'<^'Uomw
INDOGERMANISCHE
BIBLIOTHEK
HERAUSGEGEBEN VON
HERMANN HIRT und WILHELM STREITBERG
ZWEITE ABTEILUNG
SPRACHWISSENSCHAFTLICHE
GYMNASIALBIBLIOTHEK
UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGENOSSEN
HERAUSGEGEBtN VON
MAX NIEDERMANN
ACHTER BAND
GRIECHISCHE WORTBILDUNGSLEHRE
VON
ALBERT DEBRUNNER
HEIDELBERG 1917
CARL WINTERS UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG
GRIECHISCHE
WORTBILDUNGSLEHRE
VON
DR- ALBERT DEBRUNNER
PROFESSOR AN DER KANTONSSCHULE UND PRIVATDOZENT
FÜR INDOGERM. SPRACHWISSENSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT
IN ZÜRICH
HEIDELBERG 1917
CARL WINTERS UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG
Verlags-Nr. 1369
•«»»»J
MEINEM LIEBEN
FREUND UND KOLLEGEN
DR THEODOR NÄGEL!
Vorwort.
Als die Aufgabe, für die „Sprachwissenschaftliche
Gymnasialbibliothek" ein Bändchen über die griechische
Wortbildung zu liefern, an mich herantrat, hatte ich an-
fänglich schwere Bedenken. Denn ich war mir darüber klar,
daß beim gegenwärtigen Stand der Wortbildungsforschung
ein auch nur annähernd gleichmäßiger Überblick über dieses
Kapitel der griechischen Grammatik ein Ding der Unmög-
lichkeit ist. Wohl ist für die Anknüpfung, besonders die
formale, der griechischen Wortbildungsmittel an die indo-
germanischen in der Hauptsache getan, was sich tun läßt,
und die Ergebnisse sind in Brugmanns Grundriß und
Brugmann-Thumbs Griechischer Grammatik leicht zu-
gänglich; aber der Zweck der ,, Sprachwissenschaftlichen
Gymnasialbibliothek" weist dieser Seite eine ganz unter-
geordnete Stellung zu. Andrerseits haben die vergangenen
Generationen der philologischen Grammatiker den grie-
chischen Tatbestand und seine gröbere und feinere Gliede-
rung einigermaßen herausgearbeitet (das Wesentliche davon
findet man in der Grammatik von Kühner-Blass); aber
auch mit einem solchen System von formalen und semanti-
schen Fächlein wäre hier dem Leser wenig gedient. Daneben
schwebte mir ein Idealbild vor, kurz gesagt, eine Geschichte
der Wortbildungsmittei im Griechischen^. Die Bei-
träge, die in neuester Zeit zur Geschichte einzelner Bildungen
^ Vergleiche auch Fr. Stürmer, Anregung zu wortkund-
lichen Arbeiten (Glotta VII [1915], 72—80, bes. 74 f. über die Ab-
leitung und 75 f. über die Komposition).
VIII Vorwort.
erschienen sind, lassen uns erst recht empfinden, was auf
weit großem Gebieten noch fehlt. Und die notwendige
Ergänzung dazu, eine Reihe synchronistischer Quer-
schnitte durch die Wortbildungsmöglichkeiten bestimmter
Sprachperioden, Dialekte, Literaturgattungen und Autoren^,
ist bisher kaum als Erfordernis bekannt. Unter solchen
Umständen erschien mir die gestellte Aufgabe als undankbar
und unausführbar. Wenn ich sie trotzdem übernommen habe,
so gaben folgende Überlegungen den Ausschlag: Es handelt
sich hier nicht um ein erschöpfendes Handbuch, sondern
um eine gedrängte und leicht verständliche Darbietung der
wichtigsten Ergebnisse der bisherigen in Einzeluntersuchun-
gen zerstreuten und meist nicht allgemein zugänglichen
Forschung, und vielleicht ebenso sehr um Anregung zur
Ausfüllung der Lücken. Es muß eben auch Bücher geben,
die aus der Hoffnung, bald überholt zu sein, entsprungen
sind und die sich mit dem Gedanken trösten, den siegreichen
Nachbarpflanzen selber etwas Nahrung zugeführt zu haben.
Ein Werk aus einem Guß kann freilich so nicht entstehen;
es wird eben ein Gemisch von Geschichte und Tatbestand-
beschreibung werden müssen mit Seitenblicken auf die Vor-
geschichte, wo diese das Verständnis erleichtert. Wenn sich
dabei die beiden Zwecke, eine Einleitung in die sprach-
wissenschaftliche Behandlung der Wortbildung überhaupt
zu bieten und den griechischen Bestand in seinen Haupt-
teilen einigermaßen zu einem Gesamtbild zu vereinigen,
^ Dabei müßte geschieden werden nach liberaouimenen,
emporsteigenden, neugeschaffenen und absterbenden Bildungen.
AuiJi nach Bedeutungen müßte gruppiert werden. Für die Be-
deutungen der Ableitungen muß ich auf das Sachregister ver-
weisen. Bedeutungsverschiebungen interessieren uns hier nur,
wenn sie gruppenweise auftreten. Über die semantische Seite der
Vv'ortbildungslehre vergleiche man H. Paul, Aufgaben der
Wortbildungslehre (Sitzungsber. d. bayr. Ak. 189G phil.-his(. Kl.,
S. 692 — 713, besonders S. 700 ff. zur Geschichte der Nonnna
actionis des Neuhochdeutschen). Die Bedeutungen der Kompo-
sita sind §80ff. behandelt.
Vorwort. IX
nicht allzusehr in die Quere kommen, so will ich zufrieden
sein.
Eine weitere Folge der Ungleichmäßigkeit der bis-
herigen Forschung ist die, daß ich manchmal einzelne
Abgründe mit kühnen Hypothesen zu überbrücken suchen
und mich dabei mehr auf das Gefühl als auf vollständige
Materialsammlungen, die eben den Gegenstand zahlreicher
Spezialarbeiten bilden sollten, stützen mußte. Das Material
hat auch sonst seine besonderen Schwierigkeiten: Den Laut-
und Formenbestand des Griechischen kennen wir aus der
Überlieferung genügend, abgesehen von den literarisch und
inschriftlich schwach belegten Dialekten; dagegen müssen
die Lücken der Überlieferung bei der Wortbildung viel
empfindlicher sein, weil die Differenzierung der Sprache
nach Dialekten und Lebensgebieten besonders im Wort-
schatz und in den Wortbildungsmitteln zum Ausdruck
kommt, also die Ungleichmäßigkeiten und Einseitigkeiten
der Überlieferung in stärkerem Maß hervortreten, und weil
außerdem der Reichtum an fertigen Bildungen viel größer,
die Möglichkeiten der Neuschöpfung weit mannigfaltiger
und bequemer sind als auf dem Gebiet der Laute und For-
men. Immerhin darf man annehmen, daß das Gesamtbild
mehr unvollständig als falsch herauskommt.
Noch ein Wort über die Begrenzung des Stoffs: Das
Büchlein soll die Wortbildung, nicht die Formenbildung
behandeln. Ausgeschlossen ist also die gesamte Dekhnation
und Konjugation, alle formantischen Mittel zur Bezeich-
nung von Kasus, grammatischer Person, Tempus, Modus
usw.: auch die Steigerung der Adjektiva, die Bildung der
Adverbia und die Pronominalstämme interessieren uns hier
nicht vom systematischen Standpunkt aus, sondern ledig-
lich insofern sie an der suffixalen Ableitung und an der
Zusammensetzung teilnehmen; z. B. die Adverbialendung
-coQ ist kein Ableitungssuffix, weil sie ganz in das Dekli-
nationsschema eingegangen, eine regelmäßige Funktion des
Adjektivs geworden ist.
X Vorwort.
Endlich sei hier ein für allemal bemerkt, daß ich ent-
sprechend der Gewohnheit der „Sprachwissenschaftlichen
Gymnasialbibliothek" auf Literaturangaben im Text ver-
zichte. Zur Einführung in die Literatur diene die zusammen-
hängende kurze Bibliographie. Daß ich neben den oben
erwähnten Handbüchern methodisch und stofflich E. Fraen-
kel vielleicht am meisten verdanke, wird der Kenner von
selbst merken.
Der Anhang soll zeigen, wie in den alten Grammati-
kern trotz aller Mängel doch auch neben gelegentlichen
guten Einzelbeobachtungen viel nachdenkendes Forschen
und scharf erfassendes Gruppieren steckt.
Zum Schluß danke ich gerne denen, die sich um dieses
Büchlein verdient gemacht haben: Herr Dr. W. Altwegg
in Basel hat das Manuskript vom Standpunkt des Gymnasial-
lehrers aus einer Durchsicht unterzogen und mir wertvolle
Winke gegeben; Herr Prof. Dr. E. Howald in Zürich
hat seine Kenntnis der alten Grammatiker dem Anhang
zu Gute kommen lassen. Vor allem aber durfte ich wieder
jederzeit den Rat meines verehrten Lehrers, des Herrn
Prof. Dr. J. Wacker na gel in Basel, einholen und seine
kritischen Bemerkungen zu den Korrekturbogen benützen.
Möge eine freundliche Aufnahme des Büchleins allen Helfern
ihre Mühe lohnen!
Zürich, im Mai 1917.
Der Verfasser.
Bibliographie.
Zur Einführung in das weitere Studium werden die wich-
tigsten systematischen Darstellungen und einige methodisch wich-
tige oder noch nicht allgemein in den Handbüchern verarbeitete
Spezialabhandlungen angeführt.
1. Handbücher mit Gesamtdarstellungen der Wortbildungslehre.
K. Brugmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik der
indogermanischen Sprachen. II. Band. Lehre von den Wort-
formen und ihrem Gebrauch. I.Teil (Straßb. 1906): All-
gemeines. Zusammensetzung. Nominalstämme. 3. Teil
1. Lief. (1913) enthaltend u.a. die Abschnitte: Verbale Kom-
posita. Die Tempusstämme im Allgemeinen. Präsens und
starker Aorist.
S. Vorwort.
Dasselbe in verkürzter Form:
K. Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik der indo-
germanischen Sprachen. 2. Lieferung. Straßb. 1903.
K. Brugmann, Griechische Grammatik. 4. Aufl. von A. Thumb.
München 1913 (Iwan v. Müllers Handbuch der klassischen
Altertumswissenschaft II 1).
S. Vorwort.
H. Hirt, Handbuch der griechischen Laut- und Formenlehre.
2. Aufl. Heidelb. 1912 (Sammlung indogerm. Lehr- und
Handbücher 12).
Behandelt kurz auch ausgewählte Kapitel aus der Wort-
bildungslehre.
R. Kühner, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache.
I. Teil. Elementar- und Formenlehre. 3. Aufl. von Fr.
Blass. 2. Band. Hannover 1892.
S. Vorwort.
XII Bibliographie.
2. Zum allgemeinen Teil.
Zur Abgrenzung der Wortbildungslehre gegen andere Gebiete
der Grammatik (§lff.):
R. Blümel, Einführung in die Syntax (Sprachwiss. Gymnasial-
bibliothek 6). Heidelb. 1914.
Zur retrograden Ableitung (§24 f.):
Fr. Eichhorn, De Graecae linguae nominibus derivatione retro-
grada conformatis. Diss. Gott. 1912.
3. Zur Zusammensetzung.
Zu § 112:
W. Petersen, Der Ursprung der Exozentrika (Indog. Forsch. 34
[1914], 254ff).
Zu § 150 ff.:
J. Wackernagel, Akzentstudien IL III. (Nachr. d. Gott. Ges.
d. Wiss. 1914, 20ff. 97 ff.).
4. Zur verbalen Ableitung.
A. Debrunner, Zu den konsonantischen io-Präsentien im Grie-
chischen (Indog. Forsch. 21 [1907], 13ff. 201ff.). Diss.
Behandelt die Entwicklung besonders der Verba auf
-aiveiv, -vvsiv -aaeiv -t,£iv (außer -iCeiv und -d^eiv) inner-
halb des Griechischen.
Zu §274:
A. Debrunner, iwxaxit.oi (Juvenes dum sumus, Aufsätze zur
klass. Altertumswiss. der 49. Versammlung deutscher Philo-
logen und Schulmänner zu Basel dargebracht. Basel 1907.
S. 82ff.).
E. Fraenkel, Griechische Denominativa in ihrer geschichtlichen
Entwicklung und Verbreitung. Diss. Gott. 1906.
Behandelt -aiveiv, -vveiv, -ovv, -eveiv. S. Vorwort.
W. Marcus, Zur Bildung der Intensiva in den altarischen Dialekten
und im Griechischen. Heidelb(Tger Diss. Leipzig 191 'i.
Behandelt die Intensiva nach der Wurzel oder Basis und
nach der Reduplikationsart.
Bibliographie. XIII
Arthur Müller, Zur Geschichte der Verba auf -tCco im Grie-
chischen. Diss. Freiburg i. Br. 1915.
„Soll nur rein Tatsächhches bringen Es sollte die
Untersuchung mit den Weg bahnen zu einer vergleichenden
Arbeit."
H. VON DER Pfordten, Zur Geschichte der griechischen De-
nominativa. Leipzig 1886.
In der Hauptsache nur eine unvollständige Zusammen-
stellung der Verba auf -äv, -elv, -ovv, -dCeiv, -i^eiv, -aiveiv.
Johanna Richter, Ursprung und analogische Ausbreitung der
Verba auf -dCco. Leipzig 1909.
Untersucht hauptsächlich die Beziehungen von -dL,(o zu
andern Suffixen. Durch mannigfache Versehen und un-
zählige Druckfehler stark entstellt.
L. SüTTERLiN, Zur Geschichte der Verba denominativa im Alt-
griechischen. Erster TeiF: Die Verba auf -dw, -e'o), -6oi.
Straßb. 1891.
Die methodische Grundlage der neuern Erforschung der
griechischen Verbalsuffixe.
5. Zur nominalen Ableitung.
A. Debrunner, Die Adjektiva auf -ahog. Ein Beitrag zur
griechischen Wortbildungsgeschichte (Indog. Forsch. 23
[1908], IfL).
W. Dittenberger, Ethnika und Verwandtes (Hermes 41 [1906],
78 ff. 161 ff.; 42 [1907], IfL 161fL).
Untersucht mehr philologisch das Verbreitungsgebiet einiger
Ethnikasuffixe und den Bedeutungsunterschied zwischen
Ethnika und Ktetikon (vgl. § 396 und Anhang I).
E. Fraenkel, Geschichte der griechischen Nomina agentis auf
-riJQ, -rcoQ, -Trjg (-r-). I. II. Straßb. 1910. 1912 (Unter-
suchungen zur indogerm. Sprach- und Kulturwiss. I. IV).
S. Vorwort. Dieselben Vorzüge der Fraenkelschen Arbeiten
zeigen auch seine kleineren Aufsätze:
— Zur Geschichte der Verbalnomina auf -aio-, -aia (Kuhns
Zeitschr. L vergl. Spr. 45 [1913], 160fL).
^ Weitere Teile sind nicht erschienen.
XIV Bibliographie.
E. Fraenkel, Beiträge zur Gesciiiclite der Adjektiva auf -zixö^
(ebenda S. 205 ff.).
— Zur metaphorischen Bedeutung der Suffixe -rt/Q, -tcoq, -X7]g
im Griechischen (Indog. Forsch. 32 [1913], 107ff.).
— Die Feminina auf -reiga, -rgia, -rQi(; (-zogig) und die Bil-
dungen auf -xoQio- (ebenda S. 395 ff.).
Erwin Herrmann, Die Liquidaformantien in der Nominal-
bildung des ionischen Dialekts. Tüb. 1911.
Für das Ionische erschöpfend.
W. Petersen, Greek Diminutives in -lov. A Study in Semantics.
Weimar 1910.
Untersucht 1. die Entwicklung der Bedeutungen von -lov,
2. die Entstehung und Ausbreitung der kombinierten De-
minutivsuffixe (§295 ff.). Von derselben Art ist:
W.Petersen, The Greek Diminutive Suffix -laxo-, -loy.t]-. Yale
Univ. Press. New Haven Conn. 1913 (Transactions of the
Conn. Acad. of Arts and Sciences XVIII 139ff.).
Rein HOLD Schulz, Die einfachen Stoffadjektiva des Griechi-
schen, semasiologisch und historisch behandelt. Diss.
Leipzig 1910.
Vorwiegend Sammlung und Gruppierung des Materials.
§§ 1. 2] I. Die Elemente des Wortes. — 1. Der Satz.
Allgemeiner Teil.
I. Die Elemente des Wortes.
I. Der Satz.
§ 1 . Im Griechischen wie in allen indogermanischen Spra-
chen ist die Einheit des sprechrhythmischen Lautkomplexes,
den wir „Satz" nennen, in der Regel keine psychologisch
ungegliederte Gesamtvorstellung, sondern eine durch allerlei
äußere Mittel gekennzeichnete Verbindung von Einzel-
vorstellungen zu einem Ganzen. Die eingliedrige Sprach-
äußerung, die man wohl als die primitivste betrachten muß,
bildet nur noch eine deutlich als Abweichung von der Norm
empfundene Ausnahme oder wird gar nicht mehr als selb-
ständiges Satzgebilde empfunden: Impersonalia, Interjek-
tionen, Vokative, Imperative.
2. Das Wort und seine Bestandteile.
a) Stamm, Suffix und Endung.
§ 2. Die Teilvorstellungen des mehrgliedrigen Satzes,
die Wörter, enthalten zunächst den Stamm, d. h. den
Ausdruck des Vorstellungs- oder Begriffsinhaltes, der von
der Verbindung mit den andern Teilvorstellungen des
Satzes unabhängig ist; dazu tritt aber meistens noch eine
Endung, d. h. ein Bestimmungselement, das je nach der
Beziehung zu den andern Satzteilen wechselt.
Debrunner, Griech. Wortbilduagslehre. 1
2 I. Die Elemente des Wortes. [§§2—4
Ein Stamm (oder auch ein endungsloses Wort) braucht
aber seinerseits noch nicht ein unteilbares Ganzes zu sein,
sondern der Vergleich mit Wortstämmen verwandten Sinnes
ergibt oft ein gemeinsames Grundelement, die Wurzel,
und einen modifizierenden oder ergänzenden Zusatz, das
Suffix, das seinerseits auch mit andern Wurzeln ver-
bunden erscheint; oder aber das Wort oder der Stamm
enthält mehrere auch selbständig vorkommende Wörter oder
Stämme. Im erstem Fall haben wir ein abgeleitetes,
im letztern ein zusammengesetztes Wort (oder einen
solchen Stamm) vor uns.
§ 3. Zur Veranschaulichung des Unterschieds zwischen
Endung und Suffix^ diene folgendes Beispiel: ä^icbjuar-oq,
d^ioj/uar-i, ä^iojjuar-a, d^iojjudr-ojv enthalten die Kasus-
endungen -og, -i, -a, -ojj', wie sie z.B. auch in änavT-og usw.
vorliegen, dagegen der Vergleich von d^tw-^ar- mit d^ico-oig
einerseits, mit doa-^ar-, xa&aQ-juar-, dva&fj-ßar- usw.
andererseits läßt ein Suffix -^ar- erkennen.
b) Wurzel und Basis.
§ 4. Der Begriff ,, Wurzel" ist also zunächst nichts als
eine grammatische Abstraktion, die besagt, daß ein gewisser
Lautkomplex das Bedeutungszentrum eines Wortes bildet
und für unsere Kenntnis inhaltlich und formal nicht weiter
teilbar ist. Und wenn vom Antritt eines Suffixes an eine
Wurzel die Rede ist, so ist damit über die Existenz der
Wurzel und des Suffixes als selbständiger Wörter nichts aus-
gesagt; die Umwandlung eines Wortes in ein Suffix ist
zwar mehrmals historisch nachweisbar (§8), und die Wurzel
kommt auch als Wortform (,, endungslos") vor (z. B. im
Imperativ q)e()e, im Vokativ Zev; ebenso der Stamm, z. B.
im Imp. rdx-vve, im Vok. Qfj-Tog); aber beides ist in den
^ Ob einmal in grauer Vorzeit die (oder einige) Endungen
aus Suffixen entstanden sind, indem die ursprünglich stamm-
bildenden Formantien auf neugebildete syntaktische Beziehungen
(Personen-, Kasusverhältnisse usw.) übertragen wunim, ist hier
nicht zu untersuchen.
§§ 4—7] 2. Das Wort und seine Bestandteile. 3
altern historischen Stadien der indogermanischen Sprachen^
durchaus die Ausnahme, und die Zeit, wo möghcherweise
die Mehrzahl der indogermanischen Wurzeln und Suffixe
als Wörter dienten, ist für die Forschung unerreichbar.
§ 5. Der Ausdruck ,, Basis" wird oft in gleichem Sinn
wie „Wurzel" gebraucht. Es empfiehlt sich aber, ihn auf
die theoretisch rekonstruierte gemeinsame Grundlage ver-
schiedener Ablautformen zu beschränken, die allerdings in
erster Linie bei den Wurzeln von Wichtigkeit ist (,, Wurzel-
basis", z.B. *ße2.r]- in ixarrj-ßsM-rrjg ßelo-q ßo).-rj e-ßaXo-v,
ße-ßkrj-juai), aber wohl auch bei Suffixen gelegentlich anzu-
nehmen ist (,, Suffixbasis", z. B. *-tero- in -xr]Q -tojq -xqo-
§ 338ff. 351).
c) Suffix, Präfix, Infix, Formans.
§ 6. Für das bei der Ableitung an das Wurzelstück
antretende Wortstück verwenden wir hier durchweg den
Ausdruck ,, Suff ix". Genauer genommen müßte man dem
Suffix, dem Anhängsel hinten, das Präfix, das Anhängsel
vorne, zur Seite stellen und etwa beide unter den Ober-
begriff Affix einordnen oder mit dem Sammelterminus
,, Formans" {elementum formans) oder ,,Formativ" auch
noch das Infix {Xa-fji-ß-dvELv zur Wurzel /a/S-, lat. iii-n-go
zu iug-iim) einbeziehen. Aber im Griechischen ist das Infix
kein Wortbildungsmittel (§ 169), die Präfixe sind teils
Flexionselemente (so das Augment £-), teils als Kompo-
sitionsvorderglieder empfunden (§ 9, z. B. d- privativum,
dvo-^ dya-, s. § 54 ff.), so daß für die Ableitung tatsächlich
nur das Suffix übrig bleibt.
d) Wurzeldeterminativ und Suffix.
§ 7. Aus der Nebeneinanderstellung von Tgeju-eiv 'zit-
tern', rgsaoe (Verbalstamm tqeg-) 'zitterte', lat. trep-idus
'trippelnd, ängstlich' erschließt man eine gemeinsame Wurzel
*tre-, die durch ein ,, Wurzeldeterminativ" m, s, p erweitert
sei. Vom Suffix unterscheidet sich dieses dadurch, daß es der
^ Anders z.B. im heutigen endungsarmen Engliscli.
4 I. Die Elemente des Wortes. [§§ 7—9
Wurzel kein für uns erkennbares Bedeutungselement beifügt
\Nde das Suffix, außerdem dadurch, daß es nicht wie das Suffix
gruppenweise auftritt. Allein wie bei allen derartigen gram-
matischen Rubrizierungen gibt es auch hier Grenzfälle und
Übergänge; so scheint ein Wurzeldeterminativ d {xlv-Ö-ov
'Wogenschwair zu lat. c/u-ere 'reinigen') an der großen Aus-
breitung der (/-Suffixe im Griechischen (§ 378) beteiligt zu
sein. Über -&- s. § 174, 306, 310, 390.
e) Kompositionsglied und Suffix (Präfix).
§ 8. Wie schon in § 4 bemerkt worden ist, läßt sich
im Griechischen einigemale der Übergang eines Kompo-
sitionsglieds zu einem Suffix beobachten. Die wichtigsten
Fälle sind -{Öjajtög (§ 377) und -cbdrig (§ 388). Die MögHch-
keit eines solchen Übergangs beruht auf mehreren Um-
ständen: Das Kompositum unterscheidet sich von der rein
syntaktischen Begriffsverbindung gerade durch die stärkere
Vereinheitlichung der mit einander verknüpften Vorstel-
lungen (§27); dadurch kann die eine Vorstellung leicht hinter
die andere zurücktreten, den Charakter eines modifizierenden
Elementes erhalten und dadurch auf eine Linie mit Suffixen
ähnlicher Bedeutung geraten; hauptsächlich aber begünstigt
ein Schwinden des selbständigen Gebrauchs eines Wortes
oder eine starke klangliche Entfernung des Kompositions-
glieds von seiner selbständigen Verwendung die Umdeutung
des Wortgebildes; vgl. das erwähnte -(ÖjaTTog und -ojöri;
und aus dem Deutschen etwa -sam {= (dem). S. auch § 40
über verdunkelte Komposita.
§ 9. Etwas häufiger als die Umwandlung eines Hinter-
glieds zum Suffix ist im Griechischen die Umwertung eines
Vorderglieds zu einem bloßen Zusatzelement; so beim d-
privativum und copulativum, ferner bei Ovo-, ägi- usw.
(§ 54ff, ; 6). Man spricht aber trotzdem gewöhnlich nicht von
,, Präfixen", sondern rechnet diese Fälle auch zur Kompo-
sition; denn wenn auch die selbständige Verwendung im
Griechischen von Anfang an fehlt, so gab es doch keine
Kategorie unselbständiger Vorsatzwörter, so daß die An-
§§9' — 11] 2. Das Wort und seine BestaiKÜeilo. 5
knüpfung für eine solche Umdeutung fehlte; dafür boten die
adverbial-präpositionalen Wörter wie ävri, eni usw. usw., die
neben ihrer selbständigen Verwendung beliebte Vorderglieder
waren, eine gute Analogie (es ist sogar geradezu tieqi-
§ 45 f. = ägi-, £Qi- § 60, äjio- § 50 = d- privativum).
f) Der thematische Vokal oder Bindevokal.
§ 10. Schon im Indogermanischen ging der Endung bei
einer überaus großen Zahl von Verben in gewissen Tempora
ein Vokal o oder mit Ablaut c voran, der aber nicht un-
zertrennlich mit dem wurzelhaften Bestandteil verknüpft
war; vgl. My-o-juev My-e-rs^ aber *ley-öco > Xe^co. Man hat
daher ein besonderes Element der Formenbildung darin
gesehen und ihm den Namen ,, thematischer Vokal" oder
,, Bindevokal" (auch „Bildevokal") gegeben. Es darf als
sicher gelten, daß er in einzelnen Wurzeln ursprünglich den
eigentlichen Wurzelauslaut gebildet hat; aber sein Verhältnis
zu dem oje der Nominalstämme, die die griechische (und
lateinische) zweite Deklination bilden, ist nicht abgeklärt;
vgl. leya-i-iEv zu löyo-c, (§ 280). Dagegen hat zweifellos der
Vokal -o- im Griechischen in zunehmendem Umfang wirk-
lich die Funktion eines Hilfsmittels der Wortbildung gehabt;
so bei der Zusammensetzung (§ 129, 143) und bei der Ab-
leitung (§ 323, 361, 364f.).
g) Die Begriffe ,, primär, sekundär, denominativ,
deverbativ".
§ 11. Die Scheidung der Suffixe in primäre, an eine
Wurzel oder an einen Verbalstamm angefügte, und sekun-
däre, hinter einem Nominalstamm verwendete, läßt sich nicht
durchführen, weil die Sonderung von Nomen und Verbum
beim Grundwort sehr oft unmöglich ist und weil die Suffix-
geschichte gewöhnlich die Schranken zwischen beiden Ab-
leitungsarten durchbricht. Z. B. dient -lo- als primäres
und sekundäres Suffix von vorgriechischen Zeiten her, ver-
liert aber allmählich die Möglichkeit der primären Ver-
6 II. Analogie als treib. Kraft. — 1. VVortkategorien. [§§ 11 — 14
Wendung (§ 283 Fußnote); -vveiv ist nur vereinzelt von
den Nomina auf Verba übergegangen (§ 227).
§ 12. Etwas anderes ist mit „primär" gemeint, wenn
es bei Verben den Gegensatz von „denominativ" (aus
Nomina abgeleitet) oder „deverbativ" (aus Verba abge-
leitet) bildet : primäre Verba sind solche, die weder Nomina
als Grundwörter haben noch modifizierende Erweiterungen
von Verben (,,Intensiva", ,,Iterativa", ,,Desiderativa") sind.
Über die Verschiebung des Wichtigkeitsverhältnisses zu-
gunsten der denominativen Verben s. § 175.
II. Die Analogie als treibende Kraft bei der
Bildung der Wörter.
§ 13. Die historisch-vergleichende Sprachforschung
führt nirgends bis in die Zeit der Urschöpfung sprachlicher
Gebilde. Wenn also zu irgend einer Zeit neu geschaffene
Wörter beobachtet werden, so muß notwendigerweise die
Frage aufgeworfen werden, wie das Neue aus dem zur
gegebenen Zeit durch Überlieferung bekannten Sprachgut
erklärt werden kann; es müssen Muster gesucht werden,
nach denen auf dem Wege der ,, Analogie" (Proportion) die
neuen Wörter gebildet worden sind. Im einzelnen ist eine
sehr große Mannigfaltigkeit anzunehmen:
I. Fertige Wortkategorien.
§ 14. Die Anzahl der Musterwörter ist beliebig.
Einerseits gibt es ausgeprägte fertige Wortkategorien,
an die sich Neubildungen anschließen, ohne daß irgend ein
bestimmtes Wort maßgebend hervortritt; z. B. xdxcoaig
konnte aus xaxovv gebildet werden (§ 372) einfach durch
Anfügung des deutlich als Wortbildungsmittel empfundenen
-oi-g^. Andrerseits rief oft ein einzelnes Wort ein neues
^ Die meisten Komposita werden zu dieser Gruppe ge-
hören; deshalb ist im folgenden nur von den Suffixen die
Rede.
§§14.15] 2. Formale und semantische Analogie. 7
hervor; s. §220 über nvQoaiveiv nach iQV&fgjaivsiv. Zwi-
schen diesen Extremen liegen natürhch unzähhge Zwischen-
stufen. Je naiver und unbewußter die Wortschöpfung vor
sich geht, umso enger muß wohl der Anschluß an die
Muster sein. Der Nachweis der Musterwörter leidet natürlich
unter den Nachteilen der mangelhaften Kenntnis, die wir
vom Wortschatz vergangener Zeiten haben.
2. Formale und semantische Analogie.
§ 15. Die Analogie knüpft an die Form oder an die
Bedeutung an: formale und semantische Analogie.
Die Vereinigung beider Momente bietet die besten Vor-
bedingungen für eine Neubildung; so hat vyqaiveiv in
ioxvaivsiv die doppelte Anknüpfung (§ 220): erstens die
Proportion
ioxvog: iaxvaiveiv = vyQog: vyQaivEiv,
zweitens die gegensätzliche Verknüpfung von 'trocken' und
'naß'. Neben der Gleichheit oder Ähnlichkeit der Be-
deutung ist nämlich gerade die Bildung von Begriffs-
gegensatzpaaren für die Neuschöpfung von Wörtern
sehr wichtig; denn entgegengesetzte Begriffe werden geradeso
gut wie verwandte sehr gern im Satz verbunden und
durch Nebeneinanderstellung im Satz entstehen besonders
leicht Neubildungen^. Doch reichte sicher für die Analogie-
bildung die eine der beiden Ähnlichkeiten, die formale oder
die semantische, aus; zur rein oder vorwiegend formalen^
1 Vgl. z. B. zu § 226 im N. Test. Matth. 23, 5 n^axvvovaiv
yaQ rä cpvXaxiriQia avxvjv xal /zey aXvvova iv rä XQuaiceöa
„sie machen ihre Amulette breit und die Mantelsäume groß";
zu §185 Ps.-Isokrates 1 § 26 p.7b tcüv ex'&Q(öv vixäa&ai Tal<;
xaxo7couai(; xai tü>v (piXoiv ■j^Txäa&ai ralg evEQyeaian;.
2 Natürlich ist hier nur vom Fehlen von Begriffsbeziehungen
zwischen den Grundwörtern die Rede, nicht von einem Fehlen
der unentbehrlichen Bedeutungsbeziehung des Suffixes zum
Grundwort.
8 II. Die Analogie als treibende Kraft. [§§ 15. 16
Analogie vgl. § 238 über -dCeiv zu ä-Stämmen, zur seman-
tischen z. B. äoxsiov nach y^alKelov xovgelov u. dgl. (§290).
Zu bemerken ist noch, daß die formalen Analogie-
gleichungen oft erst durch eine Beziehungsverschiebung oder
durch Konzentration auf Teilähnlichkeiten (mit Hinweg-
setzung über anderweitige Verschiedenheiten) ermöglicht
werden; zur Verschiebung der formalen Beziehung vgl. § 211
über -EV£iv zu o-Stämmen (mit Übergehung der ursprüng-
lich vermittelnden £v-Stämme), ferner § 38, zur Teilähnlich-
keit z. B. vyjovv zu vxpog (Subst., .f-Stamm) nach TaJiewovv
zu Ta:Teiv6g (Adj., o-Stamm) (§ 205).
§ 16. Eine besondere Art von Analogie stellt die
Parallelität von Suffixen dar. Gewisse beliebte Suf-
fixe schlössen sich zu Paaren oder Gruppen zusammen, weil
ihre Bedeutungen unter sich markante Sinnesbeziehungen
hatten; wenn dann das eine der Suffixe bei einem Wort
gebräuchlich war, konnte es seinem Grundwort einen seiner
Genossen zuführen, auch wenn er zur Stammform des Grund-
wortes nicht genau paßte. So mag nach § 205 äö&evovv
neben äo&evrjg getreten sein als viertes Glied der Proportion
xagTsgelv: y.anxEQOvv = äo'&Evelv: etc.
Vgl. auch § 244 über -aiveiv: -dCeiv.
Doch kommt diesem Bildungsprozeß sicher nicht die
Wichtigkeit zu, die ihm viele beimessen. Möglich ist er
nur unter Suffixen mit scharf ausgeprägter allgemeiner Be-
deutung, wie sie z. B. eben -ovv und -eJv iiaben. Häufiger
entsteht die Suffixparallelität durch gemeinsame Erobe-
rungen zusammengehöriger Suffixe: Tigcoreveiv ■ — jigcoxeia
— Jtgcjzeiov zu ngcorog nach ägiGxeveiv — ägioxeia ■ —
ägioxslov zu {ägioxog — ) agioxevg^ vgl. ävdgaya&(L,Eö§aL
-Eiv — ävögaya^ia § 149, -ig: -lL,eiv §255. In sehr vielpu,
vielleicht den meisten Fällen sind die Parallelen blol.'icr
Schein; denn selbstverständlich kommt es oft genug voi',
daß bei verschiedenen Schriftstellern, in verschiedenen
§§ 16—19] 3. Ihr Produkt. — 4. Ihr Wirkungsbereich. 9
Literaturgattungen, zu verschiedenen Zeiten, in verschie-
denen Dialekten auch verschiedene Ableitungen aus gleichem
Grundwort belegt sind, so daß sie dem oberflächlichen Be-
nutzer des Lexikons als Parallelbildungen erscheinen. Nach
Abzug dieser Zufallsparallelen bleiben vermutlich keine
l;onkurrierenden Parallelbildungen mehr übrig, sondern
nur gegensätzliche oder sich ergänzende.
§17. Die Widerspiegelung einer uralten ähnlichen Korrelation
ursprünglich bedeutungsverwandter, dann mehr und mehr bedeu-
iungsgleich gewordener Suffixe darf man vielleicht in den indo-
germanischen sogenannten r/zi-Neutra sehen: lat. iter itin-eris,
iecur iecin-oris (beide mit Übertragung des r-Stammes auf die
obliquen Kasus), griech. ^jrag rjjtar-oi; 'Leber' (-ar- ersetzt den
//.-Stamm, s. § 309), vömq vöaroi; 'Wasser', vgl. auch § 219. Allein
diese Bildungsweise fällt im Griechischen vor unsern Augen dem
Untergang anheim; das Neugriechische hat sogar vöwn verloren:
dafür VFQÖ = vagöv v)]qöv 'fließendes (Wasser)'.
3. Das Produkt der Analogiewirkung.
§ 18. Das Produkt der Analogiewirkung ist ge-
wöhnlich ein ganz neues Wort, für das vorher kein Äquiva-
lent vom gleichen Grundwort da war. Doch fehlt es nicht
an Beispielen, wo lediglich ein bestehendes Wort eine leichte
Umgestaltung erfahren hat; vgl. lo^vaiveiv ioxva?Jog aus
ioxaiveiv laxaleoQ wegen iG^vog (§ 220), igv&gaiveiv
aus EQv&aivsiv wegen EQi^d-QÖQ (§ 220), T^rräo&ai aus -ovad'ai
wegen vixäod^ai (§ 185), auch wohl einige Verba auf -ovv
statt -äv wegen o-stämmiger Grundwörter (§ 203).
4. Der Wirkungsbereich der Analogie.
§ 19. Der Wirkungsbereich der Analogie ist
bald enger, bald weiter umgrenzt. Wo es sich nicht einfach
um Benützung eines fertigen Suffixes handelt (§ 14), ist
theoretisch als Regel anzunehmen, daß die Analogiewirkung
von Einzelwort zu Einzelwort geht. Ob aber die Analogie bei
einem Einzelwort stehen bleibt (wie es z. B. bei evxvkia-
10 ir. Die Analogie als treibende Kraft. [§§19. 20
OEiv und aljxdöOEiv § 230 der Fall gewesen sein mag)
oder weitere Einzelwörter erfaßt und so schließlich eine
Gruppe, eine neue Wortkategorie, einen ,,Typus" bildet,
und ob dieser Typus klein bleibt oder größern Umfang
annimmt, das hängt außer vom Zufall von der Geschichte
der Dialekte und der Literaturgattungen (vgl. § 311 über
-[xa, § 334 über -aXeog), auch etwa von den Eigenheiten
der Schriftsteller ab. Die Suffixe, die auf diese Weise
neu entstehen, sind gewöhnlich Erweiterungen der
alten, indem ein größeres Endstück eines oder mehrerer
Wörter auf andere übernommen wurde: Die Bedeutung des
Suffixes erleidet dabei eine Einengung, da ja die Erweite-
rung ihren Ausgang von einzelnen Wörtern oder Wort-
gruppen nimmt; man vergegenwärtige sich nur, was aus
dem allgemeinen Denominativsuffix -io- geworden ist
(§ 167).
§ 20. Bei der fortwährenden Möglichkeit der Neuschaf-
fung von Suffixen ist es begreiflich, daß der Gesamtvorrat
an Suffixen nicht nur im Griechischen gegenüber dem Indo-
germanischen, sondern auch zwischen den griechischen
Sprachperioden und Dialekten starke Unterschiede aufweist:
andere Zeiten, andere Suffixe. Man kann demnach
etwa folgende Stufen unterscheiden: 1. indogermanische
Suffixe, die a) im Griechischen lebendig geblieben {-lo-
§ 283) oder b) im historischen Griechisch im Aussterben
sind {-vdvai § 170) oder c) schon im ältesten Griechisch
nur in erstarrten Resten weiter leben (subst. -rog §366);
2. unindogermanische Typen, die a) schon bei Homer in
den Grundzügen fertig vorliegen {-aleoQ § 328f.) oder b) bei
Homer in den ersten Anfängen stecken und ihre Haupt-
ausbildung erst später erhalten haben (-cbdrjg § 388 f.) oder
c) überhaupt erst nach Homer auftreten {-(oooeiv § 230f.).
Im allgemeinen gilt ferner der Satz: je allgemeiner der
Sinn eines neuen Suffixes ist, umso größere Verbreitung
steht ihm in Aussicht; vgl. als Gegensätze einerseits -eiv
und -ovv mit allgemeiner Bedeutung (§ 191, 198), anderer-
seits -(boaeiv (§ 230f.).
§ 21 ] III. Arten u. Elemente d. Wortbildung. — 1 . VVurzeiwörter. 11
III. Die verschiedenen Arten und Elemente der
Wortbildung^
I. Wurzelwörter.
§ 21. Da wir uns hier mit der Wortbildung, nicht mit
den Wörtern und der Flexion befassen, so kommen die
Wurzelwörter nur insofern in Betracht, als sie in der Wort-
bildung eine Rolle spielen. Die Wurzel verba sind im
Griechischen nur in alten Einzelexemplaren vorhanden, die in
der Masse der abgeleiteten Verba völlig verschwinden;
auch ist die Wurzel beim Verbum, wenn sie zu erweiterten
Formen im Gegensatz stand, vielfach zu einem Formen-
bildungselement umgedeutet worden (z. B. zu einem Kenn-
zeichen des Aorists in e-yvoj-v gegenüber yi-yvoj-ox-co,
e-tafi-ov gegenüber rd/u-v-oj). Dagegen hat das Wurzel-
nomen schon in indogermanischer Zeit eine besonders enge
Verbindung mit der Zusammensetzung eingegangen und ist
hier wenigstens ein akzessorisches Wortbildungsmittel; s.
§ 44 über den Typus xdr-oxog und Ttqoa-cpv^, § 62 über
den Typus ä-cpOQOQ — ev-Cv^, § 102 über den Typus ßov-
jclri^, § 105 über den Typus oloxQo-jihji, § 97 über den
Typus ipvxo-jto/LiTtög, § 106 über den Typus 'deö-Tto/unog.
Doch kann man bei -no/nnog angesichts der Zwischen-
stellung des ,, thematischen Vokals" o/e zwischen Wurzel-
auslaut und Suffix (§ 10) auch von einem Suffix -o- sprechen
(§280) und als eine Parallele dazu erklären, daß auch das
Femininum auf -ä, das in alten und jungen Verbalabstrakt-
bildungen tatsächlich als Suffix auftritt (§ 281), ursprüng-
lich auf Wurzeln (auf -ä) zurückgehen könnte.
^ Abgesehen von den gebräuchlichsten Arten, der Zu-
sammensetzung und dersuffixalen Ableitung, die im ,, Besondern
Teil" behandelt werden.
12 III. Die Arten u. Elemente d. Wortbildung. [§§22. 23
2. Die Reduplikation.
§ 22. Die rein syntaktische Wiederholung desselben
Wortes zur Bezeichnung der Fortdauer, Häufung, Intensi-
tät kann, wenn sie zu einer einheitlichen Vorstellung enger
zusammenwächst, zum Kompositum werden: rein syntak-
tisch z. li.~AQei;"Ageg (Hom.), xvgis xvgie, eneosv ercsoev
(N. Test.), aber Kompositum, z. B. TtooTtooy.v/uvdojuevog
(Hom.) 'sich fort und fort herumtreibend', TidjjLTiav (Hom.)
'ganz und gar'. Solche Verdoppelungen sind aber im Grie-
chischen nur okkasionell; typisch ist eine unvollständige
Wiederholung, die wohl in einer längst verschollenen
Sprachperiode auch einmal einen ähnlichen Ursprung ge-
habt haben mag wie Ttdjujrav usw., aber schon in indo-
germanischer Zeit als Mittel zum Ausdruck der Verstärkung
des Begriffs dient: jhoo-jlivqelv 'rauschen' (Hom.), dai-
öalov 'Kunstwerk' (Hom.), dX-olvyri 'lautes Geschrei'
(Hom.), re-ravoQ 'Starrkrampf (klass.), Ti-&rivri 'Amme'
(Hom.). Ausdehnungskraft haben diese Bildungen aller-
dings im Griechischen nicht mehr; nur die reduzierteste
Gestalt der Reduplikation hat eine alte Bildungskraft be-
wahrt, aber nicht für Wörter, sondern für Konjugations-
kategorien: Präsensreduplikation di-dö-vai, Perfektredupli-
kation ye-yov-Evai.
3. Kurzformen und Gemination.
§ 23. Über die Kurzformen von Personennamen s. § 164,
Sie sind wohl ursprünglich aus gefühlsmäL'ig überstarker
Hervorhebung eines Namensteiles entstanden, wie sie beim
Anruf aus der Ferne sich leicht einstellt; frühzeitig muß
aber die Verkürzung auch in die nichtvokativische Be-
nennung übergegangen sein und damit den Wert eines
Wortbildungsmittels bekommen haben. I^'iir die Herleitung
der Kurznamen aus dem Anruf spricht auch der Umstand,
daß der letzte Konsonant des verbleibenden Wortstückes
oft verdoppelt wird, was auch einem starken Affektton ent-
spricht: K/.eo/iifiig = K?ieo-/HEV)jg, ZTgarrtg == ÜToaTirr-
§§23—25] 2.Reduplikation. — 3. Kurzformen. — 4. Rückbildung. 13
710 g, 'Aya'&'&oj = 'Ayw&o-; namenähnliche Wörter nehmen
hier und da an dieser Gemination teil: rii'&ri (klass.) =
rid^TJvrj (Hom.) ""Amme', yvvvig 'Weichling' (Aristoph.)
zu yvvi] 'Weib'. Vgl. § 327 und lat. Varro zu värus 'mit
0-Beinen', ciippes 'Leckermaul' zu ciipere.
4. Retrograde Ableitung.
§ 24. Der psychologische Vorgang der v\nalogiebildung
ist derselbe, ob das neugebildete Wort lautlich größeren
Umfang hat als dasjenige, zu dem es ergänzend hinzu-
geschaffen worden ist, oder ob es kürzer ist. Im tatsäch-
lichen indogermanischen Sprachleben ist jedoch der letztere
Vorgang, die retrograde Ableitung, ungleich seltener und
durchaus als Abnormität zu betrachten. Es liegt eben beim
Sprechen im Interesse der Deutlichkeit, den sprachlichen
Ausdruck zu erweitern (abgesehen von dem § 23 bespro-
chenen Fall), und wenn einmal alle etwas längern Wörter
abgeleitet waren, also schon ein kürzeres Grundwort hatten,
so war nur dann Veranlassung für die Bildung eines neuen
Grundwortes, wenn das alte infolge einer Verschiebung *der
Bedeutung der Ableitung nicht mehr als Grundwort ge-
fühlt wurde.
§ 25. Fürs Griechische sind nur drei Arten von Rück-
bildungen zu nennen: a) Nomina aus Verben; z. B. fjTTa
'Niederlage' (klass.) aus rjrräo'&ai 'unterliegen' (klass. -att.),
das erst aus *firtovö'&ai umgestaltet ist ( § 185), 7 vto ^'gelähmt'
(hellen. Dichter) aus yviovv 'die Glieder {yvla) lähmen'^
(§ 200); vgl. lat. pugna 'Kampf aus jojig wäre 'kämpfen', das
aus pwgwas'Faust' abgeleitet war ; b) Simplicia aus Komposita ;
z. B. ipevöriQ 'lügnerisch' (Hom.) aus d-xpEvdTJg 'truglos'
(Hesiod),99fAo-^£i'(5>yg'Lügen liebend' (Hom.; beide zu ye-ü^og
nach § 140), ypEurjQrivexeioQ (Emped.) = öi-tivek- ( Hom.) 'sich
^ Vgl. x<^^ö? 'lahm' — xoiXovv 'lähmen', TzrjQÖg 'verstüm-
melt' — nrjQovv, rvq}X6g 'blind' — Tvcp}.ovv. Zu yvla — yviovv —
yviö^ vgl. lat. truncus 'Stamm' — truncare 'stutzen' — truncus
'gestützt'.
14 III.. \rten U.Elemente d. Wortbildung. — 5. Akzent. [§§25.26
lang hinstreckend'; (pogög und ßooxog s. §97; c) schein-
bare Komposita aus wirklichen (das Umgekehrte der
Parasyntheta [§ 39]): äjielevdeQoc, 'libertus' (klass.) aus
an-£%Ev§Eoovv 'freilassen' (klass.; vgl. § 46), ioonoXixrjQ
'Bürger eines demokratischen Staates' (hell.) aus ioo-nohreia
'Rechtsgleichheit' (hell.; s. §92).
Auf die retrograde Formenbildung sei hier nur hin-
gewiesen: riträv 'besiegen' (hellen.) aus dem oben erwähn-
ten T^rräo^ai, dessen Sinn ganz den des ihm vorbildlichen
Passivs vixäo^ai eingenommen hatte; vgl. über die Neu-
schaffung von faktitiven Aktiva zu intransitiven Deponentia
§216. Maskulinum aus Femininum: jurirgviög 'Stiefvater'
(unbekannter Komiker bei Pollux!) zu jurjZQvia 'Stief-
mutter' (Hom.). S. auch das Sachregister.
5. Der Akzent.
§ 26. Über die Rolle des Akzents als sekundäres
Mittel zur Unterscheidung von Kompositionstj^jen s. § 152.
Im Griechischen drückt eine Akzentverschiebung auch die
Substantivierung aus, zunächst bei Eigennamen, aber auch
bei Gattungsnamen und Abstrakta: y/.avx6g 'hell' — -
rXavpcog, (paiÖQog 'strahlend' — 0aidga, dioyevrjg 'zeus-
entsprossen' — Aioysv')]g (§ 155), nvQQÖg — IIvQQog (§ 165),
Haxög 'schlecht' ■ — >cd>irj 'Schlechtigkeit, Feigheit' (klass.),
?.svx6g 'weiß' — levxij 'Weißpappel, weißer Aussatz'
(klass.); mit umgekehrter Verschiebung z. B. äxov/jisvog
'heilend' — 'AxovjLievög. Die Oxytonese gewisser Adverbia
zu barytonierten Adjektiven ist ein Überrest uralter Oxy-
tonese von obliquen Kasus: a&eei — ä&eog (§ 108, 352
Fußn.), uv^rifjieQov 'am selben Tag, auf der Stelle' (klass.) —
av&t]fiEoog (§ 108).
§ 27] 15
Besonderer Teil.
A. Zusammensetzung.
Allgemeine Bemerkungen.
Entstehimg der Komposita.
§ 27. Ein Kompositum wie das deutsche Mannesmut
können wir uns leicht entstanden denken aus der syntak-
tischen Fügung {eines oder des) Mannes Mut. Daß aber die
beiden Ausdrucksweisen nach ihrer Bedeutung nicht gleich
sind, zeigt der Versuch, sie in ganzen Sätzen miteinander
zu vertauschen, sofort: jedermann wunderte sich über des
(vorerwähnten) Mannes Mut, aber: die Frau zeigte Mannes-
mut. Das nähere Zusammenwachsen der syntaktischen
Fügung, das wir im Sprechen durch die Vereinigung unter
einen Hauptton {Mdnnesmüt gegenüber Mannes Mut), in
der Schrift durch die Vereinigung zu einem V^ort aus-
drücken, ist also bedingt durch eine Veränderung (Ver-
einheitlichung) der durch die Wortgruppe ausgedrückten
Vorstellung.
V^enn nun aber immer wieder andere Wörter, die in
derselben syntaktischen Beziehung stehen (die Zahl der
möglichen oder üblichen syntaktischen Beziehungen ist ja
ziemlich klein), in derselben Weise zum Kompositum ver-
wachsen, so vereinigen sich die gleichartigen Einzelfälle zu
einem Typus, die Zusammensetzung wird zu einem Mittel
der Wortbildung.
16 A. Zusammensetzung. [§§28 — ^30
Ältere und jüngere Komposita.
§ 28. Das Kompositum ist ein Wort für sich und geht
als solches seinen eigenen Weg, indem es sich grundsätzlich
um die Einzelwörter, aus denen es besteht, nicht kümmert.
So kann es leicht dazu kommen, daß das Kompositum eine
Entwicklung nicht mitmacht, die einer seiner Bestandteile
nimmt, oder umgekehrt sich selbständig weiterentwickelt,
so daß in beiden Fällen eine immer größere Kluft entsteht.
Der alte Lokativ *ödol 'auf dem Weg' existiert nur im
Kompositum ödoiTioQOQ 'Wanderer' (Hom.); überhaupt
kennt das Griechische den Lokativ seit dem Beginn der
Überlieferung nicht mehr als lebendigen Kasus; das Komp.
ööoL-Tioooc, hat also die Entwicklung vom Lokativ odol
zum Dativ (ev) odö) nicht mitgemacht. Was für einzelne
Komposita gilt, gilt auch für Kompositionstj^en: vrj/.eijg,
vrjvE/xog, v7]7zoivog, VTjQi^/uog usw. (§ 56f.) enthalten die
alte Negation *ne (vgl. lat. tie-sclre), von der das Grie-
chische sonst nichts mehr weiß. Vgl. §§ llSff. über laut-
liche Veränderungen in der Kompositionsfuge. Zur selb-
ständigen Weiterentwicklung der Komposita sei aus zahl-
losen Beispielen nur eines angeführt: dtjjuiovQyog 'Gemeinde
(drjfxio-) -Arbeiter (egy-J > Handwerker > Verfertiger >
Weltschöpfer'.
§ 29. Einzelkomposita und Kompositionst}^)en können
in jeder Sprachperiode neu entstehen. Man hat daher immer
verschiedene Schichten von Komposita zu unterscheiden.
Die Jüngern unterscheiden sich von den altern gewöhnlich
durch größere Durchsichtigkeit des lautlichen und morpho-
logischen Bildes und der syntaktischen Beziehungen; sie
sind meist mehr ,, Zusammenrückungen" (§ 'AO) als eigentliche
,, Zusammensetzungen" ; vgl. § 74.
Echte und unechte Komposita.
§ 30. Die alten Grammatiker konnten sieh nicht einigen,
ob das homerische Epitheton xdfjrj y.of.i6iovreg 'am Haupt
lang behaart' in zwei Wörtern oder in einem zu schreiben
§§30.31] Allgemeine Bemerkungen. 17
sei^. Die Schwierigkeit lag darin, daß es sich einerseits in
die geläufigen Kompositionstypen nicht fügen wollte und
kein Kennzeichen der Komposition enthielt, andrerseits
doch eine untrennbare Einheit zu sein schien. Und vom
Standpunkt der Haupttypen der griechischen Komposition
aus müssen wir freilich, wenn wir uns überhaupt entschließen,
zaQTjXO/Lioojvreg ,, Kompositum" zu nennen, es als ,, un-
echtes" Kompositum empfinden, so wie die griechischen
Grammatiker von der TcaQo.'&EOLQ^ der ,, Zusammenrückung",
im Gegensatz zur ovv&eoig, der eigentlichen ,, Zusammen-
setzung" sprechen. Aber vom sprachgeschichtlichen Stand-
punkt aus dürfen wir nur von einem ,, werdenden", „weniger
entwickelten" Kompositum reden; der Unterschied ist kein
prinzipieller, sondern ein zeitlicher: aus jedem unechten
Kompositum kann ein echtes werden, und alle echten müssen
im letzten Grunde auf unechte zurückgehen. Echte Kompo-
sita sind in einer bestimmten Sprachperiode zunächst alle,
bei denen ein Glied oder beide in dieser Form nicht oder
nicht mehr als selbständiges Wort denkbar sind: vovv-
e;^7yg, TzaxQ- döeXcpoQ^ Övo-juevYjg^ oder deren eines
Glied die Deklinationsfähigkeit verliert: NEUJtoÄeojQ zu
Nea 7i6h(;> Nednohq (§146). Bei den übrigen Kompo-
sita sind die sichersten Zeichen echter Komposition:
§ 31. 1. Übertragung des Ausgangs des einen Gliedes
auf anders geartete Stämme: weil dioo-öorog (ursprünglich
'ein Geschenkter des Zeus', mit Gen. Aiog) und d^eo-öoroq
'gottgegeben' sich in der Bedeutung sehr nahe standen,
ergab sich durch Übertragung der Endung -og von dioo-
ein neues -deoö-doToq. Das konnte nur geschehen, wenn man
öioG- nicht mehr als Genetiv empfand und '&eoo- nicht als
Nominativ, sondernbeide nur als Kompositionsglieder. Ebenso
ist zu erklären Avy.oa-ovga nach Kvvoa-ovga und vielleicht
äv öq ei- q)6vrrjg' Männer tötev' nach äQy£i-<pövr')]i;' Argo&iöier' .
^ Man vergleiche die Schwankungen der deutschen Ortho-
graphievorschriften zwischen vorzeiten und vor Zeiteri, beieinander
imd bei einander u.dgl.
Debrunner, Grieoh. Wortljildunsrslelire. 2
18 A. Zusammensetzung. [§§32 — 34
§ 32. 2. Verwendung eines Gliedes mit Kasusform für
ein neues Kompositum, in dem die Kasusform nicht ihre
frühere Kasusfunktion hat: Ilias XIII 564 ist von einem
oxöjXoQ TivQi/tavGxoQ, einem 'im Feuer angebrannten Pfahl',
die Rede, Odyssee IX 387 von dem TzvQu'jxrjg fxoxloQ, dem
'Pfahl mit feuriger Spitze'. Offenbar ist tzvqiyjky^q nur da-
durch möglich geworden, daß nvqi- in nugiKavöroc; als
bloßer Stamm, als Kompositionsglied, nicht mehr als instru-
mentaler oder lokativischer Dativ gefühlt wurde. So konnten
späte Epiker sogar dem nvgi- Genitivfunktion geben, indem
sie den Bacchus Tivgi-naiQ 'Sohn des Feuers' nannten.
Vgl. auch dgei-^voavog 'Arestroddel, tapferer Krieger'
(Aeschyl. fr. 203 N^) nach aQei-ipaxoQ (Hom. äQi^t-cpaxoi;)
'im Kampf getötet' (Aeschyl.).
§ 33. 3. Mutierung (§ 110): äegi-oixog, das der Komi-
ker Eubulus (fr. 139, 1, II 212 Kuck) braucht, enthält zwar
zwei selbständige Wörter, ist aber dem Sinn nach nicht das-
selbe wie äegi oiKog, sondern bedeutet (ev) äeqi olxov
e^wv. Entsprechend öoeioDcog in einem Scholion zu
Euripides.
§ 34. Weniger zuverlässige Anzeichen echter Kompo-
sition sind einige weitere Erscheinungen:
4. Vereinigung der syntaktischen Gruppe unter einen
Akzent: ein Ausdruck wie ev nölei steht unter einem
Akzent und ist doch kein Kompositum, solange man variieren
kann ev rtjöe rf] noXei^ ev rf] 7)/uerEQa jioXei usw. Sodann
wird es zwar nicht sehr schwer fallen, in einer lebenden
gesprochenen Sprache Akzentunterschiede wie den in
§ 27 erwähnten zu beobachten; aber beim Altgriechischen
beruht unsere Kenntnis der Akzentuierung nur auf der
Überlieferung der Handschriften und der alten Grammatiker,
die die Verhältnisse der gesprochenen Sprache nicht immer
einwandfrei wiedergeben, so daß wir das Reclit, w(Min auch
vielleicht nicht die Pflicht haben, im Zweifelsfall naeli
zuverlässigem Entscheidungsgründen zu suchen. Nun ist
aber gerade die Einheitsbetonung die erste sprachliche
§§3''i.35] Allgemeine Bemerkungen. 19
Äußerung der Komposition, und die Zahl der Komposita, die
bei diesem einen äußern Kennzeichen der Zusammensetzung
stehen geblieben sind, ist groß; und auf der Linie von den
verdächtigsten Fällen wie den von der Homcrüberlieferung
z. T. gebotenen xagri-xo/uocovreg (§ 30), öaxov-xscov 'Tränen
vergießend', ßagv-orsvdxo)v 'schwer stöhnend', nahjji-
7c?iayx'&evra(g) 'zurückgeschlagen' bis zu sicher kompo-
nierten Wörtern wie Aiöo-xo(v)qoi' Zeussöhne (§41, 67) und
in-EKEiva 'darüber hinaus' (aus en ixsiva; §48) ist es un-
möglich, die Grenze zwischen unechten und echten Kom-
posita mit Sicherheit zu ziehen; die Alten rechneten sogar
z. T. Al6o-ko(v)qol u. dgl. auch noch zur JiaQd&eaig (s.
Etymol. Magn. 278, 25; vgl. auch Anhang III). Daß sich so
wenig gefestigte Komposita nicht als Vorbilder für einen
Typus eigneten, sondern vereinzelt blieben, versteht sich
von selbst.
§35. 5. Auch die Untrennbarkeit und Unver-
tauschbarkeit der Glieder allein ist kein untrügliches
Zeichen wirklicher Zusammensetzung. Denn einerseits gibt es
im Griechischen auch trennbare Komposita, ,, Distanzkom-
posita" (über vertauschbare s. § 160): ovdeig aus ovo' elg er-
weist sich durch die Änderung der Akzentqualität als Kompo-
situm, und doch kann es selbst im klassischen Attisch noch
durch kleine Wörter getrennt werden: ovo' v(p' evög, ovo' äv
eva. Auch fragt es sich, ob nicht schon bei Homer trotz der
Möglichkeit der Trennung an Aiveiav elö[jir}v (sogenannte
Tmesis) und der Umstellung cpvydiv vjzo (= v7to(pvya)v,
sogenannte Anastrophe) das Gefühl der Einheitlichkeit von
an und E^6fj,rjv, cpvyoiv und vno so stark war wie bei
manchem Kompositum mit fester Stellung der Glieder.
Andrerseits ist zuzugeben, daß eine Sprache auch in un-
komponierten Wortkomplexen eine untrennbare und un-
vertauschbare Wortfolge entwickeln kann: gesehen worden.
Freilich kommt dieser Fall für das Griechische mit seiner
so überaus beweglichen Wortstellung nicht in Betracht.
Auch lassen sich im Großen und Ganzen griechische Kom-
posita weder umstellen noch trennen; außerdem herrscht
20 A.Zusammensetzung. [§§35—38
unverkennbar das Streben, den Rest von Beweglichkeit der
Kompositionsglieder zu beseitigen: in nachklassischer Zeit
sagt man nicht mehr ovo' vcf' evog, ovÖ' äv eva, sondern
vn' ovdevög, ovdeva äv; und in der attischen Prosa existiert
die Tmesis überhaupt nicht^, die Anastrophe nur vereinzelt
bei Jisgi; vgl. im heutigen Deutsch obgleich^ obschon gegen-
über früherm ob . . . gleich, ob . . . schon, und im klassischen
Latein als Norm z.B. obsecro vos gegenüber altlateinischem
ob vos sacro.
§ 36. 6. Kein Beweis für wirkliche Komposition ist die
Möglichkeit der Bildung von Ableitungen, xa/.o-
xäya^ta ist Ableitung von xaloq zäya'&og, das zwar ein
formelhafter Wortkomplex, aber kein Kompositum ist;
}caXoxäya{}6g (oder xaXoxdya'&OQ) ist nur eine späte Rück-
bildung aus >ialo>iäya'&ia. Ng\. Nea FIoIiq, Neac. UoleoiQ
— Neo-7zo?.iT)jg (§ 146), auch äviorrj/ui — ävdoraoig § 43.
Demnach kann 'EX/.rjonovTiog einen Zweifel, ob 'E/M]0-
TzovTog echtes Kompositum ist, nicht lösen, wenn auch die
Wahrscheinlichkeit für das Kompositum weit größer ist.
§ 37. 7. Ebensowenig beweist das ävrevjtoielv mehrerer
Attiker für ev noielv einen Zusammensetzungscharakter,
wenn auch das Oppositum xaxojtotelv die Auffassung als
Kompositum erleichtern mochte; denn daneben steht
ävTEvneioExai Plato Gorg. 520 E, wozu weder ein *ev-
TtdoxEiv noch ein *xaxondox£iv denkbar ist. 'AvrevTioisiv
ist eben mit sanfter Gewalt zu ev rroteJr (und nach diesem
Paar weiter ev ndax^i-v — ävtevTidoxi^tv) geschaffen worden,
weil eine Parallele zu den Paaren leyeiv. dvxü.eyeiv, tvtcxeiv:
ävTi-rvTireiv, EVEgyEtsIv — ävtEvegyerelv gewünscht wurde.
Scheinbare Komposita.
§ 38. Wie eben erwähnt (§36), können von Komposita so
gut Ableitungen gebildet werden wie von einfachen Wörtern :
^ Die Stellung des Augments und der Reduplikation zwi-
schen Präverb und \'erb wurde sicher so wenig als Trennung
empfunden wie im Deutschen Pälle wie ah-zu-gebe/i, ab-ge-geben.
§§ 38 — lO] Allgemeine Bemerkungen. 21
7T,agao'vv'&exa nach antiker Terminologie. Z. B. von /jlovo-
jjidxoQ „einzeln kämpfend" wird abgeleitet fxovojuax-^iv
'einzeln kämpfen' (§ 189), juovojuax-ia 'Einzelkampf' (§ 287).
Natürlich wäre es verkehrt, wenn man glauben wollte, /biovo-
sei direkt mit -fiaxElv ■ na%ia zusammengesetzt; freilich
lag es für den naiv Redenden nahe, eine direkte Beziehung
zwischen ix6.%EG'bai und -[xax^lv, fxdxri und -/btaxia herzu-
stellen und auf diesem Wege neue Komposita mit -fxaxslv
und -fj,axia zu schaffen unter Ausschaltung des ursprüng-
lichen Zwischenglieds -fiaxog. Noch verführerischer war
es, in der Reihe odöv Jioielv — ödo-jzoiog — ödo-TtoLEiv
das Mittelglied zu überspringen. So ist höchstwahrschein-
lich zu deuten nhjQO-cpoQelv 'volles Maß bringen' (bei
Ktesias, dann hellenistisch) und 7ih]QO-(poQLa'¥\3\\(i (N.T.),
zu denen nirgends ein *JihjQO-(p6Qog überliefert ist. Vgl.
evÖokeIv (§61) und xagadoxElv (§ 72 Fußn.). Mit Sicher-
heit läßt sich freilich kaum in einem Einzelfall ausmachen,
ob das Zwischenglied wirklich nicht vorhanden war oder
imr zufällig in der uns bekannten Literatur fehlt^.
§ 39. Eine andere Art von Pseudokompositum stellt
xardga 'Fluch' (seit Aeschyl.) dar: Nach dem Muster
rijuäv: xifxrj: JtgoTijuäv: TiQorijurjOiQ wäre doäo&ai 'beten'
(Hom.): dgd 'Gebet' (Hom.): xar-agäo&ai 'verwünschen'
(Hom.): KaT-doaoLi; (erst LXX!) zu erwarten; statt dessen
ist aus xaragäo&ai rückwärts xardga gebildet worden;
vgl. § 25c).
Verdunkelte Komposita.
§ 40. Bekanntlich lautet von Kad'-fjO'&aL im Attischen
gewöhnlich das Imperfektum Exa&t]/nriv EKd'&)]Oo statt des
älteren xad-rjfxrjv Kad^-fjoo. Der Grund kann nur der sein:
dem Athener war damals die Zusammensetzung von xad^-
fjod^ai nicht mehr durchsichtig, weil das einfache 7]od^ai in
1 Man unterscheide von der Parasyntliesis sorgfältig die
Hypostasierung ( § 146 ff.), wo die Ableitung nicht vom Komposi-
tum ausgeht, sondern es erst ermöglicht.
22 A. Zusamineasftzurig. [§§ \0. 41
der Umgangssprache nicht mehr existierte, und so behandelte
er das frühere Kompositum wie ein einfaches Verbum; vgl.
i-XQfjV für XQV^' ^us '^oi) ^v (§66). Dieselbe Verdunklung
eines Kompositums hat sicher auch sonst oft stattgefunden,
ohne daß ein äußeres Kennzeichen die Veränderung verriete.
So hat z. B. gewiß kein Grieche ÖaTcedov 'Fußboden',
ägiorov 'Frühstück', tceqvgi 'im vorigen Jahr', äy.oveiv
'hören' als Zusammensetzung empfunden, und doch hat die
etymologische Forschung mit guten Gründen jedes in zwei
Kompositionsglieder zerlegt. Man vergleiche unser fressen,
das für den gemeinen Mann nicht mehr Kompositum von
essen, sondern höchstens Reimwort dazu ist.
Nicht nur alleinstehende Komposita, wie die eben ge-
nannten, sondern auch Kompositionstypen können der Ver-
dunklung anheimfallen; wenn das Schlußglied des Kom-
positums in seiner Bedeutung verflacht, so wird aus dem
Kompositionsglied ein Suffix; vgl. § 8.
Analogische jVeuJjildungen.
§ 41. Für die Neuschöpfung einzelner Komposita mit
Hilfe eines Gliedes oder Gliedausgangs andrer Komposita
sind oben schon Beispiele gegeben worden: {^edoboxo:; (§ 31),
7ivQir]xr]g (§ 32), freilich nur solche, bei deren einem Gliede
irgendwie die Form nicht zu seiner syntaktischen Funktion
innerhalb des Kompositums stimmte. Es folgt aber doch
daraus, daß es Komposita gibt, die nicht selber aus der
Zusammenrückung eines syntaktischen mehrwortigen Kom-
plexes (§27) entstanden, sondern nach dem Muster schon
vorhandener fertiger Komposita analogisch gebildet
worden sind. Könnten wir nun im Griechischen die Ge-
schichte der Komposition überhaupt von ihrem ersten Anfang
an genau verfolgen, so hätten wir wohl die Möglichkeit,
Urbilder und Analogieschöpfungen gänzlich voneinander
zu sondern; so aber, da wir für die indogermanische Sprache
sciion eine reiche Entwicklung der Komposition annehmen
§§ 41. 42] Allgemeine Bemerkungen. 23
müssen, können wir selten eine sichere Entscheidung treffen:
'^sÖGÖorog, Jivgiijtcrjg sind sicher rein analogisch, dagegen
Fälle wie A löoxovgoi, die vor unseren Augen in historischer
Zeit aus der mehrwortigen Verbindung erwachsen (im
33. homerischen Hymnus vs. 9 noch Aiog xovqovg jueyakoio),
sind sicher Neuschöpfungen von Komposita. Für eine große
Masse der Beispiele fehlt uns jedoch ein solches Unter-
scheidungsmerkmal: daß das Anfangsglied der sogenannten
Stammkomposita einmal selbständige syntaktische Geltung
gehabt hat, ist höchst wahrscheinlich (§ 74); aber ob irgend-
eines der uns überlieferten griechischen Stammkomposita
zu diesen Urbeispielen gehört, läßt sich nicht ausmachen.
Die Forschung muß sich daher fast ganz darauf be-
schränken, den vorhandenen Besitzstand an Komposita
festzustellen und zu gliedern und seine Entwicklung im
Verlauf der sprachlichen Überlieferung zu s^erfolgen.
Eiiiteiliing der Komposita.
§ 42. Die griechischen Komposita lassen sich nach ver-
schiedenen Gesichtspunkten einteilen: nach der Wortart
und Wortform des Vorderglieds, nach der Bedeu-
tung, d. h. nach der syntaktischen Beziehung der Glieder
zueinander, nach der Wortart des Gesamtkomposi-
tums, nach dem Stammauslaut des Vorderglieds,
nach der Stammgestaltung des Hinterglieds. Es
ist leicht, jede dieser Einteilungen aufzustellen und an
Einzelbeispielen zu erläutern. Soll sich aber ein Gesamtbild
der Komposition herausstellen, so müssen vor allem die
großen Gruppen hervortreten; da aber diese naturgemäß
nicht gleichmäßig verteilt sind und sich in ihnen die Ein-
teilungsprinzipien oft kreuzen, so hat die Darstellung manch-
mal nach praktischen Erwägungen an einer Stelle die
Gruppe vollständig zu behandeln, um sie nicht zu zerreißen.
Vgl. Verschiebungen zwischen Formtypen und Bedeutungs-
typen § 113 ff.
24 A. Zusammensetzung. §§ 43 — 45]
Die Komposita nach der Wortart und Wortform
des Vorderglieds.
I. Das Vorderglied ist ein Adverb (im weitesten Sinn).
§43. 1. Präverb + Verbum (Verbum finitum und
infinitum; auch mit Verbalnomen), die einzige Ver-
bindung, in der überhaupt ein Verbum (nicht ein Verbal-
stamm!) als Hinterglied vorkommt (vgl. §38,61): dv-iory^jui,
dvä-orarog, ävä-aiaoig, äva-OTazrjQ oder -(7TdT>^?'Verwüster'.
Dieser Typus ist ebenso alt wie geläufig; weitere Beispiele
sind daher überflüssig. Die Stellung des Präverbs zum Ver-
bum ist noch bei Homer durchaus frei (,,Tmesis" und ,, Ana-
strophe", §35); dagegen die Verbindung des Präverbs mit
dem Verbalsubstantiv und -adjektiv ist von jeher unauf-
löslich, und das hat stark mitgeholfen, daß das Verbum
schließlich demselben Gesetz unteinvorfen wurde (§35); vgl.
das Lateinische: ex-Ire ist untrennbar geworden wie ex-itiis
*" Ausgang', während das Deutsche in der Entwicklung etwas
früher Halt gemacht hat: Ausgang und ausgehen, aber ich
gehe aus; s. ferner die Geschichte von Neu IIoXiQ > Ned-
7io?ug usw. § 146.
§ 44. Ein Verbalnomen ist auch das Hinterglied von
Adjektiven wae xdx-oxog 'festhaltend' zu y.aT-e%eiv, Trgöo-
(poQog "zuträglich' zu jcgoo-tpegeiv, 7iQÖö-(pv^ 'Flüchtling'
zu Jtooa-(pEvysn% die eigentlich mehr nur Ableitungen vom
zusammengesetzten Verbum sind, aber zugleich Verwandte
der Typen ipvxo-7to/j,7TÖg (§97) und ipevoi-orv^ (§102),
z. T. au(^h des Typus &86-7ioiu7iog (§ 106) und oioToo-Tzhj^
(§ 105): so heißt dno-QQOj^ 'abgerissen, schroff, xdr-oxog
oft 'festgehalten', dnö-ozoÄog 'abgesandt'.
§ 45. 2. Präposition (in der alten adverbiellen Be-
deutung) -|- nicht davon abhängiges Substantiv
oder Adjektiv,
a) Mit Adjektivierung des Kompositums
(§ HO, 112 Fußn.): d/iiq)i-^d?.aooog 'zu beiden Seiten Meer
§§ 45 — 47] Nach der Wortart und Wortforni des Vorderglieds. 25
habend, von Meer umgeben' (Pindar) ist ein alterund ziem-
lich verbreiteter Typus; weitere Beispiele: ev-^eog "in sich
Gott habend, gotterfüllt' (klass.), £7r-ryo£T^og''mit Rudern ver-
sehen' (Hom.), nEQL-KalXrjQ 'in hohem Maße Schönheit be-
sitzend, sehr schön', (Hom.) vjteo-ßvjuog 'hohen Mutes'
(Hom.). Hierher auch äyxt-ßa&/]Q 'nahe am Gestade tief
(Hom.; von ßd'&OQ), *ä/bid-rQO)rog 'die Räder zusammen
habend' in ä/uargoxtr] 'Zusammenstoß der Räder' (Hom.).
Vgl. lat. prae-ceps 'mit dem Kopf vorn, kopfüber'.
§ 46. b) Ein Adjektiv als Hinterglied:
TiQo-Ttag 'voll und ganz' (Hom.) geht als Typus auch
auf vorgriechische Zeit zurück (vgl. lat. per-magnus),
besteht aber nur noch in Resten. Im spätem Grie-
chisch haben Bildungen wie xard-^i/gog 'ganz trocken',
TiEOL-ni'/iQOQ 'sehr bitter', nagd-levKog und vTiö-levKog
'weißlich', vtzö-Ietitoq 'etwas zart' eine gewisse Beliebtheit
erlangt; sie gehen aber schwerlich auf den vorgriechischen
Typus zurück, sondern sind jedenfalls in erster Linie Rück-
bildungen aus älteren Verben ^vie vno-Xevxaiveiv 'ein wenig
weiß machen' (aus vtiö und Xevxaiveiv), '/iara-^rjgaiveiv
'völhg austrocknen'; auch eJii-XQVOog, zaxd-XQVoog^ tceql-
XQvoog 'vergoldet', TZEQL-y.allrig 'sehr schön', TtEQi-lvTiog
'sehr traurig', naga-Tiögtpvgog 'an der Seite purpurn', die
alle dem geläufigem Typus a) angehören und im allgemeinen
älter sind, dürften als Muster gedient haben. Auch dn-
(ii-jE/.EV'&Egog 'Freigelassener' (klass.) muß aus än-fi^-)
E?.Ev&Egovv 'freilassen' zurückgebildet sein nach der Pro-
portion sXEV&Egovv : sX.EV'&Egog = dnsXEV&Eoovv : x (§ 25).
§47. c) Ein Substantiv als Hinterglied ohne
Mutierung [s. a)]: ovv-Egi&og 'Mitarbeiter' (Hom.), ovv-
öovlog 'Mitsklave' (klass.), vn-agxog 'Unterbefehlshaber'
(klass.), Tigö-TiaJiTzog 'Urgroßvater' (klass.), ngo-ndxcog
'Stammvater' (Pind., Eur.), 7cg6-dofj,og 'Vorhaus, Vor-
saal' (Hom.), Troo-d/oj*- 'Vorkampf, Vorübung' (klass.) sind
Überbleibsel eines idg. Typus; lebenskräftig geblieben ist
in dieser Bedeutung nur vjto- {vTio-didxovog, vno-didd-
26 A. Zusammensetzung. [§§ 47 — 'i9
oy.aÄog usw.) und besonders ovv- (ovy-ya/ußgos, ovv-s^e/.ev-
'&EQog und viele andere); durch GVfx-noxriQ 'Mittrinker'
(Pind.) wird eine Brücke zum Typus von § 43 herge-
stellt, ebenso durch v(p-rjvioxog ,, unter dem Wagenlenker
stehend" (Xen.) eine solche zum Typus von § 50. Zu § 43
gehören auch die zahlreichen Komposita von Präposi-
tionen mit -odog; hier vertritt ööög das fehlende Verbal-
abstraktum zu *i- 'gehen' {Isvai), wie der Vergleich mit
dem Lateinischen zeigt: e^-odog = ex-if.us, TiQoo-oöog =
ad-itus, ovv-odog = co-itus (coetus). äf.Kpi-'&earQOv (Dio
Cass. usw.) geht jedenfalls zurück auf ein Adj. ä/uxpi-^earoog
in der Bedeutung 'rings um das {^eargov liegend' nach § 50
(so Dionys. Hai. nach Passow-Crönert) oder 'ringsum ein
deaxQov habend' (nach § 45) und hat sich dann genauer
an ^EUToor angeglichen.
§48. 3. Präposition + davon abhängiges Glied.
a) Ohne Veränderung des Hinterglieds: tcoovo-
yov (aus tzqo sQyov) 'zweckmäßig' (klass.), en-ixeiva (aus
ETI EXEiva) 'jenseits' (klass.), 7raQaxQr]/u.a (aus nagä yQf]/ua)
'sogleich' (klass.); vgl. lat. deniiö aus de novo 'von neuem',
deutsch abhanden aus ab Händen. Es sind lauter Zusammen-
wachsungen formelhaft gewordener präpositionaler Wen-
dungen; manche davon sind in historischer Zeit erst auf der
ersten Stufe der Zusammeru'ückung angelangt, so daß über
die Schreibung Zweifel erlaubt sind: ETtiJrav oder enl 7im\
TTQOTov oder ~zod tov, ravvv oder rä rvv usw. Besonders
alt sind einige Beispiele, in denen vorhistorische Formen
und Kasus Verbindungen erscheinen: eTti-ax^QOi 'der Reihe
nach' (Hom.) mit altem Instrumental, e/j-jZoÖcov [aus *ev
jIoö&v 'drinnen (ev) im Bereich (Gen.) der Füße' (klass.)].
§ 49. Weil von Präpositionen auch Adverbia abhängen
können (z. B. ixiyQi töte), so können auch solche Gruppen zu
Komposita verwachsen: iaaei elaaei (oder i; dei, elg äei) 'für
immer', yMr-öjtia&e Mn Zukunft' (Hom.), rroo-TccQvoi 'vor zwei
Jahren' (klass.), .-Tgo-/i?ec 'vorgestern' (hellen.). Andere wie errm-co,
vjioxaxoi lassen sich nicht mehr so leicht in eine präpositionale
Wendung auflösen, ('her i'jre'^, i)ia7roö usw. s. § 162.
§§ 50—52] Nach der Wortart und Wortform des Vorderglieds. 27
§50. b) Mit Adjektivierung des Kompositums
(vgl. § 110, 148) : dyxt-a^ot; 'nahe am Meer' (Hom.), ä/Li-iTcnog
'roßschnell; Fußsoldaten zwischen den Reitern' (klass.),
ev-rijuog 'in Ehren stehend' (klass.), ijc-dgovQog 'auf dem
Acker lebend' (Hom.), icp-rj/neQog 'für den (einen) Tag be-
stimmt, Eintags-' (klass.), 7rao-aAA>^/og 'nebeneinander, paral-
lel' (hellen.), tzqo-^evoc, 'für den Fremden (Gast) eintretend,
Gastfreund' (klass.), (pgovdog (aus ngo ööov) 'fort' (klass.),
än6-ji(T)oh(; 'von der Stadt fern' (oder 'die Stadt fern
habend' nach § 45), dji-dv&Qcojrog 'menschenleer' (klass.),
a7r-o<;>!;og 'Auswanderer' (klass.), d7ro-^£og 'gottlos' (Soph.),
dji6-ro?.fÄog 'mutlos' (Philostr.), vgl. lat. ab-nörmis 'von der
Regel abweichend', ä- mens 'von Sinnen'; at'i^-aöe/^^og 'Ge-
schwister habend' (Xen.).
§ 51. Mit Vorliebe wird jedoch das Adjektiv mit dem
bequemen ,, Kompositionssuffix" -lo- (§ 147) gebildet: ev-
oiKiog 'im Hause' (Aeschyl.) und evoixog 'Einwohner'
(klass.), i(p-rjjueoiog (Hom.) = eq)-7]juegog, naq-dhog (neben
ndg-alog) und naqa-'daldGOiog 'am Meer gelegen' (alles
klass.), xard-ysiog (klass.), xara-X'&dviog (Hom.), vJto-
X&dviog (klass.) 'unterirdisch', ejii-x^dviog 'auf der Erde
befindhch' (Hom.), dno-'&vjLiiog 'mißfällig, verhaßt' (Hom.;
vgl. H. I 562 f. djio d-v/Liov juä?J.ov ejuoi eoeai), xara-^vjuiog
'erwünscht' (Hom.) usw. Vgl. lat. e-greg-iiis '(aus der Herde)
hervorragend'.
§ 52. Gelegentlich wird das Neutrum solcher Adjek-
tiva, besonders derjenigen mit -fo-, zum Adverb: e/u-Ttedog
'fest (im Boden) stehend' (Hom.), Adv. e/ujiedov (Hom.),
ev-v7cviog 'im Schlaf erscheinend' (Aeschyl.), Adv. evvnviov
(Hom.), ev-üiJiiog 'im Angesicht' (hell.), Adv. (und sogar Prä-
position) evcoTtiov (hellen.). Häufiger ist die Substanti-
vierung des Neutrums (§289): Ev-vnviov "TYa.\ym (klass.),
ev-o)7iia 'Vorderwände' (Hom.), vTco-noöiov 'Fußschemel'
(hellen.) {vno-nodiog 'unter den Füßen' [hellen.]); das
Adjektiv kann als ZwischengUed wegfallen (vgl. § 38):
ngodöTiov 'Raum vor der Stadt' (klass.; ngo-doriog
28 A.Zusammensetzung. [§§52 — 54
ist viel seltener!), jiqo-oi'jmov {(fgoi^xiov) (seit Pindar) 'Vor-
spiel eines Gesangs {olßog, oifA/)]), Einleitung', /biera-xiöviov
'Raum zwischen den Säulen' (Dittenberger Syll.^ 537, 36).
§53. Erwähnenswert ist eine Entwicklung von Komposita
mit ävTi-: Nach altern Beispielen wie ävri-&eoi; 'Gegenbild^
eines Gottes, göttergleich' (Hom.), ävti-dveiga 'männergleich'
(Hom.) bilden die attischen iJichter z. B. ävri-Mon' 'löwenähnlich'
(Aristoph.), ävri-rivQyot; 'turmähnlich' (Soph.); uvxi-öovXoc 'eines
Knechtes Stelle vertretend' (Aeschyl.); infolge eines nähern An-
schlusses z. B. von avxi-öovXoi; an dovKo(; und an ävxi c. gen. und wohl
auch der Parallelisierung mit dem substantivischen ovv-dov7,oi; [ §47)
bekamen dann derartige Komposita mehr und mehr substantivische
Geltung und uvti- die Bedeutung 'Ersatz für': avTi-xleic (Pollux als
neueres Wort) 'Nachschlüssel'. Daher eignete sich diese Bildung-
vorzüglich zur Wiedergabe der römischen Ämter des proconsul,
propraetor, proquaestor: dv&-v7zaTog, ävTi-aTodrip/oc; (eig. arrt
GTQaxqyov = pro praetore), avxi-xafxiac.
4. Das Vorderglied ist ein nicht mehr selb-
ständig vorkommendes Adverb:
§ 54. a) Eine Negation: d-, äv- (äva-, da-), ve-, vt]-.
Die häufigste Verneinung durch ein Kompositum ist die
mit d-, dem sogenannten d- privativum, das lautlicli und
semantisch dem lat. /»-, dem deutschen un- entspricht:
ä-dixog, vgl. in-iüstiis, un-gerecht. Das ist wohl geradezu
der lebendigste Kompositionstypus aller griechischen Sprach-
epochen. Vor Vokal heißt es äv-: äv-dgi^/uog usw. Vor
anlautendem / haben die altern (homerischen) Beispiele
noch d-: ä-tÖQic, 'unkundig' (Wurzel fid-), ä-eiyJ]<; 'un-
ziemlich' (später kontrahiert zu alxijg), ä-sgyog (später
ägyög) 'untätig, träge'; da nun zufällig mehrere geläufige
Komposita derart mit ä-o- begannen {ä-oivog, ä-oixog,
d-öoaxog; alle mit ursprünglichem -fo-), so hielt man
vielfach den Hiatus ä-o- für normal und sagte besonders
in nachklassischer Zeit auch ä-odfj,og (ä-oa/nog) neben
äv-oö/iiog (äv-oojuog) 'geruchlos' (Wurzel öd-, vgl. lat. odor),
^ ävTi- in der alten Bedeutung 'gegenüber', vgl. <h'&- laxuoi^ai ,
ev-avxio^.
§§ 54 — 57] Nach der Wortart und Wertform des Vorderglieds. 29
ä-oCog neben äv-o'QoQ 'astlos' {öl^oc, vgl. Ast)^ ä-ogvog 'ohne
Vogel' {ÖQvig verwandt mit deutsch Aa?' 'Adler').
§ 55. äva- in privativem Sinn ist nur Schein: dvdeövog 'ohne
Brautgeschenke' (Hom.) und dväe?.jtroi; 'unverhofft' (Hesiod
Theog. 660) sind äv-deövoi;, dv-de^rog zu trennen oder dv-eeövoi;,
di>-e£?^zo; zu schreiben (zu eeövov ieXTtea&ai) ; dvdjTvevaroi; 'atemlos'
(Hesiod Theog. 797) ist dv-d/xjipsvarog zu schreiben oder als
Nachahmung von hom. dvdaxeTog ~ dayero!; (s. Fußnote) zu be-
trachten wie dvdyvvyaioz 'unbekannt' (Kalhmachos frgm. 422
Schneider; zweifelhaft).
Die Form da- in ddriXtroz 'ungeheuer' und ddoTiExoc, 'unsäg-
lich' bei Quintus Smyrnäus (statt dTxX^xoc äa.-reroc) ist lediglich
Nachahmung der homerischen Lesart ddaxeroc^ (II. V 892,
XXIV 708) 'unerträglich', das mit doxerog 'unaufhaltsam, un-
widerstehlich' identisch zu sein schien {jrev&og äoxerov II. XVI
548/49, Jiev&o^ ddaxetov XXIV 708, ddnXExov jzev&og Quint.Sm. !).
§ 56, Etymologisch verwandt mit d-priv. ist die idg.
Negation ne (ursprünglich wohl nur vor Verben; vgl. lat.
ne-sclre), die im Griechischen nur in der Kontraktion vij-
voj- erhalten ist: v7]Ie7]c, 'erbarmungslos' (Hom.) aus *ve-
£/e>;g, vfjorig 'nüchtern' (Hom.) zu iö- 'essen', vrijUEQxyg
'unfehlbar' (Hom.) zu äjuagr-, v7ir8juog 'windstill' (Hom.)
zu ävEjuog, vd)vvju(v)og 'namenlos' (Hom.) zu övo/ua. Aus
solchen Beispielen wurde eine Privativpartikel vr]- ent-
nommen und gelegentlich auch vor konsonantischem Anlaut
verwendet; schon Homer kennt r?^-;i;£^(3i;g 'unnütz' (snog vr/-
KEQÖEg EEiTiEg Od. XIV 509 wohl Nachbildung von snog
v7]jUEQr£g EEiTcsg \\. III 204; vr]XEQdEa ßovlriv 11. XVII 469
vgl. v7](XEQXEa ßovXriv Od. I 86 = V 30) und vriXg 'unwissend'
(zu fid-^); später korrimen noch vyj-TZEv&rjg 'ohne Leid' (zu
JiEv^og), vrj-TZEv&Yjg v'/]-7i.voxog 'unerforschlich, ungehört'
(zu Tivvd'dveo'&ai) und wenige andere dazu.
§57. vrjTcoivoc 'ungestraft' (Hom.) gehört wohl ursprünglich zu
änoiva 'Lösegeld'; vgl. Od. I 377 dvÖQÖg ivög ßiorov vr'jjioivov ('ohne
^ Wohl in äi'd(7;f£Toc = *dv-dvax£'toc = *dv-avd-axETOi; zu ver
bessern.
^ Dehnung des Vokals vor / wie beim Augment rj-ffJeCdr]?
30 A. Zusammensetzung. [§§ 57—59
Ersatz') oXea&ai {dv-djiotvog II. 1 99); erst nachtraglich wird es auf
Tioivi] bezogen worden sein. Formen wie ävtjXeijg (klass.), ävt]vefiog
(klass.), dvmvvfMoi; (klass. und Odyssee VIII 552) gehören zu den
Bildungen mit „Kompositionsdehnung" (§ 118); vermutlich sind
sie aber gleichzeitig Umgestaltungen der altern und veraltenden
Formen vj^Aer/c usw. nach dem geläufigem Typus mit äv- priva-
(ivum.
Die in historischer Zeit als selbständige Negationen herrschen-
den ov(-x, -x) und fxi'j nebst ovdi und /xrjde bilden mit vielen Ad-
verbien mehr oder weniger enge Komposita : ov-^to, ovöe-ttots,
ovx-ETi (und danach /.aj-H-eri), selten mit Pronomina u.dgl.:
ovTi^, ovösii;.
§58. b) Andere unselbständige adverbielle
Wörter: ä- copulativum (d-), ovo-, ev-, olqi-, egi-, aya-,
Ca- (<3a-), 7J/ia-.
Vom d- privativum unterscheiden schon die Alten mit
Recht das d- (oder d-) copulativum. Es geht zurück
auf *sm- und gehört zu slg, äjua und zu lat. simul, semel.
Das Griechische kennt von frühester Zeit an nur noch
erstarrte Beispiele dieses Bildungstypus: ä-7T?,ovg, ä-nai;
ä'Jiag] durch Hauchdissimilation entsteht d- in d-de2.(p6g
'einen Mutterleib {de?,(pvg) habend, Bruder' (Oxytonese
nach jiaxrjQ und ähnlichen), ä->cö?.ov&og '"einen Weg {xe-
lev&oq) habend, Begleiter', ä-loxog 'ein Lager {My^og)
habend, Gattin'. Manche Wörter, die im Attischen un-
bekannt waren, zeigen auch ohne Dissimilation die hauch-
lose Form (unattische Psilose): ä-xoirig {xohrj) (Hom.) =
äloxog, ä-nedog 'eben' (Herodot), ä-ydlaxreg = ö/uo-
ydlaKxeg (Hesych), ä-oXXrig 'dicht gedrängt' (Hom.; zu
ellelv 'drängen'; dXi. hlrig). Mit d- copul. ist der Bedeu-
tung, vielleicht auch der Etymologie nach identisch das d-
des Epos (äolisch?): ö-naxQog 'vom selben Vater' (Hom.),
ö-rqixeg Innoi 'mit gleichen Haaren' (Hom.).
§ 59. bvo- 'miß-, übel-' ist als Kompositionsglied uralt
und im Griechischen allezeit sehr lebenskräftig geblieben;
einige Beispiele genügen: övff-//ei'?yg 'übelgesinnt' zu juevog,
dvo-daijjLOiv 'unglücklich' zu öai/iiov, övo-JiOQog 'schwer zu
§§ 59 — 61 ] Nach der Wortart "und Wortform des Vorderglieds. 31
passieren' zu Tcögog, övo-dkorog 'schwer einzunehmen' zu
dhorög.
Der Gegensatz zu ovo- wird durch das ebenso behebte
£15- (sv-) ausgedrückt: ev-juevTJg, ev-daL[xcov^ sv-nogog,
sv-d?.coTog. Freilich kommt ev auch als selbständiges Wort
vor, es vertritt aber als Kompositionsglied ein älteres un-
selbständiges V- (aus *su-), das im Griechischen nur noch
in v-yi'ijg 'gesund' (zu ßiog) fortlebt.
§ 60. In der alten Dichtung spielen ägi- (verwandt
mit ägeicov ägiOTog), eql- (verwandt mit d^;.-?), äya- (vgl.
ayav, auch iieyag) und (I,a- (äohsch für dia-; da- aus Ca-
[gesprochen sda- mit stimmhaftem s] durch Dissimi-
lation vor o?) als verstärkende Vorderglieder eine gewisse
Rolle: ägi-yvcorog 'leicht kennthch', äQL-L,i-ilog {-öißog) und
ägi-cpQadrig 'sehr deutlich'; eql- ist etwas häufiger: sql-
ßge/uezrig und egi-yöovnog 'laut donnernd', egi-ßcolog
'großschollig', egi->cvdY]g 'sehr berühmt', egi-Ti/bcog 'sehr ge-
schätzt'; ebenso äya-: äya-x/.erjg, äya-xlenög und äya-
xXvxog 'sehr berühmt', äyd-ggoog 'stark strömend', dyd-
vvicpog 'schneereich', dyd-oxovog 'stark brausend', äyi]vo)g
'sehr mannhaft'; nur vereinzelt Ca-: Cd-'&eog 'sehr göttlich,
herrlich', Cär/g 'stark wehend' (äfjvai), Cd-xorog'sehT zornig',
Ca-Tg£(p7]g' wohlgenährt'; dd-0}iiog'sehT schattig', da-q)oiv6g
'ganz blutrot'. Alle diese Beispiele stammen aus Homer.
§ 61. In der Wahl der Endglieder der Komposita mit d- priv.,
dva- und ev- (igt-, äya- usw.) herrscht durchaus nicht absolute
Freiheit. Unmöglich ist hier wie überhaupt bei allen Komposita
mit Ausnahme der präverbialen ( § 43) die direkte Zusammen-
setzung mit Verbalformen: ävo^oiovv ist nicht Kompositum aus
cti'- und 6/bLoiovv, sondern Ableitung von äv-6/jioioQ, drtfiäv (Hom.)
Ableitung von äri/nog (Umgestaltung von uTi/bidCsiv im Anschluß an
Ti/xäv) ; äriei 'ehrt nicht' bei Theognis 621 steht im scharfen Gegen-
satz zu riet und ist eine dichterische Kühnheit, die durch Ti/j,äv —
äri/iiäv nahe gelegt war; evöonelv 'zufrieden sein' ist Ableitung
von einem unbelegten (vgl. §38) sv-öoxo^ 'gut aufnehmend' (von de-
Xea&ai, dexea^ai ; vgl. xagaöoneiv § 72 Fußn. ) ; ev Jioielv ist erst in klas-
sischer Zeit im Begriff, zu einer einheitlichen Vorstellung zu ver-
32 A.Zusammensetzung. [§§ 61. r)2
schmelzen, was sich zuerst im Bedürfnis nach Ableitung (evjioua)
und weiterer Komposition [ävTevTioielv] ausdrückt (vgl. §36f.);
evTtoiö^ 'wohltuend' kommt nur bei Hesych vor. Nur in einem Fall
hat sich die vorhistorische Verwendung von d-priv. mit Parti-
zipium (vgl. lat. in-sciens, aber ne-scio) in historische Zeit hinüber-
gerettet: ä-exMv (kontrahiert äxcov) enthält das Partizip eines
verschollenen Verbalstammes *fsx-.
§ 62. Altererbt und immer bevorzugt sind als Hinterglieder
Verbaladjektiva (vgl. lat. in-fectus): äv-rjvvaro^ 'unvollendel',
ä-oxero^ 'unaufhaltsam', ä-nvevaroc 'atemlos' (mit ,, aktivischer"
Bedeutung des Verbaladjektivs; vgl. § 105), öva-ßarog 'schwer
zugänglich' (bei dva- fast nur diese Bedeutung des Verbaladj.);
EV-yvaii,7iT0(; 'schön gebogen', sv-xeazo^ 'leicht spaltbar'; ebenso
Substantiva mit Mutierung (§110; \gl. la.t. in-ennis): ä-^vfio^
'mutlos'; d-a&evti^ 'kraftlos', äv-ai/ncov 'blutlos'; öva-§vjLio!; 'miß-
mutig, traurig', dva-/u£vtjc: 'übel gesinnt', öva-öaißvw 'unglücklich',
sv-'&vjuoc: 'wohlwollend, fröhlich', sv-jU£vi]C 'wohlgesinnt', ev-
Sai/biow 'glücklich'. Nahe steht an Wichtigkeit die Verneinung
von gewöhnlichen Adjektiven (vgl. lat. in-iüstus): ä-iÖQig: 'un-
kundig', ä-ixßQoxo^ 'unsterblich'. Selten und wohl nur in der Poesie
wird dieser Typus auf ovo- und ev- übertragen: öva-d/bijüioQog
(Homer) und dva-d&2.iog (Soph.) 'sehr unglücklich', ev-aoo^
'wohlbehalten' (Theokrit); ebenso steht es mit der Übertragung
auf Substantiva: dcoga äömga (Soph.) 'Geschenke, die keine Ge-
schenke sind, Unglücksgeschenke', ^/^Os"^l«£'oc (Hom.) 'l'nglücks-
Iros', Ava-jtuQig (Hom.) 'L'nglücks-Paris'. dvo-yajuo!; ydjuo^ (Eur.)
«•Unglücksehe', vgl. d-/Lit'jTojQ, öva-Tiaic, sv-Ttaig § 117.
Schwer faßbar, wenn auch sehr alt, sind Wörter wie ä-qpogog
'unfruchtbar, unfr. machend', Öt;a-9;oeoc 'schwer zu tragen', £^-9:0^0?
'leicht zutragen; leicht tragend, fruchtbar'; sie gehen wohl auf
Substantiva zurück, haben aber mehr oder weniger enge Be-
ziehungen mit den zugehörigen Verben angeknüpft und die
Funktionen eines Verbaladjektivs angenommen; vgl. noch d-egyöi;
'untätig; nicht bebaut', öva-egyoc 'schwer zu bearbeiten; untätig',
ev-EQyöc; 'gut handelnd; gut bearbeitet; leicht zu bearbeiten'
(Subst. egyov — Verbum eg^ai = *egy-aai); ä-juaxog öva-fxayoc
ev-fiaxoc: (fj.dxtj — fidxfo&ai). Dasselbe gilt für Wurzelnomina:
ä-Cvi 'unvermählt' (Eur.), d-yiwc 'unbekannt' (Hom.), 'nicht
kennend' (Pind.), selten ev-: ev-xgdc'i^u\ genüschV (Kur.), ev-Cv^
'schön gepaart' (Anthologie). S. aucli § 44.
§§63.64] Nach der Wortart und Wertform des Vordergiieds. 33
§63. 5. Das Vorderglied ist ein andres ad-
verbielles Wort. Hier werden einzelne Fälle vereinigt,
die unter sich etwas verschieden sind, sich aber in keiner
größern Gruppe recht unterbringen lassen.
alei-yevsr7]g 'ewig' (Hom.), dei-(pQOVQog "stets be-
wachend' (Soph.), äei-xhoQOQ 'immer grün' (Euphorion).
nalai-yevrig 'vor alters geboren, betagt' (Hom.), -fpaxoQ
'längst gesagt, uralt' (Hom.), -ypoiv 'längst einheimisch'
(Aeschyl.).
Y\Qi-yhEia 'die frühgeborene (Eos)' (Hom.) und danach
7]Qi-n6hi 'die früh wandelnde' (Anthol. Pal.; ebenfalls von
der Eos).
Xai^iai-svvrjQ und -ewolq 'auf der Erde liegend' (Hom.),
-yeri^Q 'auf der Erde erzeugt' (Hom. Hymn.), auch mit
Elision ^dfx-evva 'Lager auf der Erde' (Aeschyl.); bei
Spätem gern für Modifikationen von Pflanzennamen ver-
wendet: laiiai-nixv c,^ -gdtpavog usw.
§ 64. jidv- als Adverb ist sehr häufig; einige Beispiele
aus Homer: Tiay-XQVOsog, Tca/bi-fA e?.ag, -Tcgojrog, Jiav-aio/.og,
-analog^ -djtoxjuog, -VTtsQxatog, -vararog. Anders jzav-
fjjuag (§ 69); nav-dafjidrcoQ 'Allbezwinger' (Hom.) mit
Objektsakk. oder mit stammhaftem nav- (statt navt-
oder jtavro-) wie ndv-vvxog Jtav-vvxiog 'die ganze Nacht
hindurch' (Hom.), das besonders an 7iav-7]/bteQiog (Hom., Ab-
leitung von 7iav-f]fxaQ) eine Stütze hatte^; jzav- als Stamm
auch in nav-elhjveg (Hom.), TzafÄ-firjreiQa (Hom. Hymn.),
7zaju-iur]X7jg (Soph.), jtav-döxog 'alles aufnehmend' (Pind.);
Tzav-ovqyog (§ 120) 'gewandt, schlau' (klass.; jiavrovQyög
Soph.); zu den ältesten Beispielen mit jtavro- gehören
7iavT0-/Liiarjg (Aeschyl.), 7cavrö-iuoQ(pog (Soph.) und ndvr-
aqxog (Soph.).
dio-'&avjjg 'zweimal sterbend' (Hom.), rgio-d'&hog,
-dojUEvog^ -oXßiog usw. (klass., aber Hom. Od. V 306 noch
^ Zur analogischen Beeinflussung von ,,Tag" und ,, Nacht"
vgl. 7iQo-vv^ nach TtQo-fjuaQ §108 Fußn.
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 3
34 A. Zusammensetzung. [§§ 64 — 68
Tolg jLidxaoeg Aavaol xal x ex oaxi q), ferner Öio-xOuoi,
xoio-jUVQioi usw.
§65. r'jjui- {= \Rt. semi-, vgl. rj/ii taug) 'halb-' wird zu-
sammengesetzt mit Substantiven, und zwar substantivisch:
rjjui-ÜEog 'Halbgott' (Hom.), rnjci-ovog 'Halbesel, Maulesel'
(Hom.), ri[j.i-xdlavxov 'halbes Talent' (Hom.), und adjek-
tivisch: fi[jLL-xeAi]g (zu xslog) 'halb fertig' (Hom.), tj/ui-ojxog
'halb durchlöchert' (Aeschyl.), später auch mit selbständigen
Adjektiven: rjjui-xaxog 'halbschlecht' (klass.), Tt]/.iL-iueoxog
'halbvoll' (Pollux), besonders Verbaladjektiven: TJjui-ßQcoxog
'halb verzehrt' (Xen.), rjfjii-Xovxog 'halb gewaschen' (Kra-
tinos); vgl. ty^(-^j'?;c 'halbtot' (Aristoph.).
II. Das Vorderglied ist ein Nominalkasus.
1. Das Ganze ist eine Zusammonrückung selb-
ständiger Teile.
§ 66. a) Das Vorder glied ist ein Nominativ:
Nednohg (mit Gen. iVean:o7foJs; s. § 146). Zahlwörter:
d(v)ü)-dexa, ion. und hell. xeoo£g£o(TEGOaQeo)-xai-dexa
ohne Deklination des ersten Gliedes; vgl. lat. dnö-decim,
tre-decim usw. In Ableitungen: £xxrj-/xoQog (Aristot.) und
exTTj-iJiÖQLog (hellen.) 'ein Sechstel des Ertrags als Arbeits-
lohn erhaltend' geht auf exxrj /nöga zurück wie rgeioxai-
öexarog^ xeGGageGxaidexaxog, TtevxExaiÖexaxog usw. auf
rosig usw. xal dexa; vgl. § 146, 148. XQV^ XQÜ XQV^^'' ^^s
XQrj 'Notwendigkeit' + »fr, ?), elvai (exQ'fjv s. § 40).
§ 67. b) Das Vorderglied ist ein Genitiv:
Aiöo-xovQoi 'Zeussöhne' (§41), ÖioG-Öorog 'von Zeus ge-
schenkt' (§31), xvvÖG-ovga 'Hundeschwanz, kleiner Bär'
(auch Name eines Vorgebirges; vgl. § 31), r^wa-otPiof 'Schiffs-
häuser, Docks' (klass.), IleXoTtovvrjGog aus Flelonog rfJGog,
äloG-dxvrj 'Meerschaum' (bei Aristoteles als Name einer
Tierpflanze, aber ellvxo de jxdvx' ä/.ög äxv)] Hom. Od. V 403).
§ 68. c) Das Vorderglied ist ein Dativ: äQi]i-
(piÄog 'dem Ares lieb' (Hom.), -raGi-fxeXovGa 'für alle interes-
§§ 68 — 71] Nach der Wortart und Wortform des Vorderglieds. 35
sant' (Beiname des Schiffes Argo bei Honi.); mit lokati-
vischem Sinn: iagi-ögenrog 'im FrühHng gepflückt' (Pind.),
mit instrumentalem: xtjOEOGi-fpogriTog 'von den Todes-
geistern getrieben' (Hom.), dovQi-H?^eiT6g und -}<?,vr6g 'speer-
berühmt' (Hom.).
§ 69. d) Das Vorderglied ist ein Akkusativ:
Ttav-fj/LiaQ 'den ganzen Tag lang' (Hom.) {nav- attributiv),
y.uQrjxojuocovTEg und ßaQVorevdxcov s. § 34. Durchkonju-
gierte Verbalkomposita mit Objektsakkusativ im Anfangs-
glied wie lat. anim(um)-advertere kennt das Griechische
nicht (s. §85Anm.); öaxov-xeojv ist schwerlich Komposi-
tum (§34) und kommt nur im Partizip vor; vovvexovtcoq
s. § 72.
§ 70. e) Das Vorderglied ist ein alter Lokativ,
ein -99i-Kasus oder eine präpositionale Wendung:
jueoai-JzoXiog 'dazwischen (alter Lokativ) grau, halbgrau'
(Hom.). Das hom. l-(pi 'mit Gewalt' ist enthalten in Icpi-
yevyjXOQ 'mit Kraft erzeugt' (Eusebius aus einem Dichter)
und manchen Namen mit ' Icpi- CI(pi-juedovoa, ähnlich noch
'I(pi-dvaooa). Eine präpositionale Wendung: sy-XELoi-'dExoQ
'eingehändigt' (Herodot).
§ 7L 2. Das Hinterglied ist ein in dieser
Form nicht selbständig vorkommendes Wort. Solche
Schlul.'glieder sind ursprünglich den Stammkomposita eigen
und von diesen her auf die Kasuskomposita übertragen.
Mit Genitiv: ouöevdff-ojpog 'auf niemand oder nichts
{ovÖEvoo) Rücksicht {üioa) nehmend: frech; unbekümmert,
liederlich'! (Hom. II. vfll 178).
Mit Dativ: XEix£OL-nAi'jxrjQ''?,'ic\\. den Mauern nähernd,
Mauerstürmer' (Hom.); lokativisch & e gEi-y Ein'] g 'im Sommer
wachsend' (Nikander), öoEol-XQOcpoc, 'in den Bergen auf-
gewachsen' (Hom.); instrumental: dovQi-/bLaxog 'mit dem
Speer kämpfend' (Orakel in einem Iliasscholion).
! So Dö der] ein nach Ameis-Hentze Anhang zur Stelle;
die gewöhnliche Auffassung 'keiner Rücksicht wert' setzt ovös/nia
o)oa voraus.
36 A. Zusammensetzung. [§§ 72 — 74
§ 72. Mit Akkusativ^: öixao-Tiö/.oQ " Rechtsprecher'
(Hom.); äxaM-(pQO)v 'kindlich denkend' (Hom.) Misch-
bildung aus äralä (pQovEO)v (Hom.) und *äxa/.6-(pQcov (vgl.
sv-(pQcov usw.); vovv-ExyQ 'Verstand habend' (hell.; vgl.
§ 102; vovv-sxovrojg Isokrates, vielleicht noch nicht Kom-
positum, vgl. ixovrojg vovv Plato), dxa/.a-QQsirijg 'sanft
fließend' (Hom.) mit adverbiellem Akk.-, 7i/.eov-exrrig
'Profitmacher' (klass.) zu nleov exeiv'im Vorteil sein' (§ 101).
§73. Mit Lokativ form: ödoL-nÖQog 'Wanderer'
(§ 28), nvloi-}'EV7)c, 'in Pylos geboren' (Hom.).
Mit -<p<- Kasus: 'Ifpi-XQdrrjg, 'I(pi-yEV£ia usw.
Mit präpositionaler Wendung: eju-7iVQi-ß))T)ig
[xQiJiovg) 'über dem Feuer stehend' (Hom.).
III. Das Vorderglied ist ein Nominalstamm.
(Typus IjTJzo-da^iog)
§ 74. Bei allen Kompositionstypen des Griechischen,
die überhaupt ein Nomen als Anfangsglied enthalten
können, erscheint dieses Nomen in der Regel nicht in einer
bestimmten Kasusform, sondern mit dem bloßen Stamm —
so erdrückend häufig, daß Beispiele sich erübrigen. Diese
Bildungsweise (nicht die einzelnen Bildungen! vgl. § 41) muß
in eine Zeit zurückreichen, in der die syntaktischen Bezie-
hungen der Nomina noch nicht durch ein System von An-
hängseln (Endungen) bezeichnet wurden. Die Vergleichung
der idg. Sprachen zeigt jedoch, daß diese Zeit weit vor dem
Aufhören der idg. Sprachgemeinschaft liegen muß und daß
die Stammkomposita als solche einen beliebten, ja geradezu
1 KaQa-x6 f.ioi; 'kopfabschneidond', xaQd-To/.wc: 'entliauptet'
(beides klass.), xagä-öonelv 'aufpassen' (klass.; von einem feh-
lenden xaga-öönog 'den Kopf zum Beobachten ausstreckend',
vgl. § 38), scheinen den Akk. xdpä (hom. xagi]) zu enthalten;
xaQti-ßuQrjC, -ßagelv 'einen schweren Kopf haben' (hell.) dagegen
ist wohl Stammkompositum.
- Vgl. d«aAd TiQOQEOiv Hesiod (?) fr. 2'i2 (218) Rzach.
§§74.75] Nach der Wortart und Wertform des Vorderglieds. 37
den charakeristischen Typus der idg. Komposition dar-
stellen, eben weil gleichzeitig die syntaktischen Beziehungen
außerhalb des Kompositums formal anders (durch Endungen)
als im Kompositum ausgedrückt wurden; die oben unter II
besprochene Bildungsweise, die der freien syntaktischen Be-
ziehung viel näher steht, spielt der Stammkomposition
gegenüber im Griechischen wie im Indogermanischen über-
haupt eine ganz untergeordnete Rolle^; man sondert sie
deshalb gern als ,, Zusammenrückungen" von den eigent-
lichen Zusammensetzungen; vgl. §28 f.
Über die Behandlung des Stammauslauts, den Kom-
{jositionsvokal und die Kompositionsdehnung wird § 118 ff.,
126 ff. im Zusammenhang gehandelt werden.
Auch die Zahlwörter erscheinen im ersten Glied ge-
wöhnlich in der Stammform {rerQd-xvxXoQ 'vierrädrig',
Hom.), soweit sie nicht indeklinabel sind (evved-ßoiog 'neun
Rinder wert' Hom.) und das Kompositum nicht kopulativ
ist {d(v)cbdexa, s. § 81).
IV. Das Vorderglied ist verbal empfunden.
§75. l.DerTypus dp;(;£->ia;<Os 'unheilstiftend' geht
auf vorgriechische Zeit zurück und ist im Griechischen recht
verbreitet. Beispiele aus Homer: exe-cpQwv 'besonnen',
ElHe-%ixaiv 'gewandschleppend', (jLevE-örjioQ 'dem Feind
standhaltend', raXa-Jiev&^g 'Leiden ertragend', TXi]-7t6Xe-
fxoQ. Zur Erklärung dieser Bildungen liegt es nahe, an
imperativische Fügungen zu denken {eXke xixüval usw.)
und deutsche Wörter wie Lebewohl^ Stelldichein, Wagehals^
Fürchtegott, und französische wie casse-noix, cache-pot,
^ Auch im Deutschen stellen die Stammkomposita wie
Land-mann, Erd-beben, Herz-blut, die ältere Bildungsweise dar;
doch wird jetzt die genitivische Form des Vorderglieds oft vor-
gezogen: Lands-mann, Erden-sohn Herzenssache; das -s- greift
sogar, analog dem -o- des Griechischen (§ 129) über sein Gebiet
hinaus: Frauens-person, Zeitungs-papier, Hilfs-mittel.
38 A. Zusammensetzung. [§§ 75 — 78
porte-monnaie zu vergleichen. Das ist in der Tat eine Mög-
lichkeit der Entstehung des aQxe-xaxo g-Typus; aber mehr
läßt sich nicht sagen.
§ 76. Im Griechischen ist damit z. T. eine andere Bil-
dung vermischt worden: Schon Homer kennt eine Anzahl
Komposita mit (pi/.o- mit verbaler Rektionskraft des
Anfangsglieds: (piÄo-fijueid/jg, -ieivog, -Tcaiy/ucov, -Ttrö'/.e-
juog, -yjEvd^g u. a. Auszugehen ist jedenfalls von nominalem
(pilo-, also etwa von (pü6-^E(i)voc, 'dem Gast gegenüber
freundlich' (vgl. io6-§eog § 87), das dann im Anschluß an
aQ'iE-Kay.oc, verbal umgedeutet wurde^; vielleicht gab es
auch einmal ein verbales cpiLe- (zur Wurzel opü.- in hom.
(ptkaro, cpllai), das von dem nominalen (pilo- verdrängt
wurde (in fpiX-'^Qer/j.og usw. war der Stammauslaut nicht
mehr ersichtlich).
§ 77. Zu (füo-TtröXe/Liog hat schon Homer das analogisch
geschaffene Gegenstück qivyo-JtroXeiLiog; seit der klassischen Zeit
tritt daneben /j,iao- auf und wird zusammen mit (pdo- außerordent-
lich leicht zu Gegensatzpaaren verwendet: (fd-dvd^QOjjroc ■ — /xia-
dv&QOJTtoi;, (ptX-e?.?.r]v — jjLia-eXXrjv, cpiXo-Tc6vr]Qoc — /niao-rcovyjQog usw.
Eine weniger wuchernde Nachahmung von <pik>- ist i&s?.o- (eben-
falls seit der klass. Zeit): e&eXö-tiovoc: (Xen.) etwa = (pdö-jiovog;:
aber auch e&eX6-dovXoc 'freiwillig dienend' (Plato), i&eÄo-^igö^m'o:
'freiwilliger jTQÖ^evoc:'' (Thuk.), wo i&£/.o- — i&e/.ovrrjZ ist; vgl. cpdo-
yeioQyog 'das Landleben liebend' oder 'gern Landmann' (Xen.i,
danach cpdo-Öixaaxr']!; 'gern Richter' (Komödientitel), (fdo'&vTi]z
'gern opfernd' (Aristoph.).
§78. In (pvyo- hat man das ^"orbild des klass. /.f.-ro- (vgl.
(pvyelv —hneiv; die Schreibung ).ei7xo- ist meist schlechter bezeugt)
zu sehen: X[E]iTco-axQaxia 'Desertion', hjio-vavc: 'das Schiff ver-
lassend'; auch im Sinn von 'fahren lassend, verlierend': A(£)tnro-
ipvxelv 'ohnmächtig werden'. Vereinzelt wird nach fiiao- ein arvyo-
geschaffen {\g\. fj-ioelv — mvyelv): axvy-aivtoQ 'den Mann hassend'
(Aesch.), axvyö-ÖEfxvos 'die Ehe, den Gatten liassend' (Agathias
in der Anthol.). Unklar und wohl nur Momentbildungen sind bei
Hom. [ä(p-)änaQxo-E7iric; 'das richtige Wort verfehlend', und ?}P.tTd
* Zur verbalen Auffassung von (pdo- vgl. auch § 138.
§§ 78 — 80] Nach der syntakt. Beziehung der Glieder. 39
lir}vo(; 'den richtigen Monat verfehlend, zu früh geboren' [äXixelv);
vgl. wieder die gleichartigen Aoriste cpvyelv — ä/uaQrtlv — ä?.irelv.
§79. 2. Auch der Typus rsgip i-jußQorog 'die
Menschen erfreuend' (Hom.) ist aus vorhistorischer Zeit
ererbt. Zugrunde liegen vielleicht ursprüngHch abstrakte
Verbalsubstantiva auf -ti- (§370ff.)^; doch tritt im Grie-
chischen die verbale Auffassung immer mehr in den Vorder-
grund. Weil nämlich die Verbalabstrakta oft an den sig-
matischen Aorist anklangen, ging der Typus rEQxpi-jußQorog
eine engere Verbindung mit dem Aorist ein: xeQtpi- zu
rsgyjig und zeqxpai^ KxriG-innoc, zu kttjolq und xrr]aaadai
und daher auch <hXeöL-xaQ7to<; 'fruchtverlierend' (Hom.)
zu öXeoai {öXeök; existiert nicht), (p'&Eioi-/bißQorog (f&eiG-
TJvcoQ 'Menschen, Männer vertilgend' (Hom.) zu (f&eloai
(aber (p&ioigl), ZxrjGi-xoQog zu oxfjaai {oxdGi(;\). Besonders
die Bildung mit -egi- erfreute sich bei den Dichtern einer
großen Beliebtheit; vgl. z. B. bei Hom. älcpEGi-ßoLog, eXhegl-
TiETcloQ (neben e/.xe-xito)v), nrjyEGi-juaV.og, xajUEGi-XQOjg,
cpaEGi-jjßQoxog. Über weitere analogische Vermischungen
s. § 136ff., über die Elision § 119.
Die Komposita nach der syntaktischen Beziehung
der Glieder zueinander.
§ 80. Entsprechend den zwei Möglichkeiten syntakti-
scher Verbindung im Satz, der beiordnenden und der unter-
ordnenden, gibt es auch beiordnende und unterordnende
Komposita. Die erstem werden aber von den letztern
in der idg. Grundsprache und im Griechischen an Zahl und
Mannigfaltigkeit geradezu erdrückt, wie ja auch in der
Syntax die Beiordnung gegenüber der Unterordnung eine
viel bescheidenere Rolle spielt. Die rein syntaktische
Wiederholung desselben Wortes in verstärkendem oder itera-
tivem Sinn bildet nur einen unwichtigen besondern Fall
^ Dastist nur etwa noch in /Scort-di-etea 'menschenernährend'
(Hom.) erhalten.
'40 A. Zusammensetzung. [§§ 80—82
der syntaktischen Beiordnung; desiialb sind auch die daraus
entstandenen Verdoppelungskomposita sehr selten: tioojiqo-^
7id/ii7Tav\ s. § 22. Zu beachten ist, daß die Komposition eine
viel geringere Schärfe der Beziehung erfordert als die freie
syntaktische Verbindung, daß daher die Auflösung der Kom-
posita in bestimmte, genauere freie Verbindungen vielfach
großen Schwierigkeiten begegnet; aber im allgemeinen sind
die syntaktischen Verhältnisse der Komposita mit den
freien Verbindungen bewußt oder unbewußt verbunden
geblieben.
I. Beiordnende (kopulative) Komposita.
§ 81. Alt sind ev-dsHa, dfvjco-dexa {§ 66) un-decim,
duo-decim, vgl. auch drei-zehn usw.; später wird auch ge-
bildet dexa-rQEtg ÖExa-TiEvre usw., auch öexa-Övo. Bil-
dungen mit Bindewort entstehen erst im historischen Grie-
chisch: rgeioxaiÖExa enraxaiÖExau&w. (§66), xa/.o-'/iäyad^oQ
i-'&ia] s. §36); sehr kühn vrj?i(7To-xai-ßÄE7TEÄaiog'bsLrfu{^) und
nach Salböl ausschauend' in einem Epigramm der Antho-
logie. Die spätgriechische Zeit (sowie das Neugriechische)
verbindet gern zusammengehörige Substantiv- oder Adjek-
tivbegriffe (Gegensätze) durch Komposition: av^o-f^iEiMOig
'Flut {av^r}) und Ebbe' (byzant.). Manche (und zwar gerade
die ältesten) dieser Bildungen vermitteln den Übergang von
den Determinativa (§94) zu den Kopulativa: ?.Evy.-Eov&go(;
(Aristot.) war zunächst 'mit einem weißen Rot', dann erst
'weiß und rot zugleich'; entsprechend ylo)o6-j.ie/.ag 'bleich-
schwarz' (Galen), w;fpo-Aei'>t;o? 'blaßgelb' (Dioskor.), yhvxv-
jiiHQog 'bittersüß' (Sappho), auch Substantiva wie äorö-
XQEag, largo- juavr ig, xXavoi-yEhog (§94).
§ 82. Besonders deutlich ist die Geschichte von ävögö-
yvvog: zunächst (von Herodot an) bezeichnet es den 'Zwit-
ter' oder den 'Feigling', also eine einzige Person, die Mann
und Weib zugleich ist, und das mußte (>ben mit einem Wort
ausgedrückt werden; die Reihenfolge ist mehr zufällig:
Sophokles sagt yvv-avdgog, Epicharm yvraix-avdgEg. Die
§§ 82 — 85] Nach der synlakl. Beziehung der Glieder. 41
heutigen Griechen verstehen aber unter dviQo-yuvofv) (sprith
dvÖQ-) ein 'Ehepaar', also 'einen Mann und ein Weib'.
Daß auch hier das Bedürfnis der Ableitung und Weiter-
komposition das Kompositum begünstigt (§ 361'.), zeigen Bei-
spiele wie (payr/oi-Jtooia 'EB- und Trinkfest' (Athenäus) und
TOQvevro-lvQ-aonido-7xt]y6(; 'gedrechselte Lyren und Schilde
zusammenfügend' (Aristoph.).
§ 83. Sind die Kopulativa ohnehin sehr selten, so ist ihre
Adjektivierung (§110) noch seltener: Unter ävÖQÖ-yvvu lovigd
versteht ein namenloses Epigramm der Anthologie 'Bäder für
Männer und Frauen gemeinsam'. vvx&tut^eQo^ (fem.) liest man in
einem Papyrus des 4. Jahrhs. n. Chr.^ in der Bedeutung 'Zeitraum
von 24 Stunden', dasselbe im N . Test.^ Ferner xQva-ehcpavT-rßexTQo^
'mit Gold, Elfenbein und Elektron ausgelegt' (Plutarch aus einem
l)ichter).
II. Unterordnende Komposita.
§8-^1. 1. Bestimmung des verbalen Hinterglieds
durch ein Präverb im Vorderglied: die Verba com-
posita nebst den mit Präverbien zusammengesetzten Verbal-
nomina. Dieser Typus fällt zusammen mit den in §43 f.
besprochenen Formkategorien.
2. Präpositionale Rektionskomposita: Eine Prä-
position als Vorderglied regiert das Hinterglied. Auch diese
Bildung ist schon behandelt: §48 — 53.
3. Determinative Nominalkomposita.
§85. a) Kasuelle Determination. Ein Substantiv
als Vorderglied steht in Kasusbeziehung zu einem Substan-
tiv oder Adjektiv^ im zweiten Glied. Selten ist die Reihen-
folge umgekehrt.
^ Mitteis-Wilcken Grundzüge und (Chrestomathie der
Papyruskunde 112 Nr. 78 Zeile 6.
- 2. Kor. 11, 25 vvx&ri[jLeQov . . . ETcoirjoa '24 Stunden habe
ich zugebracht', also nicht Adverb!
^ Ein Verbum kommt höchstens in Kasuskomposita und nur
im Partizip in Betracht: vgl. § 34; 69. A.\xc\i öoh)- q^govemv {Wom.)
kommt nur im Partizip vor, scheint also eine Mischung aus ööAov
42 A. Zusammensetzung. [§§ 85 — 87
Das Vordcrglied kann genitivisch bestimmend sein:
in Genitivform steht es in Aioo-xovqol usw. (§67), in
Stammform z. B. in Ttargo-xaoiyvrjTo g 'Vatersbruder' ( Hom. ) ,
f/,7]rQO-7tdro)Q 'Vater der Mutter' (Hom.), lözo-neÖri 'Mast-
fessel' (Hom.). Ablativisch ävejuo-OKETziji; 'vor dem Wind
schützend' (Hom.); vgl. jedoch § 103. Dativisch mit Dativ-
form äorit-fpiloc, usw. (§ 68), mit Stammform ^so-sixe/^o-
'göttergleich' (Hom.). Instrumental '&£o-ß?.aß7]g 'von Gott
geschädigt' (Herodot); vgl. jedoch § 105. Akkusativisch
vielleicht TQi^-ov/.og (= rdg rgi^ag ovXög) 'kraushaarig'
(Archilochus). Über die Gruppe '&e6-djU)]rog s. § 104.
§ 86. Sind die Stammkomposita mutiert (§ HO), so ist
oft die Kasusbeziehung etwas undeutlich: noö-chxyjg (Hom.)
ist ursprünglich 'Schnelligkeit der Füße besitzend', dann
aber im Gefühl des Dichters eher = jovg Tiödag ojxvg, und
wohl danach als Synonym gebildet jzod-dgxrjg (zu ägHslv;
Hom.). Aus fieh-r]dfjg eigentlich 'die Süßigkeit des Honigs
besitzend', dann 'süß wie Honig', und ■deo-eiörig 'mit der
Gestalt eines Gottes'- — 'aussehend wie ein Gott' und ähn-
lichen Beispielen hat sich eine ,, komparative" Bedeutung
der Stammkomposition herausentwickelt; vgl. jiod7]vejuog
§89 und lUTQo-juavrig usw. §94. Das Vorderglied erhält
so eine ans Adjektiv gemahnende Bedeutung; das Adjektiv
kann ja ein Substantiv viel mannigfaltiger und verschwom-
mener determinieren als ein Kasus: Qodo-ddxrv/.og 'mit
Fingern wie die < Farbe der> Rose, mit rosigen Fingern'
steht der Bildung Äevx-cü?.evog 'mit weißen Armen' (§90)
sehr nahe.
§ 87. Beispiele für die Endstellung des bestimmenden
Glieds: ä^i6-/.oyog 'der Rede wert' (klass.), ä^io-viy.og
cpQovEwv und 6oX6(pQU)v zu sein; freilich ist öokoq)QovElv als Ab-
leitung Yon dol6q)Qüiv sehr wohl denkbar (vgl. § 195). ;f£gj'i^ai'To
(Hom.) 'sie wuschen sich die Hände' ist Ableitung von x^Q^'-W
'Handwaschvvasser' (Hom.), nicht etwa Stammkompositum aus
XEQ- und viyjavTo. äya&onoielv und xaxoTcoieli' sind nicht Kom-
posita von jioielv, sondern Ableitungen von -orotdc-
§§ 87 — 90] Nach dersyntakt. Beziehung der Glieder. 43
'wert zu siegen' (klass.) u. a., äizeiQo-xa/.og 'geschmacklos'
(klass.; vgl. den Gegensatz (pdö-xaXog nach §76), aTteigo-
judxäg 'im Kampf unerfahren' (Pindar), ioo-'&eog 'götter-
gleich' und viele spätere mit loo-, auch öjuoiö-nvQog und
-KQi'&oQ 'dem Weizen, der Gerste ähnlich' (Theophrast),
XEV-avÖQog 'menschenleer' (Aeschyl., Soph.), sind Hypo-
stasierungen (§ 146) von ä^iog loyov, vixrjQ, äneigo;
xa?iä)v, judxrig^ loog ■&£oig, öfxoiog jzvgolg, xgi'&atg, xevög
ävögcov nach dem Vorbild der überaus zahlreichen Stamm -
komposita mit bestimmendem Vorderglied.
§ 88. Für ä^io- sei eine merkwürdige Weiterentwicklung
erwähnt: weil das Verbaladjektiv auch oft die Bedeutung 'einer
Behandlung würdig' annahm {/nijbLrjrög 'nachahmenswert'), so bildet
besonders Xenophon gern Komposita aus d^io- und dem Verbal-
adjektiv; vgl. bei Xen. z. B. ä^io-iLiaxd.Qiaroi;, -anovöaGxog, -(pi-
XrjTog. Bei ä^io-maxog 'glaubwürdig, zuverlässig' (klass.) kann
man sich noch an ä^ioc Tiiaxeioc erinnert fühlen, im Vordergrund
steht aber die Bedeutung von maxöc, so daß ä^io- nur als Zusatz
erscheint.
§ 89. Nur scheinbar liegt eine ungehörige Reihenfolge der
Glieder vor in jzoöd}>ci]g (Hom.), das mit dem späteren coxv-jtov^
gleichbedeutend geworden ist, s. aber §86; ebenso in XQix-ovkoc:
(Archilochus) = ovXö-^qi^ (Herodot), s. §85.
jtod-rivsfioi: 'mit Füßen wie der Wind' (Hom.), also die
Umkehrung von QoÖo-ödxxvloc ( § 86), ist wohl eine dichterische
Schöpfung nach jioö-wxtj^ und jxod-dQxr]!; ( § 86). Auch noifx-mxoQ
'Völkerhirt' nebst der Ableitung jioi/mavÖQiov 'geweidete Völker-
herde' (beide bei Aeschylus) ist sehr kühn; ob der Dichter an
noi/j.aivsiv ävöga^ und den ägy^-^a^oc-Typus ( § 75) oder an Tzoiftr/v
ävÖQcbv gedacht hat, läßt sich nicht ausmachen.
§ 90. b) Attributive Determination. Ein Adj.
oder Subst. als Vorderglied bestimmt attributiv ein Subst.
oder Adj. im Hinterghed; auch hier steht bisweilen das be-
stimmende Glied an zweiter Stelle.
Wenig Worte erfordert der im Griechischen wie in der
Grundsprache geläufigste Typus dieser Art, die mutierten
(§ 110) Stammkomposita mit Subst. im Hinterglied, wobei
44 A. Zusammensetzung. [§§ 90. 91
das Vorderglied ein Adjektiv ist: A£r»;«-c6Aevog ""weiß-
armig' (Hom.), (hxv-JirsQog 'mit schnellen Flügeln' (Hom.),
roi-novQ 'mit drei Füßen, Dreifuß' (Hom.), di-wßo/.ov 'aus
zwei Obolen bestehend, Zweiobolenstück' (klass.). Attribu-
tiv kann auch das Subst. im Vorderglied des ebenfalls
sehr alten Typus Qoöo-ddxrvÄog (§86) gefaßt werden, also
etwa 'mit Fingern, die (wie) Rosen sind'.
§ 91 . Etwas eingehender müssen die Bildungenohne
Mutierung betrachtet werden:
a) Adj. + Subst. dxQo-Tcohg = änga 7tö?dg 'Ober-
stadt'. Dieser Typus stammt höchstens in seinen Anfängen
aus der vorgriechischen Zeit; seine Hauptentwicklung liegt
in historischer Zeit. Aus Homer kann ich nur anführen
Uav-e/JajVEQ, IJav-axaioi 'Gesamt-Hellenen, -Achäer', die
man nicht einfach in jidvrsg "E., 'A. auflösen kann; ferner
Kaxo-üuo g '\]ng\ücks-l\ios\ das wie "A-igog undAvo-Tiagig
(§62) als Wortspiel nicht zu streng in ein Schema gepreßt
werden darf. äxQo-nohg braucht Homer nur zweimal (Od.
VIII 494, 504); sonst sagt er immer jcöhg äxgt] oder äxQ7]
jTohg. Dann folgt älvKro-nEÖrj 'unlösbare Fessel' (?) bei
Hesiod. Aus klassischer Zeit sei erwähnt 7ca?iaio-judr(OQ
'Stammutter' (Eur.), das deuthch an noo-ndxcoQ (§47;
Pindar, auch Eur.), und jiqo-jutJtojo (-judrcog) (Aeschyl.,
Eur.) anknüpft. Auf welchen Wegen die spätere Ausdehnung
des Typus erfolgte, mögen folgende Beispiele zeigen: xaxd-
fxavTig 'Böses weissagend' (Aeschyl.) ist entweder = xaxcöv
/jdvrig (also wie § 85) oder = xaxä fiavrevdfxerog (also
wie § 102 mit verbaler Kraft von fidvrig); es konnte aber
auch mit xaxog fidvxig gleichgesetzt werden^ (vgl. oben
Kaxo-thog; ebenso ist xalo-diddaxalog (N. Test.) = xaXü)%>
Öiö. oder = xakä Öiddaxojv, dann = xaXög öiödaxaXog;
nach derartigen Beispielen konnte dann auch gesagt werden
;>);a>io-<5o?'Aog 'schlechter Sklave' (Lukian; anders Kratinus!),
xax-oixovö/uo g 'schlechter Verwalter' (Philo), xaxo-dai/nov
'•'inen bösen Dämon habend, unglücklich' brauchen mehrere
' So auch dgiaro-fiavTi^ 'trefflicher Seher' (Soph.).
§§ 91 — 93] Nach der syntakt. Beziehung der Glieder. 45
Klassiker, auch Aristophanes ; einmal aber (Equ. Ulf.)
macht dieser damit ein Wortspiel:
dtaQ xov öaijuovog
deöoix' ojTOjg jut) xev^ojjiai xaxoöai/uovog,
d. h. 'als bösen Dämon', Später (s. Passow-Crönert subvoce)
tritt auch dya'&o-daiju(ov = dya'&ög daijucov auf. Vgl. auch
ev-naiQ und xalli-naiq § 117. Als älteres Beispiel sei noch
genannt Ievko-lov 'Levkoje' (Hippokr.). w/Qi-slaioc, (fem.)
'wilder Ölbaum' (von Theokrit und Theophrast an) und
/ia?ih-e?Miog 'edler Ölbaum' (N. Test.) waren zuerst Adjek-
tiva, dann = dygia, xaXi] slaia gefaßt und demnach zu
ayQL-eXaia^ Kalh-elaia umgestaltet; danach haben die spä-
teren Autoren, besonders die gelehrten, eine Unmenge von
Pflanzennamen (auch einige Tiernamen) mit äygio- gebildet :
dygio-jurj^ov, -oe/uvoVj -xoiqoq usw. Vgl. auch yXvxv- ix'äXov
'Süßapfel' bei Sapplio, die auch ylvxv-niy.QOC, (§ 81) hat.
§ 92. Über NEanoki; — NeoTcoUrrji;, Meyakö-Jiohg usw. s.
§ 146. nav-fjfiaQ ist weder Stammkompositum noch Substantiv,
sondern adverbiell erstarrte Phrase, s. § 69. lao-TTohzEia 'gleiches
Bürgerrecht, Rechtsgleichheit' (hell.) ist eine ungenaue^ Nach-
ahmung von tao-ro/xta 'Gleichheit der bürgerlichen Rechte' (klass.),
iao-fioiQia 'Gleichheit des Anteils' (klass.), vgl. iao-övva/j,ia, lao-
xQaxia, la-t]yoQia, die alle von iaö-vojuoi; 'mit gleichen Gesetzen',
iao-jxoiQog usw. abgeleitet waren; too-jro/tTr;C 'Bürger eines demo-
kratischen Staates' (hellen.) und iao-7io}ärii: [tcöXk;) 'Stadt mit
römischem Bürgerrecht' (Appian) sind Rückbildungen aus iao-
§ 93. Derselbe Typus kommt bisweilen in umgekehrter
Reihenfolge vor; es handelt sich aber nur um Sonderentwick-
lungen des Griechischen (fast nur des nachklassischen).
Herodot und Aristoteles sagen noch 'innog nordjuiog^ Strabo
schon injto-TTorajuog: die festgewordene Wortfolge Subst.-
Adj. ist zu einem Kompositum verschmolzen worden, und
^ Nach la6vo/j,og: iaovofiia wäre zu erwarten *iao7ro}.iTeioi;:
*-xEua; zur Vereinfachung und Angleichung an das Simplex ver-
gleiche man axlrjQoy.aQÖia 'Hartnäckigkeit' (LXX) für xagöia —
axkrjQo-ttaQÖioi; — *-xaQÖi-ia.
46 A. Zusammensetzung. [§§ 93. 94
zwar mit äußerlicher Nachbildung der Typen naxqo-
xaoiyvTjTog, godo-däxtvloQ; daher wohl auch die Unter-
drückung des L von jiordfziog (vgl. auch § 112 Fußn.); vgl.
etwas ähnliches bei ä^iö-?.oyog § 87. Vielleicht ebenso zu
erklären sind die Komposita mit -aygog: aly-ayqog 'wilde
Ziege', injr-ayQog, ov-aygog usw., die in nachklassischer Zeit
die früheren Wendungen al'| äygia, vg äygiog usw. zu er-
setzen beginnen^. Auch Zajuo&grjyuog und Za/u6&Q)]xeg
(beide bei Herodot) sind als Ableitungen von Zdjuog OgijyJrj
(Hom.) mit Anschluß an das einfache Ogfjxiog und 0Qf]xsg
so gebildet, dvögayadia 'virtus' (klass., ebenso -{^ii^eo&ai,
später -§eIv) ist Parasyntheton von avrjQ äyw&ög mit dem
durch den Akk. ävög' äyad^ov erleichterten Anschluß an die
Stammkomposita mit ävögfo)- (§ 146).
§ 94. ß) Adj. 4- Adj. ylvxv-TiLKQog, /.Evy.-EQvdqog und
dergl. s. § 81.
y) Subst. + Subst. largo-juarrig 'ein Seher, der
zugleich Arzt ist' (Aeschyl.), ii(po-f^dxaiga 'Säbelmesser'
(Aristoph.), yJ.avoi-y eXojg 'mit Weinen vermischtes Lachen'
(Xen.), agto-ygeag 'Fleisch mit Brot' (Persius VI 50,
Glossen), dvögö-yvvog (§ 82) und das Synonym eqijl-
acpgodiTog] dann besonders tierische Mischwesen: ^rjv-
almTiTj^ (Aristoph.) 'Fuchsgans' (eigentlich umgekehrt;
Volksetymologie für jirivE/.o'ii) 'eine Entenart' ?), iJiTi-aAEy-
jgvoiv 'Roßhahn' (Aristoph.), xgay-EAa(pog 'Bockhirsch'
(Aristoph.), später OTgov{^o-ydjH7j?.og 'Strauß', lEo-Jiagdog
und AEovrö-nagöog 'Löwenpanther, Leopard', ■&E6-ravgog
(Moschos) 'Gottstier (Zeus als Stier)'; ferner Namen von
Mischvölkern: KE?a-tßi]gEg, KeXxo-liyvEg, Aißv-cpoiviyEg,
1 VielleichL war auch avayqo^ = ovg dygiog nur eine L'm-
deutung des klass. avayQoi; = 'Wildschweine jagend' und wurde
dann das Vorbild für övayQoc usw. Wenn ßodyqia (Hom.) wirklich
'Schilde aus dem Fell wilder Ochsen' bedeutete, so wäre es eine
Ableitung aus ßovc äyQioc und die \'orslufe von ßö-aygoi; wie
xaXoxäya&la von xaloxäya&oc ( § 36). Besser ist aber die Erklä-
rung 'Beutestücke von Rindern' wie ävöo-dygia 'B. von Männern'
(Ilom.).
§§ 94—96] Nach der syntakt. Beziehung der Glieder. 47
^voo-(poivi>ieg usw.; endlich Namen von Windrichtungen:
Evoö-voTog 'Süd-Südost' (Aristot.), euQ-axvXcov 'Nordost-
wind' (N. Test.; mit dem lat. aquilo). Vgl. auch "isQGÖ-vi^aoc,
'Halbinsel' (klass.; rj yjQOoq 'Festland' Hom.)
§ 95. c) Adverbiale Determination. Ein Adverb
als Vorderglied bestimmt ein nominales Hinterglied; als Ad-
verbia sind hier auch die Präpositionen zu rechnen, wenn
sie in der älteren adverbiellen Bedeutung gebraucht werden.
Die hierher gehörigen Typen sind schon behandelt worden:
äfji(pi-&dXaoGOQ § 45, Jigö-Tiag § 46, ovv-dov/iog § 47, d- pri-
vativum und Verwandtes, sowie ovo-, eu-, äya-, nalai-^
i]/ui- u. dgl. § 54 — 65.
Ein Adjektivstamm, der als Vorderglied adverbiell gebraucht
wird, ist reo-: bei Hom. veö-öaQTo^, -ttXvxo^, -jiqiotoc;, -a/bnjxrog,
-revy.TO^, ve-omaro;, veo-revytjc, -arooqog. Die Entstehung ist klar:
v^o-jiEvdiqg 'mit jungem Leid', ve-i'ixijc 'mit frischer Spitze', vetj-
yEvrji; 'von junger Geburt' wurde umgedeutet zu 'frischtrauernd,
frischgeschärft, neugeboren', und so wurde veo- in der Bedeutung
'frisch-' verwendbar. Vgl. d^o- §116.
4. Verbale Rektionskomposita.
§ 96. a) Das Vorderglied regiert das Hinterglied.
Hierher die § 75 — 79 aufgeführten Typen äoxs-xaxog,
(piXö-^eivog und Tegy)i-/ißQOTog. Der Kasus, in dem das
regierte zweite Glied bei Auflösung in zwei Wörter stehen
müßte, ist nicht immer derselbe. Allerdings überwiegt der
Akkusativ stark: bei denen mit e/e-, e?.xe-, /uevs-, raXa-,
rXrj-, (pilo-, (pvyo-, /moo-, 8'&e?.o-, }.ino-\ aber der Gen. ist
nicht ausgeschlossen: (ä(p-) äf.mQXo-ETiYjgi^lS), ä/biagti-voog^
'sinnverwirrt' (Hesiod), eQaoi-7T?.6xajuog'\ocken]iehend' (Pin-
dar), ebensowenig der Dativ: jiieh]ai-/LißooTog 'den Sterb-
lichen am Herzen liegend' (Pindar), ijußaai-xvxQog 'Topf-
kriecher' (Name einer Maus in der Batrachomyomachie)-,
^ Zum i vgl. die Auslautvermischung § 137 f.
2 Unklar TeQni-KEQavvo!; (Hom.); entweder 'an Blitzen sich
freuend' (xegawolc xeQTxöfxevog) oder unwahrscheinlicher 'Blitze
schleudernd' (zu Toejteiv 'wenden').
48 A. Zusammensetzung. [§§96—98
ijtixaiQE-xaxog 'schadenfroh' (Komiker bei Athenäus;
Aristot. usw.), jiaQaxAavoi-'&vQov 'Klagelied vor der Tür
(der Geliebten)' (Plutarch; von naQayJ.aieiv rfj ^vgo).
§97. b) Das Hinterglied regiert als Nomen
agentis das Vorderglied. Der eigentlich charakte-
ristische Typus dieser Art, den das Griechische aus der
Grundsprache erhalten und sehr fruchtbar gestaltet hat, ist
der Typus ipi"/^o-7io[A.ji6q 'die Seelen geleitend', xovqo-
XQOfpoQ 'junge Männer nährend' (zum Akzentwechsel s.
§ 152), d^vfxo-cp^ÖQOQ 'herzkränkend', Xoyo-yqdcpoq 'Prosa-
schriftsteller', Xid^o-ßoloQ 'Steine werfend' usw. Vgl. lat.
causi-dicns. Über den Ursprung ist wohl folgendes die wahr-
scheinlichste Vermutung: Von einigen Verben gab es Nomina
agentis vom Typus rQocpöq 'Pfleger, Ernährer'; damit wur-
den Determinativa gebildet wie xovQO-rqocpoQ 'Ernährer
junger Männer'; mehr und mehr aber assoziierten sich solche
Komposita näher mit der verbalen Ausdrucksform, speziell
dem Partizip xovqovq xqecpcov (daher auch die adjektivische
Verwendung), und so wurden zahlreiche ähnliche Nomina
agentis vom Verbalstamm aus nur zum Zwecke der Kom-
position gebildet, auch wenn sie außerhalb der Zusammen-
setzung nicht vorhanden waren. Auch im Griechischen ist
es durchaus nicht erforderlich, daß das Hinterglied der-
artiger Komposita als Simplex existiert; die altern Beispiele
solcher Simplicia haben sich vielfach von der verbalen Be-
deutung weiter entfernt: tootiöq heißt nicht mehr 'Dreher',
sondern 'gedrehter Ruderriemen', jqoxoq nicht mehr 'Läu-
fer', sondern 'Rad'; die Jüngern Fälle sind manchmal erst
von den Komposita ausgegangen und deshalb gewöhnlich
adjektivisch: 990^0? 'tragend = günstig (vom Wind), frucht-
bar, einträglich' erst in hellenistischer Zeit; von ßooxeiv
zunächst yrjQO-ßooxog 'im Alter ernährend' (klass.), Itttto-
ßooxog 'Rosse weidend' (Aelian), vo-ßooxoQ 'Schweinehirt'
(Aristot.), dann ßooxog (Aesop, Anthologie).
§ 98. Zu Verben auf -är werden nach Homer Komposita
mit -äg (-r]g) gebildet: o())7^o-i??/{>ag 'Vogelsteller' (Aristoph.)
§§98 — 100] Nach der syntakt. Beziehung der Glieder. 49
zu 'drjQäv, ^efijv-andrrig 'Fremde betrügend' (Find.) zu
dnaräv, IliJ^io-vixäg (-r)g) 'Sieger in den pythischen
Spielen' (seit Pindar) zu vixäv, nvAo-ödfxvriQ 'Füllen bän-
digend' (Xen.) zu da/u-vdvai oder dajuväv (aber Homer
noch IjTTTo-da/biog 'rossebändigend'). Vorbildlich waren für
diese Bildungen die zahlreichen Komposita mit Nomen
agentis auf -rtjg (§ 100); daher sind die auf -rjg meist
substantivisch. Die Bedeutungsverwandtschaft mit dem
Typus -TTOfjJiog prägt sich aber noch deutlich darin aus,
daß Ableitungen von -r]g mit -elv (nicht -äv) gebildet werden
(vgl. jedoch auch -relv zu -Tf]g §195, 341): JiojXoöajuvelv
(Soph.) wie '&7'jQorQOcpeh\ li-Boßolelv usw. (§ 189ff.).
§ 99. Denen auf -dg {-r]g) zu -äv sind solche auf -r)g
zu -elv nachgebildet; diese beginnen im Ionisch- Attischen
kurz vor dem Übergang in die Koine und setzen sich in
der letztern fort: yeco-fxexQrig 'Feldmesser' (Plato) zu
juergeiv, viele auf -Jioih]g {Ix'&vo-, ßißho- usw.) zu nmlelv
und auf -dovijg (z. B. rel-a)V7]g 'Zollpächter') zu (hvelo^ai.
Die Ableitungen gehen natürlich auf -elv aus: yeojjuezQelv,
iX^voji(oXeh\ xeXojvelv^ die Femininbildung auf -ig {Xaxavo-
ncolig 'Gemüsehändlerin') stammt von denen auf -Tig zu
-rr]g (§ 341). Wucherungen von -r/g über die Verba auf -äv
und -elv hinaus sind selten: cpaQfiaxo-XQißrig 'der die Heil-
mittel anreibt' (Dem.), jcaido-rQißrjg 'Turnmoister' (klass.)
zu XQißeiv (aber mit -l- im Anschluß an oIxö-tqi^', nedo-
XQixp usw.), eidoAo-ldxQrjg 'Götzendiener' (N. Test.) zu
laxQEveiv. An die Stelle der Determinativa mit -agxog
(dgxdg 'Anführer' Hom.) wie XQirjQ-aQXog^ (pQOVQ-agxog,
Xili-uQXog usw. treten im Ionischen (Herodot) und in der
Koine verbale Piektionskomposita mit -dQX^]g {xcoju-, jiaxQi-,
exaxovx- usw.), weil dgxdg aus der Umgangssprache ver-
schwunden war und der Akzent von -agxog nicht zum Typus
-Tzo/xTtdg stimmte.
§ 100. Eine merkwürdige Geschichte haben die Kompo-
sita mit Nomen agentis Siui-xr]g(iem.-xig)im Hinterglied. Das
Indogermanische verwendete für Nomina agentis in der Kom-
Debninner, Griech. Wortbildungslehre. 4
50 A.Zusammensetzung. [§§100 — 102
Position nicht das Suffix -ter- oder -tor-^ sondern bloß -/-
(vgl. § 339). Für -t- erscheint im Griechischen in der Regel
-xd.Q (-rr/g), aber der Unterschied zwischen Simplex und
Kompositum ist in der älteren Literatur und in den Dia-
lekten außer dem Ionisch- Attischen erhalten; so bei Hom.
ßoriJQ, aber ov-ßd)r7]g, elaxrjQ, aber i7T7i-}j/.dT7jg. Ob dieses
-rr/g als nominal oder als verbal empfunden wurde, als
'Hirte der Schweine' oder als 'Schweine hütend', läßt sich
schwerlich entscheiden; für das Nomen spricht der Umstand,
daß sie als Substantiva gelten, nicht wie ifv/o-Tio/üLnög usw.
als Adjektiva; auf verbale Auffassung kann man schließen
aus den Ableitungen auf -elr {injirjAaTElv^; vgl. §98) und
aus der Abweichung von den mehr nominalen Simplicia auf
-ter- -tor-. So war wohl beides darin vereinigt. Das Ionisch-
Attische hat auch im Simplex -ti]q -tojq als Typus auf-
gegeben und durch das -Djg der Komposita ersetzt (§ 345):
xQiT^g di/iaor/jg usw. Damit war jedenfalls eine Verstär-
kung des verbalen Elementes verbunden.
§ 101. Aber trotzdem so die Übereinstimmung von
Simplex und Kompositum hergestellt war, war die Neu-
bildung von Komposita mit -rrjg nicht etwa an das Vor-
handensein von Simplicia gebunden: Tc/.Eov-ey.Tiig ist direkt
von JiMov ey^eiv aus gebildet, *eHT)jg existiert nicht (§72);
so noch JZQoocojio-?ajfA.7irtj g 'parteiisch' im N. Test, aus der
semitisierenden Phrase tcqöoojttov lai^ißdvEiv 'die Person be-
rücksichtigen' (h'jjTTijg nur bei dem späten Lexikographen
Zonaras).
§ 102. Andere Bildungen von Nomina agentis, die im HiiiUr-
glied verwendet werden, kommen gegenüber den genannten kaum
m Betracht. Wurzehiomina (§21) nur noch in wenigen Bei-
spielen: ßov-jrXr'ji 'Rinder schlagend, Ochsenstachel' (Hom.);
xeg-viy) 'llandwaschwasser' (Hom.), ipsvai-arv^ 'Lügen hassend'
(Anthol.); vgl. lat. fidi-cen; etwas häufiger mit Erweiterung durch
-/-(§339): aiörjQo-ßQOK 'Eificu verzehrend' (l^oph.), äamö-ajroß^c
'Schildwcgwerfer' (Aristoph.). Bildungen niit -it-: jro?.v-r?.ai: '\\c\
^ -elv '. . . sein' mit dem Nomen agentis ergibt lin \ crbum
mit dem Sinn der Tätigkeit.
§§102.103] Nach der syntakt. Beziehung d. Glieder. 51
duldend' (llom. ; nur im Nom.), xo^o-ödfiai; 'mit dem Bogen be-
zwingend' (Aeschyl.), vgl. 77ouAt'-(5d/*as^ und 'InTw-däßachei Hom.
Mit-/iwv(vgl. §312): jroAu-^e'y/^tov 'vielaufnehmend' (Hom. Hymn.);
nolv-nQayfxoiv 'vielbeschäftigt' (Aristoph.) ist von nQäyfxa
(§141) abgeleitet, konnte aber leicht als 'vieles tuend' aufgefaßt
werden. Endlich auf -rj^, -ic,: in hom. äqi-nQem]C, 'hervorragend'
und ähnlichen Wörtern schien -7iqt7ir\(^^ das zu einem verlorenen
Subst. TÖ Txqiizoc, gehört (vgl. ev-yevfii;, § 140), 'geziemend' [nqEnov)
zu bedeuten, und so wurde &£o-jTO£m]i; 'einem Gott angemessen'
(Pindar) und itQo-jxQeTii]^ 'dem Heiligen geziemend' (klass.) ge-
bildet. Aus einigen solchen Mustern ergab sich ein Nomen agentis
auf -ri<; direkt von Verben aus: vovv-sxrii; von vovv E%eiv (§72;
das ältere [-oxoz] -ovxog § 121 lag von exeiv weiter ab); &eo-
axvyr}(; §105; s. auch §140. Das -et;?- von 7rai'(5o;(;£üC (klass.) ist
nicht zugleich mit der Zusammensetzung entstanden, sondern
Tiavdoxev^ bedeutet den berufsmäßigen 7iav-d6xo(; (Pindar) 'alles
Aufnehmenden'; vgl. über -svg § 301.
§ 103. Alle in § 97 — 102 erwähnten Typen sind in der
Regel Stammkomposita; die Beispiele mit Kasus im An-
fangsglied müssen durchaus als Ausnahmen betrachtet wer-
den; vgl. aus §71 f. TEL%EGi-nlrjrtiq^ öovQL-jua'/^og, dixaa-
nöXoQ^ vovv-exfJQi äxala-QQELxriq, 7t?,eov-EKTr]g^.
Der regierte Kasus kann bei den Kasuskomposita ver-
schieden sein, wie die eben angeführten Beispiele zeigen.
Bei den Stammkomposita kommt kaum ein anderer Kasus
als der Akk. in Betracht: äv^QMJi-dQEGKog (N.Test.) 'den
Menschen zu gefallen suchend', d'EO-judxoQ (hellen.) = -&eü)
/LiaxöjUEVog^ ■&eo- und lEQo-TtgEJzrjg (§ 102), 7zo?iEjuo-(p^6Qoi
äxai (Aesch. Pers. 645) 'durch Krieg vernichtende Ver-
blendung', ■&r]Xv-xzövog "AQ7]g 'durch Weiber mordender
^ Über naoi-fxeXovaa s. § 68; es ist zwar ein Rektions-
kompositum, aber nicht eines mit Nomen agentis. iroda-vuixtiQ
'Fußwaschbecken' (klass.) ist wie Homers noöd-vimQov 'Fußwasch-
wasser' eine Ableitung aus dem Ausdruck nööa virpaa&ai; später
ist der Akk. durch den Stamm jiod-o- (mit Kompositionsvokal
-o-, s. §129 ff.) ersetzt worden: nodo-vimriQ Stesichoros, 7to66-
viTTXQov Jamblichus.
52 A. Zusammensetzung. [§§103 — 105
Kampf (Aesch. Prom. 862), xEXQa^i-ddjuag 'durch Schreien
alles überwältigend' (Ar. Vesp. 596); dvejuo-Gxem]g §85.
§ 104. c) Ein passivisches (oder intransitives)
Hinterglied wird durch ein nominales Vorderglied
bestimmt: ein Mittelding zwischen nominaler und verbaler
Abhängigkeit.
Am deutlichsten ist der Typus, wenn das Hinter gl ied
ein Verbaladjektiv auf -to- ist: {^so-djurirog 'von
Göttern gebaut' (Hom.), aijLW-q)ÖQvyaog 'blutbesudelt'
(Hom.), xeiQO-JioirjTog 'von (Menschen-) Händen gemacht'
(klass.) und zahllose andere. Für das Alter des Typus spricht
der Vergleich mit verwandten Sprachen (lat. jnani-festus
'hand-greiflich'). Kasuskomposita sind nicht ganz selten,
da das syntaktische Verhältnis der Glieder sehr klar war:
dioo-öotog (§31; mit Gen. auf Grund alter substantivischer
Konstruktion des Verbaladjektivs), aus § 68f. eagi-dgeTirog,
xrjQEOOL-cpögrjTog, dovQi-y.Xeirog, ifpi-yevrjxog, iy^Eigi-^ezog.
Mit dem Verbaladjektiv ist das passive Partizip ver-
wandt; daher das vereinzelte äQrfi-^ öai-xird^ei'og'im Kampf
erschlagen' (Hom.; das Part. Aor. Med. in alter passivischer
Bedeutung). Stammkomposita dieser Art gibt es nicht
(§85 Fuün.).
§ 105. Auch die Wurzelnomina (mit und ohne -t-;
§ 21, 102) stehen den Verbaladjektiva nahe; sie werden
als aktivische Nomina agentis (§ 102), aber auch als passive
Verbaladjektiva verwendet; in letzterer Funktion vgl.
oioxQO-nXrj^ 'von der Bremse gestochen' (Aeschyl.), äoxQo-
ßXrjg 'vom Hundsstern getroffen' (Aristot.), Gid7]Q0-xjurjg
'vom Eisen getötet' (Soph.); intransitiv ?.ifu.o-'dv7]g 'Hungers
sterbend' (Aesch.).
Auch die Bildungen auf -?/g -eg (§ 102, 140) sind hier
vertreten: dio-XQecprig 'von Zeus genährt' (Hom.), ai/uo-
ßa(pr)g 'in Blut getaucht' (Soph.), -deo-qyihjg 'gottgeliebt'
(von Pind. an), vgl. das Gegenteil ^eo-oxvytjg 'von Gott
gehaßt' (Eur.), 'Gott hassend' (N. Test.) zu xo oxvyog. Hier-
her wohl auch ^eo-ß?.aß7]g § 85.
§§106 — 108] Nachdorsyntakt. Beziehung d. Glieder. 53
§ 106. Schließlich hat hier auch der Typus ifv^o-
TiofjLTiÖQ (§ 97) seine Parallele; aber der Akzent ist in cha-
rakteristischer Weise verschieden (s. §152): '&e6-::zo/ji7iog
""von Gott gesandt' (Pind.), §i]gö-rQO(pog 'von Wild ernährt'
(Eur.) — 'ßrigo-Toö(pog 'Wild ernährend' (Eur.), hdo-ßoloQ
■"gesteinigt' (Eur.) — ylt^o-/5o7o^ 'Steine schleudernd' (Plato),
Aoyo-yod(poc, 'Prosaschriftsteller' (klass.) ■ — '/^Eiq6-yQa(pov
'Handschrift' (hellen.), usw.
5. Adverbielle Komposita.
§ 107. Gemeint sind hier solche aus mehreren Wörtern
bestehende Adverbia, die weder durch bloße Worttrennung
in einen adverbialen Ausdruck zerlegt werden können (wie
z. B. TcagaxQfJlua = Tiagä XQ'^f^^^ § ^^)^ J^och von einem
zusammengesetzten Adjektiv abgeleitet sind (z. B. evcottlov
von EVioTiLOQ, § 52), sondern gerade nur zum Zweck der Ad-
verbialbildung zusammengesetzt zu sein scheinen. Die grie-
chischen Beispiele sind spärlich und unter sich ziemlich ver-
schieden geartet.
Bildungen auf -| wie ä-Jia^ 'einmal' (Hom.), dva-jui^
(klass.) und eJii-jLii^ 'durcheinander' (Hom.), Em-xdt: 'der
Reihe nach hintereinander' (Arat), sind nicht auf Kom-
posita beschränkt {öxlä^^ ä/xv^ usw.), aber doch bei ihnen
vorgezogen; fürs Griechische waren sie von jeher Adverbia,
obschon die Grundlage in erstarrten Nominativen (vgl. lat.
prorsus u. dgl.) von Wurzelwörtern (§ 21) bestand.
Auch die Adverbia auf -ööv, -örjv und -da (vgl. § 378)
lieben das Kompositum: äva-ora-ööv 'aufrecht stehend'
(Hom.), äjTO-GTa-öd 'fernab stehend' (Hom.), dv-e-di]v (zu
levai) 'losgelassen, ungehindert' (klass.), 6fAo-dvfj.-ad6v
'einmütig' (klass.), ETZi-XQOX-döyjV 'geläufig' (Hom.).
§ 108. Bei den AdviM'bia auf -e/ und -P überwiegen die
Komposita mit d- privativum, und das zugehörige verneinte
* Die Schreibung der Endung {-ei oder -/) ist in der Über-
lieferung starken Schwankungen unterworfen und noch jetzt für
manche Wörter nicht sicher festgestellt; vgl. § 352 über -rt und -rei.
54 A. Zusammensetzung. [§§108 — 110
(Verbal)adjektiv ist meist vorhanden: ä-'&eei (Hom.) zu
a&eoq, a-ö7zovÖEi {Hom..) zu a-GTcovöoQ, ä-öxay.x(e)i {\2b2),
usw.; doch konnte das Adverb sicher auch ohne Vermitt-
lung des Adj. gebildet werden. Unabhängiger sind Kom-
posita mit rrar-: 7iav-o/Lii/.si 'in ganzen Scharen' (Aeschyl.),
nav-oixEi 'mit dem ganzen Haus' (hellen.), aber Tiav-örijuei
(klass.) offenbar zu Tcdv-drjjuog.
Mit avTO-: avro-vvyj' 'in derselben Nacht' (Hom.), avr-
f]liiaQ^ (Hom.) und av&-rjfj,eQ6v (klass.) 'am selben Tag'.
§ 109. Hier sei noch angefügt die nur in der ältesten
Zeit mögliche Zusammensetzung zweier Präpositionen in
ihrem ursprünglichen adverbialen Sinn: vjt-ei 'unten her-
vor', jiao-ei 'daran vorbei', öia-TiQo 'durch und hervor,
ganz durch', alle drei bei Homer; vgl. § 162.
Mutierte und nicht mutierte Komposita.
§ 110. Ein Kompositum wie /.iriroo-TtdroQ läßt sich
leicht auflösen in ju^jTQog JTart'jg, ohne daß etwas Wesent-
liches dadurch verloren ginge. Wollte man nach diesem Vor-
bild auch ojuo-JzdrojQ in seine Bestandteile trennen und
als wesentlich gleichbedeutend mit ojiidg 7car7]Q auffassen,
so würde das den sprachlichen Tatsachen nicht entsprechen;
denn ö/Lio-TrdrcoQ bedeutet 'einer, der denselben Vater hat',
also sozusagen ö/uöv Ttaxeqa e^mv. Es enthält nicht nur die
Beziehung des ersten Gliedes zum zweiten, sondern als Ge-
samtheit noch eine Eigenschaftsbeziehung zu einem außer-
halb des Kompositums liegenden Substantivbegriff: sein syn-
taktischer ,,Kern", sein Zentrum, liegt außerhalb, das Kom-
positum ist ,,exozentrisch", während /uriTQO-ndTWQ seinen
Kern in -TtdrojQ in sich enthält, ,,esozentrisrh" ist. Ein
1 Gebildet nach dem adverbiellen Trar-fj/naQ ( § 69), wonach
wohl auch hom. e^-jJiu.aQ, ew-Zy/zag '6, 9 Tage lang'; nach avT-fifAxw
weiter nQo-f]fxaQ 'den ganzen Tag' bei Semonides fr. 7 vs. 47
Miller-(a'uslus und danach wieder tiqo-vv^ im selben Vers.
§§110—112] Mutierte und nicht mutierte Komposita. 55
formaler Ausdruck für das Plus der exozentrischen Bedeutung
findet sich im Kom.positum nicht außer in der Veränderung
der Wortart: 6[ÄO-7idrcoQ ist statt Substantiv Adjektiv, es ist
mutiert; /LDjrgo-TidrcüQ hat die Wortart des Hinterglieds
beibehalten, es ist nicht mutiert. Von den früher be-
handelten Typen sind die folgenden mutiert: djU(pt-&d?.aoGOQ
(§45), ecp-YjfXEQOQ (§50), dvri-'&eog (§53), ä-'&v/uog, ovo-
'dvjuog, ev-&viuog (§ 62), egi'-ßcoloQ, dyd-vvi(pog, Cd-'&eog,
dd-öKioQ (§60), manches aus § 63, nvXoi-yEvy)q, 'Icpi-KQdxTqg
(§ 73), dvÖQo-ym'oq (§ 83), jrod-d)y.7]g (§ 86), d^i6-?:.oyo:;
(§87), /.evy.-io?.evog (§90).
§ 111. Anders geartet sind die verbalen Rektionskomposita
( § 96ff.). Bei exe-(pQcov besteht zwar auch der Gegensatz: Hinter-
glied Substantiv, Gesamtwort Adjektiv; aber weil das Vorderglied
verbale (partizipiale^) Kraft hat, liegt das adjektivierende Element
innerhalb des Kompositums. ^pvyo-7io^n:6z und lEQxpi-^ßQoroc:
enthalten ein Nomen agentis am Schluß und können, da die Nomina
agentis dem Partizip sehr nahe stehen, zwischen substantivischem
und adjektivischem Gebrauch wechseln, aber ohne daß dadurch
eine Veränderung des Inhalts bedingt wäre.
§ 112. Die Entstehung der Mutierung liegt im Dunkel;
denn der Typus ist schon im Urindogermanischen voll aus-
gebildet, und es müßte schon ein Zufall sein, wenn irgendein
uns erhaltenes Einzelbeispiel zu den Urbildern gehörte, aus
denen der Typus erwachsen ist. Deshalb müssen in den
folgenden Vermutungen die Beispiele als zeitlose und kon-
struierte Muster angesehen werden. Es mochte ursprüng-
lich geheißen haben: 'es wurde sichtbar Aphrodite <und
zwar> ihr schöner Kranz' oder auch 'es wurde sichtbar A.,
schön <war> ihr Kranz'^; in beiden Fällen wäre aus
'A(pQodirrj evg ozEcpavog infolge häufigerer Verwendung des
beschreibenden Zusatzes und Gleichsetzung mit Adjektiven
der adjektivische Ausdruck "AcpQodiry] ei'(7Te99arog geworden.
Eine Zwischenstufe mag es sein, wenn wir von Richard
^ Ursprünglich Imperativische? (§75).
^ So jedenfalls beim Typus von § 45 : j'jjec ejiiJQsr/j.oi 'Schiffe,
< es sind > Ruder darauf.
56 A. Zusammensetzung. [§§112.113
Löwenherz oder Kaiser Rotbart reden oder von einem
kahlköpfigen Menschen als einem Kahlkopf: das Kom-
positum ist fertig, aber nicht Adjektiv geworden; damit ist
freilich nicht gesagt, daß der idg. Typus diese Zwischenstufe
auch durchgemacht hat. Eher darf man wohl im Grie-
chischen auf ehemalige substantivische Geltung aus dem
Umstand schließen, daß die Unterscheidung des grammati-
schen Geschlechts beim zusammengesetzten Adjektiv unvoll-
kommen entwickelt ist: ^o(5o-öa?<TyAog ist auch Femininum,
ebenso ä-§vfj,0Q usw.
Über die Beliandlung der verschiedenen Stämme im
Hinterglied bei der Mutierung s. § 139 ff., über die Erweite-
rung des zusammengesetzten Adjektivs mit -lo- s. § 147^.
Verschiebungen zwischen Formtypen und
Bedeutungstypen.
§ 113. Schon die idg. Grundsprache kannte Formtypen
und Bedeutungstypen. Die zahlreichen Beispiele mit d- priv.,
ovo-, £v- und i^/-ti- stellen sich als eine augenfällige, äußer-
lich charakterisierte Gruppe dar, obschon sie nach der Be-
deutung nicht einheitlich sind; finden sich doch darunter
mutierte und nichtmutierte {ä&vfxog ■ — äßarog), solche mit
Subst. (ädv/Liog), Adj. {äLÖQig) und Verbalnomen {äqoQOQ^
a'Cvl) im Hinterglied. Andrerseits bestand sicher auch für
den ohne grammatische Reflexion Sprechenden eine Gemein-
samkeit der syntaktischen Beziehung zwischen Jiarqoy.aoi-
yvYjXOQ und lozoTreörj trotz der Verschiedenheit der Wörter.
Da die beiden Kategorien sich kreuzen, haben sehr viele
Einzelkomposita ein doppeltes Gesicht, und wenn nach
' Man ist versucht im Typus «.T.To-TroTa/toc ( § 93) eine Art
Urnkehrung der MuUerung zu sehen: weil man gewohul war, mit
-10- zu adjektivieren, verwandelte man das Adjektiv .-totü/luoc
durcl» Entziehung von -lo- in das Subst. In.To-cncÖTa/uo:, äygiog in
ov-aygoi; usw. zurück?
§§li3 — 115] Verschiebung zwisch. Form-ii.Bedeulungslyp. 57
ihnen neue Bildungen geschalten werden, so können sich
diese (ebensowohl an die Form wie an die Bedeutung an-
schlieBen. Im Griechischen lallt es auf, wie gern neue Form-
typen gebildet werden auf Kosten der Gleichmäßigkeit der
syntaktischen Beziehung der Glieder. Manche Fälle sind
im Verlauf der Darstellung schon erledigt worden: . drrt-
§ 53, cpiXo- nebst <pvyo-^ /uioo-, e&e?.o-, /.{ejijro- §76 ff., jzav-
§ 64, veo- §95, -fj/uag § 108. Hier sollen noch einige besonders
beachtenswerte angefügt werden.
§ 114. jpevdo-. Auszugehen ist von ipEvd-dyyeX.og
'Lügen meldend' (Hom.), yjEvdo-?.6yog ""Lügen i-edend'
(Aristoph.) mit verbaler Rektion. Von da ist der Weg kurz
bis zu yjEvöo-xfjQv^ 'Lügenherold' (Soph.), rpevdo-fxavTii;
'Lügenprophet' (klass.), yjevdo-fiaQXvg 'falscher Zeuge'
(klass.), wo das Hintcrglied noch die Kraft eines transitiven
Nomen agentis haben kann, jedoch die Auffassung 'in
falscher Weise zeugend' oder 'kein lichtiger Seher' nahe lag.
Daher dann auch die Determinativa ipEvöo-öeLTivov 'trüge-
rische Mahlzeit' (Soph.), -naQ&evoc, 'vorgebliche Jungfrau'
(Herodot), xf£vd-}igax?.rjg 'falscher Herakles' (M(>nander),
ferner xftvd-dtTixoQ 'nicht richtig attisch' (Lukian) und
mutiert y^evö-tniyQafpoc. 'mit falscher Aufschrift' (Polyb).
§115. ägxi-- Homer kennt nur Komposita mit d^;^£-:
ägxe-xaxog^ 'Aqx^-^-oxoq, ''Aqxe-jitoIeijoq^ vgl. § 75. Bald
nach ihm beginnt der Ersatz von aQX^- durch aqx'-' (§ 137),
und dieses wird mit Vorliebe mit Personenbezeiclmungen
zusammengesetzt: äQyj-rexrcov, aQX-tSQEcoQ, ursprünglich
noch in verbaler Bedeutung 'die Zimmerleute, Priester
leitend' (adjektivisch), dann aber immer mehr nominal
'Vorsteher der Z., oberster Priester'^ (substantivisch), so
besonders in hellenistischer Zeit: aQxi-KvßEQvrjxrii;, -judyEigog^
-7ioijurp\ -JiQEoßEVTtjQ USW. So siud auch die Zusammen-
setzungen mit nicht Personen bezeichnenden Wörtern gern
^ Deshalb ist auch für äQx-i£Qacoi; (§144) äq^-ieoevc ein-
getreten, weil man es als nominales Kompositum von ieQev<;
empfand.
58 A. Zusarnmenselzung. [§§115 — -117
substantivisch: äQXt-ovvdycoyog 'Vorsteher der Synagoge',
äny^i-ÖLXoq "Gerichtspräsident'.
§ 116. ojuo-. Klar sind mutierte Bildungen mit ad-
jektivischem 6/.W- wie bei Hom. o/xo-ydoroiog 'leiblicher
Bruder', 6ju6-q)ocor 'gleichen Sinnes', djn-corv/uo:; 'gleich-
namig' (auch 6iii-)jy£Q7]g 'mit gemeinsamer Versammlung' ?).
Daneben scheint öfxo- auch in adverbialem Sinn (wie veo-
§95) = öjuov gebraucht zu werden: bei Homer öi.i-i]yvQi:;
'Versammlung', öfx-fj/.i^ 'Altersgenosse', also synonym mit
ovv- in avv-EQi'&OQ (§47); so in nachhomerischer Zeit 61.16-
9?ofrOs 'Begleiter' (Pind.), -öoiv.og 'Mitsklave' (klass.: danacli
6f.ioi6-dov/.og 'in ähnlicher Weise Sklave' bei Eumathius),
-j^eocov' Genosse des Greisenalters' (Lukian) usw. Im allgemei-
nen wird allerdings 6^10- zugunsten von ovv- zurückgedrängt.
§ 117. Umwertungen können auch in einem fertigen
Kompositum stattfinden ohne Veränderung eines Glieds.
Die Doppelbedeutung von ävdQ6-yvvog ist §82f. erwähnt,
die von xay.o-dai/ncov § 91. a.-/.ii]rcoQ, das in der Regel
'ohne Mutter' bedeutet, braucht Sophokles (El. 1154) in
fJtjtrjQ äju7]rcoQ für 'eine, die keine Mutter ist'. Auch die
mutierten Komposita mit -Ttaig werden von den Dichtern
so umgebogen: ä-rcaig 'kinderlos' (auch Aesch.), aber i\'vx-
TOQ JialÖEQ aTtaideg Aesch. Eum. 1034; sv-Tiaig 'mit guten,
schönen Kindern' (auch Eur.), aber ev-naiQ yovog 'der treff-
liche Sohn' Eur. Iph. Taur. 1234, Herc. Für. 689; y.a'/J.i-Tiai ~
'mit schönen Kindern' (auch Eur.), aber xa'/liTxaig &ed 'die
Göttin, das schöne Kind' Eur. Or. 964 (dvoTraig jialg 'Un-
glückskind' Schob Soph. Oed. Tyr. 1243). Vgl. ~Ioog "Aioog
u. dgl. § 62. Natürlich ist es bei keinem dieser Beispiele
absolut sicher, daü die neue Bedeutung nicht auf einer unab-
hängigen Neuschöpfung des Kompositums beruht; aber dir
Zahl und Vertfülung der l^elege für die eine und die andere
Bedeutung spricht doch für eine Umwertung vorhandener
Einzelkomposita.
Über Vermischungen im Ausgang des ersten Glieds,
die jedenfalls z. T. einer Vermischung der syntaktischen Be-
ziehung entsprechen, s. § 136ff.
§118] Lautliche Erscheinungen i. d. Kompositionsfuge. 59
Lautliche Erscheinungen im Zusammenhang mit
der Komposition.
I. Zusammentreffen von Vokalen
in der Kompositionsfuge.
§ 118. 1. Kompositionsdehnung. Die älteste, aus
der idg. Zeit stammende Art, das Zusammentreffen von
Vokalen in der Kompositionsfuge zu erleichtern, ist die
Kontraktion. Die für das Griechische in Betracht kommen-
den Fälle sind folgende:
o + a = a (ion.-att. //): GroaxäyoQ (orgarriyög)
'Heerführer'.
o + £ = r]] (pdiJQEZ/Liog 'ruderliebend'.
o -f o ^^ co: ögHü)juorog 'beschworen'.
e + a = ä(rj): väjuegri'jg (vrjjUEQri'jg) 'unfehlbar'.
e -f e = Tj: vrileriQ 'erbarmungslos'.
£ -j- o = a>: vcovv^(v)og 'ruhmlos'.
Daß diese Kontraktion alt ist, erhellt schon aus dem
Gegensatz zur historischen Kontraktion: hier wird z. B. £ + e
zu El {(pUElTE), 0^0, O -t- £, £ + O ZU OV (fllO'&OV/LlEV,
juio&ovTE, cpiXov/jiEv). Da es nun so aussah, als ob -a-, -?/-,
-CO- in solchen Formen einfach eine mit der Komposition
zusammenhängende Dehnung eines anlautenden a-, £-, o-
wären, so wurde die gedehnte Form vokalischen Anlauts
in der Komposition mehr oder weniger konsequent durch-
geführt, auch wo von Kontraktion keine Rede sein konnte.
Besonders erwünscht war die Länge dann, wenn das Kom-
positum sonst lauter kurze Silben hatte; man gewann so
eine rhythmisch besser zusagende Silbenfolge^: äv-7jQorog
'ungepflügt' {aQovv), Tiolv-ijoarog 'viel geliebt' (sgao^ai),
^ Vgl. den Wechsel von -öteqoi; -oiaroi; und -dnego^ -wraroc
bei der Steigerung je nach der Quantität der vorhergehenden
Silbe; über die Beziehungen zwischen Kompositionsfuge und
Suffixfuge vgl. §129.
60 A. Zusammensetzung. [§§118—120
iji-ojvvfzog 'benannt' {övo/bia) und zahllose andere. Manche
dieser gedehnten Hinterglieder wurden geradezu herrschend;
so ist z. B. -ijyoQog, -iJQtjQ, -}]/.axog^ -mjjloxoq^ -djvv/Liog, -coqv^
durchaus die Regel. Auch von äysiv heißt es immer -rjyög
(aigarriyög. xog^iyög, ödrjyog), im Dorischen -ayog {?.oxayög,
^Evayög, ovgayog, die als militärische Ausdrücke von den
Doriern zu den Athenern und loniern gewandert sind).
§ 119. 2. Elision. Schon bei Beginn der griechischen
Sprachüberlieferung ist die Kompositionsdehnung keine laut-
liche Kontraktion mehr, sondern ein Wortbildungsmittel;
an die Stelle der Verschmelzung zusammenstoßender Vokale
in der Kompositionsfuge ist als Regel schon die Weglassung
des Auslautsvokals, die Elision, getreten, die sich zunächst
im Zusammenhang der Wörter im Satz herausgebildet hatte.
Es sind daher dieselben Vokale in der Komposition wie im
Satzzusammenhang, die der Elision anheimfallen, nämlich
(z, e, f, o; man vergleiche tEXQd-noöov — TEdg-i:n:Trov, eXe-
jiTohg — el-avÖQog, äXeii-Kaxog — dAe^-dveiiog, (piXo-
^evog — (pu-dvvQOiTiog usw. mit naod — 7zao\ de — d\
ETIL — E7i\ drto — dn. Die Übertragung der Elision auf die
Kompositionsfuge wurde dadurch erleichtert, daß in Fällen
der Kompositionsdehnung wie cpildvcoo das -o- verschwTinden
zu sein schien und die Abtrennung cpi/.-dvoo nahe lag;
s. § 118.
§ 120. 3. Sekundärer Hiatus und sekundäre
Kontraktion. Das urgriechische /ist bekanntlich erst im
Verlauf der Einzelentwicklung der griechischen Dialekte ge-
schwunden. Man wird sich deshalb nicht wundern, wenn
auch in der Komposition seine Nachwirkungen sehr lebhafte
sind. So hat in der altern Literatur das / am Anfang des
zweiten Kompositionsglieds noch den Wert ein(>s Kon-
sonanten, insofern als es die Elision ein(^s vorhergehenden
Vokals noch verhindert: bei Homer heißt es dEo-Eidt'jg
(Wurzel fiö-, vgl. lat. videre), ^eo-eikeIoq (feix- 'gleichen',
vgl. eoixe = *fe-foiK-E), d-Egyug (fegy-, vgl. deutsch Werk),
dfpa/uaQTo-enrjg [feTi-, vgl. lat. vöx). Das Attische hat in
§§ 120. 121] Lautliche Erscheinungen i. d. Kompositionsfuge. 61
solchen Fällen gewöhnlich Kontraktion eintreten lassen:
ctgyog aus d-e^yo'g, äxcov aus ä-exojv, aixrjQ aus d-(e)t>fry?,
nieioxMva^ aus /Zyletaro-dval, XQiaxovrovxrjq aus *-xo-errjQ,
äyQolxog (später äygoixog) aus *äyQ6-foixog. Etwas größere
Bedeutung haben die Komposita auf *-foQÖg (zu ögäv und
deutsch wahren, ge-wahr) gewonnen; aus *-a-foQ- ist -coq-^,
aus *-o-foQ- -ovQ- geworden: xifxcoQog (xi/urj; dor. xijudogog,
ion. xiiu7]OQog), 'decogog {'&eä\ dor. ß^eagög aus *-äog-), aber
xj]7tovQ6g (neben >c7]Jicogög, s. die Fußn.; xfjJtog), olxovgog
{oixog). Ebenso -ovgyog aus -o-egyog: drifxiovgyog (örjjuio-
egyög Hom.), xaxovgyog^ (xaxo-egyög Hom.) und danach
nav-ovgyog (über jtäv- vgl. § 64), aber yscogyog (vgl. § 130)
'Landmann' (klass.) zu yfj.
§ 121. Spuren eines vorgriechischen s im Anlaut des
Hinterglieds liegen nur noch in -ov^og aus *-6-o%og vor,
das zu e^Ei-v (vgl. ox-£iv) gehört. Obschon Homer in -i^vi-
o%og^ 'Wagenlenker' (von rjvia n. pl, 'Zügel') schon die Eli-
sion anwendet, ist für -ov^og doch keine andere Erklärung
denkbar. Beispiele: oxijTixovxog 'szeptertragend' (Hom.)
zu *Gxrj7txo- = oyS]Jixgov, gaßdov^og 'stabtragend' (klass.)
zu gdßöog, xaxovxta 'schlimme Lage' (klass.) zu xaxög;
von solchenBeispielen aus ist -ov^og auch auf andere Stämme
übertragen worden: dqd-ov%og 'Fackelträger' (klass.) zu
dag, dad-6g, soxiovxog 'einen Herd enthaltend, den Herd
schützend' (klass.) zu eoxia, XajUJtad-ovxog 'Fackel tragend'
^ Nach Ausweis des hom. ■&vQa.a)Q6i; und jtvXafOQÖi; (später
■d'VQcoQÖc; und jivXa>QÖ<;) 'Türhüter' spielte auch das Subst. wga
'Obacht' mit herein {\g\. dQy.v-ojQÖ(; 'Netzwächter' (Xen.), (pQvxr-
ojQÖ^ 'Feuerwache' (Aeschyl.) zu (pQvxröi; 'Feuerbrand'); doch ist
auch an die Kompositionsdehnung (§118) zu erinnern. Zum ä
s. §126.
2 Der abweichende Akzent stammt vielleicht von dem
vokativisch betonten *xa}iöeQYe y xaxovgye; vgl. to äde?.(pe zu
äöeXcpog.
^ Ob aiyi-oxog und yait]-oxog auch zu exsiv gehören oder zu
öxoi; 'Wagen' und \a.t.vehere, ist umstritten; vgl. §153. Sicher
zu ex£iv gehört ri/id-oxoc 'geehrt' (Hymn. Hom.).
62 A. Zusammensetzung. [§§121.122
(klass.) zu ÄUjUTidg, 7co/.l-ov%oc, und 7ioha(o)-ovxo<; 'stadt-
bewohnend, -schützend' (klass.) zu Jio/.ig, r i/uovxog 'geehrt'
(hellen.; in den hom. Hymnen Tifj,u-oxoQ) zu Tif.ii].
Die Kontraktion von Tioovoyov (§ 48), (pQoi/uiov (§ 52)
und (poovöoQ (§ 50) erklärt sich daraus, daß nqo überhaupt
sein o nie elidiert; y gl. Jigovipaive aus JiQo-ecpaivE usw.
§ 122. Die Fälle, wo das Attische oder die spätere
Sprache einen Hiatus in der Kompositionsi'uge weder durch
Elision noch durch Kontraktion tilgt, sind nicht gleichartig.
Unelidiert bleibt allgemein das i der nominalen^ Anfangs-
glieder: noli-aQXOQ, 'KvÖL-dvEiqa. Der Ausgang -o-eidij^
[Woxn. dEO-eiöriQ) ist auch im Attischen geblieben, wohl
weil der Hiatus -oei- nicht so empfindlich war: äv&gojjio-
etdfjQ, fj,7jVO-8id'r'j(;. Statt des attischen rQiay.ovrovrr]g (§ 135)
Öex-evrjQ usw. braucht das Ionische und die Koine rgia-
y.ovTa-Ertjg, dexa-eri'jg; hier wirken jedenfalls drei Ursachen
zusammen: erstens lag es nahe, nach dem Muster von di-
jTovg, TQi-Jiovg, TETQd-TTOVQ ZU öi-Ex/jg, Toi-Exrjg auch
TEXQa-EtrjQ zu sagen; zweitens werden Einflüsse solcher Dia-
lekte mitgewirkt haben, die in der Kontraktion nicht so
weit gingen wie das Attische. Drittens aber kommt in Be-
tracht, daß die spätere Sprache (je gebildeter sie ist, umso
mehr) eine starke Tendenz hat, die Voränderungen der
Wörter nicht nur im Satzzusammenhang, sondern auch im
Kompositum zu unterdrücken im Interesse der Deutlich-
keit des einzelnen Wortes. Diese Absicht hat im Kampf
mit der Scheu vor dem Hiatus vielfach den Sieg davon-
getragen. So finden sich in der Koine Komposita wie [xaxQO-
rjjjLEQEVEiv, älloxQLO-ETiiGKOTioQ U.dgl.; bcsonders ist man
bestrebt, geläufige Anfangsglieder unversehrt zu erhalten,
so z. B. OLQXi- in äQXi-iEQEvg^ aQXL-iaxQog, aQxi^-e^iOxonog^
äoxi-oivoxdog, oder xExga- in xEXQa-dgxfjg- Wie weit da die
gesprochene Sprache mitging, ist freilich schwer festzu-
st(;llen.
Über Hiatus bei d- privativum s. § 54.
' Aber nicht der verbalen: Knja-iJirioc: §79.
§§ 123. 124] Lautliche Erscheinungen i. <1. Kompositionsfuge. 63
II. Zusammentreffen von Konsonanten
in der Kompositionsfuge.
§ 123. Einige vorgriechische Konsonantenverbindungen
sind im Griechischen verschieden behandelt worden, je nach-
dem sie im Innern des Wortes oder am Anfang standen. Wenn
nun ein ursprünghch mit einer solchen Gi'uppe anlautendes
Wort Hinterglied eines Kompositums ist, so sind zwei Mög-
lichkeiten denkbar: entweder das Hinterglied behält den
Anlaut, den es als einfaches Wort durch die Lautwandlungen
erhielt, oder aber der Anlaut des HintergUeds geht seine
eigenen Wege. Im Griechischen kommt beides vor. Das
ältere ist die Verschiedenheit, wie sie im alten Epos fast
ausnahmslos herrscht; es heißt bei Homer:
ä-ßßgorog 'unsterblich', aber ßgorög 'sterblich'; An-
laut *mr- (vgl. lat. mori);
(pEQE-ooaxriQ (Scut. Herc.) 'schildtragend', aber odxoQ
'Schild'; Anlaut *tu-\
(pdo-ju^sid7]g 'hold lächelnd', aber jUEid(i)äv 'lächeln';
Anlaut *sm-]
ä'yd-vvi(pog 'schneebedeckt', aber vicpaöeg 'Schnee-
massen' ; Anlaut *s}i- (vgl. Schnee) ;
ßad^v-QQOOQ 'mit tiefer Strömung', aber q6oq 'Strö-
mung'; Anlaut *5/'- (vgl. Strom, mit eingeschobenem
„euphonischem" -t-)\
ä-QQrjxrog 'unzerbrechlich', aber qriyvvvai 'brechen';
Anlaut *ur- (vgl. Wrack)\
ä-Xkr/xrog 'nicht nachlassend', aber h]yeiv 'aufhören';
Anlaut *sl-.
§ 124. Diese Lautvertretungen stimmen noch zu der
altern Behandlung im eigenthchen Inlaut; z. B. zu *ö£?,ao-va
(zu oeXag 'Glanz') ist im Lesbischen noch die erste Stufe
aeldvva erhalten, während die andern Dialekte und in diesem
ball auch Homer zu oelava oder OEXrjVfj weiter geschritten
sind. Es zeigt sich also, daß die Kompositionsfuge bei
k
64 A.Zusammensetzung. [§§124.125
Homer eine Sonderstellung einnimmt. Weil sieh aber die
Beziehung zum Anlaut fast immer aus der durchsichtigen
etymologischen Zusammengehörigkeit des Hinterglieds mit
dem selbständigen Wort ergab, tritt auch seit Homer immer
deutlicher und stärker das Bestreben hervor, den Anlaut der
Hinterglieder ganz mit dem wirklichen Anlaut in Über-
einstimmung zu bringen {ä-lrixxoq kennt schon Homer), am
meisten natürlich in den Verba composita, da sich diese am
leichtesten in ihre Bestandteile zerlegten: ijii-fXEiöiär usw.
Am längston hielt sich -qq-; aber die Koine drängt auch
da nach -g- hin: ä-gaqjog 'ungenäht', eni-Qdnxeiv ^darauf
nähen'^.
§ 125. Wenn in der Kompositionsfuge ein konsonan-
tischer Anlaut des Anfangsglieds mit einem konsonantischen
Anlaut des Schlußglieds zusammentraf, so konnten sich
ungewöhnliche Konsonantengruppen ergeben, die der Ver-
änderung ausgesetzt waren. Einige Beispiele: Tcvy-judxog
'Faustkämpfer' (Hom.) zu nv^ fxdx£G&ai; ainoXoc, 'Ziegen-
hirt' (Hom.) aus *aiy-Ji6XoQ\ e}.ski-x^(ov 'erderschütternd'
(Hom.) jedenfalls aus *s?.e?.iK- zu E?.£?uCeiv e/AXi^ev; e?u-
Tpo;(;oc 'radumwälzend' (Aesch.) aus e/.ix- zu e?.i^, eXlooeiv;
jTaoovdif)]) 'mit allem Eifer' und TidoaocpoQ "ganz weise'
neben Jiav-ovdiff]) und 7tdv-oo(poc;\ yvvai-jiiavijg 'wciber-
toir (Hom.) vielleicht aus yvvaix-, vgl. aber yvvaioQ 'weib-
lich' (Hom.). Das -o- von ovo- ruft keinen Lautwandel
hervor: dvo-/LiOQO(; dvo-vovg u. dgl. bleiben unverändert;
auch ist in dvo-a)vv/iiog usw. das Lautgesetz vom Schwund
eines intervokalischen ö ausgeschaltet. Eine Unmenge von
Konsonantenkollisionen sind durch den Kompositionsvokal
verhindert worden; s. § 129.
^ Die Assimilation des v von iv- und aw- u. dgl. an den Anlaut
des Mintorf^lieds ist .so bekannt, daß diese Erwähnung genügt. Die
Koine stellt auch hier, wenn auch vielleicht nur in der Schrift,
den ursprünglichen Laut gern wieder her: ev-^eineiv, aw-
yQaqpeiv usw. statt eXk- avyy-, auch nakiv-yeveaia statt nahyy
u. dgl.
§§126.127] Der Stammauslaut des Vorderglieds. 65
Der Stammauslaut des Vorderglieds.
I. In Nominalstammkomposita.
§ 126. Musterbeispiele für die vom historischeu Staudpunkt
aus korrekte Bildungsweise:
o-Stämme (Subst. der 2. Deklin. und Adj. der 2./1. Deklin.):
dEo-eiör'jg (Hom.) 'göttergleich' (^eo'c), ro^o-cpögog (Honi.) 'den
Bogen führend' {rö^ov), Ioo-'&eoi; (Hom.) 'göttergleich' (tooc).
ä-Stämme (1. Dekl.): al&Qrj-yevrj^ (Hom.) 'im heitern Himmel
geboren' (al&Qr]), /xoiQtj-yevrj); (Hom.) 'Glückskind' [juolQa). Reste
einer älteren Bildung mit -ä sind TzvXa-cjQÖc und &vQa-ioQ6(;;
s. § 120 Fußn.
i-Stämme: titoU-jioq&oc; (Hom.) 'Städtezerstörer' (jr/r/dAtg),
TQi-:n:ov^ (Hom.) 'Dreifuß' {tqsIc). Als f-Stämme erscheinen in
der Grundsprache im Kompositum auch die Adjektiva auf -ro-;
so noch bei Homer xvöi-dvsiQa 'mit herrlichen Männern' zu xvöqöc
'herrlich'; auch statt xaXö^ tritt im Kompositum in älterer Zeit
KaD.i- ein (vgl. xdXloc: — xdlXioxoc wie xvdoc — xvöiaroc): Hom.
xaXh-~r?.6xajuo(; 'mit schönen Haarflechten' u. a.
i^-Stämme (Subst. und Adj.): 'AaTv-dva$ (Hom.) (äaiv),
■&oaav-xdQÖiot; (Hom.) 'beherzt' [■dgaa-v:;). Auch av-ßcaxt^i; und
v-cpoQß6(; (Hom.) 'Schweinehirt' (oüc, vc) mit v statt v wegen
orw'c usw.
§127. n-Stämme: Sicher nur ^elay-xQoiy]!; (Hom.) 'von
dunkler Hautfarbe' (fxeXag) ; von Stämmen auf -a(r) nur ovofia-
xkvröc; (Hom.) 'berühmten Namens' [ovofxa] mit -a- aus vokali-
schem -n-, aber vielleicht bloß Zusammenrückung aus dvofMu
(Akk. der Beziehung) und xhnöc. Auch xvv- in xvv-wjric (Hom.)
'hundsäugige, freche' und xw-rjyerrjg (Hom.) „Jäger" braucht
nicht der alte Stamm zu sein, sondern kann aus xvvo- (vgl,
§131) elidiert sein, vgl. xvvo-QmajrjC (Hom.) 'Hundelaus'.
r-Stämme: nvQ-xa'u] (Hom.) 'Brandstätte' {jivq)\ yeQ-vixp
(Hom.) 'Handwaschwasser' [yßiQ-, x£(i)q6(;)\ xexQa-rpaloi; (Hom.)
'mit vier Bügeln' [qjdXoi;) mit -ga- aus vokalischem -/•-.
n«-Stämme: Vor Konsonant steht immer -vro- (mit Kompo-
sitionsvokal -o-, s. §131) zur Vermeidung von Konsonanten-
häufung; daher ist auch -vx- vor Vokal als elidiert für -vxo- zu
betrachten.
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 5
66 A.Zusammensetzung. [§§127 — 129
s-Stämme: tyxea-JiaXoc (Hom.) 'speerschwingend' [eyyoi^)^,
ijiEo-ßöXoi; (Hom.) 'Worte werfend > keck' (enog), yeqaa-cpÖQo^
(Pindar) 'Ehre davontragend' [yegaq), Tega-axÖTroi; (Aeschyl.)
'VVundererscheinungen deutend' aus *TEQao-ax6jio(; {Tegac, teogoc).
§128. Diphthongische Stämme: vav-/Liayog (Hom.) 'zum
Seekampf bestimmt' (rai'c), vav-äyö^ (vav-i-jyog) (klass.) 'schiff-
brüchig' ((f)äyvvvm), und deshalb auch vor ^'okal vav-aQyo^
(klass.) 'Admiral'. ßov-yAXog (Hom.) 'Rinderhirt' (ßovc), vor \'okal
ßo-r]Xaaii] (Hom.) 'Rinderraub' aus *ßof-.
Stämme auf andere Konsonanten haben vor Konsonant
den Kompositionsvokal (einige von den seltenen Ausnahmen s.
§ 125); daher können jioö-, vvxt-, öqvi&- u. dgl. vor Vokal die eli-
dierten Formen von jioöo-, vvxro- oder vvxri-, oqvi&o- usw. sein.
§ 129. Die Verhältnisse, die sich aus den obigen
Musterbeispielen ergeben, sind im Griechischen sehr stark
gestört worden, vor allem durch den ,,Kompositions-
V o k a 1" -o- : sämtliche Stämme können als Vorderglieder ihren
Ausgang durch ein -o- erweitern oder verändern, manche
Stämme tun es sogar immer. Das -o- stammt natürlich von
den o- Stämmen her. Die Gründe, warum es so beliebt ge-
worden ist, sind verschiedene. Zunächst ist jedenfalls aus-
zugehen von dem Wechsel von Stämmen mit und ohne -o-
am Ende von Komposita (§ 143); diese Freiheit wurde auf
den Schluß des Vorderglieds übertragen. Sodann wurden
bei den konsonantischen Stämmen vor konsonantischem
Anlaut des zweiten Glieds durch den eingeschobenen Vokal
allerlei ungewöhnliche Konsonantenhäufungen vermieden,
und durch die häufige Anwendung in solchen Fällen konnte
der Vokal zum ,, Kompositionsvokal" werden, d. h. zu
einem Ausdrucksmittel für die Komposition überhaupt, so
daß er auch bei vokalischen Stämmen Platz griff. Ein
wenig mögen auch alte Doppelheiten wie fpvXaxog (Nom.)
neben (p-öXai, fieXavoq (Nom.) neben //e'Aag beigetragen
^ Auch (paea-g)üQo^ (Aeschyl., Eur.) 'Licht bringend, leuch-
tend' {(pdog = (pöji;); (pcoa-tpögo^ (klass.) ist nicht Kontraktion aus
<paea-, sondern Ersatz des verschollenen Stammes durch die All-
tagsform (pöj;, dit» nach einem Stamm aussehen moclife.
§§129—131] Der Stammauslaut des Vorderglieds. 67
haben. Endlich ist noch ein Umstand als begünstigend
hervorzuheben: wenn einmal inn-rilaxoQ (nach § 118) und
iji7i6-iJ.axoQ nebeneinander standen, so konnte man auch
y.vv-öjJxiQ als elidiert verstehen und dazu ein xvvo-Qaiorijg
schaffen. Man vergleiche übrigens die entsprechenden
Dienste, die das -o- bei der suffixalen Ableitung tut: ococpg-o-
avvTj (§323), ix'&v-ö-EiQ (§361), ev-ö-rr]Q (§364f.) u.dgl.,
ferner zur Ähnlichkeit in der Behandlung der Suffix- und
Kompositionsfuge § 118 mit Fußnote. Vgl. auch § 74Fußn.
über das Kompositions-s des Deutschen.
§ 130. Beispiele für den Kompositionsvokal -o- bei den ver-
schiedenen Stämmen:
ä-Stämme: vXo-röfjioi; (Hom.) 'Holz fällend' {vXri)\ mit Elision
Niy.-ijzjioi; (vixt]); äeUö-jio^ (Hom.) 'sturmfüßig' (äeUa). Diese
Bildung ist bei den ä-Stämmen die übliche. Zum Kontraktum
yfj wird yea>-/iieTQrji; (klass.) 'Feldmesser', yeco-ixÖQoq (klass.; dor.
ya-ixÖQoi;) 'Grundbesitzer' gebildet {yevi- aus *yrio-, vgl. hjiröyeojg
§ 144; yä- aus *ya.o-); s. auch yeojgyöi; § 120.
i-Stämme (vereinzelt): <pvaio-Xöyo^ (Aristot.) 'Naturforscher'
{(pvaii;), araaio-Tioiöi; (Josephus) 'Aufwiegler' (oxdaig).
M-Stämme: vö-jioioqoi; (Herodot) 'mit schweinsrüsselartigem
Bug' (vg), Ix&vo-jrdjXrjS (Komiker bei Athenäus) 'Fischhändler'
(ix&vg), 6(pQvö-omo^ (Aristot.) 'von den Augenbrauen überschattet'
(6<f>QV(;) ; öovQo-ööy.r] (Hom.) 'Speerbehälter' (ööqv; später öogaro-
7iaxt]C (Xen.) 'speerdick', sonst auch öoqv-^evoi; (Tragiker) 'Speer-
freund, Freund im Krieg').
§131. «-Stämme: a) xvvo-QaiaTt]/; (Hom.) 'Hundelaus'
{xmop), yiovö-tavTioi; (Soph.) 'vom Schnee gepeitscht' [xidiv],
Xeif^covo-rvjio^ (Aeschyl.) 'mit Sturmwind peitschend' {xei/iicov),
do/xaTo-7ti]yö; (Hom.) 'Wagner' (ägfia, ursprünglich n-Stamm),
aifiaxo-axayrii; (klass.) 'bluttriefend' (alfia) ; b) aifio-cpöqvitTo^
(Hom.) 'blutbesudelt' (alixa), äy^ö-&eTov (Hom.) 'Amboßstock'
[äxfxow], xeifJ'd-ojtoQog (Theophrast) 'im Winter gesät' (xsijuwv oder
Xelßa), XQsiaaö-rsyvog §109; vgl. äv-ai/bio^ u.dgl. §141, evcpQo-
avv)j §323.
/•-Stämme: Tivgo-eid-^i; (Plato) 'feuerähnlich' {tzvq), x^'-Qo-
TExvrjg (klass.) 'Handwerker, Künstler' (x^iq), ■&rjoo-(p6voi; (Theognis)
'Wild tötend' (^//o), jiazQo-xaoiyvrjro^ (Hom.) 'Vatersbruder'
{jiaT7]Q), ävÖQo-q)dyo(; (Hom.) 'menschenfressend' (äviJQ), vöqo-
68 A. Zusammensetzung. [§§ 131—133
7tözr]g (klass.) 'Wasser Irinker' und vöuxo-iQecfr'jC (Hom.) 'am Wasser
wachsend' [vÖoiq).
nf-Stämme: TzaiTo-ixior/i; (Aeschyl.) 'allverhaßt' [ttüc], ävögi-
ai>ro-7ioi6i (Pindar) 'Bildhauer' (dvÖgidi;), ysQovro-diSdaxa/.o^ (Plato)
'Lehrer der Alten' (yegojv).
s-Stämme: axvTo-TÖ/xo:; (Honi.) 'Lederarbeiter' {ay.vro^j,
KXeo-jidxQrj (Hom.) [y.Mo^], /j,evo-£ix7]^ (Hom.) 'herzerfreuend'
{fievo^), yjevö-dyyek»:; (Hom.) 'Lügenbote' (ipevöoi;). Das deutlicli
stammhafte Wortstück umfaßte eben bei den Neutra auf -o^ den
Ausgang -o;, -ovg usw. nicht mehr; daher werden sie wie /.oyog
behandelt, xegao-^öoc (Hom.) 'Hörn schnitzend', yr]Qo-rQ6q)oc
(Pindar) 'im Alter ernährend' [yf}Qai;), xoeo-fpdyoc (Herodot;
später y.QEOi-cpdyo^, etwa nach yeo)-? s. §130).
§132. Diphthongische Stämme: vr/o- erst spät: rrjo-oaooc:
(Apoll. Rhod.) 'Schiffe schützend' (vavg)'^; ßoo-: ßoö-aXeip (oder ßov-
xUxp) (Soph.fr. 932 N."^) 'Rinder stehlend', ßoo-y.Taaia (Apoll.
Rhod.) 'Ochsentöten' ißovg). Zu Subst. auf -ev;: ÖQeoi-xönoc
(att.) 'Maultiere besorgend' [ÖQevg] aus* d^7/-o- (vgl. hom. jSaat/?]-
oc, att. ßaaikeco^; ferner doy-iigeoK § 144 und legecoavvrj § 323).
Sonstige konsonantische Stämme: jiodo-arQdßrj (Xen.) 'Fuß-
schlinge' {jiov!;), daTziöö-ÖovTioi; (Pind.) 'schildtosend' (äajzig),
vvyTo-/biaxia (klass.) 'Nachtkampf' (vv^), ÖQvi&o-&r'iQa^ (Aristoph.)
'Vogeljäger' {ögvic:).
Sogar bei Zahlwörtern (s. TgiayovTovT7]^ § 135 Fußnote) und
Adverbia {6jnoßo(pi!/.ay.ec: § 136) dringt das -o- ein.
§ 133. Wie das -o- bei den andern Stämmen, so ge-
stattet sich ein -a- (-?/-) Übergriffe bei den o-Stämmcn:
s?.a(p7]ß62.og (Hom.) '(Hirsch-) Jäger' [eXafpoQ), nvQrjcpoQOi;
(Hom. neben :ncvQo-(p6Qog) 'Weizen tragend' (rtvQoi). Für
die Entstehung solcher Bildungen kommt folgendes in Be-
tracht: 1. &a/.ajuri-7T6/.og (Hom.) 'Rammerfrau' konnte nicht
nur auf *?a2a/f*/, sondern aucli auf i^d/.atiog bezogen werden;
ein eventueller Konkuiicnt ^j^a/.a/^o-.To'/.og war seiner vielen
Kürzen wegen rhythmisch unbequem, besonders für die
daktylische Poesie. So konnten sich Hinterglieder wie
-rißo?.og, -TjCpoQog, -riyev^jg (Hom. verjyev/jg nach /ioiq)/-
^ vecoQÖi; 'Aufseiier über die Schiffe' (Hcsych), vecöqiov
'Werft' (klass. ^ aus *v)]fo-foQ- > *v7ifon-?
§§ 133 — 135] Der Stammauslaut des Vorderglieds. 69
ysv7]i; [§ 126] usw.) herausbilden. 2. Ursprünglich mochten
nebeneinander existiert haben *XQld'7]-(pÖQ0i;' Gerste tragend'
und TtvQO-rpoQOQ 'Weizen tragend'. Durch Ausgleichung
konnte daraus entweder xgld^o-cpoQOQ (so Theophrast und
Strabo) nach jcvQO-fpöqoq oder jivqri-cpÖQOc. (Hom.) nach
'^xgl'&rj-cpoQog werden. 3. Hier und da dürften in dem -a-
oder -Tj- auch verschollene Kasusformen stecken.
§ 134. Zu der gelegentlichen Ausbreitung solcher Hin-
terglieder auf konsonantische Vorderglieder vgl. äojziöi]-
fpoQOQ (Aeschyl.) 'schildtragend' (dajr/g), äoTzidrjOZQocpoQ
(Aeschyl.) 'schildschwingend', ^iq)7]q)6Qog (Aeschyl.) 'schwert-
tragend' {^iq)og); auch 7roAtdo;foc (Pindar) 'stadtschützend'
i7i6?uQ). Vereinzelt kommt auch eine Präposition als erstes
Glied solcher Komposita vor: en-rjßoXoQ (Hom.) 'teilhaftig'
{EJcißdXXeiv).
§ 135. Ein -a- dient als „Kompositionsvokal" bei ge-
wissen Zahlwörtern. Von sTtta-, evvea-, dexa- {xexQa- § 127)
aus WTirde auch TiEvxa-, e^a- und öxxa- gebildet. Diese
Formen sind allgemein mit -xooioi zur Bildung der Hunder-
ter, während sonst das Attische noch jievxE-xdlavxoQ u. dgl.
kennt gegenüber dem ionischen jievxd-exEi; (Hom.), nEvxd-
oxo/uog usw., auch £x-Jt?.E'&Qog (Eur.) neben dem ionischen
e^d-EXEQ (Hom.),£|d-^£Tgog, ebenso öxxoj-novg u.dgl. neben
dxxd-xvrj/j,og (Hom.), öxra-noörjQ (Hesiod) usw. Nach den
Zehnern auf -xovxa-^ bildet Homer EEixood-ßoiog neben
dvojxaiEixooi-fXEXQog und -nrixvg; vgl. auch EixoGa-ex7]g
(Herodot), -(pvlXog (Theophr.) usw. Sogar Exaxovxa-xdgavog
(Pindar), Exaxövx-agxog (Xen.) usw. treten auf (älter
Exaxoy-XEiQog, Exaxoix-nvXog usw. bei Hom.); vgl. sxaxov-
xdxig ExaxooTog nach xgiaxovxdxig xqiuxoöxog usw. End-
lich juvQiovx-aQxog (Aeschyl.) nach Exaxovx-agxog wie
IxvQiovxdxig (Hesych) statt [xvQidxig nach exaxovxdxig. Die
^ Att. TQiaxovTovrrjg, 7ievxi]xovrovxt]Z '30-, oO-jährig' usw.
ist natürlich nicht Kontraktion aus -ra-err]^ (vgl. § 122), sondern
aus *xo-(f)ezr]i; mit dem -o- von §130 ff.
70 A. Zusammensetzung. [§§ 135 — 137
Formen auf -a- werden auch auf unbestimmte Zahlwörter
übertragen: 7io?Ja-7i/.doioQ (klass.), Trood-novg (Plato) und
scherzhaiit y>aju/Lia-y.ooio-ydQyaQa (Ar. Ach. 3)'sand-hundert-
Gewimmel'.
II. In andern Komposita.
§ 136. Zu den analogischen Übertragungen des Vorder-
ghedausgangs von Kasuskomposita vgl. § 4 über ^soG-doxog,
Avxöo-ovQa und ävdgei-(pövrrig, § 5 über 7tVQi-7]y.rjg, nvgi-
jzaig^ und ägei-^voavog.
Auch adverbielle Vorderglieder sind vor analogischer
Veränderung des Ausgangs nicht sicher:
dnio§o-(pv/Mxeg (klass.) 'Nachhut' (ÖTiio&e), vgl.
7tQo-(pvlaxEg (klass.) 'Vorposten' {ttqo)-,
ayxe-fxaxog (Hom., der aber manche Komposita mit
ay^i- kennt) 'Nahkämpfer' {äyxi) offenbar nach dem
Gegensatz Trj/.E-juaxog:, äy/i-juaxriT/jg {Hom.) konn-
te sein -i- behalten, weil es nicht so stark an Ttj/J-
luaxog erinnerte.
§ 137. Für die Vermischung des -e- des Typus äoyj-
xaxog (§ 75) und des -i- oder -oi- des Typus rsQy^i-ßßQorog
(§ 79) unter sich mögen folgende Beispiele dienen: Bei Homer
herrscht ägys- (vgl. § 115); dann taucht konkurrierend und
schließlich siegend ägxi- auf; der Grund der Änderung ist
unbekannt. äjußo?u-Egy6g 'die Arbeit aufschiebend, saum-
selig' (Hesiod) von äjiißoÄ/j 'Aufschub' (Pindar) mag sein i
einem Gegensatz wie dvvoi-Egyog' da.s Werk fördernd' (Theo-
krit), vielleicht auch der Erinnerung an djußoAUj (= dfißo/.7y,
Apoll. Rhod. und Anthol. Palat.) verdanken. Die Komposita
mit dle^eiv als Vorderglied haben nicht das zu erwartende
*ale^E- nach dem dgxE-xaxo g-Ty^\x^, sondern d/.e|t- {d/x^i-
;>tfa;<og 'Unglück abwehrend' schon bei Hom.) mit Anlehnung
an den rsQyji-fÄßgorog-TyTpus, obschon das -o- von dle^eiv
1 nvQ- s. §127, :zvQo- §131; Ttvoo- scheint sich weniger
leicht Eingang verschafft zu haben, weil es an tivqo- 'Weizen'
anklang.
§§ 137—1 39] Zur Gestaltung des Hinterglieds. 71
zum Verbalstamm gehört. Für 'gesangbeginnend' sagt Ste-
sichorus äQxeGi-iJiolnoQ; das Nebeneinander von xavv-
nxEQvh. (Hom.), xavv-nxEQOc, (Hesiod) 'mit ausgebreiteten
Flügeln' und xavvoi-nxEqoc, (Hom.) 'flügelbreitend' und
ähnliche Fälle mögen den Anschein erweckt haben, als sei
die Hinzufügung von -oi- bedeutungslos. Mit -ge- statt -oi-
d-xegoe->c6fj,rjg (Hom.) 'das Haar nicht scherend' und tieqge-
7i{x)oAiQ (Aristoph., Aeschyl.) 'Städte zerstörend'.
§ 138. Da cpilo- und Verwandtes (§ 76 ff.) als verbal
empfunden wurde, konnte sogar -o- in verbale Komposita
mit -Ol- eindringen: lEirpo-d^gi^ (Aehan) 'der die Haare ver-
loren hat' {\^\. X(E)i7to- in X(E)in6-y!vxo(;\ §78), lEixpo-
öeA^^i'or (Dioskorides)' Neumondzeit' und av^o-osXrjvov (An-
thol. Pal.) 'Zunehmen des Mondes' ; GXQExpo-öiKElv (Aristoph.)
'das Recht verdrehen', 6QOo-XQiaiv7]g (Pindar) 'Dreizack-
schwinger'. Die Eigennamen erlauben sich noch viel mehr
derart (vgl. § 163); da wechselt ganz willkürlich 0aivi-,
0aiv£-^ 0aivo-, TtjXe-, Tr]?ii-, Tr]Ao- usw.; es gibt sogar
Uqcjxeoi- neben IIqcoxo-.
Zur Gestaltung des Hinterglieds.
I. Die Stammgestaltimg des Hinterglieds bei der
Mutierimg.
§ 139. Bei der Mutierung (§ 110) erhält das Komposi-
tum diejenige Adjektivform, die dem Substantiv des Hinter-
glieds formal am nächsten steht. Die geringste Veränderung
ist erforderlich, wenn das Substantiv ein o- Stamm war: qoöo-
ddxxvloq unterscheidet sich von ddxxvXoc, nur dadurch, daß
es auch als Femininum gebraucht wird (§ 112) und die Fähig-
keit hat, besondere neutrale Formen zu bilden. Entsprechen-
des gilt für Ev-dai/uwv, ä-xagiQ, >ca?Jii-7taig gegenüber öatjuojv,
XaQiQ^ jtalQ. Leicht ist auch die Änderung in xvdv-ocpQVQ
(Theokrit) 'mit dunkeln Brauen' von dfpqvq. ä-stämmige
Substantiva bleiben bisweilen in der 1. Dekl., indem sie für
das Maskulinum ein -g anfügen und so ins Flexionsparadigma
72 A. Ziisamniensetzung. [§§139—141
veaviag, TioAitrjQ übergehen (im Femininum sind solche
Adjektiva nicht übhch): ev-jujUE/.i}]g (Hom.) 'speerkundig'
ijue/u)]), ßa^v-divijg (Hom.) 'tiefwirbelnd' (divrj), xvavo-
^aixrjQ (Hom.) 'dunkelhaarig' ('/airy), usw. Aber nach Par-
tikeln und Präpositionen ist von jeher der ä-Stamm durch
den o-Stamm ersetzt worden: ä-rijuog {rijw)]), iv-^ojvog
{Cmv7]), EJi-OLQOVQOQ [aQovQa^ Vgl. § 50) USW., Und diese Be-
handlung ist dann im Griechischen fast allgemein durch-
gedrungen; die Bildungen auf -r/g verdanken ihre Erhaltung
wohl überhaupt nur dem Anklang an die Nomina agentis
auf -ri;g (§ 100). Über -^i/oa^, -vi'x)]g usw. s. § 98.
§ 140. Die 5- Stämme vom Typus yevog bilden als
Schlußglieder -yevijg: di^o-^ievijg (jlievoq), {}eo-eidrjg {eidog)
usw. Auch nod-ibxYjg enthält ein Subst. '^wxog^ nur ist
dieses verloren gegangen, und so scheint noö-dr/iiig von v)y.vg
abgeleitet zu sein. Ein Athener mußte auch ä-iidt'jg als
Negativbildung von tjövg empfinden, weil *?](5oc aus seiner
Sprache verschwunden war (Hom. fiöog). Die 5-Stämme vom
Typus yrjgag bilden -yTJgaog, s. unten § 144; alöoig bildet
äv-aidy'ig. Für die verbale Umdeutung von -rjg (s. § 102,
105) folgen hier noch einige Beispiele: ev-jieidi]g'gf'\\ov^asa
und d-7re(^);g 'ungehorsam' (beide klass.) gehören nicht mehr
zu dem verschwundenen ^TreWog, sondern zu nei&eo&ai,
ebenso ä-/Lie/j,q)rjg (klass.) 'ohne Tadel' zu juejuqeo&ai,
efji-[XEvrjg (Hom.) 'beharrlich' zu [aeveiv (nicht zu /nEvogl).
§ 141. Ziemlich mannigfaltig ist die Behandlung der
/i-Stämme. Zu (pgyjv cpgevEg gehört -(pgcov (ä-cpgcov, ev-,
Goi- usw.; mit Ablaut -en-: -on-). Entsprechend können die
Komposita mit Neutra auf -/^a auf -ixcov ausgehen (Ablaut
-n-: -on-): äv-ai[xcov (Hom.) zu alfxa, noXv-ycrrj^ov (Hom.)
zu KTfjju.a, d-, xaxo-, noXv-TTgayficrv (klass.) zu r[näyf.ia,
l£QO-f.ivi]/biOJV (klass.) zu juvfjjiiu (iibei- \('ibales -jnov vgl.
§102, 312); dazu auch ä-nEiQO)v (Hom.) 'unendlich' zu
TtEioan TiEigara (§ 17). Alt ist abei- auch -f^iog: rojrvjnog
(und VMVViiivog) (Hom.) zu dvojua, äv-aijuog (klass., aucii
dv-ai'[i(iTog\ über das -o- vgl. § 131 und nntiMi i^ 143, 148),
E7iL-nriiiog (klass.) zu aTj/ia.
§§1 42—1 44] Zur Gestaltung des Hinterglieds. 73
§ 142. Ein -t>- Ablaut wie in -(pQcov tritt auch boi naT}]o
und Verwandten im Hinterglied auf: a-7idxo)Q, d-jU7]rcoQ,
ö/bto-JidrcoQ, 6/LW-jU')]TMg (alles klass.), ev-i)vcoQ (Hom.);
ä-ydoTcoQ (Lykophron) und o^w-ydorcoo (Pollux) = d-de?v-
fpoQ. In diesem Fall haben sich die Nominaldeterminativa
an die Mutierten angeschlossen: [xrjToo-ndTWQ (Hom.)
'Mutters Vater'. Vgl. noch (pvoi-Coog 'Getreide spendend'
(Hom.) zu C«d 'Spelt'.
Adjektivierung mit -o-.
§ 143. Daß ein ä-Stamm bei der Mutierung durch den
o-Stamm ersetzt würd, ist oben erwähnt worden (§ 139).
Aber auch die konsonantischen Stämme benützen bei der
Mutierung mit großer Vorliebe das -o- zur Herstellung einer
bequemen Adjektivflexion: vcövvjufvjog, ävaijuog, dvai-
yUaroi;(s.§ 141) ; TToA-u-ai'ö^Os'nienschenreich' (Aeschyl., neben
7io?.v-ävcoQ), /ueMv-vÖQOQ (Hom.) 'mit dunklem Wasser'
und später dv-vöarog (Manetho) 'wasserlos' (zu vdcog; vgl.
vÖqo- und vdaro- § 131); exaTÖfi-Tzedog (Hom.; v. 1. -Jiodog)
'hundert Fuß lang' (zum Stamm nod-, vgl. lat. ped-). Bei
der Hypostase (§ 148) ist dieses Verfahren die RegeP: in-
dgovQog zu ägovga, dy^i-aXog zu d'Ag, usw.
§ 144. Einige Fälle sind lautlicher Erscheinungen wegen
beachtenswert: 'Ex£-vr]og (Hom.), negi-veag (att.) 'auf dem Schiff
überflüssig, Nichtruderer' (zu vavi;], d-y^gaog (Hom.; später
d-y^gojc) 'nicht alternd' (zu yfJQai;), ev-xegu»; (Soph.; Eu-xeQaog
späte Dichter) 'mit schönen Hörnern' (xiga^). Auch dQx-ieQeo)^
(Herodot) 'Oberpriester' ist so zu erklären (aus *'ijf-oc, vgl.
oQeoj-xöfioi; § 132 ; aQx-tegevg {klass.) ist Anlehnung an IsQsvg (§115
Fußnote). Von yi] existieren drei Hintergliedformen, alle mit -o-:
attisch ist -yecog (aus *-yi]o^, vgl. yea>- §130): ?.e7ir6-yeü)i; 'mit
magerem Boden', in präpositionalen Rektionskomposita auch
-yeioc (aus *-yr]-io/; > *-yr)oi;): ijii-yeioi;, vjiö-yeioi; ; ionisch und
hellenistisch ist -yaioi; (von yaia?): vTzö-yaiog, fisMy-yaiog; doch
sind die Verhältnisse durch die Überlieferung stark verdunkelt,
die sehr oft zwischen -yeoj^, -yeo^, -yaio;, -yeiog schwankt, weil
spätgriechisch m und f, o und lo gleich ausgesprochen wurden.
^ Neben der Bildung mit -lo- §147.
74 A. Zusammensetzung. [§145
II. Verbalnomina als Hinterglieder.
§ 145. Nomina agentis als Hinterglieder sind uns bei
präpositionalen (§ 44) und adverbialen Determinativa (§ 62)
und bei verbalen Rektionskomposita (§97 ff., 105 f.) begegnet.
Hier ist noch ein Wort über Verbalabstrakt a als Hinter-
glieder am Platz.
Die Nomina actionis werden nur mit Präverbien zu-
sammengesetzt (Typus ävd-oraoig, § 43), weil sie ein Verbum
voraussetzen und das Verbum nur mit Präverbien zusammen-
gesetzt wird.
Sonst tritt als Abstraktum eine Ableitung vom kom-
ponierten Adj. oder Nomen agentis ein: ßo7]?.aoiy] " Rinder-
raub' (Hom.), abgeleitet von ßo-rj/Arrig 'Ochsen treibend'
(klass.), gegenüber s?.aoig, e^-elaoig usw.; ^ovofiayj'a''Ein-
zelkampf (klass.) von juovo-f^dxog 'einzeln kämpfend'
(klass.), gegenüber /ndx^', övo-^eoia 'schlimmer Zustand'
(Hippokrates) von övo-'&erog 'schwer einzurichten' (Hipp.),
gegenüber -d^eöiQ vjid-d^eoiQ^ usw. ; ä-ßovAia 'Unüberlegtheit'
(klass.) von ä-ßovAog 'ohne Überlegung' (klass.), gegenüber
ßovXif], ejti-ßovh)^ usw. Ausnahmen sind nur scheinbar:
juio&o-cpoQa (klass.) ist nicht gleich dem normalen Abstrak-
tum juia&o(poQia (klass.) 'besoldeter Dienst', sondern heißt
'der erhaltene Sold' und klingt deshalb an (pood an; auch
oivo-xori (Hesiod) ist konkret = 'Weinkanne' {xoi] 'Guß'),
ebenso erv-rjQVOig (Aristoph.) 'Breikelle', ^svo-oraoig (Soph.)
'Ort zur Aufnahme der Fremden', oixo-öo^u/j (hell.), das
'Bau' im konkreten und abstrakten Sinn bedeutet, also was
früher oixodofj,ia, -jurjjua, -fxrjaig hieß, wurde wohl nicht
mehr als Kompositum empfunden, da öef^teip kein lebendiges
Wort mehr war {öo/lh'j kommt auch erst bei hellenistischen
Dichtern vor).
^ Von vTio-ri&eaß^ai im-ßovkeveiv, während ein *öva-Ti&ea&ai
*ä-ßovXevEiv unmöglich ist. Natürhch kann neben av/ißovXeveiv —
ov/jßovh'i auch ovjußovXo:; — avfißovXia gebiklet werden; vgl.
änoaTaaln — äjrömaoi' § 43.
§§146 — 147] Komposition zum Zweck der Ableitung. 75
Komposition zum Zweck der Ableitung
(Kompositionssuffix, Hypostase).
§ 146. Sehr oft ist ein syntaktischer Wortkomplex
erst dadurch zum festen Kompositum geworden, daß der
Wunsch nach Ableitungen davon (§ 36, 38)^ die volle Ver-
einheitlichung verursachte. Als Musterbeispiel diene Ned-
TtoXiQ und MeyalÖTColiQ. Ursprünglich hießen die Städte
Nea UoIlq (vgl. Anhang III.) und Meydh] Uohg; wollte
man den Einwohner durch eine Ableitung bezeichnen,
so griff man zur Stammkomposition, weil diese die not-
wendige Einheitlichkeit der Wortverbindung am deut-
lichsten zum Ausdruck brachte; also NeonoXariQ Meya-
lonoUrriQ. Neben diesen Vollkomposita lebten die alten
doppelt flektierten Stadtnamen lange fort; schließlich
aber in nachklassischer Zeit schlössen sich auch diese
enger zusammen: NednoliQ flektierte als ein einziges
Wort nur noch am Schluß: NeanoXecag usw., Msyalo-
TioliQ übernahm sogar die Stammkomposition von Meyalo-
noXirriQ her. Vgl. auch yialoc, xäya'&og — xalo-xäya&ia
— xaloxäya'&OQ § 36, ävdgaya'&ia -'diCso'&ai -'&eIv § 93,
TQEiöxaidexarog (§ 66), ferner jileov- {/uslov-, sv-, xa^-)
exxTjQ (§ 101) -ekxeIv^ -E^ia von jzMov, /heIov, e'v, xaKüg
exsiv aus. Man kann auch die verbalen Rektionskomposita
so verstehen: xpvxrjv jxejujzei wird nie Kompositum (vgl.
§ 85 Fußn.), dagegen ifv^o-Tzo/unog; dasselbe gilt natürlich
für Komposita mit Nomen agentis auf -ag, -?;?, -r^/g im
Hinterglied (§ 98ff.).
§ 147. Unter den Suffixen, die aus syntaktischen Kom-
plexen Ableitungen bilden, nimmt im Griechischen das ad-
jektivische -Lo- (§283 ff.) unbestreitbar die erste Stelle ein;
es ist das eigenthche Kompositionssuffix des Griechischen-.
^ Oder nach weiterer Komposition (§37).
2 Es entspricht demnach unserm -ig: weit-herz-ig, hohl-
äug-ig usw.
76 A. Zusammensetzung. [§§14" — 149
Die Ausdrücke, an die es antritt, indem es sie erstarren
läßt und mit Einzel Wörtern auf eine Stufe stellt (Hypo-
stase), sind syntaktisch von verschiedener Art. Selten ist
es ein durch ,,und" zu verbindendes Substantivpaar:
cpayriOL-Tioaia (§82); überaus häufig eine Präposition mit
abhängigem Substantiv: 7taQ-d?uog (§51). Ein determinie-
rendes Nomen erscheint im Vorderglied einer to- Hypostase
in Stammform: o/no-Ttdrgiog (klass.) "vom gleichen Vater',
vgl. lat. bi-ped-ius] Ausnahmen sind sehr selten: iy.rri^iÖQiog
( § 66). Ein Dativ All ZcorfJQi liegt vor in A itoojxrjgia 'Opfer-
fest für Zeus Zmx/jo' (Inschr.), ein Genitiv in AiooooTjjQiao-
rai 'Verehrer des Zeus Zcoxrjq (Inschr.). Über -tdtog in
Hypostasen s. § 383.
§ 148. Als Kompositionssuffix kann man auch das
adjektivierende -o- (§50f., 143) betrachten. Es stehen ja
nebeneinander in gleicher Bedeutung ev-vnviog (Hom.)
und ev-vnvoQ (Dichter bei Plutarch), iq)-rj/uEoio:; (Hom.)
und ecp-ri[j,eQO(; (klass.), naQ-dhoq (Aeschyl.) und rrd^-a/og
(klass.), exrri-fjiOQiOQ und sxrrj-juoQog (§ 66). Es wäre jedoch
ein Irrtum zu glauben, Tidga/.OQ sei mit -lo- zu rraod/fog
erweitert worden; dem Griechen standen beide Bildungs-
weisen direkt zur Verfügung, so gut \\'ie 6jno-7idroiog (§ 147)
nicht von ojiio-ndTOJQ (klass.) abgeleitet ist.
Über eine sonderbare Art von Kompositionsableitung
in iJiTioTCÖTafiog, aiyaygog, Sa/uo'&Q'rjxiog s. § 93.
§ 149. In weit geringerem Maße werden auf die in § 146
beschriebene Art Verba gebildet (vgl. üher-nachten von über
Nacht aus): ey-XEigelv 'in die Hand nehmen, unternehmen'
(klass.), Ey-xeiQiL,ELV 'einhändigen' (klass.) von ev x^t^/;
Ey-yvallt,Eiv 'in die hohle Hand geben' (Hom.) \o\\ ev
yvd/M] Ev-coTi'i^EO'&at 'zu Ohren nehmen' (Septuaginta und
N. Test.) von ev (hrl, E7i-af.i(fOTEQiL,Eiv 'nach beiden Seiten
neigen' (klass.) von eti äficpotEga, Tigoo-ordiCEiv 'zu Boden
(jigog oddag) werfen' (Herodot, Eur.); dvdoaya&i'^EO&ai
-&EIV gehen zusammen mit dem Subst. -&/a (§ 93) wie rrno-
XEVEiV TZOCOTEia USW. (§ \6).
§§150 — 152] Zum Akzent der Komposita. 77
Zum Akzent der Komposita.
§ 150. Komposita mit einsilbigem Wurzelnomen im
Hinterglied sind Oxytona: ßov-Tclrj^^ Gidijgo-ßQchg^ äomö-
anoßli^Q, Gtdr}QO-KfA,iJ!;, Xifio-'&vi^Q^ ejii-ß?.^g, djio-QQco^^
ä-yvd)g, sv-Hgäg; wenn aber der Vokal des Wurzelnomens
ein kurzes i oder i? ist, so herrscht Barytonese: '/^sQ-vitp^
xpevoi-OTvi, TtQoo-qjv^^ a-C^'l, ev-C^'l, vfj-ig, weil diese Vo-
kale ursprünghch die Ablautsstufe der unbetonten Silben
darstellen.
§ 151. Mutierte Komposita aller Art waren auf dem
Vorderglied betont; im Griechischen sind sie es noch, soweit
es das Dreisilbengesetz gestattet: eV-r^eog, ndq-aloQ^ a-,
dvo-, Ev-'&vjuog, eQi-ßoiloQ^ äyd-vvicpog^ Cd.-'&sog, ä^io-loyog,
chxv-JzreQog, zgi-novg; aber ä^qii-d^dXaooog, goÖo-ddxzv/.og
usw. Auch die verbalen Rektionskomposita vom Typus ägxs-
Kaxog und regipi-fißgorog haben zurückgezogenen Akzent,
ebenso die koordinierenden und- iterativen Komposita:
öoi-ÖeyM (§ 81), Tzd/Li-Jzav (§ 22); ferner die Kasuskomposita:
Aida-y.ovQOi (§67).
§ 152. Die verbalen Rektionskomposita vom Typus
-TzojUTiog sondern sich nach dem Akzent scharf in zwei
Gruppen: xpvxo-7io/j,Jtdg (§97), aber ^EÖ-Tzo/uTcog (§106).
Bei rfvy^o-nofinög stammt die Oxytonese aus der Grund-
sprache, in der überhaupt die Tendenz bestand, Verbal-
nomina als Hinterglieder zu oxytonieren (§ 150); ^ed-no/uTcog
dagegen ist jedenfalls mutiert (§ 151), ob man nun erklärt
'einen Gott als Begleiter {Ttofxnog) habend' oder 'von einem
Gott Geleit {nofjLTcrj) habend'; in beiden Fällen ergab sich
passivische Bedeutung 'von einem Gott geleitet', wenn in-
folge der Assoziation mit -no/uTiög der verbale Inhalt von
'-Tiojunog in den Vordergrund trat. Diese Umwertung war
erleichtert durch den Typus '&e6-d/birizog '&eö-7tsjuJiTog, der
auch in der Akzentuierung gleich war (§ 156).
Die abweichende Betonung xovQo-ZQocpog, ■d'Vfjio-fpd^oQog,
loyoyQd(pog usw. statt *-XQ0(p6g usw. ist die Folge eines
78 A. Zusammensetzung. [§§ 152—156
griechischen Akzentgesetzes, nach dem ein Oxytonon zum
Paroxytonon wird, wenn die letzten drei Silben des Wortes
daktylischen Rhythmus haben (7täxv?.6g^ aber äyxv?.og).
Daß man dann den Akzentunterschied zwischen ßovhj-cpoQOi;
releG-rpÖQOQ usw. und *vdQo-(pog6:; usw., dem kein Bedeu-
tungsunterschied entsprach, nicht beibehielt, ist nicht ver-
wunderlich; der Ausgleich geschah zugunsten von ßoiiXr]-
(poooQ usw. (also danach auch vöqo-cpoQOQ usw.), weil die
Abneigung gegen eine unmittelbare Aufeinanderfolge dreier
Kürzen die Bildungen wie ^vögo-cpogög stark in der Minder-
heit erhielt.
§ 153. Die Ausnahmen sind z. T. Äolismen Homers, so
iTcnööaixoi; \ bei alyi-oyo^, rivi-oy_o<;, yairj-oxog (§121 mit Fußn.)
mag auch ev-oyoc. xäx-oyoc, e^-oyoz mitgewirkt haben (hinter
nominalem Vorderglied war -ovyog übhch; s. §121). Zwischen
'-fiaxot; von fiayr] und -ixäyoc, von ndysadm unterscheidet schon
Athenäus IV154EF ganz richtig.
§ 154. Die Determinativa haben Barytonese: Aioo-
xovQOi, dgrjt-<piXog, aKgo-nohg^ iJZTco-Tzöra/xog, yXvxv-
JiLKQog, lazQO-juavrig, avv-dovAog.
§ 155. Von diesen Akzentgesetzen machen die 6-Stämme
als Hinterglieder eine Ausnahme, indem sie den Ton auf
sich ziehen: ä-O'&evrig, ev-yev)jg, dvo-f^evi'jg, iju-jiievyjg,
7io?.v-eT7]g, 'd'£o-eid7]g, ai&g}]-yevi]g, xala-nev&i^g usw. (aber
in Eigennamen zlfo-7£V>/g, Zoj-xgdx)]gn^v^'.; vgl. §26). Istdie
vorletzte Silbe lang, so geht der Akzent gewöhnlich um eine
Silbe zurück: Ev-cüdi]g, £|-(6Ar/g, av'&-dd7]g, 7toÖ-My.rig,Tcod-
dgM]g, Jiegi-/bi7]X7jg, Haxo-/j^7]g usw.; doch sind unerklärte
Ausnahmen nicht selten: d-y^>£vd7]g, a-hj^rjg, v}]/j,£gr)'jg usw.
§ 156. Verbaladjektiva als Hinterglieder sind unbetont,
resp. barytoniert: ^eö-dfirjrog, aif^io-cpögvxrog^ ä-yrojorog,
ev-yvajLtnrog usw. Nur wenn sie mit einem Präverb zu-
sammengesetzt sind, schwanken sie in der Betonung: rraga-
öorog 'zu überliefern, zu lehren', aber ex-Öorog 'verraten'.
Diejenigen Verbalabstrakta, die nur mit Präverbien zusam-
mengesetzt werden, belialten im Kompositum ihren Ak-
§§156 — 159] Der literarische Charakter der Komposita. 79
zent: dvd-araoi(; mit Barytonese wie atda«^, aio&rjoig; vjio-
ßo?.tj wie ßoXt]. S. auch § 145.
§ 157. d- privativum und copulativum bewirken Bary-
tonese, abgesehen von den schon erwähnten Fällen ä-yvcog
(§ 150) und ä-o&sv}]g (§ 155), auch -von ä-ds?L(p6(;(^ 58), und
zwar nicht nur in mutierten Komposita (ä-^v/uog)^ sondern
auch in nichtmutierten: ä-d/bD/rog, ä-iögig, "A-iQog.
Von mehreren Präverbien (das Augment eingeschlossen)
ist das letzte betont: vnei^ diango (§ 109), naq-i-a^ov^
VTt-fiyov.
Ob man rtqo xov oder ngorov, ig de/ oder ecraet schreiben
will, ist lediglich eine orthographische Frage; vgl. § 48f.
Der literarische Charakter der Komposita.
§ 158. Nicht alle Arten von Komposita stehen nach
ihrer Verteilung auf die verschiedenen Bevölkerungsschichten
und Literaturgattungen gleich. Einige Typen, wie ä-'&vjuog,
ev-oeßijg, äv-iOT7j/ui, ävd-oraoig, auch Zusammenwach-
sungen wie Aioa-xovgoi, gehörten sicher immer der Alltags-
sprache an. Im allgemeinen aber darf man von den Kom-
posita, besonders den Stammkomposita, sagen, daß sie ein
Stilmittel sind; nicht daß sie eine hohe Bildungsstufe er-
forderten, aber sie haben doch meist etwas Gewähltes. Aus
diesem Grunde waren sie hervorragend geeignet für die
Poesie, für wissenschafthche Ausdrücke, für Scherze und
für Eigennamen.
1. Kühne Bildungen der Dichter.
§ 159. Die Dichter erlauben sich oft kühne Bil-
dungen, die sich in die Einteilungsschemata schlecht fügen
wollen. Hier einige Muster davon (andere sind im Verlauf
der frühern Darlegungen erwähnt worden):
xala-xagÖLog Muldenden Herzens' (Scut. Herc, Soph.,
spätere Dichter), xlrj-d^v [äo g 'duldenden Herzens' (Anthol.
Pal.), ■&E?.yeoi-juv'&og 'durch Worte bezaubernd' (Apollo-
hymnus in der Anthol.); alle drei haben die Form von verba-
80 A. Zusammensetzung. [§§159—161
len Rektionskomposita, behandeln aber dem Sinn nach das
Anfangsghed als Adjektiv.
XQELOOo-XEKva öf^juaza 'Augen höher geachtet als die
Kinder' (Aesch. Sept. 784). Anzuknüpfen ist etwa an
a^Lo-XoyoQ = ä^iog ?.öyov, also xgeiooö-rexva == xgei'aoova
rexvcDv; die „Stammform" kqelgoo- zu xoeiöocov nach dem
Vorbild von aHjuo-'&eTov zu äxjLUov u. dgl. (§ 131).
2. Vertauschung der Kompositionsglieder.
§ 160. Bisweilen sind die Kompositionsglieder
einfach vertauscht worden, beosnders in Eigennamen
(§ 163). Dazu verleiteten die Fälle, in denen zwei Komposita,
die aus denselben zwei Begriffen nach verschiedenen Kom-
positionstypen gebildet waren, in der Bedeutung tatsäch-
lich zusammentrafen: (psg-aoTCLg und äoniötj-cpoQoq, cpsge-
KaQTioQ und Tiagno-cpoQOQ, öaxs-'&vjuog und ■&vjuo-daxr]g,
aQxe-noliQ und noXi-aQxog^ tqix-ovXoq und ovÄo-'&Qi^,
äyQiö-xoiQog und ov-aygog. Nach solchen Mustern konnte
ein reflektierender kühner Sprachkünstler glauben, man
dürfe ohne weiteres die Glieder vertauschen: ßooßooo-
rdga^ig braucht Aristophanes (Equ. 309) im Sinn von
" Schlammauf rührer', was nach dem gebräuchlichen Typus
*TaQa^i-ßögßo()og heißen mül.Ue, wie Aristophanes selber
Taga^L-'/idodiog für "das Herz beunruhigend' sagt (Ach. 315).
Auch TQan-efXJTaAiv ""zurückgewendet' (Pherekrates bei Pho-
tius) scheint lediglich eine Umkehrung von 7ia)Jv-rQ07iog
(klass.) zu sein, ebenso äKovoi-&eog 'von Gott erhört'
(Anthol. Pal.) für *^s-dxovorog oder dgl. Gleichbedeutend
sind auch lEiQO-ydöXMQ (Hekatäus) und yaorfEjQo-XEiQ
(Strabo) 'von der Hand in den Mund lebend, von seiner
Hände Arbeit lebend'; beide sind in der syntaktischen Be-
ziehung der Glieder zueinander sehr unklar.
3. Komposita mit meiir als zwei Gliedern.
§ 161. Zu den seltenen freiem, künstlichen Bil-
dungen gehören auch die Komposita inil mehr als zwei
Gliedern. Wir haben deshalb bisher uns sozusagen nur
§§161 — 163 Die Personennamen. 81
mit zweigliedrigen Komposita beschäftigt und immer nur
von Vorder- und Hinterglied gesprochen und stellen erst
jetzt einige mehrgliedrige zusammen. Nicht mehrgliedrig
sind streng genommen solche Komposita, die aus zwei Teilen
bestehen, von denen einer oder jeder selber Kompositum ist,
also z. B. äGnid-anoßXtjQ, XQaTC-ifiJcaliv^ xaqa^-innoöXQatoQ
'die Ritterschar verwirrend' (Aristoph.), emxaiQE-xaKOQ^
i/jcßaoi-xvrgog, TtaQaxlavoi-d^VQOV, ipajUjuaxoGio-ydQyaQa,
vr]XiJro-xai-ß2.E7teXaiog, axQeipodixo-navovQyia 'Rechtsver-
dreher-schlauheit' (Aristoph.). Dagegen sind wirklich mehr-
gliedrig xogvevxo-XvQ-aüTiido-Jzrjyög^ xQVO-£XE(pavx-rj}.e>iXQog,
juaxQo-xajUTtvX-avx'Tjv 'mit langem, krummem Hals' (Epi-
charm), ßaxgaxo-juvo-juaxia'Kam])l der Frösche und Mäuse',
aaQxaOjbto-Jiixvo-xdfXJtxijg 'unter Hohnlachen Fichten beu-
gend' (Aristoph.), '&r]goCvyo-xaiuxpi-juexa>7Tog 'dem (oder:
mit dem) Tierjoch die Stirn beugend' (Anthol. Pal., nur Buch-
stabenspielerei). S. auch Anhang II.
§ 162. Auf einem ganz andern Blatt stehen die Kom-
posita mit mehreren Präverbien; diese sind besonders
in der Koine beliebt geworden und haben sogar oft das ein-
fache Kompositum verdrängt. Aber auch hier handelt es
sich gewöhnlich nicht um Zusammensetzung mehrerer Prä-
verbien mit einem einfachen Verbum, sondern um Zusam-
mensetzung eines schon komponierten Verbums mit einem
neuen Präverb: ngoo-EJiixifxäv 'noch dazu schelten', ngo-
ejußißdCßiv 'vorher hineinbringen', vjt-aJtiEvai 'allmählich,
heimlich weggehen', ovju-nagsiGegxßO'&ai 'sich mit ein-
schleichen'. Anders sind die meisten der altern Beispiele:
vn-e^-ava-dvvat (Hom.) 'unten heraus emportauchen', 6i-
BK-Ttegäv (Herodot) 'hindurch und hinausgehen', usw. Das
hängt damit zusammen, daß Homer noch einige Verbindungen
von Präverbien in mehr oder weniger adverbiellem und in
präpositionalem Sinn kennt: vji-e^, nag-e^, dia-ngo (§ 109).
Die Personennamen.
§ 163. Die meisten griechischen Personennamen sind
Komposita. Das hohe Alter dieser Gewohnheit ergibt sich aus
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 6
82 A. Zusammensetzung. [§§163 — 164
dem Vergleich mit verwandten Sprachen : deutsch Sieg-fried,
Diet-rich usw., gaUisch Dumno-rix, Crito-gnätiis, slavisch
Wladi-mir, Stanislaw, iranisch 'Ivxa-cpEQvriq, 'Axai-/Äevr]g.
Im Griechischen sind fast alle denkbaren Sorten von Kom-
posita bei den Personennamen vertreten: 'Ejit-oroorpog,
'YjxEQ-juevrjg, Ugö-ievog, 'Agiit-doog, "lo-avdgog, 'Aorv-
ai'al, JJo?,v-VEix}]g, 'A7io?26-d(OQog, Avxo-qpQCov, 'Aq^e-
XoxoQ (und \Agxi-^-oxog)., Zitjoi-xogog, 'IjXTrö-da^iog, Evqv-
ßdrijQ, 0eö-dorog, "A-Ö^irjTog, Ev-juo?.jiog, ndv-i)oog. Da
man mit den Namen etwas Angenehmes sagen wollte, konnte
die Zahl der verwendbaren Wörter nicht übermäßig groß sein,
und man mußte die gewünschte Variation in der Neugrup-
pierung der einmal herkömmlichen Wörter suchen. Dabei
ging es oft nicht ohne logische Härten, ja Sinnlosigkeiten ab;
vgl. z. B. Avoi->c/S]g,'l7i7c6-lvrog/Hg6-OToaTog. Manchmal
half man sich auch mit der Umkehrung der Glieder; weil
"Ag^-iTutog und "IjiJt-agxog tatsächlich beide einem ge-
läufigen Typus entsprachen, kehrte man auch z. B. 0s6-
dwgog zu Aojgö-'&so g um; vgl. auch §160. Auch das Be-
streben, dem Sohn etwas vom Namen des Vaters zu geben
{'Avdgo-vLKog Sohn des Nixo->c?ifjg; vgl. Hüde-hrand Sohn
des Heri-brand und Vater des Hadii-brand), war für den Sinn
des neuen Namens oft verhängnisvoll, weil es die Kom-
binationsmöglichkeiten verminderte^. Der Ausgang des
Vorderglieds wird sehr frei behandelt; s. § 138.
§ 164. Ebenfalls urindogermanisch sind neben diesen
zweistämmigen sogenannten Vollnamen die Kurznamen
(§23, 327), in denen entweder ein Glied gänzlich wegfiel
(AvGig für Avoi-j Ai/hmv für -aificov; vgl. Fritz für Fried-
rich, Rike für Friederike) oder nur noch in einem Rest vor-
handen war (KdÄ/urog für KaVu'-rif(og). In beiden Fällen
treten gern Suffixe an: Niyjov (§ 313) unil JXixuig Tür Xixo-,
EvQV-G'&evgiüTEvgv-od'evijg, in hellenistischer Zeit fast nur
-äg'.Zijväg für Zrjvo-,\ivTi7zäg iüv'AvTi-::iaTgog. Der Kurz-
' Vgl. Aristoph, nub. 62ff. : Die Mutter wiinschl im Namen
des Sohnes innog zu haben, der Vater will ihm den Namen des
Großvaters (Z>f{öoji'/(5>yc geben; sie einigen sich dui ffieiöirrjTiöi]^.
§§ 164—166] B. Verbale Ableitung. — Allgemeines. 83
name wird wohl meist zuerst Kosename gewesen sein und
dann allmählich den Vollnamen verdrängt haben. Vgl. auch
-loxog § 399.
Aus Kurznamen wie Adfiaoog (für Aa/naoi-xkrjg Aafxdo-
ijijiog u. dgl.) wurde infolge sekundärer Beziehung auf
da/iidCsiv ein Suffix -oog mit namenartiger Bedeutung ab-
getrennt: '^ Pacpavo-xÖQxaooQ ,,Rettigfresser" (Parasitenname
bei Alkiphron) zu xoQxdt,Eiv „sättigen", yelaoog „Wiede-
hopf" (Hesych) zu ysMoaij fj.sd'vooQ „Trunkenbold" (Ari-
stoph.) zu jJued'veLv „betrunken sein".
§ 165. Eine dritte Art der Namengebung reicht ebenso-
weit zurück: die Spitznamen. Sie sind entweder gewöhnliche
Wörter wie z.B. Targo;, IJvQQog {rrvgQÖg 'feuerrot'; §26), oder
mit Suffixen, besonders mit -oji- (§313), erweitert, z.B. EijjKov
{aifiög 'stumpfnasig').
B. Verbale Ableitung.
Allgemeines.
§ 166. Vom einzelsprachlichen Standpunkt aus gesehen
stehen diejenigen abgeleiteten Verba, die das Suffix durch
alle Tempora hindurch festhalten, durchaus im Vordergrund.
Typen mit auf ein einzelnes Tempus beschränktem Suffix
treten dagegen völlig zurück. Und zw'ar kommt von den
Tempora eigentlich nur das Präsens in Betracht. Das
Perfektum ist seit Urzeiten nicht durch Suffixe gekenn-
zeichnet (das K von ßeßovlsvxa ist ein Element der
Formenbildung, nicht der Wortbildung, weil es gegen-
über den ^-losen Perfekta wie Ttejzojucpa nichts inhalt-
lich Neues beifügt); das Futurum ist nur eine zum
Tempus, also zu einer Funktion des Präsens, gewordene
modale Bildung, sei es nun ursprünglich der Konjunktiv
des s-Aorists oder eine Präsensbildung mit -si- oder beides.
Auch der Aorist hat zwar formale Merkmale, aber keine
84 B. Verbale Ableitung. [§§166—168
Suffixe (über -d- im Aorist s. unten § 174); der sigmatische
Aorist mit seinem <7-Formans ist so gut wie der thematische
oder der Wurzelaorist nur ein Teil eines festen Konjugations-
systems.
§ 167. So bleibt nur das Präsens übrig. Schon in indo-
germanischer Zeit war dieses besonders reich ausgestattet
mit Suffixen. Im Griechischen besteht dieser Zustand weiter,
nur sind in den Bildungen starke Verschiebungen eingetreten.
Die meisten alten sind zu spärlichen Resten zusammenge-
schrumpft; die wichtigern sind unten § 168 ff. angeführt. Da-
für hat sich ein seit alters charakteristisch ausgeprägtes Suffix,
nämlich -lo-, das vornehmlich der Ableitung von Präsentia
aus Nomina diente, in eine ganze Reihe von z. T. äußerst
lebenskräftigen Bildungen gespalten. Zugleich sind diese
neuen denominativen Suffixkonglomerate im Anschluß
an nichtdenominative Verba desselben Ausgangs vom
Präsens aus auf die übrigen Tempora übertragen worden
{-dco iqoco usw., -aivco ■ — -avöj usw.); nur das -i- blieb
auf das Präsens beschränkt und konnte das um so eher tun,
weil es durch lautliche Vorgänge beseitigt oder verdunkelt
war und so seine ursprüngliche Ausdrucksfähigkeit verloren
hatte. Als eigentliche Suffixe zur Bildung von Verbalstämmen
haben also nur diese Nachkommen des alten -io- zu gelten;
trotzdem rechtfertigt es die oben erwähnte besondere Stel-
lung des Präsens, daß wir hier auch die Präsenssuffixe in
die Betrachtung einbeziehen.
Freilich nur die Präsenssuffixe; wurzelhafte Typen
wie Eö-ri, ri-^rj-iui, oder mit Themavokal /.v-o-fiev u. dgl.,
die auch Aoriststämme bilden können (e-ori'i-v, i-yev-e-To)^
sind keiner Weiterentwicklung fähig.
Die kleinern Präsenssuffixtypen.
I. /i- Suffixe.
§ 168. 1 . -V eiv meist mit Tiefstufe der Wurzel : ddx-veiv
'beißen' (d/j^o/uai, e-däx-ov), y.d/u.-vEiv 'müde werden'
(e-xa/u-ov, XB-Xjurj-xa)^ Tct-veiv 'trinken' (Alkäus rtco-rrjv)
§§168 — 170 Die kleinem Präsenssuffixtypen. 85
(e-TZL-ov, Ticb-^a ^Trank'; Ablaut -öi- Z-) und wenige
andere. Über Erweiterungen mit -io- wie hoivco aus *kqiv-uo
vgl. § 178.
§ 169. 2. -dveiv nach langer Stammsilbe: äjuaor-
dveLv{fifxaQX-ov) 'fehlen', /^AaaT-ai'e«)^ 'sprossen' {e-ßXaox-ov),
alad'-dvEO'&ai 'wahrnehmen' i'^Gd'-6jj,7]v) und eine Anzahl
anderer. In bescheidenem Maß ist -dveiv als „Verstärkung"
des Präsens produktiv geworden: av^-dvetv = av^siv 'ver-
mehren, wachsen', il^-dvsiv = i^eiv 'sich setzen, sitzen,
setzen' usw.
Besonders dient -dveiv zur Erweiterung des Typus von
\at. iungo: iug-uni., riimpo: rüp-i (vgl. §6); so z.B. Aa/uß-
dveiv, XavO^-dveiv, 7tvv&-dveo'&ai. Die Analogie ist nie
stark wirksam gewesen, aber zu allen Zeiten: Homer kennt
noch h)d^eiv und JiEv&ea'&ai neben lav&dveiv und nvv&dve-
ö§ai; andere Beispiele wie hfiTidveiv = /.eiJieiv und day-
y.dvEiv = ddxveiv treten erst in klassischer oder nach-
klassischer Zeit auf. Gemeinsam ist allen das Verhältnis
?.afißdveiv: elaßov^ öayxdvsiv: edaxov, ?.i/u7tdveiv: ehnov,
also liegt darin jedenfalls der Ausgangspunkt für die Aus-
breitung; das oder die Urmuster lassen sich jedoch nicht
mehr bestimmen.
Erweiterungen mit -io- (vgl. § 178) kommen auch hier
vor: klass. 6Xia&dvELv\xndi d^aö^a/'i'etv 'ausgleiten' {mhoi^ov)^
klass. yAayydveiv und yJ.ayyaivEiv 'schreien' (vgl. y)AL,Eiv
aus *yj.ayy-i-).
§ 170. 3. -va- {-vij-):-vä- (nur bei zweisilbigen Wur-
zeln) ist mit der ganzen //{- Konjugation im Verfall be-
griffen: episch-poetisch sind z. B. öa/Lc-vd-vai 'bändigen'
{de-d/Ltr]-juai, öa^^d-Cco), {.idq-vaod^aL 'kämpfen'. Nicht
recht klar, auch im Wurzelvokalismus, ist die Gruppe
KiQ-vd-vai = y.Eoavvvvai 'mischen', Koi/j,-vd-vai = xge/Li-
avvvvai 'aufhängen', 7ti?i-vd-vai = neXACeiv '(sich) nähern'
(vgl. § 244), nix-vd-vai = neravvvvai 'ausbreiten' und
= TT /i/TTeti' 'fallen', axid-vd-vai = oyedavvvvai 'zerstreuen :
86 B. \'erbale Ableitung. [§§170—172
die meisten davon scheinen mehr künstliche Parallel-
schöpfungen nachahmender Dichter zu sein.
§171. ^. -VV-: -VV-. Diese Gruppe ist bei Beginn der
Überlieferung noch in einer hübschen Anzahl von Exem-
plaren vertreten, schwindet aber zusehends; schon bei
Homer tritt allerlei Ersatz ein: rtvsiv (aus nvf-; att. rlveir)
"bezahlen' neben xeivvrai; cpMvv-'&eiv 'vernichten' und
(p'&tveiv (aus (p'&ivf-). Die meisten gingen später, beson-
ders in hellenistischer Zeit, unter: für xogevvvvai 'sättigen'
sagt man '/^oQxdl^Eiv (eigentlich 'mästen'), für ävoiyvvvui
'öffnen' dvoiyeiv, für Qrjyvvvai 'brechen' qtjooeiv.
Weitere Beispiele: deixvvvat (Fut. ösi^co), ollvvai (aus
*d/i-r-) (djAeffa), ofjLogyvvvaL 'abwischen' (zu d^egyeir
'pflücken'), JtrdQvvo&ai'niesen (e-TiraQ-ov), Tterarvurat 'aus-
breiten' (ijzeraoay, Ccovvvvai 'gürten' {eCcooa; danach
wurde nach Homer zu eozQcooa sggcooa auch orgcovvvvai
Qcovvvvai geschaffen).
II. -oy.o-.
§ 172. (pd-oxeiv 'sagen' zu rpd-vai, ßd-Gy.eiv 'gehen' zu
ßaivEiv e-ßrj-v, ndoyeiv 'leiden' aus *7xaß-Gy.- zu e-7ca'&-ov,
ß/.ojaKELv 'laufen' aus *jii/j')-oy.- zu E-fw/.-ov.
Mit Reduplikation: yi-yvco-OHSiv 'erkennen zu E-yvio-r,
ßi-ßgco-ox£iv 'essen' zu ße-ßgoj-ya, iioxsiv 'gleichen' aus
*f£-fiy-c!x- zu izEAog 'ähnlich', dg-agi-oxEiv 'fügen' zu
dgi-'&ibidg 'Zahl'.
Von Präsentien wie Evgi-oyEiv 'ünden und d/.i'-ayEG&M
'gefangen werden' (i oder i?), deren i im Ablaut zu -e- und
-5- zu stehen scheint (Evg/j-Go, aXco-oo/uai), ging ein neues
Suffix -ioK-Eiv aus; dieses wurde auch an langvokalischen
Ausgang angehängt: -AÜ.&vyoy.-Eiv ^(i^uv)]oyEiv an?>-)jtöy-Eir.
''■ -avvvi'ui zu -dacii statt des altern -vdvai (§ 170) nach dem
.Mustei' d/xq)iei'vvvai-6Lfz(pieaai ist eine Besonderheit des Attischen
seit dem Ausjrano: des "». .Uis. v. (!hr.
§§ 1 73. 174 Die kleinern Präsenssuffixtypen. 87
§ 173. Die vom lateinischen -sco {inveterasco^ exardesco
usw.) bekannte inkohative Bedeutung ist höchstwahr-
scheinlich einzelsprachliche Entwicklung. In den wenigen
griechischen inkohativen Beispielen liegt dieses Moment
in der Wurzel: y}]Qdoxsiv 'alt werden' {e-yrjQä-oa) wie dia-
lektisch alten = alt werden^ rjßdoxeiv 'mannbar werden'
(neben 7]ßäv), danach yevei-doxeiv 'bärtig werden' zu
yevEiov 'Bart'. Nur /ns'&voy.EO^aL 'betrunken werden' fällt
aus diesem Rahmen.
Die sogenannten ionischen Iterativformen des Im-
perfekts und Aorists wie (psvyEOxov, öooxov, eJAoaüKov
scheiden hier aus, da nicht einmal die Identität ihres -ok-
mit dem präsentischen -ax- sicher ist.
III. -§o-.
§ 174. In mannigfaltigster Weise werden Wurzeln und
Verbalstämme mit -§o- erweitert: ßqt-'&eiv 'belastet sein'
[ße-ßqW-a mit Ausdehnung des -i^^- über das Präsens hinaus)
zu ßgi-agög 'gewaltig', (pd^ivv-d^siv (§ 171), nXrj-d^eiv 'voll
sein' {-d- auch in 7r/i^??og 'Menge') zu Jciju-TiXd-vai, alrj-deiv
'mahlen' ion. -hellen, für äXeiv.
Während man hier noch von Wurzeldeterminativ (§ 7)
reden könnte, haben sich -wßo- und -e^o- mehr suffixartig
entwickelt:
neld-'&eiv 'sich nähern' zu 7te}A-L,Eiv^ besonders im
Nebentempus jusr-E-xi-a^ov, seQy-w&ov usw.. Formen, die
seit alters von den einen Gelehrten fürs Imperfekt, von
andern für den Aorist in Anspruch genommen werden.
'&aAs^eiv 'blühen' i'&d^J^eiv, '&dloQ), cpas'&eiv 'leuchten'
{(pdog), cpleye'&Eiv 'brennen' {(pleyeiv 'verbrennen'). Sicher
aoristisch oxe^£iv = o%eIv.
Ob oder in welchem Umfang das Suffix -do- mit der
Wurzel d^Tj- 'setzen, stellen, legen, machen' zusammenhängt,
ist vollkommen dunkel.
88 B. Verbale Ableitung. [§§175.176
Die io-Präsentia.
Allgemeines.
§ 175. In dieser Gruppe ist im Griechischen sehr Ver-
schiedenes vereinigt worden, das früher (z. T. durch den
Akzent) deutlich geschieden war: Den größten Anteil haben
am griechischen Bestand die Denominativa; die Deverba-
tiva nehmen sich daneben sehr bescheiden aus; auch die
primären Bildungen sind von ihnen überwuchert worden.
So sind auch die Unterschiede in der Konjugation dieser
Bedeutungsgruppen so gering geworden, andererseits die
Spaltungen in neue erweiterte Suffixe so hervorstechend,
daß sich als oberstes Einteilungsprinzip nicht der indo-
germanische Bestand, sondern der griechische empfiehlt.
Übrigens sind die primären Verba möglicherweise nur eine
ältere Schicht von Denominativa, wenn nicht ihre Urbilder
überhaupt aus einer Zeit stammen, in der der Unterschied von
Nominal- und Verbalstamm noch nicht bestand; die De-
verbativa wiederum scheinen Ableger der Denominativa zu sein
(§ 186, 250); deshalb ist die Abgrenzung zwischen den drei Ab-
leitungsarten im Einzelfall oft unmöglich. Auch die indoger-
manische Passivbildung auf *-iüai (3. sg. praes. act.) hat jeden-
falls dem Griechischen Verba auf -io- geliefert, indem aus dem
Passiv ein Aktiv zurückgebildet wurde.
§ 176. Die Vermischung der verschiedenen Bildungen ist
etwa in folgender Weise vor sich gegangen: Das Verschwin-
den des Akzentunterschieds ist eine Folge der Neuordnung
der Betonung, die das Griechische auf Grund des bekannten
„Dreisilbengesetzes" vorgenommen hat, nach dem eine Be-
tonung vor der drittletzten Silbe überhaupt ausgeschlossen
war; außerdem rückte im Verbum finitum d(M' Ton so weit,
wie es das Dreisilbengesetz gestattete, nach dem Wort-
anfang zu, weil die finiten Verbalformen früher sehr oft
enklitisch waren, und beim Verbum infinitum wurde der
Akzentunterschied nach dem Gegensatz lem-eiv (b(?tonte
Normalstufe): Jun-elv (unbetonte Tiefstufe) zu einem Merk-
§§176 — 179] Die lo-Präsentia: Verba auf -öv. 89
mal für präsentische und aoristisclie Aktionsart umgedeutet,
sodaß nun auch die Präsentia auf -io- ohne Unterschied der
alten Ableitungstypen in allen Modi Zurückziehung des
Akzents aufweisen. Vgl. noch besonders über die Verba auf
-eiv § 187.
§ 177. Ein weiterer Grund der Vermischung war der,
daß sich bei den Denominativa und Deverbativa, die wohl
ursprünglich ganz auf das Präsens beschränkt waren, das
Bedürfnis einstellte, außerpräsentische Tempora zu bilden,
und dafür waren solche primäre Verba, die gleichen Stamm-
auslaut vor dem -io- hatten, die gegebenen Vorbilder: aus
(pQaoöo) : cpQd^co (aus -k-j- : -k-s-) ergab sich zu <pv?Aoo(o (von
(pvla^) ein (pvXd^co usw.
§ 178. Eine Sonderstellung nehmen die Erweiterungen
andrer Präsenssuffixe (in Betracht kommt sozusagen nur
-n- ; s. auch § 169) durch -io- ein. Den alten Zustand stellt
xqtvco (aus *KQl-V'i-o)): xe-xQi-fiat dar; aber wie bei diesem
Verbum in xgivco eXQiva doch der Nasal des Präsens durch-
gedrungen ist, so ist bei all den andern die Beibehaltung
der alten n-losen Tempusbildung höchstens Ausnahme.
Über das Grundwort der Denominativa ist zu be-
merken, daß o-Stämme vor dem -io- ihr -o- verlieren können:
Tca'&aQOQ — xa&aigeiv, yoyyvXog — yoyyvXXeiv^ q^dgjuaxov —
(pag/LidaGEiv, ßdoxavoQ — ßaoxaiveiv usw. Die Regel ist
allerdings (püiog — cpiXslv.
I. Die vokalischen lo- Präsentia,
d. h. die Verba auf -äv {-tjv), -elv, -ovv, -leiv, -veiv, -sveiv.
1. Die Verba auf -äv {-fjv).
§ 179. Primäre Verba auf -äv (aus *-ä-i'o-^) sind sehr
selten: z. B. ögäv "tun', ^Aäi' 'bellen', maj^at 'heilen'. Auch
^ Über die Quantität des -a- in -da) s. § 209. Über die
ursprüngHche Bildung der Präsentia wie anäv (andaat, ajtao&fjvai)
läßt sich nichts feststellen; auch das einzige derartige Denomina-
tivum yeMv kann ebensogut auf *yeXaa-i- (zu ye^cog] wie auf eine
Umgestaltung von *y£M-vai zurückgeführt werden.
90 B. Verbale Ableitung. [§§179—181
die Verba auf -^i-, die alle primär sind, zählen hier nicht mit,
und die Sprache geht darauf aus, sie ganz auszumerzen:
z. T. sind sie überhaupt nur noch in einzelnen Dialekten
vorhanden, wie z, B. im Dor. ^57^ ""wollen' ; z.T. gehen sie in
die Flexion der Verba auf -äj'über; so heißt das gebräuch-
lichste von ihnen, '/^Qi]G'^aL, in ion. -hellen. Sprache ygäo&ai.
§ 180. Die Denominativa auf -äv bilden einen der
geläufigsten Verbaltypen des Griechischen.
Für die Ableitungen auf *-ä-iö > -dco aus
ä-Stämmen, die bei Homer noch weitaus in der Überzahl
sind, genügen wenige geläufige Beispiele:
ßoäv ""rufen' von ßo7] 'Ruf;
'&eäo^ai 'schauen' von ^ea 'Anblick';
jjLTjxaväo'&ai 'kunstvoll bauen, listig aussinnen' von
jurixoivr] 'Kunst, List';
vixäv 'siegen, besiegen' von vi'xi] 'Sieg';
oiyäv und auojiäv 'schweigen' von or/7] und guotii]
'Stillschweigen'.
Weil das Suffix -io- ein rein formales Mittel zur Bildung
von Verba aus Nomina war, so konnten die Bedeutungs-
beziehungen der Denominativa auf -io- zu ihren Grundwör-
tern alle möglichen Schattierungen annehmen; so ist es
auch bei den Ableitungen auf -äv aus ä-Stämmen, da dies
nur eine lautgesetzliche Untergruppe von -io- ist.
§ 181. Andere Verhältnisse sind zu erwarten, sobald
ein neues Suffix abgetrennt und auf andere Stämme über-
tragen wird. Wenn z. B. zu einem o-Stamm statt dem laut-
gesetzlichen -eIv (§ 187) ein -äv gebildet wird, so muB eine
Bedeutungsverwandtschaft zwischen diesem neuen Verbum
auf -äv und einem oder mehrern von den ursprünglichen
Verben auf -äv bestehen, die stärker war als die formale
Beziehung des o-Stammes zu -elv. Man mul.» also für die
analogischen Bildungen auf -äv Bedeutungsmuster bei den
Ableitungen aus ä-Stämmen suchen, und man kann es mit
guter Aussicht auf Erfolg, weil die analogische Ausbreitung
ihren Höhepunkt in der klassischen Zeit erreicht hat und
§§ 181—183] Die lo-Präsentia : Verba auf -äv. 91
auch nicht imstande gewesen ist, die alte Schicht an Zahl
zu überwuchern — ein Zeichen dafür, daß sie keine Ver-
flachung zu einer allgemeinen Bedeutungsbeziehung ver-
ursacht hat wie bei -ovv (§ 204) und -i^eiv (§ 255), sondern
an enger umgrenzten Begriffsgruppen kleben geblieben ist.
§ 182. Der Fall, daß der formalen Analogie ein nennens-
werter Anteil an einer Neubildung zukommt, ist natürlich nicht
ausgeschlossen, aber es sind nur ganz wenige solche Beispiele
nachgewiesen. Von bekannten Wörtern scheint {an-, vjt-) ävxäv
'begegnen' hierher zu gehören ; offenbar wurde es zu dem Adverb
arra 'gegenüber' geschaffen nach Paaren wie nslQa: nsiQäv, /uolga:
/xoioäa&ai.
§ 183. Unter den Bedeutungsgruppen, die für die ana-
logischen Übergriffe von -äv maßgebend waren, tritt in der
klassischen Zeit besonders eine hervor, die mit allerlei
Nuancen eine Krankheit, ein (krankhaftes) Begehren,
eine Gemütserregung bezeichnet. Z. B. ist xogv^äv
}.£7toäv rcoöaygär' mit Schnupfen (xogv^a), Aussatz {lenga),
Fußgicht {TioödyQo) behaftet sein' vorbildlich geworden für
XoTiäv 'rindenkrank sein' [Xotzoq 'Rinde'), coöiväv {djdlvEg
'Wehen'); [xeXayxoAäv 'an schwarzer Galle leiden' statt
*ljiE/.ayxolELv^ wie es zu jue?Ayxo?Mg nach § 187 heißen
sollte (vgl. ^eXayxolia)^ ist von dem gleichbedeutenden
Xoläv (aus xoXri) veranlaßt.
Ein krankhaftes, abnormes Gelüste bezeichnen u. a.
yuooäv 'unnatürlichen Appetit (xiooa) haben', rofxäv 'einer
Operation (tojbiij) dringend bedürfen', q)oväv 'nach Mord
((pov)]) begehren'; an solche haben sich angeschlossen jLia'/-
/.är 'geil {judxXog) sein', ^ararär 'den Tod {^dvarog) herbei-
sehnen'u. dgl. Von /vffdäv 'toll sein' (/vaaa 'Tollheit') kam
man zu den Synonyma o/0Toäj^(otaT^o? 'Bremse <nstachel>,
Wutanfall'), y.axodai/Liovär {^axodai/ucov 'einen bösen
Dämon habend') usw. Verwandtschaft mit xiooäv iJLa%läv
hat auch 'strotzen, schwellen': ögyär {ögy}] 'Naturtrieb');
danach z. B. ocpgiyäv {ocpglyog^ n. 'strotzende Fülle, Wol-
lust'), oiöäv {oidog, n. 'Geschwür') (alt oiddvEiv, oldafvEiv,
oIöeIv).
92 B. Verbale Ableitung. [§§184—186
§ 184. Viele Krankheitsnamen gingen auf -ia aus, also
die Denominativa dazu auf -läv: aljucadia ""Zahnschmerz' —
alficoöiäv, vavTia ^Seekrankheit' ■ — vavriäv, öcp&a).[xia
'Augenkrankheit' — 6(p'&a?.juiäv, auch äyonna 'Furcht' —
dycoviäv, usw.; da man nun 6(pd^a?.juiäv und äyojviär auch
direkt mit dcp&a?>.fj,6g und äyojv verbinden konnte, so lag es
nahe, auch zu andern Substantiven Krankheitsverba mit -läv
zu bilden: U.iyyiäv (üuyyog 'Schwindel'), cpd^ioiäv {(f&ioii;
'Schwindsucht'), xpcoqiäv (ipchga 'Krätze'), usw. Auch für
ein abnormes Bestreben ist -läv produktiv geworden: ikXe-
ßoQiäv 'Nieswurz {el/Jßooog) nötig haben, verrückt sein',
KovQiäv 'die Schur {xovqö.) nötig haben', fÄW&ririäi' 'Schüler
(/j,a'&r)rrjg) sein wollen'. Die Muster lagen bereit in orrovö-
aQxiäv 'von onoi^öaQXia (Streben nach Staatsämtern) er-
füllt sein', OTQaiiiyiäv 'nach einer Feldherrnstelle (oroar)jyia)
trachten', u. ä., die auch auf *07iovdaoxog und orgaTrjyög
bezogen werden konnten.
§ 185. Beispiele für kleinere Gruppen und Einzel-
analogien:
nelEx(x)äv 'mit der Axt {jie?.E>cvg) behauen' nach
andern Handwerkswörtern, vorab nach leyräi' 'mit
Kunst {TEXvrj) bearbeiten';
/Lioj/uäo§ai 'tadeln' {/mojuog 'Tadel') nach Äoßäoßai
'beschimpfen, mißhandeln' {hoßii 'Beschimpfung,
Schmach');
rjrräo'ßai 'unterliegen' ist Umgestaltung von *))t-
T.ovo{^ai (ion. eooovod^ai, § 20G) (zu fjrrcov) nach
vixäo&ai von vik)] (vgl. § 15 Fußn.); yrra ist Rück-
bildung aus rjrräo&ai (vgl. § 25).
Über die instrumentative Bedeutung mancher Verba
auf -äv s. § 202; typische, werbende Kraft wie bei -oi~r hat
diese Variation bei -m> nicht gewonnen.
§ 186. Die nichtprimären Verba auf -äi> sind mit den
Denominativa nicht ganz erschöpft; es gibt noch zwei kleine
Grupptm von Dr>verbativa, aber sie sind beide wenig
zahlreich und vom Anfang der Überlieferung an im Ab-
sterben.
§§ 186. 187] Die lo-Präsentia : Verba auf -elv. 93
Die eine Bildung, -räv oder -eräv, steht schwerlich mit
den Nomina agentis auf -rr/g -eti]<; in näherer Beziehung,
da zu -xr](; in der Regel -teIv gebildet wird (§341).
So ist Homer vaiexäv = vaisiv 'wohnen' sehr geläufig; aber
vafijhrjg 'Bewohner' scheint später und Kunstschöpfung
zu sein. Zu £vx£t:äo{}ai = evxeo^oli 'flehen, beten' gibt es
evxetrji; überhaupt nur bei antiken Etymologen. Zu -räv
vergleiche man etwa oxigräv = oxaigeiv 'hüpfen'. Ob die
lateinischen Frequentativa auf -täre {dictäre zu dlcere) und
-itäre (agitäre zu agere) sprachgeschichtlich identisch oder
bloße Parallelen zur griechischen Bildung sind, mag hier
unentschieden bleiben; jedenfalls tritt im Griechischen die
f requentative Bedeutung keineswegs hervor. Vgl. -rdCeiv § 250.
Auch die zweite Bildung (Typus orgoxpäv 'hin und her
wenden', zu orgecpELv) ist jedenfalls von ursprünglich
ä-stämmigen Substantiven ausgegangen, aber früh zum de-
verbativen Frequentativum geworden.
2. Die Verba auf -elv.
§ 187. Was in § 175 f. über die Vermischung mehrerer
ursprachlicher Bildungstypen im Griechischen ausgeführt
ist, gilt in erster Linie von der Klasse der Verba auf -elv.
Sie enthält nämlich 1. Denominativa auf *-e-iö- zu o- Stäm-
men, wobei das -e- wohl im Ablautsverhältnis zum
Stammauslaut -o- steht; Musterbeispiel cpdelv von (piXo-q.
2. Deverbativa auf *-e-io- mit (ursprünglich) iterativer oder
kausativer Bedeutung; Musterbeispiele rgojuelv = rge/ueiv
'zittern', ooßelv 'verjagen' zu oeßeiv oeßeod^ai '(zurück-
treten>) verehren', vgl. lat. monere 'erinnern' zum Stamm
men- 'sich erinnern' (me-min-isse). Von diesem Typus be-
stehen im Griechischen nur noch Überreste, die sich durch
,, unregelmäßige" Stammbildung verraten: doxelv — edo^a,
Qiyelv ■ — eQQiya usw. Die Hauptmasse ist ins Lager der
Denominativa abgeschwenkt, weil sie eine engere Verbin-
dung mit o-stämmigen Substantiven derselben Ablautsstufe
einging: XQOfxelv zu xqo^xoq statt zu xgefieiv, (pogelv zu
94 B. Verbale Ableitung. [§§187—189
(fÖQOQ statt zu cpeQEiv usw. Die Unterscheidung von 1.
und 2. ist demnach, von der griechischen Suffixgeschichte
aus gesehen, überflüssig^.
3. Nur der Vollständigkeit halber sei auf die spärlichen
primären Verba auf -e'iv hingewiesen: tiveIv, tc/.eIv usw.;
sie müssen hier auch deswegen fernbleiben, v/eil bei den
meisten die Annahme der Bildung ohne -io- wahrschein-
licher ist: *7TÄsr-eiv {>:T/.eu'): *rr/'.o/-o^ (>n:/.ov-) = cpeo-
-eiv: cpöo-OQ.
§ 188. 4. Zu den Verben auf -elv gehören im Griechischen
auch die Denominativa auf *'-es-io- von 5- Stämmen: re/^elv,
Te?.e(o)-aat, TelEa-^fp'ai zu XE/.og. Diese haben sich nämlich
mit den ursprünglichen Bildungen auf *-e-io- (mit den
Tempora -fj-oai, -')]-dfjvai) in weitgehendem Maß vermischt.
Allerdings sind sie nie völlig darin aufgegangen: Homer
braucht noch häufig Formen auf -eieiv^ {xEAEiExai usw.) aus
*-ea-i- neben den Jüngern auf -eelv (teäeei usw.), und auch
nach dem völligen Zusammenfallen der Präsensformen
(reAcD teIeIq usw. wie (pilöj (piÄEig usw.) ist die alte Tempus-
bildung mancher alten *-e5-|o-Präsentia erhalten geblieben:
TE).EOai (Hom. re?.EOoai) gilt für alle Perioden der griechi-
schen Sprachgeschichte. Doch war natürlich die Vermengung
in der Bildung der außerpräsentischen Tempora die Regel:
schon Homer hat z. B. /uiafjoai von rö fiiaog nach dem
Gegensatz q)i?a]oai zu cpiXoQ. Über äjUE/ajg- — ä/nE/.Eiv usw.
s. § 196.
§ 189. Wenn man sich daran macht, das Material für
-Eiv aus der ganzen griechischen Überlieferung nach der
1 Gelegenthcho Übergriffe außerpräsentischer e-Stämme
auf das Präsens gehören ins Gebiet der Tenipusbildung: em-
fxeXela^ai für imjueXea&ai nach imfieX^aEad^ai usw.
- Ganz andern Ursprungs, aber niclit sicher erklärt sind
die Desiderativa auf -aeieiv, die zuerst inu' im Partizip gebrauclit
wurden (orpeUov 'zu sehen wünschend' Honi., mehrere bei Thuky-
dides).
§§ 189. 190 Die io-Präsentia: Verba auf -elv. 95
Häufigkeit und Bedeutung zu gruppieren, so sondern sich
zunächst ohne weiteres die Ableitungen aus Komposita ab
(Typus oIvoxoeIv 'Weinschenk, oivoxoo^ sein'); diese über-
fluten das andere förmlich. Eine Prüfung nach Sprach-
perioden verändert allerdings das Bild vollkommen: Es
finden sich zuerst belegt (nach Sütt erlin S. 63)
neue Ableitungen neue Ableitungen
aus Komposita aus Simplicia
bei Homer 20 50
in klassischer Zeit 450 30
in nachklassischer Zeit 600 10
Übrigens ist die Bereicherung bei den Ableitungen aus
Komposita nur äußerlich; je zahlreicher sie werden, um so
eintöniger klingen sie, bis schließlich unter -(pogelv, -Jtoislv,
-koyelv, -EQyelv und wenigen andern fast alles erstickt.
Der homerische Tatbestand läßt nur folgende Deutung
zu: Ursprünglich konnte aus jedem o-Stamm, gleichviel ob
komponiert oder nicht, ein Verbum auf -elv abgeleitet
werden genau wie in idg. Zeit. Es muß also die Frage auf-
geworfen werden: Warum wird als Grundwort das Kom-
positum immer mehr bevorzugt ?
§ 190. Eine glatte, sichere und erschöpfende Antwort
läßt sich zur Zeit nicht geben. Der tiefste Grund liegt wohl
im Zusammentreffen zweier allgemeiner Tendenzen sprach-
licher Entwicklung: 1. Man ist bestrebt, die unbequeme
Reichhaltigkeit der Konjugationsklassen zu vereinfachen^;
infolge der mannigfaltigen Bedeutung der Komposita auf -og
eignete sich das davon abgeleitete -elv sowohl für Intran-
sitiva {äelTiiEiv 'hoffnungslos, aElnroQ sein') wie für
Aktiva {äv&QOJTiocpayElv = ävdQOinocpdyoQ sein = ävd^Qoj-
TiovQ (payeiv) mit ihrem Passiv {^oonoielod^ai = l,(joÖv
noLElö'&ai). 2. Mit allen Kultursprachen teilt das Grie-
^ Vgl. das englische „Hilfsverbum" to do 'tun' und das
,,er tat sich zu ihm setzen'' der deutschen Dichtung; klassische
Sanskritschriftsteller haben es bis zur völligen Vermeidung finiter
Verbalformen gebracht.
96 B. Verbale Ableitung. [§§190—192
chische das Zurücktreten des einfachen verbalen Aus-
drucks, der die Wahrnehmung schlicht wiedergibt, gegen
die abstraktere, psychologisch klassifizierende Umschrei-
bung durch Substantiva mit hilfsverbartigen Allerwelts-
verba; vgl. jioQeiav noielöd^ai = jzogeveo&ai usw., ferner
aus unserm Zeitungsdeutsch „gelangte zur Verlesung" =
„wurde verlesen" u. dgl. 3. Der Gegensatz -evelv beim
Simplex — -elv beim Parasyntheton ; s. §212.
§ 191. Eine weitere Frage knüpft sich an die Be-
deutung von -elv. Die Ableitungen von einfachen Nomina
zeigen der ererbten Gewohnheit gemäß (§ 180) keine näher
bestimmte Beziehung zu ihren Grundwörtern; nur die Aus-
drücke für Schalläußerungen wie arvTieiv, goiCelr, \pocpeh'
haben sich im Griechischen zu einer ausgesprochenen Gruppe
entwickelt, aber bei Homer ihren Höhepunkt schon er-
reicht. Dagegen die Ableitungen von Komposita bedeuten
fast immer ,,das sein, was das Grundwort bezeichnet". Wo-
her kommt diese Beschränkung? Die Komposita auf -oq
sind in der überwiegenden Mehrheit Nomina agentis oder
sonstige Eigenschaftsbezeichnungen, und dazu ist doch wohl
die nächstliegende verbale Beziehung die des Besitzes der
Eigenschaft, des Täterseins. So verband sich der Begriff ,,so
und so sein" mit dem Kompositum; im Simplex existierten
natürlich analoge Fälle (cpiXeiv 'cpiloc. sein', zvQavvelv
"rvQavvog sein' usw.), aber sie verschwanden in der Fülle
der möglichen anderen Beziehungen und erlagen außerdem
der Konkurrenz von -eveiv (§ 212).
§ 192. Die verbale Beziehung ,, einen andern mit der
Eigenschaft versehen, zum Täter machen", die a priori
auch denkbar, aber praktisch nicht so notwendig ist, wird
von dem neugeschaffenen -ovv übernommen (§ 202). So ist
faktitive Bedeutung von Parasyntheta auf -sTv fast durch-
weg bloßer Schein; sie beruht auf aktiver 13edeutung des
Grundwortes: dixorojUEh' bedeutet allerdings ^in zwei Teile
teilen', aber es ist nicht von dixoro/uog 'halbiert' abzuleiten,
sondern von dixoröjuog 'halbierend'. Freilich darf die Mög-
§§ 192—195] Die io-Präsentia: Verba auf -elv. 97
lichkeit nicht geleugnet werden, daß gelegentlich in nach-
klassischer Zeit das aktive Grundwort übersprungen und zur
passiven Parallelbildung direkt ein faktitives Verbum auf
-elv geschaffen wurde.
§ 193. Das scheint der Fall zu sein z. B. bei ä^erelv 'un-
gültig machen', ev&erelv 'gut ordnen' (auch 'gut geordnet sein'),
deren Grundwörter ä&erog, ev&erog nur in passivem Sinn = 'nicht
als Gesetz aufgestellt, ungültig', 'gut geordnet, geschickt' belegt
sind; aber wenn man an die vielen Bildungen auf -■ßeielv (von
-&ETi]g; vgl. §195) denkt (z.B. äycovo-^exelv, vojuo-&erelv, d^eafjLo-
■&ex£lv) und an die Leichtigkeit, mit der das Griechische oft mit
der Doppelbedeutung der Verbaladjektiva auf -xo<; umspringt,
so wird man die aktiven ä&eroi; ev&etoi; leicht ergänzen und
gerade deswegen nicht für unumgänglich notwendige Zwischen-
glieder halten.
§ 194. Die analogische Ausbreitung von -eIv ist
scharf in zwei Teile zu scheiden, je nachdem sie Ableitungen
von einfachen Wörtern oder solche von Komposita betrifft.
Bei den erstem handelt es sich durchweg um ganz vereinzelte
Fälle; so weit sie durchsichtig sind, sind es Spezialanalogien
wie Xvnelv [Xvntfj nach älyelv {aXyoQ), T^ye/uorelv (rjyEjUMv)
nach oxQarrjyEiv {oxQaxrjyÖQ); auch die Schalläußerungen
(§191) haben nur eine spärliche Nachkommenschaft: vgl.
z. B. cpcovelv 'sprechen' ((pcov^), ävtsTv ""rufen' {ävri]).
§ 195. Ganz anders stehen die Komposita da; man
hatte sich so sehr daran gewöhnt, von Komposita auf -og
Verba auf -elv in der Bedeutung 'das und das sein' zu
bilden, daß man auch bei andersstämmigen Komposita die-
selbe Ableitung anwandte, ohne daß ein weiteres verbin-
dendes Moment erforderlich war^. In erster Linie, aber erst
nach Homer, schlössen sich an die Komposita auf -og die
Nomina agentis auf -ag -r/g (§ 98f.) und -rrjg (§ 100^) an:
^ Deshalb wird -elv gelegentlich zur Hypostasierung ver-
wendet; s. § 149.
2 Ob sich -Tsiv an den altern r-Stamm oder erst an das
jüngere -zrjg angeschlossen hat, ist gleichgiltig; in beiden Fällen
liegt analogische Übertragung von -elv vor.
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 7
98 B. Verbale Ableitung. [§§195—197
17171 rßare IV 'Rosselenker {i7i7cri?Ldrrjg) sein', juvQ07toj}.elv
■" Salbenverkäufer {juvQ07tü)?^)]g) sein' und zahlreiche andere.
Erleichternd konnten Doppelbildungen wie -agxog und
-üiQxriQ {exarovraQxoQ und exaTovrdgx^]?', §99) wirken, auf
die -aqxelv gleich gut bezogen werden konnte; man darf
auch an -r\kaxoQ, neben -?y2dTryg erinnern, ein Verhältnis, das
mit der Doppelbedeutung des Verbaladjektivs {ä'&iy.zoQ 'un-
berührt' und 'nicht berührend') vergleichbar ist; s. auch
§ 341.
Bei den Ableitungen auf -eIv aus Komposita mit
konsonantischem Schlußglied dominieren -(pidaxelv,
-yvco/j,oveIv, -q)Qoveiv und einige andere Ausgänge. Homer
kennt aus konsonantischen Stämmen nur -(poovelv {ä/iko-,
d-, öjuo-, x^Xi-)^ das sich jedenfalls besonders eng an das
alte Simplex 99^orfrv angeschlossen hat; zu *-eio- in (pgoveJv
vgl. cpQovL-Q 'Einsicht', (pgövi-juog, 0göviO(;.
§ 196. Ein besondres Wort verdienen die Ableitungen
auf -elv aus komponierten 5- Stämmen: Typus äjue?.eiv aus
ä^eXrjQ. Man wäre wohl geneigt, sie lautlich auf *-es-io- zu-
rückzuführen (nach § 188); der Mangel jeden Überrestes der
s-Konjugation bei dieser Kategorie weist aber deutlich dar-
auf hin, daß diese schon bei Homer völlig mit dem Typus
oivoxoog — olvoxosiv verschmolzen ist (im Gegensatz zu
den Ableitungen von unkomponierten 5-Stämmen, § 188).
Übrigens gilt hier von der faktitiven Bedeutung das, was
in § 192 f. ausgeführt worden ist; z. B. für övajua'&ijg sind
beide Bedeutungen 'schwer lernend' und 'schwer zu lernen'
belegt, also sind für ovo jua-^ elv auch beide denkbar; belegt
ist aber zufällig nur 'schwer lernen'.
§ 197. Zum Genus verbi der Verba auf -elv.
Manche Verba auf -elv scheinen in klassischer und beson-
ders in nachklassischer Zeit überflüssigerweiso (medio-)
passive Formen angenommen zu haben. In der Regel ist
daran ein zufällig gleich auslautendes Simplex schuld:
7ivev/j,aro-(pogelo§ai 'vom Geist getrieben werden' statt
*7tvev/j,aro-rpogelv 'vom Geist getrieben (Tzrei'juaröcpogog)
§§197 — 199] Die io-Präsentia: Verba auf -ow. 99
sein', weil es mit nrev/Ltari cpoqeiodai identisch war. Ebenso
heißt es wegen KQaxelö&ai auch d7]fxo}iQarslod^ai 'demo-
kratisch regiert werden' und danach weiter avrovofj,eiO'&ai
'autonom sein > autonom regiert werden'. Anders q:)do-
Tijuslo&ai'^cpi^.ÖTijuog sein', das mediales oder medio-passives
Deponens ist und sein Genus verbi wohl dem Einfluß von
ßovAeo^ai ÖQsyeo'&ai und andern Synonyma verdankt.
Vgl. § 215, 222.
3. Die Verba auf -ovv.
§ 198. Die Bedeutung der Verba auf -ovv ist ,,fakti-
tiv" oder ,,instrumentativ", d. h. sie heißen 'zu etwas
machen' oder 'mit etwas versehen': ÖQ'ßovv 'aufrecht ma-
chen > aufrichten' von ög^og 'aufrecht', otecpavovv 'mit
Kranz versehen > bekränzen' von oxecpavog 'Kranz'. Ein
Absenker der faktitiven Bedeutung ist 'halten für ■ — ':
dixaiovv 'für recht halten' von dixaiog 'gerecht', oder
'behandeln als - — ': di]iovv (drjovv) 'als Feind behandeln >
erschlagen, zerstören' zu d7]iog 'feindlich'. Das Faktitive
und das Jnstrumentative berühren sich oft; es gibt Verba,
die beide Bedeutungen haben: '&7]Qiovo&ai 'zum Tier
werden > verrohen' und 'mit Würmern versehen werden >
wurmstichig werden' je nach dem Zusammenhang des
Satzes; zuweilen laufen beide auf dasselbe hinaus: xoXnovv
'(das Segel) zum Bausch machen' oder 'mit einem Bausch
versehen'.
§ 199. Die instrumentative Bedeutung ist auch in
mehrern Spezifizierungen beliebt geworden:
'in Affekte oder körperliche Zustände ver-
setzen (Med. — geraten)': xolovv 'mit Zorn versehen >
erzürnen', oivovv 'berauschen', &v/Liovodai 'zornig werden'.
'benachteiligen, bestrafen' oder 'beschenken,
belohnen mit — ': ^avarovv 'mit dem Tod versehen >
mit dem Tod bestrafen', ore(pavovv 'mit einem Kranz be-
lohnen'.
100 B. Verbale Ableitung. [§§ 199—202
■"Gutes, Böses antun; gut, schlecht behan-
deln': xaxovv 'mit Bösem {xaxöv) antun > mißhandeln',
i^rflovv 'mit nacheifernder Be\%ainderung behandeln > nach-
eifern, preisen, beneiden'.
§ 200. Das Gegenteil zum ,,instrumentativen" Ge-
brauch ist der ,,separative", der auch andern Verbal-
typen und den verwandten Sprachen nicht fremd ist (vgl.
köpfen, schälen, lat. trunciis 'Stamm' — ■ truncare 'stutzen'
und -il^Eiv §268): yviovv 'die Glieder lähmen' (Hom.) von
yvla 'Glieder' (über yviog 'gelähmt' s. § 24), ÄenvQiMOai'
i^axvQicöoai'' schälen' (Hesych) von Xstt'Öqiov "kleine Hülse'.
Häufiger freilich steht eine privative Präposition davor (vgl.
ent-haiipten, ent-hülsen): äjio-yviovv (Hom.), ex-/.envQovv
(Zitat in Bekkers Anecdota).
§ 201. In manchen Fällen besteht zwischen Aktiv und
Medium ein bestimmtes Wechselverhältnis, indem das Aktiv
das Geben, Veranlassen, das Medium das Sichgeben-
lassen, Annehmen bezeichnet: xo/xiCsiv 'hinschaffen' —
xofziCso'&ai 'sich etwas bringen lassen, in Empfang nehmen' ;
so auch bei Verben auf -ovv:
7ZIOTOVV 'zuverlässig machen > verpflichten' — tziö-
rovö&ai 'für sich zuverlässig machen > sich Garantien
geben lassen'.
öTjfxeiovv 'mit einem Zeichen versehen > bezeichnen'
— orjjUEiovo^ai 'als Anzeichen auffassen'.
juiodovv 'zur Miete geben > vermieten' — /.iiodovadai
'zur Miete nehmen > mieten'.
§ 202. Die Entstehung der Verba auf -ovv ist in
ihren Grundzügen klar, aber nicht in allen Einzelheiten.
Nach § 187 gehen die alten Denominativa von o-Stämmen
auf -elv aus; folglich muß -ovv eine Neuerung des Grie-
chischen sein. Der Ausgangspunkt ist zweifellos in den
Verben auf -äv zu suchen. Die Bedeutungsbeziehungen
zwischen Nomen und Denominativum sind ja bei denen auf
-äv sehr mannigfaltig, und besonders die instrumentative
§§202—204] Die to-Präsentia: Verba auf -oür. 101
Verwendung samt ihren oben § 199, 201 aufgeführten Ab-
zweigungen kommt bei ihnen häufiger vor; z.B.:
"bestrafen, beschenken': xif-iäv 'ehren' [rifii]), koßäo&ai
'beschimpfen' [loißrj).
'Gutes, Böses antun': aviäv "kränken' {ävia), änaxäv
"betrügen' {ändr^]).
"Geben, sich geben lassen': eyyväv 'Bürgschaft leisten'
— iyyväo&ai 'sich B. leisten lassen' {eyyvrj).
§ 203. Nach solchen Vorbildern, bei denen -äoai usw.
neben Substantiven auf -ä stand, wurde zum Stamm-
charakter -o-j-o)- ein -ojoai usw. geschaffen. Nebenher ging
ein zweites: seit alters konnten Denominativa auf -äv auch
zu o-stämmigen Adjektiva gebildet werden, weil deren Femi-
ninum auf -ä oft als Abstraktum verwendet wurde; da aber
die Beziehung zu den o-Adjektiven im Bewußtsein lebendig
blieb, konnte sich leicht eine Angleichung an das Grundwort
einstellen, so daß -äoai usw. zu -cboai umgestaltet wurde.
Das -0)- scheint sich noch speziell der Unterstützung alter
Bildungen auf -5-tiis zu o-Adjektiven {aegr-5-tus zu aeger;
vgl. § 368) erfreut zu haben; darauf weisen weniger
die nicht sehr zahlreichen Belege für -onög als die Bevor-
zugung der mit dem Verbaladjektiv besonders eng asso-
ziierten Formen des Aor. Pass. (und des Mediopassivs über-
haupt). Daß die außerpräsentischen Tempora bei der Bil-
dung der neuen Kategorie vorangegangen sind, bezeugt un-
zweifelhaft die Statistik der Formen der Verba auf -ovv
bei Homer: erstens sind die Präsensformen im Verhältnis
zu den außerpräsentischen weit spärlicher als bei denen auf
-äv und -slv, zweitens sind sie zum größten Teil kontrahiert,
gehören also dem Jüngern Bestand der homerischen
Sprache an.
§ 204. Bei der ungeheuren analogischen Ausbrei-
tung des Typus -ovv in nachhomerischer Zeit (bei Homer
ist sie in den ersten Anfängen^) braucht man nicht bei jedem
^ Von ä-Stämmen yscpvoovv, xogvcpovv, nayvovv, qi^ovv,
von konson. Stämmen änvQOixoi; und acprjxovv, dazu yovvova&ai
von yövv — yovvög.
102 B. Verbale Ableitung. [§§ 204. 205
Verbum vorauszusetzen, daß es irgendwelche besondere
formale oder semantische Anknüpfungspunkte habe. Die
Allgemeinheit des Begriffs 'machen zu — , versehen mit — ',
der von Anfang an mit -ovv verknüpft war, genügte in sehr
vielen Fällen vollkommen zur Neuschöpfung; freilich mußte
eine nähere Bedeutungsverwandtschaft erleichternd wirken.
Gewiß hat auch die Geläufigkeit, mit der der Grieche das
stammauslautende -o- auch bei andern Stämmen handhabt
(§ 10), die Verwendbarkeit von -ovv wesentlich erhöht. End-
lich könnten gelegentlich Doppelheiten in der Stammbildung
der Grundwörter geholfen haben; weil man z. B. oxorovv,
das Denominativum von o oxörog, auch auf das spätere
rö oxörog (vgl. § 317) beziehen konnte, lag es nahe, auch
zu andern Neutra auf -og Verba auf -ovv zu bilden.
§205. Beispiele für Ableitungen aus allerlei Stämmen:
Zahlreich sind besonders die aus ä-Stämmen, vielleicht ein
Beweis dafür, daß viele aus Verben auf -äv umgestaltet
worden sind: yeq)VQovv 'überbrücken' von ye<pvQa 'Brücke',
'&vQovv'mit Türen versehen' von &vQa 'Türe', (^rjixiovv 'bestrafen'
von I^riixia 'Strafe'.
Von s-Stämmen (vgl. über axoxovv §204): vipovv 'erhöhen'
von vyjo^ n. 'Höhe' nach xaneivovv 'erniedrigen' von raTieivög
'niedrig'.
e'Axoy»' 'Geschwüre verursachen', Med. 'eitern' von e^xoi; n.
'Wunde' nach nvova&ai 'eitern' von tivov (auch jrvog n.!) 'Eiter'.
äa&evovv 'schwächen' zu äo&evTji; 'schwach' wohl als Pen-
dant zu äa&evelv 'schwach, krank sein' (dieses gebildet nach
§ 196) nach dem Muster von Paaren wie xagregelv 'stark sein,
aushalten' — xagregovr 'stark machen' (vgl. §16), vielleicht
auch nach la/vQovv 'stärken' (zu layvQÖi; 'stark'), obwohl dieses
später als aa&evovv belegt ist.
Von konsonantischen Stämmen:
axoiiovv 'mit Mündung oder Spitze versehen', auch 'den
Mund verstopfen' (separativ) von arößa 'Mund, Spitze'; sonst
-[xaxovv von Neutra auf -[xa: OTeju/jaroin' 'bekränzen' von aTsfi/ua
'Kranz' (vgl. mecpavovv), usw.
i$-a£Qovv 'durchlüften, verflüchtigen' von äeQ- 'Luft' nach
(e^-)ävE/j,ovv 'durchlüften, aufblähen; zu Wind machen > ver-
eiteln' von ävsfxoi; 'Wind'.
§§205 — 208] Die lo-Präsentia : -ieiv und -ijeiv. 103
iXe(pavxovv 'mit Elfenbein verarbeiten' von eh(pavz-' Elefant,
Elfenbein' nach ägyvgovv, xQ'voovv, aiörjQovv.
juaanyovv 'peitschen' von fA.aany- 'Peitsche' nach ■&avarovv
(§ 199), Cn/u.iovv (s.o.).
§ 206. Eine eigentümliche Gruppe bilden die Ableitungen
aus Komparativen wie sXaaaovv eXaxxovv 'beeinträchtigen,
verringern' von eXdaaoiv iXdrrcov; iaaova&ai (ion.; att. rjrräa&ai
s. §185) 'unterliegen' von eaaoiv (fjrrcjv). Wahrscheinlich ist das
Neutrum eXaaaov usw., das ja beim Komparativ besonders häufig
war (auch als Adverb, vgl. auch sXaaaovv n = eXaaaov noielv ri)
mit dem Neutrum der o-Adjektiva auf eine Stufe gestellt worden^
§ 207. Einzelanalogien sind oben schon manche er-
wähnt worden; hier seien noch zwei Proben von Analogie-
gruppen angefügt:
Eine Anzahl von Ableitungen auf -ovv aus o-Stämmen
bedeutete 'bestreichen, beschmieren mit — ', z.B.
ßgoTovo^ai (jS^drog 'Blut'), yvxpovv (/'UT/^og'Kreide'), eXaiovv
(eXaiov 'Öl'), [jllXxovv {/j,ihog 'Mennig') u. a. m. Daran
schlössen sich auch Ableitungen aus ä- Stämmen und aus
konsonantischen an: Ttf ff (70 w (jt/ffffa'Pech'), qtjtivovv {Qrjxivi]
'Harz'), aljuarovv (al/ua 'Blut'), xrjhdovv {M]Ug, -löog
'Flecken'), [xehxovv {fieh, -trog 'Honig'), öiaoxarovo'&ai
{oxtüQ, oxarog 'Kot').
Unter den Körperzuständen (§ 199) spielen bei den
Ärzten die Krankheiten eine besondere Rolle: IxreQovö'&ai
'Gelbsucht {ixrsQog) bekommen', xaQxivovod^at {xagxivog
'Krebs'), vdegovG'&ai {vdeQog 'Wassersucht'). Danach auch
yayygaivovo&ai, {ydyyQaiva 'krebsartiges Geschwür'), q)Xvx-
raivovod^ai [cplvxraiva 'Brandblase'), vöarovoß^ai {vöar-)
= vöegovo'&ai. Besserung eines krankhaften Zustandes:
ejtovXovo^ai 'vernarben' (ovXf] 'Narbe').
4. Die Verba auf -leiv und -veiv.
§ 208. Die Denominativa auf -leiv von t-Stämmen sind
äußerst spärlich und fast ganz auf die homerischen Gedichte
^ Vgl. die umgekehrte Umdeutung von Neutra auf -ov in
äfieivov, x£Qeiov, ;f£tgoj' (ursprünglich o-Adjektiva) und von -Trldaiov
(Mask. älter -jiMaioi;, jünger -jzlaaicDv).
104 B. Verbale Ableitung, [§§ 208—210
beschränkt. Beispiele: fArivieiv 'grollen' aus "^jiiivi-i- von
jufjvt-g ""Groir, fir/rieo'&aL 'ersinnen' von jufjxig 'Klugheit',
[xaGTiEiv 'peitschen' von judorig 'Peitsche'. Vgl. lat. flnio
zu flni-s. Wenig zahlreicher sind die auf -vsiv aus i»- Stäm-
men: daxQveiv 'weinen' von ddxQv 'Träne', i&veiv 'gerade
drauflos stürmen' von Wvg 'geradeaus' oder von rj Wvg
'Gang, Weg', jue^veiv 'betrunken sein' von /bie-dv 'Rausch-
trank', cpiTveiv 'pflanzen, erzeugen' von cplxv 'Sproß'.
Anhang.
§209. Zur Quantität des Stammauslauts der
Verba vocalia. Die verwickelten Quantitätsverhältnisse sind
wohl am ehesten so zu erklären: Der Quantitätsgegensatz -Ieiv:
-iaeiv, -Seiv: vaeiv, wie er noch bei Homer vorliegt, ist alt und
vergleicht sich mit flni-s : flni-tus, cani-s : canl-nus, statü-s : statü-
tus, lacü-s : lacü-na, ferner jroAi-g : -toXi-xrit;, rcQeoßv-:; : -igsaßv-rijs.
Auch der Gegensatz -e-co (aus *-e-i-ö): -■^-aco scheint alt zu sein
(Ablaut -ei-:-e-'?); \ gl. claudus: claude-re wie cpiXoi; : cpiXri-ooi.
Im Anschluß an dieses -ea>, -ico, -voi : -^oco, -locy, -vaoi wurde
schon in urgriechischer Zeit auch *-doi (aus *-ä-iö von ä-Stämmen
oder Wurzeln auf -ä-): -dato zu -dco: -daco umgestaltet; -öco: -t6aa>
ist seinerseits wieder eine Nachahmung von -do: -daco. In histo-
rischer Zeit fand z. T. eine rückläufige Bewegung im Sinn einer
Durchführung der Länge auch im Präsens statt; so finden sich
auf dorischem, äolischem und nordwestgriechischem Dialekt-
gebiet Formen wie oTscpavojeroj und döixi^ei; im Ion. -Attischen
ist {-toj) -voi die Regel {-dco -ko -öco entgingen hier diesem Schick-
sal, weil sie schon kontrahiert waren).
5. Die Verba Ani -Eveiv.
§ 210. Der Zusammenhang der Verba auf -eveiv mit den
Substantiven auf -evg ist ohne weiteres klar: -ev<; bezeichnet
den regelmäßigen, berufsmäßigen Täter (§ 301), -eveiv als
Denominativum davon die Ausübung dieser Tätigkeit. Als
lautgesetzliches Präsens hat -eieiv zu gelten, das nur noch
durch elische Formen wie cpvyaÖEioi (= evoi)^ xariagakov
(= xai%iEQEV(ov) neben (pvyaÖEvavri {= -aavxi), xariagav-
oeiE (=^ xa^-iEOEvoEiE) belegt ist: aus *rjf-i- oder *-f/-t-
§§210—212] Die lo-Präsentia : Verba auf -eveiv. 105
wurde -ei(f)- wie aus ^äfieröq ai(f Jerög. Vgl. xaieiv (aus
*xafL-): exavoa. Die Angleichung von -eieiv: -evoai zu
-Eveiv: -Evoai hat nichts Befremdhches, um so weniger, als
sie an der immer lebhaft empfundenen Beziehung zu -Evg
einen starken Helfer hatte.
§ 211. Die analogische Ausbreitung, die schon
bei Homer weit vorgeschritten ist, hat im Großen eine ge-
wisse Ähnlichkeit mit derjenigen von -ovv (§ 204). Die
bequeme Handhabung und das reichlich allgemeine und doch
bestimmte Bedeutungsverhältnis zum Grundwort begünstig-
ten die Entwicklung zum Typus in hervorragendem Maß.
Eine eigenartige Stellung innerhalb der Denominativtypen
begründet jedoch der Umstand, daß auch das zugrunde
liegende -evg ein äußerst geschmeidiges Suffix ist: Da -evg
und -eveiv vom Beginn unsrer Überlieferung an ebenso
leicht angefügt werden, wäre es eine gewagte Behauptung,
wollte man jedes -evg als historische Grundlage für das zu-
gehörige -eveiv in Anspruch nehmen; geradesogut kann
-evg einmal aus -eveiv zurückgebildet oder mögen beide
unabhängig voneinander ins Leben getreten sein. Aus dem-
selben Grunde tritt jedoch beim Weiterwuchern von -eveiv
ein Unterstützungsmoment, das bei andern Typen nur neben-
hergeht, besonders stark hervor: Die Möglichkeit einer be-
grifflichen Verknüpfung mit zwei oder mehr Grundwörtern.
Weil in innevg der Begriff Innog noch ganz deutlich bewußt
blieb, so konnte sich dieser auch bei Inneveiv zu Ungunsten
des bildungsgeschichtlichen Vermittlers innevg hervor-
drängen und so neue Verba auf -eveiv zu o-Stämmen hervor-
rufen.
§ 212. Dieselbe Leichtigkeit der Ehmination hat auch
zur Folge, daß die zwei auf den ersten Blick erkennbaren
Bedeutungsgruppen von -eveiv auf dem entsprechenden Ver-
halten der Nomina owi-evg beruhen: äyxioxevg und aQiarevg
bezeichnen einen als äyxiOTog bezw. äqiaxog Charakteri-
sierten, demnach äy^iox eveiv und ägioteveiv das Ver-
sehensein mit der charakteristischen Eigenschaft eines äy-
106 B. Verbale Ableitung. [§§212.213
yjaxog hezw. ägiöTog (Qualitätsverhältnis); OHVXEvg
dagegen ist einer, der sich berufsmäßig mit oy.vzog 'Leder'
beschäftigt, also ein Schuster, also oxvzeveiv die Tätigkeit
des OTivxevQ oder die berufsmäßige Beschäftigung mit oxv-
rog (Aktionsverhältnis). Demnach ist -svelv in der Be-
deutung nahe verwandt mit -elv (§191); der Unterschied
besteht darin, daß die Aktionsbedeutung bei -elv seit Homer
eher im Abnehmen begriffen ist und daß -elv vorzugsweise
von Komposita gebildet wird, während sich -eveiv um-
gekehrt verhält^. Beides beruht wohl auf denselben Tat-
sachen: Von dem altererbten Gegensatz cpovevg — ävögo-
(pövog (§ 302) lauteten die Denominativa cpoveveiv — ävÖQo-
<povelv\ aus der großen Anzahl solcher Paare entsprang das
Gefühl, als sei -elv ein Charakteristikum der Ableitungen aus
Komposita (vgl. § 189 f.), und weil cpoveveiv gern auf das
Abstraktum (povog bezogen wurde, während ävÖgocpovog
eben nicht abstrakt 'Männermord', sondern als Nomen
agentis 'Männer mordend' bedeutete, so verstärkte sich bei
-eveiv die Aktionsbeziehung, bei -elv die der Qualität.
§ 213. Beispiele für Ableitungen aus allerlei Stämmen:
Aus o-Stämmen:
öaiTQsveiv ""das Amt eines Vorschneiders (dairgög) versehen',
6öevei%> 'reisen' von oöög 'Weg, Reise', und viele andere.
Aus ä-Stämmen, und zwar aus femininen:
TiT&evsiv 'Amme (rif&t]) sein', d^rjQeveiv 'jagen' von -&7'iQa
'Jagd', äyogeveiv 'in der Versammlung {äyoQd) reden, sprechen'
(daneben bei Homer noch dyoQäo&ai und äyoQi]ri]g),
und aus maskulinen:
ra^ieveiv 'Verwalter {ra/xiag) sein',
ixEXEveiv 'Schutzflehender {IxeTTjc) sein',
jiQoazareveiv 'Vorsteher (jTQoardTi]<;) sein'.
^ -EVEIV in Komposita (im Epos nur Präsensstamm) ver-
dankt seine Existenz meistens metrischer Bequemlichkeit; mit
olvoxoEVEiv vermied man die Kontraktion und gewann gleiche
Prosodie wie in olvoxoijaai.
§§213—215] Die io-Präsentia: Verba auf -evsiv. 107
Aus andern Stämmen:
jbiavzsvea'&ai 'weissagen' von /ndvri-i; 'Seher' (vgl. /navTijtoc
fiavxeia §285 Fußnote, 287, ixavxoavvri §323),
IxvevEiv 'aufspüren' von lxvo<; n. 'Spur',
xoXaxevEiv 'schmeicheln' von xolax- 'Schmeichler',
nmösveiv 'erziehen' von naid- 'Kind',
ögayfiEveiv 'Bündel {ögdyßaT-a) sammeln',
aber jzQayuaxsvea&ai 'sich beschäftigen' von ngayiiax- 'Ding'.
§ 214. Proben von engern Bedeutungsgruppen, an die
sich analogische Neuschöpfungen angeschlossen haben:
'Jagd, Hinterhalt': §7]Qeveiv zu ^^ga statt '&)]Qäv
nach äyQevEiv zu <cäyQSvg> äyga; dann weiter snißov-
Xeveiv (ejzißovA')]), ivsögeveiv (eveögog und eveöga), 1%-
VEVsiv, OQVi'&eveiv {: 6qvi'&- nach '&r]QevEiv: '&7]q) usv^. ;
<p6voQ — cpovi] — (povevg — cpoveveiv schwebte wohl
auch vor.
'Herrschaft, Aufsicht, Sorge; Knechtschaft,
Dienst': Als Muster standen ßaodevQ — ßaoiXeveiv, ßga-
ßevg — ßQaßeveiVy legevg — iegeveiv, Tigvravevg — Tcgv-
ravEveiv u. a. zur Verfügung; Nachahmungen sind z. B.
dgxsvEiv, öovXsvEiv, oarganEVEiv, ra/uiEVEiv, rjyEpiOVEVELv,
'&Ega7iEVEiv (von d^Egaxp ""Diener').
§ 215. Die Genera verbi bei -evelv (faktitives
-evEiv). Viele von den Verba auf -eveiv kommen auch oder
nur als Deponentia vor. Die größte Gruppe unter ihnen
bezeichnet 'sich so und so benehmen, — leben': äyvE'6-
EO'&ai 'rein leben' {äyvog), Jiovr]gEVEO'&ai 'schlecht handeln,
in schlechtem Zustand sein' (novrigög), dvaiÖEVEO'&ai 'sich
unverschämt benehmen' {ävaid^g), aXaCovEVEO^ai 'prahlen'
{äXaCcöv). Für diese Bedeutung war offenbar hier das Me-
dium überflüssig, da ja -eveiv an sich schon eine Betätigung
ausdrückt; weil aber von vielen andern Verben her das
Deponens die angegebene Nuance hatte {ogyiCEO^ai' zürnen\
alÖEiO'&ai 'sich scheuen'), wurde auch -eveiv zu -eveo^ui
umgestaltet (vgl. über -aivEO'&ai § 222, auch über -Eio&ai
§ 197). Das ältere Aktivum ist gelegentlich beim selben
108 B. Verbale Ableitung. [§§215—217
Wort erhalten; so ist äyveveiv im Sinn von 'rein sein' noch
mehrfach belegt, und 'lahm sein, hinken' heißt nur bei Hippo-
krates und Plato je einmal xoAsvEo§ai^ während Homer
'X^oXeveiv sagt.
§ 216. Solche neu geschaffene Deponentia können ihrer-
seits weiterhin die Schicksale andrer Deponentia mitmachen:
es kann zu ihnen, vornehmlich auf ionischem Boden und
in der Koine, ein faktitives Aktivum gebildet werden, wie
etwa zu 7]deo§ai 'sich freuen' ein rjdeiv 'erfreuen' nach dem
alten Paar xeqjieiv ■ — xeQJieo&ai'^ vgl. auch über faktitives
-aiveiv § 222. Wenn nun aber -eveo'&ai bloße Umbildung aus
intransitivem -sveiv ist, so kann der Fall eintreten, daß
unsre Überlieferung beim selben Verbum auf -svsiv sowohl
eine intransitive wie eine faktitive Bedeutung kennt; so
verhält es sich z. B. mit den oben genannten äyveveiv und
yoAeveiv^ die gelegentlich auch 'reinigen, sühnen' (Antiphon)
und 'lähmen' (Hippokrates) heißen. Die geringe Ausdehnung
der Erscheinung bei -eveiv (anders bei -aiveiv § 222!) rührt
von der scharfen Konkurrenz des faktitiven -ovv her
(§ 204; -eveo&ai = ovo'&ai).
§ 217. Selbstverständlich war dies nicht der einzige
Weg, auf dem -eveiv faktitiven oder überhaupt transitiven
Sinn annehmen konnte. Besonders der innere Akkusativ
im weitesten Sinn hat jedenfalls einen starken Anteil: z. B.
äXrjd^eveiv ri verschob sich leicht von 'sich in einer Beziehung
als wahr erweisen' zu 'etwas als Wahrheit aussprechen,
als wahr erweisen'. Oder aber der Akkusativ stammt von
Synonyma her: vv/ucpeveiv 'sich mit einer Braut beschäfti-
gen', dann mit yafzeiv 'heiraten' oder ya/niCeLv 'verheiraten'
synonym geworden und mit Akkusativ verbunden. 0vya-
deveiv scheint seine gewöhnliche Bedeutung 'verbannen'
von d'YjQEveiv u. dgl. (§ 214) entlehnt zu haben; ob Polyb
mit der einmaligen Verwendung im Sinn von 'in der Ver-
bannung leben' das Alte hervorholt oder zufällig mit dem
als normal zu erwartenden zusammentrifft, dinfte nicht
zu entscheiden sein.
§§ 218. 219] Die lo-Präsentia : Verba auf -alvsiv. 109
II. Die konsonantischen lo-Präsentia.
1. Die Verba auf *-n-io-.
a) Die Verba auf -aivsiv.
§ 218. Der Denominativtypus -aiveiv^ bietet in mehr-
facher Hinsicht besonderes Interesse: Eine beträchtliche An-
zahl von Verben ist nach der Herkunft des v noch vöUig
durchsichtig, und es besteht eine bemerkenswerte Mannig-
faltigkeit in der lautlichen Struktur des Endes der Grund-
wörter. Sodann vollzieht sich die analogische Weiter-
wucherung fast ganz unter unsern Augen. Endlich hat
-aivsiv keine so allgemeine Bedeutung entwickelt wie z. B.
-ovv und -svEiv oder gar -il^eiv; man hat daher für die
Analogiebildungen viel genauere Muster zu suchen.
§ 219. Verba auf -aiveiv aus Grundwörtern mit
erhaltenem oder erschlossenem n: jtoi/biaivsiv 'wei-
den' (Hom.) von Jioijuev- 'Hirt' (-/uaiv- aus *-mn-i- mit Tief-
stufe -m?i- zu -men-), evcpQatvEiv 'erfreuen' (Hom.) von
evq)QOv- 'frohgemut' (ebenfalls Tiefstufe), fxeXaiveiv 'schwarz
machen' (Hom.) von f^Elav- 'schwarz'; besonders oft aus
Neutra auf -jjia aus *-mn-^, die den lateinischen Neutra auf
-men entsprechen: 7i7]juaiveiv 'schädigen' (Hom.) von Ttrjjua
'Leid, Unglück'; ßaoxaivEiv 'verleumden, beneiden' (klass.)
von ßdoxavoQ 'verleumderisch, neidisch' (vgl. § 178), xv-
daiveiv 'rühmen' (Hom.) Erweiterung von Kvd-dvsLv (§ 169)
'berühmt machen, Ruhm haben', ((rp^a/reir 'trocknen' (klass.)
von loxvoQ 'trocken'. Manche Ai-Stämme lassen sich er-
schließen aus Bildungen mit r- und /-Suffixen, da diese viel-
fach mit «-Suffixen assoziiert erscheinen; vgl. z. B. die rjn-
'^ Die primären Verba auf -aiveiv können hier außer Be-
tracht bleiben, da sie den Suffixtypus kaum beeinflußt haben
und sich meist auch in der Stammbildung von den Denominativa
sondern : ßaCvo) — ßi^ao/xai — eßrjv gegenüber arjjuaivoj — ■ arj/navä> —
^ Daneben tritt -/ndCsiv ( § 236), später -/nariCEiv (§ 257) auf,
s. § 309.
110 B. Verbale Ableitung. [§§219.220
Neutra (§ 17) wie vöcoq vöarog (der ?z-Stamm noch im
Eigennamen 'AXoo-vdvij), ferner jtuov niaiveiv (von den
Lyrikern an) — nlaq^ nieiga — niaXsog, xvddveiv xvöaivEiv
— y.vÖQÖg (varia lectio xvdvög) — xvdd^ufiog, olddveiv
(Hom.) olöatveiv (hellen.) — • oidaleog. Deshalb darf man
ein -n- im Grundwort voraussetzen z. B. für TcefiJgaivsLV
'vollenden' (Hom.) von tceIqoq Tzeigarog (so Homer; später
jiEQag 7Z€Qarog) 'Ende', /uiaiveiv 'besudeln' (Hom.) neben
juiagög 'besudelt', EQv&aiveiv 'röten' (Hom.) neben EQV&qog
'rot', EidaivEod^at 'ähnlich sein' (Nikander) neben EiödXifxog
'schön von Gestalt'.
§ 220. Die analogische Ausbreitung von -aivEiv
verläuft in zwei Richtungen: es gibt Faktitiva (Kausativa)
und Intransitiva (Zustandsverba). Vorangegangen in der
Übernahme von -aivEiv sind jeweilen o-stämmige Adjektiva;
andere Adjektiva und allerlei Substantiva folgten.
Die Faktitiva umfassen zwei Gruppen. Die eine geht
aus von fiElaivEiv (Hom.) 'schwarz machen' (von j.iElav-)\
dieses ruft die Gegensatzbildung Ievküivelv (Hom.) 'weiß
machen' (von ?.£vx6g) hervor; daran schließen sich weitere
Verba für 'weiß, grau, blaß machen' an: äoyaivsiv (Eur.),
jtoXiaivEiv (Aeschyl.), 'x^XcoQaivEiv (Soph.), ferner äaßoXai-
VEiv (Glossen) 'mit Ruß {äoßolog oder äoßoh]) schwärzen'.
Daneben wird das alte igv^aivEiv (§219) im Anschluß an
EQV&Qog zu EQv&QaivEiv (klass.), und danach gesellt sich zu
Ttvogög 'feuerrot' ein nvgoaivEiv 'feuerrot machen' (Eur.),
zu xdl^ri 'Purpurschnecke' ein xa).%aiVELv ' {^\xvT^\xYn) färben'
(Tragiker). Die andere Linie führt von ■&EgjuaivEiv (Hom.)
'wärmen' (zu ^sgjudg, aber wohl von einem neutralen
*&Eg/na), avaivEiv (Hom.) 'trocknen' (zu a'öog 'trocken', vgl.
avovd. 'Trockenheit') und ioxvaivEiv (klass.), das aus ia-
XaivEiv (§ 219) nach ioxvog umgestaltet ist (vgl. loxa^sog —
io^valsog §329), zu ipvxgatvEiv (Hippokr.) 'abkühlen'
(ipvxgdg), älsaivEiv (Hippokr.) 'erwärmen' {ä/Ja 'Wärme'),
^7]gaivEiv (Hom.) 'trocknen' {^tjgög), vygalvEiv (klass.) 'be-
netzen' (vygög). Die enge Verknüpfung der Begriffe 'warm
— kalt' mit 'trocken — naß' gehört zu den Giundlaeen der
§§220—222] Die «o-Präsentia : Verba auf -alveiv. 111
alten Medizin: aus der unrichtigen Mischung dieser Elemente
entstehen die Krankheiten.
§ 221. Die Intransitiva haben ebenfalls verschiedene
Kanäle. Der eine beginnt bei äcpqaiveiv (Hom.) 'töricht sein'
{äcpQov-) und geht über ficogaiveiv (klass.; jucagög), dfia-
d'aiveiv (Plato; äjLia§7]g), h]gaiveiv (nachklass.; 2r]^o? 'Ge-
schwätz'); dasselbe mit Steigerung ist 'rasend sein': /j,aQ-
yaiveiv (Hom.; fiaQyog 'rasend'), Xvaoaiveiv (Soph. ; 2.vooa
'Wut'). Mit diesem Kanal hat sich ein anderer vereinigt,
der von oxvdjuaivEiv (Hom.) 'zürnen' (*OKvdiiia) u. a. über
XaXejtaivELv (Hom.) 'böse sein' (^aXeTiög) zu dvo&vfxaivELV
(Hom. Hymn.), äyQiaiveiv (klass.), övojiievaiveiv (klass.;
dvo/.iEV7j(;), &v/u,aivEiv (seit dem Scut. Herc), ogyaivEiv
(Tragiker) usw. führt^. Es ergibt sich so die Vorstellung 'in
erregter Stimmung sein'. Das hat dann übergegriffen auf
unsympathische Charakterzüge und ebensolche körperliche
Zustände (vgl. auch xM/LiaivEt7> [Hippokr.] 'schlaf süchtig
sein' von xcöfza, (p^xy/uaivEiv [klass.] 'entzündet sein' von
(pMy/ua, u. dgl.): iXXaivEiv (Hippokr.) 'schielen' (t'^Adg 'schie-
lend'), i^laivEiv (Plato, Hippokr.) 'lahm sein' {xmXoq),
hjuaivEiv (Herodot) 'hungern' {^.ijuog), vdaiaivEiv (Hippokr.)
'wassersüchtig sein' {vdar-)-^ neben all dem kann der Gegen-
satz vyiaivEiv (klass.) 'gesund sein' {vyiyjg) nicht befremden.
§ 222. Die Genera verbi bei -aivEtv. In der Ver-
wendung der Genera verbi herrscht bei -aivEiv auf den ersten
Blick ein großes Durcheinander; es entwirrt sich aber, wenn
man die Entwicklung der Genera verbi von -evelv (§ 215ff.)
als Parallele heranzieht. Nur daß die dort besprochene Er-
scheinung hier bedeutend größere Dimensionen annimmt:
Zahlreich sind die Verba auf -aivEiv, bei denen alle drei
Stufen, intransitives Aktivum, intransitives Deponens und
faktitives Aktivum, belegt sind: z. B. /ucogaivEiv 'dumm
sein' — fÄCogaivEod'ai 'dumm sein' — jucogatvEiv 'dumm ma-
^ Hierher auch /^evealvsiv 'heftig begehren; zürnen' (Hom.)
von juhog i^evsog 'Drang, Lebenskraft, Zorn'; vgl. §258 über
xTegstCsiv.
112 B. Verbale Ableitung. [§§ 222—224
clien', entsprechend 'x^alenaiveiv, dygiaiveiv, vyiaiveiv usw.
Manchmal ist das erste Stadium oder auch noch das
zweite in der Überlieferung verloren gegangen; so ist
jcixQaiveiv nur im Deponens und im Faktitivum erhalten,
muß aber trotzdem zur Gruppe xalETtaiveiv (§ 221) gerechnet
werden; oder: xvl/.aiveiv ist nur ein einziges Mal über-
liefert, und zwar im Sinn von 'krümmen', gehört aber doch
zu y^vAaivEiv usw. (§ 221). Den Grund, warum die Um-
gestaltung ins Deponens und die Rückbildung von Faktitiva
bei -aiveiv besonders weit um sich gegriffen hat, braucht
man nicht weit zu suchen: Vorgänge am menschlichen Körper
und Vorgänge im Gemüt sind eine beliebte Domäne des
Mediums.
b) Die Verba auf -vveir.
§ 223. Neben -aiveiv macht -vveiv einen bescheidenen
Eindruck, weil seine Ausbreitung sich in engen Grenzen ge-
halten hat. Auch liegen die Anfänge der Wucherung in
vorhistorischer Zeit und sind deswegen nicht recht durch-
sichtig, wie denn überhaupt die Zahl der mangelhaft erklär-
baren Ableitungen auf -vvsiv verhältnismäßig groß ist.
§ 224. Die etymologischen Grundlagen von
-vveiv. Vom Anfang der Überlieferung an steht -vveiv in
enger Beziehung zu i»- Stämmen, und zwar sowohl zu r-Ad-
jektiva: jÖa^vrerv 'beschweren' zu /^aovg 'schwer' und manche
andere, als auch zu -ü-Substantiva: äQTvvEiv 'zurüsten' zu
aqrvQ 'Ordnung, Freundschaft'. Woher diese Beziehung
stammt, ist nicht ganz klar. Nur soviel läßt sich sagen, daß
«-Suffixe hinter w-Stämmen seit alters vorkamen und daß
in einigen Fällen -vvelv ein Nomen mit «-Suffix neben sich
hat: -daQOvvEiv 'ermutigen' von ■daQOvvo^ 'mutig' (später
'&QaGvvEiv im Anschluß an '&Qaovg), rogvvsiv 'quirlen'
(Aristoph.) von xoqvvti {v und v) 'Rührkelle', u. ä.; freilich
ist gewöhnlich das Nomen der Rückbildung aus dem Verbum
verdächtig oder überwiesen, so z. B. Ev&vva 'Rechenschaft',
Ev&vvoQ {v oder i"?) 'Richter, Untersucher' neben ev§vveiv
§§ 224—226] Die lo-Präsentia: Verba auf -vveiv. 113
'gerade machen, richten', aiaxvvrj 'Schande' (klass.; älter
aloxog) aus aloxvvsiv (Hom.) 'beschämen, beschimpfen'.
§225. Die weitere Ausbreitung von -vven'. Da
fast alle Adjektiva auf -vg mit einem Neutrum auf -og as-
soziiert waren (jöa^^vg — ßd^og, älter ßev&og), so konnte
-vveiv auch mit diesen Neutra verbunden werden {ßa'&vveiv
zu ßd&og statt zu /5a?? v?) und dann an solche Neutra auf
-og antreten, die kein Adjektiv auf -vg hatten. So entstand
zu /Lifjxog 'Länge' ein ixtjkvvelv 'ausdehnen, verweilen', zu
xdlXog 'Schönheit' ein xallvveiv 'schön machen', usw.
§ 226. Größere Bedeutung (namentlich in der klassi-
schen Zeit) hat die Zusammenstellung von -vvelv mit
o-stämmigen Adjektiven gewonnen. Der Sinn der Ablei-
tung ist dabei der faktitive, der in der Gruppe ^a^vg —
ßaqvveiv üblich ist und in ihr die dort lautlich unbequeme
Bildung mit -ovv ersetzt. Schon diese Sinnesgleichheit mit
dem sehr abgeschliffenen -ovv läßt vermuten, daß die Über-
griffe von -vveiv ihre Rechtfertigung in engern Analogie-
anschlüssen finden müssen als bei -ovv. In der Tat verläuft
derWucherungsprozeß abgesehen von einigen Einzelanalogien
wie elacpQvvEiv {ovvetz- Herodot) 'leicht machen' {ikaq)QÖg)
nach ßagvvEiv (Hom.) (ßagvg), Ietzxvveiv (klass.) 'dünn
machen' [lETiTog) nach na^vvEiv (klass.) 'dick machen'
{naxvg) fast ausschließlich innerhalb der drei Gruppen
'schön, glänzend machen' (Dep. 'sich putzen, sich
brüsten'): djö^'u^^efv (klass.; d^^og'zart, schön'), oe/j^vvveiv
(klass.; OEfjivog 'ehrwürdig, stolz'), dfxoQcpvvEiv (Antimachus;
a/xo^99og 'häßlich') nach demMuster von cpaiÖQVVEiv {\{e?,\odi)
'glänzend, heiter machen' (umgestaltet aus *(paidvv£iv zu
(paider ot/;etHesych durch denEinfluß von q)aidQ6g), '&y]XvvEiv
(klass.; zu d^fjkvg), xallvvEcv (§ 225), '&gaovvEiv (§ 224),
aloxvvEiv (§224); 'groß, lang usw. machen': fiEyalvvEiv
(klass. ; fiEyalo-), G[XL>iQvveiv{\iQ\\Qn. ; Ojuixgög) nach ßa'&vveiv
(Hom.), ßgaxvvEiv (Hippokr.), evgvveiv (Hom.), n?.arvveiv
(klass.)iusw.;' weich, hart machen': ä7ia?.vveiv(l{i'p^okr.,
1 S. § 15 Fußnote.
D ebrunner, Griech. Wortbildungslehre. 8
114 B. Verbale Ableitung. [§§226—228
Xen. ; ä7ia?.6g 'zart'), o>cb]Qvvsiv (Hippokr., Aristot. usw.;
oyJ.7]Q6g 'hdiTt') ndich.d')]?,vveiv, fuolvve iv {Soph., Hippokr.;
/j,öj/.vg 'kraftlos'), rgaxvveiv (klass.; rgay^vg).
§ 227. Sehr selten ist die Anfügung von -vveir an Sub-
stantiva der 1. und 2. Deklination. Dabei handelt es sich
immer um ganz spezielle Analogien: ä/xa&vveiv (Hom.) 'zu
Sand machen, zerstören' (ä/bia'&og 'Sand') nach äjua/.övvsiv
(Hom.) 'schwächen, zerstören' [ßladvg 'weich, schwach'),
juooxvveiv (Etym. Magn.) 'mästen' (/uöoxog 'Kalb') nach
naxvvEiv (klass.) 'mästen' {jiaxvg). Dafür sind gelegentlich
auch verbale Grundwörter von -vven' erfaßt worden; so
erklärt sich ä/.eyvveiv (Hom.) 'zurüsten, zubereiten' (dAe-
yeiv [Hom.] 'besorgt sein') nach Errvreii> (Hom.) 'zurüsten'
(auch evTveiv; von *£frDg)^, oTieoy^vveiv (Hesycli; = öjisq-
Xetv [Hom.] 'drängen') nach Tay^vveiv (klass.) 'beschleuni-
gen' zu raxvQ (vgl. auch oTqvveiv [Hom.] 'antreiben, be-
schleunigen').
2. Die Verba auf -r-io- und -l-io-.
§ 228. Sie bieten entwicklungsgesehichthch kein be-
sonderes Interesse; einige Beispiele für Denominativa mögen
daher genügen. Es sind durchweg Ableitungen von -ro- und
-Zo- Stämmen.
eyßaiQeiv- 'hassen' (Hom.) von sx'&Qoc, 'feindlich'.
i/neigeiv 'sich sehnen' (Hom.) von t^eoo^ 'Sehnsucht'.
[^iivvQEodai 'winseln' (klass.) von /uivvgog 'winselnd'.
daidd?2Eiv 'kunstvoll arbeiten, schmücken' (Hom.) von
daida?.0Q 'kunstreich'.
äyysV.Eiv 'melden' (Hom.) von äyy£?.og 'Bote'.
vavrüJiEO'&ai 'zu Schiff fahren' (Hom.) von vavrikog
'Schiffer'.
^ Bei Hom. öalTa(g) äXeyvvEiv wie öaha, uqiotov usw,
evxvvsiv.
^ -aiQ- aus *-r-i- > *-aQ-i; vgl. laxaiveiv: iaxvög §219.
§§228—230] Die io-Pväseniiai: -r-io-, -l-io-, -aoEiv. 115
aiolXeiv 'schnell bewegen, färben' (Hom.) von alolog
'schnell, bunt'.
OTOJfjbvXXeiv 'plaudern' (Aristoph.) von oxco^vlo!; 'ge-
schwätzig'.
§ 229. Als Kuriosum sei hier die Analogiebildung
e^ajtaxvlleLv erwähnt, die sich Aristophanes in scherzliafter
Umgestaltung von e^anaxäv gestattet. Man darf zwar an
solche Schöpfungen einer witzigen Laune keinen allzu stren-
gen Maßstab anlegen; aber eine Grundlage muß doch vor-
handen gewesen sein. Bei s^aTcarv/deiv haben wohl mehrere
Momente zusammengewirkt; Aristophanes kennt einige
Verba auf -v^dsiv, die einen komischen Klang haben und
von -vXoQ (§326) abgeleitet sind: xoiKvlXeiv 'trag umher-
gaffen', öyKvXXeö§ai' %\c\\ aufblähen', arco/^'u/Aetv 'plaudern',
dazu kommt in andrer Literatur das begrifflich nächst-
verwandte af^'üAAetv 'schmeicheln' von ««'//-uAf^^og 'schmei-
chelnd'. Danach hat er e^anaxvXXeLV gewagt. Nebenbei
schwebten ihm wohl auch die Deminutiva auf -vllog,
-vlXiov usw. (§327) vor^.
3. Die Verba auf -aoeiv (att.-böot. -xxelv).
§ 230. Die Unterscheidung von gutturalen und denta-
len Verben auf -ooeiv {q)vldooEiv von q)v?MX-, aber koqvgoeiv
von XOQV&-) ist für unsere Zwecke bedeutungslos, da bei
den dentalen eine analogische Weiterwucherung gar nicht
nachgewiesen ist. Die gutturalen haben sich im Ganzen
ebenfalls mit ihrer ererbten Domäne begnügt; abgesehen
von vereinzelten Beispielen wie evxvXiooeiv (klass.) 'ein-
wickeln', das eine Hypostase (§ 149) von ev xvIm {xvXoq
'Wulst') mit Hilfe des Ausgangs von iXioosiv 'wirbeln,
wickeln' (Hom.) ist, ferner alfxdooEiv (Pindar usw.) 'blutig
machen', das wohl eine Art Abkürzung des homerischen
^ Übertragung nominaler Deminutivsuffixe auf Verba ist
z.B. in der Basler Kinderstubensprache ganz gewöhnlich; so
heißt es zu laufen: laifele" = *läujeln.
116 B. Verbale Ableitung. [§§230—232
aijuari TialdaGsiv 'mit Blut besudeln' darstellt, ist nur
-dioosiv in klassischer Zeit zu einer beachtenswerten
Sonderexistenz gelangt im Sinn von 'mit einer Krankheit
behaftet sein'.
§ 231. Der Ausgangspunkt liegt wahrscheinlich in äfjL-
ßXvdiaoeiv 'blödsichtig sein' (klass.), das zu äjuß/.vcoTi-elv,
-la, -ijg gehört (Stamm *oq^ - 'Auge', vgl. rd> öooe, ociiliisy.
Da nun aber das Wort für 'Auge' in -oiooeiv durch die Laut-
form stark verdunkelt war, konnte auch -coooeiv diesen
Begriff aufgeben und allgemein zur Bezeichnung eines
Krankseins oder eines ungesunden körperlichen Zustandes
weiter verwendet werden; so entstand z. B. xagdtojaosiv
'Magenschmerzen haben' (klass.) zu xagöia 'Herz', vji-
voiOGEiv 'schläfrig sein' (klass.) zu VTtvoc, 'Schlaf, idgcüxreiv
'schwitzen' (Galen) zu idocox- 'Schweiß'. Einer weitern Ver-
breitung stand die Konkurrenz von -(i)äv (§ 183 f.) und
-aivEiv (§ 221) hindernd im Weg.
4. Die Verba auf -^elv.
Allgemeines.
§ 232. Außer -äv, -eJv, -ovv, -evelv bestimmt kein
Verbaltypus den Verbalschatz des Griechischen so sehr wie
das denominative -li^Eiv'^ und -d^Eiv. Auch wenn man den
Überfluß aller überlieferten griechischen Wörter gebührend
in Rechnung stellt, bilden die rund 2000 Verba auf -{Ceiv
und rund 1000 auf -olCeiv einen imponierenden Bruchteil.
^ Demnach ist eine Konjugation -cüaaeiv: -wxpai vorauszu-
setzen wie jteaoeiv : Tzeipai 'kochen'. Der Gutturalstamm dringt
zuerst in den Ableitungen äfiß/.vcoy/iöi; usw. durch; außerpräsen-
tische Tempora werden überhaupt erst später gebraucht und
dann natürlich mit gutturalem Charakter.
2 Daraus durch Entlehnung lateinisch -issäre {atticissare}
oder -izäre [bapüzare und mit lateinischem Grundwort z. B.
praeconizare] und daraus wieder unser beliebtes -isieren.
§§232—234] Die lo-Präsentia: Verba auf -uC«»'. 117
Andre Kategorien auf -Ceiv verschwinden daneben. Nur
-vL,eLV hebt sich einigermaßen heraus (§234).
§ 233. Nach der Entstehung des -t,- aus *-di- oder *-gi-
zerfallen die Verba auf -l,eiv in dentale und gutturale:
a(pdC£iv (später ocparxeiv wegen eocpa^a nach (pvlArxeiv —
Effvla^a) — ocpdico — eocpa'^a usw. zu oq^ay-/] Ofpdy-iov
usw., aber qjgd^eiv — ecpqaoa usw. zu dgi-cpQad-TJg u. dgl.
Die beiden Gruppen haben sich naturgemäß vielfach be-
einflußt, und die Grenzen zwischen ihnen sind nach Dia-
lekten, Literaturgattungen und Zeiten stark verschieden.
Das Nähere hierüber gehört in die Lehre von den Konju-
gationsformen; für die Geschichte des Suffixes im Grie-
chischen ist der Unterschied nahezu bedeutungslos. Bei
-dCeiv und -i^eiv herrscht in der ion.-att. -hellen. Sprache der
Dentalcharakter fast völlig.
a) Die Verba auf -vC^tv.
§ 234. Über die ursprünglichen Grenzen hinaus hat sich
-vCeiv (meist mit gutturalem Stammcharakter) in onomato-
poetischen Bildungen verbreitet. Zugrunde liegen jedenfalls
Ableitungen von nominalen Gutturalstämmen wie etwa >co>c-
xvCeiv 'wie der Kuckuck schreien' (Hesiod) von xoxxv^,
-vyog, oder 6^o?ivCeiv 'laut schreien' (Hom.) von ö/.oXvyij
'Geschrei'. In solchen Fällen verknüpfte sich mit -vCsiv die
Vorstellung eines Lärmes und mit diesem Begriff machte
dann -v^eiv Eroberungen: etwa nach xdxxv (Ruf des Kuk-
kucks) — xöxxv^ — Koxxvt,eiv schuf man z. B. zu ßav
'wauwau' ein ßavL,eiv 'bellen' (seit Heraklit), zu yov ein
yQVL,eiv 'mucksen' (klass.), zu ßdfxßaXa {'xei^EQivä l/udria)
ßafjißdXXELv {'XQEfAEiv^ xpocpElv xoIq xeiXeolv) ein ßa/ußa/.vCstv
'mit den Zähnen klappern' (Lexikographen; Hipponax?).
Auch andere Interjektionen erhalten bisweilen ein solches
-Ceiv; z. B. oj'QEiv (Aeschyl., Aristoph.) 'm rufen' (vgl. oljioL
— oi/bicoCsiv (Hom.) — oi/xcayt]), cpEvll,Eiv (Aeschyl.) 'wehe
{(pEv) rufen', oXI,elv {ovo- Tragiker) 'ot rufen', yjirzdCsiv
(Hesych) 'das Vieh mit dem Ruf yjara antreiben'.
118 B. Verbale Ableitung. [§§235—237
b) Die Verba auf -dCsiv
(mit Ausnahme der meisten auf -idCeiv, die zusammen mit
-iCsiv behandelt werden; s. § 252).
§ 235. Die Frage nach der etymologischen Her-
kunft der Denominativa auf -dCsiv darf in den Grundzügen
als einigermaßen gelöst betrachtet werden: -dCsiv ist auf
*-ad-L- zurückzuführen und ist von Nomina auf -dg, -dö-
OQ (§ 379) abgeleitet. Weil jedoch beim Beginn der grie-
chischen Sprachüberlieferung mindestens der erste große
Schritt zur Weiterwucherung des Suffixes schon getan ist
und das der Ableitung zugrunde liegende Suffix seinerseits
produktiv ist, hält es schwer, die Einzelurbilder und die
einzelnen Kanäle der Ausbreitung festzustellen. Wenn man
also eine größere Anzahl von Wortpaaren auf -ag, -ddo:; und
-dt,eLv, wie ?u§dg — }.L{^dCsiv, /iiiydg — niyd^EO&ai, orißdg —
öTißdCeiv u. dgl. nachweist, so ist das zunächst nur als Ty-
pus zu werten, und es laufen dabei sicher viele Beispiele mit
unter, in denen -dCsiv ohne Mitwirkung des zugehörigen
-dg angetreten ist.
§ 236. Mehr untergeordneter Art scheinen die Bezie-
hungen zwischen -dCeiv und den Neutra auf -ar- zu sein:
övofjidueiv — ovojL(a, yovvdCso&ai — yovvar-, ösXedCeiv —
öelear-. Vermutlich ist bald nach der Erweiterung der neu-
tralen ?i-Stämme durch -t- {ovo/uar- gegenüber lat. nomin-is
und övo/uaiv£iv [§ 219]) die Ableitung *-ar-i- in die weit
größere Gruppe derer auf *-ad-i.-> -aC- übergegangen^.
Einige sonst sehr seltsame Bildungen auf -dt^eiv finden
wenigstens für das -a- eine Anknüpfung infolge der Ver-
wandtschaft mit nominalen /i-Suffixen (vgl. zu -aXeog § 329) :
so elxdCeiv 'vergleichen' zu elxcov, dexaLdjusvog (Hom.) =
dexiov, JtsQxdCsiv (§ 244) zu TieQXVög, TivxdCeiv „fest ver-
schließen" (Hom.) zu TTvxvog.
§ 237. Die erste Stufe der analogischen Ausbrei-
tung von -dCeiv ist damit erreicht, daß substantivische
^ Aus *-aT-i- wurde lautgesetzlich nicht -a^-
§§237—239] Die io-Präsentia: Verba auf -dCetv. 119
ä-Stämme und auch etwa andere Stämme oder Wörter mit
einem a in der Schlußsilbe leicht Denominativa auf -dCeiv
bilden: nlx/udCeii' (Hom.) 'die Lanze {aixfxrj) werfen',
eUaTTivdCsiv (Hom.) "einen Schmaus (eü.anivrj) abhalten',
äyoga^eiv (klass.) 'auf dem Markt (äyoga) sein, kaufen',
Kvecpdt,eLV (Aeschyl.) 'verdunkeln' {xvecpag n. 'Dunkel').
Zweifellos ist die Brücke zwischen dieser Gruppe und dem
lautgesetzlichen -d^siv in den nahen Beziehungen zu finden,
die auch -dg -ddog zu ä-Stämmen u. dgl. hat (§379); be-
sonders fördernd wirkten daher Muster wie öXxrj — 6},xdg
— 6?,xdCeiv, vojLU] — rojudg — vojudCsiv, /niya — juiydg —
juiydCso'&ai.
Die Mitwirkung von Bedeutungsanalogien ist grund-
sätzlich anzunehmen, wenn auch Einzelnachweise schwer
sind und die Mannigfaltigkeit der semantischen Beziehung
zwischen den Grundwörtern und diesen Denominativen für
mehr äußerliche Analogievorgänge spricht.
§ 238. Das Verhältnis dieser Gruppe der Verba auf
-d'Qeiv zu der Ableitung von -äv aus ä- Stämmen (§ 180) sollte
genauer untersucht werden. Wahrscheinlich hat im all-
gemeinen in nachhomerischer Zeit -dCsiv als das klanglich
stärker charakterisierte und bequemer flektierbare Suffix
allmähhch den Konkurrenten -äv zurückgedrängt; -läv ent-
ging diesem Schicksal nur, weil es eigene Wege einschlug
(§ 184).
§ 239. Von andern Stämmen werden sonst De-
nominativa am liebsten mit -iCsiv abgeleitet (§ 255), also
namentlich von o-Stämmen, dann auch von s-Stämmen
und andern konsonantischen Stämmen. Wenn also von
einem solchen Stamm ein Verbum auf -dCeiv gebildet wird,
so hat man grundsätzlich immer nach einem besonderen
Analogievorgang zu forschen^. Dazu stimmt, daß -d^eiv von
o-Stämmen gegenüber den Ableitungen aus ä-Stämmen weit
^ Abgesehen von -idCsiv, das eine besondere Stellung ein-
nimmt; s. §252.
120 . B. Verbale Ableitung. [§§ 239—241
zurückbleibt und die t- und v- und die konsonantischen
Stämme überhaupt selten -dCsiv annehmen. In manchen
Fällen können die vorauszusetzenden Bedeutungsanalogien
noch aufgezeigt oder es können wenigstens Gruppen gebildet
werden, die näher zusammengehören und einzelne Kanäle
und Kanälchen der analogischen Ausbreitung erkennen
lassen, wenn auch die Ausgangspunkte nicht so deutlich sind.
Freilich muß auch anerkannt werden, daß noch manches
Rätsel ungelöst bleibt.
§ 240. Beispiele für -d^eiv von Stämmen auf /, v und
Konsonanten:
iyßvdCeiv 'fischen' (Anthol.) von Ix&vg an Stelle des honi.
ix&v-äv. Es gehört zusammen mit ^vwaCeiv 'den Thunfisch
{&vvvog] stechen' (Aristoph.) und zu einer Gruppe, deren Urbild
öeXedi^eiv 'anködern, fangen' (klass.) von ösXeao, -arog 'Köder'
(nach §236, vgl. §17) sein mag.
azaaid'Ceiv 'im Aufruhr (ordaig) sein' (klass.).
yXvxd^eiv 'süß {yXvxvg) sein' (nachklass.) steht in näherer
Beziehung zu yXvxaiveiv 'süß machen' (Xen. u. sp.), s.u. §244.
av-axoxdL,eiv 'finster werden' von rö axöroc, s. u. 244.
xvöd^eiv von xvöog s. u. § 242.
äxQißd^eiv 'genau {äxQiß/];) machen, genau untersuchen'
(LXX) ist Synonym zu öaxifidCeiv (§ 247) 'prüfen' {öäxi/noi;
'echt'); vgl. äxQißaaTi^i; = öoxifiaoTijg.
vyidCeiv von vyirjg s. u. § 245.
7t?xovdCEiv 'mehr (jiMov), überflüssig, übermäßig sein'
(klass.); nach äxjbid!^eiv 'reif , stark genug sein (klass.; von dxfMij
'Reife' nach §248) oder eher nach den Ableitungen von Zahl-
wörtern (§ 249).
Einzelne Bedeutungsgruppen.
§241. Scha 11 Wort er auf -dCe«'^ sind sehr häufig. Der
Grundstock enthält ,, primäre" und denominative Bildungen;
zu ersterer Art gehören z. B. xQdL,eiv 'schreien' (Hom.),
ßd^eiv 'schwatzen' (klass.), gdCeiv 'knurren, widersprechen'
(Kratinus), zur zweiten Art z. B. xrjxdCsiv 'schelten, schmä-
hen' (Lykophron) von xrjxdg 'scheltend, schmähend' (Ni-
§§241. 242] Die io-Präsentia: Verba auf -dCeiv. 121
kander, Kallimachos, vgl. xrjxaöeiv = loidoqelv yjxvd^eiv
Hesych), ferner lald^eiv 'plaudern, plätschern' (Anakreon,
Hesych) zu Mla^ 'Schwätzer' (Hesych) und /.alayslv 'plau-
dern' (seit Pindar).
Von solchen Beispielen her verknüpfte sich mit -a.il,Eiv
wie mit -v^elv und sonstigem -^eiv (§ 234) die Vorstellung
des Geräuschmachens, und es trat an Interjektionen und
ähnliche Gebilde an:
evdCetv 'e'öa rufen, bacchisch jauchzen' (klass.);
ä/.aÄaCeiv 'das Kriegsgeschrei ä/.a?.d {dlalat) erheben'
(klass.) ;
TzanndCsiv 'TidnTta sagen' (Hom.).
§ 242. Die weitere Ausbreitung hält sich an engere
Sinnesgruppen, besonders an 'schimpfen, spotten' und 'prah-
len'. Dabei scheinen die o-Stämme der Neuerung ebenso
zugänglich zu sein wie die ä- Stämme, die doch lautlich
näher lagen.
'Schimpfen, spotten, tadeln':
ÖEvvdCeiv (Theognis, Sopli.) zu öewog 'Beschimpfung,
Schande',
yJ.EvdCstv (klass.) zu xIevyi 'Spott';
y.vddL,Eiv 'beschimpfen' (Epicharm und Tragiker) zu
y.vdoq 'Beschimpfung' (nach Grammatikern sizi-
lisch).
oroßdCEiv (• xaxokoyEiv Hesych) zu oxößog 'Schelten,
Prahlerei' ;
rvvr ?.dCEiv 'mit Kot (TvvT?.og) bewerfen, verhöhnen'
(Sosipater bei Athenäus), auch wohl
ärifidCEiv 'verächtlich behandeln' (Hom.) zu ari[X0Q
'ehrlos, verachtet'.
Ein Vertreter dieser Gruppe gehört zu den Iterativa-
Intensiva (§ 250):
dj'OTctCs^J^ 'tadeln' (nachhomerisch) zu övoo&ai (Hom.).
122 B. Verbale Ableitung. [§§ 243. 244
§243. Trahlen:
KOjUTidCsiv (klass.) zu xöfA,nog 'Lärm, Prahlerei';
örojUfpdCeiv (Aristoph.) zu or6iuq)og ""Schwulst; Schel-
ten'.
Andere Schalläußerungen:
XQavydCeiv 'schreien' (klass.) zu xqavyy] 'Geschrei'
nach kquCeiv;
(p§oyydCeo'&ai (Ion, Anthol.) = (p'&eyyeo'&ai (vgl.
§251) zu cp^oyyr] 'Stimme';
juo/.TtdCsiv 'besingen' (Komiker) = jjleItieiv (vgl. § 251)
zu ixolnr\ 'Gesang und Tanz'.
Dazu GXEvd'Qeiv 'stöhnen' (Tragiker) als Erweiterung von
oreveiv oder Umgestaltung von orevdxeiv; vgl. § 251.
§ 244. Wenig abgeklärt sind die Beziehungen von
-dCstv zu andern Suffixen (vgl. § 16)^: Offenbar steht
-dCeiv als intransitive Ableitung von bestimmten Adjektiv-
gruppen mit faktitivem -ovv oder -atVfitv in Wech-
selbeziehung, und vermutlich verdanken einige dieser De-
nominativa auf -d^eiv ihr Dasein dieser einmal bewußt
gewordenen Gegenüberstellung. Die Grundwörter sind zum
großen Teil Adjektiva für Farben und für 'feucht' und Ver-
wandtes (s. §220):
TcehoQ 'schwarzblau' — fakt. nehaiveiv und tieIiovv
— intr. {vno-)nEhdL,Eiv (alles bei Hippokr.);
vyQÖQ 'feucht' — vyQaivEtv ■ — vygdCsiv (alles klass.).
Anhaltspunkte für die Entstehung dieser Gruppie-
rungen lassen sich vermuten in Reihen wie
TZEQKVOQ 'dunkelfarbig' — nEQKaivEiv (Hesycli, vgl.
lo^vög — ioyiaivEiv § 219) — JZEgxdCEiv {vjio- Hom. ;
^ Bisweilen ersetzt -dCeiv durch formale Analogie eine
ältere Präsensbildung : öufid^eiv (Hesiod) für da/nvdvai 'be-
zwingen' (Hom.) zu öaßdaai nach sonstigem -dCeiv : -daai. Vgl.
nüivdvai — 7ie).dCeiv § 1 70.
§§244—246] Die to-Präsentia: Verba auf -d^eiv. 123
über das Verhältnis von -d'Qeiv zu n-haltigen Stäm-
men s. § 236).
Es ist auch an avyri 'Glanz' — avydCstv (-Csa'&ai) 'er-
hellen, sehen' (Hom.) und oxid 'Schatten' — oxiddeiov
' Schattendach' — oxidCsw 'beschatten' (Hom.) zu erinnern;
nach oxidCsiv ist wohl auch oxordC^tv {ov- klass.; intr. als
Gegensatz zum faktitiven oxorovv) zu oxörog (alt o, erst
klass. auch rö nach ro (pcog) 'Finsternis' gebildet worden.
Von auffälligen Gegensatzpaaren, die sich nicht in die
genannten Bedeutungsgruppen einreihen lassen, seien noch
erwähnt :
y}.vxvg 'süß' — yXvxaiveiv (klass.) • — • ylvxdi^eiv
(nachklass.);
taoQ 'gleich' — ioovv (Hom.) — lod'QEiv 'gleich sein'
(Plato und hellenistisch, aber 'gleich machen'
Hom. !).
§ 245. Ein Beweis für die gegebene Auffassung der
Reihe -aiveiv dCsiv mag es sein, daß dieselbe Doppel-
lieit auch mit vertauschten Bedeutungen vorkommt: einige
der intransitiven Verba auf -aiveiv (§ 221) haben nämlich
ein faktitives -dCetv neben sich:
vyujg 'gesund' — intr. vyialveiv - — fakt. vyidCsiv
(Timon Locr., Aristot.);
fo(Tog' Krankheit' — intr. *vooaiveiv (nur vöoavoig'dsiS
Krankwerden' Aristot.) — fakt. voodL.eiv (Galen,
Aristot.).
Da nun vyiaiveiv — voaaivEiv in einen größern be-
deutungsgeschichtlichen Zusammenhang gehören (§221),
vyidCeiv — voodCsiv dagegen wohl nicht, so muß man hier
-dCeiv als Gegensatzbildung zu -aiveiv betrachten.
§246. Kleinere Sinngruppen sind:
'ein Fest feiern' (vgl. -ICeiv ^269).
Die ältere Schicht wird dargestellt durch
elXaüxivdl^eiv 'schmausen' (Hom.) von slÄa-tCvr] 'Sclamaus',
iooTa^siv 'ein Fest {iogrij) feiern' (klass.),
124 B. Verbale Ableitung. [§§ 246—248
'ßoivä^eiv 'einen Schmaus {d-oivrj) geben' (Xen. u. sp.; älter
&oiväv). Vgl. auch eßöo/xdl^eiv § 249.
Danach sind auch zu o-Stämmen solche Verba gebildet
worden:
&vQadCEiv 'das Bacchusfest mit dem &vQaoi; feiern' ( Aristoph.)
xoifidCsiv 'einen xäjfiog (Festschmaus und Aufzug) feiern'
(seit Theognis und Pindar).
§247. 'zielen, werfen nach*.
Die ältesten Vertreter sind:
äßgordCeiv 'verfehlen' (Hom.) von einem äolischen *dßQo-
rdg, das dem ion. dixaqrdc:, -ddog 'Vergehen' (Herodot
und Hippokr.) entsprechen würde (oder eine Art Inten-
sivum nach §250f. ?),
jisigdCeiv 'auf die Probe (Tieiga) stellen' (Hom.),
alxfidCeiv 'die Lanze {aixp-r]) werfen' (Hom.), auch wohl
öoxd^eiv 'auflauern' (Sophron) zu Öexea&ai (nach §251) =
öexeo&ai, vgl. zum x doxeveiv und öedox7]/xevoc bei Homer.
Nach solchen Mustern sind die Ableitungen aus o-Stämmen
gebildet :
oToxdCeo&ai 'zielen > bezwecken, vermuten' (klass.) von
aröxog 'Ziel',
ro7idL,Eiv 'zielen > vermuten, erraten' (klass.) von to'jtos'
'Ort',
To^dCeo&ai 'mit dem Bogen (rö^ov) schießen' (Hom.),
doxiixd^eiv 'prüfen, als echt [döxiixog] annehmen' (klass.),
wohl speziell nach jisigdCeiv.
§248. 'in jugendlichem, reifem Alter stehen'.
Zu den Ableitungen aus ä-Stämmen gehören:
dxfA,d^eiv 'in reifem Alter {dxfi')]) stehen' (klass.), und
j7At«idC£o^at 'in jugendlichem Alter (iqhxia) stehen' (Hermes
bei Stobäus).
Diese haben die Muster abgegeben für einige Ableitungen
aus O-Stämmen:
vedl^eiv 'jung (veoi;) sein' (Tragiker),
XvodCeiv 'Flaum (xvdog ■ — x^'0'>J?] bekommen' (Soph.) und
(hgi/Lid^eiv 'reif (ägi/j,o^) werden' (Ilonierscholion).
Über nXeovdt,etv s. §240 und 24 9.
§§249.250] Die lo-Präsentia: Verba auf -dCetJ'. 125
§ 249. Zu einer Gruppe scheinen auch zusammenzu-
gehören die Ableitungen von Zahlwörtern. Sie sind
zwar nach der Bedeutung nicht bestimmt umgrenzt; aber
das wird daher rühren, daß sie jedenfalls nach ihrem Ur-
sprung und ihrer Weiterentwicklung in engsten Beziehungen
standen zu den Zahlsubstantiven auf -dg, die ja mit para-
digmenartiger Leichtigkeit von Zahlbegriffen abgeleitet wer-
den. So ist die Gruppe der „lautgesetzlichen" Bildungen
beträchtlich stark; z. B.
ne/iiJtdCeod-ai '(an den fünf Fingern) abzählen' (Hom.)
von 7csfj.ndg 'die Zahl fünf;
dvaCeiv^ rgidCeiv 'verzweifachen, verdreifachen' (bei
spätem Autoren) von övdg, rgidg;
fxovd'Qeiv 'allein bleiben; mit eins multiplizieren' (eben-
falls bei Spätem) von juovdg;
eßdof^dCeiv 'den siebenten Tag feiern' (LXX) von eß-
öo/udg; vgl. dazu § 246.
Analogiebildungen nach solchen Beispielen sind wohl
ötardCetv 'zweifeln' (klass.; mit unerklärtem Guttural-
charakter: öiOTay/Liög) von einem im Griechischen
verlorenen *diOTog 'doppelt';
doidCeiv 'zweifelhaft sein' (Apoll, Rhod.) von doiög
'doppelt', 0017] 'Zweifel';
olvdCeiv (Hesych) = ^ovdÜ,ELV von olvt] 'die Eins auf
dem Würfel'.
Hier könnte auch das klassische
nXeovdCeiv 'mehr {jiUov), überflüssig sein'
einen Anschluß finden (s. § 240).
§ 250. Anhangsweise müssen hier die Deverbativa
auf -dCsi-v erwähnt werden, die manchmal iterative oder
intensive Bedeutung haben. Am klarsten in der lautlichen
Charakterisierung und in der bestimmten iterativen Bedeu-
tung sind einige Bildungen auf -rdCsiv; sie sind freilich so-
126 B. Verbale Ableitung. [§ 250. 251
wieso spärlich und dazu vorwiegend der altern Spracli-
periode eigen^:
QUOTaCeiv 'schleppen' (Hom.) zu igveiv 'ziehen';
e}.KVOTdL,eLv 'schleppen' (Hom.) zu eIxelv {e/.y.voai)
'ziehen';
eQTivGrdCeiv 'schleichen' (Lex. Apoll.) zu sqtisiv 'krie-
chen' ;
vevoxaQeiv 'nicken' (Hom.) zu veveiv 'nicken';
QiTVtaQELV 'hin und her schleudern' (Hom.) zu giTireiv
'schleudern' ;
xvjirdCeiv 'sich ducken, lauern, zaudern' (klass.) zu
HVJiteiv 'sich bücken';
övordCeiv 'tadeln' (nach Hom.) zu övoo&ai 'tadeln'
(s. §242);
dyvQxdCsLV 'als Bettler sammeln' (Hom.) zu dyeiQsiv
(vgl. das spätere dyvQtrjg 'Bettler').
§ 251. Andere Gruppen von Deverbativon auf -d^ELV
komplizieren das Problem noch mehr: In Fällen wie f.u^-
vdL,eiv'h\e\\ievi (Hom.), öXEvdt,Eiv'?,e\ilzeTi (Hom.; vgl. §243)
liegt offenbar eine Weiterbildung aus dem Präsens (/liijuveiv,
öZEVEiv) vor-; andere zeigen \'okalwechsel: ÖTid'QEiv 'mit-
geben' (Hom.) zu E7iEG&ai 'folgen', do>idL,Eiv (s. § 247) zu
ÖEXEa&ai, T()o%dL,Eiv 'laufen, rennen' (klass.) zu tqexeiv
'laufen'. Diese Beispiele sind natürlich nicht unabhängig
von Substantiven mit o-Abtönung wie rgoxog 'Lauf, *dox}'j
(in 10X0-06x7] 'Mastbaumbehälter' Hom., arkad. iadoyA =
Exdox^'j) und *öoxog (in Öcogo-doxog 'bestechlich' klass.);
man vergleiche auch die Reihen
^ Daher lassen sich auch die Beziehungen zu den Nomina
agentis auf -t//?-, den Verbaladjektiva auf -rog und den De-
verbativa auf -räv (§ 186) nicht genauer feststellen.
- So noch in xgvßdCeiv 'verbergen' (Hesych), das aus dorn
erst hellenistischen xQvßeiv {= xQV7neiv\ oder aus dem ebenfalls
erst hellen, xgvßfj = xQvcpfi'l) abgeleitet ist.
§§251.252] Die lo-Präsentia: Verba auf -t'CetJ'. 127
onevdeiv ■ — otiovöj) — 07iovddL,eiv^
/ue?^7csiv ■ — • iioXnrj — • juoXjidCeiv (§ 243),
(p'&EyyEO'&ai — (pd^oyyr) — (p&oyydCso&ai (§ 243),
wo man sich fragen kann, ob die jedenfalls ursprüngliche
denominative Beziehung von -dL.eiv nicht manchmal einer
deverbativen gewichen sei.
c) Die Verba auf -iL,eiv
(nebst dem Großteil der Verba auf -idCeiv).
§252. Die Mehrzahl der Verba auf -idCsiv ist nur
ein Ableger der Verba auf -iCsiv. Bei der Anfügung
von -iCeiv an die zahlreichen Stämme auf -lo- entstand die
Lautfolge *-iiCsiv^ weil aber diese dem griechischen Ohr nicht
gut klang, wurde sie meistens durch -id^eiv ersetzt (Aus-
nahme s. § 271). Dieselbe Dissimilationserscheinung liegt
auch in -idc. für *-ttg, -laxög für *-ii>cdg, -idörjQ für *-iid7jg
vor. Es handelt sich aber jedenfalls nicht um einen rein laut-
lichen Vorgang, sondern mehr um die Vermeidung einer un-
bequemen Bildung und ihre Verdrängung durch eine an-
nähernd gleichwertige und klanglich einwandfreie: Zu -log
existiert sehr oft ein substantiviertes -la; von diesem konnte
nach § 237 -idt,eiv abgeleitet werden, und durch Über-
springung des Zwischengheds -la ergab sich gelegentlich
eine direkte Verbindung -log — -idCsiv, und zwar eben in
der Zeit, wo man für *-iL^eiv einen Ersatz brauchen konnte.
Die historischen Tatsachen fügen sich in diesen Entwick-
lungsgang gut ein: Homer kennt noch kein -idCetv zu -tog^,
aber mehrere zu -ta; andererseits ist -iCeiv zu -og Homer
schon ganz geläufig; also taucht -idCeiv zu -log erst auf,
nachdem -il^siv zu -og und -id^eiv zu -Ca gut eingebürgert
sind.
^ avxoaxeöidt,eiv , das einzige Beispiel, das von der Pford-
ten S. 94 aus Homer anführt, ist erst der klassischen Zeit eigen;
nur das Grundwort avxoaxedio^ kommt bei Homer vor.
128 B. Verbale Ableitung. [§§ 253. 254
§253. Die Anfänge des Typus -iCsiv sind den-
jenigen von -dCeiv auf große Strecken parallel: Der Grund-
typus, d. h. die Ableitung von -t'i^siv aus tÖ-Stämmen, ist
noch in einer beträchtlichen Anzahl von Exemplaren er-
halten:
egig 'Streit' — • igiCsiv 'streiten' (Hom.);
(pQovrig 'Sorge, Nachdenken' — (pQovziCeiv 'nach-
denken' (seit Sappho);
eXnig 'Hoffnung' — eXtil'Qeiv 'hoffen' (att.), usw.
Je leichter allerdings -/ g, -iöoq an nominale Stämme an-
gehängt wird, um so mehr wächst die Wahrscheinlichkeit,
daß -iCeiv ohne Vermittlung eines zufällig auch überlieferten
zugehörigen f<3-Stammes angetreten ist; so z. B. darf ä?.-
[AVQLL,Eiv 'salzig schmecken' (Aristot. bei Athenäus) sehr
wohl über älfxvQic, 'Salzwasser' (Theophrast) hinweg direkt
aus äXfjiVQOQ 'salzig' (Hom.) abgeleitet werden {-il,eiv nach
§ 271). Doch blieb auch in der spätem Zeit, wo die Ent-
stehung von -iCeiv aus *-id-i- nicht mehr bewußt sein konnte,
die Assoziation -ig i^eiv lebendig; z. B. für lafMJivQi^eiv
'wie ein Johanniswürmchen {XafjinvQig) glühen' (Theophr.)
steht kein andres Grundwort zur Verfügung als eben la^-
nvQiq, und doch haben wir es gewiß mit dem analogischen
-iCeiv von § 271 zu tun.
§ 254. Genau wie sich bei -dCstv an die Stämme auf
-ad- die Stämme auf -ar- und dann allerlei Nomina mit
-a- in der Endsilbe angeschlossen haben (§ 237), so bei
-iCsLv an die Stämme auf -lö- die Stämme auf -ir- und
weiterhin die t-Stämme (die ja in der Flexion z. T. mit
den Dentalstämmen vermischt werden: egir neben egiöa
nach TTo/n-) und Adverbia mit -i- in der Schlußsilbe:
XaQit,£öd^ai 'einen Gefallen tun' (Hom.) von xagir-
' Gunst';
vE/uFoiC^o&ai 'scheuen-^ verübeln' (Hom.) \on v£jiiEai-g
'Tadel';
ojiaviCe IV 'sehen sein; entbehren' (von Pindar an) von
07cdvL-g 'Mangel';
§§254—256] • Die lo-Präsentia : Verba auf -iCeiv. 129
oivaniCeiv 'ein Senfpflaster auflegen, ein saures Ge-
sicht machen' (Xenarch. com. bei Athenäus; Medi-
ziner) von GLvani 'Senf;
XMQiCsLv 'trennen' (klass.) von x(^QtQ Adv. 'gesondert' ;
voacpiCsiv 'entwenden' (seit Pindar; Depon. 'den Rük-
ken kehren' bei Homer) von v6ocpi(v) 'getrennt, weg'.
§ 255. Die Untersuchung der analogischen Ent-
wicklung von -iCeiv stößt auf allerlei Schwierigkeiten. Zu-
nächst ist -iCsiv schon in den ältesten Sprachdenkmälern
und in allen Dialekten durchaus nicht mehr an t(5- Stämme
geknüpft, sodaß wir die Übertragungsvorgänge nicht mehr
verfolgen können. Sodann macht es die Leichtigkeit, mit
der das Suffix -iq angefügt wird, sehr schwierig, die Fälle
auseinanderzuhalten, wo -lCsiv tatsächlich noch von -ig
abgeleitet ist, und die, wo -ig und -iC,Eiv gemeinsam er-
obernde Parallelsuffixe (§ 16) sind. Auch die Bedeutung
des analogischen -il,eiv gibt keine Wegleitung für die Er-
forschung der altern Stadien der Wucherung; denn fast
durch alle Sprachperioden hindurch scheint -iCeiv das AUer-
weltsdenominativsuffix gewesen zu sein und so die Rolle
des vorgriechischen -io- (§ 167) übernommen zu haben; enger
umgrenzte Bedeutungsgruppen haben sich meist erst in spä-
terer Zeit abgespalten (s. u. § 260 ff.).
Formales zur analogischen Ableitung mit -iCsiv.
§ 256. Natürlich kommen nicht alle Stämme gleich
häufig als Grundwörter von Denominativa auf -iL,eiv vor.
Aber im allgemeinen beruht der Unterschied nur auf der
verschiedenen Häufigkeit der Stämme: weil die o-Stämme
(Subst. und Adj.) die gebräuchlichsten sind, sind auch die
Ableitungen auf -i^eiv von o- Stämmen in der Überzahl und
zwar in allen Sprachperioden. Andrerseits sind schon bei
Homer fast alle Arten von Stämmen an der Bildung von
-iCstv beteihgt. Nur die ä-Stämme treten wohl mehr zurück
als es ihrer relativen Häufigkeit entspricht: Für die ä-Stämme
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 9
130 B. Verbale Ableitung. ' [§§ 256—258
stand eben schon -äv und -dCsiv zur Verfügung (vgl. § 237 f.),
und für -it,Eiv von ä- Stämmen ist meistens ein engerer An-
schluß an engere Bedeutungsgruppen von -iCeiv maßgebend
gewesen. Bei den w-Stämmen konkurrierte erfolgreich das
lautlich näher liegende -vveiv (§ 224).
§ 257. Musterbeispiele für analogische Anfügung von
•iCeiv an allerlei Stämme:
öemviCeiv 'bewirten' (Honi.) von öe'ijivov 'Mahlzeit',
xavaxi^eiv 'krachen' (Hom.) von xavayj] 'Gerassel' (vgl.
-iCeiv für Geräusche § 2 66 ff.),
Tiegoi^eiv 'persisch sprechen oder denken' (klass.) von
IJegarj^, vgl. §272;
jTekexiCeiv 'mit dem Beil den Kopf abhauen' (hellen.) von
rreXexvi; 'Axt, Beil' (vgl. avxsriCeiv 'den Hals abschnei-
den' (Soph.) von avxi'jv; gayi^eiv '[das Rückgrat [qÖ-xis]^
zerschneiden' (klass.); rvfxjiavlCeiv 'mit einem Prügel
(xvjbLTiavov) schlagen' (hellen.) und ähnliche),
vtl^eiv 'grunzen' (Pollux) von v<; 'Schwein',
jiQcoret^eiv 'IlQOiTevi; nachahmen' (Eustath.),
yQatCstv 'die Haut {ygavi;) abnehmen, abschäumen' (Aristo-
phanes),
djikotCea&ai 'einfach, aufrichtig sein' (Xen.) von äjiMog
änlovi; 'einfach' (vgl. änloti; ;{Aa(j'a 'einfache Woll-
decke' Hom.),
äq)-7]Qct)tCeiv 'zum fJQiot; machen' (Inschr.).
Von konsonantischen Stämmen:
xzeaTi^Eiv 'sich verschaffen' (Hom.) von xreaia 'Eigentum',
xeg^artCen' 'zerstückeln' (klass.) von >^fp/xa 'Kleingeld' (und
überaus oft -ßariCeiv von Neutra auf -/na; s. auch § 274),
äxovTÜ^eiv 'mit dem Speer (äxcov äxovrog) werfen' (Hom.),
'&ü)QaxiCeiv 'mit Brustpanzer (&wQa$) versehen' (klass.),
/naxagi^eiv 'glücklich (judxag) preisen' (Hom.),
XaQaxTTjQiCeiv 'mit einem Gepräge (xaQaxrrjQ) versehen'
(hellen.),
eagiCeiv 'den Frühling {eag) zubringen' (klass.),
ävÖQiCea&at 'sich als Mann {ävög-) erweisen' (klass.),
laxoivi^eLv 'sich als Lakone (Adxwv) aufführen' (klass.).
§ 258. Von den substantivischen 5-Stämmen wurde zu-
erst -et^eiv abgeleitet, als äv§eog äv§£'i äv&ea dv&ecov noch
§§ 258. 359] Die io-Präsentia: Verba auf -i'Cetf. 131
unkontrahiert waren (vgl. fiEveatveiv von juevog § 221Fußn.,
nolv&EQöEiöriQ §384); daneben kennt schon Homer bloßes
-i^eiv (zum Nom.-Akk. -og wie zum -oq der o-Stämme), und
nach der Durchführung der Kontraktion wird diese Art Regel:
di-a{v)&EtCetv 'sticken' (kypr. Inschr, des VI. Jahrh-
V, Chr.) und äv&iCEiv (oTt-, in- klass.) von äv&og
'Blume',
HTEQstCEiv (mit unionischem Gutturalcharakter: xze-
QEL^ai) und kxeqi'Qelv 'bestatten' (mit Dentalcha-
rakter), beide bei Homer, von xTsgag KZEQEa
'Habe',
jULEkEiCeiv 'zergliedern' {ixeXe'CoxC 'gliedweise' Hom.)
und [jLE}.it,Eiv 'singen; zergliedern' (seit Pindar) von
fieloQ 'Glied, Lied'.
Die adjektivischen 5-Stämme zeigen infolge der Über-
macht der o-Adjektiva immer die jüngere Bildungsweise
mit bloßem -l'Qelv (ebenso immer -aivEiv, s. §221):
oleixiCelv 'mißhandeln' (Hom.; klass. alxiCEiv) von
aEixTJg (alxijg) 'unziemlich',
Evx?.EtC£tv'Tuhmen, preisen' (alte Lyriker) von EvxXE'^g
'berühmt',
d(paviCEiv 'unsichtbar (dcpav^g) machen' (klass.).
§ 259. Nach dem, was § 252 über -iolCeiv statt *-llCeiv
gesagt worden ist, ist man versucht, als Ableitung von Ad-
jektiven auf -alog -Eiog *-aidCEiv *-EidiI,Eiv zu erwarten; es
heißt jedoch -ätCEiv -eiCelv (ebenso -di'vog § 319, -ätg §381,
-äCxög §394, -atoxog §399).
iovdatCEiv 'jüdisch denken, leben' (hellen.) von 'lov-
öalog,
doxE'tCEO&ai 'sich fein wie ein Städter {doTEiog) be-
tragen' (Plutarch).
-ät- wird im Attischen zu et kontrahiert:
^ara^etv 'töricht sein' (Tragiker) von /^dratog 'töricht',
vgl. dno/bLaratCEiv 'sich unanständig aufführen'
(Herodot).
132 B. Verbale Ableitung. [§§260—262
Einzelne Bedeutungsgruppen.
§ 260. Schallwörter sind bei -li^eiv wie bei allen
Verben auf -Ceiv zahlreich (vgl. § 234). Ihre genauere Ge-
schichte liegt im Dunkel, weil schon Homer dieses -l'Qeiv
sogar anä-Stämme anhängen kdiWn (xavayjL,Eiv zu xavu/i])-
Auch die Geschichte des Stammcharakters ist wenig klar:
der gutturale wog jedenfalls anfänglich vor (vgl. § 234); man
vergleiche primäre Verba wie tqi'Csiv 'zwitschern, schwirren'
(mit xexQiyei Hom., roiy/uög Aristot., aber XQiojuög Hippokr.
und Plutarch), >coiL,Eiv 'kreischen' (Menander, KSKQiyÖTag
Aristoph., xQi^aoav Aelian, XQiy/uog Epicharm, vgl. auch
Aor. TiQiHS Hom.) und Denominativa wie öaATii'Qeiv 'trom-
peten' (Hom. Galmy^ev) zu cd/'iTTiyl 'Trompete', (poQ/m'Ceiv
'auf der Laute (cpögjuiyi) spielen' (Hom.). Später jedoch
dringt immer mehr der Dental ein: das alte gvqiCoj — ■ gv-
Qt'ioj (kläss.) wird nur im klassischen Attisch zu gvqixxo) —
ovQiico — GVQiy/uog ausgeglichen, in der spätem Sprache
dagegen zu övqil,co ■ — gvqigco (oder gvquo) — gvqigjuÖq.
§ 261. In der epischen und elegischen Dichtung spielen
auch metrische Rücksichten mit. So wird es kaum Zufall
sein, daß Homer neben xovdßrjGs KovdßrjGav das Imperfekt
y.ovdßi'Ce(v) braucht, ebenso ycavdii'QE neben xavdx^]OE, und
danach Hesiod EG/uagdyiCev neben G/uaodyrjGEv und der Ver-
fasser der 'Aonlg 'HgaxMovg aixcpaQdßi'Cov neben Homers
dfirpaodßijGE. Die unkontrahierten Ausgänge der Präsentia
auf -Eiv waren eben hinter zwei Kürzen für das Metrum
unbequem und wurden daher durch die Formen von -ICeiv
ersetzt. Endlich spielen noch die Deverbativa herein (§ 276).
Es kann sich also hier nur darum handeln, die ver-
schiedenen Nuancen der Schallverba auf -iueiv zu buchen.
§262. Das Grundwort kann ein Schallnomen
sein. So z. B.
KOvaßiL,Eiv 'erdröhnen, klirren' (Hom.) von y.dvaßog
'Krachen',
XQoxa/.iL,Eiv 'rasseln' (Hom.) von y.Qoxa'/.ov 'Klapper';
rQav)dt,eiv 'lispeln, schnarren' (klass.) von xgavAÖC
'schnarrend'.
§§262—264] Die lo-Präsentia: Verba auf -i^eiv. 133
Von einer onomatopoetischen Interjektion ist
abgeleitet
HotCeiv 'quieken' (Aristoph.) von >cot; vgl. § 234.
Ist das Grundwort ein Tiername, so bedeutet die
Ableitung 'einen Laut wie dieses Tier von sich geben' (vgl.
§271); Beispiele (erst seit der klassischen Zeit):
legaxiCetv 'wie der Habicht (lega^) schreien' (Theo-
plirast, Aelian),
xaKxaßiCsiv 'gackern wie das Rebhuhn (xaHHdßrjY
(hellenist.).
Eine Verbindungslinie zur vorhergehenden Untergruppe
bildet
7ti7i(n)il^eiv 'piepsen' (Aristoph.), dessen Grundwort
niJi(ji)og 'piepsender Vogel' sowohl Vogelname als
onomatopoetisch ist.
§263. 'Ein Instrument spielen'. Außer oa/.JciCeiv
und (poQfiiCsiv (§ 260) und der Verbindung mit der Gruppe
'Geräusch machen' kommen für die Entstehung dieser
Gruppe noch in Betracht:
KL'&aQLt,eiv 'die xi&agiQ spielen' (Hom.; att. xi'&dgal),
[xayaÖLt.eiv 'die judyaöig spielen' (hellenist.), ferner
ßhxvQit,eod^aL ' ßlixvgi ['xogöriQ jn,ifi)]jua Lexiko-
graphen) machen' (Galen), alle drei nach § 254 ge-
bildet; zu ßlLTVQi'QEod^ai vgl. auch y.oti^EW § 262.
Analogische Beispiele:
Tv/LiTzavil^eiv' die Pauke {xvfiTzavot') schlagen' (Eupolis
und hellenist.),
XvQiCeiv 'die ?.vQa spielen' (Anacreontea, Plutarch).
§ 264. 'Ein Wort aussprechen' (vgl. oiCsiv, (psv^siv
usw. §234):
XLt,Eiv 'immer xi fragen' (Aristoph.),
eleliÜ,Eiv 'eXeIev rufen' (klass.),
oxoQatiiCEiv'ig xöganag sagen' (Demosth. und später),
134 B. Verbale Ableitung. [§§ 264. 265
Xe2.idoviCsiv 'das Schwalbenlied (^A#' '^X'&s y^eXiömv)
singen und damit Geld sammeln' (Athenäus), und
danach xoQcoviCeiv 'mit einer Krähe {y.oQOJVifj auf der
Hand Bettellieder singen' (Athenäus),
Von da führt eine leichte Abbiegung zu adelcpi'QEiv
, /Bruder' sagen > Bruder nennen" (klass.); so auch
naxEQi^Eiv'VaXev nennen' (Aristoph.; wohl vom Voka-
tiv Tzdreg, aber nargiCeiv 'dem Vater gleichen'
(spät) von narg-),
'dvyarQiCeiv 'Tochter nennen' (Photius).
Hier mag sich auch '(un)glücklich nennen' an-
schließen, obschon man auch von der allgemeinen Bedeutung
'(un)glückhch machen' ausgehen kann. Beispiele:
juaxaQiCeiv 'glückselig {/ndxag) preisen' (Hom.),
xaxoöaijuoviCeiv 'unglücklich ixaxodaijucov) nennen'
(Strabo, y.axoöaifxoviozriq Lysias),
6Xßill,ELv 'glücklich preisen' (klass. Dichter) zu öXßioQ
nach fiay.aQi'Csiv zu fxaxdgiog (das normale 6/.ßidCEtv
ist nicht sicher belegt).
§ 265. Die überaus häufige faktitive und instru-
mentative Bedeutung von -iCsiv konkurriert mit -ovv,
und oft genug sind beide Ableitungen vom selben Wort be-
legt, z. B.
öqoöi'Qeiv (klass.) und öqoöovv (Anacreontea) 'betauen'
von öqöooq 'Tau',
oorpiCsiv (klass.) und oo(povv (LXX) 'weise {ooq)ög)
machen' ;
ebenso oft freilich sind Doppelbildungen auf -il,eiv und -ovv
im Sinn verschieden:
XQVGovv 'vergolden' (klass.) — yguaiLEiv 'goldähnlich
sein' (hellen.) von xQvgoq 'Gold',
nvQQOvv 'feuerrot {tivqqoq) machen' — txvqqii^eiv
'feuerrot sein' (beide in LXX).
§§266—269] Die lo-Präsentia: Verba auf -l^eiv. 135
§ 266. In der ebenfalls verbreiteten zuständlichen
Bedeutung (und auch sonst) trifft -iCsiv gelegentlich mit -eiv
zusammen:
ärgsjuelv (seit Hesiod) und ätQSfiiCsi'f (seit Theognis)
'sich ruhig {ärge/bi-^g) verhalten',
voregeiv und votegiCeiv (beide klass.) 'zu spät {voze-
Qog) sein',
nolefielv (klass.) und TtolE[xi(l.eiv (Hom.) 'Krieg
führen',
Tiavaxelv — >iavaxit,ELV u. dgl. s. § 261.
Natürlich kommen aber Sinnesunterschiede zwischen
-elv und -iCeiv ebenso vor:
ÖEinvelv 'speisen' — öeinvi^eiv 'bewirten' (beide bei
Hom.) von delnvov 'Mahlzeit'.
§ 267. Ebensowenig ist es verwunderlich, wenn für
ein Verbum auf -iL,£LV in unsrer Überlieferung beide Ver-
wendungen, die faktitiv — instrumentative und die zuständ-
liche, belegt sind:
xovQi^Eiv 'jugendlich sein (Hom.), zu einem erwach-
senen Menschen erziehen (Hesiod)' von xovgog
'Jünghng',
eXXrjviCeiv 'sich als Grieche benehmen' (klass.), 'helleni-
sieren' (Thuk. und hellen.) von "Eklrjv.
§ 268. Zum instrumentativen Gebrauch gehört auch
der ,,separative" (vgl. -ovi' §200):
xoHHiCeiv 'den Kern {xöxxog) entfernen' (Aristoph.),
öniCeiv 'den Saft {öjtög) herausziehen' (hellen.),
jigsjuviCsiv 'mit Stumpf {ttqejuvov) und Stiel aus-
rotten' (Pollux; EXTioEfxviCEiv klass.).
§ 269. Die Gruppe 'ein Fest feierij' geht aus von
Beispielen wie
7iavriyvQLL,Eiv 'eine Festversammlung {jtav^yvQig) ab-
halten' (Herodot und später),
136 B. Verbale Ableitung. [§§269—271
jiavvvxtCsiv 'eine Nachtfeier (jiavvvxi^) abhalten'
(klass.),
xaQvariCeiv 'das Fest der Artemis KaQvazig feiern'
(Lukian und Pollux).
Analogiebildungen sind z. B.
aaßßariCeiv 'den Sabbat {odßßarov) feiern' (LXX),
/.ajUJiadiCeiv ' den Fackellauf {XajjLJtdo) machen' (Schol.
zu Aristoph.), wohl auch
y aiJLi^E IV '\ioc\ize\i {yd/iog) feiern > verheiraten', Med.
'sich H. feiern lassen > heiraten' (N. Test.),
Statt *-ii^Eiv tritt nach § 252 -id'QeLV ein (vgl. -dCsiv
§ 246)^:
ogyidCsiv 'Orgien (ögyia) feiern' (klass.),
ovjUJtooidCsiv 'ein ovfXTtooiov abhalten' (hellen.),
ovvEÖQidCEiv 'eine Ratsversammlung {gvveöqiov) ab-
halten' (LXX).
§ 270. Auf solche Verba sind ursprünglicli die Vereins-
namen auf -lorai und -(ijaorat zurückzuführen, die sich
in den letzten Jahrhunderten vor Christus großer Beliebtheit
erfreuen (fast nur auf Inschriften belegt): II ava&> jraiorai,
^HgatcXEiGzai, ' AnolXwviaorai, "NgwaoraL Sie sind nicht
von den Götternamen direkt abzuleiten (also nicht dem
Typus von § 273 gleichzustellen), sondern von den Fest-
namen IJava'&rjvaia, 'Hgdx/.Eia, 'A7io?.?Mvia, 'Hgcoa. Vgl.
'&EO/u,o<poQidCELv 'die 0EO/j,oq}ÖQia, das Fest der Demeter
^EOfAOipoQOQ, feiern' (Xen., Aristoph.).
§ 271. Die Zustandsverba haben in diM- klassischen Zeit
einen Ableger ausgeschickt: die ,,Imitativa" (TgayiCsiv
'ein Bock sein > wie ein Bock sein, dem B. gleichen'); in
naehklassischer Zeit entfaltet sich daraus in mannigfaltiger
Verästelung ein üppiger Baum. Und zwar ist -il,eiv für diese
Gruppe so charakteristisch geworden, daß nicht nur ein
ä-stämmiges Grundwort keinerlei Hindernis bietet, sondern
sogar -idCEiv ausgeschlossen ist; so ergibt sich von lug
'Gift, Rost' das einzige Verbum auf -iil,eiv: ItCEiv'wie Rost
§§271. 272] Die lo-Präsentia: Verba auf -iCsiv. 137
aussehen' (Dioskorides). Die Bedeutungsvarianten sind
verursacht von der Verschiedenheit der Grundwörter und
der ÄhnUchkeitsvorstellungen; das Grundwort ist be-
sonders oft ein Wort für ein Tier (vgl. § 262), eine Pflanze
oder ein Mineral, und -iCetv bezeichnet die Ähnlichkeit
damit in Bewegung, Geruch, Geschmack, Farbe, Härte usw.
Beispiele:
?iajU7tVQiCELv 'wie ein Johanniswürmchen (Xa/uTivgig)
glühen' (Theophrast; vgl. § 253),
Ttv^iCeiv ""gelb wie Buchsbaumholz (Ttv^og) aussehen'
(hellen, und später),
TQayiL^eLV 'dem Bock {xQayoQ) gleichen an Geilheit
(Hippokr., Aristot.) oder Geruch (Dioskor.)',
XQVoiCsiv 'goldähnlich sein' (hellen.) von xQvoög,
deX(piviC£iv 'wie ein Delphin tauchen' (Lukian),
öiiCeiv 'wie Essig (ö^og, n.) schmecken' (Dioskor., der
überhaupt für diese Gruppe schwärmt),
§alaööiL,eiv 'nach Meerwasser (&d).aooa) schmecken'
(Athenäus),
tiigoiCeiv 'wie Pech {jttood) riechen' (Dioskor.).
§ 272. Eine verwandte Gruppe stellen die Ableitun-
gen aus Eigennamen dar. Auch hier leuchten die Be-
deutungsentwicklungen ?.axcoviCeiv 'Lakone sein > 1. die
Lakonen nachahmen (besonders a) in der Lebensart, b) in
der Sprache), 2. Parteigänger der Lakonen sein' ohne weiteres
ein. Doch ist hier -idCeiv für *-iiCeiv üblich. Aber neben
dieser Ableitung aus dem allgemeinen zuständlichen Sinn von
-iL,ei%\ zu der allerdings das Fehlen vorklassischer Beispiele
auch passen würde, drängt sich noch eine speziellere auf:
ägyoXiCeiv (Xen.), ßaodil,£Lv (hellen.), öcogiCEiv (Theokrit,
öcoQiOTi Plato) finden die einzige oder beste Anknüpfung
in 'AgyoXig^ ßaaiUg^ Acoqlq (mit -i- auch 'AgyahKog, ßaoi-
hxog, AoiQixög), ebenso idt,Eiv {laoxi klass.) nur an '/dg.
Vielleicht darf man eine Bestätigung für die Beziehung
zu -ig auch darin sehen, daß die von Anfang an sehr be-
liebten Bildungen auf -ioti 'in der und der Sprache'
138 B. Verbale Ableitung. [§§272—274
{cLQyoXiOTi, drrixiori, laort, aiyvnriaori usw.) mit Aus-
drücken wie AWionl^ y/.coGoa etymologisch oder begrifflich
in Verbindung gebracht werden können.
Musterbeispiele aus klassischer Zeit:
jurjöiCstv zu Mrjdog,
TiegoL^Eiv zu IIsQorjg (zum -(- vgl. UeoGi'g, IJegaiy.o;),
eAh'iviL,£iv zu "E/.hjV,
q)lXl7lJliL,ElV zu 01/A7171OQ,
jiv&ayoQiCsiv zu TIv&ayoQag,
alyvJiridCEiv zu AiyvTzriog,
yogyiaCeiv (Philostratos) zu Fogyiag.
§ 273. Neben -lori treten auch die Verbalnomina auf
-lO/bioQ und -lorrjQ (kaxcovio/iög 'lakonische Gesinnung', Äa-
KwvioxrjQ 'Parteigänger der Lakonen') seit der klassischen
Zeit ziemlich selbständig auf. Die Christen übernehmen sie
zur Bezeichnung von Sekten und Sektierern (daher unsere
„-isten' und „-ismeti") und die Byzantiner fügen die Suffixe
sogar an die ursprünglich lateinische Sektenbezeichnung auf
-lavoi an: Xgioriavoi — Xgcoriavio/LioQ, Evrvyiavoi —
EvTvxiaviarai.
§ 274. Als Muster einer eigenartigen kleinen Gruppe
füge ich die Ableitungen von Buchstabennamen an:
Zu olyjLia, das im Ionischen und Spätgriechischen im An-
schluß an die Neutra auf -jua seine Kasus vom Stamm
OLyjuar- bildet, wird oiy/uaTiCEiv 'mit Sigma schreiben'
(Eustathius) abgeleitet (vgl. zu xegjuariCstv § 257). Nach
diesem Beispiel sollte man von icora und Ädf/ujßda *lcora-
TiCeiv und *Xa(jit)ßdaTiCeiv erwarten; es gibt aber nur hora-
xiöfjbÖQ und /ia(fj,)ßdaxiOju6g 'fehlerhafte Aussprache des
i, V (Quintilian und lateinische Grammatiker), offenbar in-
folge einer Dissimilation von t — t, d — t zu x — y.^ ö — x.
Der Endpunkt der Entwicklung ist mit gcotaxiCsiv ( ' reo ö
GTOi'/Eiü) ovvExöJg xgfio'&ai Suidas) und mytacismus 'feliler-
hafte Verwendung des m' (lat. Grammatiker) erreicht: an
Qu) und [xv ist das ganze -TaxiL,Eiv angehängt worden.
§§ 275—277] Die |o-Präsentia: Verba auf -i^eiv. 139
Zur Hypostasierung mit -f'Cetv s. § 149.
§ 275. Wie bei -dCeiv (§ 250 f.), so gibt es auch bei
-iCeiv eine Anzahl von Deverbativa (mit intensivem oder
iterativem Sinn).
Der geläufigste Typus ist der auf -ril^eiv, der natürlich
irgendwie mit den Verbaladjektiva auf -zog und mit den
Nomina agentis auf -rr]g zusammenhängt; vgl. -rdCeiv § 250.
Doch darf man sie nicht als gewöhnliche Denominativa von
-rög betrachten; denn bei Homer sind sie auf den Präsens-
stamm beschränkt, stellen sich also Präsenssuffixen wie
-oxeiv (§ 172) an die Seite. Beispiele:
egar iCeiv 'begehren' (Hom.) zu egao^ai sgarög,
nlrjKTiCeo'&ai 'sich schlagen > streiten' (Hom.) zu
nlrjGOEiv (jck-^xri^g 'streitsüchtig' erst hellen.),
ßajiriCeiv 'untertauchen' (klass.) zu ßdnreiv ßanrog,
äno- (ix-JTivriCeiv 'ausspeien' (klass.) aus *ntvT- zu
nrveiv (aber änonTvorogl),
dno-TiQariCeo&ai 'verkaufen' (LXX) zu m-ngd-oxsiv,
ngarög,
QavriCsiv 'besprengen' (hellen.) zu gaiveiv, Qavrög.
§ 276. Ein anderer Typus geht vom Verbalstamm aus:
dXeyiCeiv (Hom.) = äMyeiv 'sich kümmern um',
eged^i^Eiv (Hom.) = ioe&eiv 'reizen' (alle vier Verba
nur im Präsensstamm),
äoTzagiCsiv (Aristot.) = danaigeiv 'zappeln',
jiviyiCeiv (Anthol. Pal.) = Ttviyeiv 'würgen'.
Hier führen deutlichere Verbindungsfäden zu den De-
nominativa: (xivvqlL,eiv 'wimmern' hat neben sich juivvQog
'wimmernd' und juivvgeo&ai 'wimmern' (beide klass.), es
schließt sich auch an die Gruppe 'einen Laut von sich geben'
(§260ff.) an; andere wie 7xloKit,eiv (Hippokr.) == tzMxeiv
'flechten', (ployi^Eiv (klass.) = (pleyeiv 'versengen' stehen
wohl den Nomina nXoxrj nloxog (plo^ näher.
§ 277. Ganz anders ist der kleine Typus -aUCsiv zu
beurteilen. Aus GXQorpalit,Eiv 'wirbeln' (Hom.) neben otqo-
140 C. Nominale Ableitung. — Allgemeines. [§§ 277. 278
cpdhyyi 'im Wirbel' (Hom.; vgl. eoxQOcpdh^E in der Anthol.
Pal.) ist sein Ursprung ersichtlich, und die sinnverwandten
EV-(/j^ETa-)rQ07ia?uCeo'&ai 'sich umwenden' (Hom.) und
TQOxa^tl^E IV 'vollen, wälzen' (Pherekydes; r^o/aAog 'laufend,
schnell' klass.) sind wohl Analogiebildungen dazu; vgl. auch
övoJiali'Ceiv 'schütteln' (Hom., guttural) ohne Grundwort.
C. Nominale Ableitung.
Allgemeines.
§ 278. Die nominale Stammbildung ist viel mannig-
faltiger als die verbale. Bei den Verbalformen werden eben
viel mehr Beziehungen durch die im allgemeinen bei jedem
Verbum durchgeführte Flexion ausgedrückt (grammatische
Person, Tempus oder Aktionsart, Modus, Genus verbi), sodaß
für die Stammbildung weniger übrig bleibt; das Griechische
hat diese Tendenz gegenüber dem Indogermanischen noch
verstärkt, indem z. IJ. der Wandel der Aktionsarten in das
Flexionssystem einbezogen wurde. Bei den Nomina werden
dagegen in den idg. Sprachen nur die Numeri und die Kasus-
beziehungen (bei den Adjektiven noch das grammatische
Geschlecht) durch die Deklination systematisch bezeichnet,
und der Stammbildung bleibt ein größeres Gebiet. Und
zwar ist das Griechische in der Nominalstammbildung viel
konservativer; fast alle idg. Nominalsuffixe sind noch nach-
weisbar, ein großer Teil ist sogar noch produktiv oder wenig-
stens in leicht erkennbaren Gruppen vorhanden, und die
neuen Suffixe dominieren nicht so stark wie beim Verbum.
In unsrer Darstellung kann es sich aber nicht um eine Fest-
stellung des Fortlebcns der idg. Suffixe handeln, sondern in
erster Linie um die Aufzeigung der Suffixe, die im Grie-
chischen als Mittel d(M' Stammbildung dienen, seien sie äUer
oder jünger.
§§ 279—281 VVurzelnomina. — Vokalische Suffixe. 141
Wurzelnomina.
§ 279. Wurzelnomina (§ 21) sind im allgemeinen bloß
als Einzelwörter erhalten {jtovg, ravg, ä?.Q usw.), weil sie
als einsilbige Wörter nicht genug Tragkraft hatten; als Bil-
dungsmittel dienen sie nur im Hinterglied von Komposita,
wo die Einsilbigkeit nicht mehr empfunden wird: jtgöo-cpv^
§ 44, ä-Cv^ § 62, ßov-7iXri^ XEQ-vixp § 102, oioTQO-nXt']^ § 105.
Vokalische Suffixe.
I. -0- und -ä-.
§ 280. Beachtenswert ist nur die Verwendung als
Verbalnomen, -o- bildet mit Oxytonese Nomina agentis:
ayÖQ 'Führer' (Hom.) zu äyeiv, xqocpoQ 'Nährer(in)' (Hom.)
zu rgecpeiv, dotöog 'Sänger' (Hom.) zu äeideiv, r^o;^og 'Läu-
fer > Rad' (Hom.) zu roex^tv; mit Barytonese Nomina
actionis: yovog 'Nachkomme' (Hom.) zu yev- (yevog, yeve-
G-ßat), XQÖxog 'Lauf (klass.) zu XQex£iv\ beide Gruppen sind
für die Komposition als Hinterglieder wichtig geworden:
JiQoo-cpoQog §44, dva-cpogog §62, ipvxo-JiofiTiög §97 {xovqo-
XQocpoQ § 152) '&e6-7cojU7iog § 106.
§ 281. Die Wurzelabstrakta auf -d (-?)) sind altererbt
und noch in historischer Zeit lebendig (vgl. § 21) : (p^ogä 'Ver-
nichtung' (klass.) zu cp'&sQ-^ X^Q^ 'Freude' (klass.) zu x^i^Q-
'f]vai, aQXV 'Anfang' (Hom.) zu äqx^iv^ oq^ayrj 'Opferung,
Mord' (klass.) zu ocpay-^ (pvyrj 'Flucht' (Hom.) zu (pEvyeiv.
Seit der klassischen Zeit werden solche Substantiva beson-
ders von allerlei Verba muta abgeleitet mit Bevorzugung
der Media oder Aspirata im Stammauslaut: bibax'y] 'Lehre'
(klass.) aus bibä^ai usw. entnommen^, aXlayt] 'Tausch, Ver-
^ öiödaxco (Hom.) aus *öi-dda-axco zu öarjvat 'lernen', öijvea
'Ratschläge' aus *öaa-v-, also ursprünglich gar kein Guttural-
stamm; öiöd^ai (Hom.) aus *ötöda}<-aai mit Übernahme des
Präsensstammes (vgl. Öiödax-aloi; 'Lehrer' §324 und älvaxeiv
— ä)i.v^ai)\ daraus dann didax-&fjvai, ös-ÖLÖay^-evai und diÖax-ri\
vgl. öidaKtQov §351.
142 C. Nominale Ableitung. [§§281—283
änderung' (klass.) zu äVAooeiv (ursprünglich wohl *ä?J.aH-),
xaza-OHarp^ 'Untergraben, Niederreißen' (klass.) zu ondji-
XELv (älter oxaji-dvr] 'Spaten', jünger öKacp-fjvai, wohl nach
xaq^-fivai).
Über -0- als ,, Kompositionsvokal" s. § 129, als ,, Kom-
positionssuffix" § 148.
§ 282. -ä- wird auch zur Bezeichnung weiblicher Per-
sonen zu Maskulina auf -og verwendet: '&e6c. — '&Ea. (Hom.
neben fem. Gebrauch von -^eög), xaoiyvr]rog — xaoiyvrjjr]
(Hom.), ^elvog — ^eivr] (Demeterhymnus, Pind. usw.). Das
Lateinische kennt dieselbe Entwicklung noch in stärkerm
Maß: deus — dea, equiis — ■ equa\ trotzdem darf man der
gemeinsamen Grundsprache höchstens die ersten Anfänge
dieser Motionserscheinung zuschreiben; vorbildlich waren
natürlich die Adjektiva auf -os, -ä {-om).
Über Kurznamen auf -äg, dessen Entstehung unklar
ist, s. § 164; dasselbe -äg bildet, besonders hellen, und später,
auch scherzhaft-derbe Personenbezeichnungen wie q)ayäg
'Fresser' (Kratinos) zu (pay-eiv, ?.agvyyäg 'Schreihals'
(spätgr.) zu laqvyy-.
II. -10- und -lä-.
§ 283. Adjektiva auf -log gehören im Indogermanischen
und im Griechischen zum gewöhnlichsten, das es gibt:
Sie werden aus sehr vielen Substantiva^ im Sinn der Zuge-
hörigkeit abgeleitet: eonegioQ 'abendlich' zu eoJiCQog
'Abend'; daher eignet es sich auch vorzüghch als ,, Kom-
positionssuffix" (§ 147). An Personennamen angehängt
bedeutet -log auch 'Sohn des — ': Te/.a/ucoviog Äiag (Hom.);
freilich ist diese Art von Patronymikon fast überall
durch -idt]Q -(i)ddriQ verdrängt worden (§384, s. auch
-ioiv §314).
^ Die alte Ableitung aus N'erbon fristet im Griechischen
nur noch ein kümmerliches Dasein: äy-iog 'heilig' zu äCea&ai
(aus *ay-i-) 'verehren', fiavla 'Raserei' zu /xav- 'rasen'.
§§283—285] Vokalische Suffixe: -to- und -tä-. 143
-10- ist am Platz bei den o-Stämmen und den konsonan-
tischen. Durch den Antritt an das häufige -rriQ- ergibt sich
-ziJQio g. Das substantivierte Neutrum - t fjQiov ist selbstän-
diges Suffix geworden^: so wird z. B. äxQoa-xriQLov 'Hör-
saal' (von äxQoäo^ai "zuhören') noch in der hellenistischen
Zeit abgeleitet, wo die Nomina agentis auch bei Verba sim-
plicia schon längst nicht mehr mit -rrjQ^ sondern mit -tyjq
gebildet werden (vgl. §348); ja der Gegensatz -xtjq: ttjqiov
setzte sich so fest, daß gelegentlich sogar zu einem denomina-
tiven -xriQ ein -xrjQiov gebildet wurde: öeo/ncoxiJQiov (klass.)
'Gefängnis' zu deojucöxrjQ' Gegangener' (§ 357). Auch -dÖLog
und -idiog haben einige Eroberungen gemacht; s. § 383 und
über die Deminutiva auf -löiov § 293.
§ 284. Aus*-Ttog (zu ^Suffixen aller Art) wird -oiog:
eviavoiog 'jährig' (Hom.) zu iviavxög, exovoiog 'freiwillig'
(klass.) = EXOVX-. Daher ist -oiog auch die regelrechte
Adjektivbildung zu den Verbaladjektiven auf -xog: äxgixog
— äxQioia, und zu den denominativen und den deverbativen
Nomina auf -xtjg: dtjfiöoiog 'öffenthch' (klass.) zu di^/uöxrjg
(von dfjjuog), Csvytoiov ' Abgabe des L,evytxrjg (Aristot. 'A§.
Ttol.), Kvv7]yeoLov 'Jagd' (klass.) zu xvvrjyexrjg, nqodooia
'Verrat' (klass.) zu JtQoöoxrjg; und zwar hat dieses -oiog sich
besonders eng an die Komposita angeschlossen, weil die
Verbaladjektiva auf -xog die Komposita bevorzugen und die
Nomina agentis auf -xr]g ursprünglich auch den Komposita
eigen waren (§ 338); speziell das substantivische Femininum
auf -oia ist so in einen scharfen Gegensatz zu -oig bei Verba
simplicia getreten: eXaoig — ßor]laoirj, s. § 145.
§285. Mit ä-Stämmen verband sich -log zu -alog
(seltener -aiog: öinri — öixaiog): dvdyxrj — dvay>caiog
(Hom.). In Beispielen wie dyogd — dyogalog, d-vqa — d^v-
galog, nvhj — nvlalog bekam -alog die Bedeutung 'zu
einem Ort gehörig' und trat in diesem Sinn auch an o-Stämme
an: so klass. vrjoaiog und jiEQoalog von den Feminina vfjoog
und x^QOog ('Festland'). Über -ifxalog s. § 308.
^ Während -x^giog bald durch -nxdc verdrängt wurde ; s. § 395.
144 C. Nominale Ableitung. [§§285—287
In -e 10 g sind vermutlich zwei^ Bildungen zusammen-
geflossen: -eiog aus *-80-iog zu 5-Stämmen {eteloq zu exoq)
und -t]'Co(; (Hom.) aus *->y/-<og- zu -evq^ {ßaoi/.evg — ßaoi-
Xrjiog^ XalxevQ — ■ x^/.',ii)iog\ vgl. auch äoxv — äorelo:;).
Analogiebildungen nach -ev:; (Personenbezeichnung!) —
-eiog sind z. B. äv§QOJ7tog — • äv&oojTceiog^ ävöq ävÖQelog,
yvvaiK yvvaixeloQ, §7]q — -dr/geiog, "Etzixovqoq — ^Eni-
■üovQEioQ und sogar IJv&ayÖQag — IJv^ayoQEioi;. Ein Hilfs-
weg für diese Ausdehnung des Suffixes sei durch klass.
oixEioQ "häuslich > verwandt, eigentümlich, geeignet' ver-
anschaulicht: es gehörte zu oixEvc. 'Hausgenosse' (Hom.)^,
wurde aber nach dem Absterben von oIkevq auf oly.oQ
bezogen. Über ynvoEiog s. § 297 Fußn. 'ylvy/jfor 'GefäB'
ist falscher Ersatz für äyyEiov (so att.; aus *-eo-iov zu hom.
äyyog, n.): ob er dem Ionischen oder Herodot oder der
Überlieferung zur Last fällt, bleibt eine offene Frage.
§286. Wenig Raum hat ein Suffix -o io? gewonnen; es ist
auf Pronomina und Pronominalia beschränkt und ist wohl ur-
sprünglich ein Kompositionshinterglied mit der Bedeutung ,,Art":
oloi; — jrojoc — Toioc — ä?.Äoioc aus *-ö-oifoi; und danach auch
Tzavrolog (Hom.) 'von jeder Art' statt *7td.vT-oifog (§151).
§ 287. Das Suffix -log hat in Substantivierungen
einige kräftige Zweige getrieben.
Das Femininum auf -la dient der Ableitung von
Ländernamen aus (nicht abgeleiteten^) Yölkernamen: Avdög
— Avdiog — Ävdia, 0qv^ — 0ovyiog — 0Qvyia. Haupt-
^ Vielleicht auch drei: hom. aiyeioc, ßöeioc, ravgeioc setzen
vielleicht ein indogerm. Stoff adjektivsuf fix -eio- (unsicherer Ent-
stehung) voraus; s. §297 Fußn.
'^ Vielleicht ist -t)io(: zu *-r}0!: geworden und dies infolge
der zunehmenden lautlichen Annäherung von ij an ei im Attischen
frühzeitig mit -eioc identifiziert worden.
^ Auch zu -Eveiv: /navT^io^ — [.lavreloc 'weissagend' (klass.,
fiavTr]Cov 'Weissagung' schon Hom.) zu /navreveo&ai (§213) —
fj.dvTi:; (kein *^taiTf!»c!) ; vgl. /navTtia §287.
* Oder zu olxei = oixoi?
^ Umgekehrt Atyvjizog — Atyvjizio;, Köqiv&o^ — KoQir&io^.
§§287.288] Vokalische Suffixe: -to- und -lö-. 145
sächlich aber ist es seit alters eines der verbreitetsten Suffixe
für Abstrakta. In manchen Fällen ist das vermittelnde
Adjektiv auf -ioq noch vorhanden: e/.ev&eqo^ — elev&eQioQ
— eXev&eQia, ^evog — ^evloq — ^svia, gojt^q — ■ ocox^Qiog
— oojT}jQia, usw. Aber die Fälle ohne Zwischenglied sind
Legion: oocpog — oocpia, ayyE/.oq — äyyEKia; von Kom-
posita: äßovloQ — äßovUa, /j,ovofj,dxog — jjLovofxaxia (§38),
fjLio&ocpoQog — fiiG&ocpooia, vgl. § 145 und 372 Fußn. Von
dem Ableger -oia war schon oben § 284 die Rede, ein anderer
ist -Eia^ (zu -Evg und -evelv, wie -eioq'. ßaai?.£vg- — ßaai-
/.Eiog — ßaoUEia, ohne Zwischenglied aQiozEvg — agioxEia,
{TlQEößEV- ) TCQEoßEVElV jlQEößEia, {judvTig ) jUaV-
TEVEodai — [AavüEia [vgl. § 285]).
§ 288. Auch die Maskulina auf -tag gehen auf die
Abstrakta auf -ä zurück: vEaviag 'Jüngling' ist Maskuhni-
sierung von *)'£ai'ta 'Jugend (abstrakt) > Jugend (konkret-
kollektiv) > junge Person'. Diese individuelle Bedeutung liegt
auch in den Eigennamen (Kurznamen) auf -tag vor: Nixiag
=iYt>!:o-,'^^/Jag = '^^;>:£-oder'^^;^t-, usw. (§164), und ebenso
in den verächtlichen Personenbezeichnungen wie [laoxiyiag
'Prügeljunge, Faulpelz' (klass.) von fxaoriy-, (pgovrifiariag
'selbstvertrauend, eingebildet' (Xen., Aristot. u. a.). An
solchen Wörtern entwickelte sich in klassischer Zeit für -tag
die Fähigkeit, auf Grund irgendeines charakteristischen
Merkmals Namen für allerlei Lebewesen und Dinge zu geben:
besonders für Fische {^icpiag 'Schwertfisch' von tö ^icpog),
Weine {6fi(paxiag 'Wein von unreifen Trauben' von öfjirpa^),
Brotsorten (.Tfri'pf'ag 'Kleienbrot' yoxv tiitvqov), Steinsorten
(/io/;^^^^? 'Muschelmarmor' [Aristoph.] von xoyxv/.)], xoy-
yvhov)^ auch für Winde (ävsjuoi ßgaofiariai xal OEiOjuarlai
'Erschütterung (ßoaGjua) und Erdbeben (oEiOjua) ver-
ursachende Winde'). Es handelt sich durchweg um scherz-
hafte oder künstliche, also in hohem Maß bewußte Sprach-
schöpfungen.
^ Ion. -rjiT] wie -rjtos', s. § 285.
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 10
146 C. Nominale Ableitung. [§§289.290
§ 289. Mannigfach ist die Verwendung des substanti-
vierten Neutrums auf -tor': ev vjivco — ivvjtviog — ev-
vjiviov (seil. oVa^? s. § 52) 'Traum', ocpay- ■ — ocpdyiog — •
0(pdyiov (seil, legelov?) 'Opfer(tier)'. Im Besondern tritt
-lov in folgenden Bedeutungen auf: 'Heiligtum eines Gottes
oder Heros' (wohl mit Ellipse von legov): 'Anolhov —
' Anollojv lov , Nv/uq))] — Nv/Liq)aLov, "Agrefiig — 'ÄQxe^ioiov,
Oijoevg — ■ 0}]oelov; 'Fest eines Gottes oder Heros': (De-
meter) '&ea/Lioq)6Qog ■ — Oeo/uocpögia, Iloojurj^svg — Uqo-
fji7]d'ia, All avnfiQL — Aiioon/jQia. Ausdrücke für juristische
Begriffe (Parasyntheta; besonders in hellenistischer Zeit
beliebt): dxpd)Vi]g 'Zukost kaufend' — 6y)d)viov 'Sold', re-
kd)Vf]g 'Zollbeamter' — xeldiviov 'Zollstätte', evoixog — evoi-
XLOV 'Mietzins' ; der Genitiv auf -iov bezeichnet im attischen
Rechtswesen allerlei Prozeßarten: ?u7io/uagtVQiov (seil, dix)],
ygatpij) 'Klage wegen Nichterscheinens zur versprochenen
Zeugnisablage', ävavjLiaxiov 'Klage wegen Nichtbeteiligung
an der Seeschlacht'. Belohnungen: evayyehov 'Lohn für
gute Botschaft' (Hom.) von evdyyeXog^ '&g£7cr7jQia''Lohn für
die Ernährung' (Hesiod und Hymn. Hom.; von ^gejcrrj-
Qiog) = roocpElov (klass.; von xoo(pevg).
Über -xriQiov s. § 283, -oiov ebenda.
§290. Auch -eIov hat sich losgelöst und hängt sich
an Nicht-fif-Stämme. Es bezeichnet in klassischer Zeit ge-
wöhnlich ein Lokal (für eine Berufstätigkeit): y^aky.evg —
XaJ.xrjiog — xuIkeIov 'Schmiedewerkstatt', xovqevg —
KovQEiov 'Barbierstube', xdnrjXog — xajii]lEV£iv — ■ xaTty-
XeIov 'Kramladen', dgxri 'Amt' — ägxetov 'Amtslokal',
Movoa — Movoelov 'Musensitz' (vgl. oben Grjasvg —
OrjOEiov). Preise: ttqmxeIov TtgioxEia 'erster Preis' (klass.)
zu TiQÖJxog, auch wohl ^eiv/jiov 'Gastgeschenk' (Hom.) zu
^Eivog nach Mustern wie TCQEoßy'jiov -eIov 'Ehrengeschenk'
(Hom.) zu TTQEaßEV- und äoioxelov {-7'jiov) 'Tapferkeitspreis'
(klass.) zu {äqioxog — ) äqioxEvg.
Vgl. lat. Studium, berief icium, Cülloquium.
§§291.292] Vokalische Suffixe: -tov. 147
§ 291. Freilich haben alle diese substantivischen Ver-
wendungen von -lov nichts zu sagen gegenüber der über-
ragenden Wichtigkeit der Deminutiv a auf -lov. Diese sind
im Grunde genommen nichts als ein Ausschnitt aus dem
Bedeutungsgebiet von -tog; wie -log die Zugehörigkeit im
allgemeinen angibt, so -lov zunächst 'etwas, das seiner Art
nach zum Grundwort gehört; eine Art von . . ., etwas wie . . .',
also nur eine kleine Modifizierung des Grundwortes. Nun
liebt aber die intimere Sprache der Familie und der
untern sozialen Schichten gerade die psychologisch inhalts-
reichem Modifikationen mehr als die normalen, gemessenen,
nüchternen Ausdrücke der Verkehrs- und Bildungssprache^;
andrerseits sieht die obere Sprachschicht mitleidig oder ver-
ächtlich auf die intimen Ausdrücke herab, und wenn solche
Worte aus der Kinderstube und der Werkstatt in die öffent-
lichere Sprechweise hinaufdringen, so haftet ihnen dieser
liebenswürdige oder verächtliche Ton an — bis sie durch
den regelmäßigen Gebrauch auf das Niveau ihrer Grund-
wörter herabgedrückt werden.
§ 292. Aus diesem Charakter der Deminutiva erklärt
es sich, daß sie in der vertraulichen Anrede häufig sind,
ferner daß sie in der aristokratischen und konservativen
homerischen Sprache nicht vorkommen^, daß die Tragiker
nur einen spärhchen Gebrauch von ihnen machen, daß da-
gegen die Komödie davon wimmelt und daß sie sich seit
^ Daher nennen die griechischen Grammaliker die Deminu-
tiva vnoKOQiaxwd (von ujToxoQi'Ceo&ai 'wie ein Kind [xogr]) spre-
chen > mit zärtlichen (auch verkleinernden > schmähenden)
Worten benennen'.
^ D.h. natürlich: Neutra auf -toi' gibt es wohl, aber sie
haben noch nicht deminutiven Sinn. Wahrscheinlich geht dieser
überhaupt nicht so weit zurück; jedenfalls ist er später als die
Bildung der Suffixe -elov, -aiov usw., weil diese die Deminutiv-
bedeutung nicht mitmachen. Vgl. über hom. lyviov Herodian
(Anhang IV) und Schol. Dionys. Thrax p. 226, 19 Hilgard üagä
6e rü) noir}xfj ovx äv evQe&eir] vjioxoqiotixöv " jjgcytkä yaQ rä naq
avTÖ} xal EJcrjQ/neva.
10*
148 C. Nominale Ableitung. [§§ 292—294
der hellenistischen Zeit, wo die „gute" Sprache immer mehr
ins Volk dringt und sich zugleich aus den untern Sprach-
schichten überaus stark bereichert, in immer breiterem
Strom in die Literatur ergießen unter fortschreitendem
Zurücktreten der hypokoristischen Bedeutung: die heutige
neugriechische Volkssprache hat eine Menge von Deminu-
tiva ganz an die Stelle ihrer Grundwörter gesetzt; die spät-
lateinisch-romanische Sprachgeschichte weist infolge der ähn-
lichen kulturellen Entwicklung dieselbe Spracherscheinung
auf: französisch oreille = aiiri-cula, italienisch fratello.
§ 293. Die Wichtigkeit der Deminutiva spiegelt sich
wieder in der großen Zahl von Konglomeraten aus dem
deminutiven -lov mit andern Suffixen. Hier können aus
der Fülle der Bildungen nur wenige Beispiele gegeben werden:
-Cd- LOV ist ausgegangen von «^-Stämmen (äordöiov
'Schildchen' zu äoTiiQ) und nimmt an der bequemen Ver-
wendbarkeit von -lö- (§ 379f.) teil: d(5e299i(3tor 'Brüderchen'
zu äöeAcpÖQ, XQrividiov 'kleine Quelle' zu xgtjvrj, alyiöiov
'Zicklein' zu af|, Ecoy.Qariöiov zu Zcoy.QdxijQ^ ygatÖiov und
ygädiov 'altes Weiblein' zu ygavg, ßaoü.eiöiov 'Königlein'
zu ßaoL?.Evg, CqjÖiov 'Tierchen, Tierbild' aus *^cp-tdiov zu
Cqjov\ daneben scheint es ein -töiov zu geben, das aus
Fällen wie ßißUöiov 'Büchlein' aus *ßiß/.i-(diov zu ßiß/.ior\
olyJdiov 'Häuschen' aus *olxi-idiov zu oiyJa (aber auch auf
oixog beziehbar), öfptöiov ,, kleine Schlange" aus *oq)i-idtov
zu ö(pig zu erklären ist und seinerseits -vÖiov zu -vg hervor-
gerufen hat: l'/ßTÖöiov 'Fischlein' zu ix^vg, ebenso ßovöiov
'Öchslein' zu ßovg; doch ist -töiov und -tÖiov meist schwer
zu scheiden und wohl auch im Gebrauch durcheinander ge-
gangen.
§ 294. Häufig ist auch -ao-tor, das natürlich von
Nomina auf -ag- stammen muß (§335 Fußn.): y.tjTrdoiov
'Gärtchen' zu yS^nog, yvvdgior 'Hündchen' zu y.iHor,
y.EQÖdgiov 'kleiner Gewinn' zu rö xegöog.
Viel seltener sind -dqiov {-ii)(pior; §337), -v(piov
(§337), -vlliov (§327), -vöqiov, -i'axiov (zu -lay.og
§§294—297] Vokalische Suffixe: -ioi', -£o-. 149
§397): ijtvVuov 'kleines Epos' zu ro etioq^ TexvvdQiov'kXe'in-
(lich)e Kunst' zu ts^vi], domdiOHiov zu äojiig — äoTiidioy.i].
§ 295. Diese Suffixerweiterungen können unter sich
weiter kombiniert werden: äo7iid-iox-do-ioi', %ixcov-iG7i-
dgiov, IJQia^-i/J.-vÖQiov, ßißl-ao-iöiov und ßißX-id-dgiov
(-iö-?). Der Stammauslaut der Grundwörter scheint außer
bei -LÖiov ganz ohne Einfluß auf die Wahl des Deminutiv-
suffixes gewesen zu sein; es heißt z. B. nicht -alov zu
ä- Stämmen wie -aloQ bei den Adjektiven auf -loq (§285):
d^voa — d'vqaloQ, aber ^vqlov. Auch die Bedeutung der
Grundwörter hat offenbar nichts zu sagen; die Deminutiva,
hauptsächlich die mit kombinierten Suffixen, sind eben zu
einem großen Teil freie Schöpfungen einer Augenblickslaune.
§ 296. Die Begriffsgebiete, die an der Bildung von
Deminutiva teilnehmen, entsprechen der sozialen Herkunft
der Deminutiva: es ist vorwiegend die Sphäre des ein-
fachen Lebens, der Familie, der Kinderstube. Verwandt-
schaftsbezeichnungen sind z. B. nargiöiov, '&vydTQiov,
döelcpLÖiov^ jtaiöiov^, Ttaiödgiov; Bezeichnungen für Körper-
teile: ocojudriov, djupArior, dniov, ondoiov, yaorgiov; aus
dem Gebiet der Wohnung: olyJdiov^ yJjvidiov, x?uvdgiov;
Kleider: ^'-^aiviov xitcoviokiov, x^avioxidiov; Essen: xge-
ddiov und xgev/J.iov (zu xgeag), y^iyjov Hvrume', xpco/niov
'Bissen'; Tiernamen: xvvdqiov, ix^vdiov, aiytdiov.
Über die deminutive Verwendung von -ax- s. § 391,
über die von -laxog §397 ff.
III. -£0-.
§ 297. Das einfache -eog (aus *-eios) bildet nur noch
in bescheidenem Maße Stoffadjektiva; das Attische kontra-
hiert -eoQ zu -ovq: xQ'^aeog — xqvgovq'^ 'golden' (Hom.),
^ Die dreisilbigen Deminutiva auf -lov mit daktj'lischer
Prosodie haben eine Neigung zur Paroxytonese; vgl. Anhang IV.
2 Das ebenfalls im Epos vorkommende -eio^ (xQvaeiog usw.)
ist wohl unter dem Einfluß des -eio^ von § 285 entstanden,
vielleicht bloß unter dem Druck des Metrums.
150 C. Nominale Ableitung. [§§297—299
livEOQ ■ — /uvovg 'aus Flachs' (klass.), ?.i§Eog 'steinern'
(Hom.), 7iOQ(pvQeog — jioQcpvQovQ 'purpurfarbig' (Hom.;
vgl. iQVGovc. 'aus Gold > goldfarbig'); zu den seltenen
Fällen mit nichtstofflicher Bedeutung gehört xvveog 'hün-
disch' (Hom.). N^\.\qX. aureus 'golden', /apiV/ews 'steinern'.
Dagegen ist -eoc. erhalten in den Suffixkonglomeraten
-iveoQ (§319); vgl. auch -dXeoq (§ 328 Fußn.).
Über -reoQ s. § 369.
Es gibt auch Baumnamen auf -eä (ion. und hellen.;
att. -^), abgeleitet von den Bezeichnungen für die Früchte:
^?yAea 'Apfelbaum' (Hom.) von ^filov, d/ti'}'<3a/£a 'Mandel-
baum' (hellen.) von äfivyöa/.ov.
IV. -lä.
§ 298. Es diente einst in weitestem Umfang zur Bil-
dung von Femininen zu Adjektiven und Substantiven. Da
das konsonantische -i- schon im Urgriechischen teils ge-
schwunden war, teils starke Veränderungen erlitten hatte, so
eignete sich in historischer Zeit -lä nicht mehr für Neubildun-
gen, so wenig wie das verbale -lo- ( § 167). Dafür lebt es weiter
in allen längern Suffixen mit ,,a impurum"; freilich sind
die meisten mit Adjektiven oder Partizipien zu einem
Deklinationsschema assoziiert, so mit allen der 3. Deklina-
tion angehörenden, d. h. konsonantischen Stämmen, die
überhaupt ein formal gesondertos Femininum haben: -ovoa
zu -ovT-, -Eia zu -vg, -eooa zu -e(v)r- usw. Von sub-
stantivischen Femininbildungen sind zu erwähnen:
§ 299. Das eine -etd (aus *-eo-ia) ist das regelrechte
Femininum zu den ea-stämmigen Adjektiven; da aber diese
als Komposita (§ 140) offenbar keiner adjektivischen Femi-
ninbildung bedurften (vgl. die Adj. comp, auf -og), so wurde
-eiä auf die substantivische Abstraktbedeutung beschränkt:
ahj'&riQ — ■ äh'j&eia, evöeßrjg — evoeßeia und viele andere.
Hie und da hat -eiä dem ungleich häufigem, bei allen
andern Adjektiva und Komposita auf -og überaus beliebten
-lä (§ 287) weichen müssen: Evri'x^'jg — Evxv/^ia (selten
§§299. 300] Vokalische Suffixe: -lä. 151
evxvy^Eia), xaKO)jd^)]g — ^caxor/'&ia und xa>co^&Eia. Im
Ionischen wurde -eiä durch -si7] (Hom. äh]'&E(7]\ Herodot
äxelEiri^ = äxElEia zu är£h]g) verdrängt.
Das andere -Eiä (aus *-Ef-La oder *-rif-ta ; ion. -rjtri) bildet
einzelne weibliche Personenbezeichnungen zu -evq, während
als Abstraktum zu -evq das Femininum des Adjektivs auf
-etog, also -e/ä, dient (§ 287): ßaaiksia (auch ion.; ßaGikrjtrj
Herodot = ßaoiXEia s. § 285, 287) 'Königin' zu ßaoi?iEvg,
lEQEia 'Priesterin' zu Ieqevq, und wenige andere. Schon
die klassische Zeit sagt aber lieber -ig als -sia: ßaailig
(§ 381) seit den Tragikern, danach "Avxioxig'^ zu ^Avriox^vg,
in Westgriechenland "Ajucpiooig zu ^Ajuq)iooEvg; dieses -ig
unterliegt aber später fast überall dem makedonisch-hel-
lenistischen -looa (§ 300).
-aiva von 7i-Stämmen^: Adxtov — Adxaiva^ ■^EgaTTcov
(ursprünglich n- Stamm, vgl. ^EgdTiv-fj) ■ — ^Egänaiva, dgä-
Kcov (ebenfalls urspr. 7^-Stamm) — dgdxaiva, ?Jcüv (ebenso)
— Xsaiva; von da aus verselbständigte sich -aira für Per-
sonen- und Tiernamen und trat auch an o- Stämme an:
'd'EÖg — d^Eaiva (Hom.), Xvxog — XvKaiva (Plutarch).
§ 300. -zeiga und -rgia sind beide aus demselben
ablautenden Paradigma *-TEQia — *-XQiäg (zu Nomina agen-
tis auf -xrio) hervorgegangen. Wie sich ihre Verteilung in
den verschiedenen Dialekten und Zeiten regelte, ist nicht
völlig klar: Homer kennt (wohl zufällig) nur -zEiga: dg-^-
ozEiga 'Dienerin' zu dgy]or7]g (neben dem ion. -rgig in
älEtgig, s. §382; das Attische hat -reiga (wie auch -rrj^,
§ 346) nur in vereinzelten, meist sakralen Wörtern erhalten
[oöiTEiga 'Retterin' zu ocor/jo), sonst herrscht -rgia (trotz-
dem beim Maskulinum -r7]g von -rrjg verdrängt worden ist):
ipdXxgia 'Saitenspielerin' zu xpdXriqg.
^ Schlechter äzeXt-ih].
2 Hier war natürlich ' Avtiöxeia für die Bewohnerin unmög-
lich, weil es die Stadt selber bezeichnete; zu ' Avriox£v<; s. §303.
^ Aus *-Tj,-iä- > *-av-ia, vgl. -alveiv § 219.
152 C. Nominale Ableitung. [§§ 300—302
Das Suffix -laoa (aus *-iy.-La), herausgebildet durch
Fälle wie Klh^ — KthoGa^0olvi^ — 0oiviGaa, gewann erst
in hellenistischer Zeit größere Bedeutung, indem das an-
scheinend älteste analogische Beispiel ßaoüuooa zu ßaodevg^
durch den Einfluß des makedonischen Hofes in die grie-
chische Welt hinausdrang: Fa/AxiGoa zu jTaActTr^g, ßald-
viaoa 'Bademeisterin' zu ßaXavEvq^ sogar 0oivixioöa statt
0oivioaa zu 0olvi^; auch für älteres -ig (vgl. § 299): 'Avzi-
6%iaaa für ^ Avxioiig. Das Suffix ist auch weithin entlehnt
worden: lat. diic-issa, französisch duchesse, deutsch Dia-
konisse.
V. -EV-.
§ 301. Eine sichere Herleitung des Suffixes -ev- ist
bisher noch nicht gelungen. Das Griechische weist es seit
den ältesten Zeiten in einer großen Zahl von denominativen
Bildungen auf mit der Bedeutung 'eine Person, die sich
mit dem Grundwort (intensiv, berufsmäßig) beschäftigt':
innEVQ 'Reiter' (Hom.) zu Innog; seltener gehört es zu
Nicht-o-Stämmen: äyQEvg 'Jäger, Fischer' (seit Pindar) zu
ay^a'Jagd, Fang', ^^a^/^aTfvg'Schreiber' (klass.) zu ygä/iiiiia,
axvTEvg 'Schuster' (klass.) zu rö axvrog 'Leder'. Früher
muß auch die deverbative Bildung besser vertreten gewesen
sein; in historischer Zeit unterhalten freilich die Reste davon
nähere Beziehungen zu Nomina: z. B. (povEvg 'Mörder' und
ToxEig 'Eltern' schließen sich an cpovog (fov/j 'Mord' und
TÖxog 'Gebären' an statt an die halb verschollene oder ver-
dunkelte verbale Wurzel cpsv- (E-7tE-(pv-E 'tötete^ Hom.) und
TEX- (texeIv).
§ 302. In der Regel ist -Evg im Gebiet der Komposition
nur bei den präpositionalen Komposita üblich; es heißt
(pövog — (povEvg, avyyQatpr} — ovyygacpEvg, aber dvögo-
^ Auch in den klassisch sehr gebräuchlichen Ableitungen
ßaad-ixöi; (§393) und ßaadic; (§381) ist das -ev- von ßaadevg
nicht berücksichtigt.
§§302.303] Vokalische Suffixe: -£u-. 153
(pövog und Xoyoygdcpog, weil es zwar ovyyQOKpsiv, aber nicht
*?.oyoyod(peiv gibt (§ 43). Die Ursache, warum die Nomina
auf -evg gewöhnhch nicht mit Nomina komponiert wurden^,
liegt darin, daß der Kompositionstypus ävögocpovog seit
Urzeiten stark war und schon die Bedeutung eines Nomen
agentis hatte. Als dann die einfachen Wurzeln von der
Masse der nominalen und verbalen Weiterbildungen mehr
und mehr erdrückt und deshalb die Nomina agentis des
Typus XQocpoQ (§ 280) von den bequemern Nomina auf -evq
(und den Verbalnomina auf -r?;^, -xrjQ usw.) zurückgedrängt
wurden, war der Tj^us ävÖQocpovoQ so fest eingewurzelt
und als Nomen agentis so scharf bewußt, daß -evq sich hier
nicht einbürgern konnte.
Zum Ganzen vergleiche man auch die Ausführungen
über -eveiv § 210ff. Über -f vg in Kurznamen s. § 164, über
-LÖevQ § 385.
§ 303. Zur Bedeutung von -evc, ist nur noch zu be-
merken, daß es wie andere Nomina agentis auch Instru-
mente bezeichnen kann: oxQoqjEvg 'Dreher > Türangel',
jtvtyevQ 'Gefäß zum Ersticken (z. B. von Kohlen)'; sodann,
daß es in den Ethnika aus Städte- und Inselnamen zu einer
allgemeinen Bezeichnung eines männlichen Individuums
verflacht: Wkaxaiai — ülaxaiEVc,^ Evßota — EvßoEVQ,
"'Ajjicpiooa — 'Afj,(piooEVi;, MEd"vdgiov — MEßvögiEVi;.
Von -Eiä schon in klassisch-attischer Zeit -eievq und
daraus {-eevg >) evg: ÄExelEia — AeKElEiEvg — Aeke-
lEvg\ später fast nur noch -Evg: 'AhidvögEia — '^Ae|-
avÖQEvg (neben seltenem 'A?iEiavdgei8vg), ^ AvxioxEia —
" AvxioxEvg.
1 Die Ausnahmen bedürfen besonderer Erklärung; z. B.
■^vioxfja bei Homer entspringt der metrischen Bequemlichkeit,
die längere Wörter gern mit gleicher Prosodie flektiert, um sie
an derselben Versstelle, besonders am Versende, gebrauchen zu
können: ijvioxfja nach rjviöxoio; vgl. § 212 Fußnote.
154 C. Nominale Ableitung. [§§304.305
Nasalsuffixe.
I. -juo-.
1. Substantiv a auf -/xog, -r/nog, -'&/u.6g, -OfAog.
§ 304. Das idg. Abstraktsuffix -juög liegt im Griechi-
schen in verschiedenen Stadien vor: oft sind die Bildungen
infolge des Verschwindens der zugrunde liegenden Wurzel
isoliert worden: II/jloq "Hunger' und ?.oi/ii6g 'Pest' (beide
vielleicht zu lat. letum 'Tod'); sodann tritt -^io? oft an pri-
märe Verbalstämme, ohne daß man von Ausbreitungsten-
denzen reden könnte: ddvgjuög 'Wehklagen' (klass.) zu
oövQEO&ai. Zum Typus ist es nur im Anschluß an Denomi-
nativa und nur in beschränktem Umfang geworden; dabei
hat sich die Bedeutung bisweilen etwas nach dem Konkreten
hin verschoben: äQnay/uög 'Raub' (heilenist.). Aber alle
diese Beispiele sind verhältnismäßig spärlich und spät. Zur
Bedeutung von -/jog s. § oll.
§ 305. Weit gewöhnlicher ist die alte Erweiterung
-o/btög; sie hat sich besonders bei den Denominativa auf
-iCsiv und -dCsiv (und überhaupt bei Dentalstämmen) fest-
gesetzt^: (7jra(7ytiog 'Krampf (klass.) zu öjrär 'reißen' (e-ojtao-
fiai), deojLwg 'Band' (Hom.) zu delv {de-de-juai), /uegio/udg
'Teilung' (seit Plato) zu fiegiCsiv, laxcoviof.i6g 'lakonische
Gesinnung, lakonische Ausdrucksweise' (von Xenophon an)
zu ?.ax(oviCeiv, ev{^ovGiaofi6g''göii\ic\ie Begeisterung' (klass.)
zu iv&ovoidCsiv, chojuög 'Stoß' (Diodor) von co'&siv. Von
da aus griff -Ofwg auch auf Nasalverba über, deren passives
Perfekt auf -Ojiiai ausging wie das von -l,£iv: fiagaojuög 'Ab-
nehmen der Lebenskraft' (Mediziner) zu ^a^afVett''ausdörren,
aufreiben' — jue/udnao/Liai, nago^va/nög 'Erbitterung; Fieber-
anfair (Demostli. usw.) zu jiaQo^vveir — riaoco^vo/nat.
1 -a/xöi; nicht lautgosetzlicli aus *-(^-//oc, höchstens im
Vulgärattischen; zur Verschiedenheit des Suffixes vgl. ion. d^/.t^
neben att. -hellen, öa/j,?'].
§§306.307] Nasalsuffixe. 155
§ 306. Weniger kräftig sind die Erweiterungen -xfxoQ
und --^lAoo^ geworden: -xjxoq lebt nur in kümmerlichen
alten Resten weiter: eQ£-rfu.6g 'Ruder' (Hom.) zu igEöoeiv
SQer7]g; -'&[x6c. ist auch meist erstarrt: ora'&juog 'Pfosten,
Standort, Station' (Hom.) zu ort]- orä- 'stehen', und ion.
und hellen, manchmal durch das geläufigere -o/aog ersetzt:
ßad'/xög — ßao/uog 'Stufe' zu ßtj- ßä- 'gehen', Qv&juög —
QVOjuog 'Fluß > regelmäßige Bewegung' zu gelv Qv-fjvai.
Homer verwendet auch -ri-&ju6g bei Verben auf -äv und
-elv: xvvCrj'&juög 'Gewinsel' zu tivvCäv, dQX^]^f^ög (ion.
ÖQXTjOiJiog) 'Tanz' zu OQxelö'^ai.
2. Adjektiva auf -(o)ijuog.
§ 307. Unter den Adjektiven auf -juog sind nur die
auf -(o)ijuog bemerkenswert; -ijuog ist ausgegangen von
>cdX}.if^og (Hom.) = xalög, KvdifA.og^ (im nachhomerischen
Epos) = xvdgög 'ruhmvoll', (paidi/jiog (Hom.) = cpaiöqög
'leuchtend' und ähnlichen Fällen, in denen das -i- in der
Wortbildung ein /--Suffix vertritt; vgl. § 226 über cpai-
öfgJvvEiv, § 126 über y.alh- und xvöi- in Komposita.
Bei den Verbalabstrakta auf -ötg ergab sich -oi-juog:
XQ^OL/uog 'brauchbar' (klass.) zu XQ^l^i-Q 'Gebrauch', '&rjQd-
(Tt^og 'jagbar' (Aeschyl.) zu ^i/gäv {d-rigaöig ist nicht belegt;
es war jederzeit leicht zu bilden, aber neben ■&7)ga entbehr-
lich), ^^vlt/^oj' 'Zufluchtsort' (Hom.) zu <}9?;|(g 'Flucht'. Von
da aus kam -ijjiog auch zu andern Verbalnomina, was durch
die attische Verwischung des (-Charakters der Abstrakta auf
-Gig (Deklination -Ecog^ -ei, -sig, -eojv, -eoi) begünstigt wurde;
judxißog 'streitbar' (klass.) zu /iidxt], iöcbdi/jog 'genießbar'
(klass.) zu idcod?] 'Speise'; von nicht verbalen Nomina z. B.
aioijbiog 'schicklich' (Hom.) zu aloa, vö/j,i/j,og 'der Sitte ge-
mäß, gesetzlich' (klass.) zu vö/uog.
1 Zum -&- vgl. § 7, -&ßa § 310, -&qov und -&^ov § 390, ferner
das Präsenssuffix -^o- §174.
^ xvddXifxoi; bei Homer ist wohl Kontamination aus *xvd-
aXoi; und xvdifio(;.
156 C. Nominale Ableitung. [§§307—310
In der Bedeutung ist -(ojifioQ meist den Verbaladjek-
tiven auf -xoQ parallel, indem es neben der passiven Eignung
für etwas auch das Geschehen(d)e bezeichnet, wenn auch
seltener: (TTctat^og 'stehend, unbeweglich' (klass.) zu ordoig.
§308. Dieselbe ,, passive" Bedeutung hat -ijualoi;,
das jedenfalls nicht auf Substantiva auf -i/uij zurückgeht,
sondern aus -alog und -i/j,og kombiniert ist; zu den wenigen
schon in klassischer Zeit belegten Beispielen gehört vtto-
ßo?u/Äalog 'untergeschoben' zu vTzoßoh] Vjt6ßo?.og, ejiloxo-
hfiaiog 'brieflich' zu eniOToh].
Über -[xa und -fuov s. §309 ff.
II. -men-, -mon- {-jua -jurjv -ficov).
1. Die Neutra auf - [la.
§ 309. Die neutralen /«e«- Stämme gehören zu den-
jenigen Suffixen, die schon im Indogermanischen weit ver-
breitet gewesen sein müssen und in mehreren Sprachzweigen
ein kräftiges Fortleben hatten. Das Griechische hat zwar
aus ihnen Dentalstämme (auf -/j,ar-) gemacht; aber ob-
schon die Vorgänge der Ersetzung im einzelnen nicht völlig
aufgehellt sind, so wird doch die Gleichsetzung von -/uar-
mit -men- durch die Entsprechungen der ganzen Kategorie
und vieler Einzelwörter gefordert : övo/j,a — nömen — Name
(Gen. Namens); der alte w-Stamm schimmert noch deut-
lich durch in den Ableitungen auf -/biaiveiv (§ 219) und den
Komposita auf -jucov (§ 141 und 312).
§ 310. Beteiligt sind an den Ableitungen auf -fia so
ziemlich alle Arten von Verbalstämmen, primäre wie öei-
'fürchten' {öeljua 'Furcht' Hom.), -&)]- 'setzen' {ävd-'&t'j^a}
'Weihgeschenk' Hom.), öelk- 'zeigen' (d£iyfj,a 'Probestück'
klass.), und denominative wie vor/- 'denken' iv6)]/ua 'Gc-
^ In hellenistischer Zeit, z. T. schon früher, dringt im An-
schluß an &eruc; und &t:atc die kurze Stammform ein: ävd&efxa;
so z. B. auch nö^a "Getränk' für nüifia nach Tiöaig, usw.
§§310—312] Nasalsuffixe. 157
danke' Hom.), y.rjQVK- 'verkünden' {mjQvyfxa "Bekannt-
machung' klass.), ßov/.ev- 'beraten' {ßovAsvjLtu 'Beschluß'
klass.). Bei -i'Qeiv und -aCeiv und andern Dentalstämmen
herrscht -o/Lia (vgl. -ofiög §305): ro^ta//a 'Sitte; Münze'
(klass.) zu vojjiiL^Eiv^ äoTiaojua 'Liebkosung, Gruß' (Eurip.
und Spätere), egeio/^ia 'Stütze' (klass.) zu egeiöeiv, yjevojLia
'Lüge' (klass.) zu ipsvöeo^ai; wie -ojuoq verbreitet sich auch
-o/Lia auf die Nasalstämme: jLiiaojua 'Befleckung' (klass.) zu
fxiaiveiv, o}c?j^gvo/Lia'\eThÄviung' (Hippokr.) zu oxXtjqvveiv.
Dagegen kommen -r/^a und -??//a im Gegensatz zu -t/lioq
und -d^fxoQ (§306) sozusagen nicht vor.
§ 311. Die Bedeutung von -fxa hat in historischer
Zeit eine Neigung zum Engerwerden. Während die alten
Bildungen die verschiedensten Varianten der Nomina actio-
nis samt allerlei Konkretisierungen aufweisen, sodaß ein
Unterschied zwischen -atg, -[xa und -jjioQ oft nicht festzu-
stellen ist, hat die klassische und die spätere Sprache im
großen und ganzen diese drei Suffixe zur Differenzierung
benützt: -oiq ist dem Verbalabstraktum am treuesten ge-
blieben (wie das etymologisch verwandte lat. -tio), -[jia wird
für das Ergebnis der Handlung reserviert^, -^og lieber für
Zustände gebraucht. Doch sind sicherlich noch andere Fak-
toren im Spiel, z. B. klangliche Sympathien (so lieber -rifia
als -r]iuÖQ, aber -ig/uöq lieber als -lOfia?), zeitliche, dialek-
tische und stilistische Unterschiede {-jua ist besonders in
der Sprache der ionischen Bildung aufgekommen und Lieb-
ling der hellenistischen Gelehrsamkeit).
2. Maskulina auf -/nrjv und -ficov.
§ 312. Sie verdienen hier fast nur wegen ihres Zusam-
menhangs mit -jLia eine Erwähnung: lELficbv = XEljJia
'Sturm, Winter', ?,£ijuü)v 'feuchter Ort > Wiese', hfir'jv
^ Die Reflexion hat bei dieser Verteilung von -/ma und -aig
sicher mitgewirkt; denn beide verdanken ihre Verbreitung haupt-
sächlich der wissenschaftlichen, vorwiegend auf ionischem Gebiet
geschaffenen Terminologie.
158 C. Nominale Ableitung. [§§312—314
'Hafen', 7zo2.V'Xirj/j,a)v ■ — y.rf]fia (§ 141); weitere Beispiele
rh)[jio)v ""duldend > a) standhaft, b) unglücklich' und xe-
lafxcbv 'Träger > Tragriemen', beide zu tXyj- 'tragen, dul-
den'; riyef,ubv 'Führer' zu 7)yEio&ai 'führen'.
III. Sonstige Suffixe auf -n.
1. -ojv (-covog).
§ 313. -cor zur Bezeichnung von Wesen, deren cha-
rakteristisches Merkmal das Grundwort ist, ist Erbgut:
ydozQOiv 'Dickbauch' (Aristoph.) zu yaoig-, xoißcov 'gerie-
bener Mensch, schäbiger Mantel' (klass.) zu rgißi) 'Übung'
oder zu rgißetv 'reiben', xvq)cov 'krummes Holzstück (als
Joch oder Folterwerkzeug)' (klass.) zu ^it'^jo's 'gebückt'; vgl.
lat. praedo 'Räuber' zu praecla 'Beute', snsurro 'Ohren-
bläser' zu 5?f5?«77i5 'Summen, Flüstern', u. a. Beide Sprachen
bilden mit diesem Suffix gern Spitznamen aus Substantiven
und Adjektiven: ÄQOjjioyv zu ögöfiog 'Lauf, Zzgäßcov zu
öToaßög 'schielend', Capito zu caput 'Kopf, Cato zu catus
'gescheit'. Von da aus ist -ojv auch Kurznamensuffix ge-
worden (§164): "Avöqcov für einen Namen mit 'Avöoo-,
KXeoiv für K?.eo-; den Übergang erleichterte die Möglich-
keit, Fälle wie Nixojv Esvcov auf vix)j ^evog und zugleich
auf NiKÖ-laog Zevo-xQatrji; u. dgl. zu beziehen.
§314. Die Adjektiva auf -loq bilden natürlich -icov:
ovQavicov 'Himmelsbewohner' (Hom.) zu odgaviog; durch
die Beziehung solcher Wörter auf das zugrunde liegende
Substantiv (ougavög) ergab sich ein neues individuali-
sierendes -/cor: jua/.axiwv 'Weichling' (Aristoph.) zu juaXa-
xög 'weich(lich)', oxecpavicov 'eine Dohlenart mit einem
Kranz' (Hesych) zu oxecpavog, TioocpvQuov 'Wasserhuhn'
(Aristoph. und Aristot.) zu jxooq:voa 'Purpur' {TioQffVQOvQ
'purpurn'). Vergleiche lat. z. B. tenebrio 'Dunkelmann' zu
tenebrae 'Finsternis' nach Fällen wie centurio zu centuria.
Als patronymisches Suffix hat -icov das patronymische -log
(§ 283), von dem es ausgegangen war, verdrängen helfen:
Bei Homer heißt es zwar Kgovieov (neben Kgovldrjg)^ aber
§§314—316] Nasalsuffixe. 159
noch TeXajüKoviov viöv (neben Tela/bicoviddrjg), ebenso
nrjXetoiv (neben Ilrßetdiig und IJjj/ajiddiig), aber noch
Nrihjtcp vli (neben Nrj/.etdrjg und N}j?jjiudtjg). Vom Femi-
ninum auf -i(bvtj (und -tvrj) sind nur noch spärUche Reste
vorhanden: 'Axgioiojvtj ""Tochter des 'AxQioiog', Evrjvtvrj
'Tochter des Evrjvog.
2. -(bv (-cövog; ion. -eoiv).
§ 315. Es bezeichnet Lokahtäten und ist in seinem
Ursprung noch nicht aufgeklärt: avögecov — ävögcav ^^Iän-
nergemach' (klass.), naq'&EVEOiv — nao'&evibv 'Jungfrauen-
gemach, Tempel der Athene üagd'evoQ (klass.), nvloiv
'Torbau' zu nvh]^ Xaoicov 'Dickicht' (Nikander) zu Moiog
'behaart, bewachsen'.
Über -dd)v s. § 386, über -evt- § 361 ff.
IV. -V0-.
Das alte Suffix -vo- ist im Griechisciien in mehreren
Ablegern erhalten, ohne sich deswegen irgendwie vor-
zudrängen:
1. Das einfache -(ä)vo-.
§ 316. -vo- bildet nur als abgestorbenes Verbaladjektiv
noch eine kleine Gruppe: öeivog 'furchtbar' (Hom.) zu öei-
'fürchten' {EÖEioadEdotKa), (Te^j'o'c'ehrwürdig' (von den hom.
Hymnen an) zu OEßEG&ai 'verehren' usw.; vgl. \dX. dig-nus
zu dec-et.
-ävÖQ kommt in mehreren Substantiven und Adjek-
tiven vor, ohne daß man von einem Typus reden könnte.
Ixavog 'hinreichend' (klass.) zu Ik- 'gelangen', vgl,
hom. lyAvEiv,
ÖQEjiavov und ögEJidvrj 'Sichel' (Hom.) zu öqetieiv 'ab-
schneiden',
EÖQavov 'Sitz' (klass.) = idga.
Über -davog s. § 387.
160 C. Nominale Ableitung. [§§317.318
2. -eivög.
§ 317. Als denominatives Suffix (z. B. rraiö-vog 'kind-
lich' Hom. von Tiaiö-) verband sich -vo- mit dem Ausgang
-80- der neutralen 5-Stämme zu ion.-att. -eivog (äol. -evvog):
dAyetrdg ""schmerzlich' (seit den Tragikern) zu älyog und
danach wohl ejpatfn'o'c lieblich, erwünscht' (Hom.) =
igarog, und vyieLvog'heiham (Plato, Xen.) zu vyirjg;
eXsELvög 'bedauernswert' (Hom.) zu 6 eXsog (urspr.
5-Stamm nach Ausweis von vi]lerig 'erbarmungslos'
trotz hom. e?i.sfjoaL; nachklass. wieder ro eleog);
ÖQEivög 'gebirgig' (klass.) zu öqog'^
(paeivög 'leuchtend' (Hom., cpaewog in der Lyrik) zu
cpdog — cpcög wurde attisch zu cpävog kontrahiert; daher
wurde die undeutlich gewordene Beziehung cpöjg — ■ cpavog
z. T. durch das analogische q)corsiv6g (Xen.) zu (pcor-
wiederhergestellt; auch der Gegensatz 'dunkel' folgte der
Analogie: oxorsivog tritt gleichzeitig mit dem Übergang
von 6 OKoxog zu xö oxörog (nach tö (pöJg: vgl. § 204) zu Be-
ginn der klassischen Zeit auf.
3. Die Zeitadjektiva auf -ivog.
§ 318. Sie sind Adjektivierungen von adverbialen
Formen auf -i: eaoivog (Hom. mit metrischer Dehnung
eiaQLvog) 'Frühlings-' zu sagt 'im Frühling' (att. ?)o« —
^^ti'og), JiSQVGivög 'vorjährig' (klass.) zu tceqvgi 'voriges
Jahr, ,,fern"'. Die klassische Zeit überträgt -ivög gern auf
andere Ausgänge: EonsQivog 'abendlich' (Xen.) zu eoTiegog
eoTiega ist Umgestaltung von eoneqiog (Hom.), ebenso tritt
y^ei^EQivog 'winterlich' (klass.) für hom. lEifiEQiog ein; auch
vvKXEQLVog 'nächtlich' (seit Plato) ersetzt wohl vvKXEoog
(Tragiker; vvxxEQig 'Fledermaus' schon Hom.). Die Analogie
erfaßt allerlei Arten von Zeitbestimmungen: fÄE0t]/ußQLv6g
'mittäglich' (klass.) zu /uEO^/ußgia, ;(^??£(7n'o^ 'gestrig' (hellen.)
zu %i^£g, oijfXEQivög 'heutig' (Glossen) zu OijjiiEoov, xayjvög
'baldig' (hellen.) zu xdxa 'bald'. Vgl. lat. vernus zu ver,
nocUirnus zu vvxxcoq 'nachts'.
§§319.320] Nasalsuffixe. 161
4. Die Stoffadjektiva auf -tvog {-iveog).
§ 319. -ivog gehört wohl ursprünglich zu i-Stämmen,
obschon im Griechischen nichts mehr davon zu merken ist
und hier auf die Stammbildung der Grundwörter gar nichts
ankommt: xeÖQLvoq 'aus Zedernholz' (Hom.) von xeögog
"Zeder', jueüuvog und ^ehvog 'aus Eschenholz' (Hom.) von
[xelia 'Esche', äv&ivov slöag 'Blumenspeise' (Hom.) von
äv&og n., Xd'ivog 'steinern' (Hom.) von Aäag 'Stein', yT^l'vog
'irden' (klass.) von yfj, ix'&vivog 'von Fischen' (Aelian) zu
ix&vg, äv&QcoJtivog 'vom Menschen stammend, menschlich'
(klass.) zu äv&QOJTiog, exEivivog 'von jenem herrührend'
(Aristot.) zu ixelvog. Vgl. lat. juncinus 'aus Binsen' {iuncus),
funginus 'aus Schwämmen' {fungiis).
Durch Kombination von -ivog mit dem gleichbedeuten-
den -sog (§297) entstand bisweilen -tveog (nur in der
Poesie): elätveog und eMivog^ 'aus Ölbaumholz' (beide bei
Hom.) zu eXaia 'Ölbaum', jtv^iveog (Anthol. Pal.) und
nv^Lvog (Hom.) 'aus Buchs' zu nv^og 'Buchs'. Vgl. lat.
populneus, eburneiis neben populnus ebiirniis zu pöpulus
'Pappel', ebur 'Elfenbein'. Die nachhomerische Zeit scheint
die beiden Suffixe -sog und -ivog gern so zu verteilen, daß
sie -ivog von Bäumen, -sog von Metallen ableitet.
5. -Ivog {-lävog, -r]v6g).
§320. -Ivog, dessen Entstehung dunkel ist, bildet,
meist in substantivischer Verwendung, einige Tiernamen und
ähnliches (Patronymika auf -ivrj s. §314): egv^Qivog 'eine
rote Meerbarbe' (Aristot.) von eQV&gög, xoQaxlvog 'junger
Rabe' (Aristoph.) von xöga^, yeXaolvog, -ivrj 'Lacher(in)'
(Komiker und später) von yekäv ysläoai^; älter dyxiotlvog
'nahe aneinander' (Hom.) zu äyxiorog 'der nächste'. Die
Ethnika (und zugleich Zugehörigkeitsadjektiva) auf -Ivog,
wie sie von unteritalischen und sizilischen Griechenstädten
1 Zu -äi- vgl. §259.
- Vgl. yekaaos , .Wiedehopf" (Hesych) zu yeAdaat nach §164.
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 11
162 C. Nominale Ableitung. [§§320—323
etwa gebildet werden, sind lateinischen Ursprungs: 'Axoa-
yavüvog, Tagavtivog zu 'Axgayavr-, Taoavx-.
§321. Auch -ävog -jji'dc, das im nordwestlichen Kleinasien
und Umgebung, seit Alexander in ganz Vorderasien Ethnika bildet
und zugleich als Zugehörigkeitsadjektiv dient, ist ungriechischen
Ursprungs: 'Aaia — 'Aaiavuc, üägdeig ■ — Zaqöiavöz, 0äai^ —
0aoLavö; (als Appellativum seil, ögvig der 'Fasan'), "Aßvöo:; —
'Aßvörpö^, IleQyafxov — 11 eoyajutjvö^ , Aaßaaxög - — ■ Aajuaoy.rjvog,
0i?.l7(7lOl 0lh7[7ll]l'Ö;.
§ 322. Das -lavög hellenistischer und späterer Bildungen
wie ÄßiaTiavö^ von Ägiarö^, 'Hgqjöiavol 'Anhänger des 'HQ(pöt]g\
ZaßelXiavoi 'Anhänger des Zaße/lioi;' und andrer Sektennamen
ist Entlehnung aus dem Lateinischen, wo -iäni aus Mari-ani
Pompej-ani usw. abstrahiert und weiter übertragen wurde:
Caesar-iani.
6. -OVVOQ.
§ 323. -ovvoQ, das nicht sicher erklärt ist, bildet nur
wenige Adjektiva; dagegen hat das Femininum -ovvi] als
Abstraktum einigen Umfang angenommen; und zwar hat
das bei o-Stämmen berechtigte -6ov%>oi; -oovvij die Allein-
herrschaft erhalten (vgl. § 129): nach Fällen wie öov'/.oovvoq
'dienstbar' (Kur., dov/.oovvti 'Knechtschaft' Hom.) zu dov-
Aog heißt es auch yij^öavvog 'froh', yrj'doovvrj 'Freude'
(beides bei Hom.) zu to yrjdog 'Freude', ä/.rj&oavvrj 'Wahr-
heit' (Theognis) zu d/yyi9?/g, yJ.ejiroavvij 'Verschlagenheit'
(Hom.) zu xAenxrjg 'Dieb', tvcpQOOvvrj 'Frohsinn' (Hom.)
zu evcpgcov 'fröhlich' (vgl. -o- als Ersatz für n-Stamm in
der Komposition § 131, 141), ^/avToavv// 'Seherkunst' (Hom.)
zu fiuvxiQ (zur Vernachlässigung des /-Stammes vgl. i.iav-
reveo^ai § 213 und f^avryiog /uavxeia § 285 Fußn., 287),
ÖFOTzoovvo g' des Hausherrn' (nach Hom.) aus *deojiox6ovvog
zu öt^:0Ji6xr]g. Aus* leg)] f-oovv>j > hgemovr)! (slü.) > iegco-
avvtj (ion. -hellen.) 'Priestertum' zu isQEvg (vgl. ooeoj-y.ö/nog
§ 132) entnahm die nachklassischc Sprache -ojovvtj als be-
quemes Mittel, um eine lange Folge von Kürzen zu ver-
meiden: dyaücoovvrj äyuoovrrj [.leyahoovv)].
§§324.325] Liquidasuffixe: -Ao-. 163
Liquidasuffixe.
I. /-Suffixe.
1. Einfaches -Ao-, -a^o-, -eAo-, -tAo-, -vlo-.
§ 324. Konsonantische /-Suffixe gibt es im Griechischen
nicht; auch die /o- Suffixe gehören zu den Bildungen, die
fortgesetzter Verarmung anheimgefallen sind. Von der Reich-
haltigkeit der früher möglichen Variationen mit -lo- zeugen
nur noch Reste:
öedög "furchtsam' (Hom.) zu 6ei- 'fürchten' (vgl.
öeivöc, § 316),
etinayloQ 'furchtbar' (Hom.) aus '^EKnlay-loc, zu
s'/inlriXTEodai (€X7i/.ayf]vai) 'erschrecken',
ai&a?.og aWdhj 'Ruß' (Eur. ; ai&alÖEiQ 'rußig' Hom.)
zu ai^Eiv 'brennen',
öiödoKaloQ 'Lehrer' (vom Hermeshymnus an) zum
Präsensstamm öiöaox- 'lehren' (vgl. § 281 Fußn.),
elWeAogund fPtreAog 'gleichend' (Hom.) zu et;«- 'gleichen'
(soixa^ EixoQ, El'xvla)^
OQyiXoQ 'jähzornig' (seit Plato) zu doyt} 'Zorn', 6q-
yiL.EO'&aL 'zürnen';
ayKvXoQ 'krumm' (Hom.) zu äynv-ga 'Anker', äyx-dg
'in den Armen', äyx-d)v 'Ellbogen', und danach
TiafiTivXoQ 'krumm' (Hom.) zu xd/uTiTEiv 'krüm-
men', xafiTiri 'Krümmung'.
2. -älÖQ, -rjlög, -wXog.
§ 325. Eine bescheidene Produktivität entfalten -äloq
(ion.-att. -rßög) zu ä-Stämmen; dann wird nach dem Muster
von -ä?,6g zu Verba auf -äv auch -i]Xöq zu Verba auf -eIv
geschaffen:
oiyä?.6g oiyrjXög 'schweigsam' (Pindar und Tragiker)
zu oiyij oiyäv;
onaTYiloQ 'betrügerisch' (Hom.) zu dndtr] änaräv,
n*
164 C. Nominale Ableitung. [§§ 325. 326
Qi'y)]/.6g 'schaurig' (Scut. Hercul., y.ara- Hom.) zu Qiyo;
n. 'Frost, Schauder', giyelv "schaudern';
voo)j?.6g 'krankhaft' (Hippokr.; voori'/.evsiv 'krank
machen; einen Kranken pflegen' klass.) zu vöoog
f., vooelv.
Ohne zugehöriges Verbum auf -äv oder -elv z. B.
vdg7]?Mg 'feucht' (Hom.) zu vdg- 'Wasser' (vgl. vdg-Evsiv,
vÖQ-ia usw.).
Ein erstarrtes Grüpplein bildet -co'/.6~ nebst dem sub-
stantivierten '0)Ari (mit Abstraktbedeutung), das nach
einem -).- zu (ionisch-episch) -oiQifj wird:
d/^a^TCj/d? 'sündig' (hellen.), d/.taoTOj/.?) 'Fehler' (Theo-
gnis) zu djuagidveiv äjuagrelv,
(pEidio/.oz 'sparsam' (Hesiod), cpeiöcolrj 'Sparsamkeit'
(Hom.) zu (peideo&ai,
evxojh] 'Gelübde, Gebet' (Hom.) zu Evy^eödai^
Tiavooj/.}] 'Ruhe' (Hom.) zu jiaveiv navo-'&fjvai
ä-Jzavo-Tog,
dlecogr'] 'Abwehr' (Hom.) zu ä/Jovro äleaadai 'meiden',
elmoQrj 'Hoffnung' (Hom.) zu e/.Tteo&ai 'hoffen'.
3. Deminutives -v(?.)/.o-.
§ 326. -lo- diente seit alters gern der Bezeichnung der
Verkleinerung, war daher für Kosenamen sehr geeignet; vgl.
Wulf-ila, Att-ila und die Legion lateinischer Deminutiva
auf -las -la -liim (-ulus -elliis -Ullis usw.). Im Griechischen
ist dieser Sinn besonders mit -v/.og und ähnlichen Suffixen
verbunden:
Tra^uAo'c 'etwas dick, etwas stumpfsinnig' (Aristot.) zu
naive, 'dick',
bglpiVKoz 'etwas scharf (Moschos; zur Akzentverschie-
bung vgl. xovgo-tQoqyog § 152) zu Öot/iivg 'scharf.
Nach solchen wird auch gebildet
juocxvkog (Moschos) zu fiuixog /biiXQog,
aQxxvlog 'junger Bär' (Pollux) zu äoy.rog.
§§327—329] Uquidasnüixe : -v(^)h-, -aUo?. 165
§ 327. Bei den Eigennamen hat -idog wohl doppelten
Ursprung, doch ohne daß man noch zwischen beiden Grup-
pen eine Grenze ziehen könnte. Einerseits ist auszugehen
von Kurznamen mit Beibehaltung des Anlauts des Hinter-
glieds: etwa 'Aorv?iOg für 'Aorv-^aog wie Z'&eveXog für
Z'&Eve-'kaog u. dgl.; dann wird -vIoq überhaupt zu solchen
Doppelstammnamen gestellt, deren Vorderglied auf -v- aus-
geht : 'HövXoQ zn'Höv- ; in diesen Kurznamen ist auch die Ver-
dopplung des Konsonanten (§23) alteingebürgert: OQäovXXoQ
Bdd^vlloQ wie Qiolloc, (für Beölaog) XdgiUog und weiter
0il?uog EdevviQ 'Ayad^'&d) usw. Andrerseits ist aus vor-
historischer Zeit ererbt die Ableitung mit -vXog (und andern
Suffixen) aus Appellativa, die als Eigennamen verwendet
werden: Xoigvkog zu Xolqoq {%oIqoc, 'Ferkel'). Analogisch
wurde schheßlich -vXoc. -vXIoq an allerlei Vorderglieder an-
gehängt: A'}][xvloQ für Aijiuo-, Niy.vlXoQ für Nixo-.
Wo die appellativen Deminutiva auf -v}.?uov (§ 294)
ihre genauere Anknüpfung finden, ist fraglich.
4. -aXeog.
§ 328. Eine eigentümliche Sonderentwicklung des Grie-
chischen ist -aleog^. Es muß eine Weiterbildung zum Suffix
-alog sein; aber der Vorgang fällt in vorhistorische Zeit
und ist in keinem alten Beispiel nachweisbar; vricpaleog
'nüchtern' (Belege erst in nachklassischer Zeit) z. B. ist jeden-
falls eine junge Umgestaltung des klassischen vrjcpdXiog und
setzt schon den fertigen Typus -aXeog voraus.
§ 329. Schon bei Homer ist -aleog so selbständig, daß
man sich begnügen muß, eine Assoziation mit andern Suf-
fixen, vor allem mit ?z-Suffixen, aber auch mit r-, i-, u-Suf-
fixen nachzuweisen :
^ Zu unterscheiden von -a.Xeo(; in Fällen wie äixvyödXeot;
'vom Mandelbaum' (hellen.), ä^vyöaKrj 'Mandel(baum)' (klass.),
das nichts weiter ist als äjj,vydaXov 'Mandel' mit dem -eog, -fj
von §297.
166 C. Nominale Ableitung. [§§ 329. 330
loxa^^sog' trocken (Hom.) zu ioxvog 'trocken (danach
bei Hippokrates lO'/ra/Jo;^, vgl. ioyalveiv — loyvai-
VEiv §220);
/ff pöa/£o? "gewinnend, nützlich, listig' (Hom.) zu xeg-
dalvEiv "gewinnen', y.eoboz, n. "Gewinn', xegdkov —
XEodiarog;
ägna/.eoQ "erwünscht, ersehnt, reizend' (Hom.) aus
*ä/.7Ta?.eog zu cTr-aATrj'o? "angenehm' (Pind.) mit An-
lehnung des Spiritus (und der Bedeutung?) an äg-
Tid'CEiv (vgl. "ÄQTca'/.oQ ' Ao7ra/.ivjv)\
ägya/Jog "schmerzlich, lästig' (Hom.) aus *ä/.ya/.eog
(vgl. y.ecpaX-aoyia "Kopfschmerz' neben xe(pa?.-
ah/ia) zu ä/.yog n. "Schmerz', vgl. ä/.yi'xov ä/.yimog
wie y.EQÖion' y.EgdiGTog:
Xevya'/.EOQ "traurig, unglücklich, elend' (Hom.) zu
h'yooQ "elend';
-daoGalEoc, ^agga/Jog "getrost, kühn' (Hom.) zu ddg-
Goc, n., dqaGVQ.
§ 330. Die analogische Weiterwucherung von
-aleoQ beginnt anscheinend erst nach Homer und geht in-
folge des etymologischen Zusammenhangs der /- und n-
Suffixe (§ 219) ein großes Stück weit mit -atvEiv Hand in
Hand (vgl. §220 f.):
Gruppe "trocken — naß, heiß — ■ kalt':
ÖLxpa/.eoQ "durstig' (hellen.) zu öiipa "Durst':
QEVGra/Jog "flüssig' (Orakel bei Euseb) zu QEVGTÖg
"flüssig';
Tir^Ja/Jog "kochend, heiß' (hellen., dia- Aristoph.) zu
rirdog "heiß';
KQV jLiaXso g 'eiskaW (nachklass.) zu xor/nog 'Eiskalte'.
Vorbilder waren u. a. das oben erwähnte iGy(r)a/.Eog,
ferner z. B. fivda?.sog'ieuc\it, modrig' (Hom.) zu [.ivöaivEiv
"benetzen', fivöoog "Schlammasse, Metallklumpen', [jbx'öäv
'feucht sein'.
^ Eustalhius p. 1863, 60: TCQutzörvjior rov varenor iayra?.iov
TÖ '^Ofi7]Qiy.dv ta/a/e'oj'!
§§331—333] Liquidasuffixe: -a^e'o?. 167
§ 331. Ein Anhängsel zu dieser Gruppe ist 'schmutzig';
vgl. die Doppelbedeutungen avoxakioc, 'trocken — schmut-
zig, struppig', ixvbakeoc, 'feucht — modrig':
aii^caXeoQ 'blutbesudelt' (Anthol. Palat., Nonnus) zu
öeiGaXeog 'schlammig, kotig' (Clemens Alex.) zu Öeloa
'Schlamm, Kot'.
Ebenfalls an -aiveiv erinnert die Gruppe 'gebrechlich':
x^JcpaMog 'gebückt' (Anthol. Palat.) zu Kvcpög 'ge-
bückt' nach dem alten yrjQaleoc, 'alt(ersschwach)'
(seit Anakreon häufig) zu yrJQag.
§ 332. Eine weitere Gruppe ist von d^agoalioQ 'kühn,
frech, zuversichtlich' ausgegangen:
aviakioc, 'ruhmredig, stolz' (Xenophanes) zu avy^Elv
'sich rühmen';
rpoixakioc. 'wahnsinnig; herumirren machend' (klass.)
zu (foiräv 'herumgehen'.
Das Gegenteil öeifAaMoQ 'furchtsam, furchtbar'
(nach Hom.), das zum alten n-Stamm (5e?//a 'Furcht' gehört,
hat ebenfalls Nachahmungen veranlasst, wie z. B.
oHvakeog 'bedenklich, saumselig' (Nonnos) zu öxvog
'Zaudern', öxveiv 'zaudern'; vgl. auch als Opposi-
tum das unten genannte örQaXeog;
cpvL,aXeog 'flüchtig, scheu' (späte Dichter) zu q)vl^a
'Flucht'.
§ 333. Weitere Analogiebildungen sind z. B.
cpQixalEog 'schaurig' (nachklass. Dichter) zu (pQi^
'Gänsehaut', (pgixr] 'Schauder', nach ägyaleog lev-
yaUog (s. § 329);
hpakeog 'gekocht' (Nikander) zu expeiv 'kochen' nach
onxakEog 'gebraten' (Hom.) zu ÖTxxavög 'gebraten',
onrav-iov 'Backofen';
^ Der alte n-Stamm von alfia hat angesichts der späten
Belege von aljuaMo<; aus dem Spiel zu bleiben; dagegen vergleiche
man die mehrmals von Nonnus verwendete Verbindung alfiaXirj
esQai] mit Homers at/xari fxvdaUa^ [eeQaa^] (II. XI 54).
168 C. Nominale Ableitung. [§§ 333—335
TQVxa^eog 'zerrissen' (Hesych) zu rgvx£iv 'aufreiben',
Tovxog n. 'Lumpen', nach dem alten Q(oya?Jog 'zer-
rissen, zerfetzt' (Hom.) zu gcoy- qcoyt] 'Ritze';
MKa/Jog 'schnell' (Hesych) = coxvg nach ötgaleog
'hurtig' (Hom.) zu örovveiv 'zur Eile antreiben'
(Hom.).
§ 334. Sämthche Adjektiva auf -aleog weisen die Pro-
sodie - V u - auf. Der Grund dieser Erscheinung ist sehr
einfach: das Suffix gehört zu den ständigen Requisiten der
daktylischen Poesie; es scheint im ionischen Dialekt heimisch
gewesen und von da einerseits in die homerischen Gedichte
und damit in alle Homer nachahmende Dichtung, andrer-
seits in bescheidenerem Umfang auch in die nachklassische
Gemeinsprache eingedrungen zu sein. Dem strengen Attisch
ist es offenbar ganz fremd geblieben. Gerade weil es ein
mehr oder weniger bewußtes Kunstmittel der Poesie ist,
lassen sich die analogisehen Vorgänge verhältnismäßig leicht
aufdecken.
Über -&lov s. § 390.
II. r-Suffixe.
§ 335. Das Hauptkontingent nach der Verbreitungs-
kraft stellen die Nomina agentis auf -xi)o und -xioq\ vgl,
über diese und über verwandte Bildungen wie -xoog -tqov
-roig § 338ff.
Die ro-Suffixe verhalten sich im Griechischen ähnlich wie
die /o-Suffixe: die frühern mannigfachen Möglichkeiten lassen
sich nur noch aus den erstarrten Überbleibseln erschließen:
dygög 'Trift, Arker' (Hom.) zu äyeiv 'treiben',
£Öpd'Sitz' (Hom.) zu eö- (xa&-eC£0&ai)'s\tzen, setzen',
(paiögög^leuchtend' (seitPind.) zu q)aidi-/iiog' glänzend",
hTtagog^ '(fett-)glänzend' (Hom.) zu /una Adv. 'fett'.
^ Von -ago^ muß auch das deminutivische -ägtov ( § 294)
ausgegangen sein: zaMgiov (Pollux) zu xalaoog 'Korb' (Hom.;
von xaXa- 'tragen'), eoxuqlov '( Feuer jgestell' (Aristopli.) zu iayÜQa
'Herd' (Hom.).
§§335-337] r-Suffixe.- Suffixe m. labial. Verschlußlaut. 169
veagög "jung' (Hom.) zu veog 'jung',
(poßsQog 'furchtbar' (klass.) zu cpoßog 'Furcht',
ÖQOOEQog 'taufeucht' (klass.) zu dgöoog 'Tau',
?,iyvQ6g 'hell tönend' (Hom.) = hyvg,
e%VQ6g 'haltbar, fest' (klass.) zu exeiv 'halten'.
§ 336. Wie bei -lo- (§325), so hebt sich auch bei -ro-
die Verbindung mit einem langvokalischen Nomi-
nalstammauslaut etwas hervor (besonders bei Hippokr.):
äviäqog (ion. ävirjQog) 'lästig' (Hom.) zu ävia 'Wider-
wärtigkeit',
TcovijQog 'lästig, unglücklich, schlecht' (seit Theognis)
zu novog 'Mühe, Not',
vooTjQog 'krank machend, ungesund' (klass.) zu vooog
'Krankheit' und danach analogisch vyirjQog 'ge-
sund, heilsam' (seit Pind.) = vyitjg,
6hodi]g6g 'schlüpfrig' (seit Pind.) zu olio&aiveiv {öXio-
d^ypoi mhod^ov) 'ausgleiten',
loxvQog 'stark' (klass.) zu loxtg 'Kraft',
öit,VQÖg 'jammervoll' (Hom.) zu öi^ig 'Jammer'.
Über -0JQ7] s. § 325.
Das Suffix -regog ist in historischer Zeit nur noch als
Komparativsuffix bildungskräftig, gehört also in die Formen-
lehre, während es früher überhaupt eine vergleichende Gegen-
überstellung bezeichnete:
ägioxegög — ÖE^ixsQog 'links — rechts' (vgl. lat. si-
nister — dexter) ;
YjfjietEQog — vfieregog, vgl. nos-ter — ves-ter;
ögeoTEQog — äygöxEgog 'auf den Bergen — auf dem
Feld lebend'.
Über -'»gov s. § 390.
Suffixe mit labialem Verschlußlaut.
§337. In Betracht kommen außer -(djanög (§377)
nur einige wenige Deminutiva auf -ä(piov -ricpiov -v(piov.
-'ijcpiov ist nur in ^vlrjcpiov 'Holzstückchen' (Hippokr.,
Alexis com., Polyb) zu Iv/loi' erhalten. ^e\-dcpiov schheßen
170 C. Nominale Ableitung. [§§ 337. 338
sich die ältesten Belege an ä-Stämme (hinter q) an, z. B.
^coQdcpiov' Gütchen (Theophrast) zu %c6pa 'Land(gut)', erst
später an andere Stämme, wie z. B. ^rgdcpiov zu ^vgov
"Rasiermesser'. Die Verbindung mit der aussterbenden Ka-
tegorie der alten Bildungen auf -äcpoQ (vorwiegend Tier-
namen wie slacpog 'Hirsch') ist demnach aufzugeben, ohne
daß eine andere Anknüpfungsmöglichkeit für das 99 zur Ver-
fügung stände. Auch für -vq)iov {ÖEVÖQVcpiov [Theophrast]
zu devÖQov 'Baum', t,qiV(pLov 'Tierchen, Bildchen' [Sextus
Emp. und Athenäus] zu t,(bov 'Tier, Gemälde') ist der Zu-
sammenhang mit dem Ausgang -vcpog von y.ooGvcpo:;
'Drossel', xoQvcpir] 'Scheitel, Gipfel' u. dgl. höchstens zu
ahnen, nicht nachgewiesen.
Suffixe mit dentalem Verschlußlaut.
I. Das Suffix -t- nebst den Nomina agentis mit
f-Suffix und dem denominativen -TTjg.
1. Die Nomina agentis mit ^ -haltigem Suffix
(-T-, -T?y^, -rcoQ, -TrjQ).
§ 338. In der ältesten griechischen Überliefe-
rung ist das Nor mal Verhältnis der verschiedenen
i-Suffixe für Nomina agentis zueinander folgendes: Die
einfachen Verba bilden -rijQ oder -xmq, die Nominalkomposita
-xriQ-.
7]yi]rcoQ 'Führer' — KVviqyexrjQ 'Jäger'^,
/3oT?^^'Hirt' — aiJ/5c6T>^g 'Schweinehirt' (alles bei Hom.).
Die mit Präverbien zusammengesetzten Verba gehen
mit den Simplicia oder mit den Nominalkomposita zusam-
men: so hat Homei' e7iißr]rcoQ 'Besteiger', aber TcaQaißdri]q
'der daneben stehende, Wagenkämpfer'; man konnte also
^ Das Grundwort solcher Hinterglieder ist bis gegen Ende
des 5. Jahrhs. v. Chr. immer ein primäres \erbum; erst dann
drängen sich auch Denominativa ein: (h]/-i-fQnaT>'j^ 'Volksfreund'
(Plato) nach §85, daher ohne Kompositionsdehnung (§118)!
§§ 838 — 340] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut : Nom. ag. 171
enißaiveiv als einheitliches Wort dem Simplex gleichstellen,
als ETii- fest genug mit dem Verbum verwachsen war; in
TiaQaißdrriQ dagegen ist Tiagai- noch als BestimmungsgUed
des Kompositums gefühlt.
§ 339. Diese Verschiedenheit in der Behandlung der
Simplicia und der Nominalkomposita ist in vorgriechi-
schen Verhältnissen begründet und hängt zugleich mit
der Entstehung des Suffixes -ri/c zusammen. Dieses spezi-
fisch griechische -rriQ hat nämlich die Rolle des bloßen -t-
übernommen, das schon in der idg. Zeit eine Art Erweiterung
des Wurzelnomens bilden konnte und wie dieses eine — für
uns nicht weiter erklärliche — besondere VorUebe für Kom-
posita hatte; vgl. §100, auch 62 und 102. So stand -ter-
-tor-, das alte Suffix für Nomina agentis, in einem Gegensatz
zu -i-, vgl. lat. sta-tor — atiti-sti-t-, da-tor ■ — • sacer-dö-t-,
und dieser Gegensatz übertrug sich auf -ter- -tor-: -xi]q.
§ 340. Über den Vorgängen, die das alte -t- im Grie-
chischen immer mehr zurückgedrängt haben, schwebt noch
einiges Dunkel. Unklar ist zunächst die Entstehung von
-T7/g: Gegen die Anschauung, es sei eine Maskulinisierung von
Abstrakta auf -tä nach Art von veaviag (§ 288), sprechen
mehrere Gründe, vor allem die Tatsache, daß Abstrakta auf
-tä (vgl. §366 f.) im Griechischen selten sind und nicht wie
-r'r]g vorwiegend in der Komposition und deverbativ ver-
wendet werden; positiv läßt sich freihch kaum viel mehr
feststellen, als daß -t?;? eine Erweiterung von -t- ist, von
der yvfxvrjq — yvjuvr]rrjg, TiXavi-jQ — n?MV'^r7]g, xeqvrjQ — ■
X£QV7]r7]g ""Taglöhner' historische Beispiele sein können und
die ihre Parallelen hat bei andern konsonantischen Suffixen
wie besonders den Patronymika auf -d- (s. § 384 über -idrjg).
Das Zurücktreten von -t- gegenüber -rr/g mag von dem all-
gemeinen Bestreben, konsonantische Stämme zu vermeiden,
und von dem Drang nach Ausgleich^ mit der Silbenzahl des
assoziierten -r7]Q -xcoq verursacht worden sein.
^ Zum weitern Ausgleich im Ionisch-Attischen s. § 345.
172 C. Nominale Ableitung. [§341.342
§ 341. Der Gegensatz -1er- -tor-: -t- -ri]i; spiegelt sich
deutlich wieder in den Weiterbildungen: von -ter- -tor-
wird gebildet -riJQiog (§ 283), -xeiga oder -tqia (§ 300), auch
-roiQ (§ 382); was in der historischen Zeit als Ableitung mit
-triQ assoziiert ist, kann alles nicht von einem ä- Stamm aus-
gegangen sein, ist also ein Beweis für die Priorität des f- Suf-
fixes: -oiOQ (§284), -xiQ (§382); nur -xelv^ (§ 195) tritt zu
spät auf, um als Zeuge für -t- zu gelten (vgl. § 195).
Beispiele von Gegensatzpaaren:
fAaTT^ptog 'vertreibend' ( Aeschyl.) ■ — ßo)j?.aoh] ' Rinder-
raub, Plünderung' (Hom.);
dÖTsiga "Geberin' (Hesiod) — dA/5oöoTt^ 'Glückspende-
rin' ((Jrph. Hymn.), jigodöriQ 'Verräterin' (klass.).
Zur Geschichte der Nomina agentis in historischer
Zeit.
§ 342. Die in § 338 angeführte Verteilung der ver-
schiedenen Suffixe ist schon bei Homer keine Regel ohne
Ausnahme. Er kennt einerseits schon einige Bildungen auf
-T7JQ von einfachen Verben; doch sind dabei haupt-
sächlich die Jüngern Denominativtypen wie -eveiv, -il,elv,
-uCeiv beteiligt: ßov?.evr}]g'Rsiisherr' von ßovkeveiv (§ 213),
vßQiOTTjQ, 'Frevler' von dem analogischen vßgiXeiv (zum
«-Stamm vßgii;; dagegen h]iGT7JQ /?/taTw^ 'Räuber' von dem
,, lautgesetzlichen" hfCt.eod'aL zu IrjiQ^ -löog; vgl. §253f.),
ED.a7zivaor7]g' Schmauser, Gast' von dem analogischen Fi?.a-
TiivdCeiv (zu sUanivt]; § 237). Von Verben auf -eveiv hatte
ein Nomen agentis überhaupt erst dann einen Sinn, wenn
-EVELV analogisch zu Nicht-ec-Stämmen getreten war (§211),
da ja -EVQ selber Nomen agentis ist. Andrerseits bietet
^ Bei -ter- -tor- war eine verbale Ableitung kein so starkes
Bedürfnis, weil es ja direkt von einem Verbalstamm abgeleitet
wurde, während ein Kompositum wie avßforrj^ entweder in seine
Bestandteile avg ßöaxeiv aufgelöst werden oder ein Parasjntheton
bilden mußte; die zweit(> Art gewann die Oberliand, weil die
Sprachentwici<lung die abstraktere Ausdrucksweise begünstigte.
§§342—345] Suffixemit dentalem Verschlußlaut: Nom. ag. 173
Homer einige Fälle für -xrjQ {-tcoq) in Nominalkonfi-
posita, allerdings meist nur in den Jüngern Partien:
ILU]XoßoTf]Qag 'Schafhirten' (II. XVIII 529) neben ovßcüTrjg
'Schweinehirt', \g\. jurjkoßöräg bei Pindar und Eur.; die
meisten dieser Formen sind der metrischen Bequemlichkeit
zuzuschreiben^.
§ 343. Die nach homerische Poesie steht unter
dem Eindruck, daß -t/^^ -xmq ein Stilmittel sei und für -T>^g
eingesetzt werden könne. So verwenden sie den Typus
fxriloßoTYiQ sehr häufig; sie gestatten sich auch -evrriQ und
-evrxoQ (d}'^et'T>)(>' Jäger' Kallimachos u. a., xafxiEvnoQ'Nev-
walter' Manetho), das Homer nicht kennt. Sogar in den Ab-
leitungen aus Nominalstämmen (§354 ff.) ersetzen sie das
einzig berechtigte -triQ gelegentlich durch -xtiq -tcoq: al^-
fJ^rixrjQ (Oppian) = hom. alxf^rjXi'jg 'Speerkämpfer' von aix-
jurj 'Speer(spitze)', xrjdeoxcoQ (Manetho) 'Fürsorger' = klass.
xt]deox7]Q 'Verschwägerter' zu xtjöog 'Sorge; Verschwäge-
rung'.
§ 344. Die Geschichte der Nomina agentis in der Prosa
geht nach den Dialekten auseinander. Über diejenigen Dia-
lekte freilich, die nur aus der Poesie (die ja unter dem Bann
Homers steht) und aus spärlichen Inschriften bekannt sind,
läßt sich nichts sagen; nur für das Dorische steht fest, daß
-xr]Q und -xcoq länger als in den andern Dialekten erhalten
geblieben und noch an jüngere Denominativverb a ange-
treten sind: öixaox/jg (Inschr.) = ion.-att. dixaar7](; 'Rich-
ter' zu dix7] — dixdC^iv.
§ 345. In schroffem Gegensatz dazu steht das Ionisch-
Attische. Das Ionische hat -X7]q sehr früh sozusagen ganz
aufgegeben und durch -r^^g ersetzt. Das mag ungefähr so
zugegangen sein: In Komposita waren einige Hinter-
glieder wie -d6xr]g, -ßcor^jg, -^£T/;g, -jutjtrjg, -yEvexrjg,
-oxdxfjg besonders beliebt und gewannen daher leicht die
^Anders natürlich xoQorpdXxQia (delph. Inschrift) u.dgl.;
das sind Nominaldeterminativa mit fertigem xpdkxQia usw.; vgl.
olvoxÖT] usw. §145.
174 C. Nominale Ableitung. [§§345—347
Oberhand über die T>;^-Bildung vom unkomponierten Ver-
bum; überhaupt war das einheitliche, häufigere und leicht
ableitbare -zrjQ des Kompositums dem unter sich konkur-
rierenden Paar -tyiq -tcoq mit den schwankenden Ablauts-
verhältnissen im Verbalstamm weit überlegen; auch hat
der Vermittlungstypus e7tiß7]rcoo ■ — jragaißdzijg (§ 338) eine
Brücke gebildet. In bescheidenem Umfang scheint aller-
dings -TO)Q als Nomen agentis im Ionischen verwendbar ge-
blieben zu sein, z. B. ovlh]7txo)Q 'Helfer' (Herodot). Das
Attische geht in der Ablehnung von -t})q ganz mit dem
Ionischen einig, und damit war natürlich der hellenistischen
Gemeinsprache der Weg gewiesen. Über -ä^ (->/?) zu
Verben auf -äv {-elv) statt der Ableitung mit -r>/g s. § 98f.
§ 346. Die Spuren des frühern Zustandes sind
allerdings im Ionisch-Attischen deutlich genug wahr-
nehmbar, auch abgesehen von der Poesie. Einmal bleibt
-rriQ -To)Q in sakralen und staatsrechtlichen Aus-
drücken erhalten: ocorrJQ' Reiter' nebst ocnr/oio g ' reitend',
ocoTiiQia" Rettung' , oon/jQia' DankoTpler' , atotf^oa' Retterin';
Kh]xriQ 'Zeuge für die gerichtliche Vorladung'; ioridrcoQ
'einer, der als Liturgie eine Volksspeisung übernommen hat';
TiQdy.xoiQ ' Steuereintreiber'.
§ 347. Sodann gibt es eine respektable Anzahl von Be-
zeichnungen für Werkzeuge, Gerätschaften, Instru-
mente aller Art auf -rr]Q, eine Bedeutungsentwicklung,
die, nach den Parallelen in andern Sprachen zu scliließen,
den Nomina agentis sehr nahe liegt und deshalb auch bei
den Suffixen -T>;g und -xqiq (§ 382) nicht selten ist: y.Qaxi]Q
XQrjxrjg 'Mischkrug' (Hom.) zu xsQavvvvai 'mischen' —
yexgäa&at, xafi7ixt)Q 'Wendesäule > Wendepunkt des Le-
bens, Winkel der Truppenaufstellung' (Xen., llerodas usw.)
zu xdfxjixeiv 'biegen', juexQrjx/jg 'ein Flüssigkeitsmaß' (att.
und hellen.) zu fiaxge iv" messen , t'7r/^J'(5t''r//^ 'Oberkleid' (vgl.
'i'berzieher') (klass.) und vTtodvxtig 'Unt(M'kleid' (hellen.)
neben evövxfjga nenXov (Sophokles) zu ev-, vTco-bveiv 'an-
ziehen', y.axa7idh)]g (und mit volksetymologischer Anlehnung
§§ 347 — 349] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut : Nom. ag. 1 75
an Tiehri 'kleiner Schild' auch xaraTte/atig) 'Wurfmaschine'
(spätatt. und hellen.) zu ndUeiv 'schwingen'; vgl. unser
Anhänger = angehängter Schmuck (= xa^-e-rrjgl), Tür-
klopfer, Faulenzer (stuhl), Bohrer usw., lat. capulus 'Grei-
fer > Griff, engl, propeller 'Schraube(ndampfer)', franz.
ascenseur 'Heber, Fahrstuhl'. Als Ursache für diese Be-
deutungsübertragung kommt neben der Personifizierung von
Sachen die alte Verwandtschaft der Nomina agentis mit den
Verbalabstrakta in Betracht (§370) und die ebenso alte
Möglichkeit passiver Verwendung des sonst Nomina agentis
bildenden /-Suffixes (§ 62, 105), seltener von -Tr;g {uiei-yeve-
xrjQ 'ewig geboren' Hom.).
§ 348. Zweitens sind im lon.-Att. die indirekten
Spuren von -xiriQ zu beachten: Als Ableitungen zu unkom-
poniertem -xyjq gibt es auch hier fast nur -xqia -xqiq und
-xriQLOQ, höchst selten das zu dem altern -xtjq und auch zu
dem denominativen -T>;g gehörige -xii; -oiog (§341):
\pdXxriQ — xpdXxQia — xpaXxr'iQiov,
avlrixi^Q — avh^xQig, aber
EVEQyexriQ — evEQyexig — Evegyeaia,
d7]/biöx7]g — Ö7]iüi6xig — d}]ju6aiog.
Fälle wie ßovlEvxig (Aeschyl. oder Plato comic.) zu
ßoidEVTtjg sind als Entgleisungen zu werten.
Zum Akzent von -xrjg.
§ 349. Die Akzentverhältnisse der Nomina auf -xrjg (der
Nomina agentis und der denominativen) sind sehr verworren
und waren offenbar schon den alten Grammatikern in
manchem Einzelfall und in manchen Gruppen nicht zuver-
lässig überliefert. Als Grundregel hat folgende zu gelten:
Die Ableitungen auf -xtjg aus Nomina haben Barytonese,
ebenso die alten Nomina agentis auf -xr/g, also die Kom-
posita nebst einigen oben nicht erwähnten alten unzusam-
mengesetzten Bildungen wie iKExi] g'Schuizüehender' (Hom.)
176 C. Nominale Ableitung. [§§349—351
und xXeTzrrjg 'Dieb' (Hom.)^; dagegen gebührt Oxytonese
denjenigen Bildungen auf -rtig, die nach § 345 an die Stelle
des oxytonierten -r}]Q getreten sind; also: oixETi]Q d7]fj,ör7]g
noXtrrjg deofi(brrjg und Gv-ßdjrijg dyojvo-'&srrig äyxvXo-
/jii]r7]g, aber ßovlevxiqg vßgiaTijg OQ^rioxrig.
§ 350. Diese Verteilung ist jedoch vielfach durch-
brochen. Hier nur zwei Einzelheiten zum Beweis, \\\q
vielerlei Faktoren mitgespielt haben: 1.) An Stelle des homeri-
schen dor}]Q (neben öcov/jq) 'Geber' erwartet man später
*doT'ijg; es heißt aber dörrjg (hellen.), weil -doxrig als Hinter-
glied von Komposita häufiger war (dixaio-, /uioßo-, olvo-,
6/.ßo-, auch TIQO-). Dagegen bleibt y.oiTiqg 'Beurteiler,
Kampfrichter; Richter' nebst -j^Troji^iTT^c; 'Schauspieler' usw.
trotz -KOitrig {dixaio-, öveioo-, ^evo-), weil y.oiTt'jg im Sinn
von 'Richter' (att. dixaoT7]g) ein dorisches xQirriQ vertritt
und als juridischer Ausdruck ein zäheres Individualleben
hatte als andere Wörter. 2.) Beispiele wie cpi/.a'dh]xr}g 'gern
Athlet' sind natürlich nicht Zusammensetzungen mit re-
gierendem Nomen agentis, sondern gehören zu dem eigen-
tümlichen halb nominalen, halb verbalen Kompositions-
typus mit regierendem Vorderglied, der § 76 ff., 114 f. be-
sprochen ist.
2. -XQog, -XQä, -XQOv.
§351. -XQÖg ist selten und unterscheidet sich in der
Bedeutung keineswegs von -xriQ, mit dem es in engster
etymologischer Beziehung steht: hjXQog 'Arzt' hat Homer
neben irixy']Q (zu läo'&ai 'heilen'), vgl. noch datxgog 'Zer-
teiler' (Hom.) zu daua&ai 'teilen', -xgä ist ebenso selten:
ÖQ'/7]oxQa 'Tanzplatz' (klass.) zu öqx^'^^(^^ 'tanzen', gt'jxga
'Vertrag, Spruch' (Hom.) zu qi]- 'sprechen' [eqqtj^iiv Qijfia
QTjxriQ Q7]X(oo), yvxqa 'Topf (klass., auch yyxnog) zu yv-
^ Vielleicht sind diese von Komposita ausgegangen, dann
liegt aber dieser Vorgang weit vor unserer t berlieferung und iiat
historisch mit der spätem Ersetzung von -t?)^ durch -r//g
nichts zu tun.
§§ 351 — 355] Suffixe m. deiit. Verschlußl. : -tqo-, -ri, -rei. 177
'gießen' {exv§r]v ^voig). Besser entwickelt ist -tqov; die
ältere Schicht bezeichnet das Mittel: ägorgov "Pflug' (Hom.)
zu ägo- 'pflügen', vgl. lat. arä-trum] oxfjjirgov 'Stützmittel,
Stab' (Hom.) zu oxr]7ir£o^ai 'sich stützen , qjegxQov 'Bahre'
(Hom.) zu (pEOELV 'tragen'; das letztere grenzt an die Orts-
bezeichnungen wie ^eargov 'Schauplatz' (klass.) zu '&eäo'&ai
'schauen'; die nachhomerischen Neubildungen halten sich
meist auf dem Gebiet des 'Entgelts für etwas': '&genrgä
'Lohn für die Erziehung' (Hom.) zu xge<pELv 'aufziehen',
Xvrgov 'Lösegeld' (klass.) zu Iveiv 'lösen', jurjvvrgov 'An-
zeigelohn' (Hermeshymnus und klass.), didaxrgov 'Lehr-
geld' (Pollux) zu öiddoxELv [öiöd^ai; § 281 Fußn.) 'lehren'.
3. -Tt, -XEl.
§ 352. In diesen Zusammenhang gehören auch die Ad-
verbia der Art und Weise auf -tl und -xel (vgl. § 108).
Beide müssen wohl als ursprüngliche Lokative betrachtet
werden, das erstere von Nomina auf -t-, das letztere
von Verbaladjektiven auf -xog^ (die Stammform vor -xi
und -XEl stimmt vollkommen mit derjenigen der Verbal-
adjektiva überein). Die ÜberHeferung schwankt oft zwischen
-i und -Ei\ eine Entscheidung ist nur durch das Metrum und
durch voritazistische Inschriften möglich, also in den Fällen,
wo diese beiden Mittel versagen, gar nicht. Beispiele: äßoaxi
'ungerufen' (Find.), iysgxi 'wach, ermunternd' (Tragiker),
/xe/lfi tat ("stückweise' (Hom.); äxorixEi 'ohne Staub, kampf-
los' (klass.), äoxaxxfEji 'nicht tröpfelnd, reichlich fließend'
(Soph., Plato).
§353. Das von -i'Celv -iolCeiv abgeleitete -laxi -laoxi
stand seit Homer (s. oben jueXeioxi) allezeit für Neubil-
dungen zur Verfügung, auch wenn kein Verbum auf -Csiv
tatsächlich vorhanden war: äloyioxi 'unüberlegt' (Harpo-
^ Vgl. exel, kret. diJxXsl 'doppelt', auch a&eei ''ohne gött-
liche Fügung' (Hom.) zu ä&eoi;, vrjjToivei' straflos' (att.) zu vrinoivoi;
und andere Komposita (§108).
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 12
178 C. Nominale Ableitung. [§§353—355
kration), dvo/Äaori'mii Namen' (klass.). Die Imitativa auf
-iC£iv 'idt,etv (§ 271 ff.) ergaben ein ebenso selbständiges und
gefügiges -loxi -laoxi 'nach Art von': Aojqloxi 'nach dori-
scher Art, in dorischer Sprache', 'laori und viele andere
(s. § 272), auch yvvaixiozi 'nach Frauenart' (Athenäus),
xoQaxioxL 'in der Rabensprache' (Chrysostomus).
4. Die Ableitungen mit -T7y? aus Nomina.
§354. Das Suffix -T>/g (§339f.) dient nicht nur zur
Bildung von Nomina agentis, sondern auch zur Ableitung
aus Nomina; die Bedeutung ist in der Regel die einer männ-
lichen Person; das zugehörige Femininum lautet auf -tiq,
-ridoQ (§341 und 382). Die ältesten Beispiele zeigen dieses
-Ti]g hinter allerlei Stämmen:
ot>«eT>/g 'Hausgenosse, Sklave' (klass.) zu ot;<og 'Haus',
Ö)]fj,6rrig 'Mann aus dem Volk; Demosgenosse' (klass.)
zu df]fiog 'Volk',
ÖEO[.idni](; 'Gefangener' (klass.) zu öeo/nö^ 'Fessel',
TeyEdTt]g 'Bewohner von Teysa,
vTirivtjrrig 'Bärtiger' (Hom.) zu vjiijv)! 'Bart',
jtoMrrjg 'Bürger' (Hom.) zu Jto/ug 'Stadt',
jTQeoßvxi]Q 'Alter' (klass.) zu jxgeoßvg 'alt',
vavTrjQ 'Schiffer' (Hom.) zu vavg 'Schiff,
jioXvßovTijg 'reich an Rinderherden' (Hom.) zu ßovi;
'Rind'.
Seltener zu konsonantischen Stämmen:
XEQdorrig 'Hornträger' (klass.) zu xenag 'Hörn',
'OQeoTijg zu oQog 'Berg'.
Zur Dehnung des Stammauslauts in -(hrijg -tr)jg, -vri/g
ist -corög aus o-Stämmen (§ 368) und die Stammbildung der
Vcrba contracta (§ 209) zu vergleichen; zum Ersatz des
denominativen -rrjg durch -ryg -rog s. § 343.
§ 355. In historischer Zeit ist die Bildungskraft von
-TTjg an die Komplexe -er/yg, -6r7]g, -d)Tt]g, -artjg, ->/^'iC»
-trrjg übergegangen und hat. dort zahlreiche Analogiebil-
§§ 355 — 357] Suffixe m. dent. Verschlußlaut: denom. -rr]?. 179
düngen hervorgerufen, z. T. in scharf charakterisierten Be-
doutungsgruppen.
Analogisches -szrjg: evverrjg 'Gatte' (Tragiker) zu
Evvt] 'Lager' nach ya/nerrjg 'Gatte' (klass.) zu yd/xog 'Hoch-
zeit'; vgl. auch (pvlext^Q 'Zunftgenosse' (klass.), das von
(pvlov abgeleitet ist, aber auch zu (pvlrj bezogen werden
konnte^.
§ 356. -er?/g ist schon sehr früh in manchen Fällen
durch -oxijQ ersetzt worden, indem das gegenüber den For-
men mit £-Endung weit überwiegende -o- des Grundwortes
durchdrang, -öxrjg wird aber wie -err/g nur spärlich ver-
wendet, und zwar für die Bedeutungssphären Ackerbau,
Viehzucht, Jagd und Kriegswesen: äyQÖrrjg 'Landmann'
(Hom.) zu äygog 'Acker', jo^orrjg 'Bogenschütze' (Hom.)
zu röiov 'Bogen'. Neben dem gewöhnlichen ör]/u6r7ig (§ 354)
ist in einer Dialektinschrift das ältere öä/ueräg noch belegt;
neben olxen] g(^3b^) dagegen kommt oix6r)]g nur auf einem
vulgären attischen Fluchtäfelchen vor.
§ 357. Größere Selbständigkeit hat sich -(orrjg erobert;
es bezeichnet mit Vorliebe 'einen, der sich da und da be-
findet', also besonders den Bewohner einer Stadt oder einer
Landschaft; von den o-Stämmen geht es auch auf die
ä-Stämme über.
Zuo-Stämmen: öe(T/xa)Tryg(§354),?^jT£f^c6Tiyg'Festlands-
bewohner' (klass.) i^HjieiQMxrjg 'Bewohner von Epirus'),
diaooiXYjg 'Mitglied eines d^iaoog (klass.).
Zu ä-Stämmen: arpaTtcoTT^g 'Soldat' (klass.) zu organd
'Heer', "Ixahonrjg 'unteritalischer Grieche' zu "IxaXia.
vr)0id)X7]g 'Inselbewohner' (klass.) vielleicht zu vriotg
-idog 'Inselchen' (klass.; vrjoiov erst hell.).
^ Mit diesem -hrjg dürfen die Nomina agenlis auf -sri]^
nicht verwechselt werden, die meist von zweisilbigen Basen
stammen (aleiyevdrrj^ 'ewig geboren' Hom. zu yeve- wie yevett'jQ
und yevETcoQ 'Vater', yeveoig 'Geburt'), bisweilen aber von Präsens-
stämmen gebildet werden (ocpeiMrrj^ 'Schuldner' klass. zu d(pei2.eiv
'schulden').
12»
180 C. Nominale Ableitung. [§§ 357—359
Zur analogischen Ausbreitung von -(i)arriQ vergleiche
'laxrjQ (ion. 'Iijrrjg) 'Bewohner von"/og, Ae7CQEdTrjg''B. von
AsjIqeov\ ZjiaQXiarrig 'Bewohner von ZjidQryf, Kqotoj-
vidxijQ 'B. von Kqötcov'. 'AQÖedrrjg s. § 358.
§ 358. Am beliebtesten ist aber -txtiQ geworden. Für
die überaus häufigen Ethnika auf -txrjQ sind nehexi Zvßa-
QixriQ zu Zvßagig die Bildungen auf -Tio/.ixtjc. wie Neo-
7T0/Jxi]g zu Nea Ilo/ug, MeyaloTcolixrjg zu Meydhj IJo/.ig
(vgl. § 146) verantwortlich zu machen. Analogische Bei-
spiele: 'AßdijQixrjg zu "Aßdijga (n. pl.), BoQvo^svixtjg 'An-
wohner des BoQVG&evrjg\ Aiövfxoxei^ixrjg 'Bewohner von
Aiövjuov Telxog\ und so gewöhnlich bei Ethnika von Nicht-
ä-Stämmen.
Auch die lateinischen Ethnika auf -Is, -Itis und die
semitischen auf -i (fem. -It) werden durch -ixtjg (-ix ig) wieder-
gegeben: Zavvi'xrjg = Samtils (zu Samnium), 'loQarjÄixtjg
Zafxagixrjg; entsprechend 'AgÖedxrjg = Ardeäs, -ätis.
§ 359. Auch für Appellativa hat sich -ixrjg stark ver-
breitet bei 0-, ä- und konsonantischen Stämmen:
ööixtjg 'Wanderer' (Hom.) zu oöog 'Weg',
ÖJilixijg 'Schwerbewaffneter' (klass.) zu ort/or 'Waffe',
xexvixtig 'Künstler' (klass.) zu xexi'ii 'Kunst',
OeQOixri g 'Frechlmg' (Hom.) zu *^Eoaog, n. (vgl. 'A?u-
^egotig; jünger ^dgoog &gdoog wie ßddog für
ßiv§og),
Cevyixrjg 'Angehöriger der dritten Bürgerklasse in
Athen, der nur ein Gespann (Cevyog n.) besitzt',
äoniÖtxrjg 'Schildträger' (Soph.) zu doTtig 'Schild',
^0}(>a;</T>/c 'Gepanzerter' (hellen.) zu ^copa^ 'Panzer'.
Nach der Bedeutung treten bei -ixrig ähnliche Gruppen
wie bei -lag hervor (§288):
TTtTv^tV/^g 'Kleienbrot' (Athenäus), vgl. nixvgiag § 288,
dvaöevdgixTjg olvog 'Wein von Reben, die an Bäumen
hinaufgezogen sind' (hellen.) zu devögov 'Baum',
§§ 359—361 ] Suffixe m. dent. Verschlußlaut : -trr]^, -evr-. 1 81
juaQyaQiT)]g und ^agyaQirig seil. (6, 7)) lid^oQ 'Perle'
(hellen.) neben f.idQyaoor\ fzaQyaQog, (JLaQyaqotpo-
Qslv usw.,
jivQirrjQ 'Feuerstein, Pyrit' (Dioskor.) zu jtv^ Teuer',
aifjLaxiTrjs 'Blutstein, Hämatit' (Dioskor.) zu al^a
'Blut';
anihracltes 'eine Art Blutstein' (Plinius) zu äv&ga^
'Kohle; Rubin',
vgl. auch Dynamit, Lyddit usw.
§ 360. Die Feminina auf -Irig sind bis heute in der
medizinischen Sprache für Krankheitsnamen üblich: von
einem i- Stamm Qa^ltiQ {qolxlq 'Rückgrat', von andern
Stämmen z. B. ägd'QlriQ {äg^gov 'Glied'), T^Tiarlrig {fjnaQ
rjjiarog 'Leber'); vgl. sogar Appendicitis vom lat. appendix.
5. -EVX-.
§ 361. (Die Partizipia auf -a-vz-, -e-vt-, -o-vx- werden
hier nicht behandelt, weil sie zu reinen Verbalformen ge-
worden sind.)
Das Adjektivsuffix -evx- {-eig, -sooa, -ev), in seiner älteren
Gestalt -/evx- noch mehrfach inschriftlich bezeugt, bezeich-
nete schon indogermanisch das (reichlich) Versehensein mit
dem zugrunde liegenden Substantivbegriff oder auch das
Geartetsein danach. Im Griechischen ist der Ausgang -oevx-,
der an den zahlreichen 0- Stämmen erwachsen war, weithin
siegreich gewesen (vgl. z. B. -ö-xr/g § 364 und den ,, Kom-
positionsvokal" -o- §129):
doXoEig 'listenreich' (Hom.) zu öölog 'List',
■^vE/uÖEig 'windig' (Hom.) zu ävE/nog 'Wind',
dann nach derartigen Mustern auch von ä-, t-, v- und kon-
sonantischen Stämmen (weil / hinter Konsonant allerlei laut-
liche Veränderungen bedingt hätte):
(T^ftdefg 'schattig' (Hom.) zu a;>i;m 'Schatten', {*oxi'i]£ig
[ — ] ly — — war metrisch unmöglich),
öxQiöeig 'scharf, eckig' (Hom.) zu o;<^tg 'Spitze' (älter
Xagi-Eig 'anmutig' Hom. zu X^Q'-'^ 'Anmut', das
182 C. Nominale Ableitung. [§§361—363
wohl statt x^QiT- vor alters eine Stammform ohne
-r- hatte),
Ix^vöeig 'fischreich' (Hom.) zu ix^vg ""Fisch',
aifiaroeig 'blutig' (Hom.) zu ai/^a 'Blut',
äoregöeig 'sternenreich' (Hom.) zu aori]Q 'Stern',
vicpoEig 'schneereich' (Hom.) zum Akk. vi<pa 'Schnee'
(Hesiod).
§ 362. Ein Rest der direkten Anfügung von -fevr- an
konsonantische Stämme liegt nur noch in Fällen wie rsh^eig
'vollkommen' (Hom.) aus *xEXeo-fEvx- zu jelog n. 'Ende,
Vollendung' vor; aber auch bei den^-Stämmen kennt schon
Homer -ÖEig: -dvoEig und -ßv^Eig 'duftend' zu -dvog 'Räu-
cherwerk', XQvÖEig 'kalt' zu xqvog 'Frost', auch später z.B.
■dEQOEig 'sommerlich' (Nikander) zu ^EQog 'Sommer'. Die
wenigen Neutra auf -äg folgen ihren zahlreichern Vettern auf
-og: XEQOEig 'gehörnt' (seit Anakreon) zu XEoag; nur Ni-
kander bildet xEQOiEig zu XEQag nach XQVOEig zu xqvog.
Meistens stammt freilich -y'iEig nicht von s-Stämmen,
sondern von ä-Stämmen:
riju-^eig 'geehrt' (Hom.) zu zi/ui] 'Ehre',
vktJBig 'waldig' (Hom.) zu v?.tj 'Wald', u. a.
Analogiebildungen auf -Y]£ig sind selten:
^EOYjEig 'in der Mitte, mittelmäßig' (Hom., nur H. XII
269) zu fj,eoog^ 'mittel-' wohl nach reh'jEig (s.oben),
QconrjEig 'mit Gebüsch bewachsen' (Quintus Smyr-
naeus) zu qcoxp 'Gebüsch', wohl nur aus metrischen
Gründen.
-0)Eig in nrßcüEig ,, kotig" (Oppian, Nonnus) zu 7i)]l6g
ist metrische Dehnung.
§ 363. Nach dem Wegfall des / trat vielerorts Kon-
traktionein, und jedenfalls dürfen im Ionisch- Attischen nur die
spärlichen Beispiele von Subst. auf -oüg -ovooa, nicht die auf
-ÖEig -ÖEOoa, der lebendigen Sprache zugeschrieben werden:
^ Zur Ableitung aus Adjektiven vergleicht man z. B.
q>mdiix6eic (Hom. II. XIII 686) = (paiöifio:: ''horrlkir.
§§363.364] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut r-evT-, -TJJT-. 183
jikaxovg, -ovvroQ "Kuchen' (Aristoph.) zu nXd^
'Platte',
oivovxxa 'Brei aus Wein usw.' (Aristoph.) zu olvo(;
'Wein.
Die Ortsnamen lauten gewöhnhch nicht auf -oeeg,
-oeaoa, sondern auf -ovg, -ovooa^ weil sie der Alltagssprache
angehören und so dem kontraktionsverhütenden Einfluß der
gehobenen Poesie entzogen sind:
Städtenamen auf -ovg, -ovvrog: "Onovg (vgl. önoeig
'saftig' [Nikander] zu otiöq 'Saft'), Zehvovg (zu oeXivov
'Eppich'), MvQQivovQ (zu ^VQQivrj 'Myrthe'); Inselnamen
auf -ovooa {seil, vfjoog): 'Agyivovoaai {ägyivöeig 'weiß
schimmernd' Hom., vgl. aQyevvogj ägyr^g), 'Egixovooa (zu
igtxi] 'Heidekraut'), Ili&rjxovooa (zu jzißrjxog 'Affe').
6. -rät-, -rrjT-.
§ 364. Wie schon das lateinische -tät(i)- zeigt, ist
dieses Suffix für Eigenschaftsabstrakta altererbt. Das Grie-
chische weicht von der ursprünglichen Gebrauchsweise nur
darin ab, daß es den von den Ableitungen aus o-Stämmen
entnommenen Ausgang -6xi]g regelmäßig auf die konsonan-
tischen Stämme überträgt; vgl. über das -o- §361. Als
Grundwörter treten Adjektiva auf, seltener Substantiva,
weil diese als Grundwörter für Eigenschaftsabstrakta weniger
geeignet sind:
'&EÖT7]g 'Gottheit' (hellen.) zu -ßeSg 'Gott', ädEX^6rr]g
'Brüderschaft' (hellen.; mit Weiterentwicklung zu
konkret-kollektivem Sinn) zu ddel(p6g 'Bruder';
vgl. lat. civitas (abstrakt und kollektiv) zu civis.
Zu o-stämmigen Adjektiven (sehr behebt in hellenisti-
schen Neubildungen):
xaKojrjg 'Feigheit, Schlechtigkeit' (Hom.) zu Kaxog
'feige, schlecht',
fxaraiörrjg 'Nichtigkeit' (hellen.) zu judraiog 'nichtig',
jueyaXeiörrjg 'Großartigkeit' (hellen.) zu jueyaXelog
'großartig'.
184. C. Nominale Ableitung. [§§364 — 367
Zu i;-stämmigen Adjektiva:
TQaxvrrjg^ 'Rauheit, Härte' (klass.) zu Tqa^vc, 'rauh',
yXvy.vxy-jC, 'Süßigkeit' (klass.) zu ylvKvc, 'süß'.
§ 365. -6rr]g zu konsonantischen Stämmen:
[XEXav6xy]Q 'Schwärze' (hellen.) zu /.leÄav- 'schwarz'
nach dem Gegensatz ?,svx6g: XEvxoTrjg;
cravroxijg 'Gesamtheit' (beim Neuplatoniker Damas-
cius) zu Jiavx- 'ganz' nach dem synonymen Paar
oIoq: 6X6x1] q^
ä(peA6xrjg 'Schhchtheit' (hellen.) zu acpeh'iQ 'schlicht'
etwa nach anXöxrjQ 'Einfachheit' zu äjt/Mvg, /iieya-
?.ei6x7]g zu [xey alelog (s. oben).
II. Das Suffix -to- (nebst -xsog).
1. Substantiva auf -rog, -xr], -xov.
§ 366. Die Bildungen mit substantivischem -xog, -xrj,
-xov, die auf die Verbaladjektiva auf -xog zurückgehen, sind
nach Akzent und Wurzelgestalt sehr mannigfaltig, aber die
Beispiele gehören wohl mit verschwindenden Ausnahmen der
vorhistorischen Zeit an und haben meist die Beziehung zu
den Verbaladjektiva eingebüßt; so heißt es ^dvaxog 'Tod',
aber 'dvrix6g 'sterblich'. Fälle wie jtox6v 'Trank' (Hom.) und
(pvx6v 'Gewächs, Pflanze' (Hom.), die noch mit dem Verbal-
adjektiv übereinstimmen, werden daher Jüngern Datums sein.
§367. Auf -Tog:
xolxoi; 'Lager, Bett' (Hom.) zu xei- 'liegen',
Tr^oÜTOc '(Überfluß >) Reicliluni' (Iltun.) zu Txhv- 'schwim-
men' ,
axQoiög 'Lager, Heer' (Hom.) zu aroq- 'ausbreiten',
■&dvaroi; 'Tod' (Hom.) zu ^ai-- 'sterben',
^ Das Attische hat IJberreste eines alten Akzentgegensalzes
xoaxvzrjc; — xaxöriic bewahrt; so auch bei Homer ßgaSvTt'jC nach
Aristarch; atl. sogar xovq'oxr'ii; 'Leielitigkeit' iiacli ßaovxrjt;
'Schwere'. Zur Scheu vor der Betonung eines kurzen v vgl. § 150.
§§367.368] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut : -I0-. 185
EfXETOi; 'Erbrechen' (Hippokr.) zu ifxeiv 'erbrechen',
v£t6^ 'Regen' (Hom.) zu veiv 'regnen',
Ttayexöi; 'Frost' (klass.) zu miy- nay- 'fest machen, gefrieren
machen',
xüOKVxöc 'Wehklagen' (Hom.) zu xoixvEtv 'wehklagen'.
Auf -TT]:
xoixrj (Hom.) = xolroi;,
ßQovrrj 'Donner' (Hom.) zu ßgefieiv 'brausen',
IxeMtyi 'Sorge; Übung' (seit Hesiod) zu ^eI- 'sich kümmern',
aQExri 'Tüchtigkeit' (Hom.) zu o-qe-oxeiv 'gefallen', ägia-
xog usw.,
ävxi] 'Geschrei' (Hom.) zu dvam 'schreien'.
Auf -xov: s. oben jtotöv und (pvxöv.
2. Adjektiva mit -zog {-rsog).
§ 368. Das Adjektivsuffix -to- gehörte in der idg. Zeit
in das Grenzgebiet zwischen Wortbildung und Formenbil-
dung. Es ist deshalb in mehreren Sprachzweigen ganz in
das Konjugationssystem eingegangen; vgl. das lat. -tus und
das deutsche -t als Endungen des Part. Perf. Pass, Im
Griechischen ist -zog nicht so eng mit dem Verbum ver-
knüpft; deshalb wird es nur als Verbaladjektiv, nicht als
Partizip bezeichnet (über die Form des Verbalstamms s.
§371 f.). Daneben konnte -to- auch direkt an Nominal-
stämme angehängt werden; so noch äyEgaoro g 'ohne Ehren-
gabe {yegagY (Hom.) und wenige andere, vgl. lat. astätus
'listig' zu astiis 'List', harhäius 'bärtig' zu barha 'Bart'
u. dgl. ; bildungsfähig in ganz bescheidenem Umfang ist dieses
-to- nur in der Erweiterung -corög, das eigentlich zu o-Stäm-
men gehört (vgl. § 203 über die Entstehung der Verba auf
-ovv): xovrcorög 'mit Ruderstangen {xovroi) versehen'
(Diodor), aber nach solchen Mustern etwa auch an kon-
sonantische Stämme angetreten ist: xsiQidojrög 'mit Ärmeln
(X^tQtöeg) versehen' (Herodot).
Über die Rolle von -zog in der Komposition s. § 62, über
die „aktivische" Bedeutung ebenda und § 105.
186 C. Nominale Ableitung. [§§369—371
§ 369. Zu den Adjektiven auf -roc gehören ursprünglich
auch die Bildungen auf -rei; s. § 352.
Auf die Verwendung von -to- zur Bildung von Ordinal-
zahlwörtern {Öexa-TOi; zu dexa) und Superlativen (-ta-roc und
-ra-Toc) soll hier nur hingewiesen werden.
Auch -x£og kann hier übergangen werden, weil es seiner
Entstehung nach nicht sicher erklärt und außerdem noch stärker
als -TO?" zu einer reinen Verbalform (wenn auch keiner von den
geläufigsten) geworden ist.
III. -ti-.
§ 370. -ti-^ ursprünglich eine Erweiterung des ^Suf-
fixes und so verwandt mit dem -t- der Nomina agentis
(§339, 347), ist das eigentliche Verbalabstraktsuffix des
Indogermanischen gewesen und hat sich durch die ganze
griechische Sprachgeschichte hindurch als solches in voller
Kraft erhalten. Die Bedeutung bietet kaum zu Bemer-
kungen Anlaßt; nur zwei Erscheinungen seien erwähnt: aus
dem femininen Nomen actionis ist ein maskulines Konkre-
tum geworden in judvrig 'Seher' (zu juatveo^ai 'außer sich
sein'); mehrmals geht das Abstraktum in ein Gegenstands-
konkretum über: ÖoaiQ 'Gabe (die Fähigkeit des Gebens >
das Geschenk, vgl. Dosisf; s. auch olvo^oi] usw. § 145 und
aÖeXcpoxrjQ § 364.
§ 371. Mannigfaltiger sind die lautlichen und for-
malen Verhältnisse bei der Ableitung mit -ti-. Seinen
ursprünglichen Platz hat -ti- hinter der Tiefstufe von Wur-
zeln oder Basen (wie die Verbaladjektiva auf -ro^):
ßdoig 'Gang, Schritt, Fußgestell' (klass.) zu ß)]- ßa-,
dooiQ 'Gabe' (Hom.) zu d(o- do,
yeveatg 'Entstehung' (Hom.) zu *yFr)j- yeve- (yeverijg)
yvy-j- iyv/joiog).
Abweichungen von dieser Norm sind einerseits die Folge
der allmählichen Verwischung der Ablautsunterschiede bei
vielen Verben:
^ Zur Abgrenzung gegen -/na s. §311 nobst Fußnote
§§371 — 373] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut : -<t-. 187
Cev|t? 'Anspannen; Überbrückung' (Herodot) zu C^vy-,
dessen Tiefstufe Cvy- iCvyöv' iocli) im Verbum aus-
gemerzt war,
andrerseits gelegentlich Beeinflussungen durch die Wurzel-
form der Substantiva auf -/ua:
hellen. Qsvoig 'Fließen' statt qvoiq (Plato) nach
Qsvjua 'Fluß'.
§ 372. Von den Wurzeln ist -ti- auf die denominativen
Verbalstämme ausgedehnt worden; natürlich stellte sich hier
das Bedürfnis nur dann ein, wenn das vorhandene nominale
Grundwort des denominativen Verbums nicht selber verbale
Abstraktbedeutung hatte: ahiäGn; 'Beschuldigung' (Anti-
phon) zu ahiäo'&ai, oirrioic. 'Speisung, Speise' (klass.) zu
oiTEiv^, >i;d><co0t? 'Mißhandlung' (klass.) zu xaxovv, xad^agon;
'Reinigung' (klass.) zu xa&aigeiv, cpvXa^iQ 'Bewachung'
(klass.) zu (pvldooeiv, d^EQfxavoiq 'Erwärmung' (Hippokr.)
zu ^eo/uaiveiv, ßaQvvaig 'Beschwerde' (Artemidor) zu ßa-
Qvveiv.
§373. Als Form des Suffixes muß man vom Stand-
punkt des Griechischen aus -oi- bezeichnen. Das alte -ti-
ist nur noch in vereinzelten alten Wörtern erhalten, die in
keiner oder nur in schwacher Verbindung mit ihren Verben
standen: judvrig (§370), Ttiorig 'Glaube, Vertrauen' (seit
Hesiod) zu 7zei&- Jti&- (nachklassisch neloig 'Überredung'),
Tivorig 'Nachforschung, Kunde' (klass.) zu 7tev&- Jivd'-
(hellen. nevoig 'Frage, Kunde'), cpdxig 'Rede, Gerücht'
(Hom.) zu cprj- cpa- (seit Plato cpdoig djtoipaoig 'Bejahung,
Verneinung'). Die (in den Einzelheiten nicht zweifellos fest-
gestellte) urgriechische Verwandlung von -xl- in -oi- wurde
auch nach Dental durchgeführt, wo sie lautgesetzhch nicht
berechtigt war {jitotig^ nvorigl); deshalb heißt das Ab-
straktum zu den Verben auf -Ceiv nicht *-orig, sondern
^ Zu den Parasyntheta auf -elv wird nicht -rjaii;, sondern
-ia gebildet, also direkt von den Adjektiven auf -og: /.uo&o-
(pÖQoi; — fiia&otpoQia (§287), nicht -cpogelv — *-(p6Qriaic.
188 C. Nominale Ableitung. [§§373—375
-(o)oig^. Die Übertragung von -oig auf /^-Stämme: -vocg
(§ 372) ist jünger als die altgriechische Beseitigung der Laut-
gruppe -vo- (*Jtdvoa > TTÜoa).
IV. -TV-.
§ 374. Das griechische Verbalabstraktsuffix -rv- ent-
spricht seiner Funktion nach so sehr dem im lat. -tus (ex-i-
tus usw.) bewahrten idg. Typus, daß es mit ihm zusammen-
hängen muß, trotzdem die Flexion stark abweicht und das
maskuline Geschlecht dem für Abstrakta als charakteristisch
empfundenen Femininum Platz gemacht hat^. Die Abgren-
zung von -TV- gegen -ti- macht große Schwierigkeiten;
darum hat auch -tv- schließlich weichen müssen. So bildet
Homer noch von den Jüngern Denominativtypen die Ab-
strakta mit -TU-: ä?.ao)rvg 'Blendung' von äÄaovv 'blenden'
(dAaog 'bhnd'), d;<o?'T((7rt''(? 'Speerwerfen' von äxovn'Csiv'den
Speer {äxcov, äxovx-oQ) werfen', während später regelmäßig
-tooiQ und -LOLQ eintritt {äxovriaLi; Xen.). Homers VorHebe
für -XV- scheint aus dem Ionischen zu stammen, und gerade,
weil die andern Dialekte das Suffix mehr oder weniger ver-
loren hatten, eignete es sich als Mittel poetischer Diktion.
§ 375. Weitere Beispiele:
yQajixvq 'Ritzung (der Haut)' (Hom.) zu yQdffeiv 'ritzen',
xXeixvi; 'Abhang' (Hom.) zu xh- 'neigen',
(pleyfiavxv(; 'Entzündung '(Hippokr.) zu (p?.eyf.iaii'tiv 'ent-
zündlich anschwellen',
äajTaorvc: 'Begrüßung' (Kalhni.) zu äand'Ceo&at 'begrüßen',
fwaraxrvg 'Mißhandlung' (Hom.) zu QvaxdL,tiv 'hin und her
schleppen'.
^ Genauer wohl so: in -axi- wurde -xi- durch das ander-
weitig entstandene -ai- ersetzt.
- Neutrale ^/-Stämme waren von jeher ganz selten: äoxv
'Stadt', (plxv 'Sprößling'. Langes -ü- scheint schon in vorgrie-
chischer Zeit als Charakteristikum des Femininums gegenüber
maskulinem und neutralem -u- rmpfundon worden zu sein.
§§376 — 378] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut :-ru-,-rf-. 189
§ 376. Das Suffix -xv- dient auch zur Bildung von
Zahlsubstantiven:
TQLXxvg 'Dreiheit', att. xqixxvq (Assimilation von -■kx-
zu -XX- oder Anschluß an xqlxxoq 'dreifach') 'Drittel
einer Phyle' zu XQixa "dreifach', xgixxög XQiooög;
TXEvxrjXOöxvg 'Abteilung von 50 Mann' (Xen.) zu jcev-
x/]xovxa, vgl. Jievxijxooxog.
V. Die rf-Suffixe.
1. Die Herkunft des -d-.
§ 377. Das Griechische kennt verschiedene Suffixe, in
denen ein -d- eine Rolle spielt; es hebt sich damit deutlich
von den meisten verwandten Sprachen ab, wo diese Gruppe
längst nicht so hervorsticht. Demgemäß ist auch die Her-
kunft der c?- Suffixe wenig aufgehellt und es empfiehlt sich
im allgemeinen, von den griechischen Gruppen auszugehen.
Nur als Beispiele für die Verschiedenheit der Entstehungs-
möglichkeiten seien zwei Fälle erwähnt: 1.) Die Zahlsubstan-
tiva auf -ad- (Öexa-ö- 'Dekade', ferner eixaö- zu eixooi^ dor.
fixaxi, u. dgl., danach mit Weiterwucherung von -ad- auch
juovdg zu jjLOVOQ^ eßdo/ÄCxg zu e^öo^o^usw.) waren nach
Ausweis verwandter Sprachen früher ^ Stämme; 2.) das -d- des
Suffixes -öajtög 'stammend von' ist die Endung des Neu-
trums der geschlechtigen Pronomina {TToÖ-aJiög^ ä?dod-
ajiög 'woher, von anderswo gebürtig', vgl. lat. quod, aliud;
danach navx-o-öanog 'von allerlei Herkunft, mannigfach',
xfjkE-dajxog 'aus fernem Land'; auch ovxidavog 'nichts-
würdig'enthält ein Neutrum: xi(d) = \sit. quid). Üher -coörjg
s. unten § 388.
§ 378. Im Übrigen scheint allerdings -ö- meist eine für
uns bedeutungslose Erweiterung (ein ,,Wurzeldeterminativ"',
§ 7) zu sein: naga-oxd-g, -ddog 'Pfeiler' (klass.) zur Wurzel
^ -aii6(^ entspricht etymologisch dem lat. -inquus von prop-
inquus, longinquus und ist ein verdunkeltes Kompositionsglied.
190 C. Nominale Ableitung. [§§ 378—381
ora-^ und damit verwandt die Adverbialbildungen auf -da,
-ööv, -d}]v (§ 107) und Adjektiva auf -diog wie ordöiog
'stehend' (Hom.; substantiviert orddiov 'Rennbahn' Pin-
dar usw.).
2. Die Nomina auf -ad-, -id-.
§ 379. Entstanden ist -aö- aus Beispielen wie das eben
erwähnte naga-oraQ', weitere Anknüpfungen für das -a- sind
§ 236 angedeutet worden. Noch unklarer ist die Herkunft
von -«5-; zum größten Teil ist es wohl erweiternde Umgestal-
tung einer auch in -lä (§ 298 ff.) fortlebenden idg. Feminin-
bildung (vgl. -xQig = TQia § 300). Auch das Anwendungs-
gebiet von -ad- und -lö- und ihre Abgrenzung gegeneinander
liegt noch im Dunkeln. Was einigermaßen sicher steht,
dürfte etwa folgendes sein: beide Suffixe haben sich selb-
ständig und in Verbindung mit den aus ihnen abgeleiteten
Verben auf -dCeiv und -i'Cf^iv (§237ff., 253ff.) analogisch
weit ausgebreitet; -ad- hat Beziehungen zu ä-Stämmen
u. dgl., vgl. § 237, ist aber so wenig wie -dCeiv darauf be-
schränkt ; für *-iig tritt -idg ein (vgl. -idCsiv für *-iiC£iv § 252).
§ 380. Als Grundwörter treten Verba und Nomina auf:
XaiiTidg 'Fackel, Leuchte' (klass.) zu /.d/,i7ietv 'leuchten',
eXtiiq 'Hoffnung' (Hom.) zu eXjieo&ai 'hoffen', dagegen
TreAemg 'wilde Taube' (Hom.) = neleia, ai'/^//^a;f<'g 'Bundes-
genossin' (klass.) zu GVfi^axoQ 'Bundesgenosse'. Die syn-
taktische Verwendung schwankt oft zwischen substanti-
vischer und adjektivischer Geltung; dabei tritt der bei -ad-
ursprünglich ebenso berechtigte maskuline Gebrauch gegen-
über dem femininen fast völlig zurück (vgl. etwa noch (pvydg
m. f. 'flüchtig, Flüchtling'), weil -id- als Umgestaltung der
alten Femininbildung (s. § 379) nur feminin war, und weil
das Maskulinum durch -ddi]g -id7]g deutlicher charakterisiert
wurde (§384).
§ 381. Unter den zahlreichen Bezeichnungen weiblicher
Personen mit -ig -tag fallen einige Gruppen besonders
ins Auge:
§§381.382] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut :-a(5-,-^ö-. 191
Die Patronymika auf -ic, {-tdo) bilden die Grund-
lage für die Maskulina auf -iÖ}]c, {-idörio) (§384) und sind
das Pendant dazu:
Tavxalic, ""Tochter des Tdvra2.og\
NriQritdeg (att. N^]Qfjdeg) 'Töchter des NrjQevg',
"ArlavTig 'Tochter des "Ax).ag\
Oeoxidg 'Tochter des Oeoriog',
Bogedg 'Tochter des Bogeag'.
Die Ethnika auf -ig {-tdg) stellen sich u.a. auch
zu den Maskulina auf -evg (§ 301); später wurden sie meist
durch -looa (§300) und -liig (§358) ersetzt:
Ofjßai — Orjßalog — 0rjßätg (vgl. -ät'QEiv § 259, Hom,
noch "Axo-ioi — '^p^aaöeg, Kgazatög — XQaraitg),
JleQOrjg — UegGig,
Meyaqa — MEyaqEvg — Msyaqig,
0(o>iaia — 0coKa(i)evg — 0o)y.a(i)ig,
'AXe^dvögeia — 'A?.eiavdQ(Ei)Evg — 'A?^EiavdQig;
ebenso ßaodsvg — ßaoiUg^ (§ 299, 300 Fußn.).
Diese Bildungen auf -ig dienen zugleich als Bezeich-
nungen für das Gebiet einer Stadt oder eines Volkes: üeqüiq
'AoyoUg, Meyagig usw.
§ 382. Zu den Nomina agentis auf (ursprüngliches) -t7]q
zieht das Ionische als Femininum -zgig'^ vor (att. -hellen.
-xoia, §300):
aXEXQig 'mahlende (Frau)' (Hom.) zu alElv 'mahlen',
d>jeaT^tg 'Hebamme' (Hippokr.) zu d^ieTa^at 'heilen',
aber hellen. äxEOxgia 'Flickerin'.
Das Attische und die Koine brauchen -xgig fast nur in
der übertragenen Bedeutung für Werkzeuge (§347):
/LiExavinxQig (xvhi) ''■f]v jUExd xö djiovirfao&ai ilaßov
(Komiker und Philoxenus).
^ Aber noch Tifirj^ ßaadrjtöog IL VI 193 (adjektivisch).
2 Auch das Lateinische hat bekanntlich eine Erweiterung:
-trix.
192 C. Nominale Ableitung. [§§382—384
Dagegen bleibt - t tg das regelrechte Femininum zum
Nomen agentis auf -ri'iQ, wo es alt ist (§ 341), und zum de-
nominativen -njQ (§354).
Appellativa auf bloßes -iq zur Bezeichnung weiblicher
Personen sind nicht häufig; vgl. etwa cpvXaxiQ (Plato rep.)
zu (pvXa^ 'Wächter', ovjjL^axiQ (oben §380) und xolaxiq
(hellen.) zu xola^ '"Schmeichler'.
3. Die Erweiterungen von -ad-, -lÖ-: -ddiog,
-löiog, -(i)ddr]g^ -lörjg, -löevg, -idovg.
§ 383. Eine Erweiterung zu einem auch sonst belegten
Ausgang auf -aÖ- ist z. B. äjjLcpddioc. 'offenkundig' (Hom.)
zu äju(padöv ä/Liq^add 'offen' (Wurzel (pav-)] Erweiterungen
zu Ausgängen auf -( sind Ey-^sigi-dioQ 'in der Hand (ge-
halten)', Neutr. als Subst. 'Dolch; Handbuch', i'oa^^iöto? 'ent-
fernt, verstohlen' (Hesiod) zu vootpi 'fern'. Von solchen Bei-
spielen sind -ddioQ -idiog weiter verbreitet worden:
XQVJir dd 10 g'hcimlicii (Hom.; Gegensatz von d/z^^aö^og) zu
ycQVJixdq 'verborgen', besonders aber -idiog im Sinn von
'an einem Ort befindlich' (meist Hypostasierungen nach dem
Muster von ey/^eiqidioQ; vgl. § 147): ETxixvjjßidioQ 'auf dem
Grabhügel (rv/ußogY (Aeschyl.), -xaqada/.aaoiÖioq, 'am Meer
i'&d/.aoaa) gelegen' (klass.), erroa^/öia 'Eingeweide' (Hippo-
krates) zu evroo&e 'drinnen'.
Über die Deminutiva auf -i'diov s. § 293.
§384. Die Patron ymika auf -idtjg, -ddyjQ,
-idd7]g^, entstanden durch Erweiterung von -ö-Stämmen
wie -T7]g aus -t- (§340), und ihrerseits Mitursache der Be-
schränkung der bloßen ^-Stämme auf das Femininum, gehen
in ihrer Bildung parallel mit den Stämmen auf -id-, -ad-,
-lad- (§379ff.) und den Verben auf -iCeiv, -dCeiv, -idCsiv
(§257 ff.); es heißt also z.B.:
^ Die Dialekte Mittelgriechenlands fügen das «f-Suffix ohne
Zwischen vokal an n-Stämme: 'E7ta/j,en'Cüvöag usw., aber FIeIo-
Ttidat;; das Dorische kennt -vdac: nicht: Aeuyviöai;.
§§ 384-386] Suffixe m. dent.Verschlußlaut : -ad-, -id-, -ööv-. 1 93
noXv&SQOstdrig (Hom.) 'Sohn des UoXv^eQöriQ {s-
Stamm), aber jünger EvxQarrjg — EvKQaxiörjQ,
{Evxkerjg >) Evx^.rjg — {*EvxXetdr]g <) EvxXeidrjg^
'ÄoxXrjTziög — 'AaxXrjjiiddrjg.,
Aiveag — Alveddrjg,
'IjinoTrjg — 'IjiJtorddrjg^
'ÄTQEvg — 'ÄTgetdrjg — 'ArQeidr]g.
Manche homerische Patronymika auf -idÖrjg sind metri-
scher Notwendigkeit oder Bequemhchkeit entsprungen:
TeXafÄcbv — Te}.ajucovidd7]g (mit Anschluß an das
ältere TE?M/ucüviog Aiag^ s. § 283),
AaEQXYjg — AaEQXidörjg^,
TlrikEvg — TIr{ky]idbr{g (vgl. Urilriiog).
Die seltene appellative Verwendung von -idrjg ist nur
eine scherzhafte Übertragung von den Patronymika her:
OJiovdaQxiÖ7]g 'Ämterstreberling""' (Aristoph.).
§385. In den Weiterbildungen -lÖEvg 'das Junge
eines Tieres', z. B. äEriÖEvg 'junger Adler' (Älian), und
-löovg, z. B. ddslcptdovg 'Sohn des Bruders oder der
Schwester' (att.), ist weiter nichts klar, als daß das -id- wie
bei den Patronymika die Abstammung bezeichnet^.
4. -Ööv- und -davö-,
§386. Das feminine Suffix -dov- für Abstrakta und
daraus abgeleitete Konkreta teilt das Griechische nur mit
dem Lateinischen; vgl. cupl-do -din-is zu cupl-vi, torpe-do
'Erstarrung; Zitterroche' zu torpe-re. Die griechischen Bil-
dungen sind nicht einheitlich, ein Zeichen dafür, daß sie mehr
in Einzelwörtern als in Typen erhalten waren: von einem
^ Daraus wird nach Homer der Vatername Aaegrioc
AoQxioi; zurückgebildet.
2 Das deutsche -(l)ing ist auch patronymisch und wird
ebenfalls scherzhaft weiter ausgedehnt: Dichterling.
^ Oder ist etwa *ädEX(pid[rj(;) nach ädelq>E6(; zu *ädEXq)ide6i;
umgestaltet ?
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 13
194 C. Nominale Ableitung. [§§386—388
Verbum z. B. onadcov 'Krampf (Hippokr.) zu GJtä- 'zerren',
von einem Nomen z. B. xoTidrjdcbv 'Vertiefung > Saug-
näpfchen des Tintenfisches, Hüftpfanne, u. a.' (Hom.) zu
xorvh] 'Höhlung'. Das Bild wird noch bunter durch ge-
legentliche Variationen des Suffixes wie äQJie-öövrj 'Strick'
(Xen.) zu ägjt-dCeiv 'rauben', fieXe-dwvoc, 'Besorger' (Hero-
dot), iiele-daivri 'Sorge' (Hom.) zu jueXeiv jueXeo&ai 'Gegen-
stand des Interesses sein, sich kümmern', q)ayedaira 'fressen-
des Geschwür' (klass.) zu cpayelv 'essen'. Produktiv scheinen
in historischer Zeit nur noch -eömv und -)]da)v gewesen
zu sein, und auch diese nur in geringem Umfang:
ot]7tedd)v 'Fäulnis' (Plato) zu orjjt- 'faulen',
Tt;99e^c6i' 'Anzünden, Entzündung' (Kallim.) zu xvcpsiv
'Rauch erzeugen',
aXyrjdcbv 'Schmerzgefühl' (klass.) zu älyelv aAyfi-oai
'Schmerz empfinden',
Kr]hjdöv£g 'bezaubernde Wesen' (Find.) zu xi]IeIv
xijb~j-oai 'bezaubern'.
§387. Zu -dcov steht -Öavög in engster Beziehung:
QlyEÖavög 'schaurig' (Hom.) zu oiyelv 'schaudern',
Ti'99£Öai'og 'aufgeblasener Mensch' (Aristoph.) zu rr^cps-
ÖMv (s .oben),
Irj^EÖavög 'vergessen machend' (Lukian) zu Xii^- 'ver-
gessen'.
Über ovxLÖavog s. § 377.
5. -coörjQ.
§ 388. Obwohl -codr]g eigentlich Kompositionsglied ist,
kann es hier besprochen werden, weil es vielleicht schon in
homerischer Zeit, sicher aber bald nachher, als Suffix emp-
funden worden ist. Es enthält den 5-Stamm für 'Geruch',
der im lat. odor und in ööcpQaiVEodai 'riechen' (aus *öÖ0')
steckt; vgl. § 140 und zur ,, Kompositionsdehnung" § 118.
So z. B. Evd)dt]g 'wohlriechend' (Hom.), üvcodiig 'nach §}')ov
duftend' (Hom.), dvG(böi]g 'übelriechend' (klass.). Erst in
§§388. 389] Suffixe mit dentalem Verschlußlaut : -wörj?. 1 95
dem einmaligen lvood)dr]g 'wütend' (zu Ivaoa 'Kampfes-
wut') bei Homer beginnt die Verallgemeinerung von 'durch
den Geruch an etwas erinnernd' zu 'dem Gesamteindruck
nach gleich', um vom 5. Jahrhundert an mächtig anzu-
schwellen. Zu dieser Bedeutungsentwicklung vergleiche man
etwa Aristoph. Lys. 616f. :
i]Örj yäo ÖL,eiv raöl nXeiovcov
xal liiEiCovMv Tigayuarcov juoi doxei
und unser ,,rfa>j riecht nach Bestechung" , lat. fraiid-iilentus
'betrügerisch' (zu olere 'riechen') u. dgl.^. Daneben bekam
-ojdriQ auch den Sinn 'reich an': ärde/Luodeig ?.eifxü)veg 'nach
Blumen duftende Wiesen' (Aristoph. u. a.) sind eben 'blumen-
reiche'.
§ 389. Die Hauptmasse der analogischen Beispiele von
'(x}dt]g hat als Grundwort ein Substantiv, entsprechend der
Entstehung aus 'duftend nach etwas'; vgl. noch xa^,ard)di]Q
'erschöpfend' (Hesiod) zu xdfxarog 'Ermüdung', elxd)d7]Q
'voll Geschwüre' (Eur.) zu ekxog n. 'Geschwür', oroiicodrjg
'Glückhches redend' (Soph.) zu oro/na 'Mund', ävÖQOiörig
'mannhaft' (klass.) zu avÖo- 'Mann'.
Adjektivische Grundwörter sind seltener:
evodtdrjg (Soph.) = ev^vg 'breit' (kann auch zu e'ögog
'Breite' gezogen werden),
dyQV7iv(hdy]g 'schlaflos {äyovnvog) machend' (Hippo-
krates) (vgl. v7ivd)dr]g 'schläfrig' [klass.] zu vnvog).
Ableitungen, die auf Nomina und zugleich auf Verba
bezogen werden konnten, wie (pvoMÖrjg 'voll Wind' (klass.)
neben 99 -ürra 'Hauch' und cpvoäv 'blasen', bildeten eine Brücke
zu deverbativer Verwendung von -ojdf]g:
^ Die Herleitung von -wör]^ aus -oeiörig (z. B. d^eoeiöi]^
'■götterähnlich' Hom., vgl. §120) ist unmöglich, weil -oet- zu -ot-
kontrahiert wird {drjloi u. dgl.) und -£«5?yc fast nur die Ähnlich-
keit der äußern Gestalt, -c6^?^c die Wesensähnlichkeit ausdrückt.
Damit ist nicht gesagt, daß nicht ein Spätling -ojörjc und -osiö'^g
für identisch halten konnte; z. B. steht bei Aristoteles auf der-
selben Seite axo'jkrj^ moeiörig und ox. (hwörj^.
13*
196 C. Nominale Ableitung. [§§389—391
daxvcbörjg 'beißend' (Galen) zu ÖdxvEiv ""beißen',
TiQETioiöriQ ""geziemend' (klass.) zu jiqetzsiv 'geziemen'
(vgl. die Bedeutung 'passend zu, geziemend für' in
örjucodrjQ zu df]jLiog und ävdQcbdr]g zu ävdo-).
VI. Suffixe mit -&- (-i'}q-, -^l-).
§ 390. Da sich hier kein nennenswerter Typus ent-
wickelt hat, genügen Proben der weniger seltenen Bildungen:
äo'&Qov 'Glied' (klass.) zu äg- 'fügen',
QEsd'Qov octj^^o)' 'Strömung' (Hom.) zu QE(f)- 'fließen',
xogrj^gor 'Besen' (hellen.) zu koqeIv 'fegen',
äXivörj&Qa 'Wälzplatz, Tummelplatz' (Aristoph.) zu
alivÖElodai 'sich wälzen',
öXe'&qoc, 'Verderben' (Hom.) zu olE-oai 'verderben',
yEvid'Xr] yEVE-dlov 'Abstammung, Geschlecht' (Hom.)
zu "/EVE- iyEVEOig ycVETi'jg),
ifidod^lri 'Peitsche' (Hom.) zu Ißdoai 'peitschen'.
Das -^- ist wohl in diesen Bildungen dasselbe wie in
-&iu6g und -{//ua (§ 306 und 310).
Das Suffix -v&fo)- ist in geographischen Namen wie
Kogtv&og "Olvv^og Ti'gvrg {-vv&og) sicher ungriechisch,
wahrscheinlich auch in Appellativen wie daa/Liivdog 'Bade-
wanne' (Hom.) und rsgEßivüoQ {Tsgmv&og) 'Terpentin
(-bäum)'.
Suffixe mit gutturalem Verschlußlaut.
I. -äx- und -äx-.
] 391. In den Deminutiven auf -ä:<- wie
/3wAa| 'Scholle' (Pind., Egi-ßcö?M^ 'groBschollig' Hom.)
zu ßiö/.og 'Scholle',
li&a^ 'steinig (Hom.), Felsstück (hellen. Dichter)' zu
?.i&og 'Stein',
§§ 391. 392] Suffixe mit gutturalem Verschlußlaut. 197
und den verächtlichen Bezeichnungen auf -äx- wie:
?'£ä| 'junger Mensch' (Komiker) zu veoQ 'jung',
nlovxä^ 'reicher Protz' (Eupolis) zu nlovtoQ 'Reich-
tum',
Hegt ein weit verbreitetes idg. Ä-Suffix zugrunde (vgl. lat.
aiidäx^ victrlx^ velöx)] mehr läßt sich darüber nicht sagen.
II. -iKog^ -laxög {-vzog).
§ 392. Von allen Adjektivsuffixen des Griechischen ist
neben -log unstreitig -ly.ög das geläufigste und schmieg-
samste. Und doch ist es erst in historischer Zeit aus kleinsten
Anfängen zu dieser überragenden Wichtigkeit gekommen.
Homer kennt außerhalb der Ethnika CAxo.ü>i6Q-i JJekaayi-
KÖg^ Tgcoixög)^ bei denen -ixög zu allen Zeiten im Grie-
chischen lebendig gewesen ist, nur nagd-erixt]^ das der einzige
Rest einer idg. Femininbildung ist (vgl. lat. fläminica 'Gattin
des flämen), und ögcpaviKog 'verwaist', das sein Suffix viel-
leicht von TzaQ^evixt] und ähnlichen Bildungen bezogen hat.
Auch sonst sind die Beispiele vor Aeschylus äußerst spär-
lich: z. B. TiaidiKog 'das Kind betreffend' (Bacchyl.), also
ebenfalls ein Ausdruck aus der Sphäre der Familie wie
jiaQ&svitc}] und 6Q(pavixög\ fxovoixd 'Musenkunst' (Pind.).
Zur weitern Ausdehnung halfen wohl Fälle wie (pvoixög
(klass.) zu (pvGig, /navrixog (klass.) zu fxdvzig mit, wo mög-
licherweise das alte Suffix -j^o- an den i- Stamm angetreten war.
In der klassischen Zeit steigert sich der Gebrauch von -ixog
sehr rasch; z. B. übertrifft hierin Euripides den Sophokles,
Thukydides den Herodot um das dreifache. Hauptsächlich
bemächtigten sich die ionischen Sophisten des Suffixes als
eines bequemen Mittels zum Ausdruck allgemeiner Begriffs-
beziehungen, und von da aus fand es Eingang in die gebildete
athenische Gesellschaft, die ja sehr stark unter dem Einfluß
der Sophisten stand, und in die wissenschaftliche Termino-
logie (Plato, Aristoteles, Hippokrates, Xenophons Oeconomi-
cus usw.). Die attischen Komiker halten sich daher verhält-
nismäßig frei von -txdg, außer wenn sie die gebildete Sprech-
weise parodieren wollen (Ar. equ. 1378 ff.).
198 C. Nominale Ableitung. [§§393—395
Formales zum Antritt von -(i)x6g:
§ 393. -i>c6g verdrängt so ziemlich jeden vokalischen
Stammauslaut des Grundwortes; an konsonantische Stämme
wird es natürlich ohne weiteres angehängt; vgl. die obigen
Beispiele statt unzähliger. Nur in der altern Zeit erhielt
sich eine Spur des Ausgangs -ev-: aus *i]f-Lx6g wurde -rjxoQ,
dann im Attischen seit dem 4. Jahrhundert -eixog (vgl.
ferner xl'^g — 7<?>.eig 'Schlüssel', ferner ßaadavg — • ßaoi-
l^iog — ßaolXeiog § 285). So Aexelevg — Aexsleixog,
Tiega/Lisvg — xega/ueixog 'Töpfer-' (besonders als Ortsname
KegafiEiKÖg), ögevg — oqeixov ■I.evyog ""Maultiergespann'
(klass.) und danach analogisch ßosixöv 'Qevyog 'Ochsen-
gespann' (klass.) zu ßovg. Das sind freilich schon in der
klassischen Zeit nur Ausnahmen; sonst herrscht die jüngere
Ignorierung von -ev-\ ßaodevg — ßaodixog (vgl. ßaoilig
§ 381, ßaoü.iooa § 300), 'OQ(pevg ■ — 'OqcpiKog, MeyaQSvg —
MeyaQixög. Vgl. § 381 Nr]grjtdsg — Meyagig.
§ 394. Zu -alog heilU es zuerst -aiixög, dann -ä'Cxog
(vgl. § 259, 381): 'AyaüKog Hom. — 'Axaixog att. Ferner
Evßoia — Evßoixog, aber orod (älter aroid) — Zxco'Cxog.
Zu -log wird seit dem 5. Jahrh. v. Chr. -laxög gebildet (wohl
erst nach Analogie von -idg § 379, -iddrjg § 384, -id^eiv
§252 zu -ig, -lÖr/g, -ll^elv): IJEXoJiovvr'jOiog — ■ IlEAoTTOvvrj-
GiaKog, rihog — rjhaxog, Cvdiov (§293) — t,q)diaK6g (seil.
xvydog) 'zodiaciis" (späte Mathematiker)^. Man braucht
nicht einmal Ableitungen von Substantiven auf -m wie
GKid — oxiaxög zugrunde zu legen (vgl. über -idlEiv
§ 252), da die Bildungen auf -laxdg spät genug sind, um
einfach das Vorbild von -tdöijg und -idCEiv benützt zu
haben.
§ 395. In '&i]lvx6g (Orammatiker) zu {^filvg 'weiblicli',
Aißvxdg zu Ai'ßvg vermag ich nichts Altes zu sehen, da schon
1 Die bekannte atLiscIic Parlei heißt bei Herodot oi ex
rov neöiov, erst bei Aristoteles oi neöiaxoi.
§§ 395. 396] Suffixe mit gutturalem Verschlußlaut. 199
Aeschylus äorixog von äorv 'Stadt' (oder von äorög
„Städter"?) bildet. Jedenfalls ist -vxög eine kleine Kon-
zession des übermächtigen -ixog an das v-Suffix des Grund-
wortes. Ist etwa das seltsame -v- von ä^vxög 'salzig' (seit
Plato; hellen, das normale aliKog) zu äXg 'Salz' aus dem
altern Synonym alf^ivgog (Hom.) herübergenommen worden ?
Von den Nomina agentis auf -T>yc:^ wird -rixög gebildet,
und dieses verschlingt allmählich die ältere Bildung auf
-TTjQLOQ (§283,341): Plato kennt äjiivvr/jQiog {-la örcla;
ajjivvrriQiov 'Schutzwehr') und ä/uwrixög (-7) dvva/uig; -r)
Xsijuojvcov 'Abwehrmittel gegen Stürme').
Zur Bedeutung von -ixog:
§ 396. In den Ableitungen von Völkernamen und sonst
in den ältesten Beispielen hat -LHÖg den Sinn eines ktyitikov
(im weitern Sinn), d. h. es gibt die Zugehörigkeit oder die Be-
ziehung einer Sache zu der Person an, an deren Bezeichnung
-iKog angetreten ist. Es steht also den Adjektiven auf -log
nahe; aber die weitere Entwicklung der beiden Suffixe geht
auseinander: -log hat sich in historischer Zeit hauptsächlich
durch Erweiterungen {-alog, -etog, -010 g, -njgiog) und durch
Substantivierungen {-la, -sia, -oia, -elov) erhalten (§ 283 ff.),
-ixög dagegen besonders durch die unter sophistischem Ein-
fluß erfolgte Herausarbeitung von -rixög für besondere Arten
von Beziehungen zum Grundwort: XQLtixög war zunächst
'zu einem Beurteiler {xQirtjg) in Beziehung stehend', daher
rj xoiriKT] [rexvr]) 'die Fähigkeit eines Beurteilers', dann aber
auch KQixiKÖg 'fähig zum Beurteilen', wobei die Beziehung
zum Verbalbegriff des xgivEiv stärker war als die zum Nomen
^ Die auf -t^q und -tcoq kommen aus den in § 342 ff. an-
gegebenen Gründen zur Zeit der großen Ausdehnung von -ly.ög
und in dessen Dialektbereich sozusagen nicht in Betracht: einzig
Qr]roQ-ixöc von dem allzeit geläufigen (technisch gewordenen)
qjjxcoq; ÖQxrjOTQMÖ^ (Athenäus) ist nicht von ÖQx^orrjQ, sondern
von ÖQxijoTQa abgeleitet.
200 C. Nominale Ableitung. [§§396.397
agentis kqlxyiq. Da nun z. B. vyieivög — sanus ■ — ■ gesund
je nach dem Substantiv, dessen Attribut oder Prädikat es
ist, einen Zustand oder das Hervorrufen dieses Zustandes
bezeichnet, so kann auch -tiköq neben der intransitiv-passi-
vischen Beziehung zum Verbum auch die aktivisch-kausa-
tive ausdrücken^:
avr]Q vyieivög 'ein gesunder Mann' — vöcoq vyieivov
"gesundes Wasser', so auch
vnvonixög 'schläfrig' (Hippokr.) und 'einschläfernd'
(Aristot.),
Tiad^riTiKOQ^ 'eindrucksfähig' (von Menschen), 'gefühl-
voll' (/le(*fg), aber auch 'Gefühle erregend' (von der
Musik) (alles bei Aristot.).
III. -loy.og, -laxtj, -ioKOv.
§ 397. Das Deminutivsuffix -lox- findet seine An-
knüpfung u. a. im deutschen -isch (aus -isk-), sodaß ein
indogermanisches Adjektivsuffix -isko- mit der Bedeutung
'ähnlich wie das Grundwort geartet' zu erschließen ist. Das
Griechische kennt aber das Suffix nur substantivisch.
Sein erstes Auftreten fällt gleich nach Homer (Alkman,
Hipponax); ob sein Fehlen bei Homer sozial-stilistische
Gründe hat oder sein Fehlen in der damaligen Sprache über-
haupt beweist, läßt sich schwerlich ausmachen. Jedenfalls
ist die Ausbildung der eigentlich deminutiven (deteriorativen,
hypokoristischen) Bedeutung bei -lox- älter als bei -lov-
(§291 ff.), und -lOK- wird hierin im Laufe der klassischen
Periode von -lov und seinen Ablegern überflügelt, sodaß für
die hellenistisch-römische Zeit -lox- wieder mehr für die Be-
^ Auch das Verbaladjektiv auf -xog, auf das man sicher
-rt«dc leicht beziehen konnte, hat die Doppelbedeutung;
s. § 62, 105.
■^ Der Verbalstamm na&t]- auch in nd&rjfxa na&rjzög.
§§397—399] Suffixe mit gutturalem Verschlußlaut. 201
Zeichnung der Ähnlichkeit verfügbar wird; wie die letztere
Bedeutung von der deminutiven weit abführen kann, be-
weisen Wörter wie ocprixioxoQ 'etwas wie ein Wespenstachel
= ein Spitzpfahr (Aristoph.) zu ocpri^ 'Wespe', '/^yivlokoq
'gänsehalsartig gebogener Teil am Schiffshinterteil' (Lukian)
zu xiqv 'Gans'.
§ 398. Das Geschlecht der Bildungen mit -tax- richtet
sich im allgemeinen nach dem Grundwort: ößeXoQ — öße-
XioKOQ^ xoQf] — xogiox)j^, i^ieloq — [xeliGy.ov; vgl. im La-
teinischen über — libellus, columna — columella, signiim — •
sigillum. Aber es besteht eine unzweifelhafte Neigung zur
Bevorzugung des Maskuhnums, indem die Analogie be-
deutungsverwandter Maskulina ihren Einfluß geltend macht:
xevTQiOKog {xevTQov) nach andern Fischnamen wie ylav-
xioxoQ und dElcpivioy.oQ; Xivioxog (zu Kivov 'Lein, linnenes
Kleid') etwa nach ;^tT(oj't'(7;<og (xitmv). Personennamen be-
kommen selbstverständlich das natürliche Geschlecht: dygög
— 'AvQioxä, fjiVQov — MvQiöxog.
§ 399. Die Behandlung des Stammausgangs des Grund-
wortes vor -lox- ist ziemlich rücksichtslos; Beispiele für
kühnere Elisionen: jT?^;^yg 'Elle(nbogen)' — m^xioxog, ßaoi-
XevQ — ßaodiöxog, oxekog 'Schenkel' — oxeJuaxog (oder
-Ol'?), ocpeXag 'Schemel' — acpelioxov, oavlg 'Brett' —
aaviaxYj. Beachte auch 'Eq^alog — 'Eg/uatoxog (vgl.
-a'ixog u. dgl. § 394).
Sehr zahlreich sind die Eigennamen auf -loxog (-toxi]).
Manche sind nur Appellativa, die als Eigennamen ver-
wendet werden: ' AvÖQioxog.OdiGxog usw. ; andere stammen
von Ethnika: Xvqioxog 'Syrer', viele von Personennamen:
AdjbLTXQog — Aa/Li7iQioxog; dazu kommen die ,, Kurznamen":
Mev-ioxog für Meve-^svog, Meve-laog u. dgl.; vgl. § 164.
^ Auch TzaiöioxT] zum femininen Tialg, während für das
Maskulinum in den außerdorischen Dialekten nalg beibehalten
wurde, so daß in diesem Fall -laxr] als Femininsuffix diente.
202 G. Nominale Ableitung. — Suffixe mit -s-. [§400
§400. Suffixe mit -s-.
Das alte neutrale Suffix -es- bildet im Griechischen nur
noch eine Deklinationsklasse, keinen Ableitungstypus mehr:
yev-os, ßkdß-o^, ipevd-og usw.
Über -^g-, -ei; in Komposita s. §140, über -aog §164, über
-lay.- §397 ff. Das Suffix *-ios- {fjöio), rjÖLOv;) gehört ausschließ-
lich in das Kapitel ,, Steigerung der Adjektiva", *-uos- {*-ii,ot-)
ganz zu den Partizipia (-xc6c, -xorog).
Anhang.
Proben von Äußerungen der alten Grammatiker
über die Wortbildung^
I. Aus der Texvrj (yQaju/narixy]} des Dionysius Thrax (II. Jli.
V. Chr.), der „Mutter aller europäischen Grammatiken" (Uhlig).
nsQl övöfxarog. I ^ uUg'^
"Ovo/Lid iari /xeqo^ Xöyov Jtrcorixov, atöfia rj TCQäy/Lia arjjbialvov,
athjxa [xev olov Xi&og, Tigäy/na 6e olov tt aide La, xoivcög ze xai
löiüx; ^eyöfievov, hoivwc juev olov äv&QcoTto^, iJtJio<;, Idioa; Öe
olov ZoiXQdxr}/;. — FlaQEnExai de rio övö/nari jievre • yevrj, eiörj,
axrjixata, ägid^/noi, mcoaen;.
rdvrj fxev o-öv ....
EiÖ7] öe ovo, JiQcorÖTVJiov xal jzaodycoyov. ügcoTÖrvTiov /nev ovv p. 25,3.
ioTi tö xaxä rrjv JtQvntp ^saiv Xey&Ev, olov yfj. IJaQayojyov de rö
äcp' ersQov rrjv yevsaiv E0xr]K6(;, olov yaiT^iog.
Elör] öe JiaQaycoycov earlv ejird ■ TtaxQcovvfxixöv, xrrjxixöv, avy-
XQLXixöv, vjieQ&exixöv, vicoxoQiaxixöv, TtaQOivvfiov, qrjfxaxixöv.
1. UaxQCDvvfxixdv fiev oöv eaxi xvgian; xö (v. 1. x6 xvgiojg) utco
TiaxQoz eayi]fxaxLaixEVOv, xaraxQ^JoxixöJi; öe xal xö djrö Jigoyöviov, olov
nrjXeiöi]^ , Alaxiörjg 6 'AyMe-vg. — Tvjioi öe xä>v naxQOivv- p. 26.
ixixföv dgaevixwv juev xgelc, 6 elg ör]g, 6 elg o)v, 6 ei^ aöio^, olov
' AxQeiöf]^ , ' Axgeicov, xal 6 AioMojv löcoc; xvjiog 'Yggdöiog ■
"Yqqu ycLQ Tcalg 6 Uixxaxög • &7]^vxä)v öe oi laoi xgeic:, 6 elg k;, olov
Ugia/iil^ , xal 6 elg ag olov U eXidc;, xal 6 elg vrj, olov ' Aögrjax Ivt].
— ' A:iö öe fxrjxegoiv ov ayj^naxi'Qei 7iaxgcovv/j,ixdv 6 "O^tjgog, äXX'
oi vecöxegoi.
2. KxTjxixov öe iaxi xö vjid xtjv xrfjaiv 7iemo)x6<;, eß7isQiedr]/j,-
juevov xov xxrjxogoc, olov Ntjlrj'Coi Itztzoi, 'Exxögeoi; yixcov, p. 27.
niaxoivixöv ßißXiov.
^ Vgl. dazu H. Steinthal, Geschichte der Sprachwissen-
schaft bei den Griechen und Römern. 2. Aufl. Berlin 1890/91.
II. Teil S. 237 ff.
204 Anhang.
3. ZvyxQirixöv öd ioti . . .
p, 28. 4. 'YjteQ&erixöv öe eaxi . . .
p. 28,6. 5. 'YjtoxoQioTiy.öv de iari ro /netoiaiv rov TiQonoxvnov äovy-
xoiT(og öt^Xovv, olov äv&QC07iiay.o^, ?u&a^, fieiQaxvkAiov.
p. 29. 6. riaQvn'Vfiov öe ioTi ro jiao' övofxa jroitj&ev, olov Oeov,
Tovcpoiv.
1. ' PijjLiariy.dv Öe eoti tö äjid ötjuaroc TcaQijyfiEvov, olov 0t-
Xt'jnüiv, Noi'j/xcDv.
H'/^rjfxaTa öe övofxmcov iazi rgia, äTxlovv, avv&EZOv, naoa-
avv&STOv • ÜTzlo vv fxev olov M efx vcov , ovv&etov öe olov 'A y a/u. e/ul v o) v ,
p. 30. Jiaoaavv&ETOv Öe olov ' Aya/bts/bivov iöt]^ , 0iXiJT7ziöi]g. ■ — Tä>v öe
ovv&EZCüv öiacpogai eiai reacageg • ä fiev yaQ avrcov elaiv ex Ovo
teXeiMv, ü)<; X eig looqiog , ä öe ex ovo äjio?,EiJiövrcov, coi; Zo(po-
xkfji;, ä öe e^ fljroXeiJTOvroc xal teXeiov, thg 0i?.6öi]/b(oc , ä Öe
ex xeXeiov xal äjioXEijrovrog, ojg FI egixXfjg.
' Agid/j,ol Toeic
IJrcoaeig dvofxdrov elai tcevxe ....
p. 31.
p. 46,3. negi ojy/^aroc
'Pijßd eaxi M^ig äjixcoxog, e~iiÖexxixi] ■^govcov xe xal -xgoamTiwv
xal ägi&fiöjv, evegyeiav i] Jid&og Tiagiaxäaa. üagenexai öe xä> gtj/iiaxi
p. 47. oxxü) • iyxXiaeig, öia&eaeig, elöt], nyjjjLiaxa, dgi&inoi, :xgöao):Ta,
Xgdvoi, av'Qvyiai.
^ EyxXiaeic fxev ovv . . .
p. 48. Aia&eaeig elol xgelg . . .
p. 50,1. Elöt] öe ovo, Tigojxöxvjiov xal Jtagdyojyov • jrgojrörvnov /nev
olov ägöo), Ttagdyoyyov öe olov dgÖevoi.
Zxrj/biaxa xgia, drcXovv, avv&Exov, jxagaavv&exov ■ djxkovv /nev
p. 51. olov cpgovöi, auv&exov öe olov xaxarpgovco, jiaQaavv&exov öe
olov dvxiyoviCoj , (pLXin7ii!l,m.
' Aoi&fiol xgelg: . . .
Ilgöaiojia xgia . . .
p. 53. Xgövoi xgelc; . . .
Ilegl avKvyiaq.
Evt,vyia iaxlv . . .
Übersetzung.
Das Nomen.
Nomen bedeutet einen deklinierbaren Redeteil, der einen
Körper (ein Konkretum), z. B. Stein, oder eine Sache (ein Ab-
Anhang. 205
straktum), z. B. Erziehung, bezeichnet und der allgemein (als
AppcUativum), z. B. Mensch, Pferd, und individuell (als Eigen-
name), z. B. Sokrates, gebraucht wird. — Fünferlei ist dem
Nomen eigen: Genera, Arten, Figuren, Numeri, Kasus.
Arten der Nomina gibt es zwei, das ursprüngliche und das
abgeleitete. Ursprünglich heißt das seiner ersten Prägung ent-
sprechend verwendete, z. B. yfj. Abgeleitet heißt dasjenige, das
von einem andern abstammt, z. B. yairjXoi;.
Arten der abgeleiteten Nomina gibt es sieben:
1. Patronymisch heißt eigentlich das vom Vaternamen ge-
bildete, z. B. IlrjksiST]^, uneigentlich auch das von Vorfahren
abgeleitete, z. B. AlaxlÖj]^ für Achill. Die männlichen Patro-
nymika haben drei Typen, auf -örjg, -cov, -döio^, z. B. 'Argeiörj);,
'Argeicov und den denÄoliern eigenen Typus^Yggdöiog ( = Pittakos,
der Sohn des Hyrras), die weiblichen dieselben drei, auf -i^ {Jlgia-
fxii;), -d^ [IleXiä^), -vi] {'Aögrjaz ivrj) . — Von den Mutternamen bil-
det Homer kein Patronymikon, wohl aber die Jüngern (Dichter)^
2. Ktetikon (Possessivum) heißt, was unter den Begriff
,, Besitz" fällt und den Namen des Besitzers in sich schließt, z. B.
Ni^Xr'i'Coi iTijzoi usw.
3. Komparativ . . .
4. Superlativ . . .
5. Hypokoristikon heißt das Nomen, das ohne eine Ver-
gleichung (seil, wie es Komparativ und Superlativ tun) eine Ver-
kleinerung des Grundwortes anzeigt, z. B. äv&gojjciaxo^ usw.
6. Denominativum heißt das aus einem Nomen geschaffene
Nomen, z. B. Oecov (von 'd'eöi;), Tgvfpcov (von rgvcpr}).
7. Verbalnomen heißt das aus einem Verbum abgeleitete
Nomen, z. B. OiXruxoiv, Norj/j,ow.
Figuren der Nomina gibt es drei, das einfache {Mifxvojv),
das zusammengesetzte {'Aya-ixe^ivcov), das Dekompositum {'Aya-
juejuvov-lÖT]^, 0d-m7t-idr](;). — Bei den Komposita gibt es vier
Unterschiede : die einen von ihnen bestehen aus zwei vollständigen
Wörtern [Xetgi-aocpo^], andere aus zwei unvollständigen [Zocpo-
xXrji;), andere aus einem unvollständigen und einem vollständigen
{0dö-öri/Lto^), andere aus einem vollständigen und einem unvoll-
ständigen (Uegi-xXfig).
Vgl. besonders Arjrotdrjg.
206 Anhang.
Das Verbuni.
Verbum heißt ein undeklinierbares Wort, das Tempora,
Personen und Numeri annehmen kann und eine Tätigkeit oder
ein Leiden darstellt. Dem Verbum ist achterlei eigen: Modi,
Diathesen (Genera verbi), Arten, Figuren, Numeri, Personen,
Tempora, Konjugationsklassen.
Arten gibt es zwei, das ursprüngliche (äoöo}) und das ab-
geleitete {äQÖevco).
Figuren gibt es drei, das einfache {(pQovöj), das zusammen-
gesetzte (y.ara-q}Qovü>) , das Dekompositum (dvri-yov-i^oj, q>d-
17171- iL,0)) .
II. Aus den Schollen zu Dionysius Thrax (Grammatici
Graeci I 3 ed. A. Hilgard).
rivovxai öe ai avv&eaen; i] r&v ovo M^scov ovacov löiq qtjtwv, f)
Tfj^ fiev fitäg löia QrjTfji;, rrjc ös irsgai; iöig voijirji;. Kai räc ovo [xev
QTjrdg e^si »? ovv&cok; avri], 0i^öÖT]jLiog, äQyiaTQd.rr]yog • ?ieyeTai
yäQy.ano (pl2.og lÖlaxalro örifj,og, xalro ägyr] xairö OTQaxrj-
yöc:'T?)v Öe fjLiav gyjrtjv xai t/jv [xiav votjttjv tö Qdxoroi; xal xö
äXoxog xal t6 egiri/bioi; xal rä ößoia • tovxcdv yäq ai Ttoöxeoai
?J^eii; ovöeTioxe xax' Idiav qi^xal, äXXä xa&' amäg voov/nEvai xal
arjfiaivovaai xi • xal yaQ x6 /j,£v L,a xal xö eqi ETiixaoiv <C a7]/uaivEi >,
xo öe ä xö öfxov.
Kai eaxiv üg ejcI x6 ttXeIoxov r) ovv&eai; ix ovo XJ^eon', yivexai
ÖE xal ix XQiüJv, ,6i(; övaaqiaxoxöxEia (2^ 54), Tiagä öe xoIc: xio/ui-
xolg xal ix TiXeiovoiV, (hg Tiagd ' Agiaxotpavei ocpgayiöovvxaQyo-
xo/j,fjxai (Nub. 333) ol fpiXöaofpoi öid x6 dgyol öiaxEleiv ■< xal
xöjv övv'/oiv iTzifxeKelad^ai > xal xofxFjxai elvai, exi xal acpgaylöag
iv xoig Öaxxv?.ioig (pogslv. Kai Tiag' EvtcöXiöl dncpijixoK£fio7ti]öi]-
n ioxgaxoc: (frgm. 393 Kock).
Übersetzung.
Bei den Zusammensetzungen sind entweder beide Wörter
für sich sprechbar (als selbständiges Wort verwendbar), oder
das eine für sich sprechbar, das andere für sich nur denkbar.
Zwei sprechbare hat die Komposition 0il6Ö7]juo!;, dgytaxgdxj^yog ;
denn q^iXog und örjjuog, dgx^] und oxgaxijyög werden für sich gesagt;
ein sprechbares und ein denkbares hat Cdxoxoc dXoyoc: igixt/nog
u.dgl.; denn ihre Vorderglieder sind nie für sich sprechbar,
Anhang. 207
werden aber für sich gedacht und bedeuten etwas; denn Ca-
und EQi- bedeuten eine Steigerung, das d- die Gemeinsamkeit.
Meistens besteht das Kompositum aus zwei Wörtern, es
wird aber auch aus dreien gebildet, z. B. Öva-aQtaTo-TÖxEia ('die
unglückHche Mutter des Besten'), bei den Komikern auch aus
noch mehr Wörtern, z. B. heißen bei Aristophanes die Philosophen
acpQayiö-ovvx-aQyo-xo/xfjrai, weil sie immer untätig sind und ihre
Nägel pflegen und lange Haare tragen, auch Siegelsteine an den
Fingerringen tragen. Und bei Eupolis kommt vor ä[xcpinroleiJLO-
jirjörjaioTQaro^.
III. Aus Apollonius Dyskolus (II. Jh. n. Chr.) üegl avv-
rdlecüc Buch IV (Grammatici Graeci II 2).
Tä TiXelaxa xibv fxeqöjv xov Xöyov öiä xfig ivcooeoi^ xov xövov p. 434,6
x6 ßovaÖMOv xf]!; le^eu)^ ujzayoQevei, xovxeaxi x6 ev /.i£QO(; Myov
elvai, i] öiä xfji; juovfji; rr]^ xa&' ey.aaxov fiÖQiov xö Siaoöv Ejxq>aivei
xä>v Ae'lecuv. Td ya.Q Aiog xöqo^ TiaQo^vvöfxevov /lev xi]v yevixfjv
ixei löia voovfievrjv, öjxoiov ov xö» Aiot; ulöt;, jiQOTzaQo^vvöf/Evov
ÖE öixolöv Eoxiv xä> Aiöymjxoc , A lööoxo^ . . .
Übersetzung.
Die meisten Redeteile zeigen durch die Vereinigung des
Akzents die Einheit des Wortes an, d. h., daß sie ein Rede-
teil sind, oder durch das Verbleiben der Akzente bei den einzelnen
Teilen die Zweiheit der Wörter. Aidg y.6qoc, mit Akut auf der
Pänultima enthält den Genetiv für sich gedacht und ist gleich
Albe, viög, mit Akut auf der Antepänultima dagegen ist es gleich-
artig wie Aiöyv7]xog, Aiööoxo^ . . .
Tä ÖTicoaöiJTCoxe avvxE&ivxa xcöv /xeqcöv xov Xöyov, xa&' o fjvtoxai, P 462,6.
ä/xExd§£xd iaxiv xai jtQÖörjka /j,ev xä äjtö Xeitiovoi]^ (poyvfjc;
avvxE&EifjLEva, cbg exei to XEOvx6cpoyvo(; , MrjvoöcoQoi;, avvö-
drjxxoi;, /etpo^gaipcö, Jiaiöaycüyöj ' ov yäg öi] ys inl xovxoiv
xaxd xä; öia(pÖQ0V(; xXiaEi; xä xfjg awatpEiai; xcöv Xe^ecöv tcoxe fjLExa-
xi&exat,. äXXä xal sxi xä ix xeXsicov cpa>vü>v avvxE&EifiEva /xExä xfj;
awovarj; xdaEcoi; xal <CyW£>Td xfji; fxrj /nexamjtxovorji; M^eox; jxqo-
ör]Xov laxsi xtjv avv&saiv, (hg exei td xegaacpögoi; , icoacpogog , p. 463.
'Aoxvdva^ , xegafxoJoxÖTioi; , A löoxoQog. Td ys firjv iv
208 Anhang.
jiaga&eaei ovza ex^i to xai /xerari&ea&at, che ro Nea tzöXic; —
N ea^ Tiokeax;, äya&ov Öaifiovog , 'Ageiov Jidyov, avv-
emayvovxoi; xal rov 6 lg 7iaQa?.a/j,ßavofievov xövov.
Übersetzung.
Alle irgendwie zusammengesetzten Redeteile sind an ihrer
Vereinigungsstelle unveränderlich. Und zwar sind die mit
einem unvollständigen Wort zusammengesetzten, wie leovxö-
(pcovoi; usw. klar; denn bei den verschiedenen Deklinationen ändert
sich doch die Kompositionsfuge nie. Aber auch die aus voll-
ständigen Wörtern zusammengesetzten zeigen mit ihrem be-
sondern Akzent und der Un Veränderlichkeit des (ersten) Wortes
den Charakter der Zusammensetzung deutlich; z. B. xegaa-cpögog
usw. Die bloß nebeneinander gestellten jedoch haben auch die
Veränderungsmöglichkeit, z. B. Nea jiöhg — Ndag jiöXea>g usw.,
wozu auch der doppelt gesetzte Akzent kommt.
IV. Aus Herodian (Sohn des Apollonius Dyskolus) flegi
xaß^oXixrig jigooMÖiac: (Allgemeine Akzentlehre) Buch XIII.
Lenz ' ^^ ^'^ ^^^ '^^ T^QißQO-XSd vnoxoQiarixä JigoTrago^vverai , xxeviov
nxvxiov jzööiov &q6viov .... JieÖiov 6 öeo/xö<;, xö de
neöiov ercl xrjg y^c JiaQo^vverai • ei jxevxoi rj TiQUiXT] xovxtov juangä
vjtdQXOi, vJteaxaX/Jievcüv xtov Siä xov öiov JiaQrjyfievojv., nago^vvexai,
xXsiöiov naiöioi' öqÖiov • ov yäg diä xov öiov, äXXä öiä xov
lov • xö yäg ö xov jcgcoxoxvjiov eaxiv. exi a<pr]xiov ;fagT/ox' ojxiov
. . . . x6 öe (pgovgiov ngoTiago^vvexai • ov yäg vnoxogiaxixöv.
p. 356. (haavxtog xal xö Ixviov ngojxago^vvxeov o/noxövcoc xio ägdxviov .
ov ydg iaxiv vnoxogiaxixöv, dAA' äjxö gr]/.iaxo(; iayjifJidxiaxai.
Übersetzung.
Die tribrachischen [yj^ju) Deminutiva auf -lov sind Propar-
oxytona: xxeviov usw., auch nediov 'Fessel' (von jxeör]); aber
neöiov von der Erde gesagt ist Paroxytonon. Wenn aber die
erste Silbe lang ist, bekommt die Pänultima den Akut (ab-
gesehen von den Ableitungen auf -öiov) : xXeiöiov naiöiov öqdiov
(diese gehören nämlich nicht zu denen auf -öiov, sondern zu denen
auf -lov, weil das ö zum Grundwort gehört), ferner acpijxiov usw.;
q)govgiov ist Proparoxytonon, weil es nicht deminutiv ist; ebenso
muü Ixviovwic dgdxviov auf der Antepänultima den Akut iiaben.
weil es nicht deminutiv, sondern von einem \'erbum abgeleitet ist.
Anhang. 209
V. Aus dem „Etymologicum Magnum" (XII. Jh. n. Chr.).
Beßaiü) jzaqä rö ßeßaiov • zovxo Tcaqä tö ßaiöv, o arjjuaivei rö p. 193,6.
fxixQÖv xal äh]&e(;. rovro ix rov ßiß7]jUi ßr'jau) • 6 öevregoi; dogtaros"
eßrjv • rj ixezox^) ßäi; ßdvTO^. xal e^ avrov ßadc xal ßaiöc • xai xaxä
ävaöiJT^aoiaojiidv ßeßaioc. rj jiaqä x6 ßißw ßißato^ (hg ti^w Tijxaioc •
xai TQonfj AloXixfj rov l elg i (wg dy^if^axoc äy^ejuaxog, ddixamo/;
döexaaiog) yiverai ßeßaiog 6 dacpaXrji; xal iögalog xal ßeßr]X(hg •
JtQÖg dvxiöiaaroXrjv rcov doT7]Qixx(üv. xd did xov aiog dnö Qr^/ndxwv,
ehe xvQia elxe JxgoarjyoQixd, UQonaQo^vvExai xal did xf]C ai
öicp&öyyov yqdtpovxai • olov JX7]6ä> U/jöaiog, vXü) "Ylaiog, Xvoi Avaiog,
övofxa xvQiov, fiaxcö judxaiog. ovxaig ovv xal ßißcö ßißaiog. ovxco
©eayevtjg.
Übersetzung.
Bsßaicü von ßeßaioc, dieses von ßaiög 'klein, wahr' [!!], dieses
von ßißri[.u ßt'joco, Aor. ll.sßt]v, Partie, ßdg ßdvxog. Davon ßaög^ — ■
ßaiög und mit Reduphkation ßeßaiog. Oder: von ßtßü) kommt
ßißaiog^ wie xi/nä) Tißaiog, und mit äolischer Verwandlung des t
in £ (wie in dyxi^axog dyxefxaxog- . . .) wird ßeßaiog 'sicher, fest,
stehend', im Gegensatz zu 'unbefestigt'. Die Ableitungen auf
-aiog aus Verben (Eigennamen wie Appellativa) sind Proparoxy-
tona und werden mit dem Diphthong ai geschrieben [nicht
mit dem damals gleich gesprochenen e], z. B. 7tT]öü> üridaiog . . . . ;
so also auch ßißü) ßißaiog. So Theagenes.
^ Rein konstruierte Form.
2 S. §136.
Debrunner, Griech. Wortbildungslehre. 14
Register.
I. Griechische Wörter und Kompositionsglieder.
Abgeleitete Wörter, die mit Hilfe des Suffixregisters
leicht zu finden sind, sind hier nicht aufgenommen.
§§
d- privativum 6. 9.
*54— 56. 61 f. 95.
112f. 139. 157f.
d- (d-) copulativum
58. 157. Anh. II.
da- (ddjrAeros, äd-
oTtero^, ddaisTog)
= d- priv. 55
dßgordl^eiv 247
dya- 6. *60. 95. 110
'AyaMio 23. 327
dya&OTTOislv 85
Fußn.
dydXaxrei; 5&
äydvnq)oi; 123. 151
dyyi]iov {-slov) 285
dyeqaaTOc; 368
äyio(; 283 Fußn.
äyvEveiv, -ea&ai
215f.
dyogd^eiv 237
dyoQEveiv (-äa&ai)
213
dydc 280
-ayds' s. -Tjyö:;
dygeveiv 214
dygiaiVEiv 221 f.
dygto- 91. 160
dygolnoi; 120
-riygog [aiy-aygo^
usw.) 93. 112
Fußn. 160
dyvQxa^eiv 250
dypfc- u. d7;^t- 136
dyyiaXoi^ 50. 143
dyyjßa&r'i^ 45
d7;jK7T£t;££i' (-ev?")
212
döeA9Ji(5foi' 293. 296
döeXq)it,Eiv 264
döeAT^d? 58. 157
ddixrjEi 209
"Aöfii]ro:; 163
det- s. atet-
detJdjyc ialxr]!;) 120
d£ixit.Etv (alx-) 258
dExaC6/u.evog 236
dExmv [äxojv) 61. 120
deAAd.-TOC 130
dfATZTetv 190
äsQyög [dgyog) 54.
62. 120
aEgioixoi; 33
(e|-)deßow 205
d^eei 26. 352 Fußn.
d&ETElV 193
aiyaygog 93. 148
alyiöiov 296
aiyioyo^ 121 Fußn.
153
ai/uTTTidCetv, -aoTi
272
-atör^C 140
at'ei- (det-) 63
§§
al&grjyevrji; 126. 155
aiJi/jg aixi^Eiv s.
det«-
aifiaXioi; 331
al/Lidaa£iv 19. 230
a Ifiazo- ( a «'/^o- ) 131
-aijiiaxog s. -aifiow
alfzaTOvv 207
-aifiog s. -aifj,cov
aifioipögvxroi; 104.
131. 156
-aifzojv, -ai/xo^, -ai-
fxaxog 141. 143.
164
Aifxojv 164
atjrd^ioc 125
"yltooc 62. 117. 157
alaxvvrj, -eiv 224.
226
aix/jtdCEiv 237. 247
alyjir}Tr]g, -riqz 343
äxakaggEm]<; 72. 103
dxEgoExö/xr]^ 137
dx^dCetv 240. 248
dx/XÖ&ETOV 131
äxoiTi^ 58
dxöXov&og 58
dxovxiQEiv 257
dxovEiv 40
dfcovfxEvog 'Axov-
fievo^ 26
dxovai&EO(; 160
212
Register.
äxQißaCeiv 240
äxQÖTcoh^ 91. 154
äy.ojv s. äexojv
ä?.aCovevea&ai 215
ä?.oddCeiv 241
äkyEiv 194
ä).eaivEiv 220
d?.syiCeiv 276
(Uelt- 137
dXrj&Eiv 174
ä?.rj&sveiv 217
ä?a]&i]!; 155
äh]Kro^ s. äXh]}ixo(;
dhric, 58
a;.;.a7?/ 281
aX[X)7i>aoc, 123 f.
a)ikoxQioenia'noJioc,
122
d).iJLvq'iL,eiv 253
akoaä'/yi] 6"
aKoxoc, 58
ä/c 279
dy.VKTOTlEÖr] 91
dAw;<eir 281 Fußn.
akcpEoißoioz 79
äfxad-aivEiv 221
äßaQTivoog 96
äjxaQXOEJirj^ 78. 96.
120
ä/uaxQoyir'j 45
äfxßohEQyö^ 137
ä/xßgoxo^ 123
äfj,£?.Eli' 196
äfit']xa>Q 117
ä/btiTtno:; 50
d/^Ui^ 107
äfxcpievvvvai 171
Fußn.
äjj,<pi^d?.aoao^ *45.
95. 151
dßcpi&EaxQOV 47
d// (piTzxolE ixo7ii]örjai-
oxgaxog Aiih. II.
dv- privativum 54
dva- ( -yvcüaTos", -eö-
roc, -eXtcxoi;) = d-
priv. 55
dj'mf5euföi?at 215
dmf/^jjTreuaTOs 55
di'da;feTO^ 55
dvdgaya&Eli', -la,
-iCEO&ai 16. *93.
146. 149
dvÖqdyQia 93 Fußn.
dvdQEiq?6vx7]; 31. 136
di"55<af'TO- 131
dvÖQi'^EO&ai 257
dwigo- 131
di'^gd;^ü)'oc *82f. 94.
117
-avößog' 143
di'e£(5i'oc 55
di'eeAnroc 55
dvEf,Looy.E7xrj:; 85. 103
(£>^-)di'£//oür 205
dvj^/e?;^ 57
dv/jVEjuog 5 7
dv&EiCEi-v (öl'-), dv-
&ILEIV 258
dv&QojTcdosaxog 103
dvoiysiv, -yvvvai 171
dvoLioiovv 61
di'TÖr 182
dvxEV.-TEioExai, dvx-
evtioieIv 37. 61
dm- *53. 113. 164
dvxi&Eo^ 53. 110
164
ävvaiEQyö^ 137
dvMvvjxog 57
ds^to- 87 f.
dlid^oyos" 87. 93.
110. 151. 159
dotöoV 280
do).h']t; 58
äjxai^ 117
drtdv&QCü^oi; 50
d.Ta^ 58. 107
d'.Tac 58
äjiEÖo^ 58
djzEiQO- 87
djlElQCÜV 141
djlE?.EV&EOO', -OVV
25. 46
djx?.otCeo&ai 257
d.T/oi'?' 58
drrddeo? 50
djio&v/xio^ 51
äjtoiyo^ 50
' AjioXXüiviamai 270
d7rdrr(T)o^itC 50
djxoQQc!)^ 44. 150
d.ToaroAoc 44
d7lÖX0?./Ll0^ 50
[dfi(p-)dQaßEtv ,
-i^Eiv 261
agyatvEiv 220
doyaAe'oc 329. 333
dgj'eiVpdi'r?;;' 31
dßyoAf'Cet»', -tort 272
doj'd;' s. degydc
dp^ugoi"!' 205
dgft- 32. 136
dg/^t- 68. 85. 104.
154. 163; s. auch
doe«-
dgi-'9. 60
do£ör£L'£<i' (-et's') 212
dgiard/taiTtf 91 Fuß-
note
aQioxov 40
uQfiaxo- 131
agTia/Aog 329
aQQrjxxOs 123
dqxoxoEa^ 81. 94
d£.;<£-^*75. 96. *115.
137. 151. 160.
163; s. auch do;ft-
-aqyElv 195
dg/elov 15. 290
dQX£<yißO?.7To:; 137
do/ei'fiti' 214
dg;^^ 281
-dQx)]g s. -agyog
dg/j- 122; s. auch
de;ff-
dß;<te'gecuc, do;{(i)-
tegeiV 115 ni.
Fußn. 122. 144
-aoyoz, -doyi]^ *99.
160
daßolaivEiv 220
da&EVEiv 205
do&Evovv 16. 205
da.iagiCeiv 276
dajiidajioß). /;c 102.
150. 161
d(J.T£(5//- 134. 160
da.Ttf5f(j;<dgfoi' 295
Register.
213
§§
doTtiöo- 132
doretCso&ai 259
doTwoc 395
doTV- 126
'Aarvdva^ 163
'AarvXog 327
dTcddq)QOJV 72
artet 61
drifjLaQEiv 61. 242
drifxäv 61
dxQefjLeiv, -i^eiv 266
dTTixiori 272
auaiveiv 220
avyd'Ceiv 244
av&dÖrji; 155
av&rj^EQÖv 26. 108
avXt]Tr]C, -Tgt'c 348
avs^o- 81. 138
avaraXiog 331
duTf»' 194
«uro- Adv. 108
ai)rovofj.Ela&ac 197
avroaxsöidCsiv 252
Fußn.
avyaMoc: 332
avyevii^eiv 257
dqpa/iiaQToercijg s.
d//aßToe:?rr/5'
d(paviL,eiv 258
dqiQatvEiv 221
/SdCeti' 241 ■
ßa&vQQoog 123
ßaJiTil^Eiv 275
ßaQvoTEvdxojv 34. 69
ßaoi^EVEiv 214
ßaadiCsiv 272
ßaaxaivEiv 178. 219
-^ciTj^cr 338. 345
ßaTQayoßvofxax f«
161
-ßacpr'i^ 105
*/3£;.}y- 5
-/5??Tojp 338. 345
ßißkagiöiov, ßißh-
ödqiov 295
-i3Aa/3»?c 85. 105
-/S^r^c 102. 105. 150
ßXavQi'QEad'ai 263
ßhbaxEiv 172
§§
ßodygia, -ygog 93
Fußn.
/Soäv 180
-/SoAr^ 156
-/So^oc 97. 106
/Soo-, iSo(u)- 128. 132
ßoQßoQOTagaiii; 160
(-)/3oaj<dc 25. 97
(-)ßor'^Q, -ßöry]^ 338.
'342f.
^ov- s. )Soo-
/3ouötov 293
ßovhvrij<; 342. 349
ßovhvTig 348
-ßovUa 145
ßgaßEVEiv 214
i^ßii^efi' 174
ßgorova&ai 207
-/Spoj? 102. 150
-iSojTjyclOO. 338. 341
Fußn. 345. 349
ßcozidvEiQa 79 Fußn.
yayyqaivovo&ai 207
yaiTjoyog 121 Fußn.
153
-yaioc; s. -yEiog
ya/iiElv, -i^Eiv 217.
269
yafiÖQO^ s. yEoo/LiÖQoi;
yaoT{£]QÖx£iQ 160
yaoTQiov 296
-ydoTCOQ 142. 160
-yeioi;, -yaio(; 144
yeAöi' 179 Fußn.
yEkaaoi;, -alvoc; 164.
320
yeve- 345. 355 Fußn.
371
-ycMjC 140. 155
yEQaaqpÖQoi; 127
ysQovTO- 131
yEq)VQOvv 204 Fuß-
note. 205
yeo)-, yscüf 130. 144
ySCO/blETQrj^ , -XQELV 99.
130
yEcoßÖQog (ya/LiÖQog)
130
yetoQyög 120
SS
yrjoaMos 331
-yijoaoi; 140. 144
yj^tJO- 131
yAat'^idg' rXavKOi; 26
y^vxd^efv, -aiveiv
240. 244
yXvxvfialov 91
yXvKVJziKQo^ *81. 91.
94. 154
-yv(üju.ovEiv 195
-yvdJc 62. 150. 157
yoyj'ü^^etj' 178
ydvos' 280
yoQyidCsiv 272
yovvdCEa&ai 236
yovvova&ai 204 Fuß-
note
ygat^Eiv 257
-ygaipog, -yQaq)OV 97.
106. 152. 302
ywtdc, (d7ro-)yftOüi'
25. 200
yv/nvi]^, -rjrt]); 340
yvvaixavÖQEg 82
yvvaifiav^c; 125
yvvaj'dgos' 82
yvvvK; 23
yvipovv 207
(5a- 60. 110
öaiöaXov 22
öaixrd/nEvo^ 104
daiZQEVEiv 213
öa>ce&v/nog 160
-daKTji; 160
ödxvEiv 168
öaxQVXECov 34. 69
öafidCsiv 244 Fußn.
-M/^ag- 102 f.
Aafiaai-, Adfiaao^
_164_
dofiExa^ 356
-öd/bivr]^ 98
-öa^oc 98. 153. 163
ödjTfiöov 40
-ddyixoiv 102
ÖEifxaXEOi; 332
öffTTvetv, -i'i^etv 257.
266
ÖEioaXio^ 331
21^
Register.
§§
dexa- 135
öexa-TQsli; usw. 81
de^sdCeiv 236. 240
deJ.rpiviQeiv 271
devvdCeiv 242
dea/ucoT7j^, -xi]qiov
283. 349. 354.
357
ÖTjiovv 198
dr]iu.sQacnij^ 338 Fuß-
note
Örjßiovgyog 28. 120
örjßörrjg, -rig, -aiog
348f. 354. 356
dl- 90
öta.Tod 109. 157. 162
didaxTQov 281 Fuß-
note. 351
diddaxakog 281 Fuß-
note. 324
öibdaxeiv 281 Fußn.
Öt(3a;^/; 281
ÖiexTCEQäv 162
AuaoixrjQia 147
öixaiovv 198
öiPiaajrd/.og 72. 103
bixaorrjQ, -t^c 344
-(5tV/;c 139
öioysv)'j^ Aioyevr]!; 26
ötda(3oro-31. 67.104
z]idaxo(u)5ot 34. 41.
67. 85. 151. 154
AioaaojTijQiaoTai 147
öta- 64
diard^Eiv, -y/ii6g 249
öixorojbiElv 192
öiipaMo^ 330
övonaliCeiv 277
öoid'Ceiv 249
(5o;f;d;£iv 247. 251
öoÄifti' 187
öoxiixdL,siv 240. 247
(-)(3o;<oc, (-)öo>i;7;251,
s. auch evrüojdeij'
und xaoadoxEiv
ÖoXÖcpQOJV, -CpQOVeiOV
85 Fußn.
ÖOQQTO-, ÖOQV- 130
(>0T//2 350
(-)(5dr7y? 345. 350
§§
-ddrtc 341
-öoTOs 156
öouÄewn' 214
öovqi-x?.£it6i;, -x?.v-
To? 68. 104
dovQi/Liaxo^ 71. 103
öoi^ßo- 130
ÖQayixeveiv 213
dpäj' 179
fiQoai'Qeiv, -aovv 265
övd^etj' 249
(5w- 6. 9. 30. *59.
62. 95. 113. 125
övaagiaroToxeia
Anh. II
dvo&vjbiaiVEiv 221
övo/xa&aivEiv 221
övaju,a&ETv 196
övo/Lievaii'Eiv 221
ÖvajTan; 117
ö(v)ojÖExa 66. 74.
81. 151
öoiQiCEiv, -laxl 212
ÖCOQO-, -ÖCOQOC 163
Eaot'ÖQE-noc 68. 104
iaglCEiv 257
eßöoixd'QEiv 246. 249
Eyyvali'QEiv 149
iy/EiQElv, -lCeiv 149
iyXEiQi&ETO^ 70. 104
EyyEarcaXoc, 127
BEixooa- 135
£^£/o- *77. 96. 113
siöaivEOÜai 219
-etf3?/c: s. ■ßsoeiö/jg
£löüjlo'/.dxQr](; 99
EixdL.Eiv 236
Eixoau-, eIxooi- 135
ElXaTcivdtsLV 237. 246
Ei/MTTi.vaaxr'j- 342
EiaaEiiiaaei) 49. 157
EiaxEiv 172
£KaTO)'(Ta)- 135
Exovaio:; 284
EXTiayXo^ 324
EXx/jjilOQOi;, -ßÖQiog
66. 147 f.
-Exxi]^ 146; s. auch
tiXeovexxti^
iXaiovv 207
E?.aaoovi>, -xxovv 206
i?.a(p>]ßö/.oc 133
£?.E?uC£iP 264
i?.£?.iydojv 125
i?.E(pavTOvv 205
£?.iTOoyo; 125
eAjff"- 75. 96
E?.X£Gl- 79
e'kxovv 205
eAxyardCetv 250
Elh]viL,Eiv 267. 272
'E/M'jOJtovxoc, -vxioc
36
eXtiiZeiv 253
£HßaaiyvxQO(; 96. 161
EfXjTEÖo;, -öov 52
EfiTTodeöv 48
£fi7zvQißi)xri<; 73
EvÖExa 81
eröfrjjß 347
ivEÖQEVElV 214
EV&EOC 45. 151
Eviavaiog 284
EVVEU- 74. 135
EVOIXOC, -xioc 51
£vxijuo(; 50
EvxvUaaEiv 19. 230
EVVJTVIOC, -ov 52.
148. 289
ivcoTiioc:, -or, -a 52.
107
EVCoxi'QEa&ai 149
£|(a)- 135
£Sa7taxv?J.£iv 229
e^eXev&eqo^ , -Qovv 46
EOQxd^Eiv 246
' E jta/nEivo'ypöa^ 384
Fußn.
E7tafxq}0X£Q i^Eiv 149
ircdvco 49
ETldQOVQOg 50. 139.
143
EJXEXEiva 34. 48
£jiEvävxi]C 347
ETiEaßdÄog 127
E7ir]ßo}.o: 134
E:ir}QEX(.io(; 45
E7tlßov).EV£lV 214
EjitTrav 48
Register.
215
§§
'ETÜGTQocpoi; 163
eTtiaysQib 48
imTQOxädrjv 107
ejiiymQey.cococ 96.
161
ETcr/ßönog 51
ETiiyovGo^ 46
enra- 135
SQaaiTcXöxa^oz 96
eQariCeiv 275
-egyelv 189
-egj'dc 54. 62. 120.
137
eQe&i'Ceiv 276
£ot- 9. *60. 110.151.
"Anh. II
egiCeiv 253
eQjuaqPQodirog 94
BQnvordL.£iv 250
£guj?(o)atmvl8.219f.
iaasi s. eioaei
ea:tEQio; 283. 318
iaaoi'o&ai 206
eoTidiTwo 346
eayaQiov 335 Fußn.
-eT7;g ( -TotJiJjc ; von
TÖ CTO?) 120. 122.
132.135Fußn.l55
erv^giiat? 145
e^3- (eV) *59. 61 f.
95. 112f. 139.
158. 163
eud^etv 241
eudoxetj» 36. *61
evsxTr]^, -KZEiv, -^ia
146
EVEQyETl]^, -Etig,
-Eoia 348.
bv^exeIv 193
sij'&vva, -i'oc, -vfifv
224
EvyJ.EtL,Eiv 258
EVTiaig 91. 117
£?; TtoiEiv, Evrcoita.
EVjtoiog 37. 61
ei''ßa;><uA(yj' 94
£?5ßdiioTog' 94
EvQvßcLTrj^ 163
EvQva&Evrjg, -a&Evg
164
EvcpQah'Eiv 219
Evyeräo&ai, EvyExrji;
186
Ecp)]iJiEQoc, -Qioi; *50 f.
i 148
i £;f£- 75. 96. 111
I ^XQV^ ^^
I hpaMoc 333
/s. III. Reg. unter
Digamma.
;a- *60. 110. 151.
Anh. II
'Qr]Xovv 199
Crjfxiovv 205
Zrjväc, Zrjvo- 164
-^'121. 62. 150.279
C<y6tov 293
-j?/?o;.o? 133
rjyE/j.ovEli> 194
fjyEfxovEVEiv 214
-i]yEvrjZ 133
-7]y£rr]Z 338
fjyrirwQ 338
-?j7oeocr 118
-T^yd? (-aj'dg) 118
-jj(5?Jc (d-, fleh-) 86.
140
'Hbvloz 327
-ri^tjC 155
-if/.aair} 145. 284.
341
-Tj/.aTElv 195
-rj?.dT7]Z 100. 145
-r]).aToc 118
rihy.id(l,Ea-&aL 248
rihx6fxi)vo!; 7 8
-^«ae 108 Fußn. 113
?7^- *65. 95. 113
(-jjyrfxjjc 25
fjvioyrla 301 Fußn.
rjvioyoc: 121
-ryi'W^ 142
^jrag 17
'HQax}.EioTai 270
-i'joaroc 118
-I^QETflO^ 45. 118
-rjßj;? 118
§§
?5gt- 63
'HQÖOTQarog 163
-^gOTOC 118
'Hgqjaarai 270
[äq)-)riQ(M!l,Eiv 257
^TTa 25. 185
jjrräv 25
■fjxxäa&ai 15 Fußn.
18. 25. 185. 206
-7](poQO(; 133
ßaXaiLirjjx6/.og 133
-&a?.aaai:£iv 271
&avaxovv 183. 199.
205
&aQQaXE0C i^aga-)
329. 332
^£cz 282
§EaQÖi; s. -ßsutgöc
d'Eäa&ai 180
■&E).y£a ij.1 v&oc 159
^EoßXaßrjc 85. 105
'BEÖdiuTjxog 85. 104.
152. 156
^EÖdoxoc 31. 41.
136. 163
■»EOEiöric 86. 120.
122. 126. 140.
155. 388 Fußn.
^eoeikeXo^ 85. 120
edoUoc 327
■&EOfxdyoz 103
&£O.Tg£m]Z 103
d^Eoadoxog s. '&EÖdoxoi;
§EÖxavgoc 94
d'Ega-TEVEiv 214
&EgEiyEPrjg 71
^EOfiaivEiv 220
-&£Oia 145
&Eafj,o(pogidC£tv 270
-??£t£tl' 193
-t^e'Tjy? 345. 349
&£(og6i; (■ÜEagög) 120
&T]?.v'/ix6vo^ 103
-i^^oa? 98. 139
^rjgEVEiv 213. 214
-Brjgiova&ai 198
^7?eo- 131
■dTjgoCvyoxafiififXE-
xconoc 161
216
Register.
-&V1J1; 65. 105. 150
SoivdCeiv 246
&Qaov- 126
■dvyarQiÖiov 296
■&vyaTQiCeiv 264
i^vjuaiveiv 221
i%\uoüa&ai 199
&vvi'd!^Eiv 240
i9vQ(a)(jjQÖ<; 120
Fußn. 126
&VQ10V 295
&VQOVV 205
■&vQadCeiv 246
&VQ0JQÖ1; 120 Fuß-
note. 126
&ojoax[^eiv 257
t'dCeti' 272
föa^ai 179
moTt 272
iaroö/biavTii; 81. 86.
94. 154
ieQaxit,eiv 262
iegevELV 214
ISQOJTQEJtljg 103
ti'Cen' 271
Ixerevew 213
Ixhrjg 349
ixTSQova&ai 207
iXXaiveiv 221
iovöatl^eiv 259
iTiTtayQog 93
tJiJia^exTQViüv 94
mneveiv 211
m7r(o)- 129. 163
mjtojiÖTafMOi; 93.
112 Fußn. 148
154
ladCeiv 244
i'ao- 87. 92. 163
laoTioXiTrig , -rela 25.
*92
iaovv 244
lajoTzdör] 85. 113
to;f(j')aiJ'£(j'18. 219f.
to;^(j')a>leocrl8. 329 f.
lo'/^VQOvv 205
tVi- ('/99t-) 70. 73.
104. 110
Ix&vd^eiv 240
§§
lyßvdiov 293. 296
t;^^uo- 130
r/rsvetv 21 3 f.
t;^i'toi' 292 Fußn.
lanay.ia/j,6g 274
xa&algeiv 178
xa&ETTjQ 347
xa&fjo&ai 40
Pi;at in Kompos. 81.
xctxj; 26
xaxxaßi'QEiv 262
xaxo- 91
xaxoÖai/uoväv 183
xaxoöaifjLOviZEiv 264
xaxoöaißojv 91. 117
;i;axo£gyoc ixaxovQ-
yog) 120 '
xaxonoiEiv 37. 85
Fußn.
xaxovv 199
xaxovQyog 120
jiaAAf- 126. 164
xalXiBlaiog 91
xakUnan; 91. 117.
139
KdXXixoc, 164
xaAo- 91
*36. 81. 146
xah/aivEiv 220
xdfiveiv 168
xai-iTnrjQ 347
;i;ai'aziC£fi'257.260f.
266
xaga- (xaQt]-) 38.*74
Fußn.
xagadoxelv 38. *74
Fußn.
xaQt]- s. xaoa-
xdgrj xojuöojvreg 30.
34. 69
xaoxivoüa&ai 207
xagregelv, -ovv 205
xagvari^eiv 269
xaoiyvijTt] 281
xazdyeiog 51
xaTa&vfiioi; 51
xard^rjgoi;, -gaiveiv
46
xaxa-idhrjg, -jzehrjg
347
xardga 39
xaTax&öi'iog 51
xardygvaog 46
xaxiagaiMV, -gav-
aete 210
XaTÖTTlO&F 49
xayexTij', -xrelv,
'$ia 146
xexga^iödjuag 103
K£?.Ttßi]geg 94
Ke/.TO^.ißusi; 94
xivavögoc 8 7
xegao- 131
-xegaog (-xegojg) 144
XEgdaxr]g 354
xEgöa/.EO!; 329
xsgfxaxi^Eiv 257. 274
-XEgcog 144
x)]dEaxij(;, -axojg 343
xr]xd^Eiv 241
xi]Xidovv 207
xtjjxovgoc {-u>gög)
120
xr]gEaai<f6gi]xoz 68.
104
xi&oQi^eiv 263
xiaaäv 183
x}.ayydvEiv, -aiVEiv
169^
xXavoiyE/.ojg 81. 94
KMo/huk; 23
x}.ETiTr]c: 349
x?.r]xt]g 346
xhviöiov, -vdgiov 296
TcAi^füwi' 7
-:x/i^S' 105. 150
xvEifd^Eiv 237
xot^Eiv 262 f.
xoxxiCsiv 268
^coAoxfvetv 213
xoItcovv 198
xoßzrdtEiv 243
xovaßEiv, -iCeiv 261 f.
xogv^äp 183
xogvcpovv 204 Fuß-
note
xogcovi^eiv 264
xovgiCeiv 267
Register.
217
§§
XQdteiv 241
-y.od(; 62. 150
-y.Qaiela&ai 197
XQaxriQ {}<Q>]Tr]Q) 347
xqavyaQeiv 243
y.Qeä6iov 296
XQEiaaÖTEyivoi; 159
;<ߣ0- [y.Qeüi-] 131
XQevD.iov 296
XQrjxrjQ s. xQaxrjQ
xqICeiv, xQiy/uög 260
xqi&o<p6qoi; 133
XQiveiv 178
XQirrjo 350
(-);<ßiT);g', ->i;ßtTT?f 350
xooTa^i^eiv 262
xQvßd^eiv 251 Fußn.
xovjbiakEo^ 330
-XTdfxevoQ 104
XTsariCsiv 257
xregetCeiv, XTsgiCeiv
258
-tarjfjLOiv 141
Kttjoi- 79
XTVJzelv 191
xv^dCftJ' 240. 242
xuödrft»', -öaii'efj'219
xvödhfj,o^ 307 Fußn.
^srvöt- 122. 126
«vAAatVeii' 222
«w- s. ;>!;wo-
xvvdgiov 294. 296
«ur(o)-127.129. 131
KvvöaovQa 31. 67
xvjiTdCeiv 250
xvqiaXeoz 331
xo/Lidliieiv 246
xco/uaivEiv 221
Aa/3(S- s. Jittfißd-
Aaegridöt]^, -riog 384
m. Fußn.
XaxojviCeiv 257. 272
Xaxüjviafiöi; 273. 305
Xaxoyviaxrji; 273
Xa).dCeiv 241
Xa(/ii)ßöaxiajuöi; 274
ka/xjiaÖlCeiv 269
}.afi7ivQii,Ei,v 253. 271
§§
Xeino- s. Aijro-
AftV^o- 138
A£(oiTr)Ö7i:aß(5oc 94
Aejrgöi' 183
Kejivqiovv, ex-Xe-
TIVQOVV 200
-^eu^a^eoc 329. 333
}.£vxaivEiv 220
Xevxeqv&qoi; *81. 94
Aew^i:/; 26
A£v>idibi^ 91
hvxd)?,Evo^ 86. 90
AT^ioTT^^, -taxüjQ 342
A^v 179
Xi]7zxrji; 101
h]Qaiv£iv 221
Aißvq:oivix£^ 94
XlMCeiv 235
hfiaiveiv 221
AtJro- (Aetjro-) *78.
96. 113
-Aoj'fFr 189
AoJiäi' 183
^fxdoouga 31. 136
AvTreTv 194
IvQi'QEiv 263
Aval-, Avaii; 163 f.
XvaaaivEiv 221
Avaöäi' 183
}.oißäa&ai 185. 202
/xayaöiCsiv 263
/LiaxagiCEiv 257. 264
/xaxgotj^EgevEiv 122
liaxgoxafxjivXavxrjv
161
^avia 283 Fußn.
fxavxEVEO&ai 213
fxavxixoQ 392
fidvxi^ 213. 370. 373
juagyaivEiv 221
/xaaxiyovv 205
fiaxätsLv, ixaxatt,Etv
259
-[xa^Elv 38
-ixayja 38. 145
ixaxkäv 183
-^a;tog 38. 62. 71.
145. 153
MEydh] flöXu;, Me-
yaXÖJiohi;, -Xixrjg
92. *146. 358
fiEyalvvEiv 15 Fuß-
note. 226
fZEd-üGoc: 164
lxEiovExx)](;, -xxelv,
-^la 146
fiEkayxoXäv 183
fiElayxgoirjC 127
IXElaiveiv 219 f.
[XElavog, [xiXai; 129
flElEtCElV 258
fi£?.)]ai/j,ßgoxo:; 96
/heXi^eiv 258
fXEXirjdrig s. -7]öiji;
-/bi£Xh]i; 139
jusXixoüv 207
-fjLBiicpTji; 140
/^eve- 75. 96
-IxEVTj^ 140. 155
juevo- 131
[XEoaiTzöho^ 70
jUExaxiöviov 52
/bi£xgr^xt]i; 347
/xiy und /w?j(5e in
Kompos. 57
fir]öiCEiv 272
-/u.t]xr]g 155
-AtJjTJ^S- 345. 349
firjxgoTcdxcoQ 85. 110.
142
fxtjxgviög 25
-fiT^xcog 142
firjxaväa&ai 180
fiiaivEiv 219
ßiydCEo&ai 235. 237
fxiXxovv 207
/uijbivd^Eiv 251
ßivvgi^Eiv 276
-/x(| 107
fXLOElv 188
fxia&ovv u. Med. 201
/j,ia&oq}ogd, -gia 145.
287. 372 Fußn.
/itCTO- *77. 96. 113
-[xvrjfxoiv 141
/bioigäa&ai 182
fioigt]yEV>]^ 126
yUoAjia'Cetv 243. 251
218
Register.
§§
/novaCeiv 249
[jioQfxvQeiv 22
/LiovaMi] 392
fivdaleo<; 330 f.
/LivQioinaQxo^ 135
mytacismus 274
/uoj/Liäa&ai 1 85
(.uoQaiveiv 221 f.
vaicTÜv, -hrji; 186
rm'- (v7]o-) 128. 132
raüc 279
vavrrjc 354
rectCew 248
i\'^£a nölv;, Nedno-
hc, NeoTTo/.ktjc
30. 36. 43. 66.
92. *146. 358
v£/xeoiC£0§at 254
VEo- 95
N eoTioJ.irrjt^ s. iVe'a
vevardCeiv 250
j'eco^dc, -ötov 132
Fußn.
-vsüx; s. -vj^o?
veojooixoi 67
v//- 28. *56f.
i'?7('c 56. 150
vrf/xi]:; 56 f. 118
vrjhjioxacßXejielaio^
81. 161
vr}fXEQxr]i; 56. 118.
155
v?jo- s. i'ai)-,
-rr;oc {-veu>c) 144
v^jToivog 57
VT]q)a?Joc, -d?uog 328
nxäi' 180. 185
-vi:»<r/c 98. 139
NiyJac 164
i't;!<(o)-, -vixoc 130.
163
Nixcnv 164
vofidCeiv 237
voad^eiv, v6aavai^^5
voaq>ii^eiv 254
30.' 69. 72. 102 f.
i'tWfooc, -^»'dc 318
i"i;;<;t(o)- 128. 132
vv/.i(peveiv 217
vvyßijfieQog 83.
vdn'Vfj,(v)oc 56. 118.
141. 143
«^eliji'OwTaTjyc 98
leer»? 282
lerdaracjc 145
^Tjoaiveiv 220
^icpricpoQog 134
^icpofxdxoiiQa 94
d- = d copulativum
58
d(5ev£iJ' 213
döot- 28. 73
d(5ojro(e?j' 38
-0(5oc 47
-OEiSr]^ 122. 388
Fußn.
olÖäv. -dveiv, -aiveiv
183. 219
otten' 234
oixelo(; 285
otJie'Tjyc 349. 354.
356
oixiöiov 293. 296
oixodofjLri, -/nia USW.
145
olxorrjC 356
oixovQÖc 120
olßw^eiv 234
otfctCf«' 249
oivovv 199
oivoyoelv, -eveiv 189.
212 Fußn.
oivoyöi] 145
olargäv 183
dxÄds^ 107
ÖKvaXeoc 332
dxra-, d><;TCü- 135
ÖAßiL^Eiv 264
oAioddj'eti', -aivEiv
169
oAxdCeti' 237
öXlvvai 171
ö}.o).vyi) 22
öf^ißdriov 296
0^0- 116
§§
o/xo&vfxaöov 107
öjuoio- 87
ofiOTcdxcoQ, -roioc
110. 147f. "
övo/ndi^Eiv 236
ovofiaxXvTÖc; 127
droTctCm' 242. 250
o^iCeiv 271
d.-rdtetJ' 251
ÖTiaxQoc 5 8
ÖTiiLEiv 268
dma^o- 132. 136
o^TTTaAeoc: 333
oQyaivEiv 221
dgyär 183
ÖQyid^^Eiv 269
OQEIOIXO^ 33
ogsahgocpoc 71
'ÖgEorrjC 354
dpeo)- 132
oo&ovv 198
ÖQVI&EVEIV 214
dpv(??(o)- 128. 132
*-05dc 120
dgao- 138
ÖQcpavixög 392
ogyriarric 349
6Qyj]aTQi>iö' 395
Fußn.
6TQa?Joc 332 f.
örQiysg 58
ov u. ouÖ£ in Komp.
57^
ovÖEig 35
ouöfrdöfoooc 71
ouAd^^fs^ 89. 160
(e.T-) ovlova&at 207
-ovgyo; 120
ovri^ai'd^ 377
-oü;(;oc 121. 153
öcpEilExrjC 355 Fußn.
öcpgvo- 130
-oqgv:: 139
-o;^oc 21. 44. 121
mit Fußn. 153
öifEicov 188 Fußn.
jtaiödgiov 296
jiaiÖEVEiv 213
Ttaiöixög 392
Register.
219
§§
jiaiöiov 296
jiaiövöi; 317
-Tiaig 117
TiaXai- *63. 95
naXaiofjLdxtoQ 91
nahyyevea ia ( na-
hvy-) 124 Fußn.
naXiixTzXayx&evra ( g )
84
jiaXi'vTQOJioi; 160
jtd/.mav 22. 80. 151
jrai'-, jrajrlo)- 64.
91. 108. 113. 120.
125. 131. 163
nava&i]vaYozai 270
jtavöoxevc, -döxoc
102
navrjyvQi^eiv 269
navfjfjiaQ, -rj/negioi;
64. 69. 92
jiavvvxiC^i'V 269
navovqyo^ 120
Tiava- s. Jiaaa-
7im>r(o)- s. Trav-
naJTJidi^etv 241
TiaQa&aXdaoioC 51
jiagaxXavo i&vQOV 96.
161
jra5dA£t);!;oc 46
TTaqdXlriXoc 50
ndgaXog, -Xiog 51.
147 f. 151
jragajiÖQipvQoi; 46
Tiagaardi; 378 f.
TiagaxQfjßa 48. 107
jTage'f 109. 162
TiaQ&enxt'j 392
naaifxeXovaa 68. 103
Fußn.
Tidoaocpog, Ttaaav-
öi{Tj) 125
ndayeiv 172
jiareQiCeiv 264
TtaxQ- s TiaxQo-
Tzargiöiov 296
TcargiCsiv 264
7raTp(o)-30. 85. 113.
131
-ndxwQ 142
Tiaxvovv 204 Fußn.
§§
-jzeöoc 143
-Tteid-rjc: 140
jteigdCeiv 247
7iE[i)gaiveiv 219
neigäv 182
:7r£AdC£{J' 170. 244
Fußn.
I tzsXexi^eiv 257
! JTe^ej<;(?<)äj' 185
(■ujro-JTreltdCeii', -at-
7'eiJ', -oür 244
I n eko7iüvvr]aoc 67
! 7ie[X7id'Q£a-&ai 249
; jzevTa-, ttevte- 135
I JiEgaivEiv 219
I 7iEgixaXXri(; 45 f.
! jtEgikvnog 46
{ jTEginixgog 46
TiEgiyQvaoc 46
jzEgxdCEiv, -aivEiv
235. 244
I 7rfgae.T( t ) o^.ts' 137
jiEooiLEiv 257. 272
TZEgvai 40
jzrjysa i/biaXXoc; 7 9
nrjfiaivEiv 219
jtrjvdXoip 94
TCLaivEiv 219
mxgaivEiv 222
TtivEiv 168
7iiJt{~i) i'Qeiv 262
maaiL,Eiv 271
Tiiaaovv 207
7t iox IC 373
jtioxovv u. Med. 201
nXdvrjC, -'^xi]C 340
tzXeIv 187
nXEiaxodva^, -cöva^
120
7rA£OJ'dC£tv240.248f.
TzXEOVEKxr}!; 72. 101.
103. 146
jxXi]d-£iv 174
jtXi]xxiCEa&ai 215
-nlri^ 21. 44. 102.
105. 150. 279
7i?j]goq)ogElv, -la 38
nXoxitEiv 276
TO'eü' 187
TTviyiCsiv 276
Jtodaygäv 183
7ioöavi7zx/]g, -nxQov
103 Fußn.
jxoÖdgxrjC 86. 155
TtoörjVEfjLOi; 86. 89
.100(0)- 128. 132
Tzoöovmx- s. jroöa-
7ro<5c6;K;?7C86. 89.140.
155
-jxoiEiv, -JioiEia&at
189f.
jtoifiaivEiv 219
JToi/bidvcog, -vögiov 89
JloXEflEiP, -Ü^EIV 266
TXoXEf^oqi&ögoi 103
TTolf- S. JTToAt-
noXiaivEiv 220
noXidoxog 134
{-)jxoXixTjg 349. 354.
358; s. auch iVeo-
:ri:oA(T7?C
.-To;.;.a- 135
jzoXvßovxrji; 354
noXvvEixrjC 163
jtoAtSzAac 102
-jTo//7T;dc21.44. *97.
111.146.152.280
-TTOfiTiog 21 . 44. *106
152. 280
jTOV7]gevEO&ai 215
TToaa- 1 35
jTotSc 279
jrgay/xaxEVEO&ai 213
-TTgay/xcov 102. 141
ngdxxtog 346
( djTo-)7xgaxiCea&ai
275
[EX-)ngEfivil^Eiv 268
-TigEJxijc 102 f.
7iQEaßvxi]C 354
Ugia/j-Mvögiov 295
jrgo- 47. 91. 162
jigoäaxioc, -ov 52
Tigofj/Liag, Jtgovv^ lOS
Fußn.
JXQÖ^svoc 50. 163
Tcgooijjiiov 52
TtgÖTcac 46. 95
220
Register.
TlQOJZEQVai 49
TT^OTTQO- 22. 80
TTQoa- 162
jioootaTevEiv 213
7iQoa(OTioh]li7tTr]i;\0\
71Q0T0V 48. 157
jTQovQyov 48. 121
TiQÖyßsg 49
nQvxavEVEiv 214
TiQOiTeia 16
TTocoTEiCeiv 257
tiqcoteIov 16. 290
TTpfüTfüetr 16
rioCOTO-, TlQVJTEaL-
"l38
jr(T)oAf- 122. 126
jiuy/jidxoc 125
nvd-ayoQiCEiv 272
jTu^fdCetJ' 236
7rv^(a)a)£idcl20 Fuß-
note. 126
nvXoiyEvtji; 73. 110
nv^it,6iv 271
jivova&ai 205
jrfp- S. 71VQ0-
7lVQ}](f)6QO^ 133
Trugt- 32. 41. 136
J7:t;ß(o)- 127. 131
71VQOVV [äjivQcoxo::)
204 Fußn.
JlVQOffOQOg 133
TivQod^Eiv, -oüv 265
77 wgoos" 26. 165
jiVQoaivEiv 14. 220
jiwoTtc 373
(djTO-, ey.-)jivtit,Eiv
275
-Tiwh]^, -Tcojhi;, -KOi-
Xelv 99. 195
jioD^oödfivt]!;, -vEiv 98
gdCEiv 241
gavTii^eiv 275
' PacpavoyoQxaaog
164
QayiL,Eiv 257
QEvoTakEog 330
QTjyvvvai, QijaaEiv 171
QTjTlVOÜV 207
QtjTOQixög 395 Fußn.
etycri» 187
e'tCoili' 204 Fußn.
ptjrTacetJ' 250
^0(5o(5dj<Tt'Ao? 86. 90.
112. 139. 151
QOiCelv 191
gvordCsiv 250
QcoyaMoi; 333
QO)xaxiL,Etv 274
aaßßaxiCEiv 269
oaXmUiv 260. 263
I^ajiiö&QrjXEc:, -xiog
93. 148
auQy.ao/xoTTixvoxd/j,-
TiTtji; 161
aaxoarcEVEiv 214
-CT^(Vt^' 188 Fußn.
üfAdi'i'a, -di'a, -jjvjj
124
aij/uEiovv u. Med. 201
-at]/bioc 141
Z^eVeAos 327
-a&Evr'jC 155. 157
I§Eim; 327
otyd)' 180
aiy/jiaxiCEiv 274
aiÖ7]Qovv 205
Ui/M'jv 165
oivaTciCEiv 254
aiMTräv 180
(öia-joxraTorä^at 207
{xaxa-)ay.a(prj 281
a>cidt,Eiv 244
axiQxäv 186
axhjQoxaQÖia 92
Fußn.
aKOQaxiiiELv 264
(ay-)o>€ordCfff 240.
244
axoxoüv 204. 244
axvößaivEiv 221
ö:xi'T£Uftr, -fi^c 212
oxyro- 131
ofiagayEiv, -it,Eiv 261
aoj3e/> 187
aocpil^Eiv, -ovv 265
o.Täj' 179 Fußn.
OTiavi^Eiv 254
ojToyddCttv 251
oxaaid^Eiv 240
axaoio:ioi6i; 130
axdoii;, -axaaig 43.
145. 156. 158
-axdxrji; 345
axE/bifxaxovv 205
axEvd^Eiv 243. 251
axEcpavovv 198 f.
axE(favcü£Xco 209
oxrjai- 79. 163
axißdLEiv 235
axoßdCEiv 242
oxoinovv 205
oxoß(fd^Eiv 243
oxoyd'CEadai 247
axQaxi]yElv 194
Hxgdxxn; 23
axQEij'o- 138
OTQEyjoöixon^avovQ-
yia 161
aroov&oxdjnr]/.og 94
oxQOcpaliZEiv 277
oxQiofpäv 186
-aruy^C 102. 105
OTiiyo- 78
-oTuI 44. 102. 150
ouaj^po? 93 m. Fuß-
note
avßojx7]g 100. 126
ödAA^jitcoo 345
avfiTxaQEiaeQXEa&ai
162
avjiiTToaid^Eiv 269
av/iirc6xt]; 47
öuj'- *47. 95. 115.
154
oi'i'dr5eA(foc 50
avi'EÖQidCEH' 269
avQiCEiv {-ixxEiv) 260
^vQoqpoii'iXEc: 94
o(payt] 281
aq)dL,Eiv {-xxEiv) 233
G(f7]xovv 204 Fußn.
a q^QayiÖovvxaoynxo-
ßt'jxai Anli. II
ofpQiyäv 183
ayE&Elv 174
ouifiäxiov 296
a((JT/yo((oc), -Tftga
usw. 346
Register.
221
§§
rala- 75. 96. 155.
159
xaMgiov 335 Fußn.
ra/uiea ixQcoc; 79
rafiisvEiv 213 f.
ravvv 48
ravv(oL)- 137
-rdl 107
xajteivovv 205
raga^L- 160 f.
TavQo^ 165
reivvTai 171
T£ix£OinKijri]g"i. 103
Tekafxiovioi; 283
rsXelv, reXeierai 188
TEQaaxöjToi; 127
xegTcixegawo^ 96
Fußn.
Tcev'i- *79. 96. 111.
137. 151
rsaaegsaxalöexa 66
xeravoc; 22
TCTga- 74. 122. 127.
135
T£;fi'äi' 185
r??Ae-, Tr^Ai-, Tj^Ao-
136. 138
xiL,Eiv 264
xi&t^vi] 22
xiixdoyo!;, xijxovxoi;
12l'
xi/j,a)g6i;, -dogoi;, -rjo-
goQ 120
TiVeiv 171
((5ta-)Tfi'da/l£'o5' 330
xix&ev£LV 213
Tir^jj 23
tA??- 75. 96. 159
xofxäv 183
xo^dCeo&ai 247
xo7idt,eiv 247
TOgvet'ToAugaojrtöo-
jTJjydc 82. 161
-xovx7]i; s. -erj/c
xgayeka<po!; 94
xgayil^eiv 271
xgajzE/xjzahv 160 f.
xgav}dt,eiv 262
xgeiGxaiöexaxoc *66.
146
§§
xgdfxsiv, xgeaae 7
-xge(f>r](; 105
T^t- 90. 126. 151
xgid'Qeiv 249
-xgißt]^ (-^gitp) 99
xgiCsiv u. Ableit.
260
Tßt^iTuC) tgtrrr!? 376
Tßta- 64
Teixov;ioc85. 89. 160
-Tgti^ s. -xgtßr]g
xgofjielv 187
(ej'-, /Liera-)rgona-
MCea&m 277
TgO^TOC 97
Tgo^^dc 280. 302
-Teo(poc97.106.152.
280
xgoxdL,eiv 251
xgoxaXiCeiv 277
xgoxö?, T^göxoc, 97.
280
xgvxo.leo(^ 333
xvfXTzav ilI,Eiv 251.
263
Tt^irAdCeti' 242
xvgavvelv 191
■u- s. ■uo-
vßgiaxij^ 342. 349
^ytdteti' 240. 245
vyiaiveiv 221 f. 245
ijytjjc 59
vygdCeiv 244
vygaiveiv 15. 220.
244
vdaxaiveiv 221
V(3aT0- 131
-uöaroc 143
vdarova&ai 207
vÖEgoüa&ai 207
?;deo- 131
-vößoc 143
■u(5cop 1 7
vtCeiv 257
tiAäv 179
-j^Ao- 130
^5(o)- 126. 130
t;7res^ 109. 157. 162
vjie^avaövvai 162
vjceg&vibioi; 45
' Ynegibidvrji; 163
1 ujro- 47. 162
j vjioövtr]^ 347
VTroxaTO) 49
vjzoxogiCso&ai, -laxi-
xd 291 Fußn.
■i3jrdAe7rToc 46
vjrdAev^coc, -xaivsiv
46
wjrojrd^toc, -oi' 52
vjTox&öviog 51
vaxegelv, -iCeiv 266
vcprjvioxo^ 47
vrpovv 15. 205
-(payelv 190
(payrjaiTiöaia 82. 147
(pasoL/bißgoxo^ 7 9
cpaeacpögoi; 127 Fuß-
note
Ö>ai^^a 26
0aive-, 0mvi-, Oai-
vo- 138
(pavoc 317
qpag/Lidaoeiv 178
i (jjciTtc 373
j <peg(s)- 160
(pegsaaax^(; 123
(pevCeiv 234
(p&Eiai- 79
(pd-iveiv, -vv&eiv 171.
174
(p&oyydl^sa&ai 243.
251
(p&ogd 281
-q>&ogo<; 97. 152.
q^ila&Xrjxi^g 350
cpiXdvoig 119
9)tAefj;178. 187f. 191
-99dr;? 105
(piXi7iJzit,eiv 272
CPüAioc 327
(^do- *76f. 87. 96.
113. 138. 350
(pi2.ofx/Liei6r]C 123
cpi'koxiixelü&ai 197
(pXey/biaiveiv 221
cpXoyi'QeLV 276
cplvxxaivova&ai 207
222
Register.
§§
(foiralio^ 332
cpoväv 183
(povevi;, -eveiv, -(po-
voi;, -qpovelv
212. 214. 302
{-)cpoQElv 187. 189
372 Fußn.
-(fOQEla&ai 197
q)OQfxi^eiv 260. 263
(fOQÖc; 25. 97
-q)OQO^ 21. 44. 62.
152. 160. 280.
372 Fußn.
(pQdCeiv 233
cpQixaXeoi; 333
(pQoi/MOv 52. 121
(-)99goi'£ti' 195
(pQovriCeiv 253
(pQovöo^ 50. 121
-995001' 141. 163
(pvyadeioi, -evavri,
-eveiv 210. 217
95^7?^ 281
(pvyo- *77. 113
<pvCa?Jo; 332
-^JuAcweti' 195
95üAapi;o5', 99üAa>^ 129
-(pv^ 21. 44. 150.
279
ffvaiKÖi; 392
99t)atoAdyo5' 130
(pvivelv 194
(po)G(pÖQO(;\21 Fußn.
'yaiTY]^ 139
XaleJiaivEiv 221 f.
§§
;{a//(at)- 63
p^agd 281
/aQaxx7]QiC£iv 257
yaQL^ea&ai 254
^d^tAA-oc 327
Xei/j,eQioc;, -qlvö; 318
Xei/Li{cov)o- 131
Z£'eo- s. p^eg-
y^eiQoydarojQ 160
;/£ iQOJio hjTog 104
Xehdovi'QeLV 264
ze?-(Z£f?o-) 127. 131
Xeqvi)^, -tjTt]C 340
X£e»'tV'102.127.150.
279
'/EQvixpavzo 85 Fußn.
yegaövrjaoc: 94
%r]vaXü}7T)]^ 94
Xiovo- 131
Xircoviov, -VLa>ciov29&
XiTcovioxaQLov 295
yXavLoxiÖiov 296
yKevateiv 242
yXciQaiveiv 220
yXcüQÖfxeXa^ 81
yvodCeiv 248
/oAäi; 183
;^oAoi3r 199
yoQoxpdlxQia 342
Fußn.
yoQTd^eiv 171
XQfjvai usw. 66
XQfjo&ai, XQda&ai\']9
XQVO£Xe(pavrriKexTQo^
83. 161
XQvai'Qeiv 265. 271
XQvaovv 205. 265
yoiXaivEiv 221 f.
XCoXeVEIV, -EVEO&ai
215f.
yiogii^Eiv 254
y)d?iZt]^, -xQia, -rt]-
Qiov 348
y a ufxaxooioydQyaoa
135. 161
(-)?^'eü^?/5' 25. 155
V^et^r^io)- 114. 131
iftzid^Eiv 234
tpiyjov 296
ipocpElv 191
ipvxQaivEiv 220
xpoyfiiov 296
-w(5>/c 8. 20. 155.
*388f.
(höiväv 183
coC^'i' 234
d)xa?dog 333
cüJiUTiov, 89
(hxvjtTEQo; 90. 151
vAeo ixagrcog 79
-wAryc 155
-iojuoTo; 118
-ibvr}^ 99
-ibvvfio- 118; s.
auch j't'ji't'/^(j')oc
(hQipidL,Eiv 248
-w^d? 120 m. Fußn.
-ä)Qv§ 118
ihxiov, (oxdoiov 296
cü;{ßdA£t'?io? 81
Register.
223
II. Stämme und Suffixe
(nach den Endbuchstaben geordnet).
(Verba im Infinitiv.)
§§
§§
-a-
als Kompositions-
im Vordcrglied
vokal 135
127.131,imHin-
-ä-{
-t]-) als Komposi-
terglied 141 ;Ab-
tionsvokal 133 f.
leitungen dar. :
ä-Stämme 21. 281 f.,
Verba 205. 207.
als Vorderglie-
213. 219—221.
der 126. 130, als
236. 257, No-
Hinterglieder
mina 301. 331
139; Ableitun-
Fußn. 332. 361.
gen aus ä-Stäm-
389
men : Verba
-&/xa
310
180ff. 202f. 209.
-{i)a/jt.a
310f.
194 f. 204 Fuß-
-xfia
310
note. 205. 207.
-aiva
299
213. 220. 237f.
-öaiva
386
242—244. 246
-&Qä
390
—249. 256. 342.
-zsiga
300. 341
256f.260. 271 f.,
-TQä
351
Nomina285.293.
-eaoa
298
295. 301. 319.
-laaa
299f.
325. 336. 337.
-ovaaa
{-ovxxa) 363
354f. 357. 359.
-ovaa
298
362. 363. 381.
-tä
(Abstrakta) 340.
384. 388f. 392
366 f.
394. Vgl. auch
-ia, -iai; usw.
-ö-
377—382; s. auch
-da
(Adv.) 107. 378
III. Reg. unter
-sä
(-»5)297.328Fußn.
Dentalstämme
-t^
298—300. 379
-dö-
(-de, -ddog) 235.
-ia
184. 252. *287.
237. 249. 377.
299. 394
*379f.
-Eia
299. 303
-idö-
{-id(;, -iddo^) 252.
-ela
298
379—381
-Eia
287. 299
-lö-
(-tg, -töoc) 16. 99.
iQia
*300. 341. 342
253—255. 299f.
Fußn. 348. 379
*379— 385
-aia
145. *284. 287
-fia
19. 219. 257. 274.
■n-
als Kompositions-
*309—311. 371;
vokal s. -ä-
224
I^egister.
-fj s. -ea
-eir] 299
-r]t7] 287 Fußn. 299 mit
Fußn.
-iaxij 398 f.
-h) s. -kog
-&hj 390
-wA^ 325
-tvf] 314. 320
-(o)ovvT], -coavvij 323
-öcbvr] 386
-tcoj'T? 314
-wß/) 325
-rr/ s. -tä
-&- 390
-v^- 390
i-Stämme s. -aig; als
Vorderglieder
126. 130. 134;
Ableitungen
daraus: Verba
208f. 213. 239f.
254. 257. 269.
342 ; Nomina
285 Fußn. 293.
319. 323. 354.
358. 360f. 392
-i (Adv.) 108
-vdvai 170. 171 Fußn.
-vvvai 20. *171
-avvvvai 171 Fußn.
-ei 26. 108. 352 Fußn.
-Tel 352 f. 369
-ri- s. -aii;
-rt 352 f.
-i{a)ari 272. 353
-äy-, -äx- 391
-tax- 397—399
n-Stämme: nominale
309—315, als
Vorderglieder
127. 131, als
Hinlerglieder
141; vgl. auch
-fia und r/n-
Stämme; Ab-
§§
leitungen aus
nominalen n-
Stämmen 206.
219—221. 236.
240. 257. 267.
272f. 299. 323.
357. 365. 384
m. Fußn.; ver-
bale n-Stämme
s. -( )vsiv, Ab-
leitungen daraus
305. 310. 373
-äi>
(Verba) 98. *179bis
186. 202f. 209.
232. 238. 256.
325
-luv
*184. 231. 238
-räv
186. 250 Fußn.
-exäv
186
^ -Tiv
(Verba) 179
-(d)d7]v
(Adv.) 107. 378
-fxnv
(Nomina) 312
-elv
20. 98—100. 181.
*187— 197.2021.
209. 212. 232.
261. 266. 325
-Ceiv
232—277. 373
-dteiv
15. 232f. *235 bis
251. 253. 275.
305. 310. 342.
379. 384
-idCeiv
239Fußn.*252.269.
271 f. 353. 384
-rd^Eiv
250. 275
- iCeiv
16. 218. 232f. 239.
*252— 277. 305.
310. 342. 353.
379. 384
-ätCeiv
259
-stCeiv
258 f.
-aXiCeiv
277
-riCeiv 275
-/nariCeiv
257. 274
-vCeiv
232. *234. 241
-■&eiv,
-d&eiv, -E&eiv 11 k
-ieiv
208 f.
-EieiP
210
-(i)axEiv
172f.
-(v)Xkeiv
2281.
-vetr
168
PA Debrunner, Albert
287 Griechische wortbildungs-
ViL lehre
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY