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^ GRIECHISCHE
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XTNSTMYTHOLOGIE
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VON
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J. O V E R B E C K. ^ ^
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H BESONDEUEU THEIL.
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GRIECHISCHE
KÜNSTMYTHOLOGIE
VON
J. OVERBECK.
DKETTEB BAND.
LEIPZIG,
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1873—1878.
GRIECHISCHE
KÜNSTMYTHOLOGIE
VON
J. OVERBECK.
BESONDERER THEIL.
ZWEITER BAND.
ZWSITE8, DBITTES XTSD VTEBTES BUCH: HERA,
FOSETDON, DEHETEB XTSTD KOBA.
MIT SKCHSZEUN LITHOGBAPHIKTEN TAFELN UND ÜKEIZEHN HOLZSCHNITTEN.
LEIPZIG,
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1873—1878.
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INHALTSVERZEICHNISS.
Zweites Buch: Hera.
Saite
Erste Abtheilnng: Historische Übersicht über die künstle-
rische Entwickelung der Oestalt der Hera 3— GO
Erstes Capitel: Die Entwickelung der Gestalt der Hera in der alter-
thümlichen Kunst 3—36
Anlkonische Agalmata 8. 3. Die ältesten ikonischeu Agalmata S. 6. Die
samische Hera der Smilis S. 12. Erhaltene archaische und archaistische
DarsteUongeu der Hera S. 16. 1) Nachbildungen von Statuen, a. in Münz-
typen S. 16. b. in Vasenbildern S. 17. c. im Friese von Phigalia S. 22.
2) Erhaltene Originale, a. Erzflgur und Terracotten S. 23. b. Kelicf-
bildnerei S. 26. c. Vasengemälde S. 29.
Zweites Capitel: Wer schuf das Idealbild der Hera? Die Hera-
darstellung der Blüthezeit und der Nachblüthe der griechischen Kunst 36— 6U
Phidias' Schule S. 39. Alkamenes S. 40. Kolotcs S. 41. Folyklet 8. 41.
Kallimachos 8. 51. Praxiteles 8. 53. Baten, Dlonycios, Polykles 8. 59.
Zeuxis, Euphranor, Asklepiodoros 8. 59.
Zweite Abtheilnng: Die erhaltenen Monumente ....'... 61—165
Drittes Capitel: Das kanonische Ideal der Hera 61— 7o
Viertes Capitel: Die bedeutenderen Büsten und Statuenköpfe . . 70— lou
Erste Gruppe: Exemplare des strengen Typus 8. 71. Zweite Gruppe:
Exemplare des erhabenen Typus 8. 83. Dritte Gruppe : Exemplare des
anmuthig schönen, eleganten und milden Typus 8. 93.
Fünftes Capitel: Heraköpfe auf Münzen und in Gemmen .... lui— 108
Münzen 8. 101. Geschnittene Steine 8. 107.
Sechstes Capitel: Die Statueii der Hera 109—123
Erste Clas>se: Uerastatuen ohne Schleier 8. 111. Erste Reihe 8. 112.
Zweite Reihe 8. 114. Zweite Classe: Uerastatuen mit dem Schleier
8. 119. Erste Reihe 8. 119. Zweite Reihe 8. 121.
Siebentes Capitel: Hera in ganzer Oestalt in Münztypen und in
geschnittenen Steinen 123—128
Münzen 8. 123. A. Griechische 8. 123. B. Romische S. 126. Geschnittene
Steine 8. 127.
Achtes Capitel: Hera in Reliefen 129—140
Neuntes Capitel: Hera in Vaseugemälden freien und spätem Stils,
in Graffiti und in Wandgemälden 140— 151
Vasengemälde 8. 140. Graffiti 8. 146. Wandgemälde und Mosaiken 8. 148.
VI INHALT8VEKZEICHNI88.
Seite
Zehntes Capitel: Die nach einzelnen Culten modificirten Darstellungen
der Hera und Juno 151—165
Lakiuia S. 152. Hera Eileithyia und Juno Lucina S. 153. Juno Mar-
tialis S. 155. Juno Capitollna (Quiritis, Curitis) S. 157. Juno Moneta
S. 159. Juno Sospita (Sispita) oder Lanuvina S. 160.
Dritte Abtheilung: Mythen der Hera 166—179
Elftes Capitel: Zeus' und Her&s heilige Hochzeit loT—iTy
Vasenbilder mit angeblich diesem Gegenstande S. 167. Zweifelhafte Monu-
mente S. 172. Sichere Monumente S. 174.
Anmerkungen und Exeurse.
Zum ersten Capitel S. 183. Zum zweiten Capitel S. 190. Zum dritten
Capitel S. 195. Zum viertun Capitel S. 196. Zum fünften Capitel S. 201.
Zum sechsten Capitel S. 201. Zum achten Capitel S. 203.
Drittes Buch: Poseidon.
Erste Abtheilung: Historische Übersicht über die künstle-
rische Entwickelung der Gestalt des Poseidon . . . 209—256
Erstes Capitel: Die Entwickelung der Gestalt des Poseidon in alter-
thttmlicher Kunst 209—233
Archaisches Gemälde S. 209 f. Litterarisch überlieferte älteste plastische
Darstellungen S. 210 f. Schwarzßgurigo Yasenbilder S. 211 ff. (Gold-
plättcheu mit Poseidon auf einem Delphin S. 219.) Die Münzen von
Poseidonia S. 219 ff. Yasenbilder mit rothen Figuren strengen Stils
8. 224 ff. Archaistische Reliefe S. 230 ff.
Zweites Capitel: Wer schuf das Ideal des Poseidon? 234—243
Keife archaische Kunst S. 234 f. Phidias und seine Schule S. 235 ff.
Pameas von Kleitor S. 237. Skopas und Praxiteles S. 237. Lysippos
S. 237 f. Telesias von Athen S. 238. Zeuxis.S. 23S. Euphranor
S. 239. Untergeordnete Maler S. 239. Litterarisch überlieferte Statuen
nicht genannter Künstler S. 239 f. Resultate S. 240 ff.
Drittes Capitel: Das Ideal des Poseidon 243—256
Zweite Abtheilung: Die erhaltenen Monumente 257—327
Viertes Capitel: Die bedeutendsten Statuenköpfe und Büsten des
Poseidon und die sonstigen analogen Monumente 257—271
1. Brustbild des Poseidon, Mosaik in Palermo S. 257 f. 2. Kopf der
Kolossalstatue im Lateran S. 259. 3. Kopf der Statue von Scherscheli
S. 260. 4. Kopf der SUtue in Madrid S. 262. 5. Kolossalkopf in Syrakus
S. 263 f. 6. Kopf der Poseidonstatuette Albani S. 265. 7. Kopf der
1. dresdener Poseidonstatue S. 266. 8. Das Medaillenrelief in Rimini
S. 266. 9. Kopf der 2. dresdener Poseidonstatue S. 267. 10. Kopf der
ehemals Yerospischen Statue S. 267 f. 11. Ostiensische Büste im Mus.
Chiaramonti No. 606. A. S. 268. 12. Kleine Büsto daselbst No. 404. A.
S. 270.
IKHALT8V£BZEICHKI88. VII
Seite
Fünftes Capitel: Poseidonköpfe in Münzen und Gemmen .... 271—277
1. Münzen S. 271 f. 2. Geschnittene Steine S. 275.
Sechstes Capitel: Die statuarischen Darstellungen des Poseidon. . 277—293
Erste Clasgo S. 278 ff. Zweite Classe S. 2S2 f. Dritte Classe S. 283 ff.
Vierte Classe S. 286 ff. Anhang. Zwei verschollene Poseidonstatuen
S. 291 f.
Siebentes Capitel' Poseidon in ganzer Gestalt in Münzen und in
geschnittenen Steinen 293—303
1. Münzen S. 293 ff. 2. Geschnittene Steine S. 298 ff.
Achtes Capitel: Poseidon in Reliefen 3U4— 30S
Neuntes Capitel: Poseidon in Vasenbildem freien und späten Stils,
in Graffiti, Wandgemälden und Mosaiken 308—315
1. Yasenbilder S. 308 ff. 2. Graffiti S. 310. 3. Wandgemälde u. Mosaiken
8. 310 f.
Zehntes Capitel: Einige besondere Gestaltungen des Poseidon . . 315 — 327
Poseidon Asphaleios S. 310. Poseidon llippios S. 317. Poseidon ohne
Dreizack S. 319 ff. Poseidon mit dem Schleier S. 321 f. Poseidon jugend-
lich S. 322 ff.
Dritte Abtheihing: Mythen des Poseidon 328—39.)
Elftes Capitel: Gigantomachie. Liebesverbindungen 328 — 349
1. Gigantomachie S. 328 ff. 2. Liebesverbindungen S. 333 ff. Unbe-
stimmbare S. 333 ff. A. Aethra S. 336 IT. B. Aikyone S. 338. C. Am-
phitrite, D. Amymone s. Cap. XII. E. Arne S; 339 f. F. Beroe S. 340.
G. Kyme (?) S. 341. H. Salamis S. 343. I. Theophane (?J S. 344 f.
K. Tyro (?) S. 347 f. L. Pelops S. 348.
Zwölftes Capitel: Amphitrite und Amymone 350—392
A. Amphitrite S. 350 ff. B. Amymone S. 368 ff.
Anmerkungen und Excurse.
Zum ersten Capitel S. 395. Zum zweiten Capitel S. 390. Zum vierten
Capitel S. 398. Zum fünften Capitel S. 400. Zum sechsten Capitel
S. 400. Zum siebenten Capitel S. 402. Zum achten Capitel S. 403.
Zum zwölften Capitel S. 403.
Viertes Buch: Demeter und Eora.
Erste Abtbeilung: Historische Übersicht über die künstle-
rische Entwickelung derGestalten der Demeter und
Kora 409—437
Erstes Capitel: Die Entwickelung der Gestalt der Demeter in der
alterthümlichen Kunst 409 — 421
Anikonische Agalmata, Baumcultus S. 409. Älteste ikonische Agalmata;
Demeter Melaina S. 409—412. Sonstige litterarisch überlieferte Bilder
der Demeter und Kora S. 412 f. Erhaltene archaische Idole auf den
Vlfl I2rHJÜLTBreBZEICH3nM.
MaDi«n IfdiMher Stiele S. 413 f. Munien d^ ÜeanecnM S. 414. Tem-
ttAttn S, 414 f. VaaenbiMer mit »ckwuzta Figunm S. 416 f. Vaden-
bilder mit rotbeo (Iforen ^ttreogeii Stils S. 41 S f. Arclui5tü<lie Reliefe
S. 420 f.
Zweite» Ca p i t e 1 : Demeter und Koni bei den KfinÄtieni der Blttthe-
zeit nnd der Nachblflthe der Kunst 42i— 43T
Phidiaü nnd leioe GenoMeiucluft S. 421 f. PartkeiMoglebel S. 422 f.
Faitheiionfries S. 423 f. Gruppe de« ilceni Pnxiteles S. 425 f. Großes
Relief aui Eleosls S. 426 f. Gruppe des Damopboa in Megak>polis
S. 429 f. Desgleichen in Akakesion S. 430 f. Statae der Demeter tod
Ku kleide« S. 432. Gmppe des P^uiteles: Flora, Triplolemns . Ceres
8. 432 f. Gruppe desselben: Proserpinse nptns S. 433. Die «KstaiEnsa«
deffselben Meisters S. 433 f. Statue der Demeter aus Knidos S. 436.
Ceres, Jupiter, Minerva von Sthennis S. 436. ZvölfgötterbiJder von
Zeuxis, Euphranor, Asklepiodoros S. 436. Raub der Kora too Niko-
uiacbos S. 436. l'benriegender Antkeil der attischen Konst S. 436 f.
Zweite Abtheilung: Die erhaltenen Monumente 43S — 529
Drittes Capitel: D&9 Ideal der Demeter und Kora 43S — 149
Viertes Capitel: Demeter- und Korakdpfe auf Mfinzen und in ge-
schnittenen Steinen 449—455
Münzen S. 449. Gescknittene Steine S. 455.
Fflnftes Capitel: Die Statuen der Demeter und Kora 455 — 196
1 . Demeter S. 455 — 173. Erste Reibe. Erste Classe. Sitzende Sutuen
S. 456 f. Zweite Reibe. Stebende Sutnen. Zweite Classe S. 461 f.
Dritte Classe S. 465 f. Vierte Classe S. 469 f. Vereinzelte Typen
S. 472.
2. Kora S. 473 — 1%4. Erste Classe S. 474 f. Zweite Classe S. 477 f.
Dritte Classe S. 4bO f.
Terracotten S. 484 — 196. A. Demeter und Kora neben einander tbro-
nend S. 4S5 f. B. Demeter und Kora stebend verbunden S. 4S6 f.
C. Demeter Korotropbos und Kora mit dem lakcboskinde 8. 4S$ f.
D. Demeter in Einzelflgur sitzend S. 491 f. E. Demeter in Etnzelftgur
stebend S. 492 f.'
Sechstes Capitel: Demeter und Kora in ganzer Gestalt auf Mfinzen
und in geschnittenen Steinen 496 — 50S
1. Münzen S. 496. 2. Gescbnittene Steine S. 504.
Siebentes Capitel: Demeter und Kora in Reliefen 508 — 517
Achtes Capitel: Demeter und Kora in Vasenbildem freien und späten
Stils und in Wandgemälden 517—529
1. Vasenbilder S. 517 f. 2. Wandgemälde S. 522 f.
Dritte Abtheilnng: Mythen der Demeter und KoTa 530— 6S0
Neuntes Capitel: Triptolemos 530— 5S9
1. Vasengemälde S. 530—563. Scbwarzflgurige Vasenbilder 1. Gruppe
S. 530 f. Vasenbilder mit rotben Figuren S. 534—563. 2. Gruppe
5. 534. 3. Gruppe S. 537. 4. (Jruppe S. 540. 5. Gruppe S. 541.
6. Gruppe S. 551.
2. Plastiscbe Monumente S. 563—579.
3. Wandgemälde 8. 579—580.
4. Mfinzen und gescbnittene Steine S. 580— 5S9. Münzen S. 580.
Gescbnittene Steine S. 586.
INHALTdVERZEICHNISS. IX
Zehntes Capitel: Der Raub der Kora; ihre Kathodos nnd AnodoB. 590—607
Raub der Kora S. 591.
Arrhaisehe Kunst S. 591 f. Praxiteles und Nikomachod S. 595. Er-
haltene Kunstwerke. VasenKemälde S. 590 — 007. Sarkophagreliefe
S. 007—04.1. Kräte Classe. Krste Gattung. Erste Art S. 008. Zweite
Art S. 019. Zweite Gattung. Erste Art S. 027. Zweite Art S. 03:1.
Zweite Classe S. 03S. Grabsteine und Grabcippen S. 04.1—045. Ktriis-
kifiche Asrheiikisten S. 045 — 047. Sonstige plastisrhc Monumento S. r»47
—050. Münzen S. 651— 05:i. Geschnittene Steine S.O:i:t— 055. Wand-
gemälde und Mosaiken S. 05.5 — 058.
nie suchende Demeter S. 058.
Münzen S. 059. (leschnittene Steine S. 001.
Die Kathodos und Anodos der Kora S. 062.
Die Kathodos vergl. S. 590 ff. Die Anodos S. 002.
Elftes Capitel: Vermischte Monumente o«i7 — «»so
1 . Demeter und das Roß Arion S. 007 f. 2. Kora mit Zeus in Srhlangen-
gestalt S. 008 f. .'1. Einweihung des Herakles und der Dloskuren in diir
Mysterien von Agrae S. 009 — 675. 4. Athenlscb-eleusiuisrhe (Gottheiten
und Priester S. 075 — 080.
Anmerkongen nnd Exeurse.
Zum ersten Capitel S. 083—685. Zum zweiten Capitel S. 085—089.
Zum dritten Capitel S. 0S9-0iM». Zum fünften Capitel S. 090—095.
Zum siebenten Capitel S. 095 f. Zum achten Capitel S. 090. Zum neun-
ten Capitel S. 090—700. Zum zehnten Capitel S. 700 f.
VERZEICliMSS DER ABBILDUNGEN.
Fig. 1 . Aiiikoiiisclies Ileraagalma in einem pompejanischen Wandgemälde S. 5
Mttnztafel I. Sami&clie Münzen mit der Hera des Smilis und verwandten zu <> 12
Fig. 2. ArcliaTsche Herabilder aus Vasengemälden » IS
" li. ArclialTttclies Agalma im Friese von Phigalia »21
A 4. Archaische archaTstische ■ Heraterracotten »25
» 5. Drei Statnen der Hera Teleia »55
« 0. Mittelgruppe aus dem Sarkopliagrelief Monticelli in St. Petersburg » 5G
Mttnztafel ü. Heraköpfe zu » tOl
Gemmentafel I. Herakdpfe und ganze Gestalten » <» tOI
Tafel I. Bronzestatuetten der Hera » »120
Mttnztafel lU. Hera in ganzer Gestalt » »123
Fig. 7. Goldplättchen in St. Petersburg »219
Münztafel IV. Die Mttnzen von Poseidonia zu » 21!)
» V. Poseidonköpfe » »271
Gemmentafel H. HI. Poseidonköpfe und ganze Gestalten zu S. 275, 2!)S u. » 333
Tafel II. Bronzestatuetten des Poseidon zu » 27 7
» III. Desgleichen » »»277
Mttnztafel VI. Poseidon in ganzer Gestalt »> »> 293
Fig. S. Kelief in Villa Carpegna » 300
» 9. lielief ehemals im Palast Albani » 30G
» 10. MosaYk in Pompeji »313
» 11. Wandgemälde mit einer Poseidonstatue »> 3 1 4
Münztafel VII. Köpfe der Demeter und Kora zu » 449
» VIU. Demeter und Kora in ganzer Gestalt » »496
Gemmentafel IV. Vermischte Monumente zu Buch IV. Cap. 3. (>. 9.
Münztafel IX. Triptolemos. Raub der Kora. Plane der Demeter. Kora
und Zeus zu Buch IV. Cap. 9. 10. 11.
Fig. 12. Geschnittener Stein mit Koraraub »054
» 13. Geschnittene Steine mit thierköpfigeii Figuren » 0S3
*«
GRIECHISCHE
KÜNSTMYTHOLOGIE
VON
J. OVERBECK
DBITTEB BAND.
LEIPZIG.
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1«(73.
GRIECHISCHE
KUNSTMYTHOLOGIE
VON
J. OVERBECK.
BESONDERER THEIL.
ZWEITKE BAND.
ZWE1TB8, DBITTEB Um VIBBTSS BDCHi EESi, FO8EID0I tlXD SEHEIEB.
ERSTEH THKll.
ZWEITES BUCH: HEBA.
UlT F(mr LITHOORAPHIBTEN TAFELN DHD SECHS HOLZSCBXITTEN.
LEIPZIG,
TBRLAO VON WILHELM ENGELHANN.
1873.
DAS RECHT DEH ÜBEB8ETZUN0 Y/IRD VOHBEUALTEN.
Drvck TOB Bralikopf ■■4 Hftri«! iD Ltipiig.
MEINEN
. COLLEGEN UND FREUNDEN
GEORG CURTIUS
UND
LUDWIG LANGE
ZUGEEIGNET.
VORWORT
zum ersten Theile des dritten Bandes.
'•,/■>-/■ w^V
Die Herausgabe dieses, die Kunstmythologie der Hera umfassenden
Theiles, dessen Dmek schon im März d. J. begonnen hat, ist durch manche
widrige Umstände verzögert worden. Eine mehrmonatliche Pause mufite der
Dmek erfahren durch das Warten auf Photogr^hien und Zeichnungen yon
Bronzen der pariser Bibliothek, welche nicht nur yersprochen waren, sondern
f)ir die ich die Rechnung bereits in Händen hatte , welche aber schlieBlidh
dennoch ausblieben. Ich kann ohne Indiseretion keine Einzelheiten ttber diese
seltsame Angelegenheit mittbdlen, welche eigenthttmliche Einbilde in die
Verwaltung der pariser Sammlungen eröffnete^ ich kann nicht einmal die
freundlichen Vermittler öffentlich nennen, deren Bemühungen nicht minder
groB waren, obgleidi sie vergeblich blieben; mögen sie wissen, dass ich
ihnen aufrichtig dankbar bin, wenn ich ihnen dies auch hier nicht persönlich
aussprechen darf. Dagegen freut es mich, Herrn Dr. Friedrich Imhoof-
B 1 u m e r in Winterthur hier für alle mir bewiesene Theilnahme und Freund-
schaft und ftar die große Förderung von Herzen danken zu können, welche er
mdner Arbeit durch Übersendung zahlreicher Abdrücke aus sein^ unvergleich-
lichen Münzsammlung hat zu Theil werden lassen. Außer ihm habe ich ganz
besonders noch Herrn Professor Ludwig Nieper, Director der leipziger
Kunstschule, zu danken für den hingebenden Eifer, mit welchem er mich
bei der Revision und Correctur der Tafeln des Atlas unterstützt hat.
Ein zweiter Grund der Verzögerung in der Herausgabe dieses Heftes
liegt in Aem langsamen Fortsduritt in der Herstellung des eben erwähnten
Atlas, welchen, seitdem sein Forterscheinen gesichert ist, im Buche zu den
einzelnen in demselben abgebildeten Kunstwerken zu citiren natürlich wün-
VIII VORWORT.
schenswerth erscheinen mußte, während dies doch nur nach Maßgabe der
Fertigstellung der Tafeln geschehn konnte. Jetzt wird in wenigen Wochen
die zweite Lieferung, welche drei weitere Tafeln zur Ennstmythologie des
Zeus und die beiden zu diesem Hefte gehörenden umfaßt, in den Händen des
Publikums sein.
Es gehört nicht hieher ttber die unsäglichen Mtthen zu reden, welche
die Herbeischaffung der Originalvorlagen mit sich bringt, aber ich kann nicht
umhin, ttber diese Vorlagen selbst ein Wort zu sagen. Herr Prof. yon Ltttzow
hat nämlich in seiner »Zeitschrift fttr bildende Kunst« (Leipzig , Seemann,
Vin. Jahrg. 1872, Beiblatt No. 3.] sich gegen die Benutzung der Photogra-
phie zu diesen Vorlagen, so weit sie plastische Monumente betreffen, ausge-
sprochen, während er sie für die Wandgemälde als Grundlage der Zeichnung
empfiehlt. Er sagt a. a. 0. S. 35 f. : »Doch darüber nur wenige Worte, um
nicht in diesen Blättern oft (gesagtes wiederholen zu mttssen. Es ist rich-
tig, wenn der Prospect bemerkt^ daß begabte Künstler ihr eige-
nes Stilgeftthl in die Zeichnung hineintragen. Der photognqibische
Apparat trägt freilich gar kein Stilgeftlhl, aber er trägt Fehler in die
Zeichnung hinein. Und ganz besonders empfindliche Fehler bei der Wieder-
gabe Yon Statuen, Bttsten und Reliefs«. . . . »Die Fehler in den Verhältnissen
und in der perspectivischen Wirkung, mit denen jede Photographie eines
plastischen Werkes behaftet ist, sind sehr schwer durch Demonstration zu
heben; sie wollen durch Vergleichung der Photographie mit dem
Gegenstande künstlerisch empfunden sein; denn sie sind optischer Na-
tur. Die Berichtigung der Photographie durch den Zeichner
erheischt also in diesem Falle Anschauung des Originals. Wenn der
Zeichner ttberhaupt ein Künstler ist, wird er^gut thun, sich dabei dnrch die
Maschine nicht irre machen zu lassen.«
Es ist schade, daß Herr Prof. von Ltttzow sich nicht klar und bttndig
ttber die Art ausgesprochen hat, wie nach seiner Meinung die Vorlagen ftlr
die plaatiflchen Monumente des Atlas hätten beschafft werden sollen. Denm
wenn er zngiebt, es sei richtig, daß begabte Kttnstler ihr eigenes Stilgefühl
ia die antiken Monumente ttbertragen, so kann er doch fttglich nicht trotzdem
vttnidien, dass die Vorlagen durch Zeiclmnngen solcher Kttnstler hergestellt
vefden.
Nidit begabte Kttnstler aber, Pfuscher, bleiben selbstverständlich aoBer
Frage, oad wenn non aach die Photographie verworfen wird, weil sie optische
mad pciipecüfische Fehler (d. h. aber doch: mehr oder weniger wichtig»
Bod enpiiadlicfae, je nach der Art der Aufnahme, s. v. Ltttzows Zeitsehriffc
TCHi 1%71 8. SO f. in die Zeichnung hineinträgt, so weiß man so recht nick'tt
VORWOKT. IX
mehr, wie man ee anfaDgen soll, um ßtilgetreue und fehlerlose Vorlagen
herbeizuschaffen.
Ich läugoe natürlich nicht, daß einige meiner Abbildungen mit empfind-
liehen optischen und perspectiyischen Fehlem behaftet sind, wohl aber stelle
ich erstens in Abrede, daß diese Fehler i)ei der Mehrzahl der Darstellungen
TOD Erheblichkeit sind, und behaupte zweitens, daß trotz den etwaigen Fehlem
es auf der Welt keine getreueren und genauer den Originalen entsprechenden
Abbildungen antiker Monumente giebt, als diejenigen in meinem Atlas, wie
sie ans der Hand ktlnstlerisch gebildeter Lithographen und der Correctur
Kiepers hervorgegangen sind. Das Gegentheil wäre meiner Ansicht nach zu be-
weisen. Wenn aber Herr Prof. von LUtzow mit den Schlußworten seines
oben ausgezogenen Satzes hat sagen wollen, wir hätten bessere Vorlagen da-
dordi herstellen können, daß wir die photographische Aufnahme von einem
ttchtigen M^ter angesichts des Originals in umfassender und freier Weise
hüten umarbeiten lassen, so dürfte er dabei doch wohl weder die Kosten
Doeh die Möglichkeit erwogen haben, an allen den Orten, woher die Vorlagen
bezogen werden, Zeichner, welche Künstler sind, aufzutreiben und für den
Dimst des Atlas zu gewinnen.
Wenn außerdem nicht nur Herr Prof. von Lützow, sondem hier und da
aidi Andere das sehr große Format des Atlas tadelnd hervorgehoben haben,
wdehes die Yergleichung der zusammengestellten Kunstwerke nicht erleichtere,
Hüdem diese und den Gebrauch des Atlas überhaupt erschwere, so läugne
iek selbstverständlich nicht, daß ein kleineres Format handlicher gewesen
lAie. Aber ich muß doch sagen, daß ich nicht etwa aus Laune und seit-
■mer Liebhaberei zu dem Riesenformat gegriffen habe, sondem nach langer
Übcriegung und i»der Noth gehorchend, nicht dem eignen Triebe«. Denn,
es, abgesehn wieder von den wesentlich erhöhten Kosten, leicht ge-
wäre, z. B. die Büsten, nicht minder die einzelnen Vasenfiguren und
(tvt noch die Beliefe, sofem sie auf einige Figuren beschränkt sind, in ihrer
jtagai Größe auf einzelnen Blättem mäßigen Formats zu geben, so. war
ieiftr große Vasenbilder wie z. B. Taf. V. No. 1, 3, 5, 8, für Sarkophag-
■fcfe wie z. B. Taf. V. No. 9, oder für lange Streifen darstellende Vasen-
MHtt wie z. B. Taf. JN. No. 6, nicht oder doch nur dann möglich , wenn
H * fiwc Darstellungen entweder auf die in landläufigen Werken beliebte
joflü "Äe TeiUemert oder die Tafeln so und so viel Mal gebrochen hätte, Übel-
iT^ W«, welche mir nicht geringer, sondern ungleich bedeutender scheinen, *al8
htil "»ihdem gewählten großen Formate zusammenhangenden.
;ebfii Alf manche andere Punkte in der Anzeige des Herrn Prof. von Lützow
nid m ]A mcht ein , so Manches ich gegen dieselben und eine in ihnen sich
X VORWOBT.
kundgebende mangelhafte Auffassung zu sagen hätte; denn ich halte dafür,
daß Antikritiken zu schreiben das Thörigtste sei^ das man thun kann. Nor
gegen Bemerkungen, welche das Atlasuntemehmen discreditiren könnten,
mußte ich mich mit ein paar Worten wenden und nur deshalb, weil dies
Unternehmen nicht mich allein angeht, vielmehr bei seiner Discre-
ditirung auch Andere zu leiden haben würden. Bisher können wir uns einer
überraschend freundlichen Theilnahme an dieser Publication freuen; möge ihr
die Gunst einsichtiger Kenner erhalten bleiben.
Leipzig, am Weihnachtstage 1872.
Overbeck.
INHALTSVERZEICHNISS.
Seite
Brste AbtheUung: Historische Obersicht über die künstle-
rische Entwickelnng der Oestalt der Hera 3^60
Erstes Capitel: Die Entwickelnng der Gestalt der Hera in der alter-
thflmlichen Kunst . 3—36
Anikonische Agalmata S. 3. Die ältesten ikonischen Agalmata S. 6. Die
Minische Hera des Smilis S. 12. Erhaltene archaische und archaistische
Darstellungen der Hera S. 16. 1) Nachbildungen von Statuen, a. in Münz-
typen S. 16. b. in Yasenbildem S. 17. c. im Friese von Phigalia S. 22.
2} Erhaltene Originale, a. Erzflgnr und Terraootten S. 23. b. Relief-
bildnerei S. 26. c. Yasengemälde S. 29.
Zweites Capitel: Wer, schuf das Idealbild der Hera? Die Hera-
darstellnng der Blflthezeit nnd der Nachblflthe der griechischen Knnst . 36—60
Phidias' Schule S. 39. Alkamenes S. 40. Kolotes 8. 41. Polyklet S. 41.
Kallimachos S. 51. Praxiteles S. 53. Baton, Dionysios, Polykles S. 59.
Zeuxis, Euphranor, Asklepiodoros S. 59.
Zweite Abtheilung: Die erhaltenen Monnmente 61—165
Drittes Capitel: Das kanonische Ideal der Hera 61—70
Viertes Capitel: Die bedentenderen Büsten nnd Statnenköpfe . . . 70—100
Erste Gruppe: Exemplare des strengen Typus S. 71. Zweite Gruppe:
Exemplare des erhabenen Typus S. 83. Dritte Gruppe: Exemplare des
anmuthig schonen, eleganten und milden Typus S. 93.
Pfinftes Capitel: Heraköpfe auf Münzen nnd in Gemmen .... 101-108
Münzen S. 101. Geschnittene Steine S. 107.
Sechstes Capitel: Die Statuen der Hera 109-123
Erste Classc: UerasUtuen ohne Schleier S. 111. Erste Keihe S. 112.
Zweite Reihe S. 114. Zweite Classe: Herastatuen mit dem Schleier
S. 119. Erste Reihe 119. Zweite Reihe S. 121.
Siebentes Capitel: Hera in ganzer Gestalt in Mflnztypen nnd in
geschnittenen Steinen •. 123— li8
Münzen S. 123. A. Griechische S. 123. B. Römische S. 126. Geschnittene
Steine S. 127.
XII INHALTSVERZEICIINIS8.
Achtes Capitel: Hera in Reliefen 129—1
Neuntes Capitel: Hera in Vasengemälden freun und spätem Stils,
in Graffiti und in Wandgemälden 140—1
Vasengemälde S. 140. Graffiti S. 146. Wandgemälde und Mosaiken S. 148.
Zehntes Capitel: Die nach einzelnen Cnlten modificirten Darstellungen
der Hera und Juno 151—1
Lakinia S. 152. Hera Kileithyia und Juno Lucina 8. 153. Juno Mar-
tialis S. 155. Juno Gapitolina (Qniritis, Guritis) S. 157. Juno Moneta
S. 159. Juno Sospita (Sispita) oder Lannvina S. 160.
Dritte Abttaeilnng: Mythen der Hera I6ß— l
Elftes Capitel: Zeus* und Heras heilige Hochzeit 167—1
Vasenbilder miU angeblich diesem Gegenstande S. 167. ZweifelhaTte Mo-
numente S. 172. Sichere Monumente S. 174.
Anmerkungen nnd Excnrse iS3— 2
Zum ersten Gapitel S. 183. Zum zuzeiten Gapitel S. 190. Zum dritten
Gapitel S. 195. Zum vierten Gapitel S. 196. Zum fünften Gapitel 8. 201.
Znm sechsten Gapitel S. 201. Zum achten Gapitel S. 203.
Yerzeicbniss der Abbildungen.
Fig. 1. Auikonisches Heraagalma in einem pompejanischen Wandgemälde. S.
Mttnztafel I. Samische Münzen mit der Hera dd? Smilis nnd verwandten, zu «
Fig. 2. ArchaYsche Herabilder aus Vasengemäldcn «
« 3. Archaisches Agalma im Friese von Phigalia . . . ' « !
ff 4. ArchaTsche (archaistische) Heraterracotten « *
ff 5. Drei Statuen der Hera Teleia u [
« 6. Mittelgruppe aus dem Sarkophagrelief Mouticueli in St. Feteräburg « !
Münztafel H. Heraköpfe zu « l(
Gemmentafel I. Heraköpfe nnd ganze Qe^talten «« K
Tafel I. Bronzestatuetten der Hera « « 1!
Münztafel III. Hera in ganzer Oestalt « « 1!
ZWEITES BUCH.
Hera.
ERSTE ABTHEILUNG.
Historisehe Übersicht fiber die kfinstlerische Entwiekelimg der
Gestalt der Hera«
ERSTES CAPITEL.
Die Entwickelung der Gestalt der Hera in der alterthümliohen Kunst. ^)
Kallim.
Anikonische Agalmata.
Anikonische Agalmata sind für Hera in etwas größerer Zahl als fdr Zeus
überliefert. Allerdings fehlt die Form der rohen Steine (ap^ol X(ftot) im Culte
dieser Göttin nnseres Wissens ganz nnd anf dem Gebiete des Baumcultus ist
kein ausdrückliches Beispiel eines Herabaumes bezeugt, doch liegt der Schluß auf
einen solchen weder für die kithaeronische Hera in Thespiae, deren ältestes uns
. fiberiiefertes Agalma ein abgehauener Baumstamm oder Ast war (s. u.)> noch
f&r die argivische Hera fem, deren ältestes Bild ans wildem Birnbaum , wie auch
Förster a. a. 0. (s. Anm. 1) S. 6 annimmt, fttglich aus der Verehrung der Göttin
in diesem wilden Birnbäume selbst hervorgegangen sein kann , ja die Thatsache,
d^ß im Allgemeinen anikonische Ho^agalmata aus dem Baumcultus hervorgegangen
sind*), legt die Annahme, dies sei auch in diesen Fällen geschehn, sehr nahe.
Die uns ausdrücklich genannten Heraalgamata ältesten Schlages gehören der
^We der von Menschenhand bearbeiteten, aber nicht ikonisch gestalteten Cult-
<>yecte an. Die roheste Form vertritt das schon erwähnte Agalma der kithaeroni-
schen Hera in Thespiae, welches Arnobius^) einen Zweig oder Ast (ramus}
^^iy während es Clemens von Alexandrien^) als i:p£[ivov ixxsxofijjivov bezeichnet,
^^s füglieh Nichts , als einen nicht sowohl behauenen , als vielmehr einfach aus
dem Walde geschlagenen Staann oder Baumstumpf bezeichnet*). Die von den
'meiden Zeugen gebrauchten Ausdrücke aber weisen um so weniger auf verschiedene
Formen hin, als einerseits ramus, z. B. von Properz (IV. 9. 15), für ein so derbes
Stück Holz, wie das zur Keule des Herakles verwendete, gebraucht wird und anderer-
seits bei TTpijjLvov an keinen Stamm von sonderlicher Dicke gedacht zu werden braucht.
&j Vergl. Berichte der k. Bach«. Ges. d. WIm. von 1864, S. 140 und 147 und das das.
Angeführte.
^) Amob. adv. nationes VI. II. (p. 263. ed. Oehler) : Ridetis temporibus priscia ....
coluisse .... ramum pro Cinxia Thespios.
c] Clem. Alex. Protrept. 4 § 46 (p. 40. ed. Pott.) r^c Ki^aipa>v(a; "Hpat ((XfaXiJia) is
*^J Vergl. Berichte u. s. w. a. a. O. S. 152.
4 I. BIST. ÜBER8ICH1* ÜBER DIE KÜN8TL. ENTWICKELUNO DER GESTALT DER HERA.
Neben dieses stellt sich das älteste Agalma der Hera von Samos in der
mehrfach bezeugten*) Form eines Brettes (aavi;, pluteus)^), welches nm so gewisser
als vollkommen roh und der Menschengestalt in Nichts angenähert zu denken ist,
als Kallimachos bei Eusebios (a. a. 0.) es ausdrücklich als afoo; bezeichnet und
einem späteren eu;ov epyov des Smills entgegenstellt und A^thlios bei Clemens
seiner Nachricht die Worte beifügt uorepov os . . . avöpiavrostSs; i-^evsTo.
Wie diese beiden Agalmata von Holz, so war, wenigstens wahrscheinlich, von
Stein ^) die große Säule (xicov {laxpo^), welche als das älteste Agalma des Hera-
cultus von Argos erscheint^) und von welcher es in dem Zeugniß heißt, daß sie
die Priesterin Kallithoe zuerst mit Binden und Troddeln ringsum geschmückt habe,
woraus sich ergeben wird, daß dieser Schmuck zu den bleibenden Cultusriten
gehörte 3) .
Ungewiß dagegen ist, ob wir annehmen dürfen, daß einer der viereckigen
Steinpfeiler in Pharae in Achaia, von denen Pausanias^) angiebt, daß sie, etwa
dreißig an Zahl auf der Agora standen und von den Pharaeem, welche jedem der-
selben den Namen einer Gottheit beilegten, verehrt worden seien, der Hera geweiht
gewesen, also unter die anikonischen Agalmata dieser Göttin zu rechnen ist^) ;
denn da die Zahl 30 keinen bestimmten geschlossenen Götterkreis bezeichnet, wie
dies z. B. bei der Zahl 12 der Fall sein würde, kann Hera unter den Gottheiten
der Pharaer eben so gut nicht begriffen gewesen sein wie sie es gewesen sein mag.
Zweifelhaft ist auch, ob die beiden Spitzsäulen oder Obelisken auf einer Münze
von Keos^) in der That, wie mehrfach und auch Bd. U. S. 5 dieses Buches an-
genommen worden, Zeus und Hera angehn, da von deren Cultus auf dieser Insel
Nichts bekannt und für den Münztypus auch eine andere Erklärung möglich ist').
Endlich läßt sich auch nicht mit voller Sicherheit entscheiden, ob in einem
a) Aöthlios bei Clem. Alex. Protrept. a. a. O. : t6 r^c Zafjilac "Hpa; {ä-^(iK[i.a)f i>i cpr^oiv
A^ftXio; rp^ixepov [xev r^v oavt;, 'jorepov oe ^itl üpoxX^ou; apyovrot dv^ptavroci^^; ^Ivcto und
bei Arnob. adv. nat. a. a. O. ... atque, ut Aöthlius meinorat, ante usum discipUnamque fi-
ctorum pluteum SamioR pro Junone (coluisse ridetis). Kallimachos bei Euseb. Prasparat.
evang. III. S: ^Hpa; (5s} xai ^(XfAioi ^uXivov (icplvivov? b. Urlicha, Die Anfänge d. griech.
Kflnstlergeschichte , Würzb. 187U, S. 29. Anm.) ei)^ov ?5oc, &^ tpTjai KaXX(p.ayo; xtX. vergl.
unten, zu Smilis. Dies ;6Xivov Iho^ ist die oovU, nicht, wie Förster a. a. O. S. 22 will das
^^avov oder fp^ov £u;oov des Smilis, wie dies ganz unwidersprechlich ist, wenn man mit
Urlichs schon die Worte ''Hpa; xal Zdlptidt xtX. nls einen Pentameter des Kallimachos annimmt.
Über Uoi s. Berichte der k. sfichs. Ges. d. Wiss. von 1864 S. 250 f.
b) Anders, aber ohne Begründung, Bötticher, Baumcultus S. 227, Stein nimmt auch
Förster (s. Anm. 1) S. 11 als Material an; vergl. Clem. Alexand. Protrept. 4 § 46: T&r* dtXXovv
dvdpfdTTcuv ol £ti TiaXatÖTcpoi ^uXa l5p6ovTO irepicpoivf) xaX x(ovac loroiv ix X(da>v.
c) Clem. Alexand. Strom. I. 25 § 164 (p. 418 Pott.) irplv fo^v dxptßood^vai xdlc tö>v d^oX-
fjidToiv T^iatti x(ova; lordvtc; ol naXatol foeßov to6tou; cb; dcp((p6|xaTa toO deoü* •^pdfftt f6v>t i
T^v <l>opo}v((a iroti^aa«'
KoXXi^ÖT] xXei^oO^oc 'OXujjLTTid^oc ßaaiXe(T]c
"Hptjc 'ApY^t'')*» ^ orifApiaac xal duodvoioiv
77p(6rr) ixöapi7)aev izipi xiova piaxp6v dvolaoT];.
d).Pausan. VII. 22. 4: 'Eor/jxaot hk ij'f'j^vza tou d^dlXjjtaTOc (Y)^\x6^) Trrpdfmvoi Xllki
Tptdxovra {xdiXiora T^v api&jAOv* to6to'j; a£ßouaiv ol <I>ap£u ixaOTui ÄeoO tivo« ^vofxa inXtpvrt;.
e) Angefahrt bei Quatremere de Quincy, Jupiter Olympien p. 11, Eokheln und Mionnet
unbekannt.
f: Vergl. FOrster a. a. O. S. 5, Note 24.
1 . I>IE ENTWICKBLUIIG DBS QKBTALT DER BERA IN DGB ALTERTHÜML. KI7NBT. 5
pompejuiischen Wandgemilde analer Caea dei brond*) (b. Fig. 1), welchem zwei
ihnliche, auf Athena tmd Aphrodite bezügliche, aus demselben Hause ^] (das erstere
TOD derselben Wand) entsprechen, em säulenförmiges Agalma der Hera unter
M&em die Stelle des Heiligthnms
TertreteDden Banm, oder ein
heiliger Banm der GSttin
dargestellt sei, welchem die At-
tribute derselben auf einem eige-
nen Oeetelle hinsugefttgt sind").-
Doch hat die erstere Annahme
Btehr Wahncheinlidikeit als die
swräte. Denn fllr die Hinzn-
fltgong änes eigenen, zum Tra-
gen der Attribote bestimmten Ge-
riUfaes m dem hdligen Banme
wild neh doch kaum ein anderes
Motiv aufstellen lassen, als daß
der Banm selbst zum Tragen
der Attribute sich nicht eignete
■nd dies Motiv trifft schwerlich
weder bei dem Athena- noch bei
dem Herabanm an. Denn so wie
öeh bei jenem der Schild ftlg-
tieh an den Stamm hängen, der
Helm in den Zweigen befestigen
nnd die Lanze anlehnen ließ,
vofBr der mit Jagdspieß, Bogen
nnd KOcber au^estattete Artemisbaum eines Reliefs von einer dreiseitigen Harmor-
buis') an vorzDglichea Hnster darbietet, dem sicli manche analoge Monumente
biuiifagen lassen*), so konnte auch emstiich Kichts im Wege stehn, den heiligen
Binm der Hera, wenn es ein solcher war, mit der angebundenen Stephane der
(iflttin m schmttcken nnd ihr Scepter an denselben anzulehnen oder in seinen Zweigen
in befestigen. Dazu kommt noch, daß wenn es sich um Nichts als um ein zum
Attribattragen bestimmtes Gerftth handelte, als solches die eine Säule genügt haben
vtrde, auf welcher die kleine geflügelte Figur — man nenne sie nun Nike oder
Ina oder Eileithyia') — steht nnd der fUglich die Stephane angebunden nnd das
■] Heibig, Wsndg. der f. Ve>UT Tcrech. StAdte Campanien* S. 154, No. T78, abgeb. Hus.
BoiboB. XI. 1^, ianerhalb dei ganzen Wand bei Zahn 11. 54, theilweise bei Rötticher, Baum-
'«In» Pig 35 Tergl. S. 46 f., Jahn, Hetichle der k. nachs. Oea. d. Wim nn IS6I, S. 323.
bl Heibig a. a. O. S. 153, No. 773, Mus. Botb. XIll. 8, Zabn a. a. O., BöUichor a. a. O.
% ^1 und Heibig a a. O. No. 775, Mus. Borb. XI. Ifi, Zahn II. 53, Bötticher a. a. O. Fig. 41 ,
c| Vergl auch Böttichei a. a. O, S. 46 f, und Berichte der k. Mehs. Oa. d. Wisg, Ton
l'*l, 8. 136.
il Abgeb. in Gerhard« Antiken Bilderwerhen Tat. fi3, niederholt bei Bötücher b
%9, «^1. Berichte u. a. w. b. a, O 8. J35.
e) Vergl die Figuren 1— S, M, 13 a. Ili bei BOtticher a. s. O.
fj Letztere beiden Namen frageweise bei Bötticher a. a. O.
1.0.
6 I. HI0T. CBEB^ICHT über DTE KÜHflirL. KNTWICKELrXG DEE OE0TALT DES HEEA.
Beertet juigdebot werden konnte. 80 erklärt did Gemilde in der That B. Qnsnintai
im Moseo Borbonieo a. a. O. p. 3*; , während Bdttieher and Heibig ^ richtiger zwei
Sinlen nnterseheiden , die eine auf welcher die Fignr steht und eine zwnte, avf
welcher die Stephane liegt, und Zahn beide Säulen auch durch die Dicke noch
merklicher unterscheidet, als der Stich im Museo Borbonieo. Uanddt es sieh aber
in der That um zwei Säulen, so gewinnt dadurch die Tordere, mit den Attributen
der Göttin ausgei^tattete eine selbständige Bedeutung, welche sehr daHlr apricht,
daß in ihr das eigentliche Agalma gemeint sei. Daß dieses so gut wie die Sftnle
mit der geflflgelten Figur als aas Stein bestehend gedacht sei, läßt ach nach des
Formen und nach der rdthlich braunen Färbung der Zahn^schen Abbildug, in
welcher die Canellirung irrthflmlich zu sein scheint, nicht wohl bezweifeln und ebea
so wenig zweideutig erscheint die hier nur beiläufig in Frage kommende Handlung
der Staffagefiguren. Denn offenbar deutet diese, wie Quaranta und Bötdcher richtig
erkannt haben, auf die Weihung des Pfaus zum Opfer, welches der eine Eros tob
hinten mittels des Sprengzweiges mit Wasser besprengt, während der Tor dem Pfan
stehende die mola salsa oder ein Analogon derselben zum demnächstigeB Gebrandie
bereit hält.
Die ältesten ikonischen Agalmata.
Da es sich bei den zunächst anzuführenden ältesten ikonischen Agalmatem der
Hera nur um mythische oder sagenhafte Chronologie handelt, deren Daten Niemaiid
einen wirklichen Werth beimessen wird, so ist die Folge der Aufzählung ziemlich
gleichgiltig. Nur vermuthungsweise k^^ von einem Heraxoanon des Daedalos
in Argos die Rede sein, welches nirgend ausdrücklich bezeugt wird, auf welches
man aber wohl wird schließen dürfen,, sofern Pausanias^) von zu seiner Zeit unter-
gegangenen Werken des Daedalos redet, welche die Argiver in das Heraeon ge-
weiht haben sollen ; denn die Annahme ^) , daß hierbei in erster Linie ein Herabild
zu verstehn sei, liegt in der That nahe genug, ohne freilich zwingend zu sein.
Nur allgemein lautet die Nachricht bei Diodor^) über Herabilder inJalysos
und Kameiros auf Rhodos, welche der mythischen Künstlerinnung der Teich inen
beigelegt werden und, wenn sie wirklieh vorhanden gewesen sind, als sehr alte
Sphyrelata zu gelten haben werden , da die Telcbinen durchaus nur als Metall-
kttnstler betrachtet werden^).
Genauere Nachricht dagegen erhalten wir von einem alten Schnitzbilde
(Soavov) der Hera, welches zuerst in Tiryns geweiht war und nach der Zerst5-
a) ... la sfcndone d'oro, che si vede posta sopra una fascia concava cacciata intorno
alla colonna, lo scettro uscente dalla parte posteriore di quella etc.
b) Letzterer am beatimmtesten : »eine säulcnartige Basis mit einer Statuette der Nike
. . ., davor eint Basis, auf welcher eine Stephane liegt« u. s. w.
c) Fausan IX. 40. 2: r£pa hk oOx olha 'jTroXoiira Ävra xwv AatodXo'j* toi; f fllp dfvaTfBciaiN
UTti *Ap7«Ccov i^ x6 'Hpaiov (i^av(a^va( ocpiaiv 6 yp6vo; xa^£aTT|X6v atxioc.
d) Försters a. a. O. S. 0.
o) Diod. Sicul. V. 55.: d-^4}.\iixd xe Ocwv rpÄxoi xaToaxe-jaoai X^ovxai, xal xiva t&v
dpya(cwv d^i^p'jfxdxojv di:' ^xcCvodv iTTttivofxdaOat. Ilapd [jiev -^äp Atvoloic 'Air^XXoiya TtX)^lvtov
7:po;o'(OpcyHfjvai , itapd oe 'laXuaJoi; "Hpav xnl v6pi^a; TcXyivlac, napd ht Ka|xctpc09tv *llpw
TfXyivlav. Vcrgl. Förster a. a. O. 8. (i.
f) Siehe die Zeugnisse in m. »Schriftquellen« S. 7 f., No. 40 — 55.
l . DIE ENTWICKELUNG DER GE8TALT DER HEBA IN DER ALTEBTHÜML. KUN8T. 7
nmg dieser Stadt durch die Argiver, Ol. 78, in das Heraeon von Argos versetzt
wurde. Pausanias*), welcher es hier noch sah, nennt es das älteste Schnitz-
bild der Hera, d. h. unter denen, weiche sich im Heraeon befanden, giebt als
sein Material wilden Birnbaum an und legt seine erste Weihung dem Peirasos,
Sohne des Argos bei. Dieser erscheint (unter der Namensform Peiras) in einer
wahrscheinlich sehr genauen und zuverlässigen Nachricht Plutarchs^) auch als Ver-
fertiger des Bildes, als weichen, wahrscheinlich weniger genau, ein sonst unbe-
kannter Demetrios, welcher 'Ap^^^^^^ geschrieben hat, bei Clemens von Alexandrien^)
Argos selbst nennt. Wichtiger als die Verschiedenheit dieser Angaben und als
deren Hichtigstellung ^) ist was Pausanias über das Bild selbst sagt, es sei ein
nicht großes Sitzbild gewesen; denn hier erscheint zum ersten Male ein Schema
der Darstellung der Hera, dem wir in der Folgezeit noch mehrmals begegnen werden
und welches um so mehr Beachtung verdient, je weniger die sitzende Stellung bei
den Sehnitzbildern des ältesten Schlages die gewöhnliche ist. Unsicher ist, ob es,
wie 0. Müller annimmt^), dieses Agalma der Hera war, wegen dessen Verspottung die
Tdchter des Proitos, Lysippe und Iphianassa nach Akusilaos®) in Wahnsinn versetzt
wurden, aber diese Frage ist auch wenig erheblich, da das Motiv der Verspottung,
die lächerliche Form, auf welche Müller hinzuweisen scheint, nicht überliefert ist^).
Möglicherweise und falls Akusilaos überhaupt an ein bestimmtes kunstgeschichtlich
nachweisbares Bild der Göttin gedacht hat, wäre auch die Annahme, es handele
iiich in dieser Geschichte um ein altes Bild nicht in Tiryns, der Hauptstadt des
Proitos, sondern im Heraeon zwischen Argos und Mykenae, welches, wie Förster
a. a. 0. S. 9 richtig bemerkt hat, nach Pausanias* (H. 16. 2j ausdrücklicher Angabe
mit zur Herrschaft des Proitos gehörte, während Akrisios Argos inne hatte. Nur
daß das Alter eines solchen ikonischen Hera&galmas im Heraeon von Argos keines-
wegs feststeht. In der schon (Note a) angeführten Stelle spricht nämlich
Paosaulas außer von dem ältesten Schiiitzbilde des Peirasos von einem alten
Agalma der Göttin, welches auf einer Säule stand {ii:l xiovo; a^aXfia
a) Pausan. II. 17. 5: icapd hk auTYjv (der Hera Polyklets) daxtv ^7:1 xtovo; d'faXikrt "Hpa;
Oi^am' t6 oe dp^aiöxaxov ireroltjxat jxev i^ d^^pdoo«, dvex^OT) hk i^ Tip'JvOa ütto
Hcipdoo'j" xoO 'Ap^oü, Tlpüvöa hk dveXÖNxe; 'Ap^etoi xofiiiCo'jotv i^ x6 'Hpaio'rf' 8 hii xat aOxöc
Ewov, xadT)p,evov dfaXfi-a ou [lifa. Vergl. VIII. 46. 2: 'Ap^eiou Se xd ix Ttpuvdoc ^xt xai
ki]ti, x6 piev Tcapd xi?jv "Hpav ^öavov, x6 hk £v xoD 'AtcöXXojv^c doxiv dvaxe(p.evov xot>
HXeioy.
b) Plutarch. ap. Euseb. Praeparat. evang. III. 8: Ai^ei ö'oüv flXoüxap/o; ihhi mrj xaxd
U\vi. A^exai oe llelpac 6 irpuixo; Ap^oXiöo; ''Hpa; Upo»* eiodfxgvo; xi?^v eauxoö öu^ax^po, KoX-
t^hm Upeiav xaxaaxtjoai; ^x xwv HEpi Tipuv^a o^v^pwv ^"{X^i]^ xejxujv euxxiavo"^
Upa; dYCtXfxa p-opcpüiaai. Vergl. wegen der kritischen Herstellung des Textes Förster
a. a. 0. S. 7, Note 43.
c) Clem.Alexand.Protrept.Cap. 4, § 47 (p. 41. ed. Pott.): AT)p.i^xpio<: y*P ^'^ Beux£p«p
tov ApYoXixio'V xoO is Tlpuv8^ xfj« *'Hpot? ^odvou xal xVjv 5Xt)v ^fX'^*']'' **^ "^^"^
'oiTjTTjv 'ApYOV dva^pd^t.
d) Handbuch der Archäol. § 6S, Anm. 2.
e) Bei Apollod. II. 2. 2 : auxai (die Proitiden) ih^ dxeXetobOTjaav djxdvTjoav ..... cb«
Axou5i>.aoc X^Y^i» hi6xi x6 xtj« Tlpa« Wavov djijux^iaav.
f) Akusilaos giebt gar kein Moti? an, Pherekydes aber beim Schol. Od. XV. 225 (Pherecyd.
FrignuQ, ed. Sturz p. 124) sagt: 7capafevö|xevai e(c x6v t^c ^oO vecbv ^axwitxov aM)v X^^oiiaat
'wjauDxepov pidXXov eivai x6v xoö iraxp6( oixov.
I
8 I. Hier. CBKRHIPHT I'BKR die KUNSTI,. KKTWK'KF,I,t'NG DER GESTALT DER HEU.
"Hpa; äp/eitov) , dessen Dntnm er aller , oiigI*^iph rr ee offenbHr als Jftn^r i
(ins ip/atotaTov des Peirasos schlitzt, nicht angiebt und wi^tlcbes sich such nirht
berechnen l&ßt. Denn selbst wenn wir Annehmen, das Agatma der Göttin, welches
in der Geschichte von Kleobis und Bilon, also in den lOer Oll. crwÄhnt wird*|
und das wiedemm in derjenigen von Kleoraenes' Kriegsznge gegen Argos, Ol. fi5. 2.
eine Rolle spielt''), sei eben das von Pauaanias gesehene, welches anf einer SKnle
stand, woran sich jedoch noch zweifeln laßt, so liegt zwischen der ältesten Periode,
um die es sich hier handoll und welche durch die sagenhaften Daten der Proittden
bezeichnet wird nnd derjenigen der angeführten historischen ein so langer Zeit-
raum, daß ein ä-i'xK\ia äpyilw niglich lange vor der letztem und doch »ach lange
nach der erstem Periode entstanden sein kann. Die Argninente aber für die
Existenz dieses Bildes in ältester Zeit, welche Förster geltend ku machen sucht.
sind hinfällig").
t'ber die Gestalt des alten Herabüdes auf der SSule erfahren wir aas Pausantas
nichts Näheres, nar daß es nicht ebenfalls, wie das Älteste, gesessen, »oudern
gestanden habe , ddrfen wir theils daraus achließi^n , daß Pausanias die sitzende
Stellnng hei dem ältesten, nicht hei diesem henorhebt. theils darnns, daß nieh fDr
die Aufstellung anf einer SSiile das Sitzen nicht wohl eignete. Nicht unmöglich
noch selbst nnwahrseh einlieh ist es, daß wir in dem auf einer Sflule stehenden
Herabilde in der Coghiirselion lovase (s. Rd. U. S. -Ißfi f., No, I, Atlas Taf. VII,.
Nn. 8. nnd unten Fig. 2. a.) eine wenn anch in üirer Treue nicht verbtlrgte Naeh-
bildiiiig des von Pausanias genannten Hildes besitzen. Denn wenngleich die Bei-
Bpielo von auf Säulen stehenden alten GHtterbildern in erhaltenen Kunstwerken
keineswegs so gar selten sind'), s» kann man diese Art der Aiirstelluiig doch aneh
nicht eine so schlcehthin gewithnl ich pennen, daß man annehmen müßte, der Maler
der Coghiir sehen Amphora bähe sein altes Hernbild ohne jede besondere Rezifhnng
auf ein bestimmtes Vorbilil so d.argr.otellt. wie er es getban hat. aus n-incni Unfall
mit jenem in ('bereinstimronng. Über das Material des äp/atov i-^ti-itn nnler-
richtct uns Pausanias nicht; in dem VasengemFilde sind die nackten Theile des
Herabildes weiß geroalt. Wenn dioser Umstand zunächst auf Marmor als das für
dasselbe angenommene Material sckiließen läßt, so kann dies sehr wohl mit dem-
jenigen des argiver Bildes Uherein stimmen, sofern, wie auch Förster a. a. 0. 8. 1 1 f.
bemerkt hat, zu dem wahrscheinlich steinernen xi'uv Sti^in als Material der Stalnc
besser tn passen scheint, als Holz, auch Pausanias dieselbe, wenigstens niehl aus-
drtteklich , als föavov bezeichnet. Andererseits ist uielit zu llliersehti , daß das
Vasengemülde dem Herabilde eine walirscheinlich als real gedachte . weil hnnt ge-
stickte Bekleidung gieht, welche nich mit Holz nls dem Mnlerial des Bildes bf-sser
verträgt, als mit Marmor. Der Aunalime aber, es sei in der That Holz gemeint,
steht die weiße Farbe schwerlich entgegen, da diese filglieh auch nngeweudot »ein
kann , um das Bild als solches von den lebenden Personen bestimmter zu nnter-
»cheiden. Die •Stellung desselben mit genchlossencn Fußen . aber im IClIenbogen
erhobenen Armen ist durchaus allerthllmlicb ; Attribute, welche zu hallen die Arme
«) Utmil. I. 3t. ^ &i l'^fTiip .... oTäoa ^vTl^vTna^i^XpiaTn; (OjrcTn «ti. nac
■nihil bei P*. PaUephal. de incrodib. M (Scrtptt. po«t, liiitOT, Or nt, WesMm. p. 310.)
b) BwimI. vi. 81. vaXXicpiufltvip Idem Kleonicnes) hi tv Tiji 'Upil«' ix tii3 d^^
1 . DIE ENTWICKELUNO DER GESTALT DER HERA IN DER ALTERTHÜML. KUNST. 9
erhoben zu sein seheinen könnten , fehlen hier so gat , wie Pansanias von solchen
bei dem alten Bild in Argos nicht redet. Auf ein solches Attribut des von Pan-
sanias genannten Bildes aus der Ai)gabe der Eudokia*) zu schließen, das bei der
Gesehiehte des Kleobis und Biton in Frage kommende aya^iia der Hera habe eine
eherne Scheere gehalten, auf deren Bedeutung zurückzukommen sein wird, ist miß-
lich, w&\ die Identität der beiden Agalmata keineswegs feststeht und nicht minder
bedenklich wOrde es sein, die Attribute des argiver Bildes bei Pausanias und dessen
der Ooghiirsc&en lovase aus demjenigen der berliner lovase (s. Bd. IL, S. 467 f.
No. 2, Atlas Taf. VII., No. 9 und unten Fig. 2. b.) zu ergänzen, da das hier
dai^estellte Bild , mag es auch , worauf zurückzukommen ist , als Hera nicht be-
zweifelt werden , nicht 'einmal die hervorragendste Eigenthümlichkeit dessen von
Argos, den Stand auf einer Säule bewahrt hat, so daß wir durch Nichts berech-
tigt sind anzunehmen, der Maler dieses Vasengemäldes habe entfernt an das argivische
Bild des Pausanias gedacht. Böttigers Annahme aber (Kunstmythol. II. S. 285^,
dies Bild so gut wie das älteste des Peirasos sei »bewaffnet oder doch beschildet
gewesen«, beruht auf Nichts, als auf seinen willkürlichen Combinationen.
Auch den Urheber des alten Herabildes auf der Säule nennt Pausanias nicht
und er läßt sich eben so wenig erforschen , wie das Entstehungsdatum. Denn
wenn allerdings Athenagoras ^) Smilis als Verfertiger des argivischen wie des sami-
ßchen Herabildes nennt, so geschieht das, abgesehn davon, daß nicht festzustellen
ist, welches Herabild etwa Athenagoras im Sinne gehabt haben mag, in einer so
überaus flüchtigen Weise, daß diese Angabe des überhaupt in kunstgeschichtlichen
Dingen ganz unzuverlässigen Kirchenschriftstellers nicht das mindeste Zutrauen er-
wecken kann ^), am wenigsten, wenn man an das a^aXiia inl xiovo^ denkt ^), dem
Schweigen des Pausanias gegenüber, welcher, wußte er für das ap/aioTatov a^aXfia
den Namen des Weihers Peirasos anzugeben für das ap;(aTov ohne Zweifel den ihm
sehr g^ian bekannten des Smilis als Verfertiger genannt hätte, wenn er dessen
Verfertiger war.
Wenden wir uns nach Sa mos, so haben wir auch hier gewiß zwei, viel-
leicht drei Agalmata der Hera zu unterscheiden, welche, nach einander an die
Stelle der ursprünglichen aavl; getreten, früher oftmals mit einander vermengt"),
neuerdings aber richtig von einander getrennt gehalten worden sind ^) .
Das erste derselben ist freilich ziemlich problematisch, nämlich dasjenige von
dem Pausanias^) erzählt, es sei durch die Argonauten aus Argos nach Samos ge-
a) Eudoc. Violar. in Villpisons Anecd. Graeca Vol. I. p. 208.
bj Athenag. Leg. pro Christ. 14. (p. 61 ed. Dechair) t] hk is ^dfjKp ""Hpa xai dv 'Apfei
i|«Xioo« xcipc;.
c) Vcrgl. auch Förster a. a. O. S. 12 f. und im Anhang S. 29 ff.»)
d) Wie dies xiemlich bestimmt Thiersch, Epochen S. 20 Anm. und in bedingterer Weise auch
Bninn, Künstlergesch I, S, 27 in Obereinstimmung mit O Müller, Aeginet. p. 97 Note t. thut.
e) So von Maller, Aeginet. p. 9^, Thiersch, Epochen S. 20 f. Anm., Welcker, Griech.
Götterl. I. 8. 221 und noch Urlichs, Die Anfänge der griech. Künstlergesch. Wttrzb. 1870, S. 28 f.
f) So von Brunn, Künstlergesch. I. S 27 f. (anders neuerdings in den Sitzungsberichten
'iermünch Akad. von 1871 I. S. 544), Förster a. a. O. S. 23 f., vergl. m. Gesch. d. griech.
IWik 2. Aufl. 1. S. SO.
g) Pausan. VII 4. 4. T6 hk icp6v xo iv Y,d\M\) rfjc "Hpa; eloiv ol l5p6oaofta( <paoi toO« is
^ Ap^oi i:X£ovTa^, iTzd-^t9%ai hk auxo'j; t6 a^aX^aa i^ 'Ap^ou«. Vergl. Anmerkung 6.
1«
I Hli*T. ("BEItSICMT l'REIt illK Kl'KBTL. enTWlCKKLUHG DER GESTALT DER HEBi
bracht worden. Mag es skb mit der Ableitung de« Buniaeben Heracnltus aus (
argiviscben, ivolche in anderer Form die voo Atbenaeiis *) aus des MentNlotoa Sdirift
T<üv xati TT,y ^äjiov ivÖÖ5«iv äva^pa^p^ tiberlieferte Hage von der Flucht der Admeta,
Buryttthena' Tochter, aua Argos niieli Samos nnd dem von ihr neu geordneten Uera-
cultu^ der Insel behauptet, verhalten wie es will^), von einer Landung der Argo-
uituten -tuf tJauoH und einem von diesen initgei'dhrten Herabilde weiß sonst Nie-
utnnd zu berichten Und so kommt denn die« angeblich von den Argouniiten uaoh
8»mos gesehalTte Bild sonst auch nirgend wieder zum Vorsoheiu. über die Her-
kuuCt aber desjenigen ßpET«;, welches in der erwähnten Sage von der Admeta eine
große Rolle spielt, werden wir durch den Bericht bei Atheuaeus nicht unterrichtet.
Dagegen läßt sich die Nachrieht, welche Clemens'von Alesandrien 'J aus
AfilhlioB von Samod (wahrscheinlich den lupot ^'ä^iot des Äöthlioa oder des angeb-
lichen Aethlios'') mittheilt, das ursprüngliche Brett ab das älteste Cultusagalmä
der Hera sei uuttT der Regierung des Proktes menschen- oder statuengestaltig ge-
worden oder durch ein ikonisches Agaltua ersetzt worden, in keiner Weise in ihrer
(jla üb Würdigkeit anteehlen. Daß unler dem {'roklea, unter dessen Herrschaft diese
Umwandelung vorging , der 8ohu des Pityreus zu verstehn sei , welcher zur Zeit
der ioniscbeu Wanderung , durch Delphontes aus Epidaurus vertrieben . «ich der
Herrschaft Über Sainos bemächtigte (Pausan. VÜ. 4. 2). ist, seitdem es 0. Malier
[Ae^net. p. SI8| ausgesprochen bat, mit Hecht von Niemandem außer von Urliche")
bezweifelt worden , welcher meint, unter dem von Clemens genannten Prokies sei
ilberhaniit kein Fürst von Samos, sondern ein Uegent des Vaterlandes von SmÜts
gemeint, als welchen er den Tyrannen von Epidauros (Ol. 35. 1 — 45. 1) aufstellt.
Je weniger Wahrscbeinlicbkeit eine solche Auslegung ") hat, um so gewisser ist es,
daß dieses erste statnenurtige [äv&piavmioiq] , d. h. Überhaupt erat ikonische
Agalma von dem Xounon zu unterscheiden ist, das uns als iü^o^v ipyav des Smilis
genannt wird, ohne Zweifel in dem Typus saraiselior Münzen erhalten ist und weiter-
hin näher behandelt werden koU. Denn, mag über diia Datum des Smilis such
noch keine volle Obere iustimmuug unter den neueren Kunalgescbicblsforschem er-
zielt sein , daß Smilia ein Künstler aus rein historischer Zeit sei , welcher mit der
Periode des l'rokles und der tonisehen Wanderung entfernt Nichts zu thu» hat,
steht mit ganz vereinzelten Aosiiahmen, von denen hier abgeselin weiden kann,
als allgemeine OberKouguug aller ätimiuberecbtigten fest, tienauere Kunde über
die jedenfalls selir rube Gestalt des ersten ikonischen Herabildes von Samos haben
wir nicht, dasselbe mag mit dem altern Tempel untergegangen oder wie man-
ches andere alte Uild , von dem wir durch Pausanias Kunde haben . in irgend
einem Vorratberaume des neuem Tempels aufbewahrt worden sein, im Cultiis ist es
jedenfalls durch das Werk des Smilis verdrängt und ersetzt worden , das einzige
über dessen Aufschn wir (üeuaueres festzustellen vermögen.
a) Athen, XV. p, 6T2,
bj Vsrgl, Paiiolka, Hea Samiütum p. 57 sq. (JechnTd. Oiiech. Mj-thol. § ÜIS. 2, Welduf^^
ariech. Oetterl, I. S. 382.
c^ Clem. Aleiand. Protrept. c. 4. § 4li, ti v^c £i[il9( Hp7i . 3ii ^i^aiv 'AtWhim np^riptn
(itv f|V OTv[(. CoTEpov 4e i^i Wfotj.in^i äp/ovto; dvÄpwvrotlÖK ä-[^>ETO.
d| Vergl. Füalei s. a. O. S. 23 init Note I3&.
e) A. a. O. S, 29.
1 . DIE EKTWICKELUKO DBB GESTALT DER HERA IN DER ALTERTHÜML. KUNST. 1 }
£ke hierauf jedoeh nftlier eingegangen wird muß noch einiger alten Herabilder
gedacht werden, deren Urheber wir nicht kennen und deren Daten wir nicht zu
berechnen rermdgen, die also möglicherweise älter sind, als das Werk des Smilis.
Hier kommt zunächst das wahrscheinlich neben einem Zeus thronende Hera-
bUd im Heraeon von Olympia in Frage, welches nach der lückenhaften Stelle
des Pansanias (V. 17. l) *) bereits im U. Bande S. 10 kurz erwähnt worden ist.
Das Wichtigste in Pansanias* kurzen Angaben ist der Umstand , daß diese Statue,
wie schon die älteste in Tirynth-Argos (oben S. 7) die Göttin thronend darstellte,
demnäehsl, daß sie dem Zeus gesellt und daß beiden Gottheiten eine dritte Figur
mit eiiiem Heim auf dem Haupte, also am wahrscheinlichsten Ares beigefügt war.
In Betreff des Datums konmien einerseits die Worte des Pausanias : epya hi i^riv
asXa in Frage , welche sich , je länger desto sicherer , als unanfechtbar . richtig
flberlirfert, nicht etwa durch einen Kflnstlemamen zu ersetzen, herausstellen ^) und
weldie die Statuen als Werke von alterthümlich einfacher Arbeit bezeichnen, während
andererseits die Frage ist, ob man die Worte des Periegeten a. a. 0. im § 3: ra
)isv BiQ xataüLsYpiiva l^lv dXi<pavTo^ xat /pu^ou, auf alle in den §§ l — 3 einzeln
anfgefBhrten Statuen oder nur auf die zuletzt genannten beziehen soll. Ersteres
ist bis jetzt in der Regel angenommen worden^), während UrUchs^) das Letztere
behauptet. Das beste Argument, welches er hierfür geltend macht, ist, daß nach
Pausanias* Angabe (V, 16. 2) die elelschen Weiber der Hera alle fünf Jahre einen
Peplos woben. Diente dieser zur realen Bekleidung des Bildes der Göttin und
zwar des Bildes, um welches es sich hier handelt, so darf man es allerdings als
imwahrscheinlich bezeichnen, daß derselbe chryselephantin gewesen sei und es weit
eher als ein einfaches Xoanon betrachten. Nur bleibt es schwer zu bestimmen,
wo die £Lategorie der xareiXsYfiiva , welche chi*yselephautin waren, aufhöre und
wo die einfachen Xoana beginnen.
Femer muß dasjenige Agalma genannt werden, welches nach der Angabe
mebrer, allerdings insgesammt später Schriftsteller®] mit dem Attribut einer ehernen
Scheere ausgestattet war. Dieselbe Angabe wiederholt Eudokia in einer schon
oben (S. 9) angeführten Stelle^) mit der Erweiterung, daß sie dieses Bild in das
berfihmte Heraeon bei Argos versetzt und au dasselbe die Geschichte von Kleobis
nnd Biton knüpft, in dieser wörtlich übereinstimmend mit Pseudo-Palaephatos^),
bei welchem sich nur die Angabe über das Attribut nicht findet. Auf dieses, dessen
Bedeutung die antiken Berichterstatter offenbar verfehlen, während dieselbe neuer-
ücb festgestellt sein dürfte, wird weiterhin bei Besprechung der Cultusgestalten der
Hera zurückzukommen und einzugehn sein, hier kommt zunächst nur das ganze
'P'^^»«?, na^iTTTflX oi * * * -^istid ts lytos xai dTiixeifxevoc Tt'jvfjv im tq xecpaXijj' ^p-ya hi doriv diiXä.
b) Vergl. Bd. II. S. 557. Anm 24 und neuestens Förster a. a. O. S. 18.
c) So Ton Brunn, Künstlergesch. I. S. 27 und S. 46 f., m. Gesch. d. griech. Plast. 2. Aufl. I.
S ^^.80, Förster a. a. O. S. 18 f.
d) A. a. O. 8. 2S Note. ^ "
«) Suid. V. "Hpa- 6 dTjp. xa\ Irei 6 ar^p xaOaipet to eiSooXov aurrjc [dvTijßaardCci 4*^^^*
l'^tf^, izh fUTa^opa; rrj^ x£ipo6o7); <j/aX(oo; xd; xpiya? xat xaOap^ dl7:oSeixvuo6a7)C t6 oööpia.
^Mo Oeo. Codinus, De origin. Constantinop. p. 14 ed. Paris 16)5 fol.
f Eudoc. Violar. in Villoisons Anecd. Graeca Vol. I. p. 20S.
g] Incredib. in Script, poöt. hist. Gr. ed. Westerm. p. 310.
1-2 1.1
■. l'BKUsri'ttT Vn
IHK kCN
IL. I
M.TOER HtattA.
Bild in Krage uimI von diesem muß gesagt werden, daß, wenngleich wir nicht die
Mitlei in Händen haben, aoine Nichtexi^tene zu heweisoa, aelne Realität doch durch das
Schweigen Älterer ScIiriftatoUer , hosonders aber des Pausantas einigermaßen ver-
dächtig wird , wogegen allerdings wiedernm das Vorkommen des genannten Attri-
butes bei erhaltenen Beradarstel langen in die Wagsehale ftllt. Ober d»s nicht
festzustellende Verhällniß dieses Bilde«, nach der lüudokia Angabo des vorpolykle-
tisehen Cultusbildes im argivi'^chen ileraeon, zu einem der von Pausaniaa dattelbst
gesehenen alten Bilder ist schon frUher die Kedc gewesen.
Drittens mnft hier das alte Holzbild der Aplirodite-Hera Jn Sparta er-
wähnt werden, von welchem Tansanias") kurz berichtet, daß ihm die Mfitter bei
der Verheirathung ihrer TOchtcr opferten, ein Umstand auT den, sowie auf den
Namen der Aphrodite -Hera, gleichfalls weiterhin zurückzukommen sein wird.
Zu diesen drei Agalm&t^n ungenannter Verfertiger ist endlich als viertes das-
jenige des sonst gSnzlich unbekannten Künstlers Py thoduros von Theben zn
rechnen, welches in dem Uieren der Hera in Koroneia staml nnd nach Pansauias'',
Angabe, der das Bild als a-jiXfioi äp/alo-i bezeichnet. Sirenen auf der Hand
tnig. Auf die Bedentnng auch dietses Attributes, für welche« Pansanias' Erkl&rang'i
nicht ausreicht, soll weiterhin zurück gekommen werden ; ein Dattim aber fQr dieses
Agalma auch nur annähernd zu berechnen ist unmöglich '') .
Und somit bleibt das einzige alte Heraagalma, von dem wir nühere Kunde besitzen,
die samische Hera dos Smilii
{Hienu die Manitsfel I.)
Bezeugt ist diese mehrfach, am nachdrücklichsten vi.
I Olympichos hei Clemens von Alexandrien ') , endlich,
I Pauaanias'), deraniehst
allerdings mehr beiläufig
*) PauBsn. 111. \'J. S. Toü 6t ■jjpiilou (do« Pleuron] Xii<pot ^otIv oü niffa, sal'Hpa«
i-nl Ti'p XQ(pi|i ittii ApY^i^C Itp^saoHai Si K'ipu£h(ij-i (päd A(nuüil|io->o( ttu^vrlpa, |inai>>i
3c 'Axpioiau T«Q 'AßTvToc. *lip?; Si U piv 'Tn cp'/tipiat xciTd ji.avTib-' irrat^j^, t«ü Eifdnt
SuTiiTpJ jo[i*'>i»(vj) ■itiniilxoot toll [HTripa; tj Dei}) »üciv. tiü Xiif ou W xard djv is tttiA*
hhin 'EtmjtinitAvji i*rtv tlnAv xtX. '")
b) PauHSii. IX. 31. 3. Kepdi'ids öt napti-^ETo jicv ^ f'-''^W{' ^1 '^: d-[«pSc 'f'.p|MÜ ßofiidv
xatantfio ii äXtf» Hpac la^ii Upbv xai iiii-iia apj^otov nuOoiibpau Ti](v>]
8i]p»Io'j- fifti ii fni ijj /tipl Siiip^va« xtX.
ci tde T''? H 'A/.'X(j»'j H'j-jBTip^; olvoTTEiaflEioii; tpaolv M. 'Hpo; inTaitirii'joi jcfw -^it M^usof
i'. ifilfi Ifjfff "i tt di; tihifliw ditirD.iiaai töiv Stip^j'vorj tS irripJi 7iorf]o<io8oi iraif4.»at iit
OÜTfilV Xtfovtql.
d) Vergl. auch Brunn, KaiistlerBe«h. I. S. 112.
e) Pauwn. TTI. 1, 4. %i Si Icpiv to tv Xa^ip lij; "Hp^; cblv »! lipuoos&il ipan toii: (v
t^ Apfei itXhvra«, rfmifSÖot &e aüroü; xi i-j^'^F" *S 'Ap-[0U4- Scttiiot 6( ourol Tt/lKj'*«! vofiil-
CluBin i» TJ v*)a>ii tJjv Othv fwpi Tiji 'l|ißpdaiii itotoiiiii xal {ini tj ).i-pi> tj tv Tiji Hpaji^ »»t'
i{ic £ti irt^v'jlf civil S oüv TÖ Itpiv toüto tv tdi; {i,ftX»TV dpyatfn oüy f(Xl«Ta 4v ll; xai litl
Tip dY^'-l^oT' Tf»|iflipon6- im fäp H| «ivnpi« l^toi AffwJfMy £|tiXt(oc ro-j Kvii>.tl4«j.
ovTo; i XjiiXU 1*^'« '')Xix((iv xiTd Ä^lEaXqv, ^4£r;; Ü nux tt t& laov dflxm, Folfft >ii>e A»
gabt dbrt die Wandcronf^n dei Daedilos, dann fthrt Pauun. fort: i ti £)''''-<'■
nspj lajjiiau: koI 1; rifi 'HXtlav. np' iIXXdui -jt oOGJva; cpovepii isni dn<ili)pi^«
toÜTOu: &t dfixiT«. «al xi «YaXitqiv £d^<p Tflt''Hpac & noifioat Ist
f) (.'lem. Alexand Protrept. cap. 1. } 47 |p, 41. ed. Putt.i T'j ti iv ^lijiifi *^49
E^Biqv SfilX^ T^ XfiiXiKac tau K^Xtitou icimrf^aBai 'OX^riync ii li}i.iiiiii\i Isroptl.
der krit. Henlvllune dri Text« "ergl. FOreter a. a. O. H. 'i;l.
1 . DIX EMTWIOKELUNO D£R GESTALT D£B HBRA IN DER ALTEBTHOML. KU^TST. 1 3
von Kallimachos bei Eusebiul*) um von Athenagoras als dem vierten Zeugen (s. oben
S. 9 N. b.) abzusehen. Aus diesen Stellen^ am gewissesten wiederum aus der des
Pansanias, geht aber weiter hervor, daß dieses Xoanon des Smilis das eigentliche
Tfe'mpelbild der Hera in Samos war, welches bis auf die Zeiten unserer alten Zeugen
erhalten blieb und durch keine andere, neuere Statue ersetzt oder verdrängt worden
ist, während dasselbe seinerseits das erste statuengestaltige Agalma, welches unter
Prokies aufgestellt worden war (s. oben S. 10) im Cultus ablöste oder verdräugte
und in hohem Grade wahrscheinlich ist es, daß seine Verfertigung mit dem Neubau
des sanuschen Heratempels durch Rhoikos^) zusammenhingt). Wenn nun aber der
B^inn dieses Baues durch Rhoikos höchst wahrscheinlich bis in die 20er Oll. hinauf-
reicht und der Tempel um die Mitte der 30er 011. in der Hauptsache vollendet ge-
wesen sn sein scheint**), so wird man sich dem Schlüsse nicht leicht zu entziehn
vermögen , daß auch das Bild von Smilis bis in diese Zeit hinauf zu datiren' sei
und schwerlich steht der Annahme seines so hohen Alters eine unübersteigliche
Sehwieri^eit entgegen. ^^)
War aber das Xoanon des Smilis das einzige bis in die Spätzeit unserer Be-
richterstatter vorhandene Tempelbild der Hera im Heraeon von Samos, so kann es
auch keinem Zweifel unterliegen, zunächst, daß sich auf dieses die Nachricht des
Varro*) beziehe, dasselbe sei in der Tracht einer Hochzeiterin oder Braut
gestaltet gewesen und weiter, daß die alterthttmliche Ueragestalt, welche wir auf
»amischen Münzen finden, nicht etwa das ältere aYaX(j.a av6ptavTosioi<; ^ sondern
das Xoanon des Smilis darstelle'), was wiederum, da die bräutliche Tracht besonders
den weiten Schleier bedingt, durch« die Angabe Varros über die Ausstattung des
CultbOdes der Hera bestätigt wird.
Die in Frage kommenden samischen.Münzeu, von denen auf der I. Mllnztafel
No. l — 9 eine Auswahl der am meisten charakteristischen Stücke nach den Originalen
neo gezeichnet ^'^) vorliegt, zerfallen zu oberst in zwei verschiedene Reihen, eine
Utere und eine jüngere. Die ältere umfaßt theils autonome (Münztafel I. No. 1 u. 2 ^))
a) Eiueb. Praeparat. evang. III. H. "Hpa^ oe xai !^afi.toi ^uXivov eI*^ov Sooc (vergl. oben
S. 4, Note a), &« «pr^oi KaXX((ia^o^*
o'JTCco ^fjiiXtxöv ip-^os ^u^oov, <iX}s im Tei^fxij»
(T^vaiip ■yXucpdvoi'v «Z^o^i fjaÄa aavl«.
Vegen der krit. Herstellung des Textes vergl. wiederum Förster a. a. O. S. 21 f.
b) Herod. III. 60. TpCxov hi a?pt (Sattloiaiv) i^ip-^aaxoii v/)i« [ki-^itiTOi irdEvTwv vtqoiv twv
^I; ß}uv. ToD dpyiT^Toiv np&TOc i'fht'zo 'Potxo« <I>(Xeai imy tapio^.
c) Vergl. Brunn, Künstlergesch. I. S. 28, Die Kunst bei Homer u. s. w. S. 29 u. S. 43,
Fönter a. a. O. S. 15 ff., Urlichs, Die Anfänge der griech. Künstlergesch. S. 28.
d) Vergl. m. Gesch. der griech. Plastik 2. Aufl. I. S. 69 und die das. in Anm. 7 angefahrte
litteratur, tu der neuestens Förster a. a. O. S. 17 und Urlichs a. a. O. S. 7 ff. gekommen sind.
e) Bei Lactant. Inst I. 17. Insulam Samum scribit Varro prius Partheniam nominatam,
^ttod ibi Juno adoleverit ibique etiam Jovi nupserit. Itaque nobilissimum et antiquissimum
^plttm eius est Sami et simulacrum in habitu nubentis figuratum et sacra
^Qi anniversaria nuptiarum ritu celebrantur.
f) So nehmen auch Wieseler in Paulys Realencyclopftdie IV. S. 581 und Förster a. a. O.
S' 25 f. an, wahrend Brunn, Künstlergesch. I. S. 26 glaul>te, die Frage, ob dies MOnxbild
Aaeh SmUis copirt sei , lasse sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Veigl. auch m. Gesch.
^ griech. Plast. 2. Aufl. I. S. 80.
g) No. 1 aus der Sammlung Imhoof-Blumer in Winterthur, No. 2 aas der königL Samm*
in Berlin. Vergl. Mionnet, Descript. III. 282. 164, Sappl. VI. 412. 175. .
14 I. atST. ÜBeRKtCHT DB^ die KCKBTL. eNTWICKELDKG DES OBSTALT DEB BBB*.|
tbril« tinter den früberen Knisrni (von Augustoa bis Carncaiia*) geprA^ i
welirbe das alt« Heraliild , wnun Qberhanpt copinrt . so ji^denfalls in freier Weise
nnd uhne die Abaivlit dieEinzellieilen wiedereu geben, darsteüeu, und Kw.tr im I^til.
meistens reo.lils-. einzeln Aach linksbin, bald allein, buld (MUnztAfel 1. Nu. ^^] von
z*ei Pfauen mugeben, denen man auf den Mdnzen der zweiten Reibe gelegentlich,
nnd Ewar nicht selten wieder begegnet. Ana dierien Typen kann man al^o Genaueres
Über daa Agalnia von Smilis nicht entnehmen und eben so wonig kann der tnf
anderen HUnzen dieser frilhern Periode vorkommende Herakopf (s. Münz(;ifel U.
No. 2) als eine unmittelban' Nachbildung dessen der alten Tempelstatue gellen.
Anders ist es mit den MDnzen der zweiten Reilic. wricbe unter Hadrian") beginnt
nnd sich bis zum jungem Valerian '') in fast uuunterbroL-heuer Folgi; und in sehr
zahlreichen Kxemplaren fortsetzt, üieae Münzen stellen das alte Ilild von vom
dar,' und zwar , trotz mancherlei Variationen in Einzelheiten so . daß man uicht
allein daran nicht zweifeln kann , daß es sich iromer um ein und dasnelhe Uild
handelt, sondern daß offenbar die Stempel schneid er beflissen gewesen sind, dasselbe
charakteristiseb und, so weit dies in ihrer Technik lag. getreu wiederzugi-ben. Die
MUnsen dieser zweiten Reihe also sind es. an welche mau sich zu hallen hat. wenn
man von dem alten Xoanon lies Soiilia eine genanere Vorstellung gewinnen will.
Das Hild steht in allen Eiemplnren gleicbnillltig steif aufrecht, di«^ Arme siud vom
Kllenbogeu an seitlich ansgebreitet oder, wenn man die Prnlildarst«llnQgen berück-
siiihtigen darf, vorgostri^kt und die Hlade sind mit zwei Pliialen ausgestattftl.
welche nicht in allen l'lxempUreu gleicli dentlicb ansgeprttgt mler erhalten . aber
stets vorbanden sind, öetragen werden die Arme von zwei Sttltzeu'^l. welche ael-
teuer (s. £. B. Mlinztafel 1. No. -I. zweifelhafter in Ne. fi] gan^ gintt. häutiger dnrch
ein Ornament vprzi<;rt sind, das wie an nin.inder gereihte Kugeln aussieht iHUnz-
tafel I. No. 6— ü) und am wahrsc heinliebsten als Buckeln edelern Stoffes (Metalti
erklärt werden wird, mit denen die stlltKeuden StAbe Ähnlich wie manche Sw^rtor")
beschlagen sind. Bekleidet ist dJR Uestalt mit einem langen ('hiton poderes, fllr
welolien man das Wort ttÖtu; als die klassische Bezeicbntmg wird anwenden dtlrfen '] .
und welcher entweder mit einem großen, bis zu den Knien he rabreich enden Über-
schlage (Diplols} versehn oder llbev welchen ein Obergewand von der angegebenen
Länge gezogen ist, /iUsammengehalteu wird dieser Theil der tiewandnng dnrch
zwei sich schrüg llberkreiizende BiLnder oder Binden, welche von den Armen o<ler
Schultern herabzukommen scheinen, gelegentlich glatt sind, in anderen Kxcmplanui
I lAugust). Dencrint, 11 a O. ji, Ssn, HU f S
'i (nach links) S. 4t4. is:i (im Tempel. Domitianl
ISl (nach Unkn . Commodu«] , IST
a} Vctgl, MionncI, Suppt. a. n. O. p.
No, ISI (Caligula, naudius), D. 281, 172.
ib. ISS jüumitia, mit Pfau), D, 285. 17S (M. Aorel) 2S6.
|s9 iD'iinna], ih. Uli. (CaiauiUa).
I>l tlnter VcspuUn geprägt; au« der kOnltil. Sammlung in Ilerlin. Na. i.
der Imbocir-Blumer'ichen, Nn, S, 7, !l aua der kAnigl. ,SnmmlunK in Berlin
0] S, Mionnet, Suppl. a, *, O. p. 415. IST,
dt S. Mionnct, Deicnpl. a. a, O. p. lilU. ;il7.
e) Vargl. i. B. diejenigen des Zeus in den Rd. II. S. |n1 f unter K, F,
P, T beteichiietsn Vaienbildern. diejenigen der Hera in den Vonenliildem unten <.'aji, IX,
f) Nach Üeiiych, v. ri-m x:il '->E'j|>i -rf,; 'llpi; und dem Kragmentc de« KallimKho«
in Cnmen Anecd. III. p. 93. lü: "p1--
Vcrgl, Förster a a O, S 37. Note 1*6.
K. M. «^~
l . DOS JDITWICKBLUK6 DER GESTALT DEB HERA UX DER ALTERTHÜMT^. KUNST. 1 5
und zwar häufiger (am deutlichsten Mttnztafel I. No. 4, vergl. No. 8 und 9) mit an
einander g^eihten Kugeln oder Knoten verziert erscheinen und wohl als von dem
Gewände verschiedenfarbige, am wahrscheinlichsten geknotet» Binden zu erklären
sein werden. Endlich sind die Schultern des Bildes von einem kragenartigen, auf
der Bmst runde Bogenfalten bildenden Überwurf (s^xüx^ov?) bedeckt, während von
seinem Kopf ein langer und weiter Schleier hinterwärts und über die ausgebrei-
teten Arme bis auf den Boden herabfällt. Die Bestandtheile dieser Bekleidung
bieib^ü immer dieselben, dagegen wechselt die Weite derselben von einer beträcht-
lichen Falle (s. MOnztafel I. No. 4 und 5 , und besonders No. 8) bis zu grosser
Knaf^heit und Enge (s. Mttnztafel I. No. 6) so sehr, daß man auf den Gedanken
ebier realen, also wechselnden Bekleidung des ohne Gewand geschnitzten Bildes
geführt wird, ein Gedanke, der nicht aliein durch die Analogie anderer alter Xoana,
sondern aoch darch einen in mehren und guten Exemplaren der Mflnzen wahr-
nehmbaren freiem Zug und Fall der Falten sowie durch die erwähnten kreuzweißen
Binden nntersttttzt wird, welche letztere fflglich zum Zusammenhalten der realen
Gewaadstoffe gedient haben können, ohne daß jedoch irgend etwas zu demselben
Zwingendes vorläge. Unbezweifelbar wechselnd ist dagegen der Aufsatz auf dem
Haupte des Bildes, von dessen verschiedenen Gestaltungen die Figuren a — g der
asten Mttnztafel die wichtigsten Varianten in vergrößerter Zeichnung vor Augen
stellen, und der in gewissen Fällen (s. Fig. a — c) allerdings ohne Frage die Be-
zeiehniing »Kalathos« verdient, während diese in anderen fs. Fig. d — g) einigermaßen
fraglich erscheint**). Alle weiteren Verschiedenheiten der Münztypen sind für die
Gestalt des Bildes von keinerlei Bedeutung, denn es ist offenbar Sache der freien
Wahl des Stempelschneiders (oder seines Auftraggebers), ob er die Göttin allein
oder in einem Tempel, von ihren heiligen Pfauen umgeben oder ohne dieselben
darstellen wollte und eben so ist es Sache der freien Wahl, ob man sich bei dem
MOnztypua auf die Göttin beschränkte oder mit ihr eine zweite Figur, den Kaiser^)
oder eine weibliche Person verband, welche letztere als Priesterin angesprochen
worden ist*'), richtiger jedoch Nemesis^) genannt wird, wie das besonders solche
MttBzen von Samos^) erweiseiw, welche die fragliche Figur mit dem Attribute des
Rides aasgestattet zeigen, während es sich überhaupt bezweifeln läßt, ob auf
Mflnzen, also officiellen Darstellungen, eine Priesterin jemals gleich groß neben
dure Gditin gestellt worden ist*).
Wiederholt ist die Figur der samischen Hera auf den Münzen der samischen
Colonie Perinthos^), und zwar in derjenigen Profildarstellung, welche sich auf den
^rülieren, autonomen oder unter den ersten Kaisem geprägten samischen Münzen
findet (s. Münztafel I. No. 10). Auf diesen perinthischen Münzen steht das Bild,
welches« doch wohl als Nachbildung einer Statue, also eines Aphidryma der samischen
Hera in Perinthos zu gelten hat, meistens auf dem eigen gestalteten Schiffsvordertheii,
a) S. Mionnet, Descript. a. a. O. p. 2S4. 175.
bj Vergl. Förster a. a. O.
c) So bei Mionnet, z. B. Descript. a. a. O. p. 285. 177, 287. 194, 292. 22-1 u. sonst,
^onaant, N. gal. myth. p. 82 No. 11.
d) So K. B. bei Mionnet a. a. O. p. 300. 293, Suppl. a. a. O. p. 427. 267, 430. 291 u. sonat
e| Friedlaender brieflich.
f) VergL Panofka, Res Samiorum p. 23, Eckhel, Doct. num. vet. II. p. 39 tq.
16 1. HIST rBtHSlCUT OBRK DIK KÜNSTL. ENTWICKEI.UNO 1>EK GESTALT DES HBRA.
ili-r 3a[tciiva, alao il(>ni alc«n riMlendeii Krableu von Samo«, ilas &wh trnt do^acn
Muuxen angebracht ist"): kommt aber aucli ohne liieae», mit der AufHi-lirJlt HPA
nEPiN0inN vor''). •
Erhultt:
(;lia)s<
chalstiäi5he Da
ätelli
■ He
Im nädiitteu Aiiüdiluß au <lrn saniiaehen Mtliiztypnä jiiil <Ifii Naulibildungeu
der Hera Uca Siiiiliä mögen hiej- vorab die MUnzen bioiger anderm' Städte besprocheu
werden, welche ein mehr oder weniger fthnlichett, altei-th Hin liebes Uild daibieten,
wobei aber von vuru liereiu hervor^hobeu werden muß , daß hier so wenig wie
bei den in Vuseubildem dargestellten und in Terracotten erhaltenen altertbUmiiotien,
weiblichen üötterbildem , von denen weiterhin gesprochen werden »oll , Überall der
Name der Hera gewährleistet nnd mit Znveiaicht anwendbar i^t.
Voran stelle das (lepräge von Kaiaermllnzen der um FiiUe des Tuioloa gele-
genen kleinen lydischen Stadt Hypaepa, desstin verschleiertes altes Idol (s. Münz-
tafel I. No. 1 1 ']. schon in älterer Zeit mehrfach ais dasjenige der Hera be-
trachtet''), neuesten» zn dem sainiaehen iu die allernSchüte Beziehung gebracht
worden, indem der ('iiltu.H in llypaepa ab von Samu!^ gestiftet und da» iu Kcde
stehende Bild gradexu als ein Apliidryma des samischeu von 8milis angesprochen
worden hl'). Leider giebt es für diese Annahme, welche man doch nicht als an
nntl für sich so wahrscheinlich uennen kann, daß sie keines Beweises bedQrfte,
keinerlei weder nnmitt^lbares noch mittelbares Zeugniß und deshalb wird auch der
beste (jniud filr die Benennung des fraglichen Bildes als Hera zum mindeaten
sehwankend. Denn wie wenig die bliilte .Ähnlichkeit mit dem Bilde der saniiscben
Hera beweisen kJ)nne, zeigen andere Münzen Ijdischer SULdte, Gordna Julias^).
Haeonias*) und Sardes'**) deren Typen ebenfalls ein ganz ähulielies, nur durch eön
paar Attribute unterschiedenes Idol darstellen. Diese Attribute sind eine .Älire rechta
und ein Mohnhojif links neben der Göttin ans dein Buden sprießend und von ihr
mit dou Händen gehalten und Dach diesen Attributen nnd dem fllr Sardes be-
zeugten Cultns der Kora liat Eckbel'j in dem Bilde der sardischen Mllnie, wel-
chem das gordeniselie und das maeouische ganz üutcipneht, Kiira erkannt . eine
Nomenclatur, gegen welche sich kaum l'>nstliches wird sagen lassen uud welche
durch ein alberne« «Uera-Kora» ^) gewiß uichl verbessert wird. Wenn mau sicdi
nun geneigt ffllilon wird, in dem Typus der MUuzcn einer \'iertcn lydisehe» ät«dt
■) Siehe Mionnet, Dcscript. III. i>S2 aqq. UM und vergl. Suid. t
b) Vergl. Fox, tined. m rare greck coiu»>, Suppl. piate Nu. J5.
d) Unter Valerianus mn. gi-prBgtes Exemplar d«r Imhoof- lilumer'acbeti Hammluag, vctgl.
Miunnet. Deuiipt. IV. 5Ö. 314
d) Vergl. Bckhel, DacC Nuin. vut. 111. p. lO-l : paaiim creditur eiie Juno Pronuba, «wina
■imilis fuit habitui, und i, Mioimel, DesTript. IV. SÜ.iqq. 27.^. aqq. Suppl. VII. 338, «qq. |9&*qq.
b) Fflnler «. a. O 8. 27 f.
r) Mionnet, DescHpt. IV. 41 iq. 217, 43. 2!5 sq.
gl Uionnel, Dcacript. IV. HA. 3&n , «ino Abbildung bei Lenormani. Nout. (iai myth
pl. XIV.
Iij Mionnet, Suppl. VII. 4 IS. 453 «q ,
bildiuig der louten MQnie bei Lenormant ■
120. »7».
i) Doct. Num. vet. III. p. I IS, vergl.
k; Lenormani a. b. U, p. Mi nnd *is.
4011, 42S. StO, 41» ar4, 433. b:ij
]. üo. ». V«igl. nooli Mionnet. UeacripL IV.
Ab-
1 . DIE ENTWICKELUNG DER 0E8TALT DER HERA IN DER ALTEBTHÜMI.. KUNST. 1 7
dieselbe Göttin zu erkennen, welche nns in dem ganz ähnlichen dreier anderer ent-
•
gegentritt, so muß freilich hier das Fehleu grade der Attribute, welche dort die
Nomenclator bestimmen und rechtfertigen, anerkannt werden und Eckhel (a. a. 0.
p. 104) hat deswegen auch bei dem hypaepenischen Bilde nicht an Kora gedacht,
sondern die Vermuthung ausgesprochen, vielleicht sei Aphrodite hier in dieser Ge-
stalt verehrt worden. Ein Cnltus der Aphrodite ist nun freilich in Hypaepa nicht
besengt, und wenn Eckhel als Grund seiner Vermuthung die Notiz des Stcphanus
von Byzanz^) anführt, Hypaepa habe besonders schöne Frauen gehabt, was als
Gabe der Aplirodite galt, so mag Förster (a. a. 0. S. 28] Recht haben, wenn er
sagt, hieraus folge nicht, daß Aphrodite in H3rpaepa ein besonderes Heiligthnm
gehabt habe. Allein, wenn sich somit nicht beweisen läßt, das alte Idol auf den
in Frage kommenden Münzen sei dasjenige der Aphrodite, so ist der Name der
Hera für dasselbe mindestens eben so unbeweisbar und seine Richtigkeit wird auch
dadurch nicht erwiesen, daß ein wiederum nahe verwandtes altes Bild, welches mit
einigen Varianten auf autonomen Erzmünzen von Apamea in Phrygien^] vorkommt
(siehe ein Exemplar Münztafel I. No. 12^], bisher ohne Widerspruch mit dem
Namen der Hera (s. g. Juno Pronuba) belegt worden ist. Denn es muß wieder-
holt werden, daß die bloße Ähnlichkeit der Form für die Identität des solchen
alten Idolen zu gebenden Namens allein nicht ausreicht, wie abgesehn von anderen
Arten von Monumenten grade auf dem Gebiete der Münzen die häufige Wiederkehr des-
selben höchstens in den Attributen oder im Beiwerk — und auch dies nicht immer —
unterschiedenen Typus bei verschiedenen Gottheiten (so Kybele, Hera, Artemis,
Aphrodite] zeigt ^). Daß indessen das Idol auf den Münzen von Hypaepa so gut
* wie dasjenige auf den Münzen von Apamea nicht Hera sei oder sein könne , soll
dnreh das Vorstehende keineswegs behauptet werden. Beiden ist gemeinsam die
mit dem samischen Herabild übereinkommende Stellung mit vom Ellenbogen an aus-
gebreiteten Armen, Sie Bekleidung mit einem gegürteten Doppelchiton, der bis auf
die Fflße nnd dessen Überschlag bis zum Schooße reicht, der kalathosartige Kopf-
aafsitz und der über diesen gezogene, große, sich nach den Händen ausbreitende
Sehleier. Beide Bilder haben leere Hände, welche aber bei dem von Apamea von
veraerten Stützen getragen werden , gleichwie sie sich bei dem samischen finden
nnd bei anderen ähnlichen Bildern (z. B. der Artemis von Ephesos, von Magnesia,
der Kybele von Klazomene u. a.) wiederholen, während das Bild von Hypaepa
solcher Stützen entbehrt, welche mit der Bedeutung der dargestellten göttlichen
l^erson auf keinen Fall irgend Etwas zu thun haben.
An die alten Xoana in Münztypen reihen sich am natürlichsten die in anderen
Kmistwerken überlieferten alten Bilder der Hera an. Am sichersten dürfen wir
solche in ein paar Vasengemälden (s. Fig. 2) erkennen, nämlich in den beiden
8n, von denen die Coghiirsche (Fig. 2. a) bereits oben S. 8 f. besprochen,
«) Steph. Byzant. s. v. Xizanzi' xaXXlirac ^X^^'' x-^'^''-^^'^^ Saipov A^poSlTTjc-
b) S. Eckhel a. a. O. p. 132, Mionnet, Descript. IV. 227. 1 94 sqq., Suppl. VII. 507 sq. 1 23 8q.
c) Aas der Imhoof-Blumer'schcn Sammlung = Mionnet, Descr. IV. 227. 190.
d) Vergl. nur die mancherlei, wenn auch nicht aus den besten Quellen geschöpften und
>™ Einzelheiten Nichts weniger als zuverlässigen Beispiele bei Gerhard, Ant. Bildwerke, Taf.
^'^S, 307 u. 309. Eine ganze Folge solcher Münzen der Imhoof-Blumer'schen und der hcr-
""^fr königlichen Sammlung liegt mir in Abdrücken vor.
^^▼erbeek, Konntmythologie. III. 2
ser'j iFig. 2. h] hier iiAlK-r zu betipreclieii Ut. Das ltil4 auf der
welche» nicht wie ilatJeiiiKo der Coghi II' schon ItiI x{ovq5, sondern
}af>i8 äteht. auf wetclio «ich Mich lo gt^aetzt hat, orscheiut in (Icr-
Mi Hnltnng. welche wir aiiT den eben hetradititeii MiliiKlypon g^-
lit gi-sdilussnnen Pllßeit und in den KUeohogen t>rhobenen nnd «ns-
!0 . bekleidut mit einem einriu;lien . gegürteten, ärmellotien Chit4ni.
t) Ilao|it jsei es mit t>iHOin sehr niedrigen, versierten KaUthus sei es
noa geaehniUekt, unt«r wclehein die gelüsten Huire auf die 8chullern
Attribut« trflgt eo in der linken Hand einen Ikigen, in der reotiten
mr gebundenen Hillzcrn gebildete, aber veratäntligerweise niclit als
t«lltu FHckel. Wenn nun Uerhard'*) mumt, daQ fUr die. UeHtim-
Itin unsere gewöhnliche Mythologie nicht ansreivhe , so liat er iu
s wir aus adirirtliciielü Nachrichten Über alte ller&bilder die hier
ribute nii'lil nacbxiiweisen und zu belegen im Stande sind, Uuroelit
enn er , der angeblicli jnngfräul leiten Bekleidung "wegen , in dem
1 eine Arteinlsu erblicken will, denn Artamis hat mit dem [omytbua
imd das Itild an welchem Iu sitxt, kann oben nur ein Ilerabild ''^)
flu Gerhard selbst im Verfolge «eines Textes anerkennt, wir hier
B lUoh wenn wir aein« Attribut« passend su deuten nicht im Staude
; nicht der Fall. I^rnde in Argos wnrde Hera nnter dem
^VtireUrt') und Gerhard sagt ku wenig mit den Woi-ten: Bogen
r Oeburtagt'ittiu Hera (Ilera-Eileithj'ia) nicht entgegen und der
^gnt wie Stephanos kommen derselben (d, h, der Hera sehlecht-
I als Attribute der Eileithyia in Aegion in Achaia hexeugt
>') tind anlierdem fuhrt eine solche die rümisehe Jnno Lncina°)i
> iihnchojnlielislen der od zweiter Stelle von Puusanias ango-
i:hyi> die Kinder ans Licht bringt'). Was aber den Bogen
I au die hnmeriMhen Veree') :
: npoutei [loionirix^i EUeiüui^.,
-Tipti, nixpoi löÄrva« lj[()'JO«i
ii-li sehr fnglich von wnem bildenden Kiln.ttlpr in
' niDgewtitt werden konnte'').
i-ll.MylUol, Klt^l. H, Wolokn, Qnccli
16 I. HI8T. ÜBEUIOBT OBEB DIE KONBTL. ENTWIOKELUNO DER OB8TALT DER BERA.
1 . DOS KHTWICKBLUHO DBR GESTALT DER HERA IN DER ALTERTHOML. KUütT. 19
djigegen die berliner^) (Fig. 2. b) hier näher zu besprechen ist. Das Bild anf der
berliner lovase, welches nicht wie dasjenige der Ooghiirschen eirl xfovo;, sondern
auf der breiten Basis steht, auf welche sich auch lo gesetzt hat, erscheint in der-
selben stdfmhigen Haltung, welche wir auf den eben betrachteten Miluztypen ge-
funden haben, mit geschlossenen Füßen und in den Ellenbogen erhobenen und aus-
gebreiteten Armen, bekleidet mit einem einfachen, gegürteten, ärmellosen Chiton,
ohne Sehleier, das Haupt sei es mit einem sehr niedrigen, verzierten Kalathos sei es
mit einem Stephanos geschmückt, unter welcliem die gelösten Haare auf die Schultern
herabfallen. Als Attribute trägt es in der linken Hand einen Bogen, in der rechten
eine ans kreuzweise gebundenen Hölzern gebildete, aber verständigerweise nicht als
entzündet dargestellte Fackel. Wenn nun Gerhard^) meint, daß für die Bestim-
mung dieser Gldttin unsere gewöhnliche Mythologie nicht ausreiche , so hat er in
sofern Recht, als wir aus schriftlicheil Nachrichten über alte Herabilder die hier
verbundenen Attribute nicht nachzuweisen und zu belegen im Stande sind, Unrecht
aber hat er, wenn er, der angeblich jungfräulichen Bekleidung *wegen , in dem
BUd »am liebsten eine Artemis« erblicken will, denn Artemis hat mit dem lomythus
Nichts zu thnn und das Bild an welchem lo sitzt, kann eben nur ein Herabild ^^)
im, welches, wie Gerhard selbst im Verfolge seines Textes anerkennt, wir hier
tnnehmen müßten auch wenn wir seine Attribute passend zu deuten nicht im Stande
wiren. Das aber ist nicht der Fall. Grade in Argos wurde Hera unter dem
Beinamen Eileithyia verehrt^) und Gerhard sagt zu wenig mit den Worten: Bogen
und Fackel seien einer Geburtsgöttin Hera (Hera-Eileithyia) nicht entgegen und der
«Hodius« (Kalathos so gut wie Stephanos) kommen derselben (d. h. der Hera schlecht-
hin] za. Denn Fackeln als Attribute der Eileithyia in Aegion in Achaia bezeugt
und deutet Pansanlas^) und außerdem führt eine solche die römische Juno Lncina®);
der Sinn wird am wahrscheinlichsten der an zweiter Stelle von Pausanias ange-
deutete sein, daß Eileithyia die Kinder an's Licht bringt^). Was aber den Bogen
uliDgt, wird man wohl an die homerischen Verse ^) :
opiftu, TÖ xe irpoieiat (jloyootöxoi EiXeidutai,
'HpTj; ^ijfi'zipt^, mxpa; (bBiva; fyo'joai
ermnern dürfen, deren Vergleich sehr füglich von einem bildenden Künstler in ein
^^ Attribut der Geburtsgöttin umgesetzt werden konnte^).
a) Siehe Band n. S. 467 f., Atlas Taf. VII. No. 9 und Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 1 15,
^^' 3it9 No. 9, wo das alte Agalma allein wiederholt ist.
b) Berlins antike Bildwerke S. 260 No. 902.
e) Hesych. v. E(Xe(8tiia, yex|fl. Gerhard. Griech. Mythol. § 221. 3, Welcker, Oriech. Götter-
'®^^ I. S. 372.
d) Pausan. VII. 23. 5 Aifisxjoi he ElXeidu(ac Up«5v ioriv dpyaiov xal i\ E(Xe(Buia ....
'^^ 6. xal täte /«pöl TQ \t-ht de ci^ ix'zhaxai, t^ os dvlyEt SaBa* ElXetÄü(qi hk eixdsai
' * ^ tivat h^hai, &z\ Yuvai|lv iv totp %a\ irüp clölv al «liSive?. ly oicv 5av 'K6fO'^ xal iizi Tonooe
'«ic;, Itd ElXs(ibieC ioriv i^ ii «pai; är(OMaa toüc ^alSac Vergl. Welcker, Griech. (Jötter-
^^ HL 8. 12$ und MüUers Handb. § 392 Anm. 4.
e) Vergl. Brunn in den Ann. dell* Inst, von 1848 p. 432 sq.
I) Vergl. D. XVI. 187 a^Tolp tei5i?) t6v y^ f^o^o^^xo? ElXelÖuia i^d^a'^t wpo'föoiaoc
g) n XI. 269 sqq.
h) Vergl. auch Preller, Griech. Mythol., 2. Aufl. I. S. 135, Wieseler in Paulys Heal-
*'*^yclopädie IV. S. 5S1 .
20 I. HIST. ÜBERSICHT ÜBER DIR KÜN8TL. ENTWICKRLUNO DER GB8TALT DER HERA.
Wenn hiernach schwerlich ein triftiger Grund vorliegt, das in Rede stehende
Agalma der berliner lovase nicht als ein solches der Hera anzuerkennen, womi
allerdings nicht gesagt werden soll noch kann, daß es das getreue Abbild einei
wirklich vorhanden und mit eben diesen Attributen ausgestattet gewesenen Cnltoa-
bildes sei und nicht vielmehr eine sinnreiche Erfindung des Vasenmalers oder dei
Künstlers, dem er nachgearbeitet haben mag, so muß dagegen der Name der Hen
für das alte Idol auf der Vase mit Oinomaos' Opfer in Neapel^) entschieden ii
Abrede gestellt werden ^^) . Der richtige Name für dies Idol ist derjenige der Ar-
temis , wahrscheinlich Artemis Alpheioa oder Alpheionia , welchen 0. Müller ihn
beilegt und den auch Kitschi gebilligt hat^).
Dagegen wird man sich, wenngleich nicht ohne jegliches Bedenken entschliefien
mit Heydemann^) den Namen der Hera einem alten Agalma beizulegen, welehe
auf einer Vase der Sammlung Jatta in Ruvo^) den Mittelpunkt einer unedirtei
Darstellung des Raubes der Leukippiden bildet (s. Fig. 2. c®). An sich betrachte
scheint allerdings das in Rede stehende Bild, welches im verzierten und gegflrteftei
einfachen Chiton und mit der Attributausstattung von Kalathos oder Stephanos au
dem Haupte, des Scepters in der Linken und einer Phiale in der Rechten dar-
gestellt ist, alle Anzeichen eines Herabildes zu haben und würde gewiß nur ali
solches bezeichnet werden, wenn man es allein in*s Auge faßte. Das Bedenket
knüpft sich an die Scene, in welcher es erscheint und an die Parallele, welche diu
berühmte Vase des Meidias im britischen Museum') darbietet. Auch in dieaei
Darstellung bildet den Mittelpunkt der Oompositiou ein ähnliches altes Agalou
(s. Fig. 2. d^, welches, mit dem verzierten Kalathos oder Stephanos geschmflekt
im enganliegenden, gegürteten und mit einem Streifen Stickerei verzierten Chitoi
dasteht, mit einer durch ein auf ihre Fläche gemaltes Ornament nicht ganz Idefa
erkennbaren Phiale in der rechten Hand oder genauer auf dem rechten Vordw
arme, die rechte Hand ohne Attribut geöffnet erhoben. Gerhard^) hat, anerkennend
daß man nach dem Aussehn dieses Bildes zweifeln könne, welche Göttin ältere
Gestaltung, Hera, Artemis oder auch Aphrodite in ihm dargestellt sei und auf dii
auch in seinem Prodromus (S. 35, 88) behandelte Vieldeutigkeit ähnlicher Schniti
bilder in Vasengemälden hinweisend, gemeint, in diesem Falle komme uns di<
sonstige Kenntniß messenischer Culte entscheidend genug entgegen , um uns mi
a) Gerhard u. Panofka, Neap. ant. Bildwerke S. 342, Finati, R. Museo Borbonico II
p. H>l, abgcb. bei Dubois-Maisonneuve , Introd. ä Tötude des TaBCs pl. 30 (wiederholt in dei
Archftol. Zeitung von 1863 Taf. 55 vergl. S. 49 f. und bei Inghirami, Mon. Etrusojii V. tar. 15),
das Agalma allein auch in Gerhards Ant. Bildwerken Taf. 309 No. 8.
b) O. Maller im Handb. § 404 Anm. 4 S. 705, Hitschl, Kl. Schriften I. S. 810 f. in
der Anmerkung.
c) Im Bullettino dell* Inbt. 1S71. p. 223.
d) Catalogo dclla collezione Jatta in Ruvo No. 1090.
c) Nach einer Durchzeichnung des Originals, welche ich Dr. Heydcmanns Gate verdankM
f) Newton, A Catalogue of Vases in the brit. Mus. II. p. S sc). No. 126t. Die nicP"
eben getreuen Abbildungen sind das. p. 13 angefahrt. Das Agalma allein ist, sehr ungena«
in Gerhards Ant. Bildwerken Taf. 309 No. 13 wiederholt.
g) Nach einer neuen Zeichnung vom Original, welche der Gate A. 8. Murraja in
verdankt wird.
h) Gesammelte Abhandlungen I. S. \H\ und 1H7. Newton a. a. O. schließt nch
hard in Betreff des dem Agalma zu gebenden Namens an.
1.
E EMTWICKELUNG DEB GEBTALT DER HKRA IN DER ALTEBTHÜML , KUNBT.
21
aller WohncheiDlichkeit Artemia erkenneu zu lassen, welche bald als Eleia (nach
Hesycfa.), bald als Laphria (nach PausaD. IV. 31. 7, vergl. Vn. 18. 8) in Hessemen,
als dem Schauplätze der dargestellteD mythischen Handlung vorohrt worden ist.
Dafi dieses viel WahrschelDlichkeit hat , Ußt ^ch um so woniger ttugnen , als
IBlaeira Priesterin der Artemis genannt wird*] und grade Artemis, auch abgesehn
von der oben besprochenen Oinomaosvase in alten Idolen auf Vasen bildem in ganz
ihnlicher Gestalt erscheint''). Zwingend aber wird man Gerhards Alimentation
dennoch kaum nennen dürfen
und wenn man anerkennt, daß
wahraehwiliob in zwei in so
manchem Betrachte verwandten
Darstellungen derselben Scene,
wie es die beiden Bilder des
Laildpindenraabes sind , auch
dieselbe Göttin in den beiden den
Mittelpunkt bildenden Agalmaten
gemeint sei, sich namentlich
dmh die Gestalt und Attribut-
ui^tattnng des Bildes auf der
Jitta'sehen Vase bestimmen las- ,
M, dieselben mit dem Namen
der Hera zu belegen. Uera aber
Endet in dieser Darstellung des
Lmkippidenranbes , von der '
MboD lingat anerkannt ist, daß
ne mit den schriftlichen Über-
Üefenmgen nicht ohereinstimmt
und namentlich jede Andeutung
des Kampfes vermeidend in be-
■timmtester Weise auf die aus
diettm Raube hervot^ohende,
■u>(er Zens' und Aphrodites
Sclsiie geschlossene Ehe hindeutet, eben als Göttin der Ehe der Sache nach ihren
durtlmns angemessenen Platz, da unter ihrem EUiiflusse natürlich ein fijioi Si'
"P**!?,; altdorischer SiUe grade so gut sieht me jeder andere.
Nicht unerwÄhnt bleiben soll endlich das mit Kalathoa und Phiale ausgestattete
S>lma, zu dem in einer Darstellung der Raserei des Lykurgos°) dessen von ihm
•*"* aem Beile bedrohte Gattin geflohen Ist. Daß in dioaem Bilde Hera geraeint sei,
"t aich wohl nicht beweisen, hat aber eben so wenig nach der Gestalt und Attribute
^^tattung wie nach dem Inhalte der Scene irgend Etwas gegen sich, da es sehr füg-
Fig, 3. Ajehiltehet Agilmi
.D Phigili».
«1 Hfsin. fab. 8(1.
j b) Veigl. I. B. die Vatc mit Oicet und Iphigenia
***>aiw I. t«T. 7.
1845. p. 111 sqq.
TauriB im Bullcttino ucheol.
115 dds Qötterbild
I. Ht*t. tlBERSICHT llBER DIE KÜNSTr.. ENTWrCKKLrNr, DKR (lEBTALT BEK H
i.'li rtip (
1 der Ehe f
I kann ,
sich die vim dem raBenden (
dnihto FraiL tlUchtet.
Zneirelliartor Ut der Maine, wdcher dem alten Agalma im FViese von Phigalia*)
(siebe Fig. ;t, auf der vnrhei^ohendon Seite, nach dein Gypsabguß in Leipzig neu ge-
seirhnetl beizulegen ist. Dieses archalscb gebaltcne Agalma, an welchem die
von einem Kentauren [FMryUya) «ngcgriffene Hippodameia scbntzflebend nieder-
gesunken iijt, erscheint als ein Bli.^ifiitehcude8 Bild im oinrachen Ohilon mit Über-
schlag (Di[il<iT3j, das Haar tn Heibenloekeii gek'/^'t, oline Srhle'ier und nliur sirht-
bnre Attribute der Ilünile, dagegen da» Haupt wah rech ein lieh mit dem Ki-agiuent
eines Kalalhoa hedeckt ") . Der Herausgeber des IV. Bandes der Marinere im brit.
Museum, Tajtor Combe, macht a. a. (>. p. 27 unveritohtliehe Gründe fllr die Be-
nennung Artemis geltend, indem er liervoriiubt , daß wahrend der Tempel dem
Apollon geweiht war , neben welchem , wie man binEusetzen kann . die Schwester
hilfreich zum Kampfe der Lapi theo mit den Kentauren hinzukommt^) Artemis, wie
bekannt, zu den bei der Hociizeit Angerufenen Göttern gohilrte und Nichts passen-
der erscheinen könne, ala die frech aiigegrilTene Hipptnlameia sehutzllehend diw
Uild derjenigen Göttin umklammern zu lassen, vor der sie t-o eben ihr Ehegelllbde
abgelegt habe. Abgeaehn aber von der etwaigen Ik<ziehnng auf den Tempel kann
man doch nicht sagen , daQ Uera als die cigentlichsle TeAsia in diiwer Scene .eine
weniger passende Jtollc spiele, als Aj-teraiä und daß es gerade der Altar der Artemis
sei. den Ovid [Metam. XII. 25S sqq.) bei seiner Schildening dieses Kampfes nenne,
ist ein IiTtbnm, Das einzige sichtbare Attribut des Bildes, der Kalathos (oder sein
Fragment) aber kann hier nicht entscheiden , da er sich eben so wohl bei Hera
wie bei Artemis nachweisen läßt und ao sei nur noch bemerkt, daß auch fflr den
ersten Namen als den dorn Agalma von l'higalia beizulegenden sich achtbare
Stimmen erklSrt haben*].
Wenden wir nns von diesen Nachbildungen alter Herabilder zu erhaltenen
Original monumenten echt archaischen und archaistischen Stiles, so würde nnter dm
erstercn ein kolossaler, ohne alten Zweifel ^eht alterthflmlicher , marmorner Kopf
in der Villa Lndovisi^) einen hervorragenden Ehrenplatz einzunehmen habvn, wenn
dessen Bedeutung als llcra fester stünde, als dies in der That der Kall ist. Als
llerakopf ist er freilich ohne Bedenken von Abeken*] angesprochen worden, allein
aus unzulänglichen Gründen. Doon, wenn Abeken meint, dieser hoch alterthüm-
licho Kopf enthalte gleichsam die Form cuel erneute des weltberühmten llerakopfoa
derselben Villa') so ist das ganz gewiß Nichts, als eitel Illusion nnd wenn er neh
■j Uei Scackelbetg, Apollotcmpel v. Baiene 1'af. 39, Ancient Marbles in Ihn brit.^
Vol. IV pl, te, Eip£d. Kicntif. de la Morde tl. pl. 22 Fig. 2.
h) S. Ancieiic Harble> in thu brit. Mus. n. a. O. pl. XI.
0] So, TTonn auch nicht mit voller Bestimmlheit Stackelbcrg s. a. O. S.
halt {■Schnilzbild der Ehep&tlii») Wiciclor in «. Artikel •Junm in rftulf* Uealciicfclop.
. asi,
d) Im enlen Snal oder Vorraum No, 2(1, Keschrcib Hon
Alle DetikmalKr 1. S. i'M f.
•I Annnli dell' Inn. v. 1838 p. 21. aq.
f. A B. ü, p, 21 : tUppreseniK wiche eta« [busto} uno (Üuni
cornete dnlla forma drlla tenUi die inoitra qunii il protutipo di
»toua enllciionc.
t . DIE ENTWICKELUNG DEK GESTALT DEE HERA IN DER ALTERTHÜML. KUN8T. 23
außerdem auf andere Anzeichen, namentlich aber auf die breite Haarbinde beruft,
welche er als Basis eines einst in sie eingezapften metallenen Hauptschmuckes
(cerchio di metallo; Stephanos? Stephane?) betrachtet, so mag er mit dieser letztem
Vermuthung immerhm Recht haben, allein dieselbe beweist fttr die Bedeutung der
Bflste als der einer Hera um so weniger, als einerseits ein stephiuiosartiger Kbpf-
schmuck, wie schon oben bemerkt, nicht entfernt auf alte Herabilder beschränkt
ist und andererseits Hera gar nicht selten in archaischen Darstellungen ohne einen
solchen nachweisbar ist*) (s. unten). Mit Recht stellt daher Welcker a. a. 0. die
Bedeutung dieses Kopfes als Hera in Abrede und mit eben so gutem Rechte läßt
er ihn ohne einen andern Namen und nur wenn in den Worten: »vielleicht wird
man üi dem Werke ein Seitensttlck des alten milesischen Apollon erkennen, eher
wenigstens als eine Juno« angedeutet liegen sollte, daß Welcker den Kopf, der
in der Oberschrift: »kolossale Göttin in Villa Ludovisi« und auch im Text einmal »der
Kopf einer Göttin« heißt, für männlich gehalten hat, müßte man ihm widersprechen ^^) .
Im übrigen sind wir auf Monumente der Kleinplastik beschränkt.
Unter diesen kann ein angeblich aus Sikyon stammendes Erzfigürchen^)
mcht ohne einige Zurückhaltung hier genannt werden, da die Zeichnung von zweifel-
hiftem Werth ist. Diese stellt dasselbe dar den Kopf mit einem verzierten Kalatbos
geschmückt, unter welchem, seien es lange Locken, seien es geknotete Stemmata,
vom auf die Schultern herabhangen, die Figur selbst, in einen enganliegenden,
emfaeben, gegürteten Chiton gekleidet und dem Heraidol auf der Coghill'schen
lovase (oben Fig. 2.a.) auffallend ähnlich, steht mit enggeschlossenen Füßen steif anf-
reeht, die Hände, welche zum Halten jetzt fehlender Attribute geschlossen sind, im
EUeobogen erhoben. Alten Heracultus in Sikyon bezeugt. uns Pausanias^), zu
dettea Zeit aber das Bild in dem angeblich von Adrastos gestifteten Heiligthume
fehlte; sonach kann auch keine begründete Vermuthung über die verloren gegangenen
Attribute aufgestellt werden, nur können diese keine Phialen, wie bei dem samischen
Xoanon gewesen sein, was die Schließung der Hände beweist, welche dagegen füg-
lich Fackel und Bogen wie das Herabild der berliner lovase (oben Fig. 2. b.) gehalten
^n könnten, ohne daß fUr die Annahme, dies sei in der That der Fall gewesen,
entfernt eingetreten werden soll. Wenn Gerhard (Prodr. a. a. 0.) geneigt scheint,
^ Bild far ein solches der Eileithyia zu halten, so ist dies schwerlich durch
"IS^nd Etwas gerechtfertigt, am wenigsten durch die von Gerhard unrichtig be-
^hnetd Haltung der Hände.
Unter den Terracotten, bei denen es besonders schwierig ist, echt archaische
^^ archaistische Stücke zu unterscheiden, begegnet uns manche Figur, welche bei
^^fflächlicher Betrachtung auf den Namen der Hera Ansprach zu haben scheint,
^^hrend man sich bei etwas genauerer Umschau unter diesen Monumenten leicht
^'^ der Wahrheit des Ausspruches^) überzeugt, daß uns bei ihnen aufs neue die
8) Was Abeken a. a. O. p. 28 Note 3 anführt ist nachgeahmt alterthflmlich.
b) Abgeb. bei Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 309 No. 6 vergl. Prodromus S. 33 Spalte 2.
. c) Paosan. II. 11. 1. ^Eizmitia Ik xol Apr^fjuSi xol AnöXXwvi t6 itX7)a(ov Upiv Troi-^oat
^f^^oi, TÖ hi (ut' auTo Tlpa? 'ASpaTcov d'(äX[kaTa li öircXclireTO oOSsr^fMp. Vergl, das. § 2
^*^ Gerhard, Griech. Mythol. § 217 Anm. 3. b.
d) Von Michaelis, Archüol. Zeitung von 1864 S. 140, veigl. Gerhard, Prodromus S. 3
^*^ S. 14 Anm. 1. •
24 1. msT. OBKttsii'HT Ober die kDnstl. entwickelitn<i des destii.t der HEaA.
I'>»fhciiiung bi.>geg!iet, iluß io älteren Zciteu ciu und derselbe Typus in verec.liie-
ileiiom Sinne nuguwaudt wurde, so daß es dnroliaus geboten ist, oiiieu beRtiinmt«D
(iöttornanien nur du anzuwenden, wu bcsoudoro Umstlndc ibn zu nylitfertigeu im
Stunde sind. Zu wichen hesundercn Umüläudon gelitirt nun ohne Zweifel der
Fuudort und siinftcbst nacli Maßgabe eben dieses wird man den folgenden drei
Termeottafignren (eie)ie Vig. i], welclii; aus tiamos und ans Argus sliuimien. den
Namen der HuuptgUtlin dieser Orte olme ttodeakon zu^tuliii dürfun.
Am längsten bekiinnt ist eine aus Sanios stammende (iruppe (Fig, 1 li'- , welche
zur Zeit ihrer Veraffontliclning») im Besitze Sir William Gells war und Zeua nnd
Hera neben einander thronend oder sitzend durslellt. Denn au dem Namen der Hera
l'ilr die weibliche Figur dicker, aus früher {s. üd. II. 8. 'i\. vgl. Anm. 3()j angegebenen
(irilnden nur für uacbgeahiut alterthUmlieli zu achtenden (jru))pe, wie Cierhard co
(u. a. 0.) tliut. zu zweifeln, ist liior nm so weniger Anlaß, als zu dem aurt dem
Fundort abzuleitenden Argumente der Umstand sieb gesellt, daß der Zeus doch im
Brüste nicht vericannt werden, neben Zeus aber in einem aus Samos stammenden
Monumente nimmer eine andere Göttin als Hera sitzen kaim. deren Mythus und
C'ultus auf der Inael sich hauptaSehlicli um die heilige Hheverbiudung mit Zeus
drehte''). Die Göttin sitzt hier, ia einen eugan liegenden Chitun gekleidet, welcher
den Oberkörper fast wie nackt crselicinen läßt, in rcguugsloser Starrheit mit ein-
fach neben einander gestellten Fußen und auf den Knien liegenden geöffneten
II linden neben dem eben so dasitzenden Oemaido. Cliarakterisirende Attribute
fehlen der Hera abgesehn von dem grade fiir die Göttin von Samos (s. oben 8. 13 f.)
uud flir diese zumal in ihrer Vorbindung mit Zeus twzoi ebnenden Schleier,
welcher hier wie bei der Statue des Smilis von dem Kopfe laug zu beiden Smtra
ülter äuhultitrn und Arme herablUllt und sieh ganz ähnlieb iiei dem Zons witnlcr-
hült''). Dei Hera scheint er nocli einen wulstartigen Kopfschmuck zu bedecken,
welcher sich in anderen verwandten Bildern'') (s. aueb Fig. i b) größer wieder-
holt, während er hier einigermaßen verkUmraert und misvorstauden aussiebt und
den man kaum anders als mit dem seitlier fUr ihn gangliaron Namen des »PoIob"*;
wird bezeichnen ktlnnen. Die Haare der Göttin sind nicht ausgebildet und auf den
Gesielitstyimü derselben ist keinerlei Gewicht tu legen.
Am nftehstcn steht dieser Figur eine aus gleichem Fundorte etaouneude und
durch Lord Strangfurd uncli Oanterbury gelangle Terraeotte 'j [Vig. Ib]. ja ne
kann beimüie als deren zierlicher ausgefillirte Wiederholung gelten, während auch
bei ihr der Fundort über den Namen keinen begriludcteii Zweifel zulABt. Die
Göttin sitzt hier allem auf einem Throne mit Kücken- und Anideimcn in Stellui
und Bekleidung der ersten Figur gleich, nur daß die Unterarme kaum erkeiu
«] In üerliiirda Antiken Bild werk «n Tnf. I, vorgl, Prodtomi
Ilochieit des Zeia und der Urru, Ilreslnu [Slil S. 2i.
h) Vorgl. Panorka, He» iSamiuruiu p. 50 sq., Fütitei u. n. I
ej Vetgl. Dd. 11. S, 251 ff.
itj Vcrgl, die von Michaelis a, a. O. angefQhiton Uoispivlt',
B] V«rgl die MusroIirUcheD ErÖTterungen Oerhurds n. a, (> <
■\niu erklingen.
fl Veröffentlicht von Mielinelis in der Aruh.lfd, Zeitung ii. ii
». t37 (•rtiund iil Samus IS2.>«i und I |ii [.
HellUBC, _
26 I. HIBT. CBKBBICKT t'BKH DIK Kf'NBTI.. E^TWlCK^.I.l■^'0 DER 0E6TAI.T DER HFR,\.
angedeutet »lud und daß dAK<'gGi) die ticwaudiing dun^li erhaltene Ikualun^ an
dem Theil um die Beiuc und am Schleier numutliiger erscheint. Ungleich wuch-
tiger und verstandener ist, uiigeachtct seiner Fragment im n^, der "PoIub" (den auch
Michaelis wiederholt so nfnnt) und durchgebildeter ist das in drei Reilien Buckel-
lückchon über der Stirn angeurduL'le Haar. Ob die in der Zcicbnung erschoineude
Kmpoi-wendung des Gesichts nnd Bliekos von irgendwelcher Bedeutung sei. muß
dahinst«heu und ist sehr fra;;lich.
Verschiedener von den beiden vorstehenden ist die dritte Thonßgur, welche
vun (.'onze und Michaelis in Aigos gefunden wurde, durch dieselben in das Bir-
liiier Museum gelaugte und vuu ihnen in den Ännalen des Institut«'} verölTentlicbt
int (a. Kig. -1 c}- Auch liier ist die Uättiu, uu deren Niuneii wiederum nicht gezweifelt
werden kann , auf einem Throne mit hoher UUckonlehne und niediigen Armlehnen
sitzend dargestellt, obgleich die Itiegung der Beine nur sehr wenig heVortritt. Bekleidet
ist sie mit einem langen, wie ea scheijit gegOrtolen Xrmelehilon mit Diplols, ihr
Haupt trSgt einen schlichten SlepJianos^), Über welchen der Schleier gezogen ist.
der auf die rechte Schulter frei herabhängt, während er von der linkeu Hand der
Gattin gefaßt und etwas nach vom gezogen wird; die rechte lland ruht goöfibet
anf dem Oberschenkel and beide Arme sind mit Armbündern geschmückt. Das
Haar, welches iu ziemticli bedeutender Maese unter dem Steplianoe und Schleier
sichtbar wird, ist in leichten Wellen vom Scheitel na den Seiten gestrichen und
hangt neben den Wangen, die Ohren bedeckend, auf die Schultern herab, das
Köpfchen ist zierlich und ohne tc^ooders hervortretende Ztige des Archaismus ^1
modellirt, und dieser Umstand sowohl, wie der ganze Forme ncliarakter der kleineu
Figur litßt zweifeln, ob dieselbe von echter Alterthllmlichkeit ist. An Werth wird
ihr indessen kaum Ktwas dadurch «utzogen, wenn man sie als nachgeahmt betrach-
tet, denn jedenfalls geht sie auf einen alt^thtlm liehen Typus zurück, von welchem
letztern die Herausgeber ohne Zweifel mit Uechl sagen , er sei gewiß <rr , als
derjenige der berühmten polykle tischen Statue.
Nach einer Angabe Ü. Mllllcrs''j soll ein Privatmann in Cambridge eine Terra-
cotte besitzen, welche Hera nubentis habitu drapirt und mit verua unter den H*n-
deu darstellt. Näheres über dieselbe ist nicht bekannt. ^^^
Auf dem Gebtete der ^^H
Reliefbildncrei
kann von echt nlterlhflnilichen Monnmentcn hier mit voller Sirlierheit nur eines,
No. I, die bekannte Metope eines der jüngeren Tempel (K. bei Serradifalco)
in der Unterstadt von Soliniiut*] angeführt werden, auf dessen, den ispii fi^K
a) Ann, doli' Iinl. von Islil. tav. d'ugg. A vergl. [). 17
b, Nicht eine sTt^d-rr^. vir Conic u. HichucUs ■a^n.
cl Im Teito heißt w; «gli oachi «ccondii In innnii;t
(Icir Arte groca piü antioi lenibrano inturnmeiilc i-liiu
aua anders cnchaint, lU liier die Lider aich mit Eicmlit:)
Augäpfeln abheilen.
dj Huidhueh {) GH. Anmerkung S. i^,
e) VcTgl. Bd. II. S. il f., AUat Tafel I. No. 3, früher nhgob.
delU Sicili« Vol. II, U». 3-1 «rgl. dos. p ü6.
ndopcniu in ültti n
i" woa in der Zeichnung durek'
betrlichtliclier Seharfe *eni ilif
I . DIE ENTWICKELUNG DER 6E8TALT DER HERA IN DER ALTERTHÜML. Kl^BT. 27
des Zeus und der Hera aDgehenden Gegenstand weiterhin zurttckzakommen sein
wird. Hier handelt es sicli nur um die Gestalt der Bera an sich.. Die Göttin
steht ToUkommen ruhig, ja etwas steif vor ihrem lebhafter bewegten und erregten
Gemahle da, reichlich bekleidet mit einem feinfaltigen Ärmelchiton, welcher ober-
Wirts aof dem linken Busen und am linken Arme sichtbar wird und einem nicht
ganz leicht zu bestimmenden und zu benennenden Obergewande, welches jedoch
eher ein auf der rechten Schulter gespangtes, auf der linken gelöstes und von
derselben herabgeglittenes evBofia als ein iir{ßX7|p,a zu sein scheint und vollkommen
ähnlich z. B. bei der vortrefflichen archaischen Amazone in Wien*) sich ¥deder-
holt. Außerdem aber W\t von dem Haupte der Göttin ein langer und weiter
Schleier auf die Schultern und den rechten Arm herab, welcher hinterwärts bis
zum Boden reicht und die ganze Gestalt einzuhüllen im Stande sein würde, wäh-
rend er hier, von der Göttin zierlich mit der linken Hand erfaßt und erhoben,
von Zeus, welcher die Geliebte am Handgelenk ergriffen hat, zurückgeschlagen
wird, um Hera bewundernd ins Antlitz schauen zu können. Ob diese in der
rechten, jetzt weggebrochenen Hand ein etwa von Metall gearbeitetes Scepter ge-
halten hat, ist nicht sicher, aber nach der Bewegung des Armes wahrscheinlich,
dag^n ist ,von irgend weiteren Attributen und Schmuckstücken, namentlich von
dem bedeutsamen Kopfschmucke, sei es durch einen Kalathos oder Polos, einen
Btephanos oder eine Stephane keine Spur, was auch vollkommen b^'eiflioh ist,
da hier nicht die Darstellung eines Cultustypns, sondern die Vergegenwärtigung
emer mythischen Handlung die Aufgabe des Künstlers war, in der und für welche
der bräutliche Schleier Heras bedeutsam ist, weitere Ausstaffirung der Göttin da-
gegra nur Ballast gewesen sein würde. Als Einzelheit verdient bemerkt zu werden,
daß, während Zeus' Füße mit Sohlen bekleidet erscheinen, Hera barfuß dargestellt
ist, und endlich soll nicht vergessen werden, darauf hinzuweisen, daß die Hera
gelinuntischen Metope in einigen Figuren in Vasenbildem, so namentlich in
Hera der Kylix des Brygos (unten Vasenbild a) ihre sehr nahe, wenngleich
ueht völlig genaue Parallele findet.
Von bestritten echter ^Alterthümlichkeit^*^) ist dagegen
No. 2 ein zweites Relief, dasjenige von dem aus Korinth stammenden Peristomion
ün Besitze des Lord Guilford in London^), dessen Gesammtdarstellung, die Hochzeit
des Herakles und der Hebe^"), hier unerörtert bleiben muß. Hera (s. Atlas Taf. IX.
^0. 26), welche hier als Brautmutter nebst den Hochzeitgöttem Apollon und Artemis
^ dem, Zeus vertretenden Hermes ihrer von Aphrodite und Peitho geführten Tochter
vontDschreitet, erscheint wiederum in reichlicher Gewandung (Ärmelchiton mit Diplois
deinem Epiblema) und handhabt abermals, indem sie ihn links, ganz ähnlich
^e die selinuntische Hera, emporzieht, einen Schleier, welcher jedoch nicht ihr
^pt bedeckt, sondern über die Schultern hangt und in Zickzackfalten vom und
hinten herabfällt. Im WesentHchen entsprechend bekleidet erscheint die zweite
t) Siehe m. Gesch. der griech. Plastik 2. Aufl. I. S. 163 Fig. 33.
b] Abgeb. bei Dodwell, Class. Tour through Greece Vol. H. p. 201, in dessen: Alcuni
^^■«»rilieTi deUa Grecia tav. 2—4 und in Gerhards Antiken Bildwerken Taf. 14—16. Wieder-
holt in den Denkm. d. a. Kunst I. No. 42 u. in m. Gesch. d. griech. Plast. 2. Aufl. I. S. 134
% IS und mehrfach sonst, s. Kekulö, Hebe S. 43. Anm. 1.
c) Vergl. Archftol. Zeitung von 1856 S. 201 f. und Kekul6 a. a. O. S. 44.
L
I I
r (!bkh I)
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,. ENTHICKfJ.rKC ÜKR ÜEBTALT U
IHEIU.
Hntrouu iu (lii'sum Hvlief, die iUrom von Atlieua geleiteten Sohne folgende Mutter
des Herakles , Älkmese und weder bei dieser niicli bei der Hera ist irgend ein
weiterer Sehmiick wabmchmbar noch aucli ist die Haltung vdd Scuptem vuraua-
KUsotzen.
Nicht ganz bo gering ist die Zahl der hieratisch-archatätisuhi-n Kelicfdarstel-
liiiigen, in welchen Hera vorkommt; hier die kleine LiBte:
No. 3. Pnteal im capitolin. Museum, jetzt in der Ki-(tftcn oboru üallfrif
lUitcr No. 76 aurgestellt'), s, Atlsia Tafel IX. No. 27.
No. 4. 8. g, Uorgbesiaclier Zwillfgiltteraltai-. jctil im Lonvrc'-J
a. Atlas Tafel I. No. 3.
No. 5. Viereckiger Altar mit dem Hoohzeitszugu den Ziua und
der Hörn tu dem Cafühnuse der Villa Albani"), s. Atlaa Tafel X.
No. (i. Ueliefplatte im Louvre. No. 321^). s. Atlaa Tafd HI. No. 1b,
Hier kommt vou den drei Porsouvn , welche die Darslellnng ausinachon , nur die-
jenige der Hern in Uetracht, deren Bedeutung durch die verseil iedenen Erklärungen
des Monumentes ") uiiuuge fochten geblieben ist tiud welche allein slilidtisrh hier
imtcr den .irehaiflirendon Mouuuieutcn in Frage kommen kanu.
No. 7. Dreiseitiger Candelaberfnß im Vatican'). s. Atla« Tafel IX.
No. 28'").
Diese Kclicfe, von llbrigeria sehr verscliicdonem Grade des Archaismus, welcher
in No. 3 am hitrfesten und in No. 7 am mildcsleii und, wie bei der vntaprecheudon
Figur des Zeus, kaum noch als solcher auftritt, auch in No. 5 sich in sehr engun
Grenzen bewegt, stimmen aus eben dieaem Grunde in der Art die Hera darzu-
stellen nicht mit einander Uberein, wohl aber unterscheiden sie sich in einigrn
nicht unwesentlichen Punkten allesaiumt von den echt alterlli (Im liehen Uildwerken.
So ist namentlich der Kopfsulirouck des Polos, Kalathos und Stephanog nicht ein
einziges Mal wiederholt; an seiuc Stelle Ist in No. 3, 4 und 7 die Stephane getre-
ten, welche ihrerseits in echt archaischen Bildwerken aller Classon nicht ein otit-
zigi's Mal nachgcwleaon werden kann ; in No. 5 besteht der Kopfschmuck dor
Göttin, der Situation angemessen, aus brtlntlicher MyrthenbekränEUDg, iu No. ti
»US einer einfachen Taoule. D»h Maar ist in No. 3 und i einfach ura die Ste-
phane zurllckgi-nommcn und hangt in No -1 gelöst und achücbl auf den Nacken
herab; jthnlich crscheiut es in No. 5 und 7 behandelt, nur daß es iu dem letztem^
Kelief hinten in den Kekryphalus zusammengefaßt ist und daß in No. 5
lange gedrehte Locken von dem Hinterhaupt^^' auf die Schnitem lierulifallen.
Locken wiederholen sich ähnlich, alier uicht gleich in No. 6, wo sich zu
eine Iteibe kürzerer gesellt, welche auf die Schüfe und auf die Stirn herabhange_j
und an die Haarbchandlung archnlscher Monumente, wie z. IV die zweite samisc^^B
Tcrracotto IV'ig. 4.b.), wenn auch nur entfernt, erinnern. Beibehalten aiu nr-hnlifh ^
Darstellungen ist der vom Haupte hcrabwuUende Schleier hi No. 3, 4 und 5, «-^«el
»J Sich« die Nacliw»>ung<:ii Bd. II. S. 22 Nu. i mit Naiv b
bj Siebe die Naohweivungpu b, k. O. No, 3 mit Note a.
cj Siehe di« NachwcisuiiKeii a. b. O. Nu. ft uil Nute c.
d) Siehe die Nuhwciiungen a. a. D. S, ITI Relief U mit Nute a.
) VvrgX. B4. II. S. S'ti AnmcTliung 11.1 und du du. AngefUhrto.
) Siehe die NBchwtiautiKen m. n. O. S. !'■ No fl mit Note d.
A
1 . DIB JENTWICKSLUNO DER GESTALT DER HERA IN DER ALTERTUOML. KUNST. 29
eher in der letzten Nummer als charakteristische Auszeichnung der Braut, in den
beiden ersten dagegen als Kennzeichen der Matrone gefaßt werden muß und sich daher
in No. 4 bei der Demeter ganz entsprechend wiederholt. In No. 3 und 4 wird
der Sehleier so wie in echt alterthttmlichen Monumenten (s. die Reliefe 1 und 2 nnd
▼gl. die argiver Terracotte Fig. 4. c.) von der Göttin mit der linken Hand gefaßt und
gelüftet oder erhoben, eine Bewegung, welche, so verschieden ihre Motivimng in
den versehiedenen Denkmälern sein mag, dennoch als charakteristisch oder als
typisch fiberkommen gelten darf^). In No. 7 ist ein fraulicher Kekryphalos an
die Stelle des das Haupt bedeckenden Schleiers getreten, doch liegt in diesem Relief
anf der linken Schulter und verhüllt den linken Arm der Göttin (wie in No. 3
den rechten) ein Himation, welches zugleich als ein herabg^littener oder gelegent-
lieh Aber das Haupt zu ziehender Schleier füglich gelten kann, und auch in No. 6
erhebt die Göttin mit der Rechten hinterwärts ein auf den Schultern liegendes
scbleierartiges Gewandstück. Völlig und reichlich bekleidet ist Hera in diesen
archaistischen Monumenten eben so ständig wie in den archarschen, wenngleich
die Art ihrer Gewandung wechselt. Am häufigsten erscheint als Untergewandung
an feinfaltiger Ärmelchiton (No. 4, 6, 7) wie in der argiver Terracotte, wogegen
in No. 5 die schönen Arme der XsoxcoXevo; '^Hpa kaum ohne Absicht bis an die
Schultern nackt aus dem Gewände hervorkommen und in No. 3 der rechte in den
Schleier gehüllt ist. Das Obergewand, welches in No. 4, 5 und 6 darüber gezogen
ist, wird man eher als Chlamys denn als Diplols bezeichnen dürfen, in No. 3 und
wihneheiniich auch in No. 7 fehlt eine solche und ist in No. 3 durch den Schleier,
in No. 7 durch das Himation ersetzt. Von Attributen kommt ausschließlich das
onfnche, nur mit einem Knopfe verzierte (in No. 4 auch ohne diesen] Scept^r in
No. 4— 7 vor, während in No 3 auch dieses fehlt; irgendwie bedeutsam verziert
ist es nie, obwohl dies für da9 Relief No. 5 nicht eben fern lag.
Vasengemälde.
Ungleich geringer, als man es denken sollte, ist die Ausbeute an charakte-
''stigehen Darstellungen der Hera in Vasengemälden der beiden Hauptclassen archal-
^hen Stils, mit schwarzen und mit lothen Figuren strenger Zeichnung, obwohl
^e Göttin keineswegs etwa selten dargestellt worden ist. Eine Hauptfundstätte
bilden schon* die zahlreichen Vasengemälde mit den verschiedenen Scenen des Paris-
^<^il8 nnd auch außerdem findet sich Hera oft genug, sei es mit Zeus, sei es
^^t anderen Göttern verbunden in mancherlei mythologischen Darstellungen. Allein
'^ hei weitem der Mehrzahl der Fälle geht ihrer Bildung, möge man nun die
Gestalt selbst oder ihre Attributausstattung in*s Auge fassen, jegliche Art von
^^^^^^^niktmstik ab, so sehr, daß man in den Darstellungen des Parisurteils hoch-
■*^M aus dem ihr in der alterthümlichen Kunst in der Regel gewährten Vortritt
^® überhaupt benennen kann^) und in vielen Fällen besser auf ihre Unterschei-
a) Vergl. auch Michaelis und Conze, Ann. dcU' Inst, von 1861 p. 17.
b) Vergl. nur z. B. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 72 (Hera mit Scepter n. Blume,
-^Phrodite ohne Scepter) III. Taf. 171 (Hera mit, Aphrodite ohne Scepter) ; Etrusk. u. Campan.
y*^nbb. Taf. 14 (ebenso); Brit. Mus. No. 451 (Hera mit. Aphrodite ohne Hauptbinde),
^' 524* (Hera ohne, Aphrodite mit einer Blume).
30 I. HI8T. ÜBlfiBSIOHT ÜBER DIB KÜNSTL. ENTWICKELUKO DßR GESTALT DER HERA.
dang von Aphrodite verzichtet*). Und dasselbe gilt von sonstigen Bildern ver-
schiedener Scenen. Nun würde es offenbar nichts als Ballast sein, von derartigen
Vasenbildem hier eine Liste aufzustellen und es sind deshalb in das folgende Ver-
zeichniß nur solche Darstellungen aufgenommen, in denen die Göttin auf irgend
eine, wenn auch die bescheidenste Weise charaktcrisirt und sicher erkennbar gemacht
ist, weil nur diese für die Frage nach der Entwickelung von Heras Gestalt in
alteräiflmlicher Kunst neben den Monumenten anderer Gattungen von Interesse sein
können. Die im Nachstehendon hervorgehobene Thatsache aber einer in deu mei-
sten Fftllen durchaus mangelnden oder unentwickelten Charakteristik der Göttin in
der alterthOmlichen Vasenmalerei verdient als solche alle Beachtung.
Verzeichniß von Vasenbildern mit Hera.
a) Schinrarzfigurige.
A. Francoisvase , Zug der Götter zu Peleus' und ThetU' Hochzeit, Hera neben Zeun
auf einem Viergespanne stehend, Mon. dell' Inst. IV. tav. 54 — 55.
B. Francoisrase, Hephaestos' Zurückfahrung in den Olymp, Hera thronend, Mon. deU*
Inat. a. a. O. toy. 56—57 (s. Atlas Taf. IX. No. 15).
C. Zeus und Hera neben einander thronend, Hermes, Dionysos und zwei Göttinnen,
Berlin Ko. 1692, Micali, Storia tav. Sl, £l. cöram. I 22.. Denkm. d. a. Kunst I. 10 (s. Atlas
Taf. IX. No. 16).
D. Götterrersammlung, Hera sitzend, Gerhard, Trinkschalcn Taf. 4—5.
£. Zeus, Herakles, Athena und Hermes; Hera (?) sitzend, Mon. ed Ann. dell' Inst.
1854 toT. 6 p. 47.
F. Parisurteil, Gerhard, Auserl. Vasenbb. III. 173, m. Gallerie heroischer Bildwerke
Taf. IX No. 4 (s. Atlas Taf. IX. No. 17).
G. Athenageburt, Mon. dell' Inst. III. 44, t\, cOram. I. 65. a (s. Atlas Taf. IX. No. 18).
H. Pa^surteil, Erbach'lche Vase, Creuzer, Deutsche Schriften 2. Abtheil. I. S. 23S
(»zweites E.'sches Vasenbild«).
I. ,, Manchen No. 1250 unedirt.
K. ,, ehemals Campana, Cataloghi del Mus. Camp. Scr. IV— VII. No 1151
mit beigeschriebenen Namen.
L. ,, Girgenti, in Politis Besitze, Welcker, Alte Denkm. V. S. 388 No. 22
unedirt. * ^
Parodisch.
M. „ Gerhard, Auserl. Vasenbbb. IH. 170.
(Vergl. noch: Gigantomachie, Bd. II. 8. 349 No. 13, Atla.s Taf. IV. No. S.)
b) Buntfarbig.
N. Manchen No. 336, Abhh. d. mQnch. Akad. phil.-hist. Classe -Bd. IV Abth. I. Taf. 3
(8. AUaa Taf. IX. No. 19).
c) Rothfigurige.
a. Pftrisurteil, Kylix des Brygos, Mon. ed Ann. dell' Inst. IH.'ie tav. 14 (s. Atlas Taf. IX.
No. 20).
b. „ Welcker. Alte Denkm. V. Taf. A No I, S. 394 f No. 4S (s. AUaa Taf. IX.
No. 21).
c. Athenageburt, tl. c^ram. I. pl. 63, vergl. Gerhard, Auserl. Vasenbb I. S. 204.
a) So nur z. B. in der Kylix des Xenoklee, R. liochette Mon. in6d. pl. 49. ] ; Gerhard.
Auerl. Vasenbb. Taf. 71, Taf. 172; Elite cöramograph. I. 81; m. (iall. heroischer Bildwerke
Taf. IX. No. 5, No. 6; München, Jahn, Verzeichniß No. 101 , No. 107. No 13«, No. 773;
Brit. Mus. No. 513, No. 5S2. vergl. auch Welcker. Alte Denkm. V. 8. 377.
1. DIR BNTWICKSLÜNO DER GESTALT DER HERA IN DER ALTERTHOmL. KÜKST. 31
d. Brnsorteil, Gerhard, Trinkschalen u. GeüSk Taf. 11—12, m. Oall. heroischer Bild-
werke Taf. X. No 4 («. Atlas Taf. IX. No. 22).
e. „ Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 32, m. Call, heroischer Bildw. Taf. X.
No. 1, Welcker, Alte Denkm. V. Taf. a No. 2.
f. „ Gerhard, Auserl. Vasenbb. III. Taf. 174-175, m. Gall. heroischer Bildw
Taf. IX. No. 8 (8. AÜas Taf. IX. No. 23) ;
g. „ Gerhard, Auerl. Vasenbb. III. Taf. 176, Welcker. Alte Denkm. V. Taf. A
" No. 3 (s. Atlas Taf. IX. No. 24).
h. Hera und Prometheus, Mon. delV Inst. Vol. V. tav. 3), Denkm. d. a. Kunst II. No. 834
(8. Atlas Taf. IX. No. 25) .
i. Qöttenrersammlung, Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 7. *
k. „ Mon. deir Inst. Vol. VI. tav. 5S. 2, Welcker, Alte Denkm. V.
Taf. 24 a.
1. „ Mon. deU' Inst. Vol. VI. tav. 58. 1, Welcker. Alte Denkm. V.
Taf. 24 b.
Wenn, wie Bd. II. S. 28 f. nachgewiesen worden ist, die Merkmale des Zeus
in der alterthflmlichen Kunst sich auf ein bescheidenes Maß beschränken und von
emer Charakteristik der Persönlichkeit des Gottes kaum gesprochen werden kann,
80 gilt dies von Hera in noch ungleich höherem Grade. Bei Zeus konnte doch,
was die persönliche Charakteristik anlangt, wenigstens das reife Mannesalter, ferner
das lange Haar, der Bart, in einer kleinem Anzahl von Monumenten (Reliefen
und MOnzen) die in gediegener natürlicher Kraft dargestellte Körperbildnng geltend
gemacht werden, zu welchen Dingen sich dann noch die Gewandung gesellt. Von
iflea dergleichen Merkmalen kann bei Hera so gut wie gar keine Rede sein. Bei
dnem Weibe die Altersstufe, den Unterschied mädchenhafter und franenhafter
Gesichts- und Körperbildung zur Anschauung zu bringen, fehlen der alterthflm-
liehen Kunst, der Vasenmalerei zumal, die Mittel durchaus und somit ist es un-
iQöglieh, in deren Monumenten die Ycrschiedenen Göttinnen, Venn überhaupt, anders,
als nach den Attributen oder nach äußeren Umständen zu unterscheiden, und
Qemlieh dasselbe gilt von der Gewandung oder Bekleidung. Zahlreiche Darstel-
ioBgen des Parisurteils, in denen zwischen Hera und Aphrodite kein Unterschied
ist, wenigstens kein für die eine oder die andere Göttin bezeichnender, bieten die
Belege, welche man durch die sämmtlichen Göttinnen und Nymphe der Fran9oiS'
^^ vermehren kann. In schwarzfigurigen Vasenbildem fehlt Hera durchgängig
ngar der Schleier, mit welchem sie nicht blos in der samischen Statue, sondern
auch m mehren Terracotten (s. Fig. 4) in dem echt alterthttmlichen Relief
^ Selinus (Relief 1), in demjenigen des korinthischen Peristomion (Relief 2),
^eh in mehren archaistischen (Reliefe 3, 4, 5) ausgestattet ist, und welcher in
^ Prodacten des reifem Archaismus in der Keramographie , in den Vasenbildem
^t rothen Figuren, deren Stil und Zeit derjenigen der selinuntischen Metope, um
nur dies unbestritten echte* Denkmal des reifen Archaismus zu nennen, nicht
lern steht, wenn auch nicht in consequenter Weise festgehalten wiederum erscheint
(s- Vasen a — c, g — h) . Das parodische Vasenbild M ist das einzige schwarzfigurige,
^elehes eine Ausnahme macht; sowie aber die gewaltige weißgemalte Perücke
^ Zeos in demselben Vasenbilde beweist, daß dessen Maler die mächtigen Locken-
i^luien des Zeus in späterer Kunst kannte und parodisch wiederholte (s. Band H.
^- 30), 80 kann auch der übermäßige, roth gemalte Schleier, welcher die in Rede
32 I. IltST. CB^IBBICHT UHER niK KCNBTC. ENTWICRELONn I)KR IIKSTALT DER HERA.
stnheude Hern einhfllll und der mit koiniacli wirkender Koketterie von ibr geliaud-
habt wird, tiiir fttr eine Parodie eines für llei'H in reiferer Knust charakteristisch
gewordenen Bekleidungsstückes gciteu, beweist aber nicht entfernt, daß demelbc
auch (ichon in ältester Kunst allgemeiner, ala wir es nachweiuen krinnen, verwendet
worden wäre. Endlich in(!ge auch das noch erwähnt werden, daß wiüirend in
späterer Vasenmalerei Hern, weniigleicli nicht mit Vorliebe, so doeh nicht selten
und mehrfach, wie z. B. bei Parisurthoilen, mit klarster Absich tlichkeit nnd xii
besonderer Charakteriairnng der KSnigin, sitzend mier thronend dargestellt wird,
dies in der ültcston Periode, in den Vasen mit schwarzen Pignreu sehr selten
geschieht, im obigen Verzeichnis hei C nnd D; denn bei B (auf dem Bilde mit
Hephaestos' Rückführung auf der Frangoisvase] hat da» Thronen der Hvra (im
Fosselstnhle des Hephaestos) seine besondere Bcgrllndung im Mythus und in E ist
ilera wenigstens nicht sicher. Aber auch außerhalb dieses kleinen Kreises wird
man sehr selten Beispiele Guden ") . Etwas zahlreicher sind sie abermals in den
rothfigurigeu VasenbilderD, z. B. in h — 1 der vorstehenden List«, zn denen noch
einzelne weitere Beispiele kommen mögen''), welche aber die Thatsauhe verhMt-
nißmäßig großer Seltenheit nicht ändern.
Demnach bleiben in der llaiiptaache die Attribute Qbrig, welche hier im
Zusammenhange mit Allem , was wir über Heraattribute der archaischen Kunst
wissen, besprochen werden mögen. In BetrofT der Vasenbilder ist allerdings hi«
voraus zu bemerken nötliig, daß auf keinen Fall alle diejenigen Cicgenstllnde, mit
welchuu Hera in Darstellungen das Parisnrteils ausgestattet erscheint, als wirklich
ihre Atlribnte gelten dürfen; Zweige und Blumen, wolcho die OSttiu bei dieser
Gelegenheit handhabt (z. B. in H nnd K), können als solche füglich nicht gelten,
sind vielmehr Dinge, deren sich die Ofittin. wie es in anderen Beispielen ihrti
Nebenbuhlerinnen thnii. bedient, um sich zu achmDcken und vor Paris schAn xn
erscheinen. Man wllr<Ie also gewiß irren, wenn mau sie irgendwie mit dem Bei-
namen 'Avlhi'a der Hera in Zusammenhang brächte'') oder an die im Cnitua der
Göttin gebrauchten Blumen und Zweige erinnern wollte''). Und somit bleibt auch
hier nicht Vieles übrig, am weni|raten von solchen Attributen, welche als regcl-
m.lßige gelten können.
Ob man zu diesen die Taonie rechnen soll, mit welclier das Haar der üiMtin
nicht eben selten (B^ H, J. K; dann d. c, h, i, I) geschiuüekt ist. muß zweifelhaft
erBcheinen. nicht minder gilt dies von dem in Ü und ß vorhandenen feinblJLtterigvn
Kranze. Sicher dagegen muß hier der Kalathos oder hohe ätephauos gr-
nannt werden, den wir, wenn auch in vei'schiedener Gestalt und bald Nchliehlt-r.
bald reicher oraanientirt, bei Her» in dem Parisurtlieil F'^'J und in der Atheuagohnrt (>
sowie in dem IKust^Tbilde N finden, da ja gerade dieser IlaupLsebmuck der Gßtti»
st<-h in den alten statuarisehen Darstellungen nnd ihren Nachhildimgen |ul>en S. 13^
wiederiioll nnd nicht minder, wenngleich in mehr zusammengezogener Oeat«
n) Vetgl. auch Lcnn
b) Vergl. El. einm
No 21{l tt. b. (14Sj
v) Wie die« Oerlinnl, Auierl. Vnnenhb III
A) Vm«1. «oeh Wclckpr, Alte Dcnkm V.
Vm* 4 den Veraeictiniiine«, wn «1U> iln-i H'.ttinc
de Witte. El. c6inm. I. p. 41
riPThnnl , ItAppoTto volccnte,
ihildimgen |ul>en S. 13^^_
ncngczogener OeBtaHa^^^^
Ann. III r H^^H
dir Kylii dm tBl^^M
linlloi J^^P
I . DIE EMTWlCKfiLUNG DER GESTALT OfiR HERA IN DER ALTERTHOML. KUNST. 33
ein Sclimilckatflck wirkend und sicher nur noch als Stephanos zu bezeichnen in
den rothfignrigen Vasenbildem g und 1, während ihn eines, f, sogar in vollstän-
diger Scheffelform, wenn anch reichlich omamentirt, als richtigen Kalathos be-
wahrt hat. Daß wir Hera in Vasengemälden nicht noch häufiger mit diesem
Attribut ausgestattet finden, hat offenbar seinen Grund darin, daß dasselbe hieratisch
bedeutsam ist, während die meisten dieser Bilder hieratischem Charakter fem stehn
und die Göttin in sagenhaft begründeten Situationen vorführen, was am meisten
vom Parisnrteile gilt. In solchen Situationen die Göttin mit einem in ihrem Gultus
bedeutsamen Attribut auszustatten, war kaum passend und man kann daher wohl
sagen, es zenge von natürlichem Takte der Vasenmaler, daß es überhaupt so selten
geschehn und, wo es der Fall ist, in einer Weise, welche das Attribut als Schmuck
erscheinen läßt. Dies ist durchaus so in den sämmtlichen rothfigurigen Vasen,
hüchstens etwa f ausgenommen, während unter den schwarzfigurigen Bildern F,
das einzige Parisurteil, in dem Hera den Kalathos trägt, auffallend genug hervor-
stieht, w<^egen die Hera in G dem hieratischen Typus wenigstens nicht fem steht
uid das schöne und merkwürdige farbige Bild N, welches auch die Göttin völlig
handlungslos darstellt, durchaus den Eindruck eines im eigentlichen Sinne hierati-
schen Bildwerkes macht*), in welchem symbolisch bedeutsamer und aus Cliltus-
tndition herstammender Schmuck vollkommen am Ort ist. Der Herakopf dieses
Gemäldes ist es denn auch, welcher in den, ohne Zweifel Cnltustypen entlohnten
Heraköpfen auf Münzen von Elis, Argos u. a. Städten seine allernächsten Analogien
findet.
Nächstdem ist mit ein paar Worten des Scepters zu gedenken, das Hera
in den schwarzfigurigen Vasen der oben stehenden kleinen Liste allerdings nur aus-
nahmsweise (I) , wohl aber in anderen , obgleich nicht allzu häufig führt und auf
^, wenn man alle Fälle überblickt, schwerlich irgend ein Gewicht zu legen ist.
£her könnte man sein Fehlen als Regel hinstellen, während sich dies in den roth-
figurigen Vasenbildem umkehrt, in welchen Hera nur ausnahmsweise (c, i) ohne
^ Seepter erscheint, welches sie in den meisten Fällen gewiß als Königin des
Olympos charakterisiren soll, ohne diese Bedeutung immer zu haben. Dies beweist
der Umstand, daß auch andere Göttinen mjt demselben Attribut ausgestattet sind,
wenngleich selten in solchen Bildern, in denen Hera das Seepter führt. Der
Ueratischen Hera von N fehlt dasselbe natürlich nicht und hier ist es gewiß auch als
Meutsam aufzufassen. Auf die Ausschmückung des Scepters, welches bald als
guz schlichter Stab erscheint, bald mit verschieden gestalteten Knäufen versehn,
ttur selten (N und a) an seinem Schafte (mit einem schräg umlaufenden Baude)
ornamentirt ist, scheint keinerlei Gewicht zu fallen, so offc anch die blumen- oder
Abwegs granatapfel- oder apfelförmigen Knäufe in früheren Erklärungen der ein-
z^en Bilder mit mehr oder weniger Nachdruck als bedeutsam hervorgehoben wor-
den sein m(^en.
Wenden wir uns zu den ungewöhnlichen Attributen, so möge es erlaubt
^in, mit dem was wir in Vasenbildem finden dasjenige zusammenzustellen, was
^ anderweitig überliefert wird und bereits früher im Einzelnen seines Ortes be-
^ worden ist.
a) »Nach einem merkwUrdigcn alten Gottesbildoi sagt Wclcker, Griech. Götterl. 11. 8. 32S.
Orerbeck, Kanstmythologie. III. '^
M I. II18T CllKKUiCUT miKll IJIK KOnHTI,. KNTWlCKKI.UNft »KB 0K8TALT RKK HKKA.
Untt;r ilru kun llvm in Viis«iiliildoni mil ÜHrstclIungeii des PurisUrl«!!» ^e-
liflltviiMi UcguiisUliidi'ii ist lue einige Male in den rothfigurigen Bildern unaerur
Liflt« (u und g] und ebenxu in einigen spfllerun GeiuäldeD vorkommende frucbt
um HO weniger sicher als bedentsam attributiv zu faSHOu, je weniger gewiß die
Nfttur dieser Fruclit sich bestintmeu litBt. Sie ist mehrfach*) als Granatapfel ge-
deutet and als fUr Hera boxeich ueiides Attribut, welches Jn auch l'{)lyklets Statne
in der llajid hielt, augeHprocheu wurden, doch ist die vermöge der Blflthe oder des
Kclehrostes :iuf der Frucht sehr leicht zu buKeicIinende und auch in alten Kunsl-
wcrktni sehr bestimmt hexeich uett^^ Furm des (irnnatapfels iu Jen in Rede stehenden
Bilderu Nichts weniger aU unsweifelbaft gegeben und der Qedunke. es sei hier
vielmehr ein Ajifel oder iiuch eine Quitte gemeint , liegt lüeht ebi^n ferner. Nur
iluß man siJiwerlieh au den Erisapfol wird denken dtlrfen *'} , welcher iu der KnoHl
flberhaupt erst spüler mit Siclierhuit uachgewiesen werden kaini'^}. sondern sich viel-
mehr an die hocIiEeitlicJie Uedeutuiig von Qnitte und Apfel '') %\\ halten haben wird.
In der llaud der Hera als Ehegöttin wdi-de ein solclies Attnbut einen passenden
Platü linden und demnach als für sie bezeichnend (wie der Granatapfel), nicht aus
der Situation zu erklären sein.
Ein anderes auf Uuehzeit, Liebe und b^hc bezilglielies Attrihut der Ileni waren
ühne Zweifel die Sirenen, welche die Göttin in dem alten Bilde von Pythodvros
von Theben in Koroneia (s. oben 8. 1 2j auf der Hand trug, insofern aus deren
auuh sonst naehweisbarum aphrudiaisehen Charakter leicht eine Beziehung anr Ehe
und insbesondere zur Kindeniueht liervorgehn kouute*).
Die Ehegiittin Hera oder genauer die Vorsteherin der Geburten geht femer
unter den litterariach überlieferten Attributen die Schcere an, welche ihr altes
Bild in Argoa in der Hand gehalten haben soll (s. obeji 8. II). Denn die Brkll-
ruug dioscH Attribut«» bei den spilteu antiken Autoren, welche von demselben redca
[s. eben n. a. 0. Note e), ist augenflchelulicb und uAuhgewieseuermaBen falsch n&d
die Beziehung desselben auf die Geburt, dm Abschneiden des Nabelstrauge«, welche
die ueuero Forschung au die Stelle gesetzt hat') dtlrftc ohne Zweifel das Hichtigr
tretTon. Als Eiloithyia galt Hern in Argos ja uhneliin [*. oben S. I'.l). Anf HOnson,
welche Hera mit der Scheuru zeigen soll zurückgekommen werden.
Uie LauEe, welche Hera'") iu dem Vasenbilde C anstatt des Sceptert in
der Uand hält, ist nicht leicht zu erklaren, um so weniger je Ungewisser die Uea-
von Wclcker, A]Ip Uciikm. V. S. »»41,
*) »a fQt die Vüseiiliilder v und i; ua»ii
No. 4B und 50.
b) Wie dina Uethwd. Ausvrl. Vasenlib. 111. ä Uä, inil BetiehiuiK auf dw Bild g Uiot.
(!) Ve^l- Welck«, Alte Dcnkm. V. 3 'AVi f, m. linll lien.isclier IlildwerkB S. 213 f.
Note TU; wegen des Bildea Nu. &7 Akt Wclvker'achen Li»te a. Heibig. Ann. drL' IiiM. *nik
18011 p. 4^(1 *q<j.
d) Vorgl. Hermann, Griech PrivBlallcrlh. 2. AiiH von r^iark ^ .il IM und il» hier toi»
ueuvren Dchiiften »ngefuhrle.
e) Vorgl. Stephaoi, Compte-rond. de la viioim, imp. uch, pnut I'anu6u ISttß S. 6Ü nod
«Ol dicBor im weitem Uiurang tlber die Bedeutung der Sirentn geiammelt bot, •. aueli Weldter.
ütiech, OAttcrl. 11. S. 33ä und Tlo, TU. S. t<>t f. : nnders, nbuc iihwcrlivb liohlig dcuict
Prullvr, Driecli. Hylhol 2. Aufl. I, 8, 135 Anin 1 dieso Siruncn,
fi Welcker, kleine HohriRcn III. » 11)11 und Säl , Uriech. Üültorl I. *. 3*1. Prrll«
■ ■ U. Andin Wwflelai in Pftuljra Kealencyclop. IV. S h&h (Abuchnviditn d« Dnutlorkrl
1 . »IE KMTWICKKLUNU DER GESTALT DER HERA IN DER ALTERTUÜML. KUNST. 35
tuiig des gansen Bildes ist, in welchem diese Figur vorkommt ^^j. Wer geneigt
sein mdehte, an den Beinamen 'OitXoap.(a zu denken, welchen Lykophron*) für
Aigos flberliefert, der wird sich zu fragen haben, ob dieser Beiname sich nicht
eher auf einen Schild, mit welchem die Göttin ausgestattet gewesen sein mag^),
als aufweinen Speer beziehe und ob der letztere allein geeignet erscheine, den ge-
nannten Beinamen bildlich zu vertreten ^^). Denke man hierüber wie man will, auf
kernen Fall ist es gerathen, eine im Übrigen wenn nicht unzweifelhafte, so doch
im höchsten Grade wahrscheinliche Hera (s. Anm. 22) nur deshalb mit einem
andern Namen zu belegen, weil man den in Ueras Hand allerdings ungewöhnlichen
Speer nicht zu erklären vermag.
Nicht minder zweifelhaft ist die Bedeutung des Löwen, welcher der Hera
des Parisurteils L vorangeht. Welcker^) bezieht denselben auf die Herrschaft von
Asien, welche Hera dem Paris versprach, falls er fOr sie entscheiden würde und
beruft sich dabei auf die Analogie der in Gerhards Antiken Bildwerken Taf. 33
abgebildeten^) Vase, welche ihrem Stile nach nicht mehr in die obige Liste gehört.
Hier trägt Hera einen klein gebildeten, liegenden Löwen auf der Hand wie Athena
mea Helm und Aphrodite einen Eros, welchen sie Paris darbietet und es kann in
der That kaum bezweifelt werden, daß in diesem Falle mit diesen Gegenständen
die symbolischen Gaben oder Versprechungen der Göttinen an Paris (Herrschaft,
Kriegsruhm, Liebe) gemeint seien. Es fragt sich aber, ob hiedurch auch das ver-
schiedene Vorkommen des Löwen in dem schwarzfigurigen Bilde L sich erklären,
ob die Analogie sich als eine wirkliche anerkennen lasse, wie Welcker allerdings
behauptet. Und das ist mindestens zweifelhaft, da sich die Blume, welche Aphrodite
and die Eule, welche Athena nach Welckers Beschreibung in diesem Vasenbilde
tragen, kaum als Ausdrücke für die Geschenke der Göttinen werden erklären lassen.
Damit soll nicht gesagt sein, daß Preller®) das Richtige treffe, wenn er in Bezie-
bong auf den Löwen des Bildes h an den homerischen Vers (II. XXI. 483)
erinnert und denselben auf die Todesgefahr bei der unter Heras Einflüssen stehenden
Gebart beziehn will ; im Gegentheil für diesen Fall scheint das aus mehren Gründen
irrig und ob eine solche Erklärung die Bedeutung des Bildes L treffen würde ist
kaum minder zweifelhaft, da es sich in demselben um Alles eher, als um Geburt
oad Todesgefahr der Gebärenden handelt. Man müßte das Bild, welches leider
Qaedirt ist, selbst gesehn haben, um entscheiden zu können, ob sich der Löwe in
demselben nicht am besten aus orientalischen Reminiscenzen erklären wird, insofern
^e von Pseudo-Lukian ') mehrfach mit Hera identificirte f'HpTi t] AaaopfT]) syrische
Oöttm das Löwenattribut hat. Denn die Erinnerung an die Angabe des Tertullian ') ,
^ Bild der Hera habe eine Löwenhaut unter den Füßen gehabt, was auf die
a) Ljcophron, Alexandra ys. 614; ts. 858 geht die Lakinia an.
b) Vergl, Welcker, Griech. Götterl. I. S. 383.
t) Alte Denkm. V. S. 388 vergl. 398.
d) In m. Oall. heroischer Bildwerke Taf. X. No. 3 wiederholt.
e) Griech. Mythol. 2. Aufl. I. S. 135 Note 1.
fj Lucian. de dea Syria p. 451, 462, 477.
g) Tertull: de £oron. 7 ; wegen der Glaubwürdigkeit dieser Angabe vergl. Welcker,
^nech. Götterl. II. S. 320 Note und siehe unten S. 43.
3*
36 I. III8T. ÜBEB8ICHT ÜBER DI£ KÜN8TL. ENTWICKKLUNO DER GESTALT DER HERA.
Feindschaft gegen Herakles und Dionysos gedeutet wird, führt kaum weiter und
eben so wenig der Umstand, daß auf samischen Mfinzen^) mit dem Herabild auf
der einen, ein Löwenkopf oder dessen Exuvien auf der andern Seite verbunden
ist. Denn diese bloße Thatsache würde ein Unerklärtes zur Erklärung eines andern
darbieten und an eine innere Beziehung des Avers- und Reversbildes dieser Mttnzen
zu einander ist wohl überhaupt um so weniger zu denken, als dieselbe Combination
eines Löwen mit anderen Gottlieiten (z. B. mit Aphrodite auf Mttnzen von Rnidos^)
sich in anderen Münzen wiederholt. Auf keinen Fall aber ist die innerliehe Be-
ziehung, falls eine solche dennoch stattfinden sollte, bisher erklärt. Glaubt man
also die angedeuteten orientalischen Einflüsse, welche ja bei einer bedeutenden
Classe altgriechischer Vasenmalereien zu bekannt und allgemein anerkannt sind, als
daß es nöthig wäre sie hier näher nachzuweisen, welche sich aber unter Anderem
auch in der Beigesellung von Thieren zu mehren Gottheiten offenbaren, glaubt man
diese Einflüsse im vorliegenden Falle nicht annehmen zu dürfen, so wird man die
Welckerschc Ansicht, daß in dem Löwen bei Hera ein Symbol der Herrschaft
gegeben sei, wohl als die vergleichsweise wahrscheinlichste anzuerkennen haben,
nur daß es dann wiederum sehr zweifelhaft wird, ob man dies Thier als ein wirk-
liches Attribut der Hera zu betrachten oder vielmehr dasselbe wie in dem als
Parallele angeführten Vasenbilde aus der Gesammtheit des dargestellten Gegenstan-
des, eben wie dies Welcker that, zu erklären haben wird.
ZWEITES CAPITEL.
Wer schuf das Idealbild der Heraf
Die Heradarstellungen der Blüthezeit und der Naohblüthe der
griechischen Kunst.
Hom.
jährend das diesem entsprechende zweite Capitel der Kunstmythologie des
Zeus überschrieben werden konnte : das Idealbild des Zeus, der Zeus des Phidi»,
insofern es, trotz der mannigfaltigen Umwandelungen des Zeusideales durch die
Hand der auf Phidhis folgenden Künstler, wahr bleibt, daß Phidias es war, welcker
in seinem olympischen Zeus das erste vollendete und mustergiltige IdealbUd des
höchsten Gottes aufstellte, ein Bild von so zwingender Wahrheit nnd VoUendini^,
daß Dio Chrysostomus^) von ihm sagen konnte, Niemand, der es geaehn, ktae
sich leicht von Zeus eine andere Vorstellung machen, womit andere Ausaprflebe
a) Siehe Mionuct, Descript. III. 2S0 sq. 137—151.. '
b) Siehe Mionnet, a. a. O 339. 202 sqq.
e) Dio Chrysost. Orat. XII. 53 p. 241 Empcr. cu U ^e (Phidias) l«x"' ^^ ^^
xrti 5*^v£Xe^; t9)v 'KXXdSa rpd»Tov freixa to^c <JXXoi»c xtp^e t<m «pdojAiTi, ^e9Tc£oiov wl Xa|i«p'
dnohti^m, (I)c |XT]^£va tws {o^vtwv oö^av ixipns ixt Xaßciv j^^^toc*
2. DOS H£BADAR8T£LLUNG£M DKR BLÜTUE- UND NACilBLÜTHEZElT D. GR. KUN8T. 37
dem Wesen nach übereinstimiDeD, sind wir nicht im Stande den Urheber des ersten
vollendeten und mnstergiltigen Idealbildes der Hera mit gleicher oder nur annähernd
ihnlicher Bestimmtheit zu nennen und es muß mit allem Nachdrucke darauf be>
standen werden, daß dieses Capitel zu uberst nur mit der Frage nach dem Urheber
des kanonischen Ideales der Hera überschrieben werden konnte. Und während bei
Zeos diejenigen Künstler , welche nach Phidias liauptsächlich .au der Erneuerung
and Fortbildung des Idealtypus thätig gewesen sind, in einem eigenen dritten
Capitel znr Obersicht gebracht werden konnten, müssen die Künstler der Blüthe-
seit, welche Hera darstellten, gleich alle in diesem zweiten Capitel besprochen
w^en, • weil keinem von ihnen ein überwiegend maßgebender Einfluß auf die Ge-
staltong des Idealtypus dieser Göttin von vom herein zugesprochen und eben so
wenig ein bestimmender Einfluß einem derselben von vom herein abgesprochen
werden kann.
Diese Behauptungen stehn freilich un Widerspruch mit dem was, ob noch in
der Gegenwart mag dahinstehn, aber jedenfalls mit dem was bis vor gar nicht
lange verflossener Zeit so ziemlich allgemein als ausgemachte Wahrheit galt. Denn
es war durchaus gewöhnlich geworden, auf die Frage: wer schuf das Ideal der
Hera? ebenso mit dem Namen des Polyklet zu antworten wie auf die entsprechende
Frage bei Zeus mit dem des Phidias. Allerdings hat die Bestimmtheit dieser Ant-
wort m der neuesten Zeit in bemerkenswertlier Weis^ abgenommen und man dürfte
sie von keinem derjenigen, welche mit den neueren Untersuchungen und Erörte-
nmgen vertraut sind, jetzt noch mit derselben Unbefangenheit geben hören, wie
äe Mher schlankweg gegeben wurde; es wird aber die Aufgabe dieses Capitels
und der beiden folgenden sein, nachzuweisen, in wie hohem Grade berechtigt jene
Zurflckbaltung in der Beantwortung der Frage nach dem Urheber des classischen
Heraideales m der That sei.
Beginnen wir damit, darauf aufmerksam zu macheu, daß die Frage: wer
schuf das Idealbild der Hera? zwei Theile umfaßt und erst dann als gelöst be-
frachtet werden kann, wenn auf diese beiden, mit einander auf das engste und
^trennbarste zusammenhangenden Theile die Antwort gegeben werden kann.
^nkn» nämlich handelt es sich dämm den Namen des Künstlers zu kennen, von
Welchem etwa der kanonische Idealtypus der Hera in dem Sinne begründet worden
Wäre, wie derjenige des Zeus von Phidias und zweiti^ns müssen wir wenigstens mit
^em Maße von Sicherheit, welches uns für den Zeus des Phidias die beiden elelfschen
Hauen (s. Bd. II. S. 35 f., Münztafel I. No. 31, MUnztafei II. No. 4) in die
Hand geben, wissen, wie beschaffen dieser Idealtypus war, um danach ermessen
>Q tonnen, in welchem Verhältniß derselbe zu den erhaltenen Idealdarstellungen der
Qöttm stehe ; denn ohne diese zweite Wisscuschaft bleibt die Nennung eines Künstlcr-
oamens ziemlich werthlos, eiteler Schall.
Nun könnte man freilich sagen : wissen wir einmal, daß der und der Künstler
den Idealtypus der Hera als den kanonischen feststellte oder daß er das erste voU-
^iMlete und mustergiltige Bild der Göttin schuf, so folge daraus, daß wir sein Werk,
^ was er erreichte und dessen Einfluß in dem zu erkennen haben, was im Hera-
ideal eben kanonisch, typisch sei oder was wenigstens die gemeinsame Grundlage
^^ erhaltenen Darstellungen , trotz allen in denselben vorliegenden Verschieden-
heiten, soweit diese nicht, wie bei Zeus, auf nachweisbar besonderen Cultusanschau-
38 I. BIST. rWERBICHT TBEK DIE XPNSTL. ENTWlCKELUNfi [»EH flESTAl-T Hl'R llER.l.
uDgen bonihen. bilde, mit einem Worte in denjenigen Elementen der OeeUltimg.
welche uns in den Stand setzen, eine Darstellung der Hera uberhiiiipt zii erkennen
imi] von der Darstelinng einer andern Göttin zu unterscheiden. Dies scheint in
der Tliat als lugischer SchlaB aus dem We»en nnd Begriffe des kanonischen Ideiil-
typus zu fließen, so wie diesen Begriff grade in Beziehung auf das in Frage atchemle
Ideal der Hera mit aller SchXrfe nnd Klarheit Bninu ') ansgesproolien bat in den
Worten: dicendn che Policleto dett« il vero ideale di Giunone null' altro si vuol
intendere, se non che egii per il primo effigift !a dea in tale con-
formitA colla intinia natura di lei, che altri doppo di lui da qnel
prototipo non potev&no allontanarsi, siccome da modello nun arbi-
trarie, ma noeessario. Und doch stehn diese Worte in einem Aufsatz, in
welchem Brunn darauf ausgeht, den von Polyhlet angcblirb festgestellten Idealljpns
der Hera in einer Büste (der Farnesischen in Neapel, st. unten Cap. IV. No. \\
nachzuweisen . welche , wenn sie unter den erhaltenen Daratellungen der Gßttin
auch nicht völlig vereinzelt dasteht, insofern von ihr einige Wiederholungen (Copien,
s. a. 0. No. 1 a. b. e.) nachweisbar sind, dennoeli, wenn man so sagen darf, sich auf
dem einen Äußersten Flllgel der ganzen Keihe befindet und bei der, nach Allem
was neuerdings Ober dieselbe geschrieben worden ist, d()ch noch genau und unbe-
fangen untersucht werden muß, in wie weit die In ihr gegebenen bestimmenden
Züge die Grundlage der weitaus grüßten Mehrzahl der erhaltenen Darstellungen
der Göttin bilden und in welchem Maße diese sich aus jener ableiten lass«*n , in
wiefern also, falls sie in der Thnt unter allen erhaltenen Darstellungen dem Origi-
nale Polyklets am nächsten steht , dieses Original als das maßgebende Miigtrrhild
in dem von Brunn entwickelten Sinne gelten könne.
Es wird wohl schon hieraus allein hervorgehn , wie wünschen sw er Ih , ja wie
nothwendig es sei, auf die Frage : wer schuf das Ideal der HeraT nicht hhi« mli
einem Künstlernamen zu antworten, sondern, so weit dies nur irgend mOgUeh i^t.
auch mit dem Nachweise, wie beschalTen dieser Idealtypus gewesen sei
Dazu kommt aber sofort nocli ein Anderes. Auch wenn es t-ich nur um den
Künstlernamen handelt ist nicht erst seit der allerneuesten Zeit die, neuerdings sieh
allerdings immer mehr versMrkende Ansicht aurgot«ucht, es möehte das Heraideal,
wie wir es als typisch und kanonisch kennen, nicht, wie dasjeuige des Zeus hanpt —
sXehlirli aus dem Geist und der Hnnd des Phidias. aus dem Geist und der llaniAi
eines Meisters hervorgegangen, sondern neben und nach diesem ein zweirer mnlt^H
oder weniger weBentlicli an der Feststellung und Ausbildung demselben ln-th eilig— ■
gewesen sein. Um eoncret zu sprechen : wahrend die allgemeine Meinung (t^^m
einstimmig bis zur neuesten Zeit dem Polyklet die Urheberschaft des kanonjaoht^^m
Ideales der Hera zusprach^''], ist neuestcus vou mehr als einer Seile i'') neben l^^j-
lyklet insbesondere Prmiteles als an demselben betheiligt genannt worden ~Ha
wiefern und in welchem Grade dies der Fall gewesen sei, ist also zu untersuche:^» ,-
aber auch hierbei darf nicht stehn gebliehen werden ; kann man nach antiken Zeug-
nissen einmal nicht mit Bestimmtheit aussprechen, daß Polyklet das llcraideal fo
seinen dauernden nnd wesentliehtrn GriuidzflgCn feststellte — und man kann «ta«
nicht, wie weiterhin gezeigt werden soll — , so tritt nicht allein PriaileleSj
2. DIE U£RADAR8TEIJLUN0£N DER BLÜTHE- UND NACUBLÜTUEZEIT D. GU. KUNST. 39
treten mdglichel^eise »uch noch andere Künstler mit Ansprüchen auf, die man
ohne Weiteres nicht abweisen kann. Es wird also auf eine allgemeinere historische
Untersuchung über die Künstler der Blttthe- und Nachblüthezeit ankommen, welche
sieh mit Darstellungen der Hera befaßt haben, und darauf, zunächst ganz objectiv
zorasehn, was wir von jedem dieser Werke wissen und über den Kunstcharakter
der betreffenden Meister feststellen können, um danach zu ermessen, welchen An-
tiieil ein jeder derselben an der Ausbildung des Heratypus gehabt haben und wie
sieh sein Werk zu den auf uns gekommenen Darstellungai der Göttin — zu allen
oder zu einzelnen — etwa verhalten möge.
Den Reigen zu ftlhren haben der große Phidias und dessen Schule ^7). Frei-
lieh ist eine Herastatue von der Hand des Meisters durch Tzetzes*) zu schlecht
beiengt, als daß wir auf diese Nachricht irgendwelche Schlüsse bauen könnten,
^e Beliefdarstellung der Göttin aber, und zwar am Bathron des olympischen Zeus,
wo sie mit Zeus gruppirt war, verbürgt uns Pausanias^), leider ohne nähere An-
gaben über dieselbe zu machen. Glücklicher Weise aber tritt nun hier ergänzend
die Mittelgruppe des östlichen Parthenonfrieses ein, welche Hera neben Zeus thronend
ond neben beiden Nike darstellt (s. Atlas Taf. I. No. 7 2^]. Denn ohne zu be-
lumpten, daß diese Darstellung für die in Olympia in mehr als in den allgemeinen
Idealzfigen maßgebend sei und die genaueren Erörterungen über das Verhältniß des
Parthenonfriesos und seiner verschiedenen Theile zu Phidias' Erfindung oder aus-
füllenden Hand bei Seite lassend, kann man die hier in Rede stehende Hera doch
vohl mit voller Sicherheit als eine Normaldarstellung der Göttin aus der Zeit und
Schule des Phidias bezeichnen, der folglich auch im Wesentlichen das Relief in
Olympia entsprochen haben wird. Nun ist die Hera im Parthenonfrieee leider
grade am Kopfe zu sehr verstoßen, als daß wir über ihren Gesichtstypus ein ge-
naaes Urteil gewinnen könnten, sagen läßt sich nur, daß der Gesammtumriß des
oiit schmalblätterigem Laube bekränzten^) Kopfes und Gesichtes, welcher ein regel-
mäßiges und volles Oval darstellt, sich mit den falligen und doch schlanken Forn^en
des Körpers in schönster Übereinstimmung befindet , während sich in eben diesem
Körper die Göttin als das dem neben ihr thronenden gewaltigen und an Größe
überlegenen Zeus durchaus ebenbürtige uud seiner würdige Weib darstellt. Bekleidet
ist sie mit dem einfachen , fein- und reichfaltigeii , dorischen Chiton mit langem
Überschlag, welcher auf den Schultern gespangt den Hals und die schönen, üppigen
Arme nebst den Schultern und einem kleinen Theile des linken Oberköi^pers nackt
sehn läßt, die Arme der homerischen XeoxoiXeyo«; ^ welche hier in feinsinnigster
Motivirung der Bewegungen offenbar beide in verschiedenen Stellungen gleichsam
zur Schau gestellt oder auf die , als charakteristisch für die Göttin , der Blick des
Betrachters gelenkt wird, während der volle Busen keusch verhüllt bleibt. Das
Bewegungsmotiv der Arme aber ist die Handhabung eines großen und weiten
a) Tzetz. Chiliad. Vlll. 329: jjuaxpöv iori vOv Hftis |j.(n xd« to6tou yetpoup^w«.
Ov£<pavTivrjV 'AOtjvöIv v^s is 'AOrjvaic oüoav, ....
%a\ T^v yaXx"^v TTjv 'AOtjvav, T-^jv'Hpav te 6(jlo((u; xtX.
b) Paufian. V. II. 8: M hi toO ßaOpou xoO xiv Äpövov xe dsiy osxoi ypuod i:oii\-
f*^Ta, dvaPeßTjXcJK M Äpp/i "HXto«, xai Zc6;x^ doxt xal"Hpa (xal "Htpaioxo«), itapd ht
•^'^iv Xfifpt^ xxX.
c) S. Michaelis, Der Parthenon S. 255.
411
[. IIIST CltliKSICHT VlIKR UIC KÜN8TL. KNTWICKKLrNU OEB (lEHTAI.T UFJt HEfiA.
Schl«iertuchea ^"} , welolie» »uf tlom Haupte der Gdttiu nilit uiid das de mit der
Kochten niedrig nm äauint» gi^faßt hat und mit der gegen Zeua erhobenen Linltcn kds-
breitct. gleich als wollte sie vor ilini ihre ganze Schdohcit enthüllen. Es i»t aiier
dieuir Schleier, so sehr ein soklicr der Matrone schlechthin nach nttischen Vor-
stellungen zokummen mag, t^in aua dum Cnltus nnd aus der altem Kunst von dem
Meister dieser Darstellung lierObergenunimeuea oder beihehalteues cbarakl«riatiBcbes
StUck von tleraa Ausstattung, dessen Lüftung und Ausbreitung hier iuitnerhin au
die bräutlioben ävaxaXuirrr]pia '] and damit weiterhin an die Summe und den In-
bcgritr der Uerareügion, die beilige Ehe mit ZeUB, erinnern mag, Faßt man Alles
znsamraen, so wird man ohne Zwüifel ziigeätehn . daß in diesem Keliof ein Ideal-
bild der Hera gegebeu sei, das, mag es nicht das denkbar hÖchBto sein, doch als
ein solches nicht aHein von großer Schönheit der Form uud von charakteristiBebem
Ausdrucke, sondern auch, ohne mit der Oherlieferimg Älterer Kunst zu brechen,
von großer Originalität der Erfindung bezeichnet zu werden verdient.
Vuu um so größerer Bedeutung ist es daher, dasselbe sich in dem wesentlich
derselben Periode und Schule angehörenden '") östlichen Friese des a. g. Thoscion
in Atlieu**) in den hauptsächlichen und bostimmeudun Zügen wiederholen zu sehn.
Denn daß die hier zwischen Zeus und Atliena sitzende Göttin (s. Atias Taf. IX.
No. 2!)) Qera sei, kann in keiner Hinsieht zweifelhaft sein, Sie zeigt sich wie
jene im Purthenoufries in hlulieudan matronalen Formen und ist in ülinliulier Weise
verschleiert, indem sie einen Tlieil des Uimation , welches ihre Beine und ihren
linken Arm omLUllt, Ober den Kopf gezogen hat. Und obwohl sie etwas verschie-
den , nimlicli mit einem Ärmelcbitou bekleidet zu sein scheint , stellt sie doch,
Xliulicli wie die Hera am Parthenonfriese beide Arme, so wenigstens den einen,
rechten zur Schau, indem sie ilin, zu Atheua, wie jene zum Zeus, hemmgewandt,
in einer Art erhebt, welche seine schönen und üppigen Formen bis über den Ellen-
bogen hinauf zur vollsten Geltung gelangen läßt. Je mehr Übereinstimmung diese
beiden Iteliefbil düngen der Hera an attischen Mouumenten der perikleischen Epoclte
haben, um so weniger wird man zweifeln dürfen, daß wir in ihnen die Nurni der
künstlerischen Idealauffassung der Otfttnn aus diesem Zeitalter und kurz vor dem-
jenigen, wo Polyklet sein argivisches Idealbild vollendete, vor uns haben. Und
wenn man sagen wollte, in der verschleierten Matrone dieser attischen Uaratellungon
trete uns mehr das eheliche Weib des Zeus als die Königin des Olympos entgegen,
so darf vielleicht daran erinnert werden, daß. wenngleich uns eine attische llcn
Ba9iXei<s boKeugt wird"), deuuoch der Cultiis der "Hpa TeXfi(i und der lepu; y*')*'^
in Athen eine bei weitem liberwiegende Bedeutung Latte'').
Nichts NAhores wissen wir von einer angeblich aus der Schule des Pkidia«,
vou Alkamenos nämlich, herrUbrenden Statue der Hera, jener Statue in wueni
Wckkct, Archiiool. Zoilung von ISSl S.
>) Verif). Huller, Uuidb {
|l«!^l S. m f., ClTioch. GDttcrlohi
h) Stuart, Anliquitim of Atlion* Vnl. III. di. I. pl. lä, wiederholt in iloa Ueaki
Kuiuit I. No. IIMI und in rn. Ocsoh. d. Rticch. Plaal. 2. AuB. I. ü. 3liT Fig. 64.
c) a«i I'talon, Chftrm. p. Iii3, »urgl. WirliAijr. (Irieth OöHcrl. II, 8 3J3
Di« BmiUI« In Ari*lap1i. VARuln v>. 1 US 1t riaiTIo vuu ihr cinuri NaubkUng
1 VcrRl. Wclcker n. *. n S al7, (ii-rhutd, Oricch Myiln.l. $ U
Faulja Hoükncyclirp. IV R. am
2. DIE HESADAB8TELLUMGEN DER BLÜTH» UND NACUBLÜTHEZEIT D. OR. KUN8T. 4 1
von Ifardonios verbrannten und dann von den Athenern in Trümmern, wenigstens
ohne Thflren nnd Dach, liegen gelassenen Tempel zwischen Athen nnd Phaleron,
von der Pansanias*) sagt, das von ihm gesehene Bild, wenn es, wie man sage,
ein Werk des Alkamenes sei, wäre dann wohl nicht von dem Med^r beschädigt
worden ; ja die ZurückfÜhmng dieses Werkes auf Alkamenes wird durch Pausanias
Worte nieht wenig zweifelhaft^^) und sein höheres Alter nicht unwahrscheinlich.
Gleicherweise unbekannt ist, wie gestaltet die von Pausanias^) erwähnte Hera
in dem Relief des goldelfenbeinemen Tisches in Olympia von Kolotes, einem
EfinsÜer ans Phidias' Genossenschaft gewesen sei und wir können nur feststellen,
daß auch sie zunächst mit Zeus und weiterhin mit der Göttermutter, mit Hermes,
Apollon und Artemis zusammengestellt war in einer Composition, deren Sinn und
Bedentang wir kaum noch festzustellen vermögen^).
Und somit gelangen wir zur Hera des Polyklet.
Unsere erste Aufgabe wird sein, festzustellen, was wir aus antiken Zeugnissen,
nnächst litterarisehen, über diese Statue wissen.
Die einzige, einigermaßen positive Beschreibung derselben verdanken wir Pau-
simas^), ans dessen Worten sich Folgendes ergiebt. Die Göttin, von Gold und
Elfenbein gebildet, war thronend dargestellt und von bedeutender Größe ; ihr Haupt
mngab ein Stephanos, auf welchem die Chariten und Hören in Relief dargestellt
waren, in d^r einen Hand trug sie einen Granatapfel, mit der andern hielt sie das
8cq[>ter, auf dessen Spitze, mit Beziehung auf den Mythus von dem Abschluß ihres
Ehebftndnisses mit Zeus, ein Kukkuk saß, welcher, um dies gleich hier einzufügen,
noch ein zweites Mal bezeugt wird^). Neben ihr stand ^ gleicherweise von Gold
und Elfenbein von der Hand des Naukydes gebildet. Hebe, welche jedoch zu
Pausanias* Zeit entfernt gewesen zu sein scheint, da er von ihr nur wie von
Hdreosagen redet.
Von den übrigen antiken Schriftstellern, welche die Hera des Polyklet erwähnen,
Mngt der einzige Maximns von Tyros^), außer daß er das Thronen bestätigt, noch
a) Pftosan. I. J. 45. "Eon he xaTci t^v 656v rf^v d« 'AtHjva; i% OaX-^ipou vaöc "Hpa; oJke
^P«; ^)^wv . oüke ^po^ov* Map^övi^v cpaotv airov d|j.Trpfjoai xov FoDßpuou. xo hk d'^akiLi xö vuv
H, xaftd X^oüoiv, ^AXxdfjidvou« doxiv fp^ov* oux av xo^6 -^e. h M-^^iOC e.\r] XeXojßrjfxdvoc
b) Pausan. V. 20. 2. if) xpeÜTtfiCi Se £X£?pavro; [kh Treirolrjxai xa\ ypuoou, KwXcäxo'j hi eoxtv
kv^ {£|ii7CpoöO€v) itai *Hpa r.n\ Zeu« %ol\ Oewv M^xTjp xal 'Epfx-^c xai 'Att^XXwv |Jiexd
Aptifuoo^ TTCTrotrjxat.
c) Vergl. unten zum Mythus vom Upoc -fdffjio«.
d) Pausan. II. 17. 4. xö 58 dfrik[La x^; 11 pa« M Bpövou xa^r^xat \u^i%ti (x^y**» XP^'^^
1^X11 IX£<pavxo;, rioXuxXetxou oe Ip^ov fircoxt hi ol ox£^avo; Xdpixa? iyjio'^ xal "Qpotc
6rEip|ao|i£vac, %aX xwv yetp&v tq p.iv xapTröv ^ipei Jiotac, ttq ob ox-^irrpov. xd [xev o'jv i^ x^,v
^, dii:ofpT|XÖxepo« y^P ^^^^ ^ Xö^o«, dtpebOo) p.oi. x6x-m-^ol hk iid xqj oxtjTtxptp xaÖ"^ai)o{
?««, Xfjfovxec TÖv Ala, Zrt ^jpa i:apd£vou x^; "Hpa;, d; xouxov xöv ^pvida dXXa^f^vat, xi?jv hk
^ TM-ptos ^päoai. xouxov xöv Xö^ov, xal 8oa dotx^xa etpTjxai Trepl demv, oux dl7:ooey«5pievo^
TP^?«. Ypd^eti hi o^hh i^aaov. 5. Xd^CTai hi iiapeox7]xivat xTQ^Hpqt xdyvTj NauxuBou; «Y'xXfxa "HßT);,
'^^^«vTo; xai xoOxo xa\ ypuaou.
e) Schol. Theocrit. Id. XV. 64 (vergl. Jahn, Die Entführung der Europa auf ant. Kunst-
«wikmalem S. 29 Note 1 ) : m\ itap' *ApYe(otc , ou ia^y^^** '^^^ 'EXXi^vwv xipLfiioiv xi?jv fteöv , x6
^T'^fw xfj^ Tipa« dv xcj) vaqi xaÖi^pixvov dv i^p^vcp xiq ycipl iytt oxfJTrrpov xoX in auxtji x4xxu|.
0 Maxim. Tyr. Diss. 14. 6. ''Hpav IBetgcv 'Ap^eloi« IloXOxXetxoc Xeux(6Xevov, £Xe-
''^^'^rX'"^! e'J&i«'^, eOclixova, ßaoiXtxi^v, I5pu|iivt]v iitl XP'<>^^ ftpövou.
42 I. UI8T. ÜBERSICHT ÜBER DIE KÜN8TL. ENTWICKELUNG DER GESTALT DER HERA.
einige m. o w. greifbare Züge des Bildes bei oder gebraucht von ihm Worte, welche
sich zur Vergegenwärtigung verwenden lassen, indem er die Göttin nämlich: weiß-
armig, schönaugig oder, je nachdem man das Wort euamK; verstehen will, schön
von Antlitz^) und schön bekleidet sowie königlich nennt. Denn von diesen Worten
weist das »weißarmig« (Xeuxa>Xevo(; ^ durch iXs^avTOTnjj^o; ^ auch wenn es sich nnr
auf das Material bezieht, verstärkt) auf eine irgendwie nachdrückliche Heraosbil-
dnng der schönen, wir können zunächst nicht sagen wie weit, nackten Arme der
Göttin hin, ähnlich der, welche wir in den beiden attischen Reliefen vom Partiienon
und vom Theseion kennen gelernt haben. Wenn wir ferner mit dem Zeugniß flir
die schönen Augen oder das schöne Antlitz der Göttin (eudnuc;) in seiner Allgemein-
heit nicht eben viel anfangen können , ist die Hervorhebung ihrer schönen Beklei-
dung (eu£t{io>v) schon wichtiger, in sofern sie, da das Bekleidetsein an sich selbsi-
verständlich ist, wahrscheinlich macht, daß die Gewandung mit einem gewissen
Nachdruck und in charakteristischer Weise schön und prächtig durchgebildet ge-
Wesen sei. Dies wird , in gewissem Sinne wenigstens und insofern man auf ein
derartiges Zeugniß überhaupt Werth legen darf und will, durch das Epigramm des
Parmenion^) bestätigt, welches sagt, Polyklet habe von dem Körper seiner Hera
gezeigt, was sterblichen Augen zu sehn erlaubt sei, die Reize unter den Falten
der Gewandung seien dem Zeus vorbehalten. Denn nimmermehr darf man das
Wort xoXiroi von dem Busen der Göttin verstehn, wie dies Böttiger in s. »Andeu-
tungen« 8. 125 allerdings that, der meinte, der Busen der polykletischen Hera sei
enthüllt gewesen und das, was Zeus* Augen vorbehalten bleibe, habe unter dem-
selben begonnen, aber sich selbst in seiner »Kunstmythologie« H. S. 314 stBl-
schweigend berichtigt ; es wird hier vielmehr auf eine, nnr etwa den Hals nnd die
Arme nackt lassende Tracht hingewiesen , wiederum ähnlich der , welche die atti-
schen Reliefe zeigen. Endlich darf man bei Maximus Tyrius auch das anf holie
Würde und Majestät der Erscheinung liinweisende Wort paodixTj nicht flberseho,
welches bei einem seine Worte so gut wählenden Schriftsteller nicht ohne Gewicht irt.
Hiermit sind die Angaben über die Gestaltung des Idealbildes der Göttin bereits
erschöpft , denn für diese gewinnen wir Nichts aus den Worten Strabons^j, in
denen er die Statuen des Polyklet im Heracon von Argos'*) für die schönsten in
Betreff der Teclinik, aber den verwandten Werken des Phidias an Kostbarkeit nnd
Größe nachstehend erklärt. Und von der Angabe , welche Tertullian aus KäIH-
a) P/imric, schönaugig kommt unter den antiken Erklärungen von ßowri; vor, aber telbit
wenn man annehmen will, Maximus habe das Wort in diesem Sinne gebraucht, wird damit
nicht» Hestimmtes über die Art der Augen der polykletischen Hera ausgesagt.
b) Anthol Gr. II. 1*^5. 5. (Planud. IV. 21« ) riap|xeviajvo;.
'ßp"(eToc HoXuxXeiTo; , 6 xai (aovo; «^ixiJLaoiv "Hpav
JKtjToTc xoiXXoc loet^e ^oov H^|jli;* ai h' uro xoXroi;
aYvojatoi (xoptpii Ztjvi ;puXaao«5fxeOa.
c) Strabon. VIII. p. 372. . . . xal to Hpotiov civai yoivov lepov xh rpoc vih M««V^»
aix^oTv (Argos und Mykenai) , £v «p xd IloX-jxXe (toj ^6 asm tiq (lev ri/vig xÄXt^n :^
ravTojv, roX'jT€\Eia li xai pieY^^ci "t"'^ U>eioio'j Xei-/ifx6va.
d) Der Plural xa 11. ^oava wird auf die Hera und die Hebe zu besichn »ein, wekb«
letztere Strabon al« mit der Hera zusammengehörend auf denselben Künstler lurückftlir«*
mochte.
2. DIE HKRADARWTELLUMGKK DER BLÜTHE- UND NACUBLÜTHEZEIT D. GR. KUNHT. 43
•
maeiios*) giebt, Hera habe den Weinlaubkranz erfunden und deshalb sei ihr Bild
in Argos mk Weinlanb bekränzt, während unter ihre Füße ein Löwenfell gebreitet
sei, ein doppeltes Zeichen des Triumphes der Stiefmutter über die beiden Stief-
söhne oder richtiger Bastardsöhne des Zeus, Dionysos und Herakles, von dieser
Aagabe, wenn man sie nicht durchaus verwerfen will , muß es im höchsten Grade
sweifelhaft erscheinen, ob sie sich auf die Statue des Polyklet beziehe, und zwar
besonders vermöge des auch schon von Welcker^) hervorgehobenen Umstandes, daß
mit dem Stephanos mit Hören und Chariten, welchen Hera verbürgtermaßen trug,
ein Weinlaubkranz sich schon äußerlich nicht verträgt. An einen Wechsel des
Kopfputsea bei dem kolossalen Goldelfenbeinbilde des Polyklet ist aber gewiß in
ketnem Falle zu denken ^^j. Es kann deshalb auch zu Nichts fahren, die Richtig-
keit der Angabe über das, künstlerisch allerdings vollkommen denkbare Löwenfell
als Unteiiage der Füße der Göttin und der Deutung, welche Tertullian diesem
Attribut nnd dem Weinlaubkranze giebt, in Beziehung auf die polykletische Hera
näher so untersuchen.
Daß dacjenige, was wir an thatsächlichen Angaben über die Gestalt der poly-
kletischen Hera besitzen und was im Vorstehenden zusammengestellt ist, nicht, ja
leider nicht entfernt ausreiche, um uns eine bestimmte und anschauliche Vorstellung
aieh nur von dem Äußerlichen, der Composition des Werkes des argivischen
Meisters in seiner Gesammtheit zu geben — um hier noch ganz von dem durch
Polyklet geschaffenen Iclealtypus zu schweigen, sofern dieser sich besonders im
Kopf ausspricht — das wird man wohl allgemein, wenn auch hier und da viel-
leicht mit Widerstreben, zugeben müssen. Wir stehn hier eben wiederum kaum
aiders nnd gewiß nicht günstiger, als wir dem Zeus des Phidias oder seiner Par-
Öieno9 gegenüber standen, so lange wir auf die litterarischen Nachrichten über
diese Werke beschränkt waren und ehe für den Zeus die beiden eleltschen Münzen
des Hsdrian (s. Bd. H. S. 35 f.) bekannt oder wieder bekannt und genauer bearbeitet
worden und fflr die Parthenos mancherlei monumentale Reconstructionsmittel ^) zu
Tage kamen. Unsere erste Pflicht und unser vornehmstes Streben muß daher sein,
US nmznthun, ob denn für die Hera des Polyklet nicht irgendwelche derartige
bngüerische Hilfsmittel aufzutreiben seien.
Bei einer solchen Umschau wird unser Blick ohne Zweifel sehr bald auf die
bekannten autonomen Münzen (Didrachmen) von Argos^) mit einem sehr schönen
ud charakteristischen Herakopf gelenkt werden (s. Münztafel IL No. 6 und
vergl. weiterhin im 5. Capitel). Daß iu diesen aus bester Kunstzeit stammenden
a) TertuU. de Corona 7. (ed. Oehler.) lunoni vitem Callimachus induxit. ita et Argis
'^Qum eiu:» palmite redimitum subiecto pedibus corio leonino insultantem ostentat noyercam
"* exttviis utriusque privigni. — Ohne eine Spur von Zweifel auf die polykletische Stutue
^ogen bei Böttiger, Kunstmythol. II. 8. 2S8.
b) Griech. Götterl. II. S. 320 Note.
c) Siehe m. Oescb. der griech. Plai«tik 2. AuÜ. I. S. 22-1 und die Anmerkung 6 8. 3<^5
Qnd vergl. die neueste Zusammenstellung bei Michaelis, Der Parthenon Taf. XV. S. 266 ff.
d) Die bekannteste aber nicht beste Abbildung der Didrachmen ist in den Denkm. d.
*• Kunst I. No. 132, welche im Text als »Kopf der argiv. Hera, nach dem von Polyklet ge-
^'^teten (/olossalbildc der Göttin« bezeichnet wird ; ein Exemplar der Sammlung Prokesch-
^•ten in der Archaeol. Zeitung von J8I6 Taf. 43 No. 3S, andere in Gerhards Antiken Bild-
^^rken Taf. 303 No. 35 f. und bei Mionnet, Suppl. Vol. IV. pl. VII No. 4—6.
44 I. »IST. fllElWICIlT f BEK DIE KtlNSTL. KNTWICKELUNO IJKK HEBTALT DES HERA.
HQtizi'n wirklioli ein nicht blos itulidDvr, sonderu <?in in seinf^D großen, odel mjitru-
nalcn Furniun , in soiuuin reicliuu , aber nicht besonders zierlich georilneten Haar
lind iu dum ^oBuu , unter festor Stirn liegenden Auge auch durciiaus cbarakter-
voller Ilonikoiif vorliügi), kuon nicht bustritteii oder l>czweifolt werden und ebea so
darf mau ouerkonneu , daß derselbe vermöge des mit Anthemien geschmUckten
Stephanos an die llcra Polyklets erinnere. Allein ilio unDiitl«lbar aus dieser ab-
zuluiti'U . in ihm in dfr Weiso ein vcrbllrgtea Nachbild du« Prolils der Statue su
erkennen , wie man in älterer Z«it in dorn Kopfe der clel8cbeu AutouonuaQna«n
'das walire Prutil des Jujiiter des l'hidiaäu Imt erkennen wollen") muD nnx hier,
wie durt nicht allein die Erwägung der wolil allgemein bei Nuinismatikern wi«
Art^haculogen als solche auerkauutcn Tliutduche abhalten, daß die Stfimpelschnclder
der BlUthezeit der Knust wohl scbworlich jemals im eigentlichen Sinne eopirten,
vielmehr ihre Typen, immerhin vielleiuht mit Anlehnung an bertlhmto statnarische
Vorbilder und unter dem Einfluß ihres Anblickes , frei schufen . sondern hier Ins-
beunidere uuch der Umstand, daß dem ileiatypus der argiver Mfluzen derjenige anderer
Ortü. Bo z. ])., um nnr diese zu neuneu, derjenige der Mlluzen von Elis, Hiroera,
Knoaeos (h. MUnztafol II. Nu. 1 1, 22, 23, uud vergl. das 5. Capitet) nahe st«ht, wel-
chen letztem man doch nimmermehr anders. aU sehr mittt^ilbar von dorn Vorbilde der
polykiutiächen Statue wü-d ableiten können und wollen. Einen Einfluß dos Typus
der Stutue auf denjenigen der MJtnzeu von Argoa mag man dabei immerhin an-
nehmen, ja 03 dürfte nicht gerntbuu sein, wenn man sich von dem Kopfe der poly-
kletisehcn Hera eine so viel wie möglich heatimmte Vorslolluug machen will, diese
Münzen gAuzlich «us den Augen zu verlieren oder sie gegenlUier dem einen oder
dem andern BtatuariBchon Uerakupf, in dem mau die polykletlacbe Göttin saelit,
gering anzuschlagen ; aber eben bu wenig diirf man sich durch dieselben fUr ge-
bunden oder in ihnen' das Gesuchte für gefunden halten.
Anders steht die Sache für die Vergogonwartiguug der ganzen Gestalt der
pol y klotischen Statue mit gewissen in rtlmischer Kaiserzeit iu oder für Argos ge-
prftgten Monzeu.
Die hier in frage kommenden Mflnzon sind bisher mit allorloi Ungenaai^-
keiteu bcachi-iobeii ''; und wohl deswegen mwk- weil keine ordentlichen Abbildiingin
von ihnen vorhanden waren, wenig oder gar nicht boachtct wonleu. Die UUiu-
tafel lli. bringt unter No. I und 2 zwei Exemplare aus der an seltenen und
Hchßiieu Mßnzen wunderbar reieli«n Imhoof-lilumerschen Sammlung In WinlerUwr,
deren orstcre, mit dem Kopfe der Julia Domna auf dem Avers, geeignet ist. die ii
der Note mitgelboilteii Ib^schreibuitgon in wesentlichen l*uukt4«n zu berichtig«.
a) Vorgl. Berichte dar k. lAcha. tics. d. VVii», v. ISIHi S. Ihü f.
b| So B) Mionnct. Suppl. IV. 2i'i. 4J (auch Settiui, Uescilx. dd Mus Poninnn f "^
■Junon touriclCe {il, lusin sut uii >u^. tüuriiiii) a gniiuhe, l«nant de la niKiii ilnxtv «m
Iinli'rc (?] et du In yauclie unu hustv, Iu uuuUc aiipuyC cii luiiine teni)!* tx ''
dnmieT ilu liägo {?)•; h) ibid. \i. iVi. IT ;n«L-li Miu, ÜodoTvar. I. p. Ili7. 1)37. tah. IT 1
:IS<I}, Nomine luiUc, t gauche, k niuin dioile uuvvitc (?), unc linate dui* U gawJi'''
VI ibid p 314. 5« (tuuh Soatini, Uesvript. num. vuC. p. ^14. Nu. IU) i dl ibid. p. lli. li! W^
tintini, Mu«. Fuiitana p. HS So. U) f^Mt guni wii? div obeu «U eiittH aungetngen« bochii«!»'''
■Oibid. p. !4h. Hl .Fi'nune mdiCu uu oicnelk'u |^) a domi nue (i), unso tut na •ilT'
t gauohc, portnnt am In uiniii druilu um- )(rL-iinde uu untre truil, et !■ gsncbe pu^ *''
Ulli- hiwtoi> Bin Bxoiuplsr i>l abp^^b hei Lciinniinnt, Nuuv. gal, mjrtb. pl. XI. Na> tl.
2. DIB HSBADABSTKLLUNGEN 1>RR BLOTUE- UND NACIIBLt^THKZEIT D. GR. KUNST. 45
Während die zweite, ein Unicum, unter Antoninus Pius geprägt und in der Haupt-
figur mit der vorhergehenden völlig übereinstimmend, mit dieser eine vor derselben
stehende wdbliche Figur zeigt, welche keine andere sein kann, als die mit der
polykletisehen Hera verbunden gewesene Hebe, während der zwischen beiden Figuren
stehende Pfau offenbar der nach Pausanias^) kurz vor der Zeit der Prägung dieser
Mflnze von Badrian als Weihgeschenk in das Heraeon von Argos gestiftete ist,
der f^ sich allein auch auf Mttnzen Hadrians^) vorkommt.
Das sind denn freilich Umstände, welche diesen Mttnzen für die Gestalt der
Hera emeh ganz außerordentlichen Werth, ja in der Hauptsache denselben urkund-
lichen Werth verleihen, welchen für den Zeus des Phidias die elelschen Münzen
des Hadnan mit der ganzen Gestalt des Gottes besitzen (s. Bd. U. S. 35 mit der
Anm. 42 und dem Nachtrag S. 601). Und wenn wir allerdings mit dem vollsten
Recht ans Gründen, die Jedem in die Augen springen müssen, sagen dürfen, daß
die Gmppimng der Hera und der Hebe nimmer die gewesen sein kann, welche
das Gepräge der zweiten Münze zeigt, so ist doch ganz klar, daß der Stempel-
aehnmder durch die Art seiner Darstellung zu einer Gegenüberstellung der im
Original gewiß neben einander^) gestandenen Figuren, wenn nicht gezwungen war,
80 doch gewiß sehr leicht veranlaßt werden konnte. Es ist deshalb auch nicht
luzngeben , daß aus dieser veränderten Anordnung der Figuren , welche obendrein
gemacht worden sein kann als die Hebe schon entfernt war (s. oben S. 41), gegen
die Anthentie und Treue des Wesentlichen in der Gestalt der Hera sich ii^end
ein erheblicher oder berechtigter Zweifel ableiten lasse, um so weniger, da, um
es zu wiederholen, zwischen der Hera der Münze des Antoninus und derjenigen der
Mflnze der Domna volle Übereinstimmung herrscht, da beide den Angaben des
Pausanias in Nichts widersprechen und da endlich beide eine Composition zeigen,
welche fiür ein Kolossalbild in alle Wege passend erscheint.
Daß die Hera Polyklets thronend dargestellt war, sagen uns die litterarischen
Oberlieferungen, über die Art dieses Thronens geben uns die Münzen Rechenschaft.
Bie, besonders gilt dies von der zweiten Münze (des Antoninus), zeigen uns die
Gdttin auf einem hohen Sitze mit wenig vorgestelltem linken und angezogenem
reehten Fuße so angeordnet, daß, ganz ähnlich wie bei dem Zeus des Phidias
(8. Od. U. 8. 38) sich ihre Oberschenkel nach vorn geneigt , also in einer für ein
Kolossalbild allein zulässigen Stellung zeigen, durch welche häßliche Verkürzungen
md Verdeckungen vermieden werden. In der einen Hand, es ist in den Münz-
typen die rechte, hält sie einen Granatapfel, welcher mit unbezweifelbarer Deut-
lichkeit in der Münze der Domna dargestellt und erhalten, aber auch in derjenigen
des Antoninus nicht zu verkennen ist, da eine Schale, welche früher (s. oben S. 44
Note b) in analogen Mttnzen meistens angenommen wurde, länglicher erscheinen
Würde. Die Göttin streckt dies bedeutsame Attribut niedrig (etwas höher in der
Mflnze der Domna) vor. In der linken hält sie das Scepter ; aber sie hält das-
^be nach dem übereinstimmenden Zeugniß der Münzen nicht in der Weise niedrig
^^ ruhig vor sich hin, welche ftir den ganzen Geist und die Auffassung des
a) Paosan. II. 17. 6. 'AvaOif](AaTa hi Td dt^ta Xö^ou )^puoou hk xal Xl^tov Xa(jiir6vT0)v
b) Hionnet, Suppl. IV. 240. 31.
c) Af^pcai 7rapeöTT)x^vai x^'Hpqt d^oXpia "Hßt); sagt Pausanias II. 17. 5.
4<i I. HIST. I^UKItaJL'IIT TBEK IIJK KDNSTL. KKTWIl^KKI.r.SIl t>lCI{ UKKTALT DKU UKKA
phiilijui' seil Uli Tivna (lUtt EtprjVixö; xil it<7vTa)(Qi) Tif>äo;) nla in au huliviu tirad«;
charxktüriBtisch erkatitil wurde {HA. II. 8. 38 f.), suiiduni sie hat «» mit hrdier
»erhobenem und wi-iter zur Ssite gewendetem Arme melir gegen seine Spitae hin
gefaßt und liftlt dtuselbe in schwunghafterer Weise ; auch dies wiederum , wenn
uicht Alles täuticht , in absidits voller Charakteristik der ulympiscUen Königin, in
welcher nicht jener üeiat der friedseligen Stille waltet, welche der tiefste Onind
des idealen Gedankens im Zt>ua des Pliidias war und sein mußte , doudurn ein
leideuschaftlichurer äeist des , wenn auch berechtigten , peräünliclicu Anspriielies,
der Erhabenheit und Prftchtigkeit . welcher sich in der gesKmmttm Charakteristik
Iloras in der grieohisohen Poesie von Homer an aaaspricht und gar wühl in dem
Epitheton "PatJiXu^« wieder erkannt werden mag, mit welchem Maximiia Tyrina
die Hera des Polyklet belegt. Bekleidet sciioint die Göttin oberwäi'tB mit einem
bis an den Hals reichenden Chiton, welcher jedoch die Arme bis zu den ächititem
und mit diesen blus zu lassen scheint, ohne Zweifel bezeichnend für die XsuxüX^vo^
ihä, welche Maximns Tyrius auch in der polykletischen ätatite mit Nachdruck
hervorgehoben fand nnd welche uns niclit minder die attischen Reliefe vor Augen
stellen. Uro den uutern Theil d«s Körpers ist ein weitfaltiges Himation gelegt,
dessen einer Zipfel auf der linken ächulti^r der Göttin ruht : wohl und reich ho-
klcidet (süe^^v) wird man sie also abermals mit Masimus Tyrius nennen dUrfim.
Dagegen bcstAtigt^m diu Hflnzcn dt!n wichtigen [Imutanil , auf den mau bisher doch
nur mit größerer oder geringerer W.ihrscheinlichkeit aus dem Schweigen der schrift-
liclien Uberliefening hat schlioBen können, daß die pulykletische Hera ohne den
Schleier dargestellt war, welclior ihren Bildern in alter Kunst so überwiegend
oft gegeben ist und den noch die beiden attischen Kuüefc beibolialtuti haben. Am
wenigsten klar wird durch die HtlnEcii die Gootalt des auf ihnen nstllrlich in sehr
kleinen Formen gebildeten Steplianos, welcher dan Haupt der Göttin schmtickt
Gine Nachbildung des relief geschmückten ätephunos 0er polykletiachun Kukittiial-
statue war ja natürlich unmöglich , die AntouinnHiHlliiKe aber (denn die Mitnze der
Domiia ist in diesem Punkte schlecht ausgeprägt oder erhalten) setet una wenig-
stens in den Stand eu controliren, was mit dem "Junon toiiiTBleo" i-cienellei'. wkr
"radi^O" der frilhureu Boschreibungen gemeint sei imd was als Mauerknin« wier
StrnUleukrune vei-aehn wurde. Ea ist ein hoher und breit aiuladeiider Stephaiu»
wie ihn besonders die eleifsclieu Beramünzen (MUnztafol 11. Nu. 14) deutlich vor
unsere Augen stellen, der außerdem wie in vielen Beisjiielen (s. AlOnitafel U.
No. 29—33) auf seinem oberu Runde ein dreifaches, im Einxelncn natürlich bd
den kleinen Maßen nicht mehr zu erkennendes Oniameut trügt. Der Thron end-
lich zeigt, deutlicher auf der Mlliue des Antoninus, aber auch auf derjwiigttn der
Dmnna namentlich rechts noch erkennbar, eine bis zur Höhe der Schulten) der
Göttin und etwas darUbor aufsteigende Lehne, ähulich derjenigen dca ZeustbroMS
auf der eraten cIcTschen Mflnze (Bd. H. Münzüifel II, No. 4) jedoch oline die Ai«-
Ichnun, welche jentui weiUT schmllcken. Daß aber die Göttin auf die KUok«DUtea
thrtii Thrones den linken Ellenbogen stütze, muß als ein Irrthum in dur UoMbra-
bung einer ähnlieheu Mllnzo (obcii 8. 44 Note li , MUnze a) bezeichnet werden,
es Wäre das ja auch statuarisch bei der Höhe iler Lehne und der ganzen fpierlidi
gemessenen Elaltnng der Göttin ein Ding der baren Unmöglichkeit gewcdeu. üb
in der AnloninnsmUnie ein Schem«! anter den Fttßen der Göttin uachweiabar ui.
2. DIE HE&ADABSTELLUNUKN DER BLÜTUK- UND NACHBLÜTHEZ£IT D. UK. KUNtiT. 47
mag zweifelhaft erscheinen, in der Münze der Domna ist er nicht vorhanden, fttr
die Statue dagegen, als eigentlich zum OpovcK gehörend vorauszusetzen. Auf die
Hebe der Mflnze des Antoninns soll hier ^us verschiedenen Gründen nicht einge-
gangen und nur, um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerkt werden, daß diese
Figur durch irgend ein Unglück bei der Prägung nicht durchaus wohl gorathen ist.
Wenn wir uns von dem im Vorstehenden,- sei es auch nur in bescheidenem
Umfange gewonnenen festen Boden auf das Gebiet der Vermuthungen über den
Geist nnd die Idealauffassung der polykletischen Hera hinüberwenden, so liegt es,
weil wir auch hier noch uns an bestimmte Überlieferung halten können, nahe, zu-
erst die BedeutoDg der der Statue gegebenen Attribute etwas näher zu unter-
suchen, und zwar in sofern als in ihnen Gedanken und bestimmte. Vorstellungen
Ober das Wesen der Göttin ausgesprochen sind, von denen man freilich bei einem
Werke der noch nicht zur Vollendung gelangten Kunst gewiß nur sagen könnte,
dieselben seien eben deshalb in die Attribute verlegt und in diesen ausgedrückt,
weil sie in der Statue selbst nicht ausgedrückt werden konnten, während man bei
eiuei' Schöpfung der ersten großen Blüthezeit der Kunst doch wohl voraussetzen
darf, daß was der Meister in ihnen in symbolisch positiver Weise ausgesprochen
hat, mit dem in der Figur der Göttin selbst Dargestellten in Einklang gestanden
haben werde, daß, mit anderen Worten, in den Attributen und dem Beiwerke der
Statue kein Zug des Wesens der Göttin angedeutet gewesen sei, welcher nicht
aoeh in ihrer Persönlichkeit selbst enthalten war. Denn das ist ja wohl bei jedem
auf der Höhe der Entwickelung stehenden Idealbilde das Verhältniß der Attribute
zam Bilde selbst, daß jene für den Gedanken klar machen, was in diesem dem
lEünstlerisch gestimmten Auge und Gemüthe offenbart wird, ein Verhältniß, welches
wir — um hier von anderen Kunstwerken zu schweigen — in dem Zeus des
Phidias nnd der Auswahl der ihm gegebenen und der — wie z. B. der Donnerkeil
~ ihm nicht gegebenen Attribute auf das wundervollste verwirklicht finden. Die
Attribute der polykletischen Hera , welche keineswegs einer jeden Hera zukommen
noeh sich, selbst nur zum Theil, bei jeder andern wiederholen, sind: der Stephanos,
das Scepter , der Kukkuk auf demselben , der Granatapfel , der Thron und . man
vird das ja wohl sagen dürfen, die neben sie gestellte Hebe.
Von diesen Attributen charakterisircn ohne Zweifel der Thron und das Scepter
die Göttin als die Königin des Olympos und das stimmt vollkommen überein sowohl
mit dem Epitheton ßaaUixT^, welches Maximus von Tyros der polykletischen Heta
giebt, wie mit der stolzen und festen Haltung der Figur, welche uns die Münzen
zei^B. Auf dieselbe Eigenschaft scheint Welcker^) auch den Stephanos zu beziehn,
veim er schreibt: i>Polyklet gab ihr . . . als der Königin des Himmels den
Kranz«. Sofern aber der Stephanos, also die in gleichmäßiger und nicht unbe-
trichtlicher Höhe deh Kopf umgebende metallene Krone, welche mit unserem Worte
«Kranz« nicht übersetzt werden darf, wohl unzweifelhaft aus dem altem, symbo-
lischen Schmucke des Kalathos hervorgegangen ist, dürfte derselbe eher als der
Königin der Göttin des Segens und der Fülle, der vom Himmel befruchteten Erd-
göttin gelten, was auch die an demselben in Relief gebildeten Hören und Chariten
j und das diese in den Münzen von Argos (und anderen Städten) ersetzende Anthe-
a) Griech. Oötterlehre II. S. 319.
iH 1. ItlKT. flBKB8IOtIT ÜBEK DIE KONSTL. KNTWICKKI.lTMj lIEIt (1K»TALT {>
mieuorna Dient*) bestätigt wird, da die Iloren und Churiten ilirtr iirs]ir(lng1
Bedeutung nach Blflhcu und Anmntli augehn . Jus Lciizcsblulien und die Anmutli
der Ton Zeti« im kpö^ -/«[ioc itmnrDitcu Hera. Wie viel von dieser blQlienden
Anmuth und Schönheit Folyklet in das Antlitz und in die Kör]>cribnnen seiner
»weiß&rmigen« Gätterkdnigin legte vermögen wir positiv aus keiner Quelle nachzu-
weisen, allein daß er, der Meister dur reinen Schünheit, der DVenostas* '') keine
solchen ZUge in »ein Bild aufgenommen haben sollte, ist in der That schwor en
glauben- Anf die heilige Ehe mit Zeus und den iapö? Xö^o« von derselben nnd
ihrer Stiftung bezog eich nach Fausaniiui' ausdrücklicher Andeutung, welche uns
anderweitig bestütigt nnd erläutert wird'), der Kukknk auf dem Scepter der OOtUn,
welcher jeden Kundigen daran ttrinnerte, wie Zeus der Hera in Liebe erglühte,
wie alter die QdttJu den Bewerbungen dea Liebenden erst nachgegeben , nachdem
dieser ihr die Ehe veraprucheu hatte; auf diese festgeknüpfte , heilige Khe alao
und darauf, daß Hera die eigentliche, reehtmüßige Gattin des Zeus sei, wie« der
Vogel auf ilircm Scepter.
Auf die Ehe mit Zeus, als das Wichtigste der Ilerareligion , bezog sich auch
die neben der polyklctiachen Göttin aufgestellte Hebe , ihr Kind von Zeus , die
Frucht der heiligen Ehe''), zugleich diu Göttin der Blüthe und des Gedeiheoa anf
Erden, deren Anwesenheil neben Elera jedoch zugleich in deren Wesen einen neuen,
wenngleich fast nie mit besonderer Betonung hervortretenden Zug. den der Motler-
liclikcit uänilicli, zur Anachauung bringt. Der Griiuatapfel endlich iu der Kecliten
der Statue des Folyklet ist in »eiiier Bedeutung zweifelhaft und bestritten ; wAhrend
it im Allgemeinen als Symbol der ehelichen Fnichtbarkeit gilt und als solches
auch in diesem Falle von Welcker') in Anspruch genommen wird, hat ihn BOtlicher';
in ausfflhrl icher Erörterung als Blutfrucht. Frucht des Hadeü und bei der ixilyklc-
tiMclien Statne insbesondere als Zäichen des Triumphes der Hera Über Demeter und
ihr Kind Kora-Perscphono erklärt und mit den von Tertullian (b. oben 8. 43 Note a)
angegebenen Attributen des Weinlauh kränze» und des L^iwenfelloä als Zeichen doa
Triumphes aber Semelo (Dionysort) und Alkmene (Herakles) in ZnsaintDenhang ^—
bracht*^). Der Zweifel Über die Thatüachc, daß diese letzteren Attribute mit
Polyklets Statue in. Verbindung gebracht waren, ist schon oben bertlhrt wurden,
fllr die Richtigkeit ihrer Deutung spricht es nicht , daß , wenn Hera hier als däv
Aber die anderen Gcmahtiiion des Zeus triumphircnde aHein rechtmilßige <iatlüi
dargestellt wcrdeu sollte, jede Hinweisung auf Leto fehlt; allein damit Ist n»di
keineswegs erwiesen, daß der Granatapfel nicht diu von BOtticher aiigenomuKsaM*
Bedeutung hatte, in sofern die Culte der Demeter und der Hera einander rer—
bargtermaßen weuigstens iu Athen"), besonders gegensätzlich waren. Mag uan
hiernach aber die Bedeutung der Granate iu Heras Hand ilenken wie mau will,
•) Vergl, WdckeT a. >. O. I. 8. 374, IT. H. 312.
b) Ve^l. Bnion, Oe«ch. d. griech. KflnsUci i. S. 221) uii
oj Von Aristo telei in dci i^chrifl ntpt tf^i 'Kpii<iivijc Upüiv
.loril. Id, XV. M.
•1) S Kokul«, Heb« S, 2 f.. Weicker a. u. O. I. S. MW
c) A. a. O. II. S. 32(1 in der Note.
f) lo dor Aichaeolog. Zeilung von iHbÜ S, 160 f.
g) Vergl. Sor*. ad Vctg. Aen. IV. 3tf, mehr bei Bottiuliti
2. DIE HSRABABarfilLLUlIGEN DER BLOTHE- UND NACHBLÜTHEZEIT D. GB. KUNST. 49
im einen wie im andern Falle hebt auch sie, nur mit verschiedenem Ausdrucke,
das Wesen der Hera als der Ehegattin des Zeus hervor. Und in dieser Idee der
alleinig rechtmäßigen und anerkannten geliebten Gattin des Zeus, seiner xooptotT^
aXo^o^ und zugleich seiner olympischen Königin werden wir die Suomie dessen
anzuerkennen haben, was die Attribute der polykletischen Statue aussagon wollen
und was daher, falls die Figur der Göttin mit den Attributen übereinstimmte, auch
in dieser selbst vergegenwärtigt sein mußte.
Nun sind wir freilich nichts im Stande anders, als innerhalb sehr enger Grenzen,
für die ganze Gestalt nämlich durch das Zeugniß der Münzen, positiv nachzuweisen,
wie beschaffen die polykletische Hera war und in wiefern die in den Attributen
ausgesprochenen Ideen künstlerisch in der Figur auch in der Tliat verwirklicht
waren, namentlich fehlt uns jeder unmittelbare Anhalt, um uns die Krone und
Summe der ganzen Idealschöpfung, den Typus des Kopfes zu vergegenwärtigen.
Und da möge doch ja Niemand sagen, wir könnten hier ein Zeugniß entbehren
ond auf dem Umwege von Combinationen zum Ziel 'einer bestimmten und sichern
Anschauung gelangen ; deni\ wohin solche Umwege und selbst die tiefest gehenden
Oombinaüonen führen, wie weit ab vom Ziele, das wird wohl gegenüber den bisher
landläufigen, von dilettantischer Halbgelehrsamkeit noch jetzt festgehaltenen Vor-
stellungen vom Zeus des Phidias der echte Kopf desselben auf der elelschen Münze
(Bd. n. Bfünztafel I. No. 34 vei^l. S. 41 f.] bewiesen haben.
Wohl mag man Vermuthungen über den polykletischen Heratypus aufstellen
' und diese durdi Betrachtungen über den ganzen Kunstcharakter des Meisters, über
sdn, als eines Argivers, Verhältniß zu der Religion der großen Göttin seiner Vater-
stadt, über seine Anlehnung an die poötische, namentlich die homerische Schilde-
nmg der Hera oder sonstwie mehr oder weniger geistreich und beredt zu unter-
stützen versuchen, die Vermuthungen bleiben Vermuthungen und die diese unter-
stützenden Argumentationen werden auch schwerlich zu einem greifbaren Ergebniß
fuhren. Grade in Beziehung auf die Hera bieten uns einige Urteile vorzüglicher
antiker Schriftsteller über den Kunstcharakter Polyklets nicht unerhebliche und auf
keinen Fall schon ganz beseitigte Schwierigkeiten^); die Herareligion von Argos
ao genau zu kennen und so lebendig und tief erfaßt zu haben, daß >¥ir daraus
bindende Schlüsse für den nothwendigen Idealtypus der Göttin zu ziehn und zu
sag^ vermöchten, wie derselbe einem frommen Mann und Bildhauer von Arge»
mufgegangen sein müsse, dessen dürfen wir uns doch wohl kaum rühmen. Und
was die Anlehnung an die Poösie, an Homer insbesondere, anlangt, so darf man
nicht vergessen, daß uns eine solche wohl für Phidias verbürgt wird, der den
iKHuerischen Zeus in bestimmter Situation als Vorbild des seinigen nannte oder in
dessen Bilde fast das ganze Alterthum das homerische Vorbild wieder zu erkennen
glaubte, daß aber für Polyklet und seine Hera ein entsprechendes Zeugniß gänz-
lich fehlt, man müßte es denn in dem sucotci^ bei Maximus Tyrius suchen,, welches
aber besten Falls eine unbezeichnende Umschreibung des homerischen ßowiri; wäre
oder in desselben Autors XsoxuiXevo^^ das wenigstens den Typus des Kopfes Nichts
^geht; femer daß, so wahrscheinlich es an sich sein mag, daß das scharf gezeichnete
^^ farbenreiche Bild der homerischen Hera auf die Schöpfung des Polyklet so
gut wie Homers Vorbild auf die Idealfiguren anderer Künstler eingevrirkt haben wird,
a) Vergl. die wohlabgewogenen Erörterungen bei Brunn, Künstlergesch.' I. S. 224 ff.
Overbeclc, KaBRtmyUiologie. III. 4
f.l) 1. 1
r CURR UlR kOnBTI, EKTWIOKELUN« DE» GRSTALT tlER HRRA.
wir ilucti wcilcr im 8tniii]e ainü, oiiobzu weisen , in welchem Üratl ein Bolcher Kin*
lluß Btallgiifnn<1i'>i hat , nocli sagen kennen , welche ZOge des Dichters vorzD^lirh
es gieweKeii sein iniigen, die der KUnatler aufgriff nnd denen er nachslivbte. Wenn
daher Bninn '1 voraitcht , das gAiiJte polyklctische Ileinideal ans den homeriseheu
BciwOrtcm der (rOttin floänt; itoTV'.n "Hpr, zn entwickeln, worin ihm vermnthnng«-
witise schon Böttiger''} vorangegangen ist, während sieb entsprechende Anden liingen
auch hui anderen Früheren') finden, so kann man dies Vcrfaliren , so geistrcieh
und fein der Versuch durchgüfnhrt sein mag. in Hinsicht auf die Hera des
I'olyklet von WillkuhrUchkeit nicht freiaprechcn. In wiefern es gegenüber *T-
haltenen Darstellungen der Göttin gerechtfertigt sei, ist nicht hier zu prttfen der Ort,
Was aber diese erhaltenen Daratelinngen anlangt. ^ mag nnd mnll nicht blos
zugegeben, sondern geflissentlich herrorgehoben werden, daß man früher fast xll-
gemein die weltbertlhmte Ludovi&ische Ilernhflste viel zn schnell in ein viel zu
unmittelbares VerliAltniß zn dem von l'olyklet geschatTenen Vorbilde gebracht hat.
ungefähr so, wie man so lange Zeit die Zensmask« von Otriooli als ziemlich aii-
roittelbarea Nachbild des Zens des Phidias betrachtete. Allein wenn neuerdings,
seitdem Krunn*") hierin veraugogangen ist, nicht wenige, namentlich jflng^re Arcfaseo-
logen und Knnstforscher . zum Theil mit llborraschender Sicherheit und Bestimmt-
heit dem Parnesischi^n Herakopf in Neapel ein ähnlich nahes, ja fast nnmittd-
bares Verhftltniß zn der Hera Polykleta zusprechen''*), so mnß doch aucji hier anf
den Mangel Jedes Zeugnisses Ober die Art und Iteschafrenheit der letzk-m und nnf
die manoherlei Zweifel hingewiesen werden , welche sich wenigstens g(^n eine
allzn unmittelbare Znrßckfuhmng dieser Itftstc auf Polyklet bereits erhoben haben.
Der polykletisejie Kopf- und Uesichtstypus ittt, namentlich im Zusammenhange mit
der Frage über die Nachweisbarkeit des polykletischen Doryphoros in der zuerst
von Friederichs') geltend gemachten neapeler Statne und ihren Wiedcrhulungen 'i,
vielfach erörtert worden. Nnn hat aber t'onze") mit vollem Hechte behauptet, die
Übereinstinmmng des Kopftypus am Doryphoros imd an der Farnesischen Ilerabtlste
sei nicht vorhanden und man mllase die ZurfickfUhrung des einen oder de» andere
Typus auf Polyklet fallen lasstii. Kr selbst entscheidet sich für die Hera, indem
er zu erweisen sacht, iu dem Doryphoros liege ein attischer 'I'j'pus vor; allein ihm
ist von andern Seiten'') gewiß mit Hecht widersprochen worden. Wenn aber der
Üoryphoros in der Tliat, woran man kaum noch zweifeln kann, auf Polyklet zo-
rDckgeht nnd den polykletischen Kopfclmrnkter mit Treue und Knt«chied('uheil
b; Ira BuU. iteir Inat, von 184« p. I'J4-
b| KunMmythol. II. S. .'tll.
e) So bei Keacrbaeh, Ooach. d. gtievh. Plutik II. S. SS.
ill liH IliiU. doli' InKt. B. a. O. und in den Aniinli v
Heia FonienH lieißc: axi vonaente 'iUH«i geneinln
■iMia il tip« ideale delU dca, <]uale fu stabilit« dn Fnlirlctn, lia espreMO piO
puramciiU che in qualnnque nitra teiiU olie ci riiuunc,'
e) Im (HtrIinerWmekelinaniiBreiitpmgramm t. 1S63, Tgl. draaen Dauatelne S. ItS f. Ko. 9C.
f) H. Cnnte, Beitrage lur OoKliichte der giiech. Plaatik K, H.
g\ A. R. U. S. (> ff. Anden llelblg im Bull delt' Inat. von l»liä p. 7fi aqs. und KakaW
in FleokeUoiui Johrbb. v. 196» S. 84 t.
h) bcnnil..rf, Zeitwhr. f, d. ft.terreiel., Üyiixinaicn T.m ISli» IV. S. 2liÜ ff., l^ 8ehw«H
OlMwr>BlI. archaenll. pari. II. fDoriint l>*ll. p. 11', av
und Kekule a
I. t).
2. DIS HSBADASSnELLÜNOBN DEB^LCTHB- UND NACHBLOTHEZEIT D. GB. KüNBT. 51
wied^r^ebt, dami geht die Farnesische Hera nicht, wenigstens gewiß nicht un-
nlttellHu* auf Polyklet zurttck* Und dies Brgebniß wird durch den einzigen anf
die Schule des argiyischen Meisters anßer dem Doryphoros bestimmt znrttckftthr-
baren Kopf, den allerdings leider noch immer nar mangelhaft publicirten *) und
migeiiflgend bekannten Kopf aus den ßcnlptnren am Heraeon von Argos bestätigt,
demi dieser Kopf stimmt in seinen charakteristischen ZOgen nirgend mit dem Far-
nesiaefaen Herakopf flberdn.
Und wenn wir nun schließlich vor der Frage stehn, welche nicht umgangen
werdcB kann, ob und in wiefern Polyklet das kanonische, d. h. in seinen Grund-
Kfigen anch fUr die Folgezeit maßgebende Henudeal geschaffen habe, "SO muß zu-
T^rderrt festgestellt werden, daß daftlr keinerlei weder unmittelbares noch
Auch mittelbares antikes Zeugniß von irgendwelcher Erheblichkeit
Yorlfegt^). Wahr ist nur dieses, daß erstens Polyklets Hera öfter und mit
mehr Naehdmck genannt und genauer beschrieben wird, als die Hera irgend eines
aadem Kflnstlers, zweitens, daß sie unter den Werken des Meisters einen hervor-
ragenden PlatB einnimmt, was freilich, zum Theile wenigstens, auf ihre Größe, ihr
kostKtfes Material, ihre von Strabon hervorgehobene technische Vollendung , end-
lich ihren berflhmten Aufstellungäort zurflckzuftthren sein mag, immerhin aber in
»dner Bedeutung anerkannt werden soll, drittens, daß 'sie einige Male^) neben
dem Zens dee Phidias genannt wird*^^). Gewiß sagt dies nicht wenig und wenn
man hiiiaBiiimmt, daß grade einem argiviscben Kttnstler die Aufgabe, sich in das
Ideal der Hera zu versenken, näher lag, als den meisten anderen, so dttrfen
wv gegenüber der Auszeichnung, mit welcher die Statue Polyklets genannt wird,
trotz allen Beschränkungen, welche man ans dem Kunstcharakter des Meisters
tbzuldten geneigt sein mag, nicht zweifeln, daß seine Hera für die Entwickelung
des Idealtypns dieser Göttin hervorragende Bedeutung gehabt und demgemäß ihren
fimflnfi auf die Werke späterer Kttnstler ausgeübt haben wird. Nur daß man
»ch stets bewußt bleibe, daß wir nach dem gegenwärtigen Stand unseres
Wissejis nicht zu sagen vermögen, weder daß Polyklet das kanoni-
sche Heraideal geschaffen habe, noch welches die von ihm fest-
gestellten maßgebenden Züge dieses Ideales, namentlich was den
Typus des Kopfes anlangt, gewesen seien. Ob uns hier künftig auf-
mschließende neue Quellen weiter und wohin sie uns führen werden, das läßt
sich einstweilen noch nicht orrathen oder vorhersagen. Und eben deswegen haben
ynfy mibeirrt durch herrschende Vorurteile, in der Prüfung der kunstgeschicht-
üehoa Nachrichten über fernere Herabilder namhafter Meister ruhig fortzufahren.
Der chronologisch nächste Kttnstler, welcher hier zu nennen ist, ist Kalli-
machos. Von seiner Hand sah Pausanias^j in dem großen und mit schönen Bild-
•) In der Revoe BrcihC*o)ofpque ron 1867 pl. 15. Tergl. p. 116 Bq.
b) Bei Lnkian, Sornn. 8. s Anm. 34 (m. »Schriftquellen« No. 606); Plut. Pericl. 2:
^1 "^^ h IIiOTQ ^aodfievo« ACa . . . . ^ t^n "H^nis t^v iv "Ap^ei ; Martial. X. 89 :
Juno, Iftbor, Polyx^lete, tuus et gloria felix
Phidiacae cuperent quam meruisse manus.
ferner mit dem Zeus und der Parthenos des Phidias und Praxiteles* knidisdher Aphrodite
■«snimen bei Philostrat. Vita ApoU. Tyan. VI. 19 (m. i^Sohriftquellena No. 801 Un. 5).
c) Pausan. IX. 2. 7 nXaTauuat hi vaö« iortv **Hpai , %i'K ^oc (Aefd^t xc xal ii t&v
4»
I. HIItT. UBKKC
r ÜBKB IJIE KÜN8TI.. ENTWICH ELUNG DER
wcrlcL'» auBdfi-slatIctLii Hfi-iitf^injRl zu Platacae eine sitzende Statue der Göttin mit
d,i.-m Beiniinien Nu)i.'^suot^v7), weluliou der Purieget aus den von ihm*) und aus-
fflliriiclier vou Plutnrcfa'') bericliteten Cnltusgubräudieu und der Legende der
6. g. Uaedalhn (AaiSaXct) ableitet.
Dieser Bciiiame ist von der nuneiu Wissenscbaft ganz allgemein mit >die
Ul-ftntliche« abersetzt und die Hera des Kallimacbos als eine üarstellung der Braut
des ZeiiB verstanden woi-den. Und bicrbei wird man , gegenüber einem nenerlicb
«rliubenem Zweifel °), aller Wahrscheinlichkeit nach steiin zu bleiben baben^^). Es
wllrde demnaeh derselbe Ileratempel in den beiden Statuen, der Nu[i/pEuo[iiv)] des
Kallimachos nnd der TeXei« des Praxiteles die Göttin einmal als Braut des höch-
sten Gutles nnil sudann als die Ekestifterin unter den Menseben, die Sehlttzerin der
Heiligkeit des Bundes enthalten haben, auf wilchem ilire eigene ganze Stellung in
der Getti^rwelt beruht. Wie passend diese Verbindung sei wird schwerlich ver-
kannt werden, wogegen, wenn noan das Wurt Nufi^suo[iiv7] transitiv (als: Ehe-
stifteriu, Verloberin, vo|*(psÜTpta) versteht, Nichts herauskommt, als eine Taulolt^e
lind sich kaum eine Veranlassung denken läßt, neben die Statue des Kallimachos,
und zwar kurz nach deren Vollendung, eine zweite, wesentlicli gleichbedeutende')
t^tstue des Praxiteles zu stellen. Stellte aber die Statue des Kallimachos Una
die Braut dar, so ist mit Walirsebeinlichkeit zu vermuthen , daß sie in brintlicher
Kleidung (nnbentis habitu). also besonders mit dem für diese charakteristiachen
Schleier gebildet war, den hiemach Kallimachos gegenüber der Beseitigung des-
selben bei der polykletiachun Hera wieder aufgenommen hätte. Wenn diese Vor-
inuüiung das Richtige trifft, so winl damit jeder Zusammeuh&ng zwischen der
Nynipheuomene des Kallimaehus iiud den Kierlicben Huraköpfen auf plataeischcn
Autonommtlnzen (s. MUnzttifel IJ. Nu. 10 ff.) aufgehoben, an den man sonst wühl
denken könnte ohne natürlich hier mehr, als bei anderen derartigen Fallen an eine
nnmilti-lbiire Nachahmung der Statue in den, llbrigeoa vou einander abwcicbendeD
Mfltixslempeln zu denken. Näheres Über die Statue erfahren wir nicht nnd es
kann daher nur erlaubt sein, auf unsere Kenutiiiß von dem Stil oder der Kunst-
weise des zierlich und aomuthig arbeitenden Kallimachos') etwa de» Schloß xa
grßnden. daß seine bräntliche Hers, ihrem Wesen nicht unangemesseu, mehr durch
Feinheit. Anniuth, Zierliehkeit als durch eine erhabene und emate Auffassung de«
Wesens der Göttin ausgezeichnet gewesen sei. daß also Kallimachos mit BU den-
jenigen Kitnstlem zu rechnen wBre, denen ein Antheil au der Entwickelung i)m
Ideales der Göttin in der bezeichneten liichtnng. welche unter den erhaltcneo
Monumenten sehr weh) naehweisbar ist . zugeschrieben werden muß. Alletn ^
nauorea feetznst eilen, fehlen uns «lie Miltel.
d^'i^liBTun dn tAifun .... l-rzi'jWt lal äX).o (außer der Tcleia dea Praxitelea) 'HpTC i
W A, a. O. wp, il, 1—6.
ti) llut. Fragm. U. o. (i. bei Euaeli. Prseparat. evang. in. p. S8 m]
0) Vergl. Pörator. Hie Hochieit doi Zeu« und der Hera S. 1!> Anm, T.
d] •Im Weaoiitliclien ipielt aliio *Hpi fijjtfvjfiiiift, liiei diciellie Halle wi
null«.. [=ni|rt Tiki«! FOrtter i. a. O.
•) WaK«n dm Kunatcharaktcra den Kallimaihns wiril ck grnn^n mif Brur
gtitch Kflnaüet I. 8. JTI f. xu verwciaoi,.
2. DIB HERADAB8TELLÜN6EN DER BLÜTHE- UND NAOHBLOTHKZEIT D. 6R. KUNST. 53
Mit guis besonderem Anspruch auf Berücksichtigung tritt femer demnächst
das große Haupt der jflngem attischen Schule, Praxiteles auf, schon als der-
jenige Künstler, ' welcher in neuerer Zeit unter den Gestaltern des Heraideales
nicht allein mehrfach genannt worden ist (s. oben S. 38 und Anm. 26), sondern
dem man sogar schon eine gewisse Summe von Zügen des uns als classisch gel-
tenden Heraideales mit größerer und geringerer Sicherheit zugesehrieben hat, und
sodann, weil er die Göttin, soviel wir wissen, häufiger dargestellt hat, als irgend
ein anderer Künstler, drei Mal nämlich. Erstens in der Gruppe der großen zwölf
Götter in einem alten Tempel der Artemis Soteira in Megara, dessen Tempelbild
▼OQ Strongylion war*). Zweitens in ihrem Tempel bei dem Theater in Mantineia,
imd zwar als Cnltnsbild, thronend und umgeben von einerseits Athena, andererseits
Hebe, welche neben ihr stehend dargestellt waren ^) . Drittens endlich stellte Praxi-
teles in dem schon unter Kallimachos erwähnten Tempel in Plataeae die Göttin
unter dem Beinamen TeXefa als das Tempelbild dar, und zwar stehend, in bedeu-
tender Größe und von pentelischem Marmor °).
Ein Zeugniß irgend einer Art über die Gestalt der praxitelischen Hera im
Ärtemistempel von Megara besitzen wir nicht und es ist auch nicht wahrscheinlich,
daß wir jemals ein solches auffinden werden ; wir müssen uns also besclieiden , es
lediglich als wahrscheinlich anzusprechen, daß auch diese Hera, wie bezeugter-
maßen die plataeische, stehend gebildet war, weil die sämmtlichen zwölf Götter,
die ja ohnehin nicht die Hauptstatuen dieses Tempels gewesen sind, nicht wohl
thronend gebildet sein konnten und zu einem besondern Hervorheben etwa des Zeus
and der Hera durch thronendes Sitzen gegen die übrigen stehenden Götter sich
nkht allein kein Grund absehn läßt, sondern weil eine derartige Hervorhebung
kaum am Orte gewesen wäre.
Nicht besser daran sind wir mit der Hera in Mantineia, nur daß uns hier
Pansanias das Thronen der Göttin überliefert hat, aus dem neben der Umgebung
derselben durch ihr Kind Hebe wie bei der argi vischen des Polyklet und durch
A&ena, wir auf eine würde- und gewichtvolle Darstellung zu schließen doch wohl
Tollkommen berechtigt sind. Aus der Natur der beiden begleitenden Göttinnen Schlüsse
auf besondere Seiten in dem Wesen der hier in Rede stehenden Hera abzuleiten
erscheint aber namentlich deswegen bedenklich, weil wir nicht zu sagen im Stande
lind, m welchem Sinn und in welcher Bedeutung hier Athena mit der Göttin ver-
bunden war.
Günstiger sind wir, so scheint es wenigstens, in Beziehung auf die dritte Hera-
«tatae des Praxiteles gestellt , die Teleia von Plataeae. Nicht freilich , in sofern
gelegentlich auf die schon unter Kallimachos erwähnten autonomen Münzen von
a) Pausan. I. 40. 2 t^« hi xpifjVTjc oO it»5ji^(D TaOtT]« dp^ai^v doriv lepiv 3. dvraOöa
vi\ TÄv Adb^xa 6NOfi.aCoji,^vciv dcwv dortv d-^diKit.'xia , fp^a elvoi Xe^^^fAeva HpoSiTlXou;* ttjv hk
ApTt|iw a'>r?jv STpo-fYuXtoiv dicottjae. Hier bleibt freilich wegen des eivai XeYf5|xeva einiger
Zweifel aber die Urheberschaft des Praxiteles.
b) Pausan. VIII. 9. 3 xal *Hpo« irpi; toj deoiTpcp voiov dfteoöapiijv Flpa^tTlXt)« ße tä
^^>|MCTa aWjv T€ xaOTjpif^v h Äpovtp xal irapeOTöbaa; ditoitjaev *Af^i]säs xal^Hßriv iraiSa
c) Pausan. IX. 2. 7 TlXorateuot li -vatJc iortv Tlpac xtX. t9)v 8^ *Hpav TeXctav xaXoöai'
'^«(Tjtai Ik 6pfr6v pLCfi^et dtfaX{j.a p-lfa* Xldoo . . . . toö OcvTeXTiatoo , IlpaEtTdXou« hi doriv
S4 I. H
■T. Obkrhicht Dbkr oii: KtlNerL. rntwickkluno dkb okstalt ueb b
PUtaea« als Mittel, uits don Kupf von Praxiteles' Statue lu verlege nwArti^ien vrr-
wißscD worden ist") ; donu für dies» MUnzeu gilt, W)U von anderen deräelbea Art
ans blühender Kunstzeit: sie bieten auf keinen Fall (kipieu oder ^treuc nud be~
abgjchtigt« Nachbildiitigeu eines berllluntea sUtuarisoben Typus und der Gedanke
an einen solclieii liegt gmdo bei ihnen vermöge dcia verschiedenen Kopfputzes der
verschiedenen Exemplare (Stephanoä nnd Stephane) besonders fern. Wie weit aber
eine mittelbare Einwirkung des von Praxitele» gexchalfenen Typus auf die Krtindung
der Stempelsuhneider stattgfifuuden haben mag, litfit nieh natürlich nicht entscheiden
und es muß Jedem , je nach den Vorstellungen , welche er sich vom Stile dea
PraKiteles gebildet Iiat , Überlassen bleiben , die etwaigen Einflüsse desselben mehr
in den, zierlichen Pretilküpfohen (HUnztafel 11. No. 12 nnd 13) oder mehr in dem
trotz si'iner Kleinheit und suner leider schlechten blrhallung großartiger wirkenden
Kopf in der Vorderansicht (Ullnztafel U. No. 10) zu suchen.
Auch die Meinungen und unbegrUnd baren Behauptungen libur daa Verhältniß
der Ludoviiti sehen HerabüHte zu Praxiteles, auf welche ihres Ortes zurückgekommen
werdeu soll, können zu keiner reellen Krkenntniß fiUiren.
Dagegen i»t seit längerer Zeit und von mehi'en Seilen bei einem statuarischen
Typus auf Praxiteles' Hera hingewiesen worden, und zwar, wie neuere Nachwci-
Bungen dartliun, schwerlich ohne Gniud, wenngleich eine eingehende Krörtemng —
um von einem bündigen Beweise ganz zu schweigen — bisher noch gefehlt bat.
Bei der Besprechung der berühmten , ehemals Barberinischeii KolossatBtata«
der Hera in der Rotunde des Vatican hat nämlicJi Visconti ''j zuerst jeuea Werke«
des Praxiteles als dea möglichen Vorbildes Erwähnung gethnn. Spüt^.'r'^j gab er
den Gedanken an eine Hera bei dieser Statue ganz auf und rieth wegen der Ent-
blößung des Busens, der Bildung der Augen und der Behandlung der Haare auf
Aphrodite oder Kora. Während dagegen wiederum Zo^ga'') an der Komenolatur
Hera festhielt, aber thoils wegen des sanflon Ausdruckes . tlieils wegen dea bnge-
gttrteten Uewandes . theils endlich wegen dts Fuudortus der Statu« bei S. Lorcuw
in Panisperna, wo der Tempel der Lucinu gewesen sein soll, an oino »Juiio Lnriiia«
dachte, hat man, verführt durch Viscontis spätere Zweifel. Hör» eine Zeit laug m
ziemlich ganz aus dui Augen verloren und die Statue "Kora» oder "Libera« genannt*),
für welche sie Ubrigens. abgesehn von allem Andern, weitaus zu matronal. und
zwar entschieden matronal ist. denn ihr Kopf stellt die Altersstnfe der Niobe dar,
mit der sie sich überhaupt, abgeschii natürUeh von dem AuBdriick, am besten ver-
gleichen UDt, und dieser Altersstufe euUpriclit auch der Körpei- vollkomtneu. Er>l
in neuerer Zeit ist man, und zwar, wie auch Wiosclcr') bemirkt, mit Kcclit,
a) Von liumian in der Allg, Biic^i'lop^idic Sui^t. I. licl. h2 S. Ihl.
—,u( diese Statue iat jedcudtlU dci auf ein« MUnic von rintnunc
Kq. 1341 dargwtellte Kopf <ler üflttiri au bexichu <
b) Mu«. Pio-Clem. Vol. t. m Uv. 2. p. li
cl Vergl. B. ■. O. p. 21.
dl In •einen Bemorkunfien lum Vuoonli'tichen Mu>. Pio-Clem.
fni Ciesvh, u. Audcgung alter Kunst S. 310 f.
e) Vergl. (ierhaid in dci BeachrBibuiig RcimH II. ii. S. 22!l, Cliin
Vol. lU. p. 7» «q., C. L. Viiconti in den Ann. deti' Inil. von ISbl p.
f) Zu den Ocnkm. d. h. Kunat l. AuH, II. fio. 56.
mit ginßcr Sieh«;
[Denkiii d. s. Kta
2. MB HSBAOJJt>rKU.UMSKN QKB BLOTHB- UND MACHBLOTUSZKIT D. GR. KUNST. 55
bü I. RIST. ÜBEBSICHT C'BER DIK KtlNOT),. ENTWICKELCN» DER OKBTALT DER na
mit 4^ ntecli irdenem Rocht und «uf Boweiae geatlltzt, zu dem Namen der Hera turt
gekehrt und R. Brnun*) ist hier rflbmlich als derjenige zn Deniien , der voran-
gegangen iüt. Keu{)re Funde haben nämlich gelehrt, erstens, daß der in der
BarberinJschen Statue gegebene Typus ein mehrfach wiederholter, gleichsam ging
und gebe gewesener sei und schon deshalb auf ein bcrllhmtes Vorbild zurückweise,
zweitens aher auch, daß dieser Typus der einer Hera, und zwar wie man »ich
bisher ausgedrackt hat, einer iJutto Pronuba" sei. Statuarisch sind die folgenden
Exemplare bekannt:
1. die berOhmto, ehemals Barberinische Kolossal statu e In der Rotunde de*
Vatican, jetzt No. 55Ü (siehe im Atlas auf Taf. X.**);
2. eine aus ostiensischen Funden stammende, im Braccio Nnovo des Vatican
anfgestellte Statue, jeUt No. 8a [b. Fig. 5. a.');
3. eine aus den Funden von Monte Calvi an der Via Salara stammende Statue
in der Villa Borghese, ira a. g. Ätrio di Giunone No, I. Der echte Kopf dieser
Statue ist ohne Stephane, trägt ds^jegen eine Opisthosphendone (nach Braun) oder
einen Kekryphulos (s. Fig. 5. b. *).
4. im Salone des capitoünischen Museums, jetzt No. 19. Der echte (nicht
aufgesetzte) Kopf dieser Statue ist Portrilt, ob dasjenige der Crispina oder der
Lucilla mag dahinatehn (s. Fig. 5. c").
Hehre andere Statuen stimmen in einer Reihe von Uoliveu mit diesem Typus
Qberein, nicht aber in allen; von diesen ist hier abzueehn.
Den richtigen Namen aber fllr diesen Typus giebt uns, wie schon Britun («. a. O.)
bemerkt hat
5. der in Monticelli gefundene, aus f'anipana'schem Besitz in die kaiserlich«
Ermttitge von St. Petersburg gelangle Sarkophag (s. Fig. Ü auf der folgenden Seite')
•) Mon. cd Ann. dell' Inat. von 1 '>65 lu Uv. 7 p, 4S, Uuinen und Miuccn Keims S. 433,
Vorschule der Kurutmythalof^ie lu Taf. 25.
bj llcachicib. Komi II. ii. S. 321>, ibgeb. Mus. ino-Crlcm. Vul. I. tnr. 2, Plraimi, SUtn*
w». 22, Morghen, Principj del discgno lav, 2. 3, Tistolesi, II VaUcnlio deBi:tilti» Vol. V, Ut. HMI,
Bt«un, VorBchule doi Kunitniytholugie 1'aT. 2^, Denkmtlcr d. n. Kumt II. No. 66 und «olut
mehrfach in aUhUngigen Stichen. Vergl. nach Ilurkh&rdI, L'icoronc S. 426 b. — Hodern und
beide Arme mit den Attributen und die Fußp i im Gewand ist Einige* gellickt.
cj Nicht in der Beschreib. Roma, «eil jQngerei Auffindung, nn ihtet Stell« «tand die m
der Basohreib Roms mit No. <i1 bezeichnete, jetit in dia Snli degli aninuli veraelilG Arlemiii
abgeb. im UmriQ in den Ann. dell' Inst, von 1*^.17 tav. d'agg. h., »ergl. p. -HC «j. RrftSnil^
Kopf und UaU und beide Arme mit dtn Attributen, durch diese lu i^inct Demeter gemacbl.
d] Abgob. Mon. cd Ann. dcIV Inst, van ISäJ. tav. 7. b. das. p. 4S u vergl. auch llutdt-
bardt a. a. O. S, 426. c. Erganit nach meinen Untersuchungen: der ganze rpchte Arm von
der Svhulter an nebst dem (iewnnde, ebenio der linke, unterwsrts ist fast die ^nie T«ohl*
Seite Ton der Höhe der Scham an, und zwar in Ojps orgftnit, ebenso die FaOe, aaoh MMt
Ist noch in der Gewandung geflickt
e] BcBcbrcib. Itom* III, I. 8, 2:U No. 30 [..mit aufgosctitem Kopfo der Lucilla»!, abgeb.
im Hui, Capitolinu VüI III, tav. 1>. wiederholt bei Clarac, Mus. de soulpt. Vul. tll, pl. »S
Ko. iHa 1*1* ■C«reH| und Vol. V, pl. lllio No. 2477 (ab »Crispine.)) ei^lUut mit ethobaon
Fackel in der Rechten , Ahron und Mohn in der Linken als Dcroetor.
f] Gueddonow , Ermit. tmp. , HuMie de sculpt. ant. No. 1!I2, abgtb. in dan Mon. 6äK
Inat. tV. (a*. 9, erkUrt von Brunn in den Ann. doli' Inst, von IS4Ä p. ISB iqq. und ■
diogi von RoBbach, Rdm. Hocbieits- u. EhedenkmSler b. 106 ff.
2. DK HBBADAKaTELLÜNnEN DER Bl.fTHE- UNI) NACHBLÜTIIEZEIT R. IIR. KliNST. 57
I Eiozüllieitcii .
( den Typuf
D ;iu<'h nicbt in !t1li'i
nnd jpilenf&lla in ikin was den Typus auiinisclit
no PruDubn in Function ersnlieint. Als Juuo
Hr nn », a. 0. p. 190 vorsiieht, mit (iem im Wosi'n
uß t «n (iie Gjittin in einem römischen Keliof und
sehe Hochzeit ja allerdings nennt-n; es ist aber wohl
»B die Hand , indcni h r u uo
den fotflcheidonden Han[ Isa I
äbtreiDstiinniende ■) G sIaU uh
fronuba; denn so oder wi I
identiftrhrii Ueiworte J ^
in drr Daratellung einer r n
zu bemerken , d«Q d e rl
mische Juno Fronuba in den
zalilreirlien Reliefen, welche
römische Uoc.lizeilen dar-
stellen ^i, der Hegel nach
in einT andern, fe6t8tehi;n-
den (iesfalt. oamentlieh mit
voUst&ndig verhalltem IJusen
vorkommt- Dem Wosen nach
aber entspricht die römische
Ehegöttin Juoo diirctians
der Kriecliisehen Ehegötlin
Hera und wenn die anf die
Huchzeit hesUglichen Bei-
nwuen jener, Cinnj», Pro-
nnba, Juga'l nicht aU übe r-
Hetzang des griechischen
Beinamens oTeleian gelten
können oder umgekehrt, so
ilarf erinnert werden , daß
dir anderen anf die Ehe
itfitttiliehen Beinamen der
Her«: l'ajujXiV, rrtjiOTrö-
1.1^, Zufio, Zeu^k, welche
den rOmiftelien näher stehn,
(Iem Sinne nach mit dem au» a^ui s.uk..i.h.T-r.-]|.r v..ii m..<.ii",^iil in st. paMrabni«.
Rammen Teicia auf Eins
WoMskomraen, nur, wie Wolcker'') bemerkt hat, etwas niedriger klingen als diesea.
f-i «ird demnach schwerlich Etwas im Wege stehn. die von der gewöhnlichen
nhniwhen (>e«laltung abweichende, dagegen mit den Statnen in den entscheidenden
ligca Übereinstimmende Ehegflttin des Reliefs von Monticelli als ans dem Tjpua
ifi griechischen Teleia abgeleitet oder unter ihrem Bild erscheinend zu bezeichnen
*] •!* Boa (der Statue No. 3) quui identicn ricompariaa Braun a. a. O. Die bedet
«nditc Verschiedenheit besteht darin, dafi der linke Biuten der Gattin anatalt. wie bei de
Ruinen, nur halb, gänzlich cncbleßt \xt; ob das bei den Statuen vflilig aberBinstimmemj
BiwiiDo im Relief eben ao oder aberhau|it vorbanden int, laßt aich nach der Abbildim
»i^hi enUcheidcn.
b| Vcigl. einstweilen die Zusainmcnatellung bei RoBbaeh a. a, O.
t) PreUer, IWra- Mythol. S. 249.
i] drieth. Gatterlehte U. S. 317 f.
58 1. I
r. tlBEKSICHT ÜBKH UtE HÜNSTI.. ENTWICKKLttNtI tlKB UEKTALT DER IIEBA .
nnd demgemäS den BFinameii TcleJa auf die Statuen ansuweuden. Auf die^e und
ihre kflnstlerisclien Vorzüge im EiDxelnen soll weiterhin zurUckgekümmen werden,
hier handelt es eicli ziinäclist um das Schema und das, was dieses Oharaktoriatiachea
bat. Da mag nun Roßbath*) Kccht Ijaben, wenn er von der Figor in dem Sarkophag-
reltef sagt, dieselbe sei eo frei gebildet, daß dem Typus der Himmelskönigin und
der keusnhen Bhescblteßoriu Bintmg geschehe ; allein dies kann sich donh nur nuf
eben diese Figur, auf iliru leichte Bekleidung und die vollkouiniene Kntbläßuug de«
linken Busens besiehn, ZOge in dunen der Verferttger de» Keliefs. welcher, wie
Brunn (a. a. 0, p. 190) bemerkt, am Nackten Gefallen hatte und allen seinen
weiblichen Figuren eine gewisse studirte Bleganz und l-eichtigkoit gegeben bat. von
dem statuarischen Typus abwicli oder dessen Charakteristik Übertrieb, nicht aber
gilt es viin dem statuarischen Vorbilde. Allerdings betont auch dieses weniger die
erhabene und strenge Majestät der Hiinmelskrtnigin, als vielmehr die blühende 8chÄii-
heit und Anmnth der Oemablin des Zeus, ohne indessen der imposanten Würde 2U
enthehren, Das nngegilrtcte Uulergewand . welches weit entfernt ist, für Hera
schlechthin charakteristisch zu sein''), mag an die Losung des bräutlirhen (jQrtels
durch die Ehe erinnern sollen, obwohl wir keinen darauf deutenden Beinamen
Heras — wie etwa lusfOuvoi; sein würde — kennen, djis aphrodisische Motiv aber
des Her^^gleilens des Gewandes von dem einen Busen , mit höchster Feinheit aad
Zurückhaltung behandelt, weist auf die ideal« Verbindung der Aphrodite mit der
Khegdttin Hera, auf die vielfach als nothwcndig oder wUnschenswerth angespruehenii
Vereinigung von 'fi^örr,; und /äpi; mit dem HX'n der b^he') bin und macht di«
in den Statuen dargestellte Hera zu einer im umfassenden Sinne tief aufgefaßt«»
und fein empfundenen FhegSttin. ohne daß wir mit K. Braun [a. a. 0. p. 49;
nötbig hatten, die speciell spartanische Aphrodite- Hera und ihr altes Holebüd') in
die Erklärung der Statuen linoinsuziehn. Wenn es demnach als in hohem Grads
wahrscheinlich gelti-n dwrf, daß auf die in Frage stehenden Statuen, sofern sie als
griechisch gedacht werden, das lieißt. daß auf ihr jedenfalls in Griechenland, nicht
in Rom erfundenes Schema der Name der Hera Tcleia mit Bocht angewendet wird,
wenn sieb feruer dicner Typns als ein das Wesen der OiSU'ia in vorl redlichster Weise
vergegenwjlrtigender ku erkennen giebt, wenn wir endlich Huden, daß seine mehrfachen
statuarischen Wiederholungen auf ein berühmtes Vorbild b ur (Ick weisen , so wird m
kaum als eu knhn erscheinen, nnf die ausdrücklich als stehend bezeugte Hera
Teleia des l'raziteles als auf dieses Vorbild zn schließen, um so mehr, als i'tiwr-
seita der kUustlerixche Charakter der Statiion auf die allerbeste Zeit der griechiacbn
Kunst hinflihrt*) und als nndererseits deren ganze Brfindung und Gestaltung prui-
telischer Art und Kunst verwandt erscheint. Nur daß mau sich bei alledem hdtr.
das was hier als wahrscheinlich angesprochen wird für bewiesen zn halteu oder
als ausgemachte Wahrheit zu belrneht'-n.
Von Heraslatucn von Künstlern der nachpraxitelischon Zeit wissen wir \ir\ih
1.0.»
107.
b| Vvr^y. N. Kbein. Hu>. Ton ISAS, S. b2\ ff.
o Sielic Wekker rt. a. O. S. 33S f.
d) l'aiuui. III. t.1. 9 Eiqvnv hi alp/aiiv i?AoJ7i-< '
t) Vergl. einilweilsn Unun >. >. 0. p. i^, Nahoi
et im 6. Cspitet.
2. D» HBBADABaTBLLUNOEN DER BLÜTHE- UND NACHBLÜTHEZEIT D. 6B. KUNST. 59
ils die einstmalige Bxlstenx, welche für eine solche des Ljsippos in hohem Grade
zw(»felhaft ist*) und schwerlich wird es gelingen > mehr als die Existenz festzu-
stellen. Nach den kurzen Angaben bei Plinius arbeiteten Herastatuen: Baton
von Herakleia» welcher wahrscheinlich der Zeit vor den Diadochen angehört^),
eine solche ans Erz, die zu Plinius* Zeit im Concordientempel in Rom stand ^),
Dionjsios, ein Mitglied der neuattischen Schule, das marmorne Tempelbild der
Juno in ihrem Heiligthume bei der Porticus der Octavia^) und ebendaselbst Po ly kl es,
aas derselben Schule, eine zweite Statue der Göttin (s. Note d.). Das ist Alles.
Von einer irgend wesentlichen Betheiligung der großen Maler Griechenlands an der
Entwiekelnng des Heraideales vermögen wir Nichts nachzuweisen; eine Darstellung
der Hera von Zeuxis, aber kaum eine solche, auf die besonderes Gewicht zu
legen wftre, dürfen wir in dem Bilde vermuthen, welches Plinius (XXXV. 63.) mit
den Worten bezeichnet : »roagnificus est Juppiter eius in throno adstantibus dis«,
Worte, aus denen doch wohl hervorgeht, daß in diesem Bilde neben dem Zeus
als der Hauptperson die di adstantes nur zu nebensächlicher Geltung gelangten,
so daß Zenxis seine Stärke als vorzüglicher Darsteller der weiblichen Schönheit^)
in der Gestalt der nicht einmal ausdrücklich genannten Hera schwerlich zu ent-
falten Anlaß gehabt hat. Eine Hera des Euphranor können wir in einem Wand-
gemälde einer Halle im Kerameikos zu Athen bestimmt nachweisen^), aber auch
sie war nur eine Figur in einer Darstellung der zwölf Götter und wir erfahren im
Einzelnen auch von ihr Nichts, als daß ihr Haar besonders schöu gefärbt war^).
Eme andere Darstellung der zwölf Götter nennt Plinius^) unter den Werken des
Asklepiodoros von Athen, eines wahrscheinlichen Schülers des Pamphilos von
Sikyon'), ohne jedoch über dies Bild Näheres mitzutheilen , abgesehn von dem
Preise, welchen Mnason, der Tyrann von Elateia dafür bezahlt hat. Wie also die
Hera in demselben beschaffen gewesen sein mag , ist unbekannt und ob unter den
»deonun simulacraa des Habron, eines Malers zweiten Ranges^), sich dasjenige
der Hera befunden habe, können wir nicht sagen.
Üb^licken wir nun die Summe dessen was wir aus der vorstehenden kunst-
a) Vergl. Anmerkung 27.
b) Siehe m. Schriftquellen No. 1593.
c) Plin. N. H. XXXIV. 73 : Baton 'fecit) Apollincm et Junonem qui sunt Romae in
Concordiae templo.
d) Plin. N. H. XXXVI. .'(5 : intra Octaviae vero porticus in aede Junonis ipsam dcam
twit) Dionysius et Polycles aliani.
e) Vergl. Cic. de Invent. II i. 1 {m. Schriftquellen No. I(J6S lin. 9 sq.), Xen. Oecon. X I
(m Schriftquellen No. 1GS4), und etwa noch Quintil. Inst. orat. XII. 1(1. 1 (m. Schriftquellen
No. I6S0 lin. 6 »q ).
f) Pausan. I. 3. 3 orod hk ^TtwÄev (der Stoa basileios) dyx.oh6^ri'zai Ypot^A; eyouoa J^eou;
*0'j; Jwoexa xoXoufx^vou? Tautac xd^ yP*T^* KO'fpctvnip lYpa'}»ev 'A^vaTo;. Plin.
^•H. XXXV. 129 opera eius (Euphranoris) sunt . ..duodecimdi.
g) Lucian. Imagg. 7 xa\ hii ;iapax£xX7]a&0} HoXüyvojto; xal Eucppdvwp ixeivo; xal AircXXtjc
*'t Aetioiv o'jTot oe oteX6(ji£vot t6 £pYOv 6 txev Eucppdvoop ypcoodToo x^jv x6(i.T]v olav t^c "Hpac
h; Plin N. H. XXXV. 107 huic (Asclepiodoro) Mnaso tyrannus pro duodecim dis
^^it in singulos minas tricenas.
i: Vergl. Wustmann im N. Rhein. Mus. von 1S6S S. 468 f.
k) Plin. N. H. XXXV. 141, vergl. Wustmahn a. a. O. 8. 46S.
60 I. HI8T. ÜBERSICHT ÜBER DIE KÜN8TL. ENTWICKELUNG DER GEgTALT DER HERA.
geschichtlichen Untersuchung gewinnen, sie möge groß oder klein sein, so werden
wir einerseits allerdings die längst anerkannte, hervorragende Bedeutung der Thätig-
keit des Polyklet aufs neue bestätigt und in festerer Umgrenzung als bisher sicher
gestellt finden, andererseits aber auch den gewichtigen Antheil anzuerkennen haben,
welchen die attische Kunst, und zwar diejenige der beiden Bltttheperioden an der
Entwickelung und Ausbildung des Ideales der Göttin gehabt hat, während zugleich
durch eine kritische Sichtung dessen was wir über die Leistungen der einzelnen
Meister wissen oder mit Grund vermuthen dürfen und dessen was bisher ohne sichere
Gründe über dieselbe geglaubt und angenommen wurde, der vorurteilslosen stilisti-
schen Untersuchung der erhaltenen Monumente und der Erörterung ihrer Znrflck-
fahrbarkeit auf die Vorbilder der einzelnen Meister und der kunstgeschichtlichen
Perioden freie Bahn geschaffen worden ist.
ZWEITE ABTHEILUNG.
Die erhaltenen Monnmente.
DRITTES CAPITEL.
Das kanonische Ideal der Hera.
Quae diyom regina Joyisqua
Et Boror et coniux.
Verg. •
Wenn es daraaf ankommt, ans der Charakteristik der Hera in der Poesie und
zogleieh ans dem, was wir von der Auffassung der Göttin in ihren Culten wissen,
sofern in den letzteren nicht örtlich besondere und besonders gebliebene Auffas-
suDgen hervortreten, diejenige Summe zu ziehn, welche als die Grundlage auch der
Darstellung des kanonischen Ideales der Göttin in der bildenden Kunst gelten darf,
80 wird man hierzu kaum einen bessern Ausgangspunkt finden, als den Ausdruck
Otfried Maliers*), welcher Hera »das dem Zeus entsprechende weibliche Wesen«
nennt. Denn in der That erscheint Hera als die nicht allein durch Zeus* Wahl
und die heilige Ehe rechtmäßige, sondern als die ihrer Natur nach rechte
und vollkommene Gemahlin des höchsten Gottes 3^) , eines Wesens mit ihm und
darum im genealogischen Mythus seine Schwester auch ehe sie seine Gattin wurde ;
eben dieses, daß Hera Zeus* ebenbürtige Gemahlin ist, mit allen seinen Con-
Sequenzen, ist es, was auch «die Poösie, die homerische voran, in der Schilderung
von Heras Persönlichkeit und Ansprüchen, von ihrem Auftreten, Thun und Treiben
im olympischen Götterkreise mehr als alles Andere hervorhebt und betont. In Be-
treff der Culte, in deren Überlieferung das Gesagte in besonderer Klarheit hervor-
tritt, darf man sich auf alle neueren Mythologien berufen, von dem poetischen
Wesen Heras aber, insbesondere ihrer epischen Charakteristik, in welcher mehr
AnfTallendes oder fftr uns Anstößiges liegt, als in der irgend einer andern Gott-
lieit, ist neuerdings von Welcker^) mit wahrer Meisterschaft ein eben so scharf
gemeimetes wie farbenreich ausgeführtes Bild aufgestellt worden, welches freilich
früheren Auffassungen und Schilderungen in mannigfaltigen Zflgen widerspricht,
dennoch sicherlich das Rechte trifft und in sich eben so harmonisch ist, wie es
sieh mit den Oberlieferungen aus den Culten in der schönsten Übereinstimmung
befindet.
So wie nun Zeus in der Summe seines Wesens der allmächtige König Himmels
^^ der Erden und der Vater der Götter und Menschen ist, so ist seine ebenbürtige
a) Handbuch der Archfiol. § 352.
b} Oriech. Götterlehre II. S. 328—334.
t\-i
II. UIR CRHALTEKEN HONITUENTE.
1111(1 rocIitinjUIige Gemalilin iils diese ganz Königin und ganz Fran. Krhabeo matro-
nale Bildung ist domoiicli auch die Crundlage und der InbcgritT des kUnatlerischen
IdealoH der Hera, einus Ideales, dessen verschiedene Seiten, das Königliche, das
Frauenhafte und das Mlltlerliche (auch dieses, wenngleich es weniger hervortritt),
das Strenge und Erhabene und wiederum das Bchtloe und Milde, Je nach den Ab-
aichten und Zwecken der Künstler und Je nach di^m tieist ilirer Zeitalter stärker
hervorgehoben worden sind, dessen silnimtliche Vertreter aber, obgleich man sie,
abgesehu von einigen abseit ti^enden Gestaltungen, in zwei Iloupte lassen, die mehr
erhabenen und die mehr mild scliönen wird trennen müssen, dennoch so viel mehr
des üemeinsamcn ais des Verschiedenen haben, daß man sie auf einen, hauptsäch-
lich einmal modilicirten kaoomscLen Typus winl surUckfilhren dflrfen , an dessen
Ausbildung wir nach dem im vorigen Capitel Dargelegten immer noch Folyklet und
Praxiteles, oiine die älteren Attiker zu vergessen, als überwiegend betlieiligl denken
mllssen.
Zunächst, um vom Allgemeinem auszugohn. wird Hera immer matronal gefaßt.
"Die Cestalt,' sagt 0, Mflller a. a. 0. sehr gut, "ist blühend, villlig ausgebildet.
dui'cliHUs luangellos . die einer Matroiio , welche stets von neuem im Brunnen der
Jungfrau lidikeit badet, wie von Hera eraftlilt wurde.« Ein menschliches Lebens-
alter für die in den besten Slattieu und Uilslen dargestellte uottterbliche und gOtl-
liclm Schlauheit bestimmen zu wollen, ist eitles Uemllhun ; Hera neigt iu ihren wahr-
haft gnl4!n Üarstellnngen die Keif« einer Frau , die Mutter ist , verbanden mit der
Frische und StraHlieit entwickelter jungfräulicher Formen. Mit Unrecht würde man
jene l''[llle. Ja Üppigkeit der Foriuu», an welche wir uuwitikürlich sunichst denkeiL
wenn von einer »junonischen Oestalti in unserem wirklichen Leben die Ked« ist,
als gemeinsamen Charakter aller guten Uerabilder anaprudien ; sie findet sich, wenn-
gleich immer maßvoll, bei einigen vorzüglichen Statuen dargestellt, bei einigen der
schönsten Bflslen angedeutet, bei anderen kaum minder vortrefflichen UeukmAlern
beider Arten tritt sie dagegen kaum noch als bestimmendes Merkmal der Göttin
auf. Durchans vermieden dagegau scheint alles spegilisch Jungfräuliche oder, um
ea vielleicht noch treffender auszudrücken , alles Mädclienhufte : wohl können uch
dalier dio Bildungen der Hera und der Aphrodite unter UmslAnden sehr nahe stebn.
ja sie kiinneu mit einander verscljmulzeii ersebeioen , niemals aber iliejenigfiu der
Hera einerseits und diejenigen der Athena oder der Artemis andererseits. Wohl
i-it Hera als napUevo;, als ta^ifs-Mfiivr^ . ja sie ist als icnii der ■cskzia. gegenQlwr
vereiirt»), als vup^auo^iivT^ (Braut) überliefertermaßen auch künstlerisch dargeiil«Ul
worden ''1, sollte aber der örtlk-he Cultus von Styiuphalos . der sie als •MädutietK
wie iIk »WHwe^i I/ijpa) faßte, auch in der bildenden Knnst bestimmte Gust«li ge-
woimen haben, was wir iiiclit wissen, auf uns ist nichts Derartiges, wenigateos
niohte Erkennbares oder Erkanntws gekommen und wäre dies der Fall . besäSMi
wir irgend eine kQnsUerische Unrstellung des Heramädcbens, so würde dieau grade
so gut wie die Darstellungen des kindlichen und jugendlichen Zeus als eine auf
einulnen C'ultiuiideen beridiende Uesonderbeit von dei' FcststelliMig und Sehildcrung
des normalen Ileraidoales anszuscii ließen Kein,
a) In Stfiophalos
b) OboQ S. b-i
3. DAS KAKONiaOHE IDEAL DER HStX, 63
Glmliwie man aber im Begriffe der Gattin bald mehr die geliebte Genossin'
des Mannes, bald mdir die Theilhaberin seiner Stellung in der Welt und wiedemm
me^ die Walterin im Kreise des Hanswesens betonen kann und gleiebwie, je nach
dem der dne oder der andere oder der dritte Gesichtspunkt als maßgebend in den
Vordergrund tritt, selbst eine und dieselbe menschliche Persönlichkeit nicht blos in
sehr yeraehiedenem Lichte erscheinen, sondern thatsftchlich und nicht nar äußerlich
als eine sehr verschiedene sich darstellen und geben kann, so erscheint auch die
Matnmalitat der Hera in den Kunstwerken verändert, je nach dem in diesen die
gelieble Gemahlin des Zeus, seine xoupiod] aXo^oc» die soror et coniux der Lialeiner,
zur Anschauung gebracht werden soll, der er unter Umständen in Liebe ei^lflhen
kam, wie keiner der GOtünen oder der sterblichen Weiber und in dieser geliebten
KeasguuahliB die GMJn der Ehe und Stifterin derselben» oder je nach dem es gilt,
die Atoc xoSpi^ icapaxoiTi^ und in ihr die olympische Königin zu sohiidem, die er-
habeiMie unter den Göttinen, vor welcher sich die olympische Versammlung von
den Siiaai erhebt, oder wiederum die keusche und strenge Hausfrau, oder endlich
die Bilde Mutter, denn auoh als diese scheint Hera m einer ihrer schönsten Bttsten
aa^fatt sn sein. Aber auch die anderen berührten Wes^isseiten und Auffassungen
der Hxam lassen sieh innerhalb ihres normalen Idealtypna nachweisen und treten,
bald emseln, bald zu zweien verbunden, mehr oder weniger klar hervm-, während
ihre Ineinsbildnng in den auf uns gekommenen Denkmälern nur einmal gelungen
ist in dem Wunder der Kunst, der weltberQhmten Ludovisischen Kolossalbflste.
Am hiafigsten ist in Hera mit der matronalen Reife die königliche Wflrde und
Brfaabenhdt verschmolzen, aber auch diese tritt wiederum in sehr verschiedenen
Abstoftingen von stolzer Hoheit, ja vornehmer Kälte bis zu gnädiger Herablassung
hervor. Specifisch herbe, und zwar nicht sowohl königliche wie frauenhafte Strenge
offenbart sich nur in einem höchst vortrefflichen, aber von dem normalen Typus in
mehr als einem Betracht seitab liegenden Werke, der Farnesischen Bflste in Nen^
(oad Auren Wiederfadungen *) ; erhabener wird die Auffassung ohne an Stenge zu
verlieren in der vortrefflichst Kolossalbttste in Florenz^). An diese, als das Äußerste
iB dieser Richtung zu betrachtende Darstellung reihen sich dann gar mannigfaltige
Abslafngen der Erhabenheit, welche aus bewußtem Stolz in unbewußte Größe mid
is stille Wttrde flbergeht und sich sogar mit dem Charakter schöner Milde zu ver*
binden weiß, welche insbesondere die Pentinische Bttste^) auszeichnet. Ganz auf-
gegeben ist sie endlich selbst in den Werken nicht, welche, im Ganzen genommen
fläe zweite Classe bildend, die aphroditeartige Schönheit der Hera besonders zur
Geltung bringen ; eine als die Geliebte und Gattin nur des Zeus zu fassende Göttin
bleibt sie anch in diesen Statuen. Immerhin aber bringen diese Bilder gegenüber
der Hohdt und WOrde so überwiegend andere Elemente des Wesens der Hera zur
Anschauung, daß sie als Gegenstücke zu denen zu nennen sind, von denen wir bis
zu ihnen herabgestiegen und daß sie jenen gegenfiber die ganze Weite des Kreises
bezeichnen, innerhalb dessen die Erfindung der Künstler sich bewegen durfte, wel-
chen die Ausbildung des Ideales der Hera zur Aufgabe wurde. Immer aber und
a) Siehe Cap. IV. No. I— Ic.
b) Cap. IV. No. 2.
c) Cap. IV. No. 17.
»54
IL
'. EBHALTENKN HUKDUIUJTE.
iü alleii ihren Darstelinngen bleibt Hera ernst and als unbedingt ausgeschlosseu
voD ilirein Wesen wie von ihrem kllnati er! sehen Typus darf der Ausdruck siDnlicher
Erregtheit geltau, sowohl derjenigen, welcher gewissen Olasseu von Apliroditebildem
eigen ist, wie derjenigen, welche uns in den We^n des dionysischen Kreises ent-
gegentritt '^^) .
Was nun aber die bestimmten kflnstlerischen Formen des bentelschen Ideal-
typiis, Domentlich des Kopfes anlangt, so JHt es nicht leicht, das wirklich allgemein
oder fast allgemein Giltige zu nennen ohne in die Schilderung zu viele Elemente
des hikhaten Vorbildes, der Lndovisischeu Kulossalbüste aufzunehmen, aber vor-
handen ist ein solches Qemeingiltige dennoch.
Es int schon frflher (oben S. 50] eriuuert worden, daß von mehren Seilen
(Büttigur. Feuerbach, Brunn) der Versuch gemacht worden ist, das ganze Ideal der
ilera aus ihrem homerischen Epitheton poütct; und einer diesem gemäßen Gestal-
tung des Auges in derselben Weise abzuleiten , wie man . antiken Andeutnngen *)
folgend, das ganze Ideal des Zeus in der bildenden Knnst als von der Bildung der
Stirn nebst derjenigen der mit deren Uestaltnng iu Wechselbeziehung stehenden
Haare und Krauen abgeleitet hat '*). Sofern dieser Versuch auf die Hera de« Poly-
klet bezogen wurde, mußte seine Berechtigung a. a. 0. in Krage gestellt werden,
hier |^tt es nun zu nutei'suchen. iu wieferu er sich durch die erhaltenen Denkm&ler
als berechtigt erweist. Hier tritt nns nnn aber sofort die Schwierigkeit entgegen,
daß das Epitheton ßoüiri: von den Älteren' und von den Neueren auf ganz ver-
schiedene Monumente angewendet wird, von Böttiger und Keuerbach auf die Ludo-
visische Kolosaalbüst^^i , von Bruuu und denen , die ihm gefolgt sind , auf die Far-
nesische BUäte in Neapel, wälirentl vou diei^eii mehr oder weniger bestimmt gelängnet
winl, daß der Ludovisischen Hera daa Epitheton ßoiüni^ überhaupt noch zukomme *^).
Dies Itangt mit einer ganz verschiedenen Auffassung und Erklärung der Bedeutung
dea Wortes ßoöÄnt; zusammen. Uie Alteren hatten das Wort von großen, rnnd-
gewölbten Augen verstandeu") und an dieser Grundbedeutung hilt auch noch
Welcker *'^) fest, nur daß er als möglich daneben anerkennt, das Wort könne eiueo
stieren, graden Blick, als eine Schönheit verstanden, bezeichnen. Brunn dagegen
mit seinem Anhang unter den Jüngeren denkt bei poii>;ri; hauptsächlich an den Aus-
druck unbändiger Kraft, welcher im Blicke des Stieres liegt und wehr von
der Stellung, als von der Form der Augen abhängt. Doch es wird nötbig sein,
die ICrklänuig ganz herzuächreiben. Im Bidlettino von 1616 p. 124 also Wißt t«:
Mjra non si trova cosa piil caratteristica per l'indole di Giunone dell' omerioo cpitHo;
^lüici;, cogli occbi di bue. Mn molti hanno inteso che quivi gi parlj di cHU^hi
graiidemente inareati e percio occhl siffatti le siano stati dati dagli nrteüci, criHleodu
in tat modo espresso il vero sensu di iiuella parola. Ha certameute non mi sembn
che solamunle della forma abbia pcnsato Omero, ina piü ancora dell' espres>iit>tt«
di immensa forza, la quäle sti> nascosta nello sgnardo del toru. e
deriva piil che dalla forma dalla posizione degli occbi, Ditttanti molto
fra di Iure si estcudono fin sotto Ic tonipia , e peroiö volgeudosi MtnbraBo eo' l*ra ■
ai .S. I'iciKl.i-StrnbnnVIll p. !
IS (tn Sphriflnucllfn No, 7;in),
l>) Vergl Biunn. rj«Hh. d. griccli Kaimlli
■hririquellen No. G!M lin. IS Btiij.l, Uamb.
3. DAS KANONISCHE IDEAL DEB HERA. 65
sguardi abbracciare cid che si para loro dl contro, e quindi per loro si mette nell
aniino nostro quella paara che si fk sentire a coloro che trovansi cinü d'ogni parte
da perioolo da cui non posson campare. E tale dev' essere 11 punto, da cni parti
Fartista nel eoocepire Tideale deir Imperiosa regina del clelo.a^^] Und in den An-
nali von 1864 p. 301 schreibt Bninn: Nello sgnardo del bue (d. 1. toro, Stier)
non predomina la semplice maestä e grandiositä, la qaale forma 11 carattere del re
degli animali, U leone, ma l'espresslone d'nn' Immensa forza, d*nna forza
che minaccia e che risveglia una certa Inqnletadlne nella mente dl
Chi vi sl trova dlrlmpetto; im' espresslone cnpa che non sembra ammettere
gajesBa o sorriso. Qaesto carattere tanto speclfioo, che non pnö non essere ac-
cennato mediante Teplteto ßocoicic« etc.
Dieser Auffassung gegenüber wird eine Verständigung nicht ganz leicht sem, *
welche gleichwohl versucht werden muß, und zwar versucht, nicht blos indem Mel-
nnng gegen Meinung, Erklärung gegen Erklärung gestellt wird, sondern durch eine
eingehendere Behandlung.
Zunächst möge, wenn auch nur mehr im Vorübergehn bemerkt werden, daß,
wie sdion Welcker*) a. a. 0. richtig bemerkt hat, Homer grade so gut wie alle
Späteren, welche das Wort ßoc^icic von weiblichen Personen gebrauchen, dasselbe
ran als persönliches epltheton ornans ohne jegliche Rücksicht auf eine bei Hera
sehr wohl mögliche, ursprünglich natursymbolische, aus der Kuh als dem Symbole
der €K>ttin abgeleitete, Bedeutung^) angewendet hat. Der beste Beweis dafür liegt
darin, daß er nicht blos Hera, sondern, wenngleich nur an drei Stellen^), andere
Wdber, eine Nereide und zwei Sterbliche, ßocuTcic nennt, so gut wie Heslod^)
die Nymphe Pluto, Pindar®) die Harmonla, einer der kleinen homerischen Hymnen 0
die EuryphaSssa, Helios' Mutter, Meleager in der Anthologie^) eine Antlklela und
endlich, um Anderes zu übergehn, Cicero^) die berüchtigte Clodla.
Zweitens ist festzustellen, daß die alten Granmiatlker, sofern sie nicht in
offenbarem Irrthume das Wort ßouMric von o^, otto^ anstatt von &^, Aizo^ ab-
Idten^), für dasselbe entweder eumiri^ als Erklärung aufstellen, also das Bei-
wort im eigentlichen Sinne als Epitheton ornans auffassen, oder es durch (jisXa-
vo^oXfUK umschreiben, was uns hier nicht unmittelbar bertlhrt, wo es sich um
die plastischen Formen handelt, oder endlich, wie schon Böttiger bemerkt hat, und
Kwir überwiegend häufig, \iJ&'^ak6<fbak\Lo^ als Bedeutung angeben^). Diese
b] Vergl. auch Friederichs, »Bausteine« S. 108, Anm. zu No. 89.
b) Vergl. auch Weloker a a. O. : »Indessen ist nicht sicher , daß nicht beide Wörter
(^xcbXcvoc und ßow:»^) den Sinn gewechselt und in vorhomerischer Mythologie eine physi-
lehe Beziehung gehabt haben.«
c) n. XVin. 40: 'AXttj T6 ßoÄiric, HI. 143 aq. : KXujjti'vtj te ßoaici«,
VII. 10: C>iXop.^&ouaa Te ßowiric.
Bmtathios* Erklärung des ßocuiric in der ersten dieser Stellen kann auf sich beruhen.
d) Theogon. ys. 355 .... ITXouxdb Te ßodiiric.
e) Pyth. ni. 91 . . . . 6ycö&' 'App.ov(av y^P^ ßo&iciv.
f) Hom. hymn. XXXI. 2 xhs £6pucpeieooa ßomirtc
YetvaTO.
g) Anthol. Palat. V. 198. 3: ou tpucpepov fxelÖYjfjLa ßooliiriÖoc 'AvTtxXeta«.
h) Vergl. H. Sauppe , Index graeco-latinus in Cicero ed. Orelli Vol. VIII. p. 20.
i) So Eustath. ad. U. p. 141. 1. 29, Hesych. y. ßowiTU.
k) Vergl. die Belege im Thesaurus des Stephanus s. y. fioAnr^\
OverbeclE, Kanstmythologie. III. 5
66 ü OrK BRIIALTEKEN MONTMKNTK.
Erkl&niii|;cn der Alt^u aber, ubgleich aie , das muß niao zugeben, flir Qtlff
unbedingt verbindlich sind, wollen docb imnierbin gi-bört und erwogen sein.
Däxu kommt drittons, und dies iut von der ^TüBten Wicbtigkeit. daß w^^lion
nach dem Sprachgebrauch o von ^üs; Homer das Kjjitheton ßoiüict; nicht vun dem
Ange des Stieres, sondern, wie schon Kekult- [s. Anmerkung 43) rtcliUg be-
merkt bat, aber ohne es festzuhHlt«» und darsus die OonsequenKen zu ziebn. von
dem Äuge der Kuh und nur v^n diesem abgeleitet hat und haben kann, da
er sonst Tctupiünt; hätte sagen müssen, was erst, und zwar in anderem Sinne, bei
Nonnos") vorkommt. Und wie sollte Kuch der in seinen Vergleichen Oberall m
klare und einfache Dichter dazu gekommen sein, seine weihliche Gottheit mit einem,
mau möchte sagen so specifisch uiännlichen Thiere . ihre Augen mit denen 'iae»
solchen anstatt mit denen Ans weiblichen Tliiere» derselben Gattung zu vergleic len,
und zwar nicht etwa in einer bestimmten Öitnation der erregen, zflniendeD, gebie-
tenden Gdttin, sondern in einem ihr schlechthin gegebenen Epitheton, einem epithctiui
Omans. Daraus Tulgt aber, daß Alles das, wnä das Stierauge von dem
Kuhauge unterscheidet, bei der t'rage, was poiÜTti? bedeute, bei
Seite bleiben muß, während Brunn grade einzig und allein die specifisclien
Eigenschaften und Eigenthllmlichkeiton des Stierauges oder des Blickes des Stieres
(sguitrdo dcl toro) hervorzieht und anwendet, um den B^riH'dei« 3o<"^l^ >^>i fassen.
Fragen wir aber worin die Unterschiede des Slierauges und des Knhanges lieg^ll.
so werden wir antworten mllasen : so ziemlich in allem dem , was Brunn als das
vorzüglich Charakteristische hervorhebt. Deno wohl der Blick dos Stieres, beson-
ders des aufgeregten Stieres, aber keinesweges derjenige der Kuh hat den Anadruck
unbundiger Kraft (immensn forzii). etwas Bedrohliches iforza ehe minaccia'i daa
dem gegenüberstehenden Beschauer Unruhe oder Kureht fiutlößt [risveglia una cerla
inquietudine nella mente di chi vi äi truva dirimpetto) mler wie dies im Bullettino
(3. oben) noch ungleich krAftignr ausgedruckt ist. Auch nur von den Augen di-s
Stiere«, der sich durch die Schädelbreite sehr wesintlich von der Knh nnteraebeidet,
nicht aber von denen der Kuh . kann man sagen . daß sie sehr weit auseinander
stehn und daher, wenn sie sich nach vorn wenden, das ihnen gegenüber Uefindliehe
zu umfassen scheinen (volgendosi aembrano co' loro sguardi abbraeciare eiti ehe «i
para loro di eootro) . Und eudlieli kann man auch nur bei dem Stierauge , nicht
aber bei dei^jenigen der Kult von t^inem finatem Ausdruck fespressione cnpa) reden,
die weder Freudigkeit noch I.flcheln zulasse. Die Sache ist in der That von hin-
lüngÜcher Bedeutung, um uns zu veranlassen, auf die Natur znrttckzugehn, wobei
jedoch, da es nicht so ganz leicht ist, itinder heider tieschlechter in solchen Lebens-
lagen in stndireu. welche als normal gelten dürfen, viel gerathcncr sein dürfte,
sioli «n die Werke namhafter Thieroialcr zu halten, als nn die Natur, weteho sich
uns in Stjtdten Lebenden nur selten so darbieten wird, wie wir sie in diesem Falle
braueben. Wer sich nun das Studium von Köpfen des in Frage kommenden l'hiorea
nicht verdrießen läßt, der wird an«li unschwer sich vergegenwärtigen kOnneii, wel-
diea die Kigensehafteu des Kubaugoa m Form und Stellung und Ausdruck seien,
an welche wir zu denken haben, wenn ein Weib kiihäugig. floÄiri; genannt wird.
Die Augon der Kuh sind in der Form verhälluißmilßig groß, von di-ii Lidern rumi-
} Ulnnv«. XI 1
3. DAS KANONISCHE IDEAL DEB HEBA. 67
lieh niDSchlossen und stark gewölbt; in der Farbe der Regel nach ^nnkel ohne
viel Licht nnd besondem Glanz, im Bück und Ausdruck ruhig, von geringer Be-
weglichkeit, aber eher sanft als wild nnd bedrohlich, in der Stellung mäßig weit
von einander entfernt. Wenden wir diese Charakteristik auf menschliche Augen
an, so werden wir einmal .die antiken Erklärungen \i&'^aLk6<fbak\io^ und (xeXav-
o^&oApo^ nicht ungerechtfertigt finden, sodann aber auch Welckem zustimmen
können, welcher das »ßocbirK;« zunächst dem »iXtxcttiri;« entgegenstellt. Auch be-
gegnen wir dergleichen Augen im Leben und in der Kunst, seltener bei uns im
Norden, als in Italien, .wo der römische Ausdruck »occhio pesantea so ziemlich das
wiedergiebt, was in der That unter ßooiici^ verstanden werden muß. Welcker hat
al%^ein Beispiel aus neuerer Kunst die Fomarina Barberini angeführt, man könnte
nu^hes andere binzuftlgen, so die Maddalena Strozzi im Palazzo Pitti, so des ä)tem
Ftlma Sta. Barbara in der Kirche Sta, Maria Formosa in Venedig oder auch die Bildung
der Augen, welche für Andrea del Sarto charakteristisch ist; natürlich geschieht
dies nur in der Absicht sich Aber das unter dem Beiworte Gemeinte zu verständigen.
Wenden wir uns nun nach dieser Erörterung, welche füglich nicht kOnper ge-
halten werden konnte, der Frage zu, ob eine besondere und ständige Gestaltung
des Auges sich bei dem normalen Heraideal in den erhaltenen Kunstwerken als
bestimmender oder gar maßgebender Zug nachweisen, oder ob sich vollends fest-
stellen lasse, das Idealbild der Hera sei von einer dem homerischen Beiworte
ßo«oin< entsprechenden Gestaltung des Auges ausgegangen, auf diese gebaut, so
wird man eher mit Nein als mit Ja antworten mflssen. Diejenige Bildung des
Auges, in welcher Brunn u|id die mit ihm Stiomienden das homerische ßocuin^ er-
kennen wollen nnd auf welche ihres Ortes im folgenden Capitel zurflckgekommen
werden soll, ist völlig und in aller Schärfe nur bei der Famesischen Büste aus-
geprägt und findet sich gemildert oder abgeschwächt in der Castellanischen
Büste (nnten Cap. IV. No. 3, Atlas Tafel IX. No. 4 n. 5) wieder^] ; die andere
aber, welche die älteren Gelehrten als Ausdruck des ßoonii^ betrachteten und durch
die Lndovisische Büste vertreten meinten, kehrt ganz so kaum und annäherungs-
weise in formaler Gestaltung und im Ausdruck auch nur bei einer beschränkten
Anzahl guter Herabüsten und Statuenköpfe wieder, kanp also eben so wenig wie
jene erstere die Grun^dlage einer Schildc^ning des normalen Heraideales und des
diesem allgemein Eigenthümlichen abgeben. Trptzdem haben allerdings die meisten
guten Darstellungen der Qera in der Bildung und im Ausdrucke des Auges etwas Ge-
meio^chaftlicbes, das sich aber besser negativ, als positiv aussprechen läßt. Heras
Augen haben nicht wed^r das u^pov, das Zärtliche und deiche derjenigen der
Aphrodite, noch das in sich gekehrt Sinnende derjenigen der Athena, sofern diese
nicht als Göttin des Kan^pfes fest und klar und feurig, mit dem Blicke des Feld-
l^erm in die Feme schaut, noch endlich das bis zum Muntern gesteigerte Lebhafte
und Scharfe der Augen, mit denen die Jagd- und Lichtgöttin Artemis ausgestattet
i^; .Heras Augen sind wohl ohne Ausnahme ernst, ruhig, gradanblickend, wenn
anoh auf den tiefer stehenden Beschauer gesenkt ; in nicht wenigen Beispielen aller-
^^ groß , wenngleich nur mäßig groß geöffnet , wohl niemals schmal geschlitzt
a) Vergl. Heibig, Annali deUMnst. yon 1866 p. 146 »Negli occhi deUa Gionone CMt^l-
^ trtipar'isce ancora qualche eosa del carattere della ßod)icu.«
5»
68 II. IHK tTRIIAI.TKNKN MONDHtNTK.
und nar iü der Fameslschoii Bftste vom obem Lide halb vcrachleJert ; ihr AusdniSI
durchlauft eine Scata vom StarrBu (Furnesische BDste, Cap. IV. No. 1) durch das
Strenge und Ilorbe (Florentiner Bflslct, Cap. IV. No. 2], das ruhig Umfasaende, Hoheit-
volle (erste Ludoviaische Btlate. Cap. IV. No. 4], das Kalte nud Stolze (zweite
Ludoviaiache Bildtc, Cap. IV. No. t!} liindiircli bis zum Gnitdi^eii [dritte Liiduvt»i-
Bcho, Cap. IV. No. 13), Milden (BOste Pfutini, Cap. IV. No. 17), ja Kmatfreund-
liehen (Barbcrinische Statue, Cap. IV. No. 12 und eisige spätere Köpfe).
So gewiß aber auch in der Bildung des Anges der Hera die Grenzen Jnne
gohallen sind, welche daa eben bezeichnete weite Oebiet der Formen und dos Aus-
druckoa von demjenigen der Formen und des Ausdruckes der Augon anderer Göt-
tineu Hcheideii, so sehr mnß wiederholt auagesprocben werden, daß schwerlich in
den Augen der Hatipt Charakter des Heraidealea gefunden werden kann, liberhaapt
liegt dieser weniger in einem einzelnen Theilo der Physiognomie, als in der Summe
aller einzelnen ZUge und diese Summe läßt sich wiederum kaum durch etwaa An-
deres ausdrucken , als durch Wiederholung dessen , was von der Geaummtgestall
der Göttin gesagt wurde, sie besteht in reifer, voller, aber unverwelkücher m&tronaler
Schßniieit und Würde, meistens verbunden mit größerer oder geringerer Hinneignng
zur Prächtigkeit der Erscheinung. Im Einzelnen zeigt sich diese matronalc Schön-
heit Heras liei ihren besten Darstelinngen in dem sehr regelmäßigen, etwas vollen
Uvale des Umrisses des Gesichtes, dessen bestimmte Züge eine Tendenz zur Größe
und in den Weichtheileu, wie in den Wangen und im Kinn, zur Fnlle und Breite
hahcn. Die von dem einfach in der Mitte gescheitelten und nach beiden Seilen
über das Ohr. meistens in halber Ftölie z urOckgoatri ebenen , gewöhnlich mäßig gi^-
wellten , braun . nicht schwarz zu denkenden Haar in flachem Bogen umrahmte
Stirn pflegt mehr breit als hoch gewölbt. licht und glatt zu sein, so daß sie mehr
auf einen festen und klaren Willen, als an f Gedankentiefe und IdeenKng schließen
laßt. In den meisten Killen ist sie wenig mannigfaltig modcllirt, nur in einigen
guU^n Exemplaren in den unteren 7^lieilen nach der Mitte zu merkbar vorgebildet,
wodurch der Eindruck der Cliarakterfostigkeit, den wir empfangen, demjenigen des
Eigensinnes wenigatena nngenfthert wird, über die Augen apringt daa Stirnbein
in der Regel ziemlich bedeutend vor. so daß jene mehr oder weniger Dberschattel
werden und eben auch hierdurch an dem schon erwähnten Charakter der Kube ge-
winnen. Die Nase hobt fast immvr mit breitem, aber in den meialcn Fällen ge-
rnudetem Rücken zwischen den Brauen mächtig an, in einzelnen Exemplaren (3oNo.2l}
Holbat etwas zu märhtig, um ebenso fortgesetzt zu worden, woilurch denn freilich die
Naso etwas Stumpfes und Kurzes bekommt, ohne gleichwohl, gemessen, kurz zu sein ,
in der Mehrzahl der Fälle behält aic ihre Mftclitigkeit bei, welche nicht am wenigsten
daxii heitrilgt. das Antlitz als festgeprägl erscheinen zu lassen und dasselbe \-on
dem sonst hier und da allerdings nach st vor wandten Typus der ernst gehaltenen
Aphro^te zu unterscheiden.
Besonders charakteristisch pflegt der Mund gebildet zu aoin*'), in welchem »ich
vielleicht am allermeisten Übereinstimmung in der Gnindgestaltnng. trotz alter Vrr-
seliiedenheit in dem Grado des Ausdruckes nachweisen läßt. In einigen vurtreff-
lieben Köpfen, so namentlich in dem Famesischen und in dem lloreiiliner , ist iler
Mnnd gnidrzu von herber .Strenge, in nudoron . wie z, B. in der dritte» LuJoii
sehen Btlste i.Nii i:ii liegt ein unverkennbarer Zug von Stolz in der Beweg
3. DAS KANONISCHE IDEAL DEB HERA. 69
besonders der Oberlippe ; dieser Ausdruck mildert sich bedeutend beW vielen anderen
Exemplaren, aber stets bleibt eine gewisse Festigkeit, die bei späten Bildern
bis zu geistloser Starrheit ansteigen kann charakteristisch und ein freundliches
Llcheln ist wohl bei keinem einzigen sichern Herakopfe, den neapeler No. 18
etwa ausgenommen, nachweisbar. Denn das madonnenhaft milde Lächeln der Büste
Pentini (No. 17) gehört dem Ergänzer der ganz verstoßenen Oberlippe und selbst
dieses Lächeln, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist erhaben mild und
namentlich von allepa Sinnlichen weit entfernt.
Mit dem Munde steht das Kinn meistens in vollkommener Übereinstimmuug,
indem es mehr oder weniger voll und breit gebildet ist und den Ausdruck der
Ener^e des Charakters der Göttin, welchen in ihrer Weise die Stirn zur Anschauung
gebracht hat, wiederl|olt und mit einer leisen Schattirung von Leidenschaftlichkeit
verstärkt.
Denkt man sich dieses Haupt auf einen in der Regel ziemlich fleischigen,
wenig beweglich gehaltenen Hals gesetzt, und zwar meistens grade aufgesetzt, weder
vorwärts geneigt, mehr als dies dem niedrig stehenden Beschauer gegenüber noth-
wendig ist, noch, abgesehn von Ausnahmefällen, zur Seite gewendet, denkt man
sich weiter diesen Hals in einen mehr oder weniger üppigen, wenn auch vom
Gewände meistens ganz bedeckten Busen übergehend, so zeichnet das Alles die
herrliche, blühende Matrone, das weibliche Gegenbild eines gewaltigen Mannes
wie Zeus. _
Dam gesellt sich in den allermeisten Fällen die echt königliche und göttliche
Würde nnd Hoheit, die außer in der unvergänglichen Pracht der Formen besonders
in der Haltung liegt, die aber durch den, nur sehr wenigen Exemplaren fehlenden,
in vielen Fällen mehr oder weniger reich gestalteten Schmuck der Stephane im
Hur wesentlich verstärkt wird. Denn, möge die Stephane noch mancherlei andere
Bedeutung haben, worauf ihre Verzierung bald mit Anthcmieu, bald mit Rosetten,
dann auch mit Anthemien und Greifen (unten Gap. IV. No. 8, Venedig und in ge-
^ssen Münzen, s. Gap. V.) hinweist, zunächst rein künstlerisch betrachtet wirkt
die Stephane wenigstens für das moderne Auge wie ein fürstliches Diadem nach
unserer Sprechweise, zeichnet sie uns die Hera als die Königin des Olympos. Stemmata,
^ sie die Indovisische Büste trägt, mögen der Absicht nach das Heilige und Feier-
liche des Gesammtbildes verstärken, für den modernen Beschauer wirken auch sie
zunächst schmuckvoll, und es ist kaum glaublich, daß sie so gut wie der ganze
Kopfputz, auf den antiken, mochte dieser die cultsymbolischen Elemente desselben
^ch lebhafter empfinden , als wir , in der Hauptsache einen andern Eindruck ge-
Ottcht haben sollten.
Die erhabene Anmuth der ganzen Erscheinung wird in nicht wenigen Exem-
plaren durch einige zur Seite des Halses herabfallende lose Locken gehoben, wäh-
f^d die Masse des Haares nach hinten meistens in einen einfachen Knauf, seltener
in einen Zopf zusammengefaßt ist. Einige schöne Büsten sowie eine kleine Anzahl
^on Mflnzen zeigen endlich noch den Schleier, der aber, wo er hmter der Stephane
^^ebracht und lose über das Hinterhaupt und in linden, schattigen Falten auf die
^l^Qltem herabfällt, in mehren schönen Exemplaren, z. B. in der dritten Lvdofiit' '
^hen Bflste (No. 13] nicht irgendwie mehr als eine Verhüllung auftritt,
^^ noch als eine schöne und wirkungsvolle Umrahmung des Oesiehttti '■'^
L
Tft D". IJIK EBHALTBNK» MONTMENTB.
Wo er melir iat , aia dies . wie z. B. in der Statuo vod BoviUne iiu Valjcnn ,
ändert sich zuglcicli die Gesammth<ung und der Charakter dos Königlichen )
g^n den dea Frauenhaften in den Hintergrund.
VIERTES CAPITEL.
Die bedeutenderen BOaten und Statuenköpfe.
Hom. hjmn. i
Die erhaltenen BU»ten und Statuenkdpfe der Hera sind bisher erat ein 1
in etwaa größerer Anz&hl znsamm«nge3t«llt und vergleichend besprochen worden,
nftmlich von Äboken im zehnten Bande der Annaion des Institut« (von lS3ä)
S. 22 f. Derselbe tlieilt sie in zwei llauptclasaen, in die Darstellungen vod er-
habenem und von elegantem Stil (stile sublime und stile pit'i elegante che sublime),
denen beiden er außer der oben S. 22 f. näher besprochenen ari^liaiacheu Kolossal-
bUste als Beispiel des alterthUmlicIien Stils [stile primitive) eine kleine Zahl von
Köpfen des strengen Stils (stile piü perfetto , ma di rigidn maniera) voranstellt.
Diese Eintheilung kann, ja sie muß in der Hanptsaclie aufrecht erhalten werden,
nur dafi wir die Olassen vielleicht anders benennen und ihr VerhAltnlil zu einander
näher bestimmen können. Während nämlich die auf uns gekommenen Zeuubtlsten
mit Aufnahme vielleicht nur des Kopfes aus Melos") , wie die große Mehrzahl sämml-
licher Götterideale, den Exemplaren nach aus römischer Zeit stammen ^) und daher
die griechischen Typen, welche ihnen zum fJrunde liegen, wohl in keinem Fall in
der ganzen Seh&rfe ihrer stilistisch es EigeuthUmlichkeit und enteprecbond der histori-
schen Abfolge ihrer Bntwickelung wiedergeben, sondern vielmehr, so gewiß sie sich
an beistimmte, einzelne Vorbilder anlehnen, stilistisuh als das Budergebniß der ganzen
Kntwickehiugareihe zu botrachten sind, haben wir es bei den BQsCen der Hera außer
ebenfalls mit römischen Nachbildungen mit einer Anzahl griechischer Originalwcrke
oder wenigstens mit solchen Copien von diesen zu thun, welche dem Typns und
dem Stile nach eine bestimmte kunsthistorische Abfolge der Ent-
wickelnng des Ueraideales in sich darstellen. Damit soll nun freilich
durcliaus nicht gesagt sein, daß wir im Stande oder wenigstens bisher dazu gelangt
wären . fUr Jedes einzelne Exemplar ein kunstgeschichtlich es Uatum aufzustellen
oder vollends, daß Über die Datirung der HerabUaten Einigheit erzielt wäre ; denn
Nidits ist weniger der Fall, als dieses, vielmehr gehn die Ansichton überall wüt
aus einander. Nur Über das Frfüier oder Später, über die relative kunsthistoristte
Abfolge liegt eine ziemliche Übereinstimmung vor und diese allein genügt e
um die Anordnung und Claaseneinlheilung zu begründen und zu bestimmen, so i
a) Band II. S. SS f. Mo. 23, AtUa T>f. JI. No II a. 13.
b) Vetgl. Bnuui in den Ann. dell' Init. tod ISe4 p. 300.
4. DIE BEDBUTRNDEBEN BÜSTEN UND STATÜENKÖPFE. 71
sdueden aneh Aber die knnB^esohichtliche BedentoDg jeder einzelnen der aufzu-
stellenden Classen die verschiedenen Forscher urteilen mögen. Denn während Brunn
und diejenigen, die ihm folgen in den Monumenten der ersten Classe und insbeson-
dere in der Famesisohen Herabttste denjenigen Typus erkennen, welcher der Hera
des Polyklet am nächsten steht und den sie für den vollkommensten, ftlr alle spätere
£ntwickeiung maßgebenden und grundlegenden halten, sehn Andere in diesen Denk-
mälern und wiederum insbesondere in dem Famesischen Kopfe das Product der
vorpolykletischen Zeit und einer erst zur Höhe emporstrebenden Entwickelung des
Idealbildes der Oöttin und während man in älterer Zeit die berflhmte Ludovisische
Bflste auf Polyklet bezog, hat man sie später mit Praxiteles in Verbindung zu
bringen gesucht und neuestens sogar als ein Werk aus alexandrinischer Zeit ange-
sprochen. Einstweilen wird also Nichts übrig bleiben, als daß Jeder nach seiner
Oberzenguhg und Einsicht die Classen bezeichne und benenne und seine Bezeich-
nung bestens zu rechtfertigen suche. Das soll denn auch hier geschehn. Was
aber die Einordnung der EIxemplare in die drei Classen anlangt, darf nicht unbe-
merkt bldben, daß sowie unter den . einzelnen Monumenten unbeschadet des gemein-
samen Gmndcharakters mannigfaltige Verschiedenheiten auftreten, so die Zuweisung
mehr als eines Exemplares an die eine oder die andere Classe besondere Schwierig-
keiten darbietet und als keineswegs unbestreitbar gelten soll. Es handelt sich eben
um dne fortschreitende Entwickelungsreihe mit zahlreichen Übergängen von einer
Stufe zur andern, in welcher mehr als ein Denkmal eine Mittelstellung einnimmt.
MeiB^^jla eine solche Classificirung antiker Idealbilder überhaupt wesentlich keinen
andeftr Sweck haben kann, als die Monumente in eine übersichtliche Anordnung
ZQ bringen und deren Orundcharakter zu bezeichnen, so wird schließlich kein über-
iBÜ^ges Gewicht darauf zu legen sein , ob die eine oder die andere Herabtlste an
das Ende der im Allgemeinen kanstgeschichtlich früliern oder an den Anfang der
in Allgemeinen kunstgeschichtlich spätem Gruppe gestellt wird.
Erste Gruppe.
Exemplare des strengen Typus.
Der Ehrenplatz an der Spitze dieser Gruppe gebührt schon als dem am meisten
besprochenen Denkmale
No. t der ehemals Farnesischen Büste im Museo Nazionale zu
Neapel von griechischem Marmor (s. Atlas Taf. IX. No. l und 2*5)*), welche
^ilich wohl schon die bei ihr ursprüngliche Büstenform als ein Originalwerk zu
betrachten verbietet, welche aber eine wie wenig andere stilvolle Copie, und zwar
vieüeieht eine Copie nach einem Originale von Erz ist, auf welches besonders die
aj Jetst mit No. 624 bezeichnet, bei Gerhard u. Panofka, Neapels ant. Bildwerke S. 1 1 5
ffo. -103, bei Finati, II re^l Museo Borbonico (1842) I. p. 316 No. 470. Abgeb. ganz unge-
nOgend im Mos. Borbon. yol. V. tav. 9 No. 2, kaum besser in E. Brauns Vorschule der Kunst-
mythol. Taf. 24, endlich, sehr ausgeführt, aber besonders in der Vorderansicht Nichts weniger
als treu und charakteristisch in den Mon. deU' Inst. Vol. VIII. tay. 1 . Die Höhe betrflgt vom
obem Rande der Ampyx bis zum Abschnitte 4er BOste 0,54 M. ; ergflnzt ist die Kasenq^itse, sowie
ein größeres Stück links, ein kleineres rechts an der Büste , yerstoßen du reehte cImm
lid; Kinn und rechte Wange haben an der Oberfläche diiroh Absoliettenttg #iH
iftt dae ganze Werk yortre£Qich erhalten.
72
II. DIE ESnALTENEN «OKUMENTE.
HDli&ndliing dos llaai-i?g und wohl auch die sehr eigentliilmlit-.he Gestaltuu;; der
Augenlidor hinweist **).
Ohcr die kanstgrwihichtlichB Poriode. welchor dsa Original dieses Kopfes an-
zuwdBm sei, gehn die Ansichten aus einander, doch sind für die verschiedenen
AuaUtze nicht immer vollwichtige Argument« geltend gemacht worden'^) und erst
in der neuesten Zeit hat man den richtigen Weg eingeschlagen, um zu einem we-
nigstens walirBcheinliehon und objecliv begrOndoten Ergebnisse eu gelangen , die
Vergleichnng mit anderen Werken.
Als zu vergleichende Werke zieht Fried eri cha '} inabosondere die Amazonen-
atatueu an. welche unter dem Nainen der epheeiachen bekannt nlnd und welche auf
die Urbilder der angeblicli im Wettstreite berühmter Meister der emlen BlOÜiezeit
(Phidias, Potyklet, Krettilas und Pliradmon) für den Arlemiatotnpel in Ephesos ge-
machten Statuen zurückgelin''). Die Vcrgleichuug . welche keineswegs abgelehnt
werden aoll, scheint besonders glticklich, weil unter den Amazoncnatatuen auch ein
auf Polykiot za rückgeh ender Typus sieh befindet, ist aber deunoch nicit ganz glück-
lich, weil einerseite der besondere polykle tische Typus nicht hat nachgewiesen wer-
den können *''} und weil andererseits die erhaltenen Exemplare durch die Itank mehr
oder weniger verflachte oder gemilderte Oopien , ungefähr dos Schlages wie die
unten anzuführenden Wiederholungen der Hera''), sind, was verhältniBniüßig noch
am wenigsten von derjenigen gilt, welche unter No. 71 im liroceio nuuvo des Vatican
aufgestellt ist. Wellte man aber beittreiten. daß der Stil der AmHZoneustatuen (und
ihrer Köpfe inabesonderej verflacht uud erweicht sei, dann müßt« man uigeb(\n.
daß die Farnesische Hera, besonders in Einzelheiten, wie in der Behandlung der
Augenlider, strengem Stil zeige, als die Statuen oder umgekehrt, daß diese eine
Stufe höher in der Entwickelnng stebn, als jene und gegen dieselbe einen bestimmten
Fortechritt bezeichnen,
Conze'') vergleicht den von ihm (auf Taf. 1] lierausgegebeneu Jünglingtikopf
in ßülogna und scheint damit Recht xa haben, wttlireud er mit eben so gutem Rechte,
wie schon früher (oben S. 50) bemerkt, die Vergleiohbarkeit der Ooryphoroskitpfe
mit dem Herakupfe ablehnt.
Als ein dritt4^K mit der Hera, imd zwar in ganz besonderem Maße, im (janzen
und aach in Einzelheiten, auf welclie zurüekgekouinien- werden soll, vergleichbar««
Werk muß dagegen hier der schi'Sne, noch archaisirendo Apnlloiiknpf im hriliM;h«n
Museum'j genannt uud hervorgehoben worden, der gewähnlich, mit Kecbt nder
Unrecht, auf das Vorbild des kolossalen Branchidenapollon des Kanachos zurück-
geführt wird.
Faßt man aber diu ganz hervorstechend besondere Eigentliilmlichkeit der (le-
slallung der Augenlider an der Farnesischen Hera ins Auge, welche, nament-
lich die unteren , in ihren Kttndem wie umgekrämpt oder ausgestülpt erschein«
und tief und bestimmt unl-erschnittcn sind . so findet sich Ätiuliches nicht
■J «Bauitiine- S. 107.
b) S. Friedcrich* r >. O. S. 11» ff,, m Geach. d, f^iech. Plutik 2. Aufl. ]
1. Ö. 3tö tind
c) H. loch fiitHlMichi ■. ■. 0. S. Ur, f.
d) Bvitn^ na Geach. der Kriecli. rix>tik S. 2, rercl. S, ti r.
_i
•] Sptdimen* of »neient Seulpture 1, pl, f..
m
"1
4. DIE BEDEUTENDEREN BÜSTEN UND 8TATUENKÖPFE. 73
Köpfen der Amazonenstatuen ^ nicht an dem Kopf in Bologna, wohl aber, außer,
wenn auch milder, am ApoUonkopf in London und außer an der Florentiner Hera-
bliste (unten No. 2), an der Pallas von Velletri, an dem Harmodios in Neapel so-
wie, abermals gemildert, an der Hestia Giustiniani.
Von diesen Werken, die, wie die Famesische Hera, alle mehr oder weniger
sicher auf Erzoriginale zurückzufahren sind, gehören der londoner ApoUonkopf, mag
er nun von dem Apollon des Kanachos abgeleitet sein oder nicht und etwa auf den
pergamenischen ApoUon des Onatas*) zurückgehn und der Harmodios, welcher nach
der Ol. 75. 4 (476 v. n. Z.) allfgestellten Statue des Kritios gearbeitet ist, ganz
sicher der Zeit des reifen Archaismus und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
vor unserer Zeitrechnung an. Für die Florentiner Herabüste wird Niemand eine
spätere Periode annehmen, während die Pallas von Velletri und die Hestia Giustiniani,
die erstere dem Typus, die andere vielleicht selbst der Arbeit nach^) als Werke
des s. g. hohen Stiles gelten, welcher noch bedeutende Reminiscenzen des strengen
bewahrt hat und etwa der Mitte des 5. Jahrhunderts angehört.
Den Famesischen Herakopf aber setzen Friederichs und Conze (a. a. 0.) eben-
falls in die Mitte des 5. Jahrhunderts, wenn nicht in dessen erste Hälfte^), welche
den Olympiaden 70 — 82 entspricht. Dieser Ansatz scheint in jeder Weise gerecht-
fertigt, widerspricht aber zugleich ziemlich bestimmt dem Zusammen-
hange des Herakopfes mit Polyklet und ganz bestimmt demjenigen mit
derargivischen Hera dieses Meisters. Denn diese, welche für den nach dem
Brand^Mil Ol. 89. 2 (423 v. u. Z.) von Eupolemos neu erbauten Tempel gemacht
wurde, kann nicht vor Ol. 90 (420 — 416 v. u. Z.) vollendet worden sein, Ol. 90
aber ist das von Plinius für Polyklet angegebene Datum, welches aller Walirschein-
lichkeit nach eben an die Hera anknüpft und dem sich als ein späteres noch ver-
rnnthongsweise dasjenige Ol. 93. 4 (404 v. u. Z.) anschließen läßf^j. Hat Polyklet
bis Ol. 93. 4, künstlerisch thätig, gelebt, so war er um die Mitte des 5. Jahr-
bofiderts ein Jüngling, aber» selbst wenn er bald nach der Vollendung seiner Flera
gestorben wäre und man diese nicht ohne jeglichen Grund als eine Arbeit seines
alleräußersten Greisenalters betrachten will, wird eine einfache Rechriting ergeben,
daß Polyklets Jünglingsjahre in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts fallen und
dsß er um die Mitte desselben eben die Schwelle des Mannesalters überschritten
hatte. Daraus aber folgt, daß seine eigen thü ml iche Stilentwickelung und die
Zeit .seiner Meisterschaft der zweiten Hälfte des Jalirhunderts angehört, daß
also auch chronologisch sein Stil kaum in einem Werke gesucht werden darf,
welches der ersten Hälfte, spätestens der Mitte des Jahrhunderts angehört.
Wie ein Kopf polykletischen Stiles aussieht, das würde uns am besten das schon
(Tüher (oben S. 51) erwähnte Köpfchen vom Heraeon selbst zeigen können, wenn
dasselbe genauer und zuverlässiger bekannt wäre, als es leider ist; so wie bis jetzt
die Sachen stehn, bleiben uns als Mittel, uns Kopftypen aus der Mitte der zweiten
HUifte des 5. Jahrhunderts, als der Zeit, wohin jedenfalls der Schwerpunkt von
a) Paasan. Vni. 12. 7, Anthol. Palat. IX. 238.
b) Vergl. Friederichs »Bausteine« S. 98.
c) Conze a. a. O. S. 2 datirt den bologneser Jünglingskopf, den er S. 6 f. als Parallel-
monument zur Hera citirt, »in die erste Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr.«
dj Vergl. m. Gesch. d. griech. Plastik 2. Aufl. I. S. 3 40 f.
74
II. UIE ERHALTENEN UOKüUENTE.
PnlyklQls TtilLti^'keit Rtllt, zu vcrgc^eilwäctigpu , hanplASt^hlich niivU die Seulpliiren
des Ol. ßTi. 3 (438 v. u. Z.) eröffheten ») Parthenon und unter ihnen wiedenim be-
sonders der 8. g. Webereche Kopf ''j , gegen welchen äan ungleich hftrttr gearbeitete
angebliche Fragment dea AthenakopfeH vom WeMglebel bei seiner sehr Eweifelhaften
Zugehörigkeit zu den Phsrthononsculpturen °] nicht aufkommen kann. Daß der
neapeler Herakopf in jeder Beziehung, im Ganzen wie im Einzelnen betrachtet,
ungleich alterthümlicher ist. »ts der Webersche Kopf vom Parthenon, dies
kann nirht zweifelhaft erscheinen; oa liegt aber Iceinertei Gnmd vor, anzunehmen,
Polyklet habe einen alterth Um liehe m Stil beibehalten, als die Schule des Phidias '")
nnd somit wird man nach dem Allen wohl sagen dürfen, daß die Fameni.'iehe
Hernhfisto mit Polyklet Nicbts zu thun habe, sondern, wahrscheinlich
ein halbes Jahriinndert. älter sei, als die UKlthezeit dea Meisters von Argos.
Wenden wir uns hiernach dem Hontiniente selbst und an sich zu . so ist es
unvermeidlich, auf die BrunnscLe BeBpiechnug dcssclbeu einzugelin. Brunn wählt
nicht Mos ald Ausgangspunkt seiner Schilderung des Kopfes die Augen, sondern
er behauplef aogar, die ganz eigen th lim liehe Bildung der Augen sei auch ftlr den
schaffeudeu Künstler der Ausgangspunkt nnd die Grundlage bei der Herstellung dea
ganzen Idealbildes gewesen'']. Die Gestaltung der Augen aber, in denen Brunn,
wie schon früher bemerkt, die Hera poiüiri; eharakterisirt sieht, d. h. die Hera
mit den Augen des Stieres möge hier mit den. Brunns Beschreibung fa. s. O.)
gewiß in seinem Sinne geschickt in'a Kiitko ziehenden Worten Keknli^s'] gegeben
werden. »Das Cbarakteriatieclio dos Stierauges ist nur zum Theil seine OrOße im
Verhflltniß za den umgebenden Theilen. Von dieser ist es nnmöglich, Stelinng und
Korm zu trennen, welche beide nach außen »treben. DieSß selbe Eigen thfi ml ichkeil
ist an dem Faruesischen Herakopf im Mnseo nazionale zu Neapel mit einer Denl-
lichkeit stilisirt, welche keinen Zweifel Ilber den Sinn gestattet. Schon die GrOfie
des Anges an sieh hat eine etwas nach außen gewendete Stellung zur Folge. Noch
deutlicher ist die Kichtuug des Blickes ; die Sehaxen sind leiso divot^erend. Dieser
Bewegung der Augensterne folgt die Umrißlinie der Lider. Das untere Augenlid
senkt sich stark nach außen hin ; os hat seinen tiefsten Punkt nicht in der Mitte
der Augenw<t1bung. sondern weiter nach außen, da wo der Augenat«:>m steht, uwl
CS steigt von dn rasch nach dem itußeren Augenwinkel in die Höhe, (^ber dem
Augenstern bricht sich eben so. wenn auch woniger auffiHlig, die Schwingung d«
Bogens des oberen Lids. Die Lider sollen don Stern schützen. Deshalb werden
sie ebenda nicht schmaler, sondern breiter und sie wölben sich mächtig vor,- Nach-
zutragen bleibt nur, daß Brunn auitdrUcklich die geringe Öffnung der mehr in die
Breite als in die llflhe ausgedehnten Augen hervorhebt, also eine Bildung, welche
diesen Kopf von den meisten, wenn nicht von allen guten Ileraköpfen ahsondi^,
wihntnd sie sich z. B. an der Athena von Velletri sehr thnlich wiederholt. Itci
dieMT kehrt nun aber nicht allein, wie schon bemerkt, auch die UmkrAmpiin^ oder
a) Siehe Michaeli». Det FarthenoTi S. 0.
h) Michaolia ■. a. O. S. 195 f. No. 6.
c! Vergl. Michael» a. a. O. S. \m f. No. 14.
dl SuU. delV liut von tStli p. \Ti siSatla co
I rlcRli o<<clii dovaa •
I per fii|Q(i>re i
•) Hebe S Gl f.
c le altrc parti c Tattviie dcl TOlto,
4. DIE BEDEÜTENDEBEN BÜSTEN UND 8TATÜENKÖPFE. 75
AoBstfllpiiiig der Augenlider, sondern weiter sogar das wieder, was für das Auge
der Hera als ganz besonders charakteristisch gilt, das leise Divergiren der Sehaxen
und namentlich die dieser Bewegung der Augensterne folgende Umrißlinie der Lider,
bei denen am nntem der tiefste Punkt nicht in der Mitte zwischen den
beiden Augenwinkeln, sondern weiter nach außen liegt. Nun aber
entspricht eme solche Bildung nicht sowohl, wie Kekuld (a. a. 0. S. 65, Anm. 1)
meint, pathologischen Erscheinungen am Menschenauge, sondern sie ist dem ge-
sunden Auge durchgängig eigenthümlich. »Bei geöffnetem Auge stehn die stärksten
Bi^^gen beider Lidränder nicht einander gegenüber, sondern der obere hat seine
stärkste Wölbung mehr nach dem innem, der untere mehr nach dem äußern Augen-
winkel hin«*), es kann daher auch durchaus nicht Wunder nehmen, daß diese Bil-
dung der Lider, welche am Farnesischen Herakopf aufßlllt, sich nicht allein an
der Pallas von Velletri, sondern bei einer sehr großen Zahl von antiken Köpfen
aus allen Perioden der Kunst, allerdings in verschiedenem Grade von Deutlichkeit
und NachdrQcklichkeit der Gestaltung und allerdings in Verbindung mit einer im
übrigen verschiedenen Form, namentlich auch einer weitem Öffnung des Auges
wiederholt. Um diese Behauptung nicht ohne controlirbare Belege hinzustellen,
mögen hier einige Beispiele angeführt werden, wie sie zumeist an den Abgüssen des
kleinen archaeologischen Museums in Leipzig gesammelt werden konnten. Das älteste
dürfte der s. g.- sterbende Verwundete aus dem östlichen Giebel des aeginetischen
Atheoatempels ^) darbieten, ihm folgen von Nachbildungen archaYscher Werke der
edion avgeftlhrte ApoUonkopf im britischen Museum und der bärtige Hermeskopf
^ndaselbst^j sowie die bekaimte kleine Artemis mit den farbigen Gewandsäumen
aus Pompeji in Neapel*); femer von Werken der hierauf folgenden Periode, die
Hestia Ginstiniani und, wie schon gesagt, die Athena von Velletri, denen der Dory-
plioro« in Neapel®) und die Amazone No. 71 im Braccio nuovo des Vatican^) so-
wie der londoner Perikleskopf^) angeschlossen werden mögen. Diesem zunächst
wire dann die Karyatide vom Erechtheion in London und die Nymphe oder Athena
der Metope von Olympia zu nennen , ferner der Kopf im Besitze des Herzogs von
Alba in Madrid, den Hühner^) als unbehelmte Athena erklären wollte, worauf hier
Niebts ankommt und sodann der Alkibiades im Museo Chiaramonti, den Heibig edirt^)
bit. Als späteste Beispiele wären noch zwei aus den neueren Funden bei Ostia
Btunmende Monumente zu nennen, nämlich der in den Mon. deir Inst. Vol. VUL
ttT. 60 No. 4 abgebildete Kopf und der daselbst Vol. DC. tav. 8a. No. 2 abgebildete
%8, wenn den Zeichnungen zu trauen ist. Wie nun? kann man gegenüber der
^n dem Anatomen als Regel aufgestellten Bildung und gegenüber ihrer Beobachtung
^ Cesen Beispielen, welche natürlich leicht verzehnfacht werden könnten, diejenige
A) Siehe Dr. B. W. Seiler, Anatomie des menschlichen Körpers, herausgegeben von
^- A. F. Günther, Lcipxig 1850, S. 135.
b) Brunn, Katal. der Glyptothek 2. Aufl. S. 83 No. 55.
c) Ancient Marbles in the brit. Mus. II. pl. 19, Denkm. d. a. Kunst 11. No. 299.
d) Denkm. d. a. Kunst I. No. 38:
e) Berliner Winckelmannpfestprogramm von 1863.
f) Mus. Chiaram. II. tav. 18.
g) Ancient Marbles in the brit. Mus. 11 pl. 32.
h) Hemorie deU' Inst. Vol. II. tav. 3.
i) Monum. dell* Inst. Vol. VIII. tav. 25.
TR
II. DIE KRHALTENEN MONUMRNTE.
KiKcntliUmliehkeit dvT Äiigeubiklimg Hti der FkrueBisulicn Hurabtiäk- . welche am
<leutlioLsh>n in dem Zuge des uotcrn Augenlid» ausgctsproclieu liegt') al» fUr Hera,
sei es aucti nur in dieser Büste selbst als Hera oder m sofern sie Hera und nicht
eil) anderes Wesen darstellt, charalcteristisch halten? Oder kann man die umge-
krämptcn und ausgestülpten Augenlider als cUarakteristiaeh geltend machen, welche
naeli den oben S. 73 angeführten Beispielen offeubnr dem Stile, nicht dem
Oßgonstande angehören? oder die schmale Öffnung des breit geschlitzten Anjjeji,
welche sich bei der Pallas von Velletri wiederholt, um nur diese zu nennen, welche
srhun allein beweisend ist?
Wenn man aber hiernac)) kaum wird aufrecht erhalten kennen, die Angen der
Famefisehen HorabUsto tteien naeh freier künstleriacher Wahl als für Hera
charakteristisch so gebildet wie sie in ihrer ganzen Furmun eigen thUmlichkeit
gebildet sind, sondern vielmehr einon starken Hinüuß stilistischen Herkoniniena auf
ihre Gestaltung nicht wird läuguen können, so wird es auch nicht grade als walir-
scheinlieh gelten dürfen, daß der Künstler die Augen zum Ausgangspunkt und zur
Grundlage der gosammten vou ihm zu schalTendeu Gölte rpliysiognomte gewilhlt habe.
Ist er wirklich vuu etnejn einzelnen Theile des Kopfes ausgegangen, so mdchtc man
mit grAßorem Hecht als diesen dcu Mund nennen : wahrscheinlicher aber ist es,
daß der Künt^tler, den wir immerhin noch innerhalb der ächranken einer vor noch
nicht langer Zeit zur bewußten Meisterschaft freier Gestaltung des Idealen gclanglra
Kunst und innerhalb der religiösen Anschauungen einer Periode,' welche di« Uöttnr
noch iu abgeschlossener Hoheit auffaßte , stehend zu denken haben werden . von
der allgemeinen Absicht ausgegangen ist, die ernste und strenge Geoialilin des 2eus
in ihrer ganzen WUi'dc und mit der Herbheit darzustellen, welche der überwiegende
Kindntck ihres Bildes in der homerischen Poesie ist uud bleibt'].
niese seine Absicht aber hat er mit grußer Meislerschaft iu allen 'i'hoilen
seines Werkes, in dem Aufbau des Kuocheugorllstes dieses Kopfes nicht minder
als in den Fleischlheilen . im Haar und iu dessen bescheidenem Schmuck , in der
festen Haltung und in dem wenig bewegten Ausdrucke des Gesiebtes durchgeführt.
Gans vorKüglieh schön organisirt ist der Sdiädcl, von bedeutender Ansdebnung
In der Breite g«iwohl wie in der Litnge und gewiß mit Absicht bat der KüusUer
d(«flsen höchste Krhebung von der Mitte etwas nach hiuU^n gerückt, um (ladnrcb
dem Auge des tiefer slehendcii Beachaners die ganze ubere FlAcho besser sichtbar
EU machen. Dazu trAgt auch das «traffere Anliegen des nicht gt^sc bei teilen Haares
lici, welches, unr wenig gewellt, von dem höchsten Punkte den Schädels nach allen
Seiten herabgestricheu ist luid von einem breiten , aber festen . also molallen au
deiikimden Baude zusammengehalten wird , welches weder eine Taenie noch auch
eine Stephane genannt werden kann und am richtigsten wohl als Ampyx zu be-
zeichnen seiu wird. Auch dieses Schmuckstück, welches am ahnlichsten bei Hera-
köpfeu auf MUnzcu von ü^lis wiederkehrt (s. Milnztafcl H. No. 15). ist aliKiobttirh.
nm den Uborkopf den Blicken nicht zu cntziehn. so niedrig gehalten; es Ixßl uch
aber nicht Ijtugnen, daß scbou eben dieser Umstand dem ganzen Kopfe viel von
R) VsikI. Brunn •. a. O. ■!& pupilla quoii spianau, diatendondoii molto piu in la>s<>.
che in alto, noi> lerre che od indieuo in gcncr« oia che poi Tiene miggiortnente nflWrnwl*
dalla formutionc dello pnlptbrn etc.
b) Vergl. BU«h FiiedericIiB , »Bausicin» Anm. zu No. S9.
4. DIB BBDEUTBNDEBEN BÜSTEN UND 8TATÜENKÖPFE. 77
jener Plrftch%keit entzieht, welche für Heraköpfe charakteristisch und meistens mit
Nachdruck aasgebildet ist and ihn als den schlichtesten der ganzen Reihe erscheinen
läßt. Unter der Ampyx ist das ttber der Stirn sehr hart and drahtartig modellirte
Haar gescheitelt nnd nach den Seiten in sich verbreiternden aber durch scharf ge-
sonderte, ziemlich stark gewellte Strähne aufgelockerte Massen, nnr den obern Theil
des Obres bedeckend, znrflckgestrichen and ftlllt hinten, durch die Ampyx gehalten,
in einem von beiden Seiten zusammengedrehten, am untern Ende abgebundenen
Zopf auf den Nacken herab. In dieser Anordnung des Haares und in dem Con-
traste desselben g^en die Stirn ähnelt der Famesische Kopf am meisten andern
Herakdpfen , selbst dem Ludovisischen ; aber auch die Stirn selbst kann man im
Ganzen eine normale Herastim nennen, nur daß sie, im 6;inzen mehr breit als
hoch angdegt (sie hat ungefähr ein Drittel ihrer Breite als Höhe), fest und glatt,
in ihren unteren Theilen eine stärkere Anschwellung zeigt, als z. B. diejenige der
Ludovirischen Bflste, ein Zug, welcher, auf Festigkeit des Willens und Energie des
Charakters deutend, ganz besonders zu den das ideale Wesen der Göttin vergegen-
wärtigenden und somit zu den von dem Künstler in wohlüberlegter Absicht erson-
neuen zu rechnen ist.
Nach unten begrenzen diese Stirn mit großer Schärfe die in flachem Bogen
geführten Brauen, welche zufolge der Vorbildung des untern Stimtheiles besonders
Aber den inneren Augenwinkeln weit vorspringen und demgemäß, die Augenhöhle
ndt den schmal geöflheten und von den stark vortretenden oberen Lidern gleichsam
verschleierten, ernst und schwer, fast trübe niederwärts blickenden Augen tief be-
schatteod, mit dem nur wenig gerundeten Nasenrücken in einem fast hart zu nennen-
den Winkel zusammentreffen. Die Nase selbst kann man als normal nnd nebst
der Stirn dem gewöhnlichen Typus der Heraköpfe entsprechend bezeichnen, während
der überaus energisch gezeichnete Mand in sofern ebenfalls dem normalen Munde
guter Herabilder entspricht, als dieser, wie schon im vorigen Capitel bemerkt wor-
den ist, stets einen Zug von Strenge und Stolz enthält, dennoch aber mit seinen
*
stark herabgezogenen Winkeln, der seitlich etwas aufgezogenen, in der Mitte wieder
herabgehenden Oberlippe und der fleischigen, sogar etwas vortretenden und hangen-
den, unten in der Mitte scharf abgeschnittenen Unterlippe ganz eigenthümlich un-
frenndlich gestaltet ist und, zumal in Verbindung mit den streng in sich abge-
schlossenen, nicht frei aus sich heraus blickenden Augen, der gesammten Physio-
gnomie etwas Unholdes verleiht, das als solches kaum in der Absicht des Künstlers
gelegen haben wird, vielmehr als ein etwas zu energischer Ausdruck für das Ideal
der ernsten und strengen Göttin erscheint, welche in der Phantasie und im Glauben
des Meisters lebte. Es liegt in dieser 'überaus fein und charakteristisch durch-
geftlhrten Bildung des Mundes, welche ähnlich, nicht gleich, an dem Apollonkopfe
des britischen Museums (oben S. 72) sich wiederholt. Etwas wie eine Reaction gegen
die geistlos starre und typische Mundgestaltung der archaischen Kunst, welche eben
JUS eine bewußte gegenüber einer noch nicht lange überwundenen Entwickelungs-
stnfe lieber etwas zu kräftige, als zu schwache Mittel des Ansdhieka wählt» um
sicher empfanden und verstanden zu werden. Ähnlich mag Am wm *
der Helden Polygnots erschienen sein, der auch, da er als di^
waiidrootive malte, es noch für nöthig erachtete» die Kltrp
nackt in die weitfaltige Gewandung hineinzuzeichnen , dMlIfc.
78
II. DIE EBIIALTENEN UONUKBNTE.
durch ihre Itewcgangen gleichsam Rechenschaft geben möchten von denen des
Uewftndes als dem Echo der tioatalt.
I>ie herbe Festigkeit in dem Mund unserer Hera wird nicht wenig verstärkt
durch das energisch und breit varspringcnde Kinn, zwischen dem und der Unter-
lippe ein tiefer Schatten liegt und durch die Bildung der Wangen und des ganzen
Unterkiefers. Es ist sohun üben auf die Mojaterlichkeit hiHgewieseo* worden , mit
welcher auch das Knochengertlste dieses Kopfes aufgebaut ist, dieselbe zeigt sich
nicht am wenigsten in den eben genannten Theilen, bei denen, vermöge einer ge-
wissen Magerkeit des Fleisclügeu . welches bei lleraköpfen der spfttem Kunst in
größerer Fnlle gebildet 2u sein pflegt, sowohl das Wangenbein, namentlich in seiner
untern Degronzung der Augenhöhle, wie das L'uterkieferbein sehr bestimmt zur tiel-
tnng gebracht ist, was zur Steigerung der Energie im Formenausdruck nicht un-
wesentlich beiträgt. Im Zusammenhange damit steht eine mannigfaltige Modellimng
der Weichtlieile, namentlich die Accentuirung einer leichten aber charakteristischon
Falte, welche, neben deu Naaenflllgeln beginnend, die seitlich in wenig geschwellten
Flächen zu dem energischen Kinn abfallenden Wangen von dem Kingmuskel des
Mundes trennt.
0er so gestaltete Kopf, an welchem übrigens nach der Art der archaischen
Kunst die sehr sorgfältig gebildeten Ohren noch um etwas zu hoch sitzen. Bt«hl
fest und grado auf einem etwas vurgcneigten und weiuhor als man es nach dem
(lesicht erwarten sollte, matronalen Formen entspredieud modellirten tlalso , der
seinorseita in einen ziemlich fullig«n Busen abergeht. Der Winkel von IS Oradon,
in welchem der Hals sich gegen die Linie des (iesichtsprofilcs und die. Senkrechte
neigt und wiederum derjenige, in welchem sich der Brustabschnitt mit dem llalae
verbbidet. UBt keinen Zweifel llbrig. daß der Kopf ursprünglich einer stehenden
Statue angehört hat oder von einer solclien entlehnt ist. während man eben so be-
stimmt sagen kann, daß z. It. die Ludovisiscbu Büste von einer sitzenden Statnc
herstamme. Die Verbindung der Farnesischen Büste mit der llera dca Polyklet
dtlrfte auch noch durch diesen letzten Umstand aufgehoben werden.
Von dieser Büste gicbt es einige mein* oder weniger genaue, aber, soweit we
näliei- bekannt sind , verflachte und weicher gelialteuu Wiederholungen "} iiAtulicIi :
No. 1. a. eine Büste in der secunda stanza dei busti im Vaticau , jetzt mit
Nu. 'M'i bezeichnet'') ;
No. 1. b. im (lötter- und Ueroensaale des kün'igl. Museums in Berlin, jetet
No. 7S«);
No. ). 0. im [Ȋpstlichen Garten dos Vatioan. neben dem Casino di Liguriu*}.
Wegen eines möglichen vierten Exemplare» vergl. Anmerkung 5<i.
Die Exemplare No. t . a. und I . b. sind schlecht erhalten ; bei No. I . a. ist
>) lAbgochwuhte Copivni. nennt nie auch Frledench« n n. O. IS. lo; f., Bixlef« WnrUÜt
rie Brunn, Aniuli von I86^ p. ZU-* aq.
I» In der BUKihreibung Koma H ri. S. 1»Z No. Hb.
cj In Uerhardi Berlins nnt. Bildwerken mit No. S5 beteichnct.
d} N*ch ImcriicIiQT Mittheilung dei Herrn Dr. R. Förster d. d. Rom, II. Janu«i l^TUi
•uch von der Her» Fninese habe ich hier noch eine sweile Replik fRußer No, 1 ■ ) nebm
dem Canino di Li^nHo im pHpstlii'hen (iarten gefunden, doch ist such an ihr da« unWR
Augenlid viel weniger umgekrempl.«
4. DIE BEDEUTENDSBEN BÜSTEN UND STATUENKÖPFE. 79
die Nase und zum Theil die Oberlippe sowie die Bttste modern, die Herbheit des
Stiles ist durchweg gemildert, aber das Vorbild in allen Stücken erkennbar, -so in
den stark vorgebildeten Lidern and in dem fast verdrossenen Zuge des Mundes,
auch hl der Magerkeit der Wangen und in dem einfachen Schmucke des Haares
doreh das breite und aufrecht stehende Band, welches bei der Farnesischen Hera
als Ampyx zu beseichnen vorgeschlagen wurde. Brunn a. a. 0. sagt von ihr : »non
eoinato, ma derivato dallo stesso tipo deve dirsi un busto della Galeria delle statue
al Yaticano, tanto per la disposizione estema quanto per le forme del viso beucht
moUo raddolcite.« Das letztere Urteil ist richtig, aber von einer bloßen Ableitung
das TypuB kann man nicht reden, es handelt sich in der That um eine Wieder-
hi^Eng. In noch schlimmerem Zustande der Erhaltung ist das berliner Exemplar
No. i. b., bei welchem die Nase, der Mund und das linke Auge modern ergänzt
sind; Haar, Stirn und Wangen entsprechen dem Famesischen Ekemplar, aber in
verflaehter Weise; die Umbildung hat sich auch auf das erhaltene rechte Auge
eratreekty welches großer geöffiiet ist, als das der Farnesischen BQste und nicht
deren vorladende und ausgestülpte Lider zeigt. Brunn sagt a. a. 0. von ihr : »che
ognimo al primo aspetto la direbbe un secondo esemplare del (busto) napoletano,
86 non avesse sofferto molto nel viso e perciö fosse ristaurato e, cid che h peggio,
aoehe ritoccata nelle parti oonservate.«
Von No. 1. c. ist Nichts als das oben in Note d. mitgetheilte bekannt, wohl
a beachten aber, daß auch diese Büste eine »Replika der Famesischen genannt wird.
Diese mehrfachen Wiederholungen beweisen nun allerdings das hohe Ansehn,
in welchem das Urbild gestanden hat , aber keineswegs , daß der hier vorliegende
Typus in dem, was ihm eigenthttmlich ist, nicht- als eine vielleicht letzte Vorstufe
des ToUendeten Idealtypus der Hera isolirt geblieben sei. Es sind in der Besprechung
der Famesischen Bflste sorgfiütig diejenigen Theile und Zfige des Antlitzes, welche
ut der normalen und vollendeten Bildung von Heraköpfen übereinstimmen, hervor-
gtMwn worden; ganz gewiß darf man sagen, daß in diesen Theilen und besonders
öl der Haaranordunng aber der Stim, in der Stirn selbst, in der Nase, in dem Kinne
die Grundzflge des Idealbildes der Göttin bereits so gegeben und festgestellt sind,
dtß die fortschreitende Kunst an sie anknüpfen und sie fortbildend zum vollendeten
Typus gdangen konnte; v<m den Theilen dagegen, welche stärker, als die genannten
mter den stilistischen Einflüssen der Entstehungszeit stehn, also namentlich von
den Augen, dann von den mageren Wangen kann man das nicht sagen, eben so
wenig von der eigeutliümlichen Schlichtheit der ganzen Erscheinung und nur be-
dingtermaßen von dem überaus herben Munde. Kräftig angebahnt und vorbereitet
ist hier das höchste Ideal der ebenbürtigen Gattin des Zeus, vollaus erreicht aber
ist es nidit, em so schönes Muster ernst religiöser Kunst dem Typus und ein so
bewunderungswürdiges Werk auch der Arbeit nach das Famesische Exemplar sein mag.
Ein nicht minder strenger, aber durchaus nicht übereinstimmender^^) Typus
ii^t vor in
No. 2. einer Kolossalbttste aus etwas graulichem griechischem Marmor (grec-
chetto duro) im Saale der Inschriften in den Uffizien zu Florenz*) (s. Atlas Tafel IX.
No. 3*1).
AI Catalogo della R. Qaleria di Firenze 1863 p. 52 No. 314. Ergänzt ist die Nase und
die Brust und Einiges im Haar und an der Stephane (nach Benndorf s. Anm. 50 auch der
8U
II.
le EXHALTEKEN HOKITHBMTE.
Uimic bcdßutuiiile Büste, welche durch die große Sle{ih:iDe iit iliiem [Iaart>
wenigBleUB Äußerlich dem gewöhnlichen Heratypus uäber, io anderen älQckea
ff-rnur stellt, als die Kamestsche, dbertriffl dieselbe in der Härte der Belisiid-
hing in einzelnen Theilon. Atieb sie scheint, nach manchen Anzeichen zu
»cbließeii, vun einem Original in Erz herzustammen. Der Kopf ist etwaa vorgeneigt.
was uhne Zweifel der nrsprllngliclien Auf»tcllimg ao gut wie bei der Famesischen
llllste outupricht, weit es mit dem ganzen Charakter des Gedichtes Übereinstimmt
und weil die Augen niederblicken. Im Haare liegt, wie schon bemerkt, eine greße,
eben ausgezackte Stephaue mtt Perlen auf den Spitzen der Zacken und mit Uosettra
an der Fläche besetzt, also ein tiberaua rciehea und glänzendes Schmnekstflck.
welchem, wie die durchbuhrton Ohrläppchen beweisen. ursprOngUeb auch noch Ohr-
ringe entsprachen, die aus Metall angeftl^ waren. Der Künstler dieser Büste ist
also , im O^eusatze zu demjenigen der Farnesisrhen . darauf ausgegangen , die
Gmtin prUebtig und seinen geschmilekt darzustellen, im Sinne ihrer Erscheinung als
' die Königin im Kreise der Gatter. Das in tiefen Gängen gebohrte Haar, in dessen
Zügen, wie bei vitalen antiken Ki^pfen. kleine MarmorstAbcheu stehn gelassen sind,
ist in sehr energischen Krümmungen gewellt, gleichsam wie von Natur viel härter
und krauser als dasjenige der Faruesischen Büste ; es ist um die Enden der Stephane
zurückgenommen nud auch in den Schopf oder richtiger den Knauf am Hinlerkopfe
mit derselben Bewegung znaammengefaßt. Die Stirn ist, ungleich härter und nach-
dnicklichcr, als bei der Famesischen Btlsle, in zwei horizuutnl über eiuimdcr lie-
gende 'ITieile getheilt, unten mäßig vorgewölbt , nud zwar, wenn auch nach din
Seiten verlaufend, über die ganze Breite, oben gmde ansteigend, aber ebenfalls iu
der ganzen IJrcite und ohne jene mittlere Anschwellung, welche die ähnlicherweise
zweitheilige Stirn an mehren Zensbllsten ') so besonders cbarakterisirt. Die Augen
liegen tief unter dein sehr scharf geschnittenen Stirnbein, sie sind mittelgroß, abpr
anderH gestaltet und charnkterisirt . als an der Fnrncsischen Büste, obgleich sieb
die sehr scharfe und harte Bildung der umgekrämpten Lider dieser Büste hier, wie an
anderen Köpfen verwandlen Stiles wiederholt. Der sehr herbe gebildete Mnnd er-
innert am meisten an den der Fameaischen Küste, ist aber technisch dadurch von jenem
unterschieden, daß er mit einer harten Linie umrissen ist. welche sieh au archaischen
Erzkfipfeu wiederßndet und auch liier auf ein Ersori^nal hinweist. Die Wangen
mit noch geringerer FUlle . als die der Karnesischen Itüstc , Ja selbst mit der An-
deutung einiger, vom Innern Augenwinkel, von der Nase und vom Mundwinkel nach
außen und unten liiu verlaufender Falten gohn steil und bei der Dreiviertel Vorder-
ansicht fast gradlinig herab, bilden also zwischen dem Kinnhacken nud dem »tark
hervorgehobenen Anaatze dos Kingachließuiiiskels des Hundes eine starre Fläclie. iu
welche nur bei der vollen Vorderansicht die ener^sch gesclmitleneu Kiuubaekeu
einige Rundung bringen. Je härter und magerer sich die Wangen nach vom hin—
tiehn. desto breiter und kräftiger erscheint das Kinn, welches aber wiederum oh«*
Folie und Kundiing gebildet ist. I^berhaupt ist wenig Fleisch und Fett an dicKm
Kopfe, dessen Charakter wesentlich auf dem äußerst kräftigen Knuehengerüste beruht
hinun- Theil des Kupfe*|. i^Üirkt »t im H>l» Vergl. norh II. Meyer tu Wiiirkelmuu»
<.lB«b, d- Kun«t. V. 2. 7 (■. Anm. ^l). O. Moli«. H.ndü. $ aS'i. Anm ri und VnmAtA,
UcM-h. d. Rriwh Plutik II K. r.H f.
•) Sieha Hand II H. 'r, I
4. DIE BEDEUTENDEREN BÜSTEN UND 8TATUENKÖPFE. 81
und liiennit steht auch das was vom Halse echt ist in seiner Behandlung in Über-
einstimmiing. Oegenflber der Famesischen Büste macht dieser Kopf einen alten
oder nmgekdirt ihm gegenüber der Famesische einen jugendlichen Eindruck. Aber
auch hier ist die ganze Härte und Trockenheit stilyoll streng und das Werk einer
maiaterlichen, aber noch nicht zur höchsten Entfaltung gelangten Knnst.
Um ein Bedeutendes gemildert erscheint die Strenge der beiden besprochenen
Typen in einem erst neuerlich aufgefundenen Werke, das allerdings seinen Platz
Boeh in dieser ersten Classe finden muß, allein deren Grenzen sehr nahe steht, in
No. 3. einem aus Girgenti (Akragas) stammenden Herakopf« im Besitze des
Herrn Alexander Castellani in Rom*) (s. Atlas Taf. IX. No. 4 u. 5), der, wie er
oder das ihm znm Grunde liegende Original wohl unzweifelhaft einer kunstgeschicht-
lich etwas jungem Periode angehört, als die Famesische und als die fiorentiner
Bflste, sich fast augenscheinlich als eine bewußte Fortbildung und Milderang des
in der erstem Büste hingestellten Idealtypus der Göttin zu erkennen giebt und eben
deswegen in der Vergleichung mit jener, so wie ihn auch Heibig behandelt hat,
am besten gewürdigt werden kann.
Auch der Castellanische Kopf wird, wie der Famesische, etwas, und zwar
80 weit Yorgeneigt aufgestellt zu denken sein, daß seine Profillinie im Wesentlichen
mit der Senkrechten zusammenfllllt und auch er wird wahrscheinlich von einer
stehenden Gestalt herstammen. Wie jener zeigt er eine überaus großartige Ent-
Wickelung des Schädels, dessen Höhe über dem Ansätze der Haare sogar diejenige
des Gesichts übertrifft; wie dort, sind hier die Haare auf dem Oberkopfe ziemlich
glatt anliegend gearbeitet, aber etwas größer gewellt und mit eigenthümlicher Regel-
mäßigkeit geordnet; anstatt der Ampyx liegt als Schmuck in ihnen eine über der
ätirn mÜ^ ansteigende und fast den ganzen Kopf umgebende Stephane, deren
etwas kahle Vorderfläche entweder Metallverkleidung oder farbige Oraamentirang
zu fordern scheint. Unter der Stephane setzen die Haare gleich bedeutend völliger
luid weicher au, als bei der Farnesischen Büste, sind bei weitem weniger hart,
iber auch' weniger tief aufgelockert, mehr im Stile des Marmors als, wie dort, im
Enstile behandelt. Bemerkenswerth ist bei ihnen eine kleine, für die größere Frei-
heit des Stiles charakteristische Unregelmäßigkeit in der Begrenzung der Stirn,
welche, wie das in der Natur sehr leicht vorkommen kann, rechts tiefer liegt als
links. Im Übrigen entspricht die Anordnung des nach beiden Seiten etwas gedreht
ivflckgestrichenen Haares nicht allein derjenigen bei der Farnesischen Büste, son-
dern auch derjenigen bei anderen Heraköpfen des spätem Stils, nur ist gleich hier
^ das Lföckchen aufmerksam zu machen , welches sich beiderseits aus der Haar-
QiMe vor dem Ohre losgemacht hat und auf der Wange herabhangend , so unbe-
deutend es an sich scheinen mag, doch das Seinige beiträgt, um den akragantiner
Kopf anmuthiger erscheinen zu lassen, als die beiden in voller Strenge und mit
Versehmähung solcher kleinen Motive gearbeiteten älteren Büsten. Heibig lut
(a. a. 0. p. 148 Note 1) darauf aufmerksam gemacht, daß das Heraköpfchen einer
a) Photographisch publicirt in den Mon. deU' Inst. Vol. IX. tay. 1 ^ und eingehend be-
sprochen von Heibig in den Ann. dell' Inst, von 1869 p. 144 sqq. Der Kopf, welcher nur
beim Reinigen hier und da ein wenig an seiner Oberfläche gelitten hat, ist sonst so gut wie
Töilig unverletzt, auch die Nase ist durchauH antik, vom Hals ist dagegen nur ein ganz
kleines Stück erhalten. Die Höhe des Kopfes vom Scheitel bis zum Kinn ist (),4(> M.
Orerbeck, Kanstmjrthologie. III. t>
82 U iift obejlLtekcs
^wtMembm ^BtnnwiiiHmpi» mmm ^xr Jllibiävp
biste mu PtkK/brvm \u. uttkm Ki#. ^ ai dwoB finDt
swette LivdinrkiiMlw Uteur .«. miuai Jm». 4^ mxptMun
WAadte HairUAiadiiMir auiri vtuciiir. ära- T«bA«k
Schtoen, BdnMrhf «ad Aiiiiiyiiipui anth huMc&
hinter den Obr nf dk- Mndilcr iwntfcwp^ft«
s. B. aa der UsUiaittitai JLniävTauwiiQi Matte «ai ki Aar
der in Uede istalM9ttd«n liwwdIrtBdkidEM Toteaden ti
bei der BOtte K«. « «Ukob vibdiAMk. £•&& m. Mi
dnatelbe an dem ("rnttmUytimi^tm Emflk aki
auf den Naelusn hm^ husaUma^Kmkm Zftptf',
aufgeboBdenea Kaa«f lüata laa— iiii^ fifi
Die Stirn 4m C'OTl);j|1wiHi*iif iUfifea ist def^cai^vB «v Fa
sehr nahe Tenraadt, mmM m *m rtlatirea Mafiea 4cr Httit
der ieinea Awsehvelfauiir dw «n8«fB TV»lf , «adfiefc ia 4cr
und der bedeoteadea AiuiLiidsajr tükr dw iumt^
die kriftige nad eUra» kag^ BiaK; m h^aikM Kipfea
mofi beoMfffct veidMi, da« «m; b« 4» CaMeilaaiMlbca aa
die Liai« der JM» iwapriagt nad dal la Folge
steil, fest nad waddig endttiat. Vcnraadt siad in
nur dal nanKattidb ia ihaca adb dk oagleidb wei<
sehen Kopfes ineUead aadbl . awb »eharf gczetehaet.
wie bei der Famesiaehea Btsl« arjeh ao^scatfllpt n
dagegen etwas weiter gaOfcel, so daS das stirkier aiedcffbückeade
gerundet, dem aurmalea Ifersaag« mehr angeaihert ersehcial. Tai
gena der Sehaxea im ZaaaonBeahaage mit der eieentrisehea Oahnaf
Lides int, besoaders am reefaten, kanm mehr am linken Ange der
Hera bemerkbar, bei weiUm aber nieht a^hr in dem Grade
an der Famesischeu Bllste. Aneh dies hangt ohne Zweifel nach dem Mkcr Ebr-
gelegten mit den Fortschritten der stilistischen Entwiekelnng des jtageffn Koffes
zusammen. Nicht minder eine, bei aller Genauigkeit in der Henwhebaag des
Knochenbaues im Wangenbein und Kinnbacken, größere Fleischigkeit aad Fllle ia
den Wcichtheilen des Gesichtes und im Wangenumriß sowie in der tartera Raad-
dnng des auch hier vollen und energischen Kinns; endlich nieht am weaigslNi £e
Oberaus fühlbare Umgestaltung des Mundes, der, kleiner und weniger geMaet, als
an der Famesischen BOste, kaum noch die bei dieser so besonders eharaklerislisefae
llerabziehung der Mundwinkel und nur noch andeutungsweise die scharfe, maaaig-
faltig geschwungene Zeichnung der Oberlippe, nicht mehr das Vortreten und Hangen
der Unterlippe zeigt, dagegen zu beiden Seiten von einer zarten kleinea Seidmag
oder Falte begrenzt wird, welche mit der grOßem Ffllle der Wangen un Znsaannen-
hange steht and nicht unwesentlich zur Verstärkung einer gewissen Anmnth nad
Jugendlichkeit beiträgt, welche den Castellanischen Kopf bei aller Strenge und
allem Ernste seiner Gestaltung, wenn wir ihn im Ganzen betrachten und mit der
Famesischen Bflste vergleichen, von jener sehr fahlbar unterscheidet und, man darf
a) Ahgeb. in den I>enkm. d. a. Kuntt I. No. 134.
4. DIB B£DEUTBNDfiREN BÜSTEN UND BTATVENKÖPFE. 83
ee wi^l sagen, vor jener anazeiehnet. Denn der Totalität der Idee der Hera, in
sofNii sie nicht blos die ernste und strenge Königin Aer Götter , sondern zugleich
die schöne und geliebte Gattin des höchste Zeus ist, steht der agrigentiner Kopf
sicheriich nm eine Stufe näher als die Famesische und die florentiner Bflste
Wie es sieh mit zweien, angeblich in archaischem Stile gearbeiteten Herabflsten
in d^ kaiseriidien Ermitage m St. Petersburg*) verhalte, kann leider für jetzt
nicht Bäher bestimmt werden, da ttber diese Büsten I^ichts vorliegt, als die kurzen
Angaben des Katalogs. Dagegen mag hier erwähnt werden, daß der Kopf der Statne
iB der Villa Borghese, welche zu der oben S. 56 f. besprochenen Typenrdhe ge-
hört, trotzdem nnd obwohl er hinter den besprochenen Büsten an Bedeutung weit
zorflcksteht, ohne archaischen Stil zu zeigen von strengem» etwas herbem Ausdruck
ist, jedenfalls oBgieieh strenger, als der Kopf der Barberinischen Statne, aber nicht
eben erbabcB, eher frauenhaft. Dieser Charakter wird auch durch das Fehlen der
Stephane, an d&tea Stelle ein einfaches Band getreten ist, verstärkt, während der
Kopf darin dem Barberinischen älinelt, dafi auch sein Haar hinterwärts in emen
KekryphaioB znsammeng^aßt ist.
Zweite Gruppe.
Exemplare des erhabenen Typus.
Den Ehrenplatz an der Spitze dieser Gruppe wird emstiich wohl Niemand
No. 4.. der weltberühmten Kolossalbüste in der Villa Ludovisi^) (s. Atlas Taf. IX.
Ko. 7 nnd 8) streitig machen, obgleich der Enthusiasmus, mit welchem sie früher
gepriesen worden ist, neuerdings ans Gründen , auf welche hier im Einzelnen ein-
ingehn zu wdt führen würde, einer kühlem Beurteilung Platz gemacht hat^^).
In Zusammenhange hiermit steht ohne Zweifel das kunstgeschichtliche Datum,
welches man ihr früher beigelegt hat und welches man ihr neuerdings anweist und
auf dessen Erörterung hier , wenn auch in aller Kürze eingeguigen werden muß.
Vorangeschickt aber werde die Bemerkung, daß man wohl in neuerer wie in älterer
Zeh allgemeiB in der Annahme einverstanden ist, daß vrir es in der Ludovisischen
Kolottslbüste nicht mit einer Copie aus späterer Zeit , am wenigsten mit einer
i^oHflchen zu thun haben, sondern mit einem fUr den Marmor gedachten wie in
^Bior ansgef^rten, griechischen Originalwerke, dessen Arbeit im wesentlichen
out der Zeit zusammenfällt , welche den in dieser Büste vorliegenden Typus auf-
^te und voUeodete, mag derselbe im Übrigen abgeleitet sein aus was für Queilen
"^ imiehmeB nag.
Als solche Quelle nahm man, wie schon frtlher bemerkt, in älterer Zeit und
^ in die neuere ziemlich allgemein die Hera des Polyklet an, auf welche man die
1^ S. Gu^öonow, Ermit. Imp. Mus. de sculpt. ant. p. 11 No. 41: »Junon, buste de style
'''^^^•Iqa*. La Ute est ceinte de la apheodoffi^ (st^^phan^?). Cassures aux ornements de la
^^ndon6. Haut 0,45 M. und p. 49 No. 186: iJunon, buste de style arohalque. Sont mo-
^M: la st^phan^, le cou et une partie de la chevelure. Haut 0,712 M.
b) Im Caaino im zweiten Saale sehr ungünstig neben dem Fenster aufgestellt, durch
^bgllsie allgemein bekannt und unzählige Male abgebildet, kaum jemals ganz genügend, denn
■^^bndie unbez weifelbar beste Abbildung in Kekulös Hebe, Taf. 2, ist, allerdings zumeist
^^ die Schuld des Lithographen und besonders in der Vorderansicht etwas zu weich aus-
8*^«n und es fehlt ihr, wie natürlich allen Abbildmigen, die hier durchaus zur vollen
^^»»i^teristik nothwendige Wirkung des Kolossalen. Die Höhe der Büste ist von der höchsten
^^Ue der Stephane bis zum Ende des Erhaltenen 1,1(> M.
6»
84 n. DIE BKHALTKjnjl MOSUlfKITS.
Lndovkiidie Bfste, dirtber kam jetzt e^cstfidi hörn fltral ndtf adn; Irflher viel
ra immittdlMir zlirfleklUirai ra kdaaen mente oad m da* Thmft xuüekgef&lirt hat*) .
Der Ente, weteha- die LodonsMlM Bute tob da* mmittelharoi Verinadiuig
mit Polyklets Hera Idtte oad ihr «■ , wem aadi aar sehr wenig jUageres Datom
aawiea, war Hetaridi Meyer^), inaofen er tie, die er »aehr wahradieinlieh das
Gberbleibflel einer mlchtigeB Tempelatatae «ad zaTerllaaig Arbeit eiiies yortreffliehoi
Meisters« neaat, als ein Originalwerk aas der Zeit des Nankydes, des Sehfltos
Polyklets anqnidit, dne Datimng, welehe, da Meyer die Bfiste oder die Statne,
deren Rest jene ist, nidit etwa dem Nankydes beUegoi will, keinen andern Sinn haben
kann, als anf das Mensehenalter nach Polyklet nnd seiner Hera, das wire etwa der An-
lang des IV. Jahrhondert y. n. Z. oder die Mitte der 90er Olympiaden, hinsaweben.
Naehdem dann in den ErMemngen über den Urheber des kanonischen Ideales
der Hera der Name des Praxiteles genannt nnd auch sdn Cinflnfi als in der Ln-
dorisisdien Bfiste erkennbar angmommen war^), hat Friederiehs^) dieselbe un-
mittelbar anf diesen grofien Meister znrflckiUiren n sollen geglaubt, ohne freilich
hiefOr einen irgendwie stichhaltigen Beweis an liefern. Nichtsdestoweniger wird die
Friederichs*sche Datirnng, sofern man .nnr von der Person des Pnudtelea absieht,
unter dessen Werken alldn die mantinelsche Hera (oben S. 53) als wahrschein-
liches Vorlnld der Ludovisischen Bfiste wflrde gelten btanoi, wenn man vielmehr
d^ Namen des großen attischen Meisters nnr als Beseichnnng einer Epoche und
etwa dner Schule benutzt, in, dem Sinne, wie es Kekul^*) gedian hat, die scharfe
Zurflckwdsnng schwerlich Y^dienen, welche sie ihreneit gefunden hat^, ja es
dfirfte Yielmehr die allgemeine Meinung, wie dies auch Helblg^ ausgeq>it>chen hat,
neuerdings darin flbereinstimmeD , in der Ludovisischen Bfiste ein Werk etwa aas
der Mitte oder dem letzten Drittel des IV. Jahrhunderts y. u. Z., das heißt ans der
BlQthezeit der jfingem attischen Schule zu erkennen, obwohl sich bestimmte, ein-
zelne Aussprflche, die dahin gehn, kaum nachweisen lassen.
Heibig selbst freilich datirt die Ludovisische Bfiste aus noch jfingerer Zeit,
aus der Periode nach Alexander nämlich und derjenigen des Hellenismus, also etwa
aus der ersten Hälfte des UI. Jahrhunderts v. u. Z. und macht dafllr theils die in
dem Kunstwerk im Allgemeinen lebende Idee, theils gewisse £inzelheiten in ihrer
Formenbehandlung geltend^) . In Betreff der erstem meint er, daß erst die hellenisti-
sche Periode dem Weibe und der Gattin insbesondere eine Stellung angewiesen habe,
welche dazu führen konnte, in das Ideal der Hera, als der Gattin des Zeus, jene
Mischung wohlwollender Mjyestät (benigna maestä) und Eleganz einzuführen, welche
der Lndoyisischen Bfiste eigen sei, in Betreff der Formen aber macht er (p. 152 sq.)
a) Veigl. die in Anmerkung 25 angegebene Litteratur.
b) Getch. d. bild. KflnBte b. d. Griechen I. S. 294 , Tergl denselben m Wincketmannt
Gesch. d. Kunst V. 2. 7.
c) Veigl. die Litteratur in Anm. 25 und 26.
d) Zeitschrift für die Alterthumswissenschalt ron 1856 S. 5 f., rergl. Anm. 26.
e) Hebe S. 69.
f} VergL Anmerkung 26.
g. Ann. deU* Inst, von 1869 p. 149: amentre in genere la conformasione di cotal tipo
fdella Giunone Ludorisi) Tien attribuito alla recente scuola attica« etc.
h) A. a. O. p. 149 sqq. : »al mio parere esao (tipo), secondo Videa fondamentale e aecondo
certi contraMegni di fomui accenna l'atte da Alessandro Magno in poi.«
4. DIE BEDEUTBNDEBEN BÜSTEN UND 8TATÜENKÖPFE. 85
einerseits die Höhe der Stephane und andererseits die besondere Charakteristik des
Kinns geltend.
Es kann hier nieht des Ortes sein, im Einzelnen zu untersuchen, in wiefern
Helbig die Stellung der Frau und Gattin in der bürgerlichen Gesellschaft der ver-
schiedenmi Perioden des griechischen Alterthums richtig und erschöpfend dargestellt
und charakterisirt hat^ auch kommt es darauf weniger an^ als einerseits auf die von
Heibig ganz unberührt gelassene Stellung des Weibes und der Gattin, namentlich
aber der Königm in der Poösie, besonders in der homerischen Poösie, dieser breiten
und festen Grundlage der künstlerischen Idealproduction und andererseits auf die
Stellung, welche die Göttin im Cultus gefunden hatte. Faßt man diese beiden
Pankte in*s Auge, denkt man einerseits an heroische Königinnen wie die Penelope,
Arete, Helena der Odyssee, um nur diese zu nennen, andererseits an die Heraculte
von Argos, Plataeae, Athen, so wird man schwerlich in Abrede stellen können,
daß fftr die bildende Kunst in der Darstellung einer Hera voll milder Erhabenheit
und stiller Größe auch schon in einer Periode des griechischen Lebens die Anregung
und das Vorbild vorhanden gewesen sei, in welcher das Weib und die Gattin in
der bürgerlichen Gesellschaft noch nicht die Stellung einnahm, welche ihr die
Diidochenhöfe gaben.
Was aber die beiden oben näher bezeichneten formalen Gründe fllr die Ablei-
timg der Ludovisischen Büste erst aus der Diadochenzeit anlangt, so mag man zu-
gebe, daß das Bestreben weibliche Köpfe besonders durch eine größere Erhebung
des Hauptschmuckes sowie männliche durch das Emporbäumen (Zeus) oder den
kfinstlichen Aufbau des Haupthaares im Korymbos oder wie man es sonst nennen
will (ApoUon), besonders in der Vorderansicht imposanter und effectvoller zu machen,
im Allgemeinen der spätem Zeit der griechischen Kunst angehört , vielleicht auch,
daB dieses Mittel von der Kunst nach Lysippos mit Vorliebe angewendet worden
sei; aber dafür, daß es, selbst nur hauptsächlich, auf die Periode Alexanders
imd der Diadochen beschränkt gewesen, sind die Beweise durchaus nicht erbracht
QBd iudi schwerlich beizubringen. Denn schwerlich wird man, auch abgesehn von
tfchabehen oder dem Archaismus nahe stehenden Werken, bei denen sich an weib-
lidten Köpfen, wie z. B. der Florentiner Hera^ die imposante Schmückung mit der
Mwn Stephane findet, das m. o. w. aufbäumende Stirnhaar an Zeusköpfen z. B.
*Qf Mttnzen durchweg auf Rechnung der Einflüsse lysippischer Kunst stellen dürfen
Qod eben so wenig läugnen können , daß der bei Heraköpfen in Münztypen aus
te besten Kunstzeit so gut wie bei der polykletischen Hera sich findende Stephanos
vesentüeh denselben Effect hervorbringt, wie die höher ausgebildete Stephane, wäh-
^ man jenen doch gewiß nicht aus lysippischen Kunsteinflüssen ableiten kann,
b Betreff aber endlich der Behandlung des Eannes , von der Heibig behaupten zu
^((Qnen meint, daß dieselbe vermöge größerer Weichheit, Undulation der Linien,
einer fein empfundenen Flächenbehandlung sich der Natur selbst mehr nähere und
^^ Fleisch nebst der Haut auszudrücken strebe, welche den Knochen umgiebt,
^e, daß diese Behandlungsart als eine raffinirte Natumachahmung erst durch die
lysippische Schule in die Kunst eingeführt worden sei und sich in keinem auf die
J^i^gere attische Schule zurückfOhrbaren Werke vorfinde, muß ich für meinen
^il bekennen der Feinheit dieser Beobachtungen nicht folgen zu können und nicht
^ Stande zu sein, einen wesentlichen Unterschied in der Behandlung grade dieses
i
st;
II. du:
:en honumente.
0«Bi(ihb)t)jtiili;4 EwixcLeii <ti>r LudovkiscIiiiMi Hern und e. B. der Niob« i
Yarborough walirzuneliaen. Und wenn vollends Heibig aelbsl zapebt. die«e an-
geblich lyttippische Kinnbeli&ndlnng^ finde Bicb an d^r Her» nar In Spur«», eci bei
ihr inobr &ngrdeatet. aU entwickelt (trHRpHriHco pinttosto inveco di CHHere avilnp-
pato completAmentc) . so wird man kaum zugeben künnen, daß ilergleichp» . aurh
wenn es richtig beobachtet ist. binrcielic, um die kunstgeschichtlieh« Kpoclie cintis
Werkes zu bestimmen.
Bis auf Weiteres wird also die Ent«<tehung der Tjudovi.iisclien Hera in der Zeit
der Blütbe der jttngem attischen Schule und etwa in der Mitte des IV. Jahrhunderts
wahrscheinlicher bleiben und die Wab rech ein lieh keit dieser Datirang wird auch noch
dadurch wachsen, daß sie «iner fortschreitenden LTmbildniig des Heraideals in das
Anmuthige und Elegante hinein, wie x, B. in dem Pentinischen Kopfo innteii No. 17)
innerhalb der Zeit der auf idealem Gebiol« schöpferischen griechischen Kunst Kaum
Hchalft, der verzweifelt eng ausfallen wfirde, wenn man schon die Ludovioisehe Hvra
als ein Werk der Diadochenperiode ansprechen wollte.
Über die Büate selbst aber, welche nach Meyers sehr wahrscheinUrher Annahme
der vielleicht ursprünglich in den Kitrpcr eingelassen gewesene Kest einer kolossalen
Statue ist, und zwar, nach Maßgabe des Winkels oder der fast parallelen Linien
des nach unten etwas zu rOck weichenden Profils und des an seiner vordem Flä<-he
senkrechten Halses, fast sicher einer sitzenden Statn<^. ist es schwer nach den tief
empfundenen Schilderungen Früherer und der feineu Charakterisirnng welche ihr
von anderen Seiten zu Theil geworden Ist, Wltrdiges und Zulrotfendes zu sagen
Da es aber geschehn muß, soll es oline jegliche Polemik Kcgen abweiehende An-
Kichten im Ganzen und im Einzelnen geschehn und ch mag gleich zum Beginne
der Ausspruch gewagt werden, daß erst hier und im vollsten Maße nar
hier das Idealbild der Hera in seiner Ganaheit erreicht und voll-
endet ist.
Denn die Ludovisischo Hera ist die vollkommene Königin des Olynipos und
zugleich das vollkommemi Wetb. atwr dasjenige dos Kons; die ganze Erfindniig d*«
Kopfes ist auf das Große und Erhabene gebaut und das Antlitz ist mit Zügen der
Strenge ausgestattet, welche bei dem für dies Werk notliwoiidig geforderten Stand-
punkte, d. h. in grader Vorderansicht und bei so tiefer Stellung des Besebauera.
daß ihn der Blick aus den leise gesonkten Augen tnSl oder ein wenig Obor üia
hinweg gebt, sich bis zum h9chst«ii Ernst« zu steigern eobeinen. Deiinoeh ist die
Hpm llber dh; Maßen s<^thÖn, nur ist ihre Schanbeit eine flber alles Mensohlichv
erhabene, ein« schlechthin ideale, in allen Tlieilen bedeutungsvolle, ja diese 8ehAi>-
helt olTenbart in gewissen Momenten des Giwamniütildes eine bezaiibenidu Anmnth,
nur daß bei dem Worte Anmutb nicht an bloße Lieblichkeit und nicht entfernt u
irgendwelche Schwiicho gedacht werde.
Die Stirn, auch hier mehr broit als hoch gewölbt, aber doch h<!ther j
tiAltuiß zur Breite, als bei den Alt«ren Köpfen, ist weniger mannigfaltig n
als bei jenen und tritt nicht nur in den unteren Tbcilen mftclitig hervor ; feat i
gn)S gestaltet spiegelt sie mehr einen kraftvollen Willen nud lliarakter alt i
daMlcMlicfc (»der Idcentiug gleich der Stini des Zeus oder de.B Apollon.
Mn und regeimftßig gezc^men Brau«n, auf denen der Stolz der Götterköuigin tlimrt,
bagtenzen die Stirn nach unten mit aeia bestiiumtem Abneiilnß und vAlinad dar
4. DIE BEDSDTEIIDKBEN BÜSTEN UND STATUENKÖPFE. 87
obere Theil des Gesichtes in glänzender Klarheit strahlt, überschatten sie kräftig
das ti^ unter dem Stirnbein liegende, voll geöffnete und besonders von dem obem
Lid in sehOn geschwungenem Bogen ruhig umgrenzte Auge und verleihen dem Blicke
*
dess^dben, weldien die Oöttin still und ernst und ohne einen bestimmten Punkt zu
fiuren aaf die Welt zu ihren Fflßen herabsenkt, eme milde Wärme und Tiefe, auf
deren Gegensatse g^en die helle Beleuchtung der Stirn ein nicht geringer Tlieil
des Zaubers beruht, welchen das Kunstwerk ausübt. Ja, man könnte sich ver-
sueht Milen, die Idealerfindung dieses Kopfes von der Stirn und den Augen und
ihrem Contrast abzuleiten, wenn nicht die ganze Schöpfung so vollkommen Eins
und wenn nicht der in h(ttiere Einheit aufgehobenen Gegensätze in ihr eine so große
Zahl wäre.
Mit sehr breitem Rücken zwischen den Brauen anhebend steigt die ganz all-
mählich feiner werdende Nase fast gradlinig und in emem Zuge mit dem Profil der
Stirn in den imtem Theil des Gesichtes hinab, wo der nur ganz wenig geöfihete
Mund, welchen die neben den Nasenflflgeln und den Mundwinkeln in beinahe
parallelen Linien verlaufenden, leichten Falten der Wangen begrenzen, mit einem
merkbaren Zuge von Strenge ausgestattet ist, welcher uns viel eher ein gebietendes
Wort als ein sanftes Lächeln erwarten läßt, während das ganz besonders kräftig
und voll vorspringende Kinn den Eindruck der höchsten Energie hervorbringt und
der starke Hals, der trotz einer ganz leichten Neigung des Kopfes seitlich von fast
parallelen Linien eingeschlossen ist, uns die unbeugsame Willenskraft und den er-
habeaen Stolz der Göttin noch ein Mal zum Bewußtsein bringt.
Aber trotz aller dieser Großheit und Höhe ist Hera doch das göttliche Weib
in der reifsten Vollendung der Schönheit; die von dem weichsten Oval umschlossenen
Wangen, deren ferne Modellirung besonders in dem leisen Hervorheben des Backen-
kaoeheos und in dem zarten Übergang in die Formen des Kinnes sich ausspricht,
and von ewig blühender Jugend und die weiche Rundung der vordem Fläche des
Halles läßt uns die Fülle des herrlichsten Busens ahnen.
Nicht weniger aber als durch die Weichheit der fleischigen Theile des Ge-
wehtes, welche ftillig, aber Nichts weniger als üppig sind, hat der Kflnstier es
▼erstanden, durch die Behandlung des Haares den strengen Eindruck seines macht-
voll safgebaiiten Idealbildes zu mildem, ja die unmittelbare Verbindung dieses
nidien, sanft und dennoch kräftig gewellten, von mannigfaltigen Schatten durch-
><^gcneD und gleichsam gelockerten Haares mit der glänzend glatten Stirn und dem
^beugsamen Halse der Göttin ist unvergleichlich ersonnen und auf ihm beruht nicht
i>B wenigsten das Moment der Anmnth, welches die erhabene Schönheit der Büste
b^t and umspielt. Wohl ist dieses weiche Haar einfach und fem von kunst-
^^r Zierlichkeit zurückgestrichen, in der Hauptsache so, wie wir es schon an
^n älteren Büsten finden, aber es ist doch sorgfllltig geordnet und als sein Schmuck
^nächst erschmnt und wirkt die nut einem doppelten, abwechselnd gestellten vege-
^üischen Omamente verzierte Stephane und jene gliederförmig geflochtene und
S^faiotete Schnur oder schmale Binde, welche sich vor dem untern Rande der
Stephane um das Haar schlingt und mit zwei aus der Masse des Haares gelösten
^^gen Locken an den Seiten des Halses bis gegen die Schultern herabhangt.
^U^rdingB haben beide Schmuckstücke zugleich symbolische und hieratische Be-
dentong, and zwar so, daß die mit den pflanzlichen Ornamenten verzierte Stephane
i
89 II. ÜIH EBHAI.TENEN MONrMKNTE.
A'w Gitttin aU die allgemeine Mutter des Lebendigen*) oder zimKchst d««
lAtiven Bllilien^ nnd Gedeüiens, die im iepö; 7a[io; befruchtet« Erd^ttin rharak-
lerisirt. wAhrend die geknotete Schnur oder Binde {77si*)xaTa! die Heiligkeit uad
Ciiltiisweihe des Bildwerks anEUgebn sclieint*": aber diese Bedeiit^mkeit ordnet
sich doch dem künstlerischen Eindrucke des Sohniiiiikeit . der erhi^hten Pracht und
Anmiith der Göttin nnter. welche letztere ganz besonders durch die herabhängenden
Locken gehoben wird, welche durch die kleinen, fast mnthwilligen Löekchen auf
den Wangen der Castellanischen und der praenestiner Büste gleichsam vorbereit«!
werden, aber erst hier zu einem eben so wohl berechneten wie ontRchieden wirken-
den Mittel der Darstellung geworden sind. Die hohe Stephane dagegen, welche
in der Vorderansicht den ganzen obem Theil des Kopfes, an dem auch die Haare
unauagefllhrt geblieben sind, den Blicken entzieht, wirkt verstärkend anf die Maje-
stät des Kopfes, dessen sehr regel müßigem Oval sie ein vermehrtes Gewicht ver-
leiht, während sie. mit ihrer retchen Omamentimng zunächst dem Haar angeschnüe^rt.
dessen schönen Gegensatz gegen die großen und glatten Flächen der Stirn und der
Wangen hebt. Bemerken swerth ist es, daß die Ohren keine Spur von eingefügt
gewesenen Ohrringen zeigen , wie sie die florentiner Büste trug und mehre Hera-
köpfe in Münzsl^mpcln haben; Ohrringe würden zu viel des Schmuckes und dubei
einen £U zierlichen in dieses Bild gebracht haben.
Von unaussprechlicher, ja gradezii ergreifender Schönheit und Reinheit ist
Profil, in welchem, da hei ihm daa mächtige .Vuge und die heiTschende i
weniger, die feinen Züge um Wangen, Mund und Kinn mehr zur Anschaunnc
kommen, die Göttin an Anmuth eben so viel gewinnt, wie sie an Imposan;; weniger
haben mag. In der Seitenansicht hat der Kopf Etwas von der erhabenen Milde,
welche die Riione in München (die früher s. g. Leukothea) auszeichne! und faal
möchte man sagten etwas Jungfräuliches , wälirend die Vorderansicht entschinden
mati'onal wirkt. Und so wäre auch die zn ewiger .lungfräulichkeit zurückkehrende
Gattin und Mutter Hera in diesem herrlichen Werke in Kins geschaffeu und auch
in dieser Beziehung das höchste Idealbild eben der üöttin. um die es sich handelt,
erreicht nnd vollendet.
Welcher Btlste die hohe Ehre des zweiten Platzes nächst diesem Wunder
Kunst gebühre, ist ein äußerst zweifelhaftes Ding''*]: ohne deshalb [Iber den
tiven künstlerischen Werth vor anderen durch die ihr eingeräumte Stelle entsctioid«a
zu wollen, was nm so weniger möglich ist, da man für die Beurteilung auf eine
Abbildnng angewiesen ist, »d hier nls
No. 5, die aus Praeneste stammende Büsle") eingi-rejht, welche jeden-
falls ein vortreffliches Werk ist und der , ihrem Typus nach eine Stelle in di«Mir.
nicht in der dritten I.' lasse um so gewisser gebührt, als Abekon^j sie sogar zu dm
Rxemplaren der strengen und noch nicht zur höchsten Vollendung gelangten
Stellung der Göttin rechnen will. Dies scheint nun freilich nach Maßgab«
aj VsTitl. Wclcki'T im Katalog de« bomier liyiiiiiiiusGuni* 2. AuH. S, 6T,
b| Vergl. Wie>Kilt>r tu den Denkm. d. a. Kuinl 11. Nu.
ei Du Otigiiul i«t verKhallen und trotz ullet ■ufcuvri
luhndon gowCHni klignb. bei Ouattsni, Mau. ini-il. per Tiii
iiii|{cblich noch Binvni Uj^iNabguß, in den Uflnkni. d. n. Ki
dj Ann d«ir lii>t. «m> is:i$ p. t2.
«ml ■
4. DIB BEDEUTENDEREN BÜ8TEN UND STATÜENKÖPFE. 89
PnUiejttioii bei Gnattani, welche Abeken anzieht, der ebenfalls das Original offenbar
nicht gekannt hat, nieht gerechtfertigt, an die berühmte Lndovisische Bflste aber
GchlieSt sich die praenestiner in allen Hauptsachen der Formencharakteristik nahe
genng an. So namentlich in der Behandlung der Stirn und der Haare, in den
fem und fest geseichneten Brauen, in dem schönen großen und lichtvollen Auge,
während die Naae etwas feiner und weniger kräftig, der Mund nicht ganz so ernst
gf^iatten ist und die Wangen nebst dem Kinn und Hals etwas weniger weiche
Fflüe haben. Das Haar, aus dessen reichgewellter Masse sich ein Paar kleine,
anf d«i Wangen li^ende Löckchen wie bei der Castellanischen (oben No. 3) und
bei der zweiten Ludovisischen BOste (No. 6) gelöst haben, während außerdem aus
demselben hinter dem Ohr, ähnlich wie bei der bertthmten Ludovisischen zwei, nur
hier noch dickere Locken auf die Schultern herabhangen, ist mit der glatten, über
den ganzen Kopf gespannten Stephane geschmückt, welche 0. Müller*) mit Unrecht
als besonders hoch und dem Polos ähnlich bezeichnet. Bemerkenswerth ist, daß
nach der Zdchnung bei Ouattani, nicht nach derjenigen in den Denkmälern d. a.
Kunst, dieser Kopf eingehauene Augensterne zeigt, durch welche derselbe nach
der gewöhnlichen Ansicht als eine römische Arbeit aus der Zeit der Antonine be-
zeichnet werden würde. Einer solchen Datirung desselben kann nun auch ohne
Kenntniß des Originales nicht bestimmt widersprochen werden , wohl aber dürften
die an einem andern Orte^^) zusammen gestellten und erörterten Beispiele des
Vorkommens plastisch dargestellter Augensterne und Pupillen geeignet sein zur
Vorsicht bei der so späten Ansetzung vorzüglicher Werke, wie dieses, zu rathen,
da es sieh, je länger desto sicherer, herauszustellen scheint, daß, wie eine solche
Chuakterisimng des Auges in Erzwerken schon in viel früherer Zeit gäng und
gebe gewesen ist, dieselbe in Marmomachbildungen von Erzwerken und vielleicht
ineh m originalen Marmorarbeiten schon geraume Zeit vor der Periode Hadrians
nnd der Antonine in Schwang zu kommen begonnen hat. Mag übrigens die Arbeit
der praenestiner Büste römisch sein, der Typus, der in ihr dargestellt ist, hat mit
fiom Nichts zn schaffen.
Ebenfalls von römischer Arbeit , nichts desto weniger aber kein geringes
Werk, ist")
No. 6. ein etwa doppeltlebensgroßer Kopf (Statuenfragment) von
hraensischem Marmor in der Villa Lud ovisi^), (s. Atlas Taf. IX. No. 6) obwohl
er an Knnstwerth nicht nur hinter der berühmten Büste derselben Sammlung,
sondern anch hinter einem dritten, ebendaselbst aufbewahrten und weiterhin zu
besprechenden zurücksteht.
a) Im Hftndbuch § 352 Anm. 6.
b) Frflher in dem kleinen Gartenpalast auf der zu den oberen Zimmern führenden
Treppe, jetzt unter No. 2S im Vorsaale des Casino, wo auch die berühmte Büste steht, auf-
gestellt. Mit welcher von den dreien bei Abeken a. a. O. p. 23 als in Ludovisischem Besitze
fPiombino) befindlich bezeichneten und zu der Reihe der mehr eleganten Heradarstellungen
gerechneten Büsten diese zu identificiren sei, muß dahin stehn, auch sind ihrer schwerlich
in der That drei, sondern, wie auch Meyer zu Winckelmanns Gesch. der Kunst Buch V.
Cap. 2. § 7. Anm. 2 angiebt, lediglich zwei außer der berühmten. — Ein Rest des Gewandes
auf der linken Schulter, nahe am Halse beweist, daß dieser Kopf das Fragment einer Statue
ist ; derselbe ist oben hinter der Stephane stark verstoßen, eben so ist die Unterlippe an der
linken Seite verletzt und die Nasenspitze ergänzt.
90
U. UlK EKIIALTENEN MUNLUUNTK.
In der Vorderansicht iai dieser Ko|)f griit im T.v|ma t;ehHtl«D und der berabfl
Luduvigiscben UOsto verwandt: die Stiin ist klar, nacb der Hitt« unt«n gegen die
Niteenwarzel hin etwas mehr vornobildet, als bei jener, ao daß hierdurch die Augen
in eine tiefe Lage kommon und krfiftin Ubcrerhattet sind. Die Augenateme sind
aDgegel:>en, und zwar mit gradezu auffüllender Divergenz der Sehaxeu, welcher eine
elien au entschieden hervorgehohen» auawärtigH Senkung der unteren Augenlider
flntflpriclit, während die oberen Lider, fast wie etwas aufgezogen, in steilem Bogen
gezeichnet sind. Der Nasenrücken hebt kräftig genug an, doch nicht so mächtig
nnd nicht so in einem Zug aus der Stirn fließend, wie bei der berühmten Bttst».
Der ejitHchiedeoer , als bei dieser geÖffnct'C. an der Unterlippe leider in den Ge-
sammteindruck sUSrender Weise versloßenü Mond ist sehr strenge, ja er ist hart
gebildet , da« Kinn gewaltig , voU , ausladend . die Wangen dagegen sind etwaa
woniger weich gerundet, als bei dem Musterkopfe. Das Haar, wie bei jeuetu ge-
ordnet und mit einer schlichten, etwas schief auf dem Kopfe sitzenden Stephane
ohne das geknotete Uand geschindckt . ist einfach gescheitelt, wellig und tief
und schattig, wenn auch in der Ausftihmng hart durchgearbeitet, hinlon In
einen Knauf aufgebunden ; die seitlich aui Halse herabfallenden losen Locken fehlen
hier, dagegen liegt, grade wie bei dem Castellanischen Kopf nnd wie bei der
praenestinor Bßst« ein einzelnes [jiickchen auf den Wangen. In der Seitenansicht
ersclieint der Kojif weniger scltiin, als in der Vorderansicht, besonders ist die Linie
von ätim und Nase nicht sieil und fließend genug und daher der (^-esichts winke!
L'twas zu klein , wozu sich noch ein leichtes Zurück weit^hon der GesammlÜnie von
Mtind uud Kinn ge^eu den obeni Theil des l'roßlos gesellt. Der Andruck, in
der Vorderansicht nbcrwiegeud sLolz und beinahe kalt , hat in der äeitenanueht
fast etwas Schmerzliches, das jedenfalls von dem Ktluätlor nii^ht beabsichtigt worden
ist nnd keinen Sinn hat.
Zu den besseren Darselinngen der Hera gehurt femer
No. 7. ein bisfacr wenig oder gar nicht beachteter Kü[>r von riisso antico auf
moderner Uttsto von alabastro florito in der Villa Burgheee in Itom"), weldier
durchaus im Typus der hier in Rede stehenden Classe, mit sichtlichem Streben
nnrh MnjesUt gehalten , aber tu der Vorderansicht hart gcrathen ist , viel bflOMf .
seihst schein im Vrofi). Das nicht eben große, aber oben so wenig et^mal geadilitlto
Auge tl1iI^kt grade aus, die ätiru ist gUilt gowülbt. die Brauen tiehn sich in ciiMO
gldehmüßigen Bogen um das Auge , die Stiru bildet mit der etwas hngon . aber
xum Typus gehJirenden Nase eine steile, aber ein wenig winkelige Linie; der Hand
ist scharf geschnitten , das Kinn milchtig uud sehr voll ; das dichte , reirb wollige,
aber nicht krause Haar ist um die schlichte Stephane zurückgenommen und hint«i
in einen Zopf aufgebunden . läßt aber ein paar Locken auf die Schultern fallen.
Im Profil hat das Gesicht sogar etwas erhaben Liebliches ohne eine Spur von 8oB-
lichkcit, und man wundert sich, die Vorderansicht nicht besser zu finden, wemi
man sieh in das frofil hincingeaelm hat.
Den Hest der Monnmente, soweit diese näher bekannt sind, kann man vollcBds
fast nur ni>ch gcmllß der Absicht , welche die Kflnstler bei ihrer Verfertigung ge-
habt liabeu. hier einreihen, erreicht ist diese Absicht, nämlich das «rhaben« Utii
, U Gulcria ^iiRnntcn ZiTnin» No. lä.
4. DIE BEDEUTENDEREN BÜSTEN UND STATUENKÖPFE. 91
der Heim damntellen, kaum in einem einzelnen Fall und einen Theil der Exemplare
kaim man mir als gedankoilose und handwerksmäßige Dnzendarbdten bezeichnen,
welche aber grade deswegen, grade so gut wie entsprechende Bttsten des Zeus,
von denen ihres Ortes*) die Rede gewesen ist, lehrreich sind, weil sie zeigen,
welche Macht der festgestellte kanonische Typus selbst noch auf die späten Werke
gwinger Kflnstier auszuüben im Stande gewes^ ist.
Eine anszeiohnende Hervorhebung unter diesen Monumenten verdient immerhin
No. 8. eine kolossale Büste im archaeologischen Museum der Marcusbibliothek
Bi Venedig^) (siehe Atlas Taf. IX. No. 9), welche freilich sehr gelitten hat und
darehweg staik verschliffen und daher stumpf in den Formen ist, aber auch nr-
sprflnglidi eine ziemlich flache, nicht aber, wie Haar und Stephane beweisen,
fltditige oder «nfleißige Arbeit gewesen zu sein scheint, dennoch aber den erhabenen
Typns der Qöttin in seinen wesentlichen Formen ziemlich normal, jedoch mit einiger
Hinneigiing anm Anrauthigen, bewahrt hat. Dies gilt insbesondere durchaus von
der Stirn und den Wangen und wird auch, wie Hals und Unterkinn beweisen, vom
Kinne gegdten haben; dem Munde dagegen fehlt etwas von der Strenge der
imisterhaflteren Exemplare dieser Classe, obgleich die Absicht des Künstlers, ihn
normal zu gestalten, sich nicht wohl verkennen läßt. Am weitesten von der Muster-
büdnng abweichend sind die Augen, nicht sowohl durch ihre weniger schöne WöU
bog, als besonders durch ein leises, etwas aphrodisisches Aufziehn des untern
Lides. Das Haar entspricht dem Typus; abweichend von diesem ist die Stephane,
weldie, vom sehr hoch erhoben, fast wie ein Stephanos beinahe den ganzen Kopf
bn zn dem Knauf umgibt, in welchen das Haar hinten zu§ammengefaßt ist. Ganz
fliosig unter den auf uns gekommenen Marmorwerken ist die Verzierung dieser
Stephane, der gemäß eigentlich diese Büste hier ausgesondert und zu den benenn-
teren Cultusgestalten der äera gestellt werden müßte. Diese Verzierung besteht
nämlich außer aus einem in der Mitte angebrachten großen Anthenuon aus je einem
ar Reekten und zur Linken befindlichen Greifen, auf den beiderseits wiederum
Anthemien und endlich Rosetten folgen, während den obem Rand eine Art von
Eierstab umgiebt. Diesen selben Schmuck der Stephane nun^) zeigen die groß-
artigen, in der Vorderansicht dargestellten Heraköpfe auf Münzen von Ejroton
(s. Münztafd U. No. 43), welche sich auf den Münzen anderer untentalischer Städte,
namentlich von Neapolis Oan^Muiiae, Pandosia, Hyrina, Himera, Thermae (Münz-
tafel U. No. 46, Profil), Veseris Campaniae (Münztafel U. No. 45^) wiederholen,
woBcben allerdings auf Münzen von Kroton (Münztafel H. No. 44) und Himera
a) Siehe Bd. II. S. 78.
b) Im BAtitonzimmer No. 2S2, •. Valentinelli, Catalogo dei marmi scolpiti del Mus. arch.
della MarcUna di VenezU, Venez. 1863 p. 247, erwähnt, aber nicht ganz richtig beurteilt
Ton Barckhardt, Cicerone (]. Aufl ) S. 427. g: »Eine sehr schöne (?), vielleicht griechische
Büste, flachtig gearbeitet (?), sehr abgerieben und durch eine moderne Nase abscheulich ent-
stellt (?) findet sich im Dogenpalaste zu Venedig (Sala de* busti). Am Diadem Falmetten
und Greifen.« Modem ist außer der Nase das Kinn. Das Material ist parischer Marmor,
die Höhe betrügt 0,50 M.
c) Die Greifen als solche, die Avellino, Oposcol. II. p. 131 für Hippokampen yersehn
hatte, sind nachgewiesen von Cavedoni, Ann. deir Inst, ron 1839 p. 308^).
d) Vergl. auch MilUngen, Ancient coins of cities and kings pl. II. 8 und Combe, Numi
Mus. Brit. pl. ni. 26, Friedlaender, Die oskischen Münzen Taf. VIII. Freternum 1. 2.
32
II. IlIE KKIIAI.TENF.N MIINIIMKXTE,
auch HemltiiptV init nur mit Anlhemien genchmUcktcm Stephnno» vorkommen. Notr
kuin es gar keinem Zweifel unterliegen, daß die Hers dieser unteritaliecben Mttnzen,
wie dies auch Cavedoni x. a. 0. ') bereits getlian hat. mit dem Namen der Lakinia
tu belegen sei, deren bcrtthmtes Haiiptheiligtlium bei Kroton etand und deren Caltns
in Ünterilalien weit verbreitet war*) und eben so wenig kann die Anwendbarkeit
desselben Namens auf die venetianer fiSste zweifelhaft sein. Denn wenn diese eine
Reihe von auszeiclin enden Feigen tliU ml i ebb eilen des Kopfes auf den nnteritaliscben
Manzen nicht zeigt . insbesondere aber nicht das in gewaltigen und losen Massen
jene Köpfe umgebende Haar, so braucht kaum gesagt zu werden, daß diese Ab-
weichung lind der nilhere Anschluß der Büste an das gewBhnliche Heraideal, zum
Tbeil wenigstens, auf den Forderungen ihres Materiales, des Marmors, beruht, in
welchem z. B. lose wallende und fliegende Ilnaro nicht dai^estrllt werden konnten.
Und wenn die Käpfe auf den Münzen noch mancherlei Schmuck zeigen und neben
der (iroßartigkeit einen sehr reichen und prachtigen Eindruck machen, so zeigen
die abgebrochenen Obrlftppchen unserer Bllste, daß auch sie mit. natürlich ans
finld oder vergoldetem Erz gearbeiteten Ohrringen geschmückt gewesen ist, zn
denen .sich leicht ein entsprechendes Ilalsb.ind, wie es dir MUnzköpfe zeigen, geHetll
haben mag. das, ohne Spuren zu hinterlassen nun versi-li wunden Ist. Das Aufgeben
des eigentlichen Idealtypus der MUnzköpfe war allerdings in der Mannorbttste niebt
geboten und was diese besonders in den Augen Kigenibümliches und von dem ge-
wöhnlichen Horaideal Abweichendes hat geht um so gewisser nirbt auf die der
Lakinia zum Grunde liegende Cultus Vorstellung zurück , als in diesem Punkte die
Münzköpfe mit ihren großen und energischen Augen von der Bllste abweichen ; nm
so berechtigter aber durfte die Einreihung dieses, im Übrigen, wie gezeigt, dem
normalen Hcratvpun cnlsproehenden Kopfes an dieser Rtelle sein, naehdem ibm der
ihm gebohrende Cultusname, auf den und dessen andere Monumente zurückgekommen
werden soll, nicht vorbebalten worden ist.
Die beiden folgenden Monumente, welche ihrem Typus nach dieser Clasae an-
gehören, wird es genügen in aller Kürze anzufQbreD. nämlich :
No. 9. Büste im britischen Museum"), geschmückt mit der am obem Kande
mit Perlen verzierten Stephane, da^ Haar nach Art desseu an der berühmten lado-
visJHchen Büste gearbeitet, deren Typus überhaupt unverkennbar angestrebt, aber
namentlich durch einen hADlicb großen Mund bei allgemeiner Unbedentendbcit ent-
stellt ist.
No. 10. Oberlebenegroßc Büste ans Ostia im Musoo Ohiaramonti': ; bexbaiebt^
majei'Utiscb zu tein. ist aber ganz leer und flach.
l'nbckannt in neuerer Zeit ist das von Winckelmaun . (iedchichte der Kniwl
Buch V. Cap. 2. 6 ' nnd von Meyer in der Anmerkung 2 zu dieser Stelle *r-
wJIhnte Kolossalfragment, welches, durch massenhafte Restauration zu einer Bli4e
*) Vergl uuch Finilcr, Ilic am MUnie» dm k. Mus rn Herlin Nn. 103— Ml.'i.
1.1 Vernl. l««)nd<TH Wicecler in rtmli« Ucalcnrydop. IV. S 571, lucb IJerhud. «liiwli
Mythot. } '.!IH Anni. T.
c) Iro craicii griin.'h.-röni. Ziminci, Syiiopsiit of tho Content» of the brit. Mui. 63. A«4
p. III.
dj BeKhieib. Uoma 11. n. S. 72 Na. &32, jetit No. 534,
4. DIB B£D£UT£NDEBSN BÜSTEN UND STATUENKÖPFE. * 93
gemacht, za Winckelmanns Zeiten im Palaste Barberini aufbewahrt warde; nach
der Stelle, an der Winckelmann es nennt, gehört es in diese Reihe.
Ob dies gleicherweise mit den von £. Hühner^) angeführten, spanischen Monu-
menten der Fall sei, muß dahin stehn, doch werden die gleich zu bezeichnenden
bdd<»i Köpfe nicht, wie es bei anderen geschieht, als mild, lieblich, zierlich charak-
terifflrt; nftmlich: a) in Madrid in der Kunstakademie, Hübner a. a. 0. S. 226
No. 500: »weiblicher Kopf (Juno?) mit Diadem und an beiden Seiten herabhangen-
den Stemmata«; b) in Cordoba, das. S. 314. No. 835: »Büste einer Frau (Juno)
mit Diadem, über Lebensgröße.«
Endlich Iftßt sich über eine kleine Herabttste in der kaiserlichen Ermitage in
St. Petersbni^ für jetzt ebenfalls nichts Bestimmtes feststellen, da von ihr nur be-
kannt ist was Gn^donow^) von derselben sagt: »TSte de Junon om^e dune sphen-
doB^ (t). La poitrine est moderne. Haut 0,164 M.«
Dritte Gruppe.
Exemplare des anmuthig schönen, eleganten und milden Typus.
Auf der Grenze dieser und der vorhergehenden Gruppe steht
No. 1 1 . der Kopf der ehemals Barberinischen Statue in der Rotunde des Va-
tiean*) (s. Atlas Taf. IX. No. 10), welcher mehrfach besprochen und von bedeu-
tenden Kennern verschieden beurteilt, aber noch kaum völlig gerecht gewürdigt
worden ist. Während Visconti im Mus. Pio-Clem. zu Vol. L tav. 2 den Kopf fast
M beschrieb, als ob es sich um die große Ludovisische Büste handele, vermißt er
in emer spätem Besprechung^) in ihm das Moment des heraetschen Stolzes und der
Majestät der Götterkönigin und auch Zo^ga®) nennt den Kopf, obgleich er ihm fUr
eine »Venus Genitrix« zu ernsthaft erscheint, »mehr ernsthaft und mitleidig, als
mAJestätisch und stolz«, was er in unmittelbare Beziehung zu seiner Erkläi'ung der
SUtue als »Juno Lucina« setzt. Die Vorstellung von der sanften Schönheit dieses
Kopfes ist dann so allgemein geworden, daß man, wie schon früher bemerkt, eine
Zeit lang von dem Namen der Hera für diese Statue ganz absehn zu müssen glaubte
md sie »Kora« oder »Libera« taufte, was jetzt wieder aufgegeben worden ist. Zu
oberst ist zu bemerken, daß der aus einem andern Marmor als die Statue gearbei-
tete, aber jedenfalls zu der Statue gehörende und mit* Hals und Brust in den ge-
wandeten Körper eingelassene Kopf an Kunstwerth hinter der Statue selbst, beson-
ders hinter der Gewandung zurücksteht. Abgesehn von der zu starr gerathenen
modernen Nase, welche ihn nicht unwesentlich entstellt, ist der Mund wenig schön
gelungen^ der zu starr und grade geöffnet ist und einen fast etwas dummen Ein-
druck macht. Die Stirn und das am Hinterhaupt in einen Kekryphalos gefaßte
Haar dagegen, der Gesichtsumriß in der Vorderansicht sowie das Kinn stimmt mit
a) Die ant. Bildwerke in Madrid nebst einem Anhang enth. d. übrigen ant. Bildwerke
in Spanien und Portugal, Berlin IS63.
b) Ermit. Imp. Mus. de sculpt. ant. p. Sl. No. 289.
c) S. oben S. 56 Note b. Der Kopf für sich ist in Morghens Principj del disegno
Uly. 2. 3 gexeichnet. Modem ist die Nase.
d) Opere rarie U. p. 426 sq., vergl. auch Mus. Pio-Clem. VII. p. 92.
e; In Welckera Zeitschrift S. 310 f.
'.tl
II. DIE
dem llenttypuii dur vorigf n UImsm) , ilio Wangen sind utwaa wonigor filllij
den schönetcii Kxemplareii dieiws Typus, was busundem iu halber Prulilautiidit. wie
in der Abbildnng im Atlas Taf, IX. No. lil hervortritt, (loch iet der Charakter de«
Kopfes enteehiedon matronal und daa in ihm lingende Fraueidiafte . welches beab-
sichtigt sein mag, wird durch die Zusammen fassuiig des Haares in den Kekry-
pliolofl (uder euII maa Üpistbosphendonti angeii?) verstärkt. UaB iu den Augm),
wie von Viscotiti gesa^ wordeu ist, irgend etwas Aphrodisisches liege, muß Ixs-
stimmt in Abrede gestellt werdeu. dieselbe» »ind vielmehr grade so enisl und rukig
gestaltet wie bei irgend einem giilen llerakupre. ja die Lider haben noch Htwaa
Tun der strengen Behandlnng der KSpfc der ersti'n tirappe ; daß das obere der-
selben weniger hoch gewOIbt erscheint, als z. It. bei der berOhmten Ludeviaiscben
Bdste röhrt daher, daß die tiöttia hier entschiedener niederblickend dargestellt ist.
Was endlich den Aiiadruck anlangt, so muß vollkommen anerkannt werden. da£
er mehr ernst nnd ruhig als stolz erseheint, von einem Zuge von Mitleiden aber
kann bestimmt keine Kcde sein, dessen Annahme beruht auf einer diiruh die Er-
kllirung auf iLueiuai bewirkten Täuschung. Uuw.^hrt sich die schon oben be-
sprochene Krklaruug der Statue als Tele!» , so wird man wohl zugeben , daß mau
bei dieser den Ausdruck besonderer königlicher Hoheit oder von Stolz und MajesUt
nur mit Unrecht voranssetzeii würde, während dieser QöUiu der ruhige nicht un-
freundliche ßnist, den der Kopf der Statue in der That leigt, völlig angemeoaea
ist. Kine gewisse Leere tiud Langw<^iligkeit der gesanimleu Zilge und der Maagd
eines warm imlsirenden Lebens d&rf dabei nicht verkannt wurden nnd man auUte
sich nicht darflber tauschen , daß der Kopf auf keinen Fall xn den besseren d«r
auf uns gekommenen HerakOpfe wie die Statue zu den besten Statueu der USdll
geliiirt.
I>er Typus dieses Kopfes wiederholt steh in manclien Stileken. ab
bemerkemtwertlie Verschiedenheiteu in
No. 12. «iuem Kopie mit modernem Hals nnd Uruslstilck im Musco OhisnunoaK
d«e Vatican^ [b. Taf, IX. No. 1 1), welcher von einer mit dur Uarberiiiiseheii tb«r-
einstimmeBden , jedonfall» aber von einer sleheuden Hlatiii' lierstaminen wird. Die
Ähnlichkeit der bndon fragliclicit Köpfe Hiidet sieh vornehmlieh in deu oberes
'llieilen des UeHichh«, in der. bei dem Chiaranjonti sollen Kopfe nur etwa» mtbt
modollirten SUrn. deu seluirf geKeiehneten Itraueii. dem tief unter ihntm liegendes,
ziemlich großen . aber siuift blickenden Augen und noch in den uicht eb«n folüg
gehildetun Wange«. Uaza gesellt skli eine bei beiiiov KOpfcn fut genau Hber-
einsthumende Anordnung dos reichen, hinten in den Kokryphahis gefaßten Haut»,
wAhrend der irinstand, daß die Stephane des Kopfes im Miiauo Chiaramunti m
otiem itande leiulit gezackt ist, t'Ur die Verse liiudeulidt kaum ins Uewiclit fUlt.
Abweichend Tun dorn Kopfe der Barbe riniseliHn Statue ist dagegen bei ibni der
untere Theil des lieHichtes gebildet, welcher wesentlich kürzer erscheint. aU bä
dem Statnenkopfe nnd in welchem das etwas kleinliche Kinn, die Bildung dea gaai
geschlosstmen Mundes, ganz beaundurs aber divseu geringe Entfernung vuu d«
Nas«i Jen im Übrigen schönen Typus der GSttJn anf eigenlh Ihn liehe Weiw bccin-
trAchtigt.
I tl«r
tt) llnxcii-hnet &. No. ."itl, (tammt bub
bung Koma noch nicht veneiohnot. ErgAnEt
1 Fanden und Ut daher in d»r Rw^titri-
> linlbc Urne. Unvdin.
4. DIE B£OBUTSND£BEN BÜSTEN UND STATUENKÖPFE. 95
Za dem eigentlichen Stamme dieser Classe von Heramonnmenten gehört zu-
Diehst eine kleine Reihe von Büsten, welche das mit einander gemein haben, daß
sie die Göttin außer mit der Stephane mit einem auf dem Haupte ruhenden und
anf die Schnltem mehr oder weniger lang und reich herabfallenden Schleier ans-
gestattet zeigen, also mit demjenigen Attribute, welches bis in die erste Blüthezeit
der Kunst zu den ständigsten und auszeichnendsten der Hera gehört hat, dann,
Tielldcht zuerst von Polyklet, beseitigt worden ist, ohne gleichwohl ganz aufgegeben
zu werden, wie außer den hier zu nennenden Büsten auf echt griechischem Gebiete
xoniehsl die mit den Büsten im Wesentlichen übereinkommenden Münzen der Bruttier
uid der K^kyraeer (s. Münztafel II. No. 34 u. 35) und diesen nahe verwandte
TOD Cj^na mit oddscher Inschrift (s. das. No. 36) beweisen, denen sich andere,
TOB Kody Ambrakia und Larinum anschließen, welche die Stephane weglassen oder
durch dnen BUUterkranz ersetzen, wie ihn die Hera im Parthenonfriese zeigt (s. das.
No. 40 — 42). Aber auch in ganzen Statuen (s. Cap. VI.) und nicht minder in
Reliefeo (s. Cap. VIII.) ist der hier vorliegende Typus erhalten, unwidersprechliche
Beweise alle diese Monumente, daß, mag man den Einfluß Polyklets auf die Ideal-
darsftdluog der Hera so hoch anschlagen wie man will, derselbe doch auf keinen
Fall^ein ausschließlicher genannt werden kann, wogegen es freilich dahingestellt
Uoben muß, ob Kallimachos mit seiner Nympheuomene (s. oben S. 51 f.) zur Wieder-
in&ahme oder Beibehaltung des Schleiers bei Hera den Anstoß gegeben hat oder
ob derselbe von einer andern Seite gekommen ist. Nur als specifisch römisch darf
■an den hier zu behandelnden Tjrpus nicht betrachten , obgleich er sich in römi-
tthen Münzen wiederfindet und die plastischen Monumente , in denen er vorliegt,
der Ausftihrung nach wohl allesammt der römischen Zeit angehören.
Den ersten Platz in dieser kleinen Reihe verdient:
No. 13. eme Bttste mit entweder ergänzter, oder, wenn nicht dieses, dann
Ihiarbeiteter bekleideter Bmstform in der Villa Ludovisi (s. Atlas Taf. IX. No. 12") .
Sie hat eine hohe Stephane im Haar , hinter der über den Hinterkopf ein sanft-
iii%er, sehöa angeordneter Sehleier auf den Nacken und die Schultern herabfällt.
Br reiches Haar ist einfach gescheitelt, der Kopf etwas nach links gewendet und
Vm gesenkt. Die Stirn und Brauen, Mund und Kinn können als normal gelten,
dis Alge und der Blick im Ganzen auch, jedoch hat der letztere etwas Mildes
nd das Auge ist et?ras schmaler geöffnet als das der berühmten Büste , während
die Neigung des Kerfes dem Antlitz etwas Ernstes und Nachdenkliches giobt. Es
irt in der Oesammtheit des Ausdrucks bei weitem nicht die Milde der weiterhin zu
besprechenden Pentinischen Büste, dennoch bildet dies Monument von anderen Hera-
bMen zu der Pentimschen den Übergang, auch in dem feinen schmalen Oval des
Gesichtscontours. Der Ausdruck, nicht so tief wie der der berühmten Büste, aber
dennoch sehr schön, ist un Auge ernst, aber überwiegend gnädig, im Munde da-
gegen liegt etwas Strenges, ja man könnte beinahe sagen, daß in den etwas herab-
gezogenen Mundwinkeln einerseits und der ganz leise emporgezogenen Oberlippe ein
Zug des Stolzes, selbst des Verächtlichen liege, jedenfalls spricht große Überiegen-
a) Im Hauptsaale, wo auch die berühmte Büste steht, dieser gegenüber, mit No. 15
bezeichnet, unedirt, aber in Abgüssen hier und da genauer bekannt. Vergl. H. Meyer zu
Winckelmamui Gesch. d. Kunst Buch V. Cap. 2. j 7. Note 2 und Friederichs »Bausteine«
No. Gtil.
'. hm £EIIAt,TENEN MOKITMF.NTE.
ht!it nber das Angoucbttute aus der ganzen Phyaioguuraie, die überaus vornehm rr
scheint. Im Frofi) mehr als in der Vorderansicht sIArl die etwBH zu lang erginxt
Naiieiispitze ein wenig die ilarmoniu. Uer Hals ist dUiiDer uud beweglicher a1
derjenige der berühmten BlUte und der Buaeii erscheiiil ehenrnUs weniger Üppig
ala er durt uauii seinem Ansatz gewesen sein mag.
Die allernächste Analogie zu diesem Kojil'e bietet
No. l-l. derjenige, welcher einer Furtunastatne im Bruceio nuuvo des Vatica
Jetzt No. hü] HuTgeselxt ist. ihr aber nicht zugehürt"]. wie dies in der Ueschrei
biing Kums a. a. 0. richtig angegeben ist, während man davon bei liraun a. a. 0.
der (Iberhaupt seltsam vorkehrt Über die Statue urteilt, Nieht« findet. Mit d«
Ijadovisiachen Kopfe theilt dieser nur nicht die Neigung, hat dagegen vor ihm di
Verzierung der Stephane mit Perleu am obern llande voraus. Das Kinz«lne de
Züge mag hier nicht so fein durchgearbeitet sein wie dort, der Charakter goftdige
Vornelimigkeit und einer würdigen Milde ist derselbe. Ganz besonders bei diese
beiden Monumenten wirkt der Schleier, mag seine Uedeutung sonst sein welche oi
will, vermöge seiner Anordnung im Vurhältjiiß zur ätephune und seiner sehSne
Kalten als ein Sehuiitckatllck und erhöht die Präehtigkeil der gesammteu Erscheinuug
Weniger isl dies der Fall Uei ;
Ko. 15. dem Kopfe, weictier einer aus der Cauipanaschen Sammlung nac
St. Petersburg gekommenen Statue aufgesetzt ist**] uud weichet- bei in der Haupt
Sache ähnlicher Anordnung von Stephane und Schleier in den tiesichtdztigvn ii
Allgemeiuen dem heraeiecheu Typus entspricht, nur etwas vollere Waagen hat, al
die beiden vorhergenannteu Köpfe und dessen Ulick eher etwas gehoben als, wl
namentlich bei No. 11), gesenkt ist. Üb die Statne iui Uanzen eine Hera da^stl^U<
wird sehr fraglich sein.
Dagegen besitzen wir ganz uiibezweifelbare llerastatueu . deren versuhleierj
Kiipfe zu der hier in Hede stehenden Urnppe gehören; withreud auf diese Statu
im VI. Capitel zurllckzu kommen ist, muß von den Köpfen als
No. IB. derjenige der kleinen vaticanischeu Statue^), welche ioi Mus. t'hia
tav. 7''l abgebildet ist (n. Atla<t auf Taf. X.) als ein wohl erhaltenrs
ausgezeicliuot werden, während derjenige der im Mns. Piu-UleineDtini> 1. tar.
gebildeten ") Statue U. im Atlas ebendaselbst. , w<-lehe jetzt im (Jarten au
schwer aufzufindenden Stelle steht, so bedeutenden Kestaurationen unlerwurfeu J
den ist. daß man über seJuen frillierii Charakter kaum noch urtheilen ku
eiuige andere Statuen dieser ('lasse zu wenig geuau bekannt iiind, um hier \-tHil
l'hankter ihrer Köpfe zn reden ^'
l'ntei' den dieser Clause angehörenden K'ipfen ohne Schleier verdient «na
besondere Hervorhebung
>< Vergl. Bcschrrib. Raios II
ntigeh. b. nuKttani . Mon. ined. |
HUlpt. UI- pl. *!>!> No H35;, Mut.
bj CaUlotllii dcl Miu. Cunpi
H-olpt. anl. p, 41 No, lüT.
r) J>Ut im Uuino di Pio IV. «ulgettetlt.
d) Wi*derhuU bei (-'Uiar n a. O, pl, tl7
•1 Wladerliiilt liei (tuac a. u. H. pl. 417
dcD Dcnkin d a. Kuiut II. Nu. !•'.
4. DIE BEDEUTENDEREN BÜSTEN UND STATUENKÖPFE. 97
No. 17. der aus dem Palaste Pentini in den Braccio nnovo des Vatican ver-
setzte Kopf von griechischem Marmor mit ergänzter bekleideter Bmstform*)
(Atlas Taf. IX. No. 13). Während Abeken (a. a. 0.) die äußerlichen Formen
dieses sehr merkwürdigen Werkes im Ganzen richtig schildert, ist er auf den ganz
eigenthflmlichen Charakter und Ausdruck desselben gar nicht eingegangen, und
doch ist dieser von der Art, daß ein Zweifel, ob es sich hier in der That noch
um Hera handele, wohl gerechtfertigt ist und nur durch die genaue Betrachtung
der Formen und ihre Vergleichung mit denen anderer Ueraköpfe, wie diese die
IX. Tafel des Atlas an die Hand giebt, beseitigt werden kann. Durchaus dem
schönsten TyP^B der Göttin entsprechend ist die Stirn und ihre Begrenzung durch
die Brauen nach unten, das einfach gescheitelte Haar nach oben, nur daß dieses
in seinen flberaus linden Wellenlinien sich sanfter, weicher um den Schädel schmiegt,
als WUT es bei den meisten Heraköpfen finden. Auch das bei Hera gewöhnliche
Motiv der hinter den Ohren auf die Schultern herabhangenden einzelnen Locken ist
hier wiederholt und wenngleich dieselben zum größten Theil ergänzt sind, so ist
das doch in einer nicht blos mit der Art des Haares über der Stirn, sondern eben
90 sehr nut dem Charakter des ganzen Kopfes aufs schönste übereinstimmenden
Wdse geschehn. Auch die mit arabeskenartig behandeltem, vegetabilischem Orna-
mente verzierte Stephane, obgleich sie von ungewöhnlicher Größe und von emer
nicht minder ungewöhnlichen, an den archaischen Polos erinnernden Form und
in Folge dessen auch etwas anders angebracht ist, als bei anderen Köpfen der Hera,
charakterisirt doch nur diese Göttin und wird sicherlich so wie hier weder bei
Aphrodite noch bei Artemis, am wenigsten in Darstellungen des hier vorliegenden
Stils nachweisbar oder auch nur denkbar sein. Durchaus heraeisch sind der Lage
und den Formen an sich nach die Augen, obgleich grade in ihrem Niederschlag
und Ausdruck ein großer Theil dessen liegt, was dem Kopf einen für Hera ganz
ungewöhnlichen Charakter giebt, und nicht minder bieten sich zu dem schlanken
Oral des ganzen Gesichtsumrisses und der geringen Fülle der Wangen die hand-
greiflichsten Analogien in unbezweifelbaren Köpfen der Göttin, deren volles und
wdch gerundetes Kinn uns hier sogar in einem sehr schönen Muster vor Augen
Bteht. Was aber den Ausdruck anlangt, so mag ein Theil des wahrhaft Madonnesken
— es giebt kaum eine andere zutreffende Bezeichnung dafür — , das uns an ihm
. befremdet und dem Unerfahrenen sogar einen Zweifel an der antiken Herkunft des
gtnzen Werkes eingeben könnte, durch die eigenthümlich feine und zarte Fügung
des Mundes bestimmt werden, welche von dem Ergänzer herrührt, zum großem
"nieile beruht es auf dem Werk in seiner Ganzheit^ auf der sanften und doch sehr
bestimmten Wendung und Neigung des Kopfes zur Seite, welche schwerlich jemals
eine andere gewesen sein kann, auf dem Niederschlage der Augen, dem weich hin-
fließenden Haar und auf der fast wie ein Heiligenschein wirkenden Stephane, end-
Kch auf der Muttermilde des ganzen Ausdruckes. Hierfür nun eine in ihrer Kichtig-
a) Jetzt No. 112, zur Zeit der Abfassung der Beschreibung Roms noch nicht im Vatican,
^^n £. Braun , Ruinen u. MuS. Roms übergangen , dagegen von Abeken in den Ann. dell'
^i»t. von 1S38 p, 20 f. ungefähr nach Gebühr gewürdigt. GiniUeh tmfinmawl ataab. in
^ Mon. deU' Inst. Vol. H. tav. 52. Vergl. noch Friederichs, Bamrim 9^-*
*^ßer der Büste mit dem Halse die Nase, die Oberlippe, ein Btttflk HsiF
^Mm linken Superciliarbogen und Einiges in der Stephane. '
Overbeck, Knnstmytholo^e. III.
98
11.
■: flRIIAI.TKNKN V
k<^it bewoisbnre t^rklärniig auficii stellen, wird niHii kittim venui>g<:u. Wülil aber dQrfte'
der Hinweis auf ein Werk des PraziteleB, nuch wenn raun den Zasammenhang ävi
FentintBcheii Kopfes mit diesem als reines Axiom hinstellen muß, im Stande sein,
den ScUltlfiBel znr Rrklärnn^ dnrEubicten . leb meine diu Gruppe in Hantineia. »h
deren Ueatandtlieilc Fausanias '| die zwiscbon Atheua und ihrem Kinde Hebe tiim-
uonde Hera angiobt. Schon mit der polykletisclieii Hern war Hebe verbundeii, aber
gewiß bildeten beide Figuren, vou denen die Hebe nicht einmal von Polyktetx eigener
Hnnd war, keine Gruppe im eigentliehen Sinne, sondern sie standen nur ucben ein-
ander and Hebe geliOrte in gewissem Sinne zu den Attributen der Hera. Wen»
nun Frasitelea dieselbe, allerdings noch durch Atliena erweiterte, Verbindung dar-
zustellen hatte , was konnte fUr ihn näher liegen , als dieselbe ziigleieb inniger zii
gestalten, möglicherweise, ubgleieh dies Fanaaniaa uielit ausdrücklich sagt, bis zu
einer eigentlichen Grnppiniiig zu steigern, welche durch ein umfassen der Tochter
von Seiten der Mutter oder umgekehrt dadurch bewirkt werden konnte, daß n. II.
Hebe eine Hand auf die Sehulter der Mutter legte. Aber selni wir auch von der-
gldehen Oombinationon gänzüeli ab , daß die drei Fersonen ohne alle inneren Be-
ziehungen zu oiimnder gleichgiltig iiebeu einander gestellt gewesen wfireu , muß
Jeder, znmal bei einem praxiteliscben Werke, liuuhst unwahrscheinlich nennen ; fand
aber auch nur eine psychiseho Itezieliung zwischen ihnen Statt, was ist da iiaUir-
liclier, als daß Hera zuullchst mit Hebe verbunden war, daß sie dieser sielt leiKi-
zuwendete, auf sie, die ncbcu ihr stehende vou ihrem erhöhten Thronsitze hinab-
sehaute. nicht so weit der Tuoliler zugekotirt. daß sie den Zusammenhang mit der
andererseits stellenden Atlicua aufgehoben iKler ihre Bedeutung als Tempelbild ver>
loren hätte, sondern nur mit der leichten Ncignng, welclie uns eben der Fentinische
Kopf vur die Augen stellt. Und wenn dem so war, ist dann nicht grade der
umtterniilde Ausdiuck des Antlitzes, welclier den i'cntinischen Kopf auszeicbucl.
der juigem essen ste , ja der uliein naturgemUße? Auf alle weitere Ausfilhriing der
Iteconstruction dieser Gruppe mag utu so williger verzichtet werden, je weniger
Beweiskraft dieselbe haben würde : es werde nur darauf hingewiesen, daß die spX-
(ere Kunst, am frflhesten die Vasenmalerei des .'(. Jahrhundei-ts , der Saclie-, niclit
der Composition nach .limlicho Verbindungen vou Hera mit liebe nicht ganz seilen
dargestellt bat'']. In der Erfindung aber und im Stile des Pentiuisolieu Kopfes ist
gewiß Nielite, dus der Znrüekfuhruug auf Fraxitele^s widerspräche oder des Meisten
unwilrdig wäre.
Was noch von HerakGpfen zn nennen ist, muß, so weit es näher bekannt ist,
als vei^Iöichs weise nicht besonders bedeutend bezeichnet werden, obwohl den zu-
nächst zu erwähnenden Kunstwerken ein relativer Werth nicht graue aljgeaprocheii
werden soll. Ein wärmeres Lob kann schon
No. IS, einer kolossalen Büste (s. Atlas Taf. IX. No. I 1) nicht gespendet werden,
welche im Huseo Nuzionale vou Neapel mit der Farnesischen Büste (No. 1 j iii dem-
selben Zimmer, jetzt unter No. C27 aufgestellt isf^) und welche Gerhard und Abckeu
h) PouHin.VIII. 9. 3. xai'Hpac npic x<\i llt(itpi]i vttii ilhaoijnji' IlpaEi'rfXij; öi t(1 ijöi-tum
b] Vcrgl. KckulL-, Hetw S. :ttl f. No. 'Ja, 2li. 21 (Vaaenbilder , vergl. auch Mun. dell'
Inst- VIII. tav. 42), S, iO No. ß [KeUcf).
c} Ucihnrd und Pnnolltii, NespeU nnt. Bildwerke it. 115 Nu. 4Uli, KitiMi, U rt-giit Hiu.
4. Die BEDEUTENDEREN BÜSTEN UND 8TATUENKÖPFE. 99
(a. d. a. Oo.) weit überschätzt haben. Denn der Kopf ist flach in allen seinen
mndlich weichen Formen nud von geistloser Freundlichkeit im Ansdruck ; allerdings
ist der Typus der Hera dieser Glasse von Darstellungen äußerlich in allen Einzel-
heiten, am wenigsten vielleicht in dem süßlichen Munde, bewahrt, aber auch nur
äußerlich und bietet daher ein hervorragendes Beispiel dafür, wohin eine Nach-
ahmung der Typen ohne ihre geistige Durchdringung führen kann.
Hieher gehört femer:
No. 19, der einer Statue im Palaste Barberini in Rom*) aufgesetzte, aber ihr
fremde Kopf, der in den Formen im Einzelnen nicht schlecht genannt werden kann,
nur daß er zu weich und rundlich ist, dabei sehr mild im Ausdruck, aber dennoch
nicht aphrodisisch, weder im Munde noch in den Augen. Sein Haar ist reich ge-
wellt und mit einer hohen, schlichten Stephane geschmückt. Die Statue ist die
einer Muse oder eine Porträtfigur.
No. 20, eine Büste von griechischem Marmor im Museum zu Berlin^) nennt
Gerhard wohl gearbeitet und wohl erhalten, doch ist auch sie typisch ohne besondere
Bedeutung. Im Haare, welches in kleinen Windungen ausgeführt, hinten in einen
Knauf aufgebunden ist und aus dem jederseits eine reichliche Locke auf die Schulter
heiabfiUlt, trägt siö die schlichte Stephane von gewöhnlicher Form. Die Wangen
and fbllig und weich, in Übereinstimmung mit dem Halse, der Mund ist etwas
klein, der Ausdruck sanft.
Noch tiefer stehn an Kunstwerth die folgenden drei Nummern, welche als
nieht wohl gelungen bezeichnet werden müssen :
No. 21, Büste in der obem Gallerie des capitolinischen Museums No. 38. Hier
i^ die Stephane entweder ganz niedrig, oder was man heutzutage sieht ist nur der
untere Rand, der die eigentliche Stephane trug, indem ein paar, freilich ganz flach
eiBgebohrte kleine Löcher auf der obem Fläche der rechten Seite auf frühere An-
fögnng eines obem Theiles hinzuweisen scheinen. Für die Physiognomie ist be-
aond^ das nach der Mitte zu sehr stark vorgebildete Stirnbein bemerkenswerth,
' welches auch diä Nase gewaltig über Augen und Wangen vorspringen läßt. Und
dennoch hat diese selbst in ihrem Verlaufe, besonders in halber Seitenansicht, etwas
Kleinliches, welches daher rührt, daß sie gar so kräftig aus dem Stirnbein anhebt,
ohne diese Gewaltigkeit beibehalten zu hönnen und daher Etwas von dem Charakter
der Stampfnase bekommt. Der Mund ist geöffnet, das Kinn sehr voll, im Ganzen
^r der Heratypus so mangelhaft ausgedrückt , daß der Kopf auch für den einer
-Aphrodite gelten könnte, wenn einer solchen Benennung nicht die näher charak-
teriairte Gestaltung von Stirn und Nase entgegenstünde, welche deswegen lehrreich
^^> weU sie, wenn auch in mißlungener Reproduction, die Bedeutung dieser Theile
^ den Typus der Göttin erweist.
Ausstellungen anderer Art unterliegt
'^'''Intn. descr. I. p. 317 No. 473, abgeb., aber allerdings sehr ungenQgend, mit der Famesi-
**^^eii Büste auf demselben Blatt im Mus. Borbon. Vol. V. tav 9 No. 3, vergl. noch Abekcn,
^V^'^^ deir Inst, von 1S3S p. 23. Ergänzt sind die Nase tur Hllfte und öim Bnitl mit
^'«^eua Theile des HaUes.
a} In der Anticamera dell' Apartamen to No. a.
^^ b) Gerhard, Berlins antike Bildwerke No. 77a., Veneioluiif
^^- 27.
100 II. DIE ERHALTENEN HONUICENTE.
No. 22, ein Kopf nnter Lebensgröße im Mnseo Chiaramonti*), in sofern der
Umriß seines Gesichtes zu schmal und dessen Charakter zu jung ist, nm den Typus
der Hera gut wiederzugeben, auch fast aphrodisisch schmal geöffnete Augen und
einen zu kleinen Mund hat, so daß man in der That glauben würde, einen Aphro-
ditekopf vor sich zu haben, wenn nicht der Charakter des Ganzen, namentlich in
der Seitenansicht, doch wieder für Aphrodite zu streng erschiene, bei der auch in
Werken dieses Stiles die sehr hohe, glatte Stephane eben so wenig nachweislich
oder wahrscheinlich ist, wie es die bei Hera so gewöhnlichen seitwärts auf die
Schultern herabfallenden Locken sind. Endlich schwankt
No. 23, die kleine, halblebensgroße Hera des capitolinischon Museums in dem
2iimmer der Kaiser in der untern Gallerie No. 26, welche durch eine stephanosartig
weit um den Kopf herumgehende Stephane ausgezeichnet ist, zwischen den Typen
der Hera und der Aphrodite.
Hieher Schemen denn auch die madrider Büsten No. 89 und 90 des Hflbner-
schen Verzeichnisses^) zu gehören, bei deren ersterer die Arbeit nicht ohne An-
muth, aber flüchtig genannt wird, während es von der zweiten heißt, sie stelle als
eine ziemlich späte, aber sorgßlltige Arbeit die Göttin mit glatter Stephane, in feine
Stränge getheiltem Haare, nach links gewendetem Kopf und lächelndem Aus-
drucke dar, welcher letztere Umstand die Richtigkeit der Benennung wohl einiger-
maßen zweifelhaft macht.
Von den Köpfen der im VI. Capitel zu besprechenden Herastatuen sind die
wenigsten derjenigen, die im Vorstehenden nicht mit angefahrt sind, echt oder zo-
gehörig; die wenigen echten aber als unbedeutend oder der Verletzung und Er-
gänzung wegen hier außer Betracht zu lassen.
Wegen der angeblichen säugenden Hera des Museo Chiaramonti vergl. Bd. II.
S. 332 f. No. 16; von dem echten und schönen, weit sorgßlltiger, als die ganzi
Statue gearbeiteten Kopfe liegt eine im großen Maßstabe gemachte Photograpliie vor
welche aufs neue bestätigt, daß dieser Kopf in fast keinem einzigen Zuge dei
Heratypus, selbst nicht dem der Pentinischen Büste entspricht.
a) Jetit No. 190, in der Beschreibung Roms IJ. ii. S. 52 No. 1^^.
b) Die ant. Bildwerke in Madrid und Spanien S. 89.
5. HEBAKÖPFE AUF MÜNZEN UND IN GEMMEN. 101
FÜNFTES CAPITEL.
Heraköpfe auf Münsen und in Q^minen.
(Hienn die Mftnztafel II. und die OemmenUfel.)
Oermana Tonantis.
Ovid.
Verzeichniß der Münzen*).
No. 1, HeracleaBithyniae (Heraea Arcadiae ?) Arg. Rvs. EPA zwischen zwei Linien
im rertieften Oblongiun, 8. Mionnet, Suppl. V. 51. 256^).
No. 2. 8 am OB. Ae. Rys. Schiffiischnabel mit Magistratsnamen darunter, s. Mionnet,
Descript. III. 282. 157 sq.
No. 3. Ae. Rvs ^A.. . Löwenkopf von vom, s. Mionnet, Suppl. VI. 410. 153.
No. 4. Ae. Rvs. Löwenezuvien, darunter AP I rTOMA (yo;) , ähnlich Mionnet, Descript.
III. 2S2. 155 u. 156, vergl. Imhoof- Blumer, Choix de monnaies grecques pl. IV.
No. 125.
No. 5. Ae. Rvs. CAM ION, Pfau auf einem Kerykeion, ein Scepter unter dem linken
Flflgel, im Felde Monogramme, s. Mionnet, Descript. III. 2^2. 160 sqq., Suppl. VI.
411. 166 sqq.
Mo. 6. Argos. Arg. Didrachmon. Rvs. APFEION (APFEION), zwei Delphine in ver-
schiedener Richtung, zwischen denen ein Wolf, ein Wolfskopf, ein Bukranion
oder ein anderes Beizeichen, s. Mionnct, Suppl. IV. 306 sq. GS sqq. (mit ver-
kehrter Attribuirung, die längst berichtigt ist^). Vergl. oben S. 43.
No. 7. Arg. Rvs. Tempclschlüssel. Nicht bei Mionnet; Imhoof-BIumer, Choix u. ». w.
pl. II. No. 64.
^0 8. Ae. Rvs. Kämpfende Pallas, s. Mionnet, Descript. II. 233. 38 (ähnlich, nur
mit APPEi statt APF im Stephanos des Herakopfes auf dem Avs.).
No. 9. Arg. Rvs. AP Archaische, kämpfende Pallas rechtshin, s. Mionnet, Suppl. IV.
237. 9 (nur daß hier als Aufschrift nur A statt AP, zu beiden Seiten des Typus
vertheilt, gegeben ist).
Mo. 10. Plataeae. Arg. Rvs. Boeotischer Schild. Nicht bei Mionnet; verwandt Descript. II.
107. 82, nur daß der Herakopf rechts gewandt ist. Imhoof- Blumer'sche Sammlung.
^0* 11. Arg. Rvs. Boeotischer Schild, Mionnet, Descript. II. 107. 82. Nach demselben
Suppl. III. pl. 16 No. 10.
"^' ^2. Ae. Rvs. TTAA, linkshin stehender Stier. Nicht bei Mionnet. Imhoof-Blumer-
sche Sammlung.
^0- 13. ^e. Rvs. TTAA, rechtshin stehender Stier. Nicht bei Mionnet. Aus derselben
Sammlung.
°' H. Elis. Arg. Didrachmon altem Stils. Rvs. FA, Blitz im Kranze, ähnlich Mionnet,
Suppl. rV. 178. 32, nur daß hier dem Herakopfe die Beischrift HPA fehlt.
' ^^' Arg. Drachme. Rvs. Adler mit ausgebreiteten Flügeln linkshin stehend im
^ Kranz, ohne Aufischrift, s. Mionnet a. a. O. No. 27.
^* Arg. Didrachmon. Rvs. Adler im Kranze , ähnlich Mionnet , Descript. I. 99.
» 28, nur daß die Inschrift FA im Stephanos des Kopfes auf dem Avs. fehlt.
Arg. Rvs. Adler linkshin, hinter ihm Weinlaub und F A, s. Mionnet, Suppl. IV.
179. 35 (ahnlich).
I • ^® Zeichnungen von No. 1 — 3, 5, 2S, 40, 47 nach Originalen der königlichen Samm-
^Q Berlin, von No. 42 nach einem Mionnet'schen Schwefelabdruck, Ton No. 11, 36 bis
" nach ^ n
j . ^en im Verzeichniß genannten Werken, von allen tlbrigea Nvniiiitni aaeb Originalen
^^^H>f.Blumerschen Sammlung in Winterthur.
' ^iehe Lenormant, Nouv. gal. myth. p. 78 mit Note 22 f.
102 II. IHK EBIIALTENEN MONUMENTE.
Eli». Arg. Uv8. F(A), ruhig stehender Adler rechtshin, nicht bei Mionnet, Imhoof-
Blumerschc Sammlung, s. Choix etc. pl. II. 61.
Arg. Rvs. Adle/kopf im Kranze, nicht bei Mionnet, aus dcrs. Sammlung,
8. Choix a. a. O. No. 60.
Arg. Kvs. Adler rechtshin stehend, verwandt Mionnet, Suppl. IV. 177. 23.
Arg. Kvs. Umschauender Adler rechtshin stehend, Mionnct a. a. O. No. 24.
No.
1^.
No.
19.
No.
20.
No.
21.
No.
22.
J«Io.
23.
No.
21.
Himera. Ae. Kvs. Phoenikische Aufschrift, Stier mit Mcnschcngcsicht, Helios-
kopf, bei Mionnet, Descript. I. 326. 1078 Tauromenium beigelegt, vergl. Uerl.
Blätter f. Münz<, Siegel- u. Wappenkunde V. S. 49 f.
Knossos. Arg. Rvs. KNOZI, Labyrinth und die Buchstaben A. P , s. Mionnet,
Descript. II. 268. 73.
Tarsos. Arg. Kvs. Kopf in der Vorderansicht, ohne Aufschrift. Das Didraehmon
bei Mionnet, Descript. 111. 619. 38S, abgeb. Suppl. VII. pl. VU. No. 3 stimmt im
Avs. genau übercin, nur daß es die Aufschrift TEP^IKON hat.
No. 25. Tauromenium. Ae Kvs. Traube mit Blatt auf beiden Seiten im Pcrlenkranze,
ahnlich Mionnet, Descript I. 325. 1060, s. Berl. Blätter f. MQnz-, Siegel- und
Wappenkunde a. a. O. 8. 59 No. 3, Taf. LIV. No. 19.
No. 20. (?) Ae. Kvs. Traube, s. Mionnet a. a. O., Berl. Blätter f. Münzkunde ü. s. w.
a. 0. O. No. 2, Taf. LIV. No. 16.
No. 27. Zeleia Troadis. Ae. ZEAE rechtshin stehender Hirsch, nicht bei Mionnet, der
Avs. ähnlich das. Suppl. V. 583. 520.
No. 28. Chalcis Euboeae unter Nero geprägt Ae. Avs. NEPQN KAICAP, Neros jugcndl.
TCopf ; ahnlich Mionnet, Descript. II. 307. 57 u. Suppl. IV. 362. 7(».
No. 29. Amisus Ponti. Arg. Kvs. Eule von vom, s. Mionnct, Descript. II. 340. 33 (mit
der Beischrift ©EO).
No. 30. Sinopo. Arg. Kvs. ^INQ, Schiffsvordertheil mit Stern, Monogramm, s. Miounet,
Descript. II. 401. 82.
No. 31. Ueraclca Bithyniae. Arg. Avs. Jugendl. Heraklcskopf, s. Mionnet, Descript.II.
439. 155.
No. 32. Arg. Kvs. Tropacon, Bogen und Köcher, Keule, K, nicht bei Mionnct, Im-
hoof-Blumersche Sammlung, s. Choix etc. pl. III. 96.
No. 33. Cromna. Arg. Avs. Zeuskopf linkshin, s. Mionnet, Descript. II. 396. 51, vergl.
Bd. II. Münztafcl I. No. 43.
No. 34. Bruttium. Arg. Kvs. BPETTION, Poseidon mit aufgestelltem rechtem Fußes
stehend, s. Mionnet, Descript. I. 180. 7G7 sqq.
No. 35. Coroyra. Arg. Kvs. Fliegender Pegasos. Uncdirt, Imhoof-Blumerschc Sammlung
ähnlich im Avs. die Ae. bei Mionnet, Descript. II. 72. 38 sq. , im Kvs. d
Suppl. III. 429. 22.
No. 36. Capua. Ae. Kvs. KATTV (osk.), Ahrc und drcifußnrtigcs Beizeiohen, s. Mionne^
Descript. I. 113. 133, nach: Friedlaender, Die oskischen Münzen Taf. 111. Cap
No. 21.
Ae. Kvs. KAITV (osk.), zwei kegelförmige, anikouische Idole und das B
No.
37.
No.
3S.
No.
39.
No.
40.
No.
41.
seichen, s. Mionnet a. a. O. No. 132, nach demselben Werke, Capuä Nu. 22.
— Ae. Kvs. KAITV (osk.), Zeus blitzschlcuderud auf sprengendem Viergespavr^n,
s. Mionnet, Suppl. I. 231. 240, nach demselben Werke Taf. II., Capua No. 8.
Aptern Cretae. Arg. Kvs. TTTOAIOIKO^, kriegerische Figur mit erhöbe vic:
Kechten, s Mionnet, Descript. II. 261. 27; nach dessen Suppl. IV. pl. 7. No . :v
Cos. Arg. Avs. Herakleskopf, s. Mionnet, Descript. III. 403. 21.
Ambracia. Arg. Kvs. A. M. Spitzsäulc mit Taenic im Lorbeerkränze, s. Miom.sci.«^i
Descript. II. 50. 33.
No. 42. Larinum. Ae. Kvs. LADINOD (osk.), Delphin rechtshin, darüber V, dart&'Ki^'^
zwei Kugeln (Soztans), s. Mionnet, Suppl. I. 229. 214, vergl. Friedlaender^
oskischen MQnzcn Taf. VI. Larinum No. 5.
No. 43. Croton. Arg. Hera Lakiniu. Kvs. Derselbe Typus ohne Beischrift, s.
5 HERAKÖPFE AUF MÜNZEN UND IN «EMMEN. I O'j
No. 44. Croton. Arg. Hera Lakinia. Rvs. KPOTQN I ATAN, jugendlicher ttitzender Herakles,
8. Mionnet» Suppl. I. 340. 088.
No. 45. Veseris Camp^niae (? Freternum) Arg. Hera Lakinia. Kv». Obklschc Inschrift
nicht ganz sicherer Lesung, s. Friedlaender, Die osk. Münzen S. 61, Bcllerophon
auf dem Pegasos die Chimaera bekämpfend.
No. 46. Himera-Thermae. Arg. Didrachmon. Hera Lakinia. Kvs. Sitzender Herakles,
fthnlich bei Mionnet, Descript. L 242. 279.
No. 47. Chalcis Eubocae. Arg. Trioboloh. Rvs. XAA, Vordertheil eines Schiffes, dar-
unter der Anfang eines Magistratsnamens ©AP^I, s. Mionnet, Descript. II. '^04.
30 /"mit anderem Namen) vcrgl. Suppl. IV. 350 sq., 56, 65 — 6S.
No. 48. Koma, Carisü. Arg. (Denar.) Juno Moneta, s. Cohen, Möduilles consul. pl. X.,
Carisia No. 7.
No. 49. Plaetorii. Arg. (Denar.) Moneta, a. Cohen a. a. O. pl. XXXII. Plactoria No. 1.
No. 50. Procilii. Arg. (Dcnarius servatus ) Juno Lanuvina, s. Cohen a. a. O. pl. XXXV.
Procilia No. 2.
Die Münzen mit Köpfen der Hera anf der zweiten Münztafel, welche den Vor-
ntii allerdingd nicht erschöpfen , aber doch wohl 8o ziemlich alle bedentenderen
Typen, welche sich gewiß oder wahrscheinlich auf diese Göttin beziehn, umfassen,
sind nicht, wie diejenigen der entsprechenden Tafel mit Zeusköpfen, nach der in
der Nnmismatik gebräuchlichen Weise geographisch geordnet, sondern in der Haupt-
sache nach Maßgabe der Typenverwandtschaft, ohne' daß gleichwohl die Münzen
eines Ortes, sofern sie in größerer Anzahl vorliegen (Samos 2 — 5, Argos 6—9,
PlaUeae 10 — 13, Elis 11 — 21) getrennt worden wären. Es schien sich hieraus
ein doppelte Vortheil zu ergeben , indem einerseits die Ähnlichkeit in den Typen
verschiedener, zum Theil weit getrennter Örtlichkeiten und andererseits die Ver-
schiedenheiten in den Typen desselben Ortes mit ziemlich derselben Leichtigkeit
zur Anschauung kommen. Diese Ähnlichkeit einer- und Verschiedenheit andererseits
ist es denn auch , auf welche zunächst die Aufmerksamkeit gelenkt werden möge.
Denn während die Ähnlichkeit in dem. Gepräge verschiedener Orte beweist, daß
^r Zeit , als diese Stempel geschnitten wurden , eine in den meisten Hauptsachen
S^neingame Vorstellung von der Gestalt und Ausstattung der Göttin durch die
SUoune Griechenlands verbreitet war, zeigt die Verschiedenheit in den Darstellungen
derselben Orte, daß diese Vorstellung Nichts weniger als erstarrt und unter den
Sun einer einmal erreichten Norm gestellt war. Allerdings hangt die Variabilität
des Typus eines Ortes zum Theil mit dem kunstgeschichtlichen Datum der Prägung
^ Mflnzen zusammen ; so treten uns aus den Münzen von Samos bestimmt drei
große Perioden, die des Archaismus (2), der Blttthezeit (3, 4) und des Verfalls (5)
^o%^en, auch in Argos ein aus der Periode der Kunstvollendung stammendes
^Pi^e (6) neben einem solchen der Spätzeit (8) , in Elis ein ziemlich stark
•'^^«öirendes (14) neben völlig freien; zum Tneil mögen femer bestimmte ver-
schiedene Cultusauffassnngen die Verschiedenheit der Darstellungen veranlaßt haben,
^« z. B. in den Münzen von Plataeae (10 — 13), womit indessen nicht gesagt wer-
^^ soll, daß wir diese Culte als solche und ihren Einfluß auf die Typen nach-
zuweisen vermögen. Aber weder das eine noch das andere Motiv genügt zur Er-
*|*>Tüig der Typenmannigfaltigkeit, welche grade dort am größten erscheint, wo,
^^ in Elis, am wenigsten von verschiedenen Gülten und von besonders greßer
^i^hiedenheit der Periode der Prägung die Rede sein kann.
Was aber gegenüber diesen Verschiedenheiten denjenigen Typus anlangt, in
101
n. DIK ERHALTENES MOSrMESTE
desscD CinindzQgeii di» verhällDißmäßig meisten MUdecu {b. No. 3, 4, It. H, 15.
22 — 27 und demnächst 29 — 33) UbcmnstünmDa , so wird raaD sllordioga nicht
sagen kSunen , daB er derselbe a«i , welcher in den Marmorköpfen vorliegt . aber
ebenso wenig würde raan ibn mit lieclit einen verschiedenen nennen dtlrfen, Mion
üulIerUch unterscheidet sich der Typus der Münzen von demj<trigen der Marmor-
köpfe dadurch, daß die Gt'ttin dort mit dem Stephanos, hier mit der Stephaue ge-
schmQckt ist, welche bei IIcrak5pfcn auf Münzen veiliültnißmäilig selten vorkommt
(a, 4, 5, 12, l'J, 30 — 39); obgleich aber das eine und das andere Schmuckatüek
mit der idealen Physiognomie der Göttin an sich Nichts zu thun hat, läßt sich
doch nicht läugnen, daß der Geäammteiudniek ihres Kopfes durch die Verbindung
mit dem einen oder dem andern wesentlich beeinflußt wird und daß die eine und
die andere Bildung auf einer verschiedenen künstlerischen Auffassung beruht. Dem-
nächst, und das kann man kaum noch einen reiu äußerlichen Unlerüchied neuuen.
weicht auch die Anordnung des Haares bei den meisten MUnzköpfen von derjenigen
an den meisten Marmorköpfen ab. Denn während dei-Helbe hier fast durchweg ein-
farfa geacheitelt und seitwärts, das Ohr nur halb bedeckend Kurückgestriehen, hinten
aber in einen schlichten Zopf (UUste Nu. 1) oder Knauf ;Büslen No. 2. :i, 4. 6,<
oder endlich in eine Opisthosphendono zusammengefaßt ist. überwiegen in den Hflozen
zwei andere Anordnungen, bei deren ersterer das Haar in reicherer Masse, weniger
geordnet und das Ohr bedeckend ZDrüekgeslrichen in losen Locken Hah und Nackrn
bedt-ckt (s. Ü, 7, 22, 23, 25, 26, vergl, noch 46), während dasselbe bei der zweiten
allerdings fester zusammen geh allen , aber auch nach hinten , ohne einen Zopf oder
Knauf zu bilden, aufwärts in den Kopfputz gefaßt erscheint :». 12—21, 21, 26.
27, 2y — 33), oiiue daß sich aus ihm (außer in 13, Iti, 21 demnächst etwa noch
1 3 — 1 7) die, sei es auf den Wangen liegenden kleineren 'Bitsten 3, 5, lij , sei es neben
dem Halse herab hangen den größeren Locken (Büsten 4, 5. 7, 1 7, 20, 22) abliisen. Nur
das späte Gepräge der samiscbcu Kizmllnze No. fi und dasjenige der capuaner Münze
mit den Köpfen des Zeus und der Hera No. 3S, zeigt eine Haaranordnung, welche
an die niehrer Bllsten. am nächsten an dity'enigo der praeuestincr (No. b\ erinnert,
während die leise arcfaai^irende , zierliche samische Mnnze No. S und etwa noch
die argivischo No. 9 Etwas wie den glatten Zopf dei' Kamesischeu BUatc (No, I]
aufweist und die eleischo Mtlnze No. 20 die Opislhosphendone bat, welche wir auch
am Kopfe der Barberinisehen Statue (BUste 1 1 vergl. 1 2) bemerken, nur daß sie in
der Münze mit der Ampyx. an dem Statuenkopfe mit der Stephane verbunden ist.
wahrend also die anf Münzen überwiegend hSuligeu HcrakOpfc mit dem Slnphuwa
keine Analoga in Statuen köpfen finden, die mit der Stephane ansgestatlelen Hera-
köpfe der MUnzcn den statuarischen mit ganz einzelnen Ausnahmen nur dberliäeh-
lieh ähneln, endlich auch die oliue allen Uauptsehmuck gelassenen Mlinzköpfe
(No. 13 n. 21 'i 80 gut wie die mit Kranz und Schleier versehenen (No. 1 1 u. 12)
in Marraorwerken nicht übereinstimmend nachgewiesen werden können, findet oiiw
Ciasso dieser letzteren, nämlich diejenigen, welche die Stephane mit dem Schleier
verbinden (Cap. IV, No, 13— tC) ihre fast genauen Analogien in den brulÜMhon,
kfurkyraoiachen und capnauischou Uünien No. 34 — 3<i, nur daß bei der ersten der*
selben das nntor dem Schleier halb goborgene Schmuckstück als Stephaniw, nicht
a) Veigl. iioeh die Milnx« von Suuiub bei Lenorninnt, Nout. UiI myth, pl. 3
wiBdMbolt hl den Dgiikiu. d. 9. Kunn II. No. 54e , vuim die Abbildung genau it
5. HERAKÖPFE AUF MÜNZEN UND IN GEMMEN. 105
als St^hane zu gelten hat. Wichtig ist diese Thatsache besonders deswegen, weil
durch sie und namentlich durch die kerkyraeische Münze dieser Typus, den man
nach den Büsten und Statuen ftir römisch halten könnte und den auch sein Vor-
kommen in Reliefen (s. unten Cap. VlII.) nicht sicher als griechisch darthut, als
ein in der That griechischer erwiesen wird , als welchen ihn seine Wiederkehr in
Vasenbildem (s. Cap. IX.) erhärtet.
Wendet man sich von den bisher betrachteten mehr äußerlichen, aber für die
Gesammterscheinung des Kopfes der Göttin auf Münzen im Verhältuiß zu deren
Mannorbildem immerhin bedeutsamen Dingen zu der Physiognomie selbst, so mag
vorw^ bemerkt werden, daß die drei Hauptclassen , unter welche die Büsten ge-
ordnet wurden, daß ein sti'enger, ein erhabener und ein mehr eleganter und an-
mnUiiger Typus sich in dem Gepräge der Münzen wiederholt. Während der strenge
Typus, abgesehn von den archaischen Bildungen der Münzen von Herakleia (Ileraea)
und von Samoe (No. 1 u. 2) besonders von den eleYschen Münzen No. 14, 15 und
etwa 20 verbeten wird, gehöi*t dem erhabenen vor allen der Kopf des argivischen
Dldrachmon (No. 6), sodann derjenige der eleYschen Münze No. 16, der himeraeer
No. 22, der plataeischen No. 1 1 un(i der argivischen No. 9 sowie der tauromenischen
l«o. 25, der kerkyraeischen No. 35 und der capuanischen No. 38 an, während
wahrscheinlich auch die plataeische Münze No. 10, wäre ihr Gepräge nicht leider
w sehr verschliffen , hieher gerechnet werden müßte. Auch die wegen ihres am
obem Rande verzierten Stephanos unter No. 29 — 33 zusammengeordneten Münzen,
denn Köpfe allerdings als solche der Hera nicht absolut sicher, immerhin aber sehr
vahreeheinlich sind , wird man eher dieser als der folgenden Gruppe zurechnen ;
nicht minder die beiden verschleierten Köpfe von Kos uud Ambrakia (No. 40 u. 41).
Elegant und anmuthig dagegen, allerdings in verschiedeneu Graden und Abstufungen
^ von den übrigen Münzen, so weit ihr Gepräge überhaupt als bedeutend genug
io Frage kommen kann, besonders die eleYschen No. 17 uud 21, die knossisclie
^0. 23, die sicilische No. 26 und diejenige von Zeleia No. 27 ; ferner wohl mit
Aitönahme von No. 35 und 38, die Münzen, welche die Göttin mit der Stephane
^rsteUen (No. 5, 12, 37 und 39) und diejenige von Larinum No. 42.
Nun decken sich freilich diese Typenclassen nicht mit denen der Marmor-
kdpfe ond eben so wenig kann man behaupten, daß das Profil irgend einer Büste
sich io demjenigen irgend einer Münze wiederhole, aber nahe steht der Typus mehr
^ eines Marmorkopfes demjenigen mehr als einer Münze gleichwohl. So möchte
"*D den elelschen Kopf No. 1 5 neben die florentiner Büste (No. 2) , den himeraeer
^0. 22 neben die Castellanische (No. 3) und endlich den wundervollen Charakter-
Wf der Hera auf dem argiver Didrachmon No. 6 neben die berühmte Ludovlsische
^fiste (No. 4) stellen dürfen, obwohl in Beziehung auf diesen letzten anerkannt
Verden mag, daß er etwas noch Strengeres hat als das Profil der Büste, der er
dagegen an Reinheit des Umrisses und an Schönheit ernster matronaler Formen
bun nachstehn dürfte. Führt dieser Typus vielleicht von allen auf uns gekom-
n^nen Darstellungen der Göttin in der schon früher (oben S. 44) näher besprochenen
^eise am nächsten auf das polyklctische Idealbild zurück, so wird er sich in
seinem Icunstgeschichtlichen Verhältniß zu der Ludovisischen Büste auch wohl als
die Gmndlage dieser herrlichsten OfTenbarung der Göttin in den uns erhaltrara
AQDstwerken verstehn und würdigen lassen. Die LudoviaiaGlie I
IDfl
n.
K HKIIAI.TGNEN MONf UENTH.
iliu in aiiiuiitljiger Scliitahuit uni etwa ebun m viel, wlo or im .s(-li<iiii'i Krhaboolifil
sich über deii l'^urnosisciiL'u Hariuorkopf erhebt.
Nubeii di(!8i; mit Uildliaut-rwcikcii vc^rgleichbsreu Köpr« der OöttJu aiifHUnzeu
tri» aber eine Anzahl von Ersclidnungcn , welclio diesen aHein eigentliünilicb Ist.
Zum 'fbeil anr nachweisbaren und bestimmten Culten beruhend, wie der in j^Ber
OhereinBtimmung auf den MUukou einer ganzen Keihe unteritaliselier Städte dar-
^fülellte, sehr eigen tbüulidte Kopf der Hera Lakinia (No. Vi — lli), aum Tbeil ohne
Zwoifd von aulcbeu <'ultQ8an»cbauuogeD abhängig, die wir nur nicht mehr zu Imv
nennen iider nacbzuwoiBen im Stande sind, zum Tbeil endlich iiber auch freie ktlnsl-
lerieclio Schöpfungen, eben jene Varianten tu den Üaratelluugen eines und de«<ie1bcn
Urtea , von denen schon oben diu Rede g;eweseu ist. Uicse Typen nun , das IXßt
sieb nidit verkennen, sind wohl dazu )iii(;:ethiin . den Knuon der ldealge«lalt d^r
Hera aU llber die aus Huniiurwerkeu ab;;ezO(;eiio Norm hinaus nmnnigfailig er-
scheinen zu lacsi-n. Wir haben unter di-n Maruiorwerken kein Denkmal des archaf-
»eben SeblugeH wie der uuf jede» Fall weibliche und sehr wabrschoinlJrb Hera dar-
stellende Kopf di'r MQnze von Herakleia "der Hcraea No. I , keine I'arallele zu
dem eigentblimlicli flppigon und doch nicht siimlichen Kopfe der samisc4iou Münz«
No. 4 otler EU dem fein gezeicbnetoii l'rolilc des zierlichen und dm-b ernsten Kopfes
derjenigen No. 3; eben so wulil würden wir die frisebe Jugondlie.bkeit in den
Kitpfen der elelscben Hitnzcn No. IT und 21 und besonders in der knogsisehrn
MUnz« No. 23 in Marmorwerkeii vergeben.s suebeu, uiebt minder die scbmncke
Eleganz des aptcraeer Kopfes No. 39, nm von dem stiitnariseb in seiner tiandieit,
namentlich in seinem mAlineuftrtig wallenden Haar undurstellbaren, eigenthflmUch
grandiosen Typus der Lakinia auf den nnterttulischen Münzen No. 13 — 46 und dem
ganz und gar eigentbUm liehen, mit l'erlen, wie gewöhnlich gesagt wird , vielleicht
aber eher mit IMumen auf das reichste verzierten Kopfe der HUaxe v<hi (.^halkis
No. 47 nicht zu reden und auf die den HUuzon gegenüber den Mannorwerken
eigene Stephan osausstaftung so vieler llerakOpfo und den Mangel jedes Kupfaehronckea
einiger anderen nur uoeb ein Mul zu verweisen al:^ auf Thatsacheu. welche mfig-
licberweiso fUr die Kritik noch einmal von größerer Bedeutung werden k<'>unen, als
wir augenblicklich llbersehn. Auch auf die verseliiedcuen Formen des liftopbanos
soll nur im Allgemeinen aufmerksam gemacht und daran crinuert werden, daß die
Form mit dem ^oßen oben» Itandomamünte (No. 2!)— 33), zu welcher di«jcnig«
mit kleineren Ornamenten. I'erlon und Zacken (wie in No. 10 und iu den bu
Mionnet, Snppl. IV. pl. 7 No. 4 und (i abgebildeten argiver Münzen) hinllhcrfuhr^
und welche in einigen Exemplaren heJualie das Ansebn einer Mauerkrone inniimtni_ ,
nicht allein lii-i dem arobalseheu Artemisbild einer früher (oben S. tili) liespruolienev^
Vase, sondern bei den Darstellungen der jiolykleUscben Ilera auf ritniischeu Kaiser — •
münzen von Ai^s sieb wiederholt und hier in der Tbat als Mauerkrone miflr«— -.
standen worden ist (s. oben 8. 44 Note b.). Auf die bestimmte Culto i
Köpfe der II. Miinztafel soll in einem sp&tern Capitol bei Gelegenheit der i
weisbaren Cultusgestallcn der Hera zurückgekommen werden.
5. IIKRAKÖPFE AUF MÜNZEN UND IN (iEMMEN. 107
Geschnittene Steine.
(Hicrzv die Qommentafel.)
Geschnittene Steine mit Darstellungen der Hera gehören zu den selteneren,
besonders wenn man von dem auf die Göttin bezogenen Vorratli augenscheinlich
Unechtes oder zweifelhaft Echtes, gewiß oder wahrscheinlich falsch Benanntes^')
abzieht. Von dem was von Heraköpfen in Cameen und Gemmen vorhanden ist,
wird die hier beigegebene Tafel wohl so ziemlich das Bedeutendere umfassen und
zeigen, daß der Gewinn, den wir für die Kenntniß des Typus der Göttin aus diesen
Erstellungen zlehn können, ein nur sehr mäßiger ist. Die auffallendsten Erschei-
nungen anf diesem Gebiete sind die beiden großen Cameen der pariser Sammlung^),
welche nnter No. l und 2 nach Lenormant*») wiederholt sind. Beide stellen den
Kopf der Göttin mit einem Theile der Brust in m. o. w. archaYsirendem Stile dar,
beide Male mit dem anthemienverzierten Stephanos, am meisten in Übereinstimmung
mit den Mfinzen von Elis, von denen auf der U. Mttnztafel No. IG ein Exemplar
abgebildet ist. Bei beiden Mit das Haar, wie bei der Farnesischen Büste (Cap. IV.
No. 1] hinterwärts in einen Zopf zusammengefaßt hinab, bei dem Carneol No. 2
sehr schlicht und strenge gescheitelt und, wie bei der Büste , ohne das anmuthige
Motiv gelöster Locken, welches sich dagegen bei dem Sardouyx No. l mit einer
tach im Übrigen etwas reicher gewellten Haaranordnung verbindet. Das Antlitz,
in beiden Steinen mit sehr scharfem, ja hartem Umriß gezeichnet, ist in No. 1
durch sein großes Auge und den fest geschlossenen Mund, in No. 2, wenn der
Abbildung zn trauen ist, durch einen ganz außergewöhulichcn und Nichts weniger
ab schönen Zug herbster Strenge im Munde bemerkenswerth , mit welchem sich
eine seltsam unedele Bildung der Nase verbindet. Beide Steine aber gehn darauf
108, die Göttin neben ihrer Strenge als eine prächtige und königliche Erscheinung
darzustellen und geben ihr, wenn auch nicht, wie so viele Münzen, Ohrringe, so
doch je ein besonderes Schmuckstück, No. 2 ein mit einer Reihe kleiner Bommeln
veniertes Halsband, ähnlich dem, welches wir auf Münzen (Münztafel H. No. 3
VDd 4 und bei der Lakinia) wiederfinden, No. l ein solches, an dem auf der Mitte
der Bmst ein herzförmiges Juwel aufgehängt ist.
Nächst diesen beiden Steinen macht sich der Cameo des florentiner Cabinets
No. 3^) ganz besonders durch seine überraschende Ähnlichkeit mit dem Herakopfc
d(f Mflnzen von Knossos (Münztafel H. No. 23] bemerkbar, eine Ähnlichkeit, welche
den Gedanken , er möchte nach diesen Münzen geschnitten sein , nahe legt , ohne
^ Merdnrch jedoch sein modemer Ursprung erwiesen wäre; denn ganz ähnliche
Eneheinnngen begegnen uns unter den geschnittenen Steinen mehrfach und ihrer
<!uuge sind schon im U. Bande S. 110 zu den Zeusköpfen der I. Gemmentafel be-
10^ worden. Unser florentiner Herakopf zeichnet sich durch den Charakter
^her, ja man möchte sagen naiver Jugendlichkeit aus, überbietet hierin die knos-
ä^^en Münzen jedoch wohl nur scheinbar durch die größere Feinheit und Schärfe
a) Chabouillet, Catalogue g^n^ral et raisonnö des camöes et pierres gprav^es de la biblio-
^^eque ünp. etc. p. 3. No. 9 und 8.
b) Nouv. gal. myth. pl. XI. No. 1 und pl. XII. No. 1. Abdrücke waren, trotE aller auf-
gewandten Mühe, aus Paris nicht zu erhalten.
^] In Cadea' großer Abdruck Sammlung la. Classe b. Giunone No. 6, abgeb. bei Lenor-
"*ant a. a. O. pl. XI. No. 2.
ms
II. DIE KRtlALTESEN MOML'MKNTE.
seiner Formen. welcLe von dem edlem Material und der vollkomuiencni Erbaltiing
»bhangeD. Auch er ht mit dem. und zwar kaUthosartig hoch aufeitsenden. wenn-
gleich nur Bcbmalen. aiitheniienverKiertou Siephanos und mit einem Perlenhalsbande
geschmQckt.
Unter den Heraköpfeu m>t der Stephane verdient der AquamariniutagUo der
Sammlung Laland du Ferol Xo. 4") in joder Beziehung aiit^zeichnende Hervorhebung,
denn er verbindet in meislerhafteitter Weise die Würde und Hoheit der Göttin mit
einer ausgesuchteu weiblichen Scliönheit. Die Anordnung de^ auf Hals und Kacken
in leichtgewellten Sträbnon berabfüllondeu Haare« ist MarmorkOpren der (jottin fremd,
kehrt aber in Muuzköpfen, wenn auch nicht vollkommen llberein stimmend wieder
(s. Mtlnztafcl II. No. 1. 6, 7, 22, 23, 25, 46), während die schlichte Stephane
wesentlich fo iu dem reichen, aber einfach geordneten Haar Über <Ier 8tirn liegt,
wie sie uns auch Marmorköpfe und spätere Münztypen zeigen. Mit einem bei aller
Sehi}nLeit streng gezeichneten Prußle verbindet sieh in diesem Kopfe wie in dem
pariser Cameo So. I ein großes nud lichtvolles Auge, welches wohl bemerkt zn
werden verdient.
Näher steht stalunrischeu Köpfen das Cameenfragmeut der Sammlung des
Prinzen von Canino Nu. .'> '') , In welchem die Oöttiu in etwas üppigeren Formen
erscheint , geschmückt mit einer arabeskcngoschmtlckten Stephane , welche an die-
jenige der Peutiuischen Bttsto (Cap. IV. No. 17) erinnert, und mit einem Perlen-
halsbands, während, wie bei einigen Büsten (Cap. IV. No. 'i, 5, 6) eine kleine,
aus der schlicht zurackgostrieheneu Haarmasse gelöste Locke auf der Wange liegt,
zu der sich, wie bei anderen Büsten ^Cap. IV. No. 4, b, 7, 17 u. a.) eine längere,
am Halse herabhängende Locke verbindet, doreh welche eine Schnur, ähnlich den
Stemmata der groQcu Ludovisiscli^u Büste, geschlungen zu sein scheint.
Noch ungleich weicher, rundlicher und jugendlich erscheinen endlieh die Formen
des Antlitzes der Göttin iu dem Kopfe des Carneoliutaglios der Sammlung Blaras
Nu, 6"), doch wird ein Zweifel an der Benennung dos Kopfes oder an der Bdil-
heit dieses Steines schwerlich gerechtfertigt sein , während sieb der letztere viel
eher bei der fast ganz genauen Wiederholung des hier dargestellten Kopfes in einem
OameotintagUo unbcknnnten Besitzes *') wird erbeben lassen. Was aber die Nomen-
etatur anlangt, möchte der Gedanke an einen Kopf der Aphrodite auf den eralen
Blick nicht ausgeschlossen scheinen, während doch die breiten Formen und die
schh'chte Anordnung des hinten in einen ganz kurzen Zopf oder Knauf zujsammen—
gefaßten und mit einer kleinen, etwas verletzten Stephane (nicht aber »unr mit
einer Taeniei-, wie es im Texte zu den Denkm. d. a, Knust a. a. 0. heißt} ver-
zierten liaaros uuh voranlassen werden, bei genauerer Cbeilcgung für Hera vi ent-
scheiden, von dereu Krsebeinung eine mehr anmutbigc, der Würde jedoch niclit
entbehrende SchOnboit ja keineswegs als aufgeschlossen gelten darf.
• ■] B« Cndfä ■. ■, Ü. Nil. ;i. Improiite gpniiunrio dell" Inst. ccnt. IV. No, aus, ali^Ji.
b«i t^onomiant n. n. O. pl. X. Na. I und in den Denkm. d. a. KunH U. No. 51m.
b) Bei Uades > ■. O. No b, &bgeb. bei Leiionuiut >. a. O, pl. XI No. 13.
c{ Hei Cadea >, >, 0. No. 4, abgab, bei Lciionn
in dMi DcDkm. d. a. Kund II. No. 54 d.
^^■fi B*i Cad» B. «. O. No. 1.
. XI. No, 13, wiederholt
6. UTE STATUEN DER HEUA. 109
SECHSTES CAPITEL.
Die Statuen der Hera.
'AHotvcÜToiot l^eoToi Ai6? oiSjxto* ol ^£ l^^vre^
Hom.
Die Kritik der auf Hera zu beziehenden und nicht zu beziehenden statuarischen
Darstellangen gehört zu den Nichts weniger als einfachen und leichten Aufgaben
der Knnstmythologie. Einmal nämlich ist die Zahl der unzweifelliaft mit Heras
Namen zu belegenden Statuen eine geringe, ja eine sehr geringe und sodann ist
es nicht leicht aus ihnen und aus den Darstellungen der Göttin in anderen Arten
Ton Monumenten, in erster Reihe in Reliefen und Münzen, sodann iu Gemmen,
Vaaen- und Wandgemälden die zur sichern Unterscheidung von Herastatuen von
denjenigen mancher anderen weiblichen Wesen nöthige Summe von Merkmalen ab-
luleiten, Kriterien aufzustellen, welche auch da ausreichen, wo es sich um in ent-
leheidenden Theilen — Kopf und Extremitäten nebst den Attributen — verstüm-
melte oder restaurirte Statuen handelt ^^). Von der beträchtlichen Anzahl von
46 Statuen, welche auf den Namen »Junona getauft Olaracs Mus^e de sculptures "^j
vereinigt wird sich allerdings Niemand beirren lassen; über die Willkühr, mit
welcher vielen dieser Statuen eben der Name der Hera beigelegt ist, hat sich Clarac
Klbst nicht getäuscht^) und daß hier eine große Menge des Nichtzugehörigen ein-
gemischt sei, ist längst erkannt und ausgesprochen worden^). Anderei*seits darf
min aber auch nicht übersehn oder vcr)cenneu, daß es schwer, ja nach dem gegen-
wärtigen Stand unserer Kritik unmöglich ist, zu sagen, wie viele ursprüngliche Hera-
stitoen vermöge falscher Restauration einen andern Namen erhalten haben, der
fluten jetzt um so schwerer abgesprochen und durch den richtigen ersetzt werden
^, je beschränkter, wie gesagt, die Zahl der sicheren statuarischen und auch
^rscmsther zu gewinnenden Typen der Göttin ist. Daß es sich hier um die boden-
loeeste Willktlhr handelt, davon kann man sich am leichtesten überzeugen, wenn
Bttn beachtet, daß ein und derselbe in zahlreichen Exemplaren vorhandene, sehr
t^eitinnnte und sehr bedeutende statuarische Typus, auf welchen weiterhin zurück-
S^kommen werden soll, durch die Ergänzungen hier zu einer Hera, da zu einer
I^emeter gemacht worden ist und nun unter beiden Namen nach Belieben angeführt
^'). Für jetzt bleibt Nichts übrig, als einerseits im Allgemeinen auf die große
•) Vol. III. pl. 414 — 423 nebst einigen zerstreut auf anderen Tafeln.
b) Yergl. Text Vol. III. p. 70 sqq. und die Bemerkungen su vielen einzelnen Nummern.
c) Yergl. Gerhard in den Ann. deU' Inst, von 183d p. 150 und Müller im Handb. d.
'^chaeol. § 352 Anm. 7, mit positiven Aussonderungen ist aber bei Gerhard nur ein Anfang
S^iBicht worden und Müller geht gar nicht ins Einzelne. Yergl. auch noch das in Anm. G2
Angeftihrte.
d) Yergl. nur Clarac, a. a. O. pl. 423, 749 (Capitol) Hera, pl. 424, 757 und 427, 764
(^*ticanj Demeter, Berlins Antike Bildwerke (auch Verzeichniß der Bildhauerwerke) No. 14
^«»i Florenz No. 187, abgeb. R. Galeria di Firenze Ser. IV. Vol. 1. pl. 23 Hera.
MI)
11. DIK ERHALTENEN MOMITHCNTE.
Menge linr durch völlige imd zum Tbcil sinnloac Willkflr der Brgüj
UomoterslHtnen gcmitchlcn Oewaiidstdrzc , ferner auf die als oFortuna« oder auch
»AbnndanUai uicht selten mit ähnlicher WillkUbr ergänztun Bilder und endlich etwa
noch Hilf manche angebliche Museustatuc hinzuweisen , am manuiglich su omeuUT
lind genauer Prüfung der einzelnen Esemplaio bei Ki^gebenor GelogOTlieit anfzu-
fordern und als andererseits auf diejenigen mit anderen Namen belogton 8tatocii
im Einzelnen aufmerksam zn machen, deren echte Theilc nacliweisbnren UeratTpcn
mehr oder weniger genau entsprechen oder bei denen die jetzt beliebte HrgJlnzBng
in ihrer lüchtigkeit als bezwcifelbar und möglicherweise eine wirkliche Uera ver-
deckend angesprochen worden kann.
Anlangend nun die Typenclasaen statuarischer Darfitollnngen der Hera wird
man ein verbürgtes sitzendes Bild der Göttin vergeblich siiehen, denn grade bd
den beiden sitzenden Statuen , welche jetzt mit Heras Nameu belegt sind , int dir
lierecbtigiing desselben in liohent Grade problematisch. Was der Denonnung der
Htatue im Museo Ciiiaramonti als einer säugenden Uera entgegenstellt, ist im
11. Bande Ü. 332 f. auseinander gesetzt werden, bei der Statue in der Sammlung
des Marquis of Lansdowno in London aber') ist der Ilerannme um su weniger ge-
rechtfertigt, als, wie bereits 0. Müller'') bemerkt hat, der, allerdings einer Hera
anguhörige Kopf der Statue aufgesetzt und fremd ist und der Körper sich durch
Nichts als derjenige der Güttiu zu erkennen giebt''^).
Uon Mangel sitzender Herasfatuen unter den auf uns gekommenen Werlieu
des Alterthuuis kann man nicht anders als auffallend nennen, da drei der bedeu-
tendsten Vorbilder , nämlich außer der pelykletisehen Statue diejenige des Kalti-
tnacliuH (oben 9. 51 f.) und die mautineische des Praxiteles (oben S. 53) die Oüttin
sitzend oder thronend darstellten, mehre Mllnzt}'i)cn , welche auf statuarische Vor-
bilder biiiwoiseu , dem enteiprechcn und außerdem in Reliefen . auch abgcschn von
denen der Friese am Parthenon und am Theseion (oben S. 3U f.), dies Schema nicht
gar so selten vorkommt und sich auch iu anderen Arten von Kunstwerken wiedvr-
liült. Möglicherweise aber ist dieser Maugel auch nur scheinbar und bernlil mif
Irllmmerhaftcr Obcrliefomng und auf falscher Ergänzung von Tursen, dereu walire
Bedeutung verkannt worden ist. Die verhältnißmAßig größte Wahrscheinliclikcit,
daß bei ihr eine solche falsche Ergftnzung stattgefundeu habe, liegt vor bei der
von Gnattani, Mon. ined. von ITST Novembre tnv. 2 ediilen Statue"), welche da-
mals im Paläste Kondanini In Rom war und uun vei-schollen ist. Leider feldt n
an genauen und zuverlässigen Angabeu Über die muderneu Theile dieses Werkes,
Über das sieb nur bei Winckelmauu'') die Nachricht Gndel, es haben ihr, dem
Grüße er auf oungcfähr 12 Palm« (das wäre mehr als 2,50 M.) angiobt, btä der
Erwerbung durch den Marcbese liondanini eiue Hand, die Füße und ein Tlicil de»
Gewandes gefehlt und sie sei dem Bildhauer Bracci zur Ergänzung tlborgeUni wor-
den. Den Kopf dagegen , bei dorn die Augensterne und Pupillen plastisoU i
geben sind und die zweite Hand betraubtet VVinckeImnnu als antik. Ja aii in For
•} Claru, UuB. do Mulpt. pl. 42U Ü. No. 74h A., vergl. Text Vol. 111. p. Kl.
b) In Düttigm AmnltUn III. S. U\.
dj WinlprhoU bei Chrac, Miu. du tculpt. pl. tUS Nu. V-
tfi don Ilenkm. i\. n. Kuiiat 11 Nu sT
ill Hii)ifc ab«r die itRunalon tirrculaii. KnUlrrkungPli J I
6. DIE STATUEN DER HERA. 1 1 1
der letztem knflpft er seine Beweisfahmng für den antiken Ursprung des ganzen
Werkes. Ldder sagt Winekelmann nicht, welche Hand die echte und welche die
von Bracci ergänzte sei, aller Wahrscheinlichkeit nach aber fehlte, wie ein Blick
auf die Abbildung lehrt, eher die linke, die jetzt Ähren und Mohn hält, als die
rechte y deren kurze Fackel übrigens ebenfalls wie eine moderne Zuthat aussieht,
deren Annahme durch das was Winekelmann über die Erhaltung der Hand sagt,
nicht ausgeschlossen wird. Sind aber die Attribute , nach denen die Statue jetzt
unter dem Namen der Demeter geht, modern, so wird man sagen dürfen, daß
dieselbe sich wenigstens eben so gut als eine Hera, denn als eine Demeter wird
lassen lassen, ja daß nicht allein die bei Hera in späteren Werken gewöhnliche
Stepllaiie, welehe bei Demeter in sicherer Weise jedenfalls nur ganz einzeln nach-
gewiesen werden kann, sondern daß femer die ganze Haltung der Statue, so weit
man Aber diese nach der Abbildung urteilen kann und die reiche und prächtige
Oewandiing eher ffür den Namen der Hera, welchem der Schleier ja nicht entfemt
widerspricht, als für denjenigen der Demeter sich wird geltend machen lassen.
Dies hat auch schon Clärac (a. a. 0.) ausgesprochen und Wieseler (a. a. 0.) hat die
Unaielieriieit des Demetemamens anerkannt; zur Entscheidung aber reicht das bis
jetzt TorliQgende Material nicht aus^^). *
Die Standbilder der Hera wird man am zweckmäßigsten zunächst in die beiden
Hauptclassen, derer ohne den Schleier und derer mit demselben, sondern. Diese
von einem rein künstlerischen Merkmal hergenommene Eintheilung ist weniger äußer-
üch, als sie auf den ersten Blick scheinen kann, da einerseits sachlich der Schleier
ein für die Auffassung der Göttin keineswegs gleichgiltigos Attribut ist, wenngleich
WUT bisher nicht im Stande sind, seine Bedeutung in jedem Falle bestimmt anzu-
geben und da andererseits in der kunstgeschichtlichcn Entwickelung der Heragestalt
die Beibehaltung oder Beseitigung des Schleiers ihre Rolle gespielt hat. Was aber
£e künstlerische Erscheinung der Statuen anlangt, kann es keinem Zweifel unter-
legen, daß die Hinzufügung oder Hinwcglassung des in liede stehenden attribu-
tiven Gewandstückes den am meisten in die Augen fallenden Unterschied ausmacht.
Erste Classe.
Herastatuen ohne Schleier.
Wenn 0. Müller^) sagt, von Statuen der Hera sei keine der allervorzüglichsten
^iludten, so könnte ein Widersprach gegen dies Urteil leicht auf einen Streit um
Worte hinanslaufen, in sofem der Begriff des Allervorzüglichsten relativ genannt
weiden muß. Wenn man aber auch zugeben mag, daß Visconti das ungemessene
^1 mit welchem er im Museo Pio-Clementino ^) die ehemals Barberinische Statue
ttderBotunde des Vatican überschüttete, später^) mit Recht wenigstens einiger-
^^^ eingeschränkt hat, so wird doch nicht nur diese Statue unter den auf uns
gekommenen weiblichen Gewandstatuen stets einen sehr ehrenvollen Platz behaupten,
^^ es werden ihr ganz besonders diejenigen Bilder, welche hier als
a) Im Handbuch § 352. Anm. 7.
t)) Vol. I. zu tev. 2.
^i Opere varie U. p. 426.
112 11. DIR KKIIALTENKK HONHUKNTK. ^^^^^^^^H
erste Reihe "^^^^^^
zusauineugeordnet siud. aii aiisgez »ich neter Stelle nnd nls hervorrageude Arbeiten
des antiken MeiCelB beizugesellen uein. Allerdings könnte ein ZweiTel an ibriT Be-
dcutmig p;erecbtfertigt craclieiiieu. Denn weuu Friederiehii 'j die sogleich uiit«r
No. I naher zu befiprechende ephesiache Statue °da^ schünttte Exemplar eines oft
wiederliolteu Junotj-piis" nennt, ao ist dies grade so irrthllmlirli . »Is wenn er
hiosufllgt. °der Kopf trug, wie aus den besser erhaltenen Wiederholungen hervor-
geht, eine Stimkrone, wodurch die Beziehung der Figur auf Jnno vollends ge-
sichert ist'. Kb giebt nämlich nur drei Wjederholnngeu dieses Typus, ja streng
genommen nur zwei, da schon So. 3 etwas abweicht und von diesen ist keiue besser
erhalten, als der Torau von Bphesos , da die scheinbai'e Vollstlindigkeit von No. 2
und 3 nuf Ergänzungen beruht. Ein nuumstdßliuher Beweis aUo, daß diese Statnen
Hera darstellen , fehlt uns ; atleiu einerseits erscheinen dieselben iu ihren echteu
Theileu ao vollkommen geeignet, diese üi'ittiu nud nur sie darzustellen, andererseits
siehn sie den unbez weifet baren Herastatuou der zweiten Heihe ao nalie. dafl man
ihnen gewiß mit lieclit auch fortan den Namen lassen wird . unter dem man sir
bisher gekannt hat. ja daß man ihnen denselben auch dann nicht wird abspreclim
dürfen, wenn etwa einmal ein dem Haupttypus ganz eulapierhendefi Exemplar mit
einem Uim sicher gehörenden Portrfitkopfe zum Voreehetu kommen sollte, was ja
möglich wSre^). Denn anch in diesem Falle wflido man sagen mllssen. daß es sich
um Sidits, als um die Übertragung des fflr die GiHtiu erfundenen Tyiius auf niensch-
liehe Individuen handelt. Die bisher bekannten Wiederholungen sind :
No. 1. Torso aus Ephesos im Museum der Kunstakademie in Wien'K Siehe
im Atlas auf Taf. X. E;^^ fehlt : der Kopf mit dem Halse , der rechte Arm vom
Austritt ans dem Ärmel des Chiton, die liuke Ilaud vom Austrill aus den Falten
der Gewandung au; in den Falten des Hiroation ist Einiges veratuBen und gebruchcn.
No. 2. aus Furuesischcm Besitz im Musoo Nazionale zu Neaiwl-'). jetzt mit
No. 136 bezeichnet im a, g. Zimmer der Flora Famesc. Siebe im Atlas nuf T»f. X.
No. :i. aus Otricoli im Vatican , Galeriu dellc slatuc No. 268"). Sictha in
Atlas auf Taf. X.f)
Ol ItauiWine No. 431.
li) So ist i. B. die •Doniil.iiU. luil niifgeBElztcm Kopfe, realauritl als UyKtcia im.»«ic«iL
Museum, abgeb. Mus. Pio-Clem. 111. b, ClnTiic, Mus. de Bculpt. Vol. V. pl. 1>4ii No. 2|Uj dem
Typui noclk ziemlich nahe Tervondt.
c; Vcrt;!. Tubingcr KunatbUtt von IS.'IB No 35 S. 1117 , Welcker, Akid. Kuiuimiu. In
Bonn. 2. Aufl. S. SS, Fticdcrichi, Bauaceine No. 4:i4. Unedici.
d) Gurbnrd u, ranufka. Neapels ant. Bildwerke S. 3b No. luü, Finoti, 11 rcf;*! Mumo
lloibonitio deirritlo t, p. 215 Nu. MU, abgel>. Mus. Borbon. Vol. 11. tav. fil, Braun, Vortchnle
der KuiiMmfthol. Taf. 20, Clarsu, Mm. de iculpt, pl. i\i No. 723 B. Ergiinxt Ut der Kopf ,
WM in Neap. uiit. Ilildw. >!■ UTeifelhnfl hingestellt und von Finatt verachwiegen wird, d«^^
rechte Atm v.im halben Oborotm au», die linke Schulter, die linke Hand mit den Ton i^i^^
gehaltenen Theilen der (lewandung, die Zehen beider Fülki außerdem Ut Einige« aber Uiw m
weMnilichei geflickt.
e) Bewslireibong llonui II. ii. S. IG9 No 21, nbgeh. Uua. Pio>Clemcnt. II. Uv. 30, «iedc^aal
holt b. Clajac «. a. O. pl. 114 No. Tib. Der Kopf von grocchetto dUro geliArt nicht t^K^tt
älaUie, timdcm Ut, wie auch schon Visconti a. a. O. anerkennt, uniweifdhaft der ti>fc-'VI
Aphinditc. modern U[ der ganiie rcoliie Arm mit der genand bedeckten 3<halt(T und i^RJ»
linke lUnd nebal dem nuf dem Vorderarme liegenden 4]le«anditackc.
t Hfigliiher Weise liegt ein Tietle». mit No. 1 u 3 genaue^ als mit No. 3 abere-%n*
6. DIK STATUEN D£E IIEBA. 113
Gemeinsam ist diesen Statuen zunächst der Stand auf dem vortretenden linken
Fuße mit etwas zurückstehendem rechten Spielbein , die Erhebung des rechten,
ohne Zweifel auf ein Scepter gestützt gewesenen Armes und der gesenkte linke
Arm, dessen Hand, wie sie in No. 3 auch restaurirt ist, wohl mit einer Schale
mäßig vorgestreckt gewesen sein wird. Ferner die Bekleidung mit einem geärmelten
Chiton von dünnem und leichtem Stoffe, welcher das Nackte mehr oder weniger
deutlich durchscheinen läflt, auf der Brust ein Hauptmotiv durch eine Spannung
von Busen zu Busen zeigt und bei No. 1 und 2 in reichlichen und tiefen Falten
unterhalb des Himations wieder sichtbar wird. Über diesem Chiton liegt ein Himation
von schwererem aber weicherem Stoffe, welches von der linken Schulter und dem
linken Arm aus, um den es geschlungen ist, rechts, den Oberkörper frei lassend,
henungenommen ist und, an Seiner obern Kante in einen reichlichen Wulst gedreht,
wiederum unter den linken Arm geht, von dem es mit ungezwungenem Drucke
g^en den Körper gehalten wird, dessen untern Theil es in breiter Masse und in
Ungen Falten überzieht. Gemeinsam ist No. 1 und 2 auch eine, bei No. 3 etwas
modificirte, feste und imposante, aber Nichts weniger als prahlerische, in der That
der Götterkönigin aufs beste angemessene Haltung, voll Würde ohne Steifheit und
voll Schwung ohne zu. große Beweglichkeit und ein edler, schlanker und dennoch
in matronaler Fülle, jedoch ohne Üppigkeit prangender Körper.
Was aber die drei Statuen im Einzelnen angeht, ist schon im Kunstblatt a. a. 0.
darauf hingewiesen, wie sehr das Interesse des ephesischen Torso in Wien No. 1
durch seinen Fundort wachse, in sofern bekanntlich Kleinasien eine reiche Pflanz-
stätte der griechischen Kunst der besten Perioden, insbesondere aber der Jüngern
attischen Schule gewesen ist. Und in der That dürfte kaum etwas Entscheidendes
im Wege stehn, in^ diesem Torso ein Werk griechischen Meißels aus der Periode
zu erkennen, welche in Kleinasicn durch die um die Häupter der jungem attischen
Schule gruppirten Künstler so zahlreiche und bedeutende Monumente cntstehn sali.
Ein früheres Datum als dieses, auf welches auch Friederichs a. a. 0. , der Einzige,
welcher sich neuerdings über dies Denkmal ausgesprochen hat, hinweist, wird man
ihm nach der* etwas raffinirten Behandlung des dünnen Stoffes des Chiton und der
Art, wie durcli diesen das Nackte hindurchwirkt, nicht anweisen können, während
andererseits die ernste und strenge Behandlung theils der Falten am untern Ende
dieses Uutergewandes , theils und insbesondere des Himation mit seinen einfachen
und sachlich begründeten , nicht blos nach künstlerischer Füglichkeit erfundenen
Motiven, seinen breiten Flächen und seinen scharfen und doch nicht hai*ten Falten,
während diese Behandlung in ihrer Gesammtheit ehier wesentlich spätem Periode
der Kunstgeschichte kaum zugetraut werden kann. Ob wir freilich in der ephe-
^en Statue das Original dieser Erfindung besitzen, ist deshalb zweifelhaft, weil
mm geneigt sein wird anzunehmen, daß dieses Original nach Kom gekommen und
dort das Vorbild der rchnischen Nachbildungen geworden sei. Eine solche, mit dem
Sneehischen Exemplar in den echten Theilen fast genau übereinstimmende, aber
•öit allen Zeichen römischer Entstehung in einer jungem Zeit behaftete Wieder-
Mang dieses Typus besitzen wir in der Famesischen Statue in Neapel No. 2, bei
stimmendes Exemplar vor in der von Clarac, a. a. O. Vol. V. pl. i)78 B. No. 2524 E. als in
»Rome, Palai« Altemps« befindlich mitgethciltcn Statue mit aufgesetztem Kopfe.
Orerbeck, KaoRimyihologie. 111. ^
114
II DtK EBIULTEHKK HOmmEHTE.
weli'lii^r iiuiiK-iitlidi (Ina rarünirk- Motiv des ilUtiiicu Gowaudi^» uur der llnist iiiiil
lies Uurclihchciiicns <ieit Nncktoii in einer Weise einerseits gesteigert, audi-rcrwits
Irucken vot^tragen erscheint, welche die Keuschbeit und wsrme Empfindung der
Nxtur b(^i dem grioclii seilen I*RraIleltnuniiment in das hellato Licht eu setzen geeignet
ist. Daatielbc gilt von der dnrcliwog geistlosem Beluindlung des HinMtiun mit aeini'ii
Annlieher niigelegteii und nieclianiseiior durchgeführten Faltunmvtiven. wShrcnd aller-
dings dte den Geanmniteindrnck der Statue beeinträchtigende gaiu leere und kleiii-
liclie Krfiudung des, von einer pliiinpeu linken Hand gehaltenen Qewandendeo und
Alles wae an dieser Gewandpartie unverstandeu ist. lediglieh anf Kochiinng des
mwleriu'n liest Jiuratnrs gesetzt werden muß.
Uer in diesen beiden Statnen in allem Wesentlichen vollkommen llbcreinslJm'
niende Typus wiederholt sich, etwas, nnd zwar nicht zn seinem V'ortheile luodiüeirt
in der vattcanischen Statue Ne. 3. deren flrnndeharakter allerdings ebenfalls schön
nnd edel ist, nur daß dem Kilrper Hlwas von der ninti'onalen Flllle und GrOQp der
Formen, namentlich der o|i]iusi3chcii Statue and der Haltung. ICtwas von der ein-
fachen Itulie nnd Würde der beid«<n Übereinstimmenden Statn<'n abgeht , welelu-r
letaten- Umstand einerseits durch eine stärkere Biegung des zurltekstohenden Spiel-
beiuH, Hndereraeils durch eine in Folge dessen und dos ausschließlichen Kuhenii
auf dein Standbeine starker hervortretende Neigung des Beckens bedingt ist. Es
ist. als ob die Osttiu in einem grüBem S<^ritt innegehalten hittto. ein Muti\'. welches
ja an und ftlr sieh keinem Tadel unterliegen kann, welches aber den Begriff vhen
dieser Gfiftin nicht so gut erillllt, wie ein fester nnd niliiger Stand. Von der Ge-
wandung stimmt der den Oberkirper bedeckende dfinne (Chiton, wcIeJier hier dnrch
eine grolle Spange auf der rechten Schulter zusammengehalten wird mit demjenigen
der beiden anderen Statnen im Wesentlichen llberein nnd ist feiner und lebensvoller
h<.-handelt. als liei No. 2, anCh das Iliraation ist in der I!aa]>tsache ähnlich geordnet,
nur daß ans dem von rechts nacli dem linken Ellenbogen aufsteigenden gewundenen
Stfluke sich der ubcre Saum lusgcmacht hat und in einer eigenen Platte bis auf
den halben Überscbenkcl herabhangt, daß ferner die Faltung zwischen den Beinen
weit tiefer eingreift und, nielit eben neliün, die bei den beiden anderen Statuen in
breiten Flüchen wirkende Masse dc-s Gewandes in zwei Stllc;kc schneidet und end-
lich, daß an der linken Seite von dem das Gewand andrückenden Arm eine »ehr
bedeutende, aber kanm recht verstandene und nicht eben gefällig wirkende Falten-
masse herabßlllt. Auch daß der Contrast dos unter den Flachen des HLnalion in
scharfen Falten wieder hei-vortretcnden (!hitonendes hier aufgegeben ist. wirkt nrehl
günstig. Nichts desto weniger verdient die Statue in manchen StUeken »Is ein
unvcrAchtlichc» Werk anerkannt zu wcnlen und es liegt kein Gmnd vur, ihr, wozu
etwn der ihr anfgesetzte Kopf tliells an siel), theils durch seine Wendung uiu] die-
jenige dos Halses verfuhren könnte, den Namen der Hera streitig zn machen oder
abzusprechen.
Wie sehen oben hervergehiiheii wurde, stehn diesen Stiltuen diejenigen
zweiten Keihe
flchr nahe, diejenigen »flmlich, welche Mchon früher (S. &ti) als nnf ein
sainen Vorbild zurDekgehend xiiüaumiengeslelll und in üirei' wahr«cheinlidiuu Bi-
deutung gewürdigt worden sind. Der Chersieht w<^en mag hier
ttieiliTholt werden.
lu] die-
en oierl
gonwm- I
6. DIE STATUEN DEB HEBA. 115
No. 4. aus Barberinischem Besitz in der Rotunde des Vaticau s. oben S. 56
No. 1 und im Atlas auf Taf. X.
No. 5. aus ostiensischen Funden im Brnccio uuovo des Vatican, s. das. No. 2
und Fig. 5. a.
No. ö. ans den Ii^inden von Monte Calvi in der Villa Borgliese s. das. No. 3
und Fig. 5. b.
No. 7. im Salone des capitolinischen Museums, mit Porträtkopfe, s. das. No. 4
und Kg. 5. c»)
Die nahe Verwandtschaft dieser Statuen mit denen der ersten Reihe wird
aamentlkdi bei einem Blick auf die Zusammenstellung auf der X. Tafel des Atlas
in die Augen ^[Mingon und es ist daher ihre Nachweisung im Einzelnen beinahe
fiberflflssig. Obereinstimmend oder nahezu übereinstimmend sind Stand und Haltung
und Gliedeiiage im Allgemeinen, nicht weniger die Bekleidung mit dem dünnen
(Jhiton und dem unterwärts umgenommenen weitfaltigen Ilimation, nur daß der
erstcre ber den Statuen der ersten Reihe die Brust ganz bedeckt und bei denen der
zweiten die rechte obere Brust enthüllt, außerdem ärmellos ist und noch von dem
Naekteo unter der Achselhöhe ein kleines Stück sehn läßt und daß aus dem um
die Mitte des Leibes genommenen Wulste des Himation sich bei den Statuen der
zweiten Reike, ähnlich wie bei der otricolanischen No. 3 ein großer, bis gegen die
Knie herabhangender Zipfel entwickelt, wodurch die Mannigfaltigkeit der ohnehin
bei den Statuen der zweiten Reihe weniger einfach als besonders bei No. 1 und
dann bei No. 2 g^rdneten Drapirung noch vermehrt wird. Über die einzelnen
Exemplare nur noch wenige Bemerkungen.
Die Barberinische Statue im Vatican wird von Visconti namentlich im Museo
Pio-Olementino und auch noch in dem spätem Aufsatz in den Opere varie II. p. 246,
wenngleich hier mit etwas weniger lautem Enthusiasmus gelobt, ja mit den Giebel-
ätatuen vom Parthenon verglichen. Von einem so weit hinaufreichenden Datum des
dieser Statue zum Grunde liegenden Originales kann nun freilich gewiß nicht die
Rede sein, während sich die schon oben aus sachlichen Gründen für dasselbe an-
genommene Entstehungszeit auch stilistisch wohl wird rechtfertigen lasseb. Es ge-
nüge mit Bezugnahme auf das über den ephesischen Torso No. 1 Bemerkte hier
wf die ganz übereinstimmende Behandlung des dünnetoffigen Chiton und des voA
ihm bedeckten Nackten und daneben auf die bei allem Reichthum wohl verstan-
dene luid streng durchgeführte Faltenbehandlung des Himation und was das
l^^re Oewuid anlangt noch auf einen besondem Umstand, hinzuweisen , auf den
g^bimpten oder in ganz feine Falten gebrochenen Saum nämlich (der Sahlkante
oder Selbkante des Stoffes) , welcher besonders an der rechten Seite des Vom
henbhaiigenden Zipfels und an der Kante der unter dem linken Arm herabgehen-
den Theile sichtbar wird. Denn diese kleine Eigenthümlichkeit , welche zuerst an
denQewindem der Parthenonfiguren, besonders im Friese, bemerkt wurde **), wieder-
^ sich an der s. g. Leukothea, richtiger der Eirene mit dem Plutoskind in der
&) VieUeicht gehört auch noch die sehr zusammengestückte Oiustinianische Statue bei
^Unc, litis, de Bculpt. pl. 427 No. 706 in diese Reihe , von der sie sich jedoch durch die
^^örtung des Chiton unterscheidet.
b) S. Michaelis, Der Parthenon S, 227.
116
11
IK KEIHAI.TBNEN MONUMKNTI
mlliicIiL'iK'i' (Jliptothi'k"). wclcho auf ein Voibild von Puixitt^t-s Vater, Repliisoitdliis
il. B. ziiiHokgt-bt, und ist bisher uiir an attiHvhen Moiiumenlen bekannt gewurtleii
Wenn diosu KigenthQinliclikuit gc wöhiiliuk nls »in Kennzeichen der phidias'äclK'ii
Periode der Kiiiistwurke iingeüprochou wird, ao dürfte schon die Eirene zeigen,
ditli iniui einen »olidieu chronult^iBclien Anitatz nur im weitern Wiirtverstande »n-
nehmen kann, da KeithittudotOH zu den Meistern geliOrt, welche von der Periode
des I'liidiaB sn der der Jüngern nttischen Schule den Übergang bilden, so diiU us
nun nieht mehr Wunder nehmen darf, dem bezeichneten Merkmal auch in einem
Meiinmeiite zu begeben, welches in mancher Beziehung, namentlich in der Ilnltnng
des reehteu Armes nnd in der Art nnd dem Grade der lintblößung der Partie unter
demselben, nunallend an die Birene erinnernd, möglieh erweise wenigslenä, auf ein
Vorbild von IVaKilelex ziirnckzunihrcn ist. Sei dem aber wie immer man annehmen
mag, an der hohen Vorlrefflichkeit dieses ^■orbildea kann man nieht zweifeln, wenn-
gleich man wird cingestohn mflssnn , daß das vaticanisehe Naclibild nicht auf der
liAchatcn llOhc der Knnstvullendung »teht, wie das auch E. Brann**) in einer fast
darehweg gerechten nnd wiihl abgewogenen Beurteilung bereits hervorgehoben hat.
Es verdient beuierkt zu werden, daß die Statue in der etwas vun ihrer reehten
Seite her aufgenommenen Ansicht, in welcher sie die Zeiohnimg im Atltu dardelll,
entschieden um gfhisligsteii wirkt, während ihre Haltung in der graden Vorder-
anaicht und noch mehr in der halben Seiteimnsichl von der linken Seite her einen
leichten Mangel an t'estigkeit, etwas Vorgebeugtes oder Vorhant;etides hat. welches
wesentlicli von der Linicnfotge der Cewandnng Abhangt nnd eben dnrcii iliese Linim-
folge in der Ansicht von rechte) lier, wu sich sehjine Contraste bieten , dem gewiß
beabsichtigten Ansdruek eines mililen Neigens Platz macht. Von dem Kopfe dieser
Statue ist im IV. Cniüte! unter Nu. 11 ira Kinnolnen gesprochen worden
Die (Ibereinstini mutig der StAtue No. 5 würde noch mehr, als sie es auch so
thnt, hervortreten, wenn ihr Oesammtoin druck durch die Ergänzungen (Kopf und
Arme) weniger verändert wäre, denn sie ist in der That eine bis auf die nieht
blos der Krgnuznng zuzuschreibendo niedrigere AnfstiitZung des rechten Armes und
eine schlichtere und weniger in'a Einzelne geheiulc Behandlung der (.lewiutdnn^
genaue |{e|dik der großem Statue von ilbrigontt nur mflßigem Knnstwerthe. Beson-
ders sind dir Proportionen nicht glllcklicli zu nennen, indem der ObcrkOrpor Iw
trilcbtlicti zn stark [lbei'wie(;l und die Beine ihm gegcnllber zu kurz gerathen »iml.
aa daß Urust und I^eib, gnnx besonders in halber Seitenansicht von rechts lier,
[ilnmp und l.iateiid aussetm Uer Ausscbntt der Kfiße ist etwas großer nls bei
der Barberiniaeheu Statue nnd dadurch wird eine größere Tiefe der Fallen im
llinintion, welche swischen den Beinen hinauflaufen, bewirkt, ohne daß jedoch der
Stftnd die gering^-re Festigkeit desjenigen der otricolaner Statne Nu. ^ und da*
Uewand da» Zertlieilte dessen bei dieser Statne bekäme.
über die Statuen No. ü und Nu. 7 ist im Einzelnen Nichts zu bemerken , da
auf den strengen Charakter des Kopfes der erstem Statue schon oben S. S3 auf-
merksam gemacht ist und da die sehr starken ErgiluKUnKen derHelben, welche da*
II) Vi-ntl, Htiiiiii. llh. •
>1» <ilrpinUick 3 Aud ». I
b) Kuinpti und Muirc
n dfT BnchiMtang
6. DIE STATUEN DER HERA. 117
von £. BrauB*) Angeführte weit übersteigen, ebenfalls schon (Ö. 56 Note d) an-
g^ebcn sind.
Eine dritte, nnd zwar ziemlich zalilreiche Reihe von dem Typus nach unbe-
dingt zusammengehörigen Statuen, welche schon oben beiläufig erwähnt wurden^),
ist in ihrer Bedeutung durchaus streitig. Nicht allein sind ihrer einige als Hera,
andere als Demeter ergänzt und von namhaften Gelehrten zum Theil unter jenem,
zum Theil unter diesem Namen behandelt worden, sondern es ist überdies von
Visccmti^) fftr eine derselben (Note b. No. 2) der Name einer Muse (Euterpe) in
Votschlag gebracht und ftlr eine andere (das. No. S) von Hühner a. a. 0. adoptirt
worden. Allein dieser Deutung stehn doch die ernstesten Bedenken entgegen, auf
welche später näher zurückgekommen werden soll. Hier möge es genügen, hervor-
zuheben, dafi erstens die Stellung und Haltung dieser Statuen in ihrer Gesammtheit
aufgefaßt, nicht etwa nur, wie Clarac^) meinte, die Erhebung des, freilich wohl
immer ergänzten, aber richtig ergänzten linken Armes, sich kaum mit der Erklä-
rung derselben als Musen verträgt und daß sie zweitens, wenigstens so weit ich
sie im Originale kenne, von dem ausgesprochensten matroualen Charakter sind,
eüiem Charakter, welcher Musen gewiß nicht zukommt. Für Hera dagegen würde
derselbe allerdings vollkommen passend erscheinen; es sind aber andere Gründe
vorhanden, welche ihres Ortes entwickelt werden sollen, nach denen es wahrschein-
lieh ist, daß es sich in diesen Statuen um einen, und zwar um einen sehr schönen
und charakteristischen Demetertypus handelt. Und somit bleibt an diesem Orte
Nichts übrig, als den Namen der Hera für diese Statuen abzulehnen.
Hiermit ist aber zugleich bereits die Grenze erreicht, welche die mit Sicherheit
auf Hera beziehbaren Gestalten einschließt, sofern von den mit dem Schleier ver-
sehenen Darstellungen abgesehn wird. Immerhin aber bleibt neben solchen Statuen,
die ans bestimmten Gründen als Hera falsch ^>'^) und solchen, 'die nach Willkühr
oder ohne ansreichendeft Grund mit ihrem Namen benannt sind^*^), ein Rest, für
welchen die Deutung auf Hera möglich, sogar vielleicht nicht unwahrscheinlich und
wenigstens durch Gründe und Analogien aus anderen Gattungen von Kunstwerken
unterst&tzbar erscheint. Dahin gehören :
•) Hon. ed Ann. dcll* Inst, von 1855. p. 4S.
b) Die mir bekannten Exemplare sind die folgenden:
1. im capitolinischen Museum, Mus. Capitol. III. tav. 0, Cluruc Blus. de sculpt.
pl. 423 No. 749,
2. im yatieanischen Museum (Hotunde), Mus. Pio-C'lcm. II. tiiv. 27, Clarac a. a. O,
pl. 427 No. 764,
3. daselbst, Mus. Pio-Clem. HI. tav. 20, Clarac a. a. O. pl. 424 No. 757,
4. daselbst im Braccio nuovo No. 71, Mus. Chiaram. II. tav. 15 unter dem Namen
»La Clcmenza«, durch Restaurationen viel stärker veräjidert, als im Text ange>
geben wird,
5. in Florenz, Oallerie der Uffizion No. 1^7,
6. daselbst im Giardino Boboli hinter dem Palazzo Pitti,
7. in Berlin, Gerhard, Berlins ant. Bildwerke No. 14,
S. in Madrid, Hühner, Die nnt. Bildwerke in Madrid und Spanien No. 42, (/larac
a. a. O. pl. 410 F. No. 740 C,
9. in Villa Albani in der runden Vorhalle des Caföhaiiscs auf der 4. Säule, in
der Beschreib. Koms nicht sicher zu idcntiüciren.
c) Opere varie II. p. 182.
d) Mus. de sculpt. Text Vol. III. p. 110.
i
II«;
n.
E EUIIALTENE]
A (iiiie SUliic dvr änmoihiiig Torlonin") iinil
U. eine dieser naliozii entepreoliendo GiuätinmmHdiu *') , vidleiclit auch
C. »ine cbeiifitUs GinstinlaniBcbe"}.
Sehn wir hier gane voii den z. Th. nngcbiioh anükon atxir nicht zu den
Statui'H gchörcmdcii z- Th. modemeu Köprou ab, »> bietet «eh als Analogie für iU'd
KSrpor und seine Uekleidimg am nächsten die Jmin Pronnbn des Sarltophagg in
der 8al« delle Muse im Vatiean''), welche in ganzer Geatoit zwischen den Ver-
lobten siebtbar ist ond weiter mehr als ein anderes äarkophagrelicf mit der HiX'b-
zeitssccQo"), wo die Göttin zwischen den Verlobten allerdings .nur zum kleinen
Theile sichtbar ist, wo man aber bemerken kann, daß sie, wie in den ätatuen.
mit dem bloßen ärmellosen Chiton bekleidet ist, wolcher die Arme mit den öchultcm
blos orocheinen lässt Ein Beweis fitr die Bedeutung der Statuen wird allerdings
durch diese Analogien nicht geführt, sondern nur die Mögliehkeit gezeigt, daß sie
richtig benannt seien.
Ftlr einen zweiten Typus, welcher in
D. einer Terrncottsstatiie aus Pompeji im Museo Nazionale zu Neajtel'j vor-
liegt und der sich sehr ähnlich, wenn auch nicht ganz flbereinstimmend in
E. einer Marmorstatue oder Statuette im Louvrc*)
wiederholt und durch das leichto und durchsiclitige Obergewand verbunden mit
einem ärmellosen und die Schulten) blos lassenden, bei D. sehmal gegürteten Cliiton
bezeichnet wird , kommt t« haupt.sSehlicli darauf an , welclie lledeulung , die de»
Zeus oder die dos Asklepioa man der mit der pompejaner Statue zueammon gefun-
denen und in einer Cella aufgestellt gewesenen männlichen Figur zuspricht. Hierüber
ist Bd. n. 8. I^Ü und in der Anm. loo gehandelt worden. Erkennt man in der männ-
liehon Statue Zeus (ZeÜ; MtM/im, Juppiter Secunilanus, s. d. angcf. Anmerkung)
au, so wird man der weiblichou den Mamon der Hera (Juno, Jovis OpnlontU
s. a. a. 0.] kaum versagen kOnnen. Auch lässt sicli nicht in Abrede stellen, daß
die bei beiden Statuen echten und durch die Stephane ausgezeichneten K(Vpfe dem
Typus der Ilora recht wohl entsprechen.
Endlich wird sich kaum ein bestimmter Grund angeben lassen , warum
F. eine Statue iu Madrid'')
nicht den Namen der Hera tragen sollte, da der Kopf nicht fUr ein i'ortrHl ge-
halten wird, Roste einer Stephane (nach Olarac) trägt') und die Stelluuj;;. dank
Jle^PS
a) jLbgeb. bei ClaTuu, Mu», de sculpt, jil, II& Nu. T^ll
b] Abgab, du. pl. Viii Ni>. T37 axit Votuuiwhung dm S^iu^n . axt Vi>l III. f.
e) Abgeb. du. pl. 420 No. 7I(J.
d) PUlolcii, n VaUcano desctitto Vol V. tav. tIT, unten Cap. Vlll. H«lief q.
e) Sn der Saikophag in Florenx, ■bf;el]. b. Ouattnni, Hon. ini'd. put Tanne 17^1
UV. I c 3, bei Boßbnch, Uuchieiu- u. EbeitcnkmAlci 8. ItO; tetntt wahiiicheiiitich die
■chollonon Sarkophage , welche in den AdmiraDda Koro. uit. I«b. (iti und üb nbgcbildtl «lod.
obglpjcb hier du Govond die Schultern etw» mehr bedeckt. 8, tuitcnt'np. Vlll, Itolicfo w. x. ■
f) Abgeb. b, CUimi!, o. a. O. pl, 420A. No. 737A.
g) Clane. Cnt«Iuguo Nu. tla, Mus. du »cutpt. pl. 511 No, 12i, Fnthner, Nutin« d» ■
w iilpt. anl. au Mtu, du Louvre p. 7,1 Nu. 4U.
Ii) Utlbner. Die ant. Uildwcrkc in Madrid u. Spanien 8. Sl No. 7. tb§A. Ui Ukh
n « (1. pl. II" a. No, 719 D.
il Nach Uabnei iat die Slcphnno crgtnit, nliiT riohtiE eti;anat.''
6. DIE 8TATU£N DER HERA. 1 19
die unamnige Ergänzung des rechten Armes mit einer ScliriftroUe entstellt, sich
für Hera, ausgestattet mit dem Scepter links und der Phiale reclits durchaus zu
eignen scheint. Irgend ein erheblicher Gewinn ist freilich mit der Benennung dieser
Statue mit. Heras Namen nicht verbunden.
Und so wie diese mag noch die eine und die andere unbedeutende Statue mit
Heras Namen zu belegen sein, ohne daß irgend Erhebliches dabei herauskommt,
darauf zu bestehn. Als Ergebniß der vorstehenden Untersuchung muß also aus-
gesprochen werden, daß nach dem gegenwärtigen Stand unseres Wissens Hera ohne
Schlder in nicht mehr als zwei sicheren, näher mit einander verwandten Typen
statuarisch vorkommt, denen sich zwei, allerbesten Falls drei weitere mögliche oder
nicht unwahrscheinliche zugesellen.
Zweite Classe.
Hera mit dem Schleier.
Ffir die mit dem Schieier ausgestattete Hera liegt in sicher auf diese Göttin
bezttglichen Statuen, kunstmythologisch betrachtet, im Grunde nur ein Typus vor,
der sich jedoch künstlerisch und in Hinsicht auf die Composition, auf Stellung und
Gewandung in zwei Reihen aus einander legt. Schon Visconti '^j hat bemerkt, daß
eine den Statuen entsprechende Gestalt der Göttin in römischen Münztypen sowohl
illein als Juno Regina vorkomme, wie sie als Glied der auf dem Capitol ver-
ehrten Trias, Juppiter, Juno, Minerva, wieder erscheint, was um so weniger zu
verwundern ist, als ja die Juno der capitoliuischen Trias ebenfalls die Regina , ja
als die Gemahlin des Juppiter Rex und als die Matroua Tonantis recht eigentlich
die Regina war, während sie außerdem auf dem Aventin ihren eigenen Tempel
hatte ^). Aber nicht allein in Münzen (auf welche weiterhin zurückgekommen
werden soll) finden wir die Typen der Statuen wieder, sondern sie wiederholen
sieh auch in nicht wenigen Reliefen mit der capitoliuischen Trias (s. das VIH. Ca-
pitel, Reliefe d — n), denen, sowie den Münzen gegenüber man schwerlich irren
wird, wenn man die in Frage kommenden Statuen und Statuetten, wie sie un-
zwdfelhaft römische Arbeiten sind, auch in mythologischer Beziehung als römisch,
als Darstellungen der Juno Regina betrachtet , ohne dabei zu vergessen , daß auch
der griechischen Hera der Schleier gebührt und daß griechische Gestaltungen dieses
I^POB, auch außer den schon im historischen Abschnitt erwähnten, auf uns ge-
kommen sind. Vergl. Cap. VIU. und IX. Die Statuen aber hier ganz zu übergehn
Qnd sie erst in dem Capitel über die sicher benannten Cultusgestalten zu bringen,
dfirfle eben deswegen zu weit gehn, weil nicht feststeht, daß nur die Juno Regina
^ diesem Typus dargestellt worden ist und daß, wo der hier in Rede stehende
'^ypos sonst noch vorkommt, wie z. B. in dem Parisurteil, welches in den Mon. dell'
'o«t. Vol. HI. tav. 29 abgebildet ist (Cap. VUI. Relief N.), er als aus demjenigen
*^^leitet gelten dürfe, der für die Juno Regina aufgestellt worden.
Erste Reihe.
Die Bilder der ersten Reihe unterscheiden sich von denen der zweiten am
^^sentlichsten dadurch, daß sie den einen Arm m. o. w. hoch erhoben und auf das
a) Im Mu8. Pio-Clem. Vol. I. zu tav. 3.
b) Vergl. Preller, Rom. Mythol. 8. 253 f., O. Jahn, Archacol. Beiträge S. 80 Note II.
I2II
11 li[K ERIIALTENKN MONrMKNTI';
aufgestützt t
älirend bei den Bildern der zwpiUm Ki
gt^sciikt sind und d»s Sc^pter, Eum Titeil nenigslt'ns , gans l'elilt. wMliirch dl(M
(l«süillt!n jenen gegenüber einen weit scbliclitern , stillem und uiisprudndeHim
Oliarttktor tragen.
1>A8 beste MuBler für die Statuen der ersten lieibe bietet
No. b. eine kleine Mamiorstatne vun nur (l,sr> H. iliibe, wol<ilir Jetzt in einem
IhiHk^m Zimmer des Oasino dj Pio IV. im Vatiusn seht (s. im Atlas auf Tat'H X.'K
Ihr gesellen sieb melire Klebbronzen, welebe sie zum Tbeil an kflii»tterisebein WertJ)
überragen , so Itesonders :
No. 1). eine 0,23 H. höbe Statuette Im Mllnz- und Antikeneabimt in Wieu
(s. d. beiliegende Tafel No. I . •■) ; demnächst:
No. 10. eine 0.1.1 M. bohe Statuette auf der pariser Bibliotbek (s. d bei-
liegende Tafel No. 'i ') : ferner, ^n Kunstwertli bedeutend geringer:
Nu. II. eine 0,10 M. bohe gtatuetto in Wien (s. d. beiliegende Tafel No. i-'';.
Von Miinnorstattien ontsprichl diei^em Typus am meisten diejenige im berliner
MüHunm in der Rotunde als No. ö aufgosivtlte ond jetzt mit der Fackel in der
libikon . .\hren in der lieetiteu als Demeter ergänzte'); indessen soll der nur mit
dem Haarband anstatt mit der Stepbane gescbmflektc Kopf, obgleieli gebroc.ben.
zugehörig sein. Ist diese Anmihmo begründet, so wird •dadurcb freilicJi noch nielil
bewiesiui, daß der Statue der Uometemame znkommt, wubl aber wird sie von dem
hier in Rede stehenden Typus der Hera wenigstens einigermaßen nbgesondert.
Die üboreinstjnunung der vier oben zusammengestellten Hxemplare de* Typus
aber ist in Uoziehung auf Stellung und Costflm so groß und iu's Auge fallend,
daß es überflüssig erscheint, dieselbe in besonderer Dsriegung foistzustellen. nm die
Annahme eines gemeinsamoTi Vorbildes zu begründen. IFitchstcns wäre darauf xuf-
nierksam zu mHchen, daß je zwei und zwei Exemplare, No. 8 und No. 1 1 einer-,
No. 9 und No. Ili andererseits durch ein dort niedrigeres, hier höheres Aufstützen
des flcepterhaltenden Armes , sowie durch die Kleinigkeit dort geknApflcr oder ge-
spangter, hier nicht gekujipfter Ärmel des Cliiton näher zu einander gehören, wäh-
rend die bei No. 1 1 erhaltene Filiale noch sicherer, als es die flach ausgestreckte
reelite Hand von No. 0 vermag, über das bei allen Exemplaren vorauszusetzende
und uieht zu bezweifelnde Attribut der rechten, vergestreckten Hund Rechenschaft
giobt. Sehr beinorkenswcrtb ist nun aber gegenüber der großen übercinstimnmng
in allen übrigen Hinsichten die Verschiedenheit der Haltung und de.s Aufdrucks,
welche zwischen den Bronzen einerseits und der Marmtirstatue andererseits hervor-
tritt. Denn w&hrend die Bronzen die G<tttln in stiller und ernster Haltung j
BtlulMk 1
oj Abgob. im Miu, ChiarBm. I, tav. 7. nicdiirlinlt bei Clarnc, Mus. da »
Nu. 726, EtgflDit sind beida IlHiide mit den Vordoinnncn, und iwar aua Oypa, dsr ttchte, d
haft (tewordono, mit Itindfadoii zufammciigcbundcn ; im Cbrigcm int die Staluo wrihl BtholM
b) Abgcb, in von Saclieiia Dio Itionien de» k. k. MOni- und Antik cncabinet" In Wien .
Taf V, No. 1, vitrI. H. I" Die liier bcigegebonu Abbildung ist nnch einor rhctogropliie tobbh
OriKinal gCMlchnot.
c) (;habouUlct, CaUl nümtai et«, p. 49>J No. 3ß33. abgeb. bei Cliinit n ■ O pl 41^
No, 745. Auf der Tnfol hiotnnch vicdcthoU.
d) Abgeb. bei Ton Hackm a. a, O. Taf VI. No. 11, verRl 8, IS
t] Atigeh. mit vcivcliiedon roataiimten Atmon bei Cavacepiii , Itaccolu Vol 1. 1
wicdorhnlt bei (larae ■ a. O. pl 4l>i No. 721 aU -Junon'.
■M
6. DIE STATUEN DER HERA. 121
die in No. 9 und 10 feierlicher und gemessener, in No. 11 ganz schlicht und an-
spruchslos erscheint, stellt sie uns die Marmorstatue , welche man in dieser Bezie-
hung nach der altern Abbildung gar nicht zu beurteilen vermag, in einer ganz
eigenthttmlich kühnen und stolzen, fast möchte man sagen herausfordernden, wie
von hohem Selbstgefühl erfüllten Bewegung vor die Augen, fest auf dem vortretenden
rechten Fuße ruhend , den linken weit und lose zurückgestellt , den Oberkörper
zurückgebeugt und , wie um die schwache Unterstützung durch den zurücktrilendcn
Fuß zu compensiren, auf das Scepter in der linken Iland kräftig aufgestützt, das
Auge und das Antlitz eher etwas erhoben als gesenkt und von freudigem, bewußtem
Ausdruck überflogen; ganz die Göttin, welche sich selbst als divom regina Jovisque
et soror et coniux fühlt und ihre Rechte, ein Opfer heischend, vorstreckt. In über-
einstimmender, nur übertriebener Bewegung erscheint dieselbe Figur wieder in dem
bei Pistolesi, II Vaticauo descritto Vol. V. tav. 65 abgebildeten Sarkophagrelief im
Vatican ^) neben den beiden anderen capitollnischeu Gottheiten , also hier als Juno
Regina, so daß man den Gedanken nicht wohl wird abweisen können,- daß die
stolze Haltung mit diesem Namen zusammenhange. Nui* daß dann wieder die
anderen statuarischen Exemplare, voran die schöne wiener Bronze No. 0 mit ihrem
stillen und edlen Charakter, beweisen, daß der Typus nicht für d}t Juno Regina
erfunden, sondern nur benutzt worden ist.
Zweite^Reihe.
Als Ilauptvertreterin dieses Typus hat zu gelten
No. 12. eine aus Gastel Guido, dem antiken Lorium stiimmeude , jetzt im
Garten des Vatican in einem Gebüsch aufgestellte, 1,71) M. hohe Marmorstatue
(s. im Atlas auf Taf. X ^) . — Ihr entspricht von bekannt gewordenen statuarischen
Monumenten als sicher auf Hera bezüglich nur:
No. 13. eine 0,176 M. hohe Bronzestatuette in Paris (s. die beiliegende Tafel
No. 3^), sowie wenigstens ungefähr:
No. 14. eine Bronzestatuettc in der Sammlung der Uffizien in Florenz No. 670
(s. die beiliegende Tafel No. 5j , wahrscheinlich aber wird man in
No. 14 a. einer jetzt als Demeter restaurirten Statue in der Coke'schen Samm-
lung in Holkham Hall in Norfolk^) und in
No. 14b. einer als eben diese Göttin, und zwar sehr stark restaurirten Pan-
a) Vergl. Bd. H. S. 172 Relief d.
b) Früher abgeb. Mus. Pio-Clem. I. tav. 3, wiederholt bei Clarac a. a. O. pl. 417 No. 728
^d in den Denkm. d. a. Kunst 11. No. 57. Die Statue ist mehr geflickt, als eigentlich er-
S^tkix xa nennen, modern sind am Kopfe : das Mittelstück der Stephane, die Nase, die Ober»
'^Ppe, das Kinn ; am Gewände das von dem linken Arm herabhangende Stück ; dagegen ist,
^« auch Visconti angegeben hat, trotz Claracs Widerspruch (a. a. O. Text Vol. III. p. 83), '
^^^ dies in der vorliegenden Photographie unwidersprechlich klar ist , der rechte Arm mit
^v* Phiale echt, nur ein nicht großes Stück des Vorderarmes, dicht am Ellenbogen, ist ein-
^^ckt; echt ist nicht minder der linke Arm mit seiner leicht geschlossenen, also nicht zur
^^^terhaltung geeigneten und bestimmten Hand.
c) S. Chabouillet, Catal. göneral etc. No. 2932, abgeb. bei Clarac a. a. O. pl. 422 No. 744.
d) Abgeb. bei Clarac a. a. O. pl. 43S No. 754 B, vergl. Text Vol. III. p. 103 sq.; der
^^pf ist aufgesetzt und gilt als Porträt der Agrippina, die beiden Arme sind modern. Conze
*^'^ähnt in seinem Bericht über diese Sammlung, Archaeol. Zeitung von 1804. An», S. 213* ff.
^^^ Sutue nicht.
L
122
II.
t: KUHALTUNKN UOMt'U
filiachcn Statut^*) nur wenig variirte Wiedcrliolungen dieses Typus luizuerkenAW'
tiaben . welcher in der Juno in denjenigen Sarkophagroüefen , welche die capito-
tininchen Gottheiten neben einantJcr stehend zwischen Sol nnd Liiim daratellm *">
metirfach, zum Tfacil in fast genauer Übereinstimmung mit den MArmorstatucD ,
insbesondere anch mit denjenigen im Vaticao , wiederkehrt und mit geringen Ver-
änderungen nebst dem Zusatz vun Attributen in gewisse Fortuna- resp. Abundantia-
ätatnen") llborgefllhrt worden ist,
Näher bekannt ist von den Statuen nur No. 13, welche, obwohl man ihr nach
Maßgabe der erwähnten Rclicfliguren den Namen der Juno Regina nicht fäglieli
wird streitig machon kjtnnen, im aurfallendsten Gegensätze gegen die an die 8pit«r
der erslurn Reihe gcatellle Statue No, S durch einen ganz besonders schlichten,
stillen, fast mochte man sagen frauenhaften Charakter ansgezeichnct ist. Visconti
rodet von Sparen omoa Modius. welcher ursprünglich den Kopf dieser Statue
Bchroückto und den er auf eine Identification der hier dargestellten Gattin mit Isis
bezog. Angesichts der Fliotographio (s. den Atlas a. a. O.) muß man die Richtig-
keit der Thatsache in Abrede stellen ; die Stephane, über welche das Obergcwand
als Schleier gez(^n ist, erscheint allerdings ziemlich hoch und gnifl, fast stephanos-
artig geschlossen ; dies aber wiederholt sich ganz ahnlich bei mehren sicheren Ilers-
küpfen. Von einem Kalathos im eigentlichen Sinne kann dagegen nicht die Rede
sein nnd so mag auch die von Visconti an denselben gekntlpftc Vcrnintlmng, an
wenig eine solche au sich unmöglich sein würde, auf sich beruhen. Unklar ist
die Bedeutung der halb goschlossDnen linken Hand der Güttin. welche so getiattra
wird, als faßte oder umfaßte sie einen kleinen Gegenstind wie etwa einen Apfel
oder ein kleines Gef^ß, wie die Statuette No. 14 ein solches in der Linken hlllt,
oder Ktwns dergleichen. Dnch ist hier mit Bestimmtheit Nichts zu erkennen und
nur die Thatsache hervorzuheben, daß diese Slatiic so wenig wie die kleinen Bmnz«)
No. 13 und U nnd wie swei der parallelen Relieffiguren'') mit dem Scepter «us-
geslattet war, welches dagegen die dritte Belieffigur') in der ganz übereiiistimmffld
gehaltenen Linken allerdings trögt. Die Filiale als Attribut der Rechten wird durch
die Bronze No. 13 und durch das erste (vnticaniscbe) Relief bostfitigt nnd ist hiemseli
auch bei der nur in der Bewoguag verschiedenen Statuette No. 1 1 vorauaznscilzeii .
Es darf dies Capitel nicht geschlossen werden , ohne daß auf eine nicht nn-
beträchtiiclie Anzahl von Bronzestatiiettcii, wie deren wohl jede grtQere Samnilnng
besitzen wird, wenigstens hingewiesen worden ist. Statuetten, welche mit der Stcpliane
und gelegcnüicb mit dem Schleier geschmückt und mit der Falera auai^estntlet
sitid, ausserdem aber ein Füllhorn im Arme tragen. Dergleichen FigQrcheu gehn
in den Sammlungskatalogcn liAufig unter dem Namen der Juno und sind auch i
diesem odirt worden'), wobei jedoch erhebliche Zweifel an der Richtigkeit die«-«
a) Abgcb. bsf aarac ■ n. 0. -pi. 430 No. 7'J2 C, Text Vul. Itl. p. Kfl.
b) VoTgl. Bd. II. S. n:! KoUefo e f. h. und unten im fr. Capiti^I.
o) So diejenige im llTiccio Nuov« dci Vaticim, Clane a. a, O. pl. 45.S No. SSi uiul di^
Jcaige dai TolloQiaachcn Sunnilunf; dna. pl. 4^2 No MS; vergl. iiwli ilu. pl. 451 &_ No. S394=
d} Im Taticsn, PintolcBi Vst. <le»(Tr. V. Ol und im c«|iitnlin. Miueum 1t KoebMl«. Ma—^
initd pl. 74 7.
•) In der VUU Borglieie. It. lUichctte u. o O. pl. 72. I.
d 6. Antichitft di EiuoUno T. VI la» 4, »cthI Dciikm d, h Kuiwt II Np, 5" u
WlcMkr« Text
7. ELKBA IN GANZES GESTALT IN MÜNZTYPEN UND IN GESCHNnTENEN STEINEN. 1 23
BenennnDg übrig geblieben sind. Diesen gewiß sehr berechtigten Zweifeln gegen-
über maß nnn darauf aufmerksam gemacht werden, daß eine Münze der Sabina*^)
eine völlig entsprechende Figur mit der ^Jmschrift IVNONI REGINAE darstellt,
wodurch die fast schon aufgegebene Beziehung der ei*wähnten Bronzen auf Juno
neu begründet zu werden scheint. Da es sich aber hier in keinem Fall um eine
regelmäßige Gestaltung der Juno Regina handelt, soll im X. Capitel auf diese An-
gel^enheit zurückgekommen werden.
SIEBENTES ( AlMTEL.
Hera in ganaer Gestalt in Münztypen und in geschnittenen Steinen.
(Uierza die Hfinziofel 111.)
Ilom. hymn. Veii.
1. Münzen.
A. Qrieohische Münzen.
Hera in ganzer Gestalt ist auf griechischen Münzen eine seltene Erscheinung;
wenn wir von den Nachbildungen des alten smilidel'schen Xoanon auf deu sami-
acben Münzen und den analogen Gestalten auf den Münzen einiger anderen Städte,
welehe zusanunen auf der I. Münztafel mitgetheilt und S. 12 f. besprochen sind, ab-
seb imd desgleichen von der polykletischcn Hera auf den Iroperialmünzen von
Argos (s. Münztafel lU. No. 1 u. 2. und vergl. oben S. 44 f.), so dürfte' der ganze
Vorrath in der folgenden kleinen Liste so ziemlich erschöpft sein.
1. Chalds Eaboeae, Lucius Veras, Ae. ; Avs. AVT . KAIC . A . AVP . OVHPOC AVP . Kopf
des Kaisera, Kvs. s. MUnstafel III. No. 3t>). Vergl. Mionnet, Descript. II, 307, 5S und
Suppl. IV. 362, 79.
2. Amastris, Heracleae Bithyniae Kegina, Arg.; Avs. Kopf mit phrygischer Mütze, Rvs..
8.Mftiistafel III. No. 4. Vergl. Mionnct, Descript. II, 445, 182.
3. Amastris Paphlagoniae, Arg. ; Avs. unbftrtiger männlicher Kopf (des Lysimachos ?) rechts -
hin mit der phrygischen Mütse und einem Lorbeerkranze, Rvs. s. Münztafel III. No. 5.
Vergl. Mionnet, Suppl. IV, 552, S«^).
*• — , Antoninus Pius, Ae. ; Avs Kopf des Kaisers, Rvs. HPA AMACTPIANQN,
Hera stehend , die Rechte auf das Scepter gestützt , die Linke vorgestreckt , zu ihren
^Hßen ein Pfau. Vergl. Mionnet a. a. O. 555, 27.
a) Bei Cohen, Möd. imp. Vol. VU. p. 133 No. 5, abgeb. pl. IV. Siehe Münztafel III.
No. 11.
h) Die Zeichnung nach einem Exemplare der königl. Sammlung in Berlin unter Vcr-
l^^chung eines solchen der Imhoof-Blumer' sehen Sammlung.
^) Die Zeichnung nach einem neuerlich erworbenen Exemplare der königl. Sammlung
^^ Berlin. Vergl. die verwandte Münze des Caracalla bei Mionnet a. a. O. p. 564 No. 88,
^^^- bei Lenormant, Nouv. gal. myth. pl. XUI. No. 2.
i2(;
II. I>1K ICaHAI.TBNEN MÜNUHRNTB.
ii(tf:iiii, um üii-acn Üiü. der Oüttiii v<3ratitnillicli ku lUiiclinii. ilorun mliig i-iurai-lif Kr-
scbüinung in ticui MUuztypua uu«) uamcntUcli deren schlichte Scepterlialtung mit
einem Worte hervorgehoben zu wurden verdient.
Whs aber diu atchenden llerageatatteii der Münzen No. 4 — 7, S U. 1 1) anlangt, von
dfincn dieji^nigon von No. G und No T als iden^sch und grade in ihrer diipp<'lt«^ii
Verwundung naf einer MUnae von Koa und auf eintir Honiuitm.imlln»' von Kos und
Ilalikamaß als NaclibÜduug vincs Cultusbildou m gellen haben . so mng nur be-
merkt werden, daß sie alle in der Hauptsache der Compositiun , dcf flewandtiug
und auch der gewöhnlichen Attribute der Güttin mit einander nnd nicht minder mit
den gewöhn liebe reu Kelieffigui'en Dbereinstimmen , nur daß die OAltln von Kus mit
dem Sclileier ausgestattet ist und daher am rael.st(-ii den oben Oap. VI. als No. S^~ 1 1
nftlier beaproclienen Statuen und Statuothui entspi'icbt, ohne gleichwohl dii- au/-
r»llcnd stolze Haltung der Marmorstatue Nu. 8 zu hab<-u. Es verdient diese Oebcr-
einstimmiing deswegen Hervorbebuug. weil auch sie neben anderen Umstanden zeigt.
dnÜ CS sich bei dem statuarischen Typus nicht aussclilKißlich um duen rOmiachcn
Typu», insbeGondcre um den der Junu Kegina handelt. Auch die Ilora in dem
Parisurteil No. in in ihrer fexteu iiud iitolzen, von Paris weggewendeten .Sttdliing
macht ganz den Eindruck einer staf uanBcheji . in diese Seene nieht ohne tiewhivk
llberlragenen, obwuhl grade so iiit^ht weiter niiehweisbaien ('nmposilion. ^^^1
B. Bömlsohe Hünsen. ^^^|
Uie Bd. II. S. 230 in Bezieliung auf die in nlmiachen Mlinztjpen mit TM~
nnmon belegten Juppitergestalten gemachte duppeltc Bemerkung, daß erstens mit
wenigen Ausnahmen der gleich benannte Gott in mannigfaltig wcehselmler Gtntalt
und zwcit4-ns der gleich gestaltete Gült mit mannigfaltig wechselnden Beinamen er-
scheint, daß folglich diese Typen kunstmythologisch gletchgiltig sind, trifft in vollen
Maße auch bei den MllnEou mit Jiiuoty))en zu, nur ist hier bei einer ungleich ge-
ringfn-n Zahl von Typen nnd vun Mlinzen nberhniipt, die Thatsache viel leichter xn
libersehn nnd festzustellen, als dort. Indem es sich aber an dieser Stelle nicht nm
die benannton C'ultusgestallen und um die wenigen, bestimmten Cultnsnamen wenigst«-ns
in den Attributen entsprechenden Typen handelt. Ist hier nur Weniges nnzufUhrrn,
welches gleichwohl den vorstehenden Satz anch seinerseits zu belegen Im Stande Ist.
Unbcnannte oder nicht mit Beinamen bezeichnete Jiinogestnlten bieten die MOnzen
beider Fanstincn, der Lucilla, Crispina, Julia Domna und Julia Maesa*). Diese Typen
zeigen die Gattin bald stehend, nnd zwar ausgestattet mit dem Schleier, mit dem Scepter,
der Palera, hier (Pauatina d. j.) außerdem unter Bclfflgung des Pfaues, dort (Fanstiiu
d.U.) ohne diesen, auch gele^ntllcli ohne Schleier (Mne8.-i), bald aitzend mit dniis«>)ben
Attributen, mit nnd ohne Schleier, mit nnd ohne Pfau [Faustina d. j., LncilU).
Ganz dieselben Typen mit allen angegebenen grüßcren und kleineren Variaalui
kehren mit der Boisohrift Jnno Kcgiua (oder Junoui Ki-ginae] wii.vler bei Faustiua d. j ,
wo die Göttin sitzend*'), bei Faustina d. ä. nnd d. j., Lneilla, Jnlia Dumua. Jnlii
B) Veigl. Cohen, Uewript hiat. des mnnniin
Viil H. p. 4X1, Hi »q., p. 4M, 43 «qii Vrt. 111,
p. 5M <q., 6 »q
b| Cdbra s. 1. (I II., Stil, Nn.
194. II ■ " " "
7. HERA. IN GANZEB 0E8TALT IN MÜNZTTPEN UND IN GEBCUNITTENEN STEINEN. 1 25
VasenbilderD hervorzuhebende Umstand kommt, dass die sitzende Stellung der Hera
bei dem Parisurteil, wie in No. 9, schwerlich für diese Scene erfunden, sondern
in sie übertragen worden ist. Von ihnen schließt sich diejenige von No. 1 offenbar in
Haltung und Bekleidung am nächsten an die argivische Hera des Polyklct an , wie sie
uns die Münzen von Argos Münztafel HI. No. 1 und 2 kennen lehren, während die
Figor auf der Münze No. 2 und 3 in so fem in bemerkenswertlier Weise abweichend
eomponirt ist, als sie, auf einem mit hoher Rückenlehne und mit Armlehoen ver-
sehenen Throne höchst würdevoll sitzend, die Aufsttttzung des einen Armes auf
das Soepter aufgegeben hat und, auf der Rechten die attributive Figur tragend,
die Linke bequem auf die Armlehne ihres Thrones legt, an welchen, hinter der
Gottin ihr Scepter nur angelehnt ist. Es erinnert diese Gomposition an diejenige
emiger Reliefe*), ohne gleichwohl in diesen wiederholt zu sein. Was aber die
attributive Figur auf ihrer Rechten anlangt, so wird dieselbe in allen Beschreibungen
dieser Münze als Nike gefaßt, es ist also vielleicht nur Zufall, daß dieselbe in
dem auf der Mflnztafel HI. No. 4 abgebildeten Exemplare des königl. Münzcabinets
in Berlin wie ein nackter Eros von sehr fetten Formen erscheint, vielleicht aber
handelt es sieh um eine wichtige Variante. Der strahlenbekränzte Kopf des Sonnen-
gottes, welchen diese Figur entweder hält oder zu dem sie die Hände emporstreckt,
kann sich nur auf die himmlische Herrschaft der Göttin beziehn, ähnlich wie Sonne
und Mond, welche auf einer bekannten Gemme (s. die Gemmentafel No. 8) auf
den Eckpfeilern ihres Thrones erscheinen , während Sterne , oder bestimmter das
Siebengestirn ihr Haupt umgiebt. Eigenthümlicher ist die Hera der Münze von
Chalkis No. 1 (Münztafel HI. No. 3), wenn auch nicht in dem Grade, wie es
oaeh früheren Abbildungen ^) scheinen könnte. So hat sie keineswegs ein in dem
Grade auffallend knappes, leicht gewelltes, wie Wieseler meint, wollenes Unter-
gewand, wie es jene Abbildungen zeigen, vielmehr bildet der, was auch erst hier
deatUch wird, unzweifelhaft gegürtete Ärmelchiton über der Brust und sie ver-
bflllend durchaus normale Falten und erscheint unterwärts an den Füßen in parallel
herabiaufenden Falten wieder, auch ist das Obergewand nicht so weit herabgesunken,
^e es dort erscheint, sondern umgiebt den Schooß und die Beine wesentlich so
wie bei der argivischen Hera, nur daß kein Zipfel desselben auf der Schulter ruht.
Ihr Haupt schmückt ein niedriger Kalathos oder Stephanos , wie derselbe , etwas
h€(her auch bei No. 3 wiederkehrt. Richtig ist, daß der Sitz der Göttin nicht ein
l^hron oder ein anderer künstlicher Sessel, sondern ein Felsblock oder ein Berg-
^pfel zu sein scheint. Einen Beinamen 'Axpa(a der Hera kennen wir aus Euboea
nicht, dagegen wird die Erinnerung an ihren an den Berg Ocha geknüpften Hoch-
Äeitsmythus*') oder auch an ihren Cultus auf dem Berge Dirphys als Dirphya*) ge-
a) So besonders ein Mattcisches bei Bartoli et Bellori, Admiranda tab. 22 »in aedibus
M^ttthoorum« (= Spence, Polymetis pl. 9 »in the court of palazzo Mattei«), vergl. auch Clarac,
M:iu. de Bculpt. II. pl. 214 No. 235 und das Relief von Chios in den Denkmalern d. a. Kunst II. 66.
b) Oenkm. d. a. Kunst U. No. 61 nach Eckhel, Numi anecd. tab. X. Fig. 20. Daß in
«iet Inschrift die Worte XAAKIAeON in der Umschrift und HPA rechts und links neben
"Cr Figur nicht zusammengefaßt werden dürfen , vielmehr XaXxto^uiv die Münze und "Hpa
•Wein die Figur angeht, br!yicht kaiun bemerkt zu werden. Eckhels Vermuthung a. a. O.
P- 162, es handele sich hier um eine "Hpa Nup.cpeuojxivTrj lässt sich nicht erweisen.
c) Steph. Byz. v. Kdpuaro; vergl. Welcker, Griech. Götterl. I. S. 364.
dj 8. Welcker a. a. O. S. 365
12
II. ItIK RmULimmK MONCKRNTR.
iliri^a Tliroijcs liiikM J:iä [luiipt des Sul , rechts dasjculgo di^r Limit. Miitl Ku^f
iiuguben säfben Slenii-, nicht, wie gesagt wunlt'U, diu l'lniielcn, Buudern um wnlir-
sclioinliclitit«!! die soptoiu trionts oder der Arkluius, inOglicIißrweiBe andt die Pleindtin
Die Göttin selbst ist eine jugendlich scldanko, oberwärt« leicht bekleidete und durch
kein w<'il«rua Attribut iiusgeaeic linde Ocstull. Unbekannten Bositzea"]. Siebe die
(jemtneiitafel Ni). S.
2. [lera thronend linkähin pruGlirt mit den Attributen de» Suepters, der Phiale
lind des ITane«, da» Haupt iinl der Stephaue geäclimUckt und hinterwärts ver-
schleiert, verwandt in der g)iiiz<-u Composttiun den sitxendeii Heragestulten auf
rJimiachen MUnzcn (s. Mftnzttifel III. Nu. 7). eiitfernti-'r ancb derjenigen der Stadt
und der KOuigiu Amastria (Mttmctsfel Ul. Nu. 4). Angebliches ämaragdpiasma uu-
bekannten Besitzes"). Siehe dii' Gemmentarel No. ».
Ähnlich ist eine Oeniuie der ehemaligen I'uniatowsky sehen S.iDimlnog'j , nur
daß der Sits der GOttin ohne Lehne, ihre Haltung ein wenig bewegter und der
Schnitt etwas roher ist.
:<. Hera stehend von vorn, sehr llbereinstimmend mit der vaticanisclieii Statue
Cap VI. No. S und den entspreche nden Itelirfßguren. Ehemals in der Urflblscheu
S»muiluug bcAndlicb gewesener Canißol''). Siehe die Gemmentafel No. 10.
Außer in diesen Kiiizeldiirstellungeii und in einigen anderen, mit utTenbumi
Unrecht auf sie bezogenen oder modernen . von douen hier geschwiegen werdejt
kann, kommt Hera noch in einigen Gemmen mit Dai-stel langen der capitoüniaelien
Trias vor, so in einem kleinen Cbalcedon dea floreutiner Onbinet» ") , einer 3ardouyx-
gemme der eheaniligen Poniatowskyschen Sammlung''} und mix paar anderen Steineu
unbeksnnteu Besitzes') ; und enilÜch in einer betrAchtllcheu Anzahl von Camceii
und Intaglios mit Uarstellungen des Parisurtoils. Allein die ei-slere Keihe von
Gemmen ist durul) die Bank unbedeutend und ohne irgend welche ErheblichkHl für
die kunstmytliulogische Gestaltung der Hera und von denen der zweiteu Keibe
(Parisurteile) muß hier ganz abgoaeheii werden, ein Mal weil unter ihnen, so weit
sie pnblicirt oder durch Abdrucke bekannt sind , eine Menge mehr oder weniger
augenscheinlich unantike oder als modern verdüchtige Steine sieh finden, unter denen
aufzuräumen uicbt hier der Ort iat, sodann weil diese Steine Uera meistens, der
Sitnatitm gemäß in Gestaltungen und in CostUmen zeigen, welche für ihre n^'l^
mäßige Entwicicelnng ofTeiibar ohne allen Werth sind. Einzelne Gemmen und Pudert
über, von denen man dies nicht sagen kann, welche vielmehr die GdtUn in der Ihr
gewijhnliehen Gestaltung darstellen . sind zu unbedeutend um lehndch ZO aäü ati^
um eine Anführung im Kinzeliien zu rechtfertigen.
u) V'ecgl, Wiesclcr im Texte tu den Henkln, d a. Kunst II. U.i, der nuph fOr div B
riing und ihre Ui-giandung du» K'^thi);» giebt. In dem huidgchrifUichoD Veiicichuiß tu dHftoliti
Uadcwcheti Abdruckwimmlung, in dcT Clnue I. H. No. l:i ein der Zcichnuug auf der TUrl •■
Urundc licgeiidci Abdruck ist, vrinl die Ucmnit nl» ein ■plnnmii <ti Hmcmldw ■
Inloch die ticleichnung doa IJmitxem felilt, wird die«c Angabe nffonlmi fli^nbU* r
bj Bin Abdruck bei Codes a, n. O. No, 12.
ei Ein Abdruck bei CadcB o. d. O. Ko. II,
Jl Bin Abdruck in LippcrU Dnktyliuthck, Siippkment Nu 4"
i'l Mtueum Florontinuui I. tab. 57 No. 4, «in Abdruck hei Lippcrt j n O N»
ri Ein AlHlruck bei Cadc* a. n O. Ctaue I. A. No. 177.
^^Bfi Abilinckc bei (ndes a B i>, N<>. ITS und I'
8. HERA IN RELIEFEN. 129
ACHTES CAPITEI..
Hera in Reliefen.
At6; x'jop-^ irapdbcotTu.
Hom.
So wie Bd. II. S. 169 ff. die Reliefe, welche Zeus darstellen, sind hier die-
jenigen, in denen Hera erscheint, in die a. a. 0. bei Zens näher bestimmten Haupt-
abtheilungen der griechischen nebst den griechisch-römischen and der specifisch
römischen einzutheiien.
Verzeichniß der Reliefe.
A« L Qriechiaehe.
A. Im Priese des Parthenon»). S. Atlas Taf. I. No. 7.
B. Im Friese des s. g. Theseion <>}. S. Atlas Taf. IX. No. 29.
C. Im Friese des Tempels der Nike Apteros in Athen, sehr ungewiß <:).
D. Relief an einem Hause in der Nahe des Bazars von Chios *^) ; die Beziehung des
Gänsen auf den Tod der Semele ist sehr fraglich, daß aber die neben Zeus thronende weib-
liche Figur Hera sei, kann nicht wohl bezweifelt werden, nur darf man nicht abersehn, daß die
einzige skissirte Publication dieses Monumentes in den Antiquities of Jonia T. I. p. IV. Vig-
nette als Grundlage der Einsicht in die Einzelheiten dieser Figur und ihres Costttms nicht
auneicht^^}.
A. 2. Qrieehisch-römische.
B. Relief Ton der Ära Capitolina«), die großen Götter stehend um den thronenden
Zeos gruppirt, Hera diesem gegenüberstehend, hinterwärts zur Hälfte weggebrochen.
F. Relief im Louvre No. 232 'j, Hera auf Hebes Schulter gelehnt (?) vor dem sitzen-
den Zeus.
0. Relief im Museo Chiaramonti des Vatican^), angeblich Hera und Thetis, eine Deu-
tung, welche sehr bedenklich, aber schwer durch eine andere zu ersetzen ist, um so mehr,
da das Relief Fragment ist. Die Figur der Hera unterlieft keinem Zweifei, doch sind
ihr Kopf und ihr rechter Arm modern^); S. Atlas Taf. X. No. 17.
H« Parisurteil, an der Ära Casali, jetzt im Ho£e des Belycderc im Vatican^). S. Atlas
Tlf.X.No. 18.
I. Parisurteil, Stuccorelief, gefunden in einem Grabe an der Via Latina bei Rom^J.
a) Vergl. oben S. 39 und far andere Abbildungen Bd. IL S. 109 Note a, zu denen
kommt: Michaelis, Der Parthenon, Atlas Taf. 14. Fig. 29.
b) Vergl. oben S. 40 und für weitere Littcratur Bd. II. a. a. O. Note b.
c) Vergl. wegen der Abbildungen Bd. II. a. a. O. Note c, zur Deutung der Figuren
Gerhard in den Ann. deir Inst, von 1841 p. 71 mit der tav. d'agg. E., wo die Gruppe dreier
^^guren am rechten Ende des Erhaltenen, einer von zwei stehenden umgebenen sitzenden
^n mit den Namen: Hebe, Hera, Eileithyia bezeichnet wird. S. auch noch Welcker, Alte
I^«nkm. I. 8. 95 Note 19 und Friederichs, Bausteine 8. 1S8 f.
d) Vergl. Bd. II. a. a. O. mit Note e.
e) Beschreib. Roms III. i. 8. 230, abgeb. Mus. Capitol. IV. tab. 8, E. Braun, Vorschule
^^. 5 und sonst in abhängigen Nachstichen.
f) Clarac, Catal. No. 232, Fröhner, Notice de la sculpt. ant. Mus. du Louvre I. p. 28
^^* 6, abgeb. u. a. bei Bouillon, Mus. des ant. III. bas rel. pl. 1. Vergl. noch Kckulö, Hebe
^ 49 No. 6.
g) Jetzt No. 641, Beschreib. Roms II. ii. 8. 80, abgeb. Mus. Chiaramonti I. tav. 8. Vergl.
^^ederichs a. a. O. 8. 474.
h) Abgeb. mehrfach, am genauesten bei Wieseler, Die Ära Casali, Götting. 1844.
i) Abgeb. Mon. dell* Inst. VI. tav. 52. 1, vergl. Annali von 1861 p, 224 sq.
Orerbeck, Knnstmjthologie. III. 9
130 II. DIE £BHALTENBN MOKUMENTE.
K. Peleus* und Thetis' Hochzeit, Terracottarelief der Campanaschen Sammlung, jetzt in
Petersburg (?)«).
L. Herakles* Thaten, im Gabinetto delle maschere im Vatican^}. Die Hauptdarstellung
wird von drei Nischen , in welchen ganz statuarisch behandelte Gottheiten angebracht sind,
in fünf Abtheilungen getheilt ; in der zweiten oder mittlem Nische : Hera (Kopf und r. Arm
sind neu) , in der ersten Athena, in der dritten Dionysos. S. Atlas Taf. X. No. 21.
Sarkophage.
M. Apollon und Marsyas, im Palaste Doria PanfiU.in Rom«) ; Hera als die griechische
Göttermutter rechts der Kybele als der phrygischen Göttermutter links gegenabersitzend^ .
S. Atlas Taf. IX. No. 30.
N. Parisurteil, in der Villa Ludovisi in Romd). S. Atlas Taf. X. No. 20.
O. Parisurteil, in der Villa Medici in Rom^).
P. Parisurteil, in der Villa Doria Panfili in Rom^.
Q. Parisurteil, im Louvre No. 235^). S. Atlas Taf. IX. No. 32.
R. Parisurteil, im Louvre No. 23G^).
R«. Parisurteil, in Dessau (Wöriitz ?) «) 7«) .
S. Hephaestos* Sturz, in Berlin No. 251*^). Hera als Halbfigur in der Höhe angebracht.
Köpfe.
T. An einem Bogen des Amphitheaters in Capua^).
U. Terracotta, in der Campanaschen Sammlung °*), jetzt?
B. Bomische.
1. Sarkophage.
a. Mars und Ilia, im Palast Mattei in Rom"). S. Atlas Taf. IX. No. 31.
b. Mars und Ilia, im Dome zu Amalfi»). Die drei capitolinischen Gottheiten neben
einander sitzend.
c. Kampf der Musen und Sirenen, im Paläste Neri in Florenz P) . Die drei capttoUnischen
Gottheiten, Juppiter sitzend, Minenra und Juno neben ihm stehend. S. Atlas Taf. III. No. 19.
ä) Abgeb. bei Campana; Opere in plastica tav. (>0, vergl. tav. 61 u. 62.
b) Jetzt No. 41 1, Beschreib. Roms II. ii. S. 206 No. 15,, abgeb. bei Pistolesi, II Vaticano
descritto V. tav. 71.
c) Abgeb. bei Gerhard, Ant. Bildwerke Taf. 85.
d) Abgeb. in den Mon. deir Inst. III. tav. 29, wiederholt bei Jahn in den Berichten deT
k. Sachs. Gesch. d. Wiss. von 1849, Taf, 4.^ 2 u. in tn. Gall. heroischer Bildw. Taf. XI. No. 1^,
e) Abgeb. nach einer Zeichnung im Cod. Pighianus bei Jahn a. a. O. No. 1 ; Qber sonsti^t^
Abbildungen s. dort S. 55 ; eine jüngst bekannt gewordene im Cod. Coburg, ist von Matz in
den Monatsberichten der berl. Akad. von 1S71 S. 491 No. 199 erwähnt.
f) Abgeb. bei R. Rochette, Mon. in^d. pl. 50, genauer in den Mon. dell* Inst. IIl'. tar. 3
noch genauer Ann. dell' Inst, von 1839 tav. d'agg. H, weniger verletzt und ohne die neuerci
Ergänzungen im Cod. Coburg., s. Matz a. a. O. No. 200.
g) Clarac, Catal. No. 235, abgeb. bei Bouillon III. basrel. pl. 20, Clarac, Mus. de Aculpt. 1 1.
pl. 214, wiederholt in m. Gall. Taf. XI. No. 13.
h] Clarac, Catal. No. 236, abgeb. Mus. de sculpt. II. pl. 165, genauer bei R. Roche fttf
a. a. O. pl. 76.
i) S. Winckelmann, Mon. ined. im Texte zu Theil I. Abschnitt 1 No. 7, Welcher, Alte
Denkm. V. S. 423 No. 84. Ein vom Herzoge von Anhalt- Dessau in Rom gekauftes Relief.
k) Vergl. Gerhard, Berl. ant. Bildw. Nachtrag No. 438, abgeb. in dessen antiken RiB«l'
werken Taf. 81.
1) Abgeb. R. Mus. Borbonico XV. tav. 39.
m) Abgeb. Campana, Opere in plastica tav. 3.
n) Abgeb. mehrfach , aber nur in Alteren Publicationen , so in Spenccs Polymetis pL ^
und bei Bartoli et Bellori, Admiranda Rom. magnit. tab. 22.
o) Abgeb. b. Gerhard, Ant. Bildwerke 2. Centurie Taf. 118. vergl. Bd. II. S. 172 Note ^■
p) Abgeb. bei Millingen, Ancient uned. Monuments II. pl. 15 und son.tt, vergl. Bd f ^
S. 172 Note d, wo der Aufbewahrungsort unrichtig angegeben ist.
8. HERA IN REUEFEN. 131
d. Im Gabinetto delle maschere im Vatican No. 42ü*). Die capitoliniachen Gottheiten
in größerer Umgebung. S. Atlas Taf. X. No. 22.
e. Ebendaselbst No. 430 b). Ahnliche Darstellung.
f. Sarkophagdeckel in Villa Borghese bei Rom<:). Dieselben Gottheiten zwischen Sol
und Luna und den Dioskuren.
g. Ebendaselbst^). Dieselben Gottheiten in einer auf Eros und Psyche besOglichen
Darstellung.
h. Im capitolinischen Museum <>). Abermals ganz verwandte Darstellung. S. Atlas
Taf. X. No. 23.
i. Im ehemaligen Studio Canovas^). Fragment einer verwandten Darstellung,
k. In Perugia^). Fragment einer Darstellung ähnlich denen der Reliefe d. e. f.
1. Sarkophagdeckel der ehemaligen Campanaschen Sammlung, jetzt in derjenigen der
kaiserl. Ermitage in Petersburg b). Dieselben Gottheiten und die Farcen zwischen Sol und Luna.
m. Sarkgphagdeckel im Museum von Mantua No. 170^). Dieselben Gottheiten nebst
Fortana zwischen den Dioskuren, Sol und Luna.
n. In Berlin No. 238 k), Fragment. Dieselben Gottheiten nebst Mercurius und Sol.
Hera Teleia. Juno Pronuba.
Sarkophag von Monticelli in Petersburg s. oben S. 57 Fig. 6.
Peleus und Thetis, Terraoottarelief Campana s. oben Relief K.
Mars und Ria, Sarkophag Mattel s. oben Relief a.
o. Jason und Medeia, Sarkophag im Louvre No. 373 1).
p. Hephaestos und Aphrodite ," Sarkophag in Villa Albani in Rom ™).
q. Menschliche Hochzeit, Sarkophag in der Sala delle Muse im Vatican, jetzt No. 522 »).
S.Atlas Taf. X. No. 19.
r. Desgleichen, Sarkophag im Cortile di Belvedere im Vatican o).
s. Desgleichen, Sarkophag im Campo Santo zu PisaP).
t. Desgleichen, Sarkophag im Museum von Mantua n).
a. Desgleichen, Sarkophag gefunden in der Villa Tavema in Frascati^').
▼. Desgleichen, Sarkophag, im Palaste Verospi in Rom als Brunnenkasten dienend,
onedirt«).
a) Vergl. Bd. H. S. 172 Relief d. mit Note g.
b) Vergl. Bd. IL a. a. O. Relief e. mit Note h.
c) Vergl. Bd. 11. a. a. O. Relief f. mit Note i.
d) Vergl. Bd. IL a. a. O. Relief g. mit Note k.
e) Vergl. Bd. II. a. a. O. Relief h. mit Note 1.
f) Vergl. Bd. IL a. a. O. Relief i. mit Note m.
g) Vergl. Bd. II. a. a. O. Relief k. mit Note n.
h) Vergl. Bd. IL S. 173 Relief 1. mit Note a.
i) Vergl. Bd. IL a. a. O. Relief m. mit Note b. und s. Roßbach, .Rom. Hochzeits- und
Ehedenkmäler S. 161.
k) Vergl. Bd. IL a. a. O. Relief n. mit Note d.
1) Clarae, Catal. No. 373, abgeb. Mus. de sculpt. IL pl. 199. 210. Bouillon III. basrel. pl. 19.
m) Abgeb. bei Winckelmann, Mon. ined. No. 27, Miliin, Gal. myth. pl. 3S No. 168*.
n) Beschreib. Roms IL n. S. 220, abgeb. bei Guattani, Mon. ined. per Tanno 1795 Agosto
^T.l. 2 und bei Pistolesi, II Vaticano descritto V. tav. 97, vergl. Roßbach, Rom. Hochzeits-
^d Bhedenkmäler S. 94 f.
0) Beschreib. Roms IL u, S. 131, abgeb. bei Gerhard, Antike Bildw. Taf. 74, vergl.
^ßbach a.a. O. S. 105 f. No. 1.
p) Abgeb. bei Lasinio, Sculture de campo santo di Pisa tav. CI. (XXV.) und CII. (XXV. ]
«»«l. Boßbach a. a. O. S. 167 f.
q) Abgeb. bei Labus, Museo della R. Accad. di Mantova T. III. Uv. 53, vergl. Roßbaoh
»•*0.8. 153 f.
r] Abgeb. bei Roßbach a. a. O., vergl. S. 138 f. %
i) Vergl. Roßbach a. a. O. S. 169.
9*
132 n. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
w. Dergleichen, Sarkophag Giustiniani <^) , jetzt noch?
X. Desgleichen, Sarkophag Sacchetti^), jetzt?
y. Desgleichen, Sarkophag in S. Lorenzo fuori le mura in Romc).
z. Desgleichen, Sarkophag, früher im Garten der Villa Medici in Rom, jetzt in den
Uffizien in Florenz^}.
aa. Desgleichen , jetzt verschollener Sarkophag, abgeb. bei Gori, Inscriptt. antt. III. 34 «) .
bb. Desgleichen, ebenso, abgebildet bei Gori a. a. O. 24').
cc. Desgleichen, Sarkophag in der Vorhalle der Kirche Sta. Saba in Rom, unediit^}.
2. Andere Reliefe'»).
dd. Votivarat*) in Bonn No. 141, mit der Inschrift I.O.M. IVNONI REGINE MINERVAE
u. 8. w. und den Bildern der drei capitolinischen Gottheiten stehend i).
ee. Votivara in Mainz mit den Bildern der Juno uiid Minerva, des Hercules und Mercur*^).
ff. Votivstein daselbst mit der Inschrift. I.O.M. IVN. REG. u. s. w. und den Bildern
beider Gottheiten *) . ♦
gg. Votivara daselbst mit der Inschrifir I.O.M. ET. IVNONI REG. u. s. w. und den
Bildern der Minerva, des Hercules und der Juno"*).
hh. Votivara daselbst mit derselben Inschrift und den Bildern der Minerva, des Mercur
und der Juno").
iL Kleine Reliefplatte von Erz (11 Cm.) im k. k. Münz- und Antikencabinet in Wien
No. 680 o) Juppiter und Juno.
3. ThonlampenP).
a. In Berlin*!). Die capitolinischen Gottheiten u. s. w.
ß. In Neapel r). Ebenso.
Y- Abgebildet in Passeri, Lucemae fictiles tab. 29. Ebenso.
Aus der Überschau und vergleichenden Betrachtung der vorstehend verzeidi-
neten Reliefe und wiederum ihrer Zusammenstellung mit den Monumenten anderer
Gattungen wird sich, wenn auch grade nicht sehr viel, so doch immerhin Eliniges
fflr die kUnstlerische Gestaltung der Göttin gewinnen lassen, worauf hier mit einigen
Andeutungen hingewiesen werden möge.
a) Abgeb. bei Bartoli et Bellori, Admiranda etc. tab. 56 »in aedibus Justinianis«, scheint
verschollen zu sein und wird bei Roßbach nicht erwähnt.
b) Abgeb. bei Bartoli et Bellori a. a O. tab. G5 »in aedibus de Sacchettis«, auch dieser
Sarkophag scheint verschollen zu sein und fehlt bei Roßbach.
c) Abgeb. mehrfach, aber noch stets ungenügend, so bei Bartoli et Bellori a. a. O. tab. 72 ^
aber andere Abbildungen vergl. Roßbach a. a. O. S. 40 ff.
d) Abgeb. am besten bei Guattani, Mon. ined. per l'anno 1784 Giugno tav. 1 e. 2, abe^v
andere Abbildungen vergl. Roßbach a. a. O. S. 120 f.
e) Vergl. Roßbach a. a. O. S. 147.
f) Vergl. Roßbach a. a. O. S. 162.
g) Vergl. Roßbach a. a. O. S. 171.
h) Auch hier wie bei Zeus - Juppiter werden nur einige Votivsteine u. dgl. probewei
angefahrt.
i) Abgeb. bei Lersch, Centralmuseum rheinlftnd. Inschriften 11. No. 11 vor S. 15.
k) Abgeb. bei Lehne, Alterthtlmer der Gauen des Donnersberges Taf. I. 2, vergl das . I
S. 341 No. 116.
1) Abgeb. bei Lehne a. a. O. Taf. II. 4, vergl. I. S. 155 No. 28.
m) Abgeb. bei Lehne a. a. O. Taf. III. 6, vergl. I. S. 154 No. 27.
n) Abgeb. bei Lehne a. a. O. Taf. XIV. 57, vergl. I. S. 159 No. .30.
o) Abgeb. bei v. Sacken, Die ant. Bronzen des k. k. Münz- und Antikencabinets >>
Wien Taf. XLVIII. No. 7.
p) Auch von diesen nur ein paar Proben, die Vorstellung ist fast immer dieselbe.
q) Abgeb. bei Beger, Thcs. Brandenb. III. p. 439 II., vergl. Bd. II. S. 174 «mitNotf c-
r) Abgeb. Antichita di Ercolano VIII. tav. 1 p. 5.
8. HERA IN BELI£F£N. 133
Beginnen wir mit der Darstellung im Allgemeinen, so wurde schon bei der
Besprechung der Statuen, unter denen sitzende Gestalten der Göttin in verbürgten
Exemplaren nicht vorhanden sind, darauf hingewiesen, daß solche in Reliefen nicht
gar so selten seien. Der Beweis fOr die Richtigkeit dieser Behauptung ist in den
Reliefen A — D. (C. zweifelhaft), dann I. M. Q. R. R^ sowie a. und b. gegeben,
zu denen nicht allein zu bemerken ist, daß unter den griechischen Typen die
sitzenden verhftltnißmäßig überwiegender auftreten , als unter den römischen , son-
dern daß auch in den späteren Darstellungen (I. M. Q. R. R*. a. b.) die sitzenden Hera-
gestalten fast ohne Ausnahme (nur etwa I. und M.) den Eindruck von in diese Reliefe
übertragenen Statuen, ja Tempelbildem machen, die nur den Situationen gemäß
am em Geringes modificirt worden sind, in der Hauptsache aber die Würde und
Fäerlichkeit ihrer Vorbilder bewahrt haben, was um so mehr sagen will, als sich
anter den in Frage kommenden Reliefen Parisurteile befinden (Q. R. R^) bei denen es
doppelt nahe lag, den strengen und feierlichen Typus aufzugeben und einen aus
der Situation, besonders in deren späterer Auffassung abgeleiteten an die Stede zu
setzen, wie dies einzeln, einigermaßen schon in dem Relief P. und bestimmter in
dem Stephanischen Terracottarelief (Anm. 70) geschehn ist. Dieselbe Bemerkung
triflfl übrigens , um dies gleich hier vorweg hervorzuheben , auch mehre , ja die
Mehrzahl der bei Parisurteilen stehend dargestellten Figuren der Hera (H. N. 0.),
von denen ganz besonders diejenige in dem' Ludovisischen Relief (N.) vollkommen
doi Eindruck eines statuarischen Typus macht '^), die Göttin ganz in ihrer Feier-
lichkeit und Prächtigkeit wiedergiebt und höchstens in dem schämig geneigten Haupte
(die im Vorbild mit nur etwas anderer Bewegung ein gnädig geneigtes sein konnte)
und in dem Anfassen des Schleiers, obgleich auch grade dieses ein altttberkommenes
Bew^ungsmotiv der verschleierten Hera ist (s. oben S. 29), der Situation Rech-
mmg trägt, in welcher die Göttin dargestellt ist. Aber auch von dem Medicelschen
Relief (0.) wird man so ziemlich das Gleiche sagen können und die Hera der Ära
Cauuüi (H.) hat so wenig durch die Situation Bedingtes an sich, daß sie fast genau
derjenigen in dem vaticanischen Hochzeitssarkophag (q.) und derjenigen in dem
Hedeiasarkophag im Louvre (o.) entspricht, nur daß diese letztere den Schleier hat,
der den beiden anderen abgeht.
Kehren wir noch einmal zu den sitzenden Heragostalten unserer Reliefe zurück,
^ Ut es offenbar, daß sie, und zwar ganz besonders die späteren Exemplare (M.
Q. R. R^ a. b.), als die am wenigsten selbständigen Erfindungen nach dem vorstehend
^merkten, in Wünschenswerther Weise die Lücke in unserer statuarischen Über-
Ueferung ausfüllen, ja daß sie, neben den Münztypen scharf im Auge behalten,
^i der Kritik von durch Ergänzungen entstellten Statuen möglicherweise noch eine
^^^nz besondere Bedeutung gewinnen werden. Jedenfalls haben sie eine solche ftir
^ich und so gehört denn die Göttin in dem Relief a. zu den großartigst erfundenen ,
^«stalten der Hera '2), bei welcher, als sie einem der Figur auf den Münzen der
^mastris (Münztafel UI. No. 4) nahestehenden statuarischen Typus nachgebildet
^^urde, wenn irgend Etwas, so schwerlich viel mehr geneuert wurde, als die Anord-
K&niig des von der Schulter gleitenden Gewandes, indem diese sich aus der Situation
Gleiten läßt, in welcher die Göttin, die Liebe des Mars zur Uia begünstigend, hier
a) Vergl. Weicker, Alte Denkm. V. 8. 420.
. 1>IE EltltALTENKN UDNtlMENTE.
erscheint, während sie sich mit der im übrigen so groGartif^en Auffassung der Kigur
nicht recht verträgt. Unverkennbiir iat in dioser Gewnndanordnang eine Ilenibet'
nniitne des Motivs, in welchem ^ie oben 8. ÖG u. 1 15 besprochenen Statuen nnd das
Kelief des Sarkophngs von Monticolli Uberelnstimuicn und welches der gricchiscben
Gestaltung der Teleia zuzukommen scheint. Wenn sodann die Reliefe R. und It'.
Hera mit einer langen Fackel seigen, welche mit der SitnatJon des Parisurteils, in
der wir sie finden, anf keinen Fall Etwas zu tbnn hat, so liegt Niohts näher, als
an einen von den Veifertigem der Sarkophage ohne besondem Sinn m Ihre t'fim-
[Misitionen herflbergonommenen Typus der Geburt&göttiu *) eu denken, sei e« der
griechischen (s. oben 8. 10) sei es einer römischen Lucina. welche freilich in
Mtlnztypen in der Regel ohne die Fackel gebildet ist. aber doch auch mit derselben,
wenigstens walirgchoinlich , nachgewiesen werden kann {s. das X. Gap.). Dieser
t'igur steht nun aber wiederum diejenige des Reliefs Q. so nahe, daß man gewiß
nicht irrt , wenn man sie aus demselben Vorbild ableitet , obgleich sie anstatt der
Fackel das Soepter in der linken Hand aufgestützt hält und der Verfertiger dieses Reliefs
es der Situation (Pariaui-teil) angemessen erachtete, die rechte Hnist und Schulter der
OSttin entblößt dannistelleu. Für die Ableitung dieser einander so nahe verwandten
Gestalten aus einem statn arischen Typus spricht auch der in beiden Fällen mehr
oder weniger prächtig gebildete Thron , welclier zu der dargestellten Scene inner-
lich nicht paßt, sondern die göttliche Persönlichkeit als solche angeht, was nicht
minder auf den Pfau zutrilTt. vou dem wir sie in beiden FAllen'') sowie In dem
Relief R', begleitet finden und der sich grade in denjenigen Reliefen (siehe d. e. h. k.
dd.) neben der Göttin mehrfach wiederholt, in welchen, indem sie die eapitoÜnische „
Trias darstellen, Jnno einen ganz bestimmten sacralen ''harakter trÄgt und wo der ■*•«
Pfau fast nur dann fehlt, wenn er, wie in den Reliefen ee. ff. gg. hh. durch eines .c^-cd
neben der GOttin, an dem Platze, den er sonst einnimmt, stehenden Altar ersetzt ist. _ ^^.
Wenn demnach insbesondere die soeben etwas näher beleuchteten aitzBndea »^— ^^j
Relieffiguren der Hera, in zweiter Reihe auch die flbrigen oben hervorgeliobeneiiKx-^^atn
dazu angethan sind, die fehlenden statuarischen lOxemplare zu ersetzen, so findeow^f ep
wir unter den stehenden Gestalten der Göttin tbeils solche, welche, mit statnarischeic^^-^gii I
Kxemplaren mehr oder weniger genau übereinstimmend, diesen in ihrer Redentung m-^ gjung {
nnd Brkl&mng zur Bestätigung dienen, tlieils solche, welche die statuarisch tiEv-.^ auf '
ans gekommenen Typen ergänzen und bereichem.
Das Ergtere gilt besonders von den ohne Zweifel mit dem Namen der RegiiCKj^^Bruu
zu belegenden Junogestalten in den Reliefen mit der capi totin Ischen Trias (d. e. _ ^. f
h. k. I. m. n. dd.— hh.), welche in allen ihren beständigen HauptüUgen, der Cocv«:» 7ooi-
positton nnd der äußern Ausstattung, der Gewandung und den Attributen nacji icr ujjt
den ätatuen mit dem Schleier Cap. VI. No. f» — 14 fl berein komm en , ja von iptrm^r^ieneii
. einige die eine und die andere dieser Statuen sogar in den Bewegungen in gTad».#r».<feza
B) Vergl. auch Welcker a. a O. S. 423,
b) FOt du« Uelief It, behauptet allerdings Leuortnnnt. Noi
Mi eine Gans, nru den Abbildungen nnch möglich, aber weder
mit dem Relier Q., ncji^ti endlicli ntu KUgeiueinerau lirQnden
Aber wHie die Rehaaptung riubtig , hu wUrdc grnde nie ani
T. Gnl. uijith. p 76, der T^i ^
HU »ich noch nsch VMgleic^i:::^^^,
auuderlich iv]rlirit"hrinlr~ j ^
weuigflCen dm h
8. HERA IN REU£F£N. 135
aankllendem Maße wiederholen, so die Reliefügur an dem vaticanischen Sarkophage d.,
die Statue No. 8 mit ihrer eigenthttmlich stolzen Haltung nnd andererseits be-
sonders die Relieffigar an .dem capitolinischen Sarkophag h., der jedoch noch mehre
andere sdir nahe kommen, die Statue No. 12 mit ihrer frauenhaften Stille und Schlicht-
heit. Auf die Teleia-Pronuba des Sarkophags von Monticelli und ihr Verhältniß
so den Statnen, deren schönstes Exemplar die Barberinische ist (s. oben S. 56
und 8. 115), soll nicht noch einmal zurückgekommen, sondern nur an dasselbe
erinnert werden.
Eine wesentliche Ergänzung und Bereicherung der in Statuen überlieferten
kleinen Typenreihe bieten in erster Linie die eben so schönen wie charaktervollen
Figuren in den Reliefen N. L. G. und-O., soweit diese letztere erhalten und von
anderen Figuren unverdeckt ist, demnächst die einander verwandten in H. K. q.
nnd o., während die Sarkophage s. — x. die sonst überlieferten Schemata der Göttin
am einen offenbar in fast allen Zügen festen und charakteristischen Typus, den
einer von der griechischen Gestaltung der Teleia verschiedenen der römischen Juno
Pronnba vermdiren, einen Typus, der sich in seinen meisten Elementen auch noch
in de|i Reliefen y. — cc. fortsetzt, nur daß bei diesen Reliefen der fraglichen
Figur die Stephane fehlt, welche die Göttin auszeichnet, so daß der Gedanke an
eine im Übrigen in ihrer Gestalt wie an ihrer Stelle erscheinenden Priesterin nahe
gelegt wird*).
So hoch man nun auch gegenüber der geringen Zahl von Statuen der Göttin
diesen ganzen Zuwachs achten möge, ganz besonders bedeutend und erfreulich ist
der in den Reliefen N. L. G. und 0. gegebeue Gewinn. Es wird in der That in
allen AriBü von Kunstwerken nicht viele Gestalten der Hera geben, welche sich in
stiUer Würde und hoheitsvoller Schönheit mit der prächtigen Figur in dem Ludovisi-
stehen Parisurteile (N.) messen können, einer, wie schon oben bemerkt, durchaus
stttnariseh empfundenen Figur, welche sich in ihrer ganzen Erfindung und Com-
poeüioii unmittelbar neben die ephesische Statue (Cap. VI. No. l) zu stellen werth
9eaehtet werden muß. Und doch ist der Typus schon vermöge der völlig verschie-
denen Gewandung, des dort vorhandenen, hier fehlenden Ilimation und seine Er-
setzung durch das den Oberkörper dicht und in schönsten Motiven verhüllende
I^pelgewand (Chlamys? denn ChitondiploYs kann man dies nicht mehr nennen),
sodann vermöge des bei der Reliefßgur vorhandenen Schleiers ein ganz anderer als
^leijenige der ephesischen und der entsprechenden neapolitaner Statue; wenn er
<lagegen in mehren Stücken, namentlich in Betreff des Costüms eine unverkennbare
Aimlichkeit mit der Statue im Museo Chiaramonti (Cap. VI. No. 8) bietet, ohne
diese freilich zu wiederholen , so kann dadurch sein Werth nur gewinnen , indem
er uns in dem griechisch empfundenen, wenn auch von römischer Hand ausgeführten
Relief noch schöner, einfacher und feiner als es selbst die vortreffliche wiener
Bronze (Cap. VI. No. 9) vermag, also auch wohl in noch größerer Ursprünglich-
keit als diese, das griechische Vorbild vor die Augen stellt, aus dem jene römische
Btatne nebst ihren Wiederholungen in Reliefen , vielleicht grade durch eine Über-
gangsstufe, wie sie in der wiener Bronze gegeben ist, abgeleitet sein mag.
Noch weit eigenthümlicher im ganzen Bereiche der Heramonumente, als diese
a) Vergl. auch Roßbach a. a. Q. S. 44.
U. DIE ERHALTEKEN MONXMEKTE.
.^.. x^ ifcs^^ui^« in dem vaticanischen Relief L., weicher mit um so größere
vv.N.vK^ ^'Ui %^^ik\>miiM*o sUtoarischer Charakter zugesprochen werden kann, al
. «.N bau^CA^vöiali cumponirt durch eine Nische architektonisch nmgrenil nn
u^nU >.aic Ikuüii^ auch äußerlich gleichsam wie ein Randwerk hingestellt wird. Vo
,.ivu HuA^ccOalteu . welche wir kennen, selbst die Statue No. S und die ent
»^uvvhvuUo Keüetligur (in d.) kaum ausgenommen, ist dies die bei weitem atolaestc
I« .^uki4>iUvhsYollste; nicht so stark bewegt wie die genannte Statue hat sie meh
vti a v'hArakter des in sich Abgeschlossenen und fast Trotzigen, weldier außer dure
vUu hohe Aufstützen des langen Scepters und durch die grade Emporriehtong de
i;AUAeu Gestalt ganz besonders durch das Einstemmen der linken Hand in die Seil
oJor auf die Hflfte bestimmt wird. Es ist das eine Bewegung, Aber deren mimisch
HiHleutung Niemand zweifeln kann, von der aber bemerkt werden mag, daß si
boi mehren der schönsten Zeusfiguren *) , femer bei Poseidonfiguren zu den beliebte
und für deren fest auf sich beruhende Kraft charakteristischen gehört, wihren
sie bei weiblichen Wesen vcrhältnißmäßig selten nachweisbar ist, wo sie sieh abc
findet^), mit wenigen Ausnahmen^) denselben mimischen Ausdruck bietet, wie \h
den genannten männlichen Gottheiten und bei unserer Hera. Bei unserer Herrn ge
seilt sich zu diesem Gestus eine reiche und breit behandelte Gewandung, um di
Göttin nicht minder prächtig und feierlich als kraftvoll und stolz erseheinen. s
lassen, zugleich sie aber in allen Stücken als einen Gegensatz zu der wohl aoe
prächtigen aber würdevoll stillen und einfachen Gestalt der Hera in dem Ludovisi
sehen Parisurteil (N.) darzustellen.
In dem Gestus der in die Seite gestemmten Hand und in dem Stola und de
Festigkeit der ganzen Haltung ist ihr die Hera des wiener Erzreliefs ii. am aller
nächsten und weiter diejenige des Reliefs Chiaramonti (G.) verwandt, nur daß dies
dadurch, daß sie, anstatt in ruhiger Abgeschlossenheit auf ihr Scepter gestüt:
dazustehn, in Handlung mit einer zweiten Person gruppirt ist , welche sie am Ar
ergriffen hat und zum Aufstehn aufzufordern scheint, ungleich weniger imposa:
erscheint. Auch die Gewandung ist, wenngleich etwas verschieden geordnet,
beiden Figuren in der Hauptsache dieselbe und somit wird man schwerlieh w
fehlgehn, wenn man beide auf eine gemeinsame künstlerische Grundauffassnng, m
denselben Idealtypus der Göttin zurückführt, welcher natürlich in der erstem ma
in seiner ursprünglichen Conception, in der letztem in freier Benutzung gegeben B
Mit kurzen Worten sei ferner auf die, allerdings verstümmelte Herafigur
dem Mediceischen Parisurteil 0. als auf eiuen neuen Typus der Göttin verwieB—
welcher in Hoheit und würdevoller Kraft kaum einem andem weicht, vor vi^
a) Sicho Bd. II. S. 131 u. S. 156, Münzen No. 25 u. 27.
b) Vergl. z. B. von statuarischen T^rpen die Figuren bei Olarac, Mus. de sculpt. pl.
No. 751 (Demeter), pl. 417 No. 727 (angebl. Hera, vergl. Anm. 66), pl. 431 No. 749A (d<
pl. 461 No. 867 (Athcna) pl. 467 No. 879 u. 880, pl. 471 No. 898 u. 900 (desgl.) pL A9t
No. 1053 B. (Melpomene.)
c) Zu diesen gehört in gewissem Sinne schon die in rednerischer Ooberde stekae'
Athenafigur wie bei Clarac a. a. O. pl. 320 No. 871 und pl. 466 No. 867, obgleich auch di
Figur etwas in sich geschlossen Festes hat, ferner die Hcstia Giustiniani, yon der
gilt ; gftnzlich anderer mimischer Bedeutung ist die Aufstützung der Hand auf die Hflfle
dem anmuthigen Genrebildchen in Stackeibergs Gräbern der Hellenen Taf, 73.
8 . HESA IN BELIEFEN. 1 37
aber durch Schlichtheit der äußern Erscheinung, schon durch die Beschränkung der
Gewandung auf den einfachen dorischen Chiton, ohne Überschlag, aber mit fester
Gfirtmig ausgezeichnet ist.
Und endlich muß der mehr anmuthige , fast jugendliche Typus erwähnt wer-
den, der, allerdings mit einigen Verschiedenheiten, aber besonders solchen in der
Gewandung, in den Herafignren der Reliefe U. und K., o. und q. gegeben ist,
ron denen die, Göttin in K. o. und q., obwohl als Hochzeitsgöttin oder Ehestif-
terin, im ersten Relief zwischen Peleus und Thetis, im zweiten zwischen lasen und
Medeia, im dritten in menschlichem Kreise fungirend, von dem in den meisten römi-
schen Hochzeits- und Ehedenkmälem gegebenen Schema der Pronuba bestimmt
unterschieden ist und selbst in dem Sarkophag mit der menschlichen Hochzeit, der,
wie dies auch Roßbach*) anerkannt und hervorgehoben hat, in seiner gesammten
CoiqKwition , namentlich in den um das Brautpaar gnippirten Figuren mancherlei
griechische Nachklänge gewahrt hat, ungleich weniger streng als die römische
Pronuba gehalten, eine griechisch gedachte Gestalt von überwiegender Anmuth
darstellt.
Werfen wir demnächst einen Blick auf das Costttm der Göttin in den Reliefen,
80 wird es nach dem, was sowohl im kunsthistorischen Theile wie in dem Statuen-
capitd Aber den Schleier gesagt worden ist, die Mühe lohnen, statistisch festzu-
stellen, wie oft und wo sich derselbe bei den Reliefdarstellungen der Hera als der,
etwa nächst den Vasengemälden, längsten kunstgeschichtlichen Reihe unter allen
Arten von Monumenten findet und wo nicht. Wie überwiegend häufig der Schleier
oder em schleierartig über das Haupt gezogenes .Obergewand sich in den archal-
sehen und archaistischen Monumenten finde, ist seines Ortes (s. oben S. 28 u. 31) nach-
gewiesen, desgleichen (S. 39 f.) , wie ihn die attische Kunst der altem Blüthezeit beibe-
luiltenhat. An ihre Hervorbringungen reiht sich am nächsten an das chiische Relief D.,
welches, soweit der Zeichnung zu trauen ist, das Schleiergewand mit einer kleinen
Stephane verbindet. In der spätem griechischen oder griechisch-römischen Kunst
kehrt eich das Yerhältniß um, der Schleier wird seltener und findet sich besonders
nur bei denjenigen Reliefßguren der Göttin, welche ihrer Auffassung in Gultus-
Udem entsprechen oder nahestehn (N. P. Q. R. R^), nur ausnahmsweise außer-
lulb dieses Kreises (I. S. T. U.) während er m E.— H., K.— M., 0. fehlt. Dieses
Bbd aber zugleich in der Hauptsache die verhältnißmäßig älteren, am meisten
griechischen Darstellungen, während diejenigen, in denen Hera mit dem Schleier
vugestattet, N. und vielleicht könnte man sagen I. ausgenommen, augenscheinlich
römigche Elemente der Anschauung in sich aufgenommen haben. Unter den römi-
schen Reliefen aber zeigen, ganz der gemachten Wahrnehmung entsprechend, die-
J^en, welche die specifisch römische Juno zur Anschauung bringen, diese Göttin
•
^ ganz überwiegendem Maße mit dem Schleier ausgestattet , so alle , in denen es
äch um die capitolinische Trias liandelt (b. — n. dd.), mit alleiniger Ausnahme des
^efg g., in welchem aber zugleich die für Juno erklärte Figur am wenigsten
sicher diese Göttin ist. Allerdings stellen diese Reliefe und diejenigen, in welchem
^^^ Juno mit dem Juppiter der Trias oder allein oder in Verbindung mit anderen
Göttern erscheint (ee. — hh.) in der Hauptsache nur Exemplare eines Typus der
aj Rom. Hochzeito- und Ehedenkmftler S. 94 ff.
140 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
der Pfau beigegeben (Q. R. [s. oben S. 134, Note b] d. e. k. dd.), dessen Stelle,
wie schon früher bemerkt, in den Reliefen ee. und ff. ein neben der Göttin stehender,
flammender Altar einnimmt, auf welchen sie ihre Patera auszugießen scheint. Von
der an die Stelle des Scepters getretenen Fackel in den Reliefen R. und R^ ist
oben gesprochen worden. Völlig vereinzelt endlich ist die Frucht (Apfel? s. Anm. 69) ,
welche die Hera in dem Sarkophagrelief mit dem Wettkampfe des Apollon und
Marsyas im Palaste Doria Panfili (M.) in der rechten Hand erhebt und welche,
mit der Gesammtdarstellung jedenfalls außer aller Verbindung, nur die Annahme
bestärken kann, daß es sich in dieser Figur um eine Nachbildung eines Tempel-
bildes der Göttin handelt.
NEUNTES CAPITEL.
Hera in Vasengemälden freien und apfttem Stdla, in Oraffiti und in
Wandgemälden.
Orph. hynm.
1. Vasengemälde.
A. Hera aitsend.
A. Oöttergclage , Mon. dell' Inst. V. tov. 49. S. Atlas Taf. I. No. 22.
B. Parisurteil, Gerhard, Ant. Bildwerke Taf. 43, mit einer Variante bei Gargiulo, Kac-
colta tav. 116, wiederholt bei Welcker, Alte Denkm. V. Taf. B. No. 4, vergl. S. 410 No. 61.
S. Atlas Taf. X. No. 1 und 1 a.
C. Parisurteil, Gerhard, Apul. Vasengemälde Taf. C, wiederholt in m. Gallone heroischer
Bildwerke Taf. X. No. 5»). S. Atlas Taf. X. No. 2.
D. Parisurteil, Compte-rendu de la comm. imp. arch. de 8t. Pötersbourg pour l'annte
1861 pl. 3b). S. Atlas Taf. X. No. 3.
E. Vorbereitungen sum Parisurteil, Mon. dell' Inst. IV. tav. 18, wiederholt in m. Gall.
Taf. X. No. 2 c). S. AÜas Taf. X. No. 4.
F. Parisurteil, Millingen, Ancient uned. monum. I, pl, 17, wiederholt bei Welcker a. a. O.
Taf. B. No. 3<»).
G.. Parisurtoil, Gerhard, Ant. Bildwerke Taf. 25«). S. AÜas Taf. X. No. 5.
a) In Berlin, Gerhard, Neuerworb. Bildwerke No. 1750, vergl. auch Welcker a. a.
8. 400 f. No. 58.
b) In Petersburg, (Stephani), Die Vasensamml. der kais. Eremitage No. 1807 und ve
Compte-rendu a. a. O. S. 33 ff.
o) In Originalseichnung auch im Bull. arch. Napolit. von 1843 tav. 5, wiederholt in
ArchÄol. Zeitung von 1844, Taf. 4, vergl. Welcker a. a. O. 8. 413 No. 6S.
d) In früherer Originalzeichnung im Mus. Pio-Clem. IV. tav. A. 1, vergl. Welcker a. a.
8. 410 f. No. 62, wo die beiden Göttinen meiner Überzeugung nach falsch benannt sind.
e) Auch bei R. Rochette, Mon. inöd. pl. 49. 2, sowie bei Welcker a. a. O. Taf. ^
vergE 8. 397, No. 51.
9. HERA IN VA8BN0EMÄLDEN FREIEN UND SPÄTERN STILB, IN GRAFFITI ETC. 141
H. Parisurteil, Gerhard, Apul. Vasengemälde Taf. Xu«). 8. Atlas Taf. X. No. 6.
I. Kampf des Daedalos und Enyalios um Hera, d'Hancarville , Antiquit^s etr. gr. et
rom. III. pl. 108, wiederholt £lite c6ram. I. pl. 36 1').
K. Hesione, Iphigenia, R. Rochette, Mon. inöd. pl. 41.
L. Hera glebt Herakles die Brust, Minervini, II mito di Ercole che succhia il iatte di
Gionone, Napoli 1854.
R Hera stehend.
M. Farisurteil, Gerhard, Ant. BUdwerke Taf. 33, wiederholt in m. Gall. Taf. X. No. 3
und bei Welcker a. a. O. Taf. B. No. 2cj, S. Atlas Taf. X. No. 7.
N. Zweifelhafte Vorstellung, d'Hancaryille a. a. O. pl. 89, £lite cäramograph. I pl. 34,
Inglurami, vasi fittili tav. 180. S. Atlas Taf. X. No. 8.
O. Parisurteil, Gerhard, Apul. Yasengem&lde Taf. D. 1 <*). S. Atlas Taf. X. No. 9.
P. lo, Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 115, wiederholt £lite cdramograph. I. pl. 25.
S. Atlas Taf. VU. No. 8«).
Q. Parisurteil, Gerhard, Apul. Vasengemälde Taf. D. 2'), wiederholt in m. Gall. Taf. XI.
No. 1. 8. Atias Taf. X. No. 10.
R. Apollons und Marsyas' Wettstreit, Mon* dell* Inst. VIII. 42.
8. Zeus thronend und Hera, Fragment, Tischbein, Vases d'Hamilton, Naples 1791.
Vol. n. pl. I .
T. Geburt des Erichthonios^J, Compte-rendu de la comm. imp. arch. de St. Pötersb.
pouT rannte 1859 pl. 1, wiederholt bei Gerhard, Über den Bilderkreis von Eleusis, Abhh.
der berl. Akad. vom Jahre 1863 Taf. 1. S. Atlas Taf. I. No. 23.
U. Parisurteil, Gerhard, Apul. Vasengemälde Taf. II. h). 8. Atlas Taf. X. No. 11.
y. Göttenrersammlung» Mon. dell* Inst. II. tay. 31. 8. Atlas Taf. X. No. 12.
W. Pansurteil (?), Mon. dell' Inst. I. tav. 57 a., wiederholt £lite c^ram. II. pl. 87, Denkm.
d. a. Kunst II. No. 294 i). 8. Atlas Taf. X. No. 13.
X. lo, Mon. deU' Inst. II. tav. 59. 8. Atlas Taf. VII. No. 19k).
Y. Götterversammlung, Mon. dell' Inst. VI. VII. tav. 71. S. Atlas Taf. X. No. 14.
Z. Pansurteil, Gerhard, Apul. Vasengemälde Taf. 13^).
AA. Perseus giebt Athena das Gorgonenhaupt, Mus. Borbon. V. tav. 51.
BB. Herakles bei den Hesperiden, Millingen, Ancient uned. Monuments I. pl. 3. Hera
'^^ich Halbfigur in der obem Reihe.
Vergl. außerdem: Gigantomachie, Bd. n. 8. 363 f. No. 16, Atlas Taf. V. No. 3b.
Ans der vorstehenden Liste von Vasenbijdem der freien und späteren Stilarten,
^^Iche auf Vollständigkeit keinen Anspnich erhebt und aus welcher absichtlich
a) In BerUn No. 1011, vergl. Welcker a. a. O. 8. 412 No. 64.
b) Und sonst mehrfach, so Miliin, Gal. myth. pl. XIII. 48, Denkm. d. a. Kunst 11.
^- 195, die älteste Abbildung bei Passeri, Pict. Etruscorum in vascul. tab. 255.
c) In BerUn No. 1029.
d) In Originalzeichnung b. Braun, II Laberinto dl Porsenna, Roma 1840 tav. 2, vergl.
^«Icker a. a. O. 8. 408 f. No. 60.
e) Vergl. Bd. II. 8. 467 f.
f) In Carlsruhe; in Originalzeichnung auch bei Braun, II giudicio di Paride 1838 und
Heuser, Zur GaUerie der alten Dramatiker Taf. 1 (8chriften z. Archflol. III.), vergl. Welcker
*• «. O. 8. 403 No. 59.
g) 8. Band II. 8. 182, Note a, 8trube, 8tudien 8. 89.
h) In Berlin, No. 1018, vergl. Welcker a. a. O. 8. 412 No. 03.
i) Vergl. Welcker, Ann. d. Inst. XVII. p. 169 u. 185.
k) Vergl. Bd. II. 8. 480 No. 19 mit Note b.
1) In Berlin, No. 1020, vergl. Welcker, Alte Denkm. V. 8. 412 No. 65.
i
i:is
11. rilK ERHAI.TENKN MONITMENTK.
Gattin io zwei Varianl«ii dar, allein es treten ilinen wenigsten« uucli i^ioi^i' zai
jiiir Seit«, in denen es sich um einen Terschiedenen Typua handelt, so a. und einifre
Exemplare ans der lleiho der IVonubareliefe (o.— cc,). aber, aufTallend genug, niclit
einmal diejenigen. -in welchen die ßnttin am sicherateu ist, während die große Mehr-
zahl dieser Darstellnngen die Göttin ohne den Srhleier zeigt. Ks geht hieratis
allein Kur Genüge hervor, wie völlig unbereelitigt es ist, wenn von mehr als einer
Seite statnariscIiG nnd soastig^e Ku nstdarsfellungon der Göttin mit dem Schleier mit
dem Beinamen nPronabn« belegt worden sind.
Gefan wir von dem Sdileier zu Houätigem Ilniiptsrhmueke der Göttin ober, so
Oberwiegt als solcher, sei es allein, sei es verbunden mit dem Schleier, die Stephane,
und zwar In ihrer gewöhnlichsten lialbmond förmigen oder Fflr ims als i£h'adem'i in
bezeichnenden Gestalt in Bolohom Maße, daß es nur darauf ankommen kann, die
Kfille namliaft za machen, in denen sie entweder fehlt, oder durch ein ander«
Schmnckstflck ersetzt ist. Dies ist der B'all außer iu A. (t'arthenonft-ies;, wo die
Gfittin bekränzt ist 'e. oben S. ;i9), in E, 'Ära Oapitolina), wo man, wie bei der
Farnesisclicn Btiste 'oben 8. 71 tf.), den Haarsehmuck als Ampyx zu bezeichnen haben
wird*), in 1., wo das Schmuckatdck völlig wie eine Mauerkrone aussieht, dennoch
wohl kaum als solche . sondern vielmehr als ein Stf^phauos mit oberer Kandverzie-
mng Z1I betrachten sein wird, wie er in Mtlnzen ößer vorkommt (MOnztafel II.
No. 29 — 33) und seines Ortes nälier besprochen worden ist 's. oben 8. 1«4|''). Einen
riclitigen Stephauos scheint dann femer die Fronuba des Reliefs r. (Cortilo di Bel-
vederc) zu tragen"), Stephanos wird man anch den mit eingiavirtpn Ornamenten
verzierten Hauptschmuck der Hera in dem wiener Erzrelief ii. mit dem Herausgeber^)
nennen dürfen, nur daQ er dem Stephanos der argivischen Hera nicht so gleich-
kommt, wie dieser annimmt; eher kannte man an den eigen thfimlichcn Siephanns
des Herakopfes der oleTsehen Hlinze Mllnztafel H. Nu M i-rinnem. Slephanos-
artig endUch, wie boi dein Herakopfe der bruttischcn Münzen (MUuEtafel II. No. '.H \ ,
ist der unter dem Schleier hinterwürbä halb geborgne Kopfsehmuck der sitzenden
Her» in den Reliefen mit Parisnrt^il im I<«nvre Q. und K., vielleicht auch der in
dem Modeiasarkophag o. Oünzlicli iingesciimllckt scheint das Haupt der Göttin in
den Reliefen 0. und I'. zn sein, wo aber freilich wegen der starken Zerstfirung
ein aichorea Url«il nicht möglich ist. nnd eben ho ist es ungeschmllckt oder nur
mit einem schmalen Haarbande versetien. vielleicht, uud wenn den Abbildungen sa
trauen ist, in den Reliefen d. f. k. außer demjenigen g., wo der Name der Kigur
UDgcwiB ist , endlich bei denjonig;en Exemplaren des Pronubatypua , welche , nm
Theil eben dieses Umstandcs wegen , schon frlUier als die minder sicheren tag^
sprocheii wurden.
Anlangend das weitere ('ostflui der Göttin ist die Tolle Ueklei düng mit OhllOi
und Himation , welche der Würde und l'räclttigkeit der PerBon am meiston ent-
spricht, in den Reliefen aller Perioden in dem Grade Überwiegend . daß auch lücr.
wie bei der Stephane als Hauptschmuek nur die Ausnahmefalle zu registriren «ind-
iL] lii V. ist ilor unKGi'^liiiiQoltlc, >■> (■• unj L. iloi uiit dor ^Stephane gcuotto Kopf uunIciV'
b) Uio Zocken- oder .SCralilenkrono der Juno Itcgina des Iteliaf« a«. wild wahrM)li«iti'
lieh nui auf Itcuhnung dor Abbildung zu Balten sein.
e) Ve^l. RoObach i. a. O. H. Inf!,
d) Ton Sacken s. *. 0. S. 19.
8. HERA IN RELIEFEN. 139
So finden wir denn die G&ttin abgesehn von dem Schleier, der in diesen Fällen
im eigentlichen Wortsinn so zu nennen nnd nicht weder Himation noch Palla ist,
nnr mit dem Chiton bekleidet, in den Keliefen 0. d. (Schleier] o. (Schleier) im
Sarkophag von Monticelli, in q. w. x. y. (zweifelhaft, Schleier) z. dd. (Schleier) ee.
[Sehleier) hh. (Schleier) . Gegürtet ist dieser Chiton in der bei weitem überwiegenden
Mehrzahl der Fälle, nicht ganz sicher allerdings in den Reliefen B. C. S. y., völlig
onxweifelhaft dagegen in F. H. M. 0. P. a. b. d. e. — h. k. o. q. ee. — ii., nngegflrtet
sicher nur in 6. L. l. und vielleicht dd., während in D. E. I. K. N. Q. R. T. U.
c. i. p. r. n. w. x. z. das Obergewand oder ein sonstiger Gegenstand den Chiton an
der in Frage kommenden Stelle so bedeckt, daß man über seine Gttrtnng oder das
Fehlen einer solchen keine sichere Entscheidung geben kann, und v. und cc. unedirt
sind. Da, wie früher bemerkt, der Mangel der Gürtimg des Chiton als für Hera
charakteristisch angesprochen worden ist, war es der Mühe werth die vorstehenden
Notizen zu geben, welche ohne Weiteres die Irrthümlichkeit jener Aufstellung er-
weisen. Abgesehn aber von der Gürtung kommt der Chiton bei den Figuren der
Hera nnd Juno in diesen Reliefen, so weit sie dieses Gewand un verhüllt darstellen,
80 ziemlich in allen den Formen vor , in welchen er überhaupt bekannt ist : ohne
inael und ohne Überschlag oder Diplols (H. 0. a. d. g. k. z. und im Sarkophag
von Monticelli), ungeärmelt aber mit der DiploTs (A. C. 6. L. F. e. q. und viel-
leicht X.) und endlich mit größeren oder kleineren Ärmeln oder dem diesen ent-
sprechenden durch Spangen zusammengehaltenen Stücke versehn vor (B. F. K. M.
Q. R. 8. f. h. ff. gg. hh. ii. und vielleicht i.), ohne daß es möglich ist, in dem
Wechsel dieser Formen weder ein bestimmtes Princip noch eine Verschiedenheit
früherer oder späterer, also kuustgeschichtlicher Auffassung nachzuweisen. Schließ-
lich sei noch erwähnt, daß die Art des Obergewandes, welche sich bei dem Relief
N. (Parisurteil in Villa Ludovisi) so schön angewendet findet und welche oben vor-
sehlagsweise als Chlamys bezeichnet wurde, sich ähnlich wenigstens ein Mal, in dem
Relief 1. wiederholt.
Über die Attribute endlich, mit welchen die Göttin in den Reliefdarstellungen
insgestattet erscheint, ist nur Weniges zu bemerken. So zunächst der Umstand,
di£ in einer großen Anzahl von Reliefen, welche die sämmtlicben rein griechischen
ond die diesen zunächst stehenden umfassen, alle beigegebenen Attribute fehlen
(A.— H. K. P. b. e. h. — l. o. — cc.). In der demnächst folgenden relativ größten Zahl
finden wir die Göttin mit dem bloßen Scepter versehn (I. M. — 0. Q. S. a. c. d. f.
gee. gg. hh. ii.), welches, grade wie in Vasengemälden, meistens als hasta pura
»scheint (I. M. N. t). [freilich wohl fragraentirt] a. [fragmentirt?] d. f. hh.), dem-
Mst mit einem kleinen ornamentalen Knauf abgeschlossen (M. S. ee.), der gele-
gütlich durch einen größern ersetzt ist (Q. c. ii.), ohne daß jedoch auf diesen Unter-
^ed ein Gewicht fiele. Die schmale Spitze, in welche das Scepter in dem Relief
gH. auszulaufen scheint, müßte besser, als durch die vorliegende Zeichnung geschiebt,
^Itabigt sein, um bei der Frage, ob eine Lanze in Heras oder Junos Hand an-
S^ommen werden könne (s. oben S. 34 f.), in Anschlag gebracht zu werden.
Mit dem Scepter verbinden als zweites Attribut die Patera nur die beiden römi-
^ken Reliefe gg, und hb., während die ebenfalls römischen e. k. 1. ee. ff. Juno
DJit der Patera als alleinigem Attribut ausgestattet zeigen , so wie sie auch in der
Statue Cap. VI.No. 12 erscheint. Etwas häufiger ist der Göttin ihr heiliger Vogel,
142 II. DIE EBHALTENEN MONUMENTE.
manche zweifelhafte Heragestalt weggelassen^], während nur nach der dnen oder
der anderen Richtung hin Charakteristisches aufgenommen worden ist, wird sich
eine kleine Keihc von kunstmythologisch nicht unwichtigen Ergebnissen in gedrängter
Kürze ableiten lassen, welche sich, aus einem noch breitem Material abgeleitet, in
der Hauptsache schwerlich ändern werden.
Im Vorbeigehn möge zuvörderst auf die Thatsache aufmerksam gemacht werden,
daß Hera in Vasenbildern des an den strengen zunächst grenzenden großartig und
zierlich schönen Stils ungleich seltener nachgewiesen werden kann, als in denen
der späteren Stilarten , des völlig freien , reichen und üppigen , was ohne Zweifel
mit der Liebhaberei für den Gesammtgegenstand , in welchem Hera am häufigsten
erscheint, das Parisnrteil, in Zusammenhang steht.
Für das Schema aber, nach welchem die Göttin dargestellt ist, wird auf das
Sitzen oder Stehn derselben kein all zu großes Gewicht zu legen sein, wie das bei
Zeus allerdings der Fall ist (s. Bd. U. S. 183 f.j, weil das Sitzen der Göttin in
vielen Fällen nicht aus ihrer Würde und Hoheit, sondern aus verschiedenen anderen
Motiven abzuleiten ist und sich mehrfach bei anderen Personen derselben Vasen-
bilder wiederholt, so in A. C. D. E., während es mit dem Thronen der Hera in I.
seine eigene Bewandniß hat, insofern es sich hier um den von Hephaestos gefer-
tigten Fesselthron mit seinen unsichtbaren Banden handelt. Nur bei dem Bilde B.
und nächst ihm bei den Bildern F. G. H. endlich bei K., wo Hera neben dem
thronenden Zeus sitzend dargestellt ist, kann man in dem Sitzen eine Ansseiehnung
der Person erkennen und unter diesen Beispielen fällt wiederum das größte Gewicht
auf das Bild B., welches mit seinem in stattlicher Zierlichkeit gebildeten und auf
ein reich verziertes Bathron gestellten Throne vollkommen den Eindruck hervor-
bringt, den wir von mehren Reliefen erhielten, daß es sich um eine Ableitung der
Darstellung aus einem feierlichen Tempelbilde der Göttin oder gradezu um dessen,
für ein Parisurteil nicht eben besonders passende Wiederholung handele. Auch in
der Art wie Hera sitzt, da wo sie sitzend gebildet ist, kann man für ihre Person
charakteristische Momente nicht nachweisen.
Wohl aber giebt es dergleichen charakteristische Compositionen unter den Bil-
dern der stehenden Göttin. Die schon bei einigen Reliefen hervorgehobene Be-
wegung des Aufstützens der einen Hand in die Seite oder auf die Hüfte ist in den
VasenbiUlem, zumeist in U. und AA., demnächst in 0. und R., am wenigsten
sicher in T., mit Absicht wiederholt und zur Vergegenwärtigung heraeischen Stolzes
in ausdrucksvoller Weise verwendet, nicht minder deutlich spricht aus der Stellung
der Hera in Q. ein hohes Selbstgefühl der Göttin, welches, allerdings durch einen
leisen Anflug von Eitelkeit oder Gefallsucht etwas anders gefärbt, uns anch aus
dem Bilde Y. entgegentritt. Gemäßigt, aber immer noch fühlbar, finden wir den-
selben Ausdruck in 8. und etwa noch in W. wieder, wo im erstem Falle die Sdian-
Stellung der Person der Göttin dem neben ihr thronenden Zeus zu gelten scheint,
während es sich im andern Fall um ein Urteil des Paris handelt, vor welchem
Hera^) hier allein erscheint. Endlich hat die Gestalt der Hera etwas Prächtiges
a^ So I. B. die in der Elite cöramographique I. pl. 30 (ss Stackelberg, Grtber der Hel-
lenen iH . pl. ai = MiUingen. Vases Coghill 2h. 2: pl. 33 ,= Tischbein. Vaaea d'Hamillon.
ed Paris. III. Sh mitg(*theilten und auf Herrn betogenen Bilder.
b Sowohl bei Welcker, Alte Denkm. V. 8. 436, wie in den Denkm. d. a. Kunat 11
9. HERA IN VASENOEMÄLDEN FREIEN UND SPÄTERN STILS, IN GRAFFITI ETC. 143
OBd Imposantes noch in dem Bilde N., während sie in M. von anspruchslos«*
SchlichÜieit, in Z. die Stellung kaum recht charakteristisch ist und dieselbe in V.
eher etwas Schämiges und Bescheidenes an sich hat.
Von sonstigen bestimmten Bewegungen oder Stellungen ist wohl nur eine her-
vonEuheben, welche schon durch ihre Häufigkeit auffallt, nämlich das Erfassen und
Lfiften des Schleiers oder Gewandzipfels mit einer Hand (£. Q. S. V. Y. Z. AA.).
Obgleich nun diese Bewegung in den einzelnen Fällen von etwas verschiedener
mimischer Bedeutung ist, kann man doch, angesichts dessen, was in der archaischen
Kunst ging und gebe ist (oben S. 29) und sich in derjenigen der Blttthezeit wieder-
holt (S. 39 f.) , wohl annehmen , daß dieselbe den Vasenmalem als eine fUr Hera
charakteristische zugekommen und von ihnen nach Füglichkeit verwendet wordem ist.
Eünige Bemerkungen mehr werden über das Costttm der Hera in diesen Vasen-
bildem zu machen sein. Bei der schon früher mehrfach- erörterten Bedeutung des
Schleiers mag von diesem ausgegangen und hervorgehoben werden, daß die Göttin
in A. £. F. H. M. N. P. R. S. U. V. W. X. Y. Z. BB.) mit demselben ausgestattet
und nur in B. (? Fragment] C. D. G. I. K. L. 0. Q. T. und AA. ohne einen solchen
dargestellt ist, also in der entschiedenen Minderzahl der Fälle, wobei außerdem
bemerkt werden mag, daß diese Vasengemälde, wenigstens in der überwiegenden
Mehrzahl, verwandten Stiles, also in einer nicht sehr langen Periode entstanden
sind, während der Schleier sich bei Vasenbildern der relativ ältesten (A.) und der
spätesten (Y. — BB.) Stilarten findet. Die Art und Form des Schleiers ist nun
freilich in den einzelnen Bildem eine sehr verschiedene; wir finden das große
Sdileiergewand wie am Parthenonfriesc , d. h. das als Schleier über den Kopf ge-
zogene Himation in A. M. P., den drei frühesten V^asen der ganzen Reihe, dann
m eigenes , bald etwas größeres , bald etwas kleineres , aber offenbar immer aus
leichtem Stoffe bestehendes Schleiertuch in £. F. H. N. R. S. V. X. Y. Z. BB.,
während endlich in U. und W. sowie bei der kämpfenden Hera in der Giganto-
OkMhie Nichts übrig geblieben ist, als ein hinterwäi*ts aus einem andern Kopf-
schmuck herabhangendes Tüchlein, das vielleicht als Kredemnon bezeichnet werden
•kann.
Was diesen andern Kopfschmuck anlangt, ist, wie ähnlich .bei den Heraköpfen
b Mflnztypen, am häufigsten, ja in ganz überwiegendem Maße, wenn man einen
^Igemeinen Namen nennen soll, der Stephanos vertreten, der aber unter mannig-
fach verschiedenen Formen auftritt und in einer Anzahl von Fällen vielleicht gar
lüeht mehr mit diesem Worte bezeichnet werden darf, sondern gradezu als Kala-
thog anzusprechen ist. So ganz besonders in T.^), demnächst in B. und V., viel-
leicht auch in W. Einen eigentlichen Stephanos dagegen von Formen, welche mit
^fiitCD der Münzenköpfe in zum Theil auffallendem Maß übereinstinunen, trägt Hera
^ den Bildem A. 0. — F. I. 0. S. U. ; in A. ist derselbe grade so mit dem über
seinem hmtem Theile liegenden Schleier verbunden, wie in der bruttischen Münze
^^tafel U. No. 34, und diese Verbindung kehrt wenigstens m der Hauptsache in
^0'294 wird die Göttin für Aphrodite genommen, aber die Gründe, die Weicker für diese
wnennung beibringt, sind sehr schwach ; in den Denkm. d. a. Kunst wird dieselbe gar nicht
ttoiinrt.
<^) Strttbe a. a. O. steUt sehr mit Unrecht dies in Abrede und redet ganz verkehrt von
®^' gewöhnlichen Stephane.
H4
TT. Rie rrhaltknün monuhkntr.
V. wiedpr; ta K. vergleiche ilie Nuiiimeni '.i, i, IC derselben Tafi-I ; die oberen
Raiulornamentfl, welche aich immeDtlich in D. nnd 0. als oroporatelicDÜe ItUttcr oder
blatUrti^e Zacken behandelt zeigen. findeD ihre nUchste Parallele in den Mtluzen
31 — .13: das zinnenartige obere Randomament vod S., wenn dies in der Tischbein-
Bchen Zeichnung riclitig und genau wiedergegeben ist, nnd von Y., würde sich an
d&sjciiigu der MüDzcn 29 und :iO zunUchst aoBchliefien, nnd z\i den vegetabilischen,
antheinien artigen Ornamenten au der Mäche der Stephanui in D. E. 0. 8. T. hieben
die Mflnzen No. 6, 14, 22. zu dona aua Punlcton und Kreisen gebildeten Omaroeitte
der Stephanoi in F. U. W. die Mtlnson No. .1. 4, 24, 25, 2U, 31 die Analoga, so
daß eigentlich nur das Strahlen- oder Zackeuomamont in C. und R. (vergl. Z.) «ns
Münzen nicht belegt werden kann.
Neben dem Stephauos linden wir den als Ainp)-x zu bezeichnenden Kopfschmnck
der elelschen Mllnzc No. '15, den anch die Farnesische Bdslc zeigt, in dem Vasen-
bilde 0. wieder, während die hohe und zackige Stimkrone. welche die tiültin in
dem Bilde H. tragt, gleichsam zu der Stephane den Cberg.ing bildet, mit welcher
sie in N. P. Q. R. AA. und BB. geecbrnftckt ist und deren Form sich von der in
.Uarmorküpfen und MiluztTpcn gewöhnlichen in den meisten Füllen nur durch ein
blätter- oder zacken förmiges oberes Randornament unterscheidet . welches in AA.
am reichsten entwickelt erscheint, in P. sich in kleine ZSckchen zusammenzieht, in
N. durch ein rundes Ornament ersetzt ist nnd nur in BB. ganz fehlt. Dio Art
wie in N. P. BB. mit der Stephane der ächleier am flintorhaupte verbanden tat.
entspricht fast genan dem, was vir in den Münzen No. 35 nnd 36 der 2. MUni-
tafel finden.
Grade die vieiraehe Übereinstimmung der Vasenbilder mit den MUnzen hat
den Anlaß gegeben, den Hanptächmnck der Hera in den ersteren hier etwas näher
zu verfolgen . als es ohne diese geschehen wAre : deun schließlich muß nnn doeb
gosttgt werden, daß derselbe kaum in einer der Formen, in welcher er nachgeirifleoi 1
werden kann, als für die Qjtttin ctiaraktcristisch und nur ihr mit bewußter Abnefal J
von den Vasenmalem gegeben, gelten darf, diiß vielmehr fast jede einselne Fonn I
dieses llanptschmnckes bei einer ganzen Reibe von anderen GUttincn und i
weibliehen Personen in Vasonblldcrn wiederkehrt, was ohne starke Raumvcrschwcn-j
düng nicht in der gehörigen Anzahl von Beispielen nachgewiesen werden kann.J
aber im Einzelnen auch um so weniger nachgewiesen zu werden braucht. Je
ein Jeder, der einige Vaaenwerke dnrchblUttert , die Belege in Füll« selbst finilef
kann.
Auch über die Bekleidung der Hera in Vasenbildern ist nicht viel zu s
und in ihr am wenigsten wird man eine bewußte und beabsichtigte Cbaraktorii
der Oültin zu suchen haben; bcilanfig sei bemerkt, daß der Situation,
dieselbe sich vor Paris in den bctrelfendcn Vasenbildern befindet, nur ganz ei
Male, so besonders in U. durch die Entblößung der rechten Svhnltcr nnd BiJ
und vielleicht in Y. dnrch eine gewisse lippige Eleganz letchtstoffigrr Klrida
Rechnung getragen ist. Im Chrigen tritt uns ilio volleVe Bekleidung mit den
nnd dem Ilimation und die Beschränkung auf den bloßen Chiton in nngedlhr gl
vielen Beispielen entgegen; der Chiton ist bald geArnicIt, bald Jirmelltw, ohnel
!n dem einen oder In dem andern Umstand etwas Bestimmtes zu sueheii wira.l
meistens einen mehr oder weniger langen Cberüehlag (Üiplolai und iat Dorl
9. HEHA IN VASENGEMALDBN FBEIRN UND SPÄTEBN STILS, IN GRAFFITI ETC. 145
nahmsweise (in 0. S. X.) ohne eine solche gebildet. Irgendwelche bemerkenswerthe
Besonderheiten der Tracht liegen nicht vor.
Sehr gering endlich ist die Ansbente aus den Vasenbildem in Beziehung auf
die Attribnte der Hera, ja von solchen liegt im Grunde, ein Gemälde ausgenommen,
nichts Besonderes vor, am wenigsten Etwas, das Hera von anderen Göttinen aus-
smchnete. Denn nicht der Art ist das Scepter, welches sie nur in wenigen Aus-
nahmefällen (E. F. K. R. T. Z. AA. nnd vielleicht BB. [Brustbild]) nicht führt, wel-
ches aber anderen Göttinen grade so gut wie ihr gegeben ist und dessen verschieden-
artige Yeraerongen auch nur in den seltensten Fällen von bestimmter Bedeutung
sind. Sicher der Fall ist dies nur in B., d. h. in dem einzigen Gemälde, welches,,
wie schon oben bemerkt, in alle Wege den Eindruck einer dem Cultus nahe stehenden
Darstellung macht. In diesem Bild ist auch der Vogel, mit welchem Heras Scepter
bekrönt ist, entschieden nicht gleichgiltig oder zufällig, und' es ist nur zu bedauern,
daß man schwerlich mit Sicherheit bestimmen kann, ob in ihm ein Adler oder ein
Kukkuk*] gemeint sei, welchen erstem wir als von Zeus auf die Gattin übertragen,
slso Hera als Himmelskönigin charakterisirend wflrden auffassen müssen, während
der Kukkuk bekanntlich eines ihrer bedeutsamsten, auf den Upo^ Y^H^^^ bezüg-^
liehen Symbole ist. Auf die verschieden stilisirten Blumen, mit denen die Spitze
des Scepters meistens ausgestattet ist, einzugehn, lohnt nicht die Mühe, bedeutsam
sind sie in keinem Fall und lassen sich in ihren Formen bequem die eine aus der
indem ableiten, so daß auch die fast dreizackartige Gestalt derselben in H. und I.
gewiß keine besondere Bedeutung hat. Über die Ungewißheit, ob die Lanzenspitze,
in welche das Scepter in 0. aasgeht , richtig überliefert sei oder nur auf einem
Yenehn des Zeichners bemhe, ist schon früher gesprochen worden (s. Anmerkung 23] .
Fftr die Echtheit der Überlieferung und die Bedeutsamkeit einer solchen Waffe in
Heras Hand bei einem Parisurteil kann man natürlich die von ihr in der Giganto-
maeUe (Atlas Taf. V. No. 3 b.) geführte Lanze nicht geltend machen, wohl aber
leigen gewisse andere Scepterknäufe (wie in N. und etwa Q.), daß für einen
modernen Zeichner nicht eben viel dazu gehörte, um ein langgezogenes und spitziges
Seepteromament als Lanzenspitze zu versehn und als solche wiederzugeben.
Nächst dem Scepter führt Hera in diesen Vasen relativ am häufigsten noch,
obwohl an sich selten das Attribut der Phiale, sicher in G. und F.^j, vielleicht in
B., obwohl hier eine andere Variante der Überlieferung (s. Atlas Taf. X. No. 1. a.)
die Phiale durch den Apfel (Granatapfel?) ersetzt und es nicht unbedingt feststeht,
ob nicht das Eine wie das Andere lediglich moderner Restanration und VermuÜiung
verdankt wird«).
Alle weiteren Dinge, welche der Göttin beigegeben sind, sind nur scheinbare
Attribnte, so der vielleicht zum Geschenke für Paris bestimmte Kranz, den sie in
B., der Spiegel, den sie, sich schmückend, in £. in der Hand hält, und der schon
a) So nennt den Vogel ohne Bedenken Welcker, Alte Denkm. V. S. 410 No. 61.
b) Die Meinung, hier sei ein Kudien (^aiAi^Xioc icXaxou;), nicht eine Phiale gemeint,
'•HilUngen, Anc. uned. Mon. I. p. 48 und Welcker a. a. O. S. 397 und 411, ist gewiß unhaltbar;
*ttch in G. ist die durch ihren Omphalos vollend unzweifelhaft charakterisirte Phiale ver-
^•nnt worden, s. Welcker a. a. O. S. 398, aber schon lange von de Witte, Ann. deir Inst. XVII.
^- 166 richtig bestimmt.
c) Vergl indessen Welcker a. a. O. S. 410 Note 28.
OTerbeek, KanBlmythologie. III. lO
HG
II. niK I
M.TriNKN MOST!
frUlier (oben ä. 35) «rwilLiite Liiwe, d<>ii sie m M. trägt uud wi'ldier in dieaem
Falle augenadieinlich und sicher mir ein Symbol der Herrschaft iat. welche Hera
dem Paria bietet, wie Atiiene in dem Helme KriegHrnhm uud Aphrodite in dem auf
ihrer Uaud hockenden Eroe Liebe '^), und welcher folglich ein Attribut der Hrra
bcHten Falles nar in aehr im eigentlichem Sinne heißen könnte.
Und Honiit bleibt als ein besonderes Attribut nur der in dem mehrfach als ein
von allen anderen vorachiedenes li er vorgehobenen Vasenbilde B. neben dem Throne
der Uara angebracht« Piuither übrig, der aber, so oft er eimtt voi-komint und so
uuzweifelbart seine Uoutuiig in vielen anderen Fällen sein mag . zn Hera gesellt
nur in dieseni einzigen Falle ei'sciicint nnd in eben diesem vereinzelten V'orkonmieii
bither eine ausroiehenOe Erklärung noch nicht gefiinilen hat.
arailj^
1. Graffiti.
Die Zalil der auf Hera bezüglichen, kunatcuytbologiseb zu verwertlienden Qi
ist eine uelir geringe ; denn von den zablreluhoo auf das Parisurteil bezQglicJien
oder bezogenen Darstellungen''), als der Hauptfundstätte, können hier nur ganz
einzelne in Frage kommen, weil die Mehrzahl die Göttineu der Situation nnd ihrer
etrnskiachcn Auffassung gemäß in einer Weise (nuckt oder fast nackt n. a. w., zbt
Anselmuang bringt, welche mit ihrer normalen Gestalt und Eracheinungaweisc Nieht«
zu thun hat, wäbreud andere Bilder zn roh nnd unbedeutend sind ;bii z. li. snliun
das unten unter d. angefUbi-t«) , um Berücksichtigung zu verdienen. Außerlialb
dieses Kreises aber sind Darstellungen der Hera [Juno) in GrafQti ganz selten,
(.ienannl mögen werden :
a. CiaU. Fniisuttcil, Man. deU' Iiut. Vol. Till. Uv. 39—30°). S. Atlu Taf. X. No. tb
h. Spiegd. IH-BgUichcn, Gerhard, Etnukiwhc Spiegel II. T>f. !84'<). S, AtU* Itf. X.
No. 1».
c. „ „ Gerhard n. a. O- Taf. ISG.
d. ,. ., Gerhard a. a. O. Taf. IST von Nußerster Roh>ieit.
e. Ciata. rayohostiiic [>), die in Rede stehende Figur inictiriftlkh aU IVNO
Mon. iJell' Inst. Vol. Vi. tav. 51'}.
f. Spiegel. AuaBJlhnung de» Herakles mil Hera, mit den BeiBchtiften IVNO, lOVE I,
HERCELE, Gerhard a. a. O. Taf. |.|7.
n- „ HeraklpB an Ilerna Brust geilluftt, Gerhard a. n. O, Taf. ISG.
Von diesen Gestalten kann am meisten diejenige in a. darauf Änsprueh machpu.
als eine normale Hera zu gellen, deren Stellung, Befangenheit ausdrückend, aller-
dings durch die Situation (das Farisurteil) beeinflußt ist, aber doch nicht nriir
und in keinem anderen Sinne . als dies z. B. auch bei der Hera in dem nMofii
Lodovisisclien Relief (oben 8. 135 N.t der Fall ist. Im übrigen frhlt r» Ar
weder an matrtmaler Würde noch an Prfiebtigkeit der Erscheinung, auf wette
B) Tcigl. Welckor b. a. O. S. 3tls.
h| Gerhard, RtriukUcbc SpicRcl tl. TaC. 1S4 — IIIS, Über die Metallapiegcl ämt^wA"-
Alihli, der betl. Akad, von l)tS(i. S. 4T2 No. 2'ä'i — 31(1, vergl. noch Wuli^ker. Alte Denk*. T
AtU* IW. i,
3b«Mil3BP
Cl Vcrgl. ConeiUbile, Ann. delL' Inst. *on ISliß p. 3h', aqq . SchAno
rfl) 'Auch Ann. doli' Inal. von 1^32 Uv. d'agg. F.
) Vergl. OTimaldi-Oargallo, Ann. dtU' loit. von ISGI p. 151 aqq.
mi
9. HRRA IN VASBNOEMÄLDIKlIf FREIEN UND «PATERN STILS. IN GRAFFITI 'ETC. 1 47
indessen, iü sofern sie sich in ^ter tefch^ Stickerei ihfes Gewandes anssprictit, Icein
sonderliche Gewicht rä legen ist, da atich die Qewänder ihrer Rivalinnen reich
gestickt sind; anch das Muster dieser Stickerei, fliegende Vögel, kann schon des-
halb nicht als fttr die Oöttin bedentsam gelten, weil es sich am Gewände der Aphro-
dite wied6l*liolt. Vor dieser ist Hera durch ein mit einem Anthemion gekröntes
Seepter tind dnrch einen, in seiner Art allerdings nicht klaren Schmuck des Haares
(AmpjTxT)^) ausgezeichnet, während Aphrodite hier das Hinterhaupt verschleiert zeigt.
Der Vogel, der neben Hera fliegt, nicht aber von ihr auf der Hand getragen wird,
wie Conestabile a. a. 0. p. 36S meint, kann ganz gewiß kein Kukkuk sein, wofttr
der Genannte ihn ausgeben möchte, eher möchte man eine Gans erkennen, für
weldie ifaii Heibig gehalten hat; er ist aber auch dazu nicht wesentlich genug von
den Vögdn (Tauben?) unterschieden, welche zu zweien der Aphrodite beigegeben
sind. Attributiv zur Hera ist er gewiß gemeint, wie die Eule zur Athena und
die Tauben zur Aphrodite, aber bestimmt charakterisirt ist er schwerlich zu nennen.
Neben dieser Figur ist zunächst diejenige in b. als eine solche zu nennen, bei
welcher dem Z^chner eine klare Absicht, Hera zu charakterisiren , zugeschrieben
werden kann, insofern er sie der fast ganz entkleideten Aphrodite gegenüber in
ein weites mit Stickerei verziertes- Himation gehüllt darstellte und vor jener und
der Athena durch eine größere und prächtigere, mit aufrecht stehenden Blättern
▼enierte Stephane auszeichnete. Ob in der Art, wie Hera den ganz eingehüllteu
linken Arm auf die Htlfte stützt, ein Zug ihres Stolzes und ihrer auch in dieser
Uge gewahrten Würde angedeutet sein soll , mag dahinstehn , insofern diese Be-
wegimg bei def hier gegebenen Gewandung natürlich und künstlerisch beinahe ge-
boten war , um den Arm nicht ganz verschwinden zu lassen.
Bei dem sehr rohen und häßlichen Bilde c, in welchem zwei der Göttinen
(doch wohl Hera und Athena] , wie in dem Bilde d. Hera allein, den Kopf mit einer
Art von phrygischer Mütze bedeckt haben, ist lediglich der (Jmstand hervorzuheben,
daß Hera thronend oder als von ihrem rdch verzierten Thron aufgestanden dar-
gesteUt ist, worin ein Hinweis auf ihre königliche Würde gewiß gegeben, ein ent-
fenter Nachklang aus Cultusdarstellungen der Göttin aber, wie bei einigen Reliefen
(besonders Q. R. R^] und Vasengemälden (besonders B.), vielleicht anch noch zu
erkennen ist. Von der noch rohem Darstellung in d. ist Nichts zu sagen, denn
der Umstand, daß Hera sich hier auf eine niedrige Säule lehnt, hat schwerlich
^e tiefere Bedeutung , da auch Aphrodite gegenüber an eine solche gelehnt ist ;
^ ist dies nur ein Auskunftsmittel, um die durch das Rund der Spiegelfläche be-
^in^ gelehnte Stellung dieser Figuren zu motiviren.
Die IVNO in e. ist durch die fast männliche Art der Kleidang (Chiton und
Bimation) auffallend, im Übrigen eine ganz schlichte, wenig bedeutende Figur, in
der man die Oöttin schwerlich suchen würde , wenn sie nicht durch die Namens-
^^hrift bezeichnet wäre. Dasselbe gilt von der IVNO in f. , bei der jedoch immer-
^% der Parallele zu einigen Reliefen und Vasenbildem wegl^n, auf die Bekleidung
^t einem emfachen, ärmellosen Chiton mit Diplols hingewiesen werden möge. Die
Bera in g. aber endlich unterscheidet sich in jeder Hinsicht so sehr von allen nor-
a) Entschieden mit Unrecht spricht Conestabile a. a. O. p. 366 von einer »Stephane
^^ sul capo e lo scettro terminato in punta di lancia« etc.
10»
148 . n. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
malen Darstellnngen der Göttin, daß man sie nnr ans dem dargestellten Gegen-
stand erschließen kann, sie aber für kfinstlerisch ganz irrelevant erkUüren muß.
3. Wandgemälde und Mosaiken.
Aach auf diesem Gebiete bilden die Darstellnngen des Parisurteils die Hanpi-
fnndstätte für Gestalten der Hera; sie stehn in der folgenden Liste voran und
ihnen sind die wenigen anderen Darstellungen angefügt.
a. Wandgemälde in Pompeji, Heibig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte
Campaniens S. 277 No. 12S5»). S. Atlas Taf. X. No. 26.
Heibig a. a. O. No. 1266. Unedirt. S. Atlas Taf. X. No. 23.
Heibig a. a. O. S. 275 No. 1282. Unedirt, die Gruppe der Oöttinen
sehr zerstört.
aus Pompeji im Museum von Neapel, Heibig a. a. O. No. 1 2S3. Unedirt.
in Pompeji, Heibig a. a. O. S. 276 No. 1283b., abgeb. in desaen AtUs
Taf. 16.
C. ,, aus den Nasonengräbem , abgeb. hei Bartoli, I sepQlcri dei Nasoni
tav. 34 b).
T}. , , in Pompeji , Heibig a. a. O. No. 1 284 , abgeb. im GKomale degli scavi
von 1861 tav. 9. S. Atlas Taf. X. No. 2773).
%. Mosaik aus Siebenbürgen, abgeb. bei Ameth, Archäolog. Analekten Taf. 16 (Sitaungt-
berichte der wiener Akad. Bd. VI. 1851).
ß.
if
T-
f 1
5.
>i
e.
»»
t. Wandgemälde aus Pompeji im Museum von Neapel, Zeus und Hera (vergl. unten
Cap. XI.J, Heibig a. a. O. S. 33 No. 1 14«). S. Atlas Taf. X. No. %S.
%. ,, in Pompeji, die zwölf Götter, Heibig a. a. O. S. 5 Ko 7, abgeb. Ann.
deir Inst, von 1850 tav. d'agg. K,^),
X ,, in Pompeji, Einzelfigur, Hera nicht ganz sicher, aber sehr wahrschein-
lich, Heibig a. a. O. S. 46 No. 160, abgeb. Mus Borbon. IX. tav. 21 «) t*) .
JA. Wandgemälde in Pompeji, Büste der Hera, Heibig a. a. O. S. 46 No. 159.
V ,, ,, ,, Maske der Hera, Heibig a. a. O. S. 47 No. 167, abgeb
Mus. Borbon. XIV. tav. 44.
5. Wandgemälde in Pompeji, Attribute der Hera, Heibig a. a. O. No. 163
0. ,, ,, ,, deRgleichen, Hclbig a. a. O. No. 164.
•r. ,, ,, ,, desgleichen, Heibig a. a. O. No. 165.
0. ,, ,, desgleichen, Heibig a. a. O. No. 166.
a. ,, aus Herculaenum im Museum zu Neapel, desgleichen, Heibig a. a.
No. 168.
T. ,, in Pompeji, desgleichen, Heibig a. a. O. No. 169.
u. ,, ,, ,, desgleichen, Heibig a. a. O. No. 169 b.
a) Abgeb. Mus. Borbon. XI. tav. 25, Rochette, Choix de peintures de Pomp^i pl. 1 f.
vergl. für weitere Litteratur Heibig a. a. O. in der Anmerkung.
b) Wiederholt bei Montfaucon, Ant. expl. I. i. pl. 113. 3, Miliin, Gal. myth. pl. 147
No. 637 u. in m. Gallerie heroischer Bildwerke Taf. XI. No. 2.
c) Für weitere Litteratur und andere Abbildungen vergl. Heibig a. a. O. S. 34 Aww
d) Für weitere Litteratur s. Hclbig a. a. O. in der Anmerkung.
e) Wiederholt in den Dcnkm. d. a. Kunst 11. No. 795, außerdem in Brauns VorucJ»*''^
der Kunstmythol. Taf. 31, vergl. zur Litteratur Helhig a. a. O. und besonders Wie^eler lu <!<«
Denkm. d. a. Kunst a. a. O.
9. HKRA IN VA8£NG£MÄLDKN l^'REIEN UND 8PÄTERN 8TIL8, IN GRAFFITI ETC. 149
Die erste lliatsache, welche sich bei der Überschau über diese Bilderreihe
aufdringt, ist die überwiegende Häufigkeit des Sitzens oder Thronens der Hera
auch in solchen Bildern, in welchen, wie in den Parisurteilen, sich dasselbe aus
der Situation und der dramatischen Handlung nicht herleiten läßt. Wir sind einer
ähnlidien Erscheinung auch auf den Gebieten der Vasenmalerei und der Relief-
bildnerei begegnet (Vasen B. F. G. H., Reliefe Q. R. R^), aber nirgend tritt sie in
dem Maß auffallend hervor, wie bei den Wandgemälden, welche unter sieben
Parisurteilen nur eines, >]., dem sich das späte Mosaik &. anschließt, mit einer
stehenden Hera aufzuweisen haben, während in den übrigen wenigstens einige Male
der Sita der Göttin mit einem Nachdruck behandelt ist, welcher sehr bestimmt auf
dne Herleitung des Typus aus einer von dem Parisurteil weit seitab liegenden
Qaelle hinweist. So ist der große und breite Lehnsessel der Göttin in a. feierlich
and prächtig mit reichlichen Decken oder Teppichen überhängt, in ß. ist derselbe
aU ein steinerner , Thron charakterisirt , aber auch in e. (y. ist sehr zerstört, S.
nicht genau genug bekannt] wenigstens nicht als ein leicht tragbarer Sitz, von dem
ach annehmen ließe, er sei von der Göttin mitgenommen oder ihr nachgetragen
worden. Nur bei C; ^Ut auf das Sitzen der Hera kein Gewicht, weil die sonst
neben ihr und zwar stets zu ihren beiden Seiten stehenden zwei anderen Göttinen
hier ebenfalls sitzen, alle drei aber nicht auf Thronen, sondern, wie es scheint, auf
emer natürlichen Erderhöbung. Jene Throne in a. ß. e. dagegen lassen sich nur
mit denen in den genannten Reliefen und in dem Vascnbilde B. vergleichen, sie
verleiben der Gestalt der Hera, hier wie dort, den Charakter eines Caltusbildes,
welcher mit der im ganzen Gemälde vorgestellten Handlung sich kaum recht verträgt,
dagegen fAr die Macht des Eindrucks, welchen das einem andern Kreise angehörende
Vorbild gemacht haben muß, ein um so lauter redendes Zeugniß ablegt. Der Cha-
rakter der Feierlichkeit und Prächtigkeit, welchen die Throne hervorbringen, wieder-
bolt sich durchaus, ja wird wesentlich verstärkt in der Gestalt der Göttin selbst
in den meisten dieser Bilder, von denen nur einige, so besonders a., in der ver-
schämten Haltung der Göttin ß., in ihrer fast verdrossenen Miene der Situation Rech-
nung tragen, und besonders durch ihre, wenn auch in den einzelnen Darstellungen
verschiedene, so doch fast ohne Ausnahme reichliche und prächtige Gewandung,
Welche sich auch in den im Vorstehenden noch nicht ausdrücklich erwähnten Bildern
t- X. X. wiederholt, von welchen das letzte, die Einzelfigur einer mit der größten
Wahrscheinlichkeit als Hera zu betrachtenden Göttin, trotz decorationsmäßiger Be-
handlang in alle Wege nur als ein Cultustypus gelten kann. Der Schleier, welcher
hier als ein eigenes, schon durch die Farbe und durch die Art seiner Faltenbewegnng
von den übrigen Kleidern der Göttin unterschiedenes Gewandstück von ihrem Haupte
lüederwallt, wiederholt sich mehr oder weniger übereinstimmend, d. h. bald größer,
bald kleiner, auch so wie in den späten Vasenbildem U. W. X. (s. z. B. C.)> in den
^arisurteilen a. ß. (e?) C. r^, und bei i., also in der Mehrzahl der Fälle, in Über-
einstimmung mit dem, was in der spätem Kunst bei Reliefen und Vasengemälden
zu beobachten gewesen ist.
Als weitem Hauptschmuck der Göttin finden wir in bei weitem der Mehrzahl
dieser Bilder die auch in anderen späteren Kunstwerken gewöhnliche Stephane (a.
P- ; if. zerstört, h, e (?). C* r^- 0- i- (i^*) ; sie ist in x. durch Bekränzung, in X. durch
150 Q. DIE EMHALTESnSS MOJfUMESTE.
eiaeB kalalfaosaitigeo aber sehr niedrigen Slq^luuMW^ eraelil, wnirhgr m selireii
Mfinzeii^ BeliefeD mod VaaeBbüdera sdne adu* oder wevger gcatie« hmalnptm
findet nnd deshalb gewiß am wenigsten im Stande ist, die Bedentnng Oma Flgnr
als Hera zweifelhaft zu machen. Bei der Heramaske v., dem Bedenteag dnreb
den ihr beig^ebenen Plan unbezweifelbar ist, finden wir als HanptachBiack eiae
zackige Krone, welche sich unter den die Attribute der Gdtün TUsimmfiButcllendcn
Bildern ;. — •>.; in 3. und t. wiederholt und den Schmnckstfieken in den Yaaen-
bildem M. Q. X. AA. wenigstens sehr verwandt ist.
Von Attributen ist nicht Vieles zu bemerken; in &iügmk Kldem («. i. i. |^^
fehlen sie ganz, in anderen ß. e. C- x.. sind ne auf das blofie Scepter besehlinkt,
dessen Bekrdnnng in C- durch ^e Lanzenspitze, obgleich diese sich in einen
rdmischen Kunstwerk ans der Beligkm der Juno Curitis ohne Mihe wird» er-
klären lassen, doch in der alten Abknldung kaum hinreichend Terbfiift eischeiBl,
um angenommen zu werden, um so weniger, da sie sieb auf den Soeptnr der
Aphrodite wiederholt, und welche för ähnliche Votkommnisse in anderen, und
zwar griechischen Kunstwerken (s. oben 8. 34 f. u. S« 145), auch wenn sie
wirklich vorhanden sein sollte, als specifisch römisch nicht in Anschlag gdmeht
werden kann. Mit dem Scepter verbindet sich in dem Bilde X., ganz seinem hiera-
tischen Charakter gemäß, die Phiale oder Patera in oder auf dei^ rechlen Hand
der Göttin, welche, das mu£ man zugestehn', von etwas ungewöhnlicher nnd von
der besonders durch den Omphalos charakterisirten griechischen Form der Phiale
abweichenden Gestalt ist, aber doch nimmer als etwas Anderes, denn als eine flache
Schale, am wenigsten als ein Korb gelten kann, ftlr den sie £. Braon^) ausgeben
möchte. In den Attributbildem [i. — o.) finden wir durchgängig den Pfau,
in der Einzahl, in x. und o. paarweise vor einen zweiräderigen Wagen ge^annt,^
in welchem in x. die Zackenkrone und das Scepter, in u. nur das Scepter liegte
Sonstige Attribute kommen nur vereinzelt vor ; so finden wir in dem Bilde s. einenx
mit Wolle gefHIltcn Kalathos, das bekannte, aber für Hera oder Juno sehr
wohnliche, wenngleich begreifliche Symbol der Hausfrauenarbeit, an welchem
königliche Scepter lehnt, und in dem siebenbürger Mosaik &. ist Hera außer
einem Scepter mit jenem FfÜlhom ausgestattet, welches bei den frflher besprochenenx^^x^
Bronzefigaren nicht selten ist, deren in älterer Zeit kaum recht genOgend festgesteUt(»J:Uc
Beziehang auf Jane ausser durch die schon (S. 127 No. 1 1) erwähnte Mflnze der Sabina^
welche die Jano Regina mit Patera und Ftlllhom versehen zeigt, nun ancb
diese, allerdings späte, dennoch aber ganz unbezweifelbare Junofigor gestfltst wird..
Bei dieser Figur aber ist das FüUhomattribut ntn so wichtiger, weil sie der
Kunst angehört, bei welcher wir eine gelehrte Absonderlichkeit kaum vo
dürfen, der also eben dies Attribut als solches der Juno bekannter gewesen
a) So nennt da« ScbmuckstOck auch Wieselor. su den Denkm. d. a. Kunst a. a. O.
modiutartige Krone« sagt Heibig a. a. O., was dem Wesen nach auf dasselbe hinauski
b) Vorschule S. 19: »der flache Korb, den sie auf der Rechten hilt, gleicht dem
rltbe, das ihr Haupt scbmUckt, auf das genaueste«; dies »Geräth« aber nennt Braun
»Fruchtmaß« (Modius) und beide Stücke sind sicherlich als aus Metall, nicht, gleich
Korbe der Demeter bei Braun a. a. O. Taf. 29 als aus Flechtwerk bestehend ohank
Vergl. auch Wieseler und Heibig a. d. aa. Oo.
9. HERA IN VA8£N6£MÄLD£N FRB1£N UND SPÄTEBN STILS, IN GRAFFITI KTO. 151
iiui£, als es mis in sicheren Beispielen ist, wenn sie zu ihm anstatt etwa zum
Pfau griff, um die Göttin für ihre Beschauer sicher zu bezeichnen.
Über die persönliche Charakteristik der Göttin in den Wandgemälden- endlich
lai sehon deshalb nicht yiel zu sagen, weil, abgesehen von zerstörten, nachlässigen
und unbedeutenden Bildern (y. 6. ft.), die Figur nur in einer Ibeschränklen Anzahl
derselben zur ktlnstlerischen Entwickelung gekommen ist, während sie in anderen
entweder ymi anderen Figuren wenigstens zum Theil verdeckt wird (tj.) oder in
den Hintergrund gerückt und deswegen höchstens dem gesammten Schema nach
von einiger Bedeutung ist (s. C-)- ^^ ^^i* ^^ besseren und eine Kritik im Ein-
zelnen zulassenden Bilder anlangt, ist auf die theils würdevolle und stolze (beson-
ders in 7].)> theils schämige und stille Haltung der Hera (in a. ß.^ demnächst i.)
schon oben hingewiesen worden, so daß hier nur noch im Allgemeinen die edle
MatEonalität dieser Gestalten hervorgehoben werden möge, welche hier (in >]., dem-
Didist u> vergl. endlich die Maske v.j üppiger, dort (a. ß.) ernster gehalten ist.
Im Ko^ der Göttin kann man schwerlich einen andern Zug als charakteristisch
und von den KünsÜem betont bezeichnen, als die großen und dunkeln Augen, in
denen nadi dem früher Ausgeführten die ßowiri^ 'HpY] erkannt werden muß. Sie
und am auffallendsten und in der That mit allem Nachdruck durchgebildet in i.*),
kanrn minder entschieden erkennbar aber in tj. und in der Maske v., auch in ß.
sehwerlich zu längnen, so daß eigentlich nur das Bild a. dieses hervorragenden und
luuiptsflehlichen persönlichen Charakterzuges der Göttin entibehrt.
ZEHNTES CAPITEL.
Die nach einselnen Culten modifloirten Darstellungen der Hera und Juno.
*AXXd [jidtxatpa %td, itoX'j(6vüfjie , irafjißaalXeta
Orph. hymn.
Alles was in dem entsprechenden (12.) Capitel der Eunstmythologie des Zeus (Bd. H.
S. 205] einleitend über den Mangel an Beständigkeit gleichbenannter Typen sowie
über die Schwierigkeit und theilweise Unmöglichkeit gesagt ist, zu überlieferten Bei-
luunen des Cultus die entsprechenden künstlerischen Gestaltungen und andererseits zu
in Kunstwerken vorliegenden besonderen oder durch besondere Attribute ausgezeich-
neien Darstellungen die entsprechenden Beinamen nachzuweisen, ohne in Willkür und
Spielerei, etymologische und sonstige, zu verfallen, dies Alles gilt in gleichem Maße
^ Hera wie für Zeus und für andere Gottheiten und soll daher hier nicht wieder-
^Jt werden. Zwischen den auf Zeus (Juppiter) und den auf Hera (Juno) bezüg-
lichen Monumenten ist hauptsächlich nur der Unterschied , daß, während dort eine
•
immerhin nicht ganz unbedeutende Menge von mit Beinamen versehenen Typen vor-
^^den ist, hier nur eine überaus bescheidene Anzahl von dergleichen nachgewiesen
a) Vergl. Heibig, Ann. deH* Inst, von 1864 p. 27 »la vora ^oa>7ric«r.
1&2
II. DIB EBHALTEMEir UOKDHEMTE.
wLTiiuii kaaa, unter d<!Dcii wietlerum die griuobUchnD gegen die reimischen dureliauK
in doD HiDtergrund treten. Jn os ist dies in dem Grade der Kall, daß wenn von
der Tcleia abgesehn wird, über deren wahrscli ein lieh praxiteüschen Typus seines
Ortes (oben 8. 54 ff.] sattaam geredet worden ist. von mit beatimmteu Beinamen
versehenen HJcheron Gostaltiingen der Hera die einzige
LakiniH
llbrig bleibt, deren in Mlinzcn und in der venctianer Büste vorliegender Typns.
schon früher (S. Ö I und S. 1 U'2 f.) nachgewiesen wurden ist, so daß hier nur einige
Bemerkungen inabesondere über die den Stephanoii oder die Stephane dieser Göttiu
sehmUckenden Greifen nachzutragen sind,
(Iber die in Frage kommenden Münzen hat der Herzog von Luynes*) gehan-
delt, doch sind seine Bemerkungen für den hier allein in Rede stehenden Punkt
deswegen gleichgillig, weil er, wie auch Andere die Greifen verkannt und für
Pegasen gehalten hat, so wie sie Aveilino und Friedlaender*') für Hippokampen
hielten. Dem Hersog von Luynes hat sich in Betreff des Ornamentes im Btephanos
der Lukinia auf unteTitalischon Münzen Lenormant '^j angeschlossen , von dessen
Bemerkungen also Hchon aur diesem Grund ebenfalls abznsehn ist. Richtig erkannt
hat die Greifen zuerst Cavedoni''), welcher denn auch fUr die Verbindung de«
Greifen mit Hera insgemein einige, wenn auch meist wenig erhebliche Thatsachen
anführt, zu denen als sicherste un<l bedeutendste eben das Vorkommen des Greifen
in dem Hauptsohmucke der Lakinia gehört, ohne jedoch den Gründen dieser Ver-
bindung näher nachzugehn. Einen SehritC weiter gegangen ist neuerlich Stephani.
In einer sehr ausführliehen l'nte rauchung über das Vorkommen des Greifen in Schrifl-
und Kunstwerken der Alten") und über seine;) Charakter, als deren Hanptresnltal
die Cnbezfthmbarkeit, Wildheit, Kampflust und Stärke dieses Fabelthiercs erscheint,
hebt Stephan! hervor, daß Her» and die italische Juuo in mehren ('allen ein ge-
walttliKtiges kriegerisches Wesen zeige, und auf eben dieses Wesen der Göttin fnhrl
er [a. a. 0. 8. S9) ihre Vorbindung mit dem Greifen zurilck, welche er insbesondere
durch die auch von Cavedoni '] beliandelte Combinatiun des Greifen auf dem Kevera
mit dem Kopfe der kriegerischen Juno Lauuvina auf dem Avers der Münzten dei
Gens Papia belegt, ohne dabei der Hera Lakiuia zu gedenken. Nun ist uns frei-
lich ein vorwiegend kriegerischer und ungestümer Chai'akter der Hera Lakinia nicht
bekannt, allein wenn uns für sie elucrseitx der Beinamen ' OnXo3|jL<9 Uberhefert wird';,
während sie andererseits von der Hern vuu Argos abgeleitet wird, in deren Wesen
und Cultns Klemento dos Kriegerischen und Bitterlichen nicht fehlen*', so wird
1 die ZurOckfUhrung ihrer Verbindung" mit dem Greifen ;
ai' artige Klementa
n| Etudes numiamBtiquM p. 22,
b) A*elIino, Opuitcol, II. p. 131. Ktiedlneuilei . Die
Anmerkung 58,
c| Nouv. gal. mylh, p. 711 lU pl. XI, No. c— ^,
J) Su^io di oHCTvai. i. le mcdoglie dl fam. Kum. Mod. IS2'I N<
In«, von 1639 p. .■»!*.
p. arc!>. Ji; St. PuH
MUi
o| Cumptn-rondu Uc U
t) Aiinali n, *. O. p. 30^.
g) Lykophron Alex. v«. 8äs.
b] Vergl WHcket. Alte Dciikm, IIl. tl.
OlUch, Mythul, 2. Aull I. S 131.
t l'nunee I«ft4 S. MI I
iriedi, UöttEtl, I. 8. ;
1 0 . NACH EINZELNEN CULTEN MODIFICIBTE DAB8TELLUN6EN DER HERA U . JUNO. ] 53
in ihrem Charakter nicht anwahrscheinlich finden können nnd vielleicht auch be-
rechtigt sein, ans eben diesen Charakterelementen, welche in der That bedeutender
hervorgetreten sein mögen, als wir nachweisen können, den künstlerischen Typns
der Göttin absaleiten, welcher nns ans dem Gepräge der unteritalischen Mflnzen
en^egoitritt und welcher sowohl in den Zügen des Gesichtes wie in dem reichen
und aufgelösten Haare etwas Festes, Trotziges, fast Wildes hat, das seinerseits
mit dem Charakter des Greifen in der vollsten Übereinstimmung steht.
Auf andere griechische Cultustypen und ihre Ausstattung mit bedeutsamen
Attributen kann man nur schließen und ebenso über den Sinn vorkommender un-
gewöhnlicher AMbute nur Vermuthungen aufstellen, wie dies im Verlaufe der
firüher^i Capitel sei^ies Ortes geschehen ist. Nur ganz einzeln scheinen mit grie-
chischen römische Cultustypen zusammen zu treffen, welche sich dann gegenseitig
arliatem oder Parallelen zu einander bieten; so außer bei der Hera Teleia und
Juno Ptonuba bei
Hera Eileithyia und Juno Lucina.
Der Name und Cultus der Hera EUleithyia wird uns aus Argos bezeugt*),
ohne daß dabei jedoch von ihrer Darstellung oder Attributausstattung die Rede wäre,
dem das angeblich mit dem Attribut einer ehernen Scheere versehene argivische
HerabUd^) wird nicht als Eileithyia bezeichnet. Dagegen sind die Attribute« von
Bogen und Faekel, welche das Heraidol auf der berliner lovase in den Händen
bllt, oben S. 19 als für eine Hera Eileithyia passend näher besprochen, und es ist
daselbst achon kurz darauf hingewiesen worden, daß, wie Eileithyia in Aegion in
Achaia, so auch die römische Lucina mit dem Attribute der Fackel vorkomme.
Nicht freilich in ihren gewöhnlichen Darstellungen in Mttnziypen, auf welche dem-
Diehgt zurückgekommen werden soll, wohl aber in dem Relief an einem römischen
Orabdppns im vaticanischen Museum^) (s. Atlas Taf. X. No. 24), welchen Brunn ^)
oliwr besprochen hat. Er geht dabei von der Beziehung der Juno Lucina auf die
Kalendm und das Wiedererscheinen der Mondsichel am Anfange des Mondmonats*)
*9B ottd leitet die Fackel in der Hand der Relieffigur zunächst aus dieser Licht-
luitor der Göttin ab , welche die Griechen mit '^Hpa <pu>acpopoc übersetzten ; weiter
Aber verfolgt er den Zusammenhang des Mond- und Monatswechsels mit dem weib-
lichen Geschlechtsleben, mit Menstruation und Geburt, und stellt nicht in Abrede, daß
OHB mit Recht die Juno Lucina, wie gewöhnlich geschieht, als die Göttin bezeichnet,
quie producit in lucem partus, nur daß mit Varro (de L. L. lU. 69) hinzuzufügen
ist: exactis mensibus. Aus diesen beiden Momenten nun wird sich sowohl die
Faekel in der Hand der Göttin wie das von ihr im Arme getragene und wahr-
schcanlich (denn ganz unzweifelhaft ist dies bei der mangelhaften Erhaltung des
3^^ nicht) an ihrer Brust gesäugte Kind ohne Zwang erklären lassen, während
>) S. oben 8. 19 Note c
b; S. oben S. 9, 11 und 34.
^) Bescbreib. RotnA II. ii. S. 86 ; im 29. compartimento des Mus. Chiaram. als Stütze
▼on dem jetjt mit No. 730 bezeichneten Friese.
^) Ann deir Inst, von IS 48 p. 432 sqq. mit tav. d'agg. N. ; vergl. Preller, Rom. Mythol.
'^^^ Qiit Note 1 und Stephani im Conipte • rendu de la comm. imp. aroh. de St. Pötersb.
'^"'^'«lUi^ 1859 p. 135.
*) Veigl. Preller a. a. O. S. 242 f.
156 II. IHK EltllALTESKN MOKUMENTh^.
gostollt. Wfiter aber als bis zu einer vermnthiuigB- nnd bodi Dg ungs weisen, ja oline
Zweifel sehr wohl anrechtbiiren Einreiiiung ilieser Juno an dieser $t«lle kann man
niclit gelin, denn ansdrUc.klictie Zeugnisse Aber ihr Weaen und ihre Bedcatung fohlen,
im Beinamen »pricht sich dasselbe nicht aus , und nur das eigenthRmliehc Attribut
einer großen Scbeere in der rechten Hand mancher Exemplare dieser einzig und
allein auf den zwischen '251 nnd 254 u. Z. geprägten MUnsen des Trebonianns
Gallua nnd seines Sohnes und Hitre);enten Volusianus vorkommenden Junogestalt
bietet ira llinbliek aiif das gleiche Attribut, mit welchem eb alles Herabild in
Argos ausgestattet gewesen sein soll , und gemÄß der wahrscheinlichen Deutung
dieses Attributes [oben 8, 0, II, 34] einen Anlialt zur Erklärung dieser sonderbaren,
namentlich in ihrer neitlichen BeschrÄnkung souderbaren Erscheinung der römischen
Knastmythologie oder Nnmismatik, wie man es nehmen will.
0m so bedenklicher ist en. 4aß die Art dieses Attributes keineswegs sicher
festgestellt werden kann. Denn wenn nach den übL-rcinstimmenden Zeugnissen
Tristans*), Eckhels*). Cavedonis'^), de Wittes'), Lenormants*), sowie nach Autopsie
guter Exemplare der in Frage kommenden Silber- und Erzmflnzoii, welche die Gattin
bald allein, bald in einem runden Tempel sitzend darstellen, allerdings angenommen
werden kann , daß es steh bei einer Reihe von Exemplaren in der That nm
eine große Scheere. ähnlich, wie schon Eckhcl hervoi^ehoben hat, unseren
Bchafscheeren (i}a?,i;}. öder ein Doppelmosser {[lö/aipoi xoufiiSE;) handelt, so muß
für andere Exemplare eben so gewiß die Scheere geleugnet werden, obgleich die
Natur des Attributes als eine Blume, oder Ähren, oder ein Zweig, oder Kraut oder
Gras, wie verschiedene Gelehrte es gedeutelt babeu'), schwer festzustellen ist. Der
Sinn dieses Attribntes bleibt deswegen anch zu errathen. Ecklicl, anknüpfend an die
Deutung der Hera (Juno) als "Luft" und an die Erklärung später antiker Schrift-
steller is. S. II, Note c). die Scheere sei der Hera metaphorisch gegeben als Rei-
nigongBinetniment des Körpers, da die Luft reinige (iitEi o ir,p xaüofpei). roJMble,
an der Scheere allein festhaltend, den von Trebonianus Gallus, wie es scheint, g«-
stifteten Cultus der Juno Martialis auf die Abwehr der Pest bezichn, welche in
eine EntbindungsgOttiti.-i Cbrigmi hat schon l'rJBtHn , Uommenl. Iiisl, tl. p. fiTU die Ver
muthung BufgeBtellt, die Juno MnrCialU mOge eine (iötlin der Ehe gewesen Hein, sbei indem
er die Schccm in ihrer reühlcii Hand auf die Frau, die angehliche LiUiuo (die Tum ä
und etoieln durch die Krdkugel ersctEt i»t) ouf den Mmiu beiiug.
aj Commont. hintcir. II. p. (itiS.
h) Duol. Nuin. Vet. VII. p, 35S sq.
c:| Bull. orch. Napolit. III. p. A!(.
d) Annili dell' Iiut. Ton \^il p. 4ai Note h.
c) Nouv. g>l. tnyth. p. TU tu pl. X. No. B u. II. *gl. pI. XUJ Trebun. UalL No.
pl XIV. Nu. 7»,
f) Viiconti , Mut. Pio-Clcin. I. lu Uv. 4, Vi. lu tav. J)., Longpoiicr, UtmoliM fa h
■oc, d« antiquairei de France T. XX, in s. AufaitU Über «Junuii Antbec* , Cohen, HH
imp. IV. 271. 16, 2W. 91; Wieneier tu den Ücnkm. d. ■. Kuiut II. Na. 61 d. Auf Hflne. -
Lifel 111. No. lä ist ein nchönes Exemplar der Icipiiger MOntaammlung niil einer dtuUldt^^^R
Scheere da*elbst unter 13». das dreitbeilige Actriliut ein«a Exemplars der beriinet Samsd
«bgebildet, welchoi gewiß keine Scheere i>l. Die Ähren in dvr Zci<^linuag bei Cohan a. a,
«ind deutlicher, als ich gic je auf cinom Original gesehen habe. Mit ilcn gvwShoUohn iwM
altributsn , Patern , Scepter und Pfau , kommt die Juno Martiulii auf UAuitn daa Vgl
tot ■. Cohen ■. >. O. p. 2H0. II
Soep»
I
~ 1 0. NACH EINZELNEN CULTEN MODIFICIBTE DARSTELLUNGEN DER HERA U. J(TNO. 1 57
Anfange der Regierung dieses Kaisers in den Provinzen herrsehte*] und auf welche
w<M unzweifelhaft andere Mttnztypen des Trebonianus Gallus, namentlich derjenige
des Apollo Salutaris^) zurückzufahren sind. Böttiger^) schließt sich dem so an, daß
er meint, man habe zur Zeit jener Pest »diesen uralten Typus der argivischen Juno
vorgesncht .... unstreitig um damit anzudeuten, daß durch Keinlichkeitsmaßregeln
der Seuche gesteuert worden seio, und auch Welcker^) meint, daß in der That die
Hera als Luft und die Scheere als Reinigungsinstrument »ausgelegt worden sei, als
im Jahre 251 -u. Z. unter einer großen Pest dieser uralte Typus hervorgesucht wurde
, um zu bewirken, daß die Götterköuigin die Luft reinigen möge, nicht um
anzudeuten, daß durch Reinlichkeitsmaßregeln der Seuche gesteuert worden sei«,
and nennt dies eine, »dem tiefen Aberglauben und der willkürlich verworrenen Sym-
bolik des 3. Jahrhunderts Ehre machende Deutung«. Für die Scheere der Hera Eilei-
thyia aber, ftlgt er hinzu, werde man nicht leicht eine andere finden als die ganz
euifache, daß die Göttin als Hebamme (6(i(paXTjTop.oc) mit der Nabelscheere (ofi^a-
Xion^p] dargestellt worden sei und es muß sehr zweifelhaft erscheinen, ob diese selbe
Deutung nicht auch fOr die Juno Martialis, sofern sie eine Scheere führt, immerhin
der sehr abstrusen und doch noch ungleich später zuerst ausgesprochenen vor-
geiogen zu werden verdient. Für die Bedeutung der Martialis als Entbindungs-
ffit&B kann man endlich noch den Umstand geltend machen, daß sie auf einer
Münze des Yolusian*) in ihrem Tempel zwischen zwei Kindern sitzend dargestellt
ist. Eine ganz abweichende hat Lenormant (a. a. 0.) ausgesprochen, welche aber
auf recht weitausschenden Combinationen beruht. Trebonianus Gallus habe an der
Spitze des Heereis gestanden, als er Kaiser ward, deshalb möge er die Juno Martialis
Bseh der Ableitung ihres Namens a iuvando (Cic. Nat. deor. H. 25 u. 26) als seine
Helferin betrachtet und ihr Tempel und Cnlt gestiftet haben ; sie sei gleichsam eine
Fortuna und damit stimme der Globus, den sie (in einer Münze) in der Hand
blte ; die Scheere in ihrer Hand sei Attribut der Moiren, welche den menschlichen
Geschicken vorstehn, diese seien dieselben wie die Eileithyien (??), und Hera sei
Eüeithyia ; außerdem habe Lysippos den Kairos, die Allegorie des günstigen Augen-
blicks, mit dem Scheermesser in der Hand gebildet, welches eine schlagende Analogie
n der Scheere in der Hand der Juno Martialis bilde. — Eine Analyse dieser
Combinationen würde mehr Raum erfordern, als die Combinationen werth sind;
l>^er ist es, die Juno Martialis, besonders ihrer wechselnden und unklaren Attribute
wegen, als ein ungelöstes Räthsel anzuerkennen, zu dessen Lösung auch in der Zu-
hinfl bei der Isolirtheit der ganzen Erscheinung wenig Hoffnung ist.
Im Übrigen sind nur noch einige römische oder italische Gestalten der Juno
2u besprechen.
Juno Capitolina, (Quiritis, Curitis).
Wegen der Juno Regina vergl. oben S. 126 f.
Außerdem kommt die capitolinische Juno noch auf denjenigen Münzen und
hemmen vor, welche die capitolinische Trias, sei es innerhalb eines Tempelgebäudes.
a) Vergl. Aureliufl Victor, De Caess. 30.
^] Eckhel a. a. O. p. 357.
<^1 Kunstmytiiol^ 11. 8. 285.
^} Kleine Schriften HI. S. 200 in der Anmerkung 37.
e. Cohen a. a. O. p. 291. 26.
ir.8
n. DIF. EBnAr,TENEN MONI'MENTK.
sei ee ohne dtt>sea. darstellen, ohne jedorb ein feststohendea und. vem
dem bisherigen Stände der Forschnng, auf ein beBtimnileä slatimrischea Vorbild
znrUckfühi'barca Schema darzubieten. So finde» wir, iioi nur auf die wichtigsten
Varianten hinzuweisen*), da die Abweichungen im Einzelnen zu zahlreich sind,
um hier aufgezählt werden zu können, alle drei Gottheiten sitzend anf
einem Erzmed&illon des Antoninua Pius''), welche Grnppe sich mehr oder weniger
Hhercinstimmend in einem Chaicedon der florentiner Sammlung"), einem Cameol in
Berlin*) n. a. und hier und da auf Tbonlampen*) wiedurholt. Juppiler thronend,
die beiden Göttinen zu seinen Seiten stellend zeigen andere Hdnzen. so eine
des Domitianus mit der Umschrift CAPIT(olium] RESTIT(utum)'), und etliche Gemmen,
so eine berliner (TOlkcn a. a. 0. S. 98. 96) und eine solche unbekannten Besitzes,
von der ein Abdruck in der großen Cades'schen Sammlung (Cl. 1. a. Ko. 179) ist.
Kndlich kommen auch alle drei Gottheiten stehend vor, so auf einem Bronze-
medailton Iladriana*) und in etlichen Gemmen, wie z. B. in dem angeblichen Amethyst
unbekannten Besitzes, von dem bei Cados (a. a. 0. No. 178} sich ein Abdruck be-
findet. Juno erscheint in diesen Darstellungen meistens (nicht in den beiden Gemmen
bei Cades. zweifelhaft in der Mnnze de^ Domitianuaj mit dem Schleier und nüt den
gewöhnlichen Attribnfen des m. o. w. hoch aufgestützten Scepters in der Linken nnd
der vorgestreckteu Schale in der Rechten ; auch ist ihr mehrfach , jedoch nicht
standig, ihr Pfau beigegeben.
Eine eigen thUmlichere und interessante Erscheinung wQrde ein Erzmedaillon
des Antoninus Pius darbieten, wenn dessen Abbildung bei Lenormant'') zurerliUsig
und nicht vielmehr grade in dem entscheidenden Punkte , so wenig man dies auf
den ersten Blick glauben mag , unrichtig wäre. Diese Abbildung zeigt uns nSm-
lich eine nach rechts profUirte, langgewandete GUttin, welche, mit der Rechten auf
eine Lanze mit breiter Spitze gestutzt, auf der Linken eine Gans zu tragen scbeinl.
Da nnn diese, wohl als ein zugleich häusliehes und leicht bcfmchtetea Tbier der
Jano Re^na Capitolina geheiligt ist'), wie es denn, wenngleich in zweifclhafWr
Weise in einem Relief mit dem Parisurteil [s. oben 8. 134, Note b) und milglicher—
weise, obgleich auch hier nicht sicher, in der Zeichnung einer Cista mit drtsellMa
Seene (s. oben 9. 147 und Atlas Taf. X. No. 15) neben der OOttin erscheint, >o
hat man auch in der Geslalt der genannten MUnze die Juno Capitolina mit ihrcoa
a] Ve^l. O. Jahn, Arcliaeol. BeitrSga S, Sl, Ober die hier cinsclilagendcii licliefe nttvn
dH vm. Capitel und Aber die VerRchicdenheiten in den Daritellungen de« capit»liRi*ch«B
Tempels Wie»eler, QQit. gal. Anii. von 1S72 S. "24 tf.
b) Cohen, HCd. imp^T. 11.333,431, Lonormint, Nauv. gal. mytb. pl. VII. No. S, W)(ll•^
halt in den Denkm. d. a. Kuoel II. No. 12.
c| MuB. FlorenC. T. I. tsb. Ö4. I, Abdruck bei Lippett, Dsktyl. Suppl. No. 2S.
d] Tölkeu, Beschreibung u. a. w. S. 99, 97.
ej 7.. B. Puaeri, Lucernae ßctile« I. t. 29, BaitoU, Lacertme Tl. 9. Vgl, <A«n S. W
n Aabgeb. Mon, dell' Inst. 11, Uv, 33— .H, Templum J. O. M No. 2,
Denkm. d. s. Kunst II, No. IIa,, vcrgl, John b. a. O. Note 13.
f Cohen s, a, O. II. ItiT. 551, nbgeh. bei Lenomoiit s. a, <). No. 6.
hj Nuuv, gal. myth. pl. X, No. 2, iTiederhoU in den Denkm, d a. Kwim II. No- Sli-_
i) Veirgl. Freller, TUm. Mylhol. 8. 2^3 f. , SU'phani, (Campte ■ rend. de ta »
■Kh. do 8t. P6terab. pour l'nnn^ 18(13 S. 21 f.
1 0. NACH EINZELNEN CULTBN MODIFICntTE DAB8TELLÜNOEN DER HERA ü. JUNO. 1 59
heiligen Thier auf der Haud md, da sie gleichzeitig die Lanze fflhrt, die von dieser
*
benannte sabinische Jnno Curitis oder Quiritis erkannt, welche die Lanze als Schutz-
gOtün der Matronen ftihrt*). Mit der Verbindung der beiden Attribute aber, fQr
welche hier ein Zengniß, und zwar das einzige vorzuliegen schien, hat man sich
so oder so abzufinden gesucht. Nun ist aber durch Stephani^), welcher drei Exem-
plare der genannten Mtlnze anführt, in überzeugender Weise dargethan worden,
daß es sich in derselben bei dem Thier auf der Hand der Göttin gar nicht um
eine Gans, sondern um ein liegendes junges Reh handele, daß folglich die
Göttin gar nicht Juno, sondern, wie sie auch von anderer Seite bestimmt worden °) ,
Diana sei, wodurch denn auf einen Schlag alle zur Erklärung der nur scheinbaren
Thatsache gemachten Combinationen hinfällig geworden sind.
Juno Moneta.
Die bekannteste Darstellung des Kopfes dieser Göttin bieten die Averse der
Denare der Oens Carisia^) (s. ein Exemplar des T. Carisius mit der Beischrift
Moneta zum Kopfe der Göttin Mttnztafel II. No. 48], deren Reverse die Instra-
mrate der in republicanischer Zeit bekanntlich nahe dem Tempel der Juno Moneta
gelegenen Mtlnze darstellen®;, doch kehrt der Kopf derselben Göttin, ebenfalls mit
der Namensbeischrift auf Denaren der Gens Plaetoria^) wieder (s. Mttnztafel II.
No. 49}. Die Verschiedenheit beider Köpfe beweist, daß es sich auch hier nicht
um dnen festen und charakteristischen Typus handelt, daß mithin die künstlerische
Analyse des einen oder des andern dieser Köpfe zu Nichts führen kann.
Die ganze Gestalt dieser Göttin glaubt Lenormant^) in den Figuren auf
römischen Kaisermünzen zu erkennen, welche mit der Wage in der Rechten und mit
dem Füllhorn im linken Arm ausgestattet und durch die Beischrift MONETA AVOVSTI
Itexeichnet sind, von denen er ein Beispiel von einem Erzmedaillön Hadrians (a. a. 0.)
abbildet. Bei dieser Figur aber handelt es sich schwerlich mehr um die Göttin,
deren Name nach und nach auf die Münze übergegangen ist, sondern um eine
• Allegorie auf die kaiserliche Münze , deren Fülle durch das Füllhorn und deren
liehtiges Schrot und Korn 4arch die gleichschwebende Wäge ausgedrückt wird.
Den Beweis hierfür liefern wohl ohne Weiteres jene entsprechenden, aber in der
. Breizahl auftretenden Gestalten, welche zuerst auf Münzen des Commodus erscheinen
^d später gewöhnlich werden^). Gestalten, welche Lenormant selbst (a. a. 0.
B. 75) Bparmi les all^ories familiäres ä cet age« rechnet und die gewiß nichts
Andere« sind.
a) Vergl. Preller a. a. 0. S. 247 f.
b) A. a. O. S. 92 f., .vergl. den Nachtrag S. 277.
c) So neuestena Ton Cohen, M6d. imp^r. II. 334. 41 S.
d) Cohen, M^. consul. p. 77, Carisia No. 7 ; Abbildungen mehrfach, die neueste außer
^^ Cohen a. a. O. pl. X. 7 bei Lenormant, Nout. gal. myth. pl. XIV. No. 5, wiederholt in
^ Denkro. d. a. Kunst II. No. 64.
e) Neuerliche Erörterungen über Einzelheiten dieser Darstellung, auf welche dieses
^^ nicht einzugehn ist, zwischen Wieseler, Gott. gal. Aniz. 1872, Nachrichten von der
^' Oet. d. Wiss. No. 7 und Jul. Friedlaender in der Archaeol. Zeitung von 1S72 S. 162 f.
f| Cohen a. a. O. p. 250 Plaetoria No. 2, abgeh. pL XXXII. Plaetoria No. 1.
g) NouT. gal. mjrth. p. 74 zu pl. X. No. 7, wo es in der Beschreibung heißt: »Ryb.
^ETA AVGVSTI . Moneta d' Auguste. Junon Moneta debout« etc.
h) Vergl. s. B. Cohen, M6d. imp. Vol. III. p. 109. 376. p. 151. 619 und sonst.
(Itt 11. ULE ERIIALTENRN MOXrMKKTK.
Jtino Soapita (Sispita) oder Lanavioa.
l)i<- altitnlixche Juno Siapita oder Sospita, deren Onltus aus Lanavium am
brkantitt^ttten ist, ist die einzige der Junogestalten , welche in einer bedeutendem,
dRbei einer in der Haupteachc feststi'hDnden Typtia darliictenden und in DUDnig-
fa^stier Iflusicht interessanten Denkmül erreih e bekannt ist. Die sichere Omndlage
2tir ErkonntnilJ ihrer künstlerischen Gestaltung bietet uns Cicero*) in den Worten:
•ilUni vestrnni Sospitam, quam tu uumquam, ne in somnüs quidem, vides niai cum
pelle caprioa, cum haeta, cum scntnlo, cum caiceolis repandis". Dieser Schilde-
rang durchaus entsprechend 6nden wir die Göttin in ganzer Gestalt innächst auf
Htlnzen der Gens Procilia ''] , rechtshin schreitend, den ansgesclinitlenen (gewöhnlich
s. g. boeotisclien] Schild am linken Arm erhoben , in der Rechten den Speer
schwingend, oberw&rts mit dem Ziegenrell bekleidet, an den FUssen Schnabelachahe.
vor ihr eine aufgerichtete Schlange, auf welche weiterhin zurllckgekommen Verden
soll. (!anz dieselbe Gestalt erscheint auf anderen Münzen derselben Familie'), so-
wie auf solchen der Gens Meltia^] auf einem nach rechtshin sprengenden Zwei-
gespann, unter dem aaf den Mtlnzen der Gens Procilis sich die schon erwihnle
Schlange befindet. Drittens begegnet nna dieselbe Gestalt auf Münzen der Gens
Cumuficia'), nur daß sie anf diesen nicht den Speer schwingt, sondern, linkabin
profilirt, den mit dem Litans vor ihr stehenden Augur Q. Comuficins bekränit.
W&hrend die heilige Schlange hier fehlt, sitzt auf dem Schilde der Göttin oder
hält sich flatternd au dessen liand ein Vogel. Derselbe ist als Erftfae betrachtet
worden, indem die Krfthen der Juno wolil als Höhengöttin heilig waren''), und
gilt als ein dem Q. Cornuficins günstiges Augurium^l. Fflr die Zugehörigkeit der
KrShe zur Juno Sospita insbesondere liegt freilich kein schriftliches Zengniß vor,
doch wird außer den hier in Rede stehenden Münzen noch eine solche der Gens
Koscia ^] geltend gemacht'], auf welcher mit dem Bilde des schlangenfOttemden
MSdchena ein Vogel, man meint eine Krätie, als Beizeichen und wechselnd mit
anderen Beizeichen verbunden ist. Das schlangenfflttemdo Mädchen aber anf dem "
Revers der Münzen der Gens Roscia''] wiederholt sich auf soleheu der Gens Mettia';
und erklärt sich nebst der schon erwähnten mit der Göttin verbundenen Schlange
ohne Weiteres aus dem , was von einem heiligen Brauch im Haine der Juno 9os-
■) De nat. deor. 1, 59. 93.
b) Cohen, Mtfd. comul. p. 21A Procilia No, I. abgeh. pl. XXXV, Procili
tsfel III- Nn. 16,
c) Cohen n. a O, No. 2 und pl. XSXV. No, 2. J
d) Cohen a. b. O. p. ZIU, Hettia No. fi u. pl. XXVIll. Mcttin 5, h. Manztafel III. Hh?
e) Cohen «. a. O. p. 11.1, CornuficLa Nn, l-i und pl. XV, CornuflcU 1-3, «. Ut
Mfet III. No. 18.
r Pieller, H<Vni. Uythol. S. 7^2 mit A.nm. 4.
gl Vergl. O. MoUer. Danltm. il. a. Kunst J, No. 341.
h; Morelli. Then, num, fim. Rosüia I 14.
il 8, PanofkR, Terracotlen des h Mu», in Berlin S. 30.
k) .S. auch Cohn «, a. O, p. 279, IloHcifl Nn. 1 u, pl. XXXVI, Ros
No 20.
1' Cohen a. ». O. p, 215. Meltia No. 3 und pl, XXVIll. Metti« 2.
1 0. NACH EINZELNEN CÜLTEN MODIFICIRTE DARSTELLUNGEN DER HERA U. JUNO. 1 61
pita Properz^) und etwas, aber nicht wesentlich abweichend, Aelian*) berichtet. —
Endlich finden wir die Oestalt der lanzenschwingenden Sospita in der Hauptsache
ganz wie auf den Münzen der Procilier entsprechend auf Erzmünzen der in der
Nähe von Lannvium geborenen Kaiser Antoninns Pins und Commodus^) , beide
Male mit der Beischrift IVNONI SISPITAE.
Aber nicht auf Münzen beschränkt sind die Darstellungen der Göttin von
Lannviom in ihrer ganzen Gestalt, vielmehr begegnet sie uns wieder, und zwar
in den erhaltenen Theilen mit den Mttnzbildem übereinstimmend, in den fehlenden
nach ihnen, uisbesondere nach den Denaren der Procilier^) ergänzt, in der kolos-
salen (2,75 M. hohen) und unter manchen Gesichtspunkten bedeutenden und
mteressanten Statue, welche, vielleicht am Palatin, wo der Tempel der Göttin
stand*), gefanden, aus dem Palaste Paganica in die Rotunde des vaticanischen
Museums gekommen ist, wo sie heute unter der Nummer 552 steht ^j. Siehe Xtlas
Taf. X. No. 36.
In dieser Statue spielen die Eigenthümlichkeiten des durch den Cultus beding-
ten Costflms, die Anlehnung an archalTsche Compositionsmotive und die Anbeque-
mong an allgemein beraeische Formen auf eine merkwürdige Weise in einander.
Am nächsten steht den gewöhnlichen Formen des üeraideales der Kopf, den man,
mch Abzug des Ziegenfelles, in seinen festen matroualen Formen, mit seinen
, großen, etwas starren Augen und seinem dicken, reichgewellten Haare kaum
irgend einer andern Göttin zuschreiben würde und der auch durch die Stephane,
welche dieser Statue allein eigen ist und sich namentlidi bei keiner der Münzdar-
stellnngen des Kopfes der Juno Sispita^j wiederholt, dem allgemeinen Typus der
t) Propert. IV. 8. vs 3 sqq :
Laoayium annosi vetus est tutela draconis.
Hie ubi tarn rarae non perit hora morac.
Qua sacer abripitur caeco descensus hiatu.
Qua penetral , virgo , tale iter omne cave !
leiuni serpentis bonos, quum pabula poscit,
Annua et ex ima sibila torquet humo.
Talia demissae pallent ad sacra pucllae,
Quum tenera anguino creditur ore manus.
nie sibi admotas a virgine corripit escas,
Virginis in palmis ipsa canistra tremunt.
Si fuerint castae, rcdeunt in coUa parentum
Claraantque agrieolae: fertilis annus erit.
b) Aelian, Hist. anim. XI. 16, vergl. Preller a. a. O. S. 246.
c) Vergl. Eckhel, Doct. Num. vet. VH. p. 14 und p. 107.
d| Nicht nach denen der Roscii, vaie Preller a. a. O. S. 247 Anm. 1 in nugenblicklichem
l'Tthmii sagt; die Mflnzen der Roscii haben nur den Kopf der Soapita. S. unten.
e) Prellcr a. a. O. S. 246. Anm. 2.
f) Beschreib. Roms H. ii. S 229 No. 20. Abgeb. Mus. Pio-Clem. II. 21, Pistolesi, II Vati-
^^0 descritto Vol. V. tav. 108, nach dem Mus. Pio-Clem. oft in abhängigen Stichen wiederholt
'>e bei Clarac, Mus. de sculpt. pl. 418 No. 731 , vergl. Text Vol. III. p. 81. Denkm. d. a.
^"»»»t II. No. 63a , Hirt, Bilderbuch I. 2. 8 und sonst. Vergl. noch Zoöga in Welckers Zeit-
•^^^t f. a. Kunst S. 338. Braun , Ruinen u. Mus. Roms S. 425 f. Ergänzt sind : das Fell
^^^ dem Kopfe, die Arme mit den Attributen , die Füße in den Schnabelschuhen nebst der
Schlange, die vor denselben liegt, die frei herabhangenden Beine des Ziegenfelles.
g) Auf Münzen der Familien Mettia , Cohen a. a. O. p. 218, Mettia No. 1 u. pl. XXVIII.
Oferbeck, Kanstmytbologie. 111. 11
Iß2
II. I>IK EHBALTEKE!; linxCMIilSTE.
Hera wvsh mehr nngeniiliert iKt, ohne gleichwohl in meinem nidit blox strong'fii.
sondern errogfon, kriegerischen AaBdriicko der ans dem Wcaen der Gfillin wohl
moticirten EigenthUmiichkeit zu entbeliren. Die Art wie das Ziegciirctl den Kopr
iiiDgiebt erinnert am meisten an die bei Herakles gewjihnliclic Bekleidung mit dem
IJiwciifoll, ala wcicheä c§ auch von Winekelmaiin ») versehen worden ist, nnd hat
Niehta von der lielm artigen Form, welche dasselbe in mehren der genannten Hllnz-
lypen*"} und in einem weiterhin zu erwähnenden TciTacottakopf an»zeiclinet. Den
Hals der Güttin und einen Theil der mit feinem Gewände bekleideten Brust frei
lassend Hegt das Fell dann auf den Schnltern , Int mit den Vorderflißcn auf der
UruBl verknotet oder, genauer gesprochen, durch ein eigenes Stück Leder gezogen,
bedeckt auf nicht recht begreifliche Weise beide Bnscn und den ganzen Ober-
körper der Göttin und l^llt. durch einen, wie es Bcbeint ledernen GUrIcl Knaammen-
gelialten. mit den Hinterfüßen seitwärts an den OberHchenkeln herab. L'nter dle-
Bcm Ziogenfell ist die Güttin mit einem Oewande von feinem, den Formen eng
anliegendem Stoffe bekleidet, in dessen Anordnung die archaische Manier des vom
in der Nitte aufgezogenen und einen Streifen bildenden, an den Beinen in re^I-
mfißigen Falten geordneten Peplos. wie ihn die Athena in der Aeginetcngrappe.
der dresdener Pallastorso, die hereulaniscbo Atliena In Neapel u. a. Statnen zeigen,
in gleichsam zaghafter und mudemiäirter Weise nachgebildet ist, oline darum ge-
fälliger zn Werden. Unter diesem Pcplos trflgt die Gestalt noch ein reicher failen-
■leg Untergewand, welches oben an den Aimen noch einmal zum ^''orüchein kommt.
Was den Stil anlangt, weist die eben hervorgehobene acbwäclilicbe und unver-
standene Wiedergabe archaischer Motive nnd der Charakter der Arbeit, besondm
in den Haaren und in der Behandlung der Falten so bestimmt auf eine &pilere
Bntstehnngszeit des Bildes hin. daß es nicht die Mühe lohnt, ViEcontJa Meinung,
dasselbe stamme noch aus rcpublicanisehcr Zeit, fu widerlegen, naehdi>ni itchoa
Ko^ga nnd nach ihm Braun und Wieseler mit Uecht die Periode der Antouine ih
seine KntHlchungszcit angesprochen haben. Üb man freilich mit Braun so weil
gelin dllrfe, in dieser Statue das Tempi^Ibild des in angnstel(»:her Zeil xcrstörltin',.
dagegen angeblich von Antoninus l'ius mit neuem Glänze hergestellten Tempelt der
Juno Sospita am Palatiu zn erkennen, ist, wie diese Tempel erueuerung selbst'.,
zweifelhaft und wird wesentlich mit davon abhängen , oh man den Fundort wird
feststellen kJlnnen. als dt-ii mau einstweilen nur deshalb den Palatiu betrachtH.
weil daselbst die Familie Pagnuica, diu erste Besitzerin der Stttu», bedeutende Grund—
ftfleke innu hatte. Im übrigen wiiil sieh nicht lAugnen lassen, daß die Slalnv Hire«-
McttU 1; PNpin. Cohvn a. o. U, p. l:i», Paplo Nu. l u. 3 unil pl. XXX. Popia I n. £ 5
rrooilU, CuIiKnp. 274. PrnriliaNo. 2 uii<) pl XXXV. Pcnrilin 2; Rnit^ia. Cohtn p. ITS».-,
KoieiaNo I und pl. XXXVt. HoHoia: Thoria. Collen p. IUI. TlioriA No, I und pl. XXXD«.
Thorin, wo die Hudislalien 1 S M K Jutimii Socpilnc Hntri IniHit Mapiae, wie Cohen wiÄJli
llntinv- in Irnt-n eind, «. die inwfiriftlU'hen ZeiigiiiBiie . ilii' PrellpT n h, O. 9. 3(6 Ann. <•
nnfahrt.
a) Oewh. d. KuiiKt 11. VI. Cap. I, j|. 30 und Mon. iikkI. >u No, tä,
li) Am ineiHicn auf den MDiixcn der Ocnii Pnpia tin. 3 und der n*n* Riwela (>. Ut^Bf-
tJifr] III. Ün. 2a',, «Inifininaßcn auf ilnipn dn Papin No. I, der Prnfilin Kn. 3 tind drr IVr^
c) Ovjd. FMt. II. .'<5.
d) Deim Inliu* <'BpitnIin,, Ant. P, e«p. H nennt "templn Ijinuvinn« ontcr Jmi »00 Anf^
iiiiiu- anD«r)>'iM> tl'>ni< (nipiit in Knm) tTrifhlotcn Riiuoi-rki-n.
10. NACH EINZELNEN CULTEN MODIFICIRTE DAB8TELLUN0EN DER HERA U. JUNO. 1 63
Größe nnd ihrem ganzen Stilcharakter nach vollkommen daza angethan scheint,
als ein solches unter dem genannten Kaiser aufgestelltes Tempelbild zu gelten.
Fflr diese Ansicht kann man auch noch den Umstand geltend machen, daß
auf der mit Relieffignren geschmückten Statuenbasis im Garten der Villa
Doria Panfiii in Rom*), welche, wie schon seit längerer Zeit mehrseitig ange-
nommen, neuerdings gründlich nachgewiesen worden ist^), den Kaiser Antoninus
Pius, abgesehen von einigen menschlichen Figuren, auf welche es hier am wenig-
sten ankommt, von der Koma und der Juno Lan«vina einerseits, Mars, Venus und
Victoria andererseits umgeben darstellt, die Figur der Juno Lanuvina in gradezu
anffaUeDdem Maße mit der vaticanischen Statue übereinstimmt, nur daß ihr, vom
Ellenbogen -an fehlender rechter Arm nicht erhoben und daß sie in dem nicht be-
sonders fein ansgearbeiteten Relief im Ganzen schlichter und im CostUm weniger
genau ausgeführt ist. Diese Übereinstimmung bedeutet aber um so mehr, da
zwei andere Statuen, die eine auf der Treppe des capitolinischen Museums ^) ,
die andere einstmals der Vescovalischen Sammlung angehörend*^) (jetzt?) von der
vaticanischen beträchtlich verschieden sind, sowohl was die ganze Oomposition wie
auch was namentlich die Bekleidung und wiederum insbesondere die Art betrifft,
wie das Ziegenfell angebracht ist. Denn anstatt den RUckeu nnd, nach vorn um-
geknOpft , die Brust wie ein Panzer zu bedecken , ist es hier in der Art an der
einen (linken) Seite der Figuren angebracht wie gelegentlich, z. B. bei der schönen
Statue in Cassel, die Aegis bei Athenastatuen. Diese beiden, unter einander frei-
lieh nicht gleichen , aber einander verwandten Statuen zeigen sicher , daß es filir
die Juno Sospita mehr als nur den einen T3rpus gab , welchen in Übereinstimmung
mit einander die vaticanische Statue und das Panfiiische Relief, allerdings wie die
Münzen beweisen, als den eigentlichen oder hauptsächlichen Oultustypus darstellen,
wahrgcheinlich denjenigen des lanuvinischen Tempels selbst, den aber festzuhalten
nfid neuerdings zur Geltung zu bringen, in der spätem Zeit Niemand mehr Anlaß
h^tte, als der aus Lauuvinm stammende Antoninus Pius, es sei denn, daß man
>Qf Commodus zu rathen vorziehn wollte, wozu doch gewiß nicht melir Grund
vorliegt.
Einen mit der vaticanischen Statue , dem Panfilischen Relief und dem Bild
aof den Prociliermünzen verwandten, in Einzelheiten aber doch verschiedenen, da-
'^ echt archaYschen Typus zeigt die Juno Sospita in dem Relief des dreiseitigen
^*ödelaberfußes aus Perugia in der Glyptothek in München**) (zwei Seiten)
^^ Perugia (die dritte Seite) . Die Bekleidung der hier von links nach rechts schrei-
ben oder stehenden Göttin ist derjenigen in den genannten MUnzen ähnlich, ein
'^öges, bis auf die mit Schnabelschnhen bekleideten Füße herabfallendes Gewand
a) Abgeb. Mon. dell* Inst. Vol. VI— VII. tav. 7r» No. 1—3.
b) Von U. Kühler in den Ann.ili dell' Inst, von 1S(»3 p. 105 ff., woselbst in Anm. 2
^^hcre Litteratur angeführt ist.
c) Beschreib. Roms III. i. S. 1G2 No. 8 abgeb. Mus. C-apitol. III. tab, 5, wiederholt bei
^'^^rac, Mus. de sculpt. pl. 418 No. 732.
d) Abgeb. bei Clarac a. a. O. pl. 419 No. 733.
e) S. Brunn, Beschreib, der Glyptothek 2. Aufl. S. 54 f. No. 4, abgeb. b. Inghirami,
^on. etc. Ser. III. tav. 8 und bei Micali, Antichi Mon. tav. 29 No. 7, 8, 9, tri«*'*'
^enkm. d. a. Kunst I. No. 299 a. b. c.
\fM
II. TUE ERHALTEHES MOM^UKM
nnd ils3 (liuflbcr gipworfene, mit den VoTderftiBon anf iler BriTSl vnrkiiolPle Ziej
feil , wclchea nur mit giinz bosonilerer Sorgfalt durchgebildet ist und dfssen Kopf
denjenigen der Ofittin in iihnliclier Weisi' lielniartig umgiebt, wie wir dies auf dfn
oben (S. )G2j angefillirteu Münzen der Familien Papin nnd Koäcin (Mllnztafel III.
No. 20) finden. Die St<illang der Jnno ist dagegen, iibneichond von dem Mfluz-
bild und der naeli ilim rcstaiirirten Statue, viSilig rnliig. der nnsgeschnitlene Sc))iUI
am Unken Arme gesenkt, der unbewelirte rech!« Arm im Bllenbogen gehoben, so
ilaß die Ifand ruliig auf der Brust liegt; auch feilt die begleitende Schlange.
Uer Göttin entsprechend stellt auf der zweiten Seit« der in daif LOwenfell sehr
ähnlich gelileidete Hercules, während die dritte Seite eine lang bekleidete nnd ver-
ijclilciorte Vennsfigur zeigt. Nach der wahrscli ein liehen Rrkl&ntng Brunns ist Ilor-
cules hier, der altitalischen Atiir»ijsung gemäß, als Genius Jovialis und Jnno als
das ihm entsprechende wciblielie Wesen, als weiblicher Genins zu fassen, so daß
beide als Vertreter des männlichen nud weibliclien Prinzips in seinem Gegensatz,
aber auch in seiner Vereinigung durch die Ehe zu betrachten sind, während dir
Venus der dritten Seite als die Verbindung vermittelnd za gelten hat.
In Beziehung auf die ganze Gestalt der Jinio Lannvina ist liier noch an die
Mtlnzen der Gentes Mettia (Mtlnztafel JU. No. 18) und ProcÜia (oben S. 100
Note c u. d) zu erinnern, welche die Göttin spoerschwingcnd auf einem mit zwei
im rasclieaten Galopp dnli in sprengen den Pferden bespannten Wagen zeigen nnd sie
hierdurch der ebenfalls beschÜdeten und speerbewehrten, auf einem Wagen stehen-
den Juno Cnritis und Curulia von Tibur') annflhern, ohne diiß jedoch dir den
Wagen der Lnnuvinischen Juno ein ausdrückliches schriflliches ZeugniB vorllge.
Fttr den Kopf der ziegeu feil bekleideten G&tüa aber ist endlich als ein inlr-
ressantes Denkmal ein bemalter Terracottaatirnziegel unbekannter Herkunft i
liner Museum'') zu envälinen , welcher bedentend uud wichtig auch dann bIdhiJ
wenn man weder seine Beziehung auf die Juno l.anuvina oder auf die kaum gf-l
nflgend bekannte Juno Caprotina') unbedingt reststellun kann, noch auch ȟM
jene fast unabsehbaren Combinntionen an ihn anknüpft, mit welchen Panofka a
Uesprechung ausgestattet hat. Der in jilli'rthümliciicr Weise mit schräg stekfodel
Augen nnd hoch sitzenden Oliren gebildete jugendlich weibliche Kopf ist bedeekt d
eng umgel>en von einem villlig, ja noch mehr als an den Köpfen anf den PapiJ
und KoRciermllnzen [oben S. Hill. Mflnzlafel III. No. 20) holmitrtig behandelten ii
stark stilisirten Ziegen feil köpf, an weictiem gleichwolil Homer lutd Ohre
naturalistischer Weise dargestellt sind. Lange, wie die Brauen schwitrz genJ
Htutritccliten 'nicht ein Schleier, s. Panofka a. a. O. S. HO), ihrer vier an j
Seit«^ dos Gesiciites. fallen unter der Felibedecknng auf die Scliulteni
w.lhrend Ilber dem Fell, hinter den Ilürnern und Ohren ein stephaneartigeul
rothem und scliwarzein , maeandcrartigen Ornament verziertes 8chmuckslack T
bracht ist und ein llalsbaud mit abwecliselnd roth und xehwarz gemalten IkiJ
den Hals umschlingt. Zweifelhafter Natur und Uedentnng dagegen ist eial
B) S. d. Zeugnifute bei Preller. UOm. Myili. S.
b) Herauii([egaben Ton I'inoOta in h. Terriu'oi
S. 32 ff.
rl S P»t.|lpi n « (». S -lüh t.
10. NACH EUS'ZfiLNEN CULTEl« MODIFICIKTE DARSTELLUNGEN DER HER.V U. JUNO. 165
von jidiwarz gemalten, aber Dicht plastisch ausgodrUckteu Zacken , welcher sich dem
stephaneartigeo Schmuck anzuschließen scheint und den man, schon seiner Farbe
wegen, auf keinen Fall so schlichtweg einen »Strahlenkranz« nennen und diesen
ftiif die, bei der Lanuvina unverbOrgte, Lichtnatur der hier dargestellten Göttin
beziehn darf, wie das Panofka (a. a. 0. S. 39) thut. Der Stil des Bildwerks ist
entschieden italisch wie es auch der Gegenstand unzweifelhaft ist und wie wahrschein-
Üch der Fundort sein Wird.
»nRI'ITK AliTIIEIl.UNC.
Mythen <ler Her».
Hera ist IiUt iiiid ilii in Jie MytLi'o anderer Gottbeiten verflocliteu und er-
jdiülul auch iu KuiLstwei'kcu, diu äieli auf diese sowie auf billige Heroen beziehen,
der HytliOQ aber, deren Hittulpuiikt und I{auptper»OD sie bildet, sind nur wenige
und von diesen wenigen rermOgcn wir iu Kunstwerken lediglich den einen ihrer
Ijciligeii Hochzeit mit Zeus nachzuweiäeu. Bevor jedoch aiir eiue Iletruchtung der
nur den iepö; Ya[jiü; bezQgticbeu Muuumenle eingegangen wird, üeieu liier als Sap-
plement m den Ud. U. ä. 355 u. 372 behandelten Monumenten, welrhe Hera mit an-
deren tiottern im tiiganteukanipfe zdi^on, noch zwei Kunbtwerke angeführt, welche die
Göttin allein im Kampfe gegen einten Giganten darstellen und welche um 8o mehr
eine Hervorhebung verdienen, ah sie Uera bei dieser Gelegeulieit angeblieh m%.
dem DlilzB bewehrt zeigen, welcher ihr iu italiseher Mythologie und rOmischer
Piif<aie KDgesp reellen wird*). Eh sind zwei geschnittene tSteiue, welche, der eiae
in einen Fingerring gefaßt , der andere uU Schluß eines goldenen Krames »a
einem weibliehen Gerippe in einem (irabe bei Kertscli gefunden worden sind and
deren Vorstellungen vollkommen übereinstimmeD sollen''). Der eine in den Ring
gefaßte Stein . welcher wenigatenü bo abgebildet ist , daß mau die CouipoKitinn im
Allgemeinen erkennen kann, stellt die Ufittiu mit erhobener llcchten (in der eJo
lllitn jedoch nicht sichtbar ist) und vorgestreckter Linken einer vor ihr anf dis
Knie niedergesunkenen Figur gegeoUbor sehr ähnlich so dar. wie mehr als eine
Gütlin in den kloinen Keliefen des Peplosstreifens am dresdener Athenaturso »•
scheint is. Atlas 'l'af. V. No. 5]. so daß Über dun Gi^genstand (Kampf mit einra
Giganlcni kaum ein Zweifel übrig bleibt, Ist der Itlitxstrahl in der erhuhwo
Hand der Gitttin sielicr, wie imTcxt (a. a. 0.) angegi-ben wird, so wird man
llnudhiibuug durch Hera aus dem Giganten kämpfe abzuleiten, nicht aber ilu
ihr zukommendes Attribut zu fassen und daran vollends weitergeheudc CoutH' I
nationon über ihr Wesen zu knllpfun haben.
a| Vcrg. Acn. I, 42 und diuu Serv., IV. 122 u. »oiut Uunnanii. Ziiit K«
Wuiukülmaoii , MuD. 'med. I. Tb. I. AlMchnitl, Cap. 3. Ein achrifllicheii Zcugniß. ätü i^M
KtiecIliiKlien Ue» der itlltt zugekommen wi, wi« Pielkr. Ilam. Mythol. S. 347 .<
Junii denn aui.'h lu Tibur und bui den Snbinem als solche (d. h. wchrhnfl«] Oftltin g
«utdo, uucli in Urivulit'iilund und llom. vo «u Ootritter errci^ und BliUe Hhicudert'; •
dratot, i«t mir unbeliannt, wird auch von keinem der neueren Hjrthulugen erwlhnt.
I>) Vcr»l Ann. doli' )n«[. vi>ii |H.|it p Ifi u p 'Jt, tnv, d'agg. A. Nn. t'l. B Kfi, M.
I 1. ZKUÖ UND HKKA8 HEILIGE UOCUZEIT. I Ü7
ELFIES CAPITEL.
Zeus' und Heras heilige Hochzeit.
Uom.
In Beziehung auf die heilige Hochzeit des Zeus und der Hera und ihre Bc-
handlimg in Schrift- und Kunötwerkeu liegt eine sehr fleißige und in manchem
Betracht gediegene Vorarbeit vor in dem schon mehrfach angeführtem Programm
von Richard Förster: »Die Hochzeit des Zeus und der Hera<"). Während aber
der litterarischc Theil dieser Arbeit mit Danke benutzt wird, muß unter den auf
diesen Mythus bezogenen, zahh'eiclien Kunstwerken sehr stark aufgeräumt werden.
Dies gilt zunächst von den fast durchgängig schwarzfigurigen Vasengemälden,
deren Liste Förster S. 30 f. aufstellt**) und welche er S. 27 — 30 eingehend er-
örtert. Diese Vasengemälde , deren mehrere flbrigens , beiläufig bemerkt , einen
Nichts weniger als echten archaischen Stil zeigen, während einige offenbare Nach-
akmun^n sind , stellen , in der Hauptsache alle übereinstimmend , in Einzelheiten
nüt den mannigfaltigsten Verschiedenheiten einen vierspännigen Wagen mit ruhig
stehenden Pferden dar , in dessen Sitze ein Paar , Mann und Frau , er meistens,
aber nicht immer, bärtig, sie fast durchweg mit dem Schleier ausgestattet steht,
während verschiedene Götter, Apollon, Hermes, Dionysos, Poseidon, Artemis und
Mdere nicht durchweg sicher bestimmbare Frauen (Demeter, Hestia, Tethys*^),
Aphrodite, Peitho, Hera? s. unten) die Hauptgruppe so oder so angeordnet um-
geben. Die meisten dieser Bilder sind unedirt, abgebildet sind zwei bei Roulez in
^en Bulletins de Tacadi^mie royale des sciences et belles - lettres de Bruxelles,
»on^e 1S41, tome VHI. F® partie zu p. 428 und zu p. 435 und sieben in Ger-
bardg Auserlesenen Vasenbildern Taf. 310 — 315. Daß diesen Vasengemälden eine
Beziehung auf Hochzeit zum Grunde liege, daß das Paar im Wagensitze Bräutigam
Bnd Braut sei , darüber sind Alle einverstanden , welche sich tlber diese Darstel-
lungen ausgesprochen haben und darüber kann auch füglich kein Zweifel sein;
ober den Namen aber, welchen man dem Brautpaare zu geben habe, gehn die
Meinungen aus einander. Sehn wir nämlich von einigen offenbar verfehlten und
<^nrch Nichts begründeten mythologischen Benennungen ab *) , so finden wir eine
Anzahl von Gelehrten geneigt, in dem Typus dieser Bilder den iepo? "yaiAo? des
a) »Relief der Schauberfschen Sammlung in dem k. Museum für Kunst und Alterthum
"^ Breslau. Programm zum Winckelmanns-Feste des Vereines für Geschichte der bildenden
'^Onste und der archacologischen Gesellschaft in Breslau«, Breslau 1807. 38 S. 40 mit 2 Tafeln.
b) Nachtragen kann man zu denselben die Vasen No. 400 und 401 im britischen Museum.
c) Vergl. Förster a a. O. S. 29, Noten 2, 3, 9.
d) Wie Odysseus und Penelope bei de Witte, Catal. du cab. Durand, p. 220 Note,
■^)^keu8 und Uypermncstra bei Lenormaut, Catal. ^trusque p. 75.
168
111. MYTHEN DKR HERA
Zens und der Hera zu erkeDnen'J, währeod Aiidero'') jede mytLologische
tiing dftrRelben in Abrede slelles. Zu den Ersteren ülellt sich auch Förster und
initn wird ihm zugestolin mflseen, daß er wohl so ziemlich Alles beigebracht hat,
was sich fOr diese von ihm sehr sinDig vertheidigte Ansicht sagen lasseo wird:
seine Alimente werden also zumeist zu pftlfi-n und ihnen wird entgegenzustellen
sein, was den Anschluß an diese Ansicht verhindert.
Nach der Jahn'sclien und Gerhard' sehen Annahme handelt es sich in diesen
Vasen gern Jilden um menschliche Hochzeiten unter Begleitung der U^ol -io.iiT,k'.Qi.
Dem stellt Förster S, 26, anerkennend, daß eine solche Verbindung menschlicher
und göttlicher Personen grade in llochzeitsdarstellungen nicht anktatthaft sei, was
ja auch nicht geläugnet werden kaun'^j, zwei Gründe entgegen, die einander er-
gSoECn, erstens : die den Wagen umgebenden Gottheiten sind nicht die Ueoi 'jaj^rjX'.bt,
als welche Plutarch [quaest. Hom. 2) Zeus, Hera, Aphrodite. Peitbo nnd Artemi«.
Pollux (Onom. 111. 3S) Zena, Hera und die Moiren nenne, während von den dar-
geslellten Gflttem — Apollon . A rterais , Dionysos . Hermes , Poocidon — um von
den unsicheren Franongestalten 7.U schweigen — die meisten wenig oder Nichts
mit der Ehe zn thun haben , und zwcltona : grade die höchsten and allgeinHn
verehrten Usq! -[aiiijXwi. 7.v>q T^J.eio; und "Hpa Ttktin fehlen unier der Be-
gleitung . ein Beweis — , daß nie eben auf den H och zeits wagen zu suchen und in
dem Brautpaare zu erkennen seien.
Um mit diesem letzten Grunde zu beginnen, wird sich dies Fehlen des Zens
unter den einen menschlichen Brautwagen umgebenden Gottheiten wohl einfach da-
durch erklären, duß es sich für den höchsten Gott nicht schickt, sich
persönlich in menschliche Angelegenheiten zu mischen und auf Kiden
hei einer menschlichen Hochzeit zu erscheinen. Zeus ist eben vou alter fo^fie
nnd Kunst anders behandelt worden, als andere Götter. Mun vergesse dorh nicht,
daß bei Homer, wo so ziemlich alle Gottheiten, persönlich anwesend auf ÜMea.
in die Handinngen der Menschen eingreifen. Zena allein nimmer den Olymp oder
den Idagipfel verlttUt, von dem aue er mit geheimnißvoll Itbermüchtigem Willen nnd
Rathe die menschlichen Dinge leitet oder von wo aus er Zeichen . Trüiiine mkr
auch göttliche Boten. Hermes nnd Iris, sendet. Und dem gcmüß wird man agch
wohl kein Kunstwerk nachweisen können, ■ in welchem Zena in Persan
in menschliche Angelegenheiten hineingezogen, bei ihnen anwesend
und mithandelnd dargestellt wäre. Heroengeschichtcn , hei denen er aus der
Höhe zuschaut, können hier uatürlich nicht in Frage kommen. Fehlt aber aus.
diesem Grunde der /,£ii; TiXsio; in diesen VasengemSiden und muß er — vor
xusgeseftt, sie stellen menschliche Hochzeiten dar — , obgleich der erste der Om'^
ni So de Witte. Deitiript. dune coli, de viuci dEtiiuie, Par , ISIII p. 74 No IK'S^,
RouIeK in den BuU da l'ucad. de Bruielles a. a. O , K. Hochette, Pointure» de Pamp^ssi
p. II Note 11 aad p, 3ß Note 21, Wolakcr, Grieoh. GOttcrt. II. S. 1171, Atchacol, ZcituiMiHi
*on 1!<05 S. CT I.
b] ffo Jahn, Aii'hnuol. AurkAtie S, »4 (eine Liate vorher ä. 'M f J und (ietliard, Alul^ ■ 1
Vucnbb. IV. K. 91.
c) Vergl. die von yar^tur b. b. O, Anm. 'J gonannten Bciipick. deren bekai
an- Buckelberf« fIraWni der ITpIlfnon Tif. :i2 in den Itenkin d a, Kun^t 11. Vo. ISS m
l.L>lio V«-c iit.
1 l. ZEÜ8' UND HERA8 HKiLKiE HOCHZIilT. 101)
^a^Ai^Xioi, fehlen, to könnte dies allein schon das Fehlen auch der Hera zur Folge
gehabt haben, falls dieses unbedingt feststeht. Allein schon Jahn hat ^a. a. 0. S. 92
Note 17) bemerkt, daß auf der zweiten von Roulez bekannt gemachten Vase die
Inschrift HEME^ zu der vor den Pferden stehenden Frau vielleicht am einfachsten
HEPE^ (die Namen stehn in diesem Bilde alle im Genetiv] zu lesen sei*^), sowie
auch die von ihr ^gehaltenen scheinbaren zwei Lanzen wohl eher Fackeln seien [die
ganz ähnlich gehalten in mehren dieser Bilder vorkommen). Und was uns ver-
bieten sollte in der einen oder anderen der unbestimmten weiblichen Figuren in
mehren dieser Bilder, welche Förster (S. 29 Anm. 2 u. 3) gelegentlich (auf der
mflnehener Vase No. 432) Demeter nnd Hestia tauft, Hera zu erkennen ist nicht
leicht zu sagen ^). Eben so wenig können die Namen der Aphrodite und Peitho
ali ausgeschlossen gelten, so z. B. könnten in der Vase bei Gerhard a. a. 0. Taf. 315
fflglich die beiden Frauen neben den Pferden^), vielleicht auch in der Vase auf
Taf. 311 die zwei Frauen hinter dem Brautpaar'*) Aphrodite und Peitho genannt
werden*). Wenn dem aber so ist, so würde wenigstens ein Theil der ''(OL\i.r^klOl
\h(A nicht fehlen. Was aber das übrige göttliche Personal anlangt — und damit
wenden wir uns zn Försters erstem Grunde gegen die Anerkennung menschlicher
Hochzeiten — so muß man zngestehn einerseits, daß dasselbe zu den eigentlichen
Ebegottheiten nicht gehört und andererseits, daß Förster dasselbe sinnreich erklärt
bat, indem er anwesend erkennt: die Geschwister des Zeus, die Kinder au«
frliberen Ehen (Apollon, Artemis, Hermes, Aphrodite, Dionysos mit Kora) und
vielleicht Okeanos und Tethys, die Pflegeeltern der Hera, während die jungfräu-
licbe Athena und die Götter stets fehlen, welche Kinder des Zeus und der Hera
heißen (Ares, Hephaestos, Hebe, Eileithyia).
Indessen lassen sich die meisten der sicher anwesenden Götter auch auf an-
derem Wege ohne Zwang erklären und sind erklärt worden'). Apollon, der stets
leierepielend erscheint, gehört als Gott der Musik und Vertreter dos Hymenaeus
wr Festfeier , Artemis ist als Hegemon^ eine recht eigentliche Hochzeitsgöttin ^) ,
beide Götter werden außerdem als xoopoTpocpoi verehrt und sind in dem Vasen-
bilde bei Stackeiberg, Gräber der Hellenen Taf. 32^) bei einer menschlichen Hoch-
zeit anwesend ; Hermes könnte, wie Jahn bemerkt hat, schon als TrofxraTo^ zu jeder
a) Daß Koulez' Erkl&ning "Hfir; , »iaculatrixa als Beiwort der Artemis unhaltbar sei,
*ird Jeder einsehn, und daß Gerhards (Auserl. Vasenbb. II. S. 189) Vorschlag, den Förster
S. 27 Anm. 4 billigt, HEME5 als aus APTEMI^ durch Abfall der ersten Sylbe enUtanden
zudenken, schon deshalb ferner liegt, weil man APTEMIA05 annehmen müßte, ist klar.
b) Vergl. auch Jahn a. a. O. S. 95 und s. d. münchener Vasen No. 432, 502, 093, die
^HnerNo. 695, 706 (wo für die Benennung Demeter kein Grund ist], Gerhard Taf. 312, 314.
c) Gerhard a. a. O. S. 87 denkt an Artemis und Leto oder mit Campanari, Vasi Fcoli
P* 57 an Chariten , neben denen Campanari auch noch Uoren vorschlägt; es ist eben Ver-
«Medenes möglich.
<1) Die Bedeutung der Handbewegung der hintern der beiden Frauen, welche Gerhard
"• ^4 andeutet, ist keineswegs unzweifelhaft.
e) Förster selbst S. 29 Anm. 7 nimmt Aphrodite an in den münchener Vasen No. 406>
^^2, 433, 693 und 1196. sowie bei Gerhard 312. 2, 314, 315 und bei Roulez a. a. O. Taf. 1.
^i Vergl. Jahn a. a. O. S. 91 f., Gerhard a. a. O. S. 82 f.; wo ich freilich nicht AUes
«»tenchreibe.
g) Welcker, Alte Denkm. II. S. 16 f.
\ Denkm. d. a. Kunst II. 182 mit Wieselers Text.
i;ii
Ui. MVnililS UKll IIKIIA.
Tfinitr] gi'lii'ri'ud iiiui] liflluicNl als ä-cijTiup) Bciuwi i'lulK nngcwii-Beu i-i*lii)lti.'u 1iaLk-ii
«der tnmi könnte in ibm den Vertreter und Abgeaandton dea Zeus urktnuco , itli»
welcher er WHlirscLeinlich bei der Hochzeit Atia Heraklea und dei' llube anT dem
korittthisolien Poristomion anwesend ist*), müglicberwcise aber veitiilt «r dmi lleerden-
eegien. wie Dionysos den Wein iind Demeter, wcan sie Ja anwesend ist, das Brod,
welchen dem von diesen Segcnsgötteni in seiner Gründung umgebenen uoiiou Ilaiia-
halte niclit fehlen soll. Auch in dem Albanischen Kc-lief (e. nuten] kann dioa der
(jrund der Anwoaenbcit dieser Götter im Zuge Bcin''). Ferner kann Dionysos als
Ciolt der Fruchtbarkeit unwesend acin, wie Jahn und Gerliard llborciuätlniuiend An-
nehmen, wahrend Hestiu, wenn sia nachweisbar ist, sich einrach als die Oöttin des
Ileerdes, d. h. als HchUtzeriu de^ neu zu gründenden Hauses erklärt. Und somit
bleibt :ds suhwierig otlur unerklärt nur der in einem Vasenhilde (Mdncliea No. i:t:!,
viirkommoude Poseidon (Ibrig, der aus einem uns uubekaDuleit. individuellen tiruiidc
In diese GöttergeiieHsehart hineingezogen sein maj;, deren ('hurnkler iu be.itiitiiueii
er jedenfalls nickt im Staude isl.
Wir kommen nun ku der Frage, ob, abgeselin von der soeben beleuchteten
indirectcu Argumentation, in dem Brautpaar auf dem Wagen an und für ^ieh uni)
der Charakteristik der l'erdonen nach Zeus und Hera anzuerkennen sind, nnd wiu
dafür und dagegen spricht. Für diese Annahme herufl sich Förster (>S. 2'J) daraaf,
daß der Verfasser des t'ataluge dl sculte antichilii etrusehe del principe di f'anino
auf Kwei Vaseu dieser Sammlung, Nu. D'Jli und No. 711 »niebt verum thuiigswdsc,
sondern ganz bestimmt Zeus und Hera auf dem Viergespann uejint", und meint, es
müsse der Beweis geführt werden, daß dies nicht nach gaus besÜmmlen Merkmalen
geseliehn sei. Ein vuUkommeu hintitlligea Argument! Denn leider begegnet mau
ja solchen »ganz bestimmten und nicht vermuthuugsweisei hingesUllleu Nomen-
elatureu in den älteren Vaseukatali»geu dutKendweise, der nüchternen und besuuueuen
Art der Beschreibung, welche Jahn bei dem mlinchener Vaseukatalog durchgeführt
hat. selten, fast nie. Uxempla »unt odiosa; es sei nur auf die Vieleu °Urkton
Abschiede" in gewissen Katalogen liingowiosen, von denen Jetzt lange feststeht, dtd
sie mit llektor Nichts xu tbuu haben und größteutheils den Amphiaraos angclin.
Wat aber insbesondere den hier vorliegemleu Fall anlangt, wird es ntltxlieh m-id,
KU vergleichen, wie ein Mann wie Ilawkins die Vjise No. Hil im britis*he« Museum
K'aiiino a. a. 0. No. IM5) boschreibt, nfimlieh: ehariot of Zeus; he ts standing
in a iiundriga, clad in a talaric cfaiton nnd peplos and hulds the reins !n botk
hands and tlie goad in Ins right; at bis side stand» Hera, veilod u, s. w., «o
alsu'trulz aller Sicherheit der Benennung vou bestimmten Merkmalen nicht die Spar
ist, es sich vielmehr imi ciue Verstellung wie alle übrigen handelt'). Das winl
aber um so gewisser auch bei deii beiden Caniiioschen Vasengemüldeii der Fall »ein,
als, wie Förster selbst sugcstebn muß, auch hier Attribute nicht giufg<'nihrt «
■) Vcrgl, Arahneolog. Zeitung von I
b) Hielie Wolckei b. > O. S. 2b.
c) Auch die Vaw b. tt. O. N'n. 4UI1
dicwIlH'. wrlcliu FAriter S. .tO crotihnt u
ncb«n den iMidon Figuren im Wagun ili"
^runden haben« (kui nivlit gan> genau
dien« Vviv iKiicniit Ilawkin«: »nupliul» t
~ MuB. elruHjug tlu priiico <le L'anino No. lili
rid BUB dieaeiii KrcUo mit liucht ablehnt, iivil •»•M
liiwlirifton AVfIPIAEi KAAOf und P0A0^4 KAAfl
, nbcr in der Hniiplsiii^hL' d<ich Eutrcffcud üt), ,^^|
11. ZEU8' UND llKRAä UEILIUK UOüllZEIT. 171
weiche die Erklärimg zu begründen im Stande wären. Dies Fehlen von Attributen
aber und von allen bestimmten Merkmalen der Gottheiten spricht, wie schon Gerhard
bemerkt hat, gegen die Annahme, daß sie gemeint seien. Allerdings sagt Förster
(S. 30), Scepter und Donnerkeil (und um diese Attribute würde es sich in der
That handeln) könne Zeus nicht haben, denn er halte mit beiden Händen die
Zügel oder, wo eine Hand frei sei, in derselben, angemessener Weise, einen Stab
oder eine Gerte. Dem gegenüber genügt nun aber die einfache Verweisung auf
die Fran^oisvase*) (s. auch Atlas Taf. I. No. S), wo Zeus neben Hera im Wagen
stehend mit beiden Händen die Zügel der Pferde hält und gleichwohl mit dem ge-
waltigen Blitz und mit dem Scepter ausgestattet ist. So in der That müßte er in
diesen Hochzeitsvasen erscheinen, wenn wir ihn erkennen und anerkennen sollten,
und was dem im Wege stehen sollte, ist nicht abzusehn. Weiter aber spricht
sehr bestimmt gegen die Annahme, der Bräutigam sei Zeus, daß derselbe in uichreu
Exemplaren^) jugendlich, unbärtig dargestellt ist. Nun meint froilich Förster a. a. 0.,
daß dies, namentlich in dieser Situation, nichts Anst<')ßiges habe, und beruft sich
anf Beispiele jugendlicher Zeusdarstellungen, die er S. 13 f. seiner Abhandlung zu-
sammengestellt habe. Mehr dergleichen sind im XI. Capitel des H. Bandes dieses
Werkes nachgewiesen, allein schwarzfigurige Vasen sind nicht darunter, und daß in
ifolchen Zeus nicht jugendlich gebildet worden ist, ein paar eigenthümliche und
Nichts beweisende Ausnahmen abgerechnet, das dürfte wohl aus dem a. a. 0. S. 28 if.
Erörterten zur Genüge hervorgehn. Drittens darf auch nicht übersehn werden,
daß, während in einem Beispiele, grade mit einem jugendlichen Bräutigam (London
No. 460) das Brautpaar inschriftlich (Lysippides, Khodon) als menschlichem Kreise
angehörend bezeichnet wird, andererseits auf der zweiten der zwei von Roulez publi-
eirten Yasengemälde die Nebenfiguren durch Inschriften (AFOUONO^, HEPMOV, HEME^ =
HEPE^ 8. 8. 169) als Qötter bezeichnet sind, das Brautpaar ohne solche Inschrift gelassen
^y was gewiß nicht für seine göttliche Natur spricht. Und endlich muß erinnert
werden, daß, wie das auch Förster nicht verschwiegen hat, in einigen dieser Ge-
mlide^) auch Personen der Umgebung, namentlich Frauen durch Körbe, welche sie
«if dem Xopfe tragen , als menschlichem Kreise angehörend bezeichnet sind.
Faßt man dies Alles zusammen, so wird man kaum umhin können, mit Jahn
und Gerhard diese Vasenbilder insgesammt aus dem Kreise mythologischer Bild-
werke zu streichen. Doch kann man dabei nicht stehn bleiben, vielmehr gönnen
»lle diejenigen Kunstwerke , welche die beiden Gottheiten , sei es neben einander,
^i es einander gegenüber, thronend oder sitzend zeigen, nicht als Monumente der
ttgen Hochzeit, sondern nur als Darstellungen des ehelichen Lebens des höchsten
^tterpaares gelten. Es trifft dies aber sowohl die auch von Förster a. a. 0. S. 32 f.
ausgesonderten Vasenbilder, wahrscheinlich das unedirte des Museums 8. Angelo in
^^pel, welches Panofka*) beschrieben hat und Förster (S. 32) in diesem Kreise
M^ten möchte, mit einbegriffen, wie auch die oben S. 24 besprochene samische
a) Mon. deir Inst. IV. Uv. 54, Archaeol. Zeitung von 1850 Taf. 23 u. 24.
^1 München No. 692 und 693 , Berlin No. 695 , London No. 460 , de Witte , Descript.
^■"ne coli, de vases p. de TEtrurie No. 126.
^'; Oerhard a. a. O. Taf. 310, wo auch ein menschlicher ira{>av6|x'^io; anwesend ist, siehe
Gerhard a. a. o. S. 83 und de Witte, Cab. Durand No. 649. Vergl. Gerhard Taf. 313 mit S. 86.
d; Arcliaeol. Zeitung von 1818 S. 217 f.
l
rfiiacdtliigriiiijie [Fig. Ia,l, wi-lcli« Förster (Ö. 21) deu "crsti'U VeiaUcL diu liej-
lign lliichzcit darzuatclluii" ueiitil, atilial deo soustr^'n dernrtigco Gru{i|]ifU (fArstor
11. a. O. Notu ß), süfern diese sich Uberljuiipt uuF Zdiu UDd He» beziobn*}. Sehr
zweifultiaft ist die» auoh von eioer kleinen Erzgruppe inicht Koller^ im hritigclien
Miiuoau''), in weluhur l'anofba') Zens und Hura hat erkennen wallen, worin ihm
Förstur a. ». ü. 8. :t4 gefolgt ist, während die l'ereonen in dem geuannlon eng-
liaclion Vorxeicliniß mit lioclit uubcnannt geblieben »lud. Kndlicb muß auci) du
Vaaengeniälde Hpülern Stils In der Sammliiiig Fittipaldi in Antinni , in wplclu-m
Hriinn^l den Upö; -[äiw^ des Zeiia und dor Ilora hat crkcnuen wulltn, hiur ab-
gelehnt werden, da dieooa seitdem publieirto Uild') ebne hIIcu Zweifel auf Kuraa
Alis(!hied von Demel«^r gedeutet wenlen muß, wie dies anuh vun Stephani'j ^^
»elii^lui ist.
Heuir wir nach diesen Ablehnungen zur Besprechung der in der Thal auf den
ispö; Y'i'f^i *'<"* Zeus und der Kera buzUgLchen UoDumente una wenden . iai hier
finiger in ilirer Bedeutuug zweifclbaftor Kunstdarstcllungcn zu gedenken.
Uas älteste dieser Kunstwerk» iat das wegen der Figur der Hera und dor von
ihr gehaltenen Lanze schon oben S. 'Mt (Verzeichniß C.) und S. 3) f. erwälinte,
jetzt in Berlin [No. 1(192) befindliche Vasengemfllde . welches verschiedene, alter
fast durchweg ungenügende Erklärungen gefunden hat. Es wird sich nun nicht
wohl Ittugnen lassen, daß diesen gegenüber der neueste Deutangsverstich von Füntter
a. a. O. a. 31 dnrcb i^innigkeit und guten Zusammenhang erheblich ausgezeichnet
ist. Förster erkennt eine Scenc der heiligen Uuchzeit. -Der eigcntlieh« Yapi;
(ico|iitrf luid iaria^t;), sngt er, ist vorüber, das Paar ist bereits im Tlialainot« au-
gelangt lind hat nur noeh einer Püieht zu genügen, ehe es zum Beilager schreitet.
nAmlich den Liebesapfel [[iJjXriv ÄuSnJviov) gemeinsam zn essen. Diesen iwler ein .
St4lek desselben reicht eben die erste Moira dem Paiire.« Denn Moireu, nud zwar 1
alx v'j[i'fE'iTpi(xi x«i \W).n\i.t'j-{iini (Pollus III. II), als welche sie bei Ari8to[ih»ne8 *i I
fungiren . erkennt in den zwei vor ilcm höchsten Ciüttorpaare ülehcndon Fraum I
Förster mit wenigstens iben so gutem Rechte, wie Andere in ihnen i'ei'äephon<' I
und ArtcniU (Micali), Kura und Demeter (Gerhard). Ileslia und Ariaduo fWelckml
mler Hören (Müller) erliannt haben. "Daher eiueraeit^ iler seharahaft gesenkte Itlickl
Ar« I'aart^s, andererseits die ausgestreckte Hand dor Hera, daher oudlieh auch diifl
Anwesenheit der beiden llupotpot, wolelie vor dem Thalamos Wache z» haile^^
m| Auch die vuii Kontur S. :|.| niigetOhrtuii Mnuxen vun F.pirus wAnlen hier auageaondc^H
werden mllaKtn, wenn sie nicht ohnehin niH des Zeu» und der Diune [nicht llcti} Kdpfc d.^^|
■tclluid hior auOet Frage blcibao maßten. ^^^
b| Vcneichnst in dem tluide to tbe bri>n»c locim in ihe dcpaituent uf giti<k uid tnin^^|
■iilitjoitie«, Hritiah museum, p. 6, abgeb. in den ÜpecimenB of ancient «culplure Vol. 1. pt.^^H
e] Archaeol. Zeitung vDri ISIÜ ü. 72i. Die IitenüSuation dieaes MonuaK-nin tnii il^^|
in Noio b. genannten, beruht Auf einet brieflichen Angabe Huirnys. ^^H
dj IJuU, di^ll' InHt. von l^ät) p. ■> ■<{. und ihm folgend FOrstci a. n. O. S. Ti. ^^M
Ol Mun. delt- Innl. Vol. VI. VU. tav. 43. I. ^^M
fl Aunali deir loat. von ISG<l p. 302 8i|ii., inaboaondste p. 3UU f. ^^^H
K) Avcs VI. 1731 f.: "llp? Rrrt' llXuiini^ ^^H
'1'^ 4|).lßdvitn »p^-miv ^^^1
'Ap/OVTO »«*it fitjT* ^^H
II. ZEUS* UXD HEBA8 HEILIGE HOCHZEIT. 173
haben, des Hermes 'ETri&aXa^trri; and des Dionysos, welcher mit seinem, Kantiiaros
an die dem Genüsse des Apfels vorangegangene Ooivr^ oder earCaat; erinnert, wenn
nicht die Sage, wie bei Hermes, einen noch bestimmtem Anhalt für seine Anwesen-
heit bot.« An einigem Bedenklichen fehlt es freilich auch hier nicht. So möchte
Yor AHem zweifelhaft sein, ob wir das [xT|Xov xooaJviov in der Hand der vordersten
Moira, nm das sich schließlich die ganze Erklärung dreht, anzuerkennen vermögen,
da Andere (Micali, Gerhard, Lenormant, Wieseler) in diesem Gegenstand eine Blume
erkennen und Förster selbst von einer kleinen Frucht oder gar einem Stflck des Granat-
apfels redet. Ein ganzer Granatapfel ist sicher nicht dargestellt, auch keine Quitte und
ein Stfiek eines solchen anzunehmen, gleichsam den Bissen, der ohne weiteres in den
Mund gesteckt werden kann, will doch auch nicht passen und anders würde man
doch kaum erklilren können. Zweitens aber sind Hermes und Dionysos, so wie
sie hier dicht hinter dem Paare stehn, als »&opu>po{, welche vor dem Thalamos
Wache halten«^ doch kaum anzuerkennen, abgesehn davon, daß die Beziehung des
Hennes Epithalamites , wie er nach Hesychius auf Euboea genannt wurde (siehe
Förster S. 29, Anm. 6), auf die heilige Hochzeit doch Nichts weniger als feststeht,
sondern nur auf Vermuthung beruht. Mit voller Überzeugung wird man sich des-
halb Försters Deutung des Bildes nicht anschließen können, obgleich anerkannt
werden mag, daß Einiges fttr dieselbe spricht.
Zweitens kommt in Betracht das ebenfalls schon früher (S. 41) erwähnte Relief
von Kolotes an dem für die Siegerkränze bestimmten Tisch im Tempel der Hera
in Olympia, dessen Inhalt Pausanias (V. 20. 2) allerdings nur mft den folgenden
Worten, nicht einmal durchaus sicher vollständig angiebt: 'H TparreCa 2s iXi-
^VTo; jiev irsirofTfjTai xal j^poaoü, KtoXcoroo 8i loriv sp^ov (ljjiirpoat>£.v)
xai^'Hpa T3 xal Zao; xal Ostov Mr^-nip xal 'EpjjiT|<; xal 'Airo'XXcov \lsxol 'ApTi[j.töo;
T!SRolr(zai' oiciafts 8s f^ SiaftsaC? loriv tj too aycovo?. Die Vermuthung, daß dieses
Relief die heilige Hochzeit angehe, hat Förster a. a. 0. S. 26 ausgesprochen, und
gewiß ist, daß, sowie dieser Gegenstand als Schmuck eines im Heratempel befind-
lichen heiligen Geräthes besonders passend erscheint, die von Pausanias genannten
Personen sich einer solchen Erklärung wohl zu fügen scheinen, sofern man unter
fe Oscov MtjttjP Rhea, die Mutter des Brautpaares, verstehn darf, was ja sehr
wohl möglich ist*). Apollon und Artemis, Hermes und eine dieser Oscuv iMt^tyjP
entsprechende weibHche Figur, sie möge nun Rhea oder Tethys genannt werden
(s. unten), finden wir in dem Hochzeitszug auf der Albanischen Ära wieder nnd
ön anderer mythologischer Gegenstand, welcher die genannten Personen passender
verbände, wird sich, wie Förster bemerkt hat, kaum finden lassen. Indessen ist
^ immer mißlich , aus einer in der Art kurzen Personenanfzählung bei PausaniaH
*üie bestimmte mytholo^scbe Scenc zu folgern, und das ist hier um so mißlicher,
^ Pausanias Text an dieser Stelle zerrüttet ist und sich unmittelbar vor den in
^f^ kommenden Worten eine Lflcke findet, wie das Fehlen der Ort^iangabe des
feliefs (sfiTTpoaftsv) zeigt**).
Das dritte der hier als nur unsicher auf den t3po<; ^afio; bezfiglich zu nennenden
a) Vergl. Welcker, Griech. Götterl. II. S. 218.
b) Vergl. auch Brunn, Künstlergenchichte I. S. 243. Die bezeirhnete Lacke wflrde auch
^*^n nicht verschwinden, wenn man mit Bekker »tatt IlaaiTiXT^v oe '/Otov otoa/JH)vat läne
" '-» TjTo^irjayftf^vi! , xrnn aberclies von zweifelhafter Gewähr ist.
17 1 111. MYTHK.S DER HKKA
Monnineiilc i^t iliia Erzrolief einer Spiegel kapsei im Miisciini Tilr Kunst uuil AUiT'
thuin in Breslau, wflicbe« den Kern ndt;r Aulnfi dor bMrsterscben Mono^ajiliie bildet
inid von dem auf Tnf. I. zu dieser Sclirift eino Abbildung gegeben ist. POreter
hat gewiß Alles gethau, was man tlum kann, um in methodischer Inlerjirotalton
dafür Sil beweisen , daß es sieh !□ diesem Erzreliof um den Liebeabund dea Zeus
und der Tlei-a handele, und um die Einwendungen zu beseitigen, welche man gegen
diese Deutung erheben kOnvtc ; er hat ganz gewiß erwiesen , daß die Itier uiibe-
zweifelbnr in einem zärtlicbeu nnd dwh ernslgehsltenen Verhaltniß bcfindliehen
Personen Zeus und Hera sein können, obgloieh nicht alle seine Argumente d&Tflr,
dnß sie es sein mtlssen, stiehhaltij^ sind, wie denn z. B. das ans der gQrlelloeen
(Jewundnng der Hera abgeleitete als widerlegt gelti^'n darf und die Parallele mit
der lleraügnr auf den HUnzen von Chulkia gegenüber der genauem Abbildung dieser
letztern auf Mnnztafol 111. No. 3 weniger beweisend erKchcinen wird. aU sie früher
selieinen mochte. Man kann sogar weiter zugestehn . paBsendoro Nameu fUr das
Paar nicht angeben zu können, trotz dem Allen aber gehört diese ErklilrunK zn
den nicht ganz vereinzelten, welcLe, so wenig man sie widerlegen kann, dennoch
keine volle Überzeugung bewirken. leji muß wenigstens von mir bekennen, daß
ich diese Überzeugung nicht habe, obgleich ich die MegUchkeit, daß Förster dcot-
noi^Ii das Kichtige getroffen habe . gern anerkennen will.
ITnd somit bleiben unter den erhaltenen Monumenten von sicher auf den Jipö;
'/«■x/j; des 2ens und derllera bezilgliclieuüarstellungcn nur drei Ilbrig. von denen zwei.
A. das Kelief einer Metopu von einem der jlliigei-en Tempel in der Unter-
stadt von Seliniiiit"). s. Atlas Taf. I. No. 2 and
B. ein Gemälde aus der s. g. casa del poeta trugico oder der e^sa Omenea In
Pompeji, jetzt im Mnaenm von Neapel*), s. Atlas Taf. X, No. 28.
einander trotz des weite» Abstandes ihrer Entsteh ungszeiteii und der durch ihn be-
dingten großen Stilversehiedeiiheit «iiiander in den (imudzügen der OompuHitiou aaf-
fallend nahe stolm nud in der Erklflrung nicht von einander getrennt werden kfliiueii,
während das dritte,
0. das archaistische UeHef nn einer Arn oder Basis im Oafi'bnuse der Villa Al-
buü'). B. Atlas 1^. X. No. 2ti.
K| Somdifiilco . AnlicUiUi dcllo Siciliu Vi'l. II, tuv. :i:t, vcrul, Ud. II. iZeut} S. 31 t,
oben S. iO f. und Fönter a. a. O. S. M (.
))) Hi^lbi;;, Wandgemllldi! der T^im Vpmit vcr« chatteten Sldiltc L'ampHniens S. 3.1 f
Nu. 114, Tcrgl. Bd. II. (Zcui) 8. IS!) Wand);. C und ». 340 ff. oben S. 11" Wund. i. and ¥&nUt
9. «, O. 8. 3ft f.
ci Bcichretb. liom* t)1. ii. S. 4li7, abgeli. b. Winckclmaim , Mon. Jiied. No. 0, Zetgt.
UamiTUiaTi dl Itama II. tav. IUI , vricderholt bei WeIcker, Alte Denkm. )l Tat. I, t>q|l_
S. 14 IT.. Ocrliard, (in». Ablih. I. Taf. tli. 2, vetjl- S, 19s f.'u. S. lihi und ■. n'«li FittU^m
a- n. U. S. 'ili. Dl>nt den thntaArhlichnn KuBtiincl d« ReUefa notirte ith mir ISäD Pnlgitnd«
Die ereUt Seite (mit Zeiw| l>l intnrt. doch ßsht ein Rrtich Kwincbcn dpr enten and tvritn^^
Figur durch, auch an der HauptBoite mit Hera, l'oscidtin, Demeter Ut nur du Onioht dv-^s:
Hera leichter, dugcuifte dur Demeter atarker nherarheitet. Auf der dritten Seite rind •!• — ^
Kopf und der rechte Arm de« Hermei, dan Ociicht und der linke Arm Ji ■
Diunyniin modem. möglich erweise sind ex auch die Heine den letztem, nL^Icich kei —
Anulx hfmetkhar ist. Außerdem Blwr int diene Finur an ihrem lieibe von dicht unter di^=^
RrtlBt nbwlrta diin^hBui ilberaitwitet, wovon eritens ilie viel weiUere Fsrbi- dcH Hsnnor* ubh^''
inreilfin« dur Umiitiind den BewKis liofert, d»ß elven diene Theile ein viel llwher*' Meli ^^
11. Z£U8* V}iD HEBA.8 HEILIGE HOCHZEIT. 175
eine andere Seene des Mythus, den Hocbzcitszng darstellt und hier vorweg be-
sprochen werden möge. Es ist aber im Grunde wenig über dasselbe zu sagen, da
es nichts OberflOssigercs geben könnte, als die längst erkannte, gegen frtlhere
Zweifel (s. b. Welcker a. a. 0. S. 15) festgestellte und jetzt wohl allgemein an-
genommene Bedeutnng der ganzen Composition aufs neue zu begründen. Nur über
Einzelnes dürften einige Bemerkungen noch am Orte sein.
Es ist schon von anderer Seite (s. Welcker a. a. 0. 8. 23) darauf hingewiesen
worden, daß die nngeschickte Vertheilung der Personen auf die verschiedenen Seiten
des Monumentes, durch welche der Bräutigam Zeus von der Braut Hera getrennt
wird, der ursprünglichen Composition widerspreche und dem Copisten zur Last zu
legen sei, welcher die Übertragung von der Fläche eines anders gestalteten, am
wahrscheinlichsten runden Geräthes, etwa eines Peristomion wie das korintliische*)
oder capltolinische^), zu besorgen hatte. Eben so wenig ist darüber ein Zweifel,
daß wir die Composition nicht vollständig besitzen, während über das, was felilt,
die Meinungen ans einander gehn. Als Thatsache kann nur festgestellt werden,
daß auf der ersten Fläche (A. im Atlas) einerseits von den Fackeln der jetzt zu
Yorderst schreitenden Artemis nur ein kleines StUck erhalten , dagegen von einer
dieser GOttin voranschreitenden Figur eine nnbezweifelbare Spur, nämlich der zurück-
flattenide Zipfel eines Gewandes, etwas unter der Höhe des Knies der Artemis
vorhanden ist. Es kann nicht unbedingt festgestellt werden, was für einer Art
von Gewandung dieser Zipfel angehöre, doch ist ein Ilimation der Art, wie es der
ebenfalls der Artemis voranschreitende Apollon in dem Relief des korinthischen
Peristomion trägt, schwerlich ausgeschlossen, und es liegt jedenfalls am allernächsten,
eben auf diesen Gott, welcher als der musikalische Führer des Zuges schicklich
<ler fackeltragenden Schwester vorausgehen würde*'), zu schließen. Daß er in den
oben besprochenen Hochzeitsvasenbildem fast niemals fehlt , sei nur kurz erinnert.
Vor diesem leierspielend zu denkenden Apollon ist dann aber eine weitere Person
nicht annehmbar.
Haben wir somit auf der ersten Fläche vier Personen, so ist die gleiche An-
zahl auf der entsprechenden dritten Fläche (im Atlas C.) mit Nothwendigkeit vorau.s-
zBsetzen. Ganz erhalten sind hier nur zwei, Dionysos und Hermes, und von einer
toter dem Hermes hinzugefügten modernen dritten Figur, von welcher Fea'^) und
(^i^n, als der Rest der Figur selbst und als ausnahmelos alle anderen Figuren. Der Über-
*'^it€r hat also eine tüchtige Schicht der Oberiläelie weggcmeißelt , und zwar offenbar des-
^*^l>, weil sie arg verstoßen war. Auf die Einzelheiten der Bekleidung dieses Dionysos ist
*^*> Nichts zu gel>en, denn, wenn auch der Überarbeitcr den^Spuren dos Alten so viel wie
''^lich gefolgt sein sollte, so bleibt ungewiß, was und wie viel er sah und wie er da« C}e-
^^e verstand.
a) S. Welcker a. a. O. Taf. I. 2.
b) Müller, Denkm. d. a. Kunst II. No. 197.
c) So auch E. Braun, Artemis Hymnia und Apollon, Rom 1842 S. 6. Was für Gründe
"^«Icker a. a. O. S. 23 gehabt haben mag, es unpassend zu linden, daß der Artemis mit den
^'Hihieitsfackeln eine andere Person (irgend eine) voranginge, »küc eigentlich als die letzte des
^*»ien Zuges auf der folgenden (d. h. der vierten) Seite .stehen sollte«, ist nicht recht ersicht-
*^^ und eben so wenig erklärlich» wie er annehmen mochte (S. 25), ApoMon habe »laute-
*P*^lend den Zug geschlossen«.
d; Jndicaz. antiquaria p. la Villa Albani No. 249.
178
ni- MYTHEN DBB HEIW.
ZoSga') rede», iat, jetzt weni^tttens. Nicht« vorlLandfU nnd ps i8t achwcr zu sagen,
wo sie jemalii gewesen sein sollte- Wohl dagegen sind die sicherlich iintlkcn Reste
einer dritten Person, tind zwar ohne Zweifel einer weiblichen Person, eriialten.
nfimlich ein niedrig vorgestreckter linker Arm , der vordere Theil eines linken
Fußes lind Weniges einer bis gegen den Fuß hinabreichenden Gewandnng. Woiin
wir in dieser weiblichen Person, gewiß nicht unpassend, weder an aich iioeh fi)r
diene Composltion . die auch sonst dem Hermes gesellte Ilestia *') erkennen , wOrde
auf nonli eine, den Schluß dieser Seite bildende Gottheit 211 ratlicn sein, was aber
jedenfalls besser antcrblelbt. Auch die Frage endlich, ob der Zug sieh auch nocJi
über die vierte, jetzt abgesagte Seite mit drei, den Figuren auf der zweiten Fliehe
(im Atlas D.) entsprechenden Peraunen fortsetzte, oder ob wir ihn als mit der Zahl
von elf Gottheiten «hgesuhlossen zu betrachten haben, bleibt am besten unent-
schieden. Denn die Möglichkeit, daß anstatt weiterer Figuren die jetzt fohlende
Seite eine Inschrift trug, wird man niclit in Abrede stellen künnen und schwerlich
ni5chle es gelingen, außer der hinter der vermntlieten tlestia sicher fehlenden Person
ihrer noch drei auszudenken , wekhe in diesem Zuge nicht blos müglicb . sondern
waliracbeinlich wären nnd durch welche sein mythologischer Gcdaukeninhalt gcwinnm
würde. Nur das Eine steht uiiorsclititterlich fest, daß es sich nicht nm eine ZwOlf-
zahl von Göttern handelt, sondern daß entweder nur elf oder daß vierzehn Personen
vorhanden gewesen sind . wie dies Letztere auch Zot'ga angenommen hat (s- b
Welcker a. a. 0. 8. 22).
Der ganze Aufzug wUrilu sieli hieiuHch, SD weit wir urteilen können, ans fol-
genden Personen zusammensetzen: A. I) Wahrsoheinlich Apollun mit der Kithara
als mnaikaUscher Führer des Zugs an seiner Spitze, den Ilymenaeus vertretmU.
2) Artemis mit den Hochzeitsfackeln, wohl Hegemone zu nennen''). 3) I^ne
weibliche Figur mit dem Scepter, welche, was noch unerklärt nnd schwer zu dentni
ist. den Zipfel des Gewandes der Artemis mit der Linken gefaßt hält. Sie [st ran
Welcker (S. tS) Khea, die Mutter der Hera genannt worden, während Fürster
{a. a. 0.) fUr dieselbe den Kamen der Tethys vorschlägt, welcher nach üaigm
alten Zeugniascn (a. Förster a. a. 0. S. 20, Anm. S) Hera nach Kronos' Sturze tui
F^rziehnng Übergeben worden wäre und die ihr die Hochzeit ausgürllalet hält«, welclu?^^
also hier an Stelle der Brautmutter erschienen sein würde. Möglich ist das schon _^
aber beweisen läßt sich» nicht, auch liegt im Gmnde wenig daran, oh man IUw^ih
oder Tethys erkennt, nui' daß man die eine oder die andere gegen die von K. Brami* "^
gewiß nicht passend vorgeschlagene JMa fesÜialte. die Welcker (S. ib} anzunehtn^Er«
geneigt ist, während sie Förster [a. a. 0. S. 2r> Anm. 5) mit Recht ablehnt. 4) ZensK,
zu dem mir zu bemerken iat. daß der von Zoj'gas Stocher allerdings nicht grna^a
wiedorg«>]|^bene Vogel anf dem Scepter doch füglich kein anderer als der Adk-w-T
[niehl ein Kukknk) sein kann"). B. Ti) Hern als die Braut ebenso pasneiHl 1
achIt^iert nnd den Schleier mit dir Linken erhebend, wie voll jnng; fraulich er
B] S. bei Welcker a. «. O. S. 72,
b] UBBtin nimmt such Wpkkcr a. n. O. S. 2
(ii1|(en lAßl, indcMcn mil dem Bekrnntniß, die*
c) Vergl. Welcker «. «. O. 8. Mi f., FiVrster
I -d) Ariemi» Hymnin und Apotloii. Rci
J VpfkI Ober .lie«- Prn^p Weicket n
A2 i
n, der er ctnnn narh A|ili(niliie u
ungewiß unrl dunkel.
»■ (>. S 20 mit Kok 1
1 I . ZEUS* ITNB HERA8 HEIUGE HOCHZEIT. 177
niederblickend ; auch in der nachlässigen Art, wie sie ihr Scepter hält, konnte man
einen psychologisch feinen Zng nnd eine Hinweisnng auf ihr bewegtes Gemüth er-
kennen. 6} Poseidon, der Bruder des Zeus und so vielleicht nur als der nächste
Verwandte anwesend, möglicherweise aber auch mit den folgenden drei Gottheiton
zosanunen eins der Bedflrfnisse des neuen Haushaltes, menschlich gedacht, das
Wasser allegorisch vertretend. 7) Demeter, das Haupt mit dem Kalathos be-
deckt, Ähren nnd Mohn in der Rechten erhebend, vielleicht nur als Schwester,
wie Poseidon als Bruder des Brautpaares zu fassen, möglicherweise aber auch' wie
jener das Wasser, so sie das Brod des neuen Hauses vertretend*) . C. S) Dionysos,
von dessen Costflm nach dem oben S. 174 Note c. Gesagten nicht mehr zu reden
ist, nur daß man die nicht ganz deutlichen Spuren einer Nebris auf seiner Brust
anerkennen mag^). £in anderer Grund fär seine Anwesenheit, als daß er »der
Gdl>er des Weines wie Demeter der Ähren« ist (Welcker a. a. 0. S. 25) läßt sich
kaum ausdenken^), und nach einem ähnlichen Grunde würde 9) Hermes als der
Heerdengott anwesend und 10] Hestia als die Göttin des Ileerdes und Hauses nach
Maßgabe der vorhandenen Reste zu vermuthen sein. — Auf die Bekränzung aller
Gottheiten, dem Brautpaare zu Ehren (Welcker a. a. 0. S. 16), und die netzförmigen
Schuhe aller Personen (Welcker a. a. 0. S. 15), Hermes und Hera und vielleicht
^e Gctfin hinter Hermes aiisgenonmien, ist schon von Anderen hingewiesen ; Neues
ist Aber diese Umstände nicht zu sagen.
Auch Aber die Metope von Selinunt und das pompejanische Gemälde wird es
Dach Allem, was in neuerer Zeit über diese Monumente gesclirieben worden ist,
oiaubt, ja geboten sein, sich kurz zu fassen , sofern man nur in dem Widerstreit
» <Idr Ansichten über das Gemälde seine feste Stellung nimmt. Beide Denkmäler
wlgen die Scene der eigentlichen Vereinigung der liebenden Götter, nnd zwar ver-
t^ beide dieselbe in die freie Natur, welche in dem Relief durch den Felsen
angedeutet ist, auf dem Zeus sitzt, während das Gemälde das Local weiter aus-
fthrtund in einer schon früher (Bd. H. S. 240 flf.) näher erOrterten Weise wahrschein-
Kch als den kretischen Ida charakterisirt. Aber auch darin stimmen beide Kunst-
werke ttberein, daß sie Zeus sitzend, Hera voll Schämigkeit und Zurückhaltung zu
>^ herantretend darstellen, das Relief sie allein, das Gemälde eine geflügelte Dienerin,
Leiterin hinter der Göttin hinzufügend, welche diese leise vorwärts, dem harrenden
Zeus entgegendrängt und der der Name Iris , über welchen man neuerdings wohl
*%wiidn einverstanden ist, um so passender gegeben wird, als Iris Heras OaXa-
l^ia genannt wird*^). • Beide Kunstwerke lassen Zeus die herantretende Hera
^ der Rechten am Arm ergreifen und der Geliebten in das Gedicht schauen, aber
^^ Kunstwerke beschränken auch die Handlung des Zeus auf diese sehr mäßige
Bewegung, der indessen in dem Relief eine gewisse innere Energie nicht abgeht,
a) Vergl. auch Welcker a. a. O. S. 25.
b) Siehe Welcker a. a. O. S. 21.
c) Auch im Hochzeitszuge der Götter zu Peleus* und Thctis' Hochzeit auf der Francois-
^We schreiten den auf Wagen fahrenden Gottheiten voran Hestia, Demeter, Chariklo, Dionysos
•"'t dem großen Weingefäß auf den Schultern und die Hören, und der Gedanke, daß in ihnen
"^ dem neuen Haushalte zugeführte Segen ausgedrückt und in ihm der Grund zur Aus-
**ndening der Demeter und Hestia aus der Zahl der großen Götter und der letztern Er-
wteun^ durch Maia auf Hermes* Gespann begründet sein mag, liegt nicht fern.
d; Theocrit. Id. XVII. 131, Nonn. Dion. XXXII. TS sq.
Overbeck, Kunniiii^thologie. 111. 12
III MTTilKN HER IIGIU^
welche Bociiaclie Erregung, freu(1ig«8 Anetaunen der entschleierten Schönheit spiegelt,
während sie in dem ßild in anffallcndcr Weise gelassen , fast Ictlhl ist. Dies ist
aber anch so ziemlich der einzige Umutand. welchen man mit tlecht fllr Wolcker»
Ansicht wird geltend machen können . es bandele sich nicht um die Scene der
heiligen Uochzeit, um die erste Vereinignng der Götter, als ITera. um mit Statins
(Theb. X. vH. 62) zn reden, war
expcrs connabii et timide positnra sororem,
sondern um die Sceno des 14. Gcäangcs der Ilias, welche 3cm ispo; -jäiiö; lieiter
nachgebildet ist, aber seine Motive nmkehrt, indem sie Hera ihren Gatten in trOgo-
riacber Absieht z» einer Schäferatunde verlockend darstellt. Bei der ersten I.iebe«-
verjjindung wird man , das kann nicht wohl in Abrede gestellt werden , Zena leb-
hafter lumdelnd , bewegter , erregter denken , zumitl wenn man sich an aein stür-
misches Werben in der heiligen Sage von Hermione*) erinnert. Denn daß Jleras
Zurückhalhing und Sprudigkcit. die jn nicht zn verkennen ist. eine geheuchelte sei.
wie Welcker. annimmt, ein kokettea Spiel, nm Zeus deato mehr zu entflammen, dies
mnß man, angeeichts des Bildes, mit Heibig nnd Förater bestimmt in Abrede stellen,
nm so mehr, als dies der Motivirung bei Homer eigentlich widersprechen wUrdc
luid als sieh damit die Geleitung durch Iris in keiner Weise verträgt Und wenn
man sagen sollte, daß der Fundort des Bildes, ein pompcjaniaches Haus, welches
von den in seinen Bildern geschilderten homerischen Gegenständen seinen einen
Namen [casa Omerica) erhalten hat, darauf schließen lasse, daß es sich uueii liier
um eine Scenc aus der Ilias, nicht aber um die Darstellung einer heiligen Li^nd^»
handele, so wird einerseits aiif die Parallele der Tempelmetopo von Selinunt hin- — .
zuweisen sein, in der die homerische Idascene gewiß nicht, sondern nur eine Dar- .
Stellung des (£(>b; Xö^Os anznuehmen ist, andererseits aber wird man nicht sn rer-
gessen haben, daß die alexandrinieche Forste sieh des Gegenstandes der lieiUgt^a)
Hochzeit bemilchtigt Latte nnd daß anf diese als Quelle des Bildes FOrster (S. 3~7;
in feinsinniger Aiisfllhning mit um so gnißorem Hechte hingewiesen hat , je mn2*r
sich der Einfluß alexandrinischer PuSsie und Kunst anf die pompejiuiischen Haler^^n
als ein weitgreifender nnd vielfueh entscheidender herausstellt. Was aber Ztwx'
ruhige Haltung anlangt, wird man sich von dem entgegengesetzten Eindrut^k. Arn
seine Werbung inabcaondere in der argivisch-hermioneischen Sage hervorbringt, fm
lu macheu haben, da, wie schon früher (Bd. IJ. S. 242) bemerkt. Nichts auf eben
diese Sago als Quelle unserer beiden Monumente, dagegen für das Wandgemilde
Manches auf Kreta hinweist. Von der Gestalt der dortigen Erzählung Bind wir
nicht unterrichtet, es kann aber aii sich Nichts im Wege stehn, nnzunehmcji. dal!
es sich in ihr nm ruhiger gehaltene Vorgänge gehandelt habe, wie solche gaiu
uff^nbar sowohl der Darstellung Theokrita (lil. XVH. va. 131 sqq.f*') wie auch
derjenigen des Statins (Tlieb. X. va. 56 sq)).)=) zum Grunde liegim. wnlche letzten
Ol Schol. Theorril. Id. XV. 04.
b] *Q4t Kai döivcitojy Icfi; ^t**!**' isE^>.hfril.
tOt Tfacm XpclftIM '\'ll ^IwXffli 'l ft6tl7H)'J.
c) rnpluni i-tUot dcino , cuius mirnbilr tvxtum
Natu manu* ■tariU* aw dinaocüiu miuilo
II. SETS* nKD HEKAft HKIUGK HOCaUETT 179
anf eine vom DieUer fiagiite Slickera aaf mmem der Hera po« des aipTuclieB
Weibern dargebraehtai Gevande besiekt. Mfhr aber als die Amuüime. eine der-
artige Darstellung, wie sie die genannten DiebteisteOca bieten, sei die Grandla^
der in Rede atdioiden Kunstwerke gewesen, braneben wir niekt. nm in ibnen eine,
inmeriiin auf das eigentlicbe Werben des Zens folgende Seene des ispo; 7«»«^. um
die feierliche Zuflihrung der von Zens gewonnenen Braut, aniuerkennen.
Ober die Bedeutung der unterkalb des Zens sitimden kleinen, mit Blumen
(nicht Eichenlaub) bekrtnzten Jinglingagestalten anf dem Wandgemälde ist dagegen
eine aidiere Entadieidung kaum mSglieh. Fasse man sie aber wie man will, ent-
weder als idaeisdie Daktylen des kreüsehen Ida (s. Bd. n. 8. 242 oder mit Ilelbig
md St^hani ab Personifieationen der bei der beOigen Hochieit aufblllhenden ilst-
{Mvscy gogen die Annahme, es bandele sich in dem Gemilde um den ispo; 7«smk
sdbst, können sie weder im «neu noch im andern Falle beweisen und eben so
wenig bieten sie irgend einen Anhalt fllr die Welckersehe Ansieht, es sei der troisehe
Idi imd die auf demselben spielende homerische Seene gemeint.
Ober den Eicbenkrani und den Sehleier des Zeus ist Bd. TL. S. 240 ff. gesagt,
lit Aber denselben gesagt werden konnte, nicht minder über die Charakterisirung
dei Locals. Daß das reiche und schöne Costfim der Hera in dem Bilde wie das-
jeni^ in dem Metopenrelief fllr diese briutliche Seene ein vollkommen und namcnt-
Keb durch die Verschleierung passendes sei , ist angenftllig und allgemein an-
erluumtr nicht graflgend aufgeklärt dagegen die im ganzen Bereich antiker Kunst-
werke wohl Yollkommen vereinzelte , sdillrzenartige Ausbreitung des Schleierzipfols
te Hen. Denn wenn man in dieser Verhflllung des Leibes der dicht bekleideten
OiMtln, gleichsam wie durch einen eignen Vorhang, eine Verstärkung des Ausdrucks
ikrer Scheu und Schamhafiigkeit hat erkennen wollen , so erscheint eine solche
Qiendts durchaus flberflflssig, andererseits hat ue etwas nicht blos Spielendes,
^dern sogar Zweideutiges, das um so bedenklicher erscheint, je weniger man von
^ gebräuchlichen Mimik reden kann. Eher könnte man an ein durch die starke
Qcnfltfasbewegnng herbeigefthrtes Spielen mit einem Gewandende oder ein Zupfen
tt demselben denken , wenn das nicht ein für die Feierlichkeit des ganzen Bildes
viel in kldnliches und einer Zofe mehr als einer OOttin gemäßes Motiv wäre. Uu-
KkfiD, wie auch Förster S. «36 es genannt hat, bleibt dasselbe auf jeden Fall.
Von ein paar angeblich in Samos und in Argos vorhanden gewesenen, auf die
kJEge Hochzeit bes&flglichen Gemälden abscheulich obscoenen Inhalts^) wird man
sn besten ganz schweigen; mit echter Mythologie haben sie so wenig zu thnn, wie
iiiit echter Kunst.
Veraarat, calathU castae relamina divae
Huad spernenda fenint, Variis ubl plurima florct
Purpura picta modis mixtoque incenditur auro
Ipsa illic magni thalamo dcsponsa Tonantis,
Expers connubii et timide positura sororem
Lumine demisso pueri lovis oscula libat,
Simplex et nondum furtis offensa mariti.
Hoc tune Argolicae sanctum Telamine matres
Induerant ebur.
a) Origenes contra Celaum IV.cap. 48, Clem. Ilomil. V. cap. 18, vergl. Förster a. a O. S. 'AH.
12*
AMERKUNGEN UND EXCÜRSE
ZUM
ZWEITEN BUCH.
AMEMÜNGM UND EXCÜKSE
ZUM
ZWEITEN BUCH.
ZUM ERSTEN CAPITEL.
1) ZU S. 3. Als die cinsige Vorarbeit von Bedeutung ist hier die Schrift von Richard
Förster: Über die ältesten Herabilder nebst einem Excurs über die Glaubwürdigkeit der
kuiutgeschichtlichen Angaben des Athenagoras, zu nennen. Denn, wenn dieser unter den
von ihm aufgeführten Schriften zur Kunstmythologie der Hera Böttigers Kunstmythologic II.
S. 213 ff. nicht nennt noch auch gekannt zu haben scheint, so darf man sagen, daß auch aus
dieser Vorarbeit nur sehr Weniges zu entnehmen ist.
2) KU S. 4. Böttigers (Kunstmythol. II. S. 229 Anm. ff) Behauptung, »das älteste Zeichen
war gewiß auch hier (in Samos), wie In Argos, wo wir*s ausdrücklich durch die Versiche-
rung des Clemens von Alexandrien wissen , eine Säule , xtcuv , ein Spitzkegel wie in Paphos
und anderen Orten« ist reine Willkür.
3} zu S. 4. Die Vermuthung Försters a. a. O. S. 5, man habe zur. nähern Charakte^i-
sirung der Göttin an die Säule (in Argos) oder das Brett (in Samos) wohl einen Stab, ox-^nrpov,
angelehnt oder jene mit den der Hera heiligen Blumen , in Argos mit Sternkraut (doreptcuv)
umkränzt, ist ohne sichere Begründung, denn die Stelle des Pausanias II. 17. 2, welche er
•»zieht: darepiosva 6soiid^o\i9i xai ti?jv 7t«5av tiuttjv -ng "Hpqi xal aurr^v cp^pouai xal dnb tcwv
t'jUon auTTJc «xecpcivouc TrXIxouaiv , enthält eine solche nicht.
-1) zu S. 4. Förster a. a. O. S. 4 durfte also nicht so bestimmt, wie er es thut, sagen:
"^ hören wir, daß Hera gemeinsam mit den übrigen Göttern zu Pharae in Achaia in der
Gestalt eines X(9oc TtTpdrfio^oi dargestellt war«.
5) zu S. 7. Vergl. die ausführlicheren kritischen Erörterungen über diesen Punkt bei
^<^rster a. a. O. S. 6 — S, dieren Ergebniß das auch im Texte kurz angegebene ist, daß Plutarchs
^*chricht, welcher diejenige des Pausanias durchaus nicht widerspricht, die vielmehr von
J^>K€r nur ergänzt wird, vor derjenigen des Demetrios bei Clemens den Vorzug verdiene und
^ß an Peirasos als Verfertiger und Weiher dieses ältesten der Herabilder, welche Pausanias
im argivischen Herueon sah, festzuhalten sei.
G) zu S. S. Förster a. a. O. S. 9 zieht zunächst die Geschichte von des Teiresias Ver-
^'Ändlung in einen häßlichen Mann mit Afifengesicht wegen Verspottung »toö h "ApY^i ci-yolX-
J**^'>; r^« Tlpoc« bei Eustath. ad Od. X. p. 1605 lin. 47 an, jedoch nur, um deren Unglaub-
^Urdigkeit zu constatiren : »und so ist auf diese Nachricht .... wohl Nichts zu geben«. An
^^r Chronologie, meint er, wäre kein Anstoß zu nehmen , denn Peirasos , auf den das erste
^T^lii der Hera in Argolis zurückgeführt werde, reiche weiter hinauf als Teiresias. Wohl ;
^oer das a^aXpa des Peirasos war bis Ol. 7S in Tiryns , nicht »£v "Ap-yei«. Die Weihung des
'I^Tabildes in Tiryns aber, fährt er fort, habe gewiß keinen andern Sinn, als daß der Hera>
^^t Ton Argos nach Tirynth verpflanzt wurde. Mag sein ; aber für ein ikonisches Agalma
^^ Hera in Argos wird dadurch Nichts bewiesen und von* einem solchen ist auch in den
^'^nden von der Stiftung des Heracultes in Argos durch Inachos (ApoUod. II. 1. 1, Pausan. II.
'^' ^]i oder Phoroneus (Hyg. fab. 143 u. 225) nicht die Rede und Peirasos, den Plutarch bei
'^^^b. Praeparat. evang. III. 8. in dieser Beziehung nennt, weiht sein &^ak\iJ7. nach Tirynth.
*^>t aber der Heracult in Argos so alt, sagt Förster S. 10, so versteht es sich von selbst,
^» e« schon in früher Zeit hier ein 3,'^aKit.a der Göttin gegeben hat, welches an die Stelle
^ x[(DN jAoxpö? (s. oben S. 4 ^ote c) getreten ist.« Dies muß entschieden in Abrede ge-
Ktcllt werden; Niemand kann sagen, wie lange der Cultus des xioav (xaxpö^ dauerte, den
*»^*ttithoe, sie sei nun gleich der Kallitliyia-Io oder nicht, zuerst mit OT£[X(xaat und doadivotoi
184
ANKEBKÜNOKII ONO EXCtlBSE
»ctmiütkii-. V/esm Füraier aber foilfährl, es wi nntürlich uniuiiohmcn, dies »orausgcje
ikoniiichc Agalmn in Acgon aci Alter gowosen, als dos des l'ciruos, weil dicicr Mluch ■
walil sein Schnitiliild fOr den alten UcrBtempel in Argos aolbat lurOckbch alten haben wOrde«,
flo muß man fragen: wer kann diu bercclinen ? find wo Boltte fOr Pciiasoa daa Hutiv gelegen
haben, sein Schnitxbild in Argos niurackü ubchnlten^ wenn er den Cultus von Argoa
noeh Tiryns Qbeitrug, wie Pöratcr annimmt; da ging ihn ja Tiryns, nicht Arg»s an. Wcitrr
meint Förster, ein Siat.^i der Ueia in AigoB vor dein Aigonauteniugc kenne die Snge (b«i
Fauaan. VIl. 4. 4)i ifeluho das anmischc Heiabild von den Argonauten aus Argoi nach Samos
gebracht sein lasie. Dies kann abei, gont abgeselin von der ülaub Würdigkeit der Sage, welche
auf ziemlieh schwaolien Füßen steht (vergl. Purster selbst S. 20 Anm. 120 u. 8. 24 Anm. I40|,
das Cultusbild im HciBeon numiSglich gewesen soin, weil eine solcbe Cborlragung grießliischer
ISitle gradezii widersprochen wllrdc; auch sogt davon l'auf«nias kein Wort, sundern nur, die
Argonauten seien die Stifter den Hcracultus in Somoa , iTid-jtaiit hi oJTOJi TJi j'juXji/i i\
Afr/VK, 'z', ayaXfta d. h. dasjenige, weluhea nach dieser Sage in .Samos als dos alleatu gall>
ein beliebiges in Argos vorhandenes oder von den Argonauten gomaehtcs, wenn nielil etwa
gar die mni;, welche andere Quellen als das er^te samiselie Hcrnngnlma keunen, auf keinen
Fall das ikoniacho oder anikoniscbe Tempclngalma des Herumn, Es ist desw^en aucti eine
weitere entschieden irrige Annahme FÖretura, dies van den Argonauten we^enominene Terapel-
li später in Argos •oraetztn wonJcu und dieses ErsatsbUd sei dasjenige, a
1 und von Kloomones anknflpfen ; far diese* kennen
[leine Reihe von Beispielen antufohron, in Vasen-
eint, de V. pl. 51 (Arcli. Ztg. ISIS, Ti(f. :t5 1, Denkm.
tl nennende Ofittin Arch. Ztg. a, u. (I, Nu. 2 (S. IK»),
■dopsvasc s. oben S. 'lu. Note u u. Atini. 1(1. du PbI-
. ISIS Tof. lü I (m. Oall. Taf. 27. 2), das»lb<> ^wkbr-
Uon. dcir Inst. n. tav. 3ü (m. Gotl. Taf. 34. I!*; u A-i
m. IV. 3
die Üeachiehtcn von Kleobis und Bitc
wir eben die EntstehungsKcit nicht.
biedern: die Chrjae bei M Illingen. 1
4. B. Kunst I. 11)), die wohl ebenso i
die Artemis Alpheioniu der nenpeler
ladion der Weimarer Vase Arcb. Ztg.
achcinlieh von der Süule abgenommen)
in Kelicfen; der ApoUon in den bekannten cburagisehcn Reliefen, Zeus im Matlci'settui
Relief Mun. Matth. III. tub. 41, Dionysos auf dem ErzgcCHßc von Aventieum Areh. Ztg. voa
1Sfi4 Tof. IflO, auf dem silbernen Becher von Vicarcllu da». ISHT Taf. 225. 2, Palladion Mtf
einer l'honlampe, Denkm. d. u. Kunat I. No. 4 ; in Wandgcmfllden und Mosaiken:
Artemis iti dem bekannten Iphigenienopfer Heibig, Wandg. No. IJU4 (Mus. Borlxin. IV. 3
und sonst tift wiederboltl Apulion und Artemis im Mosaik von Ampurios Aruh. Zl£. i
'l'al'. U; in tiemmcn: Apullou in den bekannten (Jenuucn mit ralladienraub ». H.
■l-»f. 24. No, 21 u. 22, I'uHadion das. Taf. 25. No. S u. S n. m. A.
H] tu S, 9 Note G. Zur Rechtfertigung dos Athcnagor.is könnte tno» den Wartlaid
I'nusnnia« in der Stelle VIT. 4. \ (s. S. t2 Note e] anführen, wo von dem durah die t
nanten aus Ai^s nach Somos verBQti,teu Uerabildc die Bede int und dann, obnu daß ein
anderes Bild erwähnt wUro, von t<]i d-jiJXpiTi gesagt isl, es sei ein tfrj'if ^jtJXiiQt. .\llcin daß
Pauaanias keineswegs annimmt, dius Uild sei in Argos gemacht und noch Samos vcnctal,
geht sehr deutlich daraus hervor, daß er § 7 von Smilis sogt, er sei nicht weit gewnudvtt,
außer noch Samos und Gtis , Iti ii,V| nipi ^«(itous x«l li ri^i 'HXtiiv. Hierher aber am ar
gekommen: ^; TnäTou; ai lifduTQ uiid der Urhclwr de« samischen Bildes sei er: kiI ti {'jaXpa
iv !U|ut> TJJ; "}lpa« b T.btlfl-Ji iirh qütoc. Polelich meint Fausanins mit i6 d-[q'.|t^ niilit da»
jonigo , dos nach der Angabc Kiuiger (ctslv ci ifialv) die ArgonnulAu nach Hanius gebracht
hatten , sondern tö e[-f^'-I''''> ^^ '"'*' *"" Smilis i«t diu na seiner Zeit oxistento 'l'emiiclbilil.
U) XU S. 10. Schon Brunn hat in den Kiuungsbericbten der mdnchener Akailcmia voa
1S7I S. 513 mit Recht gegen Urliobs' Annahme bemerkt, daß, wenn wir bei einem samiachan
Schriftsteller [ohne joden weitem Zusati) einen Herrscher l'rokles erw4but finden, wir dpck
wohl nioht umhin können, an den Samier cu denken. mOgo derselbe mit lleeht oilcr irrthOm.
lieh citiii weiden. Auch «ei nicht absuschn, warum Actiilios den IlerrscJicr von Rpidaaru»
erwlhnl haben saUo, wenn er den aeginetiichcn Kanstlei gar nicht nannte. Brunn HililirSi
dies daraus, clal3 Clemens einige Zeilen weiterhin den Stnilin nicht aus AtilliliiM, sondern u^
Olympichwi citirp. Aber selbst, wenn wir dies nicht ali vollgiltigen Beweis gelten L
BUnohmuu wollten, er habe t^niilia genannt, kiliinen wir in logincbci Weise bei ilur AM
ZUM ZWEITEN BUCH. 1. CAPITEL. t85'
de« Aöthlios unmöglich auf den Herrscher von Epid.iuroM kommen , da in derselben aber-
haupt nur von Samos die Rede war und Aüthlios ganz andere weit hatte ausholen mfUsen,
wenn er hätte berichten wollen, die Mennchengcstalt habe dax samischc Herabild durch einen
Kanstler aus Aegina bekommen zur Zeit, als diese Insel dem Herrscher Proklcs von Epidauros
unterworfen war. Aber auch Clemens von Alexandrien als Epitomator des Aöthlios können
vir nur dann für die Verwechselung des Samiers Prokies mit dem Epidaurior verantwortlich
machen, wenn wir ihn der allergrößesten Nachlässigkeit anklagen wollen, unter deren Voraus-
setzung wir freilich Alles in seinen Text hineinlcsen können. Auf bloßem Übergehen dos
Namens des Smilis und der Heimathbezeichnung des Prokies kann die Verwirrung nicht be-
ruhen.
10) zu S. 12 Note a. Das Verhältniß der drei hier genannten Beinamen der Hera zu
einander und ihrer Cultstätten ist Nichts weniger, als au und für sich klar und unzweideutig,
dennoch scheint es am richtigsten, Pausanias' Worte so zu erklären, daß es sich um zwei
Tempel auf einem und demselben Hügel, den der Hera Argeia und einen zweiten der Hera
Hjpercheiria und in dem letztem um ein außer dem Bilde der Hypercheiria , welches still-
schweigend vorausgesetzt wird, aufgestelltes altes Xoanon der Aphrodite - Hera handelt. So
crkl&rt auch SiebeUs in seinen Adnotationes und so scheint Welckcr, Griech. Göttcrl. II.
S. 325 verstanden zu haben, anders Gerhard, Griech. Mythol. I. § 2 Iß Anm. 1. a: »Sparta,
wo die argivische Hera als uirepyeipia oder auch als Aphrodite -'Hera verehrt ward»,
ebenso Preller, Griech. Mythol. 2. Aufl. I. S. 125 Anm. I.
II) zu S. 13. Daß Smilis ein durchaus historischer Künstler sei und daß die Angaben,
velche ihn in mythische 2^it versetzen, auf Irrthum beruhen, ist, seitdem es Brunn, Künstler-
f^b. I. S. 26 ff. nachgewiesen hat, für alle Stimmberechtigten mit ganz vereinzelten Aus-
nahmen, von denen hier geschwiegen worden darf, Sache der gemeinsamen vollen Überzeu-
jlUDg und kann als abgemacht gelten. Anders verhält es sich mit dem diesem Künstler
ponÜT zuzuweisenden Datum, als welches Brunn, dem ich mich in m. Gesch. d. griech.
Plastik 2. Aufl. S. 79 f. angeschlossen hatte , in seinen verschiedenen Erörterungen über die
^roQologie der ältesten Künstler die 5Uer und GUer 011. festgehalten hat, während Förster
» ». 0. 8. 20 f. und Urlichs a. a. O. S. 28 f. das frühere der 30er bis 4üer Oll. berechnen. Für
dieses letztere spricht am entschiedensten das Verhältniß des Smilis zu den samischen Künstlern
Khnikos und Theodoros und seines Herabildos zu dem von jenen erbauten Tempel der Göttin
auf Samos, ein Verhältniß, dessen Bedeutung allgemein anerkannt wird (s. oben S. 13 Note c)
Bod das auch in der Nachricht des Plinius, Nat. Hist. XXXVI. 1)0 von der gemeinsamen
^^gkeit des Smilis mit Rhoikos und Theodoros als Architekten am lemnisehen Labyrinth
gesprochen ist, mag es sich mit diesem lemnisehen Labyrinthe verhalten wie es will und
^ sich schließlich dessen Existenz oder dasjenige als wahr herausstellen, was Förster a. a. O.
S. IT aU Möglichkeit ausgesprochen hat, daß Plinius die Baumeister des lemnisehen Laby-
nnthei» und diejenigen des samischen I^eraeon verwechselt hat, eine Möglichkeit, welche mir
^t wahrscheinlich vorkommt, wahrscheinlicher als die Änderungen im Texte des Plinius,
»eiche Förster a. a. O. S. 16 nach Hirt vorschlägt. Vgl. Urlichs a. a. O. S. 5. Erkennt man
^ synchronistische Verhältniß des Smilis zu Khoikos und Theodoros an, wobei man gewiß
i^^t nAthig hat, aus dem von Förster a. a. O. S. 17 angegebenen sehr leicht wiegenden
^nde, Smilis für noch etwas älter zu halten als Khoikos und Theodoros, so wird Smilis
der anderweit feststellbaren und wie ich glaube festgestellten (s. die in m. Gesch. d. Plast.
- Aufl. I, g. 200 Anm. 7 angeführte Litteratur] Chronologie der samischen Künstler zu folgen
"^fif nicht umgekehrt diejenige dieser bestimmen können. Denn ein sicheres festes Datum
idrihn findet sich sonst nicht. Ein solches hat allerdings Brunn, Künstlcrgesch« I. S. 27. u. 4^,
l^e Kunst bei Homer u. s. w. S. -13 und in den Sitzungsberichten der münchener Akademie
^<>A ISTl S. 542 f., aus Pausanias' Bericht über alter thümliche Statuen im Heraeoii von
Olympia (V. 17. 1 — 3) abzuleiten versucht, behauptend, die hier erwähnten Hören des Smilis
atflnden »mitten unter Werken der Schüler des Dipoinos und Skyllis«, deren Datum aus den
iftler Oll. nicht zu läugnen ist, und es liege kein Grund vor, die Hören des Smilis mit Bursian
(Fleckeiscns Jahrbb. Bd. LXXIII. S. 500) für älter zu .halten, als jene Werke. Gegen diese
Behauptung Brunns haben sich neuerlich Förster a. a. O. S. 18 f. und Urlichs a. a. O. S. 28
erhoben. Mit Recht bemerkt der Erstere, der Ausdruck, die Hören des Smilis haben »mitten
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IX gebtauchen ; endlich Inasen aui<h diu drei nach Abdtflcben deilierlmsi' Bamöi'
lonn gemaciiteii HolESclmitte bei Förslor a. a. O. 8 27 Vieles lu wQnaehen Obrig. Die Ab-
bildunsen meiner ManitafDl »ind nach den besleii und schttrlsteii ExemplitTeii eine in grCüerer
Ktihit %at Auswahl vorliegendet Abdiackc gezeichnet und da, wo ii^ndweleher Mnogel am
B vorlag, nach den Originalen reviditt. Wiu also in diesen nicht vorkommt, wie, um
VKnet m emAhnen, da» vielbe rufen e Stehen der Hern auf einer Mondaichol, das kommt
Ichlich auf diesen HUnien überhaupt niuhl vor, aundem beruht auf schlechten und go
ehteo AUitdungen.
1 8. M. über dieac StQlxcn, welche noucrding» bo gut wie allgemein als solche
ind, hat schon Böttiger, Kunstmjth. II. S. 2:il f. die richtige Ansicht aUHgesproclicn
HV*i Lanormanl hat in der Nou*. gal. myth. p, »3 nicht wohl daran gethitn , die fruglichcn
^t^cnaunde, abeuteuerlicheo und abstrusen Theorien lü Liebe, neuerdings wieder alti vun
n Iltnden horabhanRCDde Ketten tu Iwzeichnen,
M| tu S. 1&. Uerhards BrärtcrangDn (ProdrouiuB S. 6 u. ib f.) aber die wechselnde Purm
mi Ausstattung oder nrnaaientimiig dos KatathoH «tatien sich, wenigstens zum großen Tlli'ü,
■f »II lu ungenügende Abbildungen alter Monumente, namenttieh Mllnüen (s. Anm, 12],
li (loB iiun ihnen ohne die größte Zurückhaltung folgen konnte,
16) sa S. 19. Ciradoiu als Oos alte CnUusbild von Mjrkelirie beiaichnet OTiscr Agalma
Mlci, liiioch, M^lhol. 2. AuÜ. I. S. i3b, wns lu weit gegangen ibt. während Panofka, Argos
I fcoopte. (Abb. der bcrl. Akad. von 1837) 8, 104 anerhenntr es kflnne nur -diu Gattin der
I kada, die eben Hura ist. Von den weiteren liior und bei Gerhard, MyVenueiichc Allei-
ir S 13 gemachten (.'ombjnationen von Hera und Artemis ist es broser zu schweigen:
e unnälhig sind, wird d«r Text zeigen. Auf die verachicdenen Deutungen de» Agalina,
ft Mtlm je nach ihren rsmchitdenun Erkliiriingen dos giiuKcn Vasungcinnldcs (h Bd. 11. S, iS7
E'VdAanieTk. 1K|| Hict, BOttiger, Avellin» und O. Maller ausspraclien , lohnt es sich eben
^' Mnig noch mher einzugehn, da die Irrlhdmlicbkeit jener ErkUruttgon Iflngst erwiesen
rnurluiint i«t und duber nntdrlicli auch die von denselben abhängenden Benennungen
k Agalina fallch eein mflssen,
1 8. 21), Oh«r dem Kalathes oder Stephanos dieses Bilde» glaubten nSmlich (4er-
I irrodrom. S. lih äpalle n) und l'nixuiliütia (Arch. Zig. von 1fifi3 S. M) den Namen Hera'
, wahrend ranoHca (ücap. nnt. bildwcrke S. :I42), Pinati {K. Mus, Borbon. If.
HCl) und Stackelhcrg (ApoHolcLnpel «u Bassne S. IUI) nTtl eu erkennen meinten, wa» '
T KCttwuDgen genug, alu TTIGO oder HEIOO vcrgl. Artomis-Pcillio erkUrten, und Rjrth gebet" I
icretup. Artikoli nonomaus ^. '.19 und Artikel: Olympieion 8. !13) EKA herauila*'
Bild m dorn einer H^kate machen wollte. Abgeschn nun davon , daß in den Zu-
_jmenhanf( des hier dargenlellten Mythos weder Hera (wie PanofVu a, a. O. einsah) nocH'
Qttfcatc paßt, hat mir eine genaue nntennlchur^ des Originalce, deren Keeultat ich schon itr
tinuhU klgineii äehriftsii I. S. S14) f. mitgethcilt habe und hier nicM im üintdnen wiedtT"
'>olnt will, dia Obetaeiigung gegubeii, daß nicht nllciii HPA, ITTn und EKA in den frag-
'tchaa ZOeeii gleioli unmöglich erkannt werden kann, sondern daß dieselben mit der aller-
, Wahneheinliehhcit Niuhta nind, iila, wie dies auch Stephani, Comple-rendu de la
imf. osch. de 8l. Pdterab. pour l'annCe \mm p. i:iT ausgespTochen hat, ein Ornament'
bKalatho«, dorgteicbon rieh auch sonst noch vielfach nachweisen laßt [a. Uerhard, Prodrom:
, nnd welchen am nllcrfihn liebsten, nur aohürfer ausgeprägt, an dem Kalathos de« !!(?«>
I auf M11ni«n verschiedener Städte wiederkehrt, von welchen auf der 11. MUnztafel
t Na. 19—31 lünt als Proben eine« sglehcn Kopfschmuckes ul^bildct sind.
■ 7) ra S. 2'i. In dem Oypsnbguß des Priores ron fhignlla, welchen die Pigur :i im
wiedt^ebt, i»t von -dem Kalathos nur ein kleines Slflck an der rechten Seile de»'
« dm UÖttecbildes erlialten und fast eben xu ist dasselbe in den Marbles in the brit. '
- abgebildet, vollitdndiger , aber ganz bis xum Rande auch nur an der rGihtcn Seite er-
I Slockelbergs Tafel lApnllolempel Taf. 211), zu welcher der Verfasser S, T4 Note 99
wiki: •der Modius ist in früheren Abbildungen und auch von Hrn. Comb« Dbcrsehn
, roUitAndig endlich in der Exptid. scientif. de la MorCo 11, pl. 22 P!g. 2 , jedoch'
l>***k( a» VoUMtndigkeit hier auf Kcstauration , wie p. 21 Note D. angegeben ist.
1)4 Ml S 2a. Bei der großen . auclT von Abeken und bcKondera von Weleker nach
Ute Jaui iücxn. sirJks^ lia fie««s* £lr Hcs&
iwir -Bier tukaan. B»itgncamr d^gy «u
drjua. jfaaw. «ididift 9or <isr Tjttsue io. fio/ Kcdben
iia^ «nur ▼«m^ loai^ev^imteccn. <veic zznäcfa, vcfen*
A -ica KirWn 'TrahfatTt. Die Sm* sc rntfwit;
Xand leeic tuuL dacfa. Idrhrinrf ; <
MMcUieher und ^hanhxpTMiTyTMiir Weins
4eaä, SniKn Ao^ ine «in. :$Cflek
«t fwaden :4üccn x«ei Löcher «Ikiu Aber cmai
ji«wtii«n 4üsiu( onbem «innnder. endlidi iadct äefa. äscr
ien 'He !$cüni fMipmuetuien IjwJktfL, mmk xwar
ia 401. ■Haren. I>ie Art <its äckaineken dftrfte girir.fcwnfcl ki» aaf £n Ohnnige schwer
Mm. ther <£e F^hti>ftf da 1 n li liiinM bin iek ttinen AnyMii i im ZweiM,
4er Tjf«n den ApoÜAa tm Tcaca ioTs ¥iifcii— Ir nnd Bfenüt fthcrtiageL^ — In Be-
Über «oiehe am des atyntiacWn GiebelignrcB . nckhe nr AnÜg^ng Ton liaimor
vhI ««m» En dienten, m rctgteicben Be«ciucib. der GlrpCetkck t. AnA. S. 67 ffl) ; besonders
<(T«ipe r^ den bei den Fignrcn Xo. T2n. 3. «d « Xe 59 S. 71 Nee «3, No. 6S, No 66,
%f», 7#s nnd b,, Xo, 61 ebendns, roAoM»enden L&cbcm nnd Xctallivsten kdnnen riel-
leiefct bei ementer Verj^leiehnng fiber die Xatn- nnd Pcdentnng der Anfftgnngen bei dem
Indrt^rfciisefcsn Kop^fe znr prö6em Klnifaeit fokfcn.
1*9 za .H. 27. ?(«;h den Abbildnn^cn, wekbe icb sUerdin^ sUctn kenne, sebien mir
der erbte Aicbiiwnn* dieses Relieis nicht xneifeihnft, wogegen Fritdnrirbir in s. Winckelmnnns-
yttttfßmmmi ApoD<m mit dem Lemm , Berl., IS61, S. h Note 6 scbicibc, da6 er dns Werk,
fksrMem er einen Ab^^ darf^n im brit. Mnsenm gesebn hebe, bestimmt als archaltfirend (also
nscb^crshmt alt^rthOmlich glaabe bexeichoen zn können. Doch kann ich so wenig heute
wie früher % m. Gesch, d ^. PU»t. a. a. O. mit Anm. 71 glauben, daß Friederichs' Gründe
in der That dnrr;hiichlageiul seien und bleibe ein.'itweilen , außer nach anderen Merkmalen,
aoirfa dana«;h bei meiner Ansicht »tehn . daß in diesem Relief alle Figuren im Ansschritte
mit beiden Flattsohlen den Boden berühren, eine Eigenthümlichkeit alter Kunstbtldung,
«eUrhe, meines Wissens, ron keinem nachahmenden Künstler beobachtet und folgerichtig
durchgeführt worden ist. Dazu kommt nun rollends noch — und der Wahrheit su Liebe
muß die» gesagt werden — , daß der Gyps^bguß, den Friederichs im brit. Muieum gesehn
hat, nicht etwa ein roUständiger , sondern, wie mir A. S. Murray unter dem 6. December
1^71 fe'.'hreibt, ein geringes Fragment ist. Murrays Worte lauten: »we possess^ only some
fragmcnts of casts of it which were given to the Museum by the late Earl of Aberdcen.
Whcn Friederichs say« he saw a cast in the Museum he means he saw fragments of a cast
and ought to harc said so. From feet to knees is all we have of the figure of Hera •
20; zu 8. 2S. Eine bei Clarac, Mus de sculpt. pl 1 19 No. IS6 unter dem Namen -Junon
choragiquc« abgebildete Kelicffigur, die Wieseler in Psulys Kealencyclop. IV. 8. 581 ebenftJb
in dieiiera Zusammenhang archaLttischer Reliefdarstellungen der Hera mitzfthlt, gehört aller
Wahracheinlichkcit nach nicht in diesen Zusammenhang , sondern iat eine Leto Ton einem
der vielen Exemplare des Reliefs mit den delphit»chen Gottheiten und Nike, wie dies schon
von Fröhner, Noticc de Ia sculpture antique du Mus<^e du Louvre p. 48 No. 17 richtig «-•
kannt worden ist. Die Terracottareliefe in München aber, jetzt No 39a — e, welche früher,
mit y,) — 13 bezeichnet, für antik galten, sind jetzt als oberilftchliche Nachahmungen des
Antiken aus dem vorigen Jahrhundert erkannt und Ähnliches gilt Ton den Marmorreliefen,
welche früher die Nummern 9S und 99 trugen und jetzt mit No. 91 a. b. bezeichnet sind;
vergl. Bruim, Beschreib, der Glyptothek 2. Aufl. S. 4(> f. und 8. 116. Die altiUlische Juno,
ZUM 2WSITBN BUCH. 1. CAPITEL. 189
die 8. g. UnuTiniache des Bnreliefii das. No. 44, Brunn a. a. O. 8. 54 (Tergl. oben S. 163)
gehört nicht in diese Reihe altgriechischer Herabildungen.
21) SU 8. 32. Welcher, Alte Denkm. V. 8. 392 in No. 42 nennt diesen Kopfschmuck'
»Pölosc und glaubt nach ihm die Oöttin, welche ihn tragt, als Aphrodite bestimmen zu können,
indem er an die mit dem Polos ausgestattete Aphrodite des Kanachos in Sikyon (Pausan. II.
10. 4) erinnert. Aber erstens ist »Polos« hier ganz gewiß eine falsche Benennung, da Polos,
das Symbol der Himmels- oder Erdscheibe, einzig und allein in den mehr oder weniger kuge-
ligen oder wulstförmigen Hauptaufsätsen yieler alten Terracotten gesucht werden kann, nicht
in so deutlich seheffeUÖrmigen Ocgenstftnden wie der in Rede stehende, und zweitens zeigen
eben diese Terracotten allein zur Oenflge, daß der Polos, auch wenn es sich hier um einen
solchen handelte, Nichts weiiiger als auf Aphrodite beschränkt ist, yielmehr von sehr ver-
schiedenen Oöttxnen getragen wird, was ganz gleicherweise von dem Kalathos und dem aus
diesem hervorgegangenen Stephanos gilt, um den es sich im vorliegenden Falle handelt.
22) zu 8. 34. Hera erkennen Gerhard, Neuerworb. ant. Denkm. des k. Mus. zu Berlin
No. 1692, und Üb. d. Anthesterien, Abhh. d. berl. Akad. von 1858 Anm. 165, Lenormant und
de Witte, ]^. oöram. I. p. 40, Welcker, Alte Denkm. V. S. 408 und neuestens R. Förster in
I. Abhandlung: »Die Hochzeit des Zeus und der Hera« Breslau, 1867. S. 31 mit Note 1 (vergl.
Csp. XI. 8. 172); dagegen wollte O. Malier, Denkm. d. a. Kunst II. zu No. 10 die Göttin
Athens nennen und behauptete, sie sei behelmt Dies Letztere bezeichnet nun freilich
Wieseler in der neuen Ausgabe der Denkm. mit Recht als augenscheinlichen Irrthum, gleich-
wohl glaubt auch er bei der Benennung Athena stehn bleiben zu sollen und verweist wegen
dcsSitzens dieser Göttin zur Rechten des blitzhaltenden Zeus auf Pind. fragm. incert. 123 B.
(frigm. 9. Diss.) : irup tcv^ovtoc ä tc xepauvoü dfyCora ^c|idv xaxd yitXpa Tzvzpbi ^Ceoii. Und ganz
gswi6 wOrde man sich auf diese Stelle berufen können, wenn es gälte, eine neben Zeus
ntsende, ganz unzweifelhaft charakterisirte Athena, wie sie O. Müller zu erkennen glaubte,
n erklfiren oder su belegen ; aber von einer solchen kann bei der hier dargestellten , bar-
l>iQptig bekrftnsten , aegislosen Göttin nicht die Rede sein , bei welcher höchstens der Speer
ustatt des Scepters in der Rechten sich für Athena würde geltend machen lassen. Daß
sber ein solcher bei Hera unmöglich sei, müßte auch erst bewiesen werden ; im Übrigen aber
iriid Niemand anstehn, die fragliche Figur als Hera zu bezeichnen, deren Sitzen neben Zeus,
<)l)Kleich in schwarsiigurigen Vasen auch kein gewöhnliches Vorkommniß (s. oben 8. 30), doch
tt lieh viel natürlicher erscheint , als dasjenige der Athena, dessen Möglichkeit , aber wahr-
NhemHeh in ganz besonderer Beziehung, die wir nicht mehr nachweisen können, das pin-
^*nsehe Fragment erweist , ohne uns zu bereohtigen , seinen Inhalt in einem Vasenbilde zu
^i^cnnen, welches im Obrigen solcher Deutung keinerlei Vorschub leistet. Wenn die Heraus-
8*ber der £l.-c6ram. a. a. O. einige Beispiele einer gänzlich waffenlosen Athena anführen, die
^ Tennehren ließen, so darf dabei nicht übersehn werden, daß die Göttin in diesen Fällen
^ das was sie ist durch Nebenumstände bezeichnet wird , was hier entschieden nicht der
^•nist.
23) su 8. 35. Als zwei Parallelen zu dieser spcerhaltenden Hera werden angeführt:
1) das psrodisch archaistische Vasengemälde in Gerhards Auserl. Vasenbb. 11. Taf. 127 und
3) die Hydria aus Pöggio Gajella bei Chiusi (mit einem Parisurteil), welche Braun, II Laberinto
^Pönenna tav. 2 edirt und Gerhard, Apul. Vasengem. Taf. D. 2 wiederholt hat. Die erstere
Vonteliipig ist auf Heras Kampf gegen Herakles nach IL V. 392 sq. bezogen worden , mit
sweüelhsftcm Rechte. Wäre aber auch die Deutung richtig, so würde die Vase für den vor*
^^tnden Vnll wenig oder Nichts beweisen , indem sie erstens gradczu einen Kampf darstellt,
™ welchem die Göttin natürlich eine Waffe führen muß, wie sie dies auch in der Giganto-
B^iersse in Berlin Atlas Taf . V. No. 3 b. (s. auch Bd. U. S. 364) thut, und indem zweitens
^ Bild Karrikatur ist. Eben so wenig beweist aus denselben Gründen die parodische
^^tomachie aus Caere (Band II. 8. 350, Atlas Taf. IV. No. 8) für eine Ausstattung der
Heri mii Helm und Schwert. Was aber die Parisurteilsvase aus Chiusi anlangt , so kann
^ Mich nur der Ansicht Welckers, Alte Denkm. V. 8. 4 OS anschließen, daß Heras »Scepter
svfAllig eine Ijanzenspitze hat«, welche sie einem Versehn oder einer Nachlässigkeit des
Uaüen, wenn nicht des modernen Zeichners der Publication verdankt; denn ich kann nicht
einsebn, was hier, beim Parisurteil »die streitbare Himmelskönigin« als solche, die Gerhard,
ISO ANUERKITNOEN TND EXCUB8E
A|)ul. Vuenbb. S. 32 annimmt, la thun hfitte. £■ nnd gai muir.he Scepteiknkufe i
Vawnbildern ao Inng und schmal gezogan , Haß »in oU IdinzcrupitiCD vefchn oder dum
[■filie kleine VsTandfrung in Bolche abei^Bfahrt werden ki^nnen; die Thataache da Vsrluitnmentifl
L •iner Lame in Hcjoa Hand (wegen der iMliachen Juno a. daa X, CupUel] muß dedmlb jed
s bU aber allen ZueiCel erhaben feslge&tclU »ein, wie dies in dem lehwacifigiuigeii IJil4^ I
t Ton dem im Texte gehandelt wird, der Knll ist, che man irgendwelche SchlDRse auf dieselta \
I bauen unternimmt. Ein Irrthum ist es, wenn Fürstei, Die Hochzeit de« Zeiu t>lul i
I ^ru S. 31 Note 1 von einer Hera mit der I,anzc auf Bamlachen Manien redet und u
I 4*1>^ auf Uionnct, Deicript. HI. !S2. 151 beruht, -a-a von einer Ueta die Rede iit mit .u
I ^tere dans la main Oroite et unc haste dsni la gauche"; denn 'ha-ste« bei Mionnet ict h
in tauKend Fallen nicht «Speer-, sondern näoeptcri', die uhasta puiaa der pAner.
3-1) z|i S, 35, Dbei sansCige littcrlicbe Element« im CuUua der Hers, «uh dei a
[ Tiuben. vergl. Weluker a. a. O. und Alte Denkm. HI. S. 512 ff., PreUer, Griech. Hftit
I ^. Aufl. I. S. lül. Wenn BOttiger . Ktuiitmjrthol. U. S. 285 vergl. S. 221 f. die Bcwaffnni
>i Hera in ältesten Bildungen verallgemeinern mOchte, no ist das Niclita all WUlkQr, weU
L fOit seinen seltaBmen Theorien Über die EnUtehung der Oulte zua.imiiienhuigl.
ZUM ZWEITEN CAPITEI..
l.il ZU S. '.^•i. Hier eine gcdrüiigtc Dbetsicht der Littcr.ttur über divie Frage. W
I mann hat die Frage nach dem Urheber ilcs Hcroidesl» uncrflrtert gelnuen; fOr ppljrkli
' «DtAcliicd sich xucrst Heyne In seiner Abhandlung: De aucturihua formBrun q«i(>i
fCleruTfi efßcti iinnt in den Cninmcntt. soc. OoU. Vlll. p. 27. ebenso U. Uefer, Gevnh.^
! Uld. KaikHlB b. d. Grieclien, 1S24, I. S. GT f., bcaonders in den Worten (S. fiS) : (»«kl «Mf
n glauben, ja fQt gewiß annehmen, die herrische krtftigc Gei'taU und (lebude. der gc)ii<~
nde Blick hochgowOlbter Augpu, der stolKe Zug des Munde*, das uiAuhtic (cr-
Michnetc Kinn, der volle UmriQ der Waiigen und die freie, kQhncs Wollen, bstes IWhanna
■nknndigcude Stime, welches alle Junobildcr aus guter Zeit gewahr werdea
sen, Bei«n ursprünglich diesem groGen Meisterwerk (der Uera des PolykletJ
' Bigentlichc C'opien nach demselben sind nicht vorhanden.« Dies hindert ihn jedoeh
I. O. II, S, 339 die LudoviHische HerabOste, die er -da» Tortrefflichste, würdigNte all«
jetxt liekoonten Bilder der Himmelskünigin« nennt da«. I. S. 2U4 ata ariiklidi dar ICail
Naukydas [Schaler« und Genossen Polyklet«) angehüiig lu betrochten. «ine Daüriug, 4i<
seinem Sinne na inrlicK. nicht aufgehoben wird durch die Worle: -noch äußert «ich m
ZOgan der Ernst, die Mojcatikt, Jene sich selbst genagende stille Erhalienheil , vclcbi
habe Styl aeinen Erzeugnissen mitiutheil-cn pflegle, ulleln die Behandlung iU ft«4*r,
4ic Haare nieht mehr drahtortig.. die Linien der Zeichnung fließen sanitär imd btgtpt
Is minder sehnrfen Winkeln,* — Auch Büttigei halte, nnd tvia achnn in afix« M
(•druckten •Andeutungen tu 24 VortrOgen aber KunKtmj'thnl,* A. IIa ijetiahrieben, ton ta
Uet >ei die hohe Idealfigur der Hera ausgegangen, und hat hieran fealgeliatlvn, wi« «na aviN
\iriH, nach »einem Tode herausgegebenen '<Kun»tmythnlngic" 11. S. 311 hvrvnritnhti ^
Polyklet schuf das Ideal der Juno, die nun in diesem feststehenden Typus unUr 4*t
nennuug Juno Il«ginn bekannt isti. Doch legt er, und zwar er als der Frflbostc, i
telea einen großen .\nthcil bei. und zw&r in unniitlellNirer Besichuiig auf dW 1
Baute, von der es a. a. O. S. Slä heißt; Mlen Idealchsrnkler der Götterkänigin. (o ■
Polyklet aehnf und Praxiteles vollendete, erblieken wir nm nriislmi in dM Ufli^J
viaiacben Bbsie.i Nur wird ea «Udcruin aweilelhafi, wie geartet aich Dcitign den /
d«« t'iaxitelm dachte, wenn er a. a. n, H. SU die, freilirh ganz unbeweisbare Ueh<nipM| J
aoHprirhd -Eins änderte Pnititviea in •.pinrn Marmorbilderu. und dieß gebOtl ni
liendfn Form .Slolt des KriuiKei . buT mlilum die Huren und Graiiea tanstm.
ZUM ZWEITEM BUCH. 2. CAPITEL. 491
ihr ein Diadem, statt de« (yri^ovoc eine OTC^dvrjt u. s. w. — In welchem Grade ßrunn 1846
Polyklet alt den Schöpfer den Heraideals anerkannte, geht aus den im Texte 8. 3S angefahrten
Worten ans dem Bullettino des genannten Jahres hervor, zu denen sich diese gesellen a. a. O.
p. 123: ada tutti gli antichi vien celebrato come prototipo di tutte le altre la colossale statua
AigiTs di Policleto«. Sein Urteil ist 1853 in der Geschichte der griech. KOnstler I. S. 229
Töllig dasselbe geblieben. — Wieseler in Paulys Realencyclopädie lY. S. 4S0 (1846) sagt:
■dig Ideal schuf Polyklet , indem or die Zeusgemahlin als Götterkönigin und Ehegöttin hin-
fltellte*; nicht minder nennt Schömann in s. Abhandlung »Das Ideal der Hera« (Greifs wald,
IS47) S. 5 Polyklet als den Kflnstler, welcher suerst ein würdiges Idealbild der Götter-
k6nigin darstellte, zweifelt S. 6 nicht, daß die charakteristischen Züge, welche wir
in allen Herabildern aus guter Zeit wahrnehmen, aus jenem Werke Polyklets
entlehnt seien und, mit Berufung auf Meyer, eben so wenig 8. 7, daß die Ludorisische
Bflste nicht allein hinsichtlich der Form, sondern auch hinsichtUch der Zeit dem Werke des
PolyUet sehr nahe stehe. Eben so bestimmt nennt fiettner in seiner »Vorschule der bild.
Kumt der Griechen« (1S4S) S. 202 Polyklets Hera in demselben Sinne wie den Z^fua des
Phidias den Abschluß und das unerreichte Muster aller Herabildungen ; auch er führt a. a. O.
die LudoTisische B.fl»te auf Polyklet snrück, und zwar unter (S. 203) ausdrücklicher Ab-
lehnung der Famesischen Büste in Neapel, welche er als für die höchste Glanzzeit zu streng
bflt und Ton der er meint , sie verhalte sich zur Ludovisischen wie die straff gesohlossen/e
Knospe zur toU entfalteten Blüthe. Ganz diese Ansicht theilt, und zwar sowohl im Betreff
der polykletischen Hera wie in Hinsicht auf deren Verhältniß zur Ludovisischen Büste
Penerbach in seiner 1S53 von Hcttner herausgegebenen Geschichte der Plastik II. 8. 56—59,
nicht minder Preller in seiner Grieoh. Mythologie 1. Aufl. 1S54, I. 8. 114, 2. Aufl. ISGO, I.
S. 136. — Bursian behauptet (1857) in Fleckeisens Jahrbb. f. Philol. Bd. 77 8. 101 gradezu,
^ Polyklet der Schöpfer des Heraideals , wie Phidias der des Zeusideales, schon von alten
^luutkennem genannt werde, und lehnt die Zurückführung des neapeler Kopfes auf Polyklet
^V - Nicht minder entschieden schrieb Preller in s. Griech. Mythol. 2. Aufl. (1860) I.
^- 136: »berühmt vor allen übrigen Bildern war das des Polyklet im Heraeon bei Myken,
^*^clches für diese Gottheit dieselbe Bedeutung hatte, wie für den Cult des Zeus und der
'Athens die Bilder des Phidias«. Und »der ILopf ist durch Münzen und in verschiedenen
^^hr schönen Büsten erhalten , unter denen die bekannteste die s. g. Juno Ludovisi ist«. —
^Welcker, der in s. Griech. Götterlehre H. 8. 109 (1860) sagt: »würdig des Zeus von Phidias
^^tiUiht die Hera des Polyklet« u. s. w., sprach sich in s. Katalog des bonner Gypsmuseums
^« Aufl. (1841) S. 87 in Betreff der Ludovisischen Büste dahin aus, sie möge sich zur poly-
^letiaehen Hera ungefiUir so verhalten, wie der ZcusSron OtricoU zu dem des Phidias, ob«
^iMk sie vor diesem als Nachbildung unendlich viel voraus habe. Die Frage über die Urheber-
^«cdiaft des kanonischen Typus ist damit entschieden. Auch ich selbst habe früher, Zeit-
schrift für die Alterthumswissenschaf^ 1856 No. 37 und in der I. Aufl. meiner Geschichte d.
Rviech. Plastik (1857) I. 8. 300 f. Polyklet bestimmter als Urheber des kanonischen Heratypus
mitgesprochen und die Ludovisischc Hera näher auf dies Vorbild zurückgeführt, als mir dies
Jctit und schon in der 2. Aufl. meines genannten Buches (1S69) I. 8. 342 ff. sulftssig erscheint.
26) zu S. 38. Über Böttiger s. d. vorige Anmerkung; Wiesel er (s. das.) a. a. O.
S- SSl meint : »Praxiteles mag , in Polyklets Fußstapfen tretend , das Ideal der Hera noch
^oshr ausgebildet haben«; Welcher, Griech. Götterl. II. 8. 322 f.: »Es Ut möglich, daß
'iicnt Prazitelee sie nur als Königin hingestellt hat.« Am weitesten geht in dieser
^ttiehnng in gewissem Sinne Friederichs, Zeitschrift für die Alterth.-Wiss. 1856 8. 5 f.,
^iMofem er die Ludovisische Büste, in welcher man doch unter allen Umständen das voll-
*<^^te Idealbild der Hera unter den auf uns gekommenen Werken wird anerkennen müssen,
^mittelbar auf Praxiteles zurückführt. Daß er liiefür keine Beweise gebracht hat» habe ich
^W in der genannten Zeitschrift a. a. O. 8. 300 entgegengehalten, während Bursian in Fleck*
^Qs Jahrbb. Bd. 77 8. 107 Friederichs »haltlose Annahme« »leichtsinnig« nennt. Der Friede«
'^'»chen Ansicht über die Ludovisische Büste (und damit einem starken Binflusse des
^xiteles auf die Ausbildung des Ideales der Hera) erklärt sich zustimmig K e k u 1 6 , »Heben
^•09 in d«fi Worten: »Ober die Wirkung dieses Werkes, de!ssen Erfindung man, wie mir
192
IWD ElCl'RBK
scheint, mit Recht von der pmiitGliücheii Bpoclio nicht viel entfernt glaubt* u. ». w.
Ajifahrung Ton FriodcrichB' Aufasti in der Zcitschr. fOr Alt. -Wim.
37) zu S. 'i\i. ZniHchen don streng srchn!»chen Darstellungen der Hera, wolchv S, MI f.
angeführt sind, und Phidias kennen wir kein Herabild eine» namhaften KOnatleis, «umit
freilich nicht gestgl sein kann , daß in der That keiner die Göttin dargeatellt habe. Die
Wahrheit aber ein von Ccdrcnus, Hisl. compend. n. 322 (ed. Paris) genanntes Hciabild nicht
von Bupaloi, aondem von Bupnlas und I.yBippos (xai Jj Zn|i,k 'Hfj^ ^^7"'' A'itiir^iv xsl R</v-
-ihvi T!iS XIdu) zu erforschen, will ich gern Anderen Qberlaascn, Vcrgt. FOrater: Cbcr die
nlteat«a HerabUder S. 38.
2(>) KU S. 3!<. Wegen der Erklärung dieser Figuren und der von Oberniegend den
mciateti DcBriKitorn anerkannten Hern insbesondere, glaube ich der KOri^ negeii auf Michaelis,
Der Parthenon S. 2Sd und S. 261 ff. verweisen und die Hern aia sicher gestellt behADdeln
SU ilQrfon. Einen haltbaren ünuid gegen ihre Bencnnang giebt es auch ganz gewiß nicht.
21)) zu S. 40. Michaelis a a. O. S. 255 sagt ; >und ala besonders charakteri>.tiach spannt
siü den weiten, Ober dos Haupt gezogenen Mantel mit der HchOnen Linken echleieraitig auw.
Wenn man unter Mantel das Himation versteht, so ist das ja wohl im Grunde richtig, denn
das Himation war es, welches die attische Frau zugleich als Suhleier gebrauchte. Nur muß
mui doch sagen, daß hier das in Frage kommende GewanditOck so durchaus nur als Schleier
und so gnr nicht als Mantel oder nimatiun gebraucht wird, daß man iweifetn kann, ob der
KOnstler hier, wo es sich um ideales und bedeutsames CostQm handelt, an ein solcbca und
nicht vielmehr an einen itiii homerischer Kcmlnisccni gedacht hat. Jedenfalls glaube ich
mit dem Worte >Sehleiertuch> keine unrichtige Terminologie angewendet zu hoben, xugicfch
aber eine solche, die das. worauf es ankommt, etwui .ichfirfer betont, als der Auldruck bei
Michaelis.
'ilt] lu S. 40. Cber das Datum dos s. g. Theseion vcrgl. m. Gesch. d. griccb, Plastik
2. Aufl. I. 8. 2SB und die S, 387 in Anm. 33 u. 34 angefahrte Litlerntur.
31) zu S. 41. Die Worte des Pausania^ kOnnen allerdings verschieden erkUrt werden
und Twar so, daß man den in ihnen liegenden Zweifel entweder auf die Urheberschaft des
Alkamencs »der auf die Zerstörung grade durch Mardonios bezieht, doch lialte ich das Errlerr ^
für wahrscheinlicher und glaube, daß Brunn, der in s. KOnslIergcichichte I. S. 235 den Zweifel .^
IUI Alkamenes' Urheberschaft nicht theilt, Pausanias' Aussage richtig dahin interpretirt hat: .^
das Bild ist zwar beschndigt, wenn es aber ein Werk des Alkamencs ist, so kann die Be ^
schSdigung nicht von Mardonios herrQhren, Der Zweifel nn Alkamencs' Urheberschaft grQndeV- -^
«ich auf zwei Umauinde. Erstens namlivh auf das K^üii Xf-fouai des Pausanias und iwcitena,«:^
auf die Frage, ob wohl annehmbar sei, daß man für einen von den Persern verbrannter—^.
Tempel, den man tum Andenken an die FrevcUhaten des National fc indes (vergl. Phusad. X5^^
35. 2} ohne Thflren und Dach liegen ließ, noch nuchtrnglich eine Statue habe machen laisenK^v^
Als was dünn etwa! Als (Jultusbild gcwißUch nicht i denn ein Tempel in liuincn, ohirm^_^-i
ThOren und Dach ist keine CullussUlttc. Oder als Andenken an die BarhareDinvasioi^^^a
Rbenfalls unmöglich, denn dos wlre ja mehr als piA fraus gewesen, da das Bild jünger u^.^:^
als solches bekannt war. Außerdem war es ja aber hcschsdigt; sollte man ein jOnger^^^.
longe nach der Pcrserinvasion verfertigtes Bild nun vollends gar beschodigt hüben,
zu können, das habe der Barbar gcthan? Nein, dos einzig Wahrscheinliche bleibt, daß
Bild so gut wie der Tempel in der That bei dem Einfalle der Perser gelitten hat, «ei
denn freilieh folgt, daß derselbe mit Alkamenes Nichts zu tl
32] an 8.43. Wenn Bötticher in der Archacnl. Zettung von l!456 S. 173, um AS^ MLiie«-
Schwierigkeit gleichsam stillschweigend ku beseitigen, schieibti -bei jenem Feste lu Ahk
welches TertullSan erwähnt, krlnzte man das Bild der ÜQttin mit einem Weiurebentwt
wahrend seinen Pdßon ein Löwenfell untergebreitet wurde", so stimmt dies mi
Zeugnisse nicht nbcrein (»ignum palmite redimitum subieeto pedihus
welches nffenbar von einer dauernden Ausslntlung redet, und außerdem wird es nii
sn liegreifen . wie man es angefangen hatte , unter die FuBc der Statue zeitweilig
LOwenfell zu breiten, und nie «ich ein solches und ein realer Rcbiwcig oder Wein lau l^^l^,,,
mit der dauernden Ansststtong des Bililes vettmgen hatte.
3;i) zu S. 48 Wenn Weleker, Oriech. Ontterl. H. S. 320 in der Not.
4
•^
ZUM ZWEITEN BUCH. 2. CAPITEL. 193
Erklftmng ausführlich bestreitet, so mag er, obwohl auch er selbst die Bedeutung der Granate
als Blutfrucht nach dem Zeugnisse des Artemidor anerkennt, für dieselbe in der Hand der
Hera Recht haben, aber gewiß nicht Recht hat er, wenn er sagt, nach den von Bötticher
angenommenen Attributen wäre die Hera Polyklets gar nicht mehr Teleia, sondern die Göttin
get&uschter Ehefrauen, indem sie sich dreifach über sehr hohe Götter anderer Städte, nicht
eben großartig, erheben würde. Ja, der Zusammenhang hiervon ist nicht recht klar. Und
einen Mangel an Großartigkeit in dem Gedanken, die Hera durch nebensächliche Attribute
ada die Triumphirende über andere Gemahlinen des Zeus , folglich als die einzige und echte
Königin des Himmels und Frau des Zeus zu bezeichnen , kann ich nicht empfinden. Daß
hierbei andere Götter anderer Städte (welche etwa ?) herabgesetzt wurden , kann wenig in
Betracht kommen; an Gegensätzen und Widersprüchen fehlt es in den griechischen Culten
bekanntlich so wenig, wie in d^n Mythen an Feindschaften, und daß hier die Kunst des
hohen Stils, der die Aufgabe wurde, das Tempelbild einer Gottheit mit allem Reichthum
mythischer Ehre auszustatten, conciliatorisch vorsichtig hätte auftreten müssen, um durch
ihre Verherrlichung nicht zu verletzen , ist wenig wahrscheinlich. — Über die Granate in
der Hand der polykletischen Hera hat sich auch Stephani im Compte-rendu etc. pour Tatm^e
IS59 p. 131 dahin ausgesprochen , daß er sie hier wie in der Hand der Nike und der Per-
wphone als Blutfrucht und Frucht des Hades betrachtet; allein, Bötticher widersprechend,
hetieht er sie auf den stolzen und kriegerischen Charakter der Göttin , welcher im Cultus
^on Argos auch noch in anderen Merkmalen hervortrete, wofür er sich auf Prellers Grieoh.
^ythol. 2. Aufl. I. S. 131 beruft. Es dürfte aber doch sehr zweifelhaft sein, ob man den
"^Ixen und kriegerischen Charakter der Göttin bei einem Bilde, das sonst zu Kampf und
^^ nicht die mindeste Beziehung hatte, durch eine Granate in der Hand, selbst angenommen
*^^ lei wirklich Symbol des Todes und des Hades gewesen, hätte ausdrücken oder in verstand-
''<^her Weise, gleichsam nebenher auf denselben hätte hindeuten können. Bei Nike, »la d^esse
^^ combats sanglants«, wie sie Stephani nennt, war das immerhin doch noch etwas ganz
^ ^isehiedenes. Ein neuester Deutungsversuch der Granate in Heras Hand (auch in dem
^lykktMhen Bilde) von Förster, Die Hochzeit des Zeus und der Hera, Breslau, 1867 S. 31
^U Note 4 bezieht sie auf die Sitte des Brautpaares, ein p.YiXov K'j^dbviov (welches indessen
^^ine Gimnmte, sondern eine Quitte war) vor dem Beilager gemeinsam zu essen. Auch so
^Orde sich also die Granate (wenn wir sie verstehn dürfen) in Heras Hand auf die Ehe,
^^nn auch nicht, nach der altem Ansicht, auf die eheliche Fruchtbarkeit beziehn.
34) zu S. 50. Weitaus am besonnensten spricht sich Brunn, besonders in den Annali
^ a. O. aus, wo es z. B. p. 299 heißt, daß »nd la Napoletana nö la Ludovisia possano dirsi
^opie dell§ Giunone di Policleto dobbiamo piuttosto parlare di riproduzioni piü o
^«no libere che naturalmente diedero luogo a molte e svariate modificazioni«, worauf eine
^.tiBeinandersetzung über die Um- und Fortbildung klassischer Ideal typen in lebendiger Kunst
^Ha auf die Römerzeit folgt, der wir die meisten erhaltenen Exemplare von GQ^tteridealen ver-
^i%nken, eine Auseinandersetzung, mit der ich Wort für Wort einverstanden bin. Bei manchen
Jt^ngeren Fachgenossen, welche Brunn beigefallen sind, sieht es mit der Bestimmtheit der
^^hauptongen sehr anders aus. Darauf soll, soweit es nöthig ist, weiterhin zurück-
bekommen werden.
35) zu S. 51. Es ist daher das genaue Gegentheil der Thatsachen, wenn Brunn im
HuUetttno von 1846 p. 123 geschrieben hat: »da tutti gli antichi vien celebrato come pro-
'totipo di tutte le altre la colossale statua argiva di Policleto«, denn es giebt eben keinen
«olchen Ausspruch. Eben so unrichtig ist Bursians Behauptung in Fleckeisens Jahrbb. von
1857 (Bd. 77.) S. 101 , daß Polyklet gradezu der Schöpfer des Heraideales, wie Phidias der
<ics Zeusideales , schon von alten Kunstkennern genannt werde , denn die Stelle des
T^nkian somn. 8, welche er anzieht, beweist, abgesehn davon, daß es eine einzige ist, keines-
^■^ was sie beweisen soll, wenn man sie nur in ihrem ganzen Zusammenhang ansieht. Sie
lautet ao: ii*^ |AUoa)r^c hi tou adbfxaTo; tö cOreXec [irfik r^c iodTJToc t6 nvapöv inh ^Äp toi-
ovtw ^ppL(b(jicv<K x»i C>ei5la< Hßlso^ loei^t xbs Ala xal floXOxXeiToc t^jV ''Hpav elp^dlaaTO
•iü»4M6pcD'v lirifv^^ %a\ npafiT^Xr^« i^vj\ido%ri' itpooyuvoimai YOiiv outoi {jlctoI twv ^tov.
per oberste Sinn dieser Worte , mit denen bekanntlich die dem jungen Lukian im Traum
i*rsche\iiende »Epixo^Xutptxifi« diesen anredet, ist: verachte nicht das Handwerk mit dem was
Overbfck, KnniitinrUiologi«. III. ' 13
dran bangt; Ton solchen Anlänijen uusgehend Hind Pliidiss
tu Meiitera gewordeu. deren Werke alle Welt benmidert
dabei wenig an, wie die KcnätmuDg Myrona und des Praxi
Werke beweist; man mag aber inuaerhüi zugeben , daO di
Holjrklet, MfroD ono
Auf eiiiielne Weiko kommt et
'les uhae die Nennung einielner
Zeus dea Fhidias und die Hera
de« Pdlyklet als dieaet Meister bQcliatc Leistungoti lieBonders genannt werden, von dem durch
Falyklet gcachaflenen Hersideolc steht auch dann Nichts in der Stelle und kommt endlich
Nichts hinein, wenn man behauptet, die Hera werde hier als dem Zeus dea Phidiu eben-
bQrtig beieichnot. Aussprache der Alten über die Uera des Pulyklel, welche sich mit denen
Ober den Zeua des Fhidioa in Fsrallcle stellen ließen, velclie ii^h in m. iScbriftquellena unter
Ho. Uli, TdS, 7Jti, 721, '2'i, '24, um von anderen lu schweigen, ausgezogen habe, wird
man in der ganzen Litteratur vergeblich suchen.
3G) zu S. 51. Wegen der Zusammenstellung des Polyklet mit Pliidias bei Dionys.
Ualicam. de Isocrate 3 {m. -Schriftquelle n» No. 795) wegen dea atjiviv 5wi fitfikoTCfiirt xrjl
(iSim{iuiTixäv braucht man durchaus nicht an die Hera, überhaupt nicht an die Gegenstände
beider Meiater eu denken, es ist dies vielmehr ein Urteil Ober ihren Stil; dem Ausspruch
in derselben Stelle aber, jene Meister seien ii toi; |uil^asi Kai ^icimipwi Öt^tdiTEpoi gewesen,
Kalamia und Kallimachoa h tois iJ.olvcO'di xüi dvttpcuTT(KDi( £p'[ot; imvjylarfpai, muß man immer
den Ausspruch bei Quintil. Inst. erat. XU. 10. 7. (m. ■Schiiftquelleiu No. 9HSJ entgegenhalten:
nnm ut humanao formae decorem addidit supra verum (PalyclituBJ, ita non explevisae deoroin
aucloritatem videtur. Wegen des Ausgleichs beider darf auf Brunn, Künstlergesoh. I. S. 225 f.
und m. Gesch. d. griech. Plastik 2. Aufl. 1. S. 348 f. verwiesen werden.
37) zu S. b'i. Förster macht in seiner Abhandlung : Die Hochzeit des Zeus und der
Hera 3. 25 Anm. 7 gegen die bisherige Auffassung doa Beinamens der '^pa Nu)ji^ua)Ai^
sowohl sachliche wie spracliliche Bedenken geltend, indem er in letzterer Beaiehung aach-
luweisen sucht, <rij[i,<fi\i'iy.lirj kOnne auch vujji^cuTpta etp bedeuten. Um hier tu beginnea
(und ea muß hier begonnen werden), darf ich folgende Auskunft, welche ich meinem Col-
Icgen und Freunde G. Curtius verdank«, mittbeilen. «Die Verba auf Gum haben schon im
Activ vorherracheud intransitive Bedeutung, um so mehr natürlich im Medium, ausschlieO-
lich I. B. die mit •i\i\i,fi(iaii-ii. vergleichbarsten; xopcjojuu (^ napftnc^iu) , fuipa'uiioji.ii , ita-
viEuojj^t, xoXmiJapii , ^iXavftpniiiEuogiQt. d-xpatt'jofint. Dennoch giebt es Falle, in denen ein
Accusativ hinsugefOgt wird, indem der ursprüngliche Sinn einem Qbertragenen gewichen ist,
t. 8. Tci}tic6«(Mil zwi vdfiouc Lys. 30. 3. Ait> meisten Ähnlichkeit mit v'j(i^tuQ|iivT] im Sinn«
von vU(i;piu'cpuE fi\n h&tte niAtytifuini bei Eurip, Ipbig. Aulid. 557: -pei^ai i;atöe'jD)u-»i d. i.
■bildende Zucht«. Dennoch halte ich bei dem festen und im Thesaurus von Stepha:ius siem-
lich reichlich belegten Gebrauche von vuiitpcjui , der nichts Ahnlichea aufweist, und bei der
vollkommen feststehenden ThatBOche, dnl} vu|i<fc'jQ)^i-<i] »nubens* heißen kann, für aehr gewagt,
dem Worte hier jenen transitiven Sinn zu geben.' — Was aber das Sachliche anlangt, ao
beruft sich Fflrater auf die von Paussnias IX. 3. 1 sq. und ausführlicher von Plutarcb io
einer eigenen Schrift n. tu'' i-t lU. Ö^ii^Xuiv (fragm, ä. e. (i) behandelt« Tempellegendc, welehat
der Beiname der Gattin nach Pausanios seinen Ursprung verdankte und in welcher Hera nicht
als Blaut, sondern als Brautfahrerin der auf den Hochse ita wagen gesteUten Sohcinbraut dB
Zeus, Daidale (nach PauH&n.) oder PUtaia (nach l'lut.) eracheinC; Flutarch sage gradesu:
rJ)v "Hpai Batfl^äsov in KiBaipiüvoc »ai toü nXiaftitos ^a^Epai ^Evoiiivoa Si»)J.»Ttl3^ [uri
fifiii x<il fikaniii ajT'fjv -<u(tipay(D-|ETv , lasse also nicht einmal die MQglichkeit offen, dofi
Uera nach der Entdeckung des Truges und nach der Versöhnung mit Zeua an die 9t«lle Am
Braut getreten sei. Diea iat dem Buchstaben nach, ja nach der Auffassung unserer Quellen
vollkommen richtig, muß aber dennoch falsch sein und auf verworrener Auffassung uneerar
Berichterstatter beruhen, weil ea einfach Unsinn ist. Man fasse nur den ganien üusammm-
haug der Legende in's Auge. Hera trennt eich aus irgend einem Motive von Zeus, lun sie
wieder zu gewinnen beschließt dieser nuf Rath des klugen Kithaeron , ihre Bifvtsucht nga
lu machon. Er laßt also «in Holzbild verfertigen, vermummt dies als Braut wul stallt ■
auf seinen Wagen, indem er aussprengen Ittßt, er führe die Plataia oder Daidal« mli BsasI
heim, UeiB hcrl dies, siebt den Brautzug, kommt voll Eifcraucht herzu, zerreißt der sa*
gebUobeo Braut den Schleier, ändet ein Holzbild, veraöhnl sieh mit Zeua nud — wM
zur Braut fah rc ri n ! Aber wessen denn nurr des Holibildes! denn eine andets, wirklich*
ZUM ZWEITEN BUCH. 3. CAPITEL. 195
Braut war nicht Torliandeii und für eine andere wäre auch Hera natürlich nimmer vup.cpe6Tpia
geworden. Daß aber Hera für eine »Scheinbraut«, für ein Holsbild die Brautführerin abge-
geben habe und daß darauf ihr Beiname Nu(i.cpeuo{iivt] beruhe, ist ja offenbar widersinnig.
Es scheint demnach keinem Zweifel eu unterliegen, daß unsere Berichterstatter die drama-
tische Darstellung der Legende an den Daedalen (Pausan. IX. 3. 4) und die Legende selbst
durch einander geworfen haben und daß die Legende selbst grade den Schluß gehabt haben
muß, den Förster nach dem Wortlaut unserer Zeugnisse ablehnt: die freudig enttäuschte
und mit Zeus yersöhnte Göttin trat als wirkliche Braut des Gottes an die Stelle der höl-
aemen Scheinbraut. — Wenn aber Förster sum Schlüsse bemerkt : auch sei die ganse Legende
keine Episode des Brautstandes, sondern des ehelichen Lebens von Zeus und Hera, so gilt
hier Ahnliches. Dem Wortlaute nach ist es so wie Förster sagt, dem Sinne nach kann es
nicht so sein; Tielmehr gehört die Sage in's Bereich der anderen Sagen Ton der Gewinnung
der Hera durch Zeus als deren plataeisch-kithaeronische Version; da aber dem Wesen nach
der ganse lep6c Yötfio« 6in jährlich wiederkehrender ist, in jedem Frühling der Himmel neuer-
dings um die Erde wirbt, diese zu seiner Braut und Gattin macht, so konnte die wieder-
holte Darstellung der Sage am Jahresfeste für eine oberflächliche oder mythisch-pragmatische
Auffassung leicht den Anschein annehmen , den sie in den uns vorliegenden Berichten hat,
es handele sich hier nicht um eine erste Gewinnung der Braut, sondern um eine Wieder-
gewinnung der ersümten Ehefrau Hera. Aber falsch bleibt das gleichwohl und in sich un-
möglich^ wär*8 auch noch sehnmal öfter und vielmal deutlicher berichtet und Welcher sagt
mit Tollkommenem Rechte, Gr. Götterl. I. S. 367: «also war der Sinn des Festes die an
jedem Fest, eigentlich jährlich erneuerte Hochseit«, sowie er auch sehr sweckmäßig
unmittelbar danach Ton dem Heracultus und der Sage Ton Stymphalos redet, wo Hera drei
Tempel, als Ilau, TcXe(a und X-^pa hatte, mit der Bemerkung: »die Ton Zeus abgewandte,
getrennte Göttin ist die im Winter abgestorbene Erde«, um welche in jedem Frühling der
Gott des Himmels neu werben muß und die jährlich Mädchen, Gattin, Witwe wird, oder
sich, wie man in Nauplia sagte, immer wieder im Kanathos sur Jungfrau badete, yergl.
Welcher a. a. O. 8. 366.
ZUM DRITTEN CAPITEL.
38) SU 8. 61. Das Moment der natürlichen, der Hera angeborenen Hoheit hat Brunn
in dea Ann, dell' Inst. Ton 1864 p. .302 wenigstens zu weit in den Hintergrund gerückt, wenn
tx im Übrigen sehr wahr sagt : »La dea ö certo la regina del cielo, non perö in modo assolutOt
ma in quanto che ö la sposa , la consorte di Gioye. Questa qualitä di sposa d quella , che
inproata a tutta la mitologia di Giunone il suo carattere specifico nello stesso modo come
p. e. alla mitologia di Cerere la quaUtä di madre : essa preyale nel culto come nella poesia
^ ena doyea formar pure la base per Tideale artistico.«
39) EU 8. 64. Schon aus diesem Grunde kann die im ersten Saale des Casino der Villa
^ijliese unter No. 5 aufgestellte Kolossalbüste, welche in dem sonst yon kundiger Hand
^cv&ßten Katalog als »Giunone« aufgeführt ist, unmöglich Hera darstellen; denn in heryor-
'■Smder Weise liegt in dem Munde sowie in dem schwärmerischen Auge erregte Sinntich-
^) welche mich für die gesuchte» aber nicht gefundene Erklärung dieses merkwürdigen
^ttkes bei oft erneuerter Betrachtung stets wieder auf den dionysischen Kreis hinwies.
40) SU 8. 64. Bronn schreibt in den Ann. dell' Inst, yon 1864 p. 301 : »questo carattere
^to ipeeifioo (des Stierauges), che non pu6 non essere accennato mediante l'epiteto ßo&mc,
lella Giunone Ludoyisi ö abbandonato quasi del tutto« und Heibig in den Ann.
^ last, yon 1869 p. 145 : »la GKunone Ludoyisi rappresenta uno stadio posteriore di syiluppo,
Ml(jQ^^ abbandonata la caratteristica della ßooiictc, aparisce soltanto la icÖTvia
^P^ and p. 147: »la quäle (die Ludovisische Büste) interamente priya del carattere
i«lUßo*itic«.
13»
tw
ANMERKI'NRKN ITND ESCURBE
tt( m S. 84. Bottif^r, Kuiiatmythol, 11, S. 311 f. -flr
alle liTamtnutiker und auch PlutHrch Quaeel. Uraec. p. 'i'l'i B.
Vergl Vano K. R. Q. t>. Das große, ge wo Ibtu AugG,
salen Anctiti aiuchuf" u. s. w. 8. ^Ilit : -Aber mit weil gi
HimnielikitnigiTi und große Augen forderten seibat von ihr<
Juvenal. VI. 147, vergl. Juniua de pict. ret. III. 9 p. 2i9.
Plastik II. 9. &ä : iiEhrfurch [gebietend streng und lieblich
sieht der UCItin mit seinem hohen, großge«
O. Mollot, Handb, d. Atehaeol. $ 352. 6; .Die ge
ßoöni;) schauen grade vor Rieh hin.T Vergl. Anmi
■ale Kopf des Hauses Ladovisi tum Orunde.» —
klaren, durch [ig-j^''?^''^^'
das er (Polykiet) Ifaicm coloa-
enffnelen Augen bUckt die
Junonischen Uattinen die Römer,
— Fenerbach, Gesch. d. griech.
«ar das erhabene Aji^-
ji.«
üiTii UonierM.
t.n und offenen Aus. n l'HfT,
»Hierbei liegt besonders der koloa-
nn Uelbig in den Annali dell' Inat.
I der Besprechung des poinpejanischen (iemKldes mit dem Upi( jeiftoi
{Muh. Itorbon. II, 59 vergl. Teinite, Wandgam. 2. Abth. 111. 22) von der Hera, welche mehr
■In durch irgend etwas Anderes durch auffallend grnOe Augen ausgeieiehnet ist, sagt: »neUa
donna il lipo det volto, il quäle come in povhi inunumenci caiatteriiKa la ßoüiTnt. ed il rel»
sopra il cnpa e la Stefane delerminano fondatamente Giunone«, wird er damab wohl much
noch ^oiuTTi; als ftt^nHif'M.itrn verstanden haben.
42) lu S. 04. Griech. Götterlehre I. S. MG: 'Zwei BeiwOrter sind unter den GOttiitea
der Hera eigenthttmlich, Äi'jxcfi/.ivn; und ßoüinit, von Uomer ohne Zweifel nur ho venCanden
wie weiOarmig von Helena u. s. w., kuhAugig aber für großäugig.... Doch war viel-
leicht in poSiitK das erste Wort eigentlich und der stiere, grade Blick, als Sohflnheit vex-
standen, im Gegensätze von i'.ixüiii;, beweglich, munter blickend, zugunglich den Blicken
des Andern. Diesen unbeugsamen lllLck, der doo AuMlruck einer ungemeinen Naturfewalt,
wie etwa» Bannendes hat, sieht man an der Fotnarina des Palastes Uaiberini und in Rom
Kuweilen auch an lebendigen Schönheiten."
43] EU S, 65. Siehe Kekulä. Hebe S. U-l - »Das humerlsche Beiwort, welches aus-
achließlich der Hera »ukommt (?) und also ihr Wesen am deutlichsten bezeichnet, ist ^oüirtf ^,
mit den Augen des Stieres uder vielmehr mit den Augen der Kuli. Das Charak —
lerlstische des Stier- [auch des Kuh-?} auges ist nur lum Theil seine Größe im Verhiltoil^S;
XU den timgebenden Theilen. Von dieser ist es unmöglich , Stellung und Form lu trennen
welche beide nach außen streben.« Vergl. dagegen FriederictiB, üBausteine« S. lOS in de^ -
Anmerkung su No, S9: .... -sodann aber zweifle ich Hehr, ob Homer mit «einem Bpitheliw^:^
das meint, was Brunn annimmt, denn Homer giebt ja dies Epitheton nicht allein der Hen^^
sondern auch sterbliulion Frauen aogai untergeordneter Art, er bezeichnet also damit n^^.^
eine allgemein menschliche Eigenschaft.»
44) zu 8. 6S. Daa hat auch schon Winckelmann, Oeech, d. Kunst V. 3. $ 7 herv«:^^,
gehoben I •Jnao ist außer an ihrem Diadema kenntlich an den großen Augen i!, und an di^_.j
gebieterischen Hunde, dessen Zug dieser Gottin so eigen ist, daß man ein blo^^B^
ProHl, welches voa einem weiblichen Kopfe in dem Musen ^troxsi abrig gebliel
durch einen solchen Uund sicher auf eine Juno deuten kann."
)>eB^^H
ZUM VIERTEN CAPITEI,.
46) zu S. Tl. Die BOste ist hier in beiden Ansichten nach Photographien, die Vonle'-
■niicht von dem Original, die Seitenansicht von dem Oypsabguß und zwar die lt>Ui«R ü
deijenigen Neigung des Kopfes darstellt, welche Brunn, Ann. dell' Inil. von l^li4 p. 301 m''
Rerht als die zur Vcrgegenwftrtigung ihre« wahren Charakters nöthige und beste bouick»'^
und fordert und in der er *ie in den Ittonumenti hat stechen lassen ; es sind aber nicht «Ilfil*«
wis Brunn saut, gewisse G fpaabgOsse, sondern es ist das Original selbst nicht gut aufgnttUK»
indem daH<e1l)e auf »einem PiedenUl sn befestigt int, daß die vordere Linie des Il>l(r> [»<
^
ZUM ZWEITEN BUCH. 4. <CAP1T£L. 197
senkrecht steht, wodurch die ProfiUinie des Gesichtes nach unten um 18^ vorspringend wird,
denn um diesen Betrag sind die Linien des Qesichtsprofiles und der vordem Halsfläche gegen
einander geneigt. In der Abbildung meines Atlas sowohl wie der Monumenti steht das
Gesichtsprofil senkrecht; während aber die eine Ansicht in den Monumenti genau von vom
aufgenommen ist, ist die Vorderansicht im Atlas um ein Geringes nach der Rechten des Be-
schauers aufjg;enommen , in welcher Ansicht allein die charakteristischen Linien und Flächen
der Nase , der Wangen und des Kinns völlig zur Anschauung kommen.
46) SU S. 72. Etwas zu bestimmt behauptet Kekul^, Hebe S. 68, daß das Vorbild
Bronze gewesen sei, aber bare Willkür und Nichts als der Nachhall der Hypothese, hier
liege der polykletische Heratypus vor, ist es, wenn er sagt: »der Farnesische Kopf geht
mittelbar auf Goldelfenbein , unmittelbar auf Bronze zurück« ; denn es ist ja ganz und gar
unmöglich, dies aus irgend einer Formeneigenthümlichkeit des vor uns stehenden Marmor-
kopfes herauBzusehn oder zu erweisen. Wenn derselbe S. 67 sagt, es liege eine an Wild-
heit grenzende, ungebändigte Kraft, eine dämonische Gewalt in ihren Zügen, so ist das
stark übertrieben , und wenn er hinzusetzt : »denken wir uns dieses Antlitz in Erz mit
funkelnden Steinen in den mächtigen Augenhöhlen«, so steht zu bezweifeln, daß man
jemals funkelnde Steine mit Erzbildem verbunden oder in deren Augen eingesetzt hat. Daß
wir es nicht mit einem Originalwerke zu thun haben, ist wohl allgemeine Überzeugung, wie
dies auch Conze, Beiträge z. Gesch. d. griech. Plastik S. 2 ausgesprochen hat; die Büsten-
form aU der Annahme der Originalität entgegenstehendes Moment hat besonders Friederichs,
»Bausteine« S. 108 hervorgehoben.
47) zu S. 72. Begonnen hat die Erörterungen über die Periode dieses Werkes Brunn
im BuUettino dell' Inst, von 1846, wo er p. 128 auf die von ihm aufgeworfene Frage, ob
derselbe älter sein könne als Polyklet, mit großer Zuversicht »nein, gewißlich nein« (n6, cer-
tamente nö] antwortet Sein Hauptargument aber, welches auch Kekuld, Hebe S. 66 wieder-
holt, ist, daß wenn dieser Typus vorpolykletisch wäre , man überhaupt nicht einsehn würde,
worin das Verdienst des Polyklet bei Schaffung des Heraideales bestanden haben sollte.
I^ die Famesische Büste gilt Brunn für das vollendetste Idealbild der Hera, das auf uns
gekommen, für die Grundlage aller späteren nach Maßgabe des Materiales, der Größe, der
Bestimmung, des Zeitgeschmackes modificirten Bilder der Göttin. Von Polyklet aber nimmt
^i wie schon früher (oben S. 38) bemerkt , als ausgemacht an , daß er das vollendete Ideal-
^ der Hera geschaffen habe. Wie es sich hiermit verhalte, ist im zweiten Capitel genauer
^rtert worden und sehr richtig hat mit aller Kürze Friederichs a. a. O. S. 107 von der
^^ Polyklets gesagt : »wir wissen nichts Näheres über sie«, am wenigsten über ihren Kopf
^d den in diesem ausgesprochenen Typus. Was aber, selbst vorausgesetzt, die Alten
^violien genauer , als sie es thun , aus , Polyklets Hera sei das normale und normgebende
"^^^cilbild gewesen, die Bruimsche Argumentation anlangt, welche darauf hinausläuft: wenn
'^cht Polyklet , wer dann sollte diesen uns vorliegenden Typus geschaffen haben ? so ist die
^^^lu« Schwäche derselben neuerdings in Beziehung auf eine ganze Zahl von Werken der
Modernen Kunst durch Nachweis des wirklichen Urhebers anstatt des vermutheten und be-
^^^ipteten klar geworden. Nicht viel besser waren allerdings die schwankenden Ansichten,
*^«h denen ich selbst zuerst (Kunstarchaeol. Vorlesungen S. 76) dem Brunnschen Datum ent^
^^C^ngetreten bin und ihm später (Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft von 1857 S. 301)
^^^Qgterweise, aber auch nur dieses, beigestimmt habe, indem ich es nicht für nöthig fand,
^^ kerben und strengen Formen der Büste aus dem Stile der Periode ihrer Entstehung ab-
^^eiten, sondern es für möglich hielt, dieselben auf das absichtsvolle Schaffen eines Meisters
^^iBlütkezeit zurückzuführen, der die homerische Hera in ihrer ganzen Herbigkeit als hadernde
^^^ murrende Hausfrau des Zeus darstellte. Obgleich Etwas von dieser Vorstellung noch
^ Priedericha a. a. O. S. 1 06 nachklingt und obgleich meine weitere These , dieser unliolde
^opf könne keinem Tempelbilde angehört haben , Bursians Zustimmung gefiinden hat (N.
'^l>b. f. Philol. Bd. 77 S. 101), so gebe ich doch das Eine wie das Andere dran und gestehe
^itwillig zu, daß manche (freilich nicht alle) der gegen mich gerichteten Bemerkungen
Bromu in seinem, neuem Aufsatz über das Monument in den Annali dell' Inst, von 1864
P- 297 sqq. berechtigt sind. Ich bin jetzt der festen Überzeugung, daß der Formencharakter
^ Pttnesischen Büste lediglich auf die Stilentwickelung der kunstgeschichtlichen Periode
198 ÄNStEBKONGES UND EXCUSBE
lurOclKufalireii aoi, in welcher ihr Original eutitand. Was aber die Daliningen von Seiten
Anderer nnlniigl, um docb auch dieflc hier otKufQliren, ao hiben Kckulö, wit schon bemerkt,
und Heibig, Annali dcU' Inst, von 1SQG p. 144 Bich Brunn lustimmig erklärt. Von Alleren
nennen die Verfasser von Neapels anl. Bildwerken (1S23) S. 115 die BtUte »etii lebr TonOg-
lichBs Werk des strengen griechischen Style», Abeken in dea Annali von M'is p, Z3 be-
zeichnet ihn als ein Beispiel "di Btilo piü perfetto", nttnilich ToUkomntener als den hoch*
BTchafschen Kopf, den er vorher besprochen hat , mna di rigida muiieras. Von Neueren sagt
Hottner in a, Vorschule der bildenden Kunst (IS48) 8. 203 »Jener Kopf ist für die haohste
Olaniieit eu streng, er gehört in die vorige Periode. In seiner herben Grijße verhalt er öch
IUI Juno Ludovisi nie die straff geschlossene Knospe zur voll entfalteten Blathcni Burck-
hnrdt, Cicerone (1, Aufl. ISä5] S. 427 nennt die Farnesiache Büste eine schöne, frOhgrieohiiche
Arbeit von einem «ilera, strengen Typus, dem zur vollen Majestät noch die Anmulh fehlt,
aus einer Zeit, da die griechische Kunst noch nicht ihre volle, harmonische OrS&s er-
reicht hatte, und Bursian a. a, 0. spricht den Kopf als ein Totpolyklelisches Werk «n, bei
dem namentlich in der Magerkeit der Formen eine gewisse slterthQmliche Strenge nicht lu
verkennen sei. Auf die Änsfites van Friederiehs und Conte ist im Texte ROckricht ge-
nommen. Jedenfalls sagt Brunn zu Viel in den Worten Annali von IS(i4 p. SOS: anon soU-
mentc ora e riconosciuta (U Giunone Fameae] come uns delle piä insigni, ma ai consente
pure quasi gcneralmente, che in essa 1e forme ideali ossia il lipo ideale della dta,
qnale fu stabilito da PolicleCo , sia caprcaaa piu puramente che in qualunque altra tesla ehe
4Sj zu S, 72. Die ältere Litter&tur Ober die s. g. cphesisehen Amszonenslntuen, unter
welchen diejenige des Polyklet nach Plinius' Berichte die erste Stelle eingenonunen bnt, ist
verzeichnet in m. ■Soliriftquelleni No. 943 in der Anmerkung; hinzuzufdgen ist Friederiehs,
•Bausteine« S. 113 f. No. 93, m. Gesch. der griech. Plastik 2. Aufl. I. S. 346 mit Anmerkung
113. Daß sich die neuere Ansicht mehr und mehr dahin neigt, die polykletische Amuone
in dam Typus zu erkennen, welcher in der Statue No. '1 im Braccio nuovo des vaticani-
sehen Museums und — weniger »taik ergänzt — in der kleinen Bronze in Florenz [>. m.
Gesch. d. gr. Plast, a. a. O. Fig. 69 a} luid den verwandten Eiemplaren vorliegt, soll nicbl
golluguet werden, aber von Sicherheit kann nicht die Rede sein.
4t)} lu S. T4. Als ein Grund, Polyklet eine besondere Strenge dea Stile« zuzuiprockcii,
wird jetzt mehrfach, so bei Brunn, Annaii von IS64 p. 3(13, vergl. Kekulo, Hebe S. BS, die
Einschränkung dea Lobes der Schönheit polykletischer Werke hei Cicero Brut. IS, "0 {üum
plane perfecta ut mihi quidem videri solitum) angeführt. Aber die Bedeutung dieser Ein-
schränkung hat Brunn in s. KQnstlergeschichte I. S. 231 richtig gewDrdigt, wenn er tag;!:
Mler Masse der Zeitgenoaicn des Cicero mundete nicht einmal ein Polyklet, ei war in streng ^m
und herbe, Ihr Geschmack war durch die zarten, weichen, fast appigen Gebilde eines Praii-^
telcs und seiner Nachfolger verwOhnt und Cicero hält es daher fttr nflthig, sich ihnen gegen ^
aber, so au sagen, als Puristen zu bekennen'. Wenn Brunn aber weiterhin hervorhebt, wir^^
dürften dies Urteil Cicetos um ao weniger abereehn, je sicherer auch in dieser t\ Iiiiiiiiii|iiw^
weise die VeTanlasiung liegen mußte, in allgemeinen Kunsturicilen Polyklet mit Phidits ic^^
e ammenaus teilen , so folgt daraus, daC er wenigstens damnls nicht an eine die dea Phiili^^Ba
abeibietende Strenge des polykletisclien Stils gedacht liat, sondern die ätrenge Beidn as^^iq
im Gegensätze zu der Weichheit und Üppigkeit der spätem Euiut verstanden haben —^ ' — ]
Und dies ist gewiß die richtige Auffassung.
5f)| zu S. 79. Gradeiu 'eine Murmorreplik der famesischen lunoi nennt sie Tli und ■ 1 1
in einer bei KekuU, Hebe S. Dti Anm. 4 mitgcthetlten Beschreibung; ich muD die Hic1it_^ijr-
keit dieser Bcicicbuung durchaus bestreiten und will, abgeaohn von allem Andern, nur cjar^u/'
hinweisen, daß allein schon äußerlich die große Zarkenstephane, welche die florcntiner Ba«tv
schmOekt, gegenüber der knapp anliegenden Ampyi der Farnesischen beweist, daß t» «dob
hier um eine •Kepliki der Ictstem auf keinen Fall handelt. Auch Burckhardt, CtewMir
1. Aufl. S. 427 trennt sie durchaus von der neapolitanischen. Die VcrgleichuDg dor bcidü
Abbildungen im Atlas Taf. DC. No. 1 u. 3 wird wohl jede weitere Polemik ObeMlassig tnaeW
Da aber Benndorf die florentiner Bflst« Replik der neapolitaner nennt, muß dahinstahn, •>
ZUM Z¥^EIT]£N BUCH. 4. OAPITEL. 199
Ton der bei Kekulö a. a. O. folgenden weitem Notiz deeielben Gelehrten tu halten sei, die
80 lautet: »Eine iweite Replik in CipolUn ist ebenfalls in Florenz im Palazzo Ceparelli, jetzt
(l$ß7) Palazzo del ministero dell' interne. Sie hat im HasCte statt des Diadems einen
Reif. Die Papillen sind angegeben. Die Arbeit ist gewöhnlich. Nase und Büste sind neu.
— Beide Repliken scheinen mir ebenso wie die berliner in den Maßen mit dem heapeler
Exemplar tlbereinzostimmen und gehören daher in jene nicht unbeträchtliche Reihe von
Wiederholungen, welche auf mechanischem Wege mit Hilfe des Punktiersystems ge-
arbeitet wurde«. Von dem Kopf in den Ufßzien muß .dies ganz bestimmt geläugnet werden,
denjenigen im Palaste Ceparelli kenne ich nicht, und von ihm sowie von den wirklichen
RepUken des neapeler Kopfes im Vatican und in Berlin (oben S. 78 No. 1 b. u. I c.) mag
Benndorfs Behauptung gelten.
51) zu 8. 79. Eine vortreffliche Charakteristik dieses Werkes giebt Heinrich Meyer in
einer Note zu Winckelmanns Gesch. d. Kunst Buch V. Cap. 2 § 7, welche zur Vergleichung
mit dem im Texte Gesagten hier wiederholt werden möge : »Es ist eine schreckbare Größe,
Hoheit und Ernst in diesem Gesicht ; der Styl überhaupt strenger, als in irgend einer andern
uns bekannten Juno. Die Augenlider liegen weit über die Augäpfel vor und haben eine
beinahe schneidende Schorfe; um die Lippen läuft ein Randchen, wie man auch an einigen
Hinerren des hohen Styls , der Amazonen u. s. w. gewahr wird ; hier aber ist solches vor-
xfigUch stark angedeutet, und so sind auch alle andern Theile des Gesichtes groß geformt,
sehr entschieden, mehr zum Bedeutenden, Eckigen als zum Runden und Fließenden geneigt.
Die Haare sind gleich von der Stirn an sehr tief ausgehöhlt, und wiewohl die Arbeit von
otwas anderer Art ist, als an den drahtartigen Haaren der sichersten Denkmäler des hohen
Styls der griech. Kunst, so verbergen sich doch wenigstens die Spuren der Nachahmung der-
selben nicht, und es mag also in diesem Werke die wardige Copie eines großen, vielleicht
bronzenen Meisterwerks erhalten sein. Da, wie gedacht, die Haare sehr tief ausgetrieben
und, so hat der Künstler hin und wieder zwischen den Locken zum Halt ein wenig Marmor
stehen lassen. Aus den durchbohrten Ohrläppchen läßt sich schließen, daß dieser Kopf mit
Ohrgehingen geziert war. Die Nase ist neu, wie auch etwas von den Haaren der linken
Snte; am Diadema giebt es einige Beschädigungen; ferner bemerkt man am Halse neu ein-
Seietate Stücken und die Brust ist überall moderne Arbeit.« — Wenn O. Müller im Handb.
d. Archaeol. § 352 Anm. 6 meint , der florentiner Herakopf sei wahrscheinlich auf ferne An-
n^t berechnet, so mag er insofern Recht haben, als ein so großer Kopf, so lange er auf
^ sugehörigen Rumpfe war, dem Auge ziemlich fern rückte , allein ganz unrichtig würde
i>^ dies schöne Werk beurteilen , wenn man glaubte , es sei bestimmt gewesen in größere
Pens and wesentlich in diese zu wirken und daher stamme seine mächtige und strenge
Poimgebong.
52) zu S. 81 Note a. Gegen die Treue dieser Photographie nach dem Gypsabgusse
^^ sieh natürlich Nichts einwenden, es muß aber, um diejenigen, welche weder das Original
^^^^ einen Abguß kennen, nicht an dem im Texte Gesagten und in der Abbildung im Atlas
^^benen irre werden zu lassen, hier, selbst auf die Gefahr hin, damit anzustoßen, gesagt
^^'den, daß der Kopf, namentlich seine Vorderansicht, in der Photographie der Monumenti,
^^ncheinlich infolge einer nicht ganz günstigen Beleuchtung unbedeutender, flacher und
^ den Formen, besonders der linken Wange und der Nase, leerer erscheint, als er in der
llutin.
53) zu 8. 83. Ana der fast unübersehbaren Litteratur über dies Kunstwerk seien hier
^^^ den in Ann. 24 u. 25 bereits angegebenen und außer den im Text und in den Noten
*>^8efllhrten Schriften als das Wichtigste nur noch genannt Goethes bekannte Worte Ital.
^ Bd. I. S. 250 u. 253, IH. S. 328, Schiller in s. Briefen über die ästhet. Erziehung
^Menschengeschlechts Brief 15, W. v. Humboldt: Üb. 'd. männl. u. weibl. Form, Ges.
Werke L S. 222 f.
54) zu S. 88. Wenn man freilich die Lobsprüche liest^, welche Köhler, Gesammelte
Triften herausg. von L. Stephani Bd. VI. S. 8 einer Büste ertheilt, welche aus Zarskoä Selo
iadiekais. Ermitage von St. Petersburg gekommen und jetzt daselbst im zweiten Saale unter
No. 44 aufgestellt ist (s. Gu6d6onow, Ermitage Imp., Mus. de sculpt. ant. p. 12), einer Büste
oder genauer einem Statuenfragmente, welches Köhler selbst über die Ludovisische Büste zu
300 ANUER&DHGKN UND ESCUBSE
erheben muht Hiiitchl, ao muß der im Tuxt auHgespiocheiiu ZweiTel aahi uuuüthig er*ch«iiieD.
(ilacklivlivrweiiic aber lußt sich dsa K« liier' h übe Lfib an Gyp:.Hbglliwe]i , deren ich eium in
DreMlen kenne (s. Hcttner. VeneLchniß der GypanbsOBse 2. Aufl. S. 6S No. 50), controUren
und auf bgid gebohtendes Maß luiQtkf iahten. Es iit aber nicht nöchig, hier auf eine genauere
Erörterung des in der That großen Stiles und Kuiinlwertlies dieser Scutptur eioiagebii, da
dieselbe gant entschieden keine Hera darstellt. Dieser, auth in dem Gu6d&ino»'Mhen
Katalog beibehattenen Benennung widetapricht grade wie bei dem koloasalen neiblicheo Kopf
in der Villa Borghoac, der oben in Anm. 37 besprochen ist, der Dppig bakchiache UharakMi,
«elcher bei Hera ganz unmöglich ist. DJeaem Charakter nach ist es rielleicht mOglich, in
dieeem Kopf eine Thalia zu erkennen, welche den Maßen nach zu der kolossalen Melpunieue
in Paris ungefähr, wenn auch nicht ganz, paaaen würde, ohne daß damit entfernt die Zu-
aammengehDrigkeit behauptet werden soll; denn dieser steht , außer der Maßungleichheit,
die verschiedene Behandlung besonders der Augen entgegen, welche bei der Melpoinene von
Marmor sind, wahrend sie bei dem petersburgei Kopfe von anderem Stoifc cingesetit waren.
Aber sei es darum wie ea ist, jedenfaUa beweist die Melpomcnc, daß es in so großem Maß-
stab ausgefahrte Musenstatuen gab und daß an der fragweiic vorgehe hlegenen Benennung
wenigstens dem Maße nach kein AnstuB zu nehmen sei. Auf diese Benennung »elb«t soll
hier kein allzu großer Nachdruck gelegt «erden, wohl aber darauf, daß Hera in diesem
Kopte nicht dargestellt sei.
bb] zu S. 88 Note c. An der Riuliügkeit dieser Angabe ist natarlich einer Angabe
O. Müllers gegenabcr nicht zu tweifeUi; wo aber der Uypsabguß, nach welchem die Zeich-
nung gemacht ist, geblieben sein mag, ist nicht auszumachen; daß er sich in GötUngen nicht
finde, beieugt Wieseler auf meine .^.nfrnge brieflich, hinzufügend, daß auch ihm in deutachen
Sammlungen kein .\bguß bekannt sei. Mag es «ich nun mit diesem Abguß verhalten wie «•
will, daß die Zeichnung in den Denkinalem d. a Kunst eine fast ganz charakterloie sei, ist
aus ihr selbst klar und wird durch Vergleichung mit der jedenfalls genauem bei Gualtani
bestätigt.
56) lu S. SH. Vergl. m. Aufsatz in den Ilerichten der k. sachs. Gca. d. Wiu. Ton 18fi5
S. 47 S. Zu den hier gesammelten Ueispieleii von Käpfcn mit eingehaucaen AugenstemCD
und Pupillen aus der Zeit vor Hadrian und den Antoninen kann icb neu«rdinge einige Keit«ie
hintufQgen , welche zum Theil die a a. O. ausgesprochene Vormuthung bestätigen , daß die
plastische Danteilung des Augensternes durch die Nachahmung von BronieoTiginaleu in die
Marmorbildnerei allmählich eingedrungen ist, zum andern Tlieil beweisen, daß diese Sitte
viel fcHher begonnen hat, als man bisher anzunehmen pflegte. Ich nenne nur den s, g. Noinl«il-
sehen Kopf, «eichen Friederichs, Bausleine No. iä'i ohne Zweifel mit Hecht ein '^echischw
Originalwerkn nennt, den entschieden auf Bronze zurückgehenden Diadunianoskopf in Dresdra
No. 3H), neuerdings abgeb. in den Ann. dell' Insi. von IB7I tav. d'agg. V., den archalsirenden
Athletenkopf in Berlin No. 22» im QfVtter- und Heroensaale, den Augustus von Prima Paria,
im Broccio NuoTo des Vatican. a. John, Popul. Aufsitze S. 2S6, den angebl. M. Brutus ti^
Berlin No. ISO'2 im ramischen Saale.
57) »n B, SU. So urteilt auch H. Meyer zu Winekelmann« Gesch. d, Kunst Buoli V _
Vttp. 2 I T Anm. 1: iDie Züge sind groß und edel, die Behandlung des Fleisches sowia^
die tiefen Einschnitte in den Haarlocken scheinen eine Arbeit aus den Zeiten der RAbsw--
hetrschaft anzudeuten.'
5S) zu S. U1 Nute c Üamit es Niemanden beirre, daß auch Friedlaender in »ciD^ai*
oskischen MQnzen bei denjenigen von Uria, Fretemum oder Fcntcrnum iVcseria?) von Ho ■
pferden in dem Uauptschmucke der Uera redet, glaube ich miltheilcn zu dOrfen, daß er teüt
schrieb: -Sie thua Recht, wenn Sie aberall Greife annelimenu, indem er lugleich darauf «af-
merksom macht, daß er nur eiu Exemplar von Uria gesehn hatte und im Dbrigen in jcoVM
Buche nur tlteren Abbildungen gefolgt sei , welche den ohnehin sehr geringen UntertohM
■wischen einem geflügelten Hippokompen und einem Greifen in diesen sehr kleinen UablldcR
verwischt haben.
59) zu S. 96, Ober die scheinbar dieser Gruppe gehfirenden angeblichen UorakApfc im
LoUTre, welche bei Bouillon. MuaM de« ant. lU, bustes pl. 1 als Junun No. 1 und Jonon Ne.8
abgebildet sind, gcnOgt es auf FrOlMier, Notice de la sculpl ant. au Musec du LouvT* ^^^H
ZUM ZWEITEN BUCH. 5. ü. 6. CAPITEL. 201
No. 46 und No. 17 su Terweisen. Auch bei dem toxi Habner, Die ant. Bildwerke in Madrid
und Spanien S. 325 unter No. S96 angeführten überlebensgroßen Kopf in Sevilla ist, wie
Hübner selbst auch durch ein ? und den Beisatz : »Muse h andeutet , die Bezüglichkeit auf
Hen sehr zweifelhaft.
ZUM FXJNFTEN CAPITEL.
60) zu S. 101. Hier gilt der Kopf für männlich und wird als der des ApoUon be-
seichneti was jedenfalls falsch ist. Aber auch die Herkunft der Münze ist zweifelhaft; nach
Henkleia in Bithynien setzen sie auch Sestini , Lett. num. Continuaz VH. pl. I. 1 5, I«enor-
mant, Catal. Behr pl. I. 6 und Brandis, Das Münzwesen in Vorderasien S. 2S8 , während
I^e, Num. Hell. Eur. Gr. p. 51 und Suppl. p. 12S sie Heraea in Arkadien beilegt, eine
•insicht, welche Imhoof-Blumer in dem Texte zu seinem Choix de monnaies grecques näher
begründen wird.
ßl] su S. 107. In der Reihe der augenscheinlich unechten Gemmen steht obenan der
große Cameolintaglio der pariser Bibliothek, welchen Chabouillet, Catal. gön^ral etc p. 205
unter No. 1434 als echt registrirt und von dem in Lipperts Daktyliothek I. No. 53 ein Ab-
druck ist, eine Abbildu-ng in Gerhards Antiken Bildwerken Taf '304 No. 20; verdächtig ist
ferner die Echtheit einer Cameolgemme unbekannten Besitzes, von der bei Cades I. B No. 2
ein Abdruck ist, insofern diese Gemme diejenige der Blacas' sehen Sammlung [Cadcs a. a. O.
No. 4, Genunentafel I. No. 6) fast genau, nur in etwas weicheren Formen und mit unver-
letzter, aber kaum ganz verstandener Stephane wiederholt Schwerlich Hera ist weder der
Kopf auf der Paste der Stosch'schen Sammlung Cl. U. Abth. 3 No. 128 noch derjenige auf
dem Cameol des Fürsten Piombino bei Cades a. a. O. No. i.
ZUM SECHSTEN CAPITEL.
62) zu S. 109. Einen Versuch zur Aufstellung eines durchgreifenden Merkmals der
'^ in statuarischer Darstellung machte R. Förster in seinem Programm : Die Hochzeit den
^ und der Hera, Breslau, 1S67 S. 11, indem er behauptete, für Hera sei ein ungegürtetes
Gewand charakteristisch , es fehle der Hera in Statuen und Reliefen fast immer der Gürtel.
"^ veder durch innere Gründe noch durch monumentale Thatsaohen gestützte oder auch
^^ entfernt wahrscheinliche Behauptung habe ich in einem Aufsatz im N. Rhein. Mus. von
'36S (XXin) S. 521 ff. zurückgewiesen und muß es dem ia diesem Buche Zusammen-
^^^^ten gegenüber für doppelt überflüssig halten, auf diese Frage hier noch einmal wieder
^''i'ugelm oder die Anwendung, welche Förster a. a. O. Anm. 4 von seiner Beobachtung auf
^'^^te Statuen macht, in ihrer vielfältigen Irrthümlichkeit und Unsicherheit ausdrücklich
"*^Wweiaen.
^3) zu S. 110. Michaelis erwähnt in seiner neuerlichen Besprechung der Sammlung in
^^owne-house, Archaeol. Zeitung von 1S62, Anz. S. 333^ f., diese Statue nicht, doch kann
^ einenx Briefe desselben mitgetheilt werden, daß ihm bei der Besichtigung der Sammlung
^^ ^tue , welche er als römisch und sehr conventionell charakterisirt , unerheblich schien
^d keinen Gedanken an eine Hera erweckte.
64) zu S. 111. Eine zweite Statue, bei welcher der Gedanke an die Möglichkeit auf-
^Qcht, daß sie ursprünglich eine sitzende Hera gewesen sei, ist die bei Clarac, Mus. de
"^^Pt- pl. 455 No. 834 unter dem Namen der Fortuna mitgetheiltc, Cavaceppis Raccolta etc.
pi. 52 entnommene , deren gegenwärtiger Aufbewahrungsort aber nicht zu erkunden gewesen
203 AtntBBKlINäEM UMD KXOUBBK
ist, Ton der also auch die ErganzungBii fOi jetzt nicht featgesteilt werden kanncn. Höglicli
daß dar Greif rechts neben der Qöttin ein uraprOnglicher , dem links angebrachten ent
sprechender Uive gewesen ist und daß es sich um eine Kybele handelt.
Uli) lu S. 11 '. Zu diesen bestimmt mit Unrecht auf den Namen Hera getauften Statue
gehören, wie wohl Niemand bezweifeln «ird, die. beiden in der Villa Alhnni bei Clorac, Hm
ds aculpt. pl. 415 No. 719 und pl. 416 Ni>. ~I9A. abgebildeten, auch ganz abgeiehn von de
Reatauralionen ; die ganze Compoaition dieser herabsch wehenden Figuren hat für Hera keine
Sinn, wenn man nicht an die von Clarac im Text Vol, III. p. 74 aufgestochene, unnnnlg
Deutung der Hera aU Luttgöttin glauben will, und die vollständige Entblößung der rechte
Schulter und Brust widcrBprtcht dem Namen der llcra; w^en der Statue in Stockholm bi
Clarac a. a. O. pl. i'iO B. No. 719 B. genügt es, auf Hejderaann, Archaeol. Zeitung von IS6
An». S. 152* und auf Wieseler im Philologua XXVII, S. 221 zu verweisen. Was femer di
neapolitaner Statuen bei Clarac a. a. O. pl. 410 D. No. 712 C. und pl. 420 A. No. 727 B. ai
langt , haben schon Gerhard und Fanofka in ihren Neapels antiken Bildwerken 8. 36 t
No. 72 mit Recht bemerkt, daß ihnen mit einer dortigen dritten Statue (No. 72, Clan
pl. 420 A. No. 780) jedenfalls ein gomeinsamcr Name gebOhre und daß dieser ungleich wähl
Bcheinlicher derjenige der Demeter , als derjenige der Hera sei. Der tiedanke sn Portii
etatuen kann Übrigens ebenfalls nicht Busgeschtossen werden. Endlich wird Niemand iweifeli
daß die dresdener Statue bei Clarac a. a. O. pl, 423 No. 747 keine Hera, aondem, wen
Oberhaupt bestimmbar, eine Aphrodite sei.
66) zu 3, 117. Die Zahl der nach Willkür und ohne zureichenden Grund all Hei
sei es ergänzten , sei es benannten Statuen , ist betrachtlich. Schon Clarac hat von dea 1
angeblichen aJunono seiner Sammlung im Texte Bd. HI. p. 13 sqq. IS Statuen mit einem
TSTSehn und die Richtigkeit ihrer Benennung angezweifelt, bei den meisten mit TöUig«
Rechte, bei einigen (pl. 414. 723 A.. und 72ä, pl. 420. 737 und 740, pl, 422. 745i entwedi
sicher oder doch wahrachetnlich mit Unrecht; es wQiden also 3'A nachbleiben. Ziehn w
davon weiter die oben 8.1)7 Note h verzeichneten Statuen ah , von denen 4 4>ei Clarac lini
so sinkt die Summe auf 29 und nach Abzug der in der vorigen Anmerkung besprochen«
Statuen, sofern «ie nicht auch ClatBc verworfen hat, auf 25. Von diesen sind aber weit
lu streichen die Statuen bei Clarac pl. 415 No. 721 [s. oben S. 120), pl. 416 No. 724, pl. 430_
No. 742 Ä., pl. 121 No. 741 (ReUef und als Heia sehr tweifelhaft) und No. 742, pL ^
No. 74ä (s. Bd. II. S. 3»2 f.], also ihrer II, no daß im Ganzen 11) Qbng bleiben worden, *
zom Theil ohne Zweifel in der That Hernstatuen sind , zum Theil aU solche mit den ^r
handonen Mitteln nicht bestritten werden kSnnen. Von den ausgesonderten fitBluen ~^— -a i
und verdient eigentlich nur die cnpitolinische in Zimmer des »storbenden Fechten« N^.
Mus. Capitol. m. Üb. H, Bouillon I. statues pl. 2, Clarac, Mus. de sculpt. pl. 117 No. T
eine nUiere Beipiechung, wenngleii^h diese zu kaum mehr aU tu einem negativen Heaulti
t0.lut. Den Namen der Hera trug dieses bemerkenswerthe Bild nicht von jeher, vielincli
war sie in ihrem ersten Aufbewahrungsorte , dem Paläste Cesi mit der seltsamen und ailef
diiigs durch Nichts gerechtfertigten Bezeichnung einer Amazone veisehA und hat neuerdiflgi
mehre verschiedene Deutungen erfahren, So wollten, wahrend O, Maller, Handb. J JM
Anm. 7 sie nur als nicht völlig sicher Hera darstellend anerkannte , Visconti (Notite dea
itatue« du Mua«e roysi No. 117) und Gerhard in der lleschreibung Roms IH i. S. 353 Na, |3
eine Melpomene in ihr erkennen, und E. Braun in s. Ruinen und Museen Roms S, 30T ttuM*
rie mit staunenswerther Sicherheit nDemeten, _ Aber weder fQr den einen noch fdi den milM^
dieser Namen sind ausreichende Grande vorhanden. Derjenige der Melpomene scfitit ä^
hauptsächlich auf die angeblich kotliumartige Fußbekleidung ; allein die Sohlen and A
weder in uijge wohnlichem Maße dich noch der Form des tragischen Kothui
POr die Benennung als Damecei aber hat Braun Nicht« vorgebracht als eine Aniahl
ihm eigenthOmlicheu Phrasen, mit denen Nichts bewiesen wird. Ob der Kopf zu der S
*u der er Dbrigena durchaiu paßt, in der l'hat gehört, ist zweifelhaft, die Anne sind ei|
aber ohne Zweifel richtig; der Stellung nach wäre also, wie die S. 130 behandelten B
zeigen, gegen den Namen der Hera nicht viel einzuwenden: gegen denselben aber tp
die ausgezeichnet Oppigen und sogar etwas derben Formen des Körpers, dergleichen aa '
(iehorn Hera nachgewiesen werden können und welche der ganzen Statue einen \
ZUM ZWEITEN BUCH. 8. CAPITEL. 203
Cliankter rerleihen. Sine Bakcbuitin aber der eine entsprechende weibliche Figur yon gani
ihnUcher Composition, den Thyrsos in' der Rechten, die Linke in die Seite gestatst, kommt
1. B. in dem Relief des Kraters des Salpion Tor , s. Denkm. d. a. Kunst ü. No. 396 (yergl.
uch das Yasenbild das. No. 515], und ich kann nicht umhin, su glauben, daß in der That
(Ue etpitolinische Statue ahnlich su erglnsen und su erklären sein wird.
ZUM ACHTEN CAPITEL.
67) SU 8. 129. Das stark besohftdigte Relief in Andros, von welchem L. Roß, Reste
•uf daa griech. Inseln II. 8. 20 berichtet und in welchem er ein Parisurteil yon sehr guter
Znduraiig und Arbeit etwa aus der makedonischen Zeit su erkennen glaubte, ist zu wenig
gasan bekannt, um der Liste griechischer Reliefe mit der Gestalt der Hera eingereiht werden
ra kfianen. Die Richtigkeit yon Roß* Deutung yorausgesetst, ist Hera hier stehend und wie
die beiden anderen GH^ttinen bis auf die Fflße bekleidet dargestellt.
M) SU 8. 129. Das ehemals Palagische Relief, Jetst in Bologna (s. Bd. II. S. 62 mit
Asm. 67, 8. 170 mit Anm. 111) stellt sich immer sicherer als eine moderne Arbeit heraus,
».O.ffinehfeld in der Archaeol. Zeitung yon 1871 8. 50, mußte also hier gänzlich unbe-
rteUehtigt bleiben.
69) SU 8. 130. Die Bedeutung dieser Figur als Hera ist bestritten, und zwar yon
Ocriiard in der Archaeol. Zeitung yon 1859 8. 16 und yon Wieseler su den Denkm. d. a.
Knit n. No. 152 , muß also gerechtfertigt werden. Der Zweifel Gerhards, der selbst ftrüher
(Hypttb. rOm. Studien I. 8. 113 und im Texte su den Ant. Bildwerken a. a. O.) den Namen
te Hers anerkannt hatte, gründet sich darauf, daß in zwei anderen Sarkophagreliefen des-
■«Iben Qegenstandes , nAmlich 1) im Louyre No. 731 (769 bis), abgeb. (außer in früheren
'cUeehtsn Zeichnungen) bei Bouillon m. bas-rel. pl. 2 (wiederholt in den Denkm. d. a. Kunst
ft.e.0.) und bei Clarac, Mus. de sculpt.pl. 123 und 2) in der Campanaschen Sammlung,
*^eb. Mon. d^' Inst. VI, tay. 18 eine weibliche Figur yorkonunt, welche durch ihre Stelle
is der gsastn Composition derjenigen des Sarkophags Doria entspricht und für welche Ger-
^ te Namen der Hera in Abrede stellen zu müssen glaubt, w&hrend diesen für die
QSttia in dem Relief im Louyre sowohl Michaelis, Ann. dell' Inst, yon 1858 p. 331 wie
^i6basr, Notice de la sculpt. ant. au Mus6e du Louyre p. 106 beibehalten und yertheidigen.
^ isit Recht, ist fttilich sehr zweifelhaft ; denn, wenngleich die Stephane, mit welcher diese
'^tt gssehmückt ist, und ihre reiche Bekleidung für den Heranamen geltend gemacht werden
^^mn, scheint diesem doch die ganze Stellung, das höhere Aufstützen des rechten Fußes
^ des Kopfes in die Hand des auf dem Knie ruhenden rechten Armes , als heraeischer
^^^tenheit uhd Würde nicht entsprechend entgegen su sein. Wesentlich in derselben Stel-
hog aber finden wir die entsprechende Figur in dem Campanaschen Relief, für welche aber, da
^ oberwIrts ganz nackt erscheint, der Name der Hera unbedingt ausgeschlossen sein muß.
Nim meinte Gerhard , die drei einander entsprechenden Figuren der drei Sarkophage müsse
*^ sie Identisch fassen und für sie einen auf alle drei passenden Namen suchen, als welchen
'^ den der Bona Dea yorschlug. Der erstem Voraussetsung aber hat mit yoUstem Rechte
^^whaelis in der Archaeol. Zeitung a. a. O. S. 95 widersprochen und auch den Namei^ der
^^ Dea begrflndeterweise abgelehnt. Die Figur des Campanaschen Sarkophags, welche er
^^Uier nach unzulänglicher Analogie eines ganz spaten Sarkophagreliefs als Muse glaubte be-
'^^obnen zu dürfen, faßt er neuestens mit der relatiy größten Wahrscheinlichkeit als Local-
B^mphe. Diejenige des Sarkophags im Louyre, welche Bouillon und mit ihm Müller su den
"^thu. d. a. Kunst a. a. O. als Polyhymnia benannt hatte, kann, wie dies Michaelis in den
^. a. a. O. und Aichaebl. Zeitung a. a. O. S. 96 sowie Wieseler a. a. O. S. 68 bemerkt
^isben, diesen Namen nicht führen und muß, wenn man sie nicht trotz dem oben yorgetra-
fnien Bedenken als Hera fassen will, für unerklärt gelten; gegen die Bedeutung der für
OveAerft.örioch-KiuiBüitythologie IE .
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Atlas der Griecliiseheu Kiinstmytho\
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Hit noieTBtüiEuiig das Königl. Säcfis. Uiniiteriums ä«i Oultiu uad öffentliolwa Uol«
1. Lief.: Zeus. Tnf. 1— V. Oro»^ Imperiul-Polio. I6T2. In Mnppe. IC TU^
POMPEJI
in seinen (üibäudi'n, Aiterthttnierii und Knnstwerkeu
liir Kunst und Allerthumslreunde
ilur^eatellt von
Dr. J. Overbeek,
ZwvlU vrnilfhrl« uiiil «rrbeswiir Auflil»^. Uli 331 ilUiitraUMnvu wi vlarKi Plur )i
Lex. 8. IS<ili. broscb. li Tlilr. Elegant gebunden f; Thlr. 2*' tigr.
Niobe und die Niobiden
in ilirpr liierarischen, künstlerischen und niythologisclicn Bei
Dr. K. B. Stark,
Prof, In KfldTJMrg,
Mit 20 Tafelu. Lex.-8. 1863. li Thlr.
Heb e ,
Eint' arplipfl logische AtthantUunfr
llr. BelabKn) KekHir.
Mit rilkar Tafeln In l>4(olu4li-ii<«k.
gr- S. IS67. bioÄch. I Thlr. 15Ngr.
(Jruin»c des KftHSders M*'
io TiUa LndOTJsi.
Ein Mm ""■ fifsHiicIiit ilfr ünwlih
Dr. Reinhard Kekulö. \
Vit drei Uthograptilrt«n '.
4. IS7i). hwach. 1 Thlr. 2ö3||
^ t ii<l i o 11
Über den Bilderkreis von Elensis
Oarl StcuM.
gr. S. lS7tt. UroMh. 22j Ngr.
Sapplunumi hitinu. Ueratugcgelwn von H. Brunn. 4. tVti. tpt. I j^rJ
Allgemeines Künstler-Lexikon.'
Unter Mitwirkung der nainhaltesLcn FacliKelehiiyn dct^ In- nnd Ausi
liurau^i^t'p-bcii v.m
Dr. Julias Neyer.
Zwi'il«; ^'JtnHidi i)eti1>t>ui-)i<.-il{>U' Aallat,'i< von Naglsr'i KiiittUw-
Hntrr Itanil Aa— Anilrponl. I.tx..^. I^TJ \n. i Tlilr.
Zwritft Band H — l-'*. I.K'fr Aiidrrofr— .iiittira-AppUill. I*x.-Kll
INHALTSVERZEICHNISS.
Seite
;e Abtheilnng: Historische übersieht über die kflnstle-
rische Entwickelnng der Gestalt des Poseidon . . . 209—256
rstes Capi-tel: Die EDtwickehing der Gestalt des Poseidon in der
alterthümlichen Kunst 4.> 209—233
Älteste DarstelluDgNi'm 209. Vasenbilder mit schwarzen Figuren S. 211.
Zweifelhafte Dartellangili S. 217. Die MQnzen voii Poseidonia und Sy-
baris S. 219. Yisengemälde mit rothen Figuren strengen Stils S. 224.
Archaistische Reliefe S. 230.
reites Oapitel: Wer schuf das Ideal des Poseidon? Die Poseidon-
darstelluDgeu der Blttthe- und Nachblttthezeit der griechischen
Kunst 234—243
Der reife Archaismus 8. 234. Phidias und seine Schule S. 235. Da-
meas, Skopas , Praxiteles, Lysippos S. 237. Telesias, Zeuxis S. 238.
Kuphranor, Asklepiodoros , Hippys S. 239. Andere litteririsch fiber-
lieferte Poseidendarstellungen S. 239. Korinths Anspnich auf die Ge-
staltung des Poseidonideales S. 240. Athens Anspruch S. 241. Yer-
hältniß des Poseidonideales zum Zeus des Phidias S. 241.
rittes Capitel: Das Ideal des Poseidon 243 — 256
Doppelte Grundlage S. 243. Hauptzüge S. 245. Schemata der ganzen
Gestalt S. 246. Die classische Stellung Poseidons und ihre Herleitung
S. 247. Gewandung S. 249. Körperformen S. 250. Typus des Kopfes
S. 251. Grundlagen zu seiner Beurteilung S. 253. Die bestimmenden
Zuge S. 255.
Abtheilnng: Die erhaltenen Monumente 257—327
irtes Oapitel: Die bedeutendsten Statuenköpfe und Büsten des
Poseidon uud die sonstigen analogen Monumente 257-271
liftes Capitel: Poseidouköpfe in Münzen und Gemmen 271—277
Münzen S. 271. Geschnittene Steine S. 275.
'ehstes Capitel: Die statuarischen Darstellungen des Poseidon . . 277—293
Erste Classe 8. 27S. Zweite Classe S. 282. Dritte Glisse S. 283.
Vierte Classe S. 286. Anhang: Zwei verschollene Poseidonstatuen 8. 291.
ftbentes Capitel: Poseidon in ganzer Gestalt in Münzen und ge-
schnittenen Steinen 293—303
Münzen S. 293. Geschnittene Steine S. 298.
Seite
Achtes Capitel: Poseidon in Reliefen 304—30«»
Neuntes Capitel: PoEeidon in Vasenbildein freien und spfiten Stils,
in Graffiti, Wandgemälden and MosaYken 308—315
Yasenbilder S. 308. Graffiti S. 313. Wandgemälde und Mosaiken S. 313.
Zehntes Capitel: Einige b#eondere Gestaltoügen des Poseidon . . 315—327
Asphalios (AsphaleioB) S. 316. Hippios S. 317. Poseidon ohne Drei-
zack S. 319. Poseidon mit dem Schleier S. 321. Poseidon Jugendlich
S. 322.
Dritte Abtheilnng: Mythen des Poseidon 328—392
Elftes Capitel: Gigantomachie ; Liebesverbindnngen 328—349
1. Gigantomachie S. 328. 2. Liebesverbindungen S. 333. Unbestimm-
bare S. 334. A. Aethra S. 336. B. Alkyone S. 338. C. u. D. Am-
phitrite und Amymone, s. Cap. 12. £. Arne S. 339. F. Beroe S. 340.
G. Kyme (?) S. 341 H. Salamis S. 343. J. Theopkane (?) S. 344.
K. Tyro (?) S. 347. L. Pelops S. 348.
Zwölftes Capitel: Amphitrite und Amymone 350—392
A. Amphitrite S. 350. Gruppirungen von Poseidon und Amphitrite S. 350.
Verfolgung und Gewinnung Amphitrites dorrJi Poseidon S. 351. Hoch-
zeitssug Poseidons und Amphitrites ; Fries in der Ölyptothek in Mfinchen
S. 356. Pompejanisches Mosaik S. 362. "Pkhrf des Meergötterpaares
durch sein Beich; Mosaik aus Constantine S. *964. Weitere Monumente
S. 365. — B. Amymone. Litterarische Grundlage 'S. 368. 1. Vasen-
gemälde S. 370. 2. Sonstige Kunstwerke S. 389.
AnmerknHgeH und Exenrse . 395— 406
Zum ersten Capitel S. 395. Zum zweiten Capitel S. 396. Zum vierten
Capitel S. 398. Zum ffinften Capitel S. 400. Zum sechsten Capitel
S. 400. Zum siebenten Capitel S. 402. Zum achten Capitel S. 403.
Zum zwölften Capitel S. 403.
Yerzelchnlß der Abbildungen.
Fig. 7. Goldplätteben in St. Petersburg, Poseidon anf einem Delphin. 8. 219
MUnztafel IV. Münzen von Poßeidonia und Sybaris zu « 219
Münztafel V. Pobeidonköpfe auf Münzen « « 271
Gemmentafel II. Köpfe und ganze Gestalten des Poseidon « « 275
Tafel II. u. III. Bronzestatuetten des Poseidon « 0 277
Münztafel VI. Poseidon in ganzer Gestalt und Poseidonmythen anf Mtlnzen * « 293
Fig. 8. Kelief in Villa Carpegna in Rom « 306
« 9. Relief, ehemals in Palast Albani » —
« 10. Mosaik in Pompeji «313
« 11. Poseidonstatue in einem pompejanischen Wandgemälde ... «314
Gemmentafel III. Mythen des Poseidon zu <• ;<33
DRITTES BUCH.
Poseidon.
Zev»; xal ^^«6, Tplxaxo; S' *Al5t]C ^v^poioiv dsdoam'i.
Hom.
OT«rb*clc, KanKtmjrlhologie. III.
14
\
ERSTE ABTHEILUNG.
kistorische Übersicht über die Itflnstlerinclie Entwickelung
der Gestalt des Poseidon.
ERSTES CAPITEL.
Die Sntwiokelung der Gestalt des Poseidon in der alterthümliohen Kunst, ^j
Die Klage ältererer Archaeologen'^) über die Dürftigkeit der bildlichen Dar-
stellungen des PoBeidon mnß , obgleich dich die Kunstmythologie dieses Gottes jetzt
ganz anders ausstatten läßt als etwa noch vor fünfzig Jahren, in gewissem Sinne
noch heute wiederholt werden. Denn daß uns über die historische Entwickelung
der künstlerischen Oestalt des Poseidon, über die Feststellung seines Ideales, über
die an dessen Ausbildung und Weiterentwickelung in den vielen Bildwerken, von
denen wir Kunde besitzen, hauptsächlich betheiligten Künstler und Schulen, endlich
Aber die verschiedenen Gestaltungen seiner * zahlreichen Cultusbilder und deren
Charakteristik sehr wenig Bestimmtes und Zusammenhangendes überliefert ist und
daß wir uns den berührten Fragen gegenüber meistens auf Combinationon ziemlich
dfirftiger Elemente angewiesen sehn , dies ist auch heute noch wahr und wird wohl
för alle Zeiten wahr bleiben.
Von anikonischen Agalmaten des Poseidon ist mit Sicherheit Nichts bekannt^) ;
was wir von zeichenweiser Vertretung der Gestalt des Gottes durch seine Attribute
der Triaena und des Ruders wissen, ist in einem andern Zusanmiephange (AUg.
Theil, Cap. 2) behandelt worden.
Die, wenigstens wahrscheinlich, kunstgeschichtlich älteste Darstellung des
Poseidon, von d^r wir Kunde haben, ist keine plastische, sondern eine gemalte.
In einem von zwei Gemälden des Kleanthes von Korinth im Tempel der Artemis
Alpheionia unfern von Olympia in der Pisatis, darstellend die Iliupersis und die
Gebart der Athena, welche Strabon^) sehr berühmt nennt, war, wie Athenaeos^)
ans dem Trolkos Diakosmos des Demetrios berichtet, bei der Athenageburt Poseidon
dargestellt, welcher dem gebärenden Zeus einen Thunfisch darreichte^). Nun
a} So Meyers zu Winckelmanns Gesch. d. Kunst V. 1. 36, F. A. Viscontis zu Mus.
Chiaram. I. p. 95, Beckers, August. II. 8. 13, Böttigers, Ideen z. Kunstmyth. II. S. 343.
b) Strab. VIII. p. 343. £v os tw Tf^i 'AXcp£iojv(a; Upt» -^parfrCi KXedvOovc xe xal 'Api^Y^^"
TOi , dySpwv KoptvO((uv , toO jxiv TpoCa; 6lX(uo(c Ttal 'Adtj^d; •^osmi , xou o' 'Apre^i; dva^epojxdvr^
i-rl 7pincÖ5, ocpöSpa £'j§öxifjt.ot.
c) Athen. VIU. p. 346. B. C.
d) OlSa oe xal ti?jv dv t^ IliodTiot 7pa<pi^jV civaxei(i.lvT^v dv t({) tt^; 'AXcpeiwaac 'Apri^ioo; Upcp.
KXeav^ouc V ivzi xou Kopivfttou* dv ij Ilooeio&v reTro^Toti öuvvov t«m Au Trpoocp^pojv cJio(vovTt,
tili Irropei ATjptVjTpio; dv ^YO^rj toO Tpioi-AoO oiaxöatxou.
. * 14*
2 1 0 1. mST. ÜBERSICHT ÜBER D. KÜN8TL. EKTWICKEL. DER GEBTALT DES POSEIDON.
wissen wir nur von einem einzigen Maler dieses Namens*), den Plinias als Erfind
der Linearmalerei nennt, der also jedenfalls , so wenig es möglich ist, sein Datn
genauer zu bestimmen, zu den allerältesten Malern gehört. Allerdings hat Welcker
diese Darstellung, an welche sich auch sonst noch seltsame Mißverständnisse ni
Deutungen knüpfen, als eine scherzhafte wie die bekannte des gebärenden Ze
von Ktesilochos ^) betrachtet und danach geglaubt, das Bild in die makedoniscl
Zeit versetzen zu dürfen. Allein schon Panofka"*) und nach diesem Brunn ®) hab<
ihm widersprochen, und zwar gewiß mit Recht, obwohl der Letztere irrt, wenn
behauptet, Poseidon mit dem Attribute des Fisches finde sich -grade auch in Da
Stellungen der Geburt der Athena von durchaus alteiiihümlicher Auffassung
Vasengemälden 3) . Mit dem Attribut eines Fisches aber, ja eines solchen, d
füglich als Thynnos gelten kann, findet sich Poseidon allerdings in Vasengemäld*
(s. unten), und ohne Zweifel hat Brunn Recht, wenn er den Thunfisch in d€
Gemälde des Kleanthes schlechtweg als Attribut des Poseidon behandelt, ohne a
das angebliche Darbringen an Zeus (Trpoacpepsiv t^ Au) 'Gewicht zu legen. £
Art, wie solche attributive Fische von verschiedenen Personen in Yasenbiide
gehandhabt werden'), konnte, wenn sie sich ähnlich in dem alten Gemälde wiede
holte , gar leicht einen späten Schriftsteller verleiten , ein Anbieten und Darreieh
zu erkennen, wo der Maler an ein solches nicht gedacht hatte, wo also auch ▼)
einer scherzhaften oder launigen Absicht bei demselben nicht die Rede sein kan
Dieser Punkt mußte festgestellt werden, so gering auch der Gewinn aus der Übe
Zeugung von dem Alter des Gemäldes des Kleanthes sein mag, da wir ja leid
sonst Nichts über diese älteste uns Überlieferte Darstellung des Poseidon erfahre
als eben daß er mit einem attributiven Thunfisch ausgestattet war.
Gleich dürftig oder noch beschränkter ist unsere Kenntniß von einer Erzstat
des Poseidon Hippies in Pheneos in Arkadien, welche die Sage auf eine Stiftoi
des Odysseus zurückführte. Pausanias^) spricht dieselbe freilich als ein Gnsswe
dem Odysseus und seiner Stiftung ab, allein hoch alterthümlich mag sie immerh
gewesen sein, weil der Perieget andernfalls seine aus der Technik abgeleitet
Zweifel wohl auch noch dufch solche aus dem Stil abgeleitete" Unterstützt hal
a) Plin. Nat. Hist. XXXV. 16. inventam liniarem (picturam) ä Philocle Aegyptic^
Cleanthe Corinthio. Vergl. auch Athenag. Leg. pro Christ. 14 (p. 59. ed. Dechair} «
ächriftquellen No. 381.
b) Allg. Litteraturzeitung v. 1836, Octbr. No. 177. S. 170. Für »launig* h< diei
Zug in dem Gemälde des Kleanthes auch Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. S. 12.
c) Plin. Nat. Hist. XXXV. 140. Ctesilochus Apellis discipulus petulanti picton i
notuit, love Liberum parturiente depicto mitrato et muliebriter ingemescente inter opstefc
cia dearum.
d) Zur Erklärung des Plinius, Berl. Winckelmannsprogramm v. 1853.
c) Geschichte d. griech. Künstler II. S. 7.
f) Vergl. nur z. B. Gerhard, Aüserl. Vasenbb. III. Taf. 178, 179 (m. Gall. heroi*clw
Bildww. Taf. VIL No. 4.).
g) Pausan. VIII. 14. 5. Kai FIooei^wv yaXxoO; Sa-rrjxev iTraivjfjiiav "Imo;" divaftctvat
t6 a-yaXfjia toO llooetOvjvoc 'Oo'jao^a c',paoav. Und § 7: to o^ d-^a^iLi Oouiaia dvot^tivii
ya).xoOv oüx lycu reiOEaOal O'iioiv o'i ^ap ttco t^te tou /aXxoO rd d^a/^xaTa oid zavTo; r^r'
OTavTO ip^daasBat xaÖdrcp iaÖ-^-a £5'j^aivo'/T£;" Tp<5rov Ik 2m; t,v auToi; d; xd yaAxa ip^i^S
£ic(;ev f^orj jxoi toO ic ^irapridiTci; /.öfO'j rd i-rX to'j dYdXjxaTo; toO 'Yizd'orj An5; (Ton Kletrcbrs
von Rhcgion III. 17. 6).
1. DIE £MTWICK£L. D£B GESTALT DES POSEIDON JN DEB ALTEBTHÜML. KUNST. 21 1
Würde. Auch von einem Erzrelief im Tempel der Athena Chalkioikos in Sparta
von Oitiadas wissen wir durch Paosanias'j nar, daß es Poseidon und Amphitrite
darstellte ^) , ohne weder über die Art der Verbindung beider Götter noch über
Gestalt oder die Attribute des Poseidon das Geringste zu erfahren. Dieselbe Gruppe
hatte flbrigens auch Bathykles von Magnesia an dem Bathron des amyklaeischen
ApoUon in Relief dargestellt, während ein anderes Relief an dem Thronsitze dieser
Stitae den Raub der Atlantiden Taygete durch Zeus und Alkyone durch Poseidon
darstellte ^) .
Von diesen ältesten uns bekannten Darstellungen des Poseidon, deren zuletzt
angeführte den 60 er Olympiaden angehören, trennt die nächsten in der historischen
Reihenfolge litterarisch überlieferten nicht allein der ziemlich weite Zeitraum von
mindestens etwa 15 Olympiaden, sondern wir werden diese Statuen des Gottes,
die wiedemm mit Amphitrite zusammengestellte von Glaukos nnter den Weih-
geschenken des Mikythos in Olympia^) und die von den Griechen nach der Schlacht
von Plataeae auf dem Isthmos geweihte^), auf welche zurückzukommen sein wird,
oaeh Maßgabe der erhaltenen Bildwerke als wesentlich andern Schlages, denn die
^er besprochenen zu denken haben, von denen wir aus den ältesten erhaltenen
Kunstwerken, namentlich den Yasengemälden eine wenigstens annähernde Yor-
stellaDg und von der ältesten Entwickelung der Gestalt des Poseidon eine concreto
Anschauung gewinnen können.
An Vasengemälde mit schwarzen Figuren werden wir uns hierbei so gut wie
^^uschließlich zu halten haben. Denn eine alterthümliche , auch nur archaistische
^^tne des Gottes ist bisher so wenig bekannt wie ein echt archaisches Relief mit
^i^er Poseidondarstellung , das wir In diese ältere Periode setzen dürften '^j , und
'^«nn es auch wohl möglicli ist, daß die älteren Münzen von Poseidonia bis in
^B^csdbe zurückgehn, so zeigen doch diese nicht allein eine so ungleich charakte-
^"^sÜseher entwickelte Poseidonfigur , als die Vasenbilder , sondern diese Münzen
^^^<ien sich in so ununterbrochener Folge bis in unzweifelhaft jüngere Zeiten fort,
^M& sie nicht getrennt behandelt werden können, vielmehr weiterhin im Zusammen-
^'^^uig nnter sich nnd mit anderen Monumenten euier parallelen Entwickelung be-
sprochen werden sollen.
In schwarzfigurigen Yasenbildem aber erscheint Poseidon selten, wenn, abge-
^^hn von Darstellungen seines Gigantenkampfes, überhaupt jemals, als Haupt-
P^fBon, dagegen als Nebepfigur in verschiedenen Göttervereinen, namentlich dem
^^Iphischen, femer bei Athenageburten und bei heroischen Abenteuern oft genug
^^d mit so wenig bedeutenden Modificationen des Typus, daß es, um sich von
^i&er Bildung in diesem Kunstkreis eine Übersicht zu verschaflfen, durchaus ge-
SL} Pausan. UI. 17. 3. izdpfaazai oe xal xä i^ ti?)v 'AÖr^vä« '^iseov^ xal 'A|x^iTp(T7) xal
b) Pausan. III. 19. 3. toj oe d^aXfiaTOc t6 ßöidpov ^tznpiyc'zai ßcofiou oyj)\i-'i
. *^ ^Ttclp^aaTai oe xtj» ßtwfxij) toüto (xev aYOtXfxa Bipioo? touto Se 'AfAcpiTpixT^; xai llo9et&d>voc.
*^- 18. 10. TaÜY^T/jv %*j-^axipa "AtXavto; xai öloeX«pVjv aOr^« 'AXxuövrjv ^£pouoi llooei&uiv
c) Pausan. Y. 26. 2.
d) Herod. IX. 8J.
212 I. UIBT. ÜBEB8ICUT (^BEK U. KÜNSTL. ENTVVICKEL. DERGESTALT DESPOaElDOK.
nügt, sicil düi* Ilauptsaclie nach auf edirto Vasen zu beschränken*), deren folgende
Iteihe ohne Rücksicht auf den Gesammtgegenstand nach Maßgabe der Gestaltung
des Poseidon geordnet ist.
Vasenbiider mit schwarzen Figuren.
a. Foseidon ruhig stehend.
A. Delphische Gottheiten (Urit. Mus. No. 552) Micali, Storia tav. 85 = Inghirami, Vabi
ftttili III. t. 249, fil. ceram. U. 3G. D. Siehe Atlas Taf. XI. No. 15.
B. Herakles auf Athenas Wagen. Gerhard, Auserl. Vascnbb. 11. Taf. 140. 8. Atlas
Taf. XI. No. IG.
C. Poseidon undAthena, AMA^I^ EPOIE^EN. Luynes, Doscript. de quelques tmos
peinte pl. 2. 3, Archaeolog. Zeitung 1840 Taf. 39. 4t>;, El. ceram. I. pl. 78. S. Atlas Taf. XI.
No. 17,
D. Die drei Kroniden. Panofka, Mu8öe Blacas pl. 19, El. cöram. I. 24.
E. Herakles und Triton (Rom^ Vatican). Mus. Gregorian. II. tav. 44. 2. a.
F. Athenageburt. Mon. deir Inst. III. tav. 44—45, El. cöram. I, 65. A. 8. Atliu
Taf. IX. No. 18.
m
G. Delphische Gottheiten. Elite ceram. II. pl. 36. C. S. Atlas Taf. XI. No. IS.
H. ,, Tischbein, Vases d'Hamilton (Naples 1791) IV. pl. 2.
I. Athenageburt (Rom, Vatican). Mus. Gregorian. II. tav. 48. 2.
K. „ Mon. deir Inst. VIU. tav. 24. S. Atlas Taf. XI. No. 19.
L. Delphische Gottheiten (München No. 145). Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 36.
Nachgeahmt alter thOmlich.
M. Poseidon mit Athena und Hermes. £)lite c^ram. III. pl. 13.
N. Athenageburt. Mon. dell' Inst. VI. tav. 56. 2.
O. Dionysos, Ariadne, ein Satyr, Hermes (Petersbui^ No. 138j. Gerhard, Auserl.
Vasenbb. I. Taf. 48. S. Atlas Taf. XI. No. 20.
P. Athena sitzend, Hermes und zwei Frauen. £lite cöram. III. pl. 36. A. S. Atlas
Taf. XI. No. 21.
Q. Herakles' Apotheose. Inghirami, Vasi fittili II. tav. 109 (jetzt in Florens, BulL d.
Inst. 1S70. p. 181. No. 6).
R. Athena und Dionysos (Rom, Vatican;. Mus. Gregorian. U. tav. 38. 2. a.
S. Delphische Gottheiten. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 13. S. Atlas Taf. XI ^
No. 22.
T. Athenageburt. Aus der Campana'schcn Sammlung Nc^ 1081 (jetzt in Paris).
deir Inst. VI. Uv. 56. 3.
b. Poseidon schreitend und handelnd.
U. Herakles und Kyknos. Gerhard, Auserl. Vasenbb. II. Taf. 122. 123.
V. Hermes und Athleten. Gerhard, Auserl. Vasenbb. II. Taf. 138.
W. Herakles und Triton. Gerhard, Auserl. Vasenbb. II. Taf. III.
(Vergl. ausserdem unten: Gigantomachie.)
a) Eine umfassendere, auch auf genauer beschriebene unedirto Bilder ausgedeh:
s. bei Manitius (Anm. 1} S. 4 — S, 40 f.
b) Nach Panofka, Archacol. Zeitung von 1857 Anz. S. 81* Poseidon Basileus
Sthenias, aus nichtigem Grunde.
fiMTALT DJS8 FOHKlMHf IN DER ALTEBTaCML. KUNST. 213
c. Poseidon sitiend.
Beriin No. 1031 . Gerlunl, Tiinkschalen Taf. 4, 5. S. AUas
Y. HcoBB sali Hcraklfm angelnd. Christie» Disquisition jipon greek vases pl. 12, £1.
ceroi. m. pL 14.
d. Poseidon in außergewöhnlichen Situationen.
Z. Emkb Wagen mil FlOgelpCierden besteigend. Gerhard, Auserl. Va&enbb. 1. Taf. 10,
a cnaa. m. 1«. S. Atlas Tal XI. No. 2).
A.\. 3fit ApIuoAte auf einem Wagen fahrend. Elite c^ram. HI. pl. 15. S. Atlas
Tif. n. Xb. ».
Bt. Aaf cnm Stiere rettend. Wünbnrg, No. 87 = Campanah Vaai FeoU No. 9} ;
«M» h. Gcskaid. AweiL Vasenbb. L Taf. 47, £1. ceram. HL pl. 4. S. Atlas Taf. XI.
So. !g.
e. Poseidon unsicher.
VC. Helphisdbe Gottheiten und Hermes ^Petersburg No. :• . Gerhard, Auserl. Vaseubb.
^ Taf. U, £1. c^fsB. U. pl. 36.
DD. ,, (Rom, Vatican) . Mus. Gregoriano II. Ut. 33. 2a.
RE. Atbenagebort. Micali, StoriaUv. SO. 1, I^. c^ram. I. pl. 59. Denkm.d. a. Kunst II.
. m.
FF. Dionjsosy Herakles Kithar spielend, Athens. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. I>8.
GG. HeraUes und Athens Tor Zeus ,r/. (London No. 5SI. Gerhard, Auserl. Vasenbb.
^' Tjf. I2S.
£bi Überblick über die hier verzeiclmeteD and die ilmen entsprechenden son-
"^■geB Vasengemilde zei^ aufs bestimmteste , daß in der durch sie für ans ver-
^■^Haen iHesten Kimsi von einer bewußten Charakteristik der Persönlichkeit des
^WUoD Boch grade so wenig die Rede sein kann, wie von einer solchen des
2cis (Bd. n. S. 28 f.), nur daß aach er , seiner Eigenschaft als großer Gott und
Bfiider des Zens gemäß, wohl durchgängig in reiferem Alter, b&rtig, meist lang-
^^ftrtig nad, so weit es die DarsteUnogsmittel dieses Vasenstils erlauben, würdevoll
datjgestellt iaL Denn, wenngleich sich eine jugendliche Bildung des Poseidon in
Wterei Rimstwerken und schon in einigen der jüngeren Müiuen von Paestum
(a. onten) nicht läugnen läßt, so unterliegt doch die Anwendung des Namens
^iMeidoB auf die jugendliche Ii^gur in der Vase GG. den manoigfaltigsten Zweifeln
^ auch wenn man sich nicht entschließen kann, dieselbe mit Hawkins'j, welcher
•
m der sitzenden Figur links gewiß mit Unrecht Poseidon und in seinem Attribut
• -
^^n Dreizack erkennen will, selbst nur frageweise Palaemon oder mit Lenormant*^)
^phitrite zu nennen, sondern ihr mit Gerhard^) den Namen des Poseidon giebt,
I ^fbeben sich neue Zweifel über die Echtheit des Archaismus dieses Bildes und
^olgiich darüber, ob der Maler aus dem Bewußtsein alterthümlicher Kunstentwicke-
a) A Catalogue of the grcek and etruscan Vases in the brit. Mus. No. 581, wo iu der
Axuneriiung die Citation von berhard, Auserl. Vasenbb. Taf. 138 statt 128 auf einem Druck-
fehler beruht.
b) Bei De Witte, Descript. d'une coli, de vases peints du prince de Canino No. 95,
c) Auserl. Vasenbb. H. S. 153.
214 I. IIIST. L'IIERSlCitT 0B£B I>. KCMSTL. EKTWICK£L. Ul:^ i;£STALT DES POSIi^IDOII.
luiig lieruus üder uuh irgendwelchem MiBverstitiidniß den Heergott jugendlicli dar-
goBtollt hat. Sieht man also von diesem auf alle Fälle bisher g&nzUcb vereiozolten
VorkomnmLß ab , eo wird steh in der Bildung des Poseidon in den Vasen ntit
schwarzen Figuren kaum Irgend ein anderes, ihn von Zcna nntemoheidendee Merkmal
aufSoden lassen als, abgesehu von den jenen und diesen flußerlieh charakteriäirenden
Attributen des Blitzes und des Dreizacks, bei dem Überblick über die ganze Reihe
der Darstellungen des einen und des andern Kroniden etwa der Umstand, daB
während Zens Überwiegend oft thronend and sitzend dargestellt ist (Bd. U. S. 27 f,
Vaaec B— lt.], dies bei Poseidon zu den entschiedensten Ausnahmen gehört (X. Y.) ■).
Denn der Umstand, daß Poseidon auifallend oft (A. B. G. H. P. Q. 8. und CC.
FF.) hinter sich blickend, mit dem KOrper von der Uauptbandlung abgewandt dar-
gestellt ist, was bei Zeus ganz selten vorkooimt (Bd. U. Vasen T. U. V. X.j,
kann nicht als Cliaraktcristik seiner Person gelten, sondern hangt mit seiner Stellnog
als Nebenfigur zusammen, mag jedoch so immerhin auf einen vorbildlicheu allen
Typus zurückzuführen sein. Auch in den Einzelheiten der Bildung des Uaarea und
seines Schmuckes mit Taenio und Kranz, des Bartes und der üewandnng''J wird man
keine nennen swerthcn Unterscliiede zwischen Zeus und Poseidon aufzufinden im
Stande sein ; die vorliegenden Modißcationen in allen diesen Uiogen, welche die im
Atlas ausgehübenen Beispiele zur bequemen Übersicht bringen, auf welche hier
näher einzngehn jedoch nicht die Mllhe lohnt, hangen also offenbar mit der stiU-
stischen Entwickelang, nicht aber mit bewußter oder beabsichtigter Charakteristik
der g<(ttlichen Persönlichkeit zusammen. Und auch wenn Poseidon ein Mal (O.)
graub&rtig erscheint, wird dies nicht anders zu beurteilen sein, als die verein-
zelte (Bd. II. Vasen C. M.) Graubärtigkeit bei Zeus. Und somit wird Poaeid<Hi
von Zeus nnd von anderen älteren Göttern in diesen Vasenbüdern wesentlich nur
durch das ihm .luch in der Poesie ganz insbesondere zukommende"] Attribut des
Dreizacks nnterschieden, welchen er bald scepterartig'') aufgestützt hat (A. C;— F.
N. T. X.), bald wie eine Lanze") , halb vorgestreckt :H— K. P. Q. V. W. Z.),
seltener geschultert (B. G. M. S.) oder gesenkt (0.) trägt, oder handelnd, nament-
lich im Gigantenkampfe, wieder ganz wie eine Lanze auf den Gegnor schwingt
nnd in einem Beispiel (Y.) als Gerftth des Fischfanges gebraucht'). Der Beispide,
wo Poseidon dies sein hauptsächliehstes Attribut fehlt, sind wenige (R, AÄ. CG — -
FF.) und, eben weil der Dreizack das wesentliche Merkmal des Gottes ist, uicIh.-%
alle durchaus siciiere; indesi^en sind doch einige dieser Beispiele (R. AA.) üb^-^
allen Zweifel erhaben und bei den anderen ist Überwiegend große WahrGcheinlJc\j_
keit vorbanden, daß es sich, ungeachtet des Mangels des Dreizacks in der T^^^
nm Poseidon handele >). Selten nur, wie in dem Gemälde des Kleanthes, tritt.
ft) Vargl. Manitiu« ». ». O. Vuen 'CC. 'DD.
b) Sehr genaue Einzelheiten bei Manitiua a. a. O. S. IS f. 22 ff.
cj S, Wieselei, Conmient. du düs Graecia Romanisijue tiidenlem gercntibus.
IHl'l p. i mit Anm. 6.
d) S. Wieseter a. a. O. p, 5 mit Anm. 15. ,
e) S. 'Wioselcr n. a. O, S. 1!, Anm, 7.
r Vergl. auch Wieselet a. a. O. S. ä mit Anm. N,
H, Vecgl. auch ManiCius a. a. O. S. i'i f., der nur den Pueeidon in £E, ^
bcEweifetn sollen.
^^^^W
1 . DIU KNTWICKEL. D£R GE8TALT D£8 P08£1D0N IN DKB ALT£BTU*ÜML. KUK8T. 215
dem Dreisackattribut dasjenige eines Fisches (B. M. Y. BB.) ») oder wird der
DreijBack lediglich doreh einen Fisch ersetzt (R.) ^), welcher, B. etwa ausgenommen,
weit eher eben Thunfisch, als einen Delphin darstellen zu sollen scheint , was
immerhin auf die Anregung des alten Bildes von Kleanthes zurttckgehn mag oder
die jener Periode geläufige Vorstellung bezeugt.
Die sohwarzfignrigen Vasen dflrfen nicht verhissen werden, ohne daß, obgleich
es sieh hier mehr um den künstlerischen Typus als um mythologische tlombina-
filmen handelt, auf die drei Bilder wenigstens etwas näher eingegangen wird,
welche oben unter Z — BB. als Poseidon in ungewöhnlichen Situationen darstellend
Yon den ftbrigen abgesondert worden sind.
Das Vasengemälde Z., ehemals Canino'schen^) , jetzt unbekannten Besitzes,
zeigt uns den durch den Drehsack bezeichneten, bekränzten Poseidon im Begriff
einen mit awei Flflgelpferden bespannten Wagen zu besteigen. Die Pferde sind
«ach Gerhards Publication (a. a. 0.) und ausditlcklicher Erklärung (a. a. 0. S. 42)
beide weiß, während nach der Publication in der filite cöramographique (a. a. 0.)
tti der Erklärung der Herausgeber un Texte (HI. p. 49] nur das vordere Pferd
i«iß, das hintere dagegen schwarz gemalt ist. Vor den Pferden steht Hermes,
Mben denselben der freilich nur durch einen Epheukranz charakterisirte Dicrnysos
nd neben dem Wagen im Gespräche mit Poseidon ein bekränztes und einen Zweig
ittltendes Weib, welches verschieden benannt worden ist, jenachdem die ganze
Soeae verschieden gedeutet wurde. Gerhard glaubte nämlich, Poseidon wolle hier
Kon auf seinem Wagen von dem mit Hades identificirten Dionysos fort und zu
I^enieter zurflckfQhren, die Herausgeber der £lite c^ramographique, welche an dem
I^Meidon m Stellung und Ausdruck die Zeichen der Trunkenheit zu erkennen
^teilten, stellten eine abenteuerliche Erklärung auf, welche hier zu wiederholen
^^der Tdlends zu beleuchten zu weit fahren würde, Panofka endlich ^) denkt an die
Abfahrt des Poseidon von Naxos nach der Beilegung seines Streites mit Dionysos
<iiA diese Insel, einen Mythus, den wir bei Plutarch^) wenigstens angedeutet finden,
Und erkennt den Abschied des Gottes von Dionysos und Dia (?). Wie dem auch
^efai möge, das Eme darf als feststehend betrachtet werden, daß nämlich das ge-
flügelte Bossegespann dasjenige des Poseidon sei und auch falls es sich wirklich
um eine RflckfÜhnmg Koras handeln sollte, mit dieser selbst Nichts zu thun hat,
wie Gerhard (a. a. 0. S. 45] wollte. Es ist demnach das hier dargestellte Ge-
HMum kein anderes als dasjenige, mit welchem schon Homer') den Gott aus der
Tiefe des Heeres empor und über die Fläche desselben dahinfahren läßt, geflügelt
a) Außerdem in einigen unedirten Vasenbildem, bei Manitius S. 4 f. Vasen *F. *H.
*^- *V, »DD.
b) So auch in dem Vasenbilde bei Manitius *0 = Berlin No. 1703.
c) Catal. ^trusque No. 63, Mus^e ^trusque du prince de Canino No. 632.
d) Poseidon und Dionysos, Abhh. der berliner Akad. v. 1845. Fhil.-hist. Classe, S. 251.
e) Plut. Quaest. conT. IX. 6 to5 IlooeiS&voc Öv aM^ elmda; loropctv 'fjfjiiv i^rrtibp^vov
o^ "^i;, ivrau^a jxev uiri 'Adtjvd; dv NdiS«p 5e Otto tou Aiov6aou. S. Panofka a. a. O.
' ^47 f. Gerhard, Griech. Mythol. § 240. Anm. 3. b und das dort Angefahrte.
^ f) II. XIII. Ys. 20 ff. ; berührt auch Od. V. 380 ; yexgl. ApoUon. Bhod. Aig. IV. 1327
^«ig. Aen. I. vs. 147.
216 [. HI8T, t'BERHICHTt'UERO. Kt'NSTI.. BN"I'W[CKi>;l., DER MESTALT DESPOflEUHlN.
wi« PoHeidon» eigene») iiml die von ilim geschenkten liosHe''! sowie diejenigen Hur
Nereiden") auch sonst gedacht und dargestellt worden sind. Nicht so gewiß ii«t
die Ei'kiitning fBr die Farbe der Horde,- um so weniger, da die, leider für jctrt
nicht zu controlirenden beiden l'ublicationcn, wie oben bemerkt, in dieser Uinsiebt
von einander abweichen. Sind wirklich beide Pferde weiß wie bei Oerhard, so
wird der Gedanke an den weißen Schaum der Wellen, den auch Gerhard aU den
nächstliegenden beneiclinet, kaum abzuweisen sein, ist dagegen wirklich das hintere
Pferd dunkel gemalt, wie in der Piiblication der filito ciiram. , ao handelt es aicli
schwerlich um etwas Anderes, als um die in schwarzfignrigen Vasenbildern nicht
solteue Sitte , bei der Darstellung mehrer Pferde neben einander eins , gelegentJkh
auch zwei von vieren der Abwechselung und Mannigfaltigkeit wegen hell ;^U malen ;
ungewöhnliuh ist nni die Anwendung dieser Sitte nnf ein Zweigespann, dergleichen
jedoch Überhaupt ungleich seltener dargestellt worden sind, als Viergespanne; hier
möglicherweise im genauen Anscliluß an die Hauptstelle Aber das puseidonische
Gespann II. XIII. 23 (TtTUü/ETo yjakxiic'jn tintto). Sei es übrigens mit diesem üm-
stande wie es sein mag, zur Erklärung des hier gebildeten getlagellen poseido-
nischen Kossegospaiines bedarf es keines weitem Apparats als dex Hinweises mf
die uralte dichterische und durcli die homerisrhe Poesie populAre Vorst«llang •nm
einem solchen und alle weiteren zatilreichen Beziehungen des Poseidon zum Hosse'j
kann man liier getrost aus dem il^piele lassen.
Zu Wagen linden wir den obwohl durch kein äußeres Merkmal bezcichBetra.
aljer durch Namens beischrift (no*El&0NO51 gesicherten Poseidon auch in de«
Vasenbild AA , wo Aphrodite (AftPO^lTCf rechts neben ihm stehend die lüfri
seines ganz schwarz gemalten Viergespanns fuhrt, liei den vielen nnd innitrra
Beziehungen Aphrodites zum Meer nnd insbesondere auch zu Poseidon*; kann iücm
Verbindung in keiner Weise Überraschend sein und man wird eben so wenip an
eine Versclireibung ihres Niunens fllr Amphitrite mit Bröndsted') wie an eine (.'md-
bination der Aphrodite mit Kora und eine augeblich von l'osuidon aus der Valnf
weit an's Licht heraufge führte Aphrodito-Kora mit Gerhard"! zu denken luibto.
Eine mjigliche, wenngleich nicht durchaus vorbllrgte Wiederholung eben dit«
Göttorverblndung stellt das unedirte Bild auf der Vorderseite des Gefltßes So. 1703
im berliner Museum*" dar. Poscjdon wird hier, wlthreud ihm wiederum der Ütäxni
a) So luch Platon Kiilias p. 11*1. D.E. Uio »ciihi Ffordc um Wogen dec I
Duf der AktopoÜB der AtUutis und so diejvnigeii einen Spiegels bei Gerhard. Eliuik. SpUfdl. I
T>r. ß'i. S. noch die Mflnze der gena CrcporeSa Denkm. d. a, Kumt II. 70. a. und t*^ |
Hiiuer. OiBt. in, 10 "Ittteiov ri'isiiäHiva TiiifijBiv "KJ-Xtj^ei xil HOouaii ii tiji 'ht)t^ ti^ »i* 1
ötmiitiVT« ivziii ijvlir/uv i.i\ li i'JToT; ml; aYdJ.fiaaw , Vergl. SlepUnoi, Cte.-rcni dr h I
coran. imp. uch. de St. Fctcrsb. p. l'nnnec 1804 S. U t.
bj So diejenigen dea Pelops nach Find. Ol. 1. ^T mit dem Schol. und um Kjf
k«(on l'aueaa. V. 17. 7, diejenigen des Idna Apollod. 1. 7. s.
0) So am K}^>c1o>ka«ten Pausun. V. Itl. 2.
d) Preller, Oricch. Mjthol. 3, A.ufl, I, 8 4S9 ff,
c; Vetgt. Gcihard, «riech. Mylli, $ 210 Anm. J f. und d«» dtrl AngrfilhHo. I
■ber Wekkcr, Griecb. GOtterl. 11. S. "06 f. und F. Lajard, Ilecherchcs tut k culM dtf
l>. \i »(1.
f A bricf deacripüon of 31 groek \am» of tho coli, of Curap«nari p. B".
gl Aiuarl. VMCabb. 1 S. 46,
hl Oerhud, Ncucrworb. uxt Dcnkm de> berl. Mus. :i. llcfl, Bor). 1646. B. W
1 . DIE £NTWICK£L. D|äR »K8TALT D£8 P08£lDON IN DER ALTERTHCML. KUK8T. 217
fehlt, dnrch einen in der Hand gebaltenen Fisch cliaraktori«irt , wälirend sich vor
dem ruhig stehenden Gespann der kitharspielende Apollon, von der I^Mgur einer
Frau, vermnthlich der Artemis, fast gänzlich verdeckt befindet. Sind ApoUon und
Artemis hier mit Sicherheit anzunehmen, so könnten sie, als bekannte Hochzeits-
g^ttheiten, das Bild in einen andern Kreis, denjenigen der Verbindung von Poseidon
und Amphitrite verweisen.
In dem Vasengemälde BB. endlich ist der durch Dreizack und Fisch sicher
eharakterisirte Poseidon auf einem Stiere reitend und lange Zweige in den Händen
tragend dargestellt, während auf der Kehrseite der Vase sich als Gegensttick der
ebenfalls auf einem Stiere reitende, epheubekränzte Dionysos findet, welcher, mit
langen Rebzweigen mit Trauben in der Linken, mit der Rechten einen Kantharos
hinterwärts ausgießt. Wenn der Stier das ständige Symbol der Befruchtung durch
Wasser und Dionysos im eminentesten Sinne der Gott vegetativer Fruchtbarkeit,
daneben allerdings insbesondere auch Gott des Weines ist, den er hier ohne Zweifel
susgießend gedacht ist, so kann es füglich keinem Zweifel unterliegen, daß es sich
bei dem stierreitenden und Zweige, wenn auch nicht Rebzweige (wie Gerbard*)
irrig sagt), so doch eben so wenig »Seegewächse« (wie Preller ^j meinte) tragenden
Poseidon nicht um den Meerbeherrscher, sondern um den von diesem bestimmt zu
iintencheidenden und neuerdings auch, am schärfsten und richtigsten von Welcker^),
nntersehiedenen »Poseidon des Landes« oder Süßwasserposeidon handelt, den man
mit Philostrat ^1 'HTtetpcü-ni; oder mit Plutarch®) , der diesen speciell aus Troezen
iMightabigten Beinamen als gesammthellenischen anspricht, OuTaX^xio; nennen kann
vnd der als Gott vegetativer Fruchtbarkeit durch das Naß mit Dionysos verbunden
vt, ganz wie dies Plutarch andeutet und von Neueren am kürzesten und be-
iSnuntesten von Preller ^, mit Anziehung der hier in Rede stehenden Vase ausge-
sprochen worden ist. Daß die Stiere, auf denen hier beide Götter reiten, Erdsymbole
Kiei, ist deswegen Gerhard^) eben so wenig zuzugeben, wie daß es sich hier um den
Gegensatz von Wasser und Wein oder auch um einen bakchischen Poseidon handele,
^ Panofka ^) , daß der Wasserstier des Poseidon einen Gegensatz zu dem Erd-
end Pflngstier des Dionysos darstelle, um von den Abenteuerlichkeiten im Texte
'or £lite cdramographique ganz zu schweigen.
Zweifelhaft ist der Name des Poseidon für eine mit dem Dreizack ausgerüstet
^f einem Hippokampen reitende Figur, welche bisher in den folgenden Exemplaren
^warzfiguriger Vasenbilder bekannt geworden ist:
1. a. u. b. Kylix der frühem Durand'schen Sammlung, jetzt im britischen Museum
^*o* 671 mit wenigen Verschiedenheiten auf den beiden Außenseiten der Schale wiederholt,
a) Auserl. Vaaenbb. S. 173.
b) Paulys Realencyclopädie V. 1. S. 565.
c) Griech. Götterl. II. S. 682 f., vergl. auch Preller a. a. O. Ö. 552 und (i riech,
^rthol. 2. Aufl. I. S. 457.
d) Philostrat. sen. Imagg. II. 14.
e) Quaest. conviv. V. 3. 1. Vergl. Comut. N. D. 22. ^uToXfAiov auröv iTrojvofJtaaav
*^toV; Toü 7J6odai ta £x xf,; 7^5 '(i^i6[t.^yoL y) is auxiQ otjXovoti lx|JLa; TravotbwJ; danv.
f! Griech. Mythol. 2. Aufl. I. S. 458.
g] Auserl. Vasenbb. a. a. O.
h) Poseidon und Dionysos, Abhh. d. berl. Akad. von 1845. Phil.-hist. Cl. S. 24",
2 IS I. IIIBI'. (!UEK«1CUT CUKR 1». KÜN8TL. KXTIVILKEI,. IIKU (iUä'l'ALT IJK)I P
■bgel>. die ciiie Hcite bei UerliHid, Ausuil. VusBnbb. 1. l'df. t>, 1 , l>ei<le teilen iii der 1
ccrani. III. pl. 1 u. I a, (Ircig in].
'1. Kylix der ehenutligeu CampanN'avIieii Sammluiig. Cataloghi del Museo fampana
Cl. IV. Nu. 751, jettC in Paris nocti de Witte, Notics sut les Vasen peinta du Mua^e
Nnpol^Q III. p. !!. InnenbEld , die in Rede siebende Figur von Schiffen und Delphiaau
umgebeil. Uuedirt.
3. LekytUos in cler VBaentuunmlung der ErmiMec in St. Pctcniburg, (Stephoui; Die
Viueusammlung der kais. Ermitage Na. II. Uiiedirt.
1. Lekj'thos in München, Jahn, Beschreib, der Vasensamiulung des König« Ludwig
u. 8. w. Nd. aOI, Unedirt.
5, Unbekannte Form, hcBuhriebcn bei Christie, Paintcd gieek vaacs p, It).
Am nächsten vcrwaTidt ist diesen scliwarifig lirigen Vofianbildom das Gepräge
eines bei Kcrtach geriiudcDcn Elektrons laters von Kyziko3''j, ferner eine Caroeol-
gemnie der Pouiatowäky'äclien Sammlung'', und demuäcliat das Iiinenbild einer
rothßgurigcn Kylix strengen Stils der eliemaligea Sammlung des Prinzen von Canino,
Jetzt unbckiLUDten Besitzes "j , nur daß liier der auf dem HippükamjKn roiteudr
HoDR ebne Dreizack dargeatellt ist.
Während nun Jalin [Ärchaeol. Ztg. v. 1860 8. 123) die fragliche Figur der
Kylix No. 2, Stephani [a. a. 0.) diejenige der Lekyllios No. 3 und Wieseler (i.
a. 0.] diejenige des Staturs von Kyzikos ohne Bedenken und L'niecliweif Poaeidmi
nennt, Jabn (im mllnchener Vasenkatalug a. a. O.j fUr ilio Figur der Lekythus
No. 1 und die Herausgeber der filile c^ram. [a. a. O, p, 4 siiii., für die Figurata
No. I. a. b. und diejenige der roibligurigcn Kylix zwiscbeu den Namen den PoscV —
den und des Nerens schwanken, haben sich Gerhard ''] für die Figur No. I. ^,
Hawkins'), 8l«phani'j, Wieseler"') und Manitiua'') für mebre der unter No. l^ 5
verzoichnotoD Vasenbilder auf den Natnen des Nereus vereinigt ; bestimmte ärfl^sde
fdr diese Benennung hat aber nur Gerbard, dem Manitiua gefolgt ist, voigetns^KO».
Gerhards Gründe sind , daß erstens Poseidon wobl iseiu Übliches Ro88eg«si»^LDii
ausnabrnsweise mit mythischen GeHcbüpfen (llippokampeu] vertausche, dagegotB in
keiner der uns bekannten DarBtelluugen auf dem Rücken ciues fiachleibigcn Th&«v«»
erscheine" und daß zweitens der Meergott der Bilder 1. a. ujid b. mit weißem Hjuv
und Bart eracbeine, »eine Andeutung, welche der kräftigen Ullnnliehkeil des Posei-
don niemals zustand«, um so eicberer aber den vielfach ausdrUcklicb als tievTsrei»
(SXioi Y^ptuv) bezcicbncicn Nereus charakterisirc. Von diesen beiden Granden
wird man dem ersten ein entscheidendes Gewicht sehwerlieh beilegen k<>uaeii, »«**'-
dem nicht allein der Stator von Kyzikos die auf dem llippokampen reitende Gott*»*''
a) Abgeb. nacheilt, du Bo*phore (.'immer, U, p. 155 Vignette iii den DeiJun- «1-
Kunst II. No. 79. c, vergl. Münitafel "VI. No 22.
b) Abdruck in der CBÜoa'schcn grtißan AbdiuuksHniintuiig Ul I, C. No. I!i,
c^ Abgeb. Elite c£iain. III. pl. 2.
d; AuMil. Vaaenbb. I. S- M f.
e) Anoient Vmc> in thc brit. Mus. o. >. O.
fj CompCo-rcnda de la 00mm. Itnp. aroh. de St. ruletib, pout raiui«e IWiÖ 1*. *
Note 7,
g) De düa .... tridentem gcrentibut p, 17. Anni :!<>n. E. -in vuia cum figuri^
quin Nercua tcidsntem gercoi ter agnoacendua eil nequc ego dubito«;.
h) A. a. O. (Anm. 1; p. 42 aq.
1. DIB EMTWICKKL. DKR oeSTALT DES POSEIDOH IM DER ALTESTHÜHL. KÜHBT. 219
mit ^chwnngenem Dreizack dargestellt zeigt, was eicb doch eher für Posddon,
als für Kerens sdücken eh wollen scheint, von dem Birgend ein gewaltsamer Ge-
brauch der Triaeua nachweisbar ist, soadeni seitdem ein im Knnsthandel zu Kertsch
fttr die Ennitage in St. Petersbnrg erworbenes Ooldplätt«ben ■) (s. Fig. 7), welches
eineD mit dem Dreizack ansgerüsteten, darchaus poseidonisch gestalteten Meergott
«nf einem Delphin reitend darstellt^) , dafQr ins Ge-
wicht ßült, daßLuki&n^) nicht ans eigener Erfindn Dg
oikI der aagenblicklichen Situation angemessen , den
Delphin als ReitUiier des Poseidon hinstellt. Reitet
aber Poseidon auf Delphinen, so ist nicht abznsebn,
wanm er nicht auch, anstatt auf einem mit Rossen
oder Hippokampen bespannten Wagen zu fahren , auf
«inem Hippokampen reil«ad gedacht werden könnte.
Schwerer wiegt Gerhards zweiter, von der Weißhaarig-
kät, also der Herrorbebnng greisenhaften Alters her- ng. t. ooidpiittcban insipiunburs.
jcDommene Gmnd, da in der That, wie oben bereits bemerkt, ein weißhaariger
Posndon in seh warzfigur igen Vasen unerhört und ein granbartiger nur aia Aus-
Bthae nachinweisen ist, während sich die Weißhaarigkeit als unterscheidendes
Ütrkmal des Nereos als des eigentlichen Heergreises "} , wenn auch in verbürgten
bildlieben Darstellnngen desselben nicht nachweisen^), so doch mit großer Wahr-
BchnsUchkelt voraussetzen läßt. Daß aber Nereus den Dreizack fähre , noterliegt
krawm Zweifel*). Es wird hiernach über die Bedeutung der in Rede stehenden,
*>vf Hippokampen reitenden Fignrcn fUr jetzt kaum mit Sicherbeit abgesprochen
"beiden kOnnen, immerhin aber wenigstens ein Grund dafür vorliegen, daß sie eher
^^ame, als Poseidon darstellen.
Wenn man, aas allen bisher behandelten Vasengemllden die kurze Summe
^ielMod, wird sagen mtlssen , daß in diesen älteiton künstlerischen Darstellungen
4«e Poseidon von einer charakteristischen, die Idealbildnng des Gottes anch nur
^■bahnenden Gestaltung kaum iigeudwie die Rede sein kann, so ändert sich dies
%>«dentend in den jetzt zu betrachtenden Denkmälern des fortgeschrittenen und ge-
v^eiften Achafsmos, den echten sowohl wie deu in späteren Perioden nachgeahmten.
Unter den hier in Frage kommenden echt alterthttmlichen Monumenten nehmen
AB Bedeutung den ersten Platz ein
die Münzen von Poseidonia
(Hierzu die MUnztafel IV.),
'^dche nicht nur in sahireichen Exemplaren, sondern in einer mh über einen be-
t) Abgeb. im Atlas lu dem Compte-rendu da la conun. Imp. sich, de St. PJt«nbourg
P*»i» r,nn*e 1B68 Taf. I. No. 5. vergl. im Texte S. 51 f.
b| DiaU. deor. mirin. VI. 2. UOl. oäioüv CE!i;o-< ti ipitf ?) To^iTo (liv i:oXXf)v
'*^' Ti-yi TÄv flntion T.ipda-rqmi, i^iT.Tiaajiat -jap iic' :iitoü Trfx'"*'-
c| Vet^l. Oerhud a. b. 0. AnmeikuDgen 7 — 10.
d) Auch in der Vaae No. 25 der pcteTsb, Sammlung, (Stephan!) Die VaaBnaBrnmlniig
~^ kaii. Eimit. S. IG, iit der ireilJhaBrige Mann nur nach Vennuthung, wenn auch mit
*h»gcheinlichkeit Noreu» genannt. Da« Gleiche gilt von den bei Gerhard a. a. O. Anm. 11
'*'*^ 12 citirten Va»enbildem.
e] Vergl. Wieaelei, De diia . . . tridentem gerentibui Anmerkungen IS u. 20.
222 I. HIBT. CbERSICHT fllER D. KCKHTf,. ENTWICKKL. DER GESTALT HEB P08KirK>Ni
am auffallendsten zwjaclicn No. h und No. 7 hervortritt, dereu erst^re der ganzen
Gestalt eine viel Iieftigere. andringende Bewegung giebt als die letztere. Zweilens
die verscbiedene Bildung des llanres auch innerhalb der Münzen derselben Clause
vne der Didraelimen, Mtlnztafel IV. No. I und Ko. 2, mit denen andere Exemplare
ilbereinstioimen und von denen die orstere den Gott mit laug auf Nacken iinil
Schultern herabhängenden Lockenstrippeu zeigt, während er in No. 2 kürzeres nnd
ganz anders behandeltes Haar hat und die Drachme No, 3 wiederum eine ver-
schiedene Anordnung des Haares erkennen lilßt, welches Übrigens in den Mnnzen
der jüngeren Classen . besonders denen der dritten ständig in kurzen , mehr oder
weniger krausen Locken das Haupt des Gottes umgiebt. Eine dritte Verschieden-
heit von großer Bedeutung betrifft das Lebeusalter, in welchem Poseidon dargestellt
ist. Es ist Bchon lange bemerkt worden , daß die Münzen den Gott bald bSrtig,
bald nnbSrtig darstellen , nur sind weder die Beobachtungen tlber diesen Punkt
immer ganz genau noch die meisten vorhandenen Abbildungen hinlänglich treu, nm
an ihnen die Sache feststellen zu können. So ist Winckelmann's Angabe "j in Be-
ziehung auf die Didrachmen und Drachmen der ersten Classe : »wo derselbe [Po-
seidon; erhoben ist , hat er einen Bart und krause Haare : hohl geprägt ist
er ohne Bart und mit gleichen Haaren«, sowohl was die Haare wie was den
Bart anlangt, zum mindesten nicht allgemein giltig, denn einerseits zeigen
schöne Exemplare der Didrachmen wie z. B. dasjenige MDnztafel IV. No. 2 ans
der Mionnet'scheii Paalensammlung abgebildete und nicht minder das daselbst
No. I. a. b. abgebildete Exemplar der Irahoof-Ü lumer' sehen Sammlung den Gott auf
Av3. und Rvs. entschieden bärtig, wogegen er in den Abbildungen in den Hon.
ined. de l'Inst. sect. franvaiae 1837 pl. 11 No. 14 und lü auf beiden Seiten nn-
bärtig erscheint, wobei freilich die Oenanigkeit der Abbildungen und der Grad der ■
Erhaltung der Exemplare in Frage kommt; denn bei Exemplaren wie z. B. den- —
jenigen der königlichen Sammlung in Berlin, von denen unter den Pasten der ans^
gelegten Münzen nuter No. 71 und 73''. Abdrücke sind, muß die Frage abeva
Bärtlgkoit und Unbärtigkeit unenischicden bleiben. Gleiches ^It von den Dracbmear^
der ersten Classc, unter welchen das auf Münztafel IV. No. 3 abgebildete Exemplars
und nicht minder dasjenige der königlichen Sammlung in Berlin , von dem nntc»^;
No. 73 der Pasten ein Abdruck ist, auf Avs. wie Rvs, einen unzweifelhaft ni^j
bärtigen Poseidon zeigt"). Bei den Drachmen der zweiten Classe mnß die SacTa
einstweilen unentschieden bleiben, da mir nicht hinlängliches Material an ÜriginaL#'^
nnd Abdrücken vorliegt ; in der Abbildung bei Millingen a. a, O. erscheint der G^^
nnbärtig, doch wäre seine Därtigkeit bei der spitzen Form des Kinns nicht nnmöghV.^^
in Münztafet IV. No. 4 ist er härtig. Ganz klar und entschieden liegt der UnterscV^^^
dagegen in den DrachmDu der dritten Classe vor, indem diese die Alters verschieMs^^^
heit nicht auf das geringfu^ge Merkmal der Bärtigkeit und Unbärtigkeit beschriivi^^^j^
sondern dieselbe in der schärfsten Weise in den gesummten Körperformen ^~~^man
Bj GeKh. d. Kunst VlII. I. 7.
b) Veneichnet in: Pindei, Die ant. Münzen des königl. MUseiuiu, Oeschtc^^
Obersicht der Sammlung neb>t erklärender Beschreibung einer AuHwahl von.
Bert. 1851 S. 14 f.
i-i Anden, aber irrig Manitiua a. a, O. p. 23.
1 . DIB ENTWICKEL. DER GESTALT DES POSEIDON IN DER ALTERTHÜML. KUNST. 223
fahren. So zeigt das Imhoofsche Exemplar Münztafel I. No. 6 , ganz besonders
aber nnd in ausgezeichneter Weise dasjenige, welches nach den Mod. dell Inst,
auf Münztafel I. No. 5. a. wiederholt ist, Poseidon mit den kräftigst ausgewirkten
Formen reifer Männlichkeit, während andererseits das Imhoofsche Exemplar MUdz-
tafel I. No. 7 in nicht minder ausgezeichneter Weise den Gott in allerdings kräf-
tigen, aber entschieden jugendlich schlanken Formen darstellt. Bei den Münzen
von Sybaris endlich muß man wieder, der mangelhaften Erhaltung und der nicht
durchaus gewährleisteten Treue der Abbildungen wegen die Entscheidung zurück-
halten. Allein das bei den jüngsten Münzen von Poseidonia durchgeführte bald
höhere, bald jugendliche Alter des Poseidon, welches mit den geringfügigeren An-
deutungen derselben Verschiedenheit selbst in den ältesten Münzen übereinkommt,
zeigt, daß es sich um eine doppelte Anschauung handelt und beweist zunächst in
Verbindung mit den bemerkten, wenn auch nur leisen Verschiedenheiten in der«
Stellung, Bewegung und Haartracht wohl unzweifelhaft, daß es sich bei diesen
Mttnzstempeln nicht etwa um die Wiedergabe einer bestimmten Statue des Gottes
bandelt, an welche man sonst wegen der Trefflichkeit des Typus und der plastischen
Abgewogenheit der Composition zu denken geneigt sein möchte^). Gegen die An-
nahme einer vorbildlichen Statue, welche, wenn sie vorhanden war, nur in Posei-
donia zu suchen sein würde, föllt sodann auch die Übereinstimmung des Typus
der sybaritaner Münzen in*s Gewicht und neben dieser der auch schön von Anderen ^)
hervorgehobene Umstand, daß auch andere Gottheiten in archaischen Münzstempeln
wesentlich eben so componirt und nur durch die Attribute von dem Poseidon un-
serer Münzen unterschieden sind. So der Apollon auf Münzen von Kaulonia^] und
^w weitverbreitete Zeustypus, den Jahn a. a. 0. mit Unrecht^) auf den Zeus
I^olieus in Athen, eine bestimmte Statue des Gottes, hat zurückführen wollen. Aber
diese Wiederholungen desselben Typus für verschiedene Gottheiten muß weiter die
^age nahe legen, in wie fem es sich bei dem Poseidon der Münzen von Poseidonia
^ die bewußte Aufstellung eines grade für die Darstellung dieses Gottes ge-
eigneten künstlerischen Typus handele, oder vielmehr nur um einen solchen, der
^ der allgemeinen Entwickelung der Kunst als ein Fortschritt über die regungs-
^^ Steifheit der ältesten Götterbilder zu betrachten ist, als welchen ihn Jahn
*• t. 0. p. 20 sq. im Wesentlichen behandelt. Wenngleich man sich aber auch
^cbt wird entbrechen können, die letztere Ansicht als die richtige anzuerkennen,
bleibt nichtsdestoweniger die Thatsache stehn, daß das hier gegebene Schema mit
uer kräftigen und doch gemessenen Bewegung, 4er fast auf Nichts beschränkten
^kleidung, den schlanken und dennoch so überaus musculös ausgewirkten Formen
^^ Nackten für wenig andere Gottheiten ein so passendes, mit ihrer innem Natur,
^^n Cuitusanschauungen und ihrer poetischen Schilderung so übereinstimmendes
^* wie grade für Poseidon, den Felsenspalter und Erderschütterer, und eben daran
^^eßt sich nnd daraus erklärt sich zugleich die zweite Thatsache^ daß dies
a) Wie dies Jahn thut, Nuove Memorie dell' InAt. p. 19, defigleichen Rathgeber in den
^'*^- dell. Inst, von 1848 (XX.) p. 172 sq.
b) S. Jahn a. a. O. p. 18 sq.
c) Mionnet, Descript. I. p. 180. S26— 829, Suppl. I. p. 337. 960—969.
d) S. im II. Bande dieses Werkes S. 23 f.
^ ▼»rbeck. Kanstmythologie. III. 15
224 I. BIST. ÜBERSICHT ÜBER D. KÜNSTL. ENT WICKEL. DER GESTALT DES FOBBIDON.
Schema für die anderen Gottheiten bald verlassen und durch innerlich berechtigtere
ersetzt worden ist, während dasselbe, natürlich mit den ans veränderter Anwen-
dang fließenden Modificationen , ftlr Poseidon festgehalten und zu einem Idealtypns
des Gottes fortgebildet worden ist, dessen Einfluß sich in der bildenden Kunst
weithin geltend und fühlbar gemacht hat.
Dieser Einfluß offenbart sich zunächst und am entschiedensten in den
Vasengemälden mit rothen Figuren strengen Stils.
unter denen die folgenden, in Abbildungen vorliegenden dem hier in Rede stehen-
den Typus angehören:
a. Oigantomachie (Vatican), abg. Mus Gregorian. II. tav. 4Ü. I. a. S. Atlas Taf. XII.
No. 25.
b. Einzelfigur des Poseidon, Rvs. JUngling im Mantel (Warsburg, No. 322 «= Cam-
panari Y. Feoli 6), abg. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 11, El. c^ram. III. pl. 8. S. AÜm
Taf. XII. No. 1.
c Verfolgung eines Weibes, abgeb. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 65, £1. c^ram.
III. pl. 21. 8. AÜas Taf. XII. No. 2.
d Desgleichen (Palermo) , abgeb. im Bull, della comm. di antichitä e belle arti in
Sicilia 1864 fasc. 2. S. Atlas Taf. XII. No. 3.
e. Desgleichen (Pourtales), abgeb. El. c6ram. III. pl. 22. S. Atlas Taf. XII. No. 4.
denen sicli von nnedirten als sicher zugehörig anschließen :
f Verfolgung der Amymone (Petersburg No. 1535).«
g. Desgleichen (K. Barone), s. Bull. arch. Napol. II. p. 61.
Keine der hier verzeichneten Figuren ist schlechthin eine Wiederholung derr
jenigen auf den poseidoniatischen und sybaritaner Münzen, namentlich schwingt dei
Gott in keiner dieser Darstellungen, wie dort und wie in einigen, aber wenif
schwarzfigui^gen Vasenbildem mit dem Gigantenkampfe ^j, den Dreizack in der h4
erhobenen Rechten, sondern regiert ihn mit gesenkter Hand, wie dies auch in
deren Bildern durchaus das gewöhnliche ist; aber grade diese Abweichung in d<
(Jomposition und die verschiedene Motivirung des vorgestreckten Armes zeigt m
einigen Verschiedenheiten im Costflm, daß es sich um einen in die Vorstellung
Künstler eingedrungenen, von diesen lebendig erfaßten und eben deshalb frei
handelten, festen Typus des Gottes handelt.
Am nächsten stehn von diesen Figuren denen der Münzen von I^o^i^Ui«,^^),^
und .der Münze No. 8 von Sybaris diejenigen der Vasen a. und f., welche ^^n
Gott mit dem in den MUnztypen von Poseidonia ständigen, über den Rfickei
die beiden Arme hangenden Mantel zeigen, der, noch etwas mehr zusammei
in der Vase e. wiederkehrt, während er in der Vase c. genau so über den
streckten linken Arm allein geworfen ist, wie in der Münze No. 9 von
ähnlich, nur schmaler und etwas länger herabfallend in der Vase d. und
derjenigen g. und endlich, wie in der Münze No. 10 von Sybaris, gänzl?
in der Vase b.
a) Siehe Atlas Taf. IV. No <• u. Nu. 8. Taf. V No. Ac . vergi. AI.
pl. 4 II. pl.12.
1 . DIE SNTWICKEL. DER UE8TALT DES POSEIDON IN DER ALTERTHÜMlf KUNST. 225
Doch nicht allein im Costüm stehn die Poseidonfigaren dieser Vasen denen
der Münzen nahe, aach in den Körperformen zeigen sie besonders mit den Qe-
stalten der mit ihnen auch zeitlich und stilistisch am meisten übereinkommenden
jdageren poseidoniatisclien Münzen große Verwandtschaft; es ist derselbe schlanke,
aber maskelkräftig ausgewirkte Manueskörper, den wir dort wie hier vor uns sehn,
oar daß besonders in den Vasen b. und e., demnächst d. durch ein sehr scharfes
flinziehn des Leibes über den Hüften Brust und Schultern des Gottes in größter
M^Uihtigkeit erscheinen und lebhaft an das homerische axipvov IloaetBacovo^ erinnern.
Mjag dies und mag die nicht minder kräftige Bildung der Schenkel, wie nicht in
Abrede gestellt werden soll^ zum großen Theil auf die Eigenthümlichkeit des Stiles
iixm Allgemeinen und nicht auf eine bewußte Durchbildung der Formen des poseido-
nischen Körpers insbesondere zurückzuführen sein, so wird sich doch nicht läugnen
isi.s«eD, daß diese stilistisch bedingte Bildung der künstlerischen Gestaltung grade
d^ks Poseidon in besonderem Maße Vorschub leistete und daß so, auch ohne be-
sondere Absicht dieser älteren Künstler, eine Darstellung des Meergottes geläufig
w^tarde. welche für ihn vorzüglich charakteristisch genannt werden muß und eben
l^ahalb, einmal erreicht, wie die Schöpfungen der spätem Kunst erweisen, nicht
nieder verlassen, sondern mit idealer Absicht festgehalten und fortgebildet wurde,
^^Jirend eine entsprechende Darstellung des Zeus, wenngleich sie nicht unerhört
^t*^), so doch verhältnißmäßig selten angetroffen wird. Von einer jugendlichen
Bildung des Poseidon, wie in einem Theile der Münzen von Poseidonia, ist dagegen
^■^ den rothfignrigen Vasengemälden der strengeren Stilarten bisher kein Beispiel «
**^kannt geworden, von einer greisenhaften Bildung freilich eben so wenig; viel-
mehr erscheint der Gott, namentlich in den Bildern der hier zunächst besprochenen
blasse stets in vollkräftiger Männlichkeit, bärtig, überwiegend (b. c. e.) mit kurz
gehaltenem, nur ein Mal (d.) mit lang auf den Nacken herabfallenden und eben-
^^lls nur ein Mal (a.) mit hinten in den s. g. Krobylos aufgebundenem Haare.
Die Situationen, in welchen wir Poseidon in diesen Gemälden finden, sind, sie
mögen ihn im Gigantenkampf (a.) oder in der Liebesverfolgung eines Weibes (c. — g.)
^eigra, mit einer Ausnahme (b.} so klai*, daß über dieselben irgend Etwas zu sagen
überflüssig ist; nur bei dem Gemälde b. verdient hervorgehoben zu werden, daß,
obwohl man geneigt sein möchte, den Gott bei seiner heftiger als sonst vorgeträge-
i^en Bewegung als im feindlichen oder gewaltsamen Vorschreiten begriffen und mit
^em Stoße seiner Triaena drohend aufzufassen , gleichwohl der auf dem Rvs. ge-
ilste Jüngling**), so unbenennbar derselbe sein und so gleichgiltig er dastehn mag,
^üs nöthigt, auch hier an eine friedliche Stimmung des Poseidon zu denken^),
Welcher auf den Jüngling von Liebesleidenschaft ergriffen zuschreitet und ihm, wie
«
^li anderen Fällen geliebten Weibern, den in der Linken erhobenen Fisch als sym-
bolisches Liebesgeschenk darbieten zu wollen scheint, so gern man auch darauf
^^rzichten mag, ihn deshalb mit Gerhard a. a. O. nach Pausanias VUL 30. 1
5i
a) Far Vasenbilder s. z. B Atlas Taf. IV. No. JO, Taf. V. No. 3 a. , Taf. VI No. I
No. 9; vielleicht ist Zeus gemeint auch in dem Vasengemfilde i,\. cäram. III. pl. 20.
b) Nach Urlicha, Verz. d. Antikensamml. d. Univ. Würzburg, 3. Hft. S. 73 No. 322
>'e die Figur ein »bärtiger Mann mit Zackenbinde«.
c) Vergl. beaonders Jahn, Archaeol. Beiträge S. 33, auch Oerhard, Auaerl. Vaaenbb. I.
47.
15*
226 1. HI8T. ÜbEHeiCHT ÜBER II. Kt'NHTL. ENTWTtTKEI.. KKB ÜKSTAI.T DES POREID
KpoplBB, »der io friedlichem Liebesdrange die Tilchter der Sterblichen heirasachlu (
zu tanfen. Der Fiitch, der, so nnbestinimbar er aein mag, wcnigstena sicher kein
Delphin ist, gewinnt ao eine weitere aU die bios attributiTe Bedentong, die er iu
anderen Bildern entschieden h&t; filr Poseidon selbst aber erscheint die Gewalt-
siiiulceit der Handlung in vorzUglichi^ni Maße charukteristisch und mit der poetiRcheu
ächildemng seines Wesens und der Natnr des von ihm vertreteneu Elementes in
Ü berein atimmnng.
Naeb Prellers*) Ansicht wäre der Poseidontypns dieser ersten Classe ein
dorischer. Diese Ansicht stutzt sich auf das GeprSge der Münzen von Poseidimia.
dessen Ortluder, die aus Sybaris vertriebenen Troezenier, Dach Solinus''j Dorier
waren, wie denn auch der Dialekt in den Anfschriften der jüngeren MQiizen dorisch
ist. Allein wenn der Clultu» des Poseidon in Poseidonia. wie dies Preller selbst
annimmt'), von Troezen herslammt, äo darf nieht flberaehn werden, daß der mit
der Thpseussage aufs engste verknüpfte Poseidon dienst in Troezen und danach
doch walirscheinlich auch der in der lucanischen Colouie vielmehr ionisch isf*).
Aber wäre dem auch nicht so , so würde man doch nicht berechtigt sein . das
Sclienia des Poseidon anf den Münzen von Poseidonia im weitern Cmfnngo oder
gar schlechthin als dorisch anzuspreclien ; auch würde man die Wiederholung die«^^
Schemas in den Vasenbildern nicht eben leicht zu erklären vermögen , wenn ^^^|
selbe in der Tliat ein specifisch dorisches gewesen wäre. «^H
Neben diesem ersten fest ausgeprägten Typus des Poseidon, welcher iidb4H
zwei archaistischen Hcliefen (unten Relittfe No. 1 und No. 2. Atlas Taf. XU.
No. II und 12j und weiterhin in Vasengemälden der späteren Stilarten sowie in
Uünztypen (s. Münztafel VI) und in einer Gemme |s. Gemmentafel U. No
wieder begegnen wird, stellt dann die Vaaenmalei-ei des reifen Archaismus
zweiten vollkommen verschiedenen dar, am ausgeprägtesten in
h. Verfolgung der Aethra [Vatican) . aligeb. b. (ierhard , Auserl. Vasenbb I. '!>
Mus. GTcgorian. U. tav. 14. I. n., El. o'rtuu. 111. pl h. S. Alias Taf. XIII.
und in
i. Ol ganten kämpf IWicn), abgeb. b. MilUngeti, Ancient uned. Mon. I pl 7, Iji'
Vaaes Laniberg 1. pl. 41, Uubois-MaUonneuve, Introd. pl. fH. £l. ctram I. pl h. DeiW^
d. a. Kunst T. No. 2(ß und »onat. S. Atlas Taf. XIII. Nu. I,
denen sicli zunächst anschließt :
k. Vctfolgung der Aethra (London 731)). ntigeh. El. C^ram. IH. pl. 19.
und weiterhin die nicht unbeträchtliche Reihe der folgenden edirten Bilde;',
noch manche unedirte entsprechen :
1. EinKBlBgur, Rva. UeialcleH {Beclin nsS) . abgeb. b. Üerhard, Ttinkaehaleii ui
ftOe Taf. 21. S. AtlaB Taf. XIl, No. 5,
a.) Paulya BealeDoyclop. V. I S. 564 -Die Bekleidung ist bald .... ein leic\M
n-urf, wie denn besiinderB die dorische KuiiBt und die Teclinik der Ersbildei ihn (K
fiahxeitig meist nackend dargestellt haben wird, in nelclier Gefrtalt er auf den alb^
ninchen MOncen tu sebii ist*.
b) Solin. Polj'hint. cap. 2. } 10, Vergl H. Rochette, Hist. de l'^tabl. de» cr^l
vnl III. p. 23 und 345,
c) Griech. Mytliol. 2. Autl. I. 3. a;>2.
d| Vergl, Welcker. Griech. (üllterl. 1, (< (i:Kl u. i nuih Preller b, a.
1 . DIE ENT WICKEL. DER GESTALT DES POSEIDON IN DEB ALTEBTHÜML. KUNST. 227
m. Einzelfigur» Kvs. Jangling mit vorgestreckter Phiale (Blacas), abgeb. £1. c6ram. III.
pl. 6. S. Atlas Taf. Xn. No. 6.
n. Götlerversammlung (Paris) , abgeb. Mon. dell' Inst. VI. tav. 58. 2 , Welcker, Alte
Dcnkm. V. Taf. 24. a.
o. Einzelfigur, Rys. eine Frau, angebl. Amphitrite (Paris), abgeb. £l. c^ram. III.
pl 24.
p. Herakles' Einführung in den Olymp , abgeb. bei Gerhard , Auserl. Vasenbb. II.
Taf. 146. 147.
q. Göttenrersammlung (Vatican) , abgeb. Museo Gregoriano II. tav. 21. 1. a., Panofka,
Poseidon und Dionysos (Berl. Akad. 1845) Taf. II. 5.
r. Poseidon neben Nike und Dionysos, Kvs. Parisurteil (London 787), abgeb. bei Ger-
hard, Auserl. Vasenbb. IH. Taf. 174. 175, Panofka a. a. O. Taf. I. 4.
8. Herakles bringt Zeus die Hesperidenäpfel {}) in An^resenheit der Götter (Peters-
burg 1641), abgeb. in den Ann. dell* Inst, von 1859 tav. G. H.
t. Poseidon im Gespräche mit einer einen Fisch haltenden Frau (Paris) , abgeb. £l.
c^am. m. pl. 23.
u. Götterversammlung, abgeb. in den Mon. dell' Inst. VI. tav. 58. 1.*}, Welcker, Alte
Dcnkm. V. Taf. 24. b.
Der Hauptunterschied zwischen den Poseidoniiguren dieser zweiten Classe und
den€D der ersten liegt in der Bekleidung, welche indessen eine durchaus entgegen-
gesetzte Gesammterscheinung des Gottes hervorbringt. Während derselbe dort ent-
weder vollkommen nackt oder so gut wie nackt dargestellt war — denn der so
^er so über Rücken und Arme hangende Mantel verhüllt Nichts von der Gestalt — ,
^t et hier in vollster und reichster Bekleidung gemalt, angethan mit dem lang
herabfallenden, meistens geärmelten Chiton poderes und darüber mit dem großem
^er kleinem Himation. Mit eben diesem langen und weitfaltigen Chiton stellt^den
®ott ein archaistisches Relief im Vatican (unten Relief No. 3, Atlas Taf. XII.
^o, 13) dar, bei dessen Besprechung Visconti^) die Bemerkung macht, diese Tracht
^^i die eigenthümlich ionische, während Böttiger^) diese Bemerkung, sie billigend
^^'^iederholt , geht Preller ^) einen Schritt weiter, indem er annimmt, dieser lange
Chiton werde namentlich in d^H ionischen' Culten des Poseidon 'EXixcovioc herkömm-
lich gewesen sein, und auch Wieseler®) meint, Poseidon scheine diesen langen Chiton
'^ alten (verdruckt steht »allen«) Cultusbildem getragen zu haben. Daß die Tracht
^^8 langen Chiton poderes ionischer Sitte entsprach, unterliegt zunächst keinem
Z-weifel^), 'al>er auch die Ansicht, daß der so bekleidete Poseidon eine specifisch
Aouische Gestaltung des Gottes sei, scheint besonders aus dem Umstände eine kräftige
Unterstützung zu erhalten, daß die Vasenbilder h. und k., welche Poseidons Liebe
Aethra, also einem durchaus ionischen Mythus angehn, den Gott, wie dies
^ucb Preller a. a. 0. S. 568 hervorgehoben hat, »m ionischer Bekleidung«, mit
a) Die Poseidonfigur ist durch die moderne Ergänzung eines Thyrsos scheinbar zum
-*^>onyg^ geworden, s. Panofka, Archaeol. Zeitung von 1847 Anz, S. 21f.
b) Mus. Pio-Clem. IV. p. 61 sq.
c) Kunstmythol. II. S. 344.
d) Paulys Realencyclop. V. 1. S. 564.
c) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 73.
f) S. Becker, Charikles III. S. 159 f , Hermann Privatalt. § 21. 5.
'221^ I. lUST. rBERSlCHT ÜBKR H. KCNSTr,. ENTWICKtl.. l>tM (iKSTALT U
eben dem in Hede atehenden langen Cliiton poderes Hngethan dnrstellen , wlhrend
derselbe doch in den meisb^n ttbnlicli (romponirten Fmuenverfolgiiii^en loben Vsisen
r. — g.i nackt oder nur mit tier miher beHprocfaenen Chlatnys vcrafbn dargüstellt
worden ist. Und auch der umstand beeinträcbtigt die liier gemaulitfi ßeobwJitnng
na «ich nicht, daß Poäeidon in wesentlich derselben Tracht in Bildern wieder-
erecheint, welche mit speeifisch ionischen Mythen Nichts zu thun haben, t>o in der
Gigantomacliievase i., welche schon BOttiger a. a. 0. mit Iti-cht als Parallelfflonu-
ment zu dem vaticanischen Relief angeführt hat und lu welcher Poseidon demjenigen
der oratern Aethravase, wenn wir von der verschiedenen llaaranordnung de« UoIt«a
absehn, in der Tliat überraschend verwandt erscheint. Denn war der hier vor-
liegende Typus des Poseidon einmal vorhanden . war er , wie Preller meint, durch
ionische t'alte festgestellt , so l9ßl sich nicht abaehn , wanim ein attischer Vaaen-
msler denselben nicht auch in einer Darstellung hfltte anwenden sollen, bei der es
auf den lonismus speciell allerdingü nicht ankam. Und ganz dasselbe könnt« man
schließlich auch von den übrigen Vascnbildern l.~u. aagen: sie erweisen den in
Itede stehenden Poseidontypus nicht als ionisch, aber eben so wenig das (Jo^n-
theil. Anders jedoch stellt sich die Sach^, wenn wir einerceils die schwarzfigurigen
Poseidondarstellungen, andererseits die schwarzfigurigen and die rothfigurigen Zeus-
darstellungen strengen SUlcs sur Vergleiohung huranziehu. Denn wenn wir hier
nicht nur den Poseidon, besonders in den Vasen A. — F., M.. N., um G. — L.
als nicht genaue Parallelen außer Betracht ZU lasi^en, sondern anch den Zeu ts
den schwarzfigurigen Vasen C. — K, und in den rothfigurigen b. — e., g., h-, k. — m,*)
in ganz demselben Costtliu, dem langen C'liiton poderes und dem darnbergeworfene^
nimation finden, in einigen dieser Bilder mit Poaeidondaratellungen unserer Beihe
80 nahe flbereinstimmond , daß wir nur die Attribute beider Götter als ttnter-
scheidende Merkmale des einen und de» andern bezeichnen können, eine ReuttM'h—
tung, welche sich, beiläufig bemerkt, ancli auf Dionysot ausdehnen laßt nod die
falsche Kestanraüon ira Bilde u. erklärt, so gebt daraus doch wohl unwiderspreck — '
lieh hervor, daß diese Tracht weder fllr Poseidon im Allgemeinen noch vulkode».
f(tr einen ionischen Poseidon insbesondere als charakteristisch gelten kOnne. Zk:i^
demselben Ergobniß wird man, abermals tinter Vergleichnng der Zcuedaratellung^^c^
derselben Stilart, in Betreff dessen gelangen , was von persdnlicher ChamkterisiL ^b
vorhanden ist, in Betreff sowohl der Haar- und Bartbildung wie der KlellnngeHz^M
Denn nicht allein ist in der Haarbildung selbst bei den näehstverwandtcn Vmf.f^tr-^
bildern wie h, und i., m. n, und o., 1. und p., q. und r. keinerlei Phrtrinnrii ^
inung vorhanden, sondern wir kOnnen so ziemlich jetles Schema der Auordnun^ i^-^k::
des Schmuckes der Haare bei dem Poseidon unserer Ileiho auch bei Zeus in c^ .«
GemAlden de» entsprechenden Stiles nai-hwelseu, sowohl die langst rippigen Loc^iK.«<
des Poseidon in i. und I. bei Zeus in den Vasen a. b. b. k. I. n. Hd. ü. S. lÄ ^^i
wie das laug auf den Nacken herabfallende Haar des Poseidon in m. u. p. i 9jri
Zem in d. e. m. u. p. u. A. , wie das kürzer luifgubundcue des Puai^idwn tra i.
n. p. r. bei Zons in g, k. , wie endlich den hinten aufgebundenen llaarMiSB^sipf
['s. g. Krobylos] des Poseidon in h. und t. bei Zeus in der iieti^rsburger Knr
vue AtUa Tftf. VI, No. !l und in der C'astellanischcn lovasc Atla>t Taf
1 S, DJ. n S IT f . All«- ■[■•,(. I No.
1 . DIE ENTWICKEL. DER GESTALT DES POSEIDON IN DER ALTEBTHÜML. KUNST. 229.
No. 10. Ganz dasselbe gilt vod dem Schmucke des Haares mit Kränzen oder
Taenien, nur daß bei Zeus vielleicht die Bekränzung, bei Poseidon der Taenien-
sehmnck um ein Geringes überwiegt, wenn wir aus den Vasenbildem unserer Listen
überhaupt ein statistisches Resultat der Art ziehn dürfen. Was aber die Stellungen
anlangt, wird sich zwischen Zeus und Poseidon so gut wie kein Unterschied * fest-
stellen lassen; ändert man die Triaenen Poseidons in Scepter, die Soepter des
Zeus in Triaenen, so möchte wohl fast jeder Poseidon als Zeus und jeder Zeus
als Poseidon dieser Classe angesprochen werden; beide Götter erscheinen eben im
Wesentiichen nur in der Tracht und Haltung reifer Männer eines vornehmen Stan-
des. Dies mögen auch die Vasenmaler selbst gefühlt und eben deshalb dafür ge-
sorgt haben, in den überwiegend meisten Fällen (l. — r.) den Gott außer durch
seinen Dreizack noch durch das ihm in die andere Hand gegebene Attribut eines
Fisches zu charakterisiren, der überwiegend oft (m. — r.) ein sehr bestimmter Del-
phin, nur ein Mal (1.) eben so sicher kein Delphin, sondern wahrscheinlich ein
Thunfisch ist. Nur die Maler von h., s.— u. haben auf den Fisch und der Maler
TOD k. hat auf den Dreizack verzichtet, neben welchem derjenige von i. seinen
Gott nicht mit dem Fisch ausstatten konnte, weil er seinen linken Arm mit der
auf den Giganten zn stürzenden Insel belastete.
Je weniger Unterschiede nun aber zwischen den stehenden mit dem langen
Chiton und' dem Himation bekleideten Gestalten des Zeus und des Poseidon vor-
handen sind, um so mehr verdient die bedeutsame Verschiedenheit in den Darstellungen
beider Gottheiten hervorgehoben zu werden, daß während bei Zeus in den Vasen-
bildem dieses Stiles wie aller Stilarten das Thronen und Sitzen bedeutend über-
wiegt, Poseidon besonders in den hier in Rede stehenden Vasengemälden nur ganz
selten sitzend dargestellt worden ist. Unter den publicirten sind nur folgende drei
Fälle bekannt:
T. Herakles* Einführung in den Olymp, Sosiasechale (Berlin), abgeb. Mon. dell' Inst. I.
Ut. 24. 25, Oerhard, Trinkschalen und Gehße Taf. 6. 7, Denkm. d. a. Kunst I. No. 210
Und sonst. Fragmentirt.
w. GötterTersammlung (München No. 405) , abgeb. bei Gerhard , Auserl. Vasenbb. I.
Taf. 7.
z. Triptolemos' Aussendung, HIEPON EPOIE^EN (Castellani), abgeb. Mon. dell' Inst.
IX. tav. 43.»).
Hervorzuhebende Einzelheiten bietet weder v. noch w., wohl aber x. den be-
merkenswerthen Umstand, daß der hier durch Namensbeiscbrift über allen Zweifel
gesicherte und mit dem Delphinsattribnt ausgestattete, außerdem von der ebenfalls
benannten Amphitrite begleitete Poseidon anstatt des Dreizacks ein kurzes, spitz
^Qlanfendes Scepter in der Rechten aufgestützt hält^), eine Thatsache, mit wel-
cher die oben S. 214 verzeichneten und besprochenen Vorkommnisse in schwarz-
figurigen Vasenbildem zu verbinden sind und an welche später wieder zu erinnern
Sein wird.
Endlich liegt ein dritter, allerdings in der Hauptsache wiederum durch das
dostOm bestimmter Typus des Poseidon in folgenden edirten Vasengemälden vor:
y. Gigantomachie (Berlin 1002), abgeb. bei Gerhard, Trinkschalen Taf . X. XI. S. Atlas
Taf. IV. No. 12. b.
a) Drei weitere unedirte Vasengemälde s. b. Manitius a. a. O. p. 13.
230 I.HIST.fBERSICHT OBER D. RniieTL. ENTWICKSL. niCR OESTALT DES POSRIDOK
. Desgleichen (Lujmei) , abgeb. bei Gerlmtd e
O. Taf. J
S. Atlai Taf. )
aa. Deieleichen (lanciibild derselben Kylix), abgeb, ebendas. 8. Atla« Taf. V. Vo. I
bb. D<^>glei(^hon, Abgeb. bei Notil Den Vetgers. L'Etrurie et lea Etrueques III. pl,
cc, Deagleiclien (Floreml. Unedirl. S, Atla» Taf. XII. No. 26.
dd. Desgleichen (CaalelUiii). UaediTl. S. AUaa Taf. XII. No. 27.
ee. Verfolgung einer Frau (Athen, Archaeol. Gcaellsch. 8S0), abgeb. bei Hejrdt
Griech. Vaacabb. Taf, II. No. I.»).
Das Gemeinsame dieser Bilder ist die Bekleidimg des GottoB mit einem korzen,
bald gegürteten, bald uogegilrteten Chiton, zn dem sich nur in dd. noch eine vom
Unken Arm herabhangende Chlamys, In ee. ein um die Arme gelegtes MAnt«lchen
gesellt, das an die Tracht des Poseidon in den Vasen der ersten Classe und den
Münzen von Poseidonia erinnert. Obgleich es sieb in diesem Vasenbild um eine
Liebes Verfolgung handelt , wird man doch kanm irren , wenn man annimmt , die
hier von den Malern beliebte kurze Chitontraeht des Poseidon hange mit der Situa-
tion des Kampfes zusammen, in welcher der Oott in fast allen Bildern dieser Art
dargestellt ist und diese Annahme wird noch dadurch befestigt, daß schon ein
Vasenhild mit schwarzen t'iguron^j genau dieselbe Erschelunng bietet, während in
anderen schwarzligurigen Bildern Poseidon gerllstet. in einer rothfigurigen Giganto-
maohie dagegen'^) auch Zeus in der hier in Rede stehenden kurzen Chitontrac.ht
erscheint. Wenn dem aber so ist, so wird man anch diesen Poseidon ty]}ii8 so
wenig wie denjenigen der zweiten Classe fllr einen an sich chai'akteristischen er-
klären dürfen, so passend er angewendet sein mag und so leicht es sieh d;
erklärt, daß er gelegentlich, wie dies z. B. in ee. geachehn, auch auf die
Stellung des Gottes in anderen Situationen übertragen worden ist.
Von
Kel
liegen eclit archaische nicht vnr, dagegen einige archaVstiscbe von zum Theil
geringem Interesse, n&mlich :
1, Puleal im capitolitiiachen MuBPUtn tu der obern Gallerie No. 76 mit eine)
iiDinei uncrklllrteii ne»ammtdarHtelluiig<*). Siehe Atla» Taf. XU, No. Vi.
2. Relie^Iatte im Hofe do« FoUxcd Mattet iii Rom, EinedSgur des Poseidon'
Aüas Taf. XU. No. 13.
.I. Reliefbruchsiück in der äammlung der nrchoeolog. üdsellsclittftj in Athen'). Kopf
und Schultern des Poseidon ncbat den I^pitieti des geschulterten Dreiiacks gegenObcr
ataphanegeichmftckten Kopfe einet mit dem Sccpter aiug;'!*Uttetcn Ptau.
1. [Uli ef platte 't') in der Lo^ia acuperta de« Vatican No. 4(i7fj, EinielGgui dca
teidoD. S. AÜa< Taf. XII No. N.
]
■) Einige weitere unedirte Bildet , welche hiehet *u gehöre
bei MsnitiuB a. a. 0. p. 1 1 aq. Vasen 'n, *o, *q, *i. Daa im
171 (tl. cänun. I. pl. 4| abgebildete Vasengemaldc bleibt «eines
gani aui dem Spiele.
b) Hillingan. Aneiont unod. Mon. I. pl 9, Bl. cenm. I. pl. 6 (Wien).
0) Oethaid, Trinkachalcn Taf. 10. II, ni. AUoa Taf. IV, No. H a.
d) Vetid. Xd. II, a. 2V. Relief i mit Note b.
e) Abgeb, Mon. Mattheiana HI, ta.h. 10. No. 1.
f) Abgeb, bei KchQne , firiccli. Kcliefs aiu albcn. ^^lunmluiigen Taf. 24. No. I
»etgl 8. 51,
g) BeBchrtib. Unnm 11 u. S l!)<i, l>i|;giB srop Nu Z». a1<geb Mob. Pio-tlen. ]
l . DIB ENTWICKKL. DEB GESTALT DES POSEIDON IN DER ALTERTHÜML. KUNST. 231
5. Viereckiger Altar in Villa Albani a) . Hochzeitszug des Zeus und der Hera. S. Atlas
Taf. X. No. 29. b.
6. Ehemals Borghesischer s. g. Zwölfgötteraltar, jetzt im Louyret>).
Von diesen Reliefen gehören die ersten drei der T3rpenreihe an, welche durch die
Münzen von Poseidonia und Sybaris und die rothfigurigen Vasenbilder der ersten Classe
vertreten wird. Am augenscheinlichsten No. 1 , in welchem Poseidon mit demselben
um die Schultern und Arme gelegten Mäntelchen erscheint, welches er auf den
Mflnzen von Poseidonia und in den Vasengemälden a. und e. trägt. Und da ver-
dient es nun mit allem Nachdruck hervorgehoben zu werden , von wie großer
Wichtigkeit ftlr die Bedeutung dieses Typus der Umstand ist, daß derselbe in einem
Relief wieder erscheint, welches den Gott in so gänzlich von derjenigen der Mün-
zen und der meisten Vasenbilder verschiedener Situation , ruhig und friedlich im
Aufzuge der anderen Gottheiten dahinschreitend darstellt. Denn, mag man die Er-
findung dieser Figur dem nachahmenden, archaistischen Künstler zuschreiben, oder
sie aus einem von ihm nachgebildeten echt alterthümlichen Kunstwerk ableiten , im
einen wie im andern Falle ist ganz besonders durch dies Relief neben der Vase e.
und der schon oben S. 226 erwähnten Gemme [Gemmentafel IL No. 11) klar, daß
e^ sich um einen Typus als solchen handelt, den man für den Gott schlechthin als
charakteristisch erkannte, also um mehr denn bloße Wiederholung eines für einen
bestimmten Zweck erfundenen Schemas.
Dies aber wird bestätigt durch die beiden Varianten in den Reliefen 2 und 3 ;
denn mehr als Varianten sind weder sie noch die Münzen No. 9 und 10 von
Sybaris oder die Vasenbilder b. — d. So wie die über den linken Arm gehängte
Chlamys der Münze 9 von Sybaris und des Vasenbildes c. schon in dem Vasenbilde
d zu einem eben so angeordneten großem Gewände geworden ist , so ist hier in
No. 2 das Mäntelchen des ältesten Typus — daß wir es so nennen — zu einem
über die Arme geworfenen und den Rücken , aber auch Nichts mehr bedeckenden,
weiten Himation geworden und sowie in der Münze No. 10 von Sybaris und in
der Vase b. alle Gewandung aufgegeben worden ist, tritt uns die gleiche Ersehe!-
oung völliger Nacktheit — soweit man bei dem geringen Bruchstücke mit Sicherheit
wteilen kann — in dem Reliefe No. 3 entgegen. Daß aber gleichwohl beide Re-
^^fe dieselbe Grundanschauung von der Gestalt des Gottes vertreten, wird im Ernste
wohl Niemand bezweifeln. Und diese Grundanschauung ist auch in den Körper-
fornoen der beiden ganz erhaltenen Reliefe, zumal in No. 1, sowie in der Gemme,
vortrefflich durchgeführt; die breite Brust mit den kräftigen Schultern und die
^^k, stärker als bei irgendeiner der anderen männlichen Figuren desselben Re-
^h ausgebildeten Schenkel des fest ausschreitenden Poseidon entsprechen ganz dem,
^^ man bei den Münzen von Poseidonia und den entsprechenden Vasengemälden
^(>achten kann, und es unterliegt keinem Zweifel, daß hier der überkommene
!*^- ^2, Pistoleßi, II Vaticano descritto V. tav. 78, Braun, Vorschule der Kunstmyth. Taf. 20,
. '^^. d. a. Kunst II. No. 73, Gal. myth. I. pl. 62. No. 297 und sonst in einigen Nach-
'^^eö. Vergl. Zoöga in Welckers Zeitschr. S. 398, Böttiger, Kunstmyth. U. S. 343 f.
a) Vergl. Bd. II. S. 22. Relief 5 mit Note c und oben S. 175.
b) Vergl. Bd. II. a. a. O. Relief 3 mit Note a. Modem ist am FMeS^mi d
^^ Theil von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte. n
i
■2:f2
I.mST. ÜBERSICHT ÜBEKD.KÜNBTL.KNTWirKKL.DKSliESTALT BKS POSEtDOS.
TypiiR mit vollem BewuBteein auBgeprttgt i»t. Rtwns schwächlicher ist die Aas-
rilhrun^ in No. 2.
Der in den Vitsengomälden der zweiten CIhsb« vorliegende Typoa wird nnt^r
den Reliefen dureli No, 4 vertreten, wie dies schon von früheren Besprechern dieser
Figur (b. oben S. 228) bemerkt nnd hervorgehoben worden ist. Daran wird »nch
durch die Eigenthttmlichkeiten derHciben Nichts geändert, so bemerken« «erth tfe-
selben sein mögen, so die Art, wie das schmale Obergewand nto Leib und Arme
geschlungen ist, und besonder» die bei männÜehen Gestalten ganz singulare EntblABiing
der einen Sclndter durch das Horabgleiten des Chiton von derselben. Bewegung
und Charakter dieser Fignr »lud verschieden aufgefaßt worden, doch werden in Betreff
der erstem wohl Zoögn und 0. Mililer das Kichlige getroffen haben, von denen jener
sagt, er glaube in der ganzen Bewegung, die völlig verschieden ist von der, welebe
auf Ähnlichen Werken den anderen Oottbeiten gegeben wird, eine Fignr zu sehn,
die auf den Wellen geht, und dieser: Poseidon sei über das beruhigte He«r mit
gleitenden Sebritten dahin wandelnd dnrgestellt; denn grade das Gleitende
der Schritt«, welches die FIttche besänftigter Wellen zur Unterlage zu haben scheint,
ist ganz vortrefflich ausgedrückt , so daß weder Wieselers Ausdnick : der Gott
eile sichern Trittes dahin, uouh derjenige Brauns, der Gott wandele raschen,
aber festen Trittes über die Wogenflftche dahin, als habe er Erdreich unter
den Füßen, daä Richtige treffen dürfte. Die ganze Haltung des Gottes spricht
Hilde und Frieden aus, Nichts von Gewatlsamkeit, Niclils von Anstrengimg , Uaet
nnd Eile, so schnell auch seine Fortbewegung, wie die anderer Gßtter. sein mag.
was sich in dem Gegenzuge der Luft in den Fallen seines Gewandes ansdrtlelrt.
welche daneben Etwas von der Bewegung des ablaufenden Wassers, der znrflck-
sinkenden Welle an sich tragen. Den Dreizack trUgt Poseidon nihig, j« wir
spielend leicht angefaßt, geschultert im rechten Arm, auf der vorgestreckten LEnken.
einen Delphin, der seinen Schwanz, vielleicht wie zulraulich (Braun. Wieseler) an
seinen Arm geschlnngen hat. Uit dem Allen stimmt denn auch der Ausdruck it^
ilhrigens reichlich unschönen Gesivhtes Hberein, welchen ZoPga nnbcgreiflicherweis^r
"grimmig' nennt, wahrend er dot^h vollkommen ruhig und, verm^e des klcioerk.
vom oberu Lid bedeckten Auges und des weit geöffneten Hundes fast schlAfri»
zu nennen ist, während auch die Behandlung des sehr achlicliteu und wie fruchl
gehaltenen Haares und Bartes zu einer milden Auffassung bestens paßt. So wan-
delt der Gott dahin, roll stillem Blicke die FlÄche des beruhigten und im 8eiiDeTi-
Bclieine glänzenden Heeres Ober»chanend. Ob sich für diesen Poseidon ein be-
stimmter Beiname wird linden lassen, steht wenigstens in sofern dahin, wie e« sic-h
dabei um einen mil diesem Beinamen und nur mit ihm verknllpfien featen Typ«*
handelt. Denn Im dbrigen könnte man den Reinamen -AsphaüoB" iricbli^rer
'Aatpä/GiQc). welchen 0. Müller im Texte zu den Denkm. d. a. Kanet a. a. O
ihm beigelegt hat, passend genug finden. Allerdings hatte diesen Beinamen Wim^«'
eingeklammert und schon de»halb fllr unpassend erklärt, wi'.il sich deroelb*
nicht sowohl auf die Beruhigung des Heeres, als auf die l(ere»tigiiDg und Sirbennf
der Erde beziehe, neuerdings aber ist er von dieser, auch von anderen Mjlholo^
getheilten Ansicht*) zurückgekommen und hat nach dem Vorguige Prelle»') '''"'
*, ». «uch Welcker, Urioih. (iOHetl. II. 8. ü'.
h] Oriech. H7U1. 2. Aufl. I 6. 455.
1 . DIE KNTWICKEL. DER GESTALT DES POSEIDON TN DER ALTEBTHÜML. KUNST. 233
BeziehiiDg des Poseidon Asphaleios anf das beruhigte Meer und die glückliche
Schifffahrt neben demjenigen anf die Befestigung der Erde als Yai7j0X0(; und Oefie-
kio\ji/o^ üaehgewiesen*]. Kann man hiernach nicht läugnen , daß dem Poseidon
der vaticanischen Platte, sofern er über* das beruhigte Meer dahinschreitet , der in
Rede stehende Beiname gegeben werden könne, so muß doch zweifelhaft bleiben,
ob er ihm in der That beiznlegen sei, in so fem wir den Poseidon Asphaleios in
anderen Typen kennen, anf welche zurückzukommen sein wird (s. Cap. X.). Für
noch weniger gesichert kann der andere Beiname »Epoptes«, den Müller im Handb.
§ 355. Anm. 4 vorschlug, gelten, wie auch Wieseler richtig bemerkt hat, »obgleich
er zn der Handlung (?) des Gottes wohl passen würde«, ja es ist sehr zweifelhaft,
ob seine Anwendung zweckmäßig wäre; eben so füglich könnte man aus Herodot
iVn. 192) den Beinamen ücorrip vorschlagen, oder, der ionischen Tracht wegen,
mit Preller den Namen ' EXixaivio^, wenn damit Etwas gewonnen wäre. Nur daß
nun sich des oben hervorgehobenen Charakters der Figur bewußt bleibe, welcher
0118 diesen Typus, den wir in der Liebesverfolgung Aethras und im Gigantenkampf
am entsprechendsten in Vasengemälden fanden, in einer von beiden dort gegebenen
Sitaaüonen verschiedenen dritten, und eben damit als einen bestimmten Tjrpns des
Gottes vorfahrt.
Nicht irgendwie charakteristisch endlich sind die beiden letzten Reliefe No. 5
imd 6, welche uns Poseidon im weiten Himation und durchaus nicht anders zeigen,
als wie anch-Zeus m den beiden Reliefen erscheint, denen diese Poseidonfiguren
angehören . Überblicken wir aber die ganze Reihe der Reliefe, so wäre etwa noch
auf die üBerwiegende Häufigkeit der Haartracht mit dem hinten aufgebundenen
. Schopf (3. 4. 5 mit der Abart in 1) hinzuweisen, weil dieselbe auch in den
Viaenbildern vergleichsweise nicht selten ist, obgleich nicht vergessen werden darf,
daß auch Zens in den Reliefen 1 und 5 und in dem s. g. Zwölfgötteraltar im
LoQvre ebenso erscheint. Das in den Vasenbildem so gewöhnliche Delphinsattribut
ist Beben dem Dreizack in den Reliefen nur zwei Mal ( 1 und 4^ nachweisbar ; ob
der Gott dasselbe in No. 3 fahrte, muß dahinstehn.
a) (iött. gel. An«. 1874, Nachrichten v. d. königl. Ges. d. Wiss. No. 7. S. 153 ff.
234 1. »EST. tlBERSICHT TBER D. KftSHTL. I
M.r im» mgKiDi
zwi'UTKs c'ArrrKi,.
Wer sohnf das Ideal dea Poseidon?
Auch hier wie bei der Hera kann ein gewissenhafCer and oflcbtemer Forecher
du kunelgescbiohtlinhe Capttel, welclies aich mit der Kutwickeliiug und Vollendung
des Potteidonidcale» beschäftigt, nur mit einer Frage nach dem Urheber desselben
überschreiben, einer Frage, welch«, wiederum grade wie bei Hera, die zweite nach
der BeschalTenhcit dieses Ideales einschließt. E.» hat freilieb aiH^li hier nicht an
mehr oder weniger bestimmten Antworten gefehlt; aber wenn z. B. Fenerbach*)
meint, wahrscheinlich sei es Lyaippos gewesen, welchem das Ideal dicHcs Gatte«
seine Vollendung verdankte, so wird sich weiterhin ganz von aelbst ergeben, wie
wenig haltbare Gründe für eine solche Annahme vorbanden sind, und wenn Böttjger^;
behauptet: »wer auch das Ideal Nejituns zuerst vollendet haben mag, Myron oder
Praxiteles oder Lysipp. nach Fhidias ist es ganz gewiß erschaffen«, so ist diese
Behauptung ungefithr so viel werth wie die Vermuthung Ü, Müllers"), das Poseidon-
ideal sei wahrscheinlich besonder» in Korintb ausgebildet worden. Für den Unbe-
fangenen bleibt Nichts Übrig, als zunüchst eine Durchmusterung der bestimmten
Künstlern und Pei-ioden zugehörigen Poscidoudarstellungen, deren Liste leider eine
ziemlich kurze und, da wir von sehr wenigen Werken mehr als die bloße Bxistens
kennen, zugleich eine nur wenig lehrreiche ist , aus deren Aufstellung und Unrch-
prUfung sich aber dennoch der eine und der andere (iewiun ziehu*, tier etne
und der andere Irrthum beseitigen SBt.
Um an das bereits im vorigen Oapitel Erwähnte auEuknUpfon, Nind hier ti»
die frühesten in Betracht kommenden Poseidons tat uon die noch der Zeit des rejfen
Archaismus angehörenden des Gl^aukos von Argos und die von den (Jriochen Dach
der Schlacht von Plataeae auf dem Isthmos geweihte zu nennen. Die crstcre stand
nacJi Pausanias^j mit Amphitrite und Uestia zusammen in Olympia, eine Verbio-
dung, von der Preller') annimmt, daß sie sich auf glückliche HeimkeJir an d«n
htiuslicbcn Heerd vom Heere oder auf gllK^kliche Ansiedelung nach langem AoeleU^
beziehe, was poetisch empfunden, auch wohl milglieh , aber nicht hewrisbar i*t.
Die Zeit dieser Bildwerke eines sonst uubekannlen Künstlers be.itimmt sich Bir>)|
Pausanias' eigener Bemerkung nseh derjenigen des Weihenden, d. i. Ol. 78. I.^ —
78. 2']. Wesentlich gleichzeitig ist die zweite Statue des Poseidon von i
nnlwkannten Meister, von der wir auch nur das Material. Erz, und die Ur<^Be |
sieben griechischen Ellen aus Herodot^) kennen, die aber immerhin als
a) OcKh. d. gnech. Plutik 11. S. 155.
b) KuMtmythol. H, 8. :M7.
c) Huidb. } 364- 5.
d) Pbumh. V- 26. 2. Tn U dvalHiiiira MnJHou - ■tn'Jran i^v tc
TOsdSt dvoSTiijatii MmuB'i'j- 'AjirfiTpl-nj Tt iix floKiioiv xoi *K)t[(i. l'/iüsa« 41 4 «
ApYtiot
c) In Taulfs Hcalencyclop. V, I. S. 501), Aum. ".
1) S. Pauian. n. a. O. Ü 1, HeMxl VU. 170. Diod. Sicul. XI. 4» u i
Gcwb il. griecli. KOimler I. S «2.
2. WER 8CHUF DAS IDEAL DES POSEIDON? 235
EiBzelstatne des Gottes , von der wir erfahren , einige Aufmerksamkeit verdient.
Diese Statue mit einer derjenigen zu identificiren , welche Pausanias^) auf dem
Isthmos erwähnt, würde um so verkehrter sein, als der Perieget, der an so be-
deutungsvollen Bildwerken nicht gleichgiltig vorübergeht, den gleichzeitig in Olympia
aufgestellten Zeus sehr bestimmt und unter Nennung des von Herodot verschwiege-
nen Künstlernamens, des Anaxagoras von Aegina, als den nach dem Sieg über
Mardonios geweihten erwähnt^). Diesem Anaxagoras oder der aeginetischen Schule
im Allgemeinen auch den Poseidon zuzuschreiben, wie das geschehn ist, liegt kein
Grund vor und es wird auch Nichts damit gewonnen.
Demnächst ist neuerlich wiederum mehrfach^} von einer Poseidonstatue des
Myron, noch dazu von einer solchen von Goldelfenbein die Rede gewesen , welche
schon bei Böttiger (s. oben) spukt, aber einfach in's Reich der Fabel zu ver-
weisen ist**).
Und somit gelangen wir chronologisch zu P h i d i a s und seiner Schule. Auf den
großen Meister selbst wir^ oin mit Amphitrite zusammengestellter Poseidon in dem
US Gold getriebenen Relief an dem Bathron des Zeus in Olympia zurückgeführt^),
▼OD dem wir leider irgend etwas Näheres nicht wissen*^) ; aus Phidias' Schule und
Werkstatt aber stammt der wunderbare Poseidon der westlichen Parthenongiebel-
gnippe (s. Atlas Taf. XII. No. 28) und die Reliefgruppe des Poseidon' und Apollon
Patroos*^), der ionischen Stammgötter^) am östlichen Cellafriese desselben Tempels
(8. Atlas Taf. XII. No. 15) ; jener der Inbegriff des Gewaltigsten, wuchtig Kraft-
ToUen und schwungvoll Bewegten, was in antiker Plastik von über das menschliche
Maß gesteigerten Menschenformen auf uns gekommen ist, ein Poseidontypus, der
ttch dieser Richtung hin nicht überboten werden kann, dieser, der Poseidon im
Friese ^) eine ganz entgegengesetzte Erscheinung, seiner ionischen Cultanschauung
^ 4>uTaX(iio^ gemäß friedlich und ruhig , keine hochideale Figur , vielmehr mit
Quer gewissen materiellen Derbheit z. B. in den stark geschwellten Adern der
krabhangenden rechten Hand durchgeführt, aber, grade in dieser Charakteristik,
*nik er dem Wesen des mehr durch körperliche Kraft als durch überlegenen Geist
gewaltigen Gottes vortrefflich entsprechend. Mit der Linken scheint er Etwas ge-
httten zu haben, von dem aber keine Spur übrig geblieben ist ^^) , das folglich nur
durch Malerei ausgedrückt gewesen sein wird ; daß dieser Gegenstand ein aufge-
stlttxfter oder schräge gehaltener Dreizack gewesen sei, ist einmal nach der Haltung
^T Hand und der Finger und dann deswegen unwahrscheinlich, weil man sich für
den Dreizack wohl kaum auf Malerei beschränkt haben würde, während das Scepter
a) Pauflan. I. 1.7. Zwei im Pronaos des isthmischen Tempels, 11. 2. 3 in Lechaeon, II. 2. 3
*^ dem Molo bei Kenchreae.
b) Pausan. V. 23. 1 u. 3.
c) Urlichs, Skopas' Leben u. Werke S. 136 Anm. ; E. Petersen» NuoTe memorie dell*
^ P- 101 und BlUmner, Archaeol. Studien zu Lukian S. 17.
• ^ d) Pausan. Vi 11. 'Eirl xou ßddpou .... X9^^^ ironfjfMtra . . . . xal IJJtj tow ßidpou izp^
' '^poti 'ApL^iTpCxT] xal flooet^&v.
«) S. m. Qesch. d. griech. Plastik 2. Aufl. U. 8. 78 Ko. 8 v»' m^^UMÜB, Der Pur-
^^liS. 258. PUtte VI.
^ Vergl. Michaelis a. a. O.
'23B I. HlSr. L^IIEKSICHT (lllEH L>. KCSSTL. ENI Wll'KEl,. DER UKWTAI.T DE« POSUM
dea ZeuB und die Fackel der Demeter von H&rmor gebildet, die Lanze d«r Athma
wahracheinlicb von Erz angefügt war**).
Ob unter den zwanzig liöttern, welche an der Baiiis der Partlierios bei der
Geburt der Fandora nnwegend dai^estellt waien '') , Pofteidon sich befünd . maß
dahiustehn : nuwahrficheinlich ist es nicht und , insofern die Häufigkeit der Dar-
stellung des Gottes in attischen Kiinstwerken in Frage kutnmt, nicht gane gleich-
giltig. Von ungleich größerer Bedeutung indessen würde ea sein, wenn inwi !*(•-
seidon im ilstlichen Friese des Theseion , und zwar in derjenigen Figur erweistrn
könnte, in welcher ihn mehre neue Gelehrte'] erkennen xii dürfen glaubten, lUlin-
lich in der vordersten der rechts sitzenden GötCergnippe. Allein die B«nimnuug
der fraglichen Figur ist, wenngleich nicht schlechthin abzuweisen, so docli in hohem
Grade unsicher. Sie beruht zunächst auf der Erklärung des ganten Frieses oder
hangt mit derselben Kiisauuuen. Nun ist aber nicht allein keine der bisher ftir di« .
Oesammtiieit des Frieses gegebenen Deutungen genllgend '•'}, sondern es steht nicht ^
einmal fetit, obgleich es mehrfach iingenommen worden i^f'j < üaß die einand^^^
gegenüber sitzenden Gruppen von je drei Göttern einander entgegengeaetit , die
jenigen der küuipfenden Parteien sind''), so daß man auch nicht einmal hieranf eine^c~^
uchern äcbluU gründen kann. Was aber die fragliche Figur und ihre Uharaklia ^
ristik anlaugt, hat allein IHricha einen Grund für den Poseidonnamen nugegebe^^^
den nämlid), daß der Gutt den einen Fuli auf einen Felsen setzeV Hierbei li __^
Ulrichs ohne Zweifel die weiterhin zu erörternde classische Stellung des stebend^^Hoi
Poseidon vorgeschwebt. K» ist aber sehr die Frage, ob diese fUr den Mferesg^^miU
allerdings sehr charakteristische Stellung in der Zeit, um welche ea sich hier ba-^ni^
delt, Dberhaupt uchon erfunden war, und folglich in uoch weit höliereui Gra
itweifelhaFt, ob man einen Anklang an dieselbe — denn am mehr handelt t
in keinem Fall — in der Oberlragiiug auf eine sitzende Figur wird ann
dürfen. Dagegen darf nicjit verkannt werden, daß nicht allein ein passendes
Name als der des Poseidon für diese in reifer Httunliclikeit dargestellte Gottfl
schwer wiid genannt werden können, sondern daß auch die kraftvollen nnd bre^
Formen , in denen sie gebildet ist , filr Poseidon durchaus passend erscbeiiiz:
wälireud das Schema im Garnen und die Bekleidnag am meisten an den PoseS
im Parthenon fries erinnert.
Ungefähr eben su wie mit dem Po9eid'>n im Tlieseioufrie»e verhüll es »ich
a) So wenigsten» nacli Michael
b) Pliii. N. H. XXXVl. 15. 1.
. 257,
basi outeai quod caelatum e»t lltnödipat ffvca
nt, di ladlBant nascenli XX numero (oder wie man aonat emeadiren mag, >. d.
1 m. SchrifU)uelleii No. UGt),
c) O. MnUer, Hyperb.-TÖm. Studien I. 8. 27t) f., 29ä (»nui veTTOUthungaweiae-l,
a, KunKt zu I. No. lU9. a., Ub'ichs in dun Ann. dell' InBt. von INI2 p. 82 (aui^h >
eisen und Fnriohungen in tirieclienituid, hersuag. y, Pusbow, II, S. I45|, ». auch E,
Tchaeol. Zeitung von lH4:i S inb, Heydeniann, Analecta Tlieiiea, Berl. iHtiS p.
weifelnd) .
dj S. auOer den oben Angeführti'n auch Fiiederirhs , Hnusteinp S 1117 tuw
B. O. (Ann.. Mi).
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icoglio.
2. WER SCHUF DAS ID£AL DES POSEIDON? 237
der von mehren Gelehrten'^) als Poseidon erklärten Fignr im östlichen Friese des
liike Apterostempels , der links von der in der Mitte stehenden Athena auf einem
Felsen sitzenden . Die Deutung beruht auch hier auf der Nichts weniger als sichern
Erklärung des gesammten Ostlichen Frieses und wird durch das von Gerhard her-
▼orgehobene Sitzen auf einem Felsen nur schwach unterstützt, während sich da-
gegen nicht läugnen läßt, daß der Name des Poseidon für diese dem Zeus gegen-
ftber befindliche, oberwärts nackte, unterwärts mit dem weiten Hiroation bekleidete,
80 weit man in dem sehr verstümmelten Relief erkennen kann, reif männliche Gott-
heit mindestens nicht unpassend gewählt ist. Haben wir hier Poseidon anzuer-
kenneo, so bietet uns die Figur zum dritten Male im Wesentlichen dasselbe Schema,
welches wir im Parthenon- und im Theseionfriese gefunden haben, und das ist
trotz aller Unsicherheit immerhin beachtenswerth.
Chronologisch die nächste Stelle gebührt Dameas aus -Klei tor in Arkadien,
eioem Kflnstler aus der Genossenschaft der polykletischen Schule , welcher nach
Paosanias^j in der großen Gruppe, welche die Lakedämonier wegen des Sieges
bei Aegospotamoi nach Delphi weihten , außer anderen Figuren , von denen hier
ahiiigehn ist, den den Lysandros bekränzenden Poseidon machte; in welcher Ge-
Mt wissen wir leider auch hier nicht.
Dann haben wir aber sofort nach Attika oder zu attischer Kunst zurück-
zukehren, indem die in der Zeitfolge nächste Poseidonstatue diejenige desSkopas
i> der großen Marmorgnippe der Achilleusapotheose^) ist, der sich unmittelbar zwei
^Wstellongen des Gottes von Praxiteles anschließen, die eine innerhalb der
Sit^fien Zwdlfgötterreihe in Megara^) , die andere mit einer solchen des Apollon
^crbonden®) , wahrscheinlich in demselben Sinne dieser Zusammenstellung im Par-
thenonfriese, als die beiden ionischen Stammgötter.
Folgt Lysippos. Allein Alles was wir über eine von diesem Meister angeb-
lieh für Korinth verfertigte eherne Poseidonstatue wissen, steckt in einigen flüch-
a) Kramer, Bull, dell' Inst, von 1835 p. 118. Roß, Die AkropoUs v. Athen nach den
Bevesten Ausgrabungen S. 12 (»yielleicht«), Gerhard, Ann. dell' Inst, von 1841 (XIII.) p. 63,
▼<ergl. dessen Gesammelte Akad. Abhandlungen L S. 207, Weleker, Alte Denkm. I. S. 95
in der Anm. 19, Kekulö, Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike S. 18, Förster im
Bull deir Inst. v. 1870 p. 39, E. Petersen, Die Kunst des Pheidias u. s. w. S. 116.
b) Pausan. X. 9. 7. Aox£Saifj.o^(uj^ hk dir' dvxtxpu toutcov (eines tegeatischen Weih-
geachenks) dsa%inkaxd ioris dr: 'A^^aiwv (Ol. 93. 4) Ai(5«xoup.oi xal Ze^c xal 'AttöXXcuv xe xai
'Ap^{u;, im hk auToic RoaetSÄv xe xai Auoavopoc 6 'Apiüxoxplxoo oxe«pavo6fxevoc
b'RHIoaetomvoc xtX. 'A^^6Saipoc hk xai Aa(jiia<, 6 fuev "Aprcfutv xe xal llooet5o>va clp-
laooTo, In oe xov AuaavSpov, 'AÄTjv^Swpo; hk xöv 'AinSXXcuva diio(TjO£ xxX. Wegen Dameas' Stellung
»u Polyklet s. Plin. N. H. XXXIV. 50, m. Schriftquellen No. 978.
c) Plin. N. H. XXXVI. 26. Sed in maxuma dignatione delubro Cn. Domitii in circo
Flaainio Neptun US ipse et Thetis atque Achilles, Nereides supra delphinos et cete aut
hippocampos sedentes, item Tritones chorusque Phorci et pistrices ac multa alia marina,
oflsnit eiosdem manu, praeclavum opus etiamsi totius vitae fuisset. Wegen des Gegenstandes
■. die in m. Gesch. d. griech. Plastik 2. Aufl. II. S. 145 Anm. 16 angefahrte Litteratur.
d] Pausan. I. 40. 3. d^xaü^a (im Tempel der Artemis Soteira in Megara) xal Tm>t
lMf€xa ivo(iaCo|iiv(nv Äe&v loriv dfd'Kiia'ca, Ip^a eivai Xe-^opieva Upa^vrikfuj^.
c) Plin. N. H. XXXVI. 23 (Praxitelis opera sunt) in PoUionis Asinii monumentis et
ApoUo et Neptunus. Vergl. Anm. zu No. 1202 m. Schriftquellen.
23S I. HIST. [IBEHSICIIT dllKll U. Kf'NSTI.. K NT WICKEL. IIKR OEMTALT IIFB 11WEIIMJN
tigen Worten Ues Liikiau') , tu denen «bpnUrein eine witzige Polute die augwi-
Bcheiiiliche Hauptsache i»t. SuIl, indem dies liervorgehoben wird, damit anch nicht
gradezci die Biiiitünz dieäea lyi^ipijiachen Poaeidun in Ktirintii bestritten werden, so
miicble es doch wenig geratheii sein, sieb all zu sicher auf diese wehr als bei-
Iä«lige Nütiz zu vcilaseen oder T-ollendn die weitestgehenden Schlflsse auf dieselbe
zu bmieu, wie das doch gescUeliu sein rauQ, wenn die Annahme, Lysippos sei der
Urheber oder Vollender des PoHeidonideala , überhaupt irgend eine reale Basla in
kunstgeachichtlicher Überlieferung bikben soll. Eine andere, weiterhin zu prUfpnde
Frage hl die, ob die erlialteneu Uai-stellungen des Meergottes EinllUsse lysippiscber
Kuntit in dem Grade zeigen, daü man auf diese einen Schluß auf die Thütigkdt
des Meisters von Sikyon oder seiner Schule fUr die Fcstslclluiig des roaptdonidnaleo
gründen kflnne ; hier kommt es zunächst nur darauf an , mit allem NacJidmek
hervorgehoben zu haben , daß in der antiken Litteratur von irgend einem nähern
Verhältniß des Lysippos zum Idealbilde des Poseidon nirgend die geringste ^nr
vorhanden ist.
Die letzte plastische Uarstelinng des Poseidon von einem namhaften Künstler,
von der wir wissen , ist wiederum attisch , nämlich die Kolossalgruppe des PoseidoD
und der Amphitrite auf Ten us von Telesias von Athen, einem sonst anbekannten
Meister, dessen Zeit ebenfalls ungewiß ist. nur daß sie des Oewährsmannes, Philo-
choros wegen, aus welchem Clemens von Alexandrien''! diis Kunstwerk anführt,
vor Ol. 13(i— Hü (2;i(;— 220 v. u. Z.) fallen muß. üb sich die schßne P.jsddon-
tigur auf Silbermtlnzen von Teuos (MUnztafel VI. No. 10) auf die Statue des
Telesias zarUckrübren Ußt . ist auhr ungewiß und hangt weaeutlich davon ab , wie
eng mun die Verbindung des Uattes mit Amphitrite in dem Werke des Telesiaa
denkt. Daß sie gleichsam uls Eiuzelbilder {ö.fik\ifi7a. II. xai *A.) angeführt werdwi.
schließt eine nflhere Gruppirung Dicht aus, da die meisten Qruppen von den Allen
eben so, ohne Andeutung eines Zusammenhanges unter den Figuren itngvftlbrl
werden. Hher k'innte man auf eine nur lockere Zuatimmeustellung der beiden
Statuen daraus schließen, daß Tacitus (a. a. 0.) den Poseidon allein (Neptani
efligiemj anfahrt, wenn er damit das Werk des Telesias meint, wie allenlinga
wahrscheinlich ist. Die Poseidonfigur der Mduze zeigt keine Beiiehunt; zu einer
zweiten Person. Von der Poaeidou- und Amphitrllegruppe. welche Herode« Attioos
in den Poseid ontempel auf dem lathmos weihte'), muß hier ganz abgegehn ^
da sie in der Reihe der Kunstwerke, in denen sich d.-is Poseidonideal ent«
auf keinen VaW gezählt werden kann.
Auch die Malerei war an der Kutwickelung des Puseidouidealcs betheii
welchem Grade dies freilich von dem Oeroiilde des Zeuxis gelten mAge,
er den thronenden Zeus von Gottern umgeben'') darstellte, unter denen ubi
, iL 'F'ivbolYaii
Z"^»'
k) Lucian. lup, tng. V, dXXd oc p.iv
tanlrfiit, oix Ijiimt tAts Kopi-'IKcBy ^i^p'js'Jv.
b} CUm. Alci. Protrept, IV, p. 41 (Pott.) xnl fii^'- t«ü Ttt-tela-j toü
ftfli ihW^opoe, tffii (laiv iiS.^iia £vy(a!ti]-/jj llomiOv« n»! 'AiifKpInjc ty
v«6|tm. Vei^l noch Tucil. lU. tili ii. fttrsbnii X. |i. 4^7 in der Ann. ii
Sehiirkfuellen.
d) Hin, N H- XXXV
MsgniB
I luppiti
2. WER SCHUF DAS IDEAL DES POSEIDON? 239
\
Poseidon nur vorausgesetzt werden kann, ist völlig ungewiß; dagegen müssen wir
auf die Darstellung des Gottes in der ZwölfgOttorgruppe des Euphranor in einer
Halle hinter der Stoa basileios in Athen ^) um so größeres Gewicht legen, einmal
nach dem was uns Valerius Maximus ^j vim diesem Gemälde berichtet, Euphranor
habe sich in erhabener Darstellung des Poseidon der Art erschöpft, daß er es
nicht vermocht habe, seinen Zeus, wie er beabsichtigte, über jenen zu steigern , und
sodann, weil diese Angabe, an deren innerer Wahrheit, wie auch Brunn ^) bemerkt,
zu zweifeln kein Grund ist, mit dem Kuustcharakter Euphranors bestens überein-
stimmt und weil grade von ihm, dem Künstler, welcher nach Plinius"^) die körper-
Uche Tüchtigkeit und Mächtigkeit der Heroen ^j in vorzüglichem Maße darzustellen
verstand, eine besonders bedeutende Gestaltung grade des Poseidon angenommen
werden darf, in so fem bei diesem die körperliche Mächtigkeit und Wuchtigkeit ein
wesentliches Moment der Idealbildung ist.
Von einer Darstellung der Zwölf Götter von Asklepiodoros von Atlien, einem
wahrscheinlichen Schüler des Pamphilos von Sikyon und Zeitgenossen des Apelles,
wissen wir außer der Existenz nur den Preis , welchen Mnason, der Tyrann von
Elateia, für dieselbe bezahlte^].
Nicht ganz sicher endlich, wenigstens der Zeit nach, ist ein Poseidon mit Nike
von einem sonst unbekannten Maler Uippys , den Plinius ^j , in dessen Text der
ü^ame auch erst durch Coiyectur gekommen, zu den primis proximi zählt, während
sein Datum nach einer Anfuhrung bei Athenaeos^'] aus Polemon vor dessen Zeit
(Ol. 145, 200 v. u. Z.) fallen muß.
Wiederholen wir nun dieser kleinen Liste von Künstlern und Werken gegen-
Qber die Frage : Wer schuf das Ideal des Poseidon 1 so müssen wir zunächst ge-
stehn, daß die Alten uns eine auch nur andeutende directe Antwort auf dieselbe
vermissen lassen. Und nicht besser sind wir daran, wenn wir unser Verzeichniß
dttrch die wenigen bei antiken Schriftstellern etwas näher beschriebenen Poseidon-
Btitaen vermehren. So durcii die Statue in Helike, welche bei der bekannten Zer-
störung der Stadt durch Erdbeben (Ol. IUI, 4. 372 v. u. Z.) in den Hafen ver-
senkt wurde ^) und von der wir nur wissen, daß sie einen llippokampen als Attribut
a) Pausan. I. 3. 3. orod 0£ (jtzij^^* (der Stoa basileios) t|ixoo<i(jLT^Tat YP'st^«« eyo'jaa ^eouc
b) Valer. Maxim. VIII. II. ext. 5. nam cum Athenis XII deos pingcret (Euphranor),
^^tuni imaginem quam poterat cxcellcntiHsimis maiestatis coloribus complexua est, perinde
*c lovis aliquanto augustiorem repracsentaturus. sed omni impetu cogitationis in superiore
^'e absumpto posteriores cius conutus adsurgere quo tendebat nequivenint.
c; Künstlergeschichte II. 8. 1S2.
d; riin. N. H. XXXV. 128. hie primus videtur expressisse dignitates heroum etc.
^«rgl. das. 129. opera eius sunt .... Thcseus in quo dixit eundem apud Parrhasium rosa
P**tmn esse, suum vero came.
e) Vergl. Brunn a. a. O. S. 187 f.
f) Hin. N. H. XXXV. 107. Huic (Asclepiodoro) Mnaso tyrannus pro duodecim dia
^"^^ in singulos minas tricenas.
g) Plin. N. H. XXXV. 138. hactenus indicatis proceribus in utroque genere non sile-
"'^Ätur et primis proximi: 141. Hippys Neptuno et Victoria (speetatur). Vergl. Brunn a. a. O.
h) Athen. XI. p. 474 D, s. m. Schriftquellen No. i960 mit der Anmerkung.
i) Strabon VIII. p 384. 'Epoxoadf^c hk *al o6t6« l^tv cptjat töv xiirov xat toü; TropO-
OT«rb«ek, Knostmythologie. lU. 1^
240 I. niAT. ÜBERSICHT ÜBER D. KÜNTL. ENTWICKEL. DER GESTALT DES POSEIDON.
anf der Hand trag. Und ebenso durch eine gänzlich nndatirbare Statue in Anti-
kyra, welche Pansanias^) als aufrecht stehend, den einen Fuß auf einen Delphin
gestellt, die eine Hand auf den Oberschenkel des erhobenen Beines gelegt, in der
andern die Triacna haltend beschreibt, oder durch die wohl verwandt componirte
in Koriiith^] und diejenige in Neuhermione^) , oder endlich durch die als rahig
aufrecht stehend {a^(dk[i.aTa opfta] beschriebenen Foseidonstatuen in Didymoi bei
Hermione^s auf Cap Malea®), in Patrae'j und in Naupaktos'). Namentlich läßt
sich auch mit diesen Mitteln so wenig wie durch die Übersicht über die Poseidon-
bilder der namhaften Meister feststellen, von wem und in welcher Zeit die eigent-
lich classische Stellung des Poseidon mit auf einen Felsen (eine Schifl^prora oder
auch einen Delphin) aufgestütztem Fuß und auf dem hochgestellten Beine ruhenden
Arme, diese echte Seemannsstellung, auf welche zurückzukommen ist, erfunden sein
mag. Denn auf die, wie gesagt, nndatirbare Statue von Antikyra und die eben
so nndatirbare, wahrscheinlich ziemlich junge in Korinth kann man sich grade so
wenig berufen wie auf irgend eine der uns erhaltenen Statuen dieses Schemas.
Nur das Eine ist unzweifelhaft, daß diese Erfindung der Zeit vor Alexander oder
wenigstens seiner Diadochen angehört, sofern sich Poseidon in der angeftthrten
Stellung anf das schönste und verstandenbte ausgeführt in Münztypen des Demetrios
Poliorketes findet (s. unten) ; aber dies hätte auch ohne dies besondere Zengniß
und dasjenige, welches die bruttischen Münzen (s. unten) ablegen, festgestanden,
da wohl alle derartige kanonitüche Typen den Perioden vor den Diadochen an-
gehören.
Sieht man von diesem Schema ab und erwägt den Antheil, den die verschie-
di-neii Orte und Künstlerschulen Griechenlands an der Kntwickelung und Vollendung
des Poseidonideales gehabt haben mögen, so läßt sich der besonders von O. Müller
[oben S. 234) hervorgehobene Anspruch Korinths im Allgemeinen allerdings durch die
Bedeutung des dortigen Poseidoncultus rechtfertigen , welcher in der Stadt und in
iliicr Umgebung eine ganze Heilie von mit Statuen des Gottes ausgcätatteten Heilig-
thüuiern**) hervorrief. Daß bei einer so oft wiederholten Darstellung des
die koriuthii>chen oder für Korinth und die ibthmischen Heiligtliümer arbeitend
'i£{iovTa Toi; oixTueOatv. Vcrgl. Diod. Sicul. XV. cap. 19 und Pausan. VII. *J4. 5. u. tl.
a) PauKan. X. liü. b. 'AvTivfjpeviai 0£ . . . eottv im toj Xijjlsvi llo^eiodivi ryj jx^-ya Ispö*» . _,
t6 oe a][a).(jLa ipftov yxXxoOv 7:£7toiTjJjl£vov, [J^JÜr^xs 0£ £7:1 oeX^pivi tuj ixi(jtn t&v ttoo&n* xara to^^^t«
fji i/ei All T^jv /£ipa im TO) fxT^poj, iv oi t^ s'^^p? V^H^^ Tptatvd isTtv wj/rm.
b) Pausan. II. 2. S. nXirj^iov (am Heiligthum aller üötter) os (pxoo^p,T]Tai xj#^vtj, — awi
li'jaciodiv ir: vj'Tj yahAryj^ xal ocX^i; Otto toT; ttooiv ecri toO lloaeiouivoc d^tcic uocap.
cj Pausan. II. 35. I xal flooeioÄv yaXxoO; t6v Erepov irioa I/cdv im oe/.^tvo;.
(1) Pausan. II. 3G. 3. ivraOttot laTi »asv Upov 'AttöXXojvo;, gori Ih llosei^divo;, im oc o'V-^im;
AtjjjLT^Tpo;- «YdÄp-aTa oi öpHd AlOou Xe-jxoO.
e) Pau.san. III. 23. 2. II/iovTi oe ir. Hoidiv ti?,v im Ti^^ dxpav xf,; Ma>ia; XifiT,-» ^ rt*
övouLiC'iiAEvöv N'jfx'^atov xal IIoaeioÄvo; d^aXiia «ipHov.
f; Pausan. VII. 21. 7. Iloi; oe tCo /.la^vi Iloaeiowvo; ts va6; xat d^aXad iortv op^!#v /.«#ki.
g Pausan. X. 3S. 12. 'KvtaOHa £aTi [xky im Äa/.da^Tg vao; Ilooet^wvo; xai d-fa>.{&a öpM*
ya/.xoO reroiTjiXiVOv.
h) Vergl. Puu.san. II. 1.7 zwei Statuen), 2. 1 (drei Statuen., 2. 8 (eine Statue:, 3. 4 «ür
Siatiic;, 3. 5 eine Statue;, zusammen acht mit derjenigen aus platäischer Beute (oben S. 3^.',
derjcniiit-n dv< Ly^ippos oben S. 237 f.; und der von Ilerodes Atticus 11. I. 7 elf Sl«tueB
2. >VKB SCHUF DAS IDEAL DES P08KID0N? 241
Kfliistler, zu denen, wenn man der oben beleuchteten Notiz Lukians Glauben
schenkt, auch Lysippos gehört, ihren starken Antheil an der Entwickelung des
Pbseidonideales gehabt haben, ist an sich wahrscheinlich genug, nur daß wir leider
in keiner Weise bestimmen können, welcher Art der Einfluß dieser Kflnstler und
welches das Ergebniß ihres wetteifernden Schaffens gewesen sei. .
Etwas anders und besser sieht es mit der attischen Kunst aus, deren Anspruch
auf eine starke Mitwirkung bei der Ausbildung des Poseidonideals man gut thnn
wird, Korinth gegenüber nicht zu gering anzuschlagen. Haben wir doch nicht
allein Poseidondarstellungen von den hervorragend Bten attischen und für Athen
arbeitenden Meistern , von einem Phidias und aus seiner Werkstatt , von einem
Skopas, Praxiteles und Euphranor — um die Attlker Telesias und Asklepiodoros
gir nicht zu rechnen — zu verzeichnen gehabt, sondern auf die unz weife! bar her-
vorragende Bedeutung des euphranorischen Poseidon bereits hingewiesen , während
sieh diejenige des phidias*schen ans dem Parthenongiebel an den erhaltenen, ge-
wiltigen Resten noch heutzutage ermessen läßt und die Keliefdarstellungen, zumal
diejenige im Parthenonfriese, doch auch zu veranschlagen sind. Ja die Parthenon-
Mdwerke dürften sehr in Frage kommen, wenn es gilt die Behauptung Böttigers ^) :
•na eh Phidias ist das Ideal des Poseidon ganz gewiß erschaffen« kritisch zu
prfifen. Denn wenn man auch nicht behaupten will, der Ideal typus des Meergottes
W)e in der Rgur des Parthenongiebels seine äußerste und kanonische Vollendung
erhalten, weil sich dies für den Kopf, den Gesichtstypus, an welchen Böttiger un-
streitig lomeist gedacht hat, nicht nachweisen läßt und weil das oben berührte,
^ die Einzeldarstellung des Poseidon classisciie Schema der ganzen Gestalt in
den der Situation gemäß ganz eigeuthümlich bewegten Parthenonposeidou nicht
gerieben ist, so wird man doch nimmer verkennen dürfen, daß was die Körper-
fonnen und, fast möchte man sagen, auch was das eigenthümlich heftige Pathos
des Meergottes anlangt , der Poseidon des westlichen Parthenongiebels ein Muster-
Md darbietet, welches, offenbar vollendend was bereits von der arcii«Yscheu Kunst
öff^icht war , in seiner Art , wie schon früher hervorgehoben wurde , nicht weiter
ll^erboten werden konnte. Damit soll nun nicht etwa Phidias als der Schöpfer des
^Widonideales hingestellt werden , denn das würde heißen, mehr behaupten , als
^esen werden kann , wohl aber soll damit vagen Vermuthungen gegenüber auf
^en festen Punkt in dieser Untersuchung hingewiesen und Phidias ein hervor-
'^nder Platz unter den Ausgestaltern dieses Idealtypus gewahrt werden. Ob und
^oHn und wie weit etwa die jüngeren attischen Bildhauer, Skopas, Praxiteles und
Telesias den Altmeister überboten, wer mag es sagen? Daß dagegen Euphranors
^Wirksamkeit auf diesem Gebiete den berechtigtsten Anspruch auf die allerhöchste
'Achtung habe, ist schon hervorgehoben worden und wenn hiermit dem Maler
ß^genüber den Bildhauern ein hervorragender Antheil an der Entwickelung und
•
''^«besondere an der großartigen und erhabenen Ausgestaltung des Poseidontypus
^*i<ficirt wird, so ist es vielleicht auch kein Zufall, daß unter den erhaltenen Dar-
**ßUungen des Meergottes eine malerische, das palermitaner MosaYk (s. Atlas Taf. XI.
''^. 8) , alle plastischen just an Großartigkeit und Erhabenheit überbietet , ohne
^ damit natürlich dies Mosaikbild als eine Copie des Gemäldes des Euphranor
^^egeben werden soll.
a; Kunstmythol. II. S. 347.
16*
242 I. IirST. ÜBEKSICHT ÜBER D. KÜKSTL. ENTWICKEL. DEfi GESTALT DES POSEIDOK.
Wenn uns nun alles Vorstehende — and viel melir wird man kaum sagen
können, falls man positiven Grund unter den Füßen behalten will — zu keinem
weitern P^rgebniß führt , als zu dem, daß, während der Kunst des reifen Archais-
mus ein nicht unbeträchtlicher Antheil an der Entwickeiung des Poseidouideales
zukommt, mit Wahrscheinlichkeit den attischen Schulen der Blüthezeit ein henror-
ragender Antheil an dessen Durchbildung und Vollendung zugesprochen werden
muß, wogegen sich der Anspruch Korinths kaum abwügen läßt, so bleibt in Betreff
der Zeit der kanonischen Vollendung des Poseidonideales, namentlich des Kopftypns
des Gottes, die schon angeführte Böttiger sehe Behauptung: nach Phidias sei der-
selbe ganz gewiß erschaffen, und deren Begründung zu erwägen, welche dahin
lautet : »es ist stets ein Jupiterkopf, den Neptun in der schönen Epoche der Kuast
trägt, nur mit einigen, tiefer in der Sache selbst begründeten Abänderungen. Alles,
was vom Meere herkommt, abstammt, trägt den Charakter der wilden, gewaltigen^
unbändigen Natur . . . Etwas Rauhes mußte sich also selbst in den Gesichtszügen
Neptuns, vor allem aber iu seinem Haar- und Bartwurf offenbaren, so ähnlich auch
sonst die Züge und Uaaro dem Phidias^ischen Jupiterideal waren«. Auf das inner-
liche Wesen des Poseidonideales muß im folgenden Capitel zurückgekommen werdee,
hier geht uns nur das angebliche Verhältniß zum Zeusideal des Phidias an. Nun
wird sich die große Verwandtschaft des Zeus- und des Poseidontypus in den um
erhaltenen Monumenten gewiß nicht, und zwar um so weniger längnen lassen, als,
obgleich zwischen gewissen Zeusköpfen einer- und gewissen Poseidonköpfen anderer-
seits die charakteristischen Unterschiede groß genug und auch bestimmt genug mit
Worten auszusprechen und nachzuweisen siud, bei manchen anderen Köpfen die
Frage, ob sie Zeus oder ob sie Poseidon darstellen, Nichts weniger als leicht an
entscheiden ist, oder als es, wenn diese Frage nach äußeren Umständen wie bei-
gegebenen Attributen oder der Zugehörigkeit zu bestimmbaren Statuen, entschieden
werden knnu, kaum in allen Fällen gelingen dürfte, das charakteristisch Po:^eid(>-
nische dieser Köpfe auszufinden und darzulegen. Wie weit und iu welchen Fällen
dies uutergeorduetem künstlerischem Werthe und mangelhafter Charakteristik der
Exemplare zur Last zu legeu, ob es der innerlichen Verwandtschaft der zwei
Kronideubrüder zuzuschreiben ist oder endlich einer Ableitung des Poseidouideales^
aus dem früher zur kanonischen Geltung gelaugten Zeusideale, das sind einstweilec^
offene Fragen. Sehr wichtig aber ist es iu kunstgeschichtlich-kun(itmythologische.v
Beziehung, das von Phidias geschaffene oder vollendete Zeusideal hier nur mit alle^
Vorsicht in die liechnuug zu stellen. Denn was wir als das besondere phidias'seftie
Zeusideal kennen'^), war Böttigern und seinen Zeitgenossen als solches unbekaamf,
was ihnen als das Zeusideal des Pliidias galt, das gilt uns nicht mehr als dieaa*,
sondern als das Endergebniß einer weit unter Phidias herabreichenden, lebeadigcfl
kiinstgeschichtlichen Fortentwickelung. Und wenn es uns nun gelingt ans den tum
erhaltenen Darstellungen des Poseidon in der Art eine mittlere Norm des Poseidot-
ideales abzuleiten, wie eine solche Ableitung für das Zeusideal versucht wordniiA
wer wird verkennen, daß dies für uns kanonische Poseidonideal aller Wahnflhib*
lichkeit nach eben so wie das für uns kanonische Zeusideal das EndergdMÜ iv
ganzen kunstgeschichtlicheu Entwickeiung bis in die römischen Zeiten ktfab 1|
a S litl. II. S. 4! f.
3. DAH IDEAL DES POSEIDON. 243
aos der unsere Exemplare allesammt stammen? Obendrein aber das Krgebniß einer
Entwiekelnng, bei welcher wir das, trotz allen Modificationen , in vielen Stücken
iHMingebende Vorbild, wie wir es für das Zensideal im Zeus von Olympia auch
jetxt noch anerkennen dürfen, für Poseidon nachzuweisen nicht im Stande sind.
Wenn demnach das Poseidonideal in den erhaltenen Büsten , Statuenköpfen und
aoBStigen für dasselbe bedeutsamen Kunstwerken als eine bewußte Modification des
in den erhaltenen Exemplaren uns vor Augen stehenden Zeusideales, ja diesem hier
und da nicht leicht unterscheidbar verwandt erscheint, so ist darin irgend ein unmittel-
bares, ja ein berechenbares Verhältniß des Poseidonideales zum Zeus des Phidias
m kräier Weise gegeben, so daß wer den Zeus des Phidias als Voraussetzung der
Vollendung des Poseidonideals ansprechen wollte, den Beweis für seine Behauptung
wohl schuldig bleiben müßte. Vielleicht würde aber auch der irren, welcher das
uns als kanonisch geltende Zeusideal als Basis und Voraussetzung des kanonischen
oder uns als kanonisch geltenden Poseidonideales betrachtete. Denn wir können
ihr gegen.seitiges kunstgeschichtliches Verhältniß nicht ermessen und müssen, bis
wir etwa einmal das Verhältniß des phidias'schen Poseidonkopfes zum phidiss'schen
Zevskopfe genau kennen , die Möglichkeit zugeben , daß die P'ortentwickelung des
PoBeidonideales unter der Hand der jüngeren Meister auf diejenige des Zeusideales
der Perioden nach Phidias eben so wohl eingewirkt haben kann , wie umgekehrt
das Ideal des Zeus auf dasjenige des Poseidon.
DRITTES CAPITEL.
Das Ideal des Poseidon.
Auf zwei Gnmdlagen ruht der Idealcharakter des Poseidon in der Poesie und
n der bildenden Kunst ; die eine ist , daß er Kronide und Bruder des Zeus , die
VDdere, daß er Herrscher des Meeres ist. Was darüber hinausliegt von Beziehun-
^ des Poseidon zum süßen Wasser , zu Flüssen und Quellen und zu agrarischer
Haltbarkeit, mag es zum ursprünglichen Wesen des Gottes gehören oder diesem
Wer angewachsen sein, ist Sache localer, wenn auch sehr bedeutsamer Oulte und
Sigoi geblieben, während es schwerlich irgend einen wesentlichen Zug in das
Poebehe nnd durch die Poesie populäre Bild des Gottes hineingetragen hat und
^ daher, seiner Gnmdlage gemäß, wo es uns etwa in der bildenden Kunst begegnet,
A besondere Cnltgestaltung zu behandeln , nicht aber in das ideale Gesammtbild
khcintoziebn sein.
Jene beiden Grundlagen aber treten uns zunächst in der Poesie, vorab in der
hoorisehen mit der größten Bestimmiheit eo^egen. Drei Brüder, Söhne des
Kreios nnd wir, die Rhea geboren, Zeus und ich nnd Hades, und dreifach ist das
Wiitiii nnter nns getheilt, sagt lelbst (U. XV. 187 sqq.) der
'fliibotfai Irifly ich Uo Zeua ii Dicht von seinem Belieben
^ligpii, und Boeh muß 1 Zeus' gleicher Stamm
244 1. HI8T. ÜBERSICHT ÜBER D. Kt*N8TL. ENTWICKEL. ÜEK <iEKTALT DE» P06EID0N.
nnd die ähnliche Würde betont (II. XV. 209, XIU. 354) *") , wenn auch unter An-
erkennung und Hervorhebung von Zeus' Überlegenheit, der sicli schließlich auch in
der erstgenannten Stelle der Ilias Poseidon, wenn auch im heftigst^i Unmuthe
fügt. Nicht ohne Nachdruck wird er als der 'Ewosi^aiOi; eupuotkvi^c (11. Vll. 455,
Vm. 201, Od. XIII. 140j von Zeus und Hera selbst, (AS^a; i)eo^ (U. VUI. 200),
xXüTo; ' Evvoai'ifaioc (H. VIU. 440, IX. 362), xpsicov oder Eupoxpeuov 'Evo9tyO«»v
(11. VIU. 208, XI. 750) angeredet und genannt und in beiden Gedichten entspricht
dem , was in diesen Worten Auszeichnendes liegt, das ganze Gebahren des Gottes
und die Art, wie ihm von Göttern und Menschen begegnet wird. Kein anderes
Bild des Poseidon aber tritt uns aus irgendwelcher spätem griechischen und dana
auch aus römischer Poesie entgegen, aus welcher erstem sich noch mancher voll-
tönende Ehrenbeiname des gewaltigen Meeresbeherrschers, wie Pindars (Ol. Vlll. 31)
eopufjiiöfov und Aeschylos' (Sept. 131) luovTOfjiöcov avaE gewinnen läßt. Neben die
Züge poseidonischer Macht nnd Größe tritt nun aber nicht minder bedeutsam die
schon berührte Unterordnung unter Zeus, und zwar nicht nur in allgemeinen Aus*
Sprüchen, sondern bestimmt so, daß während Poseidon als Gott des Meeres, den
es bei der Welttheilung zugefallen ist : ttoXhqv aka vai8}isv aiet (U. XV. 1 90) and
der seine Wohnung in der Tiefe des Meeres hat (XUI. 21) , mag er die Meeres-
wogen mit Stürmen aufregen (Od. V. 291 und sonst) und Schiffe zersehmett^ra
(Hes. 0. e. D. 612) , mit seinem Dreizack Felsen spalten (Od. IV. 506) oder die
Erde erschüttern IL XX. 57 sq.) oder den Flüssen gebieten (II. XII. 18 sq., 27),
stets wesentlich als der körperlich Gewaltige erscheint, bei Zeus die geistige
Überlegenheit hervorgehoben wird (II. XIII. 354 f.) ^) , was auch in Betreff
der leiblichen Erscheinung des Poseidon xuavo^^aiTr^; und supoorspvo; gegenüber
derjenigen des Zeus in den berühmten Versen II. U. 478 f. hervortritt, wo Zeus'
Haupt und Augen, dagegen Poseidons mächtige Brust hervorgehoben wird.
Zu der überwiegend physischen Machtfülle des Poseidon gesellt sich , schon
psychologisch consequent, aber nicht minder in Übereinstimmung mit der Natur des
Meeres im poetischen Charakter des Meergottes eine größere Leidenschaftlichkeit;^
und Heftigkeit, als sie bei Zeus, dem in unbedingterer Machtvollkommenheit herr — .
sch(^nden, hervortritt. So schon in der Scene mit Iris im fünfzehnten Buche de:
Ilias, so wieder in den Sceneu der Verfolgung des Odysseus in der Odyssee un-
so in einer Reihe einzelner Züge homerischer und nachhomerischer Poesie, weh
aufzuzählen zu weit führen würde. Auch bedarf es dessen um so weniger,
allgemeiner von den Forschern auf diesem Gebiete das Moment der leidenschalL ~t
liehen Erregbarkeit als ein wesentliches Moment im Charakter des Poseidon wie
derer Meergittter empfunden uud angesprochen worden ist^') und je gewisser Jed*
der mit poetischem Sinne in diesen Gedanken- und Bilderkreis eingeht, dessen No'
wendigkeit empHudeu wird. Mögen Beiworte wie Epiacpapa^o^ (Uom. hymn. ii
Merc. IST, Piud. fragm. 26.** Boeckh und epixrjiro; (lies. Theog. 456) zui
u) Ueber il;is Trpe^fJjTixo; xai aptoro; Od. XIII. 142 vcrgl. Welcker, üritch. Oötterl. 1.8. tJlJ
b) T^ |xav äp.?^oT^fiOiaiv 6p.öv fivo; t^o' ta rdTpr/
V Hötti^er, Kunstmythol. II. S. :MS, O. Müllor , Handb. § 354. 3, Prellcr. Grieeh.
Mythol. 2. AuH. I. S. 153 f., ürunn, Ann. dcU' Inst, von 1S57 (XXIXj p. 18t>, ▼eigl.
KüiiMtliTgCe^rh. I. 8. 33t.
i
3. DAS IDKAL DKB POSEIDON. 245
▼om Elemente des tosendeo Meeres abgeleitet seio, auf den Gott übertragen, wie
sie es sind, geben sie Züge in seinem persönlichen Bilde ab. Und wenn man auch
die Ansdrttcke des Plantus ;Trinum. IV. 1 . 6) : te Neptune) omnes saevom seve-
rumqae atqüe avidis moribus comroemorant , spurcificum , immanem , intolerandum,
Tesannm eine derbe Übertreibung nennen muß, welcher gewiß keine griechische,
ernsthafte Schilderung des Gottes entspricht, — selbst des Aristophanes Worte
i.Nub. 566) ; »tov (u^aabsv^ tpiaivyj; Tap,iav, y^i^ "^^ ^^tl aXfiupac ttaXoooyj; otyptov
(lOj^Xsun^v klingen sehr verschieden — , so darf doch andererseits, wie das ja auoh
goebehn ist*}, das wilde und ungestüme Wesen so vieler, wenn nicht der meisten
Pdseidonsöhne ^) fUr den Charakter des Vaters mit in Anschlag gebracht werden,
in welchem diese Seite nur durch seine Würde als großer Gott und Kronide ge-
mildert und veredelt erscheint.
Gleichwie das im Vorstehenden skizzirte Wesen des Poseidon in der Poesie
ruht auch seine kflnstlerische Ausgestaltung auf den am Eingänge genannten beiden
Gnmdlagen.
Poseidon ist als großer Kronide und Bruder des Zeus in der ganzen bildenden
KBost der Alten eine der Hauptsache nach ganz zeusartige Erscheinung ; das springt
bei oberflächlicher Betrachtung sofort in die Augen, während die Verschiedenheiten
Ib der Darstellung beider Götter gesucht und studirt werden sollen. Es ist im
enten Capitel gezeigt worden, daß in der ältesten Kunst ein charakteristisches
Schema für Poseidon überhaupt noch nicht gefunden war, daß aber auch im reifen
Aiehalsmos, wo dies bestimmt genug der Fall ist, selbst der für Poseidon angc-
metsensten Bildung, derjenigen, welche wir auf den Münzen von Poseidonia und
in daer Anzahl rothfiguriger Vasenbilder finden , eine ganz übereinstimmende des
Zeua entspricht , nur mit dem Unterschiede , daß die Beispiele ihrer Anwendung
Mf Poseidon ungleich zahlreicher sind, als der auf Zeus. Dasselbe gilt, das ein-
Bge Schema des mit aufgestütztem Fuße stehenden Poseidon ausgenonunen^ auch
ftr die Kunst der Blüthezeit.
Wie Zeus wird Poseidon in normaler Auffassung in vollreifem Mannesalter
dlrgestellt; wo wir Poseidon bartlos oder durchgeführt jugendlich finden, wie schon
ttf mehren Mttnien von Poseidonia und wieder in einigen weiterhin zu besprechen-
te Kunstwerken, handelt es sich, grade wie bei Zeus, um Ausnahmen, deren
Orfinde wir wenigstens zum Theil nachweisen können ; der poetischen Auffassung
fo großen Beherrschers des Meeres und Bruders des iraTTjp avSpcov ts becov xe
Spricht die jugendliche Bildung entschieden nicht. Eben so wenig aber eine
greisenhafte^), der schon die poetische Vorstellung des xottvcxaiTT^; widersprechen
^de, nicht minder Poseidons thatkräftiges, in manchen Fällen gewaltthätiges Auf-
^ttetoi; die nahe liegende Vorstellung des Meergreises, aXio; y^pcuv^ knüpft sich
^ Nerens, nirgend an Poseidon. Die Fälle , wo dieser, wie in etlichen schwarz-
%Qrigen Vasenbildern graubärtig erscheint, sind, wie schon seines Ortes hervor-
Mioben worden^), nicht anders zu erklären als die analogen, ebenfalls vereinzelten
a) O. MüUer, Handb. § 354. 3, Preller, a. a. O., Welcker, Griech. Götterl. II. S. 678.
b) Gell. Noct. Att. XV. 21. Fcrocissimos , immanes et alienos ab omni humanitate,
^^^uam e maxi genitoB, Neptuni filios dizerunt, vergl. Cornut. N. D. 2*2.
G) Vergl. oben S. 218 f.
d) Vergl. oben S. 214 und Bd. n. 8. 29 vergl. S. 68.
246 I. HI8T. ÜBERSICHT ÜBER I>. KÜN8TL. ENTWICKEL. DER GESTALT DEft l*OHEIDOK.
bei Zeu» , aus individnellem BeliebeD , wenn nicht aus Gedankenlosigkeit der
Vasenmalcr.
Wenn es nun f?ilt, gegenüber dieser im Allgemeinen großen Übereinstimmung
die charakteristischen Verschiedenheiten in der Kunstbildung der beiden Kroniden-
brfider aufzusuchen und festzustellen y so wird man Ursache haben , mit großer, ja
mit größerer Vorsicht vorzugehn, als dies gemeinhin bisher geschehn ist, und sich
des Unterschiedes zwischen solchen Zügen und Merkmalen, die wir aus unserer
Ideaiauffassung beider Gottheiten gleichsam als Forderungen a priori ableiten, und
solchen bewußt zu bleiben , welche wir aus den erhaltenen Monumenten gewinnen
und aus ihnen zu belegen im Stande sind. Und was die letzteren anlangt, wird
es gelten , die Basfs der Untersuchung so breit wie möglich zu wählen, während
man sich bisher viel zu sehr an einzelne Denkmäler gehalten und das aus Ihnen
Abgeleitete als gemeingiltig hingestellt hat.
Was zunächst die Schemata der ganzen Gestalt beider Götter anlangt, ist es
eine ohne PVage charakteristische Verschiedenheit, daß während Zeus in allen
Gattungen von Monumenten überwiegend oft sitzend und im eigentlichen Sinne
thronend dargestellt worden , dies bei Poseidon nur selten geschehn ist. Ffir
schwarzfigurige Vasenbilder s. oben S. 213, für rothfigurige strengen Stils S. 229; in
archaistischen Reliefen kommt ein sitzender Poseidon nicht vor, für solche der
Rlflthezeit ist der Parthenonfries und, wenn man Poseidon in demselben anerkennt,
der Theseion fries hier nicht zu veranschlagen , weil in diesen Monumenten alle
Gottheiten sitzend dargestellt sind , wogegen der sitzende Poseidon im Friese des
Nike Apterostempels, falls man ihn anerkennt, zu rechnen sein würde, nicht aber
wiederum der auf dem Ilochzeitswa^en neben Amphitrite sitzende im mttnchener
Friese ^] und in dem pompejaner MosaYk ^) , weil es sich in beiden Kunstwerken
nicht um ein für den Gott charakteristisches Schema handelt. Kine sitxende
Poseidonstatue int sowohl unter den erhaltenen wie unter den lltterarisch überliefer-
teu unbekannt und nur auf Münzen von Boeotien, Byzanz; Mantinea, Korinth und
des Demctrios Poliorketes (s. unten Oap. VII.) sind sitzende Einzelfiguren des
PcKseidon nachweisbar, von denen es jedocli fraglich ist, ob sie nach Statuen copiert
und nicht vielmehr für die Münzstonipel erfunden worden sind. Wenn Poseidon in 4
Vasengemälden der freien und späteren Stilarten nicht eben selten sitzend, ja halb
g<'higert dargestellt worden (s. unten Cap. IX.), ho ist dabei zu beachten, daß diei=3K
allermeist in Fällen geschehn , wo er als ruhiger Zuschauer einer unter Menschei^»-
oder Meroen vorgehenden Handlung erscheint und daß es sich hierbei um eiv u
Schema handelt, in welchem Poseid(m durch Nichts als durch den Dreizack vo-^h
dem in gleicher Situation befin<llichen Zeus unterschieden werden kann. Dage
muß es als höchst charakteristisch gelten, daß Poseidon im ganzen Bereiche di<
Vasenmalerei auch nicht ein einziges Mal, wie Zeus so oft, im eigentlichen Sini
tlir<m(»nd *') gebildet worden ist. Dasselbe gilt vcm den Wandgemälden, wenn
nicht das Sitzen des Poseidon auf einer Mauerquader in dem Bilde des troiscl^^
a liruiin, Hcsdireib. der (ilyptothek, 2. AuH. No. 115, abgeb. Berichte der k.
(ic8. d. WisMcnschufteii von |S5I. Taf. 4 - s. Vcrgl. Atlas Taf. XIII. No. 16.
b' S. (fiurnaU> degli scavi di I*oTnpci, nuova Borie vol. II. tav. I. Vcrgl. Atlas Taf. XII£
No. I.'i.
ir. Hd. 11. S. IM f.
i
3. DA» lliEAL DK8 POHEIDON. 247
MAaerbaus*) hiergegen geltend machen will. Dieser Poseidon iHt übrigens einem,
besonders in Reliefen geläufigen^), auch in einem pompejaner Stuccorelief im Plofe
der stabianer Thermen^') in Pompeji vorkommenden Zeusschema durchaus nachge-
bildet. Endlich kommt in Graffiti ebenfalls nur ein Poseidon vor^ , dessen Sitzen
man gewissermaßen ein Thronen nennen könnte, obwohl auch hier ein Thron nicht
dargestellt ist. Wenn nun das Sitzen und besonders das Thronen im eigentlichen
Sinne bei Zens eines der vorzüglichsten und durchgreifendsten Kennzeichen seiner
überlegenen Würde , seiner königlichen Horrschergewalt und seiner sieghaft fried-
fertigen Hoheit ist, so darf man es bedeutsam nennen, daß eben dieses Schema
lof Poseidon so selten, ja, wenn es sich um eigentliches Thronen handelt, so ver-
schwindend selten angewendet worden ist, und diese Thatsache erscheint um so
bedeutsamer, je gleichmäßiger sie in den Monumenten aller Kunstgattungen und
Perioden sich wiederholt; sie beweist, daß Poseidon von der gesammten antiken
KoDst nicht allein weniger erhaben denn Zeus, weniger als ein großer Gott schlecht-
hin, denn als ein solcher aufgefaßt worden ist, der zu thätigerem Handeln und
perrönlichem Eingreifen bereiter war und sein mußte, als Zeus, welcher seinen
olympischen Herrschersitz nicht zu verlassen braucht, um seinen Willen im Himmel
und auf Erden zur Geltung zu bringen.
An die Stelle des Sitzens und Thronens tritt bei Poseidon ein Schema, von
dem Zeus noch unbedingter ausgeschlossen ist, als Poseidon vom eigentlichen
Thronen, ja welches in seiner Geeammtheit Poseidon ganz ausschließlich zukommt,
nimlicb das Stehn mit dem einen mehr oder weniger, aber stets hoch aufgestützten
Püß und dem auf dem erhobenen Schenkel ruhenden einen , dem auf den Dreizack
gestfltzt erhobenen andern Arme. Theilweise, nämlich ohne das hohe Aufstützen
des emen Armes, findet sich diese Stellung, welche 0. Jahn am ausführlichsten,
*ber nicht in allen Punkten richtig erörtert hat®) , auch bei anderen mythischen
und aaßermythischen Personen ziemlich weit, wenn auch« wie Jahn richtig bemerkt
^t mit einigen nicht zu vernachlässigenden Modificationen, verbreitet wieder. Im
'^ten Grunde beruht sie , was auch für ihre höchste Entwickelung bei Poseidon
^htig ist, auf der physiologischen Thatsache, daß wir stehend, besonders längere
%t stehend den einen Fuß zu entlasten suchen und so länger und gemächlicher
'^ stehn vermögen, als auf beiden P'üßen ; sie enthält daher mimisch nicht allein
®nie gewisse Lässigkeit und ein Streben nach Bequemlichkeit^, sondern weist, eben
^J* Vorbeugnngsmittel gegen Ermüdung^) auf eine mehr oder weniger empfundene
a} S. Hdbig, Wandgcm&ldc uus den v. Vesuv verechüttctcn Städten Campaniens No. 1266.
^«rgl. Atlas Taf. XII. No. 24.
b) Vcrgl. Bd. n. S. 177.
c) S. m. Pompeji 3. Aufl. S. JUS. Leider bei der Bearbeitung des Zcu8 übersehn.
d) Mon. deir Inst. II. HO, Gerhard, Etruskischc Spiegel I. 70.
e) Archaeolog. Aufsätze S. 38 f. (ianz aus dem Spiele hUtten die Bildwerke bleiben
^ll<^n, welche die Kdstung von Kriegern, das Anlegen von Beinschienen, das Befestigen von
^hlen u. dergl. darstellen , eben so das niedrige Aufstellen eines Fußen wie z. B. bei der
'Aphrodite Ton Melos und in anderen parallelen ])eispielen , von denen weiterhin bei den
^o^^donstatuen die Rede sein wird.
f) Vergl. Stephan! im Compte-rendu de la comm. inp. arcb. de 8t. Pötersb. pour
^'•«ui^ 1862 S. Ol. Note 1.
g) Vergl. Jahn a. a. O. S. 40 in der Note und 7 ilehie 8. 255.
248 1. HI8T. ÜBERSICHT ÜBER Ü. KÜN8TL. ENTWICKEL. DER GESTALT DES POSEIDON.
Ersohiaffung; hin, welche sich mit der höchsten Würde und Geludtenheit nicht ver-
trag, weshalb dies Schema von den Darstellungen des Zeus fast gänalich^] aus-
geschlossen ist. Im realen Leben kann man diese Stellung bei Hirten, welche die
weidende lleerde überwachen, ganz besonders häufig aber bei Seeleuten aller Meere
beobachten, welche am Ufer stehend auf das Meer und die vorbeisegelnden Schiffe
hinaussehn. Dem gemäß finden wir sie in der alten Kunst z. B. bei dem Hirten
Argos wieder (Bd. H. S. 467, Atlas Taf. VH. No. 7, 8, U, 14), ferner bei Per-
sonen, welche abseitstehend den Verlauf einer Begebenheit abwarten, wie s. B.
Hermes beim Parisurteil (m. Galt, heroischer Bildw., Taf. XI. 5, 6), bei TriptoleoMW*
Aussendung auf der Poniatowskyvase. bei einer delischen Nymphe in dem Vasen-
bilde mit Apollons Ankunft (Denkm. d. a. Kunst U. No. 140), bei dem Thanatoa oder
Sosthenes der Ficoronischen Cista (das. I. No. :^09;. Weniger gespannt beobachtend als
diesen, daher auch etwas lässiger finden wir in dieser Stellung die münchener Alexander-
Statue, welche Brunn ^) richtig erklärt hat, indem er sie als Darstellung des seine
Heerschaaren musternden Königs auffaßt, und ähnlich erscheint die am wahrschein-
lichsten dieser Alexanderstatue nachgebildete Erzstatue des Demetrios Poliorketes
inNeapeK). Endlich ist diese Stellung natürlich bei demjenigen, welcher in einen
Gespräche den Zuhörer darstellt, und findet sich so angewendet z. B. bei Hermes
im Gespräche mit Mala (t) in dem Fragmente der berliner Atlasvase (Denkm. d. a.
Kunst II. No. 828), bei Peitho vor Aphrodite in der Petersburger Triptolemosvase
(Cte.-rend. 1862, Taf. 4), bei Kastor in dem Vasenbilde mit den vier Helden
auf der Hasenjagd (Denkm. d. a. Kunst I. No. 212), bei dem Jünglinge mit den
Pilos auf der Ficoronischen Cista und — moditicirt durch das Hineinaiehn einer
Trauerstellung — schon bei dem Antilochos in der polygnotischen Nekyia^). Slark
umgewandelt und in das schwungvoll Gewaltige hinübergefUhrt, begegnen wir dieser
Stellung wieder bei dem mächtigen Auftreten der Melpomene (z. B. in der Statne
Denkm. d. a. Kunst IL No. 717) und vielleicht bei Apollon im Marsyaskampfe'.,
wenn hier nicht der Ursprung der Stellung darin zu suchen ist, daß das aufgestütstcfe^
Bein der Kithara als Unterlage dienen sollte. Für Poseidon aber bietet diese,«^
ohne Zweifel dem Leben dos Seemanns abgelauschte Stellung, bei ihm aber, wi^^
gesagt und nur bei ihm verbunden mit dem hohen Aufstützen des einen Armes
die Triaena und eben dadurch über das bei Menschen Beobachtete gesteigert,
eigentlich classische und bedeutungsvolle Schema, welches uns in allen Gattungen vi
Monumenten am häufigsten entgegentritt, den Gott als Herrscher des Meeres clianLftc.
terisirt und ihn, je nach den weiterhin zu erörternden Modificationen als den k»«.
zeichnet, der bald läsbig und bequem, bald fest und stolz sein Gebiet oder «Iju
Treiben der unter seinem Schutze stehenden Menschen und ihrer Schiffe flberscha«/.
Andere Stellungen des stehenden Poseidon sind für ihn nicht charakteristisrA
und können, wie bei anderen Personen, so namentlich auch bei Zeus nachgewiesef
a) Eine Ausnahme b. im Atlait Taf. l. No. '.VA.
b) Beschreib, d. (ilyptoth. 2. Aufl. No. lo.'J, abgeb. Denkm. d. a. Kunst I. No. !*•
und (-laruc, Muh. de sculpt. V. pl. 83S. No. 2108. Dnsticlbc gilt von der falsch rettswirtn
Statue im Palast Altcmps in llom b. Chirac u. a. O. pl. S5I I). No. 2211 D.
c, Abgeb. Denkm. d. a. Kunst I. No. 221a, Clarac a. a. (). pl. 840. No. 1106.
di Vcrgl. Jahn a. a. (). und Kieler philol. Studien 8. IIU.
e) Jahn a. a. O. 8. »H. Note 15.
3. I)A8 IDKAL DKK FOBEIDON. 249
werden niid von den Stellungen dos schreitenden, kämpfenden oder sonst bewegten
Poseidon wird man dasselbe sagou müssen, wenn man eine kleine Anzahl von be-
sonders heftigen Bewegungen bei Poseidon als bei Zeus unnachweisbar ausnimmt.
6ehn wir von den Compo.sitionssehematen der ganzen Gestalt zu der die Ge*
sammterscheinung so wesentlich bedingenden und bestimmenden Gewandung über,
so wird man auch hier keine absolute, wohl aber eine bedeutsame relative Ver-
sehiedenheit zwischen Zeus und Poseidon hervorzuheben haben. Das will so ver-
standen sein : es giebt keine Art der Gewandung bei Zeus — die römische Jup-
pitertracht der G. Gruppe V. Classe der Zeusstatuen*), welche auch in römischen
Reliefen ^) wiederkehrt , ausgenommen — in der nicht auch Poseidon , und kaum
eiM Tracht bei Poseidon , wenn man die in ihren Einzelheiten auch bei Poseidon
eiagnlftre des vaticanischen Reliefs oben S. 230, Kel. i ausnimmt, in der nicht auch
Zeus erschiene ; und zwar gilt dies von den Monumenten aller Kunstgattungen und
Moden. Der Unterschied aber liegt , außer bei den ältesten , einer bestimmten
Chirakteriatik überhaupt baren Monumenten, in der Anwendung der verschiedenen
Arten der Gewandung bei dem einen und dem andern Gotte. Während in der
griechischen Kunst der besten Zeiten, wie seines Ortes ^) bereits bemerkt worden
ist, bei Zeus die weite Himatioutracht oder sonst eine Bekleidung vorherrscht,
welehe der Gestalt Breite und Fülle und damit eine erhöhte Würde verleiht, findet
sieh bei Poseidon überwiegend die Beschränkung auf ein kleineres Gewand oder
die völlige Nacktheit. Das tritt uns am auffallendsten bei den Statuen beider
^vottheiten entgegen. Denn während, Dabgesehn von alterthümlichen und wiederum
VM römischen Darstellungen nackte Zeusbildungen sowohl in den kunstgeschichtlich
Mehweisbaren Typen als auch unter den erhaltenen Monumenten, unter welchen
»e sich fast ganz auf kleine Bronzen griechischen, Keliefdarstellungen und Wand-
gmlden römischen Urspnmgs beschränken, zu den Seltenheiten gehören«^), sind
fttt alle Hauptstatnen des Poseidon völlig unbekleidet <s. Cap. VI.) und eine weite.
>ber auch anders als bei Zeuä angeordnete Himatioutracht findet sich einzig bei
4er zweiten Dresdener Statue (Cap. VI. No. 5j. Aber auch in Münztypen über-
^e^ der völlig nackte oder auf ein geringfügiges Gewand beschränkte Poseidon
den u-gendwie reichlicher bekleideten in ganz außerordentlichem Maße und dasselbe
gilt von Gemmen, von Reliefen und von Wandgemälden, nur nicht von Vasen-
Mldem der freien und späten Stilarten, in denen Poseidon überwiegend oft ganz
lud gar zeusartig erscheint, ohne daß ein mehr charakteristischer Typus, bei dem
Vieh die Gewandung stärker beschränkt oder wo dieselbe ganz beseitigt ist, aus-
^ettblossen wäre. Wer sich nun der künstlerischen und idealen Bedeutung der
Wandung bewußt ist, der muß den hier hervortretenden Unterschied zwischen
den beiden Kronidenbrüdern als höchst bedeutsam erkennen. Unter der kunst-
vollen, man könnte auch sagen der formalen — Bedeutung der Gewandung möge
^ verstanden werden^ was die Art der Gewandung für den unmittelbaren Ein-
^ek der ganzen Erscheinung einer Göttergestalt mit sich bringt, während unter
^ idealen Bedeutung das gemeint ist, was über jenen unmittelbaren Eindruck
a) Bd. II. S. 140 f.
b; Du». S. 180.
c) Das. S. 70.
d) Dm., vergl. S. 150 f., 8. ISl, 8. 192.
250 L HI8T. ÜBEB8ICHT ÜBER I). KÜN8TL. ENTWICKKL. DER GESTALT DES POSEIDON.
noch hinausliegt. Da wird man nun aber nicht verkennen, daß, während eine
reiche und weite Gewandung rasche Bewegungen, größere körperliche Thitigkeit
wenn auch nicht ausschließt, so doch jedenfalls hemmt und in der Art erschwert,
daß es für den Menschen, welcher sich rasch bewegen, welcher kräftig handeln will
oder muß, natflrlicli erscheint, die ihn umhüllende weite Gewandung eu beseitigen, —
was ja bei dem griechischen Himation mit einem Rucke geschehn konnte — , man
wird nicht verkennen, daß der reich und lang Gewandete zu unmittelbarer Thätig-
keit und Bewegung weniger geeignet und geneigt erscheint, als derjenige, wdcber
nur wenig oder gar nicht bekleidet ist und daß folglich der nackte oder nur mit
einem um die Schultern flatternden Chlamydien bekleidete Poseidon uns beweg-
licher, thatbereiter, auf Bewegung und körperliche Thätigkeit mehr angewiesen er-
scheinen wird, als der würdevoll lang bekleidete Zeus, auch da, wo Beide in voller
Ruhe vor uns stehn. Der Unterschied dieses idealen Eindruokes ist aber ohne
Zweifel von der bildenden Kunst, welche ihn so consequent festgehalten hat, be-
absichtigt; auch er vergegenwärtigt uns, so gut wie das Sitzen bei Zeus nnd das
Stehn bei Poseidon (oben S. 247), gegenüber dem in olympischer Ruhe flbermäelitig
herrschenden Könige Zeus, der seinen Willen durch seine Boten oder durch himm-
lische Zeichen kundthut oder in geheimnißvoller geistiger Weise auf die Menschen
wirkt, den weniger erhabenen Gott des unruhigen Meeres, der, auf materiellere
Einwirkung auf Natur und Menschenleben angewiesen, wie er es überall im der
Poesie thut , persönlich anwesend sein , eingreifen, körperlich handeln muß, wo er
seine göttliche Macht zur Geltung bringen will.
Hiermit hangt weiter aufs engste die Ausprägung der poseidonischen K<Irper-
formen zusammen. Während wir bei Zeus^) einen wohl kräftigen, aber sieht
wuchtigen oder athletisch ausgewirkten Körperbau zu erwarten haben nnd in der
That nachzuweisen vermögen, werden wir uns den Körper Poseidons schwerer,
massenhafter, mit kräftigerer Muskulatur^) und mächtigeren Gliedern vorzustellen
haben, dazu angethan , anstatt wie Zeus die Blitzesflamme , die eherne Triaena zu ^^
schwingen und mit ihr Felsen zu spalten, Wogen aufzuregen und die Erde lu er
schütteln. Sehr bestimmt weist auf solchen gewaltigen Körper- und GliederbatflB
die Hervorhebung der Brust Poseidons bei Homer ll. II. 479) hin, denn es isa^
mit Recht bemerkt worden ^] , daß der Entwickeluiig der Brust allezeit die obere -?-
Gliedmaßen entsprechen, welche auch bei Seeleuten vorzugsweise thätig sind
durch die freieste Übung aller Kräfte die größte Ausbildung erhalten, während d
unteren Extremitäten freilich auch fest und stämmig, aber weniger mannigfall
ausgebildet erscheinen. Ob wir nun freilich ganz diese seemännische Körperi
bildung bei Poseidon nachweisen, ob wir ihn gradezu als das Ideal des Seemar^M
bezeichnen können**), muß dahinstehn; unverkennbar aber ist die bildende Kn^sig/
schon von alten Zeiten her beflissen gewesen, Poseidons Körper kraft- und wuefcf-
voll und zur energischesten Thätigkeit fähig auszugestalten. So erscheint uns dpT
(iott auf den Münzen von Poneidonia (oben S. 221 f. , wenigstens in einigen archaYisn!/-
schen Reliefen (8. 2:^1 , als der Inbegi'iff aller gewaltigen und zermalmenden Knfi
a) Vcrgl. Bd. 11. .S. (i'J.
b) S. Brunn, Ann. d. Inst, von 1S57. p. WH).
c] S. K. Braun, Gricch. (Jötterl. S. 254. Vcrgl. auch Böltigcr, Kunstmythol. U. S. M9
d] Braun a. a. O.
3. DAS IDEAL DES l*<)8RIDOM. 251
im ParthenoDgiebei (S. 235] und so werden wir ihn uns aller Wahrscheinlichkeit
naeh in Enphranors Gemälde (S. 239) vorzustellen haben ; so finden wir ihn wieder
in mehren seiner besten Statuen, besonders in der ostiensischen im Lateran, der
T<Mi Scherschell, der madrider und der albanischen (Cap. VI. 1, 11, 8, 3), in
mehren der schönsten Münztypen, zumal in denen des Demotrios Poliorketes (Gap.
¥11. Mflnztafel VI. No. 2. u. 12), in einigen vorzüglichen Gemmen und wenigstens
aoeh in einigen Reliefen (Gap. VUI. No. I. 9. 14). Ob dagegen die Kunst dem Po-
addon einen »etwas schlankeren« Körperbau gegeben habe, als dem Zeus, wie
0. Müller und Brunn übereinstimmend angeben'^), muß zweifelhaft erscheinen, eben
so wie das Motiv für eine solche Bildung schwer zu finden sein würde. Ganz im
Gegeotheil ist Poseidon in seinen besten Darstellungen eher etwas gedrungener und
kflner im Toi so, breiter in den Schultern, fleischiger, massiger als Zeus; nur von
eiDigen archaischen, archaistischen und archal'sirenden (Sarkophag in Villa Albani)
Monumenten, namentlich in rothen Vasenfigureii des strengen Stils und dann z. B.
TOD der vaticanischen Statue (Gap. VI. No. 13) würde man mit Recht sagen kön-
MD, daß sie schlanker sind, als Zeus gebildet zu werden pflegt; aber bei den
Vasengemftlden hangt das mit dem Stil an sich zusammen, der namentlich um die
Leibesmitte schlanke Gestalten liebt. Die vaticanische Statue aber ist die als Po-
seidon am wenigsten sicher verbürgte, jedenfalls eine der geringsten, also am
weiigsten geeignet, zur Ableitung allgemein giltiger Idealzüge zu dienen. Bei der
SUtiie von Scherschell dagegen, an welche Brunu seine Bemerkung anknüpft, kann
derselbe nur durch die schlechte Abbildung in einem Holzschnitte der französischen
kUlnstration« getäuscht worden sein, denn sie zeigt grade einen besonders fleischigen
Kiliper und bei der kolossalen Statue im Lateran, immer doch dem imposantesten
to auf uns gekommenen Poseidonbilder, ist der Torso beinahe etwas zu kurz ge-
bildet, so wie derjenige des todten Giganten in Neapel aus der attalischen Weih-
geschenksgrnppe (Atlas Taf. V. No. 6).
Gelangen wir so zum Kopftypus des Poseidon und zu den ihn von demjenigen
des Zeus unterscheidenden Merkmalen, so kann man grade hier zunächst nicht
^Qeigisch genug darauf dringen, mit der Ilerbeischafl'ung eines genügenden und
^verläsaigen Materiales zu beginnen. Daran hat es bisher gar sehr gefehlt.
Winckelmann knüpft seine wenigen Bemerkungen über die Unterschiede des Zeus-
^nd Poseidontypns ^) nur an den Kopf der ihm als die einzige des Gottes geltenden
Statne, die zu seiner Zeit in der Villa Medicis in Rom stand und jetzt durchaus
^erschollen ist (s. unten Gap. VI.), wenn er sagt: »Der schöne Kopf der einzigen
^tue des Neptunus zu Rom in der Villa Medicis scheinet nur allein im Barte und
^ den Haaren sich von den Köpfen des Jupiter etwas zu unterscheiden. Der Bart
^t nicht länger aber krauser und über der Oberlippe ist derselbe dicker^). Die
Haare sind lockicher und erheben sich auf der Stirn verschieden von dem gewöhn-
Kchen Wurfe dieser Ilaare am Jupiter«.
a) O. Maller, Handb. § 354. 0 , Brunn a. a. O. Vergl. auch Feuerbach, Oesch. der
«riech. Plaatik S. 155.
b) Gesch. d. Kunst Buch V. Cap. 1. § 36, yergl. Vorläufige Abhandlung § 23.
c) Vorlauf. Abhandl. a. a. (). : »Der Bart ist nicht etwa länger, oder 80, wie er l)ei
^<lern, dem Neptun untergeordneten Meerguttern zu sein pflegt, das heißt: gestreckt nnd
Sl^'ich^m naß, sondern er ist krauser als beim Jupiter, und der Knebelbart ist diokMir.
252 1. HIST. ÜBERSICHT ÜBER D. KÜN6TL. ENTWICKKL. DER GESTALT DES POSEIDON.
Bdttiger^] wiederholt zunächst diese Bemerkungen Winekelmanns ^ die er vor-
trefflich nennt, fttgt in Betreff der Haare hinzu, »sie machen keinen Bogen, der
von oben wieder herabfallt«, meint, der Kopf in Dresden (Angnstenm II. t9. 2)
stimme weit mehr, weil er viel krauseres Haar habe, zum Neptun, als wie Becker
deute (S. 11) zum Pluto-Serapis, weist sodann auf den Kopf im Museo Ohiarap-
monti (Mus. Chiaram. tav. 24] hin und schließt mit der Behauptang: »immer ge-
hörte es aber auch bei der Idealbildung Neptuns unerläßlich dazu, daß die Miene
des Gottes selbst mild, gfltig war«, fflr welche er indessen bestimmte Monu-
mente nicht anführt und welche sich schwerlich mit der andern (8. 348) recht
verträgt: etwas Rauheres müsse sich selbst in den Gesichtszügen Poseidoss, vor
allem aber in seinem Haar- und Bartwurf offenbaren.
Bine breitere und bestimmtere Grundlage seiner Schilderung des Poseidontypns
bietete. Müller^), diese Schilderung selbst aber, welche sich auf die Bemerkongen
beschränkt: die Kunst gebe dem Gesichte des Poseidon eckigere Formen nnd
weniger Klarheit und Ruhe in den Zügen, auch ein weniger fließendes und geord-
netes, mehr gesträubtes und durcheinandergeworfenes Haupthaar als dem Zeus,
trifft am meisten auf die in der Anmerkung zuerst genannte Büste Chianunosti,
dann etwa noch auf die kleine herculaner Bronze (Ant. di Ercol. VI. 9), kaum
auf das große Medaillon am Bogen von Rimini und den Kopf der ehemals mediee-
Yschen Statue zu, so weit man über diesen nach der Zeichnung bei Winekelmann
urteilen kann, und gewiß nicht auf die Poseidonkupfe auf den von Müller ange-
führten Münzen.
Peuerbach^J nennt wiederum Nichts von dem Material seiner Bemerkungen:
die Bildung des Gesichts Poseidons ähnele dem des Zeus, nur fehle ihr die höchste
göttliche Klarheit und Ruhe und das Haupthaar sei mehr durcheinandergeworim,
zerstreut und mit dem Ausdruck einer gewissen Wildheit gesträubt, allein offenbar
hat auch er hauptsächlich unter dem Eindrucke des Kopfes Chiaramonti gestanden,
welchen er kurz vorher »besonders cliarakteristischa nennt, obwohl seine Schilderung
nicht in allen Stücken auf diesen paßt.
Auch £. Braun ^), wo er scheinbar eine allgemein giltige Schild ernng des
Poseidonideales entwirft, beschreibt lediglich diese Büste, freilich ohne sie an nennen,
wie sich, abgesehn von allem Andern, aus einer zweiten auf die bewußte Büste
züglichen wesentlich identischen Beschreibung®) ergiebt.
Dasselbe gilt von Burckhardt^).
Brunn endlich^) nennt keine bestimmten Darstellungen als die Grundlage
Bemerkungen, welche er über die Formen und den Ausdruck des Poseidonkopi
im Vergleiche zum Zeuskopfe macht und unter welche er auch den Ansdmek di
Kopfes der Statue von Scherschell, so wie er diesen aus einer HolzschnittillastratMcr^E
zu erkennen glaubte, subsumirt.
a) Kunstmythol. II. S. 348 f.
b) Handb. § 354. Anmerk. 6.
c) Qesch. d. griech. Plastik II. S. 155.
d) Griech. Götterl. S. 254.
e) Vorschule der Kunstmythol. S. tl zu Taf. 16.
f) Cicerone I. Aufl. S. 421.
g) Ann. deir Inst, von 1857 p. IS9 sq.
3. DAS IDEAL DES P08KJDON. 253
Beinen wir mit der Feststellung des Apparates , so mnß hervorgehoben
werden, daß bei der allgemein anerkannten großen Familienähnlichkeit zwischen
Zeas imd Poseidon znr Erforschnmg des besondern Charakters des letztern, so fem
es sich um das mittlere normale Idealbild handelt, keinerlei nicht äußer-
lieh und unzweideutig als Poseidon verbürgtes Monument zum
Ausgangspunkte genommen werden darf. Die Büste Chiaramonti muß
diber, so entschieden sie bisher in erster Reihe, wenn nicht ausschließlich, berück-
fflehtigt worden ist, zuvörderst zurückgestellt werden, weil sie nicht allein in ihrer
BedetttüDg nicht äußerlich beglaubigt ist, sondern weil sie, als ein so prägnantes
Charakterbild des Meergottes sie sich bei analytischer Entwickelung ergeben mag,
dennoch von den verbürgtesten Poseidonköpfen in manchem Betracht so weit ab-
Btdit, daß sogar ein Zweifel, ob sie nicht vielmehr einen Meerdämon untergeord-
fleten Ranges angehe, nicht ungerechtfertigt genannt werden kann. Verbürgte
Powidonköpfe dagegen haben wir erstens in dem Reliefmedaillon des Augustusbogens
iB Rimini (Atlas Taf. XI. No. 7] und in dem palermitanen Mosaik (das. No. 8),
feidtens in einer ziemlichen Anzahl Münzen, darunter sehr schöne griechische auf
ItBzen der Bruttier (Münztafel V. No. t), Messanas (das. No. 10], Boeotiens
(dn. No. 3), Makedoniens (das. No. 5), Hierons II. (das. No. 12. a. b.) und
dee Antigonos (das. No. 11. a. b.) , römische auf Münzen der gentes Lucretia,
Pitntia, Pompeia (das. No. 17, 18, 19j. Drittens sind verbürgte Poseidotiköpfe
diejenigen der unbezweifelbaren Poseidonstatuen, viertens diejenigen einiger Wand-
Semftlde, einiger Reliefe und am wenigsten sicher die einiger Gemmen.
Wie steht es nun, wenn aus der Gesammtheit dieser Monumente das normale
BdBeidonideal abgeleitet oder an ihr die oben an dessen Charakteristik gestellte
Änderung controlirt werden soll? Daß sich unter ihnen sowohl den Formen wie
dm Ausdrucke nach die größten Verschiedenheiten finden , darf uns an sich nicht
ine machen, denn so ziemlich dieselbe Erscheinung tritt uns nicht allein bei Zeus,
vo sie ihres Ortes geflissentlich hervorgehoben und beleuchtet worden ist , sondern
ttehr oder weniger bei allen griechischen Gottheiten entgegen und erklärt sich sehr
nttOrlieh und ein^h daraus, daß keine dieser, durch eine Vielzahl von einander
QMbliingiger Culte getragenen Gottheiten ein in sich schlechthin einheitliches Wesen
dlrstellt, ja daß bei nicht wenigen gegenüber der Mannigfaltigkeit der Cultns-
iBtthauungen die Einheitlichkeit in nicht viel mehr als dem Namen besteht, welche
4nth die poetische Gestaltung allerdings noch gekräftigt wird. Wenn man gleich-
^oU bei den Kunstdarstellungen dieser Gottheiten von einem mittlem und kano-
■iielieh Ideale reden darf, so beruht dies zum größten Theil auf der poetischen
Vorgestaltnng einerseits, auf dem normgebenden Einfluß eines hervorragenden kunst-
vollen Musterbildes anderersc4ts. Die ausgleichende und eine mittlere Norm
sduffende poetische Praeformirung fehlt nun bei Poseidon, auch bei dem Ideal des
'^■'seidonkopfes so wenig wie bei den Typen der anderen Gottheiten und ihre
^en am Eingange dieses Oapitels genannten Grundlagen sind auch an den Monu-
**»ten nachweisbar. Aber auch hier, ja hier in ganz besonderem Maße gilt, was
^^Hm bei der ganzen Gestalt gesagt werden mußte: die erstere Grundlage, der
umstand, daß Poseidon als großer Kronide imd Bruder des Zeus gefaßt wurde,
''^t sich in der allgemeinen Zeusälinliclikeit Poseidons in so hervorragendem Maße
^^tend , daß es schwer wird , die Einflüsse der zweiten , des Umstandes , daß
254 I. II18T. CBERSICHT CbEK D. KÜNSTL. ENTWICKEL. DER OE8TALT DES POSEIDON
Poseidon Gott des Meeres ist, in den oben a priori daraus abgeleitetBn Con
qoenzen an den Monumenten thatsächlich nachzuweisen und sichere Kriterien
Unterscheidung des Poseidon vom Zeus in dem Kopftypus aufzustellen. Und d
noch, wenn wir uns angesichts der Monumente fragen, ob sie uns wirklich Po0e|d
wie wir es erwarten müssen , materieller , weniger edel und erhaben , unnihi^
leidenschaftlicher als Zeus vor die Augen stellen, so werden wir dies freilich k«
für ihre Gesammtheit, aber allerdings für einen guten Theil derselben zu bejal
im Staude sein. Von vielen Poseidonköpfen — und diese dürfen als die eigentlic]
Charakterbilder gelten — darf man in der That behaupten, daß ihnen ganz
sonders im Ausdruck, um mit diesem zu beginnen, das fehle, was Zeus als
geisteshohes Wesen, als den all weisen Regierer der Welt erscheinen li
daß Poseidon sich in ihnen mehr als ein thatkräftiger denn als <
gedankentiefer Gott darstellt. Deswegen berührt sich der Poseidontypus
sonders nalic mit dem Zeustypus der ihres Ortes *) näher bezeichneten und in ih
Exemplaren aufgeführten zweiten Classe, derjenigen, welche den donnerfrol
Kronion schildert, ungleich weniger nahe mit den Zeustypen der ersten und drit
Classe, welche die Weisheit des obersten Gottes und die Milde des iraxrjp avSf
TS bswv TS überwiegend hervorheben. Ja man kann in gewissen Fällen, wie z.
der Petersburger Büste (Atlas Taf. U. No. 8) einer-, der syrakusaner Büste (AI
Taf. XI. No. 14) andererseits, gar wohl in Zweifel sein, ob man es mit ein
Poseidonkopf oder mit einem dieser kraftvollen oder der mehr in*s Düstere hinüb
geführten Zeusköpfe zu thnn hat , wälirend freilich in anderen Fällen, so z. B.
dem grandiosen palermitaner Mosaik Atlas Taf. XI. No. 8; der Ausdruck ka
znrückg(*haltener leidenschaftlicher Erregung bei Poseidon Alles überbietet, was '
selbst bei den bewegtesten Zensköpfen finden. Einen Zeuskopf der ersten Cla
dagegen wird kvin Kundiger so leicht als Poseidon ansprechen und es ist hoffe
lieh mit Hecht grade der Ausdruck von Gedankentiefe und das sinnend geseni
Au^e bei der Lansdowne* sehen Halbfigur des Zeus Atlas Taf. II. No. 13) ge|
deren Benennung als Poseidon geltend gemacht worden^ . welcher der Eine u
der Andere wegen dos schlichter herabfallenden Haares dieses Kopfes geneigt s<
mochte, l'ud auch von den milden Zeusköpfen der dritten Classe unterscheid
sieh die Poseidon köpfe von mildem Ausdruck in bemerkenswertlier Weise. De
während bieh mit der echt väterlichen Milde der Zeusköpfe ein Element heite:
Kühe verbindet, welches als der Ausdruck dauernden Gleichgewichtes im Gemf
erseheint . ferner ein Zug unbedingter Cberlegenheit und göttlichen Erbarmens i
der Menschenwelt, auf welche Zeus von seinem Olymp oder Ida herabschaut, g
von den milden Poseidonköpfen, wenigstens von den wirklich charakteristischen dei
selben das . was Brunn ^) nur etwas zu allgemein als Charakter der Poscido»
Physiognomie ausjresprochen hat in den Worten : la mente del domijiatore delfc
aeque .coniparisi'e o piu perturbata eil appassionata. das würde von den luewt b^-
spriH'henen Köpfen gelten; oppure mostra qualche eosii di quella malinconit c*
rimane ove hanno cessato le ptTturbazioni : malinconia che in taute rappresentoB«
a IW II S. 74 und Vi f.
h IM II S. *H».
o .\nu. dcW Intl. von 1>:>T XX I\ p IM* J^q
3. DASJDEAL DES POdElDON. 255
di easeri marini dagli artisti antichi ^ stata espressa a maraviglia. Tal carattere
«mYiene appunto al dio quando si 8ta in riposo. Diese Poseidonköpfe, vorweg
deijeDige der lateranischen Kolossalstatue (Atlas Taf. XI. No. 1 und 2) zeigen in
der That eine gewisse Abspannung, welche als das Ergebniß beschwichtigter Leiden-
sehaft, nicht als dasjenige ungestörten Gleichgewichtes im Gemttth erscheint.
Eine dritte Art von Poseidonkdpfen , als deren Beispiele hier derjenige der
Albaiii*8ehen Statuette (Atlas Taf. XI. No. 5] und derjenige der ersten Dresdener
SUtne (Atlas Taf. XI. No. 6] genannt sein mögen, unterscheidet sich von irgend-
welchen Zeusköpfen durch den Ausdruck mehr oder weniger gespannter Aufmerk-
sunkeit, mit welcher der beobachtende Blick auf einen bestimmten nähern oder
fernem Gegenstand gerichtet ist. Wir werden den Gott, dessen Kopf diesen Aus-
dnek zeigt, am Meeresufer oder am Hafeneingange stehend und das Treiben der
unter seinem Schutz und seiner Herrschaft stehenden Menschen , der an- oder ab-
fahrenden Schiffe flberwachend denken dürfen ; verbindet sich hiermit die oben näher
beeehriebene und analysirte Seemannsstellung, so werden wir nicht verkennen dürfen,
Jiß die Art, wie Poseidon in diesen Bildwerken beobachtend , den Blick auf ein
eoneretes irdisches Object fixirt, dargestellt ist, ihn einer niedorn und beschränk-
tem Sphäre zuweist, als die des Zeus ist, dessen Auge, wie es uns seine schönsten
Darstellungen zeigen, von Himmelshöhen herab in's Ungemessene oder auf die ganze
a sdnen Fttßen liegende Welt gerichtet erscheint und dessen Blicken wir daher
haam auf irgend einem Punkte zu begegnen vermögen.
Wenn es endlich Köpfe des Poseidon giebt, welche die im Vorstehenden an-
S^enteten feineren Unterschiede des Ausdruckes zwischen ihm und Zeus verwischen
and nur durch äußere Kriterien richtig bestimmt werden können, so sind diese zum
Theil als Arbeiten untergeordneten Hanges zu bezeichnen, können aber auch da,
vo sie an sich sehr schön sind, wie z. B. auf den Münzen von Messana, als echte
Chartkterköpfe des Meergottes kaum mehr anerkannt werden.
Über die Merkmale und Bigenthümlichkeiten, durch welche sich Poseidon- von
2easkdpfen in den Formen unterscheiden, ist es sehr schwer, GemeingiUiges auf-
astellen; am wenigsten genügt, was bisher von einzelnen Monumenten, zumal der
ttdirgedachten Büste Chiaramonti Abgeleitetes in dieser Hinsicht gesagt worden ist.
Uberbliekt man die ganze Reihe der oben (S. 253) kategorienweiso angeführten
Mwren Poseidonköpfe, so stößt man auf die größten Verschiedenheiten. Eine
Aitthl vortrefflicher Köpfe des Meergottes — obenan mögen diejenigen der Statuen
^ Bcherschell (Atlas Taf. XI. No. 3) und in Madrid (das. No. 4) genannt
verdoi, sind in den Formen merklich weniger edel, als irgendwelche gute Zeus-
^fe; ihre Proportionen sind gedrungener, die Stirn ist niedriger, die Nase breiter,
te Knochenbau erscheint derber, besonders im Jochbein kräftiger, die Weichtheile
^egen sich in stärkeren Schwellungen als bei den feiner modellirten Köpfen des
2ea8. Man wird bei diesen Poseidonköpfen an ein Dichterwort erinnert und fühlt
^ versucht zu sagen : sie hat Natur aus derberem Stoff gemacht. Das sind ohne
Zweifel charakteristische und mit idealer Absicht gewählte und durchgebildete Züge,
^her sie finden sich keineswegs bei allen Poseidonköpfen wieder; das grandiose
palermitaner Mosaik z. B. und das große Relief mcdaillon von Rimini (Atlas Taf. XI.
^0.8 u. No. 7) sind in den Formen durchaus nicht niedriger gefaßt als Zeus
^nd wenn nicht insbesondere das erstore Bild zu oberst der beigegebeno Dreizack
f>v^rhftck, KnnRlmytholrtgifi III. 17
256 I. HIST. ÜBEB81CHT ÜBER D. KÜNSTL. ENTWICKEL. DEB GESTALT DES POSEIDON.
bestimmte nnd dann der höchst erregte Ausdruck von irgendwelcher uns bekannten
guten Zeusdarstellnng unterschiede, würde man bei seiner Benennung sich kaum
recht sicher ftthlen. Bei noch anderen Poseidonköpfen, wie z. B. dem der ersten
dresdener Statue (Atlas Taf. XI. No. 6), welche man auch kaum weniger edel, als
Zeusköpfe nennen kann, findet sich gleichwohl in den Formen, besonders in den
Weichtheilen des Gesichtes jene etwas schärfere Modellirung, welche uns mehr als
das falten- und furchenlose Fleisch der Zeusköpfe an irdische und von irdischen
Einflüssen angreifbare Materie erinnert; es sind das Gesichter, welche dem Sonnen-
brände und Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Von diesen Poseidonköpfen
kann man nicht, wie von Zeusköpfen, sagen, daß die Jahrhunderte über sie hinweg
gegangen sind, ohne ihre Spuren zu hinterlassen; es fehlt ihnen eben deshalb
Etwas von der gleichsam bedingungslosen Göttlichkeit des Zeus, Poseidon erscheint
in der That einer niedem, materiellem Sphäre des Daseins zugewiesen. Am aller-
meisten gilt dies von der Büste Chiaramonti (Atlas Taf. XI. No. 11 u. 12), welche aber
grade schon deswegen nicht als die reine Norm des Poseidonideales betrachtet werden
kann. Bei ihr fUUt auch am meisten das unordentlicher geworfene, wie feucht hangende
und in einzelnen Strippen an einander klebende Haar auf, das sich jedoch aaeh mehr
oder weniger an anderen Poseidonköpfen wiederfindet, aber doch kaum so durdi-
gängig und kaum so bestimmt ausgeprägt, daß man berechtigt wäre , wie dies bisher
durchgängig — meistens unter dem Eindrucke der Büste Chiaramonti — geseheben
ist, wirrer geworfenes und wie feucht dargestelltes Haar als eines der am meisten
charakteristischen Unterscheidungsmerkmale des Poseidon- vom Zeustypus darzu-
stellen. Und dasselbe gilt von dem Barte des Poseidon, der wohl in gewissen
Exemplaren dicker, krauslockiger erscheinen mag, als an gewissen Zeusköpfen, aber
durchaus nicht durchgängig in der angegebenen Weise sich vom Barte des Zeus
unterscheidet. Und vollends^ von der Stimbildung und vom Auge — abgesehn vom
Ausdrucke — wird man in Betreff der Formen durchgreifende und allgemdn giltige
Kriterien zur Unterscheidung des Poseidon und des Zeus gewissenhafterweise niclit
aufstellen können, womit durchaus nicht gesagt sein soll, daß nicht bei manchen
einzelnen Exemplaren in den Formen auch dieser Theile so gut wie der Nase, der ^
Wangen, des Haares und Bartes sich bald dies, bald jenes findet, das uns niebl
zweifeln läßt, um welchen der beiden Brüder es sich handelt. Allein diese fügen-
thümlichkeiten und Merkmale aufzusuchen und festzustellen und ihre physiogMK^^
mische und ideale Bedeutung für die Nomenclatur geltend zu machen, maß
Aufgabe der Einzelkritik der Exemplare angesprochen werden, in eine G«
summe der Charakteristik lassen sie sich als unter' sich verschieden nicht
sammenfassen.
1
ZWEITE ABTHEILUNG.
Die erhaltenen Monumente.
VIERTES CAPITEL.
Die bedeutendsten Statuenköpfe und Büsten des Poseidon und die
sonstigen analogen Monumente.
Den Ehrenplatz an der Spitze aller hier einschlagenden Monumente, welche
naeh Typen zu ordnen sind, weil sich eine knnstgeschichtliche Abfolge unter ihnen
schwerlich wird aufstellen lassen . verdient als die gewaltigste unter den auf uns
gekommenen Darstellungen des Meergottes und zugleich eine, besonders im Aus-
dnick in hohem Grade charakteristische
No. 1, das Brustbild des Poseidon in dem im Januar 1869 auf der
Piazza della Vittoria zu Palermo gefundenen und noch an Ort und Stelle befind-
lichen großen Mosaik (s Atlas Taf. XI. No. S)*^). Hier kann es sich nur um
die Darstellung des Gottes ohne Rücksicht auf ihren etwaigen Zusammenhang mit
den abrigen zahlreichen Bildern des ganzen Fußbodens handeln , welchen He} de-
ottnn und FOrster übereinstimmend und wohl mit Recht dem Ende des ersten oder
Mtestens) dem Anfange des zweiten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung zu-
Khrdben. Das Brustbild des Poseidon auf diesem sphärisch achteckig einge-
holten , innerhalb des Rahmens von oben nach unten und von rechts nach links
0f96 " großen Felde, erscheint wie von einer ganzen Figur des Gottes , und zwar
^on einer heftig bewegten entnommen zu sein, welche, wenn ganz vorhanden, in
^r Stellung eine mehr als blos oberflächliche Ähnlichkeit mit dem Poseidon im
festlichen Giebel des Parthenon gehabt haben würde. Dem entspricht bei einer
I^ten Wendung des Körpers nach links die sehr bestimmte Drehung des Kopfes
i^h der rechten Seite und die nicht vollkommen gleiche Höhe der überaus mäch-
^^Sen Schultern, dem entspricht insbesondere der höchst energische und erregte
Oeaichtsansdruck und dem widerspricht nicht die Lage des ohnehin gegenüber den
l^er geschilderten gewaltigen Körperformen etwas kleinlichen und schw'ächlichen Drei-
'^ks, der schwerlich überhaupt als von dem Gotte gehalten oder gehandhabt gedacht,
andern demselben, wie in mehren Münz- und Gemmenbildern, als ein charakteri-
^endes Attribut beigegeben ist. Daß gleichwohl nicht an die Herleitung dieses
a) Yergl. über das Ganze den einganglichen Bericht von Heydemann in der Archaeol.
^tung von 1869. 8. 38 ff., Förster im Bull. d. Inst, von 1870. p. 8 sq. ; die Besprechung
^^ Mosaiks von Springer in einer Adunanz des Instituts vom 16. April 1860 (Bull. 1860.
^* 136) ist nicht abgedruckt.. Abgebildet ist der ganze Fußboden zum ersten Male nach
^er mir von Prof. Cavallari geschenkten Photographie in den Berichten der k. Sachs. Oes.
^- Wiss. von 1873 zu dem Bericht über die Sitzung v. 12. Dccembcr.
\1*
25S II. DIE ERHALTENEN UONUUKNTE.
Brustbildes oder (Ig» in ihm gegebenen Typns von der genannten plastischen 1
gedacht wird, brani'ht kaum gesagt zu werden; mQsHig würde eu aber auch
die Situation orinlhen zu wollen, in welcher der Rflnstler «einen Gott gei
oder gebildet hatte, dem der palcrmitatier Mosalci^t dieses Bild entlehnte,
der Crlr dasselbe möglichen Situationen ist eine ganze Reihe. Nur darauf k<
es an, daß man sich eine dramatische, und zwar eine lebhaft bewegte Sita
fiberhnnpt denke and deicn Binfloß auf das Idealbild des Gottes in AnB<
bringe, dessen Ausdruck ohne dies doch auch für den Gebieter der Wogen
allzu erregt sein uiüchte.
Die allgemeine Formen Verwandtschaft des hier vorliegenden Poseidon tjpui
demjenigen des Zeus springt in die Augen, es wird daher auch weniger d
ankommen, dieselbe, als innerhalb derselben die charakteristischen Verschiodenl;
nachzuweisen. Dieselben beginnen im Haar und Barte. Ein so kflhner und <
uuruhigcr Wurf des selir langen I.ockcnhaarea wird sich kaum bei irgend
Darstellung des Zous wiederfinden ; am meisten Ähnlichkeit hat etwa noch
Ilaar der Ualbfigur des Zeus im Louvre (Atlas Taf U. Ko. 15 u. tß), welches abe
kürzer und weniger wirr ist. Gern mitchte man auch noch das gleichsam
durch Nüsse bewirkte partienweise Zusammenkleben der Poseidonlocken in
Mosaik als charakteristisch gellend macheu, wie man dies hei der osUenser 1
im Museo Chinramonti mehrfach gethan hat ; indessen ist durch die Vcrgidc
anderer Köpfe in demselben Mosaik zweifelhaft, wie viel von der Eigen tliUmUc
der Ilaarbildung auf Rechnung bestimmter Absicht des Kllnstlcrs und wie \~ie
diejenige der Technik zu setzen ist. GrÖßtontheils der letztern wird die I
des Haares zuzuschreiben mm, welche aus dem Braunen an den belichteten Sl
bis fast ins Weißliche spielt'') , da der Künstler sich desselben Mittels des
steigens ans dunkelem Localton bei der Modellirung des Gesicht«s, so besui
im Nasenrllcken und in dem Stück unter den Augen sowie bei derjenigen der !
bedient hat ; als charakteristisch aber darf neben der großen Ftllle dos llaarwuc
welche dem ganzen Kopf in der That etwas Wildes giubt, die in krausen Wt
linien abfließende Lage der Lucken und die kräftige Niederkrflmmiing einiger
selben gegen die Stirn gelten, Erscheinungen, welche diese Ilaarbildung von
leichten und aufstrebenden Wallen der Zeuslocken wesentlich unlerscheiden und
denen die Fülle und das wirre Gelock des Backen- und Kinnbartes und die sl
Bildung des sehr starken Scbnurbartes in vollkommenem Einklänge stehn, wfth
ttie die Verschiedenheiten vom Zeustypus wesentlich vermehren. Diese seum
in der niedrigem und besonders in den oberen Theilen schmalem Stirn fwl
zu ihnen würde man vor Allem anch die Größe der scharf nach rechts hiublicl
den Augen rechnen mllssen, wenn diese, an sich etwas Übertrieben, alt f(X
charakteristisch aufgefaßt werden durfte und nicht in Verbindung mit dem, i
nur unter diesem Gesichtspunkte zu beurteilenden , entschieden gefiffneten Jfn
wesentlich als Trflgorin des sehr erh'gten Ausdruckes erschiene, obgcsehn d»*
daß sie, wie andere KOpfe demselben Mosaiks, bcsoniters der des Uelius, bewvi«
>) Herdeminn-a Worto e
Srliaum der Wngen deutend ;}
'lliHtiuH'hr nicht gpnau nieder.
t'ißliche BiM J
4. DIE BKDEUTENDSTfiN 8TATUENKÖPFK UND BÜSTEN DES POSEIDON. 259
ZQ den stilistischen Eigenthümlichkeiten des Mosalfcisten (oder seiner Periode) ^) ge-
hdren. Im schönsten Einklänge mit dem starken Anfbau des ganzen Kopfes steht
^e sehr kräflig gebildete, aber Nichts weniger als fein gezeichnete Nase und die
breite Anlage der Jochbeine, nicht minder der ttberans kräftige Hals, der in Schnl-
tern und eine Brust von seltener Gewaltigkeit, ein richtiges oTSpvov [loasiSawvoc
m
hiDttberftlhrt, dem gegenüber der ganze Kopf mit alier seiner Haarmasse beinahe
zu klein erscheint.
Bei sehr großer Verschiedenheit, ja Gegensätzlichkeit im Ausdruck hat von
allen plastischen Darstellungen des Poseidon mit dem palermitaner Mosaik in den
Formen die relativ größte Verwandtschaft:
No. 2, der Kopf der Kolossalstatue im Lateran (s. Atlas Taf. XI. No. l u. 2) ^).
Der heftigen Erregtheit im Ausdrucke des palermitaner Brustbildes gegenüber herrscht
in dem Kopfe des lateranischen Poseidon die vollkommenste Ruhe , ja, wie schon
früher (s. S. 255) hervorgehoben worden ist, eine gewisse Abspannung, welche sich
besooders in Form und Stellung der Augen und im Munde geltend macht, die
aber so wenig von der himmlischen und selbstgenngsamen Ruhe der Zeusphysio-
pomie au sich hat, daß man sie ganz füglich als aus der leidenschaftlichen Erregung
hervorgegangen oder nachgeblieben denken kann , welche uns das palermitaner
Mosaik vor die Augen stellt. Und lomit ist auch in dem ganz entgegengesetzten
Aoadrucke der beiden Monumente im Grunde nichts Widersprechendes und gewiß
Nichts, das uns bei dem einen und dem andern Kunstwerk an die Darstellung
eines verschiedenen Idealwesens zu denken nöthigte. Die Formenähnlichkeit beider
Denkmäler aber besteht zu oberst in der beiden gemeinsamen Anlage des ganzen
Kopfes mit seinem ziemlich länglichen Oval, welchem die ungleich gedrungeneren
nnd breiteren Formen einer andern kleinen Gruppe von Poseidonköpfen (s. unten
%. 3 — 5) gegenüberstehn , sie findet sich demnächst, wenn man nur die Ver-
schiedenheit in den Darstellungsmitteln der Malerei (des Mosaiks) und der statua-
rischen Plastik recht erwägt, in der Gestaltung der Haare wieder. Hier , bei dem
^taenkopfe wie dort bildet das Haar eine sehr bedeutende Masse, welche aller-
<ling8 im Mosaik in lockerere Partien aufgelöst und zertheilt ist, hier compacter
und weniger wellig, in der That wie »von der Meeresfeuchte durchzogen« (Braun)
«neheint und sich hierin von dem leichten Wallen und Aufstreben des Zeushaares
in charakteristischer Weise unterscheidet. Allerdings ist das Haar auch bei diesem
Kopfe Aber der Stirn in einer beträchtlichen Masse erhoben, allein es ist in dem-
^Iben nicht jenes elastische Aufbäumen ausgedrückt, welches dem Wurfe des Zeus-
^res eigen ist, sondern die sämmtlichen Linien dieses Haares haben eine wesent-
lich hangende, abfließende Richtung, wobei eiue von der rechten Seite des Kopfes
^h der linken hinflbergeführte Locke, deren Coutour sich, wie die Verfasser des
a) Bekanntlich kehrt dieselbe EigenthQmlichkeit in nicht wenigen pompejanischen
^«Qdgemälden wieder.
b) S. Benndorf u. Schöne, Die ant. Bildwerke des lateranens. Museums S. 182 f. No. 2S7.
**h^b. ist die ganze Statue, über welche das VI. Cap. No. 1 zu vergleichen, ohne alle Er-
^^ungen b. Clarac, Mus. de sculpt. IV. pl. 744. No. 1797, in ihrem jetzigen Zustande b.
^^^racci, Mon. del Museo Laterancnse tav. 22. vgl. p. 33, besprochen von E. Braun,
"^en u. Mus. Roms S. 739 f. No. 10. Der Kopf für sich ist im Atlas a. a. O. zum ersten
^^ in größerem Maßstab und in zwei Ansichten publicirt. Ergänzt sind in ihm die Nase
^^ ganz und einige, aber nicht wesentliche Stücke in den Haaren und im Barte.
11. DIE EllUAJ.TENl:!; MU.VLIMh:NTli.
Nu. 4, tluni Kopfe der Statne in Uadrid b. Atlas Taf. XI. No. 4| 'J . Wflcbt
IIUl)U(.'r &. u. Ü. uiit Reulit als eine nicht Ubele Arbeit der ecliou inauiorirleu Kpochc
chiU'akteriäirt. Wunii er aber bluzofUgt : »nach Dicht eeUenem Vorbilde o, eu ist
das Dur dann ricüti(j, wenn man in Betreff der ganzen Statue an Figuren außer-
halb dea Kj'eiäed der Püseidundar:itelluiigen , namentlich aber au Zeusß^reu der
VI, Classe, i>. Uruppe der atatuariaclieu ZeuHdaretellungen^i denkt und wenn HuhDer
einige Zeilen vurher iu Bcireff des Kopfes «agt; »Der Kopf ist alt und ron i^uter
Arbeit; Haar und Hart sind stark geringelt, im Übrigen ist der Ktipf dem Jupitei-
typua sehr fthnlicbo, so wird mau dein Letztern in keiuer Weiae beiiiHichteu
können . ca sei denn , man beachräukte die Äliulichkeit auf den eialen durch die
roichlockige Haarniasse und den Bart beälimmten Rindruck, dcun die Phyaioguomie
selbst ist faät in allen Thcilcn von der irgend eines halbwogis charakteriati&chca ■
Zeuxkopfes selir verschieden. Was aber zunächst die über dem Vüiderkupfe sehr H
hoch aufgebaute, QbeiUaupt sehr bedeuteudo und stark gekräuselte Ilaannasau an- ^
langt, muß man eich htlten, das, was in ilirer Darstellung dem Stile der »schon
mauierirten Epoche«, offenbar derjenigen der Autoniue, angeliört, mit einer Ideal-
absicht des Künstlers zu verwechseln. &'icht als ob die sehr mannigfaltigen und
scharfen, auch meistens niederwärts gewandten Krümmungen dieser Locken von dem
Künstler absichtslos und ohne Bcwußtseiu dcsseu, was er vergegeuwärtigcu wolll«,
nämlich uffenhar dickes und hartes schwarzes llaar, angelegt und ausgeführt wor-
den wären, wohl aber indem man die sehr grolle Unruhe und Zerthoiliug von
llaar und Bart auf Keebnuug der Manier der Epoche und der iu ihr gebrincb-
lioheu Ubermltßigen Anwendung des Bohrers setzt. Zieht mau das ab, was in dem
Uaare des madrider Poseidon dieser technischen Behandlung angehört, so wird man
denselben auch in diesem Stttcke der schorsebeller Statue verwandter finden, als c»
auf den ersten Blick scheinen mag. Verwandt sind beide Köpfe femer in der An-
lage der Stirn, namentlich in der sehr kräftigen Behandluug der ttber den Brauen .^
stark vorgewölbten Unterstim, nur daß die ganze Stirn des madrider Poseidon, gau .^^i
besonders aber ihr oberes Stück, zunächst dem Uaar in der That bedeul«iid^Sd
niedriger ist als diejenige des Kopfes vou Scherschell. Dieselben kurzen nnd gc — .^
drungcncn PruporÜonon zeigen Nase und Wangen. Denn, wenugloich dio Naa^^^
zum größten Thcil ergänzt ist und man uicht dafür cinstelin kann, daß der urtikM^^u
Künstler ilire Spitze eben so grob und kolbig gemacht haben wUrde, wie dur I
slaiirntor os gethan hat, so weist doch das erhaltene Stllck des UUckcns au
der Wurzel aiLf eine sehr kräftige Bildung unwiderleglich hin und fhou i
wird eine grJIßcre Länge durch die g«gebene Dimension bis zum Ansatz«
Sclmurbartes unmöglich gemacht. Sonderlich weit kann also der Krgäuzor vuo d-
Absicht des antiken Künstlers in der Naseubildung gar nicht abgewichen
dies wird auch uoch durch die Gestaltung der Wangen belegt, bei denen diu kiü
tigc Hervorhebung des KnochcngerUates (des Jochbeines) zumal in der Protilha
■I Uabiicr, Diu nuI. Bildwerke in Hiidrid S. 41. Nu. 14; die gaate Suiuo Ut ahc
l>, Clane, Mu>. da iculpt. IV, pl. 74tl C. Nu. l7UIi B.. vcrgl. uulcn Cap. VI. No, I-
Aui'h divMi Kopf wild hlot zum vntvn llnle auf *liruntllagc der niutoguphin in gtOl>r^«B
Mtdistaho jiubliciit, EigUuit int iu denisvlben. di« Nase bis auf diu Wund und ein Usina
Stock dos Unvkcru,
b] a. Band U. S. 147 r
4. DI£ BEDEUTENDSTEN STATUENKÖPFE UND BÜSTEN DES i'OSElDON. 261
auch bei einigen Zeosköpfen '^j der Fall ist — frei läßt, verräth Dameutlicli in den
Loeken unter dem KJnn und jm Schnurbart diese energische KrQmmungstendenz
starren dunklen Haares. Die sehr mannigfaltig modeltirte und in ihrer horizon-
talen Zweitheiligkeit an Ähnliches bei Zeus erinnernde Stirn ist an sich und ge-
messen nicht niedrig zu nennen, macht aber doch den Eindruck als wäre sie dies,
was daran liegt, daß der untere stark vorspringende Theil über den scharf abge-
setzten obem Theil so entschieden überwiegt. Darin liegt aber zugleich der
eharakteristische Unterschied von der analog gebildeten Zeusstim, wo diese gut
ausgefUurt ist, indem bei dieser dem kräftigen untern Theile als dem Sitze der
Willensenergie ein klar aufstrebender oberer als der Sitz der Gedanken entspricht.
Viel mehr, als einer normalen Zeusstim ähnelt deshalb die unseres Poseidon der-
jenigen des Herakles in einer Reihe seiner schönsten und am besten charakterisirten
Oarstellnngen und besonders bemerkt werden wollen in dieser Beziehung noch die
beiden Aber der Nasenwurisel dreieckig zusammen laufenden Falten, welche, durch
das Brauenrunzeln entstanden, nicht allein das Finstere in dem Ausdrucke dieses
Kopfes wesentlich mit bestimmen, sondern an irdische Mühsal unwillkürlich er-
imnem. Bei irgend einem guten Zeuskopfe wird man trotz der höchsten Beweg-
lichkeit der Brauenlinie diesen kleinen, aber höchst charakteristischen Zug ver-
^ebeHs suchen, nur derjenige in Parma (Atlas Taf. H. No. 9 und 10) hat eine
.Andeutung desselben, aber grade von diesem Kopf ist auch schon früher^] hervor-
gehoben worden, »daß, wenn (auch aus anderen Gründen) bei irgend einer Zens
S'^i^^^i^ton Büste der Gedanke an Poseidon nahe liegt, dies bei dem Kopf in Parma
der Fall ist«. Die Verwandtschaft mit dem Heraklestypus aber beschränkt sich
xmieht auf die Stirabildung; sieht man von dem dem Herakles nicht zustehenden
langen Haar ab, so würden sehr geringe Veränderungen nöthig sein, um aus diesem
Poseidonkopf einen Herakleskopf zu machen , ja mit diesem Gesichte würde sich
das kurze herakleYsche Haar gar wohl verbinden lassen, während die gleiche Com-
bination bei einem guten Zeuskopf eine Unmöglichkeit ist. Gänzlich heraklel'sch
eneheint, was von der kräftigen aber nicht eben fein gezeichneten Nase erhalten
ist, und die Bildung der Wangen; die tiefen Falten, mit welchen sich diese gegen
den Schnurbart und nach oben gegen die unteren Augenlider absetzen und die mit
i«Ben leichten Falten über der Nasenwurzel im besten Einklänge stehn, geben dem
K(^f etwas entschieden Materielleres, als es irgend ein guter Zeuskopf zeigt, wäh-
i^d auch in der vollen, ja etwas dicken Unterlippe man kann nicht sagen etwas
Similiehes, wohl aber wiederum ein Zug liegt, welcher uns gegenüber dem ungleich
^«aer gezeichneten Munde guter und mustergiltiger Zeusköpfe an materiellere
Existenzbedingungen des hier geschilderten Wesens mahnt, als an welche der im
Aether thronende Götterkönig gebunden ist. Schon dieser Kopf ist also wohl ge-
^et, die oben (S. 255) ausgesprochenen Bemerkungen über den derbem Stoff, aus
^ Poseidon gemacht ist, zu rechtfertigen, während die Art , wie der Mund ge-
^Aiet ist, in Verbindung mit dem etwas starren Blicke der Augen besonders den
Ausdruck verhaltener Leidenschaft bedingt, von dem am Eingange geredet wor-
den ist.
Noch um einen beträchtlichen Grad weniger edel erscheint der Gott in
a) Vergl. Bd. II. S. 81 (No. 12), 82 (No. 13), 86 (No. 14), 87 (No. 15).
b) Bd. II. S. 85.
'2(;i
u.
i tllll.VLTKN t:N MONUMENTE.
I^roßttii llaHtpaitiu »n d»r rochten Suite tibgebrocbeii wäre. Diu weder mit^
Krause noch mit einer Taonie gosuItuiUckteii Haare »ind in ihren vorderen Lock«
»ehr tief, mannigralUg und sorgfültig auBgoarbeitot, seitlich und nach hinten nngleic
roher und uberfl&cblicher ausgefillirt , wie denn der ganze Ki>pr entschieden ni
fllr die Vorderansicht beätiujrot ist. Der sehr dicke und diclite, kranslockigc n
iiuch im Sebnurbart höchst energisch gekrümmte Bait ladot nach vom gcwaltl
aus , Beibat weiter als die Naaenspilze vorgegangen sein kann. Die Naae , Obi
deren Wurzel eine leichte Andautung von llunzelfalten — vergleiche den Kopf v<
Scherschell — gegeben ist, hebt gleich im obern 'l'heil ihres Kllckeua sehr breit ai
iat. aber besonders m den NUstcrn von außergewßhniiclier Breite. Der leicht gi
öffnete Mond ist, der Nase entsprechend, groß und hat anlTallcnd wnlstige, atarl
Lippen. Das Ohr liegt ganz unter dem Haar, ist aber von vom bis znr Oh
iiffnuog sichtbar ; hinter ihm und dann weiter nach hinten hangen mehre hmge ai
dicke Ijock CD strippen herab. Von hinten gesehn macht das Haar den Eindmcl
üls habe ein ganz schmales Hand in demselben gelegen, da ea nicht hoch Über de
Nackenansatz eine kleine scharfe Einziehung hat, doch Ist ein solches Band k«i
notbwendige Voraussetznng und von Bohrlöchern zu seiner Befestigung keine 8pi
vorhanden. Der Schädel im Profil gesehu ist groß und kräftig atiegehildot, ab<
in seiner Wölbung durchaus nicht schön, elier musaig und pinmp zn ncnnei
WAS wohl auch bei demjenigen des Kopfes von ticberschell zutreffen wird. Di
Forme nchar akter des Kopfes bestimmt wesentlich mit die Breite des Joehbeine« ui
die noch größere auf dem Punkte, wo, entsprechend dem Bartansatze, der Ünte
kiefer beginnt und der Kaumuskel liegt. Hier ist die größt", in der Slirn die 5
riugste Breitendimension des ganzen Kopfes. Der Gesammtcharakter der gan»
Physiognomie ist trotzige Kraft, aber ohne beaunders hervortretende psychiacl
Erregung. Zweifelhaft ist die <iualifät dca Marmore, der ein schönes großea Koi
zeigt, aber nicht uubezweifclbar parischer. nur gewiß kein gewöbniichor italiKbi
zu sein scheint; die Arbeit dagegen ist ganz entschieden römisch and gaas nt
gar auf den Effect berechnet. Demgemäß sind alle Tiefen eigcnthUmlich tief au
geholt, so in den Augenwinkeln, im Absätze des Augapfels gegen die Uder,
dem Alund, in einer starken Uatersehueidung der Unterlippe, ganz beBonder» ab
natürlich in den Hsiireo. Der gewollte Effect ist, das muß man gestehn. beste
erreicht, das Ganze wirkt entschieden und bedeutend, aber die Mittel sind virto
raffinirt und fern von aller Grjüße und Seblichlheit. Der Kopf ist in der Neapel
Romana. nicht fem nördlich vom Amphitheater gefunden worden.»
Was nun endlich die Taufe dieses Kopfes anlangt , wird man kxnin so w
gchn mögen, ihm den Zcusnaiuen, den er bisher an Ort und Stelle aod ia €
Photographie trügt, unbedingt abzusprechen; fllr ihn laßt sich bestindttn d
schiene und lichtvolle Auge und eine gewia»e allgemeine Vomehmigkcit plta
machen. Schwerlieh aber wird man einen guten Zeuskopf ^ und nur nüt gvti
Arbeiten kann man ein so bedeutenilea Werk voll klar bestimmli-r kamÜfiUfi"
Absicht vergleichen — schwerlidi wird man einen guten Zeuakopf Sadea. »
welchem dieser auch nur so weit zusammenstimmte , wie besonders mit dem fot»
donkopfe der schorscheller Statue, ja es scheint unbestreitbar, daß dieser Kopf wh«
den B&mmtlichen Zeusköpfen der IL Atlast&fel einen cigenthUmlich fremdartij«
jedenfalls fremdartigem Eindruck macht , als neben den Poieidonköpfen '•'''
4. DIE BEDEUTENDSTEN STATÜENKÖPFE UND BÜSTEN DES POSEIDON. 265
XI. Tafel. Was sich für den PoseidoDnameii in den Formen geltend machen läßt, die
Art des Haarwurfes, der Charakter der Stirnbildung, die Breite der Nase, des
Jochbeins, des Unterkiefers, die Wulstigkeit der Lippen, das ist, ohne die Anwen-
dung in machen, bereits oben hervorgehoben worden; genügt dies nicht, die hier
vorgeschlagene Nomenclatnr gegenüber der bis jetzt üblichen als unbedingt und
allem berechtigt anzusprechen, so wird es doch jedenfalls genügen, um es zu recht-
fertigen y daß dieses merkwürdige Monument frageweise eben hier eingereiht und
den Fachgenossen im Zusammenhange der sicheren Poseidondarstellungen zur weitern
Prüfung vorgelegt worden ist. Schließlich sei noch bemerkt, daß weder die nicht
eben schönen und bedeutenden Poseidonköpfe auf syrakusaner Erzmüuzen noch die
viel schöneren auf Münzen Hierons H. (s. Münztafel V. No. 12) sich mit diesem
Kopfe vergleichen lassen, daß derselbe aber von Zeusköpfen auf Münzen derselben
Stadt, zumal von dem schönsten, der Bd. H. Münztafel I. No. 17, und demjenigen
des Eleutherios, der das. Münztafel UI. No. 13 und 14 in zwei Varianten mitge-
theilt ist , noch merklich weiter absteht , so daß sich durch Vergleichung dieser
Typen hier schwerlich eine Entscheidung wird gewinnen lassen.
Zu derselben kleinen Gruppe von Monumenten kann man
No. 6, den Kopf der Poseidonstatuette in der Vorhalle des Cafdhauses der
Villa Albani in Rom (s. Atlas Taf. XI. No. 5) ^) den Formen nach rechnen, wäh-
rend derselbe im Ausdrucke dem als No. 7 folgenden Kopfe der ersten dresdener
Poseidonstatue näher steht oder wenigstens zu demselben von den vorher betrach-
teten Monumenten einen Übergang bildet. Mit diesen hat das interessante und
charaktervolle Albani' sehe Köpfchen zunächst die überaus reiche und dicke Haar-
tracht gemein, nur daß diese in größeren Massen behandelt, weniger zertheilt ist,
als namentlich bei dem Kopfe der madrider Statue und dem syrakusaner ; die
Neigung der Stimlocken zu einer abwärtigen Krümmung findet sich dagegen auch
hier und der überaus volle Bart ist so krauslockig wie derjenige irgend eines guten
Poseidonkopfes. In der energisch zweitheiligen Stirn ist der obere, aufsteigende
Theil etwas höher als bei den drei vorher behandelten Köpfen, welchen dagegen
die kräftige untere Protuberanz, sowie, in Übereinstimmung hiermit, die faltige
Modellirung der Weichtheile in der Wange, zumal unter dem Auge, durchaus ent-
spricht. Ähnliches gilt von der etwas kolbigen Nase und von dem ziemlich be-
trichtüch und wie in innerer Erregung geöffneten Munde, welcher im Zusammen-
tue mit dem emen nicht zu nahen Gegenstand scharf fixirenden Auge dem ganzen
^tütz seinen bewegten Ausdruck und seinen energischen Charakter verleiht. Es
^delt sich hierbei nicht — wie in dem palermitaner Mosaik — um eine augen-
hlicklieh hervortretende leidenschaftliche Erregung des Gottes , ein grade jetzt ge-
sprochenes oder gedachtes »quos ego!« wohl aber macht der Kopf, allerdings in
Verbindung mit der Stellung des Körpers den Eindruck, als überschaue der Gott
Bern bewegtes Wellenreich mit dem Gefühl und Bewußtsein, daß sein persönliches
Eingreifen und ein gebieterisches Machtwort in jedem nächsten Augenblicke nöthig
werden möchte. Und grade dieser Ausdruck in Verbindung mit den sehr bestimmt
gestalteten Formen macht diesen Kopf vor manchen anderen zu einem sehr be-
•«htenswerthen Muster des Poseidontypus.
b) Unedirt, vergl. unten Cap. VI. No. 3.
2(>U 11. DIE ERHALTENEN MONCMENTE.
IVr scharf beubachWiide Fernblick dieses Kopfes wiederholt sich m
No. 7 , dem Kopfe der ersten dresdener Poseidonstatae (s. Atlas Taf. XI.
No. 6'*. nur daß dieser Blick, sowie der Ansdrack des ganzen Kopfes hier ein
durchaus ruhiger ist. Spiegelt sich in dem Antlitae des Albani*schen Kopfes der
Überblick des Gottes über ein wc^nd aufgeregtes Meer, so kann man sich den
dresdener Poseidon nur als die glatte, lichte Meeresfliche und das Treiben der
Menschen und ihrer Schiffe auf derselben flberbliekend denken. Anlangend die
Formen kehrt das starke und volle Poseidonhaar auch hier wieder, doch ist das-
selbe mn^h schlichter gehalten, als bei dem Albanfschen Kopfe und hat in der That
Kiwas von dem l'harakter des Feuchten und Abfließenden, womit die Behandlung
den duri'h (tln'rmjlßige Anmendung des Bohrers, die «ch hier und da auch un Haare
gellend luaelit« sehr tertheilien und doch nicht energisch krauslockigen Bartes nicht
i^H'hl suüammenjreht. IVch ist dies Sache des spaten Stiles des Monumentes. Der
i)i^iektM^\|uis ist durchaus edel und unterscheidet sich von mehren anderen Dar-
»lelliiu^^u des lu>ttx>s durch eine gemnsse Magerikeit und Schärfe der Formen in
\ ivrbiiului\^ mit >fceui^r kr&Aiger Modellimng der ziemlich hohen und klaren SÜm
und duieh eiwo sehr leine iivs:ahung der Sase, während dagegen die Behandlung
der Weicliiheile um das Augv und in der Wange derjenigen in anderen Poseidra-
koplVu luhe stt^t. Sehr scK^ ist das mcht große, aber scharf und fest blickende
Auge g^lüldet. durch >feWch«s. wieder in Verbindung und m Cberdnstimmung mit
dem gaiu ^^ohKxs:(>ei»eji Munde der phy^ogiKMnisdie Charakter des Kopfes am meisten
U'atiuiiul und »ein l ute4^h:<^3 von einem €^n so gut gefaßten Zeuskopfe be-
^rnudet >hird
Mit diesem M^^tu^issieiiiv' sind die sicheren und zugleich Charakteri-
stik'heu t\^>klKMik\^)^it> ^>£;<n Maßstabes so uemüch erschöpft. Freilich
laßt ^eh
No. N das ^I\^6^^ Me^UiU\«^e^ef am Augustusbogen zu Rimini s. Atlas Taf. XI.
No, : ^ al> IVwidvMftkei^f ^tru^Vx der auf dem Rahmen angebnchten Attribute,
Urvuack und IV^i^ia. t^j;^;^-5i ax-is bexwvtfefai. eine andere Frage aber Ist, ob
man diesen allerxli^a:*s iu)^i\v>;inies X9si ^»^^«en Kopf als ein gutes Mnstn dos Po-
:ieKK'iit\ |ms ¥iiU anerkennen ctmn l\»s Uaar. welches allerdings an den normal—
54en l\<le^^idvUlk\H^Vn iÄi:i>er u;^^^^: vver wni^icf wich entwickelt ist, erscheint hien
in fast ttt^rute^ener Maää4^ä^'^kr:t uk: dabei in einer Kühnheit des Empor—
stn^bens und einer t^iv^Ä« Be^xr^iheis ivvkkw FftDe. wekhe sdbst die von
teehuiscKen BehandhjLo^ ^enutä^J^ IHr^ctrilu^ des llaarcs an dem pnlenut
Mo<sukkv>(4 a6erb««et. :ei Kr^rc^e $»&»Bar:>ciber KSdangn aber nicht ihn» Glei
hat. Ferner %ir>i %ofel N>fiaa»i aaä^itn oe sowv^l breite wie klar an&trcbi
und auf thrvr gauen H:h^. wc der Na^a^xrwl l»s zum Hiinnsati in dcrMt^
A HtfRZLtfr. Ihe Kilviwvri;? i^c k v->rX>^f,^f.ff-'>^—nf «:t l>z«sd«a« 2. And. S, 71. Xo. 3^^- ^
▼«xxL -isÄe Ca? VI N» ♦. iv^ ^l:-- N:;iri;? i»3 Ai««t iz Reck«» AugMteiim T*f . 4T ^
'"^^ CUnc M:u«:« i< scaljc ?: ^U N,v :'^> i^r K,c^ wird hier in giOfocm
- Ai iitfr irfr S^ki: ^-.«^tvxic'äa >tf>:;f VTi:t> ^,*at £>eK*^3<r: »bceb.. kioB
4. DIE BEDEUTENDSTEN STATUENKÖPFE UND BÜSTEN DES POSEIDON. 267
stark vorgebildete Stirn viel mehr dem Zeustypus, ja einem schönen Zeustypus an-
gemessen zu finden, als dem des Poseidon, welcher auch schwerlich jemals wieder
mit einem so schlanken, dnrch den langen Bart noch besonders hervorgehobenen
Oval des ganzen Gesichtsumrisses nachzuweisen sein dürfte. Auch das lichtvolle,
fest aber ruhig blickende Auge ist, wenigstens nach dem, was uns andere Monu-
mente zeigen, nicht so recht poseidonisch ^^j und kaum wird man die kräftige Nase
mit ihrem festen, breiten Rücken und den energisch geschlossenen Mund als charak-
teristiscb ansprechen können. In seiner 'Gesammtheit aber und in seinem physio-
gnomischen Charakter steht dieser an sich schöne^ ja imposante Kopf dem Zeuskopf
im Museo Nazionale in Neapel (Atlas Taf. II. No. 3 und 4) so nahe, daß, wenn
ihn nicht die beigegebenen Attribute als das bezeichneten, was er sein soll^ schwer-
lich Jemand in ihm den Poseidon erkennen würde. — Dasselbe gilt aber nicht
minder von
No. 9, dem Kopfe der zweiten dresdener Poseidonstatue (s. Atlas Taf. XI.
No. 10)*), dem schon 0. Müller (Handb. § 355. Anm. 6) mit Recht einen »Zeus-
ihnlichen Charakter« zuspricht, nur daß es sich hier nicht, wie bei dem Relief-
kopfe von Rimini, um den kraftvollen und kühnen, sondern um den milden Zeus-
typos handelt, der eigentlich in seinem ganzen Wesen noch weniger poseidonisch
ist, als jener. Ja dieser ganze Kopf ist nicht allein in seinen Formen , höchstens
mit Ausnahme des in der Mitte gescheitelten und nach beiden Seiten in sanften
Lockent^ellen herabfließenden, reichen und besonders im Nacken sehr langen Haares
und der etwas niedrigen Stirn, sondern er ist auch in seinem Ausdruck, besonders
in dem wie sinnend oder träumend gesenkten Auge viel eher ein Zeus- oder noch
mehr ein Asklepioa- als ein Poseidonkopf. Und da nun auch die Statue, zu wel-
cher er gehört, zumal in ihrer Gewandung, im Kreise poseidonischer Bildungen
%hr fremdartig und vereinzelt erscheint, so wird man bei ihr an irgend eine be-
^ndere, wahrscheinlich auf einer bestimmten Cultanschauung beruhende Gestaltung
des Gottes zu denken haben. Als solche könnte die des Binnenlands- oder Sflß-
^^sserposeidon nahe zu liegen scheinen ; einen OoTaXp.io; könnte man sich in dieser
'bilden Freundlichkeit und Ruhe verkörpert vorstellen. Daß aber ein solcher in
^^r That gemeint sei , läßt sich , so wie bisher unsere Kenntnisse beschaffen sind,
^iirch Nichts beweisen und so wird man, bis etwa einmal verbürgte Typen einer
^^tgestalt des *Gottes zu Tage kommen , an welche sich die dresdener Statue an-
tupfen läßt , von dieser nichts Weiteres sagen können , als daß sie, und insbe-
sondere ihr Kopf, immerhin, wie 0. Müller meint, nach einem schönen Vorbilde
^^^arbeitet, d. h. an sich formenschön sein mag, daß aber der normale Typus des
^^>8ddon in ihr kaum annäherungsweise ausgedrückt ist.
Noch weniger gesichert in ihrer Bedeutung ist:
No. 10, die ehemals Verospfsche Statue in der Galeria delle statue No. 394
^^B vaticanischen Museums^), welche, ehemals als Zeus ergänzt gewesen, ihren
a) Hettner, Die Bildwerke der k. Antikensammlung in Dresden. 2. Aufl. No. 309. Vergl.
^^ten Cap. VI. No. 5. Die Statue ist abgeb. in Beckers Augusteum Taf. 40, b. Ckurac, Mus.
'^ tculpt. rV. pl. 743 No. 1795 und in den Denkm. d. a. Kunst II. No 70; sie, namentlich
^^^^ der Kopf ist sehr überarbeitet ; in größerem Maßstabe ist dieser hier zum ersten Male
^^ebildet.
b; Abgeb. Mus. Pio-Clem. I. tav. 3*2, (^arac, Mus. de sculpt. IV. pl. 743. No. 1796.
U. RIK
jeteigen Namen und ilire Ausstattung tuit Poaeidüoattributen iDreizjtck uud Of^lphia) 1
Viscontis Ansiclit<;n verdankt. Hug man Über die Nomenclatur nnd die Kr|HUi- 1
Zungen der Statue denken wie man will, immer wird mau zugcotebn mQsson, dsK I
der an sieh schöne und edelo Kopf "j (s. Atlas Taf. XI. No. 9( verglichen i
allen sicheren Köpfen des Poseidon nur Weniges enthält, das für diesen charakt«- 1
ristjsoh genannt werden kann , während allerdings der Krouide in demselben nickt 1
wohl zu verkennen ist. Anlangend die Formen kann man zu Gunsten der Poiö- {
donbenennung hervorheben das verbitltnißmäßig glatte seitlich« llerablließen dea
llber der Stirn hoch erhobenen , durch ein verstecktes Uaml susammcn gehaltene!
Haarea und violleicht sein sehr langes Uerabhsngen auf den Nacken, sowie iIh
etwas kurze, unten müßig vorgebildete, nach oben aber weni^ aufstrebende Slim; ]
in Betreff des Ausdrucks aber, welcher Visconti zu wenig erliaben fUr einen Zetu
schien und der durch ruhige Milde cliarakterisirt wird, möchte besonders der, ilha-
licli wie bei der ersten dresdener Poseidonstatue [oben No. T) , fest und wie auf
einen bestimmten Punkt gerichtete Fernblick des scliün geformten Auges geltend
gemacht werden können, znmat derselbe sich nicht senkt, wie bei einem von
Himmel ahölieii he rabschau enden Zeua , sondern wesentlich gradeaus geht . wie vun
Ufer Ober die Meuresfliiche gleitend '',i . Aber als sicher entscheidend kann man die«
Momente kaum betrachten und die Antwort auf die Frage , ob es sieb hier in der
That um einen Poseidon handele oder nicht, wird von der Ansicht abhängen, welche
man sieb Ober die ganze Statue bildet. '
Bleiben, da der Kopf der Coke'sclien Statue'j modern ist. von größeren Dar — .
Stellungen noch zwei llUsti^n zu besprechen Übrig, bei denen der Postidonnstnrs
Äußerlich nicht beglaubigt, also aus dcu Werken selbst zu ret^ht fertigen ist, enb»^
jene, wie schon oben S. 252 bemerkt, bisher allgemein als das eigentliche pocei ^
doniacho Musterbild behandelte ustiensische Büste im Museo Chiaramouti No. ttUSA^
nnd zweitens die kleine BUste No. 4 10A. daselbst, welelic bisher als Zeos b^^
seich net ist.
Anlangend
Nu. 11. die erstere (s. Atlas Taf. XI. No. II und I2)'i) wird ein aufurrT—
samer Blick auf die auf der elften Tafel des Atlas vereinigten autlientiselmi 1' ■
seidonköpfo geniigen, um zu zeigen, iu wie mannigfachem Uetracht die«« Dll«tc •~- w
ihnen allen abweicht, ja daß man sie mit keiner einzigen derselben aU redit elg
n. GbI. myth- No. 91 ; E. Braun, Vnnchuk der Kundmythi.l, 'Ut. I
1 fap. VI. No, II.
aj Ergänzt iat an dcmaclbcn nur die NMenspiUe.
b) Nnhe vuinrandt in der Haattiaclit und im Blick ixt der Kof
■hgeb. b. lirauii, Vorschule dur Kunslmyth. T»f. 1".
c; CInrac, Mu*r:c de scutpt. IV. pl. TJt. No. ITÜtiA., vcrgl '
d| Gefunden van Fagnn in Ausgrabungen von Ostia ; Hetch
. mi, jcUl No. Ii(l(l\. . abgeb. Mus. Chinram. I. Uv. 21, danach 1
Kunat 1. Aull. U. No. 61. nach
mylholosie Taf. Il>, danach in
Vkticano dcwriltn ed itluütt. T
i«t penteliocli, die gnnie tltuat n
nach HaGgabti antiker Heute, duili
brawciroln laßt.
4. DIE BEDEUTEND8TKN STATUENKÖPFE UND BÜSTEN DES POSEIDON. 269
yerwandt znsammeiistellen kann. Nichts desto weniger kann es zunächst in keiner
Weise zweifelhaft sein, daß es sich bei diesem Kopf um ein Wesen aus dem Kreise
der Meergötter handelt^) und Alles was in Beziehung hierauf von Anderen , be-
sonders von £. Braun gesagt worden ist, muß der Sache nach als richtig anerkannt
werden. Denn es ist sowohl das für Meergötter charakteristische, wie durch
Feachtigkeit in einzelnen Partien zusammen klebende, wirre und niederhangende
Hur an dieser Bflste mit besonderer Deutlichkeit, selbst den Kopf der latera-
nischen Statue (No. 2) noch tiberbietend ausgeprägt, wie auch der scharf fixirende
und selbst nicht ohne eine gewisse Anstrengung in die Ferne gerichtete Seemanns-
blick in den verhältnißmäßig nur kleinen Augen mit Meisterlichkeit dargestellt;
ebenso muß anerkannt werden, daß der volle und harte, nicht sowohl »struppige«,
als energisch gekräuselte Bart charakteristisch ist und dem entspricht , was an
meiiren verbürgten Poseidonköpfen beobachtet werden kann, während der finstere
ttd Unholde Ausdruck sich aus nicht minder sicheren Poseidondarstellungen (s.
No. 3 und 4) belegen läßt und insbesondere die Gestaltung und Bewegung des
Mundes das verhalten leidenschaftliche Wesen des Meergottes gar wohl ausspricht.
Ninunt man die allerdings nur auf das Allgemeinste beschränkte Zeusähnlichkeit
der Bflste hinzu, so wird man derselben den ihr bisher beigelegten Poseidonnamen
Dicht abstreiten können, obgleich man dazd aus nicht verächtlichen Gründen geneigt
sein mag. Denn es läßt sich ja nicht verkennen, verdient vielmehr mit Nachdruck
'^eryorgehoben zu werden, daß mehr als ein Zug in dieser Büste uns ein Wesen
<Q Bebildern scheint, welches nicht allein mehr, als dies irgend eine der verbürgten
^oaeidondarstellungen thut, sondern auch mehr, als man es von einem Kroniden
^v^arten sollte, an materielle Existenzbedingungen gebunden und mit den Schwächen
i^^lflrlichen Daseins behaftet ist. Am auffallendsten ist in dieser Beziehung die
^enge von Falten und Runzeln; welche das Gesicht durchziehn, freilich sehr in
^Übereinstimmung mit dem, was man an verwetterten Seemannsgesichtem auch vor
dem Eintritt des hohem Alters wahrnehmen kann, allein für einen Unsterblichen
^oeh kaum recht angemessen. Andeutungen der gleichen Erscheinung finden
^^cJi allerdings in mehren der sicheren Poseidonköpfe und gegen die Hervorhebung
Dilles materiellem Wesens bei Poseidon als bei Zeus haben wir auch theoretisch
Nichts einzuwenden; nur übersehe man nicht, wie weit der Kttnstier der Büste
^QQ Ostia in dieser Hinsicht zu gehn gewagt hat.
Und eben so wenig, wie stark er dem göttlichen Adel des Kopfes durch das
^«rhältniß der geringen Stirnbreite zu derjenigen der Jochbeinpartie und des Unter-
^efers Eintrag gethan hat, ein Verhältniß, welches sich in dem Maße bei kemem
^^ früher besprochenen Poseidonköpfe wiederfindet. Dazu kommt die, wie be-
^<^er8 die Profilansicht (Taf. XI. No. 12) zeigt, eigenthümlich stumpfe Nase, deren
Q«8taltung gleichwohl nicht auf einer Verletzung bemht, sondern vom Künstier
^^^absichtigt ist ^^j , die sich aber ähnlich nur bei Wesen eines niedem Ranges in
^f griechischen Kunst zu finden pflegt und der in Formen und Bewegung un-
^^öne Mund.
So wohl aber auch diese Thatsachen geeignet sein mögen, den Zweifel anzu-
''^^en, ob es sich wirklich in diesem Kopfe um einen Bruder des Zeus und nicht
a) Welckers Ansicht in den Zusätzen zu Müllers Handb. 3. Aufl. S. 777, der Kopf sei
*^ton, ist in keiner Weise glttcklich.
270 U, DIB EBHAI.TKNKK »ONIIMKNTE.
etwa um einen Meerdaeraoii imtergeordneteu Ranges hantlele', dennoch '
nicht verkenncu dürfen , daß bIcIi für alle einzeln Iiervorgebobenen Zflge die A\
lügien in den verbür^n Poseidon köpfen finden, wflhrend die Bflnte von Oatia <
meisten derselben an Kunstwerth Überlegen ist. Und wenn es sohwerlich mOgI
sein wird , fUr dieselbe den Namen irgend eines Meerdaemons zweiten Ranges
begründeterer Überzeugung aU den des Poseidon aufzustellen, wenn nuui-rielm
auf diesen durch ein gewisses Haß von Würde und gebietender ImpoBunz in B
hing und Ausdruck, das sicli mit den nicbt grade edeln Formen verbindet, imi
wieder zurückgefllbrt wird und eingestehu muß, daß die Büste durchaus charaki
voll und in der Mischung ihrer Elemente einheitlich ist , so wird man viellei
auflioren, dieselbe als die normalste und maßgebende Gestaltung des PoscidouidM
zu behandeln, wie bisher gescliebn. weil sich der Typus des Gottes ohne Zwe
höher fassen läßt, als hier goschehn iat, ja möglicherweise wird man sich e
schließen müssen . sie als auf besonderer , sei es kunst- sei es retigionsgeschit
lieber Grundlage stellend zu betrachten, aber man wird sie als einen Poseidon,
als einen iu ihrer Weise vortrefflichen Poseidon gelten lassen mDssen.
No. 12, die kleine (nur 0,32'° hohe) Uliste No. 440A. im Hnseo Chtaram«
[h. Atlas Taf. XI. No. I3j*j trägt den Namen des Zens unzweifelhaft mit Unrecht
Ks genügt, um dies zu bekrüftigen, ein Hinweis auf das unordentlich durch oioaii
geworfene, offenbar wie von Feuchtigkeit durchzogene Haar, welches linke in »
lieber Weise wie bei der eben besprochenen Bllste horabgohangoD haben wi
Daneben fehlt dem Kopf, obgleich er h'iher gestimmt ist als der vorige, d
Btwas an der Majestät und Großlieit eines gnten Zenskopfes, wilhrcnd er d
Nichts weniger als ein unbedeutendes Kunstwerk ist. Aber grade die berttki
Merkmale lassen den Namen des Poseidon für ihn als den angemessensten enekdi
und dieser Name wird ganz insbesondere durch den Kopf des Poseidon in <l
münchener Friese mit dem llachzeitszuge des Poseidon und der Amphilrite*)
glaubigt, welcher mit dem hior in Kode stehenden sowohl was die Formen,
was Haltung und Ausdruck anlangt, merkwürdig übereinstimmt. Möglich, daß i
diese Übereinstimmung beider Köpfe, zumal diejenige in dem stillen, etwas seh«
mütliigen Ausdruck, ans einer nrsprUnglicli gleichen Gesammtcomposition bdder
klSrt, daß der Kopf im Museo Chiaramonti einem, wie in nicht wenigen a
statuarischen Gom Positionen, mit Amphitrite gruppirt gewesenen Poseidon angel
und daß sich hieraus die W&ndung des Kopfes nach der rechten Seite abtri
läßt; allein nOthig ist eine solche Annahme zu seiner Erklärung niofat, da I
namentlich der Kopf der Statue im Lateran [a. Atlas Taf. XI. No. t} dm >
Eiuzelligur gefaßten Gott in einer wenigstens verwandten, schwermfltlitg EtiU'
Stimmung kennen lehrt, Denken wir iinsern Poseidon als Kinzelfigur. so w«i^
wir ihn uns als auf das beruhigte Mear sn seinen Füßen blickend vnrxnstetlen bi^
■I Dieselbe stammt atu neueren Fundun und ist «ex muni lii>enlia VÜ IX.> sufp*»!'
ihren Fundort kenn ich nicht niijjeben; ihr Msteiinl ist harter. grußkOtniger i^txkiK''
Marmor, erglnit ist die N*se luin grOOtcn Theil und die gtnte Brust unterhalb <ln B'''
von den Ijocken sind liemlich betrachtliche Tlicile, besonders an dpi linken Seite sIi|cIk«)"
Biiher unedirt.
b) S. Brunn, VenoichniP der Glyptothek 3. AuS. No. It.i. abftfh Heriek
.lK-h> <1<>« d Win. Ton 1S5^. Taf. I>, vcrgl, Alltw Tsf XIII N'< IK
5. POSEIDONKÖPFK IN MÜNZEN UND GEMMEN. 271
•
ähnlich wie die erste dresdener Statue (oben No. 7), nifr schwerlich wie diese mit
safgestfltztem Fuße stehend. Daß in den Formen dieses Kopfes, in der kräftigen
Uoterstim, welche sich gegen den kurzen und schmalen obem Theil etwas hart
absetzt, in den entschieden faltig modellirten Weichtheilen der Augenlider und der
Wangen, in dem schön geschnittenen Auge und in der etwas üppigen Unterlippe,
nichts liegt, das dem Poseidonnamen widerspiäche, daß sich vielmehr fflr alle diese
Zflge die Analogien in den beglaubigten Poseidonköpfen der XI. Tafel finden, sei
nur kurz angedeutet. Von den Köpfen einiger kleinen Bronzen wird bei deren
Besprechung im VI. Capitel gehandelt werden ^^j.
FÜNFTES CAPITEL.
Poseidonköpfe in Münsen und Gtommen.
I. Münzen.
(Hierzu die Münztafel V.)
Unter den nicht eben seltenen Münzen mit Typen des Poseidonkopfes '^j ist
i^ur eine beschränkte Anzahl von künstlerischer Schönheit, eine andere, kaum ans-
S^^ehntere, aas dem einen oder dem andern Grunde von kunstmythologischer Be-
deutoDg. Nur Münzen, welche unter dem einen oder dem andern Gesichtäpuukte
liUerer Betrachtung würdig sind, vereinigt die V. Münztafel, welche größten-
Ui«Ug (mit Ausnahme von No. 3 und 12. b.j nach Abdrücken aus der Imhoof-
Bchen Sammlung gezeichnet ist und nur diese Münzen sollen hier mit einigen Be-
merkungen begleitet werden. Es sind die folgenden :
No. 1. Brutüum. Au. Rvs. BPETTIQN, Aphrodite (oder Amphitrite, 8. Cap. XII.)
ȟtEroeauf einem Hippokampen reitend. Mionnet, Descript. I. 179 f. 759 ff.,. PI. LXV. l^j.
No. 2. Syrakusae. Ae. Rvs. ZVPAKOIION, Dreizack. Mionnet, Descript. I. 311. 9J0
(ihilieh).
No. 3. Boeotia. Arg. Kvs. BOIOTOK, Sitzender Poseidon mit Dreizack und Fisch.
Mionnet, Descript. II. 103. 59., PI. LXXII. 7<-).
No. 4. Boeotia. Arg. Rvs. BOIOTON, Nike mit Kranz und Dreizack. Mionnet,
ö«Kiipt II. 103. 60-64 (Varianten) d) .
a) In Abdrücken aus der Imhoof sehen Sammlung liegen mir die folgenden, mit wenigen
Abnahmen bei Mionnet verzeichneten Münzen mit Poseidonköpfen vor, nämlich von : Brun-
^Qm (2), Paestum (2), Bruttium, Messana, Nakone (rj, Solunt (4), Syrakus, Hieron II. (4),
^önü, Byzanz, Makedonien (2), Amphipolis, Pella, Antigonos, Philipp V., Kerkyra (2),
^^den (2), Korinth (3, eine uned.j, Troezen .uned.) , Mantinea, Rhaukos, Karystos,
^^'luti, Priene, Halikamassos (2), Attalia Pamphyliae; aus der königl. Sammlung in Berlin
^^ ich folgende als selbst geprüfte hinzufügen, von Luceria Apuliae , Tyndaris, Byzanz
(vfiiiehiedeQ von dem oben verzeichneten), Helike, Karystos, Alezandria (Nero).'
b) Vergl. Carelli, Num. Ital. vet. T. CLXX. 1 und Denkm. d. a. Kunst II. No. 68. b.
c) Gezeichnet nach einem Mionnet'schen Schwefelabdruck, No. 592 der kleinen Samm-
^^ng; Tergl. Denkm. d. a. Kunst II. No. 77.
d) Vergl. Imhoof, Flügelgestaltcn der Athena und Nike S. 33. No. 75 und S. 49 und
Ot erb eck, KaaBtmTtliologie. III. 18
272 n. DIE ERHALTENEN MOMu
No. 5. Macedonia. Ae. Rvs. Keule und twei Monogramme. Mionnet, Snpp). III.
2. 82»j.
No. 6. Nacone SicUiae {}). Ae. Rvs. NA. Dreizack. Nicht bei Mionnet >}.
No. 7. Pella. Ac. Rvs. TTEAAHZ, Schreitender Stier und Monogramm. Mionnet,
Suppl. m. 88. 531 (ähnlich).
No. 8. Solus Siciliae. Ae. Rvs. ZOAONTINON. Unbirtiger behelmter Kopf. Mion-
net, Deacript I. 288. 682 (Ähnlich).
No. 9. Paestum. Ae. Rvs. ITA IS. Delphin über einem Zweige und daa Quadrana-
xeichen. Mlonnet, Suppl. I. 308. 750 b).
No. 10. Messana. Ae. Rvs. MEZZANION, Dreizack zwischen xwei Delphinen. Mionnet,
Descript. I. 255. 391, Suppl. I. 402. 282.
No. 11. a. b. Antigonus Rex Asiae. Arg. Rvs. Apollon auf einem Schiflavordertheile
sitzend, auf dem BAZIAEOX ANTirONOY geschrieben ist, darunter Dreisack und IE.
Ähnlich Mionnet, Descript. I. 577. 823 f. ^).
No. 12. a. Hieron II. Ae. Rvs. lEPONOZ, Dreizack zwischen zwei Delphinen.
Mionnet, Descript. 1. 335. 75. PI. LXVIII. No. 6.
No. 12. b. ,, Variante*»).
No. 13. Brundusium. Ae. Rvs. BPVN., Nackte mOnnliche Figur mit Nike und Lyra
auf einem Delphin. Mionnet, Descript. I. 135. 343 sq., Suppl. I. 272. 507 sq. <*;.
No. 14. Corinthus, M. Aurel. Ae. Avs. IMP. M. AVR. ANTONINVS AVO. Kopf
des Kaisers.
No. 15. Corcyra. Ae. Rvs. KOPKYPA, Diote. Mionnet, Descript. II. 70. 19.
No. 16. RhaucuA Cretae. Arg. Rvs. PAYKiON zwischen zwei Delphinen. Mionnet^
Suppl. IV. 340. 282. —
Römische.
No. 17. Pompeia. Arg. Rvs. PRAEF- CLAS ET ORAE MARIT- EX S- C SchiC"^
tropaeon. Cohen, Med. consul. p. 262. 22, pl. XXXIII. 5.
No. 18. Plautia. Arg. Rvs. C- YPSAE- COS PRIV CEPIT, Juppiter auf
dem Viergespann. Cohen a. a. O. p. 254. 7. pl. XXXII. 4.
No. 19. liUcretia. Arg. Rvs L« LVCRETI« TRIO-, Amor auf einem Delphin. C^>1
a. a. O. p. 192. 3, pl. XXV. 3.
Die erste Aufgabe wird sein, die Anwendung des Poseidonnamens auf die im
vorliegenden Köpfe, deren einige anders benannt worden sind, zu rechtfertig: ♦*ii.
Inscliriftlirh TTOZEIAAN) ist nur der messaueser Kopf No. 10 gesichert ^ . t^m^v^ie
von hier nicht abgebildeten ein unter Nero gepriigter alexandriner^) und durch die
»Zur Münzkunde und Palacographie Hocoticns« in llubcrs Numismat. Zeitschrift 1S7/
S. \hi f.
a) Vergl. Imhoof in Berl. Blatt, f. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde ls7o .S. 52. :* u.
Taf. LIV. 13.
b; Vergl. Carelli a. a. O. tav. (\\XXIII. 59.
0) Vepgl. Suppl. 111. PI. XI. No. 2, Denkm. d. a. Kunst 1. No. 231, Imhoof. Choii
de monnaies grccqucH pl. IX. No. 22.
d/ (iezeichnet nach oincni Original in meinem Besitze.
e, Vergl. (-arelU a. a. (). tav. CXX. G.
f; Kin verwandter , aber nicht identischer Kopf mit derselben Beisi-hrift kommt inrh
in kleineren Krzmünzen von .Mennana vor. h. Mionnet, Descript. 1. 2r>(». 393.
g^ llmMchrift nOZElAON. II©MIOZ. .Mionnct, Descript. VI. 72. 2:i«.
5. POSEIDON IN MÜNZEN UND OBMMXK. 273
Bdsehrift neptvn. ein korinther^j. Demnächst durch einen hinter dem Kopf an-
gebrachten Dreizack der bruttische No. 1, der makedonische No. 5, der solnntiner
No. 8, der brundttsische No. 13, der korinthische No. 14, der kerkyraeische No. 15,
der von RhankosNo. 16, dessen Bedeutung außerdem noch darch den auf dem Re-
vers zwischen zwei Delphinen angebrachten Stadtnamen sowie durch den Umstand be-
glaubigt wird, daß Khaukos auf anderen Münzen den Qott in ganzer Qestalt neben einem
Pferde stehend hat^), endlich die drei römischen No. 17 — 19. Eben so werden von
d«n hier nicht abgebildeten Poseidonköpfen noch diejenigen einer Serie der Mflnzen
von Paestum^j, einer zweiten Folge deren von Solunt"*), einer zweiten Mflnze von
Kerkjrra*), einer von Prione') und einer von Karystoe^i durch den beigegebenen
Dreizack bestimmt. Drittens determiniren den Poseidonkopf der Averse die auf
den Reversen angebrachten Typen sei es des Dreizacks allein, sei es desselben
zwischen zwei Delphinen in den Münzen von Syrakus No. 2, der fraglichen von
Nakone No. 6, Hierons II. No. 12. a. b., sowie in den hier nicht abgebildeten von
Lnceria^), Byaanz^), Troezen^), Rhaukos^), Karystos™), Tenos'^) und Halikamaß^).
Vea dem noch übrigen wird der Kopf der boeotischen Münze No. 3, abgesehn von
aeinen eigenen Formen, durch den auf dem Rvs. dargestellten sitzenden Poseidon^),
d^ienige der Münze von Paestum No. 9 durch den auf dem Rvs. gebildeten Del-
pliin über einem Zweige, daneben durch die Serie der Münzen gesichert, welche
«lea Poseidonkq)f mit dem Dreizack haben ^s. oben Note c) , endlich durch den
b^Lannten Umstand, daß Poseidon seit den ältesten Zeiten den Hanpttypus der
Funsen dieser Stadt abgab. Den allgemein als Poseidon anerkannten Kopf auf der
Unze des Antigonos No. 11. a. bezeichnet, wiederum abgesehn von seinem For-
iM»«Dcbarakter , tbeils seine Bekränzung (s. unten) , theils der Rvs. , das SchifTs-
^vordertheil mit dem Dreizack darunter als Poseidon. Und eben so muß man den
R>W8.: Nike mit dem ihr gewiß nicht absichtslos gegebenen Dreizack anch für die
Benennung des z. B. bei Mionnet mit dem Zeusnamen belegten Kopfes der boeo-
tisehen Mflnze No. 4 geltend machen , so daß lediglich der Kopf auf der Münze
a) Mionnet, Suppl. IV. 51. 349.
b) Vergl. unten Cap. X. u. s. Münstafel VI. No. 22.
c) Vergl. Denkm. d. a. Kunst II. No. 6S. a.
d) Mionnet, Descript. I. 288. 082 sq.
e) Mionnet, Suppl. m. 433. 59.
f) Mionnet a. a. O. IV. 298. 157.
g) Mionnet a. a. O. IV. 357. 37, Dreizack vor, Delphin hinter dem Kopfe,
h} Mionnet, Descript. I. 132. 325.
i) Mionnet, Descript. II. 214. 37. Ann. dell' Inst, von 1834 tav. d'agg. G. No. 9 u.
*^» ▼ergl. p. 310 sq. Auf anderen (s. Ann. a. a. O. No. 5 u. 6.) wird der Dreizack durch
*^*»« Prora ersetzt.
k) Mionnet a. a. O. II. 212. 84, vergl. Eckhel D. N. V. II. p. 291.
1) S. oben Note b.
m) Mionnet, Descript. II. 303. 17. Auch der bekränzte Kopf auf der karystischen
^übennUnze der Prokesch'schen Sammlung, Kvs. Dreizack, Archaeol. Ztg. 1849. Taf. IX.
^^- 21 wird wohl eher Poseidon als Herakles oder Zeus sein,
n) Mionnet, Descript. II. 329. 142.
o) Mionnet, Descript. III. 347. 257.
p) Vergl. Cap. VII. u. s. Münztafel VI. No. 15.
18*
274 II. DIE KRIIALTENKN IfONrMFNTR.
▼OD Pella Nu. 7 allein durch äeiiie eigenen Formen, insbeaondere dnrch das anf-
fallend schlichte und wie fencht gebildete Haar charakterisirt wird.
In Betreff des künstlerischen Werthes dieser Münzen wird ein dnfacher Hin-
weis auf die überlegene Schönheit des Kopfes anf der Münze des Antigonos No. IIa.
genügen, welcher, mit einem offenbaren Seegewächse') bekränzt, den Oott in seiner
ganzen trotzigen Kraft schildert^ .
Einen demselben verwandten und eben so schönen, nnr dnrch mindere Größe
weniger imposanten, besonders dnrch energische Modellirung von Stirn und Wange
und durch einßn erregten Ausdruck ausgezeichneten Oharakterkopf bietet die
boeotische Münze No. 3. Die auch hier auf die Stirn des Gottes herabhängende
Jjocke verdient Beachtung, eben so der Kranz, der wenn auch nicht ans einem
Seegewächs gebildet^ , doch schwerlich für einen der gewöhnlichen Lorbeerkränze
zu gelten hat.
Die dritte Stelle neben diesen Münzen gebührt der bruttischen No. 1, welche
ebenfalls nur ihrer geringen Größe wegen nicht so in die Augen fUlt wie diejenige des
Antigonos, während ihr mit einer breiten Taenie geschmückter Poseidonkopf durch
sein reiches, kühn und etwas wirr geworfenes Lockenhaar, die mächtig Torsprin-
gende Unterstim und den festen, aber ruhigen Seemanusblick durchaus charakte-
ristisch ist.
Endlich müssen die beiden unter sich verwandten und durch ihre ernste Milde
ausgezeichneten Köpfe auf den Münzen von Messana No. 10 und Hierons IL be-
sonders der Variante No. 12. b. hervorgehoben werden, während die übrigen in
künstlerischer Beziehung von vergleichsweise untergeordnetem Werthe sind.
Unter ihnen wiederholt sich dev Taenienschmuck der Köpfe auf der bmttischen
Münze No. 1 und denjenigen Hierons II. No. 12. a. b. bei den Köpfen No. 2.
5. 7. 15. 17. der V. Münztafel und bei der Mehrzahl der hier nicht abgebildeten,
während von den abgebildeten außer der boeotischen No. 3, der mesaaneaer No. 10
nnd derjenigen des Antigonos die Münzen No. 4. 6. 8. 13. 16. und eine Minderzahl
unter den nicht abgebildeten bekränzte, und zwar mit Lorbeer (oder was man ge-
wöhnlich so nennt), No. 19 wahrscheinlich mit fucus, bekränzte und nur No. 14
und 1 8 und eine eben so kleine Minderzahl unter den nicht abgebildeten schmuck
lose Köpfe zeigen. Bin vergleichender Blick auf die in der 1. Münztafel de^
II. Bandes vereinigten Zeusköpfe genügt, um zu zeigen, in welchem Grade b^
Zeus der Schmuck des Kranzes über den der Taenie überwiegt, ohne daß ic'doe^w "
aus dem Vorkommen des Kranzes oder der Taenie zur Unterscheidung von "
und Poseidonköpfen auf Münzen ein sicheres Kriterium abgeleitet werden kai;^^
Eine weitere Vergleichung der beiden Münztafeln lehrt aber auch, daß — abgeä^,^^_
a) Fucus vesiouloBus nach den VerfF. der £1. c6ram. III. p. 27. Anm. 2.
b) Das in der Hauptsache minder schöne Exemplar, -welches in einem MionneC "^
Schwefelabdruck .No. 4S0 der kleinen Sammlung, vorliegt und in den Denkm. d. a.
a. a. O. wiedergegeben ist, hat vor dem hier gezeichneten der Imhoofschen Sammln, t»-».^ **^e
vor der Stirn herabhängende Locke voraus, auf welche, als auf einen für Poseidon " Yi«Ttk-
teristischen Zug hingewiesen werden mag ; in dem Imhoofschen Exemplar ist sie rf-^ . ^^^
zu nahe Stellung des Kopfes am liande nur in einer Spur erkennbar.
c) Wie O. Müller in den Deiikm. d. a. Kunst a. a. O. meinte; von Lorbe^^ ^ «^jj
Wieseler a. a. O. ^^r f
5. POSEIDON IN MÜNZEN UND GEMMEN. 275
natllrlich von den Dntzendarbeiten auf beiden Gebieten — iro Typus der beiden
Götter eine solche Verschiedenheit waltet, daß man nnr wenige Zensköpfe mit sol>
eben des Poseidon und wenige Poseidonköpfe (etwaNo. 4. 6. 19., welche so ziemlich
die anbedentendsten begreifen) mit solchen des Zeus zu verwechseln in Gefahr ge-
r&th, ohne daß es gleichwohl leicht, wenn überhaupt möglich ist, den Unter-
schied oder ein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden aufzu-
stellen, so groß ist die Mannigfaltigkeit hier wie dort. So Iftßt sich z. B. die
fidüichte and wie feuchte Haarbehandlung, welche bei dem Kopfe von Pella No. 7,
imd zwar in ganz besonders auffallenclem Maß auftritt, dann etwa noch bei dem
'bnmdoaischen No. 13, dem korinthisch-römiiichen No. 14 und dem römischen
No. 18, kaum noch bei den mit einander verwandten Köpfen der Münzen von
Messana No. 10 und Hierons No. 12. b. so wie etwa bei demjenigen der Münze
Ton Kerkyra No. 15 nachweisen, entschieden aber nicht bei dem Rest, aus-
genommen bei dem eigenthümlich archalfstischen Kopfe der im Jahre Roms ^16
38 V. u. Z.) geprägten Münze der gens Pompeia No. 17, bei dem es aber
mehr mit dem Stil als mit dem Typus zusammenhangen dürfte. Eben so läßt
sich die vor der Stirn herabhangende Locke auf den Münzen des Antigonos
No. II. a. (vergl. S. 274. Note b.) und des boeotischen Bundes No. 3 nicht
iv^eiter, als etwa noch auf die brnttische Münze No. 1 verfolgen und nicht
minder steht der sehr schlanken Kopfform besonders auf den Münzen No. 14 und
1 5, dann 17 und 10, endlich etwa noch 12. b. die mehr oder weniger gedrungene
muf den Münzen No. 2. 3. 4. 5. 7. 9. 12. a. gegenüber. Eben so wechselnd ist
endlich der Ausdruck in den meisten dieser Köpfe, wie dies ohne nähere Erörte-
nng Jedem einleuchten wird, der auch nur die schönsten Typen No. 3. 4. 5. 1.
1 1. a. 12. b. und 10 in dieser Abfolge mit einander vergleichen mag, in der
Bie eine Stufenleiter des Charakters votn Erregten durch das trotzig Feste bis
SDiB mild Ernsten nnd zeusartig Erhabenen darstellen. Wenn demnach durch-
^lofende Resultate für die . Bestimmung des Idealtypus des Poseidon aus diesen
Ifftiiien schwerlich gewonnen werden können, bleiben sie dennoch nicht wenig
lekrreich, weil sie eine ziemlich weite Stufenfolge von Vorstellungen vertreten, ohne
aicli, außer in einzelnen Fallen, mit Dar.-itellungen des Poseidon aus anderen Kunst-
gebieten zn berühren und doch auch ohne, wie bemerkt, auikr wiederum in ein-
zelnen Fällen, mit Darstellungen des Zeus zusammen zu fließen.
[ 2. Geschnittene Steine.
(Vergl. die Gemmentafel IL]
In geschnittenen Steinen liegt von Darstellungen des Poseidonkopfes sehr wenig
'^hebliches vor. Als die bedeutendste wird diejenige der »Gemme Dolce«'^) gelten
^^en, in welcher der Gott allerdings durch kein äußerliches Zeichen, wie den
a; Abgeb. bei £. Braun, Vorschule der Kunstmythol. Taf. 17, wiederholt in den Denkm.
^ a. Kunst n. 69. a. Wo sich das Original jetzt befindet, ist mir unbekannt, ein Abdruck
*^*gt nicht vor.
276 n. DIB EBHALTENEN MONUMENTE.
Dreizack, als solcher gesichert, innerlich aber so wohl charakteriairt ist, daß man
an der Richtigkeit der Benennung kaum wird zweifeln dürfen. Die Gemme stellt
nicht nar den Kopf, sondern auch die rechte Schulter und den kräftigen, tob
einem Stücke des Himation theilweise bedeckten Rücken des Poseidon dar, wacher
von Braun und Wieseler als aus dem Meer auftauchend und die Gewässer über-
schauend aufgefaßt wird. Das Letztere ist gewiß richtig und der feste, mit Span-
nung in die Ferne gericlitete Blick vortrefiflich zur Anschauung gebracht, worin
dagegen das Auftauchen aus dem Meere ausgedrückt wäre ist nicht wohl abzosehn,
vielmehr ist der Kopf durchaus so componirt, daß er einer mit aufgestütztem rech-
ten Fuß am Ufer stehenden Figur des Gottes angehören kann, als deren Abbre-^
Yiatur wir ihn am wahrscheinlichsten zu fassen haben werden. Von seinem einiger-
maßen wie feucht gebildeten, von einem versteckten Bande durchzogenen Haar*}
ist eine Locke über der Stirn empor- und zurückgeworfen, der Bart erscheint stark
gekftuselt, der Mund ist geöffnet und der Ausdruck des ganzen Kopfes ge-
bieterisch, nicht just erhaben, dagegen innerlich erregt, also in alle Wege echt
poseidonisch.
An zweiter Stelle verdient eine berliner Gemme ^) (s. Gemmentafel ü. No. 1)
Beachtung, deren durch den Dreizack hinter der Schulter verbürgter, archalsirender
Poseidonkopf mit demjenigen auf den Münzen der gens Pompeia (s. Mflnztafel V.
No. 17) in auffallendem Grad übereinstimmt®), doch nicht in dem Maße, daß man
ihn als eine moderne Nachbildung jener Münzen zu betrachten Ursach hätte. Ganz
ähnliche Erscheinungen der Übereinstimmung von Gemmen und Münzen komi
auch bei anderen Götterköpfeu vor, so z. B. bei Zeus (s. Bd. II. S. 110) und
Hera (s. oben 8. 107) und erklären sich aus der Herrschaft oder Feststellung
gewissen Typus an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten, ohne daß man
directe Nachbildungen oder gar an Fäbchungen zu denken hätte. In dem hk
vorliegenden Fall ist besonders in der Haarbildung zwischen den Köpfen der Ml
und der Gemme Verschiedenheit genug , um jeder der beiden Darstellungen ein<
gewissen Grad von Selbständigkeit zuzusprechen ; die Gemme ist vor der Mfln^
durch eine um den Kopf gelegte Haarflechte ausgezeichnet, welche an archaistisch^- e§
Köpfen ein beliebtes Motiv gewesen^), an echt alterthümlichen dagegen noch ni^^^
nachgewiesen ist, dagegen an einem Terracottareliefkopfe des Poseidon (Cap. VL1Z3/.
Relief c) wiederkehrt.
Bei den meisten übrigen Gemmen mit Poseidonköpfen, soweit dieselben sic^Sier
bestimmt und echt sind, tritt, wie auch bei der Gemme Dolce, anderen Gött;«f.
köpfen gegenüber, die schon von Winckelmann ^^J hervorgehobene Eigenthümlich^e//
auf, daß die Darstellung sich nicht auf den Kopf und den Halsabschnitt beschriial/,
sondern einen bald etwas kleinern, bald etwas großem Theil des Körpers, nameii/-
lich aber Brust und Schultern nebst etwas Gewand in sich aufnimmt. Der ebes-
falls schon von Winckelmann vermuthete Grund mag in der schon in der hofoe-
a) Vergl. den Kopf der vatican. SUtue Cap. IV. No. i:<, Atlas Taf. XI. No. 35 wd
die korinthische Münze, Münztaf. V. No. 14.
b) Tölken, Erklär. Vcrz. Abtb. lU. Cl. 2. No. 100.
c) S. auch Wieselcr zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 68. c.
d^ Vergl. Conze, Beiträge z. Gesch. d. griech. Plastik Taf. lU— VIII.
6. DIE STATUAIUSCUEN DABSTJiXLUNGEN DK8 POSEIDON. 277
risehea Poesie bekaonten Betonung des oripvov Tlo^siSacovoc gelegen sein. Exem-
plare der Art, in denen der Gott bald durch den Dreizack hinter der Schulter
charakterisirt, bald ohne diesen, aber doch in kaum bezweifelbarer Weise gebildet
ist, sind in der Stosch'schen Sammlung CL H. Abth. 9. No. 436 — 440, in Lipperts
Daktyliothek Mill. U. 8. 1. No. 117 (Abdrücke 1. Taus. No. 57)^3) nnd in Cades'
grofier Abdmcksammlnng Cl. I. C. No. 1 und 2. Als Beispiel ist die Cameol-
gemme der 8tosoh*8chen Sammlung No. 439 auf der Gemmentäfel n. unter No. 2
ib^bfldet; bemerkt zu werden verdient, daß auch hier und in den meisten ande-
ren Exemplaren die Formen archaTsiren^'^).
SE(;HSTES CAPITEL.
Pie Btatuarisohen Darstellungen dea Poseidon.
(Hierzu die Tafeln II. und III.)
0. Müller, der Einsige, welcher den Versuch einer durchgreifenden Classifici-
''Ung der Schemata gemacht haf^), in welchen Poseidon in ganzer Gestalt von der
Mteo Kunst dargestellt worden ist, hat sechs Haupttypen unterscheiden zu müssen
geglaubt. Allein die von Müller aufgestellten Classen, bei denen er die Monumente
^eder naoh kunstgesohichtlichen Perioden noch nach Gattungen unterschieden hat,
erweisen sich bei genauerer Prüfung weder als haltbar noch als ausreichend, können
^lao, auch modificirt, der in diesem und den folgenden Capiteln zu gebenden
C|>er8i€ht nicht zum Grunde gelegt werden. Indem sich dies Capitel zunächst
^Hf die statuarisch nachweisbaren Typen beschränkt, soll bei jedem derselben dar-
auf hingewiesen werden, ob ihm Monumente anderer Gattungen entsprechen und in
Welohem Umfcnge dies der Fall sei, wodurch sich die wünschenswertlie Statistik
<ler in den versohiedenen Monumentgattungen vertretenen Schemata von selbst
ergid)t.
Vorweg muß noch ein Mal erinnert werden, daß, wie schon obenS. 246 her-
vorgeboben worden ist, Poseidon statuarisch weder in erhaltenen
Monumenten noch nach iitterarischer Überlieferung in erkenn-
barer Weise als Einzelfigur thronend oder sitzend gebildet worden
iftt^^). Die Frage, ob sich in den a. a. 0. erwähnten Münztypen zum Grunde
Uegende statuarische Compositionen erkennen oder annehmen lassen , wird bei der
Beiprechung der Münzen (Cap. VII.) zu erwägen sein. Auch in Reliefen ist, ab-
l^^n von den a. a. 0. erwäbnten,^ ein sitzender Poseidon unerhört; dasselbe gilt
▼on geschnittenen Steinen; und wenn Poseidon sitzend und gelagert, wie a. a. 0. be-
'Urt, in Wand- und Vasengemälden vorkommt, so gehören diese Darstellungen
a) Handbuch d. Arch. § 355.
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^.jui*«» '*«••• ''li»" MunztatVI VI. Nn lll imil unhl mirlj rl'rRrl i:.: IrC ■ii3'fC^B- ~nt:''n
.i.H. N" ' '• »"" Vorwondiiii;,^ «'iiii-M Miiliiiiiilnifii . nirlit um -Iltz i::: w-a:^ ^^j^ten
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.1,1 hiuiimlii'ii Mun/.rn, w(*lfln* . ol)\\«i|il tiiclii \i(.l. (lorli i'twa-* alter *e;n ^i^^^:^ffien.
«1 ICrIilnl, I». N. V. II. p. I'JI».
6. DIE STATUARISCHEN DARSTELLUNGEN DES POSEIDON. 279
als diejenigen des Demetrios^ und welche, sollte dies selbst nicht der Fall sein,
•doeh mimOglich als ans diesen abgeleitet gelten können. Dasselbe wird man aber
endlich anch von den anderen, wenngleich späteren Münzen dieses Gepräges und
T<»i den ge chnittenen Steinen mit diesem Typus sagen dürfen ; es ist undenkbar,
diß ein erst in der Diadochenzeit geBchaffener Göttertypus selbst bei statuarischer
AnsbilduDg — um von seiner ausschließlich vorliegenden Verwendung im Münz-
stMopel des Demetrios ganz zu schweigen — sich auf so viele Städte, ja auch
Dv auf die Mflnzstempel so vieler Städte von Unteritalien bis tief nach Kleinasien
kiiMin verbreitet habe; dies kann man vielmehr nur von einem in guter Runstzeit
d. h. nicht später als im IV. Jahrhundert, wahrscheinlich von einem bedeutenden
Meister erfundenen Typns annehmen, und zwar von einem solchen, der in statua-
riieher AnsfUÜining in verschiedenen Orten — so wie .es Pausanias von Antikyra
nd weniger bestimmt von Korinth und Neuhermione bezeugt (s. oben S. 240.
Noten a. b. c.) — wiederholt worden ist. Weiter aber als bis zu diesem Schlüsse
n gehn ist schwerlich gerathen, so nahe es liegen und so verlockend es sein mag
m dem entschieden EffectvoUen der Composition auf Anregungen lysippischer
KsMt zu schließen.
Die bisher bekannten statuarischen Exemplare dieses Typus sind :
No. 1. eine Kolossalstatue im lateranischen Museum (s. Atlas Taf. XII.
No. 29) •) .
No. 2. eine kleine Statue in Dresden (s. Atlas Taf. XU. No. 31)^).
No. 3. eine dergleichen in der runden Vorhalle des Cafdhauses in der Villa
Albtti (s. Atlas Taf. XH. No. 30) «) .
No. 4. Ein viertes Exemplar führt 0. Müller im Handbuch § 355. Anm. 5
^ diesen Worten an : »Poseidon das rechte Bein auf einen Fels stellend , kleine
SUtoe bei L. Gnilford«; doch ist Näheres über dieselbe nicht bekannt 2^).
i i) S. Beimdorf und Schöne, Die ant. Bildwerke des lateranens. Museums S. 182.
^0.387, E. Braun, Ruinen und Mus. Roms S. 739. No. 10, abgeb. vor der Restauration
^Cliiae,Miu. desculpt. IV. pl. 744. No. 1797, Text Vol. IV. p. 300, mit den Ergänaungen b,
^■nud, Mon. del Laterano tay. 22. p. 33. Gefunden 1824 in Porto d'Anzio (s. Näheres b. Benn-
tov. Schöne a. a. O.); das Material ist griech. Marmor, die Höhe betragt 2,01 °\ Ergänzt
**fier der Nase und Einigem im Haare der 1. Arm von der Schulter , der r. yon der Mitte
^ Unterarmes an, beide Unterschenkel unterhalb der Knie, die ganze Basis mit Schiff und
I^t^hin nebat Stücken des r. Beines wo dessen Schwanz ansetzt und die Attribute. Weg-
l*ttbeitet ist eine Stütze (des 1. Armes oder des Dreizacks) an der 1. Hüfte.
b) 8. Hettner, Die Bildwerke der k. Antikensamml. in Dresden 2. Aufl. S. 71. No. 300,
4|Bb. b. Becker, Augusteum II. Taf. 47 u. b. Clarac, Mus. de sculpt lY. pl. 743. No. 1798,
^titTol. IV. p. 301. Ital. Marmor, Höhe 0,997 m. Ergänzt der 1. Arm von der Schulter
^ und der r. Vorderarm.
c) 8. Beschreib. Roms HI. ii. S. 348. No. 450, E. Braun, Ruinen u. Mus. Roms
^- 7ee. No. li)6, Morcem, Fea , Visconti, La villa Albani descritta, Roma 1869. p. 106.
^.724, wahrscheinlich in Nettuno gefunden, s. Bull, dell' Inst. t. 1834. p. 106. Unedirt;
^ koch, auf einer Säule aufgestellt, als daß ttber Material und Maß Genaues angegeben
^Men könnte; auch die Ergänzungen lassen sich nicht constatiren, nur ist sicher der r.
'^^ mit der Schulter angesetzt, verdächtig das Schiff unter dem 1. Fuß und vielleicht beide
^^e, das r. im Ober-, das 1. im Unterschenkel nebst der Statze und der ganzen Basis
280 II. DIK KRIIALTENKN MONUMKNTE.
Obgleich die CompoHition der drei Statuen No. t — 3 auf den ersttn Blick
nahezu identisch erscheinen mag, zeigen sie doch bei näherer Betraohtang eine
Verschiedenheit in der Haltung, welche um so mehr mit emigen Warten zu be-
rtlhren lohnt, je mehr dieselbe mit der im vierten Capitel erörterten Veraohieden-
heit im Ausdrucke der Köpfe im Einklänge steht. So wie nämlich der Kopf der
lateranischen Statue 's. oben S. 260) bei völliger Ruhe eine gewisse Abspannung
zeigt, so hat die Haltung der Figur etwas Lässiges, Bequemes, um nicht lu sagen
Schlaffes, was bei einer etwas mehr seitlichen Ansicht als der im Atlas gegebenen,
etwa bei der, welche sich bei Garrucci findet, noch stärker hervortritt. VergUeheB
mit den beiden anderen Statuen hat der Gott in der lateranischen den Fuß etwas
weniger hoch aufgestützt als namentlich in der Albanischen; in Folge dessen muB
sein Oberkörper, um mit dem Ellenbogen die Stütze des Beines zu erreiehen, sieh
stärker vorbeugen und nach rechts hinüber neigen, während die linke Hand die
Triaena weniger hoch faßt, als in den beiden anderen Statuen, besonders No. 3,
und auch der Kopf leicht gesenkt und der Blick nicht in die Feme gerichtet ist,
sondern in kurzer Distanz vor den Füßen des Gottes den Boden trifft. Lasseu
diese Umstände auf eine ursprünglich ziemlich hohe Aufstellung der Statut
schließen ^^) , welche an Imposauz gewinnt , je mehr man sie von unten her be-
trachtet, 80 ist es klar, daß sie der ganzen Haltung der Figur viel von dei
Schwung und von der Straffheit nehmen, welche nicht allein die beiden
Statuen, zumal die Albanische charakterisirt , sondern auch in einigen Hflnztypei
Reliefen, Wandgemälden und Gemmen hervortritt. Von der Mimik der hier {|
Rede stehenden Stellung kommt also in der lateranisclien Statue hauptsächlich ^^^jf
Moment des Entgegenwirkons gegen Ermüdung hei längerem Stehn zur Geh
Anders bei der dresdener No. 2. Wenn bei ihr schon der ruhige Fembliok
Auges eine Erhebung des Kopfes bedingt, so kommt sie zugleich durch etwas
Auftreten des rechten Fußes dem auf das Hein gelehnten Arme weiter entgegen, «o wfgß
der ganze Körper aufgerichteter erscheint, als bei der lateranischen Statue und ci^
gleichsam Etwas von der Aufmerksamkeit im Ausdrucke des Gesichtes den ganjct
Leib durchdringt und seine Haltung straÜ'er anspannt, als dort. Eine etwas höhen
Erhebung des linken Armes steht hiermit im besten PLinklange. Bedeutend wmter
geht in der Festigkeit und dem Sehwungo der Haltung die Albanische Statue No. ;{,
welehe auch bei weitem den erregtesten Cicsiclitsausdruck zeigt oben S. 2f)5 . 8cho»
das ist nicht gl(*i<'ligiltig, daß sie den linken, anstatt wie die beiden anderen Sta-
tuen den rechten Fuß lioehgesteilt hat, denn die Folge davon ist, daß sie den
Dreizack nicht in der Linken, sondern in der Hechten führt, folglich zum Gebrancbc
viel unmittelbarer bereit hält, als jene. Dann aber tritt sie aucli merklich höber
und man m(k;hte sagen fester auf, als die beiden anderen Statuen . namentlich dif
lateranische und in Folge dessen ist die Neigunjr des OberköiT)er8 nach der anf-
gestützten Seite bei ihr die verhältnißniiißig geringste, zugleich die Erhebung d«
den Dreizack haltenden Armes, wie das aus der Muskulatur der rechten iMf
von Brust und Schulter hervorgeht, di»' verhiiltnißmäßig bedeutendste. Und m tri'
das Moment des Machtvollen, Gebietenden, welches besonders der auf den Drrii*
aufgestützte Arm in die Mimik der an sich ruhenden Stellung hinein bringt, i
dieser kleinen Statue ungleich bedeutender hervor, als ans den beiden anderen,
zumal aus der lateranischen.
6. DIE STATUARISCHEN DAB8TELLUN0EN DES POSEIDON. 281
Daß das Schema dieser Statuen im Allgemeioen demjenigen der von Pansanias
(X. 36. 8. 8. oben S. 240. Note a.) beschriebenen in Antikyra genau entspricht,
dii Ath wahrscheinlich noch in zwei anderen in Korinth und Nenhermione (s.
I. s. 0. Noten b. u. c.) wiederholte, braucht nur erinnert zu werden. Wenn diese
dm TOB Pansanias erwähnten Statuen alr Stütze des hochgestellten Fußes einen
Delphin hatten, welcher bei der korinthischen als Wasserspeier diente, so stimmt
dies genau mit dem dresdener Exemplar überein, während sich bei der lateranischen
Stitne, bei welcher auch der als Stütze verwendete Delphin modern ist, gar nicht
Mgoi lAfit, was etwa die Unterlage des auftretenden Fußes gewesen sei. Bei der
Albanisdieo dagegen werden wir, falls das Schiff sich als nicht antik erweisen
aottte, des schweren Auftretens wegen kaum an einen Delphin, sondern viel eher
an einen Felsen zu denken haben, welcher bei der Statue No. 4 die Unterlage
Uden soll und in mehren Münzen und Gemmen dieselbe darstellt. Daß das Aphlaston
Ib der rechten Hand der lateranischen Statue eine willkürliche Ergänzung sei,* welche
wahrscheinlich besser weggelassen worden wäre, ist von den Verfassern des Lateran-
katalogs bereits mit Recht bemerkt worden, wie dieselben auch die überaus kräftige
Voskulatur und die breite und starke Brust des in kurzen, fast gedrungenen Pro-
portionen gehaltenen Körpers dieser Statue richtig hervorgehoben haben*). Dieselbe
krifSge, selbst etwas derbe Auswirkung des Körpers bei jedoch schlankeren Ver-
itUtnissen zeigt die Albanische Statue, während die Formengestaltnng der dresdener
Statue, die Hettner mit Recht eine »rohe Copie nach einem guten Vorbildet nennt,
in keiner Weise als ctfarakteristisch gelten kann.
Nur und höchstens als ein ganz loses Anhängsel dieser ersten Ciasse posei*
doniseher Statuen kann man als
No. 5 die in keiner andern schicklicher unterzubringende und auch in
^«Q flbrigen Monnmentgattungen ihrer Oomposition nach durchaus nicht wieder-
holte swdte Dresdener Poseidonstatne (s. Atlas Taf. XII. No. 32)^) betrach-
te, ll^eseler (a. a. 0.) meint freilich indem er diese Statue mit Figuren der
ersten Oiasse in Reihe stellt, auf die grössere oder geringere Erhebung des
^Qßes komme nicht eben viel an, doch wird man sich auch ohne besondem
Nmebweis leicht durch die Vergleichuog überzeugen, daß die Mimik der hier
vorliegenden Stellung eine in jedem Betracht von derjenigen der bisher behandelten
Gestalten verschiedene sei; die Art, wie hier der im Wesentlichen grade aufge-
richtet stehende Poseidon den wenig erhobenen Fuß auf ein sein Machtgebiet be-
zeichnendes Attribut stellt, läßt sich nur mit den Fällen vergleichen, in denen z. B.
Aphrodite Urania die Schildkröte oder in welchen die Göttin den Helm oder, wie
üt der Statue im Louvre^) den noch nicht sicher erklärten Gegenstand (Embryo?),
a) Vergl. auch E. Braun a. a. O.
b) S. Hettner, Die Bildwerke der k. Antikensammlung in Dresden, 2. Aufl. S. 73.
^o. 309, «bgeb. in Beckers Augusteum II. Taf. 40, b. Clarac IV. pl. 743. No. 1795 und in
^^ DtnkiB. d. a. Kunat IT. No. 70. Ital. Marmor, Höhe l^i; ergänzt beide Arme, der r.
"^t der ganten Schulter, der 1. vom Oberarm an. Daß auch die Füße und der Plinthos
^^^din Mien, ist ein, brieflich von Hettner berichtigter, Irrthum; die Füße sind nur ge-
^^dksn und mit einem Stflcke des antiken Plinthos in die moderne Basis eingelassen.
c) Clane, Mos. de sculpt. pl. 341. No. 1293, Denkm. d. a. Kunst II. No. 265, vergl.
^•monUi, Aphrodite S. 99 f.
2S2 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
oder Dionysos gelegentlich seineu Panther*) unter dem Fuße hat. Dazu kommt,
daß die dresdener Statue die einzige des Poseidon ist, welche den Gott mit einem
weiten, allerdings eigenthamlich genug zurechtgelegten Himation bekleidet darstellt,
während nicht nur die Statuen der ersten Classe völlig nackt sind, sondern sich
diese Nacktheit auch fast ohne Ausnahme in allen Denkmälern anderer Gattangen
sich wiederholt, welche die Poseidon figur nach diesem Motive componirt seigen. Die
schon (8. 2J6 u. 278^ erwähnten Vasengemälde und ein paar Reliefe (s. unten Cap.
VIII. No. 6 und 7), welche man dem entgegenhalten könnte, bieten das in Frage
stehende Schema schon mit einer starken Modification dar. Im Übrigen mag man
anerkennen, daß die dresdener Statue, wenngleich sie auch in ihrer Oesammtheit
wie in ihrem Kopfe kaum etwas specifiiich Poseidonisches hat, den Gott in wUrde-
voller Gestalt und Haltung vergegenwärtigt, wobei der Restaurator in Betreff des
rechten Armes, den er halb erhoben und auf den Dreizack gesttttzt gedacht hat,
das Rfchtige getroffen haben mag, während dies von dem linken Anne schwerlich
gelten kann. Indessen wird sich, da die ganze Figur stark überarbeitet ist, schwer
entscheiden lassen, ob derselbe kräftiger auf den Schenkel anfgesetst, oder etwa
(vergl. die erwähnten Reliefe) auf die Hüfte gestemmt, oder, was auch mOglich ist,
ein Attribut haltend frei vorgestreckt gewesen ist.
Noch um einen starken Schritt weiter entfernt sich von dem Schema der
Classe der Poseidonstatuen
■ No. 6 eine ßrzstatuette im k. k. Münz- und Antikoncabinet in Wien^)
Taf. III. No. 1). Denn sie stellt den Gott ganz aufgerichtet dar, den linken
hoch auf den Dreizack gestützt, auf der frei vorgestreckten Rechten einen Delpl
haltend, so daß nur der auf ein Schifisvordertheil gestellte linke Faß das verr^ -r-
bindende Gfied zwischen dieser Statuette und den Statuen der ersten Classe an
macht, während im Übrigen die Stellung der Figur zu der Composition der glei
näher zu besprechenden dritten Classe poseidonischer Gestalten hinüberführt.
bei ist das stark Bewegte dieser Stellung als für den dargestellten Gott
ristisch anzuerkennen , wenngleich dasselbe zum Theil auch von dem Gesrhmif i te
der Zeit abzuleiten sein wird, auf welche die Composition zurückgeht. Die
der Statuette sind von dem ersten Herausgeber nach Gebühr gewürdigt wordi
Ihre Bekränzung mit dem auf der rechten Schulter liegenden Lemniskos verdL ^
hervorgehoben zu werden.
Zweite Classe.
Diese Classe wird in statuarischer Ausführung bisher lediglich durch
No. 7, eine kleine Erzstatuette aus Ucrculancum im Museo Nazionale u
Neapel^) (s. Tafel II. No. 1) vertreten, da sich nicht constatiren läßt, welche mn
a) Nuove Memorie dell* Inst. p. 279.
b) Vergl. ▼. Sacken u. Kenner, Die Sammlungen des k. k. Münz- und AntikencabifMü
»S. 283. No. 519, abgeb. bei v. Sacken, Die ant. Bronzen des k. k. Münz- und Antito»-
cabinets Taf. VI. No. 1. Höhe 47» Zoll.
c) Jetzt im 2. Bronzezimmer, Schrank 1 an der Wand den Fenstern g^genQber im
2. Bord; abgeb. Antichita di Ercolano VI. tav. 9, R. Mus. Borb. XII. tay. 4\, E. Bnw,
Vorschule d. Kunstmythol. Taf. 19, Clarac, Mus. de uculpt. pl. 749 B. No. 1799 A., ut^.
Text vol. IV. p. 301 f., Denkm. d. a. Kunst II. No. 71.
8- /
6. DIE HTATUARI8CHEN DARSTELLUNGEN DES POSEIDON. 283
den bei Pansuiias als a^aXp^ata opt^a des Gottes angeführten Poseidonstatuen ^)
etwa in diesem Schema gebildet gewesen sind, während dasselbe in einigen Reliefen
(i. Cap. YUI. No. 8 n. 9, Atlas Taf. XII. No. 17 a. 18) wiederkehrt und auch in ge-
idmittenen Steinen (s. Gemmentafel II. No. 7 u. to), darunter einem archaYstischen,
mehweishar ist. Der weitere Übergang aus der Composition der Gestalten der ersten
Cüuse nnd derjenigen der Statue No. 5 und der Statuette No. 6 zu der hier vor-
fiependen, ebenfalls höchst charakteristischen, wird dargestellt durch ein Vasenbüd
;•. Atlas Taf. Xn. No. 8) und durch eine Münze von Tabae (Münztafel VI.
No. 7) ^)y welche den Gott mit aufgestelltem Fuße wie in der ersten Classe, dabei
iber völlig aufgerichtet, mit auf den Dreizack gestützter Linken und in die Seite
gestemmter Rechten darstellt. Eben diese kraftvolle und gebieterische Stellung,
vdefae sich anch bei Zeusfiguren ^), aber allerdings nur bei langgewandeten wieder-
findet, während Poseidon in derselben vollständig nackt erscheint, ist bei der Be-
sprechung des Zeus näher beleuchtet, also hier nicht noch einmal zu erörtern, sie
▼ettritt die herculaner Statuette in vortrefflicher Weise, nur daß bei ihr wie bei
<faa Parallelfiguren der anderen Monumentclassen beide Füße gleichmäßig auf dem
Boden stehn. Ein näheres Eingehn auf die Formen dieser vielbesprochenen Statuette,
deren Kopf mit dem unordentlich geworfenen Haar in besonderem Maß und in
(Weinstimmung mit der Körperhaltung die trotzige' Kraft des Gottes vergegen-
virtigt, wird gegenüber der auf Photographie vom Original beruhenden Abbildung
überflüssig sein; es mag daher nur bemerkt werden, daß der Speer oder, genauer
gesprochen, die zugespitzte Stange, welche man jetzt in der linken Hand des Gottes
Sttd^, unzweifelhaft modern ist^^) und einen antiken Dreizack verdrängt oder er-
<^t hat, welchen wir in den Parallelmonumenten finden.
Dritte Classe.
Die Monumente dieser Classe zeigen den Gott wesentlich nackt, ruhig stehend,
^ Linke mehr oder weniger hoch auf den Dreizack gestützt, die Rechte entweder
W herabhangend oder mit einem Attribute gesenkt vorgestreckt. Man mag diese
Stellung für denselben ganz angemessen nennen, aber als specifisch poseidonisch
<^ als besonders charakteristisch wird man sie um so weniger bezeichnen dürfen.
Je gewöhnlicher sie im Bereiche der Zeusdarstellungen erscheint. Unter diesen
^Mt sich diejenige Gruppe (Classe VI. Gruppe 9), welche Juppiter wie die Posei-
donstatue No. 8 und die Statuette No. 9 mit einem Gewand auf der linken Schulter
<^, allerdings nur in Monumenten römischen Ursprungs nachweisen^), diejenige
^tgegen, welche den Gott ohne alle Gewandung darstellt (Cl. VH. Gr. 11. vergl.
^. 12) wie die Poseidonstatuette No. 10, umfaßt auch griechische Arbeiten.
VftgUeh, daß für Poseidon ganz dasselbe gilt. Denn während wir ihn mit dem
^owand auf der Schulter in griechischen Monumenten irgend einer Art vergebens
a) P»ut. n. 2. 3 (Kenchreae), U. 36. 3 (Didymoi), IH. 23. 2 (Cap Malea), VH. 21. 7
t^^^tne), X. 38. 12 (Naupaktos).
b) Ungefilhr, aber in geringerer Schönheit wiederholt in einer Qemme der Stosch'schen
^•mmlttng, Winckelmann II. Cl. 9. Abth. No. 441.
e) Vergl. Bd. II. S. 130 ff. , Zeusstatuen lY. Classe 1. Gruppe und die syrakusaner
^^nie Mttnataf. n. No. 25.
d) Vergl. Bd. n. S. 147.
284 II. DI£ ERHALTENEN MONUMENTE.
suchen, dagegen z. B. in dem echt römischen Relief der »Ära Neptanl« im cj^i-
toUnischen Museum (Cap. VIU. No. 10, Atlas Taf. XII. No. 19.) finden, ist dr
gänzlich nackte Poseidon wesentlich in der hier in Rede stehenden Stellung, du
mit dem Dreizack in der rechten, statt in der linken Hand auf boeotiBchett Mias«
(Mttnztafel VI. No. 8) nachweisbar, während er in seiner von Fkusanias*) er-
wähnten griechisch-römischen Statue auf dem Molo von Kenchreae, sofern dlaa*
auf der korinthischen Münze in den Denkm. d. a. Kunst U. No. 72a. zu erknnm
und genau wiedergegeben ist, ebenfalls ganz nackt, mit dem Dreizaek in der Ion
ken, dem Delphin auf der vorgestreckten Rechten dargestellt war. Die erhaltena
Exemplare, welche diesen Typus mit seinen kleinen Varianten vertreten, sind:
No. 8^ die kolossale Marmorstatue in Madrid is. Atlas Taf. Xn. No. 33) ^)
No. 9, eine 0,115™ hohe Erzstatuette auf der pariser Bibliotfaek (s. Tafe
m. No. 3)«).
Außerdem gehört die jugendliche Statue im Museo Nazk>nale sn Neiqpel^}
welche, wohl nicht mit Unrecht, mit einem Kopfe nicht idealen Charakters ergiMi
ist, während sie der rechts neben ihr am Boden befindliche Delphin als poaeidO'
nischem Kreise angehörend bezeichnet, dieser Gruppe an. Während diese &ml
das auf der linken Schulter des Gottes ruhende Gewand charakteriart wird, e«
scheint in
No. 10, einer 0,30"* hohen Erzstatuette ehemals FejervBry-Pnlszky'scheB B^
Sitzes"*) s. Taf. U. No. 2
und in
No. 11, einer nur 0,07 ^ hohen Statuette im Besitze des Herrn Bälh in F^«
Unedirt, s. Taf. HI. No. 2
der Gott ohne jegliche Gewandung.
Im Einzelnen ist über diese Werke nicht viel zu sagen.
Die madrider Statue, welche Hübner mit Recht eine nicht übele Arbat der
schon manierirten Epoche nennt und von deren Kopf oben (Cap. V. No. 4 ät
Rede gewesen ist^ entspricht in Haltung und Formen gar wohl dem Ideale d«
gewaltigen Meergottes, dessen wuchtiger Leib mit breiter Brust und kräftigen Sekif-
a) Pausan. 11. 2. 3 . . . . [xeta oe auiov (vaov 'A^^pfiOOiTTj;; izX toj ipujioTi T«ji 6ti ^
b) Vergl. Hühner, Die ant. Bildwerke in Madrid u. Spanien 8. 41. No. 13, abfeb. b.
Clarac, Mus. de sculpt. IV. pl. 749 C. No. 179fi6. Text toI. IV. p. 300. Höhe 2.36» ft»*
Ilabncr) , 8 pieds 9 pouces (nach Olarac) , ital. Marmor ; erg^nst nach Habner außtr iff
Nase beide Arme, der 1. mit einem vergoldeten Dreizack, der größte Theil de« Delpkiif
nebst dem Plinthos und der herabhangende Zipfel des Mantels, nach Clarac lediglich ^
rechte Arm.
c) Vergl. Chabouillet, Catal. g^n^ral p. 509. No. 3027 (jetzt 3453?). abgeb. b. GiylÄ
Rcceuil d' antiquites vol. IV. pl. 59. No. 3 (als Zeus). llnter der folgenden Numm« ft^*
('habouillet eine zweite , Uhnliche, aber minder schöne Statuette an, deren Benennung ib''
zweifelhaft ist, du ganz verwandte Zeusfiguren nicht selten sind.
d; Abgeb. b. Clarac a. a. O. pl. 744. No. 1799, Text p. 301.
e) Abgeb. schon bei Causaeus de la Chausse, Mus. Roman, vol. I. sect. 2 tab. 14 i****
apud Antonium de C'avalleriis, aber in dem Werke von I. B. de Cavalleriia Anl. «tat ^
Komae nicht enthalten) und b. Montfuucon. Ant. cxpl. I. pl. 29. 4, neuerdinga in den J^'
ed Ann. dell* Inst, von 1854. tav H. vergl. p. S9. Die Basis ist modern.
i
6. DIE 8TATÜABI8CHEN DAB8TKLLUNOEN DES POSEIDON. 2S5
ten hier sogar, der freiem Stellang wegen, unmittelbarer zur Anschaunng gelangt,
lU in den Statnen der ersten Classe, ohne in irgend einer Richtnng Übertrieben zn
MB. Daß die Ergänzung des linken Armes durch die gehobene Schulter gesichert
sei, hat Httbner bemerkt, ob dagegen der rechte Arm mit leerer Hand Ursprung-
lieh 80 herabgehangen, wie ihn , ähnlich dem was man jetzt an der Statuette
No. 10 sieht, der Restaurator gebildet hat, oder ob er mit einem Attribute leicht
griroben war, wie es die Statue von Scherschell ftlhrt und wie es die ähnlich com-
ponirten Zensstatnen zu haben pflegen, dies ist mit Sicherheit nicht zu entscheiden^].
Dtt Eine nnd das Andere erscheint gleich möglich und auf einen ruhig und hand-
ImgskM herabhangenden Arm möchte man aus dem mit Aufmerksamkeit in die
Ferne gerichteten Blicke des Gottes schließen; nur müßte der Arm dann in der
Thst schlaff herabhangend, nälier am Leibe liegen, als wir ihn jetzt sehn.
Fttr die aus den Trttmmem von Velleja in der Gegend von Piaeenza stam-
Mde Statuette No. 9, welche sich in der Haltung und Gewandung durch Nichts von
itk Zeusstatnetten der 8. Gruppe der VI. Classe^) unterscheidet, rechtfertigt sich
fa Poseidonname lediglich durch das eigenthttmlich schlichte und wie feucht herab-
kttgende Haar, in welchem übrigens wahrscheinlich einst ein Band gelegen haben
vird und die dem Haar entsprechende Bildung des vom auffallend langen Bartes*^).
DtB der linke Ann mit der Triaena ausgestattet war, geht aus dem Stumpf des
^hobenen Vorderarmes hertror, über den von dicht unter der Schulter an fehlenden
rechten läßt sich keine begründete Vermuthung aussprechen.
Schwieriger zu beurteilen ist die Statuette No. 10, und zwar in mehr als
^er Hinsicht, ja bei ihr möchte sich an einem Umstand, den K. Braun a. a. 0.
*h sicherstes Beweisstück fttr die Richtigkeit der Benennung als Poseidon aufführt,
^ade ein Zweifel über die Berechtigung dieses Namens knüpfen. Der Kopf der
^tatnette soll nämlich mit silbernen, in das rauhe Haar eingesetzten Schilf blättern^)
l^krSazt sein. Daß Blätter im Haare liegen ist natürlich schon nach der Abbil-
^ng nicht zu bezweifeln, die Form von Schilfbiättem dagegen scheinen dieselben
direhans nicht zu haben, dazu sind sie offenbar zu breit. Wären es aber Schilf-
^4itter, so müßte man zweifeln, daß die Statuette Poseidon darstelle, denn ein sicherer
^(hüfbekränzter Poseidon ist im ganzen Bereiche der alten Kunst vollkommen uner-
to (vergl. auch Anmerkung 20). Andererseits lässt die Stellung der Statuette, na-
■KBtheh der auf was es immer gewesen sein mag, hoch aufgestützte linke Arm den
Qcdinken an irgend ein Wesen eines niedern Ranges schwerlich zu, während die Ge-
itiltimg des ungeordneten und in einzelne Locken zertheilten Haares und des Bartes,
K^e die Form des Gesichtes , die schmale Stirn in Verbindung mit der Breite des
^bein und der Unterkieferpartie, den Gedanken an Zeus ausschließen, Poseidon
'^egen bestens entsprechen ®\ Man wird also bei seinem Namen stehnzubleiben und
^^BBgemäß vorauszusetzen haben, daß seine Linke mit dem Dreizack ausgestattet
Kiesen sei, den er merkbar höher gefaßt hat, als die madrider Statue. Hfermit
t) Als nicht nn wahrscheinlich bezeichnet das Attribut auch Brunn, Ann. d. Inst, von
>^7. p. 189.
b) Bd. II. S. 145.
c) mne longue barbe dont Teau semble ruiHseler« Chab.
4) afoglie d*arundine riportate in argen to ed innestate tralle inute chiome« Braun.
e; Vergl. oben S. 255.
286 II. DIK ERHALTENE MONUMENTE.
jBteht eine eigenthilrolich starke Bewegung im Einklang nnd Znsammenhange, welche
die ganze Figtir von dem etwas zur Seite geneigten Kopfe bis zu der weiter als
gewöhnlich vom Boden erhobenen Ferse des linken Fnßes durchdringt, ftbnlich wie
wir dergleichen schon an der wiener Statuette No. 6 bemerkt haben. Der Gott
lehnt sich schwer auf die Stütze des linken Armes, wodurch die sehr schräge
Stellung der Schultern begründet wird, und steht mit dem rechten Foße wuchtig
(ocon tutto il peso del corpo« Braun) auf dem Boden. Nicht mit Unrecht hat da-
her schon E. Braun bemerkt, daß sich — echt poseidonisch dürfen wir wohl sa-
gen — mit der großen Kraft, welche sich in allen Theilen des sehr energisch
modellirten Körpers ausspricht, eine gewisse Unruhe (sposatezza) verbinde, wie sie
aus bedeutender Anstrengung zu folgen pflegt (siccome aviene da soverohia fa-
tica] . Nur daran Ifißt sich zweifeln, ob derselbe die ganz eigenthümliche Haltung
des rechten Armes richtig verstanden und erklärt hat, indem er sie nüt der in der
Figur ausgedrückten Ermüdung in Zusammenhang bringt und meint, sie drfleke
das Verlangen nach Ruhe aus. Das wie schlaffe Herabhangen des Armes möehte
damit übereinstimmen, die Haltung der Hand thut es aber gewiß nicht; viehnehr
läßt diese voraussetzen, daß der Gott mit derselben irgend einen Gegenstand, aa
wahrscheinlichsten den Schwanz eines neben ihm angebracht gewesenen De^hins
berührt, oder sich leicht auf diesen gestützt hat^j. An Geschlossenheit nnd Gleieh —
gewicht würde die Compositiou durch die Hinzufttgung eines solchen Beiwerkes
gewinnen. Daß mit der Haltung der ganzen Gestalt und der Neigung des Kopk
der Ausdruck des Gesichtes, welcher bei aller Kräftigkeit der Formen etwas MiL
des hat, in Übereinstimmung stehe, hat ebenfalls schon Braun mit Recht her?iNr^^
gehoben, nur daß er mit dem Ausdruck »sguardo pensieroso« das Auge
genügend charakterisirt.
Das Räthsche Figürchen No. 1 1 , dessen Dreizack, wie kaum bemerkt in
den braucht, modern und bei welchem außerdem der rechte Vorderarm resi
alles übrige intact ist, zeigt verwandte, nur lebhaftere, im Körper mit der
tuette aus Ancona [No. 15) übereinstimmende Bewegungsmotive nnd wird viel
mit einem in der rechten Hand gehaltenen Fisch, als auf den Schwani eines
eben gestützt zu denken sein. Im Kopf ist das Rauhe und Finstere des Mi
gottes besonders hervorgehoben. Der bei Poseidon in plastischen Werken
Kranz, welcher aus dicken und breiten Blättern besteht, also keinesfalls Schilf
stellt, ist durch die von ihm auf beide Schultern herabhangenden Lemnisken
besonders bemerkenswerth.
Vierte Classe.
In die vierte Classe müssen einige Poseidonstatuen zusammengefaßt n^v^^^w»,
zwischen deneu man möglicherweise genauer unterscheiden würde, wenn sie ^J^esser
erhalten wären. So wie sie auf uns gekommen sind, ist ihr Gemeinsamw^ ßmß
sie den völlig gewandlosen Gott ruhig und die beiden Arme gesenkt dasteb^^jid zei*
gen , in einer Haltung, welche für ihn in keiner Weise als charakteristitc^ gdtm
kann, so daß nur äußere Umständet die Nomenclatur sicher zu stellen ^^rmögea.
Diese Statuen sind:
a> Auch Brunn, Ann. d. Inst, von 1S57. p. 189 hat an die Möglichkeit einer aohhea
Ergänzung gedacht.
* ^
=T:
6. DIB STATUABI8CHEN DAB6TKLLUNOEN DBB POBBIDON. 287
No. 12, dne KoloBMÜstatne ans lol, dem alten lalia Caesarea, in Scherschell
in Algerien (s. Atlas Taf. XU. No. 34)»).
No. 13, eine kleine Statue in der Sammlung Ooke in Holkham Hall bei Wells
k Norfolk, England ^) .
No. 14, eine ehemals Verosprsche Statue in der Galeria delle statue im Vatican
(I. Adas Taf. XH. No. 35) «) .
No. 15, Ersstatnette ans Ancona im Besitze des Herrn Sanlini daselbst, abgeb.
in den Mon. deir Inst. VIII. tav. 12. No. 7. a. b. (Taf. lU. No. 4 a u. b.)^)
No. 16, Erzstatuette im Museum von Lyon^), unedirt in Photographie vor-
fi€|gend (s. Taf. IH. No. 5a u. b.).
Vollkommen gesichert in ihrer Bedeutung ist von diesen Statuen und Statuetten
niiF No. 12, und zwar durch das doppelte Attribut des neben ihrem rechten Bein
^üa Sttttze angebrachten Delphins und des in ihrer rechten Hand gehaltenen See-
S'iBaehOpfes, während sich der am linken Oberarme haftende Rest einer runden
Btange nunmehr mit Sicherheit als derjenige des ruhig geschultert gehaltenen Drei-
UDeks erklären läßt'). Was das Wesen in der rechten Hand des Gottes anlangt,
hat schon Brunn (a. a. 0. p. 188) mit Recht gegenüber dem französischen Er-
klärer der Statue in der »Illustration« (General Oluseret) bemerkt, dasselbe könne
ah ein junger Delphin nicht verstanden werden , schon deshalb nicht, weil dessen
Anbringung neben dem großen Delphin auf der Basis lediglich tautologisch sein
Würde nnd sodann nicht, weil die Formen des wie immer beschädigten und ver-
stoßenen Geschöpfes nicht die eines Delphins seien. Dasselbe sei vielmehr als ein
Bippokamp zu erklären, dergleichen wie in den Hafen von Helike versenkte Statue
des Poseidon nach Strabons Zeugniß^ auf der Hand getragen hat. Der Augenschein
der genauen Abbildung im Atlas a. a."0., die auf Grund einer sehr scharfen Photographie
V'om Originale gemacht ist, bestätigt dies vollkommen, denn wenngleich die von
^mm geltend gemachten, fdr einen Delphin zu bedeutenden Schwanzwindnngen
a) Abgebildet in einem Holzschnitt in der pariser »Illustration« von 1857. Ko. 730,
Wiederholt in den Ann. deir Inst, von 1S57. tav. d*agg. £. yergl. p. 187 f. (Brunn), Revue
^■^tel. XIU. II. p. 570. 2,05 ^ hoch , angeblich von lemnischen {}} Marmor. Ohne £r-
bj Abgeb. b. Clarac, Mus. de sculpt. IV. pl. 744. No. 1796. A., vergl. Text Vol. IV.
P. 300. Parischer Marmor, »4 pieds 5 pouces« hoch ; ergänzt der Kopf, der rechte Arm vom
^•Itoldes an, der linke Vorderarm mit dem Dreizack, das Unke Bein und »yermuthlichc der
I^«lpkin (Clarac). Conze in s. engl. Reisebericht in der Archaeol. Zeitung von 1864. Ans.
^. 213* ff. erwähnt die Sammlung nicht, eben so wenig Matz in dem seinigen, Arch. Zei-
Ton 1973. 8. 30.
e) Jettt No. 394, Beschreib. Roms II. 8. 172 No. 29, abgeb. Mus. Pio-Clem. I. tay. 33,
i Cltfac a. a.0. pl. 743. No. 1796 (besonders ungenau). Miliin, Oal. myth. pl. 91. No. 292,
. Bnuui, Vorschule der Kunstmythol. Taf. IS. vergl. S. 11. Qrieoh. Marmor, 1,95"* hoch,
dj Vergl. Bull, dell' Inst, von 1861 p. 85 und Ann. dell' Inst, von 1864 p. 386 sq.
).
•) Erwähnt im Bull, dell' Inst. y. 1866 p. 101.
f) Ob das auf der Schulter sichtbare viereckige Stack Marmor als ein Kest des Quer-
des Dreizacks zu erklären sei, läßt sich ohne Autopsie des Originales nicht ent-
■^Ivtiden.
gl Strab. Vin. p. 384. 'EpoTOoftrfvT)« Ik xal auTÖ« ISctv «ptjai xöv töttov xal xo^ irop-
^1^ ItttUietv dK i^f ttp ic6p<f> ip^c ianljxei Iloaeioüv -^dlXxeo; f^cuv iTnc^xafAirov h tq )^e(pl x(v&uvov
powi tot; fttXTUiüotN. Vergl. oben S. 239. Note i.
Ov«i¥«c1t, Kattstaiytkologi«. Ul. 19
288 Q. DIB £BHALT£N£N MONUICEKTE.
sioh als geringer heraosstellen , als in der frtthern Abbildung nnd die in
fehlende Schwanzflosse unverkennbar (aber dem Hippokampen auch gana ange-
messen) ist, so sind an dem Vordertheile des fraglichen Wesens die BmchflAchen dea
verloren gegangenen Halses und der Beine oder wenigstens eines Beines eben ao
unverkennbar. Hinsichtlich der Körperbildung dieses hiemach gana unbeaweifel-
baren Poseidon muß, nachdem der Kopf schon früher (Cap. IV. No. 3} besproehea
worden, und über die hik^t ein£ache, aber wohlverstanden durchgeführte Stellung
weiter Nichts zu sagen bleibt, besonders auf die Wucht und Fleischigkeit aufmerk-
sam gemacht werden, in welcher dieser Körper bei einer, soweit man naeh der
Photographie urteilen kann, eigenthümlich weichen Behandlung des Marmors aelbit
deigenigen der madrider Poseidonstatue und der Statuette No. 10 überbietet ; daa Derbe
und Materielle im Wesen des Meergottes gelangt hier zur deutlichsten Anschauung. Zvr^
geich will aber der Massenhaftigkeit des Rumpfes gegenüber die vergleichaweiae feioe^
ja etwas dünne Gestaltung des erhaltenen rechten Beines bemerkt werden, eine Formen —
eigenthümliohkeit , welche E. Braun mehrfach, aber mit aweifelhaftem Reeht aa —
deren Statuen des Gottes gegenüber hervorgehoben hat und welche er auf eine aA.^-
geblich bei Seeleuten zu beobachtende £rscheuiung zurückführt , deren Arbeit^^
hauptsächlich den Oberkörper und die Arme auswirken, während die Beine durc^
dieselben weniger in Anspruch genommen also auch weniger ausgebildet werden
Über die etwas vernachlässigte Arbeit am Fuße, welche den franzöeischea Erklirr
auf verschiedene an der Statue beschäftigt gewesene Hände schließen ließ,
Brunn (a. a. 0. p. 191 sq.) das Nöthige. Was endlich den Delphin neben
Gott anlangt, bildet dieser nicht selbst die Stütze der vorgestreckten rechten Hacm<
sondern er lehnt sich mit gewundenem Schwanz gegen einen hinter ihm angebrac^l
ten Gegenstand, von dem ein viereckiger Zapfen (punteiloj sich gegen die H^lju
erhebt. Brunn (p. 192) . behandelt diesen Gegenstand als ein Steuerruder. Oft
dies auf Grund einer Angabe Oluserets geschieht oder aus der Zeichnung abstnLfaai
ist, muß dahinstehn ; in der Photographie ist der fragliche Gegenstand undentlitsk,
aber sicher kein Steuerruder. Wenn endlich Brunn — allerdings ohne an die
Statue von Helike zu denken, s. p. 1S9 — meint, das Original der Statne vm
Scherschell sei eine Erzstatue gewesen, der dieses ganze, erst bei der Marmorecfiie
als nothwendige Stütze hinzugefügte Beiwerk gefehlt habe, die Composition gewiBM
durch dessen Beseitigung und auch in den Formen des Nackten lasse sieh die En-
nachbildung erkennen, so muß man allerdings zugestehn, daß gegenüber am
Hippokampen in der rechten uud dem Dreizack in der linken Hand der Delpbii
als Attribut zur Kennzeichnung des Gottes nicht nöthig war, andererseüa wird an
aber nicht verkennen dürfen, daß es wenige nackte Männerfigurea der antäai
Kunst giebt, welche sich vermöge der Geschlossenheit der nur fbr den linken Am ,
einen puntelk) erfordernden Oomposition besser ftlr eine ursprüngliche AusftIhnBg
in Marmor eignen wie die des Poseidon von Scherschell. Allerdings erscheiBtto
Delphin als nur ftlr den Marmor nothwendige Stütze ; allein dies wiederholt sA
auch bei anderen, gewiß nicht auf Bronze zurttckgelienden Statuen, wie i. B. ^
Medicelschen Venus, und ob die Oomposition durch seine Hiawegnahme gewimc*
und nicht vielmehr, wenn man die jetzt fehlenden Stücke in Gedanken ergjkiaStf tf
Gleichgewicht verlieren würde , muß man als zweifelhaft bezeichnen. Was ib^
endlich die Formgebung anlangt, wird man an der Photographie und an der nAßfl
6. MK SEAlCAHHlflDS OaJttKBLijnWiES DB» ?«]lMXIIOS
%r kflrgMtalHaii f iAii^i iphii icowHPium irgiiawi «ne ieinim om DifOiilfotu&ui^
MtdiekeB, welche ihv den. ManBuncI hiBansgiiee ami 4111 «n ia ILumur «iwgfciar«
tai EnhQd hrawifir wihR&it oub. «tHii tiijer iw«äß*in küuifie. iiQ ££s im roubw
vtn, die idboa beitlirte. «siTHicu&iiili^iu^ F.esjKäi^k-tic. ja siäC Fecs^'fic lK«t»vBiiitt»
te Bmt- «ad PaMipiiiiü vmigrtr xum/t wie^mz^ihHi
ttmins iai». vu u. der «.we icflüa >~-i. Li mqc iäC.
■üK fie saiiMxa «ne Eepük >fiwr Beiuiieft nai aoick
ab Abe^ms jiftr reeiuiia iLuai Tucanäüieaüa nliekK^ .
des Delpöia ■üWb «üf^;^« dCLCus »vaiinditfiAlwSiH pcvMbM-
Ar «fiane üeioift. »xlenaar aal Venuidiu|^ btttuäKaii« Aft-
Eässt ».Une &<dk£. 4Ajm vUrde rllr däe CMtfütk«
c ML<ic Bifiidipdi ieiA. äeiaer i>M)dMi V«raadiMai^
nuilber »bar «M maa «zi« Minri^a. daß «ik üiaiiLfi^u^ ^rade tei»w IM-
rtv H eaea ao ari^ wnttmiBeitea Ton» dairii eimva ni»jdef««a Ktft^tWr «hfer
ttk deaeaa EnMMnmp ekoe Aafaak in fieiki^kc Torhaadea ^vie;»«aea aaäkea
Bataa aohr veaig WatwchiMiiriikm ftr äA kat. da der BiaaUcMa ^sataca Bit
Aa DelphiasattriKNiC — PMeidaaKaiBKa aad PortnUsataea «. latra nniwra
imehaei — ao waaige aiad . dad «a hauanMor aaä d^peaer Pkaas»»« aaf j«de
«An Bifltia ehar verfiOlea aii&dte. al» grade aaf eiaea Delphin. Bia amf W«*
Im wird maa ala» die Cokeädke Scatae ia dkäer Reihe als aithstea Seitearer-
^Hdteitt dar seherKheiier Poacidoastatae «teha za laAäea habea. Eiae Beaneüua^
ihn Stilea iat naeh Claraca Zeirkaang aiekt ai^Lii^h.
Waa dritteaa die Tariraaivbe Sutue Xo. 14 aalangt veitlie bekaaatikli früker
A Zaaa reataarirt war aad ikre jetzige iilrgtazaag den Aasichtea VkiMatis Miu.
Aa-Cleni. a. a. O. p. 67. Yerdankt , so »öiaiat aock bei ikr da» va$ aa ihr» ab-
Haeka tob dem sehoa obca Cap. IV. No. Iv beftprocbeaea Kopf aatik i^t. der
^iHapiiaitiwi aaeh aal der Statue voa Sebenebell im Wetieaüicken abeiviB . aar
b£ die Sttize am rechten Beine, deren oberer Tbeil eckt, ein Hyi^rnfttamm iat.
k^gO^ea iai anck bei dieser Sutae grade wie bei der von ScbenekeU da» am
thararai anliegende Stack des in der Linken gehaltenen Attribnta echt» und da
kaaelbe nicht raad, aondem viereckig ist. ao hat daraus Visconti aohl gewiß mit
taekt geaehlossen, das Attribut kdnne kein Scepter gewesen sein. Nun ist freilick
ia Dreiaaek mit kantigem Stiel eben so wenig nachweisbar wie ein kantiges Soep-
ar» aber doch immerhin möglicher, und so wird man sich, Alles insamniengenom-
iaa, and da der Kopftypus dem wenigstens nicht widerspricht, mit Visoonti eta-
rantoadea erklären kdanen, daß die Annahme^ die Statue sei ein Poseidon gewesen,
die größte Wahrscheinlichkeit besitxe. Damit wäre denn auch der im liu-
Anne gehaltene Dreizack gerechtfertigt, nicht aber der höchst wundersame
Ddphin, welchen der Restaurator neben dem Gott auf den Raamstamm gelegt und
Ataiea Schwanz er ihm in die Hand gegeben hat, vielmehr wird es als wahrschein-
lUk SU gelten haben, daß auch hier, wie bei der Statue von Schersehell, die rechte
Uaad frei vorgestreckt ein Attribut, sei es einen kleinen Delphin , einen llippo-
oder ein Aphlaston gehalten habe, während möglicherweise vor dem
urteilt Bnum s. a. O. p. 169.
290 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
stutzenden Banmstamm ein Delphin aufgerichtet war, wie ihn niu die
nnd die scherscheller Statne zeigen. Daß Übrigens ein bloßer Baum als Stfltie
einer Poseidonstatue nicht unmöglich sei, beweist die erste dresdener Statne oben
No. 2.
Auch die Statuette No. 15 wurde anfangs fttr einen Zeus gehalten (s. BoU.
a. a. 0.; nnd erhielt ihren jetzigen, ohne Zweifel besser begründeten Namen ent
bei genauerer Betrachtung 's. Ann. a. a. 0.^ welche namentlich den Chanto
des Kopfes und die Behandlung des Haares als dem Zeust^-pus nicht, dsg^ga
demjenigen des Poseidon vollkommen entsprechend erkannte. Dasselbe kann au
von der Haltung des Körpers sagen, welcher die Ruhe und Würde fehlt, welebe
Zeus charakterisirt und auszeichnet. Wegen des wahrscheinlichen Attributes der
abgebrochenen rechten Hand verweist Brunn auf die Statue von Scherschell, a
deren Typenklasse das kleine Bildwerk trotz der Verschiedenheit in seiner Bewe-
gung gehört; der linke Arm, der wie die Schulter zeigt, ebenfalls gesenkt vir,
ist nicht abgebrochen , sondern bestand aus einem eigenen , angelöthet geweeeiei
und verloren gegangenen Stflcke ; daß die Statuette den Dreizack , und zwar an
wahrscheinlichsten ruhig im Arme liegend, gehalten habe, l&ßt sich, wenn nu
ihr den Poseidonnamen zuerkennt, füglich nicht bezweifeln.
Auch bei der lyoner Statuette No. 16 whrd man den Charakter des Kopf«
und insbesondere die Behandlung des Haares für den Poseidonnamen geltend n
machen und in Ansehlag zu bringen haben. Dem Haare fehlt über der Stirn fut
jede Erhebung, wenig gewellt fließt es von der Mitte nach beiden Seiten henb,
während es hinten in einer Reihe gewundener Locken, über denen es eimt
von einem schmalen Bande zusammengehalten gewesen sein wird , lang auf den
Nacken herabhangt. Dem Gesicht aber fehlt die Hoheit und Würde, welche Zeil
charakterisirt, während es doch genug von dem Typus der Kroniden hat, nmdei
Gedanken an ein Wesen außerhalb dieses Kreises auszuschließen. Endlieh irt
auch hier die Bewegung im Körper, welche an diejenige des lysippischen Äfh
xyomenos erinnert, wenngleich in anderem Sinn, als bei No. 14, zu stark, vw
der Gehaltenheit und Stille oder Imposanz der Stellungen des Zeos zu weit ent-
fernt, um nicht diesen von der Erklärung auszuschließen. Die Arme dieser Sb-
tuette scheinen ebenfalls aus eigenen Stücken gearbeitet und angesetzt zu sdi,
werden aber gewiß nicht für modern zu gelten haben. Dazu ist besonders die
Haltung der linken Hand, an welcher der gestreckt gewesene Mittelfinger gebroek«
ist , viel zu eigenthümlich und nicht leicht genug erklärbar. An einen in £eMr
Hand und an diesem gestreckten Arme geschultert gehaltenen Dreizack, wie ihn
die Statuen No. 11 und 13 hielten und wie er sich bei No. 12 nnd 14 voratt-
setzen läßt, wird man hier nicht zu denken haben; die Hand kann nur einen
leichtem und dttnnern Gegenstand gehalten haben, der jedoch nicht leicht in et- \
rathen sein wird. Dagegen bieten uns mehre Münzen (s. Mflnztafel VI. No. 6,
16, 17 und mehre andere nicht abgebildete), sowie auch Gemmen in dem t»
Poseidon gehaltenen Aphlaston das am wahrscheinlichsten für die rechte fland der
Statuette vorauszusetzende Attribut , da die Finger derselben etwas zu weit |^
schlössen sind , um einen Delphin oder einen Hippokampen recht annehmbar n
machen ; als möglich muß aber auch ein solches Attribut ei'scheinen. Der Ksas^-
wcrth der Statuette ist in den versclüedencn Theilen ungleich nnd nameofficfc rer-
6. DIE 8TATUARI8CHKN DAB8TELLUN6KN DES POSEIDON. 291
diest der Kopf vor dem gar zu gestreckten und zu rundlich und glatt gearbeiteten
BuBpfe den Vorzug.
Von den beiden Porträtstatuen, welche außer der schon oben S. 284 erwähn-
tei in Neapel mit dem Delphinsattribut ausgestattet sind, nämlich dem Agrippa im
Palaste Grimani in Venedig*) und dem s. g. jugendlichen Commodus (?) in der
ffinstinianischen Sammlung^) entspricht die erstere keinem der bisher bekannten
Schemata poseidonischer Gestalten, während die letztere sich zu der hier in Rede
steboideB vierten Glasse stellen würde, wenn überhaupt feststünde, was an ihr
abbt.
Anhang.
Zwei verschollene Poseidonstatuen.
Je weniger zahlreich die statuarischen Darstellungen Poseidons sind, um so
Hehr Anlaß ist vorhanden^ zwei von älteren Gelehrten erwähnte Marmorstatuen ^^) ,
deren Verbleib für jetzt wenigstens nicht nachgewiesen werden kann, nicht blos
ia dieser Reihe mitzuzählen , sondern auf sie die allgemeine Aufmerksamkeit ganz
besonders hinzulenken, in der Hoffnung, dadurch einen Anstoß zum Aufsuchen der
venehollenen zu geben. Diese Statuen sind:
Xo. 17, diejenige, welche, als die einzige Winckelmanu bekannte Poseidon-
itatae, zu seiner Zeit in der Villa Medicis stand °]. Winckelmann beschreibt die
Stalae in ihrer Ganzheit nicht, sondern sagt nur an den beiden angeführten Stellen
^ don Kopfe ^) mit ziemlich identischen Worten : «Der Kopf der einzigen Statue
dfli Neptnnns zn Rom in der Villa Medicis scheinet nur allein im Barte und in den
Haaren sich von den Köpfen des Jupiters etwas zu unterscheiden. Der Bart ist
BKht länger, aber krauser und über der Oberlippe ist derselbe dicker. Die Haare
*ad lockichter und erheben sich auf der Stime verschieden von dem gewöhnlichen
Warfe dieser Haare am Jupiter«®). In emer Note zu dieser Stelle der Kunst-
8>iehiehte giebt H. Meyer an, diese Statue sei aus der Villa Medicis nach Florenz
(^kracht worden ; in dem Register aber (Bd. VHI. der M.-F. Ausgabe) unter Nep-
^Hoi wird dieser Angabe das Wort »Livomo« in eckigen Klammem hinzugeftlgt.
a) Abgeb. b. Clarac, Mus. de sculpt. V. pl. 916. No. 2344 B, auch Denkm. d. a.
l^ttnrt I. No. 353.
b) Abgeb. b. CUrac a. a. O. pl. 961. No. 2468. Im Texte Vol. V. p. 252 heißt es:
**tit dessinateur nous indique cette statue comme un M^läagre. Was aber hätte der mit
*Npi Delphin lu thun? Über die Ergänzungen heißt ds nur: töte et bras' paraissent
Memes.
c) Vergl. Winckelmann, Gesch. d. Kunst V. 1. § 36!, Vorlauf. Abhandl. v. d. Kunst
^ Zeichnung d. a. Völker § 23.
d) Derselbe ist abgeb. in der Meyer-Ferno\y*schen Ausgabe zu Bd. IV. S. 324. Taf. S.a.,
^ der Donauöschinger Ausgabe (Eiselein) unter No. 49 der Denkmäler.
e) So in der Gesch. d. Kunst; in der Vorl. Abh. lauten die letzten Sätze: »Der Bart
«
^niebt etwa länger, oder so, wie er bei andern, dem Neptunus untergeordneten Meer-
^ttem zu sein pflegt, das heißt: gestreckt imd gleichsam naß, sondern er ist krauser, als
^ Jupiter, und der Knebelbart ist dicker ; auch die Haare erheben sich Ton der Stirn
«
^ eine yerschiedene Art«.
294 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
IV. No. 15. Nisyros. Arg. Ays. Weiblicher Kopf mit der Stephann. Imhoofsche
Sammlung. Mionnet. Descript. III. 412. 101. S. t. SalleU Zeitocbr.
für Numism. I. Taf. 4. No. 18, ygl. S. 150.
V. No. 16. Boeotia. Arg. Ayb. Poseidonkopf (s. oben 8. 271. No. 3). Könnet,
Descript. II. 103. 59.
No. 17. Byzantium. Arg. Ays. Demeterkopf mit Ährenbekxtaxnng. Mionnot,
Suppl. II. 239. 201 ft).
No. 18. Demetrios Poliorketes. Arg. Ays. Kopf des Königs mit Diadem nn
WidderhOmem. Mionnet a. a. O. m. 245. 592.
No. 19. Corinthus, Colönia. Ae. Ays. CORINTHVM. Bellexophon und
SOS. Mionnet, Descript. II. 171. 175, Sappl. IV. 54. 366.
V. No. 20. Crepereia. Arg. Rys. Kopf der Amphitrite (Salacia?). Cohen, M6»i
consul. Crepereia pl. XVI. No. 2 , yergl. Denkm. d. a. Kunst
No. 79. a.
No. 21 . Corinthus , Domitianus. Ae. Ays. I MP • CAES • DOM IT • AVO • OE
Kopf des Kaisers.
No. 22. Cyzicus, Elektronstater , abgeb. Antiquitös du Bosphore Cimm^rien ' H.
p. 159 Vignette »>).
Die. im vorsteheDden Verzeichniß angefahrten nnd auf der VI. Mttnztafel
gebildeten Münzen sind nur die dnrch Kunstwerth und (bis auf No. 19] gute Erhalti^ ng
ausgezeichneten Vertreter der hauptsächlichen Typenclassen, in welche sieh ^^ie
Darstellungen Poseidons in ganzer Gestalt einordnen lassen und der hauptsftchliohs^fc^
Variationen derselben; die weiteren Exemplare der verschiedenen, schon im Ver-
zeichniß durch die vorgesetzte Bezifferung (I — V.) bezeichneten Classen sollen, soi^^t
sie zu einer richtigen Einordnung genau genug bekannt sind, in den Noten cn dL
folgenden Text angeführt werden.
Die erste Classe umfaßt die der ersten Statuenclasse entsprechenden nnd
gelegentlich dieser erwähnten Gepräge, und zwar die Gruppe I. A. diejenigen H
zen, auf denen die Oomposition des in Rede stehenden Schemas zu ihrer voU^^iteB
Geltung kommt, d. h. diejenige Composition, welche den Gott mit der aof cz^effl
Schenkel des aufgestützten Beines ruhenden leeren Hand darstellen^). Dabei ist
auf die feineren Varianten der Composition wohl zu achten, welche in No. 1 , ^^Bnir
sprechend der Albanischen Statue am schwungvollsten , in No. 3 am lässigsten ra ^
No. 2 ungefähr der lateranischen Statue entsprechend nnd in der römischen
No. 4 mit der ersten dresdener Statue am meisten übereinstimmend erscheint,
jedoch bemerkt werden muß, daß in den verschiedenen Exemplaren der Mfl^^nMB
des Demetrios Poliorketes No. 2 fast alle Varianten der Composition, von
a) Dieselbe Gestalt auf Münzen von Byzans und Chalkedon, s. Ann. dell' Inst..^ ^f^
1834. tav. d'agg. O. No. .'i u. A, entere auch Denkm. d. a. Kunst II. No. 77. a.
b) Wiederholt Denkm. d. a. Kunst II. No. 79. c.
c) Diese erste Gruppe ist am wenigsten zahlreich vertreten; ihre Composition wS^ Vor-
holt sich außer auf den beiden rein griechischen Münzen der VI. Tafel No. 1 u. 2 m ^
griechisch-römischen No. 3 und der römischen No. 4 nur noch in den boeotitchen Enma.aiMD,
deren ursprüngliches Gepr&gc einen lieiter darstellt, während der Poseidontypua dietem älter-
geprflgt ist: Mionnet, Descript. II. 104. 66 u. 67, Suppl. HI, 507. 36 f., Numi Mw. Brit,
p. 124, Mus. Huntcr tab. XHI. i;^,
in und imposanteBten AuTfasauDg bis zu vfiUif^er Lüssigkeit,
t durcbUufen werden, auch Aiee ein Beweis, daß eä flicli um einen
^schaffenen . nicht einen von einer bestimmten Statue copirten Tyi
Bei No. 2—4 and den bueoÜBcben Mtlnzen (8. 294. N. c) bildet ein Felfl«)
[tge des aufgestützten Fußes, bei No. 1 ein am Boden siebendes Stulei
■Das ist gewiß nicht nrBprÜnglicb und wird wobl zeigen, daß i
eine schon vorhandene und fUr den MünzBtempel nur benutzte CoiQ
Andelt. Bemerkt werden will auch der Umstand, daß während die betd
shen Münzen No. I u. 2 und die griechiscb-rümiscbe No, ^ den Gott i
«igen . derselbe in der römischen No. 4 ein GewandetUck nm den aa£j
n Arm geschlungen und über das Bein herabhängend hat.
le nicht eben glückliche Modiäcalion dieses Schemas bieten die Mtlnzc
die Gruppe 1. B. bilden, No. 5 u. 6, awei rümischo, denen aber eine n
äoe Aniahl griec hiscb -römischer ') ontepricht. Hier hült nämlich Poseidon,
die nicht mit dem Dreizack ausgestattet« Hand auf den Schenkel des anf-
iD Bmnes zu legen, in derselben sei es einen Delphin iNo. 5 und die Mohr-
ENote a verzeichneten Münzen] sei es ein Äphlaston iNo, 6 und ein
lische Mtlnzen) . Außerdem ist ihm , allerdings nur in der Minderzi
r bekannUn Münzen, wie auch in den beiden abgebildeten und
n nnr in einem Vasenbüde (Cap. IX. Vase I.), ein Stück Gewand siemll^
und kanm recht motivirt, über den orhobeueu Schenkel gelegt,
b ist diese Modification des ursprünglichen Schema, welche in dasselbe Beim
»ch [vergl. oben S. 247 f.) erst später hineingebracht worden sein kann, w(|
selbcu einen nicht unwesentlichen Tbeil seiner Geschlossenheit und in
mhangenden Motivirung nimmt, was bei statuarischer Ausfllhrung weit I^
errorlreten würde als es vielleicht bei den kleinen MUnzQguren Jeder &uto
tn mag.
tt weitere, aber ungleich glUoklidiere Modificaüün des Uaupttypus ist c
Mlohe, soviel bekannt, lediglich durch die eine Münze von Tabae (Ko. '
L schon bei der Behandlung der Statuen als gleichsam einen Cbergu
t-der Btatoarischen Oomposition der ersten und der der zweiten Glasse 1
gvsogen worden ist. Denn indem der grade aufrecht stehende Gott hiflq
ttMiui,
■ Boaticae, Ae. Miunoei, )<u|ip1.
ll. IV. 76. 50«; Piusi« ad Olyinpuit
4&a. 41Ü und Suppl. V. 22g. 1345 f.;
nicht bei Mionnet i Phtn
2t)0, •1338 and Deicript. lU. 1S5. 882:
[. Ib. 116 i C o r i n t ll u ■ , Itomiüanut,
Gotdianua Piiu und Domna, Mioonet,
icomcdia Bitlijniae, Antoniniu Piua
lea, Hadriaiius u. Otacilia, Mionaetr,
Cyme, Gordianu« Pills, Mionni
inn«t«S
innaVJ
I. tl. l&ll Khndua, l>Bianua u. Ajitoninu« Fiua (Poicidon Aaphali
tu. nH.iHA, Suppl. IV. 60'. 3!S: DoTjUcum Phrygiae. Traia
1. &M: luliaPhrygiac, M. Aureliui, Mionnet a. a. O, 3IU- 662; Apam.
menianua, Imhoof, nicht b. Mionnet; Potnpeiopoli» Ctliciae, OordiemuB
tht tl. MioBnet; fierytas, Gurdianua Piua u. IfacnnuB. Hionnet, Deaciipt.V.
, 90. In dieaou Manien hat der Gott einen Delphin auf dti ]
en. Med. consul.pl XXXIII. S u. 11 und Hadrion, Cubcn,
n Galt das AptuRtrc hilt. Kndlich erscheint er niit leerer
das H. Aureliui, Cohen a, a. O, II. p. SOS. pl. XVI. 3Sa =
296 II. DIK ERHALTENEN MONUMENTE.
den einen Fuß auf ein Felsslüek aufstellend nnd seinen Dreizack hoehg«fafil, nidit
seitlich, sondern vor sich aufstützend die andere Hand auf die Hafte gestemmt
hat, gewinnt die ganze Haltung etwas Festes und Trotziges, das man echt poaei-
donisch nennen kann, während sie zugleich in hohem Grade abgesohlonen iat nnd
in statuarischer Ausführung in alle Wege einen trefflichen Eindniek machen
müßte.
Dagegen ist die verwandte Composition der zweiten Statuenclasae in Mttu-
stempeln, soviel bekannt, grade so wenig vertreten wie die auch statnariseh ver-
einzelte der zweiten dresdener Pöseidonstatue.
Der dritten Sfatuenclasse mit ihren verschiedenen Modificationen entsprechen.
allerdings mehr oder weniger genau die Münzen der Olasse II. A. , griechisch»^ ^j
(No. 8 u. 10) und römische (No. 91^), und zwar so, daß in Münzen der Poseidor^^^^
mit der Chlamys auf der Schulter (Statuen No. 8. u. 9.^ nicht und wiedemm statnaiL ^a
risch weder der römische mit dem hinter dem Körper über beide Arme
Gewände No. 9) noch auch der griechische der sehr schönen Münze von T
mit der weiten Ilimationbekleidung ^) vorkommt. Je weniger spedfisch Poseid».^5^
nisches dies ganze Schema hat, je mehr es dagegen in allen seinen Vari
bei Zeus vorkommt,' desto geringeres Gewicht ist überall anf dasselbe zu l
Wegen des Verhftltniäses der Figur auf der tenischen Münze zu einer Statue
Telesias s. oben S. 2^8.
Eine wiederum nicht statuarisch noch auch in Reliefen nachweisbare Comi
sition wird durch die Milnee von Priansos No. t1^ vertreten, auch sie stimmt
Darstellungen ans dem Kreise des Zeus übereiu und ist schwerlich für
erfanden worden.
Die dritte Ciasso der Poseidonmüuzen vereinigt drei Typen des dreiii^.'^-
schwingenden Gottes No. 12 — 14)^j, von denen derjenige der Münze des
Poliorketes No. 12 Nichts ist, als eine, in der Ausführung allerdings sehr
in der Gewandbehandlung archaVsirende Erneuerung des archaischen Typus, wel^sko
a) Verwandte Typen liegen ferner vor in Mttnsen von Praesua Cretae, Mionnet, &^«i|ipl.
IV. :t37. 270; Prians uf Cretee (Dreizack recht«, Füllhorn linka), Mionnet, DeKript. II- US.
2S9; Ancyra Phrygine, T^^cro und Tuppaca, Mionnct, Descript. IV. 220. ihli (Anker r^wbti^
Dreizack oder Sccptcr links); Laodieea, Alexander Balas rex Syriae, Mionnet, Descript f.
55. 483 f. (einmal mit einem Kranz in der U., den Delphin cu Faßen} ; Attalia PWnphj/iM^
unedirt; Berytus, Elagabal (in einem Schiffe mit vielen Ruderern stehend) MIcmumi;
Descript. V. 347. 83; der schöne Poseidon von Tenos (No. 10) ist auch in Brunflnien ni-
geprflgt Mionnet, Descript. II. 330. 140.
b) Am genauesten entspricht dieser die Münze von Anemurionb. Millingen, M6d.iMd.
pl. IV. No. 3 SS Denkm. d. a Kunst II. No. 72. b. und die aus Combes Num. Mui. Brit.
tab. XII. No. 20 in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 72. c. abgebildete Mause von ApsBSs,
in welcher letztem der Gott, vor dem ein Delphin angebracht ist, in der voigesüsekt»
Rechten eine Phiale hält.
c) Ihr entspricht, soweit bekannt, nur noch eine Mflnze von Berytus, unter AntiochosI^
geprftgt, in welcher der unter\\'flrt8 bekleidete, mit dem Dreizack im Arme ruhig ntck^nf
Poseidon in der Rechten einen Delphin vorstreckt. Mionnet, Descript. V. 337. 23.
d) Dreizackschwingend, und zwar ganz in dem Schema der Mftnte No. 12, nv o>
alle Gewandung ist Poseidon noch nachweisbar auf Münzen von Patrae, Mionnet, Suppl*
133. UOl und von Mantinea, Ineditum der Imhoof sehen Sammlung.
7. POaEIDON IN GANZER 6S8TALT IN HÜNZEN UND 0K8CHNITTENEN STEINEN. 297
<lie Mflnzen von PoeeidoDia und Sybaris (s. Mfinztafel IV.) und nicht wenige Vasen-
bilder des strengen Stiles (oben S. 224) darbieten. Neu erfunden dagegen und in der
Bewegung noch bedeutend gesteigert ist der hOchst vortreffliche Typus der Mflnze von
Haliartos No. 13, bei dem man gradezu an einen von dem Gotte bekämpften und
halb schon besiegten Gegner, einen Giganten denken möchte; während die Figur
auf der MUnze von Bruzus No. 14 fast genau derjenigen des Zeus auf den Mün-
xen von Petelia (Bd. II. Mttnztafel n. No. 22) entspricht und sich auch am besten
ans einer Stellung des Gottes im Gigantenkampfe wird ableiten lassen.
Je seltener in allen flbrigen Monumentgattungen, es sei denn unter besonderer
Motivirnng, Darstellungen des sitzenden Poseidon vorkommen, desto beachtens-
^weither ist es, daß dergleichen in Mflnzen verhältnißmäßig so häufig und ziemlich
^weit verbreitet sind. Denn die als vierte Classe zusammengeordneten Münzen
Vo. 15 — 19 sind nur die Vertreter einer langem Reihe ^). In fast allen diesen
1f Unzen bildet ein Felsen den Sitz des Gottes, nur in derjenigen von Boeotien
(No. 16} und derjenigen von lope (Note a) ist er auf einem thronartigen Stuhle
sitzend dargestellt. Dabei ist die Composition meist die, welche auch ftlr den
thronenden und sitzenden Zeus die gewöhnlichste ist, nämlich das mehr oder
weniger hohe Aufstützen des einen Armes auf den Dreizack und das Erheben eines
Attributes, sei es eines Delphins oder eines Aphlaston (die Nike auf der Münze
von Binope ist Ausnahme) in der andern Hand; nur in der boeotischen und der
bjzantischen Mflnze (No. 16 u. 17) hat der Gott seinen Dreizack geschultert im
Arme liegen und auf der korinthischen Münze No. 19, auf welcher er auch den
Dreizack besonders ruhig vor sich aufstützt, liegt seine andere Hand leer auf den
Schenkeln. Der Poseidon der Münze von Nisyros stimmt vollkommen mit dem
interessanten Schema des sitzenden Zeus überein, von dem Bd. H. S. 177 gesprochen
worden ist. Wenn nun diese Münzen schon an sich, sofern sie beweisen, daß die
Knnstanschauung eines auch als Einzelfigur sitzenden Poseidon den Alten immerhin
getäuiiger war, als wir es nach der Natur des Gottes oder nach den Monumenten
anderer Gattungen glauben sollten, so würden diese Typen noch bedeutend an
Interesse gewinnen , wenn sich feststellen ließe , ob sie statuarischen Compositionen
enflehnt, oder — denn darauf wird man sich bei dem Mangel an Überlieferung
\mi solchen zurflckziehn müssen — diesen entsprechend sind, wie dies Böttiger ^)
fllr die Münzen von Byzanz behauptet. Da aber wird man sagen müssen, daß
giBS so, wie diese Figuren in den Münzstempeln sind, kaum die eine oder die
tadere eine richtige Statue abgeben würde ; am ehesten noch die der korinthischen
Mflnze No. 19, demnächst etwa die schon erwähnte von lope. Und das ist viel-
leieht nicht Zufall, wenigstens was Korinth anlangt, wo es unter den zahlreichen
a) Sitzend ist Poseidon außer auf den abgebildeten Münzen dargestellt auf solchen von
Mtntinea, s. Panofka, Abhh. d. berl. Akad. von 1840. Taf. I. No. 19; Corinthus
Colonie Ton den frühesten Zeiten derselben an, Mionnet, Descript. II. p. 171, Suppl. IV.
f. 54; Byzanz and Chalkedon, s. Denkm. d. a. Kunst 11. No. 77. a.; Tenos, Mionnet,
Ducript. n. 329. 138, Suppl. IV. 410. 309.; Sinope (mit Nike auf der Rechten) Mionnet,
^v^\. IV. 573. 122 als Jupiter bestimmt; Laodicea, Alexander Balait, Mionnet a. a. O.
V. W. 4SI sq.; lope, Mionnet, Descript. V. 499. 8Ü. Die Münzen von Tarent, welche
den fitzenden Poseidon mit Taras gnippirt zeigen, gehören nicht in diese Reihe.
b; Kunstmythol. II. S. 347.
298 II. DIE EBUALTENEN MONUMEMTK.
statuarischen Darstellungen des Gottes (s. oben S. 240 Note h) wohl auch eine solche
des sitzenden Poseidon gegeben haben mag. Mit allen übrigen MUnzfiguren da-
gegen müßte man mehr oder weniger bedeutende Veränderungen yomehmen, um
sie in wohlgeschlossenc und von dem richtigen Rhythmus durchdrungene Btmtaarisdie
Compositionen hinüberzuführen ; die relativ geringsten etwa mit derjenigen dee Deme-
trioB Poliorketes (No. 18], die durchgreifendsten mit der boeotischen (No. 16).
Daß solche Veränderungen in den meisten Fällen wohl möglich sein würden, ohne
doch die ganze Figur umzuwandeln, soll so wenig geläugnot werden, wie die Be-
rechtigung des Schlusses, daß dasjenige, was statuarischer Compoaition nicht en
spricht, auf einer Umwandelung bei der Übertragung einer solchen in den
Stempel beruhen könne; eine sonderliche Wahrscheinlichkeit aber, daß es aich i
der That um Nachbildungen von Statuen handele, wird sich, abgesehn etwa voi
der mehrerwähnten korinthischen Münze > schwerlich behaupten oder gar nachweise^^^^
lassen und man wird besser thun, sich einstweilen an die auch durch das iweifel .C^mI
hafte Relief einer Terracottalampe im lateranischen Museum^] nicht hnnintrHrhtijrt'^ ^Ujl
Thatsache zu halten, daß die Darstellung des als Einzelfigur sitsenden Poseidovi^Joi
auf das Gebiet der Münzen beschränkt ist.
Als Classe V. sind einige der bemerkenswerthesten Münzen zusammengestell^tf'.lUt^
welche Poseidon fahrend oder auf einem Seethiere reitend darstellen, ohne daß ii i rnnmn
gleichwohl in diesen Darstellungen eine besondere, mit einem bestimmten Beiname .^ceo
zu belegende Vorstellung des Gottes zu erkennen Ursach haben. Die römi8er.^=3|ie
Münze No. 20 zeigt den dreizackschwingenden Poseidon, oder, wie man der
losigkeit wegen angenommen hat, Q. Cropereins Rocus als Neptun (vergl. oni
Cap. X.) auf einem Ilippocampengespanne, dessen Wagen weggelassen ist, so
die Figur unmittelbar auf den Schwänzen der hier nngeflügelten , in einem and
Beispiele ^) geflügelten Hippokampen zu stehn scheint, was schwerlich die Abu ^eht
des Stempelächneiders gewesen ist. Die nächste Analogie bietet das Relief im
Lateran Atlas Taf. XII. No. 21, sowie der eine und der andere geschnittene S' — «tein
(s. unten). In der unter Domitian geprägten korinthischen Münze No. 21 n^^arird
der Gott eben so von einem Tritonenpaare gezogen, während er auf dem Elekt^^Eron-
stater von Kyzikos No. 22 mit geschwungenem Dreizack auf einem Hippokam^^pen
reitend dargestellt ist, wie auf dem oben S. 219. Fig. 7 mitgetheilten Goldplitt^* chcn
der Ermitage von St. Petersburg auf einem Delphin.
Auf die Darstellungen des Poseidon auf und mit dem Pferde wird^H im
X. Capitel zurückgekommen werden.
b. Geschnittene Steine.
(Hierzu die Gemmentafel II.]
In den geschnittenen Steinen, welche Poseidon in ganzer Gestalt, und zwir
zunächst als Einzelfigur darstellen, begegnet uns ein Theil derjenigen Composit=:^ioDeD
wieder, welche sich in Statuen und in Münzen, weiterhin in Reliefen und Oe-
a) Benndorf u. Schöne, D. ant. Bildwerke des lateran. Mut. S. 403. No^ ^^'
«Poseidon (?) n. 1. sitzend im Profil, in der R. ein Dreizack«.
b) Cohen a. a. O. No. 1 s= Denkm. d. a. Kunst a. a. O.
7. POSEIDON IN OANZBB OB8TALT IN MÜNZEN UND 0E8CHNITTBNEN STEINEN. 299
Bilden finden, wAhrend mehre der in anderen Monamentgattnngen nachweisbaren
äehemata Yon den (3emmen ansgeschlossen scheinen und diese dafttr etliche andere
Compositionen allein aufzuweisen haben.
Nur selten, ja vielleicht in der That nur in den beiden gleich anzufilhrenden
Beispielen, findet sich das Schema der ersten Statuen- und der entsprechenden
Aflflnsclasse I. A. in seiner ganzen Reinheit in geschnittenen Steinen wieder. In
liOdiBter Vollkommenheit ist dies der Fall in dem Steine, von welchem die Oemmen-
ftjifel n. No. 3 eine nach dem schönsten Abdrucke (bei Cades, Oroße Sammlung
O. I. C. No. 6) gemachte Abbildung giebt, von dem aber der Aufbewahrungsort
sskht nachgewiesen werden kann'^^). Die Vortrefflichkeit dieses Meister- und
[nsterwerkesy welches an Schönheit selbst die Figuren auf den Mttnzen der Brut-
1er und des Demetrios flberbietet, aus einander zu setzen ist ttberflttssig, nur auf
Verschiedenheiten von jenen zunächst stehenden Münzfiguren sei mit ein paar
^^^orten hingewiesen. Diese Verschiedenheiten bestehn darin, daß während in den
Unzen der Gott nach links profilirt ist und dem gemäß, um ein Durchschneiden
er Figur zu vermeiden, seinen Dreizack hinter sich aufstützt, er hier, nach rechts
den Dreizack so neben sich gestellt hat, daß nur die linke Hand über
.em Kopfe und der Stiel des Dreizacks zwischen den Beinen zum Vorschein kommt.
Sne nicht ganz günstige Folge der Profilirung nach rechts ist gewesen, daß der
»toBSchneider den hinter dem Schenkel, auf dem er ruht, herabhangenden rechten
'W-Jnterarm seiner Figur nicht zu entwickeln vermocht hat, während er andererseits
<3itfeh die gewählte und hier allein mögliche Stellung des Dreizacks, welcher grade
mxi der Mitte des schlankovalen Feldes den Kopf des Gottes überragt, den höchsten
^Ind von Al^eschlossenheit und feiner Abgewogenheit der Composition erreicht
liat, welche uns in irgend einer Poseidonfigur dieser Art entgegentritt, ja daß die
iamavte Natur dieses Schema, bedingt durch längere Dauer der vom Gott einge-
neouDenen Stellung, kaum irgendwo mit dem Nachdrucke zur Anschauung gebracht
^, wie in dem schweren Auftreten und Auflehnen und dem wuchtigen Aufstützen
der trotzdem schwungvoll componirten Gemmenfigur. Kein Zweifel nämlich kann
*ciii, daß in ihr der Gott als am Ufer allein stehend und mit ruhigem Fernblicke
^ Meer überschauend gedacht, nicht aber aus einer Gruppe entlehnt ist, in
^Mer Amymone ihm gegenüberstand, wie eine solche mit ähnlicher, nicht gleicher
^Hrttellung des Poseidon in einer antiken Glaspaste der Kestner'schen Sammlung^)
Vorkommt. Das vor dem Gotte stehende WassergefUß, welches Wieseler ^) zu
^^ser allerdings nur frageweise vorgetragenen Ansicht veranlaßte , indem er sich
^ Darstellungen des Gespräches zwischen Poseidon und Amymone erinnerte, in
teilen die Letztere ihre Hydria vor sich niedergesetzt hat, mag sich, wie schon
^- Müller (a. a. 0.) annalim, auf den der Hauptsache nach als Meerbeherrscher
^^^igesteliten Poseidon zugleich als Quellgott oder den Gott auch des fließenden,
^^ßen Gewässers beziehn oder es mag eine andere noch nicht gefundene Bedeutung
^^ben; für das Gespräch mit Amymone ist die classische Poseidonstellung ganz
^^^ nicht erfunden, sondern auf dasselbe in verschiedenen Monumenten (s. unten
^^p. XH.] mit größeren oder geringeren Modificationcn und demgemäß mehr oder
^^niger sinnreich nur übertragen.
a) Codes a. a. O. No. 22 ^ Denkm. d. a. Kunst II. No. 82.
b) Zu Denkm. d. a. Kunst II. No. 74. a.
300 n. DIE EBHALTKNBIf MONUM£NT|S.
Der zweite Stein, welcher das Schema in seiner Reinheit giebt, ist eipe Uaine
und ziemlich rohe Carneolgemme der berliner Sammlung*), in der Poseidon, vel-
eben Tölkeu richtig als den das Meer überschauenden erklärt hat, ganz wie in
den entsprechenden Münzen nach links profilirt, den Dreizack hinter sich au^e-
stützt hält.
Andere Gemmen bieten dieselbe, nicht glückliche Modification der Stellong,
welche nns in den Münzen No. 5 und 6 begegnet ist, indem sie den Gott in der
nicht auf den Dreizack gestützten Hand einen Delphin haltend, anstatt mit dieaer
Hand auf den Schenkel des hochgestellten Beines gelehnt darstellen. Der Art sind
unter den auf der H. Gemmentafel abgebildeten Steinen die angebliche Onjn(geauBa
unbekannten Besitzes No. G (Cades a. a. 0. No. 8) und der Blutjaspis der Kealnei-
sehen Sammlung No. 7 (CSades a. a. 0. No. 9) ^j, denen mehre andere entsprechen^).
Auf die hier vorkommenden Varianten in den Unterlagen des aufgestellten Fnfies»
Felsen oder Schiffsschnabel, kommt nicht viel an, einzig ist nur, daß in der Keift-
ner'schen Gemme No. 7 der Gott auf den Kopf eines Meerungeheuers tritt, welehea
seinen Schwanz um den, und zwar mit den Spitzen nach untep gewendeten Drei-
zack windet. Mit Wieselers (a. a. 0.) Erklärung dieser Stellung des Dreizacks
wie der entsprechenden bei Lanzen, daß sie Ruhe nach dem Siege, den nicht an-
mittelbar bereiten Gebrauch der Waffe andeute, wird man sich einverstanden er-
klären können und so mag nur noch darauf hingewiesen werden, daß in den betdM
Steinen, anders als in den entsprechenden Münzen, wenigstens ein Auflehnen des
Armes auf deu Oberschenkel festgehalten und daß in No. G bei fiechtsprofilirapg
der Figur die Stellung des Dreizacks in No. 3 wiederholt ist.
Derselben Classe gehört auch die Hauptfigur auf dem wiener Cameo') , in
welchem allgemein eine Darstellung des Isthmus von Korinth erkannt wird ^s.
Gemmentafel H. No. S)**), nur daß der Gott hier, nach rechts profilirt, den Unkea
Fuß auf einen Felseu aufstützt, in der Kechten deu hinterwärts gestellten, hock-
gefaßten Dreizack hält, von dem nur der Stiel gebildet ist, und ih der Linken an-
statt eines Delphins oder, wie in gewissen Münzen, eines Aphlaston, ein Gewaad-
stück (frageweise nennen es v. Sacken u. Kenner a. a. 0. eine Mappa) erhebt, wihrad
ein anderes, oder der andere Zipfel desselben Gewandes über den Oberschenkel
dea aufgestützten Beines gelegt ist, wie das in gewissen Münzen .;s. Münztafel VI
No. 5 u. 6) sich wiederholt. Es braucht nicht nachgewiesen zu werden, daß hier
das ursprüngliche Schema nicht besser, sondern eher noch weniger glücklich modi-
ficirt ist, als in den eben besprochenen Steinen, ja daß das Motiv des erhobaa«
Gewandes nur dann nicht ganz leer ist, wenn man bei demselben mit v. Sacket
a) Tölkcn, Erklärendes Vcrzeichniß Cl. III. 2. No 1G5.
b) Auch Denkm. d. a. Kunst II. No. 70. b.
c) So in der Sto8ch*sebcn Sammlung No. 442 — 445 (der letzte s Denkm. d. a. Ku^
II. No. 70. a.
d> S. V. Sa^'kcn u. Kenner, Die Sammlungen des k. k. Münz- u. AntikenctbiatL*
S. 419. No. 5, abgeb. b. Pückhcl, Choix de piorres gravöes pl. 14, Arncth , Die anl. Cm*«»
dcH k. k. Münz- u. Antikcncabineti* Taf. 11, Lenormant, N. gal. myth. pl. 51. No. 1, Denk»
d. a. Kunst II. No. 75 und sonst.
e) (iczcichnet nach einem (lypsabguß unter Vergleichung der Abbildung bei Ani<tl>
a. H. ()
7. P06BIDON IN GANZER GESTALT IN MÜNZEN ITND GEfiCHNITTENEN STEINEN. 301
1. KeMMf an dms mit einer Mappa gegebene Zeichen zum Beginne der isdimisohen
Benen denkt. Wenn Lenormant (a. a. 0. p. 145) diesen Poseidon »Isthmios«
tuft, 80 ist dies in so fern berechtigt, als man die Oesammtdarstellung des Cameo,
nf welche nfiher einzngehn nicht dieses Ortes ist^^), auf den Isthmos bezieht, soll
ibflr mit jener Benennung gesagt sein , daß wir im Cameo die Nachbildung einer
beilimmten, anf dem Isthmos aufgestellt gewesenen Statue zn erkennen haben,
etwa eine von den beiden bei Pausanias (II. 1. 7) genannten im Pronaos des Po-
Midontempels oder, was mir wahrscheinlicher erscheinen kOnnte, die im Palaemo-
lioii stehende (das. 2. 1), so wttrde man dies, schon des erwähnten Gewandmotirs
^ngttLj schwerlich anerkennen dürfen, während es durch Lenormants Berufung anf
& angeblich gleiche Stellung imeme position) des Poseidon anf den Mflnzen des
Dsttetrios Poüorketes selbstverständlich gar nicht und durch diejenige auf eine
ffcafilli nur nngefähr übereinstimmende Darstellung des Poseidon auf korinthischen,
ut« Domitian geprägten Münzen*) nur sehr schwach unterstützt wird.
Ledigiieh in geschnittenen Steinen findet sich diejenige Modification des hier
ii Frage stehenden Schema, welche durch die Nummern 4 und 5 der II. Gemmen-
tiMy euM Chalcedon- nnd eine Carneolgemme beide unbekannten Besitzes (bei
Oides a. a. 0. No. 4 und No. 7), vertreten wird^), und welche in der Haupt-
Mhe darin besteht, daß Poseidon die nicht anf den Schenkel des aufgestützten
Bcinei gelehnte Hand, anstatt in ihr so oder so den hoch gefaßten Dreizack zu
Uten, auf den Kücken gelegt hat, wodurch der ganzen Stellung zum größten
Hole das Schwungvolle und Imposante genommen wird, welches sie in den son-
itisoi Modificationen besitzt und welches als das specifisch Poseidoniache der ganzen
CoBposition zn gelten hat (s. oben S. 248). Die Art, wie der Gott in der anf
fai Schenkel ruhenden Hand deu Dreizack hier iNo. 4) aufrecht gestellt , dort
(Ho. 5) schräge geschultert hält , kommt dabei weniger in Betracht, noch weniger
fe iist verschwindende Gewandzipfel , der in beiden Beispielen hinter ihm herab-
Ngt oder der Umstand, daß er bald auf eine Schiffsprora (No. 4) , bald auf Fei-
Ma tritt. Von größerer Bedeutung ist die Verschiedenheit zwischen beiden Steinen,
Ul Poseidon in dem einen, No. 4, wo ihm das Wort PROPITIVS beigesehrieben
ii^ also doch wohl als Gott der günstigen Seefahrt mit aufgerichtetem Kopfe weit-
kii die Fliehe des Meeres überschauend gedacht ist, während er in No. 5 mit
tek vorgebeugtem Kopf nnd Oberkörper wie von einer Uferhöhe hinabwärts, sei
^ auf einen Hafen oder auf die Brandung zu seinen Füßen zn blicken scheint.
Ob in dieser Stellung eine mythologische, dnrch einen Beinamen des Gottes aus-
drSekbare Situation bezeichnet sei, möchte sehr fraglich erscheinen.
Die Gemme No. 9 , ein Onyx der Poniatowski'schen Sammlung (bei Cades
ä. a. 0. No. 10)®) vdederholt genau die Composition des boeotischen Münzstempels
KfinxUfel VI. No. 8, und die beiden Gemmen No. 10 und No. 11 ein Oarneol
a) Mioiinet, Suppl. IV. 76. 506 ff.
b) Von der zweiten (oder einer Wiederholung r) ist ein Abdruck auch in Lipperts Dak-
^yliothek I. 1. 118, Abdrücke No. 59. Lipperts Deutung, der Gott steige an einem steinigen
Ufer empor, bedarf keiner Widerlegung.
c) Ihr entsprechen zwei andere Steine , ein Jaspis und ein Cameol de« ehemaligen
^''ftaQ'schen Cabinets b. Lippert, Daktyl. Suppl. No. 49. 50. In der letitera Nsmmer ist
^ Gott uDbftrtig, also immerhin zweifelhaft; doch s. Cap. X.
3U2
II. 1>IE ERHALTENEN MONUMENTE.
unbckauDt^u UeaikeH uod ein dergleiclien der I'oniaUwski'iichen tituninlnng '
Oades a. a. 0. No. 12 nnd 11] entsprochen der Oomposition der nes^ler Sta-
tuette (Cap. VI. No. 7) und der Münze von Tabae (Münztafel VI. No. 7.) mit dem
einzigen Unterschiede , daß , abgeselin von der etwas bühem Faaaung dea Drei-
Kacka bei der ätataette diese sowie die Fi^ir der Münze völlig nackt ist, wäh-
lend in beiden Gemmen der Gott ein Gewandstllok Über beide Arme gelegt bat.
Auf den bemerkenawerthen L'matand , daß die Gemme No. 1 1 nicht bloa im Ge-
wände , sondern aucli in der Körper- und Kopfbilduug archaische Formen xmgt
und sieb demnach mit einer Anzahl auf deuselben Gmndtj'pus zurückgehender
alterthUm lieber Kunstwerke anderer Gattungen in Keihe stellt, ist schou bei deren
Uespreclinug hingewiesen wurden (oben 8. 22li].
Merkwürdiger Weise fehlt in geschnittenen Steinen vOllig die Gestalt des drei-
zackscliwinganden Poseidon, wenigstens des schreitenden, denn der fahrende kommt
mehrfach vor. Dagegen ist einzig der felseoapaltende oiler felseuw&lsende mit der
Ituischrift NEOVNVJ versehene Poseidon in dem etruskisehen Oomeolakarabaeus
ehemals der Uurandscliim Sammlung (Gemmentafel 11. No. 13)*), welchen man
wohl als den rfsTpaio; d«r tbeasalischen Sage''! mit Wieseler bezeiclmen köiuit«-.
wenn nachweisbar w&re, wie die «tinekische Kunst zu der Darstellung einer laad-
schaftlich griechiachen Gestalt gekommen wJLre. Denn ein allgemein giltiger Bei-
name ist llETpaiof nicht. Auch an die Ersohalfung des Kosses zn denken, wie ge-
acbehn ist, ist kein Anlaß und eben ao wenig Hegt ein Hinweis auf den Gigantenkaapf,
auf welchen 0. Mttller') den Stein bezog, in der ganzen Darstellung vor. Und
da sich endlich nicht entscheiden' läßt, zu welchem Zwecke der Gott mit der alltr-
gewaltigsten Anstrengung an dem Felsblock arbeitet, ob er einen Quell dfAicti oder,
wie bei Philostrat (Imagg. II. 14) dem gestauten Wasser AbHuß schaffen will, aaf
welche Alternative Jahn^) hingewiesen hat. oder ob, was doch wohl eben so mAg-
lich , an den troiachen Haucrbaii zu denken ist , so wird man gnt thnn , sich nrii
Wieaeler an den Augenschein zu halten. Dieser aber zeigt uns, wie der fast gani
naokte Gott einen gewaltigen Folsblock. gegen dessen Mitte er den rechten Fldl
gestemmt hat, oben mit beiden Händen packt und entweder zu serbrechen oder
ans seiner Lage zu wftlzen fich bcmrilit. wobei er den Dreizack, den er mrlier
zum Spalten oder Lockern gebraucht haben mag. mit den Spitzen nach untea gt-
kehrt in der Hechten hült. Zweifelhaft mag aein. üb der glatte Streifen, der «i«)^^
an der dem Gotte zugekehrten Kante des Felsblockes der ganeen L&nge nach b»-^..
untersieht . herabflioßendea Wasser bezeichnen soll . was ja, obwohl t# nicht n^^
besten ausgedruckt ist, wohl möglich erscheint. In diesem Falle wOrde man allfK^—
dings mit Jahn an den Quellenöffner Poseidon zu denken haben, der ja nicht. w«e
der llerpatoc Thessaliens, nur ürtliche Bedeutung haf^). Auf die JugendUebk^Mi i
dieses Meptunua wird im X. Gapitel zurllckzu kommen sein.
a) Bei (;adea >. a. O. No lil. Impionte geram, deW lost. 111. Na.
I. Kunat 11. No. 74 und du. Wieaeler* Text.
1>) Schal Piml. Pylh. IV. 345, Uerhord, On«oh. Uythol. f 331. 3.
cj Usndb. i 3&e. 4.
d| VaMobildei S. 4(1. Anm. 27.
p; Vergl. PrelUr, Griech. HTlhal. U. S. 4&7 f.
7. POSKIDON IN (}A)fZER GfiSTALT IN MÜNZEN HND OESC'HNITTKNKN 8TETNEK. 3t)3
Sitzende PoseidoDgestalten außerhalb mythologischer Compositionen sind in ge-
achnittenen Steinen so wenig nachweisbar wie in anderen Monumentgattungen, die
Mflnzen ausgenommen ; dagegen finden wir in geschnitteneu Steinen wie in anderen
Monumenteo Poseidon fahrend und auf einem irippokampen reitend. Den beiden
als Beispiele abgebildeten Steinen, welche ihn fahrend zeigen, No. 13 einem Car-
neol der Poniatowski*schen Sammlung (bei Oades a. a. 0. No. ir>) und einem
Aquamarin der Sammlung des Fürsten Piombino Oades a. a. 0. No. 1 7) *■] , von
dem in der Stosch*schen Sammlung II. 9. 450; eine Qlaspaste ist, entsprechen
mehre andere, zum Theil allerdings modeme^]. In No. 13 wie in den meisten
der in der Note citirten Steine fährt der Gott dreizackschwingend auf seinem mit
zwei Hippokampen bespannten Wagen über die Wellen daher, in No. 14 erscheint
er in friedlicherer Situation mit ruhig gehaltenem Dreizack, während er in der
Rechten wie trinmphirend einen Delphin (oder Thunfisch?) am Schwänze hoch er-
hebt und sein Gewand, die Schnelligkeit seiner Fahrt bezeichnend, sich bogenft^rmig
Über ihm bläht, über die Bedeutung des Fisches wird sich, wie auch Wieseler
bemerkt, nicht leicht absprechen lassen, nur als ein bloßes Attribut dürfte er
adiwerlich zu fassen sein, denn als solches hält ihn der Gott in unzählbaren Bei-
spielen r^elmäßig ganz anders; auch an die Darbringung an eine Geliebte zu
denken liegt gewiß femer, als ihn als Jagdbeute aufzufassen, so daß, wenn solche
Beieurangen nicht überhaupt ihr Mißliches hätten, man Poseidon hier als 'A-^psu^^,
d. i. als Gott des Fischfanges bezeichnen könnte. Die verschieden gelesene In-
Kbrift unter dem Bilde, welche genau diese ist: KV INTIA unterliegt verschiedenen
Deitnngen, von denen nur diejenige auf den Steinschneider bestimmt ausgeschlossen
vvden mnß.
Zu No. 15, einem Carneol der PoniatowskiKchen Sammlung [bei Cades a. a.
0. No. 18), welcher Poseidon mit ruhig geschultertem Dreizack auf einem Hippo-
bmpMi über das durch einen kleinen Delphin angedeutete Meer reitend zeigt,
Um der Elektronstater von Kyzikos ^Münztafel VI. No. 22 eine, wenngleich
veht ganz deckende Parallele, während die übrigen analogen Denkmäler, in denen
fc Benennung Poseidon oder Nereus, wie möglicherweise ja auch hier, zweifelhaft
^ froher [S. 218] besprochen worden sind.
a) Vergl. auch Deiikra. d. a. Kunst II. No. 79 mit WieHelers Text und der daselbst
■"S'ftlhrten weitem Litteratur.
b) So bei Lippert, Daktyl. I. 1. 1*21 (Abdrücke No. ti.'i) , augenscheinlich modern, das.
^•1- 120 (Abdr. 65), III. 1. 107 (Abdr. 1. Wi; »ehr verdächtig; Stosch II. 9. 448. (= Cades
* »• 0. 16), 449; Cades a. a. O. 14.
c) S. Welcker, Griech. Götterl. U. S. (nti.
i
^^^'btck, Konttnythologi«!. lU. *20
304 U. DIE ERHALTENRN MONUMENTE.
ACHTES CAPITEL
Poseidon in Beliefen.
Nachdem die archaXstischen Reliefe und diejenigen der Blüthezeit der Koni
ihres Ortes schon früher S. 230 u. S. 235 f.'i behandelt worden sind, wird es erlaul
sein, den Rest hier ohne Rücksicht auf etwas frühere oder etwas spätere Entstehan
nach Typenclassen zusammenzustellen:
I. A. No. 1. Prometheus; Sarkophagrelief im Louvre (s. AtUs Taf. XII. No. 16;*
No. 2. Räthselhafte Darstellung^), Marmorrelief in Villa Oarpegna in Roi
(B. Fig. 8).
No. 3. Eintelfigur auf dem Griff eines silbernem Kaasernla in der kait. Bnc
tage in St. Petersburg <*} .
No. 4. und 5. Zwei Thonreliefe an Vasen römischer Fabrik der kais. Ermit^
in St. Petersburg No. 1345 und 1353. In dem ersten steht Poeeid ^
b&rtig, nackt, »in der gewöhnlichen Stellung« nach links gewendet;
zweite ist ein gepreßtes Medaillon am Bauche des Geftßes und t^
Poseidon, wiederum nackt und bartig, »welcher nach rechta gewe»«
steht, indem er den Unken Fuß auf einen Seednchen stellt na«]
der linken Hand einen Delphin, in der rechten einen Dreixack ^
Hinter ihm ein Thurm mit drei Spitzen« iStephani).
I. B. No. 6. Die drei Kroniden nebst Kora und Amphitrite; Relief ehemals
Palazzo Albani, jetzt Terschollen«^) (s. Fig. 9).
Nn. 7. Einzelfigur auf einer Seite einer dreiseitigen Candelaberbaait i
ranischen Museum«).
II. A. No. S. Einzelfigur zwischen einem Ilippokampen und einem Seedrach»*
8tehend; Marmurkrater in der Oaleria dei Caiidelabri im Vatican
Atlas Taf. XII. No. 18) ^.
No. 9. Einzelfigur einem Seedrachen gegenüber stehend; Schmalseite cS
Sarkophags mit Peleus* und Thetis* Hochzeit in der Villa Albsai
Atlas Taf. XU. No. IT »f .
aj Clarac, C'atal. No. 7(»b, Fröhner, Notice de la sculpt. ant. I. No. 490, abgeb. b. BouilU>
Mus. des ant. III. br. pl. 9. I , Clarac, Mus. de sculpt. II. pl. 210. 209. Weitere UtteraC
s. b. Fröhner a. a. O. p. 44G.
b) Vergl. Matz im Bull, dell' Inst, von 1870. p. 72 f. Eine Zeichnung ist im Appar«
des Instituts in Rom, aus welcher der den Poseidon angehende llieil in Fig. S entlehnt *
c) Abgeb. im Atlas zu dem Compte-rendu de la comm. imp. arch. de St. Pötersb. p^"
rannte lbÜ7. Taf. II. No. 1. vergl. das. S. 50 f.
d, Abgeb. ganz schlecht schon b. Montfaucon, Ant. expl. I. tab. 15. No. 2, dam»-
Zoüga, Bassirilievi di Roma I. tav. 1 , wiederholt in den Denkm. d. a. Kunst II. No.
weitere Litteratur das. S. 31 b. Wieseler.
e) S. Benndorf u. Schöne, D. ant. Bildwerke des lateran. Mus. No. 4G0, abgeh. ^
Taf. XV. 2; weitere Litteratur s. das. S. 324 f.
f; Jeut No. 250. Abgeb. bei Pistolesi , II Vatioano descritto ed illustrato V. Ut -
Stark restaurirt, aber nichi in der Poseidontigur.
g; Jetzt No. 131, s. Morcelli, Fea, Visconti, La Villa Albani descrilta p. 23. Be»tl
Romain. II. S. 4<)7ff. Abgeb. b. Winckelmann. Mon. ined. No. 111. Zoega, Basfiriii<
Roma T. II. tav. 52. 53.
8. POSEIDON IN RELIEFEN. 305
II. B. No. 10. Einzelfigur auf der Ȁra NeptunU im capitoUnitclien Huaeum [s. Atlas
Taf. XII. No. 19)*).
^o. 10. a. Desgleichen, ahnlich, abgeb. b. Montfaucon , Ant. expl. I. pl. 29
• wM. Tabb^ Fontanini«).
No. 11. Prometheus; Sarkophag im Museo Nazionale in Neapel (s. Atlas Taf. XII.
No. 20)»>).
No. 12. Einzelfigur auf dem Griif eines silbernen Kasserols im Besitze des
Farsten Obolensky in St. Petersburg <").
No. 12. a. Desgleichen, von einer »Ära« aus Etlingen , verwandt, abgeb. aus
einer Boissard'schen Handzeichnung h. Montfaucon, Suppl. I. 24. H^.
No. 13. Fragment einer Basis mit etruskischen Stfidtegottheiten im lateranischen
Museum*'). Unsicher.^)
ni. No. 14. Einzelfigur; Akroterion im lateran. Museum (s. Atlas Taf. XII. Nn. 21)').
No. 15. Poseidon von Meerwesen umgeben; Sarkophag im Oiardino della pigna
im Vatican*).
No. 16. Terracottaantefix der ehemals Campana'schen Sammlung^).
(Vergl. noch Oap. XII. »Poseidon und Amphitriteu in dem niünchener Friese) . ^^j
Köpfe.
a. Campana, Opere in plastica tav. VI. 2.
b. Daselbst tav. VII. Unsicher.
c. Quattani, Mon. ined. per l'anno 1784. p. XIV. tav. 3.
d. Passeriy Lucernae fictiles I. tab. 23.
Auch in den Reliefen begegnet uns die Krach einung , welche wir schon bei
^ Slatoen, Mflnzen und Gemmen zu constatiren gehabt haben, nämlich daß wäh-
'^ sie einige Typen des Poseidon mit mehren anderen Monumentgattungen ge-
^inuun haben, andere ausschließlich oder doch fast ausschließlich in ihnen nach-
weisbar sind.
Der ersten Statuen-, MUnz- und Oemmenolasse entsprechen in der Hauptsache
*^h die Reliefe No. 1 — 5, welche, als Classe 1. A. zusammengefaßt, Poseidon mit
^^Ok einen mehr oder weniger liocli aufgestellten Fuß und der einen auf den Drei-
'^k aufgestützten Hand zeigen, ohne daß jedoch das Auflehnen des einen Armes
*^f den Schenkel des hoch gestellten Beines, wodui*ch das Schema seine Vollendung
^hält, bisher in Reliefen auch nur ein einziges Mal nachgewiesen werden könnte.
a) Beschreib. Roms III. i. 8. 243. Abgeb. Mus. Capitol. IV. tab. 31^
b) Jetat im letzten Zimmer des Erdgeschosses, Gerhard u. Panofka, Neap. ant. Bildwerke
^- 52. No. 179. Abgeb. b. Gerhard, Antike Bildwerke Taf. Ol» wiederholt in den Denkm.
^' «. Kunst II. No. 841. Weitere Litteratur s. dus. S. 27 f. bei Wieseler.
c) Abgeb. im Corapte-rendu de la comm. inip. arcli. de St. Petersb. pour l'ann^e 1867.
^*^nette S. 209, vergl. das. S. 210.
d( Schon das. im I. Bande des Hauptwerke.« pl. 32. 2 ganz abenteuerlich.
t, 8. Benndorf u. Schöne a. a. O. No. 212. Abgeb. Ann. delV Inst, von 1^42. tav.
•gg. C, Oarrucci Mon. del Lat. tav. X Weitere Litteratur b. Benndorf u. Schöne a. a. O.
^- 130 f.
f) 8. Benndorf u. Schöne a. a. O. No. 534. Abgeb. das. Taf. XII. Fig. 1.
g) Abgeb. b. Jahn, Die Entführung der Europa auf ant. Kunstwerken Taf. IX a.
h Abgeb. b. Campan», Opere in plastica tav. 6.
20*
306
II. DIE ERHAI,TKNKS MDSITJCEXTE.
Dreimal dagegeo (No. 1, 5, 5) bSU der Qott, wie in der Münze Mo. 10 nnd in
den Gemmen No. 6 und 7 , in der mit dem Dreizack nicht bewehrten Haod eioeu
Fisch, der in No. 3, wo ein Delphin die Stutze des Fußes bildet, eher ein Thnn-
fieeh als ein Dulpliiu zn sein scheint und einmal No. 2) ist die rechte Hxnd thltig
vorgestreckt. Das Gewandstück, welclie» Pospidon in No. I u. 2 Über die linke
Schulter geworfen hat, ist ihm
in diesen Reliefen , abgesehi^.
von ein paar ähnlichen Mtluz
daratellnngen eigen. Am macht ^.:^.
vollsten ist die Stellnng b^ ^
seltsam mageren und anschSa^^^^
KSrperrormen des Gottes ' in
dem Louvrerelief No. I »" ^^-^nn
gedrückt, am flanesten ar^^oad
nur wie nach «ner halbv^^. -w.
standenen Tradition in ä*-^Mta
Silberrelief No. 'i, dem neb^n«
dem Marmorrelief No. 2 äer
Umstand eigen ist , daß der hw^hgestellte Fuß und die aufgestfltEte Hand ^^■er-
selben {linken) Seite angehören, während das vullkommene Schema die Verthdl' ai^
der erhoben*« Gliedmaßen auf beide Seiten (rechtes Bein und linken Arm a
umgekehrt) erfordert.
Dieselbe Comiwsitious weist; wiederholt sich in den beiden unter Cli
1. B. znsammeugestellten Reliefen, denen in ihrer 1 — *»>-
stellnng genau — soweit bekannt — nnr der Poseidon inf
der berliner Kadmosvase (Atlas Taf. XU. No. 8; cntsprL -^W.
während die Stellung sich relativ am genauesten in dar
Münze von Tabae (Münztafel VI. No. 7) wiederholt. ~^Xia
aber ist diese ModiScatioii des Grandachemau vollkon^^aDKi
dadurch motivirt, daß der Gott fest, ja schwer «of ^
linken hochgestellten Fuß nnd den ebenfalls links anfgea ttta-
ten Dreizack gelehnt, die rechte Hand in krift^er Be-
wegung auf die Uufte oder in die Seite gestemmt hat. räx
Stellung , der es weder an Geschlossenheit und innerli- ■ tht»
Zusammunliange nocli an der poseidonischem Wesen ^^mogt-
messenen trotzigen Kraft gebricht. Das weite Himn~-T=alios.
~ welches in den Reliefen von der linken Schulter herab^^ dvs
tMiui Aibuni. Oberkörper nackt lassend die Beiue des Üottes nm^^si^t>
wiederholt sich nur in der genaunten Vasenfigur ; in der tabaener Mtlnze is^M Po-
seidon ganz nackt gebildet.
Das charakteristische Einstemmen der Hand in die Seite wiederholt sii==h ^
im (ihrigen grade aufrechtem Stande des Poseidon in den unter Classe II. ^ *"'
sammengcstellten Reliefen No. & u. '.t, welclie der 2. Statuenclasse, d. h. der E""
Statuette des neapeler Museums und den Gemmen No. 10 n. It entsprechen. ^'"^
eben so geben die Reliefe der Classe D. B., am genauesten No. 10 die Comp«^-^'''''
der 3. .Statuenclasse wieder, bei deren Besprechung schon bemerkt wordene "*'
8. POSEIDON IN RKLIEFEN. 307
daß das in der madrider Statne wie in dem Relief No. 10 dem Gott auf die linke
Schlüter gelegte Gewand eine Eigentliümlichkeit römischer Darstellungen zu sein
leheint, eine Bemerkung, der auch keines der hier vereinigten Reliefe widerspricht.
Von der Haltung des Di-eizacks mit d()n Spitzen nach unten , welche sich in den
Reliefen No. S n. 12 findet, ist schon oben 8. 300 bei der Gemme No. 7 gesprochen;
die Annahme , daß es »ich dabei um Ruhe nach dem Siege oder den Ausdruck
geeieherter Herrschergewalt handele, wird besonders durch das Relief No. 8 unter-
stttit, in welchem der Gott auf den Wellen des Meeres zwischen zwei gewaltigen
MeeniBgeheuem dasteht, welche seinem Worte gehorchend zu ihm heranzukommen
sdMinen. ^
Während auch in den Reliefen so gut wie in anderen Monumentgattungen die
Attribute des Gottes der Dreizack oder dieser und ein Fisch sind, ist die Figur in dem
'«teraoiflchen Relief No. 13, die Sehn tzgottheit von Vetulonia mit einem geschulterten
Roder als Attribut ausgestattet, welches sich so bei Poseidon wohl kein zweites
•Mif nachweiaen Iftßt, wenn es überhaupt als sein Attribut gelten darf*). Obgleich
deshalb diese Figur, an deren verstoßenem Kopfe sich die Bärtigkeit noch ziemlich
sicher constatiren läßt, an und für sich ganz wohl für Poseidon (Neptun) passend
^Tseheinen mag und diese Namengebung auch noch durch den Umstand unterstützt
^^^ird, den £. Braun ^j hervorgehoben hat, daß sie unter oder neben einer, dem
^oeeidon heiligen Pinie steht, so muß es doch des Ruderattribntes wegen dahin
^tebn, ob nieht die von Gamicci^ vorgeschlagene Benennung »Portunus« derjenigen
ixiit Poseidons Namen vorzuziehn sei, obgleich auch sie sich schwerlich wird er-
^v'eiaen lassen und die schriftliche Überlieferung über Portunus^j auf eine andere
Vorstellung zu leiten scheint. Auf jeden Fall wird man sich zu hüten haben,
^cht auch andere mit dem Ruder ausgestattete Figuren ohne sonstige Beweise,
^Qf Grund des lateranischen Reliefs Poseidon oder Neptun zu nennen.
Als dritte Classe sind die Reliefe zusammengestellt, welche. Münz- und Gern-
^mbildem entsprechend, Poseidon fahrend zeigen und zwar so, daß sich die
Näheren Parallelen zwischen den verwandten Denkmälern, dem Relief No. 11 und
der Münze No. 20^ dem Relief No. 15 und der Gemme No. M sowie weiterhin des
Mosaiks von Constantine ^vgl. Cap. XII. A. No. 8, Atlas Taf. XIII. No. 12) von selbst
^i'geben. Zu Bemerkungen im Einzelnen ist kaum ein Anlaß, da das Relief im
^iardino della PignaNo. 15 zu arg beschädigt ist, um eine sichere Entscheidung zuzu-
^^saen, ob in demselben Poseidon, wie Jahn ^a. a. 0.} annimmt, mit dem Drei-
'^k (in der Rechten ausgestattet gewesen ist oder, mit beiden Händen nur die
bilden seines bogenförmig bauschenden Gewandes haltend, ein Beispiel mehr des
fehlenden Dreizacks bietet; s. unten S. 321. Das sehr imholde Aussehn de.s
^^<^ttes in dem lateranischen Akroterienrelief No. 14 wird zur Hälfte wohl auf
^^hnnng der rauhen Technik zu setzen sein; daß in diesem Relief wie in
^o. 15 das um die Arme des Gottes gelegte, verhältnißmäßig kleine und schmale
a. Wegen des fraglichen Vorkommeiib bei der Statue vun .Schersühell s. oben S. 2bS.
b) Annali deU* Inst, von 1842. p. 38.
c) Mon. del Laterano p. 19.
d) Vergl. Preller, Kdm. Mythol. besonders S. 158 mit Anm. 1: Faul. p. oö: qui (Por-
^■^lu) claviui manu teuere fingebatur.
308 II. DIE BEHALTENEN MONUMENTE.
Gewandstück an den. auch in der Mttnse des Demetrios (Mäiutafel VI. No. 12)
nachgebildeten, archaTschen Typus der MflnEen von PoseidoBia imd der Vaaea-
bilder strengen Stilett anklingt, mag im Vorbdgehn bemerkt werden.
Einigermaßen aichalsirt in den Formen auch der Poseidonkopf des Reliefs e.,
bei Guattani und nach dem Texte scheint dies in noch höherem Grade der Fall
zu sein, aU man nach der Abbildung schließen sollte. In dieser ist am bemerkeiiB-
werthesten die Wiederkehr der um den Kopf des Gottes gelegten archalatiacheo
Haarflechte, welche uns an dem Poseidonkopfe der Gemme No. 1 der IL Gemmm-
tafel, aber nicht an der dieser entsprechenden Münze der gens Ponqieia begegnet
ist. In anderer Weise archaüsirt, wenn der Abbildung zu trauet ist, der Poaeidon-
kopf der Passen sehen Lampe d. « namentlich in seinen regelmAfiig gewandenen
Lfocken. Beide Köpfe c. wie d. sind gleichwie die Köpfe auf ^er ganzen RailM
von Münzen, durch den hinter der Schulter des Gottes angebrachten Dreizack an-
bezweifelbar charakterisirt. Dagegen sind die beiden an Ankern haftenden Mmske^
in dem Campana'sohen Terracottarelief b. ihres wilden und fa^t sUenesken Anssehr-
wegen schon im Verzeiohniß als unsichere Darstellnngen des Poseidon bezeiehneM
sie stehn dem auf Tafel VIII. desselben Werkes abgebildeten TritonlLopfe nnglei^
näher, als irgendwelchen verbürgten Darstellungen des Gottes; auch UUK sL«
zweifeln, ob man dessen Bild an einem Monument ornamental verdoppelt hal^
würde. Um so weniger können die neben ihnen ornamental angebrachten, ^>
Delphinenpaaren umwundenen Ruder dafür geltend gemacht werden, daß das Rn^l
als Attribut des Poseidon oder Neptun zu gelten habe ; auf das Meer weisen d£^
Ruder und Delphine so gut wie der Anker und die Masken gewiß hin, die
cisirnng aber dieser Beziehung auf den höchsten Gott des Meeres ist nicht
weislich.
NEUNTES CAPITEL.
Poseidon in Vasenbildem freien und späten Stüs, in Graffiti,
Wandgemälden und Mosaiken.
I. A. Arnymone (vergl. Cnp. XII. Amymone No. 11); Aryballos (Neapel, Catthmoi^
abgeb. £1. c^ram. III. pl. 27 s. Atla:! Taf. XIII. No. 9).
B. Aiuymone vergl. Cap. XII. Amymone No. 13} (? Rom;, abgeb. bei
Picturae Btru»cor. iu vascul. tab. 171 = £1. cöram. III. pl. 28.
C. Peleus und Thetis; Form? (Aufbewahrungsort?), abgeb. b. MUlingeo, An
uned. mon. I. pl. A., wiederholt in m. Gall. heroischer Bildwerke Taf. VIII. 1«
D. (jötterversammlung aber Amazonenkampf; große Amphora (Neapel, Mifl
a;< Weitere Litteratur s. das. S. 191. Note 78; neuestens Schlie: Zu den Kjrprii
'Progr. des Gymn. in Waren, Ostemi 874) S. 30; die hier befindliche Angabe, die Vate ■
im brit. Museum, ist irrig.
9. POSEIDON IN VASENBILDEBN, GRAFFITI, WANDGEMÄLDEN UND MOSAIKEN. 309
Nai. No. 325» , abgeb. Mon. dell* Inst. II. tav. 30—32 s. Atlas Taf. XII.
No. 7)r..
£. Oigantomaohie vergl. Cap. XI. Gigaiitumachie No. 23) ; Kylix (Berlin No.
1756), abgeb. b. Gerhard, Trinkschalen u. Gefäße Taf. II. III. (s. Atlas
Taf. V. No.3. c).
F Amymone (rergl. Cap. XII. Amymone No. 4/ ; Kylix (Kuto, Jatta) abgeb.
b. O. Jahn, Va8eiibilder Taf. I. , Gt;rhard , Auserl. Yasenbb. I. Taf. XI. 2,
wiederholt £1. cdram. III. pl. 18 (s. Aüas Taf. XIII. No. 6).
n. G. Kadmos im Drachenkampfe; Kalpis f Berlin No. 1749), abgeb. b. Gerhard,
' Etruak. u. Campan. Yasenbb. Taf. C, Welcker, Alte Denkm. III. Taf. 23. 1
>. Aüas Taf. XII. No. 8)bj.
U. Amymone vergl. Cap. XII. Amymone No. 16) Amphora (Fittipaldi in Basili-
caU), abgeb. Mon. deir Inst. lY. tav. 14. wiederholt £l. c6ram. III. pl. 29.
{s. Atlas Taf. XIII. No. 14:.
J. Amymone (vergl. Cap. Xll*. Amymone No. 12) ; Hydria (Paris! , abgeb. bei
Millingen, Peint de vascs de div. coli. II. pl. 20 1^"), wiederholt El. cöram. III.
pl. 2ö (s. Atlas Taf. XUI. No. 10;.
K. Poseidon und eine Geliebte (Amymone: vergl. Cap. XII. Amymone No. 10),
Kylix (Berlin, No. 1795), abgeb. El. c6ram. III. pl. 25.
ni. A. L. Amymone 'vergl. Cap. XII. Amymone No.3; Krater (Wien Zimmer I,
Kasten 5. No. 166), abgeb. b. Laborde, Yases Lamberg I. pl. 25, wiederholt
• Denkm. d. a. Kunst II. No. 84 u. £1. cöram. III. pl. 17 (s. Atlas Taf. XIII.
No. 7).
M. Perseus u. d. Gorgonon; Form: | Aufbewahrungsort?), abgeb. b. d'Hancarrille,
Ant. 6tr. lY. pl. 70, wiederholt b. Inghirami, Yasi fittili I. tav. 71.
X. Poseidon einem Jüngling (auf dem Kvs.) gegenüber. Amphora (Aufbewah-
rungsort.-) abgeb. bei Luynes, Yoses dtr. ital. sicil. et gr. pl. 23, wiederholt
£l. c^ram. III. pl. 7.
III. B. O. Athenageburt. Amphora (London No. 741*;, abgeb. bei Gerhard, Auserl.
Yasenbb. I. Taf. 3. 4, wiederholt El. cörani. I. pl. 64, auch Forchhammer,
Die Geburt der Athcna.
IV. P. Amphitritc vgl. Cap. XII. Amphitrite No. 1, : Amphora ;Peter8burgNo. 2164),
abgeb. Stephani, Antiquitös dubosphorc CinimciienT. II. pl. 61. 4.
Q. Amymone ^ vergl. Cap. XII. Amymone No. 14, ; Krater ^in Privatbesitz in
Dänemark r]<l), abgeb. Amalthea II. Taf. 4.
R. Helios' Quadriga; Amphora (Neapel, Mus. Naz. No. 3219), abgeb. Mon. dell'
Inst. lY. Uv. 16'; s. Atlas Taf. XII. No. 10).
8. Bellerophon und die Chimaera (Kvs. der Untcrweltsvase; ; Amphora (CarU-
ruhe , abgeb. Mon. dell' Inst. II. tav. 50 f) s. Atlas Taf. XII. No. 9;.
T. Unerklärte Gesammtdarstclluiig ^'. ; Amphora (Neapel, Mus. Naz. No. 32o6),
abgeb. Mcoi. dell' lust. II. tav. 31.
U.Tod des Talos; Amphora (Jatta in Kuvo) , abgeb. Bull. arch. Napol. 111.
tav. 5. 6. lY. tav. 6; Archaeol. Zeitung 1846. Taf. 43. 44; Mercklin, Die
Talossage, St. Pctersb. 1S51. Taf. 1.
^) Weitere Litteratur b. Ueydemann , Die Yusensammlungen des Mus. Naz. in Neapel
^- 5JI7
*>; Weitere Litteratur b. Gerhard, Bcrl. aut. Bildw. a. a. O. u. Etrusk. u. Camp. Yasenbb.
* •• O. S. 44 f., Welcker a. a. O. S. :iS5 Note.
^) Schon bei Caylus, Keceuil d*uut. II. pl. 19.
^ Yergl. Amalthea II. 8. 277.
t3. Weitere Litteratur b. Heydomanu a. u. O. 8. 502.
f, Vergl. Annali von 1837. p. 248.
g) Yielleicht Demeter, Uclio»' Wagen besteigend , um Kora zu suchen, s. Heydemann
*• 0. 8. 598 Note 14.
310 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
V. Pelops und Oinomaos; Krater (Neapel, Mut». Naz. No. 22(K)i, abgeb. relativ
am besten Archaeol. Zeitung v. 1853. Taf. 55*).
W. Ungewiß; fragmentirte Amymone? (vergl. Anm. 42), Rts. der Hebevase ;
Amphora (Berlin No. lOlO). abgeb. b. (ierhard, Apul. Vasenbilder Taf. B, 1.
X. Pelops^ (vergl. Cap. XI. Liebesverbiiidungen Pelops No. 1)^); Krater (Berlin
No. ]940:, abgeb. b. Gerhard, Trinkbchalen u. tiefkße Taf. 22.
Y. Amymone (vergl. Cap. XII. Amymone No. 18); Pelike (Aufbewahrungsort ?;,
abgeb. Bull. arch. Napol. II. tav. 3, wiederholt £l. cäram. III. pl. 30 fs. Atlas
Taf. XIII. No 11).
Z. Göttergelage; Kylix (London No. 811*), abgeb. Mon. dell' Inat. V. Ut. 49
(8. Atlas Taf. XIII No. 8).
AA. Bellerophon und die Chimaera (Rvs. der Dareioavasej ; Amphora (Neapel^
Mus. Naz. No. 3253), abgeb. fraher nur in den London Illustr. News 1857^
14. Febr. p. 139, neuestens in den Mon. dell' Inst. toI. IX. taT. 52, vergiß
Heydemann, Ann. delV Inst, voif 1873. p. 46 f. (s. Atlas Taf. XII. No. II).
b. Graffiti.
a. Poseidon und Geliebte, Amymone ? Etruskischer Spiegel, abgeb. b. Oerhi
Etr. Spiegel I. Taf. 64.
b. Poseidon (Nethuns) mit Uäil und Thesan; desgl. abgeb. Mon. dell' Inst.
taT. 60 c,, Gerhard a. a. O. Taf. 76, Mus. Etrusc. Gregorian. I. Ut. 24.
c. Poseidon mit Flügelrossen fahrend (Durand 1945), abgeb. b. Gerhard a. a. O.
0. Wandgemälde und Mosaiken.
I. a. Einzelfigur, Wandgemälde in Pompeji, Casa dei Dioscuri, Heibig, W:H^uiif-
gemälde No. 171, abgeb. Mus. Borbon. XII. tav. 36 (s. Atlas Taf. :341I.
No. 22).
ß. Desgleichen, Wandgemälde ebendas. , Casa di Nettuno, Heibig a. s^ .0.
No. 172d).
Y- Desgleichen, Mosaik am Brunnen der Casa della seconda fontana a ini^ iijni
in Pompeji, unedirt s. unten Fig. 10.
II. h. Desgleichen, Mosaik, angeblich in Trastevere gefunden, wo jetzt r abgeb. -«chon
b. Bellori et Caussaeus, Picturae ant. crypt. Roman, et sepulcri y"t^***a -im I.
tab. 16, wiederholt b. Montfaucon, Ant. expl. Suppl. I. pl. 1.
E. Desgleichen, Wandgemälde in Pompeji in einem Hause der Reg. VI^Ü^ jj^^
XV., Fiorelli, Gli scavi di Pompei dal 1861 al 1872. p. 112. No _ 57,,
Unedirt. (S. Atlas Taf. XII. No. 23.)
|[. Landschaft, Insel mit Staffage eines Seegefechtes, Poseidonstatue vomr einem
Sacellum, Wandgemälde aus Pompeji im Mus. Naz. zu Neapel, Helbi§^ m,»,0
No. 1580, abgeb. Pitturc d' Ercolano I. 45. p. 239, s. unten Fig. II.
III. T). Troischer Mauerbau, Wandgemälde in Pompeji, Casa di Sirico, Heibig t. «. 0,
No. 1266, abgeb. Giornale dcgli scavi di Pompei 1S62. tav. 5 fa. At/«s
Taf. XII. No. 24).
d. Poseidon und Geliebte, Wandgemälde in Pompeji, Casa delF ancora, Heibig
a) Vergl. Heydemann a. a. O. S. 222 f.
b) Vergl. auch dies Werk Bd. II. S. 518 f.
c) Vergl. Ann. dcir Inst, von 1S38. p. 276 tn[q. (Forchhammer) und von 1845. p. 63 sqq.
'Panufka) .
d) Gegenwärtig noch viel weiter zerstört als bei Heibig angegeben ist ; die ganze Figur
bis auf den linken Arm mit dem Dreizack und ein kleines Stück des Kopfes ist fast spurlos
verschwunden.
e) Vsrgl. Gaedechens im Bull, dell* Inst, von iS~*2. p. 1"*2.
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9. POBEIOON IN VA8ENBILDEBN, GRAFFITI, WAKDGEMÄI.DKN UND M0AA](K£N. 311
a. a. O. No. 174, abgeb. Mus. fiorbon. VI. tar. 1$, wiederholt Denkm. d. a.
Kunst II. No. S3; K. Koi^hette, Choix de Peintures de Pompöi pl. 2») s. Atlai
Taf. Xni. No. 5).
IV. t. Poseidon auf einem Zweigespann von einem Delphin und dem Kopf eines
Seestieres umgeben, Mosaik in Palermo auf der Piazza della Vittoria. Vergl.
Bull, dell' Inst, von 1870. p. S.
%. Poseidon auf einem Pferdeviergespann in einer größern Umgebung yon
Meerwesen und Fischern. Mosaik, in Rom gefunden, wo jetzt? abgeb. b.
• Bellori, Pict. ant. crypt. Korn. I. tab. 18 u. b. Montfaucon, Ant. expl.
Suppl. I. pl. 27. 2.
^ >.. Poseidon und Amphitrite auf einem Viergespann in größerer Umgebung
(vergl. Cap. XII. A. No. 8; , MosaÜL aus Constantine, jetzt im Musöe algörique
im Louvru, abgeb. Exploration scientüique de TAlgdrie, archöologie par
A. Delamare pl. 141. 142, wiederholt Archaeol. Ztg. von 1860. Taf. 144 (s.
Atlas Taf. XHI. No. 12).
(1. Desgleichen, Mosai'k aus Pompeji (s. Cap. XII. A. No. 7 , abgeb. im Gior-
nale degli scavi di Pompei, n. s. vol. II. tav. 1. vergl. p. 36 sqq. (s. Atlas
Taf. XIII. No. 13).
Unter den Vasenbildern sind als erste Classe diejenigen lA. — F.) zusammen-
gefaßt, welche in der Darstellung des Poseidon den Kunstwerken des reifen Ar-
^l^algmua', insbesondere den rothfigurigen Vasenbildem strengen Stils am nächsten
^tehn and welche man tfaatsächlich als Reminiscenzen aus der in den früheren
Perioden der Vasenmalerei so weit verbreiteten und so bestimmt ausgeprägten Anf-
^^«soDgsweise betrachten kann. Daneben aber ist zu bemerken, daß in den so
SW wie identischen Figuren der Vasen A. u. B. und der nächstverwandten in C.
^i^n Schema in die Vasenmalerei eingeführt ist, welches dem strengen Stile derselben
^cch abgeht und im ganzen Bereiche der archaischen Kunst (und ihrer Nachahmung)
^ich nur in der Gemme No/ 1 1 findet , die trotzige Stellung mit der einen hoch
^nf den Dreizack gestützten und der andern in die Seite gestemmten Hand, welche
>^ der neapolitanischen Erzstatuette (Cap. VI. No. 7) , in den Reliefen No. S und 9
^nd in der Gemme No. 10 vorliegt, dessen typische Geltung für Poseidon aber
Snde durch diese Va^enbilder besonders in*s Licht gerückt wird, weil es sich in
'bnen um Liebesscenen, also um eine Situation handelt, der ein besonders imperioses
(»ebahren des Meergottes an sich fremd ist. Während zumal die Bilder A. — C.
m dem um Poseidons Arme gelegten dürftigen Mäntelchen, welches dem freien und
späten Vasenstile nicht recht entspricht, das überkommene archaische Motiv gewahrt
b^n, zeigefl uns die Vasen E. und F. gleichsam die modernisirte Umwandelung
^n alten Typus , zu der aus den Münzgeprägen von Poseidonia und Sybaris die
eine und die andere Vase des strengen Stiles gleichsam allmählich hinüberleitet.
Die zweite Classe der Vasenbilder (G. — K.) umfaßt diejenigen Darstellungen.
^ welchen die Composition der Poseidonfigur der eigentlich classischen Stellung
^^ Gottes mit dem einen hoch auftretenden Fuße mehr oder weniger angenähert
i«t. Vergleichsweise am reinsten durchgeführt ist die Composition in der berliner
^^^osvase G. , und zwar der Situation gemäß, indem hier Poseidon als bloßer
^'Wchauer der heroischen Kampfsccne erscheint, welche sich vor ihm und zu seinen
a] Das ganze Bild ist heute in hohem Orade ruinirt und , obwohl noch erkennbar,
^ nicht mehr su seichnen.
3t4
II. IHK KBHAl.TKNKS MfiMiMKXTE.
Motiv dieser Composition , die iu die Seite gi'HUtmmte Reclite damit zu vcrhfli
indem es diese Hand vielmehr einen .Scodrncheu anstatt eine« Dclphines lialtcnd
darstellt. Daß dabei das sclioialt! Ilewand des Gottes ohne nacbweislichen ünmd
in einer heftigen Bewefrung in oinem sehr regelmißiRen Dogen, cinereelt» anf don
tinicen 8rlieDkel ruhend, andererseits von der rechten Hand gehalten sleJi eni|ior-
bfraecbt. Icann nur als ein ganz willkürlicher, hoehfllens ans malemrhen Gründen
SU entschuldigender Zusatz gelten. Die Unterlage des aufgestlltzteo Fußes ist hier
ein Fels: nach der Ahbüdung zu schließen ist das Hosalk an der rechten Seite
[Vom Beschauer) fragmentirt, wird aber wolil auf die Einzelfignr des Poseidon be-
schränkt gewesen sein.
Dag Gemälde z. entspricht in seiner (.'omposition und auch in dem anf der
linken Schulter des Gottes liegenden grünen Gewände durchaus der madrider Statue i
[Cap. VI. No. 8) und dem Relief der eapiloJinlseheu Ära Neptuni Cap. Vm.
No. tu), also römischen Monumenten; der anch hier, wie in dem Kelief. anf der
vollstreckten rechten Hand des Gottes liegende Delphin kann die Vermuthnng mir
bestürken. daß auch bei der Statue die Hand nicht
leer gewesen ist. Der physiog nomische Charakter i«t
autli hier ernst, aber milder und etwas edler als in «. |
Das Ruder, welches links neben dem Gott an einen
Steinhaufen gelehnt liegt , kann man hiVehstens im
weitern Sinne zu seinen Attributen rechnen . es enl-
fieheidet also Nichts über das von der Figur in dm
Relief No. i:i gescbullert gehaltene, also im eigent-
licbeten Sinne attribntive Ruder.
Die kleine Poseidon atatue iu dem Bilde '. 't—^,
Fig. 11) erinnert in ihrer Haltung am meiaten an ü^^
F^igur auf der boeotischen UUnze MOnztafel VX
No. & , nur daß die Stellung . namentlich aber riä«
Haltung des Kopfes etwas bewegter ist,
MOnxßgiir und daß in dem Bilde der auf der g»-
»enkten Hand liegende Delphin fehlt. Diese Hinrf,
Fl« II ri..(idi>n<ru(ii<' in .'iKe.ii bier die reeliie. in der MUnzo die liuke. i.^t vielnelU ^
puii>p<-jii.i.ch<^ii jiii gtu-t •■ j^ deelamalorischor Weise bewegt, was Hll«rdia|
der Haltung der ganzen Figur vollkommen übereinstimmt, aber um w wei
sinnvoll gelten kann, al« der Gott hier nicht in lebendiger Person lieh k«it,
auf einer Basis stehend, als l^tatue gebildet ist.
Die beiden Wandgemälde r,. und ll. zeigen Poseidon silxend . doeh i
typologiseh von keiner Bedeutung, da es sich nichl_ um Kinzelfigurm , snnd
Scenon handelt , in welchen das Hitzen des Gottes aus der Situation abt
Die Composilion der Figur in r,. erinnert lebhaft an ein fllr den
mehrfach angewendetes, auch in Pompeji Sluccorelief in den Tbonnen i
di Stabia *; bekanntes Schema'' und wird wiihl aus diesem auf I
tragen sein . kann also um so weniger als eharakterii^tisch gellen .
tO. EINIGE BEBONDERK GRBTALTrNOEN DKA POAEIDON. 315
Mch Mf der Mflnse tod Nisyros (Münztafel VI. No. 15, vgl. S. 297) wiederholt.
AqcIi in Betreff der Persönlichkeit des Gottes ist aus diesen Wandgemälden schwer-
Keh SonderHcheB zu gewinnen; daß die archaYsirende Haarbehandlung in b, in
der Abbildung des Mus. Borbon. irrig und daß eben so irrig in der Abbildung bei
R. fiochette dem Haar und Barte graue Farbe gegeben sei, hat Heibig a. a. 0.)
lAon bemerkt.
Die vier Mosaiken t. x. X. \i. endlich stellen Poseidon fahrend dar. Auf
dujenige von Constantine X. sowie auf das pompejanische ja., welches den Gott
anf dam Hochzeitswagen sitzend zeigt und von dem Münchener Friese nicht zu
traBBen ist, soll in der Besprechung der Mythen (Cap. XII.] zurückgekommen
weiden. Sehr merkwürdig ist, daß während in den übrigen Mosaiken (in i. kann
ee zweifelhaft sem) der Wagen des Gottes mit Meerwesen, Hippokampen oder Tri-
tOMB bespannt ist, das schwarze MosaYk auf weißem Grunde x. an deren Stelle ge-
wAudiclie, nicht einmal durch Beflügelung wie in der archaTschen Vase Atlas
Taf. XI. No. 24; und in dem etruskischen Spiegel oben c. ausgezeichnete Pferde
nigt Die Figur des Gottes selbst, gänzlich nackt, mit bogenförmig über dem
Kopfe baosehendem Gewände, den Dreizack in der Rechten geschultert, ist aus
lei bekanntesten und verbreitetsten Typen abgeleitet.
ZEHNTES CAPITEL.
Einige beBondere Q^staltiuigen dea Poseidon.
Eine größere Folge von durch bestimmte Culte hervorgerufenen und mit be-
^^bimten Beinamen zu belegenden Sondergestaltungen des Poseidon ist nicht nach-
^f^Ssiaar. Wollte man sich freilich den von verschiedenen Seiten der einen und
^ indem Darstellung des Gottes beigelegten, zum Theile schon in den vorigen
CilMteln berührten Benennungen anschließen , so würde man immerhin eine kleine
Beihe von besonders bezeichneten Poseidoneu zusammenstellen können; da es sich
^ bei den geltend gemachten Beinamenbezeichuungen fast durchgängig um mehr
^ weniger große Willkür, gelegentlich um Träumereien handelt, so würde
^ solche Zusammenstellung ohne jeglichen Nutzen sein. Der in Kunstwerken
^iridieh nachweisbaren Beinamen des Poseidon sind äußerst wenige und die mit
^^ verbundenen künstlerischen Gestaltungen des Gottes so gut wie durchaus
^ besondere Charakteristik.
Kaum zu rechnen ist hier, daß auf Münzen von Mytilene^) den nebeneinander
'Menden Kronidenbrüdem, Zeus, Poseidon und Pluton - Hades, beigeschrieben ist
*0l AKPAIOI MYTIAHNAIQN ^) . Poseidon ist hier ruhig aufrecht stehend ge-
'^Utt. Eben so wenig kommt in Anschlag, daß Poseidon auf Münzen von Alexau-
a) Mionnet, Deseript. III. 46. 102.
b; Vergl. in dieiem Werke Bd. U. 8. 207.
316 II. DIE ERHALTENEN MOJ^UMENTE.
dna*^^ als IIGMIOZ bezeichnet ist, wie Zeus als Olympioa, ApoUoD ala PyiUM
u. 8. w. ; denn Niemand wird behaupten wollen , daß die auf diesen Mflnsen ge-
gebene Dar^telluiig des Gottes diejenige sei , welche ihm in sdnem iathmitfckea
Bilde eigentliümlich gewesen^).
Aber auch wenn auf einer unter Antoninus Pins in Ephesos gefirägten Mflnze,
welche schon Mionnet ^ bekannt war, deren von diesem verlesene Inaehrift'; aicb
aber erat neuerdings durch ein besser erhaltenes Exemplar der königl. Sammlnng
in Berlin^) hat feststellen lassen, der in seiner classisehen SteHung mit aaf eiaea
Felsen aufgestütztem linken Fuße dastehende Poseidon als AC^AAIOC benannt wird,
wttrde man wahrscheinlich irren, wenn man die bezeichnete SteUnng des GettM
mit diesem seinem Beinamen, in Zusammenhang bringen , als Yon dieaem aUiiag^
betrachten oder wenn man Friedlaender s Worte : »Diese geläufige DirateUang de^
Poseidon wird also hierdurch als die des Asphalios bezeichnet« dahin Terstilba
wollte , als solle mit ihnen gesagt sein , daß nur dem Poseidon dieaes Beinaaittw
eben diese Darstellung entspreche und daß wir überall den in dieser iigellnfi|^^|i
Weise dargestellten Poseidon Asphalios (Asphaleios) und nnr so za nennen hit%^ei.
Allerdings könnte man den umstand, daß der Cnltus des Poseidon Aaphnlei
weit verbreiteter, ja gewöhnlicher war^, mit der Iläafigkeit eben des In
stehenden kilnstlerischcn Poseidontypus in ursächlichen Zusammenhang zu br^^M^
geneigt sein und weiter hierfür geltend machen , daß sich der fragliche Tjrpiaje» fUf
den Poseidon Asphaleios in seiner doppelten Eigenschaft als Befestiger des Erd-
bodens (Gaieochos, Themeliuchos) und als Besänftigor der Wogen ^) vortrefflich eigeof.
Allein wenn auch aus der Beschreibung der leider nicht näher bekannten, einz^
weitem Münze, auf welcher derselbe Beiname des Poseidon (POCEIAQN AC^KAEloCj
vorkommt, einer ebenfalls unter Antoninus Plus auf Rhodos geprägten^), auf
welcher Poseidon der Beschreibung nach am Altar stehend, Dreizack nnd Delphin
haltend dargestellt ist, ohne daß erwähnt würde, er stelle den einen FuB avi
einen Felsen, bisher der sichere Beweis sich nicht führen lilßt , daß Poseidon A^'
phaleios auch in einem andeiii Schema dai*gestellt oder der Beiname auf v&f'
•
schiedene Typ(^n angewendet worden ist, so wird es doch einerseits die AbiIcpS^
in den Darstellungen anderer Gottheiten';, andererseits ein Blick auf die in
a,i Mionnet, Pescript. VI. (iS, 20«; 70, 22(i; 72, 236.
b) Vergl. Bd. II. S. 218 f.
c) Descript, VI. t4a. 416.
d; »KENXIPOC, littcris fugientibus.«
e S. Friedlaender in der Arcbaeol. Ztg. v. 1870. :N. F. IL) S. 103.
f) S. Pausan. VII. 21. 7: nooetoujvi os -rafis^ 7^ MjQa Mi^vza 7roiT,Taic ircronji****
^otIv iz iuisjN x<5ajJL0v XGti lo(a ocpbiv irAyibrjin Cvta ?xoiaToi TiJhvrai, ToaatSe Ic 4t: «v^*^
Yef^ivaoiv Ittix/tiosi; auTtp, ÜEXa-falo; xai A a'^dXi4; Te x«i 'Ctttcio; und Comiit. ^'
1>. cap. 22 : laiTjO/o; Xl^rrai 6 lloaetowv xat HeaeXtoOyo; (»Tti Ttvcuv. »al l^ouotv ain^ 'A^f^
>,£uu TtoX/.ayoO x. t. >.. und vergl. Preller, Gr. Myth. l^ S. 454 ff. uad besonden Wiate*^»
(lött. gel. Anzz. von 1874, Nachrichten v. d. königl. Ges. d. Wisa. IS. Idaxf, No. 7. S. t^''
g; S. Preller und Wieseler a. a. O. S. 153 ff.
h) S. Galland in den Mömoircs de Taccad. des boUes lettre« T. I. p. 153 und !*•*
diesem Eckhel I). N. V. II. p. 605 und Mionnct, Suppl. VI. 607. 328; vgl. Friedlae«!***
a. a. O. und Wieseler a. a. O. S. 15b auch über den AnlaG der PrAgung dieser Iffln»^-
i^ Für Zexxn h Hd. II. S. 205, für Hera oben S. 151.
KL KIXIGE BK80NDKKE UEäTALTrXGEX DF8 POSEIDON. 317
▼orhergehenden BUttern gesammelten nnd näher erörterten Exemplare des frag-
lichen Schemas des Gottes mit seinen mannigfaltigen Varianten in den verschie-
denaten Gattungen von Kunstwerken, endlich die Erwägung der an sich geringen
Beweiakraft von alleinstehenden Münzen einer so späten Periode ungleich walir-
scheinlicher machen, daß unter Antoninus Pius der Beiname Asphaleios auf einen
ging nnd gebe gewordenen Typus des Gottes angewendet worden, als daß der
Typus von Anfang an an diesen Beinamen des Gottes und nur an ihn geknüpft,
von dem in diesem Beinamen ausgedrückten Wesen des Poseidon hervorgerufen
und als kttnstlerisdie Vergegenwärtiguug dieses und nur dieses Wesens zu be-
trachten sei.
Sieht man von solchen besonderen Gestaltungen des Poseidon ab, welche mit
bestimmten Beinamen zusammenhangen oder die man als von solchen abhängig
denken mag, so bleibt auf dem hier in Frage stehenden Gebiete immerhin noch
Einiges zu bemerken übrig, welches theils von directem mythologischem Interesse,
theib flir die weitergehende Forschimg über die künstlerischen Darstellungen des
Gottes nicht ganz ohne Bedeutung ist.
So zunächst die allerdings lediglich numismatischen Denkmäler, welche aich
auf den Poseidon Ilippios und auf die Sage des von Poseidon erschaffenen
Rosses beziehn. Allerdings wird Poseidon auch in keiner der hier zu besprechen-
den Münzen inschriftlich ausdrücklich als Hippies bezeichnet, allein daß ihm dieser
2fame in den folgenden Denkmälern gebühre, kann doch nicht ernstlich be-
zweifelt werden.
Das älteste derselben
No. 1 ist eine Münze, welche Millingen^ als eine local nicht zu bestimmende
thnkischer Fabrik bezeichnete, welche aber, wie die folgende mit dem gleichen
iiepräge des Avs. zeigt, ohne Zweifel ebenfalls Potidaea gehört. Sie zeigt in sehr
itHerthflmlichem Gepräge auf dem Avs. den mit dem Dreizack ausgestatteten Po-
seidon auf einem ruhigen Pferde reitend , auf dem livs. das Quadratnm incusum.
Wt ihr gehört zusammen:
No. 2 eine Münze von Potidaea, welche zuerst derselbe Millingen ^) edirt hat,
nit dem ebenso berittenen Poseidon und der Aufschrift PO auf dem Avs. und
'dnem archaTschen weiblichen Kopf im Kekryphalos auf dem Rvs. ®). In dem
Tette der Denkm. d. a. Kunst a. a. O. wird vermuthet, die Darstellung stamme
'Vielleicht aus einer Gruppe des Kampfes mit dem Giganten Polybotes« ; wohl ohne
^f^ irrig, obwohl, was Wieseler auf seine Vermuthung gebracht haben nug. die
Halbinsel Pallene unter den llauptschaupliltzen der Gigantomachie genannt wird*' ;
^lein die Haltung des Gottes mit seinem vorwärtsgesenkten Dreizack und diejenige
*^uei Pferdes ist so vollkommen ruhig, daß in ihr geradezu Nichts auf Kampf
a; Ancient coiiuof eitles and kings pl. V. No. 1, vgl. p. GÜ. Vgl. Mionnet, Suppl. IIF.
b) Sylloge of anc. coins pl. II. No. 22, vgl. p. 47, danach b. Panofka, V. Einfluß d.
^HiUkeiten auf d. Ortsnamen Taf. I. No. Ib und hiernach in den Denkm. d. a. Kunst II.
^- 'S mit der irrigen Behauptung, Panofka habe seine (iuelle nicht richtig angegeben.
c. S. Münztafel VI. No. 23, nach einem Exemplar der Imhoofschen Sammlang, wo die
.^«iKlkhft nur P, nicht PO und der Typus etwas verachieden ist.
A; Vergl. Wie«eler in der AUg. Encyclopftdie, Artikel Giganten ä. 155.
318 11. DIE ERHALTKNEX MONTtMKN'TE.
Iiinweist. Auch die scheinbare Jugendlichkeit des Gottes in dem von MilliDgen
pnblicirten, ziemlich verschliifenen Exemplare muß nach Maßgabe des ungleich
besser erhaltenen , hier mitgetheilten Imhoof »chen fixemplares bestritten werden ;
es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß Poseidon hier, trotz seinen schlanken
Leibesformen bärtig sei und muß daher als durchaus wahrscheinlich gelten, daß er
dies auch in der englischen Münze war, deren Typus allerdings nicht identisch,
aber dem Imhoofschen Exemplare doch unzweifelhaft nächst verwandt ist. — In
No. 3, einer Silbermünze von Khaukos auf Kreta ^j, finden wir den Gott nicht
auf, sondern neben seinem Rosse , welches er , den Dreizack in der Rechten auf-
stützend, mit der Linken am Zügel hält. Neben diesen Münzen, welche den Po-
seidon Hippios selbst darstellen, wird sich zunächst
No. 4, eine Silbermünzc von Kranuon in Thessalien^} stellen lassen, welch«
auf dem Rvs. im vertieften Quadrat in vorzüglichem Gepräge ein lediges, aber g<^-
zttgeltes Pferd ^) zeigt, neben welchem der Dreizack des Poseidon angebracht L^»t,
um es als sein Geschöpf und sein Eigenthum zu bezeichnen. Der Name Arl^^B
für dies Pferd würde nicht gerechtfertigt sein, es ist das Pferd schlechthin ab g^io-
seidonisches Geschöpf gemeint, dagegen ist in
No. 5, einer Silbermttnze von Thelpussa in Arkadien^}, welche anf dem .^^^vi.
den Kopf der Demeter Erinys zeigt, das springende, ungezügelte^, Ross des H^y8.
um so mehr ohne Zweifel mit diesem Namen zu belegen , als ihm dieser m der
dialektischen Form EPION^) beigeschrieben ist.
Die Erschaffung des Kosses aber durch Poseidon, welches derselbe aus
dem mit dem Dreizack gespaltenen Felsen springen läßt, gehn zwei thessalm^ebe
Münzen an:
No. 6 eine Silbermünze von Pherae der Imhoofschen Sanmilnng^ nnd
No. 7 eine Erzmflnze der Prokesch'schen Sammlung^), welche dieser (a. wlO,
S. 275 f.}, überemstimmend mit Longp^rier a. a. 0. dem vonPausan. V. 1€S. 6.
erwähnten Demos Orthia in Elis beilegt«, während sie, wie schon die An^ü<^
von No. 6 zeigen kann, ohne Zweifel richtiger der Stadt Orthe in Thessaliexm bef-
zulegen ist. Da es sich in diesen thessalischen Münzen natürlich um die Theftsilieo
a) Mionnct, Descript. II. 297, 304 ; s. Manztafel VI. No. 24. nach einer SchweCelplite
der kleinern Mionnet*sühen rastensammlung No. 701.
b; Mionnet, Suppl. III. 2S1. 129; s. MQnsetafel VI. No. 25. nach einem Abdrui.<k tu
der Imhoofschen Sammlung.
e) Eine andere Mflnse derselben Stadt zeigt einen aufgezftumten Pferdekopf vcm^iX W*
i« vertieften Quadrat, s. Salleto Zeitschrift für Numismatik I. Taf. 3. No. 9 S. 97.
d) Aus der Imhoofschen Sammlung , abgeb. in Sallets Zeitschrift für NumiiK^KUitik L
Tai. 4. No. 7, danach MOnztafel VI. No. 20; ihr entspricht eine Erzmflnze dersellM — n Staat
in der Six'schen Sammlung in Amsterdam, welche a. a. O. S. 133 in Holzschnitt -^publi^irt
ist; ein Exemplar der Prokesch'schen Sammlung ist abgebildet in der Archaeolog Ztg- ^•
184(i. Taf. 43. No. 27.
ej In einem andern Exemplar mit flatternder I^eine s. Imhoof a. a. O. S. ]2^» . ^°* ^'
f) Vgl. Bergk im Bull, dell' Inst, von 1«|S p. 139. Anm. 3, Archaeol. Ztg. r. Wh
Beilage 3 S. 36, und Imhoof a. a. O. S. 130 f.
g) Abgeb. in der Sallet'schen Zeitschrift a. a. O. Taf. III. No. 9.
h) Abgeb. in der Archaeolog. Zeitung von 1848 Taf. 18. No. II, vgl. Revirn« n'»^'
matique von 1843 pl. X. No. 4 mit Text von Longp^rier p. 244.
10. EINIGE BESONDERE GESTALTUNGEN DES POSEIDON. 319
laadschaftlich eigene Sage*) von der £rscha£fang des Rostes handelt, wird dies
nieht Aiioo, sondern Skyphios zu nennen sein.
Poseidon ohne Dreizack. Der Dreizack bildet in dem Grade das stän-
dige und charakteristische Attribut und das sichere Kennzeichen des Poseidon in
Kim&tdarstelinngen, daß die Fälle, wo er ohne dasselbe gebildet ist, immer zu den
Aoniahmen gehören werden. Es ist freilich schon in älterer Zeit von mehren
Sttten^) das Vorkommen eines nicht mit dem Dreizack oder an seiner Statt mit
dem Scepter ausgestatteten Poseidon behauptet worden, allein mit Hecht hat Mani-
tias*) hervorgehoben, daß die bisher für diese Behauptung beigebrachten Beweis-
stfleke mehr oder weniger zweifelhafter Natur seien. Die Sache ist aber für die
bterpretation so belangreich und kann für so manche Kunstwerke eine so große
Bedeutung erlangen, daß es durchaus geboten ist, die Fälle, in denen Poseidon
n. 0. w. sicher ohne Dreizack oder statt seiner mit einem Scepter erscheint, zu
ttmmeln und zu ordnen, womit hier ein Anfang gemacht werden soll. Unberück-
äektigt bleiben dabei die in verschiedenen Gattungen von Kunstwerken sehr häu-
fen Fälle ^ in welchen der Dreizack des Poseidon entweder schlecht ausgedrückt
oder durch den Zusammenstoß grade seines bezeichnendsten Theiles, der drei
Spitzen, sei es mit dem Rande des Bildwerks, sei es mit einem Ornament oder
mit einem Gegenstand im Bilde weggelassen oder verdunkelt ist.
Unter den schwarzfigurigen Vasenbildern sind vollkommen sichere
^^piele des ohne Dreizack dargestellten Poseidon die oben S. 214 besprochenen,
^- 212 unter R., S. 213 unter AA. citirten, weitere, sehr wahrscheinliche
die daselbst mit CG. — FF. bezeichneten, von denen diejenige GG. den Gott mit einem
Morsen, etwas gebogenen Stabe versehu zeigt und wenigstens mögliche, ja nicht
^wahrscheinliche die S. 216 f. besprochene Vase No. 1703 in Berlin. Dazu
l^<MiuneD als sicher die beiden Gigantomachievasen in Petersburg No. 221 und in
Manchen No. 1236, in welchen der durch den Felsen, welchen er auf seinen
Gegner wirft, unzweifelhaft charakterisirte Poseidon nicht den Dreizack, sondern
eine einspitzige Lanze führt. Vgl. unten Gap. XI. 1. Gigantomachie ^) . Als ein
^titeies, nicht unwahrscheinliches Beispiel des mit Fisch und Scepter statt des
Br^xacks versehenen Poseidon ist die von Heibig im Bull, dell' Inst, von 1869.
P- 169 sq. beschriebene Vase des Museo Bruschi in Gorneto anzuführen und als
^ üemlich sicheres des nur durch das Fischattribut charakterisirten Gottes die
^iiedirte Vase in Berlin No. 1979 hinzuzufügen.
Unter den rothfigurigen Vasenbilderu strengen Stiles bietet das un-
^^eUiafteste Beispiel eines mit dem Scepter anstatt des Dreizacks ausgestatteten,
dvieh Namensbeischrift gesicherten Poseidon das schon oben S. 229 unter x. an-
S^fthrte Gemälde von Triptolemos' Aussendung (von Hieron, Mon. dell' Inst. IX.
^v* 43) ; ihm gesellt sich dasjenige mit Aethras Verfolgung auf der Hydria
•) Vgl. PreUer, Griech. Myth. I^ S. 461, Welcker, Griech. Götterlehre H. S. 673.
Kote 14.
b) Millingen, Peint. de vases de div. coli. I. p. 24. Note 5, Böttiger, Amalthea II.
?• ^2. 297. Note **, Gerhard, Auserl. Vasenbb. 1. S. 206, Nachtrag zu S. 48. 78 f., Preller
"^ ^«ttlyi Realencyclop. V. 1. S. 504.
c) De antiquiMima Neptuni figura p. 44.
d) S. auch Wieaeler, De diia . . . tridentem gerentibus p. 14. Note 13.
^^•rb«ek, Kanstmjthologie. lU. 21
320 n. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
No. 733 ioi britischen Museum, abgeb. £lite c^ram. HI. pl. 19. Vergl. nnten
Cap. XI. 2. Liebesverbindangen A. Aethra, No. 2. Ein drittes sicheres Bei-
spiel bietet die ciimaner Amphora No. 27 in Dresden (aus der Wittgenstein sehen
Sammlung), im noch nicht erschienenen Katalog (nach einem mur gesandten Aus-
züge) so beschrieben: »A. Bärtiger, mit langem Chiton und Mantel bekleideter
Poseidon schreitet nach rechts, sich umsehend, in der Linken ein langes Bcepter,
in der Rechten einen Fisch haltend. B. Nach links schreitendes Mädchen im Ärmel-
chiton und Mantel, in der Linken euie Schale, in der Rechten eine Kanne.« Viertens
wird man wohl auch das Gemälde der Vase No. 1531 in Petersburg, welches Stephani
auf Poseidon und Amphitrite gedeutet hat, in der Reihe derer anzuerkennen haben,
welche Poseidon ohne Dreizack darstellen, s. unten Cap. XU. Amphitrite No. 3, wäh-
rend das von Gerhard, Auserl. Vasenbb. L S. 48 Note 79 e. angeführte Gemälde einer
Amphora der Sammlung Calefatti zu Noia, welches derselbe auf Poseidon und
Amymone bezieht, zweifelhaft ist, in so fern es identisch ist mit dem von Miuenrini
im Bull. arch. Napol. L p. 92 beschriebenen, in welchem dieser, obwohl er den
Bilde dieselbe Deutung giebt, weder den Fisch in der Hand des bescepterten Ver-
folgers noch die Hydria in derjenigen des verfolgten Mädchens erwähnt, die Ger-
hard hervorhebt.
Aus der spätem Vasenmalerei sind die Poseidonfiguren der beiden Peters-
burger Fischteller mit Darstellungen der Entführung der Europe No. 1799 und
1800 anzufahren, welche Bd. II. S. 440 ff. näher besprochen sind und deren Be-
deutung auch dann noch als gesichert betrachtet werden darf^), wenn wirklich die
mit dem Dreizack ausgestattete jugendliche Figur des dritten Fischtellers mit der- ^
selben Darstellung (No. 1915) nicht Poseidon, sondern, wie Wieseler ^) fragew«SQ^
annimmt, Apollon Aktios oder Epaktios sein sollte, worauf weiterhin znrückge— -..^
kommen werden soll. Auf dem einen dieser beiden Fischtcller ist dem Poseido-*^^
eine mit dem Dreizack versehene Tritonin beigegeben, welche sie*- 1^
auf dem andern, nur sehr zerstört, wiederholt*^!.
Unter den phis tischen Monumenten ist außer dem Relief an dem Sarkoph^»^
mit Peleus und Thctis in der Villa Albani** , wo Poseidon einen bloßen, am untern
Endo mit einem Knaufe versehenen Stab hält, dor schwerlich als um die Hjinpt-
Sache gekürzter Dreizack erklärt werden kann , kein durchaus sicheres Beispiel
eines Poseidon mit felilcndem oder durch ein Scepter ersetztem Dreizack anacn-
führen; wegen des Parthenoufrieses vgl. oben 8. 235, mit Anm. 14, wegen der
fraglichen Poseidonfiguren in den Friesen des Theseion und des Tempels der Nik«*
Apteros das. S. 230 f. ; ein Dreizack wird bei diesen letzteren l>eiden kaum ange-
nommen werden können. Daß in der von Pausanias I. 2. 4 beschriebenen Gmpp^ i
in Athen das oopo, welches Poseidon auf seinen Gegner schleuderte, kein Drei-
zack, sondern ein wirklicher Speer war, ist mit Wieseler®) allerdings als ht*oli»^
wahrscheinlich anzunehmen; vergl. auch Cap. XI. l. Gigantomachie No. i^ •
a) Vergl. auch Berichte der k. .siichs. (ies. d. Wiss. v. ISTl. S. 1ü5.
b) De diis . . . tridentcm gerciitibus p. IS. Note 2.J.
C) S. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tannce lS<>f» S. S2, rgl. S. 9H.
d^ S. Atlas Taf. XII. No. IT, oben S. MH Relief No. «».
e,i Allg. Encyclop. Artikel (iigunteii S. lf)S Anm. H'A.
f Wegen der neapolitnier St-ituette n. oben S. *2^H.
10. EINIGE BESONDERE GESTALTUNGEN DES POSEIDON. . 321
Ob, der Poseidon in dem münchener Friese mit dem Hochzeitszuge des Poseidon
imd der Amphitrite (s. nnten Cap. XII. 1 . Amphitrite No. 5) den Dreizack führte,
oder nieht, ist zweifelhaft; dafür, daß er ihm nicht fehlte, spricht besonders die
Analogie des pompejaner Mosaiks (das. No. H), dagegen der Umstand, daß man
nicht sieht, wie lind wo er befestigt gewesen, anch wenn man annehmen will, was
flieht eben wahrscheinlich, daß er von Erz angefügt gewesen sei *) . Auch bei dem
PMeidon in dem von Jahn ^) publicirten, sehr verwitterten Sarkophagrelief im Giar-
dino delU pigna im Vatican bleibt es nach thnnlichst genauer Untersuchung des
Originales zweifelhaft, ob er mit dem Dreizack ausgestattet gewesen sei oder nicht ;
warn seine Stellung dafür zu sprechen scheint, daß er die Rechte auf den Drei-
uek stützte, so spricht dagegen, daß sich keine Spur des Dreizacks erhalten hat,
der in einem Monumente dieser Art gewiß nicht von Erz angefügt gewesen ist.
Auf dem Gebiete der Glyptik ist zu erinnern, daß der Poseidon der Gemme
Dolce^; ohne jede Andeutung des Dreizacks ist und daß der Stab, auf welchen
«eh der Poseidon in dem wiener Cameo^) stützt, der Krönung mit den drei
Spitzen entbehrt, was freilich wohl nur dem beschränkten Räume zuzuschreiben
setD mag, also hier nicht in Betracht kommt. Sollte Wieseler a. a. 0. die männ-
liche Figur in diesem Steine, welche den Melikertes hält, richtig als Poseidon ge-
deutet haben, so würde dies ein Beispiel der Darstellung des Gottes ohne Drei-
ttek bieten.
Unter den Münzen ist nur eine, welche die hier in Frage kommende Er-
Kheinnug in entscheidender Weise zeigt, nämlich eine Erzmünze von Kyzikos®),
uf welcher Poseidon in seiner classischen Stellung, mit dem rechten Fuß auf eine
^ra tretend, ohne jegliches Attribut dargestellt ist, außerdem kann man nur noch
^cjenigen Münzen liier nennen, welche, in Ankyra in Phrygien unter verschiedenen
Kaisem geprägt^), Poseidon mit den Attributen des Ankers in der rechten und
<icg Scepters (ohasteo) in der linken Hand darstellen.
Poseidon mit dem Schleier. In der anhaeologischen Zeitung von 1870
Ut Heydemann auf Taf. 34. No. 3 eine im Privatbesitz in Granada befindliche
^Dzescheibe (Phalera?) bekannt gemacht, in deren Relief er S. 58 f. Poseidon
^ Ulf dem Rücken einer Tritonin getragen erkeuut. Der Gott ist bärtig, mit nacktem
bleibe gebildet, hält einen Dreizack in der Rechten und hat sehr auffallender
t) Dies nimmt Brunn an, Beschreib, der Glyptothek 2. Aufl. S. 144, doch können die
vorittodenen Bohrlöcher, ihrer eines im Beine der Amphitrite, zwei in den Schwanzwindungen
^ Tonlem Triton, sich nicht auf einen durcli Poseidons Hand gehenden Dreizack beziehn;
•"^•chieden irrig sagt Jahn, Berichte der k. sächs. Ges. d. Wiss. von 1854 S. 101, die
^ttren des DreisacVs seien noch sichtbar.
b) Die Entfahrung der Europa u. s. w. Taf. IX. a.
e) Braun, Yotschule der Kunstmythol. Taf. 17, Dcnkm d. a. Kunst II. No. 69. a.
d) Gemmentafel II. No. 8, Denkm. d. a. Kunst II. No. 75.
e) Mionnet, Suppl. V. 312, 186— 8S, controlirt an einem Exemplar der Imhoofschen
^•"^ung.
f) Mionnet, Descript. IV. 220 sqq. unter Nero und Poppaea, Traian, Hadrian, Antoni-
"**• iHus, L. Veras. Unter Phüippus iun. wird du. p. 225, 180 eine Ähnliche Figur,
J^^her nur der Adler zu ihren Fußen sittend beigegaben iet und welehe der Isis gegenüber
^^^» «Jupiter« genannt.
ei»
322 n. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
Weise einen Theil des weiten Himation, welches seinen Unterkörper nmgiebt,
Bchleierartig über das Hinterhaupt gezogen. Der Sinn der ganzen Darstellung ist
unaufgeklärt und auch die Bedeutung des Schleiers oder schleierartig Aber das
Hinterhaupt gezogenen Gewandes bei Poseidon vor der Hand mit Sicherheit um so
weniger auszusprechen, je seltener bisher die ganze Erscheinung an sich ist. Es
gilt sogar, die Darstellung selbst als eine solche des Poseidon zu vertheidigen und
festzuhalten ; denn Wieselem ^) ist das verhüllte Haupt des Gottes genügend er-
schienen, um ihm den Namen des Poseidon abzusprechen und den des Nerens an
die Stelle zu setzen.
Daß dieses irrig sei, beweist der genau ebenso wie die Figur der Bronze-
scheibe verschleierte, ganz unbezweifelbare Poseidon auf dem Rvs. der berfibmtan
Dareiosvase in Neapel ^) , auf deren Vorderseite auch Zeus mit verschleiertem Haupte
dargestellt ist. Poseidon ist hier ohne Zweifel als Vater des Bellerophon bei dessen
Kampfe mit der Chimaera als Zuschauer anwesend, warum aber verschleiert, steht
dahin. Möglicherweise, wie dies Heydemann (Ann. a. a. O. p. 40 sq.) auch fir
den Zeus, die Asia, die Hellas und den Apollon der Vorderseite annimmt, nur um
die Würde der Erscheinung zu heben, möglicherweise aber auch in tiefer liegender
Absicht, welche freilich gegenüber der bei Zeus wie bei Poseidon in Vasengemildoi
durchaus vereinzelten Erscheinung errathen zu wollen übereilt sein möchte. Einst-
weilen genügt es, die Thatsache festgestellt zu haben, daß Poseidon mit verhülltem
Haupte dargestellt worden ist, und zwar sicher in dem Yasenbilde, sehr wahr-
scheinlich aber auch in der in ihrer ganzen Gestaltung durchaus poseidonischea
Figur der Bronzeplatte.
Poseidon jugendlich. Wenngleich fftr Poseidon wie für Zeus nach
gäbe der poetischen und Cultusanschaiinng des Gottes das vollkräftige Mannesalte -
unbezweifelbar das normale ist oben S. 245), so liegen doch für ihn so gut w^ ^
für Zeus, wenngleieh bei weitem nicht in demselben Umfange*') , monumentale Zeuj^a^.
nisse jugendlicher Bildung vor, auf welche die Aufmerksamkeit zu lenken au^trA
dann die Mühe lohnt, wenn wir die bestimmenden Gründe derselben bisher mur
sehr theilweise, ja eigentlich nur in^einem Doppelbeispiel i unten No. 3 u. 4 iHier.
je nachdem, in drei analogen Füllen (unten No. 5; nachzuweisen im Stande sinJ. ^
Die hier in Frage kommenden monumentalen Zeugnisse sind aber so wenig bekunnf.
daß eine jugendliche Bildung des Poseidon überhaupt geläugnet zu werden pfl«^
und daß jugendliche Gestalten von im Uebrigen ganz poseidonischer Bildung ebfn
der Jugendlichkeit wegen mit anderen , zum Theil Nichts weniger als wahrschpin-
lichen Namen belegt werden. So schreibt z. B. Combe in den Num. Mus. Brit.
p. 32 zu der ersten Goldmünze von Tarent, in welcher er übrigens ganz richtig
Taras mit dem Dreizack auf einer Biga erkennt: Neptunus nnsquam imberbij
exhibetur ; Cavedoni will Ann. d. Inst, von IS60 p. 286 lediglich der Unbirti^*
keit wegen die Figur auf der Hippokampenbiga auf Denaren der gens Crepere»*
a) De diis . . . tridentem gerentibu« p. 5 u. p. 17. Note 21.
b) Siehe Atlas Taf. XII. No. 11; vergl. das ganze Gemälde in den Mon. dell* I»*-
IX. tav. 52 und dazu den Text von Heydemann in den Ann. dell" Inst. Ton IU73 p. -•'•
c) Vergl. Bd. U. S. 194 ff.
d) S. Mflnztafcl VI. No. 20.
10. EIMIGK BE80MDKRE GESTALTUNGEN DES POSEIDON. 323
»
fUr Portnnus »od altra secondaria deitä marina« erklären, während Wieseler '^) in
dieser Figur, wiederum der Unbärtigkeit wegen, den Q. Crepereias M. f. Kocus
selbst in der Gestalt des Neptunos erkennt nnd^) eine mit dem Dreizack ausge-
stattete Figur in der Darstellung der Entftlhrung der Europe auf einem Peters-
burger Fischteller ^) lediglich der Jugendlichkeit wögen, wenngleich nur frageweise
Apollon Aktios oder Epaktios getauft hat, worauf gleich zurückgekommen werden
soll. Einstweilen sind hier nur die Fälle jugendlicher Darstellung des Poseidon
za registriren. Einige Beispiele freilich sind nur scheinbar oder, wenigstens sehr
tweifelhaft. So erscheint, um nur auf ein paar derselben hinzuweisen, der Posei-
doi auf der ans Combes Num. Mus. Brit. pl. XII. No. 20 in den Denkm. d. a.
Kunst n. No. 72. c. wiederholten Münze von Apamea unbärtig, ohne jedocii in
Combes Text so genannt zu werden, nicht minder derjenige auf der aus Millingens
M^. ined. pl. IV. No. 3 das. unter No. 72. b. wiederholten Münze von Ane-
rnnrion. Daß es sich aber hier in der That um uubärtige Poseidongestalten han-
dele, würde man nur nach einer sehr genauen Prüfung der Originale beider
Münzen annehmen dürfen, und es ist für die von Combe herausgegebene schon
nach dieses Autors oben angeführtem Ausspruche durchaus unwahrscheinlich^).
Aber ganz unbestreitbar unbärtig, ja ausgesprochen jugendlich ist Poseidon gebildet:
1) in dem schon oben S. 302 besprochenen etruskischen , ehemals Durand*-
*ehen Skarabaeus (Gemmentafel IL No. 12 = Denkm. d. a. Kunst II. No. 74),
wo auch Wieseler die Jugendlichkeit anerkennt. Aber freilich ist diese Jugend-
lichkeit hier mit unseren bisherigen Mitteln nicht zu erklären oder auf bestimmte
GrrUnde zurückzuführen, und ein solches etruskisches Monument, wenn es allein
KtQnde , wäre auch für griechische Kunstanschauung so wenig maßgebend ®) , daß
«s kaum recht die Mühe lohnen würde, nach den Gründen der in ihm liegenden
Absonderlichkeit zu forschen. So aber liegt die Sache nicht, da
2) auf den schon oben S. 221 flf. behandelten Münzen von Poseidonia der
Qott schon in den ältesten Geprägen zum Theil bartlos , in den jüngeren und
jüngsten Typen aber durchgeführt jugendlich gebildet ist (s. besonders Münztafel
IV. No. 3 u. No. 7). Hier stehn wir auf rein griechischem Gebiet und werden
^e merkwürdige Thatsache, daß eine griechische Stadt den Poseidon, ihren Haupt-
^ Eponymgott jugendlich dargestellt hat, und zwar wechselnd jugendlich und
'^if männlich in demselben Schema, anzuerkennen haben, so wenig wir im Stande
^ mögen, sie zu erklären.
Dies liegt anders in den beiden folgenden Fällen.
3) Im Bulletino archeologico Napolitano II. p. 61 beschreibt Minervini das
B^mftlde auf einem aus Pisticci stammenden Krater, der sich s. Z. in der Samm-
a) Zu den Denkm. d. a. Kunst II« No. 70. a.
b; De diis . . . tridentem gerentibus p. 18 Note 23.
c) Abgeb. Compte-rendu etc. pour l'annöe 1866 pl. 3, wiederholt im Atlas Taf. VI.
^'^' 20. a. b.
d) Vgl. die oben S. 317 No. 2 erwähnte Münse von Fotidaea mit einem scheinbar
J^QdUchen Poseidon, der dies aber nach Vergleichung mit dem Imhoofschen Exemplare
*»^*^*»t igt. •
e) In ähnlicher Weise unmaßgeblich ist der etruskische TINIA in dem Bd. II. S. 204
*^^*luiten Spiegel.
324 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
■
long des Kunsthändlers R. Barone in Neapel befand, mit den folgenden Worten:
Nettano tutto nndo, se non ehe la elamide ehe andando dietro le spalle scende
Sülle braccia [also in einem Schema, welches demjenigen der poseidoniatiBchen
Mttnzen auffallend nahe steht und sich in anderen Vasendarstellungen dea bärtigen
Poseidon wiederholt, s. oben S. 224 und Atlas Taf. XII. No. 4, 7 und 25}»
di aspetto giovanile, imberbe e coronato, tien coUa sinistra 11 triäeate ehe
finisce in tre punte di lancia e stende la destra ad Amimone prendendola pel si-
nistro braccio. La Danaide ^ diademata, ha lunga tunica e sostiene eolla destrm
Tidria, ecc. Daran , daß Minervini die Scene richtig bestimmt hat , läßt sich gar
nicht zweifeln, daß aber Poseidon hier jugendlich gebildet ist, hat seinen Grund
offenbar in eben dem Umstände, welcher die jugendliche Bildung des Zena in der
Coghiirschen lovase^) und vielleicht in der einen vaticanischen Enropevase^) ver-
anlaßt hat, nämlich daß der Gott als Liebhaber erscheint, ftlr welchen der Maler,
allerdings wie die vielen anderen Darstellungen derselben Scene mit einem bärtig
gebildeten Poseidon zeigen, nach seinem individuellen Geschmack, aber gewiß nicht
unpassend, ein jugendliches Alter fttr passend hielt. Dies wiederholt sieh
4) in der neapeler Amymonevase No. 690 des Hejdemann'schen Katalogs*),
auf welche in ihrer Gesammtheit weiterhin zurückgekommen werden sdl. Aller-
dings hat Heydemann (S. 20), wie vor ihm Minervini^), in Betreff des Poseidon
mit vollem Rechte bemerkt , der jugendliche , unbärtige Kopf sei neu , wenngleich
es nicht leicht ist, die Linie der Ergänzung genau festzustellen. Aber jedenfalls
ist, wie man sich auch aus der Abbildung im Atlas überzeugen kann, der Körper
des Gottes so entschieden jugendlich®), daß der Ergänzer recht gethan hat, den
Kopf bartlos zu bilden, auch wenn dazu kein weiterer, äußerer Anlaß (im Fehlen
der Barteuden im echten Stück) gegeben war; ein bärtiger Kopf wUrde mit dem
hier gemalten Körper nun und nimmermehr zusanmiengegangen sein.
Wenn durch diese beiden Beispiele klar bewiesen wird, daß es den Vasen-
malern gelegentlich passend schien, Poseidon als Liebhaber jugendlich zu bilden,
so mag wenigstens die Frage erlaubt sein, ob nicht
5) auch in dem Gemälde eines ehemals Feolischen (Oampanari No. 11), jetztt:
in der Würzburger Sammlung^) befindlichen Stamnos^), welches allerdings bisheiar.
übereinstimmend auf Peleus und Thetis bezogen worden ist, vielmehr der Raub der«
Amphitrite, und zwar durch den jugendlichen Poseidon zu erkennen sei. Anf di«f
analogen Darstellungen dieser Scene wird im XII. Capitel (1. Amphitrite No. *
u. 3) zurückgekommen werden ; hier sei nur das Eine bemerkt , daß in allen d(
a) Bd. n. S. 466 f. Atlas Taf. VII. No. 7.
b) Das. S. 436 No. 17 Atlas Taf. VI. No. 15, wo die starken Restaurationen angegeb^=^(
sind, welche die Sache zweifelhaft machen.
c) Unedirt, s. Atlas Taf. XIII. No. 15.
d) Bull. arch. Napol. I. p. 54.
e) Als »gegenwärtig und nach seiner ganzen Bildung auch wohl artprflii^ Mieb
bartlos, obwohl das Gesicht geputzt ist« bezeichnet diese Figur auch Panofka, Neapels ^bu(.
BUd werke S. 287.
fj L. Urlichs, Vcrzeichniß der Antikensammlung der Univ. Würzburg, 3. Heft S.« 74.
No. 324.
g) Abgeb. in Gerhards Auserl. Vasenbb. III. Taf. 182.
1 0. EINIGE BESONDERE OESTALTIJNOEN DKB POSEIDON. 325
vielen Duraiellimgen der Verfolgung nnd des Raubes der Thetis durch Peleos dieser
ttieht em einziges Mal mit einer Lanze ausgestattet erscheint, wie sie (wenn es
nicht ein fngmentirter Dreizack ist, denn die Vase ist nach Urlichs' Zeugniß zu-
sammengesetzt und ergänzt) der Jüngling in dem hier in Frage kommenden Bilde
geschaltert trägt. Daß Peleus in dem Vasenbild, in welchem er die gewonnene
Thetis in Cheirons Grotte zum Beilager führt*), zwei Speere in der Linken hält,
ift etwas Anderes und kommt hier nicht in Betracht ; bei seinem Ringkampfe mit
Thetis, welche sich durch Verwandlungen ihm zu entziehn suchte, kam es für
Polens aufs Festhalten an, bei dem ihm eine Lanze nur hinderlich sein konnte,
so daß sich auch ein verständiger Grund absehn läßt , warum ihn die Vasenmaler
flba^stinunend nie mit einer solchen ausgestattet haben. Bei Poseidons £nt-
ffthrang der Amphitrite ist die Sache ganz verschieden und in der sichersten Dar-
stellung dieser (Heydemann, Griech. Vasenbb. Taf. I. No. 2, ä. unten Cap. XII.
l. Amphitrite No. 2) ist er mit seinem Dreizack ausgestattet. Trotzdem soll die
Möglichkeit, daß in dem Würzburger Vasengemälde ein jugendlicher Poseidon und
Bieht Peleus dargestellt sei, nur der Erwägung und erneuten Prüfung empfohlen
aeiB. Eine solche muß auch gefordert werden
6) flir die jugendliche, mit dem Dreizack ausgestattete Figur in der £nt-
Mrong der £urope auf dem Petersburger Fischteller No. 1915^), obgleich Ste-
plumi^} auf meinen Vorschlagt), in derselben Poseidon zu erkennen, nicht eingc-
giBgen ist und Wieseler ^) ihn ziemlich weit abgewiesen und durch den andern,
^ Figur Apollon Aktios oder Epaktios zu benennen , ersetzen zu können ge-
ghobt hat. Vor allen Dingen muß darauf bestanden werden, daß der hier in
Bede stehende Fischteller nicht getrennt von den beiden anderen (No. 1799 u.
1800) behandelt werde, von denen Stephani (Compte-rendu 18G6 S. 81) sagt, daß
^ »der eben beschriebenen Vase (das ist die fragliche) in allem Wesentlichen,
^wohl in Betreif der Größe, als auch der Form, der Technik und selbst der
^uf dargestellten Composition genau entsprechen. Die Ähnlichkeit ist so groß»
^ map vollkommen berechtigt ist, alle drei Schalen als aus einer und derselben
Werkstatt hervorgegangen anzusehn«, was dann im Folgenden näher nachgewiesen
^^1. Nun hat Stephani die fragliche Figur in allen drei Exemplaren, obgleich
^ m zweien bärtig und ohne Dreizack , in dem dritten jugendlich und mit dem
'^izack versehn dargestellt ist, als Atymnos oder Miletos erklärt, eine Benennung
*^, nach Wieseler a. a. 0., merito adversati sunt 0. Jahn (Die Entführung der
^Qropa anf ant. Kunstwerken p. 50) et Overbeck (Griech. Kunstmythol. p. 441 sq.
^ m Anal. z. Kunstmyth. des Zeus in Ber. der philol. bist. Cl. der k. Sachs.
aj Inghirami, Mus. Chiusino I. tav. 4H. 47, wiederholt in dessen Vasi httili I. 77,
^•l. om. II. 235 und in m. Gallerie heroischer Bildwerke Taf. VIII. No. ti.
b) Abgeb. Compte-rendu etc. pour Tann^e I86H pl. III. No. 1, wiederholt in m. Atlas
'^. VI. No. 20. a. u. b.
c) Die Antikensammlong in Pawlowsk S. 57 f. und Compte-rendu etc. pour leg ann^es
'^^0 et 1871. S. 181 ff.
dj Bd. II. S. 441 f.
e: De diis . . . tridentem gerentibus p. 18 Note 2').
f) Als ein weiteres Parallelmonument mit einem gans unbexweifelbaren Poseidon an
^^*«e1ben Stelle ist jetit die im Comptt-iendu etc. pour Im ann^ea 1870 et 1871. pl. Y.
^^* 1 abgebildete, S. 180 ff. besprochsaa VaM ta
326 n. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
Oes. d. Wiss. 1871. p. 104 sq.)« und die sich auch ganz gewiß nicht halten
läßt. Bei den beiden bärtigen Figuren der Exemplare No. 1799 n. 1800 hat
selbst Stephani a. a. 0. S. 98 zugestanden, daß man wohl an Poseidon denken
könne, welcher den die Europe entführenden und zum Zeus bringenden Stier ge-
stellt hat; für die jugendliche Figur des dritten Tellers habe ich nachgewiesen,
daß Stephani sein Yerhältniß zu der dargestellten Handlung misverstanden habe,
wenn er sie zu den Personen rechnet, welche die Europe am Ufer erwarten, da
sie sich^ grade wie die beiden Bärtigen, an einem Punkte im Bilde befindet, Ton
dem entweder der Ritt der Europe ausgegangen, oder an dem, als einer Stelle im
Meer, er vorbeigegangen ist (vgl. a. a. 0. S. 441 u. 443). Hier, mitten im
Meere, sitzt auf einem nicht ausgedrückten, aber als Felsen zu denkenden Gegen-
stände der fragliche Jüngling. Dies würde zu Wieselers Apollon Aktios oder
Epaktios passen; wie derselbe aber zu dem Dreizack kommen sollte, hat Wieseler
nicht nachgewiesen, der uns nur auf Welckers Oriech. Götterl. H. S. 381 ver-
weist. Allein hier lesen wir wohl , daß dem Apollon ''Axtioc »nach der Schlacht
von Actium die Erstlinge der Schiffsspolien geweiht« wurden, was jedem andern
Ootte des Locales, wo der Sieg erfochten, eben so gut hätte geschehn können;
aber bei Welcker steht Nichts davon, daß dem Apollon Aktios der Dreizack oder
sonst ein Meeresattribut gegeben gewesen oder seiner Natur nach zugekommen sei. _
Eher könnte man dies von dem Pan ^Axtioc nach dem annehmen , was derselb^^
Welcker a. a. 0. S. 662 über diesen zusammengestellt hat. Auf Pan Aktioesi^
zieht sich denn auch Wieseler eventuell zurück, weil die in Rede stehende Figu^^
nicht langhaarig (»haud quaquam crinita«) gebildet ist, obgleich Münzen beweiseirr^
daß auch Apollon kürzeres Haar gegeben werde [?]. Was aber Pan Aktios, .^^Bi
auch was Apollon Aktios mit der in diesem Gemälde dargestellten Handlung ^^o
thun habe, in welcher Poseidon eine sehr bekannte Rolle spielt, das ist eben ^q
wenig abzusehn , wie es irgendwelche Wahrscheinlichkeit hat , in einer solclm eiv
Darstellung den zu ihr gehörenden Poseidon durch den sonst nirgend nachwdi«-
baren Apollon oder Pan Aktios verdrängt zu sehn, oder wie bei dessen AoA
stellung auf die Parallelfiguren der beiden anderen Fischteller Rücksicht genommen
worden ist, für welche an die Namen des Apollon oder Pan natürlich auch
Wieseler nicht gedacht hat noch denken konnte. Was für einen Grund endlifJj
Wieseler hatte , Stephani zuzugeben : »haud cogitandum esse de mero aliqno deo
marino<( hat er nicht gesagt und das läßt sich nicht errathen, da grade Alle«.
Attribut, Stellung im Bilde, Sitz auf einem Felsen mitten im Meere, dafür spricht.
daß es sich hier um einen »bloßen« Meergott handele. Da nun aber jetzt rr«
Vasengemälde derselben Stilart vorliegen, in welchen, wenn auch aus einem leichter
nachweisbaren Grunde, Poseidon jugendlich gebildet ist, so muß dessen Name filr
die mit dem Dreizack ausgestattete, jugendliche Figur der in Rede stehenden Vi?*
um 80 mehr als passender erscheiiieu, denn irgend einer der sonst vorgeschlageDen.
weil ihr Verhältniß zu der Darstellung im Ganzen ein solches ist , daß , wenn »»'
bärtig wäre , kein Mensch au ihrer Bedeutung als Poseidon gezweifelt M^'
oder mit irgend welchem Scheine des Rechtes hätte zweifeln dürfen , wie den»
auch Stephani ^Compto - reudu olc. 1870^71. S. IS3) die Parallelfigur in «1^
oben S. 325 Note f angeführten Vasenbilde ohne Anstand zu nehmen FöJö*
don nennt.
10. EINIGE BESONDERE GE8TALTÜNOEN DES POSEIDON. 327
Für die beiden Jdnglinge ohne Dreizack in der Petersburger^) und b der
londoner^) Enropevase mag der Name des Poseidon als zweifelhaft anerkannt
werden, obgleich kein anderer der für sie vorgeschlagenen den Vorzug verdient.
Ob es nach den im Vorstehenden aufgeführten Thatsachen in Betreff eines jngend-
fiehen Poseidon nothwendigsei, in der unbärtigen Figur der Münzen der gens
Cropereia (oben S. 298) mit Cavedoni eine secondaria deitä marina oder mit
Fieseler den Q. Crepereins M. f. Rocus in Poseidons Gestalt anstatt des. Gottes
selbst zu erkennen, mag dahinstehn.
t) Compte-rendu etc. pour l'annöe 1866 pl. V. No. 4, vgl. Stephan!, Die Antiken-
nmmlung su Fäwlowsk S. 59.
b) Bericlite der k. Bachs. Ges. d. Wiss. von 1871. Taf. 1.
DRITTE ABTHEILÜNG.
Mythen des Poseidon.
ELFTES CAPITEL.
Gigantomaohie; Liebesverbindungen.
1. Gigantomachie.
Die Zahl der von der Kuust aufgefaßten und gestalteten Mythen des Posax^f^^
ist nicht bedeutend und beschränkt sich noch mehr, wenn diejenigen, welche ^
im Conflict mit anderen Gottheiten als den Unterliegenden darstellen , wie & . ß
derjenige von seinem Streite mit Athena um den Besitz Attikas, nach O^l^du
unter der Kunstmythologie der siegreichen Götter abgehandelt werden. Unter- den
von der Kunst gestalteten echten Mythen des Poseidon nimmt derjenige seines An-
theils am Gigantenkampf eine der hervorragendsten Stellen ein. Da aber diese
Darstellungen mit wenigen Ausnahmen sehr gleichmäßig gestaltet sind und fiber»
wiegend den Gott zeigen, wie er seinen meistens weichenden oder bereits ge-
fallenen Gegner, Polybotes oder Ephialtes, mit dem Dreizack niederstößt, während
er zugleich im Begriff ist, die Insel Nisyros auf ihn niederzustürzen und ihn noter
derselben zu begraben, da femer auf mehre dieser Bilder, welche Poseidons Gi-
gantenkampf mit demjenigen anderer Gottheiten verbunden zeigen, schon früher*)
so weit nöthig eingegangen, auf die Kntwickelung der Gestalt des PoseidoD hi
denselben aber schon oben^) in der Besprechung anderer Vorstellungen mit Rftok-
sieht genommen worden ist, so wird es hier zumeist darauf ankommen, ein Uiisn^
liehst vollständiges und geordnetes Verzeichniß der Darstellungen von Poseidl^M*
Gigantenkampf aufzustellen und zu denjenigen Bildwerken , welche Besonderheit
darbieten, die nothwendigen Bemerkungen zu machen.
^A. Vasengemälde mit schwarzen Figuren*^).
a. Poseidon mit anderen Göttern in gemeinsamem Kampfe.
1. München No. 719. S. Bd. II. S. MA. No. I, Atlas Taf. IV. No. 6. Bei Ste-
phani No. 6, bei Manitius CC. Zeus, Herakles, Athena, Poseidon.
a) S. Bd. II. S. 344 ff.
. b] Vgl. S. 225 u. 277 f.
c) Die bisher relativ vollständigste Liste von Vaaenb\\deru mit Gigantomachie de« Po-
seidon s. bei Stephani im Compte-rendu de la comm. \mv- a^^^- de St. P^tersb. pout 1 *|^°^
1865 S. 172 Note 1, wo 8 Vasenbilder mit schwarzexx utvd 1 mit, Toihen Piguien al»
bekannt verzeichnet sind. Ergänzt ist diese Liste -v ^n Hanilius -. de anUquissima N«P
figura p. 7 sq.
11. OIOANTOMACfHIE ; LIEBEgVERBIKDüKOEN. 329
2. Früher Candelori. S. Bd. II. S. 351. A, Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. S. 26 Note
23. i. Athena, Ares, Iris (Nike), Poseidon, Athena abermals.
3. Früher Depoletti. S. Bd. II. S. 349. No. 12, Gerhard a. a. O. k. Athena, Ares
(JG.), ApoUon {? G.), Zeus (? G.), Poseidon (? G.)a).
4. (Parodisch). Früher Campana, jetzt in Paris. S. Bd. II. S. 349 No. 13, Mon.
deU' Init. VI. VII. tav. 78, AÜas Taf. IV. No. 8. Bei Stephani No. 8, Manitius DD.
Zeru, Hera, Hermes, Artemis, Poseidon.
5. London No. 613. S. Bd. II. S. 351. F. Bei Manitius *Z. Athena, Poseidon.
b. Poseidon im Einzelkampfe.
6. Würsburg No. 254 = Campanari, Vasi Feoli No. 7. Bei Manitius ♦¥. Hinter Po-
leidon entweicht ein zweiter Gigant. Rvs. Heldenrüstung.
7. London No. 645 (» de Witte, Gab. 6tr. du prince de Canino No. 12^). Bei Ste-
pluni No. 4, bei Manitius *AA. Ganz übereinstimmende Composition.
8 B. u. b. Petersburg No. 221 (früher Campana). Bei Manitius *W. Auf beiden
Seiten mit geringen Abweichungen wiederholt; ein zweiter Gigant kommt dem gefällten
w Hilfe.
9. Wien, Zimmer I. Kasten IV. No. 46*»). Laborde, Vases de Lamberg I. p. 14.
Vignette, Dubois-Maisonneuve , Introduct. pl. 84, Millingen, Anc. uned. mon. I. pl. 9, El.
etai. I. pl. 6. Bei Stephani No. 1, bei Manitius AA. Kvs. Artemis gegen einen andern
^^ten (Otos? Aigaion?)c) kämpfend. *
10. München No. 1263. Bei Stephani No. 7, bei Manitius »V.
U. Würzburg No. 110 =a Campanari a. a. O. No. 8.
12. Puria (s. ^. c^ram. I. p. 11) früher Canino (cab. ötr. No. 65). Bei Stephani
»0. 3, bei Manitius *BB.
13. Amphora der Sammlung Arduinis. Stephani, Der Kampf zwischen Theseus u.
^Uuros Taf. 10. Bei Stephani No. 2, bei Manitius BB.
14. Col. Leake, London <*). £1. cöram. III. pl. 12. Bei Stephani No. 5, bei Manitius
2. Ein zweiter Gigant kommt dem gefällten zu Hilfe, ein dritter weicht hinter Poseidon.
Allen diesen Vasenbildern Ut der Zug gemeinsam, welcher zugleich das un~
bflgliehe Merkmal des von den Vasenmatern gemeinten Kampfes ist, daß Poseidon
^ auf dem linken Arm gehaltene Felsenstück , welches er von dem Vorgebirge
^ Kos abgerissen oder mit der Triaena abgesprengt haben und ans welchem das
^ttsldien Nisyros entstanden sein solP), auf seinen Gegner zu stUrzen im Begriff
^'z ; aber in keinem dieser Bilder ist die Insel als solche durch Andeutungen von
Vegetation und Thieren auf derselben charakterisirt , wie dies m. o. w. ausführ-
^ in den parallelen rothfigurigen Vasengemälden der Fall zu sein pflegt. Der
Awturm des Gottes auf den nirgend außer in No. 4 (POAYBOTE^) mit Namen be-
^^Biehneten Giganten, welcher entweder auf das eine Knie gestürzt ist oder rück-
a' Wegen der Vase London No. 5ö0, Atlas Taf. IV. No. 7, in welcher Poseidon viel-
^"^ als anwesend zu betrachten, aber durch Nichts bezeichnet ist, vergl. Bd. II. S. 348.
*>. 10.
b) S. y. Sacken u. Kenner, Die Sammlungen des V. k. Münz- und Antikencabinets
^ 193.
c) Vgl. Bd. II. S. 363 No. 10.
d) S. Arch. Ztg. v. 1846, Anz. S. 206.
e} Vgl. Strabon X. p. 489. a; Plin. N. 11. V. 31, 3ti, 134; Eustath. ad Dion. Perieg.
• 525.
f) Wegen der Vase No. 4, wo dies, vermöge einer Restauration, undeutlich ist, vgl.
'« II. a. a. O.
330 m. BfTTHEN DES POSEIDON.
wärts niederfällt (No. 1) oder schon ganz am Boden liegt (No. 14), ist mehr oder
weniger heftig, am gewaltigsten in No. 13 dargestellt; den Dreizack stößt Po-
seidon seinem Gegner entweder von oben her in den Leib (No. 1, 4, 14) oder er
handhabt ihn wie eine eingelegte Lanze (No. 5, 6, 7?, 9, 11, 13) und führt in
No. 10 nnd in No. 8^) anstatt des Dreizacks in der That eine nur einspitzige
Lanze^i. In mehren dieser Gemälde (No. 4, 13, 14) ist der Gott mit einem
Panzer gerflstet nnd mit einem umgehängten Schwert versehn (4, 6, 8.b, 10,
13, 14); dagegen erscheint er in No. 9 wie in mehren rothfigarigen Vasen i^^
einem kurzen, hier weiß gemalten Chiton , in No. 1 mit einem kleinen , um d^n
Leib geschlungenen und über die Schulter geworfenen Gewand, ähnlich in No. 8. b. <^ ; •.
in No. 5 und ähnlich in No. 12 hangt eine Chlamys von seinen Schaltern herml),
welche in No. 8. a. bemerkenswerther Weise durch ein über die Schaltern ^^
worfenes Thierfell ersetzt ist. Dagegen ist Poseidon in No. 6, 7, 10, 11 g^i>^
nackt dargestellt , in No. 1 3 bekränzt , in No. 5 und 1 1 mit einer Taenie ^^^
schmückt, in den übrigen Bildern, soweit sie näher bekannt sind , ungeschmüeb^'^
Hauptes.
B. Vasengemälde mit rothen Figuren strengen Stils.
a. Poseidon mit anderen Göttern in gemeinsamem Kampfe.
1. (15.) Berlin No. 1002, Gerhard, Trinkschalen Taf. 10. 11. Atlas Taf. IV. No. 12
u. b. Bei Stephani No. 5, bei Manitius a. a. O. p. 12. t. <^). Zeus, Herakles, Ath
Hephaestos, Poseidon, Hermes.
2. a. u. b. (16.) Luynes. Luynes, Descript. de quelques yases peints pl. 19. 20
hard a. a. O. Taf. A. B. Atlas Taf. Y. No. 1. a. b. c. Bei Stephani No. 3, bei Manitins w "
Hermes, Dionysos, Athena, Hephaestos, Poseidon, Apollon. Das Innenbild denelb^^ *^
Schale 2. b. wiederholt Poseidons Kampf«).
b. Poseidon im Einzelkampfe.
3. (17.) Wien Zimmer I. Kasten IV. No. 67 f). Laborde, Yases de Lamberg I. pL 4=^^H/;
Dubois-Maisonneuve, Introd. pl. 84; Millingen, Anc. uned. mon. I. pl. 7'); Atlas Taf. XI ff.
No. 1. Bei Stephani No. 1, bei Manitius x.
4. (18.) Amphora (Aufbewahrungsort?). Noöl des Yergers, TJ^trurie et lea Atrusques I m //.
pl. 36. Bei Manitius y. Kvs. Athena und Enkelados.
5. (19.) Florenz. Heydemann, Bull. deU' Inst, von 1870. p. 184. No. 13; Atlas '^KZli/:
Xn. No. 26. Bei Manitius *r. Hrs. Athena und Enkelados.
6. (20.) Castellani. Brunn, Bull, dell' Inst, von 1865. p. 216, Atlas Taf. XH. No. V.
Bei Stephani No. 7, bei Manitius *q.
7. (21.) Chiusi. Inghirami, Museo Chiusino II. tav. 17 J. 172, £1. c^ram. I. pl. 4. M ■
Stephani No. 2, bei Manitius w. ^j.
11
-4n
a) Hier ist die Waffe auf dem Avs. undeutlich (>^anz verwischt, wahrscheinlich eine
Lanze«), auf dem Kvs. deutlich eine solche. In No. 11 und 12 ist die Spitae der
nicht sichtbar.
b) S. oben S. 319.
c) »Einen schmalen Gewandstreifen um die Hüften geschlungen.«
d^ Yergl. Bd. II. S. 361 f. No. 14.
e) Yergl. Bd. U. S. 362 f. No. 15.
f) S. ▼. Sacken u. Kenner a. a. O. S. 159.
g) Außerdem noch £1. cüram. I. pl. 5, Denkm. d. a. Kunst I. No. 20S,
Symbolik III. 1. Taf. 2, Guigniaut, K^l. de l'ant. pl. 131 No. 509.
h^ Yergl. Bd. II. S. 366 No. 21.
11. 6IOANTOMACH1E ; LIEB£8V£RBIKDUKOEN. 331
8. (22.) Vatican. Mus. Qregoriano II. tav. 46. 1. a, Atlas Taf. XII. No. 25. Bei Ste-
phuü No. 4, bei Manitius z.
C. Vasengemälde freien Stils.
Poseidon mit anderen Göttern in gemeinsamem Kampfe.
1. (23.) Berlin No. 175G. Gerhard, Trinkschalen u. Gefftße Taf. 2. 3, AÜas Taf. V.
Ko. 3. a. b. c. Bei Stephani No. 6, bei Manitius a. a. O. p. 38. p.^), Artemis, Zeus,
Athens, Ares, Apollon, Hera ; Innenbild : Poseidon.
Auch in sftmmtlichen Vasenbildern des strengen Stiles wiederholt sich als die
speeifischeste Eigenthümlichkeit von Poseidons Gigantenkampfe die Bedrohung des
Oegoers mit dem Felsblock oder der Insel, welche in diesen Gemälden, wie schon
ertlhnt, m. o. w. reichlich durch Vegetation und Thiere als ein ganz gewaltiges
StQ^ Land charakterisirt ist und welche nur in dem einzigen Vasengemälde
dieses Gegenstandes von ganz freiem Stile (No. 23] aufgegeben oder weggelassen
ist. Auch in der Bewegung des Gottes und in der Art, wie er seine Waffe, in
den hier in Rede stehenden Bildern ohne Ausnahme die Triaena , handhabt , tritt
kein bemerkenswerther Unterschied gegen die schwarzfigurigen Vasen auf, eben so
wenig in der Darstellung des gefällten Giganten, welcher nur zwei Mal benannt
ist, und zwar in No. 17 E<t>IALTE5, dagegen in No. 23 POAVBaTEl. Die in den
sehwarzfigurigen Vasenbildem mehrfach wiederholte Panzerung bei Poseidon ist
hier nur in dem einen Bilde No. 21, welches von verkommen und affectirt archal-
slrendem Stil ist, beibehalten, dagegen überwiegt hier (No. 15, 16 a. b., 18 — 21)
die in den schwarzfigurigen Vasenbildern nur ein Mal (No. 9] nachweisbare, der
Situation aufs beste angemessene kurze Chitontracht, die dort mehrfach wieder-
kehrende m. 0. w. vollständige Nacktheit des Gottes findet sich in den Bildern
strengen Stiles nur ein Mal (No. 22) und außerdem in dem einen Gemälde freien
Stiles (No. 23) wieder, wo jedoch in beiden Fällen ein leichtes GewandstUck dort
QU beide Schultern hier über den linken Arm des Gottes geworfen ist. Eine ganz
v^nzelte Erscheinung in diesem Kreise ist die lange Chitontracht, in welcher
Poseidon in No. 17 dargestellt ist. Jede weitere Bewaffnung desselben (mit dem
Sehwerte wie in mehreren schwarzen Bildern) ist aufgegeben, dagegen die dort
nnr vereinzelte Bekränzung in No. 17, 18 und 23 wiederholt, während in den
^rigen Bildern Taenienschmuck an deren Stelle tritt.
D. Sonstige Monumente von Poseidons Gigantenkampf.
Von sonstigen Darstellungen von Poseidons Gigantenkampfe, unter denen die
Metopen der Ostseite des Parthenon (Michaelis Taf. 5) hier nicht mit gerechnet
^crden können, weil es bei ihrem sehr zerstörten Zustande nicht möglich ist, die-
jenige irgend sicher zu bestunmen, welche Poseidon enthält, sind nur vereinzelte
») tergl. Bd. II. S. 3tJ:j f. No. lü.
332 III. MYTH£N DES POSEIDON.
bekannt. Am meisten nähert sich der in den Vasengemftlden geliofigeB Ck>m
Position
24. das Relief im 7. Felde des Peplosstreifens der dresdener archaistische
Athenastatue , Atlas Taf. V. No. 5, vgl. Bd. II. S. 376, sofern der hier aller
dings nur unsichere und mangelhaft charakterisirte Poseidon zu Fnße kämpfen
dargestellt ist. Dies wiederholt sich in
25. dem an den drei Füßen einer Cista, von denen einer im Collegi
Romano, wiederholten etmskischen Erzrelief*), welches im Übrigen viel Eigen
thttmliches darbietet und verschieden gedeutet worden ist. Poseidon verfolgt hiei
den Dreizack in der Linken, nicht zum Stoße geschwungen haltend, einen vc
ihm weichenden, jugendlichen, mit dem Helme, dem Schild und einem in d(
Scheide steckenden Schwerte, welches er in der rechten Hand hält^), ausgerflstete
Mann, dessen Schildrand er mit der rechteft Hand ergriffen hat. Zwei Meei
ungeheuer (Seedrachen) begleiten imd untersttltzen den Gott bei seinem Angrifl
indem das eine den Kopf ttber den Schildrand des Fliehenden erhebt , das aeder
sich um sein linkes Bein zu ringeln im Begriff ist; zugleich scheint ein Andrani
der Meereswellen sich gegen den von dem Gotte bedrängten zu erbeben. Wem
Gori, dem Andere (wie auch 0. MflUer zu den Denkm. d. a. Kunst a. a. 0.
gefolgt sind, in diesem Laomedon erkennen wollte, so entbehrt diese Erklänmg,
wie Stephani a. a. 0. richtig bemerkt hat, jedes Anhaltes, und es gentigt za ihrei
Widerlegung der Hinweis auf die bei Laomedon durch Nichts zu motiviraid«
Jugendlichkeit des Verfolgten, an welcher auch schon Wieseler a. a. 0. Anstte
nahm. Wenn dieser es aber weiter für zweifelhaft erklärt , ob die Verfolgang ^
feindlicher Absicht geschehn , so wird man ihm hierin wohl eben so wenig i^
stimmen können, wie in dem Versuche, das Relief ans der Sage zu erklären, wek^T
Plutarch^) aufbewahrt hat, daß niimlich, nachdem der von lobates mit UndiLc
belohnte Bellerophon in*s Meer gegangen war und zu Poseidon gebetet hatte, hi&^
ihm beim Heraustreten sich die Fluth erhob und die Gegend ttberschwemmte.
vielmehr die feindliche Absicht der Verfolgung Poseidons und seiner Seedrael:
bei unbefangener Betrachtung doch durchaus klar und die Jugendlichkeit der *
ganten eine in der Kunst sehr gewöhnliche Erscheinung ist^\ so wird man o^
Zweifel mit Stephani dies Monument in die Folge der Darstellungen von Poseid
Gigantenkampf einzureihen haben.
Die folgenden drei Bildwerke haben mit einander gemein, daß in ihnen
seiden vom Roß herab seinen Gegner bekämpft, nämlich:
26. eine Statuengruppe nahe bei dem Demetertempel in Athen, i
Pausanias (I. 2. 4) mit diesen Worten beschreibt: xou vaou ii ou ^roppco V
5tt)v ioTtv ecp' iTTTTOü, 66pi) acptsl? ^^l ^C^avTa IIoXüiScdttjv, i; ov Kcpoi^ o
a) Abgeb. in mehren Stücken ungenügend b. Gori, Mus. Etr. I. tab. 124; In
Mon. Etr. III. tav. 17; Denkm. d. a. Kunst II. No. 86 a. Vgl. noch Beschreib. B
III. S. 497 und Stephani, Cte.-rend. de la comm. Imp. arch. de St. P6terb. pou
1865 S. 173.
b) Dies in den Publicationen sehr ungenau wiedergegebene Schwert beie
Originale gegenüber ausdrücklich Gori a. a. O. p. 24.
c) De mul. Virt. T. VIU. p. 274 Hütten.
d) Vergl. Bd. II. S. 355, 374.
11. GIGAKTOMACHIB ; UEBBSVEBBIKDUNOEN. 333
xspl T^c axpac Ix^i rrfi XeXcovTj;^ mit dem Beifflgen: xo 8e 2it(Ypa(jk(Mx to if
^|iov TTjV eixova aXXcp SCScooi xai ou no3£i8d>vi*), wodurch indesBen der wirkliehe
^n der von Pausanias so bestimmt erklärten Darstellung nicht angefochten werden
kann, um so weniger, als die hier vorliegende Darstellung sich der Hauptsache
Dich allerdings nicht in den schon früher (8. 317 f.] besprochenen Münzen von
Mdaea, in denen Nichts auf Kampf oder Kampfbereitschaft hinweist, wohl
iber in
27. einer antiken Paste aus der Stosch'schen in der berliner Oemmen-
nmmlang^) wiederholt, deren Deutung nicht zweifelhaft sein kann. Denn hier ist
der Qigaat nach der Weise der spAtem Kunst ^) schlangenfüßig gebildet, während
freüiok Poseidon nicht in unzweideutiger Weise charakterisirt ist. Nichts desto
weniger kann an seiner Benennung kein Zweifel sein, weil, ganz abgesehn Ton
der Analogie der eben erwähnten Gruppe, einmal kein anderer Gott als vom Pferde
IM) einen Giganten bekämpfend gedacht werden kann und weil zweitens noch
eil drittes Kunstwerk
28. ein Phalerenpaar mit identischer Composition, welches aus dem Grabe
eim Demeterpriesterin in der großen Blisnitza in das Museum der kais. £rmit|ge
ia 8t. Petersburg gekommen und von Stephani veröflfentlicht ist^], die Darstellung
te hier dureh den Dreizack aufs unzweifelhafteste charakterisirten , vom Pferde
kenb einen Giganten bekämpfenden Poseidon wiederholt. Poseidon ist als bär-
tiger Mann mit flatternder Chlamys dargestellt und , was ein besonderes Interesse
bietet, wie in dem Erzrelief No. 25 von zweien, so hier von einem Seedraehen
beg^tet, welcher sich unter den Vorderfüßen von des Gottes hochaufbäumendem
^Me ringelt und den als ganz gerüsteten Helden gebildeten Giganten in das Bein
n beißen oder sich um dieses zu schlingen im Begriff ist.
2. Liebesverbindungen.
Neben Poseidons Gigantenkämpfen ist nur noch eine Anzahl seiner Liebes-
^orbindungen Gegenstand bildlicher Darätellung geworden, und zwar meistens nur
^ lerstreuten und vereinzelten Monumenten , während die eheliche Verbindung des
^^ottes mit Amphitrite und seine Liebe zu Amymone einen reichem Bilderkreis her-
vorgerufen haben. Während dieser im folgenden Capitel zusammengestellt werden
^, sind hier die auf andere Liebesabenteuer Poseidons bezüglichen Denkmäler in
^pliabetischer Abfolge der Geliebten gesammelt. Vorweg aber ist zu bemerken,
^ es eine ziemlich beträchtliche Reihe von Kunstdarstellungen giebt, welche Po-
^on theils als Verfolger oder Entführer eines Weibes, theils einem solchen im
^^en Gespräche gegenübergestellt zeigen, ohne daß es möglich ist, ohne Will-
i) Yergl. Wieseler, AUg. Encyclop. Artikel Giganten S. 158. Anm. 83.
i b) Winckelmann, Pierres de Stosch 2. Cl. 3. Abth. No. 113. Tölken, Erklftrendes
i ^^Miduifi GL HL Abth. 1. No. 53 abgeb. in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 7S. a S.
»4 m. No. I.
' V. No. 5 u. 6.
334 III. MYTHEN DES POSEIDON.
kür — an welcher neben einer tttchtigen Dosis Spitzfindigkeit es aach bei der
Auslegung der hier in Frage kommenden Bilder nicht gefehlt hat — diesen Weibern
bestimmte Namen zu geben und die Bilder auf den einen oder den andern be-
stimmten poseidonischen Liebesmythos zu beziehn. Wie mannigfaltigen Stoff die
griechische Mythologie hier bot, deutet Clemens von Alexandrien an, wenn er*]
sagt : xaA£i fioi tov IlooeiScü xal tov x^P^^ '^^ 6t£f dapfiivov uit auTou* tiqv
'AjjLcpiTpfTTjV, n^v Ap.i>(jk(i)VT)v, Ti^v 'AXoiHjv, TTV MeXavfinnjv , ttjV 'AXxuovtqv, nqv
Mmco&oTjv, TiQv XiovTjv, Ttt? aXXttc xa? jAupfa? xxX. ^). Die Kunst aber, vorab die
Vasenmalerei hat, mag auch der Künstler in jedem einzelnen Falle an ein be-
stimmtes Liebesabenteuer gedacht haben, eine Reihe solcher des Zeus, des Posei-
don u. a. Götter so schematisch als Verfolgungen dargestellt, daß nur wo be-
sondere Umstände eine Determination möglich machen , die Anwendung eines be-
stimmten Namens gerechtfertigt ist^).
Unbestimmbare Verfolgungsscenen der Art sind in Vasengemälden z. B. das
Bild auf dem ehemals Pizzatischen, nach Kußlan4 (aber nicht in die kaia. Ermi-
tage) gekommenen Krater bei Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 65. 2^), daa-
jejpige einer Lekythos aus Gela im Museum von Palermo®}, dac[jenig6 einer ehe-
mals Pourtal^'schen nolanischen Amphora^, dasjenige einer Hydria in der Samm-
lung der archaeol. Gesellschaft in Athen ^), dasjenige einer schlanken nolanischen
Amphora der Sammlung Tomisio in Neapel^), da^'enige auf einem Krater der
Peytrignefschen Sammlung in Capua ^) , da^'enige auf einem Stamnos der CaateUani-^^
sehen Sammlung in Rom ^) , dasjenige einer ehemals Durand'schen nolanischen Am-^^
phora^), in welchem de Witte™) Poseidon und Amymone, Panofka'') Poaeido^^
und Alkyone erkennen wollte, während der Name des Poseidon fflr den mit ein<^^
Scepter, nicht mit einem Dreizack ausgestatteten Verfolger nicht einmal festste^^
vielmehr sehr zweifelhaft ist"*). Dasselbe gilt von einer von R. Politik) bekannt -^/^
machten agrigentiner Vase (Kelebe) in Palermo ^) , von einer solchen in der Bar(k>^ ,
a) Clem. Alex. Protrept. p. 20 ed. Sylb.
b) Vergl. Gerhard, Griech. Mythol. § 242 Anmerk. 1—4.
c) Vergl. O. Jahn, Vasenbilder S. 40, Archaeol. Beitr&ge S. 32 f. und in diesem Werke
Bd. n. S. 401.
d) Wiederholt in der Elite cäram. III. pl. 21 ; den Poseidon und das vestt^i^^^
8. Atlas Taf. XU. No. 2.
e) Als Poseidon und Amymone publ. von Salinas im Bull, della comm. dv ^' ^ ^^
arti in Sicilia 1864 No. 2 p. 6 sq., vgl. Aüas Taf. XII. No. 3. ^^
f) Als Poseidon und Europe (so!) publicirt in der Elite c^ram. III. j^T^^ 7»*^ ^*
Den Poseidon dieses Bildes s. Atlas Taf. XII. No. 4.
g) Publicirt von Heydemann, Griech. Vasenbilder Taf. IT. No. 11.
h) S. Heydemann im Bull, dell' Inst, von 1869. p. 191. No. 13.
i) S. Heibig im Bull, dell' Inst, von 1864. p. 176.
k) S. Archaeol. Ztg. v. 1866 Anz. S. 274*.
. 1) Abgeb. £lite c^ram. IH. pl. 20.
m) Catal. Durand No. 208, £l. cöram. Text III. p. 55.
n) Mus^ Blacas p. 6.
o} Vergl. Jahn a. d. aa. 00.
p) Cinque vasi di premio tav. 4. ^
q) Vgl. Bull. arch. Napol. I. p. 14, Archaec^\^ %\g, v. \»4^. 8. 61 ^ _ jj^ti. ^
trftge a. a. O.
11. 6IOANTOMACH1E ; L1EBKBVERB1NDUN6EN. 335
idiea Sammliuig in Neapel*] und von mehren anderen. Diesen Vasenbildern ge-
aalt sieh das in englischen Privatbesitz übergegangene Mosaik von Coazso^).
Unbestimmbare oder wenigstens nicht mit Sicherheit zu bestimmende Gesprächs-
dirsteilnngen Poseidons mit einem Weibe finden sich z. B. auf einer ans der
Caiiino*8chen Sanmilnng in diejenige des Louvre übergegangenen nolanischen Am-
phora^) (yielleicht Amphitrite), auf einer zweiten dergleichen aus der Durand*schen
Simmlung (de Witte, Gatal. Durand No. 207) in diejenige des pariser Cabinet des
iB^dailies gekommenen^), auf einer 011a (Stamnos) der Castellanrschen Sammlung
ia Rom*) (vielleicht Amphitrite) und so noch auf mehren anderen GeflÜ^n.
Zh den unbestimmbaren Darstellungen von Liebesabenteuern Poseidons g^Ort
aadi diejenige in einem mehrfach publicirten ^j und gewöhnlich auf Amymone ge-
deuteten') Wandgemälde in der Casa dell* ancora in Pompeji (s*. Atlas Taf. XO.
Ko. 5j. 0. Müller (zu den Denkm. d. a. Kunst a. a. 0.) meinte in diesem
Bjide Amymone zu erkennen, welche, von Satyrn geschreckt, in die Arme Posei-
dons flüchte. Dieser Auffassung, welche in Helbigs (a. a. 0.) Beschreibung des
Bildes insofern noch einen Nachklang gefunden hat, als H. schreibt, das Mädchen,
vermuthlich Amymone, eile ängstlich auf den Gott zu, hat Jahn (a. a. 0.) ohne
Zweifel mit Recht widersprochen. Er selbst meint zu erkennen, wie Poseidon das
Midchen, das auch er Amymone nennt, mit ruhiger Überredung zu sich heran-
auaiehn suche, während diese zaghaft und ungewiß, ob sie sich dem Gott ergeben
M^Ue, vor ihm stehe, mit der Rechten das Gewand erfassend, um ihren Körper zu
verhüllen. Während ihre vorgestreckte Linke und ihr dem Gotte zugeneigter Ober-
leib ihre Neigung ausdrücke, seinen Liebesworten Gehör zu geben, spreche sich in
dem scheuen Zurücktreten und der ungewissen Haltung das Zögern der Jungfrau
AUS. In dem sehr schön ausgedrückten Gegensatz in der Darstellung des Gottes,
der, seines Sieges gewiß, in ruhiger Majestät dasitze, und derjenigen des zwischen
Liebe und Scham kämpfenden Mädchens sieht Jahn den Hauptreiz des Bildes,
i
a) Bull. arch. Napol. I. p. 92.
b) Vergl. P. £. Visconti im Bull, dell' Inst, von 1854 p. XYIII. »V'apparisce Net-
^ui|o, che recato alla sinistra il tridente, coUa destra distesa fa atto dl fermarsi ad ona gio-
vanetta, che insegue egli con passo veloce. Sara questa Antiope, o Cenide, o Metra (?), o
^txii delle amate da lui. Che Aniitrite non sembra potersi riconoscere in essa, mancando
^'^ttributo del delfino, che entra in tanta parte nel mito che la riguarda: e quanto aCerere,
Nettuno Tebbe a sua voglia traaformato in cavallo.« C. L. Visconti Ann. d. Inst, von 1866.
P- 310: adovremmo in quella scena riconoscere Nettuno perseguitante Anfitrite, o alcuna
deUe ninfe di cui s'invaghi.« S. noch Förster, Der Raub u. die Rückkehr der Persephone
^- 231. Der Zweifel an der Echtheit des Dreizacks scheint nach den Erklärungen der beiden
Visconti ungerechtfertigt.
c) Als Poseidon und Aethra publicirt in der Elite c^ram. III. pl. 23. p. 61.
d) Als Poseidon und Amphitrite publicirt in der. Elite cöram. III. pl. 24. p. 62.
e) Vgl. Brunn im Bull, dell' Inst, von 1865. p. 216.
f) Mob. Borbon. Vol. VI. tav. 18, danach in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 83,
^- Bochette, Choiz de peint. de Pompöi pl. 2. Heibig, Wandgem. d. v. Vesuv verschütt.
^^ädts Campaniens 8. 50 No. 174, der in der Anmerkung die Ungenauigkeiten der Publica-
^'^■Mn «ogLebt. Dm Bild, obgleich noch erkennbar, ist heutzutage in dem Grade ruinirt,
^^ Ümtlhtiten aielit melii fs^tiiuteUmi und eine neue Zeichnung nicht mehr zu machen ist.
^^.|) B, £ ' ' ^ Boohetto a. a. O., O. Maller a. a. O.,
22
11. GIGANTOaCA€HJK; LIEBK8Y£RBINDUNGEN. 337
lache allerdingt nur ganx kurz andeutenden Berichte irgend Etwas enthalten, das
m &klimBg dea folgenden, durch Namensbeiachriften als Darstellung von Posei-
diBB liebe an Aethra gesicherten Vasenbildes auch nur das Mindeste beizutragen,
ja daa mit dem, was in demselben charakteristisch erscheint, auch nur in Ober-
rnnatJmmnng gebracht werden könnte. Dies Vasengemälde findet sich:
i. auf einer Kalpis (Hydria) mit rothen Figuren, welche aus Canino'schem
Beaiti in daa Museo Gregoriano des Vatican geUngt ist^) und welches, abgesehn
von der ihres Ortes (oben S. 227 f.) schon besprochenen Tracht des Poseidon
(P05EIA0N) dadurch am meisten charakterisirt und von anderen poseidonischen
Wdberverfolgungen unterschieden wird, daß die vor dem Gotte weichende und ihn
nüt der rechten Hand gelind abwehrende Aethra (AIGPA) auf der Linken einen
kaiathosförmigen Korb (xoXapoc;) trägt, genau derselben Form, wie der Korb,
w^elchen Europe in der Petersburger Vase^} vom Blumenpflttcken bei ihrem Ritte
durch das Meer mitgenommen hat. Bei dieser ist eben hierdurch der Korb voU-
kommen motivirt; bei Aetbra in dem hier in Rede stehenden Bilde hat Gerhard
(a. a. 0. 8. 52 f.), indem er anerkennt, daß mit den Berichten bei Apollodor,
Hygin und Plutarch die vorliegende Scene sich in keiner Weise berühre noch in
Obereinstimmung bringen lasse, den Korb aus der bei Pausanias aufbewahrten
Sagenwendung zu motiviren versucht. Er übersieht freilich nicht, daß derselbe als
»Arfoeitskorb« und »häusliches Geräth« zunächst »auf einen Besuch Poseidons im
v&terlichen Hause der Jungfrau« hinweise, verwirft aber diese Erklärung, weil »die
uaa bekannte Sage einer solchen Annahme entgegen stehe und in eben dieser Sage
die Beziehung auf ein Todtenopfer gegeben sei«. Ein solches, dem Sphaeros dar-
gebrachtes Todtenop^r meint Gerhard nun darin erkennen zu dürfen, daß Aethra
ihren Arbeitskorb »als Gegenstand eines ihr werthen Besitzes dem Grabmal eines
Verstorbenen (eben des SphaerosJ entgegen trage«, wobei er sich auf die bekannte
Sage von der Entstehung des korinthischen OapitelU bei Vitruv (IV. 1.9.) und au-
gebliche ähnliche Kalathosweiheu in Abbildungen großgriechischer 'Grabdenkmäler
beruft. Panofka (a. a. 0. S. 10) hat dieser Erklärung freilich durchaus zuge-
i^tinuDt und ausgesprochen, den Korb in Aethras Linken habe Gerhard richtig auf
die Todtenspende für Sphaeros bezogen; Andere werden wohl der Meinung sein,
daß erstens in der von Pausanias überlieferten Sagen wendung Aethra allerdings
durch ein Traukngesicht veranlaßt war, auf das Grab des Sphaeros ein Trank-
Opfer (yipii) auszugießen, nicht aber ihren Arbeitskorb auf demselben zu weihen,
so daß in diesem Punkte das Bild mit Pausanias nicht übereinstimmt, und zweitens,
^ag noch ungleich wichtiger ist, daß Nichts uns zwinge, überhaupt irgendwelchen
Zusammenhang zwischen dem Bilde der vaticanischen Hydria und dem Berichte der
Aethrasage bei Pausanias anzunehmen, folglich auch Nichts, einen solchen Zu-
toiaÖTTjv. loTiv dv auT^ 2;palpou fxv^fxa. O^Xotto; oe -rjvioyov civai }.i^0'J0i t6v Zcpaipov. TOUTtp
**cd hl Ti i£ ^Adrjvä; Jvcipov %0[i.i!^0'jca Alftpa yooi^ ßid^aivev cl; r^s vfjöov, lia^doj^ Ik is-za\j%a
'*7*^i Hoaei^Äva pir^^vai. ISpuaaxo fxev oid tojto Atftpa vaiv dvTaufta 'AOtjv&c ATraTOupla«
*« hpdv dvrl S^aiplo^ <l>v(5|xao£ tt^jv v^oov.
a) Abgeb. b. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. Taf. 12, Mus. Gregor. II. tav. 14. ]. a.
^te c4ram. III. pl. 5. Panofka, Poseidon Basileus u. Athena Sthenias, Berl. 1857, ErUu-
•••agitrfel No. 4. 8. Atta« Taf. XIII. No. 2.
b) 8. Band II. S. 427 No. 9, Atlas Taf. VI. No. 9.
00*
338 III. MYTHEN DES POSEIDON.
sammenhang in künstlicher Weise herzustellen oder dieser Sagenwendang w^;en von
der von Gerhard selbst als die nächstliegende bezeichneten Erklärung des Korbes
in Aethras Hand abzusehn^ daß sie nämlich als von Poseidon, grade 90 wie Leda
in mehren Darstellungen*] vom Zeusschwane, bei der Arbeit, also im Hanse ihres
Vaters überrascht dargestellt werden sollte. Daß es sich aber bei dem von Aethra
getragenen Korbe in der That um ihren Arbeits- oder Spinnkorb handele und daß
wir die Scene in der Gynaekonitis von Pittheus' Hause vorgehend zu denken haben,
dies scheint durch:
2. das Gemälde an einer aus Canino*schem Besitz^) in das britische Mnsenm
(No. 733) gelangte Hydria^j bestätigt zu werden, welches zwischen dem ohne
Dreizack heranstürmenden, aber durch einen attributiven Delphin charakterisirten
Poseidon und der von ihm an der Schulter ergriflfenen Jungfrau einen am Boden
stehenden, mit purpurfarbig gemalter Wolle geftlllten Arbeitskorb von derselben
Fbrm wie derjenige auf der vorigen Vase zeigt. Allerdings sind hier den Per-
sonen die Namen nicht beigeschrieben; allein der purpurgefärbten Wolle wegen an
Tyros als den Schauplatz der Scene zu denken und deshalb das Mädchen Bero^F
zu nennen, wie dies de Witte (im Cat. 6tr. a. a. O.j wollte, liegt doch überaus ^
fern. Mit Recht haben deshalb die Herausgeber der £lite c^ram. bei ihrer Publi — .
cation in Übereinstimmung mit dem Herausgeber des londoner Vasenkataloge^t
(Hawkins) ^) und mit Berufung auf die Analogie der vaticanischen Hydria dei^
Namen der Aethra aufgenommen. Hält man aber daran fest, daß die beiden hie^^
zusammengestellten Vasenbilder Aethra angehn, so wird man unbefangener Weit
sagen müssen, daß in ihnen sich eine uns schriftlich nicht überlieferte Sageicr,
Wendung ausspricht , während die bei Apollodor , Plutarch und Hygin angedeute -s
in der Kunst nur dadurch hätte ausgedrückt werden können, daß'Aegens vor ?•
seidon von Aethra weichend, und die von Pausanias überlieferte dadurch , d:
Aethra an einem Grabmal oder einer Stele spendend von Poseidon überrascht di
gestellt worden wäre.
B. Alkyonc.
Ein erhaltenes Kunstwerk , welches in unzweideutiger Weise Poseidons Li^^rb«
zur Atlantide Alkyono darstellte, ist nicht bekannt®. , doch sei, der Thatsache wt*^ ^30
daß dieselbe von der Kunst berücksichtigt worden ist, an die Reliefe am Thr^^n
sitze des amyklaeiscben Apollon erinnert, welche Zeus die Taygete, Poseidon ^^
Alkyone tragend darstellten ; s. oben S. 211.
('. Amphitritc. I). Amymone.
8. das folgende Capitcl.
a S. Bd. II. S. 507 f., Atlas Taf. VIII. No. s u. 9.
bj De Witte, Catal. ötrusque No. tij.
0 Abgeb. Elite cöram. 111. pl. 19, p. 53 sq.
d) Vergl. auch Stephani im Compte-rendu de la comm. Imp. arch. de St. P^tcrsb , i>*»«"
lanntie lb64. 8. 2 IG Note 4.
c) Wegen der von Panofka Mus. lilacas p. 0 auf Alkyone gedeuteten Vase El.
III. pl. 20, 8. oben S. 334.
i
11. GIOANTOHACUI£; LIVBEfiVJSBBINDUNOEN. 341
Die von Poa^don in diesen Münztypen gegen Bero^ geübte Gewiritthat führt
EckhePl danrof znrflek, daß während nach Nonnos' Darstellung Dionysos nnd Poseidon
nm den Besitz des Mädchens in offener Schlacht stritten, dieses Dionysos vorzog (?) und
nur doroh einen Befehl des Zeus gezwungen (?) sich mit Poseidon verband^), während
Wieseter*^) meint, Beroe, welche in Münztypen von Berytos beim Wasserholen von
PoseidoB geraubt vorkomme, sei bei Nonnos «mit der Amymone identificirtt worden,
i|nd daraus sei die Darstellung zu erklären. Diese »Identification« ist in den
wenigen Worten (Dionys. XLI. vs. 153, bei W. verdruckt 453] enthalten: ^vicap
(BepoT^v; 'A)iU|j.(i>vTjv iiref T^fiioav , welche mit der Art, wie Poseidon das Mädchen
gewann oder entführte, jedenfalls Nichts gemein haben. Der Grund dafür, daß
Beroe zugleich auch den Namen der Amymone führte, ist, wie auch Reinhold
KiAiler^) bemerkt, dunkel. Bei Nonnos ist von ihrer Entführung durch Poseidon
bolm Wasserschöpfen nicht die Rede, ja seine Erzählung läßt sich mit einer solchen
Vorstellung gar nicht vereinigen ; nur in der mit der Entscheidungsseene allerdings
iD keiner Verbindung stehenden Warnung an Berog (XLII. vs. 115 ff.), sie möge
aioh vor Poseidon hüten, damit es ihr nicht wie der Tyro gehe: (j.iq oio (i(TpY2v
f«««>SaXioc Xuoeia •^^ainjoY.ko'Ko^ (ooTrep 'Evittsu; könnte man eine entfernte Hindeutung
Auf eine Vorstellung wie die der Münzen finden. Doch ist damit eigentlich auch
^idits gesagt und die ganze Frage, wie die Münzen zu ihrem Typus gekommen,
offene.
Ü. Kyme (?).
Auf einer unter Valerianus geprägten Münze von Kyme in Aeolis®) (s. Münz-
^^a.fel VI. No. 31.) nach einem Exemplare der Imhoof sehen Sammlung) ist Posei-
don dargestellt, welcher auf einem von zwei Hippokampen gezogenen Wagen eine
^i«h aufs heftigste sträubende Jungfrau entführt. Ohne Zweifel legt, wie schon
O. Jahn') bemerkt hat, ein solches Bild den Gedanken nahe, daß man in Kyme,
^wie an anderen Orten eine Sage hatte, der zufolge der Meeresgott die Orflnderiii
oder EpoHymheroine der Stadt entführt und ihr als Belohnung für ihre Liebe die
Seekerrschaft verliehen habe, deren Symbol der Dreizack war. Mit diesem aus-
gectattet erscheint nämlich auf anderen Münzen von Kyme^) eine amazonenartige
Gestalt mit einem Kalathos auf dem Kopf, der sie als Stadtgöttin charakterisirt,
a) Doct. num. vet. III. p. 358. Perhibet item [Nonnus] (XLIII sub init.) Neptimo et
BacGbo inter te pro Beroö Nympha dimicantibus eam Neptuno praetulisse Bacclium et non-
niti Jofis imperio invitam marino deo nuptam.
b In der That steht bei Nonnos a. a. O., daß Poseidon und Dionysos unter den Augen
der Hbrigen Götter sich eine große Schlacht liefern und daß zuletzt Zeus, durch die Bitten
der Piunathe bewogen fXlAll. 361 sqq.), den Dionysos vom weitern Kampf abhält (vs. 376 sq.)
uxid to Poseidon die Beroö gewinnt, mit der er feierlich Hochzeit hält , während Eros Dio-
nysos lu trösten sucht (vs. 422 sqq.).
c) Gfttt. gel. Anzz. 1S74 Stück 11 S. 326.
dl Über die Dionysiaka des Nonnos S. 83. Anm. 1.
^1 Mionnet Descript. III. 13, 7S, abgeb. b. Dumersan, Cab. d'AUier de Uauteroche pl. 13
No. 27, wiederholt b. Panofka, V. d. Einfluß d. Gotth. auf d. Ortsnamen, Abhh. d. berl.
Akad. V. 1S40 PhU.-hist. Cl. Taf. I. No. 15 und in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 85 a.
f; Berichte der k. sächs. Ges. d. Wiss. v. 1851 S. 136.
g^ Mionnet, Suppl. VI. 15, 117; 22, 157; vgl. Panofka a. a. O. Taf. I No. 21,
340 lU. HYTHEN DBB POSEIDON.
das Widderhorn auswärts gebogen wie bei den bärtigen AmmonkOpfen
kleiner Silbermünzen von Metapont*). Alle diese Merkmale sind mit dei
Kopfes der hier in Rede stehenden anderen Münzen (Didrachmen imd D
von denen das Didrachmon hier Münztafel VI. No. 29 abgebildet ist) contra
Der Ausdruck desselben ist unverkennbar weiblich, bei dem Diobolon aog
geprägter, als bei dem Didrachmon; die Anordnung des wellenf5naigen
über der Stirn kommt ebenso eher einem weiblichen als einem männlichen
zu; im Auge liegt eine gewisse Starrheit, welche zu den thierischen At
(Ohr und starkgeripptes, einwärts gebogenes Hom) vortreflflich paßt, t
ist das Haupt bekränzt, und zwar in ähnlicher Weise und mit denselben ]
wie die Nikeköpfe metapontinischer Münzen^).
»Dies die charakteristischen . scharf von einander abweichenden Merkn
beiden Köpfe. Auf Grund derselben wird es nun allerdings nicht schwer
aus den verschiedenen Deutungsversuchen das Zutreffendste herauszufindei
Bild der Münzen bei Carelli No. 100 — 103 und das gleichartige bärtige n
tinischer Münzen bietet die nämlichen Kopftypen, wie wir sie als Hanptty;
kyrenaeischen Numismatik kennen. Der letztere ist unbestritten in Afrika
Metapont der Kopf des Zeus Ammon und wird der bartlose einem »li
Dionysosi fär Kyrenaike zugeschrieben, so muß man es wohl auch fDr
italischen Stadt thun. Für den Kopf der hier in Rede stehenden Münz
giebt es, sofern dessen Weiblichkeit nicht mehr in Zweifel gezogen wird, m
Erklärung und diese ist die von Lnynes und Panofka vorgeschlagene, e
Arne dar, des Aeolos Tochter, die nach der Mythe einst von Poseidon
und in ein Lamm verwandelt worden ist. Über ihren Aufenthalt in Metaf
richtet Diodor^j am ausführlichsten.«
F. Beroö.
Der von Nonnos^) behufs der Verherrlichung von Berytos aufs breitet
gesponnene Mythus von Poseidons Liebe zur Beroe hat in der bildende)
nur in einigen Münzen der genannten Stadt unter römischer Herrschaft ei
hinterlassen. Am charakteristischsten ist die Darstellung in
1. einer unter Elagabal geprägten Erzmünze ^) (s. Münztafel VI. '
nach einem Exemplare der Imhoofschen Sammlung) , welche I^oseidon zeigt ,
das mit der Ilydria offenbar zum Wasserschopfeu niedergekniete Mädchen
ergriffen hat und augenscheinlich bemüht ist, sie zum Anfstehn zu bewegen
entführen. Ganz dieselbe Gruppe kehrt in
2. unter Macrinua , Diadumenianus und Gordianus Pins geprägten Mi
welche den Tempel der Astarte darstellen, als Akroterienschmuck des
dieses Tempels wieder.
a Vgl. Carelli Taf. CLIII, «M;-9^, Ovcrbeck, Zeus, Milnztafel IV. IM.
b Imhoof, f'hoix de moniiaies j^'roiMjues pl. VIll. No. 25^.
c) Diod. Sieul. IV. i;7.
d Dionys. XLI— XLIII.
e) Mionnct, DcBcript. V. 347, 80.
f) Mionnel a. a. O. 346, 71 : 346, 74; Suppl. VIII. 247, 54 j 246^ M
11. GIOANTOMACUIE; LUeBESVJSBBIliDUNGEN. 341
Die von Poseidon in diesen Münztypen gegen Bero€ geübte Gewiritthat führt
Eckhel*) daninf snrttek, daß während nach Nonnos' Darstellung Dionysos nnd Poseidon
hq den Besits des Mftdchens in offener Schlacht stritten, dieses Dionysos vorzog (?) und
nur doroh einen Befehl des Zeus gezwungen (?) sich mit Poseidon verband ^) , während
Wieseler ^) meint, Bero^, welche in Münztypen von Berytos beim Wasserholen von
Poseidon geraubt vorkomme, sei bei Nonnos »mit der Amymone identificirt« worden ,
i)nd daraus sei die Darstellung zu erklären. Diese »IdentificatioDa ist in den
irenigen Worten (Dionys. XLI. vs. 153, bei W. verdruckt 453} enthalten: -S^vicap
(BepoTjv) 'A)iU|j.(i>V7)v iitef r^fiioav , welche mit der Art, wie Poseidon das Mädchen
gewann oder entführte, jedenfalls Nichts gemein haben. Der Grund dafttr, daß
Bcfo£ augleich auch den Namen der Amymone fahrte, ist, wie auch Reinhold
ICdhler^) bemerkt, dunkel. Bei Nonnos ist von ihrer Entführung durch Poseidon
l>eim Wasserschöpfen nicht die Rede, ja seine Erzählung läßt sich mit einer solchen
V^4mitellung gar nicht vereinigen ; nur in der mit der Entscheidungsseene allerdings
ixm keiner Verbindung stehenden Warnung an Beroe (XLII. vs. 115 ff.), sie möge
sich vor Poseidon hüten, damit es ihr nicht wie der Tyro gehe: ^iq oio \drpr(^
%eufiaAioc Xuoeia YafioxXoiro; (ooirep ' Evittsu; könnte man eine entfernte Hindeutung
-uf eine Vorstellung wie die der Münzen finden. Doch ist damit eigentlich auch
ichts gesagt und die ganze Frage, wie die Münzen zu ihrem Typus gekommen,
3iiie offene.
G. Kyme (?).
Auf einer unter Valerianus geprägten Münze von Kyme in Aeolis®) (s. Münz-
tAfel VI. No. 31.) nach einem Exemplare der Inihoof sehen Sammlung) ist Posei-
don dargestellt, welcher auf einem von zwei Hippokampen gezogenen Wagen eine
sieb aufs heftigste sträubende Jungfrau entführt. Ohne Zweifel legt, wie schon
O. Jahn') bemerkt hat, ein solches Bild den Gedanken nahe, daß man in Kyme,
^^ an anderen Orten eine Sage hatte, der zufolge der Meeresgott die Gründerin
oder Eponymheroine der Stadt entführt und ihr als Belohnung für ihre Liebe die
Seeherrschaft verliehen habe, deren Symbol der Dreizack war. Mit diesem aus-
gestattet erscheint nämlich auf anderen Münzen von Kyme^) eine amazonenartige
Gestalt mit einem Kalathos auf dem Kopf, der sie als Stadtgöttin charakterisirt,
a) Doct. num. vet. III. p. 358. Perhibct item [Nonnus] (XLIII sub init.) NepUino et
^^cclio inter se pro Beroö Nympha dimicantibus eam Neptuno praetulisse Bacchum et non-
^ JofU imperio invitam marino deo nuptam.
b; In der That steht bei Nonnos a. a. O., daß Poseidon und Dionysos unter den Augen
der Obrigen Götter aich eine große Schlacht liefern und daß zuletzt Zeus, durch die Bitten
der Ptemathe bewogen (XLIII. 361 sqq.), den Dionysos vom weitem Kampf abhält (vs. 376 sq.)
^"^ 80 Poseidon die Beroö gewinnt, mit der er feierlich Hochzeit hält, während Eros Dio-
nysos m trösten sucht (vs. 422 sqq.).
c) Gott. gel. Anzz. 1874 Stück 11 S. 3*>6.
d) Ober die Dionysiaka des Nonnos S. 83. Anm. 1.
®) Hionnet Descript. III. 13, 78, abgcb. b. Dumersan, Cab. d'AUier de Hauteroche pl. 13
^•- *7, wiederholt b. Panofka, V. d. Einfluß d. (Jotth. auf d. Ortsnamen, Abhh. d. berl.
^^. t. IMO Pba.-h]at. Cl. Taf. I. No. 15 und in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 85 a.
. alohi. Qea. d. Wiss. v. 1851 S. 136.
^. 15, 117 j 22, 157; vgl. Panofka a. a. O. Taf. 1 No. 21.
342 III. MYTHEN DES POSEIDON.
einen Dreizack mit der Linken aufstützend. Die Ämazonentracht ist darch die
Sage*) gerechtfertigt, daß die Stadt von einer Amazone Kyme gegründet worden
sei, w&hrend der Dreizack sich auf die ihr von Poseidon verliehene Seeherrschaft
beziehn läßt. Beiderlei Münzen combinirend, hat nun Jahn f^r das von Poseidon
entführte Weib der erstem den Namen Kyme vorgeschlagen, während es Cavedoni^)
ohne zureichenden Orund Arne oder Kanake zu nennen vorschlug und Panofka
(a. a. 0. S. 340] auf Grund etymologischer Spielerei den Namen Alkyone empfahl.
Der Annahme eines localen Mythus gegenüber hat nun aber Wieseler (zu den
Denkm. d. a. Kunst a. a. 0.) geltend gemacht, daß derselbe weder für Kyme
noch für Adramyttion, von dem ebenfalls eine Münze mit einer ähnlichen Dar-
stellung vorliegt®), auch nur durch eine halbwegs sichere Spur verbürgt sei, wes-
wegen er sich dahin entscheidet, in dem von Poseidon entführten Weibe anstatt
einer Localnymphe Amphitrite zu erkennen , deren Entführung durch Poseidon bei &
Gelegenheit eines auf Naxos aufgeführten Reigens schriftlich bezeugt ist^). Dabei ^ •
ist nur fraglich, ob diese Sage nicht auf Naxos local geblieben und ob man sie ^^p
als von Kyme und Adramyttion adoptirt betrachten darf. Dies Letztere stellt ^^ ^i
Wieseler selbst nur als »möglich« hin , denn bezeugt ist es grade so wenig wie-
eine kymaeer Localsage; der Alternative einer nur naxischen Localsage von Am-
phitrites Entführung gegenüber bemerkt Wieseler dagegen, daß die Sage auch iic^^JQ
den nicht localen Bilderkreis eingegangen sei. Hierfür beruft er sich auf einen im-^ fn
den Denkm. d. a. Kunst a. a. 0. unter No. S5 abgebildeten geschnittenen Steir^^j,
des berliner Museums, in welchem nach seiner Meinung Poseidon »auf einem mr^t^tj^
vier Rossen bespannten Wagen die sich sträubende Amphitrite« entführt. No^^^un
ist aber in diesem Gemmenbild, auf welches bei der Behandlung der Amphitrit^ihcSe-
monumente zurückgekommen werden soll , wie man sich aus Wieselers Abbildui^r' ^oe
so gut wie aus der in einem neben8ächlichen Punkte genauem auf Gemmentafel II^E;~ .Q.
No. 2 überzeugen kann , von einem sich sträuben des Weibes ganz entschied «fl^en
keine Spur und es wird hiemach in hohem Grade zweifelhaft, ob es sich um elf «ine
EntfühmngBScene und nicht vielmehr um eine jener mehrfachen Darstellungen v%^^von
Poseidons und Amphitrites Hochzeitsfahrt über das Meer (s. das folgende CapitA^jtel]
handelt. Wenn dem aber so ist, so wird es fraglich sein, ob man Wieselem le zu.
stimmen kann, wenn er seine Darlegung mit den Worten schließt: »aber seWsslhst
von dieser Möglichkeit [daß die Sage von Amphitrites Entführung in Kyme w und
Adramyttion localisirt worden sei] abgesehn, darf man doch wohl für die Mfiii^c=izeii
solcher Orte, die den Cult jener Meergottheiten [derjenige der Amphitrite ist on-
bezeugt] hatten und dazu etwa noch ein namhaftes Bildwerk des in Rede stel' wih
den Gegenstandes besaßen [welches abermals unbezeugt ist], die Beziehung der
Jungfrau auf Amphitrite der auf ein ganz unbekanntes [?] Weib der Local^^3<ge
vorziehn«. Vielmehr wird daneben die Jahn sehe Ansicht als mindestens gl^ ^ch-
a) Bei Strabou XII. p. 550, XIII. (r23 ; Diod. Sicul. III. 55; Steph. Byi. s. ▼., '«^«^ i
Jahn a. a. O. S. 135.
b) Spicil. numism. p. 157. I
c) Eckhel, Syll. numism. I. lab. IV. 3; Mionnet, Suppl. V. 2S4, 40.
d) Von Eustath. ud Od. lU. lU p. 145S. 1. 4ü: Tiepi i^; lAfUfiTptXT,;! jiD»o;, or« ^
Nd^tp Ti^jV *A. yopcüouoav ioibv lloseiorov i^praoev.
11. OIGANTOMACH1E ; LIEBESVERBINDUNGEN. 343
bereehtigt erscheinen, obgleich sie auch Stephani'^) als »sehr unwahrscheinlich« be-
lochnet.
H. Salamis.
Hier handelt es sich um eine Darstellung, nnd zwar um:
das Innenbild der mehrfach verschieden erklärten^) Eylix des Brygos
im StiLdeVschen Institut in Frankfurt a. M. ^j , welches an und fQr sich betrachtet zu
den unbestimmbaren Darstellungen von Liebesabenteuern des Poseidon gerechnet
werden mUßte, da es nur den durch seinen verstümmelten und daher von mehren
Erkiftrem verkannten, neuerdings aber festgestellten^) Dreizack bezeichneten Gott
ein nicht näher charakterisirtes Weib verfolgend darstellt , welches aber mit den
^ Aoßenbildem derselben Kylix in Verbindung gebracht eine bestimmte Benennung
znl&ßt. und zwar die in der Überschrift angegebene Benennung, welche zuerst
ron Panofka*} ausgesprochen, abschließend aber erst von 0. Jahn') begründet
Verden ist.
Ober den zum Grunde liegenden Mythus, welcher am eingänglichsten von
Sdmeidewin cf} behandelt worden ist, nur das zum Verstftndniß der Bilder Noth-
vendigste. Kychreus, der autochthone Heros von Salamis^], galt als Sohn des
Poseidon und der Asopostochter Salamis und wurde, als em dem attischen Si^ui^c
Kekrops verwandtes Wesen, als Erdgeborner ursprünglich unter dem Bild einer
Schlange verehrt, unter deren Gestalt er als Helfer noch in der Schlacht von Sa-
lunis auf den Schiffen der Athener erschien (Pausan. I. 36. 1). Aber schon bei
Hesiod'] erscheint der Drache vom Eychreus abgesondert, als ein von ihm ge-
pflegtes, aber das Land verwüstendes Ungeheuer [Ko/psiSr^; ocpt«;},
welches, von Eurylochos vertrieben^ von Demeter in Eleusis aufge-
nommen, deren Diener oder Begleiter wird. Alle weiteren Sagenwendungen,
daß entweder Telamon den Drachen erschlagen habe und zum Danke von dem
teiderlosen Eychreus adoptirt worden sei (Tzetz. ad Lykophr. 175) oder vollends,
dafi Eychreus selbst den gefährlichen Drachen getödtet habe (Eupliorion b. Tzetz.
«. a. 0. 110, 451^ Diod. IV. 72), u. dgl. m. können als Mißverständnisse und
^tgtellende Auswüchse hier bei Seite bleiben ; die Nachricht aus Hesiod giebt die
genügende Unterlage zur Erklärung der Eylix. Denn wenn wir in deren einem
Aaßenbilde eine gar gewaltige Schlange dargestellt ßnden, vor der ein paar
a) Compte-rendu etc. pour l'annde 1866 S. 91.
b) Veigl. Heydemann, Iliupcrsis auf einer Trinkschale des Brygos, Berl. 1866 S. 11.
c) Abgeb. b. Qerhard, Trinkschalen u. Gefäße Taf. A. B., wiederholt in den Ann.
^•U* Inst, von 1850 tav. d'agg. G und in Welckcrs Alten Denkm. III. Taf. 12.
d) Vgl. Wieseler, De diis . . . tridcntcm gerentibus p. 25 Note 61.
•) Anbaeol. Zeitung von ISdO S. 187 f.
% IM Htjdnuuui a. a. O. S. 12.
i) Im. atiatK BMMMioii von Meinekes Analecta Alexandrina in der Zeitschrift für d.
10» Solon 9.
ro hk (die Insel Salamis) ET^poi; öv^fjiaai t6 TcaXaiöv xat
dtp' o'j Se xai Ku/peioT^; 5?pi;, ov cpr^oiv
*Svai bnb FiUpuXöyo'j Xy (xaivofievov tt;v vfjoov,
344 in. MTTHEN DES POSEIDON.
Mädchen entsetzt dem Hanse ihrer Eltern znfilehen, so ist es schwer, in derselben
den Ku;(p£iorjV ocpiv. Xofxaivojisvov tt^v vtjsov zu verkennen und wenn das andere
Außenbild uns in der Darstellung der Aussendung des Triptolemos nach Elensis
führt, das gewöhnliche elcusinische Personal aber durch einen am linken Ende an-
gebrachten, ganz gerüsteten jugendlichen Heros vermehrt, so mag man Aber den
diesem Heros zu gebenden Namen uneins t$ein (Jalin nennt ihn Eurylochos, Stnibe*]
Eumolpos), wahrscheinlich ist er kein Anderer als Kychrens in seiner menflch--
liehen Gestalt als aficpiTroXo; Demeters, wie dies schon Panofka a. a. O. 8. ISSIg
nahe liegend fand, aber unhaltbarer weiterer Erklärung der geflügelten Frau i^
diesem Bilde wegen verwarf. Unverkennbar ist die Verknüpfung des salaminische^«
mit dem eleusinischen Local und Mythus wie bei Hesiod, unverkennbar auch d^
Znsammenhang aller drei Bilder der Eylix. Nach diesem aber bestimmt sich ds.^
im Innenbilde von Poseidon verfolgte Weib unzweifelhaft als Salamis, die Mutt^^
des Eychreus.
J. Theophane (?).
Seitdem im Jahre 1845 zuerst Panofka ^j em aus Melos stammendes Ter j
cottarelief im berliner Museum^!, welches ein auf einem Widder reitendes ^^^^«y
darstellt, wenn auch nicht mit der ihm sonst eigenen kühnen Sicherheit, nnd ^^n^j
auf Grund der Erzählung in Hygins 188. Fabula auf Poseidon nnd Theopki^a^
bezog, dann Wieseler ^j in Übereinstimmung mit Italinsky*] ein Vasenbild beiTiBci.
bein^ auf Grund derselben litterarischen Überlieferung als die von dem in eoMt
Widder verwandelten Poseidon über das Meer getragene Theophane deutete, igt
diese angebliche, vom Poseidonwidder getragene Theophane in die archaeologiw&e
Interpretation ziemlich fest eingebürgert und von mehren Gelehrten in Kunstwerken
verschiedener Art wiedererkannt worden^). Zuletzt hat Gaedechens^) eine giue
Reihe von Bildwerken. zusammengestellt, welche er auf Theophane deutet: iwei
pompejanische Wandgemälde, das eine in der Casa di Sallustio, das andere im
Museum zu Neapel ^] , ein angeblich aus den Tliermen des Titus stammendes Decken-
gemälde^), das schon erwähnte melische und ein zweites, aus Athen mitgebraditeB
Terracottarelief \) , die Tischbein sehe Vase, kyprische Münzen °*), eine dergleidiei
a) Studien über den Bilderkreis v. Eleusis S. 15.
b) Archaeol. Ztg. v. 1845. S. 37 ff.
c) Abgeb. in der Archaeol. Ztg. a. a. O. Taf. 27 No. 2.
d^ Archaeol. Ztg. v. tS46 S. 211 ff., besond. S. 214.
e) Zu Tischbein Vases d'Hamilton III. p. 7.
f) Vases d'Hamilton a. a. O. pl. 2, wiederholt in der Gal. myth. pl. 102 Ä^
Inghirami Vasi fittili tav. 2(>, Guigniaut, Relig. de l'ant. pl. 167 No. «30.
g) Vgl. Archaeol. Ztg. v. 1S49 S. 97 Anm.**, v. 1853 S. 110 Anm. 9, W ^
Denkm. IV. 8. 109.
h) Unedirte antike Bildwerke Hft. 1 unter der Überschrift Eorope und
i; Abgeb. Taf. 2 u. 3. Bei Heibig, Wandgemälde der v. Vesuv TertohiV^
Campaniens No. 1257 u. 1258, beide als Phrixos.
kj Abgeb. b. Tumbull, A curious coli, of anc. paintings Lond. 1744 pl-
1) Abgeb. Taf. 4 No. 1.
m) Abgeb. b. Duc de Luyncs, Numismat. et inscript. Chypriotes p^ -
pl. 6 No. 5.
11. GIOANTOUACHIE ; LIEBESVERBINDUNGEN. 845
yvu Alop6koiiiieao6*), eine dergleichen von AIos in Thessalien^), einen Goldstater
von Lampsakos^), drei antike geschnittene Steine^], während er einen Cameo in
Neapel*) ala modern ansschließt, den dagegen Stephani^) für unzweifelhaft antik
erklflrt hat.
Unter dieser bedeutenden Zahl von Darstellungen, welche, wenn sie als solche
FOD Poeeidons Liebesabenteuer mit Theophane anerkannt werden könnten, unter
den von der Kunst ergriffenen poseidonischen Mythen eine der ersten Stellen ein-
nehmen würden, hat nun schon Wiesel er ^) in einer Anzeige von Gaedechens Arbeit
sehr stark anfgerftomt, ja so stark, daß er als sein Bndurteil (3. 332) den sehr
bedenUichen Satz ausspricht, »daß, auch wenn das Wandgem&lde in der Casa di
Salluatio nnd vielleicht auch das andere auf Theophane zu beziehen sei, es doch
gerathen sein dürfte, diese Deutungsweise auf die pompejanische
Wandmalerei sa beschränken, da in Betreff der anderen von Gaedechens
behandelten Bildwerke fUr ein paar die Deutung auf Helle, für die Mehrzahl aber
die auf Aphrodite grö^re Wahrscheinlichkeit hat«.
Diesen letzten Satz wird jeder Unbefangene, welcher die ganze Theophane-
frage stadirt hat, nicht allein unterschreiben, sondern wesentlich entschiedener aus-
gesprochen wUnschen. In der That genügen schon die von Wieseler gegen die
Qaedeehens*8chen Erklftmngen der einzelnen Monumente gemachten Bemerkungen,
neben denen besonders die von Gaedechens vergeblich bestrittenen von Flasch^]
henronnheben sind, um die Unhaltbarkeit der Theophanedeutung zu erweisen.
Dazu kommt, wie Gaedechens selbst (S. 15) nach dem Vorgang Anderer^) nicht
iUein anerkannt, sondern geflissentlich hervorgehoben hat, daß die litterarische
Onmdlage in der Überlieferung der Theophanesage bei Hygin a. a. 0., aufweiche
& ErkUrnngen widdergetragener Weiber in Kunstwerken insgemein gestützt
^«den, als eine solche Grundlage ganz und gar nicht gelten kann, ipdem Hygin
iMit entfernt erzählt, daß Poseidon sich, um Theophane zu entführen, in einen
Widder verwandelt, Theophane sich von einem Widder habe davontragen lassen,
wadem etwas ganz Verschiedenes, nämlich, in Übereinstiuminng mit dem Schol.
^man. ad Arat. vs. 224, daß Poseidon sich in einen Widder, Theophane in ein
Schaf verwandelt und so mit ihr nicht etwa einen Heros , sondern wiederum einen
Widder, den berühmten goldvließigen erzeugt habe, auf welchem später Phrixos
^ Helle davonritten.
a) Abgeb. b. Dumeraan, Cab. d'Allier de Hauteroche pl. 4 No. 1.
b) Unedirt, in der Manzsammlung der k. Bibliothek in Athen, Gaedechens S. 21
^^- 14, vgl. Mionnet, Suppl. IV. 274, 21 = Harwood, Pop. et urb. sei. n um. pl. 1 No. 11.
c) Abgeb. Archaeol. Ztg. v. 1849. Taf. 10 No. 2, 1853 Taf. 58 No. 9, Denkm. d. a.
^^Uttt n. No. 85.
d) Abgeb. Gaedechens No. 16 b. Montfaucon, Ant. expl. ü. 2 pl. 166 No. 3, No. 17
^ 18 «iu dar StoMfa'iehen Sammlung in Berlin b. Gaedechens Taf. 4 No. 4 u. 5.
I) Aligeb. a. a. O. No. 6.
4 Cff«Wte-;«^*> '^ ^^ oomm. Imp. arch. de St. P^tersb. pour l'annöe 1869 S. 85.
■* < * tl. .8. 321 ff.
'^Indien 1870 8. 1—9.
f-. Stephan! im Compte-rendu a. a. O. S. 111,
346 III. MYTHEN DES POSEIDON.
Die Entführung der menschengestaltig auf ihm in Widderverwandelnng reit^i-
den Theophane durch Poseidon mußte also von den Erklftrem der Kunstwerke aus
Hygin selbständig herausgesponnen werden. Nun meint freilich Gaedechens , dies
sei nach einem richtigen Instinct gethan worden, nur daß man sich dabei auf Ovids
Verse (Metam. VI. 115 sqq.)
Te quoque mutatum torvo, Neptune, iuvenco
Virgine in Aeolia posuit [Arachne]. Tu yisus Enipeus
Gignis AloKdaa, aries Bisaltida fallis
hätte sttltzen sollen, in denen der Dichter auf die Entführung der Theophane dnreh
den in einen Widder verwandelten Poseidon hindeute. Aber schon Wieseler
(a. a. 0. 3. 324) hat mit unzweifelhaftem Rechte bemerkt, der ZnsammenhaBg
(vgl. besonders die unmittelbar folgenden, auf Demeter bezüglichen Verse) f^bre ,
mit Entschiedenheit zu der Annahme, daß Ovid nur daran dachte, Poseidon habe^
in Widdergestalt der Theophane man darf hinzufügen : der in ein Schaf verwan — ^
delten Theophane wie als Hengst der in eine Stute verwandelten Demeter) bei —
gewohnt, so daß Ovid nichts Anderes bezeugt, als Hygin. Wird aber diese^
anerkannt, so verliert die Erklärung widdergetragener Fraaen in KnnstweAr^gi
irgend einer Art als von Poseidon entführte Theophane eigentlich allen Halt
Boden. Auch in den pompejanischen Wandgemälden, in denen allein anch Wu
seier noch geneigt ist, sie anzuerkennen. Denn so bereitwillig man die Darstelh
einer Götterliebschaft in pompejanischen Wandgemälden in einer von
sonstigen Kunstwerken überlieferten Form dann anerkennen mag, wenn diese Fo.
*
in alexandrinischer oder in der von der alexandrinischen abhängigen rttaniseksK^
Poesie auch nur angedeutet wird , so bedenklich it>t es , sie ohne ein dergldcfa^
litterarisches Zeugniß, ja entgegen dem Wortlaut litterarischer Zeugnisse aiurt-
erkennen. Wahr ist, daß die Parallele, in welcher die eine angebliche Theophane-
entfttbrung in der Casa di Sallustio mit der an der gegenüberstehenden Wand dir-
gestellten Entführuug der Europo durch den Zeusstier erscheint , uns zunächst ge-
neigt machen mag, an eine auch innerliche Parallele der beiden Bilder zu denien.
Allein nur deswegen eineu ganz unerhörten Mythenzug zu erßnden , um dann ms
ihm das Bild solcher innern Parallele gernftß zu erklären, sind wir doch nicht be-
rechtigt ; auch dann nicht , wenn das immerhin noch zweifelhafte Geschlecht der
von dem Widder getragenen Person uns verbieten sollte , bei derselben an Phrixo«
zu denken. Zweifelhaft aber ist das Geschlecht der in Rede stehenden PeßOB
auch jetzt noch. Gaedechens (8. 13) will das freilich nicht anerkennen und theiit
außer seiner eigenen Ansicht noch die Zeugnisse des Prof. de Petra und d«
Zeichners Discanno für das weibliche Geschlecht derselben mit. Die von ilu>
selbst Taf. 2; veröffentlichte Zeichnung Discannos aber erregt trotzdem und trc^
der übrigens auch bei anderen Jünglingen in pompejanischen Wandgemälden nicl»-
wcisbaren sehr weichen und vollen Hüfteulinie durch die Gestaltung der Brust uw
des Ansatzes der Genitalien Zweifel; Heibig ist auch neuerdings*) nach wiedf^
■
hoher UntersnchunfT bei seiner Ansicht stehn geblieben , daß Phrixos gemeint »«^
und mir ist diese ebenfalls richtig erschienen. Auch ist nicht zu verkennen. '"^
viel einfacher , trotz der völligen Kühe des Phrixos , die hinter dem Widder h**"
a' Untersuchungen üb. d. canipan. Wandmalerei S. 260 Anm. 3.
11. GI6ANT0MACHIE ; LIEBE8VERB1NDUNGEN. 347
aus dem Meer anfragende, die Arme wie verzweifelt erhebende weibliehe Pignr sich
sUs die vom Widder gestürzte Helle verstehn läßt, denn als die, wie Wieseler
(3. 32Sj wollte y in Eifersucht ans den Fluthen auftauchende Amphitrite, um von
Gaedechens Erklärung ganz zu schweigen. Phrixos' Kühe und anscheinende Gleich-
giltigkeit bei dem Untergange der Schwester, welche sich in anderen Bildern so
nieht wiederholt, läßt sich als ein schlecht verstandener oder frostiger Zug des
Bildes erklären, dergleichen sich in den pompejanischen Malereien mehr finden.
^1)er dem sei wie ihm wolle; auch wenn die Figar auf dem Widder in der That
iprciblieh sein sollte, ist sie deswegen noch entfernt nicht als Theophane erwiesen;
und wenn dies immerhin scheinbarste Theophanebild sich nicht sicher halten läßt,
ao kann das zweite, bei welchem Gaedechens selbst (8. 17) die Unsicherheit zu-
gesteht, noch weniger Anspruch darauf machen, die vom Poseidon widder entführte
'Plieophane zn beglaubigen.
K. Tyro (?).
Die Liebesgeschichte des Poseidon mit der Tyro des Salmoneus Tochter, über
welche die Odyssee (XI. 235 ff.) verhältnißmäßig ausführlich berichtet, hat 0. Jahn*)
in der Zeichnung eines etraskischen Spiegels zu erkennen geglaubt, welchen Ger-
hard^) unter die Darstellungen von Adonis und Aphrodite eingereiht hatte. Das
Charakteristische der Sage ist, daß Tyro den Flußgott des Enipeus liebte und an
dessen Ufern wandelnd von Poseidon in der Gestalt des Flußgottes bethört wurde.
iHese Begegnung des Gottes mit der Tyro meinte Jahn in der Zeichnung des
Spiegels zu erkennen, welche er folgendermaßen bis auf einen zweifelhaften Punkt
richtig beschreibt:
»An dem Rande des Wassers, das durch die Wellenverzierung [eine sich durch
das untere Feld des Bildes hinziehende Linie von Wellen] deutlich bezeichnet ist,
sitzt hingekniet eine jugendliche Frau in nachlässiger Haltung, mit einem Gewände,
das den ganzen Oberkörper frei läßt. Mit freudigem Erstaunen blickt sie zu einem
jtmgen, bekränzten, ganz nackten Manne empor, der aus dem Wasser her [?] sich
ihr naht nnd den Arm vertraulich auf ihre Schulter gelegt hat, wähi*end sie ihm
& Rechte zur Umarmung entgegenstreckt. Ein Flügelknabe [Eros] schwingt sich
nut einem Kranze hinter dem Jüngling auf.«
Wenn gegen Jahns Erklärung 'de Witte ^) bemerkt hat, es stehe ihr die völlige
Nacktheit des Jünglings und der Mangel jeglichen poseidonischen Attributs im Wege,
hd deswegen am gerathensten hält, bei den Namen des Adonis und der Aphrodite
Mn zu bleiben, falls man nicht etwa an Polens und Thetis denken wolle, so be-
*4t der erstere von der Nacktheit hergenommene Einwand offenbar ganz und gar
NiehtB und gegen den zweiten kann geltend gemacht werden, daß eben hier Po-
kern ja nicht in seiner eigenen , sondern in der Gestalt des Flußgottes sich der
Tyro nähert, folglich auch mit keinem poseidonischen Attribut ausgestattet sein
Kann. Wie der durch die Wellenlinie angedeuteten und bestimmten Örtlichkeit
Sauber die Namen Adonis und Aphrodite zu rechtfertigen sein sollen, mag
a) Archaeol. Aufsätze S. 147 ff., kurz angedeutet auch Ann. dell' Inst, von 1845.
P- 356.
b) Struskitche Spiegel Bd. I. Thf. 113.
c) Ann. dell' Inst, von 1845. p. 393.
348 HL MYTHRN DES POflJKDON.
dahingestellt bleiben, die Namen Pelens und Tbetis sind schwerliek haltbar, da
nicht allein Thetis durch Nichts charakterisirt , sondern ein Entgegenkommeii der-
selben gegen Peleus, wie es hier dargestellt ist, sich, abgesehn von dem üi seiner
Bedeutung nicht unbedingt feststehenden Relief an der Portlandvase, im ganzen
Bereiche der zahlreichen, auf diese Sage bezflglichen Bildwerke*) nicht wieder-
findet und auch nicht wiederfinden kann, da es dem eigentlich charakteriatitclieo
Inhalte der Sage widerspricht.
Gleichwohl wird man Jahns Erklärung nur bedingtermaßen aniuerkenneD Tvr-
mögen, da ein wichtiger Umstand in der Zeichnung nicht so bestimmt antgesproeiien
ist, wie Jahn angenommen hat, der nämlich, daß der Jüngling aus dem Waaaer
zu dem knienden Weibe herangekommen ist. Die Möglichkeit maß also (4km ge-
hallen werden, daß es sich um ein anderes Liebesabentener handele, dessen Seene
nur als ein Fluß- oder das Meeresnfer bezeichnet werden soll, ohne daß der Lieb-
haber als Fluß- oder Meergott zu gelten hat. Welche andere Scene dann aber
gemeint sein könne, bleibt eine offene Frage. Und daß die Tyrosage in i
weitem Verlaufe dem hier in Rede stehenden Kunstkreise nicht fremd sei, uk
sich die Erkeunungsscene zwischen Tyro und ihren Söhnen in einer bekann
Spiegelzeichnung ^) dargestellt findet, hat Jahn (a. a. 0. S. 148) als indireci
Unterstützung seiner Deutung bereits angeführt.
L. Pelops.
Bekanntlich wußte die griechische Sage von einem ähnlichen, zärtlichen ¥<
hältnisse des Poseidon zu Pelops^) zu berichten, wie dasjenige des Zeus an Qao;
medes war, nur daß uns die eiuzelnen Züge dieser Sage leider höchst nngenflge^^nd
bekannt sind. Es kann deswegen auch nur im Vorbeigehn auf zwei Vasengfimifc ^de
hingewieseu werden , in denen künstlerische Darstellungen oder Anspielangen simif
das Verhältniß Poseidons zu Pelops erkannt worden sind.
1. Apulisclier Krater aus Ruvo in Berlin iNo. I946j^). Zur Seite eirnsn
giebelgekrönten Brunn euhäuscliens wird ein schöner, langlockiger Knabe von ekMier
zudringlichen Gans (eher einer solchen als einem Schwane) verfolgt, welche »m
Paedagog von ihm abzuwehren sich bemüht. In der obem Reihe sitst, auf eleu
Knaben herabblickeud , Poseidon, in seiner Nähe Eros, gegenüber Aphrodite: »m
Ende steht etwas tiefer Hermes.
Mit vollem Rechte hat Stephani ^a. a. (). S. 200) hervorgehoben, daß (^
sich hier um ein von der Sage nicht überliefertes Kreigniß handele, mit zweifei-
haftcrem hinzugefügt, das Bild gehöre in die Reihe der überaus zahlreichen Fsni'
lienscenen der Götterwelt , »welche auf ganz eigener Erfindung der Künstler bt-
ruheutt. Klar ist indessen, dail es sich um eine erotische Scene handelt, in weJcber
Poseidon die Hauptrolle spielt, und wahrscheinlicher deshalb, daß der Knabe Pe-
a. Vgl. m. Gallcric heroischer Dildwerkc S. 172 ff.
b Passen, Mus. Etr. HI. 3. tav. 19, vgl. Jahn a. a. (). S. 148 Anm. 3.
c\ Vergl. Preller, Uriech. Mytbol. H^. S. 3h4.
d) Abgeb. b. (ierhard, Trinkschalen u. (H'fuße Taf. 22. No. 1. Vgl. BuU. doli' I"**
von lS4«i p. 102, Archacol. Ztg. v. ls4« S. 2:»2 , Ste|)hani im Comptc-rendu de U •""•''•
Imp. arch. de St. INt«r.->b. pour lanm-e IS(i;i S. 9(i u. S. 200.
I
11. GIOANTOMACHIB ; LIBBBSVERBIKDUNGEN. 349
lopBy als daß er Ganymedes zu nennen sei, wie Gerhard*] wollte, dem Stephani
(m. a. O. S. 96) mit Recht widerspricht.
2. In der großen Vase von Ruvo, welche in den Mon. dell' Inst. Vol. II.
t»y. 30 u. 31 abgebildet ist, hat Jahn^) nicht ohne Wahrscheinlichkeit in dem
MMif tav. 3 1 in der obersten Reihe znm Poseidon gruppirten Knaben Pelops wie in
dem gegenttber zum Zeus gesellten Ganymedes erkannt, welchen letztern, alier-
«lings daneben auch den Namen des vergötterten Herakles vorschlagend, auch E.
Braun ^) anerkennt, welcher den Eoiaben neben Poseidon ohne jegliche Wahr-
aehdnlichkeit Tithonos benannt hat.
Bin von Roules^j bekannt gemachtes, jetzt in Petersburg^) befindliches Vasen-
gemllde hat von Walz') nur nach der falschen Restauration, mit welcher es bei
Roolez publicirt ist, selbst nur frageweise auf Poseidon und Pelops bezogen werden
kiChinen, während es, wie Stephani (a. a. 0.)^) bemerkt hat, ohne Zweifel Zeus
und Ganymedes darstellt.
Die Kunstdarstellnngen sonstiger poseidonischer Mythen sind entweder mehr
oder weniger, zum Theil höchst unsicher oder ganz vereinzelt. So beruht die
angebliche Darstellung von der Cession Kalaureias^) auf bloßen Träumereien ver-
banden mit Etymologien eines nur zu bekannten Schlages. Die Darstellung des
troischen Mauerbaus durch Poseidon und ApoUon in einem bekannten Wandgemälde
der Casa di Sirico in Pompeji^) gehört nicht in den Kreis poseidonischer Mythen,
tondern in denjenigen der epischen Bildwerke. Und endlich kann man von den
zahhreichen Darstellungen des Poseidonsohnes Taras in allen ihren Varianten auf
Mflnzen von Tarent^j auch nur die eine^), welche in den Denkm. d. a. Kunst II«
Ko. B6 wiederholt ist und den sitzenden Poseidon im vertraulichen Verkehre mit
dem Knaben Taras darstellt, welcher die Hände liebkosend zum Vater erhebt, und
tQcih ue nur im uneigentlichen Sinne zu den bildlichen Gestaltungen poseidonischer
Vyflien rechnen.
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■ M a} In dem berliner Vasenkatalog a. a. O. u. den Trinkschalen u. Gefäßen, nicht auch
^n der Archaeol. Ztg. a. a. O., wo Pelops anerkannt wird.
^ 1 b) Archaeol. BeitMge S. 33 Note 75.
e) Ann? dell' Inst, von 1836 p. HO sq.
d) Mölanges de philol., d'hist. et d'antiquit^ fasc. 4. No. 13 = Bull, de l'acad. de
BwxdUs X. 6.
e; (Stephani) Die Vasensammlung der Kais. Ermitage No. 1668.
f) Archaeolog. Ztg. ▼. 1845 S. 59 ff.
Ü) Vgl auch Compte-rendu etc. pour l'ann^e 1864 S. 216 Anm. 3.
b) Ann. deU' Inst, von 1845 p. 63 sq.
i) 8. Qiomale degli scavi di Pompei 1862 tav. 6, vergl. Atlas Taf. XII. No. 24.
^l S. Carelli-Cavedoni Num. Ital. vet. tav. 103 sqq.
J) CarelU a. a. O. tav. 103. No. 7.
r«
j^J
350 III. MYTHEN DES POSEIDON.
ZWÖLFTES CAPITEL.
Amphitrite und Amymone.
A. Amphitrite.
Amphitrite, welche zuerst bei Hesiod^) bestimmt mit Poseidon verpaart wird
und am frühesten bei Pindar^) als seine rechtmäßige Gemahlin erscheint, kommt jy.^
in der Kunst von alten Zeiten her nicht selten, ohne Zweifel in diesem Sinne mi^:^ .
Poseidon in ruhigen Gruppirungen oder in seiner Begleitung vor. So schon a.) i',^-
den Reliefen des Tempels der Athena Chalkioikos in Sparta^) bei der Athi
geburt, so b.) in denen am amyklaeischen Thron ^), unsicher c.) in dem ob»
8. 216 f. angeftlhrten schwarzfigurigen Vasenbilde, dagegen d.) inschrifllich v^u ^^^
bürgt neben Poseidon auf einem Viergespann im Hochzeitszuge der Fran^isvase^^^e.
Aus der Zeit des reifen Archaismus sind uns e.) Poseidon und Amphitrite i bü,^^,
tuarisch unter den Weihgeschenken des Mikythos in Olympia bezeugt^) ; so |^^
hier mit Beiden als dritte Gottheit Hestia verbunden war, erscheint auf der Sos^ -fug
schale^) Hestia neben Amphitrite thronend^). Von Amphitrite begleitet erscl^^ ^bt
f.) Poseidon bei der Aussendung des Triptolemos auf einer Castellani^sdien ^^aae
des Hieron ^) und wahrscheinlich haben wir g.) beide Götter auch in dem in den
Mon. deir Inst. I. tav. 52 abgebildeten^) Vasengemälde zu erkennen, sofern meh
dieses auf das von Pausanias (I. 17. 3) berichtete Abenteuer des Theseus bedetit'j.
'Aus der Blüthezeit der Kunst finden wir h.) dieselbe Gruppe des Poseidon «od
der Amphitrite in Relief an dem Bathron von Phidias* Zeus in Olympia"*]. Niebt
ganz gewiß , aber doch nach ziemlich allgemeiner Annahme "] sehr wahrscheinücb
war i.) Amphitrite als Gattin des Poseidon als die Zttglerin seines Gespanns in
a) Theog. vs. 930 'Ex o 'AfJi'fiTplxT); xal ipixzdizo'j 'Ewoai-yatou
Tpbwv eipußlif]; -^hezo fx^^a;.
b) Olymp. VI. 104 .... ypuaaXaxaToio iröai; 'AfxcpiTpha«. Vgl. ApoUod. I. 4. Ö'. 1
riooei^div oe AfJupixpiTTjv ttjv 'üxeavoO Y^pieT xtX. •
c) Pausan. III. 17. 3, s. oben S. 211 Note a.
d) Pausan. III. 19. 3. s. a. a. O. Note b.
e) Mon. deir Inst. IV. tav. 54. 55, Archaeol. Ztg. von 1850 Taf. 23. 24.
f) Pausan. V. 26. 2, s. oben S. 211.
g) Mon. deir Inst. I. tav. 24, Gerhard, Trinkschalen und Oeftße Taf. 6. 7, I> ^t**"
d. a. Kunst I. No. 210.
h) Vgl. PreUer, Griech. Mythol. 12. S. 329. Anm. 1, 467. Anm. 4.
i) Mon. deir Inst. IX. tav. 48, s. oben S. 229.
k] In der Elite c^ram. III. pl. 9 wiederholten.
Ij Vergl. Nouv. Ann. de la section francaise I. p. 139 sqq., anders Welck.^^^s- i . ^
Denkm. lU. S. 401 ff.
m) Pausan. V. 11. 8, vgl. Anm. 12.
n) S. Michaelis, Der Parthenon S. 199 f., E.Petersen, Die Kunst des Pbeidias
auch Brunn, Die Bildwerke des Parthenon, in den Sitzungsberichten der xnancherau
1874, II. S. 24.
12. AMPHITBITE UKD AMYMONE. 351
Westgiebel des Parthenon dargestellt, welches Bildwerk an dieser Stelle, unter den
ruhigen Gruppirungen der beiden Meeresgötter nur in so fern mit angeführt werden
darf, als es sich in ihm nicht um einen Poseidon und Amphitrite in ihrem Ver-
hältniß zu einander angehenden Mythus handelt. Wiederum inschriftlich verbürgt
sind k.) Poseidon und Amphitrite ('A[xcpiTptjTH als Ehepaar in dem schönen
Vasengemälde mit dem Göttergelage im britischen Museum*) so mit einander ver-
bunden wie Zeus und Hera, Pluton und Persephone, Ares und Aphrodite.
Aus nicht ganz sicherer Periode, aber doch wahrscheinlich aus guter Zeit ge-
«eilt sich 1.] diesen Bildwerken die kolossale Cultusgruppe beider Götter aufTenos
von Telesias von Athen ^) und als das jüngste datirbare Monument, welches wahr-
scheinlicher hier einzureihen, als auf den in mehren weiterhin zu besprechenden
Denkmälern dargestellten Hochzeitszug der beiden Meergötter zu beziehn ist, m.) die
Cioldelfenbeingruppe , welche Herodes Atticus in den Poseidontempel von Korinth
geweiht hatte und welche Pausanias^) ziemlich ausführlich beschreibt. Undatirt
endlich, aber nach einem Vorbild aus guter Kunstzeit ist n.) die Zusammenstellung
von Poseidon und Amphitrite wie von Pluton und Persephone, während die Hera
xom Zeus fehlt, in dem Relief Albani^j, in welchem die sehr jugendliche, fast
mädchenhafte Gestalt der Amphitrite sich nach Analogie ihres etwas tändelnden,
fast koketten Wesens in dem Vasengemälde k. auffassen läßt, wo sie mit ihrer
Kschmttckung oder Schminkung beschäftigt dargestellt ist.
Größeres Interesse als diese bloßen Zusammenstellungen gewähren diejenigen
Monumente, welche sich auf die Gewinnung von Amphitrites Liebe durch Poseidon,
und diejenigen, welche sich auf ihren Upo; Yafio; beziehn. Über die Art, wie
Poseidon Amphitrite gewann, liegen zwei verschiedene Erzählungen vor. Nach der
einen*) wäre Amphitrite, um ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, zum Atlas ge-
flohen und hätte sich verborgen; unter vielen anderen Boten hätte Poseidon, um
*ie SU suchen, auch den Delphin ausgesandt, der sie gefundeu und dem Gotte zu-
gefUirt hätte, wofür er von diesem mit vielen Ehren belohnt und unter die Sterne
versetzt worden wäre. Das einzige Kunstwerk, welches ziemlich unzweideutig diese
^^''Zählung in ihrem Kerne wiedergiebt, ist:
S.
aj Mon. deU» Inst. V. tav. 49, s. Atlas Taf. XIII. No. 8.
b) Clem. Alex. Protrept. IV. p. 41 (Pott.), vgl. oben S. 238 und Preller a. a. O.
467.
c) Pausan. 11. 1. 7. rd hk Ivßov dcp' '^(xüv dv^ftiptev 'Hpt6ß7)c 'AdTjvaloc, Titirou; T^aaapa«
''^*>^p6aoi»; irXVjV toov 6irX»v biz'Kai ol ocptolv elaiv dX^cpovxo;. xai Tplxcuvcc hdo irapd xouc Itc-
^Ov»^ clol ypuaoT, xd fxcx' l?üv iXi^pavxo; xal oOxoi* xiji hk dpfxaxi ^AfxcpixpixTj xal llooei^wv
^•oifjxaot, xal trau öpÄÖ« doriv iid oeXtpivo; 6 riaXaifMuv' dXIcpavxo; hk xtX ypuaoO xai ouxoi
d) Abgeb. bei Zoöga, Bassirilievi di Roma I. tav. 1., Denkm. d. a. Kunst II. No. 76,
^o^clbit weitere Litteratur verzeichnet ist.
e) £rato8th. Katast. 31. ToO lloseiBAvo; ßouXo^^voj x9)v 'AfxcptxplxiQv Xaßeiv ei« ^'jvaixa
^"'^Xot.^j^ioa ix^ivri Icpu^s ^P^« f^"^ "AxXavxa oianrjpfjaai x^^v zapdevlav oreuöo'jaa. 6k 5« xai olI
"■^^»ctOTii NtjpT^ifte; dxp67rrovxo xexp'jfi.fjidv7]c ixelvTj; roXXou; 6 11. ^?lirep.'}^e p.aaxfipa«, is ol« *ai
"^^ir* ^?piva' irXav^fuvo« oe xaxd xd« vi^aou« xoO "AxXavxoc, irepiTreodiv auxiQ irpoaaYY^XXci xal
Ä "f ciKfö; llooeiSmva, 6 hi "rtjxa; a6xVjv (jLejbxa; xifid; £v xiq t^aXd^oig aux^) (Zipiaev , Upöv
^kOtön iv^iwaac elvai, xal eU xd daxoa auxoO x6 auaxTj(i.a e^xev. Wiederholt bei Hygin.
"^oÄt. ftstion. n. 17, Tgl. noch die von 8tephani im Compte-rendu etc. pour l'ann6e 1864
&. 216 Anm. 1 angefahrten weiteren Zeugnisse.
Uvtrbeek, KaBttnythologie. 111. 23
352 lU. MYrH£N i>£8 POSEIDON.
No. 1. das Gemälde auf der Vorderseite einer kleinen Amphora der Peters-
burger VasensammluDg^) von sorgfältigem Stile des 3. oder 4. Jahrhundert«. Hier
sitzt rechts auf einem GewandstUcke, sei es am Ufer, sei es auf einem Felsen im
Meere, Poseidon links gewendet, mit dem Dreizack in der Hechten, das Haar mit
weißen Blumen bekränzt, ganz ähnlich wie in mehren Vaseogemälden Zeus, der
die vom Stier herangetragene lilurope am Ufer erwartet; ihm naht sich ein Del>
phin, unter dem Wellen augedeutet sind und auf welchem Amphitrite, mit einem
Chiton bekleidet, das Nackte weiß gemalt, sitzt. Ihr voraus schwebt, anf sie
zurückblickend, ein nackter Eros, welcher in der Linken einen Kasten trägt und
mit weißen Blumen bekränzt i^. Flinter Amphitrite steht ein mit einem ähnlichen
Kranze geschmückter, leicht bekleideter und beschuhter Jüngling, welcher , dnen
unerkennbaren Gegenstand, den man nach der Zeichnung am ersten für ein Paar
gebogener Schilfstengel nehmen könnte, in der Linken haltend und mit der linkes
Achsel auf einen Stab gestützt, bisher unerklärt ist.
Nicht unmöglich ist es, daß wir in
No. 1 a., der schönen kleinen Nerelfdenstatue im Museum der Marciana tu
Venedig**) die von dem Delphin zu Poseidon herangetragene und eben landend
Amphitrite zu erkennen haben, während sie Urlichs ^) wie Valentinell! als
verkleinerte Nachbildung eines Bestandtheils der großen Achilleusgmppe des
betrachtet. Allerdings waren in derselben die Nereiden auch anf Delphinen rei
tend^) dargestellt, und wenn Urlichs meint. Blick und Antlitz unserer Nereid
seien auf Achilleas gerichtet zu denken, so ist dagegen positiv schwerlich Vieles
einzuwenden. Auf den Gedanken , daß wir die vom Delphin dem Poseidon zog^
tragene Amphitrite zu erkennen haben , führt der weite Schleier , welchen d5
Jungfrau mit den beiden abgebrochenen Händen gefaßt gehabt hat und mit welche
sie sich zu verhüllen im Begriff ist. Für eine die Thetis begleitende NertiFfcJS^
würde dieser weite Schleier wenigstens müßig und seine Handhabung anffidle^r-B<]
sein, während Beides aus der hier als möglich angenommenen Situation sich au ^WTti
einfachste und passendste erklärt. Gegen eine allzu stricte Zurückführung a& iif
Skopas und seine große Gruppe wird man auch die sehr leichte und etwas rafKuMirr
behandelte Bekleidung geltend machen müssen, während dieselbe wiederum dur^L^li-
aus pasöend erscheint, wenn wir die NereYde von etwas späterer Kunst, viellemdif
mit Anlehnung an ein skopasisches Motiv für die hier angenommene erotische >'/-
tuation gestaltet denken. Ob man die Darstellung durch einen der NereYde ge^jron-
a) Stephan!), Die Vasentiammlung der Kais. Ermitage No. 2164, abgcb. bei ßtephani.
Antiquitcs du BoHphore Cimm. pl. Ol No. .*i u. 4, vgl. Text Bd. II. 57.
b) Valentinelli, Catalogo dei marmi Bcolpiti del inuseo arclieologico dclla Marciana iVk'
No. 49, abgeb. das. tav. 4, bei Zanetti, Ant. statue II. 3S, bei Clarac, Mus. de sculpt. pl
746 No. 1802. Hoch 1,24 M. /um gegenwärtigen Zustande vergl. noch Conie in du
Archaeol. Ztg. von 1S72 S. ^4 , der auch nach meiner UnterHUchung die von Valentinelli
angenommene Nichtzugehörigkeit des Kopfes mit Hecht bezweifelt. S. auGerdcm nvH^.
<>. Jahn, Berichte der k. silchs. lies. d. Wiss. von 1S54. S. 177 f.
c) Skopa» S. 147.
d IMiii. N. H. \.XXVI. H't Nereide» supra delphino.s et cete aut hippo**"*!^'
«fdentes
12. iLMPBITBITf. UND AMYMONE. 353
aber atehmdeii oder sitzenden Poseidon vervollständigt denken soll oder nicht,
wird wohl dahinstehn müssen.
Die zweite Erzählung^] berichtet, daß Poseidon Amphitrite geraubt habe , als
sie anf Naxos einen Reigen mit aufftthrte.
Auf diese Sagenwendung scheint sich am sichersten zu beziehn:
No. 2. das roth%nrige Gemälde auf einer aus Aegina stammenden Pyxis in
der Ephorie des Cultusministeriums zu Athen ^j.
In diesem Bilde , welches aufs lebhafteste an gewisse Darstellungen des Raubes
der Thetia durch Polens*^) erinnert, hat der durch seinen Dreizack aufs unzwei-
deutigste gekennzeichnete, bekränzte und kurzbekleidete (oben S. 230 u. 330 f.) Po-
seidon neben einem flammenden Altare die erschreckt fliehende Amphitrite an der
Schnlter gefaßt, während er mit dem Stiele seines Dreizacks wie in gebieterischer
Weise ihre Flucht zu hemmen sucht. Von drei weiteren NereKden eilt eine zum
Beistände der Schwester herzu, während die beiden anderen mit großen Schritten
nach rechts entfliehn, wo der unterwärts fischleibige Nereus lebhaft zu einer ganz
JTtthig, wie erstarrt vor ihm stehenden Frau, Doris, redend dargestellt ist, offenbar
■un nach einem sehr gewöhnlichen Motive solcher Scenen^j, dem Vater von der
.saBerordenÜichen Begebenheit Kunde zu geben und seine Hilfe anzurufen.
Diese Scene, welche bei der großen Zahl ähnlich dargestellter Liebesabenteuer
H^oeeidons schwerlich mit Sicherheit zu benennen sein würde, wird zunächst durch
^en hier ungewöhnlichen, aber nicht unerhörter Weise fischleibig dargestellten Ne-
:areus ^^) , der, obgleich nicht durch Namensbeischrift gesichert, hier nicht wohl anders
C Triton, Glaukos) genannt werden kann. Nach ihm bestimmen sich nicht allein
^die Mädchen als Nereiden und folglich das von Poseidon ergriffene als Amphitrite,
«Bondem es wird durch ihn, namentlich indem ihm ein schwimmender Delphin bei-
^^^egeben ist, wodurch er als im Meere befindlich bezeichnet wird, auch die Ort-
BJehkeit, wo sich die Handlung vollzieht, als Meeresstrand charakterisirt. Dies
iptflt natflrUch auf Naxos, von woher Poseidon die Amphitrite raubt, vollkommen
«aid nicht minder läßt die Mehrzahl der anwesenden und bei dem stürmischen Her-
einbrechen des Gottes sehen aus einander fliehenden Nereiden, gar füglich auf den
^vorhu* von ihnen uni den auch sonst in verwandten Scenen vorkommenden^) Altar
gefeierten Reigen schließen, auch dann, wenn man den von der Nereus zuge-
fl^A^en Nereide gehaltenen Gegenstand nicht mit Heydemann a. a. 0. als Ball,
sondern nach der Zeichnung mit Logiotatides als einen Apfel erkennt , welcher
dann freilich eine nähere Beziehung auf die Häupthandlung oder auf die eheliche
a) Bei Eustath. ad Od. p. 1458. 40. icepl i^c ('AfxcpiT(>(T7)«) fxudo; 6ti iv Nd((|> r^v
V^Tp(tT)v ^opeuo'jsov lidiv no9Ei&tt»v -ijpiraoev. Ebenso der Schol. mit dem Beisatze: £dcv
^ ifXwpicDv rioset^cuvla d}vo|xdodY) if) dei; , cu; xai ''Hpa AialvT) irapd Aa)5(»va(ot( , dK
ATtoXX^I^oopo*,
b) Zuerst beschrieben und richtig gedeutet von Logiotatides in der Archaeol. Ztg. v.
*^ Anx. S. 254* f.; abgeb. bei Heydemann, Griech. Vasenbilder Taf. I. No. 2, welcher
^^otttides' Erklärung verwirft und das Gemälde in offenbarem Irrthum auf »die Nereide
^ymone« besieht.
c; Vgl. m. Gall. heroischer Bildwerke Taf. VlI. No. 4, Taf. VIII. No. 4, 5, 7.
d) Vergl. O. Jahn, Arch. Beiträge S. 29 f.
e; Vergl. Jahn, Arch. Beiträge S. 31. Anm. 51».
354 III. MTTHKN DES POSEIDON.
Verbindang von Poseidon nnd Amphitrite schwerlich hat, wie sie Logiotatides
(a. a. 0. S. 255*) annimmt. Wenn so dies Gemälde ziemlich sicher ab auf die
Yon Eustathios überlieferte Sagenwendung bezüglich betrachtet werden darf, ver-
schlägt es für dessen Verständniß Nichts, wie man die Handlung des Nereas und
der vor ihm stehenden Frau auffaßt, ob man in Nereus' Oesticulationen mit Logio-
tatides den Ausdruck seines Unvsillens erkennt oder mit Heydemann annimmt, daß
er, der Zukunft kundig, die That im voraus gewußt habe und eben im Begriffe sei,
dieselbe seiner Gattin Doris zu erzählen.
Weniger sicher, aber dennoch wahrscheinlich bezieht sich auf dieselbe Er- ^
Zählung
No. 3. das im sorgfältigen Stile des 4. Jahrhunderts aosgefährte, rothügurige ^
Gemälde auf einem s. g. Oxybaphon (011a) aus der Campanaschen in der peters— . ^
burger Sammlung^), welches Stephani folgendermaßen beschreibt: »In der Mitt^,j^
schreitet ein bärtiger Mann (Poseidon), der ein kurzes Panzerhemd [? sollte die:^^^.
nicht ein Chiton wie der sein, welchen der Gott in No. 2 hat?] and in de\
Haaren ein schmales Band trägt, sowie einen Gewandstreifen über den linken Arr*
geworfen hat, heftig mit vorgestreckten Armen nach rechts. Vor ihm flieht
Frau (Amphitrite) heftig nach rechts, indem sie nach links zurückblickt. Sie
einen mit einem braunen Band gegürteten Chiton nebst einem kleinen Übei
und in den Haaren einen Blätterkranz. In der Linken hält sie einen Delph-'-^r^jp
Hinter Poseidon flieht eine zweite .... Frau (Nereide) heftig nach links , . ind-^^^QQ
sie nach rechts zurückblickt. Sie ... . hält in der Rechten einen Delphin.«
Auf dem Kvs. setzt sich die Scene so fort: »In der Mitte steht ein jj^t
Chiton und Himation bekleideter Mann, dessen Bart- und Haupthaar von wer ^[Ber
Farbe sind (Nereus) in ruhiger Haltung nach rechts gewendet und hält in der
Linken ein Skeptron. Auf ihn zu eilt von rechts her eine .... Frau C^^fe-
relde) .... Hinter ihm eilt eine vierte .... Frau (Nereide) nach rechts, in. dea
sie nach links zurückblickt.« — Allerdings würde durch den Mangel des
in der Hand des angreifenden Mannes die Beziehung des Ganzen auf einen
donischen Mythus anfechtbar werden , wenn nicht die Frauen des Avs. dnrel^ ik
von ihnen gehaltenen Delphine als Nereiden unzweifelhaft gekennzeichnet wflr-*^,
denen gegenüber bei dem bärtigen Angreifer in einem Gemälde dieses Stil^»« n
Polens sicher nicht ^), also füglich an keinen Andern, als an Poseidon gedselit
werden kann®).
Eine durchaus verwandte Composition zeigt
No. 4 das rothßgurige Gemälde auf einem Stamnos der Würzburger i^ainin-
lung (No. 324)^), nur daß die Nereiden der Vorderseite keine Delphine ^^^teo,
Nereus auf dem Kvs. sitzend, mit Scepter und Fisch ausgestattet dargest^^t i^i
die hinter ihm stehende Frau durch die ihr Haupt bedeckende Haube ^^oo ^
a) (Stephani), Die Vasen Sammlung der Kais. Ermitage No. 1531.
b) Wie der Verf. der Catal. Campana XI. 52 und Manitius, De antiquitk'^ l^ep^
Hgura p. 4() wollten.
c) Vergl. wegen des fehlenden Dreizacks auch oben 8. 319 f.
d) Ehemals in der Feoli'schen Sammlung , Campanari , Vasi Feoli No. 1 1 ^ ^j;^^
Gerhard. Auserl. Vasenbb. III. Taf. 182.
12. AMPUITBITE UND AMTMONE. 355
flbrigen Nereiden unterschieden und wahrscheinlich als Doris charakterisirt wird
and endlich , nnd dies ist die Hauptsache , daß der Angreifer auf der Vorderseite
ein Jflngling und daher bis jetzt allgemein für Peleus erklärt worden ist. Die
Grflnde, aus denen man ihn gleichwohl, wenn auch nicht mit Sicherheit, fUr Po-
seidon halten darf, sind oben S. 324 f. angegeben worden.
Außerhalb des Kreises der Vasenbilder wird sich auf die Entführung Amphi-
trites am wahrscheinlichsten beziehn lassen:
No. 5, ein sehr fragmentirtes Wandgemälde in der Casa del poeta tragico in
Pompeji •^ welches Heibig richtig so beschreibt: »Ein Triton mit meergrünem
^aar schwimmt heftig bewegt nach rechts, in der Rechten eine Peitsche, um den
erhobenen linken Arm ein Band oder eine Schlange [?]. Ihm nach reitet auf
^inem gezftumten Delphin ein Eros, welcher mit beiden Händen einen Dreizack
Siftlt. Beide wenden sich nach der links befindlichen und bereits bei der Ent-
<lecknng des Bildes nur im untern Theil erhaltenen Gruppe. Nach dem vorliegen-
den Stiche stellt dieselbe eine sitzende männliche Figur dar, .... welche eine
^«veibliche .... über die Schenkel gelegt hält; gegenwärtig sind von beiden
ITi^ren nur die Beine erhalten. Über dem Triton sieht man Spuren einer nackten
mftnnlichen Figur, im Stiche des Mus. Borbon. über dem Eros einen Pferdehuf.«
Eben so richtig fügt er hinzu, allem Anscheine nach sei eine Entführung darge-
stellt, bei welcher Triton und Eros zugegen sind. So haben das Bild auch Andere
verstanden, aber die handelnden Personen verschieden benannt. Jahn^) hat an
eine Entführung der Amymone durch Poseidon gedacht, und zwar veranlaßt durch
^en Umstand , daß auch bei Lukian ^) ein Triton den Gott der Amymone zufährt.
An Poseidon wird schon des mit deip Dreizack ausgestatteten, delphinreitenden
Blros wegen nicht zu zweifeln sein, desto mehr aber an Amymone. Denn es ist
sehr die Frage, ob bei ihr überall von einer Entführung durch Poseidon die Rede
^ein könne. In den gangbarsten Formen der Sage (s. unten Amymone) ist dies
Sewiß nicht der Fall; wenn aber bei Lukian (a. a. 0. § 3) Amymone zu Po-
seidon sagt: iroT fxe Euvapiraaa? ayen;; so zeigen die ein paar Zeilen weiterhin
^Igenden Worte: tt ßtaCTQ fxe xal 4; ttjV OaXarrav xafteXxei<;; i'^m 8i airoirviYT^-
^^(iiai 7] abXioi xaTaSuaa, daß es sich hierbei wohl darum handelt, daß Poseidon
^^^ Mädchen in sein Wellenreich hinabzieht, um dort, wir dürfen annehmen in
^iner Wassergrotte, wie sie bei Philostrat sen. Imagg. I. 8. sich alsThalamos für
Poseidon und Amymone wölbt und wie sie ein seines Ortes zu besprechendes
^«sengemälde darstellt, ihrer Liebe zu genießen, nicht aber darum, daß Poseidon
-^i&ymone von der Küste von Lema weg über das Meer an emen andern Ort oder
^ seinen Palast t^er das Meer hin entführt habe^). Und eben um solch eine
^tführung über das Meer hin, wahrscheinlich auf einem mächtigen Hippokampen,
^^^ndelt es sich in dem Wandgemälde. Mit größerer Wahrscheinlichkeit hat dem-
a; Heibig, Wandg. der v. Vesuv verschütteten 8tAdtc Campaniens No. 1092, abgeb.
^^». Borbon. in. tav. 52.
h] Griechische Vasenbilder S. 36 f.
Ol Lucian. Dial. deor. marin. 6.
d Dasselbe wird von den Worten des Schol. Eurip. Phoen. vs. 195: ^pnaoi xe auTT,v
*** fc|iipf) %VL gelten haben.
356 . III. MYTHEN DES POSEIDON.
nach Stephaoi^) die von Poseidon Entführte Amphitrite genannt, bei der es sieh ja
in der That um einen Raub vom Strande von Naxos und um eine WegAhnmg
handelt, welche die dauernde eheliche Verbindung der beiden Meergdtter veran-
laßt, während Meir Amymone schon deshalb als inArgos zurückbleibend zu denken
haben, weil ihr von Poseidon empfangener Sohn Nauplios daselbst heimisch war,
ehe er Nauplia gründete.
Zu diesen Monumenten, welche die Gewinnung oder Entführung Amphitritea
durch Poseidon nach der einen oder der andern Wendung der Sage angehn, stellen
sich zunächst diejenigen, welche den Hochzeitszug der beiden Meeresgötter ver-
gegenwärtigen. Hier gebührt ohne Frage die erste Stelle
No. 6, einem großen und schönen Friesrelief in der Glyptothek in München^;.
Gegenüber der ausführlichen und in allem Wesentlichen genauen Beschreibung
dieses Reliefs bei Jahn und gegenüber seinem dem Verständniß keine Schwierig-
keit bietenden Inhalte wird hier die sachliche Besprechung kurz gefaßt werden
dürfen, während die Beifügung einiger Erörterungen über die Composition und die
kunstgeschichtliche Stellung des Denkmals nicht wohl zu vermeiden ist.
Die Mitte des ganzen Reliefs nimmt der von zwei Tritonen gezogene Hoch^^
zeitswagen des Poseidon und der Amphitrite ein, welcher in der Hauptsache ^^^e
Form eines auf Räder gestellten Thrones hat^), dessen Rücken- und Armlehii^i^^
mit einem schönfaltigen Tuch überhängt sind. Auf demselben sitzt links Posei^^jjQ
mit nacktem Oberkörper, von einem Himation verhüllten Beinen, eine (in i
Zeichnung im Atlas leider weggelassene] Taenie im reichen, etwas wirren und \
feucht gebildeten Haar und sanftem , fast ein wenig schwermüthigem Ausdr^»- a<
des Gesichtes. Mit der Rechten hält er den um den Leib der Tritonen |
schlungeuen Leitriemen, die Linke liegt bequem geöffnet auf der Armlehne
Wagens; die Frage, ob der Gott in dieser Hand einen Dreizack gehalten
ist schon oben S. 320 als zweifelhaft bezeichnet worden. Rechts neben dem
mahle sitzt Amphitrite, ganz und tief in den bräutlichen Schleier eingehüllt,
sie mit emstmildem Ausdrucke des schönen Antlitzes. Von den beiden den
ziehenden Tritonen spielt der rechte die Lyra, während derjenige links auf
ergänzten, aber ohne Zweifel richtig ergänzten Muscheltrompete bläst, welcba« mq
die Stelle der bei gewöhnlichen Hochzeiten üblichen Flöte getreten ist. Dem
Wagen folgt, von einem gewaltigen Hippokampen getragen, in dessen Seh^wruui-
Windungen gelagert sie von hinten gesehn wird, eine mit einem ganz dflooeii
Chiton und um die Beine geschlagenen Himation bekleidete Nereide, welche- in der
Linken eine theilweise ergänzte Schale hält, in welche sie aus einer in der Recbtoi
erhobenen Kanne einschenkt. Ein kleiner Eros, welcher auf unbegreifliche Weise
a) Compte-rcndu etc. pour l'annöe 1^64 S. 222.
b) Jetzt No. 115, B. Brunn, Beschreib, d. Glyptothek 2. Aufl. S. 144 ff., fr^*"
No. 116; abgeb. mit manchen kleinen Ungenauigkeiten in den Berichten der k. sAdu»* ^^'
d. Wias. von 1854 Taf. 3—8, nach Photographie vom Original im Atlas Taf. XIII. No- *^-
Vergl. außerdem Urlichs, Skopas S. 128 ff. und Stark im Philologufl Bd. XXI. S. 444«.
Die Ergänzungen sind bei Brunn genau verzeichnet.
c) Jahn a. a. O. S. 164. Note 12 vergleicht mit Recht die Beschreibung bei Pl»<^^^
V. Ceu^o«. CeO^o; VjfjLiovixov t^, ßoixöv , t-?;v Xe^ofAevr^v xXivi^a, ^ ioTiv 6fxo(a hiil^^ » *'^
T*^; TJy.^r^i p.£dooov iroioOvxai xtX.
12. iJtPHITmTE UND Afl^OKE. 357
anf dem stai-k bewegten linken Vorderbeine des Seerosses steht, hält dasselbe aih
Zflgel, während ein zweiter auf dem in mächtigen Windungen arbeitenden Schweife
desselben rnhig sitzend nnd nach außen schauend dargestellt ist. Den Abschluß
nach dieser Seite bilden zwei weitere NereYden, von denen die eine mit einem
blattförmigen Fächer in der Rechten, einen nicht sicher bestimmbaren Gegenstand
mit der Linkeik auf dem Schooß haltend, auf dem Rücken eines niit bärtigem
Kopfe restanrirten Triton getragen wird, auf dessen Schulter sie vertraulich den
rechten Arm stützt, während die zweite, von der außer dem wie bei der erstem
ergftnzteli Kopfb nur wenig zu sehn und die ohne Attribute ist, auf einem ganz
gewaltigen Seedrachen reitet, den ein vorahsohwebender, bis auf den einen Flügel
ganz der Restauration angehörender Eros an einem Leitseile zu führen scheint.
Dieser ersten, von rechts nach links bewegten Zughälfte begegnet in der entgegen-
gesetBten Richtung die zweite; voran auf einem Hippokampen nach Frauenart
reitend eine reicher und völliger als die übrigen Nereiden bekleidete weibliche
Person, deren Haupt mit dem Kekryphalos (oder Sakkos) bedeckt ist und welche
in beiden Händen ein Paar lodernder Fackeln dem Brautpaar entgegen erhebt.
Smnn hat sie, ohne Zweifel mit Recht als die Brautmutter, die Okeanide Doris
l^eseiehnet*). Auf den Schweifwindungen ihres Hippokampen sitzt wiederum im
'Wesentlichen ruhig ein kleiner Eros (Kopf modern) , welcher den Zügel des nun
^^Igenden Seestieres hält. Auf diesem reitet, ebenfalls quer sitzend, rückwärts ge-
^^nrendet, aber vorails blickend eine Nereide, welche ein wie es scheint rundes
Kästchen (ELibotosj in den Händen hält (1. Arm u. 1. Hand ergänzt], während
Auch hier, entsprechend detia andern Ende und eben so durch einen Pfeiler, auf
^^w^hen zurftckzukommen sein wird, von der Mitte getrennt, ein Nereidenpaar den
-^i^sdiluß bildet. Von diesen wird die vordere, wie jene gegenüber, auf dem
^Kücken eines, hier Jugendlichen Triton oder Seekentauren getragen , auf welchen
^^ den Bchönen, nur unterwäHs bekleideten und von hinten zu sehenden Körper
^^^aem gelagert hat, mit der Rechten auf die Mitte des Zuges hindeutend, welcher
ftf zu ihr zurückblickender Träger eifrig zuzustreben scheint. Die zweite Nereide,
^^n der hinter einem von ihr gehaltenen, unerklärbaren, breiten Gegenstande nur
^©t- Kopf sichtbar wird, reitet, wiederum wie ihr Gegenüber , auf einem mächtigen
®^edrachen, dessen Zügel der Triton in der rechten Hand hält, während seine
^^Qke darunter, in Gewand eingehüllt sichtbar wird. Nicht unausgesprochen
^^bon soll der Zweifel, ob das Relief mit den beschriebenen Figuren vollständig
^Hialten sei oder ob an beiden Enden ein Stück fehle. Rechts wie links näm-
■><^h, rechts oberhalb des langen Fischscliweifes des Triton, links unten neben dem
*'^uße der auf dem Triton gelagerten Nereide sind noch Stücke von Fischschwanz-
^*^dungen za sehn, deren Zusammenhang mit den ganz dargestellten Seewesen
^^U'ehans unklar ist und von denen besonders derjenige links wie von dem Ende
^^f Platte abgeschnitten aussieht. Fehlt aber links ein Stück, so muß bei der
^olllcoinmenen RiBgelmäßigkeit der Entsprechung in den beiden Seiten der Compo-
^Hion dieselbe auch rechts noch weiter fortgesetzt gewesen sein und die Länge des
^özen Reliefs würde dann über die erhaltenen 8,88 M. noch hinausgegangen sein.
Daß in diesem Relief sich alle charakteristischen Merkmale des Hochzeitszuges
a) Vergl. die ähnliche Kopfbedeckung der vcrmuthcten Doris in No. 2 u. 4.
I
358 ^ in. MTTH£N DES POSEIDON.
finden, hat Jahn (a. a. 0. S. 164 ff.) näher erörtert, hier sei nur kurz anf die
Einholung der Braut auf dem Wagen des Bräutigams unter zahlreichem Gefolge,
die Verschleierung der Braut, die Musik von Saiten- und Blasinstrument (auXol
(popfjLiYYi; te II. XVni. 495) und die von der Brautmutter getragenen Fackeln
als auf das Wesentlichste hingewiesen; auch ist hierüber bei den verschiedenen
Erklären! kein Zweifel und keine Verschiedenheit der Ansicht. Anders verhält es
sich mit der Oesammtcomposition unter künstlerischem Gesichtspunkt und mit der
kunstgeschichtlichen Stellung des Denkmals.
Anlangend die Gesammtcomposition ist am auffallendsten die Zweitheüigkei^^
des dargestellten Zuges und der Umstand, daß sich die beiden Hälften in de^m
Mitte begegnen, anstatt daß das Ganze sich in einer Richtung fortbewegte. Wen^r:^
freilich Jahn (S. 165] von der Doris als von einer »dem Wagen voraufziebende^^
Frau mit den angezündeten Fackeina redet ^^), so hebt er mit diesem Ausdracl
die Zweitheiligkeit auf, irrt aber aufs entschiedenste. Brunn (S. 147) sucht
zu vermitteln, und zwar indem er schreibt, daß, obwohl sich die verschiedei
Gruppen nach dem Centrum zu bewegen und dort auf einander zu stoßen scheu
der Beschauer dennoch den Eindruck empfange, als bewege sich der Zug in eii
einzigen Richtung fort. Dies meint er näher folgendermaßen motiviren za könn*
»Durch eine perspectivische Neigung der Rücklehne des Wagens und durch ^
ovale Form des Rades, sowie dadurch, daß der eine der ziehenden Tritoneo ia
der Vorderansicht gebildet ist, erhält der ganze Wagen eine Wendung nach aa&tD
gegen den Beschauer zu , während * eben so auch das Seeroß der Doris sich nacli
außen dreht [?], so daß beide Gruppen sich nicht begegnen, sondern von zwei
fast entgegengesetzten Seiten aus dem Beschauer entgegen zu kommen scheineD^
Daß aber femer die beiden Flügel , welche sich an diese Spitzen des Znges an-
schließen, gewissermaßen nach hinten zurückweichen, ist durch das besondere Maß
der Ausführung erreicht worden .... Je mehr die Entfernung vom Mittelpunkte
wächst, um so mehr nimmt auch das Maß « der Ausführung ab, so daß gegen die
Enden zu die Arbeit wie vernachlässigt und fast nur in großen Massen sUziiit
erscheint. Grade dadurch ist aber erreicht, daß das Auge bestimmt anf die Mitte
hingeführt wird, daß diese dem Beschauer entgegen zu kommen scheint, während
die Flügel noch in einiger Entfernung zurückbleiben.« Dies sind denn freilich in
mehr als einem Betracht sehr bedenkliche Sätze. Es muß allerdings dem Ange
eines Jeden überlassen bleiben, ob es den von Brunn geschilderten Eindruck -^
empfangt oder nicht, aber die Mittel, durch welche dieser angebliche ^indmek^
erreicht sein soll, erheischen eine etwas nähere Beleuchtung. Richtig geschildert^"
ist die perspectivisch verschobene Ansicht des Wagens; allein diese war
von allem Andern deshalb nöthig, weil bei einer streng eingehaltenen Profilansicl
die Figur des Poseidon diejenige der Amphiti'ite so gut wie gänzlich und d<
vordere (linke) Triton den hintern (rechten) zum größten Theile gedeckt
würde. Der Künstler dieses Reliefs ist hier nicht anders verfahren, als der
des Parthenonfrieses in der Darstellung der Zyga des Reiteraufzuges an der Noi
und Südseite'^], wo doch von einer Wendung des Zuges dem Beschauer enl
a) Michaelis, Der Parthenon Taf. 10 u. Taf, 13.
12. AMPHTTRITE UND AMYMOKE. ' 359
entfernt nicht die Rede sein kann. Das sind einfache Consequenzen der Gesetze
der Reliefbildnerei und die Zusammenstellung des mit dem Oberkörper in der
Vorderansicht gebildeten Triton und des in der Profilansicht dargestellten zweiten
neben ihm entspricht einer meistens beobachteten Gewohnheit derselben Kunst ^).
Daß sich auch das Secroß der Doris nach außen, dem Beschauer entgegen wende,
ist schon oben durch ein beigefügtes Fragezeichen als thatsächlich irrig bezeichnet
worden; lediglich den Kopf wendet dasselbe um, weil derselbe gradaus gerichtet
mit dem Arm des Triton häßlich zusammengestoßen wäre und den emporgerichteten
flAchschwanz verdeckt hätte ; sein ganzer Körper bewegt sich in reiner Profil-
»naicht, genau so wie diejenigen des zweiten Hippokampen, des Seestieres, der
Seedrachen, des Seekentauren am linken Ende. Was sodann die nach den Enden
tftin abnehmende Ausführung des Reliefs anlangt, ist es wahr, daß sich hier einige
Unklarheiten finden, welche aus der Abbildung besser zu ersehn, als mit Worten
oline Weitläufigkeit zu schildern sind (vgl. nur den l. Arm der Nereide auf dem
S«ekentauren und den Hals der zweiten Nereide am luiken Ende, den rechten Arm
der Nereide, deren Kopf neben dem des Seedrachen am rechten Ende sichtbar
^wird, die Unbestimmbarkeit der von den Nereiden dieser Endgrappen gehaltenen
Gegenstände). In der Hauptsache aber muß die Richtigkeit der Beobachtung in
^;^l)rede gestellt werden und auch hier genügt ein Blick auf die nach photogra-
plüischer Vorlage gemachte Abbildung im Atlas um Jeden, auch den, welcher das
Oxiginal und Abgüsse nicht kennt, zu überzeugen, daß die menschlichen und thie-
riachen Formen der Gestalten an den Enden des Reliefs weder weniger kraftvoll
Ki.och weniger durchgearbeitet sind, als diejenigen der Gestalten in der Mitte. Wäre
nicht der Fall, müßte Brunns Beobachtung anerkannt werden, so wäre damit
Lgleich über die Entstehungszeit des Reliefs in einem Sinne entschieden, mit dem
sich Brunn am wenigsten einverstanden erklären würde. Denn ganz gewiß giebt
es kein Relief aus guter griechischer Zeit, welches eine solche größere Entfernung
eisseher Theile auf diese oder auf eine andere Weise zu vergegenwärtigen auch
x^ut versuchte , weil dies gegen die Stilgesetze des Reliefs verstößt , am wenigsten
'^ber ein solches, welches diesen Eindruck durch Mittel zu erreichen strebte, welche
den Gebiete des Malerischen angehören. Dergleichen könnte, wenn überhaupt
^n antiker Kunst, höchstens bei einem Product aus römischer Zeit angenommen
Verden, in welcher das Relief in Folge seiner Reproduction malerischer Composi-
tionen angefangen hat, malerische Momente in seine Darstellungsmittel aufzu-
nehmen^).
Wenn die Sache sich nun aber so verhält, so wird man nicht umhin können,
^ der That zwei einander begegnende Züge anzuerkennen, bei denen an der
spitze des einen das Brautpaar, an der Spitze des andern die Brautmutter sich
^^ndet. Wie man sich dies erklären und zurechtlegen will, ist eine offene Frage,
^^lich, daß beide Zughälften demnächst abschwenken und eine gemeinsame Rieh-
1) Vergl. 2. B. die Paare in der Götterversamnilung des östlichen Parthenonfrieses,
Michaelis a. a. O. Taf. 14.
b) Vergl. besonders Philippi , Über die röm. Triumphalreliefe und ihre Stellung in der
^^uwtgeschichte in den Abhh. d. k. «ächs. Ges. d. Wiss., Phil.-hist. Classe VI. S. 247 ff.,
Sonders S. 268 ff.
360 III. MYTHEN DES POSEIDON.
tung einschlagen werden, möglich, daß hiervon die erste Andeutung in der Rich-
tung von Poseidons Wagen gegeben werden soll, möglich aber vielleicht auch, daB
die Composition auf einem andern , von uns noch nicht erkafanten Grunde ruht.
Soll dieser aber jemals gefunden werden , so darf man sich vor Allem über die
Thatsache nicht täuschen, wie es Brunn gethan hat.
Auch sonst ist in diesem Relief noch das Eine und das Andere auffallend
und unaufgeklärt. Auffallend mu£ man es nennen, daß in dem ganzen Bilde jede
Andeutung des Wassers fehlt, in welchem doch alle hier dargestellten Wesen, Tri-
tonen und Sceungeheuer nicht nur allein sich bewegen können, sondern hier offen-
bar sich bewegend gedacht werden. Allein dies mag sich mit Brunn aus der so-
gleich näher zu besprechenden architektonischen Bestimmung des Reliefs erklären
lassen. Unaufgeklärt dagegen ist vor Allem die ^Bedeutung der beiden flacben
Pilaster, durch welche die beiden Eckgruppen von der Mitte der Composition ge-
schieden werden. Brunn hat (S. 147) dieselben daraus zu erklären verbucht,
»daß das Relief ursprünglich als Theil eines architektonischen Ganzen gearbeitet
war, wahrscheinlich als Fries an der Vorderwand eines sechssäuligen Tempels, so
daß die etwas breitere centrale Doppelgruppe sich über der Thür der Cella be-
fand, die isolirten Nereiden den zunächst folgenden Intercolumnien, die Pilaster den
Ecken der Cella, die Nerel'denpaare der Breite der Seitenhallen entsprachen.« In
der Annahme, daß das Relief den Fries an der Vorderseite eines sechssäuligen
oder korinthisch viersäuligen) Tempels gebildet habe, ist Brunn Urlichs (Skopu
S. 128 f.) vorangegangen, welcher auch auf mehre Tempel von wenigstens in-
uähernd ähnlichen Dimensionen hingewiesen hat; hiergegen ist auch nicht eben
viel einzuwenden. Allein Brunns Annahme, daß die Gliederung des Baues, welchen
der Fries schmückte, sich nicht etwa in der rhythmischen Gliederung des Reliefs
ausspreche , wie dies im östlichen Parthenon fries und in besonders deutlicher und
feiner Weise im östlichen Friese des s. g. Theseion der Fall ist^), sondern daB
aus ihr die beiden, innerhalb der Composition so befremdlichen Pilaster stammt»!,
ist im höchsten Grade bedenklich, weil sich in keinem der auf uns gekonunenei
verwandten und vergleichbaren Monumente etwas auch nur entfernt Ähnliches
>\iederfindet und man doch wahrlich nicht wird sagen wollen , die Erscheinang sei
eine natürliche und geschmackvolle und ihre durch Brunn gegebene Erklärung be-
dürfe deswegen der Begründung durch ein analoges Vorkommniß nicht. Ob, wie
dies in Vasengemälden, aber freilich auch nur in solchen, etwas Gewöhnliches ist,
durch diese Pfeiler Gebäude angedeutet werden sollen , etwa die BehausuDg dv
Ncreus , aus welcher Poseidon die Braut abholt , das mag dahinstehn und soll f^
wiß nicht behauptet werden; aber das muß man doch sagen, im Zusammenhanp
mit der Composition und der dargestellten Scene müssen diese räthselhafton Pilaster
stehn und wir werden nicht glauben dürfen, sie erklärt oder verstanden zu haben,
bis wir vermocht haben, diesen Zusammenhang nachzuweisen.
Auch in Betreff der kunstgeschichtlielien Stellung dieses Reliefs gehn die ^^
sichten noch nicht zusammen. Jahn, welcher die große Schönheit. Kraft ^
Frische , dabei die überall in den Nereidengestalten im Gegensatze gegen ^'
a} Vgl. Friederichß, Bausteine z. Gesch. d. griech.-röm Plastik I. S. 137 f.
12. AMPHITRITE UND AMYMONE. 361
niiBgen, welche in der spätem Kunst gäng nnd gebe sind, gewahrte keusche
ernste Haltung nach Gebühr hervorgehoben nnd gepriesen hat , meint zwar,
Werk unter den uns erhaltenen sei mehr geeignet, als dieses, uns von dem
defi Skopas nnd seiner Schule einen Begriff zu geben, nimmt aber gleichwohl
and, den Pries gradezu für ein Werk eben dieser Schule zu erklären, obwohl
in den Zeiten der schönsten Eunstblüthe zuschreibt. Urlichs (Skopas S. 129)
>t getrost einen Schritt weiter than und behaupten zu dürfen, der Fries sei
der Werkstatt des Skopas als Begleiter der von seiner Hand ausgeführten
len (der berühmten Achilleusgruppe) hervorgegangen und verhalte sich zu
n ähnlich wie die Reliefe des Parthenonfrieses zu den verlorenen Original-
:en des Phidias. Ja er nimmt an (S. 130), daß der münchener Fries den-
vn Tempel des Poseidon zierte, woraus Cn. Doroitius Ahenobarbus die Gruppe
*aehte, womit er nicht behaupten will, daß er grade an derselben Stelle des
ndefi sich befartd; er könne eine Balustrade oder irgend eine größere Ab-
ühg geschmückt haben [?]. Urlichs sucht diese seine Ansicht auch noch mit
topographischen Argumentation zu stützen, daß der Palast Sta. Croce, in
hem das münchener Relief früher aufgestellt war (ohne daß wir freilich wissen,
3r dieses in denselben gekommen und ob es in der Nähe gefunden ist) , in der
on Roms, dem Gircus Flaminitts, liegt, wo sich der von Cn. Domitius erbaute
mit Skopas' Achilleusgruppe geschmückte Tempel befand. Während nun
in (a. a. 0. 8. 150), obwohl er den Mangel des Zeugnisses über die Her-
It des Frieses beklagt, Urlichs' Vermuthung, daß der Fries mit der Statuen-
ipe in enger Verbindung gestanden habe, als einer »gewissen Wahrscheinlich-
I nicht entbehrend bezeichnet und auch seinerseits dem Fries ein ähnliches
WtDiß zn Skopas zuspricht, wie es der Parthenonfries zu Phidias hat, stemmt
Stark (a. a. 0. S. 444) dieser Ansicht entgegen. Er will sich dabei nicht
den bei wiederholter Betrachtung von dem Werk empfangenen Eindruck be-
m, welcher ihm dasselbe als ein schönes Zeugniß jener reproducirenden Thätig-
i attischer Künstler auf dem Boden Roms (in der s. g. neuattischen Schule)
'hmea ließ, dagegen glaubt er bezweifeln zu müssen, daß man dem Skopas
B q)ielenden , scherzenden , die Seeungeheuer zügelnden vier Erotenkinder zu-
len dürfe, die mehr im Geist alexandrinischer Poesie erfunden seien, als im
8te der Kunst eines Skopas, des Meist4Brs der megarischen Erotengruppe (Urlichs
^ S. 90), in welcher Eros, Himeros und Pothos nicht Kinder, sondern zarte
iben an der Grenze des Jünglingsalters waren. — Die Frage, wie früh man
en der ernstem Jünglingsgestalt des Eros die kindliche als in der Kunst ange-
idet wird annehmen können, kann hier nicht beiläufig erörtert worden: mag
r auch der kindlich gestaltete Eros, auch eine Mehrzahl kindliciier Eroten viel-
ht etwas früher als zu der Zeit annehmbar sein , auf welche Stark hier hin-
st, immerhin bleibt neben ihrer in der That spielenden Verwendung im mUnchener
886 noch Eins übrig, welches gegen die unmittelbare Zurückfithrung desselben
8kopa^* Zeit oder gar Werkstatt sprechen dürfte. Das ist der scheinbar ge-
^fägige Umstand, auf den schon oben gelegentlich hingewiesen worden ist, daß
Art, wie drei dieser Eroten, der eine auf dem Fuß eines galoppirenden Hippo-
npen stehend, die zwei anderen auf den mächtig bewegten Schwanzwindungen
t Meerungeheuem ruhig sitzend, angebracht sind, von einer in hohem Grade
362 III. MYTHEN DES POSEIDON.
anlebendigen AnffassüDg der Kunst Zeugniß ablegen. Denn die Stand- und Sitz-
punkte dieser Eroten sind ja nur im Kunstwerk unbewegte, bei der Yoratellang
wirklichen Lebens der dargestellten Wesen dagegen so bewegte, daß man behaup-
ten kann, so gut wie auf diesem Pferdebein und auf diesen Schweifwindungen
kdnnte Jemand, und wär's zehnmal ein geflügeltes Wesen, auf den Flttgeln einer
arbeitenden Schiffsschranbe Platz nehmen. In der spätem Kunst konunt dergldchmi
und Ähnliches freilich oft genug vor, für die Zeit der höchsten BIflthe dagegen,
welche den bildnerisch geschilderten Vorgang lebendig auffaßt und als lebend^
darstellt , wird sich kein Beispiel finden lassen , welches diesem an die Seite
stellt werden könnte ^^).
Hiernach aber wird man wohlthun, zu Jahns maßvoller Ansieht über dec?
Fries zurttckzukehren, in welchem man immerhin eine starke und nahe Anlehnuni
an die von Skopas, eben in seiner berühmten Meerwesengruppe, geschaffenen
ausgestalteten Formen von Tritonen, Hippokampen et multa alia marina
kennen, von dem man daher auch immerhin glauben mag, daß er mehr als i
ein anderes erhaltenes Werk geeignet ist, uns von der Kunst des Skopas in
Richtung eine Vorstellung zu geben, ohne ihn gleichwohl in seiner Gesammth^^^^
der Werkstatt oder der Zeit des Skopas zuzuschreiben.
Denn in Betreff dieser Gesammtheit muß man dodi mit Stark (a. a. CZD.)
sagen, liegt es eben so nahe, »dieses schöne Relief der anmuthigen Porticus
tavia ad circum Flaminium, also in der Gegend des Palastes Sta. Croce,
schreiben, welche eine Stiftung des Cn. Octavius in Folge seines Seesieges fkber
Perseus von Makedonien war und welche daher füglich einen auf Poseidon beKll|f.
liehen Schmuck aus der Hand der damals von Hellas herübei^ewanderten Colon«
griechischer Künstler wie Polykles, Timokles, Timarchides erhalten haben moebfer.
In gradezu überraschender Weise kehrt eine Reihe von Motiven dieses Reliefs
wieder in
No. 7, einem im Jahr 1869 in einem kleinen Hause in Pompeji*) aiwg^
grabenen und in das Museum von Neapel geschafften Mosaik*), welches ohne
Zweifel von dem Relief abhängij^: ist, ohne daß man es gleichwohl weder im
Ganzen, noch in irgend einer Einzelheit als eine bloße Copie desselben bezeichoefl
könnte. Der wesentlich so wie im Relief gestaltete, nur an der Rückenlehne nicht
drapirte, dagegen an der Armlehne mit einem Triton geschmückte Brautwagen des
Götterpaares ist hier von links nach rechts gewendet, wovon es eine Folge ist,
daß auch die Insassen ihren Platz gewechselt haben. Poseidon dem Beschauer m-
nächst rechts, Amphitrite zu «einer Linken sitzt. Der Gott, welcher, wie in deo
Relief ernst aber milde vor sich blickt , hält hier einen leichten Dreizack in der
Rechten, ist beträchtlich weiter in sein Gewand gehttllt un ! führt nicht da« Leit-
seil der seinen Wagen ziehenden Meerwesen: Amphitrite zu seiner Seite, ähnlich.
•~>r
a Ueg. IX. Ins 2. Eingang No. 27 bei Fiorelli, Rclaz. dcgli scavi di Pompei p ^^
tav. XI, vcrgl. (Jiornalc degli scavi di Pompei N. S. II. p. 10.
bi Abgcb. im (nornale degli scavi di Pompei II. tav. 1 mit Text von Briiio <U»
p. 36 sqq.. vergl. Trendelenburg im Bull, dell' Inst, von 1S71 p. 177 und R. Engelminn i"
Lützowfi Zeitschrift für d. bild. Kunst VII. S. (»7. S. Atlas Taf. XIII. No. 13 inach I1>oU»-
graphic und Zeichnung Discannos vom Originale).
--ij
-.n
•_ >
12. AMPHITRITE UND AMTMONE. 363
9r weniger dicht verschleiert, als in dem Relief, das Hanpt mit einer goldenen
$phane geschmückt, sieht verschämt vor sich nieder oder auf einen Erosknaben,
Icher sich, wie es scheint eine freie Zuthat des Mosalcisten, nach einem nicht
ten, zumal auch in pompejanischen Wandgemälden nachweisbaren Motiv ^j,
lelmisch und . zutraulich mit dem Ellenbogen auf ihr Knie lehnt. Der Wagen
rd nicht wie im Relief von zwei Tritonen, sondern von einem solchen und einem
skentauren gezogen, welcher letztere demjenigen am linken Ende des Reliefs
shgebildet scheint, aber mit Pferdevorderbeinen anstatt der gewaltigen Seethier-
Ben gebildet ist. Während der Triton wie derjenige rechts im Relief die Lyra
elt, bläst der Seekentaur nicht wie der Triton links im Relief die Muschel-
mpete, sondern in einer sehr schwungvoll erfundenen Stellung die Doppelflöte.
iter dem Wagen und dem Gespann ist das im Relief fehlende Wasser mit einigen
ßhen und unregelmäßigen Wellenlinien angegeben.
Im nntem Theile des Bildes sind zwei Nereiden angebracht, von welchen die
le auf einem lyraspielenden Seekentauren, die andere auf einem Seedrachen
itet, welcher letztere auch ziemlich augenscheinlich aus den Seedrachen des Re-
ife abgeleitet ist. Beide Nereiden sind verschleiert, die vordere ohne jegliches
ttribut, während die hintere,, welche eine Stephane im Haare trägt, den auch im
dief vorkommenden blattförmigen Fächer hält^ zugleich aber mit einem dort nicht
)rkommenden Motive den Zeigefinger zum Mund erhebt, als wenn sie auf das bei
er heiligen Handlung gebotene Schweigen hindeuten wollte. Ihr ist außerdem ein
'aulich mit ihr kosender Erot beigegeben, ^er Brizio (a. a. p. 37) veranlaßte,
ie für Aphrodite zu erklären , worin ihm Trendelenburg (a. a. 0.) mit Recht
^dersprochen hat. Völlig begründet ist dagegen die Bemerkung Brizios (p. 38 sq.),
aß die Anbringung der beiden Gruppen unter einander oder im Vorder- und
Untergründe, welche durch die quadratische Form der Bildfläche nothwendig ge-
oaeht werden, mit ihrer Composition nicht in Übereinstimmung sei und deutlich
luf ein Vorbild wie das münchener Relief hinweise , in welchem sie auf einander
olgten. Auch kann man nach der richtigen Bemerkung Trendelenburgs (p. 178),
Ufi die Blicke beider Nereiden und beider Eroten im untern Theile des Bildes
^ emen Punkt gerichtet sind, als der sich nur das Brautpaar denken läßt, nicht
^^feln, daß die unteren Gruppen eigentlich dem Brautwagen folgen sollten,
^enn sich hier also das Compositionstalent des Mosalcisten bei der Umbildung der
^ seinem Vorbilde gegebenen Gruppen unzulänglich erweist , so ist wahrscheinlich
BIO noch stärkerer Beweis seiner erschlafften Phantasie in dem zweiten Eroten ge-
5«ben, welcher, über der größten' Windung des Schweifes des Seedrachen schwebend,
^n Stück Riemen oder Zügel in den Händen hält, ohne Idaran irgend Etwas
^ hhren.
Em Blick auf das Relief genügt, um zu zeigen, daß er dem kleinen Eroten
Spricht, welcher, auf dem Schweife von Doris* Hippokampen sitzend, den Zügel
^ Seestieres hält , auf welchem die folgende Nereide reitet. Ohne Zweifel hat
uer Mosaicist diese Figur entlehnt , aber , obwohl er sie umbildete und nicht übel
^ einer sitzenden in eine schwebende verwandelte, nicht daran gedacht, ein
i) Vergl. Brizio a. a. O. p. 37. Note 1.
'•1* »
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llüiaii''.l?s^ii — ftr cj(» «jrrrOiUifti. . öit ABuijM- täM» Zwk<ftcagik4ei liegt
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frrüiji^ Cr» li.idA::£> ^^ i^^^oja^ lac iperftLiBie^ . alw alkr WakndMBliehkal
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i.'&tr-:^««4..iLiLu»r IL.-: k^ta ii<r;f*& Ejklircn dt» «^aea «sd de» aaden Kart-
verkt» &xi^!i':«iiiUjsiL « «rö«« .iZ ••.• cju-f sui d«ic^ wäfkx TtAmmem. dftfi diät
öra piieL^r^kfirT Kt3i«s>er 1^ V...r.öi rrbie Mi ni dk*t« k4«aie. vexiB m ii dv
Ali* et: ifci: Liji >rr ^rrtrikS ir* Sk.^n^ ^weMS iü.
y».'- ^. rJK iT'-l'i^rj il V*.^«»!.: K- ^tfvSiCifhf^ lisd BUB ÜB If u&^iim des LoiTit
Ai: z'jjitL. ixi'.iirii. ...i vjrr ^c*^r•.^^?*B ftüxt^riMs WftgeB stehB Beb« öi-
iiii-rr iL Iti rrliirü V,.rirrxi.?l:i: iArrta^C: . y-rih^ Pcö«idon. aarki bwaifd«
ttr-: Lr Hiir v.l^-ie: iJOiTriilrL L'iitiL MaB«-i . dt« Dituack mit gnJdeien
^tr'. ».:.: 1l Cr: Llnk-n ':.tl;TBi sli taei Irr^lea Binde im dunkellirtt*"
^r-xrLCr.. 'JL Cr^l Ti-;•^^. -»rkbtr fTtiitT s^-IB«» C^Tlt*^ 10 XW^»-
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li- ::.-;■: vr. ". -: :.i i ■.. : ; :. ..:. j^:a::.; -r^/irlui. al? ?älie inaD durcli >•"*
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..1 z^r'.rz ZLZ > :'.> r.Ti-Ll:. >lr :r.: :.. ; : A.-r A:i-:rtDg:üiig an d«-u Enden gf
L2.'.>i n^:.*: 1*-- L./:.: .-.: : :. ■-^- .:.^' i.: I.:::': liüd loLrlich die rasche FiW
.^. .Vij.:. .rj-jri/ÄÄ.r.j: l-: ;_>:jj:i ü*:) Ki\»lrn das Tuth balteud «Je»
* •*^k. ^IB« A« %|K •. ■■■■_
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■ . ;.:. r.-':.K :i- > "i^l Anw. ••» '■» '
N - '
12. AHPUlTmT^ UND AMYMONK. 365
en begleiten, bezeichnet das Götterpaar in demselben allerdings als Liebende,
ber sonst jede Andeutung des Bräutlichen bei Amphitrite oder des Hochzeit-
n überhaupt fehlt, wird man das Bild in dem oben angegebenen allgemeinern
aufzufassen haben.
Die vier Rosse von dnnkeler, ins Blaugraiie und Orünliehe, also Meerfarbe
berspieiender Farbe sprengen mit ihren nach der Form gewöhnlicher Pferde
jede Znthat von Flossen u. dgl. gestalteten Oberkörpern lebhaft gradan ; ihre
tiaohwänze erscheinen unter ihnen in einer seltsamen Weise in zwei getrennten,
ladenen Sttteken, die wie abgehackt aussehn, aber offenbar als zum Theil vom
sar bedeckt und den Blicken entzogen verstanden werden sollen; sie sind mit
)m , goldgeschmttcktem Geschirr versehn , die Zügel am Rande des Wagens
Jtigt.
Das Wasser, durch welches die Fahrt geht, ist zunächst als Element in
lerlicher Weise durch eine große Anzahl durch das ganze Feld verstreuter, blau
schwarz gefllrbter, zackiger Stückchen angedeutet, die ohne Zweifel kleine
len bedeuten sollen. Daneben erscheinen wiederum durch das ganze Feld hin
iei theils ganz, theils halb, also wie halb vom Wasser bedeckt dargestellte
he, ein paar Sepien und wenigstens eine große Seeschnecke. Was für »fmtti
narea speciell endlich die ebenfalls an den verschiedensten Stellen angebrachten
Uichen und ovalen, roth dargestellten Gegenstände bedeuten sollen, mag dahin-
n; Jahn (S. 122) nennt sie Muscheln. Im untern Theile des Bildes aber,
im Vordergrunde, sind außerdem zwei Fischerbarken unter Segel dargestellt.
t>eiden steht ein mit dem Fischfange , hier durch die Angel , dort durch die
pnne beschäftigter ganz nackter Mann, welcher von einer ebenfalls ganz nackten
or b^leitet ist, welche man nach der Form der Brüste und nach dem Schmuck
« Korallenhalsbandes für weiblich halten muß und von denen die eine am
ler, die andere im Vordertheile des Schiffes sitzt. Ganz unten aber, also im
listen Vordergründe finden wir wieder mythologische Personen in zwei Nereiden,
ehe, halb aus dem Wasser auftauchend mit Guirlandenstücken in den Händen
eo Delphinen, auf welche sie die Arme stützen, dahinschwimmen, die aber zu
1 Wagen und dem Götterpaar in demselben schwerlich irgend eine nähere Be-
umg haben. Jahn hat (a. a. 0.) vollkommen richtig außer der schon oben
218 No. 2 angeführten schwarzfigurigen Eylix das bei Bärtoli, Picturae an-
Ae cryptarum Romanarum tab. 18 abgebildete römi^sche MbsaYk zum Vergleiche
iBgezogen, in welchem der Meeresherrscher ganz ähnlich mit menschlichen Go-
ten, die ans dem Meei ihre Nahrung ziehn , in Verbindung gebracht wird , in-
1 ihn, der auf seinem Viergespanne dahersprengt^], außer NereYden und See-
^enem anch Barken mit Fischern umgeben.
Vielleicht ist hier die richtige Stelle, um als
No. 9 einen schon oben S. 342 erwähnten geschnittenen Stein (Sardonyx)
kdnigl. Gemmensammlung in Berlin ^j einzufügen. Nach Tölkens Angabe hält
a) S. oben S. 311. K.
b] Winckelmann, Pierres de Stosch 2. Cl. 9. Abth. No. 452 (als Raub der Amymone
ieutet), Tölken, Erkl. Verz. Cl. III. Abth. 2. No. 174, abgeb. schon bei Maifei, Gemme
366 III. MYTH£N D£8 POS£IDON.
die Fraa in diesem Bilde einen Delphin als den von Poseidon zu Amphitrite ge-
sandten Liebesboten auf der Rechten; Wieseler aber bemerkt, daß auf dem Ab-
drucke, nach welchem die Zeichnung in den Denkm. d. a. Kunst gemacht ist, tod
diesem Nichts zu sehn sei. Und in der That muß man, obwohl die Stellung des
rechten Armes in der Zeichnung der Denkm. d. a. Kunst schwerlich ganx richtig
wiedergegeben und vielmehr diejenige ist, welche die Gemmentafel III. No. 2.
zeigt, es für zweifelhaft erklären, ob auf der Hand des Weibes ein Flach (oi
Delphin auf keinen Fall) liegt, ob also das Attribut vorhanden ist, welches Am-
phitrite als Nereide und Gemahlin des Meergottes am sichersten kennxeichfieB
würde; denn von dem als Liebesboten gesandten Delphin kann bei einem ?os
Amphitrite auf der Hand getragenen Fisch in keinem Falle die Rede sein. An-
dererseits ist schon oben bemerkt worden, daß Wieseler augenscheinlich irrt, wen
er den Stein dahin beschreibt : »Poseidon entführt auf einem mit vier Rosscd be-
spannten Wagen die sich sträubende Amphitriteo, da von diesem Letzten keine
Spur vorhanden ist, vielmehr das von Poseidon mit der Rechten uo&faßte Weib
vollkommen ruhig neben ihm auf dem Wagen steht. Wahrscheinlich hat die be-
wegte Stellung Poseidons nicht Wieseler allein, sondern auch die anderen Erklinr
veranlaßt, an eine Entführung zu denken; diese bewegte Stellung aber sebeint
sich theils aus der Art , wie der Gott Zügel und Dreizack in der Linken bllti
thells aus der nicht eben geschickten Weise, wie der Steinschneider ihn zu der Ge-
liebten umschauend gebildet hat , genügend zu erklären, auch wenn man eine der
im Mosaik von Constantine dargestellten verwandte Scene annimmt. Handelt ei
sich um eine solche^ so versteht es sich ziemlich von selbst, daß das Wdb ffiff
Amphitrite zu nennen ist; aber auch wenn wirklich eine Entführung gemeint wlie,
in welche sich die Entführte gelassen , vielleicht gern ergiebt , wird an keine An-
dere als Amphitrite zu denken sein, da gewiß kein Grund vorliegt, bei einem ge-
schnittenen Steine wie bei den Münzen von Kyme und Adramyttion [oben S. 341f.)
auch nur frageweise an eine unbekannte Localnymphe zu denken und da, vie
oben S. 353 bemerkt, Amymone überhaupt nicht über das Meer entführt wcndei
ist. Unter den springenden Pferden ist eine tritonengestaltige kleine Figur nng^
bracht , welche man doch wohl am einfachsten in der That Triton benennen obI
als Repräsentanten des Meeres , analog den beiden Nereiden im Mosaik von Gof
stantine , betrachten wird. Denn wenn dieser Benennung und Auffassung ni0"
Wieselers Ansicht (Denkm. d. a. Kirnst S. 34) der Umstand im Wege zu steh»
scheint, daß nach der allgemein gangbaren Annahme (Hesiod. Theog. 930) Tiilo* ^
als Sohn des Poseidon und der Amphitrite galt, so hat man gewiß nicht odM
weder zu glauben., was auch Wieseler als unglaublich hinstellt, der Künstler bib^
durch Darstellung des Meerwesens eben diese Kindschaft des Triton von Poteid^
und Amphitrite vorgreifend andeuten wollen, noch auch das Wesen Glaukos ••
nennen, da ja ein Blick auf den müuchener . Fries und das pomp^anische Mo8i>^
No. 7 genügt, um uns zu zeigen, daß die antiken Künstler nicht das gering^^
Bedenken empfanden, Tritonen mit dem Hochzeitszuge der beiden mytiiolo^sd^^
Eltern des Triton zu verbinden.
aiit. üg. II. tav. :t5 (als Hades u. Persephone erklärt), Denkm. d. a. Kunst II. No. 85.
Uemmentafel III. No. 2.
1 2 . AMPHITBITE UND AMTMONE . 367
Eine Gemmencomposition , welche auf Poseidons und Amphitrites Liebe be-
^n worden ist^), hat Stephan! ^j mit unzweifelhaftem Recht als modern be-
ehnet. Es gentigt, um die Unechtheit zu beweisen, abgesehn von allem Andern
r Umstand, daß die angebliche Amphitrite, was Tölken nicht bemerkt hat, in
r Linken ein in der Scheide steckendes Schwert trägt.
Kicht minder ist die bei Tdlken unter No. 175 verzeichnete angeblich antike
iue Paste aus der Stosch' sehen Sammlung^) als unecht sehr verdächtig, gehört
er auch, wenn sie echt sein sollte, nicht hierher, da der angeblich hinter der
D einem Hippokampen getragenen Amphitrite »im Meere wandelnde und sie um-
mende« Poseidon, welcher einen umgekehrten, einer modernen Heugabel ent-
rechenden Zwei-, nicht Dreizack in der Rechten hält, auf keinen Fall Poseidon
in kann.
Hier mag noch als *
No. 10 das Gemälde auf einem Stamnos der Würzburger aus der Feoli'schen
mmlnng^) einen Platz finden, dessen Darstellung Welcker*^) nicht ohne Wahr-
imnliebkeit als auf Poseidons und Amphitrites Hochzeit bezüglich betrachtet,
ne daß sie sich mit einer der bisher besprochenen Gruppen von Monumenten
naner zusammenstellen läßt und vielleicht das eheliche Leben der beiden Götter
tiildert. In derselben hält der bärtige, in Chiton und Mantel gekleidete Posei-
>D, welcher in der Linken den Dreizack aufstützt, in der Rechten eine verzierte
'.hale einer NereTde entgegen, welche, ebenfalls mit Chiton und Himatioo und mit
oer Haube bekleidet, sowie mit Ohrringen geschmückt, in der Rechten eine
aane, in der Linken einen Fisch hält. Hinter Poseidon steht eine fast eben so
^kleidete Frau, welche die Hände gHlßend aus dem Mantel hervorstreckt. Auf
em Rvs. nimmt die Mitte Nereus ein, den zwei Nereiden umgeben, von denen
ie eine einen Zweig in der Rechten erhebt und in der Linken einen Delphin
Ut, während die andere zwei Apfel (?j und ebenfalls einen Delphin in den Hau-
en hat. Man könnte an einen häuslichen Willkommengruß Poseidons durch s§!ne
Mn bei der Rückkehr von irgend einer Fahrt denken und die oben S. 335 als
Widon und vielleicht Amphitrite darstellend angeftlhrten Vasenbilder mit diesem
"eiimiden.
Unter den Monumenten endlich, welche für Einzeldarstellungen der Amphitrite
?^,' sind sehr wenig sicher bestimmte. Daß der »Kopf der Amphitrite mit
■isett Delphin dahinter« auf Denaren der gens Plautia ^ wenigstens eben so wahr-
dieinlich die Venus marina darstelle, hat schon Wieseler zu den Denkm. d. a.
^t a. a. 0. bemerkt; auch für den weiblichen Kopf mit Hals und Schultern
t) S. Töaen, Erklärendes Yerzeichniß u. s. w. Nachträge S. 459 No. 174 a. (Car-
*<d). Dieaelbe Coinpositlon kehrt mit unwesentlichen leichten Varianten in einem angeh-
i<^ Aquamarin unbekannten Besitzes bei Cades, Große Abdrucksammlung Cl. I. C.
'o. 19 wieder.
b) Compte-rendu etc. pour l'annäe 1866 S. 95. Note 1.
c) Winckelmann, Pierres de Stosch II. CL 9. Abth. No. 451.
d) Urlichs, Ven. der Antikensamml. der Univ. Würzburg 3. Hft. S. 81 No. 335 =
^^■tptnari, Vasi Feoli No. 11. Die Anfahrung der Abbildung in Gerhards Auserl. Vasenbb.
^- Taf. 182 beruht auf Irrthum.
e) Qriech. Götterlehre II. S. 687.
fj Cohen, M^d. cons., Plautia No. 5, Denkm. d. a. Kunst II. No. HO.
OTtrkeck, Kunstmythologie. 111. 24
368 III. Mn^HKN DES POflRIDOX.
auf den Münzen der gens Orepereia*) hat derselbe die, weil es siek am eine
rdmische Vorstellung handelt, keineswegs fem liegende Möglichkeit nicht in Abrede
gestellt, daß der Name der Salacia demjenigen der Amphitrite vorzuziehn sei.
Vier Gemmenbilder, welche Tölken a. a. 0. anter den Nnmmem 176 ff. auf
Amphitrite bezieht, werden im Winckelmann'schen Verzeichniß der Stosoh*seheB
Sammlung anter den Nummern 461 ff. wahrscheinlich richtiger als Nereiden be-
zeichnet. Nur für den ans der Lippert'schen Daktyliothek III. 1. No. 111 n
den Denkm. d. a. Kunst II. No. Sl abgebildeten Stein könnte es zweifelhaft sein,
ob die demselben von O. Maller gegebene und von Stephan! ^j wenigstens frage-
weise anerkannte Benennung: «Amphitrite mit dem Dreizack auf dem Rfleken
eines mächtigen Tritonen thronend« nicht ihre Berechtigung habe. Indessen hat
Wieseler ^] neuerdings gewichtige Gründe dafttr geltend gemacht, daß aneh hier
vielmehr Aphrodite anzuerkennen sei. Und somit würde man nar etwa fUr den
schönen weiblichen Kopf nebst Hals und Schultern auf einer Gemme des fforen-
tiner Cabinets (abgeb. Denkm. d. a. Kunst II. No. 79. h.), weil in ihm, trols
seiner Verwandtschaft mit der Darstellung auf der Münze der gens Crepereia nichts
specifisch Römisches^ eher etwas specifisch Griechisches vorliegt, den Naaen dar
Amphitrite als wahrscheinlich anzuerkennen und denselben außerdem fflr die Tjpm
der bruttischen Münzen, welche schon oben S. 271 No. 1 nnd 293 No. 1 er-
wähnt worden sind, in Anspruch zu nehmen haben 3^).
B. Amymone
m
i'
Die Sage von Poseidons Liebesabenteuer mit der Tochter des Danaos , Amy-
mone, liegt in drei Varianten bei Apollodor*^), Hygin^i und Lukian^j vor. Alle
drei wissen, daß Amymone von ihrem Vater ausgesandt worden sei, um Wasaer
zu holen und daß bei dieser Gelegenheit Poseidon ihrer Liebe genossen habe:
während aber Lukiau berichtet, daß Poseidon, von Triton auf das schöne Mldchei^.
am Strande von Lerna aufmerksam gemacht, sich auf einem Delphin dahio be —
giebt und, was die Hauptsache ist, sich ohne Weiteres mit Gewalt der Amymo;
bemächtigt ^j , welche er in das Meer mit sich fortführt, schieben die beiden anderes
a) Cohen a. a. ()., Crepereia No. 1, Denkm. d. a. Kunst II. No. 79 a.
b) Compte-rendu etc. pour Tann^e 18G6 S. 03 Note 1.
C/ De diis . . . tridentem gerentibus p. G mit den Anmerkungen 29 — 32.
dj ApoUod. II. 1. 4. § 10 und nahezu übereinstimmend bei Hygin fab. 109, imenten,
von Muncker ziemlich unzweifelhaft mit Hecht einem (ilossator beigelegten Tbeile, eben*«
bei dem Mythogr. Vatican. I. 45 und bei Lutatius zu Stat. Theb. II. 433.
e] Hygin a. a. O. im zweiten Theil oder der zweiten Erzählung, wohl der ihm eig^n-
thamlichen.
f) Lucianus, Diall. deor. marin. G.
g; Übereinstimmend und zum Zeugniß, daß diese Sagenwendung keine Erfinüunfr 1'"'
kinns sei, sagt auch der Schol. ad Eiirip. Phoen. vs. P.Jö: Aa'j|i.cuvT^; .... dnc/.i^vjn,; t'^
A^ovYjV öio6aaobat, iowv xai ei; soojTa llo7£ioüiv xataaTa; 7,f>T:a3e o'JrV,'* xai ^ui^*;- \-'^^^^
12. AMPUITRITR UND AMTMOKE. ^69
Berichtantatter in etwas von einander abweichender Weise einen Satyrn in die
Geacfaichte ein. Apollodor li&ßt Amymone mit einem Spieße nach euiem Hirgobe
werfen nnd dabei einen schUfenden Satyrn mit dem Geschosse streifen ; dieser will
ihr Gewalt anthun. als aber Poseidon erscheint,' entflieht der Satyr, während sich
Aniymone mit Poseidon verbindet, welcher ihr die Quellen in Lerna nachweist*).
Dagegen berichtet llygin, Aniymone sei bei dem Wassersuchen ermüdet einge-
schlafen nnd bei dieser Gelegenheit habe ihr der Satyr Gewalt anthun wollen.
Nun habe sie Poseidons Hilfe angerufen, dieser nach dem Satyrn mit seinem Drei-
zacke geworfen und dieser sei im Felsen stecken geblieben, der Satyr aber ent-
wiehen. Poseidon habe sich nun in der Einsamkeit mit der Jungfrau in ein Ge-
sprich eingelassen und nachdem er erfahren, sie sei von ihrem Vater zum Wasser-
holen ansgesendet worden, sie umarmt; dafür ihr aber eine Wohlthat erzeigt,
iodem er sie seinen Dreizack aus dem Felsen ziehn hieß, dem drei Quellen nach-
spradeKen, welche nach Amymones Namen genannt worden seien ^). In Betreff
d» Lohnes der Amymone ist noch die Variante Hygins, mit welcher der Myth.
Vatieanns, Lnftatins und das Etymol. Magnum übereinstimmen, zu bemerken, nach
welcher Poseidon mit dem Stoße der Tiiaena die Quellen geöffnet habe^). Die
Verwandlung Amymones in die nach ihr genannte Quelle, von der^Nonnos^) be-
richtet, kann hier als für die Kunstwerke gleichgiltig bei Seite bleiben.
Dagegen wird es räthlich sein, den erhaltenen Kunstdarstellungen, welche sich
*'if diese Sage beziehn, zwei litterarisch überlieferte, beziehentlich — je nach der
Analefat, welche man sich über Philostrat« Gemäldebeschi*eibnngen gebildet hat —
crAindene voranzustellen, weil sie wenigstens zum Theil als Krklürnngsmaterial der
erhaltenen dienen kOnnen.
No. 1. Eine Erzstatuengrnppe im Zenxippos in Oonstantinopel wird von
^Qi'iitodor *) dahin beschrieben, daß in ihr Poseidon der Amymone einen Delphin
>1a Liebesgabe darbot.
t) 'AjiujAiwvT^ ^T^TOÜaa öocup |i(rTei p^Xo; £7:1 D.ot^pov xai -/oiijkuijlsvo'j SaTufio-j T'j-yydtvci*
^^**«Tvo; rcpiavaoTat ii:t^6[kti 9*jy(t^i9%ai' llosetodivo; os d7ri^av£vToc 6 Sd'n>(>o; (lev l^puY^v,
b) Amymone, Danai filia, missa est a patre aquam petitum adsacrum faciendum, quam
^^''^■n quaerit laasitudinc obdormiit. (juam Satyrua violare voluit. Ula Neptuni Adern im-
plorayit ; quod eum Neptunus fuscinam in Satyrum mislssct illa se in petram fixit. Satyrum
^^tanus fugavit; qui cum quaereret in solitudine a puella, illa He aquatum missam esse
i^^it a patre, quam Neptunus compressit. Pro quo beneficium ei tribuit iussitque eius fusci-
^^^»^ de petra educere, quam eum eduxissct tres silani sunt secuti, qui fons ex Amymones no*
Quie AmymoniuB apjpeUatui est.
c) Hygin a. a. O. im ersten Theile : . . . cum ea comsubuit . . . id in quo loco factum
**^ Neptunus dicitur fuscina percussisse terram et inde aquam profluxisse, qui Ijernaeus fons
Ductus est et Amymonius flamen. Etymol. Magn. v. 7ioXi»oi6iov "ApYo;" .... p-i«; auTcuv
w Danaiden) Tfj; A(A'j(icibvr^; i^^pdolh) Ilosetocuv -^ai losijev auif^ t^ xpiaiva rX-^Ja; td; ^v
d) Dionys. XLII. vs. 507 f.
e) Chiistod. Ecpliras. 60.
*HaTo ^ 'Afx'jjjLwvT, ^oooodxTü/.o;' eliOTTiaoj jxsv
^tep'jyov dvLpiiOcpivov dfjc auviep^iv i%zipr^i'
Y'Javov ^ il'/t jA^itoTTOV dvaaTlXXo'jaa h' 67:107:«;
eivd/ao^ axo-ta^s {x£).aY/aiTT,v TrapaxoiTTjV .
o t *
370 III. MYTHEN DES POSEIDON.
No. 2. Bei Pbilostrat sen. I. 8 wird ein Bild beschrieben, in welchem der
Hauptsache nach Poseidon dargestellt war, welcher, auf einem Hippokampeii-
gespann herangefahren, aus dem Meer an s Land gestiegen ist und die zum Wasser-
holen ausgegangene Amymone ergriffen hat, während diese vor Sehrecken Aber
seine Erscheinung die goldene Kalpis aus den Händen fallen läßt. Die Plath aber
wölbt sich schon zur Brautgrotte.
1. Yasengemälde.
Unter den erhaltenen Kunstwerken, unter denen ein archaisches sich nicht
findet, nehmen die Vasenbilder bei weitem den bedeutendsten Platz ein nnd bietni^i
ein mannigfaltiges Interesse, aber zum Theil der Erklärung auch große, ja blshema
nicht überwundene Schwierigkeiten. Dies ist freilich nicht der Fall in
No. 3^ dem Gemälde an einem Krater der wiener Yasensammlnng^) , welche^
theils seines relativ strengen Stiles, theils und besonders der beigeachriebene^
Namen wegen die erste Stelle verdient. Es ist eine einfache Verfolgungsscene i^^
wie bei Lukian .und Philostrat. Der Gott (TTOIEIAON) im weiten fiimation
lorbeer- ^nicht myrten-) bekränzten Hauptes eilt mit gesenktem Dreizack der
einen einfachen Chiton gekleideten Amymone (AMYMONE) nach, welche, erscl
die Arme ausbreitend, aber ohne Kalpis oder Hydria, einem Felsen zuflieht;
dem Eros (EPni) sitzt, während hinter Poseidon die mit Chiton und Himation
kleidete, ein Scepter haltende Aphrodite (A^POAITE) steht. Die Anwesenheit di<
Liebesgötter bedarf keiner Erklärung; von dem bei ApoUodor und Hygin
kommenden Satyrn ist hier so wenig wie bei Philostrat und in mehren der folg«]
den Kunstwerke eine Spur. Der Felsen, auf welchem Eros sitzt, whrd ftlr dem-
jenigen zu gelten haben, aus welchem demnächst Poseidon, wahrscheinlich nacii-
dem er Amymones Liebe genossen, mit dem Stoße seines Dreizacks die Qaeliea
wird hervorspringen lassen (s. den ersten Bericht b. Hygin oben S. 369 Note c
und vergl. unten No. 4. b.) ; die weiteren Deutungen dieses Felsen als de« von
Poseidon im Schlafe befruchteten , aus dem das Urpferd entsprang ^) , sowie die-
jenige des Eros als HUter des im Schöße dieses Felsen geborgenen QuellschAties-
bei den Herausgebern der ßlite ceram.*^;, sind abzuweisen.
Eben so einfach und sicher zu deuten sind
No. 4. a. b., die beiden Außenbilder an einer Kylix der Jatta'scheu Samm"
hing In Ruvo^ . In dem erstem verfolgt der mit der Chlamys bekleidete Poaei'
Y'j|xvo« ca>v, TiXöxafxov oe %aH£i|i.£vov et"/ev iOelpr^;,
xal oie|iov SeX^piva TipotoycTO, X^^P^ xO|i.tCa)v
owpa TToX'jCfjXoio ^fdlfxwv [xvTjar/jpia xouptj;.
a, S. V. Sacken u. Kenner, Die Sammlungen des k. k. Münz- und Antikencibine**
S. 228. No. li;i), abgeb. bei Laborde, Vaaes Lamberg II. 25, wiederholt b. Inghirami, V***
littili I. '.)4, Denkm. d. a. Kunst II. No. 84, Elite c6ram. III. pl. 17. Vgl. Jahn, VaKnbt>-
S. AS. 25. S. Atlas Taf. XIII. No. 7.
b; Schol. Find. Pyth. IV. 246.
c) Text Vol. III. p. 52.
dl Bekannt gemacht durch Jahn a. a. O. Taf. IV. A. H. S. 38. 20, auch abjfeb be*
(ierhard. Auserl. Vasenbb. I. Taf. XI. 2, Elite c^^ram. III. p|. Ib. S. Alias Taf. XlÜ
Nu. Ü.
12. AMPHITRITE UND AMTMONE. 371
doB, welcher den Dreizack aufrecht in der Linken trägt, im raschesten Laufe
AmyniODe, nach welcher er die rechte Hand ausstreckt, während sie, die hier wie
ia den allenneisteB Kunstdarstellungen durch eine Hydria charakterisirt wird,
welelie sie in der Linken trägt, auf Poseidon zurückblickend mit dem höchsten
Ungestflm flieht, vielleicht — denn ganz gewiß kann man dies als die Absicht des
Malers wohl nicht ansprechen — im Begriff ist, auf ihrer Flucht hinzusinken.
Das Bild der Kehrseite (b.), übrigens das einzige bisher bekannte seiner Art,
vergegenwärtigt den Liebeslohn der Amymone m der Verleihung der Quellen; mit
versehämt gesenktem (hier mit einer Haube bedecktem) Kopfe, die Hydria wieder
in der Linken, die Rechte leicht, wie deutend erhoben, steht sie rechts neben
eaem wie mit Vegetation bedeckt gemalten Felsen, gegen den von links her Po-
seidon heranstflnnt, seinen Dreizack in denselben bohrend, um so die Quelle aus
ihm herauszuschlagen, also wesentlich ganz wie in den oben S. 369 Note c an-
jeflihrten Stellen. Ob in dem Vasenbilde dem Felsen bereits Wasser entquillt, wie
€Miard ^Auserl. Vasenbb. a. a. 0. S. 50) annimmt und wie die Abbildung bei
iäm anzodenten scheint, mag dahinstehn.
Wenn, woran nicht zu zweifeln, die Hydria oder Kalpis das unterscheidende
Herkmal der Amymone von anderen von Poseidon verfolgten oder mit ihm ver-
mndenen Frauen ist, so wird auch
No. 5, das Gemälde strengschönen Stils auf einem Krater der ehemaligen
l^Ainpana sehen Sammlung^), jetzt, da er im Petersburger Katalog nicht angeführt
at . vermuthlich in Paris , mit Sicherheit hierher zu ziehn sein. Die Darstellung
at derjenigen auf der Jatta'schen Kylix (No. 4. a.) sehr ähnlich, nur daß Poseidon
^laiders, in archalTsirender Weise wie in mehren der folgenden nicht archaischen
^asenbilder, mit einem um die Schultern gelegten und von den Armen herab-
^uu^enden Mantel (Chlamys?) bekleidet ist und den Dreizack gesenkt trägt, wäh-
i^^nd die völlig bekleidete Amymone auch hier in rascher Flucht, jedoch auf den
^«ifolger zurückblickend, mit der Hydria in der Linken entweicht.
Dasselbe gilt aber auch von
No. 6, dem Gemälde auf einem aus der Puzatrschen Sammlung in diejenige
^^^ kais. Ermitage in St. Petersburg gelangten Krater (No. 1535)^). Dasselbe
^it^ folgendermaßen beschrieben: »Vorderseite. Eine mit Chiton und Hima-
'^^ bekleidete und mit einem Stimbande geschmückte Frau (Amymone) läuft
^^% nach links, indem sie nach rechts zurückblickt und in der linken Hand eine
^3^dria hält. Ihr folgt in großen Schritten und mit vorgestreckter rechter Hand
^>^ bärtiger Mann (Poseidon), der nur einen schmalen Gewandstreifen über die
'^liQltem geworfen hat, in der linken Hand einen Dreizack hält und im Haar ein
^hmales Band trägt. Rückseite. Hechts steht in ruhiger Haltung, nach links
^^endet, ein bärtiger, mit Unter- und Obergewand bekleideter Mann (Danaos,
^^Idier in der Rechten einen Stab hält. Ihm entgegen eilt von links her eine
i^it Unter- und Obergewand bekleidete Frau (Danaide]«. Wenn die Deutung des
i) Cataloghi del Mus. Campana ser. XI. No. (»6, uncdirt, abgeb. nach einer Durch-
Zeichnung aus dem Apparate des Inntituts in Rom im Atlas Taf. XIH. No. 3.
b) Es ist nicht der bei Gerhard a. a. O. S. 4S Note 79 c. orwfthnte, Taf. 65. 2 abgc-
^^Mete, dessen Gemälde schon oben 8. 334. Note d unter den nicht nAher bestimmbaren
'-•^«beiabenteuern Poseidons erwähnt worden ist.
3T8 III. HTTHEN DE6 POSEIDON.
Bildes der Rückseite richtig und dieses in der That mit demjenigeB der Vorder-
8«te in Verbindung zu bringen ist, so liegt hier eine nicht aonderlich gadanken-
▼oUe Wiederholung des gewöhnlichen Schemas solcher Verfolgungssoenen Yor^);
denn im Amymonemythus ist die Meldung des Geschehenen an den Vater Daoaos
ohne jede Bedeutung und Folge.
Nicht ganz sicher ist, ob in
No. 7, dem Gemälde auf einer Amphora des Hm. Calefatti in NoU, eine
Verfolgungsscene dargestellt ist. Gerhard ^j beschreibt dasselbe mit diesen Worten :
»Mit einem Scepter, aber auch mit einem Delphin versehn erscheint Poseidon
gleich mit einer einen Krug haltenden Frau.« An der ßeatt^ichkeit auf Amymon«
wird nicht su «weifein, aber die Situation kann auch eine andere sein, aU
Verfolgung, obgleich Gerhard das Bild unter anderen Darstellungen einer
auffahrt.
Während in den bisher angeführten Kunstwerken Amymone allein ist,
sich ihr nicht ganz selten eine Gefährtin, von der in den litterariscben Übe^^
lieferungen ausdrücklich keiue Rede ist. Nur in der Notiz des Schol.
A vs. 171^) kann man, wie dies Minervini^j gethan hat, eine Spur davon find^b
daß mehre Danalden gemeinsam auf die Suche von Wasser ausgegangen sind,
danach auch die Möglichkeit annehmen , daß Amymone bei dieser Gelegenheit v-v
einer ihrer Schwestern begleitet gewesen ist. EUne solche Schwester oder GS-
fUrtin findet sich in
No. 8, dem Gemälde auf einem Krater aus Pisticci, welchen Minervini als £
Besitze des Kunsthändlers Barone (jetzt wohl ohne Zweifel in andern flber;gie-
gangen) folgendermaßen beschreibt^). Poseidon, nackt bis auf die um aeuM
Schultern gelegte und von den Armen herabhangende Chlamys, von jugendlicboD
Ansehn, unbärtig ^ und bekränzt, hält in der Linken den Dreizack und strecir
die Rechte gegen Amymone aus , welche er am linken Arm ergreift. Diese tri^
ein Haarband sTs^avr^? e diademata) , und einen langen Chiton und in der Rechten
die Hydria. Ein geflügelter Eros kränzt fliegend mit weißer Binde zwei Zwken
des Dreizacks, sinnvoll, da ja, wie Minervini nicht unrichtig bemerkt, dieser fär
Poseidon das Mittel seiner Verbindung mit Amymone war, indem er durch ihn die
Quellen springen ließ. Hinter Poseidon entflieht nach rechts mit links umgewendeteo
Haupt eine erschreckte Gefährtin AmymoncH, auch sie mit einer Hydria versebu
und in der Linken den Polsterkranz (aTrelpa oder t'jXtJ haltend, welcher bein
Tragen der wassergeftillten Hydria auf dem Kopfe dieser untergelegt wurdest, w
daß man deutlich sieht, daß diese die Amymone bei ihrem Gange zum Wssaer-
holen begleitet hatte, wonach jedes Bedenken gegen die richtige Auslegung de^
a) Vergl, Jahn, Archaeolog. Beiträge S. 4U f.
b) Auserl. Vasenbb. I. S. 4S Note 79. e.
c) Nicht Schol. II. A. 170 sq., wie bei Minervini (Note a. b. verdruckt itt a*-/'?^'
O'jaav r^jV FleXoTT'SvvTjaov evjojiov i^Mr^'3i Aavao; v.tA. T(bv y'^T' \)j'^iTirjm\ aJToj •V'"'
d. Bull. arch. Napol. I. p. 50. col. 2.
e; Bull. arch. Napol. II. (1^44) p. Ol.
f) Vergl. oben S. 323.
p Näheres über denselben s. im Bull, dell' Inst. v. Is43 p. 123.
12. AMPHITBITE ÜITD AMTMOKE. 373
Bildes, das ans ihrer Anwesenheit abgeleitet werden könnte, schwinden maß, dies
Gemälde vielmehr andere, in denen die Anwesenheit einer Gefilhrtin von den
Malern nieht so sorgfältig motivirt ist, zu sichern im Stande ist. — Der Rvs«
enthält nicht zngehdrige palaestrische Jtinglingsfiguren.
Neben diese Verfolgangsscenen, welche man als die erste Olasse der anf Po-
seidon und Amymone bezüglichen Monumente bezeichnen kann, treten sodann
zweitens solche, in denen ein nihiges Gespräch zwischen den beiden Liebenden
dargestellt ist. Ob man sich dies Gespräch der Umarmung des Mädchens durch
Pcwmdon vorgehend zu denken habe, etwa in dem Sinne, in welchem wir ein
flolchas Gespräch in der zweiten Erzählung bei Hygm (oben S. 369 Note b) an-
gedeutet finden, oder ob es als der Umarmung folgend aufzufassen nnd als sein
lahah eine Verkündigung des Gottes an die Geliebte zu denken sei, wie sie in
Senen der Liebe von Göttern zu sterblichen Frauen gewöhnlich sind^), dies mit
SeBtimmtheit zu entscheiden ist schwer. Es muß aber bemerkt werden, daß in
mkr fUilbarem Gegensätze zu den vorhergehenden Verfolgungen in keiner der hier
im Frage kommenden Scenen Poseidon als werbender Liebhaber, sondern stets sehr
a^ig erscheint, was um so mehr für die zweite Alternative sprechen möchte, je
"weBiger diese Ruhe bei der Werbung der leidenschaftlichen und ungestümen Natur
Crntde dieses Gottes entsprechend scheint. Darstellungen von Gesprächen des Po*
seidon mit Frauen sind nicht eben selten ; wo aber nicht besondere Merkmale vor*
ka&aideB sind, dürfen sie nicht auf Amymone gedeutet werden und sind demgemäß
■vm Theil schon oben unter den unbestimmbaren Liebesdarstellungen des Gottes
AiB^efllhrt worden. Als Merkmal, daß in der Tliat Amymone gemeint sei, darf
BitBiächst die Hydria oder Kalpis iu der Hand des mit Poseidon redenden Weibes
^^Iten nnd danach muß hier als
No. 9 das Gemälde auf einer noianer Amphora eingereiht werden, welche
lüs ebenfalls dem Kunsthändler Barone gehörend Minervini (a. a. 0.) beschrieben
hmt. Die Scene ist auf die beiden Hauptpersonen beschränkt^ welche einander
bcUe in voller Bekleidung mit Chiton und Himation gegenflberstehn. Der bärtige
und langlockige Poseidon hält dabei den Dreizack in der Linken und hat die
Bedits, wie ausruhend, anf die Hüfte gestützt: Amymone läßt den einen Arm mit
g<e<OAieter Hand, nach Miner?inis Deutung vielleicht als Zeichen der Überraschung (t)
benbhangen, während sie mit der andern das übrigens sehr schlank nnd klein
mid wie eme Oinochoö mehr, als wie eine Hydria gestaltete GefÄß*) gegen den
Gott halb erhebt, nicht ohne einige Anstrengimg wie Minervini meint, so daß man
•ehfiefien möchte, dasselbe sei mit Wasser angeftillt. — Daß sich an die Form des
GelUes ein Zweifel über die Richtigkeit der ganzen Deutung knüpft, darf nicht
Tcrschwiegen Werden; man könnte an eine Bewillkommnungsscene , wie sie die
a; Z. B., weil dies am nächsten liegt. Od. XI. 247 Poseidon an Tyro:
T£;eu d'(\rta T^xva •
a'irdf^ i'(m xot sijAi lloa£tod(t>v dvoar/SKuv.
b] £ di forma aasai ayelta somigliantissima a quella denominata oenochoe dal Panofka
^ ^ molto piccola in paragone dell* altczza delle figure.
374 III. MYTHEN DBB P08En>ON.
iiBter Amphitrite No. 10 angefllhrte Würzburger Vase darstellt, deoken, jedoch
spricht wiederum der Umstand, daß einerseits Poseidon keine Schale hält» m welehe
ihm eingeschenkt werden könnte, und daß andererseits hinter den Sehnltem (dieftro
le spalle) des Mädchens die toXt) sichtbar werden soll, von der eine Sehnnr Aber
ihre Brust herabhangt, dafttr, daß mit dem 6efU2e trotz seiner ungewöhnliehen
Form in der That ein Wassergefiiß gemeint sei.
Nicht ohne Bedenken kann man
No. 10, das Innenbild einer aus Bomarzo stammenden Kylix ungriechiaeken
(etruskischen ?) Stils in der berliner Vasensammlung (No. 1J95] *) in diesen Kreb
beziehn, wozu aber wiederum in der Analogie der von Ghristodor beschriebenen
Gruppe (oben No. 1) , vorausgesetzt, daß dieselbe richtig benannt nnd gedentet
ist, die Berechtigung liegt. Wie in dieser Gruppe Amjrmone sitzend dargeslelU
war^), sitzt hier die poseidonische Geliebte oberwärts nackt®), nur einen Oewaad-
zipfel mit der Linken Ober die Schulter ziehend*^], allerdings auf einem Stahle ait
geschweiften Beinen, welcher der Deutung auf Amymone entgegenzustehn und den
Gedanken an die im Mythus allein bedeutsame Scene von Lema anssnseUießen
scheint. Und wie in jener Gruppe Poseidon der Amymone nahe stehend einen
Delphin als Liebesgabe darbot oder entgegenhielt (SeX^iva icpotoxeto), ist er hier
nackt bis auf eine um die Schultern gelegte Chlamys und mit dem Stiele des
Dreizacks ausgestattet, dessen Spitzen im Zusammenstoße mit dem Mmeander-
Ornamente des Randes unterdrückt sind, annäherungsweise in semer clasaiselMn
Stellung mit aufgestfltztem Fuße gebildet, in demselben Acte dargestellt*) ; dem
als bloßes Attribut kann man den Fisch hier, so wie er gehalten wird und so be-
deutend er gebildet ist, schwerlich halten. — Ob sich aus dem ungriechiaeken
Stile des Gemäldes und einer mit demselben zusammenhangenden weniger leben-
digen Auffassung der Situation der anstößige Stuhl, auf welchem das Midekea
sitzt, erklären oder entschuldigen lasse, mag dahinstehn.
Die folgenden Vasengemälde zeigen die Scene durch verschiedene Neben-
personen erweitert, welche zum Theil ernste, ja bisher unüberwindliche Schwierig-
keiten machen. Am geringsten sind diese bei
No. II, dem Gemälde auf einem Aryballos unteritalischen Stiles der Samm-
lung Catalano in Neapel ^ , dessen Deutung im Ganzen der beigeschriebenen Namea
wegen keinem Zweifel unterliegen kann. Hier ist die örtlichkeit durch verschie-
dene Bäumchen oder Sträucher, welche mit Aphrodite in Beziehung zu setzen, wif
Stephani^/ will, doch keine Veranlassung vorliegt, als eine Gegend im Freien, wir -
dürfen annehmen diejenige von Lema, bezeichnet. Ob der dicht hinter AmymoB^^»
a> Gerhard, Neuerworb. ant. Denkm. des k. Mus. in Berliu, Berl. 1846 S. 6.1 mit d
Deutung auf Amymone. abgeb. Elite cörani. III. pl. 25, im Texte p. 6.H auf Amphitrite K«-
deutet.
b) Vergl. auch No. II, 12, 1«, 17.
c; Vergl. auch No. 12.
d) Vergl. auch No. 17.
e) Über den Delphin als Liebesgabe Poseidons an verschiedene Frauen vergl. Stephini.
(/ompte-rendu etc. pour l'annöe l^'fU S. 2n» mit Note 4 und s. unten No. 15.
f Abgeb. in der Klite cOram. III. pl. 27. S. Atlas Taf. XIII. No. 9.
g> Compte-rcndu etc. pour l'annce 1S(>2 S. Ol Note A.
i
12. AMPHTTRITE UND AMYMONE. 375
ingebrachte Hase Bur dazu bestimmt ist, diese Bezeichnung der örtlicbkeit zu ver-
stärken*), oder ob er als aphrodisisches Thier zn der hier vorgehenden Liebes-
scene in Beziehung steht ^), oder endlich, ob er als attributives Thier der nahe
hinter ihm sitzenden Aphrodite zu fassen ist^], mag dahinstehn; vielleicht vereinigen
sieh in ihm alle drei Bedeutungen. In der Mitte sitzt Amymone ('AfjiupilNH)
gans bekleidet mit einem Chiton und das Haupt von einem Kekryphalos' bedeckt,
in der Rechten die charakteristische Flydria haltend, ruhig vor Poseidon (POIEIAON),
welcher, nackt bis auf die in archaYsirender Weise um seine Schultern hangende
OhlaflayB, den Dreizack in der Rechten aufstützend, die Linke, ähnlich wie in
No. 9, auf die Hflfle stemmend, im Gespräche mit ihr dasteht. Eine links im
^Ide in einiger Entfernung sitzende, zierlich bekleidete Frau, der die Namensbei-
lehrifl fehlt, wird man, auch abgesehn von der charakteristischen Weise, wie sie,
nach .einem auch sonst bei Aphrodite bekannten Motiv, einen Gewandzipfel in
koketter Weise über die Schulter zieht, hauptsächlich nach Analogie des wiener
Vasenbildes (No. 3) ganz unbedenklich Aphrodite nennen dürfen, unter deren Ein-
ütlssen sich die ganze Scene entwickelt hat, deren Anwesenheit jedoch den beiden
Hauptpersonen nicht bewußt zu sein scheint. Das Gleiche dürfte aber von der
hinter Poseidon, völlig unbeachtet von ihm wie von Amymone stehenden Amphitrite
(otM+iTPITH) gelten, von der man doch wohl, wie dies auch Wieseler für das
angebliche Theophanebild (oben S. 345) gethan hat, am wahrscheinlichsten an-
nehmen wird, daß Eifersucht sie herbeigeführt hat, ganz ähnlich wie die Hera in
dem Gemälde auf der berliner Kalpis mit der Liebesscene zwischen Zeus und lo^),
obgleich ja das Motiv der Eifersucht bei Hera von der Poesie in ganz anderer Art
dnrehgebildet ist, als wir es bei Amphitrite nachzuweisen vermögen. Wenn aber
«nch kein Dichter je von einer Eifersucht der Amphitrite auf Amymone oder sonst
iilS^nd eine Geliebte ihres Gatten und von irgendwelchen Folgen derselben ge-
Viingeo hat, konnte es einem Vasenmaler, besonders der spätem Periode, der das
^ier in Rede stehende Bild angehört, nicht fem liegen, von sich aus eine Scene
^ erfinden, in welcher die rechtmäßige Gemahlin des Poseidon diesen bei einem
^^lobesabentener belauscht. ' Auf jeden Fall wird man die hier gegebene Erklämng
^faober und näher liegend nennen dürfen, als die mystische, welche die Heraus-
geber der felite c^ramographique (HL p. 69) vorgetragen haben.
Schwieriger zu erklären ist eine Einzelheit in
No. 12, dem Gemälde auf einem Oxybaphon im Oabinet des m^ailles der
^^Hser Bibliothek*}, welches im Übrigen einfach genug das Gespräch des Poseidon
^^ der Amymone darstellt, wobei diese, oberwärts ganz unbekleidet und auf ihre
^ydria gelehnt, auf einer kleinen Erderhöhung sitzend dargestellt ist, innerhalb
^^f^n in einer kleinen Höhle eine Quelle , man muß doch wohl sagen : die von
aj Beispiele seiner derartigen Verwendung s. b. Stephani, Compte-rendu etc. puur
^**«Ui6e 1862 S. 70.
b) Wie dies Stepbani a. a. O. S. 69. annimmt.
c) Stephani a. iT. O. Note 4.
d) Siehe Bd. II. S. 469 und Atlus Taf. VII. No. «.
e) Abgeb. bei Miliin, Feint, de vases II. pl. 20, Gal. myth. pl. 62, 294, Elite cöram.
^- pl. 26. S. Atlas Taf. XIII. No. 10. u. vgl. noch Hirt in der Amalthes IT. 8. 282,
^•^ t. s. O. 8. 37, 20.
376 III. MYTHEN DEf» PO«ElDOX.
Poseidon gedffiiete amjmoirische angedeutet ist. Dn* Gott, vdc^er bis aaf ein
Über den linken Schenkel gelegtes Gewandstack ganx naekt nit Bataf.citkwh«lf
Dreizack ungefähr in seiner classischen Stellung mit hoch aefgertfiltM fiakm Fnß
und auf den Schenkel gelehntem Arme dargestellt ist , redet , wie fie talMihMiü
rechte Hand zeigt, mit einer gewissen Feierlichkeit zu der Geliebifa, cotweder die
Gabe der Quelle oder die künftige Geburt des Nauplios ihr veiktodcad. Hiatw
Poseidon steht eine in einen einfachen gegürteten Chiton gekleidete Fraa, welche
Hirt 'a. a. 0.) Aphrodite genannt hat, weiche aber hierfür all n edükkt er-
scheint und deswegen mit Jahn a. a. O.) und Minervini* eher Ar eueGefldvtin
Amymones zu nehmen sein wird, für welche auch ihre einigennalW« bewegte,
Staunen ausdruckende Stellung eher paßt, als Air die Göttin. Wenn die Henat-
geber der lallte c^ram. (a. a. 0. p. 70^ sie Hypermnestra g^anft haben, so
hangt das damit zusammen, daß sie in der hinter Amymooe an einen arhiwkw
Pfeiler gelehnten, mit der Chlamys und dem Petasos bekleideten, jngeoilteh'
männlichen Figur Lynkeus zu erkennen vermeinen, welcher, wie HyperauMBtim
Mittelgnippo mit »religiöser Bewunderung« beschaue, während rie in dem
Bilde sowie in mehren der folgenden »die •Mysterien von Lema« wittern, von
wir freilich durch Pau^anias und lediglich durch ihn^) sehr wenig '»infiniment pei
de chose«) , aber doch wissen , daß sie der Demeter gefeiert wurden (teXctriV Xt^
vaia i^oder xVapvai^LJ aYou^iv ivrauba Ar]}ir|Tpi). Wer an die Darstellung soleher
in Vasenbildern nicht glaubt und es verschmäht, mit Hilfe dieser die sonst nickt
lösbaren Schwierigkeiten in diesem und in mehren der folgenden Gemälde in der
Weise der Hll. Lenormant und de Witte (a. a. 0. p. 64 sqq.) zn Utoen, der
wird es ohne Zweifel vorziehn, die fragliche Figur mit Jahn Hermes an nemMi,
welcher in einem der folgenden Gemälde (No. 16} in ganz unverkennbarer Geitill
dargestellt, aber auch noch in einem andern (No. tb wahrscheinlich anzunelmiei
ist *^'> , 80 schwer es Hein mag , bei unserer mangelhaften Kenntniß der verschiedesei
litterariächen B«.' arbeitungen der Amymonesage , seme Anwesenheit bei dieser Sceoe
zu rechtfertigen oder zu deuten. Denn wenn Minervini^) seine Anwesenheit ii
dem Gemälde der Fittipaldischen Ampliora (No. 16 durch die Berufung auf die
leruaeJsclien Mysterien und den Gegenstand der Darstellung selbst gerechtfertigt
findet und meint , er könne auch wohl zu einer der Danalden eine genauere Be-
ziehung haben, da er für dieselben im Allgemeinen besonders sor«rte. woHlr er (ich
auf ApoUodor 11. i <80 beruft, so hat das vorliegende Bild mit Mysterien irgffl<l
einer Art schwerlich zu thun und bei ApoUodor findet man im ganzen 1. tzp. ^
zweiten Buches über die Beziehungen des Hermes zu den Danaidea weiter Nickt».
aU daß dieselben nach dem Morde der Aegyptiaden auf Zeus' Befehl durch Atketi
und Hermes gereinigt worden seien'*;. Mit irgend einem Acle de> Aegyptisdea-
mordes aber hat die hier dargestellte Scene doch eben s<» wenij ir^jend eines Zu-
»ammenhan;: . wie die Stele, au die iikh Hermes lehnt, mit n>ehr«n Erklärem «'*
a lUiW. .ircli. NapolitaiH) 1. p. öf».
), l'auhan II. Uli. 7. und VIII. I.i. *.>.
f HulI. ar< h NajM)!. I. p. .'»7. 1
d Apulloil II I :> (}. II cd. Heyne o». o£ i//-)' tw- .^-jo-: >.:i-iwi. -i; •*:•»-?'' i
tX'jtHr/y'av AJtr'ä tc /a» 'l.oiir,; A">; x-;/.£J3avTr>;. i
i
!
i
1 2 . AMPHITRITE UND AMYMOKE . 377
i Orabatele der (nach ApoUodor a. a. 0.) in Lerna bestatteten KApfe der Ae-
ptiaden gelten kann. Und wie man aus dem, was ApoUodor berichtet, eine
NHidere Beiiehung des Hermes zu den Danalden überhaupt oder zu einer der-
ben insbesondere ableiten will, ist nicht wohl abzusehn. Wenn aber in der Er-
Img derselben Vase*) Gargallo-Grimaldi meint, bei der hier dargestellten laebes-
ne ersoheine Hermes als der Aphrodite (die er in der gegenüberstehenden Frau
MUt) nnd dem Eros gesellte Gottheit und dazu in einer Note einige Belege zu
r allgemein bekannten Verbindung von Hermes und Aphrodite beibringt, so ist
t diesem wohlfeilen Auskunflsmittel offenbar zur Erklärung der Anwesenheit des
trmee in diesen Amymonescenen ebenso wenig geleistet, wie mit Avellinos Ver-
ieiuig auf sonstige Beziehungen zwischen Hermes und Poseidon^), am aller-
■igaten filr die hier in Rede stehende Darstellung, in welcher Aphrodite aller
ahrscheinliohkeit uach nicht anwesend ist. Wenn endlich für diese Hirt^) an-
, Poseidon suche durch Versprechungen und Überredung Amymone zu ge-
und daher scheine, auch Hermes^ der Gott der Rede, hier seinen Platz ge-
iden za haben, so wird dem nicht leicht Jemand zustimmen ^ da es sich, abge-
ht TOD allem Andern, schwerlich um die Scene vor der Umarmung und am
ktRedenwolleii bei dem ruhig sprechenden Poseidon handelt, dessen Natur, wie
hSB oben bemerkt^ Nichts weniger entspricht, als ein so kühles Benehmen bei
Mr Werbung, um ganz davon zu schweigen, daß der von ihm geöffnete Quell
kabar schon fließt.
In keinem der bisher verzeichneten Monumente ist von dem Satyrn, welcher
den Berichten bei ApoUodor nnd H3rgin eine Rolle spielt, irgend eine Spur, zur
Mton Bestätigung dessen, was schon vor vielen Jahren 0. Jahn^; aus Lukian
il ans einer viel geringem Zahl antiker Kunstwerke geschlossen hatte, daß näm-
eb der Satyr keineswegs nothwendig zum Mythus gehöre. Wie wenig dies der
iD war, wird sich auch aus den noch zu besprechenden Jvunstwerken ergeben,
te wenngleieh allerdings Satyrn in den zunächst folgenden drei Vasenbildem
iküveifelbar vorkommen, so tritt doch höchstens in einem derselben (No. 15)
■ Satyr so auf, daß man ihn mit den Berichten bei ApoUodor und Hygin in
Munaeahasg bringen kann, während in den beiden anderen Nummern die Satyrn
ifiMr Weise dargestellt smd, daß in ihnen, ähnlich wie in der Amykosvase*;,
V ein CSior erkannt werden kann, wie derselbe in Aeschylos Amymone , welche
mh der übereinstimmenden Ansicht mehrer Gelehrten^; ein Satyrspiel gewesen ist,
■%etie(«i sein mag.
Dhae Vasenbilder sind
Ro. 13, ein von Passeri in seinen Picturae Etruscorum in vasculis H. tab.
t) Ann. deir Inst, von 1S45 p. 40.
b) BtiU. arch. Napol. II. p. 60 mit Berufung auf Creuzcr» Symbolik III^ S. 591 ff.,
^ iber ton Janus, nicht von Herme» die Rede ist.
c) Attdthea U. S. 2S2.
d) K. a. O. S. 37 Anm. 16.
«; Gerhard, Auserl. Vaucnbb. III. Taf. 1.>H— 154, Jahn, Archaeol. Aufsi. 6. 144.
f) Vergl. Jahn a. a. O. S. 3.? und waa derselbe in Anm. S angeführt hat.
37S ni. ITTTHEX DES P08EID0X.
171 fmKlifiHes* . welches sieh damals im Palast Rieeardi n Fforeaz befaad, dewra
jetziger Anfbewahinngsort anbekaont ist. In der Mitte der gaiiMB Compowtiaa
sl^t PMeid<m grade anfreeht in Costflm und SteUosg grade so wie m mehrea
andern Vasenbildem ^ . den Dreixaek in der Rechte» . die liake aaf die Hifte
gestttit. Ihm gegenflber links Arnymone, durch die vor ihr steheado Hydria
charakterisirt. in einer Stellung, welche fast poseidonisch scheincB kAnte, welehe
aber obem 8. 247 f. in ihrer allgemeinen Bedeatmg be^roehen ist, mit dem InkeB
Faß aaf dne Erderhöhang ziemlich hoch anftretend . die Rechte in die Seite ge-
atemmt. wihrend sie mit der fjinken einen ovaloi Gegeutaad gogea den Mnad
n erheben scheint. Die Cberlieferang dessen . was in der That im Origiiial hier
dargostelit sein mag. durch den P^LSserTschen Stich ist yiel xn nasicher. als daß
es sich lohnen k^hinte, «her die Bedentang dieses rithselhallen Gegenstandes siel
ia Vennnthnngen an ergehn: diejenige Welckers^;, es sei «n Hoehaeitaknehen ab
Symbol der Vermlhlong gemeint, ist Ton keiner Seite nnd oi keinem Betradrt
gMckfich xn nennen nnd mag anf sich bemhen. BBater Poseidon siehn xwei bir-
tige und Unggesdiwinxte Satrm in xiemlich drastisch forgetiagenen Stellnngen des
Erstannens nnd der Theilnahme. wihrend ein dritter von Amyrnones 8dte mit er-
hobener and wie vorwärts deutender Hand heranachreitet. Dafi in keinem dieser
Satyrn der eine von den Mythographen erwähnte eikannt werden Ulme, hat sehoa
Mttiger^) eingesehn nnd nach ihm Jahn -a. a. O. S. 37 mit Beatinmitheit aas-
gesproehen; sie können hier, wenn man sie nicht als Reminiseenx des Chores a
dem sophoklelschen Satyrdrama anerkennen will, nnr als Vertreter der freien Nstor,
in welcher die Scene spieh, gelten. Dasselbe gilt aber aadi von
No. 14. dem Gemüde auf dem ehemals Heigelinsehen Krater Jetxt oabe-
kannten Besitxes^'. Hier sitxt in der Mitte der bis aaf ein Aber den linkn
Schenkel gelegtes Tuch ganz nackte Poseidon in der allerruhigsten Stellung, de«
Dreixaek seitlieh in der Rechten halbhoch aufstätxend. Vor ihm steht in gaoi
eigenthflmlich tanzartig^r Bewegung die nnr mit dem Chiton bekleidete, durch eine
Blütterstephane ausgezeichnete und durch die \-or ihr stehende Hydria chtrik-
terisirte .Vmymone. Die Gruppe erinnert lebhaft an diejenige des oben S. 335 f.
bei^prochenen pompejanischen Wandgemäldes, ohne doch mit ihr identisch xu 86ib
und ohne daß von dem C^egenstande des Vasengemäldes ein Schluß auf den d«
Wandgemäldes, in welchem die iliarakteristik der Amymone fehlt , gestattet wir*.
Zwischen Poseidon und Amymone ist, auf einer nicht ausgedrflckten Teiti«'
erhebnng stehend. Kn^ angebracht, welcher, auf Amymone xurückblickend , di^-
selbe mit vor^stnvkter Ki^chten auf den Gott hinzuweisen scheint. Hinter Aa)'-
nK»ne steht \\4lkommen ruhig ein bis auf ein umgeknäpftos Thierfell nackter, ke-
kraniter Satyr, welcher in der Rechten einen langen Thyrsos hält : ihm enteprifb^
A WitiUrhoh in der K'i-.te vorAK. 111. p*. *> ; vvrgl luGerdcm Jahn a. a. 0 5?"
1^ ur.i »lic vvv. ih:v. :r. Av.n; 1^. .i:-.^\:V.hr:^:; S-hntlen
'• In Kr >Vu^^ vKr .K:i.>:u»v:o\A-ir- N^ •^. ^, 1" 11 ver|:l außerdem oben S. <!•
. /u rh:l.>:r liuACr; v J»! ! u".a N*:V.:TAi i. Ac*chy! Trilofne S. im. Note 2«»-
^ ANct-b m der Ar..i:;>.tA 11. Va:. 4 aiil Tci; ron Uirl S. 277 ff., rergl W«**'
•U» > ?*»' und Jahn s a O |
12. AMPHITKITK UND AMYMONE. ^ 379
am linken Ende des Bildes ein völlig nackter, aber ebenfalls bekränzter zweiter
Satyr, welcher seinen linken Arm vertraulich um die Schultern einer mit dem
Chiton bekleideten, wie Amymone mit einer Blätterstepbane , außerdem mit Arm-
spangen geschmückten Frau gelegt hat, welche nach der Zeichnung ein Scepter
lose im rechten Arm hält. Hirt (a. a. 0. S. 280) wollte diese Frau für Hera
Teleia (Juno Pronuba), Böttiger dieselbe (a. a. 0. S. 289) für Aphrodite-Peithp
erklären; wie unmöglich das Eine und das Andere wegen des vertraulichen Ver-
hältnissea des Satyrn zu dieser Figur sei, hat schon Jahn (a. a. 0. S. 38) be-
merkt. Wenn die Zeichnung correct und wenn es wirklich ein Scepter ist, welches
die Frmu im Arme lehnen hat, wird die Erldärung derselben sehr schwierig sein
und Böttigers Annahme, daß, wie das ganze Vasenggmälde ein mimisches Ballet,
nicht die mythologische Scene selbst darstelle, so auch die Scene »nicht am ler-
naeischen Quell, sondern auf irgend einem Bühnengerüst oder Proscenium« vorgehe
und die »eine Geweihte, eine Libera oder Dienerin derselben die Rolle der Juno
Fronnba oder der zusprechenden Aphrodite-Peitho« übernommen habe, hilft offenbar
sn Nichts. Denn ganz abgesehn von der fragwiirdigen Darstellung mimischer Ballets
m Vasengemälden kann doch nicht füglich eine die Hera oder Aphrodite agirende
Person anders handelnd gebildet werden, als Hera oder Aphrodite selbst, wenn
nicht der ganze Sinn des Gemäldes aufgehoben werden soll. Auf der schon ange-
führten Amykosvase erscheinen unter die zuschauenden und in ihrer Weise mit-
tgtrenden Satyrn gemischt zwei Bakchautinnen, allerdings als solche durch Thyrsen
und die eine außerdem durch ein umgehängtes Thierfell deutlich charakterisirt, im
Übrigen in sehr würdiger Gestalt und in ernster Haltung. Ihrem Yerhältniß zu
dem Satyrn nach kann die fragliche Person des Heigeiin'schen Vasengemäldes
Biehts Anderes sem, während es freilich darauf ankommen würde, zu coustatiren,
ob das Scepter in ihrem Arme nicht d^irch Verletzung der Vase und falsche Ke-
itiiiration zu dem geworden ist, was es scheint, ehe man mit Bestimmtheit wagen
itrf, sie als solche anzusprechen. Der Kopfputz derselben würde k^ne ent-
ttiieidenden Schwierigkeiten machen können, da auch in der Amykosvase von den
Wien Bakehantinnen die eine eine breite Haarbinde, die zweite eine Art von
Siekenstephane als Kopfputz trägt. Wie dem aber auch sein möge, kUir ist, daß
Orts Annahme, Amymone verklage hier. vor Poseidon den Satyrn, der ihr Gewalt
hbe aatbnn wollen, in jeder Beziehung irrig ist und daß die beiden Satyrn hier
^ m der vorigen Nummer wenn nicht als Chor, dann nur als die Daemonen von
Wild und Feld gefaßt werden können. Jahn's Ansicht, die Gegenüberstellung der
Widea sieh entsprechenden Paare (rechts Amymone und ein Satyr, links die frag-
Ue Frau nnd der zweite Satyr) sei »auf jeden Fall nicht ohne Bedeutung«, ob-
tfoieh er dieselbe nicht anzugeben im Stande sei, mag eben deswegen nnd bis
^ fiese Bedentnng von einem Andern gefunden wird, dahinstehn. Wahrschein-
IMier ist, daß es sich nur um eine symmetrische Composition handelt, wie der-
Skiehen nicht selten vorkommt, ohne daß die einander entsprechenden Glieder auch
'^ ein geistiges Band zusammengehalten werden.
Das einzige Gemälde, in welchem ein Satyr vorkommt, bei dem man in der
"^ an den bei Apollodor und Hygin erwähnten denken könnte^), ist
t; Vtifl. auch Jahn a. a. O. S. 40. 2b.
380 III MYTHEN ÜEH Pr>8KnX)X.
No. 15, dasjenige im nntern Streifen einer Hydria aus der Riailieata im
Mnseo Naaionale in Neapel^. Wesentlich in der Gestalt und Bekleidung wie in
No. 14 sitxt links Poseidon mit dem rechts aufgestützten Dreizack, in der Linken
einen Fisch (der kein Delphin ist; erhebend und der Amymone darbietend V, weiche
reich bekleidet mit dem Chiton und dem als Schleier über das Haupt gelegten Hi-
mation, mit dem Polsterkranze nzzipa, so oben S. 372) in der Linken, mit der
Rechten den Schleier ttber die Schulter ziehend, gesenkten Uanptes rukig Tor ikm
steht und seiner Rede zuhört. Zwischen Beiden steht ihre große Hydria aaf
einem mehrstufigen Untersatz, auf welchem Poseidons Ffiße mhen und weieher
möglicherweise mit Panofka und Heydemann als Andeutung des in mehren der
folgenden Monumente dargestellten Qnellenhauses zu betrachten* ist; ein daneben
wachsender Lorbeerbaum bezeichnet die Scene im Freien. In diesem Lorbeer mit
Minervini ;a. a. 0.' die am Amymonequell beiLema gewachsene Platane (Panaan.
n. 37. 4) imd in dieser eine bestimmte Charakteristik der Örtlichkeit m erkennen
ist ganz gewiß nicht am Orte. Das Merkwürdigste in diesem Bild aber iit der
bärtige Satyr mit umgeknflpftem Pantherfell, welcher, kleiner gebildet als die bddea
Hauptpersonen, you rechts her hinter Amymone mit großen Schritten nnd heA%
gesticulirend herankommt. Wenn es nun auch klar ist, daß dieaer Satyr hier in
einer Situation dargestellt ist, welche mit der bei Apollodor und Hygin gaaehilder*
ten, in welcher er durch Poseidon vertrieben wird, nicht tibereinstimmt nnd wem
die ganze Darstellung eben so wenig danach aussieht, als sei Amymone anf irgend
eine Weise durch Poseidon von den Zudringlichkeiten dieses Satyrn befreit worden,
so wird man doch eben so gewiß in Abrede stellen mflssen, daß der Satyr ia
diesem Bilde wie in manchen anderen nur als localcharakterisirender Zuaati oder wie
möglicherweise in den beiden vorhergehenden Nummern als Vertreter eines Satyrn-
ehors angebracht sei. Für das Eine wie für das Andere ist seine ganze Schüderung
viel zu individuell , und greift er , obgleich keine der beiden Hauptpersonen sich
um ihn zu kümmern scheint, zu bestimmt handelnd in die Darstellung ein. WoUie
man dem Rindrucke nachgeben, welchen das Gebahren des Sat}Tn macht, so würden
man sagen müssen, derselbe erhebe jetzt Ansprüche auf Amymone, nachdem Po^
seidon ihre Liebe genossen hat ; denn nur als Liebeslohn läßt sich , wie in No. 1
nnd 10, die Darreichung des symbolischen Fisches deuten: es versteht sieh aber
von selbst, daß man eine derartige Sagenwendung eben so wenig vorauuasetsen
wie ans der schein bai* hier geschilderten Situation abzuleiten oder herausznspinBeB
berechtigt ist.
Von Vasengemftlden sind nun noch drei tigurenreiehere Compositionen in be-
sprechen, deren Beziehung auf Poseidons und Amymones Liebe nicht zweifelhs/^
sein kann , in denen auch die Situationen , in welchen die Hauptpersonen äu^
stellt sind, keinerlei Schwierigkeiten machen, während die Nebenfiguren in ti^tr
verständigen Weise zu erklären bisher nicht gelungen ist und vielleicht in> p*-
a; Bei Heydemann, Die Vasensammlung des Museo Nazionalc zu Neapel No. \^bO. ^"
der von diesem angef. altern Litteratur ist Minervini im HuH. arch. Napol. I. p. .'>6 hin"*'
zufügen, l'nedirt. s. Atlas Taf. XIII. No. 1. Die Vase ist vielfach geflickt und an eimff«
Stellen auch des hier in Ke<le stehenden Hildes noch schadhaft.
b Vgl. oben No. 1 u. No. lo.
12. AMPHITRITK UND AMYMONE. 381
lingen wird. In den ersten beiden dieser drei Vasengemälde finden wir die Lieben-
den in demselben Gespräche wieder, in welchem sie die Nnmmern 9 — 15 dar-
stellen und welches besonders au<^ in den jetzt zu besprechenden Bildern ziemlich
sicher als der Liebesvereinigung folgend, nicht als dieselbe einleitend betrachtet
werden darf. Relativ am einfachsten ist
No. 16, das Gemälde an einer Amphora Incanisehen Stiles in der Sammlung
Fittipaldi in Basilicata*}. In der Mitte der ganzen Oomposition ist hier wie in der
folgenden Nummer anstatt des von Poseidon mit dem Dreizack aus dem Felsen
oder ans der Erde herausgeschlagenen Quells ein stattliches Brnnnenhaiis darge-
stellt, in welchem ans zweien Ldwenkdpfen Wasser in das Becken flieBt, auf dessen
Rand eine nackte Votivstatuette angelehnt ist, wie dergleichen auch bei anderen
derartigen Brunnenhäusern in Vasenbildem unteritalischen Stiles Torkommen^).
Dieses große und nachdrücklich dargestellte Brunnenhaus anstatt des als Gabe Po-
Südens an die Geliebte eben aufsprudelnden natürlichen Quells scheint nicht für
eine besonders lebendige Auffassung des Mythus in diesem und dem folgenden
Klde zu sprechen und uns wohl zu berechtigen, auch in anderen Zügen eine mehr
verflOchtigte und in's Allgemeine derartiger Scenen gezogene Darstellung als an den
praeeisen Ausdruck des Mythus und an eine uns unbekannte, hier zum Grunde
liegende litterarische oder poetische Bearbeitung desselben zu denken. Wenn Mi-
lerrini (Bull. arch. Napoi. I. p. 56) auch bei den aus LöwenkOpfen in dem
ktnstiiehen Bnmnenhause strömenden Wasserstrahlen an den von Poseidon mit
dem Stoße des Dreizacks geöffheten Quell gedacht und als einzige Abweichung von
Hygbs Berichte hervorgehoben 4iat , daß hier nur zwei Wasserstrahlen dargestellt
ni, während bei Hygin drei dergleichen dem Dreizackstoße folgten, so wird ihm
dun wohl kaum ein Anderer folgen. Wollte man sagen, es sei hier dargestellt,
wie Poseidon die durch seinen Zorn versiegten Brunnen (Apollod. a. a. 0.) der
MMiten m Gefallen wieder fließen lasse, so würde dies, obgleich man dergleichen
der SehilderuDg im Bilde entsprechend nennen könnte, eine in unseren litterarischen
QisHen nicht überlieferte Wendung der Sage sein, in welcher, so wie sie uns vor-
Nt, grade darauf alles Gewicht f^llt, daß Poseidon so oder so mit dem Stoße
^ Wurfe seines Dreizacks die Quellen erst schafft oder hervorruft.
Auf die Basis des Brunnenhauses hat Amymone ihre Hydria niedergesetzt,
vdche sie, rechts neben demselben auf einer Erderhöhung sitzend, mit der linken
Httd berührt, während sie aufmerksam den Worten des in annäherungsweise seiner
^Itiiehen Stellung mit aufgestütztem linken Fuß ihr gegenüber stehenden Poseidon
^^ueht, der offenbar, seine Rede mit einer leisen Bewegung der rechten, den
'^'äack geschultert haltenden Hand begleitend, zu ihr spricht. Zwischen Beiden
lUit ein geflecktes Reh, welches von einer vor Poseidon sprießenden Pflanze
I) Abgeb. Hon. dell' Inst. IV. tav. 14. 15, wiederholt Elite c^ram. UI. pl. 29. S.
^tiiB Taf. Xin. No. 14. u. vergl. Mincrvini im Bull. arch. Napol. I. p. 55 sq. u. Gargallo-
"'inuüdi in den Ann. dell' Inst. v. Is45 p. 3b sqq. Lenormant u. de Witte, Elite cöram.
*^l- p. 66 u. p. 72 sqq.
b) S. «. B. BuU. arch. Napol. I. tav. 5 (= Mon. dell' Inst. IV. tav. 18, Archaeol.
^^ttng V. 1844. Taf. 18, m. Gall. heroischer Bildwerke Taf. X. No. 2] u. vgl. Minervini
^^ lieh. Nap. a. a. O. p. 103, Lenormant u. de Witte a. a. O. p. 72. Note 4.
382 III. MTTHßN DES POSEIDON.
fressen zu wollen scheint und in welchem, wie schon Stephanie) beneito kit,
Minervini (a. a. 0.) gewiß mit Unrecht die bei ApoUodor vorkommeiide ffirsdikak
erkannt hat, nach welcher mit dem Spieß werfend Amymone den sehlafeBdei fit-
tjm gestreift hatte, von dem hier auch eben so wenig eine Spar ist wie in des
meisten anderen Vasengemftlden. Das Reh mag seiner aphrodisischen Bedeatng^)
wegen und zugleich zur Bezeichnung der freien Natur angebracht sein^ grade wie
in dem Gemälde der Liebe von Zeus und lo^- und wie der Hase oben inNo. U.
Oberhalb Amymones fliegt ein Eros mit einem in beiden Binden gdialtenen ofaci
Kranz offenbar nicht auf Amymone, wie Minervini sagt, sondern auf PoseidiMi zi,
dessen Sieg und Gelingen Amymone gegenüber zu bezeichnen. Fraglieh ist, «k
man diesen Eros als von einer hinter Amymone sitzenden und eine große, stüisirte
Blume ^^; haltenden Frau ausgehend betrachten soll, wie dies GargaDo-OrimaUi
a. a. 0. p. 40) thut, und zwar dem äußein Anscheine nach mit Becht, ü
namentlich die Bewegung ihrer rechten Hand ganz den Eindruck machte als seaia
sie den Flttgelknaben aus. Daß diese Frau, wenn dem so ist, Aphrodite a
nennen' wäre, ist klar, auch ist in ihrer Gestalt und in der Art wie sie von der
Mittelscene abgewendet, aber sich nach dieser umblickend, grade so dasittt wie ie
doch wohl unzweifelhafte Aphrodite in No. 11, gewiß Nichts, was dieser Anashf
widersprechen könnte. Ja dieselbe wird einigermaßen noch dadurch untenttttf.
daß ihr entsprechend hinter Poseidon in ruhig abwartender Stellung mit gekreoitai
Beinen der durch seine Attribute ganz unbezweifelbar charakterisirte , wenngMch
hier eben so schwer wie in No. 12 erklärbare Hermes steht. Auch würde diewr
Erklärung nicht entgegenstehn , daß wenn die Frau rechts unten im Bilde Aphio-
dite ist, ftlr eine zweite, welche links oberhalb Poseidons und Hermes' sitit u'
einen laugen Zweig sowie einen Spiegel hält, keine einleuchtende Benennung lbi%
bleiben wttrde. Denn hier mit Gargallo-Grimaldi a. a. 0. p. 41) und den He^
ausgeben! der li^lite ccrani. (a. a. O. p. 72 sq.] zum zweiten Mal Aphrodite u
erkennen ist unzulässig und der Name einer localbezoichnenden oder allegorisclMü
Person, dergleichen neuerdings in der archaeologischen Interpretation sehr in Schwiii|r
gekommen sind, viel zu unbestimmt, als daß man sich dabei beruhigen könotif.
Eben so wenig aber will der Name der Aphrodite für diese letztere Frau so te(h\
passen: denn so wohl ihr im x\llgemeinen der Spiegel zukommen möchte , ist fr
doch hier insbesondere kaum zu rechtfertigen und eben so wenig der lange Lor-
beerzweig, mag auch sonst der Lorbeer Aplirodite beigegeben sein und von ihr
gehalten werden *^ . Für die Frau hinter Araymone wdrde , falls man in der oben
sitzenden, trotz den eben berUlirten Bedenlceu, Aphrodite anerkennte, die Bezeich-
nung einer Gefährtin der Amymone übrig bleiben und an sich nicht unptifMvl
erscheinen. Dem Hermes entsprechend wurde eine solche Gef^hrtui derAmvaK»f
in No. 12 gefunden, und hinter Amymouu iindet sie sich wieder in der folfffvä*^
Nummer. Den zwischen ihr und Amymone als am Boden liegend dargestelltcö
Fächer und Ball wird man übrigens nicht mit Gargallo-Grimaldi der von i^
a^ Compte-rendu etc. pour lunnOe 1SG3 p. Kil. Note 4.
b; S. Stephani a. a. C). S. 151 ff.
c Bd. II. S. .109.
d Stephoni, Coiupte-midu ctf. pour rannee 1^1*2 S. til. Note :». I^HS S. TH Sott^-
12. AMPHITRITE UND AMYMONE. 383
Aphrodite genannten Frau zuzuschreiben haben^ obgleich sich Aphrodite mit beiden
Attribaton nachweisen Iftßt^), sondern vielmehr Amymone selbst, Ton der es in der
Situation, in welcher sie sich befindet, nur natürlicli ist, daß sie diese, Dinge ab-
gelegt oder weggeworfen hat. Der Fächer bedarf fllr eine zum Wasserholen aus-
gesandte Königstochter keiner weitern Motivirung; ob der Ball uns ihre Jugend
▼ergegenwftrügen ^; oder an ein mit der etwaigen Gefährtin getriebenes oder nach
dem Wasserholen beabsichtigtes Spiel — wie es Nausikaa mit ihren Mägden nach
der Wäsche treibt — erinnern soll und ob dergleichen in irgend einer Bearbeitung
des Mythus vorkam, das wissen wir nicht und können darüber nicht absprechen.
Zi einer ganz bestimmten Entscheidung Über die hinter Amymone sitzende Frau
ist ftlr jetz^ wohl nicht zu gelangen , obgleich fttr sie der Name einer Gefilhrtin
oder Sehwester der Amymone immer wahrscheinlicher sein wird, als derjenige der
Aphrodite. Daß diese vielmehr in der im obem Theile des Bildes angebrachten
J^ran zu erkennen sein dttrfte. wird noch durch die ihr gegenüber befindliche Ge-
8telt eines Jünglings wahrscheinlich gemacht, welcher ebenfalls mit einem sehr
JjUDgen Lorbeerzweig, außerdem aber mit einer Syrinx ausgestattet und schon von
Ojargallo-Grimaldi ;a. a. 0. p. 4(») , den Herausgebern der l*]lite cdram. (III.
p. 73) und Stephani*^) Pan genannt worden ist. Daß dieser, welchen man hier
seiner idealen Bildung^) wegen mit Benndorf^j, im Gegensatze zu dem bocks-
ftlOigen Aegipan , Diopan nennen kann , nicht selten mit Aphrodite oder mit dieser
Quad Peitho gemeinsam ein Liebesverhältniß schützend oder überwachend und auch
im Allgemeinen als diesen beiden Göttinnen eng verbundener Geführte dargestellt
worden ist, hat Stephani^j an einer beträchtlichen Zahl von Beispielen nachge-
wiesen. In dem erstem Sinne dürfte er denn auch in diesem Bilde wie in dem
folgenden und vielleicht in No. IS anwesend sein. Nimmt mau dieses an, so wird
m&B sich ohne Zweifel geneigt fühlen , in der ilnn gegenüber sitzenden Frau , zu
der er sich wie im Gespräch henimwendet , Aphrodite und in den beiden in der
Hölie des Bildes angebrachten Gottheiten die den handelnden Personen unbewußt
anwesenden Schützer des poseidonischen Liebesabenteuers anzuerkennen.
Nicht bündiger wird schließlich die Erklärung einiger Einzelheiten ausfallen in
Xo. 17, dem Gemälde an einem Krater aus Annente im Museo Nazionale in
^(eapeif). Auch hier kann die Beschreibung von dem in der Mitte dargestellten
^munenhause ausgehn , welches als solches (nicht als Tempelchen j unverkennbar
*nd namentlich gegenüber der Analogie in No. 1 (> unbezweifelbar ist , obgleich in
t) Far den Fächer bedarf es keiner Belege, far den BaU s. Stephani, ('ompte-rendu etc.
?onr raanee 1(^3 S. 14 in der Anmerkung.
b; Cber den BaU als Spielzeug besonders jugendlicher Frauen vgl. das Verzeichniß b.
^Hini a. a. O.
f) Bulletin hist.-phil. de Tacad. de St. PtHerwb. T. XII. p. 290.
d Cber ideale Panbildung s. Stcphani im (-ompte-rendu eto. pour Tann^e lSti2 S. SO
^ote I und das das. Angefahrte.
«; Bau. deU* Inst, von 1866 p. 0 sq.
f; Bulletin de l'acad. de St. Pötersb. a. a. O.
K; Bei Heydemann, Die Vasensammlung des ICIuh. Naz. in Neapel No. 69U. Unedirt,
'• Atlt« Taf. Xlll. No. 15. Zu der von Heydemann S. 21 verzeichneten altern Litteratur
*"*^ Mini.jvim im BuU. arch. Nap. 1. p. 5:< u. 55. hinzuzufrtpen
Ov^rbeck, KaaRtmjrUiAlogio. III. 25
384 III. MYTHEN 1>E8 POBRIliOX.
ihm die wasserspeienden Lowenköpfe fehlen. Auch von einem in demselbf
gehängten Bukranion und AQewinde«, von demPanofka*; redet, ist jetitwei
Nichts mehr zu sehn. Grade unterhalb des Bauwerkes steht die große 1
mit welcher die rechts in der Mitte des Vordergrundes sitzende, sehr leic
kleidete und einigermaßen kokett bewegte Amymone zum Wasserholen ausgQ
ist, wobei sie die hinter ihr mit hoch aufgestütztem Fuß in abwartender fi
dastehende Gefährtin — denn eine solche oder eine Schwester kann hie
wohl verkannt werden — begleitet zu haben scheint. Nicht ganz gleichgij
scheint es, daß der Ball, welcher in No. 16 zwischen Amymone und dar
ihr sitzenden Frau liegt, auch hier zwischen Amymone und der Geflhrti
fehlt ; denn dieser Umstand kann für die Annahme, wenngleich nicht eiitsch
in die Wagschale fallen, daß diese Bilder auf einer bestimmten, uns unbei
Bearbeitung des Mythus beruhen. Auch noch ein anderer Umstand will wei
bemerkt werden. Der Brunnen, welcher in No. Iß aus zwei LOwenköpfen '
speiend gemalt ist, ist hier ohne Wasser. Ist dies nun Zufall oder Nachlft
des Malers, oder soll man glauben, derselbe sei absichtlich als versiegt und
los dargestellt und werde erst demnäclist durch Poseidons Einwirkung
Eine ganz bestimmte Antwort hierauf ist wohl kaum eher möglich als l
sich darüber Rechenschaft geben kann, ob die Maler von No. 16, 17 m
18 die Brunnenhäuser nach bestimmter Tradition oder aus unlebendiger Auf
des Mythus an die Stelle natürlicher Quellen gesetzt haben; allein die erat
sieht, daß die Wasserlosigkeit des Brunnens hier auf Nachlässigkeit beru
deshalb wahrscheinlicher, weil auch die als Wasserausgüsse dienenden Low
oder sonstige Ornamente fehlen. Auf jeden Fall irrt Minervini, wenn er
davon spricht, Poseidon habe in diesem Bilde die Quelle von Lema za i
seiner geliebten Amymone aus dem Boden aufsprudeln lassen. Amymone
über steht der nur unterwärts mit einem Gewände bekleidete, jugendlieh g
Poseidon **;, welcher, den Dreizack in der Hechten aufstützend, mit er
Linken zu der aufmerksam auf ihn blickenden Amymone redet. Das hin
stehende, aufgezäumte Flügelpferd, bei welchem weder an Pegasos noch ai
zu denken sein wird, ist offenbar sein Keitthier, auf welchem er sich an (
Stelle begeben hat, wie bei Lukian auf einem raschen Delphin, und d
oftenbar niclit weniger zukommen kann, als ein Zwei- oder Viergespa
Flügelrössen , mit dem er in anderen Monumenten fährt "^ . Wenn sonach
treff der Hauptpersonen und der untern Figurenreihe eigentlich Alles k
leicht verständlich ist, gilt Gleiches nicht von den Nebenpersonen in de
Heilie, deren Namen selbst zum Theil zweifelhaft sind. Für zwei ganz t
stimmend gebildete und gekleidete Frauen links und rechts zunächst am Bi
hause, von denen diejenige links, welche eine Schüssel mit Früchten i
Linken , einen Kranz in der Hechten hält , mit dem neben ihr stehendei
Taenie haltenden Eros in eifrigem Gesprilche begriffen ist , während d
rechts, welche mit einem Spiegel in der Linken und einer Taenie in <
a Neiipels aiit. Hildwerke S. 2^r» vgl. Minervini a. a. ().
bj Vergl. oben S. Ii24.
c Vergl. oben S. 210, 29s Note b.
12. AMPUITKITK UND AMYMONK. 385
senkten Rechten ausgestattet ist, anf die Gruppe der Hauptpersonen aufmerksam
niederschaut, für diese Frauen liegt es gewiß sehr nahe, an Aphrodite und Peitho
zu denken. Dennoch muß man es fUr löbliche Vorsicht Heydemanus erklären,
den Namen dieser beiden Göttinnen, welche auch er gebraucht, ein Fragezeichen
beigeffigt au haben , da namentlich die FruchtschUssel in Aphroditens und einiger-
maßen auch der Spiegel in Peithos Hand etwas Befremdliches hat. Nicht minder
^rechtfertigt wtrde das Fragezeichen sein, mit welchem der Name des Pan fttr
den ganz rechts dastehenden Jüngling mit restaurirtem Oberkopfe begleitet ist,
weicher eine Syrinx in der Rechten erhebt, während er in der mit der Chlamvn
omwiokielten Linken einen Thyrsos hält, wenn nicht doch die Vergleichung des
vorigen Bildes es wahrscheinlich machte, daß auch hier Pan, und zwar in der-
selben Bedeutung wie dort, als Genoß von Aphrodite und Peitho und als Schützer
der Liebes6cene in der That gemeint sei. Das bakchische Attribut des Thyrsos
in der Hand dieses Pan kann ja in keiner Weise Anstoß geben.
Ganz besonders eigenthümlich aber ist die Erscheinung, daß diesem Jttngling
entsprechend an der letzten Stelle links hinter Eros ein bocksfüßiger Pan oder
richtiger wohl Panisk (Aegipan, vgl. S. 38H) mit zwei ganz dfinnen Rohrflöten
iwk den Händen herbeikommt, so daß ein und dasselbe Gemälde die beiden
F4NrmeB des Pan zu verbinden scheint. Denn der Name eines Satyrn, welchen
X:£eydemann neben dem eines Panisken für dieses Wesen anwendet, ist nicht ge-
rechtfertigt, noch weniger wttrde es jeder Gedanke an den mehrerwähnten Satyrn
b^i Apollodor nnd Hygin sein, welchen Minervhii (p. 56) allerdings nicht gradezu
aaamssprieht y aber auch nicht abzuweisen scheint. Daß dieser Panisk l^ier nur als
Vertreter der beseelten freien Natur*) anwesend sei , in welcher die Scene spielt,
li^^aa nur geringem Zweifel unterliegen. Gerechtfertigter wttrde die Frage sein,
ot^ die Flöten in seinen Händen eine weitere Bedeutung haben aU die, sein natttr-
iaohes Attribut oder ein ihm angemessenes Instrument zu sein, wie dies Stephani^)
^itr den mit ähnlichen Flöten ausgestatteten Satyrn eines bekannten etruskisohen
^I^iegels*! annimmt, indem er meint, derselbe schicke sich an, die Liebesverbin-
diaag zwischen Zeus nnd dem gewöhnlich, aber mit Unrecht Semele genannten
W'ctbe dorch Musik zu versflßen. Recht wahrscheinlich ist das weder in jenem
nodi in dem hier Torliegenden Falle , doch kommt darauf schließlich fttr das Ver-
*tftndniß des hier besprochenen Vasengemäldes nicht so viel an, daß es die Mtthe
lohnte, sich darflber in Vermuthungen zu ergehn. Seiner Compositlon nach ver-
^^indet dies Vaaenbild wie so viele andere unteritalische Vasenbilder mit den hau-
A^lBden Hauptpersonen in der untern Reihe oder im Vordergrunde die gchtttzendeu
Qotäieiten in einer obem oder im Hintergrunde und daß sich mit diesen ein die
^^^itUebkeit als freie Natur charakterisirendes Wesen verbindet, hat nichts Auf-
ftflendes oder Anstößiges. Auf das Licht, das aus dieser mit der der vorigen
Nummer in manchem Betracht parallelen Composition auch auf jene fällt, ohne
Sl^chwohl Alles aufzuhellen, möge noch einmal hingewiesen werden.
Ob zwischen diesem Gemälde und demjenigen anf der Vorderseite derselben
a; Vergl. Stephani im Bull, de Tacad. de St. Petersb. a. a. O. p. 291.
b A. a. O. p, 290 f.
c, Denkm. d. a Kunst 11. Xo. 4G.
25
386 III. MYTHEN DK8 P08KID0N.
Vase, welches die Aussenduug des Triptolemos darstellt, ein ideeller Zasammeiiluuig
irgend einer Art stattfinde, ist zu untersuchen nicht dieses Ortes.
Von Vasengemälden, welche sich auf Poseidons und Amymones Liebe beziehn,
bleibt daher nur noch eines
No. 18, dasjenige auf einer Pelike lucanischen Stiles [ans Armento?) unbe-
kannten Anfbewahrungsortes*^' zu besprechen übrig. Auch hier fehlt das BrnnaeB-
haus nicht, welches in den beiden vorhergehenden Bildern die Mitte der Oomposi-
tion einnimmt, doch ist es hier nicht allein kleiner dargestellt, sondern halbwegs
zur Seite und in den Hintergrund gerUckt und verdeckt, durch eine WOlbnng oder
einen Bogen, unter welchem in der Mitte der Composition das liebende Paar ni
Gespräche sitzend dargestellt ist. Diesen Bogen nennen die Heransgeber der £lHe
cäram. (a. a. 0. p. 75) »une grotte«, welche sie p. 65) in dem von Pauaaniai
(II. 36. 8) genannten Berge Pontinos bei Lerna suchen, während Avellino '^p. 60)
die Höhle der Hydra von Lerna versteht, welche Apollodor erwähnt^). Es iit
aber wohl sehr die Frage, ob bei diesem Bogen an eine Grotte oder Höhle ia
einem Berge zu denken sei , da derselbe offenbar nicht so dargestellt ist , als be-
stünde er aus festem Felsgestein, vielmehr durchaus jenen Strahlenbogen des
Aetliers oder Himmelsgewölbes gleicht, welche man in einem berühmten V^aaen-
gemälde mit der Gigantoinachie der Götter^) dargestellt findet. Nun kann hier
allerdings von einem Aether- oder Himmelsgewölbe natürlich keine Hede sein und
ein bloßer Strahlenkranz, welchen Poseidon um sein Liebeslager gezogen bitte,
wie Zeus im 14. Buche der Ilias Nebelgewölk um das seine ausbreitet, hat kanm
größere Wahrscheinlichkeit. Wohl aber dürfte, wie schon Welcker*^) bemerkt hat,
an ein Wassergewölbe, und zwar an ein lichtdurcbstrahltes gedacht werden, wie
ein solches Philostrat ^J sich zum Thalamos des Poseidon und der Amymone wölben
läßt. Das unmittelbare oder mittelbare Vorbild hierzu hat ohne Zweifel das berg-
artige Gewoge abgegeben, mit welchem Poseidon in der Odyssee sein und der 'fj'ro
Liebeslager umstellt ^ und wahrscheinlich hat auch Lukiau^) an etwas Aohnlichef
gedacht, wo er Poseidon die Amymone in das Meer schleppen läßt, so daß diese
zu ertrinken fürchtet, wahrend der Gott ihr sagt : J>apf>2i, oiiosv osivov uTj ralh;;.
Ein solcher Wasserthal amos ist in dem Vasengemälde freilich nicht natnralistiHch
dargestellt, aber wie wäre das auch möglich gewesen? Verständlich scheint der-
a) Abgeb. im Hüll. arch. Napol. II. tav. 3 mit Text von Avellino p. 57 sqq., welcher
aber den Aufbewahrungsort so wenig angiebt wie die Herausgeber der Elite ct^ram lU.
p. 74 8q.\ in welcher III. pl. M) das (Jemäldc nach einer etwas verschiedenen Zeirhnujif
wiederholt ist. Ö. Atlas Taf. XIII. No. 11.
b) Apollod. II. 5. 2. TTjV oi jopav £jj:,ojv ( lloav^Xf,;) Iv rtvi Xo5p<u -aod ta; ittj«; ^,»
c; Vergl. Atlas Taf. V. No. 5, Bd. II. S. Mu. Annäherungsweise laÜt sich auch <ier
Rogen in der (Jigantomachie Atlas a. a. (). No. S vergleichen,
d) Zu Müllers Ilandb. § .'550 Anm. .'5.
e; Philostr. sen. Imagg. I. h. am Ende: TcOav Y^f-* V-*'! >'•'■> r^'oj Tat ii; tov v^V''"*- T"'' I
VtOV l-A Vtal TOO /IfjfiT.ryj TOOTOJ " T.ftU'L'iWn 0£ OIJTO 6 jloaiioöj^ VOOl',;':!.
/. 1 I l T » I I 4
f) Od. XI. vs. 2-1! : Kv Trooyor,; rroTauoO Z'xo£At;aTO or*Tj£vTo; "
kl» » * I I I
g Diall. deor. mar. VI. \\,
1
12. AMPHITRITE UND AlITMONE. 387
selbe gleichwohl gemalt und man darf in den beiden concentrischen Doppelstrichen.
zwischen denen die Strahlen (ganz ähnlich wie in der angeftlhrten Gigantomachie-
▼ase aich befinden, wohl die Wasserwölbung und das sie durchlenchtende Purpur-
licht erkennen. Hier also sitzt das Liebespaar im Gespräche, Poseidon redend,
AmTmone zuhörend, gewiß nicht vor der Umarmung, sondern nachher; man
könnte Poseidon die Worte in den Mund legen, welche er bei Lukian a. a. 0. zu
Amymone redet: akka xal ihjytjV eirmvofxov aoi avaooHrjVai eaaco IvraoHa ira-
ziloL^ T^ Tptaivj TTjV Äexpav icXr|aiov to5 xXoa^iato;. xai au suSatficov Itjq xat
(10V13 Twv aSaX^mv oo^ oopofopr|38i; airoHavouaa. Daß Poseidons Dreizack nicht
vollständig gemalt, sondern mit den Spitzen hinter seinem Haupt oder in dem
Wasserbogen verborgen ist, beeinträchtigt die Sicherheit seiner Benennung nicht,
da seme ganze Persönlichkeit charakteristisch gemalt und der Gott in wesentlich dem-
selben Schema nicht selten dargestellt ist ; Amymone wird am sichersten durch die
imgeworfen zn ihren Fftßen liegende Hydria, vielleicht auch noch durch den in
to Linken gehaltenen Polsterkranz (^iceTpoc s. oben S. H721 charakterisirt*), ob-
gkaeh derselbe hier so eigenthflmlich und von anderen Beispielen abweichend dar-
SMtellt ist, daß ein Zweifel an seiner Bedeutung^) nicht ganz abgewiesen werden
hon.
Schwieriger zu erklären als die Hauptgruppe ist auch in diesem Gemälde
dtfen Umgebung. Allerdings kann nach der Analogie besonders von No. 12 und
von No. 1 7 es kaum fraglich erscheinen , daß mit der hinter der Gruppe der
Hanp^iersonen stehenden Frau eine GeAhrtin oder Schwester der Am^-mone ge-
meint sei und mit noch größerer Gewißheit wird Jetler hier wie in No. 16 dem
RA, welches vor ihr steht, jede Bezttgliehkeit auf den von ApoUodor in der Amy-
BMüesage erwähnten Hirsch ab- und demselben die aphrodisische Bedeutung sowie
neben den an verschiedenen Stollen des Bildes sprießenden Blumen diejenige der
BeieichDang der freien Natur zusprechen, von der bei No. 16 die Rede gewesen
^' Wie dies Thier zu der hier dargestellten traulidien Beziehung zur Amymone-
S^fiUirtin kommt und ob diese dasselbe aus dem halbgeöffneten Kästchen, welches
dodi nach vielfUtigen Analogien eher als Schmuckkästchen zu gelten haben würde,
Attem will und warum dieses, ist dunkel. Der rechts gegenüber mit gekreuzten
B^ben und auf eine Stele gestützter rechter Hand dastehende bekränzte Jüngling,
^eher eine zusammengeschlungcne Chlamys um Schultern und Arme trägt, wie
^ m nicht wenigen Bildern bei Poseidon vorkommt , und der einen Stab in der
Silken hält oder, seiner Bewegung nach, auf den Rand eines Badebeckens auf-
'^r ohne diesen freilich thatsächlich zu berühren, wird nach Analogie von
^0. 12 und No. 16 gewiß am ehesten Hermes^) zu nennen sein, obgleich der
^nmd flir dessen Anwesenheit hier so wenig klar ist, wie in den anderen Vasen-
^rn. Diesen Jüngling Ganymedos zu nennen, wie dies die Herausgeber der
^ute c^ram. (UL p. 66) thun , und zwar des von ihm gehaltenen Stäbchens
a Avellino a. a. O^ p. 57, Minervini, Bull. arch. Nap. III. p. 50.
b» Wie ihn Lenormant und de Witte a. a. O. p. 7.5. Note 1. aussprechen,
c Beispiele der Darstellung des Henues ohne Petasos und Kerykeion b. in den Be-
*^^n der k. sAchs. Ges. d. Wias. v. 1871. 8. I06 f. Note c u. vgl. Stephan! im Compte«
^^u etc. pour les ann^es 1870 et 1871 8. 183.
388 in. MYTHEN DEd P08EID0X.
wegen ^, iat ofeBbtr anzalä^aig ; den Namen des Narkiasod aber, welcIieB fllr 6m
selben Aveliino (a. a. 0. p. 57 sqq. aasfohiüch sn begründen sucht, kam n
der annehmbar finden, welcher sich mit Avellinos gesammter mystischen Ei
kUmngsweise diesed Vasengemäldes einverstanden erklärt. Daß die Stele, n
welche dieser Jfingling die Hand stützt, die Grabstele d^ Sdhne des Atgjpk
f^enauei', nach Apollodor, ihrer in Lema beerdigten Kdpfe) sein solle, ist ebea i
wenig wahrscheinlich, wie daß dieses Grabmal durch die Stele bezeichnet werde
solle, an welche Hermen» in No. 12 lehnt.
Unerklärt ist ftlr Jeden, der nicht mit Aveliino und den Herausgebern der £lii
ceram. an lemaeische oder sonstige Mysterien, an Eingeweihte und RetnigungeB i
diesem Bilde denken mag , das Luterion , welches in der Nähe dieses Jftnglingt
hier im Freien seltsam genug aufgestellt ist.
Keine sonderliche Schwierigkeit macht die im obern Theile dieses Bildes reeU
sitzende, einen Spiegel haltende und von Eros b^leitete Frau; denn es ist niel
wohl möglich , in ihr Aphrodite zu verkennen, welche ja auch hiw in alle Weg
an ihrem Platz ist. Fraglicher dagegen erseheint es wieder, ob man dem link
geg^iilber in Entsprechung zu Aphrodite sitzenden Jünglinge nach Analogie de
Bilder No. 16 und No. 17 den Namen des Pan geben darf. Nicht des Rehes ^
wegen, welches neben ihm gelagert ist und auf dessen Rücken er zutraulich sein
linke Hand legt, denn das Reh findet sich auch sonst bei Pan als dem Begleitf
der Aphrodite^ und erscheint diesem Gotte der freien Natur so natürlich gesellt
daß es auch ohne jede weitere Analogie leicht verständlich und ohne Anstoß ei
scheint. Fraglich ist nur, was der Gegenstand bedeute, den dieser Jüngling a
einem langen Band in der rechten Hand hält, ob es ein Ölfläschcheo ist, wi
bisher erklärt worden , und wenn dieses , ob ein solches auf die Palaestra hii
weisendes Attribut Pan zukomme.
Vollkommen dunkel endlich ist bisher , was es zu bedeuten habe , daß grad
oberhalb des Thalamos des Poseidon und der Amymone ein zweiter Eros mit einei
kurzen Speer nach einer Schlange sticht , welche ihm entflieben zu wollen scheinl
Denn die Analogie, in welche Aveliino a. a. 0. p. 60, vgl. p. 74) di^se Bar
Stellung mit dem Apollon Sauroktonos bringt , hilft . so wie er diesen veretehl
offenbar zu Nichts, und wenn vollends die Herausgeber der ^lite c<^ram. (a. a. 0
p. 67] behaupten, diese Schlange sei die Hydra von Lerna und der Eros vertret
den die Hydra bekämpfeuden Herakles *^ , so ist damit noch etwas weniger al
Nichts gesagt. Möglich scheint nur die eine Erklärung, daß es sich um
a . . . un ephebe proque nu , appuyc sur le tonibeau det» tiU d Egyptus, clairemec
caractöris«^ comme un Ganyniödo par la baguette du trorhus qu il tient a la Diain.
b; Welches die Herausgeber der Klite rerani. für einen Hirseh halten und danach de
jQngling Kypari&sos nennen, der liier Nichts zu .suchen hat.
c^ Vergl. Stephani im Conipte-rendu etc. pour 1 annee l*^H3 S. 21^ mit VcrweiJUi
auf da« S. IT»! Note iS angeführte Vasenbild.
d l'n p;is>age de rau>anias 11. M \ iimu> d«tnne la tief de eette repre>ent.itu»ii .
pf riegete dil en rffet, «jue 1 hydre de I.eint. tuee par llcnule n etait «|U un »er|>enl et »jw
(•est Pisandrc de tiuniru.> cjui. le premier. 1 avait representee avec plusieur« tetes. liC *cr
pcnt que montrc notre vase n est done ,1/ autre que 1 hydre, et IKros tuant le i»erpcnt ren«-
place Hercule combattant Thydre. Les noms d 'Kpo; et d" Hoax).-^; out un certain ripp"«^
et rcnfernient une nicmc rarinc fondamenlale. l'nd >o weiter.
12. AlfPHITBITE UND AMYMOHE. 389
jener genrehaften Motive handelt, welche hei Eros in der unteritalischen Vasen-
malerei aneh sonst vorkommen*) > nämlich daß der Eros zam Zeitvertreib in kind-^
Hehem Spiele nach der sich rasch dahinringelnden Schlange sticht, wie nieht blos
der knabenhafte s. g. Sanroktonos ApoUon in genrehafter Auffassung^;, sondern
in einem Vasengemftlde ^ ) auch ein menschlicher Knabe nach der ebenfalls durch
Hue Schnelligkeit und Gewandheit ausgezeichneten Eidechse. Trifft diese Er-
Uimng das Richtige, so wird man ein fthnliches genrehaftes Motiv auch in dem
^iele der AmymonegefUhrtin mit dem Reh finden können, welches sie, vielleicht
Mur nnter dem Schein, es füttern zu wollen, zu sich herangelockt hat. Es siebt
doch gana so aus, als ob die gesammte Gesellschaft das Ende der sich vielleicht
etwas in die I^nge ziehenden Liebesscene der Hauptpersonen abwarte, wobei der
Jflngling uuten (Hermes) in seiner Boten- und Dicnerstellung geduldig und lässig
aaf das Mädchen mit dem Reh blickend dasteht, während der junge Eros und die
GefUrtin Amymones durch Spiel und Tändelei sich die Zeit verkürzen und Aphro-
dite und ihr Gegenüber (Pan) dem Spiele des Eros eben so aufmerksam zu-
schauen, wie man noch heute im Süden P^wachsene ähnlichen Spielen der lieben
Jagend in größter Spannung zuschauend sehn kann*^].
2. SuiiHtige Kunstwerke.
Unter den sonstigen auf Poseidons und Amymones Liebe bezüglichen Kunst-
^v^erken dürfte das meiste Interesse in Anspruch nehmen
No. 19, ein etniskischer Spiegel im Museo Gregoriano des Vatican '; . Es ist,
^>v-«flentlich wie bei Lukian , eine volle Gewaltthätigkeit Poseidons gegen die heftig
^T^aehrockene Amymone und nach Art mancher anderen etruskischen Spiegel-
K«4dmnngen die Begebenheit auf dem Höhepunkte dargestellt, welchen die griechi-
^^Ae Kunst vermieden und zu umgehn gewußt hat. Die Bildung des Poseidon
^^^lÜießt sich wesentlich dem Schema an, welches die Vasenbilder 5, 8, 11 der
-^mymonefolge bieten, doch schlingt sich sein zusammengefalteter, sehr weiter
^^atel, der seinen rechten Arm bedeckt, auch um die Schulter und den Arm des
^^Mshens, welches nur am Oberkörper mit einem ganz leichten Chiton schistos
^^^<deckt ist. Das Paar steht unmittelbar vor einem unregelmäßig umrissenen, mit
^^hiBten Linien durchzogenen Felde, welches man folglich als eine Höhle in dem
^^0 Hintergrund bildenden Berge betrachten könnte, welches aber wahrscheinlicher
^*n von Poseidon um die Stätte seiner Liebe gestelltes xopia oups'i wov (s. No. 18)
^^in soll und als solches von einem kleinen Seedrachen hinter Amymone und einem
tische unter demselben belebt erscheint. Den Hintergrund bildet ein Berg oder
^^r Berg Pontinos, wenn man ihn so nennen will, an welchem ein wasserspeiender
a 8. A. FurtwÄngler, Eros in der Vasenmalerei S. 77.
b: Friederichs, Bausteine S. 265, ni. Gesch. d. griech. Plastik II.- S. 39.
c; Angefahrt ron Friederichs h. h. O. ; ich kenne dasselbe nicht.
d; Abgeb. in Gerhards Etrusk. Spiegeln I. Taf. 64.
390 III. MYTHEN DES POSEIDON.
Löwenkopf angebracht ist, neben dem eine Kylix zum Gebrauche des Vorbei-
gehenden aufgehängt ist. Hinter diesem Berge lauscht in äußerst charakteristiseh
dargestellter Neugier ein Satyr hervor, welcher, obwohl es zu seiner Erjdänuig
hier wie in so vielen anderen Fällen*) ausreicht, ihn als den natflrUchen Bewohner
der Örtlichkeit zu betrachten, immerhin und wahrscheinlicher als in den Vasen-
bildem, No. 15 ausgenommen, der von Poseidon vertriebene Satyr der Hygiaisehen
und Apollodorischen Erzählung sein kann. Erkennt man dieses an, so bleibt
nattlrllch kein Zweifel an der Bezüglichkeit der Darstellung auf Amymone; aber
auch ohne dieses wird sich schwerlich ein anderes Liebesabenteuer Poseidoiis
nennen lassen, welches großem Anspruch darauf hätte, in dieser Darstellung er-
kannt zu werden, obwohl die Hydria fehlt, welche sonst das sicherste Unter-
scheidungsmerkmal Amymones von anderen Poseidongeliebten bildet.
Die nächste Stelle gebtthrt
No. 20, einer unter Antoninus Pius in Argos geprägten Erzmtinze, s. Mllnz-
tafel VI. No. 32^). Dieselbe stellt die Verfolgung dar; Poseidon im langen
Chiton, mit flatterndem Mantel und links geschultertem Dreizack eilt mit großen
Schritten hinter Amymone her, welche er mit der Rechten zu fassen im Begriff
ist, während sie, deren Gestalt nicht gut, dem Rande der Münze zu nahe, ausge-
prägt und ziemlich stark verschliffen ist, entweder schon auf den Knien liegt oder
eben niederfallt, ähnlich wie es vielleicht der Maler der Jatta sehen Kylix (oben
No. 4. a.) dargestellt hat.
Zeigt uns also diese Münze Poseidon ganz als den ungestümen Werber, als
der er auch in den Vasenbildern No. 3 — 7 erscheint, so ist dagegen
No. 21. das Bild einer antiken Paste der Kestner' sehen Sammlung^;, von der
ein Abdruck in der Cades'schen Abdrucksammlung Cl. I. C. No. 22^) ist, s.
Gemmentafel III. No. 8, wie aus Heininiscenzen der Vasenbilder ziisammengesetit.
welche das Gespräch Poseidons und Amymones, wahrscheinlich nach der Um-
armung darstellen ; namentlich stimmt die reich bekleidet, mit hinterwärts ver-
schleiertem Haupt und der Hydria in der gesenkten Rechten vor dem Gotte da-
stehende Amymone in gradezu auffallendem Maße mit der Amymone in dem
Vasenbilde No. 15 überein. Poseidon steht ihr in unp^eiahr seiner typischen
Stellung mit auf eine kleine Felserhöhung gestelltem rechtem Fuß. aber in höchster -j
Ruhe, den gewandumschlungenen linken Arm auf den Rücken gelegt, gegenüber.^
Daß er ihr , wie Wieseler meint , eben seineu Liebesantrag mache , ist daher aus=.
früher erwähnten Gründen sehr unwalirscheinlich, Müllers Ausdruck aber, er ver
leihe der Amymone das Geschenk der Quelle von Lema , obwohl dies auf de:- ^
spätem Augenblick hindeuten würde, eben so wenig gerechtfertigt^'* .
Das Schöpfen Amymones aus dem ihr verliehenen oder ftlr sie geöffnet^-»
Quell stellen dar :
a) S. Stephan! im Bull, hisl.-phil. de l'acad. de St. Pctersb. XII. p. 271 sqq.
b' Publ. von Iinhoof aus seiner Sammlung in s. Choix de monnaies grecques pl ^
No. «i«.
c Abgeb. in den Dcnkm. d. a. Kunst II. No. 82.
d Auch in den Impronte gcmmarie dell' Institute cent. I. No. 04.
1 2 . AMPHITBITE UND Alf YMOKE . 39 1
No.22, ein braonerSarder der berliner GemmeDsammlnng^) aQsderStosch'scben^),
s/ Gemmentafel III. No. 4, und
No. 23, eine violette antike Paste derselben Sammlung^), ebendaher^), s.
ßenmientafel m. No. 5. In beiden nahe verwandten Darstellungen ist Amymone
niedergekniet, um an dem Felsenqnell Wasser zu schöpfen, »nach dem Liebes-
abentener mit Poseidon«, wie. Wieseler mit vollem Rechte bemerkt, da sie in
No. 22 den Dreizack hält, der ihr doch lediglich als Symbol ihres vollzogenen
Verfaältnisfles zn Poseidon gegeben sein kann, w^enn man nicht etwa vorzieht, den-
selben im Anschluß an die Erzählung bei Hygin zn erklären, wo Poseidon Amy-
mone selbst den in den Boden geschleuderten Dreizack herausziehn läßt, worauf
die drei Quellen emporsprudeln. Man braucht nicht grade anzunehmen, hier solle
dargestellt sein, wie Amymone soeben den Dreizack aus dem Boden gezogen habe,
am dennoch Hygins Bericht als eine passende Grundtage eines Bildes zu erkennen,
in welchem Amymone beim Wasserschöpfen den Dreizack des Gottes in der Hand
hftlt. Wieseler freilich faßt ihn ganz anders und nennt ihn Amymones »habituelles
Attribut« ; aber schwerlich mit Recht. Denn erstens kommt Amymone mit dem
I>reizack in keinerlei anderem Kunstwerk als in Gemmenbildern vor und zweitens
sind bei weitem die meisten Gemmenbilder, in welchen dies der Fall ist^ i , Wieder-
holungen der hier in Rede stehenden Composition. Auf eine andere soll gleich
zorflckgekommen werden. In dem Bilde No. 22 fehlt die Andeutung des Quells
and des Felsen, aus welchem der Gott ihn hervorrief, in No. 23 dagegen ist der
letztere dargestellt. Daß, wie Tölken bemerkt hat. beide Gemmenbilder in der
Hehandlung der Gewänder noch Spuren des altern Stiles zeigen, soll nicht uner-
^HTähnt bleiben.
Anßer in den Wiederholungen dieser Composition wird die Einzelfigur der
Ainymone, welche außerhalb eines bestimmten Actes der Sage dargestellt ist.
noch in zwei geschnittenen Steinen erkannt : a) in der Sammlung der kais. Er-
i^tage in St. Petersburg^, s. Gemmentafel III. No. 6; b) in der florentiner
^einmensammlung^ . Stephani nennt diese Gemmen »offenbar antik«. Und zwar
^ Betreff der Petersburger ohne Zweifel mit vollstem Rechte, während bei der
florentiner schon die Abbildung mancherlei Bedenken hervorruft. Die überaus
a) S. Tölken, Erkl. Verz. III. Cl. 2. Abth. No. ISI, abgeb. in den Denkm. d. a.
^Umt U. No. 82. a.
b) Winckelmann, Pierres de Stosch. II. Cl. 12. Abth. No. 862 als Psyche.
c) Tölken a. a. O. No. 182, abgeb. in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 82. b.
d) Winckelmann a. a. O. No. 801 ; Stephani, Comptc-rendu etc. pour lannäe 1866
- t)l Note 2 zahlt noch mehre Wiederholungen dieser Composition auf, jedoch mit dem
^^lufOgen^ wie viel von diesen Steinen und Pasten antik sei, sei ihm noch nicht ganz klar.
e) Vergl. Stephani a. a. O.
f) Stephani a. a. O., abgeb. in den Ant. du bosph. Cimmer. pl. 17. No. 7.
g) Stephani a. a. O., abgeb. Wicar, üal. de Flor. II. pl. 42, wiederholt in den Denkm.
* a. Kunst I. No. 172. Den aus der Stosch'schen Sammlung in die berliner gelangten
^*»Tieol, welchen Tölken a. a. O. unter No. 183 als »Amymone oder eine andere Danaide
^^hend mit einer Schöpfkanne in der Hand« verzeichnet, kann ich unter den AbdrQcken der
^^^•ch'schen Sammlung nicht identißciren , weiß also auch nicht, in wie weit er hierher ge-
^^, doch scheint das Mädchen keinen Dreizack zu halten, da Tölken von einem solchen
•«Zweigt.
392 in. MTTHEK DES POBRIDON.
schlechte RaameiffillQDg , welche neben der kleinen Figur in der Mitte dei 1
ringsum eine Menge leeren Raumes läßt, femer die Art, wie in gm m
lieber Weise und zugleich doch offenbar aus Anstandsrflcksichten ein Gew«
der linken Seite der Figur, ihren Schenkel und zum Theil ihre Scham dec
angebracht ist, regt den Verdacht modernen Ursprunges dieses Steines am
den lebhaft an . der , namentlich auf diesem Gebiete Stephanis große Kenner
bereitwillig anerkennt. Ehe demnach eine weit größere Anzahl von Denkn
nachgewiesen sein wird, in denen Amymone mit dem Dreizack dargestellt ist
man diesen als ihr Attribut nicht bezeichnen dürfen.
ANMERKUNGEN UND EXCURSE
ZUM
DRITTEN BUCH.
ZUM ERSTEN CAPITEL.
1) Zu S. 209. AU VoniTbeit ist hier die fleißige leipziger Doctordiiflertation von
^. ICanitiuB: De antiquiinina Neptuni figura, Lipaiae 1872 zu nennen, durch welche frühere
*u/ dies Thama bexOgliche Litteratur überholt worden ist. Ganz besonders dürftig und toU
▼oa Irrthümem und Verkehrtheiten ist der Abschnitt über Poseidon insgemein in B()ttigers
iämetk z. Kunstmyth. 11. S. 343 ff., wlhrend den vergleichsweise reichsten Stoff zur Kunst-
ttjrthologie des Poseidon Preller in Paulys Realencyclop. V. 1. S. 564 ff. zusammenge-
•«•lU hat.
2) zu S. 209. Frageweise könnte man einen der bekannten 30 viereckigen Steine in
^'^Afae, von denen Pausanias VII. 22. 4 sagt: iv <^apa?c .... eoTf|XQtat i'f^-zvra tov dfcCX-
KoO Tivo^ £vo}jLa iffiXi^ovTc; , als ein anikonisches Agalma des Poseidon betrachten, wenn es
"S^Qdwie festMtflnde, daß es sich bei diesen Steinen um den Cultus der popullren Oötter
^>><telte. Vgl. auch oben S. 4. Das dYotX^a TCTpdYoivov des Poseidon bei Trikolonoi in Ar-
^^ien, Pausan. VIII. 35. A, welches Preller a. a. O. S. 564, aus welchem unausgesprochenen
^'^nde immer, »merk würdig« findet, gehört, es mag a«t oder jung sein, nicht zu den ani*
^^*^ttchen Agalmaten, sondern war, wie auch Preller richtig sagt, eine Herme des Gottes,
^^ Gleiches gilt von dem auf Poseidon bezüglichen unter den 6rf(0.i».axa tö ':tx^-^n>'^o'>i icap-
^l>>c>oi ^//if^a in Megalopolis bei Pausan. VIII. 31. 7.
3: zu S. 210. Wenigstens hat Panofka, wie er a. a. O. S. 5 ausdrücklich erklärt, zu
*^ Vaaengem&lde, welches er als eine ('opie des Gemäldes des Klean thes betrachtet, selbst
^^ti Poseidon mit dem Thynnos hinzugefügt (s. d. Erlauterungstafel Fig. 1. verglichen mit
^ Bilde Denkm. d. a. Kunst II. No. 393j, doch wohl weil er keine Athenageburt mit
^■«r Zqaatzflgur Vorland. Auch seitdem ist keine bekannt geworden, denn die Beziehung
^ «inen Bildes an der Amphora No. 1G99 des berliner Museums auf diesen Mythus ist,
^ Gerhards Annahme in Neuerworb. ant. Denkmäler, 3. Heft, Berlin 1H46 S. 10, sehr
^>lematifch. Vergl. auch Stephani, C/ompte-rendu de la comm. imp. arch. de St. Pötersb.
'mnnSe 1864 S. 216 (. Anm. 5.
4) SU 8. 211. Welcker, Griech. Götterl. U. S. 28S u. 681, sieht die Athenageburt
Poseidon und Amphitrite zusammen, ja er redet nur von der Anwesenheit dieser Götter
enemActe. Mit äußerst zweifelhaftem Rechte; denn nicht allein zählt Pausanias a. a. O.
ganze Reihe von Gegenständen mit wenigen Worten und ohne Angabe näherer Um-
e auf und nicht allein eignet sich eine Darstellung von Poseidon und Amphitrite, etwa
9ochseit oder dergleichen vorführend, durchaus für einen selbständigen Gegenstand,
m ea wäre gradesu auffallend und schwer erklärlich, wenn Pausanias von den die
agebuxt umgebenden Gottheiten grade nur Poseidon und Amphitrite genannt hätte oder
la diese allein als anwesend hätte bezeichnen wollen. Vergl. auch Brunn , (iesch. d.
Inatler I. S. 115. Wegen der Chronologie des Gitiadas muß ich auf m. (iesch. d. gr.
. 2. Aufl. I. S. 80 mit Anm. 22 verweisen.
) SU 8. 211. Wenn £. Braun in den Ann. dell' Inst, von 1844 p. 145 die Gottheit
r (östlichen Seite des Harpyienmonumentes von Xanthos als Poseidon erklärt, wie (ier-
i der Archaeol. Zeitung von 1845 S. 72 speciell als Poseidon Phytalmios, so glaube
U. Bande diese» Werkes S. 20 f. und in den Anmerkungen 31. u. 32. die Gründe,
396 ANMKHKI^XÜKN UND EXCl R8E
welclie gegen eine solche au» griechischer Mythologie geschöpfte NomencUtar bei einem
lykischen Monumente sprechen, hinlänglich dargelegt zu haben, um hier von ihrer Wieder-
holung absehn zu können.
6} zu S. 219. Die Achatgemme unbekannten Besitzes, von welcher sich in Lippert»
Daktyliothek I. 1. No. 107 (Abdr. No. 02/ ein Abdruck befindet, ist in der augenschein-
lichsten Weise unantik, also hier nicht als weiteres Parallelmonument zu zählen.
7) zu S. 220. Von der in ihrer Bedeutung immer noch streitigen Nebeninschrift F55M
mehrer Münzen von Poseidonia wird hier ganz abgesehn und kann deswegen abgeaehn werden,
weil die Zugehörigkeit dieser MUnzen zu Poseidonia unbezweifelt ist, irgend ein chrono-
logischer Gewinn aber aus der bectiabneten ^igrsphe fticht gezogen werden kann. Veigl.
über die streitige Bedeutung derselben: Micali, L'Italia avanti il dominio dei Romani I.
p. 234; Duc de Luynes, Nouv. Ann. de l'Inst. I. p. 431 ; Millingen, Sylloge of anc. aned.
coins p. 17; Avellino, Bull. arch. Napol. I. p. 24; Minervini das. N. S. III. p. 160;
Archaeol. Zeitung von 1843 S. 153. Aach auf die mancherlei kleiner^ Varianten in den
poaeidoniatisehen Münz typen und auf ihre Beizeichen einzugehn ist den hier Terfblgtea
Zwecken gegenüber unnuthig erschienen ; nur auf eine Variante der PoaeiHomfigmr aelbat im
einem Exemplare der königl. Münzsammlung in Berlin , in welchem der Gott ein« tieliiS»-
mutze trügt, bin ich zu spät aufmerksam geworden, um sie in die Tafel und die Beaprork— g
im Text aufzunehmen. Sie beweist neben den anderen S. 223 berührten ThMsaelMn» difi
es sich bei dem Typus dieser Münzen um eine für diese selbst gemachte, nicht tob tiaer
Statue copirte Komposition handelt.
8} zu S. 220. Die Ansicht des Herzogs y. Luynes, Nouv. ann. I. p. 402 Note 3, daß
die in Rede stehenden Münzen von Sybaris mit dem Poseidon auf dem Ava. älter aeiea, als
die nummi incusi derselben Stadt, wird sich schwerlich durch Etwas rechtfertigen liMsen oad
der Stil der beiderlei Gepräge widerspricht ihr in entschiedenster Weise, obwohl derHeraof
V. Luynes das Gegentheil behauptet. Vgl. auch Eckhel, Dort. num. vet. I. p. ItiO.
9) zu S. 229. Wenn Preller in Paulys Realencyclop. V. 1. S. 564 sagt: «Attritatf
des Poseidon waren seit alter Zeit der Dreizack und der Delphin . . . ., außerdem bemadrtt
der ThunÜsoh . . . .; die andere Hand führt statt dea Dreiaacka nickt äelten dat
Soepter«, so hat er mit dieser Behauptung ohne Zweifel in der Hauptsache Reeht, sie in
aber bisher so wenig allgemein anerkannt, daß es Pflicht ist, die Belege für ihre Richtiffctii
mit aller Sorgfalt zu sammeln und festzuKtellen. Vergl. Cap. X. S. 319 f.
10 zu S. 230. Ob diese 0,80 "> hohe Platte zu einer Kandelaberbasis gehört habe, wie
Miliin in der (}al. myth. zu I. No. 297 und O. Müller zu Deiikm. d. a. Kunst xn 11<
No. 73, Handb. § 355. Anm. 4. annehmen, ist allerdings ungewiß; hie hat keinerlei Er-
gänzungen als nur die linke Seite des Randes. Da es sich aber iittuh antikem Kunstgebraiicbf
von »elbst versteht, daß eine solche Reliefplatte zu irgend einem Geräthe gehört haben ni0i
so liegt ihrer Form nach der Gedanke an eine Candelaberbasis nicht fem.
11 zu S. 231. (hier ausgefallen nach den Worten Z. 4: Von diesen Reüefen In*
sicher ist Poseidon in einem Hcliefbruchstück der kais. Ermitage ^in St. Petersburg, d»
(iu^d^onow, Krmit. Imp. Munce de .nculpt. ant. p. 97. No. 'SM) mit den Worten be<«chrfibt
Fragment de relief archolque repr^sentant Neptune Vulcain ?; , Minerve et Diane , msrrbist
de droite ä gauche, ä la suite Tun de l'autre. Vergl. Arrhaeol. Zeitung von 1H5I A"<
S. 5S, wo die erste Figur Poseidon, die letzte I^to genannt wird.
7XM ZWEITEN (APITEE.
11 lies 12 zu S. 2.'^). Böttiger hat seinen myronischen Poseidon aus den «prift*^
b. Plin. N. H. XXXIV. 57 herausgesponnen, wie sich aus s. Kunstmythol. H. 8. ^^'
ergieht; vgl. über die pristae m. «KSchrift(|uellen« No. 5.'U mit Anm. e. ; die oben S. 23-'
Note c genannten drei neueren (Jelehrten haben ihn aus der Stelle des Lukian (»sH. W
und zwar «n ziemlich mit den.seU)(ii Ar^^nmenten abgeleitet. Um diese Enldwln"^'
f
2IIM DKITTKN BUCH. 1. TNO 2. CAPITEL. 397
die, w*nn sie aidi halten lieOe, Yon einer gewiMen Wichtigkeit sein wOrde, nicht
ohne Angabe ▼on OrQnden, wie ich es in m. »Schriftquellenu in der Anmerk. lu No. 5:i9
undb in m. Gesch. der griech. Plastik 2. Aufl. I. S. 180 u. Anm. 127. gethan habe, absu-
Ishnen, mag hier das Nöthigste gesagt werden. Die Stelle LukianR lautet: i[t.vjz(n le
TfÄio'jv ^(Aotov Cvta ToU jiCifdAou TOUTöt; xo'/.ooaoT;, oiov; t?| <P£ioia; Yj Mufiuiv tj l{poi^ixiKr^i
inotrioav* «dxstv«ev faj> Ixaoro; lxTOoi)ev jacv lloaetocuv ti; r^ Zcv; eoTi :rdYxaAo; ix
yyjQW xal iXc^ovroc cvvct^faojjiivo; xcpav»vfiv ^ dirpa-T,'» iq Toiaivav £/<"'• ^^ "^ ^««tä,
fj-v (c •jr«x64'ac U^; tä -y' fviov , 6^t{ fio/>.o6; Tiva; xai yojjl'^o'j; xai fjXo'j; oiaijiräi^ xt>..
Diese Worte sind nun erstens viel lu unbestimmt, um aus ihnen einen Poseidon als
Werk Myrons absuleiten, ja sie sind wie geflissentlich unbestimmt; man beachte das: llo-
9€(Smv Tt; und den Umstand, daß dem Zeus ein Blitz oder Donnerkeil in die Hechte gegeben
wird, dergleichen, wie allbekanht, der Zeus des Phidias nicht führte. Zweitens ist außer
diesem angeblichen Poseidon kein Werk des Myron in Goldelfenhein bekannt und es ist
nach seinem ganten Kunstcharakter im höchsten Grade unwahrHcheinlich, daß er je in diesem
Hateriale gearbeitet haben sollte. Drittens sind die GAttemamen um so augenscheinliclier
ohne jegliche Absicht gewählt , als , wenn man den Poseidon dem Myron , den Zeus dem
Phidias snschreibt (der Keihenfolge nach wUrde der Poseidon dem Phidias und der Zeus dem
Myron auüsllen), für Praxiteles gar keine bestimmte Statue übrig bleibt. Der ganie und
einxige Nachdruck der Stelle fUllt yielmehr offenbar auf den (iegensatz der äußern Erscheinung
und der innem Beschaffenheit; von außen sind das prachtvoll gestaltete Götter, gleichgiltig
welche, innen Balken, Klammem u. s. w.
12 lies 13) SU 8. 235. Gerhard hat in seiner Restauration des Bathron des Zeusthrones
in Olympia, a. Akadem. Abhh. I. Taf. XVII. 2,- die um Aphrodite versammelten Götter
stehend seichnen lassen, £. Petersen, Die Kunst des Pheidias S. 372 vermuthet, sie seien
thronend, je sechs an jeder Seite, einander zugewandt dargestellt gewesen, ohne jedoch für
4si Thronen Gründe ansugeben. Es ist der ganzen Scene nach und gegenüber der aus dem
Meer auftauchenden Aphrodite wenig wahrscheinlich. Eben so fraglich dürfte es sein, oh
nsa, der Einrahmung der Scene durch Helios und Selene wegen, die dem Auftauchen der
Aphrodite aus dem Meere zuschauenden Gottheiten als im Olympos versammelt denken
Me. Wie dann in ihre Mitte 'A^f^ooi'n; dvioOaa ix ^M^rrfi gekommen sein sollte, möchte
sieht leicht nachau weisen sein.
13 lies 14) zu S. 235. £. Petersen, Die Kunst des Pheidias S. 319, opponirt vergebens
legen diesen Beinamen des Apollon, indem er mit Nachdruck hervorhebt, es seien hier nicht
Isesle Qötter Attikas, sondern die olympischen Gottheiten dargestellt. Dos mag immerhin
leia; nichtadesto weniger Ußt sich die hier gegebene nächste Verbindung von Poseidon und
ApoUon, welche in einer Gruppe des Praxiteles sich wiederholt (s. S. 237), schwerlich anders
^kllieni ala daraus, daß man in Beiden die ionischen Stammgötter anerkennt. Und dadurch
vvd ja auch ihr Wesen als große olympische Götter in keiner Weise aufgehoben.
14 lies 15) zu S. 235. Anders £. Petersen, Die Kunst des Pheidias S. 265, welcher
"'«int, anach der Haltung der Finger wie nach einem Bohrloch in der Biegung des Daumens
*^ •chließen* habe die 1. Hand des Poseidon »einen Schaft umfaßt«, »welchen wir zum Drei-
*^ leicht ergftnzen können«. Ober das Bohrloch steht mir keine Controle zu, da ich das
^^nsl dieser Platte nicht gesehn habe , in Betreff der Haltung der Finger aber , die man
tndi nach dem Gypsabguß beurteilen kann, finde ich keine Ursache, die im Text ausge-
'P'oehene Ansicht au Andern. Auch möchte es nicht leicht sein, den Verlauf eines Dreizack-
^^Mkes von Erz, der, grade aufgestützt, hinter der Figur des Gottes verlaufend und dann
^tsihslb daa Sitses wieder zum Vorschein kommend, oder, war er schräge gehalten, vor
^ Apollon, znnfichst dessen rechtem Arme sich erstreckend, noch mehr Bolirlöcher, als
^ eine im Daumen hätte erheischen müssen, nachzuweisen.
15 lies 16) zu S. 236. Diese Worte waren geschrieben und gedruckt lange bevor mir
^ aeaeate Erkl&rung des Theseionfrieses von Brunn in den Sitzungsberichten der münchener
^^sdemia philos.-philol. Classe von 1874, Heft I. S. 51 ff. zuging, eine Erklärung, über
^elehe ioh hier beilAuflg nicht abgesprochen haben will. Über die dieser Brunn'schen Er-
^^IniBg zuletzt vorangegangenen von LoUing in den Berichten der k. Gesellschaft der Wissen-
^l^tften in Oöttingen von 1874 S. 17 ff. und über die breslauer Doctordissertation von
398 ANMERKUNOFN UND EXCÜSSE
A. Schult« : De Thesen, kann ich nicht anden urteilen, aU dies auch Brunn a. a. O. thut.
Schultz kehrt zu O. Müllers Erklärung zurück, fördert also die Sache nicht, aber auch
Lolling, welcher den Kampf der Athener gegen die Eleusinier und die mit diesen Terbüdde*
ten Thraker erkennen will , nimmt es mit dem Steinschwingen und dem Barbarenthume der
Thraker offenbar viel zu leicht, während grade der Erweis, daß man die Thraker unter Eo-
molpns als steinschleudernde Barbaren darstellen konnte , den eigentlichen Schwerpunkt
seiner Deutung ausmacht und also auch denjenigen seiner Beweisführung hätte ausmachen
müssen. Daß auch Brunn a. a. O. 8. 57 zu den im Texte Note c genannten Gelehrten ge-
hört, welche in der fraglichen Figur Poseidon erkennen, sei hier nachträglich bemerkt.
ZUM VIERTEN CAPITEL.
17) zu S. 267. Die an diesem Kopfe plastisch (durch Einhauen) angegebenen Augen*
Sterne und Pupillen sind ein neues Beweisstück gegen die Behauptung, daß diese Dar-
stellungsweise des Auges erst unter Hadrian und den Antoninen aufgekommen wäre; vgl. m.
Aufsatz in den Berichten der k. sflchs. Ges. d. Wiss. von 1S65 S. 47 ff. und oben S. 200
Anmerkung 50.
18) zu S. 269. E. Braun bringt, schon in seiner Griech. GAtterlehre S. 254, wo er,
wie schon früher bemerkt, diese Büste schildert ohne sie zu nennen, und wieder in s. Vor-
schule der Kunstmythol. S. 11. diese Gestaltung der Nase mit der gespannten Aufmerkiam-
keit des Blickes in einen ursächlichen Zusammenhang, indem er an der erstem Stelle sagt:
»seine Nase ist straff angezogen, wie dies bei Personen , die mit gespannter Aufmerksamkeit
ihre Blicke auf die Gegenstände der Außenwelt richten, der Fall zu sein pflegt, an derleCf-
tem aber vollends von einer in Folge <les scharfen Ausblickes »krampfhaft« angez ogenca
Nase redet. Obgleich aber auch Wieseler (zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 67) iirii
dieser Ansicht angeschlossen und selbst^ den auf alle Fälle sehr unglücklichen Ausdruck
^krampfhaft angezogen«« übernommen hat, trifft sie ganz gewiß nicht das Richtige, vielmehr
handelt es sich hier um eine Formeneigcntliümlichkeit an sich , welche viel zu bedeutend
int, als daß sie. aus einer vorü])orgehenden Affection gewissermaßen pathologisch erklirt
werden könnte, ganz abgcsebn davon, in wie weit die Grundlage von Brauns These gerecht-
fertigt ist, d. h. in wie fern wirklicli ein scharfes Ilinausblicken ein Anziehn oder Krümmen
der Nasenspitze bedingt oder hervorzurufen im Stande ist.
19) zu S. 270. Heydemann bat in der Archaeolog. Zeitung von I86i5 S. 1 1 für die«"
Kopf d(!n Namen des Asklepios vorgeschlagen oder ihn vielmehr »wohl sicher als Aescu*
lapius« bezeichnet , ohne dafür jedoch bestimmte Gründe beizubringen, welche auch bei einrr
umfassenden Vcrgleichung von Asklepiosköpfen schwerlich hatten beigebracht werden können
20) zu S. 271. *Hier sind ein paar Monumente zu besprechen, deren Zugehörigkeit t»
diesem Kreise zweifelhaft ist. Erstens die Büst^ im berliner Mu.<cum No. 03, abgeh. b. Krü«w.
Ant. de S. M. le röi de Prusse ä Sans-Soussi I. 7 unter dem Namen des Dionysios v. Ilalikirnifc
Schon Gerhard liatte in dem »Vcrzeichniß der Bildhauorwcrke<c 'M\. Aufl. ISGl S. 17 l)emcrkt
Mierselbe Kopf ist neuerdings auch für Poseidon gelialten worden« und diese Beieichnunf
habe ich Bd. II. S. .'>70 Anm, s7 für die richtige gehalten, während mich eine ncuerdinp
wiederliolte Prüfung wieder zweifelhaft gemacht hat. (ierhard hatte in »Berlins ant. BiU'
werken« S. (»1 geschrieben, daß der »»freie Ausdruck« dieses Kopfes, »verbunden mit Aei
durch den Ergänzer herbeigeführten aufscliauenden Richtung für den ersten Anblick die C»"
wohnte Strenge : des Vaters der Götter einigermaßen verleugne««, was allerdings nur i«»'
Theil, aber doch zum Theile richtig ist. Der ganze Hals von unmittelbar unter dem B»rt
an ist in der Uichtung des Unterkiefers ergänzt und die Stellung des Kopfes, seine Wendunit
nach rechts und sein Aufl)lick zum Theile duvdi die Ergänzung bewirkt, zum Theile d*'
gegen (triginal, jedocli niclit oder kann» starker als dies auch bei der großen neapolit*"'"^
Huste (Atlas Taf. I. No. .'{, \ oder der Mediceischen Halbßgur im l.ouvre da« No l'»- '''
ZUM DBITTEN BUOH. 4. CAPITEL. 399
der Fall ist. Der Mund ist sehr entschieden geöffnet mit dem Ausdrucke von Erregung, die
Unterlippe tritt vor und auch der Blick ist erregter, als er bei Zeus zu sein pflegt. Der
untere Theil der Stirn ist sehr stark vorgebildet, aber in dem obem Theile für Poseidon zu
hoch; auch ist im Haare nichts Poseidonisches, so daß wahrscheinlich bei der Benennung
«Zeua« atehn zu bleiben sein wird. Die ungewöhnliche I^bendigkeit oder Bewegtheit des
Auadnicka glaubte Gerhard durch die Voraussetzung eines Bekämpfers der Giganten erklaren
zu mflasen, doch ist fraglich, ob man diesen Kopf von einer in Handlung dargestellten Figur
wird herxuleiten haben. Als Zeuskopf würde die Büste, wie das schon Bd. II. a. a. O. be-
merkt ist, der 2. Claase der ZeusbOsten einzureihen sein, innerhalb deren sie aber stets das
Extrem der Erregtheit de« Ausdruckes darstellen würde.
Zweitens handelt es sich um die in den Mon. dell' Inst. III. tav. 15 No. 4 abge-
bildete, in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 69 wiederholte Maske in Parma, welche
E. Braun, Ann. deir Inst, von 1841 p. 120 sq. und Wolcker zu Müllers Handb. § 354
Anm. 6 übereinstimmend Poseidon benennen, während Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst
a. a. O. gegen diese Benennung Zweifel ausspricht, welche mir im vollen Maße gerecht-
fertigt erscheinen. Daß es sich um ein Wasserwesen handelt, ist thcils au» dem Platze,
welchen die Maske aller Wahrscheinlichkeit nach im Grunde eines Labrum eingenommen hat
(s. Braun a. a. O.), theils und entscheidender aus der Behandlung von Haar und Bart, ganz
besonders aber aus den Schilf blättern gewiß, mit welchen der Kopf geschmückt ist. welche
aber, obgleich in der That vorhanden, von dem Zeichner der Abbildung in den Monumenten
übeisehn oder vemachlftsaigt sind. Diese Schilfblätter aber sind , wie schon Wieseler mit
•ehr gutem Rechte behauptet hat, durchaus geeignet, den Gedanken von Poseidon weg und
laf eine Flußgottheit zu lenken. Denn irgend ein ganz unzweifelhafter Poseidon mit Schilf-
bekrinzung ist nicht nachweisbar, man müßte denn die von Hirt in Böttigers Amalthea II.
Tif. 4 publTcirte Vase (vergl. Cap. XII. B. Amymone No. 14) geltend machen, wo die
Zeichnung den sitzenden Poseidon allerdings mit Schilf bekränzt darstellt und der Her-
iQigeber S. 279 die Schilfbekränzung ausdrücklich hervorhebt. Allein die Treue und Ge-
nauigkeit dieser Zeichnung ist auch in anderen Einzelheiten zweifelhaft und das Zeugniß im
Texte knüpft wenigstens eben so wahrscheinlich an diese, Hirt bei der Publication vor-
liegende Zeichnung , als an das ihm allerdings bekannte Original an , so daß dasselbe ebcn-
(tlli nur von zweifelhaftem Werth ist. Böttiger in seinem Zusätze zu Hirts Erklärung
i. I. 0. S. 294 nennt den Kranz einen solchen von Fichtenzweigen. Dazu kommt , daß
QM Bekränzung mit Schilf bei Poseidon an sich auch nicht irgendwie wahrscheinlich und
^ immerhin noch zweifelhafte Schilfbekränzung der Fejervary-Pulszky 'sehen Statuette , wie
^^ S. 2S5 hervorgehoben worden , geeignet ist , die Benennung dieser Statuette in Frage
>A Meilen. Wieseler verweist , der von Braun hervorgehobenen Zeusähnlichkeit wegen , zu-
^^^eh»% auf Okeanos und, wenn die Welcker'sche Bezeichnung des Ausdrucks in diesem Kopf
^ «trotzig« das Wahre treffen sollte, auf einen Flußgott. Nun aber trifft Braun , wie ich
^k Autopsie des Monumentes sagen darf , mit dem Ausdruck : »maestoso ma pur blando
^Uot kaum das Richtige, viel eher darf mau in dem Antlitz in der That den Charakter
^'Qtiiger Kraft erkennen, welcher sich besonders in dem Mund ausspricht und am ersten
S^sipiet wäre, den Poseidonnamen zu rechtfertigen. Aber aucfi hier hat Wieseler Recht,
^•Qn er sagt, es bleibe noch die Möglichkeit der Beziehung auf einen Flußgott übrig,
Vckhe, der Sehüfbekrtozung wegen, wie gesagt, die größte Wahrscheinlichkeit für sich hat.
^«oettens ist Wieseler (Gott. gel. Anz., Nachrichten u. s. w. S. 559) auf diese Maske zu-
'itckgekommen, die er auch jetzt als Poseido nnicht darstellend richtig bezeichnet. Welche
^uaente er im Sinne gehabt hat, indem er schrieb, die Schilfbekränzung finde sich aller-
^Hß iuch bei Poseidon, weiss ich nicht. Den Einfall Ch. Lenormants, Ann. dell* Inst.
^^ JS41 p. 314, die bekannte s. g. Piatonbüste von Erz aus Herculaneum im Museum
^ Neapel, Ant. di Ercolano, Bronzi I. tav. 27 e 28, für einen Poseidon zu erklären,
9^ügt es ansttführen , da dies er Kopf längtet seine richtigere Bestimmung als Dionysos ge-
^«den hat, a. Denkm. d. a. Kunst II. No. 342.
Über einen irrthümlich auf Poseidon bezogenen Kopf aus Eleusis vergl. Ann. dell*
W von 1S61 p. 90.
OT«rb«ek. KoBttmythologic. III. 26
400 ANMEBKUNORN UND EXCDBSE
ZUM FÜNFTEN CAPITEL.
21) zu S. 272. Mehr als einer meiner münzkiindigen Freunde besteht darauf, da6 die
im II. Bande Manztafel I. No. 20 abgebildete und S. 103 f. als Zeus in Anspruch ge-
nommene gesammtmakedonische MQnze ebenfalls Poseidon und nicht Zeus darstelle und
will die von mir gegen diese Benennung geltend gemachten GrOnde nicht als stichhaltig
gelten lassen. Ich füge mich natürlich der größern Erfahrung auf diesem Gebiete.
22) zu S. 276. Beschreibung der geschnitt. Steine des Baron Stosch II. Classe
9. Abth. No. 43ß: »Es ist eine Besonderheit, daß dieser Kopf Neptuns sowie die riet
folgenden Köpfe und alle dergleichen , die sich in der großen Sammlung Abdrücke unseres
Cabinets befinden, immer Basten sind, die unterhalb der Brust anfangen. Da die Brust
vorzüglich dem Neptun geweiht war, so kann dies wohl der Grund der Besonderheit sein.«
23) zu S. 277. In den Denkmälern d. a. Kunst II. No. 301 ist dieser Stein ab
Hermes abgebildet, »wenig^^tens mit dem Caduceu»« wie es im Texte heißt, doch ist dieser
in dem mir vorliegenden Abdruck äußerst zweifelhaft, dagegen der Dreizack in den nächst-
verwandten Stosch'schen Gemmen No. 438 und 439 und in derjenigen bei Cades No. 2 voll-
kommen sicher, in derjenigen bei Cades No. 1 allerdings wiederum zweifelhaft und mög-
licherweise in der That ein Kerykeion.
24) zu S. 277. Unsicher sind: die Stosch'sche Gemme No. 440, die Lippert'schea
No. 56 und 5S der Abdrücke und diejenige bei Cades No. 3, welche vielleicht eher einen
Windgott als Poseidon darstellt, möglicherweise aber einem ganz andern Kreise angehört
Über einen weitem möglichen, Zeus benannten, Poseidonkopf auf einer Gemme s. Bd. II.
Gemmentafel I. No. 10 S. 111 f. und vergl. mit demselben die bruttiscbe Münze oben
Münztafel V. No. 1.
ZUM SECHSTEN CAPITEL.
25) zu S. 277. Im Gegensatz hierzu sagt Buttiger, Kunstmythol. II. S. 347: «Mm
irrt, wenn man glaubt, daß .... es nicht auch sitzende Neptunsstatuen, vorzOglich in
colossalen Dimensionen gegeben habe«« und auch Preller, Griech. Mythol. 2. Aufl. 1. S. J<>5
meint : »die Haltung (von Po.seidonstatuen) ist bald die thronende , wie er wahrscheinlich
in den Tempeln verelirt wurde, auf Vorgebirgen und in den Httfen die stehende*. Allein
wä}»rend der Letztere für seine Vermuthung an dieser Stelle gar keine Begründung ptht
und solche aucli in dem Aufsatz in der Pauly'schen Realencyclopaedie V. I. S. 5114 ff. ^^'
missen läßt, fügt Böttiger seiner Behauptung nur hinzu : »dies konnte , seit Phidias seinen
sitzenden Zeus geschaffen hatte, auch beim Poseidon nicht ausbleiben«, womit offenbar p^
Nichts gesagt ist. Auch mit dem Hinweis auf die Münzen von Byzanz in den Worten:
»die Münzen von Byzanz zeigen uns dergleichen sitzende Neptunsstatuen in Menge« l**
weist er an und für sich Nichts, abgesehn davon, daß die Worte »sitzende NeptunwUtaen
in Menge« einen offenbaren Irrthum enthalten, da es sich auf den Münzen von Bytani vod
den Homonoiamünzcn von Byzanz und Chalkedon (s. Denkm. d. a. Kunst II. No. 77. i-^
immer nur um eine und dieselbe nur etwas variirte Figur handelt, und die Menge nur durfh
die, hier ganz gleichgültige Zahl der Exemplare dargestellt wird.
2r») zu S. 279. Zu erwägen ist hier noch die in HerculaneUm gefundene Erwtiiue
des Demetrios Poliorkctes in Neapel, abgeb. nach Viscontis Icon. Grecque pl. 40. 3 u " i"
den Denkm. d. a. Kunst I. No. 221. a, deren Stellung als »diejenige angesprochen "Kird,
welche sonst dem meerbeherrschenden Poseidon gegeben wird« (Müller im Text s. ■• ^*
oder von der es im Handb. § 158 (159) Anm. 2 heißt: »nach Alexander wurde Deroet'i^'*
Poliorketes, ein neuer Dionysos und Poseidons Sohn (vgl. Athen. VI. p. 253. d in dem Ity*
phallos auf Demetrios : (u toO /.ooitigto'j rai Ilosctotövo; Heoü), sticrhörnig und in der Stellung
ZUM DRITTEN BUCH. 5. UND 6. CAPITEL. 401
des Meei^gottes gebildet«. Wenn dies richtig wäre, so wUrde damit bewiesen sein, daß die
fragliche Stellung für Poseidon vor der Zeit des Demetrios nicht blos erfunden, sondern ein-
gebOrgert und allgemein bekannt sein mußte, um in ihrer Übertragung auf den König ver-
standen zu werden. Es muß aber wohl bemerkt werden, daß die Stellung der neapeler
Statue des Demetrios keineswegs genau diejenige ist, welche wir für Poseidon die classische
nennen dürfen, vielmehr so xiemlich genau dieselbe, welche die münchencr Statue Alexanders
xeigt, von der und deren ohne Zweifel richtiger Deutung durcli Brunn schon oben S. 248
gesprochen worden ist. So wie aber Alexander Nichts mit Poseidon eu schaffen hat und die
Stellung seiner münchener Statue auch nicht die speciiisch poscidonische , sondern die nicht
weniger anderen Personen ist, deren Bedeutung a. u. O. entwickelt worden, so wird auch bei
der Statue des Demetrios die Verbindung mit Poseidon und die Herleitung aus dessen
claasischem Schema um eben so viel sweifelhafter wie ihre Obereinstimmung mit der
Alexanderstatue genauer und ihre Herleitung aus einem für Alexander, vielleicht, aber nicht
erweialich von Lysippos erfundenen Motive wahrscheinlicher wird. So erwünscht es also
wire, aus der Statue des Demetrios, sofern ihre Stellung die poseidonische wäre, für diese
einen terminus ante quem zu gewinnen, wird man dennoch auf diesen chronologischen Anhalt
XU verzichten haben.
27) zu S. 279. Die Statue, oder vielmehr der falsch restaurirte Torso im Palazzo AI-
temps in Kom, abgeb. b. Clarac, Mus. de sculpt. p. 851 D. No. {2211 D, welchen Benndorf
u. Schöne, D. ant. Bildwerke im lateran. Mus. S. 183 unter den Wiederholungen dieses
Poseidontypus aufführen, ist unter diesen zu streichen, denn er ist vielmehr eine Wieder-
holung der münchener Alexanderstatue. S. Brunn, Beschreib, der Glyptothek 2. Aufl.
8. 198 zu No. 153.
28) zu S. 2S0 Nach P. £. Visconti, Meni. rom. di ant. I. 2. p. 22 hätten die
Rainen , in welchen die Statue gefunden worden , einer Thermenanlagc angehört ; in einer
wichen würde dieselbe hoch, etwa über dem Schwimmbassin aufgestellt und auf das ergetz-
liche Treiben in demselben hinabschauend einen passenden Platz gefunden haben , doch ist
'ie schwerlich für einen solchen Zweck ursprünglich componirt und würde sich vorzüglich
fAr die Aufstellung an einem Hafeneingang, so wie die Statue in Antikyra, Pausan. X.
36. 8 (vgl. oben S. 240 Note a) aufgestellt war, eignen.
29) zu S. 283. Anders die herculanischen Akademiker in den Antichitä - di Ercol.
*• a. 0., welche sich bemühen , den xovroc anstatt des Dreizacks in Poseidons Hand nach-
>aweisen, zugleich aber statuiren, daß sich an der Spitze dieses angeblichen Kontos Spuren
^ Ansatzes des Dreizacks finden (»si vede sul bronzo Tindicazione del pezzo trasversale
<1m formava il tridente, guasto dal tempo«) . Gleichwohl zieht sich der x6vtoc der herculaner
Poieidonstatuette durch dereh meiste neueren Besprechungen, ist aber eitel Illusion.
29) zu S. 291. Eine dritte Poseidonstatue, nämlich diejenige, welche in Serradifalcos
^tichita di Sicilia V. p. 66 als in Solunt gefunden und noch in Cavallaris Relazione sullo
*teto delle antichita di Sicilia ecc, Palermo 1872 irrthümlich als im Museum von Palermo
banden angeführt wird, ist in der That nach Serradifalco, Ccnni sugli avanzi di Solunte,
^dsrmo 1831, p. XIV. Nichts alsi »frammenti di statua di Nettuno e pezzi di un tridente
^ dispersi « , wie mir Salinas im Jahre 1 873 persönlich ausdrücklich bestätigt hat. Wegen
*u«t in Tusculum gefundenen Statue, welche Brunn im Bull, deir Inst, von 1848, p. 58 als
<>ie solche des Poseidon erklärt hat, vgl. Bd. II S. 143. — Die 1870 in Bandorf bei Ober-
ster im Rheinlande gefundene liegende Statue (wenn man die Figur nicht richtiger als in
Kodtfelief ausgearbeitet nennen muss), welche in den Jahrbüchern des Vereins von Alter-
tknniifreanden im Rheinlande, Hft. LIII— LIV (1873), Taf. XIII. Fig. 2 abgebildet und
^ S. 106 ff. ausführlich von H. Schaaffhausen besprochen ist, kann als Poseidon auf
^en Fall anerkannt werden, sondern muß als Fluß- oder Quellengott erklärt werden.
, allerdings ist für einen solchen der Delphin, dessen Schwanz die Bandorfer Figur mit der
^hten berührt, nicht ohne Schwierigkeiten , insofern er , ^iner Natur nach , einem Fluß-
M ils Attribut nicht wohl gegeben werden mag und aucli bei einem solchen , so wie hier
''^fiebracht, schwerlich nachweisbar sein wird. Wenn man daher sich veranlaßt fühlen
«ÖQnt^^ an Okeanoa zu denken, dem jedes Meerwesen beigegeben werden kann und worden
^ so muß man doch sagen, daß auch dies in Anbetracht des Fundortes und der Bestimmung
n/t A
402 ANMERKUNGEN UND EXCUR8E
des Monumentes nicht ohne starkes Bedenken ist. Allein allem dem gegenüber darf nid
yerkannt werden, daß ein nach Art der Fluß- und Quellgottheiten gelagerter Poseidon od«
Neptun nicht allein vollkommen luerhört, sondern innerlich so unm(Vglich und der Natv
des Gottes als eines Olympiers und Kroniden so widersprechend ist, daß man ihn auf kein«
Fall annehmen, am allerwenigsten aber in einer Figur erkennen kann, der eine Urne bc
gegeben ist, aus der (s. a. a. O. S. 111) ohne Zweifel »das Wasser einer der Quellen Hol
deren die nahe gelegenen s. g. Entzfelder Wiesen mehrere enthalten«. Auch die Oeataltni
von Ilaar und Bart dieser Bandorfer Figur ist alles Andere eher als poseidonisch, eine
Flußgotte dagegen, auch einqm Oceanus durchaus angemessen.
30) XU 8. 292. Böttiger, Kunstmythol. II. S. 350 spricht bei Erwähnung der Angal
Hirt*s den Verdacht aus, dieselbe möge auf einer Verwechselung der Statue mit dem P
seidonkopfe beruhen, den U. Meyer in der Anmerkung zu Winokelmann's Werken I^
S. 274 bespricht. Aus welcher Quelle Hirt*s Notis stamme, ist jetst nicht mehr zu e
forschen, also auch über die Berechtigung von Böttiger's Verdachte nicht abzusprechen.
ZUM SIEHENTEN CAPITEL.
31) SU S. 299. Lippert, welcher Daktyl. Mill. I. P. 1. No. 119 (AbdrQcke I. No. 6
einen Abdruck des Steines giebt, nennt denselben einen Cameol . giebt aber den Besitz«
nicht an, welcher auch in den von ihm citirten Schriften nicht genannt ist, eben so wenig Im
Maller, Denkm. d. a. Kunst II. No. 74, welcher den Lippert' sehen Abdruck hat abbildf
lassen, oder bei Wieseler in der neuen Ausgabe No. 748. In der Stosch'schen Sammlung 2 0
9. Abth. No. 446 ist eine Glaspaste verzeichnet, aber auch hier der Besitzer des Originales u
benannt. Endlich nennt auch Cades a. a. O. den Stein, von welchem er den Abdruck giebt
einen Carneol, aber schweigt ebenfalls von dem Benitzer. Sollte sich hieraus und dsoeb«
etwa aus der relativen Leere des Feldes und dem, wie im Texte bemerkt, immerhin nieb
ganz leicht zu erklärenden Wassergefftße vor den Füßen des Gottes irgend ein Verdscht dei
Unechtheit dieses vortrefflichen Steines ableiten lassen?«
32) zu S. 301. Über die ganze Darstellung ist zumeist auf die Erörterungen Wie*
ler's zu den Denkm. d. a. Kunst a. a. O. zu verweisen, durch welchen eine Anzahl toi
Irrtbamem früherer Erklftrer berichtigt worden sind. Einzelnes anlangend möge noch (he
bemerkt werden. Am wichtigsten für den hier in Kede stehenden Gestaltenkreis, sber lufl
den meisten Bedenken unterworfen ist die Annahme, daß in der halbgclagerten Figur link
im obern Theile des Bildes, in welcher O. Müller u. A. den Nereus erkennen wollten
wfthrend ihn Lcnormant (N. Gal. myth. p. 14i) und v. Sacken (a. a. O. als Ist h mos deuten
Poseidon selbst zu erkennen sei, welcher den zum Meergott erhobenen Palaemon-Melikeitf
der gegenüber gelagerten Aphrodite entgegenhalte, während diese ein Gewandstüek ausbreitt
um den Knaben in dasselbe aufzunehmen. Der Schwierigkeit, welche aus der auf diet
Weise anzuerkennenden doppelten Darstellung des Poseidon entsteht, begegnet Wieseler lai
der Bemerkung, die Hauptfigur in der Mitte sei sicher auf die Statue des Isthmischen Pi
seidon zu beziehn. Es ist dies freilich auch von Anderen, so von Lenormant a. a. 0. b(
hauptct worden , kann aber gleichwohl für sicher nicht gelten , da jedes unterscheidend
Merkmal einer Statue, wie z. B. die Andeutung einer Basis, fehlt und es nicht leicht »
sich vorzustellen, wie die Statue des Poseidon zu dem in der linken Hand erhobenen Tack
käme , für welche» doch auch Wieseler keine andere Deutung giebt, als die im Text SBf
deutete. Allerdings wird man die Wahrscheinlichkeit der zweimaligen Darstellung ei»
andern Person , des Mclikertes nämlich , nicht wohl läugnen können ; denn Wiesrleri B«
nennung Nerites für den links unten sitzenden Knaben, welcher allerdings eher einen Piniei
apfel als eine Muschel zu halten scheint, liegt trotzdem nicht eben nahe. Allein hier kftnat
man füglich an die Doppelnatur oder die zwei Phasen der Existenz des Palaemon-Melikerw
denken, welcher uuicn etwa bciner Mutter Ino gegenüber, oben dagegen in der rmfebu»
ZUM DBITTEN BUCH. 7., 8. UND 12. CAPITEL. 403
der Meerasgoitheiten und telbct als eine lolche dargettellt wäre. Und ob man dann nicht
dodi beiser den OoU, /welcher den Knaben hält, als Nereus und das gegenüber gelagerte
Weib ab Thalasaa erkliren vrird, mag dahinstehn. Unbedingt ^widersprochen soll Wicseler's
NBBieicber Deutung hiermit nicht werden.
ZUM ACHTEN CAPITEL.
33) au 8. 305. Außerdem kommt Neptunus noch in den Reliefen mehrer rheinischen
und hoUi&ndiachen Inschriftstcine vor, welche jedoch nicht abgebildet sind, vgl. Jahrbflcher
d« Vereins von Alterthumsfreunden im Kheinlande, Hft. LIIl (1873) S. 107. Dagegen ist
du fid. II. 8. 566. Anm. 70 besprochene, angeblich im Grabe der Manilier gefundene
Stucco-, nicht Terracottarelief, abgeb. b. Pistolesi, U Vaticano descritto III. tav. 36, welches
in der Beschreib. Roms II. u. 8. 9 als im Appartamento Borgia beflndlich beschrieben und
ili Terdflchtig beieichnet wird, nuiunehr mit der allergrößten Bestimmtheit als modern aus
der Litte der antiken Monumente au streichen. Dasselbe steht jetzt, stand wenigstens im
Sommer 1873, proTiaorisch aufgestellt, nicht einrangirt im ersten Zimmer des Museo Gre-
goriano im Vatican, der Betrachtung aus nächster Nahe bequem ausgesetzt. l)ei einer solchen
vird lieh Jeder sofort überzeugen, daß an antiken Urspnmg nicht im entferntesten gedacht
Verden kann, so daß wir nicht blos den einzigen thronenden, jugendlichen Zeus, sondern
•aeh. einen ziemlich wundersamen Poseidon loswerden. Ober die Echtheit mehrer bei
Kontiaucon (Ant. expl. I. pl. 29 sqq., Suppl. I. pl. 24 sq.) abgebildeter Poseidon- oder
Neptunusreliefe Ußt sich nicht ganz so bestimmt absprechen , doch wird schwerlich Jemand
ftrkennen, daß sie in hohem Qrade verdAchtig sind.
34) zu 8. 305. Die bei Passeri, Lueernae fictiles I. tab. 42 u. 43 abgebildeten Lanipen-
nliefe stellen ohne Zweifel nicht Poseidon, sondern Taras auf dem Delphin reitend dar,
pta in Übereinstimmung mit allbekannten Münztypen von Tarent.
ZUM ZWÖLFTEN CAPITEL.
35) zu 8. 351. Daß Nereus regelmäßig rein menschlich dargestellt worden,
^ mit unzAhligen, ganz unbez weifelbaren Beweisen aus Vasengemftldcn zu crhftrten, auf
^v^e hier nfther einsugehn weder geboten ist noch am Orte sein würde, vgl. nur O. Jahn,
^vobseolog. Aufss. 8. 64 f. in der Note, Heydemann, Die Vasensammlung des Museo Nazionale
i> Neapel No. 3352, meine Gallerie heroischer Bildwerke 8. 190, Wieseler, De diis ... tri-
stem gerentibus p. 17. Note 20 und was dieser hier anQahrt, auch p. 19. Note 25. Für
^ fischleibige Darstellung des Nereus vergl. besonders Musöe Blacas pl. 20 = Elite
'''■nogr. ni. pl , 33, weiter O. Jahn a. a. O., 8tephani im Compte-rendu etc. pour l'annöe
'%. 8. 91. Note 7, Heydemann a. a. O. No. 2638 (dazu aber m. Gallerie a. a. 0.>, und
■ _
^ Teite zu dem hier in Rede stehenden Vasenbilde, 8. 1. Anm. 10, Wiescler a. a. O.
36) zu 8. 356. £. Brizio in Oiorn. degli scavi di Pompei N. S. II. p. 39 sucht die
^*die noeh anders zu fassen. Nachdem er Brunn's Ansicht vollkommen richtig genannt hat,
^Uirt er fort: »ma affinchd il concetto dell' artista si mostri in tutta la sua pienezza, d d*
topo ammettere che il gruppo principale di quel rilicvo sia costituito non solo dal
'■tro tinto dai Tritoni ma an che da questa figura femminile ad essi immediatamentc
^tigua (Doris) . . . Dovrä immaginarsi che questa figura non si mova ad in-
^ontrare la coppia, come il Brunn ha supposto, ma che preceda tutta la comitiva
^ anche il carro in cui siedono gli sposi. Questo concetto artistico e basato sull* azione
404 ANMERKUNGEN UND fiXCURSE
stessa che coinpie la tigura, la quäle portando duo faci accese, c da sapporsi ehe debba
rischiarare la via agli sposi, cd in conseguenza che li preceda La ttrettisima Tieinaiiia
in cui essa, a preferenza degli altri gnippi {}) e coUocata presse 11 carro nosiale e rappreeen-
tata piu di prospetto che di profilo, rendono molto probahile la congettura« ecc. Den letzten
Worten wird schwerlich Jemand beistimmen können, da der Augenschein der Darstellung
diese ganze Anschauungsweise klar als unmöglich erweist und es doch Niemandem zugemuthet
werden kann, sich das genaue Gcgentheil von dem »vorzustellen« (immaginarsi), was in dem
Kunstwerke selbst dargestellt ist.
37) zu S. 360. Etwas Ähnliches zeigt nur das in der Description de la Mor^, Archit.
et sculpt. I. pl. 63 u. 64 abgebildete Mosaik im Pronaos des Zeustempels in Olympia, welches
Semper, Der Stil in den technischen und tekton. Künsten I. S. 62 der Zeit des Phidiaa zu-
schreiben möchte. Mit vollem Rechte hat aber schon Dr. A. Furtwftngler in seiner Disaer-
tation: Eros in der Vasenmalerei, München 1874. S. 20. Anm. bemerkt, daß diese Annahme
Semper's unmöglich richtig sein könne »wegen des rein decorativ und ohne hervortretende
Bedeutung auf dem Schwanz eines Triton reitenden Eros«. Diese Behauptung wird durch
die auch hier hervortretende unlebendige Auffassung wesentlich unterstützt.
38} zu S. 366. Zu spät, um noch in den Text verarbeitet werden zu können, ging mir
eine auf die bruttischen Münzen bezügliche Mittheilung Imhoo£B zu, auf welche schon 8. 271
und S. 293 zur Münze No. 1. durch die eingeklammerten Worte »oder Amphitrite mit Eros
auf einem Hippokampen reitend« und »oder Amphitritekopf « hingewiesen worden ist, weldie
ich aber, da sie bisher ungedruckt ist, also nicht nur citirt werden kann, mit Bewilligung
des Verfassers hier wörtlich folgen zu lassen für Pflicht halte. Imhoof schreibt: »Von dea
bruttischen Münztypen sind mehrere sehr verschieden erklärt worden und ich kann mir nicbt
versagen, auf einige derselben nochmals einzutreten, und zwar in erster Linie auf diejenigen der
Münzen, welche nach meinem Dafürhalten die nämlichen zwei Gottheiten darstellen. Während
wir nämlich auf der Ooldmünze (Münztafel V. No. 1) den Kopf Poseidons mit dem Dreizack
über der Schulter und die auf dem Rücken eines Hippokampen gelagerte Amphitrite ef^
blicken, erkennen wir dagegen auf der Silbermünze umgekehrt das Haupt der Meeresgöttin
und die stehende Figur des Beherrschers des Meeres (Münztafel VI. No. 1). Hier wie doit
trägt Poseidons Gemahlin den Schleier, auf der Silbermünze zudem die ihr zukommendea
königlichen Attribute, Stephanos und Herrscherstab, welcher Umstand an und für sich schon
beweist, daß das Bild nicht das der Thetis ist. Auch Hera*) ist damit nicht gemeint, «ie
schon Cavedoni ((Jarelli p. 94. 15) richtig bemerkte. Denn abgesehn davon^ daß für Her»
der fragliche Kopftypus nicht sicher als griechisch erwiesen ist**), darf gerade hei den
bruttischen Münzen einiges Gewicht darauf gelegt werden, daß im Allgemeinen der T)rpus
der einen Seite mit dem der andern in naher Beziehung steht. Allerdings findet sich diese
Hegel vielfach, wenn auch nur scheinbur durchbrochen ; dies soll aber kein Grund sein, bei
Erklärungen gewisser Bilder , das Naheliegende und allgemein Verständliche hintanzu^etIeD
und dagegen einer Idee oder scharfsinnigen Conjectur zu Liebe, fern liegende Mythen x»
verwerthen, von denen gewiß manchmal selbst der gebildete Theil des Volke», für welch««
die Münzen geprägt wurden, keine Ahnung haben mochte. Außer vielen leicht verstind-
lichen Beziehungen Nikes zu verschiedenen Gottheiten zeigen uns die bruttischen Müni»
DioskurenkOpfe neben den Dioskuren zu Pferde, ApoUon neben Artemis, Zeus und den
Adler, Ares der Enyo***) gegenüber, Pallas und eine Eule, Herakles und seine Waffen, eio*
Nereide (vielleicht ebenfalls Amphitrite) und die Krabbe u. s. w. Ist es daher nicht ■>*
natürlichsten und einleuchtendsten, dem Poseidon seine Gemahlin als entsprechenden TTpo*
entgegenzusetzen, insofern die Darstellungsweisc sich dazu eignet .- Daß dieses hier der K«ll
*) Millingen, Consider. p. 91), Overbeck, »Hera«, S. I(»4 f., Münztafel H. 34, Fned-
laender und v. Sallet, Das k. Münzcabinet in Berlin, No. b\\).
**) Einmal kommt Hera mit Stephane und Schleier in einem Vasenbilde vor, Over-
beck, Atlas z. Kunstmythol., Taf. I. 22; auch auf Taf. X. 11. Kömische Arbeiten lei^^
sie dagegen häufig so. (Veigl. indessen (»ben S. \\.i. ().'.
***j Ich halte Poole's K'at. brit. Mus. 323, 37) HenennunR der kämpfenden Figur t«^
um *o richtiger, alt diese nie mit der Acgis vorkommt.
ZUM DRITTEN BUCH. 12. CAPITEL. 405
ist, d. h. daß d^r Kopf der Silbermflnse vorzüglich auf Amphitrite paßt, glaube ich bereits
bewiesen su haben und damit ist zugleich ein Grund mehr für die Wahrscheinlichkeit ge-
boten, daß derselben Nereide auch das Bild der Goldmünze zukomme. — Indessen deuteten
Wieseler, R. Rochette und Andere*) die auf dem Hippokampen sitzende, bekleidete und
yerschleierte Frau auf Aphrodite, als welche der sie begleitende Eros**) sie zunächst bp-
aeichne. Die Möglichkeit, daß die hin und wieder neben Poseidon verehrte, als besänftigende
Gewalt das Meer beherrschende Liebe^^öttin auf einem Seepferde sitzend gedacht oder dar-
gestellt werden konnte, will ich nicht bestreiten, wohl aber, daß diese Möglichkeit im vor-
liegenden Fall in Betracht komme. Bis jetzt scheint nämlich nicht eine der erhaltenen
bildliehen Darstellungen, welche weibliche Wesen von Hippokampen getragen zeigen, mit
Bestimmtheit auf Aphrodite bezogen werden zu können***) und in der Eigenschaft als
MeeresgCttin blieb Aphodrite nur da sicher zu erkennen, wo sie entweder frei oder in der
Muschel von Tritonen oder Seekentauren emporgehoben erschien. Auf den unserem Münz-
bilde beigegebenen Eros übergehend ist natürlich nicht zu läugnen, daß derselbe zunächst
dem Kreise der Liebesgöttin angehöre. Allein damit ist von ferne nicht bedingt, daß jedes
in erotischer Gesellschaft betroffene weibliche Wesen als Aphrodite aufzufassen sei. Eros
schwärmt ja überall herum, wo überhaupt Leben ist und wir begegnen ihm daher auch ohne
der Liebepgöttin Beisein in den verschiedenartigsten Umgebungen, so gerade auch häufig im
Kreise der Meeresgottheiten, bei Entführungen f) u. s. w. Warum soll er also- nicht um
die Nereide Ampliitrite herum geschäftig gewesen sein können , wenn er bald mit diesem,
bald mit jenem Symbol nm ihre Schwestern herumschwebend getroffen wird } Und was liegt
ladem näher, als der schönen Darstellung unserer Münze eine der Sagen von Poseidons
Werbung um Amphitrite zum Grunde zu legen und so den erotischen Charakter derselben
la erklären. Zu diesen Betrachtungen kommt nun hinzu, daß der bruttischen Goldmünze
eine in Unteritalien oder in Sicilien geprägte Silbermünze des Königs Pyrrhos zur Seite zu stellen
ist, nämlich das schöne Didrachmon, dessen Typen R. Rochette ff) zuerst und wahrschein-
lich richtig fff), auf Achilleus und Thetis gedeutet hat, also wieder auf zwei in nächster Be-
liehnng zu einander stehende Persönlichkeiten. Auf beiden Münzen sind Stil und Technik
des Stempelschneiders genau dieselben. Auffallend ist die Aehnlichkeit des behelmten, bart-
losen Kopfes auf der Pyrrhosmünze*-]-) mit dem behelmten, bärtigen Areskopfe der großen
brattischen Kupfermünzen ; beider Helm ist von identischer Form und mit einem Greifen ver-
tiert. In demselben Grade, ja, wäre nicht der Metall- und Größen unterschied , bis zum
Verwechseln ähnlich sehn sich die Darstellungen der Kehrseiten ; einzig in den Attributen
*) Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst II. S. 27. No. 6S. b., Gott. gel. Anzz. 1873.
S. 1825, R. Rochette, Mem. de numism. et d*ant. 1840. p. 54. Die das. geäußerte Behaup-
^^, die Meergöttin auf brutt. Goldmünzen komme bald mit Eros, bald mit dem Schilde
^or, iBt irrig.
**} Eros steht über der Krümmung des fischartigen Schwanzes des Seepferdes und
^itQt einen Pfeil rückwärts in der ihm von der weiblichen Figur mit der rechten Hand
«^tteichneten Richtung ab. [In diesem Umstände möchte die größte der Imhoofschen Er-
Uärong entgegenstehende Schwierigkeit und insbesondere ein Grund dagegen liegen , eine
Werbung Poseidons um Amphitrite als Unterlage der Münzdarstellung zu erkennen. So un-
■weifelhsft sich Eros wie zu anderen Personen, so zu Nereiden und zu Amphitrite insbeson-
dre gesellen kann und ihr gesellt vorkommt (s. Cap. XII. A., besonders No. 7), so schwierig
^^ es sein, das hier dargestellte Verhältniß der Amphitrite zu Eros zu erklären oder naeh-
'ttweiten, während sich dasselbe bei Aphrodite ganz von selbst versteht. O.].
••*) Vgl. Preller u. Plew, Griech. Mythol. I. S. 281, Bemoulli, Aphrodite, S. 404.
f) Vgl. O. Jahn, Entf. der Europa, Taf. I, V», IX«, X; Mionnet, Suppl. II, Taf. 1;
^^- Fartwängler, Eros in der Vasenmalerei, 1875. p. 35 ff.
i -H-) A. a. O. p. 51 — 56. pl. I. 4 u. 5, Luynes, Choix de m6d. pl. XIII. 6, Millingen,
\ ^'>»i»id6rat. pl. II. 7, Cat. Grdau pl. II. 1289, Fröhner, Choix de monn. anc. 1S69, pl. IV, 49.
fH-) Vergl. Friedlaender in der Archaeol. Ztg. 1809. S. 100 f.
*-{-) Der Buchstabe A unter dem Kopfe ist nur ein Münzzeichen, welches sich auf an-
^en Münzen des Pyrrhos unter verschiedenartigen Köpfen wiederholt.
üit>.l»t> JCSiih xileipiiq
406
ANMEBKUXnP.N- UND EXCCK9E.
leigen sie eine Verschiedenlieic, mdem auf dem Didrachmoii an der Stelle du E.
Schild CTBcheint, welchen Thelis von Hcphaetti» für ihren Sohn erlangt hatte*), Eü
möchte daher fa«t tcheinen, daß die Münien nicht nur «u der gleichen Zeit, »ondem aurli
iti derselhen Gegend geprllgt 'worden «eicn ; und in der That glaubt anch 11. Köchelte, irelchei
Ober cineu Fund von 2U SCtlck des Pyrrhnsdidrachnian im ehemaligen Gebiete der epiiephi*-
riichen Lokiet berichtet, daS diese Silbermünien wkhrend dea Aurenihallen dei KSnig*
Pyrrho« bei den Lokrem genchlagen worden seien , nuhrend Leahe**; «ngar die Uatipt-
Btadt der Bruttiei, CoenCia, nU die PrageitAtte annimmt. Sei dem nun nie e* wolle, m>
kann nach dem Geugten nicht mehr beiweirell «erden, daß die Dai nlelluntt der lieiden )ni
anr die Verschiedenheit eines Attiibtclea identi'chen Ucerfraueu ntiT einen und denaelbc*
Gotlheita begriff zurücktuTohren ist und daS. da beide nicht Aphrodite sein kjlnlicin Idet
Schild kann bei Aphrodite nur nis Symbol der Himmclagüttiii gellen) ***;, heide Neoidan
«ind. Und aU äoUhc unterHeheiden sie Bich. den Kflpfen des AchilleuB und det Poari-
don enLaprecbend, als Thetii und a^s Amphi tri te. •
3H) zu S. '.Ulli. Als Vorarbeiten sind hier außer den zu den einzelnen Monumenten an-
gefahrten Schriften zu nennen die Aufsfitze van Böttiger in der Anialthea II. S. 2S;i tf.. O. Jahn
in a. Griech. Vasenbildem, S. 34 ff. und von Gerhard in n. Auserl. Vatenbb. I. S. 4S I.
4U) SU S. 316. Erst wAhrcnd der Curiectur dieses Bogena g^ng mir Wieselet*« Bericfat-
Antiken in Oberitalien und Sfldtirnl in den Nachrichten r. d. k. Ges. d. Wiss, in Gattingta
1^74. No. 33 ß. Dceemh ) in, in welchem er S. 547 unter den auf der msiUnder eapiHiiionr
storica d'arte industrinlc auigeatellten antiken Thongefaßen nl^i das bedeutendste Stück unln
allen »eine prachtvolle große IlTdria mit ri^thlichen Figuren« anfahrt, -Posvidon und
Amymone nebat drei anderen Pernonen, unter denen Hermes, im UesiU» de«
cav, Pietro Brsmbilla ". Nach dienen Worten Wieselei's muG Hermes hier ganz uubezwcifel-
bnl sein und Wiesclcr hat offenbar an. demselben nicht den geringsten AnatoB genumiurn.
41} zu R. '1^2. Ahnlich stiiiairt sind die Dlumen nicht selten in unten taliifhen
Vo^enbildern, so z. B. in dem von l'Crster, Her Raub und die Rttckhehr der Pctt^]ih><nr,
K. 'im verkannten Bilde mit der Entfahrung der Kora diejenigen in den Händen der Gr-
fahltinnen. IHtne Art von Blumen bestimmt benennen und deuten zu wollen, Ut nffnibu
nicht ([crei'hlfertigt, was hier um so mehr hervoriuheben am Orte ist, als Avellino durrh eis
solches Verfahren in Betreff des Amymunebildea No. 18 fQr den JOngUng recht« oben m
einer gewiß nicht haltbaren Erklärung gelangt ist.
42] tu S. 3ä9. Ais im hohen Grsd unsicher muß hier der Uva. der Hebers« i»
Berlin (No, lOlli), nbgeb, in Gerhard'» Apul. Vosenbildcrn, Tat. B. I. erwnhnt und iuiuHfH
aus der Reihe der Amymonevnienbilder auigesehieden werden. Die ganze Mllte dtt Ci>b-
pnaition fehlt und die bei Gerhard gezeichnete Restauration, obgleich «u derselben naaclur
Anhalt gegeben ist, kann doch nur als Vermuthung gelten, nach weichet die BeiAgtlchluil
auf Amymone sUetdinga als mOglieh , aber doch auch nicht als mehr gelten kann. W«i
aber die Hauptfiguren der Compnsitinn, so viel Eigenthtimliehes und Auffallende« sie UtM
mögen , sich allenfalls aus der Arnymonesage würden erklären lassen . «o erwhviiien t'
NabenBguten voilendii dunkel, bieten zu denen anderer Amymnnevanen zum l'heil » r*
ringe' Analogien und ajnd zum Theil, wie besonders det von (ierhard gewiß nicht ricKni
•Is ArisUeo* eiklnrtc Mann, so eigenthamlieh und «ingular, daß die lUupIscene in"' ■"'
bezweifelbar verborgt sein mOßlc, wenn es sich lohnen sollte, auch nur auf den Vtnurli
einer Erklärung aus dem hier in Frage kommenden Kreide einzutreten.
43) zu S. H<1U Bine von L'rliclis, Dreizehn Gemmen aus der Sammlung drr Fiiu !^-
bylla «ertenn-Schnaffhausen , Bonn IS4li unter No. II der Tafel abgebildete und S, II»'
Piiseidon und Amymone bezogene Cameolgcmme ist schcm von Stephani im Compie-ienJ» 'i*"
ponr rannte 18G4. S. 2tli. Note b mit Recht aus diesem Krt'iM ausgesehieden und al< K'
aeidon und Aphrodite erklärt worden.
larisaeische Mi
bei Friedlaender. Archaeol. Zig. »on |S69. 8 !»•-
Hell, kinga p. 17. •") Qerhttd, Ori«h Mjtliol "*
reiUopf md HarMl in Lnp^f.
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Qverbedc .(iriedi.&instaiytholo^e III .
I
OvBrfaeck.Gneeh.Kiinslnirtiiolo^ 11
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Overfcetk Gnflrh.KirngtniyÜiolo|i« Bl
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Overbeck Gnefh.lfiniatinytMo^ M.
Üoi Wilhelm Engelmann in Leipzig erschifii l'enicr.
<iiriecliische Kiinstmylliologir
von J. Overbeck.
Erster B»nü. I. Buch: ZKcuft,
Uit M litliu^uphirton Tafeln aml IT flolzaclinitten. Lex.-!^. 1671. br. Wc. UbSOIt.
Zweiter Band, l. Tiiell. 3. Bach: Herrn,
Mit 5 lithugrapliirt«:» Tafeln nnd 6 HuIzBohoitleii. Les.'%. 1ST3, br. Mk. )l =3 Tlilr. M
.^TL^^N
J. OVERBECK.
II IT i;.NTKRSTßT2üN0 DE8 KÖNIOL. SÄCHSISCHEN SHSISTERIllllS DES CriTTS BK^l
ÖFFE.NTUCHEN DKTERßllJHTS.
ErtttX.leftTUHg:Zt<u. HU Tifcl t-V. Kit. X. IN = Tkri. t«.
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znr Geschichte der bildenden Künste
bei den Griechen.
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gr. 8. ISftS. broMli. M- s, 5» Pf. = 2 Thlr. 26 Kgr
POMPEJI
in seinen (^icbiludoii. .\H(.'rtliQint'ru und KnnstATerken
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IviiiiHt- «in<1 .;Vltei'tlitiiiiMl'i-«>iinc1(>
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J, Qverteck,
Dritte, abermals dutcligeaibeitole imd Term«brte Auflage.
Hit 211 ftilttrixi. mm Tkrll lirklifii Anslrhlrn uai 3li Inlttrhttlllrn lin TnC, M«(t riivn fnw
Lfi. ^. iiTO broscli, M, i« = n Thlr. in S«r.. ;rcl]. M. 3! = T Thlr. I* Jf(r>
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Einstmythologie
^ft J. OVERBECK.
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bei den Griechen.
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J. Qvepbeck,
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Wdemeter und kora.
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VIERTES BUCH.
Demeter nnd Eora.
6T«rbeck, Kunstmythologie Ilt. 2^
ERSTE ABTHEELUNG.
Historische Übersicht fiber die kfinstlerische Entwickelung der
Gestalten der Demeter and Kora.
ERSTES CAPITEL.
I>ie Entwickelung der Gestalt der Demeter in der alterthümliohen Kunst.
Von einem gemeinsamen anikonischen Cultus der beiden Göttinnen ist
keine Spur auf uns gekommen, von einem solchen der Kora eben so wenig; da-
gegen weist auf einen Baum cultus der Demeter die von Ovid^) erzählte Ge-
schichte von Erysichthons Frevel im Haine der Demeter, wenngleich der von
jenem gefüllte Baum als von einer der Demeter lieben Nymphe, nicht von der
Grdttin selbst bewohnt bezeichnet wird (vs. 771 sq.) ; denn in den Versen (755 sq.) :
Non dilecta deae solnm, sed et ipsa licebit
Sit dea, iam tauget frondente cacumine terram
ist das nicht auf diesen Fall beschränkte, vielmehr allgemeine Vorhandensein de-
metrelschen Baumcultus, wenigstens der Möglichkeit nach, ausgesprochen^).
Daß die Notiz bei Tertullian^) ttber ein dem Kreuzesstamme ähnliches, rohes
Holzagalma sich nicht auf Demeter beziehe, wie 0. Müller (Handb. § 66. Anm. 1.)
angenommen zu haben scheint, sondern auf die Isis Pharia, ist schon vor langer
Zeit von Preller ^) richtig bemerkt worden; in der That führt keine Handschrift
des Tertnllian auf die von Mttller gegebene Lesart: Ceres Raria.
Wegen der, verschiedenen Gottheiten geweihten dreißig viereckigen Steine in
Pharae in Achaia bei Pausan. VII. 22. 4. vergl. oben S. 4 und 395. Anm. 2.;
was in Betreff dieser Steine für Hera und für Poseidon gilt, das gilt natürlich
ebenso für Demeter.
Unter den ältesten ikoni scheu Agalmaten der Demeter ist bei weitem
das merkwürdigste und das am meisten besprochene dasjenige der Demeter
Melaina von Phigalia, welches als das Werk eines unbekannten Künstlers be-
») Ovid. MeUm. VIII. vs. 739 sqq.
b) Vergl. Bötticher, Baumcultus der UeUenen S. 50. und Berichte der k. sächs. Ges. d.
Wiss. ^on 1864 S. 128.
c) Tertull. Apologet. 16. (vgl. ad. Nat. I. 12.) ed. Oehler: quanto distinguitnr a crucis sti-
piie P^las Attica et Ceres Pharia, quae sine efflgie rudi palo et informi ligne prostant?
d) Demeter und Persepbone S. 372, Griech. Mythol. II.''^ S. 44.
27»
41(1 I. HIST. fBEliS. ÜB. !). K(1n8TL. ENTWICKEL. D. (1E8TALTEN D. DFHETEB [T.i
kanntlich Pansanias') in hilchst abenteuerlicher Oest< be^^hreibt, von dem er
über sngiebt (§ 5.), es sei auf eine nnbekannte Art durch Fener Kcrstört nn<I
ilann (§ 7.) dnrcli ein neues Büd vmi der Hand des Unatiu ersetzt worden.
Von veracliiedenen Seiten sind entweder diese ßilder beide in"a Fal>etbiicli
geschrieben oder es ist doch die Existenz des altem bestritten worden^) , aber
allerdin^ mit nn^^nlän glichen Gründen. Dagegen hat E. Petersen") die RealiUt
des altem Bildes, welche ni>cb ganü nenerüch R. Förster'') angenommen hatte, in
einer in den Hauptsachen nnd im Resultat Überzeugenden Anseinandersetzung be-
stritten, in welcher er nachweist, daß es sich bei diesem angeblichen Bilde der
Göttin vielmehr nm die Göttin selbst handelt, welche miBverstttndlich ala Statue
anfgefaßt nnd tiberliefert worden ist'].
Aber auch das Bild von Onatas Hand ist, wenn anch nicht an sich, so
doch in Betreff seiner Gestalt durchaus zweifelhaft. Pauaanias*) berichtet, als die
Pbigaleer Onatas fllr hohen Lohn zur Anfertignng eines neuen Demeterbildes an
Stelle des verlorenen alten gewonnen hatten, da habe er eine Zeichnung oder
Nachbildung des 5ltev Bildes aufgefunden und nach dieser. haDptaJkfalick aber
nach Tranmgesichten den Phigaleern eine eherne Statue gemacht. Aber diese
Statue habe es zu seiner, des Pansanias Zeit nicht mehr gegeben, auch haben die
Pbigaleer im Allgemeinen Nichts mehr von demselben gewußt: nnr der Xltestr
von denen, welche mit ihm ins GesprAch kamen, habe ihm erx&hlt, daß das BUd
drei Generationen vor ihm durch Einsture der Decke der UOhle in der es itand.
ZQ Grunde gegangen und völlig verschwunden sei nnd er selbst. Pansania«, bahr
an der Decke die Stelle gesehn, wo die Felsen heruntergefallen seien. Weaia
demnach Pansanias von dem Bilde des Onatas nicht erst darch di« Philen-
unterrichtet worden sein kann , welche selbst Nichts von demselben wußten tm«^
wenn er die einstmalige Existenz dieser Statue auch schwerlich erst von dem eino*a
alten Mann erfahren hat, der ihm von dessen Untergänge zu berichten »nStfl. ^«ni
maß man allerdings schließen, daß er seine Kenntniß von diesem Werke de«, «"%u
■1 P»ijs.n. Till, 43, 4- Tttsoil}!»« Bf o!r« ifiai ti V^iisi ff^ut)- naSiC«»*» fh i
ftizp^, YUW^' ^t doixfiai TdXXs itXJ)v ■wf>Xi]v, u<f,il.{)v li tii\ vi|ir|N cljiv Ixmo ■■) (|
Toiv Tt xal dXXon Bripliuv tixiwt itposntif6iiia» tj Xffa^j * fivln^ ti fniUmt ■»ü ii ^
TOÜ( itiSoE' iltXflE $c lirl T^: X^'p^: ^'* »ut^i nifimpd Je f; tfnit ful-rj iHff .... Mi)-«rvw*
ii a'jrjjv dirotojwiaai ftcilt aWjv, Bii «dl ■?[ Bti^ jiiXsivav t*jv isS-^ra c'i/tv.
b) Preller, Demeter iiiid Persephoiie S. IGOT, dHecli. M^thal. I.t R 592 Anm., ytiUt**-
Oiitti. oatfltl. II, S. 4B3 t,, il«m Ich urtatft bin Oeu-h, d. grieeh. Plislik I.I S. 304. Abbi. ^*-
tl. D. Müller. M)thol, d. grierh. Stamme II, K. 4t(4 t. Roaejiber«, Vie ErlaoTM S,t9l. s- ^-
e) KHt. BeiaHrkunieD 2Ui illeBleii (ieanb. d. piech. Konit. Pis^imsi dea Qjidm«. hil**^ .
I§*l. S. 3h n., vetgl, degielbcn De (.'eceri Pbtgaleuil ilque de Dlpoen« et ScyUiil* Siif*!»*^
Im Docpilei IteiiundalioiitptDgratnm von IST4.
d) Der Riub und die RQckketil der Peraephoiie S. 100
e) Piuian. ■. m. 0, )i 7. xoTt Mj i '''^tP "'^'^"^ (ivcupdiv ififijt ij p^ir,|iii toll dp][ilou !■*'
vou, TÄ jiitlm (e, liit Xlircai, xol Kari ÄMtipiToiv {-jrtv, Imitflt •/jiX-Mtlii^'j^jStntj^^- -
% 13, t'i hk iftXjiv ^i tini nü 't>idTa iconjHtv «5tc ^ vor' i|j,i, oOn cl tylwra Apl')* ^I*"
Xtüoiv finlsTavTo ol noXXoi' S l-*' ■""* '^ iivifivum ^)|iTv {Kcft i ;;pca^iTst«( -jrptalt ip4«P
TpiaU ^ *^T afttiiv ifintOEiv i; t& iffaXp/i tx tdS ifi<fm TifTpat, {»ti nümv (1 «orajifMi ~
I: JII9V f^«ox<v outA «t^visH^vai ' xql Iv ft Tip ipj!p<fi tijXii vgl %ilv f Ti {{;« a
«1 Rhp^i. Vgl. Conte und Mlvhiolti An», dell' Intt. t. IS8I p. ».
K DIE ENTWICKtX. DEK (1
l DKR DEUETEK IX DEK ALTEKTIIÜMI.. KUNST. 411
nulcker ;a. &. Ol mit Rocht bemerkt, von ihm besonders hochgeB(')iBtzt«n Kllnal^
lers nach Pbip'alia bereits mitgebrncht habe, wenngleich es zweifelhaft seil) ms^,
ob man sich zum Beweise hierfür auf Pausanias' Aussage [n. a. 0. § II.) be-
rufen darf, hauptaachlicb dieeer Demeter wegieo sei er nach Phigalia gereist (tüÜ-
VTfi uaJ,i3ta TT,; A7;tiT,Tpo; evExa iq <I>iTaXiav ä(pixo[ir,v) und ob nnter "dieser
Demeter" dieses Bild der Demeter m voretehu ist. Denn gleich nachher eraAhlt
er. wie er der G^fttin naeh localem Brauche geopfert habe, obgleich er das Bild
derselben nicht mehr vorfund. Brachte aber Pausanias seine Kenntniß von der
Kiistenz dieses Werkes des Onatas nach Phigatis mit, so hat er ohne Zweifel
«nch die Geschichte von seiner Entslehnng iiuf Grnnd der alten <!opie und aar
Tranmgcsichle nicht erst in Phigalia erfaJjren , wo der bewußte alte Mann der
viuige gewesen sein könnte, der sie ihm mitgetheilt hätte. Dies aber ist des-
wegen höchst HD wahrscheinlich, weil dieser von dem Bilde ancb Nichts wußte, iils
daB es drei Generationen vor seiner Zeit gänzlich verschwanden sei. Weleties
immer aber auch die Quelle des Pausanias gewesen sein mag. daß sie in Betreff
der Grundlagen des Werkes des Ouatas. die alte <!k>pte des altem Bildes und die
Traumgesichle . eine schlechte war, daß die.te angeblichen (irundlageu des Unataa
onmögliche nnd die Angaben über dieselben einander widersprechende seien . Iiat
Petersen la a. 0. 8. 36 f.l nachgewiesen. Damit verlieren wir aber auch Jeden
Anhalt, um die Oage zu beantworten, wie die Stalue des Onatas beschalfen ge-
veaen sein mag. Wenn man schon früher darllber einig gewesen ist. die Statue
i«« Onatas könne die Mißgestalt tles alten Xoanon nicht wiederholt haben *) . so
rt^Kstehl sich dies jetzt vollends von selbst, nachdem die Nichtexistenz des alten
X.c»ainon dargethan ist. Daß aber nicht Onalas von sich aus seiner Darstellung
i^w Göttin die abenleue Hiebe Form gegeben habe . in welcher dieselbe in der
tii^^ntniilition, als Phaiitasiegcbilde und nur mißversfiLndlicb als wirkliches HchnitZ'
bild aufgefaßt, erscheint, «ersteht sich eben so wohl von selbst, und zwar um so
n^lir, da. wie Petersen (a, a. 0. S, V.i.) richtig bemerkt bat. die 8tatne des
Ovxatas znr Verehrung der versöhnten Göttin aufgestellt wurde, während die
Mifigestalt die zürnende und tiauernde Göttin anging. Daß in der Statue dea
kie^netiseben Meisters oder in ihrem Beiwerke gar keine ßlloksicht auf den zum
Snmde liegenden Mythus genommen gewesen sei , ist allerdings vollkommen un-
W»irecheinlich. aber durch welche Mittel die Bezögliebkeil auf den Mytiius ans-
Eo<lrOckt gewesen sein mag anf keine Weise auszumachen. Als möglich kann
■Baii aur die Vermuthung Petersens (a. a. O. S. 41.) anerkennen, daß bei der
Venohii^enen Art zu symbolisireo . welche sich in den dem angeblichen alten
Xouiiiu angewachsenen Thieratilcken einerseits und in den von ihr gehaltenen
1*hicren (Delphin und Tanbe: andererseits ausspricht, unbewußt auch einzelne ZUge
*on Onatas' Bilde mit der alten Vorstellung verschmolKcn worden seien, ja viid-
leitbi wird man die Bezugnahme anf den Mythus auf eben diese attributiven Thiere
'•«•ehrtlnkt denken dürfen. Al>er das bleiben Vennnthungen und gewiß ist «nr
*'" Eine, daß wir Aber die eigentliche Gestaltung der Demeter duroh Ouataa
"••^bta wissen und Nichts wissen können . weswegen es auch zu Nichts fahren
[ O. MUII(<r, Huidb. $ 83. 9.
1 1 2 I. HIST. ÜBERS. t'B. D. KCNHTI,. KNTWICKKI.. D. «EBTALTEN 1», DEMETER r KOGA
kann, auf die hier und da") Aber dieselben auegesprocbeDen HeinangeB und An-
D ahmen ei d zu geh n.
Was aonat von archaischen DarBtellnngen der Demeter and der Kora
fiberliefert ht beschrankt sieb auf sehr Weniges und auf »ehr allgemeine Notizen.
Wenn Gerhard"") aU nälteste SUtueu derDemeter" die Schnlubilder der »mit
Demeter und Kora gleich gesetzten aeginetischen Göttinnen Damia und Aux«sia<
mit Bernfung auf Herod. V. S'2 sq. aufTuhrt, so wird man ihm hierin nicht folgen
dürfen. (la jene Gleiehsetznng Niobts weniger als zweifellos igt (s. unten 8 4t5,|.
In PhliuB erwähnt Pausanlas''] in der N&he des Thealron ein Oemet«rbeiU^-
ibum mit alten sitzenden Statuen, unter denen, wie sie in der Hehraalil ge>-
nannt werden . wenigstens nicht unwahrscheinlich solche der G<)ttin nnd ihrer
Tochter zu verstehn sind.
Solche Statuen der Kora nnd Demeter. Werke unbekannter Künstler von Oold
nnd Elfenbein, welche er zu den allerälteste.n — d. h. doch wohl zu den ftltestea
der an diesem Ort aufbewahrten - — reebnet, sah Pausanias''! im Heraeon t»
Olympia, wo sie einander gegenüber sitzend aufgestellt waren. Daß dieses ihre
ursprüngliche Aufstellung gewesen sei und daß sie nicht vieiraehr neben einander
hätten sitzen sollen , wird »ich nicht behaupten lassen ; von Bedeutung »her iit.
daß auch hier, wie in Pblius. di« Göttinnen sitzend gebildet waren.
Außerdem werden alte Bilder beidei' Gitttinnen von Pansanias*) nnr nocti
ohne jede nähere Angabe erwähnt in dem Hieron der Demeter Chainyne in Eli«,
dessen Gründung der Perieget nach den Angaben Einiger auf einen C%ani}itM,
Gegner des Pantaleon , des Sohnes des Ompbalinu . zurUckfltbrt . der in der Zeil
des zweiten messenischen Krieges in Pisa herraehte '' ) . Zu Pausanias' Zeit wmg
die alten Bilder durch neue , von Herodes Atticns geweihte ersetzt, Desgleicbn
nennt er^; in einem auf die Gründung eines mythischen Mysios znrOckgefOlirtei
Tempel der Demeter Mysia zwischen Argos nnd Hykenae Statnen der beidta
Göttinnen, denen Pluton beigesellt war. Aus Tansanias' Worten: Smvb Ü
KöpTj; y-fii n/ouTcuvo; xdt A)i[i.r,Tpö; iort Iftßt sich auf die Anordnnng der SlatDM,
die rofinnliche zwischen den beiden weiblichen, sohließen.
In archaischem Relief waren beide Göttinnen an der Baut d*
Apollon in Amyklae dargestellt''}, und zwar wiederum suaammen mit PIilM
>) Z, B. bei Weicker t. ■. 0, S. 4Ü4 , BuraUu, Allg. Eneyclop, S«ct. 1. Bi. 82 H. 1".
Petersen >.. m. 0. S. 41 (nZQgleiüh »> wibr und bo Behau-, >bei Hnem m bUlIcIi«!) VntJU«
eine «o Bcliniie Varatelluiig von der asttlc») u, dgl. m.
b) Ober den Hilderkreli tob ElentU, Ges. nkxl. Abhb. II. S. II. Anm. 157 t«rfl. bi*-
Anm. 141.
e) P»u»»n. U. 13. 5. xoTiivrtuv i-» rfj« dtpoic6i.C(bi ioriv 'AoxXTjmflü ti6i .... M tw'" "
«V va4v HiTpai icEititi^ai. roiroj 64 vj cippoi A-^iiitfrpii ffftiv Ufii x^l i^f^pna ixi^f"^
d] PtnsMi. V. IT. 3. K*!»! U %i\ iiiM^P »"' 'ATt-SXXon «l 'Apt«(ii(, a1 (iK iÜC^
thh dwT«p& xafr*i(»r«:»i T0U5 ?E ((pi;aijiiio'j; aiki o jx tym if|Xamii, foKcm U i*^* ,
» is TÄ (viXioTa dpjfiiia
rxu oben S. II. und S. läl> in Annj
e) P>ut*n. VI. 21. I.
i) Ver(1, Striban VIU. p. 'Mi.
g) Piuun. II. IS. 3.
b] Ptuuo, 111. 18. 4.
Tiiis-jutva ioriv IHvivcti MJ jrpUMi- V*
4. 1>I£ ENTWICKEI.. DER OE8TALT D£B DEMETER IN DER ALTERTHÜML. KUNST. 413
Hades) in einer Seene, welche sich nach der überzeugenden Auseinanderseiznng
rrendelenbnrgs*) anf die ZnrttckfUhning des Hyakinthos und der Polyboia aus der
Jnterwelt bezog *^).
Von alten Statuen der Demeter allein, von denen wir litterarische Kunde
laben, ist nächst der des Onatas nur noch diejenige in Enna auf Sicilien her-
vorzuheben, von welcher Cicero^) mit besonderem Nachdruck als von dem alier-
leiligsten Bilde der Göttin redet und welches er als ein sehr altes, mit dem
k.ttribute zweier Fackeln-^) ausgestattetes Erzbild von mäßiger Größe, aber von
rorzflglicher Technik beschreibt, ohne uns dadurch freilich in den Stand zu setzen,
ms über seine Gestalt und die Kunstperiode der es angehört haben mag, eine
bestimmte Vorstellung zu bilden. Irgendwelche weiteren bemerkenswerthen archai-
ichen Einzelstatuen der Demeter sind aus den alten Schriftstellern nicht bekannt
— wie es sich mit der verderbten Stelle des Pausanias X. 35. 10 a. E. verhält,
nag dahinstehn — , dagegen verdienen von Einzeldarstellungen der Kora
lußer dem doch wahrscheinlich alterthümlichen, von Pausanias^) flüchtig erwähnten
(oanon in He los zwei aus der Periode des reifen Archaismus stammende eine
besondere Erwähnung, wenngleich wir von beiden nur die einstmalige Existenz er-
ahren. Die eine ist diejenige des Kai Ion von Aegina, welche als angebliches
^^eihgeschenk aus der Beute des ersten messenischen Krieges^} unter einem eher-
len Dreifuße neben zwei eben so aufgestellten Bildern der Artemis und der Aphro-
tite von der Hand des Gitiadas von Sparta in Amyklae stand; die andere
liejeni9S von Dionysios von Argos, welche sich unter den aus Ol. 76 — 78
m datirenden so genannten kleineren Weihgeschenken des Mikythos in Olympia
)efand®j. Die in der ganzen Kunstgeschichte vergleichsweise seltene Darstellung
er Kora allein ohne Demeter giebt diesen Statuen, auch ohne daß wir über ihre
estaltung Etwas erfahren, eine gewisse, nicht zu unterschätzende Bedeutung.
Auf dem Gebiete monumentaler Überlieferung kommt hier zunächst das schon
en (S. 16 f.) besprochene, ganz alterthümliche Agalma auf Münzen verschiedener
discher Städte (Gordus Julia, Maeonia, Sardes, Silandus) in Frage, welches
etwas wechselnder Gestalt oder Ausstattung dadurch von anderen, verwandten
erschieden ist, daß zu seinen Seiten Ähren und Mohn aus dem Boden sprießen.
ist schon oben (a. a. 0.) bemerkt worden, daß nach diesen Attributen und
) Ball, deir Inst. v. 1871 p. 126.
Oic. in Verr. Act. II. IV. $ 109. Hoc dico, hanc ipsaoi Cererein, antiquUäimam , reli-
tnam, priiicipem omnium sacrorum, quae apnd omnes gentes nationesque flunt, a G. Verre
templis ac sedibus esse sublatam .... Ex aere fnit quoddam (simulacrum) modica am-
e ac singulari opere, cum facibus, perantiquum, omnium illorum, quae sunt in fano, ronlto
(imum.
*ausan. III. 20. 7. i% to'jto'j oy) toO "EXo-j; ^^avov K6pT]; Tfj? A-^pLtjrpoc iv i^fi.£paic ^7)Taic
ii xb *EXeualviov.
ausan. IV. 14. 2, vergl. III. 18. 7 u. 8 und über die hier in Frage kommenden chro-
n Verhältnisse meine Gesch. der griech. Plastik 1.2 S. 80 und S. MO mit den Anmer-
\ und 51.
laan. V. 26. 2. rapd os xoO vaoD xoD (i,SYaiXou t9)v iv dptorcp^ irXcupdv dveÄijxev dfXXa
Köpt)v -r^jv Ar^fAT^po; %a\ 'A?ppoMTT)v ravupLifjOT|v t6 xal *ApTC[i.iv xtX, Taura ^p|a
QU A(ovua(o'j.
4)4 I- HiaT. CBF.R8. ÜB. D. e0n6TL. EKTWICKEL. D. GEBTAI.TEK D. [lEHRTEB ILKURA.
nKcb dem für äutlea beEtugten Caltna der Kora Eokh«l*) in dem Bilde der aat-
diiehen Mllnzen, welcliem die d«r übriges BtAdte im WeBentüchen eotepreoliM),
Kora erkannt hat und du sich gvgen diese BeDennung Bchwerlich SlichluütiiEM
wird einwenden lassen''), ist es niclit nötliig, hier nochmals auf dieee IMnge KUrflck-
zukommen. Bs wird genügen, auf die Abbildungen von vier Beispieleu dieier
Hflnzen luif Mflnztafel VIII. No. I — 4") liinzuweiseD . welche nocJi aiiHgew&hlleii
Exemplaren die vorkommenden Varianten des Idols vergegenw Artigen.
Zu dlüi^en Idolen anf Ijdisehen Mtlnzen gesellt sich , wenn man voti manchen
der (iestult nach ähnlichen, der Bedeutung nach wedtBelnden oder un liest im m baren
absieht, von denen ebenfalls schon a, a. 0. das Ndthigie bemerkt worden ist, ein
wiederum durch Attribute näher eharakterisirles Agalma auf Munxen des De-
metrios 111.. s. Münztafel VIU No. T)^). Dasselbe, welches von Mionnet gewil!
falsch als Artemis Ephesina bestimmt uud aueh nicht ganz richtig beschrieben ist.
ist mit dem lang l>is auf die FfiBe bcrabreieli enden Schleier au»ge4t*tt«t . scheint
in der halberhobeuen rechten H&ud Nichts zu tragen, während e.s in der linkes
einen Gegenstand hält , welcher . allerdings nicht vullkomineu deutlich , dich ab
eine BInme am besten verstehn lassen wird, und hinter seinen Schultern zu beiden
Seiten dea Kopfes Ähren emporragen. Einen unzweifelhaften AuLall, am >a
entscheiden, ob hier Demeter oder Kora zu erkennen sei, giebt es nicht, da beide
Göttinnen mit den Attributen der Ähren so gut wie der Blume nachweinbu lind,
doch mächte immerhin , abge^eliu von der Anspielung des Namens der Demeter
auf denjenigen des Demetiioa, der lange Schleier für die Benennung Demeter um
so mehr ins Gewicht fallen, als er nicht allein mati-onale 'Fracht und hei Demeter
in den Darstellungen der vollendeten Kunst sehr gewöhnlich ist. sondern als er
auch, obwohl der Kora an sich keineswegs fremd °), den alten Korabildcm «af
den eben besprochenen lydischen Münzen fehlt*).
Nächst diesen Münzen ist hi«r wenigatena im Vorbeigebn einigier atterthüiu-
liehen Terracotton zu gedenke», von denen ebenfalls schon oben (S, 23 f.; die
Rede gewesen ist. Wenn dort in Che rein stimm nug mit Anderen'') «nerluoBt
() Doct. Num, Vot. 111. p. Il2aq.
b) Vergl, iiurh Pmdcr in den Abhb. <S. beil. Akid. v. Jahre 1855 S. I»29, «d ailt Tit. VDI^ ,
Mo. :) und 4 zwei ExemplarH dieses Uoh (No. 4 Im Tempel) tat Sllberniednllloai dt\ t
■IIB dem CintophDrenaysIein ibgeblldet sind.
c) No. 1. vun Sirdes, Virlute der bei Mionnet, Descrlpt. IV. J
MQnie der Salonin* las der Imhooracheii Saaimluiig; Na. 3. >on Qoidus Juli«, ontei H. A^
relhia geprigle Variante der bei MlonneC >. *. 0. 411. 235 f. vi^Tieirhlieteii HQiuan ■■» i»m NCv
Mnaeum; No. 3. >on Maeoiiim, olii Eiemplir der bvi Mionnat •. ■, 0. Uä. 3iH TuiMdutta«
Münie aiia der InihooCBctieii Sammlung, ■uageieictiiiet durrh beMluler» «tmig cntwlelMlM tMm
de« alten Agalma; Na, 4. eine bei MioDiiet [ehiende Münae von SilindDi an* d«a ktU. llw^
auf welcher der Motinhopf neben dem Idol fehlt, wahrend die Ähre tlnlm neben dcni(elbaii aubpMt
d) Nach einem Eaemplit der Imboof'uhen äainnilung, vergl. Mluunet. DearHpt. V. IM tltl
Diane d'Eph^ie debaut et voiMe ayant dang chaqut main des ripli. Seht ungeaaftnd tli|ttU*i
>. B. bei Üerhird, AiK. BUdwerke Taf. Ml. No. 12, nicht (iel boiacr In den 1
Kunat 1. No. 24».
e) Vergl. Cap. V. die Koiaslatuen der 1. und 2. C'laase , Cip. VII. dir Itellefa lll, Hitt
r) BeBouderi Michaeli», Arcbaeolog. Zeitung i, ISli4 S. 14(1, vergl. anSerdam Gwlwl, h
dtomua S. 14 Anm. I. und deaten Frogramm Thelm und rnninne, Itertln IMtt 8. '
den BllderliteU von Eleuaia Anm, 16U eu Anfang.
i. DI£ KNTWIC?K£L. DER GESTALT DER DEMETER IN DER ALTKRTHÜML. KUNST. 415
word^i ist, daB bei diesen alterthümlich rohen Bildwerken, welche bei zum Theil
nachweisbarer Verschiedenheit der Bedeutung unter einander die größten, hier und
da die überraschendsten Ähnlichkeiten zeigen, die Anwendung eines bestimmten
Qdttemamens nur dann gerechtfertigt ist, wenn besondere Umstände ihn zu be-
grflnden geeignet scheinen, und wenn hiervon auch an dieser Stelle Nichts zurück-
genommen werden soll, so wird man den Namen der Demeter nur für solche
Terracotten wahrscheinlicher finden, als einen andern, welche ihn z. B. durch
sieilischen Fundort doch ohne Zweifel nahe legen, also für solche, wie die bei
Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 95 No. 1 — 3*) abgebildeten, für welche der früher
beliebte Name der »Oaea Olympia«^) ganz und gar keine Begründung hat. Aber
auch f^ attische Terracotten eines ähnlichen Schlages, von denen das merk-
würdige und in den Farben gut erhaltene Exemplar des berliner Museums^) sowie
ein sehr übereinstimmendes in Leyden^) auch von echt alterthümlicher Technik zu
aein scheint, wird man den Namen der Gaea Olympia schwerlich für besser be-
gründet erachten dürfen, als denjenigen der Demeter, deren Cultus ja bekanntlich
in Athen von hervorragender Bedeutung war, die auch in vollendeter Kunstbildung
liberwiegend oft sitzend und thronend dargestellt worden ist, wie in diesen alten
Büdem und wie auch sonst in der archaischen Kunst (s. oben S. 412.). Für De-
meter endlich eignet sich der Kopfschmuck, den man als »Polos« zu bezeichnen
sich gewöhnt hat und welcher sich bei der einen sieilischen Figur (Panofka a. a. 0.
Taf. I. 2.) wiederholt, wenigstens eben so wohl wie für eine Gaea oder wie für
Hera in den oben S. 25 Fig. 4 No. a. und b. mitgetheilten TeiTa^otten, während
der Kalathos (Modius) , mit welchem das Haupt der andern sieilischen Figur (bei
Gerhard a. a. 0. No. 1) geschmückt ist, als das eigentliche, von der Kunst häufig
verwendete Attribut der Getraidegöttin gelten darf. Ohne deswegen zu behaupten
w&s sich nicht beweisen läßt und ohne bei der Übereinstimmung dieser viel-
deutigen Terracottafiguren unter einander den aus ihnen zu ziehenden Gewinn für
unsere Einsicht in die älteste Kunstgestaltung der Demeter sonderlich hoch anzu-
scl&lagen, mögen dennoch die genannten sieilischen und athenischen Idole und was
sicli aus gleichen Fundorten stammendes Verwandtes unter den unedirten Terra-
kotten findet, einstweilen in diesem Kreise festgehalten werden.
Demnächst werden die zwei von Fran9ois Lenoimant in einem und demselben
^THb in Aegina gefundenen Terracotten, über welche derselbe in der Archaeolog.
^itnng von 1867 8. 122 f. berichtet und von denen die eine auf Taf. 228 No. 3
^giebildet ist, den relativ größten Anspruch darauf haben, für archaische Bilder
^ör Demeter und Kora zu gelten, und zwar nicht sowohl wegen der ihnen von
^^^Honnant beigelegten, immerhin problematischen Namen der Damia und Auxesia
^^ deren nicht sowohl von Herodot (V. 82) , als vielmehr von dem Scholiasten
^^ Aristides ausgesprochner, ebenfalls nicht ganz bestimmter Identität mit Demeter
«) No. 2 = Panofka, Terracotten des k. Mus. in Berlin Taf. I. No. 2.
b) Gerhard im Text zu den Ant. Bildwerken S. 8, 29 ff., 389, zurückgenommen Thetis und
^^tnne S. 8, Über den Bilderkreis von Bleusis II. Anm. 142. Panofka a. a. O. S. 12 ff.
^*»gl. Michaelis a. a. 0.
c) Abgebildet bei Gerhard, Ant. Bildwerke Taf. 801 Ifo. I» .»iljtel IMiOi M Pttiofka
*• t. 0. Taf. II. »• =.1
d) Abgebildet bei Jansen, Terra-eotttf qII.:M
• «
416 I, HIST. ['BiaB. ÜB. D. KÜNSri.. I
ICKEL. D GESTALTEN D. DEMETER V KOEJt
und Eora'! , als vielmehr deshalb , weil das eine, stehend grebildele und mit dem
dPoIosi (?) gescfamllckte FigUrchen auf seiner Brost eine roth gemalte tiranate
hält, ein umstand, den lunn allerdings für ihre liedeutitog ab Kora veraascbla^D
darf''). wShrend das andere, in der Archaeolog. Zeitung a, a. O. abgebildete.
welches mit eiuem großen Kalathos auf dem Kopf ausgestattet, thronend dai^estellt
ist. abgesehn vielleicht von seiner, in der Abbildung wenigstens, auffallenden Jugend-
lichkeit, fflr eine Demeter durchaus geeignet erscheint und als solche am so
sicherer angesprochen werden darf, wenn, wie Lenormant wohl mit Recht annimml,
die beiden Terracotten als ein Paar zusammengehören.
Als ein sehr bedeutendes Denkmal des schon reifenden Archaismns wfliden
hier die beiden einander gegenilber thronenden Göttinnen an der Westäeile des
Harpyienmonumen ts von Xanihos zu nennen sein, wenn man es fllr «rlaabt
hielte, mit Gerhard auf sie die Namen Demeter und Kora anzuwenden. So sinn-
reieh Gerhard "] aber auch diese Namen zn motiriren gebucht haben mag. so gewifi
bleiben die Zweifel über unsere Berechtigung, rein griechische Namen anf die«e
Weäen lykischer Kunst und Helikon anzuwenden und griechischen Mythns . die
Einltolung der Kora zu ihrer Mutter dun-h die drei als Hören gedeuteten PraueD
vor der Figur rechts, in diesem Bildwerke dargestellt ku vermuthen. beaiehn, niiiJ
zwar aus denselben Gründen, welche schon Bd. 11. 8. 21 in Betreff der ange-
nommenen Trias des höchsten Gottes in den thronenden Gestalten der Ost-. Nonl-
und Südaeilo desselben Monumentes vorgetragen worden sind. Man wird also »f
die sehr bedenliJiche Bereicherung des Kreises demetrelscher Monumente durch di*
beiden lykiachen Göttinnen zu verzichten haben.
Außerordentlich dürftig ist was sich für die archaische Gestaltung beiibi
Göttinnen aus Vasenbildern gewinnen läßt. In
Vasenbildern mit schwarzen Figureu
sind beide in sicher erkennbarer und nachweisbarer Gestalt Uberliaupt nur Kto
selten dargestellt. Mit Namensbeischrift Undot sich Demeter nur in dem Gmll^
am Bauche
A. der Hydria aus der Feoli'soben in der Würzburger Bammlnng'i. D»»ell«
stellt einen bisher noch immer unerklftrten Götterzug oder Götterverein dir. "
welchem Hermes neben einer nicht zu deutenden Frau Kora ist sehr Bn«>l>''
scheinlieh) einem Wagen voranschreitot . welchen Demeter {.AEMKTKP) lo l*"
steigen im Begriff ist und welchen ApoUon nnd Artemis begleiten.
Demnächst werden beide Göttinnen erkannt in folgenden DarsteUung**
von Triptolemos' Aussendung:
B. Amphora in Hünohen No. 543, unedirt'j. Triptolemos auf seinem Wije«
•) Vnrgl. WuJckcr, Uiieuh. Uütterl. 111. S. 131 I.
b) Vergl. SiHpbaiit Im Campta-ceiidu etc. pout ruinJe 16S9 p. 131 betaLdeii Jum. I
e) Übet den BlldnrkTcU von Eleuais II. Anm. 139.
d) Cimpaiiui, Vut Keuli Nu, 83, UrliohB. Von. der Am. 6«iiinil. d. Üiiir. WAnbart W*
No. 1.1) ; ■b«eblldet In »«rfauda Auaerl. Viieiibb, 1. T.r. JÜ, «iedarbnli £ttte <4[«b. III. fl *|
Veigl. Oerbitd, t'ber de» Bildetkiei» von Kleu»li III. Anm. Ib und nu hier «asembit Ol. ^
ler. (irlech. Mythol. I.* S. 597. Now \i.
•>) Vsrgl. Stephsni, ('«mpte-rendu ein. poui l'utnie 1S5». p. (ta No. 4 und p. H90'-
(ieihitd, C'ber dttti llildetkreiti «an Eleusislll. BeiUge A. No A., Strubv, Sludlca Obcriw V
krall Ton KlBDili, Leipzig 1870. S. 5 f., DbMn 0*p. IX. No. 7.
1. DIE ENTWIOKEL. DER GESTALT DER DEMETER IN DER ALTERTHÜHL. KUNST. 417
zwischen zwei Frauen, von denen die eine eine Blume hält. Ryb. Dieselbe Vor-
stellung ohne die Blume in der Hand der einen Frau.
C. Amphora im Museo Etrusco Gregoriano des Vatican^j. Triptolemos auf
dem Wagen zwischen zwei Frauen mit Seeptem und Zweigranken, von welchen
die eine, hinter ihm, zu der er sich hemm wendet, in der Linken eine Blume gegen
ihn erhebt.
D. Amphora aus der Feoirschen in der Würzburger Sammlung ^) . Triptolemos
auf dem Wagen, hinter ihm eine Frau, welche die Hand »mit zusammengelegten
Fingern so erhebt, als ob sie einen nicht gemalten Gegenstand (eine Blume) hielte «
[Urlichs) ; vor ihm ein bärtiger Mann »mit spitzem Hut, Kopf binde und Stiefeina
(U.) und eine Frau ohne Attribute, sodann ein bescepterter bärtiger Mann auf
einem Klappstuhle sitzend. Unsicher in der Deutung. Noch viel unsicherer ist,
wie seines Ortes (Cap. IX. zu No. 1) ausgeführt werden soll, ob die Amphora
der Fontanaschen Sammlung in Triest^) hier mit in Frage kommen könne, da die
hier neben dem Wagen des Triptolemos dargestellten Frauen als die Göttinnen
durch gar Nichts charakterisirt werden und viel wahrscheinlicher sterbliche Wei-
ber sind.
Über die Yertheilung der Namen auf die beiden in Frage kommenden Frauen,
so weit sie überhaupt unterschieden werden können, sind die in den Noten ge-
nannten Gelehrten verschiedener Meinung. Stephani hat (a. a. 0. p. 94) die-
jenige mit der Blume in B. und C. für Demeter gehalten, worin ihm Gerhard und
Strube widersprechen ; wahrscheinlich mit Recht , wenngleich man die Blume in
Demeters Hand auch in der eben hier in Rede stehenden Scene nicht läugnen
kinn ^) und dieselbe in Koras Hand schwerlich mit Strube als » ein ihr zukommendes
generelles Attribut, nämlich als hochzeitliche Granatblüthe« anzuerkennen hat,. welche
mit dem dargestellten Gegenstande Nichts zu thun hat. Vielmehr wird sie nach
Analogie derjenigen rothfigurigen Vasenbilder®) zu erklären sein, in welchen Kora
dem scheidenden Triptolemos einen Kranz, eine Perlenschnur oder eine Taenie zu
reichen im Begriff ist. Auch der Umstand, daß sich die Frau mit der Blume in
B. und C. und ebenso diejenige mit der vielleicht wie blumenhaltend gemalten
Hand in D. hinter dem Wagen des Triptolemos befindet, spricht, wenn man die
Analogie der rothfigurigen Vasenbilder beachtet, sehr entschieden dafür, daß mit
ihr Kora gemeint sei. Da nun aber in diesen Vasengemälden so gut wie in A.
Demeter gar nicht und auch Kora nicht einmal durch ein allgemein giltiges At-
Mbnt gekennzeichnet ist, so ist aus denselben für die Gestaltung der Göttinnen
N^ichts abzuleiten.
a) Abgebildet im Mus. Etrusco Gregor. II. tav. 40. No. 2, s. Atlas Taf. XV. No. 6, vergU
Stepbani a. a. 0. No. 1 und p. 94 a. a. 0., Gerhard a. a. 0. G, Strube a. a. 0., unten Cap.
^' No. 6.
b) Campanari, Vasi Feoli No. 1., Urlichs a. a. 0. No. 251, abgebildet bei Gerhard, Auserl.
^*«enbb. I. Taf. 42, wiederholt £lite c^rara. III. pl. 68, berichtigt s. Atlas Taf. XV. No. 2;
'*»gl. Stephani a. a. 0. No. 2, Gerhard a. a. 0. No. D, Strube a. a. 0. , unten Cap. IX. No. 2.
c) Abgebildet in Gerhards Auserl. Vasenbb. I. Taf. 44 (s. Atlas Taf. XV. No. I.), wieder-
^U ßlite c^ram. III. pl. 67; vergl. Stephani a. a. 0. No. 3, Gerhard a. a. 0. No. C, Strube
*' «. 0. S. 6.
d) Vergl. die Kylix des Brygos Cap. IX. No. 44, AUas Taf. XVI. No: 1. a.
e) Vergl. Cap. IX. No. ^7, 21, 39, 53.
418 I. HI8T. l'BEHS. ÜB. D. KltKRTI,. ENTWICKEL. D. OKSTAI.TKN 1>. DEMKTEB V.
Dnich das Attribut top eechs Äh
wälirend
Jeren
vier in der Hand 1
.f ihren Knien lie^n, wird eine Göttin c)iiir&kterit>irt in
E. den Bildern auf beiden Seiten einer Ampkura in Münehen No. T2S* .
ffelcbe die Unterweltsatrare des SJsyphoR darstellen, eingefitßt von einem bärtigen,
sitzenden Manne 'Hsde») und einer ihra geg'enfiber sitzenden Pran links. Diese
nennt Jahn (im mtlnchener Vasenkatalog a. a. 0.] Demeter, jedoch hat Wieseler
{zxt den Denkni. d. a. Kunst a. a. 0.) bereits bemerkt, diese Dentnng wiese er
nieht zu reehtfertigen, wie sie es denn aueh schwerlich ist. Es wird also Kora-
Persephone anzuerkennen »ein, bei welcher in ihrer Eigenschaft als Ünterwelts-
gfltfin die Ähren allerdings auffallend sind, aber in denjenigen, welche die neben
Dionysos -Hades thronende Kora-Persephone in dem lokrischon Terracottattlief^
hält, ihre Analogie finden. Je weniger diese Ähren der Göttin als GOltin der
Unterwelt ankommen, desto bestimmter wii-d man sie als ihr gemeingiltiges Attribnt
»nznerkennen haben, welches sich bei ihr als der KöpTj ATjjtT,tpQ? in anderen Kunst-
werken nicht selten wiederholt findet.
Hiermit sind die bisher bekannlen seh warzfi gütigen Vasenbilder erschöpft, in
denen man die beiden Göttinnen oder eine derselben mit Recht suchen darf. Dar-
stellungen von so unsicherer Deutung wie die der petersbnrger Va«e Nn 15 «Ihr
die der londoner Vasen No. 483, 621. S07*') und andere dergleichen kiinoeii
hier selbstverständlich nicht in Betracht gezogen werden.
Auch von ^^^1
Vasengemälden mit rutben Figuren strengen Stiles ^^M
kann hier auch dann nnr eine sehr beschrUnkto AnKahl beigezogen werden. iM^B
man den Begriff des strengen Stiles so weit wie nur immer möglich nnd auch uf
solche Vasenbilder ausdehnt, in welchen er nicht in originaler Frische, sundem i>
mehr oder weniger verstandener Nachbildung auftritt. Von edirten oder tlttrcli
Besehreibnng naher bekannten durften nur die folgenden in Betracht komnei:
a. Triptolemoa" Anssendnng, Peterburg No. 1207*),
b. Desgleichen, Berlin No. 896").
c. Desgleichen, im Lonvre').
d. Desgleichen, im britischen Hnsenm HIEPON EnoiEJENH-
»") Abgebildet In nerb.rds Auserles, V^senbb, 1. T»f. SB, -iedefhoU in den l'«ifcui -1. •
KnnBl II. No. 861.
b) BuU. »TCh, Nipol, V. Ut, 5, Donkin. d. • Kiiti«l II. fi«. 856, .ergl. rinrh MtUt^
Zdituiig *. 1871 S. 76,
c) Vergl. Gcrhuds Auierl. V»Dr.bb. t. Ul. i3, 711.
d) [Stephanl] Die Vag«ii»Dinilung der kiia. Kmlt. in ti
H. (t) Jthrhonclcru *, Chr. • Abgebildet Compte-reudii alc,
TtS. XV. No. 21. C«p. JX. No, 43.
e) AbgobUdel bei Girgiulo. Hweolu II. (Ki, s. AlU« T«f. XV. No. 7. C*. U- »* *
»iBderhült filLle r«r»m. III. |.l- 47.
() Pdlhet Uitnino, Mm. «Ittisque No. I37H, ibgebildel bei Inghltuii Vaal UUHI. In-*
>. AU« T>r. XV. No. 1«, Cip. IX. Nu- 21. wiederlioli ime tiiua. 111. pl. M.
I) AbgBbilüel Man. deU' In«. Vol, IX. Uy. 43, veigl. Aon. v. 1873 p. 3» t«.. •■ i"
T«f. XV, No. 21, C.p. IX. Ho. 49. •
, Petcnb. 6. BS: •Stil 4«!
uur ruin«t I8S3 Trf. 1. *.
i. pii$ sarrwiOKEL. dsb gestalt der peheteb in d^ib altkiit^ml. kunst. 419
e. Desgleichen, in Frankfurt BPVh05 EüOE^EN»).
f. Desgleichen, im Louvre**),
g. Einzelfignr vor einem brennenden Altar, Petarburg No. 2072^).
Wenn man nnn auch bei diesen Vasenbildem von einer innerlichen Charak-
teristik der beiden Göttinnen, einer Veranschaulichnng des Matronalen hei Demeter,
dt» Jnngfrftnliehen bei Kora nicht oder doch kaum reden und daher auch beide
an »ich nicht immer sicher unterscheiden kann, so ist doch für ihre äußerliche
Bezeichnung immerhin Einiges geschehn, welches um so mehr Aufmerksamkeit ver-
dient, als es sich dabei wenigstens zum Theil um Mittel handelt, welche auch die
sp&tere Kunst in Anwendung gebracht hat.
Dafi beide Göttinnen in allen diesen Bildern in voller und reicher Bekleidung
mit Chiton und Himation erscheinen versteht sich eigentlich von selbst; bemerkt
zu werden verdient dagegen, daß ein Schleier in keinem Falle weder der einen
noch der andern gegeben ist.
Demeter, welche wir in den hier in Bede stehenden Gemälden mit Triptolemo»*
Ausaendofig ohne Zweifel der Regel nach in der dem Triptolemos gegentberstehenden
Figar zu erkennen haben, obwohl das Gemälde des Hieron d. <I>EPO<PArrA
4em Tript<4emos gegenUbar, AEMCTPE hinter seinen Wagen stellt und die
erstere die Spende einschenken läßt, Demeter ist zwei Mal, a. h. znmeist durch
einen hohen, reich verzierten Kalathos auf dem Haupte charakterisirt, mit wel-
chem Kora nicht vorkommt. In einem Bilde, c. ist ihr Haupt mit einem mit
Sticktet verzierten Kekryphalos bedeckt, welcher aber deswegen schwerlich
ÜB ein charakteristisches Schmuck- oder Bekleidungsstück der Frau und Mutter
gelten darf, als welches er auf den ersten Blick allerdings erscheint, weil Kora
fpwei Mal, in a. nnd c. mit einem freilich nicht durchaus gleichen, aber dem Wesen
nach ganz ähnlichen, nur in c. viel bunter erscheinenden Kopfputz, einer hinten
in eine Troddel auslaufenden vom mit einer Stephane verzierten Haube^) ver-
sehen ist. In . der Verschiedenheit des Kopfputzes beider Göttinnen in d. , dem
einigermaßen stephanosartigen und mit einem zackigen Ornamente geschmückten
der Demeter und der mit aufrecht stehenden Blättern oraamentirten Stephane der
Kora würde man mit Unrecht die Absicht einer verschiedenen Charakteristik suchen
lUid noch weniger kann die Stephane als irgendwie bedeutsam erscheinen, mit
iv«lcher Demeter in f. dargestellt ist, weil alle Frauen dieses Bildes fast genau
denselben Haarschmuck tragen. Und endlich wird in der Baarhäuptigkeit beider
Oöttinnen in e. auch keinerlei besondere Absicht des Malers zu suchen sein, wäh-
rend allerdings eine solche Absicht, die Mutter vor der Tochter als die vornehmere
iiAd größere Göttin, auszuzeichnen, ziemlich unzweifelhaft bei Hieron (in d.) in
dem überaus reich gestickten Himation liegt, mit welchem er seine Demeter gegen-
t) Abgebildet bei Gerhard, Trinkschalen und Gefäße Taf. A. B., s. Atlas Taf. XVI No. 1. a.
^^p. IX. No. 44, wiederholt Ann. deir Inst. v. 1850 tav. d^agg. G and in Welckers Alten Denkm.
^n. Taf. \2.^)
b) Früher Campana, Cataloghi ecc. Ser. IV. No. 56, abgebildet bei Stmbe, Supplement zu
^«n Studien über den Bilderkreis von Eleusis Taf. 1., s. Atlas Taf. XV. No. 20, Cap. IX. No. 45.
c) (Stephani) Die Vasens. der kais. Ermit. u. s. w. S. 413 «strenger Stil des 5. Jahrhunderts
^* Chr.« Abgebildet Compte-rendu etc. pour Tanntfe 1862 Taf. I. No. 10. Oberwärts zerstört.
d) Vergl. die Koraköpfe auf Münzen von Kyzikos Münztafel VII No. 49—51.
422 I. HI8T. ÜBEB8. ÜB. D. KÜK8TL. ENTWICKEL. D. GE8TALTEK D. DEMXTEE U. KORl.
östlioben Giebel« des Parthenon^) »lg Demeter und ^ora ^as Richtige
trifft. Diese Deutung , welcher sich auch die. beiden Gelehrten angeBchlosaen ha-
ben , denen die Parthenonstndien in neuerer'-Zeit am meistan iW[anken ^j , ist
freilieh Nichts weniger als bewiesen oder ohne Widerspruch^] |eblieben; immerhin
aber hat dieselbe so Vieles fitlr sich, daß es geboten erscheint, den Flgorea hier
ihren Platz anzuweisen und, ohne fflr die Richtigkeit ihrer EliUlning unbedingt
einstehn zu wollen, da^enige in ihrer Charakteristik im AnfllQliluß an Petersen
hervorzuheben, was sich fOr ihre Benennung als Demeter und Kora geltend ma-
chen läßt.
Beide Figuren sitzen auf dicht neben einander stehenden lehneloaen Sesseln,
welche des Gewichtes der Statuen wegen massiv gearbeitet, aber wohl nicht massiv,
sondern von der Art wie die Stühle der Götter im Friese zu denken sind, in der ^
traulichsten Vereinigung. Bei großer allgemeiner Ähnlichkeit in Formen nnd Ge
Wandung, wie solche dem engverbundenen Göttinnenpaare von Eleusis vollkommeit^
angemessen erscheint, ist die eine links (dem Beschauer gegenflber rechts] sitzend»^
durch etwas größere Gestalt und etwas , wenn auch nur sehr wenig falligere BiL^^^
düng des Rumpfes und der Glieder (Arme' vor der andern zu ihrer Rechten sitzei
den ausgezeichnet und wird , sofern man überhaupt die Richtigkeit der Benennui
der ganzen Gruppe zugiebt, zunächst eben hierdurch in unzweideutiger Weise
die Matronalere, also als Demeter eharaktcrisirt. Bekleidet mit einem ärmello»^ ^^
Chiton mit Diplois, welcher in feinen und linden Falten den breiten und vol^^^
Busen bedeckt, Hals und Schultern aber nackt läßt nnd mit dem \uß die BaSLjie
gesammelten , mit einem Zipfel auf der erhobenen linken Schulter ruhenden Hick^j.
tion von dichterem Stoffe, sitzt sie mit weitgetrennt«n Knien , den linken Fuß et^vjf
angezogen und grade aufsetzend , das rechte Bein leicht vorstreckend, so daß cJer
Fuß den Boden nur mit der äußern Seite berührt, also im WesentUchfin in voller
Ruhe da und es ist deshalb und auch nach der Stellung des Ellenbogens und dsr
völlig ruhigen Lage des Himationzipfels ungleich wahrscheinlicher , daß sie den la-
ken , erhobenen Arm auf ein in der Hand gehaltenes Attribut gestützt , als ds£,
wie früher von mehren Seiten angenommen worden, sie die Hand im Oestos d»
Staunens der neugeborenen Göttin oder der heraneilenden Botin entgegen erbobeo
hatte , ja , es kann dies für so gut wie gewiß gelten und nur die Natur des tls
Stütze dienenden Attributes, Scepter oder Fackel , wird sich nicht entscheiden Istten,
eben so wenig wie mit Bestimmtheit die Frage , ob die Göttin in der wie schwebend
erhobenen Hand ein zweites Attribut gehalten habe, als welches nur ein Büschel Akisi^
oder Ähren und Mohn angenommen werden könnte, oder ob die Bewegung dieser
Hand eine Rede begleitet, welche die Mutter eben an die Tochter richtet, woftr di^
stärkere Erhebung zu sprechen scheint , da man die mit einem Attribute wie ^^
genannte ausgestattete Hand eher tiefer gehalten, wenn nicht auf dem Beii^
ruhend voraussetzen würde. Auf eine an die Tochter gerichtete Rede ond ell^^
a) Abgebildet Anc. Marb. in the brit. Mus. Vol. Vi. pl. 5, Michaelis, Dar Parthenon, Tt/.
No. n. E. F. S. AtlaB Taf. XIV. No. 18. Vergl. Michaelis, Der Parthenon S. 16.
b) Zweifelnd Michaelis a. a. 0. S. 16S vergl. S. 174, bestimmt £. Petersen. IMe Kunst
Pheidias am Parthenon und in Olympia S. 122 ff.
c) Vergl. Brunn, Sitzungsberichte der bayr. Akad. von 1874. 8. 8., der, wie Ankert
ikm, Hören erkennen will.
2. DKMETER U. KORA B. D. KÜN8TL. D. BLÜTflEZEIT U. D. NACHBLÜTHE D. KÜN8T. 423
sich in derselben kundgebende innere Bewegung*), welche sich aus der Gesammt-
composition der Giebelgruppe sehr wohl verstehn läßt, wird man aber auch dar-
aus schließen dlirfen , daß , wie der Rest des Halses deutlich zeigt , der Kopf der
Göttin, und zwar in bestimmter Wendung Kora zugekehrt war, an welche sie sich
leise anzulehnen scheint. Diese, welche ein wenig tiefer sitzt, als die Mutt«r,
hat derselben den linken Ann zutraulich auf den Nacken und die rechte Schul-
ter gelegt**), während ihre linke Hand, ohne in sichtbarer Weise wie zum Halten
irgend eines Gegenstandes bestimmt zu sein, ruhig halb geöffnet auf dem Ober-
schenkel des leicht angezogenen rechten Beines ruht, dessen Fuß nur mit dem
vordem Theile den Boden bertlhrt. Indem nun der linke Fuß fest auf den
Soden gestellt ist entsteht auch hier, wie bei Demeter ein Sitzen mit ziemlich weit
getrennten Knien ^) , um welche sich hier wie dort das Himation in reicheren Fal-
"ten schlingt, während der Oberkörper, ganz wie bei Demeter, nur von einem leich-
ten Chiton ohne Ärmel verhttllt ist.
Zieht man die Summe, so kann man ja freilich hei einer Gruppe, welcher
jiußer den Attributen auch die Köpfe fehlen, nicht feststellen, bis zu welchem
Orade der Charakteristik sie die beiden eleusinischen Göttinnen geführt hatte , aber
man wird sie immerhin als eine Grundlage fernerer Gestaltungen anerkennen, nicht
l>1oB in der Verbindung der Mutter und der Tochter an sich, welche in der ge-
rammten Kunstgeschichte entschieden voi-waltet, sondern auch in der Art dieser
Verbindung, welche die Zusammengehörigkeit so klar und fein ausdruckt und nicht
minder in der vortrefflichen wenn auch discreten Unterscheidung der Mutter und der
Tochter, sowohl in den Formen wie in dem gegenseitigen Verhalten. Ob man
in der Verbindung dieser Gruppe mit dem ihr im Giebel zunächst gelagerten nack-
ten Manne, dem gewöhnlich so genannten Theseus, ein frühestes Zeugniß für den
mehrfach wiederholten*^) Dreiverein der eleusinischen Göttinnen und des Dionysos
erkennen will, hangt davon ab, ob man den genannten Mann durch die neuesten
Erklärer**) in Übereinstimmung mit mehren früheren als Dionysos für richtig be-
stimmt hält , was , so Manches dafür geltend gemacht worden sein mag , fnr sicher
dfieh noch keineswegs gelten kann.
Ob sich zu diesen Giebelstatuen') zunächst diejenige Relieffigur im östlichen
Friese des Parthenon zu gesellen habe , in welcher Demeter schon von Visconti
(1816) und seitdem von bei weitem den meisten Erklärern übereinstimmend er-
kannt worden ist*) , ist nicht etwa durch Böttichers in der That ganz grundlose
i«insprache ') , sondern durch die neuesten Erörterungen über die Centralgruppe
^B •) Vergl. anch Michaelis a. a. O. S. 174, anders Petersen a. a. O. S. 124 mit Ifote 1.
b) Vergl. hierzu nicht nur die Gruppe des Damophon von Messene bei Pausan. VIII. 37. 3
'•»nten S. 431.), sondern die weiteren von Stephani im Compte-rendn etc. pour l'aniic'e 1859 p.
•*^ß5. 70, 109, pour rannte 18r»l S. 39, pour V^nr^e 1862 S. 8, 41, 60 gesammelten Beispiele,
""^«r denen sich freilich einige von zweifelhafter Deutung befinden.
«^J Vergl. z. B. Pausan. II. 11. 8, VIII. 25. 3, u. s. Michaelis a. a. O. S. 168, Petersen
* ' 0' S. 126.
^) Znrfickhaltend Michaelis a. a. 0., viel bestimmter Petersen a. a. O. S. 117 ff., vergl.
^^häelin S. 165.
^ ^) ^ergl. die Übersicht bei Michaelis a a. O. S. 262 und s. Petersen a. a. 0. S. 258. Atlas
^*' ^iV. No. 1.
^i ^«n. der OypsabgOsse in Berlin S. 211 , vergl. frühere Schriften bei Michaelis a. a. O.
^ ^ * »b • e k , Kanttmythologie III. 28
P'
424 I. HI8T. ÜBKRg. ÜB. D. KCXSTL. FINTWICREL. D. GESTALTEN D. BEMETEE Ü.K<MU.
dieses Frieses von A. Flasch^j zweifelhaft geworden. Nicht freilich, als ob alle
Gründe, welche Flasch für die Bezeichnung dieser Figur als Artemis anstatt
als Demeter vorgetragen hat , durchschlagend wären. Am wenigsten I^ann das von
denjenigen gelten , welche er aus der Charakteristik der Persönlichkeit y wie ei sie
auffaßt, ableitet und vollkommen unmöglich ist der Ersatz für die hier verlorene
Demeter, welchen Flasch in der mit Aphrodite gruppirten Figur am rechten Ende
der Göttergmppe Peitho bei Michaelis und Petersen) bieten zu können meint.
Denn ein Costüm wie dasjenige dieser Figur , insbesondere die Enthflllnng der einen
Schulter und eines Theiles des Busens , ist für Demeter , wenn man nicht das pom-
pejanische Wandgemälde im Atlas Taf. XIV. No. 9 ^] geltend machen will, im gan-
zen Bereiche der antiken Kunst völlig unerhört und wird durch Alles , was Flasch
(8. 41 f.) vorträgt, um seine Möglichkeit zu erweisen, Nichts weniger als ausrei-
chend motivirt. Allein es läßt sich nicht verkennen , daß die in jedem Falle höchst
intime Weise , in welcher die bisher Demeter , von Flasch Artemis genannte Figur •;
mit dem ihr zugewendet gegenüber sitzenden Gotte gruppirt ist, indem ihre Beine «^
sich mit den seinigen verschränken , für das Geschwisterpaar der Letolden passen
der erscheint , als für Demeter und Dionysos , welchen man in neuerer Zeit in dei^:^
der in Rede stehenden Figur gegenüber sitzenden Gotte hat erkennen wollen*^ ,-
Und eben so wenig läßt sich längnen , daß die persönliche Charakteristik dies^^
Gottes, obgleich ihn Flasch (S. 50 f.', durch die bei allen sonstigen Vorzügen j
den Formen allzu harte Zeichnung in Michaelis Atlas getäuscht , für viel kräftig-^
gehalten hat, als er in der That ist vergl. im Atlas a. a. 0. die nach der Phot^ ^j^
graphie gemachte Zeichnung) , dennoch Nichts enthält , was seiner Benennung ^^$
Apollon entgegenstünde. Und endlich muß man zugestehn , daß , wenngleich ^
etwas Befremdendes hat , Artemis hier nicht durch irgend eines ihrer gewöhnliclK.«o
Attribute, nicht einmal durch ein so leicht und künstlerisch so gefällig anzubrin-
gendes Eöcherband, charakterisirt zu sehn, diejenigen Fälle, in welchen sie in
ihrer Eigenschaft als Phosphoros (nur nicht als Jagdgöttin, wozu sie Flasch S. 58
auch hier stempeln möchte) lediglich durch eine lange Fackel oder auch ihrer
zwei bezeichnet wird , zu wenig selten sind , als daß man die Möglichkeit läugnen
könnte, ein solcher Fall liege auch hier vor. Der von Flasch (8. 58 ff.) ent-
wickelte Gedanke, es sei hier auf dem linken Flügel der Götterversammlung ^
dem so gut wie sicher erkannten Hermes , dann Apollon und Artemis und endlicb
dem etwas weiter zurück und von den Übrigen abgesondert sitzenden Ares die
rüstige Götterjugend des Olymp vereinigt dargestellt, hat etwas außerordentlich
Bestechendes und behält dies auch dann, wenn man es als zweifelhaft erklären
muß, ob Ares, namentlich aber, ob das Motiv seiner ganz eigenthümlichen Stel-
lung richtig erkannt und analysirt worden ist s) , während sich nicht wohl wir^
läugnen lassen , daß der früher am häufigsten in dieser Figur erkannte Triptolem^
durch Petersen^) als beseitigt zu gelten hat. Verhalte es sich aber mit allen ^^^
a) Zum Parthenon-Fries. Von Dr. Ad. Flasch. Würzb. o. J. (1877).
b) Vergl. nnten Cap. \1II. znm Wandgemälde a.
c) Vergl. Michaelis, Niiove Meraorie delV Inst. p. 204, Parthenon S. 254 und die Übersicht
S. 2r)2, Petersen a. a. 0. S. 259 f. Flasch a. a. 0. S. 4 f.
d) S. Michaelis, Parthenon in der Übersicht S. 262, vergl. Petersen a. a. 0. S. 251, FlaicA
S. 10 f.
2. BEMETER U. KORA B. D. KÜN8TL. D. BLÜTHEZEIT U. D. NACHBLÜTHE D. KUNST. 425
hier nur berttbrten Fragen wie es sich verhalten mag uud sei es immerliin noch
zweifelhaft, ob in der That bei der hier zunächst in Frage kommenden Figur
der Name der Artemis schlechthin gerechtfertigter ist, als derjenige der Demeter,
auf keinen Fall darf, so wie jetzt die Sachen stehn, der Name der Demeter als
sicher beti*achtet werden und folglich ist es auch nicht erlaubt, auf die Gestalt
im Parthenon friese irgend einen Schluß über die Bildung der Demeter in der
Sehule des Phidias zu gründen. Damit aber gewinnt auch die Behauptung Ger-
hards*^), in Attika sei eine Darstellung der Demeter allein, ohne ihre Tochter,
unmöglich, aufs neue eine erhöhte Bedeutung.
Ob sich unter den zwanzig Göttern im Relief an der Basis der Athena
Parthenos'') Demeter befand, wissen wir nicht, an der Basis des Zeus in
Olympia*') war sie nicht dargestellt und im östlichen Friese des so genannten
These ion ist sie als die mittlere Figur unter den recht« sitzenden Gottheiten nur
von einigen Gelehrten*^) und auch von diesen nur mehr oder weniger zweifelnd
erkannt worden. Noch zweifelhafter ist Demeter oder sie nebst Kora und lakchos
YDionysos) unter den Figuren im östlichen Friese des Tempels der NikeApteros*).
Neben die Werke aus Phidias' Schule und Genossenschaft stellt sich als vor-
zöglich wichtig die Gruppe der Demeter, der Kora und des lakchos im Demeter-
tempel Athens, welche Pausanias*^] als ein Werk des Praxiteles nennt. Unter
diesem Praxiteles hat man bisher fast allgemein^) den bekannten großen Meister
verstanden, während es sich nach der durch Hirschfelds Tituli statuarionim sculp-
torumque Graecorum angeregten , gründlichen und ül>erzeugenden Auseinander-
setzung Benndorfs^) nicht mehr bezweifeln läßt, daß es sich um einen altern
f^axiteles handelt, der wahrscheinlich als Phidias etwas (vielleicht um eine Ge-
neration) jüngerer Zeitgenoß zu gelten haben wird und des bekannten Meisters
GroÜTater gewesen sein kann. Die Bedeutung dieser Gruppe aber, von deren
^staltung der beiden Göttinnen uns weder Pausanias noch Clemens leider eine
^deutnng giebt, besteht darin, daß wir in ihr, da die gleiche Verbindung im
ft) Über den Bilderkreis von Eleusis I (Ges. Akad. Abhh. II.) S. 337 Anm. 13. c.
b) plin. N. H. XXXVI. 18.
r.) Pausan. V. 11. 8.
d) So von O. Müller, Hyperb.-röm. Studien 1. S. 295., Denkm. d. a. Kunst I. No. 109.
^^ydemann, Analecta Thesea, Berl. 1865 p. 17.
e) Gerhard, Ann. dell' Inst, von 1841. p. 64 (Ges. akad. Abhh. I. S. 208), Über den Bilder-
^reis von Elensis I. (Ges. akad. Abhh. II.) S. 349 Anm. 78, vergl. Kekul^, Die Balustrade des
'^«mpels der Athena Nike S. 18. u. 20.
t) Pinsan. I. 2. 4. vao; esri ArjfJtTjxpo;, dfaXiirtTi ht aurrj xc xai V) Trau x»i Saö« ly(Dv''l7xyo;.
T^paTcrai hi iizi xw xoiyq) yP^H^H^^iv 'Axxixoi;, ^p^a ihai UpnliTO.o'Ji. Vergl. Clero. Alex,
■^'otrept. 62 (p. 54. ed. Pott.) vtal ^dp hi^ xai dTtafipe'JTai ufjLiv dvacpavftov dTiaxTjXov ipfd!^t<5%ai
^^X^Tf* . . . . -^ :to6 y o^v ^xi XTjv ripa^ix^Xouc A7)fA7)Xpav xai Köptjv xai xöv "laxyov xov fjLUTrixov
^^'j; i»i:oXdßoipi€v ;
k) So z. B. Brunn, Künstlergesch. I. S. 337, Friederichs/ Praxiteles und die Niobegruppe
^' 12, Welcker, Alte Denkm. V. S. 114, meine Schriftquellen No. 1196 und Gesch. d. griech.
^tstik 11.3 S. 27. u. A. Abweichend nur Urlichs, Observatt. de arte Praxitelis p. 11. Auf
Tillen altern Praxiteles als Vater des altern Kephisodotos schloß auch, aber nicht in Beziehung auf
^M hier in Frage stehende Werk, KekuM, Die Gruppe des K&nstlen Menelaos S. 14.
h) Gottlnger gelehrte Anzeigen von 187 K Stttek 16. 8. ftl^ tf.
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2. DCMETER U. KORA B. D. KÜN8TL. D. BLÜTHEZEIT ü. D. NACHBLÜTHE D. KUNST. 427
mfinchener Statue der Eirene nach dem altern Eephisodotos ^) , neben der man etwa
noch die Figuren vom Friese des Erechtheion*) und diejenigen vom Östlichen Friese
des Tempels der Athena Nike^) anführen könnte.
Wenn nun schon der Fundort des Reliefs bei keinem Ausleger einen Zweifel
über den Kreis aufkommen ließ, welchem die Darstellung angehört, so haben auch
fast alle Gelehrte'"), welche sich mit deren Erklärung befaßt haben, in den bei-
den Frauen Demeter und Kora erkannt und außer über die Bedeutung der Hand-
lung und die hiermit in engstem Zusammeuhange stehende Benennung des Jüng-
lings nur darüber geschwankt, in welcher der beiden Göttinnen Demeter und in
welcher Kora zu erkennen sei.
Und in der That ist, obwohl sich die Mehrzahl für die Figur links mit dem Scepter
als Demeter erklärt hat*^:, die Entscheidung sehr schwierig*) . Nach den von den bei-
den Gestalten gehandhabten Attributen, Scepter und Fackel, kann sie nicht gefällt
werden, weil diese Attribute in einer nicht geringen Anzahl von Kunstwerken sich
unterschiedlos bei beiden Göttinnen finden, d. h. weil Kora sich grade so gut mit
^er Fackel und Demeter mit dem Scepter nachweisen läßt wie umgekehrt Kora
mit dem Scepter und Demeter mit der Fackel. Und auch wenn mehrfach be-
liauptet worden ist, die Figur links sei die ältere, matronale, diejenige rechts die
JöDgere, jungfräuliche, so ist es sehr fraglich, ob dieser Behauptung Jeder angesichts
<ies Kunstwerkes zustimmen wird und ob nicht grade ihm gegenüber das wohl unter
seinem Eindrucke geschriebene, wohl begründete und sehr wahre Wort Conzes
Ä. a. 0.; zur Geltung kommt: »so wachsen die Formen beider Gestalten in ein-
ander'), fast wie das Dioskurenpaar unterschiedslos; das entsprach nun auch der
g'eläufigen Vorstellung zumal in Attika, wo man kurzweg von den »beiden Göttinnen«
sprach«. Eine, wenngleich nicht unbedingt, sichere Entscheidung wird sich nur aus
^^T dargestellten Handlung ableiten lassen , deren im IX. Capitel zu begründenden
E^klirung hier nicht vorgegriffen werden kann ; stellt sich durch dieselbe jedoch
"©raus, daß es sich in dem Relief tibei*wiegend wahrscheinlich um die Aussendung
ues Triptolemos handelt, und zwar um den Act der Übergabe des Saatkorns (na-
^ttrlich in seinen Ähren) , so wird man es , entgegen dem , was ich selbst früher
^^genommen und durchzuführen versucht habe^), wahrscheinlicher nennen müssen,
^^ß dieser Act von Demeter selbst, als daß er von Kora in der Mutter Auftrage
^^Uxogen werde und hiernach wird man die Gestalt links mit dem Scepter De-
^^ter, diejenige rechts mit der Fackel Kora zu benennen haben. Dabei mag
^*D die Nomenclatur der Demeter, wenngleich in durchaus nicht maßgebender
aj Vorgl. Brunn, Über die so genannte Leukothea in der Glyptothek S. M. König Ludwig I.
^^ <ien Abhh. der k. bayr. Akad. v. 1867 und dessen Katal. der Glyptothek 2. Ausg. No, 96,
^«^ine Gesch. d. griech. Plastik II.2 S. 10 f.
b) R. Schöne, Griech. Reliefs aus athen. Sammlungen Taf. 1 — V.
c) S. Roß, Schaubert und Hansen, Die Akropolis von Athen I. Taf. 11. a. b. c.
d) Vergl. für die entgegengesetzte Ansicht die Voten der iu den Berichten der k. sachs.
^«8. d. Wiss. V. I9ül S. 137 genannten Gelehrten.
e) Vergl. auch Conze: Heroen- und Göttergestalten S. 29 zu Taf. LHI.
f j Vergl. auch Weicker a. a. 0. S. 109, Gerhard, Ober den BUderkreis von £leu8is II. (Ges.
^W Abhh. ll.j S. 393. Anni. 152 ▼eriaictien mit Aum. 1217.
g) Berichte der k. sächs. Ges. d. WIim -«•*
. Bi«-^- «'*'*■ .^et eV»i««^*^l aibe^^«'^^ eleu«i»^^"' ^S^?^
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2. DEMETER ü. KOKA B. D. KÜNSTL. D. BLÜTHEZEIT ü. D. NACHBLÜTHE D. KUNST. 429
sein, ihoen beiden statuarische Demetertypen, vielleicht von etwas ver-
schiedenem Alter der Erfindung, zum Grunde liegen, während ein durch-
geführt von Demeter unterschiedener Koratypus noch nicht ge-
schaffen war.
Von den beiden Gestalten des Reliefs zeigt nur diejenige links eine be-
merkenswerthe Eigenthümlichkeit in den völlig ungeschmückten und nur kurz
herabfallenden Locken, welche [sich als matronale Haaiiracht schwer zum zweiten
Male werden nachweisen lassen und zu deren Erklärung oder Begründung man
vergebens auf den poetischen Ausdruck suirXoxajio; Ar^jir^rr^p (Od. 5. 125.) ver-
wiesen hat, sofern das hier in Frage kommende Epitheton ornans Nichts weniger
als ausschließlich oder besonders der Demeter zukommt, sondern ziemlich unter-
fichiedlos einer ganzen Reihe von Göttinneu und sterblichen Frauen beigelegt wird,
wie jedes Lexikon erweist. Diese eigen thümliche Haartracht ist aber um so auf-
fallender und bemerkeuswerther , als sie sich bei keiner der mit dem Relieftypus
übereinstimmenden Statuen wiederfindet und schon bei der ältesten und schönsten
<lieser Reihe, der capitolinischen , mit einer andern, ungleich gewöhnlichem ver-
tuscht worden ist.
Wie weit die Unterscheidung von Mutter und Tochter und die Ausbildung
«ineei genen Koratypus durch denjenigen Künstler, welcher sich nun chronologisch
&m nächsten anreiht*^), durch Dam op hon von Messen e, gefordert worden sei*^),
sind wir zu sagen außer Stande ; in der kuustgeschichtlichen Entwickelung der
Crestalteu beider Göttinnen aber nimmt er ohne Zweifel eine bedeutende Stelle ein,
da er nicht allein dieselben zwei Mal gebildet hat , sondern seiner ganzen , streng
religiösen Kunstlichtung ^) nach wie wenig Andere geeignet scheint, für die Dar-
stellung des Charakters des hochheiligen Göttinnenpaares Hervorragendes zu leisten.
Ton der einen Gruppe, derjenigen in Megalopolis, wissen wir aus Pausanias^)
freilich nur , daß sie die Großen Göttinnen , Demeter und die von den Arkadern
8oteira zubenannte Kora darstellte, daß in ihr Demeter ganz von Marmor gebildet
war, bei Kora dagegen das Gewand der Körper) aus (vergoldetem) Holze bestand
Akrolith) ^^; und daß beide Statuen 15 Fuß hoch waren. Daß man wegen dieser
Maßangabe und der Nichterwähnung der sitzenden Stellung an stehende Bilder zn
denken habe ist ungewiß, aber nicht unwahrscheinlich, obgleich Gerhard^) das
Gegentheil , freilich ohne alle Begründung , annimmt ; noch ungleich wahrschein-
licher wird man aus der Verschiedenheit des Materiales, so viel dasselbe auch
immer für das Auge durch Farbe ausgeglichen gewesen sein mag, auf völlige
Selbständigkeit jeder einzelnen Statue zu schließen haben, da ihre Verbindung in
«ine eigentliche Gruppe schon technisch die größten Schwierigkeiten gemacht haben
a) über seine Chronologie, in welcher Ol. 102 einen festen Punkt giebt , vergl. Brunn,
^önstlergesch. I. S. 290, meine Gesch. der griech. Plastik 11.2 S. 124 f.
bj Vergl. Brunn a. a. 0., meine Gesch. der griech. Plastik a. a. 0.
c) Pausan. VIII. 31. 1. t6 oe Ixepov irepa; ttj^ crod« TrapiycTcci tö rp^>; yjXio'j Suofxoiv irspi-
P^^'Ov BetMN Upov Ttbv [ig^dXois ' al li siotv al [u^akai 9eal At^pii^ttjp xal Köprj . . . . ti?^v Köptjv
^^ Xcoreipotv xa>.oDiiv ol *ApxdiSe« 9eal ht al iktfäXai Atjjxtjttjp piev XiOou oid 7:daT^;, r,
^^ 2<6Teipa xd dadtjxo; d^öiACva ?uXou icsiroiTjrai * fii^c^o« hk ixctTÄpa; r.i-rtt itou x-al Uxi etat
*^^«. Ta te d^d^iLixa **♦ QU^ iiro
d) Über den Bilderkxelt jo^^^ '^'^.
430 I. HI8T. ÜBEB8. ÜB. D. KÜK8TL. ENTWICKEL. D. GESTALTEN D. DEBCETEBÜ.KOBA.
wflrde und da Pansanias die enge Verbindung beider Grestalten in dem xweiien,
demnächst zu besprechenden Werke des Meisters so gut wie ihr Thronen aas-
drücklich hervorhebt. Nicht übergangen werden dürfen kleinere Figuren, welche
vor den Hauptstatuen aufgestellt waren ^] , zunächst, wahrscheinlich auf Eoras Seite,
zwei Mädchen in langen Chitonen mit blumengefüliten Körben auf den Köpfen,
welche Einige für Töchter des Damophon, Andere für Athena und Artemis er-
klärten, welche (in dem Mythus des Koraranbes) mit Kora Blumen gepflückt haben.
Diese letztere Annahme hat schon Förster^) wohl mit Recht als unwahrscheinlich
bezeichnet, da diese Göttinnen, wenn sie dargestellt werden sollten, doch wohl
durch irgend ein , unschwer anzubringendes Abzeichen (Aegis und Köcher) cha-
rakterisirt gewesen sein würden, welches Pausanias schwerlich unbeachtet gelassea
hätte. Daß aber durch diese Nebenfiguren auf die Anthologie und damit auf den
Mythus von der Entführung angespielt werden sollte, kann gleichwohl nicht zweifel-
haft sein und danach werden in ihnen freilich wohl nicht sterbliche Weiber, son-
dern Oeföhrtinnen Koras aus ihrem Nymphengefolge zu erkennen sein, welche der
Hauptfigur nicht dramatisch , sondern , wie sich dies schon ans dem kleinen Mal^
Stab (ou \i&^akai] ergiebt, nur attributiv verbunden waren '<^; . Möglich, daß irgend
eine Tradition Überlieferte, Damophon habe sich für diese kleinen Bilder seiner
Töchter als Modell bedient und daß daher die von Einigen gegebene Erkläroog
stammte, aber jedenfalls ist das sehr gleichgiltig. Auf Demeters Seite aber (icapa
T^ Ar^p-T^Tpi] stand , nur eine Elle hoch , also ebenfalls und im eigentlichen Sinoe
attributiv (Anm. 13) jedoch nicht »> zwerghaft «, wie Gerhard *^j meint, Herakles^;,
aber nicht der Sohn der Alkmene, sondern der, wie Pausanias sagt, von Onoma-
kritos zu den idaeischen Daktylen gerechnete, und zwar, wie dies Preller®) woU
richtig erkannt und aus anderweiten Zeugnissen abgeleitet hat, als ein DaemoD
des Landessegens und der Fruchtbarkeit. Die Reliefe an der vor den Statuen
aufgestellten icpa tpaireCa stehn zu denselben in keiner für uns nachweisbaren
Beziehung; sie stellten einerseits zwei Hören liebst dem syrinxspielenden Pan unA
dem kitharspielenden Apollon dai*, welche inschriftlich als zu den ersten Göttern
gehörend bezeichnet waren, andererseits die Pflege des Zeuskindes durch arka-
dische Nymphen^).
In manchem Betracht verschieden ist das zweite Werk des Damophon, die
Gruppe der Demeter und der (Kora-) Despoina in dem Despoinaheiligthnme vier
Stadien vor Akakesion, welche nach Pausanias'^) genauer Beschreibung neb^t
a) Pausaii. a. a. 0. xal irpö auTcbv xöpac dTiolrjoev o'i [if^dXai is yiTwoi te xa8t|xovö^ ^
ocpupa xai «Nftöv dvdlTcXecDv exar^pa xaXapov £711 t^ xec^aX^ cpdpet. Eivat hk f^'jfxxi^g^ toO j^"»!*^
9ÄVT0; yAfosxan ' TOi; oe iiza'^dfO'jais i^ t6 ^eiörepov Soxet o?päc A^säs re elvit xai 'Ap*^!*^^
Tol &y^r^ jj.£Td ifj; OepaecpövTjc ouXXcYOUoac.
b) Der Ilaub und die Rückkehr der Persephone S. 101.
c) Über den Bilderkreis von Eleusis 11. (Ges. Akad. Abhh. II.) 8. 393 Anm. 153.
d) Pausari. a. a. 0. J 3. eori hk xal 'HpaxXTJ? irapd ttj AT)p.7)Tpi fx^f^ftoc pwiXtTca Trrrff^i"
toOtov t6v 'HpaxX'^v elvai xdiv loaituv xaXo'jfi.^vtu'j AaxTuXojv 'O^of/axpixö; «ptjotv i>t tot; £TrsffW-
e) Griech. Mythoi. II.2 S. 276.
f) Vergl. Bd. II. S. 327.
gj Pausan. VIII. 37. 1. cxTro hi 'Axaxrjaiou r^aoopa; oraöiou; dniyti t6 It^bs rfji X,^ 'jrovrtji
.... 3. btvb'i oe a'jtd xd d'fd)K[i.a'za A^oroiva xai rj ATjpifjTTjp xal 6 ^p6vo; h tp xM^x^ynt *^^
i
2. DEICETEB V. KORA B. D. KÜNSTL. D. BLÜTHEZEIT U. D. NACHBLt^THE D. KUNST. 431
dem Thron, auf welchem die Göttinnen saßen, dessen Fußschemel und allem nnd
jedem Beiwerk ans einem nnd demselben, an Ort und Stelle gefundenen Steinblocke
gehauen war. Beide Göttinnen wai'en, wie gesagt, neben einander thronend ge-
bildet , Demeter zur Rechten , in der rechten Hand die Fackel haltend , den andern
Arm um den Nacken der links sitzenden Despoina gelegt, welche in der linken
Hand ein Scepter und mit der Rechten die auf ihren Knieen stehende so genannte
mystische Cista hielt. Daß diese Verbindung der Mutter und der Tochter die
nächste Parallele zu der ähnlichen Gruppirung der beiden Göttinnen im Parthenon-
giebel bildet, ist schon oben (S. 423) unter Anziehung einer Reihe von weiteren
Beispielen erinnert worden. Schwerlich aber hat Förster*) Recht, wenn er diese
Verbindung der Göttinnen als die durch die avo8o^ Koras wieder herbeigeführte,
»zeitweilige, dafür aber auch um so vertrautere Gemeinschaft« der Mutter und der
Tochter bezeichnet, denn das müßte dann auch von jedem andern Kunstwerke gelten,
welches die Göttinnen verbunden zeigt, was doch ganz gewiß nicht der Fall ist.
Vielmehr handelt es sich hier wie in anderen Fällen, wo die zwei Göttinnen zu-
sammenwirken oder verbunden auftreten, um Cultusverbindungen , welche vom
Mythus des Raubes und der Rückkehr Koras unbeiiihrt bleiben, einem Mythus,
welcher freilich in der heiligen Sage von Demeter und Kora die wichtigste That-
sache bildet, aber keineswegs alle Cultusbeziehungen der Göttinnen zu einander
beherrscht und der, wenigstens unseres Wissens in Akakesion nicht localisirt war.
Auch mit dieser Gruppe des Damophon wie mit seiner megalopolitanischen waren
Nebenfiguren verbunden ^') ; zu beiden Seiten des Thrones standen neben Demeter
Artemis mit einem Hirschfell angethan , den Köcher um die Schultern gehängt,
in der einen Hand eine Fackel , in der andern zwei Schlangen haltend , neben
J^apoina bewaffnet Anytos, welcher, wie die Priester oder Tempelexegeten dem
^^usanias sagten, nach arkadischer Sage für einen der Titanen und den Erzieher
^^T Despoina galt, um das hohe Alter des Despoinadienstes zu erheben, wie
^^eleker®) annimmt. Für die Beigesellung der Artemis zu Demeter aber beruft
^ich Pausanias auf die auch von Herodot (H. 156) bezeugte aeschyleische, angeb-
Ucli aus Aegypten geschöpfte Dichtung, nach welcher Artemis nicht der Leto,
"^^ ^T60T)|jia t6 Otto toi; itoaiv dori evo; op-oloj; X(öou ' xal oOte täv inX Tiß dod^xi oGte öiröca eXp-^a-
^^**i irepi t6v dp6vov oOodv doriv ex^pou XiHou Tipooeye; oiotjpu) xal xöXXtq, diXXd xd Travta eaxiv et;
"^vo^. o'JTo; oüx ^xofjila^ acplaiv 6 XiÖo; , dXXd xaxd fj^is öveipaxo; X^jouoiv ouxöv tjeupciv
^^'^o^ xoö TceptßöXou Ti^v Y^v ipu^avxe;. xräv öe d^aXpiaxcov ^axiv exax^pou pi^Y^Oo; xoixd xö *Adt)-
^^^tv dfaXfxa p,dXioxci x^; Mt^xpöc. 4. Aapio^wvxo; hk xal xaOxa ^p^a. t) piev o'jv ArjpiVjxTjp
^^** iv ocfia «pepci , xi?jv hk ex£pav yeipa enißdßXTjxev itzi xVjv AdaTioivav • t) hk A^oiroiva ax-rj-
^^P^ xe xal xaXoufi£v7)v x(ax7)v iizi xoi; •^6saüi^ iyei' x^ hk lyexai xiq ht^iq. xitct);. Vgl. Ger-
■•»^ t, a. 0. S. 394. Anm. 154.
«) A. a. 0. S. 101.
b) Paosan. a a. 0. xou ftp6vo'j ^e exax^pwOev "Apxepii; piev itapd xi?|v Ai^fATjXpa loxr^xev dpi-
10|4vi2 tip\xa ikdifOM xal eirl xdiv (upicuv cpdpexpav £/ouaa, i^ oe xai; y}p^l ttj piev XafATidoa
TJ hk (p<ixovt«c h(tQ. icpö« hi xffi AeoicoivT^^ x<j> d^aXpiaxi SoxTjXev "A^uxo;, <3/jfjpia dbrXt-
"■ol tö Up^ Tpa^iqvat r^v A^OTtotvav ui:6 xoO ^A'^'jxoii xal elvat
6. A'4(AT)tpo( oe "Apxepiiv duyaxdpa Eivat xal oO
V EI&^pUiivo« ToO; "XXXvjva^.
432 I. mST. ÜBERS. ÜB. D. KÜK8TL. EKTWICKEL. D. GESTALTEN D. DEICVIKB ü. KOBA.
sondern Demeters Tochter gewesen wftre^). Doch lassen sonstige GiütttBveiiMn-
dnngen der Artemis mit Demeter, welche auf einem verschiedenen Omnde mhen^j,
zweifeln, ob man in dem Kunstwerke des Damophon ein monomentales Zengniß
für die nach Herodot dem Aeschylos allein von allen Dichtem eigene Genealogie
der Artemis anzuerkennen habe, und eben so zweifelhaft ist es , ob , wie Förster
(a. a. 0.) anzunehmen scheint, diese Nebenfiguren und die Korybanten und Knie-
ten irgendwie auf den Mythus vom Raube und von der Rückkehr Koras anliefet
sollten. An der Basis endlich, sagt Pausanias^) , waren in Relief die KoryKaatoB
angebracht, sowie »unterhalb der Statuen«, was doch schwerlich anders als eben-
falls auf die Basis bezogen werden kann , wenn man nicht etwa , Paosanias wört-
lich verstehend, an eine Stellung unter den Thronen denken will, die Kareteo,
welche Pausanias von den Korybanten unterscheidet, hinzufügend, er übergebe
absichtlich das, was er über diese zu sagen wisse. Daß es sich hierbei um die
auch sonst bezeugte Identification der Demeter mit Rhea-Eybele ^) handele und dill
von diesem Punkt aus der Demeter das Gefolge der Einen und der Andern, der
Kureten und der Korybanten zugegangen sei , kann ja wohl nicht zweifelhaft or-
seheinen.
Den chronologisch nächi^ten Phitz nach Damophon hat Eukleides von Athei
einzunehmen , dessen Tempelbild der Demeter in Bura in Achaia nach der Zer-
störung dieser Stadt durch Erdbeben in Ol. 101. 4 und ihrem Wiederaufbau vd-
gestellt worden sein muß*) , wie lange nachher können wir freilich genau niekt
sagen. Und auch von dem Demeterbilde berichtet uns Pausanias') Nichts, ab
daß es von pentelischem Marmor und, was sich ja von selbst versteht, beklei-
det war.
Auf Eukleides aber folgt Praxiteles, dessen nach früheren Annahmei be-
sonders hervorragende Betbätigung auf dem hier in Rede stehenden Gebiete Biek
der neuern Forschung theils mit Sicherheit, theils wenigstens mit Wahrseheinlick-
keit um einige Werke beschränkter erscheint. Mit vollkommener Sicherheit bleibt
ihm als hier in Betracht kommend nur die von Plinius^) als Flora Triptolemni
Ceres, seiner Zeit in den servilianischen Gärten aufgestellte, ohne Zweifel ur-
sprünglich attische^) Marmorgruppe, von der es nach allen in den letzten Jahr-
zehnten geführten Discussionen wahrscheinlich bleibt, daß sie auf die Aussendnog
a) Welcker a. a. 0. II. S. 403.
b) Vergl. Preller, Griech. Mythol. 1.2 S. 234.
c) Paosau. a. a. 0. td hk d; KouprjTa;, ouxoi ^dp ütcö toiv dfaXp^xcov Tceno^vtat , xai '^
ii Kop6ßavTac £i:eipY«3fA^vo'j; im xoO ßdOpou , y^o; he olhe dXXoTov xai o6 KoOpi^c, xd ^
xouxoüc Ttaplr^fxi ^Tciaxdfuvoc.
d) Vergl. Preller, Demeter und Pereephone S. 50, Griechische Mythologie I.^ S. 505, 3l^»
593, Stephan!, Der ausruhende Herakles S. 70, Compte-rendu etc. pour Tann^ 1862 S. '^^'
Gerhard, Über den Bilderkreis von Eleusis IL (Ges. akad. Abhh. II.) S. 390. Anm. 143, '^^^'
cker, Griech. Götterl. II. S. 221 f. Note 17, Förster a. a. 0. S. 42 Note 4 u. S. 52.
e) Vergl. Brunn, Griech. Künstlergesch. I. S. 274.
f) Pausan. VII. 25. 9. Nao; ivxoOOa AtjjjiTjxpo; , 6 hk 'A^pohivq^ Aiovuaou t£ dori *ai Ä^'''
EtXeiö'jiac X(«}o'j xoO OevxeXeafou xd didXfxaxa, A^tpa'inj oe sp^a EuxXe(&ou ' xaX xj Ai^^^-^J^
ioxiv diJÖVj;.
gl Plin. N. H. XXXVI. 23.
h) Vergl. Urlichs, Observatt. de arte Praxitelis p. 13.
2. DEMETEB ü. KOBA B. D. KÜN8TL. D. BLÜTHEZEIT ü. D. NACHBLÜTHE D. KUK8T. 433
des Triptolemos beztiglicb und daß die in ihr von Plinius als » Flora a bezeichnete
Figur , auch wenn an der Überlieferung dieses Namens Niebts zu ändern ist, Kora
gewesen sei. Es wird auf diese ganze Frage in dem Triptolemoscapitel (Cap. IX.
plast. Mon. A.j zurückgekommen werden; hier sei nur bemerkt, daß, wenn es
richtig ist, daß unter der plinianiscben Flora Kora zu verstehen sei, man mit
aller Wahrscheinlichkeit eben aus dem Floranamen schließen kann , daß in dieser
Gruppe Kora in blühender Jugendlichkeit dargestellt gewesen ist, woraus
dann weiter folgen würde, daß dem Praxiteles ein nicht unwesentlicher Antheil
an der Unterscheidung der Tochter von der Mutter gebührt.
Ais eine wahrscheinliche zweite Darstellung der Demeter von Praxiteles
kann man diejenige Statue nennen, welche mit aller Wahrscheinlichkeit in dem
diesem Meister zugeschriebenen Zwölfgötterverein im Tempel der Artemis Soteira
in Megara*; vorausgesetzt werden darf.
Von großer Bedeutung an sich und vielleicht , wir können nur allerdings nicht
sagen, in welchem Grade, für die spätere Kunst von maßgebender Bedeutung ist
unter den Werken des Praxiteles neben der vorhergenannten Marmorgruppe die
Erzgruppe, welche den Raub der Kora darstellt«^; , wie dies von Förster®]
durchaus richtig gewürdigt worden ist, welcher auch, anderen Ansichten gegen-
tiber Urlichs (a. a. 0.) folgend, wohl mit Recht sagt, schwerlich werde die Gruppe
noch andere Figuren als die zu ihrer Constituirung noth wendigen : d. h. Hades
nod Kora enthalten haben, also auch nicht Demeter, so daß die Bedeutung
Praxiteles für die Entwickelung ihres Typus zunächst um dies Werk sowie
die dem älteren Namensgenossen gehörende Gruppe oben S. 425. gemindert
erscheint. Wie weit auch um das fernere Werk, das Plinius dem Koraraube mit
d^n Worten » item Catagusanc^ hinzufügt , ist eine nicht entschiedene Streitfrage,
w^elcbe indessen durch Förster^] ihrer Entscheidung um ein gutes Stück näher ge>
^acht worden ist. Als ausgemacht hat zunächst zu gelten , daß als Subject die hinab-
c^der zurückführende Kora und als Object ihrer Fühlung lakchos, wie dies Stephan!*)
^oUte, auf keinen Fall verstanden werden darf ^) . Bei weitem die Mehrzahl der Ge-
^oKrten hat demgemäß auch an Demeter als Subject und an Kora als Object gedacht
^^d die Meinungen gehn nur in sofern auseinander, als die Einen k) die Zurück-
'Uimng der Kora aus der Unterwelt, die Anderen^) die Zuführung der Kora an
a) Pausan. I. 40. 3.
b) Plin. N. H. XXXIV. 09. Praxiteles quoque marmore felidor ideo et clarlor fuit, fecit
^^en ex aeie pulcherrima opera: Proserpinae raptura etc.
c) A. a. 0. S. 102 f.
dj A. a. 0. S. 104 f. , vergl. Archaeolog. Zeitung v. 1874. S. 104 f.
e) Compte-reiidu etc. pour l'anu^e 1859 p. 73 und Ann. deir Inst, von 1860 p. 307.
f) Vergl. besonders Strube, Studien über den Bilderkreis von Eleusis S. 78. f.
g) Nach Viscontis Vorgang im Mus. Pio-Clem. Vol. I. zu tav. A. 1 besonders Urlichs, Chre-
'^Uiath. Plin. p. 213 und ausführlicher in den Observatt. de arte Praxitelis a. a. O.
h) Vergl. Sillig, Catal. artiflcura p. 380, Preller, Demeter und Persephone S. 125, Griech.
^ytbol. 1.2 S. 598 (1.3 S. 629), 0. Müller, Handb. der Arch. § 356. 2, Welcker daselbst,
^^^iin, Gesch. der griech. Künstler I. S. 337, Gerhard, Über die Anthesterien , Ges. akad. Abhh.
^- S. 215. Anm. 161, Über den Bilderkreis von Eleusis I. Ges. akad. Abhh. II. S. 341.
^«»«»1. 40, m. Gesch. der griech. Plastik 11.2 S. 2S, Bursian AHg. Encyclop. Ser, \. Bd, 82.
45S, Reber y Kunstgesch. des Alterthams S. 323.
434 I. HT8T. ÜBER8. ÜB. D. KÜN8TX.. ENTWICKEL. D. GESTALTEND. DEMETEB U.KORA.
Hades nach dem Abschlüsse des Vertrages zwischen Ober- nnd Unterwelt Aber
das Wechselleben der Kora im Olymp bei der Mutter und im Hades bei dem Gat-
ten verstanden. Allein der erstem Deutung gegenüber hat Förster mit unzweifel-
haftem Rechte behauptet« daß nirgend in Schrift- oder Kunstwerken eine Spnr
davon erhalten sei, daß Demeter ihre Tochter ans der Unterwelt zurflckgefllhrt
hätte und in Betreff der zweiten mit demselben Rechte den Mangel einer schrift-
lichen Überlieferung von einer Zurückgabe oder Zurückführung der Kora an Hades
durch Demeter hervorgehoben. Ob sich dagegen in Kunstwerken, und zwar in
der Hope'schen und in der Fittipaldischen Yase'^j nicht trotzdem ein solcher Zog
des Mythus wird nachweisen lassen, soll weiterhin näher untersucht werden; hier
kann von diesen Vasenbildern abgesehen werden , da , auch wenn in der That in
ihnen eine freiwillige Kathodos der Kora und ein Scheiden von der Mutter dar-
gestellt ist, man die letztere schwerlich als eine Katagnsa wird bezetehnen« oder
wird annehmen dürfen, daß falls es sich in der Gruppe des Praxiteles um eine ent-
sprechende Darstellung gehandelt hätte, diese insgesammt oder auch die Demeter
in derselben als Hauptperson mit dem auf sie in der That nicht passenden Namen
einer Katagusa bezeichnet worden wäre. Wenn man demnach fortfahren will, du
praxit^lische Werk auf den hier in Rede stehenden Kreis zu bezieben und alfl ein
Gegenstück zum Raube der Persephone aufzufassen , wozu allerdings keine Nöflii-
gung vorliegt — insofern Förster 'S. 105) wiederum mit Recht hervorgehoben hat,
daß das verbindende »item« in Plinius Texte keineswegs auf eine Zusammengehörig-
keit der 80 verbundenen Werke schließen läßt — , wenn man also als Object der
Katagoge Kora betrachtet , so wird sich als Subject derselben schwerlich eine andere
Person als Hekate nennen lassen, deren Namen M. Hertz**] in den Text zu setien
vorschlägt. Da es sich aber aus auf der Hand liegenden Gründen dabei nicht ob
eine Hinabführung der Kora in den Hades handeln kann, sondern nnr um eine Zn-
rückführung aus demselben , bei welcher in der That Hekate, auch abgesehn von
der orphischen Poesie") und von dem Sarkophag in Wiltonhouse , in der maß-
gebenden Vase del Vasto*) die eigentliche Führerin abgiebt, so fragt sich nnr,
ob und wie sich hiermit , mit einer Darstellung der Anodos der Kora die Bezeich-
nung der Hekate als Katagusa verträgt. Wenn man an dem xara nnd an der
gewöhnlichen Bedeutung von xataYS^^ ? xataYüjyrJ festhält , welche allerdings an»
diejenige der syrakusischen xaraY^oYT^ xr;; Kopr^; bei Diodor (V. 4) zn sein scheint*),
so wird man mit Gerhard läugnen müssen , daß eine Hekate Katagusa etwas An-
deres sein könne als »> eine abwärts geleitende Göttin« und , vorausgesetzt , daß man
nicht überhaupt auf eine Erklärung der »catagusa« bei Plinius verzichtet, eine
Verderbniß des Textes anzunehmen haben . wie dies Förster gethan hat , welcher
»KopaYOüaa« zu lesen vorschlägt, oder wie Hertz, welcher a. a. 0. ivayoys«
«) S. im Atlas auf Taf. XVII., MlUiiigen Anc. med. Mon. I. pl. 16; Mon. dell' Inst. Vol.
VI. tav. 42. A.
b) Vergl. Arch. Z. 1874 S. 105. Note 3.
o.) S. Förster a. a. 0. S. 46. Anin. 2. Sarkophag von Wiltonhouse Atlas Taf. XVI >o. 3
d) S. Slnibe , Suppl. zu den Studien über den Bilderkreis von Kleusis Taf. 3 . im -^^^
auf Taf. XVIII.
e) S. CJerhard, Anthesterien a. a. 0. Anm 161 und Förster a. a. O. S. 19; Wekkers ^»"
druck, Griech. Oötterl. II. S. 508: »Einkehr der Kora« ist dunkel.
2. DEMETER U. KORA B. D. KÜN8TL. D. BLÜTHEZEIT U. D. NACHBLÜTHE D. KUNST. 435
Indem will. Nun heißt aber xataY^^^ nicht nnr »hinabführen«, sondern auch
» znrflekftihren « und wird , zunächst in poetischer Sprache ^) , dann aber auch in
Prosa '^) , insbesondere vom Zurückführen von Verbannten in die Heimath gebraucht,
wofür es geradezu terminns techuicus ist und auch das Substantiv xaraYcoY^i kommt
in eben diesem Sinne vor^j. Daß aber dieser Sinn sich auf die Zurückfflhrnng
der Kora aus dem Hades in die lichte Oberwelt, zum Olymp und zur Mutter sehr
passend anwenden lasse, wird Niemand mit Recht läugnen können. »Es kommt
dieser Ansicht zu Gute, sagt Gerhard a. a. 0. , daß man auf dem Eryx das Fest
der im Frühling [aus Libyen] zurückkehrenden aphrodisischen Tauben — und,
muß man hinzufügen der Aphrodite selbst — xa-za-^m^ioL benannte^]«; wenn er
aber hinzufügt (und ähnlich deutet Förster a. a. 0. S. 104. Anm. \] »deshalb
vielleicht, weil man von Sicilien aus nach Libyen, dem Lande des Atlasgebirges,
wie nach einem höher gelegenen hinblicken mochte«, so daß in die offenbar als
Rückkehr gemeinte xaTa^cDYT] doch wieder der Bgriff des » herabkommens « hinein-
geschoben wird, so hat er bei dieser spielenden und gewiß nicht auf natürlicher
Anschauung beruhenden Erklärung wohl übersehn , daß Athenaeus die Rückkehr
der ix tou -ReXir^ox^^ heranfliegenden Tauben , welche mit der Aphrodite während
des Winters auva7ro07^p.oooai gewesen waren, deshalb als ein Freudenfest bezeich-
net, weil sie dieselbe als Zeichen, texp-r^piov tt;^ &eta< eTravoSou betrachten.
Wenn aber die eiravoöoi; der Aphrodite in dem Feste der xaxa^io^ia (Rück-
kehr ans der Fremde, nicht Herabkunft von einem hohem Orte) gefeiert werden
konnte, so wird man fOglich auch die xaTaYm^r^ (Zurück- oder Heimführung) der
Kora, obgleich Gerhard®) dies läugnet, mit ihrer avo^oi; verträglich finden und die
sie fahrende , zurückführende , der Mutter wieder zuführende Hekate als Katagusa
heseichnet denken dürfen. Wenn dem aber so ist, so würde man sich die pla-
stische Gruppe des Praxiteles gegenüber dem del Vastoschen Vasengemälde füglich
&uf die drei Hauptpersonen , die , vielleicht den letzten Schritt aus dem Erdschlunde
thuende Kora, die sie geleitende, vielleicht an der Hand führende Hekate und
die zu ihrem Empfang ihr entgegeneilende Demeter beschränkt vorstellen können,
>^l8o auf eine jener dreigliederigen Figurencompositionen , welche uns unter den
Werken des' Praxiteles und anderer Glieder der Jüngern attischen Schule mehrfach
^kannt sind. Wie sehr aber dem Meister der irdOr^ rf^; ^^X^i^ *° einer solchen
Gruppe nicht minder als in derjenigen des Koraraubes und als in dem früher zur
Deutung der »catagusa« angenommenen Gegenstück Gelegenheit zur Entfaltung
^iner ganzen Meisterschaft gegeben war, braucht nicht näher nachgewiesen zu werden.
a) So £. B. Ae&cb. Sept. 629 xaTot^oi h' dfvSpa xisht , 642 et viv xardl^ct )^puoÖTeu7iTa YP^H^'
*^a, Ag. 1589 Tpatp^vxa 5* aui)ic -^ A(xr^ xan^^^T^» ®^ Eurip. Phoen. 432 "'A&paoTOC (&(jLoaev
'Appoi; litht' ofixcptM xiTd^etv et; irdrpav.
b) So Uerod. I. 60 sehr charakteristisch oIxeoBc dYaOcji v6tü netotOTparov, töv oiir^ i?) 'AÖT]-
»i . . . uLixd'^ti i^ T-fjv iooÜTT^? dxporoXiv, V. 31 im Ta6TT)v n^v y<6p7)v «TpaTTjXdTec xot-
>v £; auT^jV toü; cpu^d^a; ^$ otuT?jc, so Thucyd. 1. 111 cpeu^oiv litewev 'A^va(o'j« iauriv xat-
V und 80 mehrfach, auch Xen. Anab. I 2. 2 und sonst. Vergl. Förster in Fleckeisens Jahr-
lem für Philol. 1876 S. 812.
c) Z. B. Polyb. XXXII. 23. S xaxaYw-rt ^ irX rrjv ßaaiXeiav.
1) Athen. IX. p. 495. a. , Aelian. Nat. anim. IV. 2. BoUicher Tektonik. 11. 221 f.
) Antheaterien S. 215 Anm. 161.
430 I. HIBT. ÜBERS. ÜB. D. Kt^STL. ENTWICKEL. D. GEATALTEK D. DEMKTRR U. KOtA
Wahrscheinlich derselben Periode der Kirnst und vielleicht der jasgem atti-
schen Schule gehört die schöne sitzende Statue der Demeter*) , welche
Newton iu dem inschriftlich gesicherten Temenos der Demeter und Kora in K n i -
dos gefunden und von dort in das britische Museum versetzt hat. Es wird wei-
terhin auf dieses Hauptstflck unserer monumentalen Überlieferang über die Göttiii
und einige weitere, mit demselben zusammen gefundene Scnlpturen znrflckgekommen
werden .
Den Reigen der namhaften Bildhauer , welche sich mit Darstellungen der De-
meter befaßt haben , beschließt Sthennis von Olynth (Ol. 113 naeh Plinins- ^)..
von dem zu Plinius ^) Zeit im Tempel der Concordia in Rom standen »Ceres
Jupiter, Minerva« aus Erz , dem Wortlaute des Zeugnisses ^ j nach wahrscheu
lieh zusammengehörig, während die Bedeutung dieser Verbindung fflr uns ni«
klar ist.
Was die Malerei angeht wird man Demeter in den Zwölfgötterbilde^^.^
des Zeuxis^), Euphranor') und Asklepiodoros^j vorauszusetzen beret^^
tigt sein, ohne jedoch mit Wahrscheinlichkeit auf diese Darstellungen irgend ^
besonderes Gewicht legen zu dflrfen. Eine malerische Einzelbehandlnng der Odt-
tin von irgend einem namhaften Meister ist nicht ttberliefert. Fttr Rora da^
gen und insbesondere für die Darstellung ihres Raubes hat das Gemälde des
Nikomachos^i, welches eine Zeit lang in Rom in der Cella der Minen^a in
capitolinischen Tempel aufgestellt , aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur Zeit des
Plinius zu Grunde gegangen war, ohne Zweifel eine besondere hohe Bedentnng.
welche Förster^) gewürdigt hat und auf welche in dem Capitel Aber den Ranb der
Kora zurückgekommen werden soll.
Aus dieser Übersicht über die kunstgeschichtliche Entwickelung der GesttlteH
der beiden eleusiuischen Göttinnen ergiebt sich unmittelbar, so lückenhaft unser«
Überlieferung sein mag, eine ganz überwiegende Betheiligung der atti-"
sehen Kunst, der Damophon von Messene so nahe steht, daß er fast als ei^
attischer Künstler gezählt werden darf^). Wenn man daneben die große Bedei*^
tung erwägt, welche die Göttinnen für attischen Mythus und Cnltus hatten,
wird man die Überlieferung nicht für zufällig halten und den Umstand, daß
noch an manchen Orten außerhalb Attikas Statuen, sei es beider Göttinnen,
es einer derselben genannt werden , nicht gegen den Schluß einwenden , daß d
a) Abgeb. bei Newton , History of discoveries at Halicarnassus , Gnidns und Branchidae ^'•
55, ver^il. Text vol. II. p. 418; ferner bei Brunn, The Demeter of Knidos in den Transact- of
the R. 80ciet>' of literatnre vol. XI, new series (aatotypisch). S. Atlas Taf. XIV. No. 14. nnd No. t9.
b) Vgl. Brunn, Künstlergesch. I. S. 391.
c) Plin. N. H. 34. 90.
d) Sthennis Gererem, lovem, Minervam fecit, qui sunt Romae in Goncordiae templo.
e) Plin. N. H. 35. 63 (lupiter adstantibus dis).
f) Pausan. I. 3. 3, Valer. Maxim. VIII. 11. ext. 5, Eustath. ad II. p. 145. 11.
g) Plin. N. H. 35. 107.
h) Plin. N. H. 35. 108. Nicomachus . . . pinxit raptum Proserpinae, qoae Ubul* fait ia
Oapitolio in Minervae delubro supra aedicalam Inventatiä.
i) A. a. 0. S. 196 f.
k) Vergl. Michaelis, Ann. dell' Inst, von 1863 p. 307.
2. DEMETEB U. KORA B. D. KÜN8TL. D. BLÜTHEZEIT ü. D. NACHBLÜTHE D. KUNST. 437
Schwerpankt der künstlerischen Entwickelnng dieser Ideale nach
Attika falle, um so weniger, da ja die Thätigkeit attischer Meister, namentlich
solcher der jungem Schnle , bekanntermaßen weitbin anf die verschiedensten Land-
schaften Griechenlands nnd Kleinasiens ausgedehnt war und wir daher nicht zu
berechnen im Stande sind , wie viele von den uns ohne Namen des Urhebers an-
geftlhrten Demeter- und Korabildem möglicherweise aus attischen Werkstätten her-
vorgegangen sind . Eine allgemeine Wahrscheinlichkeit dafür , daß dem so gewesen
sei, liegt in der Thatsache, daß die Culte in nicht wenigen Orten gradezu Töch-
terculte von Elensis genannt werden '^j und daß es diesen Orten eben so wenig
fem liegen konnte, attische Künstler für die Bildwerke des attischen Cultus zu
beschäftigen wie diesen, derartige Aufträge zu übernehmen. Wenn man dagegen
bisher besonders der praxi teli sehen oder Jüngern attischen Schule die Aus- und
Durchbildung des Demeterideales zugeschrieben hat^) ,. so wird dies vielleicht zu
Gunsten der altera Periode und der Übergangszeit aus dieser zu der jungem einiger-
maßen zu modificiren sein , wie dies ohne ementen Nachweis ans der Zusammen-
stellung in diesem Capitel sich ergiebt.
•) Vergl. Förster a. a. 0. S. 22.
b) 0. Müller, Handb. der Archaeol. § 357. 5, Feuerbach, Gescb. der griech. Plastik II.
8. 132 f., Preller, Griech. Mythol. 1.2 S. 621, Welcker, Griech. Götterl. U. S. 109: »würdig
des Zeus des Phidias entstehn .... Demeter in der Praxitelischen Schnle« u. s. w.
ZWEITE ABTHEILITNG.
Die erhaltenen Monumente.
DRllTES CAPITEL.
Das Ideal der Demeter und Kora.
Die Aufgabe, das kanonische Ideal der Demeter festzustellen, d.h.
ein aus der religiösen und poetischen Idee der Göttin ab^zogenes , an den anf uu
gekommenen Monumenten controlirtes Gesammtbild von der kflnstlerischen Gestal-
tung der Demeter zu entwerfen, ist schwieriger, als die entsprechende Aufgabe
bei den meisten, ja vielleicht bei allen anderen Gottheiten. Und zwar ans Grfln-
den , welche einerseits in der künstlerischen Entwickelung selbst , andererseits in
der Art der monumentalen Überlieferung liegen. Denn während die bildende Kunst
bei der Gestaltung der meisten Götterideale außer an die in den Gülten entwickel-
ten Vorstellungen an das von der homerischen Poesie gezeichnete , zu nationaler
Geltung gelangte Charakterbild anknüpfen konnte und während sich dieses in enter
Linie bei Zeus, demnächst bei Hera und Poseidon als die unvergleichlich festeste
Grundlage der künstlerischen Bildung erwiesen hat und sich weiter bei ApoUon,
Athena , Aphrodite als solche erweisen wird , fehlt bei Demeter nicht allein um
dieser sichere und einheitliche Maßstab der Beurteilung, sondern die poetifldi
ideale Vorgestaltung durch das Kpos ist fAr diese Göttin thatsieh-
lieh auch der antiken Kunst abgegangen. Diese hat sich daher bei der
Ausprägung des Ideales der Demeter unmittelbarer und ausschließlicher, als bei
fast irgend einer andern Gottheit auf die in den Gülten erwachsenen Vorstellangei
angewiesen gesehn.
Nun kommen freilich für das künstlerische Ideal der Demeter bei weitem viA^
alle ihre, zum Theil sehr verschiedenen Culte in Betracht, wenigstens in kein^
anderen Sinn und in keinem höhern Grade, als bei allen anderen Gottheiten, b^
denen aus besonderen Cultvorstellungen besondere , wenigstens zum Theil naeb-
weisbare Kunstbildungen hervorgegangen sind , ja man könnte hier eher das Geges-
theil behaupten , da , so viel wir wissen und zu ermessen vermögen , wie das vorig«
Capitel ergiebt, es überwiegend, ja fast allein die attische Kunst gewesen i«t.
welche sich mit dem Demeterideale befaßt und sich dabei selbstverständlicb nieb^
um die Culte der anderen Landschaften gekümmert hat. Allein auch die attischen
Culte der Göttin betonen hier in der Spenderin des Segens und der Nahrung, äoit
3. DAS IDEAL DER DEMETER UND KORA. 439
in der Stifterin und Schtttzerin des Ackerbans, hier in der Enrotrophos, dort in
der Thesmophoros , hier in der mit Kora glttcklich vereinigten, dort in der von
ihrem geliebten Kinde schmerzvoll getrennten Mutter n. s. w. gar verschiedene
Wesensseiten der Göttin *) .
Allerdings gilt Ahnliches auch von anderen Gottheiten und auch deren auf der
Grandlage der poetischen Vorgestaltung aufgebautes künstlerisches Ideal ist, wie
dies seines Ortes bei Zeus, bei Hera und bei Poseidon nachgewiesen worden ist,
nirgend ein schlechthin einheitliches. Gleichwohl bietet das gewisse Grundzttge
kräftig hervorhebende poetische Vorbild bei anderen Gottheiten einen einheitlichem
Ausgangspunkt der künstlerischen Gestaltung , als ihn die antike Kunst bei Demeter
besessen hat und als wir ihn ftlr die Beurteilung der erhaltenen Monumente be-
sitzen.
Dazu kommt , daß die bildende Kunst in den zwei Perioden , welche sich
unseres Wissens hauptsächlich mit der Entwickelung des Demetertypus beschäftigt
haben, von einer verschiedenen Grundauffassung des Ideales der
Göttin ausgegangen zu sein scheint.
Wenn nämlich Clemens Alexandrinus ^) sagt, Demeter sei airo t^(; aup.<popac
zu erkennen , werde durch den Ausdruck des Schmerzes oder der Trauer bezeich-
net, so ist dies besten Falls nur zur Hälfte richtig. Es kann nämlich nur von
dem in der spätem Kunst, namentlich wohl von dem in der jttngem attischen
Schule entwickelten Ideale gelten , welches uns in hervorragender Weise die Statue
von Knidos vor Augen stellt. Diesem gegenüber steht aber ein älteres Ideal,
ftlr uns am bezeichnendsten vertreten durch das eleusinische Relief und die capi-
tolinische Statue, von welchen Monumenten das Gleiche ganz entschieden nicht
gilt. Wenn nun aber diese Monumente Wesensseiten der Göttin (als Aussenderin
dea Triptolemos und als Spenderin des Segens und der Nahrung) hervorheben,
Q^it welchen der Schmerz um die verlorene Tochter Nichts zu schaf-
fen hat, bei denen also auch die Kunst durch Darstellung von Schmerz und
iVauer im Ausdrucke der Demeter ihr Ziel verfehlt haben wttrde, so darf es uns
^ebt Wunder nehmen, daß dieses, wie es scheint, von der altem Kunst gestal-
lte und gepflegte Ideal Bestand gehabt hat und auch in der spätem Periode neben
dem pathetischem der jttngem Kunst wiederholt und m. o. w. selbständig fort-
^bildet worden ist. Daß aber diese beiden hier berührten Gestaltungen wenigstens
^^ ihren feineren und gleichwohl künstlerisch bestimmenden Zügen nicht in ein
^eaammtbild zusammengefaßt werden können, bedarf keiner weitem Auseinander-
*«t«ung.
Zu diesen aus der künstlerischen und kunstgeschichtlichen Entwickelung des
^emeterideales selbst stammenden Schwierigkeiten gesellen sich diejenigen, welche
^^r monumentalen Überlieferung zuzuschreiben sind.
Nicht freilich als ob diese in so besonderem Grade dürftig und unzulänglich
^tre; die Behauptung Müllers^), sichere Statuen der Demeter seien selten, ist
a) Yergl. auch Gerhard, Über den BUderkreis von Eleasis II. (Ges. akad. Abhh. U.) S. 360
'^ iMk Anmerkangen.
k) dem. Alex. Proirept. I. p. 60. Pott,
e) BiBdb. § 357. Aiiiii. 7.
<>T*tkeek, »iMlHi 20
n. DIU KKHAI.Tr
fl MdNltMKNTE.
dem H&ße zutreffend , wie e» vor einigen Ht;ii8cheii>]
n <lun ätstuen gesellen sicli Ealilreitlie UenlcmSler anderer Rinvl-
izen, Kulicfen und Gemülden. Audi darT nun keineswegs
iesen Mondmenten die UOttin so wenig charakteriairt wire, dsB
Ht)
440
nicht mehr L
mochte, iiml
gattnngen in
uagen . daß
man si« nicht mit Sicherheit za urkennen und ?.a crweiBen vermöchte : du Gegt
tbeil iat in den meßten FiUlen wahr. Die Typen . welche wir kennen . «ind, wenn
anch nicht alle . so doch iu ihrer Mehrzalil bedeutsam und nicht M'liwer venMnd-
llch nnd wir bedurlen . um sie richtig zu bestimmen , keineawi-gg Äußerer Merk-
male, wie aniche in Attributen nnd Beiwerk gc^^eben sind. Nur einheitlich
sind diese Typen nicht, des Gemeinsamen haben sie weder äußerlich noch innt-r-
liefa Vieles , Ja sie stehn einander wenigstens mim Theil ho fem , dali es »cbwet
wird , anch nur gewisse Grnndzflge eines gemeiusAmeu Ideales aus ihnen zu erken-
nen , daß man rielmehr unter dem Eindrucke des einen oder de» sndKm dieser
verschiedenartigen Typen leieht in Gefahr geräth. IdealzOge ids we*rntlirh h
betrachten, welche dies nur in bedingtem Maß und wohl für gewisse WeeenüMil«*
und Auffassungen der Göttin, nicht a)>er fOr ihr (inmdwesen und für alle Anifas—
snngen derselben sind.
Und so kommt es, daß, wenn man dieser Gefahr entgehn und versuchen will,
das wirklich Gemeinsame und Grundlegende des Uemulerideales eusammenxnCwuo,
man sich in verhaltnißmäßig engen Grenzen halten muß and das Bild nicht eba
reich aaszustatten im Stande ist.
Mit Kora aber verhält sich die 8ache ganz ahnüHi, wie dies writeriiiu tfihtf
nachgewiesen werden anll.
Als Grundlage nun des Wesens der Ueineter halten so ziemlich alle äckrlA-
steller*) . welche iuch mit dem ktlnstlerimchen Ideale der Göttin befaßt haliea, <lei
Begriff der HOtterlichkeit hingestellt, welcher, wie E. Brunn*') richtig sifil'
den einen , sichern Beatandlheil des Namens Demeter bildet und welcher . WBi»
nicht ihren ganzen Mythus , so doch die bedeutendsten und entscheidendsten TImiI'
desselt>en durchdringt und beherrscht. ITnd ganz gewill kann es einen andsn
AnagangBpnnkt l'nr die Darstellung der k (In stierischen Gestaltung der G^Wi« nkkl
geben nnd es wird sehr darauf ankommen , die oberste Conseqaenz der 7'liaUu^
von Demeter» Mütterlichkeit auch hier in den Vordergrund zn stellen , mag «üestlb*
auch je nachdem die eine oder die andere Seite im Wesen der Göttin mehr W
Geltung gebrncht werden soll, mnnnigfacb modificirt erscheinen. Die oberste Cw-
sequenz aber von Demcters Mütterlichkeit ist fllr die bildende Kun«t ihr« Ualts-
nalität. das Festhalten am frauenhalten Alter und an Formen . welche Dbei die-
ses Aller keinen Zweifel Uhrig lassen. Malronnle Bildung ist nnn freilich lebo
S. 62) mit allem Nachdruck auch fUr Hera in Anepmcb genommen worden, in-
sofern diese nicht anders , denn als Gattin des Zens gedarhl werden kann ; iM^
für Hera wnrde alles specitisch Jungfräuliche und Madchenhafte abgtdchnt . «bfkirli
wir von Cnlten der Herabrant and des Heramltdcbens wissen , und t$ moB vu"
■) 0. Hailer, Handb. j 3AT. ]. 2, Fmierbich, Gesch. d«t grleth. PUnJk II 8. IM (*<
für bitomtle- offeDbar -imironolc Züge " lu lesen ist), E, Rrauii , (hlMb. Oduari. | 3H. T
»chnle iei KnrMtnirthol. S. lö, {S U, -15., Burkhard, Clceroni- I. Aufl. S. US «. J
b] QrlMb. OSltetl. i. t, 0.
3. DAS IDEAL DER DEMETER UND KO^A. 441
folgenden Erörtenmg vorbehalten bleiben , zu nntersaehen , welche Beiührnngsponkte
und Vei-schiedenheiten der beiden olympischen Matronen und der im Mythos und
in der bildenden Kunst allein bedeutenden zwei Zeusgattinnen göttlichen Ranges,
Hera und Demeter sich finden und feststellen lassen . Hier gilt es nur, vorweg
bestimmt auszusprechen , daß Demeter fast noch weniger als Hera jungfräulich oder
jBidekenhaft dargestellt werden konnte und daß, wo uns jungfräuliche oder mäd-
chenhafte Gestalten begegnen , welche durch echte Attribute oder sonstige unzwei-
deutige Merkmale dem demetrelfschen Kreise zugewiesen werden, diese, mit Aus-
nahme allerdings einer gewissen Reihe von Mttnztypen, auf welche weiterhin
(Cap. IV.) zurttckzukommen sein wird, entweder, wie das z. B. von der schönen
SUtoe in Neapel (Cap. V. 2. No. 9, Atlas Taf. XV. No. 26) gilt, Kora darstelleo
oder menschliche Individuen einer bestimmten , in der Portraitdarstellung nicht zu
verändernden Alterstufe angehn, welche, wie das gar nicht selten geschehn ist,
in» Coattim der Demeter oder Ceres — wenn nicht der Kora — dargestellt wor-
den sind. Daß diese Bemerkungen nicht überflüssig sind wird man zugeben, wenn
man liest, daß der sonst so fein urteilende Bnrckhard (a. a. 0.) in Beziehung auf
eine Statue in der Villa Borghese , auf deren Typus zurttckzukommen ist , schreibt :
»Ein späterer Typus (der Demeter) zeigt die Göttin ohne das Matronenhafte,
vielmehr mit dem süßesten Reiz eines schlank zu nennenden jungen Weibes ange-
tlian; nur die Ähren in der Hand deuten an, um wen es sich handelt. Dieser
Art ist die Statue in der Villa Borghese^). Ganz ungesucht und mühelos scheint
liier der Künstler das herrlichste denkbare Gewandmotiv als Ausdruck des edelsten
Lieibes und die stille, sinnende Schönheit eines Kopfes erreicht zu haben, der
zwischen Aphrodite und den Musen die Mitte hält. «
Die für Demeter prinzipiell zu fordernde Matronalität , welche sich nicht so-
wohl, wenigstens nicht durchgängig, in der Darstellung eines hohem Lebensalters
knadgiebt (denn dem widersprechen besonders manche der schon so eben erwähn-
ten schönen Köpfe auf Münzen) , als vielmehr in einer jungfräulichen und mädchen-
^ften Gestalten fremden Fülle der Formen des Busens, des Leibes, der Glieder
lad des Gesichtes, femer in einer von allen leichten, reizenden und koketten
Motiven entfemten Gewanduug, eignet nun nicht einer oder der andern kunstge-
B^chtlichen Entwickelungsstufe des Demeterideales, sondem ist thatsächlich allen
S^iiHinsam. Sie findet sich mit aller Entschiedenheit in der Demeter des östlichen
^^»Ikenongiebels (oben S. 422 f.) , in dem eleusinischen Relief (S. 427 f.) so gut
^ in den Statuen , welche den weiblichen Figuren dieses Reliefs entsprechen , der
^itolinischen (Cap. V. No. 5.) und der Albanischen (Cap. V. No. 20.) und end-
'^ » der knidischen Statue (Cap. V. No. 1.), also zunächst in den kunstge-
^ckttieh bedeutenden Monumenten , welche mehre der Hauptentwickelungsstadien
^^ Demeterideales in den maßgebenden attischen Schulen darstellen. Sie begeg-
^^^ uns aber wieder und immer wieder, je weiter der Weg durch die erhaltenen
^oaionente fortgesetzt wird und man darf also behaupten , daß das tiieoretisch Ge-
«) Gemeint ist die unten Cap. V. 2. Kort No. 5 besprochene Statue in der Camera di
^^none No. 4.
4Att
442
n. DIE ERHALTENEN UOKÜHENTB.
forderte nherall . ganz voreinzelte AuBDahmen der apätem Z«it») , beaonden
Betreff der Gewandung abgerechnet , thataftchlich bestätigt wird.
Ändert! verbitit es »io}i mit dem Typns der Kura. den nuui principiell e)>en
so entuciii^den jungfräulich, ja im VerhÄltniß znr Mutter mädchenhaft «11*^6-
prftgt erwarten sollte , wie denjenigen der Demeter matroiial , wenn hier nicht die
Hchon früher berührte selbständige Bedeutung Koras (als Despoinal in manchen
Cniten nnd, ganz abgeeehn von ihrer Stellung als ünlerweltskönigin Persephone.
ihre nahe Gesellung zu Demeter in anderen Culten . namentlich auch in den atti-
Hohen. auf eigen thümli che Weise modificirend eingewirkt hätte (vgl. auch oben
8. 127 und 429.). Nim sind ja leider, wie ans der Übersicht im vorigen Capitel
hervorgeht, die kunstgu schichtlieh maßgebenden Koradarstellnngen in viel zn ge-
ringer Zatil llberliofert , um uds zu einem Hichern Urteil über die Elntwickeloog
diese» Typits zu befähigen; allein wenigstens die Keime einer doppelten Bil-
dnngareihe dürfen wir doch wohl in der Gruppe aus dem Parthenongiebel einei^
seits und in dem eleusiniachen Relief andererseits zn erkennen glauben. Denn
wenn in diesem, wie schon oben (S. 427 ff.) bemerkt wurde, die Gestalten der
Mutter und der Tochter in Beziehung auf die dargestellt« Altersstufe nnd auf die
Kürperbildung so gut wie gar nicht unterschieden sind, so finden wir dagegen in
der Gruppe aus dem Parthonongiebel diese Unterscheidung vor. allein doch eben-
falls mehr nur angedeutet, ah durchgeführt und ganz gewiB nicht so scharf her—
voi^ehoben , wie man dies bei dem Gegensatze der Tochter gegen die Matter
erwarten sollt« nnd wie man sie z. B. bei dem Typns der Hebe gegenOber dem-
jenigen der Hera, wenn Kekulä'*) den erstem richtig erkannt nnd bestimmt hat.
findet.
Für die spätere Kunst dagegen ist eine bestimmte Herausbildung Ars
Mädchentypus der Kora gegenüber dem Matrouentypus der Demeter in ciwi
Anzahl von Monumenten, wie z. B. der schon erwähnten neapeler und der Borghr-
sischen Statue sowie in einigen Reliefen gewiß nicht /.u längnen. Nur darf mu
nicht vergessen, daß wir schwerlich im Stande sind, nachzuweisen, von wo miJ
von welcher Zeit die Ausprägung dieses Typus ausgegangen ist. wenngleich nui
sain Vorhandensein in der praxi teliischen Gruppe «Flora, Triptolemus, Ceres« aharn
mag. Und auch das darf man nicht Qberscbn , daß neben dem jugendlichen Kun-
tjTins ein anderer fortbestand , in welchem die Göttin den matroualen Formen ihrer
Mutler mehr oder weniger angenähert erscheint und daß eben deshalb whtin U
HUller (Handb. § ;t^7 Anm. lit mit Kecht gt^sagt hat, daß die Trennung der Ucmt^
ter nnd Kora in den Kilpfeu der Münzen (in vielen Filllen) schwierig aei. Sie ist
es in der That nicht blos in diesun , sondern noch in manchen anderen HonoiMt-
ten und zwar um so mehr, da auch die äußerlichen Merkmale in Attributen ni
Beiwerk vielfach keine Unterscheidungszeichen zwischen beiden Göttinnen »bgebM.
vielmehr unter ihnen so gut wie imteracheidungslos wechseln.
Wenn man nun. um auf Demeter zurOckznkommen und zugleieh slneB idMa
oben berQhrten Punkt näher zn prüfen, fragt, ob und in wiefern üoli die Tffn
1) So 1. B. dte Damater in 4em WuidgemUde 1
Wand«. No. Vi. Atl» Ttl. XIV- No. 9.
h) Heb«, betooden S. «1 ff., S. T^ ff,
I dw Cu> d«l Dkii^lo In P
3. DAS IDEAL DER DBMETEB UND KOSA. 443
der Demeter nnd der Hera unterscheiden lassen, so wird die Antwort aller-
dings nicht verneinend auszufallen haben, sie wird sich aber keineswegs als so
einfach herausstellen wie etwa derjenige glauben möchte, welcher Hera als die
ebenbürtige Zeusgemahlin und als stolze Himmelskönigin und Demeter als die Göt-
tin des Landbaus und der Ackerfruchtbarkeit auffassen wollte. Auf keinen Fall
kann man sich auf die Weise mit der Sache abfinden, wie es 0. Müller (Handb.
§ 357. 6.) zu thun versucht hat, wenn er sagt: »Demeter erscheint matronaler
und mütterlicher als Hera, der Ausdruck des Gesichtes, welches nach hinten das
Oberkleid oder ein Schleier verhüllt , ist weicher und milder ; die Gestalt erscheint,
in vollständig umhtUlender Kleidung, breiter und voller, wie es der Allmutter
{Tca[L[L-qxü}p , iraY^svireipa [?]) ziemt.« Ja es dürfte schwer zu sagen sein, an
welche Art von Monumenten Müller bei dieser allgemein gehaltenen Schilderung
gedacht haben mag, welche in einigen Zügen auf gewisse Darstellungen zutrifft,
während sie in ihrer Gesammtheit durch vielleicht kein einziges Monument gedeckt
wird. In doppelter Weise unzutreffend ist insbesondere die Hervorhebung des
Schleiers oder Schleiergewandes bei Demeter, da einerseits dies Kennzeichen sehr
vielen und sehr schönen Darstellungen der Demeter fehlt, während es sich ande-
rerseits bei nicht wenigen Bildern der Hera findet. Will man einen von der Klei-
dung oder dem Schmuck hergenommenen, also einigermaßen äußerlichen, immer-
hin aber künstlerisch wirksamen Unterschied zwischen beiden Göttinnen hervor-
heben, so wird man sagen dürfen, daß Demeter in keinem maßgebenden
Monumente mitderStephane ausgestattet erscheint ^^j , welche im Großen und
Ganzen genommen für Hera charakteristisch genannt werden darf, obgleich ja auch
Hera dieselbe nicht immer und obgleich nicht sie allein diesen Hauptschmuck trägt.
Im Übrigen wird man von der Aufstellung allgemeiner Unterscheidungsmerkmale
absehn müssen und vielmehr die unter einander merkbar verschiedenen Classen
von Heradarstellungen und die eben so wohl verschiedenen Classen von Demeter-
darstellungen mit einander zu vergleichen und von einander zu unterscheiden haben.
Und wenn sich dabei auch herausstellen wii*d, daß sich die Gestaltungen beider
Göttinnen auf fast keinem Punkte bis zur UnUnterscheidbarkeit berühren, so ist
ein solches Ergebniß doch ein weit anderes, als dasjenige, welches bisher in ein
paar principiell und allgemein giltig klingende und dennoch nur halbwegs gerecht-
fertigte Sätze zusammengefaßt worden ist.
Die relativ größte Verwandtschaft findet sich nicht zwischen allen, wohl
aber zwischen einigen sitzenden Gestalten der Hera und Demeter. Die Statue
von Eüiidos freilich würde Niemand, auch abgesehn von ihrem höchst charakteri-
stischen Kopf, ihrem ganzen Habitus und ihrer Gewandung nach mit Recht als
Hera erklären dürfen oder eine ähnliche Gestalt im Bilderkreise der Hera nach-
zuweisen im Stande sein , fraglich dagegen möchte erscheinen , ob man mehr , als
gelinde Mittel der Veränderung in Attributen und Schmuck nöthig hätte , um Hera-
figoren wie die der späteren Reliefe und Wandgemälde aufTaf. IX. No. 30 — 32,
Taf. X. No. 25 und 26 des Atlas in Demeterfiguren oder eine Demeter wie die in
dem schon genannten Gemälde aus der Casa del naviglio, Atlas Taf. XIV. No. 9.
oder wie diejenige in dem Sarkophag von Wiltonhouse Atlas Taf. XVI. No. 3.
in eine Hera umzuwandeln oder hinflberzuftlhren , um von der Gestaltung beider
Göttinnen in Vasenbildem ganz zu schweigen. . Eben deswegen wird sich auch bei
444
11. DIE EBHAI.TENKN MOKÜMEKTE.
einzelnen Statnen. wie z. R. bei der schon oben 8. 110 f. in diesem SiniU
sproobenen ehemal» Rondaninischen , jetzt verschollenen, nicht mit voller Sicher-
heit entacheideo lassen, ob sie die eine oder die andere Göttin darstellen. D«ge-
gen sind die Verschiedenheiten 2wi»chen den aämmtliehen ClaBBen der stehenden
Hera- nnd Demeterfiguren in der Art cnnslant nnd durcb^rreifend , daß ihrer nicht
eine einzige eich als ftlr beide Göttinnen premeinsam aachwi^iDcn läßt, eine Be-
hauptnng , welche sich hier ohne den EritrteniDgen nnd Nacbweisiingen der fol-
genden Capitel vorzugreifen allerdings nicht erbftrten. »ondem nur ausaprecfaeD
lißt. Damit sotl nun freilich nicht gesagt sein, daß gewisse Heragestalten , wie
I. B. der frauenhaft atille Typus der Statue Atlas Taf. X. No. 35 oder des R»-
liefs daselbst No. 23 an sich ungeeignet sein würden, Demeter darzustellen, daß
alBO ein schlechthin prinzipieller Üoterschied nwischen jeder Bildung der eiuen oder
der andern Göttin stAttfinde ; aber es wird doch acfawerücb mehr als dieser eise
Typus der Hera auch für Demeter und kaum irgend ein nachweisbarer Üemeter-
typna mit Ausnahme etwa dessen der Albanischen Statue Atlas Taf. XIV. No. II.
für Hera passend erscheinen, und zwar auch dieser nur deshalb, weil er, wia
jener Heratypns, Nichts als schlichte Matronalit&t zur AnNcbannng bringt. Die
anderen Gestaltungen der Hera wie der Demeter vertreten dagegen so specifi»ebr
Seiten im Weaeu der einen und der andern Göttin, daß es nicht Zufall genaant
werden kann . wenn die Kundt in der Bildung heider Göttinnen &ich nirgendwo
begegnet ist. Dnd zwar veranscb-anlicben uns. wahrend wir in den verschiedeiei
Olassen der Herafiguren bald die <ilympische Königin . bald die ehesegnende Tekii
und bald die stille, ernste Schutzgöttin der Matronen erkennen mögen, die Dtr-
stellungen der Demeter in Sl&tuen , denen andere Gattungen von KanstwerkH
m. 4. w. entsprechen oder sich anreihen . so weit nicht eine bestimmte Hudloif
and eine durch diese bedingte Situation in Frage kommt . einmal In bald iB«hi
großartiger nnd feierlicher, hieratischer, bald mehr anmathiger Entwickelnng dii*
große Göttin der Mysterien, sodann die erhabene, aber milde Spendt-
rin des Segens und der Nahrung, drittens die er nate. aber nicht tTaneni(
Matrone, welche man als die Stifterin des Ackerbaues. Tielleiebl •!>
Tbesmophoros fassen kann. In diesen Typen, welche ihres Ortes im EinEelsM
nachgewiesen und behandelt werden aollen, durfte das künstlerische Ideal dct
Demeter . sofern die ganne Gestalt in liede steht und es sich nicht tun Uodifi-
cationen nach einzelnen Culten und Beinamen . sondern nm die aus der poetiKiWB
Nation alvorste Hang abgezogene Gestaltung handelt, gegeben sein.
Wenn nun dieses Ideal kein einheitliches ist, wenn sieh vielmehr in dM p-
numlen Typen das Wesen der Demeter nach seinen verschiedenen Seilen gki«^
B«ID auseinanderlegt, so versteht es sich wohl von selbst, daß uneli von eii«i
einheitlichen Ideal in der Gestaltung des Kopfe» der Göttin k>>i'
Rede sein kann. Es sind freiLch nicht die den genanntun Typ«Bchusei (!b1-
sprechenden Köpfe überall erhalten . auch keineswegs alle erlialtenei) . aofem n«
zu den Statuen gehören . von künstlerischer Uedeutung . der künstlerisch wabfii''
bedeutenden statuarischen Demeterköpfe ist vielmehr eine sehr geringe Zahl Al«^
auch sie vertreten kein einheitliches Ideal , vielmehr muß unter ihnen viir •Ik"
Dingen ein kunstgeschichtlieh älterer und ein jüugoror Typus nntoTsckieJ«
3. DAS IDEAL DEB DEMETER UND KORA. 445
werden y jet^ßi in erster Linie vertreteii durch den Kopf der capitolinischen,
dieser ganz besonders durch denjenigen der knidischen Statne^^j.
80 sehr aber auch diese beiden höchst vortrefiflichen Statnenköpfe im Vorder-
gründe des Interesses stehn mögen, so wenig darf man sich auf sie beschränken,
wenn es gilt, sich über das Demeterideal in seinen allgemeineren und in den be-
sonderen Zügen setner Varianten Rechenschaft zu geben , vielmehr muß eine mög-
lickst breite, aber auch eine möglichst feste Basis der Beui-teilung in den erhal-
tenen Monumenten gesucht werden. Daß aus diesen eben deswegen zunächst alle
sweifelhafken auszusondern sind, versteht sich so von selbst, daß es nicht aus-
gesprochen zu werden brauchte, wenn es sich nicht darum handelte, wenigstens
summarisch die unsicheren, also nicht zu berücksichtigenden Denkmäler zu be-
zeichneii. Als solche aber haben nicht nur die allermeisten Statuenköpfe zu gel-
ten , weil dieselben , abgesehn von den nicht sicher bekannten ^) , zum größten
Tlieil entweder modern^) oder als modern verdächtig, oder weil sie unbedeutend
oder porträthaft ^) sind, oder weil ihre Zugehörigkeit zu den Statuen, welche sie
tragen , zweifelhaft ist®] ; sondern es muß auch eine beträchtliche Zahl der Köpfe
auf den Mfinzen hier ausgesondert werden , weil es , wie schon erwähnt , vielfach
schwer, ja unmöglich ist, dieselben in sicherer Weise von Koraköpfen zu unter-
seheiden.
Der Apparat, mit welchem man zu arbeiten hat, um ein möglichst allgemein
gütiges Urteil über das Ideal des Demeterkopfes zu gewinnen, würde der Haupt-
Mehe naeh dieses sein. Erstens von Statuenköpfen derjenige der capitolini-
«lieii Statue^) unter Vergleichung der nächsten Verwandten derselben, d. h. der
großen Statue in der Rotunde des Vatican ^) und der Statue im Giardino Boboli ^) ,
femer der Kopf der Statue in der Villa Albani ') und drittens derjenige der Statue
▼on KnidoB^). Daneben sind die Köpfe der Demetergestalten einiger Reliefe,
so namentlich des eleusinischen und der beiden pariser^) zu berücksichtigen, mit
welclien sich die überwiegend hieratisch gehaltenen einiger der besseren Terra-
kotten™) vergleichen lassen. Weiter kommt eine Anzahl schöner und in ihrer
Bedeutung nicht zweifelhafter Münzen in Frage , welche ihres Ortes namhaft ge-
inacht werden sollen, und endlich werden einige Wandgemälde zu vergleichen
^in, obwohl deren heutiger Zustand ein sicheres und eindringliches Urteil er-
i) S. Atlas Taf. XIV N. 13 und No. 14.
b) So derjenige der sichern Statue Torlonia bei Clarac, Mus. de sculpt. 430. 776.
c) So derjenige der sichern münchener Statue bei Clarac a. a. 0. 434. 789, der florentiner
^ den Urfltien No. 187 (vgl. Dütschke , Ant. Bildwerke in Oberitalien U. S. 36 zu No. 72.),
^ P»nmi»»clieD das. 438 C. 776 A (Atlas Taf. XIV. No. 24).
d) So deijenige der sichern tunisischen Statue Atlas Taf. XJV. No. 23. der vaticanischen
*>ei Clarac a. a. O. 424. 757.
e)'So bei der vaticanischen Statue b. Clarac a. a. 0. 431. 778.
f) Atlas Taf. XIV. No. IH und 20.
1) Atlas Taf. XIV. No. 22.
h) Dütschke, Ant. Bildwerke in Oberitalien 11. S. 36 No. 72, in Photogra{>hie vorliegend.
i) Atlas Taf. XIV. No. 11.
k) AtUs Taf. XIV. No. 14 und 19.
1) Atias Taf. XIV. No. 8 , No. 2 und No. 5.
m) S. nnten Gap. V. Terracotten , besonders unter e.
4M
Ziki,
Dw i[««r< I<eai bb fsftt ii« &«ttia ia ihrca Terkiltiifi in
4ai jtar^r« I4eal. eiBi l<iwifri> &^ j^iffirrhr ^tiiBr. »«kjeetirere Be-
ve^BB^ i« 4eB Geattke 4er Deaeter k«t«Bt. Ikm^emiä tt§gi derKtpf
vekk» ia 4em Ha^ts^tm EcfrtfCBtrHdBB £eH» lyp». dfem eln«»-
kei 40 opiieiäüickcB cmmt 4n Aaniiik rskirea akcr 4»iTfcfn mildei
Ersitei. v«kk«r bd 4a- runüickeB Scatoe wgir k» la cnen Aaflige foi
Fir— dfirktfeit kiaibefffeftkn in. 4«- eatMkie^ewr iv Gdnng koauMB wtlide,
wtmm der Kopf veai^er ^arr aaf 4eB Habit iiiaüi »i & siafte Xeigug dM-
jewrc« 4a' capitoizais^kea Scatae kcälfie. Ämf iätstm Aaüiiatk wl4eB od nr
Freaa41j^keit kiaaeirea4^a Eiasi» Ls4 t>€tmhmr 4a» «aisckei4ea4e Gewicht a
kfca. 4'«a ia ihm tritt dk- ideale AUskkt de» Eiiada» aai klarstea zu Ti^,
ia Om kt zarlekk . veaa aark ia sekr feiaer Weüe . 4er üaterstkied des Dea»-
terideales roa deai der Heia aas^e^ppwk^a. Verstärkt wird dieser Uatencbied
dmck die bei eat^ekiedea aatroaalea Forsea. eiaem Demlick laagei, aber
FoUea Oial de» Crer^iektei. ADl^ea Waa^ea aad iaaf^raadeteia Kiaa, entsdiie-
dea kerrortreteade Sekliektkeit der jraaxea Ersekeiaaa^. welebebeidM
[seoaBatea Stataea aad bei da fiel veai^a £ck$Bea ioieatiaer im Weseiitliekfli
dieselbe ist. Den Haare feklt der Scksaek Toa Stepkaae oder Ampyx,
aar eia gaaz scbaiales Baad . vekkes xom Hattea da OpistkospkeadoiM nSdiig i^
begt kiata des Tordera . ztealick stark gevelltea Tkeile . wikread der SeMd
eiafaek glatt gestriehea aad das Haar kiatea ia eiae Ueiae Haabe xosammeig»'
faßt ist. eiae GesanuntaBordavag. veleke sick bei keiaem eiazigen Herakopfe vie-
derkolt oad velehe dieser gegeatber etwas aasge^prockea Eiafaekes, man mllckte
sagea Hloslicbes oad gewiß beabsiektigt weaiger Voraebmes oad PricbtigM hat.
Dies gilt nieht oiinder ron dem im Übrigen ziemlicb abweicbead gestalteten Kopfe
der Albani'sckea Sutne Atla« Taf. XIY. No. 1 1 . welcker gaaz mit einer m^
anliegenden Hanbe Kekrrpbalos bedeckt ist. ans welcber nur an den Sehttte
einige, ziemlicb krause Haare hervortreten. Und ziemlicb dasselbe wird miDSMk
Yon dem jfingem Ideal in der knidi sehen Statne sagen dürfen . wenn man Omi
yerschleierten Kopf mit verschleierten Heraköpfen vergleickt. bei denen die Stq^mBr
welche dem Demeterkopfe fehlt . anck den Schleier mehr wie ein Sckmnefatlet
als wie eine VerhoUang wirken ULßt. Man wird hiemach schwerlich irren, witf
man diese Schlichtheit, man kann sagen Anspruchslosigkeit als einen charak-
teristischen Zug im Demeterideal betrachtet, und zwar als einen im We-
sen der Göttin tief begründeten und wird sich daher nicht zu wundem habeit
ihn in den Reliefen , so verschieden sie unter einander sein mögen . in einer p^
Anzahl von Münzen, namentlich den unter No. 1 — 12. 15 und 16 der VH.
Mttnztafel abgebildeten und endlich in nicht ganz wenigen Vasenbildeni wi^de^
zufinden. Viel schwerer wird man sich darüber Rechenschafit geben können, wim»
^^ nicht allen Erscheinungen der Göttin gemeinsam ist , namentlich wanun er n
3. DAS IDEAL DEB DEMETER UND KORA 447
OTwiegend den meisten an sich so schönen Köpfen auf Mtinzen (s. No. 13 — 35
d 37 der VII. Mttnztafel) einem m. o. w. zierlichen oder stattlichen Anfpntz
ikt Mos in der Haaranordnnng und mit dem Ährenkranze, sondern anch mit
nrringen nnd Halsbändern Platz gemacht hat. Aber freilich ist dies nicht die
ixige Frage , weiche den Münzköpfen gegonflber unbeantwortet bleibt , das größere
;tli8el ist , wie es zugegangen , daß die Mehrzahl derselben auch von der Matro-
lität der Demeter gar so wenig bewahrt hat, welche doch nicht nur eine theo-
äscbe Forderung, sondern in der überwiegenden Mehrzahl der Monumente aller
deren Kunstgattungen eine unbestreitbare Thatsache ist. Wenn außer den Mttnz-
pfen die Terracottastatuetten der Demeter, diese aber unter Wahrung der
itronalität, von der Schlichtheit der Erscheinung in Statuen und Reliefen ab-
ziehen und eine wenigstens in einzelnen Fällen ^) sehr stattliche Figur bie-
n , so wird man dies weniger daraus ableiten dürfen , daß es sich hier um Kunst-
nrke eines untergeordneten Ranges handelt, in denen feinere Züge des Ideales
eht recht erfaßt sind, als vielmehr es daraus zu erklären haben, daß einerseits
e Terracotten ganz besonders die große Mysteriengöttin veranschaulichen
oUen, welche, was die Gesammtgestalt anlangt, auch in Marmorstatuen
eittus erhabener und großartiger erscheint, als der bisher besprochene Typus ^j
id daß der mächtige Kala t hos, mit welchem das Haupt der Demeter in mehren
emcotten bedeckt ist, schon an und für sich dem ganzen Bild etwas Feierliches
id Prächtiges giebt, welches auf die Haltung der Figur und namentlich auf die
ttdimg des Kopfes zurückwirkt.
Auch bei dem Jüngern, in erster Reihe durch den Kopf der knidischen
tstoe vertretenen Ideale fUllt das Hauptgewicht auf den Ausdruck, obgleich
Bek die Formen für die mütterliche Göttin in hohem Grade charakteristisch sind.
^Ausdruck aber, weicher den Kopf der knidischen Statue^) sehr bestimmt
OB dem altern Ideaitypus scheidet und der sich weiterhin bei keiner ein-
igiMi Göttin wiederfindet, ist ein so ausgesprochen schmerzlicher, daß
ttn in der That sagen kann, diese Demeter werde oltzo t% aop-cpopa; erkannt.
Yvr daß dieser Schmerz nicht etwa auf ein gegenwärtiges Leiden hinweist
(der als ob er etwas Erregtes und Leidenschaftliches hätte ; dies ist so wenig der
Ul, daß er sich vielmehr mit einem milden Ernst verbindet, in welchem man
ii Band zwischen diesem jungem und dem altem Typus erkennen könnte. Wie
ii Hauch von Wehmuth liegt er auf dem ganzen schönen Antlitz; die leise
landen Lippen des sehr bestimmt gezeichneten Mundes und der etwas erhobene
Bek der ganz eigen thümlich schwärmerischen Augen, welcher wie suchend
> inbestimmte Ferne hinaus geht , sind die einer Frau und Mutter , welche eine
He, nie heilende Wunde durch den Verlust eines geliebten Kindes still im Her-
tt trägt, eine Trauer, welche sie nicht zeigen will und zu verbergen
•eh nicht im Stande ist.
Dies aber ist in dem schönen Kunstwerke von einem großen Meister mit einer
t) So besonders in der eleusinischeii Figur, abgeb. Archaeolog. Zeitung von 1864. Taf. 191.
b) Vergl. Cap. V. Dritte Classe, besonders die beiden ersten Nummern,
t) Yergl. dessen fein eingehende Analyse in dem Aufsatze Brunns in den Transact. of the
•odetf of Uteratare Vol. XJ. new series p. 7 sq.
448 II. WE EBHALTEKEN MOMÜMXIÜTE.
solchen Feinheit gegeben , daß man Gleiches oder Ähnliches nalOriieh so leidil in
anderen Denkmälern nicht wiederfinden wird; daß aber diese stille Traurigkeit
dennoch nicht dem knidischen Kopf allein eigen ist , sondern daß sie als ein allge-
meinerer Zug im Demeterideale der jungem Zeit gelten darf, wird dadurch bewie-
sen, daß er sich in wenigstens einer Andeutung in dem schönen Kopfe der
delphischen Mttnze (Mttnztafel VII. No. 9) , gesteigert in demjenigen der teges-
tischen Mttnze (das. 15) und in dem Kopfe des Wandgemäldes ans der casa del
questore (Atlas Taf. XIV. No. lOj wiederfindet.
Eine gute Strecke weiter können wir gewisse formale Eigenthttmliek-
keiten des Kopfes der knidischen Statue durch andere Monumente verfolgen. Di£
die verschleierten Demeterköpfe der Mttnzen (No. t — 12), besonders die entoD
beiden (Faros und Byzanz) , dann No. 4, 5, 9, 10 und 12 (von Petelia, Apliro-
disias , Delphi , Leontini und Korinthj eine allgemeine Ähnlichkeit mit dem Ststoei-
köpfe haben, wird man nicht verkennen, No. 1 — 3 und No. 9 insbesondere lei-
gen aber auch die weichen Formen der Wangen und das fällig gerundete Km
welche den Formencharakter des knidischen Kopfes besonders bestummen, dessen
wenig gewelltes , das Licht in gleichmäßig milden Reflexen zurückwerfendes Haar
außerdem , entschieden wie blond wirkend, der ATj^irj-n^p Eavih^ oder der flava Cens
entsprechend gearbeitet ist.
Wenn es schwer ist, über das Demeterideal allgemeiner Giltiges und Zutie^
fendes zu sagen , das weder nur aus theoretischen Forderungen abgezogen naA
ausschließlich an einzelne Monumente angeknüpft ist, so wird dies bei dem Ideale
der Kora, so wie unsere monumentale Überlieferung bisher beschaffen ist, fas^
zur Unmöglichkeit. Denn Alles , was wir an sicheren Koramonumenten besitzeB-
beschränkt sich , da die Sarkophage , welche ihren Raub darstellen, hier so wessS
wie bei Demeter in Betracht kommen und da die Terracotten und die Vasenbüd^
uns bei der Forschung nach dem Idealtypus der Göttin auch nicht eben viel lehret
können, außer den Münzen mit ihrem, zum Theil inschriftlich gesicherten Kopf^
(Münztafel Vll. No. HS — 51) hauptsächlich auf zwei ganz, auch mit dem K<^J^*
erhaltene Marmorstatuen, einerseits die von Knidos (Atlas Taf. XV. No. 29/*
welche einen streng hieratischen Typus zeigt, und andererseits die das Ideal
ungleich freierer Weise wiedergebende neapeler (Atlas Taf. XV. No. 26.) und
die beiden aus Eleusis stammenden Reliefe, das in der Hadriansstoa in
und das in Eleusis bewahrte (Atlas Taf. XTV. No. 6 und 4) und die im
befindlichen (Atlas Taf. XIV. No. 2 und 3). Und diese wenigen Monumente
uns Nichts weniger, als ein einheitliches Koraideal, vielmehr die
früher berührten zwei bestimmt getrennten Typen, den mehr matronal
der von demjenigen der Demeter prinzipiell gar nicht getrennt werden kann und i^*
eben die beiden Reliefe Atlas a. a. 0. 8 und 2 neben den Mttnzen , und zwar ge
den g:esichertsten (No. 38 und 89 des Agathokles mit der Beischrift KOPAZ und
ganz ähnlichen No. 40 — 44 sowie den kyzikeischen No. 48 — 51 mit den B^sc
ten KOPH inTElPA und znTElPA allein) vertreten, und einen mädchenhaften,
eher uns in erfreulichster Weise in Kopf und Körper der neapeler Statue en^^
tritt und sieh was den Körper anlangt in einigen anderen Statuen, wie der Bo
sischen, von der schon oben die Rede war, und den übrigen Reliefen MriederhoJt^
und wanim beide Typen ihre Berechtigung haben , ist schon im Verlaufe di-
4. DEMETEB^ VVD KOBAKÖPFE AUF BCÜNZEN UND TN GESCHNITTENEN STEINEN. 448
cfatnngeii erörtert worden und soll hier nicht wiederholt werden; es kann aber,
d anch bereits erwähnt worden ist, kaum einem Zweifel nnterliegen, daß, ob-
•U in dem ältesten der auf uns gekommenen Monumente , in der Gruppe aus dem
rthenongiebel sich eine feine Unterscheidung zwischen der Mutter und der Tech-
' findet, die Differenzirung einer specifisch mädchenhaften Kora von der matro-
len Demeter der Hauptsache nach der jungem Periode der Kunst angehört, wie
nn die neapeler Kora recht wohl dazu angethan ist, ein Gegenbild zu der kni-
Mshen Demeter abzugeben. Vielleicht ist es auch nicht Zufall zu nennen, daß
den beiden eleusinischen Reliefen, wo die Göttinnen gemeinsam handeln oder
«leinsam ein Opfer empfangen, wo es also auf ihr Verhältniß zu einander we-
ger ankommt , sie viehnehr als tw beco erscheinen , ihre Unterscheidung auch am
enigsten durchgeführt ist. Daß dagegen in den Münzköpfen der mädchenhafte
iorafypus gar so wenig hervortritt, von dem man doch nur etwa in No. 46 — 48
r<m Elaea, Sicilien und Kyzikos) reden kann, ist eben so schwer zu erklären
ie die geringe Betonung der Matronalität der Demeter in der überwiegenden Mehr-
ihl der Münzen.
Von den einzelnen Statuenköpfen soll , da Einzelbüsten der Demeter und Kora
lieht vorhanden sind*), im V. Capitel bei Gelegenheit der Statuen, zu welchen
n gehören , gesprochen werden.
VIERTES CAPn^EL.
Demeter- und Eoraköpfe auf Münzen und in geaohnittenen Steinen.
1. Münzen.
(Hierzu die Münztafel VU.)
A. Demeter.
- No. ]. Faros. Arg. Rvs. _ . _, über einem nach rechts gewendeten Ziegenbock. Im-
Tjek PAPI
•''^ Sammlung b). ünedirt.
^^- 2. Byzanz. Arg. Rvs. Poseidon MünzUfel VI. No. 17. Gleiche Sammlung. Mlon-
^Ppi- H. 239. 201.
^^' 3. Ebendaher. Arg. Rvs. ÄhnUch, Gleiche Samml. Mlonnet a. a. 0. No. 204 (?).
^o. 4^ Petelia. Ae. Rvs. Zeus blitzwerfend Bd. II. MünztAfel II. No. 22. Gleiche
• *«onn«t, Suppl. I. 347. 1002.
H ^^
^^- ^- Aphrodisias-Plarasa. Arg. Rvs. nAARAIEON KAI AOPOAIZIEQN T — ZH
••^ ^Uti. Gleiche Samml. Vergl. Mionnet, Descript. III. 321. 101—5.
^^^iden Demeterköpfe: 1) aus Lerna im Gymnasium von Nauplia, besprochen von Bur-
. *^^log. Zeitung von 1855 Anz. S. 57* und 2) aus ApoUonia in Epirus im Lonvre, be-
^^ ^l^ ^^f Revue critique von 1873 p. 28ü sind zur Zeit noch nicht näher bekanntes).
la einer Anzahl von Exemplaren mit allerlei sachlich nicht erheblichen Varianten
»)Ue^
450 n. DIB EBHALTEimr MOHÜlOaiTB.
No. 6. Thebao Thettalifte. Aig. Bt0. GHBAIDN. PiotadlMt wm Sdiff tai
liAnd gafprongeD , andringend. Gleiche Samnü. Mionnet , Sappl. III. 528. 150 iq.
No. 7. Metepontnm. Aig. I>i4raehmon. Rts. METAPONT. ihre. 0klflke Smd.
CereUi tab. CUI. 66.
No. 8. Perlnthns. Ae. Rvs. TTEPINeiQN. Demeter aelirelteiid ndt iwtt FmMi.
Olelebe Samml. Mionnet, Deteript. I. 401. 258.
No. 9. Delphi. Ar«. Didrachmon. Bvs. AM^IKTIO. ApoUon aitiead. Brit. Mhmo.
Mionnet, Deicript. U. 96. 21»).
No. 10. Leontini. Ae. Bvs. AEONTINQN. Yerachleieite Fran mit Ihren udSeef-
ter. Imhoofsche Samml. Torremnzia. N. 8. tav. XLI. 16 nnd 17.
No. 11. Pari um. Electr. Bts. Bekrincter Dreifdfl in einem Qnadrat. OMche SomL
Mionnet, Deeeript. VI. 625. 91.
No. 12. Gorinthas. Arg. Bva. 9. Voidertheil des Pegaaoe. Gleiche SemmL Umirt.
6. No. 13. Metapontnm. Arg. Didrachmon. Bvs. META. Ähre, eine Mens nS km
Blatte, ^. Gleiche Samml. GareUi Uv. GLU. 70b).
No. 14. Ebendaher. Arg. Didrachmon. Bvs. META. Ähre. ITPO ond Helm. SmmL
des Herzogs t. Ltiynes. Nicht bei GareUi.
No. 15. Tegea. Ae. Bvs. TEPEATAN. s. Denkm. d. a. Knnst I. No. 237 laddi-
selbst Wieselers Text. Imhofsche Samml. Mionnet, Siippl. IV. 293. 116.
No. 16. Cyzious. Electr. Doppelstater. Bvs. Viergetheilter Einschlag. Samml. d«iBch
zogs V. Luynes. Bevne numismat. 1856 pl. II. 9.
No. 17. Metapontnm. Arg. Hemidrachme. Bvs. META. Zwei Ähren, kleiiie Kicn-
faekel. Imhoofsche Samml. Garelli Uv. GLII. 91.
No. 18. Ebendaher. Arg. Didrachmon. META. Ähre. APXIN und Seekiebs. Uum
in Turin. Ähnl. Garelli GLU. 74 sqq. , aber ohne die Beischrift AAMATHP znm KofA te
Göttin«).
No. 19. Arpi Apuliae. Arg. Didrachmon. Bvs. AAIOY. Freies Pferd nach liib
springend. Imhoofsche Sammlung. Garelli tav. XG. 1 — 3.
No. 20. Punisch-siciliscb. An. (Kora?) Bvs. Bechtshin stehendes Pferd, mfta
drei Pnnkte. — Gleiche Samml. Müller, Nnm. de Tanc. Afr. II. 84. 45.
No. 21. Desgleichen. Electr. (Kora?) Bvs. Bechtshin stehendes Pferd, dai4berdcr
Uraeus. — Gleiche Samml. MfjÜer a. a. 0. 85. 65 <i).
No. 22. Syracusae. Arg. Didrachmon. Rvs. Zeus s. Bd. II. MOnztafel IT. No. ^
Samml. des Herzogs v. Luynes. Head, Num. cbronicle N. S. XIV. pl. 13. No. 8.
No. 23. Ebendaher. Arg. Tetradrachmon. Kvs. Sprengende Quadriga, Ähre im Ab-
schnitt. Gleiche iSaniml. Head a. a. O. pl. Y. 4.
No. 24. Ebendaher. Arg. Tetradrachme des Stempolschneiders ^PYFIAAOZ. Rv». i^P****
gende Quadriga. .Münzsaniml. In München. Streber, Die syracosan. Stempelschneider. PliOf^
los, Sosion und Eumeuos No. 3«).
No. 25. Ebendaher. Arg. Tetradrachmon des Stempelschneiders EYM[7)vo;]. R^- ^
gleichen. Imhoofsche Samml. S. R. Rochette, Lettre au duc de Luynes pl. II. \^^).
No. 20. IJicetas. Au. (Kora?) Rvs. ETTI IKETA. Riga nach rechts mit Nike, dtfib*
ein Stern. Gleiche Samml. xMionnet, Descript. I. 333. 56. 19, Suppl. I. 456. 87 sq.'j.
No. 27. Pheneos. Arg. Didrachmon. (Kora?) Rvs. 4>ENEQN. APKAZ. Hermes *•
kleinen Arkas tragend. Mus. Nazionale in Neapel No. 7574. Mionnet, Descript. II. 252. M.
a) Abgeb. das. pl. 72. No. 5, Denkm. d. a. Kunst II. No. 93 und 134. b.
bj Auch bei Mionnet, Planches 64. 6 und Denkm. d. a. Kunst I. 193.
c) Außer den hier mitgetheilten noch eine Reihe nicht wesentlich abweichender VAritf***
s. Garelli tab. GLII.
d) Daneben noch eine ganze Anzahl in den Hauptsachen fibereinstimmende Variaotes.
e) Abhh. d. münch. Akad. 1. Gl. Rd. X.
f) Außerdem noch eine Reihe anderer, in den Hauptsachen nicht wesentlich th^oty^
Varianten.
g) Vergl. Head a. a. 0. pl. X. 1. 2.
4 . DEHKTER- UND KORAKÖPFE AUF MÜNZEN UND IN GESCHNITTENEN STEINEN. 151
No. 28. Syrus. Arg. Rvs. ©EON KABEIPON ZYPION. Zwei Kabireii , Monogranim
Inihoorsche Samml. Mionnet, Suppl. IV. 404. 279.
No. 29. Messen ia. Arg. Rvs. MEZIANION. Zeus blitzschleudernd mit dem Adler
auf der linken Hand rechtshin. British Museum. Unedirt.
No. 30. Metapontum. Arg. Didrachmon. Rvs. META. .\hre. Imhoofsche Samm-
lung. Carelli tab. CLII. 65.
No. 31. Ebendaher. Arg. Didrachmon. META. Ähre. A0A. Stierkopf. Gleiche
Sammlung. Ähnlich Carelli a. a. 0. 67.
No. 32 und 33. Boeotia. Arg. Rvs. Poseidon MQnzUfel VI. No. 8. (ileiche Samml.
Mionuet, Suppl. III. 505. 25.
No. 34. Thelpusa. Arg. Demeter Erinys. Rvs. = Münztafcl VI. No. 26. Gleiche
Sammlung.
No. 35. Herrn ione. Arg. Rvs. EP im Ährenkränze. Münzsammlung in Athen.
No. 36. Ebendaher. Arg. Demeter Chthonia. Rvs. ^ im Ährenkranze. Imhoof-
sche Samoilung. Mionnct, Descript. 111. 36. 29 (irrig Eresos zugcthcilt).
No. 37. Olbia. Ao. Rvs. OABIO. Kniender Bogenschütze und .Magistratsname. Gleiche
Siammlung. S. Stephan!, Compte-rendu etc. pour Tannec 1865 S. \\). Anm. 2.
B. Kora.
No. 38 und 39. Agathokles. Arg. Rvs. AfAeOKAElOZ (ArAGOKAEOI). Nike
ein Tropaeon aufrichtend. Gleiche Samml. Mionnct, Descript. I. 332. 4S et 49 (^).
No. 40 und 41. Pyrrhos. Arg. Rvs. BAIIAEni HYPPOV. Kampfende Pallas nach
liiiis, im Felde, 40. Füllhorn und Blitz, 4 1 . Stern und Blitz. Gleiche Samml. Mionnet, Descript.
n. 64. 16»»).
No. 42. Metapontum. Arg. Rvs. MET. Ähre. Gleiche Samml. Carelli tab. CLII. 88 <-).
No. 43. Syracusae. Arg. Tridrachmon. Rvs. Biga von Nike bekränzt. Gleiche Samm-
'ü'»^. Torremu zza a. a. 0. tav. LXXIV. 5.
No. 44. Hicron 11. Arg. Drachme Rvs. Gleiche Sammlung. Torremuzza a. a. 0.
Uv. XCVIII. 1.
No. 45. Faros. Arg. Rvs. TTAPI. ANTIA in einem Ephoukranzo. Gleiche Sammlung.
Ähnlich Mionnot, Descript. II. 573. 374.
No. 46. Elaea Aeolidis. Ae. Rvs. EAAITON. EFNATIOI. Schreitende Pallas.
Gleiche Samml. Mionnet, Descript. 111. 16. 90.
No. 47. Punisch-sicilisch. Electr. Uvs. Gleiche Samml. Muller a.a.O. 84. 48.
No. 48. Cyzicus. Ae. Rvs. KYZIKHNnN NEOK. Aufgerirhtete Schlange. Gleiche
Stinuilung. Mioniiet, Descript. II. 530. \)ü^).
No. 49. Ebendaher. Arg. Rvs. KYZI. Löwenkopf, Beizeichen: Stern. Gleiche Samm-
lung. Mionnct, Suppl. V. 307. 146.
No. 50. Ebendaher. Arg. Rvs. KYZI. Apollon sitzend. Gleiche Samml. .Miunnet,
^«ppl. a. a. 0. No. I4H. 149.
No. 51. Ebendaher. Arg. Rvs. KYZI KHNQN. Lüwenkopf nach link:«, darüber Thun-
\ ftacb, hinten Kantharos. British Museum. Ähnlich Mionnet, Snppl. V. 307. 147.
Diu hier aus einer weit größern Anzahl als die schönsten und interessantesten
'»^ewäblteu Münzen sind ohne Kücksieht auf ihre Prägestätteu nach Maßgabe
•urer Typenverwandtschaft so geordnet, daß ihre Zusanimensteüung ohne Weiteres
• _
*^'ne Reibe bemerkensweiiher Thatsachen vor die Augen führt, auf welche hier
unr mit wenisrcn Worten hingewiesen zu werden braucht.
*J Ab^eb. Denkm. d. a. Kunst I. No. 259.
h Ab|;eb. Denkm. d. a. Kunst I. No. 2()0.
^) Vergi, R. Rochette, Lettre au duc de Luynes pl. IV. 34/35.
**) Ve^ Denkm. d. a. Kunst II. No. 101.
454
U. um KRIIAT.TKNKN MftNtIMKI
möcbte sie , ohne ihr Auffallendes zu verlieren , sich aus der Vorliebe tür
an und filr sich iind {janz abgoselin von seiner Bedeutung ao schönen und geOllUgea
Typus erklären lassen, der. kunäfgescliichtlich nach und nach zu seiner gwiMl
Schfiiiheit entwickelt, festgehalten und verwendet wurde, wenngleich er fbr Deme-
ter nicht eigentlich dur paHaimdste und auch fär Kora, falls man diese zu erken-
nen vorzieht , wonigsteus kein specifischer war. Auffallend ist die Ersi-heinang
um 80 mehr, als neben diesem Typus in Syrakus wlbst ein freilieh verwandter.
aber dennoeb znr Daretellung Demeters ungleich passender umgewandelter, No. 22,
vorkommt. Aber fa^t uuerklärlich wird die Thatsache, daß der sicilische Aretbasa-
uder Artemistypua — denn daß er originaler Weise diese Bedeutung hatte . lißl
sich nicht bezweifeln — auch außerhalb Siclliens und zwar so vielfach und nicht
allein in der Nabe, wie z. B. in Metapont (No. t:i, H, 17 uud ISj und Arpi in
Apulien (No. 19), sondern auch x. U. m Pheneos iu Arkadien (No. 27! und ihn-
lieb in Mosaenien [Xo. 21)) und ftlr die Demeter Chtbonla von Uermione [No. 3ti)
verwendet worden ist.
Im Übrigen sind nur noch ein paar Einzelheiten zu bemerken. So zunicbst,.,
daß die, die Bestimmung sichemite Ähren bekrftnzung nur bei deu Köpfen 7, (Sf'
1^ uud :)4 fehlt, bei dem letzten, welcher die Demeter Erluys mit in der Thi^]
au Erinnyen erinnernden Zügen darstellt, leicht erklärlicher Welse, bei No. I ^
offenbar deswegen , weil auch dieser tcgeatiBche Kopf die leidende , ihr Kitt«J
suchende Göttin mit dem Ausdruck schmerzlicher EiTegung darstellt, also in ein^r
Lage, welcher jode Bekranzung, besonders aber die mit der Segensfrnclit wider-
sprechen würde. Nur ftlr den M«t&potttiner Kopf No. 7 , welcher durch die vw
ihm angeltrachte Kreuzfackel gesichert ist, liegt ili^r Grund nicht so klar \or.
warum die Bekranzung unlerdrllckt ist. Bei dem perinthiacben No. b ist di«
zweifoUiaft, indem der Ilauptschmnck auch als eine Stephane erklärt werden kut,
welche dann neben der ganz kleinen, welche der metapontiner Kopf No. 32 uri-
schen den Ähren, kaum sichtbar im Haare trügt, das einzige Beispiel itic«n
Schmuckes bei einem Demeterkopf in MUnzstempeln bietet. Ebenso ist es ein« uv
ein Mal. in der MUnze von Olbia No. 37 vorkommende Eigenthnmlichkeit . dal
der Kopf der Demeter außer mit einem Ährenkränze mit einer Thannkrone f^
schmückt ist, wodurch sie, wie Stephan! (a. a. O.i bemerkt hat, al« die Stifr
gOttin von Ülbia erklftrt wird, ähnlich wie man in demsetben Sinne der Artenit
auf Mtliizen von Chei'sonnesos eine Thuimlcrone gegeben hat. Und nicht xawi>'
vereinzelt ist der Stephan osartige Ko)>fscbmuck der Demeter von Hemiioue üo. IJ-
Von sonstigen Attributen der Göttin sind außer der von ihr in der l«{;eati«lu>
Münze No. 15 auf der Scbnlter getrageneu großen Fackel, diejenige zu erwlbniM'
welche gleichsam wie ein BeizeicLen den Köpfen No. 22 und 2li zngefUgt ist, *Ü>-
ivnd an deren Stelle in No. 14 und i!) eine loso Ähre und hinter dem leonliüri
Uometurkopfe No. 10 oin Pflug angebrai^ht ist und die pcrinthische Uanz«, die «"^
zige, welche anstatt des Kopfes ein Brustbild der Göttin trügt , auch die dt^
iat, welche diese mit dem in d&r Ifand gehaltenen llflschoU-beo von Ährrn i«^
Uohn ausgestattet neigt. Was sonst als Beizeichen in den Mdntfcldeni rrKlx-iBt'
wie Holm, Geßlßcben und Filllhorn in No. 40, 42, 13. 11 hi nicht anfdicGM-
tin zu beziehn. was bei dem Sti«rköpfcben vor dem Jlalse der kj-slkeser &*"
Nu. 40 zweifelhaft sein mag.
4 . DEMETER- UND KORAKÖPFE AUF MÜNZEN UND IN GESCHNITTENEN STEINEN. 455
2. Geschnittene Steine.
So mancherlei weibliche Köpfe und Brustbilder in geschnittenen Steinen anch
1 verschiedenen Seiten auf Demeter und Kora bezogen sein mögen . so wenige
"Selben können als echt und als richtig bestimmt gelten. Es lohnt nicht die
he, auf alle unrichtig oder mit größerer oder geringerer Willkür hieher gö-
nnen Steine ablehnend einzugehn; welcher Kundige wird heutzutage zweifeln,
l Brustbilder mit dem Fttllhom wie z. B. bei Lippert, Daktyl. Hill. I. pars 1.
. 103, 104, 1.09 (Abdrücke I. No. 93 — 95.), in der Stoschschen Sammlung
n. Abth. 5. No. 221 und 222, in der Cades*schen großen Abdrucksammlung
D. No. 1, 2, 6 u. a. dgl. m. nicht Demeter, sondern Tyche oder Fortuna
gehn. Bei anderen, wie z. B. den Abdrücken bei Cades No. 3 — 5 und 9,
er auch bei dem pariser Cameo bei Chabouillet, Catal. g^n^ral etc. No. 58, abge-
det bei Lenormant, Nouv. gal. myth. pl. 51. No. 4 ist die Richtigkeit der Be-
iehnung mindestens zweifelhaft und bei dem, dem letztem Stein entsprechenden
meo der Poniatowskyschen Sammlung , von dem ein Abdruck bei Cades a. a. 0.
K 7, kommt der Verdacht der Unechtheit hinzu. Noch andere Steine wie der
rneol bei Stosch a. a. 0. No. 224 oder derjenige unbekannten Besitzes bei Cades
a. 0. No. S sind durchaus unbedeutend und verdienen keine nähere Erwähnung
d über einige endlich, welche ich nur ans Katalogen kenne, wie z. B. bei Cha-
aillet a. a. 0. No. 55 steht mir kein Urteil zu. Nach dem Vorstehenden kann
ii nur
die Carneolgemme des berliner Museums , bei Tölken, Erklärendes Ver-
ichniß S. 459, 3. Classe No. 211. a. genannt werden (s. Gemmentafel IV. No. 1.),
lebe einen auch in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 93. b. als einzigen abgebil-
ten schönen Demeterkopf bietet , mit Ähren bekränzt , verschleiert wie die Köpfe
der ersten Classe der Münzen und fast so jugendlich wie manche unter den-
ligen der zweiten Classe, dem Typus nach am nächsten verwandt mit den De-
iterköpfen der Münzen von Delphi (No. 9) und von Tegea (No. 15).
FÜNFTES CAPITEL.
Die Statuen der Demeter und der Kora.
1. Demeter.*«)
Die statuarischen Typen der Demeter sind zu oberst in Darstellungen der
(enden (erste Reihe) und der stehenden Göttin (zweite Reihe) einzutheilen . Nicht
t ob die beiden Reihen eine auch nur annähernd gleiche Zahl von Exemplaren
^ vollends von Typenclassen enthielten , denn der sitzenden Statueu sind bisher
^^ wenige bekannt. Aber diese, denen analoge Typen in Münzen , Reliefen nnd
45«
II. DIE ERHALTENEN HUNHUENTK. .
OemSlden znr Seite treten . genügen , nm die Cllaaau aia sulche t
EietDplare jeden Angcnblick ilurch neue Funde vermehrt werden können. Geschielt
difiB. so wird man unter den ätatuen der sitzenden Demeter vielleicht, wie uMet
denen der stehenilen , verschiedene TypenclaMuen zu iinterseheidea nnd das gegen-
seitige knnHtgeschiclitliche Veihältniß beider Reihen zu beütlmmen im Stande ieitt.
während wir bis jetzt die wenigen Exemplare der ersten Reihe nur als ein Gaa-
7.e» (erste Cbase) isn fassen un«l llher ihre kiinstgesehicUtliche Stetlnog t& dn
Typenclassen der zweiten Rt-ihe nicht abzusprechen vermögen.
u. Erste Reihe. Erste C'Usse.
Sitzende Statuen.
Die einzige vollkommene sichere Marmorstatue ist : ^
No. 1. Die \Shb ^efiindäne Statue vi>n Knidus im britischen Nl-
senm*). Die äußerliche Beglaubigung des der Blatue schon von ihrem HnldadB.
Newton beigelegten Demeternamens liegt in ihiem Fundort, dinem inschtiflUefc
begtanbigten Temeuos der Demeter, Persephone und des Hades iPIotonj Ept-
maohos''j. die innerliche in detn Charakter der ganzen Figur, besonders aber ii
demjenigen ihres schon oben (8. 447 f.) besprucbenen Kopfes*^), so daß die gl««
Verkehrtheit einer Skepsis um jeden Preis dazu gehört, an der Kcbtigkeil ilcf
Benennung zu zweifeln , weil " kein weiteres Emblem vorhanden ist . welche« •H'
Oiittin kennbar machte«. Welches die Attribute waren, mit denen die äUtK
wultl ziemlich unzweifelhaft ausgestattet gewesen ist. können wir mit SicheiM
allerdings nicht sagen ; die llanti des bis zum Ellenbogen erhaltenen . leicht dW-
beuen linken Armes kann das Scepter so gut wie die lange Fackel aaf^atttit
haben . wird aber mit dem einen oder dem andern dieser Attribute waLnrit«iilici
zu denken sein , während der etwas weniger erhaltene Stumpf des rochl^^n Anoo
nns nötjiigt, die Frage offen zn lassen, üb die Oüttin in der rechten Ilasd »> '
zweites Attribut hielt, oder nicht. Dieselbe sitzt in vilUiger Ruhe aar riova
lelineloseu Polstersitze mit zierlich omamentirten Füßen in eigen thUraltcher uJ
nicht ganz fehlerloser Weise so tief in das Polster eingesunken , daß die (fe-
sehenkel unterwärts nicht allein wie abgeschnitten ansselm . sondeni daß sie rf»
zn karz geratben scheinen und der ganze Körper der Figur etwas UedrQcklc» ti-
halt, äehr schün dagegen ist ilie Gewandung, namentlich das llber den .\rtirl-
ehiton gelegte, wie aus feinem Stoffe bestehende Himation gearbeitet, «elcbu ■!>
ein linder , eng anliegender Schleier das Hanpt bedeckt . unter dem rechten Aiw
hindurchgezogen , in reichlichen . feinen Falten aber die Brost und den liald
(| Ab^b. bei Newton, UiscoTeri«)! a( Uiliur[i4Biiui. Ciiidus tnd Utinrbldie pl. bX.
TeU p. 37a sqq.; i. AtU> Tit. XIV. Nd. 19. imd veigl. d«a. No. M den Kofi iIIbIb. 6
bau luuh bei Brunn: The iiemetet ot Knldoi In den 'rran»ci. of ilic R. luciaiy u( UtM
Vol. XI. New Mriei. Veigl. nodi Baulclisi Im K*UI«g dea berline
No, 732.
b) V«rgl. bd NeitloM t. t. 0. pl. 1^6. No. 14 und im Teite p. 4U5 sq. bim)
len Plili und mehr« andere tut detnaelhen gefundene, aut Ocmelei und Kai>,
>le umgtfbenden OotlliBtteii beeagll.'be Inacbrlttcn S. 376 t<(>j
D) Var|l. anch Bmnn a. *. 0. p. ! iq.
5. DIE 9TATUEN DER i>£M£T£& UND P£9 KORA. 457
berarm geworfen, den untern Theil des Körpers und seine Bekleidung als eine
1^ durchsichtige Hülle umgiebt. Der ans einem eigenen Stücke schönen parischen
armors gearbeitete, in den Körper mit einer feinen Fuge eingelassene Kopf ist
ide aufgerichtet und ganz leicht nach der linken Seite gewendet, so daß der
latne, so subjectiv bewegt der Ansdrack ihres Antlitzes sein mag, die ganze
ahe der Haltung gewahrt bleibt , welche sie in hervorragendem Maß als ein Tem-
Bttnld charakterisirt.
Eine große Verwandtschaft mit dem in dieser schönen Statue vertretenen Ty-
tts zeigt trotz manchen Abweichungen im Einzelnen
No. 1. b. Die im Frühling 1872 bei dem s. g. »Campo Verano« (bei der
Urche S. Lorenzo vor Rom) innerhalb ihrer heiligen Nische gefundene und seit
lern Herbste desselben Jahres innerhalb der wieder aufgebauten Nische im Hofe
les capitolinischen Museums aufgestellte , inschriftlich '^j bezeichnete Statuette
ler Terra Mater ^). Ja diese Verwandtschaft ist der Art, daß man die Terra-
igur aus dem Demetertypus abgeleitet nennen darf, was bei der überaus nahen
^andlele zwischen Terra und Ceres in römischer Auffassung ^) als ein ganz natür-
iehes Verfahren erscheint. Die Priorität und Originalität wird hierbei dem De-
Detertypus schon deswegen zuzusprechen sein, weil Demeter die von der griechi-
ichen Kunst in ihren lebendig schaffenden Perioden , von welchen doch allein
iolche Typen erfunden worden sind, ungleich häufiger dargestellte Göttin, eine
bonende Gaea dagegen, wie diejenige zwischen den stehenden Figuren der De-
meter und Kora in Patrae, aus unbekannter Zeit^j ziemlich vereinzelt ist. Aller-
Üngs kommt eine verschleiert sitzende Gaea außer in dem bekannten Relief in
Verona*) auch sonst noch einige Male in Grabreliefen') und in einem Wandge-
iBälde^) vor; es braucht aber nicht näher dargethan zu werden, daß und warum
liege Typen nicht als die originalen, auf Demeter erst übertragenen gelten
^len.
Die Terrafignr im capitolinischen Museum nun weicht in den feineren Motiven
fe Gewandung und in einigen Bewegungsmotiven , namentlich in der Wendung
^8 mit Ähren bekränzten Kopfes so weit von der knidisehen Statue ab , daß man
iiciit entfernt von einer Copie dieser bei ihr reden kann , sie stimmt aber ande-
^«neits wie im Sitzen auf einem lehnelosen Polstersessel mit zierlich reich oma-
Bentirten Füßen so auch im Allgemeinen der Oomposition in dem Grade mit ihr
klein, daß man sie als derselben Typenreihe angehörig betrachten und in ge-
*) TERRAE MATRIS- || A • HORTENSIVS • CERDO DEAE PIAE || ET • CONSERVATRICI •
•EAED D-
b) Abgeb. im BuUettino della commissione archeologica municipale [di Roma] 1872 Novem-
*^Uy. 3., vergl. p. 24 sq., s. Atlas Taf. XIV. No. 17. Die Statuette ist mit der Basis m.
SM hoch, ergänzt ist der rechte Arm mit der Schale.
c) Vergl. Preller, Rom. Mythol. S. 402 f. und besonders den Ausspruch Varros R. R. III.
• 5: nee sine causa Terram eandem appellant matrem et Cererem ; auch Ovid. Fast. I. vs. 673.
% griediitGlie Yerhältniase vergl. Welcker, Oriech. Götterl. I. S. 321 ff.
d)Pau8an. YII. 21. 11.
e)llaffei, Mus. Veron. Üb. 5] No. 9, Denkm. d. a. Kunst 11. No. 329.
0 Vergl. Wieseler zu den Dentin, d. e. Kunst a. a. 0.
^ 8. Mon. deU' Inst. Ton 1B66 (Vol. VUI.) tav. 28. 3.
3ü*
n.
:: ebhai.tj;nen mmnumente.
viaaen St&cketi zar Ergänzung der Demeter von Knidos bi'nntien
dem leicht gehobenen, gewaiidbedecktiin linken Arme, der auf ein langes, e^igen-
thtimlicb gestaltetes Stepttr gestfltzt ist . w^lclii-a in seiner Gliederung dnrch Ringe,
welche an die Knoten eines Halmes eriniieni*] und iladnrcli. daß es ans dflnofn
8t3bcben zusammen gesetzt zu sein scheint , der langen Fackvl Demeters sehr Ähn-
lich ist, ohne in der That eine solche xn sein, wie die Bekrfinnng mit einer «tili-
sirten GranatbHlthe zeigt. Annh in der Haltung des ruhig vorwirts gesenktMi
rechten Armes stimmen , soweit derselbe bei der knidischen Statue erhalten , bfi
der eapitolioischen echt ist . beide Figuren Uberein Und da bei der capilolinischni
die Haltung eines Attribut«):! — ob einer Patera , wie der Erganzer angenommpn
hat , mag dahinstehn — wnlirscheinlieh genug ist , so bietet dies ein ueitej» Arp-
ment dafür , daß uuch die rechte Hand der Demeter von Knidos mit einem Attrilinl,
einem Ährenbllachel etwa, ansge stattet . ihre linke Hand vielleicht ganz si>, wie ilir-
jenige der capitolinischen Figur auf eine schlanke lange Fackel gestOtzt geweMO wi
Vielleicht würde man am besten thnn , anf die Äureihung irgend cIuit trä-
ten Statue an diejenige von Knidos ganz zu verzichten und diese vor der Iluii
als einzige Vertreterin des, wie andere Monumeutgattungen beweisen , weiter wr-
brcitet gewesenen Tjpu» der sitzenden Demeter hinzustellen, weil vt>n Sieherbeit
in der Benennung auch nur einer zweiten Statue keine Bede sein kann Indfwn
liegt doch fdr wenigstens noch einige Bilder eine gewisse Wahrscheinlichkeit i»r,
daß ihnen der Demetemame ulier als ein anderer znkomme, nud so mfigen sie liitf
angeführt werden, wfire es auch ans keinem andern Gmnde, als nm die »1!|[»-
meinere Aufmerksamkeit auf sie zu richten und eine mehrseitigere Prflftms im
Anwendbarkeit des Namens der Demeter auf sie zu veranlassen
Eine solche Statue ist.
N(]. 2, diejenige, welche sich aus Famesisrhem Besitz i
Neapel betindet''j. Alterdings gehören alle Theile dieser Statne, anf «eVbr
sieh mit Sicherheit eine Numenclatur wUrde grllnden lassen , der Kopf s»wtr ili«
Hände, die mit einem Ähren- und Mohnbllsohel im Schouße ruhende recht« ni
die eine kurze Fackel erhebende , wahrscheinlicher auf eine lange der^eiclien auf-
gestützt zu denkende Unke . der Ergänzung durch den BÜdliauer Andrea Call i>
allein einmal eine gewisse Ähnlichkeit im Dasitzen und in dem Sessel seihst nil
der Statne von Knidos und sudaun der unmittelbare . wenn auch nicht leicbl a
dehnirende Eindruck des Originales in seiner würdevoll nihigen, aber nichl iD|K^
santeu Haltung, endlich die genaue Obere iustimmung in der Bekleidnng. ^
lang&nneligen Chiton mit Überschlag und dem Himalion vergl. auch No. i] nü
zwei stehenden Statuen derselben Sammlung (unten No. 22 und No. 2'.i . wvkhi
freilich ebenfalls in ihrer Bedeutung unsicher, aber iu Vergleichung mit «iedoo
anderen wahrscheinlicher Demeter, als sonstwie zu benennen sind, legen. ^
t) Der rSmlacbe Heraoigeber ,
irittco. ch' t an* ipecle dl fetuU.<
b) I[i Gerhtrdii und Piriorkss
bui>. No. IUI, abgeh. bei CUric,
C. L. Visconti (Bull.
0. p. 26) [*dM TM •
fulpl. pl, iJU A. No. TSÜ.
5. DIE STATUEN DER DEMETER UND DER KOl^.. 459
auch schon Gerhard ausgesprochen, für diese Statne den Gedanken an Demeter
nfther, als für manche andere.
Weiter wird man etwa noch nennen dürfen :
No. 3, eine m. 0,50 hohe Statuette von italischem Marmor und sehr gerin-
gem Knnstwerth aus Matter schem Besitz in der BlundelTschen Sammlung in
In ce- Hall, Lancashire *) . Von den der Statuette beigelegten Namen verdient
der Clarac*sche »Kybele« keine Widerlegung; denjenigen einer » Cerespriesterin «
hat Michaelis a. a. 0. (nach brieflicher Mittheilung) nur als den in den Monum.
Mattheiana gebrauchten wiederholt und denjenigen einer »Tellusa besonders durch
das Rind und die Ähnlichkeit mit der capitolinischen Statuette (No. 1. b.) veran-
laßt , angewendet. Möglich , daß damit das Richtige getroffen ist und daß es sich
hier, wie bei der capitolinischen Statuette um einen aus dem Demetertypus für
Tellns abgeleiteten handelt. Aber auch gegen die Anwendung des Demeternamens
auf die Blundeli'sche Statuette wird sich kaum ein positiver Grund anführen las-
sen, während für denselben nicht allein spricht, daß der Stier, als der Acker-
stier nämlich , wenn nicht als ein Opferthier der Göttin ^] und das Schwein als ihr
gewöhnliches Opferthier®) passend mit Demeter verbunden sind, sondern auch,
daß ihr der erstere in der kleinen Bronze von Strawberry-Hill (No. 4) , welche
auch eine Patera mit Kornähren in der rechten Hand hält, auf den Knieen liegt ^^j,
während das Schwein , im Arme getragen oder an den Hinterbeinen gehalten, das
allergewöhnlichste Attribut der Demeter oder ihrer Priester in Terracottastatuetten
bildet (s. unten). Über die Bedeutung des von Clarac für einen Altar erklärten
Gegenstandes neben dem Stiere , welcher Conze vor dem Original unverständlich
blieb , wird man sich Abbildungen gegenüber zu bescheiden haben, derjenige neben
dem Schwein aber hat in der That das Aussehn eines runden Altars und würde
sieh als ein solcher neben dem Opferthiere gar wohl verstehn lassen. Neben dem
Stiere zeigt Claracs Zeichnung den Vorderkörper eines Schafes oder Widders, den
er anch in seinem Text erwähnt, während dies bei den neueren Berichterstattern
über die Blundellsche Sammlung nicht der Fall ist. Ist der Widder in der That
vorhanden, so wird er sich der Statue als einer solchen der Demeter beigegeben
nicht allein und nicht sowohl nach Analogie des Localcultus einer auf den Schutz
der Schafheerden bezüglichen »Demeter Malophoros« im megarischen Hafenorte
Nisaea^j verstehn lassen, mit dem großer Mißbrauch getrieben worden ist, als
a) Abgeb. in den Monnmeiita Matthaeiana Vol. I. tab. 71, in den Engravings and Etchings
of sepulchral Monuments etc. in tbe coli, of Henry Blundell at Ince 1809 pl. 31, wiederholt bei
CUrac, Mus. de sculpt. pl. 396 C. No. 662a. Vergl. noch Waagen, Treasures of art in Great
BriUin III. p. 245, Conze, Archaeol. Zeitung 1864 Anz. S. 221"^ XXXI, Michaelis das. 1874.
(N. F. VII.) S. 24 No. 1. Nach Conze ist der Kopf eingesetzt, aber alt, nach Michaelis die Ge-
sichtsmaske außer Nase und Kinn alt, aber von anderem Marmor, als der Körper und nicht zu-
gehörig, die rechte Hand und die Schale theilweise alt; neu nach Conze der Hals, der Schleier,
die iiande , der Kopf des kleinen Stieres; dagegen alt das Schwein, unverstandlich der Gegen-
stand neben dem Stiere. Das Schaf neben diesem bleibt bei C. und M. unerwähnt.
b) Vergl. Gerhard, Über den Bilderkreis von Kleusis U. (Ges. akad. Abhh.ll.) S. 397. Anm.
165, Stephan! im Compte-rendu etc. pour Tanntfe 1S69 S. 51.
c) Vergl. Gerhard a. a. 0. Anm. 166, Stephani a. a. 0. pour Vanntfe 1859 p. 92, pour
lann^e 1862 S. 41 und 46.
d) PMuan. I. 44. 3.
IM
II DIT; EHHAI.XrVF-X MOJCXJiiTlUTr..
Tielmebr, vielteiolit zuBammen mit dem Stier allgemeiner auf den
der Ackergöttin zu beziehen seio , wozu der 1/17. Vent deä ksUimscfaelschen UjiD'
nna auf Demeter*' doch wohl nnhedin^t herechH^.
Hiermii dttrßeD aber nnch diejenigen »itzenden Marroor^tatnen genaaDt «ein.
in denen man flir jetzt mit einiger Wahrseheintichkeit Demeter erkenaen darf '^i .
von Kleinbronnen kommt binzn:
No. 4, eine 1 Faß hohe Statuette in 8lrawberry-H iil in HiddJeeex^
von iinterge ordneten! Kiinetnt^rtfae . Die Figur, deren gegenwärtiger Sil«, der wir
ein befaaaener Stein au(»»teht . trotz Claiaca en Ige gen §teb ender Annahme «obl U-
zweifelhaft ftir modern gelten darf, aitzt da. bekleidet mit einem lsng&rmeli|Ri
und gegtlrteten Chiton sowie einem Himation . welches nnr mit einem Zipfel uf
der linken Sehulter liegt und aber den SehooG und die Beine geworfen int Sie
ist nicht mit einem Schleier versehn, sondern trägt, was bei Demeter ein äelteie«
Vorkommnill ist oben 8. 143) , eine Stephane im Haar. In der rechten Uiai
hält sie eine äacbe Schale, in welcher zwei "KorDähren° ;eai's of com, Speda.
a. a. üj, nicht "KOmer« (Denbm. d. a, Knnst a. a. 0.) noeh anch »des fttÜK
(Clarac) liegen, in der linken ein rundliches GefM. welches Müller - Wieseler tb
vielleicht fUr Honig beistimmt betrachten , während Clarac in demselben ohne lUa
Wahrscheinlichkeit deu Kykeontrank wittert. Auf den Knieen der Ijfittin liegt «i
vierfiißigeB Thier . welches Clarac '] bestimmt unrichtig als ein Hirschkalb betnHk-
tet, w&brend alle sonstigen Erklärer und insbesondere die Herausgeber der 8pili
mens, welche das Original vor Augen hatten, ein Rind erkennen, welche« A
Herau.sgeber der Specimens näher als Kuh bestimmen, wfthrend Wie^soler. Oeriufl
und Michaelis von einem Kalbe reden. Fehlen die Homer originaler Wriw, W
wird man bei dieser Bezeichnung stehen zu bleiben haben, während es eiaei er-
neuten Unt«rsuchung vorbehalten bleiben muß , zu entscheiden , ob nicht ur«[iHi;-
lich Homer vorbanden gewesen sind, so daß man an ejnen ntlrihntiv klein gdd-
deten Pflngstier denken könnte (vei^l, No. :t) Wie dem anch bbi, fUr Devel»
als Göttin des Landbaues, vielleicht, wenn man das Honiggefilß als aulehet o«-
kennen will, lim weitern Sinne-', wie sich Mtlller-Wieseler ansdrUeken. wml di»
Figur wohl ziemlich nnzweifelhafi zu gelten haben . mag Clarac richtig gewha ha-
ben. daß der Kopf portraithaft ist. oder nicht. Der Tj'pus als mlefaer toÜcO
hierdurch Nichts an seiner Bedeutung.
Ü Cilllm. Hyinn, lii Cec. la. 137. fif^c ^ii^. fi^ [xä}.i %^l. Ver^l. aurh lisAiid *. t. A
Aiim. 173 und Welnker, Ocleeh, 06i»rl, II. S 4T4. Beide fübreii einen (mit utolnaa«)
MDnitypui des megariacben Pigae m (Ei^kkel Dort, nniii yf». II. p. nt\, in »Mmi MM
Deinctet «In Widder >tebt. Über diesen als Orri'filiier der GSttiu 'crgl. iracb St*|>haBl, Cia^
lendu etc. poui l'tiin^e 1869 S, -'il und fiber Demeter lU iIei>rden*(bUUertD ät* S. Sl f
h) AbReb. ia den 8|jr-dmena of sncicut »«ulpture II. pl. h>i, wiederholt bei Oanc, M» *
•cnlpl. pl. 43SE. No. 7St> F und In den »unkm. d. n. Kun*l 11 Mo. »1. Va«l 0«kw4>>
(I. Audi. IßO. d, und Hkbaelli. Arrliaenl Zeitg. von 1874 [H. V. VII.1 S. St. Kxi Wri-
lirhar Mitibellung lus England soll <lie Sutiieite nicht mehr In KirairborrT-lllll {Ittkm IM>
WalpniM, Jetzt dea Bari o[ Waldegra^«) , sondern „mauy ycirs agn" in ilcm Tetkaol» ri»^**'
liitig Uarara Walpolea mit veriußert «ein. Wo «ie jetn a«in vag tat
c] Mua. de acnlpl. Teil Vol. III. p. 137.
5. DIE 8TATÜEN D£B DEMETEB UND DEB KORA. 461
b. Zweite Reihe.
Stehende Statuen.
Zweite Classe.
Die erste Stelle verdienen hier diejenigen Statnen, deren sicherste Beglaubi-
gung als Darstellungen der Demeter, wie schon oben (S. 428) bemerkt, auf der
Figur links im elensinischen Relief beruht. Sie sind schon oben S 117 Note b.
genannt worden, mtissen aber hier in etwas anderer Folge nochmals aufgeführt
werden.
Der Ehrenplatz an ihrer Spitze gebührt:
No. 5, der 1750 auf dem Aventin gefundenen Statue von pentelischem Mar-
mor im Salone des capitolinischen Museums^], als Hera geltend. — Ihr kommt
am nächsten
No. 6, eine Statue im Giardino Boboli, hinter dem Palazzo Pitti^).
No. 7, Statue in der Galeria degli Uffizj in Florenz®), als Hera geltend.
No. 8, Statue in der Rotunde des berliner Museums No. 14^), »Juno« be-
naont.
No. 9, Statuette auf der 4. Säule in der runden Vorhalle des Caf^hauses der
Villa Albani, jetzt No. 735®), ebenfalls unter dem Namen »Giunone«.
No. 10 , Statue in der Sala a croce greca des vaticanischen Museums No. 567 ^),
»sacerdotessa di Cererea genannt.
No. 11 , Statue im Hofe des Palastes Cepparelli in Florenz^).
a) Beschreibung Roms (III. I. S. 237. No. 31), abgeb. Mas. Cap. III. tab. 6, Righetti, Gampl-
doflio I. 19, wiederholt bei Clarac, Mus. de sculpt. pl. 423 No. 749, vergl. Text Vol. III.
p. 93. S. Atlas Taf. XIV. No. 20. Ergänzt beide Arme, der linke vom Austritt aus der Ge-
wandung , der rechte vom halben Oberarm an ; nach Clarac die unteren Theile der Beine mit der
Basis. Der Kopf war im Halse gebrochen , ist aber alt , zugehörig und an sich unverletzt.
b) Dfitschke, Zerstreute ant. Bildwerke in Florenz S. 36 f. No. 72. Unedirt, in Photogra-
phie vorliegend. Ergänzt beide Arme und einige Kleinigkeiten. Der Kopf war gebrochen, ist
iber zugehörig, wenngleich ziemlich stark bestoßeu.
c) Dütschke a. a. 0. , abgeb. Gori , Mus. Florent. III. S. 000 , Gal. di Firenze Ser. IV. I,
tiv. 23. Der Kopf mit der Stephane im Haar ist modern, beide Arme sind von den Schultern
•Q ergänzt.
d) Gerhard, Berlins antike Bildwerke S. 36 f. No. 14. S. Atlas Taf. XIV No. 21. Kopf
Qod beide Arme vom Austritt aus der Gewandung sind modern.
e) Morcelll, Fea, Visconti, La Villa Albani descritU Roma 1869 p. 107.
f) Beschreibung Roms II. U. 8. 231. No. 8), abgeb. Mus. Pio-Clem. III. tav. 20, wiederholt
bei Clarac, Mus. de sculpt. pl. 424 No. 757, vergl. Text Vol. III. p. 105. Beide Arme sind mo-
dern.
g) Dütschke a. a. 0. S. 195 No. 413. Modern die Arme, wie mir (1873) schien mit den
S^uKern nnd der davon abhängenden Gewandung, doch ist der auf den Schultern haftende und
hinten herabhangende Mantel verbürgt. Nach Barekhardt, Cicerone 1. Aafl. S. 456. e und Dütschke
wire der angesetzte Kopf sicher zagehörig, mir erschien er zweifelhaft; ebenso notirte ich mir
^e in Sdioben steckenden FüAe als eig&nxt.
4«
II, DIE BEHALTENES MONUMENTE.
No. 12. GolossalBtatue von m. 2.*)4 Hßhe aus ^eohiacbeni Ifnmor in der
Rotnnde des Tftticunisohen Mnseums, jetzt mit No. 544 heseichnet'] . nie Demeter
er^nzt.
No. 13, Statae im Musenm zu Madrid") •').
Nachdem durch die Vergleichiing der Fig^r linka im eleusinisctaen Relief dif
Berechtignng des Demetemameiis fllr diese verschieden ergÄozten nnd verschieden
(Hera, Demeter, Muse] benaonten Statuen wohl bo ziemlieh über allen Zweiffl
feetgeatellt ist, erscheint es UherflllBsi^, wie oben Iß. 117) in AusAicht genomiaeii
war, Ober dieselben and die ihnen zu gebende Deutung im jUlgemeinen, namenl-
Itch aber gegen andere Erklärungen polemisch zu reden. Zu bestehen istauraof
der Zusannmengebitrigkeit dieser sämmtlichen Statuen trotz einiger VerschiedetilKJl
in der Haltung und in der tiewandung. nacb welcher letztem die Statuen No. :—'.i.
No. 10 und II und No. 12 und Uf unter eich nficbstverwaudte kleinere ümppi-n
bilden. Ergänzt zu denken werden sie wohl alle nach Haügalie der RrliefBütr
mit dem Scepler in der mäßig erhobenen Linken und mit einem Ährenliflsrhc! in
der gesenkt vorgestreckten Rechten sein.
bn Einzelnen ist etwa Folgendes zu bemerken :
Die capitolinische Statue No. 5, bei weitem die vorzflglichste dergu-
zen Claase . vergegenwärtigt in der schönsten und empfunden sie n Weise die adüieble
und müde Göttin des Ackerbaus und die Spenderin des Segens und der Nabat
an die Menschen. Fest, aber anspruchslos nnd doch nicht ohne schwnngTsUei
Rhythmus, nur nicht im eigentlichen Sinne mt^jealfttiscb und erbalten, stobt W
da. als habe sie dem Beschauer den letzten Schritt entgegeugethaa nnd hML
während sie sieb mit der Linken auf das ihr als Göttin zukommende Sceptcr sttuv,
in der Rechten ohne Zweifel nicht die ihr vom Brgänzer gegebene Schale, snoden
ein Ährenbüschel so , ah wollte sie es dem Sterblieben als ihre Gabe darreiekl
Dabei ist ihr Haupt "i leise vorwärts und zur Rechten geneigt um) ihr mild «nulw
Antlitz, welches ihr einen ihrer landläufigen Namen, den einer iClementiai m-
getragen hat. spiegelt in gehaltener Weise das Wohlwollen, mit welchem nie ikn
Gabe den Menschen darbietet. In feiner Weise i&t die freilich nnsterbliebe oI
nicht alternde . aber doch frauenhafte und mütterliche (iöttin In den faUig«n For-
men der Wangen und des Kinnamrissos. in den vollen Busen und Leibe, ja dn
fleischigen echten Schulter des rechten Armes cbarakterisirt und in ntchl mioiln
feiner Weise die anf den gegtirtcten Chiton und einen die Brust keudch vciidlltn-
den, sehr schOn gefalteten Übersehlag. endlich auf den von den Schallarn luBtH-
wftrte herabhangenden Mantel oder ein eblamysartiges Tuch bcMhrtnkte Oewaodilf
il Abgeb. MiiB. I'io-Clein. II. tiv. ;
in iler aiiilüriileT SD.-Au9j|«be Itd.
vBTgl. Viacoiiti it». in den Ziiülien Vnl VII f. ^
p. IS2; «iederboU bol Vltnr. ■. ■. ii pl, «j; S.
im, Teil Vol. III. p. lOilsq. S. All« T»f XIV. No, 12. Vcrgl. norh y.^g, in W>U*nIW-
Acliriri füT Gescb. und Aual. aller Kunst S. il4l. Ergluxl IwlJe Arme «otn AualltU «u 4a Ar
«*uda:iK in.
b| Uftbner, Die ant. Bildwerke In Hidild niiU Spanten No. 43, 'abg«t. bal Quer a. & ft
pl. 4IU F. No. 749 C. Kopf nnd beide Acoie inudi^rn.
c) V»rgl. AiUi T«f. .MV. No. la. n^b aiiier Phatngttphii. , wwlrb.. .Icn rhinkMt to bfH
lpld«[ nicht gaui wleilcrgiobt, allein besaor, der Aufittclluiii wugon , niFbt
5. DIE STATUEN DER DEMETER UND DER KORA. 463
80 behandelt, daß sie zwischen läDdlicher Einfachheit und der reichern Pracht,
welche die Gewandung der Hera mit dem weiten Himation charakterisirt , die
Mitte hält. Und hiermit steht es in voller Übereinstimmung, daß kein Schmuck
von 8timkrone oder Ampyx ihr Haupt ziert, sondern daß nur ein einfaches,
schmales Band sich durch das mäßig gewellte Haar zieht und daß hinterwärt« ein
Netz oder eine kleine Haube (Opisthosphendone) dessen Fülle aufnimmt, ohne
diese in einem gefälligem Motiv auf Schultern und Nacken gleiten zu lassen. So
erscheint die Statue, deren Erfindung wohl sicher auf das Ende des 5. oder den
Anfang des 4. Jahrhunderts ^^j zurückgeht und deren Material auf attischen Ur-
sprung schließen läßt, als ein vollkommenes Tempel- und (-ultusbild der Demeter
in ihrer altem Auffassung [oben S. 446.) , in welchem daher auch nicht der lei-
seste Zug von dem Schmerz oder von der Wehmuth ausgedrückt ist, welcher das
jüngere Demeterideal charakterisirt.
Über die Statuen No. 6 — 9 ist weiter Nichts zu sagen, als daß sie fast ge-
naue, m. o. w. werth volle, insgesammt aber, No. 6 etwa abgerechnet, weniger
gnt erhaltene und an die Schönheit der capitolinisehen Statue nicht hinanreichende
Repliken des in dieser gegebenen Typus sind. Um von den verhältnißmäßig ge-
ringen Variationen dieses Typus zunächst innerhalb der Gruppe No. 5 — 9 eine
Anschauung zu geben , ist neben der capitolinisehen Statue No. 5 die berliner
No. 8 unter Fig. 21. in die XIV. Tafel des Atlas aufgenommen worden. Diese
Znsammenstellung wird genügen , um zu zeigen , daß die Abweichungen beider
Statuen von einander , soweit die berliner eoht ist , sich auf äußerliche und gleich-
^Itige Dinge beschränken , so auf das etwas weitere Zurückstehn des linken Fußes
bei der berliner , wodurch der Faltenzug der Gewandung nach unten in keineswegs
vorzüglicher Weise verändert wird , ferner auf den Umstand , daß der Mantel bei
ier berliner Statue mit einer größern , nicht besonders geistreich behandelten Masse
aaf den Schultern aufliegt , als bei der capitolinisehen , daß bei jener der Chiton
unterhalb der DiploYs , durch einen verborgenen Gürtel heraufgezogen , einen rei-
chem Faltenbausch zeigt, als bei dieser, während endlich die Falten der Diplolfs
raf der Brust bei jener ungleich weniger schön und fein angeordnet sind, als bei
)er capitolinisehen Musterstatue. Aber alle diese Einzelheiten können gegen die
Identität des Typus und gegen die Annahme eines gemeinsamen Vorbildes, wel-
chem die capitolinische Statue nach Ausweis des eleusinischen Reliefs näher steht,
ils die berliner, nicht beweisen.
Etwas weiter als die erwähnten Statuen weichen von dem Grundtypus die
>eiden unter einander nächst verwandten Exemplai*e No. 10 und 11 ab, indem
)ei beiden der Stand nicht ganz so ruhig aufrecht ist, vielmehr die rechte Hüfte
inffallend stark hervortreten läßt, wodurch ein schräg von links nach rechts her-
iblaufender Faltenzug im Überschlage des Chiton motivirt wird, welcher keines-
wegs als eine Verbessemng der Gewandanordnung an No. 5 gelten kann. Auch
Ier Mantel oder die Chlamys liegt bei beiden Statuen etwas anders auf den Schül-
ern , bildet aber keine irgend wesentliche Abweichung in der Bekleidung. Der
Copf der vaticanischen Statue No. 10 ist von zweifelhafter Zugehörigkeit , es kann
Jbo auf die breite Binde , welche hier das Haar umgiebt , kein besonderes Gewicht
gelegt werden ; seine porträthaften Züge haben Visconti, welcher an der Zugehörigkeit
es Kopfes zur Statue nicht zweifelt, veranlaßt, dieselbe als eine Priesterin der
464
n. DIE ERHALTf-XKN' MONUMENTE.
Demeter anstatt als Demeter selbst zu bezeichnen. Daß hteranf st%H«IKfh Ar
den Typns Nichts ankommt ist gewiß, da ja bekanntermaßen die Prie!'t«r nnd
Priesterinnen im CostOm ihrer Gottheiten «rschienen. Ist der Knpf der Taticani-
schen Statue zngehtlrig. so wird die Vi^coDtisehe Nomenolatur gerechtfertigt sein,
zngleieh aber sneh die Binde im !]aar als nicht dem DemetertypnE . sondern dem
pries 1er liehen Charakter der Fi^iti' zukommend ersehoinen.
Der Kopf der Statue Nn. 1 1 . welehen Ddtachke ffir Eugehörig hält (b. «bau
S. 4lil. Nute g[ ist in der Art wie die ». g. ^apphnköpfe fast ganz von einer
Uaube bedeckt, wofür in erster Linie der Kopf der Albanischen Statne iint«i
No. 20. al« Analogie anziiziehn ist. Ans dem vom sichtbaren, welligen Buk
gehen vor den Ohren ein paar Locken herab. Der ziemlieh starke Bnsen dn
Fignr scheint Bnrckhardt (Cicerone I . Anfl. 8, iri^. e' anf den Gedanken an >einf
GOtteramme" iLeukothea) gebracht zn haben ; daß derselbe nicht gereclitfertigt iit.
hat schon Dlltschke bemerkt und es braucht kaum gesagt za werden , wie weaif
ein fttlUg matronaler Bnsen der mütterlichen Demeter widerspricht.
Eine zweite . aber kanm weiter abweichende Variante des Typus bieten die
Statuen No. 12 und IH. welche, soweit nach einer bloßen Clarse'sehen Zeichnnii;
der madrider No. i:{ llberhaupl «in Urteil möglich ist. unter einuider näher rv
wandt sind. Die haupt^üchlichste Abweichung der vaticaninchen Statne No I!
(Atlas Taf XIV No. 22) von drr capitoliniBchen besteht, da die erg&nzten Amt
außer Betracht bleiben , einerseits in einer Äußerlichkeit des Co^tUme . in dem brei-
ten , glatten Gurte nfimlich , wel<'her oberhalb der DIploTs den Chiton zusammeB-
hält, und andererseits in der Btesfen und geraden Hallung. welche die vatiesniKbe
Statue gewiß nicht zu ihrem Vnrtheil von der eapitolinischen untersebeidel. !■
Übrigen stimmen beide Statuen so gut win vollkommen nberein und ancb (kr
Kopf der vatieanischen bietet , nur ungleich weniger schön . denselben Tjfu
wie die eapitolinisehe. Über den künstlerischen Wevth der vatieaniachea Stat»,
Aber welchen die Urteile von Visconti und Zn^ga einander scbnnrstracks widei-
sprechen. dflrfle das maßvoll in der Mitte stehende Urteil Olaracs*! in der Baopl-
sache das Richtige treffen ; ohne fein ompfifn<Ion zu sein wie die capitotiniM'k
bleibt die vaticanisehe Stalue eine imposante P'igur , bei welcher eine gewine Dm^
heit der Formen im ganzen Körper dem Charakter der Demeter als GAttin ta
Landbanes wenigstens nicht widerspricht.
Die madrider Statue No. 1 :< endlich macht wenigstens in der einzigen *i*-
handenen Zeiehnmig bei Clarae vermöge des reichlicher als bei trgnnd ninca a-
dern Kscmplnr an sge arbeiteten Kaltenwerks am Chiton und an dpr Diplol» nom
prtlchtigem I'Jindniek, als die Hbngen Statueu dieser ganzen Keihe. Ob dieic
Eindruck demjenigen des Originales entspricht, läßt sich aus dem Urteflf BBtnwi
nicht entnehmen , insofem dieser nur sagt . dafl die Gewänder schön geaiUM
sind und daß die geradlinigen , feinen Kalten ein altortbümliches Vorbild aneif
'■etilpt. Teit Vol. in, p. MO.
5. DIE 8TATtJEN DER DEMETER UND DER KORA. 465
Dritte Classe.
Um so lange wie möglich auf sicherem Boden zn bleiben mögen zunächst die
Statuen folgen, welchen die Verschleierung gemeinsam ist und von welchen die
3r8ten beiden und die vierte in entscheidender Weise durch die lange Fackel sowie
Bchte Ähren- und Mohnbüschel als Demeter charakterisirt sind. Am längsten be-
kannt sind:
No. 14, eine nur m. 1 hohe Statuette im Palaste Doria Panfili in Rom^) und
No. 15, eine m. 1,57 hohe Statue der Sammlung Torlonia (an Piazza Venezia)
laaelbst^j. Zu der erstem stellt sich
No. 16, eine Statue in der Pembrokeschen Sammlung in Wilton-House bei
Salisbury^j und gehört wahrscheinlich auch
No. 1 6 . a eine Statue in der Sammlung Torlonia (an der Lungara) , über welche
mir Hr. Dr. Schi'eiber folgende Notiz giebt : Sie ist in Viscontis (nicht veröffentlich-
tem) Katalog unter No. 209 als »Pace« verzeichnet, stammt nach den nicht immer
suveriässigen Angaben dieses Katalogs aus der Galleria Giustiniani, ist 1,34 m.
tioch , hat verschleiertes Haupt , die Rechte erhoben , die Linke gesenkt. Der Kopf
st ergänzt, desgleichen der rechte Arm, die drei ersten Finger der linken Hand
nit den Mohnköpfen , doch liegen im echten Theile der Hand einige Stengel. Neuer-
lings ist als ein etwas verschiedener Typus hinzugekommen :
No. 17 , eine in Tunis gefundene und daselbst im Besitze des Generals Krir^din
>efindliche oder befindlich gewesene Statue, welche 1873 auf der Weltausstellung
n Wien war**).
Diesen vier mit der langen Fackel ausgestatteten oder ausgestattet gewesenen
Mildern gesellt sich am nächsten :
No. IS, eine vor wenigen Jahren gefundene Statue im Besitze des Principe
lel Drago, einstweilen in einem Magazinraume des Palastes Albani in Rom auf-
^wahrt^] , welcher das Fackelattribut fehlt. «
*) Abeeb. bei Clarac, Mus. de sculpt. pl. 438 C. No. 776 A, vergl. Text Vol. III p. 119 sq.
>. Atlas Taf. XIV. No. 24. Ergänzt na<*h den Angaben Helbigs auf der für den Atlas benutz-
en iieaen Zeichnung nur der Kopf, die rechte Hand mit dem obersten Ende der Fackel und
er Flamme, sowie ein Stuck in der Mitte der Fackel. lob selbst notirte mir außerdem nur noch
inige Flicke in der Gewandung , während Clarac auch die Füße mit dem untern Theile des Ge-
raudes für ergänzt hält.
b) Abgeb. nach (Pietro Vitali) Marmi scolpiti esistenti nel Palazzo Torlonia vol. I. 2. No. 12
ei Clarac a. a. O. pl. 430. No. 776, vergl. Text vol. III. p. 120. Nach dem erstem Werke
. 2 wäre die Statue ,,intera^' und die Fackel ^benchft moderiia perö fatta proseguendo un antico
mmmento che ve n'era" , nach Clarac „i\ n ya de restaur^ que le nez ; tout le reste est antique,
lenoe les mains'S während seine Zeichnung , allerdings in unklarer Weise das Fackelende als er-
äfizt bezeichnet. Gegenwärtig nicht aufzufinden 21).
c) Abgeb. bei Clarac a. a. 0. pl. 438. No. 754 C, vergl. Conze, Arch. Zeitung von 1864.
jiK. S. 209*, nach dem »ein Stückchen vom Kopfschleier und zwei Koste von Stielen in der
nken Hand für Ceres beweisen; Kopf alt, aber fremd, rechter Arm und linke Hand neu«;
[icbaelis, ebendas. 1874. S. 65, nach welchem bis auf den rechten Arm die Statuette Doria
So. 14.) derjenigen in Wilton-House entsprisht.
d) Bisher miedirt; s. Atlas Taf. XIV. No. 23. Ergänzt ist Nichts an ihr, es fehlt die rechte
land and die Fackel bis auf den Stumpf des untern Endes.
e) Bisher unedirt, s. Atlas Taf. XIV. No. 12. Auch an dieser Statue ist Nichts ergänzt
s die Nasenspitze. Am nächsten steht ihr eine Reliefflgur an einem großen Sarkophag im Gar-
466 n. DIB ERHALTEVEH MOirDlCEMTB.
Von mehren anderen Statuen, welche dem Typns der Nommem t4 — 17 mit
m. o. w. bedeutenden Variationen nahe stehn, ohne ihm gleiehwoU an entapi«-
chen, wird, vor der Hand wenigstens, am sweokmftßigsten abansehen sein, weil
diese Statnen iheils zu wenig genau bekannt, iheils an stark restamirt sind, ab
daß man sie mit Überzengang hier einreihen oder ans ihrer Einreihnng einen Ge-
winn hoffen könnte. Am meisten Anspruch darauf, als eine Demeteratatoe yoi
einem dem hier in Rede stehenden verwandten Typus zu gelten, dflrfle vielleMt
die dresdener Statue in Hettners Katalog No. 254*^) haben, obwohl ihr Kopf
bis anf die antike , aber schwerlich zugehörige portrtthafte Maske und beide Am«
modern sind; eiue lange Fackel in der Rechten, ein Ährenbflsehel In der Linkei
erscheint gleichwohl eine ziemlich natflrliche Voraussetzung und der mmtnmale Kip-
per fOr Demeter ganz geeignet.
Über einige dem Typus der No. 18 m. o. w. verwandte, aber entaehiedes
jugendliche Statuen s. unten unter Kora.
Über die sicheren Statuen No. 14—17, denen die Wandgemälde ans der cm
del questore und derjenigen di Nettuno ^} in Pompeji nahe stehn, ist im Einzdm
kaum Etwas zu bemerken, nur soll nicht unerwähnt bleiben, daß die außer No. 17
allein genauer bekannte Panfilische Statuette No. 14, was auch die Zeidh
nung einigermaßen erkennen läßt, von untergeordnetem Kunstwerth ist; dieAibeit
ist flach und den Körperformen wie der Gewandung mangelt die Falle. Bener-
kenswerth für weitere Forschung ttber den Typus ist, daß der Chiton, wie diM
am rechten Arm erkennbar ist, lange Ärmel hat, im Gegensätze zn den Statin
der vorigen, aber in Übereinstimmung mit denen der folgenden Classe.
Die tunisische Statue No. 17, welche einen unzweifelhaften Portilikepf
mit einer Haaranordnung trägt, wie sie bei den römischen Frauen etwa in der
Zeit des Hadrian tiblich war, unterscheidet sich von den vorhergehenden duvli
eine, besonders in dem stark gebogenen linken Beine hervortretende, bewegtem
und merkbar weniger feierliche Stellung , schlankere und jugendlichere Verhlltniä«e
und eine elegantere Behandlung der in ihren Elementen durchaus mit derjenifreD
der anderen Statuen fibereinstimmenden Gewandung. Diese Verschiodehheiten dürf-
ten mit der Verwendung des Typus zu einem Porträt in natürlichem Zusammeii-
hange stehn , so zwar , daß an Feierlichkeit der Haltung das aufgegeben ist . was
ganz insbesondere die Göttin als solche eharakterisirt und fllhlbar macht, wihreüi
bei der Wiedergabe der Formen und Proportionen der hier dargestellten jnngfi
Frau Alles gewahrt blieb, was dem Typus an und für sich angehört, weklier
sich eben liierdurcli als ein fest ausgeprägter kennzeichnet.
Dieser Typus aber, wie er besonders in den beiden ersten Statuen aoftntt.
ist der erhabenste und feierlichste, in welchem die stehende Demeter en»cheiit-
was freilich wcdil nur dann ganz einleuchten wird , wenn man das venKandt^. »ber
ktinstlerisch bedeutendere Wandgemälde aus der casa del quest<»re mit in Betrafst
zieht. Oh die Göttin in diesem Gemälde aus zureichenden (irttnden als Demeter
teil lies Palastes Coloiiiia in Korn (in der nntern .Vbtlioilung auf der obcrn Toitamo rvchb >3i
Kndr , ueini man doni l'alaste drn Ui'nkcii wondrt).
a) AbiEob. in Herkorn Augnsteuni Tal*. 115 und bei Clarac a. a. O. pl. 424. No. 761. \
h) lleibig, Wandgcm. No. 17() (= Atlas Taf. \1V. No. 10) und 177.
5. DIE STATUEN DER DEMETER UND DER KORA. 467
üblo^ angesprochen worden ist, soll seines Ortes näher geprüft werden, bei den
Statnen ist sicher Nichts vorhanden, welches auf die Anwendbarkeit dieses oder
eines verwandten Beinamens hinwiese. Wohl dagegen tritt uns in ihnen die große
Gföttin der Mysterien in ihrer ganzen Würde entgegen und auf diese und ihre
^heimnißvoUe nächtliche Feier wird die lange Fackel doch wohl zu beziehen sein.
Von irgend einer Beziehung der Demeter dieses Typus zu ihrer Tochter , oder,
wie bei den Statuen der zweiten Olasse , zu den Menschen , kann keine Rede sein ;
sie wirkt wie eine durchaus in sich beruhende Erscheinung der Göttin und hiermit
steht es in bester Übereinstimmung , daß sie nicht , wie bei den Statuen der zwei-
ten Classe angenommen wurde , ihre Gabe in der Rechten vorstreckt oder darbie-
tet , sondern ihr Büschel Ähren und Mohn in der gesenkten linken Hand ganz und
gar nur als ein charakterisirendes Attribut gefaßt hält.
Nicht am wenigsten trägt zu dem Eindrucke der Feierlichkeit und Prächtig-
keit dieser Gestalten die weite Himationtracht bei , welche in fühlbarem Gegen-
satze nicht nur zu der viel anspnichlosem Gewandung der Statuen der zweiten,
sondern auch derjenigen der folgenden Classe steht und bei der es nicht unin-
teressant ist , zu sehen , wie der keineswegs ganz gewölinliclie Wurf des auch als
Schleier das Haupt bedeckenden Obergewandes besonders bei No. 14 — 17 mit dem-
jenigen bei der Statue von Knidos übereinstimmt und daß er sich nicht allein bei
der Statue del Drago (No. 18), sondern auch bei der als Rora zu erklärenden
Statue in der Villa Borghese und ihren Parallelmonumenten wiederholt. Es scheint
Hch daraus zu ergeben , daß eine bestimmte Tradition für dies Demetercostüm sich
n der Kunst festgesetzt hat, da man die stehenden Gestalten aus der sitzenden
cnidischen doch um so weniger ableiten kann, als ihr aesthetischer Gesammtein-
Imck, besonders bei No. 14 — 17 von dem jener sehr verschieden ist, während
indererseits die Statue von Knidos verbietet, die Gewandanordnung der stehenden
Statnen etwa lediglich für römisch zu erklären oder aus römischer Sitte abzuleiten,
wozu in der verwandten, aber nicht identischen Tracht der bekannten Matrone
ins Herculaneum in Dresden (Denkm. d. a. Kunst I. No. 372) Veranlassung
gegeben sein könnte.
Nach Maßgabe des Costüms, namentlich des langen Chiton und des darüber-
geworfenen, zugleich als Schleier über das Haupt gezogenen Himaton von feinem
Stoffe, sowie nach dem Attribute von Ähren und Mohn in der ruhig gesenkten
sinken steht den eben besprochenen Statuen näher als andere die Statue No. IS
m Besitze des Principe del Drago, welche nach diesen Gesichtspunkten hie-
ler gestellt worden ist. Aber freilich unterscheidet sie sich andererseits von jenen
Statuen nicht nur durch den Mangel der langen Fackel , sondern durch eine völlig
erachiedene Haltung und einen hierdurch bedingten sehr abweichenden Gesammt-
luurakter. Denn an Stelle des Festen und Feierlichen der Statuen No. 14 und
5 und der leichten Eleganz von No. 17 hat diese Figur etwas eminent still Ma-
ronales, dem sich ein unverkennbarer Zug von Trauer oder Schwermuth beige-
ellt. Allerdings spricht sich dieser Zug zumeist in dem augenscheinlichen Por-
rätkopf aus und man könnte hiernach geneigt sein, ihn für rein individuell, der
Largesteliten Person angehörend und deshalb als für den Typus der Göttin, unter
leren Bilde sich die Frau hat porträtiren lassen, als unerheblich zu betrachten.
Ulein dem gegenüber muß man doch sagen, daß nicht allein die Haltung der
408
II.
ganzen Figur mit dem Ausdruck«.' der schwermüthi^eit Versunkenhüt n (
Hichl^zli^eH iinil lUitbeBondere in den Augtin Hufn suIiSubU- z ii itain luengoh t . soaden
aucli. daß für eine von irgend einer tiefen iiuil stillen Trauer erfallten rJlmiscIiiMi
Malinne der Oudanke , sich nnt(.'r dem liildc der triiuemden Göttin d&rsIcUen id
hisHen Nichts weniger als fern lag. Und danach wUrde iler die gxiize Giuull
diirchdiingcnUe. in AntlitK niii' am klamten herrurtretende Ausdruck still verlial-
tener tiefer Sdiwermntli in recht ei|j;entlicheu Sinne dem Typus angeliOren.
Wenn dein i^er ao ist, so wUrde die Slatne del Dra^o nicht alUiiu d«iii Oo-
stllm nach, wmdeni auch in ihrer ganzen Eründuug uder in der Conccption ia
DemetortypuH . welcher fQr diese rdmische Matronen iigui' benutzt iät . die vollkiiBi'
mr^n^te Parallele zu der kuidischen Statue bilden, die in antiken Kunatwerkcn mf
nm gekommeil ist nnd neben dem Kopfe von ApollenJa lAuiDerk. I5| als ein Uc-
U'.g dafUr gelten können, daß Clemen»' Ztmgniß (b. oben S. 4-17 . Demeter *rtir
i-üQ TT,; ^D\xtfofMi erkannt, wena im auch keine Giltigkeit acldechlliin bat. i)m-
noch auf breiterer Gruudlagc steht, aU die ist, welche unter alten nna bckanDtm
statuarischen Werken bisher allein die Slatue von Knides darbet.
Kein schicklicherer Ort, als dieser, ergieht sich, um eine titatue einznApn.
welche unter den bisher bekannter allein steht ^'-), aber in gewissen Dingen eis«-
seils an die Statuen der zweit<<n , in anderen an diejenigen der dritten Ctam
wenigstens erinnert:
No. 19, eine tiberleb enagroße i^tatue von griechischem Marmor in der Rotnailr
des beriiner Mnseuma No. 5"). Dieselbe galt frfUier fflr eine Hera und isl urt
bei Clarac unter den '>Jnnoua'< anfgefOhrt; aber aHiwerlich iät in der Fi*rnr irprti
Etwas, wodurch dieser Name gerechtfertigt wei'den könnte, el^leich nicht aUi
die Mumente stichhaltig sind, die Gerhard gegen denselben geltend nntcht. UA
Recht aber hebt er so gut wie Ltwezow die würdevolle . feierliche , einem Xjm-
pclbild angemessene llaltnng hervor und mit demselben Rechte weisen Beide uf
den entschieden mnti-onalon Chamltter und die rollen und breiten Formen der <.«-
stalt hin. welche den Kreis der zur Benennung herbeizuziehenden tiiittjnnen lielil
eben weit erscheinen läßt. Dem an steh nicht fem liegenden Gedttokeit an IteilU.
welchen Gerhard fljtSter'') frageweise anssprach. scheint die eben mIichi benlM
Breite und Fülle der Formen, wenigstens wenn wir sie mit denen der Piutitt
sichern Ilestiastatnc . der Oiustimanischen vergleichen, entgegenzustehn.
Dazu kommt, daß die Gewandung, von dem Schleier abgesefan. mit it-
jenigen der Statuen der zweiten Olasse viel Gemeinsames hat , wBhr«Dd wir im
Schleier , welcher das im Übrigen ungeschmUckte Haupt bedeckt , durch di* fNf
tuen der dritten Claase . auch abgesehn von der sitzenden knidittrhen und twi Ite-
liefen und Hflnzen fllr Demeter gerechtfertigt finden. Auch die den liberal«
•) OerbtTd, Bari. >iit, BlldHerke S. ii So. b. , ibgeb. b. Civuoppi. Itamilu I.
diiitrh bei CluK', MiiB. de iculpl. pl. -IIa No, 721, Text Vol, III. p. T5. mli uidvna ibM
Jet» iii|Hfngt«ii ErKiiiiungeti beider Arme. i. AU» Tat. \V. Nii 2S. u[|d \rit\. oo-
AmtIDi. II. .S, 357 t. V.tiimt auDer beiden Armen mit den Altrlbalcn norll dt»
D\e tlühe dei Slaliie Imlti^l iiidi Uerliiid 7 Pail, iiieh Levciov 7 Fu& B ZuU.
b) VeridchniO der BUdbkUBnrerke IJiei}. i*<&\) S. S.
5. DIE STATUEN DEB DKMETEK UND DEB KOBA. 469
bedeokenden g^nöpfteo Ärmel sind in dem hier in Rede stehenden Kreise ge-
wdbiiiich nnd die starken Sohlen , mit welchen die Füße des Bildes bekleidet sind,
stehB der Demeter als der wandernden Göttin wohl an. Mit den Statuen der
xweitea Glasse mag die berliner auch die Attribute , Ähren in der gesenkten Rech-
ten , ein Scepter in der halberhobenen Linken gemein gehabt haben , obgleich links
eine lange Fackel, wie sie die Statuen No. 14 — 17 der dritten Glasse ftlhren,
eben sowohl möglich erscheint imd nur die kurze, auf die Hüfte gestützte Fackel,
mit weleher die Figur jetzt ausgestattet erscheint, jedenfalls unrichtig ist. Sehr
eigenthflmlich ist der Kopf, welcher nach Gerhard »dicht über dem Bmstgewand
ehigelaBsen, aber nach allem Ansehein mit der Statue ursprünglich verbunden ge-
weseac ist, wobei der durch den Hals und Schleier gehende Bruch und Kittstrei-
fem unerwfthnt bleibt. »Ernste Hoheit und Mi^estät« wird man demselben mit
Lewezow kaum so unbedingt zusprechen dürfen, vielmehr scheint ein gutes Theil
ircbaischer Strenge und Gebundenheit nicht allein in den Formen der stark, aber
»dir regelmiLßig gewellten, nur von einem ganz schmalen Bande zusammengehal-
tenen Haare, der Augen und des etwas breit und gerade geschnittenen Mundes,
Kmdem auch in einer gewissen Ausdruckslosigkeit oder Leere hervorzutreten,
Krelcbe sich mit den breiten Proportionen zu einem keineswegs ansprechenden Gän-
sen verbinden. Der ganzen Haltung nach aber steht die Statue zwischen den-
jenigen der zweiten und der dritten Glasse in der Mitte, indem sie weniger als
liejenigen , wenigstens die besten der zweiten Glasse die feine Beziehung der segen-
^ndenden Göttin zu den Menschen zeigt, noch andererseits so in sich abgeschlos-
len ist, wie die Figuren der Mysteriengöttin in No. 14 — 16 der dritten Glasse.
Vierte Glasse.
•
Für die vierte Glasse der Demeterstatuen bietet die Figur rechts im eleusini-
«hen Relief die Grundlage; mit ihr bildet, wie oben (S. 428) schon bemerkt und
«ie bereits früher von Brunn*) hervorgehoben worden ist, bis auf den wesentlich
'enohieden gestatteten Kopf die auffallendste Parallele
No. 26, die ohne jeden haltbaren Grund als »Sappho« bezeichnete Statue in
1er nuiden VoHialle des Gaf^hauses der Villa Albani No. 749^). Ihr steht zu-
ftctot:
No. 21 , eine unter dem Namen »Junon Reine« bei Glarac'') abgebildete, sonst
Bedkte Statue der ehemaligen Vescovalischen Sammlung, deren jetziger Aufstel-
keüiuigsort unbekannt ist. Weiter kann man vielleicht noch
a) Bull, deir Inst, von 1S60 p. 69.
b) Besebreibiing Roms III. II. S. 550, Morcelli , Fea, Visconti La YlUa Albani descritta
1869) p. 109; bisher unedirt, s. AtUs Taf. XIV. No. 11.
e) Mos. de seulpt. pl. 419 No. 736, vergl. Text Vol. III. p. 86 sq. Die SUtue ist nach
lane sehr stark restaurirt ; aufgesetzt (modern?) ist der Kopf, ergänzt sind beide Vorderarme
Mb tan Ellenbogen an , desgleichen die Füße mit einem Theile des Plinthos. Die Angabe Cla-
UC8, daß die Statae, ehe sie in Vescovalischen Besitz kam , in Florenz gewesen sei, dürfte ge-
wehtem ZweÜBl unterliegen.
470 II UTK KIUIAL.TI^:^«!':»
No. 22 nnd TA. zvit^i 8tHtiii>ii im Miimi-ii NAzixnnie in Nunpel*) 1
w(t)<-)in flrlinii Ocrliaiil al» nifiglichK DeinetfrsUtiien betmchiet , über nicht riehtif
mit ^w'iflHt<n , weitürhin im bvaproch^ndttn 8tatUen rerbanden liat . welcher virltnchr
mit dem Koranamon m helegcn sein werde». Wtthrunil die«! buiilon Sbtlneti tn
CoHtilin zuRatnmengf^lißrßti nnd dur Ktattie Albani f'20) ganz nthe «Urlin, nnler-
Hclinidet «kih No. 2:t von dtin nncieren in der OompoHition iladnreli, iliiß sie dif
rechte Hand <;eliobi'n. die linke ge8«nkt hat, wahrend sich die» Iwi dfo «ndrrfii
nmkehrt. Ein besonderer tiewinn ist anf keinou Fall auR diesen Statuen ah»-
leiten .
In [tctreff der Alhaniaclien Statne .aber, sin lias fllr den Tj'pns mtiß^lwDiIe
Kvrmiilnr wird c^ sehr daianf ankonrnien . die Art und die Ausdehnung der &-
g!ln/unE<*n so jfcnau wie möglich festzustellen. Ich habe mir darüber iHTA hri
einer mit Hen-u Ur Flaseh geraeinsam rorgenooimenen Untennchung Ful^enii^
nitlirl Die lierubh angende rechte Hand JBt gebrochen . aber Ina auf ilen Zeij^
tingor, dua vorderste Clled deH Danmen nnd dasselbe des Kweitnn Fingers e«bt um!
kann ein BUsehid Ähren ^halten haben. Uer Brnch geht, wie aneh die Zcicb-
nnng erkennen litßt. durch die Handwnniel und den puntello Dagt^gen ist ilff
ganKi' Unke Vorder.irm mit der ihn nmgel>endrai Gewandung lunUem. Der Anuli
lauft am Oberarm hinanf, dessen ganKo nach anßeu gewendete IlUfl« miorbi im
und gegen die Schulter hin noch durch ein attiek des über dlesellte gelegten Hint»-
tion hindurch . aber die Schalter selbst ist echt. Auch nnlerlialb de.'< AmiM i«
ein gut 4 Kinger breites Stitck des hangenden Äi-meU ergSnet. Ob der Am k
gehobi-n war, wie ihn der Kcstanrator gebildet hat. i»t ungewiU. aber wehl mSg
lieh, sicher dagegen, daß irgend Iftwss hier die Gewandung benihrt und deren PiBa
einwUrts vom Arme godrOckt liut. Ob dieser verschwundene Gegenstand eine Ulfe
Fackel gewesen ist. wie sie die enlapreehende Helienigiir im Arme liegeB h*l.
ist insbesondere deswegen Kweifulhnft . weil auf der erhaltenen antiken Basis, \eklK
in die moderne nur eingelassen ist und deren Cuntoiir fein an den Faßen and ilei
Gewandung hinlünfl, sich keine Spur von der BerlÜirung elnt's tremden Ü«^-
standes wie eine lange Fackel oder ein Seepter findet. Dagegen findet sidi H
tier Gewandung vorwärta der linken Schnlter eiue Stelle, wo ein fremder 0«f»-
Htand>leifie bertllirt haben könnte, ohne daß dies sich jedoch behanpten lieBe. d*
es sich auch nm eine einfache BcsluBung hiindeln knnu. Am Halse ieig«e siri
einige Verletzungen, doch ist er und der Kopf von unhex weifelbarer Echtheit.
Was aber den mehrer wähnten fremden Gegenstand anbetrifft , welchea ht
linke Hand der Figur gehalten und welcher die Stelle vor der linken ScholW tr-
rltlirt haben mag. so läßt sich nicht Uugnen, daß man bei demselben — voduitb
ditnn freilich die Bereclitiguug . die Btatne Uemcter zu nennen, eiuigermaflen K'^'"
felhaft werden wdrde^^) — au ein FUllhoi-n denken nnd durch dessen Snbslinimr
a) Bei Oerhsrd und l'onofka, ^elpels ant. Bildwerke No. 73, ibgeb, bei CUru l. lO^i
tlU n, No. 742 f, vergl, Tp\t >. i. O. p. 90 und No TS. »bgfib. d». pl, «0 A So. W»
VFtgl. Teic a. s. u. p. 42 In lletrelT dar Kminiungen hat Gerhard Unrerht, nunn n M
K'ipf von No. 73, eiiiiT StaluKIv M>n ni. U.'JU Hohe als iu<'>|llrhi:Tuel'p all br(Di<-bnfi, Ow
n.'HKt ihn mit Uei.'ht niudL-cn. Anrb der Kupt vuii No. 'iH . einer Statue iwi d«i dajjpclu« bi
lil modeiu (von Aibarinl) und die Vordotanue liud m boidui E&eDplaraa rtiUnrltt.
5. DIE 8TATUBN D^R DEM£T£:ft UND DEtt KO&A. 471
die Frage zu lösen meinen könnte, und zwar dies um so mehr, als eine bis auf
die Gttrtung des Chiton entschieden nahe verwandte Figur No. 59 im Braccio
nuovo des vaticanischen Museums*) als »Fortuna« mit einem Füllhorn restaurirt
ist. Auf dies Füllhorn ist indessen kein Verlaß, um so weniger, als die Er-
gänzungen an dieser Statue noch umfänglicher und tiefer greifend sind, als sie
selbst Clarac a. a. 0. angegeben hat. Nicht »ein Theil des rechten Armes« , son-
dern der ganze rechte Arm mit der Schulter ist modern und nicht »die linke Hand«,
sondern der ganze linke Arm wieder mit der Schulter sammt dem Füllhorn und
sftmmtlichen diesen Arm umgebenden Theilen der Gewandung ; außerdem die Füße
und der vordere Theil des Plinthos gehört der Restauration an. Der sehr stark
geflickte Kopf ist antik, seine Zugehörigkeit aber zweifelhaft, da der Hals theil-
weise modern ist. Ähnliches gilt von einer zweiten ebendaselbst (No. 74) unter
dem Namen der »dementia« aufgestellten Statue^). Auch bei ihr sind beide Arme
modern , der linke wiederum mit der Schulter und der ganzen mit dem Arme zu-
sammenhangenden Gewandung. Überdies aber zeigt der erste aufmerksame Blick
auf die Abbildung, was die Untersuchung des Originals im vollen Maße bestätigt,
daß dieser linke Arm nicht erhoben gewesen sein kann , sondern gesenkt gewesen
sein und das Himation gehalten haben muß , welches selbständig in der Lage nicht
verharren kann , in der wir es sehn. Auf diesen Umstand und auf die große
Ähnlichkeit mit der Statue No. 59 wird auch schon in der neuesten Ausgabe (1S70)
des ELatalogs der vaticanischen Museen hingewiesen und die Annahme daran ge-
knüpft, daß auch diese Statue wie jene eine Fortuna dargestellt habe. Wenn
jedoch bei jener das Füllhorn unverbürgt ist, so ergiebt genaueres Studium die-
ser, daß sie ein Füllhorn, so wie man es jener gegeben hat, nicht gehalten ha-
ben kann. Es wird daher für die Albanische Statue wie für die beiden vaticani-
schen Figuren das wirklich von ihnen im linken Arme getragene Attribut noch
zu suchen sein und demgemäß wenigstens bis jetzt kein positiver Grund entgegen-
stehn, der Albanischen Statue, auf welche es, weil sie mit der Relieffigur am
allerauffallendsten übereinstimmt, am meisten ankommt, den ihr schon von Brunn
a. a. 0. beigelegten Demetemamen zu lassen. Sollten die beiden anderen Statuen,
welche mit der sichern Fortuna No. S6 des Braccio nuovo ^) in der That viel Ähn-
liehes haben , ohne jedoch mit derselben völlig übereinzustimmen , trotz den entge-
genstehenden Schwierigkeiten ein Füllhorn im linken Arm getragen haben und be-
stimmt gewesen sein »Fortuna« oder auch »Abundantia« vorzustellen, so ist dabei
Dicht zu vergessen , daß die römische Kunst den Typus fUr diese Allegorien aus
keinem griechischen Typus näher und leichter ableiten konnte , als aus demjenigen
der Demeter, wie er in der Relieffigur ganz unzweifelhaft vorliegt, auch wenn
man diese im Zusammenhange der Darstellung der elensinischen Platte Kora zu '
lannen hat (vergl. oben S. 428 f.) .
Die Albanische Statue aber charakterisirt neben entschieden matronalen Fer-
nen des Körpers eine große Schlichtheit in der vortrefflich behandelten Gewandung,
irelche sich im langärmeligen Chiton von feinem Stoff in eben den linden Falten
a) Abgeb. bei Clarac a. a. 0. pl. 451 No. 824, vergl. Text yoI. III. p. 153.
b) Abgeb. Mus. Chiaram. II. tav. 13.
e) Abgeb. Mus. Chiaram. II. tav. 14, Clarac a. a. 0. pl. 455 No. 835.
0 verbeck, Kanstmythologie III. 31
472
n. Dir. KRIIALTENEN »OXtlUENTE.
an den Busen anschmiegt wie bei der ReliefSgur von Eleusis. während (
tioQ , obwohl die Art seines ümwurfes lebhaft an diejeuigu erinnert . welche die
vaticanisctie atatne der Hera Teleia (Atlas Taf. X No. '.Vi] zeigt, was den Ein-
flflsaen einer und deraellien Kunatachnle (b. oben S. ü4 S. und 8. 463) Engeachriebeu
werden mag. dennoch, im Zusammenhange mit dem mhigen ät«od« äer Kignr
dem Kilrptr so viel enger angelegt ist, daß nicht die breite und pttchttg« Er-
scheinung jener Herastatue , sondern eher derjenige stille und achlichte Eindruck
sich wiederhult, den die Ileraatalue ron Lorium i Atlas Taf. X. Mo. 35j bietet.
Von dem Kopf iot im Allgemeinen schon oben (S. 4-11!) gesprochen worden ; di« eng-
anliegende Haube . welche ihn umgiebt . ist es ohne Zweifel . welche der Status
den Namen Sappho eingetragen hat, welche aber in ihrer Schmucklosigkeit Ueae-
ter vollkommen angemessen ist und sich bei dem allerdings nicht g&nx nnaweifel-
haften Kopfe der sichern C'eparclli sehen Demeterstatuc oben 6. 4G1 No. II | wie-
derholt. Nicht ganz so leicht ist es, sich Ober seine Formen und seinen Aosdrnck
Rechenschaft zu geben. Au matrunalem Charakter fehlt es den erstem allerdinfi
nicht . aber anffallend ist die Gr$Be der Augen , welche ziemlich bestimmt btickrn
und dem Ausdruck etwas von der Milde nehmen , welche raan bei Demeter ili
natnrgemitB voraussetzt, in dem Kopfe der capitolini sehen Statue so schöu d^tgr-
stellt findet und welche auch dem Antlitze der Albanisclien Statue in suineu Dbrigen
Zllgeu nicht fehlt . während dasselbe von jener Trauer oder Wehmuth . welche in
Ausdruck der knidischen Demeter bestimmt, Miclits erkennen läßt.
AnSev den im Vorstehenden znaammenge stellten Statuen giebt es nur bmI
eelte , welche auf den Namen der Demeter begründeten Anspruch htblK
ohne sich mit den angefahrten Typenclassen verbinden zu lassen udor. nnter M
abereinstimmend, selbst eine neue l'yp^»*'''^^^ darzustellen. Vielleicht am ebolv
ist dies noch der Fall mit einigen Statuen, au deren Spitze als vSlUg goichsitT
No, 24, eine l,!l(( m. hohe Statue von griechiachem Marmor in der O^Jjth
thek zu Uflnchen No. TU") zu stellen ist. deren Kopf nnd rechter Vorderann Jkf
dings ei^änzt sind, an der buken Hand aber nnr die Fingerspitzen nnd ein 1W
der im ü))rigen ganz sicheren Ähren. Das Eigenthnmiichsle an dieser , windem,
wie die meisten Demeterfignren , mit einem langfirmcligen Chiton bekleideten SUIM
ist ein chlamysartig auf der rechten Schulter gekuöpfler doppelter , aber löcbtal
Hantel . dessen oberer Theil bis zum Knie und dessen unterer bis fast in du
Fflßen reicht.
Ein sehr fllmlichos C«stUm. nur mit etwas reichlicherem Falteuwerk »igt
No. 34a. eine als Demeter ergänzte Statue in der Villa Albani*'] mit (Mf
dem Kupfo . welche sich also mit der MUnchener eiuigennaBen in Reihe stellt bJ
>) FrÜhei, und so In Schorna Ktul. der Qlypiothck No. m. rergl. Brunn, B««hr«lt- ^
Gly|)tc.rt8k. 2. Aull, S. 100 Nu, 79, »bgab. bei Cl.r».^ i. «. 0. pl. 434. No. T-.».
b| Morrelll. Fea, VIscnnli : L> Villi Albtni deir'rliu No. 2, tbgeb. b. CUi*e i. «. <• !<
43H. O. Na. ~.!,9 V.. Tcrgl Test Vol. III. p. tOT. Dur Kopf lit anllk. (bw auf dwa M*|i-
nirkleu Haie einiiesetil und ichweclkb tiigeliärjg ; die wnitigca Krginmneen *M M O"'
Ticbtig angegebeu.
5. DIE STATUEN DEB DEMETKB UND DER KORA. 473
bei der nach der Analogie dieser dem Demeternamen wenigstens nichts Positives
entgegenstehn dfirfte.
Anlangend den ganzen, bedeutenden Rest der in Claracs Mus^e de scnlptnres
unter dem Namen »O^r^s« zusammengestellten, meistens ans reiner Willkür und
oftmals angenscbeinlicb verkehrterweise als Demeter ergänzten Statuen , soweit
nicht einige derselben weiterhin als Kora gedeutet sind , muß gesagt werden , daß
nach dem jetzigen Stande unseres Wissens fttr keine einzige derselben der Deme-
temame mit Recht oder mit stichhaltigen Gründen in Anspruch genommen werden
kann. In den bei weitem zahlreichsten Fällen ergiebt sich dies so unmittelbar aus
der Betrachtung der Abbildungen selbst oder aus dem, was Clarac über die Er-
gänzungen der Figuren mittheilt, daß es unnöthig erscheint, die Grundlosigkeit
des Demetemamens im Einzelnen nachzuweisen, für wenige der bei Clarac aufge-
führten und einige außerdem als Demeter angesprochene Figuren wird es genügen
die Ablelmung aus diesem Kreise in einer Anmerkung^*] kurz zu motiviren.
2. Kora2&).
Vorweg auszusondern sind aus dem hier zu besprechenden Kreise, und
zwar nicht nur für dieses Capitel, sondern auch für die folgenden, nach Anderer
Vorgange diejenigen Monumente, welche Persephone als Gattin des Hades,
als Unterweltsgöttin und Königin der Schatten angehn. Damit kommen alle
anf Kora-Persephone nicht aus bloßer Willkür und m. o. w. unwahrscheinlich bezo-
genen thronenden und sitzenden Gestalten in Wegfall bis auf eine einzige, deren
Erklärung schwierig und zweifelhaft ist.
£b ist dies die kleine Marmorstatuette im Museo Ohiaramonti, welche jetzt
mit No. 81 bezeichnet ist*^) und eine anspruchlos sitzende weibliche Figur darstellt,
bekleidet mit einem einfachen , gegürteten Chiton und einem um den Unterkörper
geschlagenen Himation, welche ein echtes Büschel Ähren und Mohn in der rech-
ten , auf dem Oberschenkel ruhenden Hand hält , während neben ihr ein in echten
Resten ganz unzweifelhafter Hund sitzt. Wenngleich nun durch das Ährenattribut
der Kreis bezeichnet ist, in welchen dieses Figürchen gehört, so ist damit der
richtige Name für dasselbe noch nicht gefunden. Gerhard^) hat sie Demeter ge-
nannt und dieser Name wird auch an Ort und Stelle in den officiellen Katalogen
gebraucht. Allein es ist doch nicht abzusehn , wie der Hund , welcher neben dem
Figürchen angebracht ist, zu Demeter kommen sollte. Wenigstens kennt weder
Gerhard noch irgend ein anderer der neueren My thologen und Kunstmythologen ^^]
den Hund als Attribut oder als Begleiter der Demeter. Dazu kommt, daß die
Formen des Marmorfigürchens nicht solche sind, welche uns an eine matronale
a) Beschreibung Roms II. 2. S. 44. No. 79., unedirt, s. Atlas Taf. XIV. No. 16. Ergänzt
der Kopf, der linke Vorderarm und der größte Theil des Hundes neben der Göttin.
b) Über den Bilderkreis von Eleusis II. (Qes. akad. Abhb. II.) S. 395. Anm. 160. c.
31*
474
n. vn:t
LI.TKSEN MOxrM
Gottheit wie Demeter zu denken zwängen ; denn . wenngleich die Arme ;
fleiitchig nnd fttllig aind , su ist doch der Busen so wenig voll, daß er Hehr wohl
den Gedanken an ein jnngfran liehe a Wesen, d. b. an Kora zaIäBt. Dieaer bei-
geselll würde sich aber der Unnd weh eber erklären lassen, als bei Demeter.
Ersten» wenn man Peraephono aU Unterweltgöttin verstände, neben welcher iler
Kerberos (zu welchem man die evhten Keste so ^t ergänzen könnte wie zu eioein
einkflpfigen Hunde] ein ullerdingiä seltenes aber dennocli bei einer statnarisdien
Einzeldarstellniig nicht undenkbares Vorkommniß sein wtlide. Zweitens »ber. sollte
man in der Statuette der Äbren in ihrer Linken wegen , obwohl die Persephoae-
Kora des lokrischen Terracotlarsliefs*) solche hält, nicht sowohl Persephone als
die KöpTj Arj]j.r,T[>o; erkennen wollen , verm^lge des Synkretismus von Kora mit
Hekate'') . deren gewöhnliches Attribut oder wenigstens häufiger Begleiter und deren
Opferthier bekanntlich der Hund ist']. Will man aber in der Statuette die reini'
demetreYsche Kora , nnvermischt mit Hekate erkennen . welche aoch sonst mit dta
Ähren attrib Ute nicht seilen ausgestattet ist''; . so wird man auch dieser den allri-
bntiven Hund ihrer vpötn^okn^ Uekate eher beigesellt denken können , als der De-
meter. Doch mag dieser Punkt weiteren Untersnehnngen empfohlen bleiben.
Erste Classe.
Hier kommt derjenige Typus in Frage, welchen Gerhard Trllher als »Vkiiu»-
Proserpina II ') , gelegentlich als 'AcppiSfTrj Waai'fäsj^a^ ] benannt und dessrn Kum-
plare er in immer wachsender Zahl gesammelt hatte, während er das Urbild in
dem Agalma des Mysteriencultua von Agrae suchte"). Allein wie tierhard wlt«l
neuerlich '') . die Schwierigkeit anerkeunend , welche die richtige Beoennnng A\'^>
Typus bietet, zugestanden hat, der Name liVenus-Proserpins" umgehe dii-wlbf
mehr . al» daß er sie löse und der richtige Name sei noch ungvwiU nnd wUinBii
er Halbst empfunden hat'), seine Ableitung des Typns aus den KoramysleriBB *«i
Agrae sei n wenig durchgedmngen n , wird es sich einerseits dringend eroprehlca.
die Gerhard'schen Listen der Exemplare desselben einer strengen HirJilnng u n-
terziehn und dieselben weit eher stetig zu beschränken, austatt sie, wie titAaii
■) Denkm, d. i. Etitist IL No. Sn6.
b) PmUet, Demetur und Peraephone S. 52.
f) Oerbanl, Uile.h. Uythol. $&<!'*- 2, Preller, UHech. Mythol. I.ts. 2*%. WeltUr, (iiwL
Uutleil, 1. S. 562.
d) Geihud, Cber <len BlJderkreis von Eleusis II. ((ieii. ikad. Abhii. tl.) S. 40}. Aam. I'>t>
veiil. oben HruiiureJ VII. No. 3S tt. und i. weiterhin id dun SUIuen der 2. iiu] 3. Hniff
e) Veuere-Proaerpln« IlluitraU d> Od. »erhttd. Polierilla Kleiolin* tS28, deoueb in $>*«*>
KuiDtbUtt IS29 No. IG IT., in erweileiter OeaUlt in den Hrpefb.-rCm. Studien IL S. |It ('^
veigl. iioi'ii t'her den Bllderkrela yon Eteuaii II. (Ges. akid. Abbh. II.) K. UVi Anm, tSt, *'
wie diB autgedahn teste UenknüleTverzairbnll! In d. Abb. Qbei Veuusldole tl^^l. E«f«x '"
l.ibililiaidole , JeUt In GeHmmelte aktd. AbhsiidlJ. I. ü. 279 (T.
f) Hyperb.-TÜm. Studien a. a. 0. ». ITÜ, Ovi. akid. Abhta. I. 8. 2-*\.
t) Abb. aber d. Aotheatcrien (Res. ikad. Abbh, II.) S 33 8. 191 R. , lb«t den BlM«itM
von Kleuaia II. [Üei. akad. Abhb. U.) ». 3ül.
h) Oea. aUd. Ahhh. I. S, 2S1.
IJ Über di« Aiitbwterien (.fle^. akad. Abbh. i1.) S. '225. Amu. 239.
5. DIE STATUEN DER DEMETER UND DER KORA. 475
than hat, mit Bildwerken immer zweifelhafterer Zusammengehörigkeit^) stetig zu
weitem, und andererseits wird die Frage einer besonnenen Prüfung zu unter-
hn sein , ob wirklich alle die von Gerhard zusammengetragenen , in manchen
izelheiten von einander abweichenden Gestalten, welche nach Maßgabe der mit
len verbundenen Figuren sehr verschiedenen Kreisen angehören, mit einem und
nselben Namen zu belegen und als Exemplare eines und desselben Typus zu
Tachten seien , wie dies neuerdings wieder Stephan! ^) gethan hat , indem er die
^en dieses Schemas, zum Theil allerdings augenscheinlich richtig, auf die aus
hrodite und ans Artemis herausgebildete Genetyllis oder Eileithyia resp. auf die
mronische Artemis selbst bezieht. Vielleicht ist es noch richtiger, wenn man,
) dies schon jetzt von manchen Seiten mit größerer oder geringerer Berechtigung
ichehn ist, dem einen und dem andern Exemplar der Gerhard'schen Listen
'schiedene Namen beilegt. So ist z. B. der aus Pompeji stammenden Figur ^)
1 0. Müller^] derjenige der Aphrodite Urania als der ältesten Moira , der Figur
der Gruppe von 8. Ildefonso von Wieseler*) derjenige der Nemesis, von Ste-
ani ') derjenige der Artemis Brauronia , derjenigen in der tusculanischen
ippe der Hope'schen Sammlung^) von Wieseler ^) und Gerhard^) der Name einer
hrodite oder Elpis, von Stephan! (a. a. 0. S. 14) derjenige der Eileithyia oder
netyllis gegeben worden u. a. m. , während wesentlich dieselbe Figur in ganz
zweifelhaften Hekatebildem ^) wiederkehrt. Bei fortgesetzter Prüfung wird man
ler wahrscheinlich zu dem Ergebniß kommen, daß es sich bei diesen in Attri-
en und Bekleidung variirenden Figuren um ein auf verschiedene göttliche We-
heiten anwendbares und angewendetes hieratisch- archaisches Schema handelt,
sen gebundene Gliederbewegung, namentlich aber die auf die Brust gelegte,
»r zur Brust erhobene, bald mit einer Blume, bald mit einer Frucht ausgestat-
;, bald leere Hand man dann wohl auch zu oberst auf stilistische Gründe zu-
kfflhren und je nach den verschiedenen Bedeutungen der Figuren verschieden,
ht aber mit Gerhard^) in Bausch und Bogen aus einer Andeutung des Todes-
ilafes oder eine Anspielung auf denselben erklären wird.
&) JSo besonders die in den Ges. akad. Abbb. I. S. 277 ff. unter No. 13 — 26 aufgefübrten,
r 8. aucb No. 2 — 5 und 7 und vergl. was Gerhard S. 277 selbst über diese Nummern sagt.
b) Compte-rendu etc. pour l'anntfe 1873. S. 10 — 16.
c) Gerbard Ges. akad. Abbb. I. S. 276 No. 12, abgeb. Mus. Borbon. IV. 84, Clarac, Mus.
sculpt. p. 632 C. No. 1422 J.
d) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 262, vergl. Wieseler das. u. Gerhard a. a. 0. S. 281.
e) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 879.
f) Compte-rendu a. a. 0. S. 15.
fi) Specim. of anc. sculpt. II. pl. 53, Canina, Tusculo tav. 35, Clarac a. a. 0. pl. 695.
1614 u. sonst, vergl. Arcb. Zeitung N. F. VII (1874) S. 16. No. 11 und über die zunächst
Sandten Kunstwerke Stephani a. a. 0. S. 14.
b) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 372.
i) A. a. 0. S. 275 zu No. 2 und S. 367 zu seiner Tafel 32. No. 5 und 6 (»Spes oder
»11««).
k) S. Gerhard a. a. 0. Taf. 32 No. 1—3 vergl. S. 367.
1) Hyperb.-Töni. Studien 11. S. 161 , Über den ßilderkreis von Eleusis (Ges. akad. Abbb.
S. 362.
476
U. DIE ERHALTENEN MONUMENTE,
Diese Bemerkungen mußten der Anfahrang des einzigen Exemplan in mRk
ständiger statuariachor Äu^fllhrung vorausgesandt werden , welcLea sich wohl ziem-
lich unbe.zweifelb&r aaf Kora bezieht, nämlich:
No. I, der im Temenes der Demeter und Kora in Knidos gefhnde'
nen 1' ä" hohen Marmorstatne, jetzt im britischen MoBeum'i. Dieselbe z^i^t
die gleichmäßig auf beiden Füßen stehende Göttin , gekleidet in einen nor am
Hala nnd Über dem rechten Busen aiehtbaren Chiton und ein weites, die ganxe
GeBtalt einhnllendes und bis auf die Füße binabreiohendes Himalion , welches zu-
gleich schleierartig über den sehr hohen imd weiten , llbrigena völlig gchmncklosen
Kalalhos (Modiuaj gezogen iat, welchen die Göttin auf dem Haupte trftgt . w&hrend
sie in der Aber den BuBen , gegen die rechte Schulter erhobenen rechten Hand
lose gefaßt eine Blume . nach NowI:od eine Granatbillthe (?i . hält nnd die herabhän-
gende linke Hand einen Theil den Gewände» gefaßt hat und ein weniges hinuf-
zieht. Das von hinterwärts gelöst auf den Nacken herabfallenden . über der Stin
zur Seite geeHicheneu ziemlich rsichen Haaren umrahmte Gesicht der Göttin itifl
bei völlig grader , etwas steifer Elultung des Kopfes einen duichaua frenndlirJieD
und heitern Ausdruck, welcher an urchaisches Lächeln erinnert, ohne daß dir
Figur sonst , abgesehn von der ohne Frage hieratisch beslimmten . regungalewn
Stellung , in den Formen nnd in der Behandlung des Gewandes irgend eine 6piii
von Archaismus zeigte. Sie ist vielmehr bei geringer Sorgfalt im EinzelDcn , na-
mentlich in den Niclits weniger als zierlich ansgefirihrten Händen und I'^lBen durrJi-
aua fließend und mit jener kecken Routine gearbeitet, welche viele TcrracnUro
zeigen und wird von Newton wohl mit Recht dem 4. Jahrhundert v. d. Z. wft-
schrieben.
Wenn der durchaus hieratische und Cut tusch arakter der Figur ganx oiit«-
zweifelbar erscheint, so fragt es sich um so mehr, ob und in wiefern man dieMlbr
auf Tod nnd Unterwelt, oder ob man sie lediglich auf die in ibr«n AttribiM.
der Blume und dem Ralathos angedeutete Bldthe und den Fmchtsegen dea iri-
schen, insbesondere vegetabilischen Lebens'') bezliglich denken »oll. Daß du
Erst^re bei einer Göttin sehr wohl möglich ist. welche nach Maßgabe ciBor i»
Temenos gefundenen Inschrift '] im Cultus außer mit Demeter mit Plulon Kpintdm
und Hermes verbunden war, während andere Funde noch manches auf l'nlerwll
und tJnterweltsgottheiten Bezügliche zu Tage gefördert haben''), dies läBt öA
nicht in Abrede stellen. Auf der andem Seit« wird man zugestehn mflstea, dil
in der Fignr selbst, in dem Ausdruck ihres Kopfes, in ihren Attributen, in ihn«
Gestns, welcher nicht einmal das in seiner Bedeutung fragliche Auflegen der ßud
auf die Brust, sondern nur ein Erheben der Blume zeigt, daß In diesen Diop*«
allen durchaus gar Nichts Hegt, das auf Tod nnd Unterwelt hinwiese. Und aicU
minder fraglich ist es . ob man aucii nur eiue einzige der v«u Gerhard als rVcJv
•) ä. Nevlon, A hUtnry o[ ili»cu>«ries st Ciiiiliii vU. Vol. II. p. ll'.S uud IM, *t««^ ■*
den Ali» DlicDTeriea etc. pl. 57, s. Adas Ttf, XV. Nu. 2S iiüd vergl. nuch QcThtfl, t^ '
Blidcrknis <. Eleu«» ((!«. >k*d. Abbh.) 11. S. im. Kjim. \%X
b) Vergl. Ktephiiil, Cumple-rvndu eUi, pouc l'aiiiuie 1665 S. 37.
c| S. Newton *. >. 0. p. 4115 nnd p. 714. Nu. \4 . Atlu pl. H». No. It.
d) S. KBwWn «. ». 0. p. 419.
5. DIE STATUEN D£B DEMETKR UND DE9K0RA. 477
ProBerpina« resp. als »Libitinav bezeichneten Figuren mit der knidiischen Kora
wird znaammenstellen und nach ihr wird deuten dürfen. Genau mit ihr überein
stimmt nicht eine einzige, namentlich aind die Gewandmotive dieser Figuren über-
all wie unter einander , so von demjenigen der Marmorstatue von Knidos verschie-
den und eben so wechseln die Attribute, indem mehrfach der Ealathos entweder
fehlt oder doch nicht sicher zu constatiren ist und die erhobene Han^ bald eine
Blnme, bald einen Apfel oder auch kein Attribut hält. Da femer die in Rede
stehende Figur außer in dem pompejaner Exemplar*) niemals allein, sondern stets
als Parergon einer großem Hauptfigur oder einer Gmppe von Hauptfiguren vor-
kommt, so müßten vor allen Dingen diese Hauptfiguren in ihrer Bedeutung fest-
gestellt sein , wn danach ermessen zu können , ob und in welchen bestimmten ein-
zelnen Fällen der durch dieselben bezeichnete Kreis eine £rklämng der Neben-
figur als Kora, resp. als Kora-Persephone empfiehlt oder zuläßt. Nun ist aber
im graden Gegentheil die Erklärung der Hauptfiguren in allen Fällen durchaus
ungewiß oder (bei der Gmppe von S. Udefonso) schwankend und bestritten, ein
Rückschluß aus derselben auf die Bedeutung der Nebenfigur also wenigstens für
jetzt durchaus unzulässig. Folglich wird man die knidische Korastatue als solche
vor der Hand als eine vereinzelte Erscheinung in unserem Denkmälervorrath zu
betrachten haben. Und dennoch ist es fraglich , ob sie in der Typenentwickelung
der alten Kunst in der That so isolirt dagestanden hat , wie sie uns erscheint und
nicht vielmehr als die bisher allein bekannte Vertreterin eines für Kora allgemei-
ner giltigen Typus zu betrachten ist. Freilich, daß sie zur Vergegenwärtigung
Koras in ganz besonderem Maße geeignet sei, würde man erst dann behaupten
dürfen , wenn man glauben dürfte , die knidische Statue in ihrem Wesen vollkom-
men sicher verstanden und in allen Einzelheiten sicher erklärt zu haben. Dagegen
knüpft sich an sie für die Statuen der
zweiten Olasse
ein Problem, dessen Lösung leichter erscheinen mag, als es in der That ist.
Die als zweite Classe von Korastatuen zu nennenden Figuren nämlich zeigen,
wenn man von der minder steifen Haltung absieht, fast genau dieselbe Comp<K
sition wie die Kora von Knidos. Der Kopf, welcher übrigens nur bei der Matidia
in München (No. 4) echt ist, hat allerdings den Kalathos verloren, dagegen den
das Haupt bedeckenden Schleier behalten , wenn derselbe auch nur in Resten nach-
weisbar ist. Die ganze Gestalt, einschließlich des gehobenen und im Ellenbogen
scharf angezogenen rechten und des gesenkten linken Armes, ist bis auf die
Hände, wie bei der knidischen Statue in ein weites Obergewand eingehüllt, wel-
ches nur etwas kürzer -und etwas freier und leichter geworfen ist, so daß unter
ihm ein Stück mehr von dem feinfaltigen Chiton sichtbar wird. Die rechte Hand
ist wohl bei keinem Exemplare so vollständig erhalten, daß sich mit Sicherheit
entscheiden ließe, ob irgendwo eine Blume in dieser Hand gehalten gewesen ist,
wie sie die knidische Statue hält, wohl aber muß man dies als möglich zugeben,
da es charakteristisch ist, daß diese Hand unverhüllt aus der Gewandung hervor-
a) Mus. Borbon. IV, 54, Denkm. d. a. Kunst II. No. 262.
478
II. tJIE KKI
tritt, anfitittt, wie bei der Demeteratatne dol Drago (ohen S. 165. No. IS.i in diMethe
mit eingewickelt za sein. Auch Faßt siti nicht, wie verwandte Portrltatatnen . »u(
welche sogleich zurtickge kommen werden soll . den über die linke Schulter gewor-
fenen Tbeil dos Obergewandes , sondern . wenn sie bei dem ßxempisr in Villa
Borghese (No. 2] echt i«t. ganz leicht den Sanm des znm Kopf anfsteigendeB
Schleiers. -Wenn dies Motiv das wirkliche ist. so würde hierin eine Verschieden-
heit von der Statue von Knidos liegen , sowie eine andere darin besteht . daß die
linke , gesenkte Band , anstatt das Oewand zn fassen und etwas emporzoziehti,
ein kleines Büschel Ahrcn nnd Mohn hält . welches freilich meisl«nB ergänzt . «bn
t)ei der ganz diesem Typus angehörenden Porträtstatue der Matidia in Httochn
[No. tj , sowie bei den nächstvenffandten Demetertypen (oben Classe 3.) echt itt,
also als richtig ergänzt gelten darf. Die Matidiastatue vorbindet mit diesem Bal-
ten des XlirenbflBchels das Anfassen des Gewandes bei der knidiscben Ststne nniJ
es wtirde einer erneuten Unterauchimg bedürfen, ob sich dies nicht bei andcTvo
Exemplaren wiederholt bat und nur durch die Restauration verdunkelt worden iai.
Nun darf allerdings nicht verkannt und soll nicht veracbwiegen werden, dal
eine ganze Reihe von Statuen , und zwar namentlich von rOmischon rortnttatataea*)
nach dem Schema der Oürnposition und der Gewandan Ordnung im AllgemfiDet
mit dem hier in Rede stehenden Typus ttbe rein stimmt , ja daß es sieb dabei um
die gewöhnlichste antike weibliche Tracht handelt. Allein die Obere in stimmao);
ist doch , auch abgeschn von der Ocwandanordnung im Einzelnen , keine genant.
vielmehr sind die fraglichen Portr&tslatuen namentlich in den Motiven der Arm-
haltung und der Bewegung nnd Tbätigkeit det Hände . nm von dem ihnen feh-
lenden Ähren attrib Ute zn schweigen , von den hier in Rede stehenden ver^cbinkii
Und somit entsteht die Frage . ob man diese als Figuren in römischer TnehL
Varianten der angeführten PortrÄtatatiien, zu betrachten habe, oder oh »in al» Un-
bildungen und, wenn man so sagen darf, als Cliersetzungen aus dem BieratisctM
und streng Cnltusgemäßen in das Anmutliige und Elegante , aus dem in der Statu
von Knidoe auf uns gekummenen Eoratypus gelten dürfen , wobei selbstventll^
lieh eine oder mehre Mittelstufen angenommen werden können. Möge diese fnvi
mehrseitiger Prüfung empfohlen bleiben. Die vier bisher bekannten EiMDpliR
dieses Typus sind;
No. 2, in der Villa Borghese , Camera del Fanno No. 2*';.
No. 3, Statuette von m. 0,87 Bfthe in der Üaleria grande des Palast« Da»
Panfili in Rom, ohne Nummer. Eis geringes Exemplar mit crglnitem Kiff >rf
ergänzten Äbren.
a) So aar i. B. CUru i. ■. 0. pl. 311 No. 2462 IJulJa). pl. 434 No. Tis, pL »
3343 B (LWU), pl. S49 No. Ui3 A (PaustliiO, pl. !>6a No. 247ti |Cri>pi»kJ. pl. »TS H
(BDlili*) D. A. m. mit dem ächleiocgewinilo und nocfa vidI lahlrokbete hIb i. B. pL 9
2349 DDd pl. 923. No. 2349 fi (.Ta«hteT d« Bdbui], pl. S36 F No. 25Itt R (ai
Sdüeier.
b) Abgeb. b. ClatM: *. a, O. pl. 432 No. T84, Tcrgl. T«it Vol. III. p. ISS:
XV. No, 29. Kopf und HiU Diodetn , der Sclileiei aber durah sirhere RciU lOtbAll,
eb«n die Unke H<d<I diK den Äbrcu. Ob di« reobtc Hand gaiii >o lauct I
luaploC, ist mii ineifelbaft.
5. DIE BTATUEN D£B DEMETKR UND DER KORA. 479
No. 4 , Portraitstatue der Matidia in der Glyptothek in München '^j mit einem
echten Ähren- und Mohnbflschel in der linken Hand, mit weicher sie zu-
gleich den untern Saum des Schleiergewandes gefaßt hat und ein wenig hebt.
No. 5 , Statuette von 0,56 m. Höhe in der Villa Borghese, Camera del Tirteo.
Auch hier sind die Ähren in der linken Hand echt, der Kopf, über welchen das
Obergewand als Schleier gezogen ist, ist aufgesetzt, aber zugehörig; ergänzt nur
der untere Theil der Figur von der Mitte der Oberschenkel an^j.
Diese Statuen sind bisher mit dem Namen der Demeter belegt worden; aber
nicht allein die Übereinstimmung in der Composition mit der Korastatue von Kni-
dos, welche ja doch möglicherweise auf einen Zusammenhang hinweist, sondern
auch die jugendliche Schlankheit der Borghesischen Statue No. 2 macht es wahr-
scheinlicher, daß Kora gemeint sei. Der Typus könnte dann füglich als eine
Differenzirung der Tochter von der Mutter in den SUtuen der 3. Classe gelten °).
Nicht gar fem steht diesen Statuen eine andere kleine Reihe von Figuren,
welche durch die zum Theil echten Ähren- und Mohnbüschel in der gesenkten
and halbverhüllten linken Hand dem demetrischen Kreise zugewiesen werden,
während ihre Gewandung noch mehr, als diejenige der eben besprochenen Figu-
ren an die in manchen römischen Porträtstatuen erhaltene Tracht des Lebens er-
innert. Sie haben nämlich das weite Obergewand (Palla) fast genau so wie die
jfiiigere Porträtstatue aus Herculaneum in Dresden**) über die linke Schulter und
don linken Arm geworfen, aber mit Ausnahme von No. 7 nicht als Schleier über
IttS Haupt gezogen, und lassen die rechte Hand auf dem Saume des leicht gefaß-
ten Gewandes vor der Brust ruhen. Ob der Kopf irgend eines Exemplars echt
und zugehörig sei, steht dahin; derjenige der schönen Statue No. 6 in Villa
Boighese ist ideal und trägt einen durchaus musenartigen Charakter, doch ist bei
ibnQ der Hals ergänzt und man kann sich, obwohl der Kopf in Größe und Cha-
rakter sehr wohl zu der Figur paßt, für seine Zugehörigkeit wenigstens nicht
fticber verbürgen. Wären aber auch die Köpfe unecht oder Porträts, so würde
^cs den Typus als solchen kaum beeinträchtigen und nur die Frage offen bleiben,
ob es sich hier um einen ursprünglich für Porträts erfundenen, durch die Ähren-
bflschel in bequemer Weise dem demetrcYschen Kreise zugewiesenen , oder um einen
^ Porträts aus dem demetreYschen Kreise abgeleiteten und dann auch außerhalb
desselben verwendeten Typus handelt. Und da diese Frage bis jetzt nicht sicher
entschieden werden kann, muß der Typus hier erwähnt werden, dessen bekannte
^einplare die folgenden sind:
No. 6, Villa Borghese, Camera di Giunone No. 4®).
a) Frühere (in Schorns Katalog) No; 246, jetzt No. 233, s. Brunn, Beschreibung der Glypto-
^•^* 8. 240, abgeb. bei Clarac a. a. 0. pl. 944 No. 2417, vergl. Text Vol. V. p. 231. Er-
^'^^t nur die Nase und die Finger der rechten Hand, sowie ein Stück des iSchleiers.
h>J Nach einer brieflichen Notiz des Herrn Dr. Schreiber.
c) Vergl. außerdem die Reliefe Cap. Vll. No. 2—4, Atlas Taf. XIV. No. 2—4.
<J) Denkro. d. a. Kunst I. No. 373, vergl. auch Clarac a. a. 0. pl. »78 A , No. 2524 A,
^^^ C. pl. 978 C, No. 2339, 2343, pl. 979. No. 2518 u. m. A.
. _ e^ Unedirt, in Photographie vorliegend. Ergänzt die Hälfte der linken Hand mit dem Ähren-
^*^%1 , die rechte Hand , der Hals und die Nasenspitze.
4S0
U. DIK KRHALTKKKN MONUUENT»:.
Nn. 7. Torso ebeadaselbst in der Vorhftlle No. 23. Unedirt. wicbtigi^
liier das AhreDbUschel in der halbverhüllten liokeu Hand echt ist.
Nu. S. In der Sammlung Torlonia'j. Nicht näher bekannt.
Auch diese Statnen trag'en Aaa Namen Demeter. Das Borgliesisclio i
plar No, 6. aber iet diejenige Statne, von welcher, wie schon fr1ih«r b«nDerkt,
Burekhardt ''] schreibt, sie sei »ohne das Matronenhafte ^bildet- (welches äta
Demeter, ale der »eigentlichen Matrone unter den Göttinnen" asnkommt; , «i-iel-
mehr mit dcni stißeatea Reiz eines schlank zu nennenden jungen Weibes angethan
und welche auch in der That viel zu jugendlich und jungfräulich zart ist. nm
versIAndigerweiae ata Demeter betrachtet werden zu ki>nuen. Gleiches gilt von
dem seiner echten Ähren wegen besonJers wichtigen Torso No. 7. Es kann daher
keine Frage »ein . daß es aich hier um Kora handelt und daß , sofern Portiai» in
Frage kommen, vornehme junge Damen als Kora, nicht als Demeter haben be-
zeichnet werden sollen. Eben so jugendlich wie der Körper ist der schöne Kopf,
den jetzt No. I>. trägt und welcher, ganz entschieden kein Porü&I. mit loicbl auf-
geschlagenen Augen halb forBcliend , halb sinnend und voll seelischer Bewegung
in die Ferne schaut. Sollte er sich, trotz dem modernen Halse als zur Slatnr
gehörig erweisen, so würde man hei seinem Ausdruck an die im Geftble niclil
fernen Scheidens sehnsüchtig zur lichten Oberwelt emporblickende Kora Aetdia
dürfen ; einstweilen aber ist der Gedanke nicht abzuweisen , daß er ursprttagltcb
einer Mnae°j angehört habe. Die Schönheit der Gewandung hat Burckbftrdt a. i. 0.
mit Recht gepriesen.
Als eine Variante der Statuen dieser Claase erscheint nach einer mir m
Hm, Dr. Schreiber gesandten Skizze die 1676 auf dem GsquiUn geAmden« ni
in dem neuen capitoliniscben Museum (Nuova Esposizione No, 131] aofbeviliit«
Statue, welche im Bullettino della commisa. arch. muiiieipale \ii Roma, IH. p. W
No. 4 so beschrieben wird: statua minor del vero in marmo greco. La dea n»*
involtn nel manto, nel modo consueto alle ßgure allegoriche della Pndiciiia. oJii
Duno siniRtra che tocca il fianco (nngenau . sie ist vor dem Leib erhüben *^
dient dem Ellenbogen des rechten Annes zor Stütze) . regge Ic spigho cd il pif*'
vero. La conservaziooe dl tale attributo che la dichiaia per unji Cercte ,it*
schlanken Formen nach eher Kora). rende raolto pregievule iiucsta Sgura. tiÜ
m. I.IS, Der Kopf und die Fuße fehlen; der rechte Arm, nebst der t
das Obergewand guhullt, liegt scharf «igozogcn und leicht auf die link« 8
gestutzt, vor der Brust.
Dritte Classe.
Auch die hier zusammcnzus teilen den Statuen tragen in den '
äammlunfien den Nunen der Demeter, wozu nur dann ein sicherer äuA
Anhalt gegeben wäre, wenn man, was Reibst verstand lieh nicht der Kall ut,i\
nehmen dürfte, die Restauraturen hätten den schönen, echten, ährcnbekril
■) Abieb. bei CUrx' >. i. <
bl Clcenot) 1. Aufl. S. 42t^
ff Vpr«]. aurh BurrkUntl ■
5. DIE 8TATUKN DEB DEMETPJl UND DEB KOBA. 481
Kopf der an die Spitze zu stellenden neapeler Statue gekannt und sich bei ihren
Ergänzungen in dem durch ihn sicher bestimmten Kreise leiten lassen. Denn im
Übrigen beruht Alles, worauf sieh der landläufige Name stützt, auf modemer
Restauration. Um so auffallender ist die Übereinstimmung in der Benennung die-
ser allerdings ohne Zweifel zusammengehörigen, aber unabhängig von einander zu
verschiedenen Zeiten gefundenen und in yerschiedenen Sammlungen aufgestellten
Statuen und man wird schon glauben müssen , daß nicht allein die Leichtig-
keit und Bequemlichkeit der Ergänzung «u Demeterfiguren die verschiedenen
Restauratoren oder ihre gelehrten Berather geleitet und bestimmt hat, sondern
daß sie auch die, soweit man bei den nur aus Abbildungen bekannten Exem-
plaren urteilen kann, durchgängig besonders charakteristische Schlichtheit in der
Erscheinung dieser Figuren veranlaßt hat, an Demeter als die ländliche Göt-
tin eher als an irgend eine andere zu denken. Den Namen der Demeter wiitl
man nun freilich nicht festhalten können , da wenigstens bei den genauer bekann-
ten Exemplaren, vorweg bei dem maßgebendsten in Neapel (No. 9.), die von
Clarac auch fUr die Torloniasche Statue (No. lO.j hervorgehobene Jugendlichkeit
und jungfräuliche Schlankheit dies verbietet und uns sehr bestimmt auf die Toch-
ter, anstatt auf die Mutter hinweist.
Die bekannten Exemplare dieses Typus sind als die zunächst zusammenge-
hörigen
No. 9. Statue von 1,82 m. Höhe im Museo Nazionale zu Neapel, jetzt in der
Sala di Giove No. 528*).
No. 10. Statue in der Torlouia sehen Sammlung^).
No. 11. Statue von angebl. 7 palm. Vj^ onc. Höhe im Vatican^).
No. 12. Statue von gleicher Höhe, angeblich in Ostia gefunden, im Museo
Ghiaramonti, jetzt No. 587^).
Dazu kommt, soweit man nach einer Clarac'schen Zeichnung urteilen kann,
ab:
No. 13, eine Statue der Sammlung Torlouia ®j und
a) Bei Gerhard, Neap. ant. Bildwerke No. 86, in Finatis R. Mus. Borb. descritto No. 125.
Abgeb. bei Clarac, Mas. de sculpt. pl. 429. No. 773. vergl. Text Vol. III p. 114. Siehe Atlas
Taf. XY. No. 26. Über die Ergänzungen s. unten.
b) Abgeb. bei Clarac a. a. 0. pl. 430. No. 774. Text a. a. 0. p. 114. Das Maß der Er-
klungen ist unbekannt, die Modernität beider Hände mit den Attributen (links) von Ähren
«nd (rechts) von einer seinsollenden Sichel unterliegt wohl nicht dem mindesten Zweifel.
e) Allein bekannt durch Clarac a. a. O. pl. 431. No. 778, Text a. a. 0. p. 120, weder
^<>n mir gesehn noch von Hrn. Dr. Dressel wieder aufgefunden, nach Clarac in einer »salle des
B>^anges (Miscellanee«) (?) aufgestellt. Nach dessen für jetzt uncontrolirbaren Angaben wären
^de Vorderarme , ein Theil des rechten Beines , der linke Fuß und die Spitze des rechten er-
^xt, der Kopf antik, aber aufgesetzt.
d) Unter der Bezeichnung »Faustina seuiore in forma di Cererc«; abgeb. bei Clarac a. a. 0.
^* 432. No. 782. Text a. a. 0. p. 122. Restaurirt beide Vorderarme und die Zehen des rech-
^it Fußes; der Kopf, ein Porträt der Faustina, ist antik, aber aufgesetzt und von sehr zweifel-
Wter Zugehörigkeit.
e) Abgeb. bei Clarac a. a. 0. pl. 437. No. 759 B. Text a. a. 0. p. 107, welcher sich in
^reff des Kopfes widerspricht: »la tete de cette statue lui appartient« und »on a ajuste cette
^ i une Statue que rien ne caract^risait«, da die Vorderarme mit dem Ährenattribut in der
Unken ergänzt sind. Die Zugehörigkeit des Kopfes Ist sehr problematisch.
48S
U. DIK EUIiALTKNEN MOSUMENTE.
No. 14, ein durcli masseuhartB Ergänznngeii zu einer Statne f
t\i>T Carl isle' seilen Sammlung in Castle Ilowoid (Yorksbire) "] .
Endlich , durch eine kleine Abweiclmng im CostOra . das FelUen der iJBfct-
haren GUrtun^ des Chiton unterschiede» : ^^H
No. 15. eine 0,S!) m. hoho SUtuett» im Musoo Nazionalt? tn Neiii>el,^^|
in Aev SaU di Giovo bez.: L. ."1-19. G. 7S^,. ^^H
Im Einzelnen ist besimders von der ersten lind letzten dieser Statuen sn luR-
Waa zunilcbät die Ergänzungen von No. 9. anlangt, ittt bei Gerbard, welclwr
anoh den Knn^twerth der Statue eelir nntersebälzt , wenn er sie als 'von ertii);-
licher Arbeit» bezeichnet, nur diu eine Angabe richtig, daß der rechte Vorderam
mit der Fackel, genau von dicht unterhalb des It. Knopfes im Änncl an. nodrm
ist , unrichtig dagegen ist es , wuun das ÄhrenbflBchel ibei Gerbard : der ■ mit der
linken Hand an den Leib angedrückte Mnbnstengel <r) als echt behandelt and dein
Bu Folge die Statue als »eine der wenigen sichern Ceresfignron« angesiirochi-n
wird. Das Bßsnhel von Ähren- und MohukCpfen ist vielmehr mit dem Dauinra
Zeige- und Mittelfinger der linken Hand der Statue giuiz bestimmt mMjem. wir
Auch Finati (Icstremitii dolle mani) , weuugleioh nicht ganz gcnan angiebt AiiQrr-
dem ist die Spitze der linken Brust, der ganze rechte Fuß vom Austritt ans dem
Obergewande und die Spitze des linken Fußes, nicht nur diese, wie Finati uff.
und der ganze Flinthos modern. Ganz entschiedeu antik und aucli nicht, »ir
Gerhard meint , gebroeban oder aufgesetzt , sondern nie getrennt gewewn . ri»l-
mehr mit dem Körper aus einem Stück nnd von vollster Echtheit ist der Kupf.
wie die genaueste Untersuchung' in unmittelbarer Nälie mir erwieuin hat. ^^t
von einiger Rntfemung gest^hn scheint der Kopf von anderem lUannor lo sein
als der Körper, grobkörniger nnd durchscheinender, was aber nur auf einer vrr-
schiedeuen Behandlung, nSmlich glatterer Politur beruht. Auch Finati giebl il>->
Kopf nicht unter den Ergänzungen an. Wir dürfen ihn also als das behuilrln.
was er ist, eiues der kostbarsten Denkmäler des Koraideals. Denn daß nur tun
dieser die Rede sein kann, wird jeder aufmerksame Blick auf die Abbildunp im
Atlas, allerdings nicht die schlechte Clarac'sche Zeichnung erweisen. Der R"pf
und in Übereinstimmung mit ihm die ganze schlanke Gestalt ist so jungfrinlirh.
fast mädchenhaft . daß man nur schöne Musen- oder Artemisköpfe . wie t. B. ä'»
der Artemis Cnlonna iu Berlin mit ilim vergleichen kann; nameoÜich verleihl ili>
das fein mandelförmig gestaltete Auge, in dem etwas von dem u^pÖv des Apbm-
diteauges liegt, nnd der liebliche Mund bei der mäßigen FOlIc von Wangfii i»^
Kinn nnd der ziemlich hohen , aber schmalen Stirn . welche von reichen , mb'^
lUutitJonungtben { der Knpt bl »rM
«) ». .Micbiclls. Arch. Zeiiii!, von IMT4. '.
No, 174 A, Taut .. «. Ü, p. 1H inli. nmld
nlchl (.ngeharlg.
b| Bei Gerhard, Neip. inl. ClIdwcrkB S. 121 Ho. iSi (*!« .Cerof), t\<t*i. Vi
O, p1, 429 No, 771 , Tuxt 4. t. O. p. ll;(. S, Atlas Taf, XV. No. 37. Der aUrk
iete Kopf ist getiruclieD uiiil mit eliiom iluniielii Kitt luresautxt, aber «Inbcr anili
wahracbeiiillrh tugeliörigi moilerii der revlite Arm vom tiiiCentcn Knopfe Am .inoeta •
Voidcram und dct ab«T denselben hangende, von Gypn nrtAntte, C)eiraiidil|rM. '
lil me)irtai:h geputzt, iNich brlelllilicr MitlliHlung dvs lIcTrii Di. V. Hebert.)
5. DIE dTATUEN D£B DEMETER UND DER KORA. 483
gewellten, hinten länger herabhangenden und seitlich mit einigen Locken anf den
Schultern liegenden Haaren umrahmt ist, etwas ungemein Anmuthiges und Un-
schuldiges, welchem doch wieder der hoch im Haar liegende ziemlich volle Ähren-
kranz (wirklich ein solcher und nicht , wie Clarac meint , des tresses de la coiffure
qni, par leur disposition, produisent un peu leffet d'^pis de bl^} ein Element des
Schmuckvollen hinzufügt. Dafür, daß diese Ährenbekränzung der Benennung
als Kora nicht entfernt im Wege stehe , genügt ein einfacher Verweis auf die
durch Inschriften beglaubigten eben so bekränzten Koraköpfe auf Münzen (vergl.
Münztafel VII. No. 38 — 48.)^]. Bei dem Körper, dessen keusche Schlankheit, wie
schon bemerkt, mit dem jungfräulichen Kopf in schönster Übereinstimmung steht,
ist besonders auf die Bekleidung hinzuweisen, welche zunächst aus einem langen,
feinfaltigen Chiton besteht, welcher außergewöhnlich hoch unter dem Busen mit
einem schmalen , vom zusammengeknoteten Bande gegürtet ist. Etwas durch die-
sen Gürtel emporgezogen verhüllt dieser Chiton in reicheren Falten den Busen und
läuft seitlich in geknöpfte Ärmel aus, welche den Gestalten dieses Kreises eigen
zu sein scheinen (s. oben S. 469. bei Demeter) ; während er den Leib mit linder
und flacher gehaltener Fältelung umgiebt, ohne jedoch wie halbdurchscheinend ge-
bildet zu sein. So macht diese Gewandung einen eben so schlichten wie hervor-
stechend keuschen Eindruck. Der Charakter der Einfachheit wird auch nicht auf-
gehoben durch das Himation, welches von der linken Schulter, den Arm bis zur
Handwurzel verhüllend hinten in langen Falten bis zur Hüfte herabgeht, hier mit
einem leichten Überschlag vom hemmgenommen und mit der linken Hand gegen
den Leib gehalten, die Beine in einfach, aber nicht kunstlos gearbeiteten, fast
in verticaler Richtung lang gezogenen Falten umgiebt, aus denen das rechte, wie
nach einem letzten Schritte zurückstehende Bein kräftiger hervorgehoben ist.
Ob nun das Büschel Ähren und Mohn , welches der Ergänzer der linken Hand
gegeben hat und welches, namentlich so ruhig nur als Attribut gehalten, neben
dem Ährenkranz im Haare einigermaßen tautologisch ist, in der Absicht des an-
tiken Künstlers gelegen hat, muß man einstweilen dahingestellt sein lassen. Und
eben so wird es schwer sein zu entscheiden , ob der rechte Arm in der Weise ge-
senkt war, wie ihn der Restaurator gebildet hat, und mit welchem Gegenstand man
ihn, der im Ellenbogen auch füglich gehoben gewesen sein könnte, ausgestattet
zu denken hat. Nur die kurze Fackel, welche die ergänzte rechte Hand trägt,
hat die antike schwerlich getragen, wogegen eine aufgestützte lange Fackel, aber
auch ein Scepter sehr wohl möglich erscheint.
Über die Nummem 10 — 15 ist im Einzelnen Nichts zu bemerken , da sie
mit Ausnahme von No. 15. nur aus Zeichnungen bekannt sind, welche jedoch
ohne Zweifel hinreichen, um nicht nur die Zusammengehörigkeit dieser Figuren,
sondern ihre fast genaue Übereinstinmiung erkennen zu lassen. Fehlt ihnen in
den Clarac'schen Abbildungen die jugendliche Schlankheit der neapeler Musterstatue,
80 genügt ein Blick auf deren Wiedergabe bei demselben Clarac (pl. 429. No. 773),
um zu zeigen, daß dieser Umstand ohne irgendwelche Erheblichkeit ist, da auch
die neapeler Statue unter den Händen des Clarac'schen Zeichners zu einer breiten
a) Yergl. auch Gerhard: Über den ßilderkreis von Elensis II. Ges. akad. Abhh. II. (S. 402.)
^mn. 1S2.
484
U,
F. EHHAI-TKNEtä M
nuA sUmmi^n Figar geworden ist. Die mit einem Fanatinakopfc
im Musuu C'liiaramonti int ein sehr mÄßiges Ext^mplar dieser Reihe. Ancb für die
Htillnng der Anne nnd die KrgAnziing der Attribute iat aus diosrn Wiederholnagea
nicht viel zu lernen , da die Vorderarme nud HSnde tlberall miMleni siad : nur fQr
die Annahme, der rechte Ann dieser Figuren könne aucli im Ellenbogen gvhuhen
gewesen Bein , wird die Statue Chiarxmonti zu burflck!<iehtipen sein . Iirri welcher,
wie auch die Claracache Zeichnung giebt, die Ergänzung erst untcriialb des in
der Thut gehohenon Ellenbogens beginnt.
Nur Ober die kleine neapoler Statne No^ lö. , deren Erg&nxungen oben (8. IS!
Nute b) mitgetheilt sind, noch ein paar Worte. Es ist sehoo hervorgehoben wor-
den , daß diese Figur darin von den Übrigen hier zusammengestellten und folg-
lich doch wollt vom Prototyp abweicht, daß ihr Chiton nicht wie hei jenen Tun
dem hoch unter den Umsten sitzenden schmalen Ollrtel zusammeng«hiüten winl
und in Folge dessen eine etwas andere Faltenanordnung zeigt. Obgleich es nicM
leicht ist . bestimmt zu sagen , wie der Verfertiger dieses Exemplares xa liiewr
kleinen Verschiedenheit gekommen sein mag, wird ihr doch schwertieh Jemand
die Bedeutung beilegen, daß nm ihretwillen die neapeler Statuette aus der hier
anfgeHtellton Reihe zu Bireichen wäre. Es würde dies bei der im Hbrigen ful
genauen ÜbereiuBtimmung um so weniger gerechtfertigt erscheinen, je mehr «nci
dies Figiirchen neben der großem Statne No. H. »ich durch die Jngendlichkeil
ihrer Kfirperformen anszeichnet. Auch von dem Kopfe wird man dies sagen dd<I
was die Formen anlangt eine allgemeine Übereinstimmung mit demjenigen ■ler
Mnaterstatne anerkennen dtirfen , nur daß dem Ilaare der Ährenkranz fehlt. Aller-
dings scheint der Ansdmck der beiden Köpfe verschieden, in sofern derjenige d«
Statuette etwas Erregtes hat. Ob dieses in der Absicht de» Kflnstlere piegn
hat oder durch die Überarbeitung von modemer Hand erst hineingebntelil winto
ist, mnß ich dahin gestellt sein lassen, da eine erneute nnf diesen Punkt gerieb-
tete Unterauchnng fUr jetzt nicht möglich ist. Daß der deelamatnrisch aniigutrMte
rechte Arm. welcher mit diesem Anadmek in ('bereinstimmung stuht, nitbt '»
Sinne der ursprfln glichen Composilion sei. wird sich niclil widd verkennen iMse«.*^
Ter
ennen laMe«"!
m
Die von verschiedenen Seiten in weiteren oder engeren Grenzen auf die «l*
sinischen Gottheiten bezogenen Terracottatiguren bieten nicht allein gegenttbor ^
in größerer statuarischer Plastik Bekannten . sondern verliehen mit » nottÜtk
AUem . was in den Honumenten aller anderen Claasen vorliegt . rielfMh m^
fremdartige Erscheinungen dar; auch wird sich schwerlich Iftngnen Lusen. daBi*
diesem Gebiete sehr Vieles zweifelhaft, nichf Weniges unrichtig oder, im Zbhv
menhange mit m. o. w. unklaren Ansichten über die Mj-Bteriencnlte venchiMlnM
Orte und Zeiten. witlkUrlicb erklärt worden ist. Zu einer durchgreifonden Knnl
aller hier in Frage kommenden Bildwerke dürfte es jedoch gegenwirtig auch wH
und violleicht erst dann an der Keit sein , wenn eine in weitem Kahmen aB|«k(ti
5. DIE STATUEN BEB DEMETER UND DEB KORA. 485
Sammlung der in diesen Kreis beziehbaren Producte der Thonbildnerei einen Über-
blick über das gesammte Material ermöglichen und eine ausgiebige Yergleichung
seiner Bestandtheile erleichtem wird. Wenigstens muß ich von mir offen beken-
nen, daß mir der Überblick in dem nöthigen Umfange" fehlt und daß ich mich
deshalb hier darauf beschränken muß, nach Aussonderung dessen, was mir miß-
verstanden oder durchaus problematisch erscheint, diejenigen verhältnißmäßig
wenigen Monumente zusammenzustellen , welche sich entweder sicher auf die Gott-
heiten von Eleusis beziehn oder von denen dies wenigstens wahi-scheinlich ist.
A. Demeter und Kora neben einander thronend.
Am meisten an ein auch sonst nicht selten vorkommendes Motiv '^j erinnern
einige aus Praeneste stammende Terracottagruppen ^j , welche , in feinerer oder
gröberer Ausführung und mit einigen Verschiedenheiten im Einzelnen , in der
Hauptsache aber übereinstimmend, zwei neben einander thronende Frauen darstel-
len , in welchen Demeter und Kora zu erkennen kaum einem stichhaltigen Beden-
ken unterliegen kann ^) , um so weniger , als ein mit ihnen verbundener Knabe,
sei es als lakchos, sei es als Plutos^) seine nächstliegende Erklärung findet. In
zweien dieser Gruppen (a. a. 0. Taf. n.) sind die Göttinnen so gut wie nicht
von einander unterschieden , beide Male verschleiert , in No. 1 sicher beide voll-
bekleidet und mit einem polos- oder stephaneartigen Kopfschmuck sowie mit Phia-
len in der rechten Hand versehn, die rechts sitzende durch ein Halsband viel-
leicht als Kora bezeichnet (vergl. No. 3.). In No. 2. ist es unsicher, ob die vom
Hinrntion entblößten Oberkörper mit einem dünnen Chiton bekleidet zu denken
sind, oder nicht. In No. 3 (a. a. 0. Taf. UI. No. 1.) tragen beide Göttinnen
einen stephanosartigen Haarschmuck, aber nur bei der links sitzenden f^llt von
diesem ein Schleier auf die Schulter herab und nur sie ist mit Chiton und Hima-
tion bekleidet, während der Oberkörper der rechts sitzenden nackt erscheint. Man
wird nicht zweifeln , daß durch diese Unterschiede Mutter und Tochter differenzirt
werden sollten, und in der links sitzenden um so mehr Demeter zu erkennen ha-
ben, als sie das in No. 1 und 2 zwischen Beiden niedriger sitzende Kind, für
welches der Name des lakchos wahrscheinlicher bleibt, als derjenige des Plutos,
auf dem Schöße hält , wodurch sie , ganz abgesehn von dem Verhältniß des lakchos
za Demeter und zu Kora, hier ohne Zweifel als die mütterliche Göttin von der
jnngfrtulichen Tochter unterschieden werden soll.
Durch Verschleierung der einen, hier der rechts sitzenden und Bekränzung
der andern Figur scheint in einer vierten, aus Unteritalien -stammenden Terra-
Gottagmppe ®) diese Unterscheidung der Mutter und der Tochter noch augenfälliger
a) S. oben S. 423 Note b und S. 431.
b) Abgeb. bei Gerbard, Ant. Bildwerke Taf. II. No. 1 und 2 (SammliiDg d*Agincourt im
Vatiean) und Taf. III. No. 1 (^Colleggio Romano). Vergl. auch Stephan! , Compte-rendn etc. pour
Tann^ 1859 p. 40 Anm. 4.
c) Vergl. Gerhard, Über den Bilderkreis von Eleasis II. (Gea. akad. Abhh. II.) S. 391.
Anm. 145. und S. <08. Anm. 199, Welcker, Alte Denkmäler III. S. 547.
d) Vergl. Gerhard a. a. O. Anm. 199.
e) Vergl. Gerhard a. a. 0. Anm. 140 a, abgeb. Taf. LXXIX. No. 1.
4d6 11 l«K KKHAI.TENKN MONIMKSTT':.
gemuclit KU sein , wobei indessen auf den Umstand . daß der Krane der Knft Ul
t'^plieublätteni bestellt, ffli' ihre Deutung suhwerlich Gewicht zu le^a iat').
Viel unsicherer ist die Erkläruug einer fanfteu i praeiieatiDer ) Grappe''i.
welche ebeufalU zwei neben einander sitzende , ganz bekleidete . verschlBiette DUii
mit Pliialen in den Händen verHehene Göttinnen darstellt, von denen der rvchtd
sitzenden ein Ht-h weben der , ihren Sehleier lüftender Knabe sowie ein Eiemlicb
zwei fei tiafteü Keli beigegeben ist. während neben der Unk« sitzenden eine Palme
steht. Hag nun auch das Keb , wenn überhaupt ein solches hier gemeint ist, wie
Gerhai'd annimmt (vergl. Anm. 2ä< , dem hier in Rede stehenden Kreis« nicht
fremd aein '^) , anerklärt oder wenigstens nicht mit Sicherheit erklärt Ut äet
schwebende Knabe, welcher laki^bus schwerlich sein kann^^i und nu degyen lk<i-
tuug die Analogie des sogenannten oMysterieudämon" groBgriechischer VaaenUU^^
anziizidm . zu keiner EntHcheidung zu fuhren veimag. ^^^|
Demeter und Ko
e r h u n d e
Sehr viel problematischer als die Erklärung der so eben besprochenen Grup-
pen ist diejenige einer Anzahl von Grupiien zweier neben einander stehendrn
Frauen . von denen die eine der andern den einen Arm vertraulicJi um den Nackro
geschlungen hat , ein Mutiv , das aUerdings bei Demeter nnd Kora . nher ancli Iwi
andern Personen vorkommt''). Früher ist die seit längerer Zeit bekannte GrupjiF
bei Stuckelherg, Gräber der Uellenen Taf. litt von Stephani*^! auf Demeter UBil
Kora bezogen worden, und diese Deutung ist von Gerhard' . wenigett-nt MIb-
gungsweise, aufgenommen worden. Neuerdings aber hat Stephani'') die« Honn-
ment . nnd zwar böehst wahrHcheinllcb mit größerem Recht , als Aphrodil« d>i<1
Peitho neben dem Idol der Eileithyis oder Genetyllis angesprochen. DagegGo kii
derselbe Gelehrte für zwei andere Terracottagnippen der Petersburger Sammloii^'
und zwar mit sehr großer Sicherheit, an den Namen der elensinischen GotlheiWo
festgehalten ') .
Die ersterc dieser Gruppen zeigt zwei mit Chiton und Ilimation beklüidele.
in der angegebenen Weise neben einander stehende Frauen . auf dejvn SchDittf.
zwischen den Köpfen beider ein langhekleideler . geflügelter Knabu Mtn. a
dexsen sehr problematische Bedeutung sich der Zweifel über diejenige der gantM
Gruppe anknüpft. Es ist allerdings richtig, daß für Eros, an den man beiww«
Flügelknaben zuerst denkt nnd der auch älmlich auf der Schulter der ApIunlfH
Vergl. Slcube, Studien über rian Bilderkieli lon EleniU S. 87.
Abgeb. het aetbird, Anl. Büdwerke TtT. III. No. 3.
Veigl. Stephan i , Couipte-reMdu etc. pour rannte 185t) p. \',\2, pour riiinfe 1^63 &fl
iiiiii'e 1S66 S. Uli, poDT Us aitnees 1S7U/TI S. 212.
Vergl. du eben S. 423 Note b. Angefilhrte und t^lephini Im ranipte-ienihi atc. j
ISin.Tl a. im Note 1.
ComplA-rfliidu etc. pour Vtnnfe 1S59 p. 3i Nnie 3,
Ib. de» UilderkreU v. EleuiU II. (Oe». akad. Abhh. II.) S. :it)l. Ali<n. IM- 1'
CoDiptti-teiJdD ete. pour Virntfe 1673. S. H.
Ho. I. abgeb. in den Antlqnlt/i da buphore Clmm^rien pl, TU, Ha. t,
No. 2, abgeb. Im Cumple-reiidu ein. poiic ks inr>i!es 1S7l>j'71 pl. tl. No. I.
üonipte-rendu utr. pour ranii>!w t>>li!l p. 40 Note 4, poiit 1« ann^c* ItlUfti $
5. DIE STATUEN DER DEMETER UND DEB KOltA. 487
äitzend vorkommt^) , das lange Gewand nicht zn passen scheint. Wenn aber Ste-
phani ihn fOr lakchos erklären will , so kann das nur auf einem Wege geschehn,
auf welchem kaum Jemand ihm zu folgen geneigt sein wird. Er bezeichnet ihn
nämlich als »den jungen Dionysos, genannt lakchos« und behauptet, den Diony-
sos haben sich die Griechen auch geflügelt gedacht, wofür er sich auf Pausanias^j
bemft. Hier ist von dem Dionysos Psilax von Amyklae die Rede, fttr dessen
Beflügelnng Pansanias als Grund angiebt , der Wein erhebe den menschlichen Geist
wie die Flügel den Vogel. Mag nun auch, woran nach dem Bekanntwerden meh-
rer Knnstdarstellungen des geflügelten Dionysos °j nicht wohl zu zweifeln ist, die
Vorstellung des geflügelten Dionysos weiter verbreitet und nicht auf den Psilax von
Amyklae beschränkt gewesen sein, so handelt es sich doch erstens in den sicheren
Denkmälern dieser Gestaltung um den am Haupte geflügelten Gott und man soll,
wie Wieseler mit gutem Rechte gemahnt hat^) , mit der Beziehung von an den
Schultern beflügelten Wesen dionysischen Charakters auf den Weingott sehr behut-
sam sein und zweitens kann die Vorstellung des geflügelten Dionysos, auch wenn
sie, was nicht erwiesen ist, allgemeine Giltigkeit erlangt hätte, doch auf den
synkretistisch mit lakchos verbundenen eleusinischen Dionysos nicht so ohne Wei-
teres angewendet werden, daß es erlaubt wäre, lakchos als »den jungen Diony-
sos« zn bezeichnen und nun auf ihn, und zwar einzig und allein in diesem einen
Monumente ^^) , die Beflügelung des Dionysos zu übertragen. Wird man hiernach
schwerlich umhin können , die Benennung des Knaben in der Terracottagrnppe als
lakchos allermindestens als sehr fragvrürdig zu bezeichnen, so wird damit selbst-
verständlich die Erklärung der beiden Frauen als Demeter und Kora nicht minder
problematisch , nnd zwar auch dann , wenn man ihnen einstweilen nicht mit Sicher-
heit einen andern Namen zn geben im Stande ist.
Die zweite Gruppe stellt die ähnlich verbundenen Frauen ohne diesen räthsel-
haften Knaben auf den Schultern dar. Aber auch hier steht ihrer Benennung als
Demeter und Kora der Umstand im Wege, daß sie beide mit völlig entblößtem
Oberkörper, ohne Chiton, nur im Himation dargestellt sind, welches bei der
rechts stehenden bis unter die Scham , bei derjenigen zur Linken bis zur Mitte
des Leibes herabgesunken ist. Ähnlich bekleidet, aber doch, da sie einen ganz
feinen Chiton haben , weniger nackt erscheinen die beiden früher ebenfalls für die
eleusinischen Göttinnen gehaltenen Frauen bei Stackeiberg a. a. 0. , von denen
Stepbani ^ j schreibt , daß sie »durch ihre Gewandung« und den von der einen
gehaltenen Spiegel sich deutlich genug als Aphrodite und wahrscheinlich Peitho
zu erkennen geben. Wie dagegen nicht allein Kora , welche allerdings in einem,
jd)er auch nur in einem völlig sichern Beispiele , dem Reverse der kertschcr Pe-
a) So z. B. bei Panofka, Terracotten des berliner Museums Taf. 23.
b) Paasan. III. 19. 6. ^wv oe (r^ßousiv ol raör^j (in Amyklae) xöv xe 'AfxuxXaiov xal xov
^(^uoov , 6p%6xa'za dfxol Soxeiv VtXaxa ^Tcovop.aCo'vTec ' ^ikrt -^äp xaXouaiv ol Ampietc xd Trxepa,
^dp<67:ou; hk oivo; ^icatpet xe xai dvaxoucpiCsi f^iiiiiris ooo£v xi i^asov t] Äpvtfta; rxepa.
c) S. E. Rraun, Knnstvorstellnngen des geflügelten Dionysos, München 1839.
d) Zu den Denkm. d. a. Kunst H. No. 390.
e) Compte-rendn etc. pour l'ann^e 1873 S. 11.
Overbeck, Konntroythologip III. 32
4SS II. I>IF: P.IUIALTKKKN MONUMENTE.
like") and in einem &nderii wahrscheinlichen Fall in einem Marmorrelief*) . sbge-
sehn von der »ben 8. 4S5. erwähnten Terracottagnippe ähnlich entblSßt vorkomml.
sondern wie auch Demeter, für welche dies in keinem einzigen in seiner Deotnn^
nnzweifelhaften Kunstwerk, ea aei denn unter panz au ßenird entlichen Bedingn"'
gen'^j, nachweisbar idt, zu einer solchen Art und zu einem aolcheu Grade der
Entblößung kommen uollte , ist nicht wohl abzuaehn. Allerding:» sind gelegentlic}!
ähnlich entblößte Frauen gestalten 'j als Demeter und Kom gedeutet worden , aber
damit wird natürlich Nichts bewieaen , da von nnzweiileutigen Kennzeichen dir*-:
Gottinnen in dioxen Fällen nicht die Rede ist ^] .
Eine andere in den Antiquib^a du bospliore Cimmerien pl- iH No. ■> paltli-
cirte Terracottagruppe zeigt eine völlig und Ung^wandete Fran mit einem eben
so bekleideten jungen Mann in tier gleichen vertninlichen Grappirung. Sleptiani
hat sie'] als »Demeter nnd Triptulemos oder Kura nnd Dionysosi gedeutet. Beidr.:
ist ongefthr in gleichem Maß inig. Denn einerseits ist zwischen Demeter oihI
Triplolcmos ein Verhältniß wie das hier dargestellte vollkommen unmöglich nnd in
jedweder Art von Schrift- und Kunstwerken ohne diu entfernteste Analogie und
andererseits kennzeichnet nicht daa leixeste Merkmal die Figuren als Kura unil
Dionysos, ja keines weist ihnen Überhaupt eine übermen schliche Natur zu. Fult;-
lieh kann man aus dieser Gruppe auch offenbar keine Unterst (Itznng fUr die Er-
klärung der beiden anderen Gruppen gewinnen. Wenn aber Stephan! meint. «Iir
Ideen zusammen hang der Qbrigen mit den im Compte-rendu a. a. O. pubUcirtrn
Figuren in demselben Grabe gefundeneu Kunstwerke s. a. a. O. S. 7) gebe oll^
»volle Gewißheit darüber, daß auch der Verfertiger dieser Grappe Demeter bbiJ
Kora im Sinne hatte u. so muß aucli dem widersprochen werden. Man kOnk
allenfalls zugeben , daß , stilndo die Bedeutung der Gruppe an sich fest , «h viä-
leiclit möglich sein wflrde , die Übrigen mit ihr zusammen gefundenen Kuastveite
als auch ideell mit ihr zusammenhangend zu erweisen ; daß aber aus dicMia 2t-
sammenhange , wie Stephan! denselben nachzuweisen sich bemUbt, »ich Rlr dir
Bedeutung der an sich unerklärte» Gruppe ein bindender Schluß oder gar mh
Gewißheitv ergebe, dies wird wobi kein l'nbefangänor angeben.
C. Demeter Kurotrophoa und Kora mit dem lakchoskinde-
Als Demeter Kurotrophus mit dem lakchoskinde nimmt Gertiard'] eine kt-
zahl von in Paestum gefundenen Terracotten^i inAnspnicIi. welche eine thruiei^
i) Abgab, im Compte-randu etc. ponc l'aniiee 135!) pl. 2, Ueth>Til, Tb. <1 BiUirtnilJ
EleusiH T.f. 2-, = Gm. .k»d. Abhh, Tif. LXXVll. Im AlU» muf T»f. xvril.
bj In Villi Albani, Bbgeb. bei Zoegs, Busirilievi di Itoma II. Uv. »t.
r) In dem Sarkophigrelief mit Korannb Im Louvre abgeb. b. Bouillon, Mui. 4c* »l <"
basr.']. pl. :*, Denkm. d. ■. Kunst 11. No. 11)3. s. Atlu Tif. XVII. No. 6.
d) Sn 1. B, «tiDer der »ngef. TenacotW bei SUckelberg, Orilber der Uellenu T«f. >• J^
T*r. 114, ßerhird, Am. Blldwarke Tat. 97 No. 1 , Üb. d. lUldeikreli v. Kleuili II. A
Taf, Ä. = Gel. akad Abhh. Taf. LXXX. No. I.
e) Compte-rendu vW ponr le» annfes lSTO/71 S. 163.
r) Antike Bildwerke S. 340 fT. und flh. den Illlderkr«lH ir Rlenab Anin. 174.
t) Rerhard, AnKkc Itilil-erke TaT. m Nn 1. 2 . 4-tl. vari^. Mtlwrrhil, mt
Arad. Kr'olan. VI. p. 3:iU.
5. DIE STATUEN DEB DEMETLB UND DER KOBA. 489
^ttin darstellen, die im linken Arme, m. o. w. tief in ihren sehr großen Schleier
eborgen, ein Kind hält. Daß diese Dentung möglich sei, ja daß sie eine ge-
isse Wahrscheinlichkeit für sich habe, wird man anerkennen dürfen, allein als
Bwiesen oder beweisbar kann sie nicht gelten. Es sagt freilich nicht viel , daß
anofka^) eine dieser Figuren (Gerhard a. a. 0. No. 4) vieknehr Ge Kurotro-
hoB, Sam. Birch^) eine ganz ähnliche aus Kalymna im britischen Mnseum frage-
dise außer als Demeter Kurotrophos als nysaeische Nymphe mit dem Dionysos-
inde benennt, denn diese Nomenclaturen lassen sich eben so wenig erhärten. Und
ach dadurch wird der Name der Demeter für die in Frage stehende Figur keines-
egs widerlegt , daß Gerhard selbst^] neuerdings für diese Terracotten den Namen
er Kora vorgezogen hat, für welche das Attribut eines Eies (No. 4^) , 6, 8] oder
mer Taube (No. 7) sich mehr eigne , als für Demeter mit dem lakchoskinde.
^enn abgesehn hiervon stützt sich Gerhard hauptsächlich auf das Bild der Pelike
on Kertsch®) und seine von Strube') vollständig widerlegte Erklärung bei Stephani,
reicher sich Gerhard (a. a. 0. S. 330 f. und 574 f.) in der Hauptsache angeschlossen
at und nach der es sich um eine Palingenesie des lakchos bei der Anodos der Kora
aeh Maßgabe eines Mythos der kleinen Eleusiuien handeln soll, während ohne
iweifel die Geburt des Erichthonios dargestellt ist. Zerfallt also die von Stephani
nd Gerhard angenommene Grundlage, so werden damit natürlich alle auf sie
ebaaten Erklärungen mehr als bedenklich. Allein bei alledem muß man doch
inrftnmen , daß in keiner der in Frage stehenden Terracotten Demeter auf unzwei-
Biitige Weise charakterisirt ist und daß der Erklärung eine starke Stütze entzogen
ty seitdem die vielbesprochene athenische Münze, welche Gerhard (a. a. 0. Anm.
74. b.) noch als Demeter mit dem lakchoskinde betrachtet, bekanntlich als Eirene
lit dem Plutoskinde erwiesen ist^). Wenn aber eine sehr ähnliche Terracotte^j
le Frau das Kind säugend darstellt, so wird auch dadurch Nichts bewiesen, da
ies Motiv auch bei anderen Göttinnen^] nachweisbar ist. Und wenn in wiederum
iner andern Terracotte^) die das eingewickelte Kind säugende Frau mit Epheu
ekränzt ist, so reicht dieser Umstand gewiß nicht aus, um sie als Kora zu be-
sicbnen^j, wie Gerhard annimmt; viel eher könnte man ihn geltend machen, um
e als Nymphe von Nysa und ihren Säugling als Dionysos zu erklären. Ob eine
ritte ähnliche Gruppe") mit Recht oder Unrecht auf Inno und Mars bezogen wor-
en ist, läßt sich ohne Kenntniß derselben, die mir abgeht, nicht entscheiden,
a) Terracotten des berl. Mus. Taf. 54. 1. S. 143 f.
b) Arehaeolog. Zeitung von 1848 S. 279 No. 17.
c) Über den Bilderkreis v. Kleusis Anm. 220.
d) Nach Panofka a. a. O. ein Apfel.
e) Abgeb. Compte-rendu etc. pour rann^el859 pl. 1. wiederholt bei Gerhard a.a. 0. Taf. LXXVI.
f) Stadien über den Bilderkreis v. Eleusis S. 78 ff.
g) Brunn in den Abhh. der kgl. bayr. Akad. von 1867, vergl. dessen Katal. der Glyptothek
. Aafl. No. 96.
h) In Berlin, abgeb. bei Gerhard a. a. 0. Taf. 5 = Ges. akad. Abhh. Taf. LXXX. No. 1.
i) S. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tannee 1859 besonders p. 136; vergl. in diesem
Verke Bd. II. S. 331 ff.
k) In Berlin, abgeb. bei Gerhard a. a. O. Taf. 5. = Ges akad. Abhh. Taf. LXXX. No. 2.
1) Vergl. Stnibe a. a. 0. S. 87. •
m) Terres-cuites Janz^ p. XYI. 1 , Gerhard a. a. O. Anm. 175.
32*
490
II, lilE KKIIALTENEN UONIH
für eine vierte, &na kertschf.T Funden atammendü in Peterabai^'
a. a. 0-, obwohl xn Demelor tuoneigeDcl, deo Namen aabeätimmt.
Was von ditaen sitzenden Figuren gilt . dati gilt ungotUbr anch tod den ver-
wandten stehenden, welche mit einem m. o. w. eiugekQllten Kind im Ann eben-
falls mehrfach in mancherlei Varianten vorkommen ^i , nnr daß man bei ihocn.
wuil ihnen der auf göttliche Natur hinweisende Thronsitz fehlt, ungleich hvirtr
auch in weiteren KreiHen die Erklärung suchen darf und sich nicht wohl absclin
litBt , warum mun bei manchen Exemplaren , z. B. bei dem von Stackolberg publi-
cirten nicht ganz füglich an eiiie menacliliche Mu(li>r mit ihrem Kinde . also tr
genrehafte Darstellnngcn sollte denken dürfen, welche uns neuerdings, namcntbcli
aus den tanagraelschen Fnnden in so tlberraachender VHWv und Maunigfaltiiikril
kund geworden sind. Eine Qßttin, geschweifte denn eine bestimmte, ist iu ki-JnrJ'
dieser Terrac«tten gekennzeichnet.
Dies gilt, was die weibliche Figur anlangt, auch von zwei in der Haupt-
sacliii Itbcrain stimmenden Tliongriippen au9 slldruasischen Funden, welche Stephiai
heraUBgegeben hat °j . In beiden sitzt ein langgcwandetca Kind anstatt im Ann
auf der linken Schnlter einer mit Chiton und niuiation bekleideten , im Cbri^ru
dnrch Nichts nfiher charakterisirt«n Frau, Stephani'') erkennt in diese» (inipprn
Demeter oder Kora mit dem lakchoskinde. Wenngleich man nun auch anerken-
nen mag, daß hier keine Bellilgclung . wie in der oben S. IST. besprui^ht^nei'
Gruppe der Deutung des Kindes als lakchos entgegensteht und daß das Kind ducli
eine große Stephane , mit welcher sein Haupt geschmtlckt ist , wenigstens lek
wahrscheinlich menschlichem Kreise entrückt wird, so ist damit seine Bedentll|r
als lakchoa und diejenige seiner Trägerin als eine der beiden eleusinischen GOtfil-
nen noch lange nicht erwiesen. Stephanis Benifnng auf diu Analogie der «bei
besprochenen Gruppe der zwei Frauen mit dem gefltlgeltcn Kind auf den Sebil-
tern kann für denjenigen nicht verfangen , welcher die Stephani'sche Deutung joHi
Gruppe nicht als richtig anzuerkennen vermag, und der Augenschein der hier in-
liegenden Composition spricht ebenfalls nicht fllr die von Stephani aufgoatellle St-
kiftrung. Denn der Bindruck dieser Composition wird fflr ein unbefuigenea Aip
vielmehr der sein, daß es sich bier um eine dienstbare oiler untergeonlnetc 1H-
germ eines höher gearteten Kindes . also um ein Motiv der Art hand«U , vi« «
uns im dionysischen Kreise nicht selten begegnet'), wenn das UinRys«:dEitnl m'
den Schnltem verschiedener Personen des bakchischen Gefolges getragen «der wi-
tend dargestellt wird. Möglich, daß auch in den fraglichen Terracutten Aine iki-
liche Scene hat dai^estellt werden sollen , wobei man sich für die Usg« Uvwu-
düng des Dionysoskind es unter anderen Beispielen auf die im Compte-rendB ^
a) Ahgeb. im C')ai|>tH-reoilu etc. ponr r>nDA 1SG9 pl. V. fin. 3 \eif,l, p. 139 ^
den 1.16.
b) So i. B. bei Oethtrd, Anl. BUdweikt- Tif. »6. Na. 3, 7, 9, bc\ StvkolbMt, t
lUlleiicn T>r. 59. bei Newton, DisrovHHes «t »■llru-nasiii« elr. [il. 47. 5 ver^. p. 318.1
r.) N». 1 In ilen Aiitli(<i1iri» <1u boxphore Cimmi^rloK pl. 70. Nn. i und N«. I In 0
reiiUn hK,. pniir les «niiilen l»7ll/7l Tuf. 2, N«. 2.
il) Ant. du boiph. C'tmmifrten Vol. II. p. 100 «q., ("ütiiptp-retidii ei'-, pout l'ti
ponr lex «nni(ii ISTO/71 H. ÜiS.
e| Vergl. Stephan) lui Onniple-reridu a. a. U, Aiim. '.i.
5. DIE STATUEN DEB DElfETEB UND DER KOBA. 491
ponr rannte lS6t pl. 2 abgebildete Kylix mit der Kindheitspflege des Dionysos
bernfen kann'^}. Aber wenn an das Dionysoskind auch nicht zu denken sein
sollte , die Beziehung anf den eleusinischen Götterkreis , auf Demeter oder Kora
nnd lakchos kann in keiner Weise als wahrscheinlich anerkannt werden.
D. Demeter in Einzelfigur sitzend.
Von allen für die Göttin in Anspruch genommenen sitzenden Terracotta-
figoren hat die aus Paestum stammende, welche in Gerhards Antiken Bildwerken
Taf. 98. No. 2 abgebildet ist, die meiste Anwartschaft darauf, dieselbe in der
That darzustellen , insofern dieselbe , welche tei völliger Bekleidung durch einen
großen Kalathos und einen von diesem auf die Schultern und Arme herabhangen-
den Schleier bezeichnet ist, in der rechten Hand einen Gegenstand hält, welcher
ein Mohn köpf zu sein scheint. Denn, wenngleich der Mohn keineswegs auf
Demeter beschränkt ist und in ihrer Hand am häufigsten mit Koiiiähren vereinigt
vorkommt, so läßt sich doch nicht läugnen, daß er zu Demeters gewöhnlichsten
Attributen gehört^] und daß von denjenigen Göttinnen, welche als durch ihn be-
zeichnet hier in Frage kommen können, keine hier wahrscheinlicher dargestellt
ist, als Demeter.
Möglich ist femer, daß zwei ebenfalls aus Paestum stammende Terracotta-
figuren des berliner Museums, welche Panofka*^) unter dem Namen der »Demeter
Malophoros« publicirt hat, und eine dritte in Gerhards Antiken Bildwerken Taf. 98
No. 1 abgebildete in der That diesen Namen verdienen. Sie stellen eine in der
Hauptsache der eben angeführten Statuette entsprechende , mit Kalathos und Schleier
aasgestattete Frau dar, welche in der Linken Apfel oder sonstiges Obst hat,
die erste in einem schlanken Kalathos, aus welchem sie, ähnlich wie aus einem
Fflllhom hervorquellen , die zweite und dritte auf einer flachen Schale , welche bei
der zweiten , zugleich mit einer Phiale in der Rechten ausgestatteten , ruhig auf
der Hand, bei der dritten gegen die Brust gehalten wird. Der Name der Demeter
Malophoros aber erscheint für diese Figuren möglich, nicht insofern es sich, ver-
möge eines nichtsnutzigen Wortspieles, um eine Stellvertretung von Schaf heerden
dorch Äpfel handelt, welche, trotz Panofka (a. a. 0. S. 148 Note 1) , völlig un-
zulässig ist , also auch nicht , insofern man sich für den Beinamen auf den Cultus
von Nisaea*^) beruft oder den Vers des Kallimachos®) : cpipße ßoa;, cpipe [laA^a,
^ips oTa/ov, oioe ftepia|i.dv für zweideutig erklärt, sondern vielmehr insofern De-
meter nicht allein als Getreidegöttin zu gelten hat, sondern als Verleiherin aller
eßbaren Frucht^), welche nach Hesychius (v. (itjA^ov) allgemein als |i.^Xov bezeich-
a) Tergl. auch Dcnkm. d. a. Kunst IT. No. 395 — 399 und dio etwas größeren Abbildungen
in Welckers Zeitschrift Taf. V. No. 23, Taf. VI. No. 25.
b) Vergl. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tannee 1869 S. 48 f.
c) Terracotten des berl. Mas. Taf. 56. 1 und 57. 2, die letztern auch bei Gerhard, Antike
Bildwerke Taf. 98. 3. Daß die erstere das. No. 1 abgebildet sei, ist eine irrige Angabe Pa-
nofkas.
d) Pausan. 1. 44. 3, s. oben S. 459.
e) Hymn. in Cer. vs. 137.
f) Vergl. Schol. ad Hes. 0. et D. vs. 32. ArjfJLTjTcpo« ^e dixr^v irdaav rf^v x&v xapTtdiv cpo-
pdv ixdXeoev , ou [jl«5vov tojv ihimi XeYOfx^Ncov Ar^fx-r^Tpiaxdiv , oiov Tiup&v xal xpidtbv, dXKä xai
492 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
net wurde, und insofern Pausanias den Worten (a. a. 0.) , mit welchen er den
Namen der Malophoros für Nisaea von der Verieihung der ersten irpoßata ablei-
tet, hinzufügt: Xe^srai 6s xal aXkfx i; rr^v iir(xA7]aiv und uns damit berechtigt,
auch auf eine andere Ableitung des Namens, wahrscheinlich doch von f&^Xa als
Obst, zu schließen. Endlich ist hier vielleicht noch zu veranschlagen, daß ver-
schiedene, durch das Opferferkel charakterisirte eleusinisch priesterliche Tem-
cottafiguren^] eine Schale mit Äpfeln ganz ähnlich vrie zwei der hier in Bede
stehenden Frauen tragen, daß in einem Relief^) der Demeter außer einer Zi«ge
eine Schale mit Früchten als Opfergabe dargebracht wird, daß in einigen Münzen
Demeter mit dem Füllhorn und in .etlichen Gemmenbildem ^) eine durch Ähren in
der einen Hand als Demeter wenigstens wahrscbeuüich bezeichnete Fran mit einer
Frucht&chale auf der Hand nachweisbar ist.
Eine Menge anderer sitzender weiblicher Figuren mit dem Polos, KaiathoS;
Stephanos, mit und ohne Schleier^] tragen keinerlei bestimmte Kennzeichen , kön-
nen also auch, wenn nicht äußerliche Umstände eine Deutung ermöglichen, wie
schon oben (S. 414 mit Note fj bemerkt, mit keinem bestimmten Namen belegt wer-
den. Auch der Name der Kora, welchen Gerhard®) für manche dieser Figoren
in Anspruch nimmt, wofür er mancherlei bei näherer Prüfung nicht stichhaltige,
aus angeblichen, aber fast durchweg höchst unsicheren Koraattribnten (Apfel,
Gans, Blume, Spiegel, T3nnpanon) abgeleitete Gründe andeutet, wird abzulehnen
sein.
E. Demeter in Einzelfiguren stehend.
Die schönste und wohl auch in ihrer Bedeutung durchaus sichere Terracotti-
figur unter den Darstellungen der stehenden Demeter ist die ans Eleosis stammende,
von Fr. Lenormant in der Archaeologischen Zeitung von 1864 Taf. 191 unterdes
Namen der »Demeter Eleusinia« bekannt gemachte und S. 196 f. näher beapn^
ebene. Vor den meisten, wenn nicht vor allen Terracotten dieses Kreises ist die
bis etwas unterhalb der Knie erhaltene Figur nicht allein durch die Vortreffliehkeit
ihres Stiles, sondern durch eine schlichte Großheit der Auffassung und Fonn-
gebung ausgezeichnet , welche nicht zweifeln läßt , daß es sich um die Göttin selbst
und nicht etwa um eine priesterliche Person ihres Dienstes handelt.
Das Haupt, von welchem das Haar in reichen Locken auf Hals und Schul-
tem herabfällt , ist mit dem breiten Kalathos bekrönt , das Gesicht in sehr krft^'
tigen , entschieden matronalen Formen etwas derb behandelt , die Ohren sind mit
Ohrringen geschmückt, welche mit ihren runden Platten wie den Haaren aufge-
heftet erscheinen. Die Bekleidung der ruhig aufrecht stehenden Figur ist ein g^'
Tcuv ^XoDV und s. Stephani im Compte-rendu etc. pour lann^e 1859 p. 38 und Weleker, Ori«
Oötterl. II. S. 473 f. , Preller Griech. Mythol. 1.2 S. 602.
a) Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 99 No. 9—13. S. unten S. 494.
b) Im Louvre s. unten Cap. VII. No. 6 , Atlas Taf. XIV. No. 6.
c) S. unten Cap. VI.
d) Gerhard a. a. 0. Taf. 95. 1—3, Taf. 97. 2, 5—7, Archaeolog. Zeitung von 1848 S- 279
No. 13 und von 1851 S. 26 f.
ü) Über den Bilderkreis von Eleusie Anm. 178 und 180.
i
5. DIE BTATUEN DER DEMETER UND DES KORA. 493
gOrteter doppelter Chiton mit geknöpften Änneln und außerdem ein, man sieht
nicht recht wie, umgenommener Mantel , der von den Aimen seitwärts herabhangt.
A\b Attribute hält die Göttin im linken Arme den einigermaßen verletzten, aber
deutlich erkennbaren x^^?^^ fioaTixo;, ihr gewöhnliches Opferthier, während im
rechten Arme, von der Hand ganz leicht gehalten, ein Gegenstand ruht, welcher
in seinem jetzigen Zustande nicht leicht sicher zu bestimmen , wahrscheinlich aber
dereinst durch Farbe näher charakterisirt gewesen ist. Derselbe besteht aus einem,
wie es in der Abbildung scheinen könnte , viereckigen , aus mehren dünnen Stäben
oder Halmen zusammengefügten Stiele, der an seinem obem Ende umbunden ist
und aus welchem über dieser Umbindung einige schlanke Blätter und ein sich rund
entwickelnder Büschel oder Kranz entspringt, welcher am meisten so aussieht, als
ob er aus sich nach hinten krümmenden Federn bestünde. Da von solchen natür-
lich nicht die Rede sein kann, so liegt es am nächsten an Kornähren zu denken.
Und in der That hat Lenormant in dem ganzen Gegenstand, ohne zu verkennen,
daß Fackeln wenigstens ähnliche Formen haben können, ein Ahrenbüschel (une
glane, cest ä dire un faisceau d*^pis plus mince que la gerbe) erkannt, wäh-
rend Gerhard in einer Note beifügt, er könne nicht umhin, auch hier, wie bei
inderen Terracotten (s. unten] eine Fackel »vorauszusetzen«. Dieser Voraussetzung
Eber dürfte der Augenschein jedenfalls mehr widersprechen , als der Annahme eines
ügenthflmlich stark stilisirten Ährenbüschels, welches auch ungleich eher so ge-
lijüten werden kann , wie die Göttin den Gegenstand hält , als eine , schwerlich
emals so gehaltene, Fackel und welches an und fUr sich, wenngleich nicht in
lieaer , vielleicht durch Stil und Material des Monumentes veranlaßten Form , so
»ebr zu den allergewöhnlichsten und natürlichsten Attributen der Demeter gehört
md auch wenigstens in einer Terracotte*] vorkommt, daß seine Annahme keine
inflberwindliche Schwierigkeit machen kann.
Solche entsteht auch dadurch nicht , daß andere Terraeottastatuetten der Göt-
to, von denen Gerhard^) ein Exemplar in Berlin (No. 90) und ein zweites in
Carlamhe anfuhrt, während ich drei weitere^) hinzufügen kann, daß diese Sta-
tuetten als Attribute der Göttin das aus der gesenkten bald linken , bald rechten
Hand herabhangende , an einem Hinterbeine gefaßte Schweinchen und die hier
ganz unzweifelhafte, aber auch in der gewohnten Weise gehaltene Fackel verbin-
den. Denn einmal können sicilische und unteritalische Monumente für ein attisch-
elensinisches nicht maßgebend sein und sodann gehören ja die Fackel und das
Ahrenbüschel fast in gleicher Weise zu den regelmäßigsten Attributen der De-
>Deter, von denen bald das eine, bald das andere mit dem Schweinchen als
Einern seltenern dritten verbunden zu sehn nichts Auffallendes hat.
Viel mehr sicher oder auch nur wahrscheinlich auf Demeter bezügliche , in
^i" Bedeutung erweisliche Terracotten dürfte es nicht geben. In Frage kommen
*} ^C'wton, Dlßcoveries at Halicarnassus etc. pl. 46. 1, p. .329. 14.
**) t^ber den Bilderkreis von Elensis Aiim. 166.
^^ ^o. 1 ans Paiazzolo im Museum von Syrakus, ziemlich roh, No. 2 ebendaher und eben-
*^ > ganz ähnlich , No. 3 aus Assaro in der Sammlung Borgia in Syrakus , viel zierlirher.
•^«linungen vorliegend , welche KekuM verdankt werden.
104
n. IHK ERIULTENEN MONUMENTE,
itllurdiiigs n<Hrli dii' zablreiulii:ii Figuren, welche mnn in äo ziomlich ailvu i
langen finden wird und welche ein Ferkel, eei es, wie die eben betraclittitcii. an
einem Hinterbeine gefaßt, her&blixngend . sei es in beiden Bauden vor sich In-
gen ^] nnd gelegentlich noch einen mit der Hand goBtlitzten Kalathos anf der einen
Schulter'') oder auch eine Frnchtschale in der zweiten Hand haben").
Figuren dieser Art, welche in den meisten Sammlungen für Oemeterdarste!-
lungen gelten , sind gelegentlich auch vnn golehrt«r Seite als solche oder auch aU
Kur& betrachtet worden ''j , während man sie neuerdings als priestorlichc Pcrsonvn
des demotreTschen Kreises oder auch als Menschen zu betrachten pflegt . wolrhi'
der Göttin Opfer zu bringen im Begriffe sind"). Und daß dieses mit Reiht gc-
scheLn, ergieht sich, abgesehn davon, daß nicht wenige darunter münnlicb sinJ
auch ftlr die weiblichen, ohgleicli diese nicht selten einen kalathos- oder stepin-
nostürmigen Kopfsehmuck tragcu'i, welcher auf die Göttin selbst hinzuweisen scheut,
theils aus dem Costflm , der halben Entblößung de» Leibes'*! - welche steh für
Demeter nirht motiviren läßt , tlmils auch bei voller Bekleidung aus der Art . wie
die genannton Gegonstünde . Ferkel . Kalalhos und Fruehtschale getragen un<l ge-
handhabt werden . nämlich so , daß sie offenbar nicht als Attribut« gelten kennen
vielmehr durchaus den Eindruck von herb ei gebrachten oder auch in einer PnicM-
sion getragenen Opfergaben machen.
Die Gnindu aber, welche für die Erklärung dieser und jener vereinn<llvD
Figur als i Demeter Thesmophoros n , "Demeter CliloS" u, s. w. geltend |
wurden sind''] , sind zu wenig stichhaltig und einleuchtend, als daB man sid
neigt fohlen könnte , sich Jenen Deutungen anzuschließen ") .
Und so ziomlich dasselbe gilt von allen angebliclien Statuetten der Kon. 1
ist wirklich nicht abzusehn , warum Figuren wie z. B, die bei Newlfm, Disww-
ries at Halicamassua etc. pl. 4(i. 3, bei Gerhard. Antike Bildwerke Taf '"S
No. ü und 9, bei Panofka, Terracotten des bcrl. Museums Taf. 5.'i Kiira »ein
sollen, oder wie andere, wie z. B. die bei Newton a. a. 0. p. 32H No. In rr-
wlthntc Hydriaphore Kora sein könnte'} , während bei wiedemm anderen die grJtowl
gemachten Merkmale doch gar zu geringfügig oder zweifelhaft sind,
liebte Nomenclatnr rechtfertigen eu können , so z. B. bei der bei Gerbari i
1
«) So I. B- Gerbsnl, Antike BlliUcrku T.1' U!>. Nu 1—1, (1,7. H.H"
berliiior Mob. T«f. 58 No, 2.
b) Sa X. B. Pmofka a. «. 0, Tat. .^T. No, I.
c) So 1. B. Gerhard a. •. O. No. U— 1», Hatiofta a. a. U. T«f. 9&. :
d) Sa TOD de Witte, Catal. du oibiuet Diiiaiid p. äiä, N'owtOD, Ülscuveriw ai 1:
»ua etu. p. 338. 5 mit pl. 47. 4.
e) ■Elsuiinitrhe FricBter» normt ele Gerhard a. a. 0.. lorgl. Panofka a. a. n. S II1> t
Vergl. fertiDr dio uumieiacbu Hydtla inli Bollef in St, Petenburg, «bg«)). In Compto-iMilB nr.
pour l'atm^ iSÜi pl. 3. iiiclorhoh b. ncrlioiil , t)ber den DililciltiDii von KInutI« Taf. 3. r«
akad. Ablih. Taf, LXXVin. Im Atlaa auf Tif. XVlil, Ver^l. Sttubu, Stadien Übet den RlVhf
krall von Elensii S. 3Ur.
f) Oecbard a. a. 0. No. >, 3, 13, Paiiolka a. a. 0, Taf. ."iT. I , Tai. TiS 2.
g) So «. B. bei Gerhird i. a. 0. No. 1 — l, (i, 7. !l~i:i. Panoflia a. .. U. Taf. iS. »•-
Ion a. a. O.
\i) Iiiabetonderu von Panofka Im Toilo lU dau ingotQhrtuu Tafelu.
I) Vergl. ancb I^rlederichi . Borl. atil. Bildwerke II. S. 45;t tl.
5. DIE 8TATUKN DER DEMETEB UND DER KORA. 495
No. 4 abgebildeten die ornamentalen Rosetten an dem Stephanos oder die nach
Maßgabe der Abbildung pl. 47. 3 sehr problematischen Granatäpfel der Figuren,
welche Newton a. a. 0. p. 328 f. No. 4 und 10 Kora tauft, oder die in ihrer
Bezüglichkeit auf Kora nicht minder problematischen Gegenstände der bei Gerhard,
Über den Bilderkreis von Eleusis Anm. 17S und 180 Kora genannten Thon-
figuren.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird Kora nur in einer aus der taurischen
Chersonnes stanmienden Terracotte in Petersburg'^] erkannt, und zwar hauptsäch-
lich wegen des hier unbezweifelbaren Granatapfels, welchen die Figur mit der
Rechten vor ihre Bimst erhebt. Denn daß von den drei Göttinnen, bei denen
wir den Granatapfel als Attribut kennen, der s. g. Nike Apteros, Hera und Kora
die erste hier ganz bestimmt und die zweite höchst wahrscheinlich nicht gemeint
sei , hat Stephani erwiesen , welcher zugleich den am Fundorte der Statuette be-
kannten Cultus der eleusinischen Göttinnen für den Koranamen geltend macht.
Der Erklärung der Figur als Kora steht auch der von ihiem Hinterhaupt herab-
hangende Schleier nicht im Wege, da Kora auch sonst mit dem Schleier darge-
stellt worden ist^], und nur das Thier, welches sie im linken Arm hält imd wel-
ches, abgesehn von dem zu langen Schwanz, ein Rehkalb zu sein scheint, macht
Schwierigkeit, welche auch von Stephani nicht gänzlich aus dem Wege geräumt
ist. Denn wenn derselbe (p. 132) sagt: »Kord, *repr^sentant le printemps, est
par lä-meme une ddesse entiärement analogue aux Heures , nommdment ä celle du
printemps« welche mit einem ähnlicjien Thiere dargestellt werde, auch fehle es
nicht an Figuren , welche , ganz ähnlich mit einem Reh im Arme dargestellt, Kora
zu nennen seien ^) ; es solle hier also wahrscheinlich durch den Granatapfel auf
die Eigenschaft der Kora als Todes- und Unterweltsgöttin , durch das Reh dagegen
aof ihre im Keimen und Treiben des Frühlings sich kundgebende Schöpferkraft
hingewiesen werden, so unterliegt dies Alles doch noch gar manchem Zweifel. Die
oben angeführte Parallelfigur mit dem Reh im Arme hat Wieseler (zu den Denkm.
d. a. Kunst a. a. 0.) mit Recht als viel wahrscheinlicher Artemis denn Kora
darstellend bezeichnet und die von Stephani im Compte-rendu etc. pour Tannde
1863 S. 221 Note 5 citirten Analogien sind nicht minder problematisch. Bei alle-
dem soll die Wahrscheinlichkeit nicht bestritten werden , daß die in Rede stehende
Thonfigur Kora zu nennen sei; es fragt sich nur, ob das von ihr im Arme ge-
haltene Reh, wenn es ja ein solches ist, in dem oben angeführten Sinn, oder
vermöge des Verhältnisses der Kora zum Dionysos, welches so, wie es Stephani
[a. a. 0. 1863 S. 221) hinstellt, auch noch nicht unbedingt anerkannt werden
kann, bereits richtig erklärt und verstanden sei.
Dagegen kann es füglich keinem Zweifel unterliegen, daß mit gewissen Ter-
racottabüsten , welche den Granatapfel als Attribut in der Hand halten, dem ge-
legentlich eine Blüthe als zweites Attribut in d^r andern Hand beigesellt ist, Kora
a) Abgeb. im Conipte-rendu etc. pour Tanntfe 1S59 pl. 4. 2, veigl. Stephani das. p. 131 sq.
und oben S. 416.
b) Vergl. oben Cap. V. 2. No. 1—4, Cap. YII. Die ^OMt
c) Z. B. Gerhard, Antike Bildwerke Taf. 12. 42, wMN
U. No. 717. -"
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DEMETES U. KORA IN GANZER GESTALT A. MÜNZEN U*. IN GE8CHNITT. STEINEN. 497
B. Stehend, a. Mit zwei Fackeln.
a. Griechische. No. 10. Athen. Arg. Tetradrachme der Mfinzmeister Andreas
und Charinautes. Rvs. Athenakopf. Beultf, Monn. d* Äthanes
p. 202.
No. n. (Taf. VIII. No. 14). Philippopolis Thraciae. Faustina I.
Ae. Avs. 4>AVCTeiNA CeBACTH. Kopf der Kaiserin nach
rechts. Nicht bei Mionnet ; verwandt Suppl. II. 454. 1485 sqq.
Munchener Sammlung*).
?. Römische. No. 12. (Taf. VIII. No. 15). Faustina I. Ae. Avs. DIVA FAV-
STINA. Büste der Kaiserin rechtshin, ohne Schleier. Cohen.
Mon. imp. II. 442. 180. Imhoof'sche Sammlung.
b. Mit einer Fackel.
a. Griechische. No. 13. (Taf. VIII. No. 16). MeUpontum. Ae. Avs. Bärtiger be-
helmter Kopf rechtshin. Carelli Num. Itai. CLIX. 193. Gleiche
Sammlung.
No. 14. (Taf. VIII. No. 17). Ursentum. Ae. Avs. Junger epheu
bekränzter Kopf rechtshin , dahinter XPY im Monogramm. Sam-
bon, Recherches sur les anc. monn. de Tltalie mtfrid. p. 180.
No. 2. Gleiche Sammlung b).
No. 15. (Taf. VIII. No. 18). Plotiuopolis. Faustina II. Ae. Avs.
4>AYCTEINA CEBACTH. Kopf der Kaiserin. Mionnet, Suppl.
II. 481. 1644. Gleiche Sammlung.
ß. Romische. No. 16. (Taf. VIII. No. 19). Faustina I. Arg. Denar. Avs.
DIVA FAVSTINA. BQste mit Schleier und Strahlenkranz links-
hin. Cohen a. a. 0. II. 426. 32. Gleiche Sammlung.
c. Mit Fackel und Scepter. ^
Römische. No. 17. (Taf. VIII. No. 20). Faustina I. Arg. Denar. Avs.
DIVA FAVSTINA. Bflste rechtshin. Cohen a. a. 0. No. 34.
Gleiche Sammlung.
d. Mit Fackel und Ähren.
<x. Griechische. No 18. (Taf. VIII. No. 21). Thyatira. Salonina. Ae. Avs.
KOP* CAAnNeiNA Cee- Kopf der Kaiserin. Mlonnet. Suppl.
VII. 457. 643. Brit. Museum.
No. 19. (Taf. VIII. No. 22). Synnada Phrygiae. Claudius. Ae.
Avs. KAAYAION ZYNNAAII* Lorbeerbekränzter Kopf des
Claudius. Revue numismat. 1851. p. 133. Waddington'sche
Sammlung.
No. 20. (Taf. VIII. No. 23). Tripolis Cariae. Phllippus jun.
Ae. Avs. M* lOYA* ^lAITTTTOC* Halbflgur des Kaisers. Nicht
bei Mionnet. Gleiche Sammlung.
No. 21. (Taf. VIII. No. 24). Rhegium. Ae. Avs. Köpfe der
Dioskuren. Ungenau bei Mionnet, Desoript. I. 203. 990 f. und
bei Carelli, Num. Ital. CC. 118. Imhoof 'sehe Sammlung.
No. 22. (Taf. VIII. No. 25). Perperene. Gordianus III. Ae. Avs.
AYT* K* M* ANT* rOPAIANOC- Bekränzte Büste des Kaisers.
Mionnet, Suppl. V. 485. 1217. Münchener Sammlung.
%3 Für andere Darstellungeo der
lu vom Raube der Korm.
b) Bio neapolitaner fiionfl
Kunst II. No. 90. t.
tu auf Münzen vergl. Cap. X. den
^. ni. 1 . in den Denkm.
II. DIB XBHALTEIfEN JfQNUMlB»«^.
p. Bömiftcbe.
No. 23. (Ttf. YIU. No. H«). AattoiMft GuIm. Tnlww.
Avt. BOYAH. Venditoierter wetbli«b« KofT mMUb. MImi-
net, Deior. III. 315. 68. ImhooT^Mhe SuBodoBf.
No. 24. (Taf . VIII. No. 27). AleundrU. HadrUniu. PM. An.
AYT- KAI- TPAI- AAPIAN- CEB* LofboeibeluiMle BAtle
recbtabin. Mionnet DMcript. YI. 153. 898. Oleteho Sunnlnn«.
No. 25. (Taf. VIII. No. 28). Leontlni. Ae. A^t. Loibeerbakiint-
ter Apollonkopf rechtthin. Hloanel, Deieript. I. 248. 334. i.
Torremuzza, Nam. Stell. XU. 3. Qlelehe Samoiliuig«).
No. 26. (Taf. TIU. No. 29). Fatutina I. Arg. Denar. A^a. DIVA
FAUSTINA. BOato mit DUdem und Sdbleier llnkaUn. Geben.
Mon. Imp. 111. 425. 28. Glelcbe Sammlnng.
1
e. Mit Scepter und Äbren.
Griccbische No. 27. (Taf. VIU. No. 30). Tomi Moeaiae. Ae. A^a. HPQOC
TOMOY. Kopf mit Stropbion linkabln. Äbnlieb Mloonel, De-
Script. I. 362. 51. Gielebe Samndvng.
No. 28. (Taf. VIII. No. 31). AmUua. lladrlanna. Ae. Ava. AYT-
KAI- TPA- AAPIANOC CEB- Lorbeerbekiinzter KopTdea Kai-
aera recbtsbin. Mlonnet, a. a. O. II. 344. 84. Gleiche Samm-
lung.
No. 29. (Taf. Vn!. No. 32). Nioopolla Moeaiae. Dladumeoianu».
Ae. Ava. A- K- M- OneAAl- ANTONI- AIAAOYMeNIAN(X-
Kopf dea Kaiaers rechtabln. Im Felde: Yll- CTATI- AONH-
NOY- N- TTPOC K^TPON- Äbnlieb Mloonel, SappL II. 163.
620. Gleiche Sammlung.
No. 30. (Taf. VIII. No. 33). Tabae Cariae. Traianua. Ae. Avt.
* AY- KAI- TPAIANOC APIC- PEP- AA. Loibeeibekiiniter K
dea Kalaera rechtabln. Mionnet, Suppl. VI. 548. 534. G
Sammlung.
No. 31. Athen. Arg. Tetradraohme der Mfinzmelater Demeaa ■
Kallinikoa. Beultf, Monn. d'Athtaea p. 248 b).
f. Mit Ähren alleio.
(iriechischc. No. 32. (Taf. VIII. No. 34). Theaaalla. Ae. A^. nveO. Athen..^
Itopf. Nicht bei Mionnot. Gleiche Sammlung.
No. »3. (Taf. Vlll. No. 35). Argoa. M. AureUna. Ae. A^^«
ANTHNINOC AYfOYCTOC. Kopf dea Kaiaera recbuhtn.
Nicht bei Mionnet. Gleiche Sammlung.
No. 34. (Taf. Vlll. No. 36). Tralles. Auguatns. Ae. A>ft. ZC-
BAITOI. Kopf dos Kaisers. Nicht bei Mionnet. Waddinr-
ton'sche Sammlung.
g. .Mit Ähren und Füllhorn.
(iriochische. (?) No. 35. Athen. Arg. Tetradrachme der MQnzmeiiter Ap^-
likon und Aristoteles. Beultf a. a. 0. p. 2l0.
a) Außerdem noch auf Münzen von Catania. Ae. Torrcmiizza a. a. O. XXll. No. 4. aad^;
Aiiiisus Ponti. Ae. Tycho gegenüber, Imhoof , Choix de mon. grecquea pl. 111. No. 92; M****
Lydiae. Ae. nach Lenurmant, Nuuv. gal. m>th. pl. \\I\. No. 12 in den Denkm. d.a.Ku^''*
No. <M). b.
b) Außeniuui noch auf Münzen von Niconiedia Bithyniae, Antoninna Plus. Ai
sclirilt AHMHT-. Mionnot, DcM-ript. II. 470. 325; lleraclea Cariae. Ae. Miiivtl
liehen Figuren, Revue uunüsuiat. IS51 pl. XIII. 7; Blaundua Lydiae. Ae.| MiniWit, 8^H^ "
:i2K. GS.
6. DEMETEE U. KORA IN GANZER GESTALT A. MÜNZEN U. IN GE8CHNITT. STEINEN. 499
(?) No. 36. Athen. Arg. Tetradrachme der MQnzineister Eume-
los und Kalliphon. Beul^ a. a. 0. p. 295.
No. 37. (Taf. VIII. No. 37). Srayrna. Traiaiius. Ae. Avs. AT-
NEPOYAN TPAIANON. Lorbeerbekränzter Kopf des Kaisers
rechtshin. Mionnet, Descript. III. 227. 1271. Imhoof'sche
Sammlung.
C. Fahrend. Griechische. No. 38. (Taf. VIIl. No. 38). Athen. Ae. Avs. Athenabuste mit
Aegis. Variante von Benito a. a. O. p. 289. Sammlung Pho-
tiades-Bey in Athen.
No. 39. (Taf. VIII. No. 39). Athen. Ae. Avs. Athenaböste mit
Aegis. BeuM a. a. O. p. 291. Museum in Parma.
No. 40. (Taf. VIII. No. 40). Nicomedia ßithyniae. Domitianu.«.
Ae. Avs. AYJ. AOMITIANOC KAIZAP lEB- TEPM- Kopf
des Kaisers rechtshin, H MHTPOnOAlZ KAI nPQTH BEI0Y-
NIAZ. Nicht bei Mionnet. Imhoofsche Sammlung.
No. 41. Athen. Arg. Tetradrachme der Münzmeister Eumareides
und Kleomenes. Beule a. a. 0. p. 291 1^).
2. Kora.
No. 1. Athen. Arg. Tetradrachme der Münzmeister Amphias und
Oinophilos. BeiiM a. a. O. p. 198. Vergl. die zugehörige Erz-
münze.
No. 2. (Taf. VIII. No. 41). Locri Epizephyrii. Ae. Avs. Behelmter
Pallaskopf rechtshin, dahinter AEY. Mionnet, Descript. I. 196.
919, s. Carelli, Num. Ital. C\C. 37. ImhoofVhe Sammlung.
No. 3. (Taf. VIII. No. 42). Priene. Hadrianus. Ae. Avs. AY- KAI-
TPA- AAPIANOC- Kopf des Kaisers rechtshin. Nicht bei Mionnet.
Gleiche Sammlung.
Die Anordnung der Münzen nach Typenclassen nicht nur im Allgemeinen,
^^il^rn auch nach den durch Verschiedenhett der Attribute bestimmten Modifica-
^i^^n, sowie die Zusammenstellung der Abbildungen fast aller dieser Münzen auf
^^ Vni. Münztafel wird das Eingehn auf eine Besprechung derselben im Einzel-
^^^ unndthig machen, so daß im Wesentlichen nur Besonderheiten hervorzuheben
^^^ werden.
Zuvörderst aber möchte darauf hinzuweisen sein , daß die auf diesen Münzen
^'^heinenden Demetergestalten mit den statuarisch und in Reliefen erhaltenen (um
^^Ji den weiter seitab stehenden Figuren der Vasenmalerei zu schweigen) in weit
^^Hugerem Maß übereinstimmen, als man erwarten sollte. Und zwar deswegen
^i^arten sollte , weil es einerseits wenig wahrscheinlich ist , daß Hlr die zum nicht
^^Hngen Theil späten Münzen, besonders die römischen und die unter römischer
^^'tTöchaft in Griechenland geprägten, die Typen eigens erfunden worden seien
''^^ ureil andererseits unter nicht wenigen dieser Typen aus zum Theil weit ge-
^'^Uten Arten eine viel zu große Übereinstimmung herrscht, als daß man an
^ «) Ffir and«« IhMß^ nn Yei«l. Cap. X. unter dem
500 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
selbständige nnd von einander unabhängige Erfindungen denken könnte. Liegen
diesen Typen also wahrscheinlich statuarische Vorbilder , und zwar ziun Theil weit
verbreitete, zum Grunde, so werden wir sie mit um so größerem Recht als Er-
gänzungen der im Statuencapitel zusammengestellten Demetertypen betrachten kön-
nen. Auch fehlt es in der Reihe dieser Münztypen nicht ganz an Figuren, welche
an statuarisch erhaltene oder an Relieftypen m. o. w. lebhaft wenigstens erinnern.
So wird man eine nicht geringe Übereinstimmung der Mfinzfignren Taf. Ylll. No.
19, 24, 27, 29, 33 mit den Statuen der zweiten Classe in Stellung nnd Ge-
wandung schwerlich verkennen, die Ähnlichkeit der Münzfigur No. 15, besonders
aber der römischen No. 16 mit der aus Eleusis stammenden, ebenfalls mit zwei
Fackeln ausgestatteten Relieffigur Atlas Taf. XIV. No. 6 nicht Iftngnen, obwohl
die Münzfiguren vor dieser den Schleier voraus haben , eben so wenig diejenige
der großartig componirten Mfinzfigur No. 22 mit den Statuen der dritten Classe,
besonders No. 17, soweit diese bisher bekannt ist. Unter denen aber, welek
sonst überlieferten T3rpen weniger analog sind, bieten von den sitzenden beson-
ders die römischen Figuren No. 10 — 13, von den stehenden die durch ihre im-
posante Stellung auffallende metapontiner No. 16, die von Ursentnm No. 17 nnd
die archaisirende von Tabae No. 33, um bei diesen stehn zu bleiben, statuarisch
ganz wohl mögliche und zugleich nach verschiedenen Richtungen hin interessante
Gestalten.
Eine statistische Vergleichung der verschiedenen Compositionen , besonders der
sitzenden und der stehenden Gestalten der Göttin sowie eine solche der gewöiin-
Hchen Attribute derselben, Schleier, Fackel , Scepter und Ähren und ihrer mannig-
faltigen Combinationen , welche sich ohne Weiteres aus der unter solchen Gesichts-
punkten geordneten Liste und aus der Tafel ableiten läßt, wird keine besonders
neuen Gesichtspunkte ergeben , wohl aber sich für die Ergänzung solcher Monu-
mente verwerthen lassen, welchen die Attribute verloren gegangen sind. Dies gilt
auch von den außergewöhnlichen Attributen , zu welchen man die Ähren in beiden
Händen der Göttin auf der thessalischen und der argivischen Münae (Taf. VIH
No. 34. und 35) und vielleicht der trallianischen (das. 36) in sofern rechnen kann,
als eine solche Ausstattung der Demeter , welche an den Vers Theokrits (Id. VII.
157) SpaYfiaxa xal jxaxcovac iv a^jL^otep^joiv ej^oioa erinnert, in keinem «aden
Monumente, wenigstens in keinem solchen nachweisbar ist, welches die G^
außerhalb einer bestimmten Handlung, wie z. B. die Anssendung des TriptdemM,
darstellt.
Ganz besonders aber kommt hier das mit den Ähren combinirte Ffillhorm
in Frage, von welchem schon oben S. 470 und in Anm. 23 die Rede gewesen is^
Die an letzterer Stelle angezogenen athenischen Münzen sind die in der Liste vor
ter No. 35 und 36 aufgeführten, mit welchen die unter No. 38, 39 nnd 41 notir-
ten zu verbinden sind; die unter Traian in Smyma geprägte ist Taf. YHI Ko. 37
abgebildet, diejenige des Demetrios I. aus Viscontis Iconographie greeqne in ^
Denkm. d. a. Kunst I. No. 220. g. wiederholt. Eine römische der Julia DoouUy
welche außer Gerhard*) auch Welcker**) ans Neumann (Num. ined. p. 240) ciürt,
a) über den Bilderkreis von Eleasis Anm. 169.
b) Griech. Götterl. 11. S. 470. Anm. 27.
6. DEMETER ü. KORA IN GANZER GESTALT A. MÜNZEN U. IK GESCHNITT. STEINEN. 501
bleibt besser ans dem Spiele, da sie die Beischrift annona führt, also besten Falls
nicht unmittelbar and rein Demeter oder Ceres darstellt , welcher sie in der Münze
Taf. Vin. No. 10 als annona avqvsti gegenüberateht. *
Was nun zuerst die athenischen Münzen No. 35 und 36 anlangt, so geben
sie manchem Zweifel Raum, welchen auch Beul^ (a. d. aa. Oo.) ganz richtig her-
vorgehoben hat. Bei der Münze No. 35 (Beuld p. 210) ist das in Rede stehende
Attribut der durch Ähren in der gesenkten rechten Hand als Demeter wenigstens
mit grofier Wi^irscheinlichkeit bezeichneten Göttin so schlecht erhalten, daß man
sidi in kemer Weise daftlr verbürgeto kann , dasselbe sei in der That ein Fflllhom
gewesen; die Figur der Münze No. 36 aber (Beuld p. 295), bei welcher das Füll-
horn ganz deutlich erhalten ist, ist so wenig bestimmt als Demeter charakterisirt,
da sie in der Rechten nicht etwa Ähren , sondern eine Phiale hält , daß Beul^
sich ftlr ihre Benennung zwischen Tyche, »Abundantia« und Demeter nicht ent-
scheiden mag und daß, um von der »Abundantia« zu schweigen, die Ent-
scheidung zwischen Tyche und Demeter kaum zu Gunsten der Lietztem ausfallen
möchte. Auch bei der Figur auf den Tetradrachmen der Münzmeister Eumareides
Qnd Alkidamas (Beul^ p. 289) *) , welche mit Ähren und Füllhorn auf einem Schlan-
Senwagen steht, ist das Geschlecht vermöge der in dem groben Gepräge mangel-
liaft ausgedrückten Gewandung so zweifelhaft, daß man (s. Beul^ p. 290) bei ihr
^rie bei der ähnlichen Figur auf Münzen von Eleusis ^) an Triptolemos so gut wie
an Demeter gedacht hat. Indessen machen die Tetradrachmen des Eumareides
Und Kleomenes (No. 41 Beul^ p. 291), welche sich jenen genau anschließen, und
die zu der Serie des Eumareides und Alkidamas und zu derjenigen des Eumarei-
des und Kleomenes gehörenden Erzmünzen (No. 38 und Beul^ p. 289), besonders
die Kleinbronze bei Beuld No. 2, auf welcher die bestimmt weiblich bekleidete
Pi^r Ähren in der Rechten und das Füllhorn im linken Arme hält , während der
Ats. der Münze No. 1 daselbst, welche die Göttin mit Fackel und Ähren ausge-
stattet zeigt, einen verschleierten und ährenbekränzten Demeterkopf trägt, den
Namen der Demeter so gut wie gewiß. Denn wenngleich Ähren in der Hand der
Tyehe (Fortuna) keineswegs unerhört sind ®) , so ist doch nicht wohl abzusehn,
wie Tjehe dazu kommen sollte, auf dem geflügelten Schlangenwagen zu fahren.
Daani kommt, daß die Tetradrachmen der Münzmeister Achaios und Heliodoros
(Benl^ p. 235 sq.) , indem sie das Füllhorn mit zwei rechts und links von demsel-
ben angebrachten Ähren verbinden, dasselbe ziemlich unzweifelhaft als Attribut
der Demeter erweisen, für welche der ihr von Beulä angewiesene Beiname der
Anesldora, den Pausanias (I. 31. 4) für Athen verbürgt, durchaus passend ge-
wählt scheint. Erkennt man aber die Göttin mit dem Füllhorn im Arme als durch
die gleichzeitig in der rechten Hand gehaltenen Ähren auf athenischen Münzen
als Demeter an , so wird sich kaum ein hinreichender Grund finden , um der schö-
Ben Figur auf der smymaeer Traiansmünze (Taf. YIII. No. 37) diesen Namen zu
a) Ein anderes Exemplar nach Combe, Mus. Hunter. tab. 9. No. 4 in den Denkm. d. a.
Riiml II. No. 113. b.
b) S. de Witte, Ann. deU' Inst, von 1S47 (XIX) p. 433 Note 1, Wieseier zn den Denkm.
d. a. Kunst II. No. 113. a. , vergl. Stephani im Compte-rendu etc. pour Tanntfe 18&9 p. 87. Note 1.
c) Vergl. das itdief in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 926 und Wieselers Text zu dem-
SiJlkAn
502 II. DIE ERHALTENEN MONUMENTE.
versagen , während das Fehlen der Ähren in der rechten Hand der mit dem Ffili-
hom sitzenden Gestalt auf den Münzen des Demetrios (No. 4 der Liste) die An-
wendbarkeit des Dfemetemamens sehr zweifelhaft macht. Denn wenn Visconti (loon.
grecqne III. p. 399) ihn dadurch zu vertheidigen sucht, daß er in der Demeter
eine Anspielung auf den Namen des Königs erkennen will, so ist zn bemerken,
daß dieser an einem auf seinen Namen anspielenden Typus keineswegs festgehal-
ten haf^) , und demgemäß auch die hier in Frage stehende Figur besser als eioe
Tyche oder mit 0. Müller als eine Stadt- oder Landesgöttin zu benennen. Und weDo
demnach das Füllhorn als Attribut der Demeter, zu dem es an sich ja vollkom-
men geeignet erscheint, sich nicht wird läugnen lassen, so darf doch nicht ver-
kannt werden , daß dasselbe zu den seltenen und , soviel wir bis jetzt wimu,
wenig verbreiteten, nur in einigen Münzen und geschnittenen Steinen (s. ooteo
nachgewiesenen gehört und daß man sich daher wohl hüten muß, mit dem Foll-
hom ausgestattete Figuren , welche nicht durch andere Umstände als Demeter be-
zeichnet sind , mit dem Demetemamen zu belegen , während andererseits bei Figo-
ren, welche sich sonstwie als demetielsche zu erkennen geben, der Umstand, daß
sie ein Füllhorn halten, kein Hindemiß abgeben würde, sie als Darstellungen der
Göttin anzuerkennen , ohne für sie einen der in gewissen Kreisen beliebten Dop-
pelnamen wie Demeter-Tyche oder dergleichen zu erfinden.
Die athenische Tetradrachme des Eumareides und Kleomenes (No. 41 der
Liste, Beul6 p. 291.], welche Demeter mit Ähren und Füllhorn auf einem schlan-
genbespannten Wagen fahrend zeigt, bietet auch die Erklärung ftlr die anderen
Darstellungen der auf dem Schlangenwagen fahrenden Demeter, welche unter No.
38 — 40 der VIII. Münztafel abgebildet sind. Es handelt sich in diesen l^n
nicht, wie in den äußerlich ähnlichen, auf welche ihres Ortes zarflekg^ODffleD
werden soll, um die irXavr^ der Demeter, das Suchen nach der geraubten Kon,
bei welchem die Göttin mit einer oder mit zwei Fackeln versehn ist, sondern,
ganz wie bei dem auf dem Schlangenwagen dahinfahrenden Triptolemos , um eine
Verbreitung der Gaben und Segnungen der Demeter über das Land oder über die
Welt. Deswegen ist die Fackel in diesen Mttnzbildem durch das Füllhorn oder
durch das Scepter ersetzt. Denn auch bei der unter No. 38 abgebildeten Mftnze^)
macht die Variante bei Beul6 p. 289. No. 3 klar, daß es sich um ein Scepter
und nicht um eine Fackel im linken Arme der Göttin handelt, während fibenU
die Ähren in der vorgestreckten , m.o.w. erhobenen rechten Hand der Demeter
gradezn als die dargebotene oder zu verbreitende Gabe der Saatfrucht ersehenen.
Demeter und nicht Triptolemos wird auch in der Figur auf dem Schlangenwages»
der athenischen Erzmünze No. 39 zu erkennen sein, von der ein besseres Eieo^
plar, als dasjenige der Prokesch' sehen Sammlung ^] , der hier gegebenen Abbildna^
zum Grunde liegt. Denn die in dem vorliegenden Elxemplar ganz deutliche, Itn^^
weibliche Bekleidung schließt Triptolemos aus, welchen Gerhard (nicht Prokesds
a) Vergl. Mioiinet, Descript. I. 577 sq., 8uppl. III. 245 sq.
b) Offenbar ungenau , mit einer Fackel in der Hechten , dagegen ohne Scepter abgebildet 1>^
Stuart, Ant. of Athens II. chapt. 2. vign. p. 22 und danach wiederholt in den Denkm. d. »•
Kunst II. No. 105.
c) Abgeb. in der Archaeolog. Zeitung von 1843 Taf. 9. No. 5, vergl. Gerhard da«. S. 152;
nicht eben genau wiederholt bei Beule p. 291 . No. 2.
J
6. DEMETEB U. KORA IN GANZER GESTALT A. MÜNZEN U. IN GESCHNITT. STEINEN. 503
a. a. O.j annahm und gegen welchen sich Benl^ p. 293 nur zweifelnd erklären
konnte. Weiter aber sind die Ähren in der rechten Hand der vor dem Wagen
stehenden weiblichen Figur in dem hier abgebildeten Exemplar des Museums in
Parma entschieden deutlicher, als in dem früher publicirten; es kann daher auch
keinem Zweifel unterliegen, daß, wenn man in der fahrenden Figur Demeter er-
kennt, diese mit Ähren und Scepter ausgestattete Kora zu nennen sein wird, wie
dies Beulä bereits gethan hat. Für die eine Fackel haltende dritte, hinter dem
Wagen , welche auch in diesem Exemplare sehr mangelhaft erhalten ist , wird man
den richtigen Namen dahingestellt sein lassen müssen , bis der Sinn der ganzen
Darstellung klarer verstanden sein wird, als bisher. Da es sich aber bestimmt
nicht um die Aussendung des Triptolemos handelt und da Kora mit Wahrschein-
lichkeit in der Figur vor dem Wagen erkannt ist, kann die in Frage stehende
Figur diesen Namen nicht tragen und der ihr von Gerhard außerdem frageweise
beigelegte der Hekate dürfte weniger Wahrscheinlichkeit haben , als der von Beul^
vorgeschlagene der Artemis Popylaea, ^ren Tempel dem eleusinischen Megaron
benachbart lag (Pausan. I. 38. 6.) , welche auch sonst in der Gesellschaft der eleu-
sinischen Gottinnen vorkommt (s. unten Gap. VIII. Die Vasen l. und m.) und
der als Phosphoros die Fackel, eines ihrer gewöhnlichsten Attribute, durchaus
gemäß ist.
Neben den vor Demeters Wagen gespannten Schlangen ist endlich auf die-
jenige aufmerksam zu machen, welche sich auf dem Denar der gens Memmia
(Taf. Vm. No. 9} zu Füßen der mit Fackel und Ähren ausgestatteten Göttin er-
hebt. Die Parallelmonumente sind von Stephani*^) gesammelt. Daß die Schlange
hier als chthonisches Thier verstanden werden muß, kann keinem Zweifel unter-
liegen; wahrscheinlich aber ist bei ihrer Combination mit Demeter an ihr, das
Wiedererwachen des Lebens im Frühling symbolisirendes Hervorkriechen aus der
Erde nach dem Winterschlafe mehr als an irgend eine andere Eigenschaft des viel-
deutigen Thieres^) zu denken.
In der Korafigur des attischen Tetradrachmon des Amphion und Oinophilos
(Kora No. 1} und der entsprechenden der zugehörigen Erzmünze möchte Be\x\6
(a. a. 0. p. 199) die Nachbildung einer Statue erkennen, welche er mit den Fi-
guren der Demeter und des thronenden Dionysos auf den Münzen des Andreas
und Charinautes (Demeter No. 10) in eine Gruppe vereinigen und auf die Gruppe
Demeter, Kora und lakchos des älteren Praxiteles (oben S. 425 f.) zurückführen
mdchte. Daß dies Letztere unthunlich sei , braucht nicht gesagt zu werden ; han-
delte es sich doch in der Gruppe ganz entschieden nicht um den Dionysos, (wie
Beul^ sagt) , sondern um lakchos , welcher in der sitzenden Figur neben Demeter
auf den Münzen des Andreas und Charinautes unter keinen Umständen erkannt
Werden kann. Auch dürfte die Gruppe der drei von Beulä combinirten Figuren
Weniger schön ausfallen, als er annimmt. Die Voraussetzung einer der Korafigur
mm Grunde liegenden statuarischen Composition dagegen scheint schoü durch den
Umstand gerechtfertigt, daß diese Figur auf den Silbermünzen nach links, auf
den Erzmünzen nach rechts profilirt ist , was sich am einfachsten aus der Copirung
a) Gompte-renda ete. poar Tanntfe 1862. S. 155.
b) Welcker, Oriecb. Gotterl. I. S. 65 '
Orerktfck, KaBftaythologS«. JB, 33
504
11
I MONUMENTE.
einer Statoe von zwei Seiten erklärt"). NiuiliweiBhar abei' wird diese S
licli aein. Die Beziehnng der Figur auf Kora scheint durcb ilie beiden von ibr
gelialteneu guiienkten Fackeln allerdingH gerechtfertigt . obwohl die von Bonli- bier-
fttr angesogene Analogie der berliner Kadmosvase [nnten Ca|i. Vlll. m , vergl.
das, f.] deswegen nicht genau ziitrifTt. weil hier Koru nnr eine Fackel geaunkt.
die andere orlioben bat. An ArtemiH Pbosplioroa ist freilieb gewiß nicht zn den-
ken . da fllr dieae aioli kein Grund absehn läßt , warum sie die Fackeln gesenkt
tragen sollte. Eber kOnnle man, namentlich mit dem Hinblick auf die Mfliue der
gens Vibia (Uenktn. d. a. Knnat II. No. 91] an DemeUsr denken. Doch wird die
Demeter dieses Typus . welche rasch dahin ach reitet nnd der ein Schwein voran-
geht, wohl mit Hecht auf die ihre Tochter suchende Gattin bezogen (vgl. Wiciw-
1er a. a. 0.) . an welche bei der hier in Frage kommenden Figur, in sofern dii^-
vollkommen ruhig dasteht, wohl kaum xa denken sein wird.
Die Figur der lokrischcn Mllnze (Koia No. 2) bezieht sieh ohne Zwrafel auf
den bedeutenden Cultus der Göttin in Lokri. worauf schon Kckhol 'Duct. Nnn.
vet. 1. p. 175] hingewiesen hat. Sie ist der Ai-t componirt . daß man gaiuE folg-
lich an ein« Copie des dertlgun Tempelhildes denken kann, wubei darauf hiniu
weisen ist, daß. während andere Biomplnre (s. Denkm. d. a. Kunst 11. No. lt)l. a
und Caielli Nnm. Ital. vet. tab. l!l») die Göttin mit einer Fackel aasgMtaUrt .^
darzustellen scheinen, das hier (Uflnztafel Vlll, No, 41) abgebildete sehr gnl (Y~~~_
haltene ßxemplar sehr deutlich ein kurzes , mit einem dicken Knanf (wiihl cinei^^
Granatapfel) bekröntes Scepter im linken Arme der Göttin erkennen läßt.
Daß anch die Mnnze von Piiene (Rora Ne. 31 eine in statu arixr her T^np^^
sition vollkommen mSgliche Figur (Umschrift KOPH nPIHNenNj darbietet, leuchti«.^
ohne Weiteres ein; nachweisbar ahcr ist die znm Gmnde liegende Statue sih<-j
hier nicht.
n.
QeBchnittene Stei
Hierzu flemraentafel IV.
Anch unter den auf Demeter in ganzer Gi^talt belogenen geschnittttuea Stei-
nen , wie unter denen , in welchen mau den Kopf der Göttin zn sehn venneinlE,
sind sehr viele bestimmt unrichtig gedeutet, während die Erklärung vieler amlcM
m. 0. w, , zum Thei! sehr zweifelhaft int''). Unter dem Reste findet sicli m p"
wie Nichts von künstlerischer Bedeutung und nur Weniges , das Bachliehm li-
teresse gewährt . Darstellungen in anderen Kunstgattungen zur BeatSUgung dia>
oder selbst Neues bietet.
Die Göttin kommt sowohl in ritzenden wie in stehenden Figuren vor. tittf
den ersteren thoüs in solchen , welche mit anderen Darstellungen UbcreiutinoMi.
theils in solchen, welche Besonderheiten zeigen. So finden wir in
Taf. IV, Nu. 2, einem Carneol unbekannten Besitzes") , die uiivftTKlllei
■) VcTfl. niGlne deich, dei grinuh. Pkstik 1.^ S. Uli ir> Heu
rapirteii Onjppe äet Tyruinenmörder,
b| CWr die Carncalgüianie ilcr kiiserl, Rrtnltige In Sl. I'v
tl *. Kiinsl II. Nn. 115 vergl. ^tephanl <iii Comple-reniln etc. poi
r) Abümik hcl Carte!!. UruOe AbdtiivksiDimlaiig III. Ko, 14,
fl det khnÜdi *
6. DEMETEB U. KORA IN GANZ£R QESTALT A. MÜNZEN U. IN 0E8CHNITT. STEINEN. 505
Göttin thronend mit in der Rechten erhobenen Ähren- und Mohubüschel , während
sie die Linke auf den Sitz stützt , am verwandtesten der Demeter auf den Münzen
des Pyrrhos (Mttnztafel Vlll. No. 7), jedoch ohne Scepter, dagegen, wie in nur
wenigen anderen Monumenten mit der Stephane im Haar [s. oben S. 443 mit Anm. 14) .
Taf. IV. No. 3, eine Chalcedongemme aus der Stosch'schen (II. 5. 233) in
der berliner Sammlung'^) zeigt die verschleiert sitzende Göttin mit dem Scepter im
linken Arme, die leere rechte Hand gegen einen vor ihr stehenden Kalathos mit
vier Ähren erhebend ^] ; daß sie diese abzuschneiden scheine , ist ein Irrthum
Winckelmanns.
Zu den Münzen, welche Demeter mit dem Füllhorn ausgestattet zeigen, bie-
tet eine ziemlich unbezweifelbare Parallele
Taf. IV. No. 4, eine Cameolgemme unbekannten Besitzes^) , in welcher die
Göttin außer dem im linken Arme getragenen Füllhorn in der Rechten Ähren hält.
Andere Gemmen sind entweder irrig oder mit sehr zweifelhaftem Recht hieher
bezogen worden^). Dagegen sind zwei weitere, wenigstens sehr wahrscheinliche
Beispiele "^
Taf. IV. No. 5, ein Smaragdplasma der berliner Sammlung®), welches die
Göttin wie die Münze von Smyma [Münztafel VHI. No. 37) nur unverschleiert
mit dem Füllhorn stehend zeigt , charakterisirt außer durch die Ähren in der Rech-
ten durch den neben ihr «m Boden stehenden Kalathos und den Pflug. Und ferner
Taf. IV. No. 6, eine antike Paste derselben Sammlung^) , in welcher- die an
eine Säule gelehnte Göttin mit dem Füllhorn im linken Arme durch die in der
Rechten gehaltene lange Fackel bezeichnet wird, welche bei Fortuna und Abun-
dantia nicht nachweisbar ist.
Weitaus am häufigsten werden als Demeter bezeichnet Figuren , welche stehend
oder auch schreitend Ähren in der einen (fast immer in der rechten) , eine Frucht-
schale auf der andern Hand tragen^]. Die Möglichkeit, daß hier \ in der That
Demeter gemeint sei, ist in den oben S. 491 besprochenen Terracotten gegeben.
Ein vielseitigeres Interesse bieten die folgenden Steine.
Taf. IV. No. 7 , ein Smaragdplasma der florentiner Sammlung^) , von welchem
die berliner*) eine Glaspaste besitzt. Vielfach besprochen und mannigfach ver-
schieden gedeutet zeigt dieser Stein die von allen Erklärern anerkannte und auch
ganz unbezweifelbare Demeter sitzend , verschleiert , mit der Stephane und mit dem
a) Tölkeii, Erkl. Verz. III. II. No. 228.
b) Vergl. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^e 1865 S. 25 das in Not« 4 Angeführte
und 8. unten No. 5, No. 7 und No. 10.
c) Abdruck bei Cades a. a. 0. No. 15.
d) So Stosch II. 5. 221, 222, 229, 230, 230, der Nott'sche Carneol bei Cades a. a. 0.
No. 16 (vergl. Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 929) und der Carneol unbekannten
Besitzes bei Cades No. 10.
e) Tölken a. a. 0. No. 215.
f) Tölken a. a. 0. No. 216.
g) So Stosch a. a. 0. 225—228, Tölken a. a. 0. 218 — 221, 224 und vielfach sonst.
h) Abgeb. Gori, Mus. Florent. II. 38. 4, Abdracke bei Lippert Daktyl. I. 98 (M. I. 8. 1.
110.) and bei Cades a. s. O. No. 13.
i) Stosch a. a. 0. 234, TSlk«- ««ürd» Ant. Bildw. Taf. 311.
Ho, 12 nnd In den Denkm. ß
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6. DElfETEB U. KORA IN GANZER GESTALT A. MÜNZEN U. IN GESCHNITT. STEINEN. 507
abzusehn , in der mflnchener Gruppe und der ihr entsprechenden athenischen Münze,
hier wiederum durch das in der Gruppe nur verlorene Füllhorn charakterisirt ^)
auf Eirenes Arm in kindlicher Gestalt, entsprechend derjenigen in der florentiner
Gemme. An die Stelle des Füllhorns ist hier der ährengefüllte Korb getreten,
welcher auch dann keine verschiedene Bedeutung haben könnte, wenn Stephani
nicht jene Stelle des Hesychius angezogen hätte, in der es heißt: euirXootov
xavoüv • eo e;fov itXoutoo, 8ta ta? h: aorip ooXa^ ' itXoütov yap eXsyov tt^v 4x tcöv
xpt&d>v xal Ta>v irupcov ir£ptoo3(av. Daß aber der Plutosknabe diesen Korb nicht
von der Göttin empfangen habe, kann nicht zweifelhaft sein ^) ; will man überhaupt
an eine bestimmte Handlung denken, so wird man auch kein Überreichen an die
Göttin zu verstehen haben , welches in der That schwer zu erklären sein möchte,
sondern man wird anzunehmen haben, daß das Plutoskind der IIXootoo fxr^rr^p in
kindlicher Freude den Ährenkorb vorweist, worin schwerlich etwas Befreipdliches
liegt.
Durch reichere Attributausstattung als gewöhnlich bemerkenswerth erscheint
die Demeter
Taf. IV. No. 8 , eines Smaragdplasmas der berliner Sammlung^] , welche thro-
nend dargestellt ist mit Ähren in der rechten Hand. Neben ihrem Thron erhebt
sich einerseits eine Schlange^) , andererseits kriecht eine Ameise, ein auch litte-
rarisch erwähntes sowie anderweitig monumental nachweisbares Symbol der Agri-
cultur"). Üher derselben ist ein Getreidekom angebracht und zu oberst rechts
über der Thronlehne eine Mondsichel, welche Gori (a. a. 0. p. 144) auf den Ein-
fluß des Mondes auf die Vegetation bezieht, während der Gedanke an die nächtliche
Mysteriengöttin vielleicht eben so nahe liegt.
Taf. IV. No. 9. Eine andere Gemme derselben Sammlung^), welche schon da-
durch bemerkenswerth ist, daß sie, wie die Münzen oben S. 497. No. 10 — 12
Demeter mit zwei Fackeln darstellt , erhöht ihr Interesse dadurch , daß sie , wie
allerdings auch andere Monumente^) , Apollon und Artemis mit Demeter verbindet;
schwerlich in dem von Tölken angenommenen Sinne , daß Apollon und Artemis
angeblich nach der Mysterienlehre bei Herodot U. 156 Demeters Kinder gewesen
wären, denn das trifft für Griechenland nicht zu und Herodot sagt etwas Ande-
res; sondern viel eher in dem von 0. Müller^) aufgestellten Sinn, als Lustra-
tionsgötter nämlich oder indem Apollon so gut wie Artemis neben Demeter als
vorzügliche Förderer der Vegetation verehrt wurden.
Völlig vereinzelt ist die Darstellung in
a) Vcrgl. auch Stephani a. a. 0. Note 5.
b) Vergl. auch Flasch. Über den Parthenon-Fries 8. 86 flf.
c) Tölken a. a. 0. No. 227 , abgcb. wahrscheinlich schon (wenn nicht ein ganz ähnlicher
S^tein) bei Gori, Gemm. astrif. I. tab. 109, dann in den Denkni. d. a. Kunst II. No. 89. a.
d) Vergl. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tanntfe 1862 S. 155.
e) Vergl. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^e 1859 p. 86 in der Note.
f ) Tölkcn a. a. 0. No. 237, abgeb. in den Denkm. d. a. Kunst II. No. 96. a.
g) Vergl. Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst a. a. 0., Stephani, Compte-rendn etc. pour
laonc^e 1859 p. 118, pour 1870/71 S. 164.
«h) Zu den Denkm. d. a. Kunst I. No. 311.
508 i n^ m£ EBfiuüt/TBNSir MOMtäiiBBr^ m.^
Ta£. IV. No. 10., einem rotheii Ja8]Hs ans der Stosdh'flohen m 4er beriiaer
Sammhiiig*) , welohe die Tendileierte , tinkseine lange Fiekel , ndita wahneheis-
liclier einen Apfel (Paaefka) als eine Pfaiate (Wieseler) kallende Daneter, tot der
ein Kalattiös mit Äluren steht, y<tt zwei ThiMieil Umgeben zeigt. Von diesen ist
dai^ige vor der GkHtin sicher ein Pferd, dasjenige hinter ihr Viel wafarseliein-
lieher f)b Manlthier (Tdlken and Wieseler) , als eine HImoUcah (Pinofka). Der
Snn dieses ffildes ist freilieh Nichts weniger als Uar. Denn, nm gaas yob der
siöher inrigen Deutung Panofkias abznsdn, Welcher das Bofi Aiion nnd die Hlneb-
kidi fltr Deqpoina als Kinder der Demeter nnd che Poeeichm erbeuwn wollte,
wMitt Wieseler Pferd nnd Ifoiläder als beim Adierban verwendete 11u»ie beaeich-
net> * so »1 dies ftlr das Manlthier allerdings rioht%^] , sehweriieh dber ftr das
Pferd, »welches ansschließlieh Menschen zu ziehen dientet^) nnd gewiß aneh nir-
gend in Ennistwerken als Aekerbanthier na^gewiesen werden kann. Es mag da-
hinstehn , ob irgend Etwas auf den Umstand zu geben ist , dafi das Pferd aas dem
Mrenkslatbos der Demeter sn ftessen scheint; ist dem so, so kdnnte man mdg-
lieherweise an die Erhaltung des ritterlichen Wehrstandes durch den Ackorbaa
dedoen»^ .. -
SIEBENTES CAPITEL.
Demeter und Korn in Beliefen«
Das folgende Verzeichniß ist nach Maßgabe einer wenigstens ungefiLhren kuns
geschichtlichen Abfolge (I. ältere, IL jüngere Reliefe) , jedoch mit Rttck^ichtnah
auf die vertretenen Typen geordnet. Unberücksichtigt blieben hier die Sarkopb
reliefe mit den Darstellungen des Raubes der Kora und der Plane der Demefte"
welche die Göttinnen nicht unter normalen Vertiältnissen zeigen; sie werden
X. Capitel behandelt werden. Über die archaistischen Reliefe s. oben 8. Alt},
über den Parthenonfries S. 423 f.
I. 1. Triptolemos' Aussendung, großes Relief aus Eleusis, im Museum der Pitissitftrt^p
in Athen. Atlas Taf. XIV. No. 8. Vergl. oben S. 4-26. und unten Cap. fX.
Triptolemos, Plastische Monumente B.
2. Kora und Triptolemos , Fragment aus Kleusis , daselbst aufbewahrt. AtUa Taf. XIV.
No. 4«^). Vergl. Cap. IX. Plastische Monumente 0.
a) Stosch a. a. 0. No. 235, Tölken a. a. O. No. 236, abgeb. bei Panofka, Über yttk^
Mythen, Abhh. der berl. Akad. von 1839 Taf. I. No. 2, Denkm. d. a. Kunst II. No. 91. b
b) Vergl. C. F. Hermann, Griech. Privatalterthümer 2. Aufl. von Stark $ 15. Anm. 6.
c) Uermann-Stark a. a. 0.
d) Abgeb. in der Revue arch(Jol. N. S. XV. (1867) pl. 4 mit Text von Fr. Lcnomaot (ni*-
sion de Triptol^me) p. 162 sq. , vergl. Bülticher, Erklärendes Verz. der Gypaabgüsae ant W«kfl
in Berlin 2. Aufl. S. 165. No. 314 (Votivrelief). f
7 . DEMETER UND KOBA IN BELIEFEN. 509
3. Kora und Triptolemoä , Fragment aus Eleusis im Museum des Loiivrü. Atlat» Taf.
XIV. No. 3«»). Vergl. Cap. IX. Plastische Monumente D.
4. Opfer an Demeter und Kora, Votivrelief ebendaher im Museum des Louvre. Atlas
Taf. XIV. No. 2 b).
5. Opfer an Demeter, attisches Votivrelief im Museum dos Louvre. Atlas Taf. XIV.
No. 5 c).
6. Kora, Fragment eines attischen Votivreliefs , aufbewahrt in der Hadriansstoa in
Athen. Atlas Taf. XIV. No. 6d).
(?) 7. Athena und die Vertreterin Siciliens , vielleicht Demeter; attisches Kelief von
der Bekronung eines Beschlusses der Bule vom Jahr Ol. 9(i. 3, 393 v. u. Z.^).
(?) 8. Athena und vielleicht Demeter, attisches Relief von der Bekronung einer Schatz-
roeisterurkunde vom Jahr Ol. 95. 1 , 400 v. u. Z. ').
9. Demeter, Kora und Adorantcn, Votivrelief aus Pantiliapaeon (Kertsch) in der kai-
serl. Ermitage in St. Petersburg^).
10. Demeter, Kora und Daduchen , Altarrelief unweit Ghalandri in Attika gefunden,
jetzt unbekannten Aufbewalurungsortes h).
II. 11. Demeter Mysia von Mysios, Chrysanthis und deren Töchtern empfangen mit den
Unterschriften MYIIOZ XPYIAN0IZ AAMATHP, Relief von grauem "Kalkstein und
späterer Arbeit aus der Gegend des alten Lerna, Weihgeschenk eines Aristodamos
(APIITOAAMOI ANEGHKE) im Gymnasium von Nauplia aufbewahrt. Uncdirti).
Demeter steht rechts, »in doppeltem Gewände und Schleier, der vom Haupte über
den Rücken und beide Seiten herabfüllt; in der Rechten hält sie das Scepter, mit
der Linken faßt sie einen Zipfel des Schleiers« (Bursian).
12. Gebet an Demeter, Votivrelief ans Philippopel im Museo del R. collegio Carlo Al-
berto in Moncalieri. Atlas Taf. XIV. No. 7^).
(?) 13. Demeter, Kora, Dionysos und die Hören, Altarrelief in der Villa Albani , Por-
tier No. 60 i).
a) S. Fröhner, Notice de la sculpt. ant. du Mus. du Louvre I. p. 91 No. 65 (mission de
Triptol j^me) , abgeb. Gazette arch^ol. I. (1875) pl. 22. 2 mit Text von Fr. Lenormant (mission
de Triptol^me) p. 87 sq.
b) S. Fröhner a. a. 0. p. 88 No. 63, aus der Pourtales^schen Samml., abgeb. b. Panofka,
Ant. du cab. Ponrtal^s pl. 18. p. 82 und mehrfach sonst, s. Fröhner a. a. 0., auch in den
Denkm. d. a. Kunst. II. No. 96.
c) S. Fröhner a. a. 0. p. 86 No. 59, abgeb. b. Bouillon, Mus. des ant. III. basrel. pl.
24. 2, Clarac, Mus. de sculpt. II. pl. 212 No. 257.
d) S. Heydemann , D. ant. Marmorbildwcrke in Athen No. 86 , abgeb. b. Lebas, Voy. arch.
en Grece , Monum. flg. pl. 45. No. 1 .
e) Abgeb. b. R. Schöne, Griech.. Reliefs aus athen. Sammlungen Taf. VII No. 49. S. 24,
vergl. Bötticher a. a. 0. No. 296. -^
f) Abgeb. b. Scholl, Archaeo). Mittheil. a. Griechenland Taf. III. No. 6, bei Lebas a. a. 0.
pl. 42 und bei Schone a. a. 0. Taf. X. No. 54. S. 29 f. Vergl. Friederichs, Bausteine No. 407,
Bötticher a. a. 0. No. 303 und Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^e 1861 S. 99 f.
g) Abgeb. in den Antiquit^s du bosphore Cimm^rien im Frontispiz No. 3, vergl. Stephani,
Compte-rendu etc. pour Tann^e 1859 p. 34.
h) Abgeb. in einer Skizze in der Archaeolog. Zeitung v. 1852 Taf. 38. 2, vergl. Gerhard das.
8. 421.
i) Beschrieben von Bursian, Archaeolog. Zeitung von 1855. Anz. S. 57*, vergl. das. Osann
S. 142 ff.
k) Abgeb. in den Ann. dell' Inst, von 1861 (XXXIII) to1>. d*agg. S. vergl. Bmua daselbst
p. 380 sqq. • .
1) Morcelli, Fea, Visconti, La viUa Albtni deserüta
Bassirilievi di Roma II. Uv. 96. p. 227 sqq. . _ '
510 n. DIE KBHALTBNEM UOVUMXMTE.
14. Demeter and der Plntoeknabe , «ogebliehe AaMendimg des TrlptoleBoe, im In«-
schrlftensule des Moseams der Ufdzieii In Florens. Atlas Taf. XVI. Mo. 2*).
15. Triptdemos' Aussendung, Sarkophsgrelief von swelfelhaftar (atttseher oder stadt-
römischer) Herkunft in der Pembroke'schen Sammlang in Viltonhome in WlltsUie.
Atlas Taf. XYI. No. 3 b). Vergl. Gap. IX. Plastische Monumente E.
16. Demeter mit dem Stembilde der Jungfrau , Gandelaberrelief im Maaeom des Louvie.
Atlas Taf. XIV. No. 25c)M).
Terraootta.
17. Demeter, Kora und Triptolemos, ans der Oampana*schen Sammlnog. Wakischein-
lieh im Louvre. Atlas Taf. XVI. No. 10 <1).
1 7 a und b. Zwei Fragmente von Repliken . a. abgeb. bei d*Agincoart , Fiagm. en teii«>
cuite pl. 8. 6; b. im Museum auf dem Palatln in Rom, 1873 aotirt.
18. Sieusinische Gottheiten und Priester, fiubiges Relief an einer eunaeischeo Hirdria
aus der Campana'schen Sammlung in der kaiaerl. Ermitage in St. Petersburg. Im
Attas auf Taf. XVUI«).
Silber.
19. Triptolemos' (eines Römers als Triptolemos) Opfer an Demeter, Silberdiskos am
Aquil^a im kaiserl. Mflnz- und Anttkencabinet in Wien. Atlas Taf. XVI. No. U^*
Verg^. unten Gap. IX, Plastische Monumente F.
KSpfe nnd Brustbilder.
20. Vier Qötterköpfe, gefunden bei den Hateriergribem an der '^^ Labieana bei Cen —
tocelle, im lateran. Museum in Rom. Atlas Taf. XIV. No. 15^.
21. Terracottarelief der Oampana*schen Sammlung. Atlas Taf. XVI. No. 8 h).
22. und 23. Goldplatten mit den Brustbildern der Demeter, der Kora [und des HeraUeiJ ,
gefunden in einem Grabe der »großen Blisnltza« auf der Halbinsel Taman , in der
kaiserl. Ermitage in St. Petersburg. Atlas Taf. XVI. No. 6 und 7i).
a) Abgeb. in den Ann. e Mon. dell' Inst, von 1854 p. 76 flg. 10 mit Text von E. Brian.
Ohne Ergänzungen auch nach brieflicher Mittheilung des Hrn. Dr. H. DQtschke.
b) Abgeb. in Gerhards Ant. Bildwerken Taf. 310. 1. 2, wiederholt in den Denkoi. d. t.
Kunst II. No. 117. Vergl. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^ 1859 p. S8 No. 66 (luch
p. 50 und das hier und p. 66 Angeführte), Conze, Archaelog. Zeitung v. 1864. Anz. 8. 175* f..
Matz das. 1873 (XXXI) S. 30, Michaelis das. 1875 (XXXlll.) S. 64 No. 137, Förster. Per
Raub und die Rückkehr der Persephonc S. 264 und Archaeolog. Zeitung v. 1875 8. 79 (f.. Bnnu,
8itzungsbcrichte der kgl. bayr. Akad. v. 1875 Phil. -bist. Gl. S. 21 ff.
c) 8. Fröhner a. a. 0. p. 24 No. 5 und die das. angef. Litteratur; abgeb. u. A. bei Boifl-
lon a. a. 0. autels. pl. 2, Glarac a. a. 0. pl. 202. 80. Ergänzt der Kopf, die rechte Brut,
rechter Arm, die linke Hand, der rechte Fuß der Göttin (^ Kopf und Hals, beide Hände mitdei
Kränzen bei der Jungfrau.
d) Abgeb. bei Gampana, Gpere in plastica tav. 17.
e) Abgeb. im Gompte-rendu etc. pour Tanntfe 1 862 Taf. 3 , wiederholt bei Gerhard, BQde^
kreis von Eleusis Taf. 3. Auf die Litteratur wird im Schlußcapitel zurückgekommen weidcs.
f) 8. 20. Sacken und Kenner, D. Sammlungen des k. k. Münz- und Ant. Cab. S. 335. Ka
41, abgeb. bei Arneth, D. ant. Gold- und Silbermonumente des k. k. Münz- und Ant Cab.
Beilage Taf. 2 8. 61 f., Mou. deir Inst. 111. tav. 4, vergl. 0. Müller, Ann. d. Inst, tob ISJ9
(XI) p. 78.
g) 8. Benndorf und Schöne, D. ant. Bildwerke dos lateran. Mus. 8. 236 f. No. 359., s|pl>
in den Mon. deU' Inst. V. tav. 7 vergl. Brunn, Ann. von 1849 (XXI) p. 405.
h) Abgeb. bei Campana, Opore in plastica tav. 16. ,
i) Abgeb. Compte-rendu et<-. pour l'anntfe 1865 Taf. II. No. 7 und 8, ^mr^ * j
selbst S. 16. ^
7. DEMETEU UND KOILV IN RELIEFEN. 513
keineswegs gewöhnliche Anordnung des die ganze linke Schulter nebst dem Arme
bedeckenden Himation beachtet, auch in der Kora des cumaeer Vasenreliefs No. 18
wiederzukehren scheint und in den Korastatuen der 2. Classe (oben 8. 477) wenig-
stens noch anklingt.
Für die Darstellungsweise der beiden Göttinnen in den Reliefen an sich dürfte
weiter Folgendes zu bemerken sein.
Mutter und Tochter sind zusammen dargestellt in No. 1, 4, 9, 10, 13, 15,
17, 18, 20 und waren es in No. 2 und 3, ob in 6 ist fraglich. Neben einander
thronend erscheinen beide Göttinnen nur in No. 10, aber auch hier nicht in jener
traulichen Verbindung, welche sich in meist verlorenen Kunstwerken wiederholte
(oben 8. 423 Noteb.) , indem die eine der andern den Arm um den Nacken legte, viel-
mehr sitzen beide , je mit zwei Attributen in den Händen , einfach neben einander.
In No. 15, 17 und 18 steht Kora neben der sitzenden Mutter, in No. 9 kehrt
sich dies um , wenigstens nach der Erscheinung der Figuren in der kleinen Ab-
bildung, in welcher die stehende Figur die entschieden matronalere ist; in den
übrigen Reliefen stehn beide Göttinnen. Auch ist No. 9 das einzige Monument,
welches das erwähnte Motiv traulicher Vereinigung darbietet, und ihm schließt sich
No. 13 an, wo Kora, wenn die Erklärung Zoegas richtig ist, sich mit beiden
Armen auf die Schulter der Mutter stützt. In den übrigen Fällen ist eine solche
Verbindung der beiden Göttinnen durch die Handlung ausgeschlossen oder für die-
selbe gleichgiltig (No.4).
Von anderen großen Gottheiten ist, wenn man von No. 7 und S absieht,
bei denen es sich nicht um eine mythologische Vorbindung handelt, nur Diony-
sos und auch dieser nur in den späten Reliefen No. 13 und 15 mit den eieu-
sinischen Göttinnen verbunden; in No. 13 treten nach Zoögas Deutung die Hören
hinzn, welche sich in No. 15 mit einer weitern, ihres Ortes (Cap. IX.) zu be-
sprechenden Umgebung und in No. 19 nebst der gelagerten Tellus wiederfinden.
Der Zeus in diesem Silberrelief und das thronende Götterpaar in No. 12, Zeus
nnd Hera oder wie man es s(mst nennen will , kann hier gar nicht in Betracht
kommen. Die Verbindung der vier Götterbnistbilder in No. 2() ist dunkel und
wird sich schwer aufhellen lassen <*'*} .
Zur Charakteristik der Personen ist hervorzuheben, daß Demeter ver-
schleiert ist in 10, 11, 12, 14—17, 19, 20 und 22, also hauptsächlich in den
späteren Monumenten; mit dem Kalathos geschmückt nur in 4, 12 und 18,
und zwar in 12 so, daß man an der Bedeutung des sehr kleinen Kopfaufsatzes,
welcher in 1 0 ganz ähnlich bei Kora wiederkehrt , zweifelhaft sein kann , während
der Kalathos in den beiden anderen Monumenten aus festem Matcriale besteht, wie
ans Metall getrieben erscheint und in 1 8 mit vegetabilischem Ornament geschmückt
ist. Bekränzt, und zwar, wenn man die Ähren in ihrer Hand vergleicht, viel-
leicht mit solchen bekränzt ist Demeter sicher nur in 14 und in 22*), vielleicht
in 17; eine Stephane trägt sie, wie bemerkt, nur in 15 und, wenn sie rich-
tig bestimmt ist (die letzte Figur rechts vom Beschauer- in 20; eine Haube wie
in mwichen Vasenbildem und in einigen Statuen oben S. 4 72) trägt sie in Relie-
fen nicht. In den übrigen Monumenten erscheint sie mit bloßem und ungeschmück-
») Vcrgl. Stephan!, Compte-rendu etc. pour laun^e 1865 8. 50.
&14
11. mii KKUAl.TENEN HONUMKNTli.
tem Haupte, wobei die llaarsdileirt- ilber ihrer 8tim in 5 als vrawiodt i
in lü ist der Kopf modern.
Von ihren gewöhn! iclien Attributen bat Demeter die Fackel in 5*), S — ^1".
J4, 17, 19, das lan^ Scepter in -1 im E^i^änzen] , T, 12 und Ih, ein kanet
in 15. Ähren odat Äliron und Mohn hält oder ttbergiebt sie in 1 ivorausm-
getzen s. Oap. IX. Plast. Hon. No. 2.), 12. 14. IT, 21, eine Phialo bUt ^c
in 4 und 5 in der Haud. Scblaogen sind ihr heigegeben in lil und 12 um
ilire Fackel oder ihr Scepter geringelt;, 14 (hinter ihr aus dem Tempel heiror-
kummendj , 17 {nm ihren Sitz gewunden und über ihren Schoß hervorschlüpfcoii
und 21 [ava beide Äimo geringelt, wenn das Terracottarelief in diesem Ponkb-
echt iat^l. In iS und 1(i (hier aber wahrscheinlich nur durch die Restauration
ist die Göttin völlig attributloe.
Kora, welche in der Mehrzahl der besseren Reliefe. No. I etwa ausgenon-
men . durch Jugeiidlicldieit von der Mutter unterschieden und besonder» in (i eim
gracile Gestalt ist, konimt mit dvm Schleier nur selten und nur iu den spUcrai
Monumenten 10, 17 und . wenn richtig bestimmt (in der Figur neben Hemeij
in 2U vor und trägt einzig in IL) einen Kopfaufsatz, den man als einen dgct-
tbUmlich zusammengeschrumpften Kalathns ^vergl. Demeter in 12 vielleicht he-
zeichnen kann. Ihr bei weitem am häufigsten vorkommendes Attribut ist Sie
Fackel; mit einem Paar Fackeln linden wir sie (Demeter in Reliefen niemilil
in 2. 'i, ti, mit einer Fackel in 1, 4. 17, IS, 2li. 23, mit dem Sceplor in riebfr-
ier Weise nirgend , denn der Gegenstand , welchen sie in 1 ü mit der linken Harf
hftit. ist, obwohl er möglicherweise ein kurzes Scepter wie bei Demeter in IS]
sein könnte, von sehr zweifelhafter Beschaffenheit'). Int und in 211 h< Km
Ähren, in 10 in der rechten Hand eine Phiale. in 9 scheint sie vffllig itDi-
butlos zu sein. Dasselbe gilt von 13. falls in der halbnackten, anf d!o SehiU«r
einer sehr reich gewandetcn Frau gestutzten Figur wirklich Kora gumetnt irt
Nach Maßgabe aller anderen Reliefe und bei weitem der größten Hehrzalil allef
anderen . nur einigermaßen sichar Kora darstellenden Monumente . in denen aOn
sis völlig, wenn «nch m. o. w. dicht bekleidet ist. milßte man dies Iflugnen and
könnte sich geneigt fllhlen . das in Rede stehende Paar mit den von Imliß*.
gleichsam aubsidiarisch vorgeschlagenen Namen: Nysa und Ariadnc zu Iwlrp«
Allein wenigstens eine fast eben so stark entblößte und dabei vitllkoramea »Khrtr
Kora findet sich auf dem Revers der Pelike von Kertseli ") , eine andere Qhur in
sonst entblößten Busen nur mit einem Sehleier von alleniünnater Testur beklciddf
in dem bekannten ehemals Penrtales'sohen Vasenbilde ') . Wenn eine solche E^
seheiuung aber In Vasenbildem grade dieser Art, welche der Plastik nlber Heb
i) FrShner >. i. O. "nn secplrui beruht obne Zweifol auf IrTtbum.
hl Vargl. Stephan!. ComtilH-retidu etc. poui l'iim^e ISGl S IM. Nute 0.
ü) Ver^. (ierhard, Anbaool. Zailiiiig v. 1S52 S, 421, iter >Ucicu tr
stand n\i ein Cülterhild nach Act dei Palladien liili.
Aj Rauiiil. d) Elnma II. p. 'J2S.
p~) ('onpte-rundu elv, pour l'aiiu^c tdtSII p1. 'i . lIcrbsTil , l'lvt ihn nildptktvli
Tat. 2, 1. All.» auf Tuf. XVIII,
f) ranorki. Aut. du i'ab. Tuiirtali-b pl. Ill , f'MU.' i^rsm. 111 pl. n:i. A, t>cnluu.
Jl No. J12, s. Alias auf Taf. XVIIJ.
7. DEMETER UND KORA IK BELIEFEN. 515
als andere ^) , möglich ist , so maß man sie auch in einem Relief wie das in Rede
stehende für möglich erklären , während man zugleich nicht läugnen kann , daß
nach der gesammten Darstellung dieses Reliefs für die Göttinnen an seinem linken
Ende die auch von Zoöga (p. 227) in erster Linie vorgeschlagenen Namen der
Demeter und Kora wahrscheinlicher sind, als irgendwelche anderen. Denn in der
Verbindung mit Dionysos (nicht lakchos , wie Welcker^j wollte) liegt doch ein
deutlicher Hinweis darauf, daß es sich hier um die Gottheiten der vegetativen
Fruchtbarkeit und des Jahressegens handelt, als welche neben Dionysos eben nur
Demeter und Kora gelten können.
In No. 4 wird beiden Göttinnen, in No. 5 der Demeter ein Opfer gebracht.
Dasjenige in No. 4, welches in einem Schweine, dem bekannten gewöhnlichen
Opferthiere der Göttinnen besteht , hat eben deshalb Nichts , das einer Besprechung
bedürfte; anders ist es mit No. 5, wo das Opferthier eine Ziege ist und außer-
dem ein Knabe eine Schale mit Früchten herbeibringt. Diese letztere bietet keine
ernstliche Schwierigkeit , auch dann nicht , wenn man es verschmäht , sich auf ein
faules Wortspiel mit \ir^ka als Heerden und Äpfel zu berufen. Es genügt, sich
zu erinnern, daß Demeter- als Geberin nicht allein der Halmfrucht, sondern jeg-
licher Frucht verehrt wurde ^) , um daran keinen Anstoß zu nehmen , daß ihr hier
Baumfrüchte als Opfer gebracht werden. Die Ziege aber ist als Opfertliier der
Demeter sonst nicht bekannt , obgleich es eine kleine Zahl von Monumenten giebt,
welche Stephani^) gesammelt hat, in denen eine Beziehung der Ziege zu Demeter
m. 0. w. klar und unzweifelhaft hervortritt. Da jedoch an der Thatsache, daß
in dem Relief No. 5 eine Ziege anstatt eines Schweines und daß daneben Früchte
der Demeter als Opfer dargebracht werden, in gar keinem Betracht gezweifelt
weiden kann, so wird man dieselbe als das, was sie ist, hinzunehmen und als
mögliche Grundlage für die Erklärung anderer Monumente zu merken haben.
Das ans Lema stammende Relief No. 11 hat durch Osann®) eine so vollstän-
dige Erklärung gefunden, daß deren Kern hier lediglich wiederholt werden kann.
Ihre Grundlage bilden zwei Stellen des Pausanias, welche sich auf die Aufnahme
der Demeter in Argolis beziehen. An der erstem (Pausan. I. 14. 2) berichtet
Pausanias, daß Demeter, ihre geraubte Tochter suchend, nach Argos gekommen,
von PelasgOB in seinem Hause aufgenommen worden sei und daß Chrysanthis,
welche von dem Raube der Kora Kunde gehabt, ihr davon erzählt habe. Diese
Sage von Argos erhält eine Erweiterung durch das, was Pausanias an der zwei-
ten Stelle (Vn. 27. 9) über die Demeter Mysia aus der achaeischen Pellene be-
liebtet , nämlich : neXXif^v7|^ 8s ooov araoia ^Eir^xovra airij^ei to Muaatov , Upov
^i^l&if^Tpoc Moa(a^. töpoaaaüat 8e auto Muaiov faat av8pa 'Ap^stov. dSiEaro
a) Vergl. Strube, Studien über d. BUderkreis von Eleusis S. 98 f.
b) Alte Denkm. V. S. 108, obwohl er sich als der Sohn der Semele schon dadurch zu er-
^<Uien giebt, daß er sich an einen Rebstamm lehnt.
e) Schol. ad Hes. 0. et D. vs. 32, 8. oben S. 491.
d) Compte-rendu etc. pour Tann^e 1869 S. 81 ff. Vielleicht kann man auch die berliner
^^Qime abgeb. Denkm. d. a. Kunst II. 91. a hierher reehnen, obfl^eieh, wie avak Wiafoler be-
'"^kt hat, die Beziehung der hier dargeateUten , auf elaMi j i-
^^f und eine Ähre haltenden Göttin auf Demeter kell
e) Archaeolog. Zeitung von 1855. 8. 149 t
5ie
n. IHK KKIIAE.TKNT.N MONUMENTK
5ä oixi|) AritiT,rpo xai o Mü^to; XoTi]! Tiji 'Ap-jEimv. 'Uie ganze 8a^e li
argivi»rh und von Argne naoli Pullune Uburtragen . An ilio Stelle <lc8 PeUsgos
'in der ar^iviacht;» Version tritt iliier) der coiicretero Name dea Myaiott, welcher
in Argua, d. h. in Lerna die Demeter Hufnahm und VeranUäHung xu cUieni Cal-
tus galt. Die Anwendung auf das liulief ergiebt äich nun von selbst. Da llfüos
auf detuselhen nicht in unmittelbarer Action mit Demeter orschuiut ler stellt ihr,
hinter Chrysanthia und den beiden Hädcbon , am entgegengoKctlten Ende gegcn-
Ober) . so liegt der Schwerpunkt auf Chry»antbis . welche , vun zwei Tiiclitum «dcc^
Dienciinnen begleitet . der Demeter . nachdem dieselbe am häuslichen Ileerd« (dca^
Altar) vom Mysi<is empfangen worden, Kunde von der gerauhten Tochter gicht ^
Nur dies Letzte kann zweifelhaft sein, da es sich fragt, oh man den vor Üemt-w^
ter stehenden Altar als den häu&lichen Heerd verstehn darf und oh vs «ich dab^..
nicht vielmehr um ein der QOttin von der Familie des Hysios gebrachtca OpF^^
oder die Stiftung ihres Cultiis handelt. Auch ob die Tracht des Uysios vtu
Bursian mit Itecht eine uExomisv genannt worden ist. ist dai'um täglich, VkH
dersellw in Hysios dem Namen nach einen Sclaveu vermuthetc. der er nach dea 1
Vorstehenden ja niciit war ; Mysios mag nach Ablegung seines ObergewandM in I
bloßen Chiton dastelm , weil er als Opferer zu fungiren gedenkt. Doch Ober dKw I
Zweifel wird sich erst entscheiden lassen, wenn das Relief einmal pnblicirt win).
Über das Relief No. 12, eine Votivgalte. an Deraeler wegen der IleilnD^ mi
Blindheit , wie die Inschrift angiebt . ist der Bruzza' sehen Erklärung Nichtf bia-
zuzufflgen und da von den auf Triptolemos bezllglii'hen Monuraeutvn (1 — :t, U
17, laj ihres Ortes (Cap IX.) im Zusammeuhange und von dem RrJicf No 1*
im Schlußcapitel gehandelt werd(--n soll , so bleibt nur noch eine kurze Beitpiediinir
des Reliefe 1-1 übrig, welches bisher ebenfalls, aber irrthflmlich . auf TripKilFffln
Aussendung bezogen und ftlr eine kindliche Bildung des Triptolemus in er«t«r Rc'ilir
geltend gemacht worden ist. Es ist schon oben (8. 5iili/ auf den «««ifelhtflr^
Werth der anderen fUr diese kindliehe Darstellung des Triptolemos vorgebncliM
Belege und Argnmente hingewiesen worden; was E. Braun (Ann- a. a 0 p. ^t>
in Beziehung anf das florentiner Relief vorträgt, ist von keinem hohem Die Ki>-
desgestalt des Triptolemos wird liier nämlich dadurch für motivirl erkUrl , daB Art
Bildhauer fUr eine erwachsene Figur keinen Raum gehabt luibc. Wirnngicidi ito
diese Erklärung hier und da den Beifall Anderer", gefunden hat, m> muß <I<«Ii
sehr ernstlich in Frage gestellt werden , ob sich zu einem derartigen VcHibMi
irgend eine Analogie in der alten Kunst wird finden lassen und ob denkbai üt
daß einem Kllnstlor gestattet gewesen . ein in der mythologischen Voralella
wacliseu gedachtes Wesen nur darum als Kind darzustellen , weil er e« ia |
rer Foiiu nicht in seine Cromposition bringen konnte Auf jeden Fall '
eine solche Anuahme nur dann l'llr gerechtfertigt erklären dfirfon . wdui <I
Rede stehende Figur so unzweideutig als das. was sie seiu soll, chaiakliwi'^
wäre , daß man an sich an ihrer Bedeutaug nicht zweifeln köante. Haß dii* ,
hier nicht der Fall ist. kann Niemand läugnen. und daß die 8. 50fi bMpt>
Gemme zu dem florentiner Relief eine nähere Analogie bietet , al» irg
Darstellang von Triptolemos' Ausuendung , wird man wohl ebenfalls um a
.)2
B. <oll»l Sle|>1i>i
■iipl..-
IWU (1. 6».
8. DEMETFÄ UND KORA IN VA8ENBILDRRN UND IN WANDOEMÄLDEN. 517
in Abrede stellen , als man schon bisher beide Monumente , nur irrig als Zeugnisse
für einen kindlichen Triptolemos , als Parallelen citiii; hat. Die Analogie der bei-
den Darstellungen wird um so mehr einleuchten , wenn man beachtet , daß, wie in
der Gemme der Korb des Kindes vor Demeter durch die aus demselben hervor-
sehenden Ähren als mit solchen gefüllt bezeichnet wird, hier der Gewandbausch
des Knaben vor der Göttin eben so offenbar schon gefttllt ist, während Demeter
nur deswegen just noch ein paar Ähren in denselben zu legen im Begriff ist, da-
mit der Beschauer nicht darüber zweifle , was er enthält. Und somit bildet dieser
gefällte Gewandbausch des Knaben im Relief so gut wie der gefüllte Korb des-
jenigen in der Gemme ein Analogen zu dem Füllhorn des Pintosknaben in ande-
ren , sicheren Monumenten , und es handelt sich im Relief wie in der Gemme um
den Plutos und die nXoüTou [atiTt^p, die Göttin, von der allc^r Segen und aller
Reichthum, insbesondere aber derjenige des Feldes ausgeht und verliehen wird.
Die aus dem Tempel hinter der Göttin hervorkommenden Schlangen aber sind nicht
etwa auf das triptolemische Drachengespann zu beziehn , das ohne Darstellung des
Wagens , an den sie gespannt sind oder gespannt werden könnten , Niemand ver-
stehn kann, sondern sie sind der Göttin, wic^ in anderen Monumenten (S. 507
Note d.) als ihre heiligen Thiere attributiv beigegeben.
ACHTES CAPITEL.
Demeter und Kora in Vasenbildem freien und späten Stils und in
Wandgemälden .
1. Vasenbilder.
Die bei weitem reichste Fundstätte für die Gestalten der beiden Göttinnen in
Vasengemälden hieUm diejenigen , welche Triptolemos' Aussendung darstellen. Es
ist daher unvermeidlich , daß das folgende Verzeichniß sich zum großen Theil mit
demjenigen im Triptolemoscapitel ■IX.j decke, nur daß hier, wo es sich lediglich
um die Charakteristik der Figuren der beiden Göttinnen handelt , eine etwas andere
Anordnung eingehalten werden muß, als welche dort gerechtfertigt sein würde.
Ebenso müssen hier alle diejenigen Bilder weggehissen werden , welche wohl in
ihrer Gesammtdarstellung hinlänglich bekannt sind , um dort ihre Stellen zu finden,
nicht aber in Betreff der Bildung der einzelnen Personen. Die Anführung der
OcmÄlde geschieht hier nur summarisch und lediglich zur Feststellung der Identi-
tät; genauere Nach Weisungen werden im IX. Capitel gegeben.
a. Triptolemos' AuHdenduiig. Im Varvakiuii in Athen, 1. Vasenz. 1. Schrank. Tncdirt.
Oinocho? mit roth auf schwarzem Üninde. Demeter und Triptolemos, im Allgemeinen wie ge-
wüknlicb, auf die beiden Figuren beschränkt. Demeter links mit hohem Stephanos, links ge-
•Aültertem Seepter, rechts sehr großen Ähren. Vergl. Cap. TX. No. 14.
m. iL m, Ate tu: xt. ko. h; 0^. n. ah
DL H- »t. A. , Atbs Tif. XT. Ho. M, O». a
B. Aif^Mk«. ZritDS« ton IM«. Am. B. ISPlkl
HL |L M, AdM Taf. ZT. IM. «; Gif . DL iL IT.
m. iL w,-A)Ih Tif. XV. no. i4; ('<i>. ix. n» i\
OL iL Cl . AtlM Ttr. X V. tio. ] 7 ; C>p. l\. K«. II
m. fL U, AdM Tif. XV. Na. 10; Cap. IX. Id.»
nr. fL M, ^IM Tif. XV. No- Vi- Cap. U. N» W
Ib. TM. OmMR. Cip. IX. in N». lA-
m. |L M, AflM T*f. XV. Ne. 31 . <^. IX No t^.
Eirnsk u. C«inpui. Vaxnibb. Ttl (',
CBi itmm. DL iL «, Atba Tkf. XT. K». M, 0*.
DL iL H, A^ Ttf. XT. Ntt. IG, C^. ü. |k li
DL iL O. B., Adu TU. XT. N*. 18; 0^ O.
DL iL U, AtlM TU. XT. Ho. 13; Cay. H. ».«.
ttattM. Oif. DL No. IS..
DMdM. Gm- O. No. S3.
■ HMfrt. BdL Ml' laM. TOB IMM f. W m- ^
in. pL 63, AUu Taf. XV. No. 30-, Cap. tX. iU.*l
X. Entlüituag (Katkodos) dcf Kon. Abgeb. Mob. deU> lut. VI. Uv. 42. A. , AtUi U.
X\1I. No. 25.
j. Dca^uAen. Abgeb. bai Mitliager, ABdent. unad. Hon. .S«t. I. pl. |6. , AÜM Tif
X^ll. No. 24. a. . Tci«!. da>. No. 31. b.
I. Triptolcmoa' AasModoBf A^«b. £lite f^ram. III. pl. G3 , Atlas Taf. XVI. Ko ü.
C.p. IX. No. 52.
aa. Dc^lalchen. Ab^cb. in Sonbea Tnf [ihimriit in den Stadien üb. d. BildertraU i. E»*-
lU Taf. 2, Atla* Taf. XVi. No. 14; Ctf. IX. No. 53.
bb. DcigUiehcn. Abgeb. im Coapte-randB Mr. poar l'aan«« 1862 Taf. 4, Atlas Taf. XVL
No. 13. Cap. IX. No. 51.
cc. DMgleicben Neapd No. 3245. Dnedirt, Atlas Taf. XVI. No. 16. Cap. IX. No. M.
dd. Anodoi der Kora. Al«ebiUM in Stnibe* Sopplamaot m. i. w. Taf. 3. la Adu •■'
Taf. XVIU.
ee. EtenaiBlMbe Weihe. Ab«eb. in CoapM-mada etc. poai Tannfe 1859. Taf. 1. ■■*■'
las auf Taf. Xmi.
rr. Desgleltben. Abgcb. fjjle edram. 111. pl. 63. A. Im Atlas asf Taf. XTU1.
Der für die Kenntniß der penOnlichen Charakteriatik der beiden OSttiuu
iDS diesen Vuenbildem sn ziehende Gewinn iat nicht eben hoch uuiucliligti.
ja kanm bedeutender . «la derjenige , welchen die Bilder Utem Stils (obea 8. U^ t'i
bieten. Wohl aber bestitigen anch diese Gemilde, Wks die Vanodantelliipi
8. D]<:mktkr und kora in vasenbildüirn und in wandobmÄldek. 519
mancher anderen Gottheiten lehren , daß die Vasenmaler in der Vergegenwärtigung
der Götter und in ihrer Ausstattung mit Attributen und Schmuck nicht selten ihren
eigenen Weg gegangen sind und daß daher die mythologischen Figuren in der
Vasenmalerei von der Darstellung derselben Gottheiten in anderen Kunstgattungen
Tielfach stark abweiclien , eine Thatsache , welche man wohl beachten sollte, wenn
es steh darum handelt, zur Erklärung einer zweifelhaften Figur Analogien heran-
snziehn.
Nur in wenigen Bildern sind, um hiermit zu beginnen, Mutter und Tochter
dnrch einen matronalen Habitus der Demeter und eine jungfräuliche Erscheinnng
Koras von einander unterschieden ; so in b , wo wir nach Maßgabe der Kylix des
Hieron (Atlas Taf. XV. No. 22) die dem Triptolemos Einschenkende ftlr Kora zu
erklären berechtigt sind *) , weiter in c , wo die verschleierte und in breiteren For-
men gebildete Demeter sich von der gracilen Mädchengestalt Koras merklich un-
terscheidet. Ähnliches gilt von z, wo beide Göttinnen in ihrer Verschiedenheit
besonders fein und 8chön charakterisirt sind, von m und von ee, sodann, aber
ichon weniger, von e, f, i, wo der matronalere Eindruck der Demeter Kora gegen-
über größtentheils auf die Haube zurfickzuftthren sein möchte, welche Demeter
^vergl. auch g) zum Unterschied von der barhäuptig gemalten Kora trägt, wäh-
rend in h beide Göttinnen gleichmäßig mit einer solchen ausgestattet sind. In
den meisten Fällen ist von einer unterscheidenden Charaktenstik so wenig die ,
Rede, daß man nicht selten unentschieden lassen muß, in welcher der beiden
Figuren die Mutter und in welcher die Tochter gemeint sei ^) , und zwar um so
mehr , seitdem wir durch die schon erwälmte Kylix des Hieron das früher festge-
lialtene Kriterium, daß der Demeter das Einschenken der Spende zukomme, als
»in schlechthin giltiges verloren haben. In einigen Bildern machen beide Göttin-
nen einen gleichmäßig matronalen Eindruck, so besonders in n, demnächst in h,
inch in r (Verfallstil) und s ; in anderen tragen beide einen jugendlichen Charak-
ter , so in l, w , noch mehr in o , wälirend man in q , wo nur eine der Göttinnen
]argestellt ist, aus ihrer Gestalt nicht entscheiden kann, ob sie Demeter oder
KLora zu nennen sei.
In Betreff der persönlichen Charakteristik der Demeter ist , namentlich gegen-
Iber dem neuestens angeregten Zweifel ^) darüber , ob » eine Über den Nacken hin-
ibfließende Ilaartour bis jetzt überhaupt an Frauen (nicht Jungfrauen) nachgewie-
len ist», nicht überflüssig, zu bemerken, daß sich dies hier bei Demeter in 1 und
ff und in m und w in zwiefacher Gestalt flndet. In 1 und ff handelt es sich
am lose herabfallende Locken , in m und w um einen zusammengebundenen Haar-
Eopf ganz der Art, wie ihn die Famesische Herabüste (Atlas Taf. IX. No. 1
and 2) hat. welcher der Heraname wesentlich der Haartracht wegen bestritten wird.
Aueh stehn in Beziehung auf das lang in den Nacken hinabfallende Haar bei
Demeter die Vasenbilder nicht allein, vergl. die Reliefe Atlas Taf. XIV. No. 2,
5, 8, die Wandgemälde das. No. ü und 10. Damit ist freilich über statuarische
t) Vergl. tQch Anc. Vases In the brit. Mus No. 728 und RiiU. delF Inst, von 1869 p. 24S.
b) Vergl. auch Jahn im Verz. der Vasensamml. in München No. 299, Michaeli» in der Ar-
eWeolog. Zeitung von 1874 (N. F. VII) S. 61.
c) Vergl. A. Flasch, Zum Pnrthenonfrie«. Würzb. 1877 S. 54 f.
OT»rbeck, KunKtmythoIngie III. «^4
5^0 tl. DIE ERHALT£K£N MONUMENTK.
Gestaltung noch nicht entschieden , wohl aber darüber, ob dergleichen bei Franen
überhaupt vorkommf^}.
Anlangend sodann die Ausstattung mit Schmuck und Attributen braucht kaum
gesagt zu werden, daß das Hieratische und Symbolische zurücktritt. So findet
sich bei Demeter der Kalathos oder der hohe, kalathosförmige Stephanos
nur in a und b und wieder in ee , während er bei Kora in diesen Bildern so wenig
vorkommt wie in denjenigen der strengeren Stilarten (oben S. 419 f.) ; der in die-
sen bei beiden Göttinnen vorhandene Kekryphalos wiederholt sich hier bei bei-
den in h, bei Demeter in e, f, g, i; Kora trägt einen haubenartigen Kopf-
schmuck in c und, wenn die Figur mit dem Pflug in der Hand Kora genannt
werden darf, eine Opisthosphendone in i. Der Schleier, jenen Vasen fremd,
ist hier der Demeter, wenn auch in sehr verschiedener Gestaltung gegeben in c,
d und wieder in x, y, z; Kora trägt ihn, doch wohl als bräutliches Kleidungs-
stück , über einer hohen Stephane in x. Eine mehr oder weniger hohe, verschieden
verzierte Stephane findet sich bei Demeter in k — o, q, r, n, v, bei Kora in 1 — n,
r, w, X, y, dd, ee, eine, wie früher bemerkt (S. 443 mit Anm. 14.), für beide Göt-
tinnen in allen anderen Kunstgattungen sehr seltene und, ausgenommen etwa die
Münzen [Münztaf. VH. 8 und 32),^ lediglich späte Erscheinung. Mit einem bloßen,
breitem oder schmälern, einmal oder mehrmals durch das Haar geschlungenen
Bande ist Demeter geschmückt in s, Kora in b, e, f, p, v. Wenn Demeter
in dd (Anodos der Kora] in ungewöhnlicher Weise vollkommen schmucklosen Haup-
tes dasteht, tief in ihr Himation gehüllt, während Kora mit einer reich mit An-
themien verzierten Stephane geschmückt aus dem Erdboden aufsteigt, so kann
hierin gar wohl eine feine Absicht des Malers liegen , um den Zustand der bis zu
diesem Augenblick der Rückkehr Koras einsam trauernden Demeter zu charakte-
risiren, zu welcher die Tochter zurückkehrt heiter und geschmückt wie der jnnge
Frühling. Gegenüber den Vasen älterer Stilarten ist in diesen neu, daß die Göt-
tinnen bekränzt ei*scheinen; Kora freilich nur in cc und ff, Demeter dagegen
schon in einem verhältnißmäßig noch so strengen Bilde wie w und wieder in x
und y, in nicht ganz sicher erkennbarer Weise in z, dagegen in sehr hervor-
stechender Weise, mit einem schmalblätterigen Kranze^] in bb, mit breiterem,
aufrecht stehendem Laube in cc und fraglich ob mit Epheu in ff; ein Ähren-
kranz ist jedoch in keinem Falle sicher zu constatiren. Und auch die in den
Händen der Demeter gehaltenen Ährenbüschel, welche überhaupt, namentlich
älteren Vasenbildem gegenüber , auffallend selten vorkommen , können in den Dar-
stellungen der Aussendung des Triptolemos, gemäß dem schon frtlher (S. 420)
Bemerkten , nur in den Fällen für attributiv gemeint gelten , wo auch Triptolemos
mit solchen bereits ausgestattet ist, also außer in o in b, p, w; sehr bestimmt
•
aber nicht in z und aa. Und daß dasselbe von der Phiale und von der Kanne
gelte, aus welcher dem Triptolemos eingeschenkt wird, dürfte wohl Niemand be-
zweifeln. Auch die Perlenschnur, welche Kora in e in beiden Händen hält, kana
a) Vergl. für Hera in Vasenbildem AUas Taf. IX. No. 15—19, 23, Taf. X. No. 5, 10.
b) Nach Stephani im Compte-rendii etc. pour l'annt^e 1802 S. 59. Note 1 bestöiide die&er
»Kranz von kleinen Blättern und weißen Blumen «< ans Myrten, welche in den eleusinisrben My-
sterien bekanntlieh eine Rolle spielen; für sicher kann ich das nicht halten.
8. DEMETER UND KÖRA IN VASENBtLDERN UND IN WANDGEMÄLDEN. 521
angenscheinlich nicht als ihr Attribut gelten, da sie eben im Begriff ist, Tripto-
lemos mit derselben als mit einer Liebesgabe (wie der Kranz in der Vase Atlas
Taf. XV. No. 16, oben S. 420) zu schmücken. Und somit bleiben eigentlich nur
das Scepter und die lange oder kurze Fackel'^) in den Händen der Göttinnen
als ihre regelmäßigen Attribute zu verzeichnen. Demeter hat das Scepter in
a, b, c, f, 1, m, 0, u, bb, dd, ee, ff, Kora**) in c, h, 1, o, p (nebst
der Fackel} , cc; mit der Fackel ist Demeter ausgestattet in d, i (zwei Fackeln),
k , n (eine kurze , nicht brennende Fackel) , q (eine lange Fackel) , r (kurze,
brennende Fackel) , s (lange , nicht brennende) , v, x (brennende Kreuzfackel) , y
desgleichen f) , z (desgleichen , nicht brennend) , aa (ebenso) , cc (lange , nicht
brennende Fackel); Kora in b (lange, brennende Fackel gesenkt), f (zwei lange,
brennende Fackeln , die eine aufgerichtet , die andere gesenkt) , m (ebenso) , n
(eine lange , brennende Fackel) , p (neben dem Scepter) , r (kurze , brennende
Fackel) , s (zwei lange , brennende Fackeln , beide aufgerichtet) , v , cc , ee und
ff (eine brennende Fackel). In Betreff der Fackelhaltung bei Kora hat Welcker '^^
es für bemerkenswert)! erklärt, daß in dem Gemälde m die eine Fackel » nach der
Unterwelt gekehrt ist « , während die beiden der hinter Kora stehenden Artemis
Phosphoros emporleuchten. Allerdings könnte die Wiederkehr dieses Schemas in f
den Gedanken an seine Bedeutsamkeit zu bestärken scheinen, wie denn auch
Benl^ (Mon. d'Ath. p. 198) die abwärts gerichtete Haltung beider Fackeln der
Kora auf den Cap. VI. Kora No. l verzeichneten Münzen dahin erklärt hat: eile
penehe vers le monde inferieur, vers les enfers, les flambeaux qui lui appartien-
nent aussi bien qua sa m^re, wobei er auch das Vasenbild m anführt. Allein
abgesehn davon, daß, falls es sich hier um einen bedeutungsvollen Typus han-
delte , das Niedersenken beider Fackeln oder nur einer derselben als nicht zu ver-
nachlässigender Unterschied auftreten wüi'de, wird die ganze Bedeutsamkeit da-
durch zweifelhaft, daß Kora in anderen Monumenten, nicht blos in s, sondern
auch in den Reliefen Taf. XIV. No. 3 , 4 , G ihre beiden Fackeln aufgerichtet
hält.
Von außergewöhnlichen Attributen ist hier zunächst des der Demeter in c
beigegebenen Kranichs zu gedenken. Stephani hat^) auf die bei den Alten
mehrfach hervorgehobene Beziehung des Kranichs zu Demeter , der ihn Porphyrios
(de abstin. lU. 5) geheiligt erklärt wie dem Zeus der Adler nnd der Athena die
Eule, aufmerksam gemacht. Von allen Eigenschaften des Kranichs dürfte es sich
hier , wo es sich um die Aussendung des Triptolemos zu seiner weiten Reise han-
delt, besonders um die von den Alten natürlich ebenfalls hervorgehobene*) als
Wandervogel in Frage kommen. Den weit hinaus wandernden und dennoch sicher
wieder zurückkehrenden Vogel darf man als das Vorbild des auf dem Flügelwagen
ansgesandten Triptolemos und , sofern er der Demeter heiliger Vogel ist , als wel-
a) Vergl. Stephani, Compte-reiulu etc. poiir laniiee 1859 S. 43, poiir l'annrfe 1865 S. 50,
pour rannte 1808 S. 6.
b) Vergl. Stephani, Compte-rendu etc. ponr Tann^^e 18H2 S. 33 Note 3.
c) Alte Denkm. III. S. 389.
d) Compte-rendu etc. pour Tann^e 1865 S. 114 ff.
e) Vergl. bei Stephani a. a. O. S. 114 f. Noten 1—3.
34*
&22 U. IHK KRHAI,TKKI-a; MiMI-MEKTK,
eben die Göttin ihn hier durch die Berubrung ilirer Hand heKeichnet. ^wiuer-
nußen ula Triptolemus Guleiter auffiuticn.
Kür Kora dsgeigeD iat anf den Pflug hinzuweisen, welchen sie in 1 i» dfo
Händen hält. Denn einen Grund, der in Rede stehenden Figur den Koranamen
abzusprechen und sie. wie äie« Jahn") thul, ganz allgemein als »Fran» zu ht-
zeiohncn. ünde ich nicht: nennt doch Jahn aelbM den Pflug in dem vorliegenden
Falle das "Symbol des Ackerbaus 'r uml kommt doch Trip tolemos selbst aU PflQt^T
vor (unten Cap. IXj. Dazu kommt, daß eine der Demeter bei der Aassendung
des Triptolomo» geaellte Friiu aul' den Namen der Knra den ersten Anspruch hat,
daß der ganze Mythus agrarischer Bedeutung ist nud daß es um nicht wundem
darf, bei den Gattinnen den Pflug zu finden, in deren Dienst auf dem rarLsclicn
Gefilde geptlltgl wnrde , endlich . daß wir anch neben Demeter auf den Münzen
von Trsentum (Miinztafel VIII. No, 17) eine Pflugschar (denn eine solche, niolil
eine LanzeoBpitze ist es)'' finden.
2. Wandgemälde. ^^H
1. Eintelügiir der Demaler. Au« Pumpql, n«c> del iiaTiglio im Mut. im. In Ncaiid. IM- .4
big. Wantlgeaiülde dur vom Vesuv tenirhiilt«(e(i .'^liille C'unpuiieiis S. öU N<>. 1 7&. .'*. AÜ^^
T.f. XIV. No. 9').
ß. Deaglelrheii, In Pnniii^l ReR. VI. Im. 14 im nblliiiim. Notitie Ucell irail di -■■ ii_
commiitiicale alU lt. iira.l. dei Linr-d IST<i, setlenilire p. MU. Unt^dln. .SItienda llenute-s
ihreiibeknnit mit emvni ÄlireiibÜiiilel Im linken Anne, diu Kvkel <n drr Km-hlen.
f. Demeter und llennei. In fampeji. mm di Hele^Tn im FroIli)nn , nicht lam bcsK^B*
erhallen. Helbig i. a. 0. S- 91 1. No. 362 . wo die Abblldniigen >iiid (tflhenMi Besprerliiin^m
atigefDIiTt lind.
S. Triptolemo«' Anuendnng. In Pompeji Reg. IX. Im. 3 No. 10 in dem Oemathe Umti
TOm FiBtrinum. Fiorelll, Oli sravi di Pompel dal 1861 al 1872 p. 112 Na. 6S. R. Atlu TV.
XVI. Ho. 12^).
c. De^leiclien, Fragment. Von den CISttinnen tit nur Kora erhalten. In Pomp^i R«.
VII. In». 7 No. 5 im letzten Oemache recbta am Perlatyl. FloreUt a. a. O. No. «9>>.
^. Einzelflgiir der Demeter. Aui Pompeji, caaa dei DioMurI im Mus. nat. tu Nnfc).
Helbig a. a. 0. No. 176. S. Atli* T.f. XIV. >o. 10'>
>]. Desgleichen. In Pompeji, rnta di Nettuno, Jetit bedeutend mebi lenlürt. alt H«lNf
a. a. O. No. 177 anglebt.
8. Die Zwöltgötter. In Pompeji an der Aultenwand des Eckhauiea d«a tIcoId degli MIri
dei uml der atrada dell' abbondanza. Helbig >. a. 0. S. 5. No. 7. Die Ceroa nimmt die (imt
Stelle ein; Abbildungen und Besprechungen s. b. HalbigM).
Brustbilder.
I. Demeter oder Kara; Decitengemilde eines nnbes Inder 'grofieii Blisnitii* aofdaBilb-
a) Berichte der k. sichs. Ges. d. Wiss. von 1867 S. 84.
b) Worüber Wieselet lu den Denkm. d. a. Kunst II, No. »0. a. zweirelle.
i-l Kriihere Abbllrlungeii und Respiei-hiingeti a. bei Helbig a. i. O.
d) Fri-iher ibgeb. itn Giorniie degll sravi di Pompei Vol. II. tav. 7 mit Teat ton Üiicit*->
p. 133 sq.; auDerdem besprochen von Trendelenburg im Bull, dell' Inal. von 1871. p. W-
e| Außerdem betiprorhen von Trendelenlmrg a. a. 0. p. 251.
fj Kciihere Abbildungen und Resprecbiingen a, bei Helbig ■. a. O.
J
8. DEMETER UND KOBA IN VABENBILDERN UND IN WANDGEMÄLDEN. 523
iBsel Tamaii , im Mumudi von KerUch. Abgeb. b. 8tephaDi , Compte-reud« etc. pour l'&nii^e
1S65 auf dem Titelblatt. 8. Atlas Taf. XYI. No. 5; vergl. Compte-rendu a. a. 0. S. 15 f.
X. Desgleichen, Deckengemälde eines Grabes am » Mithradatesberge « bei Kertsch. Abgeb.
und besprochen von Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^e 186S S. 116.
Attribute.
X. In Pompeji, strada Stabiana No. 12. Sehr zerstört. »Auf einem Wagen, bespannt mit
zwei geflfigelten Schlangen, welche von einem auf der Deichsel sitzenden, eine Fackel hal-
tenden Pntto gelenkt werden, liegt eine kolossale Fackel.« Helbfg a. a. 0. No. 178.
(JL. In Pompeji, casa dei capitelli flgurati. »Braunes Monochrom. Kiu Rind steht nach links
gewendet, dahinter auf einem Pilaster ein Korb voll Ähren; an dem Korbe lehnt eine Fackel.«
Heibig a. a. O. No. 179.
Diese kleine Reihe von Wandgemälden bietet für die Gestaltung der Göttin-
nen in manchem Betracht interessante Erscheinangen. Es giebt im ganzen Be-
reich antiker Kanstdarsteilungen gewiß nicht viele , welche sich an würdevoller
Schönheit mit der, durch mancherlei Einzelheiten als dem Cultus nahe stehend
bezeichneten oder von einer ernsten religiösen Auffassung durchdrungenen Eineel-
figur der Demeter C werden messen können, obwohl man gut thun wird, den
Charakter und Werth dieses Bildes nicht ausschließlich nach den früheren, ver-
schönernden Publicationen , besonders bei Zahn II. 48 oder in Brauns Vorschule
der Kunstmythologie Taf. 29 zu beurteilen, sondern daneben die den jetzigen
Zustand höchst gewissenhaft wiedergebende Zeichnung im Atlas Taf. XIV. No. 10
zu Rathe zu ziehn. Andererseits stellt die Einzelfigur der Göttina, obgleich auch
ihr ein gewisses Maß von Würde nicht abgesprochen werden soll und ihre reich-
liche Attributausstattung zeigt, daß es sich auch bei ihr um ein religiös empfun-
denes Bild handelt, Demeter in so jngendschöner Gestalt und selbst, zum nicht
allein ersten, sondern einzigen Mal unter allen bisher bekannten Kunstwerken,
mit dem koketten Gewandmotive des von einer Schulter herabgleitenden Chiton
dar, daß auch zu ihr in charakteristisch bildender Kunst sich nur sehr wenige
Parallelen nachweisen lassen. Nur eine Anzahl von Münzen, von denen früher
(8. 452 f.) gesprochen worden, gehört, was den Kopf anlangt, zu einem verwandten
Typus und von einigen der eben zusammengestellten Vasenbilder, den spätesten
der ganzen Reihe , kann man sagen , daß sie zu der hier vorliegenden Auffassung
des Demeterideals herüberführen. Aber nicht allein diese beiden Gemälde stehn
einander so fem, auch die übrigen bieten so viel Individuelles, daß man ihnen
mit einer bloßen statistischen Übersicht nicht gerecht werden kann , vielmehr sie
einzeln besprechen muß. Nur das sei vorweg bemerkt, daß in den Gemälden,
welche die ganze Gestalt bieten, Demeter ungefähr gleich oft sitzend (a — 8 und
fast gewiß auch in e] wie stehend (C. r^ und die römische Ceres in b) dargestellt
ist, daß von ihren gewöhnlichen Attributen die lange Fackel, welche auch k
und \L zeigen, ihr kein einziges Mal fehlt, denn i ist unsicher (Demeter oder
Kora) und x kommt als bloße Darstellung des Kopfes, ohne die Hände, nicht in
Betracht. Weiter aber ist die Göttin , was in den Vasenbildem nur als Ausnahme
vorkommt, und zwar fast ausschließlich in denjenigen der spätesten Stilarten be-
ginnt, ständig bekränzt, und zwar sicher mit Ähren in a, ß, tj, b (C ist
unsicher), eben so sicher mit Blumen in 8 und i, beides in Vasengemälden
524
11. UlK ERilALTENt^N M'-NIMENTK,
(bh etwa auHgenomraen , a. oben 8. 52D) unerhörte Erachuinungien , deren letite
aberhnupt in keinerlei anderer Kiinstgattnng sich wiederbolt. Den Schleier findru
wir nur in i , und zwar nur in jener leichten Form, als Sthniuckstflck mehr denn
&ls Verhüllung , iu welchen deraolho auch in einigen der späten Vauenbilder n
weisbar ist. Ebenso ist das Attribut des Xhrenbüschels. welches in den
tuarischen Dursten iingen zu den gewöhn liebsten gehört, ja das iMstimnioi
Kriterium abgiebt, in den Reliefen mehrfach und auch iu den Vasen gern Aldcn wcni^?^
stcns einige Mate als Attribut auß&ßbar wiederkehrt (Vasen b, n. p. w'^ ,
auf die Gemälde a, fj und r, beschrankt, wogegen in den Wandgemälden
wenn auch ventchieden gestalteter Korb mit Ähren, der sonst seilten ist
mehrfach (in et, C. >), |^) als Attribut benutzt wird. Iiu Übrigen ist von na)
wohnlichen Attributen nur der geflügelten Schlangen in \ und des Rindes b fK^^ji
zu gedodken, fflr welche aber die Analoga in anderen DenkmXlergattungen nicht fch — .^q-
lon : vergl. oben 8.-15!) f. und unten Oap. X. Die Darstellungen der llXävr^ ;lr](ir,rp(i; -^— ;
Im Einzelnen über diese Oemälde noch Folgendes:
Die Demeter in a und namentlich der auffallende und ganz vereinzelte l'm-.^-:an-
etsnd, daß bei ihr eine Entblößung der linken Schulter durch II erabgleiten der^^Jcs
Chiton stattfindet, isl verschieden aufgefaßt und erklärt worden. Panofka*') nieint^3B>^e,
diese Demeter sei ein Bild des Sommers und das von der SchDlt(.T herabfallendE:^ de
Kleid diene sur Andeutung der Ilitite; K. Braunol erkannte in ihr ndJe Königif-^rin
des Emtel'estosn, welche, "des Jahressegens froh, stolz auf die durch
glückte Menschheit berabblicke". bei welcher aber gleichwohl »der Zug der We
muth, welcher ihr innerstes Wesen ausmache, durch den Schleier der Mil
und dos freundlichen Wohlwollens, der Ober ihr Antlitz ausgebreitet
vernehmbar genng Iiindnrchblicke«. So schwer nun auch der verschiedene Au-^aa-
druck von Freudigkeit . Stolz , Milde , freundlichem Wohlwollen und gleich wai^^>Jif
Wehmuth in einem Antlitz zu vereinigen oder wirklich aus einem und demselt^a^mi
Gesicht herauszulesen sein möchte, tso b< auch Wieselcr'') , allerdings ohne i -«i-
gleich die vielen anderen Affecte anzunehmen, den Kug von Wehmuth im A])tl:A(t
dieser Demeter , welcher auf den Trennungsschmeni hinweise , der beim henk-ai-
nahcnilen Jahreswechsel an ihr Herz herantreten werde, für unverketmbar a.^ai
meint, daß durch diese Auffassung noch eine andere Erkl&ning der tCatblfiflnaag
geboten werde , welche in weit auffallenderer Weise in dem pariser Sarkophag c^>It
dem Koraraub") hervortrete, nftmlich Vernacklftsslgung der Kleidung in der Tran^sf-
Ganz abgesefan von jener Figur des pariser Kora«arkiipIiags . auf welche und ^^
deren von der bisherigen sehr weit abweichende Deutung hei Förster' weiterftsii
znriickzu kommen ist. wird es schwer, sieh Wiesek'i's Ansicht in Betreff dm pwst-
pejanischen Wandgemäldes anzuschließen. Denn einmal wird es nicht Jodcm ^S^
>) Vvrgl. oben tj. 5(IS und ». ^(cpliuit, t'umpie-roiiilii
b) tu Minen Bpiobeu aluus ijubiealog. Coauueiilara
. Jahnt 1S&3 S. 4fi.
) Torschule der Kuiialmylhologio S. I T f i
il) Zu den Dcnku
e) Doiikni.
r| Der lUub uud df« KüLkkobi
. KunBt \l. No, 8«.
I II. No. 10;i, vergl. AlUa 1
8. DEMETER UND KOBA IN VA8£NBn.DEBN UND IN WANDGEMÄLDEN. 525
lingen, in demselben, d. h. im Originale, nicht in irgend einer Pnblication, den
Zug von Wehmnth im Gesichte der Göttin zu erkennen und sodann möchte es eben
so wenig leicht sein , fftr diese ruhige und schmucke , in leichte und farbige Stoffe
gekleidete Figur, welche einen durchaus heitern Gesammteindruck macht, die
Schnlterentblößung auf jene Vernachlässigung der Kleidung zurückzufahren , welche
fftr tief Trauernde und in der Trauer sich selbst Vergessende sehr natürlich
und ein sehr sprechend gewählter künstlerischer Ausdruck ist, jedoch eben dies
selbstvergessene Versunkensein zur nothwendigen Voraussetzung hat*). Es ver-
dient, beachtet zu werden, daß diese Demeter aus demselben Atrium der s. g.
casa del naviglio stammt, aus welchem als ihr entsprechende Figuren der Zeus
bei Heibig No. 101^) und der Dionysos bei Heibig No. 392®) entnommen sind
und in welchem sich auch noch eine völlig verschollene Hera bei Heibig No. 162
befunden haben soll. So wie diese offenbar zunächst zum Zeus ein Gegenstück
gebildet haben wird , entsprechen sich genau der Dionysos und die Demeter , wie
dies auch Wieseler ^) richtig ausgesprochen hat. Wenn es nun füglich keinem
Zweifel unterliegen kann . daß dieser mit dem Thyrsos ausgestattete , seinen Kan-
tharos vorstreckende und gleichsam darbietende Dionysos den Gott und Geber des
Weines darstelle, so wird man auch die von Getraide in auffallender Fülle, im
Kranze des Hauptes, im Büschel in der Linken und im Kalathos zu den Füßen,
umgebene Demeter nicht anders denn als die Göttin und Geberin des Getraide-
Segens erklären können, welche in der That mit ruhiger Milde auf die von ihr
beglückten Sterblichen schaut. Mit dieser aber hat die Wehmuth der um Koras
Verlust trauernden Mutter so wenig zu schaffen, wie bei ihr ein solcher Grad von
Versunkenheit in Kummer angenommen werden kann , daß aus ihm eine Vernach-
lässigung der Kleidung abgeleitet werden könnte. Wenn man aber die drei erhal-
tenen, zusammengehörigen Bilder, den Zeus, den Dionysos und die Demeter ge-
meinsam betrachtet, so wird man leicht wahrnehmen, daß in ihnen eine gewisse
Lust am Nackten und an dem Contraste des Nackten mit reicher, sehr farbiger
Gewandung herrscht, welche vollkommen hinreicht, um zu erklären, wie der
Künstler dazu gekommen ist, seine Demeter, eine jugendlich blühende Frauen-
gestalt, mit so viel Entblößung des Körpers und mit so lichten und heiteren Farben
der Gewandung®) zu malen , wie es der immerhin noch gewahrte würdevolle Cha-
rakter der Göttin zuließ.
Auch über das Gemälde ^, leicht das bedeutendste der ganzen Reihe, stehid
die Ansichten noch nicht ganz fest. E. Braun, welcher^] indem von der Göttin
getragenen flachen Korbe »Blätter und Blüthen der neu keimenden Saaten« erkennt
a) Vergl. Berichte der kgl. säclis. Ges. d. Wiss. von 1801 8. 263 f. und Wieseler zu den
Deukm. d. a. Kunst II. No. 103.
b) Dcnkm. d. a. Kunst II. No. 16, Atlas Taf. I. No. 38.
c) Dcnkm. d. a. Kunst II. No. 361 und vergl. zur Zusaniuieugehörigkeit den » topographi-
schen Index für Pompeji« bei llelbig a. a. 0. S. 471.
d) Im Texte zu den Denkm. d. a. Kunst 11. No. 361.
e) Vergl. llelbig a. a. 0.: Demeter in durchsichtigem, gegürtetem Chiton und bläu-
lichem, vom Haupt herabfallendem Schleier sitzt auf einem mit grünem Gewand überhange-
ncn Lehnsessel, einen weißen Mantel über den Schenkeln u. s. w.
fj Vorschule der Kunstmythologie S. 18 zu Taf. 29.
I
I
520 II' DIK EUIULTKKI
und meint, »uch das Haupt dct Uiittin sei -tnehi' mit Blältem xls muTtte^
ftliren brlcrftnEl und die wt-nigen , woIcUe von diesen ein^buoden seien , stlu'.ioi'«
mehr »uF dii>, in BiDtlic stehenden, alü auf die gereiften SsAlfln &nsii!»pi«leai,
iD<)ohte die Gestalt als Demeter in ihrer FrühllngseracheinuDg deutoD. webbe >aiu
der Verbor^nheit der Wintemacht zurUckkehrt" , und bestebf bierAuf audi duD
Umstand, daß ihre Fackel nicht brennend dargestellt ist, wogo^n die ihr Uiupl
umgebende Lichtschoibe einen bedeutangsvoLlen Gegensatz bilde, welcher auf 'Md-
nenreiche Frdhlingspracht • hinweise, in welcher die Göttin einhersc breite. Wir-
soler hnt'i dii^en Gedanken im Weäentliclien aufgenommen und demgenulfl dir &■
Figur den Namen der Ar,|iT)Tr,p XJ-ör, '') oder Ku/Xoo; 'j vorgeschlagen , wabmif
Gerhard ^ i so weit geht . anstatt dee Namens der Demeter denjenigen der Kun
verzuscblagen , deren Blumcnleee aus den Sarkophagreliefen des Koraraube^t altge-
mein bekannt sei. Hit dem Vorschlage dieser l'mtaufe kann man am schncUiicg
fertig werden ; es bedarf in der That nur eines unbefangenen Blickes auf lüf
schöne Gestalt, um sich zu aberzeugen, daß sie für Kura nicht nur ne^galiv in
wenig jugendlich, sondern positiv zu bestimmt matronat ist. Was aber die Itnuii-
Wieseler'sche Ansicht betrifft . wird es vor Allem darauf ankommen , ihre thtl-
s&clilicbe Grundlage im Gemälde zu prüfen , waii freilieh bei dem Original . '<J-
chcs wie die meisten aller ansgegrahenen Bilder in Neapel durch verscliiedenllitk
darauf gestrichenen Firniß und durch Abblättern der Farbe an einKehien SuUm
nicht wenig gelitten hat, uicht ganz leicht ist. Anlangend zunächst ilic Fii^kol
muß es in der That als sehr wahrscheinlich . wenn nicht als gewiß bcEt-irlmi'l
werden, daß sie als nicht brennend dargestellt ist. Die Bekränzung, welche aidi
Heibig aus Ähren bestünde 'j , ist durch Abspringen der Farbe ganz uDdenllicli
nnd ihre Natnr wird sich schwerlicli noch mit Gewißheit feststellen laasen. l'wl
auch ob in dem Korbe Blätter und BlUthen nach Braun oder Ähren natJi lleihiE
befindlich .seien, ist fraglich. Die einzelnen Stücke ik-s Korbinbalt? sind tbcÜ'
brann (links unten] , theils grfln und nur ganz einzeln gelb nnd nur du
ist gewiß , daß die Ähren im Kranze wie in dem Kalatbos bei dar Demeter ■
betrSchtlich verschieden dargestellt sind , grOßer' nnd mit lugen Haaren wie bei
Gerste. Daß dieses eher fltr als gegen die Brann'sche, von Wieaeler ihrer Phn-
senhaftigkeit entkleidete Ansicht spreche, wird nicht verkannt werden kfinnen vA
daß in der Gestalt selbst Nichts ist, das einer Demeter Chlofi widersptldie , niB
man zugeben. Möge sie aber mit diesem Beinamen tu beseiohnen sein oder nickt>
in Jedem Fall ist diese Darstellung der GOttin > deren aacraler Charakter uA
noch durch die Perlenschnur in ihrem Haar (denn eine solche , scbverlich nm
»gegliederte Binde« nach Wieseler) ^) und die um ihre Fackel gewnndene gehif-
■) Zu den Denkm. d. *. Kunat II. No. 9U.
b) Alis Arlstoph. Lyaiatr. vs. 835, FausaD. I. 22. 3, KusUth. ■•! II. p. 772, 63
c) Aus Soph. Ocd. Culon. vi, ItJUU.
•l) Über ilcn mulerkreU von Kleu^is II. (ßcs. »Iiwl. Abhh. 11.) S. 4ii3 Aiim. lt)3.
u) A. a. 0. No. 17ti -Demeter, einen Ährenkranz, eine Perlenichnur und einen hliuli'^"
Mnibus um das IlanpU u. a. v.
f) Zu den Denkm. d. a. Kunst a. i. 0. mit Venreisung auf die groOe LoikiiiiKkc Um-
bilsle und das über sie zu den Uonkin. d. a. Kunst II. No. 5a Uoiagtc.
8. DEMETER UND KORA IN VASENBILDEBN UND IN WANDGEMÄLDEN. 527
tete Binde ;nicht Perlenschnur, nach Heibig) erhöht wird, eine der feierlichen
und zugleich prächtigsten der Göttin , welche wir besitzen. Durch merklich geringere
Großartigkeit unterscheidet sich dann auch von ihr die im Übrigen von lielbig mit
Recht ähnlich genannte Darstellung Tj , bei welcher der Nimbus fehlt und der Korb
in der Linken durch ein Ährenbüschel ersetzt ist.
Eine etwas eingehendere Besprechung erheischt noch das Demeter und Her-
mes darstellende Gemälde y- 0- Müller hat*) unter Wieselers Zustimmung (da-
selbst) die Demeter in diesem Gemälde als »Todtengöttin« bezeichnet und Lietzterer
sieh hierbei ganz besonders auf eine Auseinandersetzung 0. Jahns ^) bezogen, wel-
cher mit dem hier dargestellten Hermes denjenigen mit der PH gruppirten eines
Reliefe in Verona^) und denjenigen in dem neapeler Prometheusrelief ^) in Ver-
bindong gebracht und alle drei als Darstellungen des Hermes 'Epiouvio; als Xdd-
vio^ angesprochen, das Letztere mit Berufung auf Aristoph. Ran. 1141 ff., Anton.
Lib. 25 und Etym. M. v. 'Epiydovio;. Jahn faßt den Hermes als Vermittler zwi-
schen Ober- und Unterwelt; den Segen und Reichthum, welchen die Erde (Ge,
Demeter, Hera) verleiht, gewähre sie nicht allein aus eigener Kraft , sondern mit
Hilfe der in ihrem Schöße geheimnißvoU waltenden Mächte, der unterirdischen
Gottheiten, und Hermes sei es, durch dessen Vermittelung er zu Tage gefördert
werde ; der Geldbeutel sei hier das allgemeine Symbol dieses Segens ; die chthoni-
echen Gottheiten spenden zunächst den Segen , der sich in den Naturgaben offen-
iMurt , dann aber auch in tieferem Sinne Segen ftlr das Gemüth , besonders dadurch,
daß die Todten in ihrer Obhi^t stehn; das Wesen des Hermes, der als Xttovio;
't^ptoovio; (irXoüToooT7j(; ?) sei, trete hierbei besonders hervor, da, so wie er die
verborgenen Schätze der Unterwelt auf die Oberwelt fördere , er so auch die See-
len auf- und abwärts geleite. So werde auch hier Hermes als der Vermittler zwi-
schen Ober- und Unterwelt zu fassen sein , durch dessen Dienstleistung beide mit
einander in Verbindung gesetzt werden und nun erst sich segensreich erweisen
können.
Gegen diese Annahmen und den hier gemachten Versuch, die genannten drei
Monumente mit einander zu verbinden und übereinstimmend zu erklären, möchte
denn doch Manches einzuwenden sein. Erstens hat schon Wieseler®] mit Recht
bemerkt, daß es sich in dem vcroneser Relief allem Anscheine nach gar nicht um
«inen von Hermes gehandhabten und von der Gc in Empfang genommenen Beutel,
sondern um eine von Hermes ausgegossene Phialo fPatera) handele, wonach vor-
ireg dies Relief aus dem Spiele zu bleiben hat. Zweitens hat derselbe^) in Be-
treff des neapeler Sarkophagreliefs mit allem Nachdruck hervorgehoben , daß hier
Hera den Beutel nicht in Empfang nehme, sondern denselben Hermes übergebe,
t) Zu den Denkro. d. a. Kunst 11. No. .330.
b) Berichte der kgl. sächs. Ges. d. Wiss. von 1841». S. 162 ff. zu Taf. IX. No. 4.
c) Berichte a. a. 0. No. 3, Denkni. d. a. Kunst II. Nu. 329.
d) Berichte a. a. 0. Taf. VIII. , Denkm. d. a. Kunst II. No. 841, Welcker, Alte Denkm.
11. T4f. XIV. 26. S. 286 ff.
e) 2u den Denkm. d. a. Kunst II. No. 329 in Cbercinstimmung mit Stark, De Tollure
de» p. 35.
t) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 841 in Übereinstimmung mit Ck>Dze , de Psycbes
inaginibus quibusdam p. 18.
528
II. niK l-miEALTF.NEN MUN^MI
datnit ihn dieser dem Hades reiche, welcher bereits den Arm danadi ausstrecke.
Ist dieser Punkt, über wetohen sich Jahn (n. a. O. S. 162] nicht sicher cnttchei-
det, wahrend Welcher [a. a. 0. 8. 2S7) das Gegentheil annimmt. rich% beob-
achtet , wie es in der lliat scheint . so mnß auch das Sarknphagrelief von dem
Wandgemälde getrennt werden . in welchem wenigstens das Eine panü iimweidenlig
dargestellt ist, daß Demeter da« Gewand ausbreitet . um den von Hermes gehalte-
nen Gegenstand zn empfangen. Daß dieser Gegenstand, welcher in den Stichen
nngenau wiedergegeben ist. ein Bentel sei, mag sein , es wird sieb schwerlich eine
andere Bedentung für ihn feststellen lassen. Also in dem in Rede stehenden Bild
ist Hermes im Begriffe der Demeter einen Beutel in den Schoß zu legen . wel
cJien zu empfangen diese ihr Gewand ausbreitet. Daß Hermes hier als ' Kpioövifl;,.,^
als Stiinup iiia-t oder, wenn dieser Beiname wirklich vorkommt*) , als rX-juTOSön, .
zu fassen sei . kann man verständiger weise nicht bezweifeln , eben so wenig, da:- ^
der Geldbeutel als das Symbol allgemeinen Segens und Rcichtbnms zu gelte ^?c~g
habe*"; aber mnß deswegen die Demeter hier >TodtengOttin° sein? und schic^^^
sich ein Bild solcher Bedeutung fflr das Prothyron oder Ostinm eines pompejannaK^^.
sehen Ilaoses? Daß Hermes 'Epioüvioi ao wenig wie andere ftsoi äpt'ju'vtat n^^,f
als Xilovio; zu fassen sei, haben Welcker"^) und Preller ^; bereits, ond zwar ok^-^
Zweifel mit Recht bemerkt, nud daiiselhe gilt wenigstens eben so sicher von d-^
SuiTtup iäiuv. Und so scheint es denn , daß hier Hennes . eben als ö<üt<u;j i»
oder äpioiivio; 'resp. ivXouto3ÖtT|C) «n die Stelle tritt, in welcher wir sonst der
Demeter gegenflber den Plutos finden, worüber oben S. 50S nnd 8. ölö gegprv-
dien worden ist. Und so bleibt nur noch hervorzuheben . daß Demeter in (hraem
Gemälde . äbrenbekränzt wie in rt nnd mit der nicht brennenden Fackel wie in C
ausgestattet . auf der großen gofiochtenen (.'isla sitzt , wie außerdem nur noch auf
einer rdmisohen Hllnse ahgeb. b. Cohen. M(!d. Imp. Vol. 11. pl. VIU. p. 37:i. N
Von besonderem Interesse Ist auch noch das Brustbild i oder vielmehr wirte
Bekränzung. Ob dasselbe Demeter oder Kora darstelle . muß dahingestellt Md—
ben ; daß eine der beiden Göttinnen gemeint sei , ergiebt sich aus dem Oesammt—
inhatte des Grabes, dessen WOlbungsseblußatein mit diesem Oemllde in kutnMikl>
Proportionen geschmäckt ist. Während nun die Art der Bekränznng hei der De-'
metor C zweifelhaft ist, besteht der Kranz bei dem in Hede stehenden BnislMU*'
und der Gegenstand, welchen die rechte, erhobene Hand desselben hält, pvtf
deutlich ans Bliunen und achmalen lilätteni , und zwar aus Blumen , von wglrlii?>
Stephan! "j mit vollem Hechte sagt, daß, wenn es auch hier wie in den meiiW
anderen Fällen dieser Art vergeblich uein wflrde , ihnen in der Botanik rillV*
Mamon zu geben . so viel deutlich sei , der Ktlnstler habe das Gescblecbl i^
Lilien und Nai^issen im Sinne gehabt. Die vielfachen Beziehungen dieacr Bin""*
zu Demeter und Kora hat derselbe ;a. a. 0. Anm. i) nach Gebühr herrofg"!""
■) AuOi-r boi Jahn >. a. O. linde kL ihn ii
m. :i *. E. abor ohne Heleestellu.
b) Veigl. beBnnilDri Jahn a. *. O. S, ifi'i.
c) «itleih. fiSiierl. l. S. 3;U f.
d) Oiiech. Mrlhol. 1.9 8. »Oti Anm. '2.
«} Cofflplo-tetxlii elc. pou) raiiligo 1805. t^
(liieii. Mjttol. I. i^*-
8. DKMETER UND KOBA IN VASENBILDERN UND IN WANDGEMÄLDEN. 529
ben; am wichtigsten aber sind die Worte des Sophokles Oed. Colon. 681 sq., in
welchen der vapxiaao? xaXXtßoTpu; fiSYOtXaiv ihaiv ap5(aiov aTscpavtüjxa wie bei
Hesychins das AajxaTpiov ein avOo; ofiotov vapxt3a(|) genannt wird. Diese alte
Bekränzung der zwei Göttinnen hier ganz deutlich und in dem Kopfbilde x kaum
minder deutlich vor Augen zu haben , wenn gleich bisher eben nur in diesen bei-
den Fällen, ist eine wohl bemerkenswerthe Thatsache der monumentalen Über-
lieferung.
mp
DHITTK ABTHKIIAiNO.
Mythen der Demeter uuil Kora.
NEi:N'reS CAPITEL.
Trlptolemos '■''; .
1. Vascngcmälde.
Den Ausgan£:spunkt und zum größten Theil aiicli die Gmndla^e für lik Mf
diesen Gegenstand goiicbteten l'nt«rfiuchnngen bilden die StrubeVIien Studie«
(Anm. 35.), denen anch in der Hauptsache in BctrofT der Anordnung Art Mob»-
mento zu fgigen ist. Voranzustellen sind nm so mehr
die scbwarzfigurigen Vasonbildcr,
als sie sich in verseil iedenen Punkten von den Bildern mit rotben Figurtm ■n>'
den Bonstigen Denkmälern dieses Kreises unterscheiden. Bekannt sind hisbcr Ji'
Iblgenden sieben :
I. I. Amphora der Sammlung Kontana in Triest, abgeb. bei Gerhard, Aw-
losene Vasenhb. I. Taf. W-j. 8. Atlas Taf. XV. No. I.
2. Amphora aus der Feolischen in der Würzburger Sammlung, abgcli. hei
Gerhard a. a. 0. Taf. 42*;. S. Atlas T»f, XV. No. 2.
3, Amphora der Sammlung Durand - Duclos in Paris, abgeb. hei Gcrhiri
a. a. 0, Taf. n']. 8. Atlas Taf. XV. No. ;i.
t. Amphora auti der Beugnot'schen i^inmlung in derjenigen in Compi^fK
abgeb. bei Gerhard a. a. 0. Taf. iC;. 8. Atlas Taf. XV. No. J. Rvg. IW
SOS (oder IkarioB e. unten] anf einem gefltigelten Wagen . dem ein SilcD mil Kn-
ier und Kantliaros vorausechreitet.
5. Kleine Amphora, frllher in der Lenorman fachen Sammlung, jetzt' Alv^
■ ) Bei ätBphuii (^Aam. 3h) No. :i, boi (jerliiril (>. das.)
glilc cinm. III. pl. 67.
b) Campmiuri, Vui Fuoli Nu. ], UHinha . Vori:. der Antik
3. ilert. No. Tai. Ilci Slopbinl No. 2, bul «.lorhtrd und Strul
c^t4ni. a. i. O. pl. 68.
c) De Witw. C.b. Iluriiid No. H7. Boi Stophini No. 5,
gob. auch fA\tB c<rtm. >. ■. U. pl. 65.
dj Dal Üiephiiii No. 7 , bei üeihiid und älrub« E ; abgtb.
ml .Strubo C; .bgrb »uM*
^[I9>iiiniliit<e der l'nit »<i">^
B II ; abgeb. luOcrdrni »öd I*
bei ÜEThard und Slmb« » *
loch I^llito i^ruii. ».i-t'. f*'
9. TRIPT0LEM08. 531
in der Elil© c^ntm. a. a. 0. pl. 49. a.*). 8. Atlas Taf. XV. No. 5. a. nnd 5. b.
Rvs. Dionysos (oder Ikarios) mit dem Kantharos auf einem Wagen ähnlich dem
4e8 Triptolemos.
6. Amphora im Mnseo Gregoriano des Vatican, abgeb. Mns. Etrusco Gre~
goriano U. tav. 40 No. 2^]. S. Atlas Taf. XV. No. 6.
7. Amphora in der mflnchener Vasensammlnng No. 543. Unedirt^). Ähn-
lich der vorigen. »Triptolemos, bärtig, mit Hanpibinde, im langen Chiton nnd
Mantel, in der Rechten das Scepter, in der Linken vier Ähren, sitzt anf einem
Wagen, dessen Lehne in einen Schwanenhals ausgeht, und sieht sich nach einer
Praa im langen Chiton und Überwurf, mit einer Kopfbinde um, welche in der
erhobenen Linken eine Blume hält. Auf der andern 8eite steht eine ebenso be-
kleidete Frau. Rvs. Dieselbe Scene, nur daß die Frau keine Blume hält.«
Jahn.
Der hauptsächlichste Unterschied zwischen diesen schwarzfigurigen und den
rothfigurigen Vasenbildem in ihrer weit tiberwiegenden Mehrzahl besteht darin,
daß Ton den ersteren keines in ganz unzweideutiger Weise und, so wie
es die letzteren durch Darstellung der Ährenttbergabe (52 und 53, vergl. 21 , 26
Und 29) oder das Einschenken des Abschiedstrunkes oder der Spende thun, die
beeile der Aussendung des Triptolemos durch Demeter oder durch diese und
Rora vergegenwärtigt. Eine entschieden andere Scene zeigt zunächst No. 4,
nftmliGh die Fahrt des Triptolemos unter dem Geleite des Hermes, den man
mit Fng als den Pompaios bezeichnen kann, und eben diese Scene, nur ohne das
Geleit des Hermes, findet sich in No. 5 wieder, wobei wohl zu bemerken ist, daß
ji.iif diesen Vasen die Bilder der Kehrseiten den ebenfalls auf einem Wagen (in
Ko. 4 einem geflttgelten) dahinfahrenden Dionysos , oder , nach Strnbes sinnreicher,
^wenn auch nicht ganz sicherer Interpretation (a. a. 0. S. 8j den von Dionysos
it dem Weinstocke beschenkten attischen Ikarios darstellen, also die Verbreitung
Getnudes und des Weines mit einander verbinden, vollkommen in Oberein-
si^mnrang mit jenen Sagenwendungen, welche Demeter und Dionysos zusammen
vftaeh Attica gelangen und hier , von Eleusis jene , von Ikaria diesen , ihre Heroen
Triptolemos und Ikarios aussenden lassen^).
Weiter aber kann bei No. 3 von keiner Aussendung des Triptolemos durch
die Göttinnen die Rede sein, möge man die beiden den Heros hier umgebenden
JMiDiier deuten wie man will. In dem vor Ti*iptolemos das Knie beugenden wollte
Siephani*) Hippothoon erkennen, Gerhard'] vermuthet in ihm den eleusinischen
Semos , weleher Triptolemos zurückhalten möchte , sehr wenig wahrscheinlich in
3«der Beziehung, und will den hinter Triptolemos* Wagen stehenden Mann »etwai
Keleos nennen; Strube (a. a. 0. S. <>.) meint, daß wir »bei den zwei mit Tripto-
kmoB conversirenden (?) bärtigen Gestalten nicht sowohl an Könige, als vielmehr
t) Bei Stephan! No. 6, bei Gerbard und Strube F.
b) Bei Stephaiii No. 1 , bei Gerhard und Strube G.
e) Bei Stephanf No. 4, bei Gerhard und Strube A.
d) Vergl. Preller , Demeter und Fersephoiie S. 288 f.
e) Cempte-rendu etc. pour Tannee 1850 p. 93 Note 3 und p. 104.
() Über den Bilderkreis v. Eleusis II. Beilage A. No. B.
532
III.
fTlIKN DBR bKME'l'KR UNI) KOBX.
an einfache Landleute zn üeiikua haben«, und trifft hiermit, so weil
CostQm einen Schluß grnmlen darf, aller Wahrscheinlichkeit nach das Richtige,
nur daß dann nchwerlich von elnt-Di bloßen Gcgprächu die Rede sein kann , es «icli
vielmehr um eine dem llerus dargebrachte Verehrung liandeln wird , welche sich
in der KniebeugUDg des Einen deutlich genug ausspricht *). Wenn dem aber w
ist. so fragt cB sich, ob wir hei No. 1 an etwaü Anderes, ala an eine gaiu
analüge Scene . nur mit verstärktem Persunale . zwei HXnnern und £wei Frauen,
zu denken haben, tierhard [a. a. 0. Cj hat eine Erklärung der den Triptolemoi
umgebenden Figuren durch »eiu sterbliches Personal der eleuäinisehen BevOlkenmg« .
welches er dann, nicht eben consequeut. durch die Namen des Keleos und einer
seiner Töchter und des Hippothuon mit Itfetaneira meint präcisiren zn miläd«ii
gestreift, um sie dann gegenllb^ir der ganz gewiß vurkehrteu durch Hades (inil
Persephone, Demeter und llephaestos zu verwerfen. Strube [a. a. O.'i gtiuibi ii
No. 1 und 2. mit Stephani*'] llbereinstimmend , eine Vereinigung von Üemelrr
Kora, Keleos und Uippothoon erkennen zu sollen, wobei er sich darauf stSU.
daß in No. 2 die eine der [nänntichen Gestalton durch das Scepter als KAaig
charakterisirt sei und die Namen sich durch das rothtigurige Vaaenbild unten Ho,
42 [&\ilM c(<,ram, 111, 62) dictiren laßt. Allein das Recht, fOr No. 1 UDii 2 cite
identische Erklärung aufzustellen, ist, abgesehn von allein Andern, schon Jadnrcb
zweifelhaft, daß in No. 1 eben keiner der USuner weder sitzt noch ein äetfta
hält, sondern daß beide mit solchen Stocken (^axTpa) ausgestattet sind, wie Jir
jeuigen in No. S. Dazu kommt, daß in No. 1 beide Frauen mit eirhobener Bui
und gesenktem Haupt in Stellungen dastehn. welche eine verehrungovolla Be-
grüßung des in höheren Regionen , auf dem ein gntcs Stflck llbi-r die StawIliBit
ertiobeneti Wagen dahinseh weben den llertJs gar wolil bezeichnen können.
Was aber die Würzburger Vase No. 2 anlangt. Iiat Urlichs' [«. a. 0) üe-
danke , der auf eiuem Klappstuhle sitzende Bescepterte i-echts im Bilde sei 2ru.
sehr wenig Wahrscheinlichkeit, theils der Darstellung selbst wegen, tiiciU wü
Zeus in diesem ganzen Bilderkrois eine aelir seltene Erscheinung int und w« ä
vorkommt [No. 49, 52, möglicherweise 411 wesentlich andere angebracht ist. «b
hier. Noch ungleich unpassender ist Gerhards Vorschlag (a. a. 0. D) , die«
Mann Hades zu benennen , wogegen Stmhe . welcher den Naracu des Klaip
Keleos vorschlägt , das Richtige getroffen zu haben scheint. Nun ahw frap "
sich , wenn man dies anerkennt , ob mau nicht besser thnn wird , für die Eiil^
rung der Übrigen Figuren im Kreise der Familie dos Triptoleiuos in bleiben. *»
Uerhard offen gehalten hat, anstatt in den beiden Frauen Demeter und Kon
and in dem stehenden Manne doch wieder Uippothoon zu erkennen, wir Sint»
wollte. Den letztern hat Gerhard als möglicherweise, allerdings ■nur naHck"
^H Hermes dai-slellend angcspi
^^H Namen beilegt. Haben wi
^^1 erwiesen wird, unzuerkennc
tchen
ihn.
riwli-
lii de
0. p.
■
während ihm Urlichs ohne allen Zweifel di«- J'
dessen M<]glichkeit in diesem Kn>iM durch X*- • 1 1
könnte man die Sccne so erklären , daS M >i^ Ig
r l,i.ri .l«hiii«-li*ob<.ri.l iv<km< i.nH .iil*i»* ^^Bj
IU4 mit Note ^^^1
^H a) Ähiilinh «nboii Preller.
^^H auf Hvlniim Wi««n ■ilietiil oik-
^^H b) Comptfl-rcndii etn.
0. TBIPTOLEMOS. 533
um eine Mahnung zum Abschiede von der Familie durch den zum Geleiter gesen-
deten Hermes handelt (vergl. No. 45), und in der Art, wie dieser des Triptolemos
Bein mit der Hand berührt, eben diese Mahnung angedeutet finden. Und dann
könnte man weiter bei dem hinter Triptolemos stehenden Weibe außer an eine
der Töchter des Keleos an »Eleusis« denken, welche uns in diesem Kreise durch
das Bild des Hieron [No. 49] sogar in einer ganz ähnlichen Stellung verbürgt ist
und die möglicherweise noch einige Male in anderen Bildern anzunehmen sein
wird, so daß Triptolemos gegenüber nur sein Eltempaar, Keleos und Metaneira
übrig bleiben würden. Sei dem aber wie ihm sein möge, sicher ist, daß Nichts
uns nöthigt, an die zwei Göttinnen zu denken, daß diese in keiner Weise als
solche charakterisirt und in dem ganzen Zusammenhange des Bildes durchaus nicht
wahrscheinlich sind.
Danach aber würden nur die beiden Bilder No. 6 und 7 übrig bleiben als
solche , in denen Demeter und Kora anzunehmen ein Grund vorliegt , und zwar
besonders wieder No. 6 , wo die beiden Frauen durch die von ihnen gehaltenen
Scepter als Göttinnen gleichen Ranges wenigstens höchst wahrscheinlich bezeichnet
werden. Daß aber No. 7 zu No. 6 die nächste Analogie bietet, obgleich hier
die Scepter fehlen, wird man nicht wohl läugnen, also auch liier die Göttinnen
anerkennen dürfen. Über die Vertheilnng der Namen der Demeter und Kora auf
dieselben ist oben S. 417 gesagt, was sich sagen läßt. Eine Aussendung des
Triptolemos im eigentlichen Sinne ist aber auch hier nicht dargestellt; auf eine
siulehe könnte man nur die von Kora gehaltene Blume deuten, wenn man sie als
dargeboten und als eine Gabe Koras an den scheidenden Heros verstehen will.
über Einzelheiten ist, namentlich so weit in ihnen die schwarzfigurigen Bil-
der von den rothfigurigen abweichen, nur Weniges hervorzuheben.
Triptolemos, welcher in den späteren Bildern aller Stilarten stets jugendlich,
oft in auffallend zarter Jugendlichkeit dargestellt ist, erscheint in den schwarzen
Gemälden stets als bärtiger Mann , meist in voller und reicher Bekleidung, und ist
dann, allein No. 4 ausgenommen, zugleich mit dem Scepter ausgestattet, also als
eleasinischer Fürst oder Königssohn, ganz wie im homerischen Demeterhymnus,
charakterisirt. In No. 1 und :» , welche auch in der Gestaltung der Ähren über-
einstimmen, ist er einfacher, in No. l nur mit einem eng anliegenden Chiton,
in No. 3 mit einem Himation bekleidet, welches seinen Oberkörper zum Theil
nackt läßt. In beiden Fällen, wo die ganze Erscheinung des Heros viel schlich-
ter ist und welche zugleich diejenigen sind, in denen wir ihn mit der relativ
größten Wahrscheinlichkeit von einfachen Menschen, Landleuten umgeben finden,
fehlt ihm auch das Scepter, was hiernach nicht so gleichgiltig zu sein scheint,
wie Strube S. 5. meint, der das Scepter, wo es fehlt, zu suppliren nennt, obwohl
es vorschnell sein würde , aus diesen Umständen einen Schluß auf eine andere , in
der Poesie erst spät auftauchende Auffassung des Triptolemos zu machen. Als den
mit der Verbreitung der Kornfrucht Betrauten bezeichnen ihn die stets von ihm
gehaltenen, bald lang (2, 4, 6) bald kurz (1, 3, 9} gemalten Ähren und keinem
Zweifel kann es unterliegen , daß der auf Rädern stehende Sitz , auf dem wir ihn
ständig finden, als das Vehikel zu gelten hat, vermöge dessen er sich im Auf-
^^a der Göttinnen und von ihrem Willen geführt, durch die Luft dahinbewegt,
**^gleich dieser Sitz , eine Art von abgekürztem Wagen alter Construction (s. Strube
8. !p m4 Ij « ia des lier ia Fn^
mftk nm Sehbagm gesogCB daigcitcDt vM m4
flUkllig oder ihfidif^fan gielteB kan. ab
Kv». TOB Ko. 4 IHtmjmm aäfor UaaUm diknflfat
wuveidealig heryotgelw^beae , ia No. 3 ^ad 4?^
8dbwebMi düt Bidenitos iber d« B^doi oder
PeraoBMi wflbt deatlkk gieaag auf die Lafliifcfft
wina, dabei nt BMi^Br aad Wdeker*) aa Hebe- aad
cihaaaiifhea Caltai aattatt aa dea lebeadigca ajIkiKbaB V«
Weaagleieh aaa aber Maarhet ia dieiea
ist, ab et Mmbe aafge&fit aad erkürt batte, ae kaaa
eiantiauBBag mit desiea (a. a. O. 8. 7.) ZartekfUnaf:
alte epfaebe Poesie aasgetproehea werdea.
Vaieabilder mit rotbea Figarea
•iad fowobi aeeh der Art ihres 8liles als aaeb, aad svar ha^CsleUieh neh
Malgabe ibrer gegeasttedliehea Yerwaadtsdiaft ia nebie getreaate On|ipei n-
saauBeasastellen.
Bei weitem am eiafaehstea siad die aadi grade riemllch abheidieB BiMcr.
welehe die 8eene auf Triptolemos nad die ibm gegeafiberstebeade Deaeter
beschrialceB.
BekaBBt siad bisher die folgeBdea:
II. 8. Pelike ia Berlia No. 896 , abgeb. ia Gaigialos RaeeolU D. tsr. 66^1.
8. Atlas Taf. XV. No. 7.
9. Amphora ans der CaBiBo^seheB SaaimlBBg im MBseam zb Leydoi. «^
f^eb. bei Koulez, Choiz de peintures dn Mns^ de Leyde p1. 4^).
10. Krater des ehemaligen Mnseo Campana, jetzt? Unedirt. CsUlo«!^
del Mn»eo Oampana 8er. IV. No. 79**;. Triptolemos auf dem Plflgelwagen iodfT
Linken das 8cepter . in der Hechten Ähren haltend ; vor ihm Demeter mit Scepter
und Ähren in der Linken und einer Schale in der Rechten.
1 1 . Leky tho8 aus Gela im britischen Museum ; unedirt. 8. Conie , A^
diaeolog. Zeitung von 18«1 Anz. 8. IGI^*«). Triptolemos auf dem Flflgflwappi.
ihm gegenüber Demeter mit der Fackel im linken Arme »bewegt die Hände pppfl
einander wie darreichend«.
12. Amphoriskos aus Nola im Museo Nazionale in Neapel : unedirt. Eir\^
mann, Die Vasensammlung des Museo Nazionale zu Neapel No. 3o«i3' . W*
Darstellung ist auf Avs. und Rvs. vertheilt. Avs. Triptolemos auf dem FI^
aj ZeitHührift für Gusch. und Ausleg. alter Kunst S. 110.
b) Bei Stephanl (C. K. 1S59 p. 84) No. 24, bei (Jerhani uml Stnibe (^S. y»r, .t^!«:*»
auß«nl«m f^Ilite ci^ram. III. pl. 47 mit We^lassung der Inschrift , wekhe der AÜas Iwnrkttft r rt<
*'.) Bei Stephani No. 20, bei (Gerhard und Strube b*-\
<i) B«;i Stephani No. 12, bei Gerhard und Strube c^.
«) Nicht bei Stephani, bei Gerhard und Strube e*.
f) Bei Stephani C. U. 1S73 S. 115. Note 1, nicht bei Gerhanl und Stnibe, Vrcri tiftf-'
und Panoflia, Neap. ant. Bildwerke S. 381 No. 1200 und weitere l.lirrai«r hrt llr^Jrc*»"
a. a. ().
9. TRIPT0LEM08. 535
wagen , nach Heydemann fast ganz weibischen Ansehens , was ich als irrig erklä-
ren muß, in der Linken das Scepter, in der Rechten eine Schale haltend. Rvs.
Demeter (oder möglicherweise Kora) mit der Kanne in der Rechten.
13. Amphora aus Nola in der königlichen Antikensammlung in Dresden;
nnedirt. Hettner, Die Bildwerke der königl. Ant. Samml. in Dresden, 3. Aufl.
S. 30 No. 93^). Auch hier ist die Darstellung auf beide Seiten vertheilt. Ays.
Triptolemos auf dem Flügel wagen im Chiton und Himation , eine Ähre in der Lin-
ken, das Scepter rechts haltend. Rvs. Demeter mit dem Scepter in der Linken,
die Rechte vorstreckend.
14. Oinocho6 im Yarvakion in Athen, 1. Vasenzimmer, 1. Schrank; nne-
dirt^). Demeter links mit hohem Stephanos, links geschultertem Scepter, rechts sehr
großen Ähren ; Triptolemos die Phiale vorstreckend im abgewendet stehenden Wa-
gen. Ziemlich rohe Malerei.
15. Krater in München No. 299; unedirt^]. Triptolemos mit dem Scepter
und drei Ähren in der Linken, mit der Rechten die Phiale vorstreckend steht
neben dem Flttgelwagen und schaut um nach einer jugendlichen Frau, Demeter
(oder möglicherweise Kora) , welche , das Scepter in der Linken , in der ausge-
streckten Rechten eine Kanne hält.
Der Umstand daß hier — vergl. auch unten No. 30 — Triptolemos stehend
gebildet ist, allerdings neben dem Flügelwagen, macht es möglich anzunehmen,
daß auch das Bild der unedirten Amphora im britischen Museum No. 796 in diese
Reihe gehöre^).
Dasselbe zeigt der durch drei Ähren in der Rechten und eine Fackel in der
Linken charakterisirten Demeter gegenüber einen als Triptolemos erklärten, scepter-
tragenden Jüngling , welcher der Göttin zuzuhören scheint. Der Flttgelwagen fehlt
ganz.
Ähnliches gilt von der von Wieseler®) beschriebenen Lekythos im Yarvakion
in Athen, welche darstellt einen mit Scepter und Ähren ausgestatteten Jüngling
(Triptolemos) , vor welchem eine jugendliche Frau mit der Fackel steht, welche
aus einer Schale eine Spende ausgießt^).
In diesen Bildern tritt, im Gegensätze zu den schwarzfigurigen , das Mo-
tiv der Aussendung des Triptolemos durch Demeter — welche auch in den
Fällen (No. 12 und 15) die größere Wahrscheinlichkeit für sich hat, in wel-
chen Heydemann und Jahn, der Jugendlichkeit der Figur wegen, Z¥d8chen ihr
nnd Kora schwankten — mit aller Bestimmtheit hervor. Bezeichnet ist dasselbe
dadurch, daß Demeter dem Triptolemos die Sponde (ottovSi^) ministrirt
(No. 8 — 10, 12) oder daß Triptolemos behufs der Sponde die Phiale in
a) Bisher nirgend Terzeichnet.
b) S. oben S. 517. a., bisher nirgend verzeichnet.
c) Bei Stephani (C. R. 1859) No. 23, bei Gerhard und Strnbe e^.
d) Bei Gerhard b; bezweifelt als hieher gehörig von Stephani a. a. 0. p. S5 Note 1, abge-
lehnt von Strube a. a. 0. S. 8 Note *.
e) Archaeolog. Bericht über seine Reise nach Griechenland, Gottingen 1874 S. 66.
f) Abgelehnt von Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^e 1873 S. 115. Note 1, welcher
die von Wieseler für Triptolemos gehaltene Figur der weißen Fleischfarbe wegen fflr Kora er-
klirt.
Overbeck, Ennatmythologie. III. 35
ßS)0 III. IfTTHEN DEB DEMETER USD BQKA-
(lur IlHnd hült (No. 14). Denn daß es sich hier «■ fefip— de, und zwar die
dorn Zmuh dargebrachte , handelt , wie schon Gerhard ^j Mmpmtmaatn hat, nnd nicht
um einen einfachen Abschiedstrunk , wie nächst Welekcr^ . wekhem ich früher
Kefolgt bin*^) y Strube^j ans dem völlig hinfälligen (^ude* behauptet, daß die
8ponde auf einen Altar ausgegossen werden mflsse, ein solcher aber in diesen
wie in allen folgenden Vasenbildem desselben MotiTS fdile, dirfte dnrch Stepha-
nis eingehende P^rörterungen über den Gebranch der Spmide') so siemlich Ober
allen Zweifel erhoben worden sein. Und daß sieh die Spmide in ganz flberwie-
gendem Maße, ja fast ansnahmelos auf den Beginn ein^ UBtemehmnng^ ganz
besonders aber auf Auszug und Abschied bezieht, darf als doreh eben diese Er-
örterungen (S. 122 — 185) erwiesen betrachtet werden. Aneh kann es hierbei
keinen wesentlichen Unterschied machen , ob Demeter die Kaaiie hllt , bereit, dem
l'riptolomos in die von ihm gehaltene Schale einzugießen (No. 8, 9, 12, 15] oder
die Ijchalo« bennt, sie dem Triptolemos darzubieten (No. 10), oder ob Triptole-
moH« wie man annehmen muß, da Demeter die Kanne fehlt, den Tmnk bereits
empfangen hat ^No. 14j, während die beiden Geräthe in No. 11 und 13 wohl nur
aus Nachlässigkeit weggelassen sind.
Gogtn) dieses mit aller Schärfe hervorgehobene Motiv der Anssendung des
IMptolemos durdi Demeter treten nun die anderen, in den schwarzfigurigen Va-
senbildoru uach>i^Hvisbaren Motive des Abschieds von der Familie, der Yerehmn^s^g
durdi Hterhlitihe» der Qeleitung durch Hermes, so weit wir bisher zu urteilen ver -r-
mög(>u« vollständig tnler $o gut wie vollständig zurück. Nur ein Gemälde:
Mi.« UttlH^kannt«>n Aufbewahrungsortes, abgeb. bei Tischbein , Vases d'Hamik
Um vNoa(H'ler Aui^raln' I. pl. S^), s. Atlas Taf. XV. No. 15, macht hiervor*
eine Ausnahni<> , iutiem es hinter dem mit einem Scepter (nicht einer Lanze ,
es acheinott könnte und der Phiale auf dem Wagen sitzenden Triptolemos, v(
welohem I>emet«r mit Fackel und Prochus steht, einen Jtlngling mit zurflckg»-
worfeuem IVta^sti^ « in der Ohlan^'^ und mit Endromiden zeigt , in welchem wed.
eiM »eleuainiseher Ker)"!«« wie Geihard -a. a. 0.) wollte, noch mit Böttigei
ein unbestimmter »wandernder Jttngting«. noch auch mit Stmbe (S. 13] ein Bi
der des TripiolenKv» , «^uidera mit der aUeigrößten Wahrscheinlichkeit sowohl m
•einer Erscheinung'^ wie nach der Situation des ganzen Gemäldes kein and«
ab Herme« tu erkennen i^l, der bereit steht, nach Beendigung der ^M>nde v
des Abschiedes wui Demeter die Geldtug des Heros xu fibemehmen. Aber a;
a) l Ver den RiM«aiYü t.mi Kk«m ^i«««. U^. Abkk.) O. S. 503 mit Note 234.
k^ Alte [Venkn. 111. 5. <*S, x*:^ S. Mi f, , 40^.
<) Ferkite ier kr- *icU i^eä^. i. Wisäv IS**, S. ISI.
4« A. *. O, 5. 10 a:t Ben:<^c aäi RntM . T>\>u<^be MisoeUen I. S. 61 in den Sitz»- .nngs-
Wr. d. krl. y^jT. AkAi. a;« 1m»S.
ei ExtKUiSeAi Aliejc «l»^» »t der Vm» H. VU, 4^*: ©wo> V U ha.7cd^^w x«|A^"^ao/;
Xti> tlrli Ti tzVr TTir» T-in, ::tS •«;;•»« ;#r»a«vtt Ktwvwvt. S, mch XXI. 286^^^ üod
^ CiaLj«-?ti.dx «f. joL? Ifcsiw* IS^:» |v. SO», VeMttd«» aber pMr Fannee 1873 S. 1J3ff.
f Bt SitjUt X: :;2. b*. iVt^^c t:»d >in:V ^x 12» r.; «seil ibgeb. £lite e^nrmm. IJJ.
I^ 51 Oii It. Iiirt-TiTT . Tas. ta.:^ UV. l,v
Vi TM^diFEXLiuöe U S Ü-" f.
I
s
0. TRIPTOLEMOS. 537
diese Ausnahme ist keine vollkommene, da das Grnndmotiv der Yasenbilder die-
ser Gruppe , der Abschied in der Sponde , nicht aufgegeben , sondern nur mit dem
zweiten, des Geleites durch Hermes, verbunden ist. VergK auch unten No. 45,
50, 52 und 53.
Der weiteren Unterschiede von den schwarzen Vasenbildem , daß Triptolemos,
welcher dort bärtig ist, hier und in allen folgenden Gemälden jugendlich, zum
Theil sehr jugendlich und zart gebildet erscheint , daß er nur noch ausnahmsweise
(No. 10 und 11) Ähren in der Hand hat, welche in No. 8 und 13 (fraglich in
No. 1 0) Demeter zur Übergabe bereit hält , daß er fast ohne Ausnahme (No. 1 1
und 1 3) mit dem Scepter ausgestattet und daß durchgängig sein Wagensitz geflflgelt
ist, aber noch nicht mit Schlangen, weder an den Rädern noch, wie in No. 21,
42 und 49, unter der Armlehne erscheint, dieser Umstände ist nur im Vorüber-
gehn zu gedenken.
Die nächste Erweiterung der Composition geschieht durch Hinzu-
fügung einer zweiten, hinter dem Wagen des Triptolemos stehenden Frau,
an deren Bedeutung als Kora auch dann kein Zweifel möglich sein wttrde, wenn
sie nicht durch die münchener Vase (No. 17, vergl. auch No. 42) inschriftlich
festgestellt würde. Die bisher bekannten Exemplare dieser Gruppe sind die fol-
genden :
III. 17. Ralpis in München No. 340, abgeb. bei Inghirami, Vasi fittili I.
tav. 35»). 8. Atlas Taf. XV. No. 9. Inschriften: PEPO^ATA TPITTTOAEMO^,
AEMETEP.
18. Kalpis, ehemals des Prinzen von Canino, jetzt? Unedirt; s. Ger-
hard, Auserl. Vasenbb. I. S. 217^). Ahnlich der vorigen.
19. Kalpis des Kunsthändlers Casanova in Neapel. Unedirt, Zeichnung
im archaeol. Apparat in Berlin^). Die Darstellung ist linkshin, anstatt, wie sonst
immer , rechtshin profilirt ; Triptolemos im Flflgelwagen , vor ihm Demeter mit der
Kanne, hinter ihm Kora mit einem Scepter.
20. Amphora ehemals des Prinzen von Canino, jetzt? Unedirt. Reserve
^trusque No. 1200^). Ähnlich den Nummern 17 und 18.
21. Stamnos aus Caninoschem Besitz (Mus. ^trusque No. 1378) im Louvre;
abgeb. bei Inghirami a. a. 0. I. tav. 36«). S. Atlas Taf. XV. No. 16.
22. Krater in der Cook'schen Sammlung in Richmond. Unedirt; s. Mi-
chaelis in der Archaeolog. Zeitung von 1874. S. 61. No. 29^). »Triptolemos mit
Scepter und Ährenbüschel sitzt auf dem Flügelwagen , eine der beiden Göttinnen
(Demeter?) mit einer kurzen Fackel und einer Kanne in der gesenkten Rechten
gegenüber, links hinter ihm steht die andere (Kora?) mit langem Scepter.
a) Bei Stephani No. 21 , bei Gerhard und Sirube f. ; auch abgeb. lallte ctfram. III. pl. 50,
Creuzer, Symbolik 3. Anll. IV. 2. Hft. Taf. 3. 7. , Denkm. d. a. Kunst II. No. 111, Gnigniaut,
R^. de l'ant. pl. 147. No. 548.
b) Nicht bei Stephani, bei Gerhard und Strube g.
c) Nicht bei Stephani , bei Gerhard und Strube g'-^.
d) Nicht bei Stephani, bei Gerhard und Strube h.
e) Bei Stephani No. 30, bei Gerhard und Strube p. ; auch abgeb. £lite c^ram. III. pl. 59.
f) Sonst noch nirgend verzeichnet.
35*
538
m.
l DF.MRTEU I.ND KOKA.
23. Krater (OxybaphoiiJ im britiscliuu Mutteum Nu. T2S. Uaed
Triptoleniüs auf titim FlUgetwagen mit Scept«r und Scliale . vor ihm DKmet«r inMli
Gerliard ; nDWohracIi ein lieber Eora nach dem Catal. Brit. iiua. a. a. O.) mit der
Kanne nnd mit Ähren , hinter ihm Küra mit dem äcepter.
24. Amphora im britischen Museum No. T!)b'; abgob. bei Gerbard. Aus-
erlesene Vasenbb. I. Taf. 75''). 8. Atlas Taf. XV. No. lu. mit Bericbdgiiiig
der Gerhard'schen Abbildnng.
25. Hydria im k. k. Mliuz- und Antik cncabinet in Wien 1. Zimm
No. 2fi3; abgeb. bei Laborde, Vases Lamberg 1. pl. 31').
26. Unbekannten Aufbewalkrungaortes, abgebildet bei Tischbein , VuH
dHamilton [Neap. Ausg.) IV. pl. 2''). 8. AÜas Taf, XV. No. U.
27. Oxybaphon der Sammlnng Fittipaldi in Anzi. Unedirt; a. Brunn im
Uull. deir Inst, von IS53 p. t6S"). Triptolemoa anf dem Flngeliragen mit Scep-
ter und Schale empßtngt die Libation von Demeter; hinter ihm Kora mit dem
Scepter.
2b. Amphora (Gerhard: Kelebe} im k. k. Mfln7^ und AntJkencabinet üi Wim
1 . Zimmer IV. No. 22 ; abgeb. bei Laborde a. a. 0. pl. 40 ']. 8. Atlas Taf. X\
No. 14.
29. Lekytlios (Gerhard: Aryballos) ebendaselbst I. Zimmer V. No. 271,
abgeb. bei Laborde a. a. 0. pl. 63«]. S. Atlas Taf. XV. No. 12.
30. Cnmaeiaclier Krater des Herzogs v. Luynea; abgeb. Bull. arcb. NV
politano I. tav. 2''). 8. Atlas Taf. XV. No. 13.
Das Gtundmotir in der großen Mehrzahl dieser Bilder [aasgenonuneD ddt
Nu. 29 und 3<tj iät so durchaus dasselbe wie in denjenigen, welche die ('Op-
position auf Triptolemos und Demeter beschränkten (Gruppe U.j , nämlicü dai
Einschenken oder Darbieten der Spende , daß hier uur das Verbalten der hiiui-
gefltgten Kora zu berObren ist. DaQ sie fast überall. No. 21) ausguuumuen «xl
wenn man hier zunächst von der vorachiedenen Composition in No. 30 absieltt.
in der hinter Triptolemos' Wagen stehenden, also der nur begleitenden nuil if'
Mutter assistircnden Figur zu erkennen sei . wird kaum irgend einem Zweifel Ur
gegnen. Nnr in No. 2(1 finden wir, wie in der KyÜx des Uieron (unten No. IS|
und wie es Uawkina, wenn auch schwerlich mit Kecht, für Nu. 24 vura
uch «bgeb. bo) Kouto«,
>) Bei Btepbanl No. 28 , bei auhard und Sliube k.
b) Bei Siephanf Na. 27, bei Oeihatd und ätrube i«:
l'kod. dB Biuiella» Vll. 2. p. IbT und £l[te diam. lU. pl. b2.
o) V. äacliGa und Kenner, Die S&niml. des k. Ic. MQiiz- und Anl. C*b. S. liUJ. Bd Stf
phini No. 19, bei Gerhard und Strube o. ; lurh abgübildet bei Tlichbeln, Vuei d'Uamllna (Kaf-
AuBg.) I. pl. g, Inghiruul, V«l attUl I. Uv. 25, (lüte c^run. III. pl. 54.
dj Bei Slephini No. 34, bei Gerhard und Scrube k^. ; aui-h ibgub. bei InglilramI >. • '^
. 7. 2 und (
e wrata. HI. pl. 5G.
ej Bei Stephani No. 10, bei Gerbard und Strube p*,
f) Bei ätupbalii No. 20, liel Oerhird und Slrube ].; ancb abgeb. £llte e^ralo. Ul. pl. ^
g) Bai Stepbanl No. 16 , bei Gerhard und Scmbe m. ; auefa abgeb. J^lit« ofran. HL pl. ^
h) Bei Slephani No. 31, bei Oerhard q>. , nicht bei älmbei auch abgeb. £UM (rfn» >Q'
pl. 04 und bei Jahn, Berichte der k. ai^lxt. Qe>. d. WUa. von I8G7 Taf. t. i. T«il. B
ddl' hiBt, vüu 1042 p. 9, Bull, arch. NapoUt. II. p. 49 und Archaoolog. £dtiM| na H
S. 16, Jahn a. a, Ü. 8. 1^4,
9. TRIPTOLEIfOa. 539
daß beide Göttinnen die Rollen gewechselt haben, daß also Kora dem scheiden-
den Heros die Sponde einschenkt, während Demeter hinter seinem Wagen mhig
znschanend dabei steht.
In eben dieser in die Handlung eigentlich nicht eingreifenden Stellang finden
wir sonst Kora in bei weitem den meisten Fällen; nnr in No. 17 und 21 greift
sie handelnd ein , indem sie , wie schon in den schwarzfignrigen Bildern No. 6
und 7 eine Blume, so hier eine Perlenschnur (in No. 17) oder einen Kranz (in
No. 21) in beiden Händen erhebt. Und zwar hier mit der unverkennbaren Ab-
sicht , Triptolemos zu schmücken , sei es als eine Aufmunterung , als welche der
Kranz in einigen Kunstwerken vorkommt '^j , oder um durch den proleptisch, wie
in anderen Fällen von Nike^) , aber auch von anderen Frauen % dargebotenen
Kranz auf den glücklichen Ausgang des großen Unternehmens hinzuweisen , zu
welchem Triptolemos so eben auszieht.
Nur in No. 29, einer im Übrigen dieser Reihe angehörenden Composition,
und in No. 30, welche für sich steht, fehlt das Motiv der Sponde. In No. 29
darf man dasselbe als durch die bevorstehende Übergabe der Ähren , wie in einigen
der weiterhin zu besprechenden Bilder (No. 52 und 53), ersetzt betrachten, wäh-
rend diese bevorstehende Übergabe der noch in Demeters Hand befindlichen Ähren
in No. 21 und 26 mit dem Motiv der Sponde verbunden ist; in No. 30 aber
scheint die Übergabe des zu verbreitenden Saatkoines in den Ähren , welche Tripto-
lemos in der Hand trägt, indem ersieh anschickt, den Flügelwagen zu besteigen,
bereits oder^o eben erfolgt zu sein, wie ja auch in No. 17 — 20, 26 und 28
Triptolemos die Ähren bereits in Kmpfang genommen hat. Hier, in No. 30, hört
er zurückschauend auf die Rede, welche Demeter an ihn richtet, während Kora
mit dem seltenen , aber verständlichen Attribut eines Pfluges ausgestattet , wie ge-
wöhnlich in zweiter Reihe , hier hinter der Mutter , ruhig abwartend dasteht. Denn
ein bestimmter Grund, um mit Gerhard (a. a. 0.) die Namen der Demeter und
Kora in umgekehrter Folge auf die beiden Figuren anzuwenden, dürfte schwerlich
vorliegen. Vergl. auch oben S. 522.
Von bemerkenswerthen Einzelheiten , in welchen diese Bilder von denen der
II. Gruppe abweichen, ist besonders die in No. 28 zum ersten Male dem Wagen
des Triptolemos beigegebene , um die Axe des Rades sich ringelnde Schlange her-
vorzuheben , welche , im Allgemeinen auf die Bilder der späteren Stilarten be-
schränkt, doch auch an der strengen Kylix des Hieron (No. 49) vorkommt. So-
dann aber ist der sehr eigenthümliche » hügelige Abhang a , wie Gerhard ihn nennt,
unter den Rädern von Triptolemos' Wagen in No. 29 wenigstens zu erwähnen,
obgleich es schwer sein möchte , zu sagen , was derselbe so recht eigentlich be-
deutet und warum der Wagen des Triptolemos auf dessen schräger Fläche stehend
oder auf ihr der Demeter entgegen gleitend dargestellt ist.
Hier dürfte der schicklichste Platz sein, um, bevor auf die Erweiterungen
der Composition in den Bildein der UI. Gruppe durch Nebenfiguren eingegangen
a) S. Stephani, Gompte-rendu etc. pour Tann^e 1873 S. 136 mit Note 1.
b) S. Stephani a. a. 0. S. 184 mit Note 1.
c) S. Bronn , Troische Mis^ellen I. S. 63 in den Sitzungsberichten der kgl. bayr. Akad. vqq
1868 Heft 1.
54)9 MYTHEN DER DKMETER IT«!) KORA.
wild , die weni^ zablreichen Bilder zu verzeichnen , welche sieb «
mos allein beachraDkea und welche weder aU eine einfachste Grundromposition
noch als Escerpte aua den zwei- und droifigurigen Darslellungen zu betrachten sind,
vielmehr, sofern es sich nicht nm eine fast nur decorative Verwendung der Figur
handelt iwie in No. 33 und ;14, , das Motiv wiederholen, welches die schwarzi'n
Bilder I. No. 4 und 5 darbieten : nicht die Anssenilang, sondern die be-
reits angetretene Fahrt des Trip tolemo^. Biiiher aind folgende Extim-
plare bekannt :
IV. 31. Inneobild einer Kylix im Museo Gregoriuno des Vatiean; abgeb.
Gerhards AuBerlea. Vasenbb. I. Taf. 45'). 8. Atlas Taf. XV. No. 8. "
H2. Desgleichen des PriuKen von Canino ; unedirt. Kt^erve
No. 24*).
33 und 34. An zwei paeudoarchai sehen p an athenaei sehen Amphoren mit
schwarzen Figuren aus Toucheira (Kyrenaiko) . deren eine das Datum de.-i Areliuo
Polyzelos (Ol, 102. 3, 367 v. u. Z.) trägt, im britischen Museum, erscheint aaf
den die Athens Promaclios umgebenden Sänien an der Stelle der hier ^wSha-
lichen Hähne Tri ptolemos iu seinein geflllgolten Schlangenwagen mit Abrra
in der vorgestreckten Hand als Binzelbild , Je zwei Mal wiederholt,
of the greek and etmsoan Vases in the british Museum Vul. II p. 2S2 sq.
113 und 114").
Zu No. 31 und 32 aber ges«llt sich:
35., das Innenbild einoi' KyUi aus der Po urtal^a'schen Sammlung im lier-
liner Museum, abgeb. in der Archaeolog, Zeitnng von 16fi5 Taf. 'IIH , venri.
Gerhard das. S. 113 f., der ebenfalls dies Bild, obgleich es Triptoleraos nicM
allein, sondern von der ihm entgegentltegenden Nike begrUilt zeigt, au Misim
Nummern a und a^ als a> stellt. 8. Atlas Taf. XV. No. 21.
Die Sitnation wird durch No. 31 und 35 f32 ist nicht näher bekannt) Mbif
genng bezeichnet: es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es sich um ilr'ti Arl
der Aussaat des ersten Getraides dnrcb Triptolemos während scinft IjbA-
fahrt handelt und daß sich hierauf die im Felde von No. H5 zerstronl unber-
fliegenden Gotraidekörner beziehn. so wunderlich groß nnd nn regelmäßig, wif lanp-
gezogene Regentropfen sie dargestellt und so seltsam sio angehracht sein rnAinn^
Zn dem ei genthltm liehen Gedanken Gerhards (Arcbaeolng. Zeitung a. a. 0. S. il4
daß Triptolemos hier im Beginne seiner Fahrt, der Hache nngewuhnt. daher lH<faBf!Mi
und ängstlich dargestellt sei und ilie Kärner untVeiwillig fallen lasse, wird um
sich aber deshalb doch um so weniger verleiten lassen , je siclierar die d«<in UeW
entgegenfliegende Nike, wie dies Gerhard selbst richtig ausgesprochen hat, ■Ol"'
die Beztlge des Kampfes und Wettslroites liinans« die Idee des » glOelclicIieii <^
lingensn und außerdem hier, wie der geleilende Hermes in I, 4 und U. IH, il*
Abgesandte des Zeus die Gewähr des Götterschntzes ausdrückt, unter «elefcfl
i) Bei Stepbani No, 10, boi ßorhiid and Strulie (S. 15|
Eorianu IT. Ut. 7I> uiitl l<3i(e c^ram. III. p1, 4K,
b) Nicht bei Slcphaui , bal ßerhtril und Strubp ■''!.
c) Sonit nocb iiirgaiid rerrelRbnet,
dl Vmgi. mit«» dir spitcien MiloKii Nu. .i^tll (Miiiiil, I'
IV. Pto. 14).
aiicli abEBb. Mut
9. TBIPT0LEM08. 541
Triptolemos seine ihm von der Göttin anbefohlene Mission vollbringt. Wahrschein-
lieh richtig ist, daß Triptolemos' geschlossene und erhobene rechte Hand in No. 35
anf das Ausstreuen der Saat selbst zu deuten ist , und kaum wird man fehlgehn,
wenn man die ähnlich geschlossene und hoch erhobene rechte Hand des Heros in
No. 31 auf eben diese Handlung bezieht. Daß in beiden Bildern die Andeutung
eines weitern Saatvorrathes fehlt, welche die Künstler, ohne in ihrer Composition
unschön oder allzu prosaisch zu werden, durch einen mit der Linken gehobenen
Gewandbausch hätten geben können '^j , darf jene Auffassung nicht beeinträchtigen ;
die in No. 31 gehaltenen beiden Ähren vergegenwärtigen den Gtetraidevorrath des
Heros in weniger unmittelbarer, dafür aber in um so gefälligerer Weise. Ob das
Vorstrecken solcher Ähren in No. 33 und 34 gleichen Sinn habe, muß dahinge-
stellt bleiben. Daß diese Bilder trotz ihrer schwarzen Figuren nur hier gezählt
werden konnten , wird man nicht bezweifeln ; schon die den älteren Vasenbildem
fremde Beflügelung des Wagens des Triptolemos, dem auch die, wie in No. 31
und 35 um das Rad gewundene Schlange nicht fehlt, trennt diese im eigentlich-
sten Sinne pseudoarchaischen Producte von allen echt alterthttmlichen und deren
Nachbildungen.
Die bisher bekannten Vasenbilder , in welcher der in den Gruppen H. und
IIL gegebene Kern der Composition, ohne selbst im Wesentlichen verändert zu
sein , durch Zusatzfiguren erweitert ist , sind die folgenden :
V. 36. Bild einer Vase unbekannter Form und unbekannten Besitzes, abgeb.
bei Tischbein Vases d'Harailton Neap. Ausg. IV. pl. 10^). S. Atlas Taf. XV. No. 23.
37. Kelebe aus der Feoli'schen in der Würzburger Sammlung No. 305;
uncdiii;. S. Urlichs, Verz. der Ant. Samml. d. Univ. Würzb. 3. Hft. S. 65 ^'j.
»Triptolemos auf dem Flügel wagen , in der Linken ein Scepter , in der Rechten
eine Schale; ihm gegenüber mit Scepter und Oinochoö Demeter. Hinter dieser
sitzt eine Frau im Doppelchiton mit zwei brennenden Fackeln, eine Zackenste-
phane im Haare, Persephone (?). Hintor dem Wagen steht eine Frau in der
Haube , mit zwei Fackeln , von denen eine aufrecht , die andere gesenkt. « Nach
irriichs.
38. Amphora unbekannten Besitzes ; abgeb. b. Gerhard, Auserl. Vasenbb.
I. Taf. U^^]. S. Atlas Taf. XV. No. 19.
39. Kylix in München No. 336; abgeb. bei Thiersch, Über bemalte
grriech. Vasen, Abhh. d. kgl. bayr. Akad. philol.-philos. Classe von 1847. Taf.
:^. 1*). S. Atlas Taf. XVI. No. 4. a. b. Innenbild die farbig gemalte Hera
Atlas Taf. IX. No. 19.
a) Yergl. den pariser Tanieo Donkni. d. a. Kunst I. No. 3S0, das florentincr Relief Atlas
Xaf. XVI. No. 2 und den Sarkophag von Wilton-house das. No. .'i.
b) Bei Stephani No. Xi , bei Gerhard und Strube (S. 10) s. ; auch abjreb. bei Inghirami a.
». 0. II. tav. 162 und J'llite o^rani. 111. pl. 57.
c) Vergl. auch Brunn im Bull, dell' Inst, von 1865 p. 47 u. Stephani im Gompte-rendu etc.
poai Vanntfe 1&7.3 S. 115. Note 1, welcher das im Bull, beschriebene und das Würzburger Gefäß
(ilr zwei verschiedene hält. Sonst noch nirgend verzeichnet.
d) Bei Stephani No. 33 , bei Gerhard und Strube (S. 12) r». ; auch abgob. tWie c^ram. III,
pl. 57. A.
e) Bei Stephani No. 22 , bei Gerhard und Strube n.
543
in. MYTHEN UER DEMKTER l'ND KORA.
10. Zerbrochenes GefÄß nus Kertsdi , früher im Muscnm das.. JeB
Abgeb. bei Aschik : TtoenopcKoe Hapi'TBo Tom. II. No. 54',. ^ Triptoißmiis «nf
dorn FIttgelwagon hftU die Schftle , in welche Demeter (deri^n Kopf fehlt . in
der Linken ein Scepter haltend, libiren mochte {^). Hinter ihr steht ein iUt^rer
M&nn mit Sceptiir und angelegtem linken Arme (den Gerhard »Hades» nennt;,
Andererseits sdiließt Persephone in tiblicher Weise das Bild, in der linken Hand
eine Fackel erbebend, eine andere achräg darniederhftllend. <i Nach Gerhard a.
a. 0. , da mir die Publication unzugänglich ist.
-1 1 . Pelike aus Veji , unbekannten BesitEBs ; abgeb. bei Campan&ri . Vuj
di Vejo lav. 4'-). 8. Atlas Taf. XV. No. 17.
42. Eolebe ans GIrgenti im Museum 7.u Palermo; abf;eb. bei Politi, (.'in-
qne vasi di preraio tav. 7*^}. 8. Atlas Taf. XV. No. 30. Inschriften: HIPPOeON,
♦EPE*A*A. AEMETEP, KEAEOf*].
43. Krater aus der Campana'schen Sammlang (Ser. IV. No. 79l'< in St.
Petersburg No. 1207; abgeb. im Compte-rendu etc. pour l'annee lSli2 Taf. 2*,.
S. Atlaa Taf. XV. No. 24.
44. Kylix des lirygOB lBPY^O* EPOEJENi im StÄdelschen Institut in Fraoit-
furt a/M. ; abgeb, in Gerhards Trinkschalen und Gcfäßeu Taf. A. B.') S. AUu
Taf. XVI. No. 1. a. b. Wegen dos Innenbildes vergl. oben S. 343 f.
4f). Stamnos aus der Campana' sehen Sammlung Ser. IV. No. 56 im
Lonvre; abgeb. bei Strubo , Supplement zu den Studien über den Büderkreis w^^
Eleusia Taf. I'). S. Atlas Taf. XV. No. 20. ^^M
4f>. Apnlische Amphora im Lnuvre: abgeb. bei Millingen. Ancient B^^H
Monuments I. pl. 20^24«). S. Atlas Taf. XV. No. IS. ^^H
17. Gemälde am Hals eines großen Kraters (?) aus Altamiira im BeiitK^
des Herrn Sambon In Neapel; unedirt. S. Iloydemann im Bull. dcU Inst, vod
1869. p. 247 sq. ''). »Triptolemoa auf dem Flügel wagen , das Scuptiir in der Lin-
ken , gießt mit der Rechten die Sponde aas einer Phiale ; vor ihm Kora . welche,
die Fackel in der Linken , mit der Rechten Wein aus einer Kanne auf die Erde
^eßt. Folgt Demeter im gestickten Chiton und Himation . mit der Fackel in der
Linken und vier Ähren in der Rechten , ein hurtiger Mann mit Taenie im Haar,
im Chiton und üimation mit einem knutigen Stab in der Rechten. Hinter den
Wagen eine dritte Frau mit einer Faekel in der Linken . die Hcclit« vorslra
und ein härtiger , bekränzter Mann , demjenigen rechts entsprechend , wdIcIi«!
t.) Bei tjtephani No. 9, bei GerbMil und Strube c^.
b] Boi Btephiiii No. ^S , bei «erhiid und Strube o ; «ueh abseb. &iiu nirua. Itl.
r) Bei Stephinl Mo. 17. bei Gerhan] und »rube n«. ^ surb abgeb, tlUa rium. 111. ;
d) Bei SMphaiii No. 13; bei Gerhinl und .Strnbe d». Vergl. Couipti-r<<udu ■. ». 0. S. j
e) Bei ."jtephanl Na. 2i: bei Oerhard und Strube u^, ; iiivh abgeb. In den Ana.
vun ISüO (XXII) lAv. d'agg. Ü und in Welcken Alton Deukm. III. Tar. 12, lergl. dM. K.|
r) Rei SUpbani Ko. 11, bei Oerhud und Stiub« r*. Vergl. Brunn im SnppL lu i
Stud. aber d. fiUderkreis von Eleusia 8. 7 tT.
fi) Bei Stephan! No. 20, bei Gerbard nnd Strubo «. ; trüber abgeb. bei DvuiptWr,
regalla I. 47, d'Hancarfille, Antiqnil«ii ^trusquas eU. pl. t2H, tuch bei Inghinml a. ■
Uv. 8, bei Panon», Vasi di premlo tav. 1, •> iirid filite m'ram. III. pl. 6;i. B.
b] Sonst noch nirgend verielchnet.
9. TBIPTOLEMOS. 543
mit der Linken anf einen Stab sttttzt. Eine ionische Sänle mit etwas Gebälk
und ein Sessel bezeichnen ein Gebäude (den Palast des Keleos).a Nach Hey-
demann.
48. Stamnos, früher der Sammlung Cucuzza in Nola, jetzt? Abgeb. Mon.
deir Inst. I. tav. 4*). S. Atlas Taf. XV. No. 31. Inschriften : TPITTTOAEMO^,
AHMHTHP, EKATH.
49. Capuanische Kylix des Hieron (HIEPON EPOIE^EN) in der Castellani-
sehen Sammlung in Rom; abgeb. Mon. dell' Inst. IX. tav. 43^). S. Atlas Taf. XY.
No. 22. a. b. Inschriften: Avs. : AEMETPE, TPIPTOLEMO^, ♦EPO<l>ATTA, ELEV^I^;
Rvs. : EWMOlPPOSy lEV^, AIONV^O^, AN<I»ITPITE, PO^EIAON.
Gegenüber diesen Vasenbildem ist zunächst noch ein Mal hervorzuheben, daß
in ihnen allen mit alleiniger Ausnahme von No. 44, dagegen auch in der von Strube
(S. 15.x) mit Unrecht ausgesonderten Nummer 4S, der Kern der Darstel-
lung, Triptolemos und die zwei Göttinnen, derselbe geblieben ist, derer in
der Gruppe lU. war. Nur das ist zu bemerken, daß in 41 die Göttin hinter
dem Wagen des Triptolemos (Kora) weggelassen und daß, inschriftlich beglaubigt,
in No. 49 beide Göttinnen den Platz und die Rollen gewechselt haben, so daß
bier Kora die Spende einzugießen im Begriff ist, während Demeter mit Fackel
und Ähren den Platz hinter dem Wagen eingenommen hat. Dasselbe Yerhältniß
«rurde oben (S. 538) für No. 26 und wird hier für No. 47 von Heydemann vor-
ausgesetzt und wird , nachdem dasselbe durch die Kylix des Hieron (49) als voll-
kommen möglich erwiesen ist, überall mit gutem Recht angenommen werden kön-
nen, wo in der Charakteristik der Mutter und der Tochter ein bestimmter Grund
iazu vorliegt, wie eben in No. 26 und wie vielleicht für No. 37, in sofern hier
lie Auszeichnung durch den Sitz nicht sowohl der Kora, wie Urlichs die frag-
iche Person genannt hat, als vielmehr der Demeter zuzukommen scheint, bei
xrelcher die beiden langen Fackeln so gut vorkommen wie bei Kora; vgl. oben
). 521 und Anm. 3.
Auch das Verhalten des Triptolemos und der Göttinnen ist, wie dies rasch
estgestellt werden kann , in diesen Bildern dasselbe , wie in denjenigen der Gruppe
H. Triptolemos sitzt, überall nach rechts hin profilirt, auf seinem Wagen, an
lern sich nur in No. 42, 46 und 49, bei 42 und 49 unter der Armlehne, bei
16 an der Radfelge, Schlangen finden, auffallend bei 42, besonders aber der
(trengen Zeichnung von 49. Er hat überall, ipit alleiniger Ausnahme von No. 38,
lie Phiale in der Rechten, entweder bereit, den Trank aus Demeters Kanne in
ilmpfang zu nehmen oder eben spendend (No. 47) und hält außer seinem Scepter
lurinNo. 37, 45, 47 und 48 auch noch die ihm übergebenen Ähren des Saat-
comes. Auch Demeter (Kora in No. 47 und 49] hat fast überall die Kanne,
iU8 welcher sie einschenkt oder eingeschenkt hat, nur in No. 38, 43 und 44
rad zweifelhaft in 40 fehlt sie ihr; Ähren hält sie grade in der Hälfte der Fälle,
n der andern Hand (No. 36, 39, 41 — 43, 47, 49). Kora steht in den mei-
a) Bei Stephani No. 36, boi Gerhard und Strube (S. 15) x.; auch abgeb. bei Inghirami a.
I. 0. Uv. 6. 1, Denkm. d. a. Kunst II. No. HO und l^:iite c^ram. III. pl. 5S.
b) Vergl. KekuW, Ann. dell' Inat. von 1872 (XLIV.) p. 226 sqq. Sonst noch nirgend ver-
zeichnet.
544
in. MTTHEV DER HEMETKH VST) KORA.
aten Fällen nur aBsistirend hinter Triptnlemoe' Wngen . ein Hai (No.
aie, wie in 111. 17 und 21 eine Perienachnnr und einen Krann. um Triptftlemo*
zu echmftcken , eine weiße Binde (Taenie) , ein Tnsigne des 8ieg:es nnd GeliBfens
grade 80 gut wie der Krann^^l ; in einem Palle (No. .18) redet sie mit dem zu ihr
ompewendefen Triptolemos , ein Mal (No. 4S) mit einer Nebenfigur und faSIt ein
Mal iNo. 12,1 und danach vielleicht aurh ein zweite» M&l (No. 16) eine Phü^
in der Reuhten vorgestreckt, als wollte sie an der Sponde theilnebmen.
Was nun die hinzugefügten umgebenden Figuren betrifft, bieten nns för die
Krklärung nicht weniger derselben die Insehriften in No. 42 , 18 und 49 Iheil«
unmittelbar. theiU mittelbar, indem sie den Kreis anzeigen, in welchem die Et'
kUriiDg zu suchen ist. einen bestimmten Anhalt.
So wird es wohl Niemand tnelir beanstanden, wenn nach Maßgabe der mh
zwei brennenden Fackeln hinter Demeter stehenden, inachriftlieb gesichert«« EICATH
in No. 4S die derselben so gut wie vollkommen entsprechende Fignr in No. S6.
3!^ nnd 45*1 als Hekate bezeichnet und wenn demnächst derselbe N'nme mit Mrohr
(a. a. 0. S. 14) auf die Frau mit den beiden Fackeln in Nt). 1 1 augewendet wird,
welche allerdings in dieser überbaujit von dem gewöhnlichen Typus abweichendei
Composition eine andere Stelle einnimmt. Etwas zweifelhafter, aber gewiß nicht
unpassend ist derselbe Name femer für die mit zwei Fackeln hinter dem Wagen
des Triptolemos stehende Frau in No. 37 , welche denselben Kekrj'phalos trl^
wie die entsprechende Figur in No. 30, endlich für die mit nur einer Kackri
ausgestattete, welche in N(i. 47 an derselben Stelle angebracht ist.
Eine weitere Möglichkeit, die eine nnd die andere Frau in denjenigen Bil-
dem EU benennen , welche eine Mehrzahl von Frauen voreinigen , bietet nns liif
Kylis des Hienm (No. 49) mit der Beischri/t ELEVJI* zu der hinter der einscheit-
kenden Kora stehenden tiostalt. Aber freilich nicht mehr, als eben eine Mflplicii-
keit, da. wie KekuW*; bereits richtig bemerkt hat, sich von einer Nymphe El*ii-
sis, Personiß Ration der Stadt, in <ler guten alten Littt>ratur keine Spur findet, inia
folglich nicht annehmen darf, daß diese Person ification einer Mehrzahl von \a^,o-
mslem geläufig gewesen sei.
Dennoch durfte die Frage gestattt^t sein, ob fär die von Hermes angrredple
Frau in No. 15 der Name Fleusia nicht mindestens eben so passend. Wenn nirbl
passender sei, als derjenige der Metaneira . welchen ihr Brunn fSU)>)il. 8, 'Ji ^
geben hat. Für diesen hat Brunn allerdings mit einem gewissen llechte die 8»fl-
liing der Frau neben Keleos (s. nntenj geltend gemai-ht . aber an sich aairt 4»
um so weniger, da er mit tjtmbe in No. 4 4 die Metaneira an einer ganz aidtfii
Stelle, fern von Keleos erkennt. Noch weniger Überzeugend ijt es, w»nn Bnnn
die lebhafte Erregung dieser Frau , welche unter dem i^inllnß von Hermes' an nt
gerichteter Rede beide Hände staunend emporhebt, für die Mntter des TriplnleiD«
im Oegensatze zn der mliigen WUrde des Vaters um so mehr geziemend 6uM
als sie so eben erst dnrch Hermes Kunde von der hohen Bestimmung erh^tc . ra
welcher ihr Sohn nach den Knthschlllssen der CHStter berufen werde. So «ünk
man sich ja die Sache allenfalls zurechtlegen kennen , vielleicht mitsscB . «'Hi
() Tergl, «uch Stiube , Studien ii. s. >
b) Ann, deir Insl. von 1872 p, HS i
. 12.
9. TRIPT0LBM08. 545
die Person der Metaneira inschriftlich feststünde ; an sich aber kann es weder f)lr
wahrscheinlich gelten, daß der Metaneira jetzt eben erst die Nachricht zukomme,
welche der in voller Ruhe dastehende Eeleos doch offenbar bereit« gehabt haben
muß, noch daß sie hierüber in eine so heftige Erregung gerathen sollte. Beides
ist weit natürlicher, wenn man in dieser Figur Eleusis, d. h. die Personification
der Stadt , des Volkes von Eleusis erkennt , dorn die großen Ereignisse im Königs-
hanse jetzt erst durch olympische Botschaft kund werden. Dazu kommt aber, daß
die in Rede stehende Figur so absolut nichts Königliches und Matronales hat, da-
gegen in ihrer Attributlosigkeit , durch welche sie sich von den übrigen Personen
des Bildes unterscheidet, und in ihrer auffallenden Schlankheit und Schlichtheit
so wohl mit der Eleusis in dem Bilde des Hieron zusammen stimmt, daß auch
hierdurch der Name der Metaneira für sie an Wahrscheinlichkeit eben so viel ver-
liert, wie derjenige der Eleusis gewinnt.
Ob die Eleusis noch in anderen Fällen anzunehmen sein mag, ist fraglich.
Für die mit zwei Fackeln ausgestattete Figur in No. 44 , für welche Gerhard
;a. a. 0. in u^.) diesen Namen oder den der Telete vorschlug, ist keiner dersel-
ben so wahrscheinlich wie derjenige der Hekate (oben S. 544), und auch auf die
wiederum mit zwei Fackeln versehene Figur in No. 48 , welche Hekate nicht sein
kann , weil diese , grade hier inschriftlich gesichert , in demselben Bilde sich findet,
haben die beiden auch hier von Gerhard (a. a. 0. in x.) vorgeschlagenen Namen
keinen hohem Werth als , besten Falles , nicht unmöglich zu sein und sind weniger
wahrscheinlich als der von den Herausgebern der £lite c6ramographique aufge-
stellte, von Stephani wie von Strube*^) angenommene der Artemis Phosphoros,
welche nicht allein, wie Strube bemerkt, ganz ähnlich in der schönen berliner
Kadmosvase^), sondern welche auch in einer der noch zu besprechenden Vasen
dieses Kreises (unten No. 58), wenn auch in anderer Gestalt vorkommt, und
welche in dieser Umgebung um so eher angenommen werden darf, als sie in
Elensis als Propylaea ^) in genauerem Verhältniß zu Demeter stand ^^j . Endlich hat
auch für die in No. 43 hinter Demeter mit einem Ährenbüschel in beiden Händen
stehende Frau der Name der Eleusis wenigstens keine größere Wahrscheinlichkeit
als der von Stephani ^) ihr beigelegte einer Hora , nur daß man für diesen Namen
das Vorkommen der zwei inschriftlich beglaubigten hOPAl in einer der weiterhin
zn erörternden Vasen dieses Kreises (No. 51) nicht zu bestimmt verwerthen darf,
weil es sich in diesem Bilde und in seines Gleichen um ein in mehren Elementen
verändertes Personal handelt. Neben der Benennung als Hora hat jedoch der
Name der Eleusis für diese Figur immer noch mehr Wahrscheinlichkeit als der
der Hekate, mit welchem Strube (Studien S. 13) sie belegen wollte.
Für die allermeisten männlichen Figuren in den Vasenbildem dieser Gruppe
geben die Inschriften zu den beiden würdigen und stattlichen älteren Männern in
No. 42 HIPPO0ON (Hippothoon) und KEUEO[^] (Keleos) den festen Anhalt der fir-
a) Stephani, Compte-rendu etc. pour Tanii^e 1859. p. 114, Strube, Studien S. 17 f.
b) Gerhard, Etrusk. und Campan. Yasenbb. Taf. 0, Welckcr, Alte Denkm. III. Taf. 23.
1. mit Beischrift: APTAMI^.
c) Pausan. I. 38. 6, vergl. Gerhard, Griech. Mythol. § 331. 8. a.
dj Compte-rendu etc. pour lanni^e 1862 S. 33, vergl. pour Vann^e 1859 p. 109 mit Note 3.
546
m MYTHE« DKR DEMETER UND KOHA.
bUrung. Keleos, der Köni^ voit Eleiieis nnd Vater des Triptolei
potboon. nach BpÄterer Tradition DemeterB Wirtli in Elensis . Vertreter der Phyle,
zn welcher Eleaais gehörte nnd diiee1l>8t dnrch eine Capelle an der heiligen StrftBe
geehrt") , atnd nach Maßfrabe der agrigentiner Vaae (No. 42) bereite tod BmoD
(Snppl. 8. S f.) in No. 45. von Heyderaann in No. 47. von Strnbe Stndien
8. 13) in dorn Rve. von No. 4^1 ohne Zweifel mit Recht erknant worden , ebenso
Keleos oder Hippothoon, von denen dem erstem mit Strnbe (a. a. 0. S. 12.) der
Vorzug zn geben , von Jahn in No. 39 und Keleos wenigstens mit großer Wahr-
scbeinliclikeit von Stnibe in No. 3S. Denn der Gedanke Gerhards [a. a. O. r*.
an Hades liegt gewiß viel femer nnd der Hund neben dieaem Manne Ußt sieb
sicherlieli nicht anf Kerberos beziehn , sondern kann nnr als ein den König be-
gleitendes Hausthier verBlanden werden. Daß der Name des Keleos auch anf den
bärtigen und bescepterton . offenbar ähnlichen Mann in No. 4ii anzuwenden »ei.
wiederum nicht derjenige des Hades, den Gerliard (». a. 0. r*.j auch hier vor-
schlug , wird sich wohl von selbst verstehn und auch für No. 1 1 wUrde die P«B-
lichkeit des Namens dea Keleos auf den Mann mit dem Scepter. welcher sieb anf
dem mit der Vorderseite eine Composition bildenden Rvs. an Demeter anM-blieOt,
kaum einem Zweifel begegnen , wenn hier nicht der »uf denselben folgende Knabe
mit dem Reifen (Tpo/ö;) nod der die Gruppe abschließende Jflngling Scliirierigkei-
ten machten, welche man auf keinen Fall ho wohlfeilen Kaufes abtbnn kann, wie
8trabe (a. a. 0. Ö. 1S,j es mochte, indem er sie als Brlldor des TriptoInnM
faßt und nur als solche für verstHndlicb erkiftrt. Mit dem Reifen ist nicht selm
Ganymedea versehn , und zwar nicht allein in solchen Vaaeubildem . welche Rein»
Entf^ruug durch Zeus in Pereon darstellen '') . sondern gelegentlich auch in sol-
chen, in denen er als Begleiter oder auch als Gegen hild des Zeus, wahrscheiuüch
um der Scene eine erotische Bedeutung zu geben , der Darstellung eines andcTn
Gegenstandes als Nebenperson hinzugefügt isf^). Der Gedanke, daß Ganymedes
ancb hier in alintichem Sinn angebracht und daß dann folgeweise in der Hantel-
ßgor neben ihm nicht Keleos , »ondem Zeus zu erkennen sei , kann wohl nicht
unbedingt abgewiesen werden. Preilich wird dadurch der Jflngling am rKlitfn
Ende noch nicht erklärt. Und vielleicht wird man gut thnn . auf eine Erklinins
ganz zu verzichten : denn der Stil dieses Bildes . ganz besonders aber die Daniel-
lung der fraglichen Mantelfigur und des sie begleiteuden Knaben i^t in dem Grailr
oigentbflmlich . Iminahe machte man üiigen o verfratzt o , daß es zweifelhaft «inl,
ob der Maler selbst sich genaue Rechenschaft über die Bedeutung seiner li^raB
und ihren Zusammenhang gegeben hat.
Endlieh alier wird der tlironende König am rechten Ende von No. 41 ahti'
mals mit ätnibe Ja. a. 0. 8, I T nach dem ganzen Zusammenhiuigi! der Con^»-
aition , auf welchen (Ihrigen» noch zurückzukommen sein wird . anglolcb wahr-
seboinlichor Keleos. als mit Wolcker Zeus oder mit Gerbard <». a. U. o>.) Pla-
ton oder Hades zu nennen sein. 1
») Vorgl. I'rellor, Uomelur und PBraephoim H, lOs f. mit Not» 78.
b) Hd. II. S. älßr.. Ileydeiuuin. Iliill. dell' Ihm. vnii tM>n p. Ue,
c) So t. B. In der borllncr ('irt)iirt«ll»v»iH bei Gorhud, Apnl. Vueubb. T»f. I'
berolHlMr RIMirw. Tif. X. Nu. 5, vergl. S. 222 und WaUker, Alta Deukm. V. 5. MI.
9. TRIPTOLEM08. 547
Wenn nnn aber in den die Mittelgruppe nmgebenden Männergestalten in einer
Reihe von Fällen unzweifelhaft, und überall mit großer Wahrscheinlichkeit die
dem Triptolemos verwandten eleusinischen Anakten erkannt werden, so liegt ge-
wiß Nichts näher, als in den diesen gesellten Frauen, da wo diese nicht durch
Attribute oder durch sonstige Umstände als Göttinnen bezeichnet werden, die
weiblichen Mitglieder des Hauses des Triptolemos oder Keleos , Metaneira und ihrd
Töchter zu erkennen, und zwar um so mehr, als diese in dem Mythus von Deme-
ter 8 Einkehr in Eleusis eine persönlich hervortretende Rolle spielen.
Dem gemäß sind denn auch von Strube (a. a. 0. S. 13] die Frauen auf
dem Rvs. von No. 43 und, in Übereinstimmung mit Gerhard (a. a. 0. in w.) in
No. 46, von Brunn (Suppl. a. a. 0.) diejenigen in No. 45 mit diesen Namen
belegt und als Angehörige des Triptolemos bezeichnet worden. Und dafür, daß
diese in der That zu erkennen seien, spricht, außer dem vorangestellten allge-
meinen Grunde, in No. 43, wie ebenfalls schon Strube bemerkt hat, der Um-
stand, daß eine der Frauen durch die von ihr gehaltene Schale als an der Ab-
schiedssponde betheiligt dargestellt ist. Denn wenn in No. 42 auch Kora eine
solche Schale hält, so befindet sie sich dabei in einer andern Stellung zum Gan-
zen der Composition. Dasselbe Motiv wiederholt sich bei zweien von den außer
den Göttinnen in No. 46 anwesenden Frauen, deren eine weiter durch das Ge-
spräch, welches sie mit dem wahrscheinlich als Hippothoon zu erklärenden Manne
links führt, als zur Familie gehörig bezeichnet wird, während die dritte, dem
Keleos zunächst stehende außerdem durch den Schleier wahrscheinlich als Meta-
neira charakterisirt ist. Diejenige vor dieser und die eben erwähnte am linken
Ende des Bildes werden demnach als Schwestern des Triptolemos zu gelten haben.
Denn die Ähren, welche außer Demeter alle weiblichen Figuren dieses Bildes in
Händen haben, können, wie auch Strube schon bemerkt hat (a. a. 0. S. 13
Anm. '*'*) in dieser späten und flüchtigen Malerei kaum für mehr als eine willkür-
liche Zuthat des Malers gelten und sind gewiß nicht im Stande, die sämmtlichen
Franen als daemonische Wesen aus dem Ejreise der Demeter, etwa als Hören,
zu erweisen.
Was aber No. 45 anlangt, ist schon oben (S. 544) geltend gemacht worden
was dagegen spricht, mit Brunn in der von Hermes angeredeten Frau Metaneira
zn erkennen; für die beiden zwischen Hermes und Hippothoon angebrachten aber
bt die auch von Brunn angenommene Bezeichnung als Keleostöchter oder Schwe-
stern des Triptolemos in alle Wege die wahrscheinlichste, wobei die von Brunn
hervorgehobene lose Verknüpfung derselben mit der ganzen Composition, welche
sie als Füllfiguren erscheinen läßt, die möglicherweise, wie Brunn meint, nur zu
Gonsten der genauem Correspondenz mit der Figurenzahl auf einer mit dieser zu-
sammengehörigen Vase^) hier aufgenommen sind, nicht unbemerkt bleiben soll.
Daß die eine dieser Figuren durch das Erscheinen des Hermes in dieser Versamm-
lung erschreckt erscheint und von dem Gotte hin wegeilt, kann man nicht unpas-
send finden; die von beiden gehaltenen Fackeln wird man auf eleusinisches Prie-
sterthum des ganzen Hauses des Keleos und der Metaneira beziehn dürfen.
a) Abgeb. Mon. deli' Inst. VI. tav. 58. 2, iviederholt bei Welcker, Alte Denkm. V. Taf.
9A •
548 lü. MYTHEN DEB BEMETER UND KORA.
Stärker , als die übrigen Bilder von einander , weicht von allen die Kylix des
Brygos No. 44 ab, deren Darstellung der Triptolemosanssendung , wie dies auch
Brunn ausspricht, von Strube ungleich richtiger, als von Welcker (Alte Denkm.
III. S. 93 flf.) und von Gerhard (a. a. 0. unter u^.) erklärt worden ist. Den
Mittelpunkt bildet auch hier Triptolemos auf dem Flflgelwagen (gewiß nicht Deme-
ter, wie Welcker wollte), mit sehr mangelhaft gemalten Ähren in der Linken,
welche aber gleichwohl kaum, mit Welcker, für Mohnköpfe erklärt werden
können.
Die Schale zur Spende streckt er in der Rechten vor, gans so wie in <icE::*"^n
Bildern, in welchem ihm Demeter einschenkt. Dies aber geschieht hier nicht ,^^-i
vielmehr stehn dem Tinptolemos , eingefaßt durch zwei Säulen, welche ohne Zwei ^^j_
fei den Tempel bezeichnen sollen , hier die beiden Göttinnen gegenüber, die erstere^^,.^
welche lebhaft zu ihm rede];, mit einer Blume , die hintere mit einer kurzen ^^^^^^^«1
in der Hand. Ob man jene oder diese mit Demeters Namen belegen soll,
mag
zweifelhaft sein, da von einer charakteristischen Verschiedenheit kaum die Re^j
sein kann. Wenngleich aber die Blume oder ihr Analogon, der Kranz, die Ti
nie und die Perlenschnur in drei andern Bildern (in. 17. 21 V. 39) in Ko^r^nw
Hand sich befinden , ist doch hier , der Anrede an Triptolemos wegen in ^^ ^^j
voranstehenden Frau Demeter wahrscheinlicher. Die dritte Frau , hinter TriptcErrrDJe-
mos' Wi^n, welche gegen die geflügelte vierte, welche eine Kanne hält, ^^
Phiale ausstreckt, hat Strube Metaneira wie den thronenden König am rectrmtefl
Ende, der ebenfalls eine Schale handhabt, Keleos benannt, welche beiden El — ^^^
dem scheidenden Sohne den Abschiedstrunk zutrinken oder genauer Keleos ^^^em
Triptolemos , während Metaneira dem jungen Bewaffneten am linken Ende , in """^rei-
chem Strube den Eumolpos erkennen möchte, ein ttTvs xal ou zurufe. Die Be-
deutung dieses letzten Actes dürfte kaum ganz klar sein; wenn wir aber ^xisosft
dem oben (S. 536) Bemerkten hier vielmehr die gemeinsame ^M)nde der FtL^maUj^
vor dem Abschiede des Sohnes aus dem Eltemhause erkennen , so finden sic^li gQ
eben einem solchen Acte so viele Analogien in eigentlichen Familienseenen > daß
damit die Sache in Ordnung sein dürfte, wenn nur noch erwähnt wird, dafi am
Gründen, welche früher (oben S. 343 f.) entwickelt worden sind, der bewafi^e^
Jüngling eher mit dem Namen des Kychreus, des ap.<p(7roXoc der Demeter, üb mit
dem des Eumolpos zu belegen sein wird , weil nur dadurch der Zusammenhang der
augenscheinlich zusammengehörigen drei Bilder dieser Kylix gewahrt wird. D»ß J-. i
in der Frau mit den beiden Fackeln unmittelbar vor ihm Hekate zu erkenneB sei,
kann kaum zweifelhaft genannt werden (s. oben S. 544) und nur für die Flflgel-
frau mit der Kanne mag man zwischen dem von Strube vorgeschlagenen Namen 1^^^
der Iris und dem von Stephani^) vorgezogenen der Nike schwanken, wird »ck |^ ^
aber wahrscheinlicher für den letztern entscheiden. Denn wenn Strube, wdcher ^
daran erinnert, daß Iris schon im homerischen Demeterhymnus vorkomme, «»' l:^^
nimmt , Iris habe hier der Demeter die Oinochoö abgenommen , welche ihren Dien«*
erfüllt habe , so mag man eine solche dienende Handlung für Iris an sioli sichi
unpassend finden, obgleich es sich fragt, ob man dieselbe in dienender
speciell zu Demeter so gesellt denken darf, daß man diese als »Gebieterin« ^^^
a) Compte-rendü etc. pour Tanntfe 1873. S. 199, vgl. S. 165 und 1859. p. 84.
i
t-.
9. TRIPT0LEM08. 549
Iris mit Strnbe zu bezeichnen ein Recht hat. Und wenn Brunn (Snppl. S. 9) in
dieser Iris (als Götterbotinj eine Parallele zu dem Hermes in No. 45 erkennt, so
fingt sich, ob Hermes hier nur als Bote vom Olymp aufzufassen sei und nicht
yielmehr, wie in I. 4, vgl. U. 16 (oben S. 531 und 536 und s. unten zu No. 50,
52 und 53] bestimmt ist, dem Triptolemos bei seiner Fahrt im Auftrage des Zeus
das Geleit zu geben, und ob man dasselbe von Iris hier voraussetzen darf. Dagegen
ist Alles erklärt, wenn man mit Stephan! Nike in dem Sinne versteht, daß sie,
wie vielfach sonst^j spontan, nicht als Dienerin der Demeter, den Trunk zur
Libation einschenkend, »durch ihre Theilnahme an dem heiligen Acte das Oelin-
grai des bevorstehenden schweren Unternehmens schon im voraus andeutet«^).
So wie diese Kylix des Brygos durch ihre Composition, so entfernt sich die-
jenige des Hieron No. 49 durch das in ihr dem Kerne der Darstellung beige-
f>e reichliche Götterpersonal auf den ersten Blick so weit von dem Hauptbe-
Stande der Bilder dieser Abtheilung, daß man versucht sein könnte, anzunehmen,
sie stehe auf einer andern Grundlage, als jene, als deren Quelle Strube gewiß
mit Recht die einfache epische Poösie , ohne Beimischung irgendwelcher mystischen
Elemente oder der wahrscheinlich durch die dramatischen Bearbeitungen in die
Sage gekommenen neuen Bestandtheile angesprochen hat. Ja man könnte einen
Moment lang an der Zugehörigkeit der in einem Außenbilde der Kylix vereinigten
Gottergeseilschaft zu der in dem andern Außenbild abgeschlossenen Haupthandlnng
xweifeln. Aber so wie der auf dem Rvs. angebrachte Eumolpos ( EVMOUPPO^) ,
ganz abgesehn von seinem und des Poseidon die beiden Scenen verbindenden Um-
achanen nach der Haupthandlung , diesen Zweifel als unberechtigt erweist, so muß
aelion der feine archaische Stil der Malerei uns verhindern, fEir die Composition
dea Hieron an eine andere Quelle als das Epos zu denken, um so mehr, wenn
man an dieser für eine nicht geringe Zahl viel späterer Vasengemftlde festhält.
Wenn uns nun aber das Eingreifen der Hekate in einer ganzen Reihe von Fällen,
dai^enige des Hermes sowie schon in I. 4 und II. 16, so in 45, dasjenige der
Mike in 44, dasjenige der Artemis in 48, dasjenige einer Hora in 43 (und viel-
leicht 48) hieran nicht gehindert hat, so braucht uns die in der Composition des
Hieron beliebte Anwesenheit des Zeus (lEV^j, des Dionysos (AIQNV^O^) , des Po-
leidon (TIO^EIAON) mit Amphitrite (AN^ITPITE) nicht daran zu hindern, wenn
wir ans nur über den Grund der Verbindung dieser Götter mit der Aussendung
des Triptolemos Rechenschaft geben. Von irgendwelcher Mystik ist auch hier
keine Rede, wie dies schon Kekule^) richtig ausgesprochen hat, der sich nur
nicht hätte begnügen sollen, zu sagen, Hieron habe aus der Menge der nach der
iaiieriiehen Natur des Mythus möglichen Personen diejenigen ausgewählt, welche
Qua ftar diesen Fall besser als andere gefallen haben. Zeus ist anwesend nicht
allein als der Lenker der Welt, der im Saatregen Gedeihen giebt, sondern als
dfiijenige, welchem die von Kora ministrirte Spende des Triptolemos ausgegossen
lird, an welchen das Gebet des Scheidenden gerichtet ist; Dionysos gewiß nicht
t) S. Stephan a. a. 0. S. 142 mit Note 2, 165, 169, 171 f., 1S2 fT. u. vgl. das Register
uter: »I^ike Ubirend« und »Nike mit Prochus«.
b) Vergl. Stephani a. a. O. im Register unter: »Nike proleptisch« .
e) Ann. deU^ Inst, von 1872 (XLIV) p. 228.
550 III. MYTHEN DER DEMETER UND KORA.
in seiner spätem Vennischnng mit lakchos^^ , sondeiii als der Gott des Weines
oder, weiter gefaßt, ou fxovov tou oivou, aX>va xal iraoTj«; uypäc fooecoc^ wie
Plntarch sagt (de Is. et Os. 35) , der o^pa tpo^pi] , das Gegenbild der Demeter
als der Göttin des Getraides oder der Er^pa tpotpi]**) , dessen Cnltns in uralter
Zeit in Attika und auch in Elensis eingedrungen war^j und den oder dessen Heros
Ikarios wir schon in den sehwarzfigurigen Vasenbildem I. 4 und 5 (s. oben 8. 531)
als Gegenstück zu dem auf seiner Fahrt begriffenen Triptolemos, und zwar wie ,^
diesen auf einem Wagen fahrend, also seine Gaben verbreitend gefunden haben. _^
Poseidon aber ist bekanntlich der Vater des thrakisch-eleusinischen Heros und^^^^
Demeter- und Dionysospriesters Eumolpos, der im eleusinischen Kriege den Cnl — -J^.
tns des Poseidon gegen Erechtheus, den Heros des Athenacultus, vertritt^). Un
eben deswegen ist er in dem Gemälde des Hieron als das stricte Gegenbild
Eumolpos , sitzend und zu der Haupthandlung umschauend angebracht. Daß
endlich Amphitrite, welche hier keine besondere Bedeutung hat, dem Posei
beigesellt ist, erklärt sich einfach aus der sehr gewöhnlichen Verbindung
beiden göttlichen Gatten®]. Daß dem Eumolpos als priesterlichem Sänger
apollinische Schwan beigegeben sei, hat schon Kekul6 (a. a. 0.) ausgesprochen.
Und somit bleibt eine einzige Figur in dieser ganzen Gruppe von unter e
ander zunächst verwandten Vasenbildem übrig, welche sich von den übrigen,
zur Darstellung gelangten Personen als fremdartig unterscheidet, der Greis
Scepter und Füllhorn am linken Ende von No. 48. Gerhard, welcher in e
ganzen Reihe von Gemälden die Anwesenheit von Hades angenommen hat,
begreiflicher Weise kein Bedenken getragen , auch hier (a. a. 0. in x) diese
senfigur mit diesem Namen zu belegen, und damit stimmen mehre andere ErkläK-^t/^r;
überein, während Andere^} an Plutos dachten. Allein gegen diese beiden Be^
nennungen hat Stephani^) schwer wiegende, ja in der Hauptsache wohl enf^ehei-
dende Gründe geltend gemacht und dagegen , nachdem er im Vorbeigehn die, aller-
dings kaum anzuerkennende, Möglichkeit ausgesprochen, es sei die Personifiealion
des Jahres 'Eviauto? zu erkennen, den Namen des 'Aifado; Aa(|Aa>v vorge-
schlagen, und zwar mit um so größerer Wahrscheinlichkeit , als er sich für dessen \u
Darstellung als Greis mit dem FülUiorn auf die Parallele in einem seitdem *} publi-^
cirten attischen Relief berufen konnte, in welchem der in Frage stehenden Figa"^
der Name (AFAGOZ AA • • • N) beigeschrieben ist. Nun ist ja freilich wohl nidp-
03
a) Preller, Griech. Mythol. I.« S. 613 ff.
b) S. Preller a. a. 0. S. 556.
o) Yergl. Stephan! im Coropte-rendu u. s. w. pour Tanntfe 1859 p. 116, pour rannte 1862 S. 45
d) Preller a. a. 0. II. S. 152 f. Vergl. besonders Eurip. fragmm. Erechth. 17. 46 (Matth.)
oi8 dvr' dXa(ac ypua^T); xe Y<5pYO^oc Tptaivav ^p%-^ axäaav is ttöXcoic ßddpotc E&(ioXiro; . . .
dvaCT^^I^ei ore^pavoiaiv.
e) Vergl. oben S. 350 f.
f) So Müller in der altern Ausg. der Denkm. d. a. Kunst zu II. No. HO, Wieseler
in der zweiten Ausg. mit Nachdruck: »kein Anderer als Pluton-Hades « (vergl. aber Anm. 3S
Weicker, Alte Denkm. III. S. 103.
g) Lenormant u. de Witte, fil. c^ram. III. p. 172, Strube a. a. O. 8. 18.
h) Compte-rendu etc. pour l'annee 1859 p. 110. Vergl. auch Wieseler, Üb. ein Votivrel-
aus Megara S. 12 mit Anm. 48.
i) Bei R. Schöne, Griech. Reliefs aus athen. Sammlungen Taf. XXVI. No. 109, vergl. S. -53.
^■
.),
\ei
9. TRTPTOLEM08. 551
ZQ Iftugnen , daß uns die Gestalt eines halbwegs allegorischen oder wenigstens zn
einem bestimmten mythologischen Leben nicht gelangten Wesens im Agathos Daimon
in diesem Kreise und gegenüber den anderen Gottheiten, welche wir in demselben
gefunden haben , einigermaßen fremdartig anmuthet und die Annahme , der auch
Stmbe gefolgt ist, zu begründen scheint, daß die Vase No. 48 auf einer andern
Grundlage ruhe, als die in dieser Gruppe (V.) zusammengestellten. Aber es darf
nicht vergessen werden, daß der Agathos Daimon nicht allein, wenngleich vielleicht
in anderer Gestalt (feststeht dies nicht) , schon in der besten Kunstzeit plastisch ge-
bildet und 80 zu realer Persönlichkeit geführt worden ist*), sondern daß er im
Volksglauben lebendig genug empfunden wurde, und zwar als ein auch dem Kreise
des Ackerbaus und des Weinbaus angehörendes, segenspendendes Wesen ^,, dem
ja anch Euphranor, um von dem immerhin zweifelhaften Relief im britischen Mu-
senm*') zu schweigen, Ähren und Mohn und eine Phiale al^ Attribute in die Hände
gegeben hatte. Sieht man daher auch von der nicht ganz sichern Verbindung des
Agathos Daimon mit dem Cultus der Demeter und Kora in Lebadeia ab, welche
Stephani^) durch Pausanias (IX. 39. 5 und 13) für bezeugt hält und welche
ohnehin , als in einem eigenthümlichen Localcultus bestehende , kaum Etwas be-
weisen würde, so dürfte in dem Angedeuteten hinlänglicher Anhalt zu der Ansicht
gegeben sein, daß der Maler des in Rede stehenden Bildes so wenig wie irgend
einer der Urheber der anderen Gemälde dieser Gruppe aus irgendwelcher Mystik
zn schöpfen brauchte, um den guten Geist des Segens im Ackerfeld und im Wein-
berge der Scene der Triptolemosaussendung beizugesellen , daß dazu vielmehr ein
Zurückgreifen auf den allgemeinen Volksglauben vollkommen ausreichte. Es dürfte
also anch kein entscheidender Grund vorliegen, um dieses Vasengemälde aus dem
Zusammenhange mit denen zu lösen , mit welchen es die gleichen Compositions-
notive verbinden, und es zu derjenigen Gruppe von Gemälden zu stellen, welche
nicht allein im Personal, wenigstens zum Theil, sondern auch, was hier in erster
Linie in Betracht kommt, in der Composition sich von allen bisherigen in der Ge-
9ammtanordnung unterscheidet und sich eben so bestimmt als eine letzte , in sich
verfonndene Gruppe zu erkennen giebt.
Sondern wir aus derselben auch die von Strube (S. 15. a. und a^.) ihr zuge-
2Ablten Einzeldarstellungen des Triptolemos aus, welche oben in die IV. Gruppe
mit einigen anderen zusammengestellt worden sind, so bleiben, so weit unsere Kunde
'^laher reicht, für diese letzte Gruppe nur 4 Vasenbilder übrig:
VI. 50. Amphora lOxybaphon) aus Piedimonte d'Alife im Museo Nazionale in
Neapel No. 3245. Unedirt«). S. Atlas Taf. XVI. No. 16.
51. Apulische Amphora in der kaiserl. Ermitage in St. Petersburg No. 350.
•) Von Praxiteles, s. Plin. N. H. XXXVI. 23 und Euphranor Plin. ibid. XXXIV. 77, vergl.
8t«phani a. a. 0. p. 111. Note 4. Wieseler a. a. 0.
b) Vergl. Preller, Grlech. Mythol. 1.2 S. 422 f., Plntarch. Quaest. Symp. VIII. 10. 3.
c) S. Denkm. d. a. Kunst II. No. 942.
d) Compte-renda a. a. 0. p. 110. mit Note 3.
c) Bei Stephani (C. R. 1859) No. 15, bei Gerhard und Strube (S. 9), an entschieden un-
Ticliügei Stelle angeführt, q. Vergl. Minervini im Rnll. Arch. Napol. N. S. II. p. 97 sq., Heyde-
mano, Die Vasennamml. de.«i Mus. Naz. in Neapel 8. 557 f.
Ottrback, Knastmythologie. III. 36
k
III. MrniEN DF-It UF-MKTKtt CNIi KORA.
Compte-rendu etc. poiir l'anni?e 1&H2 Taf. IV . S. Atl>» 10,1
Nö. lii. iiiacbrift«n : AHMHTHP, TPIITTOAEMOZ, A»POÄlTH, PEISfi. t-nPAl und udIcd
Über einem Fliiaae: NEIAOI.
52. A] lisclie Amphora aus der PüuiHtowsky'ücheu Sammluug in derjenigen
des Vatican Abgeli. bei Visconti, opere variß II. tav. I .'') 8. Atlas Taf. XVI. Ne. 15.
5:t. tev aus Arment« im Muaeo Naziouale in Neapel Üo. 69U. Ab)^b.
h. Stmbe, I pplement zu ilen Stiidieu über den Bilclerkreis von Elcnsis. Taf. U.'
3 . XVI. No. 14.
mbes [a. a. 0. S. 15] besonders nachdrileklicber Behauptung, welcbe
m Suppl. ii. H. O.) am ansfOhTlichsten dargelegt worden ist. wjtre in
I anbilderu gegenüber denen der früheren Gruppen; »Stil. ComiMiaitions-
weise, 1 jendes Personal in gleicher Weise verändert." Ob dies wirklich in
dem Maße aer Falle sei, wie Stmbe und Uinuu angenommen haben, wird sich nur
durch eine genaue Einzolbetruchtung und durcli eine sorgfttitigo Prüfung der von
den genannten Gelehrten f(lr die Personen dieser Bilder HufgestolIt«D Namen «nt—
scheiden lassen. Was aber die Qaelien dieser Qemfllde anlangt, mag im Allgn-
meinon als waliraebeinlich betrachtet werden . daß ihnen eine dramatische B>^-
arboitimg des Triptolemosmythns zum Orunde liege , wie dies bei^onders Stnilr
nachzuweisen sich bemttht hat, und als sicher kann gelten, daß von den Mj'StericD
lind von dem, was ihnen Priesterliches eigen thüml ich war, in diesen Bildern eben
Sil wenig wie in denen der früheren Gruppen irgend ßtwaa uachxuwfiaeu int. Stkr
zweifelhaft dagegen ist, ob und in wie weit der Triptolemos des Sopholüeii. Ji»
Welcker'' als eine Tragoedie zu recoustruircn versncht bat. als ihre Urundlage gelttii
kann. Denn um di<^s zu beurteilen, ist unsere Kenntniß von diesem Urama. vim
dem wir, uiiiii'V rirR-r Anhübe des Uionyaios von Ihilioirnuß' (it.cr ■■ior liin
nicht in Betracht kommende Einzelheit, nur abgerissene Fragmente'] besitien, nel
zn mangelhaft. Und grade das, was Stmbe (a. a. 0. S. 16 f. n. 20 f.) am i»-
mittelbarsten aus dem Triptolemos des Sophokles hatte ableiten wollen, die Aoit-
8aXfa und Alles was damit in seiner Behandlung dieser Vaaengemtlde Abentenu-
Hches und Grund verkehrtes zusammenhängt, dies hat er selbst In bald gewoaiwKr
besserer Erkenntniß (a. a. 0. im Nachwort S. lOU f.) aufgegeben und es ist m-
nöthig dabei jetzt noch selbst nur mit einem Worte zu verweilen. Auch in wie-
fern orphische Poesie oder Genealogie in diese Bilder hineinspielt'), darflber ÜH
sich nur im Zusammenhange mit der Benennang einer Fignr in 52 nnd 53 (a. iutai]>
a) Bei Slepbini No. 9, bei tieihaid und Stinbe (.S. 15) i*. Vergl. (Stephul) Dte Vum-
nmmlung der kila. Ermlt. I. S. le3 f., Compte-rendu i. ». O. S. 54 ff.
b) Bei StephanI No. 35, bei Qeihitd ood Stmbe i. PDr die treltnen zaUreleben AbbOdupi
und die bedeutende Litteralur dieser berflhml«!! Vh« veigl. Stephuil a. i. O. ond 1B61 S. Il-
aerbard a. a. O.
e) Bei Stepbani No. 14, bei Gerhard und Strube y. Vergt. Gerhard u. Ptnofka. •ietf. a\-
Bildwerke S. 264, Miuervini im Bull. Arch. Napol. I. p. 53. Heydemann a. a. 0. S. »1-,
Brunn bei Slrobe a. a. O. S. 10 IT. Den Rvs. bildet das Amyiuonegemalda im AlUa Tat. XID
No. 15.
d) Oriech. Tragoedlen I. S. !99 ff., Preller, Demeter u. Periephono S. 303 ff.
e) Dionyi. Hallcarn. Ant. Rom. I. 12.
f) Supbocl. Fragm. 536—555 ed. Nauok.
g) Vergl. Brunn im Suppl. S. 13.
9 TRIPTOLEM08. 553
welche bei der Striibe-Brunn'scben Erklärung hierauf hinweisen würde, entscheiden,
muß also hier einstweilen dahingestellt bleiben.
Von den Bildera selbst hat bereits Brunn (a. a. 0. S. 10 flF.) die drei 51 — 53,
welche ihm näher bekannt waren und welche er nach iliren Aufbewalirungsorten
mit R. (Russland), V. ^Vatican) und N. (Neapel) bezeichnet hat, in eine ver-
gleichende Beti'achtung gestellt, der hier unter Beiziehung des vierten, Brunn noch
unbekannten, 50, in der Hauptsache gefolgt werden kann.
Triptolemos erscheint in diesen in . zwei Figurenreihen (Vorder- und Hinteiv
grund?) componii*ten Bildern in der Regel im Mittelpunkte der untern, nur in 50
in dem der obern Reihe. Sein Wagen ist tiberall fast in die Vorderansicht
gestellt und er selbst steht in 51 — 53, ebenfalls in der Vorderansicht, auf dem-
selben ; nur in 50 ist er ins Profil gertickt und auch nur hier sitzend, wie in den
frtiheren Gruppen dargestellt. Dies und die Stellung der Demeter dem Triptolemos
gegenüber, der Kora hinter ihm mag Gerhard (a. a. 0. in q.) und den, weil die
Vase unedirt war, von diesem abhängigen Strube (S. 9j veranlaßt haben, das Bild,
welches stilistisch unbedingt in diese Gruppe gehört, ohne Rücksicht auf die Neben-
figuren, an ganz falscher Stelle anzuführen. Mit dem Wagen sind einige nicht
gleiehgiltige Veränderungen vorgenommen. Die gi'oßen Fitigel, welche denselben
in den Vasenbildem der II. — V. Gruppe als das von der Göttin zur Luftfahrt über
Land und Meer bestimmte Vehikel charakterisiren, sind nur in 50 in ihrer ganzen
Größe, wenngleich viel weniger stilisirt, als in älteren Bildern, sehr zusammen-
geschrumpft in 52 beibehalten, in 51 und 53 dagegen ganz aufgegeben. No. 50
zeigt auch keine Schlangen als Zugthiore, welche als die heiligen Thiere der
Demeter^) den offenbaren Ersatz für die Fitigel bilden; in 51 — 53 dagegen sind
sie zu gewaltigen, vielfach geringelten, m. o. w. deutlich um die Axe des Wagens
geschlungenen Drachen geworden, während sie, die Bilder IV. 31 und höchstens
ooeh 35 ausgenommen, da wo sie in den Gemälden der frtiheren Gruppen vor-
komoaen, entweder wie Stützen der Armlehnen behandelt sind (III. 21, V. 42. 49.)
oder doch, wenn an den Axen angebracht, vergleichsweise in unbedeutenden und
kleinen Formen erscheinen III. 26, V. 46.). Ob man die Schlangen am Wagen
des Triptolemos so unbedingt, wie Strube (S. 15 f.) es thut, von den scenischen
Darstellungen ableiten und mit dem sophokleYschen Fragment aus dem »Tripto-
lemos « : opaxovTs Oaipov aficpiTiXl^ siXt^c^ots in Zusammenhang bringen dtirfe , ist
dnreh die strengen Vasenbilder V. 42. und 49. zweifelhaft. Als »Zusatz des co-
l^irenden (?) Malers a (Strube denkt an archaisirende, nicht echt alterthtimliche Vasen-
iKialerei) kann man sie gewiß nicht abthnn ; daß sie in Btihnendarstellungen vorge-
kommen sein mOgen, soll nicht gradezu geläugnet werden, aber eben so wenig darf man
t&beraefan, daß sie zu der Ausstattung der eleusinischen Cnltusdarstellungen gehörten^)
ä) Besonders charakteristisch hierfür das Fragment aus Florus im N. Rhein. Mus. von 1842
1^1.") S. 306: non aliter .... sacer ille iuvenis terras pervolitavit, cui Terra mater capaces one-
rmveimt frogibus amictus et, cum alite serpente currum ipsa iunxisset, nisi toto erbe pera-
Cixato vetuit suas redire serpentes. Yergl. über den Wagen des Triptolemos und seine
^enchiedene Ausstattung: Preller, Demeter u. Persephone S. 310 f., Stephan! im Conipte-rendu
e*«. pour rannte 1859 p. 99, Gerhard, Üb. den Bilderkreis v. Eleusis II. (Ges. akad. Abhh. II.)
B, 416. Note 233.
b) Vergl. Heruiann-Stark. Gottesdienst!. Alterth. § 5.5, besond. Ann». 28, auch Förster, Der
^ttb u. d. Rückkehr der Persephone S. 20 ff.
oo *
554
III. MYTUEN L
UDd daß sie ilaber die mAchtige Gestalt, in welcher sie in öl- — 53 erschemsB,
dienen eben so gut wie dem BilLuendrama verdankea mögen. Bemerkeaswerth
ist, daß auch in diesen spätesten griechischen Monumenten die ^hlangen Doch nir-
gend geflügelt erscheinen wie in mehren römischen (z. B. der Silber^hale von
Aquiieja Atlas Tai'- XVI. No. 1 1 und dem pompejanischen Wandgemälde da^tbst
No. 12), während sie doch bei Apollodor^j bereits als geBQgell vurkuounen.
Mit Triptülemos selbst sind weniger bedeutende Veränderungen vurgegangen.
er üeigt auch in diesen üemälden dieselbe. seLöne jugendliche Gestalt, mit welcher
ihn die Maler der Bilder der verigen Gruppen ausgestattet haben. Wenn er in
den älteren Vasen gemälden dieser Gruppen (11. h. IfJ. Ul. 17. 21, IV. .ih, V. 3»
42 — 45. 49.). aber doch nicht nur in diesen [s. V. 11 u. iti) mit Chiton and
Himation bekleidet ist . so stellen ihn doch schon die jüngeren Malereien in eben
diesen Gruppen, wie hier 50, 52 und 5:) mit hatbentblOßtem Oberkörper und den
nur links auf der Schulter und dem Oberaim liegenden iümation dar. Nor 51
neigt ihn in einem Costttm mit bun^esticktem . laugärmeligem . nm den Leib ge-
gOrtetem Chiton, bei welchem man zweifeln mag, ob man dasselbe mit Brunn
(Suppl. S. 11) vom Vorbilde des BUhneucestUms oder mit Stepbani'',' aus uricnla-
lischen Einflüssen ableiten soll, welche sieh auch in der Verlegung des BcbaupUUes
an den als NEIAOZ bezeichneten Fluß kundgeben. Neu ist in diesem Bilde, aber
nur in ihm. auch, daß der Biätterkrauz der früheren Vasenbilder dorch einoit
Xlirenkranz , oder , genauer gesprochen , zwei durch ein weißes Band gehaltene,
gelb gemalte Ähren im Haare des Triptolemos ersetzt ist. Das ihm gewdbnlicbc
Scepter ist nur in 53 aufgegeben, möglicherweise ohne bestimmte Absicht, obgleicli
CS damit in Zusammenhang stehn könnte, daß nur hier [zweifelhaft in 52j Triplv-
lemos die Zügel der Schlangen in der linken Uaud hält, wogegen sich jedoch wied«
geltend machen läßt , daß in diesem Bilde der Wagen , doch offenl>ar nur bu^
Nachlässigkeit, ohne Bäder dargeätellt ist. Das iu vielen älteren Gemälden dem
Triptolemos neben dem Scepter in die Hand gegebene Ährenbflschel ist nur in j2
beibehalten worden. Denn da^ nachUssig (weiß) gemalte und jetat gi-oBunÜicil'
bis auf Spuren abgeblättert« ÄhrenbUachel . welches Triptolemos in 5 (i in der vt-
kobeuen rechten Hand hält, ist nach Maßgabe von 52 und 53, wo er die Hud
nach dem von Demeter Ihm dargebotenen Äkrenbüschel ausstreckt, sicher als du
so eben vou der Göttin empfangene Symbol seiner Ausseudnng zu erklären.
In dieser Übergabe des Ähreubtischels liegt zugleich das Moür der Uaupthud-
lung, welches von diesen Vasenbildem neu eingeführt und an die Stelle der in
den Gemälden der früheren Grappen gewöhnlichen, hier nur von 51 festgehaltenem
Sponde gesetzt worden ist, und zwar als ein mindestens eben so klares und l^iphi
verständliches Symbol der Aussendung wie dieses. Denn es kann docb koimv
Zweifel nnterliegeu. daß die Göttin des Getraides hier dargestellt sei, wie sie Ibtnn,
zu seiner Fahrt um die Welt in ihrem Auftrage bereiten Heros, wahrscbciiU
unter entsprechender Rede und Anweisung das erste Saatkorn übergiobt'), »«IW-
■) Apollod. Ulbl. 1. D, i. TpiTTToJ.ii^iji Ge tiji npia^uripi)! tü^ Mct3>t(fa« niiim Uff"
b) CampM'rendu ulc, pour Imm^e ISSÜ p. 101, poar rinnis 1902 p. &6.
cj Vaigl. DlDi). Hdlurii. Ant. Harn. 1, 13. nach SophoUn: tNn«iTiT«l jif Jt^Af (ff
9. TWPTOLEMOS. 555
veretftndlich in der einzigen Form, welche von der bildenden Kunst in einer wür-
digen und schönen Weise dargestellt werden konnte, in den Ähren nämlich, und
eben so wenig kann es zweifelhaft sein, daß dies ein symbolisch eingekleideter
Act sei, bei welchem es sich um eine realistische Vergegenwärtigung der Masse
des Kornes nicht handelt, oder endlich, daß auch die Vasenbilder der früheren
Gruppen, welche die Sponde zum gegenwärtigen Mittelpunkte der Handlung machen,
diesen Act der Übergabe des Saatkornes als vorausgegangen durch die von Tri-
ptolemos bereits gehaltenen Ähren bezeichnen wollen. Die wie in einer Reminis-
cenz aus älterer Vasenmalerei von Ti*iptolemos bereits in der Linken gehaltenen
Ähren in 52 sind also nicht allein überflüssig, sondern können das Motiv der Hand-
lung nur trüben. Bemerkenswerth aber sind sie so gut wie die Sponde in 51,
das Sitzen und die Profilstellung des Triptolemos in 50, weil alle diese Dinge
zeigen, daß zwischen den Bildern dieser Gruppe und der älteren Vasenmalerei mehr
Zusammenhang stattfindet, als namentlich Strube und, ihm folgend, auch Brunn
anerkennen wollten.
In dem Verhalten der Demeter zu Triptolemos ist keine wesentliche Verände-
rung eingetreten, am wenigsten kann das erotische Element anerkannt werden,
welches Strube (S. 18) zunächst in 51, wahrscheinlich unter dem Eindruck seiner,
von ihm selbst zuiUckgenommenen , Thaliahypothese wahrzunehmen und durch die
Anwesenheit der Aphrodite beglaubigen zu können meinte. Eben so still feierlich
wie sie ihm in 51 die Sponde ministrirt, überreicht sie ihm in 52 und 53 das
Ährenbtischel und wenn auch die Bewegung, mit welcher die Göttin in 50 das
Gewand über der Schulter lüpft, in anderen Fällen mit Recht als ein kokettes
Motiv bezeichnet werden kann , so ist ein solches hier gewiß nicht beabsichtigt,
das zeigt der Göttin im Übrigen deutlich, wenn auch in dieser sehr flüchtigen
Malerei nicht eben schön ausgedrückte, feierliche und ernste Haltung.
Wenn somit in Betreff Demeters Alles klar und selbstverständlich ist, so gilt
Gleiches nicht von Kora, ihrer Anwesenheit und ihrem Verhalten. In 50 freilich
wird sie jetzt wohl Niemand mehr in der ruhig hinter Triptolemos stehenden Figur
verkennen'), noch auch an dieser ihrer Stellung, welche in zahlreichen Bildern
der Gruppen HI. und V. ihre Analogie findet, irgend welchen Anstoß nehmen.
Eben so gewiß wie Kora in 50 demnach an gewohnter Stelle sich findet, eben so
unzweifelhaft fehlt sie in 5 1 ganz ; dies Gemälde stellt sich also in der Beschrän-
kung der Hauptpersonen auf Triptolemos und Demeter mit den Bildern der II. Gruppe
in Parallele, nur daß es dem Kerne der Darstellung Zusatzfiguren beifügt. Wie
aber verhält es sich mit Kora in 52 und 53? Strube (8. 20), dem Brunn (Suppl.
S. 11) beistimmt, erkennt, wie der Eine und der Andere vor ihm^) in 52 Kora in
der hinter Demeter stehenden Figur mit der Fackel, woraus dann folgt, daß Brunn
sie in 53 als fehlend betrachten muß. Ich kann das in keiner Weise für richtig
SicgcX^cTv und ApoUod. Bibl. I. 5. 2. TpwiToX^fi(|) .... 5(tppov xotxaaxeuaoaoa imQv&v 5pa-
xövTCDV xal irupöv ihw%t^, «Ji xijv oXyjv olxoupiivTjv hi oupavoO ;pep6fievoc xoTfoneipe.
a) Wie dies Minervini im Bull. arch. Napolit. N. S. II. p. 97 that, welcher diese Figur für
Demeter, die vor Triptolemos stehende für Kora erklärte; vergl. dagegen Stephani , Gerhard und
Heydemann an den S. 551 Note e. angeführten Stellen.
b) Yergl.\Gerhard a. a. 0. in z., Stephani, Compte-renda etc. poar Tton^e 1859 p. 103 Note 4.
m. mTHBrinat«siiBrBSCMDKOB&,
listen , ibin vtelmehi der HeiiiKBg , daß mr Eon ia htiiitn GtmdJlM In Inbw
mdern fi^wr m eriEeniieii haben , «Is in der von Btrnbe mflbigUelli 71i^a, dun
(8. tOl] uter Bniana (Snppl. S. 13] ZaBÜmmung Po^nüi geasBirteB flgnr, «ddw
BofaoB htA ftltoren ErkUrern *j , fVeilltäi unter gwu Bsd gar lUunüinIgflB Torausetn»-
gm (Arar die GeMnmitoompOBition des Kldee 52 den SoraBaBWi trlgt, 'wSknad «h
für die hiw hinter Demeter stehende der Name der Hekate darWgtet.
Hierflir, an dazfiber inerrt ni reden, iprioht erstens dk BtUicIito Bneheunif
-diMer ^gv, welche sie fai den Kreis der utergeor&eten PeraoBea ia AMor Oes-
Position ehe» so pasaeni verwmst, vie sie für Kora arf&dlead sris 'vtide. Wt
-der Gharaktetifltik dieser Figor tit einer nntergeordnerten nvd fienendeB, vrfcfae
jmch Wdcdwr und Preller ^) empfnnden haben, vertrigt sich eben so gat fine
ttellang hinter Demeter, nnd zwar auf einer etwas tiefam Einie wie Ihre Besponmm
mit der dteaenden, die Schtange trinkenden Hera gegentiber am iwAtea Ende des
rades nnd wtedenm eben so gnt das beaeitAnend gesohilderte, nddge Abwarte«
des Endes von Demeter« Verhandlang mit Triptolemos in dem Dastebn mit <ber-
grftreaitea Seinen') nnd in die Seite gesttttater Hand wie ^ Artspreekong lü^
dew oberwirti, ebeafidls in emer abwartenden Stetl^g'} nm Eeu grappiite^«
Heimes, und wenn nna diesem wieder auf derTeehten Seite des Kides eine drttle> ^
•bemals ia >der gleidien abwartendeo SteUnng dast^ende Fignr, die EweHe Her^
(s. nnten) entspricht, so werden die vier Baap^ienonen dieses Gemlldee : Demetbr
und Triptolemos , Zeus nnd Kera, in sitdieriieh nicht cnStUigta- Begehnlffigkeit tcm
vier Diesenden : Hekate nnd Hermes und swei Hören, eingefäfit, deren je eine ta
einer 4er vier Hauptpersonen in besonders naher Bniehnng steht.
Zwütens aber spricbt daAlr, die Fignr links nnten Hekate m neasen, &
Analogie emer Reihe der Mher betrachteten Vasenbilder, in erster Linie nattiM
von V. 4S, wo der mit der Figur in 52 fast genan Obereinstimmenden Person itt
Name der Hekate beigeschrieben ist, dann von V. :i6. '.i9. 45. fvergl. oben 8. .'•41'.
wo überall Hekate mit Packeln, allerdings mit zweien, worauf aber schweilKb
ein entscheidendes Gewicht fUllt, wie hier hinter Demeter, als ihre Begleitfiia
nnd Dienerin (irpöaitoXo;} dargestellt ist, während die Stellung Koras hiilfr
der Mutter zu den allerBeltenston Ausnahmen gehört, da sie eiuif
und allein in lU. 30 vorkommt , also demjenigen Vasenbild , in welchem Kon.<
Anwesenheit vietleicht noch angefochten werden kann , sofern man fOr die Pereon
mit dem Pflug in der Hand einen andern und passendem Namen findet nnd wplrbe«
jedenfalls durch den nur hier vorkommenden Pflog sich aus der ganieB Reilif
isolirt. Daß aber Hekate in 53, dem mit 52 in manchen Stticken am nicb^i
verwandten Gemftlde, fehlt, während Hermes an ihre Stelle gerückt ist , das kuu
t) Welrliei , Zeitscbiirt für Gesch. u. Ausleg. alt^r Kunst S. Mb. Preller, Demelft u. Pfr-
lephoiie S. :il4, O. MQIler, lUndb. § IJ.^S, Anm. 4, Gerhard a. a. O. in z.
b) Welcher a. a. 0. S. 1(H> beieichiiel sie aU "eine der Keleiileii in dienender rrmrh-
tang", Preller a. a. O. nebet der die Schlange trinkenden als »dienende JungTlanen-. Kclo»-
tuchlcr halten >uch Zoega im Jn (eilig enzb litt der Jen. Litt. -Ztg. v. 1796 No. S6 ond 0. Hülln
a. a. O. inganomnien.
e) Vergl. Stephinl, Der ausruhende Henkle« )j. 173 und Im Compte-rendu etr. poni fui*''
IS6I 8. in.
1 i) Vergl. oben 8. 247 I.
9. TRIPT0LEM08. 557
eben so wenig Wunder nehmen wie ihr Fohlen in der größten Mehrzahl aller
Vasenbilder. Denn nothwendig für die Handlang war ja Hekate gewiß nicht und
mit Nebenfiguren haben die alten Etlnstler tiberall frei geschaltet und gewaltet.
Aus dem Fehlen der Hekate in 53 kann man also ganz gewiß keinen stichhaltigen
Grund gegen die Benennung der in Rede stehenden Figur in 52 ableiten.
Größere Schwierigkeiten macht der Erweis der Kora in der von Stnibe und
Brunn Polymnia genannten Figur in 52 und 53, allein sicherlich keine unüber-
windlichen, während diejenigen , welche dem von den beiden genannten Gelehrten
vorgeschlagenen Namen entgegenstehn , um so mehr wachsen dürften, je genauer
man die an denselben sich anknüpfenden Fragen untersucht. ^'')
Vorab möge hier bemerkt werden , daß der fraglichen Person wenigstens in
dem seit lange bekannten Poniatowsky'schen Vasengemälde (52) keineswegs hier
zuerst der Name der Kora beigelegt wird, daß er vielmehr derjenige ist, mit wel-
chem sie schon früher am häufigsten genannt worden. Allerdings ist dies von
Welcker, Preller, Müller, Gerhard*) in einem Sinne geschehn, in welchem man
die Deutung nicht anerkennen kann. Denn wenn die Genannten, wenn auch unter
einander etwas abweichend, die obere Reihe der Composition von der untern ganz
abtrennen und in ihr eine Anodos der Kora oder eine zum Zeus zurückkehrende
oder eine »eben erstandene« [Preller) erkennen wollten, so ist das ohne allen
Zweifel verkehrt und Strube (S. 21) hat einer solchen Auffassung des ganzen Ge-
mäldes bereits mit dem vollsten Reclite entschieden widersprochen. Allein das will
doch bemerkt werden , daß die Figur an sich diesen Gelehrten für Korä durchaus
möglich erschien und daß Preller sie als ein »junges Mädchen mit reichem Haar
und reichem Schmuck« Charakter isirt. Auch Brunn (Suppl. S. 13) berührt den
Namen der Kora, aber er verwirft ihn," weil er (so verschieden sehn Verschiedene
dieselbe Figur an) dem »Ausdruck mat renaler Würde« widerapreche , durch
welchen er so gut wie Strube die Figur in dem Grade charakterisirt erachten, daß
Beide nur eine Mutter dos Triptolemos glauben erkennen zu dürfen, für welche
sie dann, nach berechtigter Verwerfung des Namens der Metaneira, auf denjenigen
der Polymnia kommen, welche, wie Brunn (a. a. 0.) dargethan hat, nach wahr-
scheinlich orphiseher Quelle, von ein paar Scholiasten, Eustathius und Tzetzes**)
als Mutter des Triptolemos genannt wird.
Aber wie verhält es sich denn nun in der That mit dieser Matronalität, welche
Strube — aber freilich erst nachdem er die »Thalia« aufgegeben hatte, denn früher
(S. 20] galt ihm die Figur in 52 nur als eine »hohe Frauengestalt« — und welche
Brunn als bestimmend so sehr hervorhebt? Ist sie wirklich in so hohem Grade
vorhanden? und sollte, was von ihr vorhanden sein mag, für Kora-Persephone so
unpassend sein.
Ich weiß nicht, welche der zahlreichen Abbildungen der vaticanischeu Vase
(52) Stnibe und Brunn unter Augen gehabt haben , als sie über den persönlichen
Charakter dieser Figur sprachen ; sie citiren Beide die £lite c^ramographiquc III.
pl. 63, wo die Figur allerdings ein gut Theil älter erscheint, als in anderen
a) An den oben S. 556 Note a. angeführten Stellen."
b) Schol. Eurip. Rhes. vs. 346, Schol. II. X. 435, Eustath. ad II. p. 817. 32, Tzetz. ad
Hes. p. 24 ed. Gaisf.
558
m.
DEK DEMKTKR fND KMRA.
Abbildungen'], Aber sei's drnm; in jeder Abbildung, snfera sie nicht t
fehlt ist, muß die frsgliclie Figur in 52 — und ganz dasselbe gilt von der ent-
sprechenden , wenngleich in man-chon Einzelheiten abweiclienden in 53 — ver-
glichen mit den eehr jugendlich, e«ht eigentlich müdobenhaft gebi]det«D Hören und
auch mit der schlichten Ilokaifl würdevoll, reifer, sehr ernst erscheinen. Aber
matmnal? SoUte dem nicht cinersuita die wirklich, naroontlich in der Gewandung
und wieder ganz besonders im Schleier matronale Demetci^stalt beider V'aftcn und
andererseits die Haartracht der fraglichen Person in 53 widersprochen, nm von
der sehr eigenthtlmlichen der Parallelfigur in 52 zu schweigen. Aber mehr norh;
wenn Strubo (S. 21] and Bmnn (S. 13] aussprechen, man könnte bei dieser Figur
an Aphrodite denken, wie dies Stephanl^) wirklich gethun hat, und wenn «ie
diesen Namen verwerfen , nicht etwa des Charakters der Figur an sich wcg«n.
Sündern ans anderen guten Gründen, welche in der Gesammtcomposition liegen,
sollte da der Typus wirklich als ao ausgesprochen matronal zu gelten haben? Kora
aber in einer hohen, ernsten, reif jugendlichen Frauengestalt zu erkennen stcbl
gewiß Nichts im Woge , weder wenn man sich an die beiden Vasenbilder aJli-b
hält, deren Maler bei ihrer Kora-Pcrsephonu gi'adc so gut an die Gattin des HadM
wie an die l'oehter der Demeter , an jene wie an diese , gedacht haben kfinneu,
norh auch wenn man in weiterem Honumentenk reise Umschau hält, in welchrn
■ die zwei Gdttinnen» [xm l)su>], wie mehrfach schon oben bemerkt, einander so
oft genähert erscheinen, und zwar Kora wenigstens eben so oft der MatrotuJitlt
der Mutter wie diese der Jugendlichkeit der Tochter.
Wenn hiemach ächwerlieh mit Kocht behauptet werden kann . daß die I
liehe Figur ihrer Gestalt nach Kora-Persephone nicht sein könne, so cmpfiel
sich aus folgenden Gründen , sie in der That mit diesem Namen zu bclegrn,
Krstena würde Koras Abwesenheit bei dieser Handlung , bei welcher sie in vu
überwiegend vielen Fällen mit der Mutter zusammen durgeelelll ist, in fast alleo
Vasongemäldon dieser Gruppe der reichen Entwickelung um fo aulTallendni' twin.
je mehr diese für eide ganze Anzahl von, wenigstens mm Theil durchaus nicht
besonders wichtigen Nebenfiguren Rtium fanden. Uaß Kora in den VasenbiU
dieser Classe so gut fehlen kön ne wie sie in denjenigen der Gruppe II. fehlt, |
weist das Petersburger Bild 51 ; aber anderer»eitA beweist das neapelcr Itlld 1
daß sie von den Darstellungen der späten Stilarten nicht etwa als principiell i
geschlossen gelten darf. Zweitens Gnden wir sie nun in 52 und 5^1
derselben Stelle der Composition wie;der, welche sie schon in I. <i und T und i
so gut wie ständig in allen Bilden) der Gruppen Ul. und V. und auch in r>0 t
nimmt, hinter dem Wagen des Triptolemos, neben welchen Uemutor deshalb Im
zur Seite treten müssen, weil er in die Vorderansicht gerOckt ist. Nichts desto
weniger ist die in den i-eihenweisc componirten Vasengemilden steta
rendc Abfolge der drei Hauptfiguren: Demeter. Triptolenioa , Kora, ancli 1
t) Vorgl. •oDer dei neuen Or<gin*lpublicttiDii im AtUa Tkf. .\VI. Ko, 15 i
bvl Ariieth, Die tntikeu Gold- und SilbcruioimmenlD iles k. k. Miliii- ii AiiUkeui»l>l«»»J
Wien BeiU«e 1, nelehe Conia In «eiimn . VorlogebliltBHi. Serie I. 'r«f. VI. 1. wiederfaoh h
b") ColiiptuToiiilu etc. vour Iwinöo 18G2 S, (il NoM 1, Krilhitr fi ■. Cl. pour ISb» p. t
fallt« dotodbo ,Vie Figur «In Hör. Iwiisnnl. in h«li!i!n FÜl^n nbur uilfirllrh 1
9. TRIPTOLEMOS. 559
einer wenigstens sehr starken und gewiß weder schwer zn erklärenden noch zn-
fUligen Reminiscenz festgelialten und diese Reminiscenz wird besonders in 52 noch
durch die hinter Demeter angebrachte Hckate verstärkt.
Drittens finden wir Kora zunächst in 53, »indem sie in der Rechten einen
Kranz hält, offenbar in der Absicht, das Haupt des Triptolemos damit zu schmücken «
(Brunn a. a. O. S. 12)*), in einer Handlung wieder, in welcher oder in deren
genauer Analogie wir sie bereit« auf mehren der früher betrachteten Vasen ange-
troffen haben und welche sich auch über den Kreis der Vasenmalerei hinaus, so
ganz augenscheinlich in dem großen eleusinischen Relief (s. unten : Plastische Mo-
numente B. und vergl. Atlas Taf. XIV. No. 8) wiederfindet. Es ist von diesem
von Kora zur Schmückung des Triptolemos bereit gehaltenen Kranze (lU. 21] und
seinen Analogis, der Perlenschnur (UI. 17), der Taenie (V. 39) und der einzelnen
Blume (schon in I. 6 u. 7) schon oben (S. 539 u. 544) gesprochen worden und es
braucht hierauf nicht zurückgekommen zu werden. Anders denn als eine Liebes-
gabe beim Abschied oder als die künstlerische Vergegenwärtigung eines freund-
fehen Abschiedsgrußes kann Niemand den Kranz in 53 erklären, er möge die ihn
haltende Figur Kora oder Polymnia oder sonstwie benennen.
Daß aber die entsprechende Figur in 52 durch diejenige in 53 bestimmt
werde, wird nach dem Bekanntwerden des letztem Vasenbildes schwerlich noch
Jemand bestreiten , obwohl sie etwas anders bewegt und mit der ihr beigesellten
K^Tir etwas anders gruppirt ist, als jene. Strube (8. 100) und Brunn (8. 12^
^>SiJt>€n denn auch gewiß richtig Beide als identisch behandelt und mit guten Grün-
die früher auf sie angewendeten Namen einer dritten Höre und der Aphrodite
relehnt, auf welche die Vergleichung mit 51 führen konnte, während sie durch
^^ bestimmt genug ausgeschlossen wird (Brunn 8. 13^.
Und wenn nun Strube wie Brunn, der Eine auf den Gesichtsausdruck der
'^^nr in 53, der Andere auf die ganze Haltung derselben in beiden Bildern mehr
^^^'Wicht legend, jener den in ihr ausgesprochenen »Kummer« oder »die leise
**^ner«, dieser »mehr persönliche Theilnahme an dem Geschicke des Triptolemos,
^^ alle andern« Figuren zeigen, hervorhebt, kann man das Eine wie das Andere
^^^ Kora als unpassend erklären, als so schwer erklärlich, daß man sich hierdurch
^'^ der Annahme einer Mutter gedrängt fühlen müßte ? Doch wohl schwerlich, um
•^ weniger, da diese Mutter als Göttin Muse PohTnnia^ wenigstens eben so feste
^^versicht auf die von Demeter ausgehende, unter Zeus* Schutze stehende Sendung
^** Triptolemos haben mußte wie Kora, während umgekehrt es dieser so gut an-
stellt, bei einem Abschiede vor einem so großen Unternehmen , einem Abschiede,
^«Ichem sie durch die Darreichung des Kranzes theilnahmevollen und freundlichen
A^uadrock giebt, leise zu trauern, wie jener.
Dazu kommt aber noch ein Anderes. Die weibliche Figur, welche, eine
Btumenranke in der Hand mit aufgestütztem Fuß in abwartender Stellung wie der
^ef^fiber ent^^prechende Hermf;« in 52 der angeblichen Polymnia gesellt ist und
'^on ihr angeredet wird . ist nebst der anter ihr sitzenden , ganz gleichartigen,
Welche die eine Schlange am Wagen des Triptolemos tränkt , von Strube S. 20
a) Yergl. &oeh Strube «. a. O. S. 100.
560 m. MTTHEK DBR DEMKTiB fND ROBA.
und Bmon (8. II f. K wie frOher anch von Stephani*] nls Hon erkutnt rnirdoB.
Oboe Zweifel mit Recht; die in 51 links angrebracliten . inschriftlich >OPAI) be-
glaubigten Hören sind in 52 anf die rechte Seite des Bildes versetzt worden, w«
in 51 eine der obem, stebenden, der Oompoeition nacb bo gilt wie gleiehe Pcraon
als Peit)iü [nEIGQj gemalt ist. Die beiden Hören in 52 aber erscheinen aoeh in
5:) wieder, nur daß die untere, sitzende, anstatt die l^blange zn trSnken, ihr
oder dem Triptolemos einen Zweig mit der Sechti^n entgegenhebt, den sie HhnUrh,
als Attribut, bfttt wie diu Hören in 5! Eornbalmu und daß, was nngleich wicblitn-r
ist, die obere, anstatt in üuwartendei' Stellung zu beharren, zn der Polymnitt-KoTa
herangetreten iat. ihr den rechten Arro vertraulich nm die Schuller gelegt bMt
nnd. mit d^r Bewegung der Linken ihre Rede begleitend, eu ihr aprivlil. Die
Hören an sich, weloho trotz ihrer Zweizahl mit den attischen Namen Thallu nnd
Kai'po. auf welche nichts Besonderas hinweist, zu belegen*') acbwerlioli gereolil-
fertigt ist, die Hören an eich und ia dienender Stellung, wie sie in 51 und öl'
erscheinen . machon in diesem Kreiso und da wo es sich nm die bevorstehaiidc
Aussaat dos ersten Getr&ides bändelt, als TraXuävDcixoi , ä-j-XaüKapitoi u. s. w. nirlil
die mindeste Schwierigkeit und es bedärfte, um sie zn verslehn nnd ge rechtfertig:!
zu fijidon , kaum der Nacbweisungen iltrer bezeugten Verbindungen mit Demrtrr 1
und Kora'-i , Anders aber verhält es sich mit der Hure, welche in 5,3 die PoljniQU-
Kora umfaßt. Es dtlrfle schwer ecin , nnehzuweisen , wie f>ine Hora zn d'itsa
Vertraulichkeit mit der Muse Polymnia. äei ea an sich . sei f» als der Mutter it*
Triptolemos gelangt sein sollte. Anders vorhält es sich mil Kora. Allurdiip
werden erst in orphischer Poesie die Hören lUpsEtpövii; Tj|i7;a(iiTops;. Kor» 'lir
a'iyoiaU-up'X der Hören genannt^), allein die Vorstellung, daß die Hören «it im
homerischen Hymnus (ve. 5 n. 417 8i]q.) die Okoaniden als verlrante Qonosabm'B
und Spiclgefäbrlinnen Kuras aufgefaßt werden, ist so natarlieb , daß Gesner ntm
Zweifel mit Recht sclirelbeu konnte'): Horae , puellae flori<Ue uetatin, qniliuKiiiD
colludere Proserpinani decet. Daß aber eine solche Oonossiu und SpielgeflÜirtiJi
in dem Augenblicke, wo Kora dem scheidenden Triptolemos offenbar mit bewiflni
Herzen — an Liebe braucht man dabei nicht zu denken — einen Kraut li'
Absebiedagabe reichen will, zutraulich zn dieser herangetreten ist nnd ihr iltP
Arm um den Nacken gelegt hat, das hat gewiß nichts Anst<)ßiges und Tlrr-
raschendes.
Von erotischen Beziehungen unter den in diesen Vasen bil dem darge.'h''ll''i
Personen, wie solche Stnibe (S. fS. 20 f.), allerdings unter dem Einflns»c te'""-'
i) Compte-rendn otc. ponr Vinafe 1959 p. 109, anderi (Peilho) 1B62 S. 6t NMr I u""
dem Uusclionden Sclieine der IdeiiliUI dor gleich componirteo Pcllho tu &I,
b) Stepbuii, Compte-randu otn. poar rannte I8ti3 S. Btl.
e) Vergl. bsBonderE Zorga im Tfite tu Uv . 92— 9i der Bualrilleri dl Roma, htllFr. Orin*
M)tha]. 1.^ S. ine, ^tephuii, Couiple-ceudii etr. pour ]'kiin<<i> IS^<I p. li)§ f. mli den ^'>M
<M Orph. h)mn. \1.III. vs. 7. «<]. Hamiuiu :
lUpaErpivT]? OMjiini{«Topn, {ÜtJ e Moipit
xil XJpiTt( r.-juiloiai j^rjp'iij npi; r^i".; ivOT|io9iv xtX.
UJid lijiiiii, X\1X. V». >J: (lltpsttf^vTj)
'Qpibv trj|ii,i:?lxTcipii, yiivfipii, i.-j\iiiiip<ft rti..
e) Zu Ürph liymn. XX.IX. 9. Vetgl. auch FÜMler. Ann. deU' In«L von 1S7S p. »
J
9. TRIPTOLKMOe. 561
iiiiglllekliohen Thaliahypothese nicht nur für Zens in 52 in Beziehung auf Thalia,
sondern anch fflr Demeter in 51 in Beziehung auf Triptolemos annehmen zu
nfiBsen glaubte, wissen wir nicht allein Nichts aus litterarischer Überlieferung,
sondern brauchen wir auch Nichts aus den vorliegenden Bildern herauszulesen.
Am wenigsten aus der Aphrodite, welche in 51 inschriffclich (A^POAITHJ beglaubigt,
in 53 in der obem Reihe durch den ihr beigegebenen Schwan bezeichnet*], an-
wesend ist, im erstem Falle von Eros und Peitho (TTEieo), im letztem von dem
mit dem Schwan spielenden Bros allein begleitet. Denn ohne allen Zweifel hat
Stephani^) Recht, wenn er die Aphrodite zunächst in 51 (dasselbe aber gilt von 53)
hier in ihrer Eigenschaft als » Göttin des Frühlings und Beschützerin seines Blumen-
Bores« als anwesend bezeichnet und selbst*^), mit weiterer Bsrafnng auf das von
Etiler ^} Zusammengestellte, Aphrodites Beziehungen zu Blüthe und Gedeihen der
ITegetation und des Erdenlebens hervorhebt. In der That braucht man an nichts
Anderes zu denken, um die Darstellung dieser Göttin, welche selbst die Beinamen
iivdeta. Ze{8u>poc^ ' Hirio6o>po?, Kuxapiro«; und AtopTti; führte, unter deren Tritten
das Gras aufwächst^) und welche Chariten und Hören mit in Frühlingsblumen ge-
firbten Gewändem schmücken, Chariten und Nymphen umspielen'), in dem hier
in Rede stehenden Kreise und bei dem hier vergegenwärtigten Acte völlig moti-
nrt zu finden^). Und daran wird auch Nichts geändert, wenn sie von Eros (53)
[»der selbst von Peitho neben diesem (5 1 ) begleitet erscheint ; denn diese Begleitung
st ihr so gewöhnlich, daß die' Maler, obgleich Bmnn a. a. O. anderer Meinung
m sein scheint, sicherlich keine besondere Absicht mit ihrer Darstellung verbunden
liaben, während man eher sagen könnte, es würde eine bestimmte Absicht vor-
legen, wenn sie weggelassen wäre.
Anch die anderen Personen, welche wir in den vier Bildem um die Haupt-
l^rappe angesammelt finden, können keine Schwierigkeit machen. Zunächst nicht
Kens in 52, dem wir schon in V. 49 begegnet sind und der hier unter denselben
Qesichtspunkten wie dort, als höchster Lenker aller Schicksale, als Führer der
Ikfren, als Verleiher von Segen und Gedeihen leicht aufzufassen ist. Wie wenig
Veranlassung vorliegt, ihm eine andere und nähere Beziehung zu der Haupthand-
Img zuzusprechen, ergiebt sich schon ans dem Umstände, auf welchen auch Bmnn
Qtdi Strabes Notiz (a. a. 0. S. 12) hingewiesen hat, daß Zeus in beinahe ganz
tbereinstimmender Gestalt und offenbar als unmittelbar nicht betheiligter Zuschauer
lÄ einem Vasengemälde mit dem Marsyasmythus**; vorkommt. Eben so wenig
Sehiierigkeit wie Zeus macht der in 52 ihm gesellte Hermes, welcher an anderer
Me in 50 und 53 wiederkehrt. Als den, welcher in Zeus* Auftrage Triptolemos
ittf seiner Fahrt geleitet, findet er sich in allen Gmppen von Vasenbildem dieses
*) Vergl. Brunn a. a. 0. S. 14, besonders aber Stephan! iin Compte-rendu etc. pour Tann^e
1^63 S. 62—77, 1864 S. 203, 1870/71 S. 59.
^) Compte-rendu etc. pour l'ann^e 1862 p. 60.
c) Compte-rendu etc. pour lann^e 1859 p. 113 sq.
d} Griech. Mythol. 1.2 S. 270 f.
e) He». Theg. vs. 195.
f) Kypria fragm. 3 Welcker b. Athen. XV. p. 682. e.
*) Vergl. auch Brunn a. a. 0. S. 15.
h) Abgeb. Arch. Ztg. ▼. 1869 Taf. 17.
562
ni. MYTITKN' DFJl DKMETER ITND B
KreiBes wieder (b. I. 4. II. Ifi. V. 4S und oben S. 549): es lie
Btelliing; in diesen drei Vasen der VI. Gruppe also nicht einmal ein nener Gedanke
Wolil aber ist er in seinen verschiedenen, den Moment der Abfahrt rnhJs abwar-
tenden Stelinngen hier Hinnreich verwendet und namentlieh ist es intoreuant m
gebn. wie er in 52 als Diener oder Zngeordneter des Zens den Kreis der dienenden
Gestalten abschlieBt. welche hier wie schon oben bemerkt '8. 'ihd] die in der Mitte
zueamra enge faßten vier Hauptpersonen : Zeus, Demeter. Kora. Triptolemos, je eiop
einer Hauptperson beigeeellt (IleJtate der Demeter . eine Höre . die 6chlaii|:e tr4n-
kend, dem Triptolemos, die zweite der Kora nnd Hennea dem Zensl . rings umgehen.
Auch Dionysos, welcher in 50 in der nntern Reihe mit TliyraoB und Km-
tbaros ausgestattet und von einem vor ihm knienden Satyrn, welcher ihm cinr
Fnichtscliale darbietet, bedient djisitzt. ist uns beroils in der Kylix des nieron (9
hi*ge.f^et und es liegt kein Ornnd vor, seine Anwesenheit In dem Bilde 53 atid«n
motivirt zu denken, als dort (s. oben S. 550). Daß der Gott hier jugendlich und
nackt auf einem Felle sitzend gemalt ist, während er dort bärtig und bckltwirl
erscheint, versteht sich nach dem Stil beider Gef^c von selbst und begründet gr-
wiß keinen Unterschied in der Bedentung.
Auch Apoll ons Anwesenheit bei der Aussen düng; des Triptolemos in 5(i und
53 ist leicht zu motiviren, wenn man sich an seine Fjigenschaft als Zeitiger do
Földfrüehte, an den Apollon Bctp-frlJ,«; sowie daran erinnert, daß er bei swaer
Bpidemia den Sommer nnd den Emtesegen brachte nnd als Opfergabe das yp-ww»
tiepiii empüng*). Daß der Gott außerdem durch sein Heiligilium an der heilig
Straße nach Eleusts bei dem heutigen Daphni zu dem elensinischen Cnitns ia Be-
zieliung stand ^j , darf dabei ebenfalls veranschlagt werden , wie denn flbeHuti[>i
nicht wohl abzui>ehn ist. warum und mit welchem Rechte man mit Bninn fa. ■ 0.
S. 15) den Nachweis solcher mythologischen nnd CultosbezieJiungen der in dieM
Vasenbildom verbundenen Personen vcrsehmftben sollte, falls sie sich in so lel^tn
und ungezwungener Weise ergeben, wie dies hier durchweg und auch fllr di« a
5!! dem Bruder beigesellte Artemis der Fall ist, welche schon in 4S vorkoBBt
und hier nicht anders motivirt zu werden braucht, als dort oben S. 545). lillb
man es nicht vorzieht, ihre Anwesenheit hier aus der so ungemein lijtafifrm, dd
Vasenmalem fast zur Gewohnheit gewordenen Verbindung der beiden Leiolte,
also fihnlicli wie die HinzufOgung der Peitho zur Aphrodite in 51. der Anphitrito
zu Poseidon in V. 4U zu erklären. Und somit Weiht nur noch der mit Tliyr«.
Syrinx und Pantherfoll ausgestattete und eben hierdurch eharakterisirte Pan ikrif^
welcher in 5:1 als ruhiger Beobachter hinter der Gmppe der Kora mit der Hw
dasteht, sowie die Satyrn in 51 und 53, in Betreff welcher Figuren «oU gvwü
Strubo (a. a. 0. S. 19) und Bronn ;>. a. 0. S. 11) beizutreten ist, welche die-
selben als zur Charakterisirung und Belebung des Locals oder der freien NaW
hier wie in so vielen anderen Vaaengemälden dieses Stils hinzugcfQgt betrachtd' •
ohne daß ihnen fllr den poetischen Inhalt der Oomposition irgend eine lieft» ft"
deutung beizulegen ist.
SeblieQlich ist noch zu bemerken, daß ;iuch in diesen Bildern, 51 i
*) Veigl. Praller, Griuch. Mythol. I.s S. 2(ll.
b^ Veigt. Slephanl, Compte-renilD etr. ponr rannte 1Sü9 p. 118. Note 3.
0) Anders -Slephinl, Compte-rRndii etc. pour Tinn^ 18SH p. 103, 1SQ3 8. W,
9. TBIPTOLEMOS. 563
Oden, so wenig wie in allen früheren das Local der Seene in bestimmter
VV'eise charakterisirt ist. In 51 aber wird dasselbe durch einen, allerdings nur
;anz allgemein dargestellten Fluß, welcher sich über den ganzen Vordergrund hin-
sieht und dem NEIAOZ beigeschrieben ist, in unzweideutiger Weise als Aegypten
bezeichnet. Es handelt sich also hier um einen Synkretismus der attischen Sage
mit der aegyp tischen, welche, wie sie Diodor*) überliefert hat, Osiris eigentlich
an die Stelle des Triptolemos setzt und jenen diesen auf seinem Zuge nur mit-
nehmen läßt. Daß nicht eben dieses dargestellt sei, ist augenscheinlich und bereits
richtig von Stephani ^) hervorgehoben, vielmehr hat der Künstler in seinen Figuren
»elbst und in ihrer Handlung ganz den attischen Mythus beibehalten und den An-
sprüchen der Aegypter oder Aegyptologen nur dadurch Rechnung getragen, daß
er den attischen Mythus auf aegyptischem Boden localisirte, und weiter vielleicht
[s. oben S. 554} dadurch, daß er den Triptolemos durch ein einigermaßen orien-
talisches Costüm dem Osiris annäherte. Zur weiteren Bezeichnung Aegyptens hat
sr möglicherweise die Katze mit einem Vogel im Maule unmittelbar über dem
Neilos angebracht, da ja die Verehrung, welche die Katzen in Aegypten genossen,
allgemein bekannt ist. Wenigstens ist dies, daß eine Katze gemeint und der an-
gegebene Grund den Künstler zu ihrer Anbringung veranlaßt habe, wie auch
Stephani früher^) annahm, ungleich wahrscheinlicher als dessen spätere Annahme ^) ,
das Thier solle ein Panther sein und an den nahen Zusammenhang der Demeter
mit Dionysos erinnern oder aus der Verschmelzung der Demeter mit Rhea her-
stammen, welche — aber als Kybele — von Panthern oder Löwen umgeben zu
»ein pflege. Daß dieses Thier so gar keine Bedeutung habe, wie Strube (a. a. 0.
8. 19 Note) meint, ist nicht anzunehmen und daß es nach Stephani (a. a. 0. 1S62)
in erster Linie bestimmt sei , eine Lücke in der Gomposition zu füllen , leuchtet
auch nicht recht ein ; diese Lücke wäre wenigstens eine äußerst geringfügige und
leicht durch ein paar Pflanzen mehr am Flußufer zu füllen gewesen.
Auf ein paar nur scheinbar auf den Mythus von Triptolemos' Aussendung be-
eügliche und irrig auf denselben bezogene Vasenbilder soll weiterhin zurück-
gekommen werden.
2. Plastische Monumente.
Ein Paar Einzelstatucn des Triptolemos, die eine in dem Triptolemostempel
über der Kalirrhoe in Athen®], die andere vor dem Demetertempel in Enna auf
Sicilien ^ , von denen wir die Situation nicht genau kennen , welche aber auf den
a) Diod. Sicol. I. cap. 17 sqq. Yergl. Stephani, Compte-rendn etc. pour Tann^e 1859 p. 80.
b) Compte-renda etc. poor l'ann^e 1862 S. 58.
c) Compte-rendu etc. pour Tanii^e 1859 p. 101.
d) Ck)inpte-renda etc. pour Tann^e 1862 S. 61.
e) Pausan. I. 14. 1. Naol Ik uitep t^v xp^vtjv ('Ewcdxpouvov) t piv Aif)(A7]Tpo« "Keizoirfon
M.a\ K6prfij h oe T<j) TpiTTtoX^pou xclfjievöv £ctiv d'^oKiia.
f) Cic. in Yerr. II. iv. 49. § 110. Ante aedem Gereris in aperto et propatulo loco signa
duo sunt, Cereris unum, alterum Triptolemi, et pulcherrima et peranipla .... Insistebat in manu
Cereris dextra simulacram pulcberrime factum Vicioriae etc.
SM III. MVTllKN DER UF^lirrriH VSD KORA.
Mylhitfl ilfir AiiBsendnng KD heKielin. wi» sclinii .Stoiiliiiiii"! hi'mnrkt lu^'ula C
iäl, aind hier nur vorweg zn unrübiibii.
Die mit größortir oder geringerer Siplierlieit anf (Ik- Anttaendnnf!; dea Tr'ijtUh
lemos zn hezieliendeu plastiscbi'ii Mnillimente. welche wir biaher kennen. Bind dir
fnlgenden :
A. Marmnrgruppe des Praxiteles, zu Ptinin«' Zeit in den ServUiani-
.sehen Gärten in Rom. von Plinius N. H. XXXVI. 23 mit den Worten; -lUini»»-
Fmiitelis upera sniit Flora. Triptoleiuiis, Ceres in hortis Serviliänian bezeichnet^..
B, Gmßea, ISS!) in Eleiiais gefundenes Marmorrelief . jetsit in dem Mtueum
der Patissiaatraße in Athen '^; . S. Atlas Taf. XIV. No. Ö.
0. Kora und Triptolomos , Hclie ffragment ebendaher und etM-iidunllut
rtiifliewalirt^]. 8. Atlas Taf. XIV. No. -I.
D. Kora nnd Triptolemos, Kt'lieffragnient ebendaher im Museum J«
Loiivre'). 8. Athis Taf. XIV. No. .1.
K. SarkophagreÜef in Wilton-bonso , Willsbire ^ . 8. Atlaa Taf. XV
Nu. 3 nach der neu ftlr das Corpus sareophagonim gemachten /.eichnunf;.
F. Silbersehnle aus Aqniluja an k. k. MDdz- nnd Antikencabinel in IVieal
S. Atlas Taf. XVI. No. 11.
0. Thenlampe der Kestne rächen Sammlung in Hannover. iingeflDirl k'b
Siephani im Compte-rendu etc. pour Tanu^e IHä!) p. s'l Nu. 7ii
II. Demeter, Koru und Triptolemos. Terraeottenrelief aU8 Campanas Sautm-
hing"). „____^
Was zunächst dit' Cnippe des Praxilelos anlan^'t. kann man ja altenÜnps nii-ht
heweJBen, daß sie, von der wir Nichts ala die Namen der dargestellten Penoon
erfahren, auf die Aussendung des Triptolemos hezOglich gewesen sei; aber Ninoud
kann Uugnen, daß dies eine große Wahrscheinlichkeit Air sich habe, namentlidi
wenn man die dauernde PopnlaritAt dieses Mythus bedenkt, weiche uns die Hon-
mente, vorab die Vaseuhilder verborgen. Hit der Annahme des Gegenstuto
t) Compte'rendii eto. pour l'ann^e IS5U p. 80 sq.
h) Vergl. oben S, 4:t2 I. uod dlo iiauer« l.ltteratni in der Amnerkunü lu No. II9H emId«
X Schtirtqu«llen<, wo lu Stepbini Im Phitol. V. S. 177 nach Compte-rendu etc. pour r»Bott ISM
p. 61 nachiutragan und du Clut der AT.hieolog. Z«ltang 1866 S. MS lu S. 237 i« bMick-
tigen iit.
c) FrQher Im Thuefon, i. Kekulj, D. ant. Bildwerke Im Theaeion No. 67. Zu der biei nr-
utchneten Lltteratnr iat nachzii tragen : Fiaacli im Bnll. dell' Inet, von I8T2 p. 8, BfiUlchn !■
VerieirlmlO der Oypsabgaaae in Beiiln 2. Aufl. S. 7(1 fT., i^hüne , Grierh. Reller* aai atka.
Sammltmgen 8. 30 und oben S. 426 f.
d) Ver|l, oben Cap. VIT. Itellef 2. Note d.
e) Veifi. oben L'ap. VII. Relief 3. Nou ■.
f) Vargl. oben C«p. VI!, Hetitf 15. Note b.
g) Vergl. T, Sacken u. Kenner, D. Sammlung der k. k. Münz- und AnlikenrabineU in Virn
H. 335. Nn. 41 und die hier angel. Litteratui; ahgeb. Mon. dell' Inst. III. Uv. 4 and b«i Annk^
Uie aiit. Uold- und Sllbeimonumenle den k. k. Miini- ii. Ant.-Cab. Tal. 2 und Beilage A., l^o"'
•Vorlegeblättar« Serie I. Taf. VI. 2.
h) Vergl. oben Cap. VII. Helief 17. NoU d.
9. TBIPTOLEMOS. 565
hangt denn auch die Bestimmung der bei Plinius als »Flora« bezeichneten f^gur
zusammen. Die Meinungen sind hauptsächlich darüber auseinander gegangen , ob
die überlieferte Lesart in Cora, resp. Kora zu ändern sei, oder nicht. Daß in
den Handschriften kein Anlaß und Anhalt zur Änderung gegeben sei, muß aner-
kannt werden, es wird also darauf ankommen, wie das Überlieferte zu verstehn
sei. Wenn nun Welcker*^] die plinianische Flora als die griechische Chloris
versteht, » die Göttin des Grünens, welche sich an die Seite des Triptolemos schickt,
dem das Grün auf dem Fuße nachfolgt a, so hat er den gewichtigen Einwand
Stephanis^), daß Chloris nicht allein, in keinem einzigen Triptolemosmonumente
nachweisbar, sondern von den antiken Künstlern überhaupt höchst selten darge-
stellt worden sei, schwerlich erwogen. Aber auch die von Uriichs^) vermutliete
Hora floribus omata vel sertum manibus aut veste tenens, würde, abgesehn da-
von, daß, wie Stephani a. a. 0. bemerkt, Hora ein den Abschreibern geläufiges
Wort war,^ bei dem eine Comiption in Flora wenigstens nicht nahe lag, nur
neben Kora wie in den Vasenbildern 52 und 53, schwerlich anstatt der
Kora der Demeter gegenüber in einer Marmorgruppe Wahrscheinlichkeit für
sich haben. Vermuthliph liegt die Sache einfacher. Hatte Praxiteles wie die Maler
der Yasenbilder UI. 21. VI. 52 und wie der Meister des eleusinischen Reliefs B.
die der Demeter gegenüber befindliche, wahrscheinlich jugendliche Figur als Kora
mit einem für Triptolemos bestimmten Kranz in den Händen darge-
stellt, also so wie sie sich auch Urlichs gedacht hat, so war sie für Athen,
auch wenn sie kein weiteres Attribut führte, als Kora sehr wohl verständlich;
zugleich aber lag für römische Augen Nichts näher, als sie für Flora miszu-
verstehn und somit als Flora zu bezeichnen. Es wird also an dem bei Plinius
Überlieferten Nichts zu ändern, aber gleichwohl unter seiner Flora Kora zu ver-
stehn sein, wobei just an die »neu erstandene« mit Gerhard^) zu denken keine
Nöthigung vorliegt. Wenn wir aber demnach in der praxitelischen Gruppe den
Dreiverein derjenigen Personen wiederfinden, auf welche in den meisten Vasen-
bildem die Darstellung der Aussendung des Triptolemos beschränkt ist und welche
in der That die zur Vergegenwärtigung des Mythus allein nöthigen sind, so wird
man anerkennen, daß hierdurch die Wahrscheinlichkeit, daß dieser Mythus der
Gegenstand der praxitelischen Gruppe war, bis fast zur Gewißheit gesteigert wird.
Um das große eleusinische Relief B. hat sich bereits eine nicht unbedeutende
Litteratur gesammelt, auf deren Einzelheiten hier ohne Weitläufigkeit nicht ein-
gegangen werden kann. Auch wird dies kaum nöthig sein, da mehre der über
dieses Kunstwerk ausgesprochenen Ansichten auf falschen Voraussetzungen beruhen.
Dies gilt zunächst von Bötticher®), welcher in der Jünglingsfigur zwischen den
beiden Frauen einen von ihm so genannten ttoi«; acp' kotla^, in den Frauen
Priesterinnen erkennen will. In Betreff dieses s. g. tt. a. i., richtiger ttoTc {iUTj&eU
i^ iorla^ oder o {xuoujjlsvo; acp' 4aT(ac genügt es auf die erschöpfende Behandlung
a) Alte Denkm. V. S. 119 ff. ; vergl. Griech. Götteri. UI. S. 126. Note 4.
b) Compte-rendu etc. ponr Tann^e 1859 p. 81.
c) Obs8. de arte Praxitelis p. 13 nach 0. Müllers (Handb. % 357. 4) nnd Brunns (Künut-
lergesch. I. 8. 337) Vorgänge.
d) Abhh. üb. d. Bilderkreis v. Eleusis 11. (Ges. akad. Abbh. II.) S. 369.
e) Archaeol. Ztg. v. 1860 S. 99"^, Verz. d. Gypsabg. in Berlin 2. Aufl. S. 70 ff.
566
lil. MVTHKN DF.R DESIETER UND KURA.
BöckLs Äiim Coi'p. Inacr. Gr, I. p. 445 sq. zu verwi-isen. Wenn dieser (p. 4411
ohne ZweifBl ricbtig aagl: ut pnuci« defimgar, b i'f kariii ]Mr,bzii; ipai foco
proximus adstano ex hoc initiftbator a miniHtriB sarris ritn saiictior«. crt^u
in ipsiuR foei graduu ancendcns, so sieht ein Jeder, daß von dem Cliarak-
teiiBtiBchen dieser Caereinonie in dem Relief nicht die geringste Spur ist. Aber
auch wenn Flasch*] an ein VotivrKÜef denkt, welches znr ßriiinening an tüneu
Sieg in den Kampfspieltn von Eleusie geweilit sei, deren Preis in Gerste bestand,
wie von Aristidos und sonst *') bezeugt wird, so wii-d es genflgen . hervorxnheben.
daß sicii der Gerstenprei» docli offenbar nur nairb Analogie des ölpreiw« der
Panatbenaeen "] denken lilQt, also etwa in m und so viel Mcdimnen beiligor Gerste
l)eslanden laben muß, deinen Übergabe dnrth eine Handvoll Körner (wenn dies«
sieb Oberhaupt erkennen ließe) nimuiermebr dargestellt werden konnte. Ebenmi
war Stepbani ^) falseb berichtet, daß »le personnage en qnestion (die mOnnl. Figur'
senibte uffrir a une des di^esses iin vase ou un panier n, worans sich bei ihai die
Ansicht entwickelte, es könne eich hier wie in der Gemme Uenkm. d. a Kiinri
U. 99, a.") nm Demeter und Plutos handeln. Irgend ein GefiiB oder Korb aber
ist so augenscheinlich nicht vorhanden, daß darllber wie Ober eine Rolle, wpirhr
sich Gerhard^) in der Hand der Frau links "denkt", jedes weitere Wort äber-
flOsaig ist. Oanz dasselbe gilt von der hier und da aufgetauchten Annahme, ilir
Fran Qbergebe dem Jüngling "Samenkörner", und wieder dasselbe von der Beliaii|i-
tiing Welckers*), es handele sieh um einen Handschlag, ilie Hand der Frau »ei
«ganz so gebildet, als wolle eie sie aanft und ohne alle Fi-ierlicbkfit in die an
lakchoB fallen lassen". Wem in Betreff der Bewegungen der beiden in Fngf
kommenden Hände sein eigenes Auge nicht genügt, der (Iberiteuge sieh an^ rlrr
genauen Schilderung derselben bei Keknli^ ;a. a. 0.). daß sich nicht beEweifrln
läßt, die Fran sei im Begriffe aus der halbgeöffneten Hand dem vor ihr Btehcnilrp
Jtingling Etwas zu reichen und er. Ktwas zu empfangen. Dies Etwue ist »llo
dings im Marmor nicht dargestellt, ich muß aber bei der von Anfang an''; »nsgi-
sprochenen Behauptung stehn bleilien. daß es nichts Anderes als ein ÄhrenbBeebi'l
gewesen sein kann, über der Abbildung des Reliefs im Alias Taf. XI\'. So *
sind als S a. uud b. die Hände der Üejueter und des Triptulemoa von den Vuen-
bitdem No. 52 und 53 gezeicliuet. Wer diese llSnde und ilirc RevegUDgra.
namentlich diejenigen der Pouintowskyvase (52 ^= ü. a.) mit don H&ndes dn
Reliefs und ihre Bewegungen und gt^genseitige Stallungen vei^leieht, dor tntiB, mt
mir scheinen will , zu der Einsiclit gelangen . daß es sich im Relief wie ia da
Vasenbildem tun die üboneichnng uud Empfangnahme eines leichten ÄhrenbDschak
t) Bull. Jeir Inil. ••. 1872 p. S.
b] ATistfd. EleiiBin. Vol. I. p. 417
ed. DinJ, d^fiivoi
£ ■ju|ivix()v -[fttiöai rpäirav TJl»»'''
i. vergl. IlDttiunn, Goibsd. UutA
Jihn, Einl. in du Vuenve
. lu Hfliicban p. O, aq.
, Juschrlti ■EtfTiji. öfx- '- 'S39 S. 167. M». H*
d) CDDipte-rendu etc. poiir I'nnntie 1
g) Alle Deiiktn. V. S. 111.
bj Bericbte <lel k. aichs. 0<
. läÜU S. 17U, IMI S. 13» r.
9. TKIPT0LKMO8. 567
drei bis vier Ähren handelt und um nichts Anderes handeln kann. Daß aber
diese Ähren nicht in Marmor ausgeftthrt waren, möchte man f&r beinahe selbst-
verständlich erklären; auch in Erz konnten sie nicht wohl angefügt werden , weil
die Halme hinter der Hand der Frau liegen mußten, und sie sind nicht in Erz an-
geftigt gewesen, wie das Fehlen jedes Bohrlochs erweist. Aber wen kann es
stutzig machen, wenn behauptet wird, die Ähren seien durch Malerei ausgedrückt
gewesen, seitdem die nachweislichen Beispiele für die Ergänzung viel umfang-
reicherer und wesentlicherer Gegenstände durch Malerei in den Reliefen der besten
griechischen Kunstzeit sich täglich vermehren?*) Daß aber Welckers Behauptung
(a. a. 0. S. 117), selbst für eine Ähre sei kein Raum in dem Relief, vollkommen
nichtig ist, davon kann sich Jeder durch den einfachsten Versuch überzeugen.
Grade so verkehrt wie Welckers Behauptungen über die Hände der besprochenen
Figuren ist diejenige über die Hand der hinter dem Jünglinge stehenden Frau
(a. a. 0. S. 111), welche diese demselben liebevoll auf den Kopf legen und da-
durch anzeigen soll, er sei der Ihre, gehöre zu ihr. Hier aber ist die Verkehrt-
heit einfach zu beweisen, da nicht allein die Bewegung der Hand, sondern ein
Bohrloch vor der Stirn des Jünglings und der Umstand, daß seine Haare ober-
wärts nicht wie weiter nach unten ausgearbeitet sind, wie auch Eekul^ (a. a. 0.
B. 34), Michaelis^) folgend, richtig bemerkt hat, unwiderleglich darzuthun scheinen,
daß die Frau dem Jüngling einen (metallenen) Kranz aufsetze und die Hand be-
reits wieder in die Höhe zu heben im Begriffe sei. Und folglich ist allerdings,
was Welcker längnet, ein Act dargestellt und nicht, was er behauptet, eine Idee,
»die der innigen Verbindung der drei Personen, des mythischen Bandes, das sie
zusammenhielt«. Und wenn der dargestellte Act nun darin besteht, daß die eine
Frau dem Jünglinge ein Ährenbüschel überreicht, während die andere , hinter ihm
stehende ihn bekränzt, dann wird man doch in der That, ganz abgesehn von der
elensinischen Provenienz des Reliefs und von der Übereinstimmung der Frau links
mit einem der schönsten statuarischen Demetertypen (oben S. 428 u. 462), ange-
sichts der Vasenbilder No. 52 und 53 und weiter der ganzen Classen UI. u. V.
(oben S. 537 u. 541) nicht in Abrede stellen können, daß es sich um die Aussendung
des Triptolemos handele und daß die Frau vor dem Jünglinge Demeter, diejenige
hinter ihm Kora seil
Allerdings, das darf nicht übersehn und nicht verschwiegen werden, stehn
dieser Erklärung, obwohl sie noch durch einige weiterhin zu erwähnende Umstände
unterstützt wird, einige mehr oder weniger erhebliche Schwierigkeiten entgegen.
Erstens, daß Triptolemos hier zu Fuß erscheint, während er nicht allein in
allen Vasengemälden, sondern auch in allen anderen Monumenten, welche ihn sicher
angehn, auf seinem geflügelten Wagen sitzend oder doch neben demselben stehend
dargestellt ist. Denn für ein St«hn des Triptolemos ohne Wagen kann weder das
Relief Colonna^) angeführt werden, dessen Beziehung auf Triptolemos' Aussendung
a) Yergl. nur Michaelis, Der Parthenon 8. 227, Friederichs, Bausteine S. 137 (in Betreff des
Zeus im östl. Theseionfriese), Bursiun, Allf;. Kncyclop. Sect. 1. Bd. 82. S. 455. Note 81 (in
Betreff des gortynischen Ueliefs Atlas Taf. I. No. 46).
h) Ann. delf Inst, von 1860 p. 471.
c) Abgeb. in Welckers Zeitschrift Taf. II 1.
OTarback, Knnatmjrthologie III. ^7
TH. MVri
littchat problematisch, ja ganz unwahrscheiDÜcli igt";, noch auch du
Florenz''/, in welchem, so gut wie in der Gemme Denkm. li. u. Kuiii»t 11. tiU. a.
sclkwerlich Triptolemuii. dagegen wahrscheinlich PlntoH ku verstehn ttein wird, üni
die praxiteliacbe Gruppe Aj kann man als Puralle Imonument anfuhren, inaofera für
sie die Ausaendusg des Tiiptolcmoi) als Gegenatund gräßtsre WahrHcheinlichkeil hat,
als irgend etwas Anderes und als in ihr ein Wagen schwerlich voranszusetKO
sein wird, obwohl hierüber nicht abgesprochen werden kann. Faßt man aher du
üleusiDische Relief an sich ins Auge, so wird man leicht eiueehn, daß sein, uhu
Zweifel architektonisch oder tektoniech bestimmter, eng begreuztei- Raum, welcher
eben die drei Personen, ao wie sie sind, ku fassen im Stande ist. flir den Apparat
des Flügelwagens keinen Platx hnt. Der Künstler mußte diesen also nnterdrflcken
und er durfte es . weuu er nur im übrigen für hinreichende Klarheit des darge-
stellten Actes Sorge trug, was durch die Übergabe des .Ähre nbflsch eis durch
Demeter und die UekräuKung durch Kor« geschehn ist. Möglich, daß er daneben
durch die Schübe mit auafllhrlichem Riemoiiwork , mit welchen er die Fuße »eines
Jünglings bekleidete, an dessen bevorstehende Wanderung bat eriunem wollen"'.
Die zweite Schwierigkeit liegt in der Jugendlichkeit de» IViptolemoa. der frei-
lieb Dicht als »Knabe«, wie von mehren Seilen geschehu ixt. wohl aber, wie gaui
besonders die weichen und fulligcn Formen seiner Beine und im Gegensätze daii
seine dünnen Anne beweisen. aU Mellephebe beseichnot werden muß. Auch flir
diese Jugeodlichkeit kann man sieb natürlich nicht mehr auf diejenigen Kuntri-
werke bettifen, welche wie die oben angeführte Gemme und da« florentiner ßelirr
die bisher als Triptolemos, jetzt aber mit größerer Wahrscheinlichkeit als PlBtos
gedeutete Figur in völliger Kindes- oder Knabeugealalt zeigen , wühl aber daraif,
daß Triptoleraos in allen rotbÜgurigen Vasenbildem sehr jugeudlicb. ü> mtkt wa^
gen in so zarter Jugendlichkeit dai^estellt ist, daß mau üeJne Funneo mtksbA
• mädubonhaft g genannt hat und daß Ver^l Georg, 1, vs. lU ihn gradesu als 'wm
puer monstrator aratri<i bezeiclmet. Wenn uns daher auch kein litterariMtal
Zengniß aus guter griechischer Zeit dafür erhalten ist , daß die Auaeendunf te
Triptolemos in seine frflhere Jugend , sein Mellephebcnalter gefallen sei, m 4tHm
wir docli gewiß aus der Darstellung dei' Vaeenbildor und aua dem diesettw bwtUJ-
genden und steigernden Ausdruck Vergila schließen , daß es eine daliia geWWt
Tradition nicht nur gegeben habe, sondern daß tiknQ die herrschende gewMon m-
Bb ist Ja dies Nichts weniger als der erste oder einzige Fall, wo uns die Km^
Werke mehr lehren, als wir aus Bcbriftlicher Überlieferung wissen*;.
Mit dem Hinweis auf di« frühe Jugend , in welclier Triptolemos hier iupr
stellt ist, ist zugleich ein Tlieil einer dritten Sohwiengkeit gehoben, wddw ikr
Krkläning des eleusinischen Reliefs entgegensteht und welche darin liegt, dAfil^
plolemos von geringerer Größe eracheint, als die Göttinnen, Ist er eiu uoch »Jeh
voll erwachsener Jüngling — und das ist er seinen Formen nach niclU. ao itf ■
*) Vutgl. «ucli Stephuii, L'onipie-cendu etc.
b] A[iii. e Hon, dell' liiit. von 1854 Ut.
S. ,^1itr, n, S. 5U6.
c| Vergl. Ilerirhio der k. aatlia. Ges. d. W
d) Voritl. Wrliier, (l.ledi. Uulleil. 11, S.
V, 1SB1 8. VJi.
iii^e 1S59 p., 68. Note 1.
1, All» T>f. XVt. No, 2. mtl. *•
. »ifiu. 0*s, *. *••
9. TBIPTOLEMOS. 569
schon hierdureh gerechtfertigt, daß er hinter dem Maße der Göttinnen znrflek-
steht.
Dasu kommt weiter, daß es fraglich ist, ob der Künstler Triptolemos als
gleichen Wesens mit den Göttinnen, d. h. ebenfalls als ein göttliches Wesen nnd
nicht vielmehr als einen Menschen, einen eleusinischen Köuigssohn hat darstellen
wollen, als welcher er »nach dem Hange, symbolische Wesen in historische Per-
sonen zn verwandeln«*) in seinen Genealogien von Keleos, Metaneira, von Elensin,
Karos, Ikarios^j nnd in denjenigen Kunstdarstellnngen gefaßt ist, welche ihn bei
seiner Anssendnng von seiner elensinischen Familie nnd Verwandtschaft nmgeben
zeigen (oben S. 545 f.). Fflr eine solche Absicht des Künstlers dürfte eine gewisse
Derbheit in den Körperformen sprechen, welche mehr als einen Erkl&rer des elen-
sioiBchea Reliefs veranlaßt hat, dem Jüngling einen Namen aus rein menschlichem
Kreise zn geben, in ihm nicht einmal einen Heros oder Königssohn anzuerkennen.
Faßte aber der Künstler des Reliefs Triptolemos nicht als Gott, sondern als
Königssohn von Elensis, so kann dies mitgewii-kt haben, um ihn zn bestimmen,
ihm ein minderes Körpermaß als den Göttinnen zn geben. Denn wenngleich man
sich, worin ich früher geirrt habe, für das geringere Körpermaß des menschlich
gedachten Triptolemos nicht auf die von Stephani^) behandelten Yotivreliefe be-
rufen darf, in denen Sterbliche von viel kleineren Körperverhftltnissen viel größer
gebildeten Gottheiten gegenüberstehn, so ^ebt es doch Beispiele dafür, daß Wesen
eines niedem Ranges kleiner gebildet worden sind als die Hauptgottheiten, denen
sie gesellt sind. So im Parthenonfriese die Figur neben Zeus und Hera (Nike
oder Iris) ^) , in dem Friese des choragischen Denkmals des Lysikrates die rechts
nnd links vom Dionysos sitzenden Satyrn, so Ampelos, Satyrn, Pan in Gruppen
mit Dionysos, so außer den sämmtlichen Wesen des dionysischen Gefolges auch
Ikarios nnd seine Frau in dem in mehren Wiederholungen erhaltenen Relief, von
dem ein Exemplar in den Denkm. d. a. Kunst U.^ No. 624 abgebildet ist.
Yielleicht hat aber ein drittes Moment entscheidender gewirkt als die beiden
berührten, die Rücksicht auf eine künstlerische Composition, deren Rhythmus, wenn
die drei Personen gleiches Maß gehabt hätten , nicht allein viel einförmiger ge-
worden wftre, als er jetzt ist, sondern welcher unter jener Voraussetzung in dem
gegebenen Ranme so gut wie unmöglich geworden wäre, während jetzt die drei
Figuren unter sehr vortheilhaft wirkendem Hervortreten der zwei Göttinnen in
ihrem Gegenüber, auf das wohlthuendste zu einander geordnet und der gegebene
Baain gefüllt ist, ohne überfüllt zu sein. So wie aber eben dieser gegebene und
kupp genug zugemessene Raum den Künstler unter allen Umständen zwang, den
Flflgelwagen des Triptolemos zu unterdrücken, so mag er ihn auch veranlaßt
haben, die ohne Zweifel vorhandene Tradition von großer Jugendlichkeit des Helden
bei dem Beginne seiner Sendung und seine in der Poesie ausgeprägte Wesenheit
nicht als Gott oder Agrardaemou , sondern als Königssohn klug zu benutzen , um
demselben das geringere Körpermaß im Verhältniß zu den Göttinnen zu geben,
a) Welcker, Qri«cb. GöUerl. II. S. 471.
b) Vergl. die Zusammen steUung der Zeugnisse bei Stephani im Compte-rendu etc. pour l'an-
n6e 1859 p. 75.
c} Der ausrohende Herakles S. 74.
dj Vergl. Flasch, Zum Parthenon-Fries S. 62.
37»
57»
111. MV
.■ ULK UKMl^rniK ONU KOUA.
auf welchem die Möglichkeit dleaer Cumpusition allein benihte. Hat doch E. 1
sogar die Knahen- Kinder-) gestalt des vermein tlichen Triiitulemus in dem floren-
tiner Relief aus dem dem Künstler durch den Kaum auferlegten Zwang abiuleil«Ji
versncbt und darin die Zustimmung Änderet''^ gefunden.
Wenn dureli diese Bemerlinn^n die Schwierigkeiten, welche der Anerkennung
des Jan^Unga ab Triptolemoa eutgegenzustehn scheinen, wenn nicht beseitig, n>
doch wuh! erheblich vermindert sini] und wenn man nun nai'hmale erwigt, iu »ir
mächtiger Weise der dargestellte Act dafür Zeugniß nhlegt . daß es sich in lim
eleuainiachen Kelief in der That um Triptolemos Aussandung handelt, so wird nuu
dieser Deutung eine gr'iQere Wahrscheinlichkeit kaum absprechen kitiineu, ahs ili«
wenigstens alle bisher aufgestelltan anderweitigen besitzen.
Ob die beiden aus Eleusis Ktammeoden Reliefü'agmente C und Ü. die An»-
sendung des Triptolemos augehn , wie fBr beide Fr. Lenurmant';. für D. auch
FrOliner'') angenommen hat, oder ob diese Keliete nur eine bandlungsluse Onltn»-
verbindnng der elensinischen Göttinnen und ihres Heros entlüelten, was fttr C. IBll-
tichen') Ansicht ist und sieh für U. nicht wohl bezweifeln läßt, wird sich niil
Sicherheit kaum entscheiden lasat^n.
Das Fragment C, nach Lenormant^) eine» von mehren älinliclicu Exemplarpa.
beginnt links mit der rntug stehenden , mit zwei Fackeln ausgestaltet gewei«rueii
Kora — nach bötticher Demeter — ; vor derselben sitzt, aber nicht hoch, wie in
der Regel in den Vasonhilderu. ganz auf dem Wageiisitze, eondem mit den Ptübn
den Erdboden bertihreud, der auch hier sehr jugendlich zart gebildete Triptoleuio*
die linke Hand leicht erhebend, in seinem Wagenstohle . der nicht geflU|cell.
dessen Rad aber von einer Schlange umringelt ist. Alles Weitere fehlt.
Das Fragment D., das reclite obere ätUek der Platte, zeigt ähnlich die oiil
einer langeu Fackel, fast ganz wie in B.. versehene Kora und vor ihr dir horb
aufgerichteten Flügel des Wapens, in welchem aller Wabrucheinliobkeit nwlt
Triptolemus ähnlich wie in C, mit den FUßeu am lioden sitzend dargestellt ^r-
Ans dem Sitzen des Triptolemos mit den Fußen am Boden kännU du»
Mchließen, daß er hier nicht zur sofortigen Abfahrt bereit sei. und folglich an»taU
an die ijcene der Aussendung an eine Einweihangsseene denken . wie sie die lir-
kannte I'onrtaläs'scbe Vase"} mit ihrem ganz ähnlich wie in dem RelieffvagiMnl«
C. sitzenden Triptitlemos bietet, «der an eine Cultuscombination der Art, wir wir
sie an der cnmaeischen HeÜefvase''), nach ihrer richtigen Erklärung' , mit ciM>
ebenfalls ganz dem Fragment entsprechenden Triptolemos finOeii. Üagtgeg
■ ) Ami. e Mon. ddl' Intt. v. 1SS4 p. 7(i.
bl .SellBt von 3l«pli»Tii Im C'umiile-rHiHu utc, pour r»iiiif'e ISä'l p.
r-l R.^Y. irch. N. S. V. I8Ö7 p. 102 sq.
d) NotUe de U seiilpt. •nl. T. p. »1. Na. Un.
e) VenelehnlB der G^^sibgQsse In Berlin -J, Aufl. S. Uli. Na. Hl
r) |{«vue «elie'al. >. i. 0. Üaiette *rcb£ol. van I8T5 p. H7 >q.
gl Paiiorka. Kuaie PourUUs pl. 1 li , füllte ««rtrn. 111. pl. BS. A.,
No. llUi lui Atlu T«f. XVIII. T4o. 19.
h) Coiupte-rnnilu etc. poiir riniiife 1 8I>2 |>l. 2, (le
Im Atlu Tof. Will, N'n. ^0.
i I Vnrgl. Srrube, .Smaiou iit>. dcii bllderklrlü v. Kluuits S. 31 II.
I
Dcnkni. d. ». Kuulil
. iLtd. Abtih II Abl..T»f. LKlVlll-
9. TRTPT0LEM08. 571
nun aber das Vasenbild 50 (s. oben S. 551) den wesentlich eben so wie in dem
Fragmente C. sitzenden Triptolemos in einer ganz nnzweifelhaften Scene der Aus-
sendung und es wäre ja auch recht wohl möglich , daß , wie dieser in seiner er-
hobenen Rechten Ähren hält, welche er so eben von Demeter empfangen hat, so
anch derjenige des Fragmentes C. in der Linken Ähren gehalten hätte. Und
wenngleich man in den Reliefen, falls sie wirklich die Aussendung angehn, gern
ein handelndes Eingreifen Koras, ähnlich wie in B., voraussetzen möchte, so zeigt
doch nicht allein das eben angeführte Vasenbild, welches in seinem Triptolemos
die nächste Analogie bietet, sondern es zeigen noch viele andere Vasengemälde
(8. oben S. 539, 544), daß Kora auch bei der Aussendung völlig unbetheiligt hinter
dem Wagen des Triptolemos stehend vorkommt. Daß nichts desto weniger beide
Fragmente mehr den Eindruck einer bloßen Znsammenstellung der eleusinischen
Figuren, als denjenigen einer dramatischen Handlung machen, soll nicht geläugnet
werden.
Ein von den Reliefen B. C. D. sehr abweichendes Bild bietet das Sarkophag-
relief von Wiltonhouse E., obgleich die Grundlage dieser Composition schwerlich
eine von derjenigen der griechischen Monumente, insbesondere der späten, unter-
italischen Vasenbilder 50 — 53 so verschiedene ist, wie dies Brunn*) behauptet und
nachzuweisen versucht hat. Vielmehr wird, einstweilen von allen Einzelheiten ab-
gesehn, Förster in seiner Entgegnung gegen Brunn ^) in der grundlegenden An-
nahme wohl Recht haben, daß es sich anch in diesem Sarkophagrelief,
welches, wenngleich in Attika gefunden, dennoch stadtrömischen Ursprungs zu
sein scheint^), trotzdem um die Darstellung des wirklichen griechischen
Mythus, nicht aber um eine römische Allegorie handele, wie solche in der Silber-
schale von Aquileja F. allerdings unverkennbar hervortritt.
Der hervorstechendste Unterschied zwischen dem Sarkophagrelief von Wilton-
house und allen anderen Monumenten dieses Kreises ist der, daß einzig das
Relief E. mit der Aussendung des Triptolemos die Anodos der Kora
in Verbindung bringt. Denn daß diese, aufweiche ihres Ortes zurttckzu-
kommen sein wird, in der Scene am linken Ende des Sarkophags gemeint sei,
kann trotz dem Versuche Brunns (a. a. 0. S. 22), es zu läugnen, nicht wohl
zweifelhaft sein. Freilich ist diese Verbindung eine ganz äußerliche und mehr
eine Zusammenstellung zu nennen; denn ein Zusammenhang der beiden je in sich
abgeschlossenen Scenen findet nicht statt. Aber das darf nicht Wunder nehmen,
da anch in der Sage kein innerer Zusammenhang zwischen dem Mythus vom Raube
und von der Rückkehr Koras und demjenigen von Triptolemos' Aussendung und
der Stiftung des Ackerbaus begründet oder irgendwo, ausgenommen eine Spur aus
orphischer Poesie^) , ausgesprochen ist. Dies hat Prell er schon in seinem Buch
über Demeter und Persephone (S. 105, besonders S. 129 und S. 287) ganz richtig
behauptet und neuere Forschungen haben es, obwohl sie hier und da darauf
a) Sitzungsberichte der kgl. bayr. Akad. d. Wiss. Phil.-hist. Gl. von 1875. S. 21 ff.
b) Archaeolog. Zeitung von 1875 S. 79 ff.
c) Vergl. Matz in der Archaeolog. Zeilung Ton 1873 S. 33, Michaelis das. von 1874 S. 64,
Förster, Der Raub u. die Rückkehr der Persephone S. 264.
d) Bei Claudian. Rapt. Proserp. III. vs. 51 sqq., vergl. Förster, Der Raub a. d. Rückkehr
der Persephone S. 94 and 263 f.
572 III. MYTHEN DBB DEMXTEB UND KOBA.
ausgegangen sind^ nicht widerlegt. Bestätigt wird dies Resultat durch die ganze
große Zahl der Vasengemälde , welche , sofern sie sich nicht auf die beiden
Hauptpersonen , Demeter und Triptolemos beschränken , bei der Aussendung des
Heros Kora als ruhig bei der Mutter weilend, die zwei Göttinnen verbunden und
zusammenwirkend, aber nirgend auch nur die leiseste Spur weder von einem An-
kommen noch von einem Scheiden Koras zeigen. Ganz dasselbe ^It von der
Gruppe des Praxiteles A. und dem eleusinlschen Relief B., sofern diese Monnmente
richtig verstanden und erklärt sind. Ein Zusammenhang des Sarkophagreliefs mit
orphischer Poesie wird sich hiemach auf diesem Punkte nicht läugnen lassen; ob
dieselbe Poesie jedoch auch für die Aussendungsscene als Grundlage gedient hat,
steht dahin.
Es ist schon oben darauf hingewiesen worden, daß das Relief £. in numdier
Beziehung mit den nnteritalischen Vasenbildem dieses Gegenstandes ftbereinstimme,
und es erscheint gerathen, hiervon auszugehn, ohne die Verschiedenheiten zu fiber-
sehn, welche auf einem Punkte fundamental sind. Dies gilt nicht von Demeter
und Triptolemos. So wie dort in 52 und 53 die Göttin dem Heros das Saatkorn
in Gestalt eines Ährenbüschels überreicht, so trägt er hier die Gabe der Demeter
in realistischerer und prosaischerer Form als einen Haufen Kömer im Bauaehe
seiner Chlamys; dem Gedanken nach sagt Beides das Gleiche. Und eben so be-
dingt es nur einen compositionellen Unterschied, daß, während Triptolemos dort
bereits auf seinem Schlangenwagen steht, er hier eben im Begriff denselben mit
lebhaftem Schritte zu besteigen dargestellt ist und daß Demeter, anstatt wie dort
unmittelbar neben dem Wagen zu stehn, hier etwas entfernter von demselben auf
einem Felsen^) (nicht der Cista, wie man nach der frtthem Zeichnung glaubtej
sitzt, neben welchem sich ihre heilige Schlange ringelt. In nähere BezMiung zu
der Göttin, als in irgend einem frühem Monument, ist hier Dionysos gebracht,
welcher sich vertraulich auf ihre Schulter stützt. Er erseheint dabei hu einer Ge-
stalt, welche, bis auf unbedeutende Abweichungen in der Stellung, statuarisch Air
den Gott des Weines geläufig ist^); mit Tranben bekränzt und neben einer Rebe^s^^
stehend, so daß jeder Anlaß wegfKUt, ihn als lakchoe^j oder als den in orphisehe^c^^r
Lehre mit lakchos identificirten Dionysos aufzufassen und seiner Anwesenheit ein^^^^e
andere Bedeutung zuzuschreiben, als welche sie in den Vasenbildem 49 nnd 5^ ^o
(s. oben S. 550 und S. 562) hat. Diese Vasenbilder zeigen aber zngleieh^
die Verbindung der beiden Gottheiten nicht allein oder erst römisch^), sondern
sie echt griechisch sei.
Die überraschendste Analogie bieten die Vasenbilder zu den vier Personv^.
vor den Schlangen des Triptolemoswagens, eine Analogie, auf welche mit Re
Förster®) nachdrücklich hingewiesen hat, nachdem er allerdings kurz zuvor ^)
Personen in unglücklicher Weise und allem Augenschein entgegen mit der
a) Vergl. Gonze, Archaeolog. Zeitung von 1864, Anz. S. 176*.
b) Vergl. Clarac, Mus. de sculpt. IV. pl. 678, 678 B., 690 B. u. m. a., nur in der Ovku^p^^^^^uup
etwas abweichende.
c) Förster, Der Raub u. d. Rückkehr der Persephone S. 267.
d) Wie Brunn a. a. 0. S. 24 meinte.
e) Archaeolog. Zeitung a. a. 0. S. 83 f.
f ) Der Raub u. d. Rückkehr der Persephone S. 265 f.
9. TBIPTOLEMOS. 573
steigenden Kora in der linken Nebenscene des Reliefs in Verbindung gebracht
hatte. Es sind Aphrodite, Hermes und zwei Hören, die eine durch ein
Getraidebttndel '^j , die andere durch eine Sichel charakterisirt, also dieselben Neben-
figuren, welche in Vasenbildem mit der Aussendung des Triptolemos verbunden
werden: Aphrodite und zwei Hören in 51, Hermes und zwei Hören in 52, der-
selbe mit Aphrodite und zwei Hören in 53. Daß aber wirklich diese vier Per-
sonen zu erkennen seien und daß unter der ersten derselben, welche mit dem
langen, unten abgebrochenen Seepter ausgestattet ist, nicht, wie Brunn (a. a. 0.
8. 24) will, Kora verstanden werden könne, welche Hermes eben wegzuführen
im Begriffe stehe, das kann als durch Förster^) erwiesen betrachtet werden. Ob
aber die Theilnahme der Aphrodite, des Heimes und der Hören an der Aussen-
dung des Triptolemos auf orphischen Ideen bernhe , wie derselbe (a. a. 0.) an-
nimmt und ob man irgendwelchen Grund hat, der Anwesenheit dieser Personen
hier einen andern Sinn unterzulegen, als den sie in den Vasenbildein hat (s. oben
8. 560 f.j, dies möchte doch wohl sehr zweifelhaft sein. Die Art, wie Hermes
mit Aphrodite und der einen Hora in vertrauliche Verbindung gesetzt erscheint,
indem er Beiden je eine Hand auf die Schulter legt, giebt hierzu keinen Anlaß,
und eben der Umstand, daß Hermes mit den beiden weiblichen Figuren, zwischen
denen er steht, in gleicher Weise verbunden ist, macht es deutlich, daß es
sich hier nicht etwa um tiefer liegende mythologische Beziehungen weder zwischen
Hermes und Aphrodite, noch zwischen ihm und den Hören handelt, sondern daß
der Künstler wahrscheinlich nur aus compoiritionellen Gründen diese Gruppirung
gewählt hat, um nicht seine vier Figuren, welche ohnehin schon in ihrer gleich-
mäßigen Aufreihung und der Wendung ihrer Köpfe nach derselben Seite auf Tri-
ptolemos hin, einförmig genug erscheinen, vollends unvermittelt neben einander zu
stellen. Für den ein paar große Ähren ^) haltenden Knaben endlich zwischen den
Hören, der sich in den Vasenbildem nicht nachweisen läßt — da hier von Eros
wie in 53 nicht die Rede sein kann — , hat Förster^] nach dem Vorgange Ste-
phanis®) den in dieser Umgebung gewiß nicht unpassenden Namen des Pluto s
vorgeschlagen.
Größere Schwierigkeiten, als die Seitengruppen, bietet die Mittelgruppe und
die in ihr dargestellte Handlung, weil diese im ganzen Bereiche der uns bisher
bekannten Monumente dieses Kreises ohne genaue Analogie ist und weil sich auch
in den litterarischen Überlieferungen Nichts findet, das sich zu ihrer Erklärung
verwenden ließe.
Vor Demeter steht, aber mit dem Unterkörper von ihr abgewendet und nur
oberwärts sich zu ihr umkehrend, eine jugendliche Frauengestalt, welche in der
Linken Ähren hält und die Rechte in Demeters ihr entgegengestreckte Rechte ge-
legt hat. Sie ist, um von Älteren zu schweigen, von 0. Müller'), Gerhard k),
a) Vergl. Michaelis, Aichaeolog. Zeitung v. 1874 S. 65.
b) Archaeolog. Zeitung a. a. 0. S. 83 f.
c) Vergl. Conze in der Arcbaeol. Zeitung von 1864 Anz. S. 176* und Michaelis das. 1874 S. 65.
d) Archaeolog. Zeitung a. a. 0. S. 84.
e) Gompte-rendu etc. pour Tann^e 1859 p. 109.
f ) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 117 ältester Ausgabe.
g) Ant. Bildwerke S. 399, Üb. den Bilderkreis v. Eleusis Beilage C. No. 53.
574
111. MYTRFJr DER DFMETER UND KORA.
Wieaelfir*'. Stephan! *\ CoDze''] und FrtrBtflr''i als Kora verstanden worden.
(a. s. 0. 8. 25] dagegen will in ihr die Hörn di's Herbstes erkennen, welchi.-.
von Demeter schoidend. durch Handschlag das Versprochene bekrJlftige, d*D
es sich um eine Trennung auf WiodersehT) handele, wtthrend sie sicJi von Demeter
abwenden ittüii. "um Triptolemos zu folgen".
Ea ist ohne WeitlÄufigkcit nicht möglich, anf alle die Combinationen . ani>-
geiiprochene und unausgespi'nchene . pinziigehn . welche Bmnn zn dieser Anuahmp
geführt haben, es ist dies aber anch nicht nöthig. weil zwei der entsrheidendsteo
Motive von Fßrster') bereits als irrig erwiesen worden sind, einmal das ao§ der
Tracht, dem angeblichen , nnr in den älteren Zeichnungen scheinbar, in der That
aber nicht vorhandenen l&ndüchen Kopftnche dieser Figur abgeleitete und sodann
dasjenige, welches sich anf das Verhältniß dieser sein sollenden Herhsthora za den
beiden sicheren Hören am recbteo Ende der Nebengnippe stfitr.t. Aaßcrdem aber
hat derselbe mit dem unzweirelhaftesten Rechte bemerkt, daß die Annahme, die
Herhsthora nehme hier von Demeter Abschied, sie in eine Hitnation verwlien
heiOe, welche sie nii^end hat noch, muß man hinziiffigen. haben kann. Kin mI-
cher Abschied von Demeter sei allein bezeugt nnd passend für Kora . an welcher
Benennung denn auch festzuhalten sein wird, vorausgesetzt, wie FSrater aagt. daS
sich dies Motiv mit der Auesendung des Triptolemos vertrftgt.
Die Art nun, wie Förster zu erweisen sucht, daß dem so sei, kann ^B pi-
ntlgend nicht anerkannt werden. Er hernft sich anf die spftriichen Reste der
litterarischen Überliefemng (cf. Clandian. Hapt. Pros. !U. 51 sq.'), welche die
Verleihnng des Getratde Samens an Triptolemos mit dem Ranbe der Koni in Ver-
bindung bringen; er muß dabei ziigeatchn, daß in dieser Überliefemng du Er-
eigniß schon eintrete, als Demeter durch TriptolemoB die Entführung dir
Tochter erfahren habe, meint aber, die Denkmiller bezeugten uns eine VerwoB.
nach welcher Demeter den Triptolemos erst aussendet, nachdem sie die Tochter
wirklich wieder erlangt hat. Das ist der Punkt, anf welchem unsere An-
sichten sich trennen. Daß dieses Wiederorlangthaben der Tocht«r etwu
ganz Anderes sei, als was die littt^rarische Überlieferung bietet, ist unbestreitbar,
eben so gewiß aber ist, daß der hier dargestellte Abschied der Kor»
von der Mntter von dem. was uns die anderen Monumente zeigen, vullkonunui
verschieden ist und daß . wflhrend die anderen Monumente (die Vasenbilder . wir
schon oben bemerkt, anch nicht im entferntesten andeuten oder errathfs
lassen, daß e» «ich in ihnen bei der Anssendung des Triptolemos nm ci»'
Wiedervereinigung der beiden Oötlinnen nach einer vorangegangoM
s) Zu dEti Deiikm. <1. >. Kuubt t. ■. U. neuere Aufgaben.
b) Campte -ruiidu etc. pour l'uiiirje lBä9 p. 109.
c) Archeeolog. Zaituiig T»n 1864 Am. S. 176«.
d) Der Riiib n. i Rürkkehr der Pmephoni? 5. 266. Atcbicnlog. Zeiionfi von 1S7S S. Sit
e) Arrh«eolog. Zoitmig ». «. O. S. 81 f.
f) Natte donec iMtiti repettee
inrtido triba»t trag«« cutriiiqoe rerttui
■<lu9 (]. tllger. FöTsIer) Ignotae papiilla apirinnis ■ttdw
et iugt coeriil«! mitieint Actuia drioane«.
Vergl. Der lUiib u. d. Ililckliehr der Persepboti« S. S4.
9. TRIPTOLEMOS. 575
Trennung, um ein Wiedererlangthaben der Tochter von Seiten der Demeter
handelt, bevor sie den Triptolemos aussendet, hier, in dem Sarkophagrelief viel-
mehr ein Wiedorscheiden oder schlechthin ein Abschiednehmen Koras
von der Mutter mit aller möglichen Deutlichkeit hervorgehoben wird. Diese Dinge
kann man mit einander nicht combiniren und nicht aus einander erklären, viel-
mehr muß man anerkennen, daß in der Verbindung von Koras Abschied
von der Mutter mit der Aussendung des Triptolemos der Sarkophag von
Wiltonhouse ganz allein stehe und deswegen zunächst aus sich selbst erklärt wer-
den mfisse.
Da ist denn vor Allem festzustellen und noch einmal bestimmt auszusprechen,
weil es verkannt worden ist (frtther von Förster selbst) , d»ß es sich um ein
Scheiden der Kora von Demeter, nicht um die Wiedervereinigung von Mutter
und Tochter handelt*), wogegen viel weniger darauf ankommt, ob man mit Brunn,
dem sich Förster auf diesem Punkt angeschlossen hat, annimmt, daß es nicht
einen Abschied ftir immer gelte, sondern daß der Handschlag die Bekräftigung der
Hoflhung des Wiedersehns enthalte. Herauslesen kann man dergleichen aus dem
Monumente nur aus der feierlich gelassenen Haltung der Demeter; es fragt sich
aber, ob diese nicht auf etwas noch Anderes fährt, als auf das Scheiden der
Kora zur herbstlichen Kathodos. Diese sollte gemeint sein? Zu dieser
sollte sich Kora so ganz allein und zu Fuß anschicken? Hier durfte
Bmnn (a. a. 0. S. 24) richtiger empfunden haben, welcher, indem er die Figur
vor den Schlangen (Aphrodite) als die scheidende Kora faßte, den Umstand, daß
Hermes derselben die Hand auf die Schulter legt, dahin verstand, daß darin, wie
in dem sanften Erfassen der Hand der Eurydike in den bekannten Orpheusreliefen ^) ,
eine Mahnung zum Aufbruch ausgedruckt sei; Hermes sei hier bei der Rückkehr
der Kora zur Unterwelt als Schatten fährer ganz an seiner Stelle und gewiß ist
ein Weggehn Koras bei ihrer jährlichen Kathodos ohne alles Ge-
leit undenkbar. Aber noch auf einem andern Punkte scheint Brunn richtig
gesehn zu haben, wenn er nämlich (S. 23) sagt: daß die in Rede stehende Figur
nach dem Motiv ihrer Stellung sich im nächsten Momente von Demeter abwenden
muß, »um Triptolemos zu folgen«. Damit und nur damit nämlich steht
die Handlung des Triptolemos in vollkommenem Einklänge. Denn während dieser
mit einem eifrigen Schritte seinem Wagen zustrebt, welchen er bereits mit einem
Fnße betreten hat, wendet er sich zu dem jungen Weibe zurück und ergreift sie
am Arme oder legt seine Rechte auf ihre Linke, um sie zum Mitkommen aufzu-
fordern; denn daß diese Handbewegung der Demeter gelte, ist eben so irrig, wie
die Meinung, Triptolemos halte Kömer zwischen den Fingern®). So wie die Hand-
lung hier geschildert worden ist, hat sie auch Wieseler ^) gesehn und verstanden;
es sieht ganz so aus, sagt er, als nehme in der Mitte Kora Abschied
a) Vergl. anch was Petersen , Die Kunst des Pheldias S. 245 und Flasch , Zum Parthenon-
fiiese S. 85 über Stellung und Bewegung des kleinen Midcbens No. 31 im östlichen Parthenon-
friese sagen.
b) Zoega, Bassirilievi di Roma I. tav. 42, Mus. Borbon. X. tav. 62, Clarac, Mus. de sculpt.
II. pl. 116. 212.
c) S. Michaelis, Archaeolog. Zeitung v. 1874 S. 65.
d) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. No. 117. Auch in der eben erschienenen 3. Ausgabe.
emeter i
j TriptolenoH «nfpeforderT
mit ihm zu fahrpii" und giHile so hnbe icli soibat vor Jahren*; die 8c«d« h^
lencbtet und aelie keluen Oruud davon zurückzutreten. Dunu auclj darin kann ich
Wieaeler nur beitret«n . wenn er den aus|fezogenen Worten hinRufUgt , diiß di»
Mitfahren mit Triplolemos für Kora gfuis wohl pnsson wurde. Nämlich inäüfem
Kora die Oöttin iles Koimeus und Sprießena und des BlOhens der Vf<gefaition ial.
so daß wir ihre Mitauasendnug mit dem Heros, welcher in Demeter« AuftrajE« du
8&atkom in die Erde streuen soll, dahin vcratehn können, daß die lludcT
alles Gedeihens und aller Friichlharkoit in der Tochter dieGevikr
gieht. daß das ausgestreute Saatkorn keimen und aufgehn, blQbfn
und Frucht tragen werde. Fassen wir die Scene so, so erkl&rt sieh einer-
seits der Eifer, mit welchem Triptolemoa . der Kora voianatrebend , sie snm Mit-
kommen aiiffordei-t, und andererseits die unter anderen UmslAndon auffallende Robe,
mit welcher Demeter von der scheidendeu Tochter Abschied nimmt. Und daß
diese ebenfalls ein paar Ähren in der Hand trügt, wird sich auch leichter versteki
lassen, wo es sich um ihre Milaussendung zur Getraideaussaat Itandelt, als weu
ihre Katliodos in die Unterwelt gomeint wäre.
Nun ist schon oben erinnert worden, daß sieb allerdings in der litteranMbci
Uherlieferung Nichts findet, wodurch man eine Scene wie die hier vornuegcsetilr
beglaubigen k<innt<i. und daß es uns in den' (Ihrigen Monumenten dieses KretM» u
einer genauen Analogie zu derselben fehlt. Als wenigstens eine enlferntem Ann-
logio aber darf man, wie ebenfalls schon früher bemerkt worden iBt**]. gelloid
machen, daß in dem pariser Caraeo"), welcher Germauicna oder Olaudin» aU TVt-
ptolemos auf dem Seh langen wagen darstollt. neben ihm Ägrippina oder Uesa^ii
als Demeter iThesmophoros). und zwar als seine Begleiterin auf d«r Fahrt er-
scheint, während das brannschweiger OnyxgefUB. an welchem scheinbar eine tki-
liche Bcene dargestellt iat, als eine zweite Analogie wenigstens fitr Jetzt nnil t\U
so lange nicht benutzt werden kann, wie die starken Zweifel über seinen antiken
Ursprung fortbeatehn.*"! Wenn nb*r Demeter seibat in auch nur einem römisch»
Monumente den Triptolemos hegleitet , wamm sollte es dann undenkbar »ein , iit
sie in einem im Übrigen freilich auf der Orunillxge des griechischen Mytlin» ml«
den. aber dennoch Hämischen Sarkophagrelief ihm die Kora an thrnr Statt A
Begleiterin auf seiner Weltfahrt mttgiebtt Und wenn in griechischen Honnmentn,
mehren Vasen und dem großen elenainischen Relief, vielleicht auch in d*ir Gnfpt
des Praxiteles die Theilnahme Koras fflr den scheidenden Triptolemos sieb in im
Darreichen eines Kranzes oder einer vorwandten Gabe ausspricht . liegt ea tei
wirklich gar so feiTie. diese Theilnahme sich bis zu einer Begleitung gealeigtrt A
denken? Ich fllrchto. daß jede andere Erklärung den Reliefs anf gräßere ScM»-
rigkeiten führen wird als die ist, daß man anf diese Fragen nicht positiv b^jafav'
antworten kann.
Fdr die beiden Figuren im Hintergründe zwischen Demeter und Kon wi
zwischen Kora und Triptolemos sind sichere Namen noch nicht gefunden. Dil
() Bsrirhte der k. sich«, ties. <1. Wiss. v. 1S60 S. I^ii f.
b) Bürichle iler k. lich«. Oea, il, Wiis. v. teii(1 S. 18«.
t.') Dsnkm. d. a. Kaiut I. No. 3Bu.
9. TRIPT0LEH08. 577
erstere , eine weibliche Gestlüt im ärmellosen Chiton , mit zwei dünnen Ähren im
linken Arm nnd, wie es in der Zeichnung scheinen will, einen Kranz im Haare,
wird von Conze*) als »Mädchen« bezeichnet, ob mit Recht muß nach der Zeich-
nung, in welcher der Kopf ziemlich breite (matronale) Formen zu haben scheint,
zweifelhaft genannt werden. Ist die Figur in der That ein Mädchen, so würde
jeder Gedanke an Metaneira, welche Wieseler (a. a. O.j und Förster^), Letzterer
neben Baubo genannt haben , hinfällig sein ; ist eine Matrone gemeint , so würde
fllr sie der Name Metaneira vielleicht sich halten lassen, wenn man die Ähren in
ihrem Arme mit Förster auf den von Demeter ihren Wirthslenten verliehenen ^Tto;
bezieht. Aber auch der Qedanke an eine der Demeter beigeordneten Göttinnen
der Fruchtbarkeit^), auf welchen derselbe hinweist, scheint nicht ganz nnmöglich.
Nur eine dritte Hora, an welche früher^) Gerhard dachte, der neuerdings®) auf
jede Benennung verzichtet, wird man schwerlich annehmen können, am wenigsten
mit Brunn (a. a. O. 8. 25) die Winterhora, schon deshalb nicht, weil diese Figur
nicht, wie Brunn meinte, weniger leicht bekleidet ist , als die anderen Hören, und
weil sich für sie, wie Förster bemerkt hat, weder die Ähren im Arme noch der
Kranz im Haare schicken würden.
Die zweite, männliche Figur vollends, welche einen leichten Korb') auf der
linken Schulter trägt, ist ganz eigenthümlicher Natur und mit ihrem Schnur- und
Kinnbart und dem kurzen ^ struppigen Haare fast barbarischen Aussehens. Ob
sich auf sie der Name des Dysaules wird anwenden lassen oder ob mit Brunn
(a. a. 0.) an eine beim Landbau beschäftigte Nebenfigur zu denken sei, mag
dahinstehn; eine ziemliche Wahrscheinlichkeit hat die letztere Annahme und in
der That erscheint diese Gestalt ganz wie eine jener in Sarkophagreliefen nicht
seltenen Nebenfiguren, welche kaum einem höhern Zweck, als dem der Raum-
erfDlhing dienen.
In passender Weise ist mit dem agrarischen Hauptrelief am Deckel die
Darstellung der vier Jahreszeiten in gelagerten Figuren verbunden. Dieselben
sind in Costttmen und Attributen fein charakterisirt und nur die allen gegebenen
Fflllhömer tragen rein omamentalen Charakter. Sie sind nicht in der natürlichen
Abfolge, sondern so geordnet^) : 1) Sommer, halbnackt mit verscheuerten Ähren
in der Rechten; der ihr gesellte kleine Genius trägt eine Sichel; 2) Herbst mit
Weinlanb bekränzt; 3) Frühling mit Blumen im Haar: 4) Winter, ganz be-
kleidet mit einem Schleier; auch ihr kleiner Genius, welcher einen Hasen als
Jagdbeute bringt, ist mit Chiton und Chlamys (ob auch mit Hosen und Schuhen?)^)
bekleidet.
Wenn aber nach allem vorstehend Gesagten nicht in Abrede gestellt werden
kann, daß über die Erklärung des Reliefs £. Zweifel und Bedenken übrig bleiben,
a) Archaeolog. Zeitung v. 1864 Anz. S. 176*.
b) Archaeolog. Zeitang v. 1875 S. 82 f.
c) Welcker, Griech. Götterl. III. S. 136 f.
d) Ant. Bildwerke zu Taf. 310.
e) Üb. d. BUderkreis v. Eleusis Bell. C. No. 53.
f) Vergl. Conze, Archaeolog. Zeitang tod 1864, Anz. S. 176*.
g) Vergl. auch Michaelis a. a. O.
h) Conze a. a.-O. S. 209*.
lETEB min KORA.
so darf dage^ti diejenige iloi
lill>
schale von A(|iiJI<tja
I wi«n
zwar WBsentUoli durch das Vordienat Bninns" als völlig ab^schlossen bezeichnet
. werden. Vor Allem steht es fest, daß es sich in diexem Monumente gsrnichl
um eine Aussftiidungr den Triiitulemo» im eigentlichen Sinne bssdelt,
weder der Person noch der Handlung nach. Vielmehr erscbelnt als die Hanptfipnr
ein Römer, sei es GermanicHs''l , sei es Agiiiipa'^':, welcher wegen irgendwelcher
Verdienste, wahrscheinlich um die SjiciRUUg des Vollfes oder Verproviantininp Knms,
als neuer Triptolemos gefeiert werden sollte und durch Beigabe des bekannten
Wagens mit den hier zum ersten Male geflügelt dargestellten Schlangen *U
solcher bezeichnet wird. Dieser neue Triptolemos aber wird von der Göttin nicht
ausgesendet, sondern er opfert ihr. welche rechts oben im Bilde unthätig. mög-
licherweise sogar als Statue anffaßbar. dasitzt, um das Opfer 7.n empfan-
gen, welches die Hauptlignr nach römischem Ritus auf einem Allare darbringt, sn
dem in feinem Relief der Koraraiib gebildet ist. Bei diesem Opfer xsi'istiron ihm
drei, der mythologi sirenden Tendenz zu Liebe, leicht idealisirte Rinder, zuci
Knaben , deren der eine die darbe Opferarhale hflit . und ein Mädchen . welches
einen Fnichtkorb auf dem Kopf« herbeitrftgt, als Camilli und Camilla. Kechl*
unten nnd links oben sind vier weibliche Gestalten angebracht, von welchen jeup.
mit der Pflege der Sehinngen beschäftigt, lange als Unron erkannt worden sind,
während man in diesen Kora und Hekate Iiat erkennen wolJen. Ohne allen Zwei-
fel aber gehören alle vier zusammen und sind die deutlich charakttrisirten Ver-
treterinnen der vier Jalireszeiten. Die mit der TrÄnkung der einen
Schlange beschäftigte, welrho. nur halbbekleidet, kniet, ist die Herbsthora, ik
gani bekleidet und mit Schilf bekTänüt hinter ihr stehende diejenige des WintcrN,
die links oben sitKendc, welche einen großen AbrenkrauE im Haare trügt, ist ilvr
Sommer und an ihre Schulter lehnt eich vertraulieb die blnmonbekränzle Kroh-
lingahora. Unten im Abschnitt ist Tellus gelagert, der als Attribut ein Rim)
beigegeben ist, )>ei dem man fQglich an den Ptingstier denken kann, und kK'»
erscheint in Wolken in halber Figur, mit Scepter und Blitz ausgestattet und vn-
aohleiert, .luppiter. offenbar als derjenige , welcher mit seinem Regen die Tellm
befmchten wird''), auf daß sie d«n Menschen den Samen sprießen lasae, welehw
ihr Schoß empfangen soll.
>So ist, um mit Brunns Uesiim^ zu sehließen, von dem Mythus fast nnr r-cnr
oberttftehliche Erinnerung tlbrig gebliehen: römischer Auffassung entsprcchi-nd, i»l
er in verstandesmäßige Begriffe aufgellst und bildet gewissermaßen nur den JUli-
men, in den sich diese Begriffe übersichtlich eiiionlnen lassen; ein vomelinrr
Römer, wir möchten am liebsten annehmen, einer, der sieh um das fdr die r<liR>-
sche Verwaltnng so wichtige Gebiet der Annona wesentliche Verdienste erwort»«
haben mochte, opfert der Ceres; unter der Gnnst des Himmels gedeihen d«
Fruchte der Erde im Wechsel der Jahreszeiten und er, der Begtlnatigte, crKbriBi
daher ein zweiter Triptolemos, ein Segenspender nnd Wohllbäler der Meuvcbbrii •
1} SltiungabetiolitB der k, biyr. Akid, v
b) Nirh O. Hflller Ann. dell' Inst, \l.
r) K%ch Amethr Die mol. ßoH- ri. !^II1
Gl r.
d) Veril. Bd. II, S. 2ai ff
1875 6, 1»
. 7B sl.
9. THIPT0LKM08. 579
Über das Lampenrelief 0. ist nnr die folgende Beschreibung Stephanis (a. a. 0.)
bekannt: » Triptolemos , nackt, aufrecht auf einem mit zwei geflügelten Schlangen
bespannten Wagen, streckt die rechte Hand vor, indem er Samen auf den Boden
streut. Das Ganze ist nach rechts gewendet.« Die nächsten Parallelen finden wir
in Münzbildem ; s. unten.
Das Relief H. stellt keinen mythologischen Act dar, sondern bietet nur eine
Zusammenstellung der in der Mitte sitzenden, von Kora und Triptolemos umgebenen
Demeter. Auf Einzelheiten einzugehn, ist bei der bekannten Unsicherheit in der
Überiieferung Campana'scher Terracotten nicht gerathen, zumal hier die Parallel-
monumente (oben S. 510) zur Controle nicht ausreichen.
3. Wandgemälde.
So wie überhaupt die Gegenstände des demetreYschen Kreises zu den von der
Wandmalerei am seltensten behandelten gehören, so haben auch erst die Aus«
grabungen der neuesten Zeit [1871] in Pompeji zwei Darstellungen der Aussen-
dung des Triptolemos zu Tage gefördert. Das erstere:
a. in einem Zimmer eines Hauses der Reg. VU. Ins. VU. ^), sehr staik frag-
mentirt, zeigt einen Moment vor der Abfahrt, der mit aller Genauigkeit von Tren-
delenburg ^] folgendermaßen beschrieben wird: »Bekleidet mit Stiefeln und einer
braunen Chlamys, welche, zurückgeworfen, fast de;i ganzen kräftigen jugendlichen
Körper nackt sehn läßt, steht Triptolemos gestützt auf einen Stab, den er mit
der Linken hält, während er die Rechte vorstreckt, um von einer in einen langen
Chiton gekleideten Frau, wahrscheinlich Kora, einen Korb voll Ähren' zu empfangen.
Sein etwas gesenkter Blick ist auf eine jetzt verlorene Figur gei^ichtet gewesen,
welche, wie es scheint, ihm gegenüber sitzend gebildet war [Demeter) . Ein kleiner,
in seinen Formen nicht mehr zu bestimmender Rest rother Farbe am untersten
Rande des Bildes scheint ihrem Thron oder ihrer Gewandung angehört zu haben.
Ein zweiter mit Ähren gefüllter Korb steht am Boden, auf welchem auch der mit
zwei Schlangen bespannte Wagen ruht.«
Weit besser erhalten, wenn auch nicht unverletzt, ist das zweite Bild
b. an der Hinterwand eines Zimmers neben der Bäckerei in einem Hause der
Reg. IX. Ins. UI.'') S. Atlas Taf. XVI. No. 12. Obgleich Nichts weniger als
klar bezeichnet und durchgeführt, ist dennoch augenscheinlich der hier dargestellte
Augenblick ein späterer, als in a. ; denn Triptolemos, welcher mit seinem Schlangen-
wagen den Haupttheil des Bildes einnimmt, trägt den Bausch seiner hellblauen
Chlamys voll von Getraidekörnem und hat offenbar mit hoch erhobener rechter
Hand deren Aussaat begonnen, ähnlich wie dies außer in einer Münze von Sardes
(Denkm. d. a. Kunst U. No. 114], an welche Gaedechens erinnert hat, und in anderen
Mflnzen schon in dem Vasengemälde No. 31 vorkommt. Bei diesem Acte sitzt er auf
a) S. Fiorellf, 01t scavi dl Pompe! dal 1861 al 1872 p. 113. No. 69.
b) Bull, deir Inst. v. 1871 p. 251.
c) Fiorelli a. a. O. p. 53 (e) und p. 112. No. 68. Abgeb im Giorn. degli scavi di Pompei
N. 8. II. tav. 7 mit Text von Gaedecheus p. 133; vergl. außerdem Trondelenburg a. a. 0.
d. 208.
580 III. MTTHKN 1>KR DKMKTI
Heinem ScliUngonwageti ; denn ao wird man. ao unkl&r dies uuci der Wa^en t
dargestellt iat, mit TreodeleDburg »ageu mDesen, wäbreuci das waa Gaedechena aa-
giebt: er stell«; auf einer kleinen grllnou Erhebung, im Begriff auf den Wagen m
springen, iu keiner Weise erkannt werden kann. Die Windungen der nur au den
KOpfen mit ganz k'IeJnen Flflgeln versehenen Sehlangen sind, m maDnigbllig
sie sein mSgen , wenigstens in dem Znstand , iu welchem üeh daa Bild jetzt be-
tindet, »ehr verworren. Links unten thront Demeter, blumenliekrinzt in veißein
Gewände , das Haupt in die rechte Hand gestützt mit einem in pompejuner Bu-
tlern ein paar mal wiederkehrenden Ocstna. im 1. Arm ein langes, oben in nd
blÄtterartiges Ornament ausgehendes Swpter [wenn ea nicht eine Fackel ist) g*-
schnltert haltend. Hinter ihr steht nur mit halber Figur sichtbar Kora in violettem
Chiton, mit einem grünen Kranz im Haare, auf der verbllllten Linken ein flacke«.
i-unde^ Gefäß tragend. Beide Güttdonen sind eben so sehr dem Zuschauer wie
dem Triptolemoa zugewandt, was das dramatische Leben des Bildes stark beein-
tr&chtigt. Rechts unten im Bilde liegt, von hinUm geaehn, die oberwirts nackte
Figur der Oaea mit einem wahrscheinlich leeren Füllhorn im I. Arme, mit dw
Rechten einen Zipfel des grauen Gewandes erhebend , als wollte sie die von Tri-
ptolemos auf sie ausgestreute Saat auffangen. Das leere Füllhorn soll offenbar die
erst zu befruchtende Erde bezeichnen. Rechts und links von dieser Oeatall e^
scheinen zwei kleine Genien, welche zu stark verblichen sind, um in ihrer Huid-
hing verstanden werden zu kOnnen.
i. Münzen nnd geschnittene Steine. I^^^^HI
s. Mttnzen.
[Vergi. MOMtafel ES.l
Das auBfUhrlichsle Verzeichniß der auf Triptolemoa bezogenen NOnieo findtl
sich bei Stephani im Compte-rendn etc. pour l'annäe 1S59 p. bT sq., dock vir^
dasselbe auf einigen Punkten zn berichtigen sein.
Die Orte, von denen wir Triptolemosmlliizen kennen, sind die folg:eDdei:
1. Athen. Auf den athenischen Münzen handelt es sich, wenn mai v«
den irrthümlich von einigen Seiten auf Triplolemos gedeuteten Typen absieht, ii
welchen vielmehr die auf dem Scblangenwagen fahrende Demeter «amei^eBDa
und von denen oben Cap. VI. No. 3S — 40 der Liste (vgl. 8. &02 f.) gesprocki
worden ist*), nm zwei Typen, einen sicher auf Triptolemoa bezOglicheD. ab»
schwer zn deutenden und einen zweiten, bei welchem man zwischen Demeter nd
Triptelemos schwankt. Der erstere :
Nu. I. auf einer kleinen KnpfermUnze, abgeb. bei Beul^, Monn. d'Alh p.291^
zeigt den ganz nackten oder höckatens mit einer ganz kleinen . um den rechM
Arm gewickelten Chlamys versehenen Triptolemos in einer sehr kQhnen und be-
wegten Stellung mit stark vorgesetztem rechten Bein und ausgestrecktem liskei
a) S. Jetit aurh Wieseler In ilet so «ben enchleneneii 3. Auflic« der Denkn. d. *. Kauf H
III No. 113 >. und b.
b) Wiedetbolt In den Denkm. d. i. Komi II. 3 No. 113 c., Tergl. Text S. 154.
9. TBIPTOLEMOB. 581
Ann auf einem eigentlich nur durch ein Rad ausgedrückten Wagen stehen^, der
mit zwei Schlangen bespannt und wahrscheinlich mit Flügeln versehn ist, wenn
man die Flflgel nicht auf die Schlangen beziehn will , was aber geringere Wahr-
scheinlichkeit hat, da geflügelte Schlangen vor dem Triptolemoswagen nur auf
Monumenten vorkommen, welche zur Zeit der römischen Herrschaft entstanden sind^).
Wem Benl^ a. a. 0. p. 292 von der Stellung des Triptolemos sagt: »sa pose est
hardie, comme s'il allait conqu^rir le monde aux bienfaits de C^r^s«, so hat Wie-
aeier (a.a.O. zu No. 113c.) hiergegen mit Recht bemerkt, dergleichen sei sonst
nicht dargestellt und auch nicht passend. Dasjenige aber, was er selbst zur Er-
klftnmg des Typus vorträgt, erledigt dessen Schwierigkeit eben so wenig. Nach-
dem er gesagt, dem Augenscheine nach lasse sich annehmen, Triptolemos schreite
neben dem Wagen auf Jemand zu (?) , wobei sich daran denken lasse, er sei
abgestiegen, um Jemand zu begrüßen (bei seiner Rückkehr), oder um Etwas, z. B.
Ähren in Emp&ng zu nehmen, dann aber bemerkt hat, das firstere sei nie dar-
gestellt worden und das Letztere geschehe immer vom Wagen aus, nimmt er an,
dies sei aneh hier gemeint, »nur daß durch das gehobene und vorgesetzte Bein
das sich Hinwenden behufs der Empfangnahme der von Demeter dargereichten
Ahrea noch besonders hervorgehoben« werde, wobei er die unter I13.e. abgebil-
dete Gemme zu vergleichen auffordert. Allein weder zeigt diese ^) die hier die
Schwierigkeit bietende, stürmische Bewegung des Triptolemos, noch ist dieselbe in
irgend einer andern Darstellung der vorausgesetztem Scene nachweisbar oder auch
nur einigermaßen wahrscheinlich und innerlich begründet. Endlich hat auch Wie-
selers Annahme, es handele sich hier um eine durch Hinweglassung der Demeter
abgekürzte Darstellung, viel Bedenkliches, wogegen die weiterhin folgenden Tripto-
lemosmünzen den Heros bei seiner Fahrt, wo er offenbar Samen ausstreuend ge-
dacht ist, wenn auch nicht ganz so kühn, dennoch immerhin ziemlich stark be-
wegt zeigen, so daß es, wenn uns nicht ein anderes, besser ausgeprägtes oder
erhaltenes Exemplar eines Andern belehrt, einstweilen gerathener sein m^hte,
auch hier an die Fahrt des Triptolemos und an die Aussaat des Getraides wäh-
rend derselben zu denken.
Von No. 2, dem zweiten in seiner Bedeutung zweifelhaften Typus athenischer
Münzen kann nur im Zusammenhange mit den gleich zu besprechenden Münzen
von Eleusis gehandelt werden, zuvor aber sei noch erwähnt, daß die Bezüglichkeit
des Bildes auf einer athenischen Erzmünze aus der römischen Zeit^j auf den pflü-
genden Triptolemos^) oder anfDysaules viel femer zu liegen scheint, als diejenige
auf Thesens mit dem marathonischen Stier, welcher auch Beul^ und nicht minder
Stephani®) dep Vorzug giebt.
2. Eleusis. Was nun die eben erwähnten Münzen von Eleusis, No. 3, an-
langt, welche auf dem Avs. eine auf dem Flügelwagen sitzende, in der Rechten
Ähren erhebende Figur, auf dem Rvs. das demetrelsche Schwein mit verschiede-
a) Vergl. Atlas Taf. XYI. No. 11 ond 12, die Münzen unter No. 5 ff. and yergl. Wieseler
a. O. S. 157 zu No. 114.
b) Vergl. unten: Geschnittene Steine No. 8.
c) Abgeb. b. Beul^ a. a. 0. p. 399 No. 1, yeTgl. p. 398.
d) Vergl. die Gemmen unten No. 10 u. 11.
e) Compte-rendo etc. poar Tann^ 1859 p. 74 eq» Ui 4v 1
&82
III.
rrilKN I>EB ItKMKTKR l'SU KUItA.
nen Varianten in Deiwerk und Beizeiclieii ditrstelle» "j und von deneB
der crgitiizende KxempUre der Imhoof'svhen Sammluii^ und do« britischen Mu-
seums auf der IX. Milnztafcl unter No. l.a und l,b abgebildet sind^l . ao wirf
die fragliche Peraon auf dem FlUgelwagen von den Meisten für Üeiueler gehaltcD'.
Älkr Walirächeinliehkeit nacli mit Unrecht. Es l&ßt sich allei-din^ nicht Ung-
nen , daß die Küpfe dieser Figuren mit auf den Nuckeu hernliliangendero Haar
und mit einem Ähreukranze [b. besonders MUnnt. IX. Nt>. l.b. weiblich zu »ein
scheinen können, während mir Exemplare, bei denen, wie älephani von der Mehr-
zahl angiebt, der Kopf vcrscldeiert wäre, nicht bekannt sind. Allein liuig:e Locken
»ind bei Triptnlemos in anderen Munumeiitguttun^en eine zu gewöhnliche Erachei-
nnng , al« daß sie hier Schwierigkeiten machen könnten . und wenn die ÄhKab»-
krSnzung auch nicht eben so gewöhnlich ist . so setgt doch die peterahnrgnT Vase
(oben V&senb. No. 51, Atlas Taf. X\'I. No. i:t). daß derselbe bei Triptolemos
sehr wohl vorkommen kann. Dazu kommt nun aber anderereeita nicht allein. diB
die Figur auf den elensinischen Münzen mit völlig entbliißtem Oberkflrper.
das Himation nur um die Beine geschlagen, dasitzt, was für Demeter, abge-
sehn von dem hier nicht in Parallele zu ziehenden pariser Sarkophag mit deni
Koraraube (s. Atlas Taf. XVU. No. li, vollkommen unerhört ist nnd daß dir
Formen dieses entblößten Oberkörpers, es sei denn in der uugenanen AhhildaujC
liei Haym und Creuzer aa. aa, Oc, durchaus nichts Weibliches, namentlich klei-
nen weiblichen Busen erkennen lassen, sondern außerdem noch, daß Triptolemi«
in eben der hier gegebenen Gestalt nnd Oomposition melirfach, eine nnKweifelbafir
Demeter dagegen nirgend nachgewiesen werden kann. Triptolemoe erscheint eb«D
ao oder so gut wie eben so in der neapeler Vase mil der Aussendung .oben
Vasenb. No. bO , Atlas Taf. XVI. No. 16), auf der Ponrtal^s'schen Vase*:. M-hr
Ubeieinatimraend in der cumaeisehen Heliefvase "} nnd, was vielleicht un eutschri-
dendsten ist, in dem eleusinischen Belief Atlas Taf. XIV. No. 4 ') , während n in
demjenigen Atlas Taf, XIV. No, ;)*) eben so vorausgesetzt werden darf. Und
auch die Ähren in seiner erhobenen rechten Hand lindeu ihre I'aiullde an den»,
welche er auf der ueapeler Vaac (Atlus Taf. XVI. No, llij hält and die «r ii
dem eleusinisehen Relief gar wohl gehallen haben kann. Nach einer von FSnltf^
aufgestellten Behauptung . daß nämlich der Wagen , anf welchem Demeter fiW,
Wühl mit Schlangen lieaponnt, nicht aber geflllgelt vorkomme, wdnle auch Itt
■) 9. Mionnet. Deicrlpl. II. 110, 307-300. Siippl. III. 5S5, ^^»— ^Hill, K». EAET n*!
.'^Sweld Im Ali renk ran xe.
b) Kill Kieitiplir <]e> brlt. Mua. mbgeb. bei 1l»)uj, Tlies, Hus. Kril. I. tb. 2t. T. p. tfU
wlvilethall in Cremen Symbolik IV.« 2. Heft. Tat. V, tio. 14. l.<ageiiku,
lO Sn von Mioiwiet m. w. Oo.. so von Stephtn! >. ■. il. p. S7 Noie I uli »Uea KukAvl
Qiiil HO iji brlerUrher Hltlh«iluii|i: inrh von Inihoor. l)igegcn Ptkeiinl W. M. LfuLa. .tuaba
Hell., Eiirop. flreere p. iH El«aiiis^ Triptoleniua , eben so Püntet. Drt lUnb ■. i. McU*
iler fersephniie H. 250 Note 4.
il) Panothft, Aiil. du ubinet Fourults pl. Iß, j:iite cinta. III. pl. U3. a.. l>enkB. 4. u kuM
ll.H No. 112, Atla. far. XVlIl. No. ID.
ej Oben C*p. VII. S. 510. No. IS, AlUa Taf. XVIII, No W.
() Oben Cap. VII. S. aus Nu. 2 und oben >i. a~lt Na. C.
g) A. ü. ai. Uo. No. :i und So. [).
b) Der Raub und üle Bavkkebi <1m Peneplione H. 250 Note 4.
9. TRIPT0LEM08. 583
Umstand, daß der hier in Frage kommende Wagensitz, ganz so wie derjenige in
den oben genannten parallelen Triptolemosmonumenten (mit Ausnahme des Reliefs
Atlas Taf. XIV. No. 4] mit großen Fittigen ausgestattet ist, sieh zu Gunsten der
Deutung auf Triptolemos verwerthen lassen. Allein diese Behauptung, obgleich
sie von Wieseler '^j angenommen ist und durch die große Mehrzahl der Münzen
gerechtfertigt ei'scheint, welche Demeter auf dem Schlangenwagen fahrend dar-
stellen, läßt sich angesichts der bei Beul^ a. a. 0. p. 289 (obere Reihe) und 291
abgebildeten Münzen (vergl. auch oben S. 502) nicht schlechthin festhalten, ver-
liert also auch hier ihre Beweiskraft. Nichts desto weniger wird nach den oben
vorgetragenen Gründen nur geringer, wenn überhaupt irgend welcher Zweifel übrig
bleiben, daß es sich in den Münzen von Eleusis um Triptolemos, nicht aber um
Demeter handele.
Diese Thatsache aber wirft auch ein neues Licht auf die oben übergangenen
kleinen Erzmünzen von Athen (No. 2) , von denen sich bei Beul^ a. a. 0. keine
Abbildung findet. Das auf Münztafel IX. unter No. 2.a. abgebildete Exemplar
der Imhoof 'sehen Sammlung^) zeigt eine den eleusinischen Münzen und ihren Pa-
rallelmonumenten durchaus analoge Composition. Auch hier hat die fragliche Per-
son langes Haar und trägt vielleicht einen Ährenkranz; aber auch hier sitzt sie
mit entblößtem, schwerlich füi* weiblich zu haltendem Oberkörper und mit in der
Rechten erhobenen Ähren auf dem wiederum mit großen Flügeln ausgestatteten
Wagensitze, und auch hier wird man um so mehr der Deutung auf Triptolemos
vor derjenigen auf Demeter den Vorzug zu geben haben, als die angeführten Vasen-
bilder und das cumaeische Vasenrelief beweisen, daß die hier in Frage kommende
Darstellungsweise des Triptolemos nicht ausschließlich eleusinisch, sondern weiter-
hin verbreitet gewesen ist.
Eine etwas jüngere Variante dieser Münze, deren dem wiener Münzcabinet
angehöriges Exemplar auf der IX. Münztafel unter No. 2. b. abgebildet ist, unter-
scheidet sich von dem unter 2. a. abgebildeten außer durch die auf dem Avs. bei-
gefügte Inschrift A©H(vai(i)v) durch ein etwas verschiedenes Dasitzen der Person,
das deutlicher, als dort, ausgeprägte Rad und die Anordnung der Schlangen, und
zeigt die in der rechten Hand erhobenen Ähren mit besonderer Schärfe. Im
Übrigen muß die Composition, und somit auch deren Bedeutung, für identisch mit
der eben besprochenen gelten.
No. 4. Zu den Triptolemosmünzen anderer Städte, welche den Heros fahrend
darstellen, bildet gleichsam eine Vorbereitung die Darstellung auf einem Kupfer-
münzchen von Eleusis, abgeb. Münztafel IX. No. 3*^), in welcher Triptolemos hinter
dem schlangenbespannten Flügelwagen steht oder denselben eben besteigt, während
er mit der vorgestreckten Rechten die Zügel der Schlangen bereits ergriffen hat.
Denn an Triptolemos, nicht an Demeter wird auch hier zu denken sein, theils des
nackten Oberkörpers der Figur, theils, wenigstens vielleicht der Beflügelung des
Wagens wegen, welche bei Demeter sicher nur auf den oben erwähnten athenischen
a) Zu den Denkm. d. a. Kunst II.' S. 153.
b) Entsprechend Oombe, Mus. Hunter. pl. XII. No. 13, vergl. auch Leake a. a. 0. p. 27,
wo Triptolemos anerkannt ist. Rvs. AGE. Ähren und Fackel (oder Zweig) ftberkreuz gelegt.
c) Unedirt, aus der Imhoof scheu Sammtaiig ; Bte. EACV «nd fletesin vaditiliiii-im. Ähren-
kränze.
Ovcrbeek, Knastmythologi« III.
[II. M^TUEX riRR DEMl'rrFK I
[I KORA.
einander gegenüber gestellt sind, sondern daß Denietei'. welche die lu^e b
Fackel im linken Arme geschnltert Lält , mit der Hechten ein paar Ähren dem
nnch ihnen die Hand an sh treckenden Aelius darhietet. welche allerdings venchliflte,
aber deiiiuich recht wohl erkennbar sind.
h. Geschnittene Stei
(Vurgl. Qemraentafel IV.)
d
Orflßere Mannigfaltigkeit . als die Mflnzen , bieten die geacliniltenen Steine,
deren vollständigstes Vurzeicbniß abermals bei Stephani a. a. 0. p. bJ Bq. gegebrii
ist. Man kann die Scenen der Aussendnng des Triptolemos, seiner Fahrt an<l
Darstellungen desselben als PflUger unterscheiden, welchen letzteren sich nwl
Bilder anschließen, welche Tri ptolemos ohne bestimmte Handlung, unr ab Agrt-
CQltnrheroa zeigen.
Aussendung des Triptolemos. Am meisten an die in VasenLili
läufige Compositiou erinnert:
No. I (Stephani No. 47) ein Smaragd-Plasma der Sammlung Vitzlhum r. FH-
atedt inoch'^ von dem in Lippert'a Daktyliothek I, No, !l!t M. I. S. I. No, III
und in Oade»' Großer Abdruckaammlung III. Nu. 20 Abdrttcke sind, abgebildri
Gemmentarul IV. No. II. Eine Glaspaste aus dei- Stosch' sehen Sammlung [Wiit-
ckelmanu 11. j. 242) im berliner Museum (Tillken, Erkl. Verz. II. 2, 2iü\. i«
abgebildet in den Denkm. il. a. Kunst 11.-' No. 113. e. Triptolonos steht taf
dem scblan genbespann len , iiber nicht gedflgelten Wagen , bekleidet nur mit drr
Cblamys, in deieu Bausch er entweder den Getraidesikmen bereite hat. oder den rr
zu dessen Empfangnalime bereit hält. Ihm gegenüber silzt Demeter, welche linl:>
ein Scepter aufstUIy.t und rechts zwei Ähren erhebt. Ihr Oberkörper scheint nacki
zu sein , doch zeigt ein Gürtel unterhalb des Busens , daß der Steinschneider ein
feines Untergewand hat darstellen wollen. Im Abschnitt ist ein Blitx angeliraclil,
aber dessen Bedeutung bisher nur unbeweisbare Verniuthungen voigetragen wordpn
sind; vergl. Wieseler a. a. Ü. S, Ihti. — Dagegen eiiunert an den ohne Wjifrrri
dastehenden Triptulemoa des großen eleusinischeu Reliefs;
No. 2 (Stephan! No. ri2) ein Carueul nubekaunlen Besitzes, run dom bei i'täa
a. a. 0. No. lU ein Abdruek ist, abgebildet Gemmeutafel IV. Nu. 12. Der nul
über die linke Schulter geworfener (l^hlamys dastehende Trijitulemo« orgreift »«
der Rechten die Ähreu , welche ihm die mit einem Scepter im linktin Anne <!>'
sitzende Demeter darreicht. Aucb hier ist die Göttin mit einem geglirteleii . sl"
deutlich erkennbaren Untergewand und einem die Beine nuliQllenden IBiaation W-
kleidet. <')
Fahrt des Triptolemos. In der allereinfachsteu Wt^ise litt die Fahrt 4h
anf dem Schlangen wagen stehendun Heros dargestellt in
No. 3 (Stephani No. 44) , «inem Carneol aus der Stosch'schen 8«tmlnf
(Winckelmann a. a. 0. No. 240! im berliner Museum [Tütken a. a. O. No. !<l
von dum bei Cades a. a. 0. No. 20 ein Abdruck ist, abgebildet Gemmentafel I^
No. I :t ; fast genau eben so in
9. TRiPTOLEMOS. 587
No. 1 (Stephan! No. 48), einem Oanicol der Sammlung eines Herrn de France
jetzt?;, von dem ein Abdruck in Lipperfs Daktyl. Suppl. No. 61) ist; des-
gleichen in
No. 5 (Stephani No. 51), einem Cameol unbekannten Besitzes, von welchem
sich der Abdruck bei Cades a. a. 0. No. 25 findet, und in
No. 6 (Stephani No. 49), einem Onyx der Greville'schen Sammlung bei Tassie-
Raspe, A catal. of gems etc. No. 1890.
Es ist zu diesen Bildern weiter Nichts zu bemerken, als daß. wie in dem
einen abgebildeten Beispiel, der Wagen so gut wie das Schlangengespann unge-
flflgelt ist und daß Triptolemos ohne jede erkennbare Handlung einfach aufrecht auf
dem Wagen steht. Dies ist anders in
No. 7 (Stephani No. 45), einem Jaspis aus der Stosch'schen Sammlung (Win-
ckelmann a. a. 0. No. 241) im berliner Museum (Tölken a. a. 0. No. 242), ab-
gebildet Gemmen tafel IV. No. 14. Hier sind die Schlangen (genauer eine der-
selben für beide) geflügelt und Triptolemos streckt die rechte Hand wie in der
Handlung des Säens vor. Im Zusammenhange damit sind denn auch in etwas
wunderlicher Weise und der Deutlichkeit wegen in liesenhafter Größe sowohl
oberhalb wie unterhalb der Schlangen im Felde dort 4, hier 6 Getraidekömer an-
gebracht (vergl. Stephani a. a. 0. p. 94. Anm. 3) , ein Umstand, der an ein
ähnliches Vorkommniß in dem berliner Vasenbilde oben No. 35. S. 540 f., Atlas
Taf. XV. No. 21 erinnert und wohl geeignet ist, die dort gegebene Erklärung fest-
zustellen. Die Handlung des Säens wird auch zu erkennen sein in
No. 8, einem Smaragd-Plasma der kais. Ermitage in St. Petersburg (Stephani
No. 43, vergl. p. 94 Anm. 2), abgebildet bei Ouvaroff, Essai sur les myst^res
d'Elensis als Titelvignette. Der geflügelte und mit zwei großen Schlangen be-
spannte Wagen (denn so wird die in Betreff der Anbringung der Flügel nicht ganz
klare Darstellung zu verstehn sein) und der auf demselben sitzende Triptolemos
ist hier wie in den späteren Vasenbildem in der Vorderansicht gebildet; der Heros
wendet sich nach links, wohin er auch seinen rechten Arm ausgestreckt hat, ein
Gestus, welcher schwerlich auf etwas Anderes, als auf das Ausstreuen des Ge-
traidesamens gedeutet werden kann, obgleich dieser nicht, wie in No. 7, dargestellt
ist. Wieseler (zu den Denkm. d. a. Kunst 11.^ No. 113. d. S. 155) vergleicht
nicht mit Unrecht das Vasenbild oben No. 31 , Atlas Taf. XV. No. 8, in welchem
er aber die Erhebung der rechten Hand nicht von der Handlung der Aussaat ver-
stehn will, sondern, aller Wahrscheinlichkeit nach irrig, »zunächst auf den auf-
merksamen Zuhörer« bezieht, aber auch als rednerische erklärbar achtet, was damit
zusammenhängt, daß er die Darstellung der Gemme wie diejenige des Vasenbildes
als Theil einer großem Composition auffaßt. Schwerlich mit Recht.
Von diesem Stein giebt es in der Kestner'schen Sammlung in Hannover eine,
wenn auch in Einzelheiten abweichende Wiederholung, von der bei Cades a. a. 0.
No. 24 ein Abdruck ist, abgebildet in den Denkm. d. a. Kunst a. a. 0., welche
aber aller Wahrscheinlichkeit nach als eine moderne Fälschung zu betrachten
ist. «)
In diesen Zusammenhang gehört denn auch No. 9 , der mehrfach abgebildete
^8
III. MYTHKK mzR DKMhVrrR UND KOHA.
und befipror.liene "j Cameo der pHrisei' Biblidthek '') . wi^lcber tiermaniens «nd A|R^
pina oder, nach anderer Meinung, Claudius und Hessaliua als TriploIemoB mtd
Demeter Thesniojthoros auf einem pracljtvollen. von zwei großen, aber nicht g«-
fldgelten Schlangen gezogenen Wagen darstellt. Der Gemianicns-i Claudias- Tri-
ptolemOB . dessen Harnisch natürljcli die tiiätorische , nicht die mythische Penon
angeht. trSgl hierbei, ähnlich wie der Triptolemos auf den thrakischen und klein-
asiatischen Mtlnzeii, das Saatkorn im Bausche seines Paludamentuui. wlhrend seine
Genossin in der einen Uand ein Bündel Ähren , in der andern eine Rolle trägt,
welche auf die Gesetze der Demeter-Thesmophoroa bezogen wird.
Triptolenans als Pflilger. Diese, litterariseh nicht selten bertthrtc' Dar-
stellnngsart des Heros der Demeter, welche kaum als unbedingt sicher erklin
gelten darf, ündet sich künstlerisch außer vielleieht In dem Nebenbilde des Sarko-
phags von Mazzara mit dem Koraraube (s. unten Cap. X. Sarkoph, No. Ifl. Atla*
Tsf. XVII. No. 24) nur in einem geschnittenen Stein und einer antiken Pul«
aus der Bfoseb'schen Sammlung im berliner Museum, und zwar zeigt:
No. 10, ein gelber Jaspis (Winekelmanu a. a. 0. Xo. 2')3. 'Trtlken ti. a 0
No. 243), abgebildet Gemmentafel IV. No. 15^). den. wie es seheint, langbektei-
deten und mit einem langen Scepter ausgestalteten Triptolemos mit einem Gespann
Ton zwei Stieren pflügend, wfthvend zu seinen Füßen, zusammengeringelt. Hie
Schlange, das heilige Thicr der Demeter, liegt. Eben diese Rehlange, noeh mehr
aber das Seepter zeigt , daß es sich nicht nm einen gewöhnlichen Ackerunann
handelt, an daß. wer Triptolemos nicht anerkennen wollte, nur an eine andcrf
mythische Person wie etwa Dysaales denken könnle. Dagegen verbindet
No. II, eine antike Psste (Winekelmann und Tfilken a. d. «a. 0, No. 211
und 246) , abgebildet Gemmentafel IV. No. 1 fi nach dem Abdruck bei ("«des a. a 0.
No. 2^']. den hier ganz bäueriicb. wohl mit einer enpulzenartig über den Koiif
gesogenen Diphthera bekleideten Pfltiger mit der neben ilem (!!espnnn utehen-
den Demeter, welche jenem ein paar Ähren entgegen hillt. nach dmien er dir
rechte Hand ausstreckt. Der Gedanke .in einen gewöhnlichen Ackersmann dOrftf
hierdurch ausgeschlossen sein, wÄbrend für den bJlnerlichen Charakter de» Tri-
ptolemos, welcher hier in der Tracht unzweidentig auagedrUekt ist. an die oTThi-
sehe Tradition erinnert wenlen kann, welche Triptolemos und seine ganie Sippr
zu Bauern machf). Auf das Pflügen des Triptolemos bezieht sich wohl nhiir
Zweifel auch die Bronzomünze von Enna*). welche einerseits einen mit i*<-\
Schlangen bespannten Pflug und andererseits einen nihig aufrecht i^tehendrn
Mann leigt. An diese Gestalt kann man diejenigen Gcnimrn anknüpfen, »rlrlif
■) Vergl. Niepbiiii n. ■. tj, No, 46 iin'l tue liier uigeffiScli'
b) (.'hiboulüel, CtUI. ginen.\ etc. p. :ib Na. 227,
r) Vergl. dlo Cltate bei -Stephuil a, *, O. p, 74 Nnte 2.
d) Auch Bbgeb, In den Dviikin. d. ■. Kunst Il,> No. 113 r..
SlopliMil >. •. 0. p. 74 Note 3.
«) Aach ihgeb. b. SchlUhtugioll, Chaii >lc ptniiv! fnvf^M pl. :itl
() Vergl. Stepliiiii >. *. 0. p. '6 Note 2 und Vüreler, Der Ittub
phoiie 9. 45 Note l. 71 N. 4. fll u. 194.
■(Fl, Wlc»lei d>i- S. m*
t) Mlonnet, Deicript. I. 233, 211 , Torrtun
JCckhcl, DocI. Num. Vet. 1. p. 207 uiii) Stcphtn
Num. Si<ii]. Üb. Sb. Ko. II, tli
1. 0. p. 74. Nele 3.
9. TRIPT0LEM08. 589
Triptolemos situationslos als Agricnlturheros darstellen. Aller-
dings sind schwerlich alle diejenigen Steine ^ welche auf eine solche Darstellnng
bezogen worden sind, in der That auf dieselbe bezüglich; wenigstens muß man
zugestehn , daß Bilder , welche Nichts enthalten , als einen dastehenden Mann mit
einigen Ähren in der Hand, wie diejenigen, welche bei Stephani a. a. 0. p. 74
Note 1 genannt werden, gar wohl auch andere Erklärungen zulassen, ja daß fHr
sie der Gedanke an Bonus Eventns wohl eben so nahe, wenn nicht nfther liegt,
als derjenige an Triptolemos. Etwas anders st^ht die Sache dagegen bei
No. 12, einem Oameol aus der Stosch'schen Sammlung (Winckelmaiin a. a. 0.
No. 239) im berliner Museum (Tölken a. a. 0. No. 244), abgebildet Gemmen-
tafel IV. No. 18 nach einem Abdruck bei Cades a. a. 0. No. 32*). Denn hier
steht der Ähren in der Rechten haltende jugendliche Mann mit dem linken, von
der Chlamys umhüllten Arm auf einen Pflug gestützt, welcher gewiß dem Tripto-
lemos, nicht aber dem Bonus Eventus zukommt, während die heroische Nacktheit
und die jugendliche Schönheit der Figur den Gedanken an einen sterblichen Ackers-
mann doch wohl bestimmt ausschließen durfte. Und eben so wird
No. 13, die mit einer großen Chlamys bekleidete Jünglingsgestalt eines Car-
neols der Demidoifschen Sammlung, abgeb. Gemmentafel IV. No. 17 nach dem
Abguß bei Cades a. a. 0 No. 29^), theils durch ihren eigenen edeln Charakter,
theils durch das wenn auch keineswegs in allen Einzelheiten klare Beiwerk ziem-
lich sicher als Triptolemos gekennzeichnet. Der Jüngling erhebt mit der Linken
zwei lange Getraidestengel, deren schwere Ähren abwärts hangen, während hinter
ihm, wenigstens theilweise, zwei Schlangen sichtbar werden, deren eine geflügelt
zu sein scheint. Man dürfte dabei an eine abgekürzte Darstellung zu denken haben,
welche in ihrer Ganzheit den mit geflügelten Schlangen bespannten V7agen des
Triptolemos gezeigt und eben dadurch den Sinn der Darstellung unzweifelhaft ge-
macht haben wird. Beigefügt ist der Figur eine Inschrift in orientalischen Lettern,
welche früher für phoenikisch galt, neuerdings aber als dem Aramaeisch-Aegypti-
schen nahe stehend und dem Charakter nach als ziemlich alt betrachtet wird^).
Sei dem wie ihm sei ; mit Recht hat Wieseler a. a. 0. die bildliche Darstellung
als erst der römischen Kaiserzeit angehörig bezeichnet, vor welcher auch die ge-
flügelten Schlangen nicht nachweisbar sind, und eben so den Gedanken 0. Müllers^),
es handele sich um einen »Asianus heros in graecam Triptolemi formam mutatus»,
wie den Tylos der Münze von Sardes oben S. 585 , als durch die orientalische
Inschrift nicht genügend belegt bezeichnet.
a) Auch abgeb. in den Denkm. d. a. Kunst II. ^ No. 113. g.; vergl. Wieseler das. S. 156 und
Stephan! a. a. 0. p. 74 Note 2.
b) Auch abgeb. in den Denkm. d. a. Kunst II. 3 No. 114. b. ; vergl. Wieseler das. S. 157 f.
c) S. Gesenius zu Script, linguaeque Phoen. Mon. 111. tab. 28. No. 67. ter und Levy in
der Zeitschrift der deutschen morgenl. Ges. N. F. I. S. 71 f.
d) Ann. dell' lust. XI. p. 9.
111. MYTUEN L>£S UKMKTEIt ÜMI ROHA.
ZEHNTES CAPITEL.
Der Raub der Kora ; ihre Katbodoe und Anodos.
WeiDn es bei vielen audeiun Capiteln dieses Buches gonagen konnte . frflliPrp
denselben Oegenstand behandelnde St^hriften als nVürarbeitoD" anzuführen und durch
mehr oder weniger häufige QeKU|^nalinie auf dieselben den Grad ihrer Bedeutung
in den Ängen des VerfaHsei-s und dits Maß der Anlehnung an dieselben anzuwi-
gen , so wllrde ein gieichoB oder ftbnliclies Verfahren an diesem Orte gegcnQber
dem Buche Richard Förstera: «Der Raub und die Rttckkefar der Perscphone
in ihrer Bedeutung für die Mythologie, Litteratui- und Kunstgeschichk^ dargestellt'
Stattgart I&7-]. augenscheinlich nicht zulässig sein. Hier wird es vielmehr fUr
den nachfolgenden Autor gelton. in offener und ausdrücklicher Erklünutg guz
bestimmt zn seinem Voi^änger, welcher ihm die eigene Arbeit in vielen Bciie-
hungen außerordentlich erleichtert, unter gewissen Gesiclitspunkleu freilich bdcIi.
wenn nicht erschwert . so doch weniger lieb gemacht bat , Stellung zu nehmen
Und da kann es denn keinem Zweifel unterliegen, daß der Nachfolgende dem
Vorangegangenen . welcher mit so großem Fleißo gearbeitet hal . zunftrhst ftlr dir
Grundlage aller Forschung, die Baromlung und kritische Sichtung des tnonumm-
talen Stoffes und der Litteratur ttber douaelbeu, verpflichtet bleibt und in Betreff
dieser so gut wie ganz auf eigenes Verdienst zu verziehten hat. womit Jvdoch nichl
gesagt sein soll, daß das hier und doi-t verarbeitete Material in seintrin ganteo
Bestände identisch wäre. Ferner ist die Anordnung des 81offes im Ganion nach
den sich von selbst ei'gebenden liixtorischcn Gesichtspunkten nnd die tinippimof;
desselben in den einzelnen Abtheilungen des Förster'schen Bnches eine wilche, M
kein Grund vorlag, von derselbou in wesentlichen Dingen abzuweichen, und ni-
mentlich ist die Classification der Sarkophagreliefe und ihre Zurackfnhning inf
gemeinsame Vorbilder so einleuchtend richtig, 'daß sie beibehalten werden nuKtr,
wenn nicht mit Wissen und Willen eine schlechtere Anordnung getroffen werden
sollte. Und endlich erscheint die Behandlung und Erklärung der einzelnen Modb-
menle in der Hauptsache so erschöpfend und richtig, daß sich eine abweiebeDd«
Auffassung nur im Einzelnen, wenn auch auf nicht ganz wenigen Pnuktcn mi
ganz besonders bei einigen Monumenten geltend zu machen hat. welch« jetil ia
zuverlässigeren Abbildungen vorliegen und im Atlas mitgetheilt sind, als sie FOntrr
bekannt waren.
Es versteht sich nach dem Vorstehenden wohl von selbst, daß der Mpivit
Text, wie er im Anschluß an die Fftrster'sclie Arbeit und unter genauer Nacb-
prtlfung, gleichsaui als Epikritik derselben entstanden ist, durchweg auf diei«lbr
Bezng nimmt, nnd zwar so.* daß, da in einem Sammelwerke eine eben so ani-
fUhrliche Darstellnng wie in einer Monographie nnzulässig erscheint, im Fall» i't
Obereinstimmnng wegen der weitem Ausfllhrung nnd BegrQndnng auf Filr»tcr v«-
wicsen und mir im Falle abweichender Ansichten die eigene .\nrrasHung Difacc
dargelegt worden ist. Mag dies nun aber auch auf eiuer nicht gnax genug«! Ul
von Tunkten geschcbn sein, immerbiu treten diese gegen diejenigen TbcOe dir
10. DER RAUB DERKORA; IHRE KATHOD08 UND AK0D08. 591
Darstellung, in welcben ich mit Förster übereinstimme und Besseres nicht bieten
konnte, als er gegeben hat, so sehr zuiück, daß nur die offenbare Unmöglichkeit,
in einem Werke, welches die Eunstmythologie der Demeter und Kora behandelt,
die Monumente, welche sich auf den Uauptmythus der beiden Göttinnen beziehn,
ganz zu ttbergehn und ihretwegen summarisch auf das Förster sehe Buch zu ver-
weisen, mich zur Niederschrift des folgenden Textes hat bewegen können. Ohne
damit den Anspruch auf selbständige Durcharbeitung des Gegenstandes aufzugeben,
glaube ich deswegen hier ausdrücklich erklären zu sollen , daß ich die Ehre, dies
Capitel in den Hauptsachen in Ordnung gebracht zu haben, nicht fflr mich in
Anspruch nehme, sondern bereitwillig Förster zugestehe.
Archaische Kunst.
Zur Beantwortung der Frage, wie sich die auf den Mythus vom Raube der
Kora in seinem ganzen Umfang und die auf denjenigen ihrer Kathodos und Ano-
dos bezüglichen bildlichen Darstellungen kunstgeschichtlich entwickelt haben mögen,
reicht weder das litterarisch überlieferte, noch das bisher bekannte monumentale
Material aus. Die Annahme Försters (S. 99f.), daß sich die bildliche Darstellung
der poetischen parallel entwickelt habe, und zwar so, daß der alten Uymnenpoesie
die Werke der hieratischen Kunst, der unter euripide'ischen Einflüssen stehenden
und den Mythus vom Standpunkte des rein phychologischen Interesses behandeln-
den Poesie die Werke der jungem attischen Kunst (Praxiteles, Nikomachos) , der
gelehi'ten alexandrinisch-römischen Poesie endlich die große Zahl der Kunstwerke
entspreche, welche meistens zum Gräberschmucke dienten, diese im Allgemeinen
gewiß richtige Annahme wird doch in ihrem ersten Theile, so wie sie Förster zu
entwickeln und zu begründen versucht hat, problematisch. Denn wenn Förster
einerseits meint, sowie Demeter in alten Bildern durch Attribute als die trauernde
und suchende charakterisirt worden sei, so sei der erste Schritt zur Vergegenwär-
tigung des Mythus das Zusammenstellen der Demeter und Kora mit solchen Neben-
figuren gewesen , welche an den Raub und die ' mit ihm zusammenhangenden Be-
gebenheiten erinnerten, so ist von der angeblichen Demeter Melaina von Phigalia
S. 410, von der Demeterstatue von Enna und dem Relief am amyklaeischen Throne
schon oben S. 412 und 413 sowie in den Anmerkungen 2. und 3. gesprochen und
die Bezüglichkeit der letzteren Monumente auf den Mythus abgelehnt worden, und
das Gleiche gilt von der S. 430 f. behandelten Gruppe des Damophon von Mes-
sene in Akakesion , während S. 430 anerkannt wurde, daß in den zu der Statue
der Kora von demselben Meister in Megalopolis gruppirten Mädchengestalten mit
Blumenkörben auf den Köpfen auf den Mythus vom Raube bei der Anthologie an-
gespielt worden sein mag.
Andererseits kann man aber auch der Behauptung Försters 8. 102-, daß, weil
das Motiv an sich wenig geeignet war, Ehrfurcht vor der Würde und Erhabenheit
der Grötterwelt hervorzurufen, der Versuch, den Raub selbst darzustellen, mit Er-
folg erst in der Periode der Kunst gemacht werden konnte , in welcher das reli-
giöse Element bereits in den Hintergrund getreten und die Lösung psychologischer
Probleme Hauptsache geworden war, d. h. in der Periode der jungem attischen
592 III. MYTHEN DER DEMETER UND KORA.
Schule, nor sehr bedingtei'weise zustimmen, insofern Kunstwerke auf uns gekom-
men sind, welche eben so unzweifelhaft den Raub Koras darstellen wie sie mit
der jttngern attischen Schule Nichts zu tfaun haben; welche also ganz unzweideutig
beweisen, daß der Versuch, den Raub darzustellen, früher als in der jungem atti-
schen Schule gemacht worden ist, so daß man höchstens darüber verschiedener
Meinung sein kann, in welchem Maße dieser Versnch von £rfolg begleitet ge-
wesen ist.
Diejenigen Denkmäler, um welche es sich hier in erster Linie handelt, bat
Förster selbst (S. 108 f.) unter der Überschrift: »Hieratische Darstellungen« be-
sprochen und deren Unabhängigkeit von der praxitelischen nnd nikomachefscfaen
Schöpfung ausdrücklich betont.
Es sind dies Terracotten vom unteritalischen (epizephyrischen) Lokris, von
denen die beiden genauer bekannten:
No. l im britischen Museum, abgeb. in der Archaeolog. Zeitung von 1870
S. 77»1, s. Atlas Taf. XVIII. No. 17 und
No. 2 im Museo Nazionale zu Neapel, abgeb. im Bull. arch. Napol. V. tav. 5.
No. 4^»), 8. Atlas Taf. XVIII. No. 16
nur Fragmente sind, während
No. 3, ein von Hirt in seinem Aufsatz über die aeginet. Bildwerke in Wolfs
Litterar. Anall. lU. S. 180 als »nach Polen gebracht« erwähntes Exemplar nich*"
näher bekannt ist und einstweilen als verschollen gelten muß*). Nur sein archai-
scher Stil ist durch die Stelle, an der es erwähnt wird, verbürgt.
Das Exemplar No. 1 stellt Hades unbärtig **) dar, mit lockigem, von ein
breiten Binde zusammengehaltenem Haar, bekleidet nur mit einem um die Seh
tem gehängten Mäntelchen ^) . Er hat die ganz bekleidete , den linken Arm
hilferufend emporstreckende Kora, deren Kopf fehlt, mit beiden Armen umfi^a^t
und trägt sie seinem Wagen zu, dessen Rand sichtbar ist und dessen Sitz er el^» ^o
mit dem rechten Fuße zu betreten im Begriff ist. Sicher bestimmt wird der 8i^_:-3iii
der Gruppe , in welcher man sonst und namentlich gegenüber der ungewöhnlicl^A^en
Bartlosigkcit des Hades auch irgend einen andern Weiberraub annehmen köni^ ^,
durch das von Kora auf der .Rechten getragene Attribut eines Hahnes'), welc~Äes
grade für den lokrischen Cultus Porphyrios^) als Hauptkennzeichen der Gö^fctin
a) Mit Text von Curtius; bei Företer 8. 109 No. 3.
b) Mit Text von Minervini; vergl. außerdem Gerhard, Uyperb.-röm. Studien I. 8. 191 und
Förster No. 2.
c) Vergl. Förster No. 1.
d) So nach der Zeichnung nnd Curtius' Angabe, Förster redet von »einem spärlichen »r^artt.
e) Förster irrt, wenn er von einem »kurzen Rock« bei Hades spricht; dies Kleidungsstück
kann nur das Gewand der Kora sein , wenn auch die Zeichnung in diesem Punkte nicb^ gmi
klar ist.
f) So nach der Zeichnung und Curtius' Angabe, Förster redet von zwei Hähnen.
g) Porphyr. De abstin. IV. 16. p. I7S ed. Nauck: T^; oe Oeppe^ciTTT^; ::ap<i tö f^p^^n t^v
cparrav «paoiv ol iroXXoi To5vopLa xwv deoX(5Yo>v lepöv ^dp aur^; t) ^parra. hi 8 xoi ol xf^^ Mth;
iepeiai to'jttjn dvaTiftfaoi. Mala 5e i] aM^ xijj Oepoc^pövir] tu; av fjiaia xai xpo^oc ouaa. ^Ma
^dp V) Öeö; xoi Ar)pL'/)T7]p tj ourrj. xal tov dXexrpuöva Ik TautiQ dcptIpcDaav* li 8 xal fi.T:^oy:vt
ol tauTT]; fA6aTai öpvlOwv ivo(xi8(o)v xxX.
10. DER KAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 593
anführt und welches auch in einem andern, bekannten lokrischen Relief^) bildlich
nachweisbar ist. Während Curtius hinsichtlich des Stiles dieses Reliefs, welches
Förster »frühestens in*s Ende des VI. Jahrhunderts« ansetzt (wohl zu alt), mit
Recht auf dessen kunstgeschichtliche Bedeutung hinweist, indem es uns den Über-
gang aus dem strengen Tempelstil in eine freiere Darstellung vor Augen fahrt,
die Handlung in dramatischer Bewegung giebt und dennoch die Göttin ihr Attribut
regungslos in der Hand halten läßt, als säße sie auf dem Throne, dürfte es an-
gemessen sein, mit einem Worte darauf hinzuweisen, daß hier der Wagen des
Hades deutlich hervorgehoben ist, ganz in Übereinstimmung mit der ältesten poe-
tischen Darstellung im homerischen Demeterhymnus (vs. 19.). Und zwar des-
wegen, weil sich nicht entscheiden läßt, in wiefeiii dies auch in dem Fragment
No. 2 der Fall war und weil demnächst zu besprechende Vasenbilder den Wagen,
mögen sie ihn voraussetzen, jedenfalls nicht darstellen.
Das Fragment No. 2 nämlich zeigt uns Nichts als den hier bärtigen und mit
einer auf der rechten Schulter geknöpften Chlamys bekleideten Hades, welcher
Kora mit den Armen umfaßt hält, während diese, welche mit einem Kranze von
Blumen, mit Ohrringen und einem großen dreizeiligen Perlenhalsbande geschmückt
ist, den rechten Arm erschreckt oder hilferufend ausstreckt und die linke Hand
«af die Brust legt. Während dabei ihr Gesicht ohne Ausdruck ist, zeigt das-^
Jenige des Hades mit seinem geöffneten Munde wenigstens der Absicht nach den
Ausdruck der Leidenschaft, welcher sich auch in seiner Bewegung, wenigstens ver-
glichen mit derjenigen in No. 1, ausspricht. Daß No. 2 jünger sei als No. 1 kann
nicht wohl bezweifelt werden; der archaischen Kunst gehört aber auch dies Frag-
ment an, dessen Deutung wesentlich durch diejenige von No. 1 und die gleiche
Provenienz von einem Local mit bekanntem Koracultus (s. Förster S. 109 Note 1)
unterstützt und gesichert wird.
Diese Reliefe regen nun aber auf das natürlichste die Frage an, ob es irgend-
wie wahrscheinlich sei, daß die archaische Kunst sich nur in ihnen und nur an
diesem einzigen Orte mit der Darstellung des Koraraubes befaßt habe? Bei der
weiten Verbreitung des Mythus bereite in alter Zeit, bei seiner großen Bedeutung
im Cnltus und seiner frühen poetischen Bearbeitung, Dinge, über welche nach den
Untersuchungen Försters (Cap. 2 — 4 t kein weiteres Wort zu sagen nöthig ist, wird
man sich kaum geneigt fühlen, diese Frage zu bejahen. Es ist freilich eine That-
sache, daß wir in unserer gesammten litterarischen Überlieferung von keinem
archaischen Kunstwerke dieses Gegenstandes Kunde haben, und eine nicht minder
gewisse, daß sich auch unter den sämmtlichen erhaltenen archaischen Kunstwerken,
nimentlich unter den gesammten schwarzfigurigen Vasenbildern Nichts findet, wel-
ches mit Recht auf denselben bezogen werden könnte. Und dennoch ist es zweifel-
haft, ob Förster die Besprechung der lokrischen Reliefe mit Recht mit den Worten
«ehließt: »alle übrigen Werke gehören in die Zeit nach Praxiteles« und ob nicht
wenigstens zwei Vasenbilder allerdings kaum an sich einer altem Periode ange-
hören, wohl aber auf eine ältere, von der praxitclischen und der nikomacheYschen
») BuU. trch. Napöl. a. a. 0. No. I, Ann. dell' Inst. XIX. Uv. d'agg. F., wiederholt in den
]>eDkm. d. a. Kunst ]!.< No. 856.
I
[MM !»:[{ L>l':Ml'n'K[t ITND KORA.
Anffa^sun^ und OeHtaltung iloä Mytiiti» unahliSngiffe Kutistflbung hinweisen, ndvr,
wenn man ao eagen darf, als deren NaehbUder werden gelten dürfen.
Ueide sind von Förnter S. 2114 f. angefllhrt und besprochen, an« er^terc tnil
den einleitenden Worten (S. 235) , daß mit alleiniger Ananahmc dcsMelhen krin
Vaaeiil)ild des arcbaimchen oder vollendet schftnen Stiles mit einer D)irst«Uan|: iW
Raubes gefunden worden »ei. Ks ist dies
No. 1, das Geiuillde an einer aus Noia stammenden rotbügurigeii svblanki-n
,\i[i|ihora im Muaeo Nazionale in Neapel"!, s, Atlas Taf. XVIU. No. 1 1 . dcBwn
von ileydemann mit den Worten: »feine, Iciehto Zeichnung- charaktcrisinen Stil
Körstor »archaisch" nennt, und den man ffiglich als arcbaisirend bezeichnen kua.
Der Raub Ist hier in »einem ersten Momente, der Verfolgung gefaßt; Ilade».
s|iitzbärtig, hekrinzt, wie es scheint, mit Myrten, durch das 8cepter al« Herrscher
und durch das Filllhom wie in anderen Fällen^) als PInton charakterisirt . cill
der vor ihm entfli eilenden und erschreckt eu ihm iiuDck blickenden Kora nach,
welehe er demnächst am Arme zu ergreifen im Begiiff ii^t. Die nachlliwig und
fuhh-rhaft, wie in vielen anderen Nachahmungen früherer Stilart«!», ^'schriebenui
Inschriften laufen auf weiter Nichts alH auf ein xa^o; ö tvoF; und xaXr, ij cai;
hinaus. ßigenthQmlich ist. daß jede Andeutung des Wagens fehlt, auf welchen
die geraubte Kora entflllii-t werden soll : aber auch dies darf als ein Zeichen gelten,
dalt die Wnrzeln dieser Dai-stellun^ in einer Kllcru Zeit, als die der jUngem alti-
sehen Schule liegen. Etwas Ähnliches gilt von
No. 5, dem Innenbild einer Eylix im Muaeo Grcgoriano den Vatican '^) . s. \\h>
Taf. XVIU. No. 12. a.. dessen Malerei Ireilich schon lange als nicht e«ht arcfaaJiwii.
sondern als otruskiaehe Nachahmung erkannt worden ist^i, aber el>en als »ilcbr.
wenigstens mit Walirscbeinlichkeil vurwandte echt archaische Vorldlder voransw-lwn
llfit. Die Handlang ist hier weiter vorgeschritten: Hadea im Chiton und nlt
flatternder Chlamys hat Kora mit beiden Armen umfaßt, Ähnlich wie in dem Relief
No. 2 , welches überhaupt die an sich keineswegs durchaus sichere Dentnng a
stützen geeignet ist, und nähert sein Geeicht dem ihrigen (wie dortl, ob mn üe
zu begütigen (wie Förster nach Ülaud. R. F. 11. 271) sq. annimmt], mag dahinstcbn.
Er trägt die Geraubte nach rrchls hin, möglicherweise seinem Wagen eu, obgleich
dieser nicht einmal angedeutet ist. Beide Personen haben verzierte Haarbänder.
Kora außei'dem Ohrringe, Hals- and Armband, welches letztere mit drei Graul-
äpfela. Diese werden um so weniger als blos omament^ zu betrachten sein , *!>
sie in den Anßenbildem (Atlas a. a. 0. No. 12. b. u. d bei Hades wiederkehm,
weicher beide Male mit einem aus einer Granate bestehenden Annbande geschmOcb
a) Heydeminii . Die Vueii«. des Mus. Nu. zu IVeapel No. 3091, ibgcb. bei Fönter Tif. }.
b) So I. B. in dem jeltt ver^Hlllollenen Relief bei Zoügk, B. K. I. Uv. 1 ^ Denkm. il. •-
Kumt IJ.3 No, Tt>, Tergl. Wieieler i. >. O. S. IUI und Welckei. Alle I>enkm. II. t<. M, »
foriier In dei schonen Kyllx mit dem üötteigelage in Londuri 81 1 , >bgeb. Hon. dclt tn>l. T.
49, vcrgt. K. ttnun, Ann.
deir Inst, von ISc
.3 p- Hl ,q
.. «uOerdeui ». WcIckei ..
s. ;iüfi t.
,| Abn.-b. im Mus,.o Klrtiäc
0 Urogorian.! Vol. II
1, Uk hW. 2
. vorgl. K. Ilraun, Ann. .MV
IS4t p. 141. bei Füriter .S
. 231. No. 2.
d) Vergl. U. Jilin, Einl.
zu der Beschifib.
der Vwon
in München S. CCXXilV.
11. 145l>.
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND ANODOS. 595
auf einem Sessel sitzend dargestellt ist, während ilim ein Jüngling einei-seits eine
Granatknospe, andererseits einen Granatapfel darbietet und ein zweiter ihm von
hinten einen Kranz auf das Haupt setzt.
Wenngleich dies nun auch die einzigen Monumente sind, welche in der Dar-
stellung des Raubes der archaischen Kunst angehören oder wenigstens auf diese
zurückweisen, so muß hier noch auf zwei weitere Kunstwerke hingewiesen werden,
auf welche ihrem Gegenstande nach später zurückgekommen werden soll, welche
aber hier zu berühren sind, weil sie in vorpraxitelischem Stile Scenen aus dem hier
in Rede stehenden Mythus in seinem weitem Umfange darstellen, nämlich die
Münze von Enna oder Henna auf Sicilien mit der suchenden Demeter^}
(Münztafel IX. No. 15. a. b.), welche dem 5. Jahrhundert angehören mag, und die
schöne Vase del Vasto mit der Anodos der Kora (Atlas Taf. XVIU. No. 15) ^),
welche als Prodnct attischer Kunst vor Ol. 85 zu datiren ist. Sie zeigen in Ver-
bindung mit den vorher besprochenen , daß die bildende Kunst vor der Periode
der jungem attischen Schule sich dem Koramythus nicht ganz so fem gehalten
hat, wie es nach Försters Darstellung scheinen könnte, wenngleich die Seltenheit
der älteren Monumente dieses Kreises eine höchst bemerkenswerthe , nicht leicht
genügend zu erklärende Thatsache bleibt und wohl für immer bleiben wird.
Praxiteles und Nikomachos.
Von den Werken beider Meister , welche den Raub der Kora dai*stellen , der
Erzgrappe des Praxiteles (Plin. N. H. XXXIV. 69) und dem Gemälde des Niko-
machos (Plin. N. H. XXXV. 108/, ist schon oben S. 433 und 436 gesprochen
worden und es ist hier nur noch ein Mal kurz auf dieselben zurückzukommen unter
dem Gesichtspunkt ihres Einflusses auf die spätere Kunst. Das Resultat, wie es
auch Förster (S. 102 und 106) gezogen hat, kann der Natur der Sache nach nur
ein ganz allgemeines, theilweise negatives sein. Denn vor allen Dingen kennen
wir die beiden Werke selbst viel zu wenig genau, um ermessen zu können, welche
Züge ans ihnen, ganz besonders aber aus jedem von ihnen, in spätere Kunstwerke
übergegangen sein mögen. Ja man kann bei der überaus düi*ftigen Aussage unserer
Qnelle, welche sich in beiden Fällen auf die allgemeine Angabe des Gegenstandes :
Proserpinae raptus beschränkt, nicht einmal die von dem einen und dem andem
Künstler gewählte Scene , die Entführung- auf dem Wagen oder den Angriff des
Hades auf Kora bei der Anthologie, feststellen, sondern höchstens bei Beiden
die eigentliche Entführung — in welchem Moment und unter welcher Moda-
lität muß wiederam dahinstehn — schon nach dem Wortlaute der Zeugnisse für
wahrscheinlicher halten, obwohl man gestehn muß, daß für das Gemälde,
weniger für die plastische Gmppe , auch der Angriff bei der Anthologie , wie
sieh derselbe aus den verschiedenen Variationen in Sarkophagreliefen reconstruiren
lAßt, als eine höchst effectvolle Composition recht wohl denkbar wäre. Alles,
a) Förster S. 251 , vergl. einstweilen Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst II. ^ S. 139 f.
No. 105.
b) Förster S. 259 f.
596 III. MYTHF-S IH:K DKMKTBK IIXU KORA
dftDlcen an eine von dem ursprOn glichen gewaltsamen Rsnbe der Kont tu anter-
gcheidende . Hlljüliilich sich erneuernde llinabfflliraDg Uerwiben mä
ihren Abschied von dev Mutter, hat fllr No. G und 7 .Stephsni ja. a. U. p. .IU^mj.)
mit Vei'V'eiüung auf die »icilischen Feste der Hsaiä^ua und 'Avax4Xu:^pttt nml
besondera auädrQcklieh Gerhard' als eine Hrertragsmldi^ erneuerte Bnt-
fflhmng der Korai, eine " GntfOhrang, mit welcher die scheidende Demeter eii-
verstandenu sei, festgehalten, auch er auf die sicilisebe Entirickelong du Mythu
und l'ultus liinwei)«end. Und eine ähnliche Auffassung des in diesen Bildern Dti-
gestelll«n findet sich in den mehr gelegentlichen Äußerungen noch mancher anderer
Gelehrten wieder, welche hier nicht aiifgezühlt zu werden hranehen; ja man kuu
sie nie die im Allgemeinen angenommene bezeichnen. Und in der That mufi ■■■
gcBtehn, daß gar keine im Wesentlichen andere Erklärung rociglicb ist, wenn b
von Allen außer Zoega*) [ftlr Xo. li. a. und Förster ;8. unten) festgehalleoe ii-
nahme das Richtige trifft, daß nämlich in der Figur hinter dem Wag»a im
Hades und der Kora Demeter zu erkennen sei. Zo^ga glaubte in dieMl R^
Aphrodite und danach in dem ganzen Bilde eine Darstellung des eigmitllrk«
Raubes sehn zu dürfen, bei welchem Ai>hrodite der Kora rathe. sieh ihrem Schick-
sal zu ergeben; allein die Riclitigkuit des Einen wie des Andern int thm tdcB
mit aller Lebhaftigkeit von Wcleker (». a. O.] und neuerdings von Förster iS. 23li,
ohne Zweifel mit Recht, bestritten worden. Dieser Letzten' hat die fnfjälkl
Demeter Hekate und die von allen früheren Krkllrem Hekale genannte Rpr
vor den Pferden mit den beiden Fackeln, »direct Olaudiifc Schilderung L IT)
folgeud«. Alekto genannt und mit diesen Namen eine neue ErkiJtmug der Bad«
verbunden, auf welche hier etwas näher eingogaugon werden muß.
Zunächst bestreitet or die Annahme Millingens . es sei der hier ilaigwlcIllfD
Seene die im Olymp bereits gefeierte Hochzeit vorangegangen wohl mit Recht; •»
ist aber auch für die Erklärung der Bilder in keiner Weise nitlhig. vielmehr M-4fi
der mit anf den ^öiio; bezüglichen Attributen") ausgestattete, dem Paare roru-
fiiegende (6, 6. a.] oder folgende 7; Eros, daß es sich um eine erst am ÜUili'
der Fahrt zu feiernde eheliche Verbindung handelt und in sofern kann nuu Fdnfef
(S. 'r,iS] vollkommen beistimmen, wenn er sagt, es sei natürlich, daß dJc HochMil
des Pluton und der Persephone erst in der Unterwelt gefeiert werde, wir- diei mA
Olaiidian U. ^22 — ^72 ausftlhrlich schildert.
Feiner behauptet Förster, es sei nirgend angedeutet, daß Hades di<^ Kora su
der Uberwelt .oder dem Olymp) abhole, vielmehr sei »anzunehmen^, daß. wi« ^
äva-yiu^Tj, so auch die xaTa-^oiYT] der Persephone lediglich Sache dee Hennu i'dtf
der Hekate sei und ein Abschied der Demeter von Kora sei der Poesie ond Kutf
vfillig fremd. Hier winl man zugeben milsseii. daß fflr die Abholung der Kora dnt
Pluluu-Hades in der That kein schriftliches Zeugniß vorhanden ist, aber (n^
Ist dennoch , ob Först«r mit Recht behauptet , hiermit falle Gerharde JiMoAmf
einer vertragsmäßig erneuerten Kntfflhning der Korn durch Hades tu Bodoi- D«w
fllr seine These, wie die ivaY"»7ii, so sei auch die %itttio>Tf, Kori* ledJ^k 8«*'
Z-lt«t'hrirt für
t ä. 24IJ II Ji
. |t)». «kiU. Abhh.
. uihI An*lcitii"i! ■'■'
Li Anin. IT* • W,
tO. DKR RAUB D£K KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 599
des Hennes oder der Hekate, giebt es eben auch kein Zengniß, und Förster selbst
kann nicht mehr sagen, als man müsse dies annehmen. Aber warum denn nur?
Daß der wechselnde Aufenthalt Koras, einen Theil (2/3) <les Jahres bei der Mutter
und einen andern (Y^) bei ihrem finstem Gatten in der Unterwelt, vertragsmäßig
(warum sollte man so nicht sagen?) festgestellt sei, kann man natürlich angesichts
der ausdrücklichen und ausführlichen Erklärung schon im homerischen Hymnus
(v8. 334 ff., besonders 399 f. 445 ff.) und in einer Reihe späterer Zeugnisse nicht
längnen und eben so wenig, daß dieser Mythus auf der natürlichen Erscheinung
des Lebens der Vegetation oder der Saat begründet sei, welche vier Monate un-
sichtbar und unterirdisch, acht Monate sichtbar ist und die Erde schmückt '^). Die
Entfahrung der Kora durch Hades ist also keine einmalige Thatsache, wie
die Poesie es darstellt und darstellen muß, sondern, als ein echter Mythus, eine
zu unbegi'enzter Wiederholung nicht blos fähige, sondern eine alljährlich sich
wiederholende, in den Herbstfesten der Kora in den Culten gefeierte. Und da
entsteht nun die ganz natürliche Frage, ob, wenn von dem Allen das Bewußtsein
vorhanden war — und so war es**) — , nicht unausbleiblich aus dem ursprüng-
lich, mythologisch dai'gestellt , gewaltsamen Raube der Kora durch Hades eine
mildere Auffassung ihrer alljährlichen Entführung sich entwickeln mußte , die
schließlich als eine eben so »vertragsmäßig erneuerte a aufgefaßt wurde wie das
Wechselleben der Kora-Persephone auf der Oberwelt und in der Unterwelt ein ver-
tragsmäßig geregeltes war*'; . In der Poesie haben wir davon keine oder doch nui'
sehr zweifelhafte Spuren '^) , weil die Poesie sich mit der Darstellung des ursprüng-
lichen Raubes, der Bearbeitung des tepo; Xo^o; befaßte, welcher die dogmatisch-
mythologische Grundlage der Culte bildete. Aber das schließt nicht aus, daß im
Volksbewußtsein jene mildere, wenn man will philosophischere Auffassung Leben
gewann und daß sie in den Culten sich ausprägte. Und wenn nun in Sicilien und
an einigen anderen Orten®) das Herbstfest, die xaTaYCDY^j der Kora als ÖsoYajxia
und 'AvaxaXuTmrjpia mit besonderem Glänze gefeiert wurde ^), sollte man hierin
nicht eine Spur erkennen dürfen, daß dem in der That so gewesen ist? sollte
aber nicht hiermit in der That die von Stephani und Gerhard vorausgesetzte Grund-
lage zur Erklärung der in Rede stehenden Bilder gewonnen sein? Nämlich indem
man sie als die durch Hades-Pluton bewirkte, allerdings so wenig wie die durch
Hermes o'Üer Hekate bewirkte ausdrücklich bezeugte, aber nach dem Vorstehenden
wohl denkbare jährliche xotiaYtoYT] der Kora faßt, welche nun selbstver-
ständlich nicht mehr voacpiv ATj|i.TjTpo; wie der erste Raub [Hom. hymn. vs. 4) vor-
gehend gedacht werden kann, sondern bei welcher Demeter auf die Winterzeit von
ihrem lieben Kinde scheidet oder dasselbe, wie Förster (Archaeolog. Zeitung a. a. 0.)
sagt, ixouo aixovT( ys 9i>[xa) scheiden läßt. Denn mit einer solchen, in der schrift-
lichen Überlieferung allerdings nicht erhaltenen Version (die er nur nicht so her-
a) Vergl. besonders Förster S. 27 f. und Preller, Demeter ii. Persephoiie S. 128 f.
b) S. Preller, Demeter 11. Persephoiie S. 122 mit Beilage 1, Förster S. 26 f.
c) Vergl. Stephani a. a. O. S. 302.
dj Vergl. Förster S. 61 und in der Archaeolog. Zeitung von 1874 S. 105.
e) Vergl. Preller a. a. O. S. 122 f., Forst« S. 23 mit Anm. 4 und S. 24 Anm. 3.
f) Vergl. Hermann-Stark, Gottesdienstl. Alterth. § 6S. Anm 22.
Orerbeck, Kanstmythologie III. 39
e«B h cnfar Ihäe btl rr die BiMrr No. i
E( *d » iinra. sefat rr, dir AabnA b d«T Cw
■■J tamät «kr da koTop« TBnagi>nfc Mamart d«^c«trnt. An dm limmri
io Raabo n drakm. »ntlefc fle Bake do PIiIm «■>- brMiiulm dwiev^r Jet
Kora. *«lrk« «rli hl ketaa dfatr Oeaflde b^ nrlnbe. m No. i nur ermt in
■tck gekehrt mntii^Bf: ftat vie n der BeMhitih— g hä djuDaa IL :fl3; eüa
■Ib BpwoliMr d« raterwelt nsunnra aad (tHRw Votbmititiifmi rar V«miUBii«
drc •■uitrr* Eürgiari «rr »ömI ilic«r nack ^rirrliiidifr Vorrtfltttni; f nHifi>bcii [Vn«-
pbiMW, Bin tir brivtlirl« in ^tunftck^B. Ntx niniDt iL« St^Ue (Irr Promba rin
An difw jtfdudi hv{ dtrr gi^dhnltrh IVairler nnannten Fi^vr m denken, wi Dirbl
wnlil nnj^irh. bomHlt^rt niiüii vc^rm der Yrrtnnlirkkeil. mit welcher Kon ihr In
ü nud n «. die Arne eDiev^i>stn-«kr Da» fflhre mit Nollivcndi^eil anf »im
»rtraate ilpr l'pnvphmp bbü tlJew ^i nntpr den »BrwolinrriBDrB der Fsliwdl'
in llrkate, der Torfiter oder IKpnrrin der IVwcler gegreben. wplehe schon im home-
ri«-hen nymnnii der K<iri nabe rtehe and tn der oriiliisrlien Poesie wie anr der Vaw
del Vojiti) nie pit ann der l'nlerwell heranfnhre. Die», m welcher als •jT^Dk.i^T-
-.w'fi »DcIi die Fackel wie Mond nml Merne pasMB. »\ tAm die gcei^pMr
Fenuyn. um Knra in der L'nterKelt freundlich n eiB|ifan-«n. nnd chen nm die*««
Empfang handele es sieh, nirht nm einen Abschied; die ilekale. ve>-
cher Kora sieh nehnsDehti^ zuwende, siehe hinter dem Wagen au der Seile. ■
welcher die Ankommende nbstei^n werde s. Arehseol. Zeitnn^ a. a. 0. S. (03 f.!,
«ohald die vor den PlWden einhrrlanfcndc. ^«Ähnlich ITekalc genannt«, aber AIrkto
m neiiuvnde Fi^iir ilie PfTib- /um Sb-bn gebi.trlit li:il)i- In ilir Figur binler 'i'-n
Wagen kCnne Demeter nieht erkannt werden, weil eine von Kora stbti-
dende Demeter entschieden Iranrig gedacht werden mflsse , wShrend die ftagliebt
Fignr in No. 6 einen nnrerkennbar heitern Ansdmck zeige und eine begütigtadt
Oeberde mache, wozu noch komme, daß sie durch Nichia als Demeter charakteriuil
sei. indem sie kein Scepter, nicht einmal eine Stephane habe, es auch zweifethift
sei, ob sie die hinler ihr sichtbare Krenzfackel gehalten babe — ihre ganze Reclitt
stecke unter dem Mantel — . oder ob diese an irgend einem Gegenstände be-
festigt zu denken sei , worauf der Ring an ihrem Stiele hinweise. Aber auch S*
Parallelfigor in No, 7 könne Demeter nicbt sein, sie habe eben so wenig Deme-
trelsches wie jene in No. ti. und es sei undenkbar, daß Demeter hinter dem Wajei
herlaufe, wShrend sich Kora gar nicht nm sie kUmmere. Auch sie sei dentlkk
als die znr Hochzeit geschmUekte Hekate bezeichnet, welche znr BegrüBuDg Pene-
phones herbeieile.
An» dieser Auseinandersetzung kann man sicli mit der Behauptung, eü bu-
dele sich nm dit; bevoi-stehenden lhiiYf<(tir< , nicht allein einverstanden erkliren
s<indern es ist dieses, sm au>«lvllcklic)i9ten von Stephsni (a. a. O. p. Hü!)j berrit
goii'iiehn. Zu prüfen über hieibeu die beiden Aufnleliungen. es sei kein Ab^hii^
sondern ein Empfang diirgestcllt und die Figur hinter dem Wagen kOune oirbi
Demeter sein, sondern sei Hekate.
Was den ersten Punkt anlangt, scheint Förster vergessen oder nicht beatbici
^
tO. DER RAUB Dl-m KOKA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 601
ZU haben, daß die bildende Kunst so gut wie die Kunst der Rede ihre nattlrliche
Sprache spricht und für bestimmte Vorstellungen nur eine bestimmte Ausdmcks-
weise hat und haben kann. Zu dieser natürlichen Ausdrucksweise gehöH es, daß
die Begegnung zweier Personen nur durch deren Gegenbewegung, nicht aber durcli
eine Bewegung dargestellt werden kann , welche unmittelbar deren Trennung ver-
gegenwäiügt, wobei es ganz gleichgiltig ist^ ob diese Bewegung künftig gehemmt
nnd in ihr Gegentheil verkehrt werden wird, oder nicht. Auf unseren Fall ange-
wendet heißt dies: eine auf einem in der gegenwärtigen Darstellung dahinspren-
genden Wagen stehende Person kann nur von einer solchen begrüßt oder empfan-
gen werden, welche dem Wagen , es sei wo es sei , vor den Pferden oder neben
diesen oder neben dem Wagen selbst , entgegeneilt oder in der der Bewegung des
Wagens entgegengesetzten Richtung dasteht. Die Stellung der betreffenden Person
hinter dem Wagen kann in natürlichem Ausdruck nur, je nachdem die Figur steht
oder sich in der Richtung des Wagens bewegt, entweder Trennung, ein Zurück-
bleiben der stehenden Figur, oder Verfolgung darstellen, wobei es auf die relative
Schnelligkeit der verfolgenden Person und des verfolgten Gegenstandes ankommt,
ob man den Eindruck des Erreichens, der gelingenden Verfolgung oder des Zurück-
bleibens trotz der Verfolgung erhält, llierfttr Parallelen anzuführen ist vollkommen
überflüssig ; für das Gegentheil wird aber Förster sicherlich nicht ein einziges Bei-
spiel auftreiben, er mag die Werke der Kunst alter und neuer Zeit durchforschen,
so weit er will. Es versteht sich daher auch ganz von selbst, daß alle Welt in
den Darstellungen No. 6 und 6 a. einstimmig eine Trennung, einen Abschied er-
kannt hat, und es kann nur dem allzu festen Haften an der litterarischen Über-
lieferung zugeschrieben werden , wenn Förster sich hiergegen verblendet. Als ob
die bildende Kunst derart an die litterarische Production gebunden gewesen wäre,
daß jene nur darstellen konnte, was diese ihr vorgebildet hatte . oder vollends als
das, was uns von diesen Vorbildern überkommen istl Was oder No. 7 anlangt,
so ist hier eben so deutlich eine Verfolgung wie in No. 6 eine Trennung darge-
stellt, nur daß wir einmal durch die natürlich raschere Bewegung der Pferde und
sodann durch die Abwendung der Kora von der hinterdreineilenden Figur, welche
eine innerliche Trennung ausdrückt, die Vorstellung gewinnen müssen, daß die
Verfolgung fruchtlos sei und daß der Raum zwischen dem dahinsprengenden Gespann
und der nacheilenden Figur mit jedem Augenblicke wachsen, die Nacheilende folg-
lich allein zurückbleiben werde.
Aber eben dieses Verhältniß zwischen der auf dem Wagen stehenden und der
mit der Fackel nacheilenden Figur soll nach Förster undenkbar sein , wenn man
diese Personen als Kora und Demeter versteht. Warum? Das ist schwer einzu-
sehn, wenn man nicht an den ersten Raub, sondern an die spätere, alljährliche
stQtraYco-rJ und die bevorstehenden Uso^aiAta denkt. Daß Demeter auch bei dem
jährlichen Abschied ihr liebes Kind mit Schmerzen scheiden sieht, daß sie ihm
folgt, so lange sie kann und einen letzten Gruß der ihr auf's neue Entrissenen
erhaschen möchte, was ist daran Undenkbares? Und Kora; hält man nur daran
fest, daß es sich nicht um den ersten, gewaltsamen Raub handelt, sondern um den
jährlichen Abschied und die bevorstehende Wiederv^erbindung mit dem Gatten unter
ier Mitwirkung des nachfliegenden Eros, sollte auf ihre Haltung nicht ganz und
^ar die schöne Erzählung von Penelope passen , die Pausanias uns aufbewahrt
39*
602 III. MYTHFIN DllR DEMET£U UND KORA.
hat?*) ^Ot iöoixsv 'OöüaasI Ilr^vsXoTrr^v "({ivainLOL 'Ixapio; eTceipaxo jiiv xaioixtsai
xal aoTov 'Üouaosa sv Aaxsoatfxovi, oia|j.apTav(üv 8s dxetvou osotepa ttjV Ou^ä-
tepa txsTeus xotrajisTvai, xal d^opp.u)[xsv7^; e; *l{>axTjV STcaxoXouÖuiv T<p
app-ait sSsIto. 'ÜOüaasu; 5s T6a)(; [jlsv T^vst^s^o, xeXo; os sxsXsus nrjveXöirTjV
auvaxoXou&sTv sxouaav Tj tov naispa eXopivr^v ava/u>psTv e^ Aaxs6ai{jLova. xal
TTjV airoxpivaaÖai cpaatv ooSiv* eYxaXü^j^afxsvTj^ 8e irpo^ xo ep(oT7j}ia
'Ixapto; TTjV jiiv, Sts otq auvtsl; (i; ßouXsTai airievat fxsta '05uaoi«><, a<p{7j0iv xtX.
WalirlicL, unser Vasenbild könnte wie eine Illustration zu dieser Erzählung erscheinen
und Jeder, der Gefühl für die Feinheiten griechischer Kunst hat, muß sagen, daß
in dieser tief ernst und schweigend sich in den bräutlichen Schleier hüllenden Kora,
welcher der sie neu gewinnende Gatte liebevoll in's Angesicht schaut, grade gegen-
über der bewegt nacheilenden Mutter eine Meisterleistung allerersten Ranges ge-
geben ist.
Aber freilich , nicht minder schön ist die Gruppe in dem Bilde No. 6 (6 a.
erfunden, nicht weniger empfunden die Art, wie Kora, in dem sie umfassenden
Arme des Gatten sich nicht sträubend und auch nicht jammernd, mit aller Innigkeit
sich noch einmal gegen die hier beruhigter zurückbleibende Mutter umwendet, ihr
beide Hände entgegenstreckt, wie zu einer letzten, nicht mehr möglichen Umarmung,
oder wie zu einer Liebkosung die rechte Hand dem Kinne der Mutter nähert
während diese die freie linke Hand in ähnlicher Bewegung gegen ihre Tochter
ausstreckt. Das ist so echt menschlich tief empfunden, daß man in Versuchnog
gerathen möchte zu sagen, der freiwillige und doch schmerzliche Abschied der dem
Ciatten folgenden Tochter von der Mutter könne gar nicht klarer und empfundener
dargestellt werden, wenn nicht die Thatsache vorläge , daß die Situation dennoch
verkannt worden ist.
Es bleibt aber noch die zweite Förster'sche Behauptung zu berühren, die
Figur hinter dem Wagen könne weder in dem einen noch in dem andern Bilde
Demeter, sie müsse vielmehr Hekate sein. Über die Situation in No. 7 kein Wort
mehr. In No. (> aber soll die fragliche Figur einen »unverkennbar heitern «Aiui-
druck haben und eine »begütigende Geberde« machen. Nun, ganz so unverkenn-
bar möchte die Heiterkeit dieses Ausdruckes doch wohl nicht sein, sonst dürfte sie
auch schon ein Anderer wahrgenommen haben. Und warum die Geberde, das Er-
heben der Hand mit nach oben gewendeter Innenfläche, just eine begütigende sein
soll , ist vielleicht auch nicht Jedem so ohne Weiteres klar. Daß die Figur in
ihrer persönlichen Charakterisirung, in der Fülle ihrer Formen, in der Würde ihrer
Haltung, in ihrer reichen Bekleidung ganz und gar zu einer Demeter passe, wird
man so lange glauben dürfen, bis das Gegen theil erwiesen ist. Aber sie hat j*
kein Scepter. Muß sie denn ein solches haben? Die Antwort ist, um auf dem
Gebiete der Vasenmalerei stehn zu bleiben, im VUI. Capitel Abschnitt l (S. 521;
gegeben. Und kann sie hier ein Scepter haben , wo sie mit der langen Kreuz-
fackel ausgestattet ist ? Denn es ist doch in alle Wege wahrscheinlich , daß die
jetzt isolirt erscheinende Fackel, deren Verlängerung genau auf die rechte Hand
der Figur trifft, von ihr gehalten gewesen und nur durch Bruch und unverstandene
Restauration von ihr getiennt worden ist. Dafür spricht doch ohne Zweifel auch
a) Pausan. III. 20. 10.
10. DKR RAUB DER KORA : IHRE KATH0D08 UND ANODOft. 603
die Vergleichung von No. 7. Aber sie hat »nicht einmal eine Stephane, welche
doch, noch dazu sehr groß, das Haupt ihrer Tocliter schmückt«. Die Antwort
aof diesen Einwand ist oben S. 113 und in Anmerk. II gegeben, wo nachgewiesen
worden ist, daß Demeter mit der Stephane nur in ganz wenigen und meistens
späten Kunstwerken, allerdings in einigen Vasenbildcni, aber nicht in deren Mehr-
zahl dargestellt worden ist (S. 520). Unsere Demeter und ähnlich diejenige in
No. 7 scheint bekränzt zu sein, womit ist nicht ganz klar und auch hier, wie
in der Anordnung des Schleiers , mag in No. « Bruch und Restauration oder Re-
touche Einiges undeutlicher gemacht haben . als es ursprünglich war. Kranz und
Stephane aber schließen einander aus. Kurz , die Gründe , welche Förster gegen
den Namen der Demeter für die in Rede stehenden Figuren vorgetragen hat, halten
auf keinem Punkte Stich.
Und eben so wenig haltbar wird sich bei etwas genauerem Zusehn seine
Hekatenomenclatur erweisen. Denn cretens möchte es ihm schwer werden, eine
unzweifelhafte Hekate in der Gestalt und der reichen Gewandung der fraglichen
Figuren in beiden Vasen, namentlich aber in der matroualen Fülle und Würde der
FigUT in No. 6 nachzuweisen*). Der Versuch hierzu bleibt billig ihm überlassen.
Und zweitens, und das ist das Wichtigere , ist es sehr zweifelhaft, ob Hekate bei
der Scene, welche Förster voraussetzt, d. h. bei der Anknnft in der Unterwelt
nach dem Raube der Kora, die Rolle spielen kann, welche Förster für sie er-
funden hat. Denn es ist sehr bemerken swerth, daß derselbe, welcher sonst für
jede Person und jede Situation derselben in den Werken der bildenden Kunst nach
einer Parallele und einem Vorbild in der Poesie sucht, dies hier nicht gethan hat.
Er würde auch schwerlich eine gefunden haben, weder bei Homer noch bei Claudian.
Im homerischen Hymnus ist Hekate entschieden nicht in der Unterwelt (vergl.
T«. 438 ff.), als Hades mit der geraubten Kora dort ankommt, auch in der orphi-
sichen Poesie nicht (s. Förster S. 46\ Und eben so wenig bei Clnudian, der sie
I. 15 nur unter den Gottheiten des dometrel'schen Kreises nennt, dagegen Nyx die
Bolle der Pronuba bei Plutons und Persephones Hochzeit spielen läßt. Diese mag
Förster aus guten Gründen (S. 241) in der fraglichen Figur nicht erkennen: hat
er aber ein Recht , ohne Zcugniß Hekate an die Stelle zu setzen ? Hat er ein
Recht, Hekate so ohne Weiteres zu den Bewohnerinneu der Unterwelt zu rechnen,
was sie ja als KrataeYs nach gewissen Lehren freilich wai* und vielleicht in
einigen Kunstwerken**) als Dienerin der Persephono sein mag, aber schwerlich in
dem ZuBammenhange des hier behandelten Mythus, wo sie es ist, welche nach dem
boRierischen Hymnus den letzten Schrei der Kora auf Erden gehört hat, sie, welche
■aeh der orphischen Poesie dem Pluton die Botschaft von dem Beschlüsse des
Zens Aber den wechselnden Aufenthalt der Kora auf der Oberwelt und im Hades
bringt, sie endlich, welche die Kora wieder zum Licht emporführt.
Nach dem Vorstehenden wird es wohl kaum n/ithig sein, sich auch noch gegen
die Förster* sehe Alekto zu wenden, ja man wird bis auf Weiteres seine (lesammt-
erklärung dieser Vasenbilder auf sich beruhen lassen und sich zu dem Versuche
wenden dürfen, sie auf der oben gewonnenen (irundlage zu verstebu.
a) Vergl. die Ilekatcfl^nrcn in den Triptoleniosvascn oben S. 541.
b) Vergl. die Unterweltsvase von Kiivo in Carl.sruhe , Anliaeol. Zeitung von 1843 T«f. XI,
^F 004
III. JIYTHF.S ÖFR UKMETFK rXDKORA.
DKrgeafaillt also iat nicht der erste Ranb oder irgend e
KHubeH, Himdeni. wie man nan wohl in Ohereinstimniung: mit St«pbani and Gprhui)
na^nn darf, die jahrliche xaia-fWYT, oder die xalko'^; der Kora. welche die Ein-
leitung KU den »ei7(!}iii und ^ivoxoXyTriipia bildet. Bewirkt wird dieüi; naTa^wj^,
ßaiiE wie Förster es fordert und voraussolzt, durch Htilt&tQ. welche . eben Wfü a
Hieb nicht utn den Rniib. sondeni um die HeiEnfllbning der Kurn nach dorn olju-
pischen Vertrag handelt, offenbar mit Einwilligung der Demeter, ihr^.r Ileirio.
»U Fllhrerin dem Gespann des Plutiin voraneÜt, und in gcwinscni Sinn auch dort
Hermes, welcher in No. II [f. nntcu) wie in den Sarkophagre liefen den oifrentlii'lKii
Fahrer der Pferde abriebt, während Hekate vuranlenchtet . und welcher iäet m
No. ti. vielleicht, wie Förster iS. 212) will, als eigentlicher XD'^vi'j; oder (iTiJ.aii»;
oder auch ärall«J>'-[j.('ni; iFörster 8. 21äi den Zug erwartet, wahrend er aUerdinp
in No. 7 schwer wieder zu erkennen und durch eiue Fignr 'iHctEt irt. welrhrr
man, trotz Förster» Einwendungen (8. 245) mit 8tepliani*j und Gerhard'' meto
apollinischen als herraeTsehen Charakter zu»pre,chen muß. Von der Mntt4-r wiifidtt
Kora in der obr-n näher hesproehenitn Weise ; reich gesrlimilrkt als Braat n'
Rönigiii der Unterwelt folgt sie ohne Sträuben dem Gatten, der nicht sth drr lä-
stere und (r''Wiiitthlilige RSuber. isondem als der zKrtliche Liebhaber um liii't
"dittttimillsriue .^ai ", wie derjenige, welchem dan Frende macht, mit Handian II. MI
sagen maf . als Brttutigam (denn das ist er in je<]eni Jahre wieder< t)f<ltrtBit. M
weil es sieh um den bevorstehenden, ernenerten -;a]ir>; handelt, fliegt Bns iB5*>-
naeus? dem Paare voran (ti) oder folgt ihm (7' nnd fehlt anch im rnteni ttUi
niclil die mit einem Kranx in den Krallen voran (liegen de aphrodisische T^obe JUf
üi« Ueimftlfarung der Braut am Abend endlich (der Ranh geiM^hah üb Tipii be
ilvhn sieh mOgliclierweiBe die Mondsichel nnd die Sterne in No. A '(I a. . fr
Ptitmi' in N<>. 7. obgleich liescnders die Gestalt, in welcher diese in dem Irfiwi
Bild« (iräi-heinen. .tuch iiu bloß nrnaiaenUili: Zweeku denken läßt "9.
Wie eine Abkürzung der Darstellungen dieser Vasenbilder mit Besrhrtaküf
auf die durchaus nftthigen Hauptfiguren erscheint :
No. S. das etnii'kischer Nachahmung angehörende OemSlde eines t
Museo Gregoriano des Vatican"" . s. Atlas Tat". XVlIl. No. 1-1, nnd ist ia i
Sinne, d. h. als ebenfalls nicht auf den ersten Raub , sondern anf die J
x>f;rtyii'ir, beztiglich anch von Stephani a. a. 0. erkUlrt worden, wUmsd Finiff
a. a. 0. vielmehr einen spitten Augenblick des ersten Ranbes erkensea n bAM
glaubt. Oani soll dieser Auffassung die Berechtigung nicht abgeapncka mwt^
nur daß sie sich . angesieht-i der eben besprochenen Vasenbilder , aielM wt i^
Behauptung statten tjtßt . die jährliche t.i-:i-im-;r^ durch PInton sei der laini*
KuBsl wie der Poesie fremd. Es ließe sich aber gegenüber der llalSMkr. M
Kora anch hier ohne sich in sträuben neben dem sie mit dem rechtna Äim ^
fassenden, mit der Linken die Ziigel des an sprengenden Gespanns haltradn Baa^
auf dem Wagen steht . vielleicht ^iirausselzen . daß schon in einer Ihm »*•*
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10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATHODOB UND ANODOR. 605
alexandrinischeu) Version des Mythus wie bei Claudian U. 276 — 306 gedichtet
gewesen wäre, daß es Hades gelungen sei, Kora während der Fahrt zu be-
gütigen, so daß sie nun im Augenblick ihrer Einfalirt in die Unterwelt bereits
ruhig erscheint. Das ist jedoch nicht nachweisbar und da Claudian an und für
sich für jedenfalls frühere Kunstwerke Nichts beweisen kann, so scheint es ge-
rathener, die Kühe der Kora in Verbindung mit ihrem reichen Schmuck au Hals
and Armen und ihrer, auf die vorangegangene Anthologie nicht wohl, vielmehr
auf ihre Bräutlichkeit zu beziehenden Bekränzung aus der auch in den Vasenbildern
No. 6 (6 a.) und 7 vorliegenden Fassung des Mythus abzuleiten. Denn eine Be-
zugnahme auf die {)soYdp.ta ist, wie Förster selbst iS. 236) sagt, in diesem wie
in jenen Bildern unverkennbar.
Durch einen andeni Umstand wird zugleich der Augenblick der bevorstehen-
den Einfahrt in die Unterwelt bezeichnet. Unterhalb der Pferde nämlich erscheint
eine zu dem Paar im Wagen aufblickende, bärtige, mit kurzärmeligem Chiton und
breitem Petasos bekleidete und mit dem Kerykeion ausgestattete Figur, welche nur
mit dem Oberleib aus der Erde emporragt. Daß in dieser Figur der Führer der
Bosse, in seiner halben Versenkung die Andeutung der bevorstehenden Hinabfahrt
aoeh des Gespanns zu erkennen sei, ist wohl so ziemlich unzweifelhaft und eben
so nahe scheint bei der Ausstattung dieses Mannes mit Petasos und Kerykeion für
ihn der Name des Hermes zu liegen, den ihm denn auch Gerhard und Stephani
beigelegt haben ^). Hier hat nun aber Förster mit Recht bemerkt, daß ein Blick
auf die Rückseite der Vase (abgeb. bei Gerhard a. a. 0.) zur Vorsicht mahne.
Hier erscheint nämlich neben demselben Mann und mit ihm im Gespräch ein ganz
unbezweifelbarer, außer mit dem Kerykeion mit Flügelhut und Flügelschuhen ausge-
statteter und auch, wie gewöhnlich in Kunstwerken dieser spätem Zeit, jugend-
licher Hermes, wohl gewiß als Geleiter eines hinter ihm stehenden jugendlichen
Kriegers auf dem Wege zum Hades. Und da muß man denn doch wohl sagen,
daß die Gerhard'sche Annahme eines doppelten, als uij/iaro; und /Oovio; zu unter-
scheidenden Hermes um so mehr geringere Wahrscheinlichkeit hat, als diejenige
eines etruskischen Unterweltsdaemons , da der bärtige Mann auf dem Rvs. den
einen Fuß auf einen Gegenstand stellt, der in der That ein Kahn zu sein scheint.
Es ist unverkennbar, daß dieser Umstand den Gedanken an Charon nahe legt,
welcher auch dadurch kaum beseitigt wird, daß der etruskische Charun in ganz
aoderer Gestalt bekannt ist. Denn nicht um diesen, sondern um eine etruskische
Grestaltung des griechischen Charon wird es sich handeln , der möglicherweise mit
dem Hermes-Psychopompos verquickt zu denken ist.
Ein weniger klares Verhältniß zum Mythus als diese drei oder vier Vasen-
biider hat
No. 9, der untei*ste Streifen auf der Kehrseite der s. g. großen Amazonen-
vase von Ruvo im Museo Nazionale in Neapel^), abgeb. in den Monumenti deir Inst.
II. tav. 31 (s. Atlas Taf. XVU. No. 25. a. b.), obgleich seine bereits von E. Braun *^)
a) Ganz ähnlich crscheftit Heruics in dem ostiensiscbcn Sarkuphagfragmcnt unten Sarkophage
No. 11, Ann. dcll' Inst, von 186H tav. d'agg. S. 2.
b) S. Hcydeuiann, Die Vasensamniliing des Mus. Naz. in Neapel No. 325(» 8. 590 f.
c) Ann. deir Inst, von 1830 p. 104 u. 113.
an fi m. htthex i>cb Dcmms rsn koka.
fitklit: ^kutnie . vaa 0. Jalni" >!■ > H^Uft ■ ■■«kaaalr HitüriirTpelkOri^eit m
FHntfr 9 3<" No. 3^ mria hitte ^Un^>H v«Hc« «otki. Denn wnn dioa
Mgl. ilrr (>i-irrRiitanil statte Nirlit» ab • eivea rn^Kbra Qi»hri|!?n«rttk«Dpr> te.
eo t»l du riu piuitivH ijDd nirlil It'idit hr^rrif&fbr Intkom.
fMrpIpirh nlBitti*)) Aae pvax JfittektlFk der Compouliofi inil in Hanjtlperwo'ii
bis «uf dir ViirdrriJwül'' zwpmt Pferte nmi dl? Spttw d» AdlersjwpiPrs ifs Hadn'
vMliinm gefffD);?!! tuul in der Zekbiiui; kOckit naglikklKli t-r^iul' Ul. h> d*8
man alter ilas Vcita]t«a iitaet Htmplpatnmem lehweipeii nnß, iatwrn dneh iu
rr)u1l«Be vordere und HUKntlieh du faulen SMck Iber dea tip^nnMand an Btrti
Iu>in4^a KtTpiTrl zu. Iltairr dcrr fpli)m4eB Mitleipnipii« sind ninlicb zwvi Hid-
(?heD mil grnßnn Itlnmen in den Binden «rkallen. ron denm du vorder« dn
MitlP Mirill. von dir rin drittes, hbt pberviils erkaltene». mit der Grtierdf
hüflilCD EfNchrPckcn» «ich zarflekTeodel- Da* »nd denUirli pvag
Aic (ien»A»iiiuon Knraa bei der durch Hade» Er$rkeiB<rn nnteitirorhrRm
AnllioloC'^ ttamit »limmt ra dnrehaus Sberein. daB . wie die Reste v'ip'n.
A'w Mitte ein ra»cli dahin ^pren^ende* Gespann imti . nach Jlaß^bc des Aillersfii»-
tvn, einen polten flnll. Ilade». enthielt, neben dem die entführte Kora ^^landn
haben maß Nnr die Kra^ nach dem Wie und die weitere, ob. wie in den S*i-
kophagreÜL-fen . ZRnft<:hi>t hinler dem Wagen Pallaa. Arterai» nnd Aphrodite fal|:tfn,
flu welche Platit gmiiK in der Locke ist. mOseen wir imbeantworict la&^n. »m
wir nicht anT den Boden hSefasI Rcliwankender Cnnjectnren ßtrathen wollen WiAl
aber ist £U betonen, daß mit den Resten der geHtörteii AnlhnlnpriH hinter der HilUl-
gmppe sich in dem voniem erhaltenen Stöcke beslens Hermes al.« FlUirer der
Rmtse de» Hades verlrägl . der diesen hier nicht anders t nranM^hreitet . alti Eol
BUndi^ in den Sarkopha^reliefcn . Bo weh wSre. obgleich die Ilnnpttiacben feUei,
wnhl Alles klar und sicher; »ir würden an den ersten Ratili ilir Knra wewnllti'li
in der ans den Sarkophagen tn belegenden Gestalt zn denken haben nnd Niemand
durfte gegenaber der sputen Bnlslehung der Reliefe an dem außerordentlich bob«i
Werlbe dieses so viel frtlhem Zeugnisses iweireln. Eb bleibt aber noch eineFigv
übrig, welche nicht allein aus den Sarkophagre liefen nicht belegt werden baai.
sondern welche , und das ist das ungleich Wichtigere . sich mit der Scene iff
ersten Rauhen, wenigstens so weit wir nachkommen kSnnen, durchaus nicht ver-
tragt, nämlich die dem Hermes voraneilende und mit zwei Fackeln vorlencblend«
Hekate'). Daß diese in keiner uns bekannten Version dca Hytiins den erst»
Raub der Kora begünstigt, ist gewlG nnd es ist kaum denkbar, daß es eine Wei-
dung gegeben habe, welche solches berichtete. Bei der jlhriicheu xara-;;«>-fTJ nnd
den an nie sich anschließenden DeoY^pii dagegen ist eine solche Function der
Hekate als Dienerin 'oder nach orpkischer Poesie Schwester) der Kora nieht alkii
vollkommen gnt denkbar, sondern sie ist durch die Vasenbilder No. 6 [6 a.) aad
7 ganz unzweideutig bezeiigl. Wie nun: sollen wir, wie dies E. Brann a. » 0.
p, 1"! getlian hat. an diese jährliche T^axaiarfr, anch hier denken? An wi
durfte dem Weniges im Wege ^lehn : in die Lücke zunächst hinter dem Wt^ei
b) Dies.
. Iteitrigi- S. :<!) N'oui IUI. Veml. auch lleydeininn ■- i. O. S. SOS >olt -■'-
Igt lermochie ich \h''i illerdinj^ nicht mehr lufmBnd«!!.
iKsUlt vergl. No. 7,
10. DER BAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0DO8. 607
können wir die von Kora scheidende oder der i)ir entrissenen nacheilende Demeter
nach Maßgabe von No. 6 oder von No. 7 ganz füglich in Gedanken einsetzen und
ihr, soweit der Raum es erfordert, noch einige Begleiterinnen beigeben. Die Fi'age
ist nur, ob man mit der jährlichen xai)o8o? oder yLOLTaL^io-^r^ Koras wie mit dem
ursprünglichen Raube die durch Hades' Auftreten unterbrochene Anthologie ver-
bunden denken darf? Und auf diese Frage sind wir, soweit ich sehe, für jetzt
zu antworten nicht im Stande. Denn wenn in den siciiischen Kopsia, an welche
auch hier in erster Linie zu denken sein wird, auch AOeacpopia, öeoyafjLia und
'AvaxoXüTTcripta unterschieden werden, so steht doch noch keineswegs fest, ob die-
selben Theile eines Festes (im Herbste) , oder ob sie verschiedene (theils im Früh-
ling, theils im Herbste gefeierte) Feste bezeichnen*).
Mit den Vasenbildern No. 4, 5, 6 (6 a.j, 7, 8 und 9 scheint nun aber auch
der Vorrath nicht allein der auf den Mythus von Koras Entführung bezüglichen
Yasengemälde , sondern, wenn wir die Reliefe No. 1 — 3 hinzurechnen, derjenige
aller bisher bekannten Monumente vorrömischer Kunst erschöpft zu sein ; denn mit
der Ablehnung einiger weiteren, hieher bezogenen Vaseubilder bei Förster S. 246 f.
wird Jeder, welcher dieselben genauer prüft, einverstanden sein.
Unter den späteren Monumenten nehmen die
Sarko p hagre lief e^*)
weitaus den bedeutendsten Platz ein und es erscheint in jeder Hinsicht rathsam,
sie an die Spitze zu stellen und ihnen die Denkmäler anderer Gattungen folgen
zu lassen, unbekümmert darum, ob sich unter diesen das eine und das andere von
früherer Entstehung, als die in der Hauptmasse dem Ende des zweiten und dem
dritten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung angehörenden Sarkophagreliefe
findet.
Schon oben (S. 590) ist die Förster'sche Classification und Anordnung dieser
Reliefe als die richtige und sachgemäße anerkannt worden , so daß es sich von
selbst versteht, daß sie hier mit einigen unwesentlichen Modificationen beibe-
halten wird.
Diese Classification geht von der äußern Erscheinungsform der Compositionen
und zunächst von gewissen hervorstechenden Merkmalen derselben aus, was des-
wegen durchaus gerechtfertigt ist, weil eben diese Merkmale nicht allein auf eine
gemeinsame Quelle oder Vorlage hinweisen, sondern weil sich mit ihnen, eben weil
dies der Fall ist, eine weiter gehende innere Verwandtschaft auch in den inneren
Motiven verbindet. Mag deshalb auch ein Band allgemeiner Verwandtschaft letzt-
hin alle Sarkophagreliefe umfassen , mögen sie sich in letzter Instanz aus einem
gemeinsamen Urbilde (TuptoTOTUTcov) und einer bedeutenden frühen Umbildung der-
selben (fi^TaiDTTov) ganz so oder etwas anders ableiten lassen , wie dies Förster
(S. 211 fl*.) in jedenfalls sehr feinsinniger Weise zu entwickeln versucht hat, hier
a) Vergl. Hermann-SUrk , Gottesdienstl. Altertb. § 68 mit den Anmerkungen 17 — 23 und
Förster, S. 23 mit Anm. 2.
fl08 lU. MYTHEN DER DEMETER UND KUHA.
kann es weniger darnnf ankniDmen. diene Qnnllenkrilik eu wiederbolen oder i
KUprtifen, als darnuf, den (jcütuninlstoß' su aber^lclidich und gcdrftngt wj« nu'igiicli
zur Üarstellnnt^ zu blinken, was in keiner Weise boaaei' ah auf Grundlage ilrr
FörBter'acben Kintbeilung xa bewerkstelligen ist.
SamtnI.liche iSarkriphagrellefe sorfallcii zn uberst in uwei, an Zahl freilkJi
mIit ver^etiJedene Olaason, dercii erster» wieder in zwei Oattnngcn. m> tri;
Jede dieser in awel Arten zn eorle^en i»t. Die zweite f 'lasse , wckibti nur virr
(nder fUnfj Reliefe nmfaßt, bildet ein Game» t'Ur aicli.
Brate Glasae.
Djis riberste Merkmai der ganm^n ersten ('lasse ist die Hanptricbtnn^ iIit
Figuren. insbeBondere der Gespanne de« Hades und der Demeter von linl:'
naeh recbta.
Innerhalb dieser Classe umfaßt die
Ernte Oattnag
diejenigen Iteliefe. welche Demeter auf einem mit Schlangen betupanoifn
Wagen fahrend zeigen und wiederuni innerhalb dieser Gattung die
Erste Art
diejenigen Reliefe , welche , abgesehn von den Kehenseiteu und von siner nTtiit-
zelten Scene in No. h, die DAratellung auf die beiden Seeoen a' ir'
liaubes der Kora (rechts) und b. des Irrens .,nJ.avr,j der Demeter linb
besrhrftnken . Die Exemplare sind die folgeuden. und zwar an vollständig erliil-
tenen Vorderseiten oder ganzen Sarkophagen.
1. Im Pal*Eu) Barberini in Rom No. 1. S. AÜm Tmt. XTU. Ko 1>).
2. In Villa Doria-PanHli in Koni, hoch elngeiu&ueit in die dem Blumeugutcn ingewndeK
SeitB des Casinw. ünadirt''),
3. In Villa Koapigliosi in Itoui . eliigeniaueit mit den Nebenseiten neben der Tordtntil'
In die EiiigRiigswaiid des Casino. S. Atlas Tar. XVII. No. 3<).
4. Tn AmalH in der Kirche 8. Andrea. Unedirt'').
ä. In FloieoE in den L'fHzien, im eilten Corridar. Ganiec Sarltophig. ä. Atlai Tat. ^^'I-
No. 5, ver«l. das. No. 14 (5 a.) und 15 (5 b.) di<! Nebenselten').
6. In Villa MaatlDil (t'rilhei (iiustiniani) in Harn No. t, eingemaueil im Camino')-
7. hl St. Peliiisburji in der kais.. Ermitage, Guedioiioff, Sriilpt. .tut. de l'Ermit. M
No 3t!0. IJanier Sarknphag*).
a) Bei Fnntter. wii hier wie bei den Tolgenden Nnmnierri die rrfthero Lltteiatoi aa^MR^
igt, S. 137 ff. No. 1, abgeb. Ann. dell' last, von 1S73 uv. dag»- KP- Na. 1 mit Teil p. Um
b) Bei Föruer S. U3 No. 4.
c) Bei Fürstcr S. I4:i lt. No. 5. Abgeb. Qiohrfacb, zuletzt |p den Ann. dell' Inat. •. •. ••■
lav. d'aeg. E K. Nu. 2 mit Text |i. SU bi|<|. Neuedtens ausrührlirk heiptuchen tun Wieielei n
den Deiikui. d. a. Kuiiäl 11.^ Nu. Kl« ;S. 141 IT.
d) Hei Fürsler S. MB No. Ö.
t) Bei Föralei S. 14<> IT. No. 7. Abgab, mehrhch, zuletzt bei Zannonl. La K. tJaleni di
nienzu IlluatraU III. lav. 15:t i.- \b3.
fl Bei KürsliT S. Ift-J No. 11, Abgeb. Ual. tiiiisüniani II. tav. 10«, wlcdcrboU bei JI.M-
tani-..ii, Ant. ,,xft. 1. pl. 41) No. I.
K) Hei lünler .1. 149 No. Ü. Abgeb. bei Stcptuii, Parerg. atefaaeol. XXVI. im BuU ir
l'.Aiad. <lc» adcuROa de üt. IMtur^b. .MI. (ISöH) zu p. 27t> 3.|i|-
n
10. DER RAUB DER KORA; IHRE KATHO0CMB UND ANODOS. 609
Zu diesen vollständig erhaltenen Darstellungen kommen ferner die folgenden
Fragmente :
8. Aus Villa BorgheöC im Louvro, Frübnor, Notice de la sculpt. aiit. du mus. du Louvre I.
p. 89 sq. No. 64. S. Atlas Taf. WII. No. 6»). Krhaltcii der Jlaub (^rechts) und eine
diesem Sarl^uphag eigcntbümlicho (Mittel-)8cüiie (s. unten).
9. In Villa Massimi ((ilustiniani) in Iloni No. 2, hoch eingemauert im Casino^'). Erhalten
die linl(c Seite mit dem Irren der Demeter und den drei Göttinnen Aphrodite, Artemis
und Athena.
10. Im Vatiean in der Galeria delle Statue. S. Atlas Taf. XVII. No. 2^), Erhalten die
rechte Seite mit dem Raube , und zwar so , daß es recht wohl möglich erscheint , daB
No. 9 und No. 10 als ein Ganzes zusanimougchürt haben, obgleich sich dies bis jet;(t
nicht beweisen läßt. Unedirt.
11. In Ostia gefunden, wo bewahrt? Publicirt von C. L. Visconti in den Ann. dell' Inst,
von 1806 tav. d'agg. S. No. 2 p. 325 ^j. Erhalten von dem Raube das Gespann mit
Hermes und mit geringen Theilen der Kora und des Hades. Ein zweites, angeblich
zugehöriges Stück ist noch nicht näher bekannt.
12. Im Vatican, Mus. Chiaramonti No. 323.^). Erhalten von dem Raube ein Theil , aber
nur Hermes, die Pferde und ein Stück des Wagens, ohne Hades und Kora. Unedirt.
13. In Ince-niundcll Hall, Lancashire England, Michaelis, Archaeol. Zeitung von 1874
S. 32 No. 281 'j. Erhalten der mittlere Theil: Hades und Kora, Athena und Artemis.
Anßer diesen m. o. w. ansehnlichen Fragmenten führt Förster S. 155 nnter
No. 16 — 18 noch etliche ganz geringfügige Brachstücke an, welche kein weiteres
Interesse biegen, als daß sie zeigen, wie häufig der hier in Rede stehende Typus
wiederholt worden ist.
Femer bespricht derselbe S. 142 unter No. 2 und 3 und S. 148 unter No. 8
drei jetzt im Original verschollene Sarkophagplatten, von denen No. 2 abgebildet
ist^j, während von No. [^ und 8 nur Beschreibungen vorliegen. Die Frage, ob
diese Exemplare mit erhaltenen [No. 1 und No. 5) identisch sind oder nicht, läßt
sich mit Sicherheit nicht entscheiden.
Zu einem Sarkophag der hier in Rede stehenden Art wird endlich vielleicht,
wenn auch nicht erweislich, als linke Nebenseite gehört haben:
14. Das Relief in Mantua im Musco dell' Accademia. 8. Atlas Taf. XVII. No. \2^).
Die gemeinsamen Züge dieser Darstellungen und die Abweichungen der ein-
zelnen Exemplare lassen sich wie folgt zusammenfassen.
a) Bei Förster S. 149 No. 10. Abgeb. mehrfach, b. Bouillon, .Mus. des ant. III. bas-rel.
pl. 3 (pl. 35), Clarac, Mus. de sculpt. II. pl 214 No. 33 und danach in den Denkm. d. a.
Kunst II. 3 No. 104 (103) und hier neuestens von Wieseier 8. 135 IT. ausführlich besprochen.
b) Bei Förster S. 153 No. 12. Abgeb. Gal. Giustin. II. tav. 79, wiederholt in Welckera
Zeitschrift u. s. w. Taf. II. No. 4.
c) Bei Förster S. 153 f. No. 13.
d) Bei Förster S. 154 No. 15.
e) Bei Förster S. 154 No. 14.
f ) Bei Förster S. 154 f. ohne Nummer.
g) Bei Mariangclus Accursiu^, Diatribae in Ausonium, Solinum, Ovidium, Uomae 1524 als
Titelblatt, wiederholt in Hieron. Alcander, Kxposit. ant. lab. marmor. in Graevü Thesaurus Ant.
Rom. V. p. 758.
h) Bei Förster 8. 15.5 No. 19. Abgeb. Mus. di Mantova 1. tav. 3 und in den Denkm. d. a.
Knust II.2 No. 857.
9t9 111. MTTHKK DKR DEMKTKR UND KOKA.
a. Raub dei' Kora. Hades, von vom g^sphti nnd nackt bis i
seioe Oherarmc gpsdihinscni's und bogenförmig Über seinem Kopfe sich ban»chi*ii'
dpsOewand. hat mit dem linken Fnßc bereite winen Wagi^n betreten, wihrcniJ er
mit riiin recliten den Boden nocli berührt. Er umfaßt mit beiden Annen untrj"
der S<^thnltor nnd sm Oberschenkel <lic gewnlt«am entralTte, mit dem Kopfe narJi
viim geworfene Kora. weiche sich, wie besonders die Bewegung ihrer Beine zeipl,
heftig sträubt . die Arme giadans und emporwirft und mit elark EOrflck gebogenem,
tlber den Ilintertheilen der Pferde liegendem Kopf einen Sclirei äos- Enteelzenn
oder einen Hilfornf ansstAßt. Die vier Pferde dee Haden zielu» entweder im ge-
streckton Galopp scharf an . oder sie sind , steiler und weniger regelmlBig an-
sprongend, wie bereits in den Erdboden versinkend dargestellt (7, S, 10. II). in
welchem Falle das dritte mit umgewendetem Kopfe gebildet ist. Über ihnen fliegt
Eros meistens mit einer in Imiden Händen vorwärte gehaltenen, brennenden Fackel
in nielircn Exemplaren tUeilweise orfer ganz weggebrochenj : in -"> hält er die Fackel
nur in der Linken nnd einen flatternden Zipfel seiner Cblamys. nicht aber ein
iifiammeumii. wie Fdrster i^. 147 ineint, in der Rechton ; in 2 und 10 fehlt h
ganK, Als Fahrer der Pferde, deren eines er am Zügel gefaßt bat, eilt Herin««
im gewöhnlichen Costüm, bald ganz nackt, bald mit einer nm die Schnitern gr-
legten Chlamys . mit Flügelhnt nnd Kerykeion ansgestattet, dem Gespanne voran.
Nur in 11 versinkt er vor den von ihm geleiteten Pferden in den Boden, aus
welchem er nur noch mit dem Oberkörper hervorragt . ein deutlicher Beweis, dal
die hier wie in 7 nnd % unter den Pferden gebildeten Felsblöebc, in welchen diew
bereits mit den Hinterbeinen stecken, den Erdsehlnnd, sei es bei Nysa, sei d hn
Ifrineos oder Erineon oder sonstwo, vergegenwkrtigen sollen, durch welchen di*
Fahrt zur Tiefe hinabgeht "i, was Förster nicht hatte verkennen sollen nnd was ei
durch sein Clandiancitat (S. N!) Anm. IV am wenigsten widerlegt. In den nbrigen
Exemplaren liegt unter den Pferden Gaea (oder Tellns) in etwas wechsehideB
CostUm , meistens mit einem Füllhorn im linken Arm (in 1 mit Früchten im
Schoß! , die rechte Hand wie bittend oder auch die Pferde abwehrend erhoben,
nnr in I hält sie mit beiden HSnden ihr tlber ihrem Kopfe bauschendes Gcwaad
und ragt in tl nur mit dem Oberleib aus dem Boden, während sie die linke Hand,
wie um Schonung bittend, auf die Brust legt. In 4 hat sie ihren Platz gewecbwH
und liegt vor den Schlangen der Demeter, vor denen sie in r> außer vor dei
Pferden ein zweites Mal wiederholt ist.
An die Anthologie, bei welcher Hades Kora UlKüTaschte, erinnern nnr nn|r-
stürzte Blumenkörbe, in I nnd 3 hinter den drei Giittinnen, in .^ nnmittelhu
neben dem rechten Fuße de.s Hades; in .1 liegt außerdem ein zweiter Korb utH
den Pferden und zwei Körbe finden sich auch in ti und !(, vor (i)j oder hinter [bi
der Gruppe der Göttinnen und mitten in derselben.
An die Gruppe des Hades und der Kora schließt sich unmittelbar difjeaip
der drei Göttinnen : Atbcna. Artemis und Aphrodite an. und zwar, mit p-
ringcn Variationen, so componirt. daß das Motiv m. o. w. klar nnd m. o. w. >n.>-
drucksvoll nnd dramatisch vorgetragen (am unklarsten wohl in (>. wo die drittr
■0 Sleplimii >. ■. 0. lu Nd «. und ttf"
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 611
Göttin Laib kniet und die Arme erhebt) bervortiitt, nämiicb, daß Athena, weiche
die erste Stelle nächst dem Hades einnimmt und auf welche dessen Blick gerichtet
ist, den Räuber mit ausgestrecktem rechten Arm zu ergreifen und den Raub zu
hindern sucht, während die an dritter Stelle augebrachte Aphrodite ihrerseits
Athena, welche sie am Schildrande faßt, aufzuhalten strebt, und wiederum Artemis,
in der Mitte zwischen beiden Genannten angebracht, nicht etwa nur erschreckt
flieht, sondeni Aphroditens rechten Arm ergreift, um deren Hand vom Schilde der
Athena loszumachen. Daß also Athena und Artemis unmittelbar und mittelbar
sich der Entführung Koras widersetzen, während Aphrodite dieselbe begünstigt, ist
un widersprecht ich und dies stimmt auch mit der litterarischen Überlieferung'^) über-
ein. Nur von der Einmischung des Zeus, welcher durch einen Blitzsti'ahl die
widerstrebenden Göttinnen scheucht, ist in den Sarkophagen dieser Art keine
sichere Spur, und es ist sehr mißlich, mit Förster ^S. 13ü) eine solche in dem
ausgestreckten rechten Arme der Artemis (sicher in 1 , sehr zweifelhaft in anderen
Exemplaren) , als mit welchem sie auf ein unerwartetes Ereigniß hindeute, erkennen
zu wollen. Inmitten der Gruppe der Göttinnen ist in der Regel ein runder Altar
angebracht, bald mit (5), bald ohne Flammen, in 9 durch den zweiten Blumen-
korb ersetzt. Daß in demselben eine Localbezeichnung vorliege, ist gewiß, und
daß mit diesem Local das Heiligthum der Demeter in Henna gemeint sei, hat Förster
(S. 140) wohl mit Recht entgegenstehenden Ansichten gegenüber angenommen.
Und auf ein solches Heiligthum oder die im sicilischen Mythus mehrfach genannte
Behausung der Demeter und Kora wird auch mit Wieseler ^) das Parapetasma zu
beziehn sein, welches in 3 hinter der Gruppe der Göttinnen ausgespannt erscheint,
während ihm Förster, der in den Annali (a. a. 0. p. 81) derselben Ansicht zu-
neigte, S. 143 Note 1 nur die Bedeutung beilegen möchte, die Gruppe abzuheben.
Ein Baum (kurzer kahler Baumstamm), welchen Wieseler in diesem Relief hinter
der Gruppe der Göttinnen, oberhalb des umgestüi-zten Blumenkorbes zu erkennen
meinte und dem er die Bedeutung der Scheidung der beiden Scenen zuschrieb, ist
zweifelhaft (aber möglich) ; in 9 erscheint in der Zeichnung (ob auch im Original ?)
zwischen Athena und Artemis eine schlank aufragende Cy presse, in 6 sind deren
zwei gezeichnet. Sind diese Bäume in der That vorhanden, woran sich füglich
zweifeln läßt, da sie nur in den beiden Zeichnungen der Galeria Giustiniani vor-
kommen, so mögen sie zur nähern Bezeichnung des sicilischen Locals, des Haines
der Demeter^) dienen. In 5 und 7 und sehr zweifelhaft in 8 (s. unten) , aber
auch nur in diesen Exemplaren, ist der Gruppe der Göttinnen, in 5 fast ganz
hinter Aphrodite geborgen, in 7 frei dastehend, noch die Figur einer der Nymphen
oder Okeaniden, Gefährtinnen Koras bei der Anthologie zugefügt, welche in 7 mit
erhobenen Händen und über dem Kopfe bauschendem Gewände sich erschreckt von
der Scene des Raubes abwendet. Es verdient auf Anlaß der Anwesenheit dieser
Nymphe hervorgehoben zu werden, daß von den drei Göttinnen nur Athena in
allen Exemplaren ganz unzweideutig durch Helm und Schild, einzelne Male (5, 6
und 7) auch die Lanze neben dem Schild in der Linken charakterisirt ist, nicht
sl) Kurip. Hei. vs. 1301 sqq., vergl. Förster S. 51 f., Glaudian. Rapt. Pros. II. vs. 214 sqq.
b) Zu den Denkm. d. a. Kunst II.3 S. 144.
c) Veigl. Glaudian. Rapt. Pios. II. 105 sqq.
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•yrarkr mit dem purtLthf l'rkihr tkmme aakc licfm mii&te. in allen nilN
mH K«dtf «inl iB^pata ka>tWB. vir Ars F3rrt»r darrkiankreD r^rsncht hat. Nifbt
•*w«kl ii iem ''iifiiniki-fB Amvt Art. nU abM- bei einigen weiterhin n b^
Irarkieadi« Mäkktea danas bedeakfieke Ctaje^afaiea and it^ht anfeehlbare Vf-
kUrvB^ra »4 M^vbea.
Dai aaa Despter ia der Pbae der Mer bekandellen Art der Sarkopbp-
retiefe laf ileai :^klaa^av^n ^teke . üt als ein obenteu MeriEmai der paun
errtea (tattaa* ^eboa Twwef beaertt vordea. Selir beachlengwerth aber Isl *f
Art. ia welcher sie kier p^bildet i«t. pr^eatber derjeni^n. in welcher sie ia d«i
■aeiälea Reliefen der weiterkia xa beflpreebeadea Arten nnd Oattun^n erarbeiBt
Deaa wlkread sie dort aiehr oder weni^r kefli^ bewegt, leidenschafllteh . w
Theil wie aor^eln^t in lehnen dar«e»teMl ist. leijl sie Bifh hier Vergleichs« ei«
in aafrillender Rnhe nnd Wllnle. eine edle, ^rade anr^erichtele (iestalt im wrilrn
wallenden Sehleier, eatwt-der ^ni bekleidet I, 6. 7' «der doeh nor mit oiit-
Mndirm rechten Bn^ien H. r., <i . die in der linken Haiid gehaltene Faekel »!"■
Kllllhi.ni in der Ahl.ildunp von 9 Ut htVhsl verdli-htlg. in -1 soll sie einen Zwif
hallf-nj vor «ich ao( dea Wagen oder auf die HOflc stutzend . sn daß man . dif>
f\
t) Verjl. .Dfh WlwlM
10. DKR RAUB DER KORA ; IHRE KA'PHODOB UND AN0D08. 613
gilt in besonderem Maße von 1, an einen nicht für diese Seene erdachten, sondern
für dieselbe nnr, und zwar nicht aufs beste, benutzten und wenig umgebildeten
statuarischen Typus der Göttin denken könnte.
Das gewaltige, vor ihrem Wagen zusammengejochte Drachenpaar erscheint
in den meisten Exemplaren (nicht in 5) geflügelt und zwar (mit Ausnahme von 7)
am hintern Theil des Leibes, nahe den Rädern des Wagens, während die Flügel
bei den Schlangen in den Reliefen anderer Art (wie in sonstigen römischen Kunst-
werken) mehrfach höher, näher den Köpfen angebracht sind.
Neben (hinter) den Schlangen schwebt in den meisten Exemplaren (nicht in
6 und 7) eine geflügelte weibliche Figur, welche mit beiden Händen ein
vorwärts bauschendes Gewandsttick hält. Diese Figur, welche von einigen Ge-
lehrten irrigerweise und ganz gegen den Augenschein als Lenkerin von Demetei's
Gespann bezeichnet worden ist, während sie doch nur als eine Begleiterin der
Göttin gelten darf, ist mit verschiedenen Namen, als Hekate '^j , Aura^), Iris^j und
Hora^^i belegt worden. Von diesen Benennungen wird diejenige als Hekate schon
durch die Beflügelung als unmöglich erwiesen ; Aura, so möglich und sinnvoll ihre
Verbindung mit Demeter sonst sein mag, ist jedenfalls für diese Scene, in wel-
clier es sich um Nichts weniger, als um die Verbreitung der Segnungen der Demeter
und der Fruchtbarkeit handelt, nur sehr schwach begründet und wenig wahrschein-
lich. Für den von Zoega ausgegangenen Namen der Iris entscheidet sich Förster
hauptsächlich deswegen, weil er denjenigen einer Hora für die Lenkerin von
Demetei's Wagen in einigen später zu besprechenden Sarkophagen in Anspruch
nimmt, welche daneben auch noch die hier in Rede stehende Begleiterin der Göttin
zeigen. Wieseler dagegen zieht für diese den Namen der Hora vor, indem er
erklärt, die Lenkerin sei als Nike zu fassen , wie er anderswo nachweisen werde.
Gelingt ihm dieser Nachweis, so wird man sich damit einverstanden erklären kön-
nen, die Begleiterin Demeters als Hora zu benennen, indem die Hören mit Demeter
auf das engste verbunden sind®) und die hier rasch neben dem Schlangenwagen
dahinschwebende Hora, an die »veloces Horae« bei Ovid (Metam. L vs. 118) er-
innernd, wie Wieseler bemerkt, dazu dient, die Schnelligkeit zu vergegenwärtigen,
mit welcher Demeter dahinßihrt. Das Letztere würde natürlich von Iris (asXXoiro^
II. 8. 409 n. sonst) wenigstens in gleichem Maße gelten und für diese wird man
sich zu entscheiden haben , falls man für die Lenkerin von Demeters Wagen an
dem Namen der Hora festhält , was so lange gerathen sein dürfte , bis Wieseler
den Nachweis für den an sich nicht eben sehr wahrscheinlichen Namen der Nike
geliefert haben wird. Übrigens ist die ganze Frage von zu untergeordneter Be-
deutung, um hier weiter eingehend erörtert zu werden.
Nachdem im Voi'stehenden zusammengestellt ist, was die Sarkophage der ersten
Art in beiden Scenen Gemeinsames und was sie an kleinen, wenig bedeutenden
a) O. Müller zn der Derikm. d. a. KuiiRt II. No. 108.
b) Wieseler, Phaeton S. tiO f., Stephani im Compte-rendu etc. poiir Tannt^e 1859 p. 98.
c) Zoega, Bassirilievi di Roma II. p. 232 und in Welckers Zeltschrift u. s. w. S. 45, Welcker
da«. S. 83, Gerhard, Lb. den Bilderkreis v. Eleusis (Ges. akad. Abbh. II.) S. 468 u. sonst, Förster,
Anu. deir Inst. a. a. 0. p. 80, Raub u. Rückkehr der Persephone S. 141.
d) Visconti, Mus. Pio-Clem. V. p. 42, Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst n.3 8. 143.
e) Vergl. Förster, Raub u. Rückkehr der Persephone S. 96 f.
:,ö]4 111. MTTIIKN DF.K DKMKTlCJt VXD KOHA. i^^^^^^^H
Vananteu im Einzeluuii bioteu . oiiiß noch der gimz vereinzelteD Gruppe gew£t
werden, welche aii-b in dein Kelief des Louvre iSj an die Scene der Uarjui^.
unmittelbar au die Oni[»pe der drei üöttiiuieu anschließt. E« wird aber von vom
hierein zu gestehn sein . daß man zu einer siehern Deutnng mit dem bialier bt-
kaanten Materialc schwerlicli gelanguii wird und daß die Vergleichuof de» in den
übrigen Theilen uäcbs (verwandten Petersburger ÖarJcopbagh |T], welcher jedoch dir
fruglicbe Gruppe nicht wiederholt, and der aus der Mitte des 16. Jahrfaanderta
glaimneu'Ien Zeichnung de£ LuuvreHarkophaga im Üodeii CuburgenGis No. Itif ,Matx;* .
Welche die fragliebe Gruppe und ihre Umgebung sowie das ganze Kelief in lirsiicr
erhaltenem Zustande darstellt , aU in dem e« i4ch jetzt befindet , die ErkUmag
beinahe eben ao sehi' erschwert wie unterettitzt.
Wenn man von der Erklärung O. MtiUera'', absieht, welcbi-r Üomelj-r erkennHi
will. die. wenig bekleidet, auf den Fruchtkorb ge&tötzt, in welchem FVtlclite d«r
Enite gesammelt siud, vou dem Orte der ßntffihrung abgewandt »itzo, ohne dani
zu merken, während die hinter ihr stehende Hekate-äeleue da« .Schicksal der Kon
erspäiio nnd ihi-e Voi'wunderuug darüber auseudrüekun £l^heine, eine ErklXmn?. mit
dtir in der That so »;at wie Nichte gesagt ist , so haben die meisten aodeTsn 6«*
lehrten, welche sich mit dem Belief beschäftigt habendi, um es kurz zu sapn,
Demeter auf der ttizfa i-jikiisrct^ sitzend ^j zu erkennen gemeint. wUhrend ueiicxtcnj
Fttniter ^S. I5u f.j und Wieseler^), der Erstere zu einer ganz verschiedeneu. ivi
Andere zu einer wenigstens stark mL>dilicirteu Deutung gelangt sind. Um diese iii
wllrdigeu. muß beachtet werden, was die Zeichnung des Cud. Oobnrg. über das Jetit
Erhaltene lunaua bietet. Und da ist denn die Hauptsache 1 1 daß die aitiMulc
Figur, in welcher alleraeits Demeter anerkannt wird, in der ri-chttm Ilanil eine
lange brennende Fackel hÄll, was uui so gewiwsi-r riehtig ist, als iiii dein Origin»!
obgleich an ihm die Hand mit dem Stock eines Zweiges ergXnzt ist, du mltntt
StDek der Faekel an dem Arme der Göttin noch erkennbar ist (vergl. Atlas Taf.XTD.
No. ü) 'j ; 2) daß die neben ihr stehende Figur, deren Haiipt mit einer Halbe
(Kekryphalos oder Sakkos) bedeckt ist, in ihrer Rechten ebenfalls eine {kutu
brennende Packet schräg gegen den Boden gesenkt hält, von der ebenfalls Botb
ein kleiner Rest am Original erhalten ist (a. den Atlas a. a. 0.) ; 3) endlich, dal
vor dieser Ornppe der vordere Tbeil einer großen, anfgerichteten Schlange sicht-
bar wird , an welcher mit Wahrscheinlichkeit ein Stack des Joches erkannt witd.
mittels dessen sie mit einer zweiten Schlange vor einen Wagen gespannt gewesn
■) Veritl. Matz in den HDiiattberirhleii der berl. Akad. von 1871 S. 458 und S. W. Die
Zali^hnuiig ist wiedeihnlt im Cod. Pii;hiatiua, k. Jahn, Berichte der kgl. itirhs. Oeg>. il. Vii'f '■
I8ß8 S. 217 No. 181.
b] Zu den üenkm. li. a. Kunst [1. No. 103 (jezt 104)
r) Zoega in Wekker« Z.^itsrl.ril'1 D. x. «. S, 43. Welcler 1» den Aim. MV UM- tki ISH
(.V.) r. I-Ili »q., Wieneler tu de<i llenkm. d. >. Kunst II. ^ No. IU3, Oerhanl , Üb. d. Bildarkrei-
V. Kleii>is III. (lies. akad. Abhh. 11.) .S. (Uli. Ueilii;» B. Kn. 2». Fn'hner. Noiice de !■ Kuip'
■■lt. au Mus. du LnuTre p. 9U.
<1) Vergl. llom. hymn. <ii Cur. r». 98— lOt, Panstn. I. 3^. 1, Apallod. 1. i. 1 mit HeiMi
Anoierliungeii.
e) Zu den Deiikm. d. a. Kunst ll.^ Ko. tü4 (103) S. ISÜ ff.
(} Vüllig riühtli hat die» auch Qcrbud a. a. 0. gesehn.
J
10. DER RAUB DER KORA ; !&&£ KATHODOB UKD AK01>08. 615
sein wird, wie dies anch übereinstimmend Förster nnd Wieseler angenommen haben.
Die Figur hinter Demeter mit dem bauschenden Gewände giebt die Zeichnung des
Cod. Cob. nicht vollständiger, sondern unvollständiger wieder, als sie noch jetzt
im Original ist, da sie in diesem, wie Fröhner richtig angegeben hat, in der linken
Hand die Spuren einer erhobenen Fackel erkennen läßt (s. den Atlas a. a. 0.).
Durch diesen Umstand wird, um hiermit zunächst aufzuräumen, die Deutung dieser
Figor als eine der Gespielinnen der Kora, zu welcher die Vergleichung des Peters-
burger Sarkophags (7) hinleiten könnte, aufgehoben nnd, auch abgesehn von jeder
firklämng, ihre Zugehörigkeit zu der Gruppe der Demeter erwiesen*;, zn der sie
auch ihrer Stellung nach, genau von vom gesehn und nicht (wie die entsprechende
Figur in 7) von Demeter ab-, der Scene des Raubes zugewandt, wie Förster
(S. 150) sagt, sowie vermöge ihrer, im Gegensatze zu der Parallelfigur in 7, voll-
kommenen Ruhe ohne allen Zweifel gehört.
Was nun die Hauptgruppe selbst anlangt, darf man es mit Förster (S. 151]
und Wieseler (S. 137) für durchaus unwahrscheinlich erklären, daß der Schlangen-
wagen vor Demeter, auf welchen die eine Schlange in der Zeichnung des Cod.
Coburg, hinweist, leer dagestanden habe und bestimmt gewesen sei, erst später die
Göttin aufzunehmen. Ganz und gar keine Wahrscheinlichkeit dagegen hat die,
wenn auch bei beiden etwas modificirte Annahme der genannten beiden Gelehrten,
dieser Wagen habe Triptolemos getragen und es sei hier dessen Anssendung als
eine eigene linke Scene mit dem Raube der Kora rechts zusammen oder diesem
gegenüber gestellt. Die Argumente, mit denen Förster diese Annahme zu stützen
sucht, sind vollkommen hinfällig und verkehrt; die Parallele des Sarkophags von
Wilton-House (Atlas Taf. XV. No. 3) kann durchaus Nichts beweisen, da derselbe
die Anssendung des Triptolemos nicht mit dem Raube noch auch mit der xaboBoc
der Kora verbindet, wie oben S. 572 f. nachgewiesen worden ist, sondern mit ihrer
Anodos, nnd da dies Relief, wenngleich in ihm wie in dem Sarkophagrelief im
Lonvre Demeter auf einem Steine sitzt, die Göttin in einer durch und durch andern
Erscheinung und Tracht darstellt, als das Louvrerelief , in welchem die vollkom-
men singulare und im höchsten Grad anffallende Entblößung der Demeter von
der entscheidendsten Wichtigkeit ist und nimmermehr so abgethan werden kann,
wie dies Förster (S. 152) gleichsam beiläufig in einer Note versucht, indem er
sagt: »bei der Bildung der Demeter an unserem Sarkophag war gewiß mehr der
Gedanke an ihre Verwandtschaft mit Gaea als an ein Liebesverhältniß mit Tripto-
lemos maßgebend a. Wenn Wieseler (S. 188) diesen Worten ein Ausmfungszeichen
hinter dem Liebesverhältniß hinzufügt, so hat er gewiß Recht, mehr aber bedarf
es anch kaum , da eine nackte sitzende Gaea oder Tellns anch nicht vorkommt,
also hier der Synkretismus zn Nichts hilft. Mit eben so gutem Recht aber schreibt
Wieseler (S. 139) »die Entblößung der Demeter anlangend, so hat die auch von
Gerhard Ges. Abhh. U. S. 480 gebilligte Annahme, daß dadurch auf die aus der
Trauer und Hast (?) hervorgegangene Verwahrlosung der suchenden [ihrer Tochter
beraubten] Demeter hingedeutet werde, noch immer die größte Wahrscheinlichkeit«,
ja es fragt sich sehr, ob für dieselbe überhaupt eine andere Erkläning gefunden
werden kann. Wenn dem aber so ist, so wird man dadorcb imsujtt fr, an die
a) Vergl. auch Wicseler a. a. 4). S. 136 a. £. u. 137.
Uverbeck, KnnHtmyiboIogie. III.
et«
III.
IF.K U! MH'IF.K
Scene erinnert, welche die früheren Brklärer sngenommtn tiahoo. d. h. '■a dn
Dasitzen <Ier Demeter in tiefsti'r im<l Belbstvertcussetier Traiiri^tcit aul'iletn "'IVcuer-
stein« nnti der Gedanke an dicäc Scene wird auch dadorck iii(')it als nnltitltbar rr-
wiB^en , daß Demeter iu dieser tk;ene im homer, Uyniniis in der Kiittit4tlluii^ lU
-ypaü; yuv^ oder bei Paiiaauiaa yfiai sixa9)iivr| tidc-r bei A)K>llodor in der (lesIaJl
eines sterblichen Weibes geaeä«eii haben soll. Denn in bildlieher Dantteilniif; wSre
sie in beiderlei Gestalten ecIiworUcb erkennbar i^wesen und JodenfaUs \Ag es rtlr
den Bildhauer nahe genug:, die Göttin als Göttin zn charakterisiren nml <lie Siitiaüon
durch daa für dieselbe in gewSlinlicIien Lagen ganz iinerhfirti' l^'oftAm anmdenten
Denn wenn FArster, dies verkennend, S. UMi safit, um dioio Hccne anstoiplniHn
fehle die Hauptsache, der Ansdrnck der Tranrigkeit, gii ist das liiiinalie unbe^rtif-
lieh, da m- tloali wisHen mnßte"j. daß der Kopf der Göttin, der in der Zdcluiims
des Cod. Coburg, iu anderer Lage erscheint, ah jetxt im Original, nat^h C1umi'<
und l''rChncrs flbereinstimmender Angabe iver^^l. auch den AtJasj mudum ist. Alier
auch das wird mau ihm scJiwerlich sageben, daß diese Scene »weit davon ent&rU
sei , eine für den Fortschritt des Dramas bedeutsame und somit der pliutiselMii
Dai-stallung. noch dazu an hervon'agänder Stelle, würdige zu sein«, vielmehr «olil
mit Recht ganz im Gegentheil meinen . daß zviisohen dem Kanbe der Kora anl
dem IiTen der Di-raeler kaum eine andere Situation der Göttin bciinulsami^r ^i^
wosen sei. als ihr trostloses Trnuern anf der iisTpa ä-^sJ^aai^j;. Di^nn m. al>
eine Mittelscene. nicht im chronologischen , sondern im ideellen Sinnr n-ntaudni,
auf velche weiter links eine Aetbstindige Darstellung iler TrXqivr, geColgi ist. «ini
man, mit Frühnor, die Gmppe aufzufassen haben. Dabei bleiben denn freilicli
Schwiorigkeitan llbrig, auf welclie Wieseler hingedeutet hat. Nicht etwa iliejeui|r
welche er (S. i:<Sj in den Worten ausdruckt: »Das kommt indcsseu soiul nirki
voTu; denn diu ganze Scene, man mag sie orklfireu wie man will und kann, kotami
»tmst nicht vor und eine Verbindung oder Gegen tlberstellnng des KuraraulMM nnil
der Anssendnng des Triptolemiis eben so wenig. Wohl aber liegen dlitM Hchwictii:-
keiten in den umgebenden Figuren. Daß freilich diejenige hintt« diT GAttia «m
meisten Ansprncli darauf hat. Hekate genannt zu werden, wie sie \uü melun
der früheren KrklSrer genannt worden ist'i Uekate-Selene kl nicht nfitlug). mif
an sich klar sein und auch das ist am Kndc begreiflich, daß ein SarkophagubeiW
seiner Göttin . wenn er sie einmal mit der langen Fackel und der s. g. Utt«
(7ticija AT,fxrjTpiax^ resp. aCtpvo; , man muH gestehn. iu diosor Situation niebt aUu
passend, nnszustatlcn sich hewogisn fand . auch ihre getiou)! OieiKriu beifrqn^i
hat. Dunkel alwr bleibt unter diesen Umständen die Uvdentiing der Figur nrlin
Demeter, für wulchu die von ftflhuren Erklärcrn vorgoschlngctien Namrn ciwi
Keleostochtvr rWieseler in der 2. Atiagahe der Üenkm d. a. Kunal oilet Mob-
ueira (Gerhard a. a. 0.) wohl durch die von ihr in der Zeiuhnung' <le>' i.>h1. l'ulnrr
gehaltene Fackel — was man von ihrer Haulie dnrcliiiUK nii-.lil Mtgcn künub —
wcRigatens sehr unwahrseheinlieh . wenn nicht gradezu unmilgÜch wird . wühirwl
rar sie dei ihr von Zo(ign beigelegle Nnme der Hckativ an wohl i-r uu .irli unt-
.) Vergl, H. 150 N
h) t>ciirT)pl, <li'. mi
■-) Vcrel. 4..rli Wie
10. D£K RAUB DER KORA ; IHRE KATHOD08 UKD ANODOS. 617
lieh Wäre, natürlieh eben so wohl ausgeschlossen ist, wenn man die Figur hinter
Demeter, welche Zo^ga wenig wahrscheinlich nnd ohne ihre Fackelreste zu be-
uchten, Iris genannt hat, für Hekate hält. Diese Sachlage hat Wieseler (S. 133 f.]
auf eine neue Deutung nicht allein dieser Figur, sondern der ganzen Scene ge-
bracht. Er will in der fraglichen Figur Kora erkennen und glaubt in dem Steine,
inf welchem Demeter sitzt, nicht sowohl die 7:eTpa aifiXaaTo; als den s. g. »Ruf-
itein«, die avaxXi^bpa sehn zu dürfen, von dem Pausanias*) und Methodios^j reden,
als «af welchen sieh Demeter bei Megara niedergelassen haben soll. »Der Trauern-
den, meint er nun S. 139, ist, vielleicht nach einem letjsten Rufe vom Steine her,
die Tochter erschienen. Nun sendet die Beruhigte und Besänftigte den Tnptole-
moa aus.« Daß Kora an sich in der Figur neben Demeter erkannt werden könne,
soll nicht bestritten werden; desto bedenklicher ist der Rest der Wieseler'schen
Brklänmg. Einmal deswegen, weil die angeführten Schriftsteller uns keineswegs
sagen, Demeter habe auf der avaxXrJftpa ihre Tochter mit Erfolg heraufgerufen
and diese sei ihr erschienen ^) , was auch, da es sich hier offenbar um eine Nach-
ahmung des attisch-eleusinischen Mythus handelt, nicht die mindeste Wahrschein-
liehkeit hat ; sodann deswegen, weil Demeter doch unmöglich zugleich die Traueinde,
als welche sie Wieseler anerkennt, und zugleich die Beruhigte und Besänftigte
sein kann und weil man nicht begreift, wie sie als selbstvergessen Trauernde neben
ier wiedergewonnenen Kora dasitzen und obendrein den Triptolemos aussenden
könnte; endlich deswegen, weil von der Combination der Tiiptolemosaussendung
mit Demeters Anwesenheit in Megara und ihrem. Sitzen auf der avaxXr^bpa auch
nicht die leiseste Spur, ja dafür auch nicht die mindeste Wahrscheinlichkeit vor-
liegt, so wenig wie für eine Wiedergewinnung der Kora.
Es scheint nach dem allen, daß hier einer der in unserer Wissenschaft keines-
wegs so ganz seltenen Fälle vorliegt, in welchen eine vereinzelt erhaltene Dar-
»tellnng sich der erschöpfenden Erklärung entzieht und in welchen man nicht gut
thnt, eine solche erzwingen zu wollen, während es vielmehr gerathen ist, die Auf-
findong von Parallelen abzuwarten, auf welche man ja in diesem Kreise am ersten
hoffen darf. Also nur mit relativer Wahrscheinlichkeit kann man in der hier be-
sprochenen Gruppe des Louvresarkopliags eine selbständige Mittelscene zwischen
dem in sich abgeschlossenen Raube der Kora rechts und der eben so abgeschlossenen
irXavT] Ar ji.T|Tpo; links erkennen, beide letzteren Scenen nach Analogie der anderen
ßxemplare dieser Art von Sarkophagreliefen gestaltet und die iiTcnde Demeter
aach der nächsten Analogie des petersburger Reliefs allein, nicht begleitet von der
leben ihrem Gespann einhersch webenden Hora oder Iris.
c. Nebenseiten. Hiemach bleibt, da über die lediglich omamentale, wenn
uich sinnvolle Bedeutung der bald geflügelt, bald ungeflügelt mit Blumen und
Prüchten im erhobenen Gewandschurz an den Ecken melirer Sarkophage stehenden
a) Paiisan. I. 43. 2.
b) Im Etym. Magn. s. v. 'AvaxXT,ftp(; p. 90. 29.
c) Paiisan. a. a. O. gagt: Ion oe toj llp'jxavelou izh^ji ttXtjoIov , 'AvoxXi^^pav ttjv Trlrpav
bso[t.d'^o'j'ZVi, (u; Ar^iATjTTjp, et t(i) iziozd, ßre t9]v TTctiooc iTrXaväTo ^rfo^on, r.a\ dviaüöci dvexcHXcaev
»yrr/jV* £otx*5Ta oe Tm Xö^«») ßpoiCtv ^; Y)fxa; Ixi ai McYCtp^wv ^-jvotixcc- Und Methodios a. a. (),
AvaxXTjOpi; • TTcTpa dv Me^apot;' ort i\ AVjjjLT^Tpot xade-sUeiaa ir iOttjc avcTtaXeiTO rfjV xopr^v' v.n\
ir. TT,; ivaTtXVjoeoj; r^^v Tri-pav avxxXTjftpio'x -iCoXojaiv.
40*
618
tu.
R l'KD KOHA,
Uoren l&Dgst keio Zweifel molir obwaltet"), nur nocb ein Bli
oder Schmal Seiten der drei vollälAndig «rlialtenen Sarkophage 'i, 5, 7 flbrig. Die-
jenigen des Petersburger Sarkopliaga [7; erledigen sieb aiii allereinfacbsten . sie
zeigen in grüßeren Dimensionen ula die der Figuren der Vorderaeite je eine eitKndr
Spbinx. Wäclitorinnen fllr die Ruhe des Verstorbenen **) - Auch über die Schmal-
seiten des florentiDer Sarkophage (5) kann kein Zweifel sein ; sie seigen linb
[Atlas Taf, XVU. No. 14, 5. a..] die Einführung der Alkeatia in den Hades üntdi
Hermes, rechts lAtJas a, a. O. 15. 5. b.) deren Heran sfühmng durch Herakles
Es ist eben so klar, daß diese Darstellnugen mit denjenigen der Vorderüeite in
keiner Verbindung stelin . wie daß sie denselben Grundgedanken auadrflckoD wi«
der Haub der Kora und ihre Wiederemporholung durch Bermes. welche letsterr
mehrere Sarkophage auf einer der Nebenseiten mit der Hauptvorstellung irerbind«ii.
So in der hier in Kede stehenden Art die rechte Nebenseite des Sarkophags Ro^pi-
giiosi (Atlas a, a. 0. No. K, wo Hermes die liefverschleierte Kora von der Snile
iltres aU L'nterweltakOnig mit dem Kerberos zur Seite thronenden Gatten hittWR|>
Kufllbren im Begriff Ist. während jener, offenbar in Folge des geschlossenen Ver-
trags, mit der Rechten einen Geatus der Gewährung oder Entlassung macht. Eine
ähnliche Scene zeigt daa mantuanor Relief [14) {Atlas a. a. 0. No. 12>. nur ilaD
Hermes hier noch nicht die Hand an Kora gelegt hat, wie in 'A. eondem wie pur-
lamentirend vor Hades dasteht, der einen ähnlichen Gestua macht wie in 3, drr
aber hier auch als Begleitung einer Gegenrede gegen Hermes' Bolsrhafl crklln
werden künnle. Eine in diesem Relief hinter dem Throne des Hades angcbnu-litv
weibliche Fignr ist bisher unerklärt und kann auch schwerlich mit irgend wnichrt
Sicherheit erklärt werden'^).
Die linke Kurzseite des Sarkophags Rospigliosi zeigt . auch dies eine vCUi^
vereinzelte und darum schwerlicli mit Sicherheit zu deutende VoTstdlung. eipn
fast ganz nackten , auf eine strömende Unie isebr zweifelhaft ob auf deren iwoi.
eine größere und eino kleinere} •*/ halb gelagerten Wassorgott und zwei Praoe«-
gestatten, welche [nicht nur eine dei-selbenj "i eine zweite Urne handhaben, vob«
alle drei t^giiren nach der von der Hauptvorstellnng abgewandten Seite hlickn.
Daß hier die UnterweltstlUsse , Kokytos nebst Styx und I.ethi^ gemeint üei'^n, wi'
Uttller (nicht Wieselerj zu den Denkm. d. a, Kunst U. Nu. lob aiinahtn. bi
allerdings keinerlei WalirscheJnliclikeit^), ob man aber in diesen Figuren mit PB^
ster [S. 14^) den See Pergus und zwei sicilischc Nymphen oder mil
«) Vargl. FSriter S, 143 f., Wieseler >. m. O. 8. 1«.
b) Stephuil, Conipte-rendu etc. pour Vurnie tSfll S. 139. FOrtler S. tlQ u. im.
f) Vergl. <lle verschieilencn bisherigen Doatnngsvariadie bei Fünler ä. I5G I.
A) In iliesem Punkle «elnheii die Püntei'sche Zekbnnng in den Annall >i>n \k'3 tat. il m.
Ki'. No. 2 («lederholt In den Denkm. d. a. Kuust II.> Ko. 108) imd dtc der '/.eWinnpf tn iUa
znm Orunde liegende sehr >vhBne Pbologmphie ton olninder ib ; dio loUte» gleU nnla im
Klleubogen des Wiaeergotte« nur Feleun, Pöraters Zeirhnung eins klein« Urne, ab«r keinwMD
vülikommen dcuUlcb. Auch Ut mli dieser iweiteii L'riie , die lueli Zo«gi b. Wd«ker. ZtMx*«"
D. 1. «. 8. 'H nicht kennt. Nichts uixuringen; vergt. luller FSritoc 5, 146 1
. M5.
e) PxB Qegenthell behauptet Wleaeler a. i
yiiiphe mr'lilK liegt ileulHrh an der Milndiin«;
X) Vrrgl. KS^lr, „. Wie*Hep .: .1. ... lU
1. O,
l I'iv
; dU Unke iland d0 *
10. Di':B RAUB DKR KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 619
Wieseler ;S. 145) den Kephisos nebst zwei Nymphen, seinen Töchtern, erkennen
will, welche an dem Schicksal der Kora bewegt Antheil nehmen, das hangt davon
ab, welches Local man als das von den Sarkophagarbeitern für die Hauptdarstel-
long gedachte annehmen will. Und da wenigstens kein Beweis daftir vorliegt, daß,
wie Wieseler meint , die Arbeiter dieser Sarkophage die Handlung als bei Eleusis
vorgehend gedacht haben (wenn sie überhaupt gedacht haben I), während die
alexandrinisch-römische Poesie, welcher nach gewissen Merkmalen die Sarkophag-
arbeiter gefolgt sind, sicilisches Local annehmen, wie Förster S. 145 bemerkt, so
wird man sich bei Pergus und zwei Nymphen wenigstens einstweilen beruhigen
können.
Zweite Art.
Das Hauptmerkmal der Sarkophagreliefe dieser Art ist, daß sie zwischen die
Scene des Raubes der Kora rechts und des Irrens der Demeter (auf dem Schlangen-
wagen) links als dritte diejenige der Überraschung der Kora bei der
Anthologie einschieben. Chronologisch ist die Abfolge dieser drei Scenen
allerdings nicht zu verstehn, auch soll die Anthologiescene durch die Stelle in der
Mitte schwerlich mit besonderem Nachdruck hervorgehoben oder als wichtigste aus-
gezeichnet worden. Doch irrt Förster fS. 134) wohl, wenn er sagt, die hier be-
liebte Anordnung beruhe wohl nur auf dem Gesetze der Symmetrie : Die ganze
Composition solle auf beiden Seiten durch zwei äußerlich einander entsprochende
Gruppen [eine Figur zu Wagen) abgeschlossen werden. Ohne Zweifel hat diese
Rücksicht mitgewirkt, andererseits konnte aber auch die Anthologie, da Hades die
Kora von dieser wegraubt, unmöglich vor den Wagen des Hades verlegt werden.
Dies wird, wenn es nicht an und für sich klar wäre, besonders deutlich durch den
Sarkophag von Raffadali (unten No. 38, Atlas Taf. XVU. No. 18), welcher in
einer Art von Zusammenziehung des eigentlichen Raubes (der Entführung auf dem
Wagen) und der Überraschung bei der Anthologie den sonst in jeder der beiden
Scenen dargestellten Hades nur ein Mal enthält, und zwar wie er sich rückwäiis
von seinem Wagen herab zu der bei der Anthologie knieenden Kora herabbeugt.
Die Exemplare sind die folgenden, und zwar an vollständig erhaltenen Vorder-
seiten oder ganzen Sarkophagen :
15. (1.) Im capitolinlschen Museum im obern Corridor, Beschreib. Roms III. I. S. 165.
Ganzer Sarkophag. S. Atlas Taf. XVII. No. 9, 9 a., 9b.a)
16. (2.) In Berlin im Saale der Büsten, Bötticher, Nachtr. zu dem Verzeichuiß der Bild-
bauerwerke des alten Mus. 1867 S. 6 No. 872. Unedirtb).
17. (3.) In Tarragona im Klosterhofe der Kathedrale, Dübner, Die ant. Bildwerke in Madrid
u. Spanien S. 283 No. 678 «). Ganzer Sarkophag.
«) Bei Förster S. 159 No. 1 (28). Abgeb. Mus. Capitol. IV. teb. 55 (die Nebenseiten p. 257)
und sonst noch ein paar Mal, aber unvollständig und ungenau.
b) Bei Förster S. 164 Nu. 2 (29). Früher im Palazzo Garaffa^olobrano in Neapel.
c) Bei Förster S. 165 No. 3 (30). Abgeb. bei Laborde, Voyage pittoresque ea Espa^ne I.
pl. 59 und bei Albifiana, Tarragona monumental, Tarir. 1849 t. 16.
S^ 111. MVrill:^ l'I'.H UKMKTKU USU KOIU,
IS. (1.) Im Viittta mu6tlnl*iil In Koni, (?litge mauert Im lioie rccliu y
schroitung Rüuh III. ui, S, 3UB"),
19. (ü.) In U»iuii (Slcilieu^ in der Kalliüdralü, äuliubririg. Uüttineui gul. Auzi. m« IMIA
KKliriclitBn S. ^^0 1T>) 8. AÜ.3 T»r. XVII. No. 24. IJaBisr Sirkopliig
20. (B.^ In Asrhen im Mfinster, Urllcbs, Jubibb. de» Vcieliii von A1unliDiD«munileu in
BboinUiida V. VI. (1844) S. 373. S, Atla» T»f. XVII, No. T'-J. Gimer Swlopluf.
Von den vod Fürster 8. 167 No. 4 nud 8. 172 f. No. 7 zn dieser Art jrt-
leclmetou tVagmenton gehört das erslere im Louvre No. 288 bei darw' norti
walii-sclieinl icher nn den Saikophugon der 2. Galtnng (s. unten No. -t2l ; das andm
'im Kloster 8. Paolo fnori le mura in Rom von Zoä^ ^sehn^ tet jetet nleht mehr
Hiifziifinden ; über seine mitgliche Identität mit einem RcliefTragmont in IV^I >.
Filmter a. a. O. n. S. 124 Änm. 2. Von zwei weiteren Fitigmentuu der Scew
ik'ä Kaubes, welche Förster 8. lüü unter So. 42 und 13 auffdhrt iKora lumd-
^oworfcn im Arme des lladofl), läßt sich tiicht entächeidon [wenig«>len§ uiclit null
der Beschreibung) , ob sio von Sarkophagen der hier iu Rede stuheniien Art mlff
von der I . Art der 2 . Gattung ätumuioo i dasäelbe gilt von dem si< eben LTwiliDb-n
Fragment in Tegel.
In der zusammen fassenden Duapreclinug dessen, was diese äarkopjji^.'rflii'li'
Oemeinsnmos und was sie an Varinnlcn und Besonderheiten halFOo . mfli^ii <li<'
beiden Öccnon ;
a. und b.. der Anthologie und dos Raubes znsammen^raßt «cnii^n,
weil sie in der 8tollnng melirer Figuren in einander abortrehn.
In der Antliolugio kniet Utier&ll Kora , und zwar auUer in 'Jn sie allein, IM
mit dem linken, bald mit dem rechten Bein am Ilodon und seliant rfickwlttt n |
dem von biuten an sie heran treten den liad«.'« einpur. Uire eine ilntnl Irpt W
neistena (außer in 1 5 nnd 16, wo die Recht« erhoben igt) auf den otbei itf
stehenden oder umgeworfen liegenden Blnmenkorb. Dieser fehlt in 15, wo ui
Erot hint«r Kora sich mit einem ganz kleinen KOrbchen (nicht dem Gewände te
Kora nach FSiater) zn schaffen macht; fthnlich in 17, zwei EOrbe in 16. %>»
entweder ganz hekleidet (19, 20) oder m. o. w. entblößt, am stärksten in t.^. wo
ein Himation nar ihre linke 8chnlt«T, den Schoß nnd das linke Bein nmgiebt: ii
20 trigt sie eine Stephane im Haar, in 19 ist ihr Eopf versti^a.
Had-es, der, wie gesagt, von hinten zu Kora herantritt [w^e* 20 a. miet
und sie mit dem rechton Arm ergreift oder zn ergreifen sich anschickt, ist flbcnB
nur mit dem Himation bekleidet, das den größten Theil seines KJlrpers nackt s^i
läßt. In 15, 16 nnd IS^) hält er mit der Linken ein Sceptet mit den erst»
■) Bot Förster S. 167 No. 5 (»2). Abgeb. Gal. Oiustinlani Ii. Uv. 118, die Kchu finpFt
vollständiger bei 1tirb«u1t, Itcceuil do dN. moniiiu. ant. pl. 49. 1.
b"! Bei Förster S. 170 No. 6 (33). Abgeb. b, llouel , Voyige pittoresque des ile« de Seil«.
Vu. I7N2, J. pl. J4, wiederholt in den Deuknj. d. ■. Knnst II.' No. lO:) (1U2) mit Teil m
Wloaeler Ü. 132 tC.
<■) llei Förster S. 173 No. S (351. Abgeb. mehrfwh, »bar urigenaftend u. >. In den Jikrtt
des Verelus von Alterth. Fr. Im Rh.-Ld. a. a. 0. IX. \. I. 3, llluatr. Zeituag IS53 ^.
:>. I<S4.
d} Vcrgl. Zoega in Welcker« Zeluebrin u. ». ». S. 'AO; in der Zelchnunf a
J
lU. DER KAI:B I>J;:R KOKA : IHRE KATIIODOi* UND AN0D08. 621
drei Fingern, das in den übrigen Exemplaren wohl nur durch Brucli fehlt oder in
den Abbildungen iwie in ISJ ausgelassen ist. Ob er in 19 wirklich unbärtig sei,
wie es auch nach der neuesten Abbildung (Atlas Taf. XVll. No. 21) scheinen
könnte, ist bei der schlechten Erhaltung nicht sicher zu entscheiden ; in den anderen
Elxemplaren hat er einen struppigen Bart und m. o. w. verwonenes (in IS bei
einem Porträtkopfe kurz geschorenes) Ilaar^'y.
Um diese Gruppe sind nun die drei großen Göttinnen in mannigfach wech-
selnder Weise geordnet.
Athena sondeii; sich in den meisten Exemplaren (15, 18, 19, 20) ganz aus
der Gruppe der Anthologie und verfolgt Hades in der Scene des Raubes. Nur in
1 f) und 1 7 befindet sich Athena links vom Beschauer) neben Kora ; in 1 7 schreitet
sie allein aus dem Hintergründe vor, in IG eilt sie, nach links, gegen die Scene
des liTcns der Demeter umblickend, zu Kora heran, was dahin mißverstanden worden
ist, 4ils wollte sie der Mutter die Tochter zeigen^).
In 15, 16, IS erscheint links zunächst neben Kora die durch Scepter, Ste-
piiane ,18), oder solche und Schleier ;15, IG), auch theilweise Entblößung der
einen Brust (18, wenn auf die Abbildung Verlaß ist) charaktensirte Aphrodite,
welche in 15 und IS der Kora zuzureden, in IG ihr mit an den Mund gelegter
rechter Hand Schweigen zu gebieten scheint. ^\ji ihrer Stelle steht in 19, wo sie,
wie in 17 und 2i) ganz fehlt, Hermes, durch den Hut, die Chlamys und Reste
des Ker>'keion kenntlich gemacht^), als Knappe des Hades wie in mehren Sarko-
phagen der folgenden Gattung.
Das Gegenstück zu Aphrodite bildet in 15 Artemis, deren Oberkörper rechts
(vom Beschauer) hinter Hades zum Vorschein kommt und welche, den Bogen in
der Linken, mit der Rechten nach einem Pfeil in ihrem Köcher greift, als wollte
sie mit einem Schusse den Räuber vertreiben. An ihrer Stelle steht in 18 eine
Göttin, welche ganz bekleidet und verschleiert und mit dem Scepter im linken Aime
ziemlich unzweifelhaft als Hera charakterisirt ist und aller Wahrscheinlichkeit nach
in der That eine solche sein soll, so wenig Hera irgendwo und in irgend einer
Weise als an dem Raube der Kora betheiligt vorkommt. Es ist wohl möglich,
daß der Sarkophagarbeiter (oder der ihm vorarbeitende Künstler", dabei, in Be-
ziehung auf die bevorstehenden Theogamien, an eine Inno pronuba gedacht haben
mag, welche in römischen Sarkophagieliefen ähnlich vorkommt^), und welcher er,
um sie als solche zu bezeichnen, wie der Aphrodite gegenüber, einen schwebenden
Eros mit der Fackel (öctooü^^o; ^(a^kiAo^) beigegeben hat, während er die durch sie
verdrängte Artemis an einer andern Stelle verwandte (s. unten) . Die Vermuthungen
Försters ;S. 1G9) über diese Figur kann ich nicht für richtig halten. In 19 hat
Artemis (denn diese, nicht Aphrodite, wie Förster S. 171 annimmt, scheint hier
gemeint zu sein ; die Stelle in der Composition behalten , an welcher sie 1 5 zeigt,
aber ilire Handlung ist verändert, indem sie zusammen mit Athena, wie in 16 und
17 an Stelle der Athena, den Hades in der Raubscene rechti verfolgt, und dieser
a) Zoega a. a. 0. S. 30.
b) Vergl. Förster S. 162 Anni. 2.
<!j Vcrgl. den Atlas Taf. XYII. No. 24, in den frfiberen Abbildnn^flli n»^—
(1) Siehe oben S. 131 und verp:1. Atlas Taf, \, No. 19, .^
es2
in.
i riEU HEMICTKK l'NU H
Verbindung mit der Ilarpage entapiicht dem Sinne nacb (lie Art, wie dar V«r-
fertiger von 1 8 die von ihrer Stelle verschobene Arlemis verwendet hat, indem er
910 (die sie cbarakterisireuden Attribute des Bogen!« und Köchers, welche die Ab-
bildung ausgelassen hat, bezeugt Zofiga) "J umblickend neben den I*ferden des Hadet
dahineilend darstellt, der Absicht nach doch wahrscheinlich, nm diese aortnballcn,
so unklar dies, in der Abbildung wenigBtenB, aasgedrOekt sein mag. In 20 endlich
kniet Artemis, durch kurzgeschilrzten Chiton cliarskterisirt nnd mit einer Stephane
geaclimückt, wie in mehren ReHefen der folgenden Gattung eine Oeflihrtin Kon?
von hinten gesehn rechts neben Korx und schaut, wie dieso, nach links empor.
wShrend sie mit der Hechten einen umfallenden Blumenkorb berührt. Vergl. Föreler
ä. 175. Der Aufblick der Kora und der Artemis gilt in dioBcm Relief wie in
einigen der folgenden üiittung, ans welcher der aachenor Sarkophag Elemente in
seine Gomposition aufgenommen liitt, dem Anschein nach der auf ihrem ScJiUn^n-
wagen heranstttimonden Demeter und os bleibt Iraglich . ob nicht die gedanken-
losen Sarkophagarbeiter die Sache in der That so verstanden haben . wenn nicht
was besonders ftlr den aachener Sarkophag (2()'i auch möglich scheint, diu knicnilo
nnd diu Rechte abwehrend erhebende Figur unmittelbar vor den Schlangen Urt
Demeter aus der in anderen Sarkophagen hier gelagerten Figur der Tcllus hervor-
gegangen ist. Der Sache nach kann diese Verbindung der mittlem mit der tetJütn
Beeile links hier, zwischen der Äutliologio und dem Irren der Uemoter am allft-
wenigstüu augenommen worden, da diese Verbindung den Mythus rocht oigenlHrh
auf den Kopf stellen würde. Es !st daher eine nicht wohl abzuweisende AimAhmc
Försters iS. 17-1), daß ein von li-uks anstatt sonst [wie es sein sollto] von recli»
au die kniende Kora herantretender Hades ausgelassen worden ist . wuVhcin dir
Blicke der knienden Figuren galten, und welcher sich an eben der 8icllc. w
welcher er hier vorausgesetzt wird, in der That in dem Soane'schen Rvlnt uuifD
No. 26) findet.
Endlich bleiben in der Sceae der Anthologie noch verschiedene Erotcii in
erwähnen, von denen derjenige neben Kora in Ih und die beiden neben ÄphrnJitf
und Hera sehwebenden in IS bereits genannt sind. In Iß fohlen die Eroten in
der Mitte ganz; iu 17 finden wir ihrer zwei, wenngleich fast bis zur LTnkenatlicb-
kuit verstümmelte rechts nnd links neben Kora, denjenigen links (wie in tu naii
19) mit dem in der Abbildung nicht erkennbaren Blumenkorbe l)oschliriigt . daa-
jcnigen rechts in nicht mehr zu entrathselnder Thfttigkeit. Das Motiv der Bfr
srliäftigung mit dem Blumenkorbe kehrt bei einem links neben Kora xteheodeD
Bros in 19 wieder, wälirend der in IS neben Hera achwebende in 2« sich bemn-
gewendet hat und hinter Athona horfliegond diese aufzuhalten bestrebt ist.
Es ist schon gesagt, daß in den meisten Reliefen dieser iVrt Atbena, in Vi
von Artemis begleitet, iu lU und 17 durch diese ersetzt, indem aic sich von it'
Gruppo der Anthologie ablöst, wesentlich nach dem Motive der Svkopbagie der
I. Art Hades bei der eigentlichen Entführung verfolgt nnd ihm die gonuibt« Kon
£11 entreißen sucht. Dies ist am enorgise besten in I S veranschanlichl, wo AihrU
die Kora mit dem rechten Arm um den Leib faßt, während sie in 1&, 19, 1^
:l('kura ZDltaclirin u.
10. D£U KAUB DKU KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 623
nur die Hand an deren Arm oder Schulter legt, wie in den Reliefen der 1 . Art an
den Arm des Hades.
Dies hangt mit der veränderten Composition der Gruppe Hades und Kora
zusammen. Beide Gottheiten stehn nämlich in den Reliefen dieser 2. Art bereits
▼ollkommen neben einander auf dem Wagen , Hades (auch hier von vorn gesehn)
nach vom (rechts) , in 1 5 lebhaft, wie antreibend über die Pferde gebeugt, in den
anderen Exemplaren grad aufrecht und mit dem rechten Arme Kora umfassend,
welche sich bald heftiger [19, 20, dann 18) bald weniger (17), bald endlich
[15, wo sie einen Porti'ätkopf hat) so gut wie gar nicht sträubt, wobei sie sich
zurückbeugt und den linken Arm über den Kopf, den rechten nach* hinten wirft
oder auch (18) beide Hände über dem Kopfe zusammenschlägt. ^Nur 20 hat hier
in sofern eine Reminiscenz der Reliefe der 1 . Ali; bewahrt, als Hades den Wagen
erst mit einem Fuße betreten hat und man seinen nackten Körper unterhalb der
Kora sieht; doch liegt diese auch hier in seinem umfassenden rechten Arme, und
zwar ebenfalls nach hinten übergebeugt, nicht nach vorn geworfen. Sie ist in
diesen Reliefen fast durchweg ganz [mit einem Chiton) bekleidet und nur in 15
auffallender Weise, zum größten Theil enthüllt, mit einem emporbauschenden, mit
beiden Händen gehaltenen Gewände versehn.
Die grad ansprengenden Pferde des Hades (in 17, 18, 20 vier, in 15 und
19 (?) aus Versehn nur drei wie in 16 zwei) unterscheiden sich nicht von denen in
der Mehrzahl der Reliefe der l. Art (außer 7, 8, 10, 11); ebenso wiederholt sich
der dort über ihnen fliegende Eros mit der Fackel hier in 15, 18, 19, 20, wäh-
rend er in 16 und 17 fehlt. Und nicht minder ist auch hier Hermes Führer der
Pferde, der nur in 17 auf die rechte Kurzseite, in 16 neben die Pferde gestellt, in IS
mit dem Ende der Platte verloren gegangen ist und in 19 neben den Köpfen der
Pferde, anstatt vor denselben erscheint. In 16 sind vor den Pferden, wie in 7,
8, 10 unter denselben, Felsen gebildet, ohne daß jedoch die Pferde hier, wie dort,
versinkend dargestellt wären. Unter ihnen liegt hier in 17 nur ein umgestürzter
Blumenkorb ; die gelagerte Tellus der Reliefe der l . Art ist hier nur in 20 wieder-
holt, wo sich (an derselben Stelle auch in 15) eine Schlange über ihr erhebt. In
15, 18, 19 ist die Tellus durch einen bald durch Schilfstengel (?) , bald durch ein
Ruder (18) charakterisirtcn Wassergott ersetzt, welcher in mehren Reliefen der
zweiten Gattung wiederkehrt und den man mit Förater (S. 161) Pergus wird
nennen dürfen. Wieseler (a. a. 0.) bestreitet die Berechtigung dieses Namens,
längnet das sicilische Local und will einen Oberwelts- oder Unterweltsfluß und
wenn den letztem, dann Acheron annehmen. Für erwiesen kann dies Alles nicht
gelten. Mit dieser einen Figur aber begnügt sich nur 19 ; 18 ftlgt noch eine weitere
(in der Abbildung nicht erkennbare, aber von Zoega bezeugte), nur mit dem Ober-
leib aus dem Boden ragende Figur hinzu, welche 1 5 als unterwärts mit Schlangen
umgeben und bärtig wiederholt und der dies Relief eine dritte (am weitesten nach
rechts) beifügt, welche, jugendlich, mit an die Lippen gelegter rechten Hand,
ebenfalls nur mit dem Oberleib aus dem Boden emporragt. In der erstem ,in 15
und 18 wiederholten) Figur mit Förster (S. 161 vergl. S. 171) Enkelados zu
erkennen wird keinen Anstand haben ^), während die Benennung der letztem (nur
a) Die Begründung von Wiesele» Widerspruch, welche er a. a 0. S. 134 ankündigt, muß
abgewartet werden.
9U ^...,.,'J-, I^..|l3rT1WKI>BBQIEM^Si«^q|lp:BW'k,
te t^,YOfkom^lwtto) «Is AskAUpboB'^uwtsgw.ikr.BAdeBklifib^.jMltciiwLdeHa
jugendlieh mftnnliche Bildung nicht sicher igt, sie vielmehi ia 40) iäebi^ngim
Atlau Tnl. XVII Nu. il, uint-ii Uui^l-ü lJ««i;!(.i,r iiaiOj W.-il.iTail m l.aU-i. ^-Wm
win äiii denn aucli viui Vistiiiiili''j für weililicL f^uliftltuu woi'ilen iat. Daß librifc'»'!«'
iliirch Pt;rgUK mi dem diu Wasaetschlai)^ in 15 uutei' dcji Muchen ilcr l'fonif
(jüliört'ii laagi. KiikclatloB und ihn iu lä noclk weiter reclil» (it. iuilen,i crschtiiBon-
ilun Korbui'os der Weg von der Über- zui' Unterwelt ungmlciiti^tt wurden eollo, ul
vi>H FüTStor (S. tt)2J wohl mit Keclit bemerkt ; eben dcBwegen ist auoli die J^
tuLge dieu-i' Figiiruu , welchu iu Pcr^a nod Enkelados 1 S umkehrt , in 15 vj>l%
in OriInuu£. ■
Gan« 'eigonHinniUch sind dem Itcliel' 1 f> die beiden rigureii am Ku&M-Htfiii iwli-
ten Ende. Nike nnd Herakles, von tienuii jene, übrigens nngeflflgcit. mitJiui
Itcüt eine« Kranzofi in der crliobeiien liechten und mit einem Piümenzweig im liukui
Arme lebhaften Sclirittea auf daa Gespann des Ilades justietit. w&hrend Ueraiüet,
zwischen duatien Beinen eiu Kopf des Kerberus siehtbui' wird, tief in müh LAwcd-
feil oingolittUt nach der entgogengeBetsten Seite au ««(^breitet. Wenn mitn nur der
vielfaclien Fälle eingedenk bleibt, wo Nike nirht sowohl einen erkilmitrieji ikf.
uIh vielniL'br jM\e» Ueliiigeu. jeden Krfol^ bufri'lißt und veri«innlich('': . mi i.>ii uirlil
Wühl abznsfliii, wiinnii ni;in ihr, lii.' iinllonb.'ra ^^;lnz fdtrlicli al« Uoliii d<.-i'li'at^-
t8n.,qjfd.4w4ei| 2iwtwimiui{[, SK.iMrwl!hiitlUuiu Aier d)Maii»>
deirfwg , ^^WDrefibes , wanm nan fragen BoUte, ob der Ueria Uegmie Gwiiih'
BcUn wd ««es EHnBtlen [e* sind eigenthttmliclie KllBstler, dJeae ^Sarb^ilwgM«-
kautmt) wdrdi« aei, wie dwieB FöEater |S. 162) Aut, der üeh (ß. 163]*] Ul»
gieht, si|«lmtwaMft, d«fi 4«SmiB der NikaniaU dem Hadw, sqndfln der nt»
dem Bilde der Kon« [mit Portrttfcopf) dargestelltra Veratorbenea gelle od dit
Iloffuung anf Wiederkehr aus dem Hadea ausdrucken solle. Daß dagegen die.
immerhin sehr seltsam angebrachte , Flgui' des Herakleu , der ja in der Tbat an»
dem Hades wiederkehrte , sowohl als er don Kerberos omporbraehte wie socb ili"
er die Alkestis wieder zum Leben führte, einen derartigen Sinn haben solle, ilics
wird man Förster um so leichter zugeben, je mehr die frttheren Dentnngen dieser
Figur offenbar falsch sind und je mehr die Verbindung der Heranfnihnuig der Al-
kestis mit dem Koiaianb an dem florentiner Sarkophag (5 , vergl. oben S. 6\i
zeigt, daß auch andere Sarkophagaibeiter dergleichen Gedanken zu versinnlicbei
bestrebt gewesen sind. Daß hier in 15) zwischen den Beinen des Herakles d«
Kerboroskopf sichtbar wird, soll schweilich auf das Kcrberosabcntenet des Ueldca
anspielen, das müßte denn doch unter allen Umständen anders dargestellt sein; &
bat vielmehr nnr einen ürtüclien Grund, es war kein anderer Platz fUr diesen im
local bezeichnenden Unterwelteh und vorhanden, der ans eben demselben Omnd ind
an dem vaticanischen Alkestissarkophag ^; an verkehrter Stelle angebracht ist.
c. Das Irren der Demeter. Über diese dritte Scene sind hier nur »eni^
Bemerkungen ntithig. da dieselbe einereeits fast durchweg sehr einfaeh , melunali
a) Mus. Pio-Clciii, V. |i. -IU, eben so von jjcrlianl . Lb. Acu itildeikrris *. Kleusif PrWiaf
N». I.
I>1 Vcrcl. nur i>bon 8. 540 n. 54!l iind Ais hier in den Note» .^ngcfBhrip.
(') Allcrdincs in rbcruinatinmiuni; mit /oi^ga boi Welikut. Itciti'i'hriK u. s. ». S. W
d) Oorhird, Antike IHIdweike T«f. i^.
10. DER UAÜIl DEK KOUA ; IHKK KATHODOS UND ANODOt*. 625
:16, 19) durch die auf dem Schlaugeuwa^en stehende Göttin allein dai'gestellt ist
und andererseits nur in wenigen Punkten von* der Darstellung in den Reliefen der
I. Art abweicht. Zu den beachten swertlien Abweichungen gehört, daß Demeter
liier ungleich bewegter und leidenschaftlicher erscheint, als in jenen Reliefen; am
stärksten tritt dies in 20 hervor, wo sie mit ihrem unordentlich fliegenden Haar^
dorn flatternden Bogengewande , den beiden vorgesti'eckten Fackeln und dem nach
besten Vermögen des Bildhauers pathetischen Gesichtsausdruck recht wie eine
At|}jlt]t7|P 'Epivvu; aussieht. Ähnliches wird von 18 und 19 gelten, nur daß die
Darstellung hier schlecht erhalten (19) oder in der Abbildung manierirt wieder-
gegeben ist (18), während die Haltung der Göttin in 17 einigermaßen ruhiger ist
und sie in. 15, übrigens mit gelösten Haaren und entblößter rechter Bi-ust , eben-
falls ruhiger stehend sich, wie in einigen Reliefen der folgenden Gattung, umschaut,
was schwerlich einen guten Sinn hat. In der Mehrzahl der Fälle hält sie hier zwei
Fackein, wie ständig nur eine in den Reliefen der 1. Art. Von der neben ihren
Schlangen dahinfliegenden Iris (s. oben S. 013} ist sie hier nur in 20 begleitet
und diese Figur ist mit unglaublichem Ungeschick gebildet. Dagegen steht vor ihr
auf dem Wagen als Lenkerin die kleingebildete Gestalt der geflügelten Hora (s.
oben a. a. 0.) in 18 und 20 (in 18 fast wie ein Eros, aber gewandet gezeichnet,
in 20 mit größtentheils gebrochenen Flügeln) und eine ähnliche, aber sehr ver-
stümmelte Figur kehrt in 17 wieder, wo sie in der Abbildung nackt erscheint.
Sollte dies in der That der FaU sein, so dürfte man mit Förster fS. 166) füglich
an die Erklärung derselben als P o t h o s denken , so daß die Figur die Personi-
fication der Sehnsucht wäre, mit welcher die Mutter die Spuren der geraubten
Tochter verfolgt. Indessen bleibt dies ungewiß. Die Schlangen der Demeter,
welche in den Reliefen der 1. Art am untern Theile des Kölners geflügelt sind,
tragen hier die Flügel regelmäßig an der Halsgegend, da wo ihnen das Joch auf-
liegt. Neben ihnen ist wie in den Reliefen der 1. Art bei 4 und 5 hier in 15
Tellns gelagert, hier aber mit den Ftißen nach rechts; an dem Füllhoni, welches
sie beide Male hält, macht sich in 15 ein Erot zu schaflen.
Ein dem Sarkophag von Mazzaia (19) allein eigenthümlicher Zusatz am lin-
ken Ende der Haupt^eite hat verschiedene Erklärungen erfahren und ist in der
That nicht leicht zu deuten.
Hinter der auf ihrem Schlangenwagen stehenden Demeter sieht man nämlich
oben auf hangendem Terrain'*) einen Mann hinter einem Paar zusammengej echter
Ochsen, hinter denen ein Pflug, den man bisher ziemlich allgemein angenommen
hat, in der That nicht zu sehn ist, wie Wieseler ^) mit Recht bemerkt, so daß man
dessen Ansicht, es könne sich anstatt um eine Darstellung des Pflügens um eine
solche des Ausdreschens des Getraides auf der Tenne durch zusammengejochte Stiere
wie II. XX. 495 f. handeln, wenigstens gewiß nicht ohne Weiteres verwerfen kann.
Auf dem untern Plan ist ein Säemann dargestellt, welcher den im Bausche seines Ge-
wandes getragenen Getraidesamen mit der Rechten ausstreut. Diese beiden kleinen
Figuren hatte 0. MtUler a. a. 0. als den »die Pflugstiere zusammenjochenden
Triptolemos (Buzyges) und einen Säemann« verstanden, »welche den Erfolg der
a) Daß Schubrings Angabe (Gott. gel. Anzz. a. a. 0. .S. 442), es handele sich um ein
»Postament«, irrig sei, crgiebt die neue Zeichnung im Atlas Taf. XVII. No. 24 ohne Weiterer*.
b) Zu den Denkm. d. a. Kunst II.3 No. 103 (102) S. 135.
III, MVTllKN l>Kli IIKMUTKK
Wiedererlangung der geraubten Tochter attdeotemi. w&lireiid Welckei'») den M»-
inann »nicht ohne WahrBChcinlichkeit", wie Wieaeler ;a, a, 0. iu 2. und 3. Aufl.
hinzufllgt, cbonfallB ftlr Triptolemos erklärt. Die Annahme nun . "die beiden Fi-
guren als bloße Staffagefigiiren der KXävi^n zn fassen (?), erklftrt Fflrätcr (8, 172
für völlig verkehrt , da cb zu bekannt war , daß der Ackerbau dem McnBclicn-
gesclilecht erat in Folge jener irAivr^ und der gastlichen Aufnahme der De-
meter in Attika verliehen worden iat, kein Kttnstler also dich einen solchen Aii«-
chronismuB hfltte erlauben kennen. »Es sollte daher, meint er. darch dies« lü-idt-n
B'igurou die woLlthätige Folge jeuer TtXävi; und somit des Raubes dargestellt wer-
den.« Und diese Ansiebt hat in der Thal in sofern das Meiste für sich, als äi^
keine fremden, in der Darstellung nicht gegebenen Elemente verwendet. In Folp'
des Raubes der Kora irrte Demeter anf Erden umher . fand in Attika gastliehe
Aufnahme und stiftete hier, oder nach verschiedenen Ortssagen an versckiedenvn
Orten, in Argos , Sik^on. Phlins n. a. m. '') — so daß wir an ansscbließlich
attisches Local nicht einmal gebunden sind — den Ackerbau . welcher in iti'n
■ kleinen Nebenfiguren des Sarkophags von Mazzara unter dem doppelten Bilde dn
Säens und des PfiUgens, oder, nach Wieseler, des Anedreschens des Getnüdes ver-
gegenwärtigt ist. »welche ThStigkeit als die letzte zur Gewinnung des GetraJiti?-
nöthige, der ersten, dem 8äon . passend gegenübergestellt wii-d-. Sollte es nun
nicht goratben sein, hierbei einfach atehn ku bleiben? sollte man gnt thnn. mil
früheren Erklftrem, auch Förster und Wieseler. in den kleinen Figuren mythiMb*-
Personen , Triptolemoa in dem SSemann , Keleos in dem angebliehen PAnger mil
Förster, den Wieseler (8. 135) berichtigt hat, oder in Beiden Trip toi enm» wii
Wieseler zu erkennen^ Die Art, wie Triptolemos bei Förster hier angeknOpIt mir!
wie diese Anknüpfung durch die Parallele der angeblichen TriptolemosnuiiseDilnDf
in dem Louvresarkophag ,S, vei^l. oben 8. 615f.) vermittelt wird, hat sehr wcnijf
überzeugendes., imd wie sich Wieaeler die doppelte Darstellung des Triptolemo» mi-
tivirt gedacht hat. das hat oi' wonigstuna nicht ausgesprochen.
d. Nebenseiten. Über die Neben- oder Schmalseiten der gani erhaltcDcn
Sarkophage dieser Art (l.'i. 17, 19, 20) iat Weniges zu bemerken. Die Oreifcp «if
den Schmalseiten von 1!) haben keinen andern Sinn, als die Sphinxe an dem Pe-
tersburger Sarkophag (7. s. oben S. ülS) und dem weiterhin zu bespivcheodeg
aus Cattajü in Wien; sie sind Wächter des Grabea. Daß anf die rechte Kan-
seite von IT der die Roese des Hadea ftUircnde Hermes verachoben B>ci, IbI oIks
:S. 023) bemerkt; die Unke Seite enth< eine kniende Gefährtin der Kon mil
einem Blumenkörbe, welche erschreckt emporblickt und die Linke erhebt, ahnlich
wie mehre derartige Nymphen auf den Schmalseiten anderer Sarkophage ». untm
und hier schon bei l.'i und bei 30 zusammen mit einer unurklArlen männlichen Fi^r'
welche einen Fruchtkorb hält, vorkommen. Die rechh^< Schmalseite dca aarhrnrr
Sarkophags ist erst durch eine Beschreibung (bei Ffirster 8. I7fif, miigctfacilt '*-
kannt . welche viel zu problematisch erscheint , als daß es gerathen »ein köRstr
Erklärungen anf dieselbe zu grUndon. (Wegen 1^ s. den Noclitrag.)
■) Auii. ddl' Init. V.
um [luvBiiIt] ot «lumm
b) Votgl. Prallor. Don
•■) Vorgl. Köretet S- 1
. I4G gH»tützt auf Uygin. hb. 277: l-oiea [rmem *am,] t
jt) TrlptoleniD trüge« »orer« deinonstrivlt «tc. ~
it und PorMpbooB 3. JS3 f., (Irisch. Mjlhul. 1.» S, OM.
10. DER RAUB DER KOBA ; IHRE KATHODOS UKD AN0D08. 627
Zweite Gattung.
Die zweite Gattung der Sarkophagreliefe innerhalb der ersten Classe mit der
Hauptrichtung der Figuren von links nach rechts wird durch diejenigen Reliefe
gebildet, welche Demeter in der TrXavr^ auf einem von Pferden, anstatt
von Schlangen gezogenen Wagen zeigen, während innerhalb dieser Gat-
tung wiederum die
Erste Art
diejenigen Reliefe umfaßt, in welchen Hades bei der ap^:a^r^ in der Vor-
deransicht dargestellt ist. Diese Sarkophage entlialten , wie diejenigen der
2. Art der 1. Gattung, die drei Scenen der rXavr^ Ar^fAr^Tpo;, der Anthologie und
des Raubes der Kora.
Die Exemplare sind die folgenden, und zwar an vollständig erhaltenen Vorder-
seiten oder ganzen Sarkophagen:
21. (1.) In Messina in der Kirche S. Francesco d'Assisi hinter dem Hochaltar»).
22. (2.) In Rom via del Babuino No. 155 an dem Hause ehemals des Bildhauers Cavaceppi.
S. Atlas Taf. XVII. No. 8 »>).
23. (3.) In Salerno am Grabmal des Erzbischofs Caraffa im Yorhofe der Kathedrale S. Matteo.
Unedirtc).
24. (4.) In Pisa im Gampo Santo, an der äußern Wand des Sudcorridors, DiitschkCf Ant.
Bildww. in Oberitalien I. S. 66 f. No. 77. S. Atlas Taf. XVII. No. 10 d). Ganzer
Sarkophag.
25. (5.) Im Palazzo Mattei in Rom No. 1, im Hof eingemauert«).
20. (6/) Im Soane-Museum in London, Michaelis, Archaeolog. Zeitung von 1875 8. 41. 1.
S. Atlas Taf. XVII. No. 23 nach der für das Corpus sarcophagornm neu angefertigten
Zeichnung. UnedirtQ.
Auch bei diesen Reliefen, wie bei den so eben besprochenen, können die
Scenen
a. und b., der Anthologie und des Raubes, nicht wohl getrennt werden,
zeigen aber in beiden so viel mit denen der 2. Art der I.Gattung Verwandtes,
daß die Besprechung kurz gefaßt werden kann.
In der Anthologie kniet überall Kora, bald mehr nach der Mitte der ganzen
Platte zu , bald mehr gegen das linke Ende der Mittelscene hin , je nachdem ihr
eine nur in 21 und 25 ganz fehlende Gefährtin links (23, 24, 26) oder rechts
a) Bei Forster S. 177 No. 1 (36). Publicirt, ungenau nach Förster (mir nicht zu^nglioh
gewesen), von Carmelo la Farina : Su di uno antico sarcofago nella chiesa de' PP. conventuali dl
Messina, Mess. 1822.
b) Bei Forster S. 179 No. 2 (37). Abgeb. in Cavaceppi, Raccolta d'antiche sUtue ecc. III.
UV. 38. 2.
c) Bei Forster S. 181 No. 3 (38). Eine von diesem eingesehene Zeichnung ist mir nicht
Kogingllch .gewesen.
d) Bei Forster S. 183 No. 4 (39). Abgeb. bei Lasinio» Baoeoita di stotoo ume ecc. nel
C. S. di Pisa Uv. 129, 130.
e) Bei Forster S. 185 No. 5 (40). Abgeb. Moamn. Ifr«^ "
f) Bei Förster S. 187 No. 6 (41). .Eine ZekAnowr'^
berichte der berl. Akad. von 1871 S. 488 No 170
k. Siebs. Oes. d. Wiss. t. 1868 S. 218 H«
628 111. MYTHKN DER DKMETEU UND KOHA.
(22) beigegeben ist. Sie berührt überall mit der einen Hand einen gefüllten Blumen-
korb wie die Gefährtin in der Regel einen zweiten, während in 24 ein dritter
zwischen beiden steht. Hades, ganz fehlend in der grade in dieser Scene selt-
sam zusammengezogenen Platte 25, tritt, wesentlich wie in den Keliefen der vori-
gen Art, von hinten gegen sie heran und ergreift sie oder streckt den Ann nach
ihr aus, ausgenommen in dem auch in anderen Beziehungen am weitesten ab-
weichenden Relief 26. In 22, 23, 24 kommt er dabei von rechts (v. Beaehauer,
d. h. von Koras linker Seite, nur in 26 tritt er von links an Koras rechte Seite
heran und erscheint auch nur hier bis auf eine um seinen Hals geknüpfte and
hinter ihm emporflattemde Chlamys nackt, sonst überall, wie in den Reliefen der
vorigen Art, mit dem seine linke Seite bedeckenden Himation bekleidet und das
entweder erhaltene oder nur durch Binich verlorene Scepter in der Linken haltend.
Daß Kora überall in der Richtung seines Herantretens zu ihm aufschaut, aller-
dings m. 0. w. bestimmt, versteht sich von selbst, ebenso, daß er zu der Ergriffe-
nen oder eben zu Ergi'eifeuden niederblickt, wovon wieder nur 26 eine Ausnahme
macht. Hier schaut er , so gut wie Kora und die kniende Gefährtin , hinter sich
nach der Richtung, woher Demeter auf ihrem Wagen heraneilt, und es dürfte frag-
lich sein, ob man sich dieses Zurückblicken aus dem zu supponirenden Heran-
nahen einer der dem Raube feindlichen Göttinnen motivirt denken darf Artemi^i
und Athena finden sich rechts], und ob man nicht hier, wie ähnlich bei dem
aachener Sarkophag 20; und in einigen weiterhin zu besprechenden eine Gedanken-
losigkeit des Bildhauers annehmen muß, welcher die in seinem Relief thatsichlich
nahe herangekommene Demeter auch durch ein, sachlich ungehöriges, Motiv in der
Bewegung der Figuren der Mittelscene mit dieser verbinden zu sollen glauben
mochte. Dies würde sich auch auf die links (v. B.) unmittelbar vor den Pferden
von Denu'ters Wagen kniende Gefährtin Koras bezielin, in welclier Förster S. Ib'.»
wohl mit Recht , nach Maßgabe der von ihr getiagenen Stepliane und viell«iclit
jiueli des in Kosten neben ihr erhaltenen Eros (obgleicli dieser auch in 2ii vor-
kommt nicht eine jiTwöliniiclie Nymplie , sondern eine große Göttin erkannt hat.
welclie nur Aj)hrodite sein kann. Wenn er aber meint, diese Aphrodite.' schau»
»olnie allei '^ Zeielien der llxTraschniig-. ja sogar absiclitlich von der Gruppe de-
Hades und der Kora etwas wej<« und sei liier nicht ^wie angonscheinlich als i*in<
die Artemis vom Widerstände abmalinende wie in 21j oder Kora bernhijreiul«
wie in 21). sondern > j^leielisani eine Aphrodite TrapaxuTrroüaa ^? , die »Hlubios airiio^i'
.^ola tiininltus mixtoijue uietn ix^rterrita fandet* ^Clandian. K. P. II. 15.") . Apim-
dite. welche aus Furcht (?! und Freude über den von ihr mit veranlaßten ( berfnll
nur ver.stohlen [?, oder gar nicht nach der Stelle und dem Ausgange dessellvon zu
.sehen wagt« . so dürfte eine solehe Annalnne im Ganzen wie im Einzelnen H'hr
prohleniatiscli s(^in. (Jauz klar dagegen ist die Rolle, welche Aphrodite in -M
spielt, wo sie. durch Stephane und Schleier bezeichnet, wesentlich so wie in !'
und IS. links neben K(H*a sich zu die.sei- vorbeugend ihr zuredet, und zienilieh klar
auch, .soweit das bei der ;iuR(M st sehleehten Frhaltung des Keüets mögli<li \>\ "
2 1. wo sie. keiintlicli an d«'r Ste})liaue und dem Seei)t('r von nichts hinter H:i«i''
gegen die links neben diesem erselieinend«' . am Original dureli den KocIht iin-
di(^ Gürtung erkennbare. Artijmis heranzutreten un«i diese von dem Wider-Uui"
gegen Hades zuriickliallen /u wollen scheint In 2 2 und 2."» tehlt AphnMÜi. L'a: ^
10. di:r uaub der koka : ihre kathoim)a ukd anodos. Ü29
Id 22 und 23 erscheint an der Stelle, welclie sie in 21 einnimmt und in 24,
soweit man dies zu erkennen vermag, an derselben Stelle, von der Aphrodite
rechtshin weggerückt ist, Hermes, welcher in dieser lioHe schon in n> zu cou-
statiren war , als der Beistand und Kna])pc* des Hades , am bestimmtesten in seiner
Handlung charakterisii-t in 22, wo er, wie Hades« Hand an Kora legt, wobei er
wie heftig erschreckt nach der heraneilenden Demeter umblickt. Ol) der Sarkophag-
arbeiter ihn hierbei wirklich, wie Förster (S. ISO; meint, »offenbar nach den Göt-
tinnen, welche der Persephone zu Hilfe eilend zu denken sind«, umschauend
gedacht hat und nicht vielmehr, der thatsächlichen plastischen Erscheinung gemäß,
nach der Demeter, dies wird um so fraglicher, als die dem Kaube feindlichen Göt-
tinnen 'Artemis und Athena) auch hier rechts, die erstere in einer Mittelstellung
zwischen Anthologie und Kaub, dargestellt sind. Je nachdem mau von dem Kunstr
vermögen und Geist der hier in Frage stehenden »Künstler« eine größere oder ge-
ringere Vorstellung hat, wird man ihnen eine Composition zutrauen, welche, dem
innem Sinn des Mythus allerdings entgegen, dem Augenschein entspricht, oder eine
solche, welche dem von ihnen wirklich Dargestellten widersprechend, mehr im
Sinn des Mythus sein mag. Für den Hermes in 23, wo derselbe nach Förster
;d. 1^2) sich linkshin nach der hinzuzudenkenden Athena umsehn soll, gilt Ähn-
liches; in 24 beugt er sich zur knienden Kora vor.
Artemis, welche in 21 ganz fehlt und deren Auftreten gegen Aphrodite in
21, so weit es sich erkennen läßt, bcHÜirt worden, soll nach Förster 8. 1S2,
durch Köcher und Bogen bezeichnet, auf Hades, der seine Hand nach Kora aus-
streckt, losgehn und sich nach ihrer Genossin Athena umsehn, welche (wie gesagt]
nicht dargestellt ist, aber nach Förster links von Kora vorausgesetzt werden s<»ll.
In 22 und 2G hat sie eine eigenthümlichc Mittelstellung zwischen der Antliologie
und dem Raube, indem sie beide Male, durch das kurzgeschttrzte und gegürtete
Gewand, in 26 auch noch durch den Köcher charakterisirt , mit lebhaftem Schritt
am rechten Ende der Anthologiegruppe, unmittelbar hinter Athena in der Gruppe
4I0B liaubes aus dem Hintergrund^) hervortritt, in 22 mehr der Gruppe des Haubeh
2Siigewcndet , aber auf diejenige der Anthologie zurückblickend, in 2() umgekehrt,
mit dem Blick auf Athena mehr der Mitte zustrebend. Dadurch wird es zweifel-
haft, ob man sie mit Förster (S. 1901 als l)ereit erklären darf, sich der voran-
eilcnden Athena anzusehließen, wie dies in 25 allerdings angenommen werden darf,
oder ob der Bildhauer von einer Vorlage ausging, in welcher sie, wie in IT) ivergl.
auch 21) dem Hades in der Anthologiegruppe entgegt^nzutreten sieh an.«*chiekt4;.
und ob er nicht durch ihren Umblick zu Athena eine an sich ungehörige Verbin-
dung der beiden Scenen hergestellt hat, wobei er sich einer andern Vorlage wie
*»o 19 'vergl. HJ und 17, oben S. 021; zum Grunde gelegen zu haben scheint,
erinnert haben mag. über das für Artemis in 22 von Förster vorausgesetzt(» Motiv
'*• Weiterhin.
Ein gegenül)er den bi.slier betrachtetem Sarkophngen ganz neuer Zusatz mehrer
'^liefe dieser Art (22, 21 u. 2')) ist die im Hintergrunde klein angebrachtt? Figur
^^ Zeus, welche ganz deutlich in 22 unmittelbar hinter und flb<*r Hades rechts
a) Der von Kürstor S. MMj aus ( Liiniiaii II. 21U bulcet«; lUiini neben ihr winl WAhrurhein-
"«•hj-r imr znr Trt'nniniff »Ut Srenen »lioiien.
030
111. UVTI1KN DER UKMKTI'Jt tJKU KOBA.
EU »ehn ist, älinlicL in 25, »ber aucli, wenngleich in suhr verstflnuneBral
neben fiiuem Baume rechts gewendet sitzend in 24 unmittelbar rechte von E
erliiinnt wurden darf.
Daß dieser Zeus in 22 vdllig gewandet cxeoheint nnd eine gewisse Ähnliehkeit
mit dem Juppiter Piuvina der AutoninssJlnle hat, kann die Uit^htigkoit Beiner Be-
nennung weder beeinträchtigen, nocii kann es als in hesuudercm Sinne bedeutdain
gelten'), aber eben se wenig läßt sich fllr dies Relief, geschweige denn fUr 24,
wo die Gestalt mit knapper Noth sicher verstanden wci'den kann , festsetzen,
daß ZeuB hier blitzworfond dargestellt sei und daß er «ÜYa^mv ki QÜ|>avi<uv (Eoriii
Hei. 13IÜJ Artemis orschiecke nnd von ihrem Angriff auf Hades ahh^tc. wie
FSrster a. a. 0. annimmt. Auch in 25, wo die Zeichnung Zens mit einem Bliti
in der Linken und dem neben ihm sitzenden Adler ausstattet, Ist im Origiulc
weder von dem einen noch von dem andern Etwas zu seJin.''i Er »treckt in 22
eben nur den rechten Arm über dem Kopfe des Hades aus und kann sich mit
diesem so gut auf ein Scepter gestützt haben, wie er das jetzt Überhaupt oirlil
erkennbare Scepter im Unken Arme gehabt haben kann. Und da er ancfi in 2J
(und Boweit äicli dies erkennen läßt in 24] nur ruhig dasitzt, so kann er. wii
dies für 2h auch Förster ausspricht, eben so gut als bloßer Znsciiauer. natOrlicIi
im Sinne des Mythus als innerlich betheüigter betrachtet werden, wie ul» aildier.
der sieh als künftiger »socem des Hades bekennt (Förster a. a. 0.).
Athena ist. wie in den meisten Reliefen der vorigen Art. von der Sccne du
Anthologie ganz abgelöst und gehört zu derjenigen des Raubes. Und itomit bMk
aneh hier mir noch ein Blick auf mancherlei den Hauptpersonen bcigogebene Erolei
Übrig, deren einige bereits erwähnt wurden. In 21 schaut ein solcher den Hida
Über die Schulter: in 22 nnd 24 fehlen die Eroten in der Anthologiesceac po.
wogegen ihrer in 23 je einer links neben Kora und der knienden GefUutiii ük
findet, der letztere mit einem Clumenkerbe. der erstere mit Horas OevaadeC)
liCBchllftigt. In 25 findet sich je elu Eros zu beiden Seiten der Knra. der tat
(rechts; schwebend und ihren bauschenden Bt^lileier fassend, der andere. tAet
unter den Hufen von Demetei-s Pferden mit einem Blumenkörbe befaSt. Pi» 'm
denn auch der Platz, an welchem der schon oben besprochene Eros neben d«r
knienden Aphrodite in 2ti erscheint, der zu stark zerstört ist, als daß man Dbri
seine Ilandlnug entscheiden könnte, der sich aber wahrscheinlich ebenfalls nitües
lllimicnkorbo zu schaffen machte, auf welchen die Göttin die rechte Hand legt
Der Raub. In der Scene des Rauhes zeigen die Reliefe liieser Act wdi
weniger Abweichungen von deneu der vorher besprocheneu , als in derjeni^wi ibt
Anthologie; namentlich ist die Gruppe der Ilauptpoi'sonen . Hades. Kon vi
Athena fast genau dieselbe, mit Ausnahme von 2G. wo Kora, wie in dto llr-
liefen der 1 . Art der 1 . Gattung mit dem Kopfe nach vom wie entteelt dallrft
von Hades jedoch nnr mit dum rechten Arm umfußt wird , wälirenil er mit i"
linken Hand die Zügel seiner I'ferde hält. Uaß er dabei nicht vorwirt». it»ia»
ti.Tlb rückwärts nach der Verfolgerin Athena blicke, wie Förster S. I S!t «apt. if-
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND AN0D08. 631
wenigstens nach der Zeichnung s. Atlas Taf. XVll No. 23) ein Irrthum; vielmehr
schaut Hades mit seinem allerdings anfgesetzten , aber antiken Kopfe*) wie theil-
nehmend auf Kora hinab. Auch in den übrigen Exemplaren^ 23 und 25 aus-
genommen, schaut Hades vorwärts, niclit, wie in vielen anderen Keliefen zurtlck
auf Athena , welche auch hier überall , dem Räuber auf dem Fuße folgend , ihm
seine Beute zu entreißen sucht. Hierbei wiederholt sich in 22 ein Motiv aus 20,
nämlich daß ein Eros die Athena aufzuhalten sucht, wobei derselbe jedoch hier
nicht ihr nachfliegend, sondern hinter ihr stehend oder schreitend und zu der nach-
eilenden Artemis (s. oben] umschauend gebildet ist. An seiner Stelle und wesent-
lich auch in seiner Rolle erscheint in 23 Aphrodite, kenntlich an der Stephane.
Ob Förster S. 181**) diese Göttin in 22 mit Recht in einer Halbfigur erkennt,
welche zwischen Hades und dem über dessen Pferden fliegenden Eros zum Vor-
schein kommt und welche allerdings weiblich zu sein scheint, muß, so sehr im
Einzelnen Förster ihre Situation schildert — mit triumphirendem Lächeln Hades
beglückwünschend und sich an Koras Angst weidend — , gegenüber der Zeich-
nung (Atlas Taf. XVH No. 8) dahingestellt bleiben. Nach dieser erscheint die
Figur nicht mit von der Brust hierabgestreiftem Gewände , sondeiii , so weit sie
sichtbar ist , ganz nackt und nicht stehend , sondern schwebend , was , wenngleich
sie nicht geflügelt sein mag, wie man nach Cavaceppis Stich meinen könnte, für
Aphrodite schwerlich passen würde. An dem Relief von Salenio (23) soll eine
Parallelfigur vorkommen, auf welche Förster eventuell, wenn Aphrodite nicht halt-
bar sein sollte, hinweist, eine diesem Sarkophag allein eigene »weibliche Flügel-
figur, in Stellung und Haltung Ii'is [neben Demeters Wagen] gleich. Was sie in
der vorgestreckten Rechten hielt, ist nicht zu sagen, da dieselbe durch Eros ver-
deckt wird.« Gerhard^) hat sie Nike benannt und die Bedenken, welche gegen
deren Anwesenheit Förster (S. 121) und 162) erhoben hat, scheinen weniger schwer
wiegend (vergl. oben S. 624), als diejenigen, welche seiner eigenen Benennung
dieser Figur als Alekto entgegenstehn. Ohne Autopsie aber des Sarkophags von
Salemo ist hier keine Entscheidung möglich ; in 22 dürfte weder Nike noch Alekto
zu erkennen sein.
Auch in den Pferden des Hades, deren aus Versehn in 26 nur zwei sind,
in Hermes als ihrem Führer in allen Exemplaren [in 24 ganz an die Ecke ge-
drängt' außer in 26, wo er mit einer Geberde der Bedenklichkeit (» airoaxoircjiv « ?
Försters. 190) die Rechte an die Stirn und den Hut legend vor den. Pferden steht,
femer in dem über den Pferden fliegenden Eros meist mit einer Fackel, in 23 mit
einem Gewandstück, aber gewiß nicht dem »flammeum«, nach Förster S. 182 vergl.
oben S. 610), in dem unter diesen in 26 rechtshin, sonst überall linkshin liegenden
Fluß- oder Wassergott (Pergus) mit Schilfrohr oder Ruder, dem in 21 Enkela-
do8, in 22 und 26 (hier in Spuren) Kerberos beigegeben ist (vergl. oben S. 623f.),
stimmen diese Sarkophage mit der Mehrzahl der bereits besprochenen überein. Sie
unterscheiden sich dagegen von diesen durch noch einige Zusatzfiguren, welche zum
großen Theil in den noch zu besprechenden wiederkehren, nämlich l ) durch einen
aj Vergl. Förster S. 188 Note 3.
b) Freilich in Übereinstimmung mit Zoega bei Welcker. Zeitschrift n. s. w. S. 35.
c) Üb. den Bilderkreis v, Eleusis (^Oes. akad. Abhh. II.) S. 426 Anm. 297, vergl. Beilage B.
No. 21*.
OTerbeck, Kunstroythologie. III. 41
632 in. MVTiiRs m-.n df.mett;k vxu k(ira.
in 2t vor Hades auf dem Wagea stabenden und die Zligcl haltend«!! Br0>.
der luA^li eher weise, viclleiciit etwas verändert'] auch in 2-t erkannt werih-n lunu
und welelier in 2S durch eine fiagelloac und bekleidete wt'iblirhv Figur
von ganz und gar prol)lein*ti»cli er Bedeutung orsetKt ist (Försler 8 1ST1; 2' ilurrli
einen in i^pureu erkenuliareu . unter den Pferden fliegenden V-w» in 2 1 . welelirr
Willi 1erlialt«n an dem Sarkophag von Barcelona (27) wiederkehrt.
c\ Das Irren der Di'meter. Auch in dieser Scene ist, wenn man von d<-ni
lliinptiinterschiede der Gattung absieht, daß Demeter, anstatt mit Schlangen, mil
KoBsen ^hrt. gegen die hislier betrachteten Reliefe. nnmentllcL diejenigi-u di^r
'J, Art nicht eben Vieles, aber doch Einiges const&nt geSndert, Der Pferdi? ainii
llberall nur zwei ain Wagen der Göttin, ausgenommen 24, wo. wahrscheinlich der
Symmetrie mit dem Gespanne des Hades wegen, eben s« anfgereiiit wie dort, vii^r
Pferde vor dem Wagen der Demeter erscheinen, denn daß die hinteren boidrti
ttpAter hinzngefflgt seien wann etwaTj ist eine ganz unwahraelieinlich« Terniii-
thnng Försters 8. IS4. Die Haltung der Demeter ist flbcrall die «Itokor Iw-
wegte der Sarkophage der 2. Art der t. Gattung, gegenllber der ruhigem in deaen
der 1. Art: sie hftit nur eine Fackel 'außer in iR] bald In der Kn!hl<-n, bald In
der Linken und streckt die andere Hand mit leiden sehn ftüehiT OeltH-rd« aus, wob«
sie in 22 wie in I ii in einer schwerlich sinnvoll zn erklärenden Welse hinter wti
zurOckschaut. Vor ihr. neben und über den Pfei'den dahinseh webend kehrt SlNinil
Iris wieder, hier aber ganz beständig auf die Göttin zurückblickend mit iHier ilrn
Kopf erhobenem rechtem Ann und meistens (nicht in 25 und 20) einer cntblDttl«
Brust. Ebenso wiederholt sieh die vor Demeter stehende, wagen lenken<le II'T«
außer in 21! und alli-r Wahrsch.-inli.'hki-il naeli 2 1 und ^ln-n^i k.-Iirl (Ibcrnll, »nflrr
in 21, wo sie, wie an dem spltter zu besprechenden Sarkophag Ric-asoli, dirrl
zwei mit einem Blumenkörbe beschäftigte Eroten ersetzt ist, die unter den PfeH^i
meistens nach rechts, in 24 nnd 25 nach links gelagerte Tellns (Gaea; inedfC'
welche hier in der Regel mit nacktem Oberkörper von hinten gesehn wird, «ii
FttUhom im linken Arm hat und die Rechte erbebt. In 25 ist sie als xouj>qt[«^
ein Kind säagend dargestellt. Vor Iris in 23, hinter ihr in sehr verstümnHiteD
Zustand in 26 fliegt eine kleine männliche Flflgelligur, ffir welche hier ein an «kB
Sarkophag von Tarragona (17 s. oben S.625] der Name des Potlins anneboilur
erscheint (Förster 8. IS2).
d) Schmatseiteu sind hier nur bei 24 erhalten. Die rechte zeigt eine erscIirocktP
kniende Gefährtin Koras mit einem Blumenkorb, ähnlich wie sich ihrer In 15 i*''
auf der linken Schmalseite finden. Auf der linken ist, ähnlich wie auf der recbl«
von 15 der thronende Hades dargestellt, vor welchem, wie dort, eine tiefein-
gehüUte weibliehe Figur steht , gegen welche Hades die rechte Hand erbebt
Hermes, welcher in 15 zwischen Beiden erscheint, fehlt hier; gleichwohl i^l ^^
aus den bei der Besprechung von 15 (s. S. üi'A angeführten Grdnden walirschrin-
lieber, auch hier Hades und Kora im Gespräche vor ihrem Abschiede bei Kons
Rückkehr zur Oberwelt, als etwa einen von Hades begrllßten, eben an kommen Jen
Schatten zu erkennen.
.J Vergl. [Ifilaolike .. .. (I. .'i. Ü7.
10. DER RAUB DEK KOKA ; IHRE KATHÜDOS UND ANODOS. 633
Zweite Art.
Das gemeinsame Merkmal der Reliefe dieser 2. Art ist, daß in ihnen Hades
in der zweiten Seene des Kaubes' von der Kilckseite gesehn wird,
wobei die quer in seinen Annen liegende Kora mit dem Kopfe nach liinten ge-
wendet ist, während auch diese Sarkophage die drei Scenen der Anthologie , des
Raubes und des Irrens der Demeter verbinden.
Die Exemplare dieses Typus sind die folgenden, und zwar von ganzen Sarko-
phagen oder vollständigen Vorderseiten :
27. (1.) In Barcelona im Museum des Erdgeschosses der öffentlichen Bibliothek, Hübner,
D. ant. Bildwerke in Madrid n. Spanien S. 27«) No. G67. S. Atlas Taf. XVII. No. 11.
Ganzer Sarkophag; die Nebenseiten s. Atlas a. a. (). No. 13 (II a.) und 16 (11 b.)»).
28. (2.) Im Palazzo Barberini in Rom No. 2, Beschreib. Roms III. ii. S. 39<>. fJanzer
Sarkophag. S. Atlas Taf. XVII. No. 19 mit den Nebenseiten a. u. b.»>)
Wie ein Excerpt aus diesen Darstellungen mit Unterdrttekung fast aller Neben-
figuren, namentlich auch der drei Göttinnen, erscheint eine Sarkophagplatte:
29. (3.) Im Palazzo Mattei No. 2, eingemauert im Hofe, Beschreib. Roms III. in. S. 525.
S. Atlas Taf. XVII. No. 4^).
Hades fehlt in der Anthologiescene in folgenden zwei Platten:
30. (4.) In Villa Albani in Rom, in der stanza delle colonne, Beschreib. Roms III. ii. S. 4S3,
Morcelli, Fea, Visconti, La villa Albani descritta. R. 1869 p. 25 No. 139. S. Atlas
Taf. XVII. No. 17^).
31. (5.) In Lansdowne - house in London, im Ballsaale hoch eingemauert, Michaelis,
Archaeolog. Zeitnng von 1874 S. 3S No. 46. Llnedirt^J.
Hierzu kommen noch folgende Fragmente:
32. (6.) Im Louvre, Clarac, Descript. des ant. du Mus^e du Louvre No. 288 (Ajax et
€as8andre)n. Fragment der Anthologie, am nächsten verwandt mit der Darstellung in
27. Vergl. oben S. 620.
Nach einer brieflichen Mittheilung Heydemanns ist das von Gerhard verkannte
Keliefbruehstück No. 815 im berliner Museum (Gerhard, Verz. der Bildhauerwerke
36. Aufl. S. 184 )) Opferscene «) das Fragment einer Anthologie, Kora mit dem
Blumenkorb, Hades, Reste der Göttinnen, die Oberfläche sehr mitgenommen. Die
Zugehörigkeit zu der hier in Rede stehenden Art oder zu einer der frülier bespro-
chenen läßt sich nicht feststellen.
Dasselbe wird gelten von einem Bruchsttlck der AntJiologie, eingemauert über
dem Studio Canovas in Rom (vicolo delle colonnette 27), welches Förster S. 2(Mj
unter No. 1 (50) verzeichnet hat. Das Bruchstück:
a) Bei Förster S. 191 No. 1 (44). Abgeb. bei Laborde, Voyage pittoresque en Rspagne I.
pl. 11. 1, wiederholt in Welckers Zeitschrift u. s. w. Taf. I. 1—3.
bj Bei Förster S. 194 No. 2 (45). Publidrt von demselben Ann. dell' Inst, von 1S73 tav.
d*agg. GH. III. mit den Nebenseiten a. u. b. und Text p. 87 sqq.
c) Bei Förster S. 196 No. 3 (46). Abgeb. Mon. Matthaeian. III. tab. 6.
d) Bei Förster S. 197 No. 4 (47). Abgeb. bei Zoega, Bassirilievi di Roma II. tav. 97.
e) Bei Förster S. 198 No. 5 (48). Genauere Mittheilungen von Klugmann bei Gerhard, Üb.
d. Bilderkreis v. Eleusis Beilage B. No. 35 und von Matz bei Förster a. a. 0.
f) Bei Förster S. 167 No. 4. Abgeb. b. Winckelmann, Mon. ined. No. 141 und sonst mehr-
fach unter der von Winckelmann (a. a. 0. p. 188) ausgegangenen falschen Benennung als Aias
nnd Kassandra am Palladion, berichtigt zuerst von K. Braun, Ant. Marmorwerke S. 21.
41*
634 III. MYTHEN DER DEMETER UND KORA.
33. (7.) im Palazzo Matte! an Piazza Capraiiica in Rom, verzeichnet bei Förster S. 200
No. G (49), bietet ein Fragment des Raubes, Hades, Kora und Athena von oben bit
an die Knie erhalten, einen durrh Restauration entstellten wahrsf-heinlicheii Rest dd
Hermes und vielleicht einen von der Restauration verdrängten oder überdeckten desFergut.
Von den bei Förster a. a. 0. unter No. 2 und ^ verzeichneten Kurzseiten
'im Palazzo Castellani und im Hofe des Palazzo Rondinini in Rom), enthaltend:
zwei Mal zwei erschreckte Gefährtinnen Koras, ähnlich wie in 15 und in 2S. nnd
ein Mal eine Gruppe des Hades und des Hermes, statt wie in 24 des Hades und
der Kora, läßt sich die Zugehörigkeit zu der einen oder der andern Art dieser
Sarkophage ebenfalls nicht sicher feststellen.
Des mit den Sarkophagen der bisher betrachteten Arten übereinstimmenden
ist auch hier so vieles , daß es hauptsächlich darauf ankommen wird , die zum
Theil constauten Abweichungen hervorzuheben, deren weitaus bedeutendste gegen-
über den anderen Sarkophagen, welche die Anthologie enthalten, die ist, daß die
beiden Reliefe 30 und 31 , bei denen, wie schon bemerkt, Hades in der Antbo-
logiescene fehlt, so daß diese anf die kniende Kora mit etlichem Beiwerke be-
schränkt ist, in den Gestalten der drei Göttinnen Aphrodite, Artemis nnd Athena
starke Reminiscenzen aus den Reliefen der 1. Art der l. Gattung, d. h. an«
denen bieten , welchen die Anthologie ganz fehlt wie denn eine solche sich auch
in 2S findet, wo Aphrodite (Artemis fehlt hier ganz) der Athena nacheilt, um sie
aufzuhalten. Nur daß hier in *^0 und :U die Motive in dem Verhalten der drei
Schwesteni zu einander ungleich unklarer sind, als dort, wo sehr deutlich (vergi.
oben S. 611) Aphrodite die Athena, welche sie am Rande des Schildes ergriffen
hat , aufzuhalten sucht . während Artemis zwischen beiden stehend sich bestrebt.
Aphrodites Hand 'von Athenas »Schilde loszumachen. Ebenso legt auch hier Aphro-
dite die Hand an den Schild der Athena, dabei eilt sie dieser ab«T nicht nacli.
wie in jenen Reliefen , sondern steht , von hinten gesehn ruhig da und schaut
rückwärts tlber Kora hinweg auf die heranstürmende Demeter hin , währeml Ar-
temis . aus dem Grunde vortretend ihren Arm ergriffen hat , um sie von Athena
wegzudrängen. Förster (S. 19SJ hat die ganz seltsame» Stellung der ApIinKlitt-
dadureli motiviren zu können tj^enieint , daß sie entweder den Hlitzstrahl tles Z«'ii>
wahrgenommen habe oder , in Angst über das Gelingen des Raubes diese ^eill•'
Intervention erst erwarte. Das Eine wie das Andere ist um so unwahrscheiulieher.
als just in diesen Reliefen von Zeus ausgenommen möglicherweise in 27, >*o er
aber an falscher Stelle sein würde keine Spur vorhanden ist. Wahrscheinlielier
ist , daß sich hier ein Einfluß einer Vorlage geltend macht , auf welche >ich ans
21 Pisai schließen läßt, in welcher Aphrodite, wesentlich an dieser Stelle Jer
Seeue der Anthologie zugewandt, einer ihr g(»genüher erscheinenden Artenih
entgegen zu wirken strebte. Auch die Aphrodite, wie sie in 1"), is und -M •:-
scheint sieh mit Kora beschäftigend mag hier zur Seliatlung der seltsamen <<•»-
ee])tion mitgewirkt haben.
Die kniende K(na blickt hier wie in 20 und wie Aphnulite in 2*1 that>nchlich
gegen die Pferde (h;r herankommenden Demeter emjxn* . gegen wi'lelu' sl«* an« h
wie abwehrend die Hand erhebt, mag dies nun ans dem Ausfall eines wie in 2'»
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATUODOS UND ANODOS. 635
von links zu ihr herantretenden Hades oder so zu erklären sein wie oben S. 622
zu 20 angedeutet worden ist.
Im übrigen stellt sich das Ganze in der Hauptsache folgendermaßen, wobei
bemerkt werden möge, daß sich in diesen Reliefen die drei Scenen besser scheiden
lassen als in den bisher betrachteten.
a Anthologie. Die Gruppe der knienden Kora und des an sie herantreten-
den Hades ist (also mit Ausnahme von 30 u. 31, wo Hades fehlt} durchaus in
allen Hauptsachen dieselbe wie in den anderen, diese Scene enthaltenden Sarkophag-
reliefen. In 29 fehlen, wie schon bemerkt, alle Nebenfiguren, während ein Baum
hinter Kora beigefügt ist (vergl. oben S. 611:. In 27, ähnlicb wie in 22 und 24,
ist eine rechts von Kora kniende Gefährtin beigefügt.
Eigen ist diesen Reliefen, daß Hermes, welcher in denjenigen der vorigen
Art ein paar Mal (22, 24) dem Hades gegenüber als sein Knappe ebenfalls Hand
an Kora legt oder sich dazu anschickt, hier in 27 und 28 hinter Hades zu seinem
Beistaude herankommend dargestellt ist, und ebenso, daß in 27 Athena nicht
etwa, wie Förster 8. 192 sagt, zu Koras Beistande herbeieilt, sondern in so auf-
fallender Ruhe hinter derselben stehend zum Vorschein kommt, daß sie z. B. Zo^ga
(bei Welcker a. a. 0. 8. 50) gar nicht zur Mittelscene rechnete, sondern als der
Demeter in der TrXavrj voraufgehend betrachtete. In eben dieser auffallenden Ruhe,
welche dazu geführt hat, daß sie als das Palladion versehn worden ist, von Kora
sogar etwas abgewandt, findet sie sich in dem Louvrefragment 32 wieder, welchem
nach diesem Umstände schon E. Braun a. a. 0. die 8telle zunächst dem 8arko-
phag von Barcelona richtig angewiesen hat. Die 8tellung der Artemis in dem
Relief 27 erinnert am meisten an die Erscheinung der Göttin in dem capitolini-
scben Relief (15), wo sie, wie hier nächst Hermes, hinter Hades hervortritt und
den Bogen, dort in der Linken, hier in der Rechten erhebt. Während sie sich
in 30 und 31 in der oben besprochenen Mittelstellung zwischen Aphrodite Und
Athena wiederfindet, beide Male durch den kurzgeschttrzten Chiton auf das be-
stimmteste charakterisirt , fehlt sie, wie schon bemerkt, in 28 ganz. Eroten
erscheinen in der Anthologiescene nur in 27 und 31 , beide Male links von Kora
und ohne Zweifel so auf sie zu beziehn, wie dies Förster (8. 192 und 199) ge-
than hat. In Betreff der an verschiedenen Stellen umgestürzt daliegenden Blumen-
körbe bieten diese Reliefe nichts Neues, nur in 27 ist es eigenthümlich, daß die
kniende Gefährtin einen Blumenkorb in der Linken erhoben hat.
b) In der Scene des Raubes ist bis auf den an die Spitze gestellten Haupt-
unterschied in der Giuppirung des Hades und der Kora das Meiste unverändert
und bedarf keiner besondem Aufzählung. Dies gilt sowohl von der verfolgenden
Athena, wie von dem die Pferde des Hades führenden Hermes, der, in 31
mit dem ganzen rechten Ende der Platte verloren, nur in 30 von hinten gesehn
wird und in 29 anstatt vor den Pferden neben denselben (unterwärts von ihnen
gedeckt) dahin eilt , wobei er , zurückblickend , die rechte Hand in der That wie
aTToaxoTreocDV über die Augen legt. Die Übereinstimmung mit den Sarkophagen
der früher betrachteten Arten gilt eben so von den Pferden des Hades, von dem
über denselben fliegenden, nur in 29 weggelassenen Eros, während derjenige unter
denselben (wie in 24) nur in 27 vorhanden ist. Der Wassergott (Pergus kehrt
630 111. MYTUKN DKlt liK.MKTKK INI) KOKA. ^^^^^^^H
Dnr io 2S und 3U wied(<r, dort linkstiin, liier rucLuhiu >;elHj^i-t und ^r vS
einem Ftlllhorn im Arme, ilas in der Tliat iIlh von mchreu Seiten aus^esprocbenon
Gedanken, es at'i liier der Okeanoü gemeint, iinterattltzen könnte. In 21 ist er
und der in mehren anderen Reliefen neben ihm /^bildete Knkclados und Kerltenw
durch eine mit dem halben Leibe ans dem Kodon ragende, allem AnRcheine nadi
weibliche Fi^ur ersetzt , um deren Leib sich Thiork5pfe . daninttT ein xicmlinh
doiitliciier Hundekopf, ansetzen. Daß unter dieser Figur, wenn auf die ZeicJuiuui;
Vei'laB int. am walirspheinliclisten t^ k y 1 1 a als Vertreterin Sicilions xu rorstebn »t-i.
kann man nicht wohl langneu und <lns wird anch dadurch nicht wideriefft. daS
Skylla. wie Förster 8. 193 bemerkt, sonst in diesen Heliefon nicht vorkonuni;
enthält doch mehr als eines derselben bald diese, bald jene Singnlaritjll. 8o 2tt
am rechten Ende eine Znsatzfigur in einem mit der Chlamya nm die Schultern ver-
seil enen , sonst nackten, an einen Baum gelehnt mit gekreuzten Beinen ruhig da-
stehenden nnd die rechte Hand an den Kopf legenden JUngling, welcher von Wc^
cker, Gerhard") nnd Förster i8. l9Cj offenbar wahrscheinlicher, wenngleich niclil
sicher, als Todesgenius benannt worden ist. als von Visconti''), der in ihm
unter ganü unrichtiger Motiviruug Apollon erkennen wollte.
c) Auch das Irren der Demeter unterscheidet sieh nnr in wenigrn Stflckui
nnd nirgend constant von den UarsteUiingon an den Sarkophagen der vorigen Art.
Diu Göttin steht fiborall, bald mit i^iner Fackel [IJO, :Ul), bald mit xweion L>7,
3S. 3lj . meistens (ausgenommen 27) vorwärts schauend, in m. «. w. bewrplM
Stellung auf ihrem Wagen, Qber dessen Pferden die auch hier Überall anf Dcnu-In
anrllckblickende Iria schwebt. Die lenkende Hora anf dem Wagen findet aicli
nur in 28 nnd in schwachen Resten in .^l, der voranfliegende Pothos nur inlü
in Spuren) und :ili gnm erbalten, mit dor Fai'kt'l . Die Telhis vor oder nntcf
den Ffei-den ist in 27, 28 rechtshin, in 31) linkshin gelagert und in 31 mifaldii
halb sitzend gebildet. In 29 erscheint an ihrer Stelle nur ein amgestHnKr
Blumenkorb, während hier hinter Demeter wie in der Anthologiescene ein Bann
zugesetzt ist.
In 2T linden sich an dieser Stelle die kaum noch erkennbaren Reste eiier
sitzenden Figur . welche , sollte unter ihnen Zeus gemeint sein , wie er in 2i) dbiI
24 in der Anthologiescene erscheint, an einen schlecht gewählten Plati verschob»
sein wüi-de, vergl. Förster 8. 192.
d) Von den Kurzseiten der beiden ganz erhaltenen Sarkophage 27 und 3S
enthalt«n diejenigen rechts beide Male fast identisch und in wesentlicher (*ber«iii-
stimmung auch mit 1,5 und 24 den thronenden Hades [in 27 Eerberos neben
seinem Stuhle: mit redneriach erhobener Rechten, ihm gegenüber die tief verhllll
dastehende weibliche Figur nnd zwischen ihnen Hermes, welcher die letztere du
dem linken Arm umfaßt. Ober die beiden Möglichkeiten, daß es sich hier ■>■
einen dem Hades zi^refflhrten Schatten oder um die von Hades scheidende Knn
handele und die grAfiere Wahrscheinlichkeit, daß die Ictzfere Scene gemeint »ei.
■O Wfilnker, ZeiHthtirt u. t. w. S. S& mil Xut« Xl, Gcrhsni, tb. de» BildcikrcLi i, tU»'«
III. Hr'il>f;e K. No, H.
b| Zum Hua. Hi<>-CIura. V. p. J5.
10. DER RAUÜ DER KORA ; IHRE KATHODOS UNI) ANODOft. 637
ist schon zu 15 (S. 643 Nachtr.} und 21 (S. 632) gespi-ochen worden. Die linke
Schmalseite von 28 stellt drei in hohem Grad erschreckte Gefährtinnen der Kora
dar, ähnlich wie andere Sarkophage (15, 24) ihrer zwei oder nur eine. Da-
gegen enthält die linke Schmalseite von 27 eine im ganzen Bereiche dieser Reliefe
völlig vereinzelte Darstellung, nämlich einen in Mitten seiner Heerde von Ziegen
und Schafen auf seinen Stab gestützt dastehenden Hirten. Es ist nicht zu läugnen,
daß die von Laborde, Welcker und Gerhard*) getheilte Ansicht, daß es sich hier
um Nichts als einen einfachen Hirten handele, deswegen etwas Anstößiges und
Unbefriedigendes hat, weil wir in allen diesen Sarkophagen die Nebenseiten, selbst
wo sie so rein decorativ sind wie bei 7 'Petersburg , Sphinxe) und 1 9 ( Mazzara,
Greifen), in dieser oder jener Beziehung zur Hauptseite und m. o. w. sinnreich
gewälilt finden, was man denn doch von einem einfachen Hirten nicht wohl wird
behaupten dürfen. Gleichwohl regen sich bedeutende Zweifel, ob man mit Förster
(S. 194) in diesem Hirten den Triptolemos wird erkennen dürfen, »welchen
als solchen die orphisclie und nach ihrem Vorgange auch die alexandrinische , von
Claudian und Anderen befolgte Poesie eingeführt hatte«, und vollends ob man »diese
wohl durchdachte und schön angelegte Figur . . . der Originalcomposition [d. h.
dem allen diesen Sarkophagen in letzter Instanz zum- Grunde liegenden irpcDToTUTrov
s. Förster S. 219 ff.] zuzuschreiben« sich wird entschließen können. Förster stützt
seine Annahme darauf, daß der Hirte Triptolemos, nach jenen Poesien, der Augen-
zeuge und Angeber des Raubes, den vierten Act, das »indicium natae repertae«
(Claudian. UI. 51) anzeigt und den Schlußact vorbereitet, nämlich die Herauf-
holung der Persephone, welche [hier in 27, wie sonst] den Inhalt der rechten
Kurzseite bildet». Daß dieses sinnreich sei, wird man nicht in Abrede stellen,
und möglicherweise würde man zur weitem Unterstützung sagen dürfen, daß, wenn
man den Triptolemos als Angeber des Raubes hinter Demeter in der itXavTj vor-
aussetzen dürfte, sich ihr sonst schwer erklärliches Umschauen (in 15, 22, 27)
wenigstens einigermaßen als motivirt herausstellen würde. Allein bedenklich bleibt
dabei, daß, wenn in der That Ti'iptolemos in diesem Sinne dem TrpcotoTOTTov ange-
hört hätte, nirgend als in 27 eine Spur von ihm zu entdecken ist, im Sarkophag
15, einem vollständigen, auch nicht auf der Schmalseite. Und femer wohl auch
der Umstand, den Wieseler **) für die Nebenfiguren des Sarkophags von Mazzara
betont, daß Triptolemos attisches Local voraussetze , während gerade Förster, und
wie es scheint mit Recht, für die Sarkophage vielmehr sicilisches Local (gerade in
27 wahrscheinlich durch Skylla beim Raube bezeichnet) angenommen hat. Und
von dieser letztem Schwierigkeit wird auch Nichts gehoben, wenn man für Tripto-
lemos mit Wieseler a. a. 0. S. 145) eventuell Keleos in derselben Rolle sub-
stituirt, so daß es, bis zur etwaigen Auffindung irgend eines Parallelmonumentes
zweifelhaft bleiben wird, ob man mit Wieseler wird sagen dürfen, entweder Tri-
ptolemos oder Keleos sei hier »jedenfalls« zu erkennen.
a) Laborde a. a. 0. p. 9, Welcker, /eitschril't u. 8. w. S. 59, Gerhard a. a. 0. No. 31.
b) Zu den Denkm. d. a. Kunst II. ^ »S. 135; vergl. auch Förster S. 45 Anm. 1 und S. 94.
lU. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND ANODOS. 639
Die Composition der Grnppe des Hades und der Kora in der Seene des Raubes,
von der man hier am zweckmäßigsten ausgehn wird, ist überall außer in 38 die-
selbe w^ie in den Reliefen der 2. Art der 1. Gattung und der l. Art der 2. Gat-
tung, d. h. Hades hält, m. o. w. vollständig bereits auf seinem Wagen stehend,
die sich heftiger (34) oder weniger heftig (36, 37) zurückwerfende Kora «in 37
mit Porträtkopfj mit einem (hier der Gesammtrichtung wegen dem linken) Arm
umfaßt, wobei er auf sie zurückblickt und meistens mit der andern Hand die Zügel
seiner Pferde (in 37 sein bauschendes Gewand) gefaßt hat In 38 ist Hades in
wunderlicher Weise, obgleich schon auf seinem Wagen stehend, dessen Pferde in
vollem Galopp dahin sprengen, mit der knienden Kora so gruppirt, wie er es in
den genannten Reliefen in der Anthologiescene zu sein pflegt, d. h. er beugt sich
zu ihr nieder und sucht sie mit dem einen Arme zu umfassen, während er mit
der andern Hand sein Himation zusammenfaßt und sein Scepter hält. Seine Pferde
sind auch hier überall in der Vierzahl ; der über ihnen schwebende K r o s findet
sich in 36, 37, 38 wieder, in 34 und 35 dagegen steht er vor Hades auf dem
Wagen als Lenker der Pferde; der Eros unter den Pferden (24, 27) fehlt
hier durchweg, dagegen findet sich Hermes als Führer des Gespanns überall
wieder, nur daß er in 38 in sehr seltsamer Weise, anstatt voranzueilen, ruhig vor
den gegen ihn ansprengenden Pferden steht. Auch der Wassergott (Pergus)
unter diesen kehrt nur in 38, mit einem großen Schilfstengel im linken Arm aus-
gestattet und linkshin gelagert wieder, in den anderen Exemplaren hat er einer
Dach rechts gelagerten Tellus (Gaea) Platz gemacht, welche in 34 und 35 ein
Füllhorn im Arm, in 36 und 37 einen Blumenkorb auf dem Schoß hält, der in
37 von zwei Eroten «umgeben wird. In 36 ist der Tellus ein gelagertes Rind bei-
gegeben'^,, während hinter ihrer Schulter wie etwas entfernter in 37 Kerberos
zum Vorschein kommt. Dieser nebst dem Enkelados sind (in verschiedener Ab-
folge) der Gaea auch in 34 und 35 beigesellt.
Vollkommen verändert ist die Rolle, welche die drei Göttinnen
Athena. Artemis und Aphrodite spielen, und die Stellung der-
selben in der Composition, nur daß die hinter der Gruppe des Raubes und
neben der knienden Kora der abgekürzten Anthologiescene in 37 aus dem Grunde
vortretende, durch kurzgeschürztes Gewand und den Köcher, sowie ein Fragment
<les Bogens sicher bezeichnete, übrigens, wie Kora, mit einem Porträtkopfe ver-
sehene Artemis an die Gestalt dieser Göttin besonders in 22, dann 26 und 27'
«rinnert. In 34 und 36 fehlt sie ganz ; in 35 hat sie sich zur Athena gesellt
(s. unten) und in 38 steht sie, wiederum durch Costüm und Attribute ganz un-
zweifelhaft charakt-erisirt , neben der knienden Kora dem Hades gegenüber und
spielt genau die Rolle, welche in 22 Hermes inne hat, d. h. sie assistirt dem
Räuber, indem sie ihre rechte Hand an Koras Arm gelegt hat, um diese zum Auf-
«tehn zu veranlassen. Hierin liegt ohne Zweifel ein ganz bestimmter Beweis da-
Är, daß Förster [S. 204, vergl. S. 299; mit Recht für diese Sarkophage ein
Bimerlich verändertes Verhalten der Göttinnen zur Entführung der Kora im Sinne
^er orphischen Poesie angenommen hat, daß nämlich hier Artemis und
*) Ähnlich an der Silbersohalc von Aqiiilcja Atlas Taf. \VI. No. 11 und bei der Statue im
^intern Garten der Villa Albani, Morcclli, Fea, Visconti, La VUla Albani de^cr. p. 86 No. 590.
HI. MYTHKN DKR IIKMKTKU (ND KUBA.
äi[ßerUcbe& Merkmal (aus^e-
Allen bisher beaiirocLeneii Sarkophagi^D slelin dui
bemt^rkt, als diejenigen der
Zweiten Classe
iliü wenigen gegendbur, deren oherstfiB gemeinsames,
nunimen No. IIS) die liichtnng der Figuren, n
des Hades nnd der Demeter vdd rechts nach links ist.
Den eigentlichen Bestand dieser Classe bilden bisher nur die folgenden ganz«n
Sukophage und VoMerseiten :
3A. (^1.) Im Besitze das frilbeni HitriogB ton Moden a . frätioi in SrJiloS OtUJn , JnUl In
Pklaite lies Hetf.ogs In Wien. S, AIIu T*f. XVII. N'o. 21>). fiuiat Sirkoptuf.
3h. [1.) 1(1 Villi .Medk), eiugemauen hoch ui lier Kilckseite dei Culuo. ItnedSn imil
seht »obloulit erfaillen ''),
36. (3.) lui V&tlRui, tm Durchgang aus der S»\i deUe Muae 1» die Kolunite, Hesrknrib.
Hon» II. II. S. 222, Jetzt Na. S2S. S. Atl» TiT. WH. No. 2n<-|.
37. (4.) Im I'Blazto Firldalfl-Riciiall (via Maggio), ftOher Im Palum KncolUI uo Pmtt
delli Guiijt iii Kloteni, DDlschke , Die iiit, Bildwerke In Oborlullan II. S. ISIf.
8. All« T»r, XVII. So. aiti).
Zu ihnen gesellen sich zwei von Förster 8. 2lü unter No. -^ nnd H ver-
zeichnete , aber wenig bedeutende Fragmente im l'alazün Castellani und in VÜIa
Uentili in Rom. deren liauptsSchliches Interesse darin besteht, i-ine etwas häufiger*
Wiederholung der hier vorliegenden Vorstellungsart zu verbürgen.
Kme ganz eigene Stellung nimmt ein
üb, (5.) ei» Sarkophag in Raffadali bei Utrgenti in ilei kallirdrale. A. Atla* TaT. \VU.
insofern er bei einer Hauptriehtung der Fignren (der Gespanne) von links null
reclils wie bei den Sarkophagen der I. ClaHse und indem er Demeter, welche lilwt
wie in den Reliefen der I. Gattung, mit Schlangen ftbrt, wie diejenigen der
2. Gattung mit KoBsen fahren läßt, dagegen seinen inneren Motiven nach sich n
den Reliefen der 2. Classe stellt, deren Composition er aber viedenun dadonili
roodificirt, daß er die Scenen der Anthologie nnd des Raubes in eine einiige n-
sammen zieht.
Die übrigen Sarkophage enthalten die drei Scenen , wenngleich die Antho-
logie nnr in verkürzter und keineswegs völlig klarer nnd unzweifelhafter Gestilt,
jedenfalls so, daß auch liier:
a. nnd b. Anthologie und Raub in der Besprechung zusammengefaßt ver-
don müssen -
a| Hei Förster S. 201 t. N'o. t (5Ü|. Abgeb. bei E. Itrauri, Antike Marmorwerke 11. Tif. I,
wiederhüll bei Uerliard, Güs. akad. Abhh. II. Taf. 79 Nu. 4.
b| Ilei Fontter S. '2U4 No. i (54). Eine älloro Zeichnung (f. S. 205 Nute t) iit unfdin.
1-) Bei Kürttet S. 2üli No. ;( (55J. Abgeb. .Mus. Pic.-Clem, V, uv. .-i, wiederholt bfi Miili".
Ual. mythol. pl. LWWI. No. na und bei Ouigniaut, It^I. de l'aut. Nu. 55».
d) Bei FörB'er S. 'li)l No. 4 (.S6). Abgeb. uhiie die jetzt vorhandenen KeiUuratiuiirn bei
Uori, ln)i:riptt. antl. 111. tab. 26.
ej Hei P5retcr S. 297 f. im Nachtrag auf nnirnl %on Airgahoii des Hrn. Giuseppe i^i'-w «•
liicgi'iitl beeproohen.
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND ANODOB. 639
Die Composition der Grnppe des Hades und der Kora in der Scene des Raubes,
von der man hier am zweckmäßigsten ausgehn wird, ist tiberall außer in 38 die-
selbe wie in den Reliefen der 2. Art der 1. Gattung und der l. Art der 2. Gat-
tung, d. h. Hades hält, m. o. w. vollständig bereits auf seinem Wagen stehend,
die sich heftiger (34) oder weniger heftig [36, 37) zurückwerfende Kora \in 37
mit Porträtkopfj mit einem (hier der Gesammtrichtnng wegen dem linken) Arm
umfaßt, wobei er auf sie zurückblickt und meistens mit der andern Hand die Zügel
seiner Pferde (in 37 sein bauschendes Gewand) gefaßt hat In 38 ist Hades in
wunderlicher Weise, obgleich schon auf seinem Wagen stehend, dessen Pferde in
vollem Galopp dahin sprengen, mit der knienden Kora so gruppirt, wie er es in
den genannten Reliefen in der Anthologiescene zu sein pflegt, d. h. er beugt sich
zu ihr nieder und sucht sie mit dem einen Arme zu umfassen, während er mit
der andern Hand sein Himation zusammenfaßt und sein Scepter hält. Seine Pferde
sind auch hier überall in der Vierzahl; der über ihnen schwebende Eros findet
sich in 36, 37, 38 wieder, in 34 und 35 dagegen steht er vor Hades auf dem
Wagen als Lenker der Pferde; der Eros unter den Pferden (24, 27) fehlt
hier durchweg, dagegen findet sich Hermes als Führer des Gespanns überall
wieder, nur daß er in 38 in sehr seltsamer Weise, anstatt voranzueilen, ruhig vor
den gegen ihn ansprengenden Pferden steht. Auch der Wassergott (Pergus)
unter diesen kehrt nur in 38, mit einem großen Schilfstengel im linken Arm aus-
gestattet und linkshin gelagert wieder, in den anderen 'Exemplaren hat er einer
nach rechts gelagerten Tellus (Gaea) Platz gemacht, welche in 34 und 35 ein
Füllhorn im Arm. in 36 und 37 einen Blumenkorb auf dem Schoß hält, der in
37 von zwei Eroten «umgeben wird» In 36 ist der Tellus ein gelagertes Rind bei-
gegeben**,, während hinter ihrer Schulter wie etwas entfernter in 37 Kerberos
zum Vorschein kommt. Dieser nebst dem Enkelados sind (in verschiedener Ab-
folge) der Gaea auch in 34 und 35 beigesellt.
Vollkommen verändert ist dieRoUe, welche die drei Göttinnen
Athena, Artemis und Aphrodite spielen, und die Stellung der-
selben in der Composition, nur daß die hinter der Gruppe des Raubes und
neben der knienden Kora der abgekürzten Anthologiescene in 37 aus dem Grunde
vortretende, durch kurzgeschürztes Gewand und den Köcher, sowie ein Fragment
des Bogens sicher bezeichnet«, übrigens, wie Kora, mit einem Porträtkopfe ver-
sehene Artemis an die Gestalt dieser Göttin besonders in 22, dann 26 und 27*
erinnert. In 34 und 36 fehlt sie ganz ; in 35 hat sie sich zur Athena gesellt
\B. unten) und in 38 steht sie, wiederum durch Costüm und Attribute ganz un-
zweifelhaft charakterisirt , neben der knienden Kora dem Hades gegenüber und
spielt genau die Rolle, welche in 22 Hermes inne hat, d. h. sie assistirt dem
Känber, indem sie ihre rechte Hand an Koras Arm gelegt hat, um diese zum Auf-
stebn zu veranlassen. Hierin liegt ohne Zweifel ein ganz bestimmter Beweis da-
für, daß Förster (S. 204, vergl. S. 299; mit Recht für diese Sarkophage ein
innerlich verändertes Verhalten der Göttinnen zur Entführung der Kora im Sinne
der orphischen Poesie angenommen hat, daß nämlich hier Artemis und
a) Ähnlich an der Silberschalc von Aquileja Atlas Taf. XVI. No. 11 und bei der Statue im
hintern Garten der Villa Albanl, Morcelli, Fea, Visconti, La Villa Albani de-cr. p. 86 No. 590.
642 III. MYTHEN DER DEMETER VSV KORA.
schöben, wenn aber wirklich mit Schilf bekränzt, wohl als die Nymphe Kyane zu
betrachten, wie Förster (Archaeolog. Zeitung von 1873 8. 144) annimmt, obgleich
diese in sicherer Weise nirgend vorkommt.
Weiter erscheinen über den Pferden des Hades zwei mit einander gmppirte
Figuren, eine sitzende ungeflügelte und eine neben dieser, auf ihr Knie gelehnt
stehende geflügelte, deren Förster keine besondere Erwilhnung thut und welche er
wahrscheinlich beide mit unter die »nicht weniger als fünf Eroten« begriffen hat,
welche »theils schwebend, theils stehend beschäftigt sind, die sich untröstlich ge-
berdende Persephone zu trösten und ^aufzuheitern« (S. 209:. Diese letztere Function
kann man aber nur den Eroten hinter Kora zuschreiben, weder dem mit der Fackel
über den Köpfen der Pferde schwebenden, noch den hier in Frage kommenden
beiden, mit einander gruppirten Figuren, obwohl von diesen die stehende, geflügelte
auch ein Eros sein mag. Die sitzende aber ist sicher kein solcher und die ganze
Gruppe gehört eben so sicher nicht unmittelbar zur Handlung, sondern befindet
sich, wie der zweifelhafte Zeus oder Localgott, im Hintergrunde. Es wird gut
sein, dies festgestellt zu haben, wenngleich eine bestimmte Deutung nach der bloßen
Photographie wohl kaum möglich ist.
c. Das Irren der Demeter ist in diesen Sarkophagen sehr einfach dargestellt
und auf wenige Figuren 'beschränkt. Demeter, tiberall mit dem m. o. w. heftig
vorgetragenen Ausdrucke des Schmerzes in 34, 35 und 38 vor-, in 37 zurück-
blickend (in 36 ist der Kopf ergänzt, steht tiberall [38 ausgenommen, wo sie mit
Pferden fährt) auf dem mit zwei gegen den Kopf hin geflügelten Schlangen
bespannten Wagen meistens, wenn nicht durchweg (35 ausgenommen. 37 zweifel-
haft) mit zwei Fackeln ausgestattet, deren eine sie vorleuchtend erhebt, während
sie die andere im Arme geschultert trägt. Vor ihr auf dem Wagen steht in allen
Sarkophagen, auch 38, die lenkende Hora, deren Flügel zum Theil fehlen, aber
überall vorhanden waren. Alle Sarkophage, welche den eigentlichen Bestand dicjicr
Classe ausmachen, beschränken sich auf die genannten Figuren , nur 3S fügt den
über den Pferden fliegenden Pothos deutlich männlich, also nicht Iris. s. Atla>
Taf. XVII. No. 2 Ij und die unter denselben, rcchtshin. gelagerte, mit dem Füll-
horn ausgestattete Tellus liinzu.
d. Auch die Nebenseiten von 31 und 38 bieten kein gi'ößcres Interes>o. in-
dem sie sich bei 31 auf sitzende Sphinxe beschränken, welche, wie die Greifen
an den Nebenseiten des Petersburger Sarkophags No. 1 , wohl nur als WäehttT
der Ruhe des Verstorbenen zu betrachten sind" und bei 3s nur ein Paar r«'li
angelegter Schilde zeigen, welche auf gekreuzten Wurfspießen liegen.
a) Vcriil. Sti'i)haiii im Coiiiptc-reinlu etc. pour rHnm''e |S<)4 >. lit'».
10. DKR RAUB D£H KORA ; IHRE KATHODOS UND AN0D08. 643
Nachtrag.
Durch ein ärgerliches Versehn sind am Ende von S. 626 die folgenden Zeilen
weggefallen :
Die rechte Kurzseite von 15 entliält eine Darstellung, welche an diejenige
der rechten Knrzseite von 3 und an die der mantuaer Platte 14 erinnert, sich
aber von diesen dadurch unterscheidet, daß sie nicht die tief verschleierte Kora
neben Hades sitzend, sondern (wie die recliten Kurzseiten von 24, 27 und 28]
dem sitzenden Hades gegenüber stehend eine dicht verhfllHe weibliche Gestalt und
zwischen Beiden den dem Hades zugewendeten Hermes zeigt. Es wird sich gewiß
nicht läugnen lassen , daß , wenn man die dargestellte Handlung , die Gruppirung
der Personen allein ins Ange faßt, der Gedanke Fogginis (zum Mus. Capit.) und
Zo^gas (bei Welcker), dem sich früher (Ann. von 1873 p. 92) auch Förster an-
geschlossen hat, es handele sich hier um die Zuführung eines Schattens oder auch
der Kora an Hades, durchaus das Richtige zu treffen scheint, während man eine
Wegführung der Kora von Hades, welche sich in H und 14 vorbereitet, sogar
kaum ausgedrückt finden kann. Nichts desto weniger wird man zu erwägen haben,
daß, wie Förster (S. 163 f.) erinnert hat, die Herabführung der Seele in den
Hades unter dem Bilde des Raubes der Kora an den Hauptseiten dieser Sarko-
phage schon gegeben ist , so daß die wiederholte Darstellung der Zuführung einer
Seele an Hades auf der Nebenseite stark tautologisch sein würde, und obendrein,
indem ein anderes Bild für dieselbe Sache gewählt wäre, verwirrend wirken müßte ;
daß ferner die Parallele der linken Nebenseiten der Sarkophage 15, 24, 28, welche
in erschreckten Gefährtinnen ein Stück der Anthologie, also des Mythus zeigen,
auch für die rechten Nebenseiten eine Scene des Mythus zu erfordern, eine analoge
Darstellung außerhalb desselben aber auszuschließen scheint. Wenn es sich aber
um Kora und nicht um einen namenlosen Schatten handelt, dann kann von einer
Zuführung derselben an Hades durch Hermes offenbar nicht die Rede sein, nicht
allein, weil eine derartige Situation in Poesie und Kunst nirgend sicher nachzu-
weisen ist^ sondern hauptsächlich, weil eine derartige Darstellung ohne Zweifel im
schreiendsten Widerspruche mit derjenigen der Vorderseiten stehn würde. Man
wird hiemach nicht wohl nmhin können, in den Bildern der rechten Nebenseiten
von 15, 24, 27 und 28 so gut wie in dem der Nebenseite von 3 und auf der
Platte 1 4 eine Abholung der Kora durch Hermes anzuerkennen , mag dieselbe
auch unklar und ungeschickt ausgedrückt sein.
Wie Excerpte aus den Sarkophagdarstellungen, und zwar lediglich der Scene
des Raubes, erscheinen die Reliefe an
Grabsteinen und Grabcippen,
deren bisher die folgenden bekannt und von Förster S. 113 ff. zusammengestellt
in.
HKS r)KR IJEMKTKH VS\<
. TetMhnUcn; geitkbuet im Cväta PigbUnue ful. 4li und ilsnath untenan publldlt W
Heger, SpUneg. uuiquit. (^Coliin. U!)3) p. 04, wieilerhnll bei Manir«unin, Ant «tpl.
I. pl. 41 tio. *').
I(D nHixeolDij. HasBiim dor Mirelina i'i Venedig, iu-> der Sinioiliiiig ürintani. JMii
No. IDäi uiiKStiügend ibgeb, b«i ViilEiiliiiHlli, Mariui irnlpiti iliil Mut. irili. it*lU Hu-
rUna dl Veneria, Venoi. ISfi:i, Uv. :ttl i'J,
In der Hi]inboiril'<ohBn Sauiiuliinjt in Ttftel, Kragmi^iit , viellrltbt von oiiiom KiN«i'
•arkoiiba« limniirwiiil, h. ub«n S. 1120. Uiiedirt'l.
Cippiis den KpaphradidiJt , jelit In Villa Hatriil Iwi l'nrU Pia In Köm. S. .tllu
T«f. xvm. No. a'ij.
CippuB dm A nklepiadea und der Julia, J«trt Im )Io(b dm falarao Rondlniiii am rn«
in Kum. Vneilirt'),
Clppu» in VilU Albanl, im CaMbanse , bei Hnrrflll, Vea, Vi^nintl. U VtlU Alhiul dr
scritta tiieht tti identiflelren. ^«-hr versiBiatDelti mieitin'),
AncbaTiiinio der Saenia LonRliiai jelil im Bri>rkle-ibv-llnti)'e des Karl ••! Wrbutmifb in
Mnnnlii«hire , Miehaells. Arrhii^nlag, Zuitung vim |sT4 tu. 11 uhne Sa., .ni^l ( n»
daa. ISM Ana. g, Slli*«^
CIppus der Valvrla Fnica und clei Ha,plioTii> im Kln.iter «t. Taalo tuocl \v inuia \n K»n
8, Allaa Tif. XVIIl. Nu. I'').
Clppiiit iin Hofe des Polair.a (liii.llnUiii In llr>m. ('rimllrt>).
Cippua der Krelgelaitaeiieii 'rhalBana und Kpiklelm ans der Tnwnl*) irbcn :«auinliui
«nhl im b(it. Miweum. Unedlrl''},
CIppio im Muaca Kircherian» <u Kum. N. AUai Tor. Wlli. Nu. :|il.
Die MeJiranlil dieser Reliefe (2, 3, 10, 11 »DHgfuominen) Wsclitilnkrii iTw
UHretellnDg nuf liadeä unil Kura, Wolulii: letztere bald, udü zwar in der Mrlin^
Jur Fälle, nach dem Mutiv der Snrkopluige dl. I. GaH. 1 Art 2. Gatt. 3 Art I nJ
('l. II., m-bfn Hades »iif dem Wagen stellend und von ihm mit dem einen Arm usifift
dicli m. 0. w. lieftigzuitlcltwirft (1— .'i, 7, Id., bald, wie in den Sarkiipbagen Cl. L
Gatt. 1 Alt I nach veiii, mit dem Kopf llber dun Pferden liegend gebildet ist ,6 . bill
endlieh mit einem Fnße nocli den Boden berfllrl (11) oder vullends uoeb nlrlilii'
den Wagen gebuben ist, anf welchen ITadcä sie itn beben sich bemnht (b, 5)
Die Gestalt den Hades, welcher mit der freien Hand nur- in I, weleb» Rdirf
liiikshin profilirt ist, der rechten, sonst der linken} die Zllgel zu halten ptte|;t, >
II außerdem ein Sc epter hält und oberwiirts n:ickt, mit hniiM-bendem Gewänne dtf-
gestellt ist, bietet keine bemerkenswerlbeii Aliweiehungeii von der Gcsljdluii(r >
L
0 Bai Forste
S
123
Grabsteine No.
i. wo
was auch
die
nähvien Litte
atD rangaben sieb linden
b) B«l Fünle
S
12är.. Grabsteine
No
2.
c) Bei Fürate
S
124
Grabileine N
, vergl.
das. Nple
d) Bei Forste
8
12a
Cippen No.
;
abgeb.
. MninriM
mic]
bui Orulet, I
..:riptt.
1. p. !)ao.
e| Bei Föigter S.
125 f., Cippen Nu
2.
f ) Bei Forstor S.
I2Ö,
Cippen Sa. 3
g) Hei Forste
S.
laü,
Cippea No.
li) Bei Förster
s.
127,
Cippen No. r
;
bgeb. b
R. R..rl,e
IJ Bei Förster
s.
127,
Cippan No. (1
k) Hei Füllte
s
127
r.. Cippen No
7
n Bei FGrjter
s.
128,
Cipi«n No. 8
«bieb. b.
Bonanni.
linl
b. Uüiitraucon
Ant. Dipl. 1. pl. 3».
N
. 1.
i
10. DER RAUB DKR KORA ; IHRE KATH0D08 UXB ANODOS. 645
den Sarkopbagreliefen . Nebenfiguren , aber wieder nur solche , welche aus den
Sarkophagreliefen bekannt sind, finden sich nur bei der Minderzahl dieser Reliefe.
Hermes als Führer der Pferde nur in 2, und zwar hier, was in den Sarkophag-
reliefen nicht vorkommt, von hinten geselm und auf die Gruppe der Pferde pro-
jicirt, der über den Pferden schwebende Eros nur in 3, der das Gespann des
Hades lenkende Eros des Sarkophags 34 in 10 und 11. Von den in den
Sarkophagreliefen unter den Pferden erscheinenden Figuren kommt hier nirgend
eine vor, dagegen ist es den Grabcippenreliefen (4 — 11) eigen, daß sie unter den
Pferden eine große Schlange zeigen, wahi-scheinlich , wie auch Förster S. 124
angenommen hat, als chthonisclies Thier ein Symbol der Erde.
Eine etwas größere Mannigfaltigkeit und reichere Ausstattung mit Neben-
figuren zeigen die Reliefe an aus der Gegend von Volterra stammenden
Etruskischen Aschenkisten^) ,
von denen bisher die folgenden, bis auf eine von Förster zusammengestellten be-
kannt sind :
1. Im Museum von Volterra No. 18:t. S. Atlas Taf. XVIII. No. 9»»).
2. Ebendaselbst No. 182«).
3. Ebendaselbst No. 172 "i).
4. Ebendaselbst No. 379. S. Atlas Taf. XVIII. No. 10 e).
5. Fragment aus Terra di Figline, von iMigliarini im Bull, dell' Inst, von 1843 p. 37 erwäliut,
jetzt verschollen und unedirt*").
Während in dem Fragmente 5 nur der Wagen mit den Pferden erhalten ist
und in 2 und 3 von Hades und Kora nur unbedeutende Reste übrig sind,
welche einen sichern Schluß auf die Composition des Paares nicht zulassen, er-
scheint dieses in 1 in einer eben so bewegten Gruppe wie dieselbe in 4 steif und
einförmig ist. Dort hat der bis auf eine flatternde Chlamys nackte Hades die
sich von ihm abwendende und ihre rechte Hand mit schmerzlicher Geberde an den
Kopf legende Kora mit beiden Händen an der Schulter und am linken Arm er-
griffen und zieht sie mit heftiger Anstrengung zu sich heran ; hier stehn Beide
regungslos neben einander auf dem Wagen, indem der ganz nackte Hades, welcher
mit der Linken die Zügel hält, mit der Rechten Kora um die Schulter umfaßt
bftlt, wobei ihr rechter Arm steif herabhangt und der linke ganz unterdrückt ist.
I>ie Pferde, welche in 1 und 2 (soweit hier erhalten) regelmäßig neben einander,
a) Daß die für das Corpus der Etrusk. Aschenkisten (I rilievi delle Urne Etrusche) des In-
stituts neu angefertigten Zeichnungen für den Text und für den Atlas (No. 1 und 4^ benutzt
^w^erden konnten, wird einer freundlichen Sendung Brunns verdankt.
b) Bei Förster S. 129 No. 1; abgeb. bei Gori, Mus. Etr. III. diss. 3. t. 3 und bei Inghi-
r*ini, Mon. etr. Ser. I. tav. 53 sowie Ser. VI. D. 5.
c) Bei Förster S. 130 No. 2; abgeb. b. Inghirami a. a. 0. Ser. I. t. 9.
d) Bei Förster S. 130 No. 3. Unedirt.
e) Bei Förster 8. 129 in der Note 2 zu S. 128 erwähnt, aber von diesem Kreise ausge-
•■^lotsen, indem er in diesem Relief Pelops und Hippodameia zu erkennen glaubt.
f) Bei Föriter S. 130 No. 4.
640 m. mm
in 4 etWM wilder ntd OMwdeadieber aaBprc^oi, BiBd in S «Imb «nt-te BqfMT
-Bidi in Bewegung »i setMn,- Mhrend «ie in & mit ibren Knien benfts Mb IMi
bertllmn, in welclie der üe fthrende UeinreB (wie in deqi BaAvfhM^a^aitt
No. 11 S. 61«) bereits halb vennnken ist. Diener, weldier in l.gnu Mit, mMh
2 und 3, hier mit u^jmsken Ohnn gdntdet, den Pfiarden sagewndt, «citfes #-
mehr ra bladjgen ala n fObm adiriati. In 4 ist er difdi tfne bM%B Wi^
eraetat, deren. Kopf mit' einw Hnndwerhw- oder Sdiiftnnlbe kOdedEt «Mii
':welehe .iBewegngen nueht, die riMsfidb mehr «rf ein Bftnd^^, nb «af d>-f1iil<n
der Pferde lüiuiul«nfen,^ ob^eich sie mit dieara Tondireitet. Hag mm bei -Ammt
Fignr an den griecfaisdien Cbaron ni denken bereehtigt «ein oder niefct, tel An
Motse eine [diiyg^sehe bü imd daß man wegen dieser «ngeblidhen lAiygiiefcw
Mutse dea Fflhrers der Pferde bei dem Paar im Wagen an Pelops nnd Hipy
dameia an denken habe, welelte als aolche durch abaobit gar HieMa ehaidteiMÜt
werden, iat eise ohne Zweifel nmnllBsige Annahme FAi^n a. «. O. Unter im
Pferden iat in 2 , wie in den rilmiBchen Grabeippen , eine Sehlange , in 1 «ta ii
einen gewaltigen FiNhaehwelf ausgehendes Wesen da^ieet^t, vidchee in der Iteülm
ein Sehwert, in der Unken dn nagewisses, kenlenuüg eracheinendan AJtaftat M^
und welehea niher in deuten nnsere Kennbiiß der etruskiBoben "Dmamamit^
aehweriidi auareieht. Darin, daß daaaelbe nitdit S^ikdados an braetmen aei, irirt
FSrster wohl Becht haben. In 4 endlich erseltebien unter den Pferden, ud cwir
'nur mit dem OberkSrper atu dem Boden ragend, 1] der etmakiMhe (Aänm ^
langer, krummer Nase mid dem Hammer, welcher sich bei 3 uf der mehta
Schmalseite wiederholt, 2) eine ganz bekleidete weiblidie Gertait mit uHimiliniHsiin
Armen, wetebe in der rechten Hand ein jetzt fehlendes Attribut gehalten n hihi
scheint und in welcher- mOglicberweiBe eine Tellns erkannt werden darf, eadM
3] ein bSrdger, oberw&rta nackter Mann, fOr welchen, Bofem man von den Dtf-
stellimgen der römischen Saikophagieliufe auf diejenigen etraakischer Aschenkittel
einen Schluß machen darf, der Name des Enkelados am passendsten erscheint.
Am eigentliQmlicbBten ist diesen Aschen kiittenreliefen (1 — -1^. eine außer ii
ihnen nur noch Ähnlich in dem Halshande des Koul-Oba (b. unten), aber gani ge-
wiß nicht, wie FOrster (S. 129) sagt, auch in großgriechiacbeu Vasengeralldei
(s. oben S. ß03] wiederkehrende große weibliche Figur, welche oberiudb
der Pferde des Hades zum Vorscheine kommt. Sie ist überall geftflgeltf in 1
und 2 an den Schultern uud am Kopf, in ;{ und 4 nur an den Schulten oad
fuQctionirt in 1 und 2 ganz deutlich als Lenkerin des GespanRes des Hadet,
wihrend ihre Handlung in 3 unklar ist und sie in 4 dem Hades, zu welchen w
zurückblickt, die rechte Hand an den Kopf legt. Wenn man bei dieser lelitca
Composition daran denken kOnnte , die Figur in dem Sinn als Mike aufsnfinm.
in welchem sie in dem capitoliniachen Sarkopbagrelief iNo. 15, oben S. 634^ tat-
gefaßt wurde, bo wtirde dieser Name doch weder auf die offenbare Lenkerin d»
HadesgeBpxnna in l und 2 noch auf deren Beßögelung am Kopfe in denselbcB
Monumenten recht pusseu. FSrster (S. 129) hat sie deswegen nach Haßgabe ra
Claudians Versen (Rapt. Pros. I. 27S, vergl. II. 215) mit Inghirami (Mon. Eir.
V. I. p. Oüj als die Furie lErinnys) Alekto angesprochen, und man muß Uff.
daß, so wenig Bündige» die Begründung einer etniskiscben Gestalt durch Vctw
eines römischen Dichters haben mag, eine ähnliche Bedeutung der Figur weitui
10. DER BAUB DER RORA ; IHRE KATH0D08 UND ANODOS. 647
das Wahrecheinliehste ist. übrigens erscheint eine ganz fthnliche, nur mit einer
großen umgekehrten Fackel ausgestattete Figur auf der linken Schmalseite von 1
wieder und wird sich auf der rechten, wo sie fragmentirt ist, wiederholt haben.
Die SchmalseiteR- von 2 zeigen rechts den mit Schwert (in der Rechten) und
Fackel (im 1. Arme) neben dem Kerberos thronenden Hades, links ein Stttck eines
Kentanrenkioapfes , einen von einem behelmten Helden gebändigten und gefessel-
ten (?) Kentanren; die rechte Nebenseite von 3, wie gesagt, Charun mit Beil und
Hanuner, während die linke fehk. Das Gleiche gilt von beiden Nebenseiten
von 4.
Außerhalb der im Vorstehenden besprochenen Monumentgattungen kommen
plastische Darstellungen des Koraraubes nur vereinzelt vor und sind hier nur kurz
zu erwähnen.
A. An dem Altar, auf welchem der Germanicus- (oder Agrippa-) Triptolemos
der wiener Silberschale von Aquileja (oben S. 578, Atlas Taf. XVI. No. 11) zu
opfern sich anschickt, ist in der Richtung nach rechts omamental die einfache
Gruppe der von Hades auf seinem Wagen entführten Kora nicht wesentlich anders
gebildet, als dieselbe auf den unten anzufßhi'enden Mflnzen erscheiirt ; vergl. auch
Förster 8. 118.
B. Am meisten im die Composition in den Sarkophagreliefen erinnert die-
jenige an dem Gurt oder Brustband eijies verschollenen weiblichen Marmortorsos,
welches zu einem Aufsatze des jungem Hieronymus Aleander in Graevii Thesaums
ant. Roman. Vol. V. p. 747 abgebildet und bei Montfaucon Ant. expl. I. pl. 41
No. l wiederholt ist. Vergl. Förster 8. 121 f. Die rechtsläußge Darstellung ver-
bindet den Raub der Kora und das Irren der Demeter. In der Mitte Hades auf
seinem Viergespann mit Kora im rechten Arm, mit der Linken die Pferde zttgelnd.
Kora wirft sich nach hinten über und scheint aus den emporgestreckten Aimen
so eben den Blumenkorb fallen gelassen zu haben, welcher hinter dem Wagen in
der Luft schwebend (nicht am Boden liegend, wie Förster sagt) gebildet ist. Ge-
führt werden die Pferde, über welchen Eros, dessen Fackel wahrscheinlich weg-
gebrochen, schwebt, von einer Figur, welche wie der mit der Keule ausgestattete
Herakles aussieht, schwerlich aber dieser, sondem vielmehr, wie in allen Sarko-
phagen, Hermes mit dem Kerykeion gewesen ist*^). Dem Wagen folgen, neben
einander dahinsohreitend und scheinbar zu der folgenden Demeter umschauend, mit
vorgestreckten rechten Armen zwei weibliche Gestalten, von welchen die eine un-
zweifelhaft als Athena charakterisirt ist, welche Hades verfolgt, um den Raub zu
hindern. In der neben ihr, etwas voranschreitenden, will Förster (S. 122) Aphro-
dite erkennen, welche Athena zu hemmen suche; Artemis, welche Aleander an-
nahm, würde sich, meint er, dem Widerstände der Pallas anschließen. Nach der
Zeichnung wäre dies wenigstens eben so möglich wie das Gegentheil. Am rech-
ten Ende, der Handlung zugewandt, sitzi, scheinbar auf Wolken, in der Tbat
ohne Zweifel auf Felsen ^) , eine bärtige Männergestalt , entweder Zeus oder , wie
vielleicht an dem Sarkophag Ricasoli (Sarkophag No. 37 S. 641), Aetna.
a) Vergl. Visconti nnd Zopga bei Förster S. 122.
b) Vergl. Zoega bei Förster a. a. O.
Orerbock, Kanitmythologie III. 42
648 111. MVILIFN Di:!! DKMKTKH TMH KOHA. ^^^^H
Die Flaue der Demeter ist auf die nuf einem Wagen mit zwei nngpBflgrHm
Schlangen stehende Figur der Oüttin beschränkt, welehe in jeder Hand eine Kkcknl
.irliebt.
C Am Kwei feihafte fiten ist, aurli nnrli den neneetcn ErflrtertTifren bei Fßr»ter
8. 1 18 ff., die Deutung der Dargtetlung an dem goldenen HaUbande. welches in
dem Oralii! des Koul-Oba bei Kertscli geAinden worden ist, abgeb. In di-u Anti-
quiti^a du Itosphore Ciinm^rien pl. VJ. No. 3"). Das ganze Kunstwerk beMplit an«
einem platten . zwelttieiligen goldenen Bande . dessen Iieide Hälften in der Hitl«
durch eine Agraffe zuaommengeli alten werden, und welches, von etnas barbarischMii
Stil, dem vierten Jahrhundeit v. n, Z. angehört. Auf beiden IlÄiften linden sieb
identische , durch Steuipeluiig hervorgebrachte Fignren von sehr geringer GritBe
nnd mit mannigfach zwutfelbaflen Einzelliciten. Vollkommen sicher sind anter
diesen Figuren nur diejenigen, welche den eigentlichen Raub der Knra dar»tcllcn,
nllmlich Hadee, welcher auf seinem linkshin sprengenden Viergespann die nach
hinten über Hegende Kor a im linken Arm hÄlt, während schon das zweifelhaft ist.
iib er mit der Rechten seine Pferde zögelt, da sein rechter Vorderarm erhöhen i»I.
man also auch daran denken könnte , er halte einen Zipfel eines nndeutUrJ] au»-
geprägten bauschenden Gewandes. Als Lenkerin der Pferde steht vor ihm anf
dem WagensitK etue kloine, tIDgellose. aber bekleidete Oestalt, die also gewiß weder
Nike noch Eros sein kann, wSbi-end der Name der Alekto, welchen Fötaler, auf
Gmnd von Claudian. Kapl. Pros, 1. 2SÜ vorschlagt, zweifelhaft erscheint. Sicher
iat sodann wieder der den Rossen vorauscbreitende Hermes zu erkennen, wlhrend
sich gegen die Bezeichnung der ftinf Frauengestalten vor diesem als Gefthrtinnen
Koras wieder allerlei Bedenken regen. Einerseits nSmlicb wäre für diese der rid-
tige Platz ohne Zweifel hinter dem Gospann*), zweitens mnß es anfallen. d^E.
wählend die erste (zunäcliwl dem Hermes) ruhig dasteht nnd die zweite wie die
dritte hinwegsclireitet, die vierte sitzt und die fQnfte mit lebhaften Bebritten U»-
wegflieht. Diese fUnfte weibliche Figur, der gegenüber eich ein nackter, anf einem
Felsen sitzender nnd mit einem Scepter in der Rechten ausgestatteter Mann be-
findet, ist von anderer Seite (ancb von Wieseler a. a. 0.] fllr Demeter gehaltei
worden, welche »von Uekate geftüirt, sich dem Helios nahe, um von ihm dca
Aufenthalt ihrer Tochter zu erfahren«, wobei man Hekate in der Lenkerin eiw*
kleinen Gespannes hat erkennen wollea , welches links von der aitienden mlu-
lichen Figur in der Hohe und nach außen sprengend angebracht ist. Die Sdiwieii;-
keiten, um nicht zu sagen Unmöglichkeiten dieser ErkUmng hat FOrater 8. 130
gewiß richtig dargelegt, nnd es Ußt sich nicht längnen, daß seine Beseiduna; dta
sitzenden Hannes als Zeus (neben dem man nur etwa noch ao einen •Aetia<
denken könnte) sehr Vieles ftlr sich hat, wshrend die Bezeichnung der kMiM
Fignr im Wagen als Helios möglich ist , aber besonders auch deswegen iweifelliafl
bleibt, weil Helios in keinem andern Honnmente des Ranbes vorkommt. Und ebet
so mnß man die FOrster'sche Deutnng d^ letzten Fignren am rechten Ende, hinter
dem Wagen des Hades fOr zweifelhaft erklftren. Die abschließende Fignr i>t eii«
sitzende Frau nach rechts gewendet, welche bei der Schliefinng des Hklabandei
i) Vorgl. Siephtni d». Val. 1. p. 45 und Wieseler, Ofitt. gel. Ann. ton 1669 S. IIU.
h) Verfl. 'Im ViienbIJil ntwii H. 60li No. 9 und die Sarkophsge der 2. Oittnnt det 1. CUM*-
10. DKR RAUB DKR KORA ; IHRE KATHODOS UND ANODOS.
dem »Zeus« der andern Hälfte gegenüber erscheint und welche Förster, als dem
Zeus entsprechend, Hera benennt. Zwischen ihr und dem Wagen des Hades end-
lich ist noch eine Frau im langen Gewände dargestellt mit einem sehr undeut-
lichen Gegenstand im Arme, welchen Stephani, vielleicht mit Recht, als eine Fackel
betrachtet. Nach Förster schritte diese Frau rückwärts blickend nach links; nach
der Abbildung schreitet sie vor sich hinschauend nach rechts. Bevor constatirt ist,
was hiervon richtig sei, ist es natürlich unmöglich zu sagen, wie viel oder wie
wenig die Deutung dieser Figur als Demeter in der ^r^Tr^ol^ der Tochter für sich
oder gegen sich habe.
D. Das jüngste der zu Tage gekommenen plastischen Monumente des Kora-
rauhes, von Förster noch nicht gekannt, ist ein Elfenbeinrelief, welches, im
Jahr 1873 in Pompeji gefunden, jetzt im Museo Nazionale in Neapel aufbewahrt
wird und mit einem Text von A. Sogliano im Giornale degli scavi di Pompei N. S.
Vol. HI. tav. 1. fig. l. A. B. vergl. p. 12 sqq. publicirt worden ist. 8. Atlas
Taf. XVIII. No. 4. a. b. Dieses Relief befindet sich auf beiden Seiten einer ge-
schweift zugeschnittenen £lfenbeinplatte, welche nach der Ansicht des Herausgebers
nebst einer ähnlichen zweiten zur Verzierung der Vorderseiten zweier Schubladen
eines hölzernen Schrankes gedient hat. Die eine, etwas convexe Seite 4. a. stellt
den Raub, die zweite, etwas concave Seite 4. b., was Sogliano in schwer be-
greiflicher Weise verkannt hat, die Fortsetzung, nämlich die den Räuber verfolgen-
den Göttinnen Athena und Artemis dar, auf welche unmittelbar die zu Fuß in
der Ct^tt^qi; der Kora schreitende Demeter folgt, woraus schon an sich klar ist,
daß es sich hier um die höchst ungeschickte Übertragung einer für einen ganz
andern Raum bestimmten Composition handelt.
Die Darstellung des Raubes bietet nur zu wenigen Bemerkungen Anlaß. Sie
ist in der Hauptsache übereinstimmend mit den Sarkophagreliefen der 1. Art der
2. Gattung (oben S. 627, vergl. besonders No. 22 u. 24, Atlas Taf. XVH. No. 8
u. No. 10} componirt, und zwar, wie dort, rechtsläufig. Hades steht auf seinem
Wagen, die Zügel seiner rasch dahinsprengenden vier Pferde neben seinem Scepter
in der linken Hand, die sich stark zurückwerfende und die Arme verzweifelt
emporstreckende Kora mit dem rechten Arm umfassend. Alles Beiwerk von Eroten
ist weggelassen, und nur der den Pferden, aber nicht als ihr Führer, voraneilende
Hermes ist, und zwar, in Folge der Gestalt der Platte, in einigermaßen ver-
schrnmpfter Gestalt, vorhanden. Dagegen ist über den Pferden eine Halbfigur
angebracht, in welcher, obgleich sie wenig präcis ausgefühii; und nicht zum besten
erhalten ist, dennoch mit Sicherheit Zeus erkannt werden darf, welcher denn auch
von Sogliano nicht verkannt worden ist. £s verdient, besonders in Beziehung auf
die gemeinsame Quelle oder die zum Grunde liegende Vorlage bemerkt zu werden,
daß nicht allein die Sarkophage der oben in Parallele zu dem Elfenbeinrelief an-
geführten Art sich vor denen anderer Arten durch den Zusatz der Zeusfigur aus-
zeichnen (s. oben S. 629 f.), sondern daß diese Figur ganz besonders in dem
Cavaceppischen Sarkophag No. 22 [s. oben S. 630) in Haltung und Gewandung
mit derjenigen des pompejanischen Reliefs die auffallendste Ähnlichkeit hat, ob-
wohl sie dort und hier an vei*schiedener Stelle angebracht ist, dort über der hier
überhaupt fehlenden Scene der Anthologie, hier, wie gesagt, über den Pferden in
42*
650
III. MVTHKN ilF.K UKMKTKn TtiD KORA.
der Rauhsl^ene, wo dort ein Groa mit der Faiikel schwebt. Wie in Atta, f
.Snikopliagrelief scb«iit liier in dem pumpej an i sehen Elfenbeinrelief Ilmdta rück-
wärts , vraa , wie schon äoglittno eingeaelm hat , niif eine Vctfolguu); liinweut.
welche, wie deraelbe meint, ans Mnn^el an Raum hier ausgclaasen wiie. Nun
aber findet sich diese Verfolgnng <liircb Athena und Artemis nicht allein IB des
parallelen Sarkopliagietiefen , ganz besunders deutlich wieder in dem Cavaceppi-
schen (22), sondeni, wie ein Ulick auf die Abbildung lehrt, auch in dem Elfen-
beinrelief von Pompeji , in welchen) Sogliano einen Am&zonenkampf ohne darge-
stellte Gegner au erkennen glaubte :a. a. 0. p, 13 sc;.). Dem Wagen des Hadea
folgt znnllchst. mächtig andringend, Athena, mit Heim, Seliild nnd Lanze aus-
gerüstet, und hinter dieser Artemis im knrzgescbflrzlen Gewände, dnrrli Ja^*
stiefeln nnd Kilcfaer cbarakterisirt , im Begriffe mit hoch urhutienen HSnden eioi^n
PfeilschuQ auf den Kilnber abKUEchnellen. Wenn nnn die dritte Ostlin. Aphro-
dite, in dem pompejaner Relief ganz fehlt, so ist zu bemerken, daß Gletehea in
zwei Nummern der parallelen Sarkophagrellefe [22, 25J und damnicr wieder in dem
Cavaceppi sehen der Fall ist. Die aller Wahrscheinlichkeit nach gemeinsamE- Vor-
lage kommt anch hier zum Vorschein. Möglich wäre es flbrigens, daß bei er-
neuerter, genauer Betrachtung dos Originals die oben in der linken Ecke ange-
brachte , obeiwärts nackte und von einem großen wallenden Gewände gleichsam
eingerahmte weibliche Figur sich als Aphrodite heranestellte^ welche als Urheberin
des Raubes hier dem gelingenden Abentener Enachauend gedacht wltre. In der
Zeichnung freilich erscheint sie, durch Bogen nnd Köeber hinter den Bchulteni
ch&rakterisirt , als Artemis, nnd wird als solche, nnd zwar als SchntzgöttiD der
Amazonen, auch von Sogliano, sogar mit Sicherheit fcertamente! erkannt. Da»
wäre aber nicht das erste uud einzige Mal , wo eine vorgefaßte Meinung über die
Bedeutung eines [Kunstwerkes auch in dem Erkennen des TbalBächlichen beim
hätte, Einstweilen muß man sich freilieb Über diesen Punkt bescheiden.
Ganz besonders ungesuhlckt Ist die izkivr, Ar||j,r,T[>o; dargestellt. Nicht sovohl
in so fem die Göttin mit zwei brennenden Fackeln in den HAnden fast genau m
wie auf den Münzen von Kyzikus (UUnztafel IX. No. 23 n. 21) za Fuß einlie>
schreitet ; denn dagegen ist weder an sich Etwas einzuwenden, noch liegt d«r GninJ
dieser Darstelluugsweise fem, vielmehr in dem beschränkton Raune der Platte, in
welchem ein Wagen, vollends ein, wie In den Parallelsarkophagen . mn PfoniiMi
gezogener Wagen einfach unmöglich war. Das Ungeschickte beettbl vielmehr
darin, daß sich Demeter hier gleichsam als dritte unmittelbar und untvrschiedalM
den verfolgenden Göttinnen anschließt, als wäre auch sie bei dem Kanbu anwewnJ
gewesen. Daß gleichwohl in die^r Figur, welche wegen ihrer Fackeln So^liaao
als Amazone begreiOicberweiso viele Noih gemacht und gerechte Bodenken em'fl
bat. keine andere sei noch sein könne, als Demeter, wird eines besondem UaweiMi
wohl nicht bedürfen, "j
10. DER BAUB DISR KOBA ; IHBE RATHODOS UKD ANODOS. 651
Als ein Nebenzweig der plastischen Monumente haben die
Münzen
zu gelten. Das Verzeichniß der Münzen, welche Darstellungen des Koraraubes
enthalten, findet sich in so großer Vollständigkeit und so wohl geordnet bei Förster
8. 111 ff., daß dasselbe hier nur wiederholt werden kann. Hinzugefügt sind nur
auf der IX. Münztafel Proben der in den Münzbildem vorkommenden Varianten,
welche unten mit ein paar Worten besprochen werden sollen.
Die Hauptmasse dieser Münzen gehört, wie Förster bemerkt hat, EUeinasien,
insbesondere Karlen und Lydien an; außerdem sind solche nur von Sebaste in
Samaria, Alexandria in Aegypten, Stobi in Makedonien und Henna in Sicilien be-
kannt. »Fast alle kleinasiatischen Münzen mit diesem Typus gehören der römischen
Kaiserzeit (von Augustus bis Trebonianus Oallus] an; nur von Hierapolis, Orthosia
und dem karischen Nysa giebt es auch autonome Münzen, in größerer Zahl aber
nur von letzterem a (Förster), und es ist deswegen nicht unwahrscheinlich, daß
Nysa, welches sich rühmte, Lokal des Raubes zu sein, mit der Prägung dieses
Typus begonnen habe, welcher dann von da aus auch auf den Münzen anderer
karischer, dann entfernterer kleinasiatischer Städte Eingang fand. Wenn aber
Förster^) wenigstens als Möglichkeit annimmt, daß die Nysaeer die Gruppe des
Praxiteles, »dessen Thätigkeit wenigstens zeitweise ihren Nachbarstädten zu Gute
kam, für ihren Münztypus benutzten«, so hat er doch selbst zugegeben, daß die
etwaige Behauptung, Praxiteles habe seine Gruppe für Nysa gearbeitet, unerweis-
lich sei, und wird wohl nicht bestreiten, daß sich über das Verhältniß der Gruppe
zum Münztypus Nichts feststellen läßt, wenn man ilmi andererseits zugiebt, daß
der Münztypus von Nysa Nichts enthalte, was die Gruppe nicht auch enthalten
haben könne, indem er sich auf die Darstellung des Raubes in der einfachsten
Gestalt beschränkt und Nichts zeigt, als Hades auf dem nach rechts gehenden
Viergespann, welcher Kora mit dem rechten Arm umfaßt und die Zügel der Pferde
sowie ein Scepter in der linken Hand hält. Vergl. oben S. 433.
»Folgendes ist das nach Landschaften geordnete Verzeichniß der einschlägigen
Mflnztypen, welchem Mionnefs Description zum Grunde gelegt ist.«
Karien. 1. Nysa (NY^AEON) autonom »>): Descrlpt. III. 362, 343, 346 f. 349; Suppl. VI.
518, 401 u. 403. — Augostüs und Livia: DescHpt. III. 364, 357. — Domitianus :
Descript. III. 365, 361 ; Suppl. VI, 520 , 409. — M. Aurelius : Descrlpt. III. 366,
369. — Faustina iun. : Descript. III. 367, 374; Suppl. VI. 522, 420 und 21. — lulia
Domna: Descript. III. 368, 380. — 2. Orthosia (OPGQ^IEQN) autonom: Descript. III.
374, 415. — Augustus: Descript. III. 374, 416; Suppl. VI. 530, 460 und 461 «). —
Vespasian: Suppl. VI. 531. 463. — Hadrianus: Suppl. VI. 532, 469. — 3. Tripolis, .
Livia: Descript. III. 393, 520;
lonlen. 1. Panion. Bund. (KOINON I oder IT nOAETlN), Antoninus Plus: Descript. UI.
61, 2; Suppl. VI. 79, 2; 80, 3d). — 2. Magnesia (MArNHTON), Septimius Se-
a) Mit Anderen, s. Kenner, Münzsamml. des Stiftes St. Florian S. 117 f. und vergl. Wieseler
zu den Denkm. d. a. Kunst II. ^ S. 141.
b) S. Münztafel IX. No. 7. Imhoof'sche Sammlung.
c) Abgeb. b. Eckhel, Catal. mus. Caes. Vind. I. tab. 3. flg. 18.
d) Abgeb. b. Kenner, Münzsamml. des Stiftes St. Florian Taf. IV. No. 4. 8. Münzt. IX.
No S. Wien.
III. MYTHEN BER DKMCTER rXU KOEA.
lerua: Ucacript. 111. läU, liSO; äup{>l. VI. 24<i. tliäu. — lulU Domn«: Dctcdpf
15(1, 651. — EUeabatu»: Dosalpt. lU, 152, fißS. — 3. Cadme Priene. Puctiiu
iuu.: Svfy], VI. 38!), 13S5»). — Se»eru» Aleiiniler: Suppl. VI. 29ü, 1386.
Xrdiuii. 1. Siidee C^AP&IANnNI. Veapisiuius: Descript. IV. 123, BUS. ^ Tnianu»^
»eni-rlpt. IV. 125. TOS; Suppl. Vll. -120. 475. — Septimius Serem: Deieript. IT.
Vln, 728. — C»iM«lk: Do«tript. IV. 131, 747 u. 751 1j}. — TnnquilllU: Dewript. IT.
137, 7S7. — aordiinus Plus: Select. Niim. an( ex mut. P. Sogniul p. 23, GpaDbcJoi,
Uv usn etu. IX. p. C18. — 2. Oeimocapelii (EPMOKAnEAEITtlM ). Tn^botiltuo*
UilUia: üeaciipt. IV. 4li, 141; SoppJ. VII. »52, ItÜ. — '-i. U ermupolls (EPMOV-
nOAElTON), TreboiiUnoB G»t[us: Destript, IV. 47, 246. — 4. Tbyillm (STA-
TEIPHKON], Commodus: tlesi:iipt. IV. 162, 926; Suppl. Yll. 449, BIO. — EUfi-
baluar Desciipt, IV. 169, »T4. — 5. Moslene [MOXTHNflN), Fauttüu (u>.:
Ueei^rlpC. IV. 91, 491. — 6. Hyronia (TPKANCIN] , ComoioduE: DeserliX. IV. G3,
;)3l)"}ii. 331. — 7. Ggrdn» I iili » (rOPAHNflN), C«r*^lU : De»etlpt. IV. 42, 120^>
— S. TrsllBs (TPAAAIANON), Gordiwtus Pius: üosrript. IV. 192, 1115.
»lU, 1. EUG» (EAAlTnN), CoBimadus: Dsseript. III- 18, 107.
UyaUu. 1. Cyzkui (KYZIKHNON NEOKOPONJ, M. Aureljus: äuppl. V. 323, 3M'|.
— CuuuDodus: Suppl. V. 332, 32B.
Bttliytiloii. 1. Tluiu ITIANQN), M. AureliuE: Suppl. V. 264. 1536.
pbrygleti. I. llier«polis 1_IEPA CTNKAHTOC"! Avs. Brusibild , buWboiu , unwlirt'),
(lEPAnOAEITDN), aTiloiiom: l>Bsrripl. IV. 297, -'iS6<); Suppl. VII. Sfi7, :IKS. -
(l»r«r«lU: Suppl. VII. 57a, 'AU.
IPainphvlfe». I. Cisa (KASATONj. Ileronniui Etruanaa: De^ript. III. 451, 49. -
EtratclUi: Deaciipt. a. a. 0. — PliUippui lau. Nicht bei Miuunet'').
^tidieii. I. Stgalassue (XArAAAESEClNJ, Nena: Deicrfpt. 111. äl2, 113. Z«ai«l-
haft; B. Fürst« S. 114.
'Cilii^len. 1. Sytfdra ClYEAPSnN). Treboniauus Oallua: Desciipt. III. 617. S^O').
^edoiilen, 1. Stnbi (MVNICI STOBEN), Sopllmlu. Sevarus; Suppl. IIl. IM. SSO,
^ — lulia Domna; Suppl. III. 112, 691. — Oaracalla: Sappl. UI. 115, 119.
AogyptPii, 1. .\l<.i:.iidrio. TrairLiiiis: I)«fript, IV. 117, 621>.
Simaila. 1. Sebaate, lalU Donma: Deacript. V. 515, 161>>); Suppl. VUI. 358, 110.
— SoaemU: Suppl. VUI. 358, 113. — Haeaa: Suppl. VIII. 359, lU. - CataaOh:
Deacript. V. 515. 166.
Sicillen. I. lleniia CMVN, HENNA. M. CESTIVS. L. MVNATIVS); Deacript. I. M,
2121).
Die meisten dieser MUnzeii , auf denen ganz überviegend die Ricbtunf äu
Gespanns von links aacb recbta ist, beschränken sich auf die Gruppe der Haii}il-
perijonen, wobei Kora im Arme des Hades stets rÜckwftHs Ubergebeugt [i. B
Sardes, Denkm. d. a. Kunst II. 107, Hierapolis HUnzt. IX. No. 13) oder m. o. v.
a) Abgeb. b. Sestiiil, Deaerii. del Mua. Fontatia p. 2. Uy. X. flg. 16.
b) Abgeb. Denkm. d. a. Kunst II.» No. 107. S. 140 f.
c) 8. Münztafel IX. N'o. 9. Pariaer Sammlung.
dl S. HOnzUfel IX. No. 10. Imhiwrache Sammlung.
e) Abgeb. b. I'anolka, Z. Erklärung düs Plliiiaa, Iterl. Wlnckelm. Progr. 1853, Erlin Ictiui«>-
Ufel No. 12.
f) S. -MüuiUlul IX. tio. 11. Uritiah -Museum.
g) S. MäKitafel l\. No. 13, Imhoorsche Sammlung,
hl MilniiaM l\, No. 12. Waddingtoii'sche Sammlung.
i) I nuenaii abircb. b, Ftoi'lich, (JuaUuot tentaiuina in m iiuoi. vei, Vicnnae 1737 p. Jl*
Vurjil. lürslor a. a, U.
k) Abgeb. b. Xeimianii, Ntiui. vel. p. b2 P. II. Üb. lU. No. 5.
il. pop. Qt uib. vcl. nuni. Üb. XXVIll. |.
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UXD ANODOS. 653
heftig sich zurückwerfend (z. B. Oordus Julia Münzt. IX. No. 10, Hierapolis das.
No. 11, Hyrkania das. No. 9, Kasa das. No. 12) dargestellt ist, niemals aber, wie in
den Sarkophagen Cl. I. Gatt. 1 Art l und Gatt. 2 Art. 1 No. 26 vorwärts in Hades
Armen liegend. Hades schaut immer rückwärts, in der Mehrzahl der Fälle ganz
deutlich und unzweifelhaft auf die in seinen Armen sich sträubende Kora (Gordus Julia,
Hierapolis, Kasa Münzt. IX. a. d. aa. Oo.], so daß es zweifelhaft wird, ob Förster
(S. 110) auch nur bei anderen Münzen (z. B. Sardes, Denkm. d. a. Kunst a. a. 0.)
diesen Blick mit Recht auf einen außer auf der Münze von Hyrkania (Münzt. IX. No. 9)
nirgend dargestellten aber hinzuzudenkenden Verfolger oder eine Verfolgerin be-
zieht. Der Zusammenhang der Münztypen mit der praxi telischen Gruppe, für welche
Förster doch eintritt, würde hierdurch offenbar gelockert werden. Nur auf der
Münze von Hyrkania ist, wenn auch in seltsam kleiner Figur, doch unverkennbar
die behelmte und mit einer Lanze versehene Athen a, wie in vielen Sarkophagen,
als Verfolgerin des Räubers dargestellt, und hier ist denn auch offenbar der Blick
des Hades über die stark sich zurückwerfende Kora hinaus auf diese Verfolgerin zu
beziehn, obgleich er auch darüber hinaus zu gehn scheint.
Von sonstigen kleinen Zuthaten, welche aus den Sarkophagen und Cippen
bekannt sind, kommen, einzeln, oder auch mehre verbunden, folgende vor. Ein
auf die vorausgegangene Anthologie bezüglicher Blumenkorb liegt unter den
Pferden des Hades in einigen, nicht allen Münzen von Nysa, Kyzikos, des panion.
Bundes, Sardes (Denkm. d. a. Kunst a. a. 0.) Thyateira, Hierapolis, Elaea,
Alexandria; die chthonische Schlange^) ist ebendaselbst gebildet in Münzen
von Sardes (Denkm. a. a. 0.), Hierapolis, Hyrkania (Münzt. IX. No. 9), Gordus
Julia. Eros, zum Theil mit deutlich erhaltener Fackel, schwebt über den Pferden
in Münzen von Thyateira, des panion. Bundes (Münzt. IX. No. 8), Sardes (Denkm.
a. a. 0.), Hyrkania (Münzt. IX. No. 9), Sebaste (Förster S. 114); Hermes
endlich als Führer der Pferde ist nachweisbar in Münzen von Kasa (Münzt. IX.
No. 12), Alexandria und wohl ohne Zweifel auch Sebaste (Förster S. 114).
Sehr selten ist der Gegenstand in
Geschnittenen Steinen,
wovon der Grund ohne Zweifel in seiner auf Tod und Grab hinweisenden Be-
deutung liegt, wie dies aus Sueton, Nero cap. 46 erhellt, wo unter den Übeln Vor-
zeichen von Neros Tode aufgezählt wird: auspicanti Sporns annulum muneri ob-
tulit, cuius gemmae scalptura erat: Proserpinae raptus. Unter den zum Theil mit
•
großer Willkür und ohne Grund fälschlich auf den Raub der Kora bezogenen
Gemmen hat Förster S. 115 ff. im Ganzen schon richtig aufgeräumt, nur hätte er
den Cameol unbekannten Besitzes, von welchem bei Cades, Große Abdrucksamml.
I. D. No. 42, ein Abdruck ist, nicht unbeanstandet lassen sollen (S. 116. No. 2),
da die Composition der Gruppe Hades und Kora und die Bildung der Pferde den-
selben als ein Product moderner Zeit zum allerwenigsten sehr verdächtig macht.
a) Vergl. oben S. 645.
654
III. MTTHKN DEK BEMETER LND KORA.
Dem berliner Carneol (Ttllken. Erkl. Vera. lU, 2, Nd. 174), welcher ecb«^
Ann Denkm. <t. a. Kunst 11.^ Ko. So a, auf das riditigo Gebiet der posoidonierhen
Mjtben verwieBen war, ist oben S. ;t66 (mit Gemmentaf. 111. No. 2) sein ricfali^r
Platz gegeben, wie gegenüber den Einwendungen Wieselera bu den Ueukm. d a.
Kunst II. ^ 8. III aufrei^bt erbalten werden maß.
Was nach ÄusHondemng der unncbtig erkl&rtea Steine nocb Obrig bleibt, Iw-
Hcliränkt sieh, da auch die bei Montfancon, Ant. expl, I, 1. pt. 41 No. 3 abgp-
bildete Gemme nickt unverdächtig int (vergl, Fffrsler 8. 110 No. 5), «uf daja
Du FngniGnt eiuea Jaspii von leLr fuiiier Arbeit in Piris (ChabouiUst, C4MI. gfnifri)
Btc. p. Id No. 69) soll die Ftsuren dei Hide: und der Kor», aber dqi diese entfatlien.
». Färsler S. 115 No. 1, Ich kenoe weder den SUIn iiocti eloen Abdruek-
Elno gelbe antike Paste aus dci StoKbachen Sammlung (Winckelmann P. d. St. iX 11.
Nu. smj in ■ier beiiiiioi Simnilung [Tülken ». a. 0. Np. 331) lelgt die im Kchku
Arme des Hades sicli ataik zuiUcknerTendc Kora auf dem nach lerhtthin ipreogeudra
Viergespann, unter welchem aCii uniRBstDriiBr Blumonkorb liegt, während «in i
groQer Eros über den Pferden schwebt, nirbt aber, wie ea allerdings tcboinen k
und wie Förster (S. 116 No. 3) ancb ajiuitnmt, auf den Zügeln der««iU)eii k
Ell! Carneol van feiiior Arbeit im Beaiti eines Loid Belvcdere soll nacli Taai
A r^lal. of geniB Nu. ISOS außer der Uauptemppe mii Kroa aU Lenker des
noch drei eraehreckte Gefährtinnen Kons darstellen. Ich kenne weder den ü
einen Abdruck.
1 ein riemllek
leinen ^^l^^^^l
kniet. "^^H
Taaato-Bflj^H
des Ue»jiiffl|^^
Bei weitem das größte Interesse bietet;
Von Hades rechtem .iVrm 1
Franz v. Pulsik/ <n Pest erworbMier C«rneol, auf de»*ii
bekannlen Letlein eingtaTitt ist. Vgl, den IIolEscbnitL
iifftßt. Steht auf dem nach recht» hin falirenden
Wagen Kora, welche sich aber nicht, wie
gewöhnlich , Kurtlckwirfl , sondern .
wendend, beide Arme zu der mit gcschi
gener Lanze, aber seltsamer Weise nii
gesetztem Schilde, nacheilenden Atli<
auBBtreckt. Ab Lenker der Pferde ateht vor
Hades im Wagensitze der ziemlich groS ge-
bildete nnd groß beflügelte Eros, wihrend
des knappen Kaumea wegen unterhalb der
Pferde, anstatt vor ihnen Hermes mit ge-
I 1 — I flUgeltem Hut und Eerykeion dahineilt, dem
^'*- '* vermöge einer Verletzung des Steines das zu-
rQcksteboude Bein fehlt. Noch sind drei weib-
liche Figui'en Übrig, von welchen die erste, hinter Athena, neben einem den Hain der
Demeter bezeichnenden Baume is. oben S. Olli, welche, abgewendet ein bauschend»
Gewand hÄlt. wohl unEweifelliaft als eine erschreckte Gefährtin Eoras. schwcrlicli
als Artemis zu fassen ist. Gleiche Bedeutung kilnnte die zweite, neben den Pferden
dahineilende Iiaben , doch erscheint es wohl auch möglich . in ihr die den lUul)
begUnatigende Aphrodite su erkennen'^.. Eine scheinbar neben ihr brfiDdlicbr
I mar
a) Vergl. besonders 1
kophagrd;
10. DER RAUB DER KORA; IHRE KATH0D08 UND AK0D08. 655
Schlange ist Nichts als die Terrainlinie, auf welcher Hades' Gespann steht, wie eine
solche sich auch unter den Füßen der übrigen Figuren findet. Nicht sicher zu benen-
nen weiß ich die dritte weibliche Figur, welche mit entblößtem Oberkörper und über
dem Kopfe bauschendem, mit beiden Händen gehaltenem Gewände unmittelbar hinter
dem Wagen, aber etwas tiefer nach links hin am Boden sitzt. Es ist jedoch theils
aus dem Costüm, theils aus der Stellung, theils endlich aus der der Richtung des
Wagens entgegengesetzten Richtung dieser Figur ziemlich wahrscheinlich, daß in
ihr Tel Ins zu erkennen sei, welche in vei'wandter Darstellung vielfach in den
Sarkophagi'eliefen vorkommt, hier aber, durch die fragliche Aphrodite und den
Hermes von der ihr gebührenden Stelle unter den Pferden verdrängt, nach hiuten
geschoben worden ist.
Eine etwas größere Mannigfaltigkeit, als die Münzen und geschnittenen Steine
bieten endlich die sämmtlich aus Grabgebäuden stammeuden und der römischen
Kaiserzeit angehörenden
Wandgemälde und Mosaiken,
welche übrigens fast ohne Ausnahme in der Erklärung so wenig Schwierigkeiton
haben , daß sie , unter Berufung auf die ausführlichere Behandlung bei Förster
S. 223 ff. hier kurz zusammengestellt worden können. Es sind die folgenden:
Einigermaßen an die oben S. 594 unter 4 und 5 besprochenen Vasenbilder
erinnert :
a. Das Gem&lde aus einem im Jahre 1865 bei Ostia entdeckten Grabe, jetzt im latera-
niscben Maseam; s. Benndorf u. Schöne, D. ant. Bildww. im lat. Mus. S. 401 f.
No. 691, 8. Atlas Taf. XVIII. No. 6»).
Dagegen stellt den Raub im eigentlichen Sinne am einfachsten dar:
ß. Das jetzt verschollene Gemälde ans dem im Jahr lö75 aufgedeckten Grabe der Nasonen
an der Via Flaminia, publicirt in S. Bartoli, Pitture ant. delie grotte di Uoma e del
tepolcro dei Nasoni Uv. XII b), s. Atlas Taf. XVIII. No. 7.
Ähnlich soll sein :
Y. Das jetzt ebenfalls verschollene Gemälde eines im Jahr 1829 oder 1S32 aufgedeckten
Grabes in der Vigna Amendola vor der Porta S. Sebastlano an der Via Appia; nur be-
kannt aus einer Erwähnung bei R. Uochette, Mou. ined. p. 397 Note 4 ^).
Nahe scheint diesen Compositionen zu stehn:
h. Ein Mosaik aus schwarzen und weißen Steinen, welches den Fußboden eines in den
50er Jahren dieses Jahrhunderts ausgegrabenen Columbariums in Ostia schmückt, bis
jetzt aber unedirt und nur aus der Beschreibung C. L. Viscontis in den Ann. deir Inst,
von 1857 p. 293 bekannt ist«»).
a) Abgeb. Mon. deir Inst. VIII, tav. 28 mit Text von C. L. Visconti in den Ann. doli
Inst, von 1866 p. 309 sq. Bei Förster S. 223 f. No. 1.
\>) Wiederholt mit latein. Text als Picturao ant. cryptar. Koman. et sepulcr. Nas. in Üraevii
Thesaur. ant. Rom. Vol. Xll. p. 1050 und bei Montfaucon, Ant. expl. Vol. I. pl. 37 No. 4 und
sonst. Bei Förster S. 225 No. 2.
c) Vergl. Förater S. 225 f. No. 3.
d) Bei Förster S. 226 No. 4.
658 III. MYTTTKN DER DEMETEH VHa KORA.
Atbena , Aphrodite und Demuter zu bentsnocn . wio Stepliani wollte , list Mnlir
oline Zweifel ebenfalls mit Rocht bemerkt.
Das Wandgemälde r, endlich »teilt in sehr clnfncber und sehr wenig scbSner
Woiao die Begebenheit in drei Seenen auf drei durch ionische 89alen getrennten
Feldern dar. a) Zumeist links die (.^erraschoDg bei der Anthologie (vergl. du
Gemälde <i). K»ra siebt mit Aber dem Kopfe bauschendem, mit beiden lUndeD
gehaltenem Gewände zwiseben zwei Blnmenköiben oder ist zwischen diesen anfge-
spningen zu denken, wie das Daliegen des einen andeuten mag: sie wendet sieb
zur Flucbt vor dem von rechlB an sie herantretenden , hier unb&rtigen und nnr
kurz bekleideten Hades, welcher die rechte Hand nach ihr anHStreckt. withrrnd
er die linke im Gewände geborgen bitit. b) Das Mittelfeld zeigt in Figuren von
viel kleinerem Mnßstabe den Raub selbst; Hades mit der sich klagend znrllck-
bongcnden Kora im reehlen Arme, die Ztigol seiner Pferde und sein Scepter In
der linken Hand haltend, steht auf seinem karrenartigen Wagen, dessen drei Pferde
nach rechts hin ansprengen, c) Im dritten Felde ist wieder in grCBorem Maß-
stäbe die suchende Demeter dargestellt; mit ausgebreiteten Armen, nm welche
ein Tüchlcin hangt, und einer F ekel in der Rechten, steht sie wie gebaont oder
rathlos einem Schweine gegentkber, welchoH mit der Schnauze in der Erde wUHI
und einen Erdhaufen aufgeworfen hat. Er ist sehr wahraebeiulich , wie Förstei
S. 231 bemerkt hat, daß hiermit der von Ovid. Fast. IV. 163 sqq. berichtete
Zug hat dargoBttillt werden sollen, daß Demeter die Spuren Ihrer Tochter nicht lu
ßnden vermochte, weil Schweine sie ausgescharrt hatten.
So wie vom Raube dev Kora in Grabreliefon , Münzen und etlichen Gemmcc
Einzeldarstellungen vorkommen . welche . allermeist auf die einfachsten und notli-
wendigsten Elemente beschränkt . wie Excerpte aus größeren , die verschiedearB
Si'enen des Mythu» combinirendEin Compositioncn erscheinen, dergleichen nn-« i»
den SarkophagTe liefen vorliegen, so giebt es aueh eine Reihe von Kin«ildar>lfl-
lungen
der suchenden Demeter
oder des Irrens [der nXivTi) der Göttin, welches in den Sarkophagrellefen nil dai
Sccnen dos Raubes zusammengefaßt ist. Allein wahrend der Koraranh doch in
mancherlei Monumenten verschiedener Gattungen erhalten ist, gilt dies nicht anA
von der Darstelinng der Demeter irX&v(u}tGvr, . Es ist bisher noch kein VasenbiU
bekannt, welches dieselbe enthielte ; über die irrig als eine Darstellung der tranrni-
den Demeter gedeutete Statue einer altt^n Frau aus Knido» im hriüsrben Mumdb
s. Anra. 24, über diejenige in der Villa Borghese [Clarac, Hns. il. seulpt. pl. 1^*^
Ni). TST), welche auch Förster (8, 241?) abgelehnt hat, eboDdasolbst. IUe utzrodr
Demeter von Kuidus bat oben S. 45(1 ilire richtige Stelle unter den ldv«lbil(l«n
der Gftttin gefunden und der Kopf von ApoUonia ist in Anm. l-i mit d\«iet Staisr
in Parallele goKogen worden. Und somit bleiben, abgesebn von ein paar (icuimm,
auf welche zurückzukommen ist, einzig und allein die Bililer auf den
10. DER BAUS DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND AK0D08. 659
Münzen
einer ganzen Reihe von Städten als unbezweifelbare Darstelhingen der irrenden
oder ihre Tochter suchenden Demeter übrig*). ünt«r diesen Münzen ist eine einzige,
die schon oben 8. 595 erwähnte von Enna oder Henna (HENNAION ^) (s. Münzt. IX.
No. 14. a. b.)*^), aus älterer Zeit, wohl noch aus dem 5. Jahrhundert v. u. Zi,
und sie ist zugleich die einzige, deren Erklärung Schwierigkeiten macht und in
verschiedener Weise versucht worden ist. — 0. Müller erklärte Avs. und Rvs. im
Znaammenhange , so daß er meinte, der Avs. zeige die Göttin, ihre Fackel am
Krater des Aetna anzündend, um auf dem Rvs. mit angezündeter Fackel auf einem
Wagen den Räuber zu verfolgen. Creuzer hat diese Erklärung einfach wiederholt
und Förster sich ihr ziemlich nahe angeschlossen, nur daß er zu dem »Krater«
ein Fragezeichen setzt und die den Räuber verfolgende in die ihre Tochter suchende
Odttin verwandelt. Ganz anders Wieseler. Er stellt Avs. und Rvs. so neben
einander, daß die Figur auf dem erstem diejenige auf dem Wagen anblickt, meint,
Ar den Gegenstand neben der Aversfigur sei der Gedanke an eine Brunnenmün-
dnng der nächste, erkennt in der Ausbreitung der Arme dieser Figur die Geberde
einer freudigen Überraschung und deutet nun das Ganze so, daß es sich um die
suchende Demeter (vielleicht neben dem » Schönreigenbom « KaXkl'/opo^ cppeap bei
Elenais] handele (Avs.], welche »plötzlich die aus der Unterwelt emporfahrende
Persephone (Rvs.] erblickt». Es möchte aber doch wohl sehr fraglich sein, ob
man eine solche dramatische Verbindung der Bilder auf dem Avs. und Rvs. einer
Münze, wie sie hier vorausgesetzt wird, annehmen dürfe , da ja beide Münzseiten
niemals zugleich übersehn werden können, und da Ähnliches gewiß nicht oft, wenn
überhaupt, nachweisbar ist. Dazu kommt, allerdings als nebensächlich, daß es
nicht einleuchtet, warum für den Gegenstand neben der Figur des Avs. die Deutung
als eine Brunnenmündung näher liegen soll, denn die als Altar, welchen Percy
Gardener angenommen hat und der auch mir viel mehr gerechtfertigt scheint. Ob
man mit dem genannten Gelehrten an ein Opfer zu denken habe, welches die
t^gnr mit der Fackel darbringen will, mag dahinstehn; diese Figur für Demeter
zn erklären, liegt schwerlieh ein Grund vor. Dagegen wird man an diesem Namen
für diejenige des Rvs. festzuhalten und denselben nicht mit demjenigen der Kora
in der Anodos zu vertauschen haben, wie Wieseler will, da für diese sich die
Fackel wohl nicht wird nachweisen lassen. Übrigens hat Percy Gardener Recht,
wenn er im Gegensatze zu Combe erklärt, diese Figur stehe auf einem Vier-
gespann, nicht einem Zweigespann. Es handelt sich um zwei Paar Pferde, das
vordere mit gesenkten, das hintere mit erhobenen Köpfen, innerhalb welcher Paare
immer ein Pferd von dem andern bis auf eine fast verschwindende Parallellinie
a) Ver«!. Förster S. 250 ff.
b) Das Exemplar im brit. Mus. früher publiciit von Combe, Vet. popal. et reg. nnml qal
in Mus. Brit. asservantur tab. 4 No. 5, wiederholt in den Denkm. d. a. Kunst 11.^ No. 104, ü.'
No. 105 und in Grenzers Symbolik^ IV. 2. Taf. III. No. 10; neuerdings in dem GaUl. of the
Oreek coins in the brit. Mus., Sicily p. 5S mit Text von Percy Gardener. Außerdem besprochen
von Müller und von Wieseler zu den Denkm. d. a. Kunst a. a. O., von Greuzer a. a. O. S. 464
und TOn Förster S. 251.
o) Exemplar des Mus. Naz. in Neapel No. 4249.
uinea Contoiirs im Kopfe gedeckt wird. Daß dem so sei, ergiebt trieb MU der
i^jilil der Beine, besonders der Hinl^rhüJne. Man wird also in alle We^ Iti^rbt
h II bell , au der DBntung fostzuhaltt'n , daß i^s äicli in dem Rva. der MOnzen Ton
Henna nm die zu Wnges die Tochter änchendo Di>incler handelt, wälirend die
Darstellung des Ave. ihrer ErklHrung norh liarrt.
Alle Übrigen Münzen bodnrfen lediglich der Annihrung, nnd es gonflgt vorah
zu bemerken , daß auf ihnen die iirende Demeter in dreifacher Weiße darfeskllt
ist: I) wie in der Kunze von Henna und in den Sarkophagreliefen Jer 2. GntttiDg
der I. Clasae [oben 8, i>27i auf einem von Pferden gezogenen Wagen;
2j wie in den Sarkophngreiiefen der I. Uattnng der I. ClasHc nnif di'iirn Aa
2. Classe auf einem von Schlangen gezogenen Wagen und 3) wie in der
Ultesten poetiächeu t'berliefemng (Hom. Ii3iiin. Cer, vs. J3 aqq.) und in «ini^-n
Hptlteren dichteriachen Darstellungen ;T''(irster 8. 250], wie aber in Kunstwerken nur
nach in dem Wandgemälde t^ [S. &Tih) und dem Relief 8. 64!f zn Fuße schreitend.
Bei der nnzweifelhafteu Sicherheit der Deutung und dem verhältuiBmäßig gp-
ringfOgigen ktinstleri sehen Interesfle dieser MQnzen wli'd es geniigen, nnle; Mit-
thcilnng einiger Proben jeder der genannten Dar» teil ungs weisen auf der IX. HOnz-
tafel und der Anfuhmng der Stfidto. denen diese gehören, fUr die einzelnen
Exemplare auf das ausführliche Verzeicimiß bei Förster zu ve^Tseisen.
a. Demeter auf einem von Pferden genogenen Wagen kommt ror
auf Hönzen von Kyzikos [Faustina iun.,, Temenothyrea in Lydien 'Viüeiria-
nu); sen. und tiallienaa] ; vielleicht Auf römischen von Henna um) endlich ,'bH
Fürt^ter nicht verzeiclinet) auf einer Mtlnze von Egiale lEriAAEnNj in PapMft-
gonien mit dem Bilde der Julia Domnu [lOYA. AOMNA CEB. MOnztafcl IX. Nu. Vt.
mn'illrt, fiw der Waddingl^n'aclien S^immlunf:.
b. Demeter anf einem von Schlangen gezogenen Wagen iat viel
aeltener anf frtlbeTen, als anf spAteren, nnter rOmischer Herrschaft in griechisehea
Städten geprägten Uanzen, ja ganz sicher wohl nur anf Denaren der gena Vibii
(Cohen, Häd. consul. pl. XLI. Vibia No. 1 2] und Volteia (Cohen a. a. 0. pl. XLIL
Volteia Ko. 3], HUnztafel IX. No. 16, wo die Schlangen ongeflttgeU sind. Wegn
der Mönzen von Athen vergl. oben S. 502, Außerdem fQhrt FSrster nnr nocfe
Münzen von Erythrae (EPYePAinN) aus Spanheim, de iisn et praeatant. ntn.
IV. II. p. 211 an, welche ich im Original und Abgnß nicht kenne. HinzafBgei
kann ich eine Autonommtinze von Nysa Cariae (NYfAEnN] Hflnztafel IX. No. IT.
Avs. Cista mystica mit Schlange im Ephenkranzc; nnedirt, ans der Waddingt«-
sehen Sammlung, Auch hier sind die Schlangen ungeflflgelt.
Die zahlreicheren späteren Münzen sind ans Karlen von Nysa ^GonBa-
nu8 m.) nnd Stratonicea [GeU] ; ans lonien von dem Panion. Band«
(Antoninns Pius), Magnesia (Antoninus Pius, Gordianus UI.j Mllnztafel IX. No. IS
(Imhoof'sehe Sammlung) und Erythrae (Severus Alesander); aua Lydien von
Hyrcania [Philippus sen.), Gordus Jnlia (H. Anrelius, H. Anrelio« und
L. Vems, Caracalla], Sardes JValerianus sen.) ; aus Phrygien von Hien-
polis (Caracalla), Bruzns Maximus) Mttnztafel IX. No. 19 (Imlioof'sche Samm-
lung, nnedirt), Pessinus (Caracalla) MUnztafuI IX. ^u. 20 (wiener Sanuabov.
unedirt) : aus Mysien von Cyzicua {Antoninus Pius, M. Anrelins, L. Vcm,
Fanstina inn,, CommodnBJ ; aus Bithynien von Nicaea (AnbHiina Pin),
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATH0D08 UND ANODOS. 661
Cratia (Caracalla) ; aus Galatien von Ancyra (Caracalla) ; aus Cilicien von
Ooracesinm (Severus Alexander], Calenderis (Domitianus) (Imhoofsche Samm-
lung, nnedirt; ; aus Thracien von Hadiianopolis (Gordianus III. j Mtinztafel
IX. No. 21 (wiener Sammlung). Zweifelhaft ist die von Mionnet (Suppl. VI. 30,
203) nur nach Vaillant citirte Münze von Elaea Aeolidis. Die von Förster
dniehgefnhrte Scheidung der Münzen, auf denen die Schlangen ungeflügelt oder
geflügelt sind, ist hier bei den späten Münzen aufgegeben worden, weil sich keiner-
lei Prineip der einen oder der andern Darstellung erkennen läßt, weder ein chro-
nologisches noch sonst eines.
e) Demeter zu Fuße schreitend findet sich sowohl, obgleich seltener,
auf autonomen Münzen wie auf solchen der spätem Kaiserzeit. Zu den ersteren
gehören Münzen von Athen (AeHNAlONj Münztafel IX. No. 22 (Avs. Pallasbüste;
Imhoofsche Sammlung), Cyzicus [KYZiKHNONj Münztafel IX. No. 23 (gleiche
Sammlung), Acmonia (AKMONEON) und der gens Vibia (Cohen, M^d. consul.
pl. XLI. Vibia No. 7 et 8, Denkm. d. a. Kunst 11.^ No. 94, vergl. Wieseler
8. 122). Hier tritt die interessante Besonderheit auf, daß die Göttin von einem
Schweine begleitet ist, oder daß dieses ihr voranschreitet, wodurch es wahrschein-
licher wird, daß das Schwein nur als das der Göttin heilige Thier (ihr Attribut)
gemeint ist, als daß durch dasselbe auf den in dem Wandgemälde t; (S. 658)
höchst wahrscheinlich angedeuteten Mythenzug hingewiesen würde, daß Schweine
die Spuren der gesuchten Tochter weggewühlt haben. Von späteren Münzen zeigen
denselben Typus solche von Pagae in Attika (Commodus, Septimius Severus),
Cyzicus (unter einer ganzen Reihe von Kaisem von Hadrian bis Gallienus) Münz-
tafel IX. No. 24 (Antoninus Pius, Imhoofsche Sammlung) . £s möge hier auf die
kleine Verschiedenheit in der Kleidung der Göttin aufmerksam gemacht werden,
welche sich zwischen dieser Münze und der autonomen (No. 23) findet, während
ein Exemplar -mit dem Bilde der jungem Faustina den Typus der autonomen
Mfince bis in alle Einzelheiten hinein wiederholt. Weiter sind zu nennen Münzen
von Syedra Ciliciae (L. Verus, Salonina) Münztafel IX. No. 25 (unedirt,
Münzsammlung in Athen No. 5786), welche doch wohl in diese Reihe gehören,
obwohl sie die .Göttin bei weitem nicht so lebhaft dahinschreitcnd zeigen , wie die
übrigen m. o. w. alle, und obgleich eben hierin das sicherste Kriterium zur Unter-
scheidung der suchenden Demeter von der nur mit zwei Fackeln als Attributen
ausgestatteten (oben S. 413 u. 521) gefunden werden darf. Diese lebhaft schreitende
Göttin zeigen dann wieder Münzen von Nicaea Bithyniae (unter einer Reihe
von Kaisem), von Erythrae loniae (Traianus, Sevems Alexander, Mamaea),
von Metropolis loniae (Traianus), von Nysa Cariae (Antoninus Pius) und
von Ancyra Galatiae (Caracalla) Münztafel IX. No. 26 (MHTPOn. ArKYPAC,
unedirt, Imhoofsche Sammlung), auf welcher der Typus die gröfite Ähnlichkeit
mit demjenigen der kyzikener Münzen zeigt.
Von geschnittenen Steinen dieses Oegeaslud
verlässig wohl nur die blaue antike Paste ans dar CHp
No. 238) in der berliner Sammlung (Toelken IL Ha
mit brennender Fackel auf einem von swei Sei
662
III.
IKMy:TEB UM) KORA^ ,
Von zwei »Smani^ilena, we.k:}ir steh nach Tassii^IUspe . A cstal. of f^eiM ilr.
>i'o, IS53 und 1S5-1 im Besitz«; »de» KdnigB von Fmnkreicli « bi^fnii<leu. aber in
Cliabuuillüts Catal, g^nür. niclit 211 Snihn sind, ihI wuniggteiis die eine ^Harit^tte.
Trnitö des pienea ^avßea U. Hl] durch eine in der reckten Uand der Göttin bt-
findliohe Sichel nicht frei von Verdacht. Andere, fast sicher nnechle Sieinr
ider PoniatowHky'schen Sammlung) liat Förster (S. 256) bereits gebllhrviid
de KathodoB und Anodos Eoras.
den »inl.
In Uütrcfl" der kllustlerlBchen Darstellungen der Kathudris dtT Knra.
untor dieser im Gegeusatze zu ihrem Raube, ihrer entteii Bntfnlirung Aarch Hadi
ihre jährlich erneuerte , vertragsmäßige Niederfahrt mit Hades Temlanden
welelie in die obeufall« jährlich erneuerten Theogamia ausittuft und in d«n
fuBten gefeiert wurde, kann lediglich auf die oben S. ö!l6 IT. besprocbi
gemAlde verwiesen werden.
Was aber die Dnrstellungen der Änodos , der Rückkehr Koras aus der
Welt zur Oberwelt und zu ihrer Mutter anlangt, gebührt Strube"] das V
unter den noch und nuch immer maSHenhafter ''1 iri'thümlich auf diesen Myl
zogenen Bildwerken mit eben s» klarer wie scharfer Kritik, wnhrscheinlirli, wi
stens hoffentlich, für immer aufgeräumt zu liaben, wie dies in der Uauplaaclin
der neueste Bearbeiter tlieses Gegenstandes, Förster la a, 0, S, 25!1 ff. , anerkennt.
Nicht darauf kommt es an, ob Stiube mit seinen Erklärungen aller hier in Fragf
kommenden Kunstwerke Kecht ßat, was besonders in Betreff der von Fiöluicr »u-
sammengestellten Vaseubilder vielleicht nicht Jeder ohne Bedenken zugt!l>vn wirf,
sondern darauf, daß er deren NieJitbezUglichkeit auf die Anodos der Kern in ilm
Überzeugendsten und in gewiß acliwer zu widerlegender Weise dargetlian hat. l'wi
auch was die specifiscli mystisch gefaßte Anodos der Korn betrifft , ulwr weicli»
man mehrseitig durch Stephanie Erklärung der schönen Poliko von KerucJi* im
Reinen zu sein glaubte, kann man sieh auwohl mit dem negativen wie mit de»
positiven Rcüultat der ätrubeachen Kritik, daß es sieh nicht. (Iherhaupt nicht
eine Anodos der Kora. geschweige denn um eine mit dieser verbunden!
nesie des lakchos handele noch handelu künne, daß vielmehr diu fberj
neu geboi'enen Erichthonios durch Gaea an Athena dargestellt sei . nur di
einverstanden erklltren. wie dies auch schon Förster la. a. 0. S. 2b2) gel
Auf dem in dieser Weise gereinigten Arbeitsfelde bleiben nur wenige
mente stehn. welche sich mit größerer oder geringerer Sichorbtiit auf die
Koraa besiehn lassen.
■) »Cudien üb. d. ßllderlirefs von Elcuaii Up. IV. S. 57 (I.
M) IlDSDtiilera ilnich riHrluid, Cb. 1), ItiMeikri^B von Elnniit Abb. III. BalUite (
■lud. AUlili. II. S. 48T S.). *<xl*>") •lurth Fraimor, ClioU de imm grevt tnM, 4« h •
«U. Imp. Ic prinra N.pDMo" iV"' '»«^J P' 27— .1(1.
c) Compli'-rondu ptr. pniir linriifii is.^ü p|. 1 (wimli'rlinlt bui Oi'rliii
Vergl. Siephanl >. ■. U. p. 4!t sqq. und <li» Vciiuli^hnlD dar initlminonilii» IMiihn«« h
». >. O. S. 7B.
10. DER RAUB DER KORA ; IHRE KATHODOB UND AX0D08. 663
In Betreff der Katagusa des Praxiteles s. oben S. 433 ff.
Das frftheste, zugleich sicherste und schönste Monnment der Anodos Koras ist :
No. 1 das Gemälde an einem aus der Gegend von Benevent (Monte Sarchio)
stammenden Krater in der Sammlung des Marchese del Vasto in Neapel, s.
Atlas Taf. XVIII. No. IS.** — Dieses schöne Gemälde, welches nach dialektischen
und palaeograpliischen Merkmalen seiner Beiscliriften attischen Ursprungs ist und
der ersten Hälfte der SO er Olympiaden angehört ^^, stellt den Gegenstand so klar
und unzweideutig dar , daß es kaum der allen vier Figuren , auf welche es sich
beschränkt, beigegebenen Beischriften bedurft hätte, um denselben (iber allen Zweifel
festzustellen.
Jugendlich zart wie das sprossende Grün und die knospende Blfithe und mit
einer Anthemienstephane glänzend geschmückt wie der neue Lenz und in voller
Gewandung steigt Kora-Persephone nEP^n<t>ATA) aus der Erdsclducht empor
zum Lichte, welches sie mit einer Geberde und dem Gesichtsausdrucke des Er-
staunens zu begrüßen scheint. Das Aufsteigen ist aufs deutlichste cliarakterisirt
nicht allein dadurch , daß Kora noch mit den Füßen und einem Theil der Beine
in der Erde sich befindet , sondern auch durch die Bewegung und Stellung der
Beine, welche das Heraufschreiten ausspricht. Kora voran eilt mit lebhaftem
Schritte, aber zu der Nachfolgenden umblickend, Hekate -HKATE) mit zwei
Fackeln in den Händen, mit welchen sie offenbar Kora bei dem dunkeln Aufstieg
durch das Innere der Erde vorgeleuchtet hat, während Hermes ,HPME^), welcher,
durch Clilamys, Petasos und Kerykeion cliarakterisirt, der zum Lichte Zurück-
kehrenden das Geleit gegeben, am Ausgange der Erdschlucht Halt macht, um Kora
an sich vorbei der Mutter entgegenschreiten zu lassen, welche (AEMETEP) am rech-
ten Ende der Composition ruhig dasteht, auf ihr langes Sceptijr gestützt und in
reichliche Gewandung gehüllt, im Übrigen aber, schwerlich absichtslos (s. oben
S. 520), völlig ungesclimückt und mit still-ernstem Gesiclitsausdrucke, welcher an
ihre eben jetzt erst endende Tiauer erinnert.
über den Charakter ernster Feierliclikeit, welcher diese einfache und doch so
wohl durchdachte Composition auszeichnet, braucht angesiclits der Abbildung Nichts
gesagt zu werden, wohl aber verdient heiTorgehoben zu werden, daß in der Mit-
wirkung der Hekate bei der Heraufholung der Kora, welche der homerische
Deraeterhynmus vs. 3771 durcli Hermes allein bewirken läßt, ein Sagenzng uns
entgegentritt, welcher auf orphisclie Poesie zurückgeht*^;. Ob sich auf eben
dieae Poesie der Umstand wird zurückführen lassen, daß, während Kora im home-
rischen Hymnus (vs. 378 sqq.) mit Heimes zusammen auf einem Wagen empor-
fUhrt und sich auf eine ähnliche Vorstellung Koras Beiname Xsuxiinro; bei Pindar
(Ol. VI. 05) bezieht, die Anodos der Kora im Geleite des Hermes und der Hekate
hier zu Fuße geschieht, ist nicht sicher auszumachen. Dafür, daß auch die er-
phische Poesie Kora zu Wagen emporfahren lasse, kann der Sarkophag von Wilton-
a) Fublicirt in Stnibes Supplement zu den Stndim fil»
mit Text S. 16 f. Vergl. fQr din frühere Littentar V9n»
b) Vergl. Förster S. 260.
r) Schol. Tbeocrit. Id. 11 12: ng AVO^'
7f|V ire(jL<p))iJvat Otto toO iraxpöc icp6c fltpctyfalC
Overbeck, Knostmythologie III.
\m
111.
houso. BO wie deraelbtt oben lä. üT2 S. bdcuclitet unil aU mit den späteren Vuen-
dar Stellungen dei' Aus»endiing des TriptolemoB iu mehren Stacken Übe rein gtünnicnd
erwiesen worden ist, wenigstens uicLt mehr in der Weise iinmitlelbar verwertliel
werden, nie dies Förster S. Iti'.i S., bexDaderx S. '2t>5 ku tlinn versuehl hat. l'nd
uh Tzetzes' Notiz "> aus urphiseher Poesie Btaranie, ist ebenfalb nlclil aicLer erwei*-
livli. Denn die orpliisclie Poesie hatte betont, daß Dcmetei' durch die Söhne des
DynaulcH, Triptuicmoa und Enbuleu». den Ort der xätinuüi der Kora erfahren
habe, daß ilaun Demeter selli^t, wenn auch vergeblich, in den lladee hinabgeetie^D
sei. um Kura wieder heruur^u fuhren . und daß endlich, nach Abschluß de» Vcr-
tragea. die Hcranrholung der Kern dnrch Hekate bewirkt wnrden sei'',- Die Notii
ileH Tzetzea dagvgen besagt etWH8 Andere» , nämlicli , daQ Demeter dnrch Triplu-
lemos' Vermiltelung die in Bleuaiti als XsuxüniuXo; au» dem Hades aur.itei^eDde
Ktiia gefunden habe. Die Annahmo aber irgend eine» pootit>chen Vorbildoü ftlr
die Dai'stelluugsweiae des Va^enbildcs wii-d man nicht unwahrscheinlich tindi>Ji. und
während nun das Eingreifen der Ilckatu auf urphischu Poesie hinweist, ist ee nicht
recht klar, wa» Föroter S. 2til damit hat sagen wollen, wenn er schreibt, der
Umstand, daß daa Vasenbild Porsephone als ;(a|iaiVjU; . Heriues und Hekate zu-
sammen bei der avoSo; betheiligt zeige . svi der ei-ste Schritt za der Auffa^iin;
der Persepbone aU Prototyps der Seelen der Sterbliclien , einer Auffassnug, welche
sich iu der Darstellung ihrer Abholung von Plulon dnrch Heriues , wie al« die
Kurzseiten der Sarkophage voifUhren, weiter entwickelt zeige. Die Abholung iler
Kora von Hades dnrch Hermes im Auftrage des Zeus iet ja schon im homerisehcB
Hymnus (vs. 3.^5 sqq. vergl. älb sqq.) mit aller Klarheit und Bestimmtheit aii^
gesprochen .
Mit der Gestalt der aufsteigenden Kora in diesem VaseubiUe stimmt
No. 2 eine Einzelfigur auf einem Goldstater von Lampsakos') ao weit Alf-
ein, daß man es fflr sehr wahrscheinlich erklären muß, daß auch mit ihr Kon ia
der AnodoB gemeint sei. Diese mit einer Stephane gesehmfickte und nach HiUinga
mit Weintraubenbascheln bekränzte (?) Figur ragt, Ähren in der rechten Bud
haltend, mit dem Oberkörper bis etwa zu den Knien aus dem Boden und hat dei
Blick aufwärts gerichtet. Wenn ätmbe <>. a. O.i in ihr eine Gaea erkemM
will, so wird dies , wie Wieseler bemerkt hat , nicht etwa , wie FJti'ster anaahai,
durch die von ihr getragene Stephane widerlegt, wohl aber durch die Ctl][BSTC^-
hältnisse und sonstige MUnztypeu von Lampsakos unwahrscheinlich gemaekt, wvie
durch den Umstand, daß sich eine vei-einzelt dugestellte Gaea auf griecfaiidM
MtlnzeB schwerlich wird nachweisen lassen. Wegen der Ähren in der Hand dicMr
Fignr, sofern Kora-Persephone mit ihr gemeint ist, vergl. oben S. 418 S. —
Diesem l^ypns gleicht
a) T7,eti. »il lies. O. et 1>. vs. ;t2 tV|V Äinil^l""' ''• 'Afriiva; 0,»6ty ml r.apA Tfirni.ir^'
Ii| Die Belegn bei K<irr%ter S. 4-i mit ileii Aiiiiierliung«ii.
.') Piiblirirt M>ii Millirigeri, Aiiriunt rniiis of cilie« and kiriR« pl. 5 No. 7, «lederboll In 4a
Deiikiii. <1. s. Kiitist II.''< Nn. IU<), vergl. Sirube, .Sluitieii S. HS Note 1, Füiiter 4. 4. O. S. KI
iiikI Wie^oler zn ilen Deiikni. d. ■. KimmI 4. *. U. S. NU. wo lach norh slalga udere Br-
tprerh linken aiigerohrt sind.
J
10. DER UAUB DER KORA ; IHRE KATHODOS UND AN0D08. 665
No. 3 derjenige einer Münze von Elaea in Aeoliä lEAAlTQN) mit dem Bilde
der Sabina auf dem Avs. nach Förster a. a. 0. S. 263 bis auf den Umstand, daß
die Figur rechtshin, die lampsakener linkshin gewendet ist. Allerdings liatte Miliin,
Suppl. VI. 30, 201 diese Münze nur nach Vaillant citirt, wodurch sie etwas^ ver-
dächtig wurde, doch giebt Föi-ster an. daß ihm ein Abdruck aus der berliner Münz-
sammlung vorgelegen habe.
Entfernter verwandt ist mit dieser halb aus dem Boden ragenden Korafigur
No. 4 diejenige einer Gemme , welche Gerhard ^) nach einem Abdruck publi-
cirt hat, während er (a. a. 0. S. 506; ungiebt, daß ihm dies Bild auch aus
antiken Glaspasten bekannt sei, in denen derselbe Gegenstand sich wiederhole.
Die fragliehe Figur mit einer langen Ähre in der erhobenen Rechten ragt recht»
mit dem lialben Leib aus dem Boden, während ihr gegenüber ein bis auf die über
seinen Rücken herabhangende Ohlamys nackter, im Übrigen durch Nichts charak-
terisii-t'er Mann sich, die rechte Hand über ihr vorstreckend oder mit derselben
nach der Älire greifend, vorbeugt. Gerhard a. a. 0. S. 57 7; erkennt in ihm
Hermes, welclier der Kora beim Aufsteigen behilflicli ist. Vielleicht ist gemeint,
daß er sie begrüßt; denn jedenfalls wird man anerkennen dürfen, daß Förster
S. 263 mit Recht die Darstellung ungeschickt oder »unglücklich ausgefallen«
nennt, wenngleich ein bestimmter Grund, ilire antike Echtlieit zu bezweifeln, kaum
vorliegen dürfte.
Als das einzige Monument, welches die Anodos der Kora zu Wagen darstellt,
bleibt
No. 5, das Relief am linken Ende des Triptolemossarkophags von Wilton-
house 's. Atlas Taf. XVI. No. 3 übrig^i. Wenn man nur von dem allerdings
behaupteten, aber schon oben (a. a. 0.) abgewiesenen Zusammenhange der Anodos-
scene mit derjenigen der Triptolemosaussendung ab.sieht, so erledigt sich die erstere
in höchst einfaclier Weise. Allerdings muß zunächst die von 0. Jahn*^) und
Brunn*) mit leichter Vei*schiedenheit aufgestellte Deutung der auf dem Wagen
stehenden Figur als Selene zurückgewiesen werden , doch wird dies theils durch
das von Förster in der Archaeolog. Zeitung von 1&75 S. bO f., theils durch das
oben a. a. 0. Gesagte ausdrücklich genug geschehn sein, um ein abermaliges
Zurückkommen auf diesen Punkt überflüssig zu machen.
Mit Welcker, Gerhard, Stephani, Förster und Wieseler wird man demnach
diese Figur ftlr die auffahrende Kora halten dürfen, und es wird sich haupt-
sächlich um die Erklärung der Nebenfiguren handeln. Da gehn denn die An-
sichten zunächst über die Benennung der Figur auseinander, welche dem Wagen
der Kora entgegentretend, dem hintern Pferd in den Zügel greift ; denn daß dieses
und die Absicht, den Wagen zum stehn zu bringen, ausgedrttckt und der 8inn der
Handlung sei, wird man Förster (S. 265j ^j schwerlich mit Beoht bestreiten. iUier
a) Ges. akad. Abhh. II. Taf. LXXX. No. 6. '■^►*'
b) Yergl. oben Cap. VII. Uelief 15 Note b. und S. 571 M., «nk WImMt»^
(1. a. Kunst 11.^^ S. 1G3 f. und die das. S. 159 f. angefübrto UtlBimtiir. ,. i ^
cj Archaeolog. Beiträge S. 59 Note 25 und S. 88 Nota 43. , j
d) Sitzungsberichte d. k. bayr. Akad. von 1875 Fhü.-hist. a. 8. Ü tt. F
e) In Übereinstimmung mit Stephani im Compte-rendn e(e. pöQt lUritft'l
666 Ul. MVTIIKN UF.K bEMKTElC UNtl KARA. ^^^^^^^^1
grade hieraus er^iebt sich eine, auf den eititen Blick unlOsluire, tienwie(tgk«il,
Wülche dem dicDei' Figur von Steplmni und FilrBter a. d. aa. Oo ) Iwigeloglän
Namen der Heltate entgegensteht, lleliate hat in der urptiiiichen Poesie, weldie
griule Fönter mit der größten Bestinimtlieit als Grundlage des S&rkopbsgrolief»
betrachtet. Kora nu» dei Unterwelt heranfgehiilt .». oben S. lilClj und in den
Vasengemalde del Vafilo [No. I schreitet »ie der aufsteigenden Kor« mit ivri
Fackeln leuchtend voran. Wie kSme sie dazu, kier dem Gespanne der Kora ent-
gegen zu treten und die Pferde zu paiiren . anaUtt Kora zu begleiten und etwa
ihre Pferde xu l'tihren '' Die» kannte für die von Brunn und Wiefleier, weldie
Beide, wenngleich natürlich iu verschiedenem äinn, auf die Parallele der in Ko-
dynion Sarkophagen da^ Gespann der 8elene anhaltenden Figur hinweisen , vorgi^
fichlagene Uenennung als "Hora» zu sprechen scheinen, Al>er, ahgesehn von den
von Förster [Ärchaeolog. Zeituug a. a. 0.; richtig hervorgehobenen Verschieden-
heiten zwischen jener »Hora" in den Endymioureliefen und der hier in Fmge
»teilenden Person, deren wichtigste ist, daß jene Uora geflügelt, die fragliche Figor
hier uugefiilgelt ist , also . ubgesehn hiervon . bleibt die oben berührte Bchwieng-
keit bei dem einen wie bei dem andern Namen dieselbe. Denn wenn Wiesder
sagt, der Umstand, daß die Fignr des Wilton-house-Sariciiphags eine Peitsche
halte, beweise nur, "daß es »ich um eine Itoßtreiberin handelt», und »»rnn diese
dennoch hier den Pferden entgegt utiitt und dieselben liemmt. so niiül man. ancli wenn
tnaii sie eine H<ira nennt, annehmen, diese Lenkerin und ' Koß treiben n ^ mn Kon*
Gespann sei von dem Wagen vorweg herabgesprungen, um, den Pferden in ilci
ZUgel greifend, das Ges]):nin znni stehn ku bringen. Und dann wllrde doeh die
Beae, gewUt nieht anbeilABtoide 8ehwieiij^«t eniatflhii, daS msii unwhiBM nitte,
die Huri habe Kora anB der Unterwelt mm Lichte begleitet, was sieb nicht alläa
nirgend bezeugt findet, sondern auch an innerer Un Wahrscheinlichkeit , nm nieht
zu sagen Unmöglichkeit leidet. Wenn aber Wieseler ferner sagt, »daß bei der
auffahrenden Persepbone zunftclist an eine Hora der gewöhnlichen Art zu denkes
sei, versteht sich von selbst«, so wird es schwer sein zu sagen, wie eine solclie
Hora der gewöhnlichen Art zu der Peitsche kommen und als « Hoßtreiberin • be-
zeichnet sein sollte. Daß dagegen der Hekate die Peitsche in mancherlei Monu-
menten gegeben sei, hat Förster ivergl auch Stephan! a. a. 0. Note T mit Rivlit
behauptet. Und wenn Wieselet das Costüm der Figur des Wilton-honse- Sarko-
phags grade nicht demjenigen entsprechend findet, welches der Hekate in grie-
chiscb-rtimiscben Werken gewöhnlich gegeben ist, so möchte, was den giiechiKbea
Hekatetypus anlangt, auf die oben 8. 597 (vergl. S. 003 f. n. 606) unter Ko. 6
bis S besprochenen Vasengemätde zu verweisen sein. Die Sacbe wird sich hier-
nach wohl in der Hanptaache so stellen , wie schon Förster in der Archaeolo^-
Zeitung a. a 0, S. St angedeutet hat. »Je seltener die Anodos der Kora GrgeB-
stand für die bildende Kunst geworden war , desto leichter erklärt es sich . wem
in später Zeit ein Künstler iSarkopbagfabrikant', welcher diese darzustellen balle,
die gelänfige Darstellung des Besuchs der Selene auf Erden benutzt« ■ , die du
Gespann der Sciene hemmende »Horai' wiederholte, sie aber durch Weglassnng der
Flllgel in die fllr ihn brauchbare Hekate umwandelte nnd nun durch die Benntrao;
des vorhandenen Typus in die Unklarheit gerieth. daß er Hekate, welche Kora
ans der Unterwelt emporgeleitet hatte — man darf (und entgeht dadurch im
1 1 . VERMISCHTE MONUMENTE. 667
größten Theile der oben angedenteten Scliwicrigkeit) annehmen als Führ er in,
nicht als Lenker in der Pferde — zu positiv den Pferden entgegentretend dar-
stellt«, so daß es seheint, sie sei diesen von rechts her entgegen gekommen, wäh-
rend ausgedrtickt sein müßte , daß auch sie , ihnen vorangeschritten . eben erst
Halt macht , und so den Wagen zum stehn bringen will , damit Kora absteigen
könne.
Was aber die unter den Pferden gelagei^te Figur der Gaea (Tellns) anlangt,
ilber welche Kora emporfährt, wird es sich schwerlich mit völliger Sicherheit aus-
machen lassen, ob dieselbe allgemein oder, der orphischen Poesie nach, specieller
als »Attika« (Eleusis) *) zu fassen ist, wie Förster (S. 26^, Arch. Zeitung a. a. 0.
S. 79) wollte. Daß man Grund gehabt hätte, Attika durch den Kranz von Wein-
laub im Haare der fraglichen Figur speciell als »Weinland« zu charakterisiren,
wird man Föi*ster wohl kaum zugestehn , wohl aber mit Bninn a. a. 0. 8. 2*2)
und Wieseler (a. a. 0. 8. ^64) sagen, daß man zur Charakteristik Attikas eher
einen Olivenkranz erwarten sollte. Auch besondere dionysische Beziehungen .För-
ster, Arch. Zeitung a. a. 0. 8. 79 u. $0) der weinlaubbekränzten Tellus lehnt
der Letztere wohl mit Recht ab und verweist auf andere Monumente wesentlich
gleicher Entstehungszeit mit dem Sarkophag hin Denkm. d. a. Kunst II. ^ Taf.
LXII (sie) No. 796 u. 797;, in welchen der Tellus schlechthin als hauptsäch-
liches Attribut der Weinsteck gegeben ist. Dagegen wird die Berufung auf »den
Mythus, welcher die Anodos der Kora nach Attika verlegt« (Förster, Arch. Ztg.
a. a. 0., vergl. oben 8. 664) wohl kaum mit besonderem Gewicht in die Wag-
schale fallen.
ELFfES CAPriEL.
Vermischte Monumente.
Nachdem in den beiden vorhergehenden Capiteln die auf die beiden Haupt-
mythen der eleusinischen Göttinnen bezüglichen Monumente in ihrem ganzen Be-
stände betrachtet worden sind, bleiben noch einige Kunstwerke übrig, welche, ob-
wohl sie nicht ganz gleichartig sind, doch, ihrer geringen Zahl wegen, in dieses
Schlußcapitel zusammengefaßt werden müssen.
Zunächst handelt es sich um ein paar Mythen der Göttinnen, welche in ein-
zelnen Werken von der bildenden Kunst ergriffen worden sind.
1. Demeter und das Roß Arion. Wegen der Münze von Thelpusa
in Arkadien mit dem Kopfe der Demeter Erinys auf dem Avs. und dem von ihr
mit Poseidon erzeugten Roß Arion (EPlflN) auf dem Rvs. , abgeb. Münztafel VI.
a) Stark, De TeUare dea p. 40.
668 m. MYTHEN DBB DKMBTRR UMD KOBA.
No. 26, vergl. oben 8. 318, und fOr den in der That an Erinyenbildiuigaa et
innernden Charakter des Kopfes mit seinen schlangenartig geworfenen Haaren oImi
S. 454; nenestens anoh Wieseler zn den Denkm. d. a. Kunst II.' No. 117. a.
8. 165.
Derselbe theilt a. a. 0. nnter No. 117. b. das Bild einer Gemme der bet
liner 8ammlnng .(TOlken, Erkl. Verz. In. ii. No. 2:^3) mit, welches nach TSlkM
darstellen soll: »Demeter, das fioß Areion am Zflgel fahrend«. Man brandit nir
diesen letztem Umstand zn beachten, um die Erklftrnng als irrig za erkenMi.
Auch lllHeseler bezeichnet sie als zweifelhaft und meint, daß, wenn aneh dieDea*
tong der weiblichen Figur, wegen der sich nnter dem Pferd anfblnmenden Sehaoge,
und weil der als Amulet getragene Stein ursprünglich auf seiner Kehrseite eine
Isis mit dem FflUhom. seigte, möglich sei, das Pferd doch wohl wahrseheiB-
lieher ein gewöhnliches zum Ackerbau dienendes Tliier sein werde. Vergl. hier-
gegen oben 8. 508. Weiter aber erklärt Wieseler die Beziehung der weiUichea
Figur auf Artemis fDr wahrscheinlicher als diejenige auf Demeter, da ertteie als
BossegOttin bekannt sei und als Tochter der Isis oder Demeter gegolten habe, in
welcher Eigenschaft ihr das Schlangenattribut zugekommen sei*}. Dm aach ieh
diese Brklirung fnr ungleich wahrscheinlicher halte, als diejenige ans demetrAehoB
Kreise, kann ich die Gemme an dieser Stelle nur ablehnen.
2. Kora mit Zeus in Schlangengestalt. Silbermflnzon (Obolen} von
Selinnnt, welche Imhoof im Anhange zu Benndorfs Buch Aber »Die Hetopea rm
Selinunt« 8. 77 unter No. 32 — 36 aufgezählt hat, und von denen zwei der vkb-
tigeren Varianten nach schönen Exemplaren ans der Sammlung des genaulei
Freundes auf Münztafel IX. No. 27. a. und b. mitgetheilt sind, zeigen auf im
Avs. eine linkshin sitzende weibliche Figur, deren Haupt mit einer Haube ;KekiT-
phalos) bedeckt ist. Ihre vorgestreckte Rechte legt sie an den Leib einer vor ikr
aufgerichteten und gegen ihre Brust andringenden Schlange j während sie MOiit.
a. a. 0. No. 27. a.) mit der rückwärts erhobenen Linken das Ende ihre^ dflim.
sclileierartigen Gewandes über das eigene Haupt erhebt, oder Münzt. No. 27. b. die
Linke an die rechte Brust legt, gegen welche sich der Kopf der Schlange riffcfct
Der Rvs. zeigt außer der Insclirift [tEAmOEt oder ^EAINONTION den rechtdüi
stehenden Stier mit bärtigem Meiisclienantlitz.
Unter den verschiedenen Versuchen der Erklärung dieser Mfinzen ^ hat ktmr
dieselbe Wahrscheinlichkeit, wie derjenige , auf welchen sich auch bei weite« &
meisten Gelehrten^') vereinigt haben, und welcher hier den von einer ganzen BAr
von Schriftstellern^) bezeugten orphischen Mythus, daß Zeus sich mit seiner Ttd-
I No. 97 S. 123.
a) Vorgl. »erod. II. 156, Pausaii. VIU. 'M. 2. u. 3.
b) \>rgl. b. Iinlioof a. a. (). S. SO f. und bei Wieseler zu den Denkm. 4. t. Kntf K'
r) Krkhel, Dort. Num. Vet. I. p. 241, Creu/.er, IL-idelb. Jahrbb. v. JM6 S. J»5l.
Ib. d. Stier mit <J. Menschi;nge.si<'htc, Ablih. d. k. bayr Akad. v. 1h;)6 S. 504, FiBoflL V(
ant. Weihgesch. in d. Abhh. d. berl. Akad. v. iSi'.» .S. 22 Anni. 7, Qerlurd, Vh.
u. Hona D<»a , Ges. akad. Abhh. II. S. 5ti Aiim. ^i\ und S. ö.')! zu T*f. XLVIII. 3(t. K
hoot' un«f Wioeler a. d. aa. Oo.
d) Vorgl. bei Lobock, .\gUophamu'< I. p. r)17 sijq. unl bei Wieseler a. «. O.
11. VERMISCHTE MONUBI£NT£. 669
ter Kora-Perscphonc in Schlanpengestalt vermischt und mit ihr den Zag:Teiis
erzeugt habe, dargestellt erkennen. Mit Recht hat dabei Imhoof sowohl an den
ans Pausan. VI. 19. 10 erweislichen Dionysoscnltus von Selinunt und die durch
ganz Sicilien verbreitete PersephonevcTehrung erinnert, wie auch darauf hingewiesen,
daß die Kora auf den Münzen »ihre vorgestreckte, offene rechte Hand an den vor
ihr aufgerichteten Leib der Sehlange legt, mehr um das ungestüme Andringen des
Thieres zu besänftigen als abzuwehren«. Es ist in der That ein Schwanken zwi-
schen keineswegs sehr energischer Abwehr und zagender Hingebung ausgedrückt,
welches in manchen Ledamonumenten seine Parallele findet.
Eine Beziehung der aus Millingens Ancient coins pl. 5 No. 10 in den Denkm.
d. a. Kunst II •* No. 9S wiederholten Bronzemünze von Parion auf denselben Mythus
hat keine Wahrscheinlichkeit, wie sie denn auch bisher noch von Niemand ange-
nommen worden ist. Ausreichend erklärt aber ist diese Münze eben so wenig'').
3. Einweihung des Herakles und der Dioskuren in die Myste-
rien von Agrae.
Auch diese von mehren Schriftstellern*'! mit verschiedenen Varianten berich-
tete Sage und zwar zumeist auf die von Xenophon^) überlieferte Wendung der-
selben Js. unten beziehn sich zwei Vasengemälde, ein seit längerer Zeit bekanntes,
aus Sta. Agata de' Goti und ein neueren Ausgrabungen in der Gegend von Kertsch
entstammendes, nämlich :
A. All einer Amphora (Krater aus Sta. Agata) aus der Ponrtul^s'schen Sammlung im bri-
tisdien Museum d), a. Atlas Taf. XVllI. No. 19 und
B. An einer l*elike (aus Kertscli) in ilcr kais. Ermitage in St. Petersburg*), s. Atlas
Taf. Will. No. IS,
welche beide von Strube in s. Studien tlb. den Bilderkreis von Eleusis 8. 49 fF.
einer eingehenden Erklärung unterworfen worden sind, welche alle Hauptsachen so
gewiß in das rechte Licht gestellt und über so wenige, vergleichsweise unter-
geordnete Punkte, Zweifel übrig gelassen hat^i, daß ich mich hier auf einen sum-
marischen Bericht unt^r Hervorhebung einiger Hauptpunkte und Angabe der wenigen
zweifelhaften Nebendinge beschränken darf und muß.
Von den , so gut wie die eleusinischen , der Demeter und Kora gemeinsam ^)
gefeierten s. g. kleineren Mysterien in Agrae heißt es^), sie seien von Herakles,
a) Vergl. MiHingen a. a. 0., Gerhard a. a. O. S. 551 No. 9 und WieFcIer a. a. 0. S. 124.
b) Vergl. Strube, Studien u. s. w. S. 50 f. u. s. unten.
c) Xenoph. ilellenlca VI. cap. 3. § 4.
dj (Newton), A catal. of the greek and etruscan vases in the brlt. Mus. Vol. 11. No. 1331,
abgeb. b. Panofka, Antiqnit^s du Mus. Pourtalds pl. IG, wiederholt in der £l. ctfram. Vol. lU.
pl. 63. a., Dcnkm. d. a. Kunst II. No. 112, Gerhard, Get. akad. Abhh. 11. Taf. 81.
e) (Stephan!), Die Vasens. d. kais. ErmiUge No. 1»92 (8. Slf^ a.' i«*-niidn
Qtc. pour lannee 1859 pl. 2, wiederholt b. CMiaid fti» a-
f) Vergl. für A. auch Wieseler in den Denka,
g) S. Schol. Arist. Flut. 845: {Auodjpta U Mi
-cd {Atxpd vLi\ Td piE7<zXa. Vergl. auch S. 070 MM» I
h) Schol. Aristoph. a. a. O. 1013: fjux^ fM
^itiordc ifiiou p.ueToHat' IHo; hk r^'^ ^AOtjvolotc fjtitv*
i
470 III. MVTIIKN DKK UKMfri'l'IR l'ND KORA. ^^^^^^^H
richtiger dpa Herakles wegen, ^estirtct worden, nnd zwar nach DMfir'' vn
Demeter seihet zur Heinipung des Herakles vom Morde der KentHuren. Dleun
aber nnd die Uioskiiren. wolche nach verschiedenen Quellen mit Henikhis tn-
Hsmoien oder nach ihm geweiht wurden, habe Triptotemo» ^weifat. bericbtei
XenopboD '') , während bei Anderen Andere .BumolpoB »der Huaneosj ^niBBl
werden.
Dieses und insbesondere die xennphi-n tische Version ist die Orundl&ße beider
Vasengemfllde, von denen B. die Einweiliung di-s [leraktes allein, A. diejenifte ile*
Herakles nnd der Dioskuren anhebt.
In beiden VasengemSIden nehmen . in der nanptsnrbe ftttere in stimmend mit
einander pnippirl. Demeler ailKend nnd Kora neben ihr siebend*") die Mitte der
romposition ein. In It. ist Demeter tinrch kalutho« förmigen Kr)|ifiichmurk ' nml
das Scepter". in A. nur dnrch dieses cbarakterisirt ; Kora. in lt. hekrilnzl. in A.
wie Demeter barhftuptig. ist in beiden Bildern ausnahmsweise leicht bekleidet . in
B. mit ganz entblößter, in A. mit dllnn verschleierter Brust^', beide Male mit dw
lanfiren Fackel"' ansgestattet nnd lehnt sich in B. auf einen dttnnen I'feiler, In
B. Ist der Demeter der Plutosknabe mit mSehtig'em. aber leerem FtllllivrTi bei-
gesellt, in A. erscheint derselbe auf dem Rvs. wieder'';.
In A. flitzt rechts [vom Beschauer^ neben Kora TriplnInmoH auf eeineni
geflügelten Schlangen wagen , wesentlich su wie in dem Bilde seiner Auiotrndnnf
No. rni jAtlas Taf. XVI. No. IIJ., in dem eleusinischen Kelief Atlw Taf . XIV.
No. 4, auf den oben B. 5b 1 ff. bt^sprecbenen eleusiniechen und athenischen MUnien
^MOnztaf. IX. No. 1 a. b.. 2 a. b. nnd in der demnüclist in Ijespreehenden ct-
maeischen Kelii-fvase Alias Tiif. XVlll. N.k ^m . Er hüll Xiclii;; in don IIAndM.
mit deren Erhebung er offenbar eine an die Göttinnen , znnKchat an Demeter ge-
richtete Rede begleitet. In B. nimmt seine Stelle eine ganz in ihr Gewand ge-
hüllt dasitzende Krau ein, der gegenüber' die von Eros begleitete Aphrodite
angebracht ist. Dafür erscheint hier Triptolemos. in kleinerem MaSetabe dar-
gestellt, auf seinem geflflgclten Wagen wesentlich oben so wie in den Bilden
seiner Aussendnng No. 51 — 5;t (Atlas Taf. XVI. No. IS— 15) stehend, schwe-
bend über der Gruppe der Göttinnen. Daß hier von einer Scene seiner
Anssendung ganz entschieden nicht die Rede sein könne , lehrt, obwohl dies voi
i) IHod. Sloiil. IV, I (. 21 : Aijiitirup '.e rp;,; täv xiStipftüi toÜ KEVTi-Jpor« ^iwi Ti pnfi
b) Xenophoti Hell. VI. 3. U liDt KiUiu (als lladucheiO lu den UliniMiiiotiii-rheii Oe^iBilln
»»gen : ÖIkiiov [li-* oJ^ i,t, f«]Si Ei:),a initf Jptiv J).)>-(]Xois -fifiä; . iirti J-tjctai [»r« TptctOupe;,
4 '(])iiTcpiic npd'iovo;, Td A'F|)ii,T|Tpa; %t\ K.6pii i^ltrßi Upa npniToi; ^fvoi; äti^vi lleiiliii
TE, tSi u|i£T£p(p dpyfjtr^, ml iiooiftiooi-., -nXt ■j\ifripoi-t r;ij),!niv it>„
c) Vor«!, oben S. 513 die Reliefe 15, 17 u. IS.
d) Vergl. oben S. 51.1 die Iteliere -I. 12 ii. 18. S. :>2(> die Vssoribilder ■. und b.
c) Vergl. oheii R. 514 die Iteliefe 4. T, 12, 18. K. 52t die Vaaeiibildei i. — r. f. 1.» '
II. bb. dd,
f) Vergl, oben S. 514 Relief 13 und Str.ihe 8. n. O. S. !IS f.
f) Vergl, oben S. bH dts Uellefe I. 4. 17, IS, 211, 23, S. 521 die Vasenbilder b. n. • k.
I>) Vetgl. Strabe a. a. O. S. 54,
11. VERMISCHTE MONUMENTE. 671
Stepbani*;, Gerhard**) und Welcker*^ verkannt worden ist, der bloße An jücnschein.
Es kann aber weiter keinem begründeten Zwei fei unterliegen, daß Triptolemos hier
als von seiner Sendung, durch welche und in der er im eigentlichen und
thatsächlichen Sinn erst zum Heros der Demeter geworden ist, heimkehrend
gedacht ist, und daß sich dieses sehr bestimmt auf die angeführte überliefernng
bei Xenophon beziehe. Alles ist bereit zur Einweihung des Herakles, nur Tripto-
lemos, durch welchen die Weihe vollzogen werden soll, fehlt noch. Aber auch er
kommt im entscheidenden Augenblick von seiner Fahrt zurück, und auf ihn sind
deshalb die Blicke der Demeter, des Dionysos und des Daduchen neben Demeter
(s. unten) gerichtet. Dieser Augenblick, wo eben die Weihe vollzogen werden
soll, ist demnach in B. in größter Schärfe, in A. etwas anders, vielleicht nicht ganz
so prägnant dargestellt, aber ohne Zweifel eben so wohl gemeint.
In B., wo es sich nur um Herakles' Einweihung handelt, erscheint dieser
in leicht erkennbarer Gestalt und durch die Keule in der gesenkten rechtun Hand
vollends deutlich bezeichnet, links in einem etwas höhern Plan , etwas mehr im
Hintergnmd; , als die Göttinnen. Als Myste ist er bekränzt, wie der DaduchoS)
mit so kleinblätterigem Laube , daß man gewiß berechtigt ist , von Myrten , dem
Laube des demetreisch-eleusinischen Kranzes^), zu reden. Als Myste hält er fer-
ner, wahrscheinlich wenigstens, ein Geräth in seiner Linken geschultert, welches,
wenn auch nicht in absolut identischer, so doch in sehr ähnlicher Fonn in A.
bei allen drei Mysteu wiederkehrt, aber noch nicht mit voller Sicherheit ge-
deutet ist. »Fackeln« wird man diese Gegenstände mit Stnibe iS. 55) schwerlich
nennen können, »Scepterstäbe« mit 0. Müller*^ eben so wenig, denn Scepter sind
Stäbe und weder Scepter noch Stäbe kommen in dieser Gestalt wieder vor. Die
Bezeichnung als »Eiresione« hat Stephani^) ohne Zweifel mit Recht abgewiesen.
Newton (a. a. 0. p. 57] bezeichnet diese Gegenstände in A. als »a kind of
fasces omamented with projecting knobs and probably formed of palm bran-
che.8 bound together«, womit dem Augenschein einigei*maßen (mehr aber für B.
als für A.) entsprochen sein mag, offenbar aber nicht eher wirklich Etwas gesagt
ist, bis man die Verwendung solcher Bündel von zusammengebundenen Palmen-
blättem im Mysteriencultus nachweist. Einen antiken Namen für ein von den
Mysteu getragenes Ding, welches sehr füglich in den von Herakles in B., von
ihm und den Dioskuren in A. getragenen Gegenständen erkannt werden kann, hat
Stephanie) bei dem Schol. Aristoph. Equitt. 109 in den Worten aufgefunden:
Baxyfov oi Tov iitovoaov jjlovov ixaXo'jv, ik\i xat Toi; tsXo'jvt«; tÄ op^ta xat
Too? xXaSou; 00^ oi [xoarai cpepoüai. Strube tS. 56) zweifelt an der An-
wendbarkeit dieses Namens auf die hier in Bede stehenden Gegenstände, offenbar
weil er diese für Fackeln hält, während Wieseler (a. a. 0. S. 151), obwohl er
sich nicht bestimmt darüber ausspricht, eher mit Stephan! einverstanden zu sein
a) Compte-rendu etc. poiir lannee 1859 p. 33.
b) Ges. akad. Abhh. 11. S. 465, z*.
c) Grierh. Gütterl. II. S. 040. Vergl. Strube a. a. 0. S. 23.
d) Stephani, Compte-rendu etc. pour l'aim^e 185U p. 44, 57, 1862 S. 51», Strube a. a. 0. S. 29.
e) Zu den Deukm. d. a. Kunst a. a. O.
f) Compte-rendu etc. pour Tanne'e 1859 p. 91 Note 5.
g) Compte-rendu etc a. a. O. p. 91 Note 7, vergi. p. 115.
Ms
111. MTTIIKM DKR UlCMBrrKH ['KD KOtA.
scheint. Und in der That könnte sich ein Zweifel knnm i
der in ilon beiden VH^nbildem dargestetlten ßcgeustiliide kirft^tili, lll dUlA, 'tb
der Sclioliaet von dionj'si^cheii Orgien insbesonilero nder YOti MystCtim ÜtKVWh
reduD will und <>l) in den erateven bi>«ondere. nur hier ßdlxjfbt getOdMti üt/f/t
üdcr Zwei(!:htlndol ^ehnudhnbt wurden, oder anch in AMem (Mtei«i8«Bai;'tb-
lio»ondcre aucU denen der Demeter und Korn. Und It riA traf fflMW flwgttl
wohl kaum eutsrlieidend wird antworten lassen, die Hitdeftti DettUi^** ^<"^^>l^'
lirhen Gefücnstftnd^' ab«r, äie mifgen bo riclitig oder so fUMfa fleiM'1*te I
lür die Natur der Trager dieser Gegposttnde Nichts begebe»/ .
verzichten, die fragrliehen Personen durch ihre Altrili
stimmen zu können, als welche sitf Hieb jedoch, namiuflleh aHutUBf^tB A.,
bin durch die ^anzc Sntur der dargestellten Hanilltiuj ;
erkennen ^ehen und ab welche sie, wenigstens in A,.
mein verstanden worden sind. Daß aher B. von A. uicM «oU i
künne. die» zum mindesten mjtchte äti-nbes Ausein andenstnnig so i
jeden berechtigten Zweifel erheben haben. ■ ' '
In A. nun, wo der Herakles von B.. und »war. trata Bei«« «Dt jvgaaMAm
Oeätnit, durch die Keule sicher bezeichnet, sieh an ftbnlfeliw Stellfl fn ietOtttf^-
sition wie in B. wiederfindet, flind aulkr und neben ihn Ae DIosk*T«B dil|*-
stellt. deren einen, rechts, ein vor seiner Stirn .in>:iferftditer Stcn Biber Ml
ümakiaMitm BolleB, irlhnmcl sebi Bruder, danh die tteapomätm bMtiMBt wirf.
4.aofa di« Dioakuren Bind bfer «ehr jngendlidt gebildet, ^eis diM gOt vo« da
dugeateUten Personsn, Demetw Biobt «i^eitaiBKieH, nnd ist eiB« der BipstIfM-
liiihkaiiMi lad Seltsuakeitai £e«er Malerei, als derea Kw«ite ea hetioi'gebBtW' M
werden verdieBt, daß dea drei Mj^sten die Ffiße und ein grSßerer oder gcriagerer
Theil der Beine fehlen, eo daß es aussieht mehr noch als wateten dieae PeraoMi
durch irgend eine unänrchsichtige Materie, denn als steckten ihre Ftlße hinter ntcbl
ausgedrtlcktcn Schranken.
Hier nun wird der erstere der Dioskuren iKastor ?) von einer fackeltrageodei
und bekränzten Figur, welche mit einem kurzen, gegürteten, die ganzen Arne
bloß lassenden Chiton und mit hohen Srhnilrsliefeln bekleidet ist, /eTp erl xäpKf
mit lebhaftem Schritte gegen die Mitte des Bildes herangefllhrt , wo, jenseits der
Kora von links her eine fast genau eben so charakterisirte Figur, welche dem Hen-
kles und dem zweiten Dioskuren vorangeschritten zu sein scheint, wie eiseB Aanf
hegleitend den linken Arm erhebt.
Auch diese beiden so gut wie identischen fackel tragen den Figoren erscbeiMa
in diesem Bilde so zart, daß sie von den meisten Erklärom für Frauen gekaltei
nnd mit den Namen »Artemis^ und »Hekate« oder auch »Athena« und >Ajteiiit(
(Gerhard), endlich »Helaeira« und nphoebe« (Panofka) belegt worden sind. Hkr
aber dürfte die Vergleichuug der, wenngleich nicht absolut identisch erscfaeinendei.
doch ohne allen Zweifel in der That identischen Figur mit den beiden Fackeb ii
B. links zunächst neben Demeter auf eine ganz andere Erklärung führen. Dm*
daß diese Figur, wie zuerst Bursian*) ausgesprochen bat, männlich «ei. hil
Striihe ^S. 2;i) auch nach meiner Überzeugung mit viillem Rechte behauptet n'
a) LiUBtu. Centrdblmti
1 1 VERMIBCUTE MONUMENTE. 673
gegen Stepliani^ aufrecht erhalten. Ist sie aber männlich, so kann sie kein An-
derer, als ein Priester der Demeter, und zwar derDaduchos sein, woraus
dann folgt, daß auch die beiden Parallelfiguren in A. Priester sind, welche,
wenn man sich nicht, da es sich um Agrae, nicht um Eleusis handelt, vielleicht
besser mit dieser allgemeinen Bezeichnung genügen lassen will, etwa alsDadnchos
nnd als Hierophantes bezeichnet werden können.
Wenn hiermit die Handlung in beiden Bildern ihre Erklärung gefunden hat,
so bleiben noch einige Einzelheiten in beiden Compositionen zu besprechen tlbrig.
Sehr einfach erledigt sich die Andeutung eines Tempels durch sechs obere Säulen-
enden mit Capi teilen im Hintergrunde von A. als Bezeichnung des Eleusinions zu
Agrae, in dem oder in dessen Vorhofe die Handlung vor sich geht, wie tiberein-
stimmend auch von den früheren Erklärern angenommen worden ist. Weniger
sicher ist die Bestimmung des Gegenstandes unterhalb der sitzenden Demeter in
demselben Bilde. Ein für Kora bestimmter Sitz, wie Stnibe S. 47^ wollte, kann
in demselben nicht erkannt werden , und was hier ein beliebiger Schemel (foot-
stool , von dem Newton redet, sollte, ist auch nicht abzusehn. Möglich, daß
Wieseler S. 152) das Richtige trifft, wenn er diesen Gegenstand für »einen ver-
hüllten Behälter von heiligen Dingen Xtxvov'« erklärt, eben so wie er Recht haben
mag, wenn er die neben diesem größern am Boden liegenden kleineren Gegenstände,
welche Newton als » marked witli diagonal and ti-ansverse lines « beschreibt, für die
bei der elensinischen Weihe gebrauchten |3tj3Xoi^) hält.
In B. sind noch die in A. nicht vorhandenen Nebenfiguren zu erklären, oder
ist vielmehr, da Aphr«>dite und Dionysos nicht verkannt werden können , die An-
wesenheit derselben zu motiviren und dem Aphrodite rechts gegenüber sitzenden
Weibe ein Name zu geben. Dionysos und Aphrodite nun haben wir schon in einer
Anzahl von Darstellungen der Aussendung des Triptolemos in den elensinischen
GOtterkreis vei'flochten gefunden; vergl. S. 5(>l f. Sollte man aber, was gewiß
nicht unbedingt von der Hand gewiesen werden soll, meinen, daß in diesen Bildern
die dargestellte Handlung, eben die Aussendung des Triptolemos, die Anwesenheit
dieser Gottheiten wie diejenige des Zeus und der Hören veranlaßt habe, so dürfte
für Dionysos mit Strube S. 53 f. zunächst auf das Zeugniß des Aristides*^) dafür
▼erwiesen werden, daß Dionysos in den Eleusinien zum Tiapsopo; der Demeter ge-
worden sei, wobei kein Grund vorliegt, zu zweifeln, daß dies auch von dem Cultus
von Agrae gilt. Weiterhin darf man das geltend machen, was Stephani*) und
Bibbeck®) über die Aufnahme des Dionysoscultus in Attika und insbesondere in
den Kreis der Demeter und ihrer Culte zusammengestellt haben. Wenn aber auch
biemach noch Zweifel über die Cultusverbindung des Dionysos mit den Göttinnen
TOD Agrae als solchen übrig bleiben sollten, so wird man endlich vielleicht noch,
gegenflber der Thatsache, daß es sich hier ja um Herakles' Einweihung handelt,
ft) Compte-rendu etc. pour Taiinee 1S62 S. 51 Note 2.
b) Vergl. Hermann-Stark, Gotte>d. Alterth. § 56 Anm. 2.
c) Aristid. Eleus. p. 30. K-fjr/jxg; oc %a\ F/jfi.oX7:(oai irdpc^pov 'Fi\euai*>(ai; a'jTfiv (tov
^idvooov) ior^oavTO xapTrtuv tcpopov xai Tpo^f,; dvHptÖTTot;.
d) Compte-rendu etc. pour lannee 1859 p. 116 sq., pour Tannt^e 1H62 S. 45.
e) Anfange u. Kntwickelung des Dionysoscultus in Attika, besonders S. 16 f.
674 III. MYTHEN DER DEMETER UND KORA.
an das besonders von Stephani in seiner Abhandlung: »Der ansehende Herakles«
ausführlich behandelte , nahe Verhältniß des Dionysos zum Herakles* erinnern
dürfen, obgleich dies ein allgemeineres ist, das mit der hier dargestellten Scene
insbesondere Nichts zu thnn hat. Denn abgesehn von allen Cultusbeziehungen des
Dionysos zum demetreischen Kreise und zu den Mysterien von Agrae könnte ihn
seine Thoilnahme für Herakles zu eben dieser Scene herbeigebracht haben. Sei
dem wie ihm sei, auf jeden Fall ist die von Strube a. a. 0.; mit Recht hervor-
gehobene wichtige Thatsache zu bemerken, daß es sich bei dem hier dargestellten
Dionysos augenscheinlich und unzweifelhaft um den volksthttmlichen Gott und ganz
und gar nicht um den mystischen lakchos handelt.
Etwas anders liegt die Sache für Aphrodite. Ihre Verflechtung in den deme-
tre'i'schen Kreis kann so wenig wie diejenige des Dionysos bezweifelt werden, und
ihr Erscheinen, insbesondere bei der Aussendung des Triptolemos ist am oben an-
geführten Orte nachgewiesen und motivirt worden. Für ihre Betheiligung an den
Weihen von Agi'ae dagegen giebt es außer der Pelike von Kertsch kein Zeugniß
und Strube hat für seine Behauptung S. 50;: »durchaus mit den kleinen Mysterien
in Verbindung gebracht werden müsse auch Aphrodite« keinerlei Beweis beigebracht,
denn auch die Berufung auf ihr Erscheinen in dem cumaeischen Vasenrelief, wel-
ches atheuisch-eleusinische Gottheiten und Piiester vereinigt zeigt -s. unten-, ist
kein Beweis für ihre Verflechtung in die Mysterien von Agrae. Und deswegen ist
es auch Nichts als eine nnbegi'ündete Vermuthung, daß »ihre Verehrung zu Agrae
in gleicher Weise wie bei den Thesmophorien stattgefunden haben « werde, in wel-
chen sie unter dem Namen Kolias als Geburtsgöttin gefeiert wurde . Zu verwundem
ist es nicht, daß wir über Aphrodites Hineinbeziehimg in die s. g. kleinen Mysterien
und über Art und Gnind derselben keine bestimmte Rechenschaft ablegen können,
da unser ganzes Wissen über diesen Cultus ein sehr beschränktes ist; aber noth-
wendig ist es, dies ganz oflen und bestimmt auszusprechen und nicht irgendwie
bemänteln zu wollen.
Und eben so muß man geradezu bekennen, daß wir der in dem Gemälde von ^
Kertsch der Aphrodite gegenüber tief in ihr Gewand gehüllt dasitzenden weiblichen^^
Figur keinen sichern Namen zu geben im Stande sind. Stephani^) hat sie Peith<
genannt und Gerhard^) hat sich dem m. o. w. bestimmt angeschlossen. Dabei ii
jedoch nicht zu übersehn, daß diese beiden Gelehrten in dem Bilde der Pelik.^>i
von Kertsch eine Aussendung des Triptolemos erkennen zu dürfen gemeint habeirr^
bei welcher ja Aphrodite von Peitho begleitet in dem Petersburger Vasengemäl^^g
(oben S. 55S No. 51 Atlas Taf. XVI. No. llVi inschriftlich bezeugt vorkommt. iKL^^
nun aber die von Stephani und Gerhard befolgte Erklärung des kertscher Gemäl9^^
als hinfällig erwiesen, so muß man weiter gestehn, daß die in ihm in Frage ko^n^
mende Figur in ihrer eigenthümlich ernsten Erscheinung gewiß Nichts hat, das ^en
Peithonamen für sie zu rechtfertigen geeignet scheinen könnte , und daß sie sieb
namentlich von der Peitho des angeführten Vasengemäldes mit Triptolemos in der
a) Vergl. auch Preller, Griech. Mythol. II. 2 S. 267 IT., Welcker , Grlech. Götterl. II.
S. Ol.i f.
b) Compte-rendu etc. pour l'annee 1859 p. 115.
c) Ges. akad. Abhh. II. S. 421 Note 263 u. S. 465 z* (»etwa Peitho«).
II. VERMISCHTE MONUMENTE. 675
auffälligsten Weise unterscheidet , daß sie , um positiv zu reden , einen ungleich
bedeutendem und selbständigem Eindruck macht , als in jenem Triptolemo^ibilde'
und sonst in manchen anderen Darstellungen die der Aphrodite beigeordnete Peitho.
Nun hat Strube S. A\) behauptet: »sie hat ganz den Typus einer Tpocpd;« und
hieran ankntipfend S. 57 ausgeführt, er erblicke einen weitern Zusammenhang der
Mysterien zu Agrae mit den Thesmophorien in dieser als Tpocpo; erkannten Gestalt.
Als solche trete uns daselbst die mit Demeter, Kora und Plutos vereinigte Ralli-
geneia entgegen'^/, und er stehe daher nicht an, die betreffende Franengestalt
des kertscher Vasenbildes als Kalligeneia und Amme des Plutos zu benennen.
Allein in wiefern und wie so diese Figur den Typus einer tpocpo; zeige, hat Strube
nicht nachgewiesen , nicht einmal angedeutet und so ganz von selbst möchte das
schwerlich einleuchten. Ich wüßte wenigstens durchaus nicht zu sagen, welche
Züge dieser Figur die Charakteristik einer Amme tragen sollen. Und so lange
dieser Voi*dersatz nicht über allen Zweifel festgestellt ist, kann es auch zu Nichts
führen, für diese angebliche Amme nach einem Namen zu suchen oder als diesen
denjenigen der Kalligeneia aufzustellen , deren Verhältniß zu Demeter keineswegs
so einfach und widerspruchslos ist, wie es nach der von Strube allein citirten Er-
klärung des Aristophanes bei Photius (Note a. scheinen möchte^). Die Möglich-
keit des von Strube angenommenen Zusammenhanges zwischen den Thesmopliorien
und den Mysterien zu Agrae, auf welchen besonders die Stellung des Plutos neben
Demeter und Kora in beiden hinzuweisen scheint, soll hiermit nicht geläugnet
werden : bis jetzt aber ist diese Combination noch viel zu wenig sicher befestigt,
als daß es gerathen erscheinen könnte, aus ihr die Erklärung für eine aus anderen
Gründen schwer zu benennende Figur eines der beiden bisher einzigen Vasenbilder
abzuleiten, welclie in unzweifelhafter Weise die Mysterienweihe von Agrae angehn.
4. Athenisch-eleusinische Gottheiten und Priester.
Farbiges Relief am Hals einer IS^IJ bei (himae gefundenen Ilydria aus der
Campanaschen Sammlung in der Vasensammlung der kaiserl. Ermitage in St. Peters-
burg No. 525. S. Atlas Taf. XVIII. No. 20*^ .
Die Erklärung dieses dem 1. Jahrhundert und wohl ohne Zweifel attischer
Kunst angehörenden Reliefs, in welcher von Früheren ") vielfach geirrt worden ist,
gehört trotz einigen kleinen Schwächen und einigen übrig bleibenden Zweifeln zu
den in Methode und Ergebniß erfreulichsten Theilen der Strube 'sehen Studien
über den Bilderkreis von Eleusis, deren 2. Capitel (8. 2t>ff. ) sie bildet. Das
Schlußresultat Strubes (S. 45 f.;, daß es sich in diesem Relief nicht um die Dar^
a) Ariutoph. Tlieämopli. 2U5 , vergl. Photius: 'Aro>.>.6o(»)r.r>; iiiv tt^v F-^v ol oe Ato; aal
ATJfJLT^TpO^ O'JYaTfpa* AptSTO'^dvT^C ^i '-» XtUJXlXO; TpO'^Ov.
b) Vergl. Preller, tirierh. Mxthol. l.'i S. G08 Note 2, Welcker, (Jriech. Oöttcrl. II. S. 504.
<•) Nach Compte-reinlu etr, pour rannte 1S()2 Taf. 3, welche Abbildung aurh bei <ierhanl,
Akad. Abhh. II. Taf. 78. früher \^euiger gut pubiicirt im lUill. arrh. Napol. N. S. Hl. tav. 4.
d) Vergl. die frühere Litttratur biri Stephani, Cutnpte-reiidu a. a. O. S. IJ9 Note 2; hiii/u-
zufugen ist Stephani »elbst a. a. <). S. 1^9 IT. nud (ierhard, ib. den ßihlerkreis v. Kleusis, Akad.
Abhh, 11. S. 447 ff.
676 III. MYTHEN DER DEMETER UND KORA.
Stellung eines mythologischen Vorganges handele, sondern daß dasselbe ein ideal
gefaßtes Abbild eines der großen jährlichen Opfer sei, welches
den beiden Göttinnen zu Eleusis dargebracht wurde und zn dessen
Feier sich die befreundeten athenischen und eleusinischen Gott-
heiten mit den vier Ilauptpr iestern von Eleusis zusammengefunden
haben, und zwar die letzteren in rein idealer Fassung, als Vertreter ihrer Func-
tionen, nicht weder als heroische, noch als historische Personen, dies Schlnßresultat
halte ich für unanfechtbar sicher, und brauche kaum daran zu erinnern, daß das
Kunstwerk, unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, seiner aesthetischen Kate-gorie
nach an der idealen Darstellung der Panathenaeen im Friese des Parthenon seine
vollkommene Parallele findet.
Die ganze Composition umfaßt zehn Figuren, fünf sitzende Gottheiten und
fflnf stehende, bis auf eine in der Mitte, Kora, Priester, welche schon hierdurch,
ähnlich wie die Götter und Menschen im Partheuonfriese von einander unterschiedeD
werden. Der Grund aber dieser^ Unterscheidung liegt hier wie dort auf der flachen
Hand : die Menschen bereiten ein Opfer vor , welches die Gottheiten empfangei
oder an welchem sie zuschauend theilnehmen werden. Gegliedert ist diese Com-
position unter Wahrung einer sehr strengen und sinnvollen Responsion in eine
Mittelginippe von sechs, und zwei, durch merkbare Intervalle abgegrenzte Flügtl-
gruppen von je zwei Figuren , jene der Hauptpersonen , diese die etwas weniger
wichtigen Personen umfassend.
Den Mittelpunkt der Mittelgruppe bilden die zwei Göttinnen von Eleufis,
Demeter, durch Kalathos und Scepter bezeichnet, sitzend, nnd die mit einer
Fackel ausgestattete Kora, wie mehrfach*; neben ihr stehend, beide miteinander
im (ies])rilchc l>e<rriffen. Zwischen beiden Göttinnen st«ht am Boden ein gaii
kleiner, im Uritrimil vcr^roldeter Altar von tragbarer Fonn^., neben welchem nrei
nicht ganz deutlielie, kreuzweise «gestellte Gegenstände — KcisigbiiiHlel nach Ste-
phani , Zweige des Jl'jov nach Minervini u. A., Ährenbündel , wie sie auch dtr
Priester stti |':i(oa(|) im linken Arme trägt, nach Strube 8. i^li und zwar dies«
weitaus am walirsclieinliclisten — angelehnt sind. Es kann wieder keinem ZvifilVl
unterliegen, daß der flammende Altar auf das sieh vorbereitende Opfer hiiiMfi^t.
wälir<*nd dessen kleine P'orm auf künstbriselien. aber nahe liegenden Cirfmilt'n 1^
ruht, da eine gniBere Altartcnm die knap]) gesclil(»s.<ene Compitsition unterbnchri
und grade im iMittelj)unkt eine Lücke lierv(>rgebra('lit haben würde, wogegen »ii
kleine als Andeutung dessen, um was es sieh handelt, genügte.
Den (icittinnen zunächst stelin die beiden wichtigsten Pries^ter . dtr Hier*
phant und der Kpibomios, jener der vornehmste der eleusinischen Vt'u^si*
sehaft* , dieser derjenige, welcher bei dem sich vorbereitenden OptVr die IUb'
iunetion zu v(M>ehn bat. Der Ilieropbant, welchem die (»berste Leitung drs H|ii
und die Wei.^sjjgung aus <lem Optertbier (d)Iag. wird cbarakterisirt durch die ij
a) Vciiil. obfMi S. .Mii iiM'i das so t-bcri piiMifirt«' lU-lirf 3ii< (l»-in .X-kl»!-!.: ü «m '».!.':'
• I«'r Akrojxilis \uii Atlu-ri in »It-n M iltlu'iluiiLit'ii <if> «IimiIx In n .ircli.uKb»::. In^üfit- • V''"
l.il. \\ III. S. '1\'A t. .^. ;iii(h die l»L'i'i«n in'tii ii-tainllH li am in'i>tt'ii \ rr'.N.ifi.t;i :i W>t
Atla> 'l'at. Will. N... is ,i. ]\\- nXwu S. li«.«.» i.
h) Vrr^'l. Sifpliaiii, ('(tiii|»t»'-r«'rniii etc. jt.tiir I inii«-'«,' l^ti'J S. Jl Nut,- \
« ) \'ti;.'l. <li<' N,itli\vfi-r Itri Striil«' S. 'H\.
\ l. VERMtßCHTE MONUMENTE. 677
feierÜGhe Priestertracbt der geärmelten und gegtlrteten Stola, als Mantis durch den
Dreifuß hinter ihm und als Priester des Dionysos-Iakchos durch den Thyrsos,
welcher in seinem linken Arme lehnt ^) ; ob in diesem Sinn auch der Kranz zu
deuten ist, mit welchem sein Haar geschmückt erscheint, mag dahinstehn, in sofern
Strube -S. 44; einen dem llierophauten zukommenden Myrtenkranz '^j zu erkennen
meint, während die Zeichnung vielmehr einen Epheukranz erkennen läßt^). Daß
in dieser Figur Dionysos nicht gemeint sein könne, welchen Stcphani u. A. an-
genommen hatten, ist durch Strubes richtige Bemerkungen (8. 41 f.; nachgewiesen
worden.
Dem Hierophanten links neben Demeter entsprechend, steht recht« neben Kora
der Epibomios (b stti T(o fiajjjLO)!, der eigentliche Opferer (Oucov), charakterisirt
vor Allem durch das von ihm am Bein getragene Opferferkel und die im lin-
ken Arme gehaltenen Ahrenbündel, welche schwerlich als etwas Anderes erkannt
werden können und deren Bedeutung als Opfergaben, sowie ihre weitere Verwen-
dung im eleusinischen Cultus Strube (S. 1^9) nachgewiesen hat. Weiter aber be-
zeichnet den Opferschlächter seine Tracht, der oberwärts entblößte Körper und das
unterwärts fast in schurzartiger Form umgenommene Gewand; vergl. Strube S. 43,
welcher auch Stephanis Gedanken an Eubuleus und das durch ihn zu bringende
erste Schweineopfer S. 40 f. mit Glück widerlegt hat.
Abgeschlossen wird die Mittelgruppe links durch Triptole mos, rechts durch
Athena, welche beide nicht verkannt werden können und welche, wenn ich nicht
irre, hier als specifische Vertreter Triptolemos von Eleusis, Athena von Athen
gelten dürfen, so daß durch diese beiden Figuren, welche auch sonst, der gemein-
samen Beziehungen zum Ackerbau wegen *^), einander nahe standen, die Einheit
des atheniscli-eleusinischen Cultus auf die nachdrücklichste Weise hervorgehoben
wird. Daß dabei Triptolemos, welcher in der Weise in seinem geflügelten Schlangen-
wagen sitzt, welche oben S. 5S2 zu den athenisclien und eleusinischen Münzen
(Münztafel IX. No. 1 und 2) aus einer Reihe von Monumenten nachgewiesen ist,
liier als der nach seiner Rückkehr von der Weltfalirt göttlich vei*ehrte zu betrach-
ten sei, welcher selbst eigene Tempel hatte, ist schon lange richtig bemerkt wor-
den. Athena ist in Erscheinung und Bedeutung zu unverkennbar, als daß nicht
jedes weitere Wort über sie verloren sein würde; höchstens möchte auf den Um-
Btand hinzuweisen sein, daß die Göttin hier, wie in anderen Fällen, wo sie in
durchaus friedlicher Eigenschaft auftritt, ohne Aegis dargestellt ist.
In den beiden Seitengruppen ei*scheint je eine sitzende Göttin mit einer stehen-
den priesterlichen Figur verbunden.
Die Göttin rechts ist von Niemand als Aphrodite verkannt worden, welche
in verschiedenen Darstellungen der Aussendung des Triptolemos bereits in diesem
Kreise bemerkt worden ist oben S. 5()1), und von deren Beziehungen zu den
eleusinischen Gottheiten daselbst im Anschluß hauptsächlich an die von Stephan!^)
a) S. die Belege bei Strube S. 44
b) Vergl. Strube S. 29. Schol. Soph. Oed. Colon. GSl.
v) Der Kranz muß im Original sehr undeutlich sein, da Stephan! im Compte-rendn «tc. ponr
raiiiiee 1862 S. 'M sagt: »im Haar scheint Hie einen Kranz zu haben«.
<l) Stephani, Compte-rendu etc. pour lann^e 18G2 S. 43.
e) Compte-rendu etc. pour Tann^e 1859 p. 113 sq.
&7S III- MVTIIKK OfM DKHKTKR UKIi KOKA. ^^^^^^H
gegebenen Nacli Weisungen bt^reite die Reile g:c<wegen ist. Unser KelleT mid'Si
eben beaprochenu kertseber Eiiiweihungevsse jS. IJ74'j Keigeii auf» bestimmteste, iIaÜ
diese Beziehiin|;eii uii'bt allein an tue TriptolemoBunaseniliing ^banden siud.
Die neben Aphrodite mit xwei Fackeln in den Hunden stehende (iriesttvliclin
Figur , wdche Ste|ibani irrthiltnlich für Aitöuii» eikltirt hatte . Mit auch ätrube
[8. ^3) für Wöiblirh und erkennt in ihi- die Uaducbin, wcluhe an der Stelle
de» dritten dem Range nach zweiten! eleuttinisohen Priesters, des Daducbos i-.r-
scheine. DaB eine mit zwei Fackeln (und zwar aio allein mit zweien) aasgestatt^Ir
Figur eine paMxende Vergegenwärtigung der eleusini sehen Uaduehin aei . kann
Nienutnd bestreit«!!, und daß eine Dadnchin neben dem männljctien Dailnchns, wie
eine Hierojihautiu neben dem männlieben Hierüpbantes'), vorkomme, bat Strub«
naebgewieaen 'S. .'40'. Nichts desto weniger wird sieb nicht wohl Uugnen laaseo.
daß diese eine Priesterin neben den drei männlichen Priestern denn anch die eal-
Bprechende Fignr links ist mäunlichj etwns Auffallendes und AiisUllIiges hat, OBd
das, was Strube (S. 41) zu ihrer Motivirung anführt, nicht eben viel besagt. Aber
ist denn dieise Figur au entschieden weiblich? Nnr eine den Hals umgebffiale,
tlicilweiae erhaltene Perlenschnur scheint eine be«ldinmt bejahende Antwort in et-
helnehen . denn das lange Haar , welches ebenfalle dafür ed »prechen aclwinen
kllnute, bat Strube ala auch dem männliclit^n Daducho« wie dem Hierophanteii n-
kommend nachgewiesen S. 2!)\ und es trägt aolchee der männliche Dadudioa der
IVlike von Kert^ih s. uhen 8. Ii72 t'.;. Im Übrigen kann das Costllm . e'm nngv
gtrtster kviMr Chiton nnd CMromideo v«t enen JOng^iag« w gvt miB Bieht
pwacndw getra^n werden:«!» von einem WaOw, Sud wem St^lual, n> dfe
▼cm Um ugenommene ArteniBni atOtiea^), tat cUeiaalbUend iMlw>Bi«t*
' dieser V^gmr hingewiesen hat , welebe — fUia es aieb vm nia Wem haadett —
ovor allen Anderen grade ftlr Artemis« passe, »die man bekanntlich als nnr ebe>
reifende Jungfrau und mit fast männlicher Brnst zn denken |)flegte*, so fragt es
sich, ob man daraus nicht den Schluß ziehn dtirfte, daß für ein anderes Weib eine
so »anffallend flache Brust« wenn nicht unmAglicb, so doch unmotivirt sein wflrdr
und üb man daraus nicht weiter folgern durfte, daß es sieh in der That doch
vielleicht nicht um ein Weib, sondern um einen Jflngling handelt.
Die Seitengruppe links wird von Artemis und dem vierten Priester ge-
bildet.
über Artemis' Beziehungen znm eleusiniscben GAtterkreise , von denen , wie
von denjenigen der Aphrodite schon oben bei den Triptolemosmonumenten ge-
sprochen worden ist, bat wiederum Stephani'') die meisten Zeugnisse ansammen'
gestellt, der hier die Göttin verkannt und, wie Stmbe (S. 37) dargethan hat. irr-
thflmlich Rhea genannt hat. Dafür, daß hier in der Tbat Artemis gemeint sei.
sprechen, außer der in der That unverkennbaren jugendlichen Frische der gaoiea
Gestalt, ganz besondei-s die Kreuzbänder, welche außer dem Gllrk-I ihr Gewanil
um die Urust zu snmmenh alten und welche allerdings nicht der Artemis allein, ««bl
aber vor anderen weiblichen Gestalten zukommen ''< und von denjenigen, welrhc
a) Vecel, Sitiibc S. 211.
I') CnrnpIe-rKtiilii eU-. paiiT l'aiiiii''c ISG'^ S, il Notu b.
i) ('oiii|ile-ri:ii.lii etc. piiiir l'ntiiK'a I65U p. IKl K<|.
i<| Vercl. Stephani im <'-oi>ipt<!-ren<l'i u(l'. pour Itnufe ISlUI 8. Hi.
II. VERMISCHTE MONUMENTE. 679
hier flberhanpt in Frage kommen können, was weder von Hekate noch von Ama-
zonen oder Erinnyen gilt, wohl so ziemlich ihr allein. Auffallend auf den ersten
Blick ist für Artemis der kaiathosfOimige Kopfschmuck; wenn aher Stmbe, um
denselben zu belegen, manche sehr bedenkliche Analogie angezogen hat, u. A. die
Darstellungen der Artemis Ephesina, die mit der hier in Frage stehenden Artemis
Nichts zu thun hat, so ist diesem Mangel durch Wieseler*] in ausgiebiger Weise
abgeholfen worden. Und somit bleibt ungewöhnlich fttr Artemis nur das lange
Scepter, welches sie in der Linken hält, von dem man doch aber gewiß nicht wird
sagen dürfen, daß diese Göttin als Göttin dasselbe nicht führen könne^). Hier
aber, wo außer der mit ihrer Lanze versehenen Athena und außer der die Fackel
haltenden Kora, die anderen Gottheiten, Demeter, Aphrodite und Triptolemos, mit
gleichen langen Scept^rstäben ausgestattet sind, konnte Artemis nicht wohl ohne
ein derartiges Zeichen ihrer Göttlichkeit bleiben, es sei denn, daß man ihr die ihr
als Phosphoros ohne Zweifel zukommende lange Fackel zu geben vorgezogen hätte.
Das ist aber wahrscheinlich nicht allein deswegen nicht geschehn, weil eine lange
Fackel in der Hand der Artemis unmittelbar neben derjenigen , welche der neben
ihr stehende Priester hält, künstlerisch sehr ungünstig gewirkt haben würde, sonr-
dem auch deshalb, weil eine Fackel bei Artemis neben denjenigen Fackeln, welche
Kora und zwei der eleusinischen Priester halten, leicht begriffsverwirrend hätte
sein können. Denn die Fackel in Artemis Hand weist doch auf ein anderes Licht
hin, als diejenigen der eleusinischen Gottheiten und Priester.
Was aber endlich den neben Artemis stehenden vierten Priester anlangt,
welchen Stephani für weiblich erklärt und als Hekate betrachtet hat, so kann an
dem männlichen Geschlecht dieser Figur im Ernste nicht gezweifelt werden. Daß
es sich um einen Mann handele , geht , wie dies schon Minervini ^) und nach ihm
Strube (S. 43) bemerkt hat, aus der gesammten Haltung der Figur, aus ihrem
kurzlockigen Haar und aus der Art hervor, wie sie das Obergewand umgeworfen
hat, wenn man die in der That nicht zu beurteilende Form der dicht verhüllten
Brust bei Seite läßt. Für die von Stephani ^) als weiblicher Putz in Anspruch ge-
nommene s. g. »Perlenschnur« im Haare dieser Figur aber hat Strube in dem
Kopfputz eines Jünglings in einem im Compte-rendu etc. pour Tann^e 18G0 Taf. 1.
(vergl. S. 27 » Blätterkranz a?i publicirten schönen Vasengemälde eine unverwerfliche
Parallele beigebracht.
Wenn nun aber diese Figur männlich ist, so bleibt für sie, welche zunächst
dem Daduchos neben Aphrodite, weiterhin aber den beiden anderen Personen, dem
Hierophanten und dem Epibomios entspricht und ohne allen Zweifel mit diesen zu-
sammengehört, nur der Name des vierten eleusinischen Priesters, des Hieroke-
ryx übrig. Daß für den Keryx so gut wie für den Daduchen die kurze Chiton-
tracht geeignet erscheinen mag, wird man Strube (S. 45) zugeben können, ohne
deswegen tlber die auch von ihm berührte Frage, warum der Keryx als solcher
nicht mit dem für ihn natürlichen Attribut, dem Kerykeion, wie der Daduch mit
a) Za den Denkm. d. a. Kunst II. ^ No. 156 f.
b) Vergl. auch E. Braun, Bull, deir Inst, von 1855 p. 4.
O Bull. arch. Napol. N. S. III. p. 73.
dj Compte-rendu etc. pour Tanntfe 1862 S. 43.
Ov erb eck, Knnfltmythologte. III.
680
ni. MVTIIEN IJKK BEMKTKK HNIi KORA.
zwei Fackeln, an^estattet sei. sondein ebenfalle eine, und xwxr einebräönähA
große, auf den Üutlen aiifgestfltzte Fackel lialte, so leicbt binwpg zu gelin. wie er
ea in den Woi-tnn tlml »die Autwort ist einfach ; er ist hier beim Opfer bethdligt
mußte also auch duich ein Kum Opfer gehöriges Ätirihnt gekeunz«ichael werdtu'.
Sun ja; "beim Opfer gebietet er die £Ü5;t,]j,ws sagt Strube selbst 8. :tO und mto
sieht daher nicht ein, wie er. mit einem anf eben diese seine Function hinweisen-
den Attribute versehii , niclit liätt« a.h am Opfer betlieiligt gekcnnueichuet sein
seilen, Ja. ob mau eine Fackel in «einer Hand eine Kennzeichnung nennen kann-
Zngeben kann man , daß vom kllnstleri seilen Standpunkt ans die beiden Fackeln
dcK Daduchen i'echfs liier ein Gegengewicht verlangten, nur daß man damit nimmer
beweisen kann , daß durch die Fackel in der einen Hand ein Kerylwiun in der
andern anageschioasen oder zur Bezeichnung der Ilieritkeryx Hbt-rttUsaiK gewesen
wUre. Allein, sei dem wie ihm sei; einmal sind wir Ober die Oultunriten tod
Eleuitis doch nicht so genau unterrichtet, daß wir sagen konnten, die liier ge^betw
Darstellung schließe den Oeilaiikcn an den Ilierukerys aus nnd weiter wird man
doch nicht bereclitigt sein, aucli wenn man anf diesem Punkte eine Schwtkche vder
eine Lücke in Strubes Erklärung und Beweisfllhrnng anerkennt, daraus einen Qmml
gegen die ganze, aufs beste iu sich zusammenhangende I^^rhlfirnng abzuleiten oder
das Recht, die im Ganzen eben si> besonnene wie glänzende Beweisführnng n
bestreiten.
7\
ANMERKUNGEN UND EXCURSE
ZUM
VIERTEN BUCH.
44
I
ZUM ERSTEN CAPITEL.
1) Zu S. 410, Nichdem im Texte du HtaptresiilUt der UntersuehaDg Peteisens ■!■ Tlehii|t
ariMkannt uod •ufgcnonunen worden in, tarn ei nicht die Aufgabe eein, in einet Anmerkung
ki'iner BeweiBführung ichrittweige nuhiugelin und einige nebe nsirh liehe Punkte in deftelben,
wekhe scbirerlii.'h guiz in Ordnung liuil, lu berichtigen, um lo weniger, di P.'t Ab>ehn nicht in
er&ter Linie «uf die für uns den IIiuptgegenat«nd bildende Demeter Helcina und Onatu' Veibält-
niO zu dertelbea gericfatet ist, lU vielmehr auf eine Bekampriing dei von mehren Ku mihi Etori kern
angenomuienen 'hieratischen Z«aiiges° *Ib Hament der Rettrdatlon in der kunstgeichirktlirben
Kntwickelung, nnd da ich auch hier, wie ich dies ecbon vor Jahren anigespioebeu habe (i. Be-
richte der k. laefai. Ges. d. Wisa. t. 1S64, beiond. S. 263). mit P.'a UesnIUl einverstanden oder
weaentlii'h derselben Ansicht bin. Nur luC einen Punkt in P.'s Aoteinanderaetiung lohnt >■ aieh
etwas naher einiugehn , weil deisen ganz allgemeine Fassung möglicberweise eine nicht unwich-
tige Eioachräakung wird eifihren müssen, um vülJig richtig lo sein. Auf S. 39 des plöner Pro-
gramms macht P. gegen die Annahme . die llemelei Melaina mit dem PTetdekopr und den ange-
wachsenen Tfaieren sei ein Bild eeweeen, erstem die große Unwahrscheinlichkeit oder volleuds
Unmöglichkeit geltend, daß sich die genaue Erinnerung von der Gestalt dieses Irilh unlecgegangeneu
Bildes, selbst durch die Zeiten des veifalleiien Cultua aollle erhalten haben. •Zweitens, fährt er
fort, stände ein liütterbild wie das beschriebene ohne Beispiel da ; dasseihe verstieBe namentlich
gegen ein Grundgesetz, welches griechische Kunst besonder! von aegyptlichei unterscheidet. Wäh'
Tcod nämlich diese den Thierkopt auf den Henschenlelb setit, macht es die griechische bei
Misch gestalten umgekehrt, von dem richtigen Gefühle geleitet, daS der Kopf In jedem, auch dent
ihierlscben Organismus das llauptstück ist, daß also ein Menicbenkopf auf Thierkörpei «Ire
Steigerung des ^^'eseni ausdrücken kann, unedleres IJaupl dagegen suf edleren Gliedern «idertinnig
Ist. Uit einiiger Ausnahme daher des Minotauros, der übrigens ja ein blo&es Ungetbüm ohne
gattliehen Theil, nicht ein menschücbes Wesen in Tbioigestalt, sondern ein Tbier mit Menscben-
gliedern war [1), bat die griechische Kunst bei den verschiedenen mischgesialtigen Wesen Kopf
oder {ieaUht vom Menschen genommen und meittens je langer Je mehr das Thierlschc solcher
ZwitlerbildoDgen v emie nach l ich l o Eben diese Grundsätze, nnd mar nicht minder allgemein,
habe Ich selbst früher (Gesch. d. griecb. Plastik I.- S. Ti f.) ausgesprochen und halte sie in der
Hauptsache auch beule noch für richtig. Immerhin aber terdicneD die murkwürdlgeo geschnittu-
nen fiteine aus Khusopulos' .Sammlung in Athen Keachlung , iiher uelche Heibig Im Bull, dell'
Inst. T. 187j p. 11 berichtet und von denen ich durch seine GOli- die tollenden Zeichnungen
(>on Eichler) mittheilen kann
Helbig a.
mit Figuren '
i. O, beschreibt diese Steine, welche linsenrürnilg, der Llngu nach durchbohrt und
n primitivem Charakter versehn sind, folgendeimaSen :
^4 AN»KKKUNOMN UND EXL'lfKfiE ^^^^^^^^1
t. Pletn che tWBouilEll4 tl sctpoutliiu, iroiati aiill' \toU dl CtiU: flgnn VMttt* dl lü|»
r.hilono. WD teiU che paio dl uvtllo; porU tullo (pdlo un ccrvo tnotlo. nel cunpu dne iMlU
ed um plaiila.
2. CutriiaU d«lk Mcs» pruvcnlenu : flgun toaii|;lliiitc che icggc iiillc ip»lle un butaar.
rUI quile dtpcliduna duo lioni o psnleie ul-cwI.
.1. CtiiUUu ill tocdi ; trovali ■ PhlgttU ; Hguii dl doiu» cliv piro Unudu, lu pkdl tn da*
flgurc B«mlglluitl ■ quallD indso ne' niiinail I, ei,, to* itppronenUitf^ b«iii' 4lcuii attributo.
4. ImpraiiU dl nn petto oblonga ili luettllu ((orro uilaoillstof) pvrrotalo il'alio In buw, ml
qude * IncisB U tto«» flgura «in teiU clie p«re dl etvallo, li qtitU ticnc con unbeduo I« miai
Bei geiiiuoret Bot»chluiig der jfclchiiungcn . «cUho abet, «le Ifalhig briedicb mahnt. mH
Vurelvht III gebfaucbcn citid, da der .Srhnftt der Staitie wht roh lat u[id die AbdrOrkc an Sthiit«
lu wünschen Qbrie Ihskii, wird »Ich «obl J«dem ein Zirelfcl tunichet aber die Kaint de« Koprsi
dluser Figuren nr^beli. Wenn mui demelben bei Ni>. I in der Tbat (ür einen PItrAflnpl uil
Andeutung der Hihoc halten kann, wird oiui bei No. 1 betten Falls den gobogenen Pfeid^alt
m crkeuiien veTDiSgen, wnNriind der Kopr dem einea Pferdr» diiichaiis tilohl gleUbt. Bei No. S
wird mm bebsei auf Jude nthore llesUmmune «erxii'hton und nur die thierisohen Vonnta Im
Allgemainen coustailren, wthieiid eridlkh Mo. '1 fm Kupf eher die Fonncn einei Wolfe«, all die-
jenigen irgend uiiieii andorn Tbierei crkciinun lüfit. Welter aber darr nicht Ubcnckn «nden,
daO, wihrond die aurrechte i^leliung bei'allen diesen Pigarcn der meuachltehen nnUprfebt nM
«uch die Handlung nnd Bewegung memohlleli \al, am alchenlen bei No, 2, demniffail anch btl
Nu. I nnd 'i aucli Oborki^rpei und Arme, und bei >". 4 wenigtten« die letitonn niVDtehliiha
Kurnic^n zeluen, dagegen diu Beine und Füße von sehr twcifelhtflor Katar encbelneu und nn
bei Md. 1 all nienscbllihe mit ilemllchei BcBliiDintboll erkannt verilen künneu , ■ahnad «Ic Wi
Ho. 4 gant uniweifolhift thlerlifhe Fonnau icigoii, bei No. 2 undeutlich alnd und bei So. i ilci
weder als menachllrb noch als tblerisch aul'l'asacu latien, es sei denn, daD man ao Insektee-
(Orlllen-] belne denken wollte. Wenn also ■':hDii äelblg dleae selUanen Uestaltnn nkhi etwa al>
l>aT»teilungen der DainetBC Hulaina betraehlei, landein sie nur. wegen des Thiorhauptu auf Im
Allgemeinen menschlichem Körper, mit derielben terglirhen hat (coDfrenUt), eo wird man dli
nur IhdtwoUe meriitriilichen IWInu und die tum wunrlorlli-hc .\it , wie der I 'iili-rkürper und itl»
Gewandung behandelt sind , ala weiten Homente dei VerMhiedenhelt lu beielebiMa katan.
Allein, so wenig diele Gestallen daiu angethan sein mögen, die einstmalige Exittcni dna) BIMei
der Demeter Melalui , welehea ans anderen Gründen In'i Fabelbuch gesehrieben Ist , wiederum
wahrscheinlich lu machen, so sehr verdienen sie dem Satze gegenüber Beachtung, daB grlechiseht
Kunst niemals ein Thlechaupt auf moiiscblichen Körper gesetzt habe, ausgenommen bei dem l'n-
gethüm Minatauras. Denn, mag man srhlteDllch die wunderlichen Gebilde erklären wie man vill
— und (ür >o. 1 und 2, besotidora für No. 1 scheint eine Dentnng ans dem Kreise der Arlemli
Vergleichs» eise am nacbsten tu liegen — , für Ungethüme von der Art des HInotaaros wird man
sie doch wohl In keinem Falle hallen wallen. Wollte man sie aber rüi ungriocblsch erhliien, »
würde es daraur ankamniun, ihren l'rspiung nachzuweisen nnd hei barbarischen Vfilkcm decken-
dere Analogien beizubringen, als welche auf griechiscbem Boden beigebracht werden können.
2) zu S. 413. Förster, der Raub und die Rückkehr der Peisepbone S. 100 meint, daB cIm
Rücksicht auf den Itaub und die Rückkehr Koias die Auswahl der Figuren In diesem Relief be-
stimmt und daB dasselbe in dem rellglonskoudigen Bosrhauer die ErinDeinng an den Koramjtkni
unmittelbar wachgerufen habe. Das Schicksal des Hyaklnthos und der Piriyboia, «elebe frftk-
telilgen Tod erleiden, aber lui Olymp Aufnahme finden, entapiecbe dem der Pen«phoM, und k
reprascntlrc gcwlsseraiaßen I'lutan mit Aphruililc, Athena ond Artemis dl« xcEBoloc oder ap::iY<,.
Demeter mit den Heren und Moiren die ävo&o; der Kora. Diese Aunahmen sind achwerlicli rr-
rerhifcrilet und gegen den im letitcn Satio vermutbeten Sinn der Fignren dOrRe achon der»
Anordnung sprechen i i^ &r)iifj'n,p %i\ K4f)? xai [IXoijTorf, in\ hi airali MoTpoC tt iii 'Qfdi.
aiv hi atfiaii 'A^ffiijöirT] xa'i 'All»|vä te xal 'ApTC[»tf xop.lCouai hi ci; Oüpaviv 'TixtvSn-. m
[loXJßoi'iv. Ganz riclitig hat lielmehr schon Trend eleiihurg (Bull, dell' Inst, von 1S7I p. I>l
ausgeepruchen : Vencre e Mineiva e Diana ronducono OiacInto e sua sorella nel clela Imperwk'
la piesenia di Cererc, Proserplna e Pluterw non laaciauo dubttara che feaso crSgialo U mooaats.
«TB Giacinie laacla II Taruro. Uer allgemeinen rallgiaieD Idee nach aber Oodet lieh Ja nicht ^kii
ZUM VIERTEN BUCH. 1. UND 2. CAPITEL. 685
in Hyakintbos und Polyboia eine Paralle zum Koramythus, sondern dergleichen Parallelen liegen
mancherlei in verschiedenen Formen vor.
3) zu S. 413. Förster a. a. 0. S. 100 und S. 248 meint, die Statue sei durch die beiden
Fackeln als Sachende (die verlorene Tochter suchende Demeter) charakterisirt gewesen. Allein
dies wird zweifelhaft durch die anderen Beispiele von Darstellungen der Demeter mit zwei Fackeln,
denen allen den angegebenen Sinn beizulegen doch wohl schwerlich gerechtfertigt sein möchte.
Vcrgl. im VI. Cap. die Münzen No. 10—12 der Liste und das Verzeichniß der Münzen mit der
fackeltragenden Demeter, welches Förster selbst S. 252 mit Note 1 unter Ablehnung der Bezüg-
lichkeit auf die rXdvT] A'/jfi.Tjrpoc aufgestellt hat, ferner im VIII. das Vasenbild i. Auch daß Kora
gelegentlich zwei Fackeln hat (s. Cap. VII. Rel. 2, 3, 6, Cap. VIII. die Vase s. ), dürfte zeigen,
daß die zwei Fackeln nicht ausreichen, um auf die C^tt^gic der Demeter anzuspielen, sondern daß
sie noch andern Sinnes sein können , zumal wo es sich um eine Einzelstatue der Göttin ohne
Hervorhebung irgend einer Handlung oder bestimmten Situation handelt. Dazu kommt, daß
Demeter grade bei der C'^ttjgi; gar nicht selten mit nur einer Fackel dargestellt ist.
4) zu S. 414. Wie es sich mit dem alten Idol auf unter M. Aurelius geprägten Münzen von
Neapolis Samariae (Mionnet, Descript. V. 501. 79) verhalte, mag einstweilen dahinstehn. Das-
selbe ist hermenförmig gestaltet, mit einem kalathosartigen Kopfschmucke versehn , hält in der 1.
Hand zwei Ähren, in der r. eine Geißel und steht zwischen zwei Buckelorhsen. Ein ganz ähn-
liches Idol kommt in zwei geschnittenen Steinen der Gemmensammlung der pariser Bibliothek
(Chabouillet , Catal. g^n^ral des cam^es p. 222 No. 1616 und 1617) vor, von denen der eine
durch einen Hm. Guys aus Syrien mitgebracht worden ist; es fehlen nur die Buckelochsen neben
dem Agalma, welches neben den Ähren auch Mohnköpfe in der linken Hand hält. Wenn diese
Attribute und der kalathosartige Kopfschmuck auf Demeter hinzuweisen scheinen und z. B. Cha-
boulllet bewogen haben, das Idol mit dem Namen der Demeter zu belegen, so paßt für diese die
Geißel oder Peitsche nicht, welche vielmehr auf Hekate hinführt; vergl. Stephan! im Compte-
rendu etc. pour lann^e 1859 p. 50, Förster, Raub und Rückkehr der Persephone S. 205. Sehr
stark für diese Erklärung würde das aus Caylus, Recueil d'antiquit^s T. VI. pl. XLV. No. 1 in
Gerhards Ant. Bildwerken Taf. 307 No. 36 und in den Dcnkm. d. a. Kunst II. No. 888 wieder-
holte Idol in einem geschnittenen Steine eintreten, welches im Übrigen demjenigen auf den Münzen
▼on Neapolis Samariae ganz ähnlich ist und , ebenfalls zwischen zwei Buckolochsen stehend , drei
Köpfe auf einem Leibe zu zeigen scheint. Aber freilich weiß Jeder, daß dergleichen Abbildungen
nicht über den Weg zu trauen ist. Und grade die in Rede stehende muß mancherlei Zweifel
anregen.
5) zu S. 419 Note a. Nicht näher bekannt ist eine zweite Vase desselben Malers und
Gegenstandes, früher in Canino'schem Besitze; s. Gerhard, Auserl. Vasenbb. I. S. 217 und Üb.
d. Bilderkrnis v. Eleusis III. Beilage C. No. n., Urlichs, Der Vasenmaler Brygos, Würzb. 1875
S. 1 No. 2 (D) und S. 8. ,
ZUM ZWEITEN CAPITEL.
6) zu S. 423. Wenn Petersen, Die Kunst des Pheidias u. s. w. S. 122 Anm. 3 sagt, er
wolle wenigstens andeuten, daß »der weite Schooß wie hier« grade bei Demeter, »der gaben-
reichen Mutter« sich sehr häufig finde, so möchte es in Jeder Hinsicht sehr zweifelhaft sein, ob
er hiermit Recht hat. Zunächst sind die Analogien und Beispiele, welche er anführt, von frag-
würdiger Beschaffenheit; bei »Welcker, Alte Denkmäler I. S. 85« ist überhaupt von etwas Ähn-
lichem nicht die Rede, das Citat muß also falsch sein; eben so wenig trifft »Müller-Wieseler,
D. a. K. II. 84« zu, denn mit dieser Nummer ist die wiener Amymonevase bezeichnet. Ferner
ist No. 87 daselbst die als Demeter zweifelhafte Statue, welche oben S. 110 näher besprochen
worden ist und welche für den hier in Rede stehenden Punkt, auch wenn man an dem Namen
der Demeter festhält, nicht beweist, weil die Figur keineswegs mit besonders » weitem Schooße «
dasitzt. Nur bei der Demeterfigur No. 88, einem pompejanischen Wandgemälde, trifft dies zu,
denn bei der Statue' No. 91 ist die wiederum Nichts weniger als ungewöhnliche Trennung der
I
i
686 AN-UERKUKUKN UKD EXCUBfiE
Knie JadenfsliB dulucch motWirt, dtß die Uüttiu äu itlributlti» Thlet («r d«ni Sdwot« V
hit. Äbiilii'hea ^ilt von >u. 3M, Oki. «iellciibt Domelot ; denn wenn oiui virklicb uoeboiea
«111, d*fi dluo Figm mil mehr iln geuübjilirh gutrisiiDl«]i Knien siUe, io iat du Mutiv bicilai
in dem Beutel in suchen, den Hennct ihr oben in den SchuuO lu legen inj BegrtO Itt. M'etUt
liebt PeUrson du. No. 705 >n. velcbe a mit einem ? sU lvybl^le beieicbnol, welche aber, In
der Tb«l mit weit gctreiinien Knien sitzend, ge^iü uioht X>eiueter ist, soduin So. 926 t^O ia
Teile) Tyche (^rl<:htlg['i Wie»eler : Fortunt), also alcbt Dometer und secb darohtai nickt tin^
wöhulicb aittODd, und oudlieb die bei Riiuii, Voischule Taf. 3ü abgebildete Rbe^ neldio «iaiUtni«
mit DemetoT Mi'bta zu thun hat. Krslenc also findet »Ich die vdu Petotien lui »ymbolitch-d»-
Tililetlstituh erachtete Art des äitions bei Demeter iiinäclist in den \oa ihm angeioguien Uel-
splalcn, weiter aber aur.h überhaupt nicht »gehi bauSgi, sondern »ehr vereimelt, iweileiis Ondel
gin «ich achon In den von P. anguiogenen Beispielen anch bei anderen «eibiiohen Peraunao, In
der Thftt ab«r bei ootli liel niebien und viel voncliiedenereu , als man nach Petersen anDcluBMi
Bttllt«, vergl, z. n. die erste der s. g. T hause hwcslHin im ÖGtliihen Parihenougiebel (Uichanlii
Taf. 6. k., nach Petersen a. a. O. S. U2 Hesti«;) ; und dritten:, wird inan nach dem AiUii «obl
fragen dürfen, ob ei ein richtiger und geschmackvoller liedaiikB in, Demeter als ndie gibeureidir
Mutter« dureh einen ^weiten ächooBx symbolisirt zu glaiibvn.
1) lu A. iT-i. Obgleich die Ansicht, daQ In der (iruppe zweier Krauen and oinei kiubta
..iwlaeben Ihnen im linken FIQgel ilea Weatgivbela am Paitbcuon Demeter, Kura ond lakchoa du-
gestellt seien, ton nicht nenlgen GplehrlAn getheilt wird, s. die Llborsichl bei Miebaelli, Int
Panheuoa Ü. ISO. so sind doi^h von Petersen. Die Kunst des Pheidlai u. i. w. S. I^ä f gesn
diese Nomenelatni ao erhebliche ßedeiikeii aasgesprocheii worden , dsC mau sie aucli dann nlchl
wild festhalten können, wenn man dnrüh Petersens eigene Deutung ao wenig befriedigt iat. nie
man durch diejenige llrunni In den Sitzungsberichten der k. bsyc. Akademi« van 1^71 S, 11
die Frage nach der wirklichen Rcdeutung dieser Figuren fär abgethan ciklären mag.
8) lu S. -124. Eb bandelt aich hier in erster Linie um die elgrnthä milche ^tellun{ dii
traglichen Figur, das llmporziehu des techteu Heines uBd die Umtastung des Knies mil den ft~
falteten Hinden. diese Slellunii, welche man früher in erster Linie für die Triptalemoadfotaw
benuttte, indem man dlnm^ Art zu sitzen für bäuerlich nnd eben deswegen fflr TriptaleoNit w-
famesseii bielt. indem Pclcmen hlerKBRen S. 251 wobibegründelo lienierkiinBen nuclii. sucht tr
S. 353 (T. auf eben diese Stellung seinen Beweis fQr den Aresnamen in atatten, inden er ik
eine neue Ueutang giebt und sie, worin ihm Andere, wie Stark Im PkUologiu Bud UI.
1864 S. 436 vorangegangen sind, in der Jetii allgemein als Ares anerkannten Statne In TitU
Ludovisi (Deiikm. d. a, Kunst 11. No. 250) wiedererkennen will. Die neue Deutung der !■
Frage siebenden Stellung läuft darauf hinaus, daQ in ihr sich lein Analcbhalten und Nteder-
kämpfen, ein Ringen m!l sich selbst olTenbare, verschieden nach der Gefühlsregung, die nieder-
gehalten werden soll«, Petersen S. 255, oder wie Flaach, Zum Parthenon- Friea S. II, ta
Wesentlichen ganz an Petersen sich anscblieCend , sich susdrQckt: »Der Mensch, welcher diese
Haltung annimmt, legt sieb eine Cessel an, schnOrt sieh zusammen i er hilt sieb selbst mit Kisll
an'sich.' Für seine Deutung hat nun Petersen liemllch zahlreiche Beispiele angefahrt, wdibe
aber, obwohl uns auch Flasch a. s. 0. S. 12 Note 1 suf diesellwn verweist, um so weniger sb
gut gewählt oder für den vorliegenden Fall beweisend anerkannt werden kSniien , je weniget sl«
sowohl was das Schema an sich als auch was dessen mimlache und ptyehologisehe Bedentang ut-
langt, unter einander gleichartig sind. So liegt eine große Versohledoobeit von der Sitfug da
Figur am PatlhenanMese lor, wenn die Elleittayia bei Ovld. Uetam. IX. vi. 297, indes sie dk
Geburt der Alkmene hemmt, dasitzt mit überelnandergeachUgenen Beinen «od diM
das übergeschlagene Knie mit den verecblungeneD Hinden umfaseeiul: (sabeedlt . . . deitnqvc
a poplita laevum pressa genu et diiiltls inter >e pectine lunctia*. Dieae laicht verstlndlkkc,
symboiibcbe Zaubersiellung. bei welcher das VerschlteBen des Schooflet doKh die
über einander geschlagenen Iteiiie und deren Lmschlingnng mit den Hinden da« CbarsklerisIlKke
bildet, ksnn offenbar nicht in einen Topf geworfen werden mit der bequem ruhenden Stt\-
Inng des Satyrn rechts \om Dionysos im Friese des Lysikrstesdenkmals (Denkn. d. s. Kunst I.
No. 15li. b.), der, auf dem Boden sittend, das Knie des autgestützten Beines mit den Biekt
gefalteten Ilinden umfaDt, ond eben lo wenig mit der Stellung des Ana Ludoviit, «eM* liHi
von derjenigen der Parthenon l'rlesflgur dadurch ganz weteutlich unteracheldet , ds£ mnch et dat
ZUM VIERTEN BUCH. 2. CAPITEL. 687
Bein, dessen Knie er ebenfalls nicht mit gefalteten Händen umschlingt, sondern mit den
lose übereinander gelegten Händen ganz leicht und lässig umfaßt, auf seinen am Boden stehenden
Helm aufgestützt hat. Die Parthenon friesflgur dagegen, indem sie mit den gefalteten Händen
das Knie des freischwebend heraufgezogenen Beines umfaßt, ersetzt auf diese- Weise, wie
Petersen S. 251 ganz richtig sagt, den Mangel einer Rückenlehne an seinem Stuhle gewisser-
maßen dadurch, daß sie das Gewicht des Oberkörpers durch dasjenige des Beines balancirt, wäh-
rend das andere, über einen Stab geschlagen, auf diesem schwebend erhalten wird. Ähnliches
ergiebt sich, wenn man die übrigen von Petersen angeführten Beispiele mit einander vergleicht,
was hier im Einzelnen durchzuführen zu weitläufig sein würde. Es ist ein vergebliches Be-
streben , alle diese Fälle , welche im Schema . wenn auch äußerlirJi scheinbar nur wenig , aber
immerhin viel starker als Petersen es anerkennen möchte, dagegen innerlich, mimisch und psy-
chologisch sehr beträchtlich von einander verschieden sind , auf ein und dasselbe Grundprincip
zurückführen zu wollen. Wenn man ohne Bedenken als richtig anerkennen kann, wenn S. 256
gesagt wird, dies Schema — d. h. genauer gesprochen dasjenige in einigen der angeführten Bei-
spiele, am augenscheinlichsten bei dem Satyrn im Friese des Lysikratesmonumentes , nicht da-
gegen in anderen — könne auch dasjenige der Ruhe sein , so muß man in Abrede stellen , daß
mit Recht hinzugefügt werde: »aber nur derjenigen, welche durch das Gleichgewicht entgegen-
gesetzter Strebungen entsteht, einer gespannten, so zu sagen unruhigen Ruhe und eine passende
Ali zu ruhen für Wesen, deren Natur eigentlich der Ruhe widerstrebt«. Es muß ferner in Ab-
rede gestellt werden, daß diese Deutung mit Recht auf den Ares Ludovisi und zugleich auf die
Parthenonfriesflgur als Ares, den »ungestümen und unbändigen, dem immer Streit und Kampf
gefällt, den unbeständigen ^XXoTipöoaXXo; « angewendet werde. Den Ares Ludovisi hat Petersen
nicht allein falsch verstanden , was er von mir behauptet , sondern augenscheinlich falsch ge-
schildert. Nicht »bereits gefaßt« hat derselbe sein Schwert, sonst könnte er es nicht in der
Linken halten, auf welcher die Rechte ruht, sondern er hat dieses allein in der Hand behalten,
als er alle seine anderen Waffen ablegte. Und ganz gewiß schweifen nicht » mit dem Blick diesem
Jünglinge die Gedanken hinaus zu Kampf und Siega, denn seine Blicke schweifen überhaupt
nicht hinaus, sondern sind etwas gesenkt und in kurzer Entfernung auf den Boden gerichtet, und
sein Gesichtsausdxuck ist bei voller Ruhe leicht sentimental , träumerisch , ein Spiegel der Ein-
wirkung des Eros, der ihn zur Entwaffnung getrieben hat, auf sein Gemüth. Und wenn deshalb
schwerlich mit Recht von einem » Thatendrange , der ihn forttreibt,« gesprochen werden kann, da
die ganze Figur Abspannung, Ausruhen, Träumerei athmet, so ist es einfach positiv verkehrt,
wenn gesagt wird, dieser Thatendrang spiegele sich »in dem Ringen des Knies gegen die Hände
ab «. Denn hiervon kann für Niemand , der halbwegs zu sehn versteht , bei der überaus losen
Haltung der Hände und der schlaffen Spannung der Armmuskulatur auch nur entfernt die Rede
^eiu. Nein, der Ares Ludovisi ruht nicht in einer »gespannten, unruhigen«, momentanen Ruhe;
hat er ja doch nicht allein Helm und Schild abgelegt, sondern auch die Beinschienen abgeschnallt,
welche, nicht ganz fertig ausgearbeitet, rechts und links neben ihm an seinem Felsensitze lehnen.
Der Ares Ludovisi ruht in längerer, durchaus bequemerer Ruhe , versunken , gebändigt unter der
Macht des Eros. Dies ist der etwas epigrammatisch zugespitzte Gedanke dieser auf lysippische
Schule zurückgehenden Erfindung, welche in den verschiedenen Darstellungen des ermatteten oder
von Eros gebändigten Herakles von Lysippos selbst ihre schlagende Parallele findet. Zu der
Parthenonfriesfigur aber bildet der Ares Ludovisi keine Parallele, weder dem Schema noch folglich
der Bedeutung nach. Denn die Parthenonfriesflgur, und das ist die Summe der oben ausgezogenen,
soweit sie sich an das Thatsächliche hält, richtigen Beschreibung Petersens, schildert einen Jüng-
ling, welcher sich beim Dasitzen für den Mangel einer Lehne einen diese ersetzenden Stützpunkt
in dem mit den gefalteten Händen umfaßten Knie seines ununterstützten Beines sucht, in einer
Stellung, welche selbst bei längerem Dasitzen leidlich bequem, aber Nichts weniger als würdevoll
und gehalten ist. Von diesem Punkte wird die Deutung der Figur ausgehn müssen, welche,
wenn sie in Ares das Richtige getroffen haben sollte, auf keinen Fall bereits richtig begründet
ist. Denn auch ein weiterer Umstand, auf welchen sich die Erklärung der Figur als Ares stützt,
unterliegt doch wohl noch etwas mehr dem Zweifel, als Petersen S. 257 f. und Flasch S. 12 f.
annehmen. Beide verweisen auf das Stabende, über welches die Figur ihr linkes Bein geschlagen
hat und ergänzen dasselbe zu einer Lanze , welche , mit dem untern Schaftende den Boden be-
rührend (dies versteht sich unter allen Umständen von selbst), in ihrer Fortsetzung »zwischen
688 ANMERKUNGEN UND EXCUR8K
den Beinen dun-h über eine, wahrscheinlich die linke iSchulter fortlaufend gedacht werden kann«
(V.\ Wenn Peter>=en dem hinzufügt: »scheint die Verlängerung nicht dahin zu führen, so ist
die Riegung zu bedenken «, so mag er damit Kecht haben, ein elastischer Lanzenschaft kann ohne
übermäßige Hiegunp: der Richtung nach ao in die Figur hineingezeichnet werden, daB den Vor-
aussetzungen F/:> und Fl. 's genügt wird. Und fenier ist zuzugestehn, daß für eine Lanze diese
Lage wahrscheinlicher sei , als für ein Seepter oder auch einen Thyrsos , da sie ein Genth , kein
geheiligtes Attribut oder Abzeichen der Würde ist. Aber eine Schwierigkeit, welche Fl. gao?
verschweigt, P. en^ähnt, ist bei dieser Annahme größer, als P. sie veranschlagt hat, nimlicb,
daß »weiter oben, namentlich an den Gewandfalten keinerlei Spur von ihr zu finden ist«. Diese,
ein durch die Lanze bewirktes Verschiebungsmotiv in der Gewandung, mußte aber höchst wahr-
scheinlich vorhanden sein. Auch bleibt die Lage der Lanze zwischen den Oberschenkeln proble-
matisch , wenn man erwägt , w o und wie sie in derselben , und zwar bei der ziemlich starken
Biegung nicht ganz leicht, drücken müßte. Wenn Petersen in einer Note hinzufügt: »lo bilt
ihren Speer die schon erwähnte Peine «, nämlich auf der Unterweltsvase von Altamura Mon. delJ,
Inst. Vol. VIII. tav. 9, so ist dies sehr ungenau; denn diese Peine hat die Lanze nicht zwiscbeo
den Beinen und legt nicht den einen Fuß auf das untere li»chaftende, sondern sie verläuft (ober-
halb beider Beine von unten rechts nach der linken Schulter der Figur, eine ganz natfirlicbe
Lage, in welche auch der Speer der daneben stehenden Peine kommen würde , wenn diese sieb
so, wie sie dasteht, niedersetzen würde. Und eben so hat der Odysseus in dem Vasenbilde Moo,
deir Inst. VI. tav. 20, wie P. selbst richtig sagt, zwei Lanzen im Arme, aber nicht zwischen
den Beinen. Die Parthenonfriesflgur bleibt aber auch in diesem Punkte singulär, und es wird
sich ernstlich fragen , ob der Stab, auf welchen sie das linke Bein legt , nicht ein kurzer wir,
der auf dem Sitze des Sessels sein Ende fand , also keine Lanze , also auch kein Argument für
Ares. Wen die Figur sonst darstelle oder darstellen könne , wenn sie sich als Ares nicbt hilten
läßt , ist hier zu untessuchen nicht der Ort ; das kann ohne ein nochmaliges Eingehn auf die
ganze Göttern ersammlung des Parthenon frieses nicht geschehn.
9) zu S. 426. In Betreff der von Gerhard (Üb. d. Bilderkreis von Eleusis IL, Ges. akid.
Abhh. II. S. 345 f. Anui. 63. b.) getheilteu Meinung Welckers, Gr. Götterl. U. S. 552 (vergl.
Alte Denkm. V. S. 113), daß in zwei Figuren aus dem Friese des Erechtheion, Frauen mit er-
wachsenen nackten Knaben auf den Knien (abgeb. b. Schöne, Griech. Reliefs aus athen. Simm-
lungen Taf. 1— IV. No. 2 und 6) »mehrmals wiederholt die Mutter (Demeter) mit dem
Sohn (lakchos) auf dem Schooße« zu erkennen sei, hat bereits Schöne a. a. 0. Spalte 14 lui
das äußerst Mißliche einer solchen, durch keine sichern Gründe unterstützten Ansicht hingewiesen,
welche in der Tbat als gÄnzlich unwahrscheinlich auf sich beruhen mag.
10) zu S. 427. Nur Bötticher in seinem Verzeichniß der Abgüsse ant. Kunstwerke in Beriin
2. Aufl. S. 71 f. behauptet, der Augenschein überzeuge, daß in diesen Gestalten keine göttlicben
Wesen gegeben seien ; nur menschliche Persönlichkeiten erkenne man , und zwar Priesteiinnen
der Demeter und Kora. Allein er stützt diese Behauptungen, abgesehn von seiner Gestmmt-
auslegung des Reliefs als des Ehrenmahles eines »athenischen Heerdknaben« auf Gründe, weldie
er gegen die Demeter im Parthenonfriese vorträgt, das Fehlen eines Kalathos, eines Schleiers,
Diadems, von Ähren und Mohn bei der Figur rechts, das bloße Seepter und »das ungöttlicbe,
für ein Weib auffallend kurz gepflegte llaar« bei der Figur links. Über die • Heerdknaben •-
theorie vergl. Cap. IX. Plast. Monumente B. Wenn man überall Demeter läugnen wollte, wo
sie keinen Kalathos trägt, so wurde Weniges nachbleiben und würde man die allersichersten Moon-
mentc aller Kunstgattungen streichen müssen, und was den Schleier betriflFt. genügt es, lof <!'•«
unbestreitbaren Denieterdarstcllungen der Triptolemosvasenbilder (Atlas Taf. XV. und XVI) vihI
auf die auf Taf. XIV. vereinigten Monumente zu verweisen, um zu zeigen, daß der Schleier sieb
nur selten und erst in der spätem Kunst, und auch da nicht oft, bei Demeter findet. Docb lobnt
OS nicht auf dergleichen bodenlose Behauptungen näher einzugehn.
in zu S. 429. Wenn Gerhard, Üb. den Bilderkreis v. Eleusis IL, Ges. akad. Abbb. II.
S. 359 davon redet , die fortgeschrittene Kunst habe den Unterschied von Mutter und Totbter
»nicht ganz aufgeben« können^ so kann ich die hierin liegende Anschauung, als sei die Unter-
scheidung der beiden Göttinnen in der archaischen Kunst weiter gegangen, als in der vollendeten,
anstatt in dieser erst allmählich ausgebildet zu werden , in keiner Weise für die richtige halteBi
flnde auch in den von Gerhard selbst als ältere aufgeführten und in der Art, wie er sie be-
ZUM VIEETEN BUCH. 2. UND 3. CAPITEL. 689
leuchtet, Nichts, wodurch der in Hede stehende Satz auch nut entfernt gerechtfertigt würde.
Auch dem kann ich nicht beistimmen, daB Gerhard a. a. 0. S. 394 Anm. 155 ans dem reich-
lichen Beiwerke der Statuen des Damophon den Zweifel ableitet, ob der Künstler seine Cnltus-
bilder durch sprechenden Ausdruck unterschieden habe. Dies reichliche Beiwerk ist feierliclie
Ausstattung der Tempelbilder und bat mit deren eigenem Ausdruck Nichts zu thun; was sollte
man sonst vom Zeus des Phidias urteilen?
12) zu S. 429. Offenbar nur so kann man sich verständigerweise die Sache technisch den-
ken; eine Herstellung des Gewandes allein aus Holz als Überzug eines darunter geborgenen
marmornen Körpers oder Kernes, wie sie Gerhard, Üb. d. Bilderkreis v. Klensis II., Ges. akad.
Abhh. II. S. 393 Anm. 153 anzunehmen scheint, während er das. S. 394 Anm. 155 von der
»oberwärts aus Holz gearbeiteten Despoena« redet, ist nicht allein technisch höchst unwahrschein-
lich, völlig zwecklos und ohne jegliche Analogie, sondern dürfte auch mit dem Wortlaute von
Pausanias' Zeugniß: i^ Stuieipa xd £o^jto; ^yöfjieva 5^Xov> TreTTofrjTai, welches doch bedeutet:
»die Soteira ist, so weit die Gewandung reicht^ von Holz gemacht», schwer in Einklang zu brin-
gen sein. «
13) zu S. 430. Verwandt, nicht gleich, sind die Verbindungen des Hyakinthos mit ApoUon
in der Hope'schen Gruppe, Denkm. d. a. Kunst II. No. 139, des Giganten mit Athena in der
Gruppe das. No. 231 und dep verwandten, der Tritonide mit Athena das. No. 233, des Priapos
mit Aphrodite das. No. 264, der Elpis oder Aphrodite mit Dionysos das. No. 372, insbesondere
auch, um nicht die Beispiele, zu denen man auch die Hebe neben der Hera Polyklets rechneu
kann, uunöthig zu häufen, des Asklepios mit der Eileithyia in der von Kekule' in den Ann. dell'
Inst, von 1864 tav. d'agg. G. publicirten und p. 108 sqq., besonders p. 116 gewiß richtig er-
klärten Gruppe , wenn man diese Kunstwerke Gruppen nennen darf und sie nicht richtiger als
Statuen mit attributiven menschlichen Nebenfiguren nennen muß, wie andere thieribche attribu-
tive Nebenfiguren bei sich haben.
ZUM DRITTEN CAPITEL.
14) zu S. 443. Mit der Stephane geschmückt erscheint Demeter nur in den Münzköpfen
Cap. IV. Münztafel VII. No. 8 und 32, von denen No. 8 spät ist, während bei dem Kopfe der
metapontiner Münze No. 32 die Stephane fast verschwindend klein erscheint; ferner in der Bronze-
statuette von Strawbery-Hill Cap. V. No. 4, in dem Sarkophag von Wilton-House Atlas Taf. XVI.
No. 3, in den Gemmen Gemmentafel IV. No. 2 und 7, in der S. 419 unter f. (Cap. IX. No. 45)
verzeichneten Vase und in den Cap. VIII. unter k — o, q, r, u, v angeführten Vasenbildern, end-
lich bei der in ihrer Bedeutung zweifelhaften ehemals Rondaninischen Statue, von der oben
8. HO f. und S. 444 gesprochen worden ist. Daß von diesen Monumenten aus verschiedenen
Grdnden, auf welche hier nicht näher eingegangen zu werden braucht, nicht ein einziges als
maßgebend für die Bildung der Demeter bezeichnet werden darf, wird wohl Niemand bestreiten.
15) zu S. 449 Note a. Erst jetzt bei der Correctur des Textes (so sind die Verhältnisse
des Sortimentsbuchhandels in Leipzig!) kommt mir das seit 1872 erscheinende Werk : Monuments
grecs pnbli^s par TAssociation pour Tencouragement des £tudes grecques en France vor die Augen,
in dessen zweitem Hefte (1873) der Kopf auf Taf. 1 in doppelter Ansicht zu einem Aufsatze von
Heuz^: Kecherches sur les figures de femuies voiMes dans Tart grec abgebildet ist. Eine äußere
Beglaubigung der Bedeutung des Kopfes fehlt ; daß ihm aber aus inneren Gründen der Name der
Demeter mit Recht beigelegt wird , hat Ileuzt^ mit guten Gründen dargethan , indem er das in
diesem wehmüthig gestimmten Antlitz gegebene jüngere Demeterideal mit Feinheit analysirt.
Per Kopf, obgleich in den Haaren etwas strenger behandelt, als derjenige der Statue von Knidos,
kann doch nur diesem an die Seite gestellt werden , mit welchem er auch äußerlich in der Art
der Verschleierung übereinstimmt, und dem er an Schönheit so ziemlich gleich zu schätzen ist.
Auch er hat, wie der knidische Kopf, einer Statue angehört, in deren Rumpf er, ähnlich wie
jener, eingelassen gewesen, die selbst aber verloren ist ; mit Sicherheit kann man deswegen auch
nicht behaupten, daß diese Statue die Göttin sitzend darstelMe; allein nach der Haltung des leise
690 ASiMERKUNGEN UND EXCURBE
gesenkten niid iia<*h links geneigten Kopfes und nach seiner Stellung zum HaUe wiid man diet
fiir wahrscheinlicher erklären müssen, als daß die Figur eiue stehende war. Trifft diese Ver-
rauthung das Richtige, so würde in dieser Statue das bisher vermißte zweite Exemplar der erstes
Reibe der Demeterstatuen wenigstens als vorhanden gewesen, wenngleich jetzt verloren, zu ver-
zeichnen sein.
ZLM FTNFTEX CAPITEL.
16) zu S. 455. Eine völlig kritiklose Zusamnienstellung der in den verschiedenen Museen
Europas unter dem Namen der Demeter aufgestellten Statuen bietet Clarac, Mus. de 8<*ulpt.
Vol. III. von pl. 424 an, doch würde mau ihm Unrecht tbun , wenn man dies Sammelsurium
dem Herausgeber und nicht vielmehr dem Plane seines Werkes zuschriebe , alle Statuen so za
^eben. wie sie in den Sammlungen stehn und benannt sind. Es muß dem gegenüber rühmend
anerkannt werden, daß Clarac in seinem Texte Bd. III. S. 100 ff. sich in Betreff der Nomenclatur
sehr kritisch verhält und sich der Mehrzahl der mit dem Demeternamen belegten Statuen gegen-
über höchst skeptisch ausspricht. Allerdings geht einerseits seine Skepsis trotzdem noch nicht
weit genug, und andererseits hat er wichtige Typen und Typenclassen nicht erkannt; allein
immerhin wird man zugestehn müssen . daß die spätere Kritik Gerhards In seiner zweiten Ab-
handlung über den Bilderkreis von Kleusis (1863) in s. Ges. Abhh. Bd. II. S. 395 Anm. 156 ff.
Nichts weniger als einen Fortschritt gegenüber derjenigen Claracs bezeichnet, daß vielmehr Ger-
hard, welcher sich früher (1828) in seinem Prodromus mythol. Kunsterklärung S. 73 Anm. '22
viel vorsichtiger und zurückhaltender aussprach, sich (so namentlich in der Anm. 167) gegenüber
den massenhaften modernen Ergänzungen , auf welchen allein der Demetemame der meisten Sta-
tuen beruht, gläubiger verhält und öfter hat täuschen lassen , als dies billigerweise erlaubt ist,
so daß man seine Abhandlung, zum mindesten was die Kritik der Statuen anlangt, durchaus
nicht als eine förderliche Vorarbeit zu diesem Capitel bezeichnen kann. Auch im Übrigen bietet
die moderne. Litteratur kaum Etwas, das man so nennen könnte, und das hier zusammenfassend
verzeichnet werden mußte. Was über die einzelnen Statuen geschrieben ist und Beachtung ver-
dient, ist seines Ortes in den Noten angegeben.
17) zu 8. 459. l'ber marmorne Votivriiider, welche neben dergleichen Votivf<h\u*inefi ui.
Teinenos «ler Dcmet« t ninl Kora in Knidos gefuiulen worden sind, vergl. Newton , Dixoveri»'* it
ilalicarriassus, Knidos ari<l Ikaiichidae p. 422. Eines dieser Votivrinder ist in »leni zupebüric«ii
Atlas pl. öS. Fig. 4 abgebildet und diese Abbildung läßt es zweifelhaft erscheinen, ob >e»i r
mit IJerht von »calves" redet. Eben so zweifelhaft ist, ob derselbe mit Hecht diese VotivriixUr
(Kühe) auf Kora bezieht, indem er sich auf den bekannten Cultus von Kyzikos beruft, wo 'i-r
Kora eine schwarze Kuh geopfert wurde. Denn abgesehn von dem von Newton selbst angez('i:ei*ui
Cultus von Ilernuone. von dem Pausan. II. 3">. 5 sq. ausführlich berichtet und in f^elcheni •!»>
Kuhopfer der Demeter Chthonia. nicht der Kora galt, werden sich die im Texte berührten allc<-
meintren r>eziehungen des Kindes zu Demeter ni<ht läugnen lassen und ihfien vird hier e'
größere Bedcutufig beizulegen sein, als den Gebräuchen irgend eines localen ( ultus.
18) zu S. 400. Wegen der ehemals Kondaninischen Statue bei (luattani, Mon. ined. 1>T
Novembre tav. 2 = ("larac, Mus, de sculpt. pl. 4ii."i No. "SO = Denkm. d. a. Kunst II. .No. "T
vergl. oben S. 110. — Gerhard in seiner 2. Abhandlung über den lülderkreis v. Kleusi> M-?*
akad. .\blih. II.) S. 397 Anm. Kiö sagt: »Das iiind .... findet sich ihnr (der Demeter i l**r-
^teiliing nur selten beijiesellt, ist jedoch hier und da vorzuünden, so zugleich mit ■!
S «• h w ü i fi c neben einer sitzenden Ceres aus Marmor (in» (Ollejigio Knumi'
llelbie hat die Güte gehabt, mir über diese angebliche Statue brieflich fol:ende Au>ki i ttc
i!«'ben : 1) d. d. 25. Mai ISTti. daß sie in den jetzt zupänglichen Haumen des l\dlegi;!" \Uiv-
\ir;:ebli<-h gesncbt werde, möglicherweise aber in die Magazine verwiesen sei. und2)d. -i. .** ^1*
1^70: "Im Museum Kircheriano befindet sich nur eine Figur, auf welche sich u»tn:iulcrw-
<li«- «M-rhardscbe Notiz bezielm kann. Diese stellt aber nicht Demeter, sondern K«»rtuii» " '
Abijfidantia oder Eoecunditas oder einen Synkretismus dieser Gottheiten dar. Hohe Mirni'Tti;:».'
m. 0,ii2, Göttin auf Thron sitzend mit m-gürtetem Chiton, in der L. Füllhorn, in Jfi l»
ZUM VIERTEN BUCH. 5. CAPITEL. 691
Steuerruder, auf dem Schooße ein nacktes Kind haltend; an der 1. Seite des Thrones ist ein
Rind herausgearbeitet.« — Hiemach wird es sehr wahrscheinlich , daß Gerhard die sonst von ihm
unerwähnt gelassene Ince-Blundeirsche, früher Mattei'sche Statue gemeint^ aber deren Aufbewah-
rungsort falsch angegeben hat.
19) KU S. 462. Ohne Zweifel wird man noch mehre Repliken dieses Typus autflnden, nach-
dem auf seinen Charakter und seine Bedeutung die Aufmerksamkeit gelenkt ist; wie denn z. B.
Gerhard in dem Yerzeichniß der Bildhauerwerke des k. Mus. in Berlin (Berl. 1861) 8. 6 in der
Anmerkung zu der Beschreibung der Statue No. 8 unseres Verzeichnisses von einer Wiederholung
derselben redet, welche »auf einer Loggia im Palast Spada gestanden haben soll«. Dagegen habe
ich oben S. 117 Note b. die Statue No. 74 im Braccio Nuovo des Vatican irrthümlich zu dieser
Reihe gestellt.
20) zu S. 463. Den Hauptanhalt dieser Datirung bieten die schon oben S. 427 mit dem
eleusinischen Relief zusammengestellten Kunstwerke, unter denen hier die Eirene nach dem altern
Kephisodotos in erster Linie hervorgehoben zu werden verdient. Denn sie wiederholt die capito-
linische Demeterstatue fast in allen Stücken , nur daß die letztere durchweg strenger erscheint,
als die auf den Ol. 101. 2 durch Timotheos erneuerten Cultus der Eirene zurückzuführende Statue
des Kephisodotos. Diese kann also das Vorbild für den in Rede stehenden Demetertypus nicht
gewesen sein , wohl aber hat das umgekehrte Verhältniß große Wahrscheinlichkeit. Grade der
Künstler, dem die Aufgabe wurde, Eirene in Verbindung mit dem Plutoskinde (cp^pouoa IIXoOtov
ratda Paus. 1. 8. 2) darzustellen, mußte sich zumeist auf den Kreis der Demeter hingewiesen
sehn, in welchem die Verbindung der mütterlichen Göttin mit dem Kinde Plutos ursprünglich
mythologisch begründet ist, s. Stephani, Compte-rendu etc. pour Tann^e 1859 p. 105 und oben
S. 506, 516 f. Und kaum irgend ein Typus einer großen Göttin konnte an sich geeigneter scheinen,
als derjenige der Demeter, um aus ihm die Gestalt der Eirene abzuleiten, war doch keine andere
Göttin so tief wie Demeter an den Segnungen des Friedens interessirt und in sich, ihrem Wesen
und Begriffe nach so friedselig wie sie. Eine solche Ableitung des Eirenetypus aus demjenigen
der Demeter scheint denn in der That hier vorzuliegen, und mit ihr vnrd sich auch das stilistische
Verhältniß der capitolinischen Demeter und der münchener Eirene vollkommen vertragen.
21) zu S. 465 Note b. Während der Correctur dieses Bogens erhielt ich folgende Zuschrift
des Hrn. Dr. Th. Schreiber d. d. Rom 13. Juni 77: »Heute gelang es mir, die Antiken im
Hofe des Palazzo Torlonia auf Piazza Venezia zu besichtigen. Ich fand daselbst unter
anderen Statuen die gesuchte Clarac 430. 776 (=> Cavaceppi, Racc. HI. 36 , Marmi scolpiti Tor-
lonia I. 2. No. 12) und notirte mir: ergänzt an dem zugehörigen Kopfe, der Porträtzüge des
3. Jahrhunderts hat (Augensterne angegeben), Nase und Lippen. Neu auch die rechte Hand
mit dem größten Theile der Fackel, von der jedoch ein am Gewände haftendes Stück alt scheint,
auch beweisen die Haltung des Armes und zwei Stützeiireste am Gewände , daß hier ein ahn-
lichex Gegenstand vorhanden sein mußte. Die linke Hand schien mir nur geflickt , also das
Wesentliche alt, das Gewand vielfach ausgebessert. L'bei lebensgroß, geringe Arbeit.«
22) zu S. 468. Die in manchen Stücken (wie weit kann man bis jetzt nicht sagen) ver-
wandt erscheinende Statue, welche Clarac, Mus. de sculpt. pl. 424 No. 755 als in der »Galtfric
de Florence« befindlich wiedergiebt , über welche aber auch ihm nach seinem Text Vol. III.
p. 105 nähere Angaben fehlen, ist gegenwärtig nicht aufzufinden. Herr Dr. Dütschke, welcher
die florentiner Antiken genauer kennt, als die meisten anderen Fachgenosseu , schreibt mir in
Beantwortung einer Anfrage über diese Statue, daß sie »in den Offizien von Florenz, den Maga-
zinen der Galerie und den ihm bekannten Privatsammlungen von Florenz nicht vorhanden
sei. Es bleibe darum freilich nicht ausgeschlossen, daß sie früher dort vorhanden war, doch könne
er nicht den geringsten Anhalt zu ihrer Wiederaufflndung geben«. Einstweilen muß also diese
Statue außer Rechnung bleiben.
23) zu S. 470. Absolut ausgeschlossen kann man den Demeternamen für eine mit dem
Füllhorn versehene Statue wegen gewisser athenischer und smyrnaeer Münzen nicht nennen, von
denen im VI. Capitel gehandelt ist (oben S. 501, 505). In Monumenten anderer Gattungen ist eine
sichere, oder auch nur wahrscheinliche Demeter mit dem Füllhornattribute bisher nicht bekannt,
am wenigsten in statuarischer Ausführung. Denn wenn schon viele von den Füllhörnern , mit
denen sich massenhafte Statuen — man sehe nur Clarac, Mus. de sculpt. 111. pl. 449 ff. — aus-
gestattet finden, von sehr zweifelhafter Echtheit sind, so ist die Anwendbarkeit des Demeternamens
»■> («MC äM. A^. U.) 8- M8 Aw. 109 •!• »OmmHU«. «iOM ^MÄ
ClMt «M. TW. A. ; Fambnke dM. 43S. 786. C.i CuUiIa du. 438. B. BU. B.), wk.nlM
vmkflr bal|ri«gt.' KIchtitaT «U In mImt neiMro BabiW katM Owka« «Apa bi -'-[- fM-
dramn nrOok«. Enntaridknuif <18]8) &. 90 An«. »1 4u FUIIhbi (»i " ' ' - "i -||-
■li «BwalinAalBlUb boukhiMt ud dMMdfea aar BUdar dM TrA* bMtUWU. Mniiflgwl. ai
M) R 8. 4TS.
. aadant Baue naaeidfnci fOr Demat« In JUi^rack gae
rxiarrtarAai 14.-431. 779, «dek« Qmhai«, Ob. «aa BMaiiiiili t. Bliiäi H. Aaai. Ml rii
DoMtar brtiMUrt, fhiMJMMi', BraH. Imp., 1Im<b daa Mlptma, Bl. PfMab. I8M r. 4»
Ho. teS: lAdoTKiita iattiar<e an OAaa« etc. AHn wm ale A DimHi iwahahM Üi^ '
itt ■edeni. — tu Bailehiuig anf die Btatoa In der Villa Barfhaa« (T.aiaaa«. Ra. Q M
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■ebr «kle «na»re in ili'^^cn Abhandlonfen , aaob l«i WtadcnUiMk fa 4a« Oaa. MUbt Mii*)
nalei den lUrstelliingen der >< iAnttanden DaBtlai« »tftlUt, ai«! iAM'Cllana üa TMt TAV.
p. 127 mit Recht. <UB »le Inikanllch al« Daveln «rgiMt atf. AMB lüM tt> «v «a^
»iridniig In Mfcio di
>n. Man kann nlao ton dieser «Uamlrtlfan P^w alnbA abaaba,
1 -BolU* B
tnrblet «trd ; er «elbst niei. 'laA nA tat San nSaa, wa alak dlai
KSrp«r der ttutuen'
(Irb kftii eltirlüi^a der vnn figrhald 'antUnten BolipMa ik 1
Htnan naehiawriam irirkllch nblit djw Haha weiüi iat. — Über dia Tniraeotta« tatvMta ta
l>ittl((ih«n Mnaauin pl. 431. 769 A. iirt OUne, ««m «r dtaadba !■ Teit ■)■ M*t N*>-
rtrt bsMlefciMl; Kopf und ToidaianM ifnd TtolntdiT aadaM and dar SoBMIaMaM» ■!*<■ dwk
. MUti «anwMftTtlgt; TafüJ. T*yto>4]aMb>, A dsäarlplfea of am. Ummuttu, la Aa ML Um.
p. 39 ra pl. 7S. — Die In der Bewhrelbang Sein* ITT. m. 8. 405 enrlbnt« uogrtdlAe DaMta-
lUtae liiif dem 3. TreppeiHbMtxe des Palaitea Braichl (Jetit Hlnlstero dell' Intema) itt ini
«lleigrößlen Theile, Jeden/alla in allen deD Stftrkep modern, aot welche die Buennang ai<A alkiii
statten kann. Echt ist an Ibr wohl nur der obere Thell dea Torno. — Üher die Ton Ventkif-
denen lerachieden benannte vapi tolinlanhe .Statne Clarac pl. 41T. 72T, welche R. Braai >>
a. Ruinen u. Museen Romi S. 20~ und in s. Votsrhnle der Kunitmythnl. S. 17 tu Tat. t' bU
grofier Bestimmtheit als Demeter angenprorhen hat, mnß Ich auf das oben S. 323 In An merk. (6
Gesagte zutflckierweitien , von dem Ich Nichts iDn'irknehmen kann ; das am melatcii Chtnttf-
ristlsche dieser seht bemerkenswerthen Statue Ist das bakchisrh L'ppige. — Endlich bat Nan»
rnr die van ihm innerhalb des Temenos der Demeter und Kora tu Knidos gefondene , in mibbi
DiBrOTerles at Halivarnisaus etr. pl. 5G abgebildete Statne einer alten Fian p. 399 »). tai
Namen der Demeter, insbeaondere einer Aijii'JiTTip 'Ayafa für möglich gehalten nnd hleri» te
Zustimmung FJjrstetB, Der Raub u. d. Rückkehr der Peraephone 8. 34S f. gefunden. •Um'
HeuzJ in den Monuments grecs publ. pat rassocladon pour Tencoaragement des iftud** grer^m
en Prance HeR 3 (1874) nicht allein p. 10 f. ebenfalls dieser Ajinahme beitritt, aonder« —^
ungleich weiter, ja p. 10 mit Note 2 (vergl. p. >i sq.) so weit geht, die s. g. PraeHn oder B^A
des capi toi in lachen Museums (Mus. Cap. III. lab. G2) und aogar garatige K a rti kalarei tUt'
srhwangerer Weiber, von der Art wie ale ■'^tepbani im Compte-rendii etc. pour l'annre 1^
pl. e flg. U, 1^6» pl. 3 flu. II. natürlich als solche public Itt hat. fDr Darstellungen der PcnMtr
In ihrem djguisement und Ihrer rolrre des arkadischen Mythus lu erklären, in ■eirkcD J*
Schwangerschaft mit der Kiitslelliing und dem Zorne iler IJüttin Hand in Hand gehe. Dergkkki
so beredt es vorgetragen werden mag, bedarf keiner Widerlegung. Newton adbil terkeual '"
hier, nnd zwar hier allein vorliegende fundamentale Abweichung von jedem uns bekuatM
Uemetertypus nicht, wie die; FÜrKter rn tbun ncbelnt. nenn er sich gleichwohl tinerMll< •*'
den schon mehrfach berTihrten AuRspmrb des Clemens tou Aleiandrlen (Prontept. I. p. iO htt-'
Demeter werde ir.o ri); au|j,^pä; erkannt , aniiereraeiu tut die Grammatikcrerklatuai l«nll<
ZUM VIF.BTEN BUCH. 5. CAPITEL. 693
Demeter Achaia habe ihren Beinamen von^ayo;, um den Demeternamen für diese Statue »of
an eiderly woman wasted with sorrow« möglich zu tinden , so wurde dabei das am
meisten Hervorstechende, das höhere Alter nämlich, in welchem die angebliche Göttin dar-
gestellt ist, von ihm wie von Förster übersehn sein. Wenn Newton aber, um dies hohe Alter
bei Demeter zu motiviren, die Verse 101 ff. des homerischen Demeterhymnus anzieht, in welchem
die Göttin erscheint: yP^Qi iraXaiYev£'i ivaXiptio^ xtX., so ist dabei wieder nicht beachtet, daß es
sieh hier um eine von der Göttin angenommene, entstellende Gestalt handelt, und daß
die Darstellung einer solchen^in einem statuarischen Einzelbild einer (lOttheit eben so
unerhört wie, aus Gründen, welche zu sehr auf der flachen Hand liegen, um sie auszusprechen,
undenkbar ist. Daß aber nicht ein äußerliches Moment des Fundes uns gleichwohl zu der
Annahme einer solchen Abenteuerlichkeit nöthigt, geht aus Newtons Text hervor, in welchem die
Zusammengehörigkeit der Statue mit der Basis mit einer Dedicationsinschrift an Demeter, Kora
und die Götter um diese (pl. S9 No. 21), in deren Nähe sie gefunden wurde, aU durchaus
zweifelhaft erscheint. Ob die Statue, welche in der Abbildung durchaus porträthaft erscheint,
während Förster aus einer Mittheilung Brunns berichtet , die Publicatlon gebe den Charakter des
Kopfes nicht ganz wieder, eine Demeterpriesterin darstelle, wie Newton fn zweiter Linie annimmt,
mag dahinstehn ; mit der Göttin selbst hat sie gewiß Nichts zu thun. — Über die aus Eleusis
stammende kolossale Halbfigur in Cambridge, welche noch Welcker, Griech. Götterl. 11.
S. 470, ^ie Frühere, als ein Bild der Demeter betrachtete, genügt es jetzt, auf Gerhard a. a. O.
S. 408 Anm. 198 und auf die von ihm angeführten Gelehrten zu verweisen.
25) zu S. 473. Als Vorarbeit oder wenigstens als eine Sammlung des Materials in größt-
möglicher Ausdehnung, wenn auch mit sehr zweifelhafter kritischer Sichtung, und zwar nicht
aliein für die statuarischen Darstellungen, sondern für alle auf Kora-Persephone bezüglichen oder
bezogenen Monumente sind hier haupthächlich nur die Anmerkungen zu Gerhards zweiter Ab-
handlung über den Bilderkreis von Eleusis , Ges. akad. Abhandlungen II. S. 400 AT. zu nennen.
26) zn S. 473. Vergl. besonders die genannte Abhandlung über den Bilderkreis v. Eleusis,
in welcher in den Anmerkungen 163—173 alle wirklichen, vermutheten und angeblichen Attribute
der Demeter aufgezählt, in Anm. 171» die selteneren Attribute hinzugefügt werden, ohne daß
irgendwo der Hund auftauchte. Dasselbe gilt von Gerhards Griech. Mythologie, in welcher bei
Demeter [s, §. 420 besonders Anm. IJ von dem Hunde keine Rede ist, während im Register der
Hand für Aphrodite, Apollon, Artemis, Asklepios, Dionysos, Hekate, Helios, Herakles, Mithras
als »symbolisch« gilt, aber auch hier nicht für Demeter. Auch in Prellers Demeter und Per-
sephone und in desselben Gelehrten Griech. Mythologie sowie in Welckers Griech. Götterlehre
findet sich Nichts dergleichen und endlich hat auch Stephani in den Comptes-rendus etc. in deren
Jahrgängen nicht selten von Hunden und von deren Beziehungen zu verschiedenen mythischen
Personen die Rede ist, eben so wenig eine Beziehung des Hundes zu Demeter angenommen.
Wenn aber Panofka in der Archaeolog. Zeitung von 1848 S. 298 in einer Gargiulo'schen Terra-
GOtta Demeter und Kora auf einem von zwei Hunden gezogenen Wagen hat erkennen wollen, so
fragt sich erstens , ob diese Deutung irgendwie haltbar ist , und zweitens , sollte dies der Fall
sein, ob das Hundegespann sich nicht eher auf llekate-Kora, als auf Demeter bezieht.
27) zu S. 484. Abzulehnen ist aus diesem Kreise ausdrücklich die Statue No. 94 im Rraccio
nuovo des Vatican, welche E. Braun sowohl in s. Ruinen und Museen Roms S. 245 No. 12
wie auch 'n s. Vorschule der Kunstmythologie zu Taf. 32 («b Clarac pl. 432. 783: C^res) mit
ziemlicher Bestimmtheit als Kora in Anspruch nimmt. Der mit Ähren bekränzte Kopf ist nicht,
wie Braan behauptet, »zwar von dem Körper getrennt gewesen, aber zugehörig«, sondern er ist,
obgleich ihn auch Clarac für antik , wenngleich aufgesetzt hält , nebst dem ganzen rechten und
dem linken Anne vom Ellenbogen an einfach modern , wie mir, eigene Notizen bestätigend, auch
Hr. Dr. Schreiber (d. d. 2. Mai 77) meldet. Die Ergänzung der Arme ist bei Clarac richtig
Angegeben. Ob es sich bei der Figur um eine »Spes« handelt oder nicht, kann dahingestellt
bleiben, mit Kora hat sie schwerlich Etwas zu thun.
2S) zu S. 486. Wenn Gerhard, Üb. den Bilderkreis von Eleusis (Ges. akad. Abhh. II )
S 411 Anm. 211 auch mit Beziehung auf den hier in Rede stehenden schwebenden Knaben an
den »Lnftschritt des lakehos« erinnert, welchen er a. a. O. S. 347 Anm. 65 und in seiner Ab-
handlung über die Anthesterien (a. a. O. S. 221) Anm. 190 »nachgewieften« habe, so beschränkt
fich dieser Nachweis darauf, daß bei Aristoph. Ran. vs. 324 lakchos als tanzend vorkommt,
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Ptaeklafl wgBrttttilBn Enwiptu u dhMn Fw, M diw E
M KOn hA in «tymplaAu OMmb' tbk Mch mU n^tttrtlcBii'lMnB «UM. I
Aitwi UmfUnMn iM dls AbdAos dar Koi* UiiwbIhb. DeA nsB mu iw<«h», M» 41m Mtm mh
gairlB und lehr n^vuikend Ut. Aber irtde dtaw«fen hoba kh gt^ubt, <«■ — ifc>ili<lg|-ii— 7
^ent Mökt mo riiWT eraeDtan und lanUM« PuMiMtl« 1h AiUb ■— «hlHJ» za mUm, da
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'" ' 3^ xi^. SSt. AuiceHhkwMn bldbtti amBton hter die *on H«IUg ». a^ 0; BBttr Ro. tSM
Dnd 140& vaneleluietBn Bildar, In walchoa Demoter naA ni. o. w. onaUkaiMi JbUEnaaw im
•Inigen. OBlehiUa arfcumt woiden lit. An onten kSnote naoh die mit iwal g— aktaa Ftfceh
in den Binden dutehende Flgor In No. 13M flLr Denetw c«lten ; alWa «elM «eas mm fb ik
dlsM anerkennen wUl, kSnnle bei Uvet ttaiken ZentBruf beataa FaUi ein ZeagalB ib daa
Attribut iweiei Fackeln damii ^entaiDta «^Ü, ''äl4 Uk^ *> t4d^ bedentiaMwea , de «M dia
Siiuiiiiiii, in wekher «Ith die GOltiii beUtuI , nScht aidu {aablaUni OS*, man alw Mth bMI
sagen kann, olj ihr die zwei fackeln als Attrlbill Is'lkb' iia tft BwMÄnff liut im Smt^m Im
Kun gegeben lind, ir«lcbe letzteie giluatloD !bW IttiUno Im BdL ank. HifA. T. f.nvd
n. tlochetle im Jonntal dea uvinls von 1«52 ^. ' tl^ (sitÜniiM n UHt» MhdM. In dMaBUt
No. 1405 hu die Deutung flerliiirdi! und Panafkat (t. BeAtK B' 3MQ, auf dn aDeb derPewUif
liane rOr eine der hier dargeslelllen Figuren
■ "•V' ZUM iraiUNTEN OAPFTHi.
35) zu S. 530. Das MliMte VeneicliDlS von TrlptolemMmonumenten , Inibeeonden na
Vasenbildern ist Ton Gerhard !n eelnen Auserl. Vuenbitdani I. S. 217 IT. «argeitallt wordM;
diesem folgte das tiemlicb stark bereicherte von Stepbini im Compte-rendu etc. poni l'aDoft 1S>9
p. ä2 sqq., welches, durch Nachtrage im Compte-rendu etc. pour l'ann^e 1862 p. 3! n. SS lad
pour l'snnje 1S73 S. 115 Ania. 1 ergänzt, hauptsächlich deswegen zu iteiner dorehgreifendea aa^
illieTsii-htlicheii Anordnung der Monumente gelangt, weit es, obwohl die sehwanflgoiigen *Dn dca
mihHgiirigeii Vasen scheidend , Hir beide eine mn leographische Folge (RuSiand , Italien. Wlta.
Deutschland, Holland, Kriglind, endlich Vasen unbekannten Beiitzes) aarstellt, In welcher natüt-
ilch die !~lilsrten und die Dsrslellungsgruppen durch einander laufen. Den Vaaengemitdcn >l>n
folgen bei Stephinl 0^^^ P' Bä iqq.) die geschnittenen Steine, die MQnien und endlich itti-
mlschte Monumente* (monunieiit^ divers) in größerer Anzahl, als sie sonst bisher TsnEitlmet
worden sind. An seine eigene ältere Arbeit und an Slephsnii Verzeicbnift knQpIte dann Oetbari
In I, Abhandl. Gb. den Bilderkreis von EleusJs 11. Beilage A. an, am ein erweitertes VenatdaiB
von 'Trlptolemos auf Vasenbildern • zu liefern, welches wetentliofa systemallaeh gekalten end vM
dem in maneben Punkten Strobe In s. Stadien Qber den Bilderkieii t, Elenals , Laipi. 167t.
Cap. 1 S. 5 IT. abhüngig Ist, obuohl diesem das Verdienst der ersten wlrklicli iliiiilnii IfiiaiVa
sjrstematUchen Anordnung der Tiiptolemoivaaen , welches im Text anerkannt worden Ist, hieiait
nicht im Oerlnsslen geichmälert oder bekritelt werden eoll. Das Maß der ÜbereinstimmnnF de
im Tuite gegebenen Verzoichnisses mit früheren liOt sich aus den Noten genau cODtrolirrB. iit
(Iründe der Abwclchangeti sind aus dem Te^te selbst ersichtlich. Ausgeschlossen blieben "■
der im Texte gegebenen llehaudluiig die nur aus Katslogen bekannten Vaienbilder (bei Ste^aal.
Compte-rendu 11^59 p. S5 No. 39 — 12), so interessante Einzelheilen sie nach den Bewkreibunita
bietun mochten. Wer auf dieien Gebieten ernstlich gesrbeitet hat, wird ermessen können, ■"
tehr gering der VerlsQ auf IVemde Meinungen ist, also die BeachHnkung auf da* wirkllrh Cm-
trolirbire hollentllch hiliigen.
ZUM VIKRTEN BITCH. 7. CAPITEL. 695
einen Apfel hält, vielleicht Jene halle Kntblußung des Oberkörpers zeigt, an der vrir nach den
im Texte S. 48S angeführten ParaHelen keinen^ Anstoß nehmen können, vielleicht auch, wie
Heuze p. 4 meint darthun zu können,' mit einem ganz dünnen Untergewande bekleidet war,
von welchem Farbespureu übrig geblieben sein sollen.
31) zu S. 494. Eben so wenig wird wohl lleuz«^, wenn er in den Monuments grecs publ.
par Tassociation pour Teneourageroent des ^tudes grecques en Franre Heft 3 (1874) p. 5 sqq. eine
ganze Folge jener anmuthigen Terracottaflguren %erschleierter Frauen und Madchen, welche aus
den tanagraeischen Gräbern in so überraschender Fülle hervorgegangen sind, und deren er auf
pl. 1 einige hübsche Proben veröffentlicht, auf Demeter bezieht, bei vielen Anderen Überzeugung
bewirken, wie er dies sehr wohl selbst empfunden hat, so beredt und scheinbar systematisch er
seine These zu verfechten weiß. liier ausführlich widerlegend auf dieselbe einzngehn, würde viel
zu weit führen und wird auch, meiner (berzeugiing nach, kaum nöthig sein. In dem 5. Hefte
(ls7(i) gesteht H. p. 3 selbst zu, daß er zu seiner Hypothese auch in Frankreich keine Zustim-
mung gefunden hat.
ZUM SIEHEXTEN CAPITEL.
32) zu S. 510. Ausdrücklich abgelehnt \ierden muß aus diesem Kreise das Relief in Venedig
bei Valentinelli , Catalogo dei marmi scolpiti del Museo archeologico della Marciana in Venezia
No. 225, welches nach der Inschrift XePeNTIA PAPAI^ONH lePeiA AHMHTPOC Q6CMO-
♦OPOY darstellen soll, und zwar die Priester in im Costüm der Göttin. Die ausdrückliche Ab-
lehnung ist deswegen nöthig, weil Stephani im Compte-rendu etc. pour Tanne'e 1859 p. 37 Note 1
ein ziemlich bedeutendes Gewicht auf dies Relief legt, welches er selbst geprüft zu haben angiebt
(quc j'ai examin^ moi-meme). Allein schon Valentinelli hat den Verdacht einer Fälschung gegen
dies Stiick ausgesprochen, und Conze in der Archaeolog. Zeitung von 1872 (XXX) 8. 88 nennt
dasselbe »sicher ganz und gar eine Fälschung«. Und zwar ohne Zweifel mit Recht, wie
ich aus eigener Prüfung des Originals und einer vor mir liegenden Photographie bestätigen kann.
33) zu S. 513. Im Allgemeinen haben die Verf. des Laterankatalogs (ßenudorf u. Schöne,
D. ant. Bildww. des lateran. Mus.) S. 237 über dies eigeuthümliche Monument geMgt, was sich
veiitandigerweise über dasselbe sagen läßt, ohne auch ihrerseits zu einem positiven Resultate zu
gelangen. Daß an keine dramatische Verbindung der vier Urustbilder, also an keine Darstellung
der Zurückführung Koras zu denken sei, sondern nur an eine Cultusverbindung , wird Jetzt wohl
aiUgemein zugestanden werden. Aber nicht allein der Grund dieser Verbindung ist dunkel, son-
dern auch die den Göttern außer dem Hermes zu gebenden Namen sind ungewiß. Der ninnliche
Gott zwischen den beiden Göttinnen wird allgemein für Pluton-Hades gehalten und man schwankt
nur, ob man die Göttin zu seiner Linken (r. v. Bosch.) mit der Fackel in der Linken und dem
Ährcnbuschel in der dem Gott auf die Scliulter gelegten Rechten Demeter oder Kora, die Göttin
auf der andern Seite Kora-Proserpina oder eine Hora nennen soll. Für eine Verbindung von
Hades-Pluton mit beiden Göttinnen würden sich , wenn man hier an griechische Ideen denken
darf, auf griechischem Boden einige, wenn auch nicht grade schlagende Analogien nachweisen
lassen, so in der schon oben S. 412 erwähnten Gruppe alter Xoana im Tempel der Demeter Mysia
zwischen Mykenae und Argos Pausan. 2. 18. 3, so weiter in der von Newton, Discoveries at
Halicar nassus etc. pl. S9. 14. p. 405 publicirten knidischen Inschrift, welche Demeter, Kora,
Ploton Epimachos und Hermes zusammen nennt (denn schwerlioh trennt Preller, Arch. Ztg. von
1861 S. 166, mit Recht den Namen Epimachos als den eines eigenen Gottes von Pluton), und
flo noch in einigen anderen von Gerhard in s. 1. Abhandlung über den Bilderkreis von Kleusis
in den Anmerkungen 15 ff. (Ges. akad. Abhh. II. S. 337) gesammelten Verbindungen. Aber
freilich ist die Berechtigung, bei diesem römischen Monument auf grieehische Cultideen zu pro-
▼oeiren, nicht nachgewiesen und gewiß schwer nachzuweisen. Andererseits muß man die Mög-
lichkeit offen halten, daß der Gott zwischen den Göttinnen, dessen Zöge, wenn auch von mür-
rischem Ausdruck, auch nach den Verff. des Laterankatalogs an Juppiter erinnern, in der That
■ieht Hades-Pluton, sondern Juppiter sein solle, der sieh in der traulichen Verbindung mit Demeler
(Ceres) leichter verstehn lassen wurde, als Jener, während die Beigesellung einer mit Blüthen und
Overbeck, Knnstmythologic III. 45
69S ANMERKUNGEN UND EXCX'RSE
wir ink etnem allgemeinen Ausdrnck als die orphische zu bezeichnen pflegen a. Wenngleich er
nun gewiß nicht mit Unrecht sagt, daß grade in der Triptolemossagc vielfache Anknüpfungs-
punkte für die Eptwlckeliing und Umbildung im Sinne eben jener Poesie vorbanden waren und
dabei an die Bedeutung des Triptolemos als Gesetzgeber (Preller, Demeter u. Pers. S. 290 nnd
391) und daran erinnert, daß er wie bei Piaton (Apol. p. 41. A.) so auch in einem spaten Yasen-
gemälde (Mon. dell' Inst. VIII. Uv, 9) als einer der drei Unterweltsrichter erscheint, so wird er,
denke ich, doch damit einverstanden sein, daß man bei dem Dunkel, welches über der Genealogie
des Triptolemos von Polymnia und entweder Keleos oder Cheimarros lagert, sich erst dann zam
Behnfe der Erklärung eines Vasenbildes an diese immerhin in ihrem Ursprünge aoch nichl zu
voller Klarheit gelangte Tradition zu wenden Ursach hat, wenn in der That keine andere, ans
lebendigerer Poesie geschöpfte Erklärung möglich ist, und daß es sein sehr Bedenkliches hat,
Einflüsse Jener orphlsch genannten religiös-dogmatischen Poesie auf die Vasenmalerei anzunehmen,
wo diese nicht ganz offenkundig vorliegen. Daß die Unterweltsvasen, deren eine, oben angeführte,
Triptolemos (mit Namensbeischrift) als Todtenrichter zeigt, und die hier in Frage kommenden
Vaaenbilder auf verschiedenem Boden erwachsen sind, wird Brunn wohl kaum bestreiten und ich
hoffe , ihn zu, überzeugen , daß , so sehr die Strube'sche Vermuthung über die fragliche Person
eniste Beachtung verdient, wir dennoch ohne Hilfe der orphischen Poesie das Vasengemälde zu
erklären vermögen, was wohl unbestreitbar wünschenswerth ist.
40) zu 8. 576. Bekanntlich hat Brunn in den Sitzungsberichten d. k. bayr. Akad. v. 1875
I. S. 327 ff. die antike Echtheit des befühmten braunschweiger Onyxgefaßes , gegen welche bis-
her kein Zweifel laut geworden war, bestritten, während W. Gebhard in der Archaeolog. Zeitung
desselben Jahres (]{ XXIII) S. 128 ff. eine Entgegnung gegen Brunn versucht hat. Es kann mir
um so weniger einfallen, mich ausführlich in die hiermit aufgeworrene Streitfrage einzulassen,
als einerseits die Vertretung seiner Behauptung billig Brunn selbst überlassen bleibt, der ja wohl
noch ein Mal auf die Sache zurückkommen wird, und als andererseits Gebhard, welcher behaup-
tet, man könne über die Echtheit oder Unechtheit des braunschweiger Onyx schlechterdings nicht
urteilen, ohne das Original zu kennen, dies auch gegen mich geltend machen kann, da auch ich,
wie Brunn, nur dU Gnauth*sche Zeichnung im » Kunsthandwerk a I. S. 83 f. und einen Gypsabguß
kenne. Ich muß mich daher auf wenige Bemerkungen beschränken. Vorweg aber glaube ich ein
Argument Gebhards erwähnen zu müssen, welches derselbe am Schlüsse seines Aufsatzes vortragt
und das, wenn G. mit seiner Behauptung in demselben Recht hätte, allerdings in der zwingend-
sten Weise den antiken Ursprung des Gefäßes erweisen würde. Er behauptet nämlich, daß die
Goldfassung, mit welcher das Gefäß bei seinem ersten Bekanntwerden 1630 in Mantua veisehn
war nnd welche erst 1830 entfernt worden ist, »den spät-gothi sehen Charakter etwa des XIV. Jahr-
hunderts« zeige. Wenn das richtig wäre, so wäre damit Alles entschieden; denn darüber kann
ke^n Zweifel sein, daß die Fassung später sei, als das ihretwegen durch Einschleifnngen und
Durchbohrungen beschädigte Gefäß und eben so wenig kann es Jemand einfallen, zu läugnen.
daß, wenn die Fassung aus dem XIV. Jahrhundert stammt, das Gefäß antik sein müsse, da feit
den Zelten der spätem Antike bis zum XIV. Jahrhundert so nicht gearbeitet worden sein kano,
wie die Figuren des Gefäßes gearbeitet sind. Nun aber kann nicht allein ich Nichts von spät-
gothischem Stil in der Goldfassung entdecken, vielmehr nur Formen und Ornamente, welche der
späten Renaissance, d. h. dem Ausgange des XVI. Jahrhunderts angehören, so ganz besonders
das Motiv der arabeskenartigen Blumenranke an den beiden Reifen, welche das Gefäß umfassen,
und die mit diesem Motiv zusammengehenden Verbindungen von Henkel und Ausguß, sondern
diese meine Ansichten sind mir von mehren auf diesem Gebiete mehr als ich competenten Auto-
ritäten vollkommen bestätigt worden. Stammt aber die Goldfassung nicht aus dem XIV., sondern
aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts, so bleibt die von Brunn aufgestellte Ansicht, das Gefäß
selbst stamme aus dem XVI. Jahrhundert, vollkommen möglich, da wir ja die Schicksale de^
Gefäßes vor 1630 nicht kennen, also auch das Motiv, welches zur Anbringung der Goldfassun;
Veranlassung gegeben hat, so wenig nachweisen können, wie den Urheber dieser immerhin bar-
barischen Maßregel. — Was aber die weiteren von Gebhard gegen Brunn vorgetragenen Argu-
mente anlangt, so zerfallen sie in solche, welche sich auf die von Brunn als nicht antik ange-
fochtenen Formen, und in solche, welche sich auf den von Brunn als unerklärbar bezeichneten
Gegenstand beziehn. Von den ersteren sehe ich hier um so mehr ab, als grade bei ihnen die
G.'scho Behauptung , man kOnne nur nach Autopsie des Originals urteilen , zumeist in Frage
ZUM VIEBTEN BUCH. 9. CAPITEL. 699
kommt, und will nur erklären, dafi mir Brunn von Gebbard auf nicbt eben rlelen Punkten wider-
legt scbeinen will. Was aber den Gegenstand anlangt, mdcbte es verwegen erscbeinen, wenn
man sagt: weil bisher keine genflgende Erklärung roöglicb gewesen ist (und dem ist im vollsten
Maße so), kann das Gefäß nicht antik sein ; denn ohne Zweifel giebt es antike Kunstwerke, welcbe
eben so wenig sicher und befriedigend erklärt sind wie das braunscbweiger Gefäß. Allein wenn
Gebbard sagt: ein solcher Scbluß sei um so unzulässiger, wo es sich um dei) Cultus der Demeter
und des Triptolemos handele, der des Rätbselhaften noch sebr Vieles biete, so muß man ihm ganz
direct widersprecben. Es giebt, und dies Resultat wird doch wohl aus dem IX. Gapitel dieses
Buches hervcrgehn, kaum einen Bilderkreis, welcher durchsichtiger und klarer verständlicb wäre,
als der auf Demeter und Triptolemos bezügliche. Und wenn sieb die Erklärer des braunscbweiger
Gefäßes, unter denen, wie Brunn mit Recht bemerkt hat, kein eigentlicber Arrhaeologe von Ruf
befindet, hinter »die Eleusinien« oder »die eleusinischen Mysterien« flüchten, bei denen, grade
weil sie Mysterien sind, es uns nicht wundern dürfe, wenn ihre künstlerische Darstellung uns
mysteriös vorkomme und von uns nicht zu erklären sei , so mochten doch wohl die gesammten
Studien der letzten Jahre gezeigt haben, wie es sich mit den früher massenhaft angenommenen
a Mysterienbildern« eigentlich verhält und wie wenig mysteriös die wenigen wirklich vorhandenen
sind. Vergl. Gap. XI. Von den in Beziehung auf das Gegenständliche im Einzelnen gegen
Brunn gemachten Bemerkungen Gebbards vermag ich kaum eine einzige als stichhaltig anzu-
erkennen, und ich kann in Betreff des Ganzen vorläufig zu keinem andern Resultat gelangen,
als zu dem in der Hauptsache auch Brunn gelangt ist, nämlich, daß es sich um einen Re-
naissancecento von einzelnen antiken Reminiscenzen und Entlehnungen aus der Antike handelt,
welche sinnlos zusammengetragen und in manchen Einzelheiten mißverstanden sind. Für die vier
Frauen zur Rechten hat Brunn dies schon näher nachgewiesen ; in der Gruppe auf dem Schlangen«
wagen nebst der Figur über den Schlangen und der Tellus vor denselben liegt es nahe, an eine
mißverstandene und willkürlich abgewandelte Darstellung der TrXolvv) Ai^(iiY)Tpoc tu denken, der
Art, wie sie uns in den Sarkophagreliefen des Koraraubes, besonders z. B. dem aachener (No. 20
S. 620) verbunden mit dem florentiner (No. 5 S. 608) begegnet. Daß der Verfertiger an Demeter
und Triptolemos gedacht habe , soll nicht bestritten werden ; aber wie wenig Analogie sich zu
seiner Darstellung in der Antike findet, hat Brunn S. 331, der auf diesem Punkt am wenigsten
von Gebhard widerlegt ist, nachgewiesen.
41) zu 8. 586. Zu streichen sein wird aus diesem Kreise der Garneol unbekannten Be-
sitzes, von dem bei Cades, Große Abdrucksamml. III. No. 22 ein Abdruck ist, und den Stephanl
im Compte-rendu etc. pour Tann^e 1859 p. 86 unter No. 50, vergl. p. 104, hierher bezogen hat,
abgeb. mit einigen Ungenauigkeiten (vergl. Stephanl a. a. 0. p. 86 Note 1) in Gerhards Ant.
Bildwerken Taf. 311 No. 13. Bei Gerhard, Prodromus S. 84, wie bei Stephanl gilt der hier auf
dem Schlangenwagen stehende Mann für Triptolemos, und Stephan! hält den neben den Sehlangen
mit einem Scepter stehenden zweiten Mann für Keleos, von dem er annimmt, er überreiche
Jenem im Augenblicke der Abfahrt, »wie es scheine«, Ähren. Allein einmal sind in dem Gegen-
stand , um dessen Überreichung und Annahme es sich zwischen den beiden Männern handelt,
Ähren sicher nicht zu erkennen, und femer würde es auch gänzlich ohne alle Analogie sein. Ja
wohl außerhalb aller Möglichkeit liegen, daß solche Ähren dem Triptolemos durch Keleos, anstatt
durch Demeter oder etwa Kora überreicht werden. Dazu kommt aber femer, daß der angebliche
Triptolemos ein in der Gerhard'schen Abbildung nicht genau wiedergegebenes Füllhorn auf der
linken Schulter, mit der Hand gehalten trägt, denn »un r^cipient quelconque avec du grain«, wie
Stephanl a. a. O. p. 97 Note 4 dies angebliche »attribut indistinct, qu'on voit sur le dos de
Triptolime« nennt, ist sieher nicbt zu erkennen ,* wohl aber ein ganz deutliches Füllhorn. Ein
solches, bei Triptolemos eben so* unerhört wie die Ährenübergabe durch Keleos, dürfte Jeden Ge-
danken an den Erstem ausschließen und die Erklärung etwa auf Plutos hinleiten, von dem Je-
doch andererseits ein Fahren auf dem Schlangenwagen bisher wenigstens noch nicht bekannt ist.
Möge man das Gemmenbiid aber auch erklären wie immer es sei, unter den Triptolemosmonu-
menten wird sich dasselbe, wenigstens in dem Sinn, in welchem dies bisher versucht worden ist,
sehwerlich halten lassen.
42) zu S. 587. Der Wagen, auf welchem Triptolemos sitzt, zeigt nämlich hier in der Mitte
der Axe, zwischen den Füßen des Heros e i n Rad, eine Erscheinung, welche Stephanl im Compte-
rendu etc. pour rann«^e 1859 p. 85 sq. Note 2 für unmöglich erklärt und welche er als das
700 ANMERKUNGEN UND EXCURSE
Werk eines halbgclehrteii Fälschers auf die Stelle in Hygin. Poet, astron. II. 14 zorückgefuhit
hat, wo man in dem überlieferten Text — auf den allein es ankommt, während auf dessen Ver-
derbtheit und etwaige Verbesserung gar kein Gewicht fällt — In Betreff des Triptolemos liest:
»qui primus omnium una rota dicitur usus, ne cursu nioraretnr«. Wieseler zu den DeokB.
d. a. Kunst II.3 No. 113 d. S. 155 nennt diese Vermuthung, daß das lltA in dem vorliegeodei
Stein aus der Stelle des Verfassers der Astronomica herrühre, »schon an sich eine gewagte«,
wofür er indessen Gründe nicht anglebt und glaubt, die (NB. antike !) Möglichkeit eines Gcfäbrtsi
wie das hier dargestellte durch »die modernen sogenannten Velocipeden« beweisen zn könnea,
»zumal da es sich um ein Gefährte handelt, welches auch durch die Flügel und die Scblaagea
getragen und im Gleichgewicht gehalten wirda. Ob er damit Andere überzeugen wird, weiB ick
nicht ; von mir muß ich bekennen , daß ich diese Art von Beweisführung nicht füi bündig zu
halten vermag und nach wie vor glaube, daß Stephanl Recht hat.
ZUM ZEHNTEN CAPITEL.
43) zu S. 597. Über die Identität oder Nichtidentität des » Uamilton'schen Fragments« uad
der »Ilope'schen Vase« gehn die Meinungen auseinander , vergl. Förster S. 243 No. 5 mit der
Litteratur in Note 1. Die Übereinstimmung der beiden Zeichnungen bei Tischbein und bei Mü-
lingen an den im Text angef. Orten ist, soweit die Darstellung in dem Fragment erhalten ist,
so wunderbar groß, daß es kaum möglich ist, nicht an die Identität zu glauben. Denn die klei-
nen Differenzen , welche Förster a. a. 0. hervorhebt und für die Annahme der Nichtidentitit
geltend macht, lassen sich überaus leicht auf kleine Ungenauigkeiten der Tischbein'sdien Publip
ration in der Wiedergabe des Originals, ja auf absichtliche Abweichungen (»Verschönerungen«)
zurückführen, wie dergleichen bekanntlich sehr viele in dem Tischbeiu'schen Werke und in an-
deren Vasenwerken jener Periode nachgewiesen werden können. So z. B. daß an dem arhwebai-
den Eros beide Beine sichtbar iiud die Pferdefüße etwas anders gesetzt sind, während es eine
Ungenauigkeit (wenn nicht auch eine »Verschönerung«) sein kann, daß Hades einen deutlicbei
Lorbeerkranz trägt und dagegen Demeter (b. Förster Hekate) ganz ungeschmückten Hauptes ist.
Nur ein einziger Grund kann davon abhalten, sich bestimmt für die Identität auszusprecben,
nämlich, daß, während in dem Texte zu Tischbeins Tafel ausdrücklich bemerkt wird, daß es sirh
um ein Fragment handele, der vorsichtige und gewissenhafte Millingen im Texte seiner Anc. uned.
Mon. von keinerlei Ergänzungen an der von ihm edirten Hope'schen »Vase« redet. Und dock
zeigt die Abbildung bei Millingen über diejenige bei Tischbein hinaus außer kleineren Diogea
und außer der durch die auch bei Tischbein vor den Pferden schwebende Fackel gewissermaßea
verbürgten Hekate (bei Förster Alekto) den Hermes und die mit dem Kranze fliegende Taube,
welche letztere namentlich dem Erg'anzer auf die Rechnung zu setzen mißlich ist. Sc'hr merk-
würdig ist Millingens eigene Äußerung a. a. 0. p. 44 : »A part of this elegant composition it
engraved in tho collection of Sir W. Hamilton, published by Tischbein. Wether it was from
the present vase, or from a fragment that offered a repetition of the subject
cannot be asser tain ed. In the former case it seemes difflcult to assign a reason for tbe
Omission of the other parts, without which the subject is perfectly unintelligible«. Daß diese
Zweifel seltsam' genug klingen, da Millingen in Tischbeins^ Text die positive Aussage über das
Fragment lesen konnte, muß mau gestehn. Sollte er wirklich diesen Text nicht angeschn htbon?
Dann wäre auch noch einiges Andere gegenüber einer geschickten Ergänzung möglich. Auch darf
nicht verschwiegen werden, daß die bei Millingen pl. A. gt^gebene Abbildung der Hopescheu Vasc
einigermaßen danach aussieht, als wäre hier ein Fragment zu einem ganzen Gefäße geniackt.
dessen Form keine ganz genaue antike Analogie hat.
44) zu S. 607. Die früheste Sammlunp der auf den Koraraub bezaigllohen Sarkophagrelieff
ist diejenige, >velche 1818 Welcker in seiner Zeitschrift f. iJesch. u. Ausl. a. Kunst S. 1 ff.
gemacht hat, besonders werthvoll dadurch, daß hier von vielen Keliefcn die genauen Besrhreibuu-
gen ZoÖgas mitgetheilt sind. Seine damals 31 Stück umfassende Liste ergänzte \i. in den .Add.
deir Inst, von 1832, V. p. 144 sqq. um 0 weitere Stücke. Wclckern folgte Gerhard zunächst ia
den Abhandlungen der berl. Akad. v. J. 1864 S. 395 ff.. Üb. den lUlderkreis von Eleu&is IH.
ZUM VIERTEN BUCH. 10. CAPITEL. 701
Beilage B., wieder ■ abgedruckt in s. Ges. akad. Abhh. II. S. 46G ff., mit wenigen und nicht
wesentlichen Berichtigungen. Die Liste umfaßt 41 Nummern. Beide Listen, die Welcker'sche
und die Gerhard'sche, folgen einer museographi sehen Ordnung , welche nicht blos wegen mancher
Versetzung der Stucke aus einer Sammlung in die andere allerlei Unzuträglichkeiten mit sich
bringt, sondern offenbar keine rechte Übersicht über die Gomposition und ihre verschiedenen
Variationen zuläßt. Diesen Übelständen hat die systematische Zusammenstellung bei Förster ab-
geholfen, welche ohne Zweifel für die Zukunft die Grundlage der Forschungen auf diesem Gebiete
abgeben wird.
45) zu S. 65Ü. Von verschiedenen Seiten sind gewisse Terracotten aus verschiedenen Gegen-
den Griechenlands, welche am Boden kniende und .hockende Frauen darstellen, so oder so in den
Kreis der Kunstmythologie der Demeter und Kora gezogen worden. So heißt eine solche Figur
bei Stackeiberg , Gräber der Hellenen Taf. 64 S. 45 : » Demeter am Stein Anakletra , den Erd-
boden mit der Hand schlagend, um ihre Tochter emporzurufen«; ganz derselbe Typus mit unwesent-
lichen Abweichungen: Gazette arch^ol. II. (1875) pl. 8 bei L^on Fivel das. p. 22 sqq. : »Per-
sephon^ ceuillant les fleurs« und ganz besonders hat Ueuz^ in den Monum. grecs publ. par
Tassociat. pour Tencouragement des ^tudes grecs en France, Heft 5 (1876) p. 9 sqq. für die
»ceuilleuses de fleurs et les joueuses d^osselets», deren er drei auf pl. 2 hat abbilden lassen,
roythologischje Bedeutung in Anspruch genommen und nicht verfehlt, unter diesen Figuren auch
Kora in der Anthologie zu erkennen. Es ist nicht dieses Ortes, auf die Frage über die griechische
Genrebildnerei, ihre Grenzen, ihr Alter, ihren Zusammenhang mit der Idealbildnerei oder ihren
Gegensatz zu dieser einzugehn ; sehr viel Wahres sagt in Beziehung hierauf im Anschluß an die
hier in Rede stehenden Figuren Heydemann in seinem so eben publicirten zweiten hallischen
Winckelmannsprogramm : Die Knöchelspielerin im Palazzo Colonna in Rom, womit dessen Aufsatz:
Heroisirte Genrebilder auf bemalten Vasen in den Commentationes philologicae in honorem Th.
Mommseni conscriptae zu verbinden ist. Ich kann , ohne zu verkennen , daß das hier in Rede
stehende Motiv auch für mythologische Gestalten verwendet worden ist, wie das allein schon die
Arne auf den Münzen von Kierion (Heydemann, Die Knöchel Spielerin S. 16) zeigt, in keiner der
bisher publicirten Terracotten kniender und hockender Frauen mythologische Figuren, also auch
weder Demeter noch Kora erkennen oder anerkennen und muß mich daher begnügen, sie hiermit
aus diesem Kreise abzulehnen.
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f. Lietening; Bern. Mit Tufel 1— V. 1872. .rf »S.
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J. Overbeck.
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Die
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zur Geschichte der bildenden Künste
bei den Griechen.
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gr.f. l*iB«. br. ^B.ßft.^,
Antike Hldwerke in Oberitaliwi. .
Dr. Haus Diitsdhke.
I. Die notiken Blldwerhe dea Cnmpo S«nto su PUa. k. |6;4. ji %^
II. Eeretreute antike Bildwerke In Florea». ^. I*i76. Jl (l.
in. nie Sammlung der Ufflfiion In Florena. L'nw dra Prtalt
Hinnk tnn Ihiitkopr va« inn>) In b*lpM|.
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