  dieser  »mehr  persönliche  Theilnahme  an  dem  Geschicke  des  Triptolemos, 
^^   alle  andern«  Figuren  zeigen,  hervorhebt,   kann  man  das  Eine  wie  das  Andere 
^^^  Kora  als  unpassend  erklären,  als  so  schwer  erklärlich,  daß  man  sich  hierdurch 
^'^    der  Annahme  einer  Mutter  gedrängt  fühlen  müßte  ?   Doch  wohl  schwerlich,  um 
•^    weniger,  da  diese  Mutter  als  Göttin    Muse  PohTnnia^   wenigstens  eben  so  feste 
^^versicht  auf  die  von  Demeter  ausgehende,  unter  Zeus*  Schutze  stehende  Sendung 
^**  Triptolemos  haben  mußte  wie  Kora,   während  umgekehrt  es  dieser  so  gut  an- 
stellt, bei  einem  Abschiede  vor  einem   so  großen  Unternehmen ,    einem  Abschiede, 
^«Ichem  sie  durch  die  Darreichung  des  Kranzes  theilnahmevollen  und  freundlichen 
A^uadrock  giebt,  leise  zu  trauern,  wie  jener. 

Dazu   kommt   aber  noch   ein    Anderes.     Die    weibliche   Figur,    welche,    eine 

Btumenranke  in  der  Hand  mit  aufgestütztem  Fuß  in  abwartender  Stellung    wie  der 

^ef^fiber  ent^^prechende  Hermf;«    in  52  der  angeblichen  Polymnia  gesellt  ist   und 

'^on  ihr  angeredet   wird .    ist   nebst  der  anter   ihr  sitzenden ,    ganz   gleichartigen, 

Welche  die  eine  Schlange  am  Wagen  des  Triptolemos  tränkt ,    von  Strube    S.   20 


a)  Yergl.  &oeh  Strube  «.  a.  O.  S.   100. 


560  m.  MTTHEK  DBR  DEMKTiB  fND  ROBA. 

und  Bmon  (8.    II  f.  K    wie  frOher  anch  von  Stephani*]    nls  Hon  erkutnt  rnirdoB. 
Oboe  Zweifel  mit  Recht;   die   in  51   links   angrebracliten .  inschriftlich  >OPAI)  be- 
glaubigten Hören  sind  in  52  anf  die  rechte  Seite   des  Bildes  versetzt  worden,   w« 
in  51   eine  der  obem,  stebenden,   der  Oompoeition  nacb  bo  gilt  wie  gleiehe  Pcraon 
als  Peit)iü    [nEIGQj    gemalt   ist.     Die  beiden  Hören  in   52  aber  erscheinen  aoeh  in 
5:)  wieder,    nur  daß   die   untere,    sitzende,    anstatt  die  l^blange  zn  trSnken,    ihr 
oder  dem  Triptolemos  einen  Zweig  mit  der  Sechti^n  entgegenhebt,  den  sie  HhnUrh, 
als  Attribut,  bfttt  wie  diu  Hören  in  5!  Eornbalmu  und  daß,  was  nngleich  wicblitn-r 
ist,   die  obere,  anstatt  in  üuwartendei'  Stellung  zu  beharren,   zn  der  Polymnitt-KoTa 
herangetreten    iat.    ihr   den    rechten  Arro    vertraulich    nm    die  Schuller    gelegt    bMt 
nnd.    mit  d^r  Bewegung   der  Linken   ihre  Rede   begleitend,    eu  ihr  aprivlil.     Die 
Hören  an  sich,  weloho   trotz   ihrer  Zweizahl  mit  den  attischen  Namen  Thallu  nnd 
Kai'po.   auf  welche  nichts  Besonderas  hinweist,   zu  belegen*')  acbwerlioli  gereolil- 
fertigt  ist,   die  Hören  an  eich  und    ia    dienender  Stellung,    wie    sie    in   51   und  öl' 
erscheinen .   machon  in  diesem  Kreiso    und    da    wo    es    sich    nm    die   bevorstehaiidc 
Aussaat  dos  ersten  Getr&ides  bändelt,  als  TraXuävDcixoi ,  ä-j-XaüKapitoi  u.  s.  w.  nirlil 
die  mindeste  Schwierigkeit  und  es  bedärfte,  um  sie  zn  verslehn  nnd  ge rechtfertig:! 
zu   fijidon ,    kaum   der  Nacbweisungen   iltrer  bezeugten  Verbindungen    mit  Demrtrr      1 
und  Kora'-i ,    Anders  aber  verhält  es  sich  mit  der  Hure,  welche  in  5,3  die  PoljniQU- 
Kora    umfaßt.     Es    dtlrfle    schwer   ecin ,    nnehzuweisen ,    wie   f>ine  Hora   zn   d'itsa 
Vertraulichkeit  mit  der  Muse  Polymnia.   äei  ea  an  sich .    sei   f»  als  der  Mutter  it* 
Triptolemos   gelangt  sein   sollte.     Anders   vorhält    es   sich   mil   Kora.     Allurdiip 
werden    erst   in    orphischer  Poesie    die    Hören   lUpsEtpövii;  Tj|i7;a(iiTops;.   Kor»  'lir 
a'iyoiaU-up'X  der  Hören  genannt^),    allein  die  Vorstellung,  daß  die  Hören  «it  im 
homerischen  Hymnus  (ve.  5  n.  417  8i]q.)  die  Okoaniden  als  verlrante  Qonosabm'B 
und  Spiclgefäbrlinnen  Kuras  aufgefaßt  werden,    ist  so  natarlieb ,   daß  Gesner  ntm 
Zweifel  mit  Recht  sclirelbeu  konnte'):    Horae ,  puellae  flori<Ue  uetatin,  qniliuKiiiD 
colludere  Proserpinani  decet.     Daß   aber    eine    solche  Oonossiu    und    SpielgeflÜirtiJi 
in  dem  Augenblicke,   wo  Kora  dem  scheidenden  Triptolemos  offenbar  mit  bewiflni 
Herzen    —    an    Liebe    braucht  man    dabei    nicht    zu    denken  —  einen    Kraut    li' 
Absebiedagabe    reichen    will,    zutraulich   zn    dieser   herangetreten    ist    nnd    ihr  iltP 
Arm    um    den    Nacken   gelegt   hat,     das   hat   gewiß    nichts  Anst<)ßiges   und  Tlrr- 
raschendes. 

Von    erotischen    Beziehungen    unter   den    in    diesen    Vasen bil dem    darge.'h''ll''i 
Personen,   wie  solche  Stnibe   (S.  fS.    20  f.),   allerdings    unter   dem  Einflns»c  te'""-' 


i)  Compte-rendn  otc.   ponr  Vinafe  1959  p.   109,  anderi  (Peilho)  1B62   S.  6t   NMr   I  u"" 
dem  Uusclionden  Sclieine  der  IdeiiliUI  dor  gleich  componirteo  Pcllho  tu  &I, 

b)  Stepbuii,  Compte-randu  otn.  poar  rannte  I8ti3  S.  Btl. 

e)  Vergl.  bsBonderE  Zorga  im  Tfite  tu  Uv .  92— 9i  der  Bualrilleri  dl  Roma,  htllFr.  Orin* 
M)tha].   1.^  S.  ine,  ^tephuii,  Couiple-ceudii  etr.  pour  ]'kiin<<i>  IS^<I  p.   li)§  f.  mli  den  ^'>M 
<M  Orph.   h)mn.    \1.III.    vs.   7.   «<].   Hamiuiu : 

lUpaErpivT]?  OMjiini{«Topn,  {ÜtJ  e  Moipit 
xil  XJpiTt(  r.-juiloiai  j^rjp'iij  npi;   r^i".;  ivOT|io9iv  xtX. 
UJid   lijiiiii,    X\1X.   V».   >J:  (lltpsttf^vTj) 

'Qpibv  trj|ii,i:?lxTcipii,  yiivfipii,  i.-j\iiiiip<ft   rti.. 
e)  Zu  Ürph    liymn.   XX.IX.  9.    Vetgl.  auch  FÜMler.  Ann.  deU'  In«L  von  1S7S  p.  » 


J 


9.   TRIPTOLKMOe.  561 

iiiiglllekliohen  Thaliahypothese  nicht  nur  für  Zens  in  52  in  Beziehung  auf  Thalia, 
sondern  anch  fflr  Demeter  in  51  in  Beziehung  auf  Triptolemos  annehmen  zu 
nfiBsen  glaubte,  wissen  wir  nicht  allein  Nichts  aus  litterarischer  Überlieferung, 
sondern  brauchen  wir  auch  Nichts  aus  den  vorliegenden  Bildern  herauszulesen. 
Am  wenigsten  aus  der  Aphrodite,  welche  in  51  inschriffclich  (A^POAITHJ  beglaubigt, 
in  53  in  der  obem  Reihe  durch  den  ihr  beigegebenen  Schwan  bezeichnet*],  an- 
wesend ist,  im  erstem  Falle  von  Eros  und  Peitho  (TTEieo),  im  letztem  von  dem 
mit  dem  Schwan  spielenden  Bros  allein  begleitet.  Denn  ohne  allen  Zweifel  hat 
Stephani^)  Recht,  wenn  er  die  Aphrodite  zunächst  in  51  (dasselbe  aber  gilt  von  53) 
hier  in  ihrer  Eigenschaft  als  » Göttin  des  Frühlings  und  Beschützerin  seines  Blumen- 
Bores«  als  anwesend  bezeichnet  und  selbst*^),  mit  weiterer  Bsrafnng  auf  das  von 
Etiler ^}  Zusammengestellte,  Aphrodites  Beziehungen  zu  Blüthe  und  Gedeihen  der 
ITegetation  und  des  Erdenlebens  hervorhebt.  In  der  That  braucht  man  an  nichts 
Anderes  zu  denken,  um  die  Darstellung  dieser  Göttin,  welche  selbst  die  Beinamen 
iivdeta.  Ze{8u>poc^  '  Hirio6o>po?,  Kuxapiro«;  und  AtopTti;  führte,  unter  deren  Tritten 
das  Gras  aufwächst^)  und  welche  Chariten  und  Hören  mit  in  Frühlingsblumen  ge- 
firbten  Gewändem  schmücken,  Chariten  und  Nymphen  umspielen'),  in  dem  hier 
in  Rede  stehenden  Kreise  und  bei  dem  hier  vergegenwärtigten  Acte  völlig  moti- 
nrt  zu  finden^).  Und  daran  wird  auch  Nichts  geändert,  wenn  sie  von  Eros  (53) 
[»der  selbst  von  Peitho  neben  diesem  (5 1 )  begleitet  erscheint ;  denn  diese  Begleitung 
st  ihr  so  gewöhnlich,  daß  die' Maler,  obgleich  Bmnn  a.  a.  O.  anderer  Meinung 
m  sein  scheint,  sicherlich  keine  besondere  Absicht  mit  ihrer  Darstellung  verbunden 
liaben,  während  man  eher  sagen  könnte,  es  würde  eine  bestimmte  Absicht  vor- 
legen, wenn  sie  weggelassen  wäre. 

Anch  die   anderen  Personen,  welche  wir  in  den  vier  Bildem  um  die  Haupt- 

l^rappe  angesammelt  finden,  können   keine  Schwierigkeit  machen.     Zunächst  nicht 

Kens  in  52,  dem  wir  schon  in  V.  49  begegnet  sind  und  der  hier  unter  denselben 

Qesichtspunkten   wie   dort,    als   höchster  Lenker   aller  Schicksale,    als  Führer  der 

Ikfren,  als  Verleiher  von  Segen  und  Gedeihen  leicht  aufzufassen    ist.     Wie  wenig 

Veranlassung  vorliegt,  ihm  eine  andere  und   nähere  Beziehung  zu  der  Haupthand- 

Img  zuzusprechen,  ergiebt  sich  schon  ans  dem  Umstände,   auf  welchen  auch  Bmnn 

Qtdi  Strabes  Notiz  (a.  a.  0.  S.    12)  hingewiesen  hat,    daß  Zeus  in  beinahe  ganz 

tbereinstimmender  Gestalt  und  offenbar  als  unmittelbar  nicht  betheiligter  Zuschauer 

lÄ  einem    Vasengemälde    mit    dem    Marsyasmythus**;    vorkommt.     Eben    so   wenig 

Sehiierigkeit  wie  Zeus  macht  der  in  52  ihm  gesellte  Hermes,  welcher  an  anderer 

Me  in  50  und  53  wiederkehrt.     Als  den,  welcher  in  Zeus*  Auftrage  Triptolemos 

ittf  seiner  Fahrt  geleitet,  findet  er  sich  in  allen  Gmppen  von  Vasenbildem   dieses 


*)  Vergl.  Brunn  a.  a.  0.  S.  14,  besonders  aber  Stephan!  iin  Compte-rendu  etc.  pour   Tann^e 
1^63  S.  62—77,   1864   S.  203,  1870/71  S.  59. 
^)  Compte-rendu  etc.    pour  l'ann^e  1862  p.  60. 
c)  Compte-rendu  etc.  pour  lann^e  1859  p.   113  sq. 
d}  Griech.  Mythol.  1.2  S.  270  f. 

e)  He».  Theg.  vs.   195. 

f)  Kypria  fragm.   3  Welcker  b.  Athen.  XV.  p.  682.  e. 
*)  Vergl.  auch  Brunn  a.  a.  0.  S.   15. 

h)  Abgeb.  Arch.  Ztg.  ▼.  1869  Taf.  17. 


562 


ni.    MYTITKN'  DFJl  DKMETER  ITND  B 


KreiBes  wieder  (b.  I.  4.  II.  Ifi.  V.  4S  und  oben  S.  549):  es  lie 
Btelliing;  in  diesen  drei  Vasen  der  VI.  Gruppe  also  nicht  einmal  ein  nener  Gedanke 
Wolil  aber  ist  er  in  seinen  verschiedenen,  den  Moment  der  Abfahrt  rnhJs  abwar- 
tenden Stelinngen  hier  Hinnreich  verwendet  und  namentlieh  ist  es  intoreuant  m 
gebn.  wie  er  in  52  als  Diener  oder  Zngeordneter  des  Zens  den  Kreis  der  dienenden 
Gestalten  abschlieBt.  welche  hier  wie  schon  oben  bemerkt  '8.  'ihd]  die  in  der  Mitte 
zueamra  enge  faßten  vier  Hauptpersonen :  Zeus,  Demeter.  Kora.  Triptolemos,  je  eiop 
einer  Hauptperson  beigeeellt  (IleJtate  der  Demeter .  eine  Höre .  die  6chlaii|:e  tr4n- 
kend,  dem  Triptolemos,  die  zweite  der  Kora  nnd  Hennea  dem  Zensl .  rings  umgehen. 

Auch  Dionysos,  welcher  in  50  in  der  nntern  Reihe  mit  TliyraoB  und  Km- 
tbaros  ausgestattet  und  von  einem  vor  ihm  knienden  Satyrn,  welcher  ihm  cinr 
Fnichtscliale  darbietet,  bedient  djisitzt.  ist  uns  beroils  in  der  Kylix  des  nieron  (9 
hi*ge.f^et  und  es  liegt  kein  Ornnd  vor,  seine  Anwesenheit  In  dem  Bilde  53  atid«n 
motivirt  zu  denken,  als  dort  (s.  oben  S.  550).  Daß  der  Gott  hier  jugendlich  und 
nackt  auf  einem  Felle  sitzend  gemalt  ist,  während  er  dort  bärtig  und  bckltwirl 
erscheint,  versteht  sich  nach  dem  Stil  beider  Gef^c  von  selbst  und  begründet  gr- 
wiß  keinen  Unterschied  in  der  Bedentung. 

Auch  Apoll  ons  Anwesenheit  bei  der  Aussen  düng;  des  Triptolemos  in  5(i  und 
53  ist  leicht  zu  motiviren,  wenn  man  sich  an  seine  Fjigenschaft  als  Zeitiger  do 
Földfrüehte,  an  den  Apollon  Bctp-frlJ,«;  sowie  daran  erinnert,  daß  er  bei  swaer 
Bpidemia  den  Sommer  nnd  den  Emtesegen  brachte  nnd  als  Opfergabe  das  yp-ww» 
tiepiii  empüng*).  Daß  der  Gott  außerdem  durch  sein  Heiligilium  an  der  heilig 
Straße  nach  Eleusts  bei  dem  heutigen  Daphni  zu  dem  elensinischen  Cnitns  ia  Be- 
zieliung  stand  ^j ,  darf  dabei  ebenfalls  veranschlagt  werden ,  wie  denn  flbeHuti[>i 
nicht  wohl  abzui>ehn  ist.  warum  und  mit  welchem  Rechte  man  mit  Bninn  fa.  ■  0. 
S.  15)  den  Nachweis  solcher  mythologischen  nnd  CultosbezieJiungen  der  in  dieM 
Vasenbildom  verbundenen  Personen  vcrsehmftben  sollte,  falls  sie  sich  in  so  lel^tn 
und  ungezwungener  Weise  ergeben,  wie  dies  hier  durchweg  und  auch  fllr  di«  a 
5!!  dem  Bruder  beigesellte  Artemis  der  Fall  ist,  welche  schon  in  4S  vorkoBBt 
und  hier  nicht  anders  motivirt  zu  werden  braucht,  als  dort  oben  S.  545).  lillb 
man  es  nicht  vorzieht,  ihre  Anwesenheit  hier  aus  der  so  ungemein  lijtafifrm,  dd 
Vasenmalem  fast  zur  Gewohnheit  gewordenen  Verbindung  der  beiden  Leiolte, 
also  fihnlicli  wie  die  HinzufOgung  der  Peitho  zur  Aphrodite  in  51.  der  Anphitrito 
zu  Poseidon  in  V.  4U  zu  erklären.  Und  somit  Weiht  nur  noch  der  mit  Tliyr«. 
Syrinx  und  Pantherfoll  ausgestattete  und  eben  hierdurch  eharakterisirte  Pan  ikrif^ 
welcher  in  5:1  als  ruhiger  Beobachter  hinter  der  Gmppe  der  Kora  mit  der  Hw 
dasteht,  sowie  die  Satyrn  in  51  und  53,  in  Betreff  welcher  Figuren  «oU  gvwü 
Strubo  (a.  a.  0.  S.  19)  und  Bronn  ;>.  a.  0.  S.  11)  beizutreten  ist,  welche  die- 
selben als  zur  Charakterisirung  und  Belebung  des  Locals  oder  der  freien  NaW 
hier  wie  in  so  vielen  anderen  Vaaengemälden  dieses  Stils  hinzugcfQgt  betrachtd'  • 
ohne  daß  ihnen  fllr  den  poetischen  Inhalt  der  Oomposition  irgend  eine  lieft»  ft" 
deutung  beizulegen  ist. 

SeblieQlich  ist  noch  zu  bemerken,   daß  ;iuch  in  diesen  Bildern,   51   i 

*)  Veigl.  Praller,  Griuch.  Mythol.  I.s  S.  2(ll. 

b^  Veigt.   Slephanl,  Compte-renilD    etr.  ponr  rannte  1Sü9  p.    118.   Note  3. 

0)  Anders  -Slephinl,  Compte-rRndii  etc.  pour  Tinn^  18SH  p.  103,   1SQ3  8.  W, 


9.    TBIPTOLEMOS.  563 

Oden,  so  wenig  wie  in  allen  früheren  das  Local  der  Seene  in  bestimmter 
VV'eise  charakterisirt  ist.  In  51  aber  wird  dasselbe  durch  einen,  allerdings  nur 
;anz  allgemein  dargestellten  Fluß,  welcher  sich  über  den  ganzen  Vordergrund  hin- 
sieht und  dem  NEIAOZ  beigeschrieben  ist,  in  unzweideutiger  Weise  als  Aegypten 
bezeichnet.  Es  handelt  sich  also  hier  um  einen  Synkretismus  der  attischen  Sage 
mit  der  aegyp tischen,  welche,  wie  sie  Diodor*)  überliefert  hat,  Osiris  eigentlich 
an  die  Stelle  des  Triptolemos  setzt  und  jenen  diesen  auf  seinem  Zuge  nur  mit- 
nehmen läßt.  Daß  nicht  eben  dieses  dargestellt  sei,  ist  augenscheinlich  und  bereits 
richtig  von  Stephani  ^)  hervorgehoben,  vielmehr  hat  der  Künstler  in  seinen  Figuren 
»elbst  und  in  ihrer  Handlung  ganz  den  attischen  Mythus  beibehalten  und  den  An- 
sprüchen der  Aegypter  oder  Aegyptologen  nur  dadurch  Rechnung  getragen,  daß 
er  den  attischen  Mythus  auf  aegyptischem  Boden  localisirte,  und  weiter  vielleicht 
[s.  oben  S.  554}  dadurch,  daß  er  den  Triptolemos  durch  ein  einigermaßen  orien- 
talisches Costüm  dem  Osiris  annäherte.  Zur  weiteren  Bezeichnung  Aegyptens  hat 
sr  möglicherweise  die  Katze  mit  einem  Vogel  im  Maule  unmittelbar  über  dem 
Neilos  angebracht,  da  ja  die  Verehrung,  welche  die  Katzen  in  Aegypten  genossen, 
allgemein  bekannt  ist.  Wenigstens  ist  dies,  daß  eine  Katze  gemeint  und  der  an- 
gegebene Grund  den  Künstler  zu  ihrer  Anbringung  veranlaßt  habe,  wie  auch 
Stephani  früher^)  annahm,  ungleich  wahrscheinlicher  als  dessen  spätere  Annahme ^) , 
das  Thier  solle  ein  Panther  sein  und  an  den  nahen  Zusammenhang  der  Demeter 
mit  Dionysos  erinnern  oder  aus  der  Verschmelzung  der  Demeter  mit  Rhea  her- 
stammen, welche  —  aber  als  Kybele  —  von  Panthern  oder  Löwen  umgeben  zu 
»ein  pflege.  Daß  dieses  Thier  so  gar  keine  Bedeutung  habe,  wie  Strube  (a.  a.  0. 
8.  19  Note)  meint,  ist  nicht  anzunehmen  und  daß  es  nach  Stephani  (a.  a.  0.  1S62) 
in  erster  Linie  bestimmt  sei ,  eine  Lücke  in  der  Gomposition  zu  füllen ,  leuchtet 
auch  nicht  recht  ein ;  diese  Lücke  wäre  wenigstens  eine  äußerst  geringfügige  und 
leicht  durch  ein  paar  Pflanzen  mehr  am  Flußufer  zu  füllen  gewesen. 

Auf  ein  paar  nur  scheinbar  auf  den  Mythus  von  Triptolemos'  Aussendung  be- 
eügliche  und  irrig  auf  denselben  bezogene  Vasenbilder  soll  weiterhin  zurück- 
gekommen werden. 


2.  Plastische  Monumente. 

Ein  Paar  Einzelstatucn  des  Triptolemos,  die  eine  in  dem  Triptolemostempel 
über  der  Kalirrhoe  in  Athen®],  die  andere  vor  dem  Demetertempel  in  Enna  auf 
Sicilien  ^ ,  von  denen  wir  die  Situation  nicht  genau  kennen ,   welche  aber  auf  den 


a)  Diod.  Sicol.  I.  cap.   17  sqq.    Yergl.  Stephani,  Compte-rendn  etc.  pour  Tann^e  1859  p.  80. 

b)  Compte-renda  etc.  poor  l'ann^e  1862  S.  58. 

c)  Compte-rendu  etc.  pour  Tanii^e  1859  p.   101. 

d)  Ck)inpte-renda  etc.  pour  Tann^e  1862  S.  61. 

e)  Pausan.  I.  14.  1.  Naol  Ik  uitep  t^v  xp^vtjv  ('Ewcdxpouvov)  t  piv  Aif)(A7]Tpo«  "Keizoirfon 
M.a\  K6prfij  h  oe  T<j)  TpiTTtoX^pou  xclfjievöv  £ctiv  d'^oKiia. 

f)  Cic.  in  Yerr.  II.  iv.  49.  §  110.  Ante  aedem  Gereris  in  aperto  et  propatulo  loco  signa 
duo  sunt,  Cereris  unum,  alterum  Triptolemi,  et  pulcherrima  et  peranipla  ....  Insistebat  in  manu 
Cereris  dextra  simulacram  pulcberrime  factum  Vicioriae  etc. 


SM  III.    MVTllKN  DER  UF^lirrriH  VSD  KORA. 

Mylhitfl  ilfir  AiiBsendnng  KD  heKielin.  wi»  sclinii  .Stoiiliiiiii"!  hi'mnrkt  lu^'ula  C 
iäl,  aind  hier  nur  vorweg  zn  unrübiibii. 

Die  mit  größortir  oder  geringerer  Siplierlieit  anf  (Ik-  Anttaendnnf!;  dea  Tr'ijtUh 
lemos  zn  hezieliendeu  plastiscbi'ii  Mnillimente.  welche  wir  biaher  kennen.  Bind  dir 
fnlgenden  : 

A.  Marmnrgruppe  des  Praxiteles,  zu  Ptinin«'  Zeit  in  den  ServUiani- 
.sehen  Gärten  in  Rom.  von  Plinius  N.  H.  XXXVI.  23  mit  den  Worten;  -lUini»»- 
Fmiitelis  upera  sniit  Flora.   Triptoleiuiis,   Ceres  in  hortis  Serviliänian  bezeichnet^.. 

B,  Gmßea,  ISS!)  in  Eleiiais  gefundenes  Marmorrelief .  jetsit  in  dem  Mtueum 
der  Patissiaatraße  in  Athen '^; .     S.  Atlas  Taf.  XIV.  No.  Ö. 

0.  Kora  und  Triptolomos ,  Hclie  ffragment  ebendaher  und  etM-iidunllut 
rtiifliewalirt^].     8.  Atlas  Taf.  XIV.    No.   -I. 

D.  Kora  nnd  Triptolemos,  Kt'lieffragnient  ebendaher  im  Museum  J« 
Loiivre').     8.  Athis  Taf.  XIV.  No.   .1. 

K.  SarkophagreÜef  in  Wilton-bonso  ,  Willsbire ^ .  8.  Atlaa  Taf.  XV 
Nu.  3  nach  der  neu  ftlr  das  Corpus  sareophagonim  gemachten  /.eichnunf;. 

F.  Silbersehnle  aus  Aqniluja  an  k.  k.  MDdz-  nnd  Antikencabinel  in  IVieal 
S.   Atlas  Taf.  XVI.  No.  11. 

0.  Thenlampe  der  Kestne rächen  Sammlung  in  Hannover.  iingeflDirl  k'b 
Siephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tanu^e  IHä!)  p.  s'l    Nu.  7ii 

II.   Demeter,    Koru  und   Triptolemos.    Terraeottenrelief  aU8  Campanas  Sautm- 

hing").  „____^ 

Was  zunächst  dit'  Cnippe  des  Praxilelos  anlan^'t.  kann  man  ja  altenÜnps  nii-ht 
heweJBen,  daß  sie,  von  der  wir  Nichts  ala  die  Namen  der  dargestellten  Penoon 
erfahren,  auf  die  Aussendung  des  Triptolemos  hezOglich  gewesen  sei;  aber  Ninoud 
kann  Uugnen,  daß  dies  eine  große  Wahrscheinlichkeit  Air  sich  habe,  namentlidi 
wenn  man  die  dauernde  PopnlaritAt  dieses  Mythus  bedenkt,  weiche  uns  die  Hon- 
mente,    vorab  die   Vaseuhilder  verborgen.     Hit   der  Annahme    des  Gegenstuto 


t)  Compte'rendii  eto.  pour  l'ann^e  IS5U  p.  80  sq. 

h)  Vergl.  oben  S,  4:t2  I.  uod  dlo  iiauer«  l.ltteratni  in  der  Amnerkunü  lu  No.  II9H  emId« 
X Schtirtqu«llen<,  wo  lu  Stepbini  Im  Phitol.  V.  S.  177  nach  Compte-rendu  etc.  pour  r»Bott  ISM 
p.  61  nachiutragan  und  du  Clut  der  AT.hieolog.  Z«ltang  1866  S.  MS  lu  S.  237  i«  bMick- 
tigen  iit. 

c)  FrQher  Im  Thuefon,  i.  Kekulj,  D.  ant.  Bildwerke  Im  Theaeion  No.  67.  Zu  der  biei  nr- 
utchneten  Lltteratnr  iat  nachzii tragen :  Fiaacli  im  Bnll.  dell'  Inet,  von  I8T2  p.  8,  BfiUlchn  !■ 
VerieirlmlO  der  Oypsabgaaae  in  Beiiln  2.  Aufl.  S.  7(1  fT.,  i^hüne ,  Grierh.  Reller*  aai  atka. 
Sammltmgen   8.  30  und  oben  S.  426  f. 

d)  Ver|l,  oben  Cap.  VIT.  Itellef  2.  Note  d. 

e)  Veifi.  oben  L'ap.  VII.  Relief  3.  Nou  ■. 

f)  Vargl.  oben  C«p.   VI!,  Hetitf  15.  Note  b. 

g)  Vergl.  T,  Sacken  u.  Kenner,  D.  Sammlung  der  k.  k.  Münz-  und  AnlikenrabineU  in  Virn 
H.  335.  Nn.  41  und  die  hier  angel.  Litteratui;  ahgeb.  Mon.  dell'  Inst.  III.  Uv.  4  and  b«i  Annk^ 
Uie  aiit.  Uold-  und  Sllbeimonumenle  den  k.  k.  Miini-  ii.  Ant.-Cab.  Tal.  2  und  Beilage  A.,  l^o"' 
•Vorlegeblättar«  Serie  I.  Taf.   VI.  2. 

h)  Vergl.  oben  Cap.  VII.  Helief  17.  NoU  d. 


9.    TBIPTOLEMOS.  565 

hangt  denn  auch  die  Bestimmung  der  bei  Plinius  als  »Flora«  bezeichneten  f^gur 
zusammen.  Die  Meinungen  sind  hauptsächlich  darüber  auseinander  gegangen ,  ob 
die  überlieferte  Lesart  in  Cora,  resp.  Kora  zu  ändern  sei,  oder  nicht.  Daß  in 
den  Handschriften  kein  Anlaß  und  Anhalt  zur  Änderung  gegeben  sei,  muß  aner- 
kannt werden,  es  wird  also  darauf  ankommen,  wie  das  Überlieferte  zu  verstehn 
sei.  Wenn  nun  Welcker*^]  die  plinianische  Flora  als  die  griechische  Chloris 
versteht,  »  die  Göttin  des  Grünens,  welche  sich  an  die  Seite  des  Triptolemos  schickt, 
dem  das  Grün  auf  dem  Fuße  nachfolgt  a,  so  hat  er  den  gewichtigen  Einwand 
Stephanis^),  daß  Chloris  nicht  allein,  in  keinem  einzigen  Triptolemosmonumente 
nachweisbar,  sondern  von  den  antiken  Künstlern  überhaupt  höchst  selten  darge- 
stellt worden  sei,  schwerlich  erwogen.  Aber  auch  die  von  Uriichs^)  vermutliete 
Hora  floribus  omata  vel  sertum  manibus  aut  veste  tenens,  würde,  abgesehn  da- 
von, daß,  wie  Stephani  a.  a.  0.  bemerkt,  Hora  ein  den  Abschreibern  geläufiges 
Wort  war,^  bei  dem  eine  Comiption  in  Flora  wenigstens  nicht  nahe  lag,  nur 
neben  Kora  wie  in  den  Vasenbildern  52  und  53,  schwerlich  anstatt  der 
Kora  der  Demeter  gegenüber  in  einer  Marmorgruppe  Wahrscheinlichkeit  für 
sich  haben.  Vermuthliph  liegt  die  Sache  einfacher.  Hatte  Praxiteles  wie  die  Maler 
der  Yasenbilder  UI.  21.  VI.  52  und  wie  der  Meister  des  eleusinischen  Reliefs  B. 
die  der  Demeter  gegenüber  befindliche,  wahrscheinlich  jugendliche  Figur  als  Kora 
mit  einem  für  Triptolemos  bestimmten  Kranz  in  den  Händen  darge- 
stellt, also  so  wie  sie  sich  auch  Urlichs  gedacht  hat,  so  war  sie  für  Athen, 
auch  wenn  sie  kein  weiteres  Attribut  führte,  als  Kora  sehr  wohl  verständlich; 
zugleich  aber  lag  für  römische  Augen  Nichts  näher,  als  sie  für  Flora  miszu- 
verstehn  und  somit  als  Flora  zu  bezeichnen.  Es  wird  also  an  dem  bei  Plinius 
Überlieferten  Nichts  zu  ändern,  aber  gleichwohl  unter  seiner  Flora  Kora  zu  ver- 
stehn sein,  wobei  just  an  die  »neu  erstandene«  mit  Gerhard^)  zu  denken  keine 
Nöthigung  vorliegt.  Wenn  wir  aber  demnach  in  der  praxitelischen  Gruppe  den 
Dreiverein  derjenigen  Personen  wiederfinden,  auf  welche  in  den  meisten  Vasen- 
bildem  die  Darstellung  der  Aussendung  des  Triptolemos  beschränkt  ist  und  welche 
in  der  That  die  zur  Vergegenwärtigung  des  Mythus  allein  nöthigen  sind,  so  wird 
man  anerkennen,  daß  hierdurch  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  dieser  Mythus  der 
Gegenstand  der  praxitelischen  Gruppe  war,  bis  fast  zur  Gewißheit  gesteigert  wird. 
Um  das  große  eleusinische  Relief  B.  hat  sich  bereits  eine  nicht  unbedeutende 
Litteratur  gesammelt,  auf  deren  Einzelheiten  hier  ohne  Weitläufigkeit  nicht  ein- 
gegangen werden  kann.  Auch  wird  dies  kaum  nöthig  sein,  da  mehre  der  über 
dieses  Kunstwerk  ausgesprochenen  Ansichten  auf  falschen  Voraussetzungen  beruhen. 
Dies  gilt  zunächst  von  Bötticher®),  welcher  in  der  Jünglingsfigur  zwischen  den 
beiden  Frauen  einen  von  ihm  so  genannten  ttoi«;  acp'  kotla^,  in  den  Frauen 
Priesterinnen  erkennen  will.  In  Betreff  dieses  s.  g.  tt.  a.  i.,  richtiger  ttoTc  {iUTj&eU 
i^  iorla^  oder  o  {xuoujjlsvo;  acp'  4aT(ac  genügt  es  auf  die  erschöpfende  Behandlung 

a)  Alte  Denkm.  V.  S.   119  ff.  ;  vergl.  Griech.  Götteri.  UI.  S.   126.  Note  4. 

b)  Compte-rendu  etc.  ponr  Tann^e  1859  p.  81. 

c)  Obs8.  de  arte  Praxitelis   p.   13   nach  0.  Müllers  (Handb.  %  357.  4)  nnd  Brunns  (Künut- 
lergesch.  I.  8.  337)  Vorgänge. 

d)  Abhh.  üb.  d.  Bilderkreis  v.  Eleusis  11.  (Ges.  akad.   Abbh.  II.)  S.  369. 

e)  Archaeol.  Ztg.  v.  1860  S.  99"^,  Verz.  d.  Gypsabg.  in  Berlin  2.  Aufl.  S.  70  ff. 


566 


lil.    MVTHKN  DF.R  DESIETER  UND  KURA. 


BöckLs  Äiim  Coi'p.  Inacr.  Gr,  I.  p.  445  sq.  zu  verwi-isen.  Wenn  dieser  (p.  4411 
ohne  ZweifBl  ricbtig  aagl:  ut  pnuci«  defimgar,  b  i'f  kariii  ]Mr,bzii;  ipai  foco 
proximus  adstano  ex  hoc  initiftbator  a  miniHtriB  sarris  ritn  saiictior«.  crt^u 
in  ipsiuR  foei  graduu  ancendcns,  so  sieht  ein  Jeder,  daß  von  dem  Cliarak- 
teiiBtiBchen  dieser  Caereinonie  in  dem  Relief  nicht  die  geringste  Spur  ist.  Aber 
auch  wenn  Flasch*]  an  ein  VotivrKÜef  denkt,  welches  znr  ßriiinening  an  tüneu 
Sieg  in  den  Kampfspieltn  von  Eleusie  geweilit  sei,  deren  Preis  in  Gerste  bestand, 
wie  von  Aristidos  und  sonst *')  bezeugt  wird,  so  wii-d  es  genflgen .  hervorxnheben. 
daß  sicii  der  Gerstenprei»  docli  offenbar  nur  nairb  Analogie  des  ölpreiw«  der 
Panatbenaeen "]  denken  lilQt,  also  etwa  in  m  und  so  viel  Mcdimnen  beiligor  Gerste 
l)eslanden  laben  muß,  deinen  Übergabe  dnrth  eine  Handvoll  Körner  (wenn  dies« 
sieb  Oberhaupt  erkennen  ließe)  nimuiermebr  dargestellt  werden  konnte.  Ebenmi 
war  Stepbani  ^)  falseb  berichtet,  daß  »le  personnage  en  qnestion  (die  mOnnl.  Figur' 
senibte  uffrir  a  une  des  di^esses  iin  vase  ou  un  panier  n,  worans  sich  bei  ihai  die 
Ansicht  entwickelte,  es  könne  eich  hier  wie  in  der  Gemme  Uenkm.  d.  a  Kiinri 
U.  99,  a.")  nm  Demeter  und  Plutos  handeln.  Irgend  ein  GefiiB  oder  Korb  aber 
ist  so  augenscheinlich  nicht  vorhanden,  daß  darllber  wie  Ober  eine  Rolle,  wpirhr 
sich  Gerhard^)  in  der  Hand  der  Frau  links  "denkt",  jedes  weitere  Wort  äber- 
flOsaig  ist.  Oanz  dasselbe  gilt  von  der  hier  und  da  aufgetauchten  Annahme,  ilir 
Fran  Qbergebe  dem  Jüngling  "Samenkörner",  und  wieder  dasselbe  von  der  Beliaii|i- 
tiing  Welckers*),  es  handele  sieh  um  einen  Handschlag,  ilie  Hand  der  Frau  »ei 
«ganz  so  gebildet,  als  wolle  eie  sie  aanft  und  ohne  alle  Fi-ierlicbkfit  in  die  an 
lakchoB  fallen  lassen".  Wem  in  Betreff  der  Bewegungen  der  beiden  in  Fngf 
kommenden  Hände  sein  eigenes  Auge  nicht  genügt,  der  (Iberiteuge  sieh  an^  rlrr 
genauen  Schilderung  derselben  bei  Keknli^  ;a.  a.  0.).  daß  sich  nicht  beEweifrln 
läßt,  die  Fran  sei  im  Begriffe  aus  der  halbgeöffneten  Hand  dem  vor  ihr  Btehcnilrp 
Jtingling  Etwas  zu  reichen  und  er.  Ktwas  zu  empfangen.  Dies  Etwue  ist  »llo 
dings  im  Marmor  nicht  dargestellt,  ich  muß  aber  bei  der  von  Anfang  an'';  »nsgi- 
sprochenen  Behauptung  stehn  bleilien.  daß  es  nichts  Anderes  als  ein  ÄhrenbBeebi'l 
gewesen  sein  kann,  über  der  Abbildung  des  Reliefs  im  Alias  Taf.  XI\'.  So  * 
sind  als  S  a.  uud  b.  die  Hände  der  Üejueter  und  des  Triptulemoa  von  den  Vuen- 
bitdem  No.  52  und  53  gezeicliuet.  Wer  diese  llSnde  und  ilirc  RevegUDgra. 
namentlich  diejenigen  der  Pouintowskyvase  (52  ^=  ü.  a.)  mit  don  H&ndes  dn 
Reliefs  und  ihre  Bewegungen  und  gt^genseitige  Stallungen  vei^leieht,  dor  tntiB,  mt 
mir  scheinen  will ,  zu  der  Einsiclit  gelangen .  daß  es  sich  im  Relief  wie  ia  da 
Vasenbildem  tun  die  üboneichnng  uud  Empfangnahme  eines  leichten  ÄhrenbDschak 


t)  Bull.  Jeir  Inil.  ••.  1872  p.  S. 
b]  ATistfd.   EleiiBin.   Vol.  I.  p.  417 


ed.  DinJ,    d^fiivoi 


£  ■ju|ivix()v  -[fttiöai  rpäirav  TJl»»''' 
i.    vergl.   IlDttiunn,  Goibsd.  UutA 


Jihn,  Einl.  in  du  Vuenve 


.   lu  Hfliicban  p.  O,  aq. 


,    Juschrlti  ■EtfTiji.  öfx-  '-   'S39  S.   167.  M».  H* 


d)  CDDipte-rendu   etc.  poiir  I'nnntie  1 


g)  Alle  Deiiktn.   V.    S.    111. 
bj  Bericbte  <lel  k.  aichs.  0< 


.    läÜU  S.   17U,   IMI  S.   13»  r. 


9.    TKIPT0LKMO8.  567 

drei  bis  vier  Ähren  handelt  und  um  nichts  Anderes  handeln  kann.  Daß  aber 
diese  Ähren  nicht  in  Marmor  ausgeftthrt  waren,  möchte  man  f&r  beinahe  selbst- 
verständlich erklären;  auch  in  Erz  konnten  sie  nicht  wohl  angefügt  werden ,  weil 
die  Halme  hinter  der  Hand  der  Frau  liegen  mußten,  und  sie  sind  nicht  in  Erz  an- 
geftigt  gewesen,  wie  das  Fehlen  jedes  Bohrlochs  erweist.  Aber  wen  kann  es 
stutzig  machen,  wenn  behauptet  wird,  die  Ähren  seien  durch  Malerei  ausgedrückt 
gewesen,  seitdem  die  nachweislichen  Beispiele  für  die  Ergänzung  viel  umfang- 
reicherer und  wesentlicherer  Gegenstände  durch  Malerei  in  den  Reliefen  der  besten 
griechischen  Kunstzeit  sich  täglich  vermehren?*)  Daß  aber  Welckers  Behauptung 
(a.  a.  0.  S.  117),  selbst  für  eine  Ähre  sei  kein  Raum  in  dem  Relief,  vollkommen 
nichtig  ist,  davon  kann  sich  Jeder  durch  den  einfachsten  Versuch  überzeugen. 
Grade  so  verkehrt  wie  Welckers  Behauptungen  über  die  Hände  der  besprochenen 
Figuren  ist  diejenige  über  die  Hand  der  hinter  dem  Jünglinge  stehenden  Frau 
(a.  a.  0.  S.  111),  welche  diese  demselben  liebevoll  auf  den  Kopf  legen  und  da- 
durch anzeigen  soll,  er  sei  der  Ihre,  gehöre  zu  ihr.  Hier  aber  ist  die  Verkehrt- 
heit einfach  zu  beweisen,  da  nicht  allein  die  Bewegung  der  Hand,  sondern  ein 
Bohrloch  vor  der  Stirn  des  Jünglings  und  der  Umstand,  daß  seine  Haare  ober- 
wärts  nicht  wie  weiter  nach  unten  ausgearbeitet  sind,  wie  auch  Eekul^  (a.  a.  0. 
B.  34),  Michaelis^)  folgend,  richtig  bemerkt  hat,  unwiderleglich  darzuthun  scheinen, 
daß  die  Frau  dem  Jüngling  einen  (metallenen)  Kranz  aufsetze  und  die  Hand  be- 
reits wieder  in  die  Höhe  zu  heben  im  Begriffe  sei.  Und  folglich  ist  allerdings, 
was  Welcker  längnet,  ein  Act  dargestellt  und  nicht,  was  er  behauptet,  eine  Idee, 
»die  der  innigen  Verbindung  der  drei  Personen,  des  mythischen  Bandes,  das  sie 
zusammenhielt«.  Und  wenn  der  dargestellte  Act  nun  darin  besteht,  daß  die  eine 
Frau  dem  Jünglinge  ein  Ährenbüschel  überreicht,  während  die  andere ,  hinter  ihm 
stehende  ihn  bekränzt,  dann  wird  man  doch  in  der  That,  ganz  abgesehn  von  der 
elensinischen  Provenienz  des  Reliefs  und  von  der  Übereinstimmung  der  Frau  links 
mit  einem  der  schönsten  statuarischen  Demetertypen  (oben  S.  428  u.  462),  ange- 
sichts der  Vasenbilder  No.  52  und  53  und  weiter  der  ganzen  Classen  UI.  u.  V. 
(oben  S.  537  u.  541)  nicht  in  Abrede  stellen  können,  daß  es  sich  um  die  Aussendung 
des  Triptolemos  handele  und  daß  die  Frau  vor  dem  Jünglinge  Demeter,  diejenige 
hinter  ihm  Kora  seil 

Allerdings,  das  darf  nicht  übersehn  und  nicht  verschwiegen  werden,  stehn 
dieser  Erklärung,  obwohl  sie  noch  durch  einige  weiterhin  zu  erwähnende  Umstände 
unterstützt  wird,  einige  mehr  oder  weniger  erhebliche  Schwierigkeiten  entgegen. 

Erstens,  daß  Triptolemos  hier  zu  Fuß  erscheint,  während  er  nicht  allein  in 
allen  Vasengemälden,  sondern  auch  in  allen  anderen  Monumenten,  welche  ihn  sicher 
angehn,  auf  seinem  geflügelten  Wagen  sitzend  oder  doch  neben  demselben  stehend 
dargestellt  ist.  Denn  für  ein  St«hn  des  Triptolemos  ohne  Wagen  kann  weder  das 
Relief  Colonna^)  angeführt  werden,  dessen  Beziehung  auf  Triptolemos' Aussendung 


a)  Yergl.  nur  Michaelis,  Der  Parthenon  8.  227,  Friederichs,  Bausteine  S.  137  (in  Betreff  des 
Zeus  im  östl.  Theseionfriese),  Bursiun,  Allf;.  Kncyclop.  Sect.  1.  Bd.  82.  S.  455.  Note  81  (in 
Betreff  des  gortynischen  Ueliefs  Atlas  Taf.   I.   No.  46). 

h)  Ann.  delf  Inst,   von  1860  p.  471. 

c)  Abgeb.  in  Welckers  Zeitschrift  Taf.   II    1. 

OTarback,  Knnatmjrthologie  III.  ^7 


TH.   MVri 


littchat  problematisch,  ja  ganz  unwahrscheiDÜcli  igt";,  noch  auch  du 
Florenz''/,  in  welchem,  so  gut  wie  in  der  Gemme  Denkm.  li.  u.  Kuiii»t  11.  tiU.  a. 
sclkwerlich  Triptolemuii.  dagegen  wahrscheinlich  PlntoH  ku  verstehn  ttein  wird,  üni 
die  praxiteliacbe  Gruppe  Aj  kann  man  als  Puralle Imonument  anfuhren,  inaofera  für 
sie  die  Ausaendusg  des  Tiiptolcmoi)  als  Gegenatund  gräßtsre  WahrHcheinlichkeil  hat, 
als  irgend  etwas  Anderes  und  als  in  ihr  ein  Wagen  schwerlich  voranszusetKO 
sein  wird,  obwohl  hierüber  nicht  abgesprochen  werden  kann.  Faßt  man  aher  du 
üleusiDische  Relief  an  sich  ins  Auge,  so  wird  man  leicht  eiueehn,  daß  sein,  uhu 
Zweifel  architektonisch  oder  tektoniech  bestimmter,  eng  begreuztei-  Raum,  welcher 
eben  die  drei  Personen,  ao  wie  sie  sind,  ku  fassen  im  Stande  ist.  flir  den  Apparat 
des  Flügelwagens  keinen  Platx  hnt.  Der  Künstler  mußte  diesen  also  nnterdrflcken 
und  er  durfte  es .  weuu  er  nur  im  übrigen  für  hinreichende  Klarheit  des  darge- 
stellten Actes  Sorge  trug,  was  durch  die  Übergabe  des  .Ähre nbflsch eis  durch 
Demeter  und  die  UekräuKung  durch  Kor«  geschehn  ist.  Möglich,  daß  er  daneben 
durch  die  Schübe  mit  auafllhrlichem  Riemoiiwork ,  mit  welchen  er  die  Fuße  »eines 
Jünglings  bekleidete,  an  dessen  bevorstehende  Wanderung  bat  eriunem  wollen"'. 

Die  zweite  Schwierigkeit  liegt  in  der  Jugendlichkeit  de»  IViptolemoa.  der  frei- 
lieb  Dicht  als  »Knabe«,  wie  von  mehren  Seilen  geschehu  ixt.  wohl  aber,  wie  gaui 
besonders  die  weichen  und  fulligcn  Formen  seiner  Beine  und  im  Gegensätze  daii 
seine  dünnen  Anne  beweisen.  aU  Mellephebe  beseichnot  werden  muß.  Auch  flir 
diese  Jugeodlichkeit  kann  man  sieb  natürlich  nicht  mehr  auf  diejenigen  Kuntri- 
werke  bettifen,  welche  wie  die  oben  angeführte  Gemme  und  da«  florentiner  ßelirr 
die  bisher  als  Triptolemos,  jetzt  aber  mit  größerer  Wahrscheinlichkeit  als  PlBtos 
gedeutete  Figur  in  völliger  Kindes-  oder  Knabeugealalt  zeigen ,  wühl  aber  daraif, 
daß  Triptoleraos  in  allen  rotbÜgurigen  Vasenbildem  sehr  jugeudlicb.  ü>  mtkt  wa^ 
gen  in  so  zarter  Jugendlichkeit  dai^estellt  ist,  daß  mau  üeJne  Funneo  mtksbA 
•  mädubonhaft  g  genannt  hat  und  daß  Ver^l  Georg,  1,  vs.  lU  ihn  gradesu  als  'wm 
puer  monstrator  aratri<i  bezeiclmet.  Wenn  uns  daher  auch  kein  litterariMtal 
Zengniß  aus  guter  griechischer  Zeit  dafür  erhalten  ist ,  daß  die  Auaeendunf  te 
Triptolemos  in  seine  frflhere  Jugend ,  sein  Mellephebcnalter  gefallen  sei,  m  4tHm 
wir  docli  gewiß  aus  der  Darstellung  dei'  Vaeenbildor  und  aua  dem  diesettw  bwtUJ- 
genden  und  steigernden  Ausdruck  Vergila  schließen  ,  daß  es  eine  daliia  geWWt 
Tradition  nicht  nur  gegeben  habe,  sondern  daß  tiknQ  die  herrschende  gewMon  m- 
Bb  ist  Ja  dies  Nichts  weniger  als  der  erste  oder  einzige  Fall,  wo  uns  die  Km^ 
Werke  mehr  lehren,   als  wir  aus  Bcbriftlicher  Überlieferung  wissen*;. 

Mit  dem  Hinweis  auf  di«  frühe  Jugend ,  in  welclier  Triptolemos  hier  iupr 
stellt  ist,  ist  zugleich  ein  Tlieil  einer  dritten  Sohwiengkeit  gehoben,  wddw  ikr 
Krkläning  des  eleusinischen  Reliefs  entgegensteht  und  welche  darin  liegt,  dAfil^ 
plolemos  von  geringerer  Größe  eracheint,  als  die  Göttinnen,  Ist  er  eiu  uoch  »Jeh 
voll  erwachsener  Jüngling  —  und  das  ist  er  seinen  Formen  nach  niclU.   ao  itf  ■ 


*)  Vutgl.  «ucli  Stephuii,  L'onipie-cendu  etc. 

b]  A[iii.  e  Hon,  dell'  liiit.  von  1854  Ut. 
S.  ,^1itr,  n,  S.  5U6. 

c|  Vergl.   Ilerirhio  der  k.  aatlia.  Ges.  d.   W 

d)  Voritl.  Wrliier,  (l.ledi.  Uulleil.  11,  S. 
V,   1SB1  8.   VJi. 


iii^e  1S59  p.,  68.  Note  1. 

1,    All»   T>f.  XVt.  No,  2.    mtl.  *• 


.  »ifiu.  0*s,  *.  *•• 


9.    TBIPTOLEMOS.  569 

schon   hierdureh  gerechtfertigt,    daß  er  hinter  dem  Maße  der  Göttinnen  znrflek- 
steht. 

Dasu  kommt  weiter,  daß  es  fraglich  ist,  ob  der  Künstler  Triptolemos  als 
gleichen  Wesens  mit  den  Göttinnen,  d.  h.  ebenfalls  als  ein  göttliches  Wesen  nnd 
nicht  vielmehr  als  einen  Menschen,  einen  eleusinischen  Köuigssohn  hat  darstellen 
wollen,  als  welcher  er  »nach  dem  Hange,  symbolische  Wesen  in  historische  Per- 
sonen zn  verwandeln«*)  in  seinen  Genealogien  von  Keleos,  Metaneira,  von  Elensin, 
Karos,  Ikarios^j  nnd  in  denjenigen  Kunstdarstellnngen  gefaßt  ist,  welche  ihn  bei 
seiner  Anssendnng  von  seiner  elensinischen  Familie  nnd  Verwandtschaft  nmgeben 
zeigen  (oben  S.  545  f.).  Fflr  eine  solche  Absicht  des  Künstlers  dürfte  eine  gewisse 
Derbheit  in  den  Körperformen  sprechen,  welche  mehr  als  einen  Erkl&rer  des  elen- 
sioiBchea  Reliefs  veranlaßt  hat,  dem  Jüngling  einen  Namen  aus  rein  menschlichem 
Kreise  zn  geben,  in  ihm  nicht  einmal  einen  Heros  oder  Königssohn  anzuerkennen. 
Faßte  aber  der  Künstler  des  Reliefs  Triptolemos  nicht  als  Gott,  sondern  als 
Königssohn  von  Elensis,  so  kann  dies  mitgewii-kt  haben,  um  ihn  zn  bestimmen, 
ihm  ein  minderes  Körpermaß  als  den  Göttinnen  zn  geben.  Denn  wenngleich  man 
sich,  worin  ich  früher  geirrt  habe,  für  das  geringere  Körpermaß  des  menschlich 
gedachten  Triptolemos  nicht  auf  die  von  Stephani^)  behandelten  Yotivreliefe  be- 
rufen darf,  in  denen  Sterbliche  von  viel  kleineren  Körperverhftltnissen  viel  größer 
gebildeten  Gottheiten  gegenüberstehn,  so  ^ebt  es  doch  Beispiele  dafür,  daß  Wesen 
eines  niedem  Ranges  kleiner  gebildet  worden  sind  als  die  Hauptgottheiten,  denen 
sie  gesellt  sind.  So  im  Parthenonfriese  die  Figur  neben  Zeus  und  Hera  (Nike 
oder  Iris)  ^) ,  in  dem  Friese  des  choragischen  Denkmals  des  Lysikrates  die  rechts 
nnd  links  vom  Dionysos  sitzenden  Satyrn,  so  Ampelos,  Satyrn,  Pan  in  Gruppen 
mit  Dionysos,  so  außer  den  sämmtlichen  Wesen  des  dionysischen  Gefolges  auch 
Ikarios  nnd  seine  Frau  in  dem  in  mehren  Wiederholungen  erhaltenen  Relief,  von 
dem  ein  Exemplar  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  U.^  No.  624  abgebildet  ist. 

Yielleicht  hat  aber  ein  drittes  Moment  entscheidender  gewirkt  als  die  beiden 
berührten,  die  Rücksicht  auf  eine  künstlerische  Composition,  deren  Rhythmus,  wenn 
die  drei  Personen  gleiches  Maß  gehabt  hätten ,  nicht  allein  viel  einförmiger  ge- 
worden wftre,  als  er  jetzt  ist,  sondern  welcher  unter  jener  Voraussetzung  in  dem 
gegebenen  Ranme  so  gut  wie  unmöglich  geworden  wäre,  während  jetzt  die  drei 
Figuren  unter  sehr  vortheilhaft  wirkendem  Hervortreten  der  zwei  Göttinnen  in 
ihrem  Gegenüber,  auf  das  wohlthuendste  zu  einander  geordnet  und  der  gegebene 
Baain  gefüllt  ist,  ohne  überfüllt  zu  sein.  So  wie  aber  eben  dieser  gegebene  und 
kupp  genug  zugemessene  Raum  den  Künstler  unter  allen  Umständen  zwang,  den 
Flflgelwagen  des  Triptolemos  zu  unterdrücken,  so  mag  er  ihn  auch  veranlaßt 
haben,  die  ohne  Zweifel  vorhandene  Tradition  von  großer  Jugendlichkeit  des  Helden 
bei  dem  Beginne  seiner  Sendung  und  seine  in  der  Poesie  ausgeprägte  Wesenheit 
nicht  als  Gott  oder  Agrardaemou ,  sondern  als  Königssohn  klug  zu  benutzen ,  um 
demselben   das   geringere  Körpermaß   im  Verhältniß  zu   den  Göttinnen  zu  geben, 


a)  Welcker,  Qri«cb.  GöUerl.  II.  S.  471. 

b)  Vergl.  die  Zusammen steUung  der  Zeugnisse   bei  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  l'an- 
n6e  1859  p.  75. 

c}  Der  ausrohende  Herakles  S.   74. 

dj  Vergl.  Flasch,  Zum  Parthenon-Fries  S.  62. 

37» 


57» 


111.    MV 


.■  ULK  UKMl^rniK  ONU  KOUA. 


auf  welchem  die  Möglichkeit  dleaer  Cumpusition  allein  benihte.  Hat  doch  E.  1 
sogar  die  Knahen-  Kinder-)  gestalt  des  vermein  tlichen  Triiitulemus  in  dem  floren- 
tiner  Relief  aus  dem  dem  Künstler  durch  den  Kaum  auferlegten  Zwang  abiuleil«Ji 
versncbt  und  darin  die  Zustimmung  Änderet''^  gefunden. 

Wenn  dureli  diese  Bemerlinn^n  die  Schwierigkeiten,  welche  der  Anerkennung 
des  Jan^Unga  ab  Triptolemoa  eutgegenzustehn  scheinen,  wenn  nicht  beseitig,  n> 
doch  wuh!  erheblich  vermindert  sini]  und  wenn  man  nun  nai'hmale  erwigt,  iu  »ir 
mächtiger  Weise  der  dargestellte  Act  dafür  Zeugniß  nhlegt .  daß  es  sich  in  lim 
eleuainiachen  Kelief  in  der  That  um  Triptolemos  Aussandung  handelt,  so  wird  nuu 
dieser  Deutung  eine  gr'iQere  Wahrscheinlichkeit  kaum  absprechen  kitiineu,  ahs  ili« 
wenigstens  alle  bisher  aufgestelltan  anderweitigen  besitzen. 

Ob  die  beiden  aus  Eleusis  Ktammeoden  Reliefü'agmente  C  und  Ü.  die  An»- 
sendung  des  Triptolemos  augehn ,  wie  fBr  beide  Fr.  Lenurmant';.  für  D.  auch 
FrOliner'')  angenommen  hat,  oder  ob  diese  Keliete  nur  eine  bandlungsluse  Onltn»- 
verbindnng  der  elensinischen  Göttinnen  und  ihres  Heros  entlüelten,  was  fttr  C.  IBll- 
tichen')  Ansicht  ist  und  sieh  für  U.  nicht  wohl  bezweifeln  läßt,  wird  sich  niil 
Sicherheit  kaum  entscheiden  lasat^n. 

Das  Fragment  C,  nach  Lenormant^)  eine»  von  mehren  älinliclicu  Exemplarpa. 
beginnt  links  mit  der  rntug  stehenden ,  mit  zwei  Fackeln  ausgestaltet  gewei«rueii 
Kora  —  nach  bötticher  Demeter  — ;  vor  derselben  sitzt,  aber  nicht  hoch,  wie  in 
der  Regel  in  den  Vasonhilderu.  ganz  auf  dem  Wageiisitze,  eondem  mit  den  Ptübn 
den  Erdboden  bertihreud,  der  auch  hier  sehr  jugendlich  zart  gebildete  Triptoleuio* 
die  linke  Hand  leicht  erhebend,  in  seinem  Wagenstohle  .  der  nicht  geflU|cell. 
dessen  Rad  aber  von  einer  Schlange  umringelt  ist.     Alles  Weitere  fehlt. 

Das  Fragment  D.,  das  reclite  obere  ätUek  der  Platte,  zeigt  ähnlich  die  oiil 
einer  langeu  Fackel,  fast  ganz  wie  in  B..  versehene  Kora  und  vor  ihr  dir  horb 
aufgerichteten  Flügel  des  Wapens,  in  welchem  aller  Wabrucheinliobkeit  nwlt 
Triptolemus    ähnlich    wie    in  C,    mit   den  FUßeu    am  lioden    sitzend  dargestellt  ^r- 


Ans  dem  Sitzen  des  Triptolemos  mit  den  Fußen  am  Boden  kännU  du» 
Mchließen,  daß  er  hier  nicht  zur  sofortigen  Abfahrt  bereit  sei.  und  folglich  an»taU 
an  die  ijcene  der  Aussendung  an  eine  Einweihangsseene  denken .  wie  sie  die  lir- 
kannte  I'onrtaläs'scbe  Vase"}  mit  ihrem  ganz  ähnlich  wie  in  dem  RelieffvagiMnl« 
C.  sitzenden  Triptitlemos  bietet,  «der  an  eine  Cultuscombination  der  Art,  wir  wir 
sie  an  der  cnmaeischen  HeÜefvase''),  nach  ihrer  richtigen  Erklärung'  ,  mit  ciM> 
ebenfalls  ganz  dem  Fragment  entsprechenden  Triptolemos   finOeii.     Üagtgeg 


■  )  Ami.  e  Mon.  ddl'  Intt.  v.   1SS4  p.   7(i. 

bl  .SellBt  von  3l«pli»Tii  Im  C'umiile-rHiHu  utc,   pour  r»iiiif'e  ISä'l  p. 

r-l  R.^Y.  irch.  N.  S.  V.   I8Ö7  p.   102  sq. 

d)  NotUe  de  U  seiilpt.  •nl.  T.  p.   »1.  Na.  Un. 

e)  VenelehnlB  der  G^^sibgQsse  In   Berlin  -J,  Aufl.  S.   Uli.  Na.  Hl 
r)  |{«vue  «elie'al.   >.  i.   0.      Üaiette  *rcb£ol.   van    I8T5  p.  H7  >q. 

gl  Paiiorka.  Kuaie  PourUUs  pl.   1  li ,    füllte  ««rtrn.   111.  pl.  BS.  A., 
No.  llUi  lui  Atlu  T«f.  XVIII.  T4o.  19. 

h)  Coiupte-rnnilu  etc.  poiir  riniiife  1 8I>2  |>l.  2,  (le 
Im  Atlu  Tof.   Will,   N'n.  ^0. 

i  I   Vnrgl.    Srrube,    .Smaiou   iit>.   dcii    bllderklrlü  v.    Kluuits  S.   31  II. 


I 


Dcnkni.  d.  ».  Kuulil 


.  iLtd.  Abtih  II  Abl..T»f.  LKlVlll- 


9.    TRTPT0LEM08.  571 

nun  aber  das  Vasenbild  50  (s.  oben  S.  551)  den  wesentlich  eben  so  wie  in  dem 
Fragmente  C.  sitzenden  Triptolemos  in  einer  ganz  nnzweifelhaften  Scene  der  Aus- 
sendung und  es  wäre  ja  auch  recht  wohl  möglich ,  daß ,  wie  dieser  in  seiner  er- 
hobenen  Rechten  Ähren  hält,  welche  er  so  eben  von  Demeter  empfangen  hat,  so 
anch  derjenige  des  Fragmentes  C.  in  der  Linken  Ähren  gehalten  hätte.  Und 
wenngleich  man  in  den  Reliefen,  falls  sie  wirklich  die  Aussendung  angehn,  gern 
ein  handelndes  Eingreifen  Koras,  ähnlich  wie  in  B.,  voraussetzen  möchte,  so  zeigt 
doch  nicht  allein  das  eben  angeführte  Vasenbild,  welches  in  seinem  Triptolemos 
die  nächste  Analogie  bietet,  sondern  es  zeigen  noch  viele  andere  Vasengemälde 
(8.  oben  S.  539,  544),  daß  Kora  auch  bei  der  Aussendung  völlig  unbetheiligt  hinter 
dem  Wagen  des  Triptolemos  stehend  vorkommt.  Daß  nichts  desto  weniger  beide 
Fragmente  mehr  den  Eindruck  einer  bloßen  Znsammenstellung  der  eleusinischen 
Figuren,  als  denjenigen  einer  dramatischen  Handlung  machen,  soll  nicht  geläugnet 
werden. 

Ein  von  den  Reliefen  B.  C.  D.  sehr  abweichendes  Bild  bietet  das  Sarkophag- 
relief von  Wiltonhouse  E.,  obgleich  die  Grundlage  dieser  Composition  schwerlich 
eine  von  derjenigen  der  griechischen  Monumente,  insbesondere  der  späten,  unter- 
italischen Vasenbilder  50 — 53  so  verschiedene  ist,  wie  dies  Brunn*)  behauptet  und 
nachzuweisen  versucht  hat.  Vielmehr  wird,  einstweilen  von  allen  Einzelheiten  ab- 
gesehn,  Förster  in  seiner  Entgegnung  gegen  Brunn  ^)  in  der  grundlegenden  An- 
nahme wohl  Recht  haben,  daß  es  sich  anch  in  diesem  Sarkophagrelief, 
welches,  wenngleich  in  Attika  gefunden,  dennoch  stadtrömischen  Ursprungs  zu 
sein  scheint^),  trotzdem  um  die  Darstellung  des  wirklichen  griechischen 
Mythus,  nicht  aber  um  eine  römische  Allegorie  handele,  wie  solche  in  der  Silber- 
schale von  Aquileja  F.  allerdings  unverkennbar  hervortritt. 

Der  hervorstechendste  Unterschied  zwischen  dem  Sarkophagrelief  von  Wilton- 
house und  allen  anderen  Monumenten  dieses  Kreises  ist  der,  daß  einzig  das 
Relief  E.  mit  der  Aussendung  des  Triptolemos  die  Anodos  der  Kora 
in  Verbindung  bringt.  Denn  daß  diese,  aufweiche  ihres  Ortes  zurttckzu- 
kommen  sein  wird,  in  der  Scene  am  linken  Ende  des  Sarkophags  gemeint  sei, 
kann  trotz  dem  Versuche  Brunns  (a.  a.  0.  S.  22),  es  zu  läugnen,  nicht  wohl 
zweifelhaft  sein.  Freilich  ist  diese  Verbindung  eine  ganz  äußerliche  und  mehr 
eine  Zusammenstellung  zu  nennen;  denn  ein  Zusammenhang  der  beiden  je  in  sich 
abgeschlossenen  Scenen  findet  nicht  statt.  Aber  das  darf  nicht  Wunder  nehmen, 
da  anch  in  der  Sage  kein  innerer  Zusammenhang  zwischen  dem  Mythus  vom  Raube 
und  von  der  Rückkehr  Koras  und  demjenigen  von  Triptolemos'  Aussendung  und 
der  Stiftung  des  Ackerbaus  begründet  oder  irgendwo,  ausgenommen  eine  Spur  aus 
orphischer  Poesie^)  ,  ausgesprochen  ist.  Dies  hat  Prell  er  schon  in  seinem  Buch 
über  Demeter  und  Persephone  (S.  105,  besonders  S.  129  und  S.  287)  ganz  richtig 
behauptet   und    neuere   Forschungen    haben    es,    obwohl  sie  hier  und  da  darauf 


a)  Sitzungsberichte  der  kgl.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  Phil.-hist.  Gl.  von  1875.  S.  21  ff. 

b)  Archaeolog.  Zeitung  von  1875  S.  79  ff. 

c)  Vergl.  Matz  in  der  Archaeolog.  Zeilung  Ton  1873  S.  33,    Michaelis  das.  von  1874  S.  64, 
Förster,  Der  Raub  u.  die  Rückkehr  der  Persephone  S.  264. 

d)  Bei  Claudian.  Rapt.  Proserp.  III.  vs.  51  sqq.,  vergl.  Förster,    Der  Raub  a.  d.  Rückkehr 
der  Persephone  S.  94  and  263  f. 


572  III.  MYTHEN  DBB  DEMXTEB  UND  KOBA. 

ausgegangen  sind^  nicht  widerlegt.  Bestätigt  wird  dies  Resultat  durch  die  ganze 
große  Zahl  der  Vasengemälde ,  welche ,  sofern  sie  sich  nicht  auf  die  beiden 
Hauptpersonen ,  Demeter  und  Triptolemos  beschränken ,  bei  der  Aussendung  des 
Heros  Kora  als  ruhig  bei  der  Mutter  weilend,  die  zwei  Göttinnen  verbunden  und 
zusammenwirkend,  aber  nirgend  auch  nur  die  leiseste  Spur  weder  von  einem  An- 
kommen noch  von  einem  Scheiden  Koras  zeigen.  Ganz  dasselbe  ^It  von  der 
Gruppe  des  Praxiteles  A.  und  dem  eleusinlschen  Relief  B.,  sofern  diese  Monnmente 
richtig  verstanden  und  erklärt  sind.  Ein  Zusammenhang  des  Sarkophagreliefs  mit 
orphischer  Poesie  wird  sich  hiemach  auf  diesem  Punkte  nicht  läugnen  lassen;  ob 
dieselbe  Poesie  jedoch  auch  für  die  Aussendungsscene  als  Grundlage  gedient  hat, 
steht  dahin. 

Es  ist  schon  oben  darauf  hingewiesen  worden,  daß  das  Relief  £.  in  numdier 
Beziehung  mit  den  nnteritalischen  Vasenbildem  dieses  Gegenstandes  ftbereinstimme, 
und  es  erscheint  gerathen,  hiervon  auszugehn,  ohne  die  Verschiedenheiten  zu  fiber- 
sehn,  welche  auf  einem  Punkte  fundamental  sind.     Dies  gilt  nicht  von  Demeter 
und  Triptolemos.     So  wie  dort  in  52  und  53  die  Göttin  dem  Heros  das  Saatkorn 
in  Gestalt  eines  Ährenbüschels  überreicht,   so  trägt  er  hier  die  Gabe  der  Demeter 
in  realistischerer  und  prosaischerer  Form  als  einen    Haufen  Kömer   im  Bauaehe 
seiner  Chlamys;  dem  Gedanken  nach  sagt  Beides  das  Gleiche.     Und   eben  so  be- 
dingt es  nur  einen   compositionellen  Unterschied,  daß,  während  Triptolemos  dort 
bereits  auf  seinem  Schlangenwagen  steht,   er   hier  eben   im  Begriff  denselben  mit 
lebhaftem  Schritte  zu  besteigen  dargestellt  ist  und  daß  Demeter,   anstatt  wie  dort 
unmittelbar  neben  dem  Wagen  zu  stehn,   hier  etwas  entfernter  von  demselben  auf 
einem  Felsen^)    (nicht  der  Cista,    wie   man   nach  der   frtthem  Zeichnung  glaubtej 
sitzt,  neben  welchem  sich  ihre  heilige  Schlange  ringelt.     In  nähere  BezMiung  zu 
der  Göttin,    als  in  irgend  einem  frühem  Monument,   ist  hier  Dionysos  gebracht, 
welcher  sich  vertraulich  auf  ihre  Schulter  stützt.     Er  erseheint  dabei  hu  einer  Ge- 
stalt, welche,  bis  auf  unbedeutende  Abweichungen  in  der  Stellung,  statuarisch  Air 
den  Gott  des  Weines  geläufig  ist^);   mit  Tranben  bekränzt  und  neben  einer  Rebe^s^^ 
stehend,  so  daß  jeder  Anlaß  wegfKUt,  ihn  als  lakchoe^j  oder  als  den  in  orphisehe^c^^r 
Lehre  mit  lakchos  identificirten  Dionysos  aufzufassen  und  seiner  Anwesenheit  ein^^^^e 
andere  Bedeutung  zuzuschreiben,    als  welche   sie   in  den  Vasenbildem  49  nnd  5^   ^o 
(s.  oben  S.  550  und  S.  562)  hat.     Diese  Vasenbilder  zeigen  aber  zngleieh^ 
die  Verbindung  der  beiden  Gottheiten  nicht  allein  oder  erst  römisch^),  sondern 
sie  echt  griechisch  sei. 

Die  überraschendste  Analogie   bieten  die  Vasenbilder   zu   den  vier  Personv^. 
vor  den  Schlangen  des  Triptolemoswagens,  eine  Analogie,    auf  welche  mit  Re 
Förster®)  nachdrücklich  hingewiesen  hat,  nachdem  er  allerdings  kurz  zuvor ^) 
Personen   in  unglücklicher  Weise  und  allem  Augenschein  entgegen  mit  der 


a)  Vergl.  Gonze,  Archaeolog.  Zeitung  von  1864,  Anz.  S.  176*. 

b)  Vergl.  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  IV.  pl.  678,  678  B.,  690  B.  u.  m.  a.,  nur  in  der  Ovku^p^^^^^uup 
etwas  abweichende. 

c)  Förster,  Der  Raub  u.  d.  Rückkehr  der  Persephone  S.  267. 

d)  Wie  Brunn  a.  a.  0.  S.  24  meinte. 

e)  Archaeolog.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  83  f. 

f )  Der  Raub  u.  d.  Rückkehr  der  Persephone  S.  265  f. 


9.    TBIPTOLEMOS.  573 

steigenden  Kora  in  der  linken  Nebenscene  des  Reliefs  in  Verbindung  gebracht 
hatte.  Es  sind  Aphrodite,  Hermes  und  zwei  Hören,  die  eine  durch  ein 
Getraidebttndel  '^j ,  die  andere  durch  eine  Sichel  charakterisirt,  also  dieselben  Neben- 
figuren, welche  in  Vasenbildem  mit  der  Aussendung  des  Triptolemos  verbunden 
werden:  Aphrodite  und  zwei  Hören  in  51,  Hermes  und  zwei  Hören  in  52,  der- 
selbe mit  Aphrodite  und  zwei  Hören  in  53.  Daß  aber  wirklich  diese  vier  Per- 
sonen zu  erkennen  seien  und  daß  unter  der  ersten  derselben,  welche  mit  dem 
langen,  unten  abgebrochenen  Seepter  ausgestattet  ist,  nicht,  wie  Brunn  (a.  a.  0. 
8.  24)  will,  Kora  verstanden  werden  könne,  welche  Hermes  eben  wegzuführen 
im  Begriffe  stehe,  das  kann  als  durch  Förster^)  erwiesen  betrachtet  werden.  Ob 
aber  die  Theilnahme  der  Aphrodite,  des  Heimes  und  der  Hören  an  der  Aussen- 
dung des  Triptolemos  auf  orphischen  Ideen  bernhe ,  wie  derselbe  (a.  a.  0.)  an- 
nimmt und  ob  man  irgendwelchen  Grund  hat,  der  Anwesenheit  dieser  Personen 
hier  einen  andern  Sinn  unterzulegen,  als  den  sie  in  den  Vasenbildein  hat  (s.  oben 
8.  560  f.j,  dies  möchte  doch  wohl  sehr  zweifelhaft  sein.  Die  Art,  wie  Hermes 
mit  Aphrodite  und  der  einen  Hora  in  vertrauliche  Verbindung  gesetzt  erscheint, 
indem  er  Beiden  je  eine  Hand  auf  die  Schulter  legt,  giebt  hierzu  keinen  Anlaß, 
und  eben  der  Umstand,  daß  Hermes  mit  den  beiden  weiblichen  Figuren,  zwischen 
denen  er  steht,  in  gleicher  Weise  verbunden  ist,  macht  es  deutlich,  daß  es 
sich  hier  nicht  etwa  um  tiefer  liegende  mythologische  Beziehungen  weder  zwischen 
Hermes  und  Aphrodite,  noch  zwischen  ihm  und  den  Hören  handelt,  sondern  daß 
der  Künstler  wahrscheinlich  nur  aus  compoiritionellen  Gründen  diese  Gruppirung 
gewählt  hat,  um  nicht  seine  vier  Figuren,  welche  ohnehin  schon  in  ihrer  gleich- 
mäßigen Aufreihung  und  der  Wendung  ihrer  Köpfe  nach  derselben  Seite  auf  Tri- 
ptolemos hin,  einförmig  genug  erscheinen,  vollends  unvermittelt  neben  einander  zu 
stellen.  Für  den  ein  paar  große  Ähren  ^)  haltenden  Knaben  endlich  zwischen  den 
Hören,  der  sich  in  den  Vasenbildem  nicht  nachweisen  läßt  —  da  hier  von  Eros 
wie  in  53  nicht  die  Rede  sein  kann  — ,  hat  Förster^]  nach  dem  Vorgange  Ste- 
phanis®)  den  in  dieser  Umgebung  gewiß  nicht  unpassenden  Namen  des  Pluto s 
vorgeschlagen. 

Größere  Schwierigkeiten,  als  die  Seitengruppen,  bietet  die  Mittelgruppe  und 
die  in  ihr  dargestellte  Handlung,  weil  diese  im  ganzen  Bereiche  der  uns  bisher 
bekannten  Monumente  dieses  Kreises  ohne  genaue  Analogie  ist  und  weil  sich  auch 
in  den  litterarischen  Überlieferungen  Nichts  findet,  das  sich  zu  ihrer  Erklärung 
verwenden  ließe. 

Vor  Demeter  steht,  aber  mit  dem  Unterkörper  von  ihr  abgewendet  und  nur 
oberwärts  sich  zu  ihr  umkehrend,  eine  jugendliche  Frauengestalt,  welche  in  der 
Linken  Ähren  hält  und  die  Rechte  in  Demeters  ihr  entgegengestreckte  Rechte  ge- 
legt hat.     Sie  ist,    um   von  Älteren  zu  schweigen,    von   0.  Müller'),  Gerhard k), 


a)  Vergl.  Michaelis,  Aichaeolog.  Zeitung  v.   1874  S.  65. 

b)  Archaeolog.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  83  f. 

c)  Vergl.  Conze  in  der  Arcbaeol.  Zeitung  von  1864  Anz.  S.  176*  und  Michaelis  das.  1874  S.  65. 

d)  Archaeolog.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  84. 

e)  Gompte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1859  p.   109. 

f )  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.   117  ältester  Ausgabe. 

g)  Ant.  Bildwerke  S.  399,  Üb.  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  Beilage  C.  No.  53. 


574 


111.    MYTRFJr  DER  DFMETER  UND  KORA. 


Wieaelfir*'.  Stephan! *\  CoDze'']  und  FrtrBtflr''i  als  Kora  verstanden  worden. 
(a.  s.  0.  8.  25]  dagegen  will  in  ihr  die  Hörn  di's  Herbstes  erkennen,  welchi.-. 
von  Demeter  schoidend.  durch  Handschlag  das  Versprochene  bekrJlftige,  d*D 
es  sich  um  eine  Trennung  auf  WiodersehT)  handele,  wtthrend  sie  sicJi  von  Demeter 
abwenden  ittüii.  "um  Triptolemos  zu  folgen". 

Ea  ist  ohne  WeitlÄufigkcit  nicht  möglich,  anf  alle  die  Combinationen .  ani>- 
geiiprochene  und  unausgespi'nchene  .  pinziigehn .  welche  Bmnn  zn  dieser  Anuahmp 
geführt  haben,  es  ist  dies  aber  anch  nicht  nöthig.  weil  zwei  der  entsrheidendsteo 
Motive  von  Fßrster')  bereits  als  irrig  erwiesen  worden  sind,  einmal  das  ao§  der 
Tracht,  dem  angeblichen ,  nnr  in  den  älteren  Zeichnungen  scheinbar,  in  der  That 
aber  nicht  vorhandenen  l&ndüchen  Kopftnche  dieser  Figur  abgeleitete  und  sodann 
dasjenige,  welches  sich  anf  das  Verhältniß  dieser  sein  sollenden  Herhsthora  za  den 
beiden  sicheren  Hören  am  recbteo  Ende  der  Nebengnippe  stfitr.t.  Aaßcrdem  aber 
hat  derselbe  mit  dem  unzweirelhaftesten  Rechte  bemerkt,  daß  die  Annahme,  die 
Herhsthora  nehme  hier  von  Demeter  Abschied,  sie  in  eine  Hitnation  verwlien 
heiOe,  welche  sie  nii^end  hat  noch,  muß  man  hinziiffigen.  haben  kann.  Kin  mI- 
cher  Abschied  von  Demeter  sei  allein  bezeugt  nnd  passend  für  Kora .  an  welcher 
Benennung  denn  auch  festzuhalten  sein  wird,  vorausgesetzt,  wie  FSrater  aagt.  daS 
sich  dies  Motiv  mit  der  Auesendung  des  Triptolemos  vertrftgt. 

Die  Art  nun,  wie  Förster  zu  erweisen  sucht,  daß  dem  so  sei,  kann  ^B  pi- 
ntlgend  nicht  anerkannt  werden.  Er  hernft  sich  anf  die  spftriichen  Reste  der 
litterarischen  Überliefemng  (cf.  Clandian.  Hapt.  Pros.  !U.  51  sq.'),  welche  die 
Verleihnng  des  Getratde Samens  an  Triptolemos  mit  dem  Ranbe  der  Koni  in  Ver- 
bindung bringen;  er  muß  dabei  ziigeatchn,  daß  in  dieser  Überliefemng  du  Er- 
eigniß  schon  eintrete,  als  Demeter  durch  TriptolemoB  die  Entführung  dir 
Tochter  erfahren  habe,  meint  aber,  die  Denkmiller  bezeugten  uns  eine  VerwoB. 
nach  welcher  Demeter  den  Triptolemos  erst  aussendet,  nachdem  sie  die  Tochter 
wirklich  wieder  erlangt  hat.  Das  ist  der  Punkt,  anf  welchem  unsere  An- 
sichten sich  trennen.  Daß  dieses  Wiederorlangthaben  der  Tocht«r  etwu 
ganz  Anderes  sei,  als  was  die  littt^rarische  Überlieferung  bietet,  ist  unbestreitbar, 
eben  so  gewiß  aber  ist,  daß  der  hier  dargestellte  Abschied  der  Kor» 
von  der  Mntter  von  dem.  was  uns  die  anderen  Monumente  zeigen,  vullkonunui 
verschieden  ist  und  daß .  wflhrend  die  anderen  Monumente  (die  Vasenbilder  .  wir 
schon  oben  bemerkt,  anch  nicht  im  entferntesten  andeuten  oder  errathfs 
lassen,  daß  e»  «ich  in  ihnen  bei  der  Anssendung  des  Triptolemos  nm  ci»' 
Wiedervereinigung    der    beiden    Oötlinnen    nach     einer    vorangegangoM 


s)  Zu  dEti  Deiikm.  <1.  >.  Kuubt  t.   ■.  U.  neuere  Aufgaben. 

b)  Campte -ruiidu  etc.  pour  l'uiiirje   lBä9  p.   109. 

c)  Archeeolog.  Zaituiig  T»n  1864  Am.  S.   176«. 

d)  Der  Riiib  n.  i   Rürkkehr  der  Pmephoni?  5.  266.  Atcbicnlog.  Zeiionfi  von  1S7S  S.  Sit 

e)  Arrh«eolog.   Zoitmig  ».   «.  O.   S.    81  f. 

f)  Natte  donec  iMtiti  repettee 
inrtido  triba»t  trag««  cutriiiqoe  rerttui 
■<lu9  (].  tllger.  FöTsIer)  Ignotae  papiilla  apirinnis  ■ttdw 
et  iugt  coeriil«!  mitieint  Actuia  drioane«. 

Vergl.   Der  lUiib  u.  d.  Ililckliehr  der  Persepboti«  S.  S4. 


9.    TRIPTOLEMOS.  575 

Trennung,  um  ein  Wiedererlangthaben  der  Tochter  von  Seiten  der  Demeter 
handelt,  bevor  sie  den  Triptolemos  aussendet,  hier,  in  dem  Sarkophagrelief  viel- 
mehr ein  Wiedorscheiden  oder  schlechthin  ein  Abschiednehmen  Koras 
von  der  Mutter  mit  aller  möglichen  Deutlichkeit  hervorgehoben  wird.  Diese  Dinge 
kann  man  mit  einander  nicht  combiniren  und  nicht  aus  einander  erklären,  viel- 
mehr muß  man  anerkennen,  daß  in  der  Verbindung  von  Koras  Abschied 
von  der  Mutter  mit  der  Aussendung  des  Triptolemos  der  Sarkophag  von 
Wiltonhouse  ganz  allein  stehe  und  deswegen  zunächst  aus  sich  selbst  erklärt  wer- 
den mfisse. 

Da  ist  denn  vor  Allem  festzustellen  und  noch  einmal  bestimmt  auszusprechen, 
weil  es  verkannt  worden  ist  (frtther  von  Förster  selbst) ,  d»ß  es  sich  um  ein 
Scheiden  der  Kora  von  Demeter,  nicht  um  die  Wiedervereinigung  von  Mutter 
und  Tochter  handelt*),  wogegen  viel  weniger  darauf  ankommt,  ob  man  mit  Brunn, 
dem  sich  Förster  auf  diesem  Punkt  angeschlossen  hat,  annimmt,  daß  es  nicht 
einen  Abschied  ftir  immer  gelte,  sondern  daß  der  Handschlag  die  Bekräftigung  der 
Hoflhung  des  Wiedersehns  enthalte.  Herauslesen  kann  man  dergleichen  aus  dem 
Monumente  nur  aus  der  feierlich  gelassenen  Haltung  der  Demeter;  es  fragt  sich 
aber,  ob  diese  nicht  auf  etwas  noch  Anderes  fährt,  als  auf  das  Scheiden  der 
Kora  zur  herbstlichen  Kathodos.  Diese  sollte  gemeint  sein?  Zu  dieser 
sollte  sich  Kora  so  ganz  allein  und  zu  Fuß  anschicken?  Hier  durfte 
Bmnn  (a.  a.  0.  S.  24)  richtiger  empfunden  haben,  welcher,  indem  er  die  Figur 
vor  den  Schlangen  (Aphrodite)  als  die  scheidende  Kora  faßte,  den  Umstand,  daß 
Hermes  derselben  die  Hand  auf  die  Schulter  legt,  dahin  verstand,  daß  darin,  wie 
in  dem  sanften  Erfassen  der  Hand  der  Eurydike  in  den  bekannten  Orpheusreliefen  ^) , 
eine  Mahnung  zum  Aufbruch  ausgedruckt  sei;  Hermes  sei  hier  bei  der  Rückkehr 
der  Kora  zur  Unterwelt  als  Schatten  fährer  ganz  an  seiner  Stelle  und  gewiß  ist 
ein  Weggehn  Koras  bei  ihrer  jährlichen  Kathodos  ohne  alles  Ge- 
leit undenkbar.  Aber  noch  auf  einem  andern  Punkte  scheint  Brunn  richtig 
gesehn  zu  haben,  wenn  er  nämlich  (S.  23)  sagt:  daß  die  in  Rede  stehende  Figur 
nach  dem  Motiv  ihrer  Stellung  sich  im  nächsten  Momente  von  Demeter  abwenden 
muß,  »um  Triptolemos  zu  folgen«.  Damit  und  nur  damit  nämlich  steht 
die  Handlung  des  Triptolemos  in  vollkommenem  Einklänge.  Denn  während  dieser 
mit  einem  eifrigen  Schritte  seinem  Wagen  zustrebt,  welchen  er  bereits  mit  einem 
Fnße  betreten  hat,  wendet  er  sich  zu  dem  jungen  Weibe  zurück  und  ergreift  sie 
am  Arme  oder  legt  seine  Rechte  auf  ihre  Linke,  um  sie  zum  Mitkommen  aufzu- 
fordern; denn  daß  diese  Handbewegung  der  Demeter  gelte,  ist  eben  so  irrig,  wie 
die  Meinung,  Triptolemos  halte  Kömer  zwischen  den  Fingern®).  So  wie  die  Hand- 
lung hier  geschildert  worden  ist,  hat  sie  auch  Wieseler ^)  gesehn  und  verstanden; 
es  sieht  ganz  so  aus,  sagt  er,  als  nehme  in  der  Mitte  Kora  Abschied 


a)  Vergl.  anch  was  Petersen ,  Die  Kunst  des  Pheldias  S.  245  und  Flasch ,  Zum  Parthenon- 
fiiese  S.  85  über  Stellung  und  Bewegung  des  kleinen  Midcbens  No.  31  im  östlichen  Parthenon- 
friese sagen. 

b)  Zoega,  Bassirilievi  di  Roma  I.  tav.  42,  Mus.  Borbon.  X.  tav.  62,  Clarac,  Mus.  de  sculpt. 
II.  pl.   116.  212. 

c)  S.  Michaelis,  Archaeolog.  Zeitung  v.   1874  S.  65. 

d)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  117.    Auch  in  der  eben  erschienenen  3.  Ausgabe. 


emeter  i 


j  TriptolenoH  «nfpeforderT 


mit  ihm  zu  fahrpii"  und  giHile  so  hnbe  icli  soibat  vor  Jahren*;  die  8c«d«  h^ 
lencbtet  und  aelie  keluen  Oruud  davon  zurückzutreten.  Dunu  auclj  darin  kann  ich 
Wieaeler  nur  beitret«n .  wenn  er  den  aus|fezogenen  Worten  hinRufUgt ,  diiß  di» 
Mitfahren  mit  Triplolemos  für  Kora  gfuis  wohl  pnsson  wurde.  Nämlich  inäüfem 
Kora  die  Oöttin  iles  Koimeus  und  Sprießena  und  des  BlOhens  der  Vf<gefaition  ial. 
so  daß  wir  ihre  Mitauasendnug  mit  dem  Heros,  welcher  in  Demeter«  AuftrajE«  du 
8&atkom  in  die  Erde  streuen  soll,  dahin  vcratehn  können,  daß  die  lludcT 
alles  Gedeihens  und  aller  Friichlharkoit  in  der  Tochter  dieGevikr 
gieht.  daß  das  ausgestreute  Saatkorn  keimen  und  aufgehn,  blQbfn 
und  Frucht  tragen  werde.  Fassen  wir  die  Scene  so,  so  erkl&rt  sieh  einer- 
seits der  Eifer,  mit  welchem  Triptolemoa .  der  Kora  voianatrebend ,  sie  snm  Mit- 
kommen aiiffordei-t,  und  andererseits  die  unter  anderen  UmslAndon  auffallende  Robe, 
mit  welcher  Demeter  von  der  scheidendeu  Tochter  Abschied  nimmt.  Und  daß 
diese  ebenfalls  ein  paar  Ähren  in  der  Hand  trügt,  wird  sich  auch  leichter  versteki 
lassen,  wo  es  sich  um  ihre  Milaussendung  zur  Getraideaussaat  Itandelt,  als  weu 
ihre  Katliodos  in  die  Unterwelt  gomeint  wäre. 

Nun  ist  schon  oben  erinnert  worden,  daß  sieb  allerdings  in  der  litteranMbci 
Uherlieferung  Nichts  findet,  wodurch  man  eine  Scene  wie  die  hier  vornuegcsetilr 
beglaubigen  k<innt<i.  und  daß  es  uns  in  den' (Ihrigen  Monumenten  dieses  KretM»  u 
einer  genauen  Analogie  zu  derselben  fehlt.  Als  wenigstens  eine  enlferntem  Ann- 
logio  aber  darf  man,  wie  ebenfalls  schon  früher  bemerkt  worden  iBt**].  gelloid 
machen,  daß  in  dem  pariser  Caraeo"),  welcher  Germauicna  oder  Olaudin»  aU  TVt- 
ptolemos  auf  dem  Seh  langen  wagen  darstollt.  neben  ihm  Ägrippina  oder  Uesa^ii 
als  Demeter  iThesmophoros).  und  zwar  als  seine  Begleiterin  auf  d«r  Fahrt  er- 
scheint, während  das  brannschweiger  OnyxgefUB.  an  welchem  scheinbar  eine  tki- 
liche  Bcene  dargestellt  iat,  als  eine  zweite  Analogie  wenigstens  fitr  Jetzt  nnil  t\U 
so  lange  nicht  benutzt  werden  kann,  wie  die  starken  Zweifel  über  seinen  antiken 
Ursprung  fortbeatehn.*"!  Wenn  nb*r  Demeter  seibat  in  auch  nur  einem  römisch» 
Monumente  den  Triptolemos  hegleitet ,  wamm  sollte  es  dann  undenkbar  »ein ,  iit 
sie  in  einem  im  Übrigen  freilich  auf  der  Orunillxge  des  griechischen  Mytlin»  ml« 
den.  aber  dennoch  Hämischen  Sarkophagrelief  ihm  die  Kora  an  thrnr  Statt  A 
Begleiterin  auf  seiner  Weltfahrt  mttgiebtt  Und  wenn  in  griechischen  Honnmentn, 
mehren  Vasen  und  dem  großen  elenainischen  Relief,  vielleicht  auch  in  d*ir  Gnfpt 
des  Praxiteles  die  Theilnahme  Koras  fflr  den  scheidenden  Triptolemos  sieb  in  im 
Darreichen  eines  Kranzes  oder  einer  vorwandten  Gabe  ausspricht .  liegt  ea  tei 
wirklich  gar  so  feiTie.  diese  Theilnahme  sich  bis  zu  einer  Begleitung  gealeigtrt  A 
denken?  Ich  fllrchto.  daß  jede  andere  Erklärung  den  Reliefs  anf  gräßere  ScM»- 
rigkeiten  führen  wird  als  die  ist,  daß  man  anf  diese  Fragen  nicht  positiv  b^jafav' 
antworten  kann. 

Fdr  die  beiden  Figuren  im  Hintergründe  zwischen  Demeter  und  Kon  wi 
zwischen  Kora   und   Triptolemos   sind   sichere  Namen   noch  nicht   gefunden.    Dil 


()  Bsrirhte  der  k.  sich«,  ties.  <1.  Wiss.  v.  1S60  S.  I^ii  f. 
b)  Bürichle  iler  k.  lich«.  Oea,  il,  Wiis.  v.  teii(1  S.  18«. 
t.')  Dsnkm.  d.  a.  Kaiut  I.  No.  3Bu. 


9.    TRIPT0LEH08.  577 

erstere ,  eine  weibliche  Gestlüt  im  ärmellosen  Chiton ,  mit  zwei  dünnen  Ähren  im 
linken  Arm  nnd,  wie  es  in  der  Zeichnung  scheinen  will,  einen  Kranz  im  Haare, 
wird  von  Conze*)  als  »Mädchen«  bezeichnet,  ob  mit  Recht  muß  nach  der  Zeich- 
nung, in  welcher  der  Kopf  ziemlich  breite  (matronale)  Formen  zu  haben  scheint, 
zweifelhaft  genannt  werden.  Ist  die  Figur  in  der  That  ein  Mädchen,  so  würde 
jeder  Gedanke  an  Metaneira,  welche  Wieseler  (a.  a.  O.j  und  Förster^),  Letzterer 
neben  Baubo  genannt  haben ,  hinfällig  sein ;  ist  eine  Matrone  gemeint ,  so  würde 
fllr  sie  der  Name  Metaneira  vielleicht  sich  halten  lassen,  wenn  man  die  Ähren  in 
ihrem  Arme  mit  Förster  auf  den  von  Demeter  ihren  Wirthslenten  verliehenen  ^Tto; 
bezieht.  Aber  auch  der  Qedanke  an  eine  der  Demeter  beigeordneten  Göttinnen 
der  Fruchtbarkeit^),  auf  welchen  derselbe  hinweist,  scheint  nicht  ganz  nnmöglich. 
Nur  eine  dritte  Hora,  an  welche  früher^)  Gerhard  dachte,  der  neuerdings®)  auf 
jede  Benennung  verzichtet,  wird  man  schwerlich  annehmen  können,  am  wenigsten 
mit  Brunn  (a.  a.  O.  8.  25)  die  Winterhora,  schon  deshalb  nicht,  weil  diese  Figur 
nicht,  wie  Brunn  meinte,  weniger  leicht  bekleidet  ist ,  als  die  anderen  Hören,  und 
weil  sich  für  sie,  wie  Förster  bemerkt  hat,  weder  die  Ähren  im  Arme  noch  der 
Kranz  im  Haare  schicken  würden. 

Die  zweite,  männliche  Figur  vollends,  welche  einen  leichten  Korb')  auf  der 
linken  Schulter  trägt,  ist  ganz  eigenthümlicher  Natur  und  mit  ihrem  Schnur-  und 
Kinnbart  und  dem  kurzen  ^  struppigen  Haare  fast  barbarischen  Aussehens.  Ob 
sich  auf  sie  der  Name  des  Dysaules  wird  anwenden  lassen  oder  ob  mit  Brunn 
(a.  a.  0.)  an  eine  beim  Landbau  beschäftigte  Nebenfigur  zu  denken  sei,  mag 
dahinstehn;  eine  ziemliche  Wahrscheinlichkeit  hat  die  letztere  Annahme  und  in 
der  That  erscheint  diese  Gestalt  ganz  wie  eine  jener  in  Sarkophagreliefen  nicht 
seltenen  Nebenfiguren,  welche  kaum  einem  höhern  Zweck,  als  dem  der  Raum- 
erfDlhing  dienen. 

In  passender  Weise  ist  mit  dem  agrarischen  Hauptrelief  am  Deckel  die 
Darstellung  der  vier  Jahreszeiten  in  gelagerten  Figuren  verbunden.  Dieselben 
sind  in  Costttmen  und  Attributen  fein  charakterisirt  und  nur  die  allen  gegebenen 
Fflllhömer  tragen  rein  omamentalen  Charakter.  Sie  sind  nicht  in  der  natürlichen 
Abfolge,  sondern  so  geordnet^)  :  1)  Sommer,  halbnackt  mit  verscheuerten  Ähren 
in  der  Rechten;  der  ihr  gesellte  kleine  Genius  trägt  eine  Sichel;  2)  Herbst  mit 
Weinlanb  bekränzt;  3)  Frühling  mit  Blumen  im  Haar:  4)  Winter,  ganz  be- 
kleidet mit  einem  Schleier;  auch  ihr  kleiner  Genius,  welcher  einen  Hasen  als 
Jagdbeute  bringt,  ist  mit  Chiton  und  Chlamys  (ob  auch  mit  Hosen  und  Schuhen?)^) 
bekleidet. 

Wenn  aber  nach  allem  vorstehend  Gesagten  nicht  in  Abrede  gestellt  werden 
kann,  daß  über  die  Erklärung  des  Reliefs  £.  Zweifel  und  Bedenken  übrig  bleiben, 


a)  Archaeolog.  Zeitung  v.  1864  Anz.  S.   176*. 

b)  Archaeolog.  Zeitang  v.  1875  S.  82  f. 

c)  Welcker,  Griech.  Götterl.  III.   S.   136  f. 

d)  Ant.  Bildwerke  zu  Taf.  310. 

e)  Üb.  d.  BUderkreis  v.  Eleusis  Bell.  C.  No.  53. 

f)  Vergl.  Conze,  Archaeolog.  Zeitang  tod  1864,  Anz.  S.    176*. 

g)  Vergl.  auch  Michaelis  a.  a.  O. 
h)  Conze  a.  a.-O.  S.  209*. 


lETEB  min  KORA. 


so  darf  dage^ti  diejenige   iloi 


lill> 


schale  von  A(|iiJI<tja 


I  wi«n 


zwar  WBsentUoli  durch  das  Vordienat  Bninns"  als  völlig  ab^schlossen  bezeichnet 
.  werden.  Vor  Allem  steht  es  fest,  daß  es  sich  in  diexem  Monumente  gsrnichl 
um  eine  Aussftiidungr  den  Triiitulemo»  im  eigentlichen  Sinne  bssdelt, 
weder  der  Person  noch  der  Handlung  nach.  Vielmehr  erscbelnt  als  die  Hanptfipnr 
ein  Römer,  sei  es  GermanicHs''l ,  sei  es  Agiiiipa'^':,  welcher  wegen  irgendwelcher 
Verdienste,  wahrscheinlich  um  die  SjiciRUUg  des  Vollfes  oder  Verproviantininp  Knms, 
als  neuer  Triptolemos  gefeiert  werden  sollte  und  durch  Beigabe  des  bekannten 
Wagens  mit  den  hier  zum  ersten  Male  geflügelt  dargestellten  Schlangen  *U 
solcher  bezeichnet  wird.  Dieser  neue  Triptolemos  aber  wird  von  der  Göttin  nicht 
ausgesendet,  sondern  er  opfert  ihr.  welche  rechts  oben  im  Bilde  unthätig.  mög- 
licherweise sogar  als  Statue  anffaßbar.  dasitzt,  um  das  Opfer  7.n  empfan- 
gen, welches  die  Hauptlignr  nach  römischem  Ritus  auf  einem  Allare  darbringt,  sn 
dem  in  feinem  Relief  der  Koraraiib  gebildet  ist.  Bei  diesem  Opfer  xsi'istiron  ihm 
drei,  der  mythologi sirenden  Tendenz  zu  Liebe,  leicht  idealisirte  Rinder,  zuci 
Knaben ,  deren  der  eine  die  darbe  Opferarhale  hflit .  und  ein  Mädchen .  welches 
einen  Fnichtkorb  auf  dem  Kopf«  herbeitrftgt,  als  Camilli  und  Camilla.  Kechl* 
unten  nnd  links  oben  sind  vier  weibliche  Gestalten  angebracht,  von  welchen  jeup. 
mit  der  Pflege  der  Sehinngen  beschäftigt,  lange  als  Unron  erkannt  worden  sind, 
während  man  in  diesen  Kora  und  Hekate  Iiat  erkennen  wolJen.  Ohne  allen  Zwei- 
fel aber  gehören  alle  vier  zusammen  und  sind  die  deutlich  charakttrisirten  Ver- 
treterinnen der  vier  Jalireszeiten.  Die  mit  der  TrÄnkung  der  einen 
Schlange  beschäftigte,  welrho.  nur  halbbekleidet,  kniet,  ist  die  Herbsthora,  ik 
gani  bekleidet  und  mit  Schilf  bekTänüt  hinter  ihr  stehende  diejenige  des  WintcrN, 
die  links  oben  sitKendc,  welche  einen  großen  AbrenkrauE  im  Haare  trügt,  ist  ilvr 
Sommer  und  an  ihre  Schulter  lehnt  eich  vertraulieb  die  blnmonbekränzle  Kroh- 
lingahora.  Unten  im  Abschnitt  ist  Tellus  gelagert,  der  als  Attribut  ein  Rim) 
beigegeben  ist,  )>ei  dem  man  fQglich  an  den  Ptingstier  denken  kann,  und  kK'» 
erscheint  in  Wolken  in  halber  Figur,  mit  Scepter  und  Blitz  ausgestattet  und  vn- 
aohleiert,  .luppiter.  offenbar  als  derjenige ,  welcher  mit  seinem  Regen  die  Tellm 
befmchten  wird''),  auf  daß  sie  d«n  Menschen  den  Samen  sprießen  lasae,  welehw 
ihr  Schoß  empfangen  soll. 

>So  ist,  um  mit  Brunns  Uesiim^  zu  sehließen,  von  dem  Mythus  fast  nnr  r-cnr 
oberttftehliche  Erinnerung  tlbrig  gebliehen:  römischer  Auffassung  entsprcchi-nd,  i»l 
er  in  verstandesmäßige  Begriffe  aufgellst  und  bildet  gewissermaßen  nur  den  JUli- 
men,  in  den  sich  diese  Begriffe  übersichtlich  eiiionlnen  lassen;  ein  vomelinrr 
Römer,  wir  möchten  am  liebsten  annehmen,  einer,  der  sieh  um  das  fdr  die  r<liR>- 
sche  Verwaltnng  so  wichtige  Gebiet  der  Annona  wesentliche  Verdienste  erwort»« 
haben  mochte,  opfert  der  Ceres;  unter  der  Gnnst  des  Himmels  gedeihen  d« 
Fruchte  der  Erde  im  Wechsel  der  Jahreszeiten  und  er,  der  Begtlnatigte,  crKbriBi 
daher  ein  zweiter  Triptolemos,  ein  Segenspender  nnd  Wohllbäler  der  Meuvcbbrii  • 


1}  SltiungabetiolitB  der  k,  biyr.  Akid,  v 
b)  Nirh  O.  Hflller  Ann.  dell'  Inst,  \l. 
r)  K%ch  Amethr    Die    mol.   ßoH-  ri.   !^II1 

Gl  r. 

d)  Veril.  Bd.  II,  S.  2ai  ff 


1875  6,   1» 
.  7B  sl. 


9.    THIPT0LKM08.  579 

Über  das  Lampenrelief  0.  ist  nnr  die  folgende  Beschreibung  Stephanis  (a.  a.  0.) 
bekannt:  » Triptolemos ,  nackt,  aufrecht  auf  einem  mit  zwei  geflügelten  Schlangen 
bespannten  Wagen,  streckt  die  rechte  Hand  vor,  indem  er  Samen  auf  den  Boden 
streut.  Das  Ganze  ist  nach  rechts  gewendet.«  Die  nächsten  Parallelen  finden  wir 
in  Münzbildem ;  s.  unten. 

Das  Relief  H.  stellt  keinen  mythologischen  Act  dar,  sondern  bietet  nur  eine 
Zusammenstellung  der  in  der  Mitte  sitzenden,  von  Kora  und  Triptolemos  umgebenen 
Demeter.  Auf  Einzelheiten  einzugehn,  ist  bei  der  bekannten  Unsicherheit  in  der 
Überiieferung  Campana'scher  Terracotten  nicht  gerathen,  zumal  hier  die  Parallel- 
monumente (oben  S.  510)  zur  Controle  nicht  ausreichen. 


3.    Wandgemälde. 

So  wie  überhaupt  die  Gegenstände  des  demetreYschen  Kreises  zu  den  von  der 
Wandmalerei  am  seltensten  behandelten  gehören,  so  haben  auch  erst  die  Aus« 
grabungen  der  neuesten  Zeit  [1871]  in  Pompeji  zwei  Darstellungen  der  Aussen- 
dung des  Triptolemos  zu  Tage  gefördert.     Das  erstere: 

a.  in  einem  Zimmer  eines  Hauses  der  Reg.  VU.  Ins.  VU.  ^),  sehr  staik  frag- 
mentirt,  zeigt  einen  Moment  vor  der  Abfahrt,  der  mit  aller  Genauigkeit  von  Tren- 
delenburg ^]  folgendermaßen  beschrieben  wird:  »Bekleidet  mit  Stiefeln  und  einer 
braunen  Chlamys,  welche,  zurückgeworfen,  fast  de;i  ganzen  kräftigen  jugendlichen 
Körper  nackt  sehn  läßt,  steht  Triptolemos  gestützt  auf  einen  Stab,  den  er  mit 
der  Linken  hält,  während  er  die  Rechte  vorstreckt,  um  von  einer  in  einen  langen 
Chiton  gekleideten  Frau,  wahrscheinlich  Kora,  einen  Korb  voll  Ähren'  zu  empfangen. 
Sein  etwas  gesenkter  Blick  ist  auf  eine  jetzt  verlorene  Figur  gei^ichtet  gewesen, 
welche,  wie  es  scheint,  ihm  gegenüber  sitzend  gebildet  war  [Demeter) .  Ein  kleiner, 
in  seinen  Formen  nicht  mehr  zu  bestimmender  Rest  rother  Farbe  am  untersten 
Rande  des  Bildes  scheint  ihrem  Thron  oder  ihrer  Gewandung  angehört  zu  haben. 
Ein  zweiter  mit  Ähren  gefüllter  Korb  steht  am  Boden,  auf  welchem  auch  der  mit 
zwei  Schlangen  bespannte  Wagen  ruht.« 

Weit  besser  erhalten,  wenn  auch  nicht  unverletzt,  ist  das  zweite  Bild 

b.  an  der  Hinterwand  eines  Zimmers  neben  der  Bäckerei  in  einem  Hause  der 
Reg.  IX.  Ins.  UI.'')  S.  Atlas  Taf.  XVI.  No.  12.  Obgleich  Nichts  weniger  als 
klar  bezeichnet  und  durchgeführt,  ist  dennoch  augenscheinlich  der  hier  dargestellte 
Augenblick  ein  späterer,  als  in  a. ;  denn  Triptolemos,  welcher  mit  seinem  Schlangen- 
wagen den  Haupttheil  des  Bildes  einnimmt,  trägt  den  Bausch  seiner  hellblauen 
Chlamys  voll  von  Getraidekörnem  und  hat  offenbar  mit  hoch  erhobener  rechter 
Hand  deren  Aussaat  begonnen,  ähnlich  wie  dies  außer  in  einer  Münze  von  Sardes 
(Denkm.  d.  a.  Kunst  U.  No.  114],  an  welche  Gaedechens  erinnert  hat,  und  in  anderen 
Mflnzen  schon  in  dem  Vasengemälde  No.  31  vorkommt.   Bei  diesem  Acte  sitzt  er  auf 


a)  S.  Fiorellf,  01t  scavi  dl  Pompe!  dal  1861  al  1872  p.  113.  No.  69. 

b)  Bull,  deir  Inst.  v.   1871  p.  251. 

c)  Fiorelli  a.  a.  O.  p.  53  (e)  und  p.  112.  No.  68.  Abgeb  im  Giorn.  degli  scavi  di  Pompei 
N.  8.  II.  tav.  7  mit  Text  von  Gaedecheus  p.  133;  vergl.  außerdem  Trondelenburg  a.  a.  0. 
d.  208. 


580  III.    MTTHKN  1>KR  DKMKTI 

Heinem  ScliUngonwageti ;  denn  ao  wird  man.  ao  unkl&r  dies  uuci  der  Wa^en  t 
dargestellt  iat,  mit  TreodeleDburg  »ageu  mDesen,  wäbreuci  das  waa  Gaedechena  aa- 
giebt:  er  stell«;  auf  einer  kleinen  grllnou  Erhebung,  im  Begriff  auf  den  Wagen  m 
springen,  iu  keiner  Weise  erkannt  werden  kann.  Die  Windungen  der  nur  au  den 
KOpfen  mit  ganz  k'IeJnen  Flflgeln  versehenen  Sehlangen  sind,  m  maDnigbllig 
sie  sein  mSgen ,  wenigstens  in  dem  Znstand ,  iu  welchem  üeh  daa  Bild  jetzt  be- 
tindet,  »ehr  verworren.  Links  unten  thront  Demeter,  blumenliekrinzt  in  veißein 
Gewände ,  das  Haupt  in  die  rechte  Hand  gestützt  mit  einem  in  pompejuner  Bu- 
tlern ein  paar  mal  wiederkehrenden  Ocstna.  im  1.  Arm  ein  langes,  oben  in  nd 
blÄtterartiges  Ornament  ausgehendes  Swpter  [wenn  ea  nicht  eine  Fackel  ist)  g*- 
schnltert  haltend.  Hinter  ihr  steht  nur  mit  halber  Figur  sichtbar  Kora  in  violettem 
Chiton,  mit  einem  grünen  Kranz  im  Haare,  auf  der  verbllllten  Linken  ein  flacke«. 
i-unde^  Gefäß  tragend.  Beide  Güttdonen  sind  eben  so  sehr  dem  Zuschauer  wie 
dem  Triptolemoa  zugewandt,  was  das  dramatische  Leben  des  Bildes  stark  beein- 
tr&chtigt.  Rechts  unten  im  Bilde  liegt,  von  hinUm  geaehn,  die  oberwirts  nackte 
Figur  der  Oaea  mit  einem  wahrscheinlich  leeren  Füllhorn  im  I.  Arme,  mit  dw 
Rechten  einen  Zipfel  des  grauen  Gewandes  erhebend ,  als  wollte  sie  die  von  Tri- 
ptolemos  auf  sie  ausgestreute  Saat  auffangen.  Das  leere  Füllhorn  soll  offenbar  die 
erst  zu  befruchtende  Erde  bezeichnen.  Rechts  und  links  von  dieser  Oeatall  e^ 
scheinen  zwei  kleine  Genien,  welche  zu  stark  verblichen  sind,  um  in  ihrer  Huid- 
hing  verstanden  werden  zu  kOnnen. 


i.   Münzen  nnd  geschnittene  Steine.  I^^^^HI 

s.  Mttnzen. 
[Vergi.  MOMtafel  ES.l 

Das  auBfUhrlichsle  Verzeichniß  der  auf  Triptolemoa  bezogenen  NOnieo  findtl 
sich  bei  Stephani  im  Compte-rendn  etc.  pour  l'annäe  1S59  p.  bT  sq.,  dock  vir^ 
dasselbe  auf  einigen  Punkten  zn  berichtigen  sein. 

Die  Orte,  von  denen  wir  Triptolemosmlliizen  kennen,  sind  die  folg:eDdei: 

1.  Athen.  Auf  den  athenischen  Münzen  handelt  es  sich,  wenn  mai  v« 
den  irrthümlich  von  einigen  Seiten  auf  Triplolemos  gedeuteten  Typen  absieht,  ii 
welchen  vielmehr  die  auf  dem  Scblangenwagen  fahrende  Demeter  «amei^eBDa 
und  von  denen  oben  Cap.  VI.  No.  3S — 40  der  Liste  (vgl.  8.  &02  f.)  gesprocki 
worden  ist*),  nm  zwei  Typen,  einen  sicher  auf  Triptolemoa  bezOglicheD.  ab» 
schwer  zn  deutenden  und  einen  zweiten,  bei  welchem  man  zwischen  Demeter  nd 
Triptelemos  schwankt.     Der  erstere : 

Nu.  I.  auf  einer  kleinen  KnpfermUnze,  abgeb.  bei  Beul^,  Monn.  d'Alh  p.291^ 
zeigt  den  ganz  nackten  oder  höckatens  mit  einer  ganz  kleinen .  um  den  rechM 
Arm  gewickelten  Chlamys  versehenen  Triptolemos  in  einer  sehr  kQhnen  und  be- 
wegten  Stellung  mit    stark  vorgesetztem  rechten  Bein   und  ausgestrecktem  liskei 

a)  S.  Jetit  aurh  Wieseler  In  ilet  so  «ben  enchleneneii  3.  Auflic«  der  Denkn.  d.  *.  Kauf  H 
III  No.  113  >.  und  b. 

b)  Wiedetbolt   In  den    Denkm.  d.  i.  Komi  II. 3  No.    113  c.,  Tergl.  Text  S.  154. 


9.    TBIPTOLEMOB.  581 

Ann  auf  einem  eigentlich  nur  durch  ein  Rad  ausgedrückten  Wagen  stehen^,  der 
mit  zwei  Schlangen  bespannt  und  wahrscheinlich  mit  Flügeln  versehn  ist,  wenn 
man  die  Flflgel  nicht  auf  die  Schlangen  beziehn  will ,  was  aber  geringere  Wahr- 
scheinlichkeit hat,  da  geflügelte  Schlangen  vor  dem  Triptolemoswagen  nur  auf 
Monumenten  vorkommen,  welche  zur  Zeit  der  römischen  Herrschaft  entstanden  sind^). 
Wem  Benl^  a.  a.  0.  p.  292  von  der  Stellung  des  Triptolemos  sagt:  »sa  pose  est 
hardie,  comme  s'il  allait  conqu^rir  le  monde  aux  bienfaits  de  C^r^s«,  so  hat  Wie- 
aeier  (a.a.O.  zu  No.  113c.)  hiergegen  mit  Recht  bemerkt,  dergleichen  sei  sonst 
nicht  dargestellt  und  auch  nicht  passend.  Dasjenige  aber,  was  er  selbst  zur  Er- 
klftnmg  des  Typus  vorträgt,  erledigt  dessen  Schwierigkeit  eben  so  wenig.  Nach- 
dem er  gesagt,  dem  Augenscheine  nach  lasse  sich  annehmen,  Triptolemos  schreite 
neben  dem  Wagen  auf  Jemand  zu  (?)  ,  wobei  sich  daran  denken  lasse,  er  sei 
abgestiegen,  um  Jemand  zu  begrüßen  (bei  seiner  Rückkehr),  oder  um  Etwas,  z.  B. 
Ähren  in  Emp&ng  zu  nehmen,  dann  aber  bemerkt  hat,  das  firstere  sei  nie  dar- 
gestellt worden  und  das  Letztere  geschehe  immer  vom  Wagen  aus,  nimmt  er  an, 
dies  sei  aneh  hier  gemeint,  »nur  daß  durch  das  gehobene  und  vorgesetzte  Bein 
das  sich  Hinwenden  behufs  der  Empfangnahme  der  von  Demeter  dargereichten 
Ahrea  noch  besonders  hervorgehoben«  werde,  wobei  er  die  unter  I13.e.  abgebil- 
dete Gemme  zu  vergleichen  auffordert.  Allein  weder  zeigt  diese  ^)  die  hier  die 
Schwierigkeit  bietende,  stürmische  Bewegung  des  Triptolemos,  noch  ist  dieselbe  in 
irgend  einer  andern  Darstellung  der  vorausgesetztem  Scene  nachweisbar  oder  auch 
nur  einigermaßen  wahrscheinlich  und  innerlich  begründet.  Endlich  hat  auch  Wie- 
selers  Annahme,  es  handele  sich  hier  um  eine  durch  Hinweglassung  der  Demeter 
abgekürzte  Darstellung,  viel  Bedenkliches,  wogegen  die  weiterhin  folgenden  Tripto- 
lemosmünzen  den  Heros  bei  seiner  Fahrt,  wo  er  offenbar  Samen  ausstreuend  ge- 
dacht ist,  wenn  auch  nicht  ganz  so  kühn,  dennoch  immerhin  ziemlich  stark  be- 
wegt zeigen,  so  daß  es,  wenn  uns  nicht  ein  anderes,  besser  ausgeprägtes  oder 
erhaltenes  Exemplar  eines  Andern  belehrt,  einstweilen  gerathener  sein  m^hte, 
auch  hier  an  die  Fahrt  des  Triptolemos  und  an  die  Aussaat  des  Getraides  wäh- 
rend derselben  zu  denken. 

Von  No.  2,  dem  zweiten  in  seiner  Bedeutung  zweifelhaften  Typus  athenischer 
Münzen  kann  nur  im  Zusammenhange  mit  den  gleich  zu  besprechenden  Münzen 
von  Eleusis  gehandelt  werden,  zuvor  aber  sei  noch  erwähnt,  daß  die  Bezüglichkeit 
des  Bildes  auf  einer  athenischen  Erzmünze  aus  der  römischen  Zeit^j  auf  den  pflü- 
genden Triptolemos^)  oder  anfDysaules  viel  femer  zu  liegen  scheint,  als  diejenige 
auf  Thesens  mit  dem  marathonischen  Stier,  welcher  auch  Beul^  und  nicht  minder 
Stephani®)  dep  Vorzug  giebt. 

2.  Eleusis.  Was  nun  die  eben  erwähnten  Münzen  von  Eleusis,  No.  3,  an- 
langt,  welche  auf  dem  Avs.  eine  auf  dem  Flügelwagen  sitzende,  in  der  Rechten 
Ähren   erhebende  Figur,    auf  dem  Rvs.  das  demetrelsche  Schwein  mit  verschiede- 


a)  Vergl.  Atlas  Taf.  XYI.  No.   11  ond  12,  die  Münzen  unter  No.  5  ff.  and  yergl.  Wieseler 
a.  O.  S.  157  zu  No.  114. 

b)  Vergl.  unten:  Geschnittene  Steine  No.  8. 

c)  Abgeb.  b.  Beul^  a.  a.  0.  p.  399  No.  1,  yeTgl.  p.  398. 

d)  Vergl.  die  Gemmen  unten  No.  10  u.  11. 

e)  Compte-rendo  etc.  poar  Tann^  1859  p.  74  eq»  Ui  4v  1 


&82 


III. 


rrilKN  I>EB  ItKMKTKR  l'SU  KUItA. 


nen  Varianten  in  Deiwerk  und  Beizeiclieii  ditrstelle»  "j   und  von  deneB 
der  crgitiizende   KxempUre   der   Imhoof'svhen  Sammluii^  und  do«  britischen  Mu- 
seums   auf  der   IX.  Milnztafcl    unter  No.  l.a  und   l,b  abgebildet  sind^l  .    ao  wirf 
die  fragliche  Peraon  auf  dem  FlUgelwagen  von  den  Meisten  für  Üeiueler  gehaltcD'. 
Älkr  Walirächeinliehkeit  nacli  mit  Unrecht.      Es   l&ßt  sich   allei-din^  nicht  Ung- 
nen ,    daß    die  Küpfe    dieser  Figuren   mit   auf  den  Nuckeu    hernliliangendero  Haar 
und  mit  einem  Ähreukranze    [b.    besonders  MUnnt.  IX.  Nt>.  l.b.     weiblich    zu  »ein 
scheinen  können,  während  mir  Exemplare,  bei  denen,   wie  älephani  von  der  Mehr- 
zahl angiebt,  der  Kopf  vcrscldeiert  wäre,   nicht  bekannt  sind.      Allein  liuig:e  Locken 
»ind  bei  Triptnlemos  in  anderen  Munumeiitguttun^en  eine  zu  gewöhnliche  Erachei- 
nnng ,  al«  daß  sie  hier  Schwierigkeiten  machen  könnten .    und  wenn  die  ÄhKab»- 
krSnzung  auch  nicht  eben  so  gewöhnlich  ist .    so  setgt  doch  die  peterahnrgnT  Vase 
(oben  V&senb.   No.  51,   Atlas  Taf.  X\'I.  No.  i:t).    daß  derselbe   bei   Triptolemos 
sehr  wohl  vorkommen  kann.     Dazu  kommt  nun  aber  anderereeita  nicht  allein.  diB 
die  Figur  auf  den    elensinischen  Münzen  mit  völlig  entbliißtem  Oberkflrper. 
das  Himation  nur  um  die  Beine  geschlagen,    dasitzt,    was  für  Demeter,  abge- 
sehn    von    dem    hier   nicht   in  Parallele    zu    ziehenden    pariser  Sarkophag   mit  deni 
Koraraube    (s.  Atlas  Taf.  XVU.    No.  li,    vollkommen    unerhört  ist    nnd    daß  dir 
Formen  dieses   entblößten  Oberkörpers,    es  sei  denn    in  der    uugenanen   AhhildaujC 
liei  Haym    und  Creuzer  aa.  aa,  Oc,    durchaus   nichts  Weibliches,    namentlich  klei- 
nen weiblichen  Busen  erkennen  lassen,   sondern  außerdem  noch,   daß  Triptolemi« 
in  eben  der  hier  gegebenen  Gestalt  nnd  Oomposition  melirfach,  eine  nnKweifelbafir 
Demeter  dagegen  nirgend  nachgewiesen  werden  kann.     Triptolemoe  erscheint  eb«D 
ao   oder   so    gut   wie    eben    so    in    der   neapeler    Vase    mil    der    Aussendung    .oben 
Vasenb.  No.  bO  ,  Atlas  Taf.  XVI.   No.  16),    auf  der  Ponrtal^s'schen  Vase*:.  M-hr 
Ubeieinatimraend  in  der  cumaeisehen  Heliefvase "}  nnd,  was  vielleicht  un  eutschri- 
dendsten  ist,  in  dem  eleusinischen  Belief  Atlas  Taf.  XIV.  No.  4 ') ,    während  n  in 
demjenigen    Atlas  Taf,  XIV.    No,  ;)*)    eben    so   vorausgesetzt    werden    darf.      Und 
auch  die  Ähren  in  seiner  erhobenen  rechten  Hand  lindeu  ihre  I'aiullde  an  den», 
welche   er   auf  der  ueapeler  Vaac    (Atlus  Taf.  XVI.  No,  llij    hält   and   die  «r  ii 
dem  eleusinisehen  Relief  gar  wohl  gehallen  haben  kann.     Nach  einer  von  FSnltf^ 
aufgestellten  Behauptung .    daß  nämlich  der  Wagen ,    anf  welchem  Demeter  fiW, 
Wühl   mit  Schlangen   lieaponnt,   nicht  aber  geflllgelt  vorkomme,    wdnle  auch  Itt 

■)  9.  Mionnet.  Deicrlpl.  II.  110,  307-300.  Siippl.  III.  5S5,  ^^»— ^Hill,  K».  EAET  n*! 
.'^Sweld  Im  Ali  renk  ran  xe. 

b)  Kill  Kieitiplir  <]e>  brlt.  Mua.  mbgeb.  bei  1l»)uj,  Tlies,  Hus.  Kril.  I.  tb.  2t.  T.  p.  tfU 
wlvilethall  in  Cremen  Symbolik  IV.«  2.  Heft.  Tat.  V,   tio.  14.     l.<ageiiku, 

lO  Sn  von  Mioiwiet  m.  w.  Oo..  so  von  Stephtn!  >.  ■.  il.  p.  S7  Noie  I  uli  »Uea  KukAvl 
Qiiil  HO  iji  brlerUrher  Hltlh«iluii|i:  inrh  von  Inihoor.  l)igegcn  Ptkeiinl  W.  M.  LfuLa.  .tuaba 
Hell.,  Eiirop.  flreere  p.  iH  El«aiiis^  Triptoleniua  ,  eben  so  Püntet.  Drt  lUnb  ■.  i.  McU* 
iler  fersephniie  H.  250  Note  4. 

il)  Panothft,  Aiil.  du  ubinet  Fourults  pl.  Iß,  j:iite  cinta.  III.  pl.  U3.  a..  l>enkB.  4.  u  kuM 
ll.H  No.   112,  Atla.  far.   XVlIl.  No.   ID. 

ej  Oben  C*p.   VII.   S.   510.   No.    IS,   AlUa  Taf.   XVIII,    No    W. 

()  Oben  Cap.   VII.  S.  aus  Nu.  2  und  oben  >i.  a~lt  Na.   C. 

g)  A.   ü.   ai.  Uo.   No.  :i  und   So.    [). 

b)  Der  Raub  und  üle  Bavkkebi  <1m  Peneplione  H.  250  Note  4. 


9.  TRIPT0LEM08.  583 

Umstand,  daß  der  hier  in  Frage  kommende  Wagensitz,  ganz  so  wie  derjenige  in 
den  oben  genannten  parallelen  Triptolemosmonumenten  (mit  Ausnahme  des  Reliefs 
Atlas  Taf.  XIV.  No.  4]  mit  großen  Fittigen  ausgestattet  ist,  sieh  zu  Gunsten  der 
Deutung  auf  Triptolemos  verwerthen  lassen.  Allein  diese  Behauptung,  obgleich 
sie  von  Wieseler '^j  angenommen  ist  und  durch  die  große  Mehrzahl  der  Münzen 
gerechtfertigt  ei'scheint,  welche  Demeter  auf  dem  Schlangenwagen  fahrend  dar- 
stellen, läßt  sich  angesichts  der  bei  Beul^  a.  a.  0.  p.  289  (obere  Reihe)  und  291 
abgebildeten  Münzen  (vergl.  auch  oben  S.  502)  nicht  schlechthin  festhalten,  ver- 
liert also  auch  hier  ihre  Beweiskraft.  Nichts  desto  weniger  wird  nach  den  oben 
vorgetragenen  Gründen  nur  geringer,  wenn  überhaupt  irgend  welcher  Zweifel  übrig 
bleiben,  daß  es  sich  in  den  Münzen  von  Eleusis  um  Triptolemos,  nicht  aber  um 
Demeter  handele. 

Diese  Thatsache  aber  wirft  auch  ein  neues  Licht  auf  die  oben  übergangenen 
kleinen  Erzmünzen  von  Athen  (No.  2) ,  von  denen  sich  bei  Beul^  a.  a.  0.  keine 
Abbildung  findet.  Das  auf  Münztafel  IX.  unter  No.  2.a.  abgebildete  Exemplar 
der  Imhoof 'sehen  Sammlung^)  zeigt  eine  den  eleusinischen  Münzen  und  ihren  Pa- 
rallelmonumenten  durchaus  analoge  Composition.  Auch  hier  hat  die  fragliche  Per- 
son langes  Haar  und  trägt  vielleicht  einen  Ährenkranz;  aber  auch  hier  sitzt  sie 
mit  entblößtem,  schwerlich  füi*  weiblich  zu  haltendem  Oberkörper  und  mit  in  der 
Rechten  erhobenen  Ähren  auf  dem  wiederum  mit  großen  Flügeln  ausgestatteten 
Wagensitze,  und  auch  hier  wird  man  um  so  mehr  der  Deutung  auf  Triptolemos 
vor  derjenigen  auf  Demeter  den  Vorzug  zu  geben  haben,  als  die  angeführten  Vasen- 
bilder und  das  cumaeische  Vasenrelief  beweisen,  daß  die  hier  in  Frage  kommende 
Darstellungsweise  des  Triptolemos  nicht  ausschließlich  eleusinisch,  sondern  weiter- 
hin verbreitet  gewesen  ist. 

Eine  etwas  jüngere  Variante  dieser  Münze,  deren  dem  wiener  Münzcabinet 
angehöriges  Exemplar  auf  der  IX.  Münztafel  unter  No.  2.  b.  abgebildet  ist,  unter- 
scheidet sich  von  dem  unter  2.  a.  abgebildeten  außer  durch  die  auf  dem  Avs.  bei- 
gefügte Inschrift  A©H(vai(i)v)  durch  ein  etwas  verschiedenes  Dasitzen  der  Person, 
das  deutlicher,  als  dort,  ausgeprägte  Rad  und  die  Anordnung  der  Schlangen,  und 
zeigt  die  in  der  rechten  Hand  erhobenen  Ähren  mit  besonderer  Schärfe.  Im 
Übrigen  muß  die  Composition,  und  somit  auch  deren  Bedeutung,  für  identisch  mit 
der  eben  besprochenen  gelten. 

No.  4.  Zu  den  Triptolemosmünzen  anderer  Städte,  welche  den  Heros  fahrend 
darstellen,  bildet  gleichsam  eine  Vorbereitung  die  Darstellung  auf  einem  Kupfer- 
münzchen von  Eleusis,  abgeb.  Münztafel  IX.  No.  3*^),  in  welcher  Triptolemos  hinter 
dem  schlangenbespannten  Flügelwagen  steht  oder  denselben  eben  besteigt,  während 
er  mit  der  vorgestreckten  Rechten  die  Zügel  der  Schlangen  bereits  ergriffen  hat. 
Denn  an  Triptolemos,  nicht  an  Demeter  wird  auch  hier  zu  denken  sein,  theils  des 
nackten  Oberkörpers  der  Figur,  theils,  wenigstens  vielleicht  der  Beflügelung  des 
Wagens  wegen,  welche  bei  Demeter  sicher  nur  auf  den  oben  erwähnten  athenischen 


a)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.'  S.  153. 

b)  Entsprechend  Oombe,  Mus.  Hunter.  pl.  XII.  No.  13,  vergl.  auch  Leake  a.  a.  0.   p.  27, 
wo  Triptolemos  anerkannt  ist.     Rvs.  AGE.  Ähren  und  Fackel  (oder  Zweig)  ftberkreuz  gelegt. 

c)  Unedirt,  aus  der  Imhoof  scheu  Sammtaiig ;  Bte.  EACV  «nd  fletesin  vaditiliiii-im.  Ähren- 
kränze. 

Ovcrbeek,  Knastmythologi«  III. 


[II.  M^TUEX  riRR  DEMl'rrFK  I 


[I  KORA. 


einander  gegenüber  gestellt  sind,   sondern  daß  Denietei'.  welche  die  lu^e  b 
Fackel   im  linken  Arme  geschnltert   Lält ,    mit  der  Hechten   ein  paar  Ähren   dem 
nnch  ihnen  die  Hand  an sh treckenden  Aelius  darhietet.  welche  allerdings  venchliflte, 
aber  deiiiuich  recht  wohl  erkennbar  sind. 


h.    Geschnittene   Stei 
(Vurgl.  Qemraentafel  IV.) 


d 


Orflßere  Mannigfaltigkeit .  als  die  Mflnzen ,  bieten  die  geacliniltenen  Steine, 
deren  vollständigstes  Vurzeicbniß  abermals  bei  Stephani  a.  a.  0.  p.  bJ  Bq.  gegebrii 
ist.  Man  kann  die  Scenen  der  Aussendnng  des  Triptolemos,  seiner  Fahrt  an<l 
Darstellungen  desselben  als  PflUger  unterscheiden,  welchen  letzteren  sich  nwl 
Bilder  anschließen,  welche  Tri ptolemos  ohne  bestimmte  Handlung,  unr  ab  Agrt- 
CQltnrheroa  zeigen. 

Aussendung  des  Triptolemos.    Am  meisten  an  die  in  VasenLili 
läufige  Compositiou  erinnert: 

No.  I  (Stephani  No.  47)  ein  Smaragd-Plasma  der  Sammlung  Vitzlhum  r.  FH- 
atedt  inoch'^  von  dem  in  Lippert'a  Daktyliothek  I,  No,  !l!t  M.  I.  S.  I.  No,  III 
und  in  Oade»'  Großer  Abdruckaammlung  III.  Nu.  20  Abdrttcke  sind,  abgebildri 
Gemmentarul  IV.  No.  II.  Eine  Glaspaste  aus  dei-  Stosch' sehen  Sammlung  [Wiit- 
ckelmanu  11.  j.  242)  im  berliner  Museum  (Tillken,  Erkl.  Verz.  II.  2,  2iü\.  i« 
abgebildet  in  den  Denkm.  il.  a.  Kunst  11.-'  No.  113.  e.  Triptolonos  steht  taf 
dem  scblan genbespann len  ,  iiber  nicht  gedflgelten  Wagen ,  bekleidet  nur  mit  drr 
Cblamys,  in  deieu  Bausch  er  entweder  den  Getraidesikmen  bereite  hat.  oder  den  rr 
zu  dessen  Empfangnalime  bereit  hält.  Ihm  gegenüber  silzt  Demeter,  welche  linl:> 
ein  Scepter  aufstUIy.t  und  rechts  zwei  Ähren  erhebt.  Ihr  Oberkörper  scheint  nacki 
zu  sein ,  doch  zeigt  ein  Gürtel  unterhalb  des  Busens ,  daß  der  Steinschneider  ein 
feines  Untergewand  hat  darstellen  wollen.  Im  Abschnitt  ist  ein  Blitx  angeliraclil, 
aber  dessen  Bedeutung  bisher  nur  unbeweisbare  Verniuthungen  voigetragen  wordpn 
sind;  vergl.  Wieseler  a.  a.  Ü.  S,  Ihti.  —  Dagegen  eiiunert  an  den  ohne  Wjifrrri 
dastehenden  Triptulemoa  des  großen  eleusinischeu  Reliefs; 

No.  2  (Stephan!  No.  ri2)  ein  Carueul  nubekaunlen  Besitzes,  run  dom  bei  i'täa 
a.  a.  0.  No.  lU  ein  Abdruek  ist,  abgebildet  Gemmeutafel  IV.  Nu.  12.  Der  nul 
über  die  linke  Schulter  geworfener  (l^hlamys  dastehende  Trijitulemo«  orgreift  »« 
der  Rechten  die  Ähreu ,  welche  ihm  die  mit  einem  Scepter  im  linktin  Anne  <!>' 
sitzende  Demeter  darreicht.  Aucb  hier  ist  die  Göttin  mit  einem  geglirteleii .  sl" 
deutlich  erkennbaren  Untergewand  und  einem  die  Beine  nuliQllenden  IBiaation  W- 
kleidet.  <') 

Fahrt  des  Triptolemos.  In  der  allereinfachsteu  Wt^ise  litt  die  Fahrt  4h 
anf  dem  Schlangen  wagen  stehendun  Heros  dargestellt  in 

No.  3   (Stephani  No.   44) ,    «inem    Carneol    aus   der   Stosch'schen  8«tmlnf 
(Winckelmann  a.  a.  0.   No.  240!    im  berliner  Museum    [Tütken  a.  a.  O.  No.  !<l 
von  dum  bei  Cades  a.  a.  0.  No.  20  ein  Abdruck  ist,   abgebildet  Gemmentafel  I^ 
No.  I  :t ;    fast  genau  eben  so  in 


9.  TRiPTOLEMOS.  587 

No.  1  (Stephan!  No.  48),  einem  Oanicol  der  Sammlung  eines  Herrn  de  France 
jetzt?;,  von  dem  ein  Abdruck  in  Lipperfs  Daktyl.  Suppl.  No.  61)  ist;  des- 
gleichen in 

No.  5  (Stephani  No.  51),  einem  Cameol  unbekannten  Besitzes,  von  welchem 
sich  der  Abdruck  bei  Cades  a.  a.  0.  No.  25  findet,  und  in 

No.  6  (Stephani  No.  49),  einem  Onyx  der  Greville'schen  Sammlung  bei  Tassie- 
Raspe,  A  catal.  of  gems  etc.  No.  1890. 

Es  ist  zu  diesen  Bildern  weiter  Nichts  zu  bemerken,  als  daß.  wie  in  dem 
einen  abgebildeten  Beispiel,  der  Wagen  so  gut  wie  das  Schlangengespann  unge- 
flflgelt  ist  und  daß  Triptolemos  ohne  jede  erkennbare  Handlung  einfach  aufrecht  auf 
dem  Wagen  steht.     Dies  ist  anders  in 

No.  7  (Stephani  No.  45),  einem  Jaspis  aus  der  Stosch'schen  Sammlung  (Win- 
ckelmann  a.  a.  0.  No.  241)  im  berliner  Museum  (Tölken  a.  a.  0.  No.  242),  ab- 
gebildet Gemmen tafel  IV.  No.  14.  Hier  sind  die  Schlangen  (genauer  eine  der- 
selben für  beide)  geflügelt  und  Triptolemos  streckt  die  rechte  Hand  wie  in  der 
Handlung  des  Säens  vor.  Im  Zusammenhange  damit  sind  denn  auch  in  etwas 
wunderlicher  Weise  und  der  Deutlichkeit  wegen  in  liesenhafter  Größe  sowohl 
oberhalb  wie  unterhalb  der  Schlangen  im  Felde  dort  4,  hier  6  Getraidekömer  an- 
gebracht (vergl.  Stephani  a.  a.  0.  p.  94.  Anm.  3)  ,  ein  Umstand,  der  an  ein 
ähnliches  Vorkommniß  in  dem  berliner  Vasenbilde  oben  No.  35.  S.  540  f.,  Atlas 
Taf.  XV.  No.  21  erinnert  und  wohl  geeignet  ist,  die  dort  gegebene  Erklärung  fest- 
zustellen.    Die  Handlung  des  Säens  wird  auch  zu  erkennen  sein  in 

No.  8,  einem  Smaragd-Plasma  der  kais.  Ermitage  in  St.  Petersburg  (Stephani 
No.  43,  vergl.  p.  94  Anm.  2),  abgebildet  bei  Ouvaroff,  Essai  sur  les  myst^res 
d'Elensis  als  Titelvignette.  Der  geflügelte  und  mit  zwei  großen  Schlangen  be- 
spannte Wagen  (denn  so  wird  die  in  Betreff  der  Anbringung  der  Flügel  nicht  ganz 
klare  Darstellung  zu  verstehn  sein)  und  der  auf  demselben  sitzende  Triptolemos 
ist  hier  wie  in  den  späteren  Vasenbildem  in  der  Vorderansicht  gebildet;  der  Heros 
wendet  sich  nach  links,  wohin  er  auch  seinen  rechten  Arm  ausgestreckt  hat,  ein 
Gestus,  welcher  schwerlich  auf  etwas  Anderes,  als  auf  das  Ausstreuen  des  Ge- 
traidesamens  gedeutet  werden  kann,  obgleich  dieser  nicht,  wie  in  No.  7,  dargestellt 
ist.  Wieseler  (zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.^  No.  113.  d.  S.  155)  vergleicht 
nicht  mit  Unrecht  das  Vasenbild  oben  No.  31 ,  Atlas  Taf.  XV.  No.  8,  in  welchem 
er  aber  die  Erhebung  der  rechten  Hand  nicht  von  der  Handlung  der  Aussaat  ver- 
stehn will,  sondern,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  irrig,  »zunächst  auf  den  auf- 
merksamen Zuhörer«  bezieht,  aber  auch  als  rednerische  erklärbar  achtet,  was  damit 
zusammenhängt,  daß  er  die  Darstellung  der  Gemme  wie  diejenige  des  Vasenbildes 
als  Theil  einer  großem  Composition  auffaßt.     Schwerlich  mit  Recht. 

Von  diesem  Stein  giebt  es  in  der  Kestner'schen  Sammlung  in  Hannover  eine, 
wenn  auch  in  Einzelheiten  abweichende  Wiederholung,  von  der  bei  Cades  a.  a.  0. 
No.  24  ein  Abdruck  ist,  abgebildet  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.,  welche 
aber  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  als  eine  moderne  Fälschung  zu  betrachten 
ist.  «) 

In  diesen  Zusammenhang  gehört  denn  auch  No.  9 ,    der  mehrfach  abgebildete 


^8 


III.    MYTHKK  mzR  DKMhVrrR  UND  KOHA. 


und  befipror.liene  "j  Cameo  der  pHrisei'  Biblidthek '') .  wi^lcber  tiermaniens  «nd  A|R^ 
pina  oder,  nach  anderer  Meinung,  Claudius  und  Hessaliua  als  TriploIemoB  mtd 
Demeter  Thesniojthoros  auf  einem  pracljtvollen.  von  zwei  großen,  aber  nicht  g«- 
fldgelten  Schlangen  gezogenen  Wagen  darstellt.  Der  Gemianicns-i  Claudias-  Tri- 
ptolemOB .  dessen  Harnisch  natürljcli  die  tiiätorische ,  nicht  die  mythische  Penon 
angeht.  trSgl  hierbei,  ähnlich  wie  der  Triptolemos  auf  den  thrakischen  und  klein- 
asiatischen  Mtlnzeii,  das  Saatkorn  im  Bausche  seines  Paludamentuui.  wlhrend  seine 
Genossin  in  der  einen  Uand  ein  Bündel  Ähren ,  in  der  andern  eine  Rolle  trägt, 
welche  auf  die  Gesetze  der  Demeter-Thesmophoroa  bezogen  wird. 

Triptolenans  als  Pflilger.  Diese,  litterariseh  nicht  selten  bertthrtc'  Dar- 
stellnngsart  des  Heros  der  Demeter,  welche  kaum  als  unbedingt  sicher  erklin 
gelten  darf,  ündet  sich  künstlerisch  außer  vielleieht  In  dem  Nebenbilde  des  Sarko- 
phags von  Mazzara  mit  dem  Koraraube  (s.  unten  Cap.  X.  Sarkoph,  No.  Ifl.  Atla* 
Tsf.  XVII.  No.  24)  nur  in  einem  geschnittenen  Stein  und  einer  antiken  Pul« 
aus  der  Bfoseb'schen  Sammlung  im  berliner  Museum,   und  zwar  zeigt: 

No.  10,  ein  gelber  Jaspis  (Winekelmanu  a.  a.  0.  Xo.  2')3.  'Trtlken  ti.  a  0 
No.  243),  abgebildet  Gemmentafel  IV.  No.  15^).  den.  wie  es  seheint,  langbektei- 
deten  und  mit  einem  langen  Scepter  ausgestalteten  Triptolemos  mit  einem  Gespann 
Ton  zwei  Stieren  pflügend,  wfthvend  zu  seinen  Füßen,  zusammengeringelt.  Hie 
Schlange,  das  heilige  Thicr  der  Demeter,  liegt.  Eben  diese  Rehlange,  noeh  mehr 
aber  das  Seepter  zeigt ,  daß  es  sich  nicht  nm  einen  gewöhnlichen  Ackerunann 
handelt,  an  daß.  wer  Triptolemos  nicht  anerkennen  wollte,  nur  an  eine  andcrf 
mythische  Person  wie  etwa  Dysaales  denken  könnle.      Dagegen  verbindet 

No.  II,  eine  antike  Psste  (Winekelmann  und  Tfilken  a.  d.  «a.  0,  No.  211 
und  246) ,  abgebildet  Gemmentafel  IV.  No.  1  fi  nach  dem  Abdruck  bei  ("«des  a.  a  0. 
No.  2^'].  den  hier  ganz  bäueriicb.  wohl  mit  einer  enpulzenartig  über  den  Koiif 
gesogenen  Diphthera  bekleideten  Pfltiger  mit  der  neben  ilem  (!!espnnn  utehen- 
den  Demeter,  welche  jenem  ein  paar  Ähren  entgegen  hillt.  nach  dmien  er  dir 
rechte  Hand  ausstreckt.  Der  Gedanke  .in  einen  gewöhnlichen  Ackersmann  dOrftf 
hierdurch  ausgeschlossen  sein,  wÄbrend  für  den  bJlnerlichen  Charakter  de»  Tri- 
ptolemos, welcher  hier  in  der  Tracht  unzweidentig  auagedrUekt  ist.  an  die  oTThi- 
sehe  Tradition  erinnert  wenlen  kann,  welche  Triptolemos  und  seine  ganie  Sippr 
zu  Bauern  machf).  Auf  das  Pflügen  des  Triptolemos  bezieht  sich  wohl  nhiir 
Zweifel  auch  die  Bronzomünze  von  Enna*).  welche  einerseits  einen  mit  i*<-\ 
Schlangen  bespannten  Pflug  und  andererseits  einen  nihig  aufrecht  i^tehendrn 
Mann  leigt.     An  diese  Gestalt  kann  man   diejenigen  Gcnimrn  anknüpfen,   »rlrlif 


■)  Vergl.  Niepbiiii  n.  ■.  tj,  No,  46  iin'l  tue  liier  uigeffiScli' 
b)  (.'hiboulüel,  CtUI.  ginen.\  etc.   p.   :ib  Na.  227, 
r)  Vergl.  dlo  Cltate  bei -Stephuil  a,  *,  O.  p,  74  Nnte  2. 
d)  Auch  Bbgeb,  In  den  Dviikin.  d.   ■.  Kunst  Il,>  No.  113  r.. 

SlopliMil  >.  •.  0.  p.  74  Note  3. 

«)  Aach  ihgeb.  b.   SchlUhtugioll,  Chaii  >lc  ptniiv!  fnvf^M  pl.  :itl 
()  Vergl.  Stepliiiii  >.  *.  0.  p.  '6  Note  2  und  Vüreler,  Der  Ittub 

phoiie  9.  45  Note  l.  71  N.  4.  fll  u.  194. 


■(Fl,  Wlc»lei  d>i-  S.  m* 


t)  Mlonnet,    Deicript.  I.  233,  211  ,    Torrtun 
JCckhcl,   DocI.  Num.  Vet.  1.  p.  207  uiii)  Stcphtn 


Num.  Si<ii].   Üb.  Sb.  Ko.  II,  tli 
1.  0.  p.  74.   Nele  3. 


9.    TRIPT0LEM08.  589 

Triptolemos  situationslos  als  Agricnlturheros  darstellen.  Aller- 
dings sind  schwerlich  alle  diejenigen  Steine  ^  welche  auf  eine  solche  Darstellnng 
bezogen  worden  sind,  in  der  That  auf  dieselbe  bezüglich;  wenigstens  muß  man 
zugestehn ,  daß  Bilder ,  welche  Nichts  enthalten ,  als  einen  dastehenden  Mann  mit 
einigen  Ähren  in  der  Hand,  wie  diejenigen,  welche  bei  Stephani  a.  a.  0.  p.  74 
Note  1  genannt  werden,  gar  wohl  auch  andere  Erklärungen  zulassen,  ja  daß  fHr 
sie  der  Gedanke  an  Bonus  Eventns  wohl  eben  so  nahe,  wenn  nicht  nfther  liegt, 
als  derjenige  an  Triptolemos.     Etwas  anders  st^ht  die  Sache  dagegen  bei 

No.  12,  einem  Oameol  aus  der  Stosch'schen  Sammlung  (Winckelmaiin  a.  a.  0. 
No.  239)  im  berliner  Museum  (Tölken  a.  a.  0.  No.  244),  abgebildet  Gemmen- 
tafel  IV.  No.  18  nach  einem  Abdruck  bei  Cades  a.  a.  0.  No.  32*).  Denn  hier 
steht  der  Ähren  in  der  Rechten  haltende  jugendliche  Mann  mit  dem  linken,  von 
der  Chlamys  umhüllten  Arm  auf  einen  Pflug  gestützt,  welcher  gewiß  dem  Tripto- 
lemos, nicht  aber  dem  Bonus  Eventus  zukommt,  während  die  heroische  Nacktheit 
und  die  jugendliche  Schönheit  der  Figur  den  Gedanken  an  einen  sterblichen  Ackers- 
mann doch  wohl  bestimmt  ausschließen  durfte.     Und  eben  so  wird 

No.  13,  die  mit  einer  großen  Chlamys  bekleidete  Jünglingsgestalt  eines  Car- 
neols  der  Demidoifschen  Sammlung,  abgeb.  Gemmentafel  IV.  No.  17  nach  dem 
Abguß  bei  Cades  a.  a.  0  No.  29^),  theils  durch  ihren  eigenen  edeln  Charakter, 
theils  durch  das  wenn  auch  keineswegs  in  allen  Einzelheiten  klare  Beiwerk  ziem- 
lich sicher  als  Triptolemos  gekennzeichnet.  Der  Jüngling  erhebt  mit  der  Linken 
zwei  lange  Getraidestengel,  deren  schwere  Ähren  abwärts  hangen,  während  hinter 
ihm,  wenigstens  theilweise,  zwei  Schlangen  sichtbar  werden,  deren  eine  geflügelt 
zu  sein  scheint.  Man  dürfte  dabei  an  eine  abgekürzte  Darstellung  zu  denken  haben, 
welche  in  ihrer  Ganzheit  den  mit  geflügelten  Schlangen  bespannten  V7agen  des 
Triptolemos  gezeigt  und  eben  dadurch  den  Sinn  der  Darstellung  unzweifelhaft  ge- 
macht haben  wird.  Beigefügt  ist  der  Figur  eine  Inschrift  in  orientalischen  Lettern, 
welche  früher  für  phoenikisch  galt,  neuerdings  aber  als  dem  Aramaeisch-Aegypti- 
schen  nahe  stehend  und  dem  Charakter  nach  als  ziemlich  alt  betrachtet  wird^). 
Sei  dem  wie  ihm  sei ;  mit  Recht  hat  Wieseler  a.  a.  0.  die  bildliche  Darstellung 
als  erst  der  römischen  Kaiserzeit  angehörig  bezeichnet,  vor  welcher  auch  die  ge- 
flügelten Schlangen  nicht  nachweisbar  sind,  und  eben  so  den  Gedanken  0. Müllers^), 
es  handele  sich  um  einen  »Asianus  heros  in  graecam  Triptolemi  formam  mutatus», 
wie  den  Tylos  der  Münze  von  Sardes  oben  S.  585 ,  als  durch  die  orientalische 
Inschrift  nicht  genügend  belegt  bezeichnet. 


a)  Auch  abgeb.  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II. ^  No.  113.  g.;  vergl.  Wieseler  das.  S.  156  und 
Stephan!  a.  a.  0.  p.  74  Note  2. 

b)  Auch  abgeb.  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II. 3  No.   114.  b. ;  vergl.  Wieseler  das.  S.  157  f. 

c)  S.  Gesenius    zu  Script,  linguaeque   Phoen.   Mon.  111.  tab.  28.    No.  67.  ter  und   Levy   in 
der  Zeitschrift  der  deutschen  morgenl.  Ges.  N.  F.  I.  S.  71  f. 

d)  Ann.  dell'  lust.  XI.  p.  9. 


111.    MYTUEN  L>£S  UKMKTEIt  ÜMI  ROHA. 


ZEHNTES  CAPITEL. 
Der  Raub    der    Kora ;    ihre   Katbodoe    und   Anodos. 


WeiDn  es  bei  vielen  audeiun  Capiteln  dieses  Buches  gonagen  konnte .  frflliPrp 
denselben  Oegenstand  behandelnde  St^hriften  als  nVürarbeitoD"  anzuführen  und  durch 
mehr  oder  weniger  häufige  QeKU|^nalinie  auf  dieselben  den  Grad  ihrer  Bedeutung 
in  den  Ängen  des  VerfaHsei-s  und  dits  Maß  der  Anlehnung  an  dieselben  anzuwi- 
gen  ,  so  wllrde  ein  gieichoB  oder  ftbnliclies  Verfahren  an  diesem  Orte  gegcnQber 
dem  Buche  Richard  Förstera:  «Der  Raub  und  die  Rttckkefar  der  Perscphone 
in  ihrer  Bedeutung  für  die  Mythologie,  Litteratui-  und  Kunstgeschichk^  dargestellt' 
Stattgart  I&7-].  augenscheinlich  nicht  zulässig  sein.  Hier  wird  es  vielmehr  fUr 
den  nachfolgenden  Autor  gelton.  in  offener  und  ausdrücklicher  Erklünutg  guz 
bestimmt  zn  seinem  Voi^änger,  welcher  ihm  die  eigene  Arbeit  in  vielen  Bciie- 
hungen  außerordentlich  erleichtert,  unter  gewissen  Gesiclitspunkleu  freilich  bdcIi. 
wenn  nicht  erschwert .  so  doch  weniger  lieb  gemacht  bat ,  Stellung  zu  nehmen 
Und  da  kann  es  denn  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  der  Nachfolgende  dem 
Vorangegangenen .  welcher  mit  so  großem  Fleißo  gearbeitet  hal .  zunftrhst  ftlr  dir 
Grundlage  aller  Forschung,  die  Baromlung  und  kritische  Sichtung  des  tnonumm- 
talen  Stoffes  und  der  Litteratur  ttber  douaelbeu,  verpflichtet  bleibt  und  in  Betreff 
dieser  so  gut  wie  ganz  auf  eigenes  Verdienst  zu  verziehten  hat.  womit  Jvdoch  nichl 
gesagt  sein  soll,  daß  das  hier  und  doi-t  verarbeitete  Material  in  seintrin  ganteo 
Bestände  identisch  wäre.  Ferner  ist  die  Anordnung  des  81offes  im  Ganion  nach 
den  sich  von  selbst  ei'gebenden  liixtorischcn  Gesichtspunkten  nnd  die  tinippimof; 
desselben  in  den  einzelnen  Abtheilungen  des  Förster'schen  Bnches  eine  wilche,  M 
kein  Grund  vorlag,  von  derselbou  in  wesentlichen  Dingen  abzuweichen,  und  ni- 
mentlich  ist  die  Classification  der  Sarkophagreliefe  und  ihre  Zurackfnhning  inf 
gemeinsame  Vorbilder  so  einleuchtend  richtig,  'daß  sie  beibehalten  werden  nuKtr, 
wenn  nicht  mit  Wissen  und  Willen  eine  schlechtere  Anordnung  getroffen  werden 
sollte.  Und  endlich  erscheint  die  Behandlung  und  Erklärung  der  einzelnen  Modb- 
menle  in  der  Hauptsache  so  erschöpfend  und  richtig,  daß  sich  eine  abweiebeDd« 
Auffassung  nur  im  Einzelnen,  wenn  auch  auf  nicht  ganz  wenigen  Pnuktcn  mi 
ganz  besonders  bei  einigen  Monumenten  geltend  zu  machen  hat.  welch«  jetil  ia 
zuverlässigeren  Abbildungen  vorliegen  und  im  Atlas  mitgetheilt  sind,  als  sie  FOntrr 
bekannt  waren. 

Es  versteht  sich  nach  dem  Vorstehenden  wohl  von  selbst,  daß  der  Mpivit 
Text,  wie  er  im  Anschluß  an  die  Fftrster'sclie  Arbeit  und  unter  genauer  Nacb- 
prtlfung,  gleichsaui  als  Epikritik  derselben  entstanden  ist,  durchweg  auf  diei«lbr 
Bezng  nimmt,  nnd  zwar  so.*  daß,  da  in  einem  Sammelwerke  eine  eben  so  ani- 
fUhrliche  Darstellnng  wie  in  einer  Monographie  nnzulässig  erscheint,  im  Fall»  i't 
Obereinstimmnng  wegen  der  weitem  Ausfllhrung  nnd  BegrQndnng  auf  Filr»tcr  v«- 
wicsen  und  mir  im  Falle  abweichender  Ansichten  die  eigene  .\nrrasHung  Difacc 
dargelegt  worden  ist.  Mag  dies  nun  aber  auch  auf  eiuer  nicht  gnax  genug«!  Ul 
von  Tunkten   geschcbn   sein,    immerbiu   treten  diese   gegen  diejenigen  TbcOe  dir 


10.    DER  RAUB  DERKORA;    IHRE  KATHOD08  UND  AK0D08.  591 

Darstellung,  in  welcben  ich  mit  Förster  übereinstimme  und  Besseres  nicht  bieten 
konnte,  als  er  gegeben  hat,  so  sehr  zuiück,  daß  nur  die  offenbare  Unmöglichkeit, 
in  einem  Werke,  welches  die  Eunstmythologie  der  Demeter  und  Kora  behandelt, 
die  Monumente,  welche  sich  auf  den  Uauptmythus  der  beiden  Göttinnen  beziehn, 
ganz  zu  ttbergehn  und  ihretwegen  summarisch  auf  das  Förster  sehe  Buch  zu  ver- 
weisen, mich  zur  Niederschrift  des  folgenden  Textes  hat  bewegen  können.  Ohne 
damit  den  Anspruch  auf  selbständige  Durcharbeitung  des  Gegenstandes  aufzugeben, 
glaube  ich  deswegen  hier  ausdrücklich  erklären  zu  sollen ,  daß  ich  die  Ehre,  dies 
Capitel  in  den  Hauptsachen  in  Ordnung  gebracht  zu  haben,  nicht  fflr  mich  in 
Anspruch  nehme,  sondern  bereitwillig  Förster  zugestehe. 


Archaische  Kunst. 

Zur  Beantwortung  der  Frage,  wie  sich  die  auf  den  Mythus  vom  Raube  der 
Kora  in  seinem  ganzen  Umfang  und  die  auf  denjenigen  ihrer  Kathodos  und  Ano- 
dos bezüglichen  bildlichen  Darstellungen  kunstgeschichtlich  entwickelt  haben  mögen, 
reicht  weder  das  litterarisch  überlieferte,  noch  das  bisher  bekannte  monumentale 
Material  aus.  Die  Annahme  Försters  (S.  99f.),  daß  sich  die  bildliche  Darstellung 
der  poetischen  parallel  entwickelt  habe,  und  zwar  so,  daß  der  alten  Uymnenpoesie 
die  Werke  der  hieratischen  Kunst,  der  unter  euripide'ischen  Einflüssen  stehenden 
und  den  Mythus  vom  Standpunkte  des  rein  phychologischen  Interesses  behandeln- 
den Poesie  die  Werke  der  jungem  attischen  Kunst  (Praxiteles,  Nikomachos) ,  der 
gelehi'ten  alexandrinisch-römischen  Poesie  endlich  die  große  Zahl  der  Kunstwerke 
entspreche,  welche  meistens  zum  Gräberschmucke  dienten,  diese  im  Allgemeinen 
gewiß  richtige  Annahme  wird  doch  in  ihrem  ersten  Theile,  so  wie  sie  Förster  zu 
entwickeln  und  zu  begründen  versucht  hat,  problematisch.  Denn  wenn  Förster 
einerseits  meint,  sowie  Demeter  in  alten  Bildern  durch  Attribute  als  die  trauernde 
und  suchende  charakterisirt  worden  sei,  so  sei  der  erste  Schritt  zur  Vergegenwär- 
tigung  des  Mythus  das  Zusammenstellen  der  Demeter  und  Kora  mit  solchen  Neben- 
figuren gewesen ,  welche  an  den  Raub  und  die  '  mit  ihm  zusammenhangenden  Be- 
gebenheiten erinnerten,  so  ist  von  der  angeblichen  Demeter  Melaina  von  Phigalia 
S.  410,  von  der  Demeterstatue  von  Enna  und  dem  Relief  am  amyklaeischen  Throne 
schon  oben  S.  412  und  413  sowie  in  den  Anmerkungen  2.  und  3.  gesprochen  und 
die  Bezüglichkeit  der  letzteren  Monumente  auf  den  Mythus  abgelehnt  worden,  und 
das  Gleiche  gilt  von  der  S.  430  f.  behandelten  Gruppe  des  Damophon  von  Mes- 
sene  in  Akakesion ,  während  S.  430  anerkannt  wurde,  daß  in  den  zu  der  Statue 
der  Kora  von  demselben  Meister  in  Megalopolis  gruppirten  Mädchengestalten  mit 
Blumenkörben  auf  den  Köpfen  auf  den  Mythus  vom  Raube  bei  der  Anthologie  an- 
gespielt worden  sein  mag. 

Andererseits  kann  man  aber  auch  der  Behauptung  Försters  8.  102-,  daß,  weil 
das  Motiv  an  sich  wenig  geeignet  war,  Ehrfurcht  vor  der  Würde  und  Erhabenheit 
der  Grötterwelt  hervorzurufen,  der  Versuch,  den  Raub  selbst  darzustellen,  mit  Er- 
folg erst  in  der  Periode  der  Kunst  gemacht  werden  konnte ,  in  welcher  das  reli- 
giöse Element  bereits  in  den  Hintergrund  getreten  und  die  Lösung  psychologischer 
Probleme  Hauptsache  geworden  war,    d.  h.  in   der  Periode  der  jungem  attischen 


592  III.  MYTHEN  DER  DEMETER  UND  KORA. 

Schule,  nor  sehr  bedingtei'weise  zustimmen,  insofern  Kunstwerke  auf  uns  gekom- 
men sind,  welche  eben  so  unzweifelhaft  den  Raub  Koras  darstellen  wie  sie  mit 
der  jttngern  attischen  Schule  Nichts  zu  tfaun  haben;  welche  also  ganz  unzweideutig 
beweisen,  daß  der  Versuch,  den  Raub  darzustellen,  früher  als  in  der  jungem  atti- 
schen Schule  gemacht  worden  ist,  so  daß  man  höchstens  darüber  verschiedener 
Meinung  sein  kann,  in  welchem  Maße  dieser  Versnch  von  £rfolg  begleitet  ge- 
wesen ist. 

Diejenigen  Denkmäler,  um  welche  es  sich  hier  in  erster  Linie  handelt,  bat 
Förster  selbst  (S.  108  f.)  unter  der  Überschrift:  »Hieratische  Darstellungen«  be- 
sprochen und  deren  Unabhängigkeit  von  der  praxitelischen  nnd  nikomachefscfaen 
Schöpfung  ausdrücklich  betont. 

Es  sind  dies  Terracotten  vom  unteritalischen  (epizephyrischen)  Lokris,  von 
denen  die  beiden  genauer  bekannten: 

No.  l  im  britischen  Museum,  abgeb.  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1870 
S.  77»1,  s.  Atlas  Taf.  XVIII.  No.  17  und 

No.  2  im  Museo  Nazionale  zu  Neapel,  abgeb.  im  Bull.  arch.  Napol.  V.  tav.  5. 
No.  4^»),  8.  Atlas  Taf.  XVIII.  No.  16 
nur  Fragmente  sind,  während 

No.  3,  ein  von  Hirt  in  seinem  Aufsatz  über  die  aeginet.  Bildwerke  in  Wolfs 
Litterar.  Anall.  lU.  S.  180  als    »nach  Polen   gebracht«   erwähntes  Exemplar  nich*" 
näher  bekannt  ist  und  einstweilen  als  verschollen  gelten  muß*).    Nur  sein  archai- 
scher Stil  ist  durch  die  Stelle,  an  der  es  erwähnt  wird,  verbürgt. 

Das  Exemplar  No.  1   stellt  Hades  unbärtig **)   dar,  mit  lockigem,    von  ein 
breiten  Binde  zusammengehaltenem  Haar,    bekleidet  nur  mit  einem  um  die  Seh 
tem  gehängten  Mäntelchen  ^) .     Er  hat  die  ganz  bekleidete ,    den   linken  Arm 
hilferufend  emporstreckende  Kora,    deren  Kopf  fehlt,    mit  beiden  Armen  umfi^a^t 
und  trägt  sie  seinem  Wagen  zu,  dessen  Rand  sichtbar  ist  und  dessen  Sitz  er  el^»  ^o 
mit  dem  rechten  Fuße  zu  betreten  im  Begriff  ist.     Sicher  bestimmt  wird  der  8i^_:-3iii 
der  Gruppe ,  in  welcher  man  sonst  und  namentlich  gegenüber  der  ungewöhnlicl^A^en 
Bartlosigkcit  des  Hades  auch  irgend   einen   andern  Weiberraub   annehmen  köni^  ^, 
durch  das  von  Kora  auf  der  .Rechten  getragene  Attribut  eines  Hahnes'),   welc~Äes 
grade    für  den    lokrischen    Cultus  Porphyrios^)    als   Hauptkennzeichen   der  Gö^fctin 


a)  Mit  Text  von  Curtius;  bei  Företer  8.  109  No.  3. 

b)  Mit  Text  von  Minervini;    vergl.  außerdem  Gerhard,  Uyperb.-röm.  Studien  I.  8.  191        und 
Förster  No.  2. 

c)  Vergl.  Förster  No.  1. 

d)  So  nach  der  Zeichnung  nnd  Curtius'  Angabe,  Förster  redet  von  »einem  spärlichen  »r^artt. 

e)  Förster  irrt,  wenn  er  von  einem  »kurzen  Rock«  bei  Hades  spricht;  dies  Kleidungsstück 
kann  nur  das  Gewand  der  Kora  sein ,  wenn  auch  die  Zeichnung  in  diesem  Punkte  nicb^  gmi 
klar  ist. 

f)  So  nach  der  Zeichnung  und  Curtius'  Angabe,  Förster  redet  von  zwei  Hähnen. 

g)  Porphyr.  De  abstin.  IV.  16.  p.  I7S  ed.  Nauck:   T^;  oe  Oeppe^ciTTT^;  ::ap<i  tö  f^p^^n  t^v 
cparrav  «paoiv  ol  iroXXoi  To5vopLa  xwv  deoX(5Yo>v  lepöv  ^dp  aur^;  t)  ^parra.  hi   8  xoi  ol  xf^^  Mth; 
iepeiai  to'jttjn  dvaTiftfaoi.    Mala  5e  i]  aM^  xijj  Oepoc^pövir]  tu;  av  fjiaia  xai   xpo^oc   ouaa.    ^Ma 
^dp  V)  Öeö;  xoi  Ar)pL'/)T7]p  tj  ourrj.    xal  tov   dXexrpuöva   Ik  TautiQ  dcptIpcDaav*  li  8  xal  fi.T:^oy:vt 
ol  tauTT];  fA6aTai  öpvlOwv  ivo(xi8(o)v  xxX. 


10.  DER  KAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  593 

anführt  und  welches  auch  in  einem  andern,  bekannten  lokrischen  Relief^)  bildlich 
nachweisbar  ist.  Während  Curtius  hinsichtlich  des  Stiles  dieses  Reliefs,  welches 
Förster  »frühestens  in*s  Ende  des  VI.  Jahrhunderts«  ansetzt  (wohl  zu  alt),  mit 
Recht  auf  dessen  kunstgeschichtliche  Bedeutung  hinweist,  indem  es  uns  den  Über- 
gang aus  dem  strengen  Tempelstil  in  eine  freiere  Darstellung  vor  Augen  fahrt, 
die  Handlung  in  dramatischer  Bewegung  giebt  und  dennoch  die  Göttin  ihr  Attribut 
regungslos  in  der  Hand  halten  läßt,  als  säße  sie  auf  dem  Throne,  dürfte  es  an- 
gemessen sein,  mit  einem  Worte  darauf  hinzuweisen,  daß  hier  der  Wagen  des 
Hades  deutlich  hervorgehoben  ist,  ganz  in  Übereinstimmung  mit  der  ältesten  poe- 
tischen Darstellung  im  homerischen  Demeterhymnus  (vs.  19.).  Und  zwar  des- 
wegen, weil  sich  nicht  entscheiden  läßt,  in  wiefeiii  dies  auch  in  dem  Fragment 
No.  2  der  Fall  war  und  weil  demnächst  zu  besprechende  Vasenbilder  den  Wagen, 
mögen  sie  ihn  voraussetzen,  jedenfalls  nicht  darstellen. 

Das  Fragment  No.  2  nämlich  zeigt  uns  Nichts  als  den  hier  bärtigen  und  mit 
einer  auf  der  rechten  Schulter  geknöpften  Chlamys  bekleideten  Hades,  welcher 
Kora  mit  den  Armen  umfaßt  hält,  während  diese,  welche  mit  einem  Kranze  von 
Blumen,  mit  Ohrringen  und  einem  großen  dreizeiligen  Perlenhalsbande  geschmückt 
ist,  den  rechten  Arm  erschreckt  oder  hilferufend  ausstreckt  und  die  linke  Hand 
«af  die  Brust  legt.  Während  dabei  ihr  Gesicht  ohne  Ausdruck  ist,  zeigt  das-^ 
Jenige  des  Hades  mit  seinem  geöffneten  Munde  wenigstens  der  Absicht  nach  den 
Ausdruck  der  Leidenschaft,  welcher  sich  auch  in  seiner  Bewegung,  wenigstens  ver- 
glichen mit  derjenigen  in  No.  1,  ausspricht.  Daß  No.  2  jünger  sei  als  No.  1  kann 
nicht  wohl  bezweifelt  werden;  der  archaischen  Kunst  gehört  aber  auch  dies  Frag- 
ment an,  dessen  Deutung  wesentlich  durch  diejenige  von  No.  1  und  die  gleiche 
Provenienz  von  einem  Local  mit  bekanntem  Koracultus  (s.  Förster  S.  109  Note  1) 
unterstützt  und  gesichert  wird. 

Diese  Reliefe  regen  nun  aber  auf  das  natürlichste  die  Frage  an,  ob  es  irgend- 
wie wahrscheinlich   sei,    daß  die   archaische  Kunst  sich  nur  in  ihnen  und  nur  an 
diesem   einzigen  Orte  mit  der  Darstellung  des  Koraraubes  befaßt  habe?    Bei  der 
weiten  Verbreitung  des  Mythus  bereite  in  alter  Zeit,   bei  seiner  großen  Bedeutung 
im  Cnltus  und  seiner  frühen  poetischen  Bearbeitung,  Dinge,  über  welche  nach  den 
Untersuchungen  Försters  (Cap.  2 — 4  t   kein  weiteres  Wort  zu  sagen  nöthig  ist,  wird 
man  sich  kaum  geneigt  fühlen,   diese  Frage  zu  bejahen.    Es  ist  freilich  eine  That- 
sache,    daß   wir   in   unserer    gesammten    litterarischen    Überlieferung    von    keinem 
archaischen  Kunstwerke  dieses  Gegenstandes  Kunde  haben,  und  eine  nicht  minder 
gewisse,  daß  sich  auch  unter  den  sämmtlichen  erhaltenen  archaischen  Kunstwerken, 
nimentlich  unter  den  gesammten  schwarzfigurigen  Vasenbildern  Nichts  findet,  wel- 
ches mit  Recht  auf  denselben  bezogen  werden  könnte.    Und  dennoch  ist  es  zweifel- 
haft, ob  Förster  die  Besprechung  der  lokrischen  Reliefe  mit  Recht  mit  den  Worten 
«ehließt:  »alle  übrigen  Werke  gehören  in  die  Zeit    nach  Praxiteles«   und  ob   nicht 
wenigstens   zwei  Vasenbilder  allerdings  kaum   an   sich   einer  altem  Periode  ange- 
hören, wohl  aber  auf  eine  ältere,  von  der  praxitclischen  und  der  nikomacheYschen 


»)  BuU.  trch.  Napöl.  a.  a.  0.  No.  I,  Ann.  dell'  Inst.  XIX.  Uv.  d'agg.  F.,  wiederholt  in  den 
]>eDkm.  d.  a.  Kunst  ]!.<  No.  856. 


I 


[MM  !»:[{  L>l':Ml'n'K[t  ITND  KORA. 

Anffa^sun^  und  OeHtaltung  iloä  Mytiiti»  unahliSngiffe  Kutistflbung  hinweisen,  ndvr, 
wenn  man  ao  eagen  darf,  als  deren  NaehbUder  werden   gelten  dürfen. 

Ueide  sind  von  Förnter  S.  2114  f.  angefllhrt  und  besprochen,  an«  er^terc  tnil 
den  einleitenden  Worten  (S.  235)  ,  daß  mit  alleiniger  Ananahmc  dcsMelhen  krin 
Vaaeiil)ild  des  arcbaimchen  oder  vollendet  schftnen  Stiles  mit  einer  D)irst«Uan|:  iW 
Raubes  gefunden  worden  »ei.     Ks  ist  dies 

No.  1,  das  Geiuillde  an  einer  aus  Noia  stammenden  rotbügurigeii  svblanki-n 
,\i[i|ihora  im  Muaeo  Nazionale  in  Neapel"!,  s,  Atlas  Taf.  XVIU.  No.  1 1  .  dcBwn 
von  ileydemann  mit  den  Worten:  »feine,  Iciehto  Zeichnung-  charaktcrisinen  Stil 
Körstor  »archaisch"  nennt,  und  den  man  ffiglich  als  arcbaisirend  bezeichnen  kua. 
Der  Raub  Ist  hier  in  »einem  ersten  Momente,  der  Verfolgung  gefaßt;  Ilade». 
s|iitzbärtig,  hekrinzt,  wie  es  scheint,  mit  Myrten,  durch  das  8cepter  al«  Herrscher 
und  durch  das  Filllhom  wie  in  anderen  Fällen^)  als  PInton  charakterisirt .  cill 
der  vor  ihm  entfli eilenden  und  erschreckt  eu  ihm  iiuDck blickenden  Kora  nach, 
welehe  er  demnächst  am  Arme  zu  ergreifen  im  Begiiff  ii^t.  Die  nachlliwig  und 
fuhh-rhaft,  wie  in  vielen  anderen  Nachahmungen  früherer  Stilart«!»,  ^'schriebenui 
Inschriften  laufen  auf  weiter  Nichts  alH  auf  ein  xa^o;  ö  tvoF;  und  xaXr,  ij  cai; 
hinaus.  ßigenthQmlich  ist.  daß  jede  Andeutung  des  Wagens  fehlt,  auf  welchen 
die  geraubte  Kora  entflllii-t  werden  soll :  aber  auch  dies  darf  als  ein  Zeichen  gelten, 
dalt  die  Wnrzeln  dieser  Dai-stellun^  in  einer  Kllcru  Zeit,  als  die  der  jUngem  alti- 
sehen  Schule  liegen.     Etwas  Ähnliches  gilt  von 

No.  5,  dem  Innenbild  einer  Eylix  im  Muaeo  Grcgoriano  den  Vatican '^) .  s.  \\h> 
Taf.  XVIU.  No.  12.  a..  dessen  Malerei  Ireilich  schon  lange  als  nicht  e«ht  arcfaaJiwii. 
sondern  als  otruskiaehe  Nachahmung  erkannt  worden  ist^i,  aber  el>en  als  »ilcbr. 
wenigstens  mit  Walirscbeinlichkeil  vurwandte  echt  archaische  Vorldlder  voransw-lwn 
llfit.  Die  Handlang  ist  hier  weiter  vorgeschritten:  Hadea  im  Chiton  und  nlt 
flatternder  Chlamys  hat  Kora  mit  beiden  Armen  umfaßt,  Ähnlich  wie  in  dem  Relief 
No.  2 ,  welches  überhaupt  die  an  sich  keineswegs  durchaus  sichere  Dentnng  a 
stützen  geeignet  ist,  und  nähert  sein  Geeicht  dem  ihrigen  (wie  dortl,  ob  mn  üe 
zu  begütigen  (wie  Förster  nach  Ülaud.  R.  F.  11.  271)  sq.  annimmt],  mag  dahinstcbn. 
Er  trägt  die  Geraubte  nach  rrchls  hin,  möglicherweise  seinem  Wagen  eu,  obgleich 
dieser  nicht  einmal  angedeutet  ist.  Beide  Personen  haben  verzierte  Haarbänder. 
Kora  außei'dem  Ohrringe,  Hals-  and  Armband,  welches  letztere  mit  drei  Graul- 
äpfela.  Diese  werden  um  so  weniger  als  blos  omament^  zu  betrachten  sein ,  *!> 
sie  in  den  Anßenbildem  (Atlas  a.  a.  0.  No.  12.  b.  u.  d  bei  Hades  wiederkehm, 
weicher  beide  Male  mit  einem  aus  einer  Granate  bestehenden  Annbande  geschmOcb 


a)  Heydeminii .  Die  Vueii«.  des  Mus.  Nu.  zu  IVeapel  No.  3091,   ibgcb.  bei  Fönter  Tif.  }. 

b)  So  I.  B.  in  dem  jeltt  ver^Hlllollenen  Relief  bei  Zoügk,  B.  K.  I.  Uv.  1  ^  Denkm.  il.  •- 
Kumt  IJ.3  No,  Tt>,  Tergl.  Wieieler  i.  >.  O.  S.  IUI  und  Welckei.  Alle  I>enkm.  II.  t<.  M,  » 
foriier   In   dei   schonen  Kyllx   mit  dem  üötteigelage    in   Londuri   81 1 ,   >bgeb.   Hon.  dclt  tn>l.  T. 


49,   vcrgt.  K.   ttnun,  Ann. 

deir  Inst,   von   ISc 

.3   p-   Hl    ,q 

..    «uOerdeui   ».   WcIckei  .. 

s.  ;iüfi  t. 

,|   Abn.-b.   im  Mus,.o  Klrtiäc 

0  Urogorian.!  Vol.  II 

1,    Uk  hW.  2 

.    vorgl.    K.  Ilraun,   Ann.  .MV 

IS4t  p.   141.  bei  Füriter  .S 

.  231.  No.  2. 

d)  Vergl.   U.   Jilin,    Einl. 

zu    der   Beschifib. 

der   Vwon 

in   München    S.   CCXXilV. 

11.   145l>. 

10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  ANODOS.  595 

auf  einem  Sessel  sitzend  dargestellt  ist,  während  ilim  ein  Jüngling  einei-seits  eine 
Granatknospe,  andererseits  einen  Granatapfel  darbietet  und  ein  zweiter  ihm  von 
hinten  einen  Kranz  auf  das  Haupt  setzt. 

Wenngleich  dies  nun  auch  die  einzigen  Monumente  sind,  welche  in  der  Dar- 
stellung des  Raubes  der  archaischen  Kunst  angehören  oder  wenigstens  auf  diese 
zurückweisen,  so  muß  hier  noch  auf  zwei  weitere  Kunstwerke  hingewiesen  werden, 
auf  welche  ihrem  Gegenstande  nach  später  zurückgekommen  werden  soll,  welche 
aber  hier  zu  berühren  sind,  weil  sie  in  vorpraxitelischem  Stile  Scenen  aus  dem  hier 
in  Rede  stehenden  Mythus  in  seinem  weitem  Umfange  darstellen,  nämlich  die 
Münze  von  Enna  oder  Henna  auf  Sicilien  mit  der  suchenden  Demeter^} 
(Münztafel  IX.  No.  15.  a.  b.),  welche  dem  5.  Jahrhundert  angehören  mag,  und  die 
schöne  Vase  del  Vasto  mit  der  Anodos  der  Kora  (Atlas  Taf.  XVIU.  No.  15)  ^), 
welche  als  Prodnct  attischer  Kunst  vor  Ol.  85  zu  datiren  ist.  Sie  zeigen  in  Ver- 
bindung mit  den  vorher  besprochenen ,  daß  die  bildende  Kunst  vor  der  Periode 
der  jungem  attischen  Schule  sich  dem  Koramythus  nicht  ganz  so  fem  gehalten 
hat,  wie  es  nach  Försters  Darstellung  scheinen  könnte,  wenngleich  die  Seltenheit 
der  älteren  Monumente  dieses  Kreises  eine  höchst  bemerkenswerthe ,  nicht  leicht 
genügend  zu  erklärende  Thatsache  bleibt  und  wohl  für  immer  bleiben  wird. 


Praxiteles  und  Nikomachos. 

Von  den  Werken  beider  Meister ,  welche  den  Raub  der  Kora  dai*stellen ,  der 
Erzgrappe  des  Praxiteles  (Plin.  N.  H.  XXXIV.  69)  und  dem  Gemälde  des  Niko- 
machos (Plin.  N.  H.  XXXV.  108/,  ist  schon  oben  S.  433  und  436  gesprochen 
worden  und  es  ist  hier  nur  noch  ein  Mal  kurz  auf  dieselben  zurückzukommen  unter 
dem  Gesichtspunkt  ihres  Einflusses  auf  die  spätere  Kunst.  Das  Resultat,  wie  es 
auch  Förster  (S.  102  und  106)  gezogen  hat,  kann  der  Natur  der  Sache  nach  nur 
ein  ganz  allgemeines,  theilweise  negatives  sein.  Denn  vor  allen  Dingen  kennen 
wir  die  beiden  Werke  selbst  viel  zu  wenig  genau,  um  ermessen  zu  können,  welche 
Züge  ans  ihnen,  ganz  besonders  aber  aus  jedem  von  ihnen,  in  spätere  Kunstwerke 
übergegangen  sein  mögen.  Ja  man  kann  bei  der  überaus  düi*ftigen  Aussage  unserer 
Qnelle,  welche  sich  in  beiden  Fällen  auf  die  allgemeine  Angabe  des  Gegenstandes : 
Proserpinae  raptus  beschränkt,  nicht  einmal  die  von  dem  einen  und  dem  andem 
Künstler  gewählte  Scene ,  die  Entführung-  auf  dem  Wagen  oder  den  Angriff  des 
Hades  auf  Kora  bei  der  Anthologie,  feststellen,  sondern  höchstens  bei  Beiden 
die  eigentliche  Entführung  —  in  welchem  Moment  und  unter  welcher  Moda- 
lität muß  wiederam  dahinstehn  —  schon  nach  dem  Wortlaute  der  Zeugnisse  für 
wahrscheinlicher  halten,  obwohl  man  gestehn  muß,  daß  für  das  Gemälde, 
weniger  für  die  plastische  Gmppe ,  auch  der  Angriff  bei  der  Anthologie ,  wie 
sieh  derselbe  aus  den  verschiedenen  Variationen  in  Sarkophagreliefen  reconstruiren 
lAßt,  als  eine   höchst   effectvolle  Composition   recht  wohl    denkbar  wäre.     Alles, 


a)  Förster  S.  251 ,    vergl.  einstweilen  Wieseler   zu    den  Denkm.  d.  a.   Kunst   II. ^   S.   139  f. 
No.  105. 

b)  Förster  S.  259  f. 


596  III.    MYTHF-S  IH:K  DKMKTBK  IIXU  KORA 

dftDlcen   an   eine  von   dem   ursprOn glichen  gewaltsamen  Rsnbe  der  Kont  tu  anter- 
gcheidende .    Hlljüliilich    sich    erneuernde    llinabfflliraDg   Uerwiben  mä 
ihren  Abschied  von  dev  Mutter,    hat  fllr  No.  G  und  7  .Stephsni  ja.  a.  U.  p.  .IU^mj.) 
mit  Vei'V'eiüung  auf  die   »icilischen   Feste  der  Hsaiä^ua   und  'Avax4Xu:^pttt  nml 
besondera   auädrQcklieh    Gerhard'     als    eine    Hrertragsmldi^   erneuerte    Bnt- 
fflhmng  der  Korai,  eine  "  GntfOhrang,  mit  welcher  die  scheidende  Demeter  eii- 
verstandenu  sei,    festgehalten,    auch  er  auf  die  sicilisebe  Entirickelong  du  Mythu 
und  l'ultus  liinwei)«end.     Und  eine  ähnliche  Auffassung  des  in  diesen  Bildern  Dti- 
gestelll«n  findet  sich  in  den  mehr  gelegentlichen  Äußerungen  noch  mancher  anderer 
Gelehrten  wieder,   welche  hier  nicht  aiifgezühlt  zu  werden  hranehen;  ja  man  kuu 
sie  nie  die  im  Allgemeinen  angenommene  bezeichnen.    Und  in  der  That  mufi  ■■■ 
gcBtehn,  daß  gar  keine  im  Wesentlichen  andere  Erklärung   rociglicb  ist,    wenn  b 
von  Allen  außer  Zoega*)    [ftlr  Xo.  li.  a.    und  Förster  ;8.  unten)  festgehalleoe  ii- 
nahme  das  Richtige  trifft,   daß  nämlich  in  der  Figur  hinter  dem  Wag»a  im 
Hades  und  der  Kora  Demeter  zu  erkennen  sei.     Zo^ga  glaubte    in   dieMl  R^ 
Aphrodite    und    danach    in  dem  ganzen  Bilde    eine  Darstellung   des   eigmitllrk« 
Raubes  sehn  zu  dürfen,   bei  welchem  Ai>hrodite  der  Kora  rathe.  sieh  ihrem  Schick- 
sal   zu    ergeben;    allein    die  Riclitigkuit    des  Einen  wie  des  Andern    int   thm  tdcB 
mit  aller  Lebhaftigkeit  von  Wcleker  (».  a.  O.]  und  neuerdings  von  Förster  iS.  23li, 
ohne   Zweifel    mit    Recht,    bestritten    worden.      Dieser   Letzten'    hat    die    fnfjälkl 
Demeter  Hekate  und   die   von   allen   früheren   Krkllrem  Hekale   genannte  Rpr 
vor  den   Pferden   mit  den  beiden  Fackeln,    »direct  Olaudiifc  Schilderung  L  IT) 
folgeud«.    Alekto  genannt  und   mit  diesen  Namen  eine  neue  ErkiJtmug  der  Bad« 
verbunden,   auf  welche  hier  etwas  näher  eingogaugon  werden  muß. 

Zunächst  bestreitet  or  die  Annahme  Millingens .  es  sei  der  hier  ilaigwlcIllfD 
Seene  die  im  Olymp  bereits  gefeierte  Hochzeit  vorangegangen  wohl  mit  Recht;  •» 
ist  aber  auch  für  die  Erklärung  der  Bilder  in  keiner  Weise  nitlhig.  vielmehr  M-4fi 
der  mit  anf  den  ^öiio;  bezüglichen  Attributen")  ausgestattete,  dem  Paare  roru- 
fiiegende  (6,  6.  a.]  oder  folgende  7;  Eros,  daß  es  sich  um  eine  erst  am  ÜUili' 
der  Fahrt  zu  feiernde  eheliche  Verbindung  handelt  und  in  sofern  kann  nuu  Fdnfef 
(S.  'r,iS]  vollkommen  beistimmen,  wenn  er  sagt,  es  sei  natürlich,  daß  dJc  HochMil 
des  Pluton  und  der  Persephone  erst  in  der  Unterwelt  gefeiert  werde,  wir-  diei  mA 
Olaiidian  U.  ^22 — ^72  ausftlhrlich  schildert. 

Feiner  behauptet  Förster,  es  sei  nirgend  angedeutet,  daß  Hades  di<^  Kora  su 
der  Uberwelt  .oder  dem  Olymp)  abhole,  vielmehr  sei  »anzunehmen^,  daß.  wi«  ^ 
äva-yiu^Tj,  so  auch  die  xaTa-^oiYT]  der  Persephone  lediglich  Sache  dee  Hennu  i'dtf 
der  Hekate  sei  und  ein  Abschied  der  Demeter  von  Kora  sei  der  Poesie  ond  Kutf 
vfillig  fremd.  Hier  winl  man  zugeben  milsseii.  daß  fflr  die  Abholung  der  Kora  dnt 
Pluluu-Hades  in  der  That  kein  schriftliches  Zeugniß  vorhanden  ist,  aber  (n^ 
Ist  dennoch ,  ob  Först«r  mit  Recht  behauptet ,  hiermit  falle  Gerharde  JiMoAmf 
einer  vertragsmäßig  erneuerten  Kntfflhning  der  Korn  durch  Hades  tu  Bodoi-  D«w 
fllr  seine  These,  wie  die  ivaY"»7ii,  so  sei  auch  die  %itttio>Tf,  Kori*  ledJ^k  8«*' 


Z-lt«t'hrirt  für 
t  ä.   24IJ  II   Ji 


.  |t)».  «kiU.  Abhh. 
.  uihI  An*lcitii"i!  ■'■' 


Li  Anin.  IT*  •  W, 


tO.  DKR  RAUB  D£K  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  599 

des  Hennes  oder  der  Hekate,  giebt  es  eben  auch  kein  Zengniß,  und  Förster  selbst 
kann  nicht  mehr  sagen,  als  man  müsse  dies  annehmen.  Aber  warum  denn  nur? 
Daß  der  wechselnde  Aufenthalt  Koras,  einen  Theil  (2/3)  <les  Jahres  bei  der  Mutter 
und  einen  andern  (Y^)  bei  ihrem  finstem  Gatten  in  der  Unterwelt,  vertragsmäßig 
(warum  sollte  man  so  nicht  sagen?)  festgestellt  sei,  kann  man  natürlich  angesichts 
der  ausdrücklichen  und  ausführlichen  Erklärung  schon  im  homerischen  Hymnus 
(v8.  334  ff.,  besonders  399  f.  445  ff.)  und  in  einer  Reihe  späterer  Zeugnisse  nicht 
längnen  und  eben  so  wenig,  daß  dieser  Mythus  auf  der  natürlichen  Erscheinung 
des  Lebens  der  Vegetation  oder  der  Saat  begründet  sei,  welche  vier  Monate  un- 
sichtbar und  unterirdisch,  acht  Monate  sichtbar  ist  und  die  Erde  schmückt '^).  Die 
Entfahrung  der  Kora  durch  Hades  ist  also  keine  einmalige  Thatsache,  wie 
die  Poesie  es  darstellt  und  darstellen  muß,  sondern,  als  ein  echter  Mythus,  eine 
zu  unbegi'enzter  Wiederholung  nicht  blos  fähige,  sondern  eine  alljährlich  sich 
wiederholende,  in  den  Herbstfesten  der  Kora  in  den  Culten  gefeierte.  Und  da 
entsteht  nun  die  ganz  natürliche  Frage,  ob,  wenn  von  dem  Allen  das  Bewußtsein 
vorhanden  war  —  und  so  war  es**)  — ,  nicht  unausbleiblich  aus  dem  ursprüng- 
lich, mythologisch  dai'gestellt ,  gewaltsamen  Raube  der  Kora  durch  Hades  eine 
mildere  Auffassung  ihrer  alljährlichen  Entführung  sich  entwickeln  mußte ,  die 
schließlich  als  eine  eben  so  »vertragsmäßig  erneuerte a  aufgefaßt  wurde  wie  das 
Wechselleben  der  Kora-Persephone  auf  der  Oberwelt  und  in  der  Unterwelt  ein  ver- 
tragsmäßig geregeltes  war*'; .  In  der  Poesie  haben  wir  davon  keine  oder  doch  nui' 
sehr  zweifelhafte  Spuren  '^) ,  weil  die  Poesie  sich  mit  der  Darstellung  des  ursprüng- 
lichen Raubes,  der  Bearbeitung  des  tepo;  Xo^o;  befaßte,  welcher  die  dogmatisch- 
mythologische Grundlage  der  Culte  bildete.  Aber  das  schließt  nicht  aus,  daß  im 
Volksbewußtsein  jene  mildere,  wenn  man  will  philosophischere  Auffassung  Leben 
gewann  und  daß  sie  in  den  Culten  sich  ausprägte.  Und  wenn  nun  in  Sicilien  und 
an  einigen  anderen  Orten®)  das  Herbstfest,  die  xaTaYCDY^j  der  Kora  als  ÖsoYajxia 
und  'AvaxaXuTmrjpia  mit  besonderem  Glänze  gefeiert  wurde  ^),  sollte  man  hierin 
nicht  eine  Spur  erkennen  dürfen,  daß  dem  in  der  That  so  gewesen  ist?  sollte 
aber  nicht  hiermit  in  der  That  die  von  Stephani  und  Gerhard  vorausgesetzte  Grund- 
lage zur  Erklärung  der  in  Rede  stehenden  Bilder  gewonnen  sein?  Nämlich  indem 
man  sie  als  die  durch  Hades-Pluton  bewirkte,  allerdings  so  wenig  wie  die  durch 
Hermes  o'Üer  Hekate  bewirkte  ausdrücklich  bezeugte,  aber  nach  dem  Vorstehenden 
wohl  denkbare  jährliche  xotiaYtoYT]  der  Kora  faßt,  welche  nun  selbstver- 
ständlich nicht  mehr  voacpiv  ATj|i.TjTpo;  wie  der  erste  Raub  [Hom.  hymn.  vs.  4)  vor- 
gehend gedacht  werden  kann,  sondern  bei  welcher  Demeter  auf  die  Winterzeit  von 
ihrem  lieben  Kinde  scheidet  oder  dasselbe,  wie  Förster  (Archaeolog.  Zeitung  a.  a.  0.) 
sagt,  ixouo  aixovT(  ys  9i>[xa)  scheiden  läßt.  Denn  mit  einer  solchen,  in  der  schrift- 
lichen Überlieferung  allerdings  nicht  erhaltenen  Version  (die   er  nur  nicht  so  her- 


a)  Vergl.  besonders  Förster  S.  27  f.  und  Preller,  Demeter  ii.  Persephoiie  S.  128  f. 

b)  S.  Preller,   Demeter  11.  Persephoiie  S.  122  mit  Beilage  1,  Förster  S.  26  f. 

c)  Vergl.   Stephani  a.  a.  O.  S.   302. 

dj  Vergl.   Förster  S.  61   und  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1874  S.   105. 

e)  Vergl.  Preller  a.  a.  O.   S.  122  f.,  Forst«  S.  23  mit  Anm.  4  und  S.  24  Anm.  3. 

f)  Vergl.   Hermann-Stark,  Gottesdienstl.  Alterth.  §  6S.  Anm   22. 

Orerbeck,  Kanstmythologie  III.  39 


e«B  h  cnfar  Ihäe  btl  rr  die  BiMrr  No.  i 
E(  *d  »  iinra.  sefat  rr,  dir  AabnA  b  d«T  Cw 
■■J  tamät  «kr  da  koTop«  TBnagi>nfc  Mamart  d«^c«trnt.  An  dm  limmri 
io  Raabo  n  drakm.  »ntlefc  fle  Bake  do  PIiIm  «■>-  brMiiulm  dwiev^r  Jet 
Kora.  *«lrk«  «rli  hl  ketaa  dfatr  Oeaflde  b^  nrlnbe.  m  No.  i  nur  ermt  in 
■tck  gekehrt  mntii^Bf:  ftat  vie  n  der  BeMhitih— g  hä  djuDaa  IL  :fl3;  eüa 
■Ib  BpwoliMr  d«  raterwelt  nsunnra  aad  (tHRw  Votbmititiifmi  rar  V«miUBii« 
drc  •■uitrr*  Eürgiari  «rr  »ömI  ilic«r  nack  ^rirrliiidifr  Vorrtfltttni;  f  nHifi>bcii  [Vn«- 
pbiMW,  Bin  tir  brivtlirl«  in  ^tunftck^B.  Ntx  niniDt  iL«  St^Ue  (Irr  Promba  rin 
An  difw  jtfdudi  hv{  dtrr  gi^dhnltrh  IVairler  nnannten  Fi^vr  m  denken,  wi  Dirbl 
wnlil  nnj^irh.  bomHlt^rt  niiüii  vc^rm  der  Yrrtnnlirkkeil.  mit  welcher  Kon  ihr  In 
ü  nud  n  «.  die  Arne  eDiev^i>stn-«kr  Da»  fflhre  mit  Nollivcndi^eil  anf  »im 
»rtraate  ilpr  l'pnvphmp  bbü  tlJew  ^i  nntpr  den  »BrwolinrriBDrB  der  Fsliwdl' 
in  llrkate,  der  Torfiter  oder  IKpnrrin  der  IVwcler  gegreben.  wplehe  schon  im  home- 
ri«-hen  nymnnii  der  K<iri  nabe  rtehe  and  tn  der  oriiliisrlien  Poesie  wie  anr  der  Vaw 
del  Vojiti)  nie  pit  ann  der  l'nlerwell  heranfnhre.  Die»,  m  welcher  als  •jT^Dk.i^T- 
-.w'fi  »DcIi  die  Fackel  wie  Mond  nml  Merne  pasMB.  »\  tAm  die  gcei^pMr 
Fenuyn.  um  Knra  in  der  L'nterKelt  freundlich  n  eiB|ifan-«n.  nnd  chen  nm  die*«« 
Empfang  handele  es  sieh,  nirht  nm  einen  Abschied;  die  ilekale.  ve>- 
cher  Kora  sieh  nehnsDehti^  zuwende,  siehe  hinter  dem  Wagen  au  der  Seile.  ■ 
welcher  die  Ankommende  nbstei^n  werde  s.  Arehseol.  Zeitnn^  a.  a.  0.  S.  (03  f.!, 
«ohald  die  vor  den  PlWden  einhrrlanfcndc.  ^«Ähnlich  ITekalc  genannt«,  aber  AIrkto 
m  neiiuvnde  Fi^iir  ilie  PfTib-  /um  Sb-bn  gebi.trlit  li:il)i-  In  ilir  Figur  binler  'i'-n 
Wagen  kCnne  Demeter  nieht  erkannt  werden,  weil  eine  von  Kora  stbti- 
dende  Demeter  entschieden  Iranrig  gedacht  werden  mflsse ,  wShrend  die  ftagliebt 
Fignr  in  No.  6  einen  nnrerkennbar  heitern  Ansdmck  zeige  und  eine  begütigtadt 
Oeberde  mache,  wozu  noch  komme,  daß  sie  durch  Nichia  als  Demeter  charakteriuil 
sei.  indem  sie  kein  Scepter,  nicht  einmal  eine  Stephane  habe,  es  auch  zweifethift 
sei,  ob  sie  die  hinler  ihr  sichtbare  Krenzfackel  gehalten  babe  —  ihre  ganze  Reclitt 
stecke  unter  dem  Mantel  — .  oder  ob  diese  an  irgend  einem  Gegenstände  be- 
festigt zu  denken  sei ,  worauf  der  Ring  an  ihrem  Stiele  hinweise.  Aber  auch  S* 
Parallelfigor  in  No,  7  könne  Demeter  nicbt  sein,  sie  habe  eben  so  wenig  Deme- 
trelsches  wie  jene  in  No.  ti.  und  es  sei  undenkbar,  daß  Demeter  hinter  dem  Wajei 
herlaufe,  wShrend  sich  Kora  gar  nicht  nm  sie  kUmmere.  Auch  sie  sei  dentlkk 
als  die  znr  Hochzeit  geschmUekte  Hekate  bezeichnet,  welche  znr  BegrüBuDg  Pene- 
phones  herbeieile. 

An»  dieser  Auseinandersetzung  kann  man  sicli  mit  der  Behauptung,  eü  bu- 
dele  sich  nm  dit;  bevoi-stehenden  lhiiYf<(tir< ,  nicht  allein  einverstanden  erkliren 
s<indern  es  ist  dieses,  sm  au>«lvllcklic)i9ten  von  Stephsni  (a.  a.  O.  p.  Hü!)j  berrit 
goii'iiehn.  Zu  prüfen  über  hieibeu  die  beiden  Aufnleliungen.  es  sei  kein  Ab^hii^ 
sondern  ein  Empfang  diirgestcllt  und  die  Figur  hinter  dem  Wagen  kOune  oirbi 
Demeter  sein,    sondern  sei  Hekate. 

Was  den  ersten  Punkt  anlangt,  scheint  Förster  vergessen  oder  nicht  beatbici 


^ 


tO.  DER  RAUB  Dl-m  KOKA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  601 

ZU  haben,  daß  die  bildende  Kunst  so  gut  wie  die  Kunst  der  Rede  ihre  nattlrliche 
Sprache  spricht  und  für  bestimmte  Vorstellungen  nur  eine  bestimmte  Ausdmcks- 
weise  hat  und  haben  kann.  Zu  dieser  natürlichen  Ausdrucksweise  gehöH  es,  daß 
die  Begegnung  zweier  Personen  nur  durch  deren  Gegenbewegung,  nicht  aber  durcli 
eine  Bewegung  dargestellt  werden  kann ,  welche  unmittelbar  deren  Trennung  ver- 
gegenwäiügt,  wobei  es  ganz  gleichgiltig  ist^  ob  diese  Bewegung  künftig  gehemmt 
nnd  in  ihr  Gegentheil  verkehrt  werden  wird,  oder  nicht.  Auf  unseren  Fall  ange- 
wendet heißt  dies:  eine  auf  einem  in  der  gegenwärtigen  Darstellung  dahinspren- 
genden  Wagen  stehende  Person  kann  nur  von  einer  solchen  begrüßt  oder  empfan- 
gen werden,  welche  dem  Wagen ,  es  sei  wo  es  sei ,  vor  den  Pferden  oder  neben 
diesen  oder  neben  dem  Wagen  selbst ,  entgegeneilt  oder  in  der  der  Bewegung  des 
Wagens  entgegengesetzten  Richtung  dasteht.  Die  Stellung  der  betreffenden  Person 
hinter  dem  Wagen  kann  in  natürlichem  Ausdruck  nur,  je  nachdem  die  Figur  steht 
oder  sich  in  der  Richtung  des  Wagens  bewegt,  entweder  Trennung,  ein  Zurück- 
bleiben der  stehenden  Figur,  oder  Verfolgung  darstellen,  wobei  es  auf  die  relative 
Schnelligkeit  der  verfolgenden  Person  und  des  verfolgten  Gegenstandes  ankommt, 
ob  man  den  Eindruck  des  Erreichens,  der  gelingenden  Verfolgung  oder  des  Zurück- 
bleibens trotz  der  Verfolgung  erhält,  llierfttr  Parallelen  anzuführen  ist  vollkommen 
überflüssig ;  für  das  Gegentheil  wird  aber  Förster  sicherlich  nicht  ein  einziges  Bei- 
spiel auftreiben,  er  mag  die  Werke  der  Kunst  alter  und  neuer  Zeit  durchforschen, 
so  weit  er  will.  Es  versteht  sich  daher  auch  ganz  von  selbst,  daß  alle  Welt  in 
den  Darstellungen  No.  6  und  6  a.  einstimmig  eine  Trennung,  einen  Abschied  er- 
kannt hat,  und  es  kann  nur  dem  allzu  festen  Haften  an  der  litterarischen  Über- 
lieferung zugeschrieben  werden ,  wenn  Förster  sich  hiergegen  verblendet.  Als  ob 
die  bildende  Kunst  derart  an  die  litterarische  Production  gebunden  gewesen  wäre, 
daß  jene  nur  darstellen  konnte,  was  diese  ihr  vorgebildet  hatte .  oder  vollends  als 
das,  was  uns  von  diesen  Vorbildern  überkommen  istl  Was  oder  No.  7  anlangt, 
so  ist  hier  eben  so  deutlich  eine  Verfolgung  wie  in  No.  6  eine  Trennung  darge- 
stellt, nur  daß  wir  einmal  durch  die  natürlich  raschere  Bewegung  der  Pferde  und 
sodann  durch  die  Abwendung  der  Kora  von  der  hinterdreineilenden  Figur,  welche 
eine  innerliche  Trennung  ausdrückt,  die  Vorstellung  gewinnen  müssen,  daß  die 
Verfolgung  fruchtlos  sei  und  daß  der  Raum  zwischen  dem  dahinsprengenden  Gespann 
und  der  nacheilenden  Figur  mit  jedem  Augenblicke  wachsen,  die  Nacheilende  folg- 
lich allein  zurückbleiben  werde. 

Aber  eben  dieses  Verhältniß  zwischen  der  auf  dem  Wagen  stehenden  und  der 
mit  der  Fackel  nacheilenden  Figur  soll  nach  Förster  undenkbar  sein ,  wenn  man 
diese  Personen  als  Kora  und  Demeter  versteht.  Warum?  Das  ist  schwer  einzu- 
sehn,  wenn  man  nicht  an  den  ersten  Raub,  sondern  an  die  spätere,  alljährliche 
stQtraYco-rJ  und  die  bevorstehenden  Uso^aiAta  denkt.  Daß  Demeter  auch  bei  dem 
jährlichen  Abschied  ihr  liebes  Kind  mit  Schmerzen  scheiden  sieht,  daß  sie  ihm 
folgt,  so  lange  sie  kann  und  einen  letzten  Gruß  der  ihr  auf's  neue  Entrissenen 
erhaschen  möchte,  was  ist  daran  Undenkbares?  Und  Kora;  hält  man  nur  daran 
fest,  daß  es  sich  nicht  um  den  ersten,  gewaltsamen  Raub  handelt,  sondern  um  den 
jährlichen  Abschied  und  die  bevorstehende  Wiederv^erbindung  mit  dem  Gatten  unter 
ier  Mitwirkung  des  nachfliegenden  Eros,  sollte  auf  ihre  Haltung  nicht  ganz  und 
^ar    die   schöne   Erzählung  von   Penelope   passen ,    die   Pausanias   uns   aufbewahrt 

39* 


602  III.    MYTHFIN  DllR  DEMET£U  UND  KORA. 

hat?*)  ^Ot  iöoixsv  'OöüaasI  Ilr^vsXoTrr^v  "({ivainLOL  'Ixapio;  eTceipaxo  jiiv  xaioixtsai 
xal  aoTov  'Üouaosa  sv  Aaxsoatfxovi,  oia|j.apTav(üv  8s  dxetvou  osotepa  ttjV  Ou^ä- 
tepa  txsTeus  xotrajisTvai,  xal  d^opp.u)[xsv7^;  e;  *l{>axTjV  STcaxoXouÖuiv  T<p 
app-ait  sSsIto.  'ÜOüaasu;  5s  T6a)(;  [jlsv  T^vst^s^o,  xeXo;  os  sxsXsus  nrjveXöirTjV 
auvaxoXou&sTv  sxouaav  Tj  tov  naispa  eXopivr^v  ava/u>psTv  e^  Aaxs6ai{jLova.  xal 
TTjV  airoxpivaaÖai  cpaatv  ooSiv*  eYxaXü^j^afxsvTj^  8e  irpo^  xo  ep(oT7j}ia 
'Ixapto;  TTjV  jiiv,  Sts  otq  auvtsl;  (i;  ßouXsTai  airievat  fxsta '05uaoi«><,  a<p{7j0iv  xtX. 
WalirlicL,  unser  Vasenbild  könnte  wie  eine  Illustration  zu  dieser  Erzählung  erscheinen 
und  Jeder,  der  Gefühl  für  die  Feinheiten  griechischer  Kunst  hat,  muß  sagen,  daß 
in  dieser  tief  ernst  und  schweigend  sich  in  den  bräutlichen  Schleier  hüllenden  Kora, 
welcher  der  sie  neu  gewinnende  Gatte  liebevoll  in's  Angesicht  schaut,  grade  gegen- 
über der  bewegt  nacheilenden  Mutter  eine  Meisterleistung  allerersten  Ranges  ge- 
geben ist. 

Aber  freilich ,  nicht  minder  schön   ist  die  Gruppe    in  dem  Bilde  No.  6   (6  a. 
erfunden,    nicht  weniger  empfunden  die  Art,    wie  Kora,    in  dem   sie  umfassenden 
Arme  des  Gatten  sich  nicht  sträubend   und  auch  nicht  jammernd,  mit  aller  Innigkeit 
sich  noch  einmal  gegen  die  hier  beruhigter  zurückbleibende  Mutter  umwendet,  ihr 
beide  Hände  entgegenstreckt,   wie  zu  einer  letzten,  nicht  mehr  möglichen  Umarmung, 
oder  wie   zu   einer  Liebkosung   die   rechte   Hand   dem  Kinne   der  Mutter  nähert 
während   diese   die   freie  linke  Hand    in   ähnlicher  Bewegung   gegen   ihre   Tochter 
ausstreckt.     Das   ist   so  echt   menschlich  tief  empfunden,  daß  man  in  Versuchnog 
gerathen  möchte  zu  sagen,  der  freiwillige  und  doch  schmerzliche  Abschied  der  dem 
Ciatten  folgenden  Tochter  von  der  Mutter  könne  gar  nicht  klarer  und  empfundener 
dargestellt  werden,   wenn  nicht  die  Thatsache  vorläge  ,    daß  die  Situation   dennoch 
verkannt  worden  ist. 

Es   bleibt   aber   noch   die   zweite   Förster'sche   Behauptung   zu   berühren,  die 
Figur  hinter  dem  Wagen   könne  weder   in  dem   einen   noch   in  dem   andern  Bilde 
Demeter,  sie  müsse  vielmehr  Hekate  sein.     Über  die  Situation  in  No.  7  kein  Wort 
mehr.     In  No.  (>  aber  soll  die  fragliche  Figur  einen  »unverkennbar  heitern «Aiui- 
druck  haben  und  eine  »begütigende  Geberde«  machen.     Nun,  ganz  so  unverkenn- 
bar möchte  die  Heiterkeit  dieses  Ausdruckes  doch  wohl  nicht  sein,  sonst  dürfte  sie 
auch  schon  ein  Anderer  wahrgenommen  haben.     Und  warum  die  Geberde,  das  Er- 
heben der  Hand  mit  nach  oben  gewendeter  Innenfläche,  just  eine  begütigende  sein 
soll ,    ist  vielleicht  auch  nicht  Jedem  so   ohne  Weiteres   klar.     Daß   die  Figur  in 
ihrer  persönlichen  Charakterisirung,   in  der  Fülle  ihrer  Formen,  in  der  Würde  ihrer 
Haltung,  in  ihrer  reichen  Bekleidung  ganz  und  gar   zu  einer  Demeter  passe,  wird 
man  so  lange  glauben  dürfen,   bis  das  Gegen theil   erwiesen   ist.     Aber  sie  hat  j* 
kein  Scepter.     Muß   sie   denn    ein  solches   haben?     Die  Antwort  ist,  um  auf  dem 
Gebiete  der  Vasenmalerei  stehn  zu  bleiben,   im  VUI.  Capitel  Abschnitt  l    (S.  521; 
gegeben.      Und   kann    sie    hier   ein  Scepter  haben  ,   wo  sie   mit  der  langen  Kreuz- 
fackel ausgestattet    ist  ?     Denn    es    ist  doch    in  alle  Wege  wahrscheinlich ,  daß  die 
jetzt    isolirt    erscheinende   Fackel,   deren  Verlängerung  genau  auf   die  rechte  Hand 
der  Figur  trifft,  von  ihr  gehalten  gewesen  und  nur  durch  Bruch  und  unverstandene 
Restauration  von  ihr  getiennt  worden  ist.     Dafür  spricht  doch   ohne  Zweifel  auch 


a)  Pausan.  III.    20.    10. 


10.  DKR  RAUB  DER  KORA  :  IHRE  KATH0D08  UND  ANODOft.  603 

die  Vergleichung  von  No.  7.  Aber  sie  hat  »nicht  einmal  eine  Stephane,  welche 
doch,  noch  dazu  sehr  groß,  das  Haupt  ihrer  Tocliter  schmückt«.  Die  Antwort 
aof  diesen  Einwand  ist  oben  S.  113  und  in  Anmerk.  II  gegeben,  wo  nachgewiesen 
worden  ist,  daß  Demeter  mit  der  Stephane  nur  in  ganz  wenigen  und  meistens 
späten  Kunstwerken,  allerdings  in  einigen  Vasenbildcni,  aber  nicht  in  deren  Mehr- 
zahl dargestellt  worden  ist  (S.  520).  Unsere  Demeter  und  ähnlich  diejenige  in 
No.  7  scheint  bekränzt  zu  sein,  womit  ist  nicht  ganz  klar  und  auch  hier,  wie 
in  der  Anordnung  des  Schleiers ,  mag  in  No.  «  Bruch  und  Restauration  oder  Re- 
touche  Einiges  undeutlicher  gemacht  haben .  als  es  ursprünglich  war.  Kranz  und 
Stephane  aber  schließen  einander  aus.  Kurz ,  die  Gründe ,  welche  Förster  gegen 
den  Namen  der  Demeter  für  die  in  Rede  stehenden  Figuren  vorgetragen  hat,  halten 
auf  keinem  Punkte  Stich. 

Und  eben  so  wenig  haltbar  wird  sich  bei  etwas  genauerem  Zusehn  seine 
Hekatenomenclatur  erweisen.  Denn  cretens  möchte  es  ihm  schwer  werden,  eine 
unzweifelhafte  Hekate  in  der  Gestalt  und  der  reichen  Gewandung  der  fraglichen 
Figuren  in  beiden  Vasen,  namentlich  aber  in  der  matroualen  Fülle  und  Würde  der 
FigUT  in  No.  6  nachzuweisen*).  Der  Versuch  hierzu  bleibt  billig  ihm  überlassen. 
Und  zweitens,  und  das  ist  das  Wichtigere ,  ist  es  sehr  zweifelhaft,  ob  Hekate  bei 
der  Scene,  welche  Förster  voraussetzt,  d.  h.  bei  der  Anknnft  in  der  Unterwelt 
nach  dem  Raube  der  Kora,  die  Rolle  spielen  kann,  welche  Förster  für  sie  er- 
funden hat.  Denn  es  ist  sehr  bemerken swerth,  daß  derselbe,  welcher  sonst  für 
jede  Person  und  jede  Situation  derselben  in  den  Werken  der  bildenden  Kunst  nach 
einer  Parallele  und  einem  Vorbild  in  der  Poesie  sucht,  dies  hier  nicht  gethan  hat. 
Er  würde  auch  schwerlich  eine  gefunden  haben,  weder  bei  Homer  noch  bei  Claudian. 
Im  homerischen  Hymnus  ist  Hekate  entschieden  nicht  in  der  Unterwelt  (vergl. 
T«.  438  ff.),  als  Hades  mit  der  geraubten  Kora  dort  ankommt,  auch  in  der  orphi- 
sichen  Poesie  nicht  (s.  Förster  S.  46\  Und  eben  so  wenig  bei  Clnudian,  der  sie 
I.  15  nur  unter  den  Gottheiten  des  dometrel'schen  Kreises  nennt,  dagegen  Nyx  die 
Bolle  der  Pronuba  bei  Plutons  und  Persephones  Hochzeit  spielen  läßt.  Diese  mag 
Förster  aus  guten  Gründen  (S.  241)  in  der  fraglichen  Figur  nicht  erkennen:  hat 
er  aber  ein  Recht ,  ohne  Zcugniß  Hekate  an  die  Stelle  zu  setzen  ?  Hat  er  ein 
Recht,  Hekate  so  ohne  Weiteres  zu  den  Bewohnerinneu  der  Unterwelt  zu  rechnen, 
was  sie  ja  als  KrataeYs  nach  gewissen  Lehren  freilich  wai*  und  vielleicht  in 
einigen  Kunstwerken**)  als  Dienerin  der  Persephono  sein  mag,  aber  schwerlich  in 
dem  ZuBammenhange  des  hier  behandelten  Mythus,  wo  sie  es  ist,  welche  nach  dem 
boRierischen  Hymnus  den  letzten  Schrei  der  Kora  auf  Erden  gehört  hat,  sie,  welche 
■aeh  der  orphischen  Poesie  dem  Pluton  die  Botschaft  von  dem  Beschlüsse  des 
Zens  Aber  den  wechselnden  Aufenthalt  der  Kora  auf  der  Oberwelt  und  im  Hades 
bringt,  sie  endlich,  welche  die  Kora  wieder  zum  Licht  emporführt. 

Nach  dem  Vorstehenden  wird  es  wohl  kaum  n/ithig  sein,  sich  auch  noch  gegen 
die  Förster* sehe  Alekto  zu  wenden,  ja  man  wird  bis  auf  Weiteres  seine  (lesammt- 
erklärung  dieser  Vasenbilder  auf  sich  beruhen  lassen  und  sich  zu  dem  Versuche 
wenden  dürfen,  sie  auf  der  oben  gewonnenen  (irundlage  zu  verstebu. 


a)  Vergl.  die  Ilekatcfl^nrcn  in  den  Triptoleniosvascn  oben  S.  541. 

b)  Vergl.  die  Unterweltsvase  von   Kiivo   in  Carl.sruhe ,  Anliaeol.  Zeitung    von   1843  T«f.  XI, 


^F      004 


III.    JIYTHF.S  ÖFR  UKMETFK  rXDKORA. 


DKrgeafaillt  also  iat  nicht  der  erste  Ranb  oder  irgend  e 
KHubeH,  Himdeni.  wie  man  nan  wohl  in  Ohereinstimniung:  mit  St«pbani  and  Gprhui) 
na^nn  darf,  die  jahrliche  xaia-fWYT,  oder  die  xalko'^;  der  Kora.  welche  die  Ein- 
leitung KU  den  »ei7(!}iii  und  ^ivoxoXyTriipia  bildet.  Bewirkt  wird  dieüi;  naTa^wj^, 
ßaiiE  wie  Förster  es  fordert  und  voraussolzt,  durch  Htilt&tQ.  welche .  eben  Wfü  a 
Hieb  nicht  utn  den  Rniib.  sondeni  um  die  HeiEnfllbning  der  Kurn  nach  dorn  olju- 
pischen  Vertrag  handelt,  offenbar  mit  Einwilligung  der  Demeter,  ihr^.r  Ileirio. 
»U  Fllhrerin  dem  Gespann  des  Plutiin  voraneÜt,  und  in  gcwinscni  Sinn  auch  dort 
Hermes,  welcher  in  No.  II  [f.  nntcu)  wie  in  den  Sarkophagre liefen  den  oifrentlii'lKii 
Fahrer  der  Pferde  abriebt,  während  Hekate  vuranlenchtet .  und  welcher  iäet  m 
No.  ti.  vielleicht,  wie  Förster  iS.  212)  will,  als  eigentlicher  XD'^vi'j;  oder  (iTiJ.aii»; 
oder  auch  ärall«J>'-[j.('ni;  iFörster  8.  21äi  den  Zug  erwartet,  wahrend  er  aUerdinp 
in  No.  7  schwer  wieder  zu  erkennen  und  durch  eiue  Fignr  'iHctEt  irt.  welrhrr 
man,  trotz  Förster»  Einwendungen  (8.  245)  mit  8tepliani*j  und  Gerhard''  meto 
apollinischen  als  herraeTsehen  Charakter  zu»pre,chen  muß.  Von  der  Mntt4-r  wiifidtt 
Kora  in  der  obr-n  näher  hesproehenitn  Weise ;  reich  gesrlimilrkt  als  Braat  n' 
Rönigiii  der  Unterwelt  folgt  sie  ohne  Sträuben  dem  Gatten,  der  nicht  sth  drr  lä- 
stere und  (r''Wiiitthlilige  RSuber.  isondem  als  der  zKrtliche  Liebhaber  um liii't 
"dittttimillsriue  .^ai ",  wie  derjenige,  welchem  dan  Frende  macht,  mit  Handian  II.  MI 
sagen  maf .  als  Brttutigam  (denn  das  ist  er  in  je<]eni  Jahre  wieder<  t)f<ltrtBit.  M 
weil  es  sieh  um  den  bevorstehenden,  ernenerten  -;a]ir>;  handelt,  fliegt  Bns  iB5*>- 
naeus?  dem  Paare  voran  (ti)  oder  folgt  ihm  (7'  nnd  fehlt  anch  im  rnteni  ttUi 
niclil  die  mit  einem  Kranx  in  den  Krallen  voran  (liegen  de  aphrodisische  T^obe  JUf 
üi«  Ueimftlfarung  der  Braut  am  Abend  endlich  (der  Ranh  geiM^hah  üb  Tipii  be 
ilvhn  sieh  mOgliclierweiBe  die  Mondsichel  nnd  die  Sterne  in  No.  A  '(I  a.  .  fr 
Ptitmi'  in  N<>.  7.  obgleich  liescnders  die  Gestalt,  in  welcher  diese  in  dem  Irfiwi 
Bild«  (iräi-heinen.    .tuch  iiu   bloß   nrnaiaenUili:  Zweeku   denken   läßt  "9. 

Wie   eine  Abkürzung  der  Darstellungen   dieser  Vasenbilder  mit  Besrhrtaküf 
auf  die  durchaus  nftthigen  Hauptfiguren  erscheint : 

No.  S.  das  etnii'kischer  Nachahmung  angehörende  OemSlde  eines  t 
Museo  Gregoriano  des  Vatican""  .  s.  Atlas  Tat".  XVlIl.  No.  1-1,  nnd  ist  ia  i 
Sinne,  d.  h.  als  ebenfalls  nicht  auf  den  ersten  Raub  ,  sondern  anf  die  J 
x>f;rtyii'ir,  beztiglich  anch  von  Stephani  a.  a.  0.  erkUlrt  worden,  wUmsd  Finiff 
a.  a.  0.  vielmehr  einen  spitten  Augenblick  des  ersten  Ranbes  erkensea  n  bAM 
glaubt.  Oani  soll  dieser  Auffassung  die  Berechtigung  nicht  abgeapncka  mwt^ 
nur  daß  sie  sich .  angesieht-i  der  eben  besprochenen  Vasenbilder ,  aielM  wt  i^ 
Behauptung  statten  tjtßt .  die  jährliche  t.i-:i-im-;r^  durch  PInton  sei  der  laini* 
KuBsl  wie  der  Poesie  fremd.  Es  ließe  sich  aber  gegenüber  der  llalSMkr.  M 
Kora  anch  hier  ohne  sich  in  sträuben  neben  dem  sie  mit  dem  rechtna  Äim  ^ 
fassenden,  mit  der  Linken  die  Ziigel  des  an  sprengenden  Gespanns  haltradn  Baa^ 
auf  dem  Wagen   steht .    vielleicht  ^iirausselzen .    daß  schon   in  einer  Ihm   »*•* 


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10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATHODOB  UND  ANODOR.  605 

alexandrinischeu)  Version  des  Mythus  wie  bei  Claudian  U.  276  —  306  gedichtet 
gewesen  wäre,  daß  es  Hades  gelungen  sei,  Kora  während  der  Fahrt  zu  be- 
gütigen, so  daß  sie  nun  im  Augenblick  ihrer  Einfalirt  in  die  Unterwelt  bereits 
ruhig  erscheint.  Das  ist  jedoch  nicht  nachweisbar  und  da  Claudian  an  und  für 
sich  für  jedenfalls  frühere  Kunstwerke  Nichts  beweisen  kann,  so  scheint  es  ge- 
rathener,  die  Kühe  der  Kora  in  Verbindung  mit  ihrem  reichen  Schmuck  au  Hals 
and  Armen  und  ihrer,  auf  die  vorangegangene  Anthologie  nicht  wohl,  vielmehr 
auf  ihre  Bräutlichkeit  zu  beziehenden  Bekränzung  aus  der  auch  in  den  Vasenbildern 
No.  6  (6  a.)  und  7  vorliegenden  Fassung  des  Mythus  abzuleiten.  Denn  eine  Be- 
zugnahme auf  die  {)soYdp.ta  ist,  wie  Förster  selbst  iS.  236)  sagt,  in  diesem  wie 
in  jenen  Bildern  unverkennbar. 

Durch  einen  andeni  Umstand  wird  zugleich  der  Augenblick  der  bevorstehen- 
den Einfahrt  in  die  Unterwelt  bezeichnet.  Unterhalb  der  Pferde  nämlich  erscheint 
eine  zu  dem  Paar  im  Wagen  aufblickende,  bärtige,  mit  kurzärmeligem  Chiton  und 
breitem  Petasos  bekleidete  und  mit  dem  Kerykeion  ausgestattete  Figur,  welche  nur 
mit  dem  Oberleib  aus  der  Erde  emporragt.  Daß  in  dieser  Figur  der  Führer  der 
Bosse,  in  seiner  halben  Versenkung  die  Andeutung  der  bevorstehenden  Hinabfahrt 
aoeh  des  Gespanns  zu  erkennen  sei,  ist  wohl  so  ziemlich  unzweifelhaft  und  eben 
so  nahe  scheint  bei  der  Ausstattung  dieses  Mannes  mit  Petasos  und  Kerykeion  für 
ihn  der  Name  des  Hermes  zu  liegen,  den  ihm  denn  auch  Gerhard  und  Stephani 
beigelegt  haben  ^).  Hier  hat  nun  aber  Förster  mit  Recht  bemerkt,  daß  ein  Blick 
auf  die  Rückseite  der  Vase  (abgeb.  bei  Gerhard  a.  a.  0.)  zur  Vorsicht  mahne. 
Hier  erscheint  nämlich  neben  demselben  Mann  und  mit  ihm  im  Gespräch  ein  ganz 
unbezweifelbarer,  außer  mit  dem  Kerykeion  mit  Flügelhut  und  Flügelschuhen  ausge- 
statteter und  auch,  wie  gewöhnlich  in  Kunstwerken  dieser  spätem  Zeit,  jugend- 
licher Hermes,  wohl  gewiß  als  Geleiter  eines  hinter  ihm  stehenden  jugendlichen 
Kriegers  auf  dem  Wege  zum  Hades.  Und  da  muß  man  denn  doch  wohl  sagen, 
daß  die  Gerhard'sche  Annahme  eines  doppelten,  als  uij/iaro;  und  /Oovio;  zu  unter- 
scheidenden Hermes  um  so  mehr  geringere  Wahrscheinlichkeit  hat,  als  diejenige 
eines  etruskischen  Unterweltsdaemons ,  da  der  bärtige  Mann  auf  dem  Rvs.  den 
einen  Fuß  auf  einen  Gegenstand  stellt,  der  in  der  That  ein  Kahn  zu  sein  scheint. 
Es  ist  unverkennbar,  daß  dieser  Umstand  den  Gedanken  an  Charon  nahe  legt, 
welcher  auch  dadurch  kaum  beseitigt  wird,  daß  der  etruskische  Charun  in  ganz 
aoderer  Gestalt  bekannt  ist.  Denn  nicht  um  diesen,  sondern  um  eine  etruskische 
Grestaltung  des  griechischen  Charon  wird  es  sich  handeln ,  der  möglicherweise  mit 
dem  Hermes-Psychopompos  verquickt  zu  denken  ist. 

Ein  weniger  klares  Verhältniß  zum  Mythus  als  diese  drei  oder  vier  Vasen- 
biider  hat 

No.  9,  der  untei*ste  Streifen  auf  der  Kehrseite  der  s.  g.  großen  Amazonen- 
vase von  Ruvo  im  Museo  Nazionale  in  Neapel^),  abgeb.  in  den  Monumenti  deir  Inst. 
II.  tav.  31  (s.  Atlas  Taf.  XVU.  No.  25.  a.  b.),  obgleich  seine  bereits  von  E.  Braun *^) 


a)  Ganz  ähnlich  crscheftit  Heruics  in  dem  ostiensiscbcn  Sarkuphagfragmcnt  unten  Sarkophage 
No.  11,   Ann.  dcll'  Inst,   von   186H  tav.  d'agg.  S.  2. 

b)  S.   Hcydeuiann,    Die  Vasensamniliing  des  Mus.  Naz.  in  Neapel  No.  325(»  8.  590  f. 

c)  Ann.  deir  Inst,  von  1830    p.   104  u.  113. 


an  fi  m.  htthex  i>cb  Dcmms  rsn  koka. 

fitklit:  ^kutnie  .  vaa  0.  Jalni"  >!■  >  H^Uft  ■  ■■«kaaalr  HitüriirTpelkOri^eit  m 
FHntfr  9  3<"  No.  3^  mria  hitte  ^Un^>H  v«Hc«  «otki.  Denn  wnn  dioa 
Mgl.  ilrr  (>i-irrRiitanil  statte  Nirlit»  ab  •  eivea  rn^Kbra  Qi»hri|!?n«rttk«Dpr>  te. 
eo  t»l  du  riu  piuitivH  ijDd  nirlil  It'idit  hr^rrif&fbr  Intkom. 

fMrpIpirh  nlBitti*))  Aae  pvax  JfittektlFk  der  Compouliofi  inil  in  Hanjtlperwo'ii 
bis  «uf  dir  ViirdrriJwül''  zwpmt  Pferte  nmi  dl?  Spttw  d»  AdlersjwpiPrs  ifs  Hadn' 
vMliinm  gefffD);?!!  tuul  in  der  Zekbiiui;  kOckit  naglikklKli  t-r^iul'  Ul.  h>  d*8 
man  alter  ilas  Vcita]t«a  iitaet  Htmplpatnmem  lehweipeii  nnß,  iatwrn  dneh  iu 
rr)u1l«Be  vordere  und  HUKntlieh  du  faulen  SMck  Iber  dea  tip^nnMand  an  Btrti 
Iu>in4^a  KtTpiTrl  zu.  Iltairr  dcrr  fpli)m4eB  Mitleipnipii«  sind  ninlicb  zwvi  Hid- 
(?heD  mil  grnßnn  Itlnmen  in  den  Binden  «rkallen.  ron  denm  du  vorder«  dn 
MitlP  Mirill.  von  dir  rin  drittes,  hbt  pberviils  erkaltene».  mit  der  Grtierdf 
hüflilCD  EfNchrPckcn»  «ich  zarflekTeodel-  Da*  »nd  denUirli  pvag 
Aic  (ien»A»iiiuon  Knraa  bei  der  durch  Hade»  Er$rkeiB<rn  nnteitirorhrRm 
AnllioloC'^  ttamit  »limmt  ra  dnrehaus  Sberein.  daB .  wie  die  Reste  v'ip'n. 
A'w  Mitte  ein  ra»cli  dahin ^pren^ende*  Gespann  imti .  nach  Jlaß^bc  des  Aillersfii»- 
tvn,  einen  polten  flnll.  Ilade».  enthielt,  neben  dem  die  entführte  Kora  ^^landn 
haben  maß  Nnr  die  Kra^  nach  dem  Wie  und  die  weitere,  ob.  wie  in  den  S*i- 
kophagreÜL-fen .  ZRnft<:hi>t  hinler  dem  Wagen  Pallaa.  Arterai»  nnd  Aphrodite  fal|:tfn, 
flu  welche  Platit  gmiiK  in  der  Locke  ist.  mOseen  wir  imbeantworict  la&^n.  »m 
wir  nicht  anT  den  Boden  hSefasI  Rcliwankender  Cnnjectnren  ßtrathen  wollen  WiAl 
aber  ist  £U  betonen,  daß  mit  den  Resten  der  geHtörteii  AnlhnlnpriH  hinter  der  HilUl- 
gmppe  sich  in  dem  voniem  erhaltenen  Stöcke  beslens  Hermes  al.«  FlUirer  der 
Rmtse  de»  Hades  verlrägl .  der  diesen  hier  nicht  anders  t  nranM^hreitet .  alti  Eol 
BUndi^  in  den  Sarkopha^reliefcn .  Bo  weh  wSre.  obgleich  die  Ilnnpttiacben  feUei, 
wnhl  Alles  klar  und  sicher;  »ir  würden  an  den  ersten  Ratili  ilir  Knra  wewnllti'li 
in  der  ans  den  Sarkophagen  tn  belegenden  Gestalt  zn  denken  haben  nnd  Niemand 
durfte  gegenaber  der  sputen  Bnlslehung  der  Reliefe  an  dem  außerordentlich  bob«i 
Werlbe  dieses  so  viel  frtlhem  Zeugnisses  iweireln.  Eb  bleibt  aber  noch  eineFigv 
übrig,  welche  nicht  allein  aus  den  Sarkophagre liefen  nicht  belegt  werden  baai. 
sondern  welche ,  und  das  ist  das  ungleich  Wichtigere .  sich  mit  der  Scene  iff 
ersten  Rauhen,  wenigstens  so  weit  wir  nachkommen  kSnnen,  durchaus  nicht  ver- 
tragt, nämlich  die  dem  Hermes  voraneilende  und  mit  zwei  Fackeln  vorlencblend« 
Hekate').  Daß  diese  in  keiner  uns  bekannten  Version  dca  Hytiins  den  erst» 
Raub  der  Kora  begünstigt,  ist  gewlG  nnd  es  ist  kaum  denkbar,  daß  es  eine  Wei- 
dung  gegeben  habe,  welche  solches  berichtete.  Bei  der  jlhriicheu  xara-;;«>-fTJ  nnd 
den  an  nie  sich  anschließenden  DeoY^pii  dagegen  ist  eine  solche  Function  der 
Hekate  als  Dienerin  'oder  nach  orpkischer  Poesie  Schwester)  der  Kora  nieht  alkii 
vollkommen  gnt  denkbar,  sondern  sie  ist  durch  die  Vasenbilder  No.  6  [6  a.)  aad 
7  ganz  unzweideutig  bezeiigl.  Wie  nun:  sollen  wir,  wie  dies  E.  Brann  a.  »  0. 
p,  1"!  getlian  hat.  an  diese  jährliche  T^axaiarfr,  anch  hier  denken?  An  wi 
durfte  dem  Weniges   im  Wege    ^lehn :    in    die  Lücke    zunächst  hinter  dem  Wt^ei 


b)  Dies. 


.   Iteitrigi-  S.  :<!)  N'oui  IUI.     Veml.  auch  lleydeininn  ■-  i.  O.   S.  SOS  >olt  -■'- 
Igt  lermochie  ich  \h''i  illerdinj^  nicht  mehr  lufmBnd«!!. 

iKsUlt  vergl.  No.  7, 


10.  DER  BAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0DO8.  607 

können  wir  die  von  Kora  scheidende  oder  der  i)ir  entrissenen  nacheilende  Demeter 
nach  Maßgabe  von  No.  6  oder  von  No.  7  ganz  füglich  in  Gedanken  einsetzen  und 
ihr,  soweit  der  Raum  es  erfordert,  noch  einige  Begleiterinnen  beigeben.  Die  Fi'age 
ist  nur,  ob  man  mit  der  jährlichen  xai)o8o?  oder  yLOLTaL^io-^r^  Koras  wie  mit  dem 
ursprünglichen  Raube  die  durch  Hades'  Auftreten  unterbrochene  Anthologie  ver- 
bunden denken  darf?  Und  auf  diese  Frage  sind  wir,  soweit  ich  sehe,  für  jetzt 
zu  antworten  nicht  im  Stande.  Denn  wenn  in  den  siciiischen  Kopsia,  an  welche 
auch  hier  in  erster  Linie  zu  denken  sein  wird,  auch  AOeacpopia,  öeoyafjLia  und 
'AvaxoXüTTcripta  unterschieden  werden,  so  steht  doch  noch  keineswegs  fest,  ob  die- 
selben Theile  eines  Festes  (im  Herbste) ,  oder  ob  sie  verschiedene  (theils  im  Früh- 
ling, theils  im  Herbste  gefeierte)  Feste  bezeichnen*). 

Mit  den  Vasenbildern  No.  4,  5,  6  (6  a.j,  7,  8  und  9  scheint  nun  aber  auch 
der  Vorrath  nicht  allein  der  auf  den  Mythus  von  Koras  Entführung  bezüglichen 
Yasengemälde ,  sondern,  wenn  wir  die  Reliefe  No.  1 — 3  hinzurechnen,  derjenige 
aller  bisher  bekannten  Monumente  vorrömischer  Kunst  erschöpft  zu  sein ;  denn  mit 
der  Ablehnung  einiger  weiteren,  hieher  bezogenen  Vaseubilder  bei  Förster  S.  246  f. 
wird  Jeder,  welcher  dieselben  genauer  prüft,  einverstanden  sein. 


Unter  den  späteren  Monumenten  nehmen  die 

Sarko  p  hagre  lief  e^*) 

weitaus  den  bedeutendsten  Platz  ein  und  es  erscheint  in  jeder  Hinsicht  rathsam, 
sie  an  die  Spitze  zu  stellen  und  ihnen  die  Denkmäler  anderer  Gattungen  folgen 
zu  lassen,  unbekümmert  darum,  ob  sich  unter  diesen  das  eine  und  das  andere  von 
früherer  Entstehung,  als  die  in  der  Hauptmasse  dem  Ende  des  zweiten  und  dem 
dritten  Jahrhundert  der  christlichen  Zeitrechnung  angehörenden  Sarkophagreliefe 
findet. 

Schon  oben  (S.  590)  ist  die  Förster'sche  Classification  und  Anordnung  dieser 
Reliefe  als  die  richtige  und  sachgemäße  anerkannt  worden ,  so  daß  es  sich  von 
selbst  versteht,  daß  sie  hier  mit  einigen  unwesentlichen  Modificationen  beibe- 
halten wird. 

Diese  Classification  geht  von  der  äußern  Erscheinungsform  der  Compositionen 
und  zunächst  von  gewissen  hervorstechenden  Merkmalen  derselben  aus,  was  des- 
wegen durchaus  gerechtfertigt  ist,  weil  eben  diese  Merkmale  nicht  allein  auf  eine 
gemeinsame  Quelle  oder  Vorlage  hinweisen,  sondern  weil  sich  mit  ihnen,  eben  weil 
dies  der  Fall  ist,  eine  weiter  gehende  innere  Verwandtschaft  auch  in  den  inneren 
Motiven  verbindet.  Mag  deshalb  auch  ein  Band  allgemeiner  Verwandtschaft  letzt- 
hin alle  Sarkophagreliefe  umfassen ,  mögen  sie  sich  in  letzter  Instanz  aus  einem 
gemeinsamen  Urbilde  (TuptoTOTUTcov)  und  einer  bedeutenden  frühen  Umbildung  der- 
selben (fi^TaiDTTov)  ganz  so  oder  etwas  anders  ableiten  lassen ,  wie  dies  Förster 
(S.  211  fl*.)  in  jedenfalls  sehr  feinsinniger  Weise  zu  entwickeln  versucht  hat,   hier 


a)  Vergl.  Hermann-SUrk ,    Gottesdienstl.  Altertb.  §  68   mit    den  Anmerkungen    17 — 23    und 
Förster,  S.  23  mit  Anm.  2. 


fl08  lU.    MYTHEN  DER  DEMETER  UND  KUHA. 

kann  es  weniger  darnnf  ankniDmen.  diene  Qnnllenkrilik  eu  wiederbolen  oder  i 
KUprtifen,  als  darnuf,  den  (jcütuninlstoß'  su  aber^lclidich  und  gcdrftngt  wj«  nu'igiicli 
zur  Üarstellnnt^  zu  blinken,  was  in  keiner  Weise  boaaei'  ah  auf  Grundlage  ilrr 
FörBter'acben  Kintbeilung  xa  bewerkstelligen  ist. 

SamtnI.liche  iSarkriphagrellefe  sorfallcii  zn  uberst  in  uwei,  an  Zahl  freilkJi 
mIit  ver^etiJedene  Olaason,  dercii  erster»  wieder  in  zwei  Oattnngcn.  m>  tri; 
Jede  dieser  in  awel  Arten  zn  eorle^en  i»t.  Die  zweite  f 'lasse ,  wckibti  nur  virr 
(nder  fUnfj    Reliefe  nmfaßt,  bildet  ein  Game»  t'Ur  aicli. 

Brate    Glasae. 

Djis  riberste  Merkmai  der  ganm^n  ersten  ('lasse  ist  die  Hanptricbtnn^  iIit 
Figuren.  insbeBondere  der  Gespanne  de«  Hades  und  der  Demeter  von  linl:' 
naeh  recbta. 

Innerhalb  dieser  Classe  umfaßt  die 

Ernte  Oattnag 
diejenigen  Iteliefe.  welche  Demeter  auf  einem  mit  Schlangen  betupanoifn 
Wagen  fahrend  zeigen  und  wiederuni  innerhalb  dieser  Gattung  die 

Erste  Art 
diejenigen  Reliefe  ,  welche ,  abgesehn  von  den  Kehenseiteu  und  von  siner  nTtiit- 
zelten  Scene  in  No.  h,  die  DAratellung  auf  die  beiden  Seeoen  a'  ir' 
liaubes  der  Kora  (rechts)  und  b.  des  Irrens  .,nJ.avr,j  der  Demeter  linb 
besrhrftnken .  Die  Exemplare  sind  die  folgeuden.  und  zwar  an  vollständig  erliil- 
tenen  Vorderseiten  oder  ganzen  Sarkophagen. 

1.  Im  Pal*Eu)  Barberini  in  Rom  No.  1.     S.  AÜm  Tmt.  XTU.  Ko   1>). 

2.  In  Villa  Doria-PanHli  in  Koni,  hoch  elngeiu&ueit  in  die  dem  Blumeugutcn  ingewndeK 
SeitB  des  Casinw.     ünadirt''), 

3.  In  Villa  Koapigliosi  in  Itoui .  eliigeniaueit   mit  den  Nebenseiten    neben   der  Tordtntil' 
In  die  EiiigRiigswaiid  des  Casino.      S.  Atlas  Tar.  XVII.   No.  3<). 

4.  Tn  AmalH  in  der  Kirche  8.  Andrea.     Unedirt''). 

ä.    In  FloieoE  in  den  L'fHzien,  im  eilten  Corridar.   Ganiec  Sarltophig.    ä.  Atlai  Tat.  ^^'I- 
No.  5,  ver«l.  das.  No.  14  (5  a.)  und   15  (5  b.)  di<!  Nebenselten'). 

6.  In  Villa  MaatlDil  (t'rilhei  (iiustiniani)  in  Harn  No.  t,  eingemaueil  im  Camino')- 

7.  hl  St.  Peliiisburji   in   der   kais..  Ermitage,   Guedioiioff,   Sriilpt.   .tut.  de   l'Ermit.  M 
No   3t!0.     IJanier  Sarknphag*). 

a)  Bei  Fnntter.  wii  hier  wie  bei  den  Tolgenden  Nnmnierri  die  rrfthero  Lltteiatoi  aa^MR^ 
igt,  S.  137  ff.   No.  1,  abgeb.  Ann.  dell'  last,  von  1S73  uv.  dag»-  KP-   Na.  1  mit  Teil  p.  Um 

b)  Bei  Föruer  S.   U3  No.  4. 

c)  Bei  Fürstcr  S.  I4:i  lt.  No.  5.  Abgeb.  Qiohrfacb,  zuletzt  |p  den  Ann.  dell'  Inat.  •.  •.  ••■ 
lav.  d'aeg.  E  K.  Nu.  2  mit  Text  |i.  SU  bi|<|.  Neuedtens  ausrührlirk  heiptuchen  tun  Wieielei  n 
den  Deiikui.   d.   a.    Kuiiäl  11.^  Nu.    Kl«  ;S.    141  IT. 

d)  Hei  Fürsler  S.   MB  No.  Ö. 

t)  Bei  Föralei  S.  14<>  IT.  No.  7.  Abgab,  mehrhch,  zuletzt  bei  Zannonl.  La  K.  tJaleni  di 
nienzu  IlluatraU  III.  lav.  15:t  i.-  \b3. 

fl  Bei  KürsliT  S.  Ift-J  No.  11,  Abgeb.  Ual.  tiiiisüniani  II.  tav.  10«,  wlcdcrboU  bei  JI.M- 
tani-..ii,  Ant.  ,,xft.   1.   pl.  41)   No.   I. 

K)  Hei  lünler  .1.  149  No.  Ü.  Abgeb.  bei  Stcptuii,  Parerg.  atefaaeol.  XXVI.  im  BuU  ir 
l'.Aiad.  <lc»  adcuROa  de  üt.  IMtur^b.   .MI.  (ISöH)  zu  p.  27t>  3.|i|- 


n 


10.  DER  RAUB  DER  KORA;  IHRE  KATHO0CMB  UND  ANODOS.  609 

Zu  diesen  vollständig  erhaltenen  Darstellungen  kommen  ferner  die  folgenden 
Fragmente : 

8.  Aus  Villa  BorgheöC  im  Louvro,  Frübnor,  Notice  de  la  sculpt.  aiit.  du  mus.  du  Louvre  I. 
p.  89  sq.  No.  64.  S.  Atlas  Taf.  WII.  No.  6»).  Krhaltcii  der  Jlaub  (^rechts)  und  eine 
diesem  Sarl^uphag  eigcntbümlicho  (Mittel-)8cüiie  (s.  unten). 

9.  In  Villa  Massimi  ((ilustiniani)  in  Iloni  No.  2,  hoch  eingemauert  im  Casino^').  Erhalten 
die  linl(c  Seite  mit  dem  Irren  der  Demeter  und  den  drei  Göttinnen  Aphrodite,  Artemis 
und  Athena. 

10.  Im  Vatiean  in  der  Galeria  delle  Statue.  S.  Atlas  Taf.  XVII.  No.  2^),  Erhalten  die 
rechte  Seite  mit  dem  Raube ,  und  zwar  so ,  daß  es  recht  wohl  möglich  erscheint ,  daB 
No.  9  und  No.  10  als  ein  Ganzes  zusanimougchürt  haben,  obgleich  sich  dies  bis  jet;(t 
nicht  beweisen  läßt.     Unedirt. 

11.  In  Ostia  gefunden,  wo  bewahrt?  Publicirt  von  C.  L.  Visconti  in  den  Ann.  dell'  Inst, 
von  1806  tav.  d'agg.  S.  No.  2  p.  325 ^j.  Erhalten  von  dem  Raube  das  Gespann  mit 
Hermes  und  mit  geringen  Theilen  der  Kora  und  des  Hades.  Ein  zweites,  angeblich 
zugehöriges  Stück  ist  noch  nicht  näher  bekannt. 

12.  Im  Vatican,  Mus.  Chiaramonti  No.  323.^).  Erhalten  von  dem  Raube  ein  Theil ,  aber 
nur  Hermes,  die  Pferde  und  ein  Stück  des  Wagens,    ohne  Hades   und  Kora.     Unedirt. 

13.  In  Ince-niundcll  Hall,  Lancashire  England,  Michaelis,  Archaeol.  Zeitung  von  1874 
S.  32  No.  281 'j.     Erhalten  der  mittlere  Theil:  Hades  und  Kora,  Athena  und  Artemis. 

Anßer  diesen  m.  o.  w.  ansehnlichen  Fragmenten  führt  Förster  S.  155  nnter 
No.  16 — 18  noch  etliche  ganz  geringfügige  Brachstücke  an,  welche  kein  weiteres 
Interesse  biegen,  als  daß  sie  zeigen,  wie  häufig  der  hier  in  Rede  stehende  Typus 
wiederholt  worden  ist. 

Femer  bespricht  derselbe  S.  142  unter  No.  2  und  3  und  S.  148  unter  No.  8 
drei  jetzt  im  Original  verschollene  Sarkophagplatten,  von  denen  No.  2  abgebildet 
ist^j,  während  von  No.  [^  und  8  nur  Beschreibungen  vorliegen.  Die  Frage,  ob 
diese  Exemplare  mit  erhaltenen  [No.  1  und  No.  5)  identisch  sind  oder  nicht,  läßt 
sich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden. 

Zu  einem  Sarkophag  der  hier  in  Rede  stehenden  Art  wird  endlich  vielleicht, 
wenn  auch  nicht  erweislich,  als  linke  Nebenseite  gehört  haben: 

14.  Das  Relief  in  Mantua  im  Musco  dell'  Accademia.     8.  Atlas  Taf.  XVII.  No.    \2^). 

Die  gemeinsamen  Züge  dieser  Darstellungen  und  die  Abweichungen  der  ein- 
zelnen Exemplare  lassen  sich  wie  folgt  zusammenfassen. 


a)  Bei  Förster  S.  149  No.  10.  Abgeb.  mehrfach,  b.  Bouillon,  .Mus.  des  ant.  III.  bas-rel. 
pl.  3  (pl.  35),  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  II.  pl  214  No.  33  und  danach  in  den  Denkm.  d.  a. 
Kunst  II. 3  No.  104  (103)  und  hier  neuestens  von  Wieseier  8.  135  IT.  ausführlich  besprochen. 

b)  Bei  Förster  S.  153  No.  12.  Abgeb.  Gal.  Giustin.  II.  tav.  79,  wiederholt  in  Welckera 
Zeitschrift  u.  s.  w.   Taf.   II.    No.   4. 

c)  Bei  Förster  S.    153  f.   No.    13. 

d)  Bei  Förster  S.   154  No.    15. 

e)  Bei  Förster  S.   154  No.   14. 

f )  Bei  Förster  S.   154  f.  ohne  Nummer. 

g)  Bei  Mariangclus  Accursiu^,  Diatribae  in  Ausonium,  Solinum,  Ovidium,  Uomae  1524  als 
Titelblatt,  wiederholt  in  Hieron.  Alcander,  Kxposit.  ant.  lab.  marmor.  in  Graevü  Thesaurus  Ant. 
Rom.   V.  p.  758. 

h)  Bei  Förster  8.  15.5  No.  19.  Abgeb.  Mus.  di  Mantova  1.  tav.  3  und  in  den  Denkm.  d.  a. 
Knust  II.2  No.  857. 


9t9  111.  MTTHKK  DKR  DEMKTKR  UND  KOKA. 

a.  Raub  dei'  Kora.  Hades,  von  vom  g^sphti  nnd  nackt  bis  i 
seioe  Oherarmc  gpsdihinscni's  und  bogenförmig  Über  seinem  Kopfe  sich  ban»chi*ii' 
dpsOewand.  hat  mit  dem  linken  Fnßc  bereite  winen  Wagi^n  betreten,  wihrcniJ  er 
mit  riiin  recliten  den  Boden  nocli  berührt.  Er  umfaßt  mit  beiden  Annen  untrj" 
der  S<^thnltor  nnd  sm  Oberschenkel  <lic  gewnlt«am  entralTte,  mit  dem  Kopfe  narJi 
viim  geworfene  Kora.  weiche  sich,  wie  besonders  die  Bewegung  ihrer  Beine  zeipl, 
heftig  sträubt .  die  Arme  giadans  und  emporwirft  und  mit  elark  EOrflck gebogenem, 
tlber  den  Ilintertheilen  der  Pferde  liegendem  Kopf  einen  Sclirei  äos-  Enteelzenn 
oder  einen  Hilfornf  ansstAßt.  Die  vier  Pferde  dee  Haden  zielu»  entweder  im  ge- 
streckton Galopp  scharf  an .  oder  sie  sind ,  steiler  und  weniger  regelmlBig  an- 
sprongend,  wie  bereits  in  den  Erdboden  versinkend  dargestellt  (7,  S,  10.  II).  in 
welchem  Falle  das  dritte  mit  umgewendetem  Kopfe  gebildet  ist.  Über  ihnen  fliegt 
Eros  meistens  mit  einer  in  Imiden  Händen  vorwärte  gehaltenen,  brennenden  Fackel 
in  nielircn  Exemplaren  tUeilweise  orfer  ganz  weggebrochenj :  in  -">  hält  er  die  Fackel 
nur  in  der  Linken  nnd  einen  flatternden  Zipfel  seiner  Cblamys.  nicht  aber  ein 
iifiammeumii.  wie  Fdrster  i^.  147  ineint,  in  der  Rechton ;  in  2  und  10  fehlt  h 
ganK,  Als  Fahrer  der  Pferde,  deren  eines  er  am  Zügel  gefaßt  bat,  eilt  Herin«« 
im  gewöhnlichen  Costüm,  bald  ganz  nackt,  bald  mit  einer  nm  die  Schnitern  gr- 
legten  Chlamys .  mit  Flügelhnt  nnd  Kerykeion  ansgestattet,  dem  Gespanne  voran. 
Nur  in  11  versinkt  er  vor  den  von  ihm  geleiteten  Pferden  in  den  Boden,  aus 
welchem  er  nur  noch  mit  dem  Oberkörper  hervorragt .  ein  deutlicher  Beweis,  dal 
die  hier  wie  in  7  nnd  %  unter  den  Pferden  gebildeten  Felsblöebc,  in  welchen  diew 
bereits  mit  den  Hinterbeinen  stecken,  den  Erdsehlnnd,  sei  es  bei  Nysa,  sei  d  hn 
Ifrineos  oder  Erineon  oder  sonstwo,  vergegenwkrtigen  sollen,  durch  welchen  di* 
Fahrt  zur  Tiefe  hinabgeht "i,  was  Förster  nicht  hatte  verkennen  sollen  nnd  was  ei 
durch  sein  Clandiancitat  (S.  N!)  Anm.  IV  am  wenigsten  widerlegt.  In  den  nbrigen 
Exemplaren  liegt  unter  den  Pferden  Gaea  (oder  Tellns)  in  etwas  wechsehideB 
CostUm ,  meistens  mit  einem  Füllhorn  im  linken  Arm  (in  1  mit  Früchten  im 
Schoß! ,  die  rechte  Hand  wie  bittend  oder  auch  die  Pferde  abwehrend  erhoben, 
nnr  in  I  hält  sie  mit  beiden  HSnden  ihr  tlber  ihrem  Kopfe  bauschendes  Gcwaad 
und  ragt  in  tl  nur  mit  dem  Oberleib  aus  dem  Boden,  während  sie  die  linke  Hand, 
wie  um  Schonung  bittend,  auf  die  Brust  legt.  In  4  hat  sie  ihren  Platz  gewecbwH 
und  liegt  vor  den  Schlangen  der  Demeter,  vor  denen  sie  in  r>  außer  vor  dei 
Pferden  ein  zweites  Mal  wiederholt  ist. 

An  die  Anthologie,  bei  welcher  Hades  Kora  UlKüTaschte,  erinnern  nnr  nn|r- 
stürzte  Blumenkörbe,  in  I  nnd  3  hinter  den  drei  Giittinnen,  in  .^  nnmittelhu 
neben  dem  rechten  Fuße  de.s  Hades;  in  .1  liegt  außerdem  ein  zweiter  Korb  utH 
den  Pferden  und  zwei  Körbe  finden  sich  auch  in  ti  und  !(,  vor  (i)j  oder  hinter  [bi 
der  Gruppe  der  Göttinnen  und  mitten  in  derselben. 

An  die  Gruppe  des  Hades  und  der  Kora  schließt  sich  unmittelbar  difjeaip 
der  drei  Göttinnen :  Atbcna.  Artemis  und  Aphrodite  an.  und  zwar,  mit  p- 
ringcn  Variationen,  so  componirt.  daß  das  Motiv  m.  o.  w.  klar  nnd  m.  o.  w.  >n.>- 
drucksvoll  nnd  dramatisch  vorgetragen    (am    unklarsten   wohl    in  (>.    wo    die   drittr 

■0  Sleplimii    >.  ■.  0.   lu  Nd    «.    und   ttf" 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  611 

Göttin  Laib  kniet  und  die  Arme  erhebt)  bervortiitt,  nämiicb,  daß  Athena,  weiche 
die  erste  Stelle  nächst  dem  Hades  einnimmt  und  auf  welche  dessen  Blick  gerichtet 
ist,  den  Räuber  mit  ausgestrecktem  rechten  Arm  zu  ergreifen  und  den  Raub  zu 
hindern  sucht,  während  die  an  dritter  Stelle  augebrachte  Aphrodite  ihrerseits 
Athena,  welche  sie  am  Schildrande  faßt,  aufzuhalten  strebt,  und  wiederum  Artemis, 
in  der  Mitte  zwischen  beiden  Genannten  angebracht,  nicht  etwa  nur  erschreckt 
flieht,  sondeni  Aphroditens  rechten  Arm  ergreift,  um  deren  Hand  vom  Schilde  der 
Athena  loszumachen.  Daß  also  Athena  und  Artemis  unmittelbar  und  mittelbar 
sich  der  Entführung  Koras  widersetzen,  während  Aphrodite  dieselbe  begünstigt,  ist 
un  widersprecht  ich  und  dies  stimmt  auch  mit  der  litterarischen  Überlieferung'^)  über- 
ein. Nur  von  der  Einmischung  des  Zeus,  welcher  durch  einen  Blitzsti'ahl  die 
widerstrebenden  Göttinnen  scheucht,  ist  in  den  Sarkophagen  dieser  Art  keine 
sichere  Spur,  und  es  ist  sehr  mißlich,  mit  Förster  ^S.  13ü)  eine  solche  in  dem 
ausgestreckten  rechten  Arme  der  Artemis  (sicher  in  1 ,  sehr  zweifelhaft  in  anderen 
Exemplaren) ,  als  mit  welchem  sie  auf  ein  unerwartetes  Ereigniß  hindeute,  erkennen 
zu  wollen.  Inmitten  der  Gruppe  der  Göttinnen  ist  in  der  Regel  ein  runder  Altar 
angebracht,  bald  mit  (5),  bald  ohne  Flammen,  in  9  durch  den  zweiten  Blumen- 
korb ersetzt.  Daß  in  demselben  eine  Localbezeichnung  vorliege,  ist  gewiß,  und 
daß  mit  diesem  Local  das  Heiligthum  der  Demeter  in  Henna  gemeint  sei,  hat  Förster 
(S.  140)  wohl  mit  Recht  entgegenstehenden  Ansichten  gegenüber  angenommen. 
Und  auf  ein  solches  Heiligthum  oder  die  im  sicilischen  Mythus  mehrfach  genannte 
Behausung  der  Demeter  und  Kora  wird  auch  mit  Wieseler  ^)  das  Parapetasma  zu 
beziehn  sein,  welches  in  3  hinter  der  Gruppe  der  Göttinnen  ausgespannt  erscheint, 
während  ihm  Förster,  der  in  den  Annali  (a.  a.  0.  p.  81)  derselben  Ansicht  zu- 
neigte, S.  143  Note  1  nur  die  Bedeutung  beilegen  möchte,  die  Gruppe  abzuheben. 
Ein  Baum  (kurzer  kahler  Baumstamm),  welchen  Wieseler  in  diesem  Relief  hinter 
der  Gruppe  der  Göttinnen,  oberhalb  des  umgestüi-zten  Blumenkorbes  zu  erkennen 
meinte  und  dem  er  die  Bedeutung  der  Scheidung  der  beiden  Scenen  zuschrieb,  ist 
zweifelhaft  (aber  möglich)  ;  in  9  erscheint  in  der  Zeichnung  (ob  auch  im  Original  ?) 
zwischen  Athena  und  Artemis  eine  schlank  aufragende  Cy presse,  in  6  sind  deren 
zwei  gezeichnet.  Sind  diese  Bäume  in  der  That  vorhanden,  woran  sich  füglich 
zweifeln  läßt,  da  sie  nur  in  den  beiden  Zeichnungen  der  Galeria  Giustiniani  vor- 
kommen, so  mögen  sie  zur  nähern  Bezeichnung  des  sicilischen  Locals,  des  Haines 
der  Demeter^)  dienen.  In  5  und  7  und  sehr  zweifelhaft  in  8  (s.  unten) ,  aber 
auch  nur  in  diesen  Exemplaren,  ist  der  Gruppe  der  Göttinnen,  in  5  fast  ganz 
hinter  Aphrodite  geborgen,  in  7  frei  dastehend,  noch  die  Figur  einer  der  Nymphen 
oder  Okeaniden,  Gefährtinnen  Koras  bei  der  Anthologie  zugefügt,  welche  in  7  mit 
erhobenen  Händen  und  über  dem  Kopfe  bauschendem  Gewände  sich  erschreckt  von 
der  Scene  des  Raubes  abwendet.  Es  verdient  auf  Anlaß  der  Anwesenheit  dieser 
Nymphe  hervorgehoben  zu  werden,  daß  von  den  drei  Göttinnen  nur  Athena  in 
allen  Exemplaren  ganz  unzweideutig  durch  Helm  und  Schild,  einzelne  Male  (5,  6 
und  7)   auch  die  Lanze   neben   dem  Schild   in  der  Linken   charakterisirt  ist,   nicht 


sl)  Kurip.   Hei.  vs.   1301  sqq.,   vergl.  Förster  S.  51  f.,  Glaudian.  Rapt.  Pros.  II.  vs.  214  sqq. 

b)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.3  S.   144. 

c)  Veigl.  Glaudian.  Rapt.  Pios.  II.   105  sqq. 


I  Anmii  nirlii  fin 
I  Attnbnir    BnfTM 
•  fH-vamhiDfr     »   ihrer 
■  BMfeüftapoi  Maätnr  Aitm  flnJrl 


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Kmm.  Kjmfikm  o4n  OkeuMN 
feai^B^  ia  gauwuthMg  atlrr 

I .    ktäf  wrÜmi  Zwnirl  notn- 


k     ^«tf  izr*«  4vr  ••■««er. 


Work-  rnrllut 
ArteR  null 

Esrnplnea  Ton;HPlilap9i 
dm  Raab«  Tol^iidp,  ihirr)i 
4»>  Ktabm  ifarrh  DriMbT  r<^ 
Totii^^ip  irt  ia  der  TkU  ia  kviiwr  Vmiia 
4n«  RMkr  und  den  JMm 
iftw  Ci^  4iS  au»  anck  ^*Ha  dif  Bu-m 
Invn  Dfinclw-j  ilf 
iritfu  Ufr  innt-rf" 
Gki^V*  a  4w  flidei».  vi«  i  B.  eriiüht«r  Zoni 
B  «cMlikar  w^  id  manrli«  Flllrir 
fSme  BBi-rp  Krage  i-t,  ..h  «irli 
ktilfcif  ^tt  Iniber,  wdche  den  SaA^b■f^ 
i  dr»  hsfra  lai  iaM^iiililiB  ier  ^rtreaatra  S«enen  aoch  im  Widei^ 
•yrarkr  mit  dem  purtLthf  l'rkihr  tkmme  aakc  licfm  mii&te.  in  allen  nilN 
mH  K«dtf  «inl  iB^pata  ka>tWB.  vir  Ars  F3rrt»r  darrkiankreD  r^rsncht  hat.  Nifbt 
•*w«kl  ii  iem  ''iifiiniki-fB  Amvt  Art.  nU  abM-  bei  einigen  weiterhin  n  b^ 
Irarkieadi«  Mäkktea  danas  bedeakfieke  Ctaje^afaiea  and  it^ht  anfeehlbare  Vf- 
kUrvB^ra  »4  M^vbea. 

Dai  aaa  Despter  ia  der  Pbae  der  Mer  bekandellen  Art  der  Sarkopbp- 
retiefe  laf  ileai  :^klaa^av^n  ^teke .  üt  als  ein  obenteu  MeriEmai  der  paun 
errtea  (tattaa*  ^eboa  Twwef  beaertt  vordea.  Selir  beachlengwerth  aber  Isl  *f 
Art.  ia  welcher  sie  kier  p^bildet  i«t.  pr^eatber  derjeni^n.  in  welcher  sie  ia  d«i 
■aeiälea  Reliefen  der  weiterkia  xa  beflpreebeadea  Arten  nnd  Oattun^n  erarbeiBt 
Deaa  wlkread  sie  dort  aiehr  oder  weni^r  kefli^  bewegt,  leidenschafllteh .  w 
Theil  wie  aor^eln^t  in  lehnen  dar«e»teMl  ist.  leijl  sie  Bifh  hier  Vergleichs« ei« 
in  aafrillender  Rnhe  nnd  Wllnle.  eine  edle,  ^rade  anr^erichtele  (iestalt  im  wrilrn 
wallenden  Sehleier,  eatwt-der  ^ni  bekleidet  I,  6.  7'  «der  doeh  nor  mit  oiit- 
Mndirm  rechten  Bn^ien  H.  r.,  <i  .  die  in  der  linken  Haiid  gehaltene  Faekel  »!"■ 
Kllllhi.ni  in  der  Ahl.ildunp  von  9  Ut  htVhsl  verdli-htlg.  in  -1  soll  sie  einen  Zwif 
hallf-nj    vor  «ich  ao(  dea   Wagen  oder  auf   die  HOflc  stutzend .    sn  daß   man .   dif> 


f\ 


t)   Verjl.  .Dfh    WlwlM 


10.  DKR  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KA'PHODOB  UND  AN0D08.  613 

gilt  in  besonderem  Maße  von  1,  an  einen  nicht  für  diese  Seene  erdachten,  sondern 
für  dieselbe  nnr,  und  zwar  nicht  aufs  beste,  benutzten  und  wenig  umgebildeten 
statuarischen  Typus  der  Göttin  denken  könnte. 

Das  gewaltige,  vor  ihrem  Wagen  zusammengejochte  Drachenpaar  erscheint 
in  den  meisten  Exemplaren  (nicht  in  5)  geflügelt  und  zwar  (mit  Ausnahme  von  7) 
am  hintern  Theil  des  Leibes,  nahe  den  Rädern  des  Wagens,  während  die  Flügel 
bei  den  Schlangen  in  den  Reliefen  anderer  Art  (wie  in  sonstigen  römischen  Kunst- 
werken) mehrfach  höher,  näher  den  Köpfen  angebracht  sind. 

Neben  (hinter)  den  Schlangen  schwebt  in  den  meisten  Exemplaren  (nicht  in 
6  und  7)  eine  geflügelte  weibliche  Figur,  welche  mit  beiden  Händen  ein 
vorwärts  bauschendes  Gewandsttick  hält.  Diese  Figur,  welche  von  einigen  Ge- 
lehrten irrigerweise  und  ganz  gegen  den  Augenschein  als  Lenkerin  von  Demetei's 
Gespann  bezeichnet  worden  ist,  während  sie  doch  nur  als  eine  Begleiterin  der 
Göttin  gelten  darf,  ist  mit  verschiedenen  Namen,  als  Hekate '^j ,  Aura^),  Iris^j  und 
Hora^^i  belegt  worden.  Von  diesen  Benennungen  wird  diejenige  als  Hekate  schon 
durch  die  Beflügelung  als  unmöglich  erwiesen ;  Aura,  so  möglich  und  sinnvoll  ihre 
Verbindung  mit  Demeter  sonst  sein  mag,  ist  jedenfalls  für  diese  Scene,  in  wel- 
clier  es  sich  um  Nichts  weniger,  als  um  die  Verbreitung  der  Segnungen  der  Demeter 
und  der  Fruchtbarkeit  handelt,  nur  sehr  schwach  begründet  und  wenig  wahrschein- 
lich. Für  den  von  Zoega  ausgegangenen  Namen  der  Iris  entscheidet  sich  Förster 
hauptsächlich  deswegen,  weil  er  denjenigen  einer  Hora  für  die  Lenkerin  von 
Demetei's  Wagen  in  einigen  später  zu  besprechenden  Sarkophagen  in  Anspruch 
nimmt,  welche  daneben  auch  noch  die  hier  in  Rede  stehende  Begleiterin  der  Göttin 
zeigen.  Wieseler  dagegen  zieht  für  diese  den  Namen  der  Hora  vor,  indem  er 
erklärt,  die  Lenkerin  sei  als  Nike  zu  fassen ,  wie  er  anderswo  nachweisen  werde. 
Gelingt  ihm  dieser  Nachweis,  so  wird  man  sich  damit  einverstanden  erklären  kön- 
nen, die  Begleiterin  Demeters  als  Hora  zu  benennen,  indem  die  Hören  mit  Demeter 
auf  das  engste  verbunden  sind®)  und  die  hier  rasch  neben  dem  Schlangenwagen 
dahinschwebende  Hora,  an  die  »veloces  Horae«  bei  Ovid  (Metam.  L  vs.  118)  er- 
innernd, wie  Wieseler  bemerkt,  dazu  dient,  die  Schnelligkeit  zu  vergegenwärtigen, 
mit  welcher  Demeter  dahinßihrt.  Das  Letztere  würde  natürlich  von  Iris  (asXXoiro^ 
II.  8.  409  n.  sonst)  wenigstens  in  gleichem  Maße  gelten  und  für  diese  wird  man 
sich  zu  entscheiden  haben ,  falls  man  für  die  Lenkerin  von  Demeters  Wagen  an 
dem  Namen  der  Hora  festhält ,  was  so  lange  gerathen  sein  dürfte ,  bis  Wieseler 
den  Nachweis  für  den  an  sich  nicht  eben  sehr  wahrscheinlichen  Namen  der  Nike 
geliefert  haben  wird.  Übrigens  ist  die  ganze  Frage  von  zu  untergeordneter  Be- 
deutung, um  hier  weiter  eingehend  erörtert  zu  werden. 

Nachdem  im  Voi'stehenden  zusammengestellt  ist,  was  die  Sarkophage  der  ersten 
Art  in  beiden  Scenen  Gemeinsames   und  was   sie   an    kleinen,   wenig   bedeutenden 


a)  O.  Müller  zn  der  Derikm.  d.  a.   KuiiRt  II.  No.   108. 

b)  Wieseler,  Phaeton  S.  tiO  f.,   Stephani  im  Compte-rendu  etc.  poiir  Tannt^e  1859  p.  98. 

c)  Zoega,  Bassirilievi  di  Roma  II.  p.  232  und  in  Welckers  Zeltschrift  u.  s.  w.  S.  45,  Welcker 
da«.  S.  83,  Gerhard,  Lb.  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  (Ges.  akad.  Abbh.  II.)  S.  468  u.  sonst,  Förster, 
Anu.  deir   Inst.  a.  a.  0.   p.  80,  Raub  u.  Rückkehr  der  Persephone  S.    141. 

d)  Visconti,  Mus.  Pio-Clem.  V.  p.  42,   Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  n.3  8.   143. 

e)  Vergl.  Förster,  Raub  u.  Rückkehr  der  Persephone  S.  96  f. 


:,ö]4  111.     MTTIIKN  DF.K  DKMKTlCJt  VXD  KOHA.  i^^^^^^^H 

Vananteu  im  Einzeluuii  bioteu .  oiiiß  noch  der  gimz  vereinzelteD  Gruppe  gew£t 
werden,  welche  aii-b  in  dein  Kelief  des  Louvre  iSj  an  die  Scene  der  Uarjui^. 
unmittelbar  au  die  Oni[»pe  der  drei  üöttiiuieu  anschließt.  E«  wird  aber  von  vom 
hierein  zu  gestehn  sein .  daß  man  zu  einer  siehern  Deutnng  mit  dem  bialier  bt- 
kaanten  Materialc  schwerlicli  gelanguii  wird  und  daß  die  Vergleichuof  de»  in  den 
übrigen  Theilen  uäcbs (verwandten  Petersburger  ÖarJcopbagh  |T],  welcher  jedoch  dir 
fruglicbe  Gruppe  nicht  wiederholt,  and  der  aus  der  Mitte  des  16.  Jahrfaanderta 
glaimneu'Ien  Zeichnung  de£  LuuvreHarkophaga  im  Üodeii  CuburgenGis  No.  Itif  ,Matx;* . 
Welche  die  fragliebe  Gruppe  und  ihre  Umgebung  sowie  das  ganze  Kelief  in  lirsiicr 
erhaltenem  Zustande  darstellt ,  aU  in  dem  e«  i4ch  jetzt  befindet ,  die  ErkUmag 
beinahe  eben  ao  sehi'  erschwert  wie  unterettitzt. 

Wenn  man  von  der  Erklärung  O.  MtiUera'',  absieht,  welcbi-r  Üomelj-r  erkennHi 
will.  die.  wenig  bekleidet,  auf  den  Fruchtkorb  ge&tötzt,  in  welchem  FVtlclite  d«r 
Enite  gesammelt  siud,  vou  dem  Orte  der  ßntffihrung  abgewandt  »itzo,  ohne  dani 
zu  merken,  während  die  hinter  ihr  stehende  Hekate-äeleue  da«  .Schicksal  der  Kon 
erspäiio  nnd  ihi-e  Voi'wunderuug  darüber  auseudrüekun  £l^heine,  eine  ErklXmn?.  mit 
dtir  in  der  That  so  »;at  wie  Nichte  gesagt  ist ,  so  haben  die  meisten  aodeTsn  6«* 
lehrten,  welche  sich  mit  dem  Belief  beschäftigt  habendi,  um  es  kurz  zu  sapn, 
Demeter  auf  der  ttizfa  i-jikiisrct^  sitzend  ^j  zu  erkennen  gemeint.  wUhrend  ueiicxtcnj 
Fttniter  ^S.  I5u  f.j  und  Wieseler^),  der  Erstere  zu  einer  ganz  verschiedeneu.  ivi 
Andere  zu  einer  wenigstens  stark  mL>dilicirteu  Deutung  gelangt  sind.  Um  diese  iii 
wllrdigeu.  muß  beachtet  werden,  was  die  Zeichnung  des  Cud.  Oobnrg.  über  das  Jetit 
Erhaltene  lunaua  bietet.  Und  da  ist  denn  die  Hauptsache  1 1  daß  die  aitiMulc 
Figur,  in  welcher  alleraeits  Demeter  anerkannt  wird,  in  der  ri-chttm  Ilanil  eine 
lange  brennende  Fackel  hÄll,  was  uui  so  gewiwsi-r  riehtig  ist,  als  iiii  dein  Origin»! 
obgleich  an  ihm  die  Hand  mit  dem  Stock  eines  Zweiges  ergXnzt  ist,  du  mltntt 
StDek  der  Faekel  an  dem  Arme  der  Göttin  noch  erkennbar  ist  (vergl.  Atlas  Taf.XTD. 
No.  ü) 'j  ;  2)  daß  die  neben  ihr  stehende  Figur,  deren  Haiipt  mit  einer  Halbe 
(Kekryphalos  oder  Sakkos)  bedeckt  ist,  in  ihrer  Rechten  ebenfalls  eine  {kutu 
brennende  Packet  schräg  gegen  den  Boden  gesenkt  hält,  von  der  ebenfalls  Botb 
ein  kleiner  Rest  am  Original  erhalten  ist  (a.  den  Atlas  a.  a.  0.) ;  3)  endlich,  dal 
vor  dieser  Ornppe  der  vordere  Tbeil  einer  großen,  anfgerichteten  Schlange  sicht- 
bar wird ,  an  welcher  mit  Wahrscheinlichkeit  ein  Stack  des  Joches  erkannt  witd. 
mittels  dessen   sie  mit  einer  zweiten  Schlange  vor  einen  Wagen  gespannt  gewesn 


■)  Veritl.  Matz  in  den  HDiiattberirhleii  der  berl.  Akad.  von  1871  S.  458  und  S.  W.  Die 
Zali^hnuiig  ist  wiedeihnlt  im  Cod.  Pii;hiatiua,  k.  Jahn,  Berichte  der  kgl.  itirhs.  Oeg>.  il.  Vii'f  '■ 
I8ß8  S.  217  No.   181. 

b]  Zu  den  üenkm.  li.  a.   Kunst  [1.  No.   103  (jezt  104) 

r)  Zoega  in  Wekker«  Z.^itsrl.ril'1  D.  x.  «.  S,  43.  Welcler  1»  den  Aim.  MV  UM-  tki  ISH 
(.V.)  r.  I-Ili  »q.,  Wieneler  tu  de<i  llenkm.  d.  >.  Kunst  II. ^  No.  IU3,  Oerhanl ,  Üb.  d.  Bildarkrei- 
V.  Kleii>is  III.  (lies.  akad.  Abhh.  11.)  .S.  (Uli.  Ueilii;»  B.  Kn.  2».  Fn'hner.  Noiice  de  !■  Kuip' 
■■lt.   au   Mus.   du  LnuTre  p.  9U. 

<1)  Vergl.  llom.  hymn.  <ii  Cur.  r».  98— lOt,  Panstn.  I.  3^.  1,  Apallod.  1.  i.  1  mit  HeiMi 
Anoierliungeii. 

e)  Zu  den  Deiikm.    d.   a.   Kunst  ll.^  Ko.   tü4  (103)  S.  ISÜ  ff. 

(}   Vüllig  riühtli  hat  die»  auch  Qcrbud  a.  a.  0.  gesehn. 


J 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  !&&£  KATHODOB  UKD  AK01>08.  615 

sein  wird,  wie  dies  anch  übereinstimmend  Förster  nnd  Wieseler  angenommen  haben. 
Die  Figur  hinter  Demeter  mit  dem  bauschenden  Gewände  giebt  die  Zeichnung  des 
Cod.  Cob.  nicht  vollständiger,  sondern  unvollständiger  wieder,  als  sie  noch  jetzt 
im  Original  ist,  da  sie  in  diesem,  wie  Fröhner  richtig  angegeben  hat,  in  der  linken 
Hand  die  Spuren  einer  erhobenen  Fackel  erkennen  läßt  (s.  den  Atlas  a.  a.  0.). 
Durch  diesen  Umstand  wird,  um  hiermit  zunächst  aufzuräumen,  die  Deutung  dieser 
Figor  als  eine  der  Gespielinnen  der  Kora,  zu  welcher  die  Vergleichung  des  Peters- 
burger Sarkophags  (7)  hinleiten  könnte,  aufgehoben  nnd,  auch  abgesehn  von  jeder 
firklämng,  ihre  Zugehörigkeit  zu  der  Gruppe  der  Demeter  erwiesen*;,  zn  der  sie 
auch  ihrer  Stellung  nach,  genau  von  vom  gesehn  und  nicht  (wie  die  entsprechende 
Figur  in  7)  von  Demeter  ab-,  der  Scene  des  Raubes  zugewandt,  wie  Förster 
(S.  150)  sagt,  sowie  vermöge  ihrer,  im  Gegensatze  zu  der  Parallelfigur  in  7,  voll- 
kommenen Ruhe  ohne  allen  Zweifel  gehört. 

Was  nun  die  Hauptgruppe  selbst  anlangt,  darf  man  es  mit  Förster  (S.  151] 
und  Wieseler  (S.  137)  für  durchaus  unwahrscheinlich  erklären,  daß  der  Schlangen- 
wagen vor  Demeter,  auf  welchen  die  eine  Schlange  in  der  Zeichnung  des  Cod. 
Coburg,  hinweist,  leer  dagestanden  habe  und  bestimmt  gewesen  sei,  erst  später  die 
Göttin  aufzunehmen.  Ganz  und  gar  keine  Wahrscheinlichkeit  dagegen  hat  die, 
wenn  auch  bei  beiden  etwas  modificirte  Annahme  der  genannten  beiden  Gelehrten, 
dieser  Wagen  habe  Triptolemos  getragen  und  es  sei  hier  dessen  Anssendung  als 
eine  eigene  linke  Scene  mit  dem  Raube  der  Kora  rechts  zusammen  oder  diesem 
gegenüber  gestellt.  Die  Argumente,  mit  denen  Förster  diese  Annahme  zu  stützen 
sucht,  sind  vollkommen  hinfällig  und  verkehrt;  die  Parallele  des  Sarkophags  von 
Wilton-House  (Atlas  Taf.  XV.  No.  3)  kann  durchaus  Nichts  beweisen,  da  derselbe 
die  Anssendung  des  Triptolemos  nicht  mit  dem  Raube  noch  auch  mit  der  xaboBoc 
der  Kora  verbindet,  wie  oben  S.  572  f.  nachgewiesen  worden  ist,  sondern  mit  ihrer 
Anodos,  nnd  da  dies  Relief,  wenngleich  in  ihm  wie  in  dem  Sarkophagrelief  im 
Lonvre  Demeter  auf  einem  Steine  sitzt,  die  Göttin  in  einer  durch  und  durch  andern 
Erscheinung  und  Tracht  darstellt,  als  das  Louvrerelief ,  in  welchem  die  vollkom- 
men singulare  und  im  höchsten  Grad  anffallende  Entblößung  der  Demeter  von 
der  entscheidendsten  Wichtigkeit  ist  und  nimmermehr  so  abgethan  werden  kann, 
wie  dies  Förster  (S.  152)  gleichsam  beiläufig  in  einer  Note  versucht,  indem  er 
sagt:  »bei  der  Bildung  der  Demeter  an  unserem  Sarkophag  war  gewiß  mehr  der 
Gedanke  an  ihre  Verwandtschaft  mit  Gaea  als  an  ein  Liebesverhältniß  mit  Tripto- 
lemos maßgebend  a.  Wenn  Wieseler  (S.  188)  diesen  Worten  ein  Ausmfungszeichen 
hinter  dem  Liebesverhältniß  hinzufügt,  so  hat  er  gewiß  Recht,  mehr  aber  bedarf 
es  anch  kaum ,  da  eine  nackte  sitzende  Gaea  oder  Tellns  anch  nicht  vorkommt, 
also  hier  der  Synkretismus  zn  Nichts  hilft.  Mit  eben  so  gutem  Recht  aber  schreibt 
Wieseler  (S.  139)  »die  Entblößung  der  Demeter  anlangend,  so  hat  die  auch  von 
Gerhard  Ges.  Abhh.  U.  S.  480  gebilligte  Annahme,  daß  dadurch  auf  die  aus  der 
Trauer  und  Hast  (?)  hervorgegangene  Verwahrlosung  der  suchenden  [ihrer  Tochter 
beraubten]  Demeter  hingedeutet  werde,  noch  immer  die  größte  Wahrscheinlichkeit«, 
ja  es  fragt  sich  sehr,  ob  für  dieselbe  überhaupt  eine  andere  Erkläning  gefunden 
werden  kann.     Wenn   dem   aber  so  ist,    so  wird  man  dadorcb  imsujtt     fr,  an  die 


a)  Vergl.  auch  Wicseler  a.  a.  4).  S.  136  a.  £.  u.   137. 

Uverbeck,  KnnHtmyiboIogie.   III. 


et« 


III. 


IF.K  U!  MH'IF.K 


Scene  erinnert,    welche   die   früheren  Brklärer  sngenommtn   tiahoo.   d.  h. '■a  dn 
Dasitzen  <Ier  Demeter  in  tiefsti'r  im<l  Belbstvertcussetier  Traiiri^tcit  aul'iletn  "'IVcuer- 
stein«  nnti  der  Gedanke  an  dicäc  Scene  wird  auch  dadorck  iii(')it  als  nnltitltbar  rr- 
wiB^en ,    daß  Demeter    iu    dieser  tk;ene    im    homer,  Uyniniis   in    der  Kiittit4tlluii^  lU 
-ypaü;  yuv^  oder  bei  Paiiaauiaa  yfiai  sixa9)iivr|    tidc-r   bei  A)K>llodor   in    der  (lesIaJl 
eines  sterblichen  Weibes  geaeä«eii  haben  soll.    Denn  in  bildlieher  Dantteilniif;  wSre 
sie  in  beiderlei  Gestalten  ecIiworUcb   erkennbar  i^wesen   und  JodenfaUs  \Ag  es  rtlr 
den  Bildhauer  nahe  genug:,  die  Göttin  als  Göttin  zn  charakterisiren  nml  <lie  Siitiaüon 
durch  daa  für  dieselbe  in  gewSlinlicIien  Lagen  ganz  iinerhfirti'  l^'oftAm  anmdenten 
Denn  wenn  FArster,  dies  verkennend,    S.    UMi  safit,  um  dioio  Hccne  anstoiplniHn 
fehle  die  Hauptsache,  der  Ansdrnck  der  Tranrigkeit,   gii  ist  das  liiiinalie  unbe^rtif- 
lieh,  da  m-  tloali  wisHen  mnßte"j.  daß  der  Kopf  der  Göttin,   der  in  der  Zdcluiims 
des  Cod.  Coburg,  iu  anderer  Lage  erscheint,  ah  jetxt  im  Original,  nat^h  C1umi'< 
und  l''rChncrs  flbereinstimmender  Angabe  iver^^l.  auch  den  AtJasj  mudum  ist.    Alier 
auch  das  wird  mau  ihm  scJiwerlich  sageben,  daß  diese  Scene  »weit  davon  ent&rU 
sei ,    eine  für  den   Fortschritt   des  Dramas   bedeutsame  und  somit  der  pliutiselMii 
Dai-stallung.   noch  dazu  an  hervon'agänder  Stelle,  würdige  zu  sein«,  vielmehr  «olil 
mit  Recht  ganz   im  Gegentheil  meinen .    daß  zviisohen  dem  Kanbe  der  Kora  anl 
dem  IiTen    der  Di-raeler   kaum    eine   andere  Situation    der  Göttin    bciinulsami^r  ^i^ 
wosen  sei.   als   ihr  trostloses  Trnuern   anf  der   iisTpa   ä-^sJ^aai^j;.     Di^nn    m.  al> 
eine  Mittelscene.  nicht  im  chronologischen ,  sondern   im   ideellen  Sinnr  n-ntaudni, 
auf  velche  weiter  links  eine  Aetbstindige  Darstellung  iler  TrXqivr,   geColgi  ist.  «ini 
man,   mit  Frühnor,    die  Gmppe   aufzufassen   haben.     Dabei   bleiben   denn  freilicli 
Schwiorigkeitan  llbrig,  auf  welclie  Wieseler  hingedeutet  hat.    Nicht  etwa  iliejeui|r 
welche    er   (S.    i:<Sj    in  den  Worten  ausdruckt:    »Das  kommt    indcsseu  soiul  nirki 
voTu;  denn  diu  ganze  Scene,  man  mag  sie  orklfireu  wie  man  will  und  kann,  kotami 
»tmst  nicht  vor  und    eine  Verbindung   oder  Gegen tlberstellnng  des  KuraraulMM  nnil 
der  Anssendnng  des  Triptolemiis  eben  so  wenig.    Wohl  aber  liegen  dlitM  Hchwictii:- 
keiten  in  den  umgebenden  Figuren.     Daß   freilich  diejenige  hintt«  diT  GAttia  «m 
meisten  Ansprncli  darauf  hat.  Hekate  genannt  zu  werden,   wie   sie  \uü  melun 
der  früheren  KrklSrer  genannt  worden  ist'i    Uekate-Selene  kl  nicht  nfitlug).  mif 
an  sich  klar  sein  und  auch  das  ist  am  Kndc  begreiflich,  daß  ein  SarkophagubeiW 
seiner  Göttin .    wenn  er   sie   einmal   mit  der   langen   Fackel   und   der  s.  g.  Utt« 
(7ticija  AT,fxrjTpiax^  resp.  aCtpvo;  ,   man  muH  gestehn.  iu  diosor  Situation  niebt  aUu 
passend,  nnszustatlcn  sich   hewogisn    fand .    auch  ihre  getiou)!  OieiKriu  beifrqn^i 
hat.      Dunkel  alwr  bleibt  unter  diesen  Umständen    die  Uvdentiing  der  Figur  nrlin 
Demeter,     für   wulchu   die    von    ftflhuren    Erklärcrn    vorgoschlngctien  Namrn  ciwi 
Keleostochtvr  rWieseler  in  der  2.  Atiagahe   der  Üenkm    d.  a.  Kunal    oilet  Mob- 
ueira  (Gerhard  a.  a.  0.)  wohl  durch  die  von  ihr  in  der  Zeiuhnung' <le>'  i.>h1.  l'ulnrr 
gehaltene  Fackel  —  was  man   von   ihrer  Haulie   dnrcliiiUK   nii-.lil   Mtgcn  künub  — 
wcRigatens  sehr  unwahrseheinlieh  .   wenn    nicht    gradezu    unmilgÜch  wird .    wühirwl 
rar  sie  dei  ihr  von  Zo(ign  beigelegle  Nnme  der  Hckativ    an  wohl  i-r  uu  .irli  unt- 


.)  Vergl,  H.  150  N 
h)  t>ciirT)pl,  <li'.  mi 
■-)  Vcrel.  4..rli   Wie 


10.  D£K  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATHOD08  UKD  ANODOS.  617 

lieh  Wäre,  natürlieh  eben  so  wohl  ausgeschlossen  ist,  wenn  man  die  Figur  hinter 
Demeter,  welche  Zo^ga  wenig  wahrscheinlich  nnd  ohne  ihre  Fackelreste  zu  be- 
uchten, Iris  genannt  hat,  für  Hekate  hält.  Diese  Sachlage  hat  Wieseler  (S.  133  f.] 
auf  eine  neue  Deutung  nicht  allein  dieser  Figur,  sondern  der  ganzen  Scene  ge- 
bracht. Er  will  in  der  fraglichen  Figur  Kora  erkennen  und  glaubt  in  dem  Steine, 
inf  welchem  Demeter  sitzt,  nicht  sowohl  die  7:eTpa  aifiXaaTo;  als  den  s.  g.  »Ruf- 
itein«,  die  avaxXi^bpa  sehn  zu  dürfen,  von  dem  Pausanias*)  und  Methodios^j  reden, 
als  «af  welchen  sieh  Demeter  bei  Megara  niedergelassen  haben  soll.  »Der  Trauern- 
den, meint  er  nun  S.  139,  ist,  vielleicht  nach  einem  letjsten  Rufe  vom  Steine  her, 
die  Tochter  erschienen.  Nun  sendet  die  Beruhigte  und  Besänftigte  den  Tnptole- 
moa  aus.«  Daß  Kora  an  sich  in  der  Figur  neben  Demeter  erkannt  werden  könne, 
soll  nicht  bestritten  werden;  desto  bedenklicher  ist  der  Rest  der  Wieseler'schen 
Brklänmg.  Einmal  deswegen,  weil  die  angeführten  Schriftsteller  uns  keineswegs 
sagen,  Demeter  habe  auf  der  avaxXrJftpa  ihre  Tochter  mit  Erfolg  heraufgerufen 
and  diese  sei  ihr  erschienen  ^) ,  was  auch,  da  es  sich  hier  offenbar  um  eine  Nach- 
ahmung des  attisch-eleusinischen  Mythus  handelt,  nicht  die  mindeste  Wahrschein- 
liehkeit  hat ;  sodann  deswegen,  weil  Demeter  doch  unmöglich  zugleich  die  Traueinde, 
als  welche  sie  Wieseler  anerkennt,  und  zugleich  die  Beruhigte  und  Besänftigte 
sein  kann  und  weil  man  nicht  begreift,  wie  sie  als  selbstvergessen  Trauernde  neben 
ier  wiedergewonnenen  Kora  dasitzen  und  obendrein  den  Triptolemos  aussenden 
könnte;  endlich  deswegen,  weil  von  der  Combination  der  Tiiptolemosaussendung 
mit  Demeters  Anwesenheit  in  Megara  und  ihrem.  Sitzen  auf  der  avaxXr^bpa  auch 
nicht  die  leiseste  Spur,  ja  dafür  auch  nicht  die  mindeste  Wahrscheinlichkeit  vor- 
liegt, so  wenig  wie  für  eine  Wiedergewinnung  der  Kora. 

Es  scheint  nach  dem  allen,  daß  hier  einer  der  in  unserer  Wissenschaft  keines- 
wegs so  ganz  seltenen  Fälle  vorliegt,  in  welchen  eine  vereinzelt  erhaltene  Dar- 
»tellnng  sich  der  erschöpfenden  Erklärung  entzieht  und  in  welchen  man  nicht  gut 
thnt,  eine  solche  erzwingen  zu  wollen,  während  es  vielmehr  gerathen  ist,  die  Auf- 
findong  von  Parallelen  abzuwarten,  auf  welche  man  ja  in  diesem  Kreise  am  ersten 
hoffen  darf.  Also  nur  mit  relativer  Wahrscheinlichkeit  kann  man  in  der  hier  be- 
sprochenen Gruppe  des  Louvresarkopliags  eine  selbständige  Mittelscene  zwischen 
dem  in  sich  abgeschlossenen  Raube  der  Kora  rechts  und  der  eben  so  abgeschlossenen 
irXavT]  Ar  ji.T|Tpo;  links  erkennen,  beide  letzteren  Scenen  nach  Analogie  der  anderen 
ßxemplare  dieser  Art  von  Sarkophagreliefen  gestaltet  und  die  iiTcnde  Demeter 
aach  der  nächsten  Analogie  des  petersburger  Reliefs  allein,  nicht  begleitet  von  der 
leben  ihrem  Gespann  einhersch webenden  Hora  oder  Iris. 

c.  Nebenseiten.  Hiemach  bleibt,  da  über  die  lediglich  omamentale,  wenn 
uich  sinnvolle  Bedeutung  der  bald  geflügelt,  bald  ungeflügelt  mit  Blumen  und 
Prüchten  im  erhobenen  Gewandschurz  an  den  Ecken  melirer  Sarkophage  stehenden 


a)  Paiisan.  I.  43.  2. 

b)  Im  Etym.   Magn.  s.  v.  'AvaxXT,ftp(;  p.  90.  29. 

c)  Paiisan.  a.  a.  O.  gagt:  Ion  oe  toj  llp'jxavelou  izh^ji  ttXtjoIov  ,  'AvoxXi^^pav  ttjv  Trlrpav 
bso[t.d'^o'j'ZVi,  (u;  Ar^iATjTTjp,  et  t(i)  iziozd,  ßre  t9]v  TTctiooc  iTrXaväTo  ^rfo^on,  r.a\  dviaüöci  dvexcHXcaev 
»yrr/jV*  £otx*5Ta  oe  Tm  Xö^«»)  ßpoiCtv  ^;  Y)fxa;  Ixi  ai  McYCtp^wv  ^-jvotixcc-  Und  Methodios  a.  a.  (), 
AvaxXTjOpi; •  TTcTpa  dv  Me^apot;'  ort  i\  AVjjjLT^Tpot  xade-sUeiaa  ir  iOttjc  avcTtaXeiTO  rfjV  xopr^v'  v.n\ 
ir.  TT,;  ivaTtXVjoeoj;  r^^v  Tri-pav  avxxXTjftpio'x  -iCoXojaiv. 

40* 


618 


tu. 


R  l'KD  KOHA, 


Uoren  l&Dgst  keio  Zweifel  molir  obwaltet"),  nur  nocb  ein  Bli 
oder  Schmal  Seiten  der  drei  vollälAndig  «rlialtenen  Sarkophage  'i,  5,  7  flbrig.  Die- 
jenigen des  Petersburger  Sarkopliaga  [7;  erledigen  sieb  aiii  allereinfacbsten .  sie 
zeigen  in  grüßeren  Dimensionen  ula  die  der  Figuren  der  Vorderaeite  je  eine  eitKndr 
Spbinx.  Wäclitorinnen  fllr  die  Ruhe  des  Verstorbenen  **)  -  Auch  über  die  Schmal- 
seiten des  florentiDer  Sarkophage  (5)  kann  kein  Zweifel  sein ;  sie  seigen  linb 
[Atlas  Taf,  XVU.  No.  14,  5.  a..]  die  Einführung  der  Alkeatia  in  den  Hades  üntdi 
Hermes,  rechts  lAtJas  a,  a.  O.  15.  5.  b.)  deren  Heran sfühmng  durch  Herakles 
Es  ist  eben  so  klar,  daß  diese  Darstellnugen  mit  denjenigen  der  Vorderüeite  in 
keiner  Verbindung  stelin .  wie  daß  sie  denselben  Grundgedanken  auadrflckoD  wi« 
der  Haub  der  Kora  und  ihre  Wiederemporholung  durch  Bermes.  welche  letsterr 
mehrere  Sarkophage  auf  einer  der  Nebenseiten  mit  der  Hauptvorstellung  irerbind«ii. 
So  in  der  hier  in  Kede  stehenden  Art  die  rechte  Nebenseite  des  Sarkophags  Ro^pi- 
giiosi  (Atlas  a,  a.  0.  No.  K,  wo  Hermes  die  liefverschleierte  Kora  von  der  Snile 
iltres  aU  L'nterweltakOnig  mit  dem  Kerberos  zur  Seite  thronenden  Gatten  hittWR|> 
Kufllbren  im  Begriff  Ist.  während  jener,  offenbar  in  Folge  des  geschlossenen  Ver- 
trags, mit  der  Rechten  einen  Geatus  der  Gewährung  oder  Entlassung  macht.  Eine 
ähnliche  Scene  zeigt  daa  mantuanor  Relief  [14)  {Atlas  a.  a.  0.  No.  12>.  nur  ilaD 
Hermes  hier  noch  nicht  die  Hand  an  Kora  gelegt  hat,  wie  in  'A.  eondem  wie  pur- 
lamentirend  vor  Hades  dasteht,  der  einen  ähnlichen  Gestua  macht  wie  in  3,  drr 
aber  hier  auch  als  Begleitung  einer  Gegenrede  gegen  Hermes'  Bolsrhafl  crklln 
werden  künnle.  Eine  in  diesem  Relief  hinter  dem  Throne  des  Hades  angcbnu-litv 
weibliche  Fignr  ist  bisher  unerklärt  und  kann  auch  schwerlich  mit  irgend wnichrt 
Sicherheit  erklärt  werden'^). 

Die  linke  Kurzseite  des  Sarkophags  Rospigliosi  zeigt .  auch  dies  eine  vCUi^ 
vereinzelte  und  darum  schwerlicli  mit  Sicherheit  zu  deutende  VoTstdlung.  eipn 
fast  ganz  nackten ,  auf  eine  strömende  Unie  isebr  zweifelhaft  ob  auf  deren  iwoi. 
eine  größere  und  eino  kleinere}  •*/  halb  gelagerten  Wassorgott  und  zwei  Praoe«- 
gestatten,  welche  [nicht  nur  eine  dei-selbenj "i  eine  zweite  Urne  handhaben,  vob« 
alle  drei  t^giiren  nach  der  von  der  Hauptvorstellnng  abgewandten  Seite  hlickn. 
Daß  hier  die  UnterweltstlUsse ,  Kokytos  nebst  Styx  und  I.ethi^  gemeint  üei'^n,  wi' 
Uttller  (nicht  Wieselerj  zu  den  Denkm.  d.  a,  Kunst  U.  Nu.  lob  aiinahtn.  bi 
allerdings  keinerlei  WalirscheJnliclikeit^),  ob  man  aber  in  diesen  Figuren  mit  PB^ 
ster    [S.   14^)   den   See   Pergus    und  zwei    sicilischc    Nymphen    oder  mil 


«)  Vargl.  FSriter  S,  143  f.,  Wieseler  >.  m.  O.  8.   1«. 

b)  Stephuil,  Conipte-rendu  etc.  pour  Vurnie  tSfll  S.  139.     FOrtler  S.   tlQ  u.  im. 

f)  Vergl.  <lle  verschieilencn  bisherigen  Doatnngsvariadie  bei  Fünler  ä.   I5G  I. 

A)  In  iliesem  Punkle  «elnheii  die  Püntei'sche  Zekbnnng  in  den  Annall  >i>n  \k'3  tat.  il  m. 
Ki'.  No.  2  («lederholt  In  den  Denkm.  d.  a.  Kuust  II.>  Ko.  108)  imd  dtc  der  '/.eWinnpf  tn  iUa 
znm  Orunde  liegende  sehr  >vhBne  Pbologmphie  ton  olninder  ib ;  dio  loUte»  gleU  nnla  im 
Klleubogen  des  Wiaeergotte«  nur  Feleun,  Pöraters  Zeirhnung  eins  klein«  Urne,  ab«r  keinwMD 
vülikommen  dcuUlcb.  Auch  Ut  mli  dieser  iweiteii  L'riie ,  die  lueli  Zo«gi  b.  Wd«ker.  ZtMx*«" 
D.  1.  «.  8.  'H  nicht  kennt.  Nichts  uixuringen;   vergt.  luller   FSritoc  5,   146  1 


.   M5. 

e)  PxB  Qegenthell  behauptet  Wleaeler  a.  i 
yiiiphe  mr'lilK  liegt  ileulHrh  an  der  Milndiin«; 

X)  Vrrgl.    KS^lr,  „.    Wie*Hep  .:    .1.   ...    lU 


1.   O, 


l  I'iv 


;  dU  Unke  iland  d0  * 


10.  Di':B  RAUB  DKR  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  619 


Wieseler  ;S.  145)  den  Kephisos  nebst  zwei  Nymphen,  seinen  Töchtern,  erkennen 
will,  welche  an  dem  Schicksal  der  Kora  bewegt  Antheil  nehmen,  das  hangt  davon 
ab,  welches  Local  man  als  das  von  den  Sarkophagarbeitern  für  die  Hauptdarstel- 
long  gedachte  annehmen  will.  Und  da  wenigstens  kein  Beweis  daftir  vorliegt,  daß, 
wie  Wieseler  meint ,  die  Arbeiter  dieser  Sarkophage  die  Handlung  als  bei  Eleusis 
vorgehend  gedacht  haben  (wenn  sie  überhaupt  gedacht  haben I),  während  die 
alexandrinisch-römische  Poesie,  welcher  nach  gewissen  Merkmalen  die  Sarkophag- 
arbeiter gefolgt  sind,  sicilisches  Local  annehmen,  wie  Förster  S.  145  bemerkt,  so 
wird  man  sich  bei  Pergus  und  zwei  Nymphen  wenigstens  einstweilen  beruhigen 
können. 


Zweite  Art. 


Das  Hauptmerkmal  der  Sarkophagreliefe  dieser  Art  ist,  daß  sie  zwischen  die 
Scene  des  Raubes  der  Kora  rechts  und  des  Irrens  der  Demeter  (auf  dem  Schlangen- 
wagen) links  als  dritte  diejenige  der  Überraschung  der  Kora  bei  der 
Anthologie  einschieben.  Chronologisch  ist  die  Abfolge  dieser  drei  Scenen 
allerdings  nicht  zu  verstehn,  auch  soll  die  Anthologiescene  durch  die  Stelle  in  der 
Mitte  schwerlich  mit  besonderem  Nachdruck  hervorgehoben  oder  als  wichtigste  aus- 
gezeichnet worden.  Doch  irrt  Förster  fS.  134)  wohl,  wenn  er  sagt,  die  hier  be- 
liebte Anordnung  beruhe  wohl  nur  auf  dem  Gesetze  der  Symmetrie :  Die  ganze 
Composition  solle  auf  beiden  Seiten  durch  zwei  äußerlich  einander  entsprochende 
Gruppen  [eine  Figur  zu  Wagen)  abgeschlossen  werden.  Ohne  Zweifel  hat  diese 
Rücksicht  mitgewirkt,  andererseits  konnte  aber  auch  die  Anthologie,  da  Hades  die 
Kora  von  dieser  wegraubt,  unmöglich  vor  den  Wagen  des  Hades  verlegt  werden. 
Dies  wird,  wenn  es  nicht  an  und  für  sich  klar  wäre,  besonders  deutlich  durch  den 
Sarkophag  von  Raffadali  (unten  No.  38,  Atlas  Taf.  XVU.  No.  18),  welcher  in 
einer  Art  von  Zusammenziehung  des  eigentlichen  Raubes  (der  Entführung  auf  dem 
Wagen)  und  der  Überraschung  bei  der  Anthologie  den  sonst  in  jeder  der  beiden 
Scenen  dargestellten  Hades  nur  ein  Mal  enthält,  und  zwar  wie  er  sich  rückwäiis 
von  seinem  Wagen  herab  zu  der  bei  der  Anthologie  knieenden  Kora   herabbeugt. 

Die  Exemplare  sind  die  folgenden,  und  zwar  an  vollständig  erhaltenen  Vorder- 
seiten oder  ganzen  Sarkophagen : 

15.  (1.)    Im  capitolinlschen  Museum    im   obern  Corridor,  Beschreib.  Roms  III.  I.   S.   165. 
Ganzer  Sarkophag.     S.  Atlas  Taf.  XVII.  No.  9,  9  a.,  9b.a) 

16.  (2.)    In  Berlin  im  Saale  der  Büsten,  Bötticher,  Nachtr.  zu  dem  Verzeichuiß  der  Bild- 
bauerwerke des  alten  Mus.  1867  S.  6  No.  872.     Unedirtb). 

17.  (3.)    In  Tarragona  im  Klosterhofe  der  Kathedrale,  Dübner,  Die  ant.  Bildwerke  in  Madrid 
u.  Spanien  S.  283  No.  678 «).     Ganzer  Sarkophag. 


«)  Bei  Förster  S.   159  No.  1  (28).     Abgeb.  Mus.  Capitol.  IV.  teb.  55  (die  Nebenseiten  p.  257) 
und  sonst  noch  ein  paar  Mal,  aber  unvollständig  und  ungenau. 

b)  Bei  Förster  S.   164  Nu.  2  (29).     Früher  im  Palazzo  Garaffa^olobrano  in  Neapel. 

c)  Bei  Förster  S.  165  No.  3  (30).     Abgeb.  bei  Laborde,   Voyage  pittoresque  ea  Espa^ne  I. 
pl.  59  und  bei  Albifiana,  Tarragona  monumental,  Tarir.  1849  t.  16. 


S^  111.    MVrill:^  l'I'.H  UKMKTKU  USU  KOIU, 

IS.    (1.)    Im  Viittta  mu6tlnl*iil  In  Koni,  (?litge mauert   Im  lioie  rccliu  y 
schroitung  Rüuh  III.  ui,   S,   3UB"), 

19.  (ü.)    In  U»iuii  (Slcilieu^  in  der  Kalliüdralü,  äuliubririg.  Uüttineui  gul.  Auzi.  m«  IMIA 
KKliriclitBn  S.  ^^0  1T>)     8.  AÜ.3  T»r.   XVII.  No.  24.     IJaBisr  Sirkopliig 

20.  (B.^    In  Asrhen  im  Mfinster,  Urllcbs,  Jubibb.  de»  Vcieliii  von  A1unliDiD«munileu  in 
BboinUiida  V.  VI.  (1844)  S.  373.     S,  Atla»    T»f.  XVII,  No.  T'-J.     Gimer  Swlopluf. 

Von  den  vod  Fürster  8.  167  No.  4  nud  8.  172  f.  No.  7  zn  dieser  Art  jrt- 
leclmetou  tVagmenton  gehört  das  erslere  im  Louvre  No.  288  bei  darw'  norti 
walii-sclieinl icher  nn  den  Saikophugon  der  2.  Galtnng  (s.  unten  No.  -t2l  ;  das  andm 
'im  Kloster  8.  Paolo  fnori  le  mura  in  Rom  von  Zoä^  ^sehn^  tet  jetet  nleht  mehr 
Hiifziifinden ;  über  seine  mitgliche  Identität  mit  einem  RcliefTragmont  in  IV^I  >. 
Filmter  a.  a.  O.  n.  S.  124  Änm.  2.  Von  zwei  weiteren  Fitigmentuu  der  Scew 
ik'ä  Kaubes,  welche  Förster  8.  lüü  unter  So.  42  und  13  auffdhrt  iKora  lumd- 
^oworfcn  im  Arme  des  lladofl),  läßt  sich  tiicht  entächeidon  [wenig«>len§  uiclit  null 
der  Beschreibung)  ,  ob  sio  von  Sarkophagen  der  hier  iu  Rede  stuheniien  Art  mlff 
von  der  I .  Art  der  2 .  Gattung  ätumuioo  i  dasäelbe  gilt  von  dem  si<  eben  LTwiliDb-n 
Fragment  in  Tegel. 

In  der  zusammen  fassenden  Duapreclinug  dessen,  was  diese  äarkopjji^.'rflii'li' 
Oemeinsnmos  und  was  sie  an  Varinnlcn  und  Besonderheiten  halFOo .  mfli^ii  <li<' 
beiden  Öccnon ; 

a.  und  b..  der  Anthologie  und  dos  Raubes  znsammen^raßt  «cnii^n, 
weil  sie  in  der  8tollnng  melirer  Figuren  in  einander  abortrehn. 

In  der  Antliolugio  kniet  Utier&ll  Kora ,  und  zwar  auUer  in  'Jn  sie  allein,  IM 
mit  dem  linken,  bald  mit  dem  rechten  Bein  am  Ilodon  und  seliant  rfickwlttt  n  | 
dem  von  biuten  an  sie  heran  treten  den  liad«.'«  einpur.  Uire  eine  ilntnl  Irpt  W 
neistena  (außer  in  1 5  nnd  16,  wo  die  Recht«  erhoben  igt)  auf  den  otbei  itf 
stehenden  oder  umgeworfen  liegenden  Blnmenkorb.  Dieser  fehlt  in  15,  wo  ui 
Erot  hint«r  Kora  sich  mit  einem  ganz  kleinen  KOrbchen  (nicht  dem  Gewände  te 
Kora  nach  FSiater)  zn  schaffen  macht;  fthnlich  in  17,  zwei  EOrbe  in  16.  %>» 
entweder  ganz  hekleidet  (19,  20)  oder  m.  o.  w.  entblößt,  am  stärksten  in  t.^.  wo 
ein  Himation  nar  ihre  linke  8chnlt«T,  den  Schoß  nnd  das  linke  Bein  nmgiebt:  ii 
20  trigt  sie  eine  Stephane  im  Haar,  in   19  ist  ihr  Eopf  versti^a. 

Had-es,  der,  wie  gesagt,  von  hinten  zu  Kora  herantritt  [w^e*  20  a.  miet 
und  sie  mit  dem  rechton  Arm  ergreift  oder  zn  ergreifen  sich  anschickt,  ist  flbcnB 
nur  mit  dem  Himation  bekleidet,  das  den  größten  Theil  seines  KJlrpers  nackt  s^i 
läßt.     In   15,    16  nnd   IS^)  hält  er  mit  der  Linken   ein  Sceptet  mit  den  erst» 


■)  Bot  Förster  S.  167  No.  5  (»2).  Abgeb.  Gal.  Oiustinlani  Ii.  Uv.  118,  die  Kchu  finpFt 
vollständiger  bei  1tirb«u1t,   Itcceuil  do  dN.  moniiiu.  ant.  pl.  49.   1. 

b"!  Bei  Förster  S.  170  No.  6  (33).  Abgeb.  b,  llouel ,  Voyige  pittoresque  des  ile«  de  Seil«. 
Vu.  I7N2,  J.  pl.  J4,  wiederholt  in  den  Deuknj.  d.  ■.  Knnst  II.'  No.  lO:)  (1U2)  mit  Teil  m 
Wloaeler  Ü.  132  tC. 

<■)  llei  Förster  S.  173  No.  S  (351.  Abgeb.  mehrfwh,  »bar  urigenaftend  u.  >.  In  den  Jikrtt 
des  Verelus  von  Alterth.  Fr.  Im  Rh.-Ld.  a.  a.  0.  IX.  \.  I.  3,  llluatr.  Zeituag  IS53  ^. 
:>.   I<S4. 

d}  Vcrgl.  Zoega  in  Welcker«  Zeluebrin  u.  ».  ».   S.  'AO;  in  der  Zelchnunf  a 


J 


lU.    DER  KAI:B  I>J;:R  KOKA  :    IHRE  KATIIODOi*  UND  AN0D08.  621 

drei  Fingern,  das  in  den  übrigen  Exemplaren  wohl  nur  durch  Brucli  fehlt  oder  in 
den  Abbildungen  iwie  in  ISJ  ausgelassen  ist.  Ob  er  in  19  wirklich  unbärtig  sei, 
wie  es  auch  nach  der  neuesten  Abbildung  (Atlas  Taf.  XVll.  No.  21)  scheinen 
könnte,  ist  bei  der  schlechten  Erhaltung  nicht  sicher  zu  entscheiden  ;  in  den  anderen 
Elxemplaren  hat  er  einen  struppigen  Bart  und  m.  o.  w.  verwonenes  (in  IS  bei 
einem  Porträtkopfe  kurz  geschorenes)  Ilaar^'y. 

Um  diese  Gruppe  sind  nun  die  drei  großen  Göttinnen  in  mannigfach  wech- 
selnder Weise  geordnet. 

Athena  sondeii;  sich  in  den  meisten  Exemplaren  (15,  18,  19,  20)  ganz  aus 
der  Gruppe  der  Anthologie  und  verfolgt  Hades  in  der  Scene  des  Raubes.  Nur  in 
1  f)  und  1 7  befindet  sich  Athena  links  vom  Beschauer)  neben  Kora ;  in  1 7  schreitet 
sie  allein  aus  dem  Hintergründe  vor,  in  IG  eilt  sie,  nach  links,  gegen  die  Scene 
des  liTcns  der  Demeter  umblickend,  zu  Kora  heran,  was  dahin  mißverstanden  worden 
ist,  4ils  wollte  sie  der  Mutter  die  Tochter  zeigen^). 

In  15,  16,  IS  erscheint  links  zunächst  neben  Kora  die  durch  Scepter,  Ste- 
piiane  ,18),  oder  solche  und  Schleier  ;15,  IG),  auch  theilweise  Entblößung  der 
einen  Brust  (18,  wenn  auf  die  Abbildung  Verlaß  ist)  charaktensirte  Aphrodite, 
welche  in  15  und  IS  der  Kora  zuzureden,  in  IG  ihr  mit  an  den  Mund  gelegter 
rechter  Hand  Schweigen  zu  gebieten  scheint.  ^\ji  ihrer  Stelle  steht  in  19,  wo  sie, 
wie  in  17  und  2i)  ganz  fehlt,  Hermes,  durch  den  Hut,  die  Chlamys  und  Reste 
des  Ker>'keion  kenntlich  gemacht^),  als  Knappe  des  Hades  wie  in  mehren  Sarko- 
phagen der  folgenden  Gattung. 

Das  Gegenstück  zu  Aphrodite  bildet  in  15  Artemis,  deren  Oberkörper  rechts 
(vom  Beschauer)  hinter  Hades  zum  Vorschein  kommt  und  welche,  den  Bogen  in 
der  Linken,  mit  der  Rechten  nach  einem  Pfeil  in  ihrem  Köcher  greift,  als  wollte 
sie  mit  einem  Schusse  den  Räuber  vertreiben.  An  ihrer  Stelle  steht  in  18  eine 
Göttin,  welche  ganz  bekleidet  und  verschleiert  und  mit  dem  Scepter  im  linken  Aime 
ziemlich  unzweifelhaft  als  Hera  charakterisirt  ist  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
in  der  That  eine  solche  sein  soll,  so  wenig  Hera  irgendwo  und  in  irgend  einer 
Weise  als  an  dem  Raube  der  Kora  betheiligt  vorkommt.  Es  ist  wohl  möglich, 
daß  der  Sarkophagarbeiter  (oder  der  ihm  vorarbeitende  Künstler",  dabei,  in  Be- 
ziehung auf  die  bevorstehenden  Theogamien,  an  eine  Inno  pronuba  gedacht  haben 
mag,  welche  in  römischen  Sarkophagieliefen  ähnlich  vorkommt^),  und  welcher  er, 
um  sie  als  solche  zu  bezeichnen,  wie  der  Aphrodite  gegenüber,  einen  schwebenden 
Eros  mit  der  Fackel  (öctooü^^o;  ^(a^kiAo^)  beigegeben  hat,  während  er  die  durch  sie 
verdrängte  Artemis  an  einer  andern  Stelle  verwandte  (s.  unten) .  Die  Vermuthungen 
Försters  ;S.  1G9)  über  diese  Figur  kann  ich  nicht  für  richtig  halten.  In  19  hat 
Artemis  (denn  diese,  nicht  Aphrodite,  wie  Förster  S.  171  annimmt,  scheint  hier 
gemeint  zu  sein ;  die  Stelle  in  der  Composition  behalten ,  an  welcher  sie  1 5  zeigt, 
aber  ilire  Handlung  ist  verändert,  indem  sie  zusammen  mit  Athena,  wie  in  16  und 
17  an  Stelle  der  Athena,  den  Hades  in  der  Raubscene  rechti  verfolgt,  und  dieser 


a)  Zoega  a.  a.  0.  S.  30. 

b)  Vergl.  Förster  S.   162  Anni.  2. 

<!j  Vcrgl.  den  Atlas  Taf.  XYII.  No.  24,  in  den  frfiberen  Abbildnn^flli  n»^— 
(1)  Siehe  oben  S.   131  und  verp:1.  Atlas  Taf,  \,  No.  19,      .^ 


es2 


in. 


i  riEU  HEMICTKK  l'NU  H 


Verbindung  mit  der  Ilarpage  entapiicht  dem  Sinne  nacb  (lie  Art,  wie  dar  V«r- 
fertiger  von  1 8  die  von  ihrer  Stelle  verschobene  Arlemis  verwendet  hat,  indem  er 
910  (die  sie  cbarakterisireuden  Attribute  des  Bogen!«  und  Köchers,  welche  die  Ab- 
bildung ausgelassen  hat,  bezeugt  Zofiga)  "J  umblickend  neben  den  I*ferden  des  Hadet 
dahineilend  darstellt,  der  Absicht  nach  doch  wahrscheinlich,  nm  diese  aortnballcn, 
so  unklar  dies,  in  der  Abbildung  wenigBtenB,  aasgedrOekt  sein  mag.  In  20  endlich 
kniet  Artemis,  durch  kurzgeschilrzten  Chiton  cliarskterisirt  nnd  mit  einer  Stephane 
geaclimückt,  wie  in  mehren  ReHefen  der  folgenden  Gattung  eine  Oeflihrtin  Kon? 
von  hinten  gesehn  rechts  neben  Korx  und  schaut,  wie  dieso,  nach  links  empor. 
wShrend  sie  mit  der  Hechten  einen  umfallenden  Blumenkorb  berührt.  Vergl.  Föreler 
ä.  175.  Der  Aufblick  der  Kora  und  der  Artemis  gilt  in  dioBcm  Relief  wie  in 
einigen  der  folgenden  üiittung,  ans  welcher  der  aachenor  Sarkophag  Elemente  in 
seine  Gomposition  aufgenommen  liitt,  dem  Anschein  nach  der  auf  ihrem  ScJiUn^n- 
wagen  heranstttimonden  Demeter  und  os  bleibt  Iraglich .  ob  nicht  die  gedanken- 
losen Sarkophagarbeiter  die  Sache  in  der  That  so  verstanden  haben .  wenn  nicht 
was  besonders  ftlr  den  aachener  Sarkophag  (2()'i  auch  möglich  scheint,  diu  knicnilo 
nnd  diu  Rechte  abwehrend  erhebende  Figur  unmittelbar  vor  den  Schlangen  Urt 
Demeter  aus  der  in  anderen  Sarkophagen  hier  gelagerten  Figur  der  Tcllus  hervor- 
gegangen ist.  Der  Sache  nach  kann  diese  Verbindung  der  mittlem  mit  der  tetJütn 
Beeile  links  hier,  zwischen  der  Äutliologio  und  dem  Irren  der  Uemoter  am  allft- 
wenigstüu  augenommen  worden,  da  diese  Verbindung  den  Mythus  rocht  oigenlHrh 
auf  den  Kopf  stellen  würde.  Es  !st  daher  eine  nicht  wohl  abzuweisende  AimAhmc 
Försters  iS.  17-1),  daß  ein  von  li-uks  anstatt  sonst  [wie  es  sein  sollto]  von  recli» 
au  die  kniende  Kora  herantretender  Hades  ausgelassen  worden  ist .  wuVhcin  dir 
Blicke  der  knienden  Figuren  galten,  und  welcher  sich  an  eben  der  8icllc.  w 
welcher  er  hier  vorausgesetzt  wird,  in  der  That  in  dem  Soane'schen  Rvlnt  uuifD 
No.  26)   findet. 

Endlich  bleiben  in  der  Sceae  der  Anthologie  noch  verschiedene  Erotcii  in 
erwähnen,  von  denen  derjenige  neben  Kora  in  Ih  und  die  beiden  neben  ÄphrnJitf 
und  Hera  sehwebenden  in  IS  bereits  genannt  sind.  In  Iß  fohlen  die  Eroten  in 
der  Mitte  ganz;  iu  17  finden  wir  ihrer  zwei,  wenngleich  fast  bis  zur  LTnkenatlicb- 
kuit  verstümmelte  rechts  nnd  links  neben  Kora,  denjenigen  links  (wie  in  tu  naii 
19)  mit  dem  in  der  Abbildung  nicht  erkennbaren  Blumenkorbe  l)oschliriigt .  daa- 
jcnigen  rechts  in  nicht  mehr  zu  entrathselnder  Thfttigkeit.  Das  Motiv  der  Bfr 
srliäftigung  mit  dem  Blumenkorbe  kehrt  bei  einem  links  neben  Kora  xteheodeD 
Bros  in  19  wieder,  wälirend  der  in  IS  neben  Hera  achwebende  in  2«  sich  bemn- 
gewendet  hat  und  hinter  Athona  horfliegond  diese  aufzuhalten  bestrebt  ist. 

Es  ist  schon  gesagt,  daß  in  den  meisten  Reliefen  dieser  iVrt  Atbena,  in  Vi 
von  Artemis  begleitet,  iu  lU  und  17  durch  diese  ersetzt,  indem  aic  sich  von  it' 
Gruppo  der  Anthologie  ablöst,  wesentlich  nach  dem  Motive  der  Svkopbagie  der 
I.  Art  Hades  bei  der  eigentlichen  Entführung  verfolgt  nnd  ihm  die  gonuibt«  Kon 
£11  entreißen  sucht.  Dies  ist  am  enorgise besten  in  I S  veranschanlichl,  wo  AihrU 
die  Kora  mit  dem  rechten  Arm  um  den  Leib  faßt,    während   sie  in  1&,    19,  1^ 


:l('kura  ZDltaclirin  u. 


10.  D£U  KAUB  DKU  KORA ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  623 

nur  die  Hand  an  deren  Arm  oder  Schulter  legt,  wie  in  den  Reliefen  der  1 .  Art  an 
den  Arm  des  Hades. 

Dies  hangt  mit  der  veränderten  Composition  der  Gruppe  Hades  und  Kora 
zusammen.  Beide  Gottheiten  stehn  nämlich  in  den  Reliefen  dieser  2.  Art  bereits 
▼ollkommen  neben  einander  auf  dem  Wagen ,  Hades  (auch  hier  von  vorn  gesehn) 
nach  vom  (rechts) ,  in  1 5  lebhaft,  wie  antreibend  über  die  Pferde  gebeugt,  in  den 
anderen  Exemplaren  grad  aufrecht  und  mit  dem  rechten  Arme  Kora  umfassend, 
welche  sich  bald  heftiger  [19,  20,  dann  18)  bald  weniger  (17),  bald  endlich 
[15,  wo  sie  einen  Porti'ätkopf  hat)  so  gut  wie  gar  nicht  sträubt,  wobei  sie  sich 
zurückbeugt  und  den  linken  Arm  über  den  Kopf,  den  rechten  nach*  hinten  wirft 
oder  auch  (18)  beide  Hände  über  dem  Kopfe  zusammenschlägt.  ^Nur  20  hat  hier 
in  sofern  eine  Reminiscenz  der  Reliefe  der  1 .  Ali;  bewahrt,  als  Hades  den  Wagen 
erst  mit  einem  Fuße  betreten  hat  und  man  seinen  nackten  Körper  unterhalb  der 
Kora  sieht;  doch  liegt  diese  auch  hier  in  seinem  umfassenden  rechten  Arme,  und 
zwar  ebenfalls  nach  hinten  übergebeugt,  nicht  nach  vorn  geworfen.  Sie  ist  in 
diesen  Reliefen  fast  durchweg  ganz  [mit  einem  Chiton)  bekleidet  und  nur  in  15 
auffallender  Weise,  zum  größten  Theil  enthüllt,  mit  einem  emporbauschenden,  mit 
beiden  Händen  gehaltenen  Gewände  versehn. 

Die  grad  ansprengenden  Pferde  des  Hades  (in  17,  18,  20  vier,  in  15  und 
19  (?)  aus  Versehn  nur  drei  wie  in  16  zwei)  unterscheiden  sich  nicht  von  denen  in 
der  Mehrzahl  der  Reliefe  der  l.  Art  (außer  7,  8,  10,  11);  ebenso  wiederholt  sich 
der  dort  über  ihnen  fliegende  Eros  mit  der  Fackel  hier  in  15,  18,  19,  20,  wäh- 
rend er  in  16  und  17  fehlt.  Und  nicht  minder  ist  auch  hier  Hermes  Führer  der 
Pferde,  der  nur  in  17  auf  die  rechte  Kurzseite,  in  16  neben  die  Pferde  gestellt,  in  IS 
mit  dem  Ende  der  Platte  verloren  gegangen  ist  und  in  19  neben  den  Köpfen  der 
Pferde,  anstatt  vor  denselben  erscheint.  In  16  sind  vor  den  Pferden,  wie  in  7, 
8,  10  unter  denselben,  Felsen  gebildet,  ohne  daß  jedoch  die  Pferde  hier,  wie  dort, 
versinkend  dargestellt  wären.  Unter  ihnen  liegt  hier  in  17  nur  ein  umgestürzter 
Blumenkorb ;  die  gelagerte  Tellus  der  Reliefe  der  l .  Art  ist  hier  nur  in  20  wieder- 
holt, wo  sich  (an  derselben  Stelle  auch  in  15)  eine  Schlange  über  ihr  erhebt.  In 
15,  18,  19  ist  die  Tellus  durch  einen  bald  durch  Schilfstengel  (?) ,  bald  durch  ein 
Ruder  (18)  charakterisirtcn  Wassergott  ersetzt,  welcher  in  mehren  Reliefen  der 
zweiten  Gattung  wiederkehrt  und  den  man  mit  Förater  (S.  161)  Pergus  wird 
nennen  dürfen.  Wieseler  (a.  a.  0.)  bestreitet  die  Berechtigung  dieses  Namens, 
längnet  das  sicilische  Local  und  will  einen  Oberwelts-  oder  Unterweltsfluß  und 
wenn  den  letztem,  dann  Acheron  annehmen.  Für  erwiesen  kann  dies  Alles  nicht 
gelten.  Mit  dieser  einen  Figur  aber  begnügt  sich  nur  19 ;  18  ftlgt  noch  eine  weitere 
(in  der  Abbildung  nicht  erkennbare,  aber  von  Zoega  bezeugte),  nur  mit  dem  Ober- 
leib aus  dem  Boden  ragende  Figur  hinzu,  welche  1 5  als  unterwärts  mit  Schlangen 
umgeben  und  bärtig  wiederholt  und  der  dies  Relief  eine  dritte  (am  weitesten  nach 
rechts)  beifügt,  welche,  jugendlich,  mit  an  die  Lippen  gelegter  rechten  Hand, 
ebenfalls  nur  mit  dem  Oberleib  aus  dem  Boden  emporragt.  In  der  erstem  ,in  15 
und  18  wiederholten)  Figur  mit  Förster  (S.  161  vergl.  S.  171)  Enkelados  zu 
erkennen  wird  keinen  Anstand  haben  ^),  während  die  Benennung  der  letztem  (nur 

a)  Die  Begründung  von  Wiesele»  Widerspruch,  welche  er  a.  a    0.   S.  134  ankündigt,  muß 
abgewartet  werden. 


9U  ^...,.,'J-,  I^..|l3rT1WKI>BBQIEM^Si«^q|lp:BW'k, 

te  t^,YOfkom^lwtto)  «Is  AskAUpboB'^uwtsgw.ikr.BAdeBklifib^.jMltciiwLdeHa 
jugendlieh  mftnnliche  Bildung  nicht  sicher  igt,  sie  vielmehi  ia  40)  iäebi^ngim 
Atlau  Tnl.  XVII  Nu.  il,  uint-ii  Uui^l-ü  lJ««i;!(.i,r  iiaiOj  W.-il.iTail  m  l.aU-i.  ^-Wm 
win  äiii  denn  aucli  viui  Vistiiiiili''j  für  weililicL  f^uliftltuu  woi'ilen  iat.  Daß  librifc'»'!«' 
iliirch  Pt;rgUK  mi  dem  diu  Wasaetschlai)^  in  15  uutei'  dcji  Muchen  ilcr  l'fonif 
(jüliört'ii  laagi.  KiikclatloB  und  ihn  iu  lä  noclk  weiter  reclil»  (it.  iuilen,i  crschtiiBon- 
ilun  Korbui'os  der  Weg  von  der  Über-  zui'  Unterwelt  ungmlciiti^tt  wurden  eollo,  ul 
vi>H  FüTStor  (S.  tt)2J  wohl  mit  Keclit  bemerkt ;  eben  dcBwegen  ist  auoli  die  J^ 
tuLge  dieu-i'  Figiiruu ,  welchu  iu  Pcr^a  nod  Enkelados  1 S  umkehrt ,  in  15  vj>l% 
in  OriInuu£.  ■ 

Gan«  'eigonHinniUch  sind  dem  Itcliel'  1  f>  die  beiden  rigureii  am  Ku&M-Htfiii  iwli- 
ten  Ende.  Nike  nnd  Herakles,  von  tienuii  jene,  übrigens  nngeflflgcit.  mitJiui 
Itcüt  eine«  Kranzofi  in  der  crliobeiien  liechten  und  mit  einem  Piümenzweig  im  liukui 
Arme  lebhaften  Sclirittea  auf  daa  Gespann  des  Ilades  justietit.  w&hrend  Ueraiüet, 
zwischen  duatien  Beinen  eiu  Kopf  des  Kerberus  siehtbui'  wird,  tief  in  müh  LAwcd- 
feil  oingolittUt  nach  der  entgogengeBetsten  Seite  au  ««(^breitet.  Wenn  mitn  nur  der 
vielfaclien  Fälle  eingedenk  bleibt,  wo  Nike  nirht  sowohl  einen  erkilmitrieji  ikf. 
uIh  vielniL'br  jM\e»  Ueliiigeu.  jeden  Krfol^  bufri'lißt  und  veri«innlich('': .  mi  i.>ii  uirlil 
Wühl  abznsfliii,  wiinnii  ni;in  ihr,  lii.'  iinllonb.'ra  ^^;lnz  fdtrlicli  al«  Uoliii  d<.-i'li'at^- 
t8n.,qjfd.4w4ei|  2iwtwimiui{[,  SK.iMrwl!hiitlUuiu  Aier  d)Maii»> 

deirfwg ,  ^^WDrefibes ,  wanm  nan  fragen  BoUte,  ob  der  Ueria  Uegmie  Gwiiih' 
BcUn  wd  ««es  EHnBtlen  [e*  sind  eigenthttmliclie  KllBstler,  dJeae  ^Sarb^ilwgM«- 
kautmt)  wdrdi«  aei,  wie  dwieB  FöEater  |S.  162)  Aut,  der  üeh  (ß.  163]*]  Ul» 
gieht,  si|«lmtwaMft,  d«fi  4«SmiB  der  NikaniaU  dem  Hadw,  sqndfln  der  nt» 
dem  Bilde  der  Kon«  [mit  Portrttfcopf)  dargestelltra  Veratorbenea  gelle  od  dit 
Iloffuung  anf  Wiederkehr  aus  dem  Hadea  ausdrucken  solle.  Daß  dagegen  die. 
immerhin  sehr  seltsam  angebrachte ,  Flgui'  des  Herakleu ,  der  ja  in  der  Tbat  an» 
dem  Hades  wiederkehrte ,  sowohl  als  er  don  Kerberos  omporbraehte  wie  socb  ili" 
er  die  Alkestis  wieder  zum  Leben  führte,  einen  derartigen  Sinn  haben  solle,  ilics 
wird  man  Förster  um  so  leichter  zugeben,  je  mehr  die  frttheren  Dentnngen  dieser 
Figur  offenbar  falsch  sind  und  je  mehr  die  Verbindung  der  Heranfnihnuig  der  Al- 
kestis mit  dem  Koiaianb  an  dem  florentiner  Sarkophag  (5  ,  vergl.  oben  S.  6\i 
zeigt,  daß  auch  andere  Sarkophagaibeiter  dergleichen  Gedanken  zu  versinnlicbei 
bestrebt  gewesen  sind.  Daß  hier  in  15)  zwischen  den  Beinen  des  Herakles  d« 
Kerboroskopf  sichtbar  wird,  soll  schweilich  auf  das  Kcrberosabcntenet  des  Ueldca 
anspielen,  das  müßte  denn  doch  unter  allen  Umständen  anders  dargestellt  sein;  & 
bat  vielmehr  nnr  einen  ürtüclien  Grund,  es  war  kein  anderer  Platz  fUr  diesen  im 
local  bezeichnenden  Unterwelteh und  vorhanden,  der  ans  eben  demselben  Omnd  ind 
an  dem  vaticanischen  Alkestissarkophag  ^;  an  verkehrter  Stelle  angebracht  ist. 

c.  Das  Irren  der  Demeter.  Über  diese  dritte  Scene  sind  hier  nur  »eni^ 
Bemerkungen  ntithig.  da  dieselbe  einereeits  fast  durchweg  sehr  einfaeh ,    melunali 

a)  Mus.  Pio-Clciii,  V.  |i.  -IU,  eben  so  von  jjcrlianl .  Lb.  Acu  itildeikrris  *.  Kleusif  PrWiaf 
N».   I. 

I>1  Vcrcl.  nur  i>bon  8.   540  n.  54!l  iind  Ais  hier  in  den  Note»  .^ngcfBhrip. 

(')  Allcrdincs  in  rbcruinatinmiuni;  mit  /oi^ga  boi  Welikut.  Itciti'i'hriK  u.  s.  ».  S.  W 

d)  Oorhird,  Antike  IHIdweike  T«f.  i^. 


10.  DER  UAÜIl  DEK  KOUA  ;  IHKK  KATHODOS  UND  ANODOt*.  625 

:16,  19)  durch  die  auf  dem  Schlaugeuwa^en  stehende  Göttin  allein  dai'gestellt  ist 
und  andererseits  nur  in  wenigen  Punkten  von*  der  Darstellung  in  den  Reliefen  der 
I.  Art  abweicht.  Zu  den  beachten swertlien  Abweichungen  gehört,  daß  Demeter 
liier  ungleich  bewegter  und  leidenschaftlicher  erscheint,  als  in  jenen  Reliefen;  am 
stärksten  tritt  dies  in  20  hervor,  wo  sie  mit  ihrem  unordentlich  fliegenden  Haar^ 
dorn  flatternden  Bogengewande ,  den  beiden  vorgesti'eckten  Fackeln  und  dem  nach 
besten  Vermögen  des  Bildhauers  pathetischen  Gesichtsausdruck  recht  wie  eine 
At|}jlt]t7|P  'Epivvu;  aussieht.  Ähnliches  wird  von  18  und  19  gelten,  nur  daß  die 
Darstellung  hier  schlecht  erhalten  (19)  oder  in  der  Abbildung  manierirt  wieder- 
gegeben ist  (18),  während  die  Haltung  der  Göttin  in  17  einigermaßen  ruhiger  ist 
und  sie  in.  15,  übrigens  mit  gelösten  Haaren  und  entblößter  rechter  Bi-ust ,  eben- 
falls ruhiger  stehend  sich,  wie  in  einigen  Reliefen  der  folgenden  Gattung,  umschaut, 
was  schwerlich  einen  guten  Sinn  hat.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  hält  sie  hier  zwei 
Fackein,  wie  ständig  nur  eine  in  den  Reliefen  der  1.  Art.  Von  der  neben  ihren 
Schlangen  dahinfliegenden  Iris  (s.  oben  S.  013}  ist  sie  hier  nur  in  20  begleitet 
und  diese  Figur  ist  mit  unglaublichem  Ungeschick  gebildet.  Dagegen  steht  vor  ihr 
auf  dem  Wagen  als  Lenkerin  die  kleingebildete  Gestalt  der  geflügelten  Hora  (s. 
oben  a.  a.  0.)  in  18  und  20  (in  18  fast  wie  ein  Eros,  aber  gewandet  gezeichnet, 
in  20  mit  größtentheils  gebrochenen  Flügeln)  und  eine  ähnliche,  aber  sehr  ver- 
stümmelte Figur  kehrt  in  17  wieder,  wo  sie  in  der  Abbildung  nackt  erscheint. 
Sollte  dies  in  der  That  der  FaU  sein,  so  dürfte  man  mit  Förster  fS.  166)  füglich 
an  die  Erklärung  derselben  als  P  o  t  h  o  s  denken ,  so  daß  die  Figur  die  Personi- 
fication  der  Sehnsucht  wäre,  mit  welcher  die  Mutter  die  Spuren  der  geraubten 
Tochter  verfolgt.  Indessen  bleibt  dies  ungewiß.  Die  Schlangen  der  Demeter, 
welche  in  den  Reliefen  der  1.  Art  am  untern  Theile  des  Kölners  geflügelt  sind, 
tragen  hier  die  Flügel  regelmäßig  an  der  Halsgegend,  da  wo  ihnen  das  Joch  auf- 
liegt. Neben  ihnen  ist  wie  in  den  Reliefen  der  1.  Art  bei  4  und  5  hier  in  15 
Tellns  gelagert,  hier  aber  mit  den  Ftißen  nach  rechts;  an  dem  Füllhoni,  welches 
sie  beide  Male  hält,  macht  sich  in   15  ein  Erot  zu  schaflen. 

Ein  dem  Sarkophag  von  Mazzaia  (19)  allein  eigenthümlicher  Zusatz  am  lin- 
ken Ende  der  Haupt^eite  hat  verschiedene  Erklärungen  erfahren  und  ist  in  der 
That  nicht  leicht  zu  deuten. 

Hinter  der  auf  ihrem  Schlangenwagen  stehenden  Demeter  sieht  man  nämlich 
oben  auf  hangendem  Terrain'*)  einen  Mann  hinter  einem  Paar  zusammengej echter 
Ochsen,  hinter  denen  ein  Pflug,  den  man  bisher  ziemlich  allgemein  angenommen 
hat,  in  der  That  nicht  zu  sehn  ist,  wie  Wieseler  ^)  mit  Recht  bemerkt,  so  daß  man 
dessen  Ansicht,  es  könne  sich  anstatt  um  eine  Darstellung  des  Pflügens  um  eine 
solche  des  Ausdreschens  des  Getraides  auf  der  Tenne  durch  zusammengejochte  Stiere 
wie  II.  XX.  495  f.  handeln,  wenigstens  gewiß  nicht  ohne  Weiteres  verwerfen  kann. 
Auf  dem  untern  Plan  ist  ein  Säemann  dargestellt,  welcher  den  im  Bausche  seines  Ge- 
wandes getragenen  Getraidesamen  mit  der  Rechten  ausstreut.  Diese  beiden  kleinen 
Figuren  hatte  0.  MtUler  a.  a.  0.  als  den  »die  Pflugstiere  zusammenjochenden 
Triptolemos   (Buzyges)   und  einen  Säemann«    verstanden,    »welche    den   Erfolg   der 

a)  Daß    Schubrings   Angabe  (Gott.  gel.  Anzz.    a.  a.   0.    .S.  442),    es    handele    sich    um    ein 
»Postament«,  irrig  sei,    crgiebt  die  neue  Zeichnung   im  Atlas  Taf.   XVII.   No.  24  ohne  Weiterer*. 

b)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.3  No.   103  (102)  S.   135. 


III,    MVTllKN  l>Kli  IIKMUTKK 


Wiedererlangung  der  geraubten  Tochter  attdeotemi.  w&lireiid  Welckei'»)  den  M»- 
inann  »nicht  ohne  WahrBChcinlichkeit",  wie  Wieaeler  ;a,  a,  0.  iu  2.  und  3.  Aufl. 
hinzufllgt,  cbonfallB  ftlr  Triptolemos  erklärt.  Die  Annahme  nun .  "die  beiden  Fi- 
guren als  bloße  Staffagefigiiren  der  KXävi^n  zn  fassen  (?),  erklftrt  Fflrätcr  (8,  172 
für  völlig  verkehrt ,  da  cb  zu  bekannt  war ,  daß  der  Ackerbau  dem  McnBclicn- 
gesclilecht  erat  in  Folge  jener  irAivr^  und  der  gastlichen  Aufnahme  der  De- 
meter in  Attika  verliehen  worden  iat,  kein  Kttnstler  also  dich  einen  solchen  Aii«- 
chronismuB  hfltte  erlauben  kennen.  »Es  sollte  daher,  meint  er.  darch  dies«  lü-idt-n 
B'igurou  die  woLlthätige  Folge  jeuer  TtXävi;  und  somit  des  Raubes  dargestellt  wer- 
den.« Und  diese  Ansiebt  hat  in  der  Thal  in  sofern  das  Meiste  für  sich,  als  äi^ 
keine  fremden,  in  der  Darstellung  nicht  gegebenen  Elemente  verwendet.  In  Folp' 
des  Raubes  der  Kora  irrte  Demeter  anf  Erden  umher .  fand  in  Attika  gastliehe 
Aufnahme  und  stiftete  hier,  oder  nach  verschiedenen  Ortssagen  an  versckiedenvn 
Orten,  in  Argos ,  Sik^on.  Phlins  n.  a.  m. '')  —  so  daß  wir  an  ansscbließlich 
attisches  Local  nicht  einmal  gebunden  sind  —  den  Ackerbau .  welcher  in  iti'n 
■  kleinen  Nebenfiguren  des  Sarkophags  von  Mazzara  unter  dem  doppelten  Bilde  dn 
Säens  und  des  PfiUgens,  oder,  nach  Wieseler,  des  Anedreschens  des  Getnüdes  ver- 
gegenwärtigt ist.  »welche  ThStigkeit  als  die  letzte  zur  Gewinnung  des  GetraJiti?- 
nöthige,  der  ersten,  dem  8äon .  passend  gegenübergestellt  wii-d-.  Sollte  es  nun 
nicht  goratben  sein,  hierbei  einfach  atehn  ku  bleiben?  sollte  man  gnt  thnn.  mil 
früheren  Erklftrem,  auch  Förster  und  Wieseler.  in  den  kleinen  Figuren  mythiMb*- 
Personen ,  Triptolemoa  in  dem  SSemann ,  Keleos  in  dem  angebliehen  PAnger  mil 
Förster,  den  Wieseler  (8.  135)  berichtigt  hat,  oder  in  Beiden  Trip  toi  enm»  wii 
Wieseler  zu  erkennen^  Die  Art,  wie  Triptolemos  bei  Förster  hier  angeknOpIt  mir! 
wie  diese  Anknüpfung  durch  die  Parallele  der  angeblichen  TriptolemosnuiiseDilnDf 
in  dem  Louvresarkophag  ,S,  vei^l.  oben  8.  615f.)  vermittelt  wird,  hat  sehr  wcnijf 
überzeugendes.,  imd  wie  sich  Wieaeler  die  doppelte  Darstellung  des  Triptolemo»  mi- 
tivirt  gedacht  hat.   das  hat  oi'  wonigstuna  nicht  ausgesprochen. 

d.  Nebenseiten.  Über  die  Neben-  oder  Schmalseiten  der  gani  erhaltcDcn 
Sarkophage  dieser  Art  (l.'i.  17,  19,  20)  iat  Weniges  zu  bemerken.  Die  Oreifcp  «if 
den  Schmalseiten  von  1!)  haben  keinen  andern  Sinn,  als  die  Sphinxe  an  dem  Pe- 
tersburger Sarkophag  (7.  s.  oben  S.  ülS)  und  dem  weiterhin  zu  bespivcheodeg 
aus  Cattajü  in  Wien;  sie  sind  Wächter  des  Grabea.  Daß  anf  die  rechte  Kan- 
seite  von  IT  der  die  Roese  des  Hadea  ftUircnde  Hermes  verachoben  B>ci,  IbI  oIks 
:S.  023)  bemerkt;  die  Unke  Seite  enth&lt  eine  kniende  Gefährtin  der  Kon  mil 
einem  Blumenkörbe,  welche  erschreckt  emporblickt  und  die  Linke  erhebt,  ahnlich 
wie  mehre  derartige  Nymphen  auf  den  Schmalseiten  anderer  Sarkophage  ».  untm 
und  hier  schon  bei  l.'i  und  bei  30  zusammen  mit  einer  unurklArlen  männlichen  Fi^r' 
welche  einen  Fruchtkorb  hält,  vorkommen.  Die  rechh^<  Schmalseite  dca  aarhrnrr 
Sarkophags  ist  erst  durch  eine  Beschreibung  (bei  Ffirster  8.  I7fif,  miigctfacilt  '*- 
kannt .  welche  viel  zu  problematisch  erscheint ,  als  daß  es  gerathen  »ein  köRstr 
Erklärungen  anf  dieselbe  zu  grUndon.     (Wegen   1^  s.  den  Noclitrag.) 


■)  Auii.  ddl'  Init.    V. 

um  [luvBiiIt]  ot  «lumm 

b)  Votgl.  Prallor.   Don 

•■)  Vorgl.  Köretet  S-   1 


.   I4G   gH»tützt  auf   Uygin.    hb.   277:    l-oiea   [rmem   *am,]  t 
jt)  TrlptoleniD  trüge«  »orer«  deinonstrivlt  «tc.  ~ 

it  und   PorMpbooB  3.  JS3  f.,  (Irisch.  Mjlhul.   1.»  S,  OM. 


10.  DER  RAUB  DER  KOBA  ;  IHRE  KATHODOS  UKD  AN0D08.  627 

Zweite  Gattung. 

Die  zweite  Gattung  der  Sarkophagreliefe  innerhalb  der  ersten  Classe  mit  der 
Hauptrichtung  der  Figuren  von  links  nach  rechts  wird  durch  diejenigen  Reliefe 
gebildet,  welche  Demeter  in  der  TrXavr^  auf  einem  von  Pferden,  anstatt 
von  Schlangen  gezogenen  Wagen  zeigen,  während  innerhalb  dieser  Gat- 
tung wiederum  die 

Erste  Art 

diejenigen  Reliefe  umfaßt,  in  welchen  Hades  bei  der  ap^:a^r^  in  der  Vor- 
deransicht dargestellt  ist.  Diese  Sarkophage  entlialten ,  wie  diejenigen  der 
2.  Art  der  1.  Gattung,  die  drei  Scenen  der  rXavr^  Ar^fAr^Tpo;,  der  Anthologie  und 
des  Raubes  der  Kora. 

Die  Exemplare  sind  die  folgenden,  und  zwar  an  vollständig  erhaltenen  Vorder- 
seiten oder  ganzen  Sarkophagen: 

21.  (1.)    In  Messina  in  der  Kirche  S.  Francesco  d'Assisi  hinter  dem  Hochaltar»). 

22.  (2.)  In  Rom  via  del  Babuino  No.  155  an  dem  Hause  ehemals  des  Bildhauers  Cavaceppi. 
S.  Atlas  Taf.  XVII.  No.  8  »>). 

23.  (3.)  In  Salerno  am  Grabmal  des  Erzbischofs  Caraffa  im  Yorhofe  der  Kathedrale  S.  Matteo. 
Unedirtc). 

24.  (4.)  In  Pisa  im  Gampo  Santo,  an  der  äußern  Wand  des  Sudcorridors,  DiitschkCf  Ant. 
Bildww.  in  Oberitalien  I.  S.  66  f.  No.  77.  S.  Atlas  Taf.  XVII.  No.  10 d).  Ganzer 
Sarkophag. 

25.  (5.)    Im  Palazzo  Mattei  in  Rom  No.  1,  im  Hof  eingemauert«). 

20.  (6/)  Im  Soane-Museum  in  London,  Michaelis,  Archaeolog.  Zeitung  von  1875  8.  41.  1. 
S.  Atlas  Taf.  XVII.  No.  23  nach  der  für  das  Corpus  sarcophagornm  neu  angefertigten 
Zeichnung.     UnedirtQ. 


Auch  bei  diesen  Reliefen,  wie  bei  den  so  eben  besprochenen,  können  die 
Scenen 

a.  und  b.,  der  Anthologie  und  des  Raubes,  nicht  wohl  getrennt  werden, 
zeigen  aber  in  beiden  so  viel  mit  denen  der  2.  Art  der  I.Gattung  Verwandtes, 
daß  die  Besprechung  kurz  gefaßt  werden  kann. 

In  der  Anthologie  kniet  überall  Kora,  bald  mehr  nach  der  Mitte  der  ganzen 
Platte  zu ,  bald  mehr  gegen  das  linke  Ende  der  Mittelscene  hin ,  je  nachdem  ihr 
eine   nur  in  21    und  25  ganz  fehlende  Gefährtin   links  (23,    24,    26)   oder  rechts 


a)  Bei  Forster  S.  177  No.  1  (36).  Publicirt,  ungenau  nach  Förster  (mir  nicht  zu^nglioh 
gewesen),  von  Carmelo  la  Farina :  Su  di  uno  antico  sarcofago  nella  chiesa  de'  PP.  conventuali  dl 
Messina,  Mess.  1822. 

b)  Bei  Forster  S.  179  No.  2  (37).  Abgeb.  in  Cavaceppi,  Raccolta  d'antiche  sUtue  ecc.  III. 
UV.  38.  2. 

c)  Bei  Forster  S.  181  No.  3  (38).  Eine  von  diesem  eingesehene  Zeichnung  ist  mir  nicht 
Kogingllch  .gewesen. 

d)  Bei  Forster  S.  183  No.  4  (39).  Abgeb.  bei  Lasinio»  Baoeoita  di  stotoo  ume  ecc.  nel 
C.  S.  di  Pisa  Uv.  129,  130. 

e)  Bei  Forster  S.  185  No.  5  (40).     Abgeb.  Moamn.  Ifr«^      " 

f)  Bei  Förster  S.  187  No.  6  (41).    .Eine  ZekAnowr'^ 
berichte  der  berl.  Akad.  von  1871  S.  488  No   170 

k.  Siebs.  Oes.  d.  Wiss.  t.  1868  S.  218  H« 


628  111.  MYTHKN  DER  DKMETEU  UND  KOHA. 

(22)   beigegeben  ist.    Sie  berührt  überall  mit  der  einen  Hand  einen  gefüllten  Blumen- 
korb  wie   die  Gefährtin    in   der  Regel   einen   zweiten,    während    in  24    ein  dritter 
zwischen  beiden  steht.     Hades,   ganz  fehlend  in  der  grade  in  dieser  Scene  selt- 
sam zusammengezogenen  Platte  25,  tritt,  wesentlich  wie  in  den  Keliefen  der  vori- 
gen Art,  von  hinten  gegen  sie  heran  und  ergreift  sie  oder  streckt  den  Ann  nach 
ihr  aus,    ausgenommen    in  dem   auch   in   anderen  Beziehungen   am   weitesten  ab- 
weichenden Relief  26.     In  22,   23,   24  kommt  er  dabei  von  rechts  (v.  Beaehauer, 
d.  h.  von  Koras  linker  Seite,    nur  in  26  tritt  er  von  links  an  Koras  rechte  Seite 
heran   und  erscheint  auch  nur  hier  bis  auf  eine   um   seinen  Hals  geknüpfte  and 
hinter  ihm  emporflattemde  Chlamys  nackt,  sonst  überall,    wie  in  den  Reliefen  der 
vorigen  Art,    mit  dem  seine  linke  Seite   bedeckenden  Himation  bekleidet   und  das 
entweder  erhaltene  oder  nur  durch  Binich  verlorene  Scepter  in  der  Linken  haltend. 
Daß  Kora   überall   in  der  Richtung   seines  Herantretens   zu  ihm   aufschaut,    aller- 
dings m.  0.  w.   bestimmt,  versteht  sich  von  selbst,  ebenso,  daß  er  zu  der  Ergriffe- 
nen oder  eben  zu  Ergi'eifeuden  niederblickt,  wovon  wieder  nur  26  eine  Ausnahme 
macht.     Hier  schaut  er ,  so  gut  wie  Kora  und  die  kniende  Gefährtin ,  hinter  sich 
nach  der  Richtung,  woher  Demeter  auf  ihrem  Wagen  heraneilt,  und  es  dürfte  frag- 
lich sein,    ob  man   sich   dieses  Zurückblicken   aus   dem   zu  supponirenden   Heran- 
nahen  einer  der  dem  Raube    feindlichen  Göttinnen   motivirt  denken  darf    Artemi^i 
und  Athena  finden   sich   rechts],    und   ob   man   nicht   hier,    wie   ähnlich   bei  dem 
aachener  Sarkophag   20;  und  in  einigen  weiterhin  zu  besprechenden  eine  Gedanken- 
losigkeit des  Bildhauers  annehmen  muß,  welcher  die  in  seinem  Relief  thatsichlich 
nahe  herangekommene  Demeter  auch  durch  ein,  sachlich  ungehöriges,  Motiv  in  der 
Bewegung    der  Figuren    der  Mittelscene    mit    dieser    verbinden    zu   sollen  glauben 
mochte.     Dies  würde  sich  auch  auf  die  links   (v.   B.)   unmittelbar  vor  den  Pferden 
von  Denu'ters  Wagen  kniende  Gefährtin  Koras  bezielin,   in  welclier  Förster    S.  Ib'.» 
wohl  mit  Recht ,    nach  Maßgabe    der   von    ihr   getiagenen  Stepliane    und   viell«iclit 
jiueli  des  in  Kosten    neben  ihr    erhaltenen  Eros    (obgleicli    dieser   auch    in  2ii  vor- 
kommt   nicht  eine  jiTwöliniiclie  Nymplie ,    sondern    eine   große  Göttin  erkannt  hat. 
welclie  nur  Aj)hrodite  sein  kann.     Wenn  er  aber  meint,   diese  Aphrodite.'  schau» 
»olnie  allei '^    Zeielien  der  llxTraschniig-.    ja  sogar  absiclitlich  von  der  Gruppe  de- 
Hades  und  der  Kora  etwas  wej<«  und  sei  liier  nicht   ^wie  angonscheinlich    als  i*in< 
die    Artemis   vom    Widerstände    abmalinende     wie   in    21j    oder    Kora    bernhijreiul« 
wie  in  21).   sondern  >  j^leielisani  eine  Aphrodite  TrapaxuTrroüaa  ^?  ,  die  »Hlubios  airiio^i' 
.^ola  tiininltus  mixtoijue  uietn  ix^rterrita  fandet*    ^Clandian.   K.  P.   II.   15.")  .   Apim- 
dite.   welche  aus  Furcht  (?!    und  Freude  über  den  von  ihr  mit  veranlaßten   (  berfnll 
nur  ver.stohlen  [?,    oder  gar  nicht  nach  der  Stelle  und  dem  Ausgange  dessellvon  zu 
.sehen  wagt« .    so  dürfte    eine    solehe  Annalnne    im  Ganzen    wie  im   Einzelnen  H'hr 
prohleniatiscli  s(^in.      (Jauz  klar  dagegen  ist  die  Rolle,    welche  Aphrodite   in  -M 
spielt,    wo  sie.    durch  Stephane   und  Schleier  bezeichnet,    wesentlich  so  wie  in   !' 
und    IS.    links  neben  K(H*a  sich  zu  die.sei-  vorbeugend  ihr  zuredet,    und  zienilieh  klar 
auch,    .soweit   das  bei  der  ;iuR(M st  sehleehten   Frhaltung  des   Keüets   mögli<li   \>\     " 
2  1.    wo  sie.    keiintlicli   an   d«'r  Ste})liaue   und  dem   Seei)t('r  von   nichts  hinter  H:i«i'' 
gegen  die  links    neben    diesem     erselieinend«' .    am   Original    dureli   den   KocIht  iin- 
di(^  Gürtung  erkennbare.    Artijmis  heranzutreten   un«i  diese   von  dem   Wider-Uui" 
gegen    Hades  zuriickliallen   /u   wollen   scheint        In  2  2  und  2."»    tehlt  AphnMÜi.    L'a:  ^ 


10.  di:r  uaub  der  koka  :  ihre  kathoim)a  ukd  anodos.       Ü29 

Id  22  und  23  erscheint  an  der  Stelle,  welclie  sie  in  21  einnimmt  und  in  24, 
soweit  man  dies  zu  erkennen  vermag,  an  derselben  Stelle,  von  der  Aphrodite 
rechtshin  weggerückt  ist,  Hermes,  welcher  in  dieser  lioHe  schon  in  n>  zu  cou- 
statiren  war ,  als  der  Beistand  und  Kna])pc*  des  Hades ,  am  bestimmtesten  in  seiner 
Handlung  charakterisii-t  in  22,  wo  er,  wie  Hades«  Hand  an  Kora  legt,  wobei  er 
wie  heftig  erschreckt  nach  der  heraneilenden  Demeter  umblickt.  Ol)  der  Sarkophag- 
arbeiter ihn  hierbei  wirklich,  wie  Förster  (S.  ISO;  meint,  »offenbar  nach  den  Göt- 
tinnen, welche  der  Persephone  zu  Hilfe  eilend  zu  denken  sind«,  umschauend 
gedacht  hat  und  nicht  vielmehr,  der  thatsächlichen  plastischen  Erscheinung  gemäß, 
nach  der  Demeter,  dies  wird  um  so  fraglicher,  als  die  dem  Kaube  feindlichen  Göt- 
tinnen 'Artemis  und  Athena)  auch  hier  rechts,  die  erstere  in  einer  Mittelstellung 
zwischen  Anthologie  und  Kaub,  dargestellt  sind.  Je  nachdem  mau  von  dem  Kunstr 
vermögen  und  Geist  der  hier  in  Frage  stehenden  »Künstler«  eine  größere  oder  ge- 
ringere Vorstellung  hat,  wird  man  ihnen  eine  Composition  zutrauen,  welche,  dem 
innem  Sinn  des  Mythus  allerdings  entgegen,  dem  Augenschein  entspricht,  oder  eine 
solche,  welche  dem  von  ihnen  wirklich  Dargestellten  widersprechend,  mehr  im 
Sinn  des  Mythus  sein  mag.  Für  den  Hermes  in  23,  wo  derselbe  nach  Förster 
;d.  1^2)  sich  linkshin  nach  der  hinzuzudenkenden  Athena  umsehn  soll,  gilt  Ähn- 
liches;  in  24  beugt  er  sich  zur  knienden  Kora  vor. 

Artemis,   welche  in  21   ganz  fehlt  und  deren  Auftreten  gegen  Aphrodite  in 
21,    so   weit   es  sich   erkennen   läßt,    bcHÜirt  worden,    soll   nach  Förster  8.    1S2, 
durch  Köcher  und  Bogen  bezeichnet,  auf  Hades,  der  seine  Hand  nach  Kora  aus- 
streckt, losgehn  und  sich  nach  ihrer  Genossin  Athena  umsehn,  welche  (wie  gesagt] 
nicht  dargestellt  ist,    aber  nach  Förster  links  von  Kora  vorausgesetzt  werden  s<»ll. 
In  22  und  2G  hat  sie   eine  eigenthümlichc  Mittelstellung   zwischen  der  Antliologie 
und  dem  Raube,    indem  sie  beide  Male,    durch  das   kurzgeschttrzte   und  gegürtete 
Gewand,   in  26  auch  noch  durch  den  Köcher  charakterisirt ,  mit  lebhaftem  Schritt 
am  rechten  Ende  der  Anthologiegruppe,    unmittelbar  hinter  Athena  in  der  Gruppe 
4I0B  liaubes  aus  dem  Hintergrund^)  hervortritt,  in  22  mehr  der  Gruppe  des  Haubeh 
2Siigewcndet ,  aber  auf  diejenige  der  Anthologie  zurückblickend,   in  2()  umgekehrt, 
mit  dem  Blick  auf  Athena  mehr  der  Mitte  zustrebend.     Dadurch  wird  es  zweifel- 
haft,  ob  man  sie  mit  Förster  (S.    1901   als  l)ereit  erklären  darf,    sich   der  voran- 
eilcnden  Athena  anzusehließen,  wie  dies  in  25  allerdings  angenommen  werden  darf, 
oder  ob  der  Bildhauer  von  einer  Vorlage  ausging,   in  welcher  sie,  wie  in  IT)  ivergl. 
auch  21)    dem  Hades    in    der  Anthologiegruppe    entgegt^nzutreten   sieh   an.«*chiekt4;. 
und  ob  er  nicht  durch  ihren  Umblick  zu  Athena  eine  an  sich  ungehörige  Verbin- 
dung der  beiden  Scenen  hergestellt  hat,    wobei  er  sich   einer   andern  Vorlage  wie 
*»o  19  'vergl.    HJ  und   17,    oben  S.   021;    zum  Grunde  gelegen  zu  haben  scheint, 
erinnert  haben  mag.    über  das  für  Artemis  in  22  von  Förster  vorausgesetzt(»  Motiv 
'*•  Weiterhin. 

Ein  gegenül)er  den  bi.slier  betrachtetem  Sarkophngen  ganz  neuer  Zusatz  mehrer 
'^liefe  dieser  Art  (22,  21  u.  2'))  ist  die  im  Hintergrunde  klein  angebrachtt?  Figur 
^^  Zeus,    welche  ganz  deutlich  in   22  unmittelbar  hinter  und  flb<*r  Hades  rechts 

a)  Der  von  Kürstor  S.    MMj  aus  ( Liiniiaii  II.   21U  bulcet«;   lUiini    neben    ihr  winl  WAhrurhein- 
"«•hj-r  imr  znr  Trt'nniniff  »Ut  Srenen  »lioiien. 


030 


111.    UVTI1KN  DER  UKMKTI'Jt  tJKU  KOBA. 


EU  »ehn  ist,  älinlicL  in  25,  »ber  aucli,  wenngleich  in  suhr  verstflnuneBral 
neben  fiiuem  Baume  rechts  gewendet  sitzend  in  24  unmittelbar  rechte  von  E 
erliiinnt  wurden  darf. 

Daß  dieser  Zeus  in  22  vdllig  gewandet  cxeoheint  nnd  eine  gewisse  Ähnliehkeit 
mit  dem  Juppiter  Piuvina  der  AutoninssJlnle  hat,  kann  die  Uit^htigkoit  Beiner  Be- 
nennung weder  beeinträchtigen,  nocii  kann  es  als  in  hesuudercm  Sinne  bedeutdain 
gelten'),  aber  eben  se  wenig  läßt  sich  fllr  dies  Relief,  geschweige  denn  fUr  24, 
wo  die  Gestalt  mit  knapper  Noth  sicher  verstanden  wci'den  kann ,  festsetzen, 
daß  ZeuB  hier  blitzworfond  dargestellt  sei  und  daß  er  «ÜYa^mv  ki  QÜ|>avi<uv  (Eoriii 
Hei.  13IÜJ  Artemis  orschiecke  nnd  von  ihrem  Angriff  auf  Hades  ahh^tc.  wie 
FSrster  a.  a.  0.  annimmt.  Auch  in  25,  wo  die  Zeichnung  Zens  mit  einem  Bliti 
in  der  Linken  und  dem  neben  ihm  sitzenden  Adler  ausstattet,  Ist  im  Origiulc 
weder  von  dem  einen  noch  von  dem  andern  Etwas  zu  seJin.''i  Er  »treckt  in  22 
eben  nur  den  rechten  Arm  über  dem  Kopfe  des  Hades  aus  und  kann  sich  mit 
diesem  so  gut  auf  ein  Scepter  gestützt  haben,  wie  er  das  jetzt  Überhaupt  oirlil 
erkennbare  Scepter  im  Unken  Arme  gehabt  haben  kann.  Und  da  er  ancfi  in  2J 
(und  Boweit  äicli  dies  erkennen  läßt  in  24]  nur  ruhig  dasitzt,  so  kann  er.  wii 
dies  für  2h  auch  Förster  ausspricht,  eben  so  gut  als  bloßer  Znsciiauer.  natOrlicIi 
im  Sinne  des  Mythus  als  innerlich  betheüigter  betrachtet  werden,  wie  ul»  aildier. 
der  sieh  als  künftiger  »socem  des  Hades  bekennt  (Förster  a.  a.  0.). 

Athena  ist.  wie  in  den  meisten  Reliefen  der  vorigen  Art.  von  der  Sccne  du 
Anthologie  ganz  abgelöst  und  gehört  zu  derjenigen  des  Raubes.  Und  itomit  bMk 
aneh  hier  mir  noch  ein  Blick  auf  mancherlei  den  Hauptpersonen  bcigogebene  Erolei 
Übrig,  deren  einige  bereits  erwähnt  wurden.  In  21  schaut  ein  solcher  den  Hida 
Über  die  Schulter:  in  22  nnd  24  fehlen  die  Eroten  in  der  Anthologiesceac  po. 
wogegen  ihrer  in  23  je  einer  links  neben  Kora  und  der  knienden  GefUutiii  ük 
findet,  der  letztere  mit  einem  Clumenkerbe.  der  erstere  mit  Horas  OevaadeC) 
liCBchllftigt.  In  25  findet  sich  je  elu  Eros  zu  beiden  Seiten  der  Knra.  der  tat 
(rechts;  schwebend  und  ihren  bauschenden  Bt^lileier  fassend,  der  andere.  tAet 
unter  den  Hufen  von  Demetei-s  Pferden  mit  einem  Blumenkörbe  befaSt.  Pi»  'm 
denn  auch  der  Platz,  an  welchem  der  schon  oben  besprochene  Eros  neben  d«r 
knienden  Aphrodite  in  2ti  erscheint,  der  zu  stark  zerstört  ist,  als  daß  man  Dbri 
seine  Ilandlnug  entscheiden  könnte,  der  sich  aber  wahrscheinlich  ebenfalls  nitües 
lllimicnkorbo  zu  schaffen  machte,   auf  welchen  die  Göttin  die  rechte  Hand  legt 

Der  Raub.  In  der  Scene  des  Rauhes  zeigen  die  Reliefe  liieser  Act  wdi 
weniger  Abweichungen  von  deneu  der  vorher  besprocheneu ,  als  in  derjeni^wi  ibt 
Anthologie;  namentlich  ist  die  Gruppe  der  Ilauptpoi'sonen .  Hades.  Kon  vi 
Athena  fast  genau  dieselbe,  mit  Ausnahme  von  2G.  wo  Kora,  wie  in  dto  llr- 
liefen  der  1 .  Art  der  1 .  Gattung  mit  dem  Kopfe  nach  vom  wie  entteelt  dallrft 
von  Hades  jedoch  nnr  mit  dum  rechten  Arm  umfußt  wird ,  wälirenil  er  mit  i" 
linken  Hand  die  Zügel  seiner  I'ferde  hält.  Uaß  er  dabei  nicht  vorwirt».  it»ia» 
ti.Tlb  rückwärts  nach  der  Verfolgerin  Athena  blicke,  wie  Förster  S.   I  S!t  «apt.  if- 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AN0D08.  631 

wenigstens  nach  der  Zeichnung  s.  Atlas  Taf.  XVll  No.  23)  ein  Irrthum;  vielmehr 
schaut  Hades  mit  seinem  allerdings  anfgesetzten ,  aber  antiken  Kopfe*)  wie  theil- 
nehmend  auf  Kora  hinab.  Auch  in  den  übrigen  Exemplaren^  23  und  25  aus- 
genommen, schaut  Hades  vorwärts,  niclit,  wie  in  vielen  anderen  Keliefen  zurtlck 
auf  Athena ,  welche  auch  hier  überall ,  dem  Räuber  auf  dem  Fuße  folgend ,  ihm 
seine  Beute  zu  entreißen  sucht.  Hierbei  wiederholt  sich  in  22  ein  Motiv  aus  20, 
nämlich  daß  ein  Eros  die  Athena  aufzuhalten  sucht,  wobei  derselbe  jedoch  hier 
nicht  ihr  nachfliegend,  sondern  hinter  ihr  stehend  oder  schreitend  und  zu  der  nach- 
eilenden Artemis  (s.  oben]  umschauend  gebildet  ist.  An  seiner  Stelle  und  wesent- 
lich auch  in  seiner  Rolle  erscheint  in  23  Aphrodite,  kenntlich  an  der  Stephane. 
Ob  Förster  S.  181**)  diese  Göttin  in  22  mit  Recht  in  einer  Halbfigur  erkennt, 
welche  zwischen  Hades  und  dem  über  dessen  Pferden  fliegenden  Eros  zum  Vor- 
schein kommt  und  welche  allerdings  weiblich  zu  sein  scheint,  muß,  so  sehr  im 
Einzelnen  Förster  ihre  Situation  schildert  —  mit  triumphirendem  Lächeln  Hades 
beglückwünschend  und  sich  an  Koras  Angst  weidend  — ,  gegenüber  der  Zeich- 
nung (Atlas  Taf.  XVH  No.  8)  dahingestellt  bleiben.  Nach  dieser  erscheint  die 
Figur  nicht  mit  von  der  Brust  hierabgestreiftem  Gewände ,  sondeiii ,  so  weit  sie 
sichtbar  ist ,  ganz  nackt  und  nicht  stehend  ,  sondern  schwebend ,  was ,  wenngleich 
sie  nicht  geflügelt  sein  mag,  wie  man  nach  Cavaceppis  Stich  meinen  könnte,  für 
Aphrodite  schwerlich  passen  würde.  An  dem  Relief  von  Salenio  (23)  soll  eine 
Parallelfigur  vorkommen,  auf  welche  Förster  eventuell,  wenn  Aphrodite  nicht  halt- 
bar sein  sollte,  hinweist,  eine  diesem  Sarkophag  allein  eigene  »weibliche  Flügel- 
figur, in  Stellung  und  Haltung  Ii'is  [neben  Demeters  Wagen]  gleich.  Was  sie  in 
der  vorgestreckten  Rechten  hielt,  ist  nicht  zu  sagen,  da  dieselbe  durch  Eros  ver- 
deckt wird.«  Gerhard^)  hat  sie  Nike  benannt  und  die  Bedenken,  welche  gegen 
deren  Anwesenheit  Förster  (S.  121)  und  162)  erhoben  hat,  scheinen  weniger  schwer 
wiegend  (vergl.  oben  S.  624),  als  diejenigen,  welche  seiner  eigenen  Benennung 
dieser  Figur  als  Alekto  entgegenstehn.  Ohne  Autopsie  aber  des  Sarkophags  von 
Salemo  ist  hier  keine  Entscheidung  möglich ;  in  22  dürfte  weder  Nike  noch  Alekto 
zu  erkennen  sein. 

Auch  in  den  Pferden  des  Hades,  deren  aus  Versehn  in  26  nur  zwei  sind, 
in  Hermes  als  ihrem  Führer  in  allen  Exemplaren  [in  24  ganz  an  die  Ecke  ge- 
drängt' außer  in  26,  wo  er  mit  einer  Geberde  der  Bedenklichkeit  (» airoaxoircjiv « ? 
Försters.  190)  die  Rechte  an  die  Stirn  und  den  Hut  legend  vor  den.  Pferden  steht, 
femer  in  dem  über  den  Pferden  fliegenden  Eros  meist  mit  einer  Fackel,  in  23  mit 
einem  Gewandstück,  aber  gewiß  nicht  dem  »flammeum«,  nach  Förster  S.  182  vergl. 
oben  S.  610),  in  dem  unter  diesen  in  26  rechtshin,  sonst  überall  linkshin  liegenden 
Fluß-  oder  Wassergott  (Pergus)  mit  Schilfrohr  oder  Ruder,  dem  in  21  Enkela- 
do8,  in  22  und  26  (hier  in  Spuren)  Kerberos  beigegeben  ist  (vergl.  oben  S.  623f.), 
stimmen  diese  Sarkophage  mit  der  Mehrzahl  der  bereits  besprochenen  überein.  Sie 
unterscheiden  sich  dagegen  von  diesen  durch  noch  einige  Zusatzfiguren,  welche  zum 
großen  Theil  in  den  noch  zu  besprechenden  wiederkehren,  nämlich   l )  durch  einen 

aj  Vergl.  Förster  S.   188  Note  3. 

b)  Freilich  in  Übereinstimmung  mit  Zoega  bei   Welcker.   Zeitschrift  n.   s.   w.  S.  35. 

c)  Üb.  den  Bilderkreis  v,  Eleusis  (^Oes.  akad.  Abhh.  II.)  S.  426  Anm.  297,  vergl.   Beilage  B. 
No.  21*. 

OTerbeck,  Kunstroythologie.  III.  41 


632  in.  MVTiiRs  m-.n  df.mett;k  vxu  k(ira. 

in  2t  vor  Hades  auf  dem  Wagea  stabenden  und  die  Zligcl  haltend«!!  Br0>. 
der  luA^li  eher  weise,  viclleiciit  etwas  verändert']  auch  in  2-t  erkannt  werih-n  lunu 
und  welelier  in  2S  durch  eine  fiagelloac  und  bekleidete  wt'iblirhv  Figur 
von  ganz  und  gar  prol)lein*ti»cli er  Bedeutung  orsetKt  ist  (Försler  8  1ST1;  2'  ilurrli 
einen  in  i^pureu  erkenuliareu .  unter  den  Pferden  fliegenden  V-w»  in  2 1 .  welelirr 
Willi  1erlialt«n  an  dem  Sarkophag  von  Barcelona    (27)   wiederkehrt. 

c\    Das  Irren  der  Di'meter.      Auch  in    dieser  Scene    ist,    wenn    man    von  d<-ni 
lliinptiinterschiede  der  Gattung  absieht,    daß  Demeter,    anstatt  mit  Schlangen,  mil 
KoBsen  ^hrt.    gegen    die  hislier  betrachteten  Reliefe.    nnmentllcL   diejenigi-u  di^r 
'J,  Art  nicht  eben  Vieles,  aber  doch  Einiges  const&nt  geSndert,     Der  Pferdi?  ainii 
llberall  nur  zwei  ain  Wagen  der  Göttin,  ausgenommen  24,  wo.  wahrscheinlich  der 
Symmetrie  mit  dem  Gespanne  des  Hades  wegen,   eben  s«  anfgereiiit  wie  dort,    vii^r 
Pferde   vor  dem  Wagen   der  Demeter  erscheinen,    denn    daß  die   hinteren  boidrti 
ttpAter  hinzngefflgt   seien     wann   etwaTj    ist   eine    ganz   unwahraelieinlich«  Terniii- 
thnng  Försters  8.   IS4.     Die  Haltung  der  Demeter   ist   flbcrall   die  «Itokor  Iw- 
wegte  der  Sarkophage  der  2.  Art  der  t.  Gattung,  gegenllber  der  ruhigem  in  deaen 
der  1.  Art:  sie  hftit  nur  eine  Fackel   'außer  in  iR]  bald  In  der  Kn!hl<-n,  bald  In 
der  Linken  und  streckt  die  andere  Hand  mit  leiden  sehn  ftüehiT  OeltH-rd«  aus,  wob« 
sie  in  22  wie  in  I  ii  in  einer  schwerlich  sinnvoll  zn  erklärenden  Welse  hinter  wti 
zurOckschaut.      Vor  ihr.  neben  und  über  den  Pfei'den  dahinseh webend  kehrt  SlNinil 
Iris  wieder,   hier  aber  ganz  beständig  auf  die  Göttin  zurückblickend  mit  iHier  ilrn 
Kopf  erhobenem  rechtem  Ann  und  meistens  (nicht  in  25  und  20)   einer  cntblDttl« 
Brust.      Ebenso    wiederholt    sieh  die  vor  Demeter  stehende,    wagen lenken<le  II'T« 
außer  in  21!  und  alli-r  Wahrsch.-inli.'hki-il  naeli  2  1  und  ^ln-n^i  k.-Iirl  (Ibcrnll,  »nflrr 
in  21,    wo  sie,    wie  an  dem   spltter  zu   besprechenden  Sarkophag  Ric-asoli,   dirrl 
zwei  mit  einem  Blumenkörbe  beschäftigte  Eroten  ersetzt  ist,  die  unter  den  PfeH^i 
meistens  nach  rechts,   in   24  nnd  25  nach  links  gelagerte  Tellns  (Gaea;  inedfC' 
welche  hier   in  der  Regel   mit  nacktem  Oberkörper  von   hinten  gesehn  wird,  «ii 
FttUhom  im  linken  Arm  hat  und  die  Rechte  erbebt.    In  25  ist  sie  als  xouj>qt[«^ 
ein  Kind  säagend  dargestellt.     Vor  Iris  in  23,    hinter   ihr  in  sehr   verstümnHiteD 
Zustand  in  26  fliegt  eine  kleine  männliche  Flflgelligur,  ffir  welche  hier  ein  an  «kB 
Sarkophag  von  Tarragona  (17  s.  oben  S.625]    der  Name  des  Potlins  anneboilur 
erscheint  (Förster  8.   IS2). 

d)  Schmatseiteu  sind  hier  nur  bei  24  erhalten.  Die  rechte  zeigt  eine  erscIirocktP 
kniende  Gefährtin  Koras  mit  einem  Blumenkorb,  ähnlich  wie  sich  ihrer  In  15  i*'' 
auf  der  linken  Schmalseite  finden.  Auf  der  linken  ist,  ähnlich  wie  auf  der  recbl« 
von  15  der  thronende  Hades  dargestellt,  vor  welchem,  wie  dort,  eine  tiefein- 
gehüUte  weibliehe  Figur  steht ,  gegen  welche  Hades  die  rechte  Hand  erbebt 
Hermes,  welcher  in  15  zwischen  Beiden  erscheint,  fehlt  hier;  gleichwohl  i^l  ^^ 
aus  den  bei  der  Besprechung  von  15  (s.  S.  üi'A  angeführten  Grdnden  walirschrin- 
lieber,  auch  hier  Hades  und  Kora  im  Gespräche  vor  ihrem  Abschiede  bei  Kons 
Rückkehr  zur  Oberwelt,  als  etwa  einen  von  Hades  begrllßten,  eben  an  kommen  Jen 
Schatten  zu  erkennen. 

.J  Vergl.   [Ifilaolike  ..  ..  (I.  .'i.  Ü7. 


10.  DER  RAUB  DEK  KOKA ;  IHRE  KATHÜDOS  UND  ANODOS.  633 

Zweite  Art. 

Das  gemeinsame  Merkmal  der  Reliefe  dieser  2.  Art  ist,  daß  in  ihnen  Hades 
in  der  zweiten  Seene  des  Kaubes'  von  der  Kilckseite  gesehn  wird, 
wobei  die  quer  in  seinen  Annen  liegende  Kora  mit  dem  Kopfe  nach  liinten  ge- 
wendet ist,  während  auch  diese  Sarkophage  die  drei  Scenen  der  Anthologie ,  des 
Raubes  und  des  Irrens  der  Demeter  verbinden. 

Die  Exemplare  dieses  Typus  sind  die  folgenden,  und  zwar  von  ganzen  Sarko- 
phagen oder  vollständigen  Vorderseiten : 

27.  (1.)  In  Barcelona  im  Museum  des  Erdgeschosses  der  öffentlichen  Bibliothek,  Hübner, 
D.  ant.  Bildwerke  in  Madrid  n.  Spanien  S.  27«)  No.  G67.  S.  Atlas  Taf.  XVII.  No.  11. 
Ganzer  Sarkophag;   die  Nebenseiten  s.  Atlas  a.  a.  ().   No.   13  (II  a.)  und   16  (11  b.)»). 

28.  (2.)  Im  Palazzo  Barberini  in  Rom  No.  2,  Beschreib.  Roms  III.  ii.  S.  39<>.  fJanzer 
Sarkophag.     S.  Atlas  Taf.    XVII.   No.   19  mit  den  Nebenseiten  a.   u.   b.»>) 

Wie  ein  Excerpt  aus  diesen  Darstellungen  mit  Unterdrttekung  fast  aller  Neben- 
figuren, namentlich  auch  der  drei  Göttinnen,  erscheint  eine  Sarkophagplatte: 

29.  (3.)  Im  Palazzo  Mattei  No.  2,  eingemauert  im  Hofe,  Beschreib.  Roms  III.  in.  S.  525. 
S.   Atlas  Taf.  XVII.   No.  4^). 

Hades  fehlt  in  der  Anthologiescene  in  folgenden  zwei  Platten: 

30.  (4.)  In  Villa  Albani  in  Rom,  in  der  stanza  delle  colonne,  Beschreib.  Roms  III.  ii.  S.  4S3, 
Morcelli,  Fea,  Visconti,  La  villa  Albani  descritta.  R.  1869  p.  25  No.  139.  S.  Atlas 
Taf.  XVII.  No.   17^). 

31.  (5.)  In  Lansdowne - house  in  London,  im  Ballsaale  hoch  eingemauert,  Michaelis, 
Archaeolog.  Zeitnng  von   1874  S.   3S  No.  46.     Llnedirt^J. 

Hierzu  kommen  noch  folgende  Fragmente: 

32.  (6.)  Im  Louvre,  Clarac,  Descript.  des  ant.  du  Mus^e  du  Louvre  No.  288  (Ajax  et 
€as8andre)n.  Fragment  der  Anthologie,  am  nächsten  verwandt  mit  der  Darstellung  in 
27.     Vergl.  oben  S.  620. 

Nach  einer  brieflichen  Mittheilung  Heydemanns  ist  das  von  Gerhard  verkannte 
Keliefbruehstück  No.  815  im  berliner  Museum  (Gerhard,  Verz.  der  Bildhauerwerke 
36.  Aufl.  S.  184  )) Opferscene «)  das  Fragment  einer  Anthologie,  Kora  mit  dem 
Blumenkorb,  Hades,  Reste  der  Göttinnen,  die  Oberfläche  sehr  mitgenommen.  Die 
Zugehörigkeit  zu  der  hier  in  Rede  stehenden  Art  oder  zu  einer  der  frülier  bespro- 
chenen läßt  sich  nicht  feststellen. 

Dasselbe  wird  gelten  von  einem  Bruchsttlck  der  AntJiologie,  eingemauert  über 
dem  Studio  Canovas  in  Rom  (vicolo  delle  colonnette  27),  welches  Förster  S.  2(Mj 
unter  No.   1    (50)  verzeichnet  hat.     Das  Bruchstück: 


a)  Bei  Förster  S.  191  No.  1  (44).  Abgeb.  bei  Laborde,  Voyage  pittoresque  en  Rspagne  I. 
pl.   11.   1,  wiederholt  in  Welckers  Zeitschrift  u.  s.  w.   Taf.  I.   1—3. 

bj  Bei  Förster  S.  194  No.  2  (45).  Publidrt  von  demselben  Ann.  dell'  Inst,  von  1S73  tav. 
d*agg.   GH.  III.  mit  den  Nebenseiten  a.   u.  b.   und  Text  p.  87  sqq. 

c)  Bei  Förster  S.   196  No.  3  (46).     Abgeb.  Mon.  Matthaeian.   III.  tab.  6. 

d)  Bei  Förster  S.   197  No.  4  (47).     Abgeb.  bei  Zoega,   Bassirilievi  di  Roma  II.  tav.   97. 

e)  Bei  Förster  S.  198  No.  5  (48).  Genauere  Mittheilungen  von  Klugmann  bei  Gerhard,  Üb. 
d.   Bilderkreis  v.  Eleusis  Beilage  B.   No.   35  und  von  Matz  bei  Förster  a.  a.  0. 

f)  Bei  Förster  S.  167  No.  4.  Abgeb.  b.  Winckelmann,  Mon.  ined.  No.  141  und  sonst  mehr- 
fach unter  der  von  Winckelmann  (a.  a.  0.  p.  188)  ausgegangenen  falschen  Benennung  als  Aias 
nnd  Kassandra  am  Palladion,  berichtigt  zuerst  von  K.  Braun,  Ant.  Marmorwerke  S.   21. 

41* 


634  III.  MYTHEN  DER  DEMETER  UND  KORA. 

33.  (7.)  im  Palazzo  Matte!  an  Piazza  Capraiiica  in  Rom,  verzeichnet  bei  Förster  S.  200 
No.  G  (49),  bietet  ein  Fragment  des  Raubes,  Hades,  Kora  und  Athena  von  oben  bit 
an  die  Knie  erhalten,  einen  durrh  Restauration  entstellten  wahrsf-heinlicheii  Rest  dd 
Hermes  und  vielleicht  einen  von  der  Restauration  verdrängten  oder  überdeckten  desFergut. 

Von  den  bei  Förster  a.  a.  0.  unter  No.  2  und  ^  verzeichneten  Kurzseiten 
'im  Palazzo  Castellani  und  im  Hofe  des  Palazzo  Rondinini  in  Rom),  enthaltend: 
zwei  Mal  zwei  erschreckte  Gefährtinnen  Koras,  ähnlich  wie  in  15  und  in  2S.  nnd 
ein  Mal  eine  Gruppe  des  Hades  und  des  Hermes,  statt  wie  in  24  des  Hades  und 
der  Kora,  läßt  sich  die  Zugehörigkeit  zu  der  einen  oder  der  andern  Art  dieser 
Sarkophage  ebenfalls  nicht  sicher  feststellen. 


Des   mit   den  Sarkophagen    der  bisher  betrachteten  Arten    übereinstimmenden 
ist  auch   hier  so  vieles ,    daß   es   hauptsächlich   darauf  ankommen  wird ,    die   zum 
Theil  constauten  Abweichungen  hervorzuheben,  deren  weitaus  bedeutendste  gegen- 
über den  anderen  Sarkophagen,  welche  die  Anthologie  enthalten,  die  ist,    daß  die 
beiden  Reliefe  30  und  31  ,  bei  denen,  wie  schon  bemerkt,    Hades  in  der  Antbo- 
logiescene  fehlt,    so  daß   diese   anf  die  kniende  Kora   mit    etlichem  Beiwerke  be- 
schränkt ist,  in  den  Gestalten  der  drei  Göttinnen  Aphrodite,    Artemis  nnd  Athena 
starke   Reminiscenzen    aus   den   Reliefen   der    1.  Art   der    l.    Gattung,    d.  h.  an« 
denen  bieten ,   welchen  die  Anthologie  ganz  fehlt     wie  denn  eine  solche  sich  auch 
in  2S  findet,   wo  Aphrodite   (Artemis  fehlt  hier  ganz)   der  Athena  nacheilt,  um  sie 
aufzuhalten.     Nur   daß  hier  in  *^0  und  :U   die  Motive   in  dem  Verhalten   der  drei 
Schwesteni  zu  einander  ungleich  unklarer  sind,  als  dort,    wo  sehr  deutlich  (vergi. 
oben  S.   611)   Aphrodite  die  Athena,    welche  sie  am  Rande   des  Schildes  ergriffen 
hat ,    aufzuhalten  sucht .    während  Artemis   zwischen    beiden    stehend  sich  bestrebt. 
Aphrodites  Hand 'von  Athenas  »Schilde  loszumachen.    Ebenso  legt  auch  hier  Aphro- 
dite die  Hand  an  den  Schild  der  Athena,    dabei    eilt  sie    dieser   ab«T    nicht  nacli. 
wie    in   jenen  Reliefen ,     sondern    steht ,    von    hinten    gesehn   ruhig  da    und  schaut 
rückwärts  tlber  Kora  hinweg   auf  die  heranstürmende  Demeter   hin  ,     währeml  Ar- 
temis .    aus  dem  Grunde   vortretend    ihren  Arm  ergriffen    hat ,    um   sie  von  Athena 
wegzudrängen.      Förster    (S.    19SJ    hat    die    ganz    seltsame»    Stellung    der    ApIinKlitt- 
dadureli   motiviren  zu  können   tj^enieint ,    daß  sie  entweder    den   Hlitzstrahl  tles  Z«'ii> 
wahrgenommen    habe    oder ,    in  Angst   über   das  Gelingen    des  Raubes    diese  ^eill•' 
Intervention  erst  erwarte.     Das  Eine  wie  das  Andere  ist  um  so  unwahrscheiulieher. 
als  just  in  diesen  Reliefen   von  Zeus    ausgenommen    möglicherweise  in   27,    >*o  er 
aber  an  falscher  Stelle    sein    würde     keine  Spur   vorhanden   ist.      Wahrscheinlielier 
ist ,    daß  sich  hier  ein  Einfluß  einer  Vorlage  geltend  macht ,    auf  welche   >ich  ans 
21     Pisai    schließen    läßt,    in    welcher  Aphrodite,    wesentlich    an    dieser  Stelle  Jer 
Seeue    der    Anthologie    zugewandt,     einer    ihr    g(»genüher    erscheinenden    Artenih 
entgegen   zu   wirken   strebte.      Auch  die  Aphrodite,    wie  sie   in    1"),    is   und  -M  •:- 
scheint     sieh  mit  Kora  beschäftigend     mag  hier  zur  Seliatlung  der    seltsamen  <<•»- 
ee])tion   mitgewirkt  haben. 

Die   kniende   K(na  blickt  hier  wie  in  20   und  wie  Aphnulite  in   2*1   that>nchlich 
gegen    die   Pferde    (h;r    herankommenden   Demeter    emjxn* .    gegen   wi'lelu'  sl«*  an«  h 
wie  abwehrend  die   Hand  erhebt,    mag  dies  nun  ans  dem  Ausfall  eines  wie  in  2'» 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATUODOS  UND  ANODOS.  635 

von  links  zu  ihr  herantretenden  Hades  oder  so  zu  erklären  sein  wie  oben  S.  622 
zu  20  angedeutet  worden  ist. 

Im  übrigen  stellt  sich  das  Ganze  in  der  Hauptsache  folgendermaßen,  wobei 
bemerkt  werden  möge,  daß  sich  in  diesen  Reliefen  die  drei  Scenen  besser  scheiden 
lassen  als  in  den  bisher  betrachteten. 

a  Anthologie.  Die  Gruppe  der  knienden  Kora  und  des  an  sie  herantreten- 
den Hades  ist  (also  mit  Ausnahme  von  30  u.  31,  wo  Hades  fehlt}  durchaus  in 
allen  Hauptsachen  dieselbe  wie  in  den  anderen,  diese  Scene  enthaltenden  Sarkophag- 
reliefen. In  29  fehlen,  wie  schon  bemerkt,  alle  Nebenfiguren,  während  ein  Baum 
hinter  Kora  beigefügt  ist  (vergl.  oben  S.  611:.  In  27,  ähnlicb  wie  in  22  und  24, 
ist  eine  rechts  von  Kora  kniende  Gefährtin  beigefügt. 

Eigen  ist  diesen  Reliefen,  daß  Hermes,  welcher  in  denjenigen  der  vorigen 
Art  ein  paar  Mal  (22,  24)  dem  Hades  gegenüber  als  sein  Knappe  ebenfalls  Hand 
an  Kora  legt  oder  sich  dazu  anschickt,  hier  in  27  und  28  hinter  Hades  zu  seinem 
Beistaude  herankommend  dargestellt  ist,  und  ebenso,  daß  in  27  Athena  nicht 
etwa,  wie  Förster  8.  192  sagt,  zu  Koras  Beistande  herbeieilt,  sondern  in  so  auf- 
fallender Ruhe  hinter  derselben  stehend  zum  Vorschein  kommt,  daß  sie  z.  B.  Zo^ga 
(bei  Welcker  a.  a.  0.  8.  50)  gar  nicht  zur  Mittelscene  rechnete,  sondern  als  der 
Demeter  in  der  TrXavrj  voraufgehend  betrachtete.  In  eben  dieser  auffallenden  Ruhe, 
welche  dazu  geführt  hat,  daß  sie  als  das  Palladion  versehn  worden  ist,  von  Kora 
sogar  etwas  abgewandt,  findet  sie  sich  in  dem  Louvrefragment  32  wieder,  welchem 
nach  diesem  Umstände  schon  E.  Braun  a.  a.  0.  die  8telle  zunächst  dem  8arko- 
phag  von  Barcelona  richtig  angewiesen  hat.  Die  8tellung  der  Artemis  in  dem 
Relief  27  erinnert  am  meisten  an  die  Erscheinung  der  Göttin  in  dem  capitolini- 
scben  Relief  (15),  wo  sie,  wie  hier  nächst  Hermes,  hinter  Hades  hervortritt  und 
den  Bogen,  dort  in  der  Linken,  hier  in  der  Rechten  erhebt.  Während  sie  sich 
in  30  und  31  in  der  oben  besprochenen  Mittelstellung  zwischen  Aphrodite  Und 
Athena  wiederfindet,  beide  Male  durch  den  kurzgeschttrzten  Chiton  auf  das  be- 
stimmteste charakterisirt ,  fehlt  sie,  wie  schon  bemerkt,  in  28  ganz.  Eroten 
erscheinen  in  der  Anthologiescene  nur  in  27  und  31  ,  beide  Male  links  von  Kora 
und  ohne  Zweifel  so  auf  sie  zu  beziehn,  wie  dies  Förster  (8.  192  und  199)  ge- 
than  hat.  In  Betreff  der  an  verschiedenen  Stellen  umgestürzt  daliegenden  Blumen- 
körbe bieten  diese  Reliefe  nichts  Neues,  nur  in  27  ist  es  eigenthümlich,  daß  die 
kniende  Gefährtin  einen  Blumenkorb  in  der  Linken  erhoben  hat. 

b)  In  der  Scene  des  Raubes  ist  bis  auf  den  an  die  Spitze  gestellten  Haupt- 
unterschied in  der  Giuppirung  des  Hades  und  der  Kora  das  Meiste  unverändert 
und  bedarf  keiner  besondem  Aufzählung.  Dies  gilt  sowohl  von  der  verfolgenden 
Athena,  wie  von  dem  die  Pferde  des  Hades  führenden  Hermes,  der,  in  31 
mit  dem  ganzen  rechten  Ende  der  Platte  verloren,  nur  in  30  von  hinten  gesehn 
wird  und  in  29  anstatt  vor  den  Pferden  neben  denselben  (unterwärts  von  ihnen 
gedeckt)  dahin  eilt ,  wobei  er ,  zurückblickend ,  die  rechte  Hand  in  der  That  wie 
aTToaxoTreocDV  über  die  Augen  legt.  Die  Übereinstimmung  mit  den  Sarkophagen 
der  früher  betrachteten  Arten  gilt  eben  so  von  den  Pferden  des  Hades,  von  dem 
über  denselben  fliegenden,  nur  in  29  weggelassenen  Eros,  während  derjenige  unter 
denselben   (wie   in  24)  nur  in  27  vorhanden   ist.     Der  Wassergott  (Pergus    kehrt 


630  111.    MYTUKN  DKlt  liK.MKTKK  INI)  KOKA.  ^^^^^^^H 

Dnr  io  2S  und  3U  wied(<r,  dort  linkstiin,  liier  rucLuhiu  >;elHj^i-t  und  ^r  vS 
einem  Ftlllhorn  im  Arme,  ilas  in  der  Tliat  iIlh  von  mchreu  Seiten  aus^esprocbenon 
Gedanken,  es  at'i  liier  der  Okeanoü  gemeint,  iinterattltzen  könnte.  In  21  ist  er 
und  der  in  mehren  anderen  Reliefen  neben  ihm  /^bildete  Knkclados  und  Kerltenw 
durch  eine  mit  dem  halben  Leibe  ans  dem  Kodon  ragende,  allem  AnRcheine  nadi 
weibliche  Fi^ur  ersetzt ,  um  deren  Leib  sich  Thiork5pfe .  daninttT  ein  xicmlinh 
doiitliciier  Hundekopf,  ansetzen.  Daß  unter  dieser  Figur,  wenn  auf  die  ZeicJuiuui; 
Vei'laB  int.  am  walirspheinliclisten  t^  k  y  1 1  a  als  Vertreterin  Sicilions  xu  rorstebn  »t-i. 
kann  man  nicht  wohl  langneu  und  <lns  wird  anch  dadurch  nicht  wideriefft.  daS 
Skylla.  wie  Förster  8.  193  bemerkt,  sonst  in  diesen  Heliefon  nicht  vorkonuni; 
enthält  doch  mehr  als  eines  derselben  bald  diese,  bald  jene  Singnlaritjll.  8o  2tt 
am  rechten  Ende  eine  Znsatzfigur  in  einem  mit  der  Chlamya  nm  die  Schultern  ver- 
seil enen ,  sonst  nackten,  an  einen  Baum  gelehnt  mit  gekreuzten  Beinen  ruhig  da- 
stehenden nnd  die  rechte  Hand  an  den  Kopf  legenden  JUngling,  welcher  von  Wc^ 
cker,  Gerhard")  nnd  Förster  i8.  l9Cj  offenbar  wahrscheinlicher,  wenngleich  niclil 
sicher,  als  Todesgenius  benannt  worden  ist.  als  von  Visconti''),  der  in  ihm 
unter  ganü  unrichtiger  Motiviruug  Apollon  erkennen  wollte. 

c)  Auch  das  Irren  der  Demeter  unterscheidet  sieh  nnr  in  wenigrn  Stflckui 
nnd  nirgend  constant  von  den  UarsteUiingon  an  den  Sarkophagen  der  vorigen  Art. 
Diu  Göttin  steht  fiborall,  bald  mit  i^iner  Fackel  [IJO,  :Ul),  bald  mit  xweion  L>7, 
3S.  3lj .  meistens  (ausgenommen  27)  vorwärts  schauend,  in  m.  «.  w.  bewrplM 
Stellung  auf  ihrem  Wagen,  Qber  dessen  Pferden  die  auch  hier  Überall  anf  Dcnu-In 
anrllckblickende  Iria  schwebt.  Die  lenkende  Hora  anf  dem  Wagen  findet  aicli 
nur  in  28  nnd  in  schwachen  Resten  in  .^l,  der  voranfliegende  Pothos  nur  inlü 

in  Spuren)  und  :ili  gnm  erbalten,  mit  dor  Fai'kt'l  .  Die  Telhis  vor  oder  nntcf 
den  Ffei-den  ist  in  27,  28  rechtshin,  in  31)  linkshin  gelagert  und  in  31  mifaldii 
halb  sitzend  gebildet.  In  29  erscheint  an  ihrer  Stelle  nur  ein  amgestHnKr 
Blumenkorb,  während  hier  hinter  Demeter  wie  in  der  Anthologiescene  ein  Bann 
zugesetzt  ist. 

In  2T  linden  sich  an  dieser  Stelle  die  kaum  noch  erkennbaren  Reste  eiier 
sitzenden  Figur .  welche ,  sollte  unter  ihnen  Zeus  gemeint  sein ,  wie  er  in  2i)  dbiI 
24  in  der  Anthologiescene  erscheint,  an  einen  schlecht  gewählten  Plati  verschob» 
sein  wüi-de,  vergl.  Förster  8.  192. 

d)  Von  den  Kurzseiten  der  beiden  ganz  erhaltenen  Sarkophage  27  und  3S 
enthalt«n  diejenigen  rechts  beide  Male  fast  identisch  und  in  wesentlicher  (*ber«iii- 
stimmung  auch  mit  1,5  und  24  den  thronenden  Hades  [in  27  Eerberos  neben 
seinem  Stuhle:  mit  redneriach  erhobener  Rechten,  ihm  gegenüber  die  tief  verhllll 
dastehende  weibliche  Figur  nnd  zwischen  ihnen  Hermes,  welcher  die  letztere  du 
dem  linken  Arm  umfaßt.  Ober  die  beiden  Möglichkeiten,  daß  es  sich  hier  ■>■ 
einen  dem  Hades  zi^refflhrten  Schatten  oder  um  die  von  Hades  scheidende  Knn 
handele  und  die  grAfiere  Wahrscheinlichkeit,    daß  die  Ictzfere  Scene  gemeint  »ei. 

■O  Wfilnker,  ZeiHthtirt  u.  t.  w.  S.  S&  mil  Xut«  Xl,  Gcrhsni,  tb.  de»  BildcikrcLi  i,  tU»'« 
III.    Hr'il>f;e  K.    No,    H. 

b|  Zum  Hua.   Hi<>-CIura.  V.  p.  J5. 


10.  DER  RAUÜ  DER  KORA  ;  IHRE  KATHODOS  UNI)  ANODOft.  637 

ist  schon  zu  15  (S.  643  Nachtr.}  und  21  (S.  632)  gespi-ochen  worden.  Die  linke 
Schmalseite  von  28  stellt  drei  in  hohem  Grad  erschreckte  Gefährtinnen  der  Kora 
dar,  ähnlich  wie  andere  Sarkophage  (15,  24)  ihrer  zwei  oder  nur  eine.  Da- 
gegen enthält  die  linke  Schmalseite  von  27  eine  im  ganzen  Bereiche  dieser  Reliefe 
völlig  vereinzelte  Darstellung,  nämlich  einen  in  Mitten  seiner  Heerde  von  Ziegen 
und  Schafen  auf  seinen  Stab  gestützt  dastehenden  Hirten.  Es  ist  nicht  zu  läugnen, 
daß  die  von  Laborde,  Welcker  und  Gerhard*)  getheilte  Ansicht,  daß  es  sich  hier 
um  Nichts  als  einen  einfachen  Hirten  handele,  deswegen  etwas  Anstößiges  und 
Unbefriedigendes  hat,  weil  wir  in  allen  diesen  Sarkophagen  die  Nebenseiten,  selbst 
wo  sie  so  rein  decorativ  sind  wie  bei  7  'Petersburg ,  Sphinxe)  und  1 9  ( Mazzara, 
Greifen),  in  dieser  oder  jener  Beziehung  zur  Hauptseite  und  m.  o.  w.  sinnreich 
gewälilt  finden,  was  man  denn  doch  von  einem  einfachen  Hirten  nicht  wohl  wird 
behaupten  dürfen.  Gleichwohl  regen  sich  bedeutende  Zweifel,  ob  man  mit  Förster 
(S.  194)  in  diesem  Hirten  den  Triptolemos  wird  erkennen  dürfen,  »welchen 
als  solchen  die  orphisclie  und  nach  ihrem  Vorgange  auch  die  alexandrinische ,  von 
Claudian  und  Anderen  befolgte  Poesie  eingeführt  hatte«,  und  vollends  ob  man  »diese 
wohl  durchdachte  und  schön  angelegte  Figur  .  .  .  der  Originalcomposition  [d.  h. 
dem  allen  diesen  Sarkophagen  in  letzter  Instanz  zum- Grunde  liegenden  irpcDToTUTrov 
s.  Förster  S.  219  ff.]  zuzuschreiben«  sich  wird  entschließen  können.  Förster  stützt 
seine  Annahme  darauf,  daß  der  Hirte  Triptolemos,  nach  jenen  Poesien,  der  Augen- 
zeuge und  Angeber  des  Raubes,  den  vierten  Act,  das  »indicium  natae  repertae« 
(Claudian.  UI.  51)  anzeigt  und  den  Schlußact  vorbereitet,  nämlich  die  Herauf- 
holung der  Persephone,  welche  [hier  in  27,  wie  sonst]  den  Inhalt  der  rechten 
Kurzseite  bildet».  Daß  dieses  sinnreich  sei,  wird  man  nicht  in  Abrede  stellen, 
und  möglicherweise  würde  man  zur  weitem  Unterstützung  sagen  dürfen,  daß,  wenn 
man  den  Triptolemos  als  Angeber  des  Raubes  hinter  Demeter  in  der  itXavTj  vor- 
aussetzen dürfte,  sich  ihr  sonst  schwer  erklärliches  Umschauen  (in  15,  22,  27) 
wenigstens  einigermaßen  als  motivirt  herausstellen  würde.  Allein  bedenklich  bleibt 
dabei,  daß,  wenn  in  der  That  Ti'iptolemos  in  diesem  Sinne  dem  TrpcotoTOTTov  ange- 
hört hätte,  nirgend  als  in  27  eine  Spur  von  ihm  zu  entdecken  ist,  im  Sarkophag 
15,  einem  vollständigen,  auch  nicht  auf  der  Schmalseite.  Und  femer  wohl  auch 
der  Umstand,  den  Wieseler **)  für  die  Nebenfiguren  des  Sarkophags  von  Mazzara 
betont,  daß  Triptolemos  attisches  Local  voraussetze ,  während  gerade  Förster,  und 
wie  es  scheint  mit  Recht,  für  die  Sarkophage  vielmehr  sicilisches  Local  (gerade  in 
27  wahrscheinlich  durch  Skylla  beim  Raube  bezeichnet)  angenommen  hat.  Und 
von  dieser  letztem  Schwierigkeit  wird  auch  Nichts  gehoben,  wenn  man  für  Tripto- 
lemos mit  Wieseler  a.  a.  0.  S.  145)  eventuell  Keleos  in  derselben  Rolle  sub- 
stituirt,  so  daß  es,  bis  zur  etwaigen  Auffindung  irgend  eines  Parallelmonumentes 
zweifelhaft  bleiben  wird,  ob  man  mit  Wieseler  wird  sagen  dürfen,  entweder  Tri- 
ptolemos oder  Keleos  sei  hier  »jedenfalls«  zu  erkennen. 


a)  Laborde  a.  a.  0.  p.  9,  Welcker,  /eitschril't  u.  8.  w.  S.  59,  Gerhard  a.  a.  0.  No.  31. 

b)  Zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II. ^  »S.   135;    vergl.  auch  Förster  S.  45  Anm.  1  und  S.  94. 


lU.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  ANODOS.  639 

Die  Composition  der  Grnppe  des  Hades  und  der  Kora  in  der  Seene  des  Raubes, 
von  der  man  hier  am  zweckmäßigsten  ausgehn  wird,  ist  überall  außer  in  38  die- 
selbe w^ie  in  den  Reliefen  der  2.  Art  der  1.  Gattung  und  der  l.  Art  der  2.  Gat- 
tung, d.  h.  Hades  hält,  m.  o.  w.  vollständig  bereits  auf  seinem  Wagen  stehend, 
die  sich  heftiger  (34)  oder  weniger  heftig  (36,  37)  zurückwerfende  Kora  «in  37 
mit  Porträtkopfj  mit  einem  (hier  der  Gesammtrichtung  wegen  dem  linken)  Arm 
umfaßt,  wobei  er  auf  sie  zurückblickt  und  meistens  mit  der  andern  Hand  die  Zügel 
seiner  Pferde  (in  37  sein  bauschendes  Gewand)  gefaßt  hat  In  38  ist  Hades  in 
wunderlicher  Weise,  obgleich  schon  auf  seinem  Wagen  stehend,  dessen  Pferde  in 
vollem  Galopp  dahin  sprengen,  mit  der  knienden  Kora  so  gruppirt,  wie  er  es  in 
den  genannten  Reliefen  in  der  Anthologiescene  zu  sein  pflegt,  d.  h.  er  beugt  sich 
zu  ihr  nieder  und  sucht  sie  mit  dem  einen  Arme  zu  umfassen,  während  er  mit 
der  andern  Hand  sein  Himation  zusammenfaßt  und  sein  Scepter  hält.  Seine  Pferde 
sind  auch  hier  überall  in  der  Vierzahl ;  der  über  ihnen  schwebende  K  r  o  s  findet 
sich  in  36,  37,  38  wieder,  in  34  und  35  dagegen  steht  er  vor  Hades  auf  dem 
Wagen  als  Lenker  der  Pferde;  der  Eros  unter  den  Pferden  (24,  27)  fehlt 
hier  durchweg,  dagegen  findet  sich  Hermes  als  Führer  des  Gespanns  überall 
wieder,  nur  daß  er  in  38  in  sehr  seltsamer  Weise,  anstatt  voranzueilen,  ruhig  vor 
den  gegen  ihn  ansprengenden  Pferden  steht.  Auch  der  Wassergott  (Pergus) 
unter  diesen  kehrt  nur  in  38,  mit  einem  großen  Schilfstengel  im  linken  Arm  aus- 
gestattet und  linkshin  gelagert  wieder,  in  den  anderen  Exemplaren  hat  er  einer 
Dach  rechts  gelagerten  Tellus  (Gaea)  Platz  gemacht,  welche  in  34  und  35  ein 
Füllhorn  im  Arm,  in  36  und  37  einen  Blumenkorb  auf  dem  Schoß  hält,  der  in 
37  von  zwei  Eroten  «umgeben  wird.  In  36  ist  der  Tellus  ein  gelagertes  Rind  bei- 
gegeben'^,,  während  hinter  ihrer  Schulter  wie  etwas  entfernter  in  37  Kerberos 
zum  Vorschein  kommt.  Dieser  nebst  dem  Enkelados  sind  (in  verschiedener  Ab- 
folge)  der  Gaea  auch  in  34  und  35  beigesellt. 

Vollkommen  verändert  ist  die  Rolle,  welche  die  drei  Göttinnen 
Athena.  Artemis  und  Aphrodite  spielen,  und  die  Stellung  der- 
selben in  der  Composition,  nur  daß  die  hinter  der  Gruppe  des  Raubes  und 
neben  der  knienden  Kora  der  abgekürzten  Anthologiescene  in  37  aus  dem  Grunde 
vortretende,  durch  kurzgeschürztes  Gewand  und  den  Köcher,  sowie  ein  Fragment 
<les  Bogens  sicher  bezeichnete,  übrigens,  wie  Kora,  mit  einem  Porträtkopfe  ver- 
sehene Artemis  an  die  Gestalt  dieser  Göttin  besonders  in  22,  dann  26  und  27' 
«rinnert.  In  34  und  36  fehlt  sie  ganz ;  in  35  hat  sie  sich  zur  Athena  gesellt 
(s.  unten)  und  in  38  steht  sie,  wiederum  durch  Costüm  und  Attribute  ganz  un- 
zweifelhaft charakt-erisirt ,  neben  der  knienden  Kora  dem  Hades  gegenüber  und 
spielt  genau  die  Rolle,  welche  in  22  Hermes  inne  hat,  d.  h.  sie  assistirt  dem 
Räuber,  indem  sie  ihre  rechte  Hand  an  Koras  Arm  gelegt  hat,  um  diese  zum  Auf- 
«tehn  zu  veranlassen.  Hierin  liegt  ohne  Zweifel  ein  ganz  bestimmter  Beweis  da- 
Är,  daß  Förster  [S.  204,  vergl.  S.  299;  mit  Recht  für  diese  Sarkophage  ein 
Bimerlich  verändertes  Verhalten  der  Göttinnen  zur  Entführung  der  Kora  im  Sinne 
^er  orphischen  Poesie   angenommen   hat,    daß    nämlich    hier    Artemis    und 


*)  Ähnlich  an  der  Silbersohalc  von  Aqiiilcja  Atlas  Taf.   \VI.   No.   11   und  bei  der  Statue  im 
^intern  Garten  der  Villa  Albani,  Morcclli,   Fea,   Visconti,    La  VUla  Albani  de^cr.  p.  86  No.  590. 


HI.    MYTHKN  DKR  IIKMKTKU  (ND  KUBA. 


äi[ßerUcbe&  Merkmal   (aus^e- 


Allen  bisher   beaiirocLeneii  Sarkophagi^D    slelin  dui 
bemt^rkt,   als  diejenigen  der 

Zweiten  Classe 
iliü  wenigen  gegendbur,  deren  oherstfiB  gemeinsames, 
nunimen  No.  IIS)  die  liichtnng  der  Figuren,  n 
des  Hades  nnd  der  Demeter  vdd  rechts  nach  links  ist. 

Den  eigentlichen  Bestand  dieser  Classe  bilden  bisher  nur  die  folgenden  ganz«n 
Sukophage  und  VoMerseiten : 

3A.    (^1.)    Im  Besitze  das  frilbeni  HitriogB    ton   Moden a .  frätioi  in  SrJiloS  OtUJn  ,  JnUl  In 

Pklaite  lies  Hetf.ogs  In  Wien.     S,  AIIu  T*f.   XVII.  N'o.   21>).     fiuiat  Sirkoptuf. 
3h.    [1.)    1(1  Villi  .Medk),    eiugemauen  hoch   ui   lier  Kilckseite   dei  Culuo.     ItnedSn   imil 
seht  »obloulit  erfaillen ''), 

36.  (3.)    lui  V&tlRui,  tm  Durchgang   aus  der  S»\i  deUe  Muae   1»   die  Kolunite,   Hesrknrib. 
Hon»  II.  II.  S.  222,  Jetzt  Na.  S2S.     S.  Atl»  TiT.  WH.  No.  2n<-|. 

37.  (4.)    Im  I'Blazto  Firldalfl-Riciiall  (via  Maggio),    ftOher    Im  Palum  KncolUI    uo  Pmtt 
delli   Guiijt   iii  Kloteni,    DDlschke  ,    Die    iiit,   Bildwerke  In  Oborlullan   II.  S.  ISIf. 

8.  All«  T»r,  XVII.  So.  aiti). 

Zu  ihnen  gesellen  sich  zwei  von  Förster  8.  2lü  unter  No.  -^  nnd  H  ver- 
zeichnete ,  aber  wenig  bedeutende  Fragmente  im  l'alazün  Castellani  und  in  VÜIa 
Uentili  in  Rom.  deren  liauptsSchliches  Interesse  darin  besteht,  i-ine  etwas  häufiger* 
Wiederholung  der  hier  vorliegenden  Vorstellungsart  zu  verbürgen. 

Kme  ganz  eigene  Stellung  nimmt  ein 

üb,     (5.)    ei»  Sarkophag  in  Raffadali  bei  Utrgenti    in  ilei   kallirdrale.      A.   Atla*  TaT.   \VU. 


insofern  er  bei  einer  Hauptriehtung  der  Fignren  (der  Gespanne)  von  links  null 
reclils  wie  bei  den  Sarkophagen  der  I.  ClaHse  und  indem  er  Demeter,  welche  lilwt 
wie  in  den  Reliefen  der  I.  Gattung,  mit  Schlangen  ftbrt,  wie  diejenigen  der 
2.  Gattung  mit  KoBsen  fahren  läßt,  dagegen  seinen  inneren  Motiven  nach  sich  n 
den  Reliefen  der  2.  Classe  stellt,  deren  Composition  er  aber  viedenun  dadonili 
roodificirt,  daß  er  die  Scenen  der  Anthologie  nnd  des  Raubes  in  eine  einiige  n- 
sammen  zieht. 

Die  übrigen  Sarkophage  enthalten  die  drei  Scenen ,  wenngleich  die  Antho- 
logie nnr  in  verkürzter  und  keineswegs  völlig  klarer  nnd  unzweifelhafter  Gestilt, 
jedenfalls  so,  daß  auch  liier: 

a.  nnd  b.  Anthologie  und  Raub  in  der  Besprechung  zusammengefaßt  ver- 
don  müssen - 


a|  Hei  Förster  S.  201  t.  N'o.  t  (5Ü|.  Abgeb.  bei  E.  Itrauri,  Antike  Marmorwerke  11.  Tif.  I, 
wiederhüll  bei  Uerliard,   Güs.  akad.  Abhh.  II.  Taf.  79  Nu.  4. 

b|  Ilei   Fontter  S.  '2U4  No.  i  (54).     Eine  älloro  Zeichnung  (f.   S.   205  Nute  t)  iit  unfdin. 

1-)  Bei  Kürttet  S.  2üli  No.  ;(  (55J.  Abgeb.  .Mus.  Pic.-Clem,  V,  uv.  .-i,  wiederholt  bfi  Miili". 
Ual.   mythol.  pl.  LWWI.   No.  na  und  bei  Ouigniaut,   It^I.  de  l'aut.   Nu.  55». 

d)  Bei  FörB'er  S.  'li)l  No.  4  (.S6).  Abgeb.  uhiie  die  jetzt  vorhandenen  KeiUuratiuiirn  bei 
Uori,  ln)i:riptt.  antl.   111.  tab.   26. 

ej  Hei  P5retcr  S.  297  f.  im  Nachtrag  auf  nnirnl  %on  Airgahoii  des  Hrn.  Giuseppe  i^i'-w  «• 
liicgi'iitl  beeproohen. 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  ANODOB.  639 

Die  Composition  der  Grnppe  des  Hades  und  der  Kora  in  der  Scene  des  Raubes, 
von  der  man  hier  am  zweckmäßigsten  ausgehn  wird,  ist  tiberall  außer  in  38  die- 
selbe wie  in  den  Reliefen  der  2.  Art  der  1.  Gattung  und  der  l.  Art  der  2.  Gat- 
tung, d.  h.  Hades  hält,  m.  o.  w.  vollständig  bereits  auf  seinem  Wagen  stehend, 
die  sich  heftiger  (34)  oder  weniger  heftig  [36,  37)  zurückwerfende  Kora  \in  37 
mit  Porträtkopfj  mit  einem  (hier  der  Gesammtrichtnng  wegen  dem  linken)  Arm 
umfaßt,  wobei  er  auf  sie  zurückblickt  und  meistens  mit  der  andern  Hand  die  Zügel 
seiner  Pferde  (in  37  sein  bauschendes  Gewand)  gefaßt  hat  In  38  ist  Hades  in 
wunderlicher  Weise,  obgleich  schon  auf  seinem  Wagen  stehend,  dessen  Pferde  in 
vollem  Galopp  dahin  sprengen,  mit  der  knienden  Kora  so  gruppirt,  wie  er  es  in 
den  genannten  Reliefen  in  der  Anthologiescene  zu  sein  pflegt,  d.  h.  er  beugt  sich 
zu  ihr  nieder  und  sucht  sie  mit  dem  einen  Arme  zu  umfassen,  während  er  mit 
der  andern  Hand  sein  Himation  zusammenfaßt  und  sein  Scepter  hält.  Seine  Pferde 
sind  auch  hier  überall  in  der  Vierzahl;  der  über  ihnen  schwebende  Eros  findet 
sich  in  36,  37,  38  wieder,  in  34  und  35  dagegen  steht  er  vor  Hades  auf  dem 
Wagen  als  Lenker  der  Pferde;  der  Eros  unter  den  Pferden  (24,  27)  fehlt 
hier  durchweg,  dagegen  findet  sich  Hermes  als  Führer  des  Gespanns  überall 
wieder,  nur  daß  er  in  38  in  sehr  seltsamer  Weise,  anstatt  voranzueilen,  ruhig  vor 
den  gegen  ihn  ansprengenden  Pferden  steht.  Auch  der  Wassergott  (Pergus) 
unter  diesen  kehrt  nur  in  38,  mit  einem  großen  Schilfstengel  im  linken  Arm  aus- 
gestattet und  linkshin  gelagert  wieder,  in  den  anderen 'Exemplaren  hat  er  einer 
nach  rechts  gelagerten  Tellus  (Gaea)  Platz  gemacht,  welche  in  34  und  35  ein 
Füllhorn  im  Arm.  in  36  und  37  einen  Blumenkorb  auf  dem  Schoß  hält,  der  in 
37  von  zwei  Eroten  «umgeben  wird»  In  36  ist  der  Tellus  ein  gelagertes  Rind  bei- 
gegeben**,, während  hinter  ihrer  Schulter  wie  etwas  entfernter  in  37  Kerberos 
zum  Vorschein  kommt.  Dieser  nebst  dem  Enkelados  sind  (in  verschiedener  Ab- 
folge) der  Gaea  auch  in  34  und  35  beigesellt. 

Vollkommen  verändert  ist  dieRoUe,  welche  die  drei  Göttinnen 
Athena,  Artemis  und  Aphrodite  spielen,  und  die  Stellung  der- 
selben in  der  Composition,  nur  daß  die  hinter  der  Gruppe  des  Raubes  und 
neben  der  knienden  Kora  der  abgekürzten  Anthologiescene  in  37  aus  dem  Grunde 
vortretende,  durch  kurzgeschürztes  Gewand  und  den  Köcher,  sowie  ein  Fragment 
des  Bogens  sicher  bezeichnet«,  übrigens,  wie  Kora,  mit  einem  Porträtkopfe  ver- 
sehene Artemis  an  die  Gestalt  dieser  Göttin  besonders  in  22,  dann  26  und  27* 
erinnert.  In  34  und  36  fehlt  sie  ganz  ;  in  35  hat  sie  sich  zur  Athena  gesellt 
\B.  unten)  und  in  38  steht  sie,  wiederum  durch  Costüm  und  Attribute  ganz  un- 
zweifelhaft charakterisirt ,  neben  der  knienden  Kora  dem  Hades  gegenüber  und 
spielt  genau  die  Rolle,  welche  in  22  Hermes  inne  hat,  d.  h.  sie  assistirt  dem 
Känber,  indem  sie  ihre  rechte  Hand  an  Koras  Arm  gelegt  hat,  um  diese  zum  Auf- 
stebn  zu  veranlassen.  Hierin  liegt  ohne  Zweifel  ein  ganz  bestimmter  Beweis  da- 
für, daß  Förster  (S.  204,  vergl.  S.  299;  mit  Recht  für  diese  Sarkophage  ein 
innerlich  verändertes  Verhalten  der  Göttinnen  zur  Entführung  der  Kora  im  Sinne 
der  orphischen  Poesie   angenommen  hat,    daß    nämlich    hier    Artemis    und 


a)  Ähnlich  an  der  Silberschalc  von  Aquileja  Atlas  Taf.   XVI.   No.    11   und  bei  der  Statue  im 
hintern  Garten  der  Villa  Albanl,  Morcelli,   Fea,   Visconti,    La  Villa  Albani  de-cr.  p.  86  No.  590. 


642  III.  MYTHEN  DER  DEMETER  VSV  KORA. 

schöben,  wenn  aber  wirklich  mit  Schilf  bekränzt,  wohl  als  die  Nymphe  Kyane  zu 
betrachten,  wie  Förster  (Archaeolog.  Zeitung  von  1873  8.  144)  annimmt,  obgleich 
diese  in  sicherer  Weise  nirgend  vorkommt. 

Weiter  erscheinen  über  den  Pferden  des  Hades  zwei  mit  einander  gmppirte 
Figuren,  eine  sitzende  ungeflügelte  und  eine  neben  dieser,  auf  ihr  Knie  gelehnt 
stehende  geflügelte,  deren  Förster  keine  besondere  Erwilhnung  thut  und  welche  er 
wahrscheinlich  beide  mit  unter  die  »nicht  weniger  als  fünf  Eroten«  begriffen  hat, 
welche  »theils  schwebend,  theils  stehend  beschäftigt  sind,  die  sich  untröstlich  ge- 
berdende Persephone  zu  trösten  und  ^aufzuheitern«  (S.  209:.  Diese  letztere  Function 
kann  man  aber  nur  den  Eroten  hinter  Kora  zuschreiben,  weder  dem  mit  der  Fackel 
über  den  Köpfen  der  Pferde  schwebenden,  noch  den  hier  in  Frage  kommenden 
beiden,  mit  einander  gruppirten  Figuren,  obwohl  von  diesen  die  stehende,  geflügelte 
auch  ein  Eros  sein  mag.  Die  sitzende  aber  ist  sicher  kein  solcher  und  die  ganze 
Gruppe  gehört  eben  so  sicher  nicht  unmittelbar  zur  Handlung,  sondern  befindet 
sich,  wie  der  zweifelhafte  Zeus  oder  Localgott,  im  Hintergrunde.  Es  wird  gut 
sein,  dies  festgestellt  zu  haben,  wenngleich  eine  bestimmte  Deutung  nach  der  bloßen 
Photographie  wohl  kaum  möglich  ist. 

c.  Das  Irren  der  Demeter  ist  in  diesen  Sarkophagen  sehr  einfach  dargestellt 
und   auf  wenige  Figuren  'beschränkt.     Demeter,  tiberall  mit  dem  m.  o.  w.  heftig 
vorgetragenen  Ausdrucke  des  Schmerzes   in    34,   35   und  38  vor-,   in    37    zurück- 
blickend  (in  36  ist  der  Kopf  ergänzt,  steht  tiberall   [38  ausgenommen,  wo  sie  mit 
Pferden  fährt)    auf  dem  mit  zwei   gegen   den   Kopf  hin  geflügelten   Schlangen 
bespannten  Wagen  meistens,  wenn  nicht  durchweg  (35  ausgenommen.   37  zweifel- 
haft)  mit  zwei  Fackeln  ausgestattet,    deren  eine  sie  vorleuchtend  erhebt,  während 
sie  die  andere  im  Arme  geschultert  trägt.    Vor  ihr  auf  dem  Wagen  steht  in  allen 
Sarkophagen,   auch  38,   die  lenkende  Hora,   deren  Flügel  zum  Theil  fehlen,  aber 
überall  vorhanden  waren.    Alle  Sarkophage,  welche  den  eigentlichen  Bestand  dicjicr 
Classe  ausmachen,   beschränken  sich  auf  die  genannten  Figuren  ,    nur  3S  fügt  den 
über  den  Pferden  fliegenden  Pothos    deutlich  männlich,   also  nicht  Iris.  s.  Atla> 
Taf.  XVII.  No.  2  Ij   und   die  unter  denselben,   rcchtshin.  gelagerte,   mit  dem  Füll- 
horn ausgestattete  Tellus  liinzu. 

d.  Auch  die  Nebenseiten  von  31  und  38  bieten  kein  gi'ößcres  Interes>o.  in- 
dem sie  sich  bei  31  auf  sitzende  Sphinxe  beschränken,  welche,  wie  die  Greifen 
an  den  Nebenseiten  des  Petersburger  Sarkophags  No.  1  ,  wohl  nur  als  WäehttT 
der  Ruhe  des  Verstorbenen  zu  betrachten  sind"  und  bei  3s  nur  ein  Paar  r«'li 
angelegter  Schilde  zeigen,   welche  auf  gekreuzten  Wurfspießen  liegen. 


a)   Vcriil.   Sti'i)haiii   im   Coiiiptc-reinlu   etc.    pour  rHnm''e    |S<)4    >.   lit'». 


10.  DKR  RAUB  D£H  KORA  ;  IHRE  KATHODOS  UND  AN0D08.  643 


Nachtrag. 

Durch  ein  ärgerliches  Versehn  sind  am  Ende  von  S.  626  die  folgenden  Zeilen 
weggefallen  : 

Die  rechte  Kurzseite  von  15  entliält  eine  Darstellung,  welche  an  diejenige 
der  rechten  Knrzseite  von  3  und  an  die  der  mantuaer  Platte  14  erinnert,  sich 
aber  von  diesen  dadurch  unterscheidet,  daß  sie  nicht  die  tief  verschleierte  Kora 
neben  Hades  sitzend,  sondern  (wie  die  recliten  Kurzseiten  von  24,  27  und  28] 
dem  sitzenden  Hades  gegenüber  stehend  eine  dicht  verhfllHe  weibliche  Gestalt  und 
zwischen  Beiden  den  dem  Hades  zugewendeten  Hermes  zeigt.  Es  wird  sich  gewiß 
nicht  läugnen  lassen ,  daß ,  wenn  man  die  dargestellte  Handlung ,  die  Gruppirung 
der  Personen  allein  ins  Ange  faßt,  der  Gedanke  Fogginis  (zum  Mus.  Capit.)  und 
Zo^gas  (bei  Welcker),  dem  sich  früher  (Ann.  von  1873  p.  92)  auch  Förster  an- 
geschlossen hat,  es  handele  sich  hier  um  die  Zuführung  eines  Schattens  oder  auch 
der  Kora  an  Hades,  durchaus  das  Richtige  zu  treffen  scheint,  während  man  eine 
Wegführung  der  Kora  von  Hades,  welche  sich  in  H  und  14  vorbereitet,  sogar 
kaum  ausgedrückt  finden  kann.  Nichts  desto  weniger  wird  man  zu  erwägen  haben, 
daß,  wie  Förster  (S.  163  f.)  erinnert  hat,  die  Herabführung  der  Seele  in  den 
Hades  unter  dem  Bilde  des  Raubes  der  Kora  an  den  Hauptseiten  dieser  Sarko- 
phage schon  gegeben  ist ,  so  daß  die  wiederholte  Darstellung  der  Zuführung  einer 
Seele  an  Hades  auf  der  Nebenseite  stark  tautologisch  sein  würde,  und  obendrein, 
indem  ein  anderes  Bild  für  dieselbe  Sache  gewählt  wäre,  verwirrend  wirken  müßte ; 
daß  ferner  die  Parallele  der  linken  Nebenseiten  der  Sarkophage  15,  24,  28,  welche 
in  erschreckten  Gefährtinnen  ein  Stück  der  Anthologie,  also  des  Mythus  zeigen, 
auch  für  die  rechten  Nebenseiten  eine  Scene  des  Mythus  zu  erfordern,  eine  analoge 
Darstellung  außerhalb  desselben  aber  auszuschließen  scheint.  Wenn  es  sich  aber 
um  Kora  und  nicht  um  einen  namenlosen  Schatten  handelt,  dann  kann  von  einer 
Zuführung  derselben  an  Hades  durch  Hermes  offenbar  nicht  die  Rede  sein,  nicht 
allein,  weil  eine  derartige  Situation  in  Poesie  und  Kunst  nirgend  sicher  nachzu- 
weisen ist^  sondern  hauptsächlich,  weil  eine  derartige  Darstellung  ohne  Zweifel  im 
schreiendsten  Widerspruche  mit  derjenigen  der  Vorderseiten  stehn  würde.  Man 
wird  hiemach  nicht  wohl  nmhin  können,  in  den  Bildern  der  rechten  Nebenseiten 
von  15,  24,  27  und  28  so  gut  wie  in  dem  der  Nebenseite  von  3  und  auf  der 
Platte  1 4  eine  Abholung  der  Kora  durch  Hermes  anzuerkennen ,  mag  dieselbe 
auch  unklar  und  ungeschickt  ausgedrückt  sein. 


Wie  Excerpte  aus  den  Sarkophagdarstellungen,   und  zwar  lediglich  der  Scene 
des  Raubes,  erscheinen  die  Reliefe  an 

Grabsteinen  und  Grabcippen, 
deren  bisher  die   folgenden  bekannt   und   von  Förster   S.   113  ff.  zusammengestellt 


in. 


HKS  r)KR  IJEMKTKH  VS\< 


.  TetMhnUcn;  geitkbuet  im  Cväta  PigbUnue  ful.  4li  und  ilsnath  untenan  publldlt  W 
Heger,  SpUneg.  uuiquit.  (^Coliin.  U!)3)  p.  04,  wieilerhnll  bei  Manir«unin,  Ant  «tpl. 
I.  pl.   41   tio.   *'). 

I(D  nHixeolDij.  HasBiim  dor  Mirelina  i'i  Venedig,  iu->  der  Sinioiliiiig  ürintani.  JMii 
No.  IDäi  uiiKStiügend  ibgeb,  b«i  ViilEiiliiiHlli,  Mariui  irnlpiti  iliil  Mut.  irili.  it*lU  Hu- 
rUna  dl  Veneria,  Venoi.  ISfi:i,   Uv.  :ttl  i'J, 

In  der  Hi]inboiril'<ohBn  Sauiiuliinjt   in  Ttftel,    Kragmi^iit ,    viellrltbt   von   oiiiom   KiN«i' 
•arkoiiba«  limniirwiiil,  h.  ub«n  S.  1120.     Uiiedirt'l. 
Cippiis    den    KpaphradidiJt ,    jelit    In    Villa    Hatriil    Iwi    l'nrU    Pia    In    Köm.      S.   .tllu 

T«f.  xvm.  No.  a'ij. 

CippuB  dm  A nklepiadea  und  der  Julia,  J«trt  Im  )Io(b   dm  falarao  Rondlniiii   am  rn« 

in  Kum.     Vneilirt'), 

Clppu»  in  VilU  Albanl,   im  CaMbanse ,  bei  Hnrrflll,  Vea,  Vi^nintl.   U  VtlU  Alhiul  dr 

scritta  tiieht  tti  identiflelren.     ^«-hr  versiBiatDelti  mieitin'), 

AncbaTiiinio  der  Saenia  LonRliiai  jelil  im  Bri>rkle-ibv-llnti)'e   des  Karl  ••!  Wrbutmifb  in 

Mnnnlii«hire ,    Miehaells.  Arrhii^nlag,  Zuitung   vim   |sT4   tu.   11   uhne  Sa.,    .ni^l   (  n» 

daa.   ISM  Ana.   g,  Slli*«^ 

CIppus  der  Valvrla  Fnica  und  clei   Ha,plioTii>  im  Kln.iter  «t.  Taalo  tuocl  \v   inuia  \n  K»n 

8,   Allaa  Tif.  XVIIl.   Nu.  I''). 

Clppiiit  iin    Hofe  des  Polair.a  (liii.llnUiii   In   llr>m.      ('rimllrt>). 

Cippua   der  Krelgelaitaeiieii  'rhalBana   und    Kpiklelm    ans  der   Tnwnl*)  irbcn  :«auinliui 

«nhl  im  b(it.  Miweum.     Unedlrl''}, 

CIppio  im  Muaca  Kircherian»  <u  Kum.     N.  AUai  Tor.  Wlli.  Nu.  :|il. 


Die  MeJiranlil  dieser  Reliefe  (2,  3,  10,  11  »DHgfuominen)  Wsclitilnkrii  iTw 
UHretellnDg  nuf  liadeä  unil  Kura,  Wolulii:  letztere  bald,  udü  zwar  in  der  Mrlin^ 
Jur  Fälle,  nach  dem  Mutiv  der  Snrkopluige  dl.  I.  GaH.  1  Art  2.  Gatt.  3  Art  I  nJ 
('l.  II.,  m-bfn  Hades  »iif  dem  Wagen  stellend  und  von  ihm  mit  dem  einen  Arm  usifift 
dicli  m.  0.  w.  lieftigzuitlcltwirft  (1— .'i,  7,  Id.,  bald,  wie  in  den  Sarkiipbagen  Cl.  L 
Gatt.  1  Alt  I  nach  veiii,  mit  dem  Kopf  llber  dun  Pferden  liegend  gebildet  ist  ,6  .  bill 
endlieh  mit  einem  Fnße  nocli  den  Boden  berfllrl  (11)  oder  vullends  uoeb  nlrlilii' 
den  Wagen  gebuben  ist,  anf  welchen  ITadcä  sie  itn  beben  sich  bemnht   (b,  5) 

Die  Gestalt  den  Hades,  welcher  mit  der  freien  Hand  nur-  in  I,  weleb»  Rdirf 
liiikshin  profilirt  ist,  der  rechten,  sonst  der  linken}  die  Zllgel  zu  halten  ptte|;t,  > 
II  außerdem  ein  Sc epter  hält  und  oberwiirts  n:ickt,  mit  hniiM-bendem  Gewänne  dtf- 
gestellt  ist,    bietet   keine    bemerkenswerlbeii  Aliweiehungeii    von    der  Gcsljdluii(r  > 


L 


0  Bai  Forste 

S 

123 

Grabsteine   No. 

i.  wo 

was  auch 

die 

nähvien  Litte 

atD rangaben  sieb  linden 

b)  B«l  Fünle 

S 

12är..  Grabsteine 

No 

2. 

c)  Bei  Fürate 

S 

124 

Grabileine  N 

,  vergl. 

das.   Nple 

d)  Bei  Forste 

8 

12a 

Cippen  No. 

; 

abgeb. 

.   MninriM 

mic] 

bui  Orulet,   I 

..:riptt. 

1.  p.  !)ao. 

e|  Bei   Föigter  S. 

125  f.,  Cippen  Nu 

2. 

f )  Bei  Forstor  S. 

I2Ö, 

Cippen  Sa.  3 

g)  Hei  Forste 

S. 

laü, 

Cippea  No. 

li)  Bei  Förster 

s. 

127, 

Cippen  No.   r 

; 

bgeb.   b 

R.   R..rl,e 

IJ  Bei  Förster 

s. 

127, 

Cippan  No.  (1 

k)  Hei  Füllte 

s 

127 

r..  Cippen  No 

7 

n  Bei  FGrjter 

s. 

128, 

Cipi«n  No.  8 

«bieb.  b. 

Bonanni. 

linl 

b.  Uüiitraucon 

Ant.  Dipl.  1.  pl.  3». 

N 

.    1. 

i 


10.  DER  RAUB  DKR  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UXB  ANODOS.  645 

den  Sarkopbagreliefen .  Nebenfiguren ,  aber  wieder  nur  solche ,  welche  aus  den 
Sarkophagreliefen  bekannt  sind,  finden  sich  nur  bei  der  Minderzahl  dieser  Reliefe. 
Hermes  als  Führer  der  Pferde  nur  in  2,  und  zwar  hier,  was  in  den  Sarkophag- 
reliefen nicht  vorkommt,  von  hinten  geselm  und  auf  die  Gruppe  der  Pferde  pro- 
jicirt,  der  über  den  Pferden  schwebende  Eros  nur  in  3,  der  das  Gespann  des 
Hades  lenkende  Eros  des  Sarkophags  34  in  10  und  11.  Von  den  in  den 
Sarkophagreliefen  unter  den  Pferden  erscheinenden  Figuren  kommt  hier  nirgend 
eine  vor,  dagegen  ist  es  den  Grabcippenreliefen  (4 — 11)  eigen,  daß  sie  unter  den 
Pferden  eine  große  Schlange  zeigen,  wahi-scheinlich ,  wie  auch  Förster  S.  124 
angenommen  hat,  als  chthonisclies  Thier  ein  Symbol  der  Erde. 


Eine   etwas   größere   Mannigfaltigkeit    und    reichere  Ausstattung  mit   Neben- 
figuren zeigen  die  Reliefe  an  aus  der  Gegend  von  Volterra  stammenden 

Etruskischen  Aschenkisten^)  , 

von  denen  bisher  die  folgenden,    bis  auf  eine  von  Förster  zusammengestellten  be- 
kannt sind : 

1.  Im  Museum  von  Volterra  No.  18:t.     S.   Atlas  Taf.  XVIII.  No.  9»»). 

2.  Ebendaselbst  No.  182«). 

3.  Ebendaselbst  No.  172  "i). 

4.  Ebendaselbst  No.  379.     S.   Atlas  Taf.  XVIII.  No.  10 e). 

5.  Fragment  aus  Terra  di  Figline,  von  iMigliarini  im  Bull,  dell'  Inst,  von  1843  p.  37  erwäliut, 
jetzt  verschollen  und  unedirt*"). 


Während  in  dem  Fragmente  5  nur  der  Wagen  mit  den  Pferden  erhalten  ist 
und  in  2  und  3  von  Hades  und  Kora  nur  unbedeutende  Reste  übrig  sind, 
welche  einen  sichern  Schluß  auf  die  Composition  des  Paares  nicht  zulassen,  er- 
scheint dieses  in  1  in  einer  eben  so  bewegten  Gruppe  wie  dieselbe  in  4  steif  und 
einförmig  ist.  Dort  hat  der  bis  auf  eine  flatternde  Chlamys  nackte  Hades  die 
sich  von  ihm  abwendende  und  ihre  rechte  Hand  mit  schmerzlicher  Geberde  an  den 
Kopf  legende  Kora  mit  beiden  Händen  an  der  Schulter  und  am  linken  Arm  er- 
griffen und  zieht  sie  mit  heftiger  Anstrengung  zu  sich  heran ;  hier  stehn  Beide 
regungslos  neben  einander  auf  dem  Wagen,  indem  der  ganz  nackte  Hades,  welcher 
mit  der  Linken  die  Zügel  hält,  mit  der  Rechten  Kora  um  die  Schulter  umfaßt 
bftlt,  wobei  ihr  rechter  Arm  steif  herabhangt  und  der  linke  ganz  unterdrückt  ist. 
I>ie  Pferde,  welche  in  1  und  2  (soweit  hier  erhalten)  regelmäßig  neben  einander, 


a)  Daß  die  für  das  Corpus  der  Etrusk.  Aschenkisten  (I  rilievi  delle  Urne  Etrusche)  des  In- 
stituts neu  angefertigten  Zeichnungen  für  den  Text  und  für  den  Atlas  (No.  1  und  4^  benutzt 
^w^erden  konnten,  wird  einer  freundlichen  Sendung  Brunns  verdankt. 

b)  Bei  Förster  S.  129  No.  1;  abgeb.  bei  Gori,  Mus.  Etr.  III.  diss.  3.  t.  3  und  bei  Inghi- 
r*ini,  Mon.  etr.   Ser.  I.   tav.  53  sowie  Ser.  VI.   D.  5. 

c)  Bei  Förster  S.    130  No.   2;   abgeb.  b.  Inghirami  a.  a.  0.  Ser.  I.  t.  9. 

d)  Bei  Förster  S.   130  No.  3.     Unedirt. 

e)  Bei  Förster  8.  129  in  der  Note  2  zu  S.  128  erwähnt,  aber  von  diesem  Kreise  ausge- 
•■^lotsen,  indem  er  in  diesem  Relief  Pelops  und  Hippodameia  zu  erkennen  glaubt. 

f)  Bei  Föriter  S.  130  No.  4. 


640  m.  mm 


in  4  etWM  wilder  ntd  OMwdeadieber  aaBprc^oi,  BiBd  in  S  «Imb  «nt-te  BqfMT 
-Bidi  in  Bewegung  »i  setMn,-  Mhrend  «ie  in  &  mit  ibren  Knien  benfts  Mb  IMi 
bertllmn,  in  welclie  der  üe  fthrende  UeinreB  (wie  in  deqi  BaAvfhM^a^aitt 
No.  11  S.  61«)  bereits  halb  vennnken  ist.  Diener,  weldier  in  l.gnu  Mit,  mMh 
2  und  3,  hier  mit  u^jmsken  Ohnn  gdntdet,  den  Pfiarden  sagewndt,  «citfes  #- 
mehr  ra  bladjgen  ala  n  fObm  adiriati.  In  4  ist  er  difdi  tfne  bM%B  Wi^ 
eraetat,  deren.  Kopf  mit'  einw  Hnndwerhw-  oder  Sdiiftnnlbe  kOdedEt  «Mii 
':welehe  .iBewegngen  nueht,  die  riMsfidb  mehr  «rf  ein  Bftnd^^,  nb  «af  d>-f1iil<n 
der  Pferde  lüiuiul«nfen,^  ob^eich  sie  mit  dieara  Tondireitet.  Hag  mm  bei -Ammt 
Fignr  an  den  griecfaisdien  Cbaron  ni  denken  bereehtigt  «ein  oder  niefct,  tel  An 
Motse  eine  [diiyg^sehe  bü  imd  daß  man  wegen  dieser  «ngeblidhen  lAiygiiefcw 
Mutse  dea  Fflhrers  der  Pferde  bei  dem  Paar  im  Wagen  an  Pelops  nnd  Hipy 
dameia  an  denken  habe,  welelte  als  aolche  durch  abaobit  gar  HieMa  ehaidteiMÜt 
werden,  iat  eise  ohne  Zweifel  nmnllBsige  Annahme  FAi^n  a.  «.  O.  Unter  im 
Pferden  iat  in  2 ,  wie  in  den  rilmiBchen  Grabeippen ,  eine  Sehlange ,  in  1  «ta  ii 
einen  gewaltigen  FiNhaehwelf  ausgehendes  Wesen  da^ieet^t,  vidchee  in  der  Iteülm 
ein  Sehwert,  in  der  Unken  dn  nagewisses,  kenlenuüg  eracheinendan  AJtaftat  M^ 
und  welehea  niher  in  deuten  nnsere  Kennbiiß  der  etruskiBoben  "Dmamamit^ 
aehweriidi  auareieht.  Darin,  daß  daaaelbe  nitdit  S^ikdados  an  braetmen  aei,  irirt 
FSrster  wohl  Becht  haben.  In  4  endlich  erseltebien  unter  den  Pferden,  ud  cwir 
'nur  mit  dem  OberkSrper  atu  dem  Boden  ragend,  1]  der  etmakiMhe  (Aänm  ^ 
langer,  krummer  Nase  mid  dem  Hammer,  welcher  sich  bei  3  uf  der  mehta 
Schmalseite  wiederholt,  2)  eine  ganz  bekleidete  weiblidie  Gertait  mit  uHimiliniHsiin 
Armen,  wetebe  in  der  rechten  Hand  ein  jetzt  fehlendes  Attribut  gehalten  n  hihi 
scheint  und  in  welcher-  mOglicberweiBe  eine  Tellns  erkannt  werden  darf,  eadM 
3]  ein  bSrdger,  oberw&rta  nackter  Mann,  fOr  welchen,  Bofem  man  von  den  Dtf- 
stellimgen  der  römischen  Saikophagieliufe  auf  diejenigen  etraakischer  Aschenkittel 
einen  Schluß  machen  darf,   der  Name  des  Enkelados  am  passendsten  erscheint. 

Am  eigentliQmlicbBten  ist  diesen  Aschen kiittenreliefen  (1 — -1^.  eine  außer  ii 
ihnen  nur  noch  Ähnlich  in  dem  Halshande  des  Koul-Oba  (b.  unten),  aber  gani  ge- 
wiß nicht,  wie  FOrster  (S.  129)  sagt,  auch  in  großgriechiacbeu  Vasengeralldei 
(s.  oben  S.  ß03]  wiederkehrende  große  weibliche  Figur,  welche  oberiudb 
der  Pferde  des  Hades  zum  Vorscheine  kommt.  Sie  ist  überall  geftflgeltf  in  1 
und  2  an  den  Schultern  uud  am  Kopf,  in  ;{  und  4  nur  an  den  Schulten  oad 
fuQctionirt  in  1  und  2  ganz  deutlich  als  Lenkerin  des  GespanRes  des  Hadet, 
wihrend  ihre  Handlung  in  3  unklar  ist  und  sie  in  4  dem  Hades,  zu  welchen  w 
zurückblickt,  die  rechte  Hand  an  den  Kopf  legt.  Wenn  man  bei  dieser  lelitca 
Composition  daran  denken  kOnnte ,  die  Figur  in  dem  Sinn  als  Mike  aufsnfinm. 
in  welchem  sie  in  dem  capitoliniachen  Sarkopbagrelief  iNo.  15,  oben  S.  634^  tat- 
gefaßt  wurde,  bo  wtirde  dieser  Name  doch  weder  auf  die  offenbare  Lenkerin  d» 
HadesgeBpxnna  in  l  und  2  noch  auf  deren  Beßögelung  am  Kopfe  in  denselbcB 
Monumenten  recht  pusseu.  FSrster  (S.  129)  hat  sie  deswegen  nach  Haßgabe  ra 
Claudians  Versen  (Rapt.  Pros.  I.  27S,  vergl.  II.  215)  mit  Inghirami  (Mon.  Eir. 
V.  I.  p.  Oüj  als  die  Furie  lErinnys)  Alekto  angesprochen,  und  man  muß  Uff. 
daß,  so  wenig  Bündige»  die  Begründung  einer  etniskiscben  Gestalt  durch  Vctw 
eines  römischen  Dichters  haben  mag,  eine  ähnliche  Bedeutung  der  Figur  weitui 


10.  DER  BAUB  DER  RORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  ANODOS.  647 

das  Wahrecheinliehste  ist.  übrigens  erscheint  eine  ganz  fthnliche,  nur  mit  einer 
großen  umgekehrten  Fackel  ausgestattete  Figur  auf  der  linken  Schmalseite  von  1 
wieder  und  wird  sich  auf  der  rechten,  wo  sie  fragmentirt  ist,  wiederholt  haben. 
Die  SchmalseiteR-  von  2  zeigen  rechts  den  mit  Schwert  (in  der  Rechten)  und 
Fackel  (im  1.  Arme)  neben  dem  Kerberos  thronenden  Hades,  links  ein  Stttck  eines 
Kentanrenkioapfes ,  einen  von  einem  behelmten  Helden  gebändigten  und  gefessel- 
ten (?)  Kentanren;  die  rechte  Nebenseite  von  3,  wie  gesagt,  Charun  mit  Beil  und 
Hanuner,  während  die  linke  fehk.  Das  Gleiche  gilt  von  beiden  Nebenseiten 
von  4. 


Außerhalb  der  im  Vorstehenden  besprochenen  Monumentgattungen  kommen 
plastische  Darstellungen  des  Koraraubes  nur  vereinzelt  vor  und  sind  hier  nur  kurz 
zu  erwähnen. 

A.  An  dem  Altar,  auf  welchem  der  Germanicus-  (oder  Agrippa-)  Triptolemos 
der  wiener  Silberschale  von  Aquileja  (oben  S.  578,  Atlas  Taf.  XVI.  No.  11)  zu 
opfern  sich  anschickt,  ist  in  der  Richtung  nach  rechts  omamental  die  einfache 
Gruppe  der  von  Hades  auf  seinem  Wagen  entführten  Kora  nicht  wesentlich  anders 
gebildet,  als  dieselbe  auf  den  unten  anzufßhi'enden  Mflnzen  erscheiirt ;  vergl.  auch 
Förster  8.  118. 

B.  Am  meisten  im  die  Composition  in  den  Sarkophagreliefen  erinnert  die- 
jenige an  dem  Gurt  oder  Brustband  eijies  verschollenen  weiblichen  Marmortorsos, 
welches  zu  einem  Aufsatze  des  jungem  Hieronymus  Aleander  in  Graevii  Thesaums 
ant.  Roman.  Vol.  V.  p.  747  abgebildet  und  bei  Montfaucon  Ant.  expl.  I.  pl.  41 
No.  l  wiederholt  ist.  Vergl.  Förster  8.  121  f.  Die  rechtsläußge  Darstellung  ver- 
bindet den  Raub  der  Kora  und  das  Irren  der  Demeter.  In  der  Mitte  Hades  auf 
seinem  Viergespann  mit  Kora  im  rechten  Arm,  mit  der  Linken  die  Pferde  zttgelnd. 
Kora  wirft  sich  nach  hinten  über  und  scheint  aus  den  emporgestreckten  Aimen 
so  eben  den  Blumenkorb  fallen  gelassen  zu  haben,  welcher  hinter  dem  Wagen  in 
der  Luft  schwebend  (nicht  am  Boden  liegend,  wie  Förster  sagt)  gebildet  ist.  Ge- 
führt werden  die  Pferde,  über  welchen  Eros,  dessen  Fackel  wahrscheinlich  weg- 
gebrochen, schwebt,  von  einer  Figur,  welche  wie  der  mit  der  Keule  ausgestattete 
Herakles  aussieht,  schwerlich  aber  dieser,  sondem  vielmehr,  wie  in  allen  Sarko- 
phagen, Hermes  mit  dem  Kerykeion  gewesen  ist*^).  Dem  Wagen  folgen,  neben 
einander  dahinsohreitend  und  scheinbar  zu  der  folgenden  Demeter  umschauend,  mit 
vorgestreckten  rechten  Armen  zwei  weibliche  Gestalten,  von  welchen  die  eine  un- 
zweifelhaft als  Athena  charakterisirt  ist,  welche  Hades  verfolgt,  um  den  Raub  zu 
hindern.  In  der  neben  ihr,  etwas  voranschreitenden,  will  Förster  (S.  122)  Aphro- 
dite erkennen,  welche  Athena  zu  hemmen  suche;  Artemis,  welche  Aleander  an- 
nahm, würde  sich,  meint  er,  dem  Widerstände  der  Pallas  anschließen.  Nach  der 
Zeichnung  wäre  dies  wenigstens  eben  so  möglich  wie  das  Gegentheil.  Am  rech- 
ten Ende,  der  Handlung  zugewandt,  sitzi,  scheinbar  auf  Wolken,  in  der  Tbat 
ohne  Zweifel  auf  Felsen  ^) ,  eine  bärtige  Männergestalt ,  entweder  Zeus  oder ,  wie 
vielleicht  an  dem  Sarkophag  Ricasoli  (Sarkophag  No.  37  S.   641),  Aetna. 


a)  Vergl.  Visconti  nnd  Zopga  bei  Förster  S.   122. 

b)  Vergl.  Zoega  bei  Förster  a.  a.  O. 

Orerbock,  Kanitmythologie  III.  42 


648  111.    MVILIFN  Di:!!  DKMKTKH  TMH  KOHA.  ^^^^H 

Die  Flaue  der  Demeter  ist  auf  die  nuf  einem  Wagen  mit  zwei  nngpBflgrHm 
Schlangen  stehende  Figur  der  Oüttin  beschränkt,  welehe  in  jeder  Hand  eine  Kkcknl 
.irliebt. 

C  Am  Kwei  feihafte  fiten  ist,  aurli  nnrli  den  neneetcn  ErflrtertTifren  bei  Fßr»ter 
8.  1 18  ff.,  die  Deutung  der  Dargtetlung  an  dem  goldenen  HaUbande.  welches  in 
dem  Oralii!  des  Koul-Oba  bei  Kertscli  geAinden  worden  ist,  abgeb.  In  di-u  Anti- 
quiti^a  du  Itosphore  Ciinm^rien  pl.  VJ.  No.  3").  Das  ganze  Kunstwerk  beMplit  an« 
einem  platten .  zwelttieiligen  goldenen  Bande .  dessen  Iieide  Hälften  in  der  Hitl« 
durch  eine  Agraffe  zuaommengeli alten  werden,  und  welches,  von  etnas  barbarischMii 
Stil,  dem  vierten  Jahrhundeit  v.  n,  Z.  angehört.  Auf  beiden  IlÄiften  linden  sieb 
identische ,  durch  Steuipeluiig  hervorgebrachte  Fignren  von  sehr  geringer  GritBe 
nnd  mit  mannigfach  zwutfelbaflen  Einzelliciten.  Vollkommen  sicher  sind  anter 
diesen  Figuren  nur  diejenigen,  welche  den  eigentlichen  Raub  der  Knra  dar»tcllcn, 
nllmlich  Hadee,  welcher  auf  seinem  linkshin  sprengenden  Viergespann  die  nach 
hinten  über  Hegende  Kor a  im  linken  Arm  hÄlt,  während  schon  das  zweifelhaft  ist. 
iib  er  mit  der  Rechten  seine  Pferde  zögelt,  da  sein  rechter  Vorderarm  erhöhen  i»I. 
man  also  auch  daran  denken  könnte ,  er  halte  einen  Zipfel  eines  nndeutUrJ]  au»- 
geprägten  bauschenden  Gewandes.  Als  Lenkerin  der  Pferde  steht  vor  ihm  anf 
dem  WagensitK  etue  kloine,  tIDgellose.  aber  bekleidete  Oestalt,  die  also  gewiß  weder 
Nike  noch  Eros  sein  kann,  wSbi-end  der  Name  der  Alekto,  welchen  Fötaler,  auf 
Gmnd  von  Claudian.  Kapl.  Pros,  1.  2SÜ  vorschlagt,  zweifelhaft  erscheint.  Sicher 
iat  sodann  wieder  der  den  Rossen  vorauscbreitende  Hermes  zu  erkennen,  wlhrend 
sich  gegen  die  Bezeichnung  der  ftinf  Frauengestalten  vor  diesem  als  Gefthrtinnen 
Koras  wieder  allerlei  Bedenken  regen.  Einerseits  nSmlicb  wäre  für  diese  der  rid- 
tige  Platz  ohne  Zweifel  hinter  dem  Gospann*),  zweitens  mnß  es  anfallen.  d^E. 
wählend  die  erste  (zunäcliwl  dem  Hermes)  ruhig  dasteht  nnd  die  zweite  wie  die 
dritte  hinwegsclireitet,  die  vierte  sitzt  und  die  fQnfte  mit  lebhaften  Bebritten  U»- 
wegflieht.  Diese  fUnfte  weibliche  Figur,  der  gegenüber  eich  ein  nackter,  anf  einem 
Felsen  sitzender  nnd  mit  einem  Scepter  in  der  Rechten  ausgestatteter  Mann  be- 
findet, ist  von  anderer  Seite  (ancb  von  Wieseler  a.  a.  0.]  fllr  Demeter  gehaltei 
worden,  welche  »von  Uekate  geftüirt,  sich  dem  Helios  nahe,  um  von  ihm  dca 
Aufenthalt  ihrer  Tochter  zu  erfahren«,  wobei  man  Hekate  in  der  Lenkerin  eiw* 
kleinen  Gespannes  hat  erkennen  wollea ,  welches  links  von  der  aitienden  mlu- 
lichen  Figur  in  der  Hohe  und  nach  außen  sprengend  angebracht  ist.  Die  Sdiwieii;- 
keiten,  um  nicht  zu  sagen  Unmöglichkeiten  dieser  ErkUmng  hat  FOrater  8.  130 
gewiß  richtig  dargelegt,  nnd  es  Ußt  sich  nicht  längnen,  daß  seine  Beseiduna;  dta 
sitzenden  Hannes  als  Zeus  (neben  dem  man  nur  etwa  noch  ao  einen  •Aetia< 
denken  könnte)  sehr  Vieles  ftlr  sich  hat,  wshrend  die  Bezeichnung  der  kMiM 
Fignr  im  Wagen  als  Helios  möglich  ist ,  aber  besonders  auch  deswegen  iweifelliafl 
bleibt,  weil  Helios  in  keinem  andern  Honnmente  des  Ranbes  vorkommt.  Und  ebet 
so  mnß  man  die  FOrster'sche  Deutnng  d^  letzten  Fignren  am  rechten  Ende,  hinter 
dem  Wagen  des  Hades  fOr  zweifelhaft  erklftren.  Die  abschließende  Fignr  i>t  eii« 
sitzende  Frau   nach   rechts  gewendet,    welche   bei  der  Schliefinng  des  Hklabandei 


i)  Vorgl.  Siephtni  d».  Val.  1.   p.  45  und  Wieseler,  Ofitt.  gel.   Ann.  ton  1669  S.  IIU. 
h)  Verfl.  'Im  ViienbIJil  ntwii  H.  60li  No.  9  und  die  Sarkophsge  der  2.  Oittnnt  det  1.  CUM*- 


10.    DKR  RAUB  DKR  KORA  ;    IHRE  KATHODOS  UND  ANODOS. 

dem  »Zeus«  der  andern  Hälfte  gegenüber  erscheint  und  welche  Förster,  als  dem 
Zeus  entsprechend,  Hera  benennt.  Zwischen  ihr  und  dem  Wagen  des  Hades  end- 
lich ist  noch  eine  Frau  im  langen  Gewände  dargestellt  mit  einem  sehr  undeut- 
lichen Gegenstand  im  Arme,  welchen  Stephani,  vielleicht  mit  Recht,  als  eine  Fackel 
betrachtet.  Nach  Förster  schritte  diese  Frau  rückwärts  blickend  nach  links;  nach 
der  Abbildung  schreitet  sie  vor  sich  hinschauend  nach  rechts.  Bevor  constatirt  ist, 
was  hiervon  richtig  sei,  ist  es  natürlich  unmöglich  zu  sagen,  wie  viel  oder  wie 
wenig  die  Deutung  dieser  Figur  als  Demeter  in  der  ^r^Tr^ol^  der  Tochter  für  sich 
oder  gegen  sich  habe. 

D.  Das  jüngste  der  zu  Tage  gekommenen  plastischen  Monumente  des  Kora- 
rauhes,  von  Förster  noch  nicht  gekannt,  ist  ein  Elfenbeinrelief,  welches,  im 
Jahr  1873  in  Pompeji  gefunden,  jetzt  im  Museo  Nazionale  in  Neapel  aufbewahrt 
wird  und  mit  einem  Text  von  A.  Sogliano  im  Giornale  degli  scavi  di  Pompei  N.  S. 
Vol.  HI.  tav.  1.  fig.  l.  A.  B.  vergl.  p.  12  sqq.  publicirt  worden  ist.  8.  Atlas 
Taf.  XVIII.  No.  4.  a.  b.  Dieses  Relief  befindet  sich  auf  beiden  Seiten  einer  ge- 
schweift zugeschnittenen  £lfenbeinplatte,  welche  nach  der  Ansicht  des  Herausgebers 
nebst  einer  ähnlichen  zweiten  zur  Verzierung  der  Vorderseiten  zweier  Schubladen 
eines  hölzernen  Schrankes  gedient  hat.  Die  eine,  etwas  convexe  Seite  4.  a.  stellt 
den  Raub,  die  zweite,  etwas  concave  Seite  4.  b.,  was  Sogliano  in  schwer  be- 
greiflicher Weise  verkannt  hat,  die  Fortsetzung,  nämlich  die  den  Räuber  verfolgen- 
den Göttinnen  Athena  und  Artemis  dar,  auf  welche  unmittelbar  die  zu  Fuß  in 
der  Ct^tt^qi;  der  Kora  schreitende  Demeter  folgt,  woraus  schon  an  sich  klar  ist, 
daß  es  sich  hier  um  die  höchst  ungeschickte  Übertragung  einer  für  einen  ganz 
andern  Raum  bestimmten  Composition  handelt. 

Die  Darstellung  des  Raubes  bietet  nur  zu  wenigen  Bemerkungen  Anlaß.  Sie 
ist  in  der  Hauptsache  übereinstimmend  mit  den  Sarkophagreliefen  der  1.  Art  der 
2.  Gattung  (oben  S.  627,  vergl.  besonders  No.  22  u.  24,  Atlas  Taf.  XVH.  No.  8 
u.  No.  10}  componirt,  und  zwar,  wie  dort,  rechtsläufig.  Hades  steht  auf  seinem 
Wagen,  die  Zügel  seiner  rasch  dahinsprengenden  vier  Pferde  neben  seinem  Scepter 
in  der  linken  Hand,  die  sich  stark  zurückwerfende  und  die  Arme  verzweifelt 
emporstreckende  Kora  mit  dem  rechten  Arm  umfassend.  Alles  Beiwerk  von  Eroten 
ist  weggelassen,  und  nur  der  den  Pferden,  aber  nicht  als  ihr  Führer,  voraneilende 
Hermes  ist,  und  zwar,  in  Folge  der  Gestalt  der  Platte,  in  einigermaßen  ver- 
schrnmpfter  Gestalt,  vorhanden.  Dagegen  ist  über  den  Pferden  eine  Halbfigur 
angebracht,  in  welcher,  obgleich  sie  wenig  präcis  ausgefühii;  und  nicht  zum  besten 
erhalten  ist,  dennoch  mit  Sicherheit  Zeus  erkannt  werden  darf,  welcher  denn  auch 
von  Sogliano  nicht  verkannt  worden  ist.  £s  verdient,  besonders  in  Beziehung  auf 
die  gemeinsame  Quelle  oder  die  zum  Grunde  liegende  Vorlage  bemerkt  zu  werden, 
daß  nicht  allein  die  Sarkophage  der  oben  in  Parallele  zu  dem  Elfenbeinrelief  an- 
geführten Art  sich  vor  denen  anderer  Arten  durch  den  Zusatz  der  Zeusfigur  aus- 
zeichnen (s.  oben  S.  629  f.),  sondern  daß  diese  Figur  ganz  besonders  in  dem 
Cavaceppischen  Sarkophag  No.  22  [s.  oben  S.  630)  in  Haltung  und  Gewandung 
mit  derjenigen  des  pompejanischen  Reliefs  die  auffallendste  Ähnlichkeit  hat,  ob- 
wohl sie  dort  und  hier  an  vei*schiedener  Stelle  angebracht  ist,  dort  über  der  hier 
überhaupt  fehlenden  Scene  der  Anthologie,  hier,  wie  gesagt,  über  den  Pferden  in 

42* 


650 


III.    MVTHKN  ilF.K  UKMKTKn  TtiD  KORA. 


der  Rauhsl^ene,  wo  dort  ein  Groa  mit  der  Faiikel  schwebt.  Wie  in  Atta,  f 
.Snikopliagrelief  scb«iit  liier  in  dem  pumpej an i sehen  Elfenbeinrelief  Ilmdta  rück- 
wärts ,  vraa ,  wie  schon  äoglittno  eingeaelm  hat ,  niif  eine  Vctfolguu);  liinweut. 
welche,  wie  deraelbe  meint,  ans  Mnn^el  an  Raum  hier  ausgclaasen  wiie.  Nun 
aber  findet  sich  diese  Verfolgnng  <liircb  Athena  und  Artemis  nicht  allein  IB  des 
parallelen  Sarkopliagietiefen ,  ganz  besunders  deutlich  wieder  in  dem  Cavaceppi- 
schen  (22),  sondeni,  wie  ein  Ulick  auf  die  Abbildung  lehrt,  auch  in  dem  Elfen- 
beinrelief  von  Pompeji ,  in  welchen)  Sogliano  einen  Am&zonenkampf  ohne  darge- 
stellte Gegner  au  erkennen  glaubte  :a.  a.  0.  p,  13  sc;.).  Dem  Wagen  des  Hadea 
folgt  znnllchst.  mächtig  andringend,  Athena,  mit  Heim,  Seliild  nnd  Lanze  aus- 
gerüstet, und  hinter  dieser  Artemis  im  knrzgescbflrzlen  Gewände,  dnrrli  Ja^* 
stiefeln  nnd  Kilcfaer  cbarakterisirt ,  im  Begriffe  mit  hoch  urhutienen  HSnden  eioi^n 
PfeilschuQ  auf  den  Kilnber  abKUEchnellen.  Wenn  nnn  die  dritte  Ostlin.  Aphro- 
dite, in  dem  pompejaner  Relief  ganz  fehlt,  so  ist  zu  bemerken,  daß  Gletehea  in 
zwei  Nummern  der  parallelen  Sarkophagrellefe  [22,  25J  und  damnicr  wieder  in  dem 
Cavaceppi sehen  der  Fall  ist.  Die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  gemeinsamE-  Vor- 
lage kommt  anch  hier  zum  Vorschein.  Möglich  wäre  es  flbrigens,  daß  bei  er- 
neuerter, genauer  Betrachtung  dos  Originals  die  oben  in  der  linken  Ecke  ange- 
brachte ,  obeiwärts  nackte  und  von  einem  großen  wallenden  Gewände  gleichsam 
eingerahmte  weibliche  Figur  sich  als  Aphrodite  heranestellte^  welche  als  Urheberin 
des  Raubes  hier  dem  gelingenden  Abentener  Enachauend  gedacht  wltre.  In  der 
Zeichnung  freilich  erscheint  sie,  durch  Bogen  nnd  Köeber  hinter  den  Bchulteni 
ch&rakterisirt ,  als  Artemis,  nnd  wird  als  solche,  nnd  zwar  als  SchntzgöttiD  der 
Amazonen,  auch  von  Sogliano,  sogar  mit  Sicherheit  fcertamente!  erkannt.  Da» 
wäre  aber  nicht  das  erste  uud  einzige  Mal ,  wo  eine  vorgefaßte  Meinung  über  die 
Bedeutung  eines  [Kunstwerkes  auch  in  dem  Erkennen  des  TbalBächlichen  beim 
hätte,      Einstweilen  muß  man  sich  freilieb  Über  diesen  Punkt  bescheiden. 

Ganz  besonders  ungesuhlckt  Ist  die  izkivr,  Ar||j,r,T[>o;  dargestellt.  Nicht  sovohl 
in  so  fem  die  Göttin  mit  zwei  brennenden  Fackeln  in  den  HAnden  fast  genau  m 
wie  auf  den  Münzen  von  Kyzikus  (UUnztafel  IX.  No.  23  n.  21)  za  Fuß  einlie> 
schreitet ;  denn  dagegen  ist  weder  an  sich  Etwas  einzuwenden,  noch  liegt  d«r  GninJ 
dieser  Darstelluugsweise  fem,  vielmehr  in  dem  beschränkton  Raune  der  Platte,  in 
welchem  ein  Wagen,  vollends  ein,  wie  In  den  Parallelsarkophagen .  mn  PfoniiMi 
gezogener  Wagen  einfach  unmöglich  war.  Das  Ungeschickte  beettbl  vielmehr 
darin,  daß  sich  Demeter  hier  gleichsam  als  dritte  unmittelbar  und  untvrschiedalM 
den  verfolgenden  Göttinnen  anschließt,  als  wäre  auch  sie  bei  dem  Kanbu  anwewnJ 
gewesen.  Daß  gleichwohl  in  die^r  Figur,  welche  wegen  ihrer  Fackeln  So^liaao 
als  Amazone  begreiOicberweiso  viele  Noih  gemacht  und  gerechte  Bodenken  em'fl 
bat.  keine  andere  sei  noch  sein  könne,  als  Demeter,  wird  eines  besondem  UaweiMi 
wohl  nicht  bedürfen,  "j 


10.  DER  BAUB  DISR  KOBA  ;  IHBE  RATHODOS  UKD  ANODOS.         651 

Als  ein  Nebenzweig  der  plastischen  Monumente  haben  die 

Münzen 

zu  gelten.  Das  Verzeichniß  der  Münzen,  welche  Darstellungen  des  Koraraubes 
enthalten,  findet  sich  in  so  großer  Vollständigkeit  und  so  wohl  geordnet  bei  Förster 
8.  111  ff.,  daß  dasselbe  hier  nur  wiederholt  werden  kann.  Hinzugefügt  sind  nur 
auf  der  IX.  Münztafel  Proben  der  in  den  Münzbildem  vorkommenden  Varianten, 
welche  unten  mit  ein  paar  Worten  besprochen  werden  sollen. 

Die  Hauptmasse  dieser  Münzen  gehört,  wie  Förster  bemerkt  hat,  EUeinasien, 
insbesondere  Karlen  und  Lydien  an;  außerdem  sind  solche  nur  von  Sebaste  in 
Samaria,  Alexandria  in  Aegypten,  Stobi  in  Makedonien  und  Henna  in  Sicilien  be- 
kannt. »Fast  alle  kleinasiatischen  Münzen  mit  diesem  Typus  gehören  der  römischen 
Kaiserzeit  (von  Augustus  bis  Trebonianus  Oallus]  an;  nur  von  Hierapolis,  Orthosia 
und  dem  karischen  Nysa  giebt  es  auch  autonome  Münzen,  in  größerer  Zahl  aber 
nur  von  letzterem a  (Förster),  und  es  ist  deswegen  nicht  unwahrscheinlich,  daß 
Nysa,  welches  sich  rühmte,  Lokal  des  Raubes  zu  sein,  mit  der  Prägung  dieses 
Typus  begonnen  habe,  welcher  dann  von  da  aus  auch  auf  den  Münzen  anderer 
karischer,  dann  entfernterer  kleinasiatischer  Städte  Eingang  fand.  Wenn  aber 
Förster^)  wenigstens  als  Möglichkeit  annimmt,  daß  die  Nysaeer  die  Gruppe  des 
Praxiteles,  »dessen  Thätigkeit  wenigstens  zeitweise  ihren  Nachbarstädten  zu  Gute 
kam,  für  ihren  Münztypus  benutzten«,  so  hat  er  doch  selbst  zugegeben,  daß  die 
etwaige  Behauptung,  Praxiteles  habe  seine  Gruppe  für  Nysa  gearbeitet,  unerweis- 
lich sei,  und  wird  wohl  nicht  bestreiten,  daß  sich  über  das  Verhältniß  der  Gruppe 
zum  Münztypus  Nichts  feststellen  läßt,  wenn  man  ilmi  andererseits  zugiebt,  daß 
der  Münztypus  von  Nysa  Nichts  enthalte,  was  die  Gruppe  nicht  auch  enthalten 
haben  könne,  indem  er  sich  auf  die  Darstellung  des  Raubes  in  der  einfachsten 
Gestalt  beschränkt  und  Nichts  zeigt,  als  Hades  auf  dem  nach  rechts  gehenden 
Viergespann,  welcher  Kora  mit  dem  rechten  Arm  umfaßt  und  die  Zügel  der  Pferde 
sowie  ein  Scepter  in  der  linken  Hand  hält.     Vergl.  oben  S.  433. 

»Folgendes  ist  das  nach  Landschaften  geordnete  Verzeichniß  der  einschlägigen 
Mflnztypen,  welchem  Mionnefs  Description  zum  Grunde  gelegt  ist.« 

Karien.  1.  Nysa  (NY^AEON)  autonom »>):  Descrlpt.  III.  362,  343,  346  f.  349;  Suppl.  VI. 
518,  401  u.  403.  —  Augostüs  und  Livia:  DescHpt.  III.  364,  357.  —  Domitianus : 
Descript.  III.  365,  361  ;  Suppl.  VI,  520 ,  409.  —  M.  Aurelius :  Descrlpt.  III.  366, 
369.  —  Faustina  iun.  :  Descript.  III.  367,  374;  Suppl.  VI.  522,  420  und  21.  —  lulia 
Domna:  Descript.  III.  368,  380.  —  2.  Orthosia  (OPGQ^IEQN)  autonom:  Descript.  III. 
374,  415.  —  Augustus:  Descript.  III.  374,  416;  Suppl.  VI.  530,  460  und  461 «).  — 
Vespasian:  Suppl.  VI.  531.  463.  —  Hadrianus:  Suppl.  VI.  532,  469.  —  3.  Tripolis,  . 
Livia:  Descript.  III.  393,  520; 

lonlen.    1.  Panion.  Bund.   (KOINON  I  oder  IT  nOAETlN),  Antoninus  Plus:  Descript.  UI. 
61,  2;  Suppl.  VI.  79,  2;  80,  3d).  —  2.  Magnesia  (MArNHTON),    Septimius  Se- 


a)  Mit  Anderen,  s.  Kenner,  Münzsamml.  des  Stiftes  St.  Florian  S.  117  f.  und  vergl.  Wieseler 
zu  den   Denkm.  d.  a.  Kunst  II. ^  S.  141. 

b)  S.  Münztafel  IX.  No.  7.     Imhoof'sche  Sammlung. 

c)  Abgeb.  b.   Eckhel,  Catal.   mus.   Caes.   Vind.  I.  tab.  3.  flg.   18. 

d)  Abgeb.  b.   Kenner,  Münzsamml.  des   Stiftes    St.  Florian   Taf.   IV.    No.   4.     8.  Münzt.  IX. 
No  S.     Wien. 


III.    MYTHEN  BER  DKMCTER  rXU  KOEA. 


lerua:  Ucacript.  111.  läU,  liSO;  äup{>l.  VI.  24<i.  tliäu.  —  lulU  Domn«:  Dctcdpf 
15(1,  651.  —  EUeabatu»:  Dosalpt.  lU,  152,  fißS.  —  3.  Cadme  Priene.  Puctiiu 
iuu.:  Svfy],  VI.  38!),  13S5»).  —  Se»eru»  Aleiiniler:  Suppl.  VI.  29ü,  1386. 
Xrdiuii.  1.  Siidee  C^AP&IANnNI.  Veapisiuius:  Descript.  IV.  123,  BUS.  ^  Tnianu»^ 
»eni-rlpt.  IV.  125.  TOS;  Suppl.  Vll.  -120.  475.  —  Septimius  Serem:  Deieript.  IT. 
Vln,  728.  —  C»iM«lk:  Do«tript.  IV.  131,  747  u.  751  1j}.  —  TnnquilllU:  Dewript.  IT. 
137,  7S7.  —  aordiinus  Plus:  Select.  Niim.  an(  ex  mut.  P.  Sogniul  p.  23,  GpaDbcJoi, 
Uv  usn  etu.  IX.  p.  C18.  —  2.  Oeimocapelii  (EPMOKAnEAEITtlM ).  Tn^botiltuo* 
UilUia:  üeaciipt.  IV.  4li,  141;  SoppJ.  VII.  »52,  ItÜ.  —  '-i.  U  ermupolls  (EPMOV- 
nOAElTON),  TreboiiUnoB  G»t[us:  Destript,  IV.  47,  246.  —  4.  Tbyillm  (STA- 
TEIPHKON],  Commodus:  tlesi:iipt.  IV.  162,  926;  Suppl.  Yll.  449,  BIO.  —  EUfi- 
baluar  Desciipt,  IV.  169,  »T4.  —  5.  Moslene  [MOXTHNflN),  Fauttüu  (u>.: 
Ueei^rlpC.  IV.  91,  491.  —  6.  Hyronia  (TPKANCIN]  ,  ComoioduE:  DeserliX.  IV.  G3, 
;)3l)"}ii.  331.  — 7.  Ggrdn»  I  iili »  (rOPAHNflN),  C«r*^lU  :   De»etlpt.  IV.  42,  120^> 

—  S.  TrsllBs  (TPAAAIANON),  Gordiwtus  Pius:  üosrript.  IV.   192,   1115. 
»lU,      1.    EUG»  (EAAlTnN),    CoBimadus:    Dsseript.   III-    18,    107. 

UyaUu.     1.  Cyzkui  (KYZIKHNON  NEOKOPONJ,    M.  Aureljus:  äuppl.  V.  323,  3M'|. 

—  CuuuDodus:  Suppl.   V.  332,   32B. 
Bttliytiloii.     1.  Tluiu  ITIANQN),  M.   AureliuE:  Suppl.   V.  264.   1536. 
pbrygleti.      I.    llier«polis   1_IEPA  CTNKAHTOC"!  Avs.   Brusibild ,    buWboiu  ,    unwlirt'), 

(lEPAnOAEITDN),    aTiloiiom:    l>Bsrripl.  IV.  297,  -'iS6<);  Suppl.  VII.  Sfi7,  :IKS. - 
(l»r«r«lU:  Suppl.  VII.  57a,  'AU. 
IPainphvlfe».     I.   Cisa   (KASATONj.    Ileronniui   Etruanaa:    De^ript.    III.   451,   49.  - 

EtratclUi:   Deaciipt.  a.  a.  0.  —  PliUippui  lau.     Nicht  bei  Miuunet''). 
^tidieii.     I.  Stgalassue  (XArAAAESEClNJ,   Nena:    Deicrfpt.  111.  äl2,   113.     Z«ai«l- 

haft;  B.  Fürst«  S.   114. 
'Cilii^len.     1.   Sytfdra  ClYEAPSnN).  Treboniauus  Oallua:   Desciipt.  III.  617.  S^O'). 

^edoiilen,     1.  Stnbi  (MVNICI   STOBEN),  Sopllmlu.  Sevarus;   Suppl.  IIl.   IM.  SSO, 
^  —  lulia  Domna;   Suppl.  III.   112,  691.  —  Oaracalla:  Sappl.  UI.   115,  119. 

AogyptPii,      1.  .\l<.i:.iidrio.  TrairLiiiis:  I)«fript,  IV.   117,   621>. 
Simaila.     1.  Sebaate,   lalU  Donma:  Deacript.  V.  515,   161>>);    Suppl.  VUI.  358,  110. 

—  SoaemU:   Suppl.  VUI.  358,   113.  —  Haeaa:  Suppl.  VIII.  359,   lU.   -   CataaOh: 
Deacript.  V.  515.   166. 

Sicillen.      I.   lleniia  CMVN,  HENNA.  M.  CESTIVS.   L.  MVNATIVS);    Deacript.   I.  M, 
2121).  

Die  meisten  dieser  MUnzeii ,  auf  denen  ganz  überviegend  die  Ricbtunf  äu 
Gespanns  von  links  aacb  recbta  ist,  beschränken  sich  auf  die  Gruppe  der  Haii}il- 
perijonen,  wobei  Kora  im  Arme  des  Hades  stets  rÜckwftHs  Ubergebeugt  [i.  B 
Sardes,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  107,  Hierapolis  HUnzt.  IX.  No.  13)  oder  m.  o.  v. 


a)  Abgeb.   b.   Sestiiil,  Deaerii.  del  Mua.  Fontatia  p.  2.  Uy.  X.  flg.  16. 

b)  Abgeb.  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.»  No.   107.   S.  140  f. 

c)  8.  Münztafel  IX.   N'o.  9.     Pariaer  Sammlung. 

dl  S.  HOnzUfel  IX.  No.   10.     Imhiwrache  Sammlung. 

e)  Abgeb.  b.  I'anolka,  Z.  Erklärung  düs  Plliiiaa,   Iterl.  Wlnckelm.  Progr.  1853,  Erlin Ictiui«>- 
Ufel  No.   12. 

f)  S.  -MüuiUlul  IX.   tio.   11.     Uritiah  -Museum. 

g)  S.  MäKitafel  l\.  No.  13,     Imhoorsche  Sammlung, 
hl  MilniiaM  l\,   No.   12.     Waddingtoii'sche  Sammlung. 

i)  I  nuenaii    abircb.  b,   Ftoi'lich,  (JuaUuot  tentaiuina  in  m    iiuoi.   vei,   Vicnnae  1737  p.  Jl* 
Vurjil.    lürslor  a.  a,  U. 

k)  Abgeb.  b.   Xeimianii,  Ntiui.  vel.  p.  b2  P.  II.  Üb.  lU.  No.  5. 

il.  pop.  Qt  uib.  vcl.   nuni.   Üb.   XXVIll.    |. 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UXD  ANODOS.         653 

heftig  sich  zurückwerfend  (z.  B.  Oordus  Julia  Münzt.  IX.  No.  10,  Hierapolis  das. 
No.  11,  Hyrkania  das.  No.  9,  Kasa  das.  No.  12)  dargestellt  ist,  niemals  aber,  wie  in 
den  Sarkophagen  Cl.  I.  Gatt.  1  Art  l  und  Gatt.  2  Art.  1  No.  26  vorwärts  in  Hades 
Armen  liegend.  Hades  schaut  immer  rückwärts,  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ganz 
deutlich  und  unzweifelhaft  auf  die  in  seinen  Armen  sich  sträubende  Kora  (Gordus  Julia, 
Hierapolis,  Kasa  Münzt.  IX.  a.  d.  aa.  Oo.],  so  daß  es  zweifelhaft  wird,  ob  Förster 
(S.  110)  auch  nur  bei  anderen  Münzen  (z.  B.  Sardes,  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.) 
diesen  Blick  mit  Recht  auf  einen  außer  auf  der  Münze  von  Hyrkania  (Münzt.  IX.  No.  9) 
nirgend  dargestellten  aber  hinzuzudenkenden  Verfolger  oder  eine  Verfolgerin  be- 
zieht. Der  Zusammenhang  der  Münztypen  mit  der  praxi telischen  Gruppe,  für  welche 
Förster  doch  eintritt,  würde  hierdurch  offenbar  gelockert  werden.  Nur  auf  der 
Münze  von  Hyrkania  ist,  wenn  auch  in  seltsam  kleiner  Figur,  doch  unverkennbar 
die  behelmte  und  mit  einer  Lanze  versehene  Athen a,  wie  in  vielen  Sarkophagen, 
als  Verfolgerin  des  Räubers  dargestellt,  und  hier  ist  denn  auch  offenbar  der  Blick 
des  Hades  über  die  stark  sich  zurückwerfende  Kora  hinaus  auf  diese  Verfolgerin  zu 
beziehn,  obgleich  er  auch  darüber  hinaus  zu  gehn  scheint. 

Von  sonstigen  kleinen  Zuthaten,  welche  aus  den  Sarkophagen  und  Cippen 
bekannt  sind,  kommen,  einzeln,  oder  auch  mehre  verbunden,  folgende  vor.  Ein 
auf  die  vorausgegangene  Anthologie  bezüglicher  Blumenkorb  liegt  unter  den 
Pferden  des  Hades  in  einigen,  nicht  allen  Münzen  von  Nysa,  Kyzikos,  des  panion. 
Bundes,  Sardes  (Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  0.)  Thyateira,  Hierapolis,  Elaea, 
Alexandria;  die  chthonische  Schlange^)  ist  ebendaselbst  gebildet  in  Münzen 
von  Sardes  (Denkm.  a.  a.  0.),  Hierapolis,  Hyrkania  (Münzt.  IX.  No.  9),  Gordus 
Julia.  Eros,  zum  Theil  mit  deutlich  erhaltener  Fackel,  schwebt  über  den  Pferden 
in  Münzen  von  Thyateira,  des  panion.  Bundes  (Münzt.  IX.  No.  8),  Sardes  (Denkm. 
a.  a.  0.),  Hyrkania  (Münzt.  IX.  No.  9),  Sebaste  (Förster  S.  114);  Hermes 
endlich  als  Führer  der  Pferde  ist  nachweisbar  in  Münzen  von  Kasa  (Münzt.  IX. 
No.    12),  Alexandria  und  wohl  ohne  Zweifel  auch  Sebaste  (Förster  S.  114). 


Sehr  selten  ist  der  Gegenstand  in 

Geschnittenen  Steinen, 

wovon  der  Grund  ohne  Zweifel  in  seiner  auf  Tod  und  Grab  hinweisenden  Be- 
deutung liegt,  wie  dies  aus  Sueton,  Nero  cap.  46  erhellt,  wo  unter  den  Übeln  Vor- 
zeichen  von  Neros  Tode  aufgezählt  wird:    auspicanti   Sporns  annulum  muneri  ob- 

tulit,  cuius  gemmae  scalptura  erat:  Proserpinae  raptus.    Unter  den  zum  Theil  mit 

•       

großer  Willkür  und  ohne  Grund  fälschlich  auf  den  Raub  der  Kora  bezogenen 
Gemmen  hat  Förster  S.  115  ff.  im  Ganzen  schon  richtig  aufgeräumt,  nur  hätte  er 
den  Cameol  unbekannten  Besitzes,  von  welchem  bei  Cades,  Große  Abdrucksamml. 
I.  D.  No.  42,  ein  Abdruck  ist,  nicht  unbeanstandet  lassen  sollen  (S.  116.  No.  2), 
da  die  Composition  der  Gruppe  Hades  und  Kora  und  die  Bildung  der  Pferde  den- 
selben als  ein  Product  moderner  Zeit  zum   allerwenigsten    sehr   verdächtig  macht. 


a)  Vergl.  oben  S.  645. 


654 


III.    MTTHKN  DEK  BEMETER  LND  KORA. 


Dem  berliner  Carneol  (Ttllken.  Erkl.  Vera.  lU,  2,  Nd.  174),  welcher  ecb«^ 
Ann  Denkm.  <t.  a.  Kunst  11.^  Ko.  So  a,  auf  das  riditigo  Gebiet  der  posoidonierhen 
Mjtben  verwieBen  war,  ist  oben  S.  ;t66  (mit  Gemmentaf.  111.  No.  2)  sein  ricfali^r 
Platz  gegeben,  wie  gegenüber  den  Einwendungen  Wieselera  bu  den  Ueukm.  d  a. 
Kunst  II. ^  8.    III   aufrei^bt  erbalten  werden  maß. 

Was  nach  ÄusHondemng  der  unncbtig  erkl&rtea  Steine  nocb  Obrig  bleibt,  Iw- 
Hcliränkt  sieh,  da  auch  die  bei  Montfancon,  Ant.  expl,  I,  1.  pt.  41  No.  3  abgp- 
bildete   Gemme    nickt   unverdächtig  int   (vergl,  Fffrsler   8.   110   No.  5),    «uf   daja 


Du  FngniGnt  eiuea  Jaspii  von  leLr  fuiiier  Arbeit  in  Piris  (ChabouiUst,  C4MI.  gfnifri) 
Btc.  p.  Id  No.  69)  soll  die  Ftsuren  dei  Hide:  und  der  Kor»,  aber  dqi  diese  entfatlien. 
».  Färsler  S.  115  No.  1,  Ich  kenoe  weder  den  SUIn  iiocti  eloen  Abdruek- 
Elno  gelbe  antike  Paste  aus  dci  StoKbachen  Sammlung  (Winckelmann  P.  d.  St.  iX  11. 
Nu.  smj  in  ■ier  beiiiiioi  Simnilung  [Tülken  ».  a.  0.  Np.  331)  lelgt  die  im  Kchku 
Arme  des  Hades  sicli  ataik  zuiUcknerTendc  Kora  auf  dem  nach  lerhtthin  ipreogeudra 
Viergespann,  unter  welchem  aCii  uniRBstDriiBr  Blumonkorb  liegt,  während  «in  i 
groQer  Eros  über  den  Pferden  schwebt,  nirbt  aber,  wie  ea  allerdings  tcboinen  k 
und  wie  Förster  (S.  116  No.  3)  ancb  ajiuitnmt,  auf  den  Zügeln  der««iU)eii  k 
Ell!  Carneol  van  feiiior  Arbeit  im  Beaiti  eines  Loid  Belvcdere  soll  nacli  Taai 
A  r^lal.  of  geniB  Nu.  ISOS  außer  der  Uauptemppe  mii  Kroa  aU  Lenker  des 
noch  drei  eraehreckte  Gefährtinnen  Kons  darstellen.  Ich  kenne  weder  den  ü 
einen  Abdruck. 


1  ein  riemllek 

leinen  ^^l^^^^l 
kniet.  "^^H 
Taaato-Bflj^H 
des  Ue»jiiffl|^^ 


Bei  weitem  das  größte  Interesse  bietet; 


Von   Hades  rechtem   .iVrm  1 


Franz  v.  Pulsik/  <n  Pest  erworbMier  C«rneol,  auf  de»*ii 
bekannlen  Letlein  eingtaTitt  ist.    Vgl,  den  IIolEscbnitL 

iifftßt.  Steht  auf  dem  nach  recht»  hin  falirenden 
Wagen  Kora,  welche  sich  aber  nicht,  wie 
gewöhnlich ,  Kurtlckwirfl ,  sondern  . 
wendend,  beide  Arme  zu  der  mit  gcschi 
gener  Lanze,  aber  seltsamer  Weise  nii 
gesetztem  Schilde,  nacheilenden  Atli< 
auBBtreckt.  Ab  Lenker  der  Pferde  ateht  vor 
Hades  im  Wagensitze  der  ziemlich  groS  ge- 
bildete nnd  groß  beflügelte  Eros,  wihrend 
des  knappen  Kaumea  wegen  unterhalb  der 
Pferde,   anstatt  vor  ihnen  Hermes  mit  ge- 

I 1 — I  flUgeltem  Hut  und  Eerykeion  dahineilt,   dem 

^'*-  '*  vermöge  einer  Verletzung  des  Steines  das  zu- 

rQcksteboude  Bein  fehlt.  Noch  sind  drei  weib- 
liche Figui'en  Übrig,  von  welchen  die  erste,  hinter  Athena,  neben  einem  den  Hain  der 
Demeter  bezeichnenden  Baume  is.  oben  S.  Olli,  welche,  abgewendet  ein  bauschend» 
Gewand  hÄlt.  wohl  unEweifelliaft  als  eine  erschreckte  Gefährtin  Eoras.  schwcrlicli 
als  Artemis  zu  fassen  ist.  Gleiche  Bedeutung  kilnnte  die  zweite,  neben  den  Pferden 
dahineilende  Iiaben ,  doch  erscheint  es  wohl  auch  möglich .  in  ihr  die  den  lUul) 
begUnatigende    Aphrodite    su    erkennen'^..      Eine    scheinbar    neben    ihr    brfiDdlicbr 


I  mar 


a)  Vergl.  besonders  1 


kophagrd; 


10.  DER  RAUB  DER  KORA;  IHRE  KATH0D08  UND  AK0D08.         655 

Schlange  ist  Nichts  als  die  Terrainlinie,  auf  welcher  Hades'  Gespann  steht,  wie  eine 
solche  sich  auch  unter  den  Füßen  der  übrigen  Figuren  findet.  Nicht  sicher  zu  benen- 
nen weiß  ich  die  dritte  weibliche  Figur,  welche  mit  entblößtem  Oberkörper  und  über 
dem  Kopfe  bauschendem,  mit  beiden  Händen  gehaltenem  Gewände  unmittelbar  hinter 
dem  Wagen,  aber  etwas  tiefer  nach  links  hin  am  Boden  sitzt.  Es  ist  jedoch  theils 
aus  dem  Costüm,  theils  aus  der  Stellung,  theils  endlich  aus  der  der  Richtung  des 
Wagens  entgegengesetzten  Richtung  dieser  Figur  ziemlich  wahrscheinlich,  daß  in 
ihr  Tel  Ins  zu  erkennen  sei,  welche  in  vei'wandter  Darstellung  vielfach  in  den 
Sarkophagi'eliefen  vorkommt,  hier  aber,  durch  die  fragliche  Aphrodite  und  den 
Hermes  von  der  ihr  gebührenden  Stelle  unter  den  Pferden  verdrängt,  nach  hiuten 
geschoben  worden  ist. 


Eine  etwas  größere  Mannigfaltigkeit,  als  die  Münzen  und  geschnittenen  Steine 
bieten  endlich  die  sämmtlich  aus  Grabgebäuden  stammeuden  und  der  römischen 
Kaiserzeit  angehörenden 

Wandgemälde  und  Mosaiken, 

welche  übrigens  fast  ohne  Ausnahme  in  der  Erklärung  so  wenig  Schwierigkeiton 
haben ,  daß  sie ,  unter  Berufung  auf  die  ausführlichere  Behandlung  bei  Förster 
S.   223  ff.  hier  kurz  zusammengestellt  worden  können.     Es  sind  die  folgenden: 

Einigermaßen  an  die  oben  S.  594  unter  4  und  5  besprochenen  Vasenbilder 
erinnert : 

a.  Das  Gem&lde  aus  einem  im  Jahre  1865  bei  Ostia  entdeckten  Grabe,  jetzt  im  latera- 
niscben  Maseam;  s.  Benndorf  u.  Schöne,  D.  ant.  Bildww.  im  lat.  Mus.  S.  401  f. 
No.  691,  8.  Atlas  Taf.  XVIII.  No.  6»). 

Dagegen  stellt  den  Raub  im  eigentlichen  Sinne  am  einfachsten  dar: 

ß.  Das  jetzt  verschollene  Gemälde  ans  dem  im  Jahr  lö75  aufgedeckten  Grabe  der  Nasonen 
an  der  Via  Flaminia,  publicirt  in  S.  Bartoli,  Pitture  ant.  delie  grotte  di  Uoma  e  del 
tepolcro  dei  Nasoni  Uv.  XII b),  s.  Atlas  Taf.  XVIII.  No.  7. 

Ähnlich  soll  sein : 

Y.  Das  jetzt  ebenfalls  verschollene  Gemälde  eines  im  Jahr  1829  oder  1S32  aufgedeckten 
Grabes  in  der  Vigna  Amendola  vor  der  Porta  S.  Sebastlano  an  der  Via  Appia;  nur  be- 
kannt aus  einer  Erwähnung  bei  R.  Uochette,  Mou.  ined.  p.  397  Note  4  ^). 

Nahe  scheint  diesen  Compositionen  zu  stehn: 

h.  Ein  Mosaik  aus  schwarzen  und  weißen  Steinen,  welches  den  Fußboden  eines  in  den 
50er  Jahren  dieses  Jahrhunderts  ausgegrabenen  Columbariums  in  Ostia  schmückt,  bis 
jetzt  aber  unedirt  und  nur  aus  der  Beschreibung  C.  L.  Viscontis  in  den  Ann.  deir  Inst, 
von  1857  p.  293  bekannt  ist«»). 


a)  Abgeb.  Mon.  deir  Inst.  VIII,  tav.  28  mit  Text  von  C.  L.  Visconti  in  den  Ann.  doli 
Inst,  von  1866  p.  309  sq.     Bei  Förster  S.  223  f.   No.   1. 

\>)  Wiederholt  mit  latein.  Text  als  Picturao  ant.  cryptar.  Koman.  et  sepulcr.  Nas.  in  Üraevii 
Thesaur.  ant.  Rom.  Vol.  Xll.  p.  1050  und  bei  Montfaucon,  Ant.  expl.  Vol.  I.  pl.  37  No.  4  und 
sonst.     Bei  Förster  S.   225  No.  2. 

c)  Vergl.  Förater  S.  225  f.  No.   3. 

d)  Bei  Förster  S.  226  No.  4. 


658  III.    MYTTTKN  DER  DEMETEH  VHa  KORA. 

Atbena ,  Aphrodite   und  Demuter  zu  bentsnocn .   wio  Stepliani  wollte ,   list  Mnlir 
oline  Zweifel  ebenfalls  mit  Rocht  bemerkt. 

Das  Wandgemälde  r,  endlich  »teilt  in  sehr  clnfncber  und  sehr  wenig  scbSner 
Woiao  die  Begebenheit  in  drei  Seenen  auf  drei  durch  ionische  89alen  getrennten 
Feldern  dar.  a)  Zumeist  links  die  (.^erraschoDg  bei  der  Anthologie  (vergl.  du 
Gemälde  <i).  K»ra  siebt  mit  Aber  dem  Kopfe  bauschendem,  mit  beiden  lUndeD 
gehaltenem  Gewände  zwiseben  zwei  Blnmenköiben  oder  ist  zwischen  diesen  anfge- 
spningen  zu  denken,  wie  das  Daliegen  des  einen  andeuten  mag:  sie  wendet  sieb 
zur  Flucbt  vor  dem  von  rechlB  an  sie  herantretenden ,  hier  unb&rtigen  und  nnr 
kurz  bekleideten  Hades,  welcher  die  rechte  Hand  nach  ihr  anHStreckt.  withrrnd 
er  die  linke  im  Gewände  geborgen  bitit.  b)  Das  Mittelfeld  zeigt  in  Figuren  von 
viel  kleinerem  Mnßstabe  den  Raub  selbst;  Hades  mit  der  sich  klagend  znrllck- 
bongcnden  Kora  im  reehlen  Arme,  die  Ztigol  seiner  Pferde  und  sein  Scepter  In 
der  linken  Hand  haltend,  steht  auf  seinem  karrenartigen  Wagen,  dessen  drei  Pferde 
nach  rechts  hin  ansprengen,  c)  Im  dritten  Felde  ist  wieder  in  grCBorem  Maß- 
stäbe die  suchende  Demeter  dargestellt;  mit  ausgebreiteten  Armen,  nm  welche 
ein  Tüchlcin  hangt,  und  einer  F  ekel  in  der  Rechten,  steht  sie  wie  gebaont  oder 
rathlos  einem  Schweine  gegentkber,  welchoH  mit  der  Schnauze  in  der  Erde  wUHI 
und  einen  Erdhaufen  aufgeworfen  hat.  Er  ist  sehr  wahraebeiulich ,  wie  Förstei 
S.  231  bemerkt  hat,  daß  hiermit  der  von  Ovid.  Fast.  IV.  163  sqq.  berichtete 
Zug  hat  dargoBttillt  werden  sollen,  daß  Demeter  die  Spuren  Ihrer  Tochter  nicht  lu 
ßnden  vermochte,  weil  Schweine  sie  ausgescharrt  hatten. 


So  wie  vom  Raube  dev  Kora  in  Grabreliefon ,  Münzen  und  etlichen  Gemmcc 
Einzeldarstellungen  vorkommen  .  welche .  allermeist  auf  die  einfachsten  und  notli- 
wendigsten  Elemente  beschränkt .  wie  Excerpte  aus  größeren ,  die  verschiedearB 
Si'enen  des  Mythu»  combinirendEin  Compositioncn  erscheinen,  dergleichen  nn-«  i» 
den  SarkophagTe liefen  vorliegen,  so  giebt  es  aueh  eine  Reihe  von  Kin«ildar>lfl- 
lungen 

der  suchenden  Demeter 

oder  des  Irrens  [der  nXivTi)  der  Göttin,  welches  in  den  Sarkophagrellefen  nil  dai 
Sccnen  dos  Raubes  zusammengefaßt  ist.  Allein  wahrend  der  Koraranh  doch  in 
mancherlei  Monumenten  verschiedener  Gattungen  erhalten  ist,  gilt  dies  nicht  anA 
von  der  Darstelinng  der  Demeter  irX&v(u}tGvr, .  Es  ist  bisher  noch  kein  VasenbiU 
bekannt,  welches  dieselbe  enthielte ;  über  die  irrig  als  eine  Darstellung  der  tranrni- 
den  Demeter  gedeutete  Statue  einer  altt^n  Frau  aus  Knido»  im  hriüsrben  Mumdb 
s.  Anra.  24,  über  diejenige  in  der  Villa  Borghese  [Clarac,  Hns.  il.  seulpt.  pl.  1^*^ 
Ni).  TST),  welche  auch  Förster  (8,  241?)  abgelehnt  hat,  eboDdasolbst.  IUe  utzrodr 
Demeter  von  Kuidus  bat  oben  S.  45(1  ilire  richtige  Stelle  unter  den  ldv«lbil(l«n 
der  Gftttin  gefunden  und  der  Kopf  von  ApoUonia  ist  in  Anm.  l-i  mit  d\«iet  Staisr 
in  Parallele  goKogen  worden.  Und  somit  bleiben,  abgesebn  von  ein  paar  (icuimm, 
auf  welche  zurückzukommen  ist,   einzig  und  allein  die  Bililer  auf  den 


10.  DER  BAUS  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  AK0D08.  659 

Münzen 

einer  ganzen  Reihe  von  Städten  als  unbezweifelbare  Darstelhingen  der  irrenden 
oder  ihre  Tochter  suchenden  Demeter  übrig*).  ünt«r  diesen  Münzen  ist  eine  einzige, 
die  schon  oben  8.  595  erwähnte  von  Enna  oder  Henna  (HENNAION ^)  (s.  Münzt.  IX. 
No.  14.  a.  b.)*^),  aus  älterer  Zeit,  wohl  noch  aus  dem  5.  Jahrhundert  v.  u.  Zi, 
und  sie  ist  zugleich  die  einzige,  deren  Erklärung  Schwierigkeiten  macht  und  in 
verschiedener  Weise  versucht  worden  ist.  —  0.  Müller  erklärte  Avs.  und  Rvs.  im 
Znaammenhange ,  so  daß  er  meinte,  der  Avs.  zeige  die  Göttin,  ihre  Fackel  am 
Krater  des  Aetna  anzündend,  um  auf  dem  Rvs.  mit  angezündeter  Fackel  auf  einem 
Wagen  den  Räuber  zu  verfolgen.  Creuzer  hat  diese  Erklärung  einfach  wiederholt 
und  Förster  sich  ihr  ziemlich  nahe  angeschlossen,  nur  daß  er  zu  dem  »Krater« 
ein  Fragezeichen  setzt  und  die  den  Räuber  verfolgende  in  die  ihre  Tochter  suchende 
Odttin  verwandelt.  Ganz  anders  Wieseler.  Er  stellt  Avs.  und  Rvs.  so  neben 
einander,  daß  die  Figur  auf  dem  erstem  diejenige  auf  dem  Wagen  anblickt,  meint, 
Ar  den  Gegenstand  neben  der  Aversfigur  sei  der  Gedanke  an  eine  Brunnenmün- 
dnng  der  nächste,  erkennt  in  der  Ausbreitung  der  Arme  dieser  Figur  die  Geberde 
einer  freudigen  Überraschung  und  deutet  nun  das  Ganze  so,  daß  es  sich  um  die 
suchende  Demeter  (vielleicht  neben  dem  » Schönreigenbom «  KaXkl'/opo^  cppeap  bei 
Elenais]  handele  (Avs.],  welche  »plötzlich  die  aus  der  Unterwelt  emporfahrende 
Persephone  (Rvs.]  erblickt».  Es  möchte  aber  doch  wohl  sehr  fraglich  sein,  ob 
man  eine  solche  dramatische  Verbindung  der  Bilder  auf  dem  Avs.  und  Rvs.  einer 
Münze,  wie  sie  hier  vorausgesetzt  wird,  annehmen  dürfe ,  da  ja  beide  Münzseiten 
niemals  zugleich  übersehn  werden  können,  und  da  Ähnliches  gewiß  nicht  oft,  wenn 
überhaupt,  nachweisbar  ist.  Dazu  kommt,  allerdings  als  nebensächlich,  daß  es 
nicht  einleuchtet,  warum  für  den  Gegenstand  neben  der  Figur  des  Avs.  die  Deutung 
als  eine  Brunnenmündung  näher  liegen  soll,  denn  die  als  Altar,  welchen  Percy 
Gardener  angenommen  hat  und  der  auch  mir  viel  mehr  gerechtfertigt  scheint.  Ob 
man  mit  dem  genannten  Gelehrten  an  ein  Opfer  zu  denken  habe,  welches  die 
t^gnr  mit  der  Fackel  darbringen  will,  mag  dahinstehn;  diese  Figur  für  Demeter 
zn  erklären,  liegt  schwerlieh  ein  Grund  vor.  Dagegen  wird  man  an  diesem  Namen 
für  diejenige  des  Rvs.  festzuhalten  und  denselben  nicht  mit  demjenigen  der  Kora 
in  der  Anodos  zu  vertauschen  haben,  wie  Wieseler  will,  da  für  diese  sich  die 
Fackel  wohl  nicht  wird  nachweisen  lassen.  Übrigens  hat  Percy  Gardener  Recht, 
wenn  er  im  Gegensatze  zu  Combe  erklärt,  diese  Figur  stehe  auf  einem  Vier- 
gespann, nicht  einem  Zweigespann.  Es  handelt  sich  um  zwei  Paar  Pferde,  das 
vordere  mit  gesenkten,  das  hintere  mit  erhobenen  Köpfen,  innerhalb  welcher  Paare 
immer  ein  Pferd  von  dem  andern  bis  auf  eine  fast  verschwindende  Parallellinie 


a)  Ver«!.  Förster  S.  250  ff. 

b)  Das  Exemplar  im  brit.  Mus.  früher  publiciit  von  Combe,  Vet.  popal.  et  reg.  nnml  qal 
in  Mus.  Brit.  asservantur  tab.  4  No.  5,  wiederholt  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.^  No.  104,  ü.' 
No.  105  und  in  Grenzers  Symbolik^  IV.  2.  Taf.  III.  No.  10;  neuerdings  in  dem  GaUl.  of  the 
Oreek  coins  in  the  brit.  Mus.,  Sicily  p.  5S  mit  Text  von  Percy  Gardener.  Außerdem  besprochen 
von  Müller  und  von  Wieseler  zu  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  a.  a.  O.,  von  Greuzer  a.  a.  O.  S.  464 
und  TOn  Förster  S.  251. 

o)  Exemplar  des  Mus.  Naz.  in  Neapel  No.  4249. 


uinea  Contoiirs  im  Kopfe  gedeckt  wird.  Daß  dem  so  sei,  ergiebt  trieb  MU  der 
i^jilil  der  Beine,  besonders  der  Hinl^rhüJne.  Man  wird  also  in  alle  We^  Iti^rbt 
h II bell ,  au  der  DBntung  fostzuhaltt'n ,  daß  i^s  äicli  in  dem  Rva.  der  MOnzen  Ton 
Henna  nm  die  zu  Wnges  die  Tochter  änchendo  Di>incler  handelt,  wälirend  die 
Darstellung  des  Ave.  ihrer  ErklHrung  norh  liarrt. 

Alle  Übrigen  Münzen  bodnrfen  lediglich  der  Annihrung,  nnd  es  gonflgt  vorah 
zu  bemerken ,  daß  auf  ihnen  die  iirende  Demeter  in  dreifacher  Weiße  darfeskllt 
ist:  I)  wie  in  der  Kunze  von  Henna  und  in  den  Sarkophagreliefen  Jer  2.  GntttiDg 
der  I.  Clasae  [oben  8,  i>27i  auf  einem  von  Pferden  gezogenen  Wagen; 
2j  wie  in  den  Sarkophngreiiefen  der  I.  Uattnng  der  I.  ClasHc  nnif  di'iirn  Aa 
2.  Classe  auf  einem  von  Schlangen  gezogenen  Wagen  und  3)  wie  in  der 
Ultesten  poetiächeu  t'berliefemng  (Hom.  Ii3iiin.  Cer,  vs.  J3  aqq.)  und  in  «ini^-n 
Hptlteren  dichteriachen  Darstellungen  ;T''(irster  8.  250],  wie  aber  in  Kunstwerken  nur 
nach  in  dem  Wandgemälde  t^  [S.  &Tih)  und  dem  Relief  8.  64!f  zn  Fuße  schreitend. 

Bei  der  nnzweifelhafteu  Sicherheit  der  Deutung  und  dem  verhältuiBmäßig  gp- 
ringfOgigen  ktinstleri sehen  Interesfle  dieser  MQnzen  wli'd  es  geniigen,  nnle;  Mit- 
thcilnng  einiger  Proben  jeder  der  genannten  Dar» teil ungs weisen  auf  der  IX.  HOnz- 
tafel  und  der  Anfuhmng  der  Stfidto.  denen  diese  gehören,  fUr  die  einzelnen 
Exemplare  auf  das  ausführliche  Verzeicimiß  bei  Förster  zu  ve^Tseisen. 

a.  Demeter  auf  einem  von  Pferden  genogenen  Wagen  kommt  ror 
auf  Hönzen  von  Kyzikos  [Faustina  iun.,,  Temenothyrea  in  Lydien  'Viüeiria- 
nu);  sen.  und  tiallienaa] ;  vielleicht  Auf  römischen  von  Henna  um)  endlich  ,'bH 
Fürt^ter  nicht  verzeiclinet)  auf  einer  Mtlnze  von  Egiale  lEriAAEnNj  in  PapMft- 
gonien  mit  dem  Bilde  der  Julia  Domnu  [lOYA.  AOMNA  CEB.  MOnztafcl  IX.  Nu.  Vt. 
mn'illrt,   fiw  der  Waddingl^n'aclien  S^immlunf:. 

b.  Demeter  anf  einem  von  Schlangen  gezogenen  Wagen  iat  viel 
aeltener  anf  frtlbeTen,  als  anf  spAteren,  nnter  rOmischer  Herrschaft  in  griechisehea 
Städten  geprägten  Uanzen,  ja  ganz  sicher  wohl  nur  anf  Denaren  der  gena  Vibii 
(Cohen,  Häd.  consul.  pl.  XLI.  Vibia  No.  1 2]  und  Volteia  (Cohen  a.  a.  0.  pl.  XLIL 
Volteia  Ko.  3],  HUnztafel  IX.  No.  16,  wo  die  Schlangen  ongeflttgeU  sind.  Wegn 
der  Mönzen  von  Athen  vergl.  oben  S.  502,  Außerdem  fQhrt  FSrster  nnr  nocfe 
Münzen  von  Erythrae  (EPYePAinN)  aus  Spanheim,  de  iisn  et  praeatant.  ntn. 
IV.  II.  p.  211  an,  welche  ich  im  Original  und  Abgnß  nicht  kenne.  HinzafBgei 
kann  ich  eine  Autonommtinze  von  Nysa  Cariae  (NYfAEnN]  Hflnztafel  IX.  No.  IT. 
Avs.  Cista  mystica  mit  Schlange  im  Ephenkranzc;  nnedirt,  ans  der  Waddingt«- 
sehen  Sammlung,     Auch  hier  sind  die  Schlangen  ungeflflgelt. 

Die  zahlreicheren  späteren  Münzen  sind  ans  Karlen  von  Nysa  ^GonBa- 
nu8  m.)  nnd  Stratonicea  [GeU] ;  ans  lonien  von  dem  Panion.  Band« 
(Antoninns  Pius),  Magnesia  (Antoninus  Pius,  Gordianus  UI.j  Mllnztafel  IX.  No.  IS 
(Imhoof'sehe  Sammlung)  und  Erythrae  (Severus  Alesander);  aua  Lydien  von 
Hyrcania  [Philippus  sen.),  Gordus  Jnlia  (H.  Anrelius,  H.  Anrelio«  und 
L.  Vems,  Caracalla],  Sardes  JValerianus  sen.)  ;  aus  Phrygien  von  Hien- 
polis  (Caracalla),  Bruzns  Maximus)  Mttnztafel  IX.  No.  19  (Imlioof'sche  Samm- 
lung, nnedirt),  Pessinus  (Caracalla)  MUnztafuI  IX.  ^u.  20  (wiener  Sanuabov. 
unedirt)  :  aus  Mysien  von  Cyzicua  {Antoninus  Pius,  M.  Anrelins,  L.  Vcm, 
Fanstina    inn,,    CommodnBJ ;    aus   Bithynien    von    Nicaea    (AnbHiina   Pin), 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATH0D08  UND  ANODOS.  661 

Cratia  (Caracalla) ;  aus  Galatien  von  Ancyra  (Caracalla) ;  aus  Cilicien  von 
Ooracesinm  (Severus  Alexander],  Calenderis  (Domitianus)  (Imhoofsche  Samm- 
lung, nnedirt;  ;  aus  Thracien  von  Hadiianopolis  (Gordianus  III. j  Mtinztafel 
IX.  No.  21  (wiener  Sammlung).  Zweifelhaft  ist  die  von  Mionnet  (Suppl.  VI.  30, 
203)  nur  nach  Vaillant  citirte  Münze  von  Elaea  Aeolidis.  Die  von  Förster 
dniehgefnhrte  Scheidung  der  Münzen,  auf  denen  die  Schlangen  ungeflügelt  oder 
geflügelt  sind,  ist  hier  bei  den  späten  Münzen  aufgegeben  worden,  weil  sich  keiner- 
lei Prineip  der  einen  oder  der  andern  Darstellung  erkennen  läßt,  weder  ein  chro- 
nologisches noch  sonst  eines. 

e)  Demeter  zu  Fuße  schreitend  findet  sich  sowohl,  obgleich  seltener, 
auf  autonomen  Münzen  wie  auf  solchen  der  spätem  Kaiserzeit.  Zu  den  ersteren 
gehören  Münzen  von  Athen  (AeHNAlONj  Münztafel  IX.  No.  22  (Avs.  Pallasbüste; 
Imhoofsche  Sammlung),  Cyzicus  [KYZiKHNONj  Münztafel  IX.  No.  23  (gleiche 
Sammlung),  Acmonia  (AKMONEON)  und  der  gens  Vibia  (Cohen,  M^d.  consul. 
pl.  XLI.  Vibia  No.  7  et  8,  Denkm.  d.  a.  Kunst  11.^  No.  94,  vergl.  Wieseler 
8.  122).  Hier  tritt  die  interessante  Besonderheit  auf,  daß  die  Göttin  von  einem 
Schweine  begleitet  ist,  oder  daß  dieses  ihr  voranschreitet,  wodurch  es  wahrschein- 
licher wird,  daß  das  Schwein  nur  als  das  der  Göttin  heilige  Thier  (ihr  Attribut) 
gemeint  ist,  als  daß  durch  dasselbe  auf  den  in  dem  Wandgemälde  t;  (S.  658) 
höchst  wahrscheinlich  angedeuteten  Mythenzug  hingewiesen  würde,  daß  Schweine 
die  Spuren  der  gesuchten  Tochter  weggewühlt  haben.  Von  späteren  Münzen  zeigen 
denselben  Typus  solche  von  Pagae  in  Attika  (Commodus,  Septimius  Severus), 
Cyzicus  (unter  einer  ganzen  Reihe  von  Kaisem  von  Hadrian  bis  Gallienus)  Münz- 
tafel IX.  No.  24  (Antoninus  Pius,  Imhoofsche  Sammlung) .  £s  möge  hier  auf  die 
kleine  Verschiedenheit  in  der  Kleidung  der  Göttin  aufmerksam  gemacht  werden, 
welche  sich  zwischen  dieser  Münze  und  der  autonomen  (No.  23)  findet,  während 
ein  Exemplar -mit  dem  Bilde  der  jungem  Faustina  den  Typus  der  autonomen 
Mfince  bis  in  alle  Einzelheiten  hinein  wiederholt.  Weiter  sind  zu  nennen  Münzen 
von  Syedra  Ciliciae  (L.  Verus,  Salonina)  Münztafel  IX.  No.  25  (unedirt, 
Münzsammlung  in  Athen  No.  5786),  welche  doch  wohl  in  diese  Reihe  gehören, 
obwohl  sie  die  .Göttin  bei  weitem  nicht  so  lebhaft  dahinschreitcnd  zeigen ,  wie  die 
übrigen  m.  o.  w.  alle,  und  obgleich  eben  hierin  das  sicherste  Kriterium  zur  Unter- 
scheidung der  suchenden  Demeter  von  der  nur  mit  zwei  Fackeln  als  Attributen 
ausgestatteten  (oben  S.  413  u.  521)  gefunden  werden  darf.  Diese  lebhaft  schreitende 
Göttin  zeigen  dann  wieder  Münzen  von  Nicaea  Bithyniae  (unter  einer  Reihe 
von  Kaisem),  von  Erythrae  loniae  (Traianus,  Sevems  Alexander,  Mamaea), 
von  Metropolis  loniae  (Traianus),  von  Nysa  Cariae  (Antoninus  Pius)  und 
von  Ancyra  Galatiae  (Caracalla)  Münztafel  IX.  No.  26  (MHTPOn.  ArKYPAC, 
unedirt,  Imhoofsche  Sammlung),  auf  welcher  der  Typus  die  gröfite  Ähnlichkeit 
mit  demjenigen  der  kyzikener  Münzen  zeigt. 


Von  geschnittenen  Steinen  dieses  Oegeaslud 
verlässig  wohl  nur  die  blaue  antike  Paste  ans  dar  CHp 
No.  238)  in  der  berliner  Sammlung  (Toelken  IL  Ha 
mit  brennender  Fackel  auf  einem  von   swei  Sei 


662 


III. 


IKMy:TEB  UM)  KORA^   , 


Von  zwei  »Smani^ilena,  we.k:}ir  steh  nach  Tassii^IUspe .  A  cstal.  of  f^eiM  ilr. 
>i'o,  IS53  und  1S5-1  im  Besitz«;  »de»  KdnigB  von  Fmnkreicli «  bi^fnii<leu.  aber  in 
Cliabuuillüts  Catal,  g^nür.  niclit  211  Snihn  sind,  ihI  wuniggteiis  die  eine  ^Harit^tte. 
Trnitö  des  pienea  ^avßea  U.  Hl]  durch  eine  in  der  reckten  Uand  der  Göttin  bt- 
findliohe  Sichel  nicht  frei  von  Verdacht.  Andere,  fast  sicher  nnechle  Sieinr 
ider  PoniatowHky'schen  Sammlung)  liat  Förster  (S.  256)   bereits  gebllhrviid 


de  KathodoB  und  Anodos  Eoras. 


den  »inl. 


In  Uütrcfl"  der  kllustlerlBchen  Darstellungen  der  Kathudris  dtT  Knra. 
untor  dieser  im  Gegeusatze  zu  ihrem  Raube,  ihrer  entteii  Bntfnlirung  Aarch  Hadi 
ihre  jährlich    erneuerte ,    vertragsmäßige  Niederfahrt  mit   Hades  Temlanden 
welelie  in  die  obeufall«  jährlich  erneuerten  Theogamia  ausittuft   und   in  d«n 
fuBten  gefeiert  wurde,  kann  lediglich  auf  die  oben  S.  ö!l6  IT.  besprocbi 
gemAlde  verwiesen  werden. 

Was  aber  die  Dnrstellungen  der  Änodos ,  der  Rückkehr  Koras  aus  der 
Welt  zur  Oberwelt  und  zu  ihrer  Mutter  anlangt,  gebührt  Strube"]  das  V 
unter  den  noch  und  nuch  immer  maSHenhafter ''1  iri'thümlich  auf  diesen  Myl 
zogenen  Bildwerken  mit  eben  s»  klarer  wie  scharfer  Kritik,  wnhrscheinlirli,  wi 
stens  hoffentlich,  für  immer  aufgeräumt  zu  liaben,  wie  dies  in  der  Uauplaaclin 
der  neueste  Bearbeiter  tlieses  Gegenstandes,  Förster  la  a,  0,  S,  25!1  ff.  ,  anerkennt. 
Nicht  darauf  kommt  es  an,  ob  Stiube  mit  seinen  Erklärungen  aller  hier  in  Fragf 
kommenden  Kunstwerke  Kecht  ßat,  was  besonders  in  Betreff  der  von  Fiöluicr  »u- 
sammengestellten  Vaseubilder  vielleicht  nicht  Jeder  ohne  Bedenken  zugt!l>vn  wirf, 
sondern  darauf,  daß  er  deren  NieJitbezUglichkeit  auf  die  Anodos  der  Kern  in  ilm 
Überzeugendsten  und  in  gewiß  acliwer  zu  widerlegender  Weise  dargetlian  hat.  l'wi 
auch  was  die  specifiscli  mystisch  gefaßte  Anodos  der  Korn  betrifft ,  ulwr  weicli» 
man  mehrseitig  durch  Stephanie  Erklärung  der  schönen  Poliko  von  KerucJi*  im 
Reinen  zu  sein  glaubte,  kann  man  sieh  auwohl  mit  dem  negativen  wie  mit  de» 
positiven  Rcüultat  der  ätrubeachen  Kritik,  daß  es  sieh  nicht.  (Iherhaupt  nicht 
eine  Anodos  der  Kora.  geschweige  denn  um  eine  mit  dieser  verbunden! 
nesie  des  lakchos  handele  noch  handelu  künne,  daß  vielmehr  diu  fberj 
neu  geboi'enen  Erichthonios  durch  Gaea  an  Athena  dargestellt  sei .  nur  di 
einverstanden  erklltren.  wie  dies  auch  schon  Förster  la.  a.  0.  S.  2b2)  gel 

Auf  dem  in  dieser  Weise  gereinigten  Arbeitsfelde  bleiben  nur  wenige 
mente  stehn.  welche  sich  mit  größerer  oder  geringerer  Sichorbtiit  auf  die 
Koraa  besiehn  lassen. 

■)  »Cudien  üb.  d.   ßllderlirefs  von  Elcuaii  Up.   IV.  S.  57  (I. 

M)  IlDSDtiilera  ilnich  riHrluid,  Cb.  1),  ItiMeikri^B  von  Elnniit  Abb.  III.  BalUite  ( 
■lud.  AUlili.  II.  S.  48T  S.).  *<xl*>")  •lurth  Fraimor,  ClioU  de  imm  grevt  tnM,  4«  h  • 
«U.   Imp.  Ic  prinra  N.pDMo"  iV"'    '»«^J  P'   27— .1(1. 

c)  Compli'-rondu   ptr.  pniir   linriifii    is.^ü   p|.   1    (wimli'rlinlt  bui   Oi'rliii 
Vergl.  Siephanl  >.  ■.  U.  p.  4!t  sqq.   und  <li»  Vciiuli^hnlD  dar  initlminonilii»  IMiihn««  h 
».  >.  O.  S.  7B. 


10.  DER  RAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATHODOB  UND  AX0D08.  663 

In  Betreff  der  Katagusa  des  Praxiteles  s.  oben  S.  433  ff. 

Das  frftheste,  zugleich  sicherste  und  schönste  Monnment  der  Anodos  Koras  ist : 

No.  1  das  Gemälde  an  einem  aus  der  Gegend  von  Benevent  (Monte  Sarchio) 
stammenden  Krater  in  der  Sammlung  des  Marchese  del  Vasto  in  Neapel,  s. 
Atlas  Taf.  XVIII.  No.  IS.**  —  Dieses  schöne  Gemälde,  welches  nach  dialektischen 
und  palaeograpliischen  Merkmalen  seiner  Beiscliriften  attischen  Ursprungs  ist  und 
der  ersten  Hälfte  der  SO  er  Olympiaden  angehört  ^^,  stellt  den  Gegenstand  so  klar 
und  unzweideutig  dar ,  daß  es  kaum  der  allen  vier  Figuren ,  auf  welche  es  sich 
beschränkt,  beigegebenen  Beischriften  bedurft  hätte,  um  denselben  (iber  allen  Zweifel 
festzustellen. 

Jugendlich  zart  wie  das  sprossende  Grün  und  die  knospende  Blfithe  und  mit 
einer  Anthemienstephane  glänzend  geschmückt  wie  der  neue  Lenz  und  in  voller 
Gewandung  steigt  Kora-Persephone  nEP^n<t>ATA)  aus  der  Erdsclducht  empor 
zum  Lichte,  welches  sie  mit  einer  Geberde  und  dem  Gesichtsausdrucke  des  Er- 
staunens zu  begrüßen  scheint.  Das  Aufsteigen  ist  aufs  deutlichste  cliarakterisirt 
nicht  allein  dadurch ,  daß  Kora  noch  mit  den  Füßen  und  einem  Theil  der  Beine 
in  der  Erde  sich  befindet ,  sondern  auch  durch  die  Bewegung  und  Stellung  der 
Beine,  welche  das  Heraufschreiten  ausspricht.  Kora  voran  eilt  mit  lebhaftem 
Schritte,  aber  zu  der  Nachfolgenden  umblickend,  Hekate  -HKATE)  mit  zwei 
Fackeln  in  den  Händen,  mit  welchen  sie  offenbar  Kora  bei  dem  dunkeln  Aufstieg 
durch  das  Innere  der  Erde  vorgeleuchtet  hat,  während  Hermes  ,HPME^),  welcher, 
durch  Clilamys,  Petasos  und  Kerykeion  cliarakterisirt,  der  zum  Lichte  Zurück- 
kehrenden das  Geleit  gegeben,  am  Ausgange  der  Erdschlucht  Halt  macht,  um  Kora 
an  sich  vorbei  der  Mutter  entgegenschreiten  zu  lassen,  welche  (AEMETEP)  am  rech- 
ten Ende  der  Composition  ruhig  dasteht,  auf  ihr  langes  Sceptijr  gestützt  und  in 
reichliche  Gewandung  gehüllt,  im  Übrigen  aber,  schwerlich  absichtslos  (s.  oben 
S.  520),  völlig  ungesclimückt  und  mit  still-ernstem  Gesiclitsausdrucke,  welcher  an 
ihre  eben  jetzt  erst  endende  Tiauer  erinnert. 

über  den  Charakter  ernster  Feierliclikeit,  welcher  diese  einfache  und  doch  so 
wohl  durchdachte  Composition  auszeichnet,  braucht  angesiclits  der  Abbildung  Nichts 
gesagt  zu  werden,  wohl  aber  verdient  heiTorgehoben  zu  werden,  daß  in  der  Mit- 
wirkung der  Hekate  bei  der  Heraufholung  der  Kora,  welche  der  homerische 
Deraeterhynmus  vs.  3771  durcli  Hermes  allein  bewirken  läßt,  ein  Sagenzng  uns 
entgegentritt,  welcher  auf  orphisclie  Poesie  zurückgeht*^;.  Ob  sich  auf  eben 
dieae  Poesie  der  Umstand  wird  zurückführen  lassen,  daß,  während  Kora  im  home- 
rischen Hymnus  (vs.  378  sqq.)  mit  Heimes  zusammen  auf  einem  Wagen  empor- 
fUhrt  und  sich  auf  eine  ähnliche  Vorstellung  Koras  Beiname  Xsuxiinro;  bei  Pindar 
(Ol.  VI.  05)  bezieht,  die  Anodos  der  Kora  im  Geleite  des  Hermes  und  der  Hekate 
hier  zu  Fuße  geschieht,  ist  nicht  sicher  auszumachen.  Dafür,  daß  auch  die  er- 
phische  Poesie  Kora  zu  Wagen  emporfahren  lasse,  kann  der  Sarkophag  von  Wilton- 


a)  Fublicirt  in    Stnibes  Supplement  zu   den  Stndim   fil» 
mit  Text  S.  16  f.     Vergl.  fQr  din  frühere  Littentar  V9n» 

b)  Vergl.  Förster  S.  260. 

r)  Schol.    Tbeocrit.   Id.   11     12:    ng  AVO^' 
7f|V  ire(jL<p))iJvat  Otto  toO  iraxpöc  icp6c  fltpctyfalC 
Overbeck,  Knostmythologie  III. 


\m 


111. 


houso.  BO  wie  deraelbtt  oben  lä.  üT2  S.  bdcuclitet  unil  aU  mit  den  späteren  Vuen- 
dar  Stellungen  dei'  Aus»endiing  des  TriptolemoB  iu  mehren  Stacken  Übe  rein  gtünnicnd 
erwiesen  worden  ist,  wenigstens  uicLt  mehr  in  der  Weise  iinmitlelbar  verwertliel 
werden,  nie  dies  Förster  S.  Iti'.i  S.,  bexDaderx  S.  '2t>5  ku  tlinn  versuehl  hat.  l'nd 
uh  Tzetzes'  Notiz  ">  aus  urphiseher  Poesie  Btaranie,  ist  ebenfalb  nlclil  aicLer  erwei*- 
livli.  Denn  die  orpliisclie  Poesie  hatte  betont,  daß  Dcmetei'  durch  die  Söhne  des 
DynaulcH,  Triptuicmoa  und  Enbuleu».  den  Ort  der  xätinuüi  der  Kora  erfahren 
habe,  daß  ilaun  Demeter  selli^t,  wenn  auch  vergeblich,  in  den  lladee  hinabgeetie^D 
sei.  um  Kura  wieder  heruur^u fuhren  .  und  daß  endlich,  nach  Abschluß  de»  Vcr- 
tragea.  die  Hcranrholung  der  Kern  dnrch  Hekate  bewirkt  wnrden  sei'',-  Die  Notii 
ileH  Tzetzea  dagvgen  besagt  etWH8  Andere» ,  nämlicli ,  daQ  Demeter  dnrch  Triplu- 
lemos'  Vermiltelung  die  in  Bleuaiti  als  XsuxüniuXo;  au»  dem  Hades  aur.itei^eDde 
Ktiia  gefunden  habe.  Die  Annahmo  aber  irgend  eine»  pootit>chen  Vorbildoü  ftlr 
die  Dai'stelluugsweiae  des  Va^enbildcs  wii-d  man  nicht  unwahrscheinlich  tindi>Ji.  und 
während  nun  das  Eingreifen  der  Ilckatu  auf  urphischu  Poesie  hinweist,  ist  ee  nicht 
recht  klar,  wa»  Föroter  S.  2til  damit  hat  sagen  wollen,  wenn  er  schreibt,  der 
Umstand,  daß  daa  Vasenbild  Porsephone  als  ;(a|iaiVjU; .  Heriues  und  Hekate  zu- 
sammen bei  der  avoSo;  betheiligt  zeige .  svi  der  ei-ste  Schritt  za  der  Auffa^iin; 
der  Persepbone  aU  Prototyps  der  Seelen  der  Sterbliclien ,  einer  Auffassnug,  welche 
sich  iu  der  Darstellung  ihrer  Abholung  von  Plulon  dnrch  Heriues ,  wie  al«  die 
Kurzseiten  der  Sarkophage  voifUhren,  weiter  entwickelt  zeige.  Die  Abholung  iler 
Kora  von  Hades  dnrch  Hermes  im  Auftrage  des  Zeus  iet  ja  schon  im  homerisehcB 
Hymnus  (vs.  3.^5  sqq.  vergl.  älb  sqq.)  mit  aller  Klarheit  und  Bestimmtheit  aii^ 
gesprochen . 

Mit  der  Gestalt  der  aufsteigenden  Kora  in  diesem  VaseubiUe  stimmt 
No.  2  eine  Einzelfigur  auf  einem  Goldstater  von  Lampsakos')  ao  weit  Alf- 
ein,  daß  man  es  fflr  sehr  wahrscheinlich  erklären  muß,  daß  auch  mit  ihr  Kon  ia 
der  AnodoB  gemeint  sei.  Diese  mit  einer  Stephane  gesehmfickte  und  nach  HiUinga 
mit  Weintraubenbascheln  bekränzte  (?)  Figur  ragt,  Ähren  in  der  rechten  Bud 
haltend,  mit  dem  Oberkörper  bis  etwa  zu  den  Knien  aus  dem  Boden  und  hat  dei 
Blick  aufwärts  gerichtet.  Wenn  ätmbe  <>.  a.  O.i  in  ihr  eine  Gaea  erkemM 
will,  so  wird  dies ,  wie  Wieseler  bemerkt  hat ,  nicht  etwa ,  wie  FJti'ster  anaahai, 
durch  die  von  ihr  getragene  Stephane  widerlegt,  wohl  aber  durch  die  Ctl][BSTC^- 
hältnisse  und  sonstige  MUnztypeu  von  Lampsakos  unwahrscheinlich  gemaekt,  wvie 
durch  den  Umstand,  daß  sich  eine  vei-einzelt  dugestellte  Gaea  auf  griecfaiidM 
MtlnzeB  schwerlich  wird  nachweisen  lassen.  Wegen  der  Ähren  in  der  Hand  dicMr 
Fignr,  sofern  Kora-Persephone  mit  ihr  gemeint  ist,  vergl.  oben  S.  418  S.  — 
Diesem  l^ypns  gleicht 


a)  T7,eti.  »il  lies.  O.  et  1>.  vs.  ;t2  tV|V  Äinil^l""'  ''•  'Afriiva;  0,»6ty   ml  r.apA  Tfirni.ir^' 

Ii|  Die  Belegn  bei  K<irr%ter  S.  4-i  mit  ileii  Aiiiiierliung«ii. 

.')  Piiblirirt  M>ii  Millirigeri,  Aiiriunt  rniiis  of  cilie«  and  kiriR«  pl.  5  No.  7,  «lederboll  In  4a 
Deiikiii.  <1.  s.  Kiitist  II.''<  Nn.  IU<),  vergl.  Sirube,  .Sluitieii  S.  HS  Note  1,  Füiiter  4.  4.  O.  S.  KI 
iiikI  Wie^oler  zn  ilen  Deiikni.  d.  ■.  KimmI  4.  *.  U.  S.  NU.  wo  lach  norh  slalga  udere  Br- 
tprerh linken  aiigerohrt  sind. 


J 


10.  DER  UAUB  DER  KORA  ;  IHRE  KATHODOS  UND  AN0D08.  665 

No.  3  derjenige  einer  Münze  von  Elaea  in  Aeoliä  lEAAlTQN)  mit  dem  Bilde 
der  Sabina  auf  dem  Avs.  nach  Förster  a.  a.  0.  S.  263  bis  auf  den  Umstand,  daß 
die  Figur  rechtshin,  die  lampsakener  linkshin  gewendet  ist.  Allerdings  liatte  Miliin, 
Suppl.  VI.  30,  201  diese  Münze  nur  nach  Vaillant  citirt,  wodurch  sie  etwas^ ver- 
dächtig wurde,  doch  giebt  Föi-ster  an.  daß  ihm  ein  Abdruck  aus  der  berliner  Münz- 
sammlung vorgelegen  habe. 

Entfernter   verwandt   ist  mit    dieser  halb  aus  dem  Boden  ragenden  Korafigur 

No.  4  diejenige  einer  Gemme ,  welche  Gerhard  ^)  nach  einem  Abdruck  publi- 
cirt  hat,  während  er  (a.  a.  0.  S.  506;  ungiebt,  daß  ihm  dies  Bild  auch  aus 
antiken  Glaspasten  bekannt  sei,  in  denen  derselbe  Gegenstand  sich  wiederhole. 
Die  fragliehe  Figur  mit  einer  langen  Ähre  in  der  erhobenen  Rechten  ragt  recht» 
mit  dem  lialben  Leib  aus  dem  Boden,  während  ihr  gegenüber  ein  bis  auf  die  über 
seinen  Rücken  herabhangende  Ohlamys  nackter,  im  Übrigen  durch  Nichts  charak- 
terisii-t'er  Mann  sich,  die  rechte  Hand  über  ihr  vorstreckend  oder  mit  derselben 
nach  der  Älire  greifend,  vorbeugt.  Gerhard  a.  a.  0.  S.  57  7;  erkennt  in  ihm 
Hermes,  welclier  der  Kora  beim  Aufsteigen  behilflicli  ist.  Vielleicht  ist  gemeint, 
daß  er  sie  begrüßt;  denn  jedenfalls  wird  man  anerkennen  dürfen,  daß  Förster 
S.  263  mit  Recht  die  Darstellung  ungeschickt  oder  »unglücklich  ausgefallen« 
nennt,  wenngleich  ein  bestimmter  Grund,  ilire  antike  Echtlieit  zu  bezweifeln,  kaum 
vorliegen  dürfte. 

Als  das  einzige  Monument,  welches  die  Anodos  der  Kora  zu  Wagen  darstellt, 
bleibt 

No.  5,  das  Relief  am  linken  Ende  des  Triptolemossarkophags  von  Wilton- 
house  's.  Atlas  Taf.  XVI.  No.  3  übrig^i.  Wenn  man  nur  von  dem  allerdings 
behaupteten,  aber  schon  oben  (a.  a.  0.)  abgewiesenen  Zusammenhange  der  Anodos- 
scene  mit  derjenigen  der  Triptolemosaussendung  ab.sieht,  so  erledigt  sich  die  erstere 
in  höchst  einfaclier  Weise.  Allerdings  muß  zunächst  die  von  0.  Jahn*^)  und 
Brunn*)  mit  leichter  Vei*schiedenheit  aufgestellte  Deutung  der  auf  dem  Wagen 
stehenden  Figur  als  Selene  zurückgewiesen  werden ,  doch  wird  dies  theils  durch 
das  von  Förster  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1&75  S.  bO  f.,  theils  durch  das 
oben  a.  a.  0.  Gesagte  ausdrücklich  genug  geschehn  sein,  um  ein  abermaliges 
Zurückkommen  auf  diesen  Punkt  überflüssig  zu  machen. 

Mit  Welcker,  Gerhard,  Stephani,  Förster  und  Wieseler  wird  man  demnach 
diese  Figur  ftlr  die  auffahrende  Kora  halten  dürfen,  und  es  wird  sich  haupt- 
sächlich um  die  Erklärung  der  Nebenfiguren  handeln.  Da  gehn  denn  die  An- 
sichten zunächst  über  die  Benennung  der  Figur  auseinander,  welche  dem  Wagen 
der  Kora  entgegentretend,  dem  hintern  Pferd  in  den  Zügel  greift ;  denn  daß  dieses 
und  die  Absicht,  den  Wagen  zum  stehn  zu  bringen,  ausgedrttckt  und  der  8inn  der 
Handlung  sei,  wird  man  Förster  (S.  265j  ^j  schwerlich  mit  Beoht  bestreiten.    iUier 

a)  Ges.  akad.  Abhh.  II.  Taf.   LXXX.   No.  6.  '■^►*' 

b)  Yergl.  oben   Cap.  VII.   Uelief  15   Note  b.  und  S.  571  M.,  «nk  WImMt»^ 
(1.  a.  Kunst  11.^^  S.  1G3  f.  und  die  das.  S.  159  f.  angefübrto  UtlBimtiir.    ,.  i     ^ 

cj  Archaeolog.  Beiträge  S.   59  Note  25  und  S.  88  Nota  43.  ,     j 

d)  Sitzungsberichte  d.  k.  bayr.  Akad.  von  1875  Fhü.-hist.  a.  8.  Ü  tt.  F 

e)  In  Übereinstimmung  mit  Stephani  im  Compte-rendn  e(e.  pöQt  lUritft'l 


666  Ul.    MVTIIKN  UF.K  bEMKTElC  UNtl  KARA.  ^^^^^^^^1 

grade  hieraus  er^iebt  sich  eine,  auf  den  eititen  Blick  unlOsluire,  tienwie(tgk«il, 
Wülche  dem  dicDei'  Figur  von  Steplmni  und  FilrBter  a.  d.  aa.  Oo  )  Iwigeloglän 
Namen  der  Heltate  entgegensteht,  lleliate  hat  in  der  urptiiiichen  Poesie,  weldie 
griule  Fönter  mit  der  größten  Bestinimtlieit  als  Grundlage  des  S&rkopbsgrolief» 
betrachtet.  Kora  nu»  dei  Unterwelt  heranfgehiilt  .».  oben  S.  lilClj  und  in  den 
Vasengemalde  del  Vafilo  [No.  I  schreitet  »ie  der  aufsteigenden  Kor«  mit  ivri 
Fackeln  leuchtend  voran.  Wie  kSme  sie  dazu,  kier  dem  Gespanne  der  Kora  ent- 
gegen zu  treten  und  die  Pferde  zu  paiiren .  anaUtt  Kora  zu  begleiten  und  etwa 
ihre  Pferde  xu  l'tihren ''  Die»  kannte  für  die  von  Brunn  und  Wiefleier,  weldie 
Beide,  wenngleich  natürlich  iu  verschiedenem  äinn,  auf  die  Parallele  der  in  Ko- 
dynion Sarkophagen  da^  Gespann  der  8elene  anhaltenden  Figur  hinweisen  ,  vorgi^ 
fichlagene  Uenennung  als  "Hora»  zu  sprechen  scheinen,  Al>er,  ahgesehn  von  den 
von  Förster  [Ärchaeolog.  Zeituug  a.  a.  0.;  richtig  hervorgehobenen  Verschieden- 
heiten zwischen  jener  »Hora"  in  den  Endymioureliefen  und  der  hier  in  Fmge 
»teilenden  Person,  deren  wichtigste  ist,  daß  jene  Uora  geflügelt,  die  fragliche  Figor 
hier  uugefiilgelt  ist ,  also .  ubgesehn  hiervon .  bleibt  die  oben  berührte  Bchwieng- 
keit  bei  dem  einen  wie  bei  dem  andern  Namen  dieselbe.  Denn  wenn  Wiesder 
sagt,  der  Umstand,  daß  die  Fignr  des  Wilton-house-Sariciiphags  eine  Peitsche 
halte,  beweise  nur,  "daß  es  »ich  um  eine  Itoßtreiberin  handelt»,  und  »»rnn  diese 
dennoch  hier  den  Pferden  entgegt  utiitt  und  dieselben  liemmt.  so  niiül  man.  ancli  wenn 
tnaii  sie  eine  H<ira  nennt,  annehmen,  diese  Lenkerin  und  '  Koß treiben n  ^  mn  Kon* 
Gespann  sei  von  dem  Wagen  vorweg  herabgesprungen,  um,  den  Pferden  in  ilci 
ZUgel  greifend,  das  Ges]):nin  znni  stehn  ku  bringen.  Und  dann  wllrde  doeh  die 
Beae,  gewUt  nieht  anbeilABtoide  8ehwieiij^«t  eniatflhii,  daS  msii  unwhiBM  nitte, 
die  Huri  habe  Kora  anB  der  Unterwelt  mm  Lichte  begleitet,  was  sieb  nicht  alläa 
nirgend  bezeugt  findet,  sondern  auch  an  innerer  Un Wahrscheinlichkeit ,  nm  nieht 
zu  sagen  Unmöglichkeit  leidet.  Wenn  aber  Wieseler  ferner  sagt,  »daß  bei  der 
auffahrenden  Persepbone  zunftclist  an  eine  Hora  der  gewöhnlichen  Art  zu  denkes 
sei,  versteht  sich  von  selbst«,  so  wird  es  schwer  sein  zu  sagen,  wie  eine  solclie 
Hora  der  gewöhnlichen  Art  zu  der  Peitsche  kommen  und  als  « Hoßtreiberin  •  be- 
zeichnet sein  sollte.  Daß  dagegen  der  Hekate  die  Peitsche  in  mancherlei  Monu- 
menten gegeben  sei,  hat  Förster  ivergl  auch  Stephan!  a.  a.  0.  Note  T  mit  Rivlit 
behauptet.  Und  wenn  Wieselet  das  Costüm  der  Figur  des  Wilton-honse- Sarko- 
phags grade  nicht  demjenigen  entsprechend  findet,  welches  der  Hekate  in  grie- 
chiscb-rtimiscben  Werken  gewöhnlich  gegeben  ist,  so  möchte,  was  den  giiechiKbea 
Hekatetypus  anlangt,  auf  die  oben  8.  597  (vergl.  S.  003  f.  n.  606)  unter  Ko.  6 
bis  S  besprochenen  Vasengemätde  zu  verweisen  sein.  Die  Sacbe  wird  sich  hier- 
nach wohl  in  der  Hanptaache  so  stellen ,  wie  schon  Förster  in  der  Archaeolo^- 
Zeitung  a.  a  0,  S.  St  angedeutet  hat.  »Je  seltener  die  Anodos  der  Kora  GrgeB- 
stand  für  die  bildende  Kunst  geworden  war ,  desto  leichter  erklärt  es  sich .  wem 
in  später  Zeit  ein  Künstler  iSarkopbagfabrikant',  welcher  diese  darzustellen  balle, 
die  gelänfige  Darstellung  des  Besuchs  der  Selene  auf  Erden  benutzt«  ■ ,  die  du 
Gespann  der  Sciene  hemmende  »Horai'  wiederholte,  sie  aber  durch  Weglassnng  der 
Flllgel  in  die  fllr  ihn  brauchbare  Hekate  umwandelte  nnd  nun  durch  die  Benntrao; 
des  vorhandenen  Typus  in  die  Unklarheit  gerieth.  daß  er  Hekate,  welche  Kora 
ans  der  Unterwelt  emporgeleitet  hatte   —  man   darf   (und   entgeht   dadurch  im 


1 1 .    VERMISCHTE  MONUMENTE.  667 

größten  Theile  der  oben  angedenteten  Scliwicrigkeit)  annehmen  als  Führ  er  in, 
nicht  als  Lenker  in  der  Pferde  —  zu  positiv  den  Pferden  entgegentretend  dar- 
stellt«, so  daß  es  seheint,  sie  sei  diesen  von  rechts  her  entgegen  gekommen,  wäh- 
rend ausgedrtickt  sein  müßte ,  daß  auch  sie ,  ihnen  vorangeschritten .  eben  erst 
Halt  macht ,  und  so  den  Wagen  zum  stehn  bringen  will ,  damit  Kora  absteigen 
könne. 

Was  aber  die  unter  den  Pferden  gelagei^te  Figur  der  Gaea  (Tellns)  anlangt, 
ilber  welche  Kora  emporfährt,  wird  es  sich  schwerlich  mit  völliger  Sicherheit  aus- 
machen lassen,  ob  dieselbe  allgemein  oder,  der  orphischen  Poesie  nach,  specieller 
als  »Attika«  (Eleusis)  *)  zu  fassen  ist,  wie  Förster  (S.  26^,  Arch.  Zeitung  a.  a.  0. 
S.  79)  wollte.  Daß  man  Grund  gehabt  hätte,  Attika  durch  den  Kranz  von  Wein- 
laub im  Haare  der  fraglichen  Figur  speciell  als  »Weinland«  zu  charakterisiren, 
wird  man  Föi*ster  wohl  kaum  zugestehn ,  wohl  aber  mit  Bninn  a.  a.  0.  8.  2*2) 
und  Wieseler  (a.  a.  0.  8.  ^64)  sagen,  daß  man  zur  Charakteristik  Attikas  eher 
einen  Olivenkranz  erwarten  sollte.  Auch  besondere  dionysische  Beziehungen  .För- 
ster, Arch.  Zeitung  a.  a.  0.  8.  79  u.  $0)  der  weinlaubbekränzten  Tellus  lehnt 
der  Letztere  wohl  mit  Recht  ab  und  verweist  auf  andere  Monumente  wesentlich 
gleicher  Entstehungszeit  mit  dem  Sarkophag  hin  Denkm.  d.  a.  Kunst  II. ^  Taf. 
LXII  (sie)  No.  796  u.  797;,  in  welchen  der  Tellus  schlechthin  als  hauptsäch- 
liches Attribut  der  Weinsteck  gegeben  ist.  Dagegen  wird  die  Berufung  auf  »den 
Mythus,  welcher  die  Anodos  der  Kora  nach  Attika  verlegt«  (Förster,  Arch.  Ztg. 
a.  a.  0.,  vergl.  oben  8.  664)  wohl  kaum  mit  besonderem  Gewicht  in  die  Wag- 
schale fallen. 


ELFfES  CAPriEL. 

Vermischte    Monumente. 


Nachdem  in  den  beiden  vorhergehenden  Capiteln  die  auf  die  beiden  Haupt- 
mythen der  eleusinischen  Göttinnen  bezüglichen  Monumente  in  ihrem  ganzen  Be- 
stände betrachtet  worden  sind,  bleiben  noch  einige  Kunstwerke  übrig,  welche,  ob- 
wohl sie  nicht  ganz  gleichartig  sind,  doch,  ihrer  geringen  Zahl  wegen,  in  dieses 
Schlußcapitel  zusammengefaßt  werden  müssen. 

Zunächst  handelt  es  sich  um  ein  paar  Mythen  der  Göttinnen,  welche  in  ein- 
zelnen Werken  von  der  bildenden  Kunst  ergriffen  worden  sind. 

1.  Demeter  und  das  Roß  Arion.  Wegen  der  Münze  von  Thelpusa 
in  Arkadien  mit  dem  Kopfe  der  Demeter  Erinys  auf  dem  Avs.  und  dem  von  ihr 
mit  Poseidon   erzeugten  Roß  Arion  (EPlflN)    auf  dem  Rvs. ,    abgeb.  Münztafel  VI. 


a)  Stark,   De  TeUare  dea  p.  40. 


668  m.  MYTHEN  DBB  DKMBTRR  UMD  KOBA. 

No.  26,  vergl.  oben  8.  318,  und  fOr  den  in  der  That  an  Erinyenbildiuigaa  et 
innernden  Charakter  des  Kopfes  mit  seinen  schlangenartig  geworfenen  Haaren  oImi 
S.  454;  nenestens  anoh  Wieseler  zn  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.'  No.  117.  a. 
8.   165. 

Derselbe  theilt  a.  a.  0.  nnter  No.  117.  b.  das  Bild  einer  Gemme  der  bet 
liner  8ammlnng  .(TOlken,  Erkl.  Verz.  In.  ii.  No.  2:^3)  mit,  welches  nach  TSlkM 
darstellen  soll:  »Demeter,  das  fioß  Areion  am  Zflgel  fahrend«.  Man  brandit  nir 
diesen  letztem  Umstand  zn  beachten,  um  die  Erklftrnng  als  irrig  za  erkenMi. 
Auch  lllHeseler  bezeichnet  sie  als  zweifelhaft  und  meint,  daß,  wenn  aneh  dieDea* 
tong  der  weiblichen  Figur,  wegen  der  sich  nnter  dem  Pferd  anfblnmenden  Sehaoge, 
und  weil  der  als  Amulet  getragene  Stein  ursprünglich  auf  seiner  Kehrseite  eine 
Isis  mit  dem  FflUhom.  seigte,  möglich  sei,  das  Pferd  doch  wohl  wahrseheiB- 
lieher  ein  gewöhnliches  zum  Ackerbau  dienendes  Tliier  sein  werde.  Vergl.  hier- 
gegen oben  8.  508.  Weiter  aber  erklärt  Wieseler  die  Beziehung  der  weiUichea 
Figur  auf  Artemis  fDr  wahrscheinlicher  als  diejenige  auf  Demeter,  da  ertteie  als 
BossegOttin  bekannt  sei  und  als  Tochter  der  Isis  oder  Demeter  gegolten  habe,  in 
welcher  Eigenschaft  ihr  das  Schlangenattribut  zugekommen  sei*}.  Dm  aach  ieh 
diese  Brklirung  fnr  ungleich  wahrscheinlicher  halte,  als  diejenige  ans  demetrAehoB 
Kreise,  kann  ich  die  Gemme  an  dieser  Stelle  nur  ablehnen. 

2.  Kora  mit  Zeus  in  Schlangengestalt.  Silbermflnzon  (Obolen}  von 
Selinnnt,  welche  Imhoof  im  Anhange  zu  Benndorfs  Buch  Aber  »Die  Hetopea  rm 
Selinunt«  8.  77  unter  No.  32 — 36  aufgezählt  hat,  und  von  denen  zwei  der  vkb- 
tigeren  Varianten  nach  schönen  Exemplaren  ans  der  Sammlung  des  genaulei 
Freundes  auf  Münztafel  IX.  No.  27.  a.  und  b.  mitgetheilt  sind,  zeigen  auf  im 
Avs.  eine  linkshin  sitzende  weibliche  Figur,  deren  Haupt  mit  einer  Haube  ;KekiT- 
phalos)  bedeckt  ist.  Ihre  vorgestreckte  Rechte  legt  sie  an  den  Leib  einer  vor  ikr 
aufgerichteten  und  gegen  ihre  Brust  andringenden  Schlange  j  während  sie  MOiit. 
a.  a.  0.  No.  27.  a.)  mit  der  rückwärts  erhobenen  Linken  das  Ende  ihre^  dflim. 
sclileierartigen  Gewandes  über  das  eigene  Haupt  erhebt,  oder  Münzt.  No.  27.  b.  die 
Linke  an  die  rechte  Brust  legt,  gegen  welche  sich  der  Kopf  der  Schlange  riffcfct 
Der  Rvs.  zeigt  außer  der  Insclirift  [tEAmOEt  oder  ^EAINONTION  den  rechtdüi 
stehenden  Stier  mit  bärtigem  Meiisclienantlitz. 

Unter  den  verschiedenen  Versuchen  der  Erklärung  dieser  Mfinzen  ^  hat  ktmr 
dieselbe  Wahrscheinlichkeit,  wie  derjenige ,  auf  welchen  sich  auch  bei  weite«  & 
meisten  Gelehrten^')  vereinigt  haben,  und  welcher  hier  den  von  einer  ganzen  BAr 
von  Schriftstellern^)  bezeugten  orphischen  Mythus,  daß  Zeus  sich  mit  seiner  Ttd- 


I  No.  97  S.    123. 


a)  Vorgl.   »erod.  II.    156,   Pausaii.   VIU.   'M.  2.    u.   3. 

b)  \>rgl.    b.   Iinlioof  a.  a.  ().    S.   SO  f.    und    bei  Wieseler   zu   den  Denkm.  4.  t.  Kntf  K' 


r)  Krkhel,    Dort.  Num.  Vet.   I.  p.  241,  Creu/.er,   IL-idelb.  Jahrbb.   v.    JM6  S.  J»5l. 
Ib.  d.  Stier  mit  <J.  Menschi;nge.si<'htc,  Ablih.  d.  k.  bayr    Akad.  v.  1h;)6  S.  504,  FiBoflL  V( 
ant.  Weihgesch.  in  d.  Abhh.  d.  berl.  Akad.   v.    iSi'.»  .S.  22  Anni.   7,    Qerlurd,    Vh. 
u.    Hona    D<»a ,    Ges.  akad.   Abhh.   II.    S.   5ti  Aiim.   ^i\    und    S.   ö.')!    zu  T*f.   XLVIII.  3(t.  K 
hoot'  un«f  Wioeler  a.  d.  aa.  Oo. 

d)  Vorgl.  bei  Lobock,   .\gUophamu'<  I.  p.   r)17  sijq.   unl  bei  Wieseler  a.  «.  O. 


11.    VERMISCHTE  MONUBI£NT£.  669 

ter  Kora-Perscphonc  in  Schlanpengestalt  vermischt  und  mit  ihr  den  Zag:Teiis 
erzeugt  habe,  dargestellt  erkennen.  Mit  Recht  hat  dabei  Imhoof  sowohl  an  den 
ans  Pausan.  VI.  19.  10  erweislichen  Dionysoscnltus  von  Selinunt  und  die  durch 
ganz  Sicilien  verbreitete  PersephonevcTehrung  erinnert,  wie  auch  darauf  hingewiesen, 
daß  die  Kora  auf  den  Münzen  »ihre  vorgestreckte,  offene  rechte  Hand  an  den  vor 
ihr  aufgerichteten  Leib  der  Sehlange  legt,  mehr  um  das  ungestüme  Andringen  des 
Thieres  zu  besänftigen  als  abzuwehren«.  Es  ist  in  der  That  ein  Schwanken  zwi- 
schen keineswegs  sehr  energischer  Abwehr  und  zagender  Hingebung  ausgedrückt, 
welches  in  manchen  Ledamonumenten  seine  Parallele  findet. 

Eine  Beziehung  der  aus  Millingens  Ancient  coins  pl.  5  No.  10  in  den  Denkm. 
d.  a.  Kunst  II  •*  No.  9S  wiederholten  Bronzemünze  von  Parion  auf  denselben  Mythus 
hat  keine  Wahrscheinlichkeit,  wie  sie  denn  auch  bisher  noch  von  Niemand  ange- 
nommen worden  ist.     Ausreichend   erklärt   aber  ist  diese  Münze  eben  so  wenig''). 

3.  Einweihung  des  Herakles  und  der  Dioskuren  in  die  Myste- 
rien von  Agrae. 

Auch  diese  von  mehren  Schriftstellern*'!  mit  verschiedenen  Varianten  berich- 
tete Sage  und  zwar  zumeist  auf  die  von  Xenophon^)  überlieferte  Wendung  der- 
selben Js.  unten  beziehn  sich  zwei  Vasengemälde,  ein  seit  längerer  Zeit  bekanntes, 
aus  Sta.  Agata  de'  Goti  und  ein  neueren  Ausgrabungen  in  der  Gegend  von  Kertsch 
entstammendes,   nämlich : 

A.  All  einer  Amphora  (Krater  aus    Sta.  Agata)  aus  der  Ponrtul^s'schen  Sammlung   im  bri- 
tisdien  Museum  d),  a.   Atlas  Taf.   XVllI.  No.  19  und 

B.  An    einer    l*elike  (aus   Kertscli)    in    ilcr   kais.   Ermitage    in    St.  Petersburg*),    s.   Atlas 
Taf.   Will.  No.    IS, 

welche  beide  von  Strube  in  s.  Studien  tlb.  den  Bilderkreis  von  Eleusis  8.  49  fF. 
einer  eingehenden  Erklärung  unterworfen  worden  sind,  welche  alle  Hauptsachen  so 
gewiß  in  das  rechte  Licht  gestellt  und  über  so  wenige,  vergleichsweise  unter- 
geordnete Punkte,  Zweifel  übrig  gelassen  hat^i,  daß  ich  mich  hier  auf  einen  sum- 
marischen Bericht  unt^r  Hervorhebung  einiger  Hauptpunkte  und  Angabe  der  wenigen 
zweifelhaften  Nebendinge  beschränken  darf  und  muß. 

Von  den ,  so  gut  wie  die  eleusinischen ,  der  Demeter  und  Kora  gemeinsam  ^) 
gefeierten  s.  g.  kleineren  Mysterien  in  Agrae  heißt  es^),    sie  seien  von  Herakles, 


a)  Vergl.  MiHingen  a.  a.  0.,  Gerhard  a.  a.  O.  S.  551  No.  9  und  WieFcIer  a.  a.  0.  S.  124. 

b)  Vergl.  Strube,  Studien  u.  s.  w.  S.  50  f.  u.  s.  unten. 

c)  Xenoph.  ilellenlca  VI.  cap.  3.  §  4. 

dj  (Newton),  A  catal.  of  the  greek  and  etruscan  vases  in  the  brlt.  Mus.  Vol.  11.  No.  1331, 
abgeb.  b.  Panofka,  Antiqnit^s  du  Mus.  Pourtalds  pl.  IG,  wiederholt  in  der  £l.  ctfram.  Vol.  lU. 
pl.  63.  a.,  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  112,  Gerhard,  Get.  akad.  Abhh.  11.  Taf.  81. 

e)  (Stephan!),  Die  Vasens.  d.  kais.  ErmiUge  No.  1»92  (8.  Slf^  a.'  i«*-niidn 
Qtc.  pour  lannee  1859  pl.  2,  wiederholt  b.  CMiaid  fti»  a- 

f)  Vergl.  für  A.  auch  Wieseler  in   den  Denka, 

g)  S.  Schol.  Arist.   Flut.  845:   {Auodjpta  U  Mi 
-cd  {Atxpd  vLi\  Td  piE7<zXa.     Vergl.  auch  S.  070  MM»  I 

h)  Schol.  Aristoph.   a.  a.  O.    1013:    fjux^  fM 
^itiordc  ifiiou  p.ueToHat'  IHo;  hk  r^'^  ^AOtjvolotc  fjtitv* 


i 


470  III.    MVTIIKN  DKK  UKMfri'l'IR  l'ND  KORA.  ^^^^^^^H 

richtiger  dpa  Herakles  wegen,  ^estirtct  worden,  nnd  zwar  nach  DMfir''  vn 
Demeter  seihet  zur  Heinipung  des  Herakles  vom  Morde  der  KentHuren.  Dleun 
aber  nnd  die  Uioskiiren.  wolche  nach  verschiedenen  Quellen  mit  Henikhis  tn- 
Hsmoien  oder  nach  ihm  geweiht  wurden,  habe  Triptotemo»  ^weifat.  bericbtei 
XenopboD '')  ,  während  bei  Anderen  Andere  .BumolpoB  »der  Huaneosj  ^niBBl 
werden. 

Dieses  und  insbesondere  die  xennphi-n tische  Version  ist  die  Orundl&ße  beider 
Vasengemfllde,  von  denen  B.  die  Einweiliung  di-s  [leraktes  allein,  A.  diejenifte  ile* 
Herakles  nnd  der  Dioskuren  anhebt. 

In  beiden  VasengemSIden  nehmen .  in  der  nanptsnrbe  ftttere  in  stimmend  mit 
einander  pnippirl.  Demeler  ailKend  nnd  Kora  neben  ihr  siebend*")  die  Mitte  der 
romposition  ein.  In  It.  ist  Demeter  tinrch  kalutho« förmigen  Kr)|ifiichmurk '  nml 
das  Scepter".  in  A.  nur  dnrch  dieses  cbarakterisirt ;  Kora.  in  lt.  hekrilnzl.  in  A. 
wie  Demeter  barhftuptig.  ist  in  beiden  Bildern  ausnahmsweise  leicht  bekleidet .  in 
B.  mit  ganz  entblößter,  in  A.  mit  dllnn  verschleierter  Brust^',  beide  Male  mit  dw 
lanfiren  Fackel"'  ansgestattet  nnd  lehnt  sich  in  B.  auf  einen  dttnnen  I'feiler,  In 
B.  Ist  der  Demeter  der  Plutosknabe  mit  mSehtig'em.  aber  leerem  FtllllivrTi  bei- 
gesellt,  in  A.  erscheint  derselbe  auf  dem  Rvs.   wieder'';. 

In  A.  flitzt  rechts  [vom  Beschauer^  neben  Kora  TriplnInmoH  auf  eeineni 
geflügelten  Schlangen  wagen ,  wesentlich  su  wie  in  dem  Bilde  seiner  Auiotrndnnf 
No.  rni  jAtlas  Taf.  XVI.  No.  IIJ.,  in  dem  eleusinischen  Kelief  Atlw  Taf .  XIV. 
No.  4,  auf  den  oben  B.  5b  1  ff.  bt^sprecbenen  eleusiniechen  und  athenischen  MUnien 
^MOnztaf.  IX.  No.  1  a.  b..  2  a.  b.  nnd  in  der  demnüclist  in  Ijespreehenden  ct- 
maeischen  Kelii-fvase  Alias  Tiif.  XVlll.  N.k  ^m  .  Er  hüll  Xiclii;;  in  don  IIAndM. 
mit  deren  Erhebung  er  offenbar  eine  an  die  Göttinnen ,  znnKchat  an  Demeter  ge- 
richtete Rede  begleitet.  In  B.  nimmt  seine  Stelle  eine  ganz  in  ihr  Gewand  ge- 
hüllt dasitzende  Krau  ein,  der  gegenüber' die  von  Eros  begleitete  Aphrodite 
angebracht  ist.  Dafür  erscheint  hier  Triptolemos.  in  kleinerem  MaSetabe  dar- 
gestellt, auf  seinem  geflflgclten  Wagen  wesentlich  oben  so  wie  in  den  Bilden 
seiner  Aussendnng  No.  51 — 5;t  (Atlas  Taf.  XVI.  No.  IS— 15)  stehend,  schwe- 
bend über  der  Gruppe  der  Göttinnen.  Daß  hier  von  einer  Scene  seiner 
Anssendung  ganz  entschieden   nicht  die  Rede  sein   könne ,   lehrt,  obwohl  dies  voi 


i)  IHod.   Sloiil.  IV,   I  (.  21  :  Aijiitirup  '.e  rp;,;  täv  xiStipftüi  toÜ  KEVTi-Jpor«  ^iwi  Ti  pnfi 

b)  Xenophoti  Hell.  VI.  3.  U  liDt  KiUiu  (als  lladucheiO  lu  den  UliniMiiiotiii-rheii  Oe^iBilln 
»»gen :  ÖIkiiov  [li-*  oJ^  i,t,  f«]Si  Ei:),a  initf Jptiv  J).)>-(]Xois  -fifiä; .  iirti  J-tjctai  [»r«  TptctOupe;, 
4  '(])iiTcpiic  npd'iovo;,  Td  A'F|)ii,T|Tpa;  %t\  K.6pii  i^ltrßi  Upa  npniToi;  ^fvoi;  äti^vi  lleiiliii 
TE,  tSi  u|i£T£p(p  dpyfjtr^,  ml  iiooiftiooi-.,  -nXt  ■j\ifripoi-t  r;ij),!niv  it>„ 

c)  Vor«!,   oben  S.   513   die   Reliefe   15,    17   u.    IS. 

d)  Vergl.  oben  S.  51.1  die  Iteliere  -I.   12  ii.   18.   S.  :>2(>  die  Vssoribilder  ■.   und  b. 

c)  Vergl.  oheii  R.  514  die  Iteliefe  4.  T,  12,  18.  K.  52t  die  Vaaeiibildei  i. — r.  f.  1.»  ' 
II.  bb.  dd, 

f)  Vergl,  oben  S.  514   Relief  13  und  Str.ihe  8.  n.  O.   S.  !IS  f. 

f)  Vergl,  oben  S.  bH  dts  Uellefe  I.  4.   17,   IS,  211,  23,   S.  521  die  Vasenbilder  b.  n.  •  k. 

I>)  Vetgl.  Strabe  a.  a.  O.  S.  54, 


11.    VERMISCHTE   MONUMENTE.  671 

Stepbani*;,  Gerhard**)  und  Welcker*^  verkannt  worden  ist,  der  bloße  An jücnschein. 
Es  kann  aber  weiter  keinem  begründeten  Zwei  fei  unterliegen,  daß  Triptolemos  hier 
als  von  seiner  Sendung,  durch  welche  und  in  der  er  im  eigentlichen  und 
thatsächlichen  Sinn  erst  zum  Heros  der  Demeter  geworden  ist,  heimkehrend 
gedacht  ist,  und  daß  sich  dieses  sehr  bestimmt  auf  die  angeführte  überliefernng 
bei  Xenophon  beziehe.  Alles  ist  bereit  zur  Einweihung  des  Herakles,  nur  Tripto- 
lemos, durch  welchen  die  Weihe  vollzogen  werden  soll,  fehlt  noch.  Aber  auch  er 
kommt  im  entscheidenden  Augenblick  von  seiner  Fahrt  zurück,  und  auf  ihn  sind 
deshalb  die  Blicke  der  Demeter,  des  Dionysos  und  des  Daduchen  neben  Demeter 
(s.  unten)  gerichtet.  Dieser  Augenblick,  wo  eben  die  Weihe  vollzogen  werden 
soll,  ist  demnach  in  B.  in  größter  Schärfe,  in  A.  etwas  anders,  vielleicht  nicht  ganz 
so  prägnant  dargestellt,   aber  ohne  Zweifel  eben  so  wohl  gemeint. 

In  B.,  wo  es  sich  nur  um  Herakles'  Einweihung  handelt,  erscheint  dieser 
in  leicht  erkennbarer  Gestalt  und  durch  die  Keule  in  der  gesenkten  rechtun  Hand 
vollends  deutlich  bezeichnet,  links  in  einem  etwas  höhern  Plan  , etwas  mehr  im 
Hintergnmd; ,  als  die  Göttinnen.  Als  Myste  ist  er  bekränzt,  wie  der  DaduchoS) 
mit  so  kleinblätterigem  Laube ,  daß  man  gewiß  berechtigt  ist ,  von  Myrten ,  dem 
Laube  des  demetreisch-eleusinischen  Kranzes^),  zu  reden.  Als  Myste  hält  er  fer- 
ner, wahrscheinlich  wenigstens,  ein  Geräth  in  seiner  Linken  geschultert,  welches, 
wenn  auch  nicht  in  absolut  identischer,  so  doch  in  sehr  ähnlicher  Fonn  in  A. 
bei  allen  drei  Mysteu  wiederkehrt,  aber  noch  nicht  mit  voller  Sicherheit  ge- 
deutet ist.  »Fackeln«  wird  man  diese  Gegenstände  mit  Stnibe  iS.  55)  schwerlich 
nennen  können,  »Scepterstäbe«  mit  0.  Müller*^  eben  so  wenig,  denn  Scepter  sind 
Stäbe  und  weder  Scepter  noch  Stäbe  kommen  in  dieser  Gestalt  wieder  vor.  Die 
Bezeichnung  als  »Eiresione«  hat  Stephani^)  ohne  Zweifel  mit  Recht  abgewiesen. 
Newton  (a.  a.  0.  p.  57]  bezeichnet  diese  Gegenstände  in  A.  als  »a  kind  of 
fasces  omamented  with  projecting  knobs  and  probably  formed  of  palm  bran- 
che.8  bound  together«,  womit  dem  Augenschein  einigei*maßen  (mehr  aber  für  B. 
als  für  A.)  entsprochen  sein  mag,  offenbar  aber  nicht  eher  wirklich  Etwas  gesagt 
ist,  bis  man  die  Verwendung  solcher  Bündel  von  zusammengebundenen  Palmen- 
blättem  im  Mysteriencultus  nachweist.  Einen  antiken  Namen  für  ein  von  den 
Mysteu  getragenes  Ding,  welches  sehr  füglich  in  den  von  Herakles  in  B.,  von 
ihm  und  den  Dioskuren  in  A.  getragenen  Gegenständen  erkannt  werden  kann,  hat 
Stephanie)  bei  dem  Schol.  Aristoph.  Equitt.  109  in  den  Worten  aufgefunden: 
Baxyfov  oi  Tov  iitovoaov  jjlovov  ixaXo'jv,  ik\i  xat  Toi;  tsXo'jvt«;  tÄ  op^ta  xat 
Too?  xXaSou;  00^  oi  [xoarai  cpepoüai.  Strube  tS.  56)  zweifelt  an  der  An- 
wendbarkeit dieses  Namens  auf  die  hier  in  Bede  stehenden  Gegenstände,  offenbar 
weil  er  diese  für  Fackeln  hält,  während  Wieseler  (a.  a.  0.  S.  151),  obwohl  er 
sich  nicht  bestimmt  darüber  ausspricht,    eher  mit  Stephan!    einverstanden  zu    sein 


a)  Compte-rendu  etc.  poiir  lannee  1859  p.  33. 

b)  Ges.  akad.  Abhh.  11.  S.  465,  z*. 

c)  Grierh.  Gütterl.  II.   S.   040.     Vergl.   Strube  a.  a.  0.  S.  23. 

d)  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  l'aim^e  185U  p.  44,  57,    1862  S.  51»,   Strube  a.  a.  0.   S.  29. 

e)  Zu  den  Deukm.  d.  a.   Kunst  a.   a.    O. 

f)  Compte-rendu  etc.  pour  Tanne'e  1859  p.  91   Note  5. 

g)  Compte-rendu  etc    a.  a.  O.  p.  91   Note  7,  vergi.  p.   115. 


Ms 


111.    MTTIIKM  DKR  UlCMBrrKH  ['KD  KOtA. 


scheint.     Und  in   der  That  könnte  sich  ein  Zweifel   knnm  i 

der  in  ilon  beiden  VH^nbildem  dargestetlten  ßcgeustiliide  kirft^tili,  lll  dUlA, 'tb 

der  Sclioliaet  von   dionj'si^cheii  Orgien   insbesonilero   nder  YOti  MystCtim  ÜtKVWh 

reduD  will  und  <>l)  in  den  erateven  bi>«ondere.  nur  hier  ßdlxjfbt  getOdMti  üt/f/t 

üdcr  Zwei(!:htlndol   ^ehnudhnbt  wurden,   oder  anch    in   AMem  (Mtei«i8«Bai;'tb- 

lio»ondcre    aucU    denen   der  Demeter   und  Korn.      Und    It  riA    traf  fflMW  flwgttl 

wohl  kaum  eutsrlieidend  wird  antworten  lassen,   die  Hitdeftti  DettUi^** ^<"^^>l^' 

lirhen  Gefücnstftnd^'  ab«r,  äie  mifgen  bo  riclitig  oder  so  fUMfa  fleiM'1*te  I 

lür  die  Natur  der  Trager  dieser  Gegposttnde  Nichts  begebe»/  . 

verzichten,  die  fragrliehen  Personen  durch  ihre  Altrili 

stimmen  zu  können,   als  welche  sitf  Hieb  jedoch,  namiuflleh  aHutUBf^tB  A., 

bin    durch    die   ^anzc  Sntur  der    dargestellten  Hanilltiuj   ; 

erkennen  ^ehen  und  ab  welche  sie,  wenigstens  in  A,. 

mein  verstanden  worden  sind.    Daß  aher  B.  von  A.  uicM  «oU  i 

künne.  die»  zum   mindesten   mjtchte  äti-nbes  Ausein  andenstnnig  so  i 

jeden  berechtigten  Zweifel  erheben  haben.  ■  '  ' 

In  A.  nun,  wo  der  Herakles  von  B..  und  »war.  trata  Bei««  «Dt  jvgaaMAm 
Oeätnit,  durch  die  Keule  sicher  bezeichnet,  sieh  an  ftbnlfeliw  Stellfl  fn  ietOtttf^- 
sition  wie  in  B.  wiederfindet,  flind  aulkr  und  neben  ihn  Ae  DIosk*T«B  dil|*- 
stellt.  deren  einen,  rechts,  ein  vor  seiner  Stirn  .in>:iferftditer  Stcn  Biber  Ml 
ümakiaMitm  BolleB,  irlhnmcl  sebi  Bruder,  danh  die  tteapomätm  bMtiMBt  wirf. 
4.aofa  di«  Dioakuren  Bind  bfer  «ehr  jngendlidt  gebildet,  ^eis  diM  gOt  vo«  da 
dugeateUten  Personsn,  Demetw  Biobt  «i^eitaiBKieH,  nnd  ist  eiB«  der  BipstIfM- 
liiihkaiiMi  lad  Seltsuakeitai  £e«er  Malerei,  als  derea  Kw«ite  ea  hetioi'gebBtW' M 
werden  verdieBt,  daß  dea  drei  Mj^sten  die  Ffiße  und  ein  grSßerer  oder  gcriagerer 
Theil  der  Beine  fehlen,  eo  daß  es  aussieht  mehr  noch  als  wateten  dieae  PeraoMi 
durch  irgend  eine  unänrchsichtige  Materie,  denn  als  steckten  ihre  Ftlße  hinter  ntcbl 
ausgedrtlcktcn  Schranken. 

Hier  nun  wird  der  erstere  der  Dioskuren  iKastor  ?)  von  einer  fackeltrageodei 
und  bekränzten  Figur,  welche  mit  einem  kurzen,  gegürteten,  die  ganzen  Arne 
bloß  lassenden  Chiton  und  mit  hohen  Srhnilrsliefeln  bekleidet  ist,  /eTp  erl  xäpKf 
mit  lebhaftem  Schritte  gegen  die  Mitte  des  Bildes  herangefllhrt ,  wo,  jenseits  der 
Kora  von  links  her  eine  fast  genau  eben  so  charakterisirte  Figur,  welche  dem  Hen- 
kles  und  dem  zweiten  Dioskuren  vorangeschritten  zu  sein  scheint,  wie  eiseB  Aanf 
hegleitend  den  linken  Arm  erhebt. 

Auch  diese  beiden  so  gut  wie  identischen  fackel  tragen  den  Figoren  erscbeiMa 
in  diesem  Bilde  so  zart,  daß  sie  von  den  meisten  Erklärom  für  Frauen  gekaltei 
nnd  mit  den  Namen  »Artemis^  und  »Hekate«  oder  auch  »Athena«  und  >Ajteiiit( 
(Gerhard),  endlich  »Helaeira«  und  nphoebe«  (Panofka)  belegt  worden  sind.  Hkr 
aber  dürfte  die  Vergleichuug  der,  wenngleich  nicht  absolut  identisch  erscfaeinendei. 
doch  ohne  allen  Zweifel  in  der  That  identischen  Figur  mit  den  beiden  Fackeb  ii 
B.  links  zunächst  neben  Demeter  auf  eine  ganz  andere  Erklärung  führen.  Dm* 
daß  diese  Figur,  wie  zuerst  Bursian*)  ausgesprochen  bat,  männlich  «ei.  hil 
Striihe    ^S.   2;i)    auch    nach    meiner  Überzeugung    mit  viillem  Rechte    behauptet  n' 


a)  LiUBtu.  Centrdblmti 


1  1      VERMIBCUTE  MONUMENTE.  673 

gegen  Stepliani^  aufrecht  erhalten.  Ist  sie  aber  männlich,  so  kann  sie  kein  An- 
derer, als  ein  Priester  der  Demeter,  und  zwar  derDaduchos  sein,  woraus 
dann  folgt,  daß  auch  die  beiden  Parallelfiguren  in  A.  Priester  sind,  welche, 
wenn  man  sich  nicht,  da  es  sich  um  Agrae,  nicht  um  Eleusis  handelt,  vielleicht 
besser  mit  dieser  allgemeinen  Bezeichnung  genügen  lassen  will,  etwa  alsDadnchos 
nnd  als  Hierophantes  bezeichnet  werden  können. 

Wenn  hiermit  die  Handlung  in  beiden  Bildern  ihre  Erklärung  gefunden  hat, 
so  bleiben  noch  einige  Einzelheiten  in  beiden  Compositionen  zu  besprechen  tlbrig. 
Sehr  einfach  erledigt  sich  die  Andeutung  eines  Tempels  durch  sechs  obere  Säulen- 
enden mit  Capi teilen  im  Hintergrunde  von  A.  als  Bezeichnung  des  Eleusinions  zu 
Agrae,  in  dem  oder  in  dessen  Vorhofe  die  Handlung  vor  sich  geht,  wie  tiberein- 
stimmend auch  von  den  früheren  Erklärern  angenommen  worden  ist.  Weniger 
sicher  ist  die  Bestimmung  des  Gegenstandes  unterhalb  der  sitzenden  Demeter  in 
demselben  Bilde.  Ein  für  Kora  bestimmter  Sitz,  wie  Stnibe  S.  47^  wollte,  kann 
in  demselben  nicht  erkannt  werden ,  und  was  hier  ein  beliebiger  Schemel  (foot- 
stool  ,  von  dem  Newton  redet,  sollte,  ist  auch  nicht  abzusehn.  Möglich,  daß 
Wieseler  S.  152)  das  Richtige  trifft,  wenn  er  diesen  Gegenstand  für  »einen  ver- 
hüllten Behälter  von  heiligen  Dingen  Xtxvov'«  erklärt,  eben  so  wie  er  Recht  haben 
mag,  wenn  er  die  neben  diesem  größern  am  Boden  liegenden  kleineren  Gegenstände, 
welche  Newton  als  » marked  witli  diagonal  and  ti-ansverse  lines «  beschreibt,  für  die 
bei  der  elensinischen  Weihe  gebrauchten  |3tj3Xoi^)  hält. 

In  B.  sind  noch  die  in  A.  nicht  vorhandenen  Nebenfiguren  zu  erklären,  oder 
ist  vielmehr,  da  Aphr«>dite  und  Dionysos  nicht  verkannt  werden  können ,  die  An- 
wesenheit derselben  zu  motiviren  und  dem  Aphrodite  rechts  gegenüber  sitzenden 
Weibe  ein  Name  zu  geben.  Dionysos  und  Aphrodite  nun  haben  wir  schon  in  einer 
Anzahl  von  Darstellungen  der  Aussendung  des  Triptolemos  in  den  elensinischen 
GOtterkreis  vei'flochten  gefunden;  vergl.  S.  5(>l  f.  Sollte  man  aber,  was  gewiß 
nicht  unbedingt  von  der  Hand  gewiesen  werden  soll,  meinen,  daß  in  diesen  Bildern 
die  dargestellte  Handlung,  eben  die  Aussendung  des  Triptolemos,  die  Anwesenheit 
dieser  Gottheiten  wie  diejenige  des  Zeus  und  der  Hören  veranlaßt  habe,  so  dürfte 
für  Dionysos  mit  Strube  S.  53  f.  zunächst  auf  das  Zeugniß  des  Aristides*^)  dafür 
▼erwiesen  werden,  daß  Dionysos  in  den  Eleusinien  zum  Tiapsopo;  der  Demeter  ge- 
worden sei,  wobei  kein  Grund  vorliegt,  zu  zweifeln,  daß  dies  auch  von  dem  Cultus 
von  Agrae  gilt.  Weiterhin  darf  man  das  geltend  machen,  was  Stephani*)  und 
Bibbeck®)  über  die  Aufnahme  des  Dionysoscultus  in  Attika  und  insbesondere  in 
den  Kreis  der  Demeter  und  ihrer  Culte  zusammengestellt  haben.  Wenn  aber  auch 
biemach  noch  Zweifel  über  die  Cultusverbindung  des  Dionysos  mit  den  Göttinnen 
TOD  Agrae  als  solchen  übrig  bleiben  sollten,  so  wird  man  endlich  vielleicht  noch, 
gegenflber  der  Thatsache,  daß  es  sich  hier  ja  um  Herakles'  Einweihung  handelt, 


ft)  Compte-rendu  etc.  pour  Taiinee  1S62  S.   51   Note  2. 

b)  Vergl.  Hermann-Stark,  Gotte>d.  Alterth.  §  56  Anm.  2. 

c)  Aristid.    Eleus.   p.   30.     K-fjr/jxg;    oc   %a\    F/jfi.oX7:(oai    irdpc^pov  'Fi\euai*>(ai;    a'jTfiv    (tov 
^idvooov)  ior^oavTO  xapTrtuv  tcpopov  xai  Tpo^f,;  dvHptÖTTot;. 

d)  Compte-rendu  etc.  pour  lannee  1859  p.   116  sq.,  pour  Tannt^e  1H62  S.  45. 

e)  Anfange  u.  Kntwickelung  des  Dionysoscultus  in  Attika,  besonders  S.   16  f. 


674  III.  MYTHEN  DER  DEMETER  UND  KORA. 

an  das  besonders  von  Stephani  in  seiner  Abhandlung:  »Der  ansehende  Herakles« 
ausführlich  behandelte ,  nahe  Verhältniß  des  Dionysos  zum  Herakles*  erinnern 
dürfen,  obgleich  dies  ein  allgemeineres  ist,  das  mit  der  hier  dargestellten  Scene 
insbesondere  Nichts  zu  thnn  hat.  Denn  abgesehn  von  allen  Cultusbeziehungen  des 
Dionysos  zum  demetreischen  Kreise  und  zu  den  Mysterien  von  Agrae  könnte  ihn 
seine  Thoilnahme  für  Herakles  zu  eben  dieser  Scene  herbeigebracht  haben.  Sei 
dem  wie  ihm  sei,  auf  jeden  Fall  ist  die  von  Strube  a.  a.  0.;  mit  Recht  hervor- 
gehobene wichtige  Thatsache  zu  bemerken,  daß  es  sich  bei  dem  hier  dargestellten 
Dionysos  augenscheinlich  und  unzweifelhaft  um  den  volksthttmlichen  Gott  und  ganz 
und  gar  nicht  um  den  mystischen  lakchos  handelt. 

Etwas  anders  liegt  die  Sache  für  Aphrodite.  Ihre  Verflechtung  in  den  deme- 
tre'i'schen  Kreis  kann  so  wenig  wie  diejenige  des  Dionysos  bezweifelt  werden,  und 
ihr  Erscheinen, insbesondere  bei  der  Aussendung  des  Triptolemos  ist  am  oben  an- 
geführten Orte  nachgewiesen  und  motivirt  worden.  Für  ihre  Betheiligung  an  den 
Weihen  von  Agi'ae  dagegen  giebt  es  außer  der  Pelike  von  Kertsch  kein  Zeugniß 
und  Strube  hat  für  seine  Behauptung  S.  50;:  »durchaus  mit  den  kleinen  Mysterien 
in  Verbindung  gebracht  werden  müsse  auch  Aphrodite«  keinerlei  Beweis  beigebracht, 
denn  auch  die  Berufung  auf  ihr  Erscheinen  in  dem  cumaeischen  Vasenrelief,  wel- 
ches atheuisch-eleusinische  Gottheiten  und  Piiester  vereinigt  zeigt  -s.  unten-,  ist 
kein  Beweis  für  ihre  Verflechtung  in  die  Mysterien  von  Agrae.  Und  deswegen  ist 
es  auch  Nichts  als  eine  nnbegi'ündete  Vermuthung,  daß  »ihre  Verehrung  zu  Agrae 
in  gleicher  Weise  wie  bei  den  Thesmophorien  stattgefunden  haben «  werde,  in  wel- 
chen sie  unter  dem  Namen  Kolias  als  Geburtsgöttin  gefeiert  wurde .  Zu  verwundem 
ist  es  nicht,  daß  wir  über  Aphrodites  Hineinbeziehimg  in  die  s.  g.  kleinen  Mysterien 
und  über  Art  und  Gnind  derselben  keine  bestimmte  Rechenschaft  ablegen  können, 
da  unser  ganzes  Wissen  über  diesen  Cultus  ein  sehr  beschränktes  ist;  aber  noth- 
wendig  ist  es,  dies  ganz  oflen  und  bestimmt  auszusprechen  und  nicht  irgendwie 
bemänteln  zu  wollen. 

Und  eben  so  muß  man  geradezu  bekennen,  daß  wir  der  in  dem  Gemälde  von  ^ 
Kertsch  der  Aphrodite  gegenüber  tief  in  ihr  Gewand  gehüllt  dasitzenden  weiblichen^^ 
Figur  keinen  sichern  Namen  zu  geben  im  Stande  sind.     Stephani^)  hat  sie  Peith< 
genannt  und  Gerhard^)   hat  sich  dem  m.  o.  w.  bestimmt  angeschlossen.     Dabei  ii 
jedoch  nicht   zu   übersehn,    daß   diese   beiden  Gelehrten   in   dem  Bilde   der  Pelik.^>i 
von  Kertsch  eine  Aussendung  des  Triptolemos  erkennen  zu  dürfen  gemeint  habeirr^ 
bei  welcher  ja  Aphrodite   von  Peitho  begleitet   in  dem  Petersburger  Vasengemäl^^g 
(oben  S.  55S  No.  51  Atlas  Taf.  XVI.  No.  llVi   inschriftlich  bezeugt  vorkommt.    iKL^^ 
nun  aber  die  von  Stephani  und  Gerhard  befolgte  Erklärung  des  kertscher  Gemäl9^^ 
als  hinfällig  erwiesen,   so  muß  man  weiter  gestehn,  daß  die  in  ihm  in  Frage  ko^n^ 
mende  Figur  in  ihrer  eigenthümlich  ernsten  Erscheinung  gewiß  Nichts  hat,  das  ^en 
Peithonamen  für  sie  zu  rechtfertigen  geeignet  scheinen  könnte ,   und   daß  sie  sieb 
namentlich  von  der  Peitho  des  angeführten  Vasengemäldes   mit  Triptolemos  in  der 


a)  Vergl.    auch    Preller,    Griech.    Mythol.    II. 2    S.    267   IT.,     Welcker ,    Grlech.   Götterl.  II. 
S.  Ol.i  f. 

b)  Compte-rendu  etc.  pour  l'annee  1859  p.   115. 

c)  Ges.  akad.  Abhh.  II.   S.  421  Note  263  u.  S.  465  z*  (»etwa  Peitho«). 


II.    VERMISCHTE  MONUMENTE.  675 

auffälligsten  Weise  unterscheidet ,  daß  sie ,  um  positiv  zu  reden ,  einen  ungleich 
bedeutendem  und  selbständigem  Eindruck  macht ,  als  in  jenem  Triptolemo^ibilde' 
und  sonst  in  manchen  anderen  Darstellungen  die  der  Aphrodite  beigeordnete  Peitho. 
Nun  hat  Strube  S.  A\)  behauptet:  »sie  hat  ganz  den  Typus  einer  Tpocpd;«  und 
hieran  ankntipfend  S.  57  ausgeführt,  er  erblicke  einen  weitern  Zusammenhang  der 
Mysterien  zu  Agrae  mit  den  Thesmophorien  in  dieser  als  Tpocpo;  erkannten  Gestalt. 
Als  solche  trete  uns  daselbst  die  mit  Demeter,  Kora  und  Plutos  vereinigte  Ralli- 
geneia  entgegen'^/,  und  er  stehe  daher  nicht  an,  die  betreffende  Franengestalt 
des  kertscher  Vasenbildes  als  Kalligeneia  und  Amme  des  Plutos  zu  benennen. 
Allein  in  wiefern  und  wie  so  diese  Figur  den  Typus  einer  tpocpo;  zeige,  hat  Strube 
nicht  nachgewiesen ,  nicht  einmal  angedeutet  und  so  ganz  von  selbst  möchte  das 
schwerlich  einleuchten.  Ich  wüßte  wenigstens  durchaus  nicht  zu  sagen,  welche 
Züge  dieser  Figur  die  Charakteristik  einer  Amme  tragen  sollen.  Und  so  lange 
dieser  Voi*dersatz  nicht  über  allen  Zweifel  festgestellt  ist,  kann  es  auch  zu  Nichts 
führen,  für  diese  angebliche  Amme  nach  einem  Namen  zu  suchen  oder  als  diesen 
denjenigen  der  Kalligeneia  aufzustellen ,  deren  Verhältniß  zu  Demeter  keineswegs 
so  einfach  und  widerspruchslos  ist,  wie  es  nach  der  von  Strube  allein  citirten  Er- 
klärung des  Aristophanes  bei  Photius  (Note  a.  scheinen  möchte^).  Die  Möglich- 
keit des  von  Strube  angenommenen  Zusammenhanges  zwischen  den  Thesmopliorien 
und  den  Mysterien  zu  Agrae,  auf  welchen  besonders  die  Stellung  des  Plutos  neben 
Demeter  und  Kora  in  beiden  hinzuweisen  scheint,  soll  hiermit  nicht  geläugnet 
werden :  bis  jetzt  aber  ist  diese  Combination  noch  viel  zu  wenig  sicher  befestigt, 
als  daß  es  gerathen  erscheinen  könnte,  aus  ihr  die  Erklärung  für  eine  aus  anderen 
Gründen  schwer  zu  benennende  Figur  eines  der  beiden  bisher  einzigen  Vasenbilder 
abzuleiten,   welclie  in  unzweifelhafter  Weise  die  Mysterienweihe  von  Agrae  angehn. 


4.  Athenisch-eleusinische  Gottheiten  und  Priester. 

Farbiges  Relief  am  Hals  einer  IS^IJ  bei  (himae  gefundenen  Ilydria  aus  der 
Campanaschen  Sammlung  in  der  Vasensammlung  der  kaiserl.  Ermitage  in  St.  Peters- 
burg No.  525.     S.   Atlas  Taf.  XVIII.  No.  20*^  . 

Die  Erklärung  dieses  dem  1.  Jahrhundert  und  wohl  ohne  Zweifel  attischer 
Kunst  angehörenden  Reliefs,  in  welcher  von  Früheren  ")  vielfach  geirrt  worden  ist, 
gehört  trotz  einigen  kleinen  Schwächen  und  einigen  übrig  bleibenden  Zweifeln  zu 
den  in  Methode  und  Ergebniß  erfreulichsten  Theilen  der  Strube 'sehen  Studien 
über  den  Bilderkreis  von  Eleusis,  deren  2.  Capitel  (8.  2t>ff. )  sie  bildet.  Das 
Schlußresultat  Strubes   (S.  45  f.;,   daß  es  sich  in  diesem  Relief  nicht  um  die  Dar^ 

a)  Ariutoph.   Tlieämopli.  2U5 ,   vergl.    Photius:     'Aro>.>.6o(»)r.r>;    iiiv   tt^v    F-^v    ol    oe  Ato;   aal 

ATJfJLT^TpO^    O'JYaTfpa*      AptSTO'^dvT^C    ^i    '-»    XtUJXlXO;    TpO'^Ov. 

b)  Vergl.  Preller,  tirierh.   Mxthol.   l.'i  S.  G08  Note  2,    Welcker,   (Jriech.  Oöttcrl.   II.   S.   504. 
<•)  Nach  Compte-reinlu    etr,   pour    rannte    1S()2  Taf.  3,   welche  Abbildung   aurh    bei  <ierhanl, 

Akad.   Abhh.   II.  Taf.  78.   früher  \^euiger  gut  pubiicirt  im  lUill.  arrh.   Napol.   N.  S.   Hl.  tav.  4. 

d)  Vergl.  die  frühere  Litttratur  biri  Stephani,  Cutnpte-reiidu  a.  a.  O.  S.  IJ9  Note  2;  hiii/u- 
zufugen  ist  Stephani  »elbst  a.  a.  <).  S.  1^9  IT.  nud  (ierhard,  ib.  den  ßihlerkreis  v.  Kleusis,  Akad. 
Abhh,    11.   S.   447  ff. 


676  III.  MYTHEN  DER  DEMETER  UND  KORA. 

Stellung  eines  mythologischen  Vorganges  handele,  sondern  daß  dasselbe  ein  ideal 
gefaßtes  Abbild  eines  der  großen  jährlichen  Opfer  sei,  welches 
den  beiden  Göttinnen  zu  Eleusis  dargebracht  wurde  und  zn  dessen 
Feier  sich  die  befreundeten  athenischen  und  eleusinischen  Gott- 
heiten mit  den  vier  Ilauptpr iestern  von  Eleusis  zusammengefunden 
haben,  und  zwar  die  letzteren  in  rein  idealer  Fassung,  als  Vertreter  ihrer  Func- 
tionen, nicht  weder  als  heroische,  noch  als  historische  Personen,  dies  Schlnßresultat 
halte  ich  für  unanfechtbar  sicher,  und  brauche  kaum  daran  zu  erinnern,  daß  das 
Kunstwerk,  unter  diesem  Gesichtspunkte  betrachtet,  seiner  aesthetischen  Kate-gorie 
nach  an  der  idealen  Darstellung  der  Panathenaeen  im  Friese  des  Parthenon  seine 
vollkommene  Parallele  findet. 

Die  ganze  Composition  umfaßt  zehn  Figuren,  fünf  sitzende  Gottheiten  und 
fflnf  stehende,  bis  auf  eine  in  der  Mitte,  Kora,  Priester,  welche  schon  hierdurch, 
ähnlich  wie  die  Götter  und  Menschen  im  Partheuonfriese  von  einander  unterschiedeD 
werden.  Der  Grund  aber  dieser^ Unterscheidung  liegt  hier  wie  dort  auf  der  flachen 
Hand :  die  Menschen  bereiten  ein  Opfer  vor ,  welches  die  Gottheiten  empfangei 
oder  an  welchem  sie  zuschauend  theilnehmen  werden.  Gegliedert  ist  diese  Com- 
position unter  Wahrung  einer  sehr  strengen  und  sinnvollen  Responsion  in  eine 
Mittelginippe  von  sechs,  und  zwei,  durch  merkbare  Intervalle  abgegrenzte  Flügtl- 
gruppen  von  je  zwei  Figuren ,  jene  der  Hauptpersonen ,  diese  die  etwas  weniger 
wichtigen  Personen  umfassend. 

Den   Mittelpunkt    der   Mittelgruppe    bilden    die   zwei   Göttinnen    von    Eleufis, 
Demeter,    durch   Kalathos   und    Scepter  bezeichnet,    sitzend,    nnd  die  mit  einer 
Fackel  ausgestattete  Kora,  wie  mehrfach*;  neben  ihr  stehend,   beide  miteinander 
im    (ies])rilchc    l>e<rriffen.     Zwischen    beiden   Göttinnen    st«ht   am    Boden   ein  gaii 
kleiner,   im  Uritrimil  vcr^roldeter  Altar  von  tragbarer  Fonn^.,  neben  welchem  nrei 
nicht  ganz  deutlielie,    kreuzweise    «gestellte  Gegenstände  —   KcisigbiiiHlel    nach  Ste- 
phani ,    Zweige    des  Jl'jov    nach  Minervini    u.   A.,   Ährenbündel ,    wie    sie    auch  dtr 
Priester  stti   |':i(oa(|)  im   linken  Arme    trägt,    nach    Strube     8.    i^li      und    zwar  dies« 
weitaus  am   walirsclieinliclisten  —  angelehnt  sind.     Es  kann  wieder  keinem  ZvifilVl 
unterliegen,    daß  der  flammende  Altar    auf   das    sieh  vorbereitende   Opfer    hiiiMfi^t. 
wälir<*nd  dessen   kleine   P'orm   auf  künstbriselien.    aber  nahe  liegenden   Cirfmilt'n  1^ 
ruht,   da  eine  gniBere  Altartcnm  die  knap])  gesclil(»s.<ene   Compitsition    unterbnchri 
und    grade   im  iMittelj)unkt    eine  Lücke  lierv(>rgebra('lit    haben    würde,    wogegen  »ii 
kleine  als  Andeutung  dessen,    um  was  es  sieh  handelt,   genügte. 

Den   (icittinnen    zunächst    stelin    die    beiden  wichtigsten    Pries^ter .    dtr  Hier* 
phant    und  der    Kpibomios,    jener   der    vornehmste    der    eleusinischen   Vt'u^si* 
sehaft*   ,    dieser  derjenige,    welcher  bei  dem    sich  vorbereitenden    OptVr    die  IUb' 
iunetion   zu   v(M>ehn   bat.     Der   Ilieropbant,    welchem  die  (»berste  Leitung  drs  H|ii 
und  die   Wei.^sjjgung  aus  <lem  Optertbier  (d)Iag.   wird  cbarakterisirt  durch  die  ij 

a)    Vciiil.  obfMi  S.  .Mii    iiM'i   das   so  t-bcri    piiMifirt«'   lU-lirf  3ii<   (l»-in  .X-kl»!-!.:  ü    «m    '».!.':' 
•  I«'r   Akrojxilis    \uii    Atlu-ri     in    »It-n    M  iltlu'iluiiLit'ii    <if>    «IimiIx  In  n    .ircli.uKb»::.    In^üfit-       •    V''" 
l.il.    \\  III.     S.    '1\'A  t.      .^.    ;iii(h    die    l»L'i'i«n    in'tii  ii-tainllH  li    am    in'i>tt'ii     \  rr'.N.ifi.t;i  :i   W>t 
Atla>    'l'at.    Will.    N...    is    ,i.    ]\\-    nXwu    S.  li«.«.»  i. 

h)   Vrr^'l.    Sifpliaiii,    ('(tiii|»t»'-r«'rniii    etc.    jt.tiir   I  inii«-'«,'    l^ti'J    S.     Jl     Nut,-    \ 

«  )   \'ti;.'l.    <li<'    N,itli\vfi-r   Itri    Striil«'   S.    'H\. 


\  l.    VERMtßCHTE  MONUMENTE.  677 

feierÜGhe  Priestertracbt  der  geärmelten  und  gegtlrteten  Stola,  als  Mantis  durch  den 
Dreifuß  hinter  ihm  und  als  Priester  des  Dionysos-Iakchos  durch  den  Thyrsos, 
welcher  in  seinem  linken  Arme  lehnt  ^) ;  ob  in  diesem  Sinn  auch  der  Kranz  zu 
deuten  ist,  mit  welchem  sein  Haar  geschmückt  erscheint,  mag  dahinstehn,  in  sofern 
Strube  -S.  44;  einen  dem  llierophauten  zukommenden  Myrtenkranz '^j  zu  erkennen 
meint,  während  die  Zeichnung  vielmehr  einen  Epheukranz  erkennen  läßt^).  Daß 
in  dieser  Figur  Dionysos  nicht  gemeint  sein  könne,  welchen  Stcphani  u.  A.  an- 
genommen hatten,  ist  durch  Strubes  richtige  Bemerkungen  (8.  41  f.;  nachgewiesen 
worden. 

Dem  Hierophanten  links  neben  Demeter  entsprechend,  steht  recht«  neben  Kora 
der  Epibomios  (b  stti  T(o  fiajjjLO)!,  der  eigentliche  Opferer  (Oucov),  charakterisirt 
vor  Allem  durch  das  von  ihm  am  Bein  getragene  Opferferkel  und  die  im  lin- 
ken  Arme  gehaltenen  Ahrenbündel,  welche  schwerlich  als  etwas  Anderes  erkannt 
werden  können  und  deren  Bedeutung  als  Opfergaben,  sowie  ihre  weitere  Verwen- 
dung im  eleusinischen  Cultus  Strube  (S.  1^9)  nachgewiesen  hat.  Weiter  aber  be- 
zeichnet den  Opferschlächter  seine  Tracht,  der  oberwärts  entblößte  Körper  und  das 
unterwärts  fast  in  schurzartiger  Form  umgenommene  Gewand;  vergl.  Strube  S.  43, 
welcher  auch  Stephanis  Gedanken  an  Eubuleus  und  das  durch  ihn  zu  bringende 
erste  Schweineopfer  S.   40  f.   mit  Glück  widerlegt  hat. 

Abgeschlossen  wird  die  Mittelgruppe  links  durch  Triptole mos,  rechts  durch 
Athena,  welche  beide  nicht  verkannt  werden  können  und  welche,  wenn  ich  nicht 
irre,  hier  als  specifische  Vertreter  Triptolemos  von  Eleusis,  Athena  von  Athen 
gelten  dürfen,  so  daß  durch  diese  beiden  Figuren,  welche  auch  sonst,  der  gemein- 
samen Beziehungen  zum  Ackerbau  wegen *^),  einander  nahe  standen,  die  Einheit 
des  atheniscli-eleusinischen  Cultus  auf  die  nachdrücklichste  Weise  hervorgehoben 
wird.  Daß  dabei  Triptolemos,  welcher  in  der  Weise  in  seinem  geflügelten  Schlangen- 
wagen sitzt,  welche  oben  S.  5S2  zu  den  athenisclien  und  eleusinischen  Münzen 
(Münztafel  IX.  No.  1  und  2)  aus  einer  Reihe  von  Monumenten  nachgewiesen  ist, 
liier  als  der  nach  seiner  Rückkehr  von  der  Weltfalirt  göttlich  vei*ehrte  zu  betrach- 
ten sei,  welcher  selbst  eigene  Tempel  hatte,  ist  schon  lange  richtig  bemerkt  wor- 
den. Athena  ist  in  Erscheinung  und  Bedeutung  zu  unverkennbar,  als  daß  nicht 
jedes  weitere  Wort  über  sie  verloren  sein  würde;  höchstens  möchte  auf  den  Um- 
Btand  hinzuweisen  sein,  daß  die  Göttin  hier,  wie  in  anderen  Fällen,  wo  sie  in 
durchaus  friedlicher  Eigenschaft  auftritt,   ohne  Aegis  dargestellt  ist. 

In  den  beiden  Seitengruppen  ei*scheint  je  eine  sitzende  Göttin  mit  einer  stehen- 
den priesterlichen  Figur  verbunden. 

Die  Göttin  rechts  ist  von  Niemand  als  Aphrodite  verkannt  worden,  welche 
in  verschiedenen  Darstellungen  der  Aussendung  des  Triptolemos  bereits  in  diesem 
Kreise  bemerkt  worden  ist  oben  S.  5()1),  und  von  deren  Beziehungen  zu  den 
eleusinischen  Gottheiten  daselbst  im  Anschluß  hauptsächlich  an  die  von  Stephan!^) 

a)  S.  die  Belege  bei  Strube  S.   44 

b)  Vergl.   Strube  S.   29.     Schol.   Soph.  Oed.   Colon.  GSl. 

v)  Der  Kranz  muß  im  Original  sehr  undeutlich  sein,  da  Stephan!  im  Compte-rendn  «tc.  ponr 

raiiiiee  1862  S.   'M  sagt:  »im   Haar  scheint  Hie  einen  Kranz  zu  haben«. 

<l)  Stephani,  Compte-rendu  etc.   pour  lann^e   18G2  S.  43. 

e)  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1859  p.  113  sq. 


&7S  III-    MVTIIKK  OfM  DKHKTKR  UKIi  KOKA.  ^^^^^^H 

gegebenen  Nacli Weisungen  bt^reite  die  Reile  g:c<wegen  ist.  Unser  KelleT  mid'Si 
eben  beaprochenu  kertseber  Eiiiweihungevsse  jS.  IJ74'j  Keigeii  auf»  bestimmteste,  iIaÜ 
diese  Beziehiin|;eii  uii'bt  allein  an  tue  TriptolemoBunaseniliing  ^banden  siud. 

Die  neben  Aphrodite  mit  xwei  Fackeln  in  den  Hunden  stehende  (iriesttvliclin 
Figur ,  wdche  Ste|ibani  irrthiltnlich  für  Aitöuii»  eikltirt  hatte .  Mit  auch  ätrube 
[8.  ^3)  für  Wöiblirh  und  erkennt  in  ihi-  die  Uaducbin,  wcluhe  an  der  Stelle 
de»  dritten  dem  Range  nach  zweiten!  eleuttinisohen  Priesters,  des  Daducbos  i-.r- 
scheine.  DaB  eine  mit  zwei  Fackeln  (und  zwar  aio  allein  mit  zweien)  aasgestatt^Ir 
Figur  eine  paMxende  Vergegenwärtigung  der  eleusini sehen  Uaduehin  aei .  kann 
Nienutnd  bestreit«!!,  und  daß  eine  Dadnchin  neben  dem  männljctien  Dailnchns,  wie 
eine  Hierojihautiu  neben  dem  männlieben  Hierüpbantes'),  vorkomme,  bat  Strub« 
naebgewieaen  'S.  .'40'.  Nichts  desto  weniger  wird  sieb  nicht  wohl  Uugnen  laaseo. 
daß  diese  eine  Priesterin  neben  den  drei  männlichen  Priestern  denn  anch  die  eal- 
Bprechende  Fignr  links  ist  mäunlichj  etwns  Auffallendes  und  AiisUllIiges  hat,  OBd 
das,  was  Strube  (S.  41)  zu  ihrer  Motivirung  anführt,  nicht  eben  viel  besagt.  Aber 
ist  denn  dieise  Figur  au  entschieden  weiblich?  Nnr  eine  den  Hals  umgebffiale, 
tlicilweiae  erhaltene  Perlenschnur  scheint  eine  be«ldinmt  bejahende  Antwort  in  et- 
helnehen .  denn  das  lange  Haar ,  welches  ebenfalle  dafür  ed  »prechen  aclwinen 
kllnute,  bat  Strube  ala  auch  dem  männliclit^n  Daducho«  wie  dem  Hierophanteii  n- 
kommend  nachgewiesen  S.  2!)\  und  es  trägt  aolchee  der  männliche  Dadudioa  der 
IVlike  von  Kert^ih  s.  uhen  8.  Ii72  t'.;.  Im  Übrigen  kann  das  Costllm .  e'm  nngv 
gtrtster  kviMr  Chiton  nnd  CMromideo  v«t  enen  JOng^iag«  w  gvt  miB  Bieht 
pwacndw  getra^n  werden:«!»  von  einem  WaOw,  Sud  wem  St^lual,  n>  dfe 
▼cm  Um  ugenommene  ArteniBni  atOtiea^),  tat  cUeiaalbUend  iMlw>Bi«t* 
'  dieser  V^gmr  hingewiesen  hat ,  welebe  —  fUia  es  aieb  vm  nia  Wem  haadett  — 
ovor  allen  Anderen  grade  ftlr  Artemis«  passe,  »die  man  bekanntlich  als  nnr  ebe> 
reifende  Jungfrau  und  mit  fast  männlicher  Brnst  zn  denken  |)flegte*,  so  fragt  es 
sich,  ob  man  daraus  nicht  den  Schluß  ziehn  dtirfte,  daß  für  ein  anderes  Weib  eine 
so  »anffallend  flache  Brust«  wenn  nicht  unmAglicb,  so  doch  unmotivirt  sein  wflrdr 
und  üb  man  daraus  nicht  weiter  folgern  durfte,  daß  es  sieh  in  der  That  doch 
vielleicht  nicht  um  ein  Weib,  sondern  um  einen  Jflngling  handelt. 

Die  Seitengruppe  links  wird  von  Artemis  und  dem  vierten  Priester  ge- 
bildet. 

über  Artemis'  Beziehungen  znm  eleusiniscben  GAtterkreise ,  von  denen ,  wie 
von  denjenigen  der  Aphrodite  schon  oben  bei  den  Triptolemosmonumenten  ge- 
sprochen worden  ist,  bat  wiederum  Stephani'')  die  meisten  Zeugnisse  ansammen' 
gestellt,  der  hier  die  Göttin  verkannt  und,  wie  Stmbe  (S.  37)  dargethan  hat.  irr- 
thflmlich  Rhea  genannt  hat.  Dafür,  daß  hier  in  der  Tbat  Artemis  gemeint  sei. 
sprechen,  außer  der  in  der  That  unverkennbaren  jugendlichen  Frische  der  gaoiea 
Gestalt,  ganz  besondei-s  die  Kreuzbänder,  welche  außer  dem  Gllrk-I  ihr  Gewanil 
um  die  Urust  zu snmmenh alten  und  welche  allerdings  nicht  der  Artemis  allein,  ««bl 
aber   vor   anderen   weiblichen  Gestalten    zukommen ''<    und  von    denjenigen,  welrhc 

a)  Vecel,   Sitiibc  S.   211. 

I')  CnrnpIe-rKtiilii  eU-.  paiiT  l'aiiiii''c   ISG'^  S,   il   Notu  b. 

i)  ('oiii|ile-ri:ii.lii  etc.    piiiir  l'ntiiK'a    I65U  p.    IKl  K<|. 

i<|  Vercl.    Stephani  im  <'-oi>ipt<!-ren<l'i  u(l'.    pour  Itnufe    ISlUI  8.    Hi. 


II.    VERMISCHTE  MONUMENTE.  679 

hier  flberhanpt  in  Frage  kommen  können,  was  weder  von  Hekate  noch  von  Ama- 
zonen oder  Erinnyen  gilt,  wohl  so  ziemlich  ihr  allein.  Auffallend  auf  den  ersten 
Blick  ist  für  Artemis  der  kaiathosfOimige  Kopfschmuck;  wenn  aher  Stmbe,  um 
denselben  zu  belegen,  manche  sehr  bedenkliche  Analogie  angezogen  hat,  u.  A.  die 
Darstellungen  der  Artemis  Ephesina,  die  mit  der  hier  in  Frage  stehenden  Artemis 
Nichts  zu  thun  hat,  so  ist  diesem  Mangel  durch  Wieseler*]  in  ausgiebiger  Weise 
abgeholfen  worden.  Und  somit  bleibt  ungewöhnlich  fttr  Artemis  nur  das  lange 
Scepter,  welches  sie  in  der  Linken  hält,  von  dem  man  doch  aber  gewiß  nicht  wird 
sagen  dürfen,  daß  diese  Göttin  als  Göttin  dasselbe  nicht  führen  könne^).  Hier 
aber,  wo  außer  der  mit  ihrer  Lanze  versehenen  Athena  und  außer  der  die  Fackel 
haltenden  Kora,  die  anderen  Gottheiten,  Demeter,  Aphrodite  und  Triptolemos,  mit 
gleichen  langen  Scept^rstäben  ausgestattet  sind,  konnte  Artemis  nicht  wohl  ohne 
ein  derartiges  Zeichen  ihrer  Göttlichkeit  bleiben,  es  sei  denn,  daß  man  ihr  die  ihr 
als  Phosphoros  ohne  Zweifel  zukommende  lange  Fackel  zu  geben  vorgezogen  hätte. 
Das  ist  aber  wahrscheinlich  nicht  allein  deswegen  nicht  geschehn,  weil  eine  lange 
Fackel  in  der  Hand  der  Artemis  unmittelbar  neben  derjenigen ,  welche  der  neben 
ihr  stehende  Priester  hält,  künstlerisch  sehr  ungünstig  gewirkt  haben  würde,  sonr- 
dem  auch  deshalb,  weil  eine  Fackel  bei  Artemis  neben  denjenigen  Fackeln,  welche 
Kora  und  zwei  der  eleusinischen  Priester  halten,  leicht  begriffsverwirrend  hätte 
sein  können.  Denn  die  Fackel  in  Artemis  Hand  weist  doch  auf  ein  anderes  Licht 
hin,  als  diejenigen  der  eleusinischen  Gottheiten  und  Priester. 

Was  aber  endlich  den  neben  Artemis  stehenden  vierten  Priester  anlangt, 
welchen  Stephani  für  weiblich  erklärt  und  als  Hekate  betrachtet  hat,  so  kann  an 
dem  männlichen  Geschlecht  dieser  Figur  im  Ernste  nicht  gezweifelt  werden.  Daß 
es  sich  um  einen  Mann  handele ,  geht ,  wie  dies  schon  Minervini  ^)  und  nach  ihm 
Strube  (S.  43)  bemerkt  hat,  aus  der  gesammten  Haltung  der  Figur,  aus  ihrem 
kurzlockigen  Haar  und  aus  der  Art  hervor,  wie  sie  das  Obergewand  umgeworfen 
hat,  wenn  man  die  in  der  That  nicht  zu  beurteilende  Form  der  dicht  verhüllten 
Brust  bei  Seite  läßt.  Für  die  von  Stephani  ^)  als  weiblicher  Putz  in  Anspruch  ge- 
nommene s.  g.  »Perlenschnur«  im  Haare  dieser  Figur  aber  hat  Strube  in  dem 
Kopfputz  eines  Jünglings  in  einem  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  18G0  Taf.  1. 
(vergl.  S.  27  » Blätterkranz  a?i  publicirten  schönen  Vasengemälde  eine  unverwerfliche 
Parallele  beigebracht. 

Wenn  nun  aber  diese  Figur  männlich  ist,  so  bleibt  für  sie,  welche  zunächst 
dem  Daduchos  neben  Aphrodite,  weiterhin  aber  den  beiden  anderen  Personen,  dem 
Hierophanten  und  dem  Epibomios  entspricht  und  ohne  allen  Zweifel  mit  diesen  zu- 
sammengehört, nur  der  Name  des  vierten  eleusinischen  Priesters,  des  Hieroke- 
ryx  übrig.  Daß  für  den  Keryx  so  gut  wie  für  den  Daduchen  die  kurze  Chiton- 
tracht geeignet  erscheinen  mag,  wird  man  Strube  (S.  45)  zugeben  können,  ohne 
deswegen  tlber  die  auch  von  ihm  berührte  Frage,  warum  der  Keryx  als  solcher 
nicht   mit  dem  für  ihn  natürlichen  Attribut,  dem  Kerykeion,  wie  der  Daduch  mit 


a)  Za  den  Denkm.  d.  a.  Kunst  II. ^  No.   156  f. 

b)  Vergl.  auch  E.  Braun,  Bull,  deir  Inst,  von  1855  p.  4. 
O  Bull.  arch.   Napol.  N.  S.  III.  p.  73. 

dj  Compte-rendu  etc.  pour  Tanntfe  1862  S.  43. 
Ov  erb  eck,  Knnfltmythologte.   III. 


680 


ni.    MVTIIEN   IJKK  BEMKTKK  HNIi  KORA. 


zwei  Fackeln,  an^estattet  sei.  sondein  ebenfalle  eine,  und  xwxr  einebräönähA 
große,  auf  den  Üutlen  aiifgestfltzte  Fackel  lialte,  so  leicbt  binwpg  zu  gelin.  wie  er 
ea  in  den  Woi-tnn  tlml  »die  Autwort  ist  einfach  ;  er  ist  hier  beim  Opfer  bethdligt 
mußte  also  auch  duich  ein  Kum  Opfer  gehöriges  Ätirihnt  gekeunz«ichael  werdtu'. 
Sun  ja;  "beim  Opfer  gebietet  er  die  £Ü5;t,]j,ws  sagt  Strube  selbst  8.  :tO  und  mto 
sieht  daher  nicht  ein,  wie  er.  mit  einem  anf  eben  diese  seine  Function  hinweisen- 
den  Attribute  versehii ,  niclit  liätt«  a.h  am  Opfer  betlieiligt  gekcnnueichuet  sein 
seilen,  Ja.  ob  mau  eine  Fackel  in  «einer  Hand  eine  Kennzeichnung  nennen  kann- 
Zngeben  kann  man ,  daß  vom  kllnstleri seilen  Standpunkt  ans  die  beiden  Fackeln 
dcK  Daduchen  i'echfs  liier  ein  Gegengewicht  verlangten,  nur  daß  man  damit  nimmer 
beweisen  kann ,  daß  durch  die  Fackel  in  der  einen  Hand  ein  Kerylwiun  in  der 
andern  anageschioasen  oder  zur  Bezeichnung  der  Ilieritkeryx  Hbt-rttUsaiK  gewesen 
wUre.  Allein,  sei  dem  wie  ihm  sei;  einmal  sind  wir  Ober  die  Oultunriten  tod 
Eleuitis  doch  nicht  so  genau  unterrichtet,  daß  wir  sagen  konnten,  die  liier  ge^betw 
Darstellung  schließe  den  Oeilaiikcn  an  den  Ilierukerys  aus  nnd  weiter  wird  man 
doch  nicht  bereclitigt  sein,  aucli  wenn  man  anf  diesem  Punkte  eine  Schwtkche  vder 
eine  Lücke  in  Strubes  Erklärung  und  Beweisfllhrnng  anerkennt,  daraus  einen  Qmml 
gegen  die  ganze,  aufs  beste  iu  sich  zusammenhangende  I^^rhlfirnng  abzuleiten  oder 
das  Recht,  die  im  Ganzen  eben  si>  besonnene  wie  glänzende  Beweisführnng  n 
bestreiten. 


7\ 


ANMERKUNGEN  UND  EXCURSE 


ZUM 


VIERTEN  BUCH. 


44 


I 


ZUM  ERSTEN  CAPITEL. 


1)  Zu  S.  410,  Nichdem  im  Texte  du  HtaptresiilUt  der  UntersuehaDg  Peteisens  ■!■  Tlehii|t 
ariMkannt  uod  •ufgcnonunen  worden  in,  tarn  ei  nicht  die  Aufgabe  eein,  in  einet  Anmerkung 
ki'iner  BeweiBführung  ichrittweige  nuhiugelin  und  einige  nebe nsirh liehe  Punkte  in  deftelben, 
wekhe  scbirerlii.'h  guiz  in  Ordnung  liuil,  lu  berichtigen,  um  lo  weniger,  di  P.'t  Ab>ehn  nicht  in 
er&ter  Linie  «uf  die  für  uns  den  IIiuptgegenat«nd  bildende  Demeter  Helcina  und  Onatu'  Veibält- 
niO  zu  dertelbea  gericfatet  ist,  lU  vielmehr  auf  eine  Bekampriing  dei  von  mehren  Ku mihi Etori kern 
angenomuienen  'hieratischen  Z«aiiges°  *Ib  Hament  der  Rettrdatlon  in  der  kunstgeichirktlirben 
Kntwickelung,  nnd  da  ich  auch  hier,  wie  ich  dies  ecbon  vor  Jahren  anigespioebeu  habe  (i.  Be- 
richte der  k.  laefai.  Ges.  d.  Wisa.  t.  1S64,  beiond.  S.  263).  mit  P.'a  UesnIUl  einverstanden  oder 
weaentlii'h  derselben  Ansicht  bin.  Nur  luC  einen  Punkt  in  P.'s  Aoteinanderaetiung  lohnt  >■  aieh 
etwas  naher  einiugehn ,  weil  deisen  ganz  allgemeine  Fassung  möglicberweise  eine  nicht  unwich- 
tige Eioachräakung  wird  eifihren  müssen,  um  vülJig  richtig  lo  sein.  Auf  S.  39  des  plöner  Pro- 
gramms macht  P.  gegen  die  Annahme .  die  llemelei  Melaina  mit  dem  PTetdekopr  und  den  ange- 
wachsenen  Tfaieren  sei  ein  Bild  eeweeen,  erstem  die  große  Unwahrscheinlichkeit  oder  volleuds 
Unmöglichkeit  geltend,  daß  sich  die  genaue  Erinnerung  von  der  Gestalt  dieses  Irilh  unlecgegangeneu 
Bildes,  selbst  durch  die  Zeiten  des  veifalleiien  Cultua  aollle  erhalten  haben.  •Zweitens,  fährt  er 
fort,  stände  ein  liütterbild  wie  das  beschriebene  ohne  Beispiel  da ;  dasseihe  verstieBe  namentlich 
gegen  ein  Grundgesetz,  welches  griechische  Kunst  besonder!  von  aegyptlichei  unterscheidet.  Wäh' 
Tcod  nämlich  diese  den  Thierkopt  auf  den  Henschenlelb  setit,  macht  es  die  griechische  bei 
Misch  gestalten  umgekehrt,  von  dem  richtigen  Gefühle  geleitet,  daS  der  Kopf  In  jedem,  auch  dent 
ihierlscben  Organismus  das  llauptstück  ist,  daß  also  ein  Menicbenkopf  auf  Thierkörpei  «Ire 
Steigerung  des  ^^'eseni  ausdrücken  kann,  unedleres  IJaupl  dagegen  suf  edleren  Gliedern  «idertinnig 
Ist.  Uit  einiiger  Ausnahme  daher  des  Minotauros,  der  übrigens  ja  ein  blo&es  Ungetbüm  ohne 
gattliehen  Theil,  nicht  ein  menschücbes  Wesen  in  Tbioigestalt,  sondern  ein  Tbier  mit  Menscben- 
gliedern  war  [1),  bat  die  griechische  Kunst  bei  den  verschiedenen  mischgesialtigen  Wesen  Kopf 
oder  {ieaUht  vom  Menschen  genommen  und  meittens  je  langer  Je  mehr  das  Thierlschc  solcher 
ZwitlerbildoDgen  v  emie  nach  l  ich  l  o  Eben  diese  Grundsätze,  nnd  mar  nicht  minder  allgemein, 
habe  Ich  selbst  früher  (Gesch.  d.  griecb.  Plastik  I.-  S.  Ti  f.)  ausgesprochen  und  halte  sie  in  der 
Hauptsache  auch  beule  noch  für  richtig.  Immerhin  aber  terdicneD  die  murkwürdlgeo  geschnittu- 
nen  fiteine  aus  Khusopulos'  .Sammlung  in  Athen  Keachlung ,  iiher  uelche  Heibig  Im  Bull,  dell' 
Inst.  T.  187j  p.  11  berichtet  und  von  denen  ich  durch  seine  GOli-  die  tollenden  Zeichnungen 
(>on  Eichler)  mittheilen  kann 


Helbig  a. 
mit  Figuren  ' 


i.  O,  beschreibt  diese  Steine,  welche  linsenrürnilg,  der  Llngu  nach  durchbohrt  und 
n  primitivem  Charakter  versehn  sind,  folgendeimaSen : 


^4  AN»KKKUNOMN  UND  EXL'lfKfiE  ^^^^^^^^1 

t.  Pletn  che  tWBouilEll4  tl  sctpoutliiu,  iroiati  aiill'  \toU  dl  CtiU:  flgnn  VMttt*  dl  lü|» 
r.hilono.  WD  teiU  che  paio  dl  uvtllo;  porU  tullo  (pdlo  un  ccrvo  tnotlo.  nel  cunpu  dne  iMlU 
ed  um  plaiila. 

2.  CutriiaU  d«lk  Mcs»  pruvcnlenu  :  flgun  toaii|;lliiitc  che  icggc  iiillc  ip»lle  un  butaar. 
rUI  quile  dtpcliduna  duo  lioni  o  psnleie  ul-cwI. 

.1.  CtiiUUu  ill  tocdi ;  trovali  ■  PhlgttU ;  Hguii  dl  doiu»  cliv  piro  Unudu,  lu  pkdl  tn  da* 
flgurc  B«mlglluitl  ■  quallD  indso  ne'  niiinail   I,  ei,,  to*  itppronenUitf^  b«iii'  4lcuii  attributo. 

4.  ImpraiiU  dl  nn  petto  oblonga  ili  luettllu  ((orro  uilaoillstof)  pvrrotalo  il'alio  In  buw,  ml 
qude  *  IncisB  U  tto«»  flgura  «in  teiU  clie  p«re  dl  etvallo,    li  qtitU  ticnc  con  unbeduo  I«  miai 

Bei  geiiiuoret  Bot»chluiig  der  jfclchiiungcn .  «cUho  abet,  «le  Ifalhig  briedicb  mahnt.  mH 
Vurelvht  III  gebfaucbcn  citid,  da  der  .Srhnftt  der  Staitie  wht  roh  lat  u[id  die  AbdrOrkc  an  Sthiit« 
lu  wünschen  Qbrie  Ihskii,  wird  »Ich  «obl  J«dem  ein  Zirelfcl  tunichet  aber  die  Kaint  de«  Koprsi 
dluser  Figuren  nr^beli.  Wenn  mui  demelben  bei  Ni>.  I  in  der  Tbat  (ür  einen  PItrAflnpl  uil 
Andeutung  der  Hihoc  halten  kann,  wird  oiui  bei  No.  1  betten  Falls  den  gobogenen  Pfeid^alt 
m  crkeuiien  veTDiSgen,  wnNriind  der  Kopr  dem  einea  Pferdr»  diiichaiis  tilohl  gleUbt.  Bei  No.  S 
wird  mm  bebsei  auf  Jude  nthore  llesUmmune  «erxii'hton  und  nur  die  thierisohen  Vonnta  Im 
Allgemainen  coustailren,  wthieiid  eridlkh  Mo.  '1  fm  Kupf  eher  die  Fonncn  einei  Wolfe«,  all  die- 
jenigen irgend  uiiieii  andorn  Tbierei  crkciinun  lüfit.  Welter  aber  darr  nicht  Ubcnckn  «nden, 
daO,  wihrond  die  aurrechte  i^leliung  bei'allen  diesen  Pigarcn  der  meuachltehen  nnUprfebt  nM 
«uch  die  Handlung  nnd  Bewegung  memohlleli  \al,  am  alchenlen  bei  No,  2,  demniffail  anch  btl 
Nu.  I  nnd  'i  aucli  Oborki^rpei  und  Arme,  und  bei  >".  4  wenigtten«  die  letitonn  niVDtehliiha 
Kurnic^n  zeluen,  dagegen  diu  Beine  und  Füße  von  sehr  twcifelhtflor  Katar  encbelneu  und  nn 
bei  Md.  1  all  nienscbllihe  mit  ilemllchei  BcBliiDintboll  erkannt  verilen  künneu  ,  ■ahnad  «Ic  Wi 
Ho.  4  gant  uniweifolhift  thlerlifhe  Fonnau  icigoii,  bei  No.  2  undeutlich  alnd  und  bei  So.  i  ilci 
weder  als  menachllrb  noch  als  tblerisch  aul'l'asacu  latien,  es  sei  denn,  daD  man  ao  Insektee- 
(Orlllen-]  belne  denken  wollte.  Wenn  also  ■':hDii  äelblg  dleae  selUanen  Uestaltnn  nkhi  etwa  al> 
l>aT»teilungen  der  DainetBC  Hulaina  betraehlei,  landein  sie  nur.  wegen  des  Thiorhauptu  auf  Im 
Allgemeinen  menschlichem  Körper,  mit  derielben  terglirhen  hat  (coDfrenUt),  eo  wird  man  dli 
nur  IhdtwoUe  meriitriilichen  IWInu  und  die  tum  wunrlorlli-hc  .\it ,  wie  der  I 'iili-rkürper  und  itl» 
Gewandung  behandelt  sind ,  ala  weiten  Homente  dei  VerMhiedenhelt  lu  beielebiMa  katan. 
Allein,  so  wenig  diele  Gestallen  daiu  angethan  sein  mögen,  die  einstmalige  Exittcni  dna)  BIMei 
der  Demeter  Melalui ,  welehea  ans  anderen  Gründen  In'i  Fabelbuch  gesehrieben  Ist ,  wiederum 
wahrscheinlich  lu  machen,  so  sehr  verdienen  sie  dem  Satze  gegenüber  Beachtung,  daB  grlechiseht 
Kunst  niemals  ein  Thlechaupt  auf  moiiscblichen  Körper  gesetzt  habe,  ausgenommen  bei  dem  l'n- 
gethüm  Minatauras.  Denn,  mag  man  srhlteDllch  die  wunderlichen  Gebilde  erklären  wie  man  vill 
—  und  (ür  >o.  1  und  2,  besotidora  für  No.  1  scheint  eine  Dentnng  ans  dem  Kreise  der  Arlemli 
Vergleichs» eise  am  nacbsten  tu  liegen  — ,  für  Ungethüme  von  der  Art  des  HInotaaros  wird  man 
sie  doch  wohl  In  keinem  Falle  hallen  wallen.  Wollte  man  sie  aber  rüi  ungriocblsch  erhliien,  » 
würde  es  daraur  ankamniun,  ihren  l'rspiung  nachzuweisen  nnd  hei  barbarischen  Vfilkcm  decken- 
dere  Analogien  beizubringen,  als  welche  auf  griechiscbem  Boden  beigebracht  werden  können. 

2)  zu  S.  413.  Förster,  der  Raub  und  die  Rückkehr  der  Peisepbone  S.  100  meint,  daB  cIm 
Rücksicht  auf  den  Itaub  und  die  Rückkehr  Koias  die  Auswahl  der  Figuren  In  diesem  Relief  be- 
stimmt und  daB  dasselbe  in  dem  rellglonskoudigen  Bosrhauer  die  ErinDeinng  an  den  Koramjtkni 
unmittelbar  wachgerufen  habe.  Das  Schicksal  des  Hyaklnthos  und  der  Piriyboia,  «elebe  frftk- 
telilgen  Tod  erleiden,  aber  lui  Olymp  Aufnahme  finden,  entapiecbe  dem  der  Pen«phoM,  und  k 
reprascntlrc  gcwlsseraiaßen  I'lutan  mit  Aphruililc,  Athena  ond  Artemis  dl«  xcEBoloc  oder  ap::iY<,. 
Demeter  mit  den  Heren  und  Moiren  die  ävo&o;  der  Kora.  Diese  Aunahmen  sind  achwerlicli  rr- 
rerhifcrilet  und  gegen  den  im  letitcn  Satio  vermutbeten  Sinn  der  Fignren  dOrRe  achon  der» 
Anordnung  sprechen  i  i^  &r)iifj'n,p  %i\  K4f)?  xai  [IXoijTorf,  in\  hi  airali  MoTpoC  tt  iii 'Qfdi. 
aiv  hi  atfiaii  'A^ffiijöirT]  xa'i  'All»|vä  te  xal  'ApTC[»tf  xop.lCouai  hi  ci;  Oüpaviv  'TixtvSn-.  m 
[loXJßoi'iv.  Ganz  riclitig  hat  lielmehr  schon  Trend eleiihurg  (Bull,  dell'  Inst,  von  1S7I  p.  I>l 
ausgeepruchen  :  Vencre  e  Mineiva  e  Diana  ronducono  OiacInto  e  sua  sorella  nel  clela  Imperwk' 
la  piesenia  di  Cererc,  Proserplna  e  Pluterw  non  laaciauo  dubttara  che  feaso  crSgialo  U  mooaats. 
«TB  Giacinie  laacla  II  Taruro.    Uer  allgemeinen  rallgiaieD  Idee  nach  aber  Oodet  lieh  Ja  nicht  ^kii 


ZUM  VIERTEN  BUCH.      1.  UND  2.  CAPITEL.  685 

in  Hyakintbos  und  Polyboia  eine  Paralle   zum  Koramythus,   sondern  dergleichen  Parallelen  liegen 
mancherlei  in  verschiedenen  Formen  vor. 

3)  zu  S.  413.  Förster  a.  a.  0.  S.  100  und  S.  248  meint,  die  Statue  sei  durch  die  beiden 
Fackeln  als  Sachende  (die  verlorene  Tochter  suchende  Demeter)  charakterisirt  gewesen.  Allein 
dies  wird  zweifelhaft  durch  die  anderen  Beispiele  von  Darstellungen  der  Demeter  mit  zwei  Fackeln, 
denen  allen  den  angegebenen  Sinn  beizulegen  doch  wohl  schwerlich  gerechtfertigt  sein  möchte. 
Vcrgl.  im  VI.  Cap.  die  Münzen  No.  10—12  der  Liste  und  das  Verzeichniß  der  Münzen  mit  der 
fackeltragenden  Demeter,  welches  Förster  selbst  S.  252  mit  Note  1  unter  Ablehnung  der  Bezüg- 
lichkeit auf  die  rXdvT]  A'/jfi.Tjrpoc  aufgestellt  hat,  ferner  im  VIII.  das  Vasenbild  i.  Auch  daß  Kora 
gelegentlich  zwei  Fackeln  hat  (s.  Cap.  VII.  Rel.  2,  3,  6,  Cap.  VIII.  die  Vase  s. ),  dürfte  zeigen, 
daß  die  zwei  Fackeln  nicht  ausreichen,  um  auf  die  C^tt^gic  der  Demeter  anzuspielen,  sondern  daß 
sie  noch  andern  Sinnes  sein  können ,  zumal  wo  es  sich  um  eine  Einzelstatue  der  Göttin  ohne 
Hervorhebung  irgend  einer  Handlung  oder  bestimmten  Situation  handelt.  Dazu  kommt,  daß 
Demeter  grade  bei  der  C'^ttjgi;  gar  nicht  selten  mit  nur  einer  Fackel  dargestellt  ist. 

4)  zu  S.  414.  Wie  es  sich  mit  dem  alten  Idol  auf  unter  M.  Aurelius  geprägten  Münzen  von 
Neapolis  Samariae  (Mionnet,  Descript.  V.  501.  79)  verhalte,  mag  einstweilen  dahinstehn.  Das- 
selbe ist  hermenförmig  gestaltet,  mit  einem  kalathosartigen  Kopfschmucke  versehn ,  hält  in  der  1. 
Hand  zwei  Ähren,  in  der  r.  eine  Geißel  und  steht  zwischen  zwei  Buckelorhsen.  Ein  ganz  ähn- 
liches Idol  kommt  in  zwei  geschnittenen  Steinen  der  Gemmensammlung  der  pariser  Bibliothek 
(Chabouillet ,  Catal.  g^n^ral  des  cam^es  p.  222  No.  1616  und  1617)  vor,  von  denen  der  eine 
durch  einen  Hm.  Guys  aus  Syrien  mitgebracht  worden  ist;  es  fehlen  nur  die  Buckelochsen  neben 
dem  Agalma,  welches  neben  den  Ähren  auch  Mohnköpfe  in  der  linken  Hand  hält.  Wenn  diese 
Attribute  und  der  kalathosartige  Kopfschmuck  auf  Demeter  hinzuweisen  scheinen  und  z.  B.  Cha- 
boulllet  bewogen  haben,  das  Idol  mit  dem  Namen  der  Demeter  zu  belegen,  so  paßt  für  diese  die 
Geißel  oder  Peitsche  nicht,  welche  vielmehr  auf  Hekate  hinführt;  vergl.  Stephan!  im  Compte- 
rendu  etc.  pour  lann^e  1859  p.  50,  Förster,  Raub  und  Rückkehr  der  Persephone  S.  205.  Sehr 
stark  für  diese  Erklärung  würde  das  aus  Caylus,  Recueil  d'antiquit^s  T.  VI.  pl.  XLV.  No.  1  in 
Gerhards  Ant.  Bildwerken  Taf.  307  No.  36  und  in  den  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  888  wieder- 
holte Idol  in  einem  geschnittenen  Steine  eintreten,  welches  im  Übrigen  demjenigen  auf  den  Münzen 
▼on  Neapolis  Samariae  ganz  ähnlich  ist  und ,  ebenfalls  zwischen  zwei  Buckolochsen  stehend ,  drei 
Köpfe  auf  einem  Leibe  zu  zeigen  scheint.  Aber  freilich  weiß  Jeder,  daß  dergleichen  Abbildungen 
nicht  über  den  Weg  zu  trauen  ist.  Und  grade  die  in  Rede  stehende  muß  mancherlei  Zweifel 
anregen. 

5)  zu  S.  419  Note  a.  Nicht  näher  bekannt  ist  eine  zweite  Vase  desselben  Malers  und 
Gegenstandes,  früher  in  Canino'schem  Besitze;  s.  Gerhard,  Auserl.  Vasenbb.  I.  S.  217  und  Üb. 
d.  Bilderkrnis  v.  Eleusis  III.  Beilage  C.  No.  n.,  Urlichs,  Der  Vasenmaler  Brygos,  Würzb.  1875 
S.   1  No.  2  (D)  und  S.  8.  , 


ZUM  ZWEITEN  CAPITEL. 

6)  zu  S.  423.  Wenn  Petersen,  Die  Kunst  des  Pheidias  u.  s.  w.  S.  122  Anm.  3  sagt,  er 
wolle  wenigstens  andeuten,  daß  »der  weite  Schooß  wie  hier«  grade  bei  Demeter,  »der  gaben- 
reichen Mutter«  sich  sehr  häufig  finde,  so  möchte  es  in  Jeder  Hinsicht  sehr  zweifelhaft  sein,  ob 
er  hiermit  Recht  hat.  Zunächst  sind  die  Analogien  und  Beispiele,  welche  er  anführt,  von  frag- 
würdiger Beschaffenheit;  bei  »Welcker,  Alte  Denkmäler  I.  S.  85«  ist  überhaupt  von  etwas  Ähn- 
lichem nicht  die  Rede,  das  Citat  muß  also  falsch  sein;  eben  so  wenig  trifft  »Müller-Wieseler, 
D.  a.  K.  II.  84«  zu,  denn  mit  dieser  Nummer  ist  die  wiener  Amymonevase  bezeichnet.  Ferner 
ist  No.  87  daselbst  die  als  Demeter  zweifelhafte  Statue,  welche  oben  S.  110  näher  besprochen 
worden  ist  und  welche  für  den  hier  in  Rede  stehenden  Punkt,  auch  wenn  man  an  dem  Namen 
der  Demeter  festhält,  nicht  beweist,  weil  die  Figur  keineswegs  mit  besonders  » weitem  Schooße  « 
dasitzt.  Nur  bei  der  Demeterfigur  No.  88,  einem  pompejanischen  Wandgemälde,  trifft  dies  zu, 
denn  bei  der  Statue'  No.  91    ist   die  wiederum  Nichts  weniger   als   ungewöhnliche  Trennung  der 


I 


i 


686  AN-UERKUKUKN  UKD  EXCUBfiE 

Knie  JadenfsliB  dulucch  motWirt,  dtß  die  Uüttiu  äu  itlributlti»  Thlet  («r  d«ni  Sdwot«  V 
hit.  Äbiilii'hea  ^ilt  von  >u.  3M,  Oki.  «iellciibt  Domelot ;  denn  wenn  oiui  virklicb  uoeboiea 
«111,  d*fi  dluo  Figm  mil  mehr  iln  geuübjilirh  gutrisiiDl«]i  Knien  siUe,  io  iat  du  Mutiv  bicilai 
in  dem  Beutel  in  suchen,  den  Hennct  ihr  oben  in  den  SchuuO  lu  legen  inj  BegrtO  Itt.  M'etUt 
liebt  PeUrson  du.  No.  705  >n.  velcbe  a  mit  einem  ?  sU  lvybl^le  beieicbnol,  welche  aber,  In 
der  Tb«l  mit  weit  gctreiinien  Knien  sitzend,  ge^iü  uioht  X>eiueter  ist,  soduin  So.  926  t^O  ia 
Teile)  Tyche  (^rl<:htlg['i  Wie»eler :  Fortunt),  also  alcbt  Dometer  und  secb  darohtai  nickt  tin^ 
wöhulicb  aittODd,  und  oudlieb  die  bei  Riiuii,  Voischule  Taf.  3ü  abgebildete  Rbe^  neldio  «iaiUtni« 
mit  DemetoT  Mi'bta  zu  thun  hat.  Krslenc  also  findet  »Ich  die  vdu  Petotien  lui  »ymbolitch-d»- 
Tililetlstituh  erachtete  Art  des  äitions  bei  Demeter  iiinäclist  in  den  \oa  ihm  angeioguien  Uel- 
splalcn,  weiter  aber  aur.h  überhaupt  nicht  »gehi  bauSgi,  sondern  »ehr  vereimelt,  iweileiis  Ondel 
gin  «ich  achon  In  den  von  P.  anguiogenen  Beispielen  anch  bei  anderen  «eibiiohen  Peraunao,  In 
der  Thftt  ab«r  bei  ootli  liel  niebien  und  viel  voncliiedenereu ,  als  man  nach  Petersen  anDcluBMi 
Bttllt«,  vergl,  z.  n.  die  erste  der  s.  g.  T hause hwcslHin  im  ÖGtliihen  Parihenougiebel  (Uichanlii 
Taf.  6.  k.,  nach  Petersen  a.  a.  O.  S.  U2  Hesti«;)  ;  und  dritten:,  wird  inan  nach  dem  AiUii  «obl 
fragen  dürfen,  ob  ei  ein  richtiger  und  geschmackvoller  liedaiikB  in,  Demeter  als  ndie  gibeureidir 
Mutter«  dureh  einen  ^weiten  ächooBx  symbolisirt  zu  glaiibvn. 

1)  lu  A.  iT-i.  Obgleich  die  Ansicht,  daQ  In  der  (iruppe  zweier  Krauen  and  oinei  kiubta 
..iwlaeben  Ihnen  im  linken  FIQgel  ilea  Weatgivbela  am  Paitbcuon  Demeter,  Kura  ond  lakchoa  du- 
gestellt  seien,  ton  nicht  nenlgen  GplehrlAn  getheilt  wird,  s.  die  Llborsichl  bei  Miebaelli,  Int 
Panheuoa  Ü.  ISO.  so  sind  doi^h  von  Petersen.  Die  Kunst  des  Pheidlai  u.  i.  w.  S.  I^ä  f  gesn 
diese  Nomenelatni  ao  erhebliche  ßedeiikeii  aasgesprocheii  worden ,  dsC  mau  sie  aucli  dann  nlchl 
wild  festhalten  können,  wenn  man  dnrüh  Petersens  eigene  Deutung  ao  wenig  befriedigt  iat.  nie 
man  durch  diejenige  llrunni  In  den  Sitzungsberichten  der  k.  bsyc.  Akademi«  van  1^71  S,  11 
die  Frage  nach  der  wirklichen  Rcdeutung  dieser  Figuren  fär  abgethan  ciklären  mag. 

8)  lu  S.  -124.  Eb  bandelt  aich  hier  in  erster  Linie  um  die  elgrnthä milche  ^tellun{  dii 
traglichen  Figur,  das  llmporziehu  des  techteu  Heines  uBd  die  Umtastung  des  Knies  mil  den  ft~ 
falteten  Hinden.  diese  Slellunii,  welche  man  früher  in  erster  Linie  für  die  Triptalemoadfotaw 
benuttte,  indem  man  dlnm^  Art  zu  sitzen  für  bäuerlich  nnd  eben  deswegen  fflr  TriptaleoNit  w- 
famesseii  bielt.  indem  Pclcmen  hlerKBRen  S.  251  wobibegründelo  lienierkiinBen  nuclii.  sucht  tr 
S.  353  (T.  auf  eben  diese  Stellung  seinen  Beweis  fQr  den  Aresnamen  in  atatten,  inden  er  ik 
eine  neue  Ueutang  giebt  und  sie,  worin  ihm  Andere,  wie  Stark  Im  PkUologiu  Bud  UI. 
1864  S.  436  vorangegangen  sind,  in  der  Jetii  allgemein  als  Ares  anerkannten  Statne  In  TitU 
Ludovisi  (Deiikm.  d.  a,  Kunst  11.  No.  250)  wiedererkennen  will.  Die  neue  Deutung  der  !■ 
Frage  siebenden  Stellung  läuft  darauf  hinaus,  daQ  in  ihr  sich  lein  Analcbhalten  und  Nteder- 
kämpfen,  ein  Ringen  m!l  sich  selbst  olTenbare,  verschieden  nach  der  Gefühlsregung,  die  nieder- 
gehalten werden  soll«,  Petersen  S.  255,  oder  wie  Flaach,  Zum  Parthenon- Friea  S.  II,  ta 
Wesentlichen  ganz  an  Petersen  sich  anscblieCend ,  sich  susdrQckt:  »Der  Mensch,  welcher  diese 
Haltung  annimmt,  legt  sieb  eine  Cessel  an,  schnOrt  sieh  zusammen  i  er  hilt  sieb  selbst  mit  Kisll 
an'sich.'  Für  seine  Deutung  hat  nun  Petersen  liemllch  zahlreiche  Beispiele  angefahrt,  wdibe 
aber,  obwohl  uns  auch  Flasch  a.  s.  0.  S.  12  Note  1  suf  diesellwn  verweist,  um  so  weniger  sb 
gut  gewählt  oder  für  den  vorliegenden  Fall  beweisend  anerkannt  werden  kSniien ,  je  weniget  sl« 
sowohl  was  das  Schema  an  sich  als  auch  was  dessen  mimlache  und  ptyehologisehe  Bedentang  ut- 
langt,  unter  einander  gleichartig  sind.  So  liegt  eine  große  Versohledoobeit  von  der  Sitfug  da 
Figur  am  PatlhenanMese  lor,  wenn  die  Elleittayia  bei  Ovld.  Uetam.  IX.  vi.  297,  indes  sie  dk 
Geburt  der  Alkmene  hemmt,  dasitzt  mit  überelnandergeachUgenen  Beinen  «od  diM 
das  übergeschlagene  Knie  mit  den  verecblungeneD  Hinden  umfaseeiul:  (sabeedlt  .  .  .  deitnqvc 
a  poplita  laevum  pressa  genu  et  diiiltls  inter  >e  pectine  lunctia*.  Dieae  laicht  verstlndlkkc, 
symboiibcbe  Zaubersiellung.  bei  welcher  das  VerschlteBen  des  Schooflet  doKh  die 
über  einander  geschlagenen  Iteiiie  und  deren  Lmschlingnng  mit  den  Hinden  da«  CbarsklerisIlKke 
bildet,  ksnn  offenbar  nicht  in  einen  Topf  geworfen  werden  mit  der  bequem  ruhenden  Stt\- 
Inng  des  Satyrn  rechts  \om  Dionysos  im  Friese  des  Lysikrstesdenkmals  (Denkn.  d.  s.  Kunst  I. 
No.  15li.  b.),  der,  auf  dem  Boden  sittend,  das  Knie  des  autgestützten  Beines  mit  den  Biekt 
gefalteten  Ilinden  umfaDt,  ond  eben  lo  wenig  mit  der  Stellung  des  Ana  Ludoviit,  «eM*  liHi 
von  derjenigen  der  Parthenon l'rlesflgur  dadurch    ganz  weteutlich   unteracheldet ,   ds£   mnch  et  dat 


ZUM  VIERTEN  BUCH.     2.  CAPITEL.  687 

Bein,  dessen  Knie  er  ebenfalls  nicht  mit  gefalteten  Händen  umschlingt,  sondern  mit  den 
lose  übereinander  gelegten  Händen  ganz  leicht  und  lässig  umfaßt,  auf  seinen  am  Boden  stehenden 
Helm  aufgestützt  hat.  Die  Parthenon friesflgur  dagegen,  indem  sie  mit  den  gefalteten  Händen 
das  Knie  des  freischwebend  heraufgezogenen  Beines  umfaßt,  ersetzt  auf  diese-  Weise,  wie 
Petersen  S.  251  ganz  richtig  sagt,  den  Mangel  einer  Rückenlehne  an  seinem  Stuhle  gewisser- 
maßen dadurch,  daß  sie  das  Gewicht  des  Oberkörpers  durch  dasjenige  des  Beines  balancirt,  wäh- 
rend das  andere,  über  einen  Stab  geschlagen,  auf  diesem  schwebend  erhalten  wird.  Ähnliches 
ergiebt  sich,  wenn  man  die  übrigen  von  Petersen  angeführten  Beispiele  mit  einander  vergleicht, 
was  hier  im  Einzelnen  durchzuführen  zu  weitläufig  sein  würde.  Es  ist  ein  vergebliches  Be- 
streben ,  alle  diese  Fälle ,  welche  im  Schema .  wenn  auch  äußerlirJi  scheinbar  nur  wenig ,  aber 
immerhin  viel  starker  als  Petersen  es  anerkennen  möchte,  dagegen  innerlich,  mimisch  und  psy- 
chologisch sehr  beträchtlich  von  einander  verschieden  sind ,  auf  ein  und  dasselbe  Grundprincip 
zurückführen  zu  wollen.  Wenn  man  ohne  Bedenken  als  richtig  anerkennen  kann,  wenn  S.  256 
gesagt  wird,  dies  Schema  —  d.  h.  genauer  gesprochen  dasjenige  in  einigen  der  angeführten  Bei- 
spiele, am  augenscheinlichsten  bei  dem  Satyrn  im  Friese  des  Lysikratesmonumentes ,  nicht  da- 
gegen in  anderen  —  könne  auch  dasjenige  der  Ruhe  sein ,  so  muß  man  in  Abrede  stellen ,  daß 
mit  Recht  hinzugefügt  werde:  »aber  nur  derjenigen,  welche  durch  das  Gleichgewicht  entgegen- 
gesetzter Strebungen  entsteht,  einer  gespannten,  so  zu  sagen  unruhigen  Ruhe  und  eine  passende 
Ali  zu  ruhen  für  Wesen,  deren  Natur  eigentlich  der  Ruhe  widerstrebt«.  Es  muß  ferner  in  Ab- 
rede gestellt  werden,  daß  diese  Deutung  mit  Recht  auf  den  Ares  Ludovisi  und  zugleich  auf  die 
Parthenonfriesflgur  als  Ares,  den  »ungestümen  und  unbändigen,  dem  immer  Streit  und  Kampf 
gefällt,  den  unbeständigen  ^XXoTipöoaXXo; «  angewendet  werde.  Den  Ares  Ludovisi  hat  Petersen 
nicht  allein  falsch  verstanden ,  was  er  von  mir  behauptet ,  sondern  augenscheinlich  falsch  ge- 
schildert. Nicht  »bereits  gefaßt«  hat  derselbe  sein  Schwert,  sonst  könnte  er  es  nicht  in  der 
Linken  halten,  auf  welcher  die  Rechte  ruht,  sondern  er  hat  dieses  allein  in  der  Hand  behalten, 
als  er  alle  seine  anderen  Waffen  ablegte.  Und  ganz  gewiß  schweifen  nicht  » mit  dem  Blick  diesem 
Jünglinge  die  Gedanken  hinaus  zu  Kampf  und  Siega,  denn  seine  Blicke  schweifen  überhaupt 
nicht  hinaus,  sondern  sind  etwas  gesenkt  und  in  kurzer  Entfernung  auf  den  Boden  gerichtet,  und 
sein  Gesichtsausdxuck  ist  bei  voller  Ruhe  leicht  sentimental ,  träumerisch ,  ein  Spiegel  der  Ein- 
wirkung des  Eros,  der  ihn  zur  Entwaffnung  getrieben  hat,  auf  sein  Gemüth.  Und  wenn  deshalb 
schwerlich  mit  Recht  von  einem  » Thatendrange ,  der  ihn  forttreibt,«  gesprochen  werden  kann,  da 
die  ganze  Figur  Abspannung,  Ausruhen,  Träumerei  athmet,  so  ist  es  einfach  positiv  verkehrt, 
wenn  gesagt  wird,  dieser  Thatendrang  spiegele  sich  »in  dem  Ringen  des  Knies  gegen  die  Hände 
ab «.  Denn  hiervon  kann  für  Niemand ,  der  halbwegs  zu  sehn  versteht ,  bei  der  überaus  losen 
Haltung  der  Hände  und  der  schlaffen  Spannung  der  Armmuskulatur  auch  nur  entfernt  die  Rede 
^eiu.  Nein,  der  Ares  Ludovisi  ruht  nicht  in  einer  »gespannten,  unruhigen«,  momentanen  Ruhe; 
hat  er  ja  doch  nicht  allein  Helm  und  Schild  abgelegt,  sondern  auch  die  Beinschienen  abgeschnallt, 
welche,  nicht  ganz  fertig  ausgearbeitet,  rechts  und  links  neben  ihm  an  seinem  Felsensitze  lehnen. 
Der  Ares  Ludovisi  ruht  in  längerer,  durchaus  bequemerer  Ruhe ,  versunken ,  gebändigt  unter  der 
Macht  des  Eros.  Dies  ist  der  etwas  epigrammatisch  zugespitzte  Gedanke  dieser  auf  lysippische 
Schule  zurückgehenden  Erfindung,  welche  in  den  verschiedenen  Darstellungen  des  ermatteten  oder 
von  Eros  gebändigten  Herakles  von  Lysippos  selbst  ihre  schlagende  Parallele  findet.  Zu  der 
Parthenonfriesfigur  aber  bildet  der  Ares  Ludovisi  keine  Parallele,  weder  dem  Schema  noch  folglich 
der  Bedeutung  nach.  Denn  die  Parthenonfriesflgur,  und  das  ist  die  Summe  der  oben  ausgezogenen, 
soweit  sie  sich  an  das  Thatsächliche  hält,  richtigen  Beschreibung  Petersens,  schildert  einen  Jüng- 
ling, welcher  sich  beim  Dasitzen  für  den  Mangel  einer  Lehne  einen  diese  ersetzenden  Stützpunkt 
in  dem  mit  den  gefalteten  Händen  umfaßten  Knie  seines  ununterstützten  Beines  sucht,  in  einer 
Stellung,  welche  selbst  bei  längerem  Dasitzen  leidlich  bequem,  aber  Nichts  weniger  als  würdevoll 
und  gehalten  ist.  Von  diesem  Punkte  wird  die  Deutung  der  Figur  ausgehn  müssen,  welche, 
wenn  sie  in  Ares  das  Richtige  getroffen  haben  sollte,  auf  keinen  Fall  bereits  richtig  begründet 
ist.  Denn  auch  ein  weiterer  Umstand,  auf  welchen  sich  die  Erklärung  der  Figur  als  Ares  stützt, 
unterliegt  doch  wohl  noch  etwas  mehr  dem  Zweifel,  als  Petersen  S.  257  f.  und  Flasch  S.  12  f. 
annehmen.  Beide  verweisen  auf  das  Stabende,  über  welches  die  Figur  ihr  linkes  Bein  geschlagen 
hat  und  ergänzen  dasselbe  zu  einer  Lanze  ,  welche ,  mit  dem  untern  Schaftende  den  Boden  be- 
rührend (dies  versteht  sich  unter  allen  Umständen   von  selbst),    in   ihrer  Fortsetzung  »zwischen 


688  ANMERKUNGEN  UND  EXCUR8K 

den  Beinen  dun-h  über  eine,  wahrscheinlich  die  linke  iSchulter  fortlaufend  gedacht  werden  kann« 
(V.\     Wenn  Peter>=en  dem  hinzufügt:  »scheint  die  Verlängerung  nicht   dahin   zu   führen,   so  ist 
die  Riegung  zu  bedenken «,   so  mag  er  damit  Kecht  haben,  ein  elastischer  Lanzenschaft  kann  ohne 
übermäßige  Hiegunp:  der  Richtung  nach  ao  in  die  Figur  hineingezeichnet   werden,    daB   den  Vor- 
aussetzungen F/:>  und  Fl. 's  genügt  wird.     Und  fenier  ist  zuzugestehn,  daß  für  eine  Lanze  diese 
Lage  wahrscheinlicher  sei ,  als  für  ein  Seepter  oder  auch  einen  Thyrsos ,  da  sie  ein  Genth ,  kein 
geheiligtes  Attribut   oder  Abzeichen   der  Würde    ist.     Aber   eine   Schwierigkeit,    welche   Fl.  gao? 
verschweigt,  P.  en^ähnt,  ist  bei  dieser  Annahme  größer,    als  P.  sie  veranschlagt    hat,    nimlicb, 
daß  »weiter  oben,  namentlich  an  den  Gewandfalten  keinerlei  Spur  von  ihr  zu  finden  ist«.   Diese, 
ein  durch  die  Lanze  bewirktes  Verschiebungsmotiv  in  der  Gewandung,    mußte  aber  höchst  wahr- 
scheinlich vorhanden  sein.     Auch  bleibt  die  Lage  der  Lanze  zwischen  den  Oberschenkeln  proble- 
matisch ,    wenn  man  erwägt ,    w  o  und  wie   sie  in  derselben ,    und  zwar   bei  der  ziemlich  starken 
Biegung   nicht   ganz   leicht,   drücken   müßte.     Wenn  Petersen   in  einer  Note   hinzufügt:  »lo  bilt 
ihren  Speer  die  schon  erwähnte  Peine «,    nämlich  auf  der  Unterweltsvase  von  Altamura  Mon.  delJ, 
Inst.  Vol.  VIII.  tav.  9,  so  ist  dies  sehr  ungenau;  denn  diese  Peine  hat  die  Lanze  nicht  zwiscbeo 
den  Beinen  und  legt  nicht  den  einen  Fuß  auf  das   untere  li»chaftende,  sondern  sie  verläuft  (ober- 
halb beider   Beine   von   unten   rechts   nach   der  linken  Schulter  der  Figur,    eine  ganz  natfirlicbe 
Lage,  in  welche  auch  der  Speer  der  daneben  stehenden  Peine   kommen  würde ,    wenn   diese  sieb 
so,  wie  sie  dasteht,  niedersetzen  würde.     Und  eben  so  hat  der  Odysseus  in  dem  Vasenbilde  Moo, 
deir  Inst.  VI.  tav.  20,  wie  P.  selbst  richtig  sagt,    zwei  Lanzen   im  Arme,    aber   nicht   zwischen 
den  Beinen.     Die  Parthenonfriesflgur  bleibt  aber  auch   in  diesem  Punkte   singulär,    und  es  wird 
sich   ernstlich   fragen ,    ob  der  Stab,  auf  welchen  sie  das  linke  Bein   legt ,    nicht    ein   kurzer  wir, 
der  auf  dem  Sitze  des  Sessels  sein  Ende  fand ,    also   keine  Lanze ,   also   auch  kein  Argument  für 
Ares.     Wen  die  Figur  sonst  darstelle  oder  darstellen  könne ,  wenn  sie  sich  als  Ares  nicbt  hilten 
läßt ,    ist  hier  zu  untessuchen    nicht  der  Ort ;    das  kann  ohne    ein   nochmaliges  Eingehn  auf  die 
ganze  Göttern  ersammlung  des  Parthenon frieses  nicht  geschehn. 

9)  zu  S.  426.  In  Betreff  der  von  Gerhard  (Üb.  d.  Bilderkreis  von  Eleusis  IL,  Ges.  akid. 
Abhh.  II.  S.  345  f.  Anui.  63.  b.)  getheilteu  Meinung  Welckers,  Gr.  Götterl.  U.  S.  552  (vergl. 
Alte  Denkm.  V.  S.  113),  daß  in  zwei  Figuren  aus  dem  Friese  des  Erechtheion,  Frauen  mit  er- 
wachsenen nackten  Knaben  auf  den  Knien  (abgeb.  b.  Schöne,  Griech.  Reliefs  aus  athen.  Simm- 
lungen Taf.  1— IV.  No.  2  und  6)  »mehrmals  wiederholt  die  Mutter  (Demeter)  mit  dem 
Sohn  (lakchos)  auf  dem  Schooße«  zu  erkennen  sei,  hat  bereits  Schöne  a.  a.  0.  Spalte  14  lui 
das  äußerst  Mißliche  einer  solchen,  durch  keine  sichern  Gründe  unterstützten  Ansicht  hingewiesen, 
welche  in  der  Tbat  als  gÄnzlich  unwahrscheinlich  auf  sich  beruhen  mag. 

10)  zu  S.  427.  Nur  Bötticher  in  seinem  Verzeichniß  der  Abgüsse  ant.  Kunstwerke  in  Beriin 
2.  Aufl.  S.  71  f.  behauptet,  der  Augenschein  überzeuge,  daß  in  diesen  Gestalten  keine  göttlicben 
Wesen  gegeben  seien  ;  nur  menschliche  Persönlichkeiten  erkenne  man ,  und  zwar  Priesteiinnen 
der  Demeter  und  Kora.  Allein  er  stützt  diese  Behauptungen,  abgesehn  von  seiner  Gestmmt- 
auslegung  des  Reliefs  als  des  Ehrenmahles  eines  »athenischen  Heerdknaben«  auf  Gründe,  weldie 
er  gegen  die  Demeter  im  Parthenonfriese  vorträgt,  das  Fehlen  eines  Kalathos,  eines  Schleiers, 
Diadems,  von  Ähren  und  Mohn  bei  der  Figur  rechts,  das  bloße  Seepter  und  »das  ungöttlicbe, 
für  ein  Weib  auffallend  kurz  gepflegte  llaar«  bei  der  Figur  links.  Über  die  •  Heerdknaben •- 
theorie  vergl.  Cap.  IX.  Plast.  Monumente  B.  Wenn  man  überall  Demeter  läugnen  wollte,  wo 
sie  keinen  Kalathos  trägt,  so  wurde  Weniges  nachbleiben  und  würde  man  die  allersichersten  Moon- 
mentc  aller  Kunstgattungen  streichen  müssen,  und  was  den  Schleier  betriflFt.  genügt  es,  lof  <!'•« 
unbestreitbaren  Denieterdarstcllungen  der  Triptolemosvasenbilder  (Atlas  Taf.  XV.  und  XVI)  vihI 
auf  die  auf  Taf.  XIV.  vereinigten  Monumente  zu  verweisen,  um  zu  zeigen,  daß  der  Schleier  sieb 
nur  selten  und  erst  in  der  spätem  Kunst,  und  auch  da  nicht  oft,  bei  Demeter  findet.  Docb  lobnt 
OS  nicht  auf  dergleichen  bodenlose  Behauptungen  näher  einzugehn. 

in  zu  S.  429.  Wenn  Gerhard,  Üb.  den  Bilderkreis  v.  Eleusis  IL,  Ges.  akad.  Abbb.  II. 
S.  359  davon  redet  ,  die  fortgeschrittene  Kunst  habe  den  Unterschied  von  Mutter  und  Totbter 
»nicht  ganz  aufgeben«  können^  so  kann  ich  die  hierin  liegende  Anschauung,  als  sei  die  Unter- 
scheidung der  beiden  Göttinnen  in  der  archaischen  Kunst  weiter  gegangen,  als  in  der  vollendeten, 
anstatt  in  dieser  erst  allmählich  ausgebildet  zu  werden ,  in  keiner  Weise  für  die  richtige  halteBi 
flnde  auch  in  den  von  Gerhard  selbst  als  ältere   aufgeführten   und   in    der  Art,    wie  er  sie  be- 


ZUM  VIEETEN  BUCH.     2.  UND  3.  CAPITEL.  689 

leuchtet,  Nichts,  wodurch  der  in  Hede  stehende  Satz  auch  nut  entfernt  gerechtfertigt  würde. 
Auch  dem  kann  ich  nicht  beistimmen,  daB  Gerhard  a.  a.  0.  S.  394  Anm.  155  ans  dem  reich- 
lichen Beiwerke  der  Statuen  des  Damophon  den  Zweifel  ableitet,  ob  der  Künstler  seine  Cnltus- 
bilder  durch  sprechenden  Ausdruck  unterschieden  habe.  Dies  reichliche  Beiwerk  ist  feierliclie 
Ausstattung  der  Tempelbilder  und  bat  mit  deren  eigenem  Ausdruck  Nichts  zu  thun;  was  sollte 
man  sonst  vom  Zeus  des  Phidias  urteilen? 

12)  zu  S.  429.  Offenbar  nur  so  kann  man  sich  verständigerweise  die  Sache  technisch  den- 
ken; eine  Herstellung  des  Gewandes  allein  aus  Holz  als  Überzug  eines  darunter  geborgenen 
marmornen  Körpers  oder  Kernes,  wie  sie  Gerhard,  Üb.  d.  Bilderkreis  v.  Klensis  II.,  Ges.  akad. 
Abhh.  II.  S.  393  Anm.  153  anzunehmen  scheint,  während  er  das.  S.  394  Anm.  155  von  der 
»oberwärts  aus  Holz  gearbeiteten  Despoena«  redet,  ist  nicht  allein  technisch  höchst  unwahrschein- 
lich, völlig  zwecklos  und  ohne  jegliche  Analogie,  sondern  dürfte  auch  mit  dem  Wortlaute  von 
Pausanias'  Zeugniß:  i^  Stuieipa  xd  £o^jto;  ^yöfjieva  5^Xov>  TreTTofrjTai,  welches  doch  bedeutet: 
»die  Soteira  ist,  so  weit  die  Gewandung  reicht^  von  Holz  gemacht»,  schwer  in  Einklang  zu  brin- 
gen sein.  « 

13)  zu  S.  430.  Verwandt,  nicht  gleich,  sind  die  Verbindungen  des  Hyakinthos  mit  ApoUon 
in  der  Hope'schen  Gruppe,  Denkm.  d.  a.  Kunst  II.  No.  139,  des  Giganten  mit  Athena  in  der 
Gruppe  das.  No.  231  und  dep  verwandten,  der  Tritonide  mit  Athena  das.  No.  233,  des  Priapos 
mit  Aphrodite  das.  No.  264,  der  Elpis  oder  Aphrodite  mit  Dionysos  das.  No.  372,  insbesondere 
auch,  um  nicht  die  Beispiele,  zu  denen  man  auch  die  Hebe  neben  der  Hera  Polyklets  rechneu 
kann,  uunöthig  zu  häufen,  des  Asklepios  mit  der  Eileithyia  in  der  von  Kekule'  in  den  Ann.  dell' 
Inst,  von  1864  tav.  d'agg.  G.  publicirten  und  p.  108  sqq.,  besonders  p.  116  gewiß  richtig  er- 
klärten Gruppe ,  wenn  man  diese  Kunstwerke  Gruppen  nennen  darf  und  sie  nicht  richtiger  als 
Statuen  mit  attributiven  menschlichen  Nebenfiguren  nennen  muß,  wie  andere  thieribche  attribu- 
tive Nebenfiguren  bei  sich  haben. 


ZUM  DRITTEN  CAPITEL. 

14)  zu  S.  443.  Mit  der  Stephane  geschmückt  erscheint  Demeter  nur  in  den  Münzköpfen 
Cap.  IV.  Münztafel  VII.  No.  8  und  32,  von  denen  No.  8  spät  ist,  während  bei  dem  Kopfe  der 
metapontiner  Münze  No.  32  die  Stephane  fast  verschwindend  klein  erscheint;  ferner  in  der  Bronze- 
statuette von  Strawbery-Hill  Cap.  V.  No.  4,  in  dem  Sarkophag  von  Wilton-House  Atlas  Taf.  XVI. 
No.  3,  in  den  Gemmen  Gemmentafel  IV.  No.  2  und  7,  in  der  S.  419  unter  f.  (Cap.  IX.  No.  45) 
verzeichneten  Vase  und  in  den  Cap.  VIII.  unter  k — o,  q,  r,  u,  v  angeführten  Vasenbildern,  end- 
lich bei  der  in  ihrer  Bedeutung  zweifelhaften  ehemals  Rondaninischen  Statue,  von  der  oben 
8.  HO  f.  und  S.  444  gesprochen  worden  ist.  Daß  von  diesen  Monumenten  aus  verschiedenen 
Grdnden,  auf  welche  hier  nicht  näher  eingegangen  zu  werden  braucht,  nicht  ein  einziges  als 
maßgebend  für  die  Bildung  der  Demeter  bezeichnet  werden  darf,  wird  wohl  Niemand   bestreiten. 

15)  zu  S.  449  Note  a.  Erst  jetzt  bei  der  Correctur  des  Textes  (so  sind  die  Verhältnisse 
des  Sortimentsbuchhandels  in  Leipzig!)  kommt  mir  das  seit  1872  erscheinende  Werk :  Monuments 
grecs  pnbli^s  par  TAssociation  pour  Tencouragement  des  £tudes  grecques  en  France  vor  die  Augen, 
in  dessen  zweitem  Hefte  (1873)  der  Kopf  auf  Taf.  1  in  doppelter  Ansicht  zu  einem  Aufsatze  von 
Heuz^:  Kecherches  sur  les  figures  de  femuies  voiMes  dans  Tart  grec  abgebildet  ist.  Eine  äußere 
Beglaubigung  der  Bedeutung  des  Kopfes  fehlt ;  daß  ihm  aber  aus  inneren  Gründen  der  Name  der 
Demeter  mit  Recht  beigelegt  wird ,  hat  Ileuzt^  mit  guten  Gründen  dargethan ,  indem  er  das  in 
diesem  wehmüthig  gestimmten  Antlitz  gegebene  jüngere  Demeterideal  mit  Feinheit  analysirt. 
Per  Kopf,  obgleich  in  den  Haaren  etwas  strenger  behandelt,  als  derjenige  der  Statue  von  Knidos, 
kann  doch  nur  diesem  an  die  Seite  gestellt  werden ,  mit  welchem  er  auch  äußerlich  in  der  Art 
der  Verschleierung  übereinstimmt,  und  dem  er  an  Schönheit  so  ziemlich  gleich  zu  schätzen  ist. 
Auch  er  hat,  wie  der  knidische  Kopf,  einer  Statue  angehört,  in  deren  Rumpf  er,  ähnlich  wie 
jener,  eingelassen  gewesen,  die  selbst  aber  verloren  ist ;  mit  Sicherheit  kann  man  deswegen  auch 
nicht  behaupten,  daß  diese  Statue  die  Göttin  sitzend  darstelMe;  allein  nach  der  Haltung  des  leise 


690  ASiMERKUNGEN  UND  EXCURBE 

gesenkten  niid  iia<*h  links  geneigten  Kopfes  und  nach  seiner  Stellung  zum  HaUe  wiid  man  diet 
fiir  wahrscheinlicher  erklären  müssen,  als  daß  die  Figur  eiue  stehende  war.  Trifft  diese  Ver- 
rauthung  das  Richtige,  so  würde  in  dieser  Statue  das  bisher  vermißte  zweite  Exemplar  der  erstes 
Reibe  der  Demeterstatuen  wenigstens  als  vorhanden  gewesen,  wenngleich  jetzt  verloren,  zu  ver- 
zeichnen sein. 


ZLM  FTNFTEX  CAPITEL. 

16)  zu  S.  455.     Eine  völlig    kritiklose  Zusamnienstellung  der  in  den  verschiedenen  Museen 
Europas    unter   dem    Namen    der    Demeter   aufgestellten    Statuen    bietet    Clarac,  Mus.   de   8<*ulpt. 
Vol.   III.    von  pl.  424  an,  doch  würde  mau  ihm  Unrecht   tbun ,    wenn    man    dies  Sammelsurium 
dem  Herausgeber  und    nicht  vielmehr  dem  Plane   seines  Werkes    zuschriebe ,    alle  Statuen   so  za 
^eben.  wie  sie  in  den  Sammlungen  stehn  und  benannt  sind.     Es  muß   dem   gegenüber   rühmend 
anerkannt  werden,  daß  Clarac  in  seinem  Texte  Bd.  III.  S.   100  ff.  sich  in  Betreff  der  Nomenclatur 
sehr  kritisch  verhält  und  sich  der  Mehrzahl  der  mit  dem  Demeternamen  belegten  Statuen  gegen- 
über  höchst   skeptisch    ausspricht.     Allerdings  geht  einerseits  seine  Skepsis  trotzdem   noch  nicht 
weit   genug,    und  andererseits    hat   er  wichtige   Typen    und   Typenclassen    nicht    erkannt;    allein 
immerhin  wird  man  zugestehn  müssen .    daß    die   spätere  Kritik  Gerhards  In  seiner  zweiten  Ab- 
handlung über  den  Bilderkreis  von  Kleusis  (1863)  in  s.   Ges.  Abhh.   Bd.  II.  S.  395  Anm.  156  ff. 
Nichts  weniger  als  einen  Fortschritt  gegenüber  derjenigen  Claracs  bezeichnet,  daß  vielmehr  Ger- 
hard,   welcher   sich   früher  (1828)   in  seinem  Prodromus  mythol.   Kunsterklärung  S.   73  Anm.  '22 
viel  vorsichtiger  und  zurückhaltender  aussprach,   sich  (so  namentlich  in  der  Anm.  167)  gegenüber 
den  massenhaften  modernen  Ergänzungen ,  auf  welchen  allein  der  Demetemame  der  meisten  Sta- 
tuen beruht,  gläubiger  verhält   und  öfter   hat   täuschen   lassen  ,   als   dies   billigerweise  erlaubt  ist, 
so   daß   man   seine  Abhandlung,    zum  mindesten   was   die  Kritik  der  Statuen   anlangt,    durchaus 
nicht  als  eine  förderliche  Vorarbeit  zu  diesem  Capitel  bezeichnen  kann.     Auch  im  Übrigen  bietet 
die  moderne. Litteratur  kaum  Etwas,  das  man  so  nennen  könnte,  und  das  hier  zusammenfassend 
verzeichnet  werden  mußte.     Was  über  die  einzelnen  Statuen  geschrieben  ist  und  Beachtung  ver- 
dient, ist  seines  Ortes  in  den  Noten  angegeben. 

17)  zu  8.  459.  l'ber  marmorne  Votivriiider,  welche  neben  dergleichen  Votivf<h\u*inefi  ui. 
Teinenos  «ler  Dcmet« t  ninl  Kora  in  Knidos  gefuiulen  worden  sind,  vergl.  Newton  ,  Dixoveri»'*  it 
ilalicarriassus,  Knidos  ari<l  Ikaiichidae  p.  422.  Eines  dieser  Votivrinder  ist  in  »leni  zupebüric«ii 
Atlas  pl.  öS.  Fig.  4  abgebildet  und  diese  Abbildung  läßt  es  zweifelhaft  erscheinen,  ob  >e»i  r 
mit  IJerht  von  »calves"  redet.  Eben  so  zweifelhaft  ist,  ob  derselbe  mit  Hecht  diese  VotivriixUr 
(Kühe)  auf  Kora  bezieht,  indem  er  sich  auf  den  bekannten  Cultus  von  Kyzikos  beruft,  wo 'i-r 
Kora  eine  schwarze  Kuh  geopfert  wurde.  Denn  abgesehn  von  dem  von  Newton  selbst  angez('i:ei*ui 
Cultus  von  Ilernuone.  von  dem  Pausan.  II.  3">.  5  sq.  ausführlich  berichtet  und  in  f^elcheni  •!»> 
Kuhopfer  der  Demeter  Chthonia.  nicht  der  Kora  galt,  werden  sich  die  im  Texte  berührten  allc<- 
meintren  r>eziehungen  des  Kindes  zu  Demeter  ni<ht  läugnen  lassen  und  ihfien  vird  hier  e' 
größere   Bedcutufig  beizulegen  sein,   als  den  Gebräuchen  irgend  eines  localen  (  ultus. 

18)  zu  S.   400.     Wegen    der   ehemals  Kondaninischen  Statue   bei  (luattani,   Mon.   ined.   1>T 
Novembre  tav.  2  =  ("larac,   Mus,  de  sculpt.   pl.  4ii."i  No.  "SO  =  Denkm.    d.   a.    Kunst  II.  .No.  "T 
vergl.  oben  S.    110.   —  Gerhard    in    seiner  2.  Abhandlung    über   den    lülderkreis   v.    Kleusi>  M-?* 
akad.    .\blih.    II.)  S.   397   Anm.  Kiö  sagt:   »Das  iiind  ....   findet  sich  ihnr  (der  Demeter i  l**r- 
^teiliing    nur    selten    beijiesellt,    ist   jedoch    hier    und    da  vorzuünden,    so    zugleich    mit   ■! 

S  «•  h  w  ü  i  fi  c    neben    einer    sitzenden    Ceres    aus    Marmor  (in»    (Ollejigio    Knumi' 
llelbie    hat  die  Güte  gehabt,   mir   über    diese    angebliche    Statue    brieflich    fol:ende  Au>ki  i  ttc 
i!«'ben  :    1)  d.    d.    25.    Mai    ISTti.   daß  sie   in  den  jetzt   zupänglichen   Haumen   des  l\dlegi;!"  \Uiv- 
\ir;:ebli<-h   gesncbt  werde,    möglicherweise  aber  in  die  Magazine  verwiesen  sei.    und2)d.  -i.  .**   ^1* 
1^70:    "Im   Museum   Kircheriano    befindet    sich    nur    eine    Figur,    auf  welche   sich   u»tn:iulcrw- 
<li«-    «M-rhardscbe    Notiz    bezielm    kann.      Diese    stellt    aber    nicht    Demeter,    sondern   K«»rtuii»  "   ' 
Abijfidantia  oder  Eoecunditas  oder   einen   Synkretismus  dieser  Gottheiten    dar.      Hohe  Mirni'Tti;:».' 
m.    0,ii2,    Göttin    auf    Thron    sitzend    mit    m-gürtetem    Chiton,    in    der    L.    Füllhorn,    in  Jfi  l» 


ZUM  VIERTEN  BUCH.      5.  CAPITEL.  691 

Steuerruder,  auf  dem  Schooße  ein  nacktes  Kind  haltend;  an  der  1.  Seite  des  Thrones  ist  ein 
Rind  herausgearbeitet.«  —  Hiemach  wird  es  sehr  wahrscheinlich ,  daß  Gerhard  die  sonst  von  ihm 
unerwähnt  gelassene  Ince-Blundeirsche,  früher  Mattei'sche  Statue  gemeint^  aber  deren  Aufbewah- 
rungsort falsch  angegeben  hat. 

19)  KU  S.  462.  Ohne  Zweifel  wird  man  noch  mehre  Repliken  dieses  Typus  autflnden,  nach- 
dem auf  seinen  Charakter  und  seine  Bedeutung  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  ist;  wie  denn  z.  B. 
Gerhard  in  dem  Yerzeichniß  der  Bildhauerwerke  des  k.  Mus.  in  Berlin  (Berl.  1861)  8.  6  in  der 
Anmerkung  zu  der  Beschreibung  der  Statue  No.  8  unseres  Verzeichnisses  von  einer  Wiederholung 
derselben  redet,  welche  »auf  einer  Loggia  im  Palast  Spada  gestanden  haben  soll«.  Dagegen  habe 
ich  oben  S.  117  Note  b.  die  Statue  No.  74  im  Braccio  Nuovo  des  Vatican  irrthümlich  zu  dieser 
Reihe  gestellt. 

20)  zu  S.  463.  Den  Hauptanhalt  dieser  Datirung  bieten  die  schon  oben  S.  427  mit  dem 
eleusinischen  Relief  zusammengestellten  Kunstwerke,  unter  denen  hier  die  Eirene  nach  dem  altern 
Kephisodotos  in  erster  Linie  hervorgehoben  zu  werden  verdient.  Denn  sie  wiederholt  die  capito- 
linische  Demeterstatue  fast  in  allen  Stücken ,  nur  daß  die  letztere  durchweg  strenger  erscheint, 
als  die  auf  den  Ol.  101.  2  durch  Timotheos  erneuerten  Cultus  der  Eirene  zurückzuführende  Statue 
des  Kephisodotos.  Diese  kann  also  das  Vorbild  für  den  in  Rede  stehenden  Demetertypus  nicht 
gewesen  sein ,  wohl  aber  hat  das  umgekehrte  Verhältniß  große  Wahrscheinlichkeit.  Grade  der 
Künstler,  dem  die  Aufgabe  wurde,  Eirene  in  Verbindung  mit  dem  Plutoskinde  (cp^pouoa  IIXoOtov 
ratda  Paus.  1.  8.  2)  darzustellen,  mußte  sich  zumeist  auf  den  Kreis  der  Demeter  hingewiesen 
sehn,  in  welchem  die  Verbindung  der  mütterlichen  Göttin  mit  dem  Kinde  Plutos  ursprünglich 
mythologisch  begründet  ist,  s.  Stephani,  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1859  p.  105  und  oben 
S.  506,  516  f.  Und  kaum  irgend  ein  Typus  einer  großen  Göttin  konnte  an  sich  geeigneter  scheinen, 
als  derjenige  der  Demeter,  um  aus  ihm  die  Gestalt  der  Eirene  abzuleiten,  war  doch  keine  andere 
Göttin  so  tief  wie  Demeter  an  den  Segnungen  des  Friedens  interessirt  und  in  sich,  ihrem  Wesen 
und  Begriffe  nach  so  friedselig  wie  sie.  Eine  solche  Ableitung  des  Eirenetypus  aus  demjenigen 
der  Demeter  scheint  denn  in  der  That  hier  vorzuliegen,  und  mit  ihr  vnrd  sich  auch  das  stilistische 
Verhältniß  der  capitolinischen  Demeter  und  der  münchener  Eirene  vollkommen  vertragen. 

21)  zu  S.  465  Note  b.  Während  der  Correctur  dieses  Bogens  erhielt  ich  folgende  Zuschrift 
des  Hrn.  Dr.  Th.  Schreiber  d.  d.  Rom  13.  Juni  77:  »Heute  gelang  es  mir,  die  Antiken  im 
Hofe  des  Palazzo  Torlonia  auf  Piazza  Venezia  zu  besichtigen.  Ich  fand  daselbst  unter 
anderen  Statuen  die  gesuchte  Clarac  430.  776  (=>  Cavaceppi,  Racc.  HI.  36 ,  Marmi  scolpiti  Tor- 
lonia I.  2.  No.  12)  und  notirte  mir:  ergänzt  an  dem  zugehörigen  Kopfe,  der  Porträtzüge  des 
3.  Jahrhunderts  hat  (Augensterne  angegeben),  Nase  und  Lippen.  Neu  auch  die  rechte  Hand 
mit  dem  größten  Theile  der  Fackel,  von  der  jedoch  ein  am  Gewände  haftendes  Stück  alt  scheint, 
auch  beweisen  die  Haltung  des  Armes  und  zwei  Stützeiireste  am  Gewände ,  daß  hier  ein  ahn- 
lichex  Gegenstand  vorhanden  sein  mußte.  Die  linke  Hand  schien  mir  nur  geflickt ,  also  das 
Wesentliche  alt,  das  Gewand  vielfach  ausgebessert.     L'bei  lebensgroß,  geringe  Arbeit.« 

22)  zu  S.  468.  Die  in  manchen  Stücken  (wie  weit  kann  man  bis  jetzt  nicht  sagen)  ver- 
wandt erscheinende  Statue,  welche  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  pl.  424  No.  755  als  in  der  »Galtfric 
de  Florence«  befindlich  wiedergiebt ,  über  welche  aber  auch  ihm  nach  seinem  Text  Vol.  III. 
p.  105  nähere  Angaben  fehlen,  ist  gegenwärtig  nicht  aufzufinden.  Herr  Dr.  Dütschke,  welcher 
die  florentiner  Antiken  genauer  kennt,  als  die  meisten  anderen  Fachgenosseu ,  schreibt  mir  in 
Beantwortung  einer  Anfrage  über  diese  Statue,  daß  sie  »in  den  Offizien  von  Florenz,  den  Maga- 
zinen der  Galerie  und  den  ihm  bekannten  Privatsammlungen  von  Florenz  nicht  vorhanden 
sei.  Es  bleibe  darum  freilich  nicht  ausgeschlossen,  daß  sie  früher  dort  vorhanden  war,  doch  könne 
er  nicht  den  geringsten  Anhalt  zu  ihrer  Wiederaufflndung  geben«.  Einstweilen  muß  also  diese 
Statue  außer  Rechnung  bleiben. 

23)  zu  S.  470.  Absolut  ausgeschlossen  kann  man  den  Demeternamen  für  eine  mit  dem 
Füllhorn  versehene  Statue  wegen  gewisser  athenischer  und  smyrnaeer  Münzen  nicht  nennen,  von 
denen  im  VI.  Capitel  gehandelt  ist  (oben  S.  501,  505).  In  Monumenten  anderer  Gattungen  ist  eine 
sichere,  oder  auch  nur  wahrscheinliche  Demeter  mit  dem  Füllhornattribute  bisher  nicht  bekannt, 
am  wenigsten  in  statuarischer  Ausführung.  Denn  wenn  schon  viele  von  den  Füllhörnern ,  mit 
denen  sich  massenhafte  Statuen  —  man  sehe  nur  Clarac,  Mus.  de  sculpt.  111.  pl.  449  ff.  —  aus- 
gestattet finden,  von  sehr  zweifelhafter  Echtheit  sind,  so  ist  die  Anwendbarkeit  des  Demeternamens 


»■>  («MC  äM.  A^.  U.)  8-  M8  Aw.  109  •!•  »OmmHU«.  «iOM  ^MÄ 
ClMt  «M.  TW.  A. ;  Fambnke  dM.  43S.  786.  C.i  CuUiIa  du.  438.  B.  BU.  B.),  wk.nlM 
vmkflr  bal|ri«gt.'  KIchtitaT  «U  In  mImt  neiMro  BabiW  katM  Owka«  «Apa  bi  -'-[-  fM- 
dramn  nrOok«.  Enntaridknuif  <18]8)  &.  90  An«.  »1  4u  FUIIhbi  (»i  "  '  '  -  "i  -||- 
■li  «BwalinAalBlUb  boukhiMt  ud  dMMdfea  aar  BUdar  dM  TrA*  bMtUWU.  Mniiflgwl.  ai 


M)  R  8.  4TS. 

.  aadant  Baue  naaeidfnci  fOr  Demat«  In  JUi^rack  gae 
rxiarrtarAai  14.-431.  779,  «dek«  Qmhai«,  Ob.  «aa  BMaiiiiili  t.  Bliiäi  H.  Aaai.  Ml  rii 
DoMtar  brtiMUrt,  fhiMJMMi',  BraH.  Imp.,  1Im<b  daa  Mlptma,  Bl.  PfMab.  I8M  r.  4» 
Ho.  teS:  lAdoTKiita  iattiar<e  an  OAaa«  etc.  AHn  wm  ale  A  DimHi  iwahahM  Üi^  ' 
itt  ■edeni.  —  tu  Bailehiuig  anf  die  Btatoa  In  der  Villa  Barfhaa«  (T.aiaaa«.  Ra.  Q  M 
C1>r>r  ^1.  4»:<.  7«T,  wel.'hu  OHkard  k.  ■.  O.  Ana.  1«  (da*  CHM;  Otaaa  M.^  Ml  M',  «li 
■ebr  «kle  «na»re  in  ili'^^cn  Abhandlonfen ,  aaob  l«i  WtadcnUiMk  fa  4a«  Oaa.  MUbt  Mii*) 
nalei  den  lUrstelliingen  der  ><  iAnttanden  DaBtlai«  »tftlUt,  ai«!  iAM'Cllana  üa  TMt  TAV. 
p.  127  mit  Recht.  <UB  »le  Inikanllch  al«  Daveln  «rgiMt  atf.  AMB  lüM  tt>  «v  «a^ 
»iridniig   In  Mfcio  di 

>n.  Man  kann  nlao  ton  dieser  «Uamlrtlfan  P^w  alnbA  abaaba, 
1  -BolU*  B 
tnrblet  «trd ;  er  «elbst  niei.  'laA  nA  tat  San  nSaa,  wa  alak  dlai 
KSrp«r   der  ttutuen' 

(Irb  kftii  eltirlüi^a  der  vnn  figrhald 'antUnten  BolipMa  ik  1 
Htnan  naehiawriam  irirkllch  nblit  djw  Haha  weiüi  iat.  —  Über  dia  Tniraeotta«  tatvMta  ta 
l>ittl((ih«n  Mnaauin  pl.  431.  769  A.  iirt  OUne,  ««m  «r  dtaadba  !■  Teit  ■)■  M*t  N*>- 
rtrt  bsMlefciMl;   Kopf  und  ToidaianM  ifnd  TtolntdiT  aadaM  and  dar  SoBMIaMaM»  ■!*<■  dwk 

.  MUti  «anwMftTtlgt;  TafüJ.  T*yto>4]aMb>,  A  dsäarlplfea  of  am.  Ummuttu,  la  Aa  ML  Um. 
p.  39  ra  pl.  7S.  —  Die  In  der  Bewhrelbang  Sein*  ITT.  m.  8.  405  enrlbnt«  uogrtdlAe  DaMta- 
lUtae  liiif  dem  3.  TreppeiHbMtxe  des  Palaitea  Braichl  (Jetit  Hlnlstero  dell'  Intema)  itt  ini 
«lleigrößlen  Theile,  Jeden/alla  in  allen  deD  Stftrkep  modern,  aot  welche  die  Buennang  ai<A  alkiii 
statten  kann.  Echt  ist  an  Ibr  wohl  nur  der  obere  Thell  dea  Torno.  —  Üher  die  Ton  Ventkif- 
denen  lerachieden  benannte  vapi tolinlanhe  .Statne  Clarac  pl.  41T.  72T,  welche  R.  Braai  >> 
a.  Ruinen  u.  Museen  Romi  S.  20~  und  in  s.  Votsrhnle  der  Kunitmythnl.  S.  17  tu  Tat.  t'  bU 
grofier  Bestimmtheit  als  Demeter  angenprorhen  hat,  mnß  Ich  auf  das  oben  S.  323  In  An  merk.  (6 
Gesagte  zutflckierweitien ,  von  dem  Ich  Nichts  iDn'irknehmen  kann ;  das  am  melatcii  Chtnttf- 
ristlsche  dieser  seht  bemerkenswerthen  Statue  Ist  das  bakchisrh  L'ppige.  —  Endlich  bat  Nan» 
rnr  die  van  ihm  innerhalb  des  Temenos  der  Demeter  und  Kora  tu  Knidos  gefondene ,  in  mibbi 
DiBrOTerles  at  Halivarnisaus  etr.  pl.  5G  abgebildete  Statne  einer  alten  Fian  p.  399 »).  tai 
Namen  der  Demeter,  insbeaondere  einer  Aijii'JiTTip  'Ayafa  für  möglich  gehalten  nnd  hleri»  te 
Zustimmung  FJjrstetB,  Der  Raub  u.  d.  Rückkehr  der  Peraephone  8.  34S  f.  gefunden.  •Um' 
HeuzJ  in  den  Monuments  grecs  publ.  pat  rassocladon  pour  Tencoaragement  des  iftud**  grer^m 
en  Prance  HeR  3  (1874)  nicht  allein  p.  10  f.  ebenfalls  dieser  Ajinahme  beitritt,  aonder«  —^ 
ungleich  weiter,  ja  p.  10  mit  Note  2  (vergl.  p.  >i  sq.)  so  weit  geht,  die  s.  g.  PraeHn  oder  B^A 
des  capi  toi  in  lachen  Museums  (Mus.  Cap.  III.  lab.  G2)  und  aogar  garatige  K  a  rti  kalarei  tUt' 
srhwangerer  Weiber,  von  der  Art  wie  ale  ■'^tepbani  im  Compte-rendii  etc.  pour  l'annre  1^ 
pl.  e  flg.  U,  1^6»  pl.  3  flu.  II.  natürlich  als  solche  public  Itt  hat.  fDr  Darstellungen  der  PcnMtr 
In  ihrem  djguisement  und  Ihrer  rolrre  des  arkadischen  Mythus  lu  erklären,  in  ■eirkcD  J* 
Schwangerschaft  mit  der  Kiitslelliing  und  dem  Zorne  iler  IJüttin  Hand  in  Hand  gehe.  Dergkkki 
so  beredt  es  vorgetragen  werden  mag,  bedarf  keiner  Widerlegung.  Newton  adbil  terkeual  '" 
hier,  nnd  zwar  hier  allein  vorliegende  fundamentale  Abweichung  von  jedem  uns  bekuatM 
Uemetertypus  nicht,  wie  die;  FÜrKter  rn  tbun  ncbelnt.  nenn  er  sich  gleichwohl  tinerMll<  •*' 
den  schon  mehrfach  berTihrten  AuRspmrb  des  Clemens  tou  Aleiandrlen  (Prontept.  I.  p.  iO  htt-' 
Demeter   werde  ir.o  ri);    au|j,^pä;   erkannt ,   aniiereraeiu    tut  die    Grammatikcrerklatuai  l«nll< 


ZUM  VIF.BTEN  BUCH.     5.  CAPITEL.  693 

Demeter  Achaia  habe  ihren  Beinamen  von^ayo;,  um  den  Demeternamen  für  diese  Statue  »of 
an  eiderly  woman  wasted  with  sorrow«  möglich  zu  tinden ,  so  wurde  dabei  das  am 
meisten  Hervorstechende,  das  höhere  Alter  nämlich,  in  welchem  die  angebliche  Göttin  dar- 
gestellt ist,  von  ihm  wie  von  Förster  übersehn  sein.  Wenn  Newton  aber,  um  dies  hohe  Alter 
bei  Demeter  zu  motiviren,  die  Verse  101  ff.  des  homerischen  Demeterhymnus  anzieht,  in  welchem 
die  Göttin  erscheint:  yP^Qi  iraXaiYev£'i  ivaXiptio^  xtX.,  so  ist  dabei  wieder  nicht  beachtet,  daß  es 
sieh  hier  um  eine  von  der  Göttin  angenommene,  entstellende  Gestalt  handelt,  und  daß 
die  Darstellung  einer  solchen^in  einem  statuarischen  Einzelbild  einer  (lOttheit  eben  so 
unerhört  wie,  aus  Gründen,  welche  zu  sehr  auf  der  flachen  Hand  liegen,  um  sie  auszusprechen, 
undenkbar  ist.  Daß  aber  nicht  ein  äußerliches  Moment  des  Fundes  uns  gleichwohl  zu  der 
Annahme  einer  solchen  Abenteuerlichkeit  nöthigt,  geht  aus  Newtons  Text  hervor,  in  welchem  die 
Zusammengehörigkeit  der  Statue  mit  der  Basis  mit  einer  Dedicationsinschrift  an  Demeter,  Kora 
und  die  Götter  um  diese  (pl.  S9  No.  21),  in  deren  Nähe  sie  gefunden  wurde,  aU  durchaus 
zweifelhaft  erscheint.  Ob  die  Statue,  welche  in  der  Abbildung  durchaus  porträthaft  erscheint, 
während  Förster  aus  einer  Mittheilung  Brunns  berichtet ,  die  Publicatlon  gebe  den  Charakter  des 
Kopfes  nicht  ganz  wieder,  eine  Demeterpriesterin  darstelle,  wie  Newton  fn  zweiter  Linie  annimmt, 
mag  dahinstehn ;  mit  der  Göttin  selbst  hat  sie  gewiß  Nichts  zu  thun.  —  Über  die  aus  Eleusis 
stammende  kolossale  Halbfigur  in  Cambridge,  welche  noch  Welcker,  Griech.  Götterl.  11. 
S.  470,  ^ie  Frühere,  als  ein  Bild  der  Demeter  betrachtete,  genügt  es  jetzt,  auf  Gerhard  a.  a.  O. 
S.  408  Anm.    198  und  auf  die  von  ihm  angeführten  Gelehrten  zu  verweisen. 

25)  zu  S.  473.  Als  Vorarbeit  oder  wenigstens  als  eine  Sammlung  des  Materials  in  größt- 
möglicher  Ausdehnung,  wenn  auch  mit  sehr  zweifelhafter  kritischer  Sichtung,  und  zwar  nicht 
aliein  für  die  statuarischen  Darstellungen,  sondern  für  alle  auf  Kora-Persephone  bezüglichen  oder 
bezogenen  Monumente  sind  hier  haupthächlich  nur  die  Anmerkungen  zu  Gerhards  zweiter  Ab- 
handlung über  den  Bilderkreis  von  Eleusis ,    Ges.  akad.  Abhandlungen  II.  S.  400  AT.  zu    nennen. 

26)  zn  S.  473.  Vergl.  besonders  die  genannte  Abhandlung  über  den  Bilderkreis  v.  Eleusis, 
in  welcher  in  den  Anmerkungen  163—173  alle  wirklichen,  vermutheten  und  angeblichen  Attribute 
der  Demeter  aufgezählt,  in  Anm.  171»  die  selteneren  Attribute  hinzugefügt  werden,  ohne  daß 
irgendwo  der  Hund  auftauchte.  Dasselbe  gilt  von  Gerhards  Griech.  Mythologie,  in  welcher  bei 
Demeter  [s,  §.  420  besonders  Anm.  IJ  von  dem  Hunde  keine  Rede  ist,  während  im  Register  der 
Hand  für  Aphrodite,  Apollon,  Artemis,  Asklepios,  Dionysos,  Hekate,  Helios,  Herakles,  Mithras 
als  »symbolisch«  gilt,  aber  auch  hier  nicht  für  Demeter.  Auch  in  Prellers  Demeter  und  Per- 
sephone  und  in  desselben  Gelehrten  Griech.  Mythologie  sowie  in  Welckers  Griech.  Götterlehre 
findet  sich  Nichts  dergleichen  und  endlich  hat  auch  Stephani  in  den  Comptes-rendus  etc.  in  deren 
Jahrgängen  nicht  selten  von  Hunden  und  von  deren  Beziehungen  zu  verschiedenen  mythischen 
Personen  die  Rede  ist,  eben  so  wenig  eine  Beziehung  des  Hundes  zu  Demeter  angenommen. 
Wenn  aber  Panofka  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1848  S.  298  in  einer  Gargiulo'schen  Terra- 
GOtta  Demeter  und  Kora  auf  einem  von  zwei  Hunden  gezogenen  Wagen  hat  erkennen  wollen,  so 
fragt  sich  erstens ,  ob  diese  Deutung  irgendwie  haltbar  ist ,  und  zweitens ,  sollte  dies  der  Fall 
sein,  ob  das  Hundegespann  sich  nicht  eher  auf  llekate-Kora,  als  auf  Demeter  bezieht. 

27)  zu  S.  484.  Abzulehnen  ist  aus  diesem  Kreise  ausdrücklich  die  Statue  No.  94  im  Rraccio 
nuovo  des  Vatican,  welche  E.  Braun  sowohl  in  s.  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  245  No.  12 
wie  auch  'n  s.  Vorschule  der  Kunstmythologie  zu  Taf.  32  («b  Clarac  pl.  432.  783:  C^res)  mit 
ziemlicher  Bestimmtheit  als  Kora  in  Anspruch  nimmt.  Der  mit  Ähren  bekränzte  Kopf  ist  nicht, 
wie  Braan  behauptet,  »zwar  von  dem  Körper  getrennt  gewesen,  aber  zugehörig«,  sondern  er  ist, 
obgleich  ihn  auch  Clarac  für  antik ,  wenngleich  aufgesetzt  hält ,  nebst  dem  ganzen  rechten  und 
dem  linken  Anne  vom  Ellenbogen  an  einfach  modern ,  wie  mir,  eigene  Notizen  bestätigend,  auch 
Hr.  Dr.  Schreiber  (d.  d.  2.  Mai  77)  meldet.  Die  Ergänzung  der  Arme  ist  bei  Clarac  richtig 
Angegeben.  Ob  es  sich  bei  der  Figur  um  eine  »Spes«  handelt  oder  nicht,  kann  dahingestellt 
bleiben,  mit  Kora  hat  sie  schwerlich  Etwas  zu  thun. 

2S)  zu  S.  486.  Wenn  Gerhard,  Üb.  den  Bilderkreis  von  Eleusis  (Ges.  akad.  Abhh.  II  ) 
S  411  Anm.  211  auch  mit  Beziehung  auf  den  hier  in  Rede  stehenden  schwebenden  Knaben  an 
den  »Lnftschritt  des  lakehos«  erinnert,  welchen  er  a.  a.  O.  S.  347  Anm.  65  und  in  seiner  Ab- 
handlung über  die  Anthesterien  (a.  a.  O.  S.  221)  Anm.  190  »nachgewieften«  habe,  so  beschränkt 
fich   dieser   Nachweis    darauf,    daß    bei    Aristoph.  Ran.    vs.  324   lakchos   als   tanzend   vorkommt, 


m 

Ptaeklafl  wgBrttttilBn  Enwiptu  u  dhMn  Fw,  M  diw  E 

M  KOn  hA  in  «tymplaAu  OMmb'  tbk  Mch  mU  n^tttrtlcBii'lMnB  «UM.  I 

Aitwi  UmfUnMn  iM  dls  AbdAos  dar  Koi*  UiiwbIhb.    DeA  nsB  mu  iw<«h»,  M»  41m  Mtm  mh 

gairlB  und  lehr  n^vuikend  Ut.   Aber  irtde  dtaw«fen  hoba  kh  gt^ubt,  <«■  — ifc>ili<lg|-ii— 7 

^ent  Mökt   mo   riiWT  eraeDtan  und   lanUM«  PuMiMtl«  1h  AiUb  ■— «hlHJ»   za  mUm,  da 

iKBigrteiH  duaSar  (rohl  kwln  Evetf«!  Mto.vtad,  ddft'w  «•■ia  «mmAM«  bakwdiMMdMi* 

tMÜMben  Krebs' u^bSrti  .,<.''.. 


;^';.;":"  ;*■.;■■■    ■     ■■  ZUM  ACHTES' eAPnfiL. ,  ■ 

'"  '  3^  xi^.  SSt.  AuiceHhkwMn  bldbtti  amBton  hter  die  *on  H«IUg  ».  a^  0;  BBttr  Ro.  tSM 
Dnd  140&  vaneleluietBn  Bildar,  In  walchoa  Demoter  naA  ni.  o.  w.  onaUkaiMi  JbUEnaaw  im 
•Inigen.  OBlehiUa  arfcumt  woiden  lit.  An  onten  kSnote  naoh  die  mit  iwal  g— aktaa  Ftfceh 
in  den  Binden  dutehende  Flgor  In  No.  13M  flLr  Denetw  c«lten ;  alWa  «elM  «eas  mm  fb  ik 
dlsM  anerkennen  wUl,  kSnnle  bei  Uvet  ttaiken  ZentBruf  beataa  FaUi  ein  ZeagalB  ib  daa 
Attribut  iweiei  Fackeln  damii  ^entaiDta  «^Ü, ''äl4  Uk^  *>  t4d^  bedentiaMwea ,  de  «M  dia 
Siiuiiiiiii,  in  wekher  «Ith  die  GOltiii  beUtuI ,  nScht  aidu  {aablaUni  OS*,  man  alw  Mth  bMI 
sagen  kann,  olj  ihr  die  zwei  fackeln  als  Attrlbill  Is'lkb'  iia  tft  BwMÄnff  liut  im  Smt^m  Im 
Kun  gegeben  lind,  ir«lcbe  letzteie  giluatloD  !bW  IttiUno  Im  BdL  ank.  HifA.  T.  f.nvd 
n.  tlochetle  im  Jonntal  dea  uvinls  von  1«52  ^. '  tl^  (sitÜniiM  n  UHt»  MhdM.  In  dMaBUt 
No.  1405  hu  die  Deutung  flerliiirdi!  und  Panafkat  (t.  BeAtK  B' 3MQ,  auf  dn  aDeb  derPewUif 
liane  rOr  eine  der  hier  dargeslelllen  Figuren 


■    "•V'  ZUM  iraiUNTEN  OAPFTHi. 

35)  zu  S.  530.  Das  MliMte  VeneicliDlS  von  TrlptolemMmonumenten ,  Inibeeonden  na 
Vasenbildern  ist  Ton  Gerhard  !n  eelnen  Auserl.  Vuenbitdani  I.  S.  217  IT.  «argeitallt  wordM; 
diesem  folgte  das  tiemlicb  stark  bereicherte  von  Stepbini  im  Compte-rendu  etc.  poni  l'aDoft  1S>9 
p.  ä2  sqq.,  welches,  durch  Nachtrage  im  Compte-rendu  etc.  pour  l'ann^e  1862  p.  3!  n.  SS  lad 
pour  l'snnje  1S73  S.  115  Ania.  1  ergänzt,  hauptsächlich  deswegen  zu  iteiner  dorehgreifendea  aa^ 
illieTsii-htlicheii  Anordnung  der  Monumente  gelangt,  weit  es,  obwohl  die  sehwanflgoiigen  *Dn  dca 
mihHgiirigeii  Vasen  scheidend ,  Hir  beide  eine  mn leographische  Folge  (RuSiand  ,  Italien.  Wlta. 
Deutschland,  Holland,  Kriglind,  endlich  Vasen  unbekannten  Beiitzes)  aarstellt,  In  welcher  natüt- 
ilch  die  !~lilsrten  und  die  Dsrslellungsgruppen  durch  einander  laufen.  Den  Vaaengemitdcn  >l>n 
folgen  bei  Stephinl  0^^^  P'  Bä  iqq.)  die  geschnittenen  Steine,  die  MQnien  und  endlich  itti- 
mlschte  Monumente*  (monunieiit^  divers)  in  größerer  Anzahl,  als  sie  sonst  bisher  TsnEitlmet 
worden  sind.  An  seine  eigene  ältere  Arbeit  und  an  Slephsnii  Verzeicbnift  knQpIte  dann  Oetbari 
In  I,  Abhandl.  Gb.  den  Bilderkreis  von  EleusJs  11.  Beilage  A.  an,  am  ein  erweitertes  VenatdaiB 
von  'Trlptolemos  auf  Vasenbildern •  zu  liefern,  welches  wetentliofa  systemallaeh  gekalten  end  vM 
dem  in  maneben  Punkten  Strobe  In  s.  Stadien  Qber  den  Bilderkieii  t,  Elenals ,  Laipi.  167t. 
Cap.  1  S.  5  IT.  abhüngig  Ist,  obuohl  diesem  das  Verdienst  der  ersten  wlrklicli  iliiiilnii  IfiiaiVa 
sjrstematUchen  Anordnung  der  Tiiptolemoivaaen  ,  welches  im  Text  anerkannt  worden  Ist,  hieiait 
nicht  im  Oerlnsslen  geichmälert  oder  bekritelt  werden  eoll.  Das  Maß  der  ÜbereinstimmnnF  de 
im  Tuite  gegebenen  Verzoichnisses  mit  früheren  liOt  sich  aus  den  Noten  genau  cODtrolirrB.  iit 
(Iründe  der  Abwclchangeti  sind  aus  dem  Te^te  selbst  ersichtlich.  Ausgeschlossen  blieben  "■ 
der  im  Texte  gegebenen  llehaudluiig  die  nur  aus  Katslogen  bekannten  Vaienbilder  (bei  Ste^aal. 
Compte-rendu  11^59  p.  S5  No.  39 — 12),  so  interessante  Einzelheilen  sie  nach  den  Bewkreibunita 
bietun  mochten.  Wer  auf  dieien  Gebieten  ernstlich  gesrbeitet  hat,  wird  ermessen  können,  ■" 
tehr  gering  der  VerlsQ  auf  IVemde  Meinungen  ist,  also  die  BeachHnkung  auf  da*  wirkllrh  Cm- 
trolirbire  hollentllch  hiliigen. 


ZUM  VIKRTEN  BITCH.     7.  CAPITEL.  695 

einen  Apfel  hält,  vielleicht  Jene  halle  Kntblußung  des  Oberkörpers  zeigt,  an  der  vrir  nach  den 
im  Texte  S.  48S  angeführten  ParaHelen  keinen^  Anstoß  nehmen  können,  vielleicht  auch,  wie 
Heuze  p.  4  meint  darthun  zu  können,'  mit  einem  ganz  dünnen  Untergewande  bekleidet  war, 
von  welchem  Farbespureu  übrig  geblieben  sein  sollen. 

31)  zu  S.  494.  Eben  so  wenig  wird  wohl  lleuz«^,  wenn  er  in  den  Monuments  grecs  publ. 
par  Tassociation  pour  Teneourageroent  des  ^tudes  grecques  en  Franre  Heft  3  (1874)  p.  5  sqq.  eine 
ganze  Folge  jener  anmuthigen  Terracottaflguren  %erschleierter  Frauen  und  Madchen,  welche  aus 
den  tanagraeischen  Gräbern  in  so  überraschender  Fülle  hervorgegangen  sind,  und  deren  er  auf 
pl.  1  einige  hübsche  Proben  veröffentlicht,  auf  Demeter  bezieht,  bei  vielen  Anderen  Überzeugung 
bewirken,  wie  er  dies  sehr  wohl  selbst  empfunden  hat,  so  beredt  und  scheinbar  systematisch  er 
seine  These  zu  verfechten  weiß.  liier  ausführlich  widerlegend  auf  dieselbe  einzngehn,  würde  viel 
zu  weit  führen  und  wird  auch,  meiner  (berzeugiing  nach,  kaum  nöthig  sein.  In  dem  5.  Hefte 
(ls7(i)  gesteht  H.  p.  3  selbst  zu,  daß  er  zu  seiner  Hypothese  auch  in  Frankreich  keine  Zustim- 
mung gefunden  hat. 


ZUM  SIEHEXTEN  CAPITEL. 

32)  zu  S.  510.  Ausdrücklich  abgelehnt  \ierden  muß  aus  diesem  Kreise  das  Relief  in  Venedig 
bei  Valentinelli ,  Catalogo  dei  marmi  scolpiti  del  Museo  archeologico  della  Marciana  in  Venezia 
No.  225,  welches  nach  der  Inschrift  XePeNTIA  PAPAI^ONH  lePeiA  AHMHTPOC  Q6CMO- 
♦OPOY  darstellen  soll,  und  zwar  die  Priester  in  im  Costüm  der  Göttin.  Die  ausdrückliche  Ab- 
lehnung ist  deswegen  nöthig,  weil  Stephani  im  Compte-rendu  etc.  pour  Tanne'e  1859  p.  37  Note  1 
ein  ziemlich  bedeutendes  Gewicht  auf  dies  Relief  legt,  welches  er  selbst  geprüft  zu  haben  angiebt 
(quc  j'ai  examin^  moi-meme).  Allein  schon  Valentinelli  hat  den  Verdacht  einer  Fälschung  gegen 
dies  Stiick  ausgesprochen,  und  Conze  in  der  Archaeolog.  Zeitung  von  1872  (XXX)  8.  88  nennt 
dasselbe  »sicher  ganz  und  gar  eine  Fälschung«.  Und  zwar  ohne  Zweifel  mit  Recht,  wie 
ich  aus  eigener  Prüfung  des  Originals  und  einer  vor  mir  liegenden  Photographie  bestätigen  kann. 

33)  zu  S.  513.     Im  Allgemeinen  haben  die  Verf.  des  Laterankatalogs  (ßenudorf  u.  Schöne, 
D.  ant.  Bildww.  des  lateran.  Mus.)  S.  237  über  dies  eigeuthümliche  Monument  geMgt,  was  sich 
veiitandigerweise  über  dasselbe  sagen  läßt,  ohne  auch  ihrerseits  zu  einem  positiven  Resultate  zu 
gelangen.     Daß  an  keine  dramatische  Verbindung  der  vier  Urustbilder,  also  an  keine  Darstellung 
der  Zurückführung  Koras  zu  denken  sei,  sondern  nur  an  eine  Cultusverbindung ,  wird  Jetzt  wohl 
aiUgemein  zugestanden  werden.     Aber  nicht  allein  der  Grund  dieser  Verbindung  ist  dunkel,  son- 
dern auch  die  den  Göttern  außer  dem  Hermes  zu  gebenden  Namen  sind  ungewiß.    Der  ninnliche 
Gott  zwischen  den  beiden  Göttinnen  wird  allgemein  für  Pluton-Hades  gehalten  und  man  schwankt 
nur,  ob  man  die  Göttin  zu  seiner  Linken  (r.  v.  Bosch.)  mit  der  Fackel   in  der  Linken  und  dem 
Ährcnbuschel  in  der  dem  Gott  auf  die  Scliulter  gelegten  Rechten  Demeter  oder  Kora,  die  Göttin 
auf  der   andern  Seite  Kora-Proserpina   oder  eine  Hora   nennen    soll.     Für   eine  Verbindung    von 
Hades-Pluton  mit  beiden  Göttinnen   würden   sich ,  wenn  man   hier  an  griechische   Ideen   denken 
darf,    auf  griechischem  Boden  einige,   wenn   auch   nicht   grade   schlagende  Analogien    nachweisen 
lassen,  so  in  der  schon  oben  S.  412  erwähnten  Gruppe  alter  Xoana  im  Tempel  der  Demeter  Mysia 
zwischen  Mykenae   und   Argos  Pausan.  2.   18.  3,    so  weiter  in   der  von  Newton,   Discoveries  at 
Halicar nassus   etc.  pl.  S9.   14.  p.  405  publicirten   knidischen  Inschrift,   welche   Demeter,    Kora, 
Ploton  Epimachos  und  Hermes  zusammen   nennt  (denn  schwerlioh  trennt  Preller,  Arch.  Ztg.  von 
1861  S.  166,  mit  Recht   den  Namen  Epimachos   als  den   eines  eigenen  Gottes  von  Pluton),  und 
flo  noch  in  einigen   anderen   von  Gerhard  in    s.   1.  Abhandlung  über  den  Bilderkreis  von  Kleusis 
in   den   Anmerkungen    15   ff.  (Ges.  akad.   Abhh.  II.    S.  337)  gesammelten  Verbindungen.     Aber 
freilich  ist  die  Berechtigung,  bei  diesem  römischen  Monument  auf  grieehische  Cultideen  zu  pro- 
▼oeiren,  nicht  nachgewiesen  und  gewiß  schwer   nachzuweisen.     Andererseits  muß  man  die  Mög- 
lichkeit offen  halten,  daß  der  Gott  zwischen  den  Göttinnen,  dessen  Zöge,  wenn  auch  von  mür- 
rischem Ausdruck,  auch  nach  den  Verff.  des  Laterankatalogs  an  Juppiter  erinnern,  in  der  That 
■ieht  Hades-Pluton,  sondern  Juppiter  sein  solle,  der  sieh  in  der  traulichen  Verbindung  mit  Demeler 
(Ceres)  leichter  verstehn  lassen  wurde,  als  Jener,  während  die  Beigesellung  einer  mit  Blüthen  und 

Overbeck,  Knnstmythologic  III.  45 


69S  ANMERKUNGEN  UND  EXCX'RSE 

wir  ink  etnem  allgemeinen  Ausdrnck  als  die  orphische  zu  bezeichnen  pflegen  a.  Wenngleich  er 
nun  gewiß  nicht  mit  Unrecht  sagt,  daß  grade  in  der  Triptolemossagc  vielfache  Anknüpfungs- 
punkte für  die  Eptwlckeliing  und  Umbildung  im  Sinne  eben  jener  Poesie  vorbanden  waren  und 
dabei  an  die  Bedeutung  des  Triptolemos  als  Gesetzgeber  (Preller,  Demeter  u.  Pers.  S.  290  nnd 
391)  und  daran  erinnert,  daß  er  wie  bei  Piaton  (Apol.  p.  41.  A.)  so  auch  in  einem  spaten  Yasen- 
gemälde  (Mon.  dell'  Inst.  VIII.  Uv,  9)  als  einer  der  drei  Unterweltsrichter  erscheint,  so  wird  er, 
denke  ich,  doch  damit  einverstanden  sein,  daß  man  bei  dem  Dunkel,  welches  über  der  Genealogie 
des  Triptolemos  von  Polymnia  und  entweder  Keleos  oder  Cheimarros  lagert,  sich  erst  dann  zam 
Behnfe  der  Erklärung  eines  Vasenbildes  an  diese  immerhin  in  ihrem  Ursprünge  aoch  nichl  zu 
voller  Klarheit  gelangte  Tradition  zu  wenden  Ursach  hat,  wenn  in  der  That  keine  andere,  ans 
lebendigerer  Poesie  geschöpfte  Erklärung  möglich  ist,  und  daß  es  sein  sehr  Bedenkliches  hat, 
Einflüsse  Jener  orphlsch  genannten  religiös-dogmatischen  Poesie  auf  die  Vasenmalerei  anzunehmen, 
wo  diese  nicht  ganz  offenkundig  vorliegen.  Daß  die  Unterweltsvasen,  deren  eine,  oben  angeführte, 
Triptolemos  (mit  Namensbeischrift)  als  Todtenrichter  zeigt,  und  die  hier  in  Frage  kommenden 
Vaaenbilder  auf  verschiedenem  Boden  erwachsen  sind,  wird  Brunn  wohl  kaum  bestreiten  und  ich 
hoffe ,  ihn  zu,  überzeugen ,  daß ,  so  sehr  die  Strube'sche  Vermuthung  über  die  fragliche  Person 
eniste  Beachtung  verdient,  wir  dennoch  ohne  Hilfe  der  orphischen  Poesie  das  Vasengemälde  zu 
erklären  vermögen,  was  wohl  unbestreitbar  wünschenswerth  ist. 

40)  zu  8.  576.     Bekanntlich  hat  Brunn  in  den  Sitzungsberichten  d.  k.  bayr.  Akad.  v.  1875 
I.  S.  327  ff.  die  antike  Echtheit  des  befühmten  braunschweiger  Onyxgefaßes ,   gegen  welche  bis- 
her kein  Zweifel  laut  geworden  war,  bestritten,  während  W.  Gebhard  in  der  Archaeolog.  Zeitung 
desselben  Jahres  (]{ XXIII)  S.  128  ff.  eine  Entgegnung  gegen  Brunn  versucht  hat.     Es  kann  mir 
um  so  weniger  einfallen,    mich  ausführlich  in   die   hiermit  aufgeworrene   Streitfrage   einzulassen, 
als  einerseits  die  Vertretung  seiner  Behauptung  billig  Brunn  selbst  überlassen  bleibt,  der  ja  wohl 
noch  ein  Mal  auf  die  Sache  zurückkommen  wird,   und  als  andererseits  Gebhard,  welcher  behaup- 
tet, man  könne  über  die  Echtheit  oder  Unechtheit  des  braunschweiger  Onyx  schlechterdings  nicht 
urteilen,  ohne  das  Original  zu  kennen,  dies  auch  gegen  mich  geltend  machen  kann,  da  auch  ich, 
wie  Brunn,   nur  dU  Gnauth*sche  Zeichnung  im  » Kunsthandwerk  a  I.   S.  83  f.  und  einen  Gypsabguß 
kenne.     Ich  muß  mich  daher  auf  wenige  Bemerkungen  beschränken.    Vorweg  aber  glaube  ich  ein 
Argument  Gebhards  erwähnen  zu  müssen,  welches  derselbe  am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  vortragt 
und  das,  wenn  G.  mit  seiner  Behauptung  in  demselben  Recht  hätte,  allerdings  in  der  zwingend- 
sten Weise  den  antiken  Ursprung  des  Gefäßes  erweisen  würde.     Er  behauptet  nämlich,    daß  die 
Goldfassung,  mit  welcher  das  Gefäß   bei   seinem  ersten  Bekanntwerden  1630  in  Mantua  veisehn 
war  nnd  welche  erst  1830  entfernt  worden  ist,  »den  spät-gothi sehen  Charakter  etwa  des  XIV.  Jahr- 
hunderts« zeige.     Wenn  das  richtig  wäre,    so  wäre  damit  Alles    entschieden;    denn  darüber  kann 
ke^n  Zweifel  sein,  daß  die  Fassung  später  sei,    als   das    ihretwegen   durch    Einschleifnngen   und 
Durchbohrungen  beschädigte  Gefäß   und  eben  so  wenig  kann   es  Jemand   einfallen,    zu  läugnen. 
daß,  wenn  die  Fassung  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  stammt,  das  Gefäß  antik  sein  müsse,  da  feit 
den  Zelten  der  spätem  Antike  bis  zum  XIV.  Jahrhundert  so  nicht  gearbeitet  worden  sein  kano, 
wie  die  Figuren  des  Gefäßes  gearbeitet   sind.     Nun   aber  kann  nicht  allein  ich  Nichts  von   spät- 
gothischem  Stil  in  der  Goldfassung  entdecken,  vielmehr  nur  Formen   und  Ornamente,  welche  der 
späten  Renaissance,   d.  h.  dem  Ausgange  des  XVI.  Jahrhunderts  angehören,    so  ganz  besonders 
das  Motiv  der  arabeskenartigen  Blumenranke  an  den   beiden  Reifen,  welche  das  Gefäß  umfassen, 
und  die   mit  diesem  Motiv   zusammengehenden  Verbindungen  von  Henkel   und  Ausguß,   sondern 
diese  meine  Ansichten  sind  mir  von  mehren  auf  diesem  Gebiete  mehr  als  ich  competenten  Auto- 
ritäten vollkommen  bestätigt  worden.    Stammt  aber  die  Goldfassung  nicht  aus  dem  XIV.,  sondern 
aus  dem  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts,    so   bleibt   die  von  Brunn  aufgestellte  Ansicht,  das  Gefäß 
selbst   stamme   aus   dem  XVI.  Jahrhundert,  vollkommen  möglich,    da   wir  ja   die  Schicksale  de^ 
Gefäßes  vor  1630  nicht  kennen,    also  auch   das  Motiv,  welches   zur  Anbringung   der  Goldfassun; 
Veranlassung  gegeben  hat,  so  wenig  nachweisen  können,    wie  den  Urheber  dieser  immerhin  bar- 
barischen Maßregel.  —  Was   aber  die   weiteren   von  Gebhard   gegen   Brunn   vorgetragenen   Argu- 
mente anlangt,  so  zerfallen  sie  in  solche,    welche    sich  auf  die  von  Brunn   als  nicht  antik  ange- 
fochtenen Formen,  und   in    solche,  welche  sich  auf   den  von  Brunn   als  unerklärbar  bezeichneten 
Gegenstand  beziehn.     Von  den  ersteren  sehe  ich  hier  um  so  mehr   ab,    als   grade   bei   ihnen  die 
G.'scho  Behauptung ,    man   kOnne   nur  nach  Autopsie    des   Originals   urteilen ,    zumeist   in   Frage 


ZUM  VIEBTEN  BUCH.     9.  CAPITEL.  699 

kommt,  und  will  nur  erklären,  dafi  mir  Brunn  von  Gebbard  auf  nicbt  eben  rlelen  Punkten  wider- 
legt scbeinen  will.     Was  aber  den  Gegenstand  anlangt,   mdcbte  es   verwegen   erscbeinen,  wenn 
man  sagt:  weil  bisher  keine  genflgende  Erklärung  roöglicb  gewesen  ist  (und  dem  ist  im  vollsten 
Maße  so),  kann  das  Gefäß  nicht  antik  sein ;  denn  ohne  Zweifel  giebt  es  antike  Kunstwerke,  welcbe 
eben  so  wenig  sicher  und  befriedigend  erklärt  sind  wie  das  braunscbweiger  Gefäß.     Allein  wenn 
Gebbard  sagt:  ein  solcher  Scbluß  sei  um  so  unzulässiger,  wo  es  sich  um  dei)  Cultus  der  Demeter 
und  des  Triptolemos  handele,  der  des  Rätbselhaften  noch  sebr  Vieles  biete,  so  muß  man  ihm  ganz 
direct  widersprecben.     Es  giebt,   und  dies  Resultat  wird  doch  wohl  aus  dem  IX.  Gapitel  dieses 
Buches  hervcrgehn,  kaum  einen  Bilderkreis,  welcher  durchsichtiger  und  klarer  verständlicb  wäre, 
als  der  auf  Demeter  und  Triptolemos  bezügliche.    Und  wenn  sieb  die  Erklärer  des  braunscbweiger 
Gefäßes,  unter  denen,  wie  Brunn  mit  Recht  bemerkt  hat,  kein  eigentlicber  Arrhaeologe  von  Ruf 
befindet,  hinter  »die  Eleusinien«  oder  »die  eleusinischen  Mysterien«  flüchten,   bei  denen,  grade 
weil  sie  Mysterien  sind,  es  uns  nicht  wundern  dürfe,    wenn   ihre    künstlerische  Darstellung  uns 
mysteriös  vorkomme   und  von   uns   nicht  zu   erklären   sei ,   so  mochten  doch  wohl  die  gesammten 
Studien  der  letzten  Jahre  gezeigt  haben,  wie  es  sich    mit   den  früher  massenhaft  angenommenen 
a Mysterienbildern«  eigentlich  verhält  und  wie  wenig    mysteriös  die  wenigen  wirklich  vorhandenen 
sind.     Vergl.  Gap.  XI.     Von   den   in   Beziehung    auf  das   Gegenständliche    im    Einzelnen   gegen 
Brunn  gemachten  Bemerkungen  Gebbards  vermag    ich    kaum    eine  einzige   als   stichhaltig  anzu- 
erkennen,  und  ich  kann  in  Betreff  des  Ganzen  vorläufig  zu   keinem   andern  Resultat  gelangen, 
als  zu  dem  in  der  Hauptsache  auch  Brunn   gelangt   ist,    nämlich,    daß  es   sich   um  einen  Re- 
naissancecento  von  einzelnen  antiken  Reminiscenzen  und  Entlehnungen   aus  der  Antike   handelt, 
welche  sinnlos  zusammengetragen  und  in  manchen  Einzelheiten   mißverstanden  sind.    Für  die  vier 
Frauen  zur  Rechten  hat  Brunn  dies  schon  näher  nachgewiesen ;  in  der  Gruppe  auf  dem  Schlangen« 
wagen  nebst  der  Figur  über  den  Schlangen  und  der  Tellus  vor  denselben  liegt  es  nahe,  an  eine 
mißverstandene  und  willkürlich  abgewandelte  Darstellung   der  TrXolvv)  Ai^(iiY)Tpoc   tu   denken,  der 
Art,  wie  sie  uns  in  den  Sarkophagreliefen  des  Koraraubes,  besonders  z.  B.  dem  aachener  (No.  20 
S.  620)  verbunden  mit  dem  florentiner  (No.  5  S.  608)  begegnet.    Daß  der  Verfertiger  an  Demeter 
und  Triptolemos  gedacht  habe ,    soll  nicht  bestritten  werden ;    aber  wie  wenig  Analogie    sich  zu 
seiner  Darstellung  in  der  Antike  findet,  hat  Brunn  S.  331,  der  auf  diesem  Punkt  am  wenigsten 
von  Gebhard  widerlegt  ist,  nachgewiesen. 

41)  zu  8.  586.  Zu  streichen  sein  wird  aus  diesem  Kreise  der  Garneol  unbekannten  Be- 
sitzes, von  dem  bei  Cades,  Große  Abdrucksamml.  III.  No.  22  ein  Abdruck  ist,  und  den  Stephanl 
im  Compte-rendu  etc.  pour  Tann^e  1859  p.  86  unter  No.  50,  vergl.  p.  104,  hierher  bezogen  hat, 
abgeb.  mit  einigen  Ungenauigkeiten  (vergl.  Stephanl  a.  a.  0.  p.  86  Note  1)  in  Gerhards  Ant. 
Bildwerken  Taf.  311  No.  13.  Bei  Gerhard,  Prodromus  S.  84,  wie  bei  Stephanl  gilt  der  hier  auf 
dem  Schlangenwagen  stehende  Mann  für  Triptolemos,  und  Stephan!  hält  den  neben  den  Sehlangen 
mit  einem  Scepter  stehenden  zweiten  Mann  für  Keleos,  von  dem  er  annimmt,  er  überreiche 
Jenem  im  Augenblicke  der  Abfahrt,  »wie  es  scheine«,  Ähren.  Allein  einmal  sind  in  dem  Gegen- 
stand ,  um  dessen  Überreichung  und  Annahme  es  sich  zwischen  den  beiden  Männern  handelt, 
Ähren  sicher  nicht  zu  erkennen,  und  femer  würde  es  auch  gänzlich  ohne  alle  Analogie  sein.  Ja 
wohl  außerhalb  aller  Möglichkeit  liegen,  daß  solche  Ähren  dem  Triptolemos  durch  Keleos,  anstatt 
durch  Demeter  oder  etwa  Kora  überreicht  werden.  Dazu  kommt  aber  femer,  daß  der  angebliche 
Triptolemos  ein  in  der  Gerhard'schen  Abbildung  nicht  genau  wiedergegebenes  Füllhorn  auf  der 
linken  Schulter,  mit  der  Hand  gehalten  trägt,  denn  »un  r^cipient  quelconque  avec  du  grain«,  wie 
Stephanl  a.  a.  O.  p.  97  Note  4  dies  angebliche  »attribut  indistinct,  qu'on  voit  sur  le  dos  de 
Triptolime«  nennt,  ist  sieher  nicbt  zu  erkennen  ,*  wohl  aber  ein  ganz  deutliches  Füllhorn.  Ein 
solches,  bei  Triptolemos  eben  so* unerhört  wie  die  Ährenübergabe  durch  Keleos,  dürfte  Jeden  Ge- 
danken an  den  Erstem  ausschließen  und  die  Erklärung  etwa  auf  Plutos  hinleiten,  von  dem  Je- 
doch andererseits  ein  Fahren  auf  dem  Schlangenwagen  bisher  wenigstens  noch  nicht  bekannt  ist. 
Möge  man  das  Gemmenbiid  aber  auch  erklären  wie  immer  es  sei,  unter  den  Triptolemosmonu- 
menten  wird  sich  dasselbe,  wenigstens  in  dem  Sinn,  in  welchem  dies  bisher  versucht  worden  ist, 
sehwerlich  halten  lassen. 

42)  zu  S.  587.  Der  Wagen,  auf  welchem  Triptolemos  sitzt,  zeigt  nämlich  hier  in  der  Mitte 
der  Axe,  zwischen  den  Füßen  des  Heros  e  i  n  Rad,  eine  Erscheinung,  welche  Stephanl  im  Compte- 
rendu  etc.    pour  rann«^e   1859   p.  85  sq.  Note  2   für  unmöglich  erklärt  und   welche  er  als  das 


700  ANMERKUNGEN  UND  EXCURSE 

Werk  eines  halbgclehrteii  Fälschers  auf  die  Stelle  in  Hygin.  Poet,  astron.  II.  14  zorückgefuhit 
hat,  wo  man  in  dem  überlieferten  Text  —  auf  den  allein  es  ankommt,  während  auf  dessen  Ver- 
derbtheit und  etwaige  Verbesserung  gar  kein  Gewicht  fällt  —  In  Betreff  des  Triptolemos  liest: 
»qui  primus  omnium  una  rota  dicitur  usus,  ne  cursu  nioraretnr«.  Wieseler  zu  den  DeokB. 
d.  a.  Kunst  II.3  No.  113  d.  S.  155  nennt  diese  Vermuthung,  daß  das  lltA  in  dem  vorliegeodei 
Stein  aus  der  Stelle  des  Verfassers  der  Astronomica  herrühre,  »schon  an  sich  eine  gewagte«, 
wofür  er  indessen  Gründe  nicht  anglebt  und  glaubt,  die  (NB.  antike !)  Möglichkeit  eines  Gcfäbrtsi 
wie  das  hier  dargestellte  durch  »die  modernen  sogenannten  Velocipeden«  beweisen  zn  könnea, 
»zumal  da  es  sich  um  ein  Gefährte  handelt,  welches  auch  durch  die  Flügel  und  die  Scblaagea 
getragen  und  im  Gleichgewicht  gehalten  wirda.  Ob  er  damit  Andere  überzeugen  wird,  weiB  ick 
nicht ;  von  mir  muß  ich  bekennen ,  daß  ich  diese  Art  von  Beweisführung  nicht  füi  bündig  zu 
halten  vermag  und  nach  wie  vor  glaube,  daß  Stephanl  Recht  hat. 


ZUM  ZEHNTEN  CAPITEL. 

43)  zu  S.  597.  Über  die  Identität  oder  Nichtidentität  des  » Uamilton'schen  Fragments«  uad 
der  »Ilope'schen  Vase«  gehn  die  Meinungen  auseinander ,  vergl.  Förster  S.  243  No.  5  mit  der 
Litteratur  in  Note  1.  Die  Übereinstimmung  der  beiden  Zeichnungen  bei  Tischbein  und  bei  Mü- 
lingen  an  den  im  Text  angef.  Orten  ist,  soweit  die  Darstellung  in  dem  Fragment  erhalten  ist, 
so  wunderbar  groß,  daß  es  kaum  möglich  ist,  nicht  an  die  Identität  zu  glauben.  Denn  die  klei- 
nen Differenzen  ,  welche  Förster  a.  a.  0.  hervorhebt  und  für  die  Annahme  der  Nichtidentitit 
geltend  macht,  lassen  sich  überaus  leicht  auf  kleine  Ungenauigkeiten  der  Tischbein'sdien  Publip 
ration  in  der  Wiedergabe  des  Originals,  ja  auf  absichtliche  Abweichungen  (»Verschönerungen«) 
zurückführen,  wie  dergleichen  bekanntlich  sehr  viele  in  dem  Tischbeiu'schen  Werke  und  in  an- 
deren Vasenwerken  jener  Periode  nachgewiesen  werden  können.  So  z.  B.  daß  an  dem  arhwebai- 
den  Eros  beide  Beine  sichtbar  iiud  die  Pferdefüße  etwas  anders  gesetzt  sind,  während  es  eine 
Ungenauigkeit  (wenn  nicht  auch  eine  »Verschönerung«)  sein  kann,  daß  Hades  einen  deutlicbei 
Lorbeerkranz  trägt  und  dagegen  Demeter  (b.  Förster  Hekate)  ganz  ungeschmückten  Hauptes  ist. 
Nur  ein  einziger  Grund  kann  davon  abhalten,  sich  bestimmt  für  die  Identität  auszusprecben, 
nämlich,  daß,  während  in  dem  Texte  zu  Tischbeins  Tafel  ausdrücklich  bemerkt  wird,  daß  es  sirh 
um  ein  Fragment  handele,  der  vorsichtige  und  gewissenhafte  Millingen  im  Texte  seiner  Anc.  uned. 
Mon.  von  keinerlei  Ergänzungen  an  der  von  ihm  edirten  Hope'schen  »Vase«  redet.  Und  dock 
zeigt  die  Abbildung  bei  Millingen  über  diejenige  bei  Tischbein  hinaus  außer  kleineren  Diogea 
und  außer  der  durch  die  auch  bei  Tischbein  vor  den  Pferden  schwebende  Fackel  gewissermaßea 
verbürgten  Hekate  (bei  Förster  Alekto)  den  Hermes  und  die  mit  dem  Kranze  fliegende  Taube, 
welche  letztere  namentlich  dem  Erg'anzer  auf  die  Rechnung  zu  setzen  mißlich  ist.  Sc'hr  merk- 
würdig ist  Millingens  eigene  Äußerung  a.  a.  0.  p.  44  :  »A  part  of  this  elegant  composition  it 
engraved  in  tho  collection  of  Sir  W.  Hamilton,  published  by  Tischbein.  Wether  it  was  from 
the  present  vase,  or  from  a  fragment  that  offered  a  repetition  of  the  subject 
cannot  be  asser tain ed.  In  the  former  case  it  seemes  difflcult  to  assign  a  reason  for  tbe 
Omission  of  the  other  parts,  without  which  the  subject  is  perfectly  unintelligible«.  Daß  diese 
Zweifel  seltsam' genug  klingen,  da  Millingen  in  Tischbeins^  Text  die  positive  Aussage  über  das 
Fragment  lesen  konnte,  muß  mau  gestehn.  Sollte  er  wirklich  diesen  Text  nicht  angeschn  htbon? 
Dann  wäre  auch  noch  einiges  Andere  gegenüber  einer  geschickten  Ergänzung  möglich.  Auch  darf 
nicht  verschwiegen  werden,  daß  die  bei  Millingen  pl.  A.  gt^gebene  Abbildung  der  Hopescheu  Vasc 
einigermaßen  danach  aussieht,  als  wäre  hier  ein  Fragment  zu  einem  ganzen  Gefäße  geniackt. 
dessen  Form  keine  ganz  genaue  antike  Analogie  hat. 

44)  zu  S.  607.  Die  früheste  Sammlunp  der  auf  den  Koraraub  bezaigllohen  Sarkophagrelieff 
ist  diejenige,  >velche  1818  Welcker  in  seiner  Zeitschrift  f.  iJesch.  u.  Ausl.  a.  Kunst  S.  1  ff. 
gemacht  hat,  besonders  werthvoll  dadurch,  daß  hier  von  vielen  Keliefcn  die  genauen  Besrhreibuu- 
gen  ZoÖgas  mitgetheilt  sind.  Seine  damals  31  Stück  umfassende  Liste  ergänzte  \i.  in  den  .Add. 
deir  Inst,  von  1832,  V.  p.  144  sqq.  um  0  weitere  Stücke.  Wclckern  folgte  Gerhard  zunächst  ia 
den  Abhandlungen   der    berl.  Akad.  v.  J.   1864    S.  395  ff..   Üb.  den  lUlderkreis  von  Eleu&is  IH. 


ZUM  VIERTEN  BUCH.     10.  CAPITEL.  701 

Beilage  B.,  wieder  ■  abgedruckt  in  s.  Ges.  akad.  Abhh.  II.  S.  46G  ff.,  mit  wenigen  und  nicht 
wesentlichen  Berichtigungen.  Die  Liste  umfaßt  41  Nummern.  Beide  Listen,  die  Welcker'sche 
und  die  Gerhard'sche,  folgen  einer  museographi sehen  Ordnung ,  welche  nicht  blos  wegen  mancher 
Versetzung  der  Stucke  aus  einer  Sammlung  in  die  andere  allerlei  Unzuträglichkeiten  mit  sich 
bringt,  sondern  offenbar  keine  rechte  Übersicht  über  die  Gomposition  und  ihre  verschiedenen 
Variationen  zuläßt.  Diesen  Übelständen  hat  die  systematische  Zusammenstellung  bei  Förster  ab- 
geholfen, welche  ohne  Zweifel  für  die  Zukunft  die  Grundlage  der  Forschungen  auf  diesem  Gebiete 
abgeben  wird. 

45)  zu  S.  65Ü.  Von  verschiedenen  Seiten  sind  gewisse  Terracotten  aus  verschiedenen  Gegen- 
den Griechenlands,  welche  am  Boden  kniende  und  .hockende  Frauen  darstellen,  so  oder  so  in  den 
Kreis  der  Kunstmythologie  der  Demeter  und  Kora  gezogen  worden.  So  heißt  eine  solche  Figur 
bei  Stackeiberg ,  Gräber  der  Hellenen  Taf.  64  S.  45 :  » Demeter  am  Stein  Anakletra ,  den  Erd- 
boden mit  der  Hand  schlagend,  um  ihre  Tochter  emporzurufen«;  ganz  derselbe  Typus  mit  unwesent- 
lichen Abweichungen:  Gazette  arch^ol.  II.  (1875)  pl.  8  bei  L^on  Fivel  das.  p.  22  sqq.  :  »Per- 
sephon^  ceuillant  les  fleurs«  und  ganz  besonders  hat  Ueuz^  in  den  Monum.  grecs  publ.  par 
Tassociat.  pour  Tencouragement  des  ^tudes  grecs  en  France,  Heft  5  (1876)  p.  9  sqq.  für  die 
»ceuilleuses  de  fleurs  et  les  joueuses  d^osselets»,  deren  er  drei  auf  pl.  2  hat  abbilden  lassen, 
roythologischje  Bedeutung  in  Anspruch  genommen  und  nicht  verfehlt,  unter  diesen  Figuren  auch 
Kora  in  der  Anthologie  zu  erkennen.  Es  ist  nicht  dieses  Ortes,  auf  die  Frage  über  die  griechische 
Genrebildnerei,  ihre  Grenzen,  ihr  Alter,  ihren  Zusammenhang  mit  der  Idealbildnerei  oder  ihren 
Gegensatz  zu  dieser  einzugehn ;  sehr  viel  Wahres  sagt  in  Beziehung  hierauf  im  Anschluß  an  die 
hier  in  Rede  stehenden  Figuren  Heydemann  in  seinem  so  eben  publicirten  zweiten  hallischen 
Winckelmannsprogramm :  Die  Knöchelspielerin  im  Palazzo  Colonna  in  Rom,  womit  dessen  Aufsatz: 
Heroisirte  Genrebilder  auf  bemalten  Vasen  in  den  Commentationes  philologicae  in  honorem  Th. 
Mommseni  conscriptae  zu  verbinden  ist.  Ich  kann ,  ohne  zu  verkennen  ,  daß  das  hier  in  Rede 
stehende  Motiv  auch  für  mythologische  Gestalten  verwendet  worden  ist,  wie  das  allein  schon  die 
Arne  auf  den  Münzen  von  Kierion  (Heydemann,  Die  Knöchel  Spielerin  S.  16)  zeigt,  in  keiner  der 
bisher  publicirten  Terracotten  kniender  und  hockender  Frauen  mythologische  Figuren,  also  auch 
weder  Demeter  noch  Kora  erkennen  oder  anerkennen  und  muß  mich  daher  begnügen,  sie  hiermit 
aus  diesem  Kreise  abzulehnen. 


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Griechische  Kunstmythologie 

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•       x       3.       •       Fofteidon.    Mit  7  lithoKraphirten  Tafeln  und  i  Hulziclinlttaa.    \fHi.    c       . 
u       •        4        >>       Demeter  nnd  Koro.  Mit  3  lithogrtiphtnenTfif«tn  und  3  HDlnchnltlsn.  I4TS.  ' 
Lex.  6.    I.,  2.  Band.    ^  S-l. 


ATI.AS 

der  griechischen  Kunstmythologie. 

Heran «ge^liBn  ifii 

J.  Overbeiilt. 

ttlt  CnlpfHiftunne  d«s  MnifEl«  «AcliaJeobvii  Minfatcrinm*  >lcs  ilollai  nnd  OIT^ntlltfaeii  IIbUi 
f.  Lietening;  Bern.    Mit  Tufel  1— V.    1872.    .rf  »S. 
2.  ..  Her».    Mil  Tafel  VI-X.     PhT'.    ^  4S, 

.1  V  Poseidon.    Mit  Tfttcl  Xl-Xlll.    1675.    -f  2t. 

(  Demeter  und  Kora.    Mit  Taffl  XIV— XVIU.    lij7S.    j 

OruiM  Imperial-Falfci.   In  >IaJ)pL-. 


POMPEJI 

n  seinen  Gebäuden,  Altertliümeru  und  Ktuistwerken  j 
fUr  Snnat'  iiu<)  AlterthuiiisfWaude 

J.   Overbeck. 

Villi«,  ikeru«!*  daKh|Mtitll«lc  nnd  tiriiihrfe  lan^gh 

-•Krtii,  iHHi  Thtil fttrhigen  Jntiehttn  ».  315  UokwhaittfH  im  TfXt^  iokm  «iiMm  frw 
I,(A  ^.   I'-Ti.   hr.  ,if!Q.  (rtli.  .rf' 32. 

Die 

all  tilgen    ss^clii-ii'tcixielleii 

zur  Geschichte  der  bildenden  Künste 

bei  den  Griechen. 

ili?jrlii-itf[  «(111 

.1.    O  V  e  1*  b  e  c,lc- 

gr.f.  l*iB«.  br.  ^B.ßft.^, 


Antike  Hldwerke  in  Oberitaliwi. . 

Dr.  Haus  Diitsdhke. 

I.  Die  notiken  Blldwerhe  dea  Cnmpo  S«nto  su  PUa.    k.    |6;4.    ji  %^ 
II.  Eeretreute  antike  Bildwerke  In  Florea».    ^.    I*i76.    Jl  (l. 
in.  nie  Sammlung  der  Ufflfiion  In  Florena.    L'nw  dra  Prtalt 


Hinnk  tnn  Ihiitkopr  va«  inn>)  In  b*lpM|. 


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