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Full text of "Griechische Wortbildungslehre"

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INDOGERMANISCHE 
BIBLIOTHEK 

HERAUSGEGEBEN  VON 
HERMANN  HIRT  und  WILHELM  STREITBERG 

ZWEITE  ABTEILUNG 

SPRACHWISSENSCHAFTLICHE 
GYMNASIALBIBLIOTHEK 

UNTER  MITWIRKUNG  ZAHLREICHER  FACHGENOSSEN 

HERAUSGEGEBtN  VON 

MAX  NIEDERMANN 


ACHTER  BAND 
GRIECHISCHE  WORTBILDUNGSLEHRE 

VON 

ALBERT  DEBRUNNER 


HEIDELBERG  1917 
CARL  WINTERS  UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG 


GRIECHISCHE 
WORTBILDUNGSLEHRE 


VON 


DR-  ALBERT  DEBRUNNER 

PROFESSOR  AN    DER    KANTONSSCHULE  UND    PRIVATDOZENT 

FÜR  INDOGERM.  SPRACHWISSENSCHAFT  AN  DER  UNIVERSITÄT 

IN  ZÜRICH 


HEIDELBERG  1917 
CARL  WINTERS  UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG 

Verlags-Nr.  1369 


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MEINEM  LIEBEN 
FREUND  UND  KOLLEGEN 
DR  THEODOR  NÄGEL! 


Vorwort. 

Als  die  Aufgabe,  für  die  „Sprachwissenschaftliche 
Gymnasialbibliothek"  ein  Bändchen  über  die  griechische 
Wortbildung  zu  liefern,  an  mich  herantrat,  hatte  ich  an- 
fänglich schwere  Bedenken.  Denn  ich  war  mir  darüber  klar, 
daß  beim  gegenwärtigen  Stand  der  Wortbildungsforschung 
ein  auch  nur  annähernd  gleichmäßiger  Überblick  über  dieses 
Kapitel  der  griechischen  Grammatik  ein  Ding  der  Unmög- 
lichkeit ist.  Wohl  ist  für  die  Anknüpfung,  besonders  die 
formale,  der  griechischen  Wortbildungsmittel  an  die  indo- 
germanischen in  der  Hauptsache  getan,  was  sich  tun  läßt, 
und  die  Ergebnisse  sind  in  Brugmanns  Grundriß  und 
Brugmann-Thumbs  Griechischer  Grammatik  leicht  zu- 
gänglich; aber  der  Zweck  der  ,, Sprachwissenschaftlichen 
Gymnasialbibliothek"  weist  dieser  Seite  eine  ganz  unter- 
geordnete Stellung  zu.  Andrerseits  haben  die  vergangenen 
Generationen  der  philologischen  Grammatiker  den  grie- 
chischen Tatbestand  und  seine  gröbere  und  feinere  Gliede- 
rung einigermaßen  herausgearbeitet  (das  Wesentliche  davon 
findet  man  in  der  Grammatik  von  Kühner-Blass);  aber 
auch  mit  einem  solchen  System  von  formalen  und  semanti- 
schen Fächlein  wäre  hier  dem  Leser  wenig  gedient.  Daneben 
schwebte  mir  ein  Idealbild  vor,  kurz  gesagt,  eine  Geschichte 
der  Wortbildungsmittei  im  Griechischen^.  Die  Bei- 
träge, die  in  neuester  Zeit  zur  Geschichte  einzelner  Bildungen 


^  Vergleiche  auch  Fr.  Stürmer,  Anregung  zu  wortkund- 
lichen  Arbeiten  (Glotta  VII  [1915],  72—80,  bes.  74 f.  über  die  Ab- 
leitung und  75  f.  über  die  Komposition). 


VIII  Vorwort. 

erschienen  sind,  lassen  uns  erst  recht  empfinden,  was  auf 
weit  großem  Gebieten  noch  fehlt.  Und  die  notwendige 
Ergänzung  dazu,  eine  Reihe  synchronistischer  Quer- 
schnitte durch  die  Wortbildungsmöglichkeiten  bestimmter 
Sprachperioden,  Dialekte,  Literaturgattungen  und  Autoren^, 
ist  bisher  kaum  als  Erfordernis  bekannt.  Unter  solchen 
Umständen  erschien  mir  die  gestellte  Aufgabe  als  undankbar 
und  unausführbar.  Wenn  ich  sie  trotzdem  übernommen  habe, 
so  gaben  folgende  Überlegungen  den  Ausschlag:  Es  handelt 
sich  hier  nicht  um  ein  erschöpfendes  Handbuch,  sondern 
um  eine  gedrängte  und  leicht  verständliche  Darbietung  der 
wichtigsten  Ergebnisse  der  bisherigen  in  Einzeluntersuchun- 
gen zerstreuten  und  meist  nicht  allgemein  zugänglichen 
Forschung,  und  vielleicht  ebenso  sehr  um  Anregung  zur 
Ausfüllung  der  Lücken.  Es  muß  eben  auch  Bücher  geben, 
die  aus  der  Hoffnung,  bald  überholt  zu  sein,  entsprungen 
sind  und  die  sich  mit  dem  Gedanken  trösten,  den  siegreichen 
Nachbarpflanzen  selber  etwas  Nahrung  zugeführt  zu  haben. 
Ein  Werk  aus  einem  Guß  kann  freilich  so  nicht  entstehen; 
es  wird  eben  ein  Gemisch  von  Geschichte  und  Tatbestand- 
beschreibung werden  müssen  mit  Seitenblicken  auf  die  Vor- 
geschichte, wo  diese  das  Verständnis  erleichtert.  Wenn  sich 
dabei  die  beiden  Zwecke,  eine  Einleitung  in  die  sprach- 
wissenschaftliche Behandlung  der  Wortbildung  überhaupt 
zu  bieten  und  den  griechischen  Bestand  in  seinen  Haupt- 
teilen einigermaßen  zu  einem   Gesamtbild   zu  vereinigen, 

^  Dabei  müßte  geschieden  werden  nach  liberaouimenen, 
emporsteigenden,  neugeschaffenen  und  absterbenden  Bildungen. 
AuiJi  nach  Bedeutungen  müßte  gruppiert  werden.  Für  die  Be- 
deutungen der  Ableitungen  muß  ich  auf  das  Sachregister  ver- 
weisen. Bedeutungsverschiebungen  interessieren  uns  hier  nur, 
wenn  sie  gruppenweise  auftreten.  Über  die  semantische  Seite  der 
Vv'ortbildungslehre  vergleiche  man  H.  Paul,  Aufgaben  der 
Wortbildungslehre  (Sitzungsber.  d.  bayr.  Ak.  189G  phil.-his(.  Kl., 
S.  692 — 713,  besonders  S.  700 ff.  zur  Geschichte  der  Nonnna 
actionis  des  Neuhochdeutschen).  Die  Bedeutungen  der  Kompo- 
sita sind  §80ff.  behandelt. 


Vorwort.  IX 

nicht  allzusehr  in  die  Quere  kommen,  so  will  ich  zufrieden 
sein. 

Eine  weitere  Folge  der  Ungleichmäßigkeit  der  bis- 
herigen Forschung  ist  die,  daß  ich  manchmal  einzelne 
Abgründe  mit  kühnen  Hypothesen  zu  überbrücken  suchen 
und  mich  dabei  mehr  auf  das  Gefühl  als  auf  vollständige 
Materialsammlungen,  die  eben  den  Gegenstand  zahlreicher 
Spezialarbeiten  bilden  sollten,  stützen  mußte.  Das  Material 
hat  auch  sonst  seine  besonderen  Schwierigkeiten:  Den  Laut- 
und  Formenbestand  des  Griechischen  kennen  wir  aus  der 
Überlieferung  genügend,  abgesehen  von  den  literarisch  und 
inschriftlich  schwach  belegten  Dialekten;  dagegen  müssen 
die  Lücken  der  Überlieferung  bei  der  Wortbildung  viel 
empfindlicher  sein,  weil  die  Differenzierung  der  Sprache 
nach  Dialekten  und  Lebensgebieten  besonders  im  Wort- 
schatz und  in  den  Wortbildungsmitteln  zum  Ausdruck 
kommt,  also  die  Ungleichmäßigkeiten  und  Einseitigkeiten 
der  Überlieferung  in  stärkerem  Maß  hervortreten,  und  weil 
außerdem  der  Reichtum  an  fertigen  Bildungen  viel  größer, 
die  Möglichkeiten  der  Neuschöpfung  weit  mannigfaltiger 
und  bequemer  sind  als  auf  dem  Gebiet  der  Laute  und  For- 
men. Immerhin  darf  man  annehmen,  daß  das  Gesamtbild 
mehr  unvollständig  als  falsch  herauskommt. 

Noch  ein  Wort  über  die  Begrenzung  des  Stoffs:  Das 
Büchlein  soll  die  Wortbildung,  nicht  die  Formenbildung 
behandeln.  Ausgeschlossen  ist  also  die  gesamte  Dekhnation 
und  Konjugation,  alle  formantischen  Mittel  zur  Bezeich- 
nung von  Kasus,  grammatischer  Person,  Tempus,  Modus 
usw.:  auch  die  Steigerung  der  Adjektiva,  die  Bildung  der 
Adverbia  und  die  Pronominalstämme  interessieren  uns  hier 
nicht  vom  systematischen  Standpunkt  aus,  sondern  ledig- 
lich insofern  sie  an  der  suffixalen  Ableitung  und  an  der 
Zusammensetzung  teilnehmen;  z.  B.  die  Adverbialendung 
-coQ  ist  kein  Ableitungssuffix,  weil  sie  ganz  in  das  Dekli- 
nationsschema eingegangen,  eine  regelmäßige  Funktion  des 
Adjektivs  geworden  ist. 


X  Vorwort. 

Endlich  sei  hier  ein  für  allemal  bemerkt,  daß  ich  ent- 
sprechend der  Gewohnheit  der  „Sprachwissenschaftlichen 
Gymnasialbibliothek"  auf  Literaturangaben  im  Text  ver- 
zichte. Zur  Einführung  in  die  Literatur  diene  die  zusammen- 
hängende kurze  Bibliographie.  Daß  ich  neben  den  oben 
erwähnten  Handbüchern  methodisch  und  stofflich  E.  Fraen- 
kel  vielleicht  am  meisten  verdanke,  wird  der  Kenner  von 
selbst  merken. 

Der  Anhang  soll  zeigen,  wie  in  den  alten  Grammati- 
kern trotz  aller  Mängel  doch  auch  neben  gelegentlichen 
guten  Einzelbeobachtungen  viel  nachdenkendes  Forschen 
und   scharf  erfassendes  Gruppieren  steckt. 

Zum  Schluß  danke  ich  gerne  denen,  die  sich  um  dieses 
Büchlein  verdient  gemacht  haben:  Herr  Dr.  W.  Altwegg 
in  Basel  hat  das  Manuskript  vom  Standpunkt  des  Gymnasial- 
lehrers aus  einer  Durchsicht  unterzogen  und  mir  wertvolle 
Winke  gegeben;  Herr  Prof.  Dr.  E.  Howald  in  Zürich 
hat  seine  Kenntnis  der  alten  Grammatiker  dem  Anhang 
zu  Gute  kommen  lassen.  Vor  allem  aber  durfte  ich  wieder 
jederzeit  den  Rat  meines  verehrten  Lehrers,  des  Herrn 
Prof.  Dr.  J.  Wacker  na  gel  in  Basel,  einholen  und  seine 
kritischen  Bemerkungen  zu  den  Korrekturbogen  benützen. 
Möge  eine  freundliche  Aufnahme  des  Büchleins  allen  Helfern 
ihre  Mühe  lohnen! 

Zürich,  im  Mai  1917. 

Der  Verfasser. 


Bibliographie. 

Zur  Einführung  in  das  weitere  Studium  werden  die  wich- 
tigsten systematischen  Darstellungen  und  einige  methodisch  wich- 
tige oder  noch  nicht  allgemein  in  den  Handbüchern  verarbeitete 
Spezialabhandlungen  angeführt. 

1.    Handbücher  mit  Gesamtdarstellungen  der  Wortbildungslehre. 

K.  Brugmann,  Grundriß  der  vergleichenden  Grammatik  der 
indogermanischen  Sprachen.  II.  Band.  Lehre  von  den  Wort- 
formen und  ihrem  Gebrauch.  I.Teil  (Straßb.  1906):  All- 
gemeines.    Zusammensetzung.     Nominalstämme.     3.  Teil 

1.  Lief.  (1913)  enthaltend  u.a.  die  Abschnitte:  Verbale  Kom- 
posita. Die  Tempusstämme  im  Allgemeinen.  Präsens  und 
starker  Aorist. 

S.  Vorwort. 

Dasselbe  in  verkürzter  Form: 

K.  Brugmann,  Kurze  vergleichende  Grammatik  der  indo- 
germanischen Sprachen.   2.  Lieferung.   Straßb.  1903. 

K.  Brugmann,   Griechische  Grammatik.  4.  Aufl.  von  A.  Thumb. 
München  1913  (Iwan  v.  Müllers  Handbuch  der  klassischen 
Altertumswissenschaft  II  1). 
S.  Vorwort. 

H.  Hirt,    Handbuch  der  griechischen  Laut-  und  Formenlehre. 

2.  Aufl.  Heidelb.  1912  (Sammlung  indogerm.  Lehr-  und 
Handbücher  12). 

Behandelt  kurz  auch  ausgewählte  Kapitel  aus  der  Wort- 
bildungslehre. 
R.  Kühner,  Ausführliche  Grammatik  der  griechischen  Sprache. 
I.  Teil.    Elementar-  und  Formenlehre.    3.  Aufl.  von  Fr. 
Blass.   2.  Band.   Hannover  1892. 
S.  Vorwort. 


XII  Bibliographie. 

2.  Zum  allgemeinen  Teil. 

Zur  Abgrenzung  der  Wortbildungslehre  gegen  andere  Gebiete 
der  Grammatik  (§lff.): 

R.  Blümel,  Einführung  in  die  Syntax  (Sprachwiss.  Gymnasial- 
bibliothek 6).    Heidelb.  1914. 

Zur  retrograden  Ableitung  (§24 f.): 

Fr.  Eichhorn,  De  Graecae  linguae  nominibus  derivatione  retro- 
grada  conformatis.    Diss.  Gott.  1912. 

3.  Zur  Zusammensetzung. 

Zu  §  112: 

W.  Petersen,  Der  Ursprung  der  Exozentrika  (Indog.  Forsch.  34 
[1914],  254ff). 

Zu  §  150 ff.: 

J.  Wackernagel,  Akzentstudien  IL  III.  (Nachr.  d.  Gott.  Ges. 
d.  Wiss.  1914,  20ff.  97 ff.). 

4.  Zur  verbalen  Ableitung. 

A.  Debrunner,  Zu  den  konsonantischen  io-Präsentien  im  Grie- 
chischen (Indog.  Forsch.  21  [1907],  13ff.  201ff.).  Diss. 
Behandelt  die  Entwicklung  besonders  der  Verba  auf 
-aiveiv,  -vvsiv  -aaeiv  -t,£iv  (außer  -iCeiv  und  -d^eiv)  inner- 
halb des  Griechischen. 

Zu  §274: 

A.  Debrunner,  iwxaxit.oi  (Juvenes  dum  sumus,  Aufsätze  zur 
klass.  Altertumswiss.  der  49.  Versammlung  deutscher  Philo- 
logen und  Schulmänner  zu  Basel  dargebracht.  Basel  1907. 
S.  82ff.). 

E.  Fraenkel,  Griechische  Denominativa  in  ihrer  geschichtlichen 
Entwicklung  und  Verbreitung.    Diss.  Gott.  1906. 
Behandelt  -aiveiv,  -vveiv,  -ovv,  -eveiv.    S.  Vorwort. 

W.  Marcus,  Zur  Bildung  der  Intensiva  in  den  altarischen  Dialekten 
und  im  Griechischen.     Heidelb(Tger  Diss.  Leipzig  191 'i. 
Behandelt  die  Intensiva  nach  der  Wurzel  oder  Basis  und 
nach  der  Reduplikationsart. 


Bibliographie.  XIII 

Arthur  Müller,  Zur  Geschichte  der  Verba  auf  -tCco  im  Grie- 
chischen.   Diss.  Freiburg  i.  Br.  1915. 

„Soll  nur  rein  Tatsächhches  bringen Es  sollte  die 

Untersuchung  mit  den  Weg  bahnen  zu  einer  vergleichenden 
Arbeit." 

H.  VON  DER  Pfordten,  Zur  Geschichte  der  griechischen  De- 
nominativa.    Leipzig  1886. 

In  der  Hauptsache  nur  eine  unvollständige  Zusammen- 
stellung der  Verba  auf  -äv,  -elv,  -ovv,  -dCeiv,  -i^eiv,  -aiveiv. 

Johanna  Richter,  Ursprung  und  analogische  Ausbreitung  der 
Verba  auf  -dCco.    Leipzig  1909. 

Untersucht  hauptsächlich  die  Beziehungen  von  -dL,(o  zu 
andern  Suffixen.  Durch  mannigfache  Versehen  und  un- 
zählige Druckfehler  stark  entstellt. 

L.  SüTTERLiN,  Zur  Geschichte  der  Verba  denominativa  im  Alt- 
griechischen. Erster  TeiF:  Die  Verba  auf  -dw,  -e'o),  -6oi. 
Straßb.  1891. 

Die  methodische  Grundlage  der  neuern  Erforschung  der 
griechischen  Verbalsuffixe. 

5.  Zur  nominalen  Ableitung. 

A.  Debrunner,  Die  Adjektiva  auf  -ahog.  Ein  Beitrag  zur 
griechischen  Wortbildungsgeschichte  (Indog.  Forsch.  23 
[1908],  IfL). 

W.  Dittenberger,  Ethnika  und  Verwandtes  (Hermes  41  [1906], 
78 ff.  161  ff.;  42  [1907],  IfL  161fL). 

Untersucht  mehr  philologisch  das  Verbreitungsgebiet  einiger 
Ethnikasuffixe  und  den  Bedeutungsunterschied  zwischen 
Ethnika  und  Ktetikon  (vgl.  §  396  und  Anhang  I). 

E.  Fraenkel,  Geschichte  der  griechischen  Nomina  agentis  auf 
-riJQ,  -rcoQ,  -Trjg  (-r-).  I.  II.  Straßb.  1910.  1912  (Unter- 
suchungen zur  indogerm.  Sprach-  und  Kulturwiss.  I.  IV). 
S.  Vorwort.  Dieselben  Vorzüge  der  Fraenkelschen  Arbeiten 
zeigen     auch  seine  kleineren  Aufsätze: 

—    Zur  Geschichte  der  Verbalnomina  auf  -aio-,  -aia  (Kuhns 
Zeitschr.  L  vergl.  Spr.  45  [1913],  160fL). 


^  Weitere  Teile  sind  nicht  erschienen. 


XIV  Bibliographie. 

E.  Fraenkel,  Beiträge  zur  Gesciiiclite  der  Adjektiva  auf  -zixö^ 
(ebenda  S.  205 ff.). 

—  Zur  metaphorischen  Bedeutung  der  Suffixe  -rt/Q,  -tcoq,  -X7]g 
im  Griechischen  (Indog.  Forsch.  32  [1913],  107ff.). 

—  Die  Feminina  auf  -reiga,  -rgia,  -rQi(;  (-zogig)  und  die  Bil- 
dungen auf  -xoQio-  (ebenda  S.  395 ff.). 

Erwin  Herrmann,     Die  Liquidaformantien    in    der    Nominal- 
bildung des  ionischen  Dialekts.    Tüb.  1911. 
Für  das  Ionische  erschöpfend. 

W.  Petersen,  Greek  Diminutives  in  -lov.  A  Study  in  Semantics. 
Weimar  1910. 

Untersucht  1.  die  Entwicklung  der  Bedeutungen  von  -lov, 
2.  die  Entstehung  und  Ausbreitung  der  kombinierten  De- 
minutivsuffixe (§295 ff.).    Von  derselben  Art  ist: 

W.Petersen,  The  Greek  Diminutive  Suffix  -laxo-,  -loy.t]-.  Yale 
Univ.  Press.  New  Haven  Conn.  1913  (Transactions  of  the 
Conn.  Acad.  of  Arts  and  Sciences  XVIII  139ff.). 

Rein  HOLD  Schulz,    Die   einfachen  Stoffadjektiva  des  Griechi- 
schen,   semasiologisch    und    historisch    behandelt.     Diss. 
Leipzig  1910. 
Vorwiegend  Sammlung  und  Gruppierung  des  Materials. 


§§  1.  2]         I.  Die  Elemente  des  Wortes.  —  1.  Der  Satz. 


Allgemeiner  Teil. 


I.  Die  Elemente  des  Wortes. 

I.  Der  Satz. 

§  1 .  Im  Griechischen  wie  in  allen  indogermanischen  Spra- 
chen ist  die  Einheit  des  sprechrhythmischen  Lautkomplexes, 
den  wir  „Satz"  nennen,  in  der  Regel  keine  psychologisch 
ungegliederte  Gesamtvorstellung,  sondern  eine  durch  allerlei 
äußere  Mittel  gekennzeichnete  Verbindung  von  Einzel- 
vorstellungen zu  einem  Ganzen.  Die  eingliedrige  Sprach- 
äußerung, die  man  wohl  als  die  primitivste  betrachten  muß, 
bildet  nur  noch  eine  deutlich  als  Abweichung  von  der  Norm 
empfundene  Ausnahme  oder  wird  gar  nicht  mehr  als  selb- 
ständiges Satzgebilde  empfunden:  Impersonalia,  Interjek- 
tionen, Vokative,  Imperative. 

2.  Das  Wort  und  seine  Bestandteile. 

a)  Stamm,  Suffix  und  Endung. 
§  2.  Die  Teilvorstellungen  des  mehrgliedrigen  Satzes, 
die  Wörter,  enthalten  zunächst  den  Stamm,  d.  h.  den 
Ausdruck  des  Vorstellungs-  oder  Begriffsinhaltes,  der  von 
der  Verbindung  mit  den  andern  Teilvorstellungen  des 
Satzes  unabhängig  ist;  dazu  tritt  aber  meistens  noch  eine 
Endung,  d.  h.  ein  Bestimmungselement,  das  je  nach  der 
Beziehung  zu  den  andern  Satzteilen  wechselt. 

Debrunner,  Griech.  Wortbilduagslehre.  1 


2  I.  Die  Elemente  des  Wortes.  [§§2—4 

Ein  Stamm  (oder  auch  ein  endungsloses  Wort)  braucht 
aber  seinerseits  noch  nicht  ein  unteilbares  Ganzes  zu  sein, 
sondern  der  Vergleich  mit  Wortstämmen  verwandten  Sinnes 
ergibt  oft  ein  gemeinsames  Grundelement,  die  Wurzel, 
und  einen  modifizierenden  oder  ergänzenden  Zusatz,  das 
Suffix,  das  seinerseits  auch  mit  andern  Wurzeln  ver- 
bunden erscheint;  oder  aber  das  Wort  oder  der  Stamm 
enthält  mehrere  auch  selbständig  vorkommende  Wörter  oder 
Stämme.  Im  erstem  Fall  haben  wir  ein  abgeleitetes, 
im  letztern  ein  zusammengesetztes  Wort  (oder  einen 
solchen  Stamm)  vor  uns. 

§  3.  Zur  Veranschaulichung  des  Unterschieds  zwischen 
Endung  und  Suffix^  diene  folgendes  Beispiel:  ä^icbjuar-oq, 
d^ioj/uar-i,  ä^iojjuar-a,  d^iojjudr-ojv  enthalten  die  Kasus- 
endungen -og,  -i,  -a,  -ojj',  wie  sie  z.B.  auch  in  änavT-og  usw. 
vorliegen,  dagegen  der  Vergleich  von  d^tw-^ar-  mit  d^ico-oig 
einerseits,  mit  doa-^ar-,  xa&aQ-juar-,  dva&fj-ßar-  usw. 
andererseits  läßt  ein  Suffix  -^ar-  erkennen. 

b)  Wurzel  und  Basis. 
§  4.  Der  Begriff ,, Wurzel"  ist  also  zunächst  nichts  als 
eine  grammatische  Abstraktion,  die  besagt,  daß  ein  gewisser 
Lautkomplex  das  Bedeutungszentrum  eines  Wortes  bildet 
und  für  unsere  Kenntnis  inhaltlich  und  formal  nicht  weiter 
teilbar  ist.  Und  wenn  vom  Antritt  eines  Suffixes  an  eine 
Wurzel  die  Rede  ist,  so  ist  damit  über  die  Existenz  der 
Wurzel  und  des  Suffixes  als  selbständiger  Wörter  nichts  aus- 
gesagt; die  Umwandlung  eines  Wortes  in  ein  Suffix  ist 
zwar  mehrmals  historisch  nachweisbar  (§8),  und  die  Wurzel 
kommt  auch  als  Wortform  (,, endungslos")  vor  (z.  B.  im 
Imperativ  q)e()e,  im  Vokativ  Zev;  ebenso  der  Stamm,  z.  B. 
im  Imp.  rdx-vve,  im  Vok.  Qfj-Tog);  aber  beides  ist  in  den 

^  Ob  einmal  in  grauer  Vorzeit  die  (oder  einige)  Endungen 
aus  Suffixen  entstanden  sind,  indem  die  ursprünglich  stamm- 
bildenden Formantien  auf  neugebildete  syntaktische  Beziehungen 
(Personen-,  Kasusverhältnisse  usw.)  übertragen  wunim,  ist  hier 
nicht  zu  untersuchen. 


§§  4—7]         2.  Das  Wort  und  seine  Bestandteile.  3 

altern  historischen  Stadien  der  indogermanischen  Sprachen^ 
durchaus  die  Ausnahme,  und  die  Zeit,  wo  möghcherweise 
die  Mehrzahl  der  indogermanischen  Wurzeln  und  Suffixe 
als  Wörter  dienten,  ist  für  die  Forschung  unerreichbar. 

§  5.  Der  Ausdruck  ,, Basis"  wird  oft  in  gleichem  Sinn 
wie  „Wurzel"  gebraucht.  Es  empfiehlt  sich  aber,  ihn  auf 
die  theoretisch  rekonstruierte  gemeinsame  Grundlage  ver- 
schiedener Ablautformen  zu  beschränken,  die  allerdings  in 
erster  Linie  bei  den  Wurzeln  von  Wichtigkeit  ist  (,, Wurzel- 
basis", z.B.  *ße2.r]-  in  ixarrj-ßsM-rrjg  ßelo-q  ßo).-rj  e-ßaXo-v, 
ße-ßkrj-juai),  aber  wohl  auch  bei  Suffixen  gelegentlich  anzu- 
nehmen ist  (,, Suffixbasis",  z.  B.  *-tero-  in  -xr]Q  -tojq  -xqo- 
§  338ff.  351). 

c)  Suffix,  Präfix,  Infix,  Formans. 
§  6.  Für  das  bei  der  Ableitung  an  das  Wurzelstück 
antretende  Wortstück  verwenden  wir  hier  durchweg  den 
Ausdruck  ,, Suff  ix".  Genauer  genommen  müßte  man  dem 
Suffix,  dem  Anhängsel  hinten,  das  Präfix,  das  Anhängsel 
vorne,  zur  Seite  stellen  und  etwa  beide  unter  den  Ober- 
begriff Affix  einordnen  oder  mit  dem  Sammelterminus 
,, Formans"  {elementum  formans)  oder  ,,Formativ"  auch 
noch  das  Infix  {Xa-fji-ß-dvELv  zur  Wurzel  /a/S-,  lat.  iii-n-go 
zu  iug-iim)  einbeziehen.  Aber  im  Griechischen  ist  das  Infix 
kein  Wortbildungsmittel  (§  169),  die  Präfixe  sind  teils 
Flexionselemente  (so  das  Augment  £-),  teils  als  Kompo- 
sitionsvorderglieder empfunden  (§  9,  z.  B.  d-  privativum, 
dvo-^  dya-,  s.  §  54 ff.),  so  daß  für  die  Ableitung  tatsächlich 
nur  das  Suffix  übrig  bleibt. 

d)  Wurzeldeterminativ  und  Suffix. 
§  7.  Aus  der  Nebeneinanderstellung  von  Tgeju-eiv  'zit- 
tern', rgsaoe  (Verbalstamm  tqeg-)  'zitterte',  lat.  trep-idus 
'trippelnd,  ängstlich'  erschließt  man  eine  gemeinsame  Wurzel 
*tre-,  die  durch  ein  ,, Wurzeldeterminativ"  m,  s,  p  erweitert 
sei.  Vom  Suffix  unterscheidet  sich  dieses  dadurch,  daß  es  der 

^  Anders  z.B.  im  heutigen  endungsarmen  Engliscli. 


4  I.   Die  Elemente  des  Wortes.  [§§  7—9 

Wurzel  kein  für  uns  erkennbares  Bedeutungselement  beifügt 
\Nde  das  Suffix,  außerdem  dadurch,  daß  es  nicht  wie  das  Suffix 
gruppenweise  auftritt.  Allein  wie  bei  allen  derartigen  gram- 
matischen Rubrizierungen  gibt  es  auch  hier  Grenzfälle  und 
Übergänge;  so  scheint  ein  Wurzeldeterminativ  d  {xlv-Ö-ov 
'Wogenschwair  zu  lat.  c/u-ere  'reinigen')  an  der  großen  Aus- 
breitung der  (/-Suffixe  im  Griechischen  (§  378)  beteiligt  zu 
sein.    Über  -&-  s.  §  174,  306,  310,  390. 

e)  Kompositionsglied    und    Suffix  (Präfix). 

§  8.  Wie  schon  in  §  4  bemerkt  worden  ist,  läßt  sich 
im  Griechischen  einigemale  der  Übergang  eines  Kompo- 
sitionsglieds zu  einem  Suffix  beobachten.  Die  wichtigsten 
Fälle  sind  -{Öjajtög  (§  377)  und  -cbdrig  (§  388).  Die  MögHch- 
keit  eines  solchen  Übergangs  beruht  auf  mehreren  Um- 
ständen: Das  Kompositum  unterscheidet  sich  von  der  rein 
syntaktischen  Begriffsverbindung  gerade  durch  die  stärkere 
Vereinheitlichung  der  mit  einander  verknüpften  Vorstel- 
lungen (§27);  dadurch  kann  die  eine  Vorstellung  leicht  hinter 
die  andere  zurücktreten,  den  Charakter  eines  modifizierenden 
Elementes  erhalten  und  dadurch  auf  eine  Linie  mit  Suffixen 
ähnlicher  Bedeutung  geraten;  hauptsächlich  aber  begünstigt 
ein  Schwinden  des  selbständigen  Gebrauchs  eines  Wortes 
oder  eine  starke  klangliche  Entfernung  des  Kompositions- 
glieds von  seiner  selbständigen  Verwendung  die  Umdeutung 
des  Wortgebildes;  vgl.  das  erwähnte  -(ÖjaTTog  und  -ojöri; 
und  aus  dem  Deutschen  etwa  -sam  {=  (dem).  S.  auch  §  40 
über  verdunkelte  Komposita. 

§  9.  Etwas  häufiger  als  die  Umwandlung  eines  Hinter- 
glieds zum  Suffix  ist  im  Griechischen  die  Umwertung  eines 
Vorderglieds  zu  einem  bloßen  Zusatzelement;  so  beim  d- 
privativum  und  copulativum,  ferner  bei  Ovo-,  ägi-  usw. 
(§  54ff, ;  6).  Man  spricht  aber  trotzdem  gewöhnlich  nicht  von 
,, Präfixen",  sondern  rechnet  diese  Fälle  auch  zur  Kompo- 
sition; denn  wenn  auch  die  selbständige  Verwendung  im 
Griechischen  von  Anfang  an  fehlt,  so  gab  es  doch  keine 
Kategorie  unselbständiger  Vorsatzwörter,  so  daß  die  An- 


§§9' — 11]         2.  Das  Wort  und  seine  BestaiKÜeilo.  5 

knüpfung  für  eine  solche  Umdeutung  fehlte;  dafür  boten  die 
adverbial-präpositionalen  Wörter  wie  ävri,  eni  usw.  usw.,  die 
neben  ihrer  selbständigen  Verwendung  beliebte  Vorderglieder 
waren,  eine  gute  Analogie  (es  ist  sogar  geradezu  tieqi- 
§  45 f.  =  ägi-,  £Qi-  §  60,  äjio-  §  50  =  d-  privativum). 

f)  Der  thematische  Vokal  oder  Bindevokal. 
§  10.  Schon  im  Indogermanischen  ging  der  Endung  bei 
einer  überaus  großen  Zahl  von  Verben  in  gewissen  Tempora 
ein  Vokal  o  oder  mit  Ablaut  c  voran,  der  aber  nicht  un- 
zertrennlich mit  dem  wurzelhaften  Bestandteil  verknüpft 
war;  vgl.  My-o-juev  My-e-rs^  aber  *ley-öco  >  Xe^co.  Man  hat 
daher  ein  besonderes  Element  der  Formenbildung  darin 
gesehen  und  ihm  den  Namen  ,, thematischer  Vokal"  oder 
,, Bindevokal"  (auch  „Bildevokal")  gegeben.  Es  darf  als 
sicher  gelten,  daß  er  in  einzelnen  Wurzeln  ursprünglich  den 
eigentlichen  Wurzelauslaut  gebildet  hat;  aber  sein  Verhältnis 
zu  dem  oje  der  Nominalstämme,  die  die  griechische  (und 
lateinische)  zweite  Deklination  bilden,  ist  nicht  abgeklärt; 
vgl.  leya-i-iEv  zu  löyo-c,  (§  280).  Dagegen  hat  zweifellos  der 
Vokal  -o-  im  Griechischen  in  zunehmendem  Umfang  wirk- 
lich die  Funktion  eines  Hilfsmittels  der  Wortbildung  gehabt; 
so  bei  der  Zusammensetzung  (§  129,  143)  und  bei  der  Ab- 
leitung (§  323,  361,  364f.). 

g)  Die   Begriffe  ,, primär,   sekundär,   denominativ, 
deverbativ". 

§  11.  Die  Scheidung  der  Suffixe  in  primäre,  an  eine 
Wurzel  oder  an  einen  Verbalstamm  angefügte,  und  sekun- 
däre, hinter  einem  Nominalstamm  verwendete,  läßt  sich  nicht 
durchführen,  weil  die  Sonderung  von  Nomen  und  Verbum 
beim  Grundwort  sehr  oft  unmöglich  ist  und  weil  die  Suffix- 
geschichte gewöhnlich  die  Schranken  zwischen  beiden  Ab- 
leitungsarten durchbricht.  Z.  B.  dient  -lo-  als  primäres 
und  sekundäres  Suffix  von  vorgriechischen  Zeiten  her,  ver- 
liert  aber   allmählich   die   Möglichkeit    der   primären   Ver- 


6     II.  Analogie  als  treib.  Kraft.  —  1.  VVortkategorien.    [§§  11 — 14 

Wendung  (§  283   Fußnote);   -vveiv  ist   nur  vereinzelt  von 
den  Nomina  auf  Verba  übergegangen  (§  227). 

§  12.  Etwas  anderes  ist  mit  „primär"  gemeint,  wenn 
es  bei  Verben  den  Gegensatz  von  „denominativ"  (aus 
Nomina  abgeleitet)  oder  „deverbativ"  (aus  Verba  abge- 
leitet) bildet :  primäre  Verba  sind  solche,  die  weder  Nomina 
als  Grundwörter  haben  noch  modifizierende  Erweiterungen 
von  Verben  (,,Intensiva",  ,,Iterativa",  ,,Desiderativa")  sind. 
Über  die  Verschiebung  des  Wichtigkeitsverhältnisses  zu- 
gunsten der  denominativen  Verben  s.  §  175. 

II.  Die  Analogie  als  treibende  Kraft  bei  der 
Bildung  der  Wörter. 

§  13.  Die  historisch-vergleichende  Sprachforschung 
führt  nirgends  bis  in  die  Zeit  der  Urschöpfung  sprachlicher 
Gebilde.  Wenn  also  zu  irgend  einer  Zeit  neu  geschaffene 
Wörter  beobachtet  werden,  so  muß  notwendigerweise  die 
Frage  aufgeworfen  werden,  wie  das  Neue  aus  dem  zur 
gegebenen  Zeit  durch  Überlieferung  bekannten  Sprachgut 
erklärt  werden  kann;  es  müssen  Muster  gesucht  werden, 
nach  denen  auf  dem  Wege  der  ,, Analogie"  (Proportion)  die 
neuen  Wörter  gebildet  worden  sind.  Im  einzelnen  ist  eine 
sehr  große  Mannigfaltigkeit  anzunehmen: 

I.  Fertige  Wortkategorien. 
§  14.  Die  Anzahl  der  Musterwörter  ist  beliebig. 
Einerseits  gibt  es  ausgeprägte  fertige  Wortkategorien, 
an  die  sich  Neubildungen  anschließen,  ohne  daß  irgend  ein 
bestimmtes  Wort  maßgebend  hervortritt;  z.  B.  xdxcoaig 
konnte  aus  xaxovv  gebildet  werden  (§  372)  einfach  durch 
Anfügung  des  deutlich  als  Wortbildungsmittel  empfundenen 
-oi-g^.    Andrerseits   rief   oft    ein  einzelnes  Wort  ein  neues 


^  Die  meisten  Komposita  werden  zu  dieser  Gruppe  ge- 
hören; deshalb  ist  im  folgenden  nur  von  den  Suffixen  die 
Rede. 


§§14.15]       2.  Formale  und  semantische  Analogie.  7 

hervor;  s.  §220  über  nvQoaiveiv  nach  iQV&fgjaivsiv.  Zwi- 
schen diesen  Extremen  liegen  natürhch  unzähhge  Zwischen- 
stufen. Je  naiver  und  unbewußter  die  Wortschöpfung  vor 
sich  geht,  umso  enger  muß  wohl  der  Anschluß  an  die 
Muster  sein.  Der  Nachweis  der  Musterwörter  leidet  natürlich 
unter  den  Nachteilen  der  mangelhaften  Kenntnis,  die  wir 
vom  Wortschatz  vergangener  Zeiten  haben. 


2.  Formale  und  semantische  Analogie. 

§  15.  Die  Analogie  knüpft  an  die  Form  oder  an  die 
Bedeutung  an:  formale  und  semantische  Analogie. 
Die  Vereinigung  beider  Momente  bietet  die  besten  Vor- 
bedingungen für  eine  Neubildung;  so  hat  vyqaiveiv  in 
ioxvaivsiv  die  doppelte  Anknüpfung  (§  220):  erstens  die 
Proportion 

ioxvog:  iaxvaiveiv  =  vyQog:  vyQaivEiv, 

zweitens  die  gegensätzliche  Verknüpfung  von  'trocken'  und 
'naß'.  Neben  der  Gleichheit  oder  Ähnlichkeit  der  Be- 
deutung ist  nämlich  gerade  die  Bildung  von  Begriffs- 
gegensatzpaaren für  die  Neuschöpfung  von  Wörtern 
sehr  wichtig;  denn  entgegengesetzte  Begriffe  werden  geradeso 
gut  wie  verwandte  sehr  gern  im  Satz  verbunden  und 
durch  Nebeneinanderstellung  im  Satz  entstehen  besonders 
leicht  Neubildungen^.  Doch  reichte  sicher  für  die  Analogie- 
bildung die  eine  der  beiden  Ähnlichkeiten,  die  formale  oder 
die  semantische,  aus;  zur  rein  oder  vorwiegend  formalen^ 

1  Vgl.  z.  B.  zu  §  226  im  N.  Test.  Matth.  23,  5  n^axvvovaiv 
yaQ  rä  cpvXaxiriQia  avxvjv  xal  /zey  aXvvova  iv  rä  XQuaiceöa 
„sie  machen  ihre  Amulette  breit  und  die  Mantelsäume  groß"; 
zu  §185  Ps.-Isokrates  1  §  26  p.7b  tcüv  ex'&Q(öv  vixäa&ai  Tal<; 
xaxo7couai(;  xai  tü>v  (piXoiv  ■j^Txäa&ai  ralg  evEQyeaian;. 

2  Natürlich  ist  hier  nur  vom  Fehlen  von  Begriffsbeziehungen 
zwischen  den  Grundwörtern  die  Rede,  nicht  von  einem  Fehlen 
der  unentbehrlichen  Bedeutungsbeziehung  des  Suffixes  zum 
Grundwort. 


8  II.  Die  Analogie  als  treibende  Kraft.         [§§  15.  16 

Analogie  vgl.  §  238  über  -dCeiv  zu  ä-Stämmen,  zur  seman- 
tischen z.  B.  äoxsiov  nach  y^alKelov  xovgelov  u.  dgl.  (§290). 
Zu  bemerken  ist  noch,  daß  die  formalen  Analogie- 
gleichungen oft  erst  durch  eine  Beziehungsverschiebung  oder 
durch  Konzentration  auf  Teilähnlichkeiten  (mit  Hinweg- 
setzung über  anderweitige  Verschiedenheiten)  ermöglicht 
werden;  zur  Verschiebung  der  formalen  Beziehung  vgl.  §  211 
über  -EV£iv  zu  o-Stämmen  (mit  Übergehung  der  ursprüng- 
lich vermittelnden  £v-Stämme),  ferner  §  38,  zur  Teilähnlich- 
keit z.  B.  vyjovv  zu  vxpog  (Subst.,  .f-Stamm)  nach  TaJiewovv 
zu  Ta:Teiv6g  (Adj.,  o-Stamm)  (§  205). 

§  16.  Eine  besondere  Art  von  Analogie  stellt  die 
Parallelität  von  Suffixen  dar.  Gewisse  beliebte  Suf- 
fixe schlössen  sich  zu  Paaren  oder  Gruppen  zusammen,  weil 
ihre  Bedeutungen  unter  sich  markante  Sinnesbeziehungen 
hatten;  wenn  dann  das  eine  der  Suffixe  bei  einem  Wort 
gebräuchlich  war,  konnte  es  seinem  Grundwort  einen  seiner 
Genossen  zuführen,  auch  wenn  er  zur  Stammform  des  Grund- 
wortes nicht  genau  paßte.  So  mag  nach  §  205  äö&evovv 
neben  äo&evrjg  getreten  sein  als  viertes  Glied  der  Proportion 

xagTsgelv:  y.anxEQOvv  =  äo'&Evelv:  etc. 

Vgl.  auch  §  244  über  -aiveiv:  -dCeiv. 

Doch  kommt  diesem  Bildungsprozeß  sicher  nicht  die 
Wichtigkeit  zu,  die  ihm  viele  beimessen.  Möglich  ist  er 
nur  unter  Suffixen  mit  scharf  ausgeprägter  allgemeiner  Be- 
deutung, wie  sie  z.  B.  eben  -ovv  und  -eJv  iiaben.  Häufiger 
entsteht  die  Suffixparallelität  durch  gemeinsame  Erobe- 
rungen zusammengehöriger  Suffixe:  Tigcoreveiv  ■ —  jigcoxeia 
—  Jtgcjzeiov  zu  ngcorog  nach  ägiGxeveiv  —  ägioxeia  ■ — 
ägioxslov  zu  {ägioxog — )  agioxevg^  vgl.  ävdgaya&(L,Eö§aL 
-Eiv  —  ävögaya^ia  §  149,  -ig:  -lL,eiv  §255.  In  sehr  vielpu, 
vielleicht  den  meisten  Fällen  sind  die  Parallelen  blol.'icr 
Schein;  denn  selbstverständlich  kommt  es  oft  genug  voi', 
daß    bei    verschiedenen    Schriftstellern,    in    verschiedenen 


§§  16—19]  3.  Ihr  Produkt.  —  4.  Ihr  Wirkungsbereich.  9 

Literaturgattungen,  zu  verschiedenen  Zeiten,  in  verschie- 
denen Dialekten  auch  verschiedene  Ableitungen  aus  gleichem 
Grundwort  belegt  sind,  so  daß  sie  dem  oberflächlichen  Be- 
nutzer des  Lexikons  als  Parallelbildungen  erscheinen.  Nach 
Abzug  dieser  Zufallsparallelen  bleiben  vermutlich  keine 
l;onkurrierenden  Parallelbildungen  mehr  übrig,  sondern 
nur  gegensätzliche  oder  sich  ergänzende. 

§17.  Die  Widerspiegelung  einer  uralten  ähnlichen  Korrelation 
ursprünglich  bedeutungsverwandter,  dann  mehr  und  mehr  bedeu- 
iungsgleich  gewordener  Suffixe  darf  man  vielleicht  in  den  indo- 
germanischen sogenannten  r/zi-Neutra  sehen:  lat.  iter  itin-eris, 
iecur  iecin-oris  (beide  mit  Übertragung  des  r-Stammes  auf  die 
obliquen  Kasus),  griech.  ^jrag  rjjtar-oi;  'Leber'  (-ar-  ersetzt  den 
//.-Stamm,  s.  §  309),  vömq  vöaroi;  'Wasser',  vgl.  auch  §  219.  Allein 
diese  Bildungsweise  fällt  im  Griechischen  vor  unsern  Augen  dem 
Untergang  anheim;  das  Neugriechische  hat  sogar  vöwn  verloren: 
dafür  VFQÖ  =  vagöv  v)]qöv  'fließendes  (Wasser)'. 

3.  Das  Produkt  der  Analogiewirkung. 

§  18.  Das  Produkt  der  Analogiewirkung  ist  ge- 
wöhnlich ein  ganz  neues  Wort,  für  das  vorher  kein  Äquiva- 
lent vom  gleichen  Grundwort  da  war.  Doch  fehlt  es  nicht 
an  Beispielen,  wo  lediglich  ein  bestehendes  Wort  eine  leichte 
Umgestaltung  erfahren  hat;  vgl.  lo^vaiveiv  ioxva?Jog  aus 
ioxaiveiv  laxaleoQ  wegen  iG^vog  (§  220),  igv&gaiveiv 
aus  EQv&aivsiv  wegen  EQi^d-QÖQ  (§  220),  T^rräo&ai  aus  -ovad'ai 
wegen  vixäod^ai  (§  185),  auch  wohl  einige  Verba  auf  -ovv 
statt  -äv  wegen  o-stämmiger  Grundwörter  (§  203). 

4.  Der  Wirkungsbereich  der  Analogie. 

§  19.  Der  Wirkungsbereich  der  Analogie  ist 
bald  enger,  bald  weiter  umgrenzt.  Wo  es  sich  nicht  einfach 
um  Benützung  eines  fertigen  Suffixes  handelt  (§  14),  ist 
theoretisch  als  Regel  anzunehmen,  daß  die  Analogiewirkung 
von  Einzelwort  zu  Einzelwort  geht.  Ob  aber  die  Analogie  bei 
einem   Einzelwort  stehen  bleibt  (wie  es  z.  B.  bei  evxvkia- 


10  ir.  Die  Analogie  als  treibende  Kraft.  [§§19.  20 

OEiv  und  aljxdöOEiv  §  230  der  Fall  gewesen  sein  mag) 
oder  weitere  Einzelwörter  erfaßt  und  so  schließlich  eine 
Gruppe,  eine  neue  Wortkategorie,  einen  ,,Typus"  bildet, 
und  ob  dieser  Typus  klein  bleibt  oder  größern  Umfang 
annimmt,  das  hängt  außer  vom  Zufall  von  der  Geschichte 
der  Dialekte  und  der  Literaturgattungen  (vgl.  §  311  über 
-[xa,  §  334  über  -aXeog),  auch  etwa  von  den  Eigenheiten 
der  Schriftsteller  ab.  Die  Suffixe,  die  auf  diese  Weise 
neu  entstehen,  sind  gewöhnlich  Erweiterungen  der 
alten,  indem  ein  größeres  Endstück  eines  oder  mehrerer 
Wörter  auf  andere  übernommen  wurde:  Die  Bedeutung  des 
Suffixes  erleidet  dabei  eine  Einengung,  da  ja  die  Erweite- 
rung ihren  Ausgang  von  einzelnen  Wörtern  oder  Wort- 
gruppen nimmt;  man  vergegenwärtige  sich  nur,  was  aus 
dem  allgemeinen  Denominativsuffix  -io-  geworden  ist 
(§  167). 

§  20.  Bei  der  fortwährenden  Möglichkeit  der  Neuschaf- 
fung von  Suffixen  ist  es  begreiflich,  daß  der  Gesamtvorrat 
an  Suffixen  nicht  nur  im  Griechischen  gegenüber  dem  Indo- 
germanischen, sondern  auch  zwischen  den  griechischen 
Sprachperioden  und  Dialekten  starke  Unterschiede  aufweist: 
andere  Zeiten,  andere  Suffixe.  Man  kann  demnach 
etwa  folgende  Stufen  unterscheiden:  1.  indogermanische 
Suffixe,  die  a)  im  Griechischen  lebendig  geblieben  {-lo- 
§  283)  oder  b)  im  historischen  Griechisch  im  Aussterben 
sind  {-vdvai  §  170)  oder  c)  schon  im  ältesten  Griechisch 
nur  in  erstarrten  Resten  weiter  leben  (subst. -rog  §366); 
2.  unindogermanische  Typen,  die  a)  schon  bei  Homer  in 
den  Grundzügen  fertig  vorliegen  {-aleoQ  §  328f.)  oder  b)  bei 
Homer  in  den  ersten  Anfängen  stecken  und  ihre  Haupt- 
ausbildung erst  später  erhalten  haben  (-cbdrjg  §  388 f.)  oder 
c)  überhaupt  erst  nach  Homer  auftreten  {-(oooeiv  §  230f.). 
Im  allgemeinen  gilt  ferner  der  Satz:  je  allgemeiner  der 
Sinn  eines  neuen  Suffixes  ist,  umso  größere  Verbreitung 
steht  ihm  in  Aussicht;  vgl.  als  Gegensätze  einerseits  -eiv 
und  -ovv  mit  allgemeiner  Bedeutung  (§  191,  198),  anderer- 
seits -(boaeiv  (§  230f.). 


§  21  ]  III.  Arten  u.  Elemente  d.  Wortbildung.  —  1 .  VVurzeiwörter.  11 

III.  Die  verschiedenen  Arten  und  Elemente  der 
Wortbildung^ 

I.  Wurzelwörter. 

§  21.  Da  wir  uns  hier  mit  der  Wortbildung,  nicht  mit 
den  Wörtern  und  der  Flexion  befassen,  so  kommen  die 
Wurzelwörter  nur  insofern  in  Betracht,  als  sie  in  der  Wort- 
bildung eine  Rolle  spielen.  Die  Wurzel  verba  sind  im 
Griechischen  nur  in  alten  Einzelexemplaren  vorhanden,  die  in 
der  Masse  der  abgeleiteten  Verba  völlig  verschwinden; 
auch  ist  die  Wurzel  beim  Verbum,  wenn  sie  zu  erweiterten 
Formen  im  Gegensatz  stand,  vielfach  zu  einem  Formen- 
bildungselement umgedeutet  worden  (z.  B.  zu  einem  Kenn- 
zeichen des  Aorists  in  e-yvoj-v  gegenüber  yi-yvoj-ox-co, 
e-tafi-ov  gegenüber  rd/u-v-oj).  Dagegen  hat  das  Wurzel- 
nomen schon  in  indogermanischer  Zeit  eine  besonders  enge 
Verbindung  mit  der  Zusammensetzung  eingegangen  und  ist 
hier  wenigstens  ein  akzessorisches  Wortbildungsmittel;  s. 
§  44  über  den  Typus  xdr-oxog  und  Ttqoa-cpv^,  §  62  über 
den  Typus  ä-cpOQOQ  —  ev-Cv^,  §  102  über  den  Typus  ßov- 
jclri^,  §  105  über  den  Typus  oloxQo-jihji,  §  97  über  den 
Typus  ipvxo-jto/LiTtög,  §  106  über  den  Typus  'deö-Tto/unog. 
Doch  kann  man  bei  -no/nnog  angesichts  der  Zwischen- 
stellung des  ,, thematischen  Vokals"  o/e  zwischen  Wurzel- 
auslaut und  Suffix  (§  10)  auch  von  einem  Suffix  -o-  sprechen 
(§280)  und  als  eine  Parallele  dazu  erklären,  daß  auch  das 
Femininum  auf  -ä,  das  in  alten  und  jungen  Verbalabstrakt- 
bildungen tatsächlich  als  Suffix  auftritt  (§  281),  ursprüng- 
lich auf  Wurzeln  (auf  -ä)  zurückgehen  könnte. 


^  Abgesehen  von  den  gebräuchlichsten  Arten,  der  Zu- 
sammensetzung und  dersuffixalen  Ableitung,  die  im  ,, Besondern 
Teil"  behandelt  werden. 


12  III.  Die  Arten  u.  Elemente  d.  Wortbildung.  [§§22.  23 

2.  Die  Reduplikation. 

§  22.  Die  rein  syntaktische  Wiederholung  desselben 
Wortes  zur  Bezeichnung  der  Fortdauer,  Häufung,  Intensi- 
tät kann,  wenn  sie  zu  einer  einheitlichen  Vorstellung  enger 
zusammenwächst,  zum  Kompositum  werden:  rein  syntak- 
tisch z.  li.~AQei;"Ageg  (Hom.),  xvgis  xvgie,  eneosv  ercsoev 
(N.  Test.),  aber  Kompositum,  z.  B.  TtooTtooy.v/uvdojuevog 
(Hom.)  'sich  fort  und  fort  herumtreibend',  TidjjLTiav  (Hom.) 
'ganz  und  gar'.  Solche  Verdoppelungen  sind  aber  im  Grie- 
chischen nur  okkasionell;  typisch  ist  eine  unvollständige 
Wiederholung,  die  wohl  in  einer  längst  verschollenen 
Sprachperiode  auch  einmal  einen  ähnlichen  Ursprung  ge- 
habt haben  mag  wie  Ttdjujrav  usw.,  aber  schon  in  indo- 
germanischer Zeit  als  Mittel  zum  Ausdruck  der  Verstärkung 
des  Begriffs  dient:  jhoo-jlivqelv  'rauschen'  (Hom.),  dai- 
öalov  'Kunstwerk'  (Hom.),  dX-olvyri  'lautes  Geschrei' 
(Hom.),  re-ravoQ  'Starrkrampf  (klass.),  Ti-&rivri  'Amme' 
(Hom.).  Ausdehnungskraft  haben  diese  Bildungen  aller- 
dings im  Griechischen  nicht  mehr;  nur  die  reduzierteste 
Gestalt  der  Reduplikation  hat  eine  alte  Bildungskraft  be- 
wahrt, aber  nicht  für  Wörter,  sondern  für  Konjugations- 
kategorien: Präsensreduplikation  di-dö-vai,  Perfektredupli- 
kation  ye-yov-Evai. 

3.  Kurzformen  und  Gemination. 

§  23.  Über  die  Kurzformen  von  Personennamen  s.  §  164, 
Sie  sind  wohl  ursprünglich  aus  gefühlsmäL'ig  überstarker 
Hervorhebung  eines  Namensteiles  entstanden,  wie  sie  beim 
Anruf  aus  der  Ferne  sich  leicht  einstellt;  frühzeitig  muß 
aber  die  Verkürzung  auch  in  die  nichtvokativische  Be- 
nennung übergegangen  sein  und  damit  den  Wert  eines 
Wortbildungsmittels  bekommen  haben.  I^'iir  die  Herleitung 
der  Kurznamen  aus  dem  Anruf  spricht  auch  der  Umstand, 
daß  der  letzte  Konsonant  des  verbleibenden  Wortstückes 
oft  verdoppelt  wird,  was  auch  einem  starken  Affektton  ent- 
spricht: K/.eo/iifiig   =  K?ieo-/HEV)jg,  ZTgarrtg   ==  ÜToaTirr- 


§§23—25]  2.Reduplikation.  — 3.  Kurzformen.  — 4.  Rückbildung.  13 

710 g,  'Aya'&'&oj  =  'Ayw&o-;  namenähnliche  Wörter  nehmen 
hier  und  da  an  dieser  Gemination  teil:  rii'&ri  (klass.)  = 
rid^TJvrj  (Hom.)  ""Amme',  yvvvig  'Weichling'  (Aristoph.) 
zu  yvvi]  'Weib'.  Vgl.  §  327  und  lat.  Varro  zu  värus  'mit 
0-Beinen',  ciippes  'Leckermaul'  zu  ciipere. 

4.   Retrograde  Ableitung. 

§  24.  Der  psychologische  Vorgang  der  v\nalogiebildung 
ist  derselbe,  ob  das  neugebildete  Wort  lautlich  größeren 
Umfang  hat  als  dasjenige,  zu  dem  es  ergänzend  hinzu- 
geschaffen worden  ist,  oder  ob  es  kürzer  ist.  Im  tatsäch- 
lichen indogermanischen  Sprachleben  ist  jedoch  der  letztere 
Vorgang,  die  retrograde  Ableitung,  ungleich  seltener  und 
durchaus  als  Abnormität  zu  betrachten.  Es  liegt  eben  beim 
Sprechen  im  Interesse  der  Deutlichkeit,  den  sprachlichen 
Ausdruck  zu  erweitern  (abgesehen  von  dem  §  23  bespro- 
chenen Fall),  und  wenn  einmal  alle  etwas  längern  Wörter 
abgeleitet  waren,  also  schon  ein  kürzeres  Grundwort  hatten, 
so  war  nur  dann  Veranlassung  für  die  Bildung  eines  neuen 
Grundwortes,  wenn  das  alte  infolge  einer  Verschiebung  *der 
Bedeutung  der  Ableitung  nicht  mehr  als  Grundwort  ge- 
fühlt wurde. 

§  25.  Fürs  Griechische  sind  nur  drei  Arten  von  Rück- 
bildungen zu  nennen:  a)  Nomina  aus  Verben;  z.  B.  fjTTa 
'Niederlage'  (klass.)  aus  rjrräo'&ai  'unterliegen'  (klass. -att.), 
das  erst  aus  *firtovö'&ai  umgestaltet  ist  ( §  185),  7 vto ^'gelähmt' 
(hellen.  Dichter)  aus  yviovv  'die  Glieder  {yvla)  lähmen'^ 
(§  200);  vgl.  lat.  pugna  'Kampf  aus  jojig wäre 'kämpfen',  das 
aus  pwgwas'Faust'  abgeleitet  war ;  b)  Simplicia  aus  Komposita ; 
z.  B.  ipevöriQ  'lügnerisch'  (Hom.)  aus  d-xpEvdTJg  'truglos' 
(Hesiod),99fAo-^£i'(5>yg'Lügen  liebend' (Hom.;  beide  zu  ye-ü^og 
nach  §  140),  ypEurjQrivexeioQ  (Emped.)  =  öi-tivek-  ( Hom.)  'sich 

^  Vgl.  x<^^ö?  'lahm'  —  xoiXovv  'lähmen',  TzrjQÖg  'verstüm- 
melt' —  nrjQovv,  rvq}X6g  'blind'  —  Tvcp}.ovv.  Zu  yvla  —  yviovv  — 
yviö^  vgl.  lat.  truncus  'Stamm'  —  truncare  'stutzen'  —  truncus 
'gestützt'. 


14  III.. \rten  U.Elemente d.  Wortbildung. —  5.  Akzent.  [§§25.26 

lang  hinstreckend';  (pogög  und  ßooxog  s.  §97;  c)  schein- 
bare Komposita  aus  wirklichen  (das  Umgekehrte  der 
Parasyntheta  [§  39]):  äjielevdeQoc,  'libertus'  (klass.)  aus 
an-£%Ev§Eoovv  'freilassen'  (klass.;  vgl.  §  46),  ioonoXixrjQ 
'Bürger  eines  demokratischen  Staates'  (hell.)  aus  ioo-nohreia 
'Rechtsgleichheit'  (hell.;  s.  §92). 

Auf  die  retrograde  Formenbildung  sei  hier  nur  hin- 
gewiesen: riträv  'besiegen'  (hellen.)  aus  dem  oben  erwähn- 
ten T^rräo^ai,  dessen  Sinn  ganz  den  des  ihm  vorbildlichen 
Passivs  vixäo^ai  eingenommen  hatte;  vgl.  über  die  Neu- 
schaffung von  faktitiven  Aktiva  zu  intransitiven  Deponentia 
§216.  Maskulinum  aus  Femininum:  jurirgviög  'Stiefvater' 
(unbekannter  Komiker  bei  Pollux!)  zu  jurjZQvia  'Stief- 
mutter' (Hom.).    S.  auch  das  Sachregister. 

5.   Der  Akzent. 

§  26.  Über  die  Rolle  des  Akzents  als  sekundäres 
Mittel  zur  Unterscheidung  von  Kompositionstj^jen  s.  §  152. 
Im  Griechischen  drückt  eine  Akzentverschiebung  auch  die 
Substantivierung  aus,  zunächst  bei  Eigennamen,  aber  auch 
bei  Gattungsnamen  und  Abstrakta:  y/.avx6g  'hell'  — - 
rXavpcog,  (paiÖQog  'strahlend'  —  0aidga,  dioyevrjg  'zeus- 
entsprossen' —  Aioysv')]g  (§  155),  nvQQÖg  —  IIvQQog  (§  165), 
Haxög  'schlecht'  ■ —  >cd>irj  'Schlechtigkeit,  Feigheit'  (klass.), 
?.svx6g  'weiß'  —  levxij  'Weißpappel,  weißer  Aussatz' 
(klass.);  mit  umgekehrter  Verschiebung  z.  B.  äxov/jisvog 
'heilend'  —  'AxovjLievög.  Die  Oxytonese  gewisser  Adverbia 
zu  barytonierten  Adjektiven  ist  ein  Überrest  uralter  Oxy- 
tonese von  obliquen  Kasus:  a&eei  —  ä&eog  (§  108,  352 
Fußn.),  uv^rifjieQov  'am  selben  Tag,  auf  der  Stelle'  (klass.)  — 
av&t]fiEoog   (§  108). 


§  27]  15 


Besonderer  Teil. 


A.  Zusammensetzung. 

Allgemeine  Bemerkungen. 

Entstehimg  der  Komposita. 

§  27.  Ein  Kompositum  wie  das  deutsche  Mannesmut 
können  wir  uns  leicht  entstanden  denken  aus  der  syntak- 
tischen Fügung  {eines  oder  des)  Mannes  Mut.  Daß  aber  die 
beiden  Ausdrucksweisen  nach  ihrer  Bedeutung  nicht  gleich 
sind,  zeigt  der  Versuch,  sie  in  ganzen  Sätzen  miteinander 
zu  vertauschen,  sofort:  jedermann  wunderte  sich  über  des 
(vorerwähnten)  Mannes  Mut,  aber:  die  Frau  zeigte  Mannes- 
mut. Das  nähere  Zusammenwachsen  der  syntaktischen 
Fügung,  das  wir  im  Sprechen  durch  die  Vereinigung  unter 
einen  Hauptton  {Mdnnesmüt  gegenüber  Mannes  Mut),  in 
der  Schrift  durch  die  Vereinigung  zu  einem  V^ort  aus- 
drücken, ist  also  bedingt  durch  eine  Veränderung  (Ver- 
einheitlichung) der  durch  die  Wortgruppe  ausgedrückten 
Vorstellung. 

V^enn  nun  aber  immer  wieder  andere  Wörter,  die  in 
derselben  syntaktischen  Beziehung  stehen  (die  Zahl  der 
möglichen  oder  üblichen  syntaktischen  Beziehungen  ist  ja 
ziemlich  klein),  in  derselben  Weise  zum  Kompositum  ver- 
wachsen, so  vereinigen  sich  die  gleichartigen  Einzelfälle  zu 
einem  Typus,  die  Zusammensetzung  wird  zu  einem  Mittel 
der  Wortbildung. 


16  A.  Zusammensetzung.  [§§28 — ^30 

Ältere  und  jüngere  Komposita. 

§  28.  Das  Kompositum  ist  ein  Wort  für  sich  und  geht 
als  solches  seinen  eigenen  Weg,  indem  es  sich  grundsätzlich 
um  die  Einzelwörter,  aus  denen  es  besteht,  nicht  kümmert. 
So  kann  es  leicht  dazu  kommen,  daß  das  Kompositum  eine 
Entwicklung  nicht  mitmacht,  die  einer  seiner  Bestandteile 
nimmt,  oder  umgekehrt  sich  selbständig  weiterentwickelt, 
so  daß  in  beiden  Fällen  eine  immer  größere  Kluft  entsteht. 
Der  alte  Lokativ  *ödol  'auf  dem  Weg'  existiert  nur  im 
Kompositum  ödoiTioQOQ  'Wanderer'  (Hom.);  überhaupt 
kennt  das  Griechische  den  Lokativ  seit  dem  Beginn  der 
Überlieferung  nicht  mehr  als  lebendigen  Kasus;  das  Komp. 
ööoL-Tioooc,  hat  also  die  Entwicklung  vom  Lokativ  odol 
zum  Dativ  (ev)  odö)  nicht  mitgemacht.  Was  für  einzelne 
Komposita  gilt,  gilt  auch  für  Kompositionstj^en:  vrj/.eijg, 
vrjvE/xog,  v7]7zoivog,  VTjQi^/uog  usw.  (§  56f.)  enthalten  die 
alte  Negation  *ne  (vgl.  lat.  tie-sclre),  von  der  das  Grie- 
chische sonst  nichts  mehr  weiß.  Vgl.  §§  llSff.  über  laut- 
liche Veränderungen  in  der  Kompositionsfuge.  Zur  selb- 
ständigen Weiterentwicklung  der  Komposita  sei  aus  zahl- 
losen Beispielen  nur  eines  angeführt:  dtjjuiovQyog  'Gemeinde 
(drjfxio-)  -Arbeiter  (egy-J  >  Handwerker  >  Verfertiger  > 
Weltschöpfer'. 

§  29.  Einzelkomposita  und  Kompositionst}^)en  können 
in  jeder  Sprachperiode  neu  entstehen.  Man  hat  daher  immer 
verschiedene  Schichten  von  Komposita  zu  unterscheiden. 
Die  Jüngern  unterscheiden  sich  von  den  altern  gewöhnlich 
durch  größere  Durchsichtigkeit  des  lautlichen  und  morpho- 
logischen Bildes  und  der  syntaktischen  Beziehungen;  sie 
sind  meist  mehr  ,, Zusammenrückungen"  (§  'AO)  als  eigentliche 
,, Zusammensetzungen" ;  vgl.  §  74. 

Echte  und  unechte  Komposita. 

§  30.  Die  alten  Grammatiker  konnten  sieh  nicht  einigen, 
ob  das  homerische  Epitheton  xdfjrj  y.of.i6iovreg  'am  Haupt 
lang  behaart'  in  zwei  Wörtern  oder  in  einem  zu  schreiben 


§§30.31]  Allgemeine  Bemerkungen.  17 

sei^.  Die  Schwierigkeit  lag  darin,  daß  es  sich  einerseits  in 
die  geläufigen  Kompositionstypen  nicht  fügen  wollte  und 
kein  Kennzeichen  der  Komposition  enthielt,  andrerseits 
doch  eine  untrennbare  Einheit  zu  sein  schien.  Und  vom 
Standpunkt  der  Haupttypen  der  griechischen  Komposition 
aus  müssen  wir  freilich,  wenn  wir  uns  überhaupt  entschließen, 
zaQTjXO/Lioojvreg  ,, Kompositum"  zu  nennen,  es  als  ,, un- 
echtes" Kompositum  empfinden,  so  wie  die  griechischen 
Grammatiker  von  der  TcaQo.'&EOLQ^  der  ,, Zusammenrückung", 
im  Gegensatz  zur  ovv&eoig,  der  eigentlichen  ,, Zusammen- 
setzung" sprechen.  Aber  vom  sprachgeschichtlichen  Stand- 
punkt aus  dürfen  wir  nur  von  einem  ,, werdenden",  „weniger 
entwickelten"  Kompositum  reden;  der  Unterschied  ist  kein 
prinzipieller,  sondern  ein  zeitlicher:  aus  jedem  unechten 
Kompositum  kann  ein  echtes  werden,  und  alle  echten  müssen 
im  letzten  Grunde  auf  unechte  zurückgehen.  Echte  Kompo- 
sita sind  in  einer  bestimmten  Sprachperiode  zunächst  alle, 
bei  denen  ein  Glied  oder  beide  in  dieser  Form  nicht  oder 
nicht  mehr  als  selbständiges  Wort  denkbar  sind:  vovv- 
e;^7yg,  TzaxQ-  döeXcpoQ^  Övo-juevYjg^  oder  deren  eines 
Glied  die  Deklinationsfähigkeit  verliert:  NEUJtoÄeojQ  zu 
Nea  7i6h(;>  Nednohq  (§146).  Bei  den  übrigen  Kompo- 
sita sind  die  sichersten  Zeichen  echter  Komposition: 

§  31.  1.  Übertragung  des  Ausgangs  des  einen  Gliedes 
auf  anders  geartete  Stämme:  weil  dioo-öorog  (ursprünglich 
'ein  Geschenkter  des  Zeus',  mit  Gen.  Aiog)  und  d^eo-öoroq 
'gottgegeben'  sich  in  der  Bedeutung  sehr  nahe  standen, 
ergab  sich  durch  Übertragung  der  Endung  -og  von  dioo- 
ein  neues  -deoö-doToq.  Das  konnte  nur  geschehen,  wenn  man 
öioG-  nicht  mehr  als  Genetiv  empfand  und  '&eoo-  nicht  als 
Nominativ,  sondernbeide  nur  als  Kompositionsglieder.  Ebenso 
ist  zu  erklären  Avy.oa-ovga  nach  Kvvoa-ovga  und  vielleicht 
äv öq ei- q)6vrrjg' Männer tötev'  nach  äQy£i-<pövr')]i;' Argo&iöier' . 


^  Man  vergleiche  die  Schwankungen  der  deutschen  Ortho- 
graphievorschriften zwischen  vorzeiten  und  vor  Zeiteri,  beieinander 
imd  bei  einander  u.dgl. 

Debrunner,  Grieoh.  Wortljildunsrslelire.  2 


18  A.  Zusammensetzung.  [§§32 — 34 

§  32.  2.  Verwendung  eines  Gliedes  mit  Kasusform  für 
ein  neues  Kompositum,  in  dem  die  Kasusform  nicht  ihre 
frühere  Kasusfunktion  hat:  Ilias  XIII  564  ist  von  einem 
oxöjXoQ  TivQi/tavGxoQ,  einem  'im  Feuer  angebrannten  Pfahl', 
die  Rede,  Odyssee  IX  387  von  dem  TzvQu'jxrjg  fxoxloQ,  dem 
'Pfahl  mit  feuriger  Spitze'.  Offenbar  ist  tzvqiyjky^q  nur  da- 
durch möglich  geworden,  daß  nvqi-  in  nugiKavöroc;  als 
bloßer  Stamm,  als  Kompositionsglied,  nicht  mehr  als  instru- 
mentaler oder  lokativischer  Dativ  gefühlt  wurde.  So  konnten 
späte  Epiker  sogar  dem  nvgi-  Genitivfunktion  geben,  indem 
sie  den  Bacchus  Tivgi-naiQ  'Sohn  des  Feuers'  nannten. 
Vgl.  auch  dgei-^voavog  'Arestroddel,  tapferer  Krieger' 
(Aeschyl.  fr.  203  N^)  nach  aQei-ipaxoQ  (Hom.  äQi^t-cpaxoi;) 
'im  Kampf  getötet'  (Aeschyl.). 

§  33.  3.  Mutierung  (§  110):  äegi-oixog,  das  der  Komi- 
ker Eubulus  (fr.  139, 1,  II  212  Kuck)  braucht,  enthält  zwar 
zwei  selbständige  Wörter,  ist  aber  dem  Sinn  nach  nicht  das- 
selbe wie  äegi  oiKog,  sondern  bedeutet  (ev)  äeqi  olxov 
e^wv.  Entsprechend  öoeioDcog  in  einem  Scholion  zu 
Euripides. 

§  34.  Weniger  zuverlässige  Anzeichen  echter  Kompo- 
sition sind  einige  weitere  Erscheinungen: 

4.  Vereinigung  der  syntaktischen  Gruppe  unter  einen 
Akzent:  ein  Ausdruck  wie  ev  nölei  steht  unter  einem 
Akzent  und  ist  doch  kein  Kompositum,  solange  man  variieren 
kann  ev  rtjöe  rf]  noXei^  ev  rf]  7)/uerEQa  jioXei  usw.  Sodann 
wird  es  zwar  nicht  sehr  schwer  fallen,  in  einer  lebenden 
gesprochenen  Sprache  Akzentunterschiede  wie  den  in 
§  27  erwähnten  zu  beobachten;  aber  beim  Altgriechischen 
beruht  unsere  Kenntnis  der  Akzentuierung  nur  auf  der 
Überlieferung  der  Handschriften  und  der  alten  Grammatiker, 
die  die  Verhältnisse  der  gesprochenen  Sprache  nicht  immer 
einwandfrei  wiedergeben,  so  daß  wir  das  Reclit,  w(Min  auch 
vielleicht  nicht  die  Pflicht  haben,  im  Zweifelsfall  naeli 
zuverlässigem  Entscheidungsgründen  zu  suchen.  Nun  ist 
aber  gerade   die   Einheitsbetonung  die    erste    sprachliche 


§§3''i.35]  Allgemeine  Bemerkungen.  19 

Äußerung  der  Komposition,  und  die  Zahl  der  Komposita,  die 
bei  diesem  einen  äußern  Kennzeichen  der  Zusammensetzung 
stehen  geblieben  sind,  ist  groß;  und  auf  der  Linie  von  den 
verdächtigsten  Fällen  wie  den  von  der  Homcrüberlieferung 
z.  T.  gebotenen  xagri-xo/uocovreg  (§  30),  öaxov-xscov  'Tränen 
vergießend',  ßagv-orsvdxo)v  'schwer  stöhnend',  nahjji- 
7c?iayx'&evra(g)  'zurückgeschlagen'  bis  zu  sicher  kompo- 
nierten Wörtern  wie  Aiöo-xo(v)qoi' Zeussöhne  (§41,  67)  und 
in-EKEiva  'darüber  hinaus'  (aus  en  ixsiva;  §48)  ist  es  un- 
möglich, die  Grenze  zwischen  unechten  und  echten  Kom- 
posita mit  Sicherheit  zu  ziehen;  die  Alten  rechneten  sogar 
z.  T.  Al6o-ko(v)qol  u.  dgl.  auch  noch  zur  JiaQd&eaig  (s. 
Etymol.  Magn.  278,  25;  vgl.  auch  Anhang  III).  Daß  sich  so 
wenig  gefestigte  Komposita  nicht  als  Vorbilder  für  einen 
Typus  eigneten,  sondern  vereinzelt  blieben,  versteht  sich 
von  selbst. 

§35.  5.  Auch  die  Untrennbarkeit  und  Unver- 
tauschbarkeit  der  Glieder  allein  ist  kein  untrügliches 
Zeichen  wirklicher  Zusammensetzung.  Denn  einerseits  gibt  es 
im  Griechischen  auch  trennbare  Komposita,  ,, Distanzkom- 
posita" (über  vertauschbare  s.  §  160):  ovdeig  aus  ovo'  elg  er- 
weist sich  durch  die  Änderung  der  Akzentqualität  als  Kompo- 
situm, und  doch  kann  es  selbst  im  klassischen  Attisch  noch 
durch  kleine  Wörter  getrennt  werden:  ovo'  v(p'  evög,  ovo'  äv 
eva.  Auch  fragt  es  sich,  ob  nicht  schon  bei  Homer  trotz  der 
Möglichkeit  der  Trennung  an  Aiveiav  elö[jir}v  (sogenannte 
Tmesis)  und  der  Umstellung  cpvydiv  vjzo  (=  v7to(pvya)v, 
sogenannte  Anastrophe)  das  Gefühl  der  Einheitlichkeit  von 
an  und  E^6fj,rjv,  cpvyoiv  und  vno  so  stark  war  wie  bei 
manchem  Kompositum  mit  fester  Stellung  der  Glieder. 
Andrerseits  ist  zuzugeben,  daß  eine  Sprache  auch  in  un- 
komponierten  Wortkomplexen  eine  untrennbare  und  un- 
vertauschbare  Wortfolge  entwickeln  kann:  gesehen  worden. 
Freilich  kommt  dieser  Fall  für  das  Griechische  mit  seiner 
so  überaus  beweglichen  Wortstellung  nicht  in  Betracht. 
Auch  lassen  sich  im  Großen  und  Ganzen  griechische  Kom- 
posita weder  umstellen  noch  trennen;  außerdem  herrscht 


20  A.Zusammensetzung.  [§§35—38 

unverkennbar  das  Streben,  den  Rest  von  Beweglichkeit  der 
Kompositionsglieder  zu  beseitigen:  in  nachklassischer  Zeit 
sagt  man  nicht  mehr  ovo'  vcf'  evog,  ovÖ'  äv  eva,  sondern 
vn'  ovdevög,  ovdeva  äv;  und  in  der  attischen  Prosa  existiert 
die  Tmesis  überhaupt  nicht^,  die  Anastrophe  nur  vereinzelt 
bei  Jisgi;  vgl.  im  heutigen  Deutsch  obgleich^  obschon  gegen- 
über früherm  ob  .  .  .  gleich,  ob  .  .  .  schon,  und  im  klassischen 
Latein  als  Norm  z.B.  obsecro  vos  gegenüber  altlateinischem 
ob  vos  sacro. 

§  36.  6.  Kein  Beweis  für  wirkliche  Komposition  ist  die 
Möglichkeit  der  Bildung  von  Ableitungen,  xa/.o- 
xäya^ta  ist  Ableitung  von  xaloq  zäya'&og,  das  zwar  ein 
formelhafter  Wortkomplex,  aber  kein  Kompositum  ist; 
}caXoxäya{}6g  (oder  xaXoxdya'&OQ)  ist  nur  eine  späte  Rück- 
bildung aus  >ialo>iäya'&ia.  Ng\.  Nea  FIoIiq,  Neac.  UoleoiQ 
—  Neo-7zo?.iT)jg  (§  146),  auch  äviorrj/ui  —  ävdoraoig  §  43. 
Demnach  kann  'EX/.rjonovTiog  einen  Zweifel,  ob  'E/M]0- 
TzovTog  echtes  Kompositum  ist,  nicht  lösen,  wenn  auch  die 
Wahrscheinlichkeit  für  das  Kompositum  weit  größer  ist. 

§  37.  7.  Ebensowenig  beweist  das  ävrevjtoielv  mehrerer 
Attiker  für  ev  noielv  einen  Zusammensetzungscharakter, 
wenn  auch  das  Oppositum  xaxojtotelv  die  Auffassung  als 
Kompositum  erleichtern  mochte;  denn  daneben  steht 
ävTEvneioExai  Plato  Gorg.  520  E,  wozu  weder  ein  *ev- 
TtdoxEiv  noch  ein  *xaxondox£iv  denkbar  ist.  'AvrevTioisiv 
ist  eben  mit  sanfter  Gewalt  zu  ev  rroteJr  (und  nach  diesem 
Paar  weiter  ev  ndax^i-v  —  ävtevTidoxi^tv)  geschaffen  worden, 
weil  eine  Parallele  zu  den  Paaren  leyeiv.  dvxü.eyeiv,  tvtcxeiv: 
ävTi-rvTireiv,  EVEgyEtsIv  —  ävtEvegyerelv  gewünscht  wurde. 

Scheinbare  Komposita. 

§  38.  Wie  eben  erwähnt  (§36),  können  von  Komposita  so 
gut  Ableitungen  gebildet  werden  wie  von  einfachen  Wörtern : 

^  Die  Stellung  des  Augments  und  der  Reduplikation  zwi- 
schen Präverb  und  \'erb  wurde  sicher  so  wenig  als  Trennung 
empfunden  wie  im  Deutschen  Pälle  wie  ah-zu-gebe/i,  ab-ge-geben. 


§§  38 — lO]  Allgemeine  Bemerkungen.  21 

7T,agao'vv'&exa  nach  antiker  Terminologie.  Z.  B.  von  /jlovo- 
jjidxoQ  „einzeln  kämpfend"  wird  abgeleitet  fxovojuax-^iv 
'einzeln  kämpfen'  (§  189),  juovojuax-ia  'Einzelkampf'  (§  287). 
Natürlich  wäre  es  verkehrt,  wenn  man  glauben  wollte,  /biovo- 

sei  direkt  mit  -fiaxElv  ■ na%ia  zusammengesetzt;  freilich 

lag  es  für  den  naiv  Redenden  nahe,  eine  direkte  Beziehung 
zwischen  ix6.%EG'bai  und  -[xax^lv,  fxdxri  und  -/btaxia  herzu- 
stellen und  auf  diesem  Wege  neue  Komposita  mit  -fxaxslv 
und  -fj,axia  zu  schaffen  unter  Ausschaltung  des  ursprüng- 
lichen Zwischenglieds  -fiaxog.  Noch  verführerischer  war 
es,  in  der  Reihe  odöv  Jioielv  —  ödo-jzoiog  —  ödo-TtoLEiv 
das  Mittelglied  zu  überspringen.  So  ist  höchstwahrschein- 
lich zu  deuten  nhjQO-cpoQelv  'volles  Maß  bringen'  (bei 
Ktesias,  dann  hellenistisch)  und  7ih]QO-(poQLa'¥\3\\(i  (N.T.), 
zu  denen  nirgends  ein  *JihjQO-(p6Qog  überliefert  ist.  Vgl. 
evÖokeIv  (§61)  und  xagadoxElv  (§  72  Fußn.).  Mit  Sicher- 
heit läßt  sich  freilich  kaum  in  einem  Einzelfall  ausmachen, 
ob  das  Zwischenglied  wirklich  nicht  vorhanden  war  oder 
imr  zufällig  in  der  uns  bekannten  Literatur  fehlt^. 

§  39.  Eine  andere  Art  von  Pseudokompositum  stellt 
xardga  'Fluch'  (seit  Aeschyl.)  dar:  Nach  dem  Muster 
rijuäv:  xifxrj:  JtgoTijuäv:  TiQorijurjOiQ  wäre  doäo&ai  'beten' 
(Hom.):  dgd  'Gebet'  (Hom.):  xar-agäo&ai  'verwünschen' 
(Hom.):  KaT-doaoLi;  (erst  LXX!)  zu  erwarten;  statt  dessen 
ist  aus  xaragäo&ai  rückwärts  xardga  gebildet  worden; 
vgl.  §  25c). 

Verdunkelte  Komposita. 

§  40.  Bekanntlich  lautet  von  Kad'-fjO'&aL  im  Attischen 
gewöhnlich  das  Imperfektum  Exa&t]/nriv  EKd'&)]Oo  statt  des 
älteren  xad-rjfxrjv  Kad^-fjoo.  Der  Grund  kann  nur  der  sein: 
dem  Athener  war  damals  die  Zusammensetzung  von  xad^- 
fjod^ai  nicht  mehr  durchsichtig,  weil  das  einfache  7]od^ai  in 

1  Man  unterscheide  von  der  Parasyntliesis  sorgfältig  die 
Hypostasierung  (  §  146 ff.),  wo  die  Ableitung  nicht  vom  Komposi- 
tum ausgeht,  sondern  es  erst  ermöglicht. 


22  A.  Zusamineasftzurig.  [§§  \0.  41 

der  Umgangssprache  nicht  mehr  existierte,  und  so  behandelte 
er  das  frühere  Kompositum  wie  ein  einfaches  Verbum;  vgl. 
i-XQfjV  für  XQV^'  ^us  '^oi)  ^v  (§66).  Dieselbe  Verdunklung 
eines  Kompositums  hat  sicher  auch  sonst  oft  stattgefunden, 
ohne  daß  ein  äußeres  Kennzeichen  die  Veränderung  verriete. 
So  hat  z.  B.  gewiß  kein  Grieche  ÖaTcedov  'Fußboden', 
ägiorov  'Frühstück',  tceqvgi  'im  vorigen  Jahr',  äy.oveiv 
'hören'  als  Zusammensetzung  empfunden,  und  doch  hat  die 
etymologische  Forschung  mit  guten  Gründen  jedes  in  zwei 
Kompositionsglieder  zerlegt.  Man  vergleiche  unser  fressen, 
das  für  den  gemeinen  Mann  nicht  mehr  Kompositum  von 
essen,  sondern  höchstens  Reimwort  dazu  ist. 

Nicht  nur  alleinstehende  Komposita,  wie  die  eben  ge- 
nannten, sondern  auch  Kompositionstypen  können  der  Ver- 
dunklung anheimfallen;  wenn  das  Schlußglied  des  Kom- 
positums in  seiner  Bedeutung  verflacht,  so  wird  aus  dem 
Kompositionsglied  ein  Suffix;  vgl.  §  8. 


Analogische  jVeuJjildungen. 

§  41.  Für  die  Neuschöpfung  einzelner  Komposita  mit 
Hilfe  eines  Gliedes  oder  Gliedausgangs  andrer  Komposita 
sind  oben  schon  Beispiele  gegeben  worden:  {^edoboxo:;  (§  31), 
7ivQir]xr]g  (§  32),  freilich  nur  solche,  bei  deren  einem  Gliede 
irgendwie  die  Form  nicht  zu  seiner  syntaktischen  Funktion 
innerhalb  des  Kompositums  stimmte.  Es  folgt  aber  doch 
daraus,  daß  es  Komposita  gibt,  die  nicht  selber  aus  der 
Zusammenrückung  eines  syntaktischen  mehrwortigen  Kom- 
plexes (§27)  entstanden,  sondern  nach  dem  Muster  schon 
vorhandener  fertiger  Komposita  analogisch  gebildet 
worden  sind.  Könnten  wir  nun  im  Griechischen  die  Ge- 
schichte der  Komposition  überhaupt  von  ihrem  ersten  Anfang 
an  genau  verfolgen,  so  hätten  wir  wohl  die  Möglichkeit, 
Urbilder  und  Analogieschöpfungen  gänzlich  voneinander 
zu  sondern;  so  aber,  da  wir  für  die  indogermanische  Sprache 
sciion  eine  reiche  Entwicklung  der  Komposition  annehmen 


§§  41.  42]  Allgemeine  Bemerkungen.  23 

müssen,  können  wir  selten  eine  sichere  Entscheidung  treffen: 
'^sÖGÖorog,  Jivgiijtcrjg  sind  sicher  rein  analogisch,  dagegen 
Fälle  wie  A  löoxovgoi,  die  vor  unseren  Augen  in  historischer 
Zeit  aus  der  mehrwortigen  Verbindung  erwachsen  (im 
33.  homerischen  Hymnus  vs.  9  noch  Aiog  xovqovg  jueyakoio), 
sind  sicher  Neuschöpfungen  von  Komposita.  Für  eine  große 
Masse  der  Beispiele  fehlt  uns  jedoch  ein  solches  Unter- 
scheidungsmerkmal: daß  das  Anfangsglied  der  sogenannten 
Stammkomposita  einmal  selbständige  syntaktische  Geltung 
gehabt  hat,  ist  höchst  wahrscheinlich  (§  74);  aber  ob  irgend- 
eines der  uns  überlieferten  griechischen  Stammkomposita 
zu  diesen  Urbeispielen  gehört,  läßt  sich  nicht  ausmachen. 
Die  Forschung  muß  sich  daher  fast  ganz  darauf  be- 
schränken, den  vorhandenen  Besitzstand  an  Komposita 
festzustellen  und  zu  gliedern  und  seine  Entwicklung  im 
Verlauf  der  sprachlichen  Überlieferung  zu  s^erfolgen. 


Eiiiteiliing  der  Komposita. 

§  42.  Die  griechischen  Komposita  lassen  sich  nach  ver- 
schiedenen Gesichtspunkten  einteilen:  nach  der  Wortart 
und  Wortform  des  Vorderglieds,  nach  der  Bedeu- 
tung, d.  h.  nach  der  syntaktischen  Beziehung  der  Glieder 
zueinander,  nach  der  Wortart  des  Gesamtkomposi- 
tums, nach  dem  Stammauslaut  des  Vorderglieds, 
nach  der  Stammgestaltung  des  Hinterglieds.  Es 
ist  leicht,  jede  dieser  Einteilungen  aufzustellen  und  an 
Einzelbeispielen  zu  erläutern.  Soll  sich  aber  ein  Gesamtbild 
der  Komposition  herausstellen,  so  müssen  vor  allem  die 
großen  Gruppen  hervortreten;  da  aber  diese  naturgemäß 
nicht  gleichmäßig  verteilt  sind  und  sich  in  ihnen  die  Ein- 
teilungsprinzipien oft  kreuzen,  so  hat  die  Darstellung  manch- 
mal nach  praktischen  Erwägungen  an  einer  Stelle  die 
Gruppe  vollständig  zu  behandeln,  um  sie  nicht  zu  zerreißen. 
Vgl.  Verschiebungen  zwischen  Formtypen  und  Bedeutungs- 
typen §  113  ff. 


24  A.  Zusammensetzung.  §§  43 — 45] 

Die  Komposita  nach  der  Wortart  und  Wortform 
des  Vorderglieds. 

I.    Das  Vorderglied  ist  ein  Adverb  (im  weitesten  Sinn). 

§43.  1.  Präverb  +  Verbum  (Verbum  finitum  und 
infinitum;  auch  mit  Verbalnomen),  die  einzige  Ver- 
bindung, in  der  überhaupt  ein  Verbum  (nicht  ein  Verbal- 
stamm!) als  Hinterglied  vorkommt  (vgl.  §38,61):  dv-iory^jui, 
dvä-orarog,  ävä-aiaoig,  äva-OTazrjQ  oder  -(7TdT>^?'Verwüster'. 
Dieser  Typus  ist  ebenso  alt  wie  geläufig;  weitere  Beispiele 
sind  daher  überflüssig.  Die  Stellung  des  Präverbs  zum  Ver- 
bum ist  noch  bei  Homer  durchaus  frei  (,,Tmesis"  und  ,, Ana- 
strophe", §35);  dagegen  die  Verbindung  des  Präverbs  mit 
dem  Verbalsubstantiv  und  -adjektiv  ist  von  jeher  unauf- 
löslich, und  das  hat  stark  mitgeholfen,  daß  das  Verbum 
schließlich  demselben  Gesetz  unteinvorfen  wurde  (§35);  vgl. 
das  Lateinische:  ex-Ire  ist  untrennbar  geworden  wie  ex-itiis 
*" Ausgang',  während  das  Deutsche  in  der  Entwicklung  etwas 
früher  Halt  gemacht  hat:  Ausgang  und  ausgehen,  aber  ich 
gehe  aus;  s.  ferner  die  Geschichte  von  Neu  IIoXiQ  >  Ned- 
7io?ug  usw.  §  146. 

§  44.  Ein  Verbalnomen  ist  auch  das  Hinterglied  von 
Adjektiven  wae  xdx-oxog  'festhaltend'  zu  y.aT-e%eiv,  Trgöo- 
(poQog  "zuträglich'  zu  jcgoo-tpegeiv,  7iQÖö-(pv^  'Flüchtling' 
zu  Jtooa-(pEvysn%  die  eigentlich  mehr  nur  Ableitungen  vom 
zusammengesetzten  Verbum  sind,  aber  zugleich  Verwandte 
der  Typen  ipvxo-7to/j,7TÖg  (§97)  und  ipevoi-orv^  (§102), 
z.  T.  au(^h  des  Typus  &86-7ioiu7iog  (§  106)  und  oioToo-Tzhj^ 
(§  105):  so  heißt  dno-QQOj^  'abgerissen,  schroff,  xdr-oxog 
oft  'festgehalten',  dnö-ozoÄog  'abgesandt'. 

§  45.  2.  Präposition  (in  der  alten  adverbiellen  Be- 
deutung) -|-  nicht  davon  abhängiges  Substantiv 
oder  Adjektiv, 

a)  Mit  Adjektivierung  des  Kompositums 
(§  HO,  112  Fußn.):   d/iiq)i-^d?.aooog  'zu  beiden  Seiten  Meer 


§§  45 — 47]  Nach  der  Wortart  und  Wortforni  des  Vorderglieds.    25 

habend,  von  Meer  umgeben'  (Pindar)  ist  ein  alterund  ziem- 
lich verbreiteter  Typus;  weitere  Beispiele:  ev-^eog  "in  sich 
Gott  habend,  gotterfüllt'  (klass.),  £7r-ryo£T^og''mit Rudern  ver- 
sehen' (Hom.),  nEQL-KalXrjQ  'in  hohem  Maße  Schönheit  be- 
sitzend, sehr  schön',  (Hom.)  vjteo-ßvjuog  'hohen  Mutes' 
(Hom.).  Hierher  auch  äyxt-ßa&/]Q  'nahe  am  Gestade  tief 
(Hom.;  von  ßd'&OQ),  *ä/bid-rQO)rog  'die  Räder  zusammen 
habend'  in  ä/uargoxtr]  'Zusammenstoß  der  Räder'  (Hom.). 
Vgl.  lat.  prae-ceps  'mit  dem  Kopf  vorn,  kopfüber'. 

§  46.  b)  Ein  Adjektiv  als  Hinterglied: 
TiQo-Ttag  'voll  und  ganz'  (Hom.)  geht  als  Typus  auch 
auf  vorgriechische  Zeit  zurück  (vgl.  lat.  per-magnus), 
besteht  aber  nur  noch  in  Resten.  Im  spätem  Grie- 
chisch haben  Bildungen  wie  xard-^i/gog  'ganz  trocken', 
TiEOL-ni'/iQOQ  'sehr  bitter',  nagd-levKog  und  vTiö-levKog 
'weißlich',  vtzö-Ietitoq  'etwas  zart'  eine  gewisse  Beliebtheit 
erlangt;  sie  gehen  aber  schwerlich  auf  den  vorgriechischen 
Typus  zurück,  sondern  sind  jedenfalls  in  erster  Linie  Rück- 
bildungen aus  älteren  Verben  ^vie  vno-Xevxaiveiv  'ein  wenig 
weiß  machen'  (aus  vtiö  und  Xevxaiveiv),  '/iara-^rjgaiveiv 
'völhg  austrocknen';  auch  eJii-XQVOog,  zaxd-XQVoog^  tceql- 
XQvoog  'vergoldet',  TZEQL-y.allrig  'sehr  schön',  TtEQi-lvTiog 
'sehr  traurig',  naga-Tiögtpvgog  'an  der  Seite  purpurn',  die 
alle  dem  geläufigem  Typus  a)  angehören  und  im  allgemeinen 
älter  sind,  dürften  als  Muster  gedient  haben.  Auch  dn- 
(ii-jE/.EV'&Egog  'Freigelassener'  (klass.)  muß  aus  än-fi^-) 
E?.Ev&Egovv  'freilassen'  zurückgebildet  sein  nach  der  Pro- 
portion sXEV&Egovv  :  sX.EV'&Egog  =  dnsXEV&Eoovv  :  x  (§  25). 

§47.  c)  Ein  Substantiv  als  Hinterglied  ohne 
Mutierung  [s.  a)]:  ovv-Egi&og 'Mitarbeiter'  (Hom.),  ovv- 
öovlog  'Mitsklave'  (klass.),  vn-agxog  'Unterbefehlshaber' 
(klass.),  Tigö-TiaJiTzog  'Urgroßvater'  (klass.),  ngo-ndxcog 
'Stammvater'  (Pind.,  Eur.),  7cg6-dofj,og  'Vorhaus,  Vor- 
saal'  (Hom.),  Troo-d/oj*- 'Vorkampf,  Vorübung' (klass.)  sind 
Überbleibsel  eines  idg.  Typus;  lebenskräftig  geblieben  ist 
in  dieser  Bedeutung    nur  vjto-    {vTio-didxovog,    vno-didd- 


26  A.  Zusammensetzung.  [§§  47 — 'i9 

oy.aÄog  usw.)  und  besonders  ovv-  (ovy-ya/ußgos,  ovv-s^e/.ev- 
'&EQog  und  viele  andere);  durch  GVfx-noxriQ  'Mittrinker' 
(Pind.)  wird  eine  Brücke  zum  Typus  von  §  43  herge- 
stellt, ebenso  durch  v(p-rjvioxog  ,, unter  dem  Wagenlenker 
stehend"  (Xen.)  eine  solche  zum  Typus  von  §  50.  Zu  §  43 
gehören  auch  die  zahlreichen  Komposita  von  Präposi- 
tionen mit  -odog;  hier  vertritt  ööög  das  fehlende  Verbal- 
abstraktum  zu  *i-  'gehen'  {Isvai),  wie  der  Vergleich  mit 
dem  Lateinischen  zeigt:  e^-odog  =  ex-if.us,  TiQoo-oöog  = 
ad-itus,  ovv-odog  =  co-itus  (coetus).  äf.Kpi-'&earQOv  (Dio 
Cass.  usw.)  geht  jedenfalls  zurück  auf  ein  Adj.  ä/uxpi-^earoog 
in  der  Bedeutung  'rings  um  das  {^eargov  liegend'  nach  §  50 
(so  Dionys.  Hai.  nach  Passow-Crönert)  oder  'ringsum  ein 
deaxQov  habend'  (nach  §  45)  und  hat  sich  dann  genauer 
an  ^EUToor  angeglichen. 

§48.    3.  Präposition  +  davon  abhängiges  Glied. 

a)  Ohne  Veränderung  des  Hinterglieds:  tcoovo- 
yov  (aus  tzqo  sQyov)  'zweckmäßig'  (klass.),  en-ixeiva  (aus 
ETI  EXEiva)  'jenseits'  (klass.),  7raQaxQr]/u.a  (aus  nagä  yQf]/ua) 
'sogleich'  (klass.);  vgl.  lat.  deniiö  aus  de  novo  'von  neuem', 
deutsch  abhanden  aus  ab  Händen.  Es  sind  lauter  Zusammen- 
wachsungen formelhaft  gewordener  präpositionaler  Wen- 
dungen; manche  davon  sind  in  historischer  Zeit  erst  auf  der 
ersten  Stufe  der  Zusammeru'ückung  angelangt,  so  daß  über 
die  Schreibung  Zweifel  erlaubt  sind:  ETtiJrav  oder  enl  7im\ 
TTQOTov  oder  ~zod  tov,  ravvv  oder  rä  rvv  usw.  Besonders 
alt  sind  einige  Beispiele,  in  denen  vorhistorische  Formen 
und  Kasus  Verbindungen  erscheinen:  eTti-ax^QOi  'der  Reihe 
nach'  (Hom.)  mit  altem  Instrumental,  e/j-jZoÖcov  [aus  *ev 
jIoö&v  'drinnen  (ev)  im  Bereich  (Gen.)  der  Füße'  (klass.)]. 
§  49.  Weil  von  Präpositionen  auch  Adverbia  abhängen 
können  (z.  B.  ixiyQi  töte),  so  können  auch  solche  Gruppen  zu 
Komposita  verwachsen:  iaaei  elaaei  (oder  i;  dei,  elg  äei)  'für 
immer',  yMr-öjtia&e  Mn  Zukunft'  (Hom.),  rroo-TccQvoi  'vor  zwei 
Jahren' (klass.),  .-Tgo-/i?ec 'vorgestern'  (hellen.).  Andere  wie  errm-co, 
vjioxaxoi  lassen  sich  nicht  mehr  so  leicht  in  eine  präpositionale 
Wendung  auflösen,    ('her  i'jre'^,  i)ia7roö  usw.  s.  §  162. 


§§  50—52]    Nach  der  Wortart  und  Wortform  des  Vorderglieds.     27 

§50.  b)  Mit  Adjektivierung  des  Kompositums 
(vgl.  §  110, 148) :  dyxt-a^ot;  'nahe  am  Meer'  (Hom.),  ä/Li-iTcnog 
'roßschnell;  Fußsoldaten  zwischen  den  Reitern'  (klass.), 
ev-rijuog  'in  Ehren  stehend'  (klass.),  ijc-dgovQog  'auf  dem 
Acker  lebend'  (Hom.),  icp-rj/neQog  'für  den  (einen)  Tag  be- 
stimmt, Eintags-'  (klass.),  7rao-aAA>^/og 'nebeneinander,  paral- 
lel' (hellen.),  tzqo-^evoc,  'für  den  Fremden  (Gast)  eintretend, 
Gastfreund'  (klass.),  (pgovdog  (aus  ngo  ööov)  'fort'  (klass.), 
än6-ji(T)oh(;  'von  der  Stadt  fern'  (oder  'die  Stadt  fern 
habend'  nach  §  45),  dji-dv&Qcojrog  'menschenleer'  (klass.), 
a7r-o<;>!;og 'Auswanderer'  (klass.),  d7ro-^£og 'gottlos'  (Soph.), 
dji6-ro?.fÄog  'mutlos'  (Philostr.),  vgl.  lat.  ab-nörmis  'von  der 
Regel  abweichend',  ä- mens  'von  Sinnen';  at'i^-aöe/^^og 'Ge- 
schwister habend'  (Xen.). 

§  51.  Mit  Vorliebe  wird  jedoch  das  Adjektiv  mit  dem 
bequemen  ,, Kompositionssuffix"  -lo-  (§  147)  gebildet:  ev- 
oiKiog  'im  Hause'  (Aeschyl.)  und  evoixog  'Einwohner' 
(klass.),  i(p-rjjueoiog  (Hom.)  =  eq)-7]juegog,  naq-dhog  (neben 
ndg-alog)  und  naqa-'daldGOiog  'am  Meer  gelegen'  (alles 
klass.),  xard-ysiog  (klass.),  xara-X'&dviog  (Hom.),  vJto- 
X&dviog  (klass.)  'unterirdisch',  ejii-x^dviog  'auf  der  Erde 
befindhch'  (Hom.),  dno-'&vjLiiog  'mißfällig,  verhaßt'  (Hom.; 
vgl.  H.  I  562 f.  djio  d-v/Liov  juä?J.ov  ejuoi  eoeai),  xara-^vjuiog 
'erwünscht'  (Hom.)  usw.  Vgl.  lat.  e-greg-iiis  '(aus  der  Herde) 
hervorragend'. 

§  52.  Gelegentlich  wird  das  Neutrum  solcher  Adjek- 
tiva,  besonders  derjenigen  mit  -fo-,  zum  Adverb:  e/u-Ttedog 
'fest  (im  Boden)  stehend'  (Hom.),  Adv.  e/ujiedov  (Hom.), 
ev-v7cviog  'im  Schlaf  erscheinend'  (Aeschyl.),  Adv.  evvnviov 
(Hom.),  ev-üiJiiog  'im  Angesicht'  (hell.),  Adv.  (und  sogar  Prä- 
position) evcoTtiov  (hellen.).  Häufiger  ist  die  Substanti- 
vierung des  Neutrums  (§289):  Ev-vnviov  "TYa.\ym  (klass.), 
ev-o)7iia  'Vorderwände'  (Hom.),  vTco-noöiov  'Fußschemel' 
(hellen.)  {vno-nodiog  'unter  den  Füßen'  [hellen.]);  das 
Adjektiv  kann  als  ZwischengUed  wegfallen  (vgl.  §  38): 
ngodöTiov    'Raum    vor    der    Stadt'     (klass.;    ngo-doriog 


28  A.Zusammensetzung.  [§§52 — 54 

ist  viel  seltener!),  jiqo-oi'jmov  {(fgoi^xiov)  (seit  Pindar)  'Vor- 
spiel eines  Gesangs  {olßog,  oifA/)]),  Einleitung',  /biera-xiöviov 
'Raum  zwischen  den  Säulen'  (Dittenberger  Syll.^  537,  36). 

§53.  Erwähnenswert  ist  eine  Entwicklung  von  Komposita 
mit  ävTi-:  Nach  altern  Beispielen  wie  ävri-&eoi;  'Gegenbild^ 
eines  Gottes,  göttergleich'  (Hom.),  ävti-dveiga  'männergleich' 
(Hom.)  bilden  die  attischen  iJichter  z.  B.  ävri-Mon'  'löwenähnlich' 
(Aristoph.),  ävri-rivQyot;  'turmähnlich'  (Soph.);  uvxi-öovXoc  'eines 
Knechtes  Stelle  vertretend'  (Aeschyl.);  infolge  eines  nähern  An- 
schlusses z.  B.  von  avxi-öovXoi;  an  dovKo(;  und  an  ävxi  c.  gen.  und  wohl 
auch  der  Parallelisierung  mit  dem  substantivischen  ovv-dov7,oi;  [  §47) 
bekamen  dann  derartige  Komposita  mehr  und  mehr  substantivische 
Geltung  und  uvti-  die  Bedeutung  'Ersatz  für':  avTi-xleic  (Pollux  als 
neueres  Wort)  'Nachschlüssel'.  Daher  eignete  sich  diese  Bildung- 
vorzüglich  zur  Wiedergabe  der  römischen  Ämter  des  proconsul, 
propraetor,  proquaestor:  dv&-v7zaTog,  ävTi-aTodrip/oc;  (eig.  arrt 
GTQaxqyov  =  pro  praetore),  avxi-xafxiac. 

4.  Das  Vorderglied  ist  ein  nicht  mehr  selb- 
ständig   vorkommendes   Adverb: 

§  54.  a)  Eine  Negation:  d-,  äv-  (äva-,  da-),  ve-,  vt]-. 
Die  häufigste  Verneinung  durch  ein  Kompositum  ist  die 
mit  d-,  dem  sogenannten  d-  privativum,  das  lautlicli  und 
semantisch  dem  lat. /»-,  dem  deutschen  un-  entspricht: 
ä-dixog,  vgl.  in-iüstiis,  un-gerecht.  Das  ist  wohl  geradezu 
der  lebendigste  Kompositionstypus  aller  griechischen  Sprach- 
epochen. Vor  Vokal  heißt  es  äv-:  äv-dgi^/uog  usw.  Vor 
anlautendem  /  haben  die  altern  (homerischen)  Beispiele 
noch  d-:  ä-tÖQic,  'unkundig'  (Wurzel  fid-),  ä-eiyJ]<;  'un- 
ziemlich' (später  kontrahiert  zu  alxijg),  ä-sgyog  (später 
ägyög)  'untätig,  träge';  da  nun  zufällig  mehrere  geläufige 
Komposita  derart  mit  ä-o-  begannen  {ä-oivog,  ä-oixog, 
d-öoaxog;  alle  mit  ursprünglichem  -fo-),  so  hielt  man 
vielfach  den  Hiatus  ä-o-  für  normal  und  sagte  besonders 
in  nachklassischer  Zeit  auch  ä-odfj,og  (ä-oa/nog)  neben 
äv-oö/iiog  (äv-oojuog)  'geruchlos'  (Wurzel  öd-,  vgl.  lat.  odor), 

^  ävTi-  in  der  alten  Bedeutung  'gegenüber',  vgl.  <h'&- laxuoi^ai , 
ev-avxio^. 


§§  54 — 57]    Nach  der  Wortart  und  Wertform  des  Vorderglieds.    29 

ä-oCog  neben  äv-o'QoQ  'astlos'  {öl^oc,  vgl.  Ast)^  ä-ogvog  'ohne 
Vogel'  {ÖQvig  verwandt  mit  deutsch  Aa?'  'Adler'). 

§  55.  äva-  in  privativem  Sinn  ist  nur  Schein:  dvdeövog  'ohne 
Brautgeschenke'  (Hom.)  und  dväe?.jtroi;  'unverhofft'  (Hesiod 
Theog.  660)  sind  äv-deövoi;,  dv-de^rog  zu  trennen  oder  dv-eeövoi;, 
di>-e£?^zo;  zu  schreiben  (zu  eeövov  ieXTtea&ai) ;  dvdjTvevaroi;  'atemlos' 
(Hesiod  Theog.  797)  ist  dv-d/xjipsvarog  zu  schreiben  oder  als 
Nachahmung  von  hom.  dvdaxeTog  ~  dayero!;  (s.  Fußnote)  zu  be- 
trachten wie  dvdyvvyaioz  'unbekannt'  (Kalhmachos  frgm.  422 
Schneider;   zweifelhaft). 

Die  Form  da-  in  ddriXtroz  'ungeheuer'  und  ddoTiExoc,  'unsäg- 
lich' bei  Quintus  Smyrnäus  (statt  dTxX^xoc  äa.-reroc)  ist  lediglich 
Nachahmung  der  homerischen  Lesart  ddaxeroc^  (II.  V  892, 
XXIV  708)  'unerträglich',  das  mit  doxerog  'unaufhaltsam,  un- 
widerstehlich' identisch  zu  sein  schien  {jrev&og  äoxerov  II.  XVI 
548/49,  Jiev&o^  ddaxetov  XXIV  708,  ddnXExov  jzev&og   Quint.Sm. !). 

§  56,  Etymologisch  verwandt  mit  d-priv.  ist  die  idg. 
Negation  ne  (ursprünglich  wohl  nur  vor  Verben;  vgl.  lat. 
ne-sclre),  die  im  Griechischen  nur  in  der  Kontraktion  vij- 
voj-  erhalten  ist:  v7]Ie7]c,  'erbarmungslos'  (Hom.)  aus  *ve- 
£/e>;g,  vfjorig  'nüchtern'  (Hom.)  zu  iö-  'essen',  vrijUEQxyg 
'unfehlbar'  (Hom.)  zu  äjuagr-,  v7ir8juog  'windstill'  (Hom.) 
zu  ävEjuog,  vd)vvju(v)og  'namenlos'  (Hom.)  zu  övo/ua.  Aus 
solchen  Beispielen  wurde  eine  Privativpartikel  vr]-  ent- 
nommen und  gelegentlich  auch  vor  konsonantischem  Anlaut 
verwendet;  schon  Homer  kennt  r?^-;i;£^(3i;g 'unnütz'  (snog  vr/- 
KEQÖEg  EEiTiEg  Od.  XIV  509  wohl  Nachbildung  von  snog 
v7]jUEQr£g  EEiTcsg  \\.  III  204;  vr]XEQdEa  ßovlriv  11.  XVII  469 
vgl.  v7](XEQXEa  ßovXriv  Od.  I  86  =  V  30)  und  vriXg  'unwissend' 
(zu  fid-^);  später  korrimen  noch  vyj-TZEv&rjg  'ohne  Leid'  (zu 
JiEv^og),  vrj-TZEv&Yjg  v'/]-7i.voxog  'unerforschlich,  ungehört' 
(zu  Tivvd'dveo'&ai)  und  wenige  andere  dazu. 

§57.  vrjTcoivoc  'ungestraft'  (Hom.)  gehört  wohl  ursprünglich  zu 
änoiva  'Lösegeld';  vgl.  Od.  I  377  dvÖQÖg  ivög  ßiorov  vr'jjioivov  ('ohne 


^  Wohl  in  äi'd(7;f£Toc  =  *dv-dvax£'toc  =  *dv-avd-axETOi;  zu  ver 
bessern. 

^  Dehnung  des  Vokals  vor  /  wie  beim  Augment  rj-ffJeCdr]? 


30  A.  Zusammensetzung.  [§§  57—59 

Ersatz')  oXea&ai  {dv-djiotvog  II.  1  99);  erst  nachtraglich  wird  es  auf 
Tioivi]  bezogen  worden  sein.  Formen  wie  ävtjXeijg  (klass.),  ävt]vefiog 
(klass.),  dvmvvfMoi;  (klass.  und  Odyssee  VIII  552)  gehören  zu  den 
Bildungen  mit  „Kompositionsdehnung"  (§  118);  vermutlich  sind 
sie  aber  gleichzeitig  Umgestaltungen  der  altern  und  veraltenden 
Formen  vj^Aer/c  usw.  nach  dem  geläufigem  Typus  mit  äv-  priva- 
(ivum. 

Die  in  historischer  Zeit  als  selbständige  Negationen  herrschen- 
den ov(-x,  -x)  und  fxi'j  nebst  ovdi  und  /xrjde  bilden  mit  vielen  Ad- 
verbien mehr  oder  weniger  enge  Komposita :  ov-^to,  ovöe-ttots, 
ovx-ETi  (und  danach  /.aj-H-eri),  selten  mit  Pronomina  u.dgl.: 
ovTi^,  ovösii;. 

§58.  b)  Andere  unselbständige  adverbielle 
Wörter:  ä-  copulativum  (d-),  ovo-,  ev-,  olqi-,  egi-,  aya-, 
Ca-  (<3a-),  7J/ia-. 

Vom  d-  privativum  unterscheiden  schon  die  Alten  mit 
Recht  das  d-  (oder  d-)  copulativum.  Es  geht  zurück 
auf  *sm-  und  gehört  zu  slg,  äjua  und  zu  lat.  simul,  semel. 
Das  Griechische  kennt  von  frühester  Zeit  an  nur  noch 
erstarrte  Beispiele  dieses  Bildungstypus:  ä-7T?,ovg,  ä-nai; 
ä'Jiag]  durch  Hauchdissimilation  entsteht  d-  in  d-de2.(p6g 
'einen  Mutterleib  {de?,(pvg)  habend,  Bruder'  (Oxytonese 
nach  jiaxrjQ  und  ähnlichen),  ä->cö?.ov&og  '"einen  Weg  {xe- 
lev&oq)  habend,  Begleiter',  ä-loxog  'ein  Lager  {My^og) 
habend,  Gattin'.  Manche  Wörter,  die  im  Attischen  un- 
bekannt waren,  zeigen  auch  ohne  Dissimilation  die  hauch- 
lose Form  (unattische  Psilose):  ä-xoirig  {xohrj)  (Hom.)  = 
äloxog,  ä-nedog  'eben'  (Herodot),  ä-ydlaxreg  =  ö/uo- 
ydlaKxeg  (Hesych),  ä-oXXrig  'dicht  gedrängt'  (Hom.;  zu 
ellelv  'drängen';  dXi.  hlrig).  Mit  d- copul.  ist  der  Bedeu- 
tung, vielleicht  auch  der  Etymologie  nach  identisch  das  d- 
des  Epos  (äolisch?):  ö-naxQog  'vom  selben  Vater'  (Hom.), 
ö-rqixeg  Innoi  'mit  gleichen  Haaren'  (Hom.). 

§  59.  bvo-  'miß-,  übel-'  ist  als  Kompositionsglied  uralt 
und  im  Griechischen  allezeit  sehr  lebenskräftig  geblieben; 
einige  Beispiele  genügen:  övff-//ei'?yg 'übelgesinnt'  zu  juevog, 
dvo-daijjLOiv  'unglücklich'  zu  öai/iiov,  övo-JiOQog  'schwer  zu 


§§  59 — 61  ]    Nach  der  Wortart  "und  Wortform  des  Vorderglieds.    31 

passieren'  zu  Tcögog,  övo-dkorog  'schwer  einzunehmen'  zu 
dhorög. 

Der  Gegensatz  zu  ovo-  wird  durch  das  ebenso  behebte 
£15-  (sv-)  ausgedrückt:  ev-juevTJg,  ev-daL[xcov^  sv-nogog, 
sv-d?.coTog.  Freilich  kommt  ev  auch  als  selbständiges  Wort 
vor,  es  vertritt  aber  als  Kompositionsglied  ein  älteres  un- 
selbständiges V-  (aus  *su-),  das  im  Griechischen  nur  noch 
in  v-yi'ijg  'gesund'  (zu  ßiog)  fortlebt. 

§  60.  In  der  alten  Dichtung  spielen  ägi-  (verwandt 
mit  ägeicov  ägiOTog),  eql-  (verwandt  mit  d^;.-?),  äya-  (vgl. 
ayav,  auch  iieyag)  und  (I,a-  (äohsch  für  dia-;  da-  aus  Ca- 
[gesprochen  sda-  mit  stimmhaftem  s]  durch  Dissimi- 
lation vor  o?)  als  verstärkende  Vorderglieder  eine  gewisse 
Rolle:  ägi-yvcorog  'leicht  kennthch',  äQL-L,i-ilog  {-öißog)  und 
ägi-cpQadrig  'sehr  deutlich';  eql-  ist  etwas  häufiger:  sql- 
ßge/uezrig  und  egi-yöovnog  'laut  donnernd',  egi-ßcolog 
'großschollig',  egi->cvdY]g  'sehr  berühmt',  egi-Ti/bcog  'sehr  ge- 
schätzt'; ebenso  äya-:  äya-x/.erjg,  äya-xlenög  und  äya- 
xXvxog  'sehr  berühmt',  äyd-ggoog  'stark  strömend',  dyd- 
vvicpog  'schneereich',  dyd-oxovog  'stark  brausend',  äyi]vo)g 
'sehr  mannhaft';  nur  vereinzelt  Ca-:  Cd-'&eog  'sehr  göttlich, 
herrlich',  Cär/g 'stark  wehend'  (äfjvai),  Cd-xorog'sehT  zornig', 
Ca-Tg£(p7]g' wohlgenährt';  dd-0}iiog'sehT  schattig',  da-q)oiv6g 
'ganz  blutrot'.    Alle  diese  Beispiele  stammen  aus  Homer. 

§  61.  In  der  Wahl  der  Endglieder  der  Komposita  mit  d-  priv., 
dva-  und  ev-  (igt-,  äya-  usw.)  herrscht  durchaus  nicht  absolute 
Freiheit.  Unmöglich  ist  hier  wie  überhaupt  bei  allen  Komposita 
mit  Ausnahme  der  präverbialen  (  §  43)  die  direkte  Zusammen- 
setzung mit  Verbalformen:  ävo^oiovv  ist  nicht  Kompositum  aus 
cti'-  und  6/bLoiovv,  sondern  Ableitung  von  äv-6/jioioQ,  drtfiäv  (Hom.) 
Ableitung  von  äri/nog  (Umgestaltung  von  uTi/bidCsiv  im  Anschluß  an 
Ti/xäv) ;  äriei  'ehrt  nicht'  bei  Theognis  621  steht  im  scharfen  Gegen- 
satz zu  riet  und  ist  eine  dichterische  Kühnheit,  die  durch  Ti/j,äv  — 
äri/iiäv  nahe  gelegt  war;  evöonelv  'zufrieden  sein'  ist  Ableitung 
von  einem  unbelegten  (vgl.  §38)  sv-öoxo^ 'gut  aufnehmend' (von  de- 
Xea&ai,  dexea^ai ;  vgl.  xagaöoneiv  §  72  Fußn. ) ;  ev  Jioielv  ist  erst  in  klas- 
sischer Zeit  im  Begriff,  zu  einer  einheitlichen  Vorstellung  zu  ver- 


32  A.Zusammensetzung.  [§§  61.  r)2 

schmelzen,  was  sich  zuerst  im  Bedürfnis  nach  Ableitung  (evjioua) 
und  weiterer  Komposition  [ävTevTioielv]  ausdrückt  (vgl.  §36f.); 
evTtoiö^  'wohltuend'  kommt  nur  bei  Hesych  vor.  Nur  in  einem  Fall 
hat  sich  die  vorhistorische  Verwendung  von  d-priv.  mit  Parti- 
zipium (vgl.  lat.  in-sciens,  aber  ne-scio)  in  historische  Zeit  hinüber- 
gerettet: ä-exMv  (kontrahiert  äxcov)  enthält  das  Partizip  eines 
verschollenen  Verbalstammes  *fsx-. 

§  62.  Altererbt  und  immer  bevorzugt  sind  als  Hinterglieder 
Verbaladjektiva  (vgl.  lat.  in-fectus):  äv-rjvvaro^  'unvollendel', 
ä-oxero^  'unaufhaltsam',  ä-nvevaroc  'atemlos'  (mit  ,, aktivischer" 
Bedeutung  des  Verbaladjektivs;  vgl.  §  105),  öva-ßarog  'schwer 
zugänglich'  (bei  dva-  fast  nur  diese  Bedeutung  des  Verbaladj.); 
EV-yvaii,7iT0(;  'schön  gebogen',  sv-xeazo^  'leicht  spaltbar';  ebenso 
Substantiva  mit  Mutierung  (§110;  \gl.  la.t.  in-ennis):  ä-^vfio^ 
'mutlos';  d-a&evti^  'kraftlos',  äv-ai/ncov  'blutlos';  öva-§vjLio!;  'miß- 
mutig, traurig',  dva-/u£vtjc:  'übel  gesinnt',  öva-öaißvw  'unglücklich', 
sv-'&vjuoc:  'wohlwollend,  fröhlich',  sv-jU£vi]C  'wohlgesinnt',  ev- 
Sai/biow  'glücklich'.  Nahe  steht  an  Wichtigkeit  die  Verneinung 
von  gewöhnlichen  Adjektiven  (vgl.  lat.  in-iüstus):  ä-iÖQig:  'un- 
kundig', ä-ixßQoxo^  'unsterblich'.  Selten  und  wohl  nur  in  der  Poesie 
wird  dieser  Typus  auf  ovo-  und  ev-  übertragen:  öva-d/bijüioQog 
(Homer)  und  dva-d&2.iog  (Soph.)  'sehr  unglücklich',  ev-aoo^ 
'wohlbehalten'  (Theokrit);  ebenso  steht  es  mit  der  Übertragung 
auf  Substantiva:  dcoga  äömga  (Soph.)  'Geschenke,  die  keine  Ge- 
schenke sind,  Unglücksgeschenke',  ^/^Os"^l«£'oc  (Hom.)  'l'nglücks- 
Iros',  Ava-jtuQig  (Hom.)  'L'nglücks-Paris'.  dvo-yajuo!;  ydjuo^  (Eur.) 
«•Unglücksehe',   vgl.  d-/Lit'jTojQ,  öva-Tiaic,  sv-Ttaig  §  117. 

Schwer  faßbar,  wenn  auch  sehr  alt,  sind  Wörter  wie  ä-qpogog 
'unfruchtbar,  unfr.  machend', Öt;a-9;oeoc 'schwer  zu  tragen', £^-9:0^0? 
'leicht  zutragen;  leicht  tragend,  fruchtbar';  sie  gehen  wohl  auf 
Substantiva  zurück,  haben  aber  mehr  oder  weniger  enge  Be- 
ziehungen mit  den  zugehörigen  Verben  angeknüpft  und  die 
Funktionen  eines  Verbaladjektivs  angenommen;  vgl.  noch  d-egyöi; 
'untätig;  nicht  bebaut',  öva-egyoc  'schwer  zu  bearbeiten;  untätig', 
ev-EQyöc;  'gut  handelnd;  gut  bearbeitet;  leicht  zu  bearbeiten' 
(Subst.  egyov  —  Verbum  eg^ai  =  *egy-aai);  ä-juaxog  öva-fxayoc 
ev-fiaxoc:  (fj.dxtj  —  fidxfo&ai).  Dasselbe  gilt  für  Wurzelnomina: 
ä-Cvi  'unvermählt'  (Eur.),  d-yiwc  'unbekannt'  (Hom.),  'nicht 
kennend'  (Pind.),  selten  ev-:  ev-xgdc'i^u\  genüschV  (Kur.),  ev-Cv^ 
'schön  gepaart'  (Anthologie).    S.  aucli   §  44. 


§§63.64]    Nach  der  Wortart  und  Wertform  des  Vordergiieds.     33 

§63.  5.  Das  Vorderglied  ist  ein  andres  ad- 
verbielles  Wort.  Hier  werden  einzelne  Fälle  vereinigt, 
die  unter  sich  etwas  verschieden  sind,  sich  aber  in  keiner 
größern  Gruppe  recht  unterbringen  lassen. 

alei-yevsr7]g  'ewig'  (Hom.),  dei-(pQOVQog  "stets  be- 
wachend'  (Soph.),   äei-xhoQOQ  'immer  grün'   (Euphorion). 

nalai-yevrig  'vor  alters  geboren,  betagt'  (Hom.),  -fpaxoQ 
'längst  gesagt,  uralt'  (Hom.),  -ypoiv  'längst  einheimisch' 
(Aeschyl.). 

Y\Qi-yhEia  'die  frühgeborene  (Eos)'  (Hom.)  und  danach 
7]Qi-n6hi  'die  früh  wandelnde'  (Anthol.  Pal.;  ebenfalls  von 
der  Eos). 

Xai^iai-svvrjQ  und  -ewolq  'auf  der  Erde  liegend'  (Hom.), 
-yeri^Q  'auf  der  Erde  erzeugt'  (Hom.  Hymn.),  auch  mit 
Elision  ^dfx-evva  'Lager  auf  der  Erde'  (Aeschyl.);  bei 
Spätem  gern  für  Modifikationen  von  Pflanzennamen  ver- 
wendet: laiiai-nixv c,^  -gdtpavog  usw. 

§  64.  jidv-  als  Adverb  ist  sehr  häufig;  einige  Beispiele 
aus  Homer:  Tiay-XQVOsog,  Tca/bi-fA e?.ag,  -Tcgojrog,  Jiav-aio/.og, 
-analog^  -djtoxjuog,  -VTtsQxatog,  -vararog.  Anders  jzav- 
fjjuag  (§  69);  nav-dafjidrcoQ  'Allbezwinger'  (Hom.)  mit 
Objektsakk.  oder  mit  stammhaftem  nav-  (statt  navt- 
oder  jtavro-)  wie  ndv-vvxog  Jtav-vvxiog  'die  ganze  Nacht 
hindurch'  (Hom.),  das  besonders  an  7iav-7]/bteQiog  (Hom.,  Ab- 
leitung von  7iav-f]fxaQ)  eine  Stütze  hatte^;  jzav-  als  Stamm 
auch  in  nav-elhjveg  (Hom.),  TzafÄ-firjreiQa  (Hom.  Hymn.), 
7zaju-iur]X7jg  (Soph.),  jtav-döxog  'alles  aufnehmend'  (Pind.); 
Tzav-ovqyog  (§  120)  'gewandt,  schlau'  (klass.;  jiavrovQyög 
Soph.);  zu  den  ältesten  Beispielen  mit  jtavro-  gehören 
7iavT0-/Liiarjg  (Aeschyl.),  7cavrö-iuoQ(pog  (Soph.)  und  ndvr- 
aqxog  (Soph.). 

dio-'&avjjg  'zweimal  sterbend'  (Hom.),  rgio-d'&hog, 
-dojUEvog^  -oXßiog  usw.  (klass.,  aber  Hom.  Od.  V  306  noch 


^  Zur  analogischen  Beeinflussung  von  ,,Tag"  und  ,, Nacht" 
vgl.  7iQo-vv^  nach  TtQo-fjuaQ  §108  Fußn. 

Debrunner,  Griech.  Wortbildungslehre.  3 


34  A.  Zusammensetzung.  [§§  64 — 68 

Tolg  jLidxaoeg  Aavaol  xal  x ex oaxi  q),  ferner  Öio-xOuoi, 
xoio-jUVQioi  usw. 

§65.  r'jjui-  {=  \Rt.  semi-,  vgl.  rj/ii taug)  'halb-'  wird  zu- 
sammengesetzt mit  Substantiven,  und  zwar  substantivisch: 
rjjui-ÜEog  'Halbgott'  (Hom.),  rnjci-ovog  'Halbesel,  Maulesel' 
(Hom.),  ri[j.i-xdlavxov  'halbes  Talent'  (Hom.),  und  adjek- 
tivisch: fi[jLL-xeAi]g  (zu  xslog)  'halb  fertig'  (Hom.),  tj/ui-ojxog 
'halb  durchlöchert'  (Aeschyl.),  später  auch  mit  selbständigen 
Adjektiven:  rjjui-xaxog  'halbschlecht'  (klass.),  Tt]/.iL-iueoxog 
'halbvoll'  (Pollux),  besonders  Verbaladjektiven:  TJjui-ßQcoxog 
'halb  verzehrt'  (Xen.),  rjfjii-Xovxog  'halb  gewaschen'  (Kra- 
tinos);  vgl.  ty^(-^j'?;c  'halbtot'  (Aristoph.). 

II.   Das  Vorderglied  ist  ein  Nominalkasus. 

1.  Das  Ganze  ist  eine  Zusammonrückung  selb- 
ständiger Teile. 

§  66.  a)  Das  Vorder glied  ist  ein  Nominativ: 
Nednohg  (mit  Gen.  iVean:o7foJs;  s.  §  146).  Zahlwörter: 
d(v)ü)-dexa,  ion.  und  hell.  xeoo£g£o(TEGOaQeo)-xai-dexa 
ohne  Deklination  des  ersten  Gliedes;  vgl.  lat.  dnö-decim, 
tre-decim  usw.  In  Ableitungen:  £xxrj-/xoQog  (Aristot.)  und 
exTTj-iJiÖQLog  (hellen.)  'ein  Sechstel  des  Ertrags  als  Arbeits- 
lohn erhaltend'  geht  auf  exxrj  /nöga  zurück  wie  rgeioxai- 
öexarog^  xeGGageGxaidexaxog,  TtevxExaiÖexaxog  usw.  auf 
rosig  usw.  xal  dexa;  vgl.  §  146,  148.  XQV^  XQÜ  XQV^^''  ^^s 
XQrj  'Notwendigkeit'  +  »fr,  ?),  elvai  (exQ'fjv  s.  §  40). 

§  67.  b)  Das  Vorderglied  ist  ein  Genitiv: 
Aiöo-xovQoi  'Zeussöhne'  (§41),  ÖioG-Öorog  'von  Zeus  ge- 
schenkt' (§31),  xvvÖG-ovga  'Hundeschwanz,  kleiner  Bär' 
(auch  Name  eines  Vorgebirges;  vgl.  §  31),  r^wa-otPiof 'Schiffs- 
häuser, Docks'  (klass.),  IleXoTtovvrjGog  aus  Flelonog  rfJGog, 
äloG-dxvrj  'Meerschaum'  (bei  Aristoteles  als  Name  einer 
Tierpflanze,  aber  ellvxo  de  jxdvx'  ä/.ög  äxv)]  Hom.  Od.  V  403). 

§  68.  c)  Das  Vorderglied  ist  ein  Dativ:  äQi]i- 
(piÄog  'dem  Ares  lieb'  (Hom.),  -raGi-fxeXovGa  'für  alle  interes- 


§§  68 — 71]    Nach  der  Wortart  und  Wortform  des  Vorderglieds.     35 

sant'  (Beiname  des  Schiffes  Argo  bei  Honi.);  mit  lokati- 
vischem Sinn:  iagi-ögenrog 'im  FrühHng  gepflückt'  (Pind.), 
mit  instrumentalem:  xtjOEOGi-fpogriTog  'von  den  Todes- 
geistern getrieben'  (Hom.),  dovQi-H?^eiT6g  und  -}<?,vr6g  'speer- 
berühmt' (Hom.). 

§  69.  d)  Das  Vorderglied  ist  ein  Akkusativ: 
Ttav-fj/LiaQ  'den  ganzen  Tag  lang'  (Hom.)  {nav-  attributiv), 
y.uQrjxojuocovTEg  und  ßaQVorevdxcov  s.  §  34.  Durchkonju- 
gierte Verbalkomposita  mit  Objektsakkusativ  im  Anfangs- 
glied wie  lat.  anim(um)-advertere  kennt  das  Griechische 
nicht  (s.  §85Anm.);  öaxov-xeojv  ist  schwerlich  Komposi- 
tum (§34)  und  kommt  nur  im  Partizip  vor;  vovvexovtcoq 
s.  §  72. 

§  70.  e)  Das  Vorderglied  ist  ein  alter  Lokativ, 
ein  -99i-Kasus  oder  eine  präpositionale  Wendung: 
jueoai-JzoXiog  'dazwischen  (alter  Lokativ)  grau,  halbgrau' 
(Hom.).  Das  hom.  l-(pi  'mit  Gewalt'  ist  enthalten  in  Icpi- 
yevyjXOQ  'mit  Kraft  erzeugt'  (Eusebius  aus  einem  Dichter) 
und  manchen  Namen  mit  ' Icpi-  CI(pi-juedovoa,  ähnlich  noch 
'I(pi-dvaooa).  Eine  präpositionale  Wendung:  sy-XELoi-'dExoQ 
'eingehändigt'  (Herodot). 

§  7L  2.  Das  Hinterglied  ist  ein  in  dieser 
Form  nicht  selbständig  vorkommendes  Wort.  Solche 
Schlul.'glieder  sind  ursprünglich  den  Stammkomposita  eigen 
und  von  diesen  her  auf  die   Kasuskomposita    übertragen. 

Mit  Genitiv:  ouöevdff-ojpog 'auf  niemand  oder  nichts 
{ovÖEvoo)  Rücksicht  {üioa)  nehmend:  frech;  unbekümmert, 
liederlich'!   (Hom.  II.  vfll  178). 

Mit  Dativ:  XEix£OL-nAi'jxrjQ''?,'ic\\.  den  Mauern  nähernd, 
Mauerstürmer'  (Hom.);  lokativisch  & e gEi-y Ein'] g 'im  Sommer 
wachsend'  (Nikander),  öoEol-XQOcpoc,  'in  den  Bergen  auf- 
gewachsen' (Hom.);  instrumental:  dovQi-/bLaxog  'mit  dem 
Speer  kämpfend'  (Orakel  in  einem  Iliasscholion). 

!  So  Dö der] ein  nach  Ameis-Hentze  Anhang  zur  Stelle; 
die  gewöhnliche  Auffassung  'keiner  Rücksicht  wert'  setzt  ovös/nia 
o)oa  voraus. 


36  A.  Zusammensetzung.  [§§  72 — 74 

§  72.  Mit  Akkusativ^:  öixao-Tiö/.oQ  " Rechtsprecher' 
(Hom.);  äxaM-(pQO)v  'kindlich  denkend'  (Hom.)  Misch- 
bildung aus  äralä  (pQovEO)v  (Hom.)  und  *äxa/.6-(pQcov  (vgl. 
sv-(pQcov  usw.);  vovv-ExyQ  'Verstand  habend'  (hell.;  vgl. 
§  102;  vovv-sxovrojg  Isokrates,  vielleicht  noch  nicht  Kom- 
positum, vgl.  ixovrojg  vovv  Plato),  dxa/.a-QQsirijg  'sanft 
fließend'  (Hom.)  mit  adverbiellem  Akk.-,  7i/.eov-exrrig 
'Profitmacher'  (klass.)  zu  nleov  exeiv'im  Vorteil  sein'  (§  101). 

§73.  Mit  Lokativ  form:  ödoL-nÖQog  'Wanderer' 
(§  28),  nvloi-}'EV7)c,  'in  Pylos  geboren'  (Hom.). 

Mit    -<p<- Kasus:    'Ifpi-XQdrrjg,  'I(pi-yEV£ia  usw. 

Mit  präpositionaler  Wendung:  eju-7iVQi-ß))T)ig 
[xQiJiovg)  'über  dem  Feuer  stehend'  (Hom.). 

III.  Das  Vorderglied  ist  ein  Nominalstamm. 

(Typus  IjTJzo-da^iog) 

§  74.  Bei  allen  Kompositionstypen  des  Griechischen, 
die  überhaupt  ein  Nomen  als  Anfangsglied  enthalten 
können,  erscheint  dieses  Nomen  in  der  Regel  nicht  in  einer 
bestimmten  Kasusform,  sondern  mit  dem  bloßen  Stamm  — 
so  erdrückend  häufig,  daß  Beispiele  sich  erübrigen.  Diese 
Bildungsweise  (nicht  die  einzelnen  Bildungen!  vgl.  §  41)  muß 
in  eine  Zeit  zurückreichen,  in  der  die  syntaktischen  Bezie- 
hungen der  Nomina  noch  nicht  durch  ein  System  von  An- 
hängseln (Endungen)  bezeichnet  wurden.  Die  Vergleichung 
der  idg.  Sprachen  zeigt  jedoch,  daß  diese  Zeit  weit  vor  dem 
Aufhören  der  idg.  Sprachgemeinschaft  liegen  muß  und  daß 
die  Stammkomposita  als  solche  einen  beliebten,  ja  geradezu 


1  KaQa-x6 f.ioi;  'kopfabschneidond',  xaQd-To/.wc:  'entliauptet' 
(beides  klass.),  xagä-öonelv  'aufpassen'  (klass.;  von  einem  feh- 
lenden xaga-öönog  'den  Kopf  zum  Beobachten  ausstreckend', 
vgl.  §  38),  scheinen  den  Akk.  xdpä  (hom.  xagi])  zu  enthalten; 
xaQti-ßuQrjC,  -ßagelv  'einen  schweren  Kopf  haben'  (hell.)  dagegen 
ist  wohl  Stammkompositum. 

-  Vgl.  d«aAd  TiQOQEOiv  Hesiod  (?)  fr.  2'i2  (218)  Rzach. 


§§74.75]    Nach  der  Wortart  und  Wertform  des  Vorderglieds.      37 

den  charakeristischen  Typus  der  idg.  Komposition  dar- 
stellen, eben  weil  gleichzeitig  die  syntaktischen  Beziehungen 
außerhalb  des  Kompositums  formal  anders  (durch  Endungen) 
als  im  Kompositum  ausgedrückt  wurden;  die  oben  unter  II 
besprochene  Bildungsweise,  die  der  freien  syntaktischen  Be- 
ziehung viel  näher  steht,  spielt  der  Stammkomposition 
gegenüber  im  Griechischen  wie  im  Indogermanischen  über- 
haupt eine  ganz  untergeordnete  Rolle^;  man  sondert  sie 
deshalb  gern  als  ,, Zusammenrückungen"  von  den  eigent- 
lichen Zusammensetzungen;  vgl.  §28 f. 

Über  die  Behandlung  des  Stammauslauts,  den  Kom- 
{jositionsvokal  und  die  Kompositionsdehnung  wird  §  118 ff., 
126  ff.  im  Zusammenhang  gehandelt  werden. 

Auch  die  Zahlwörter  erscheinen  im  ersten  Glied  ge- 
wöhnlich in  der  Stammform  {rerQd-xvxXoQ  'vierrädrig', 
Hom.),  soweit  sie  nicht  indeklinabel  sind  (evved-ßoiog  'neun 
Rinder  wert'  Hom.)  und  das  Kompositum  nicht  kopulativ 
ist  {d(v)cbdexa,  s.  §  81). 

IV.  Das  Vorderglied  ist  verbal  empfunden. 

§75.  l.DerTypus  dp;(;£->ia;<Os 'unheilstiftend' geht 
auf  vorgriechische  Zeit  zurück  und  ist  im  Griechischen  recht 
verbreitet.  Beispiele  aus  Homer:  exe-cpQwv  'besonnen', 
ElHe-%ixaiv  'gewandschleppend',  (jLevE-örjioQ  'dem  Feind 
standhaltend',  raXa-Jiev&^g  'Leiden  ertragend',  TXi]-7t6Xe- 
fxoQ.  Zur  Erklärung  dieser  Bildungen  liegt  es  nahe,  an 
imperativische  Fügungen  zu  denken  {eXke  xixüval  usw.) 
und  deutsche  Wörter  wie  Lebewohl^  Stelldichein,  Wagehals^ 
Fürchtegott,    und     französische    wie    casse-noix,    cache-pot, 

^  Auch  im  Deutschen  stellen  die  Stammkomposita  wie 
Land-mann,  Erd-beben,  Herz-blut,  die  ältere  Bildungsweise  dar; 
doch  wird  jetzt  die  genitivische  Form  des  Vorderglieds  oft  vor- 
gezogen: Lands-mann,  Erden-sohn  Herzenssache;  das  -s-  greift 
sogar,  analog  dem  -o-  des  Griechischen  (§  129)  über  sein  Gebiet 
hinaus:  Frauens-person,  Zeitungs-papier,  Hilfs-mittel. 


38  A.  Zusammensetzung.  [§§  75 — 78 

porte-monnaie  zu  vergleichen.  Das  ist  in  der  Tat  eine  Mög- 
lichkeit der  Entstehung  des  aQxe-xaxo g-Typus;  aber  mehr 
läßt  sich  nicht  sagen. 

§  76.  Im  Griechischen  ist  damit  z.  T.  eine  andere  Bil- 
dung vermischt  worden:  Schon  Homer  kennt  eine  Anzahl 
Komposita  mit  (pi/.o-  mit  verbaler  Rektionskraft  des 
Anfangsglieds:  (piÄo-fijueid/jg,  -ieivog,  -Tcaiy/ucov,  -Ttrö'/.e- 
juog,  -yjEvd^g  u.  a.  Auszugehen  ist  jedenfalls  von  nominalem 
(pilo-,  also  etwa  von  (pü6-^E(i)voc,  'dem  Gast  gegenüber 
freundlich'  (vgl.  io6-§eog  §  87),  das  dann  im  Anschluß  an 
aQ'iE-Kay.oc,  verbal  umgedeutet  wurde^;  vielleicht  gab  es 
auch  einmal  ein  verbales  cpiLe-  (zur  Wurzel  opü.-  in  hom. 
(ptkaro,  cpllai),  das  von  dem  nominalen  (pilo-  verdrängt 
wurde  (in  fpiX-'^Qer/j.og  usw.  war  der  Stammauslaut  nicht 
mehr    ersichtlich). 

§  77.  Zu  (füo-TtröXe/Liog  hat  schon  Homer  das  analogisch 
geschaffene  Gegenstück  qivyo-JtroXeiLiog;  seit  der  klassischen  Zeit 
tritt  daneben  /j,iao-  auf  und  wird  zusammen  mit  (pdo-  außerordent- 
lich leicht  zu  Gegensatzpaaren  verwendet:  (fd-dvd^QOjjroc ■ — /xia- 
dv&QOJTtoi;,  (ptX-e?.?.r]v  —  jjLia-eXXrjv,  cpiXo-Tc6vr]Qoc  —  /niao-rcovyjQog  usw. 
Eine  weniger  wuchernde  Nachahmung  von  <pik>-  ist  i&s?.o-  (eben- 
falls seit  der  klass.  Zeit):  e&eXö-tiovoc:  (Xen.)  etwa  =  (pdö-jiovog;: 
aber  auch  e&eX6-dovXoc  'freiwillig  dienend'  (Plato),  i&eÄo-^igö^m'o: 
'freiwilliger  jTQÖ^evoc:''  (Thuk.),  wo  i&£/.o-  —  i&e/.ovrrjZ  ist;  vgl.  cpdo- 
yeioQyog  'das  Landleben  liebend'  oder  'gern  Landmann'  (Xen.i, 
danach  cpdo-Öixaaxr']!;  'gern  Richter'  (Komödientitel),  (fdo'&vTi]z 
'gern  opfernd'  (Aristoph.). 

§78.  In  (pvyo-  hat  man  das  ^"orbild  des  klass. /.f.-ro-  (vgl. 
(pvyelv  —hneiv;  die  Schreibung  ).ei7xo-  ist  meist  schlechter  bezeugt) 
zu  sehen:  X[E]iTco-axQaxia  'Desertion',  hjio-vavc:  'das  Schiff  ver- 
lassend'; auch  im  Sinn  von  'fahren  lassend,  verlierend':  A(£)tnro- 
ipvxelv  'ohnmächtig  werden'.  Vereinzelt  wird  nach  fiiao-  ein  arvyo- 
geschaffen  {\g\.  fj-ioelv  —  mvyelv):  axvy-aivtoQ  'den  Mann  hassend' 
(Aesch.),  axvyö-ÖEfxvos  'die  Ehe,  den  Gatten  liassend'  (Agathias 
in  der  Anthol.).  Unklar  und  wohl  nur  Momentbildungen  sind  bei 
Hom.  [ä(p-)änaQxo-E7iric;  'das  richtige  Wort  verfehlend',  und  ?}P.tTd 


*  Zur  verbalen  Auffassung  von  (pdo-  vgl.  auch   §  138. 


§§  78 — 80]    Nach  der  syntakt.  Beziehung  der  Glieder.  39 

lir}vo(;  'den  richtigen  Monat  verfehlend,  zu  früh  geboren'  [äXixelv); 
vgl.  wieder  die  gleichartigen  Aoriste  cpvyelv  —  ä/uaQrtlv  —  ä?.irelv. 

§79.  2.  Auch  der  Typus  rsgip i-jußQorog  'die 
Menschen  erfreuend'  (Hom.)  ist  aus  vorhistorischer  Zeit 
ererbt.  Zugrunde  liegen  vielleicht  ursprüngHch  abstrakte 
Verbalsubstantiva  auf  -ti-  (§370ff.)^;  doch  tritt  im  Grie- 
chischen die  verbale  Auffassung  immer  mehr  in  den  Vorder- 
grund. Weil  nämlich  die  Verbalabstrakta  oft  an  den  sig- 
matischen  Aorist  anklangen,  ging  der  Typus  rEQxpi-jußQorog 
eine  engere  Verbindung  mit  dem  Aorist  ein:  xeQtpi-  zu 
rsgyjig  und  zeqxpai^  KxriG-innoc,  zu  kttjolq  und  xrr]aaadai 
und  daher  auch  <hXeöL-xaQ7to<;  'fruchtverlierend'  (Hom.) 
zu  öXeoai  {öXeök;  existiert  nicht),  (p'&Eioi-/bißQorog  (f&eiG- 
TJvcoQ  'Menschen,  Männer  vertilgend'  (Hom.)  zu  (f&eloai 
(aber  (p&ioigl),  ZxrjGi-xoQog  zu  oxfjaai  {oxdGi(;\).  Besonders 
die  Bildung  mit  -egi-  erfreute  sich  bei  den  Dichtern  einer 
großen  Beliebtheit;  vgl.  z.  B.  bei  Hom.  älcpEGi-ßoLog,  eXhegl- 
TiETcloQ  (neben  e/.xe-xito)v),  nrjyEGi-juaV.og,  xajUEGi-XQOjg, 
cpaEGi-jjßQoxog.  Über  weitere  analogische  Vermischungen 
s.  §  136ff.,  über  die  Elision  §  119. 


Die  Komposita  nach  der  syntaktischen  Beziehung 
der  Glieder  zueinander. 

§  80.  Entsprechend  den  zwei  Möglichkeiten  syntakti- 
scher Verbindung  im  Satz,  der  beiordnenden  und  der  unter- 
ordnenden, gibt  es  auch  beiordnende  und  unterordnende 
Komposita.  Die  erstem  werden  aber  von  den  letztern 
in  der  idg.  Grundsprache  und  im  Griechischen  an  Zahl  und 
Mannigfaltigkeit  geradezu  erdrückt,  wie  ja  auch  in  der 
Syntax  die  Beiordnung  gegenüber  der  Unterordnung  eine 
viel  bescheidenere  Rolle  spielt.  Die  rein  syntaktische 
Wiederholung  desselben  Wortes  in  verstärkendem  oder  itera- 
tivem Sinn  bildet    nur   einen  unwichtigen   besondern  Fall 


^  Dastist  nur  etwa  noch  in /Scort-di-etea 'menschenernährend' 
(Hom.)  erhalten. 


'40  A.  Zusammensetzung.  [§§  80—82 

der  syntaktischen  Beiordnung;  desiialb  sind  auch  die  daraus 
entstandenen  Verdoppelungskomposita  sehr  selten:  tioojiqo-^ 
7id/ii7Tav\  s.  §  22.  Zu  beachten  ist,  daß  die  Komposition  eine 
viel  geringere  Schärfe  der  Beziehung  erfordert  als  die  freie 
syntaktische  Verbindung,  daß  daher  die  Auflösung  der  Kom- 
posita in  bestimmte,  genauere  freie  Verbindungen  vielfach 
großen  Schwierigkeiten  begegnet;  aber  im  allgemeinen  sind 
die  syntaktischen  Verhältnisse  der  Komposita  mit  den 
freien  Verbindungen  bewußt  oder  unbewußt  verbunden 
geblieben. 

I.  Beiordnende  (kopulative)  Komposita. 

§  81.  Alt  sind  ev-dsHa,  dfvjco-dexa  {§  66)  un-decim, 
duo-decim,  vgl.  auch  drei-zehn  usw.;  später  wird  auch  ge- 
bildet dexa-rQEtg  ÖExa-TiEvre  usw.,  auch  öexa-Övo.  Bil- 
dungen mit  Bindewort  entstehen  erst  im  historischen  Grie- 
chisch: rgeioxaiÖExa  enraxaiÖExau&w.  (§66),  xa/.o-'/iäyad^oQ 
i-'&ia]  s.  §36);  sehr  kühn  vrj?i(7To-xai-ßÄE7TEÄaiog'bsLrfu{^)  und 
nach  Salböl  ausschauend'  in  einem  Epigramm  der  Antho- 
logie. Die  spätgriechische  Zeit  (sowie  das  Neugriechische) 
verbindet  gern  zusammengehörige  Substantiv-  oder  Adjek- 
tivbegriffe (Gegensätze)  durch  Komposition:  av^o-f^iEiMOig 
'Flut  {av^r})  und  Ebbe'  (byzant.).  Manche  (und  zwar  gerade 
die  ältesten)  dieser  Bildungen  vermitteln  den  Übergang  von 
den  Determinativa  (§94)  zu  den  Kopulativa:  ?.Evy.-Eov&go(; 
(Aristot.)  war  zunächst  'mit  einem  weißen  Rot',  dann  erst 
'weiß  und  rot  zugleich';  entsprechend  ylo)o6-j.ie/.ag  'bleich- 
schwarz' (Galen),  w;fpo-Aei'>t;o? 'blaßgelb'  (Dioskor.),  yhvxv- 
jiiHQog  'bittersüß'  (Sappho),  auch  Substantiva  wie  äorö- 
XQEag,  largo- juavr ig,  xXavoi-yEhog  (§94). 

§  82.  Besonders  deutlich  ist  die  Geschichte  von  ävögö- 
yvvog:  zunächst  (von  Herodot  an)  bezeichnet  es  den  'Zwit- 
ter' oder  den  'Feigling',  also  eine  einzige  Person,  die  Mann 
und  Weib  zugleich  ist,  und  das  mußte  (>ben  mit  einem  Wort 
ausgedrückt  werden;  die  Reihenfolge  ist  mehr  zufällig: 
Sophokles   sagt  yvv-avdgog,  Epicharm  yvraix-avdgEg.    Die 


§§  82 — 85]      Nach  der  synlakl.  Beziehung  der  Glieder.  41 

heutigen  Griechen  verstehen  aber  unter  dviQo-yuvofv)  (sprith 
dvÖQ-)  ein  'Ehepaar',  also  'einen  Mann  und  ein  Weib'. 
Daß  auch  hier  das  Bedürfnis  der  Ableitung  und  Weiter- 
komposition das  Kompositum  begünstigt  (§  361'.),  zeigen  Bei- 
spiele wie  (payr/oi-Jtooia  'EB-  und  Trinkfest'  (Athenäus)  und 
TOQvevro-lvQ-aonido-7xt]y6(;  'gedrechselte  Lyren  und  Schilde 
zusammenfügend'   (Aristoph.). 

§  83.  Sind  die  Kopulativa  ohnehin  sehr  selten,  so  ist  ihre 
Adjektivierung  (§110)  noch  seltener:  Unter  ävÖQÖ-yvvu  lovigd 
versteht  ein  namenloses  Epigramm  der  Anthologie  'Bäder  für 
Männer  und  Frauen  gemeinsam'.  vvx&tut^eQo^  (fem.)  liest  man  in 
einem  Papyrus  des  4.  Jahrhs.  n.  Chr.^  in  der  Bedeutung  'Zeitraum 
von  24  Stunden',  dasselbe  im  N .  Test.^  Ferner  xQva-ehcpavT-rßexTQo^ 
'mit  Gold,  Elfenbein  und  Elektron  ausgelegt'  (Plutarch  aus  einem 
l)ichter). 

II.  Unterordnende  Komposita. 

§8-^1.  1.  Bestimmung  des  verbalen  Hinterglieds 
durch  ein  Präverb  im  Vorderglied:  die  Verba  com- 
posita  nebst  den  mit  Präverbien  zusammengesetzten  Verbal- 
nomina. Dieser  Typus  fällt  zusammen  mit  den  in  §43  f. 
besprochenen  Formkategorien. 

2.  Präpositionale  Rektionskomposita:  Eine  Prä- 
position als  Vorderglied  regiert  das  Hinterglied.  Auch  diese 
Bildung  ist  schon  behandelt:  §48 — 53. 

3.  Determinative    Nominalkomposita. 

§85.  a)  Kasuelle  Determination.  Ein  Substantiv 
als  Vorderglied  steht  in  Kasusbeziehung  zu  einem  Substan- 
tiv oder  Adjektiv^  im  zweiten  Glied.  Selten  ist  die  Reihen- 
folge umgekehrt. 

^  Mitteis-Wilcken  Grundzüge  und  (Chrestomathie  der 
Papyruskunde  112  Nr.  78  Zeile  6. 

-  2.  Kor.  11,  25  vvx&ri[jLeQov .  .  .  ETcoirjoa  '24  Stunden  habe 
ich    zugebracht',   also    nicht   Adverb! 

^  Ein  Verbum  kommt  höchstens  in  Kasuskomposita  und  nur 
im  Partizip  in  Betracht:  vgl.  §  34;  69.  A.\xc\i  öoh)- q^govemv  {Wom.) 
kommt  nur  im  Partizip  vor,  scheint  also  eine  Mischung  aus  ööAov 


42  A.  Zusammensetzung.  [§§  85 — 87 

Das  Vordcrglied  kann  genitivisch  bestimmend  sein: 
in  Genitivform  steht  es  in  Aioo-xovqol  usw.  (§67),  in 
Stammform  z.  B.  in  Ttargo-xaoiyvrjTo  g  'Vatersbruder'  ( Hom. ) , 
f/,7]rQO-7tdro)Q  'Vater  der  Mutter'  (Hom.),  lözo-neÖri  'Mast- 
fessel'  (Hom.).  Ablativisch  ävejuo-OKETziji;  'vor  dem  Wind 
schützend'  (Hom.);  vgl.  jedoch  §  103.  Dativisch  mit  Dativ- 
form äorit-fpiloc,  usw.  (§  68),  mit  Stammform  ^so-sixe/^o- 
'göttergleich'  (Hom.).  Instrumental  '&£o-ß?.aß7]g  'von  Gott 
geschädigt'  (Herodot);  vgl.  jedoch  §  105.  Akkusativisch 
vielleicht  TQi^-ov/.og  (=  rdg  rgi^ag  ovXög)  'kraushaarig' 
(Archilochus).    Über  die  Gruppe  '&e6-djU)]rog  s.  §  104. 

§  86.  Sind  die  Stammkomposita  mutiert  (§  HO),  so  ist 
oft  die  Kasusbeziehung  etwas  undeutlich:  noö-chxyjg  (Hom.) 
ist  ursprünglich  'Schnelligkeit  der  Füße  besitzend',  dann 
aber  im  Gefühl  des  Dichters  eher  =  jovg  Tiödag  ojxvg,  und 
wohl  danach  als  Synonym  gebildet  jzod-dgxrjg  (zu  ägHslv; 
Hom.).  Aus  fieh-r]dfjg  eigentlich  'die  Süßigkeit  des  Honigs 
besitzend',  dann  'süß  wie  Honig',  und  ■deo-eiörig  'mit  der 
Gestalt  eines  Gottes'- — 'aussehend  wie  ein  Gott'  und  ähn- 
lichen Beispielen  hat  sich  eine  ,, komparative"  Bedeutung 
der  Stammkomposition  herausentwickelt;  vgl.  jiod7]vejuog 
§89  und  lUTQo-juavrig  usw.  §94.  Das  Vorderglied  erhält 
so  eine  ans  Adjektiv  gemahnende  Bedeutung;  das  Adjektiv 
kann  ja  ein  Substantiv  viel  mannigfaltiger  und  verschwom- 
mener determinieren  als  ein  Kasus:  Qodo-ddxrv/.og  'mit 
Fingern  wie  die  <  Farbe  der>  Rose,  mit  rosigen  Fingern' 
steht  der  Bildung  Äevx-cü?.evog  'mit  weißen  Armen'  (§90) 
sehr  nahe. 

§  87.  Beispiele  für  die  Endstellung  des  bestimmenden 
Glieds:    ä^i6-/.oyog    'der    Rede    wert'    (klass.),    ä^io-viy.og 

cpQovEwv  und  6oX6(pQU)v  zu  sein;  freilich  ist  öokoq)QovElv  als  Ab- 
leitung Yon  dol6q)Qüiv  sehr  wohl  denkbar  (vgl.  §  195).  ;f£gj'i^ai'To 
(Hom.)  'sie  wuschen  sich  die  Hände'  ist  Ableitung  von  x^Q^'-W 
'Handwaschvvasser'  (Hom.),  nicht  etwa  Stammkompositum  aus 
XEQ-  und  viyjavTo.  äya&onoielv  und  xaxoTcoieli'  sind  nicht  Kom- 
posita von  jioielv,  sondern  Ableitungen  von  -orotdc- 


§§  87 — 90]     Nach  dersyntakt.  Beziehung  der  Glieder.  43 

'wert  zu  siegen'  (klass.)  u.  a.,  äizeiQo-xa/.og  'geschmacklos' 
(klass.;  vgl.  den  Gegensatz  (pdö-xaXog  nach  §76),  aTteigo- 
judxäg  'im  Kampf  unerfahren'  (Pindar),  ioo-'&eog  'götter- 
gleich' und  viele  spätere  mit  loo-,  auch  öjuoiö-nvQog  und 
-KQi'&oQ  'dem  Weizen,  der  Gerste  ähnlich'  (Theophrast), 
XEV-avÖQog  'menschenleer'  (Aeschyl.,  Soph.),  sind  Hypo- 
stasierungen (§  146)  von  ä^iog  loyov,  vixrjQ,  äneigo; 
xa?iä)v,  judxrig^  loog  ■&£oig,  öfxoiog  jzvgolg,  xgi'&atg,  xevög 
ävögcov  nach  dem  Vorbild  der  überaus  zahlreichen  Stamm - 
komposita  mit  bestimmendem  Vorderglied. 

§  88.  Für  ä^io-  sei  eine  merkwürdige  Weiterentwicklung 
erwähnt:  weil  das  Verbaladjektiv  auch  oft  die  Bedeutung  'einer 
Behandlung  würdig'  annahm  {/nijbLrjrög  'nachahmenswert'),  so  bildet 
besonders  Xenophon  gern  Komposita  aus  d^io-  und  dem  Verbal- 
adjektiv; vgl.  bei  Xen.  z.  B.  ä^io-iLiaxd.Qiaroi;,  -anovöaGxog,  -(pi- 
XrjTog.  Bei  ä^io-maxog  'glaubwürdig,  zuverlässig'  (klass.)  kann 
man  sich  noch  an  ä^ioc  Tiiaxeioc  erinnert  fühlen,  im  Vordergrund 
steht  aber  die  Bedeutung  von  maxöc,  so  daß  ä^io-  nur  als  Zusatz 
erscheint. 

§  89.  Nur  scheinbar  liegt  eine  ungehörige  Reihenfolge  der 
Glieder  vor  in  jzoöd}>ci]g  (Hom.),  das  mit  dem  späteren  coxv-jtov^ 
gleichbedeutend  geworden  ist,  s.  aber  §86;  ebenso  in  XQix-ovkoc: 
(Archilochus)   =  ovXö-^qi^  (Herodot),  s.  §85. 

jtod-rivsfioi:  'mit  Füßen  wie  der  Wind'  (Hom.),  also  die 
Umkehrung  von  QoÖo-ödxxvloc  (  §  86),  ist  wohl  eine  dichterische 
Schöpfung  nach  jioö-wxtj^  und  jxod-dQxr]!;  (  §  86).  Auch  noifx-mxoQ 
'Völkerhirt'  nebst  der  Ableitung  jioi/mavÖQiov  'geweidete  Völker- 
herde' (beide  bei  Aeschylus)  ist  sehr  kühn;  ob  der  Dichter  an 
noi/j.aivsiv  ävöga^  und  den  ägy^-^a^oc-Typus  (  §  75)  oder  an  Tzoiftr/v 
ävÖQcbv  gedacht  hat,  läßt  sich  nicht  ausmachen. 

§  90.  b)  Attributive  Determination.  Ein  Adj. 
oder  Subst.  als  Vorderglied  bestimmt  attributiv  ein  Subst. 
oder  Adj.  im  Hinterghed;  auch  hier  steht  bisweilen  das  be- 
stimmende Glied  an  zweiter  Stelle. 

Wenig  Worte  erfordert  der  im  Griechischen  wie  in  der 
Grundsprache  geläufigste  Typus  dieser  Art,  die  mutierten 
(§  110)  Stammkomposita  mit  Subst.  im  Hinterglied,  wobei 


44  A.  Zusammensetzung.  [§§  90.  91 

das  Vorderglied  ein  Adjektiv  ist:  A£r»;«-c6Aevog  ""weiß- 
armig'  (Hom.),  (hxv-JirsQog  'mit  schnellen  Flügeln'  (Hom.), 
roi-novQ  'mit  drei  Füßen,  Dreifuß'  (Hom.),  di-wßo/.ov  'aus 
zwei  Obolen  bestehend,  Zweiobolenstück'  (klass.).  Attribu- 
tiv kann  auch  das  Subst.  im  Vorderglied  des  ebenfalls 
sehr  alten  Typus  Qoöo-ddxrvÄog  (§86)  gefaßt  werden,  also 
etwa  'mit  Fingern,  die  (wie)   Rosen  sind'. 

§  91 .  Etwas  eingehender  müssen  die  Bildungenohne 
Mutierung  betrachtet  werden: 

a)  Adj.  +  Subst.  dxQo-Tcohg  =  änga  7tö?dg  'Ober- 
stadt'. Dieser  Typus  stammt  höchstens  in  seinen  Anfängen 
aus  der  vorgriechischen  Zeit;  seine  Hauptentwicklung  liegt 
in  historischer  Zeit.  Aus  Homer  kann  ich  nur  anführen 
Uav-e/JajVEQ,  IJav-axaioi  'Gesamt-Hellenen,  -Achäer',  die 
man  nicht  einfach  in  jidvrsg  "E.,  'A.  auflösen  kann;  ferner 
Kaxo-üuo g  '\]ng\ücks-l\ios\  das  wie  "A-igog  undAvo-Tiagig 
(§62)  als  Wortspiel  nicht  zu  streng  in  ein  Schema  gepreßt 
werden  darf.  äxQo-nohg  braucht  Homer  nur  zweimal  (Od. 
VIII  494,  504);  sonst  sagt  er  immer  jcöhg  äxgt]  oder  äxQ7] 
jTohg.  Dann  folgt  älvKro-nEÖrj  'unlösbare  Fessel'  (?)  bei 
Hesiod.  Aus  klassischer  Zeit  sei  erwähnt  7ca?iaio-judr(OQ 
'Stammutter'  (Eur.),  das  deuthch  an  noo-ndxcoQ  (§47; 
Pindar,  auch  Eur.),  und  jiqo-jutJtojo  (-judrcog)  (Aeschyl., 
Eur.)  anknüpft.  Auf  welchen  Wegen  die  spätere  Ausdehnung 
des  Typus  erfolgte,  mögen  folgende  Beispiele  zeigen:  xaxd- 
fxavTig  'Böses  weissagend'  (Aeschyl.)  ist  entweder  =  xaxcöv 
/jdvrig  (also  wie  §  85)  oder  =  xaxä  fiavrevdfxerog  (also 
wie  §  102  mit  verbaler  Kraft  von  fidvrig);  es  konnte  aber 
auch  mit  xaxog  fidvxig  gleichgesetzt  werden^  (vgl.  oben 
Kaxo-thog;  ebenso  ist  xalo-diddaxalog  (N.  Test.)  =  xaXü)%> 
Öiö.  oder  =  xakä  Öiddaxojv,  dann  =  xaXög  öiödaxaXog; 
nach  derartigen  Beispielen  konnte  dann  auch  gesagt  werden 
;>);a>io-<5o?'Aog 'schlechter  Sklave'  (Lukian;  anders  Kratinus!), 
xax-oixovö/uo g  'schlechter  Verwalter'  (Philo),  xaxo-dai/nov 
'•'inen  bösen  Dämon  habend,  unglücklich'  brauchen  mehrere 

'  So  auch  dgiaro-fiavTi^  'trefflicher  Seher'  (Soph.). 


§§  91 — 93]    Nach  der  syntakt.  Beziehung  der  Glieder.  45 

Klassiker,    auch    Aristophanes ;    einmal    aber    (Equ.  Ulf.) 
macht  dieser  damit  ein  Wortspiel: 

dtaQ  xov  öaijuovog 
deöoix'  ojTOjg  jut)  xev^ojjiai  xaxoöai/uovog, 
d.  h.  'als  bösen  Dämon',  Später  (s.  Passow-Crönert  subvoce) 
tritt  auch  dya'&o-daiju(ov  =  dya'&ög  daijucov  auf.  Vgl.  auch 
ev-naiQ  und  xalli-naiq  §  117.  Als  älteres  Beispiel  sei  noch 
genannt  Ievko-lov  'Levkoje'  (Hippokr.).  w/Qi-slaioc,  (fem.) 
'wilder  Ölbaum'  (von  Theokrit  und  Theophrast  an)  und 
/ia?ih-e?Miog  'edler  Ölbaum'  (N.  Test.)  waren  zuerst  Adjek- 
tiva,  dann  =  dygia,  xaXi]  slaia  gefaßt  und  demnach  zu 
ayQL-eXaia^  Kalh-elaia  umgestaltet;  danach  haben  die  spä- 
teren Autoren,  besonders  die  gelehrten,  eine  Unmenge  von 
Pflanzennamen  (auch  einige  Tiernamen)  mit  äygio-  gebildet : 
dygio-jurj^ov,  -oe/uvoVj  -xoiqoq  usw.  Vgl.  auch  yXvxv- ix'äXov 
'Süßapfel'  bei  Sapplio,  die  auch  ylvxv-niy.QOC,  (§  81)  hat. 

§  92.  Über  NEanoki;  —  NeoTcoUrrji;,  Meyakö-Jiohg  usw.  s. 
§  146.  nav-fjfiaQ  ist  weder  Stammkompositum  noch  Substantiv, 
sondern  adverbiell  erstarrte  Phrase,  s.  §  69.  lao-TTohzEia  'gleiches 
Bürgerrecht,  Rechtsgleichheit'  (hell.)  ist  eine  ungenaue^  Nach- 
ahmung von  tao-ro/xta  'Gleichheit  der  bürgerlichen  Rechte'  (klass.), 
iao-fioiQia  'Gleichheit  des  Anteils'  (klass.),  vgl.  iao-övva/j,ia,  lao- 
xQaxia,  la-t]yoQia,  die  alle  von  iaö-vojuoi;  'mit  gleichen  Gesetzen', 
iao-jxoiQog  usw.  abgeleitet  waren;  too-jro/tTr;C  'Bürger  eines  demo- 
kratischen Staates'  (hellen.)  und  iao-7io}ärii:  [tcöXk;)  'Stadt  mit 
römischem  Bürgerrecht'  (Appian)  sind  Rückbildungen  aus  iao- 

§  93.  Derselbe  Typus  kommt  bisweilen  in  umgekehrter 
Reihenfolge  vor;  es  handelt  sich  aber  nur  um  Sonderentwick- 
lungen des  Griechischen  (fast  nur  des  nachklassischen). 
Herodot  und  Aristoteles  sagen  noch  'innog  nordjuiog^  Strabo 
schon  injto-TTorajuog:  die  festgewordene  Wortfolge  Subst.- 
Adj.  ist  zu  einem  Kompositum  verschmolzen  worden,  und 

^  Nach  la6vo/j,og:  iaovofiia  wäre  zu  erwarten  *iao7ro}.iTeioi;: 
*-xEua;  zur  Vereinfachung  und  Angleichung  an  das  Simplex  ver- 
gleiche man  axlrjQoy.aQÖia  'Hartnäckigkeit'  (LXX)  für  xagöia  — 
axkrjQo-ttaQÖioi;  —  *-xaQÖi-ia. 


46  A.  Zusammensetzung.  [§§  93.  94 

zwar  mit  äußerlicher  Nachbildung  der  Typen  naxqo- 
xaoiyvTjTog,  godo-däxtvloQ;  daher  wohl  auch  die  Unter- 
drückung des  L  von  jiordfziog  (vgl.  auch  §  112  Fußn.);  vgl. 
etwas  ähnliches  bei  ä^iö-?.oyog  §  87.  Vielleicht  ebenso  zu 
erklären  sind  die  Komposita  mit  -aygog:  aly-ayqog  'wilde 
Ziege',  injr-ayQog,  ov-aygog  usw.,  die  in  nachklassischer  Zeit 
die  früheren  Wendungen  al'|  äygia,  vg  äygiog  usw.  zu  er- 
setzen beginnen^.  Auch  Zajuo&grjyuog  und  Za/u6&Q)]xeg 
(beide  bei  Herodot)  sind  als  Ableitungen  von  Zdjuog  OgijyJrj 
(Hom.)  mit  Anschluß  an  das  einfache  Ogfjxiog  und  0Qf]xsg 
so  gebildet,  dvögayadia  'virtus'  (klass.,  ebenso  -{^ii^eo&ai, 
später  -§eIv)  ist  Parasyntheton  von  avrjQ  äyw&ög  mit  dem 
durch  den  Akk.  ävög'  äyad^ov  erleichterten  Anschluß  an  die 
Stammkomposita  mit  ävögfo)-  (§  146). 

§  94.  ß)  Adj.  4-  Adj.  ylvxv-TiLKQog,  /.Evy.-EQvdqog  und 
dergl.  s.  §  81. 

y)  Subst.  +  Subst.  largo-juarrig  'ein  Seher,  der 
zugleich  Arzt  ist'  (Aeschyl.),  ii(po-f^dxaiga  'Säbelmesser' 
(Aristoph.),  yJ.avoi-y eXojg  'mit  Weinen  vermischtes  Lachen' 
(Xen.),  agto-ygeag  'Fleisch  mit  Brot'  (Persius  VI  50, 
Glossen),  dvögö-yvvog  (§  82)  und  das  Synonym  eqijl- 
acpgodiTog]  dann  besonders  tierische  Mischwesen:  ^rjv- 
almTiTj^  (Aristoph.)  'Fuchsgans'  (eigentlich  umgekehrt; 
Volksetymologie  für  jirivE/.o'ii)  'eine  Entenart'  ?),  iJiTi-aAEy- 
jgvoiv  'Roßhahn'  (Aristoph.),  xgay-EAa(pog  'Bockhirsch' 
(Aristoph.),  später  OTgov{^o-ydjH7j?.og  'Strauß',  lEo-Jiagdog 
und  AEovrö-nagöog  'Löwenpanther,  Leopard',  ■&E6-ravgog 
(Moschos)  'Gottstier  (Zeus  als  Stier)';  ferner  Namen  von 
Mischvölkern:   KE?a-tßi]gEg,  KeXxo-liyvEg,  Aißv-cpoiviyEg, 

1  VielleichL  war  auch  avayqo^  =  ovg  dygiog  nur  eine  L'm- 
deutung  des  klass.  avayQoi;  =  'Wildschweine  jagend'  und  wurde 
dann  das  Vorbild  für  övayQoc  usw.  Wenn  ßodyqia  (Hom.)  wirklich 
'Schilde  aus  dem  Fell  wilder  Ochsen'  bedeutete,  so  wäre  es  eine 
Ableitung  aus  ßovc  äyQioc  und  die  \'orslufe  von  ßö-aygoi;  wie 
xaXoxäya&la  von  xaloxäya&oc  (  §  36).  Besser  ist  aber  die  Erklä- 
rung 'Beutestücke  von  Rindern'  wie  ävöo-dygia  'B.  von  Männern' 
(Ilom.). 


§§  94—96]     Nach  der  syntakt.  Beziehung  der  Glieder.  47 

^voo-(poivi>ieg  usw.;  endlich  Namen  von  Windrichtungen: 
Evoö-voTog  'Süd-Südost'  (Aristot.),  euQ-axvXcov  'Nordost- 
wind' (N.  Test.;  mit  dem  lat.  aquilo).  Vgl.  auch  "isQGÖ-vi^aoc, 
'Halbinsel'  (klass.;  rj  yjQOoq  'Festland'  Hom.) 

§  95.  c)  Adverbiale  Determination.  Ein  Adverb 
als  Vorderglied  bestimmt  ein  nominales  Hinterglied;  als  Ad- 
verbia  sind  hier  auch  die  Präpositionen  zu  rechnen,  wenn 
sie  in  der  älteren  adverbiellen  Bedeutung  gebraucht  werden. 
Die  hierher  gehörigen  Typen  sind  schon  behandelt  worden: 
äfji(pi-&dXaoGOQ  §  45,  Jigö-Tiag  §  46,  ovv-dov/iog  §  47,  d-  pri- 
vativum  und  Verwandtes,  sowie  ovo-,  eu-,  äya-,  nalai-^ 
i]/ui-  u.  dgl.   §  54 — 65. 

Ein  Adjektivstamm,  der  als  Vorderglied  adverbiell  gebraucht 
wird,  ist  reo-:  bei  Hom.  veö-öaQTo^,  -ttXvxo^,  -jiqiotoc;,  -a/bnjxrog, 
-revy.TO^,  ve-omaro;,  veo-revytjc,  -arooqog.  Die  Entstehung  ist  klar: 
v^o-jiEvdiqg  'mit  jungem  Leid',  ve-i'ixijc  'mit  frischer  Spitze',  vetj- 
yEvrji;  'von  junger  Geburt'  wurde  umgedeutet  zu  'frischtrauernd, 
frischgeschärft,  neugeboren',  und  so  wurde  veo-  in  der  Bedeutung 
'frisch-'  verwendbar.    Vgl.  d^o-  §116. 

4.  Verbale  Rektionskomposita. 

§  96.  a)  Das  Vorderglied  regiert  das  Hinterglied. 
Hierher  die  §  75 — 79  aufgeführten  Typen  äoxs-xaxog, 
(piXö-^eivog  und  Tegy)i-/ißQOTog.  Der  Kasus,  in  dem  das 
regierte  zweite  Glied  bei  Auflösung  in  zwei  Wörter  stehen 
müßte,  ist  nicht  immer  derselbe.  Allerdings  überwiegt  der 
Akkusativ  stark:  bei  denen  mit  e/e-,  e?.xe-,  /uevs-,  raXa-, 
rXrj-,  (pilo-,  (pvyo-,  /moo-,  8'&e?.o-,  }.ino-\  aber  der  Gen.  ist 
nicht  ausgeschlossen:  (ä(p-)  äf.mQXo-ETiYjgi^lS),  ä/biagti-voog^ 
'sinnverwirrt'  (Hesiod),  eQaoi-7T?.6xajuog'\ocken]iehend'  (Pin- 
dar),  ebensowenig  der  Dativ:  jiieh]ai-/LißooTog  'den  Sterb- 
lichen am  Herzen  liegend'  (Pindar),  ijußaai-xvxQog  'Topf- 
kriecher' (Name  einer  Maus  in  der  Batrachomyomachie)-, 

^  Zum  i  vgl.  die  Auslautvermischung  §  137  f. 

2  Unklar  TeQni-KEQavvo!;  (Hom.);  entweder  'an  Blitzen  sich 
freuend'  (xegawolc  xeQTxöfxevog)  oder  unwahrscheinlicher  'Blitze 
schleudernd'  (zu  Toejteiv  'wenden'). 


48  A.  Zusammensetzung.  [§§96—98 

ijtixaiQE-xaxog  'schadenfroh'  (Komiker  bei  Athenäus; 
Aristot.  usw.),  jiaQaxAavoi-'&vQov  'Klagelied  vor  der  Tür 
(der  Geliebten)'  (Plutarch;  von  naQayJ.aieiv  rfj  ^vgo). 

§97.  b)  Das  Hinterglied  regiert  als  Nomen 
agentis  das  Vorderglied.  Der  eigentlich  charakte- 
ristische Typus  dieser  Art,  den  das  Griechische  aus  der 
Grundsprache  erhalten  und  sehr  fruchtbar  gestaltet  hat,  ist 
der  Typus  ipi"/^o-7io[A.ji6q  'die  Seelen  geleitend',  xovqo- 
XQOfpoQ  'junge  Männer  nährend'  (zum  Akzentwechsel  s. 
§  152),  d^vfxo-cp^ÖQOQ  'herzkränkend',  Xoyo-yqdcpoq  'Prosa- 
schriftsteller', Xid^o-ßoloQ  'Steine  werfend'  usw.  Vgl.  lat. 
causi-dicns.  Über  den  Ursprung  ist  wohl  folgendes  die  wahr- 
scheinlichste Vermutung:  Von  einigen  Verben  gab  es  Nomina 
agentis  vom  Typus  rQocpöq  'Pfleger,  Ernährer';  damit  wur- 
den Determinativa  gebildet  wie  xovQO-rqocpoQ  'Ernährer 
junger  Männer';  mehr  und  mehr  aber  assoziierten  sich  solche 
Komposita  näher  mit  der  verbalen  Ausdrucksform,  speziell 
dem  Partizip  xovqovq  xqecpcov  (daher  auch  die  adjektivische 
Verwendung),  und  so  wurden  zahlreiche  ähnliche  Nomina 
agentis  vom  Verbalstamm  aus  nur  zum  Zwecke  der  Kom- 
position gebildet,  auch  wenn  sie  außerhalb  der  Zusammen- 
setzung nicht  vorhanden  waren.  Auch  im  Griechischen  ist 
es  durchaus  nicht  erforderlich,  daß  das  Hinterglied  der- 
artiger Komposita  als  Simplex  existiert;  die  altern  Beispiele 
solcher  Simplicia  haben  sich  vielfach  von  der  verbalen  Be- 
deutung weiter  entfernt:  tootiöq  heißt  nicht  mehr  'Dreher', 
sondern  'gedrehter  Ruderriemen',  jqoxoq  nicht  mehr  'Läu- 
fer', sondern  'Rad';  die  Jüngern  Fälle  sind  manchmal  erst 
von  den  Komposita  ausgegangen  und  deshalb  gewöhnlich 
adjektivisch:  990^0? 'tragend  =  günstig  (vom  Wind),  frucht- 
bar, einträglich'  erst  in  hellenistischer  Zeit;  von  ßooxeiv 
zunächst  yrjQO-ßooxog  'im  Alter  ernährend'  (klass.),  Itttto- 
ßooxog  'Rosse  weidend'  (Aelian),  vo-ßooxoQ  'Schweinehirt' 
(Aristot.),  dann  ßooxog  (Aesop,  Anthologie). 

§  98.  Zu  Verben  auf  -är  werden  nach  Homer  Komposita 
mit  -äg  (-r]g)  gebildet:  o())7^o-i??/{>ag 'Vogelsteller'  (Aristoph.) 


§§98 — 100]       Nach  der  syntakt.  Beziehung  der  Glieder.  49 

zu  'drjQäv,  ^efijv-andrrig  'Fremde  betrügend'  (Find.)  zu 
dnaräv,  IliJ^io-vixäg  (-r)g)  'Sieger  in  den  pythischen 
Spielen'  (seit  Pindar)  zu  vixäv,  nvAo-ödfxvriQ  'Füllen  bän- 
digend' (Xen.)  zu  da/u-vdvai  oder  dajuväv  (aber  Homer 
noch  IjTTTo-da/biog  'rossebändigend').  Vorbildlich  waren  für 
diese  Bildungen  die  zahlreichen  Komposita  mit  Nomen 
agentis  auf  -rtjg  (§  100);  daher  sind  die  auf  -rjg  meist 
substantivisch.  Die  Bedeutungsverwandtschaft  mit  dem 
Typus  -TTOfjJiog  prägt  sich  aber  noch  deutlich  darin  aus, 
daß  Ableitungen  von  -r]g  mit  -elv  (nicht  -äv)  gebildet  werden 
(vgl.  jedoch  auch  -relv  zu  -Tf]g  §195,  341):  JiojXoöajuvelv 
(Soph.)  wie  '&7'jQorQOcpeh\  li-Boßolelv  usw.  (§  189ff.). 

§  99.  Denen  auf  -dg  {-r]g)  zu  -äv  sind  solche  auf  -r)g 
zu  -elv  nachgebildet;  diese  beginnen  im  Ionisch- Attischen 
kurz  vor  dem  Übergang  in  die  Koine  und  setzen  sich  in 
der  letztern  fort:  yeco-fxexQrig  'Feldmesser'  (Plato)  zu 
juergeiv,  viele  auf  -Jioih]g  {Ix'&vo-,  ßißho-  usw.)  zu  nmlelv 
und  auf  -dovijg  (z.  B.  rel-a)V7]g  'Zollpächter')  zu  (hvelo^ai. 
Die  Ableitungen  gehen  natürlich  auf  -elv  aus:  yeojjuezQelv, 
iX^voji(oXeh\  xeXojvelv^  die  Femininbildung  auf  -ig  {Xaxavo- 
ncolig  'Gemüsehändlerin')  stammt  von  denen  auf  -Tig  zu 
-rr]g  (§  341).  Wucherungen  von  -r/g  über  die  Verba  auf  -äv 
und  -elv  hinaus  sind  selten:  cpaQfiaxo-XQißrig  'der  die  Heil- 
mittel anreibt'  (Dem.),  jcaido-rQißrjg  'Turnmoister'  (klass.) 
zu  XQißeiv  (aber  mit  -l-  im  Anschluß  an  oIxö-tqi^',  nedo- 
XQixp  usw.),  eidoAo-ldxQrjg  'Götzendiener'  (N.  Test.)  zu 
laxQEveiv.  An  die  Stelle  der  Determinativa  mit  -agxog 
(dgxdg  'Anführer'  Hom.)  wie  XQirjQ-aQXog^  (pQOVQ-agxog, 
Xili-uQXog  usw.  treten  im  Ionischen  (Herodot)  und  in  der 
Koine  verbale  Piektionskomposita  mit  -dQX^]g  {xcoju-,  jiaxQi-, 
exaxovx-  usw.),  weil  dgxdg  aus  der  Umgangssprache  ver- 
schwunden war  und  der  Akzent  von  -agxog  nicht  zum  Typus 
-Tzo/xTtdg  stimmte. 

§  100.  Eine  merkwürdige  Geschichte  haben  die  Kompo- 
sita mit  Nomen  agentis  Siui-xr]g(iem.-xig)im  Hinterglied.  Das 
Indogermanische  verwendete  für  Nomina  agentis  in  der  Kom- 

Debninner,  Griech.  Wortbildungslehre.  4 


50  A.Zusammensetzung.  [§§100 — 102 

Position  nicht  das  Suffix  -ter-  oder  -tor-^  sondern  bloß  -/- 
(vgl.  §  339).  Für  -t-  erscheint  im  Griechischen  in  der  Regel 
-xd.Q  (-rr/g),  aber  der  Unterschied  zwischen  Simplex  und 
Kompositum  ist  in  der  älteren  Literatur  und  in  den  Dia- 
lekten außer  dem  Ionisch- Attischen  erhalten;  so  bei  Hom. 
ßoriJQ,  aber  ov-ßd)r7]g,  elaxrjQ,  aber  i7T7i-}j/.dT7jg.  Ob  dieses 
-rr/g  als  nominal  oder  als  verbal  empfunden  wurde,  als 
'Hirte  der  Schweine'  oder  als  'Schweine  hütend',  läßt  sich 
schwerlich  entscheiden;  für  das  Nomen  spricht  der  Umstand, 
daß  sie  als  Substantiva  gelten,  nicht  wie  ifv/o-Tio/üLnög  usw. 
als  Adjektiva;  auf  verbale  Auffassung  kann  man  schließen 
aus  den  Ableitungen  auf  -elr  {injirjAaTElv^;  vgl.  §98)  und 
aus  der  Abweichung  von  den  mehr  nominalen  Simplicia  auf 
-ter-  -tor-.  So  war  wohl  beides  darin  vereinigt.  Das  Ionisch- 
Attische  hat  auch  im  Simplex  -ti]q  -tojq  als  Typus  auf- 
gegeben und  durch  das  -Djg  der  Komposita  ersetzt  (§  345): 
xQiT^g  di/iaor/jg  usw.  Damit  war  jedenfalls  eine  Verstär- 
kung des  verbalen  Elementes  verbunden. 

§  101.  Aber  trotzdem  so  die  Übereinstimmung  von 
Simplex  und  Kompositum  hergestellt  war,  war  die  Neu- 
bildung von  Komposita  mit  -rrjg  nicht  etwa  an  das  Vor- 
handensein von  Simplicia  gebunden:  Tc/.Eov-ey.Tiig  ist  direkt 
von  JiMov  ey^eiv  aus  gebildet,  *eHT)jg  existiert  nicht  (§72); 
so  noch  JZQoocojio-?ajfA.7irtj g  'parteiisch'  im  N.  Test,  aus  der 
semitisierenden  Phrase  tcqöoojttov  lai^ißdvEiv  'die  Person  be- 
rücksichtigen' (h'jjTTijg  nur  bei  dem  späten  Lexikographen 
Zonaras). 

§  102.  Andere  Bildungen  von  Nomina  agentis,  die  im  HiiiUr- 
glied  verwendet  werden,  kommen  gegenüber  den  genannten  kaum 
m  Betracht.  Wurzehiomina  (§21)  nur  noch  in  wenigen  Bei- 
spielen: ßov-jrXr'ji  'Rinder  schlagend,  Ochsenstachel'  (Hom.); 
xeg-viy)  'llandwaschwasser'  (Hom.),  ipsvai-arv^  'Lügen  hassend' 
(Anthol.);  vgl.  lat.  fidi-cen;  etwas  häufiger  mit  Erweiterung  durch 
-/-(§339):  aiörjQo-ßQOK 'Eificu  verzehrend'  (l^oph.),  äamö-ajroß^c 
'Schildwcgwerfer' (Aristoph.).   Bildungen  niit  -it-:  jro?.v-r?.ai:  '\\c\ 

^  -elv  '.  .  .  sein'  mit  dem  Nomen  agentis  ergibt  lin  \  crbum 
mit   dem    Sinn   der   Tätigkeit. 


§§102.103]       Nach  der  syntakt.  Beziehung d.  Glieder.  51 

duldend'  (llom. ;  nur  im  Nom.),  xo^o-ödfiai;  'mit  dem  Bogen  be- 
zwingend' (Aeschyl.),  vgl.  77ouAt'-(5d/*as^  und  'InTw-däßachei  Hom. 
Mit-/iwv(vgl.  §312):  jroAu-^e'y/^tov 'vielaufnehmend'  (Hom.  Hymn.); 
nolv-nQayfxoiv  'vielbeschäftigt'  (Aristoph.)  ist  von  nQäyfxa 
(§141)  abgeleitet,  konnte  aber  leicht  als  'vieles  tuend'  aufgefaßt 
werden.  Endlich  auf  -rj^,  -ic,:  in  hom.  äqi-nQem]C,  'hervorragend' 
und  ähnlichen  Wörtern  schien  -7iqt7ir\(^^  das  zu  einem  verlorenen 
Subst.  TÖ  Txqiizoc,  gehört  (vgl.  ev-yevfii;,  §  140),  'geziemend'  [nqEnov) 
zu  bedeuten,  und  so  wurde  &£o-jTO£m]i;  'einem  Gott  angemessen' 
(Pindar)  und  itQo-jxQeTii]^  'dem  Heiligen  geziemend'  (klass.)  ge- 
bildet. Aus  einigen  solchen  Mustern  ergab  sich  ein  Nomen  agentis 
auf  -ri<;  direkt  von  Verben  aus:  vovv-sxrii;  von  vovv  E%eiv  (§72; 
das  ältere  [-oxoz]  -ovxog  §  121  lag  von  exeiv  weiter  ab);  &eo- 
axvyr}(;  §105;  s.  auch  §140.  Das -et;?- von  7rai'(5o;(;£üC  (klass.)  ist 
nicht  zugleich  mit  der  Zusammensetzung  entstanden,  sondern 
Tiavdoxev^  bedeutet  den  berufsmäßigen  7iav-d6xo(;  (Pindar)  'alles 
Aufnehmenden';  vgl.  über  -svg   §  301. 

§  103.  Alle  in  §  97 — 102  erwähnten  Typen  sind  in  der 
Regel  Stammkomposita;  die  Beispiele  mit  Kasus  im  An- 
fangsglied müssen  durchaus  als  Ausnahmen  betrachtet  wer- 
den; vgl.  aus  §71  f.  TEL%EGi-nlrjrtiq^  öovQL-jua'/^og,  dixaa- 
nöXoQ^  vovv-exfJQi  äxala-QQELxriq,  7t?,eov-EKTr]g^. 

Der  regierte  Kasus  kann  bei  den  Kasuskomposita  ver- 
schieden sein,  wie  die  eben  angeführten  Beispiele  zeigen. 
Bei  den  Stammkomposita  kommt  kaum  ein  anderer  Kasus 
als  der  Akk.  in  Betracht:  äv^QMJi-dQEGKog  (N.Test.)  'den 
Menschen  zu  gefallen  suchend',  d'EO-judxoQ  (hellen.)  =  -&eü) 
/LiaxöjUEVog^  ■&eo-  und  lEQo-TtgEJzrjg  (§  102),  7zo?iEjuo-(p^6Qoi 
äxai  (Aesch.  Pers.  645)  'durch  Krieg  vernichtende  Ver- 
blendung', ■&r]Xv-xzövog  "AQ7]g  'durch  Weiber  mordender 

^  Über  naoi-fxeXovaa  s.  §  68;  es  ist  zwar  ein  Rektions- 
kompositum, aber  nicht  eines  mit  Nomen  agentis.  iroda-vuixtiQ 
'Fußwaschbecken'  (klass.)  ist  wie  Homers  noöd-vimQov  'Fußwasch- 
wasser' eine  Ableitung  aus  dem  Ausdruck  nööa  virpaa&ai;  später 
ist  der  Akk.  durch  den  Stamm  jiod-o-  (mit  Kompositionsvokal 
-o-,  s.  §129 ff.)  ersetzt  worden:  nodo-vimriQ  Stesichoros,  7to66- 
viTTXQov  Jamblichus. 


52  A.  Zusammensetzung.  [§§103 — 105 

Kampf  (Aesch.  Prom.  862),  xEXQa^i-ddjuag  'durch  Schreien 
alles  überwältigend'  (Ar.  Vesp.  596);  dvejuo-Gxem]g  §85. 

§  104.  c)  Ein  passivisches  (oder  intransitives) 
Hinterglied  wird  durch  ein  nominales  Vorderglied 
bestimmt:  ein  Mittelding  zwischen  nominaler  und  verbaler 
Abhängigkeit. 

Am  deutlichsten  ist  der  Typus,  wenn  das  Hinter  gl  ied 
ein  Verbaladjektiv  auf  -to-  ist:  {^so-djurirog  'von 
Göttern  gebaut'  (Hom.),  aijLW-q)ÖQvyaog  'blutbesudelt' 
(Hom.),  xeiQO-JioirjTog  'von  (Menschen-) Händen  gemacht' 
(klass.)  und  zahllose  andere.  Für  das  Alter  des  Typus  spricht 
der  Vergleich  mit  verwandten  Sprachen  (lat.  jnani-festus 
'hand-greiflich').  Kasuskomposita  sind  nicht  ganz  selten, 
da  das  syntaktische  Verhältnis  der  Glieder  sehr  klar  war: 
dioo-öotog  (§31;  mit  Gen.  auf  Grund  alter  substantivischer 
Konstruktion  des  Verbaladjektivs),  aus  §  68f.  eagi-dgeTirog, 
xrjQEOOL-cpögrjTog,  dovQi-y.Xeirog,  ifpi-yevrjxog,  iy^Eigi-^ezog. 

Mit  dem  Verbaladjektiv  ist  das  passive  Partizip  ver- 
wandt; daher  das  vereinzelte  äQrfi-^  öai-xird^ei'og'im  Kampf 
erschlagen'  (Hom.;  das  Part.  Aor.  Med.  in  alter  passivischer 
Bedeutung).  Stammkomposita  dieser  Art  gibt  es  nicht 
(§85  Fuün.). 

§  105.  Auch  die  Wurzelnomina  (mit  und  ohne  -t-; 
§  21,  102)  stehen  den  Verbaladjektiva  nahe;  sie  werden 
als  aktivische  Nomina  agentis  (§  102),  aber  auch  als  passive 
Verbaladjektiva  verwendet;  in  letzterer  Funktion  vgl. 
oioxQO-nXrj^  'von  der  Bremse  gestochen'  (Aeschyl.),  äoxQo- 
ßXrjg  'vom  Hundsstern  getroffen'  (Aristot.),  Gid7]Q0-xjurjg 
'vom  Eisen  getötet'  (Soph.);  intransitiv  ?.ifu.o-'dv7]g 'Hungers 
sterbend'  (Aesch.). 

Auch  die  Bildungen  auf  -?/g  -eg  (§  102,  140)  sind  hier 
vertreten:  dio-XQecprig  'von  Zeus  genährt'  (Hom.),  ai/uo- 
ßa(pr)g  'in  Blut  getaucht'  (Soph.),  -deo-qyihjg  'gottgeliebt' 
(von  Pind.  an),  vgl.  das  Gegenteil  ^eo-oxvytjg  'von  Gott 
gehaßt' (Eur.), 'Gott  hassend' (N.  Test.)  zu  xo  oxvyog.  Hier- 
her wohl  auch  ^eo-ß?.aß7]g  §  85. 


§§106 — 108]      Nachdorsyntakt.  Beziehung d.  Glieder.  53 

§  106.  Schließlich  hat  hier  auch  der  Typus  ifv^o- 
TiofjLTiÖQ  (§  97)  seine  Parallele;  aber  der  Akzent  ist  in  cha- 
rakteristischer Weise  verschieden  (s.  §152):  '&e6-::zo/ji7iog 
""von  Gott  gesandt'  (Pind.),  §i]gö-rQO(pog  'von  Wild  ernährt' 
(Eur.)  —  'ßrigo-Toö(pog  'Wild  ernährend'  (Eur.),  hdo-ßoloQ 
■"gesteinigt'  (Eur.)  —  ylt^o-/5o7o^ 'Steine  schleudernd'  (Plato), 
Aoyo-yod(poc,  'Prosaschriftsteller'  (klass.)  ■ —  '/^Eiq6-yQa(pov 
'Handschrift'  (hellen.),  usw. 

5.  Adverbielle  Komposita. 

§  107.  Gemeint  sind  hier  solche  aus  mehreren  Wörtern 
bestehende  Adverbia,  die  weder  durch  bloße  Worttrennung 
in  einen  adverbialen  Ausdruck  zerlegt  werden  können  (wie 
z.  B.  TcagaxQfJlua  =  Tiagä  XQ'^f^^^  §  ^^)^  J^och  von  einem 
zusammengesetzten  Adjektiv  abgeleitet  sind  (z.  B.  evcottlov 
von  EVioTiLOQ,  §  52),  sondern  gerade  nur  zum  Zweck  der  Ad- 
verbialbildung zusammengesetzt  zu  sein  scheinen.  Die  grie- 
chischen Beispiele  sind  spärlich  und  unter  sich  ziemlich  ver- 
schieden geartet. 

Bildungen  auf  -|  wie  ä-Jia^  'einmal'  (Hom.),  dva-jui^ 
(klass.)  und  eJii-jLii^  'durcheinander'  (Hom.),  Em-xdt:  'der 
Reihe  nach  hintereinander'  (Arat),  sind  nicht  auf  Kom- 
posita beschränkt  {öxlä^^  ä/xv^  usw.),  aber  doch  bei  ihnen 
vorgezogen;  fürs  Griechische  waren  sie  von  jeher  Adverbia, 
obschon  die  Grundlage  in  erstarrten  Nominativen  (vgl.  lat. 
prorsus  u.  dgl.)  von  Wurzelwörtern  (§  21)  bestand. 

Auch  die  Adverbia  auf  -ööv,  -örjv  und  -da  (vgl.  §  378) 
lieben  das  Kompositum:  äva-ora-ööv  'aufrecht  stehend' 
(Hom.),  äjTO-GTa-öd  'fernab  stehend'  (Hom.),  dv-e-di]v  (zu 
levai)  'losgelassen,  ungehindert'  (klass.),  6fAo-dvfj.-ad6v 
'einmütig'    (klass.),  ETZi-XQOX-döyjV  'geläufig'  (Hom.). 

§  108.  Bei  den  AdviM'bia  auf  -e/ und  -P  überwiegen  die 
Komposita  mit  d-  privativum,  und  das  zugehörige  verneinte 

*  Die  Schreibung  der  Endung  {-ei  oder  -/)  ist  in  der  Über- 
lieferung starken  Schwankungen  unterworfen  und  noch  jetzt  für 
manche  Wörter  nicht  sicher  festgestellt;  vgl.  §  352  über  -rt  und  -rei. 


54  A.  Zusammensetzung.  [§§108 — 110 

(Verbal)adjektiv  ist  meist  vorhanden:  ä-'&eei  (Hom.)  zu 
a&eoq,  a-ö7zovÖEi  {Hom..)  zu  a-GTcovöoQ,  ä-öxay.x(e)i  {\2b2), 
usw.;  doch  konnte  das  Adverb  sicher  auch  ohne  Vermitt- 
lung des  Adj.  gebildet  werden.  Unabhängiger  sind  Kom- 
posita mit  rrar-:  7iav-o/Lii/.si  'in  ganzen  Scharen'  (Aeschyl.), 
nav-oixEi  'mit  dem  ganzen  Haus'  (hellen.),  aber  Tiav-örijuei 
(klass.)  offenbar  zu  Tcdv-drjjuog. 

Mit  avTO-:  avro-vvyj'  'in  derselben  Nacht'  (Hom.),  avr- 
f]liiaQ^  (Hom.)  und  av&-rjfj,eQ6v  (klass.)  'am  selben  Tag'. 

§  109.  Hier  sei  noch  angefügt  die  nur  in  der  ältesten 
Zeit  mögliche  Zusammensetzung  zweier  Präpositionen  in 
ihrem  ursprünglichen  adverbialen  Sinn:  vjt-ei  'unten  her- 
vor', jiao-ei  'daran  vorbei',  öia-TiQo  'durch  und  hervor, 
ganz  durch',  alle  drei  bei  Homer;  vgl.  §  162. 


Mutierte  und  nicht  mutierte  Komposita. 

§  110.  Ein  Kompositum  wie  /.iriroo-TtdroQ  läßt  sich 
leicht  auflösen  in  ju^jTQog  JTart'jg,  ohne  daß  etwas  Wesent- 
liches dadurch  verloren  ginge.  Wollte  man  nach  diesem  Vor- 
bild auch  ojuo-JzdrojQ  in  seine  Bestandteile  trennen  und 
als  wesentlich  gleichbedeutend  mit  ojiidg  7car7]Q  auffassen, 
so  würde  das  den  sprachlichen  Tatsachen  nicht  entsprechen; 
denn  ö/Lio-TrdrcoQ  bedeutet  'einer,  der  denselben  Vater  hat', 
also  sozusagen  ö/uöv  Ttaxeqa  e^mv.  Es  enthält  nicht  nur  die 
Beziehung  des  ersten  Gliedes  zum  zweiten,  sondern  als  Ge- 
samtheit noch  eine  Eigenschaftsbeziehung  zu  einem  außer- 
halb des  Kompositums  liegenden  Substantivbegriff:  sein  syn- 
taktischer ,,Kern",  sein  Zentrum,  liegt  außerhalb,  das  Kom- 
positum ist  ,,exozentrisch",  während  /uriTQO-ndTWQ  seinen 
Kern  in  -TtdrojQ   in  sich  enthält,  ,,esozentrisrh"   ist.     Ein 

1  Gebildet  nach  dem  adverbiellen  Trar-fj/naQ  (  §  69),  wonach 
wohl  auch  hom.  e^-jJiu.aQ,  ew-Zy/zag  '6,  9  Tage  lang';  nach  avT-fifAxw 
weiter  nQo-f]fxaQ  'den  ganzen  Tag'  bei  Semonides  fr.  7  vs.  47 
Miller-(a'uslus  und  danach  wieder  tiqo-vv^  im  selben  Vers. 


§§110—112]     Mutierte  und  nicht  mutierte  Komposita.  55 

formaler  Ausdruck  für  das  Plus  der  exozentrischen  Bedeutung 
findet  sich  im  Kom.positum  nicht  außer  in  der  Veränderung 
der  Wortart:  6[ÄO-7idrcoQ  ist  statt  Substantiv  Adjektiv,  es  ist 
mutiert;  /LDjrgo-TidrcüQ  hat  die  Wortart  des  Hinterglieds 
beibehalten,  es  ist  nicht  mutiert.  Von  den  früher  be- 
handelten Typen  sind  die  folgenden  mutiert:  djU(pt-&d?.aoGOQ 
(§45),  ecp-YjfXEQOQ  (§50),  dvri-'&eog  (§53),  ä-'&v/uog,  ovo- 
'dvjuog,  ev-&viuog  (§  62),  egi'-ßcoloQ,  dyd-vvi(pog,  Cd-'&eog, 
dd-öKioQ  (§60),  manches  aus  §  63,  nvXoi-yEvy)q,  'Icpi-KQdxTqg 
(§  73),  dvÖQo-ym'oq  (§  83),  jrod-d)y.7]g  (§  86),  d^i6-?:.oyo:; 
(§87),    /.evy.-io?.evog  (§90). 

§  111.  Anders  geartet  sind  die  verbalen  Rektionskomposita 
(  §  96ff.).  Bei  exe-(pQcov  besteht  zwar  auch  der  Gegensatz:  Hinter- 
glied Substantiv,  Gesamtwort  Adjektiv;  aber  weil  das  Vorderglied 
verbale  (partizipiale^)  Kraft  hat,  liegt  das  adjektivierende  Element 
innerhalb  des  Kompositums.  ^pvyo-7io^n:6z  und  lEQxpi-^ßQoroc: 
enthalten  ein  Nomen  agentis  am  Schluß  und  können,  da  die  Nomina 
agentis  dem  Partizip  sehr  nahe  stehen,  zwischen  substantivischem 
und  adjektivischem  Gebrauch  wechseln,  aber  ohne  daß  dadurch 
eine  Veränderung  des  Inhalts  bedingt  wäre. 

§  112.  Die  Entstehung  der  Mutierung  liegt  im  Dunkel; 
denn  der  Typus  ist  schon  im  Urindogermanischen  voll  aus- 
gebildet, und  es  müßte  schon  ein  Zufall  sein,  wenn  irgendein 
uns  erhaltenes  Einzelbeispiel  zu  den  Urbildern  gehörte,  aus 
denen  der  Typus  erwachsen  ist.  Deshalb  müssen  in  den 
folgenden  Vermutungen  die  Beispiele  als  zeitlose  und  kon- 
struierte Muster  angesehen  werden.  Es  mochte  ursprüng- 
lich geheißen  haben:  'es  wurde  sichtbar  Aphrodite  <und 
zwar>  ihr  schöner  Kranz'  oder  auch  'es  wurde  sichtbar  A., 
schön  <war>  ihr  Kranz'^;  in  beiden  Fällen  wäre  aus 
'A(pQodirrj  evg  ozEcpavog  infolge  häufigerer  Verwendung  des 
beschreibenden  Zusatzes  und  Gleichsetzung  mit  Adjektiven 
der  adjektivische  Ausdruck  "AcpQodiry]  ei'(7Te99arog  geworden. 
Eine  Zwischenstufe  mag    es  sein,  wenn  wir  von   Richard 

^  Ursprünglich  Imperativische?  (§75). 
^  So  jedenfalls  beim  Typus  von  §  45 :  j'jjec  ejiiJQsr/j.oi  'Schiffe, 
<  es  sind  > Ruder  darauf. 


56  A.  Zusammensetzung.  [§§112.113 

Löwenherz  oder  Kaiser  Rotbart  reden  oder  von  einem 
kahlköpfigen  Menschen  als  einem  Kahlkopf:  das  Kom- 
positum ist  fertig,  aber  nicht  Adjektiv  geworden;  damit  ist 
freilich  nicht  gesagt,  daß  der  idg.  Typus  diese  Zwischenstufe 
auch  durchgemacht  hat.  Eher  darf  man  wohl  im  Grie- 
chischen auf  ehemalige  substantivische  Geltung  aus  dem 
Umstand  schließen,  daß  die  Unterscheidung  des  grammati- 
schen Geschlechts  beim  zusammengesetzten  Adjektiv  unvoll- 
kommen entwickelt  ist:  ^o(5o-öa?<TyAog  ist  auch  Femininum, 
ebenso  ä-§vfj,0Q  usw. 

Über  die  Beliandlung  der  verschiedenen  Stämme  im 
Hinterglied  bei  der  Mutierung  s.  §  139 ff.,  über  die  Erweite- 
rung des  zusammengesetzten  Adjektivs  mit  -lo-  s.  §  147^. 


Verschiebungen  zwischen  Formtypen  und 
Bedeutungstypen. 

§  113.  Schon  die  idg.  Grundsprache  kannte  Formtypen 
und  Bedeutungstypen.  Die  zahlreichen  Beispiele  mit  d-  priv., 
ovo-,  £v-  und  i^/-ti-  stellen  sich  als  eine  augenfällige,  äußer- 
lich charakterisierte  Gruppe  dar,  obschon  sie  nach  der  Be- 
deutung nicht  einheitlich  sind;  finden  sich  doch  darunter 
mutierte  und  nichtmutierte  {ä&vfxog  ■ —  äßarog),  solche  mit 
Subst.  (ädv/Liog),  Adj.  {äLÖQig)  und  Verbalnomen  {äqoQOQ^ 
a'Cvl)  im  Hinterglied.  Andrerseits  bestand  sicher  auch  für 
den  ohne  grammatische  Reflexion  Sprechenden  eine  Gemein- 
samkeit der  syntaktischen  Beziehung  zwischen  Jiarqoy.aoi- 
yvYjXOQ  und  lozoTreörj  trotz  der  Verschiedenheit  der  Wörter. 
Da  die  beiden  Kategorien  sich  kreuzen,  haben  sehr  viele 
Einzelkomposita    ein    doppeltes    Gesicht,    und    wenn    nach 

'  Man  ist  versucht  im  Typus  «.T.To-TroTa/toc  (  §  93)  eine  Art 
Urnkehrung  der  MuUerung  zu  sehen:  weil  man  gewohul  war,  mit 
-10-  zu  adjektivieren,  verwandelte  man  das  Adjektiv  .-totü/luoc 
durcl»  Entziehung  von  -lo-  in  das  Subst.  In.To-cncÖTa/uo:,  äygiog  in 
ov-aygoi;  usw.  zurück? 


§§li3 — 115]    Verschiebung zwisch.  Form-ii.Bedeulungslyp.     57 

ihnen  neue  Bildungen  geschalten  werden,  so  können  sich 
diese  (ebensowohl  an  die  Form  wie  an  die  Bedeutung  an- 
schlieBen.  Im  Griechischen  lallt  es  auf,  wie  gern  neue  Form- 
typen gebildet  werden  auf  Kosten  der  Gleichmäßigkeit  der 
syntaktischen  Beziehung  der  Glieder.  Manche  Fälle  sind 
im  Verlauf  der  Darstellung  schon  erledigt  worden: .  drrt- 
§  53,  cpiXo-  nebst  <pvyo-^  /uioo-,  e&e?.o-,  /.{ejijro-  §76 ff.,  jzav- 
§  64,  veo-  §95,  -fj/uag  §  108.  Hier  sollen  noch  einige  besonders 
beachtenswerte  angefügt  werden. 

§  114.  jpevdo-.  Auszugehen  ist  von  ipEvd-dyyeX.og 
'Lügen  meldend'  (Hom.),  yjEvdo-?.6yog  ""Lügen  i-edend' 
(Aristoph.)  mit  verbaler  Rektion.  Von  da  ist  der  Weg  kurz 
bis  zu  yjEvöo-xfjQv^  'Lügenherold'  (Soph.),  rpevdo-fxavTii; 
'Lügenprophet'  (klass.),  yjevdo-fiaQXvg  'falscher  Zeuge' 
(klass.),  wo  das  Hintcrglied  noch  die  Kraft  eines  transitiven 
Nomen  agentis  haben  kann,  jedoch  die  Auffassung  'in 
falscher  Weise  zeugend'  oder  'kein  lichtiger  Seher'  nahe  lag. 
Daher  dann  auch  die  Determinativa  ipEvöo-öeLTivov  'trüge- 
rische Mahlzeit'  (Soph.),  -naQ&evoc,  'vorgebliche  Jungfrau' 
(Herodot),  xf£vd-}igax?.rjg  'falscher  Herakles'  (M(>nander), 
ferner  xftvd-dtTixoQ  'nicht  richtig  attisch'  (Lukian)  und 
mutiert  y^evö-tniyQafpoc.  'mit  falscher  Aufschrift'    (Polyb). 

§115.  ägxi--  Homer  kennt  nur  Komposita  mit  d^;^£-: 
ägxe-xaxog^  'Aqx^-^-oxoq,  ''Aqxe-jitoIeijoq^  vgl.  §  75.  Bald 
nach  ihm  beginnt  der  Ersatz  von  aQX^-  durch  aqx'-'  (§  137), 
und  dieses  wird  mit  Vorliebe  mit  Personenbezeiclmungen 
zusammengesetzt:  äQyj-rexrcov,  aQX-tSQEcoQ,  ursprünglich 
noch  in  verbaler  Bedeutung  'die  Zimmerleute,  Priester 
leitend'  (adjektivisch),  dann  aber  immer  mehr  nominal 
'Vorsteher  der  Z.,  oberster  Priester'^  (substantivisch),  so 
besonders  in  hellenistischer  Zeit:  aQxi-KvßEQvrjxrii;,  -judyEigog^ 
-7ioijurp\  -JiQEoßEVTtjQ  USW.  So  siud  auch  die  Zusammen- 
setzungen mit  nicht  Personen  bezeichnenden  Wörtern  gern 

^  Deshalb  ist  auch  für  äQx-i£Qacoi;  (§144)  äq^-ieoevc  ein- 
getreten, weil  man  es  als  nominales  Kompositum  von  ieQev<; 
empfand. 


58  A.  Zusarnmenselzung.  [§§115 — -117 

substantivisch:  äQXt-ovvdycoyog  'Vorsteher  der  Synagoge', 
äny^i-ÖLXoq  "Gerichtspräsident'. 

§  116.  ojuo-.  Klar  sind  mutierte  Bildungen  mit  ad- 
jektivischem 6/.W-  wie  bei  Hom.  o/xo-ydoroiog  'leiblicher 
Bruder',  6ju6-q)ocor  'gleichen  Sinnes',  djn-corv/uo:;  'gleich- 
namig' (auch  6iii-)jy£Q7]g  'mit  gemeinsamer  Versammlung'  ?). 
Daneben  scheint  öfxo-  auch  in  adverbialem  Sinn  (wie  veo- 
§95)  =  öjuov  gebraucht  zu  werden:  bei  Homer  öi.i-i]yvQi:; 
'Versammlung',  öfx-fj/.i^  'Altersgenosse',  also  synonym  mit 
ovv-  in  avv-EQi'&OQ  (§47);  so  in  nachhomerischer  Zeit  61.16- 
9?ofrOs 'Begleiter'  (Pind.),  -öoiv.og 'Mitsklave'  (klass.:  danacli 
6f.ioi6-dov/.og  'in  ähnlicher  Weise  Sklave'  bei  Eumathius), 
-j^eocov' Genosse  des  Greisenalters'  (Lukian)  usw.  Im  allgemei- 
nen wird  allerdings  6^10-  zugunsten  von  ovv-  zurückgedrängt. 

§  117.  Umwertungen  können  auch  in  einem  fertigen 
Kompositum  stattfinden  ohne  Veränderung  eines  Glieds. 
Die  Doppelbedeutung  von  ävdQ6-yvvog  ist  §82f.  erwähnt, 
die  von  xay.o-dai/ncov  §  91.  a.-/.ii]rcoQ,  das  in  der  Regel 
'ohne  Mutter'  bedeutet,  braucht  Sophokles  (El.  1154)  in 
fJtjtrjQ  äju7]rcoQ  für  'eine,  die  keine  Mutter  ist'.  Auch  die 
mutierten  Komposita  mit  -Ttaig  werden  von  den  Dichtern 
so  umgebogen:  ä-rcaig  'kinderlos'  (auch  Aesch.),  aber  i\'vx- 
TOQ  JialÖEQ  aTtaideg  Aesch.  Eum.  1034;  sv-Tiaig  'mit  guten, 
schönen  Kindern'  (auch  Eur.),  aber  ev-naiQ  yovog  'der  treff- 
liche Sohn'  Eur.  Iph.  Taur.  1234,  Herc.  Für.  689;  y.a'/J.i-Tiai ~ 
'mit  schönen  Kindern'  (auch  Eur.),  aber  xa'/liTxaig  &ed  'die 
Göttin,  das  schöne  Kind'  Eur.  Or.  964  (dvoTraig  jialg  'Un- 
glückskind'  Schob  Soph.  Oed.  Tyr.  1243).  Vgl.  ~Ioog  "Aioog 
u.  dgl.  §  62.  Natürlich  ist  es  bei  keinem  dieser  Beispiele 
absolut  sicher,  daü  die  neue  Bedeutung  nicht  auf  einer  unab- 
hängigen Neuschöpfung  des  Kompositums  beruht;  aber  dir 
Zahl  und  Vertfülung  der  l^elege  für  die  eine  und  die  andere 
Bedeutung  spricht  doch  für  eine  Umwertung  vorhandener 
Einzelkomposita. 

Über  Vermischungen  im  Ausgang  des  ersten  Glieds, 
die  jedenfalls  z.  T.  einer  Vermischung  der  syntaktischen  Be- 
ziehung entsprechen,  s.  §  136ff. 


§118]      Lautliche  Erscheinungen  i.  d.  Kompositionsfuge.  59 

Lautliche  Erscheinungen  im  Zusammenhang  mit 
der  Komposition. 

I.  Zusammentreffen  von  Vokalen 
in  der  Kompositionsfuge. 

§  118.  1.  Kompositionsdehnung.  Die  älteste,  aus 
der  idg.  Zeit  stammende  Art,  das  Zusammentreffen  von 
Vokalen  in  der  Kompositionsfuge  zu  erleichtern,  ist  die 
Kontraktion.  Die  für  das  Griechische  in  Betracht  kommen- 
den Fälle  sind  folgende: 

o  +  a  =  a  (ion.-att.  //):    GroaxäyoQ    (orgarriyög) 
'Heerführer'. 

o  +  £  =  r]]  (pdiJQEZ/Liog  'ruderliebend'. 

o  -f  o  ^^  co:  ögHü)juorog  'beschworen'. 

e  +  a  =  ä(rj):  väjuegri'jg  (vrjjUEQri'jg)  'unfehlbar'. 

e  -f  e  =  Tj:  vrileriQ  'erbarmungslos'. 

£  -j-  o  =  a>:  vcovv^(v)og  'ruhmlos'. 

Daß  diese  Kontraktion  alt  ist,  erhellt  schon  aus  dem 
Gegensatz  zur  historischen  Kontraktion:  hier  wird  z.  B.  £  +  e 

zu     El     {(pUElTE),     0^0,     O  -t-    £,     £  +   O     ZU     OV     (fllO'&OV/LlEV, 

juio&ovTE,  cpiXov/jiEv).  Da  es  nun  so  aussah,  als  ob  -a-,  -?/-, 
-CO-  in  solchen  Formen  einfach  eine  mit  der  Komposition 
zusammenhängende  Dehnung  eines  anlautenden  a-,  £-,  o- 
wären,  so  wurde  die  gedehnte  Form  vokalischen  Anlauts 
in  der  Komposition  mehr  oder  weniger  konsequent  durch- 
geführt, auch  wo  von  Kontraktion  keine  Rede  sein  konnte. 
Besonders  erwünscht  war  die  Länge  dann,  wenn  das  Kom- 
positum sonst  lauter  kurze  Silben  hatte;  man  gewann  so 
eine  rhythmisch  besser  zusagende  Silbenfolge^:  äv-7jQorog 
'ungepflügt'  {aQovv),  Tiolv-ijoarog  'viel  geliebt'  (sgao^ai), 

^  Vgl.  den  Wechsel  von  -öteqoi;  -oiaroi;  und  -dnego^  -wraroc 
bei  der  Steigerung  je  nach  der  Quantität  der  vorhergehenden 
Silbe;  über  die  Beziehungen  zwischen  Kompositionsfuge  und 
Suffixfuge  vgl.  §129. 


60  A.  Zusammensetzung.  [§§118—120 

iji-ojvvfzog  'benannt'  {övo/bia)  und  zahllose  andere.  Manche 
dieser  gedehnten  Hinterglieder  wurden  geradezu  herrschend; 
so  ist  z.  B.  -ijyoQog,  -iJQtjQ,  -}]/.axog^  -mjjloxoq^  -djvv/Liog,  -coqv^ 
durchaus  die  Regel.  Auch  von  äysiv  heißt  es  immer  -rjyög 
(aigarriyög.  xog^iyög,  ödrjyog),  im  Dorischen  -ayog  {?.oxayög, 
^Evayög,  ovgayog,  die  als  militärische  Ausdrücke  von  den 
Doriern  zu  den  Athenern  und  loniern  gewandert  sind). 

§  119.  2.  Elision.  Schon  bei  Beginn  der  griechischen 
Sprachüberlieferung  ist  die  Kompositionsdehnung  keine  laut- 
liche Kontraktion  mehr,  sondern  ein  Wortbildungsmittel; 
an  die  Stelle  der  Verschmelzung  zusammenstoßender  Vokale 
in  der  Kompositionsfuge  ist  als  Regel  schon  die  Weglassung 
des  Auslautsvokals,  die  Elision,  getreten,  die  sich  zunächst 
im  Zusammenhang  der  Wörter  im  Satz  herausgebildet  hatte. 
Es  sind  daher  dieselben  Vokale  in  der  Komposition  wie  im 
Satzzusammenhang,  die  der  Elision  anheimfallen,  nämlich 
(z,  e,  f,  o;  man  vergleiche  tEXQd-noöov  —  TEdg-i:n:Trov,  eXe- 
jiTohg  —  el-avÖQog,  äXeii-Kaxog  —  dAe^-dveiiog,  (piXo- 
^evog  —  (pu-dvvQOiTiog  usw.  mit  naod  —  7zao\  de  —  d\ 
ETIL  —  E7i\  drto  —  dn.  Die  Übertragung  der  Elision  auf  die 
Kompositionsfuge  wurde  dadurch  erleichtert,  daß  in  Fällen 
der  Kompositionsdehnung  wie  cpildvcoo  das  -o-  verschwTinden 
zu  sein  schien  und  die  Abtrennung  cpi/.-dvoo  nahe  lag; 
s.  §  118. 

§  120.  3.  Sekundärer  Hiatus  und  sekundäre 
Kontraktion.  Das  urgriechische  /ist  bekanntlich  erst  im 
Verlauf  der  Einzelentwicklung  der  griechischen  Dialekte  ge- 
schwunden. Man  wird  sich  deshalb  nicht  wundern,  wenn 
auch  in  der  Komposition  seine  Nachwirkungen  sehr  lebhafte 
sind.  So  hat  in  der  altern  Literatur  das  /  am  Anfang  des 
zweiten  Kompositionsglieds  noch  den  Wert  ein(>s  Kon- 
sonanten, insofern  als  es  die  Elision  ein(^s  vorhergehenden 
Vokals  noch  verhindert:  bei  Homer  heißt  es  dEo-Eidt'jg 
(Wurzel  fiö-,  vgl.  lat.  videre),  ^eo-eikeIoq  (feix-  'gleichen', 
vgl.  eoixe  =  *fe-foiK-E),  d-Egyug  (fegy-,  vgl.  deutsch  Werk), 
dfpa/uaQTo-enrjg  [feTi-,  vgl.  lat.  vöx).     Das  Attische  hat  in 


§§  120. 121]   Lautliche  Erscheinungen  i.  d.  Kompositionsfuge.    61 

solchen  Fällen  gewöhnlich  Kontraktion  eintreten  lassen: 
ctgyog  aus  d-e^yo'g,  äxcov  aus  ä-exojv,  aixrjQ  aus  d-(e)t>fry?, 
nieioxMva^  aus /Zyletaro-dval,  XQiaxovrovxrjq  aus  *-xo-errjQ, 
äyQolxog  (später  äygoixog)  aus  *äyQ6-foixog.  Etwas  größere 
Bedeutung  haben  die  Komposita  auf  *-foQÖg  (zu  ögäv  und 
deutsch  wahren,  ge-wahr)  gewonnen;  aus  *-a-foQ-  ist  -coq-^, 
aus  *-o-foQ-  -ovQ-  geworden:  xifxcoQog  (xi/urj;  dor.  xijudogog, 
ion.  xiiu7]OQog),  'decogog  {'&eä\  dor.  ß^eagög  aus  *-äog-),  aber 
xj]7tovQ6g  (neben  >c7]Jicogög,  s.  die  Fußn.;  xfjJtog),  olxovgog 
{oixog).  Ebenso  -ovgyog  aus  -o-egyog:  drifxiovgyog  (örjjuio- 
egyög  Hom.),  xaxovgyog^  (xaxo-egyög  Hom.)  und  danach 
nav-ovgyog  (über  jtäv-  vgl.  §  64),  aber  yscogyog  (vgl.  §  130) 
'Landmann'  (klass.)  zu  yfj. 

§  121.  Spuren  eines  vorgriechischen  s  im  Anlaut  des 
Hinterglieds  liegen  nur  noch  in  -ov^og  aus  *-6-o%og  vor, 
das  zu  e^Ei-v  (vgl.  ox-£iv)  gehört.  Obschon  Homer  in  -i^vi- 
o%og^  'Wagenlenker'  (von  rjvia  n.  pl,  'Zügel')  schon  die  Eli- 
sion anwendet,  ist  für  -ov^og  doch  keine  andere  Erklärung 
denkbar.  Beispiele:  oxijTixovxog  'szeptertragend'  (Hom.) 
zu  *Gxrj7txo-  =  oyS]Jixgov,  gaßdov^og  'stabtragend'  (klass.) 
zu  gdßöog,  xaxovxta  'schlimme  Lage'  (klass.)  zu  xaxög; 
von  solchenBeispielen  aus  ist  -ov^og  auch  auf  andere  Stämme 
übertragen  worden:  dqd-ov%og  'Fackelträger'  (klass.)  zu 
dag,  dad-6g,  soxiovxog  'einen  Herd  enthaltend,  den  Herd 
schützend'  (klass.)  zu  eoxia,  XajUJtad-ovxog  'Fackel  tragend' 

^  Nach  Ausweis  des  hom.  ■&vQa.a)Q6i;  und  jtvXafOQÖi;  (später 
■d'VQcoQÖc;  und  jivXa>QÖ<;)  'Türhüter'  spielte  auch  das  Subst.  wga 
'Obacht'  mit  herein  {\g\.  dQy.v-ojQÖ(;  'Netzwächter'  (Xen.),  (pQvxr- 
ojQÖ^  'Feuerwache'  (Aeschyl.)  zu  (pQvxröi;  'Feuerbrand');  doch  ist 
auch  an  die  Kompositionsdehnung  (§118)  zu  erinnern.  Zum  ä 
s.  §126. 

2  Der  abweichende  Akzent  stammt  vielleicht  von  dem 
vokativisch  betonten  *xa}iöeQYe  y  xaxovgye;  vgl.  to  äde?.(pe  zu 
äöeXcpog. 

^  Ob  aiyi-oxog  und  yait]-oxog  auch  zu  exsiv  gehören  oder  zu 
öxoi;  'Wagen'  und  \a.t.vehere,  ist  umstritten;  vgl.  §153.  Sicher 
zu  ex£iv  gehört  ri/id-oxoc  'geehrt'  (Hymn.  Hom.). 


62  A.  Zusammensetzung.  [§§121.122 

(klass.)  zu  ÄUjUTidg,  7co/.l-ov%oc,  und  7ioha(o)-ovxo<;  'stadt- 
bewohnend, -schützend'  (klass.)  zu  Jio/.ig,  r i/uovxog 'geehrt' 
(hellen.;  in  den  hom.  Hymnen  Tifj,u-oxoQ)  zu  Tif.ii]. 

Die  Kontraktion  von  Tioovoyov  (§  48),  (pQoi/uiov  (§  52) 
und  (poovöoQ  (§  50)  erklärt  sich  daraus,  daß  nqo  überhaupt 
sein  o  nie  elidiert;  y gl.  Jigovipaive  aus  JiQo-ecpaivE  usw. 

§  122.  Die  Fälle,  wo  das  Attische  oder  die  spätere 
Sprache  einen  Hiatus  in  der  Kompositionsi'uge  weder  durch 
Elision  noch  durch  Kontraktion  tilgt,  sind  nicht  gleichartig. 
Unelidiert  bleibt  allgemein  das  i  der  nominalen^  Anfangs- 
glieder: noli-aQXOQ,  'KvÖL-dvEiqa.  Der  Ausgang  -o-eidij^ 
[Woxn.  dEO-eiöriQ)  ist  auch  im  Attischen  geblieben,  wohl 
weil  der  Hiatus  -oei-  nicht  so  empfindlich  war:  äv&gojjio- 
etdfjQ,  fj,7jVO-8id'r'j(;.  Statt  des  attischen  rQiay.ovrovrr]g  (§  135) 
Öex-evrjQ  usw.  braucht  das  Ionische  und  die  Koine  rgia- 
y.ovTa-Ertjg,  dexa-eri'jg;  hier  wirken  jedenfalls  drei  Ursachen 
zusammen:  erstens  lag  es  nahe,  nach  dem  Muster  von  di- 
jTovg,  TQi-Jiovg,  TETQd-TTOVQ  ZU  öi-Ex/jg,  Toi-Exrjg  auch 
TEXQa-EtrjQ  zu  sagen;  zweitens  werden  Einflüsse  solcher  Dia- 
lekte mitgewirkt  haben,  die  in  der  Kontraktion  nicht  so 
weit  gingen  wie  das  Attische.  Drittens  aber  kommt  in  Be- 
tracht, daß  die  spätere  Sprache  (je  gebildeter  sie  ist,  umso 
mehr)  eine  starke  Tendenz  hat,  die  Voränderungen  der 
Wörter  nicht  nur  im  Satzzusammenhang,  sondern  auch  im 
Kompositum  zu  unterdrücken  im  Interesse  der  Deutlich- 
keit des  einzelnen  Wortes.  Diese  Absicht  hat  im  Kampf 
mit  der  Scheu  vor  dem  Hiatus  vielfach  den  Sieg  davon- 
getragen. So  finden  sich  in  der  Koine  Komposita  wie  [xaxQO- 
rjjjLEQEVEiv,  älloxQLO-ETiiGKOTioQ  U.dgl.;  bcsonders  ist  man 
bestrebt,  geläufige  Anfangsglieder  unversehrt  zu  erhalten, 
so  z.  B.  OLQXi-  in  äQXi-iEQEvg^  aQXL-iaxQog,  aQxi^-e^iOxonog^ 
äoxi-oivoxdog,  oder  xExga-  in  xEXQa-dgxfjg-  Wie  weit  da  die 
gesprochene  Sprache  mitging,  ist  freilich  schwer  festzu- 
st(;llen. 

Über  Hiatus  bei  d-  privativum  s.  §  54. 

'  Aber  nicht  der  verbalen:  Knja-iJirioc:  §79. 


§§  123.  124]    Lautliche  Erscheinungen  i.  <1.  Kompositionsfuge.    63 

II.  Zusammentreffen  von  Konsonanten 
in  der  Kompositionsfuge. 

§  123.  Einige  vorgriechische  Konsonantenverbindungen 
sind  im  Griechischen  verschieden  behandelt  worden,  je  nach- 
dem sie  im  Innern  des  Wortes  oder  am  Anfang  standen.  Wenn 
nun  ein  ursprünghch  mit  einer  solchen  Gi'uppe  anlautendes 
Wort  Hinterglied  eines  Kompositums  ist,  so  sind  zwei  Mög- 
lichkeiten denkbar:  entweder  das  Hinterglied  behält  den 
Anlaut,  den  es  als  einfaches  Wort  durch  die  Lautwandlungen 
erhielt,  oder  aber  der  Anlaut  des  HintergUeds  geht  seine 
eigenen  Wege.  Im  Griechischen  kommt  beides  vor.  Das 
ältere  ist  die  Verschiedenheit,  wie  sie  im  alten  Epos  fast 
ausnahmslos  herrscht;  es  heißt  bei  Homer: 

ä-ßßgorog  'unsterblich',  aber  ßgorög  'sterblich';  An- 
laut *mr-  (vgl.  lat.  mori); 

(pEQE-ooaxriQ  (Scut.  Herc.)  'schildtragend',  aber  odxoQ 
'Schild';  Anlaut  *tu-\ 

(pdo-ju^sid7]g  'hold  lächelnd',  aber  jUEid(i)äv  'lächeln'; 
Anlaut  *sm-] 

ä'yd-vvi(pog  'schneebedeckt',  aber  vicpaöeg  'Schnee- 
massen' ;  Anlaut  *s}i-  (vgl.  Schnee) ; 

ßad^v-QQOOQ  'mit  tiefer  Strömung',  aber  q6oq  'Strö- 
mung'; Anlaut  *5/'-  (vgl.  Strom,  mit  eingeschobenem 
„euphonischem"  -t-)\ 

ä-QQrjxrog  'unzerbrechlich',  aber  qriyvvvai  'brechen'; 
Anlaut  *ur-  (vgl.  Wrack)\ 

ä-Xkr/xrog  'nicht  nachlassend',  aber  h]yeiv  'aufhören'; 
Anlaut  *sl-. 

§  124.  Diese  Lautvertretungen  stimmen  noch  zu  der 
altern  Behandlung  im  eigenthchen  Inlaut;  z.  B.  zu  *ö£?,ao-va 
(zu  oeXag  'Glanz')  ist  im  Lesbischen  noch  die  erste  Stufe 
aeldvva  erhalten,  während  die  andern  Dialekte  und  in  diesem 
ball  auch  Homer  zu  oelava  oder  OEXrjVfj  weiter  geschritten 
sind.    Es  zeigt    sich    also,    daß   die   Kompositionsfuge    bei 


k 


64  A.Zusammensetzung.  [§§124.125 

Homer  eine  Sonderstellung  einnimmt.  Weil  sieh  aber  die 
Beziehung  zum  Anlaut  fast  immer  aus  der  durchsichtigen 
etymologischen  Zusammengehörigkeit  des  Hinterglieds  mit 
dem  selbständigen  Wort  ergab,  tritt  auch  seit  Homer  immer 
deutlicher  und  stärker  das  Bestreben  hervor,  den  Anlaut  der 
Hinterglieder  ganz  mit  dem  wirklichen  Anlaut  in  Über- 
einstimmung zu  bringen  {ä-lrixxoq  kennt  schon  Homer),  am 
meisten  natürlich  in  den  Verba  composita,  da  sich  diese  am 
leichtesten  in  ihre  Bestandteile  zerlegten:  ijii-fXEiöiär  usw. 
Am  längston  hielt  sich  -qq-;  aber  die  Koine  drängt  auch 
da  nach  -g-  hin:  ä-gaqjog  'ungenäht',  eni-Qdnxeiv  ^darauf 
nähen'^. 

§  125.  Wenn  in  der  Kompositionsfuge  ein  konsonan- 
tischer Anlaut  des  Anfangsglieds  mit  einem  konsonantischen 
Anlaut  des  Schlußglieds  zusammentraf,  so  konnten  sich 
ungewöhnliche  Konsonantengruppen  ergeben,  die  der  Ver- 
änderung ausgesetzt  waren.  Einige  Beispiele:  Tcvy-judxog 
'Faustkämpfer'  (Hom.)  zu  nv^  fxdx£G&ai;  ainoXoc,  'Ziegen- 
hirt' (Hom.)  aus  *aiy-Ji6XoQ\  e}.ski-x^(ov  'erderschütternd' 
(Hom.)  jedenfalls  aus  *s?.e?.iK-  zu  E?.£?uCeiv  e/AXi^ev;  e?u- 
Tpo;(;oc 'radumwälzend'  (Aesch.)  aus  e/.ix-  zu  e?.i^,  eXlooeiv; 
jTaoovdif)])  'mit  allem  Eifer'  und  TidoaocpoQ  "ganz  weise' 
neben  Jiav-ovdiff])  und  7tdv-oo(poc;\  yvvai-jiiavijg  'wciber- 
toir  (Hom.)  vielleicht  aus  yvvaix-,  vgl.  aber  yvvaioQ  'weib- 
lich' (Hom.).  Das  -o-  von  ovo-  ruft  keinen  Lautwandel 
hervor:  dvo-/LiOQO(;  dvo-vovg  u.  dgl.  bleiben  unverändert; 
auch  ist  in  dvo-a)vv/iiog  usw.  das  Lautgesetz  vom  Schwund 
eines  intervokalischen  ö  ausgeschaltet.  Eine  Unmenge  von 
Konsonantenkollisionen  sind  durch  den  Kompositionsvokal 
verhindert  worden;  s.  §  129. 

^  Die  Assimilation  des  v  von  iv-  und  aw-  u.  dgl.  an  den  Anlaut 
des  Mintorf^lieds  ist  .so  bekannt,  daß  diese  Erwähnung  genügt.  Die 
Koine  stellt  auch  hier,  wenn  auch  vielleicht  nur  in  der  Schrift, 
den  ursprünglichen  Laut  gern  wieder  her:  ev-^eineiv,  aw- 
yQaqpeiv  usw.  statt  eXk-  avyy-,  auch  nakiv-yeveaia  statt  nahyy 
u.  dgl. 


§§126.127]      Der  Stammauslaut  des  Vorderglieds.  65 


Der  Stammauslaut  des  Vorderglieds. 
I.  In  Nominalstammkomposita. 

§  126.  Musterbeispiele  für  die  vom  historischeu  Staudpunkt 
aus  korrekte  Bildungsweise: 

o-Stämme  (Subst.  der  2.  Deklin.  und  Adj.  der  2./1.  Deklin.): 
dEo-eiör'jg  (Hom.)  'göttergleich'  (^eo'c),  ro^o-cpögog  (Honi.)  'den 
Bogen  führend'  {rö^ov),  Ioo-'&eoi;  (Hom.)  'göttergleich'  (tooc). 

ä-Stämme  (1.  Dekl.):  al&Qrj-yevrj^  (Hom.)  'im  heitern  Himmel 
geboren'  (al&Qr]),  /xoiQtj-yevrj);  (Hom.)  'Glückskind'  [juolQa).  Reste 
einer  älteren  Bildung  mit  -ä  sind  TzvXa-cjQÖc  und  &vQa-ioQ6(;; 
s.  §  120  Fußn. 

i-Stämme:  titoU-jioq&oc;  (Hom.)  'Städtezerstörer'  (jr/r/dAtg), 
TQi-:n:ov^  (Hom.)  'Dreifuß'  {tqsIc).  Als  f-Stämme  erscheinen  in 
der  Grundsprache  im  Kompositum  auch  die  Adjektiva  auf  -ro-; 
so  noch  bei  Homer  xvöi-dvsiQa  'mit  herrlichen  Männern'  zu  xvöqöc 
'herrlich';  auch  statt  xaXö^  tritt  im  Kompositum  in  älterer  Zeit 
KaD.i-  ein  (vgl.  xdXloc:  —  xdlXioxoc  wie  xvdoc  —  xvöiaroc):  Hom. 
xaXh-~r?.6xajuo(;  'mit  schönen  Haarflechten'  u.  a. 

i^-Stämme  (Subst.  und  Adj.):  'AaTv-dva$  (Hom.)  (äaiv), 
■&oaav-xdQÖiot;  (Hom.)  'beherzt'  [■dgaa-v:;).  Auch  av-ßcaxt^i;  und 
v-cpoQß6(;  (Hom.)  'Schweinehirt'  (oüc,  vc)  mit  v  statt  v  wegen 
orw'c  usw. 

§127.  n-Stämme:  Sicher  nur  ^elay-xQoiy]!;  (Hom.)  'von 
dunkler  Hautfarbe'  (fxeXag) ;  von  Stämmen  auf  -a(r)  nur  ovofia- 
xkvröc;  (Hom.)  'berühmten  Namens'  [ovofxa]  mit  -a-  aus  vokali- 
schem -n-,  aber  vielleicht  bloß  Zusammenrückung  aus  dvofMu 
(Akk.  der  Beziehung)  und  xhnöc.  Auch  xvv-  in  xvv-wjric  (Hom.) 
'hundsäugige,  freche'  und  xw-rjyerrjg  (Hom.)  „Jäger"  braucht 
nicht  der  alte  Stamm  zu  sein,  sondern  kann  aus  xvvo-  (vgl, 
§131)  elidiert  sein,  vgl.  xvvo-QmajrjC  (Hom.)  'Hundelaus'. 

r-Stämme:  nvQ-xa'u]  (Hom.)  'Brandstätte'  {jivq)\  yeQ-vixp 
(Hom.)  'Handwaschwasser'  [yßiQ-,  x£(i)q6(;)\  xexQa-rpaloi;  (Hom.) 
'mit  vier  Bügeln'  [qjdXoi;)  mit  -ga-  aus  vokalischem  -/•-. 

n«-Stämme:  Vor  Konsonant  steht  immer  -vro-  (mit  Kompo- 
sitionsvokal -o-,  s.  §131)  zur  Vermeidung  von  Konsonanten- 
häufung; daher  ist  auch  -vx-  vor  Vokal  als  elidiert  für  -vxo-  zu 
betrachten. 

Debrunner,  Griech.  Wortbildungslehre.  5 


66  A.Zusammensetzung.  [§§127 — 129 

s-Stämme:  tyxea-JiaXoc  (Hom.)  'speerschwingend'  [eyyoi^)^, 
ijiEo-ßöXoi;  (Hom.)  'Worte  werfend  >  keck'  (enog),  yeqaa-cpÖQo^ 
(Pindar)  'Ehre  davontragend'  [yegaq),  Tega-axÖTroi;  (Aeschyl.) 
'VVundererscheinungen  deutend'  aus  *TEQao-ax6jio(;  {Tegac,  teogoc). 

§128.  Diphthongische  Stämme:  vav-/Liayog  (Hom.)  'zum 
Seekampf  bestimmt'  (rai'c),  vav-äyö^  (vav-i-jyog)  (klass.)  'schiff- 
brüchig' ((f)äyvvvm),  und  deshalb  auch  vor  ^'okal  vav-aQyo^ 
(klass.)  'Admiral'.  ßov-yAXog  (Hom.)  'Rinderhirt'  (ßovc),  vor  \'okal 
ßo-r]Xaaii]  (Hom.)  'Rinderraub'  aus  *ßof-. 

Stämme  auf  andere  Konsonanten  haben  vor  Konsonant 
den  Kompositionsvokal  (einige  von  den  seltenen  Ausnahmen  s. 
§  125);  daher  können  jioö-,  vvxt-,  öqvi&-  u.  dgl.  vor  Vokal  die  eli- 
dierten Formen  von  jioöo-,  vvxro-  oder  vvxri-,  oqvi&o-  usw.  sein. 

§  129.  Die  Verhältnisse,  die  sich  aus  den  obigen 
Musterbeispielen  ergeben,  sind  im  Griechischen  sehr  stark 
gestört  worden,  vor  allem  durch  den  ,,Kompositions- 
V  o  k  a  1"  -o- :  sämtliche  Stämme  können  als  Vorderglieder  ihren 
Ausgang  durch  ein  -o-  erweitern  oder  verändern,  manche 
Stämme  tun  es  sogar  immer.  Das  -o-  stammt  natürlich  von 
den  o- Stämmen  her.  Die  Gründe,  warum  es  so  beliebt  ge- 
worden ist,  sind  verschiedene.  Zunächst  ist  jedenfalls  aus- 
zugehen von  dem  Wechsel  von  Stämmen  mit  und  ohne  -o- 
am  Ende  von  Komposita  (§  143);  diese  Freiheit  wurde  auf 
den  Schluß  des  Vorderglieds  übertragen.  Sodann  wurden 
bei  den  konsonantischen  Stämmen  vor  konsonantischem 
Anlaut  des  zweiten  Glieds  durch  den  eingeschobenen  Vokal 
allerlei  ungewöhnliche  Konsonantenhäufungen  vermieden, 
und  durch  die  häufige  Anwendung  in  solchen  Fällen  konnte 
der  Vokal  zum  ,, Kompositionsvokal"  werden,  d.  h.  zu 
einem  Ausdrucksmittel  für  die  Komposition  überhaupt,  so 
daß  er  auch  bei  vokalischen  Stämmen  Platz  griff.  Ein 
wenig  mögen  auch  alte  Doppelheiten  wie  fpvXaxog  (Nom.) 
neben   (p-öXai,   fieXavoq   (Nom.)    neben   //e'Aag   beigetragen 

^  Auch  (paea-g)üQo^  (Aeschyl.,  Eur.)  'Licht  bringend,  leuch- 
tend' {(pdog  =  (pöji;);  (pcoa-tpögo^  (klass.)  ist  nicht  Kontraktion  aus 
<paea-,  sondern  Ersatz  des  verschollenen  Stammes  durch  die  All- 
tagsform (pöj;,  dit»  nach  einem   Stamm  aussehen  moclife. 


§§129—131]      Der  Stammauslaut  des  Vorderglieds.  67 

haben.  Endlich  ist  noch  ein  Umstand  als  begünstigend 
hervorzuheben:  wenn  einmal  inn-rilaxoQ  (nach  §  118)  und 
iji7i6-iJ.axoQ  nebeneinander  standen,  so  konnte  man  auch 
y.vv-öjJxiQ  als  elidiert  verstehen  und  dazu  ein  xvvo-Qaiorijg 
schaffen.  Man  vergleiche  übrigens  die  entsprechenden 
Dienste,  die  das  -o-  bei  der  suffixalen  Ableitung  tut:  ococpg-o- 
avvTj  (§323),  ix'&v-ö-EiQ  (§361),  ev-ö-rr]Q  (§364f.)  u.dgl., 
ferner  zur  Ähnlichkeit  in  der  Behandlung  der  Suffix-  und 
Kompositionsfuge  §  118  mit  Fußnote.  Vgl.  auch  §  74Fußn. 
über  das  Kompositions-s  des  Deutschen. 

§  130.  Beispiele  für  den  Kompositionsvokal  -o-  bei  den  ver- 
schiedenen Stämmen: 

ä-Stämme:  vXo-röfjioi;  (Hom.)  'Holz  fällend'  {vXri)\  mit  Elision 
Niy.-ijzjioi;  (vixt]);  äeUö-jio^  (Hom.)  'sturmfüßig'  (äeUa).  Diese 
Bildung  ist  bei  den  ä-Stämmen  die  übliche.  Zum  Kontraktum 
yfj  wird  yea>-/iieTQrji;  (klass.)  'Feldmesser',  yeco-ixÖQoq  (klass.;  dor. 
ya-ixÖQoi;)  'Grundbesitzer'  gebildet  {yevi-  aus  *yrio-,  vgl.  hjiröyeojg 
§  144;  yä-  aus  *ya.o-);  s.  auch  yeojgyöi;  §  120. 

i-Stämme  (vereinzelt):  <pvaio-Xöyo^  (Aristot.)  'Naturforscher' 
{(pvaii;),  araaio-Tioiöi;  (Josephus)  'Aufwiegler'  (oxdaig). 

M-Stämme:  vö-jioioqoi;  (Herodot)  'mit  schweinsrüsselartigem 
Bug'  (vg),  Ix&vo-jrdjXrjS  (Komiker  bei  Athenäus)  'Fischhändler' 
(ix&vg),  6(pQvö-omo^  (Aristot.)  'von  den  Augenbrauen  überschattet' 
(6<f>QV(;) ;  öovQo-ööy.r]  (Hom.)  'Speerbehälter'  (ööqv;  später  öogaro- 
7iaxt]C  (Xen.)  'speerdick',  sonst  auch  öoqv-^evoi;  (Tragiker)  'Speer- 
freund, Freund  im  Krieg'). 

§131.  «-Stämme:  a)  xvvo-QaiaTt]/;  (Hom.)  'Hundelaus' 
{xmop),  yiovö-tavTioi;  (Soph.)  'vom  Schnee  gepeitscht'  [xidiv], 
Xeif^covo-rvjio^  (Aeschyl.)  'mit  Sturmwind  peitschend'  {xei/iicov), 
do/xaTo-7ti]yö;  (Hom.)  'Wagner'  (ägfia,  ursprünglich  n-Stamm), 
aifiaxo-axayrii;  (klass.)  'bluttriefend'  (alfia) ;  b)  aifio-cpöqvitTo^ 
(Hom.)  'blutbesudelt'  (alixa),  äy^ö-&eTov  (Hom.)  'Amboßstock' 
[äxfxow],  xeifJ'd-ojtoQog  (Theophrast)  'im  Winter  gesät'  (xsijuwv  oder 
Xelßa),  XQsiaaö-rsyvog  §109;  vgl.  äv-ai/bio^  u.dgl.  §141,  evcpQo- 
avv)j  §323. 

/•-Stämme:  Tivgo-eid-^i;  (Plato)  'feuerähnlich'  {tzvq),  x^'-Qo- 
TExvrjg  (klass.)  'Handwerker,  Künstler'  (x^iq),  ■&rjoo-(p6voi;  (Theognis) 
'Wild  tötend'  (^//o),  jiazQo-xaoiyvrjro^  (Hom.)  'Vatersbruder' 
{jiaT7]Q),    ävÖQo-q)dyo(;    (Hom.)    'menschenfressend'    (äviJQ),    vöqo- 


68  A.  Zusammensetzung.  [§§  131—133 

7tözr]g  (klass.)  'Wasser Irinker'  und  vöuxo-iQecfr'jC  (Hom.)  'am  Wasser 
wachsend'    [vÖoiq). 

nf-Stämme:  TzaiTo-ixior/i;  (Aeschyl.)  'allverhaßt'  [ttüc],  ävögi- 
ai>ro-7ioi6i  (Pindar)  'Bildhauer'  (dvÖgidi;),  ysQovro-diSdaxa/.o^  (Plato) 
'Lehrer  der  Alten'  (yegojv). 

s-Stämme:  axvTo-TÖ/xo:;  (Honi.)  'Lederarbeiter'  {ay.vro^j, 
KXeo-jidxQrj  (Hom.)  [y.Mo^],  /j,evo-£ix7]^  (Hom.)  'herzerfreuend' 
{fievo^),  yjevö-dyyek»:;  (Hom.)  'Lügenbote'  (ipevöoi;).  Das  deutlicli 
stammhafte  Wortstück  umfaßte  eben  bei  den  Neutra  auf  -o^  den 
Ausgang  -o;,  -ovg  usw.  nicht  mehr;  daher  werden  sie  wie  /.oyog 
behandelt,  xegao-^öoc  (Hom.)  'Hörn  schnitzend',  yr]Qo-rQ6q)oc 
(Pindar)  'im  Alter  ernährend'  [yf}Qai;),  xoeo-fpdyoc  (Herodot; 
später  y.QEOi-cpdyo^,  etwa  nach  yeo)-?  s.  §130). 

§132.  Diphthongische  Stämme:  vr/o-  erst  spät:  rrjo-oaooc: 
(Apoll. Rhod.)  'Schiffe  schützend'  (vavg)'^;  ßoo-:  ßoö-aXeip  (oder  ßov- 
xUxp)  (Soph.fr.  932  N."^)  'Rinder  stehlend',  ßoo-y.Taaia  (Apoll. 
Rhod.)  'Ochsentöten'  ißovg).  Zu  Subst.  auf  -ev;:  ÖQeoi-xönoc 
(att.)  'Maultiere  besorgend'  [ÖQevg]  aus*  d^7/-o- (vgl.  hom.  jSaat/?]- 
oc,  att.  ßaaikeco^;  ferner  doy-iigeoK   §  144  und  legecoavvrj   §  323). 

Sonstige  konsonantische  Stämme:  jiodo-arQdßrj  (Xen.)  'Fuß- 
schlinge' {jiov!;),  daTziöö-ÖovTioi;  (Pind.)  'schildtosend'  (äajzig), 
vvyTo-/biaxia  (klass.)  'Nachtkampf'  (vv^),  ÖQvi&o-&r'iQa^  (Aristoph.) 
'Vogeljäger'  {ögvic:). 

Sogar  bei  Zahlwörtern  (s.  TgiayovTovT7]^  §  135  Fußnote)  und 
Adverbia  {6jnoßo(pi!/.ay.ec:   §  136)  dringt  das  -o-  ein. 

§  133.  Wie  das  -o-  bei  den  andern  Stämmen,  so  ge- 
stattet sich  ein  -a-  (-?/-)  Übergriffe  bei  den  o-Stämmcn: 
s?.a(p7]ß62.og  (Hom.)  '(Hirsch-) Jäger'  [eXafpoQ),  nvQrjcpoQOi; 
(Hom.  neben  :ncvQo-(p6Qog)  'Weizen  tragend'  (rtvQoi).  Für 
die  Entstehung  solcher  Bildungen  kommt  folgendes  in  Be- 
tracht: 1.  &a/.ajuri-7T6/.og  (Hom.)  'Rammerfrau'  konnte  nicht 
nur  auf  *?a2a/f*/,  sondern  aucli  auf  i^d/.atiog  bezogen  werden; 
ein  eventueller  Konkuiicnt  ^j^a/.a/^o-.To'/.og  war  seiner  vielen 
Kürzen  wegen  rhythmisch  unbequem,  besonders  für  die 
daktylische  Poesie.  So  konnten  sich  Hinterglieder  wie 
-rißo?.og,    -TjCpoQog,    -riyev^jg    (Hom.  verjyev/jg   nach   /ioiq)/- 

^  vecoQÖi;  'Aufseiier  über  die  Schiffe'  (Hcsych),  vecöqiov 
'Werft'  (klass. ^  aus  *v)]fo-foQ-  >  *v7ifon-? 


§§  133 — 135]       Der  Stammauslaut  des  Vorderglieds.  69 

ysv7]i;  [§  126]  usw.)  herausbilden.  2.  Ursprünglich  mochten 
nebeneinander  existiert  haben  *XQld'7]-(pÖQ0i;'  Gerste  tragend' 
und  TtvQO-rpoQOQ  'Weizen  tragend'.  Durch  Ausgleichung 
konnte  daraus  entweder  xgld^o-cpoQOQ  (so  Theophrast  und 
Strabo)  nach  jcvQO-fpöqoq  oder  jivqri-cpÖQOc.  (Hom.)  nach 
'^xgl'&rj-cpoQog  werden.  3.  Hier  und  da  dürften  in  dem  -a- 
oder  -Tj-  auch  verschollene  Kasusformen  stecken. 

§  134.  Zu  der  gelegentlichen  Ausbreitung  solcher  Hin- 
terglieder auf  konsonantische  Vorderglieder  vgl.  äojziöi]- 
fpoQOQ  (Aeschyl.)  'schildtragend'  (dajr/g),  äoTzidrjOZQocpoQ 
(Aeschyl.)  'schildschwingend',  ^iq)7]q)6Qog  (Aeschyl.)  'schwert- 
tragend' {^iq)og);  auch  7roAtdo;foc  (Pindar) 'stadtschützend' 
i7i6?uQ).  Vereinzelt  kommt  auch  eine  Präposition  als  erstes 
Glied  solcher  Komposita  vor:  en-rjßoXoQ  (Hom.)  'teilhaftig' 
{EJcißdXXeiv). 

§  135.  Ein  -a-  dient  als  „Kompositionsvokal"  bei  ge- 
wissen Zahlwörtern.  Von  sTtta-,  evvea-,  dexa-  {xexQa-  §  127) 
aus  WTirde  auch  TiEvxa-,  e^a-  und  öxxa-  gebildet.  Diese 
Formen  sind  allgemein  mit  -xooioi  zur  Bildung  der  Hunder- 
ter, während  sonst  das  Attische  noch  jievxE-xdlavxoQ  u.  dgl. 
kennt  gegenüber  dem  ionischen  jievxd-exEi;  (Hom.),  nEvxd- 
oxo/uog  usw.,  auch  £x-Jt?.E'&Qog  (Eur.)  neben  dem  ionischen 
e^d-EXEQ  (Hom.),£|d-^£Tgog,  ebenso  öxxoj-novg  u.dgl.  neben 
dxxd-xvrj/j,og  (Hom.),  öxra-noörjQ  (Hesiod)  usw.  Nach  den 
Zehnern  auf  -xovxa-^  bildet  Homer  EEixood-ßoiog  neben 
dvojxaiEixooi-fXEXQog  und  -nrixvg;  vgl.  auch  EixoGa-ex7]g 
(Herodot),  -(pvlXog  (Theophr.)  usw.  Sogar  Exaxovxa-xdgavog 
(Pindar),  Exaxövx-agxog  (Xen.)  usw.  treten  auf  (älter 
Exaxoy-XEiQog,  Exaxoix-nvXog  usw.  bei  Hom.);  vgl.  sxaxov- 
xdxig  ExaxooTog  nach  xgiaxovxdxig  xqiuxoöxog  usw.  End- 
lich juvQiovx-aQxog  (Aeschyl.)  nach  Exaxovx-agxog  wie 
IxvQiovxdxig  (Hesych)  statt  [xvQidxig  nach  exaxovxdxig.   Die 


^  Att.  TQiaxovTovrrjg,  7ievxi]xovrovxt]Z  '30-,  oO-jährig'  usw. 
ist  natürlich  nicht  Kontraktion  aus  -ra-err]^  (vgl.  §  122),  sondern 
aus  *xo-(f)ezr]i;  mit  dem  -o-  von  §130  ff. 


70  A.  Zusammensetzung.  [§§  135 — 137 

Formen  auf  -a-  werden  auch  auf  unbestimmte  Zahlwörter 
übertragen:  7io?Ja-7i/.doioQ  (klass.),  Trood-novg  (Plato)  und 
scherzhaiit  y>aju/Lia-y.ooio-ydQyaQa  (Ar.  Ach.  3)'sand-hundert- 
Gewimmel'. 

II.  In  andern  Komposita. 

§  136.  Zu  den  analogischen  Übertragungen  des  Vorder- 
ghedausgangs  von  Kasuskomposita  vgl.  §  4  über  ^soG-doxog, 
Avxöo-ovQa  und  ävdgei-(pövrrig,  §  5  über  7tVQi-7]y.rjg,  nvgi- 
jzaig^  und  ägei-^voavog. 

Auch  adverbielle  Vorderglieder  sind  vor  analogischer 
Veränderung  des  Ausgangs  nicht  sicher: 

dnio§o-(pv/Mxeg    (klass.)    'Nachhut'     (ÖTiio&e),     vgl. 

7tQo-(pvlaxEg  (klass.)  'Vorposten'  {ttqo)-, 
ayxe-fxaxog  (Hom.,  der  aber  manche  Komposita  mit 
ay^i-  kennt)  'Nahkämpfer'  {äyxi)  offenbar  nach  dem 
Gegensatz  Trj/.E-juaxog:,  äy/i-juaxriT/jg  {Hom.)  konn- 
te sein  -i-  behalten,  weil  es  nicht  so  stark  an  Ttj/J- 
luaxog  erinnerte. 
§  137.    Für  die  Vermischung  des  -e-  des  Typus  äoyj- 
xaxog  (§  75)  und  des  -i-  oder  -oi-  des  Typus  rsQy^i-ßßQorog 
(§  79)  unter  sich  mögen  folgende  Beispiele  dienen:  Bei  Homer 
herrscht  ägys-  (vgl.  §  115);  dann  taucht  konkurrierend  und 
schließlich  siegend  ägxi-  auf;  der  Grund  der  Änderung  ist 
unbekannt.    äjußo?u-Egy6g  'die  Arbeit  aufschiebend,  saum- 
selig' (Hesiod)  von  äjiißoÄ/j  'Aufschub'  (Pindar)  mag  sein  i 
einem  Gegensatz  wie  dvvoi-Egyog' da.s  Werk  fördernd'  (Theo- 
krit),  vielleicht  auch  der  Erinnerung  an  djußoAUj  (=  dfißo/.7y, 
Apoll.  Rhod.  und  Anthol.  Palat.)  verdanken.  Die  Komposita 
mit  dle^eiv  als  Vorderglied  haben  nicht  das  zu  erwartende 
*ale^E-  nach  dem  dgxE-xaxo g-Ty^\x^,  sondern  d/.e|t-  {d/x^i- 
;>tfa;<og 'Unglück  abwehrend'  schon  bei  Hom.)  mit  Anlehnung 
an  den  rsQyji-fÄßgorog-TyTpus,  obschon  das  -o-  von  dle^eiv 

1  nvQ-  s.  §127,  :zvQo-  §131;  Ttvoo-  scheint  sich  weniger 
leicht  Eingang  verschafft  zu  haben,  weil  es  an  tivqo-  'Weizen' 
anklang. 


§§  137—1 39]  Zur  Gestaltung  des  Hinterglieds.  71 

zum  Verbalstamm  gehört.  Für  'gesangbeginnend'  sagt  Ste- 
sichorus  äQxeGi-iJiolnoQ;  das  Nebeneinander  von  xavv- 
nxEQvh.  (Hom.),  xavv-nxEQOc,  (Hesiod)  'mit  ausgebreiteten 
Flügeln'  und  xavvoi-nxEqoc,  (Hom.)  'flügelbreitend'  und 
ähnliche  Fälle  mögen  den  Anschein  erweckt  haben,  als  sei 
die  Hinzufügung  von  -oi-  bedeutungslos.  Mit  -ge-  statt  -oi- 
d-xegoe->c6fj,rjg  (Hom.)  'das  Haar  nicht  scherend'  und  tieqge- 
7i{x)oAiQ  (Aristoph.,  Aeschyl.)  'Städte  zerstörend'. 

§  138.  Da  cpilo-  und  Verwandtes  (§  76 ff.)  als  verbal 
empfunden  wurde,  konnte  sogar  -o-  in  verbale  Komposita 
mit  -Ol-  eindringen:  lEirpo-d^gi^  (Aehan)  'der  die  Haare  ver- 
loren hat'  {\^\.  X(E)i7to-  in  X(E)in6-y!vxo(;\  §78),  lEixpo- 
öeA^^i'or  (Dioskorides)' Neumondzeit' und  av^o-osXrjvov  (An- 
thol.  Pal.)  'Zunehmen  des  Mondes' ;  GXQExpo-öiKElv  (Aristoph.) 
'das  Recht  verdrehen',  6QOo-XQiaiv7]g  (Pindar)  'Dreizack- 
schwinger'. Die  Eigennamen  erlauben  sich  noch  viel  mehr 
derart  (vgl.  §  163);  da  wechselt  ganz  willkürlich  0aivi-, 
0aiv£-^  0aivo-,  TtjXe-,  Tr]?ii-,  Tr]Ao-  usw.;  es  gibt  sogar 
Uqcjxeoi-  neben  IIqcoxo-. 

Zur  Gestaltung  des  Hinterglieds. 

I.    Die  Stammgestaltimg  des  Hinterglieds  bei  der 
Mutierimg. 

§  139.  Bei  der  Mutierung  (§  110)  erhält  das  Komposi- 
tum diejenige  Adjektivform,  die  dem  Substantiv  des  Hinter- 
glieds formal  am  nächsten  steht.  Die  geringste  Veränderung 
ist  erforderlich,  wenn  das  Substantiv  ein  o- Stamm  war:  qoöo- 
ddxxvloq  unterscheidet  sich  von  ddxxvXoc,  nur  dadurch,  daß 
es  auch  als  Femininum  gebraucht  wird  (§  112)  und  die  Fähig- 
keit  hat,  besondere  neutrale  Formen  zu  bilden.  Entsprechen- 
des gilt  für  Ev-dai/uwv,  ä-xagiQ,  >ca?Jii-7taig  gegenüber  öatjuojv, 
XaQiQ^  jtalQ.  Leicht  ist  auch  die  Änderung  in  xvdv-ocpQVQ 
(Theokrit)  'mit  dunkeln  Brauen'  von  dfpqvq.  ä-stämmige 
Substantiva  bleiben  bisweilen  in  der  1.  Dekl.,  indem  sie  für 
das  Maskulinum  ein  -g  anfügen  und  so  ins  Flexionsparadigma 


72  A.  Ziisamniensetzung.  [§§139—141 

veaviag,  TioAitrjQ  übergehen  (im  Femininum  sind  solche 
Adjektiva  nicht  übhch):  ev-jujUE/.i}]g  (Hom.)  'speerkundig' 
ijue/u)]),  ßa^v-divijg  (Hom.)  'tiefwirbelnd'  (divrj),  xvavo- 
^aixrjQ  (Hom.)  'dunkelhaarig'  ('/airy),  usw.  Aber  nach  Par- 
tikeln und  Präpositionen  ist  von  jeher  der  ä-Stamm  durch 
den  o-Stamm  ersetzt  worden:  ä-rijuog  {rijw)]),  iv-^ojvog 
{Cmv7]),  EJi-OLQOVQOQ  [aQovQa^  Vgl.  §  50)  USW.,  Und  diese  Be- 
handlung ist  dann  im  Griechischen  fast  allgemein  durch- 
gedrungen; die  Bildungen  auf  -r/g  verdanken  ihre  Erhaltung 
wohl  überhaupt  nur  dem  Anklang  an  die  Nomina  agentis 
auf  -ri;g  (§  100).    Über   -^i/oa^,   -vi'x)]g  usw.   s.  §  98. 

§  140.  Die  5- Stämme  vom  Typus  yevog  bilden  als 
Schlußglieder  -yevijg:  di^o-^ievijg  (jlievoq),  {}eo-eidrjg  {eidog) 
usw.  Auch  nod-ibxYjg  enthält  ein  Subst.  '^wxog^  nur  ist 
dieses  verloren  gegangen,  und  so  scheint  noö-dr/iiig  von  v)y.vg 
abgeleitet  zu  sein.  Ein  Athener  mußte  auch  ä-iidt'jg  als 
Negativbildung  von  tjövg  empfinden,  weil  *?](5oc  aus  seiner 
Sprache  verschwunden  war  (Hom.  fiöog).  Die  5-Stämme  vom 
Typus  yrjgag  bilden  -yTJgaog,  s.  unten  §  144;  alöoig  bildet 
äv-aidy'ig.  Für  die  verbale  Umdeutung  von  -rjg  (s.  §  102, 
105)  folgen  hier  noch  einige  Beispiele:  ev-jieidi]g'gf'\\ov^asa 
und  d-7re(^);g 'ungehorsam'  (beide  klass.)  gehören  nicht  mehr 
zu  dem  verschwundenen  ^TreWog,  sondern  zu  nei&eo&ai, 
ebenso  ä-/Lie/j,q)rjg  (klass.)  'ohne  Tadel'  zu  juejuqeo&ai, 
efji-[XEvrjg  (Hom.)  'beharrlich'  zu  [aeveiv  (nicht  zu  /nEvogl). 

§  141.  Ziemlich  mannigfaltig  ist  die  Behandlung  der 
/i-Stämme.  Zu  (pgyjv  cpgevEg  gehört  -(pgcov  (ä-cpgcov,  ev-, 
Goi-  usw.;  mit  Ablaut  -en-:  -on-).  Entsprechend  können  die 
Komposita  mit  Neutra  auf  -/^a  auf  -ixcov  ausgehen  (Ablaut 
-n-:  -on-):  äv-ai[xcov  (Hom.)  zu  alfxa,  noXv-ycrrj^ov  (Hom.) 
zu  KTfjju.a,  d-,  xaxo-,  noXv-TTgayficrv  (klass.)  zu  r[näyf.ia, 
l£QO-f.ivi]/biOJV  (klass.)  zu  juvfjjiiu  (iibei-  \('ibales  -jnov  vgl. 
§102,  312);  dazu  auch  ä-nEiQO)v  (Hom.)  'unendlich'  zu 
TtEioan  TiEigara  (§  17).  Alt  ist  abei-  auch  -f^iog:  rojrvjnog 
(und  VMVViiivog)  (Hom.)  zu  dvojua,  äv-aijuog  (klass.,  aucii 
dv-ai'[i(iTog\  über  das  -o-  vgl.  §  131  und  nntiMi  i^  143,  148), 
E7iL-nriiiog  (klass.)  zu  aTj/ia. 


§§1 42—1 44]        Zur  Gestaltung  des  Hinterglieds.  73 

§  142.  Ein  -t>- Ablaut  wie  in  -(pQcov  tritt  auch  boi  naT}]o 
und  Verwandten  im  Hinterglied  auf:  a-7idxo)Q,  d-jU7]rcoQ, 
ö/bto-JidrcoQ,  6/LW-jU')]TMg  (alles  klass.),  ev-i)vcoQ  (Hom.); 
ä-ydoTcoQ  (Lykophron)  und  o^w-ydorcoo  (Pollux)  =  d-de?v- 
fpoQ.  In  diesem  Fall  haben  sich  die  Nominaldeterminativa 
an  die  Mutierten  angeschlossen:  [xrjToo-ndTWQ  (Hom.) 
'Mutters  Vater'.  Vgl.  noch  (pvoi-Coog  'Getreide  spendend' 
(Hom.)  zu  C«d  'Spelt'. 

Adjektivierung  mit  -o-. 
§  143.  Daß  ein  ä-Stamm  bei  der  Mutierung  durch  den 
o-Stamm  ersetzt  würd,  ist  oben  erwähnt  worden  (§  139). 
Aber  auch  die  konsonantischen  Stämme  benützen  bei  der 
Mutierung  mit  großer  Vorliebe  das  -o-  zur  Herstellung  einer 
bequemen  Adjektivflexion:  vcövvjufvjog,  ävaijuog,  dvai- 
yUaroi;(s.§  141) ;  TToA-u-ai'ö^Os'nienschenreich' (Aeschyl.,  neben 
7io?.v-ävcoQ),  /ueMv-vÖQOQ  (Hom.)  'mit  dunklem  Wasser' 
und  später  dv-vöarog  (Manetho)  'wasserlos'  (zu  vdcog;  vgl. 
vÖqo-  und  vdaro-  §  131);  exaTÖfi-Tzedog  (Hom.;  v.  1.  -Jiodog) 
'hundert  Fuß  lang'  (zum  Stamm  nod-,  vgl.  lat.  ped-).  Bei 
der  Hypostase  (§  148)  ist  dieses  Verfahren  die  RegeP:  in- 
dgovQog  zu  ägovga,  dy^i-aXog  zu  d'Ag,  usw. 

§  144.  Einige  Fälle  sind  lautlicher  Erscheinungen  wegen 
beachtenswert:  'Ex£-vr]og  (Hom.),  negi-veag  (att.)  'auf  dem  Schiff 
überflüssig,  Nichtruderer'  (zu  vavi;],  d-y^gaog  (Hom.;  später 
d-y^gojc)  'nicht  alternd'  (zu  yfJQai;),  ev-xegu»;  (Soph.;  Eu-xeQaog 
späte  Dichter)  'mit  schönen  Hörnern'  (xiga^).  Auch  dQx-ieQeo)^ 
(Herodot)  'Oberpriester'  ist  so  zu  erklären  (aus  *'ijf-oc,  vgl. 
oQeoj-xöfioi;  §  132 ;  aQx-tegevg {klass.)  ist  Anlehnung  an  IsQsvg  (§115 
Fußnote).  Von  yi]  existieren  drei  Hintergliedformen,  alle  mit  -o-: 
attisch  ist  -yecog  (aus  *-yi]o^,  vgl.  yea>-  §130):  ?.e7ir6-yeü)i; 'mit 
magerem  Boden',  in  präpositionalen  Rektionskomposita  auch 
-yeioc  (aus  *-yr]-io/;  >  *-yr)oi;):  ijii-yeioi;,  vjiö-yeioi; ;  ionisch  und 
hellenistisch  ist  -yaioi;  (von  yaia?):  vTzö-yaiog,  fisMy-yaiog;  doch 
sind  die  Verhältnisse  durch  die  Überlieferung  stark  verdunkelt, 
die  sehr  oft  zwischen  -yeoj^,  -yeo^,  -yaio;,  -yeiog  schwankt,  weil 
spätgriechisch  m  und  f,   o  und  lo  gleich  ausgesprochen  wurden. 

^  Neben  der  Bildung  mit  -lo-  §147. 


74  A.  Zusammensetzung.  [§145 

II.  Verbalnomina  als  Hinterglieder. 

§  145.  Nomina  agentis  als  Hinterglieder  sind  uns  bei 
präpositionalen  (§  44)  und  adverbialen  Determinativa  (§  62) 
und  bei  verbalen  Rektionskomposita  (§97 ff.,  105  f.)  begegnet. 
Hier  ist  noch  ein  Wort  über  Verbalabstrakt a  als  Hinter- 
glieder am  Platz. 

Die  Nomina  actionis  werden  nur  mit  Präverbien  zu- 
sammengesetzt (Typus  ävd-oraoig,  §  43),  weil  sie  ein  Verbum 
voraussetzen  und  das  Verbum  nur  mit  Präverbien  zusammen- 
gesetzt wird. 

Sonst  tritt  als  Abstraktum  eine  Ableitung  vom  kom- 
ponierten Adj.  oder  Nomen  agentis  ein:  ßo7]?.aoiy]  " Rinder- 
raub' (Hom.),  abgeleitet  von  ßo-rj/Arrig  'Ochsen  treibend' 
(klass.),  gegenüber  s?.aoig,  e^-elaoig  usw.;  ^ovofiayj'a''Ein- 
zelkampf  (klass.)  von  juovo-f^dxog  'einzeln  kämpfend' 
(klass.),  gegenüber  /ndx^',  övo-^eoia  'schlimmer  Zustand' 
(Hippokrates)  von  övo-'&erog  'schwer  einzurichten'  (Hipp.), 
gegenüber  -d^eöiQ  vjid-d^eoiQ^  usw. ;  ä-ßovAia  'Unüberlegtheit' 
(klass.)  von  ä-ßovAog  'ohne  Überlegung'  (klass.),  gegenüber 
ßovXif],  ejti-ßovh)^  usw.  Ausnahmen  sind  nur  scheinbar: 
juio&o-cpoQa  (klass.)  ist  nicht  gleich  dem  normalen  Abstrak- 
tum juia&o(poQia  (klass.)  'besoldeter  Dienst',  sondern  heißt 
'der  erhaltene  Sold'  und  klingt  deshalb  an  (pood  an;  auch 
oivo-xori  (Hesiod)  ist  konkret  =  'Weinkanne'  {xoi]  'Guß'), 
ebenso  erv-rjQVOig  (Aristoph.)  'Breikelle',  ^svo-oraoig  (Soph.) 
'Ort  zur  Aufnahme  der  Fremden',  oixo-öo^u/j  (hell.),  das 
'Bau'  im  konkreten  und  abstrakten  Sinn  bedeutet,  also  was 
früher  oixodofj,ia,  -jurjjua,  -fxrjaig  hieß,  wurde  wohl  nicht 
mehr  als  Kompositum  empfunden,  da  öef^teip  kein  lebendiges 
Wort  mehr  war  {öo/lh'j  kommt  auch  erst  bei  hellenistischen 
Dichtern  vor). 


^  Von  vTio-ri&eaß^ai  im-ßovkeveiv,  während  ein  *öva-Ti&ea&ai 
*ä-ßovXevEiv  unmöglich  ist.  Natürhch  kann  neben  av/ißovXeveiv  — 
ov/jßovh'i  auch  ovjußovXo:; — avfißovXia  gebiklet  werden;  vgl. 
änoaTaaln  —  äjrömaoi'  §  43. 


§§146 — 147]     Komposition  zum  Zweck  der  Ableitung.  75 

Komposition  zum  Zweck  der  Ableitung 
(Kompositionssuffix,  Hypostase). 

§  146.  Sehr  oft  ist  ein  syntaktischer  Wortkomplex 
erst  dadurch  zum  festen  Kompositum  geworden,  daß  der 
Wunsch  nach  Ableitungen  davon  (§  36,  38)^  die  volle  Ver- 
einheitlichung verursachte.  Als  Musterbeispiel  diene  Ned- 
TtoXiQ  und  MeyalÖTColiQ.  Ursprünglich  hießen  die  Städte 
Nea  UoIlq  (vgl.  Anhang  III.)  und  Meydh]  Uohg;  wollte 
man  den  Einwohner  durch  eine  Ableitung  bezeichnen, 
so  griff  man  zur  Stammkomposition,  weil  diese  die  not- 
wendige Einheitlichkeit  der  Wortverbindung  am  deut- 
lichsten zum  Ausdruck  brachte;  also  NeonoXariQ  Meya- 
lonoUrriQ.  Neben  diesen  Vollkomposita  lebten  die  alten 
doppelt  flektierten  Stadtnamen  lange  fort;  schließlich 
aber  in  nachklassischer  Zeit  schlössen  sich  auch  diese 
enger  zusammen:  NednoliQ  flektierte  als  ein  einziges 
Wort  nur  noch  am  Schluß:  NeanoXecag  usw.,  Msyalo- 
TioliQ  übernahm  sogar  die  Stammkomposition  von  Meyalo- 
noXirriQ  her.  Vgl.  auch  yialoc,  xäya'&og  —  xalo-xäya&ia 
—  xaloxäya'&OQ  §  36,  ävdgaya'&ia  -'diCso'&ai  -'&eIv  §  93, 
TQEiöxaidexarog  (§  66),  ferner  jileov-  {/uslov-,  sv-,  xa^-) 
exxTjQ  (§  101)  -ekxeIv^  -E^ia  von  jzMov,  /heIov,  e'v,  xaKüg 
exsiv  aus.  Man  kann  auch  die  verbalen  Rektionskomposita 
so  verstehen:  xpvxrjv  jxejujzei  wird  nie  Kompositum  (vgl. 
§  85  Fußn.),  dagegen  ifv^o-Tzo/unog;  dasselbe  gilt  natürlich 
für  Komposita  mit  Nomen  agentis  auf  -ag,  -?;?,  -r^/g  im 
Hinterglied   (§  98ff.). 

§  147.  Unter  den  Suffixen,  die  aus  syntaktischen  Kom- 
plexen Ableitungen  bilden,  nimmt  im  Griechischen  das  ad- 
jektivische -Lo-  (§283 ff.)  unbestreitbar  die  erste  Stelle  ein; 
es  ist  das  eigenthche  Kompositionssuffix  des  Griechischen-. 

^  Oder  nach  weiterer  Komposition  (§37). 

2  Es  entspricht  demnach  unserm  -ig:  weit-herz-ig,  hohl- 
äug-ig  usw. 


76  A.  Zusammensetzung.  [§§14" — 149 

Die  Ausdrücke,  an  die  es  antritt,  indem  es  sie  erstarren 
läßt  und  mit  Einzel  Wörtern  auf  eine  Stufe  stellt  (Hypo- 
stase), sind  syntaktisch  von  verschiedener  Art.  Selten  ist 
es  ein  durch  ,,und"  zu  verbindendes  Substantivpaar: 
cpayriOL-Tioaia  (§82);  überaus  häufig  eine  Präposition  mit 
abhängigem  Substantiv:  7taQ-d?uog  (§51).  Ein  determinie- 
rendes Nomen  erscheint  im  Vorderglied  einer  to- Hypostase 
in  Stammform:  o/no-Ttdrgiog  (klass.)  "vom  gleichen  Vater', 
vgl.  lat.  bi-ped-ius]  Ausnahmen  sind  sehr  selten:  iy.rri^iÖQiog 
( §  66).  Ein  Dativ  All  ZcorfJQi  liegt  vor  in  A itoojxrjgia 'Opfer- 
fest  für  Zeus  Zmx/jo'  (Inschr.),  ein  Genitiv  in  AiooooTjjQiao- 
rai  'Verehrer  des  Zeus  Zcoxrjq  (Inschr.).  Über  -tdtog  in 
Hypostasen  s.  §  383. 

§  148.  Als  Kompositionssuffix  kann  man  auch  das 
adjektivierende  -o-  (§50f.,  143)  betrachten.  Es  stehen  ja 
nebeneinander  in  gleicher  Bedeutung  ev-vnviog  (Hom.) 
und  ev-vnvoQ  (Dichter  bei  Plutarch),  iq)-rj/uEoio:;  (Hom.) 
und  ecp-ri[j,eQO(;  (klass.),  naQ-dhoq  (Aeschyl.)  und  rrd^-a/og 
(klass.),  exrri-fjiOQiOQ  und  sxrrj-juoQog  (§  66).  Es  wäre  jedoch 
ein  Irrtum  zu  glauben,  Tidga/.OQ  sei  mit  -lo-  zu  rraod/fog 
erweitert  worden;  dem  Griechen  standen  beide  Bildungs- 
weisen direkt  zur  Verfügung,  so  gut  \\'ie  6jno-7idroiog  (§  147) 
nicht  von  ojiio-ndTOJQ  (klass.)  abgeleitet  ist. 

Über  eine  sonderbare  Art  von  Kompositionsableitung 
in  iJiTioTCÖTafiog,  aiyaygog,  Sa/uo'&Q'rjxiog  s.  §  93. 

§  149.  In  weit  geringerem  Maße  werden  auf  die  in  §  146 
beschriebene  Art  Verba  gebildet  (vgl.  üher-nachten  von  über 
Nacht  aus):  ey-XEigelv  'in  die  Hand  nehmen,  unternehmen' 
(klass.),  Ey-xeiQiL,ELV  'einhändigen'  (klass.)  von  ev  x^t^/; 
Ey-yvallt,Eiv  'in  die  hohle  Hand  geben'  (Hom.)  \o\\  ev 
yvd/M]  Ev-coTi'i^EO'&at  'zu  Ohren  nehmen'  (Septuaginta  und 
N.  Test.)  von  ev  (hrl,  E7i-af.i(fOTEQiL,Eiv  'nach  beiden  Seiten 
neigen'  (klass.)  von  eti  äficpotEga,  Tigoo-ordiCEiv  'zu  Boden 
(jigog  oddag)  werfen'  (Herodot,  Eur.);  dvdoaya&i'^EO&ai 
-&EIV  gehen  zusammen  mit  dem  Subst.  -&/a  (§  93)  wie  rrno- 

XEVEiV   TZOCOTEia   USW.    (§    \6). 


§§150 — 152]  Zum  Akzent  der  Komposita.  77 

Zum  Akzent  der  Komposita. 

§  150.  Komposita  mit  einsilbigem  Wurzelnomen  im 
Hinterglied  sind  Oxytona:  ßov-Tclrj^^  Gidijgo-ßQchg^  äomö- 
anoßli^Q,  Gtdr}QO-KfA,iJ!;,  Xifio-'&vi^Q^  ejii-ß?.^g,  djio-QQco^^ 
ä-yvd)g,  sv-Hgäg;  wenn  aber  der  Vokal  des  Wurzelnomens 
ein  kurzes  i  oder  i?  ist,  so  herrscht  Barytonese:  '/^sQ-vitp^ 
xpevoi-OTvi,  TtQoo-qjv^^  a-C^'l,  ev-C^'l,  vfj-ig,  weil  diese  Vo- 
kale ursprünghch  die  Ablautsstufe  der  unbetonten  Silben 
darstellen. 

§  151.  Mutierte  Komposita  aller  Art  waren  auf  dem 
Vorderglied  betont;  im  Griechischen  sind  sie  es  noch,  soweit 
es  das  Dreisilbengesetz  gestattet:  eV-r^eog,  ndq-aloQ^  a-, 
dvo-,  Ev-'&vjuog,  eQi-ßoiloQ^  äyd-vvicpog^  Cd.-'&sog,  ä^io-loyog, 
chxv-JzreQog,  zgi-novg;  aber  ä^qii-d^dXaooog,  goÖo-ddxzv/.og 
usw.  Auch  die  verbalen  Rektionskomposita  vom  Typus  ägxs- 
Kaxog  und  regipi-fißgorog  haben  zurückgezogenen  Akzent, 
ebenso  die  koordinierenden  und-  iterativen  Komposita: 
öoi-ÖeyM  (§  81),  Tzd/Li-Jzav  (§  22);  ferner  die  Kasuskomposita: 
Aida-y.ovQOi  (§67). 

§  152.  Die  verbalen  Rektionskomposita  vom  Typus 
-TzojUTiog  sondern  sich  nach  dem  Akzent  scharf  in  zwei 
Gruppen:  xpvxo-7io/j,Jtdg  (§97),  aber  ^EÖ-Tzo/uTcog  (§106). 
Bei  rfvy^o-nofinög  stammt  die  Oxytonese  aus  der  Grund- 
sprache, in  der  überhaupt  die  Tendenz  bestand,  Verbal- 
nomina als  Hinterglieder  zu  oxytonieren  (§  150);  ^ed-no/uTcog 
dagegen  ist  jedenfalls  mutiert  (§  151),  ob  man  nun  erklärt 
'einen  Gott  als  Begleiter  {Ttofxnog)  habend'  oder  'von  einem 
Gott  Geleit  {nofjLTcrj)  habend';  in  beiden  Fällen  ergab  sich 
passivische  Bedeutung  'von  einem  Gott  geleitet',  wenn  in- 
folge der  Assoziation  mit  -no/uTiög  der  verbale  Inhalt  von 
'-Tiojunog  in  den  Vordergrund  trat.  Diese  Umwertung  war 
erleichtert  durch  den  Typus  '&e6-d/birizog  '&eö-7tsjuJiTog,  der 
auch  in  der  Akzentuierung  gleich  war  (§  156). 

Die  abweichende  Betonung  xovQo-ZQocpog,  ■d'Vfjio-fpd^oQog, 
loyoyQd(pog   usw.   statt  *-XQ0(p6g  usw.   ist  die  Folge  eines 


78  A.  Zusammensetzung.  [§§  152—156 

griechischen  Akzentgesetzes,  nach  dem  ein  Oxytonon  zum 
Paroxytonon  wird,  wenn  die  letzten  drei  Silben  des  Wortes 
daktylischen  Rhythmus  haben  (7täxv?.6g^  aber  äyxv?.og). 
Daß  man  dann  den  Akzentunterschied  zwischen  ßovhj-cpoQOi; 
releG-rpÖQOQ  usw.  und  *vdQo-(pog6:;  usw.,  dem  kein  Bedeu- 
tungsunterschied entsprach,  nicht  beibehielt,  ist  nicht  ver- 
wunderlich; der  Ausgleich  geschah  zugunsten  von  ßoiiXr]- 
(poooQ  usw.  (also  danach  auch  vöqo-cpoQOQ  usw.),  weil  die 
Abneigung  gegen  eine  unmittelbare  Aufeinanderfolge  dreier 
Kürzen  die  Bildungen  wie  ^vögo-cpogög  stark  in  der  Minder- 
heit erhielt. 

§  153.  Die  Ausnahmen  sind  z.  T.  Äolismen  Homers,  so 
iTcnööaixoi;  \  bei  alyi-oyo^,  rivi-oy_o<;,  yairj-oxog  (§121  mit  Fußn.) 
mag  auch  ev-oyoc.  xäx-oyoc,  e^-oyoz  mitgewirkt  haben  (hinter 
nominalem  Vorderglied  war  -ovyog  übhch;  s.  §121).  Zwischen 
'-fiaxot;  von  fiayr]  und  -ixäyoc,  von  ndysadm  unterscheidet  schon 
Athenäus  IV154EF  ganz  richtig. 

§  154.  Die  Determinativa  haben  Barytonese:  Aioo- 
xovQOi,  dgrjt-<piXog,  aKgo-nohg^  iJZTco-Tzöra/xog,  yXvxv- 
JiLKQog,  lazQO-juavrig,  avv-dovAog. 

§  155.  Von  diesen  Akzentgesetzen  machen  die  6-Stämme 
als  Hinterglieder  eine  Ausnahme,  indem  sie  den  Ton  auf 
sich  ziehen:  ä-O'&evrig,  ev-yev)jg,  dvo-f^evi'jg,  iju-jiievyjg, 
7io?.v-eT7]g,  'd'£o-eid7]g,  ai&g}]-yevi]g,  xala-nev&i^g  usw.  (aber 
in  Eigennamen  zlfo-7£V>/g,  Zoj-xgdx)]gn^v^'.;  vgl.  §26).  Istdie 
vorletzte  Silbe  lang,  so  geht  der  Akzent  gewöhnlich  um  eine 
Silbe  zurück:  Ev-cüdi]g,  £|-(6Ar/g,  av'&-dd7]g,  7toÖ-My.rig,Tcod- 
dgM]g,  Jiegi-/bi7]X7jg,  Haxo-/j^7]g  usw.;  doch  sind  unerklärte 
Ausnahmen  nicht  selten:  d-y^>£vd7]g,  a-hj^rjg,  v}]/j,£gr)'jg  usw. 

§  156.  Verbaladjektiva  als  Hinterglieder  sind  unbetont, 
resp.  barytoniert:  ^eö-dfirjrog,  aif^io-cpögvxrog^  ä-yrojorog, 
ev-yvajLtnrog  usw.  Nur  wenn  sie  mit  einem  Präverb  zu- 
sammengesetzt sind,  schwanken  sie  in  der  Betonung:  rraga- 
öorog  'zu  überliefern,  zu  lehren',  aber  ex-Öorog  'verraten'. 
Diejenigen  Verbalabstrakta,  die  nur  mit  Präverbien  zusam- 
mengesetzt werden,    belialten  im    Kompositum   ihren  Ak- 


§§156 — 159]       Der  literarische  Charakter  der  Komposita.  79 

zent:  dvd-araoi(;  mit  Barytonese  wie  atda«^,  aio&rjoig;  vjio- 
ßo?.tj  wie  ßoXt].   S.  auch  §  145. 

§  157.  d-  privativum  und  copulativum  bewirken  Bary- 
tonese,  abgesehen  von  den  schon  erwähnten  Fällen  ä-yvcog 
(§  150)  und  ä-o&sv}]g  (§  155),  auch  -von  ä-ds?L(p6(;(^  58),  und 
zwar  nicht  nur  in  mutierten  Komposita  (ä-^v/uog)^  sondern 
auch  in  nichtmutierten:  ä-d/bD/rog,  ä-iögig,  "A-iQog. 

Von  mehreren  Präverbien  (das  Augment  eingeschlossen) 
ist  das  letzte  betont:  vnei^  diango  (§  109),  naq-i-a^ov^ 
VTt-fiyov. 

Ob  man  rtqo  xov  oder  ngorov,  ig  de/ oder  ecraet  schreiben 
will,  ist  lediglich  eine  orthographische  Frage;  vgl.  §  48f. 

Der  literarische  Charakter  der  Komposita. 

§  158.  Nicht  alle  Arten  von  Komposita  stehen  nach 
ihrer  Verteilung  auf  die  verschiedenen  Bevölkerungsschichten 
und  Literaturgattungen  gleich.  Einige  Typen,  wie  ä-'&vjuog, 
ev-oeßijg,  äv-iOT7j/ui,  ävd-oraoig,  auch  Zusammenwach- 
sungen wie  Aioa-xovgoi,  gehörten  sicher  immer  der  Alltags- 
sprache an.  Im  allgemeinen  aber  darf  man  von  den  Kom- 
posita, besonders  den  Stammkomposita,  sagen,  daß  sie  ein 
Stilmittel  sind;  nicht  daß  sie  eine  hohe  Bildungsstufe  er- 
forderten, aber  sie  haben  doch  meist  etwas  Gewähltes.  Aus 
diesem  Grunde  waren  sie  hervorragend  geeignet  für  die 
Poesie,  für  wissenschafthche  Ausdrücke,  für  Scherze  und 
für  Eigennamen. 

1.    Kühne  Bildungen  der  Dichter. 

§  159.  Die  Dichter  erlauben  sich  oft  kühne  Bil- 
dungen, die  sich  in  die  Einteilungsschemata  schlecht  fügen 
wollen.  Hier  einige  Muster  davon  (andere  sind  im  Verlauf 
der  frühern  Darlegungen  erwähnt  worden): 

xala-xagÖLog  Muldenden  Herzens'  (Scut.  Herc,  Soph., 
spätere  Dichter),  xlrj-d^v [äo g  'duldenden  Herzens'  (Anthol. 
Pal.),  ■&E?.yeoi-juv'&og  'durch  Worte  bezaubernd'  (Apollo- 
hymnus in  der  Anthol.);  alle  drei  haben  die  Form  von  verba- 


80  A.  Zusammensetzung.  [§§159—161 

len  Rektionskomposita,  behandeln  aber  dem  Sinn  nach  das 
Anfangsghed  als  Adjektiv. 

XQELOOo-XEKva  öf^juaza  'Augen  höher  geachtet  als  die 
Kinder'  (Aesch.  Sept.  784).  Anzuknüpfen  ist  etwa  an 
a^Lo-XoyoQ  =  ä^iog  ?.öyov,  also  xgeiooö-rexva  ==  xgei'aoova 
rexvcDv;  die  „Stammform"  kqelgoo-  zu  xoeiöocov  nach  dem 
Vorbild  von  aHjuo-'&eTov  zu  äxjLUov  u.  dgl.  (§  131). 

2.  Vertauschung  der   Kompositionsglieder. 

§  160.  Bisweilen  sind  die  Kompositionsglieder 
einfach  vertauscht  worden,  beosnders  in  Eigennamen 
(§  163).  Dazu  verleiteten  die  Fälle,  in  denen  zwei  Komposita, 
die  aus  denselben  zwei  Begriffen  nach  verschiedenen  Kom- 
positionstypen gebildet  waren,  in  der  Bedeutung  tatsäch- 
lich zusammentrafen:  (psg-aoTCLg  und  äoniötj-cpoQoq,  cpsge- 
KaQTioQ  und  Tiagno-cpoQOQ,  öaxs-'&vjuog  und  ■&vjuo-daxr]g, 
aQxe-noliQ  und  noXi-aQxog^  tqix-ovXoq  und  ovÄo-'&Qi^, 
äyQiö-xoiQog  und  ov-aygog.  Nach  solchen  Mustern  konnte 
ein  reflektierender  kühner  Sprachkünstler  glauben,  man 
dürfe  ohne  weiteres  die  Glieder  vertauschen:  ßooßooo- 
rdga^ig  braucht  Aristophanes  (Equ.  309)  im  Sinn  von 
"  Schlammauf  rührer',  was  nach  dem  gebräuchlichen  Typus 
*TaQa^i-ßögßo()og  heißen  mül.Ue,  wie  Aristophanes  selber 
Taga^L-'/idodiog  für  "das  Herz  beunruhigend'  sagt  (Ach. 315). 
Auch  TQan-efXJTaAiv  ""zurückgewendet'  (Pherekrates  bei  Pho- 
tius)  scheint  lediglich  eine  Umkehrung  von  7ia)Jv-rQ07iog 
(klass.)  zu  sein,  ebenso  äKovoi-&eog  'von  Gott  erhört' 
(Anthol.  Pal.)  für  *^s-dxovorog  oder  dgl.  Gleichbedeutend 
sind  auch  lEiQO-ydöXMQ  (Hekatäus)  und  yaorfEjQo-XEiQ 
(Strabo)  'von  der  Hand  in  den  Mund  lebend,  von  seiner 
Hände  Arbeit  lebend';  beide  sind  in  der  syntaktischen  Be- 
ziehung der  Glieder  zueinander  sehr  unklar. 

3.    Komposita  mit  meiir  als  zwei  Gliedern. 
§  161.     Zu     den    seltenen    freiem,     künstlichen    Bil- 
dungen gehören  auch  die  Komposita  inil   mehr  als  zwei 
Gliedern.    Wir  haben  deshalb   bisher  uns  sozusagen  nur 


§§161 — 163  Die  Personennamen.  81 

mit  zweigliedrigen  Komposita  beschäftigt  und  immer  nur 
von  Vorder-  und  Hinterglied  gesprochen  und  stellen  erst 
jetzt  einige  mehrgliedrige  zusammen.  Nicht  mehrgliedrig 
sind  streng  genommen  solche  Komposita,  die  aus  zwei  Teilen 
bestehen,  von  denen  einer  oder  jeder  selber  Kompositum  ist, 
also  z.  B.  äGnid-anoßXtjQ,  XQaTC-ifiJcaliv^  xaqa^-innoöXQatoQ 
'die  Ritterschar  verwirrend'  (Aristoph.),  emxaiQE-xaKOQ^ 
i/jcßaoi-xvrgog,  TtaQaxlavoi-d^VQOV,  ipajUjuaxoGio-ydQyaQa, 
vr]XiJro-xai-ß2.E7teXaiog,  axQeipodixo-navovQyia  'Rechtsver- 
dreher-schlauheit'  (Aristoph.).  Dagegen  sind  wirklich  mehr- 
gliedrig xogvevxo-XvQ-aüTiido-Jzrjyög^  xQVO-£XE(pavx-rj}.e>iXQog, 
juaxQo-xajUTtvX-avx'Tjv  'mit  langem,  krummem  Hals'  (Epi- 
charm),  ßaxgaxo-juvo-juaxia'Kam])l  der  Frösche  und  Mäuse', 
aaQxaOjbto-Jiixvo-xdfXJtxijg  'unter  Hohnlachen  Fichten  beu- 
gend' (Aristoph.),  '&r]goCvyo-xaiuxpi-juexa>7Tog  'dem  (oder: 
mit  dem)  Tierjoch  die  Stirn  beugend'  (Anthol.  Pal.,  nur  Buch- 
stabenspielerei).    S.  auch  Anhang  II. 

§  162.  Auf  einem  ganz  andern  Blatt  stehen  die  Kom- 
posita mit  mehreren  Präverbien;  diese  sind  besonders 
in  der  Koine  beliebt  geworden  und  haben  sogar  oft  das  ein- 
fache Kompositum  verdrängt.  Aber  auch  hier  handelt  es 
sich  gewöhnlich  nicht  um  Zusammensetzung  mehrerer  Prä- 
verbien mit  einem  einfachen  Verbum,  sondern  um  Zusam- 
mensetzung eines  schon  komponierten  Verbums  mit  einem 
neuen  Präverb:  ngoo-EJiixifxäv  'noch  dazu  schelten',  ngo- 
ejußißdCßiv  'vorher  hineinbringen',  vjt-aJtiEvai  'allmählich, 
heimlich  weggehen',  ovju-nagsiGegxßO'&ai  'sich  mit  ein- 
schleichen'. Anders  sind  die  meisten  der  altern  Beispiele: 
vn-e^-ava-dvvat  (Hom.)  'unten  heraus  emportauchen',  6i- 
BK-Ttegäv  (Herodot)  'hindurch  und  hinausgehen',  usw.  Das 
hängt  damit  zusammen,  daß  Homer  noch  einige  Verbindungen 
von  Präverbien  in  mehr  oder  weniger  adverbiellem  und  in 
präpositionalem  Sinn  kennt:  vji-e^,  nag-e^,  dia-ngo  (§  109). 

Die  Personennamen. 

§  163.  Die  meisten  griechischen  Personennamen  sind 
Komposita.  Das  hohe  Alter  dieser  Gewohnheit  ergibt  sich  aus 

Debrunner,  Griech.  Wortbildungslehre.  6 


82  A.  Zusammensetzung.  [§§163 — 164 

dem  Vergleich  mit  verwandten  Sprachen :  deutsch  Sieg-fried, 
Diet-rich  usw.,  gaUisch  Dumno-rix,  Crito-gnätiis,  slavisch 
Wladi-mir,  Stanislaw,  iranisch  'Ivxa-cpEQvriq,  'Axai-/Äevr]g. 
Im  Griechischen  sind  fast  alle  denkbaren  Sorten  von  Kom- 
posita bei  den  Personennamen  vertreten:  'Ejit-oroorpog, 
'YjxEQ-juevrjg,  Ugö-ievog,  'Agiit-doog,  "lo-avdgog,  'Aorv- 
ai'al,  JJo?,v-VEix}]g,  'A7io?26-d(OQog,  Avxo-qpQCov,  'Aq^e- 
XoxoQ  (und  \Agxi-^-oxog).,  Zitjoi-xogog,  'IjXTrö-da^iog,  Evqv- 
ßdrijQ,  0eö-dorog,  "A-Ö^irjTog,  Ev-juo?.jiog,  ndv-i)oog.  Da 
man  mit  den  Namen  etwas  Angenehmes  sagen  wollte,  konnte 
die  Zahl  der  verwendbaren  Wörter  nicht  übermäßig  groß  sein, 
und  man  mußte  die  gewünschte  Variation  in  der  Neugrup- 
pierung der  einmal  herkömmlichen  Wörter  suchen.  Dabei 
ging  es  oft  nicht  ohne  logische  Härten,  ja  Sinnlosigkeiten  ab; 
vgl.  z.  B.  Avoi->c/S]g,'l7i7c6-lvrog/Hg6-OToaTog.  Manchmal 
half  man  sich  auch  mit  der  Umkehrung  der  Glieder;  weil 
"Ag^-iTutog  und  "IjiJt-agxog  tatsächlich  beide  einem  ge- 
läufigen Typus  entsprachen,  kehrte  man  auch  z.  B.  0s6- 
dwgog  zu  Aojgö-'&so g  um;  vgl.  auch  §160.  Auch  das  Be- 
streben, dem  Sohn  etwas  vom  Namen  des  Vaters  zu  geben 
{'Avdgo-vLKog  Sohn  des  Nixo->c?ifjg;  vgl.  Hüde-hrand  Sohn 
des  Heri-brand  und  Vater  des  Hadii-brand),  war  für  den  Sinn 
des  neuen  Namens  oft  verhängnisvoll,  weil  es  die  Kom- 
binationsmöglichkeiten verminderte^.  Der  Ausgang  des 
Vorderglieds  wird  sehr  frei  behandelt;  s.  §  138. 

§  164.  Ebenfalls  urindogermanisch  sind  neben  diesen 
zweistämmigen  sogenannten  Vollnamen  die  Kurznamen 
(§23,  327),  in  denen  entweder  ein  Glied  gänzlich  wegfiel 
(AvGig  für  Avoi-j  Ai/hmv  für  -aificov;  vgl.  Fritz  für  Fried- 
rich, Rike  für  Friederike)  oder  nur  noch  in  einem  Rest  vor- 
handen war  (KdÄ/urog  für  KaVu'-rif(og).  In  beiden  Fällen 
treten  gern  Suffixe  an:  Niyjov  (§  313)  unil  JXixuig  Tür  Xixo-, 
EvQV-G'&evgiüTEvgv-od'evijg,  in  hellenistischer  Zeit  fast  nur 
-äg'.Zijväg  für  Zrjvo-,\ivTi7zäg  iüv'AvTi-::iaTgog.  Der  Kurz- 

'  Vgl.  Aristoph,  nub.  62ff. :  Die  Mutter  wiinschl  im  Namen 
des  Sohnes  innog  zu  haben,  der  Vater  will  ihm  den  Namen  des 
Großvaters  (Z>f{öoji'/(5>yc  geben;  sie  einigen  sich  dui  ffieiöirrjTiöi]^. 


§§  164—166]        B.  Verbale  Ableitung.  —  Allgemeines.  83 

name  wird  wohl  meist  zuerst  Kosename  gewesen  sein  und 
dann  allmählich  den  Vollnamen  verdrängt  haben.  Vgl.  auch 
-loxog  §  399. 

Aus  Kurznamen  wie  Adfiaoog  (für  Aa/naoi-xkrjg  Aafxdo- 
ijijiog  u.  dgl.)  wurde  infolge  sekundärer  Beziehung  auf 
da/iidCsiv  ein  Suffix  -oog  mit  namenartiger  Bedeutung  ab- 
getrennt: '^ Pacpavo-xÖQxaooQ  ,,Rettigfresser"  (Parasitenname 
bei  Alkiphron)  zu  xoQxdt,Eiv  „sättigen",  yelaoog  „Wiede- 
hopf" (Hesych)  zu  ysMoaij  fj.sd'vooQ  „Trunkenbold"  (Ari- 
stoph.)  zu  jJued'veLv  „betrunken  sein". 

§  165.  Eine  dritte  Art  der  Namengebung  reicht  ebenso- 
weit zurück:  die  Spitznamen.  Sie  sind  entweder  gewöhnliche 
Wörter  wie  z.B.  Targo;,  IJvQQog  {rrvgQÖg  'feuerrot';  §26),  oder 
mit  Suffixen,  besonders  mit  -oji-  (§313),  erweitert,  z.B.  EijjKov 
{aifiög  'stumpfnasig'). 


B.  Verbale  Ableitung. 

Allgemeines. 

§  166.  Vom  einzelsprachlichen  Standpunkt  aus  gesehen 
stehen  diejenigen  abgeleiteten  Verba,  die  das  Suffix  durch 
alle  Tempora  hindurch  festhalten,  durchaus  im  Vordergrund. 
Typen  mit  auf  ein  einzelnes  Tempus  beschränktem  Suffix 
treten  dagegen  völlig  zurück.  Und  zw'ar  kommt  von  den 
Tempora  eigentlich  nur  das  Präsens  in  Betracht.  Das 
Perfektum  ist  seit  Urzeiten  nicht  durch  Suffixe  gekenn- 
zeichnet (das  K  von  ßeßovlsvxa  ist  ein  Element  der 
Formenbildung,  nicht  der  Wortbildung,  weil  es  gegen- 
über den  ^-losen  Perfekta  wie  Ttejzojucpa  nichts  inhalt- 
lich Neues  beifügt);  das  Futurum  ist  nur  eine  zum 
Tempus,  also  zu  einer  Funktion  des  Präsens,  gewordene 
modale  Bildung,  sei  es  nun  ursprünglich  der  Konjunktiv 
des  s-Aorists  oder  eine  Präsensbildung  mit  -si-  oder  beides. 
Auch  der  Aorist  hat  zwar  formale  Merkmale,  aber  keine 


84  B.  Verbale  Ableitung.  [§§166—168 

Suffixe  (über  -d-  im  Aorist  s.  unten  §  174);  der  sigmatische 
Aorist  mit  seinem  <7-Formans  ist  so  gut  wie  der  thematische 
oder  der  Wurzelaorist  nur  ein  Teil  eines  festen  Konjugations- 
systems. 

§  167.  So  bleibt  nur  das  Präsens  übrig.  Schon  in  indo- 
germanischer Zeit  war  dieses  besonders  reich  ausgestattet 
mit  Suffixen.  Im  Griechischen  besteht  dieser  Zustand  weiter, 
nur  sind  in  den  Bildungen  starke  Verschiebungen  eingetreten. 
Die  meisten  alten  sind  zu  spärlichen  Resten  zusammenge- 
schrumpft; die  wichtigern  sind  unten  §  168 ff.  angeführt.  Da- 
für hat  sich  ein  seit  alters  charakteristisch  ausgeprägtes  Suffix, 
nämlich  -lo-,  das  vornehmlich  der  Ableitung  von  Präsentia 
aus  Nomina  diente,  in  eine  ganze  Reihe  von  z.  T.  äußerst 
lebenskräftigen  Bildungen  gespalten.  Zugleich  sind  diese 
neuen  denominativen  Suffixkonglomerate  im  Anschluß 
an  nichtdenominative  Verba  desselben  Ausgangs  vom 
Präsens  aus  auf  die  übrigen  Tempora  übertragen  worden 

{-dco iqoco  usw.,  -aivco  ■ —  -avöj  usw.);  nur  das  -i-  blieb 

auf  das  Präsens  beschränkt  und  konnte  das  um  so  eher  tun, 
weil  es  durch  lautliche  Vorgänge  beseitigt  oder  verdunkelt 
war  und  so  seine  ursprüngliche  Ausdrucksfähigkeit  verloren 
hatte.  Als  eigentliche  Suffixe  zur  Bildung  von  Verbalstämmen 
haben  also  nur  diese  Nachkommen  des  alten  -io-  zu  gelten; 
trotzdem  rechtfertigt  es  die  oben  erwähnte  besondere  Stel- 
lung des  Präsens,  daß  wir  hier  auch  die  Präsenssuffixe  in 
die  Betrachtung  einbeziehen. 

Freilich  nur  die  Präsenssuffixe;  wurzelhafte  Typen 
wie  Eö-ri,  ri-^rj-iui,  oder  mit  Themavokal  /.v-o-fiev  u.  dgl., 
die  auch  Aoriststämme  bilden  können  (e-ori'i-v,  i-yev-e-To)^ 
sind   keiner   Weiterentwicklung   fähig. 

Die  kleinern  Präsenssuffixtypen. 

I.    /i- Suffixe. 
§  168.  1 .  -V  eiv  meist  mit  Tiefstufe  der  Wurzel :  ddx-veiv 
'beißen'     (d/j^o/uai,    e-däx-ov),     y.d/u.-vEiv    'müde    werden' 
(e-xa/u-ov,   XB-Xjurj-xa)^  Tct-veiv   'trinken'    (Alkäus    rtco-rrjv) 


§§168 — 170  Die  kleinem  Präsenssuffixtypen.  85 

(e-TZL-ov,   Ticb-^a  ^Trank';  Ablaut  -öi- Z-)  und  wenige 

andere.  Über  Erweiterungen  mit  -io-  wie  hoivco  aus  *kqiv-uo 
vgl.  §  178. 

§  169.  2.  -dveiv  nach  langer  Stammsilbe:  äjuaor- 
dveLv{fifxaQX-ov)  'fehlen',  /^AaaT-ai'e«)^ 'sprossen'  {e-ßXaox-ov), 
alad'-dvEO'&ai  'wahrnehmen'  i'^Gd'-6jj,7]v)  und  eine  Anzahl 
anderer.  In  bescheidenem  Maß  ist  -dveiv  als  „Verstärkung" 
des  Präsens  produktiv  geworden:  av^-dvetv  =  av^siv  'ver- 
mehren, wachsen',  il^-dvsiv  =  i^eiv  'sich  setzen,  sitzen, 
setzen'    usw. 

Besonders  dient  -dveiv  zur  Erweiterung  des  Typus  von 
\at.  iungo:  iug-uni.,  riimpo:  rüp-i  (vgl.  §6);  so  z.B.  Aa/uß- 
dveiv,  XavO^-dveiv,  7tvv&-dveo'&ai.  Die  Analogie  ist  nie 
stark  wirksam  gewesen,  aber  zu  allen  Zeiten:  Homer  kennt 
noch  h)d^eiv  und  JiEv&ea'&ai  neben  lav&dveiv  und  nvv&dve- 
ö§ai;  andere  Beispiele  wie  hfiTidveiv  =  /.eiJieiv  und  day- 
y.dvEiv  =  ddxveiv  treten  erst  in  klassischer  oder  nach- 
klassischer Zeit  auf.  Gemeinsam  ist  allen  das  Verhältnis 
?.afißdveiv:  elaßov^  öayxdvsiv:  edaxov,  ?.i/u7tdveiv:  ehnov, 
also  liegt  darin  jedenfalls  der  Ausgangspunkt  für  die  Aus- 
breitung; das  oder  die  Urmuster  lassen  sich  jedoch  nicht 
mehr  bestimmen. 

Erweiterungen  mit  -io-  (vgl.  §  178)  kommen  auch  hier 
vor:  klass.  6Xia&dvELv\xndi  d^aö^a/'i'etv 'ausgleiten'  {mhoi^ov)^ 
klass.  yAayydveiv  und  yJ.ayyaivEiv  'schreien'  (vgl.  y)AL,Eiv 
aus  *yj.ayy-i-). 

§  170.  3.  -va-  {-vij-):-vä-  (nur  bei  zweisilbigen  Wur- 
zeln) ist  mit  der  ganzen  //{- Konjugation  im  Verfall  be- 
griffen: episch-poetisch  sind  z.  B.  öa/Lc-vd-vai  'bändigen' 
{de-d/Ltr]-juai,  öa^^d-Cco),  {.idq-vaod^aL  'kämpfen'.  Nicht 
recht  klar,  auch  im  Wurzelvokalismus,  ist  die  Gruppe 
KiQ-vd-vai  =  y.Eoavvvvai  'mischen',  Koi/j,-vd-vai  =  xge/Li- 
avvvvai  'aufhängen',  7ti?i-vd-vai  =  neXACeiv  '(sich)  nähern' 
(vgl.  §  244),  nix-vd-vai  =  neravvvvai  'ausbreiten'  und 
=  TT /i/TTeti' 'fallen',   axid-vd-vai  =  oyedavvvvai  'zerstreuen  : 


86  B.  \'erbale  Ableitung.  [§§170—172 

die    meisten    davon    scheinen    mehr    künstliche    Parallel- 
schöpfungen nachahmender  Dichter  zu  sein. 

§171.  ^.  -VV-:  -VV-.  Diese  Gruppe  ist  bei  Beginn  der 
Überlieferung  noch  in  einer  hübschen  Anzahl  von  Exem- 
plaren vertreten,  schwindet  aber  zusehends;  schon  bei 
Homer  tritt  allerlei  Ersatz  ein:  rtvsiv  (aus  nvf-;  att.  rlveir) 
"bezahlen'  neben  xeivvrai;  cpMvv-'&eiv  'vernichten'  und 
(p'&tveiv  (aus  (p'&ivf-).  Die  meisten  gingen  später,  beson- 
ders in  hellenistischer  Zeit,  unter:  für  xogevvvvai  'sättigen' 
sagt  man  '/^oQxdl^Eiv  (eigentlich  'mästen'),  für  ävoiyvvvui 
'öffnen'  dvoiyeiv,  für  Qrjyvvvai  'brechen'  qtjooeiv. 

Weitere  Beispiele:  deixvvvat  (Fut.  ösi^co),  ollvvai  (aus 
*d/i-r-)  (djAeffa),  ofjLogyvvvaL  'abwischen'  (zu  d^egyeir 
'pflücken'), JtrdQvvo&ai'niesen  (e-TiraQ-ov), Tterarvurat 'aus- 
breiten' (ijzeraoay,  Ccovvvvai  'gürten'  {eCcooa;  danach 
wurde  nach  Homer  zu  eozQcooa  sggcooa  auch  orgcovvvvai 
Qcovvvvai  geschaffen). 

II.  -oy.o-. 

§  172.  (pd-oxeiv  'sagen'  zu  rpd-vai,  ßd-Gy.eiv  'gehen'  zu 
ßaivEiv  e-ßrj-v,  ndoyeiv  'leiden'  aus  *7xaß-Gy.-  zu  e-7ca'&-ov, 
ß/.ojaKELv  'laufen'  aus  *jii/j')-oy.-  zu  E-fw/.-ov. 

Mit  Reduplikation:  yi-yvco-OHSiv 'erkennen  zu  E-yvio-r, 
ßi-ßgco-ox£iv  'essen'  zu  ße-ßgoj-ya,  iioxsiv  'gleichen'  aus 
*f£-fiy-c!x-  zu  izEAog  'ähnlich',  dg-agi-oxEiv  'fügen'  zu 
dgi-'&ibidg  'Zahl'. 

Von  Präsentien  wie  Evgi-oyEiv 'ünden  und  d/.i'-ayEG&M 
'gefangen  werden'  (i  oder  i?),  deren  i  im  Ablaut  zu  -e-  und 
-5-  zu  stehen  scheint  (Evg/j-Go,  aXco-oo/uai),  ging  ein  neues 
Suffix  -ioK-Eiv  aus;  dieses  wurde  auch  an  langvokalischen 
Ausgang  angehängt:  -AÜ.&vyoy.-Eiv  ^(i^uv)]oyEiv  an?>-)jtöy-Eir. 


''■  -avvvi'ui  zu  -dacii  statt  des  altern  -vdvai  (§  170)  nach  dem 
.Mustei'  d/xq)iei'vvvai-6Lfz(pieaai  ist  eine  Besonderheit  des  Attischen 
seit  dem  Ausjrano:  des  "».  .Uis.  v.  (!hr. 


§§  1 73. 174  Die  kleinern  Präsenssuffixtypen.  87 

§  173.  Die  vom  lateinischen  -sco  {inveterasco^  exardesco 
usw.)  bekannte  inkohative  Bedeutung  ist  höchstwahr- 
scheinlich einzelsprachliche  Entwicklung.  In  den  wenigen 
griechischen  inkohativen  Beispielen  liegt  dieses  Moment 
in  der  Wurzel:  y}]Qdoxsiv  'alt  werden'  {e-yrjQä-oa)  wie  dia- 
lektisch alten  =  alt  werden^  rjßdoxeiv  'mannbar  werden' 
(neben  7]ßäv),  danach  yevei-doxeiv  'bärtig  werden'  zu 
yevEiov  'Bart'.  Nur  /ns'&voy.EO^aL  'betrunken  werden'  fällt 
aus  diesem  Rahmen. 

Die  sogenannten  ionischen  Iterativformen  des  Im- 
perfekts und  Aorists  wie  (psvyEOxov,  öooxov,  eJAoaüKov 
scheiden  hier  aus,  da  nicht  einmal  die  Identität  ihres  -ok- 
mit  dem  präsentischen  -ax-  sicher  ist. 


III.  -§o-. 

§  174.  In  mannigfaltigster  Weise  werden  Wurzeln  und 
Verbalstämme  mit  -§o-  erweitert:  ßqt-'&eiv  'belastet  sein' 
[ße-ßqW-a  mit  Ausdehnung  des  -i^^-  über  das  Präsens  hinaus) 
zu  ßgi-agög  'gewaltig',  (pd^ivv-d^siv  (§  171),  nXrj-d^eiv  'voll 
sein'  {-d-  auch  in  7r/i^??og 'Menge')  zu  Jciju-TiXd-vai,  alrj-deiv 
'mahlen'  ion. -hellen,  für  äXeiv. 

Während  man  hier  noch  von  Wurzeldeterminativ  (§  7) 
reden  könnte,  haben  sich  -wßo-  und  -e^o-  mehr  suffixartig 
entwickelt: 

neld-'&eiv  'sich  nähern'  zu  7te}A-L,Eiv^  besonders  im 
Nebentempus  jusr-E-xi-a^ov,  seQy-w&ov  usw..  Formen,  die 
seit  alters  von  den  einen  Gelehrten  fürs  Imperfekt,  von 
andern  für  den  Aorist  in  Anspruch  genommen  werden. 

'&aAs^eiv  'blühen'  i'&d^J^eiv,  '&dloQ),  cpas'&eiv  'leuchten' 
{(pdog),  cpleye'&Eiv  'brennen'  {(pleyeiv  'verbrennen').  Sicher 
aoristisch  oxe^£iv  =  o%eIv. 

Ob  oder  in  welchem  Umfang  das  Suffix  -do-  mit  der 
Wurzel  d^Tj-  'setzen,  stellen,  legen,  machen'  zusammenhängt, 
ist  vollkommen  dunkel. 


88  B.  Verbale  Ableitung.  [§§175.176 


Die  io-Präsentia. 

Allgemeines. 

§  175.  In  dieser  Gruppe  ist  im  Griechischen  sehr  Ver- 
schiedenes vereinigt  worden,  das  früher  (z.  T.  durch  den 
Akzent)  deutlich  geschieden  war:  Den  größten  Anteil  haben 
am  griechischen  Bestand  die  Denominativa;  die  Deverba- 
tiva  nehmen  sich  daneben  sehr  bescheiden  aus;  auch  die 
primären  Bildungen  sind  von  ihnen  überwuchert  worden. 
So  sind  auch  die  Unterschiede  in  der  Konjugation  dieser 
Bedeutungsgruppen  so  gering  geworden,  andererseits  die 
Spaltungen  in  neue  erweiterte  Suffixe  so  hervorstechend, 
daß  sich  als  oberstes  Einteilungsprinzip  nicht  der  indo- 
germanische Bestand,    sondern    der  griechische  empfiehlt. 

Übrigens  sind  die  primären  Verba  möglicherweise  nur  eine 
ältere  Schicht  von  Denominativa,  wenn  nicht  ihre  Urbilder 
überhaupt  aus  einer  Zeit  stammen,  in  der  der  Unterschied  von 
Nominal-  und  Verbalstamm  noch  nicht  bestand;  die  De- 
verbativa  wiederum  scheinen  Ableger  der  Denominativa  zu  sein 
(§  186,  250);  deshalb  ist  die  Abgrenzung  zwischen  den  drei  Ab- 
leitungsarten im  Einzelfall  oft  unmöglich.  Auch  die  indoger- 
manische Passivbildung  auf  *-iüai  (3.  sg.  praes.  act.)  hat  jeden- 
falls dem  Griechischen  Verba  auf  -io-  geliefert,  indem  aus  dem 
Passiv  ein  Aktiv  zurückgebildet  wurde. 

§  176.  Die  Vermischung  der  verschiedenen  Bildungen  ist 
etwa  in  folgender  Weise  vor  sich  gegangen:  Das  Verschwin- 
den des  Akzentunterschieds  ist  eine  Folge  der  Neuordnung 
der  Betonung,  die  das  Griechische  auf  Grund  des  bekannten 
„Dreisilbengesetzes"  vorgenommen  hat,  nach  dem  eine  Be- 
tonung vor  der  drittletzten  Silbe  überhaupt  ausgeschlossen 
war;  außerdem  rückte  im  Verbum  finitum  d(M'  Ton  so  weit, 
wie  es  das  Dreisilbengesetz  gestattete,  nach  dem  Wort- 
anfang zu,  weil  die  finiten  Verbalformen  früher  sehr  oft 
enklitisch  waren,  und  beim  Verbum  infinitum  wurde  der 
Akzentunterschied  nach  dem  Gegensatz  lem-eiv  (b(?tonte 
Normalstufe):  Jun-elv  (unbetonte  Tiefstufe)  zu  einem  Merk- 


§§176 — 179]        Die  lo-Präsentia:  Verba  auf -öv.  89 

mal  für  präsentische  und  aoristisclie  Aktionsart  umgedeutet, 
sodaß  nun  auch  die  Präsentia  auf  -io-  ohne  Unterschied  der 
alten  Ableitungstypen  in  allen  Modi  Zurückziehung  des 
Akzents  aufweisen.  Vgl.  noch  besonders  über  die  Verba  auf 
-eiv  §  187. 

§  177.  Ein  weiterer  Grund  der  Vermischung  war  der, 
daß  sich  bei  den  Denominativa  und  Deverbativa,  die  wohl 
ursprünglich  ganz  auf  das  Präsens  beschränkt  waren,  das 
Bedürfnis  einstellte,  außerpräsentische  Tempora  zu  bilden, 
und  dafür  waren  solche  primäre  Verba,  die  gleichen  Stamm- 
auslaut vor  dem  -io-  hatten,  die  gegebenen  Vorbilder:  aus 
(pQaoöo) :  cpQd^co  (aus  -k-j- :  -k-s-)  ergab  sich  zu  <pv?Aoo(o  (von 
(pvla^)  ein  (pvXd^co  usw. 

§  178.  Eine  Sonderstellung  nehmen  die  Erweiterungen 
andrer  Präsenssuffixe  (in  Betracht  kommt  sozusagen  nur 
-n- ;  s.  auch  §  169)  durch  -io-  ein.  Den  alten  Zustand  stellt 
xqtvco  (aus  *KQl-V'i-o)):  xe-xQi-fiat  dar;  aber  wie  bei  diesem 
Verbum  in  xgivco  eXQiva  doch  der  Nasal  des  Präsens  durch- 
gedrungen ist,  so  ist  bei  all  den  andern  die  Beibehaltung 
der  alten  n-losen  Tempusbildung  höchstens  Ausnahme. 

Über  das  Grundwort  der  Denominativa  ist  zu  be- 
merken, daß  o-Stämme  vor  dem  -io-  ihr  -o-  verlieren  können: 
Tca'&aQOQ  —  xa&aigeiv,  yoyyvXog  —  yoyyvXXeiv^  q^dgjuaxov  — 
(pag/LidaGEiv,  ßdoxavoQ  —  ßaoxaiveiv  usw.  Die  Regel  ist 
allerdings  (püiog  —  cpiXslv. 

I.  Die  vokalischen    lo- Präsentia, 
d.  h.  die  Verba  auf  -äv  {-tjv),  -elv,  -ovv,  -leiv,  -veiv,  -sveiv. 

1.  Die  Verba  auf  -äv  {-fjv). 

§  179.  Primäre  Verba  auf  -äv  (aus  *-ä-i'o-^)  sind  sehr 
selten:  z.  B.  ögäv  "tun',  ^Aäi' 'bellen',  maj^at 'heilen'.    Auch 

^  Über  die  Quantität  des  -a-  in  -da)  s.  §  209.  Über  die 
ursprüngHche  Bildung  der  Präsentia  wie  anäv  (andaat,  ajtao&fjvai) 
läßt  sich  nichts  feststellen;  auch  das  einzige  derartige  Denomina- 
tivum  yeMv  kann  ebensogut  auf  *yeXaa-i-  (zu  ye^cog]  wie  auf  eine 
Umgestaltung  von  *y£M-vai  zurückgeführt  werden. 


90  B.  Verbale  Ableitung.  [§§179—181 

die  Verba  auf  -^i-,  die  alle  primär  sind,  zählen  hier  nicht  mit, 
und  die  Sprache  geht  darauf  aus,  sie  ganz  auszumerzen: 
z.  T.  sind  sie  überhaupt  nur  noch  in  einzelnen  Dialekten 
vorhanden,  wie  z,  B.  im  Dor.  ^57^  ""wollen' ;  z.T.  gehen  sie  in 
die  Flexion  der  Verba  auf  -äj'über;  so  heißt  das  gebräuch- 
lichste von  ihnen,  '/^Qi]G'^aL,  in  ion. -hellen.  Sprache  ygäo&ai. 
§  180.  Die  Denominativa  auf  -äv  bilden  einen  der 
geläufigsten  Verbaltypen  des  Griechischen. 

Für     die     Ableitungen    auf     *-ä-iö  >  -dco     aus 
ä-Stämmen,  die  bei  Homer  noch  weitaus  in  der  Überzahl 
sind,  genügen  wenige  geläufige  Beispiele: 
ßoäv  ""rufen'  von  ßo7]  'Ruf; 
'&eäo^ai  'schauen'  von  ^ea  'Anblick'; 
jjLTjxaväo'&ai  'kunstvoll  bauen,  listig  aussinnen'   von 

jurixoivr]  'Kunst,  List'; 
vixäv  'siegen,  besiegen'  von  vi'xi]  'Sieg'; 
oiyäv  und  auojiäv  'schweigen'  von  or/7]  und  guotii] 
'Stillschweigen'. 
Weil  das  Suffix  -io-  ein  rein  formales  Mittel  zur  Bildung 
von  Verba  aus  Nomina  war,  so  konnten  die  Bedeutungs- 
beziehungen der  Denominativa  auf  -io-  zu  ihren  Grundwör- 
tern alle   möglichen   Schattierungen   annehmen;   so   ist   es 
auch  bei  den  Ableitungen  auf  -äv  aus  ä-Stämmen,  da  dies 
nur  eine  lautgesetzliche  Untergruppe  von  -io-  ist. 

§  181.  Andere  Verhältnisse  sind  zu  erwarten,  sobald 
ein  neues  Suffix  abgetrennt  und  auf  andere  Stämme  über- 
tragen wird.  Wenn  z.  B.  zu  einem  o-Stamm  statt  dem  laut- 
gesetzlichen -eIv  (§  187)  ein  -äv  gebildet  wird,  so  muB  eine 
Bedeutungsverwandtschaft  zwischen  diesem  neuen  Verbum 
auf  -äv  und  einem  oder  mehrern  von  den  ursprünglichen 
Verben  auf  -äv  bestehen,  die  stärker  war  als  die  formale 
Beziehung  des  o-Stammes  zu  -elv.  Man  mul.»  also  für  die 
analogischen  Bildungen  auf  -äv  Bedeutungsmuster  bei  den 
Ableitungen  aus  ä-Stämmen  suchen,  und  man  kann  es  mit 
guter  Aussicht  auf  Erfolg,  weil  die  analogische  Ausbreitung 
ihren  Höhepunkt  in  der  klassischen  Zeit  erreicht  hat  und 


§§  181—183]       Die  lo-Präsentia :  Verba  auf  -äv.  91 

auch  nicht  imstande  gewesen  ist,  die  alte  Schicht  an  Zahl 
zu  überwuchern  —  ein  Zeichen  dafür,  daß  sie  keine  Ver- 
flachung zu  einer  allgemeinen  Bedeutungsbeziehung  ver- 
ursacht hat  wie  bei  -ovv  (§  204)  und  -i^eiv  (§  255),  sondern 
an  enger  umgrenzten  Begriffsgruppen  kleben  geblieben  ist. 

§  182.  Der  Fall,  daß  der  formalen  Analogie  ein  nennens- 
werter Anteil  an  einer  Neubildung  zukommt,  ist  natürlich  nicht 
ausgeschlossen,  aber  es  sind  nur  ganz  wenige  solche  Beispiele 
nachgewiesen.  Von  bekannten  Wörtern  scheint  {an-,  vjt-)  ävxäv 
'begegnen'  hierher  zu  gehören ;  offenbar  wurde  es  zu  dem  Adverb 
arra 'gegenüber'  geschaffen  nach  Paaren  wie  nslQa:  nsiQäv,  /uolga: 
/xoioäa&ai. 

§  183.  Unter  den  Bedeutungsgruppen,  die  für  die  ana- 
logischen Übergriffe  von  -äv  maßgebend  waren,  tritt  in  der 
klassischen  Zeit  besonders  eine  hervor,  die  mit  allerlei 
Nuancen  eine  Krankheit,  ein  (krankhaftes)  Begehren, 
eine  Gemütserregung  bezeichnet.  Z.  B.  ist  xogv^äv 
}.£7toäv  rcoöaygär' mit  Schnupfen  (xogv^a),  Aussatz  {lenga), 
Fußgicht  {TioödyQo)  behaftet  sein'  vorbildlich  geworden  für 
XoTiäv  'rindenkrank  sein'  [Xotzoq  'Rinde'),  coöiväv  {djdlvEg 
'Wehen');  [xeXayxoAäv  'an  schwarzer  Galle  leiden'  statt 
*ljiE/.ayxolELv^  wie  es  zu  jue?Ayxo?Mg  nach  §  187  heißen 
sollte  (vgl.  ^eXayxolia)^  ist  von  dem  gleichbedeutenden 
Xoläv  (aus  xoXri)  veranlaßt. 

Ein  krankhaftes,  abnormes  Gelüste  bezeichnen  u.  a. 
yuooäv  'unnatürlichen  Appetit  (xiooa)  haben',  rofxäv  'einer 
Operation  (tojbiij)  dringend  bedürfen',  q)oväv  'nach  Mord 
((pov)])  begehren';  an  solche  haben  sich  angeschlossen  jLia'/- 
/.är  'geil  {judxXog)  sein',  ^ararär  'den  Tod  {^dvarog)  herbei- 
sehnen'u.  dgl.  Von /vffdäv 'toll  sein'  (/vaaa 'Tollheit')  kam 
man  zu  den  Synonyma  o/0Toäj^(otaT^o? 'Bremse  <nstachel>, 
Wutanfall'),  y.axodai/Liovär  {^axodai/ucov  'einen  bösen 
Dämon  habend')  usw.  Verwandtschaft  mit  xiooäv  iJLa%läv 
hat  auch  'strotzen,  schwellen':  ögyär  {ögy}]  'Naturtrieb'); 
danach  z.  B.  ocpgiyäv  {ocpglyog^  n.  'strotzende  Fülle,  Wol- 
lust'), oiöäv  {oidog,  n.  'Geschwür')  (alt  oiddvEiv,  oldafvEiv, 
oIöeIv). 


92  B.  Verbale  Ableitung.  [§§184—186 

§  184.  Viele  Krankheitsnamen  gingen  auf  -ia  aus,  also 
die  Denominativa  dazu  auf  -läv:  aljucadia  ""Zahnschmerz'  — 
alficoöiäv,  vavTia  ^Seekrankheit'  ■ —  vavriäv,  öcp&a).[xia 
'Augenkrankheit'  —  6(p'&a?.juiäv,  auch  äyonna  'Furcht'  — 
dycoviäv,  usw.;  da  man  nun  6(pd^a?.juiäv  und  äyojviär  auch 
direkt  mit  dcp&a?>.fj,6g  und  äyojv  verbinden  konnte,  so  lag  es 
nahe,  auch  zu  andern  Substantiven  Krankheitsverba  mit  -läv 
zu  bilden:  U.iyyiäv  (üuyyog  'Schwindel'),  cpd^ioiäv  {(f&ioii; 
'Schwindsucht'),  xpcoqiäv  (ipchga  'Krätze'),  usw.  Auch  für 
ein  abnormes  Bestreben  ist  -läv  produktiv  geworden:  ikXe- 
ßoQiäv  'Nieswurz  {el/Jßooog)  nötig  haben,  verrückt  sein', 
KovQiäv  'die  Schur  {xovqö.)  nötig  haben',  fÄW&ririäi'  'Schüler 
(/j,a'&r)rrjg)  sein  wollen'.  Die  Muster  lagen  bereit  in  orrovö- 
aQxiäv  'von  onoi^öaQXia  (Streben  nach  Staatsämtern)  er- 
füllt sein',  OTQaiiiyiäv  'nach  einer  Feldherrnstelle  (oroar)jyia) 
trachten',  u.  ä.,  die  auch  auf  *07iovdaoxog  und  orgaTrjyög 
bezogen  werden  konnten. 

§  185.  Beispiele  für  kleinere  Gruppen  und  Einzel- 
analogien: 

nelEx(x)äv  'mit   der  Axt   {jie?.E>cvg)  behauen'   nach 
andern  Handwerkswörtern,  vorab  nach  leyräi'  'mit 
Kunst  {TEXvrj)  bearbeiten'; 
/Lioj/uäo§ai  'tadeln'   {/mojuog  'Tadel')  nach  Äoßäoßai 
'beschimpfen,    mißhandeln'    {hoßii   'Beschimpfung, 
Schmach'); 
rjrräo'ßai    'unterliegen'    ist    Umgestaltung    von    *))t- 
T.ovo{^ai   (ion.  eooovod^ai,    §  20G)    (zu   fjrrcov)    nach 
vixäo&ai  von  vik)]  (vgl.  §  15  Fußn.);  yrra  ist  Rück- 
bildung aus  rjrräo&ai  (vgl.  §  25). 
Über  die  instrumentative  Bedeutung  mancher  Verba 
auf  -äv  s.  §  202;  typische,  werbende  Kraft  wie  bei  -oi~r  hat 
diese  Variation  bei  -m>  nicht  gewonnen. 

§  186.  Die  nichtprimären  Verba  auf  -äi>  sind  mit  den 
Denominativa  nicht  ganz  erschöpft;  es  gibt  noch  zwei  kleine 
Grupptm  von  Dr>verbativa,  aber  sie  sind  beide  wenig 
zahlreich  und  vom  Anfang  der  Überlieferung  an  im  Ab- 
sterben. 


§§  186. 187]         Die  lo-Präsentia :  Verba  auf  -elv.  93 

Die  eine  Bildung,  -räv  oder  -eräv,  steht  schwerlich  mit 
den  Nomina  agentis  auf  -rr/g  -eti]<;  in  näherer  Beziehung, 
da  zu  -xr](;  in  der  Regel  -teIv  gebildet  wird  (§341). 
So  ist  Homer  vaiexäv  =  vaisiv  'wohnen'  sehr  geläufig;  aber 
vafijhrjg  'Bewohner'  scheint  später  und  Kunstschöpfung 
zu  sein.  Zu  £vx£t:äo{}ai  =  evxeo^oli  'flehen,  beten'  gibt  es 
evxetrji;  überhaupt  nur  bei  antiken  Etymologen.  Zu  -räv 
vergleiche  man  etwa  oxigräv  =  oxaigeiv  'hüpfen'.  Ob  die 
lateinischen  Frequentativa  auf  -täre  {dictäre  zu  dlcere)  und 
-itäre  (agitäre  zu  agere)  sprachgeschichtlich  identisch  oder 
bloße  Parallelen  zur  griechischen  Bildung  sind,  mag  hier 
unentschieden  bleiben;  jedenfalls  tritt  im  Griechischen  die 
f requentative  Bedeutung  keineswegs  hervor.  Vgl.  -rdCeiv  §  250. 

Auch  die  zweite  Bildung  (Typus  orgoxpäv  'hin  und  her 
wenden',  zu  orgecpELv)  ist  jedenfalls  von  ursprünglich 
ä-stämmigen  Substantiven  ausgegangen,  aber  früh  zum  de- 
verbativen  Frequentativum  geworden. 

2.  Die  Verba  auf  -elv. 

§  187.  Was  in  §  175  f.  über  die  Vermischung  mehrerer 
ursprachlicher  Bildungstypen  im  Griechischen  ausgeführt 
ist,  gilt  in  erster  Linie  von  der  Klasse  der  Verba  auf  -elv. 
Sie  enthält  nämlich  1.  Denominativa  auf  *-e-iö-  zu  o- Stäm- 
men, wobei  das  -e-  wohl  im  Ablautsverhältnis  zum 
Stammauslaut  -o-  steht;  Musterbeispiel  cpdelv  von  (piXo-q. 
2.  Deverbativa  auf  *-e-io-  mit  (ursprünglich)  iterativer  oder 
kausativer  Bedeutung;  Musterbeispiele  rgojuelv  =  rge/ueiv 
'zittern',  ooßelv  'verjagen'  zu  oeßeiv  oeßeod^ai  '(zurück- 
treten>)  verehren',  vgl.  lat.  monere  'erinnern'  zum  Stamm 
men-  'sich  erinnern'  (me-min-isse).  Von  diesem  Typus  be- 
stehen im  Griechischen  nur  noch  Überreste,  die  sich  durch 
,, unregelmäßige"  Stammbildung  verraten:  doxelv — edo^a, 
Qiyelv  ■ — eQQiya  usw.  Die  Hauptmasse  ist  ins  Lager  der 
Denominativa  abgeschwenkt,  weil  sie  eine  engere  Verbin- 
dung mit  o-stämmigen  Substantiven  derselben  Ablautsstufe 
einging:    XQOfxelv  zu   xqo^xoq  statt    zu  xgefieiv,   (pogelv  zu 


94  B.  Verbale  Ableitung.  [§§187—189 

(fÖQOQ  statt  zu  cpeQEiv  usw.  Die  Unterscheidung  von  1. 
und  2.  ist  demnach,  von  der  griechischen  Suffixgeschichte 
aus  gesehen,  überflüssig^. 

3.  Nur  der  Vollständigkeit  halber  sei  auf  die  spärlichen 
primären  Verba  auf  -e'iv  hingewiesen:  tiveIv,  tc/.eIv  usw.; 
sie  müssen  hier  auch  deswegen  fernbleiben,  v/eil  bei  den 
meisten  die  Annahme  der  Bildung  ohne  -io-  wahrschein- 
licher ist:  *7TÄsr-eiv  {>:T/.eu'):  *rr/'.o/-o^  (>n:/.ov-)  =  cpeo- 
-eiv:  cpöo-OQ. 

§  188.  4.  Zu  den  Verben  auf  -elv  gehören  im  Griechischen 
auch  die  Denominativa  auf  *'-es-io-  von  5- Stämmen:  re/^elv, 
Te?.e(o)-aat,  TelEa-^fp'ai  zu  XE/.og.  Diese  haben  sich  nämlich 
mit  den  ursprünglichen  Bildungen  auf  *-e-io-  (mit  den 
Tempora  -fj-oai,  -')]-dfjvai)  in  weitgehendem  Maß  vermischt. 
Allerdings  sind  sie  nie  völlig  darin  aufgegangen:  Homer 
braucht  noch  häufig  Formen  auf  -eieiv^  {xEAEiExai  usw.)  aus 
*-ea-i-  neben  den  Jüngern  auf  -eelv  (teäeei  usw.),  und  auch 
nach  dem  völligen  Zusammenfallen  der  Präsensformen 
(reAcD  teIeIq  usw.  wie  (pilöj  (piÄEig  usw.)  ist  die  alte  Tempus- 
bildung mancher  alten  *-e5-|o-Präsentia  erhalten  geblieben: 
TE).EOai  (Hom.  re?.EOoai)  gilt  für  alle  Perioden  der  griechi- 
schen Sprachgeschichte.  Doch  war  natürlich  die  Vermengung 
in  der  Bildung  der  außerpräsentischen  Tempora  die  Regel: 
schon  Homer  hat  z.  B.  /uiafjoai  von  rö  fiiaog  nach  dem 
Gegensatz  q)i?a]oai  zu  cpiXoQ.  Über  äjUE/ajg- — ä/nE/.Eiv  usw. 
s.  §  196. 

§  189.  Wenn  man  sich  daran  macht,  das  Material  für 
-Eiv  aus  der  ganzen  griechischen  Überlieferung  nach  der 


1  Gelegenthcho  Übergriffe  außerpräsentischer  e-Stämme 
auf  das  Präsens  gehören  ins  Gebiet  der  Tenipusbildung:  em- 
fxeXela^ai  für  imjueXea&ai  nach  imfieX^aEad^ai  usw. 

-  Ganz  andern  Ursprungs,  aber  niclit  sicher  erklärt  sind 
die  Desiderativa  auf  -aeieiv,  die  zuerst  inu'  im  Partizip  gebrauclit 
wurden  (orpeUov 'zu  sehen  wünschend'  Honi.,  mehrere  bei  Thuky- 
dides). 


§§  189.  190  Die  io-Präsentia:  Verba  auf  -elv.  95 

Häufigkeit  und  Bedeutung  zu  gruppieren,  so  sondern  sich 
zunächst  ohne  weiteres  die  Ableitungen  aus  Komposita  ab 
(Typus  oIvoxoeIv  'Weinschenk,  oivoxoo^  sein');  diese  über- 
fluten das  andere  förmlich.  Eine  Prüfung  nach  Sprach- 
perioden verändert  allerdings  das  Bild  vollkommen:  Es 
finden  sich  zuerst  belegt  (nach  Sütt erlin  S.  63) 

neue  Ableitungen  neue  Ableitungen 

aus  Komposita  aus  Simplicia 

bei  Homer                                   20  50 

in  klassischer  Zeit                     450  30 

in  nachklassischer  Zeit            600  10 

Übrigens  ist  die  Bereicherung  bei  den  Ableitungen  aus 
Komposita  nur  äußerlich;  je  zahlreicher  sie  werden,  um  so 
eintöniger  klingen  sie,  bis  schließlich  unter  -(pogelv,  -Jtoislv, 
-koyelv,  -EQyelv  und  wenigen  andern  fast  alles  erstickt. 

Der  homerische  Tatbestand  läßt  nur  folgende  Deutung 
zu:  Ursprünglich  konnte  aus  jedem  o-Stamm,  gleichviel  ob 
komponiert  oder  nicht,  ein  Verbum  auf  -elv  abgeleitet 
werden  genau  wie  in  idg.  Zeit.  Es  muß  also  die  Frage  auf- 
geworfen werden:  Warum  wird  als  Grundwort  das  Kom- 
positum immer  mehr  bevorzugt  ? 

§  190.  Eine  glatte,  sichere  und  erschöpfende  Antwort 
läßt  sich  zur  Zeit  nicht  geben.  Der  tiefste  Grund  liegt  wohl 
im  Zusammentreffen  zweier  allgemeiner  Tendenzen  sprach- 
licher Entwicklung:  1.  Man  ist  bestrebt,  die  unbequeme 
Reichhaltigkeit  der  Konjugationsklassen  zu  vereinfachen^; 
infolge  der  mannigfaltigen  Bedeutung  der  Komposita  auf  -og 
eignete  sich  das  davon  abgeleitete  -elv  sowohl  für  Intran- 
sitiva  {äelTiiEiv  'hoffnungslos,  aElnroQ  sein')  wie  für 
Aktiva  {äv&QOJTiocpayElv  =  ävdQOinocpdyoQ  sein  =  ävd^Qoj- 
TiovQ  (payeiv)  mit  ihrem  Passiv  {^oonoielod^ai  =  l,(joÖv 
noLElö'&ai).     2.  Mit   allen   Kultursprachen  teilt   das   Grie- 

^  Vgl.  das  englische  „Hilfsverbum"  to  do  'tun'  und  das 
,,er  tat  sich  zu  ihm  setzen''  der  deutschen  Dichtung;  klassische 
Sanskritschriftsteller  haben  es  bis  zur  völligen  Vermeidung  finiter 
Verbalformen  gebracht. 


96  B.  Verbale  Ableitung.  [§§190—192 

chische  das  Zurücktreten  des  einfachen  verbalen  Aus- 
drucks, der  die  Wahrnehmung  schlicht  wiedergibt,  gegen 
die  abstraktere,  psychologisch  klassifizierende  Umschrei- 
bung durch  Substantiva  mit  hilfsverbartigen  Allerwelts- 
verba;  vgl.  jioQeiav  noielöd^ai  =  jzogeveo&ai  usw.,  ferner 
aus  unserm  Zeitungsdeutsch  „gelangte  zur  Verlesung"  = 
„wurde  verlesen"  u.  dgl.  3.  Der  Gegensatz  -evelv  beim 
Simplex  —  -elv  beim  Parasyntheton ;  s.  §212. 

§  191.  Eine  weitere  Frage  knüpft  sich  an  die  Be- 
deutung von  -elv.  Die  Ableitungen  von  einfachen  Nomina 
zeigen  der  ererbten  Gewohnheit  gemäß  (§  180)  keine  näher 
bestimmte  Beziehung  zu  ihren  Grundwörtern;  nur  die  Aus- 
drücke für  Schalläußerungen  wie  arvTieiv,  goiCelr,  \pocpeh' 
haben  sich  im  Griechischen  zu  einer  ausgesprochenen  Gruppe 
entwickelt,  aber  bei  Homer  ihren  Höhepunkt  schon  er- 
reicht. Dagegen  die  Ableitungen  von  Komposita  bedeuten 
fast  immer  ,,das  sein,  was  das  Grundwort  bezeichnet".  Wo- 
her kommt  diese  Beschränkung?  Die  Komposita  auf  -oq 
sind  in  der  überwiegenden  Mehrheit  Nomina  agentis  oder 
sonstige  Eigenschaftsbezeichnungen,  und  dazu  ist  doch  wohl 
die  nächstliegende  verbale  Beziehung  die  des  Besitzes  der 
Eigenschaft,  des  Täterseins.  So  verband  sich  der  Begriff  ,,so 
und  so  sein"  mit  dem  Kompositum;  im  Simplex  existierten 
natürlich  analoge  Fälle  (cpiXeiv  'cpiloc.  sein',  zvQavvelv 
"rvQavvog  sein'  usw.),  aber  sie  verschwanden  in  der  Fülle 
der  möglichen  anderen  Beziehungen  und  erlagen  außerdem 
der  Konkurrenz  von  -eveiv  (§  212). 

§  192.  Die  verbale  Beziehung  ,, einen  andern  mit  der 
Eigenschaft  versehen,  zum  Täter  machen",  die  a  priori 
auch  denkbar,  aber  praktisch  nicht  so  notwendig  ist,  wird 
von  dem  neugeschaffenen  -ovv  übernommen  (§  202).  So  ist 
faktitive  Bedeutung  von  Parasyntheta  auf  -sTv  fast  durch- 
weg bloßer  Schein;  sie  beruht  auf  aktiver  13edeutung  des 
Grundwortes:  dixorojUEh'  bedeutet  allerdings  ^in  zwei  Teile 
teilen',  aber  es  ist  nicht  von  dixoro/uog  'halbiert'  abzuleiten, 
sondern  von  dixoröjuog  'halbierend'.    Freilich  darf  die  Mög- 


§§  192—195]  Die  io-Präsentia:  Verba  auf  -elv.  97 

lichkeit  nicht  geleugnet  werden,  daß  gelegentlich  in  nach- 
klassischer Zeit  das  aktive  Grundwort  übersprungen  und  zur 
passiven  Parallelbildung  direkt  ein  faktitives  Verbum  auf 
-elv  geschaffen  wurde. 

§  193.  Das  scheint  der  Fall  zu  sein  z.  B.  bei  ä^erelv  'un- 
gültig machen',  ev&erelv  'gut  ordnen'  (auch  'gut  geordnet  sein'), 
deren  Grundwörter  ä&erog,  ev&erog  nur  in  passivem  Sinn  =  'nicht 
als  Gesetz  aufgestellt,  ungültig',  'gut  geordnet,  geschickt'  belegt 
sind;  aber  wenn  man  an  die  vielen  Bildungen  auf  -■ßeielv  (von 
-&ETi]g;  vgl.  §195)  denkt  (z.B.  äycovo-^exelv,  vojuo-&erelv,  d^eafjLo- 
■&ex£lv)  und  an  die  Leichtigkeit,  mit  der  das  Griechische  oft  mit 
der  Doppelbedeutung  der  Verbaladjektiva  auf  -xo<;  umspringt, 
so  wird  man  die  aktiven  ä&eroi;  ev&etoi;  leicht  ergänzen  und 
gerade  deswegen  nicht  für  unumgänglich  notwendige  Zwischen- 
glieder halten. 

§  194.  Die  analogische  Ausbreitung  von  -eIv  ist 
scharf  in  zwei  Teile  zu  scheiden,  je  nachdem  sie  Ableitungen 
von  einfachen  Wörtern  oder  solche  von  Komposita  betrifft. 
Bei  den  erstem  handelt  es  sich  durchweg  um  ganz  vereinzelte 
Fälle;  so  weit  sie  durchsichtig  sind,  sind  es  Spezialanalogien 
wie  Xvnelv  [Xvntfj  nach  älyelv  {aXyoQ),  T^ye/uorelv  (rjyEjUMv) 
nach  oxQarrjyEiv  {oxQaxrjyÖQ);  auch  die  Schalläußerungen 
(§191)  haben  nur  eine  spärliche  Nachkommenschaft:  vgl. 
z.  B.  cpcovelv  'sprechen'  ((pcov^),  ävtsTv  ""rufen'  {ävri]). 

§  195.  Ganz  anders  stehen  die  Komposita  da;  man 
hatte  sich  so  sehr  daran  gewöhnt,  von  Komposita  auf  -og 
Verba  auf  -elv  in  der  Bedeutung  'das  und  das  sein'  zu 
bilden,  daß  man  auch  bei  andersstämmigen  Komposita  die- 
selbe Ableitung  anwandte,  ohne  daß  ein  weiteres  verbin- 
dendes Moment  erforderlich  war^.  In  erster  Linie,  aber  erst 
nach  Homer,  schlössen  sich  an  die  Komposita  auf  -og  die 
Nomina  agentis  auf  -ag  -r/g  (§  98f.)  und  -rrjg  (§  100^)  an: 

^  Deshalb  wird  -elv  gelegentlich  zur  Hypostasierung  ver- 
wendet; s.  §  149. 

2  Ob  sich  -Tsiv  an  den  altern  r-Stamm  oder  erst  an  das 
jüngere  -zrjg  angeschlossen  hat,  ist  gleichgiltig;  in  beiden  Fällen 
liegt  analogische  Übertragung  von  -elv  vor. 

Debrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  7 


98  B.  Verbale  Ableitung.  [§§195—197 

17171  rßare IV  'Rosselenker  {i7i7cri?Ldrrjg)  sein',  juvQ07toj}.elv 
■" Salbenverkäufer  {juvQ07tü)?^)]g)  sein'  und  zahlreiche  andere. 
Erleichternd  konnten  Doppelbildungen  wie  -agxog  und 
-üiQxriQ  {exarovraQxoQ  und  exaTovrdgx^]?',  §99)  wirken,  auf 
die  -aqxelv  gleich  gut  bezogen  werden  konnte;  man  darf 
auch  an  -r\kaxoQ,  neben  -?y2dTryg  erinnern,  ein  Verhältnis,  das 
mit  der  Doppelbedeutung  des  Verbaladjektivs  {ä'&iy.zoQ  'un- 
berührt' und  'nicht  berührend')  vergleichbar  ist;  s.  auch 
§  341. 

Bei  den  Ableitungen  auf  -eIv  aus  Komposita  mit 
konsonantischem  Schlußglied  dominieren  -(pidaxelv, 
-yvco/j,oveIv,  -q)Qoveiv  und  einige  andere  Ausgänge.  Homer 
kennt  aus  konsonantischen  Stämmen  nur  -(poovelv  {ä/iko-, 
d-,  öjuo-,  x^Xi-)^  das  sich  jedenfalls  besonders  eng  an  das 
alte  Simplex  99^orfrv  angeschlossen  hat;  zu  *-eio-  in  (pgoveJv 
vgl.  cpQovL-Q  'Einsicht',  (pgövi-juog,  0göviO(;. 

§  196.  Ein  besondres  Wort  verdienen  die  Ableitungen 
auf  -elv  aus  komponierten  5- Stämmen:  Typus  äjue?.eiv  aus 
ä^eXrjQ.  Man  wäre  wohl  geneigt,  sie  lautlich  auf  *-es-io-  zu- 
rückzuführen (nach  §  188);  der  Mangel  jeden  Überrestes  der 
s-Konjugation  bei  dieser  Kategorie  weist  aber  deutlich  dar- 
auf hin,  daß  diese  schon  bei  Homer  völlig  mit  dem  Typus 
oivoxoog  —  olvoxosiv  verschmolzen  ist  (im  Gegensatz  zu 
den  Ableitungen  von  unkomponierten  5-Stämmen,  §  188). 
Übrigens  gilt  hier  von  der  faktitiven  Bedeutung  das,  was 
in  §  192 f.  ausgeführt  worden  ist;  z.  B.  für  övajua'&ijg  sind 
beide  Bedeutungen  'schwer  lernend'  und  'schwer  zu  lernen' 
belegt,  also  sind  für  ovo jua-^ elv  auch  beide  denkbar;  belegt 
ist  aber  zufällig  nur  'schwer  lernen'. 

§  197.  Zum  Genus  verbi  der  Verba  auf  -elv. 
Manche  Verba  auf  -elv  scheinen  in  klassischer  und  beson- 
ders in  nachklassischer  Zeit  überflüssigerweiso  (medio-) 
passive  Formen  angenommen  zu  haben.  In  der  Regel  ist 
daran  ein  zufällig  gleich  auslautendes  Simplex  schuld: 
7ivev/j,aro-(pogelo§ai  'vom  Geist  getrieben  werden'  statt 
*7tvev/j,aro-rpogelv  'vom   Geist  getrieben  (Tzrei'juaröcpogog) 


§§197 — 199]       Die  io-Präsentia:  Verba  auf -ow.  99 

sein',  weil  es  mit  nrev/Ltari  cpoqeiodai  identisch  war.  Ebenso 
heißt  es  wegen  KQaxelö&ai  auch  d7]fxo}iQarslod^ai  'demo- 
kratisch regiert  werden'  und  danach  weiter  avrovofj,eiO'&ai 
'autonom  sein  >  autonom  regiert  werden'.  Anders  q:)do- 
Tijuslo&ai'^cpi^.ÖTijuog  sein',  das  mediales  oder  medio-passives 
Deponens  ist  und  sein  Genus  verbi  wohl  dem  Einfluß  von 
ßovAeo^ai  ÖQsyeo'&ai  und  andern  Synonyma  verdankt. 
Vgl.  §  215,  222. 

3.  Die  Verba  auf  -ovv. 

§  198.  Die  Bedeutung  der  Verba  auf  -ovv  ist  ,,fakti- 
tiv"  oder  ,,instrumentativ",  d.  h.  sie  heißen  'zu  etwas 
machen'  oder  'mit  etwas  versehen':  ÖQ'ßovv  'aufrecht  ma- 
chen >  aufrichten'  von  ög^og  'aufrecht',  otecpavovv  'mit 
Kranz  versehen  >  bekränzen'  von  oxecpavog  'Kranz'.  Ein 
Absenker  der  faktitiven  Bedeutung  ist  'halten  für  ■ — ': 
dixaiovv  'für  recht  halten'  von  dixaiog  'gerecht',  oder 
'behandeln  als  - — ':  di]iovv  (drjovv)  'als  Feind  behandeln  > 
erschlagen,  zerstören'  zu  d7]iog  'feindlich'.  Das  Faktitive 
und  das  Jnstrumentative  berühren  sich  oft;  es  gibt  Verba, 
die  beide  Bedeutungen  haben:  '&7]Qiovo&ai  'zum  Tier 
werden  >  verrohen'  und  'mit  Würmern  versehen  werden  > 
wurmstichig  werden'  je  nach  dem  Zusammenhang  des 
Satzes;  zuweilen  laufen  beide  auf  dasselbe  hinaus:  xoXnovv 
'(das  Segel)  zum  Bausch  machen'  oder  'mit  einem  Bausch 
versehen'. 

§  199.  Die  instrumentative  Bedeutung  ist  auch  in 
mehrern  Spezifizierungen  beliebt  geworden: 

'in  Affekte  oder  körperliche  Zustände  ver- 
setzen (Med. —  geraten)':  xolovv  'mit  Zorn  versehen  > 
erzürnen',  oivovv  'berauschen',  &v/Liovodai  'zornig  werden'. 

'benachteiligen,  bestrafen'  oder  'beschenken, 
belohnen  mit  — ':  ^avarovv  'mit  dem  Tod  versehen  > 
mit  dem  Tod  bestrafen',  ore(pavovv  'mit  einem  Kranz  be- 
lohnen'. 


100  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  199—202 

■"Gutes,  Böses  antun;  gut,  schlecht  behan- 
deln': xaxovv  'mit  Bösem  {xaxöv)  antun  >  mißhandeln', 
i^rflovv  'mit  nacheifernder  Be\%ainderung  behandeln  >  nach- 
eifern, preisen,  beneiden'. 

§  200.  Das  Gegenteil  zum  ,,instrumentativen"  Ge- 
brauch ist  der  ,,separative",  der  auch  andern  Verbal- 
typen und  den  verwandten  Sprachen  nicht  fremd  ist  (vgl. 
köpfen,  schälen,  lat.  trunciis  'Stamm'  — ■  truncare  'stutzen' 
und  -il^Eiv  §268):  yviovv  'die  Glieder  lähmen'  (Hom.)  von 
yvla  'Glieder'  (über  yviog  'gelähmt'  s.  §  24),  ÄenvQiMOai' 
i^axvQicöoai'' schälen'  (Hesych)  von  Xstt'Öqiov "kleine  Hülse'. 
Häufiger  freilich  steht  eine  privative  Präposition  davor  (vgl. 
ent-haiipten,  ent-hülsen):  äjio-yviovv  (Hom.),  ex-/.envQovv 
(Zitat  in  Bekkers  Anecdota). 

§  201.  In  manchen  Fällen  besteht  zwischen  Aktiv  und 
Medium  ein  bestimmtes  Wechselverhältnis,  indem  das  Aktiv 
das  Geben,  Veranlassen,  das  Medium  das  Sichgeben- 
lassen,  Annehmen  bezeichnet:  xo/xiCsiv  'hinschaffen'  — 
xofziCso'&ai  'sich  etwas  bringen  lassen,  in  Empfang  nehmen' ; 
so  auch  bei  Verben  auf  -ovv: 

7ZIOTOVV  'zuverlässig  machen  >  verpflichten'  —  tziö- 
rovö&ai  'für  sich  zuverlässig  machen  >  sich  Garantien 
geben  lassen'. 

öTjfxeiovv  'mit  einem  Zeichen  versehen  >  bezeichnen' 
—  orjjUEiovo^ai  'als  Anzeichen  auffassen'. 

juiodovv  'zur  Miete  geben  >  vermieten'  —  /.iiodovadai 
'zur  Miete  nehmen  >  mieten'. 

§  202.  Die  Entstehung  der  Verba  auf  -ovv  ist  in 
ihren  Grundzügen  klar,  aber  nicht  in  allen  Einzelheiten. 
Nach  §  187  gehen  die  alten  Denominativa  von  o-Stämmen 
auf  -elv  aus;  folglich  muß  -ovv  eine  Neuerung  des  Grie- 
chischen sein.  Der  Ausgangspunkt  ist  zweifellos  in  den 
Verben  auf  -äv  zu  suchen.  Die  Bedeutungsbeziehungen 
zwischen  Nomen  und  Denominativum  sind  ja  bei  denen  auf 
-äv  sehr  mannigfaltig,   und  besonders  die  instrumentative 


§§202—204]         Die  to-Präsentia:  Verba  auf -oür.  101 

Verwendung  samt  ihren  oben  §  199,  201  aufgeführten  Ab- 
zweigungen kommt  bei  ihnen  häufiger  vor;  z.B.: 

"bestrafen,  beschenken':  xif-iäv  'ehren'  [rifii]),  koßäo&ai 
'beschimpfen'  [loißrj). 

'Gutes,  Böses  antun':  aviäv  "kränken'  {ävia),  änaxäv 
"betrügen'  {ändr^]). 

"Geben,  sich  geben  lassen':  eyyväv  'Bürgschaft  leisten' 
—  iyyväo&ai  'sich  B.  leisten  lassen'  {eyyvrj). 

§  203.  Nach  solchen  Vorbildern,  bei  denen  -äoai  usw. 
neben  Substantiven  auf  -ä  stand,  wurde  zum  Stamm- 
charakter -o-j-o)-  ein  -ojoai  usw.  geschaffen.  Nebenher  ging 
ein  zweites:  seit  alters  konnten  Denominativa  auf  -äv  auch 
zu  o-stämmigen  Adjektiva  gebildet  werden,  weil  deren  Femi- 
ninum auf  -ä  oft  als  Abstraktum  verwendet  wurde;  da  aber 
die  Beziehung  zu  den  o-Adjektiven  im  Bewußtsein  lebendig 
blieb,  konnte  sich  leicht  eine  Angleichung  an  das  Grundwort 
einstellen,  so  daß  -äoai  usw.  zu  -cboai  umgestaltet  wurde. 
Das  -0)-  scheint  sich  noch  speziell  der  Unterstützung  alter 
Bildungen  auf  -5-tiis  zu  o-Adjektiven  {aegr-5-tus  zu  aeger; 
vgl.  §  368)  erfreut  zu  haben;  darauf  weisen  weniger 
die  nicht  sehr  zahlreichen  Belege  für  -onög  als  die  Bevor- 
zugung der  mit  dem  Verbaladjektiv  besonders  eng  asso- 
ziierten Formen  des  Aor.  Pass.  (und  des  Mediopassivs  über- 
haupt). Daß  die  außerpräsentischen  Tempora  bei  der  Bil- 
dung der  neuen  Kategorie  vorangegangen  sind,  bezeugt  un- 
zweifelhaft die  Statistik  der  Formen  der  Verba  auf  -ovv 
bei  Homer:  erstens  sind  die  Präsensformen  im  Verhältnis 
zu  den  außerpräsentischen  weit  spärlicher  als  bei  denen  auf 
-äv  und  -slv,  zweitens  sind  sie  zum  größten  Teil  kontrahiert, 
gehören  also  dem  Jüngern  Bestand  der  homerischen 
Sprache  an. 

§  204.  Bei  der  ungeheuren  analogischen  Ausbrei- 
tung des  Typus  -ovv  in  nachhomerischer  Zeit  (bei  Homer 
ist  sie  in  den  ersten  Anfängen^)  braucht  man  nicht  bei  jedem 

^  Von  ä-Stämmen  yscpvoovv,  xogvcpovv,  nayvovv,  qi^ovv, 
von  konson.  Stämmen  änvQOixoi;  und  acprjxovv,  dazu  yovvova&ai 
von  yövv — yovvög. 


102  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  204. 205 

Verbum  vorauszusetzen,  daß  es  irgendwelche  besondere 
formale  oder  semantische  Anknüpfungspunkte  habe.  Die 
Allgemeinheit  des  Begriffs  'machen  zu  — ,  versehen  mit  — ', 
der  von  Anfang  an  mit  -ovv  verknüpft  war,  genügte  in  sehr 
vielen  Fällen  vollkommen  zur  Neuschöpfung;  freilich  mußte 
eine  nähere  Bedeutungsverwandtschaft  erleichternd  wirken. 
Gewiß  hat  auch  die  Geläufigkeit,  mit  der  der  Grieche  das 
stammauslautende  -o-  auch  bei  andern  Stämmen  handhabt 
(§  10),  die  Verwendbarkeit  von  -ovv  wesentlich  erhöht.  End- 
lich könnten  gelegentlich  Doppelheiten  in  der  Stammbildung 
der  Grundwörter  geholfen  haben;  weil  man  z.  B.  oxorovv, 
das  Denominativum  von  o  oxörog,  auch  auf  das  spätere 
rö  oxörog  (vgl.  §  317)  beziehen  konnte,  lag  es  nahe,  auch 
zu  andern  Neutra  auf  -og  Verba  auf  -ovv  zu  bilden. 

§205.    Beispiele  für  Ableitungen  aus  allerlei  Stämmen: 

Zahlreich  sind  besonders  die  aus  ä-Stämmen,  vielleicht  ein 
Beweis  dafür,  daß  viele  aus  Verben  auf  -äv  umgestaltet 
worden  sind:  yeq)VQovv  'überbrücken'  von  ye<pvQa  'Brücke', 
'&vQovv'mit  Türen  versehen'  von  &vQa  'Türe',  (^rjixiovv  'bestrafen' 
von  I^riixia  'Strafe'. 

Von  s-Stämmen  (vgl.  über  axoxovv  §204):  vipovv  'erhöhen' 
von  vyjo^  n.  'Höhe'  nach  xaneivovv  'erniedrigen'  von  raTieivög 
'niedrig'. 

e'Axoy»' 'Geschwüre  verursachen',  Med. 'eitern'  von  e^xoi;  n. 
'Wunde'  nach  nvova&ai  'eitern'  von  tivov  (auch  jrvog  n.!)  'Eiter'. 

äa&evovv  'schwächen'  zu  äo&evTji;  'schwach'  wohl  als  Pen- 
dant zu  äa&evelv  'schwach,  krank  sein'  (dieses  gebildet  nach 
§  196)  nach  dem  Muster  von  Paaren  wie  xagregelv  'stark  sein, 
aushalten'  —  xagregovr  'stark  machen'  (vgl.  §16),  vielleicht 
auch  nach  la/vQovv  'stärken'  (zu  layvQÖi;  'stark'),  obwohl  dieses 
später  als  aa&evovv  belegt  ist. 

Von  konsonantischen  Stämmen: 

axoiiovv  'mit  Mündung  oder  Spitze  versehen',  auch  'den 
Mund  verstopfen'  (separativ)  von  arößa  'Mund,  Spitze';  sonst 
-[xaxovv  von  Neutra  auf  -[xa:  OTeju/jaroin'  'bekränzen'  von  aTsfi/ua 
'Kranz'  (vgl.  mecpavovv),  usw. 

i$-a£Qovv  'durchlüften,  verflüchtigen'  von  äeQ-  'Luft'  nach 
(e^-)ävE/j,ovv  'durchlüften,  aufblähen;  zu  Wind  machen  >  ver- 
eiteln' von  ävsfxoi;  'Wind'. 


§§205 — 208]       Die  lo-Präsentia :  -ieiv  und  -ijeiv.  103 

iXe(pavxovv  'mit  Elfenbein  verarbeiten'  von  eh(pavz-'  Elefant, 
Elfenbein'  nach  ägyvgovv,  xQ'voovv,  aiörjQovv. 

juaanyovv  'peitschen'  von  fA.aany-  'Peitsche'  nach  ■&avarovv 
(§  199),  Cn/u.iovv  (s.o.). 

§  206.  Eine  eigentümliche  Gruppe  bilden  die  Ableitungen 
aus  Komparativen  wie  sXaaaovv  eXaxxovv  'beeinträchtigen, 
verringern'  von  eXdaaoiv  iXdrrcov;  iaaova&ai  (ion.;  att.  rjrräa&ai 
s.  §185)  'unterliegen'  von  eaaoiv  (fjrrcjv).  Wahrscheinlich  ist  das 
Neutrum  eXaaaov  usw.,  das  ja  beim  Komparativ  besonders  häufig 
war  (auch  als  Adverb,  vgl.  auch  sXaaaovv  n  =  eXaaaov  noielv  ri) 
mit  dem  Neutrum  der  o-Adjektiva  auf  eine  Stufe  gestellt  worden^ 

§  207.  Einzelanalogien  sind  oben  schon  manche  er- 
wähnt worden;  hier  seien  noch  zwei  Proben  von  Analogie- 
gruppen angefügt: 

Eine  Anzahl  von  Ableitungen  auf  -ovv  aus  o-Stämmen 
bedeutete 'bestreichen,  beschmieren  mit — ',  z.B. 
ßgoTovo^ai  (jS^drog 'Blut'),  yvxpovv  (/'UT/^og'Kreide'),  eXaiovv 
(eXaiov  'Öl'),  [jllXxovv  {/j,ihog  'Mennig')  u.  a.  m.  Daran 
schlössen  sich  auch  Ableitungen  aus  ä- Stämmen  und  aus 
konsonantischen  an:  Ttf ff (70  w  (jt/ffffa'Pech'),  qtjtivovv  {Qrjxivi] 
'Harz'),  aljuarovv  (al/ua  'Blut'),  xrjhdovv  {M]Ug,  -löog 
'Flecken'),  [xehxovv  {fieh,  -trog  'Honig'),  öiaoxarovo'&ai 
{oxtüQ,  oxarog  'Kot'). 

Unter  den  Körperzuständen  (§  199)  spielen  bei  den 
Ärzten  die  Krankheiten  eine  besondere  Rolle:  IxreQovö'&ai 
'Gelbsucht  {ixrsQog)  bekommen',  xaQxivovod^at  {xagxivog 
'Krebs'),  vdegovG'&ai  {vdeQog  'Wassersucht').  Danach  auch 
yayygaivovo&ai,  {ydyyQaiva  'krebsartiges  Geschwür'),  q)Xvx- 
raivovod^ai  [cplvxraiva  'Brandblase'),  vöarovoß^ai  {vöar-) 
=  vöegovo'&ai.  Besserung  eines  krankhaften  Zustandes: 
ejtovXovo^ai  'vernarben'  (ovXf]  'Narbe'). 

4.  Die  Verba  auf   -leiv  und  -veiv. 
§  208.    Die  Denominativa  auf  -leiv  von  t-Stämmen  sind 
äußerst  spärlich  und  fast  ganz  auf  die  homerischen  Gedichte 

^  Vgl.  die  umgekehrte  Umdeutung  von  Neutra  auf  -ov  in 
äfieivov,  x£Qeiov,  ;f£tgoj'  (ursprünglich  o-Adjektiva)  und  von  -Trldaiov 
(Mask.  älter  -jiMaioi;,  jünger  -jzlaaicDv). 


104  B.  Verbale  Ableitung,  [§§  208—210 

beschränkt.  Beispiele:  fArivieiv  'grollen'  aus  "^jiiivi-i-  von 
jufjvt-g  ""Groir,  fir/rieo'&aL  'ersinnen'  von  jufjxig  'Klugheit', 
[xaGTiEiv  'peitschen'  von  judorig  'Peitsche'.  Vgl.  lat.  flnio 
zu  flni-s.  Wenig  zahlreicher  sind  die  auf  -vsiv  aus  i»- Stäm- 
men: daxQveiv  'weinen'  von  ddxQv  'Träne',  i&veiv  'gerade 
drauflos  stürmen'  von  Wvg  'geradeaus'  oder  von  rj  Wvg 
'Gang,  Weg',  jue^veiv  'betrunken  sein'  von  /bie-dv  'Rausch- 
trank', cpiTveiv  'pflanzen,  erzeugen'  von  cplxv  'Sproß'. 

Anhang. 

§209.  Zur  Quantität  des  Stammauslauts  der 
Verba  vocalia.  Die  verwickelten  Quantitätsverhältnisse  sind 
wohl  am  ehesten  so  zu  erklären:  Der  Quantitätsgegensatz  -Ieiv: 
-iaeiv,  -Seiv:  vaeiv,  wie  er  noch  bei  Homer  vorliegt,  ist  alt  und 
vergleicht  sich  mit  flni-s  :  flni-tus,  cani-s  :  canl-nus,  statü-s  :  statü- 
tus,  lacü-s  :  lacü-na,  ferner  jroAi-g  :  -toXi-xrit;,  rcQeoßv-:;  :  -igsaßv-rijs. 
Auch  der  Gegensatz  -e-co  (aus  *-e-i-ö):  -■^-aco  scheint  alt  zu  sein 
(Ablaut  -ei-:-e-'?);  \ gl.  claudus:  claude-re  wie  cpiXoi;  :  cpiXri-ooi. 
Im  Anschluß  an  dieses  -ea>,  -ico,  -voi  :  -^oco,  -locy,  -vaoi  wurde 
schon  in  urgriechischer  Zeit  auch  *-doi  (aus  *-ä-iö  von  ä-Stämmen 
oder  Wurzeln  auf  -ä-):  -dato  zu  -dco:  -daco  umgestaltet;  -öco:  -t6aa> 
ist  seinerseits  wieder  eine  Nachahmung  von  -do:  -daco.  In  histo- 
rischer Zeit  fand  z.  T.  eine  rückläufige  Bewegung  im  Sinn  einer 
Durchführung  der  Länge  auch  im  Präsens  statt;  so  finden  sich 
auf  dorischem,  äolischem  und  nordwestgriechischem  Dialekt- 
gebiet Formen  wie  oTscpavojeroj  und  döixi^ei;  im  Ion. -Attischen 
ist  {-toj)  -voi  die  Regel  {-dco  -ko  -öco  entgingen  hier  diesem  Schick- 
sal, weil  sie  schon  kontrahiert  waren). 

5.  Die  Verba   Ani  -Eveiv. 

§  210.  Der  Zusammenhang  der  Verba  auf  -eveiv  mit  den 
Substantiven  auf  -evg  ist  ohne  weiteres  klar:  -ev<;  bezeichnet 
den  regelmäßigen,  berufsmäßigen  Täter  (§  301),  -eveiv  als 
Denominativum  davon  die  Ausübung  dieser  Tätigkeit.  Als 
lautgesetzliches  Präsens  hat  -eieiv  zu  gelten,  das  nur  noch 
durch  elische  Formen  wie  cpvyaÖEioi  (=  evoi)^  xariagakov 
(=  xai%iEQEV(ov)  neben  (pvyaÖEvavri  {=  -aavxi),  xariagav- 
oeiE  (=^  xa^-iEOEvoEiE)  belegt  ist:   aus  *rjf-i-  oder  *-f/-t- 


§§210—212]        Die  lo-Präsentia :  Verba  auf  -eveiv.  105 

wurde  -ei(f)-  wie  aus  ^äfieröq  ai(f  Jerög.  Vgl.  xaieiv  (aus 
*xafL-):  exavoa.  Die  Angleichung  von  -eieiv: -evoai  zu 
-Eveiv:  -Evoai  hat  nichts  Befremdhches,  um  so  weniger,  als 
sie  an  der  immer  lebhaft  empfundenen  Beziehung  zu  -Evg 
einen  starken  Helfer  hatte. 

§  211.  Die  analogische  Ausbreitung,  die  schon 
bei  Homer  weit  vorgeschritten  ist,  hat  im  Großen  eine  ge- 
wisse Ähnlichkeit  mit  derjenigen  von  -ovv  (§  204).  Die 
bequeme  Handhabung  und  das  reichlich  allgemeine  und  doch 
bestimmte  Bedeutungsverhältnis  zum  Grundwort  begünstig- 
ten die  Entwicklung  zum  Typus  in  hervorragendem  Maß. 
Eine  eigenartige  Stellung  innerhalb  der  Denominativtypen 
begründet  jedoch  der  Umstand,  daß  auch  das  zugrunde 
liegende  -evg  ein  äußerst  geschmeidiges  Suffix  ist:  Da  -evg 
und  -eveiv  vom  Beginn  unsrer  Überlieferung  an  ebenso 
leicht  angefügt  werden,  wäre  es  eine  gewagte  Behauptung, 
wollte  man  jedes  -evg  als  historische  Grundlage  für  das  zu- 
gehörige -eveiv  in  Anspruch  nehmen;  geradesogut  kann 
-evg  einmal  aus  -eveiv  zurückgebildet  oder  mögen  beide 
unabhängig  voneinander  ins  Leben  getreten  sein.  Aus  dem- 
selben Grunde  tritt  jedoch  beim  Weiterwuchern  von  -eveiv 
ein  Unterstützungsmoment,  das  bei  andern  Typen  nur  neben- 
hergeht, besonders  stark  hervor:  Die  Möglichkeit  einer  be- 
grifflichen Verknüpfung  mit  zwei  oder  mehr  Grundwörtern. 
Weil  in  innevg  der  Begriff  Innog  noch  ganz  deutlich  bewußt 
blieb,  so  konnte  sich  dieser  auch  bei  Inneveiv  zu  Ungunsten 
des  bildungsgeschichtlichen  Vermittlers  innevg  hervor- 
drängen und  so  neue  Verba  auf  -eveiv  zu  o-Stämmen  hervor- 
rufen. 

§  212.  Dieselbe  Leichtigkeit  der  Ehmination  hat  auch 
zur  Folge,  daß  die  zwei  auf  den  ersten  Blick  erkennbaren 
Bedeutungsgruppen  von  -eveiv  auf  dem  entsprechenden  Ver- 
halten der  Nomina  owi-evg  beruhen:  äyxioxevg  und  aQiarevg 
bezeichnen  einen  als  äyxiOTog  bezw.  äqiaxog  Charakteri- 
sierten, demnach  äy^iox eveiv  und  ägioteveiv  das  Ver- 
sehensein mit  der  charakteristischen  Eigenschaft  eines  äy- 


106  B.  Verbale  Ableitung.  [§§212.213 

yjaxog  hezw.  ägiöTog  (Qualitätsverhältnis);  OHVXEvg 
dagegen  ist  einer,  der  sich  berufsmäßig  mit  oy.vzog  'Leder' 
beschäftigt,  also  ein  Schuster,  also  oxvzeveiv  die  Tätigkeit 
des  OTivxevQ  oder  die  berufsmäßige  Beschäftigung  mit  oxv- 
rog  (Aktionsverhältnis).  Demnach  ist  -svelv  in  der  Be- 
deutung nahe  verwandt  mit  -elv  (§191);  der  Unterschied 
besteht  darin,  daß  die  Aktionsbedeutung  bei  -elv  seit  Homer 
eher  im  Abnehmen  begriffen  ist  und  daß  -elv  vorzugsweise 
von  Komposita  gebildet  wird,  während  sich  -eveiv  um- 
gekehrt verhält^.  Beides  beruht  wohl  auf  denselben  Tat- 
sachen: Von  dem  altererbten  Gegensatz  cpovevg  —  ävögo- 
(pövog  (§  302)  lauteten  die  Denominativa  cpoveveiv  —  ävÖQo- 
<povelv\  aus  der  großen  Anzahl  solcher  Paare  entsprang  das 
Gefühl,  als  sei  -elv  ein  Charakteristikum  der  Ableitungen  aus 
Komposita  (vgl.  §  189 f.),  und  weil  cpoveveiv  gern  auf  das 
Abstraktum  (povog  bezogen  wurde,  während  ävÖgocpovog 
eben  nicht  abstrakt  'Männermord',  sondern  als  Nomen 
agentis  'Männer  mordend'  bedeutete,  so  verstärkte  sich  bei 
-eveiv  die  Aktionsbeziehung,  bei  -elv  die  der  Qualität. 

§  213.    Beispiele  für  Ableitungen  aus  allerlei  Stämmen: 
Aus  o-Stämmen: 

öaiTQsveiv  ""das  Amt  eines  Vorschneiders  (dairgög)  versehen', 
6öevei%>  'reisen'  von   oöög  'Weg,   Reise',  und  viele  andere. 

Aus  ä-Stämmen,  und  zwar  aus  femininen: 
TiT&evsiv  'Amme   (rif&t])   sein',  d^rjQeveiv  'jagen'   von  -&7'iQa 
'Jagd',  äyogeveiv  'in  der  Versammlung  {äyoQd)   reden,  sprechen' 
(daneben  bei  Homer  noch  dyoQäo&ai  und  äyoQi]ri]g), 

und  aus  maskulinen: 
ra^ieveiv  'Verwalter  {ra/xiag)  sein', 
ixEXEveiv  'Schutzflehender  {IxeTTjc)  sein', 
jiQoazareveiv  'Vorsteher  (jTQoardTi]<;)  sein'. 


^  -EVEIV  in  Komposita  (im  Epos  nur  Präsensstamm)  ver- 
dankt seine  Existenz  meistens  metrischer  Bequemlichkeit;  mit 
olvoxoEVEiv  vermied  man  die  Kontraktion  und  gewann  gleiche 
Prosodie  wie  in  olvoxoijaai. 


§§213—215]      Die  io-Präsentia:  Verba  auf  -evsiv.  107 

Aus  andern  Stämmen: 

jbiavzsvea'&ai  'weissagen'  von  /ndvri-i;  'Seher'  (vgl.  /navTijtoc 

fiavxeia   §285  Fußnote,  287,  ixavxoavvri   §323), 
IxvevEiv  'aufspüren'  von  lxvo<;  n.  'Spur', 
xoXaxevEiv  'schmeicheln'  von  xolax-  'Schmeichler', 
nmösveiv  'erziehen'  von  naid-  'Kind', 
ögayfiEveiv   'Bündel    {ögdyßaT-a)    sammeln', 
aber  jzQayuaxsvea&ai  'sich  beschäftigen'  von  ngayiiax-  'Ding'. 

§  214.  Proben  von  engern  Bedeutungsgruppen,  an  die 
sich  analogische  Neuschöpfungen  angeschlossen  haben: 

'Jagd,  Hinterhalt':  §7]Qeveiv  zu  ^^ga  statt  '&)]Qäv 
nach  äyQevEiv  zu  <cäyQSvg>  äyga;  dann  weiter  snißov- 
Xeveiv  (ejzißovA')]),  ivsögeveiv  (eveögog  und  eveöga),  1%- 
VEVsiv,  OQVi'&eveiv  {:  6qvi'&-  nach  '&r]QevEiv: '&7]q)  usv^. ; 
<p6voQ  —  cpovi]  —  (povevg  —  cpoveveiv  schwebte  wohl 
auch  vor. 

'Herrschaft,  Aufsicht,  Sorge;  Knechtschaft, 
Dienst':  Als  Muster  standen  ßaodevQ  —  ßaoiXeveiv,  ßga- 
ßevg  —  ßQaßeveiVy  legevg  —  iegeveiv,  Tigvravevg  —  Tcgv- 
ravEveiv  u.  a.  zur  Verfügung;  Nachahmungen  sind  z.  B. 
dgxsvEiv,  öovXsvEiv,  oarganEVEiv,  ra/uiEVEiv,  rjyEpiOVEVELv, 
'&Ega7iEVEiv  (von  d^Egaxp  ""Diener'). 

§  215.  Die  Genera  verbi  bei  -evelv  (faktitives 
-evEiv).  Viele  von  den  Verba  auf  -eveiv  kommen  auch  oder 
nur  als  Deponentia  vor.  Die  größte  Gruppe  unter  ihnen 
bezeichnet  'sich  so  und  so  benehmen,  — leben':  äyvE'6- 
EO'&ai  'rein  leben'  {äyvog),  Jiovr]gEVEO'&ai  'schlecht  handeln, 
in  schlechtem  Zustand  sein'  (novrigög),  dvaiÖEVEO'&ai  'sich 
unverschämt  benehmen'  {ävaid^g),  aXaCovEVEO^ai  'prahlen' 
{äXaCcöv).  Für  diese  Bedeutung  war  offenbar  hier  das  Me- 
dium überflüssig,  da  ja  -eveiv  an  sich  schon  eine  Betätigung 
ausdrückt;  weil  aber  von  vielen  andern  Verben  her  das 
Deponens  die  angegebene  Nuance  hatte  {ogyiCEO^ai' zürnen\ 
alÖEiO'&ai  'sich  scheuen'),  wurde  auch  -eveiv  zu  -eveo^ui 
umgestaltet  (vgl.  über  -aivEO'&ai  §  222,  auch  über  -Eio&ai 
§  197).  Das  ältere  Aktivum  ist   gelegentlich  beim   selben 


108  B.  Verbale  Ableitung.  [§§215—217 

Wort  erhalten;  so  ist  äyveveiv  im  Sinn  von  'rein  sein'  noch 
mehrfach  belegt,  und 'lahm  sein,  hinken'  heißt  nur  bei  Hippo- 
krates  und  Plato  je  einmal  xoAsvEo§ai^  während  Homer 
'X^oXeveiv  sagt. 

§  216.  Solche  neu  geschaffene  Deponentia  können  ihrer- 
seits weiterhin  die  Schicksale  andrer  Deponentia  mitmachen: 
es  kann  zu  ihnen,  vornehmlich  auf  ionischem  Boden  und 
in  der  Koine,  ein  faktitives  Aktivum  gebildet  werden,  wie 
etwa  zu  7]deo§ai  'sich  freuen'  ein  rjdeiv  'erfreuen'  nach  dem 
alten  Paar  xeqjieiv  ■ — xeQJieo&ai'^  vgl.  auch  über  faktitives 
-aiveiv  §  222.  Wenn  nun  aber  -eveo'&ai  bloße  Umbildung  aus 
intransitivem  -sveiv  ist,  so  kann  der  Fall  eintreten,  daß 
unsre  Überlieferung  beim  selben  Verbum  auf  -svsiv  sowohl 
eine  intransitive  wie  eine  faktitive  Bedeutung  kennt;  so 
verhält  es  sich  z.  B.  mit  den  oben  genannten  äyveveiv  und 
yoAeveiv^  die  gelegentlich  auch  'reinigen,  sühnen'  (Antiphon) 
und  'lähmen'  (Hippokrates)  heißen.  Die  geringe  Ausdehnung 
der  Erscheinung  bei  -eveiv  (anders  bei  -aiveiv  §  222!)  rührt 
von  der  scharfen  Konkurrenz  des  faktitiven  -ovv  her 
(§  204;  -eveo&ai  =  ovo'&ai). 

§  217.  Selbstverständlich  war  dies  nicht  der  einzige 
Weg,  auf  dem  -eveiv  faktitiven  oder  überhaupt  transitiven 
Sinn  annehmen  konnte.  Besonders  der  innere  Akkusativ 
im  weitesten  Sinn  hat  jedenfalls  einen  starken  Anteil:  z.  B. 
äXrjd^eveiv  ri  verschob  sich  leicht  von  'sich  in  einer  Beziehung 
als  wahr  erweisen'  zu  'etwas  als  Wahrheit  aussprechen, 
als  wahr  erweisen'.  Oder  aber  der  Akkusativ  stammt  von 
Synonyma  her:  vv/ucpeveiv  'sich  mit  einer  Braut  beschäfti- 
gen', dann  mit  yafzeiv  'heiraten'  oder  ya/niCeLv  'verheiraten' 
synonym  geworden  und  mit  Akkusativ  verbunden.  0vya- 
deveiv  scheint  seine  gewöhnliche  Bedeutung  'verbannen' 
von  d'YjQEveiv  u.  dgl.  (§  214)  entlehnt  zu  haben;  ob  Polyb 
mit  der  einmaligen  Verwendung  im  Sinn  von  'in  der  Ver- 
bannung leben'  das  Alte  hervorholt  oder  zufällig  mit  dem 
als  normal  zu  erwartenden  zusammentrifft,  dinfte  nicht 
zu  entscheiden  sein. 


§§  218.  219]         Die  lo-Präsentia :  Verba  auf  -alvsiv.  109 

II.   Die  konsonantischen  lo-Präsentia. 

1.  Die  Verba  auf  *-n-io-. 

a)   Die  Verba  auf  -aivsiv. 

§  218.  Der  Denominativtypus  -aiveiv^  bietet  in  mehr- 
facher Hinsicht  besonderes  Interesse:  Eine  beträchtliche  An- 
zahl von  Verben  ist  nach  der  Herkunft  des  v  noch  vöUig 
durchsichtig,  und  es  besteht  eine  bemerkenswerte  Mannig- 
faltigkeit in  der  lautlichen  Struktur  des  Endes  der  Grund- 
wörter. Sodann  vollzieht  sich  die  analogische  Weiter- 
wucherung fast  ganz  unter  unsern  Augen.  Endlich  hat 
-aivsiv  keine  so  allgemeine  Bedeutung  entwickelt  wie  z.  B. 
-ovv  und  -svEiv  oder  gar  -il^eiv;  man  hat  daher  für  die 
Analogiebildungen  viel  genauere  Muster  zu  suchen. 

§  219.  Verba  auf  -aiveiv  aus  Grundwörtern  mit 
erhaltenem  oder  erschlossenem  n:  jtoi/biaivsiv  'wei- 
den' (Hom.)  von  Jioijuev-  'Hirt'  (-/uaiv-  aus  *-mn-i-  mit  Tief- 
stufe -m?i-  zu  -men-),  evcpQatvEiv  'erfreuen'  (Hom.)  von 
evq)QOv-  'frohgemut'  (ebenfalls  Tiefstufe),  fxeXaiveiv  'schwarz 
machen'  (Hom.)  von  f^Elav-  'schwarz';  besonders  oft  aus 
Neutra  auf  -jjia  aus  *-mn-^,  die  den  lateinischen  Neutra  auf 
-men  entsprechen:  7i7]juaiveiv  'schädigen'  (Hom.)  von  Ttrjjua 
'Leid,  Unglück';  ßaoxaivEiv  'verleumden,  beneiden'  (klass.) 
von  ßdoxavoQ  'verleumderisch,  neidisch'  (vgl.  §  178),  xv- 
daiveiv  'rühmen'  (Hom.)  Erweiterung  von  Kvd-dvsLv  (§  169) 
'berühmt  machen,  Ruhm  haben',  ((rp^a/reir 'trocknen'  (klass.) 
von  loxvoQ  'trocken'.  Manche  Ai-Stämme  lassen  sich  er- 
schließen aus  Bildungen  mit  r-  und  /-Suffixen,  da  diese  viel- 
fach mit  «-Suffixen  assoziiert  erscheinen;  vgl.  z.  B.  die  rjn- 


'^  Die  primären  Verba  auf  -aiveiv  können  hier  außer  Be- 
tracht bleiben,  da  sie  den  Suffixtypus  kaum  beeinflußt  haben 
und  sich  meist  auch  in  der  Stammbildung  von  den  Denominativa 
sondern :  ßaCvo)  —  ßi^ao/xai  —  eßrjv  gegenüber  arjjuaivoj  — ■  arj/navä>  — 

^  Daneben  tritt  -/ndCsiv  (  §  236),  später  -/nariCEiv  (§  257)  auf, 
s.  §  309. 


110  B.  Verbale  Ableitung.  [§§219.220 

Neutra  (§  17)  wie  vöcoq  vöarog  (der  ?z-Stamm  noch  im 
Eigennamen  'AXoo-vdvij),  ferner  jtuov  niaiveiv  (von  den 
Lyrikern  an) — nlaq^  nieiga  —  niaXsog,  xvddveiv  xvöaivEiv 

—  y.vÖQÖg  (varia  lectio  xvdvög)  —  xvdd^ufiog,  olddveiv 
(Hom.)  olöatveiv  (hellen.)  — •  oidaleog.  Deshalb  darf  man 
ein  -n-  im  Grundwort  voraussetzen  z.  B.  für  TcefiJgaivsLV 
'vollenden'  (Hom.)  von  tceIqoq  Tzeigarog  (so  Homer;  später 
jiEQag  7Z€Qarog)  'Ende',  /uiaiveiv  'besudeln'  (Hom.)  neben 
juiagög  'besudelt',  EQv&aiveiv  'röten'  (Hom.)  neben  EQV&qog 
'rot',  EidaivEod^at  'ähnlich  sein'  (Nikander)  neben  EiödXifxog 
'schön  von  Gestalt'. 

§  220.  Die  analogische  Ausbreitung  von  -aivEiv 
verläuft  in  zwei  Richtungen:  es  gibt  Faktitiva  (Kausativa) 
und  Intransitiva  (Zustandsverba).  Vorangegangen  in  der 
Übernahme  von  -aivEiv  sind  jeweilen  o-stämmige  Adjektiva; 
andere  Adjektiva  und  allerlei  Substantiva  folgten. 

Die  Faktitiva  umfassen  zwei  Gruppen.  Die  eine  geht 
aus  von  fiElaivEiv  (Hom.)  'schwarz  machen'  (von  j.iElav-)\ 
dieses  ruft  die  Gegensatzbildung  Ievküivelv  (Hom.)  'weiß 
machen'  (von  ?.£vx6g)  hervor;  daran  schließen  sich  weitere 
Verba  für  'weiß,  grau,  blaß  machen'  an:  äoyaivsiv  (Eur.), 
jtoXiaivEiv  (Aeschyl.),  'x^XcoQaivEiv  (Soph.),  ferner  äaßoXai- 
VEiv  (Glossen)  'mit  Ruß  {äoßolog  oder  äoßoh])  schwärzen'. 
Daneben  wird  das  alte  igv^aivEiv  (§219)  im  Anschluß  an 
EQV&Qog  zu  EQv&QaivEiv  (klass.),  und  danach  gesellt  sich  zu 
Ttvogög  'feuerrot'  ein  nvgoaivEiv  'feuerrot  machen'  (Eur.), 
zu  xdl^ri  'Purpurschnecke'  ein  xa).%aiVELv ' {^\xvT^\xYn)  färben' 
(Tragiker).  Die  andere  Linie  führt  von  ■&EgjuaivEiv  (Hom.) 
'wärmen'  (zu  ^sgjudg,  aber  wohl  von  einem  neutralen 
*&Eg/na),  avaivEiv  (Hom.)  'trocknen'  (zu  a'öog 'trocken',  vgl. 
avovd.  'Trockenheit')  und  ioxvaivEiv  (klass.),  das  aus  ia- 
XaivEiv  (§  219)  nach  ioxvog  umgestaltet  ist  (vgl.  loxa^sog  — 
io^valsog  §329),  zu  ipvxgatvEiv  (Hippokr.)  'abkühlen' 
(ipvxgdg),  älsaivEiv  (Hippokr.)  'erwärmen'  {ä/Ja  'Wärme'), 
^7]gaivEiv  (Hom.)  'trocknen'  {^tjgög),  vygalvEiv  (klass.)  'be- 
netzen' (vygög).    Die  enge  Verknüpfung  der  Begriffe  'warm 

—  kalt'  mit  'trocken  —  naß'  gehört  zu  den  Giundlaeen  der 


§§220—222]       Die  «o-Präsentia :  Verba  auf  -alveiv.  111 

alten  Medizin:  aus  der  unrichtigen  Mischung  dieser  Elemente 
entstehen  die  Krankheiten. 

§  221.  Die  Intransitiva  haben  ebenfalls  verschiedene 
Kanäle.  Der  eine  beginnt  bei  äcpqaiveiv  (Hom.)  'töricht  sein' 
{äcpQov-)  und  geht  über  ficogaiveiv  (klass.;  jucagög),  dfia- 
d'aiveiv  (Plato;  äjLia§7]g),  h]gaiveiv  (nachklass.;  2r]^o? 'Ge- 
schwätz'); dasselbe  mit  Steigerung  ist  'rasend  sein':  /j,aQ- 
yaiveiv  (Hom.;  fiaQyog  'rasend'),  Xvaoaiveiv  (Soph. ;  2.vooa 
'Wut').  Mit  diesem  Kanal  hat  sich  ein  anderer  vereinigt, 
der  von  oxvdjuaivEiv  (Hom.)  'zürnen'  (*OKvdiiia)  u.  a.  über 
XaXejtaivELv  (Hom.)  'böse  sein'  (^aXeTiög)  zu  dvo&vfxaivELV 
(Hom.  Hymn.),  äyQiaiveiv  (klass.),  övojiievaiveiv  (klass.; 
dvo/.iEV7j(;),  &v/u,aivEiv  (seit  dem  Scut.  Herc),  ogyaivEiv 
(Tragiker)  usw.  führt^.  Es  ergibt  sich  so  die  Vorstellung  'in 
erregter  Stimmung  sein'.  Das  hat  dann  übergegriffen  auf 
unsympathische  Charakterzüge  und  ebensolche  körperliche 
Zustände  (vgl.  auch  xM/LiaivEt7>  [Hippokr.]  'schlaf süchtig 
sein'  von  xcöfza,  (p^xy/uaivEiv  [klass.]  'entzündet  sein'  von 
(pMy/ua,  u.  dgl.):  iXXaivEiv  (Hippokr.)  'schielen'  (t'^Adg 'schie- 
lend'), i^laivEiv  (Plato,  Hippokr.)  'lahm  sein'  {xmXoq), 
hjuaivEiv  (Herodot)  'hungern'  {^.ijuog),  vdaiaivEiv  (Hippokr.) 
'wassersüchtig  sein'  {vdar-)-^  neben  all  dem  kann  der  Gegen- 
satz vyiaivEiv  (klass.)  'gesund  sein'  {vyiyjg)  nicht  befremden. 

§  222.  Die  Genera  verbi  bei  -aivEtv.  In  der  Ver- 
wendung der  Genera  verbi  herrscht  bei  -aivEiv  auf  den  ersten 
Blick  ein  großes  Durcheinander;  es  entwirrt  sich  aber,  wenn 
man  die  Entwicklung  der  Genera  verbi  von  -evelv  (§  215ff.) 
als  Parallele  heranzieht.  Nur  daß  die  dort  besprochene  Er- 
scheinung hier  bedeutend  größere  Dimensionen  annimmt: 
Zahlreich  sind  die  Verba  auf  -aivEiv,  bei  denen  alle  drei 
Stufen,  intransitives  Aktivum,  intransitives  Deponens  und 
faktitives  Aktivum,  belegt  sind:  z.  B.  /ucogaivEiv  'dumm 
sein'  —  fÄCogaivEod'ai  'dumm  sein'  —  jucogatvEiv  'dumm  ma- 

^  Hierher  auch  /^evealvsiv  'heftig  begehren;  zürnen'  (Hom.) 
von  juhog  i^evsog  'Drang,  Lebenskraft,  Zorn';  vgl.  §258  über 
xTegstCsiv. 


112  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  222—224 

clien',  entsprechend  'x^alenaiveiv,  dygiaiveiv,  vyiaiveiv  usw. 
Manchmal  ist  das  erste  Stadium  oder  auch  noch  das 
zweite  in  der  Überlieferung  verloren  gegangen;  so  ist 
jcixQaiveiv  nur  im  Deponens  und  im  Faktitivum  erhalten, 
muß  aber  trotzdem  zur  Gruppe  xalETtaiveiv  (§  221)  gerechnet 
werden;  oder:  xvl/.aiveiv  ist  nur  ein  einziges  Mal  über- 
liefert, und  zwar  im  Sinn  von  'krümmen',  gehört  aber  doch 
zu  y^vAaivEiv  usw.  (§  221).  Den  Grund,  warum  die  Um- 
gestaltung ins  Deponens  und  die  Rückbildung  von  Faktitiva 
bei  -aiveiv  besonders  weit  um  sich  gegriffen  hat,  braucht 
man  nicht  weit  zu  suchen:  Vorgänge  am  menschlichen  Körper 
und  Vorgänge  im  Gemüt  sind  eine  beliebte  Domäne  des 
Mediums. 

b)  Die  Verba  auf  -vveir. 

§  223.  Neben  -aiveiv  macht  -vveiv  einen  bescheidenen 
Eindruck,  weil  seine  Ausbreitung  sich  in  engen  Grenzen  ge- 
halten hat.  Auch  liegen  die  Anfänge  der  Wucherung  in 
vorhistorischer  Zeit  und  sind  deswegen  nicht  recht  durch- 
sichtig, wie  denn  überhaupt  die  Zahl  der  mangelhaft  erklär- 
baren Ableitungen  auf  -vvsiv  verhältnismäßig  groß  ist. 

§  224.  Die  etymologischen  Grundlagen  von 
-vveiv.  Vom  Anfang  der  Überlieferung  an  steht  -vveiv  in 
enger  Beziehung  zu  i»- Stämmen,  und  zwar  sowohl  zu  r-Ad- 
jektiva:  jÖa^vrerv 'beschweren'  zu  /^aovg 'schwer'  und  manche 
andere,  als  auch  zu  -ü-Substantiva:  äQTvvEiv  'zurüsten'  zu 
aqrvQ  'Ordnung,  Freundschaft'.  Woher  diese  Beziehung 
stammt,  ist  nicht  ganz  klar.  Nur  soviel  läßt  sich  sagen,  daß 
«-Suffixe  hinter  w-Stämmen  seit  alters  vorkamen  und  daß 
in  einigen  Fällen  -vvelv  ein  Nomen  mit  «-Suffix  neben  sich 
hat:  -daQOvvEiv  'ermutigen'  von  ■daQOvvo^  'mutig'  (später 
'&QaGvvEiv  im  Anschluß  an  '&Qaovg),  rogvvsiv  'quirlen' 
(Aristoph.)  von  xoqvvti  {v  und  v)  'Rührkelle',  u.  ä.;  freilich 
ist  gewöhnlich  das  Nomen  der  Rückbildung  aus  dem  Verbum 
verdächtig  oder  überwiesen,  so  z.  B.  Ev&vva  'Rechenschaft', 
Ev&vvoQ  {v  oder  i"?)  'Richter,  Untersucher'  neben  ev§vveiv 


§§  224—226]       Die  lo-Präsentia:  Verba  auf  -vveiv.  113 

'gerade  machen,  richten',  aiaxvvrj  'Schande'  (klass.;  älter 
aloxog)   aus   aloxvvsiv  (Hom.)  'beschämen,  beschimpfen'. 

§225.  Die  weitere  Ausbreitung  von  -vven'.  Da 
fast  alle  Adjektiva  auf  -vg  mit  einem  Neutrum  auf  -og  as- 
soziiert waren  (jöa^^vg  —  ßd^og,  älter  ßev&og),  so  konnte 
-vveiv  auch  mit  diesen  Neutra  verbunden  werden  {ßa'&vveiv 
zu  ßd&og  statt  zu  /5a?? v?)  und  dann  an  solche  Neutra  auf 
-og  antreten,  die  kein  Adjektiv  auf  -vg  hatten.  So  entstand 
zu  /Lifjxog  'Länge'  ein  ixtjkvvelv  'ausdehnen,  verweilen',  zu 
xdlXog  'Schönheit'  ein  xallvveiv  'schön  machen',  usw. 

§  226.  Größere  Bedeutung  (namentlich  in  der  klassi- 
schen Zeit)  hat  die  Zusammenstellung  von  -vvelv  mit 
o-stämmigen  Adjektiven  gewonnen.  Der  Sinn  der  Ablei- 
tung ist  dabei  der  faktitive,  der  in  der  Gruppe  ^a^vg  — 
ßaqvveiv  üblich  ist  und  in  ihr  die  dort  lautlich  unbequeme 
Bildung  mit  -ovv  ersetzt.  Schon  diese  Sinnesgleichheit  mit 
dem  sehr  abgeschliffenen  -ovv  läßt  vermuten,  daß  die  Über- 
griffe von  -vveiv  ihre  Rechtfertigung  in  engern  Analogie- 
anschlüssen finden  müssen  als  bei  -ovv.  In  der  Tat  verläuft 
derWucherungsprozeß  abgesehen  von  einigen  Einzelanalogien 
wie  elacpQvvEiv  {ovvetz-  Herodot)  'leicht  machen'  {ikaq)QÖg) 
nach  ßagvvEiv  (Hom.)  (ßagvg),  Ietzxvveiv  (klass.)  'dünn 
machen'  [lETiTog)  nach  na^vvEiv  (klass.)  'dick  machen' 
{naxvg)  fast  ausschließlich  innerhalb  der  drei  Gruppen 
'schön,  glänzend  machen'  (Dep.  'sich  putzen,  sich 
brüsten'):  djö^'u^^efv  (klass.;  d^^og'zart,  schön'),  oe/j^vvveiv 
(klass.;  OEfjivog  'ehrwürdig,  stolz'),  dfxoQcpvvEiv  (Antimachus; 
a/xo^99og 'häßlich')  nach  demMuster  von  cpaiÖQVVEiv  {\{e?,\odi) 
'glänzend,  heiter  machen'  (umgestaltet  aus  *(paidvv£iv  zu 
(paider  ot/;etHesych  durch  denEinfluß  von  q)aidQ6g),  '&y]XvvEiv 
(klass.;  zu  d^fjkvg),  xallvvEcv  (§  225),  '&gaovvEiv  (§  224), 
aloxvvEiv  (§224); 'groß,  lang  usw.  machen':  fiEyalvvEiv 
(klass. ;  fiEyalo-),  G[XL>iQvveiv{\iQ\\Qn. ;  Ojuixgög)  nach  ßa'&vveiv 
(Hom.),  ßgaxvvEiv  (Hippokr.),  evgvveiv  (Hom.),  n?.arvveiv 
(klass.)iusw.;' weich,  hart  machen':  ä7ia?.vveiv(l{i'p^okr., 

1  S.  §  15  Fußnote. 
D  ebrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  8 


114  B.  Verbale  Ableitung.  [§§226—228 

Xen. ;  ä7ia?.6g  'zart'),  o>cb]Qvvsiv  (Hippokr.,  Aristot.  usw.; 
oyJ.7]Q6g  'hdiTt')  ndich.d')]?,vveiv,  fuolvve iv  {Soph.,  Hippokr.; 
/j,öj/.vg  'kraftlos'),  rgaxvveiv  (klass.;  rgay^vg). 

§  227.  Sehr  selten  ist  die  Anfügung  von  -vveir  an  Sub- 
stantiva  der  1.  und  2.  Deklination.  Dabei  handelt  es  sich 
immer  um  ganz  spezielle  Analogien:  ä/xa&vveiv  (Hom.)  'zu 
Sand  machen,  zerstören'  (ä/bia'&og  'Sand')  nach  äjua/.övvsiv 
(Hom.)  'schwächen,  zerstören'  [ßladvg  'weich,  schwach'), 
juooxvveiv  (Etym.  Magn.)  'mästen'  (/uöoxog  'Kalb')  nach 
naxvvEiv  (klass.)  'mästen'  {jiaxvg).  Dafür  sind  gelegentlich 
auch  verbale  Grundwörter  von  -vven'  erfaßt  worden;  so 
erklärt  sich  ä/.eyvveiv  (Hom.)  'zurüsten,  zubereiten'  (dAe- 
yeiv  [Hom.]  'besorgt  sein')  nach  Errvreii>  (Hom.)  'zurüsten' 
(auch  evTveiv;  von  *£frDg)^,  oTieoy^vveiv  (Hesycli;  =  öjisq- 
Xetv  [Hom.]  'drängen')  nach  Tay^vveiv  (klass.)  'beschleuni- 
gen' zu  raxvQ  (vgl.  auch  oTqvveiv  [Hom.]  'antreiben,  be- 
schleunigen'). 

2.  Die  Verba  auf  -r-io-   und  -l-io-. 

§  228.  Sie  bieten  entwicklungsgesehichthch  kein  be- 
sonderes Interesse;  einige  Beispiele  für  Denominativa  mögen 
daher  genügen.  Es  sind  durchweg  Ableitungen  von  -ro-  und 
-Zo- Stämmen. 

eyßaiQeiv-  'hassen'  (Hom.)  von  sx'&Qoc,  'feindlich'. 
i/neigeiv  'sich  sehnen'  (Hom.)  von  t^eoo^ 'Sehnsucht'. 
[^iivvQEodai  'winseln'  (klass.)  von  /uivvgog  'winselnd'. 
daidd?2Eiv  'kunstvoll  arbeiten,  schmücken'  (Hom.)  von 

daida?.0Q  'kunstreich'. 
äyysV.Eiv  'melden'  (Hom.)  von  äyy£?.og  'Bote'. 
vavrüJiEO'&ai  'zu  Schiff  fahren'  (Hom.)  von  vavrikog 

'Schiffer'. 


^  Bei    Hom.   öalTa(g)    äXeyvvEiv   wie   öaha,    uqiotov   usw, 
evxvvsiv. 

^  -aiQ-  aus  *-r-i-  >  *-aQ-i;  vgl.  laxaiveiv:  iaxvög  §219. 


§§228—230]         Die  io-Pväseniiai:  -r-io-,  -l-io-, -aoEiv.  115 

aiolXeiv  'schnell  bewegen,  färben'  (Hom.)  von  alolog 
'schnell,  bunt'. 

OTOJfjbvXXeiv  'plaudern'  (Aristoph.)  von  oxco^vlo!;  'ge- 
schwätzig'. 

§  229.  Als  Kuriosum  sei  hier  die  Analogiebildung 
e^ajtaxvlleLv  erwähnt,  die  sich  Aristophanes  in  scherzliafter 
Umgestaltung  von  e^anaxäv  gestattet.  Man  darf  zwar  an 
solche  Schöpfungen  einer  witzigen  Laune  keinen  allzu  stren- 
gen Maßstab  anlegen;  aber  eine  Grundlage  muß  doch  vor- 
handen gewesen  sein.  Bei  s^aTcarv/deiv  haben  wohl  mehrere 
Momente  zusammengewirkt;  Aristophanes  kennt  einige 
Verba  auf  -v^dsiv,  die  einen  komischen  Klang  haben  und 
von  -vXoQ  (§326)  abgeleitet  sind:  xoiKvlXeiv  'trag  umher- 
gaffen', öyKvXXeö§ai' %\c\\  aufblähen',  arco/^'u/Aetv 'plaudern', 
dazu  kommt  in  andrer  Literatur  das  begrifflich  nächst- 
verwandte af^'üAAetv 'schmeicheln'  von  ««'//-uAf^^og 'schmei- 
chelnd'. Danach  hat  er  e^anaxvXXeLV  gewagt.  Nebenbei 
schwebten  ihm  wohl  auch  die  Deminutiva  auf  -vllog, 
-vlXiov  usw.  (§327)  vor^. 

3.  Die  Verba  auf  -aoeiv  (att.-böot.  -xxelv). 

§  230.  Die  Unterscheidung  von  gutturalen  und  denta- 
len Verben  auf  -ooeiv  {q)vldooEiv  von  q)v?MX-,  aber  koqvgoeiv 
von  XOQV&-)  ist  für  unsere  Zwecke  bedeutungslos,  da  bei 
den  dentalen  eine  analogische  Weiterwucherung  gar  nicht 
nachgewiesen  ist.  Die  gutturalen  haben  sich  im  Ganzen 
ebenfalls  mit  ihrer  ererbten  Domäne  begnügt;  abgesehen 
von  vereinzelten  Beispielen  wie  evxvXiooeiv  (klass.)  'ein- 
wickeln', das  eine  Hypostase  (§  149)  von  ev  xvIm  {xvXoq 
'Wulst')  mit  Hilfe  des  Ausgangs  von  iXioosiv  'wirbeln, 
wickeln'  (Hom.)  ist,  ferner  alfxdooEiv  (Pindar  usw.)  'blutig 
machen',   das  wohl  eine  Art  Abkürzung  des  homerischen 


^  Übertragung  nominaler  Deminutivsuffixe  auf  Verba  ist 
z.B.  in  der  Basler  Kinderstubensprache  ganz  gewöhnlich;  so 
heißt  es  zu  laufen:  laifele"  =   *läujeln. 


116  B.  Verbale  Ableitung.  [§§230—232 

aijuari  TialdaGsiv  'mit  Blut  besudeln'  darstellt,  ist  nur 
-dioosiv  in  klassischer  Zeit  zu  einer  beachtenswerten 
Sonderexistenz  gelangt  im  Sinn  von  'mit  einer  Krankheit 
behaftet  sein'. 

§  231.  Der  Ausgangspunkt  liegt  wahrscheinlich  in  äfjL- 
ßXvdiaoeiv  'blödsichtig  sein'  (klass.),  das  zu  äjuß/.vcoTi-elv, 
-la,  -ijg  gehört  (Stamm  *oq^  -  'Auge',  vgl.  rd>  öooe,  ociiliisy. 
Da  nun  aber  das  Wort  für  'Auge'  in  -oiooeiv  durch  die  Laut- 
form stark  verdunkelt  war,  konnte  auch  -coooeiv  diesen 
Begriff  aufgeben  und  allgemein  zur  Bezeichnung  eines 
Krankseins  oder  eines  ungesunden  körperlichen  Zustandes 
weiter  verwendet  werden;  so  entstand  z.  B.  xagdtojaosiv 
'Magenschmerzen  haben'  (klass.)  zu  xagöia  'Herz',  vji- 
voiOGEiv  'schläfrig  sein'  (klass.)  zu  VTtvoc,  'Schlaf,  idgcüxreiv 
'schwitzen'  (Galen)  zu  idocox-  'Schweiß'.  Einer  weitern  Ver- 
breitung stand  die  Konkurrenz  von  -(i)äv  (§  183 f.)  und 
-aivEiv  (§  221)  hindernd  im  Weg. 


4.  Die  Verba   auf  -^elv. 

Allgemeines. 

§  232.  Außer  -äv,  -eJv,  -ovv,  -evelv  bestimmt  kein 
Verbaltypus  den  Verbalschatz  des  Griechischen  so  sehr  wie 
das  denominative  -li^Eiv'^  und  -d^Eiv.  Auch  wenn  man  den 
Überfluß  aller  überlieferten  griechischen  Wörter  gebührend 
in  Rechnung  stellt,  bilden  die  rund  2000  Verba  auf  -{Ceiv 
und  rund  1000  auf  -olCeiv  einen  imponierenden  Bruchteil. 


^  Demnach  ist  eine  Konjugation  -cüaaeiv:  -wxpai  vorauszu- 
setzen wie  jteaoeiv :  Tzeipai  'kochen'.  Der  Gutturalstamm  dringt 
zuerst  in  den  Ableitungen  äfiß/.vcoy/iöi;  usw.  durch;  außerpräsen- 
tische  Tempora  werden  überhaupt  erst  später  gebraucht  und 
dann  natürlich  mit  gutturalem  Charakter. 

2  Daraus  durch  Entlehnung  lateinisch  -issäre  {atticissare} 
oder  -izäre  [bapüzare  und  mit  lateinischem  Grundwort  z.  B. 
praeconizare]   und  daraus  wieder  unser  beliebtes  -isieren. 


§§232—234]     Die  lo-Präsentia:  Verba  auf -uC«»'.  117 

Andre  Kategorien  auf  -Ceiv  verschwinden  daneben.     Nur 
-vL,eLV  hebt  sich  einigermaßen  heraus  (§234). 

§  233.  Nach  der  Entstehung  des  -t,-  aus  *-di-  oder  *-gi- 
zerfallen  die  Verba  auf  -l,eiv  in  dentale  und  gutturale: 
a(pdC£iv  (später  ocparxeiv  wegen  eocpa^a  nach  (pvlArxeiv  — 
Effvla^a)  —  ocpdico  —  eocpa'^a  usw.  zu  oq^ay-/]  Ofpdy-iov 
usw.,  aber  qjgd^eiv  —  ecpqaoa  usw.  zu  dgi-cpQad-TJg  u.  dgl. 
Die  beiden  Gruppen  haben  sich  naturgemäß  vielfach  be- 
einflußt, und  die  Grenzen  zwischen  ihnen  sind  nach  Dia- 
lekten, Literaturgattungen  und  Zeiten  stark  verschieden. 
Das  Nähere  hierüber  gehört  in  die  Lehre  von  den  Konju- 
gationsformen; für  die  Geschichte  des  Suffixes  im  Grie- 
chischen ist  der  Unterschied  nahezu  bedeutungslos.  Bei 
-dCeiv  und  -i^eiv  herrscht  in  der  ion.-att. -hellen.  Sprache  der 
Dentalcharakter  fast  völlig. 

a)  Die  Verba  auf  -vC^tv. 

§  234.  Über  die  ursprünglichen  Grenzen  hinaus  hat  sich 
-vCeiv  (meist  mit  gutturalem  Stammcharakter)  in  onomato- 
poetischen Bildungen  verbreitet.  Zugrunde  liegen  jedenfalls 
Ableitungen  von  nominalen  Gutturalstämmen  wie  etwa  >co>c- 
xvCeiv  'wie  der  Kuckuck  schreien'  (Hesiod)  von  xoxxv^, 
-vyog,  oder  6^o?ivCeiv  'laut  schreien'  (Hom.)  von  ö/.oXvyij 
'Geschrei'.  In  solchen  Fällen  verknüpfte  sich  mit  -vCsiv  die 
Vorstellung  eines  Lärmes  und  mit  diesem  Begriff  machte 
dann  -v^eiv  Eroberungen:  etwa  nach  xdxxv  (Ruf  des  Kuk- 
kucks)  —  xöxxv^  —  Koxxvt,eiv  schuf  man  z.  B.  zu  ßav 
'wauwau'  ein  ßavL,eiv  'bellen'  (seit  Heraklit),  zu  yov  ein 
yQVL,eiv  'mucksen'  (klass.),  zu  ßdfxßaXa  {'xei^EQivä  l/udria) 
ßafjißdXXELv  {'XQEfAEiv^  xpocpElv  xoIq  xeiXeolv)  ein  ßa/ußa/.vCstv 
'mit  den  Zähnen  klappern'  (Lexikographen;  Hipponax?). 
Auch  andere  Interjektionen  erhalten  bisweilen  ein  solches 
-Ceiv;  z.  B.  oj'QEiv  (Aeschyl.,  Aristoph.)  'm  rufen'  (vgl.  oljioL 
—  oi/bicoCsiv  (Hom.)  —  oi/xcayt]),  cpEvll,Eiv  (Aeschyl.)  'wehe 
{(pEv)  rufen',  oXI,elv  {ovo-  Tragiker)  'ot  rufen',  yjirzdCsiv 
(Hesych)  'das  Vieh  mit  dem  Ruf  yjara  antreiben'. 


118  B.  Verbale  Ableitung.  [§§235—237 

b)  Die  Verba  auf  -dCsiv 

(mit  Ausnahme  der  meisten  auf  -idCeiv,  die  zusammen  mit 
-iCsiv  behandelt  werden;  s.  §  252). 

§  235.  Die  Frage  nach  der  etymologischen  Her- 
kunft der  Denominativa  auf  -dCsiv  darf  in  den  Grundzügen 
als  einigermaßen  gelöst  betrachtet  werden:  -dCsiv  ist  auf 
*-ad-L-  zurückzuführen  und  ist  von  Nomina  auf  -dg,  -dö- 
OQ  (§  379)  abgeleitet.  Weil  jedoch  beim  Beginn  der  grie- 
chischen Sprachüberlieferung  mindestens  der  erste  große 
Schritt  zur  Weiterwucherung  des  Suffixes  schon  getan  ist 
und  das  der  Ableitung  zugrunde  liegende  Suffix  seinerseits 
produktiv  ist,  hält  es  schwer,  die  Einzelurbilder  und  die 
einzelnen  Kanäle  der  Ausbreitung  festzustellen.  Wenn  man 
also  eine  größere  Anzahl  von  Wortpaaren  auf  -ag,  -ddo:;  und 
-dt,eLv,  wie  ?u§dg  —  }.L{^dCsiv,  /iiiydg  —  niyd^EO&ai,  orißdg  — 
öTißdCeiv  u.  dgl.  nachweist,  so  ist  das  zunächst  nur  als  Ty- 
pus zu  werten,  und  es  laufen  dabei  sicher  viele  Beispiele  mit 
unter,  in  denen  -dCsiv  ohne  Mitwirkung  des  zugehörigen 
-dg  angetreten  ist. 

§  236.  Mehr  untergeordneter  Art  scheinen  die  Bezie- 
hungen zwischen  -dCeiv  und  den  Neutra  auf  -ar-  zu  sein: 
övofjidueiv —  ovojL(a,  yovvdCso&ai —  yovvar-,  ösXedCeiv  — 
öelear-.  Vermutlich  ist  bald  nach  der  Erweiterung  der  neu- 
tralen ?i-Stämme  durch  -t-  {ovo/uar-  gegenüber  lat.  nomin-is 
und  övo/uaiv£iv  [§  219])  die  Ableitung  *-ar-i-  in  die  weit 
größere  Gruppe  derer  auf  *-ad-i.->  -aC-  übergegangen^. 
Einige  sonst  sehr  seltsame  Bildungen  auf  -dt^eiv  finden 
wenigstens  für  das  -a-  eine  Anknüpfung  infolge  der  Ver- 
wandtschaft mit  nominalen  /i-Suffixen  (vgl.  zu  -aXeog  §  329) : 
so  elxdCeiv  'vergleichen'  zu  elxcov,  dexaLdjusvog  (Hom.)  = 
dexiov,  JtsQxdCsiv  (§  244)  zu  TieQXVög,  TivxdCeiv  „fest  ver- 
schließen" (Hom.)  zu  TTvxvog. 

§  237.  Die  erste  Stufe  der  analogischen  Ausbrei- 
tung  von  -dCeiv  ist  damit  erreicht,  daß   substantivische 


^  Aus  *-aT-i-  wurde  lautgesetzlich  nicht  -a^- 


§§237—239]       Die  io-Präsentia:  Verba  auf -dCetv.  119 

ä-Stämme  und  auch  etwa  andere  Stämme  oder  Wörter  mit 
einem  a  in  der  Schlußsilbe  leicht  Denominativa  auf  -dCeiv 
bilden:  nlx/udCeii'  (Hom.)  'die  Lanze  {aixfxrj)  werfen', 
eUaTTivdCsiv  (Hom.)  "einen  Schmaus  (eü.anivrj)  abhalten', 
äyoga^eiv  (klass.)  'auf  dem  Markt  (äyoga)  sein,  kaufen', 
Kvecpdt,eLV  (Aeschyl.)  'verdunkeln'  {xvecpag  n.  'Dunkel'). 
Zweifellos  ist  die  Brücke  zwischen  dieser  Gruppe  und  dem 
lautgesetzlichen  -d^siv  in  den  nahen  Beziehungen  zu  finden, 
die  auch  -dg  -ddog  zu  ä-Stämmen  u.  dgl.  hat  (§379);  be- 
sonders fördernd  wirkten  daher  Muster  wie  öXxrj  —  6},xdg 
—  6?,xdCeiv,  vojLU]  —  rojudg  —  vojudCsiv,  /niya  —  juiydg  — 
juiydCso'&ai. 

Die  Mitwirkung  von  Bedeutungsanalogien  ist  grund- 
sätzlich anzunehmen,  wenn  auch  Einzelnachweise  schwer 
sind  und  die  Mannigfaltigkeit  der  semantischen  Beziehung 
zwischen  den  Grundwörtern  und  diesen  Denominativen  für 
mehr  äußerliche  Analogievorgänge  spricht. 

§  238.  Das  Verhältnis  dieser  Gruppe  der  Verba  auf 
-d'Qeiv  zu  der  Ableitung  von  -äv  aus  ä- Stämmen  (§  180)  sollte 
genauer  untersucht  werden.  Wahrscheinlich  hat  im  all- 
gemeinen in  nachhomerischer  Zeit  -dCsiv  als  das  klanglich 
stärker  charakterisierte  und  bequemer  flektierbare  Suffix 
allmähhch  den  Konkurrenten  -äv  zurückgedrängt;  -läv  ent- 
ging diesem  Schicksal  nur,  weil  es  eigene  Wege  einschlug 
(§  184). 

§  239.  Von  andern  Stämmen  werden  sonst  De- 
nominativa am  liebsten  mit  -iCsiv  abgeleitet  (§  255),  also 
namentlich  von  o-Stämmen,  dann  auch  von  s-Stämmen 
und  andern  konsonantischen  Stämmen.  Wenn  also  von 
einem  solchen  Stamm  ein  Verbum  auf  -dCeiv  gebildet  wird, 
so  hat  man  grundsätzlich  immer  nach  einem  besonderen 
Analogievorgang  zu  forschen^.  Dazu  stimmt,  daß  -d^eiv  von 
o-Stämmen  gegenüber  den  Ableitungen  aus  ä-Stämmen  weit 


^  Abgesehen  von  -idCsiv,  das  eine  besondere  Stellung  ein- 
nimmt; s.  §252. 


120  .  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  239—241 

zurückbleibt  und  die  t-  und  v-  und  die  konsonantischen 
Stämme  überhaupt  selten  -dCsiv  annehmen.  In  manchen 
Fällen  können  die  vorauszusetzenden  Bedeutungsanalogien 
noch  aufgezeigt  oder  es  können  wenigstens  Gruppen  gebildet 
werden,  die  näher  zusammengehören  und  einzelne  Kanäle 
und  Kanälchen  der  analogischen  Ausbreitung  erkennen 
lassen,  wenn  auch  die  Ausgangspunkte  nicht  so  deutlich  sind. 
Freilich  muß  auch  anerkannt  werden,  daß  noch  manches 
Rätsel  ungelöst  bleibt. 

§  240.  Beispiele  für  -d^eiv  von  Stämmen  auf  /,  v  und 
Konsonanten: 

iyßvdCeiv  'fischen'  (Anthol.)  von  Ix&vg  an  Stelle  des  honi. 
ix&v-äv.  Es  gehört  zusammen  mit  ^vwaCeiv  'den  Thunfisch 
{&vvvog]  stechen'  (Aristoph.)  und  zu  einer  Gruppe,  deren  Urbild 
öeXedi^eiv  'anködern,  fangen'  (klass.)  von  ösXeao,  -arog  'Köder' 
(nach    §236,  vgl.  §17)  sein  mag. 

azaaid'Ceiv  'im  Aufruhr  (ordaig)  sein'  (klass.). 

yXvxd^eiv  'süß  {yXvxvg)  sein'  (nachklass.)  steht  in  näherer 
Beziehung  zu  yXvxaiveiv  'süß  machen'  (Xen.  u.  sp.),  s.u.  §244. 

av-axoxdL,eiv  'finster  werden'  von  rö  axöroc,  s.  u.  244. 

xvöd^eiv  von  xvöog  s.  u.  §  242. 

äxQißd^eiv  'genau  {äxQiß/];)  machen,  genau  untersuchen' 
(LXX)  ist  Synonym  zu  öaxifidCeiv  (§  247)  'prüfen'  {öäxi/noi; 
'echt');  vgl.  äxQißaaTi^i;  =  öoxifiaoTijg. 

vyidCeiv  von   vyirjg  s.  u.  §  245. 

7t?xovdCEiv  'mehr  (jiMov),  überflüssig,  übermäßig  sein' 
(klass.);  nach  äxjbid!^eiv  'reif ,  stark  genug  sein  (klass.;  von  dxfMij 
'Reife'  nach  §248)  oder  eher  nach  den  Ableitungen  von  Zahl- 
wörtern (§  249). 


Einzelne  Bedeutungsgruppen. 

§241.  Scha  11  Wort  er  auf -dCe«'^  sind  sehr  häufig.  Der 
Grundstock  enthält ,, primäre"  und  denominative  Bildungen; 
zu  ersterer  Art  gehören  z.  B.  xQdL,eiv  'schreien'  (Hom.), 
ßd^eiv  'schwatzen'  (klass.),  gdCeiv  'knurren,  widersprechen' 
(Kratinus),  zur  zweiten  Art  z.  B.  xrjxdCsiv  'schelten,  schmä- 
hen' (Lykophron)  von  xrjxdg  'scheltend,  schmähend'  (Ni- 


§§241.  242]       Die  io-Präsentia:  Verba  auf  -dCeiv.  121 

kander,  Kallimachos,  vgl.  xrjxaöeiv  =  loidoqelv  yjxvd^eiv 
Hesych),  ferner  lald^eiv  'plaudern,  plätschern'  (Anakreon, 
Hesych)  zu  Mla^  'Schwätzer'  (Hesych)  und  /.alayslv  'plau- 
dern' (seit  Pindar). 

Von  solchen  Beispielen  her  verknüpfte  sich  mit  -a.il,Eiv 
wie  mit  -v^elv  und  sonstigem  -^eiv  (§  234)  die  Vorstellung 
des  Geräuschmachens,  und  es  trat  an  Interjektionen  und 
ähnliche  Gebilde  an: 

evdCetv  'e'öa  rufen,  bacchisch  jauchzen'  (klass.); 

ä/.aÄaCeiv  'das  Kriegsgeschrei  ä/.a?.d  {dlalat)  erheben' 
(klass.) ; 

TzanndCsiv  'TidnTta  sagen'  (Hom.). 

§  242.  Die  weitere  Ausbreitung  hält  sich  an  engere 
Sinnesgruppen,  besonders  an  'schimpfen,  spotten'  und  'prah- 
len'. Dabei  scheinen  die  o-Stämme  der  Neuerung  ebenso 
zugänglich  zu  sein  wie  die  ä- Stämme,  die  doch  lautlich 
näher  lagen. 


'Schimpfen,   spotten,   tadeln': 

ÖEvvdCeiv  (Theognis,  Sopli.)  zu  öewog  'Beschimpfung, 

Schande', 
yJ.EvdCstv  (klass.)  zu  xIevyi  'Spott'; 
y.vddL,Eiv  'beschimpfen'  (Epicharm  und  Tragiker)  zu 

y.vdoq  'Beschimpfung'    (nach    Grammatikern   sizi- 

lisch). 
oroßdCEiv  (•  xaxokoyEiv  Hesych)  zu  oxößog  'Schelten, 

Prahlerei' ; 
rvvr ?.dCEiv  'mit  Kot  (TvvT?.og)  bewerfen,  verhöhnen' 

(Sosipater  bei  Athenäus),  auch  wohl 
ärifidCEiv  'verächtlich  behandeln'  (Hom.)  zu  ari[X0Q 

'ehrlos,  verachtet'. 

Ein  Vertreter  dieser  Gruppe  gehört  zu  den  Iterativa- 
Intensiva  (§  250): 

dj'OTctCs^J^ 'tadeln'  (nachhomerisch)  zu  övoo&ai  (Hom.). 


122  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  243.  244 

§243.  Trahlen: 

KOjUTidCsiv  (klass.)  zu  xöfA,nog  'Lärm,  Prahlerei'; 
örojUfpdCeiv  (Aristoph.)  zu  or6iuq)og  ""Schwulst;  Schel- 
ten'. 

Andere  Schalläußerungen: 

XQavydCeiv  'schreien'    (klass.)    zu   xqavyy]  'Geschrei' 

nach  kquCeiv; 
(p§oyydCeo'&ai    (Ion,    Anthol.)    =    (p'&eyyeo'&ai    (vgl. 

§251)  zu  cp^oyyr]  'Stimme'; 
juo/.TtdCsiv  'besingen'  (Komiker)  =  jjleItieiv  (vgl.  §  251) 

zu   ixolnr\  'Gesang  und  Tanz'. 

Dazu  GXEvd'Qeiv 'stöhnen'  (Tragiker)  als  Erweiterung  von 
oreveiv  oder  Umgestaltung  von  orevdxeiv;  vgl.  §  251. 

§  244.  Wenig  abgeklärt  sind  die  Beziehungen  von 
-dCstv  zu  andern  Suffixen  (vgl.  §  16)^:  Offenbar  steht 
-dCeiv  als  intransitive  Ableitung  von  bestimmten  Adjektiv- 
gruppen mit  faktitivem  -ovv  oder  -atVfitv  in  Wech- 
selbeziehung, und  vermutlich  verdanken  einige  dieser  De- 
nominativa  auf  -d^eiv  ihr  Dasein  dieser  einmal  bewußt 
gewordenen  Gegenüberstellung.  Die  Grundwörter  sind  zum 
großen  Teil  Adjektiva  für  Farben  und  für  'feucht'  und  Ver- 
wandtes (s.  §220): 

TcehoQ  'schwarzblau'  —  fakt.  nehaiveiv  und  tieIiovv 

—  intr.  {vno-)nEhdL,Eiv  (alles  bei  Hippokr.); 
vyQÖQ  'feucht'  —  vyQaivEtv  ■ —  vygdCsiv  (alles  klass.). 

Anhaltspunkte  für  die  Entstehung  dieser  Gruppie- 
rungen lassen  sich  vermuten  in  Reihen  wie 

TZEQKVOQ  'dunkelfarbig'  —  nEQKaivEiv  (Hesycli,   vgl. 
lo^vög  —  ioyiaivEiv  §  219)  —  JZEgxdCEiv  {vjio-  Hom. ; 


^  Bisweilen  ersetzt  -dCeiv  durch  formale  Analogie  eine 
ältere  Präsensbildung  :  öufid^eiv  (Hesiod)  für  da/nvdvai  'be- 
zwingen' (Hom.)  zu  öaßdaai  nach  sonstigem  -dCeiv  :  -daai.  Vgl. 
nüivdvai  —  7ie).dCeiv  §  1 70. 


§§244—246]        Die  to-Präsentia:  Verba  auf  -d^eiv.  123 

über  das  Verhältnis  von  -d'Qeiv  zu  n-haltigen  Stäm- 
men s.  §  236). 
Es  ist  auch  an  avyri  'Glanz'  —  avydCstv  (-Csa'&ai)  'er- 
hellen,   sehen'    (Hom.)    und    oxid  'Schatten'  —  oxiddeiov 
' Schattendach'  —  oxidCsw  'beschatten'  (Hom.)  zu  erinnern; 
nach  oxidCsiv  ist  wohl  auch  oxordC^tv  {ov-  klass.;  intr.  als 
Gegensatz  zum  faktitiven  oxorovv)  zu  oxörog  (alt  o,  erst 
klass.  auch  rö  nach  ro  (pcog)  'Finsternis'  gebildet  worden. 
Von  auffälligen  Gegensatzpaaren,  die  sich  nicht  in  die 
genannten  Bedeutungsgruppen  einreihen  lassen,  seien  noch 
erwähnt : 

y}.vxvg   'süß'    —    yXvxaiveiv    (klass.)    • — •    ylvxdi^eiv 

(nachklass.); 
taoQ  'gleich'  —  ioovv  (Hom.)  —  lod'QEiv  'gleich  sein' 
(Plato    und    hellenistisch,    aber    'gleich    machen' 
Hom. !). 

§  245.    Ein  Beweis  für  die  gegebene  Auffassung  der 

Reihe  -aiveiv dCsiv  mag  es  sein,  daß  dieselbe  Doppel- 

lieit  auch  mit  vertauschten  Bedeutungen  vorkommt:  einige 
der  intransitiven  Verba  auf  -aiveiv  (§  221)  haben  nämlich 
ein   faktitives   -dCetv  neben  sich: 

vyujg  'gesund'   —  intr.  vyialveiv  - —   fakt.    vyidCsiv 

(Timon  Locr.,  Aristot.); 
fo(Tog' Krankheit'  — intr.  *vooaiveiv  (nur  vöoavoig'dsiS 

Krankwerden'    Aristot.)  —  fakt.  voodL.eiv    (Galen, 

Aristot.). 

Da  nun  vyiaiveiv  —  voaaivEiv  in  einen  größern  be- 
deutungsgeschichtlichen Zusammenhang  gehören  (§221), 
vyidCeiv  —  voodCsiv  dagegen  wohl  nicht,  so  muß  man  hier 
-dCeiv  als  Gegensatzbildung  zu  -aiveiv  betrachten. 

§246.    Kleinere  Sinngruppen  sind: 

'ein    Fest    feiern'  (vgl.  -ICeiv  ^269). 
Die  ältere  Schicht  wird  dargestellt  durch 

elXaüxivdl^eiv  'schmausen'   (Hom.)   von  slÄa-tCvr]  'Sclamaus', 
iooTa^siv  'ein  Fest  {iogrij)  feiern'  (klass.), 


124  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  246—248 

'ßoivä^eiv  'einen  Schmaus  {d-oivrj)  geben'  (Xen.  u.  sp.;  älter 

&oiväv).    Vgl.  auch  eßöo/xdl^eiv  §  249. 
Danach  sind  auch  zu  o-Stämmen  solche  Verba  gebildet 
worden: 

&vQadCEiv  'das  Bacchusfest  mit  dem  &vQaoi;  feiern'  ( Aristoph.) 
xoifidCsiv  'einen  xäjfiog  (Festschmaus  und  Aufzug)  feiern' 

(seit  Theognis  und  Pindar). 

§247.  'zielen,   werfen   nach*. 

Die  ältesten  Vertreter  sind: 

äßgordCeiv  'verfehlen'  (Hom.)  von  einem  äolischen  *dßQo- 

rdg,  das  dem  ion.  dixaqrdc:,  -ddog  'Vergehen'    (Herodot 

und  Hippokr.)  entsprechen  würde  (oder  eine  Art  Inten- 

sivum  nach  §250f. ?), 

jisigdCeiv  'auf  die  Probe  (Tieiga)  stellen'  (Hom.), 

alxfidCeiv  'die  Lanze   {aixp-r])  werfen'   (Hom.),  auch  wohl 

öoxd^eiv  'auflauern'  (Sophron)  zu  Öexea&ai  (nach   §251)  = 

öexeo&ai,  vgl.  zum  x  doxeveiv  und  öedox7]/xevoc  bei  Homer. 

Nach  solchen  Mustern  sind  die  Ableitungen  aus  o-Stämmen 
gebildet : 

oToxdCeo&ai   'zielen  >  bezwecken,    vermuten'    (klass.)    von 

aröxog  'Ziel', 
ro7idL,Eiv  'zielen   >   vermuten,  erraten'   (klass.)  von  to'jtos' 

'Ort', 
To^dCeo&ai  'mit  dem  Bogen  (rö^ov)  schießen'  (Hom.), 
doxiixd^eiv  'prüfen,  als  echt  [döxiixog]  annehmen'   (klass.), 

wohl  speziell  nach  jisigdCeiv. 

§248.    'in   jugendlichem,    reifem  Alter   stehen'. 
Zu  den  Ableitungen  aus  ä-Stämmen  gehören: 

dxfA,d^eiv  'in  reifem  Alter  {dxfi')])  stehen'  (klass.),  und 
j7At«idC£o^at 'in  jugendlichem  Alter  (iqhxia)  stehen'  (Hermes 
bei  Stobäus). 

Diese  haben  die  Muster  abgegeben  für  einige  Ableitungen 
aus  O-Stämmen: 

vedl^eiv  'jung  (veoi;)  sein'  (Tragiker), 

XvodCeiv  'Flaum    (xvdog  ■ — x^'0'>J?]   bekommen'  (Soph.)  und 
(hgi/Lid^eiv  'reif  (ägi/j,o^)  werden'  (Ilonierscholion). 
Über  nXeovdt,etv  s.  §240  und  24  9. 


§§249.250]       Die  lo-Präsentia:  Verba  auf -dCetJ'.  125 

§  249.  Zu  einer  Gruppe  scheinen  auch  zusammenzu- 
gehören die  Ableitungen  von  Zahlwörtern.  Sie  sind 
zwar  nach  der  Bedeutung  nicht  bestimmt  umgrenzt;  aber 
das  wird  daher  rühren,  daß  sie  jedenfalls  nach  ihrem  Ur- 
sprung und  ihrer  Weiterentwicklung  in  engsten  Beziehungen 
standen  zu  den  Zahlsubstantiven  auf  -dg,  die  ja  mit  para- 
digmenartiger Leichtigkeit  von  Zahlbegriffen  abgeleitet  wer- 
den. So  ist  die  Gruppe  der  „lautgesetzlichen"  Bildungen 
beträchtlich  stark;  z.  B. 

ne/iiJtdCeod-ai  '(an  den  fünf  Fingern)  abzählen'  (Hom.) 
von  7csfj.ndg  'die  Zahl  fünf; 

dvaCeiv^  rgidCeiv  'verzweifachen,  verdreifachen'  (bei 
spätem  Autoren)  von  övdg,  rgidg; 

fxovd'Qeiv  'allein  bleiben;  mit  eins  multiplizieren'  (eben- 
falls bei  Spätem)  von  juovdg; 

eßdof^dCeiv  'den  siebenten  Tag  feiern'  (LXX)  von  eß- 
öo/udg;  vgl.  dazu  §  246. 

Analogiebildungen  nach  solchen  Beispielen  sind  wohl 

ötardCetv 'zweifeln'  (klass.;  mit  unerklärtem  Guttural- 
charakter: öiOTay/Liög)  von  einem  im  Griechischen 
verlorenen  *diOTog  'doppelt'; 

doidCeiv  'zweifelhaft  sein'  (Apoll,  Rhod.)  von  doiög 
'doppelt',  0017]  'Zweifel'; 

olvdCeiv  (Hesych)  =  ^ovdÜ,ELV  von  olvt]  'die  Eins  auf 
dem  Würfel'. 

Hier  könnte  auch  das  klassische 
nXeovdCeiv  'mehr  {jiUov),  überflüssig  sein' 
einen  Anschluß  finden  (s.  §  240). 

§  250.  Anhangsweise  müssen  hier  die  Deverbativa 
auf  -dCsi-v  erwähnt  werden,  die  manchmal  iterative  oder 
intensive  Bedeutung  haben.  Am  klarsten  in  der  lautlichen 
Charakterisierung  und  in  der  bestimmten  iterativen  Bedeu- 
tung sind  einige  Bildungen  auf  -rdCsiv;  sie  sind  freilich  so- 


126  B.  Verbale  Ableitung.  [§  250. 251 

wieso  spärlich  und    dazu  vorwiegend    der    altern   Spracli- 
periode  eigen^: 

QUOTaCeiv  'schleppen'  (Hom.)  zu  igveiv  'ziehen'; 

e}.KVOTdL,eLv  'schleppen'  (Hom.)  zu  eIxelv  {e/.y.voai) 
'ziehen'; 

eQTivGrdCeiv  'schleichen'  (Lex.  Apoll.)  zu  sqtisiv  'krie- 
chen' ; 

vevoxaQeiv  'nicken'  (Hom.)  zu  veveiv  'nicken'; 

QiTVtaQELV  'hin  und  her  schleudern'  (Hom.)  zu  giTireiv 
'schleudern' ; 

xvjirdCeiv  'sich  ducken,  lauern,  zaudern'  (klass.)  zu 
HVJiteiv  'sich  bücken'; 

övordCeiv  'tadeln'  (nach  Hom.)  zu  övoo&ai  'tadeln' 
(s.  §242); 

dyvQxdCsLV  'als  Bettler  sammeln'  (Hom.)  zu  dyeiQsiv 
(vgl.  das  spätere  dyvQtrjg  'Bettler'). 

§  251.  Andere  Gruppen  von  Deverbativon  auf  -d^ELV 
komplizieren  das  Problem  noch  mehr:  In  Fällen  wie  f.u^- 
vdL,eiv'h\e\\ievi  (Hom.),  öXEvdt,Eiv'?,e\ilzeTi  (Hom.;  vgl.  §243) 
liegt  offenbar  eine  Weiterbildung  aus  dem  Präsens  (/liijuveiv, 
öZEVEiv)  vor-;  andere  zeigen  \'okalwechsel:  ÖTid'QEiv  'mit- 
geben' (Hom.)  zu  E7iEG&ai  'folgen',  do>idL,Eiv  (s.  §  247)  zu 
ÖEXEa&ai,  T()o%dL,Eiv  'laufen,  rennen'  (klass.)  zu  tqexeiv 
'laufen'.  Diese  Beispiele  sind  natürlich  nicht  unabhängig 
von  Substantiven  mit  o-Abtönung  wie  rgoxog  'Lauf,  *dox}'j 
(in  10X0-06x7]  'Mastbaumbehälter'  Hom.,  arkad.  iadoyA  = 
Exdox^'j)  und  *öoxog  (in  Öcogo-doxog  'bestechlich'  klass.); 
man  vergleiche  auch  die   Reihen 

^  Daher  lassen  sich  auch  die  Beziehungen  zu  den  Nomina 
agentis  auf  -t//?-,  den  Verbaladjektiva  auf  -rog  und  den  De- 
verbativa  auf  -räv  (§  186)  nicht  genauer  feststellen. 

-  So  noch  in  xgvßdCeiv  'verbergen'  (Hesych),  das  aus  dorn 
erst  hellenistischen  xQvßeiv  {=  xQV7neiv\  oder  aus  dem  ebenfalls 
erst  hellen,  xgvßfj  =  xQvcpfi'l)  abgeleitet  ist. 


§§251.252]         Die  lo-Präsentia:  Verba  auf -t'CetJ'.  127 

onevdeiv  ■ —  otiovöj)  —  07iovddL,eiv^ 
/ue?^7csiv  ■ — •  iioXnrj  — •  juoXjidCeiv   (§  243), 
(p'&EyyEO'&ai  —  (pd^oyyr)  —  (p&oyydCso&ai  (§  243), 

wo  man  sich  fragen  kann,  ob  die  jedenfalls  ursprüngliche 
denominative  Beziehung  von  -dL.eiv  nicht  manchmal  einer 
deverbativen  gewichen  sei. 


c)  Die  Verba  auf  -iL,eiv 
(nebst  dem  Großteil  der  Verba  auf  -idCeiv). 

§252.  Die  Mehrzahl  der  Verba  auf  -idCsiv  ist  nur 
ein  Ableger  der  Verba  auf  -iCsiv.  Bei  der  Anfügung 
von  -iCeiv  an  die  zahlreichen  Stämme  auf  -lo-  entstand  die 
Lautfolge  *-iiCsiv^  weil  aber  diese  dem  griechischen  Ohr  nicht 
gut  klang,  wurde  sie  meistens  durch  -id^eiv  ersetzt  (Aus- 
nahme s.  §  271).  Dieselbe  Dissimilationserscheinung  liegt 
auch  in  -idc.  für  *-ttg,  -laxög  für  *-ii>cdg,  -idörjQ  für  *-iid7jg 
vor.  Es  handelt  sich  aber  jedenfalls  nicht  um  einen  rein  laut- 
lichen Vorgang,  sondern  mehr  um  die  Vermeidung  einer  un- 
bequemen Bildung  und  ihre  Verdrängung  durch  eine  an- 
nähernd gleichwertige  und  klanglich  einwandfreie:  Zu  -log 
existiert  sehr  oft  ein  substantiviertes  -la;  von  diesem  konnte 
nach  §  237  -idt,eiv  abgeleitet  werden,  und  durch  Über- 
springung des  Zwischengheds  -la  ergab  sich  gelegentlich 
eine  direkte  Verbindung  -log  —  -idCsiv,  und  zwar  eben  in 
der  Zeit,  wo  man  für  *-iL^eiv  einen  Ersatz  brauchen  konnte. 
Die  historischen  Tatsachen  fügen  sich  in  diesen  Entwick- 
lungsgang gut  ein:  Homer  kennt  noch  kein  -idCetv  zu  -tog^, 
aber  mehrere  zu  -ta;  andererseits  ist  -iCeiv  zu  -og  Homer 
schon  ganz  geläufig;  also  taucht  -idCeiv  zu  -log  erst  auf, 
nachdem  -il^siv  zu  -og  und  -id^eiv  zu  -Ca  gut  eingebürgert 
sind. 

^  avxoaxeöidt,eiv ,  das  einzige  Beispiel,  das  von  der  Pford- 
ten  S.  94  aus  Homer  anführt,  ist  erst  der  klassischen  Zeit  eigen; 
nur  das  Grundwort  avxoaxedio^  kommt  bei  Homer  vor. 


128  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  253. 254 

§253.  Die  Anfänge  des  Typus  -iCsiv  sind  den- 
jenigen von  -dCeiv  auf  große  Strecken  parallel:  Der  Grund- 
typus, d.  h.  die  Ableitung  von  -t'i^siv  aus  tÖ-Stämmen,  ist 
noch  in  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Exemplaren  er- 
halten: 

egig  'Streit'  — •  igiCsiv  'streiten'  (Hom.); 
(pQovrig  'Sorge,    Nachdenken'   —   (pQovziCeiv  'nach- 
denken' (seit  Sappho); 
eXnig  'Hoffnung'  —  eXtil'Qeiv  'hoffen'  (att.),  usw. 

Je  leichter  allerdings  -/ g,  -iöoq  an  nominale  Stämme  an- 
gehängt wird,  um  so  mehr  wächst  die  Wahrscheinlichkeit, 
daß  -iCeiv  ohne  Vermittlung  eines  zufällig  auch  überlieferten 
zugehörigen  f<3-Stammes  angetreten  ist;  so  z.  B.  darf  ä?.- 
[AVQLL,Eiv  'salzig  schmecken'  (Aristot.  bei  Athenäus)  sehr 
wohl  über  älfxvQic,  'Salzwasser'  (Theophrast)  hinweg  direkt 
aus  äXfjiVQOQ  'salzig'  (Hom.)  abgeleitet  werden  {-il,eiv  nach 
§  271).  Doch  blieb  auch  in  der  spätem  Zeit,  wo  die  Ent- 
stehung von  -iCeiv  aus  *-id-i-  nicht  mehr  bewußt  sein  konnte, 

die  Assoziation  -ig i^eiv  lebendig;  z.  B.  für  lafMJivQi^eiv 

'wie  ein  Johanniswürmchen  {XafjinvQig)  glühen'  (Theophr.) 
steht  kein  andres  Grundwort  zur  Verfügung  als  eben  la^- 
nvQiq,  und  doch  haben  wir  es  gewiß  mit  dem  analogischen 
-iCeiv  von  §  271  zu  tun. 

§  254.  Genau  wie  sich  bei  -dCstv  an  die  Stämme  auf 
-ad-  die  Stämme  auf  -ar-  und  dann  allerlei  Nomina  mit 
-a-  in  der  Endsilbe  angeschlossen  haben  (§  237),  so  bei 
-iCsLv  an  die  Stämme  auf  -lö-  die  Stämme  auf  -ir-  und 
weiterhin  die  t-Stämme  (die  ja  in  der  Flexion  z.  T.  mit 
den  Dentalstämmen  vermischt  werden:  egir  neben  egiöa 
nach  TTo/n-)  und  Adverbia  mit  -i-  in  der  Schlußsilbe: 

XaQit,£öd^ai  'einen   Gefallen  tun'   (Hom.)   von  xagir- 

'  Gunst'; 
vE/uFoiC^o&ai 'scheuen-^  verübeln'  (Hom.)  \on  v£jiiEai-g 

'Tadel'; 
ojiaviCe IV 'sehen  sein;  entbehren'  (von  Pindar  an)  von 

07cdvL-g  'Mangel'; 


§§254—256]  •    Die  lo-Präsentia :  Verba  auf  -iCeiv.  129 

oivaniCeiv  'ein  Senfpflaster  auflegen,  ein  saures  Ge- 
sicht machen'  (Xenarch.  com.  bei  Athenäus;  Medi- 
ziner) von  GLvani  'Senf; 

XMQiCsLv  'trennen'  (klass.)  von  x(^QtQ  Adv.  'gesondert' ; 

voacpiCsiv  'entwenden'  (seit  Pindar;  Depon.  'den  Rük- 
ken  kehren'  bei  Homer)  von  v6ocpi(v)  'getrennt,  weg'. 

§  255.  Die  Untersuchung  der  analogischen  Ent- 
wicklung von  -iCeiv  stößt  auf  allerlei  Schwierigkeiten.  Zu- 
nächst ist  -iCsiv  schon  in  den  ältesten  Sprachdenkmälern 
und  in  allen  Dialekten  durchaus  nicht  mehr  an  t(5- Stämme 
geknüpft,  sodaß  wir  die  Übertragungsvorgänge  nicht  mehr 
verfolgen  können.  Sodann  macht  es  die  Leichtigkeit,  mit 
der  das  Suffix  -iq  angefügt  wird,  sehr  schwierig,  die  Fälle 
auseinanderzuhalten,  wo  -lCsiv  tatsächlich  noch  von  -ig 
abgeleitet  ist,  und  die,  wo  -ig  und  -iC,Eiv  gemeinsam  er- 
obernde Parallelsuffixe  (§  16)  sind.  Auch  die  Bedeutung 
des  analogischen  -il,eiv  gibt  keine  Wegleitung  für  die  Er- 
forschung der  altern  Stadien  der  Wucherung;  denn  fast 
durch  alle  Sprachperioden  hindurch  scheint  -iCeiv  das  AUer- 
weltsdenominativsuffix  gewesen  zu  sein  und  so  die  Rolle 
des  vorgriechischen  -io-  (§  167)  übernommen  zu  haben;  enger 
umgrenzte  Bedeutungsgruppen  haben  sich  meist  erst  in  spä- 
terer Zeit  abgespalten  (s.  u.  §  260 ff.). 

Formales   zur  analogischen  Ableitung  mit    -iCsiv. 

§  256.  Natürlich  kommen  nicht  alle  Stämme  gleich 
häufig  als  Grundwörter  von  Denominativa  auf  -iL,eiv  vor. 
Aber  im  allgemeinen  beruht  der  Unterschied  nur  auf  der 
verschiedenen  Häufigkeit  der  Stämme:  weil  die  o-Stämme 
(Subst.  und  Adj.)  die  gebräuchlichsten  sind,  sind  auch  die 
Ableitungen  auf  -i^eiv  von  o- Stämmen  in  der  Überzahl  und 
zwar  in  allen  Sprachperioden.  Andrerseits  sind  schon  bei 
Homer  fast  alle  Arten  von  Stämmen  an  der  Bildung  von 
-iCstv  beteihgt.  Nur  die  ä-Stämme  treten  wohl  mehr  zurück 
als  es  ihrer  relativen  Häufigkeit  entspricht:  Für  die  ä-Stämme 

Debrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  9 


130  B.  Verbale  Ableitung.  '  [§§  256—258 

stand  eben  schon  -äv  und  -dCsiv  zur  Verfügung  (vgl.  §  237  f.), 
und  für  -it,Eiv  von  ä- Stämmen  ist  meistens  ein  engerer  An- 
schluß an  engere  Bedeutungsgruppen  von  -iCeiv  maßgebend 
gewesen.  Bei  den  w-Stämmen  konkurrierte  erfolgreich  das 
lautlich  näher  liegende  -vveiv  (§  224). 

§  257.  Musterbeispiele  für  analogische  Anfügung  von 
•iCeiv  an  allerlei  Stämme: 

öemviCeiv  'bewirten'  (Honi.)  von  öe'ijivov  'Mahlzeit', 

xavaxi^eiv  'krachen'  (Hom.)  von  xavayj]  'Gerassel'  (vgl. 
-iCeiv  für  Geräusche   §  2 66  ff.), 

Tiegoi^eiv  'persisch  sprechen  oder  denken'  (klass.)  von 
IJegarj^,  vgl.  §272; 

jTekexiCeiv  'mit  dem  Beil  den  Kopf  abhauen'  (hellen.)  von 
rreXexvi;  'Axt,  Beil'  (vgl.  avxsriCeiv  'den  Hals  abschnei- 
den' (Soph.)  von  avxi'jv;  gayi^eiv  '[das  Rückgrat  [qÖ-xis]^ 
zerschneiden'  (klass.);  rvfxjiavlCeiv  'mit  einem  Prügel 
(xvjbLTiavov)  schlagen'  (hellen.)  und  ähnliche), 

vtl^eiv  'grunzen'  (Pollux)  von  v<;  'Schwein', 

jiQcoret^eiv  'IlQOiTevi;  nachahmen'  (Eustath.), 

yQatCstv  'die  Haut  {ygavi;)  abnehmen,  abschäumen'  (Aristo- 
phanes), 

djikotCea&ai  'einfach,  aufrichtig  sein'  (Xen.)  von  äjiMog 
änlovi;  'einfach'  (vgl.  änloti;  ;{Aa(j'a  'einfache  Woll- 
decke' Hom.), 

äq)-7]Qct)tCeiv  'zum  fJQiot;  machen'  (Inschr.). 

Von  konsonantischen  Stämmen: 

xzeaTi^Eiv  'sich  verschaffen'  (Hom.)  von  xreaia  'Eigentum', 

xeg^artCen' 'zerstückeln'  (klass.)  von  >^fp/xa 'Kleingeld'  (und 

überaus  oft  -ßariCeiv  von  Neutra  auf  -/na;  s.  auch  §  274), 
äxovTÜ^eiv  'mit  dem  Speer  (äxcov  äxovrog)  werfen'  (Hom.), 
'&ü)QaxiCeiv  'mit  Brustpanzer  (&wQa$)  versehen'  (klass.), 
/naxagi^eiv  'glücklich  (judxag)  preisen'  (Hom.), 
XaQaxTTjQiCeiv    'mit    einem    Gepräge    (xaQaxrrjQ)    versehen' 

(hellen.), 
eagiCeiv  'den  Frühling  {eag)  zubringen'  (klass.), 
ävÖQiCea&at  'sich  als  Mann  {ävög-)  erweisen'  (klass.), 
laxoivi^eLv   'sich   als  Lakone   (Adxwv)    aufführen'  (klass.). 

§  258.    Von  den  substantivischen  5-Stämmen  wurde  zu- 
erst -et^eiv  abgeleitet,  als  äv§eog  äv§£'i  äv&ea  dv&ecov  noch 


§§  258.  359]       Die  io-Präsentia:  Verba  auf  -i'Cetf.  131 

unkontrahiert  waren  (vgl.  fiEveatveiv  von  juevog  §  221Fußn., 
nolv&EQöEiöriQ  §384);  daneben  kennt  schon  Homer  bloßes 
-i^eiv  (zum  Nom.-Akk.  -og  wie  zum  -oq  der  o-Stämme),  und 
nach  der  Durchführung  der  Kontraktion  wird  diese  Art  Regel: 

di-a{v)&EtCetv  'sticken'  (kypr.  Inschr,  des  VI.  Jahrh- 
V,  Chr.)  und  äv&iCEiv  (oTt-,  in-  klass.)  von  äv&og 
'Blume', 

HTEQstCEiv  (mit  unionischem  Gutturalcharakter:  xze- 
QEL^ai)  und  kxeqi'Qelv  'bestatten'  (mit  Dentalcha- 
rakter), beide  bei  Homer,  von  xTsgag  KZEQEa 
'Habe', 

jULEkEiCeiv  'zergliedern'  {ixeXe'CoxC  'gliedweise'  Hom.) 
und  [jLE}.it,Eiv  'singen;  zergliedern'  (seit  Pindar)  von 
fieloQ  'Glied,  Lied'. 

Die  adjektivischen  5-Stämme  zeigen  infolge  der  Über- 
macht der  o-Adjektiva  immer  die  jüngere  Bildungsweise 
mit   bloßem   -l'Qelv   (ebenso   immer  -aivEiv,   s.  §221): 

oleixiCelv  'mißhandeln'   (Hom.;   klass.   alxiCEiv)   von 

aEixTJg  (alxijg)  'unziemlich', 
Evx?.EtC£tv'Tuhmen,  preisen'  (alte  Lyriker)  von  EvxXE'^g 

'berühmt', 
d(paviCEiv  'unsichtbar  (dcpav^g)  machen'   (klass.). 

§  259.  Nach  dem,  was  §  252  über  -iolCeiv  statt  *-llCeiv 
gesagt  worden  ist,  ist  man  versucht,  als  Ableitung  von  Ad- 
jektiven auf  -alog  -Eiog  *-aidCEiv  *-EidiI,Eiv  zu  erwarten;  es 
heißt  jedoch  -ätCEiv  -eiCelv  (ebenso  -di'vog  §  319,  -ätg  §381, 
-äCxög  §394,  -atoxog  §399). 

iovdatCEiv  'jüdisch  denken,  leben'  (hellen.)  von  'lov- 

öalog, 
doxE'tCEO&ai  'sich  fein  wie  ein  Städter  {doTEiog)  be- 
tragen' (Plutarch). 
-ät-  wird  im  Attischen  zu  et  kontrahiert: 
^ara^etv 'töricht  sein'  (Tragiker)  von /^dratog 'töricht', 
vgl.    dno/bLaratCEiv    'sich    unanständig    aufführen' 
(Herodot). 


132  B.  Verbale  Ableitung.  [§§260—262 

Einzelne  Bedeutungsgruppen. 

§  260.  Schallwörter  sind  bei  -li^eiv  wie  bei  allen 
Verben  auf  -Ceiv  zahlreich  (vgl.  §  234).  Ihre  genauere  Ge- 
schichte liegt  im  Dunkel,  weil  schon  Homer  dieses  -l'Qeiv 
sogar  anä-Stämme  anhängen  kdiWn  (xavayjL,Eiv  zu  xavu/i])- 
Auch  die  Geschichte  des  Stammcharakters  ist  wenig  klar: 
der  gutturale  wog  jedenfalls  anfänglich  vor  (vgl.  §  234);  man 
vergleiche  primäre  Verba  wie  tqi'Csiv  'zwitschern,  schwirren' 
(mit  xexQiyei  Hom.,  roiy/uög  Aristot.,  aber  XQiojuög  Hippokr. 
und  Plutarch),  >coiL,Eiv  'kreischen'  (Menander,  KSKQiyÖTag 
Aristoph.,  xQi^aoav  Aelian,  XQiy/uog  Epicharm,  vgl.  auch 
Aor.  TiQiHS  Hom.)  und  Denominativa  wie  öaATii'Qeiv  'trom- 
peten' (Hom.  Galmy^ev)  zu  cd/'iTTiyl 'Trompete',  (poQ/m'Ceiv 
'auf  der  Laute  (cpögjuiyi)  spielen'  (Hom.).  Später  jedoch 
dringt  immer  mehr  der  Dental  ein:  das  alte  gvqiCoj  — ■  gv- 
Qt'ioj  (kläss.)  wird  nur  im  klassischen  Attisch  zu  gvqixxo)  — 
ovQiico  —  GVQiy/uog  ausgeglichen,  in  der  spätem  Sprache 
dagegen  zu  övqil,co  ■ —  gvqigco   (oder  gvquo)  —   gvqigjuÖq. 

§  261.  In  der  epischen  und  elegischen  Dichtung  spielen 
auch  metrische  Rücksichten  mit.  So  wird  es  kaum  Zufall 
sein,  daß  Homer  neben  xovdßrjGs  KovdßrjGav  das  Imperfekt 
y.ovdßi'Ce(v)  braucht,  ebenso  ycavdii'QE  neben  xavdx^]OE,  und 
danach  Hesiod  EG/uagdyiCev  neben  G/uaodyrjGEv  und  der  Ver- 
fasser der  'Aonlg  'HgaxMovg  aixcpaQdßi'Cov  neben  Homers 
dfirpaodßijGE.  Die  unkontrahierten  Ausgänge  der  Präsentia 
auf  -Eiv  waren  eben  hinter  zwei  Kürzen  für  das  Metrum 
unbequem  und  wurden  daher  durch  die  Formen  von  -ICeiv 
ersetzt.  Endlich  spielen  noch  die  Deverbativa  herein  (§  276). 
Es  kann  sich  also  hier  nur  darum  handeln,  die  ver- 
schiedenen Nuancen  der  Schallverba  auf  -iueiv  zu  buchen. 

§262.  Das  Grundwort  kann  ein  Schallnomen 
sein.    So  z.  B. 

KOvaßiL,Eiv  'erdröhnen,  klirren'  (Hom.)   von  y.dvaßog 

'Krachen', 
XQoxa/.iL,Eiv  'rasseln'  (Hom.)  von  y.Qoxa'/.ov  'Klapper'; 
rQav)dt,eiv  'lispeln,   schnarren'   (klass.)   von  xgavAÖC 
'schnarrend'. 


§§262—264]         Die  lo-Präsentia:  Verba  auf  -i^eiv.  133 

Von  einer  onomatopoetischen  Interjektion  ist 
abgeleitet 

HotCeiv  'quieken'  (Aristoph.)  von  >cot;  vgl.  §  234. 

Ist  das  Grundwort  ein  Tiername,  so  bedeutet  die 
Ableitung  'einen  Laut  wie  dieses  Tier  von  sich  geben'  (vgl. 
§271);  Beispiele  (erst  seit  der  klassischen  Zeit): 

legaxiCetv  'wie  der  Habicht  (lega^)  schreien'  (Theo- 

plirast,  Aelian), 
xaKxaßiCsiv  'gackern  wie  das   Rebhuhn  (xaHHdßrjY 

(hellenist.). 

Eine  Verbindungslinie  zur  vorhergehenden  Untergruppe 
bildet 

7ti7i(n)il^eiv  'piepsen'  (Aristoph.),  dessen  Grundwort 
niJi(ji)og  'piepsender  Vogel'  sowohl  Vogelname  als 
onomatopoetisch  ist. 

§263.  'Ein  Instrument  spielen'.  Außer  oa/.JciCeiv 
und  (poQfiiCsiv  (§  260)  und  der  Verbindung  mit  der  Gruppe 
'Geräusch  machen'  kommen  für  die  Entstehung  dieser 
Gruppe  noch  in  Betracht: 

KL'&aQLt,eiv  'die  xi&agiQ  spielen'  (Hom.;  att.  xi'&dgal), 
[xayaÖLt.eiv  'die  judyaöig   spielen'    (hellenist.),    ferner 
ßhxvQit,eod^aL    '  ßlixvgi    ['xogöriQ    jn,ifi)]jua     Lexiko- 
graphen) machen'  (Galen),  alle  drei  nach  §  254  ge- 
bildet; zu  ßlLTVQi'QEod^ai  vgl.  auch  y.oti^EW  §  262. 

Analogische  Beispiele: 

Tv/LiTzavil^eiv' die  Pauke  {xvfiTzavot')  schlagen'  (Eupolis 

und  hellenist.), 
XvQiCeiv  'die  ?.vQa  spielen'  (Anacreontea,  Plutarch). 

§  264.  'Ein  Wort  aussprechen'  (vgl.  oiCsiv,  (psv^siv 
usw.  §234): 

XLt,Eiv  'immer  xi  fragen'  (Aristoph.), 

eleliÜ,Eiv  'eXeIev  rufen'  (klass.), 

oxoQatiiCEiv'ig  xöganag  sagen'  (Demosth.  und  später), 


134  B.  Verbale  Ableitung.  [§§  264. 265 

Xe2.idoviCsiv  'das  Schwalbenlied  (^A#'  '^X'&s  y^eXiömv) 
singen  und  damit  Geld  sammeln'  (Athenäus),  und 
danach  xoQcoviCeiv  'mit  einer  Krähe  {y.oQOJVifj  auf  der 
Hand  Bettellieder  singen'  (Athenäus), 

Von  da  führt  eine  leichte  Abbiegung  zu  adelcpi'QEiv 
, /Bruder'  sagen  >  Bruder  nennen"  (klass.);  so  auch 

naxEQi^Eiv'VaXev  nennen'  (Aristoph.;  wohl  vom  Voka- 
tiv Tzdreg,  aber  nargiCeiv  'dem  Vater  gleichen' 
(spät)  von  narg-), 

'dvyarQiCeiv  'Tochter  nennen'  (Photius). 

Hier  mag  sich  auch  '(un)glücklich  nennen'  an- 
schließen, obschon  man  auch  von  der  allgemeinen  Bedeutung 
'(un)glückhch  machen'  ausgehen  kann.    Beispiele: 

juaxaQiCeiv  'glückselig  {/ndxag)  preisen'  (Hom.), 
xaxoöaijuoviCeiv  'unglücklich   ixaxodaijucov)   nennen' 

(Strabo,  y.axoöaifxoviozriq  Lysias), 
6Xßill,ELv  'glücklich  preisen'  (klass.  Dichter)  zu  öXßioQ 

nach  fiay.aQi'Csiv  zu  fxaxdgiog  (das  normale  6/.ßidCEtv 

ist  nicht  sicher  belegt). 

§  265.  Die  überaus  häufige  faktitive  und  instru- 
mentative  Bedeutung  von  -iCsiv  konkurriert  mit  -ovv, 
und  oft  genug  sind  beide  Ableitungen  vom  selben  Wort  be- 
legt, z.  B. 

öqoöi'Qeiv  (klass.)  und  öqoöovv  (Anacreontea)  'betauen' 

von  öqöooq  'Tau', 
oorpiCsiv  (klass.)  und  oo(povv  (LXX)  'weise  {ooq)ög) 

machen' ; 

ebenso  oft  freilich  sind  Doppelbildungen  auf  -il,eiv  und  -ovv 
im  Sinn  verschieden: 

XQVGovv  'vergolden'  (klass.)  —  yguaiLEiv  'goldähnlich 

sein'  (hellen.)  von  xQvgoq  'Gold', 
nvQQOvv   'feuerrot    {tivqqoq)    machen'    —   txvqqii^eiv 

'feuerrot  sein'  (beide  in  LXX). 


§§266—269]       Die  lo-Präsentia:  Verba  auf  -l^eiv.  135 

§  266.  In  der  ebenfalls  verbreiteten  zuständlichen 
Bedeutung  (und  auch  sonst)  trifft  -iCsiv  gelegentlich  mit  -eiv 
zusammen: 

ärgsjuelv  (seit  Hesiod)  und  ätQSfiiCsi'f  (seit  Theognis) 

'sich  ruhig  {ärge/bi-^g)  verhalten', 
voregeiv  und  votegiCeiv  (beide  klass.)  'zu  spät  {voze- 

Qog)  sein', 
nolefielv    (klass.)    und    TtolE[xi(l.eiv    (Hom.)    'Krieg 

führen', 
Tiavaxelv  —  >iavaxit,ELV  u.  dgl.  s.  §  261. 

Natürlich  kommen  aber  Sinnesunterschiede  zwischen 
-elv  und  -iCeiv  ebenso  vor: 

ÖEinvelv  'speisen'  —  öeinvi^eiv  'bewirten'  (beide  bei 
Hom.)  von  delnvov  'Mahlzeit'. 

§  267.  Ebensowenig  ist  es  verwunderlich,  wenn  für 
ein  Verbum  auf  -iL,£LV  in  unsrer  Überlieferung  beide  Ver- 
wendungen, die  faktitiv — instrumentative  und  die  zuständ- 
liche,  belegt  sind: 

xovQi^Eiv  'jugendlich  sein  (Hom.),  zu  einem  erwach- 
senen Menschen  erziehen  (Hesiod)'  von  xovgog 
'Jünghng', 

eXXrjviCeiv  'sich  als  Grieche  benehmen'  (klass.),  'helleni- 
sieren'  (Thuk.  und  hellen.)  von  "Eklrjv. 

§  268.  Zum  instrumentativen  Gebrauch  gehört  auch 
der  ,,separative"  (vgl. -ovi'  §200): 

xoHHiCeiv  'den  Kern  {xöxxog)  entfernen'  (Aristoph.), 
öniCeiv  'den  Saft  {öjtög)  herausziehen'  (hellen.), 
jigsjuviCsiv  'mit    Stumpf   {ttqejuvov)   und    Stiel   aus- 
rotten' (Pollux;  EXTioEfxviCEiv  klass.). 

§  269.  Die  Gruppe  'ein  Fest  feierij'  geht  aus  von 
Beispielen  wie 

7iavriyvQLL,Eiv  'eine  Festversammlung  {jtav^yvQig)  ab- 
halten' (Herodot  und  später), 


136  B.  Verbale  Ableitung.  [§§269—271 

jiavvvxtCsiv   'eine    Nachtfeier    (jiavvvxi^)    abhalten' 

(klass.), 
xaQvariCeiv  'das  Fest  der  Artemis  KaQvazig  feiern' 

(Lukian  und  Pollux). 

Analogiebildungen  sind  z.  B. 
aaßßariCeiv  'den   Sabbat  {odßßarov)  feiern'   (LXX), 
/.ajUJiadiCeiv ' den  Fackellauf  {XajjLJtdo)  machen'  (Schol. 

zu  Aristoph.),  wohl  auch 
y aiJLi^E IV '\ioc\ize\i  {yd/iog)  feiern  >  verheiraten',  Med. 
'sich  H.  feiern  lassen  >  heiraten'  (N.  Test.), 

Statt  *-ii^Eiv  tritt  nach  §  252  -id'QeLV  ein  (vgl.  -dCsiv 
§  246)^: 

ogyidCsiv  'Orgien  (ögyia)  feiern'  (klass.), 
ovjUJtooidCsiv  'ein  ovfXTtooiov  abhalten'  (hellen.), 
ovvEÖQidCEiv  'eine  Ratsversammlung  {gvveöqiov)  ab- 
halten' (LXX). 

§  270.  Auf  solche  Verba  sind  ursprünglicli  die  Vereins- 
namen auf  -lorai  und  -(ijaorat  zurückzuführen,  die  sich 
in  den  letzten  Jahrhunderten  vor  Christus  großer  Beliebtheit 
erfreuen  (fast  nur  auf  Inschriften  belegt):  II ava&> jraiorai, 
^HgatcXEiGzai,  ' AnolXwviaorai,  "NgwaoraL  Sie  sind  nicht 
von  den  Götternamen  direkt  abzuleiten  (also  nicht  dem 
Typus  von  §  273  gleichzustellen),  sondern  von  den  Fest- 
namen IJava'&rjvaia,  'Hgdx/.Eia,  'A7io?.?Mvia,  'Hgcoa.  Vgl. 
'&EO/u,o<poQidCELv  'die  0EO/j,oq}ÖQia,  das  Fest  der  Demeter 
^EOfAOipoQOQ,   feiern'   (Xen.,  Aristoph.). 

§  271.  Die  Zustandsverba  haben  in  diM-  klassischen  Zeit 
einen  Ableger  ausgeschickt:  die  ,,Imitativa"  (TgayiCsiv 
'ein  Bock  sein  >  wie  ein  Bock  sein,  dem  B.  gleichen');  in 
naehklassischer  Zeit  entfaltet  sich  daraus  in  mannigfaltiger 
Verästelung  ein  üppiger  Baum.  Und  zwar  ist  -il,eiv  für  diese 
Gruppe  so  charakteristisch  geworden,  daß  nicht  nur  ein 
ä-stämmiges  Grundwort  keinerlei  Hindernis  bietet,  sondern 
sogar  -idCEiv  ausgeschlossen  ist;  so  ergibt  sich  von  lug 
'Gift,  Rost'  das  einzige  Verbum  auf  -iil,eiv:  ItCEiv'wie  Rost 


§§271. 272]         Die  lo-Präsentia:  Verba  auf  -iCsiv.  137 

aussehen'  (Dioskorides).  Die  Bedeutungsvarianten  sind 
verursacht  von  der  Verschiedenheit  der  Grundwörter  und 
der  ÄhnUchkeitsvorstellungen;  das  Grundwort  ist  be- 
sonders oft  ein  Wort  für  ein  Tier  (vgl.  §  262),  eine  Pflanze 
oder  ein  Mineral,  und  -iCetv  bezeichnet  die  Ähnlichkeit 
damit  in  Bewegung,  Geruch,  Geschmack,  Farbe,  Härte  usw. 
Beispiele: 

?iajU7tVQiCELv  'wie  ein  Johanniswürmchen  (Xa/uTivgig) 

glühen'  (Theophrast;  vgl.  §  253), 
Ttv^iCeiv  ""gelb  wie  Buchsbaumholz  (Ttv^og)  aussehen' 

(hellen,  und  später), 
TQayiL^eLV  'dem   Bock   {xQayoQ)   gleichen  an   Geilheit 

(Hippokr.,  Aristot.)  oder  Geruch  (Dioskor.)', 
XQVoiCsiv  'goldähnlich  sein'  (hellen.)  von  xQvoög, 
deX(piviC£iv  'wie  ein  Delphin  tauchen'  (Lukian), 
öiiCeiv  'wie  Essig  (ö^og,  n.)  schmecken'  (Dioskor.,  der 

überhaupt  für  diese  Gruppe  schwärmt), 
§alaööiL,eiv  'nach  Meerwasser  (&d).aooa)  schmecken' 

(Athenäus), 
tiigoiCeiv  'wie  Pech  {jttood)  riechen'  (Dioskor.). 

§  272.  Eine  verwandte  Gruppe  stellen  die  Ableitun- 
gen aus  Eigennamen  dar.  Auch  hier  leuchten  die  Be- 
deutungsentwicklungen ?.axcoviCeiv  'Lakone  sein  >  1.  die 
Lakonen  nachahmen  (besonders  a)  in  der  Lebensart,  b)  in 
der  Sprache),  2.  Parteigänger  der  Lakonen  sein'  ohne  weiteres 
ein.  Doch  ist  hier  -idCeiv  für  *-iiCeiv  üblich.  Aber  neben 
dieser  Ableitung  aus  dem  allgemeinen  zuständlichen  Sinn  von 
-iL,ei%\  zu  der  allerdings  das  Fehlen  vorklassischer  Beispiele 
auch  passen  würde,  drängt  sich  noch  eine  speziellere  auf: 
ägyoXiCeiv  (Xen.),  ßaodil,£Lv  (hellen.),  öcogiCEiv  (Theokrit, 
öcoQiOTi  Plato)  finden  die  einzige  oder  beste  Anknüpfung 
in  'AgyoXig^  ßaaiUg^  Acoqlq  (mit  -i-  auch  'AgyahKog,  ßaoi- 
hxog,  AoiQixög),  ebenso  idt,Eiv  {laoxi  klass.)  nur  an  '/dg. 
Vielleicht  darf  man  eine  Bestätigung  für  die  Beziehung 
zu  -ig  auch  darin  sehen,  daß  die  von  Anfang  an  sehr  be- 
liebten   Bildungen    auf    -ioti    'in    der    und    der   Sprache' 


138  B.  Verbale  Ableitung.  [§§272—274 

{cLQyoXiOTi,  drrixiori,  laort,  aiyvnriaori  usw.)  mit  Aus- 
drücken wie  AWionl^  y/.coGoa  etymologisch  oder  begrifflich 
in  Verbindung  gebracht  werden  können. 

Musterbeispiele  aus  klassischer  Zeit: 

jurjöiCstv  zu  Mrjdog, 

TiegoL^Eiv  zu  IIsQorjg  (zum  -(-  vgl.  UeoGi'g,  IJegaiy.o;), 

eAh'iviL,£iv  zu  "E/.hjV, 

q)lXl7lJliL,ElV    zu  01/A7171OQ, 

jiv&ayoQiCsiv  zu  TIv&ayoQag, 
alyvJiridCEiv  zu  AiyvTzriog, 
yogyiaCeiv  (Philostratos)  zu  Fogyiag. 

§  273.  Neben  -lori  treten  auch  die  Verbalnomina  auf 
-lO/bioQ  und  -lorrjQ  (kaxcovio/iög  'lakonische  Gesinnung',  Äa- 
KwvioxrjQ  'Parteigänger  der  Lakonen')  seit  der  klassischen 
Zeit  ziemlich  selbständig  auf.  Die  Christen  übernehmen  sie 
zur  Bezeichnung  von  Sekten  und  Sektierern  (daher  unsere 
„-isten'  und  „-ismeti")  und  die  Byzantiner  fügen  die  Suffixe 
sogar  an  die  ursprünglich  lateinische  Sektenbezeichnung  auf 
-lavoi  an:  Xgioriavoi  —  Xgcoriavio/LioQ,  Evrvyiavoi  — 
EvTvxiaviarai. 

§  274.  Als  Muster  einer  eigenartigen  kleinen  Gruppe 
füge  ich  die  Ableitungen  von  Buchstabennamen  an: 
Zu  olyjLia,  das  im  Ionischen  und  Spätgriechischen  im  An- 
schluß an  die  Neutra  auf  -jua  seine  Kasus  vom  Stamm 
OLyjuar-  bildet,  wird  oiy/uaTiCEiv  'mit  Sigma  schreiben' 
(Eustathius)  abgeleitet  (vgl.  zu  xegjuariCstv  §  257).  Nach 
diesem  Beispiel  sollte  man  von  icora  und  Ädf/ujßda  *lcora- 
TiCeiv  und  *Xa(jit)ßdaTiCeiv  erwarten;  es  gibt  aber  nur  hora- 
xiöfjbÖQ  und  /ia(fj,)ßdaxiOju6g  'fehlerhafte  Aussprache  des 
i,  V  (Quintilian  und  lateinische  Grammatiker),  offenbar  in- 
folge einer  Dissimilation  von  t — t,  d  —  t  zu  x  —  y.^  ö  —  x. 
Der  Endpunkt  der  Entwicklung  ist  mit  gcotaxiCsiv  (  '  reo  ö 
GTOi'/Eiü)  ovvExöJg  xgfio'&ai  Suidas)  und  mytacismus  'feliler- 
hafte  Verwendung  des  m'  (lat.  Grammatiker)  erreicht:  an 
Qu)  und  [xv  ist  das  ganze  -TaxiL,Eiv  angehängt  worden. 


§§  275—277]       Die  |o-Präsentia:  Verba  auf  -i^eiv.  139 

Zur  Hypostasierung  mit  -f'Cetv  s.  §  149. 

§  275.  Wie  bei  -dCeiv  (§  250 f.),  so  gibt  es  auch  bei 
-iCeiv  eine  Anzahl  von  Deverbativa  (mit  intensivem  oder 
iterativem  Sinn). 

Der  geläufigste  Typus  ist  der  auf  -ril^eiv,  der  natürlich 
irgendwie  mit  den  Verbaladjektiva  auf  -zog  und  mit  den 
Nomina  agentis  auf  -rr]g  zusammenhängt;  vgl.  -rdCeiv  §  250. 
Doch  darf  man  sie  nicht  als  gewöhnliche  Denominativa  von 
-rög  betrachten;  denn  bei  Homer  sind  sie  auf  den  Präsens- 
stamm beschränkt,  stellen  sich  also  Präsenssuffixen  wie 
-oxeiv  (§  172)  an  die  Seite.    Beispiele: 

egar iCeiv  'begehren'  (Hom.)  zu  egao^ai  sgarög, 
nlrjKTiCeo'&ai   'sich    schlagen  >  streiten'    (Hom.)    zu 

nlrjGOEiv  (jck-^xri^g  'streitsüchtig'  erst  hellen.), 
ßajiriCeiv  'untertauchen'  (klass.)   zu  ßdnreiv  ßanrog, 
äno-  (ix-JTivriCeiv  'ausspeien'  (klass.)  aus  *ntvT-  zu 

nrveiv  (aber  änonTvorogl), 
dno-TiQariCeo&ai  'verkaufen'  (LXX)  zu  m-ngd-oxsiv, 

ngarög, 
QavriCsiv  'besprengen'  (hellen.)  zu  gaiveiv,  Qavrög. 

§  276.    Ein  anderer  Typus  geht  vom  Verbalstamm  aus: 
dXeyiCeiv  (Hom.)   =  äMyeiv  'sich  kümmern  um', 
eged^i^Eiv  (Hom.)   =  ioe&eiv  'reizen'  (alle  vier  Verba 

nur  im  Präsensstamm), 
äoTzagiCsiv  (Aristot.)   =  danaigeiv  'zappeln', 
jiviyiCeiv  (Anthol.  Pal.)    =  Ttviyeiv  'würgen'. 

Hier  führen  deutlichere  Verbindungsfäden  zu  den  De- 
nominativa: (xivvqlL,eiv  'wimmern'  hat  neben  sich  juivvQog 
'wimmernd'  und  juivvgeo&ai  'wimmern'  (beide  klass.),  es 
schließt  sich  auch  an  die  Gruppe  'einen  Laut  von  sich  geben' 
(§260ff.)  an;  andere  wie  7xloKit,eiv  (Hippokr.)  ==  tzMxeiv 
'flechten',  (ployi^Eiv  (klass.)  =  (pleyeiv  'versengen'  stehen 
wohl  den  Nomina  nXoxrj  nloxog  (plo^  näher. 

§  277.  Ganz  anders  ist  der  kleine  Typus  -aUCsiv  zu 
beurteilen.   Aus  GXQorpalit,Eiv  'wirbeln'  (Hom.)  neben  otqo- 


140  C.  Nominale  Ableitung.  —  Allgemeines.       [§§  277.  278 

cpdhyyi  'im  Wirbel'  (Hom.;  vgl.  eoxQOcpdh^E  in  der  Anthol. 
Pal.)  ist  sein  Ursprung  ersichtlich,  und  die  sinnverwandten 
EV-(/j^ETa-)rQ07ia?uCeo'&ai  'sich  umwenden'  (Hom.)  und 
TQOxa^tl^E IV 'vollen,  wälzen'  (Pherekydes;  r^o/aAog 'laufend, 
schnell'  klass.)  sind  wohl  Analogiebildungen  dazu;  vgl.  auch 
övoJiali'Ceiv  'schütteln'  (Hom.,  guttural)  ohne  Grundwort. 


C.  Nominale  Ableitung. 

Allgemeines. 

§  278.  Die  nominale  Stammbildung  ist  viel  mannig- 
faltiger als  die  verbale.  Bei  den  Verbalformen  werden  eben 
viel  mehr  Beziehungen  durch  die  im  allgemeinen  bei  jedem 
Verbum  durchgeführte  Flexion  ausgedrückt  (grammatische 
Person,  Tempus  oder  Aktionsart,  Modus,  Genus  verbi),  sodaß 
für  die  Stammbildung  weniger  übrig  bleibt;  das  Griechische 
hat  diese  Tendenz  gegenüber  dem  Indogermanischen  noch 
verstärkt,  indem  z.  IJ.  der  Wandel  der  Aktionsarten  in  das 
Flexionssystem  einbezogen  wurde.  Bei  den  Nomina  werden 
dagegen  in  den  idg.  Sprachen  nur  die  Numeri  und  die  Kasus- 
beziehungen (bei  den  Adjektiven  noch  das  grammatische 
Geschlecht)  durch  die  Deklination  systematisch  bezeichnet, 
und  der  Stammbildung  bleibt  ein  größeres  Gebiet.  Und 
zwar  ist  das  Griechische  in  der  Nominalstammbildung  viel 
konservativer;  fast  alle  idg.  Nominalsuffixe  sind  noch  nach- 
weisbar, ein  großer  Teil  ist  sogar  noch  produktiv  oder  wenig- 
stens in  leicht  erkennbaren  Gruppen  vorhanden,  und  die 
neuen  Suffixe  dominieren  nicht  so  stark  wie  beim  Verbum. 
In  unsrer  Darstellung  kann  es  sich  aber  nicht  um  eine  Fest- 
stellung des  Fortlebcns  der  idg.  Suffixe  handeln,  sondern  in 
erster  Linie  um  die  Aufzeigung  der  Suffixe,  die  im  Grie- 
chischen als  Mittel  d(M'  Stammbildung  dienen,  seien  sie  äUer 
oder  jünger. 


§§  279—281       VVurzelnomina.  —  Vokalische  Suffixe.  141 

Wurzelnomina. 

§  279.  Wurzelnomina  (§  21)  sind  im  allgemeinen  bloß 
als  Einzelwörter  erhalten  {jtovg,  ravg,  ä?.Q  usw.),  weil  sie 
als  einsilbige  Wörter  nicht  genug  Tragkraft  hatten;  als  Bil- 
dungsmittel dienen  sie  nur  im  Hinterglied  von  Komposita, 
wo  die  Einsilbigkeit  nicht  mehr  empfunden  wird:  jtgöo-cpv^ 
§  44,  ä-Cv^  §  62,  ßov-7iXri^  XEQ-vixp  §  102,  oioTQO-nXt']^  §  105. 


Vokalische  Suffixe. 

I.   -0-  und  -ä-. 

§  280.  Beachtenswert  ist  nur  die  Verwendung  als 
Verbalnomen,  -o-  bildet  mit  Oxytonese  Nomina  agentis: 
ayÖQ  'Führer'  (Hom.)  zu  äyeiv,  xqocpoQ  'Nährer(in)'  (Hom.) 
zu  rgecpeiv,  dotöog 'Sänger'  (Hom.)  zu  äeideiv,  r^o;^og 'Läu- 
fer >  Rad'  (Hom.)  zu  roex^tv;  mit  Barytonese  Nomina 
actionis:  yovog  'Nachkomme'  (Hom.)  zu  yev-  (yevog,  yeve- 
G-ßat),  XQÖxog  'Lauf  (klass.)  zu  XQex£iv\  beide  Gruppen  sind 
für  die  Komposition  als  Hinterglieder  wichtig  geworden: 
JiQoo-cpoQog  §44,  dva-cpogog  §62,  ipvxo-JiofiTiög  §97  {xovqo- 
XQocpoQ  §  152)  '&e6-7cojU7iog  §  106. 

§  281.  Die  Wurzelabstrakta  auf  -d  (-?))  sind  altererbt 
und  noch  in  historischer  Zeit  lebendig  (vgl.  §  21) :  (p^ogä  'Ver- 
nichtung' (klass.)  zu  cp'&sQ-^  X^Q^  'Freude'  (klass.)  zu  x^i^Q- 
'f]vai,  aQXV  'Anfang'  (Hom.)  zu  äqx^iv^  oq^ayrj  'Opferung, 
Mord'  (klass.)  zu  ocpay-^  (pvyrj  'Flucht'  (Hom.)  zu  (pEvyeiv. 
Seit  der  klassischen  Zeit  werden  solche  Substantiva  beson- 
ders von  allerlei  Verba  muta  abgeleitet  mit  Bevorzugung 
der  Media  oder  Aspirata  im  Stammauslaut:  bibax'y]  'Lehre' 
(klass.)  aus  bibä^ai  usw.  entnommen^,  aXlayt]  'Tausch,  Ver- 

^  öiödaxco  (Hom.)  aus  *öi-dda-axco  zu  öarjvat  'lernen',  öijvea 
'Ratschläge'  aus  *öaa-v-,  also  ursprünglich  gar  kein  Guttural- 
stamm; öiöd^ai  (Hom.)  aus  *ötöda}<-aai  mit  Übernahme  des 
Präsensstammes  (vgl.  Öiödax-aloi;  'Lehrer'  §324  und  älvaxeiv 
—  ä)i.v^ai)\  daraus  dann  didax-&fjvai,  ös-ÖLÖay^-evai  und  diÖax-ri\ 
vgl.  öidaKtQov  §351. 


142  C.  Nominale  Ableitung.  [§§281—283 

änderung'  (klass.)  zu  äVAooeiv  (ursprünglich  wohl  *ä?J.aH-), 
xaza-OHarp^  'Untergraben,  Niederreißen'  (klass.)  zu  ondji- 
XELv  (älter  oxaji-dvr]  'Spaten',  jünger  öKacp-fjvai,  wohl  nach 
xaq^-fivai). 

Über  -0-  als  ,,  Kompositionsvokal"  s.  §  129,  als  ,,  Kom- 
positionssuffix" §  148. 

§  282.  -ä-  wird  auch  zur  Bezeichnung  weiblicher  Per- 
sonen zu  Maskulina  auf  -og  verwendet:  '&e6c. — '&Ea.  (Hom. 
neben  fem.  Gebrauch  von  -^eög),  xaoiyvr]rog  —  xaoiyvrjjr] 
(Hom.),  ^elvog  —  ^eivr]  (Demeterhymnus,  Pind.  usw.).  Das 
Lateinische  kennt  dieselbe  Entwicklung  noch  in  stärkerm 
Maß:  deus  —  dea,  equiis — ■  equa\  trotzdem  darf  man  der 
gemeinsamen  Grundsprache  höchstens  die  ersten  Anfänge 
dieser  Motionserscheinung  zuschreiben;  vorbildlich  waren 
natürlich  die  Adjektiva  auf  -os,  -ä  {-om). 

Über  Kurznamen  auf  -äg,  dessen  Entstehung  unklar 
ist,  s.  §  164;  dasselbe  -äg  bildet,  besonders  hellen,  und  später, 
auch  scherzhaft-derbe  Personenbezeichnungen  wie  q)ayäg 
'Fresser'  (Kratinos)  zu  (pay-eiv,  ?.agvyyäg  'Schreihals' 
(spätgr.)   zu  laqvyy-. 

II.  -10-  und  -lä-. 

§  283.  Adjektiva  auf  -log  gehören  im  Indogermanischen 
und  im  Griechischen  zum  gewöhnlichsten,  das  es  gibt: 
Sie  werden  aus  sehr  vielen  Substantiva^  im  Sinn  der  Zuge- 
hörigkeit abgeleitet:  eonegioQ  'abendlich'  zu  eoJiCQog 
'Abend';  daher  eignet  es  sich  auch  vorzüghch  als  ,, Kom- 
positionssuffix" (§  147).  An  Personennamen  angehängt 
bedeutet  -log  auch  'Sohn  des — ':  Te/.a/ucoviog  Äiag  (Hom.); 
freilich  ist  diese  Art  von  Patronymikon  fast  überall 
durch  -idt]Q  -(i)ddriQ  verdrängt  worden  (§384,  s.  auch 
-ioiv  §314). 

^  Die  alte  Ableitung  aus  N'erbon  fristet  im  Griechischen 
nur  noch  ein  kümmerliches  Dasein:  äy-iog  'heilig'  zu  äCea&ai 
(aus  *ay-i-)  'verehren',  fiavla  'Raserei'  zu  /xav-  'rasen'. 


§§283—285]       Vokalische  Suffixe:  -to-  und -tä-.  143 

-10-  ist  am  Platz  bei  den  o-Stämmen  und  den  konsonan- 
tischen. Durch  den  Antritt  an  das  häufige  -rriQ-  ergibt  sich 
-ziJQio g.  Das  substantivierte  Neutrum  -  t  fjQiov  ist  selbstän- 
diges Suffix  geworden^:  so  wird  z.  B.  äxQoa-xriQLov  'Hör- 
saal' (von  äxQoäo^ai  "zuhören')  noch  in  der  hellenistischen 
Zeit  abgeleitet,  wo  die  Nomina  agentis  auch  bei  Verba  sim- 
plicia  schon  längst  nicht  mehr  mit  -rrjQ^  sondern  mit  -tyjq 
gebildet  werden  (vgl.  §348);  ja  der  Gegensatz  -xtjq:  ttjqiov 
setzte  sich  so  fest,  daß  gelegentlich  sogar  zu  einem  denomina- 
tiven  -xriQ  ein  -xrjQiov  gebildet  wurde:  öeo/ncoxiJQiov  (klass.) 
'Gefängnis'  zu  deojucöxrjQ' Gegangener'  (§  357).  Auch  -dÖLog 
und  -idiog  haben  einige  Eroberungen  gemacht;  s.  §  383  und 
über  die  Deminutiva  auf  -löiov  §  293. 

§  284.  Aus*-Ttog  (zu  ^Suffixen  aller  Art)  wird  -oiog: 
eviavoiog  'jährig'  (Hom.)  zu  iviavxög,  exovoiog  'freiwillig' 
(klass.)  =  EXOVX-.  Daher  ist  -oiog  auch  die  regelrechte 
Adjektivbildung  zu  den  Verbaladjektiven  auf  -xog:  äxgixog 
—  äxQioia,  und  zu  den  denominativen  und  den  deverbativen 
Nomina  auf  -xtjg:  dtjfiöoiog  'öffenthch'  (klass.)  zu  di^/uöxrjg 
(von  dfjjuog),  Csvytoiov ' Abgabe  des  L,evytxrjg  (Aristot.  'A§. 
Ttol.),  Kvv7]yeoLov  'Jagd'  (klass.)  zu  xvvrjyexrjg,  nqodooia 
'Verrat'  (klass.)  zu  JtQoöoxrjg;  und  zwar  hat  dieses  -oiog  sich 
besonders  eng  an  die  Komposita  angeschlossen,  weil  die 
Verbaladjektiva  auf  -xog  die  Komposita  bevorzugen  und  die 
Nomina  agentis  auf  -xr]g  ursprünglich  auch  den  Komposita 
eigen  waren  (§  338);  speziell  das  substantivische  Femininum 
auf  -oia  ist  so  in  einen  scharfen  Gegensatz  zu  -oig  bei  Verba 
simplicia  getreten:   eXaoig  —  ßor]laoirj,  s.  §  145. 

§285.  Mit  ä-Stämmen  verband  sich  -log  zu  -alog 
(seltener  -aiog:  öinri  —  öixaiog):  dvdyxrj  —  dvay>caiog 
(Hom.).  In  Beispielen  wie  dyogd  —  dyogalog,  d-vqa  —  d^v- 
galog,  nvhj  —  nvlalog  bekam  -alog  die  Bedeutung  'zu 
einem  Ort  gehörig'  und  trat  in  diesem  Sinn  auch  an  o-Stämme 
an:  so  klass.  vrjoaiog  und  jiEQoalog  von  den  Feminina  vfjoog 
und  x^QOog  ('Festland').    Über  -ifxalog  s.  §  308. 

^  Während  -x^giog  bald  durch  -nxdc  verdrängt  wurde ;  s.  §  395. 


144  C.  Nominale  Ableitung.  [§§285—287 

In  -e  10  g  sind  vermutlich  zwei^  Bildungen  zusammen- 
geflossen: -eiog  aus  *-80-iog  zu  5-Stämmen  {eteloq  zu  exoq) 
und  -t]'Co(;  (Hom.)  aus  *->y/-<og-  zu  -evq^  {ßaoi/.evg  —  ßaoi- 
Xrjiog^  XalxevQ — ■  x^/.',ii)iog\  vgl.  auch  äoxv  —  äorelo:;). 
Analogiebildungen    nach    -ev:;    (Personenbezeichnung!)    — 

-eiog  sind  z.  B.  äv§QOJ7tog  — •  äv&oojTceiog^  ävöq ävÖQelog, 

yvvaiK yvvaixeloQ,  §7]q  —  -dr/geiog,  "Etzixovqoq  —  ^Eni- 

■üovQEioQ  und  sogar  IJv&ayÖQag  —  IJv^ayoQEioi;.  Ein  Hilfs- 
weg für  diese  Ausdehnung  des  Suffixes  sei  durch  klass. 
oixEioQ  "häuslich  >  verwandt,  eigentümlich,  geeignet'  ver- 
anschaulicht: es  gehörte  zu  oixEvc.  'Hausgenosse'  (Hom.)^, 
wurde  aber  nach  dem  Absterben  von  oIkevq  auf  oly.oQ 
bezogen.  Über  ynvoEiog  s.  §  297  Fußn. 'ylvy/jfor  'GefäB' 
ist  falscher  Ersatz  für  äyyEiov  (so  att.;  aus  *-eo-iov  zu  hom. 
äyyog,  n.):  ob  er  dem  Ionischen  oder  Herodot  oder  der 
Überlieferung  zur  Last  fällt,  bleibt  eine  offene  Frage. 

§286.  Wenig  Raum  hat  ein  Suffix  -o  io?  gewonnen;  es  ist 
auf  Pronomina  und  Pronominalia  beschränkt  und  ist  wohl  ur- 
sprünglich ein  Kompositionshinterglied  mit  der  Bedeutung  ,,Art": 
oloi;  —  jrojoc  —  Toioc  —  ä?.Äoioc  aus  *-ö-oifoi;  und  danach  auch 
Tzavrolog  (Hom.)  'von  jeder  Art'    statt  *7td.vT-oifog  (§151). 

§  287.  Das  Suffix  -log  hat  in  Substantivierungen 
einige  kräftige  Zweige  getrieben. 

Das  Femininum  auf  -la  dient  der  Ableitung  von 
Ländernamen  aus  (nicht  abgeleiteten^)  Yölkernamen:  Avdög 
—  Avdiog  —  Ävdia,  0qv^  — 0ovyiog  —  0Qvyia.    Haupt- 


^  Vielleicht  auch  drei:  hom.  aiyeioc,  ßöeioc,  ravgeioc  setzen 
vielleicht  ein  indogerm.  Stoff adjektivsuf fix  -eio-  (unsicherer  Ent- 
stehung) voraus;  s.  §297  Fußn. 

'^  Vielleicht  ist  -t)io(:  zu  *-r}0!:  geworden  und  dies  infolge 
der  zunehmenden  lautlichen  Annäherung  von  ij  an  ei  im  Attischen 
frühzeitig  mit  -eioc  identifiziert  worden. 

^  Auch  zu  -Eveiv:  /navT^io^  —  [.lavreloc  'weissagend'  (klass., 
fiavTr]Cov  'Weissagung'  schon  Hom.)  zu  /navreveo&ai  (§213)  — 
fj.dvTi:;  (kein  *^taiTf!»c!) ;  vgl.  /navTtia   §287. 

*  Oder  zu  olxei   =  oixoi? 

^  Umgekehrt  Atyvjizog — Atyvjizio;,  Köqiv&o^ — KoQir&io^. 


§§287.288]  Vokalische  Suffixe: -to-  und -lö-.  145 

sächlich  aber  ist  es  seit  alters  eines  der  verbreitetsten  Suffixe 
für  Abstrakta.  In  manchen  Fällen  ist  das  vermittelnde 
Adjektiv  auf  -ioq  noch  vorhanden:  e/.ev&eqo^  —  elev&eQioQ 

—  eXev&eQia,    ^evog — ^evloq  —  ^svia,   gojt^q — ■  ocox^Qiog 

—  oojT}jQia,  usw.  Aber  die  Fälle  ohne  Zwischenglied  sind 
Legion:  oocpog  —  oocpia,  ayyE/.oq  —  äyyEKia;  von  Kom- 
posita: äßovloQ  —  äßovUa,  /j,ovofj,dxog  —  jjLovofxaxia  (§38), 
fjLio&ocpoQog  —  fiiG&ocpooia,  vgl.  §  145  und  372  Fußn.  Von 
dem  Ableger  -oia  war  schon  oben  §  284  die  Rede,  ein  anderer 
ist  -Eia^  (zu  -Evg  und  -evelv,  wie  -eioq'.  ßaai?.£vg- — ßaai- 
/.Eiog  —  ßaoUEia,  ohne  Zwischenglied  aQiozEvg  —  agioxEia, 

{TlQEößEV-    )     TCQEoßEVElV   jlQEößEia,     {judvTig  )    jUaV- 

TEVEodai  —  [AavüEia  [vgl.  §  285]). 

§  288.  Auch  die  Maskulina  auf  -tag  gehen  auf  die 
Abstrakta  auf  -ä  zurück:  vEaviag  'Jüngling'  ist  Maskuhni- 
sierung  von  *)'£ai'ta 'Jugend  (abstrakt)  >  Jugend  (konkret- 
kollektiv) >  junge  Person'.  Diese  individuelle  Bedeutung  liegt 
auch  in  den  Eigennamen  (Kurznamen)  auf  -tag  vor:  Nixiag 
=iYt>!:o-,'^^/Jag  =  '^^;>:£-oder'^^;^t-,  usw.  (§164),  und  ebenso 
in  den  verächtlichen  Personenbezeichnungen  wie  [laoxiyiag 
'Prügeljunge,  Faulpelz'  (klass.)  von  fxaoriy-,  (pgovrifiariag 
'selbstvertrauend,  eingebildet'  (Xen.,  Aristot.  u.  a.).  An 
solchen  Wörtern  entwickelte  sich  in  klassischer  Zeit  für  -tag 
die  Fähigkeit,  auf  Grund  irgendeines  charakteristischen 
Merkmals  Namen  für  allerlei  Lebewesen  und  Dinge  zu  geben: 
besonders  für  Fische  {^icpiag  'Schwertfisch'  von  tö  ^icpog), 
Weine  {6fi(paxiag  'Wein  von  unreifen  Trauben'  von  öfjirpa^), 
Brotsorten  (.Tfri'pf'ag 'Kleienbrot'  yoxv  tiitvqov),  Steinsorten 
(/io/;^^^^? 'Muschelmarmor'  [Aristoph.]  von  xoyxv/.)],  xoy- 
yvhov)^  auch  für  Winde  (ävsjuoi  ßgaofiariai  xal  OEiOjuarlai 
'Erschütterung  (ßoaGjua)  und  Erdbeben  (oEiOjua)  ver- 
ursachende Winde').  Es  handelt  sich  durchweg  um  scherz- 
hafte oder  künstliche,  also  in  hohem  Maß  bewußte  Sprach- 
schöpfungen. 


^  Ion.  -rjiT]  wie  -rjtos',  s.  §  285. 
Debrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  10 


146  C.  Nominale  Ableitung.  [§§289.290 

§  289.  Mannigfach  ist  die  Verwendung  des  substanti- 
vierten Neutrums  auf  -tor':  ev  vjivco  —  ivvjtviog  —  ev- 
vjiviov  (seil.  oVa^?  s.  §  52)  'Traum',  ocpay- ■ — ocpdyiog — • 
0(pdyiov  (seil,  legelov?)  'Opfer(tier)'.  Im  Besondern  tritt 
-lov  in  folgenden  Bedeutungen  auf:  'Heiligtum  eines  Gottes 
oder  Heros'  (wohl  mit  Ellipse  von  legov):  'Anolhov  — 
' Anollojv lov ,  Nv/uq))]  — Nv/Liq)aLov,  "Agrefiig  —  'ÄQxe^ioiov, 
Oijoevg  — ■  0}]oelov;  'Fest  eines  Gottes  oder  Heros':  (De- 
meter) '&ea/Lioq)6Qog  ■ —  Oeo/uocpögia,  Iloojurj^svg  —  Uqo- 
fji7]d'ia,  All  avnfiQL  —  Aiioon/jQia.  Ausdrücke  für  juristische 
Begriffe  (Parasyntheta;  besonders  in  hellenistischer  Zeit 
beliebt):  dxpd)Vi]g  'Zukost  kaufend'  —  6y)d)viov  'Sold',  re- 
kd)Vf]g  'Zollbeamter'  —  xeldiviov  'Zollstätte',  evoixog  —  evoi- 
XLOV  'Mietzins' ;  der  Genitiv  auf  -iov  bezeichnet  im  attischen 
Rechtswesen  allerlei  Prozeßarten:  ?u7io/uagtVQiov  (seil,  dix)], 
ygatpij)  'Klage  wegen  Nichterscheinens  zur  versprochenen 
Zeugnisablage',  ävavjLiaxiov  'Klage  wegen  Nichtbeteiligung 
an  der  Seeschlacht'.  Belohnungen:  evayyehov  'Lohn  für 
gute  Botschaft'  (Hom.)  von  evdyyeXog^  '&g£7cr7jQia''Lohn  für 
die  Ernährung'  (Hesiod  und  Hymn.  Hom.;  von  ^gejcrrj- 
Qiog)   =  roocpElov  (klass.;  von  xoo(pevg). 

Über  -xriQiov  s.  §  283,  -oiov  ebenda. 

§290.  Auch  -eIov  hat  sich  losgelöst  und  hängt  sich 
an  Nicht-fif-Stämme.  Es  bezeichnet  in  klassischer  Zeit  ge- 
wöhnlich ein  Lokal  (für  eine  Berufstätigkeit):  y^aky.evg  — 
XaJ.xrjiog  —  xuIkeIov  'Schmiedewerkstatt',  xovqevg  — 
KovQEiov  'Barbierstube',  xdnrjXog  —  xajii]lEV£iv  — ■  xaTty- 
XeIov  'Kramladen',  dgxri  'Amt'  —  ägxetov  'Amtslokal', 
Movoa  —  Movoelov  'Musensitz'  (vgl.  oben  Grjasvg  — 
OrjOEiov).  Preise:  ttqmxeIov  TtgioxEia  'erster  Preis'  (klass.) 
zu  TiQÖJxog,  auch  wohl  ^eiv/jiov  'Gastgeschenk'  (Hom.)  zu 
^Eivog  nach  Mustern  wie  TCQEoßy'jiov  -eIov  'Ehrengeschenk' 
(Hom.)  zu  TTQEaßEV-  und  äoioxelov  {-7'jiov)  'Tapferkeitspreis' 
(klass.)  zu  {äqioxog — )  äqioxEvg. 


Vgl.   lat.  Studium,   berief icium,   Cülloquium. 


§§291.292]  Vokalische  Suffixe: -tov.  147 

§  291.  Freilich  haben  alle  diese  substantivischen  Ver- 
wendungen von  -lov  nichts  zu  sagen  gegenüber  der  über- 
ragenden Wichtigkeit  der  Deminutiv  a  auf  -lov.  Diese  sind 
im  Grunde  genommen  nichts  als  ein  Ausschnitt  aus  dem 
Bedeutungsgebiet  von  -tog;  wie  -log  die  Zugehörigkeit  im 
allgemeinen  angibt,  so  -lov  zunächst  'etwas,  das  seiner  Art 
nach  zum  Grundwort  gehört;  eine  Art  von  . . .,  etwas  wie  . .  .', 
also  nur  eine  kleine  Modifizierung  des  Grundwortes.  Nun 
liebt  aber  die  intimere  Sprache  der  Familie  und  der 
untern  sozialen  Schichten  gerade  die  psychologisch  inhalts- 
reichem Modifikationen  mehr  als  die  normalen,  gemessenen, 
nüchternen  Ausdrücke  der  Verkehrs-  und  Bildungssprache^; 
andrerseits  sieht  die  obere  Sprachschicht  mitleidig  oder  ver- 
ächtlich auf  die  intimen  Ausdrücke  herab,  und  wenn  solche 
Worte  aus  der  Kinderstube  und  der  Werkstatt  in  die  öffent- 
lichere Sprechweise  hinaufdringen,  so  haftet  ihnen  dieser 
liebenswürdige  oder  verächtliche  Ton  an  —  bis  sie  durch 
den  regelmäßigen  Gebrauch  auf  das  Niveau  ihrer  Grund- 
wörter herabgedrückt  werden. 

§  292.  Aus  diesem  Charakter  der  Deminutiva  erklärt 
es  sich,  daß  sie  in  der  vertraulichen  Anrede  häufig  sind, 
ferner  daß  sie  in  der  aristokratischen  und  konservativen 
homerischen  Sprache  nicht  vorkommen^,  daß  die  Tragiker 
nur  einen  spärhchen  Gebrauch  von  ihnen  machen,  daß  da- 
gegen die  Komödie  davon  wimmelt  und  daß  sie  sich  seit 

^  Daher  nennen  die  griechischen  Grammaliker  die  Deminu- 
tiva vnoKOQiaxwd  (von  ujToxoQi'Ceo&ai  'wie  ein  Kind  [xogr])  spre- 
chen >  mit  zärtlichen  (auch  verkleinernden  >  schmähenden) 
Worten  benennen'. 

^  D.h.  natürlich:  Neutra  auf  -toi'  gibt  es  wohl,  aber  sie 
haben  noch  nicht  deminutiven  Sinn.  Wahrscheinlich  geht  dieser 
überhaupt  nicht  so  weit  zurück;  jedenfalls  ist  er  später  als  die 
Bildung  der  Suffixe  -elov,  -aiov  usw.,  weil  diese  die  Deminutiv- 
bedeutung nicht  mitmachen.  Vgl.  über  hom.  lyviov  Herodian 
(Anhang  IV)  und  Schol.  Dionys.  Thrax  p.  226,  19  Hilgard  üagä 
6e  rü)  noir}xfj  ovx  äv  evQe&eir]  vjioxoqiotixöv  "  jjgcytkä  yaQ  rä  naq 
avTÖ}  xal  EJcrjQ/neva. 

10* 


148  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  292—294 

der  hellenistischen  Zeit,  wo  die  „gute"  Sprache  immer  mehr 
ins  Volk  dringt  und  sich  zugleich  aus  den  untern  Sprach- 
schichten überaus  stark  bereichert,  in  immer  breiterem 
Strom  in  die  Literatur  ergießen  unter  fortschreitendem 
Zurücktreten  der  hypokoristischen  Bedeutung:  die  heutige 
neugriechische  Volkssprache  hat  eine  Menge  von  Deminu- 
tiva  ganz  an  die  Stelle  ihrer  Grundwörter  gesetzt;  die  spät- 
lateinisch-romanische Sprachgeschichte  weist  infolge  der  ähn- 
lichen kulturellen  Entwicklung  dieselbe  Spracherscheinung 
auf:  französisch  oreille  =  aiiri-cula,  italienisch  fratello. 

§  293.  Die  Wichtigkeit  der  Deminutiva  spiegelt  sich 
wieder  in  der  großen  Zahl  von  Konglomeraten  aus  dem 
deminutiven  -lov  mit  andern  Suffixen.  Hier  können  aus 
der  Fülle  der  Bildungen  nur  wenige  Beispiele  gegeben  werden: 

-Cd- LOV  ist  ausgegangen  von  «^-Stämmen  (äordöiov 
'Schildchen'  zu  äoTiiQ)  und  nimmt  an  der  bequemen  Ver- 
wendbarkeit von  -lö-  (§  379f.)  teil:  d(5e299i(3tor 'Brüderchen' 
zu  äöeAcpÖQ,  XQrividiov  'kleine  Quelle'  zu  xgtjvrj,  alyiöiov 
'Zicklein'  zu  af|,  Ecoy.Qariöiov  zu  Zcoy.QdxijQ^  ygatÖiov  und 
ygädiov  'altes  Weiblein'  zu  ygavg,  ßaoü.eiöiov  'Königlein' 
zu  ßaoL?.Evg,  CqjÖiov  'Tierchen,  Tierbild'  aus  *^cp-tdiov  zu 
Cqjov\  daneben  scheint  es  ein  -töiov  zu  geben,  das  aus 
Fällen  wie  ßißUöiov  'Büchlein'  aus  *ßiß/.i-(diov  zu  ßiß/.ior\ 
olyJdiov  'Häuschen'  aus  *olxi-idiov  zu  oiyJa  (aber  auch  auf 
oixog  beziehbar),  öfptöiov  ,, kleine  Schlange"  aus  *oq)i-idtov 
zu  ö(pig  zu  erklären  ist  und  seinerseits  -vÖiov  zu  -vg  hervor- 
gerufen hat:  l'/ßTÖöiov  'Fischlein'  zu  ix^vg,  ebenso  ßovöiov 
'Öchslein'  zu  ßovg;  doch  ist  -töiov  und  -tÖiov  meist  schwer 
zu  scheiden  und  wohl  auch  im  Gebrauch  durcheinander  ge- 
gangen. 

§  294.  Häufig  ist  auch  -ao-tor,  das  natürlich  von 
Nomina  auf  -ag-  stammen  muß  (§335  Fußn.):  y.tjTrdoiov 
'Gärtchen'  zu  yS^nog,  yvvdgior  'Hündchen'  zu  y.iHor, 
y.EQÖdgiov  'kleiner  Gewinn'  zu  rö  xegöog. 

Viel  seltener  sind  -dqiov  {-ii)(pior;  §337),  -v(piov 
(§337),   -vlliov   (§327),   -vöqiov,    -i'axiov    (zu    -lay.og 


§§294—297]         Vokalische  Suffixe:  -ioi',  -£o-.  149 

§397):  ijtvVuov 'kleines  Epos'  zu  ro  etioq^  TexvvdQiov'kXe'in- 
(lich)e  Kunst'  zu  ts^vi],  domdiOHiov  zu  äojiig  —  äoTiidioy.i]. 
§  295.  Diese  Suffixerweiterungen  können  unter  sich 
weiter  kombiniert  werden:  äo7iid-iox-do-ioi',  %ixcov-iG7i- 
dgiov,  IJQia^-i/J.-vÖQiov,  ßißl-ao-iöiov  und  ßißX-id-dgiov 
(-iö-?).  Der  Stammauslaut  der  Grundwörter  scheint  außer 
bei  -LÖiov  ganz  ohne  Einfluß  auf  die  Wahl  des  Deminutiv- 
suffixes gewesen  zu  sein;  es  heißt  z.  B.  nicht  -alov  zu 
ä- Stämmen  wie  -aloQ  bei  den  Adjektiven  auf  -loq  (§285): 
d^voa  —  d'vqaloQ,  aber  ^vqlov.  Auch  die  Bedeutung  der 
Grundwörter  hat  offenbar  nichts  zu  sagen;  die  Deminutiva, 
hauptsächlich  die  mit  kombinierten  Suffixen,  sind  eben  zu 
einem  großen  Teil  freie  Schöpfungen  einer  Augenblickslaune. 

§  296.  Die  Begriffsgebiete,  die  an  der  Bildung  von 
Deminutiva  teilnehmen,  entsprechen  der  sozialen  Herkunft 
der  Deminutiva:  es  ist  vorwiegend  die  Sphäre  des  ein- 
fachen Lebens,  der  Familie,  der  Kinderstube.  Verwandt- 
schaftsbezeichnungen sind  z.  B.  nargiöiov,  '&vydTQiov, 
döelcpLÖiov^  jtaiöiov^,  Ttaiödgiov;  Bezeichnungen  für  Körper- 
teile: ocojudriov,  djupArior,  dniov,  ondoiov,  yaorgiov;  aus 
dem  Gebiet  der  Wohnung:  olyJdiov^  yJjvidiov,  x?uvdgiov; 
Kleider:  ^'-^aiviov  xitcoviokiov,  x^avioxidiov;  Essen:  xge- 
ddiov  und  xgev/J.iov  (zu  xgeag),  y^iyjov  Hvrume',  xpco/niov 
'Bissen';    Tiernamen:  xvvdqiov,  ix^vdiov,  aiytdiov. 

Über  die  deminutive  Verwendung  von  -ax-  s.  §  391, 
über  die  von  -laxog  §397  ff. 

III.    -£0-. 

§  297.  Das  einfache  -eog  (aus  *-eios)  bildet  nur  noch 
in  bescheidenem  Maße  Stoffadjektiva;  das  Attische  kontra- 
hiert -eoQ  zu  -ovq:  xQ'^aeog  —  xqvgovq'^  'golden'  (Hom.), 

^  Die  dreisilbigen  Deminutiva  auf  -lov  mit  daktj'lischer 
Prosodie  haben  eine  Neigung  zur  Paroxytonese;  vgl.  Anhang  IV. 

2  Das  ebenfalls  im  Epos  vorkommende  -eio^  (xQvaeiog  usw.) 
ist  wohl  unter  dem  Einfluß  des  -eio^  von  §  285  entstanden, 
vielleicht  bloß  unter  dem  Druck  des  Metrums. 


150  C.  Nominale  Ableitung.  [§§297—299 

livEOQ  ■ —  /uvovg  'aus  Flachs'  (klass.),  ?.i§Eog  'steinern' 
(Hom.),  7iOQ(pvQeog  —  jioQcpvQovQ  'purpurfarbig'  (Hom.; 
vgl.  iQVGovc.  'aus  Gold  >  goldfarbig');  zu  den  seltenen 
Fällen  mit  nichtstofflicher  Bedeutung  gehört  xvveog  'hün- 
disch' (Hom.).    N^\.\qX.  aureus  'golden',  /apiV/ews 'steinern'. 

Dagegen  ist  -eoc.  erhalten  in  den  Suffixkonglomeraten 
-iveoQ  (§319);  vgl.  auch  -dXeoq  (§  328  Fußn.). 

Über  -reoQ  s.  §  369. 

Es  gibt  auch  Baumnamen  auf  -eä  (ion.  und  hellen.; 
att.  -^),  abgeleitet  von  den  Bezeichnungen  für  die  Früchte: 
^?yAea 'Apfelbaum'  (Hom.)  von  ^filov,  d/ti'}'<3a/£a 'Mandel- 
baum' (hellen.)  von  äfivyöa/.ov. 

IV.   -lä. 

§  298.  Es  diente  einst  in  weitestem  Umfang  zur  Bil- 
dung von  Femininen  zu  Adjektiven  und  Substantiven.  Da 
das  konsonantische  -i-  schon  im  Urgriechischen  teils  ge- 
schwunden war,  teils  starke  Veränderungen  erlitten  hatte,  so 
eignete  sich  in  historischer  Zeit  -lä  nicht  mehr  für  Neubildun- 
gen, so  wenig  wie  das  verbale  -lo-  ( §  167).  Dafür  lebt  es  weiter 
in  allen  längern  Suffixen  mit  ,,a  impurum";  freilich  sind 
die  meisten  mit  Adjektiven  oder  Partizipien  zu  einem 
Deklinationsschema  assoziiert,  so  mit  allen  der  3.  Deklina- 
tion angehörenden,  d.  h.  konsonantischen  Stämmen,  die 
überhaupt  ein  formal  gesondertos  Femininum  haben:  -ovoa 
zu  -ovT-,  -Eia  zu  -vg,  -eooa  zu  -e(v)r-  usw.  Von  sub- 
stantivischen Femininbildungen  sind  zu  erwähnen: 

§  299.  Das  eine  -etd  (aus  *-eo-ia)  ist  das  regelrechte 
Femininum  zu  den  ea-stämmigen  Adjektiven;  da  aber  diese 
als  Komposita  (§  140)  offenbar  keiner  adjektivischen  Femi- 
ninbildung bedurften  (vgl.  die  Adj.  comp,  auf  -og),  so  wurde 
-eiä  auf  die  substantivische  Abstraktbedeutung  beschränkt: 
ahj'&riQ  — ■  äh'j&eia,  evöeßrjg  —  evoeßeia  und  viele  andere. 
Hie  und  da  hat  -eiä  dem  ungleich  häufigem,  bei  allen 
andern  Adjektiva  und  Komposita  auf  -og  überaus  beliebten 
-lä  (§  287)  weichen   müssen:   Evri'x^'jg  —  Evxv/^ia  (selten 


§§299.  300]  Vokalische  Suffixe:  -lä.  151 

evxvy^Eia),  xaKO)jd^)]g  —  ^caxor/'&ia  und  xa>co^&Eia.  Im 
Ionischen  wurde  -eiä  durch  -si7]  (Hom.  äh]'&E(7]\  Herodot 
äxelEiri^  =  äxElEia  zu  är£h]g)  verdrängt. 

Das  andere  -Eiä  (aus  *-Ef-La  oder  *-rif-ta ;  ion.  -rjtri)  bildet 
einzelne  weibliche  Personenbezeichnungen  zu  -evq,  während 
als  Abstraktum  zu  -evq  das  Femininum  des  Adjektivs  auf 
-etog,  also  -e/ä,  dient  (§  287):  ßaaiksia  (auch  ion.;  ßaGikrjtrj 
Herodot  =  ßaoiXEia  s.  §  285,  287)  'Königin'  zu  ßaoi?iEvg, 
lEQEia  'Priesterin'  zu  Ieqevq,  und  wenige  andere.  Schon 
die  klassische  Zeit  sagt  aber  lieber  -ig  als  -sia:  ßaailig 
(§  381)  seit  den  Tragikern,  danach  "Avxioxig'^  zu  ^Avriox^vg, 
in  Westgriechenland  "Ajucpiooig  zu  ^Ajuq)iooEvg;  dieses  -ig 
unterliegt  aber  später  fast  überall  dem  makedonisch-hel- 
lenistischen -looa  (§  300). 

-aiva  von  7i-Stämmen^:  Adxtov  —  Adxaiva^  ■^EgaTTcov 
(ursprünglich  n- Stamm,  vgl.  ^EgdTiv-fj)  ■ —  ^Egänaiva,  dgä- 
Kcov  (ebenfalls  urspr.  7^-Stamm)  —  dgdxaiva,  ?Jcüv  (ebenso) 
—  Xsaiva;  von  da  aus  verselbständigte  sich  -aira  für  Per- 
sonen- und  Tiernamen  und  trat  auch  an  o- Stämme  an: 
'd'EÖg  —  d^Eaiva  (Hom.),  Xvxog  —  XvKaiva  (Plutarch). 

§  300.  -zeiga  und  -rgia  sind  beide  aus  demselben 
ablautenden  Paradigma  *-TEQia  —  *-XQiäg  (zu  Nomina  agen- 
tis  auf  -xrio)  hervorgegangen.  Wie  sich  ihre  Verteilung  in 
den  verschiedenen  Dialekten  und  Zeiten  regelte,  ist  nicht 
völlig  klar:  Homer  kennt  (wohl  zufällig)  nur  -zEiga:  dg-^- 
ozEiga  'Dienerin'  zu  dgy]or7]g  (neben  dem  ion.  -rgig  in 
älEtgig,  s.  §382;  das  Attische  hat  -reiga  (wie  auch  -rrj^, 
§  346)  nur  in  vereinzelten,  meist  sakralen  Wörtern  erhalten 
[oöiTEiga  'Retterin'  zu  ocor/jo),  sonst  herrscht  -rgia  (trotz- 
dem beim  Maskulinum  -r7]g  von  -rrjg  verdrängt  worden  ist): 
ipdXxgia  'Saitenspielerin'   zu  xpdXriqg. 

^  Schlechter  äzeXt-ih]. 

2  Hier  war  natürlich  '  Avtiöxeia  für  die  Bewohnerin  unmög- 
lich, weil  es  die  Stadt  selber  bezeichnete;  zu  ' Avriox£v<;  s.  §303. 
^  Aus  *-Tj,-iä-  >  *-av-ia,  vgl.  -alveiv   §  219. 


152  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  300—302 

Das  Suffix  -laoa  (aus  *-iy.-La),  herausgebildet  durch 
Fälle  wie  Klh^  —  KthoGa^0olvi^  — 0oiviGaa,  gewann  erst 
in  hellenistischer  Zeit  größere  Bedeutung,  indem  das  an- 
scheinend älteste  analogische  Beispiel  ßaoüuooa  zu  ßaodevg^ 
durch  den  Einfluß  des  makedonischen  Hofes  in  die  grie- 
chische Welt  hinausdrang:  Fa/AxiGoa  zu  jTaActTr^g,  ßald- 
viaoa  'Bademeisterin'  zu  ßaXavEvq^  sogar  0oivixioöa  statt 
0oivioaa  zu  0olvi^;  auch  für  älteres  -ig  (vgl.  §  299):  'Avzi- 
6%iaaa  für  ^ Avxioiig.  Das  Suffix  ist  auch  weithin  entlehnt 
worden:  lat.  diic-issa,  französisch  duchesse,  deutsch  Dia- 
konisse. 

V.    -EV-. 

§  301.  Eine  sichere  Herleitung  des  Suffixes  -ev-  ist 
bisher  noch  nicht  gelungen.  Das  Griechische  weist  es  seit 
den  ältesten  Zeiten  in  einer  großen  Zahl  von  denominativen 
Bildungen  auf  mit  der  Bedeutung  'eine  Person,  die  sich 
mit  dem  Grundwort  (intensiv,  berufsmäßig)  beschäftigt': 
innEVQ  'Reiter'  (Hom.)  zu  Innog;  seltener  gehört  es  zu 
Nicht-o-Stämmen:  äyQEvg  'Jäger,  Fischer'  (seit  Pindar)  zu 
ay^a'Jagd,  Fang',  ^^a^/^aTfvg'Schreiber'  (klass.)  zu  ygä/iiiiia, 
axvTEvg  'Schuster'  (klass.)  zu  rö  axvrog  'Leder'.  Früher 
muß  auch  die  deverbative  Bildung  besser  vertreten  gewesen 
sein;  in  historischer  Zeit  unterhalten  freilich  die  Reste  davon 
nähere  Beziehungen  zu  Nomina:  z.  B.  (povEvg  'Mörder'  und 
ToxEig  'Eltern'  schließen  sich  an  cpovog  (fov/j  'Mord'  und 
TÖxog  'Gebären'  an  statt  an  die  halb  verschollene  oder  ver- 
dunkelte verbale  Wurzel  cpsv-  (E-7tE-(pv-E  'tötete^  Hom.)  und 
TEX-  (texeIv). 

§  302.  In  der  Regel  ist  -Evg  im  Gebiet  der  Komposition 
nur  bei  den  präpositionalen  Komposita  üblich;  es  heißt 
(pövog  —  (povEvg,    avyyQatpr}  —  ovyygacpEvg,    aber    dvögo- 


^  Auch  in  den  klassisch  sehr  gebräuchlichen  Ableitungen 
ßaad-ixöi;  (§393)  und  ßaadic;  (§381)  ist  das  -ev-  von  ßaadevg 
nicht  berücksichtigt. 


§§302.303]  Vokalische  Suffixe:  -£u-.  153 

(pövog  und  Xoyoygdcpog,  weil  es  zwar  ovyyQOKpsiv,  aber  nicht 
*?.oyoyod(peiv  gibt  (§  43).  Die  Ursache,  warum  die  Nomina 
auf  -evg  gewöhnhch  nicht  mit  Nomina  komponiert  wurden^, 
liegt  darin,  daß  der  Kompositionstypus  ävögocpovog  seit 
Urzeiten  stark  war  und  schon  die  Bedeutung  eines  Nomen 
agentis  hatte.  Als  dann  die  einfachen  Wurzeln  von  der 
Masse  der  nominalen  und  verbalen  Weiterbildungen  mehr 
und  mehr  erdrückt  und  deshalb  die  Nomina  agentis  des 
Typus  XQocpoQ  (§  280)  von  den  bequemern  Nomina  auf  -evq 
(und  den  Verbalnomina  auf  -r?;^,  -xrjQ  usw.)  zurückgedrängt 
wurden,  war  der  Tj^us  ävÖQocpovoQ  so  fest  eingewurzelt 
und  als  Nomen  agentis  so  scharf  bewußt,  daß  -evq  sich  hier 
nicht  einbürgern  konnte. 

Zum  Ganzen  vergleiche  man  auch  die  Ausführungen 
über  -eveiv  §  210ff.  Über  -f  vg  in  Kurznamen  s.  §  164,  über 
-LÖevQ  §  385. 

§  303.  Zur  Bedeutung  von  -evc,  ist  nur  noch  zu  be- 
merken, daß  es  wie  andere  Nomina  agentis  auch  Instru- 
mente bezeichnen  kann:  oxQoqjEvg  'Dreher  >  Türangel', 
jtvtyevQ  'Gefäß  zum  Ersticken  (z.  B.  von  Kohlen)';  sodann, 
daß  es  in  den  Ethnika  aus  Städte-  und  Inselnamen  zu  einer 
allgemeinen  Bezeichnung  eines  männlichen  Individuums 
verflacht:  Wkaxaiai  —  ülaxaiEVc,^  Evßota  —  EvßoEVQ, 
"'Ajjicpiooa  —  'Afj,(piooEVi;,  MEd"vdgiov  —  MEßvögiEVi;. 
Von  -Eiä  schon  in  klassisch-attischer  Zeit  -eievq  und 
daraus  {-eevg  >)  evg:  ÄExelEia  —  AeKElEiEvg  —  Aeke- 
lEvg\  später  fast  nur  noch  -Evg:  'AhidvögEia  —  '^Ae|- 
avÖQEvg  (neben  seltenem  'A?iEiavdgei8vg),  ^ AvxioxEia  — 
"  AvxioxEvg. 


1  Die  Ausnahmen  bedürfen  besonderer  Erklärung;  z.  B. 
■^vioxfja  bei  Homer  entspringt  der  metrischen  Bequemlichkeit, 
die  längere  Wörter  gern  mit  gleicher  Prosodie  flektiert,  um  sie 
an  derselben  Versstelle,  besonders  am  Versende,  gebrauchen  zu 
können:   ijvioxfja  nach   rjviöxoio;  vgl.  §  212  Fußnote. 


154  C.  Nominale  Ableitung.  [§§304.305 


Nasalsuffixe. 

I.  -juo-. 

1.  Substantiv a    auf  -/xog,   -r/nog,  -'&/u.6g,   -OfAog. 

§  304.  Das  idg.  Abstraktsuffix  -juög  liegt  im  Griechi- 
schen in  verschiedenen  Stadien  vor:  oft  sind  die  Bildungen 
infolge  des  Verschwindens  der  zugrunde  liegenden  Wurzel 
isoliert  worden:  II/jloq  "Hunger'  und  ?.oi/ii6g  'Pest'  (beide 
vielleicht  zu  lat.  letum  'Tod');  sodann  tritt  -^io?  oft  an  pri- 
märe Verbalstämme,  ohne  daß  man  von  Ausbreitungsten- 
denzen reden  könnte:  ddvgjuög  'Wehklagen'  (klass.)  zu 
oövQEO&ai.  Zum  Typus  ist  es  nur  im  Anschluß  an  Denomi- 
nativa  und  nur  in  beschränktem  Umfang  geworden;  dabei 
hat  sich  die  Bedeutung  bisweilen  etwas  nach  dem  Konkreten 
hin  verschoben:  äQnay/uög  'Raub'  (heilenist.).  Aber  alle 
diese  Beispiele  sind  verhältnismäßig  spärlich  und  spät.  Zur 
Bedeutung  von  -/jog  s.  §  oll. 

§  305.  Weit  gewöhnlicher  ist  die  alte  Erweiterung 
-o/btög;  sie  hat  sich  besonders  bei  den  Denominativa  auf 
-iCsiv  und  -dCsiv  (und  überhaupt  bei  Dentalstämmen)  fest- 
gesetzt^: (7jra(7ytiog  'Krampf  (klass.)  zu  öjrär 'reißen'  (e-ojtao- 
fiai),  deojLwg  'Band'  (Hom.)  zu  delv  {de-de-juai),  /uegio/udg 
'Teilung'  (seit  Plato)  zu  fiegiCsiv,  laxcoviof.i6g  'lakonische 
Gesinnung,  lakonische  Ausdrucksweise'  (von  Xenophon  an) 
zu  ?.ax(oviCeiv,  ev{^ovGiaofi6g''göii\ic\ie  Begeisterung'  (klass.) 
zu  iv&ovoidCsiv,  chojuög  'Stoß'  (Diodor)  von  co'&siv.  Von 
da  aus  griff  -Ofwg  auch  auf  Nasalverba  über,  deren  passives 
Perfekt  auf  -Ojiiai  ausging  wie  das  von  -l,£iv:  fiagaojuög  'Ab- 
nehmen der  Lebenskraft'  (Mediziner)  zu  ^a^afVett''ausdörren, 
aufreiben'  —  jue/udnao/Liai,  nago^va/nög 'Erbitterung;  Fieber- 
anfair  (Demostli.  usw.)  zu  jiaQo^vveir  —  riaoco^vo/nat. 

1  -a/xöi;  nicht  lautgosetzlicli  aus  *-(^-//oc,  höchstens  im 
Vulgärattischen;  zur  Verschiedenheit  des  Suffixes  vgl.  ion.  d^/.t^ 
neben  att. -hellen,  öa/j,?']. 


§§306.307]  Nasalsuffixe.  155 

§  306.  Weniger  kräftig  sind  die  Erweiterungen  -xfxoQ 
und  --^lAoo^  geworden:  -xjxoq  lebt  nur  in  kümmerlichen 
alten  Resten  weiter:  eQ£-rfu.6g  'Ruder'  (Hom.)  zu  igEöoeiv 
SQer7]g;  -'&[x6c.  ist  auch  meist  erstarrt:  ora'&juog  'Pfosten, 
Standort,  Station'  (Hom.)  zu  ort]-  orä-  'stehen',  und  ion. 
und  hellen,  manchmal  durch  das  geläufigere  -o/aog  ersetzt: 
ßad'/xög  —  ßao/uog  'Stufe'  zu  ßtj-  ßä-  'gehen',  Qv&juög — 
QVOjuog  'Fluß  >  regelmäßige  Bewegung'  zu  gelv  Qv-fjvai. 
Homer  verwendet  auch  -ri-&ju6g  bei  Verben  auf  -äv  und 
-elv:  xvvCrj'&juög  'Gewinsel'  zu  tivvCäv,  dQX^]^f^ög  (ion. 
ÖQXTjOiJiog)  'Tanz'  zu  OQxelö'^ai. 

2.  Adjektiva    auf   -(o)ijuog. 

§  307.  Unter  den  Adjektiven  auf  -juog  sind  nur  die 
auf  -(o)ijuog  bemerkenswert;  -ijuog  ist  ausgegangen  von 
>cdX}.if^og  (Hom.)  =  xalög,  KvdifA.og^  (im  nachhomerischen 
Epos)  =  xvdgög  'ruhmvoll',  (paidi/jiog  (Hom.)  =  cpaiöqög 
'leuchtend'  und  ähnlichen  Fällen,  in  denen  das  -i-  in  der 
Wortbildung  ein  /--Suffix  vertritt;  vgl.  §  226  über  cpai- 
öfgJvvEiv,   §  126  über  y.alh-  und  xvöi-  in  Komposita. 

Bei  den  Verbalabstrakta  auf  -ötg  ergab  sich  -oi-juog: 
XQ^OL/uog  'brauchbar'  (klass.)  zu  XQ^l^i-Q  'Gebrauch',  '&rjQd- 
(Tt^og 'jagbar'  (Aeschyl.)  zu  ^i/gäv  {d-rigaöig  ist  nicht  belegt; 
es  war  jederzeit  leicht  zu  bilden,  aber  neben  ■&7)ga  entbehr- 
lich), ^^vlt/^oj' 'Zufluchtsort'  (Hom.)  zu  <}9?;|(g 'Flucht'.  Von 
da  aus  kam  -ijjiog  auch  zu  andern  Verbalnomina,  was  durch 
die  attische  Verwischung  des  (-Charakters  der  Abstrakta  auf 
-Gig  (Deklination  -Ecog^  -ei,  -sig,  -eojv,  -eoi)  begünstigt  wurde; 
judxißog  'streitbar'  (klass.)  zu  /iidxt],  iöcbdi/jog  'genießbar' 
(klass.)  zu  idcod?]  'Speise';  von  nicht  verbalen  Nomina  z.  B. 
aioijbiog  'schicklich'  (Hom.)  zu  aloa,  vö/j,i/j,og  'der  Sitte  ge- 
mäß, gesetzlich'  (klass.)  zu  vö/uog. 

1  Zum  -&-  vgl.  §  7,  -&ßa  §  310,  -&qov  und  -&^ov  §  390,  ferner 
das  Präsenssuffix  -^o-  §174. 

^  xvddXifxoi;  bei  Homer  ist  wohl  Kontamination  aus  *xvd- 
aXoi;  und  xvdifio(;. 


156  C.  Nominale  Ableitung.  [§§307—310 

In  der  Bedeutung  ist  -(ojifioQ  meist  den  Verbaladjek- 
tiven auf  -xoQ  parallel,  indem  es  neben  der  passiven  Eignung 
für  etwas  auch  das  Geschehen(d)e  bezeichnet,  wenn  auch 
seltener:  (TTctat^og 'stehend,  unbeweglich'  (klass.)  zu  ordoig. 

§308.  Dieselbe  ,, passive"  Bedeutung  hat  -ijualoi;, 
das  jedenfalls  nicht  auf  Substantiva  auf  -i/uij  zurückgeht, 
sondern  aus  -alog  und  -i/j,og  kombiniert  ist;  zu  den  wenigen 
schon  in  klassischer  Zeit  belegten  Beispielen  gehört  vtto- 
ßo?u/Äalog  'untergeschoben'  zu  vTzoßoh]  Vjt6ßo?.og,  ejiloxo- 
hfiaiog  'brieflich'  zu  eniOToh]. 

Über  -[xa  und  -fuov  s.  §309  ff. 


II.  -men-,  -mon-  {-jua  -jurjv  -ficov). 

1.   Die    Neutra   auf   - [la. 

§  309.  Die  neutralen  /«e«- Stämme  gehören  zu  den- 
jenigen Suffixen,  die  schon  im  Indogermanischen  weit  ver- 
breitet gewesen  sein  müssen  und  in  mehreren  Sprachzweigen 
ein  kräftiges  Fortleben  hatten.  Das  Griechische  hat  zwar 
aus  ihnen  Dentalstämme  (auf  -/j,ar-)  gemacht;  aber  ob- 
schon  die  Vorgänge  der  Ersetzung  im  einzelnen  nicht  völlig 
aufgehellt  sind,  so  wird  doch  die  Gleichsetzung  von  -/uar- 
mit  -men-  durch  die  Entsprechungen  der  ganzen  Kategorie 
und  vieler  Einzelwörter  gefordert :  övo/j,a  —  nömen  —  Name 
(Gen.  Namens);  der  alte  w-Stamm  schimmert  noch  deut- 
lich durch  in  den  Ableitungen  auf  -/biaiveiv  (§  219)  und  den 
Komposita  auf  -jucov  (§  141  und  312). 

§  310.  Beteiligt  sind  an  den  Ableitungen  auf  -fia  so 
ziemlich  alle  Arten  von  Verbalstämmen,  primäre  wie  öei- 
'fürchten'  {öeljua  'Furcht'  Hom.),  -&)]-  'setzen'  {ävd-'&t'j^a} 
'Weihgeschenk'  Hom.),  öelk-  'zeigen'  (d£iyfj,a  'Probestück' 
klass.),  und  denominative  wie  vor/-  'denken'   iv6)]/ua  'Gc- 

^  In  hellenistischer  Zeit,  z.  T.  schon  früher,  dringt  im  An- 
schluß an  &eruc;  und  &t:atc  die  kurze  Stammform  ein:  ävd&efxa; 
so  z.  B.  auch  nö^a  "Getränk'  für  nüifia  nach  Tiöaig,  usw. 


§§310—312]  Nasalsuffixe.  157 

danke'  Hom.),  y.rjQVK-  'verkünden'  {mjQvyfxa  "Bekannt- 
machung' klass.),  ßov/.ev-  'beraten'  {ßovAsvjLtu  'Beschluß' 
klass.).  Bei  -i'Qeiv  und  -aCeiv  und  andern  Dentalstämmen 
herrscht  -o/Lia  (vgl.  -ofiög  §305):  ro^ta//a 'Sitte;  Münze' 
(klass.)  zu  vojjiiL^Eiv^  äoTiaojua  'Liebkosung,  Gruß'  (Eurip. 
und  Spätere),  egeio/^ia  'Stütze'  (klass.)  zu  egeiöeiv,  yjevojLia 
'Lüge'  (klass.)  zu  ipsvöeo^ai;  wie  -ojuoq  verbreitet  sich  auch 
-o/Lia  auf  die  Nasalstämme:  jLiiaojua  'Befleckung'  (klass.)  zu 
fxiaiveiv,  o}c?j^gvo/Lia'\eThÄviung'  (Hippokr.)  zu  oxXtjqvveiv. 
Dagegen  kommen  -r/^a  und  -??//a  im  Gegensatz  zu  -t/lioq 
und  -d^fxoQ  (§306)  sozusagen  nicht  vor. 

§  311.  Die  Bedeutung  von  -fxa  hat  in  historischer 
Zeit  eine  Neigung  zum  Engerwerden.  Während  die  alten 
Bildungen  die  verschiedensten  Varianten  der  Nomina  actio- 
nis  samt  allerlei  Konkretisierungen  aufweisen,  sodaß  ein 
Unterschied  zwischen  -atg,  -[xa  und  -jjioQ  oft  nicht  festzu- 
stellen ist,  hat  die  klassische  und  die  spätere  Sprache  im 
großen  und  ganzen  diese  drei  Suffixe  zur  Differenzierung 
benützt:  -oiq  ist  dem  Verbalabstraktum  am  treuesten  ge- 
blieben (wie  das  etymologisch  verwandte  lat.  -tio),  -[jia  wird 
für  das  Ergebnis  der  Handlung  reserviert^,  -^og  lieber  für 
Zustände  gebraucht.  Doch  sind  sicherlich  noch  andere  Fak- 
toren im  Spiel,  z.  B.  klangliche  Sympathien  (so  lieber  -rifia 
als  -r]iuÖQ,  aber  -ig/uöq  lieber  als  -lOfia?),  zeitliche,  dialek- 
tische und  stilistische  Unterschiede  {-jua  ist  besonders  in 
der  Sprache  der  ionischen  Bildung  aufgekommen  und  Lieb- 
ling der  hellenistischen  Gelehrsamkeit). 

2.  Maskulina   auf  -/nrjv   und   -ficov. 

§  312.  Sie  verdienen  hier  fast  nur  wegen  ihres  Zusam- 
menhangs mit  -jLia  eine  Erwähnung:  lELficbv  =  XEljJia 
'Sturm,  Winter',    ?,£ijuü)v    'feuchter    Ort  >  Wiese',    hfir'jv 

^  Die  Reflexion  hat  bei  dieser  Verteilung  von  -/ma  und  -aig 
sicher  mitgewirkt;  denn  beide  verdanken  ihre  Verbreitung  haupt- 
sächlich der  wissenschaftlichen,  vorwiegend  auf  ionischem  Gebiet 
geschaffenen  Terminologie. 


158  C.  Nominale  Ableitung.  [§§312—314 

'Hafen',  7zo2.V'Xirj/j,a)v  ■ —  y.rf]fia  (§  141);  weitere  Beispiele 
rh)[jio)v  ""duldend  >  a)  standhaft,  b)  unglücklich'  und  xe- 
lafxcbv  'Träger  >  Tragriemen',  beide  zu  tXyj-  'tragen,  dul- 
den'; riyef,ubv  'Führer'  zu  7)yEio&ai  'führen'. 

III.  Sonstige  Suffixe  auf  -n. 

1.  -ojv  (-covog). 

§  313.  -cor  zur  Bezeichnung  von  Wesen,  deren  cha- 
rakteristisches Merkmal  das  Grundwort  ist,  ist  Erbgut: 
ydozQOiv  'Dickbauch'  (Aristoph.)  zu  yaoig-,  xoißcov  'gerie- 
bener Mensch,  schäbiger  Mantel'  (klass.)  zu  rgißi)  'Übung' 
oder  zu  rgißetv  'reiben',  xvq)cov  'krummes  Holzstück  (als 
Joch  oder  Folterwerkzeug)'  (klass.)  zu  ^it'^jo's 'gebückt';  vgl. 
lat.  praedo  'Räuber'  zu  praecla  'Beute',  snsurro  'Ohren- 
bläser' zu  5?f5?«77i5 'Summen,  Flüstern',  u.  a.  Beide  Sprachen 
bilden  mit  diesem  Suffix  gern  Spitznamen  aus  Substantiven 
und  Adjektiven:  ÄQOjjioyv  zu  ögöfiog  'Lauf,  Zzgäßcov  zu 
öToaßög  'schielend',  Capito  zu  caput  'Kopf,  Cato  zu  catus 
'gescheit'.  Von  da  aus  ist  -ojv  auch  Kurznamensuffix  ge- 
worden (§164):  "Avöqcov  für  einen  Namen  mit  'Avöoo-, 
KXeoiv  für  K?.eo-;  den  Übergang  erleichterte  die  Möglich- 
keit, Fälle  wie  Nixojv  Esvcov  auf  vix)j  ^evog  und  zugleich 
auf  NiKÖ-laog  Zevo-xQatrji;  u.  dgl.  zu  beziehen. 

§314.  Die  Adjektiva  auf  -loq  bilden  natürlich  -icov: 
ovQavicov  'Himmelsbewohner'  (Hom.)  zu  odgaviog;  durch 
die  Beziehung  solcher  Wörter  auf  das  zugrunde  liegende 
Substantiv  (ougavög)  ergab  sich  ein  neues  individuali- 
sierendes -/cor:  jua/.axiwv  'Weichling'  (Aristoph.)  zu  juaXa- 
xög  'weich(lich)',  oxecpavicov  'eine  Dohlenart  mit  einem 
Kranz'  (Hesych)  zu  oxecpavog,  TioocpvQuov  'Wasserhuhn' 
(Aristoph.  und  Aristot.)  zu  jxooq:voa  'Purpur'  {TioQffVQOvQ 
'purpurn').  Vergleiche  lat.  z.  B.  tenebrio  'Dunkelmann'  zu 
tenebrae  'Finsternis'  nach  Fällen  wie  centurio  zu  centuria. 
Als  patronymisches  Suffix  hat  -icov  das  patronymische  -log 
(§  283),  von  dem  es  ausgegangen  war,  verdrängen  helfen: 
Bei  Homer  heißt  es  zwar  Kgovieov  (neben  Kgovldrjg)^  aber 


§§314—316]  Nasalsuffixe.  159 

noch  TeXajüKoviov  viöv  (neben  Tela/bicoviddrjg),  ebenso 
nrjXetoiv  (neben  Ilrßetdiig  und  IJjj/ajiddiig),  aber  noch 
Nrihjtcp  vli  (neben  Nrj/.etdrjg  und  N}j?jjiudtjg).  Vom  Femi- 
ninum auf  -i(bvtj  (und  -tvrj)  sind  nur  noch  spärUche  Reste 
vorhanden:  'Axgioiojvtj  ""Tochter  des  'AxQioiog',  Evrjvtvrj 
'Tochter  des  Evrjvog. 

2.  -(bv  (-cövog;  ion.  -eoiv). 

§  315.  Es  bezeichnet  Lokahtäten  und  ist  in  seinem 
Ursprung  noch  nicht  aufgeklärt:  avögecov  —  ävögcav  ^^Iän- 
nergemach'  (klass.),  naq'&EVEOiv  —  nao'&evibv  'Jungfrauen- 
gemach, Tempel  der  Athene  üagd'evoQ  (klass.),  nvloiv 
'Torbau'  zu  nvh]^  Xaoicov  'Dickicht'  (Nikander)  zu  Moiog 
'behaart,  bewachsen'. 

Über  -dd)v  s.  §  386,  über  -evt-  §  361  ff. 


IV.  -V0-. 

Das  alte  Suffix  -vo-  ist  im  Griechisciien  in  mehreren 
Ablegern  erhalten,  ohne  sich  deswegen  irgendwie  vor- 
zudrängen: 

1.  Das   einfache   -(ä)vo-. 

§  316.  -vo-  bildet  nur  als  abgestorbenes  Verbaladjektiv 
noch  eine  kleine  Gruppe:  öeivog  'furchtbar'  (Hom.)  zu  öei- 
'fürchten'  {EÖEioadEdotKa),  (Te^j'o'c'ehrwürdig'  (von  den  hom. 
Hymnen  an)  zu  OEßEG&ai  'verehren'  usw.;  vgl.  \dX.  dig-nus 
zu  dec-et. 

-ävÖQ  kommt  in  mehreren  Substantiven  und  Adjek- 
tiven vor,  ohne  daß  man  von  einem  Typus  reden  könnte. 
Ixavog    'hinreichend'     (klass.)  zu  Ik-  'gelangen',  vgl, 

hom.  lyAvEiv, 
ÖQEjiavov  und  ögEJidvrj  'Sichel'  (Hom.)  zu  öqetieiv  'ab- 
schneiden', 
EÖQavov  'Sitz'  (klass.)  =  idga. 
Über  -davog  s.  §  387. 


160  C.  Nominale  Ableitung.  [§§317.318 

2.  -eivög. 

§  317.    Als  denominatives  Suffix  (z.  B.  rraiö-vog  'kind- 
lich' Hom.  von  Tiaiö-)  verband  sich  -vo-  mit  dem  Ausgang 
-80-  der  neutralen  5-Stämme  zu  ion.-att.  -eivog  (äol.  -evvog): 
dAyetrdg  ""schmerzlich'  (seit  den  Tragikern)  zu  älyog  und 
danach  wohl  ejpatfn'o'c lieblich,  erwünscht'  (Hom.)  = 
igarog,  und  vyieLvog'heiham  (Plato,  Xen.)  zu  vyirjg; 
eXsELvög  'bedauernswert'   (Hom.)   zu  6   eXsog  (urspr. 
5-Stamm  nach  Ausweis  von  vi]lerig  'erbarmungslos' 
trotz  hom.   e?i.sfjoaL;  nachklass.  wieder  ro   eleog); 
ÖQEivög  'gebirgig'   (klass.)  zu  öqog'^ 
(paeivög  'leuchtend'  (Hom.,  cpaewog  in  der  Lyrik)  zu 
cpdog  —  cpcög  wurde  attisch   zu  cpävog  kontrahiert;  daher 
wurde  die  undeutlich  gewordene  Beziehung  cpöjg  — ■  cpavog 
z.  T.    durch    das    analogische    q)corsiv6g    (Xen.)    zu    (pcor- 
wiederhergestellt;    auch  der  Gegensatz  'dunkel'   folgte  der 
Analogie:   oxorsivog  tritt    gleichzeitig  mit   dem   Übergang 
von  6  OKoxog  zu  xö  oxörog  (nach  tö  (pöJg:  vgl.  §  204)  zu  Be- 
ginn der  klassischen  Zeit  auf. 

3.  Die   Zeitadjektiva   auf  -ivog. 

§  318.  Sie  sind  Adjektivierungen  von  adverbialen 
Formen  auf  -i:  eaoivog  (Hom.  mit  metrischer  Dehnung 
eiaQLvog)  'Frühlings-'  zu  sagt  'im  Frühling'  (att.  ?)o«  — 
^^ti'og),  JiSQVGivög  'vorjährig'  (klass.)  zu  tceqvgi  'voriges 
Jahr,  ,,fern"'.  Die  klassische  Zeit  überträgt  -ivög  gern  auf 
andere  Ausgänge:  EonsQivog  'abendlich'  (Xen.)  zu  eoTiegog 
eoTiega  ist  Umgestaltung  von  eoneqiog  (Hom.),  ebenso  tritt 
y^ei^EQivog  'winterlich'  (klass.)  für  hom.  lEifiEQiog  ein;  auch 
vvKXEQLVog  'nächtlich'  (seit  Plato)  ersetzt  wohl  vvKXEoog 
(Tragiker;  vvxxEQig  'Fledermaus'  schon  Hom.).  Die  Analogie 
erfaßt  allerlei  Arten  von  Zeitbestimmungen:  fÄE0t]/ußQLv6g 
'mittäglich'  (klass.)  zu  /uEO^/ußgia,  ;(^??£(7n'o^ 'gestrig'  (hellen.) 
zu  %i^£g,  oijfXEQivög  'heutig'  (Glossen)  zu  OijjiiEoov,  xayjvög 
'baldig'  (hellen.)  zu  xdxa  'bald'.  Vgl.  lat.  vernus  zu  ver, 
nocUirnus  zu  vvxxcoq  'nachts'. 


§§319.320]  Nasalsuffixe.  161 

4.  Die   Stoffadjektiva   auf   -tvog  {-iveog). 

§  319.  -ivog  gehört  wohl  ursprünglich  zu  i-Stämmen, 
obschon  im  Griechischen  nichts  mehr  davon  zu  merken  ist 
und  hier  auf  die  Stammbildung  der  Grundwörter  gar  nichts 
ankommt:  xeÖQLvoq  'aus  Zedernholz'  (Hom.)  von  xeögog 
"Zeder',  jueüuvog  und  ^ehvog  'aus  Eschenholz'  (Hom.)  von 
[xelia  'Esche',  äv&ivov  slöag  'Blumenspeise'  (Hom.)  von 
äv&og  n.,  Xd'ivog  'steinern'  (Hom.)  von  Aäag  'Stein',  yT^l'vog 
'irden'  (klass.)  von  yfj,  ix'&vivog  'von  Fischen'  (Aelian)  zu 
ix&vg,  äv&QcoJtivog  'vom  Menschen  stammend,  menschlich' 
(klass.)  zu  äv&QOJTiog,  exEivivog  'von  jenem  herrührend' 
(Aristot.)  zu  ixelvog.  Vgl.  lat.  juncinus  'aus  Binsen'  {iuncus), 
funginus  'aus  Schwämmen'  {fungiis). 

Durch  Kombination  von  -ivog  mit  dem  gleichbedeuten- 
den -sog  (§297)  entstand  bisweilen  -tveog  (nur  in  der 
Poesie):  elätveog  und  eMivog^  'aus  Ölbaumholz'  (beide  bei 
Hom.)  zu  eXaia  'Ölbaum',  jtv^iveog  (Anthol.  Pal.)  und 
nv^Lvog  (Hom.)  'aus  Buchs'  zu  nv^og  'Buchs'.  Vgl.  lat. 
populneus,  eburneiis  neben  populnus  ebiirniis  zu  pöpulus 
'Pappel',  ebur  'Elfenbein'.  Die  nachhomerische  Zeit  scheint 
die  beiden  Suffixe  -sog  und  -ivog  gern  so  zu  verteilen,  daß 
sie  -ivog  von  Bäumen,  -sog  von  Metallen  ableitet. 

5.  -Ivog  {-lävog,   -r]v6g). 

§320.  -Ivog,  dessen  Entstehung  dunkel  ist,  bildet, 
meist  in  substantivischer  Verwendung,  einige  Tiernamen  und 
ähnliches  (Patronymika  auf  -ivrj  s.  §314):  egv^Qivog  'eine 
rote  Meerbarbe'  (Aristot.)  von  eQV&gög,  xoQaxlvog  'junger 
Rabe'  (Aristoph.)  von  xöga^,  yeXaolvog,  -ivrj  'Lacher(in)' 
(Komiker  und  später)  von  yekäv  ysläoai^;  älter  dyxiotlvog 
'nahe  aneinander'  (Hom.)  zu  äyxiorog  'der  nächste'.  Die 
Ethnika  (und  zugleich  Zugehörigkeitsadjektiva)  auf  -Ivog, 
wie  sie  von  unteritalischen  und  sizilischen  Griechenstädten 


1  Zu  -äi-  vgl.  §259. 

-  Vgl.  yekaaos  , .Wiedehopf"  (Hesych)  zu  yeAdaat  nach  §164. 

Debrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  11 


162  C.  Nominale  Ableitung.  [§§320—323 

etwa  gebildet  werden,  sind  lateinischen  Ursprungs:  'Axoa- 
yavüvog,  Tagavtivog  zu  'Axgayavr-,  Taoavx-. 

§321.  Auch  -ävog -jji'dc,  das  im  nordwestlichen  Kleinasien 
und  Umgebung,  seit  Alexander  in  ganz  Vorderasien  Ethnika  bildet 
und  zugleich  als  Zugehörigkeitsadjektiv  dient,  ist  ungriechischen 
Ursprungs:  'Aaia  —  'Aaiavuc,  üägdeig  ■ —  Zaqöiavöz,  0äai^  — 
0aoLavö;  (als  Appellativum  seil,  ögvig  der  'Fasan'),  "Aßvöo:;  — 
'Aßvörpö^,   IleQyafxov  —  11  eoyajutjvö^ ,    Aaßaaxög  - — ■  Aajuaoy.rjvog, 

0i?.l7(7lOl   0lh7[7ll]l'Ö;. 

§  322.  Das  -lavög  hellenistischer  und  späterer  Bildungen 
wie  ÄßiaTiavö^  von  Ägiarö^,  'Hgqjöiavol  'Anhänger  des  'HQ(pöt]g\ 
ZaßelXiavoi  'Anhänger  des  Zaße/lioi;'  und  andrer  Sektennamen 
ist  Entlehnung  aus  dem  Lateinischen,  wo  -iäni  aus  Mari-ani 
Pompej-ani  usw.  abstrahiert  und  weiter  übertragen  wurde: 
Caesar-iani. 

6.     -OVVOQ. 

§  323.  -ovvoQ,  das  nicht  sicher  erklärt  ist,  bildet  nur 
wenige  Adjektiva;  dagegen  hat  das  Femininum  -ovvi]  als 
Abstraktum  einigen  Umfang  angenommen;  und  zwar  hat 
das  bei  o-Stämmen  berechtigte  -6ov%>oi;  -oovvij  die  Allein- 
herrschaft erhalten  (vgl.  §  129):  nach  Fällen  wie  öov'/.oovvoq 
'dienstbar'  (Kur.,  dov/.oovvti  'Knechtschaft'  Hom.)  zu  dov- 
Aog  heißt  es  auch  yij^öavvog  'froh',  yrj'doovvrj  'Freude' 
(beides  bei  Hom.)  zu  to  yrjdog  'Freude',  ä/.rj&oavvrj  'Wahr- 
heit' (Theognis)  zu  d/yyi9?/g,  yJ.ejiroavvij  'Verschlagenheit' 
(Hom.)  zu  xAenxrjg  'Dieb',  tvcpQOOvvrj  'Frohsinn'  (Hom.) 
zu  evcpgcov  'fröhlich'  (vgl.  -o-  als  Ersatz  für  n-Stamm  in 
der  Komposition  §  131, 141),  ^/avToavv// 'Seherkunst'  (Hom.) 
zu  fiuvxiQ  (zur  Vernachlässigung  des  /-Stammes  vgl.  i.iav- 
reveo^ai  §  213  und  f^avryiog  /uavxeia  §  285  Fußn.,  287), 
ÖFOTzoovvo g' des  Hausherrn'  (nach  Hom.)  aus  *deojiox6ovvog 
zu  öt^:0Ji6xr]g.  Aus* leg)] f-oovv>j  >  hgemovr)!  (slü.)  >  iegco- 
avvtj  (ion. -hellen.)  'Priestertum'  zu  isQEvg  (vgl.  ooeoj-y.ö/nog 
§  132)  entnahm  die  nachklassischc  Sprache  -ojovvtj  als  be- 
quemes Mittel,  um  eine  lange  Folge  von  Kürzen  zu  ver- 
meiden: dyaücoovvrj  äyuoovrrj  [.leyahoovv)]. 


§§324.325]  Liquidasuffixe:  -Ao-.  163 

Liquidasuffixe. 

I.  /-Suffixe. 

1.  Einfaches  -Ao-,  -a^o-,   -eAo-,  -tAo-,  -vlo-. 

§  324.  Konsonantische  /-Suffixe  gibt  es  im  Griechischen 
nicht;  auch  die  /o- Suffixe  gehören  zu  den  Bildungen,  die 
fortgesetzter  Verarmung  anheimgefallen  sind.  Von  der  Reich- 
haltigkeit der  früher  möglichen  Variationen  mit  -lo-  zeugen 
nur  noch  Reste: 

öedög  "furchtsam'  (Hom.)  zu  6ei-  'fürchten'  (vgl. 
öeivöc,  §  316), 

etinayloQ  'furchtbar'  (Hom.)  aus  '^EKnlay-loc,  zu 
s'/inlriXTEodai  (€X7i/.ayf]vai)  'erschrecken', 

ai&a?.og  aWdhj  'Ruß'  (Eur. ;  ai&alÖEiQ  'rußig'  Hom.) 
zu  ai^Eiv  'brennen', 

öiödoKaloQ  'Lehrer'  (vom  Hermeshymnus  an)  zum 
Präsensstamm  öiöaox-  'lehren'  (vgl.  §  281  Fußn.), 

elWeAogund  fPtreAog 'gleichend'  (Hom.)  zu  et;«- 'gleichen' 
(soixa^  EixoQ,  El'xvla)^ 

OQyiXoQ  'jähzornig'  (seit  Plato)  zu  doyt}  'Zorn',  6q- 
yiL.EO'&aL  'zürnen'; 

ayKvXoQ  'krumm'  (Hom.)  zu  äynv-ga  'Anker',  äyx-dg 
'in  den  Armen',  äyx-d)v  'Ellbogen',  und  danach 
TiafiTivXoQ  'krumm'  (Hom.)  zu  xd/uTiTEiv  'krüm- 
men', xafiTiri  'Krümmung'. 

2.  -älÖQ,    -rjlög,   -wXog. 

§  325.  Eine  bescheidene  Produktivität  entfalten  -äloq 
(ion.-att.  -rßög)  zu  ä-Stämmen;  dann  wird  nach  dem  Muster 
von  -ä?,6g  zu  Verba  auf  -äv  auch  -i]Xöq  zu  Verba  auf  -eIv 
geschaffen: 

oiyä?.6g  oiyrjXög  'schweigsam'  (Pindar  und  Tragiker) 

zu  oiyij  oiyäv; 
onaTYiloQ  'betrügerisch'   (Hom.)  zu  dndtr]  änaräv, 

n* 


164  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  325.  326 

Qi'y)]/.6g  'schaurig'  (Scut.  Hercul.,  y.ara-  Hom.)  zu  Qiyo; 

n.  'Frost,   Schauder',  giyelv  "schaudern'; 
voo)j?.6g    'krankhaft'     (Hippokr.;    voori'/.evsiv   'krank 
machen;  einen  Kranken  pflegen'  klass.)  zu  vöoog 
f.,  vooelv. 
Ohne    zugehöriges   Verbum    auf    -äv    oder   -elv  z.   B. 
vdg7]?Mg  'feucht'   (Hom.)   zu  vdg-  'Wasser'  (vgl.  vdg-Evsiv, 
vÖQ-ia  usw.). 

Ein  erstarrtes  Grüpplein  bildet  -co'/.6~  nebst  dem  sub- 
stantivierten '0)Ari  (mit  Abstraktbedeutung),  das  nach 
einem  -).-  zu  (ionisch-episch)  -oiQifj  wird: 

d/^a^TCj/d? 'sündig'  (hellen.),  d/.taoTOj/.?) 'Fehler'  (Theo- 

gnis)  zu  djuagidveiv  äjuagrelv, 
(pEidio/.oz  'sparsam'  (Hesiod),  cpeiöcolrj  'Sparsamkeit' 

(Hom.)  zu  (peideo&ai, 
evxojh]  'Gelübde,  Gebet'  (Hom.)  zu  Evy^eödai^ 
Tiavooj/.}]    'Ruhe'     (Hom.)    zu     jiaveiv    navo-'&fjvai 

ä-Jzavo-Tog, 
dlecogr']  'Abwehr'  (Hom.)  zu  ä/Jovro  äleaadai  'meiden', 
elmoQrj  'Hoffnung'  (Hom.)  zu  e/.Tteo&ai  'hoffen'. 

3.  Deminutives  -v(?.)/.o-. 

§  326.  -lo-  diente  seit  alters  gern  der  Bezeichnung  der 
Verkleinerung,  war  daher  für  Kosenamen  sehr  geeignet;  vgl. 
Wulf-ila,  Att-ila  und  die  Legion  lateinischer  Deminutiva 
auf  -las  -la  -liim  (-ulus  -elliis  -Ullis  usw.).  Im  Griechischen 
ist  dieser  Sinn  besonders  mit  -v/.og  und  ähnlichen  Suffixen 
verbunden: 

Tra^uAo'c 'etwas  dick,  etwas  stumpfsinnig'  (Aristot.)  zu 

naive,  'dick', 
bglpiVKoz  'etwas  scharf  (Moschos;  zur  Akzentverschie- 
bung vgl.  xovgo-tQoqyog  §  152)  zu  Öot/iivg  'scharf. 
Nach  solchen  wird  auch  gebildet 
juocxvkog  (Moschos)  zu  fiuixog  /biiXQog, 
aQxxvlog  'junger  Bär'  (Pollux)  zu  äoy.rog. 


§§327—329]        Uquidasnüixe :  -v(^)h-,  -aUo?.  165 

§  327.  Bei  den  Eigennamen  hat  -idog  wohl  doppelten 
Ursprung,  doch  ohne  daß  man  noch  zwischen  beiden  Grup- 
pen eine  Grenze  ziehen  könnte.  Einerseits  ist  auszugehen 
von  Kurznamen  mit  Beibehaltung  des  Anlauts  des  Hinter- 
glieds: etwa  'Aorv?iOg  für  'Aorv-^aog  wie  Z'&eveXog  für 
Z'&Eve-'kaog  u.  dgl.;  dann  wird  -vIoq  überhaupt  zu  solchen 
Doppelstammnamen  gestellt,  deren  Vorderglied  auf  -v-  aus- 
geht :  'HövXoQ  zn'Höv- ;  in  diesen  Kurznamen  ist  auch  die  Ver- 
dopplung des  Konsonanten  (§23)  alteingebürgert:  OQäovXXoQ 
Bdd^vlloQ  wie  Qiolloc,  (für  Beölaog)  XdgiUog  und  weiter 
0il?uog  EdevviQ  'Ayad^'&d)  usw.  Andrerseits  ist  aus  vor- 
historischer Zeit  ererbt  die  Ableitung  mit  -vXog  (und  andern 
Suffixen)  aus  Appellativa,  die  als  Eigennamen  verwendet 
werden:  Xoigvkog  zu  Xolqoq  {%oIqoc,  'Ferkel').  Analogisch 
wurde  schheßlich  -vXoc.  -vXIoq  an  allerlei  Vorderglieder  an- 
gehängt: A'}][xvloQ  für  Aijiuo-,  Niy.vlXoQ  für  Nixo-. 

Wo  die  appellativen  Deminutiva  auf  -v}.?uov  (§  294) 
ihre  genauere  Anknüpfung  finden,  ist  fraglich. 

4.  -aXeog. 

§  328.  Eine  eigentümliche  Sonderentwicklung  des  Grie- 
chischen ist  -aleog^.  Es  muß  eine  Weiterbildung  zum  Suffix 
-alog  sein;  aber  der  Vorgang  fällt  in  vorhistorische  Zeit 
und  ist  in  keinem  alten  Beispiel  nachweisbar;  vricpaleog 
'nüchtern'  (Belege  erst  in  nachklassischer  Zeit)  z.  B.  ist  jeden- 
falls eine  junge  Umgestaltung  des  klassischen  vrjcpdXiog  und 
setzt  schon  den  fertigen  Typus  -aXeog  voraus. 

§  329.  Schon  bei  Homer  ist  -aleog  so  selbständig,  daß 
man  sich  begnügen  muß,  eine  Assoziation  mit  andern  Suf- 
fixen, vor  allem  mit  ?z-Suffixen,  aber  auch  mit  r-,  i-,  u-Suf- 
fixen  nachzuweisen : 


^  Zu  unterscheiden  von  -a.Xeo(;  in  Fällen  wie  äixvyödXeot; 
'vom  Mandelbaum'  (hellen.),  ä^vyöaKrj  'Mandel(baum)'  (klass.), 
das  nichts  weiter  ist  als  äjj,vydaXov  'Mandel'  mit  dem  -eog,  -fj 
von  §297. 


166  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  329.  330 

loxa^^sog' trocken  (Hom.)  zu  ioxvog 'trocken  (danach 
bei  Hippokrates  lO'/ra/Jo;^,  vgl.  ioyalveiv  —  loyvai- 
VEiv  §220); 

/ff pöa/£o?  "gewinnend,  nützlich,  listig'  (Hom.)  zu  xeg- 
dalvEiv  "gewinnen',  y.eoboz,  n.  "Gewinn',  xegdkov  — 
XEodiarog; 

ägna/.eoQ  "erwünscht,  ersehnt,  reizend'  (Hom.)  aus 
*ä/.7Ta?.eog  zu  cTr-aATrj'o?  "angenehm'  (Pind.)  mit  An- 
lehnung des  Spiritus  (und  der  Bedeutung?)  an  äg- 
Tid'CEiv  (vgl.  "ÄQTca'/.oQ  ' Ao7ra/.ivjv)\ 

ägya/Jog  "schmerzlich,  lästig'  (Hom.)  aus  *ä/.ya/.eog 
(vgl.  y.ecpaX-aoyia  "Kopfschmerz'  neben  xe(pa?.- 
ah/ia)  zu  ä/.yog  n.  "Schmerz',  vgl.  ä/.yi'xov  ä/.yimog 
wie  y.EQÖion'  y.EgdiGTog: 

Xevya'/.EOQ  "traurig,  unglücklich,  elend'  (Hom.)  zu 
h'yooQ  "elend'; 

-daoGalEoc,  ^agga/Jog  "getrost,  kühn'  (Hom.)  zu  ddg- 
Goc,  n.,  dqaGVQ. 

§  330.  Die  analogische  Weiterwucherung  von 
-aleoQ  beginnt  anscheinend  erst  nach  Homer  und  geht  in- 
folge des  etymologischen  Zusammenhangs  der  /-  und  n- 
Suffixe  (§  219)  ein  großes  Stück  weit  mit  -atvEiv  Hand  in 
Hand  (vgl.  §220 f.): 

Gruppe  "trocken  —  naß,    heiß  — ■  kalt': 
ÖLxpa/.eoQ  "durstig'  (hellen.)  zu  öiipa  "Durst': 
QEVGra/Jog  "flüssig'   (Orakel  bei   Euseb)   zu  QEVGTÖg 

"flüssig'; 
Tir^Ja/Jog  "kochend,  heiß'  (hellen.,  dia-  Aristoph.)  zu 

rirdog  "heiß'; 

KQV jLiaXso g  'eiskaW  (nachklass.)  zu  xor/nog 'Eiskalte'. 

Vorbilder  waren  u.  a.  das  oben  erwähnte  iGy(r)a/.Eog, 

ferner  z.  B.  fivda?.sog'ieuc\it,  modrig'  (Hom.)  zu  [.ivöaivEiv 

"benetzen',  fivöoog  "Schlammasse,  Metallklumpen',  [jbx'öäv 

'feucht  sein'. 


^  Eustalhius  p.  1863,  60:  TCQutzörvjior  rov  varenor  iayra?.iov 
TÖ  '^Ofi7]Qiy.dv  ta/a/e'oj'! 


§§331—333]  Liquidasuffixe:  -a^e'o?.  167 

§  331.  Ein  Anhängsel  zu  dieser  Gruppe  ist 'schmutzig'; 
vgl.  die  Doppelbedeutungen  avoxakioc,  'trocken  —  schmut- 
zig, struppig',  ixvbakeoc,  'feucht  —  modrig': 

aii^caXeoQ  'blutbesudelt'   (Anthol.  Palat.,   Nonnus)   zu 

öeiGaXeog  'schlammig,  kotig'  (Clemens  Alex.)  zu  Öeloa 
'Schlamm,  Kot'. 
Ebenfalls  an  -aiveiv  erinnert  die  Gruppe  'gebrechlich': 

x^JcpaMog  'gebückt'  (Anthol.  Palat.)  zu  Kvcpög  'ge- 
bückt' nach  dem  alten  yrjQaleoc,  'alt(ersschwach)' 
(seit  Anakreon  häufig)  zu  yrJQag. 

§  332.  Eine  weitere  Gruppe  ist  von  d^agoalioQ  'kühn, 
frech,    zuversichtlich'   ausgegangen: 

aviakioc,  'ruhmredig,  stolz'  (Xenophanes)   zu  avy^Elv 

'sich  rühmen'; 
rpoixakioc.  'wahnsinnig;  herumirren  machend'  (klass.) 

zu  (foiräv  'herumgehen'. 
Das    Gegenteil   öeifAaMoQ  'furchtsam,    furchtbar' 
(nach  Hom.),  das  zum  alten  n-Stamm  (5e?//a 'Furcht'  gehört, 
hat  ebenfalls  Nachahmungen  veranlasst,  wie  z.  B. 

oHvakeog  'bedenklich,  saumselig'  (Nonnos)  zu  öxvog 
'Zaudern',  öxveiv  'zaudern';  vgl.  auch   als   Opposi- 
tum  das  unten  genannte  örQaXeog; 
cpvL,aXeog  'flüchtig,   scheu'   (späte   Dichter)   zu  q)vl^a 
'Flucht'. 

§  333.    Weitere  Analogiebildungen  sind  z.  B. 
cpQixalEog    'schaurig'    (nachklass.  Dichter)    zu    (pQi^ 

'Gänsehaut',  (pgixr]  'Schauder',  nach  ägyaleog  lev- 

yaUog  (s.  §  329); 
hpakeog  'gekocht'  (Nikander)  zu  expeiv  'kochen'  nach 

onxakEog  'gebraten'  (Hom.)  zu  ÖTxxavög  'gebraten', 

onrav-iov  'Backofen'; 


^  Der  alte  n-Stamm  von  alfia  hat  angesichts  der  späten 
Belege  von  aljuaMo<;  aus  dem  Spiel  zu  bleiben;  dagegen  vergleiche 
man  die  mehrmals  von  Nonnus  verwendete  Verbindung  alfiaXirj 
esQai]  mit  Homers  at/xari  fxvdaUa^  [eeQaa^]  (II.  XI  54). 


168  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  333—335 

TQVxa^eog  'zerrissen'  (Hesych)  zu  rgvx£iv  'aufreiben', 
Tovxog  n.  'Lumpen',  nach  dem  alten  Q(oya?Jog  'zer- 
rissen, zerfetzt'  (Hom.)  zu  gcoy-  qcoyt]  'Ritze'; 

MKa/Jog  'schnell'  (Hesych)  =  coxvg  nach  ötgaleog 
'hurtig'  (Hom.)  zu  örovveiv  'zur  Eile  antreiben' 
(Hom.). 

§  334.  Sämthche  Adjektiva  auf  -aleog  weisen  die  Pro- 
sodie  -  V  u  -  auf.  Der  Grund  dieser  Erscheinung  ist  sehr 
einfach:  das  Suffix  gehört  zu  den  ständigen  Requisiten  der 
daktylischen  Poesie;  es  scheint  im  ionischen  Dialekt  heimisch 
gewesen  und  von  da  einerseits  in  die  homerischen  Gedichte 
und  damit  in  alle  Homer  nachahmende  Dichtung,  andrer- 
seits in  bescheidenerem  Umfang  auch  in  die  nachklassische 
Gemeinsprache  eingedrungen  zu  sein.  Dem  strengen  Attisch 
ist  es  offenbar  ganz  fremd  geblieben.  Gerade  weil  es  ein 
mehr  oder  weniger  bewußtes  Kunstmittel  der  Poesie  ist, 
lassen  sich  die  analogisehen  Vorgänge  verhältnismäßig  leicht 
aufdecken. 

Über  -&lov  s.  §  390. 

II.  r-Suffixe. 

§  335.  Das  Hauptkontingent  nach  der  Verbreitungs- 
kraft stellen  die  Nomina  agentis  auf  -xi)o  und  -xioq\  vgl, 
über  diese  und  über  verwandte  Bildungen  wie  -xoog  -tqov 
-roig  §  338ff. 

Die  ro-Suffixe  verhalten  sich  im  Griechischen  ähnlich  wie 
die  /o-Suffixe:  die  frühern  mannigfachen  Möglichkeiten  lassen 
sich  nur  noch  aus  den  erstarrten  Überbleibseln  erschließen: 
dygög  'Trift,  Arker'  (Hom.)  zu  äyeiv  'treiben', 
£Öpd'Sitz'  (Hom.)  zu  eö-  (xa&-eC£0&ai)'s\tzen,  setzen', 
(paiögög^leuchtend'  (seitPind.)  zu  q)aidi-/iiog' glänzend", 
hTtagog^  '(fett-)glänzend'  (Hom.)  zu  /una  Adv.  'fett'. 


^  Von  -ago^  muß  auch  das  deminutivische  -ägtov  (  §  294) 
ausgegangen  sein:  zaMgiov  (Pollux)  zu  xalaoog  'Korb'  (Hom.; 
von  xaXa-  'tragen'),  eoxuqlov  '( Feuer jgestell'  (Aristopli.)  zu  iayÜQa 
'Herd'  (Hom.). 


§§335-337]       r-Suffixe.- Suffixe  m.  labial.  Verschlußlaut.       169 

veagög  "jung'  (Hom.)  zu  veog  'jung', 
(poßsQog  'furchtbar'  (klass.)  zu  cpoßog  'Furcht', 
ÖQOOEQog  'taufeucht'  (klass.)  zu  dgöoog  'Tau', 
?,iyvQ6g  'hell  tönend'  (Hom.)  =  hyvg, 
e%VQ6g  'haltbar,  fest'  (klass.)  zu  exeiv  'halten'. 
§  336.    Wie  bei  -lo-  (§325),  so  hebt  sich  auch  bei  -ro- 
die  Verbindung  mit   einem  langvokalischen  Nomi- 
nalstammauslaut etwas  hervor  (besonders  bei  Hippokr.): 
äviäqog  (ion.  ävirjQog)  'lästig'  (Hom.)  zu  ävia  'Wider- 
wärtigkeit', 
TcovijQog  'lästig,  unglücklich,  schlecht'  (seit  Theognis) 

zu  novog  'Mühe,  Not', 
vooTjQog  'krank  machend,  ungesund'  (klass.)  zu  vooog 
'Krankheit'    und    danach   analogisch    vyirjQog  'ge- 
sund, heilsam'  (seit  Pind.)   =  vyitjg, 
6hodi]g6g  'schlüpfrig'  (seit  Pind.)  zu  olio&aiveiv  {öXio- 

d^ypoi  mhod^ov)  'ausgleiten', 
loxvQog  'stark'  (klass.)  zu  loxtg  'Kraft', 
öit,VQÖg  'jammervoll'  (Hom.)  zu  öi^ig  'Jammer'. 
Über  -0JQ7]   s.  §  325. 

Das  Suffix  -regog  ist  in  historischer  Zeit  nur  noch  als 
Komparativsuffix  bildungskräftig,  gehört  also  in  die  Formen- 
lehre, während  es  früher  überhaupt  eine  vergleichende  Gegen- 
überstellung bezeichnete: 

ägioxegög  —  ÖE^ixsQog  'links  —  rechts'  (vgl.  lat.  si- 

nister  —  dexter) ; 
YjfjietEQog  —  vfieregog,  vgl.  nos-ter  —  ves-ter; 
ögeoTEQog  —  äygöxEgog  'auf  den  Bergen  —  auf  dem 
Feld  lebend'. 
Über  -'»gov  s.  §  390. 

Suffixe  mit  labialem  Verschlußlaut. 

§337.  In  Betracht  kommen  außer  -(djanög  (§377) 
nur  einige  wenige  Deminutiva  auf  -ä(piov  -ricpiov  -v(piov. 
-'ijcpiov  ist  nur  in  ^vlrjcpiov  'Holzstückchen'  (Hippokr., 
Alexis  com.,  Polyb)  zu  Iv/loi' erhalten.  ^e\-dcpiov  schheßen 


170  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  337. 338 

sich  die  ältesten  Belege  an  ä-Stämme  (hinter  q)  an,  z.  B. 
^coQdcpiov' Gütchen  (Theophrast)  zu  %c6pa 'Land(gut)',  erst 
später  an  andere  Stämme,  wie  z.  B.  ^rgdcpiov  zu  ^vgov 
"Rasiermesser'.  Die  Verbindung  mit  der  aussterbenden  Ka- 
tegorie der  alten  Bildungen  auf  -äcpoQ  (vorwiegend  Tier- 
namen wie  slacpog  'Hirsch')  ist  demnach  aufzugeben,  ohne 
daß  eine  andere  Anknüpfungsmöglichkeit  für  das  99  zur  Ver- 
fügung stände.  Auch  für  -vq)iov  {ÖEVÖQVcpiov  [Theophrast] 
zu  devÖQov  'Baum',  t,qiV(pLov  'Tierchen,  Bildchen'  [Sextus 
Emp.  und  Athenäus]  zu  t,(bov  'Tier,  Gemälde')  ist  der  Zu- 
sammenhang mit  dem  Ausgang  -vcpog  von  y.ooGvcpo:; 
'Drossel',  xoQvcpir]  'Scheitel,  Gipfel'  u.  dgl.  höchstens  zu 
ahnen,  nicht  nachgewiesen. 


Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut. 

I.   Das    Suffix   -t-    nebst   den  Nomina   agentis    mit 
f-Suffix    und    dem    denominativen    -TTjg. 

1.  Die  Nomina   agentis   mit  ^ -haltigem   Suffix 
(-T-,  -T?y^,  -rcoQ,  -TrjQ). 

§  338.  In  der  ältesten  griechischen  Überliefe- 
rung ist  das  Nor  mal  Verhältnis  der  verschiedenen 
i-Suffixe  für  Nomina  agentis  zueinander  folgendes:  Die 
einfachen  Verba  bilden  -rijQ  oder  -xmq,  die  Nominalkomposita 
-xriQ-. 

7]yi]rcoQ  'Führer'  —  KVviqyexrjQ  'Jäger'^, 
/3oT?^^'Hirt'  —  aiJ/5c6T>^g 'Schweinehirt'  (alles  bei  Hom.). 

Die  mit  Präverbien  zusammengesetzten  Verba  gehen 
mit  den  Simplicia  oder  mit  den  Nominalkomposita  zusam- 
men: so  hat  Homei'  e7iißr]rcoQ  'Besteiger',  aber  TcaQaißdri]q 
'der  daneben  stehende,  Wagenkämpfer';  man  konnte  also 


^  Das  Grundwort  solcher  Hinterglieder  ist  bis  gegen  Ende 
des  5.  Jahrhs.  v.  Chr.  immer  ein  primäres  \erbum;  erst  dann 
drängen  sich  auch  Denominativa  ein:  (h]/-i-fQnaT>'j^  'Volksfreund' 
(Plato)  nach  §85,  daher  ohne  Kompositionsdehnung    (§118)! 


§§  838 — 340]    Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut :  Nom.  ag.    171 

enißaiveiv  als  einheitliches  Wort  dem  Simplex  gleichstellen, 
als  ETii-  fest  genug  mit  dem  Verbum  verwachsen  war;  in 
TiaQaißdrriQ  dagegen  ist  Tiagai-  noch  als  BestimmungsgUed 
des  Kompositums  gefühlt. 

§  339.  Diese  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  der 
Simplicia  und  der  Nominalkomposita  ist  in  vorgriechi- 
schen Verhältnissen  begründet  und  hängt  zugleich  mit 
der  Entstehung  des  Suffixes  -ri/c  zusammen.  Dieses  spezi- 
fisch griechische  -rriQ  hat  nämlich  die  Rolle  des  bloßen  -t- 
übernommen,  das  schon  in  der  idg.  Zeit  eine  Art  Erweiterung 
des  Wurzelnomens  bilden  konnte  und  wie  dieses  eine  —  für 
uns  nicht  weiter  erklärliche  —  besondere  VorUebe  für  Kom- 
posita hatte;  vgl.  §100,  auch  62  und  102.  So  stand  -ter- 
-tor-,  das  alte  Suffix  für  Nomina  agentis,  in  einem  Gegensatz 
zu  -i-,  vgl.  lat.  sta-tor  —  atiti-sti-t-,  da-tor  ■ — •  sacer-dö-t-, 
und  dieser  Gegensatz  übertrug  sich  auf  -ter-  -tor-:  -xi]q. 

§  340.  Über  den  Vorgängen,  die  das  alte  -t-  im  Grie- 
chischen immer  mehr  zurückgedrängt  haben,  schwebt  noch 
einiges  Dunkel.  Unklar  ist  zunächst  die  Entstehung  von 
-T7/g:  Gegen  die  Anschauung,  es  sei  eine  Maskulinisierung  von 
Abstrakta  auf  -tä  nach  Art  von  veaviag  (§  288),  sprechen 
mehrere  Gründe,  vor  allem  die  Tatsache,  daß  Abstrakta  auf 
-tä  (vgl.  §366  f.)  im  Griechischen  selten  sind  und  nicht  wie 
-r'r]g  vorwiegend  in  der  Komposition  und  deverbativ  ver- 
wendet werden;  positiv  läßt  sich  freihch  kaum  viel  mehr 
feststellen,  als  daß  -t?;?  eine  Erweiterung  von  -t-  ist,  von 
der  yvfxvrjq  —  yvjuvr]rrjg,  TiXavi-jQ  —  n?MV'^r7]g,  xeqvrjQ — ■ 
X£QV7]r7]g  ""Taglöhner'  historische  Beispiele  sein  können  und 
die  ihre  Parallelen  hat  bei  andern  konsonantischen  Suffixen 
wie  besonders  den  Patronymika  auf  -d-  (s.  §  384  über  -idrjg). 
Das  Zurücktreten  von  -t-  gegenüber  -rr/g  mag  von  dem  all- 
gemeinen Bestreben,  konsonantische  Stämme  zu  vermeiden, 
und  von  dem  Drang  nach  Ausgleich^  mit  der  Silbenzahl  des 
assoziierten  -r7]Q  -xcoq  verursacht  worden  sein. 


^  Zum  weitern  Ausgleich  im  Ionisch-Attischen   s.  §  345. 


172  C.  Nominale  Ableitung.  [§341.342 

§  341.  Der  Gegensatz  -1er-  -tor-:  -t-  -ri]i;  spiegelt  sich 
deutlich  wieder  in  den  Weiterbildungen:  von  -ter-  -tor- 
wird  gebildet  -riJQiog  (§  283),  -xeiga  oder  -tqia  (§  300),  auch 
-roiQ  (§  382);  was  in  der  historischen  Zeit  als  Ableitung  mit 
-triQ  assoziiert  ist,  kann  alles  nicht  von  einem  ä- Stamm  aus- 
gegangen sein,  ist  also  ein  Beweis  für  die  Priorität  des  f- Suf- 
fixes: -oiOQ  (§284),  -xiQ  (§382);  nur  -xelv^  (§  195)  tritt  zu 
spät  auf,  um  als  Zeuge  für  -t-  zu  gelten  (vgl.  §  195). 

Beispiele  von  Gegensatzpaaren: 

fAaTT^ptog  'vertreibend'  ( Aeschyl.)  ■ —  ßo)j?.aoh] '  Rinder- 
raub, Plünderung'  (Hom.); 

dÖTsiga  "Geberin'  (Hesiod)  —  dA/5oöoTt^  'Glückspende- 
rin' ((Jrph.  Hymn.),  jigodöriQ  'Verräterin'  (klass.). 

Zur  Geschichte  der  Nomina  agentis  in  historischer 

Zeit. 
§  342.  Die  in  §  338  angeführte  Verteilung  der  ver- 
schiedenen Suffixe  ist  schon  bei  Homer  keine  Regel  ohne 
Ausnahme.  Er  kennt  einerseits  schon  einige  Bildungen  auf 
-T7JQ  von  einfachen  Verben;  doch  sind  dabei  haupt- 
sächlich die  Jüngern  Denominativtypen  wie  -eveiv,  -il,elv, 
-uCeiv  beteiligt:  ßov?.evr}]g'Rsiisherr'  von  ßovkeveiv  (§  213), 
vßQiOTTjQ,  'Frevler'  von  dem  analogischen  vßgiXeiv  (zum 
«-Stamm  vßgii;;  dagegen  h]iGT7JQ  /?/taTw^ 'Räuber'  von  dem 
,, lautgesetzlichen"  hfCt.eod'aL  zu  IrjiQ^  -löog;  vgl.  §253f.), 
ED.a7zivaor7]g' Schmauser,  Gast'  von  dem  analogischen  Fi?.a- 
TiivdCeiv  (zu  sUanivt];  §  237).  Von  Verben  auf  -eveiv  hatte 
ein  Nomen  agentis  überhaupt  erst  dann  einen  Sinn,  wenn 
-EVELV  analogisch  zu  Nicht-ec-Stämmen  getreten  war  (§211), 
da  ja  -EVQ  selber  Nomen    agentis   ist.     Andrerseits  bietet 

^  Bei  -ter-  -tor-  war  eine  verbale  Ableitung  kein  so  starkes 
Bedürfnis,  weil  es  ja  direkt  von  einem  Verbalstamm  abgeleitet 
wurde,  während  ein  Kompositum  wie  avßforrj^  entweder  in  seine 
Bestandteile  avg  ßöaxeiv  aufgelöst  werden  oder  ein  Parasjntheton 
bilden  mußte;  die  zweit(>  Art  gewann  die  Oberliand,  weil  die 
Sprachentwici<lung  die  abstraktere  Ausdrucksweise  begünstigte. 


§§342—345]  Suffixemit  dentalem  Verschlußlaut:  Nom.  ag.    173 

Homer  einige  Fälle  für  -xrjQ  {-tcoq)  in  Nominalkonfi- 
posita,  allerdings  meist  nur  in  den  Jüngern  Partien: 
ILU]XoßoTf]Qag  'Schafhirten'  (II.  XVIII  529)  neben  ovßcüTrjg 
'Schweinehirt',  \g\.  jurjkoßöräg  bei  Pindar  und  Eur.;  die 
meisten  dieser  Formen  sind  der  metrischen  Bequemlichkeit 
zuzuschreiben^. 

§  343.  Die  nach  homerische  Poesie  steht  unter 
dem  Eindruck,  daß  -t/^^  -xmq  ein  Stilmittel  sei  und  für  -T>^g 
eingesetzt  werden  könne.  So  verwenden  sie  den  Typus 
fxriloßoTYiQ  sehr  häufig;  sie  gestatten  sich  auch  -evrriQ  und 
-evrxoQ  (d}'^et'T>)(>' Jäger'  Kallimachos  u.  a.,  xafxiEvnoQ'Nev- 
walter'  Manetho),  das  Homer  nicht  kennt.  Sogar  in  den  Ab- 
leitungen aus  Nominalstämmen  (§354 ff.)  ersetzen  sie  das 
einzig  berechtigte  -triQ  gelegentlich  durch  -xtiq  -tcoq:  al^- 
fJ^rixrjQ  (Oppian)  =  hom.  alxf^rjXi'jg  'Speerkämpfer'  von  aix- 
jurj  'Speer(spitze)',  xrjdeoxcoQ  (Manetho)  'Fürsorger'  =  klass. 
xt]deox7]Q  'Verschwägerter'  zu  xtjöog  'Sorge;  Verschwäge- 
rung'. 

§  344.  Die  Geschichte  der  Nomina  agentis  in  der  Prosa 
geht  nach  den  Dialekten  auseinander.  Über  diejenigen  Dia- 
lekte freilich,  die  nur  aus  der  Poesie  (die  ja  unter  dem  Bann 
Homers  steht)  und  aus  spärlichen  Inschriften  bekannt  sind, 
läßt  sich  nichts  sagen;  nur  für  das  Dorische  steht  fest,  daß 
-xr]Q  und  -xcoq  länger  als  in  den  andern  Dialekten  erhalten 
geblieben  und  noch  an  jüngere  Denominativverb a  ange- 
treten sind:  öixaox/jg  (Inschr.)  =  ion.-att.  dixaar7](;  'Rich- 
ter'  zu  dix7]  —  dixdC^iv. 

§  345.  In  schroffem  Gegensatz  dazu  steht  das  Ionisch- 
Attische.  Das  Ionische  hat  -X7]q  sehr  früh  sozusagen  ganz 
aufgegeben  und  durch  -r^^g  ersetzt.  Das  mag  ungefähr  so 
zugegangen  sein:  In  Komposita  waren  einige  Hinter- 
glieder wie  -d6xr]g,  -ßcor^jg,  -^£T/;g,  -jutjtrjg,  -yEvexrjg, 
-oxdxfjg  besonders  beliebt  und  gewannen  daher  leicht  die 

^Anders  natürlich  xoQorpdXxQia  (delph.  Inschrift)  u.dgl.; 
das  sind  Nominaldeterminativa  mit  fertigem  xpdkxQia  usw.;  vgl. 
olvoxÖT]  usw.  §145. 


174  C.  Nominale  Ableitung.  [§§345—347 

Oberhand  über  die  T>;^-Bildung  vom  unkomponierten  Ver- 
bum;  überhaupt  war  das  einheitliche,  häufigere  und  leicht 
ableitbare  -zrjQ  des  Kompositums  dem  unter  sich  konkur- 
rierenden Paar  -tyiq  -tcoq  mit  den  schwankenden  Ablauts- 
verhältnissen im  Verbalstamm  weit  überlegen;  auch  hat 
der  Vermittlungstypus  e7tiß7]rcoo  ■ —  jragaißdzijg  (§  338)  eine 
Brücke  gebildet.  In  bescheidenem  Umfang  scheint  aller- 
dings -TO)Q  als  Nomen  agentis  im  Ionischen  verwendbar  ge- 
blieben zu  sein,  z.  B.  ovlh]7txo)Q  'Helfer'  (Herodot).  Das 
Attische  geht  in  der  Ablehnung  von  -t})q  ganz  mit  dem 
Ionischen  einig,  und  damit  war  natürlich  der  hellenistischen 
Gemeinsprache  der  Weg  gewiesen.  Über  -ä^  (->/?)  zu 
Verben  auf  -äv  {-elv)  statt  der  Ableitung  mit  -r>/g  s.  §  98f. 

§  346.  Die  Spuren  des  frühern  Zustandes  sind 
allerdings  im  Ionisch-Attischen  deutlich  genug  wahr- 
nehmbar, auch  abgesehen  von  der  Poesie.  Einmal  bleibt 
-rriQ  -To)Q  in  sakralen  und  staatsrechtlichen  Aus- 
drücken erhalten:  ocorrJQ' Reiter'  nebst  ocnr/oio g ' reitend', 
ocoTiiQia" Rettung' ,  oon/jQia' DankoTpler' ,  atotf^oa' Retterin'; 
Kh]xriQ  'Zeuge  für  die  gerichtliche  Vorladung';  ioridrcoQ 
'einer,  der  als  Liturgie  eine  Volksspeisung  übernommen  hat'; 
TiQdy.xoiQ  ' Steuereintreiber'. 

§  347.  Sodann  gibt  es  eine  respektable  Anzahl  von  Be- 
zeichnungen für  Werkzeuge,  Gerätschaften,  Instru- 
mente aller  Art  auf  -rr]Q,  eine  Bedeutungsentwicklung, 
die,  nach  den  Parallelen  in  andern  Sprachen  zu  scliließen, 
den  Nomina  agentis  sehr  nahe  liegt  und  deshalb  auch  bei 
den  Suffixen  -T>;g  und  -xqiq  (§  382)  nicht  selten  ist:  y.Qaxi]Q 
XQrjxrjg  'Mischkrug'  (Hom.)  zu  xsQavvvvai  'mischen'  — 
yexgäa&at,  xafi7ixt)Q  'Wendesäule  >  Wendepunkt  des  Le- 
bens, Winkel  der  Truppenaufstellung'  (Xen.,  llerodas  usw.) 
zu  xdfxjixeiv  'biegen',  juexQrjx/jg  'ein  Flüssigkeitsmaß'  (att. 
und  hellen.)  zu  fiaxge iv" messen  ,  t'7r/^J'(5t''r//^ 'Oberkleid'  (vgl. 
'i'berzieher')  (klass.)  und  vTtodvxtig  'Unt(M'kleid'  (hellen.) 
neben  evövxfjga  nenXov  (Sophokles)  zu  ev-,  vTco-bveiv  'an- 
ziehen', y.axa7idh)]g  (und  mit  volksetymologischer  Anlehnung 


§§  347 — 349]    Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut :  Nom.  ag.     1 75 

an  Tiehri  'kleiner  Schild'  auch  xaraTte/atig)  'Wurfmaschine' 
(spätatt.  und  hellen.)  zu  ndUeiv  'schwingen';  vgl.  unser 
Anhänger  =  angehängter  Schmuck  (=  xa^-e-rrjgl),  Tür- 
klopfer, Faulenzer  (stuhl),  Bohrer  usw.,  lat.  capulus  'Grei- 
fer >  Griff,  engl,  propeller  'Schraube(ndampfer)',  franz. 
ascenseur  'Heber,  Fahrstuhl'.  Als  Ursache  für  diese  Be- 
deutungsübertragung kommt  neben  der  Personifizierung  von 
Sachen  die  alte  Verwandtschaft  der  Nomina  agentis  mit  den 
Verbalabstrakta  in  Betracht  (§370)  und  die  ebenso  alte 
Möglichkeit  passiver  Verwendung  des  sonst  Nomina  agentis 
bildenden  /-Suffixes  (§  62,  105),  seltener  von  -Tr;g  {uiei-yeve- 
xrjQ  'ewig  geboren'  Hom.). 

§  348.  Zweitens  sind  im  lon.-Att.  die  indirekten 
Spuren  von  -xiriQ  zu  beachten:  Als  Ableitungen  zu  unkom- 
poniertem  -xyjq  gibt  es  auch  hier  fast  nur  -xqia  -xqiq  und 
-xriQLOQ,  höchst  selten  das  zu  dem  altern  -xtjq  und  auch  zu 
dem  denominativen  -T>;g  gehörige  -xii;  -oiog  (§341): 

\pdXxriQ  —  xpdXxQia  —  xpaXxr'iQiov, 
avlrixi^Q  —  avh^xQig,  aber 
EVEQyexriQ  —  evEQyexig  —  Evegyeaia, 
d7]/biöx7]g  —  Ö7]iüi6xig  —  d}]ju6aiog. 

Fälle  wie  ßovlEvxig  (Aeschyl.  oder  Plato  comic.)  zu 
ßoidEVTtjg  sind  als  Entgleisungen  zu  werten. 


Zum  Akzent  von  -xrjg. 

§  349.  Die  Akzentverhältnisse  der  Nomina  auf  -xrjg  (der 
Nomina  agentis  und  der  denominativen)  sind  sehr  verworren 
und  waren  offenbar  schon  den  alten  Grammatikern  in 
manchem  Einzelfall  und  in  manchen  Gruppen  nicht  zuver- 
lässig überliefert.  Als  Grundregel  hat  folgende  zu  gelten: 
Die  Ableitungen  auf  -xtjg  aus  Nomina  haben  Barytonese, 
ebenso  die  alten  Nomina  agentis  auf  -xr/g,  also  die  Kom- 
posita nebst  einigen  oben  nicht  erwähnten  alten  unzusam- 
mengesetzten Bildungen  wie  iKExi] g'Schuizüehender'  (Hom.) 


176  C.  Nominale  Ableitung.  [§§349—351 

und  xXeTzrrjg  'Dieb'  (Hom.)^;  dagegen  gebührt  Oxytonese 
denjenigen  Bildungen  auf  -rtig,  die  nach  §  345  an  die  Stelle 
des  oxytonierten  -r}]Q  getreten  sind;  also:  oixETi]Q  d7]fj,ör7]g 
noXtrrjg  deofi(brrjg  und  Gv-ßdjrijg  dyojvo-'&srrig  äyxvXo- 
/jii]r7]g,  aber  ßovlevxiqg  vßgiaTijg  OQ^rioxrig. 

§  350.  Diese  Verteilung  ist  jedoch  vielfach  durch- 
brochen. Hier  nur  zwei  Einzelheiten  zum  Beweis,  \\\q 
vielerlei  Faktoren  mitgespielt  haben:  1.)  An  Stelle  des  homeri- 
schen dor}]Q  (neben  öcov/jq)  'Geber'  erwartet  man  später 
*doT'ijg;  es  heißt  aber  dörrjg  (hellen.),  weil  -doxrig  als  Hinter- 
glied von  Komposita  häufiger  war  (dixaio-,  /uioßo-,  olvo-, 
6/.ßo-,  auch  TIQO-).  Dagegen  bleibt  y.oiTiqg  'Beurteiler, 
Kampfrichter;  Richter'  nebst  -j^Troji^iTT^c; 'Schauspieler'  usw. 
trotz  -KOitrig  {dixaio-,  öveioo-,  ^evo-),  weil  y.oiTt'jg  im  Sinn 
von  'Richter'  (att.  dixaoT7]g)  ein  dorisches  xQirriQ  vertritt 
und  als  juridischer  Ausdruck  ein  zäheres  Individualleben 
hatte  als  andere  Wörter.  2.)  Beispiele  wie  cpi/.a'dh]xr}g  'gern 
Athlet'  sind  natürlich  nicht  Zusammensetzungen  mit  re- 
gierendem Nomen  agentis,  sondern  gehören  zu  dem  eigen- 
tümlichen halb  nominalen,  halb  verbalen  Kompositions- 
typus mit  regierendem  Vorderglied,  der  §  76 ff.,  114 f.  be- 
sprochen ist. 

2.  -XQog,   -XQä,   -XQOv. 

§351.  -XQÖg  ist  selten  und  unterscheidet  sich  in  der 
Bedeutung  keineswegs  von  -xriQ,  mit  dem  es  in  engster 
etymologischer  Beziehung  steht:  hjXQog  'Arzt'  hat  Homer 
neben  irixy']Q  (zu  läo'&ai  'heilen'),  vgl.  noch  datxgog  'Zer- 
teiler'  (Hom.)  zu  daua&ai  'teilen',  -xgä  ist  ebenso  selten: 
ÖQ'/7]oxQa  'Tanzplatz'  (klass.)  zu  öqx^'^^(^^  'tanzen',  gt'jxga 
'Vertrag,  Spruch'  (Hom.)  zu  qi]-  'sprechen'  [eqqtj^iiv  Qijfia 
QTjxriQ  Q7]X(oo),  yvxqa  'Topf  (klass.,  auch  yyxnog)  zu  yv- 

^  Vielleicht  sind  diese  von  Komposita  ausgegangen,  dann 
liegt  aber  dieser  Vorgang  weit  vor  unserer  t  berlieferung  und  iiat 
historisch  mit  der  spätem  Ersetzung  von  -t?)^  durch  -r//g 
nichts  zu  tun. 


§§  351 — 355]      Suffixe  m.  deiit.  Verschlußl. :  -tqo-,  -ri,  -rei.        177 

'gießen'  {exv§r]v  ^voig).  Besser  entwickelt  ist  -tqov;  die 
ältere  Schicht  bezeichnet  das  Mittel:  ägorgov  "Pflug'  (Hom.) 
zu  ägo-  'pflügen',  vgl.  lat.  arä-trum]  oxfjjirgov  'Stützmittel, 
Stab'  (Hom.)  zu  oxr]7ir£o^ai 'sich  stützen  ,  qjegxQov 'Bahre' 
(Hom.)  zu  (pEOELV  'tragen';  das  letztere  grenzt  an  die  Orts- 
bezeichnungen wie  ^eargov  'Schauplatz'  (klass.)  zu  '&eäo'&ai 
'schauen';  die  nachhomerischen  Neubildungen  halten  sich 
meist  auf  dem  Gebiet  des  'Entgelts  für  etwas':  '&genrgä 
'Lohn  für  die  Erziehung'  (Hom.)  zu  xge<pELv  'aufziehen', 
Xvrgov  'Lösegeld'  (klass.)  zu  Iveiv  'lösen',  jurjvvrgov  'An- 
zeigelohn' (Hermeshymnus  und  klass.),  didaxrgov  'Lehr- 
geld' (Pollux)  zu  öiddoxELv  [öiöd^ai;  §  281  Fußn.)  'lehren'. 

3.    -Tt,     -XEl. 

§  352.  In  diesen  Zusammenhang  gehören  auch  die  Ad- 
verbia  der  Art  und  Weise  auf  -tl  und  -xel  (vgl.  §  108). 
Beide  müssen  wohl  als  ursprüngliche  Lokative  betrachtet 
werden,  das  erstere  von  Nomina  auf  -t-,  das  letztere 
von  Verbaladjektiven  auf  -xog^  (die  Stammform  vor  -xi 
und  -XEl  stimmt  vollkommen  mit  derjenigen  der  Verbal- 
adjektiva  überein).  Die  ÜberHeferung  schwankt  oft  zwischen 
-i  und  -Ei\  eine  Entscheidung  ist  nur  durch  das  Metrum  und 
durch  voritazistische  Inschriften  möglich,  also  in  den  Fällen, 
wo  diese  beiden  Mittel  versagen,  gar  nicht.  Beispiele:  äßoaxi 
'ungerufen'  (Find.),  iysgxi  'wach,  ermunternd'  (Tragiker), 
/xe/lfi  tat  ("stückweise'  (Hom.);  äxorixEi 'ohne  Staub,  kampf- 
los' (klass.),  äoxaxxfEji 'nicht  tröpfelnd,  reichlich  fließend' 
(Soph.,  Plato). 

§353.  Das  von  -i'Celv  -iolCeiv  abgeleitete  -laxi  -laoxi 
stand  seit  Homer  (s.  oben  jueXeioxi)  allezeit  für  Neubil- 
dungen zur  Verfügung,  auch  wenn  kein  Verbum  auf  -Csiv 
tatsächlich  vorhanden  war:   äloyioxi  'unüberlegt'  (Harpo- 


^  Vgl.  exel,  kret.  diJxXsl  'doppelt',  auch  a&eei  ''ohne  gött- 
liche Fügung'  (Hom.)  zu  ä&eoi;,  vrjjToivei' straflos'  (att.)  zu  vrinoivoi; 
und  andere  Komposita  (§108). 

Debrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  12 


178  C.  Nominale  Ableitung.  [§§353—355 

kration),  dvo/Äaori'mii  Namen'  (klass.).  Die  Imitativa  auf 
-iC£iv  'idt,etv  (§  271  ff.)  ergaben  ein  ebenso  selbständiges  und 
gefügiges  -loxi  -laoxi  'nach  Art  von':  Aojqloxi  'nach  dori- 
scher Art,  in  dorischer  Sprache',  'laori  und  viele  andere 
(s.  §  272),  auch  yvvaixiozi  'nach  Frauenart'  (Athenäus), 
xoQaxioxL  'in  der  Rabensprache'  (Chrysostomus). 

4.  Die  Ableitungen  mit  -T7y?  aus  Nomina. 

§354.  Das  Suffix  -T>/g  (§339f.)  dient  nicht  nur  zur 
Bildung  von  Nomina  agentis,  sondern  auch  zur  Ableitung 
aus  Nomina;  die  Bedeutung  ist  in  der  Regel  die  einer  männ- 
lichen Person;  das  zugehörige  Femininum  lautet  auf  -tiq, 
-ridoQ  (§341  und  382).  Die  ältesten  Beispiele  zeigen  dieses 
-Ti]g  hinter  allerlei  Stämmen: 

ot>«eT>/g 'Hausgenosse,  Sklave'  (klass.)  zu  ot;<og 'Haus', 
Ö)]fj,6rrig  'Mann  aus  dem  Volk;  Demosgenosse'  (klass.) 

zu  df]fiog  'Volk', 
ÖEO[.idni](;  'Gefangener'  (klass.)  zu  öeo/nö^  'Fessel', 
TeyEdTt]g  'Bewohner  von  Teysa, 
vTirivtjrrig  'Bärtiger'  (Hom.)  zu  vjiijv)!  'Bart', 
jtoMrrjg  'Bürger'  (Hom.)  zu  Jto/ug  'Stadt', 
jTQeoßvxi]Q  'Alter'  (klass.)  zu  jxgeoßvg  'alt', 
vavTrjQ  'Schiffer'  (Hom.)  zu  vavg  'Schiff, 
jioXvßovTijg  'reich  an  Rinderherden'  (Hom.)  zu  ßovi; 
'Rind'. 

Seltener  zu  konsonantischen  Stämmen: 
XEQdorrig  'Hornträger'  (klass.)  zu  xenag  'Hörn', 
'OQeoTijg  zu  oQog  'Berg'. 
Zur  Dehnung  des  Stammauslauts  in  -(hrijg  -tr)jg,  -vri/g 
ist  -corög  aus  o-Stämmen  (§  368)  und  die  Stammbildung  der 
Vcrba   contracta  (§  209)  zu   vergleichen;   zum   Ersatz    des 
denominativen  -rrjg  durch  -ryg  -rog  s.   §  343. 

§  355.  In  historischer  Zeit  ist  die  Bildungskraft  von 
-TTjg  an  die  Komplexe  -er/yg,  -6r7]g,  -d)Tt]g,  -artjg,  ->/^'iC» 
-trrjg  übergegangen   und    hat.  dort   zahlreiche   Analogiebil- 


§§  355 — 357]    Suffixe  m.  dent.  Verschlußlaut:  denom.  -rr]?.      179 

düngen  hervorgerufen,  z.  T.  in  scharf  charakterisierten  Be- 
doutungsgruppen. 

Analogisches  -szrjg:  evverrjg  'Gatte'  (Tragiker)  zu 
Evvt]  'Lager'  nach  ya/nerrjg  'Gatte'  (klass.)  zu  yd/xog  'Hoch- 
zeit'; vgl.  auch  (pvlext^Q  'Zunftgenosse'  (klass.),  das  von 
(pvlov  abgeleitet  ist,  aber  auch  zu  (pvlrj  bezogen  werden 
konnte^. 

§  356.  -er?/g  ist  schon  sehr  früh  in  manchen  Fällen 
durch  -oxijQ  ersetzt  worden,  indem  das  gegenüber  den  For- 
men mit  £-Endung  weit  überwiegende  -o-  des  Grundwortes 
durchdrang,  -öxrjg  wird  aber  wie  -err/g  nur  spärlich  ver- 
wendet, und  zwar  für  die  Bedeutungssphären  Ackerbau, 
Viehzucht,  Jagd  und  Kriegswesen:  äyQÖrrjg  'Landmann' 
(Hom.)  zu  äygog  'Acker',  jo^orrjg  'Bogenschütze'  (Hom.) 
zu  röiov  'Bogen'.  Neben  dem  gewöhnlichen  ör]/u6r7ig  (§  354) 
ist  in  einer  Dialektinschrift  das  ältere  öä/ueräg  noch  belegt; 
neben  olxen] g(^3b^)  dagegen  kommt  oix6r)]g  nur  auf  einem 
vulgären  attischen  Fluchtäfelchen  vor. 

§  357.  Größere  Selbständigkeit  hat  sich  -(orrjg  erobert; 
es  bezeichnet  mit  Vorliebe  'einen,  der  sich  da  und  da  be- 
findet', also  besonders  den  Bewohner  einer  Stadt  oder  einer 
Landschaft;  von  den  o-Stämmen  geht  es  auch  auf  die 
ä-Stämme  über. 

Zuo-Stämmen:  öe(T/xa)Tryg(§354),?^jT£f^c6Tiyg'Festlands- 
bewohner'  (klass.)  i^HjieiQMxrjg  'Bewohner  von  Epirus'), 
diaooiXYjg  'Mitglied  eines  d^iaoog    (klass.). 

Zu  ä-Stämmen:  arpaTtcoTT^g 'Soldat'  (klass.)  zu  organd 
'Heer',  "Ixahonrjg  'unteritalischer  Grieche'  zu  "IxaXia. 

vr)0id)X7]g  'Inselbewohner'  (klass.)  vielleicht  zu  vriotg 
-idog  'Inselchen'  (klass.;  vrjoiov  erst  hell.). 

^  Mit  diesem  -hrjg  dürfen  die  Nomina  agenlis  auf  -sri]^ 
nicht  verwechselt  werden,  die  meist  von  zweisilbigen  Basen 
stammen  (aleiyevdrrj^  'ewig  geboren'  Hom.  zu  yeve-  wie  yevett'jQ 
und  yevETcoQ  'Vater',  yeveoig  'Geburt'),  bisweilen  aber  von  Präsens- 
stämmen gebildet  werden  (ocpeiMrrj^  'Schuldner'  klass.  zu  d(pei2.eiv 
'schulden'). 

12» 


180  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  357—359 

Zur  analogischen  Ausbreitung  von  -(i)arriQ  vergleiche 
'laxrjQ  (ion.  'Iijrrjg)  'Bewohner  von"/og,  Ae7CQEdTrjg''B.  von 
AsjIqeov\  ZjiaQXiarrig  'Bewohner  von  ZjidQryf,  Kqotoj- 
vidxijQ  'B.  von  Kqötcov'.  'AQÖedrrjg  s.  §  358. 

§  358.  Am  beliebtesten  ist  aber  -txtiQ  geworden.  Für 
die  überaus  häufigen  Ethnika  auf  -txrjQ  sind  nehexi  Zvßa- 
QixriQ  zu  Zvßagig  die  Bildungen  auf  -Tio/.ixtjc.  wie  Neo- 
7T0/Jxi]g  zu  Nea  Ilo/ug,  MeyaloTcolixrjg  zu  Meydhj  IJo/.ig 
(vgl.  §  146)  verantwortlich  zu  machen.  Analogische  Bei- 
spiele: 'AßdijQixrjg  zu  "Aßdijga  (n.  pl.),  BoQvo^svixtjg  'An- 
wohner des  BoQVG&evrjg\  Aiövfxoxei^ixrjg  'Bewohner  von 
Aiövjuov  Telxog\  und  so  gewöhnlich  bei  Ethnika  von  Nicht- 
ä-Stämmen. 

Auch  die  lateinischen  Ethnika  auf  -Is,  -Itis  und  die 
semitischen  auf  -i  (fem.  -It)  werden  durch  -ixtjg  (-ix ig)  wieder- 
gegeben: Zavvi'xrjg  =  Samtils  (zu  Samnium),  'loQarjÄixtjg 
Zafxagixrjg;  entsprechend  'AgÖedxrjg  =  Ardeäs,  -ätis. 

§  359.  Auch  für  Appellativa  hat  sich  -ixrjg  stark  ver- 
breitet bei  0-,  ä-  und  konsonantischen  Stämmen: 

ööixtjg  'Wanderer'  (Hom.)  zu  oöog  'Weg', 
ÖJilixijg  'Schwerbewaffneter'  (klass.)  zu  ort/or 'Waffe', 
xexvixtig  'Künstler'  (klass.)  zu  xexi'ii  'Kunst', 
OeQOixri g  'Frechlmg'  (Hom.)  zu  *^Eoaog,  n.  (vgl.  'A?u- 

^egotig;    jünger    ^dgoog    &gdoog    wie    ßddog    für 

ßiv§og), 
Cevyixrjg   'Angehöriger    der    dritten    Bürgerklasse    in 

Athen,  der  nur  ein  Gespann   (Cevyog   n.)    besitzt', 
äoniÖtxrjg  'Schildträger'  (Soph.)  zu  doTtig  'Schild', 
^0}(>a;</T>/c 'Gepanzerter'  (hellen.)  zu  ^copa^ 'Panzer'. 

Nach  der  Bedeutung  treten  bei  -ixrig  ähnliche  Gruppen 
wie  bei  -lag  hervor  (§288): 

TTtTv^tV/^g 'Kleienbrot'  (Athenäus),  vgl.  nixvgiag  §  288, 

dvaöevdgixTjg  olvog  'Wein  von  Reben,  die  an  Bäumen 

hinaufgezogen  sind'  (hellen.)  zu  devögov  'Baum', 


§§  359—361  ]     Suffixe  m.  dent.  Verschlußlaut :  -trr]^,  -evr-.         1 81 

juaQyaQiT)]g  und  ^agyaQirig  seil.  (6,  7))  lid^oQ  'Perle' 

(hellen.)   neben  f.idQyaoor\  fzaQyaQog,  (JLaQyaqotpo- 

Qslv  usw., 
jivQirrjQ 'Feuerstein,  Pyrit' (Dioskor.)  zu  jtv^  Teuer', 
aifjLaxiTrjs    'Blutstein,    Hämatit'    (Dioskor.)    zu    al^a 

'Blut'; 
anihracltes  'eine   Art  Blutstein'    (Plinius)    zu  äv&ga^ 

'Kohle;   Rubin', 

vgl.  auch  Dynamit,  Lyddit  usw. 

§  360.  Die  Feminina  auf  -Irig  sind  bis  heute  in  der 
medizinischen  Sprache  für  Krankheitsnamen  üblich:  von 
einem  i- Stamm  Qa^ltiQ  {qolxlq  'Rückgrat',  von  andern 
Stämmen  z.  B.  ägd'QlriQ  {äg^gov  'Glied'),  T^Tiarlrig  {fjnaQ 
rjjiarog  'Leber');  vgl.  sogar  Appendicitis  vom  lat.  appendix. 

5.    -EVX-. 

§  361.  (Die  Partizipia  auf  -a-vz-,  -e-vt-,  -o-vx-  werden 
hier  nicht  behandelt,  weil  sie  zu  reinen  Verbalformen  ge- 
worden sind.) 

Das  Adjektivsuffix  -evx-  {-eig,  -sooa,  -ev),  in  seiner  älteren 
Gestalt  -/evx-  noch  mehrfach  inschriftlich  bezeugt,  bezeich- 
nete schon  indogermanisch  das  (reichlich)  Versehensein  mit 
dem  zugrunde  liegenden  Substantivbegriff  oder  auch  das 
Geartetsein  danach.  Im  Griechischen  ist  der  Ausgang  -oevx-, 
der  an  den  zahlreichen  0- Stämmen  erwachsen  war,  weithin 
siegreich  gewesen  (vgl.  z.  B.  -ö-xr/g  §  364  und  den  ,, Kom- 
positionsvokal" -o-  §129): 

doXoEig  'listenreich'  (Hom.)  zu  öölog  'List', 

■^vE/uÖEig  'windig'  (Hom.)  zu  ävE/nog  'Wind', 
dann  nach  derartigen  Mustern  auch  von  ä-,  t-,  v-  und  kon- 
sonantischen Stämmen  (weil  /  hinter  Konsonant  allerlei  laut- 
liche Veränderungen  bedingt  hätte): 

(T^ftdefg 'schattig'  (Hom.)  zu  a;>i;m 'Schatten',  {*oxi'i]£ig 
[ — ]  ly  —  —  war  metrisch  unmöglich), 

öxQiöeig 'scharf,  eckig'  (Hom.)  zu  o;<^tg 'Spitze'  (älter 
Xagi-Eig  'anmutig'    Hom.  zu    X^Q'-'^  'Anmut',  das 


182  C.  Nominale  Ableitung.  [§§361—363 

wohl  statt  x^QiT-  vor  alters  eine  Stammform  ohne 

-r-  hatte), 
Ix^vöeig  'fischreich'  (Hom.)  zu  ix^vg  ""Fisch', 
aifiaroeig  'blutig'  (Hom.)  zu  ai/^a  'Blut', 
äoregöeig  'sternenreich'  (Hom.)  zu  aori]Q  'Stern', 
vicpoEig  'schneereich'  (Hom.)  zum  Akk.  vi<pa  'Schnee' 

(Hesiod). 

§  362.  Ein  Rest  der  direkten  Anfügung  von  -fevr-  an 
konsonantische  Stämme  liegt  nur  noch  in  Fällen  wie  rsh^eig 
'vollkommen'  (Hom.)  aus  *xEXeo-fEvx-  zu  jelog  n.  'Ende, 
Vollendung'  vor;  aber  auch  bei  den^-Stämmen  kennt  schon 
Homer  -ÖEig:  -dvoEig  und  -ßv^Eig  'duftend'  zu  -dvog  'Räu- 
cherwerk', XQvÖEig  'kalt'  zu  xqvog  'Frost',  auch  später  z.B. 
■dEQOEig  'sommerlich'  (Nikander)  zu  ^EQog  'Sommer'.  Die 
wenigen  Neutra  auf  -äg  folgen  ihren  zahlreichern  Vettern  auf 
-og:  XEQOEig  'gehörnt'  (seit  Anakreon)  zu  XEoag;  nur  Ni- 
kander bildet  xEQOiEig  zu  XEQag  nach  XQVOEig  zu  xqvog. 

Meistens  stammt  freilich  -y'iEig  nicht  von  s-Stämmen, 
sondern  von  ä-Stämmen: 

riju-^eig  'geehrt'  (Hom.)  zu  zi/ui]  'Ehre', 
vktJBig  'waldig'  (Hom.)  zu  v?.tj  'Wald',  u.  a. 

Analogiebildungen  auf  -Y]£ig  sind  selten: 
^EOYjEig  'in  der  Mitte,  mittelmäßig'  (Hom.,  nur  H.  XII 

269)  zu  fj,eoog^  'mittel-'  wohl  nach  reh'jEig  (s.oben), 
QconrjEig  'mit    Gebüsch   bewachsen'    (Quintus  Smyr- 

naeus)  zu  qcoxp  'Gebüsch',  wohl  nur  aus  metrischen 

Gründen. 
-0)Eig  in  nrßcüEig  ,, kotig"  (Oppian,   Nonnus)   zu  7i)]l6g 

ist  metrische  Dehnung. 

§  363.  Nach  dem  Wegfall  des  /  trat  vielerorts  Kon- 
traktionein, und  jedenfalls  dürfen  im  Ionisch- Attischen  nur  die 
spärlichen  Beispiele  von  Subst.  auf -oüg  -ovooa,  nicht  die  auf 
-ÖEig  -ÖEOoa,  der  lebendigen  Sprache  zugeschrieben  werden: 

^  Zur  Ableitung  aus  Adjektiven  vergleicht  man  z.  B. 
q>mdiix6eic  (Hom.   II.  XIII  686)  =  (paiöifio::  ''horrlkir. 


§§363.364]    Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut  r-evT-, -TJJT-.    183 

jikaxovg,    -ovvroQ    "Kuchen'     (Aristoph.)     zu    nXd^ 

'Platte', 
oivovxxa  'Brei  aus  Wein  usw.'  (Aristoph.)  zu  olvo(; 

'Wein. 

Die  Ortsnamen  lauten  gewöhnhch  nicht  auf  -oeeg, 
-oeaoa,  sondern  auf  -ovg,  -ovooa^  weil  sie  der  Alltagssprache 
angehören  und  so  dem  kontraktionsverhütenden  Einfluß  der 
gehobenen  Poesie  entzogen  sind: 

Städtenamen  auf  -ovg,  -ovvrog:  "Onovg  (vgl.  önoeig 
'saftig'  [Nikander]  zu  otiöq  'Saft'),  Zehvovg  (zu  oeXivov 
'Eppich'),  MvQQivovQ  (zu  ^VQQivrj  'Myrthe');  Inselnamen 
auf  -ovooa  {seil,  vfjoog):  'Agyivovoaai  {ägyivöeig  'weiß 
schimmernd'  Hom.,  vgl.  aQyevvogj  ägyr^g),  'Egixovooa  (zu 
igtxi]  'Heidekraut'),  Ili&rjxovooa  (zu  jzißrjxog  'Affe'). 

6.  -rät-,  -rrjT-. 

§  364.  Wie  schon  das  lateinische  -tät(i)-  zeigt,  ist 
dieses  Suffix  für  Eigenschaftsabstrakta  altererbt.  Das  Grie- 
chische weicht  von  der  ursprünglichen  Gebrauchsweise  nur 
darin  ab,  daß  es  den  von  den  Ableitungen  aus  o-Stämmen 
entnommenen  Ausgang  -6xi]g  regelmäßig  auf  die  konsonan- 
tischen Stämme  überträgt;  vgl.  über  das  -o-  §361.  Als 
Grundwörter  treten  Adjektiva  auf,  seltener  Substantiva, 
weil  diese  als  Grundwörter  für  Eigenschaftsabstrakta  weniger 
geeignet  sind: 

'&EÖT7]g  'Gottheit'  (hellen.)  zu  -ßeSg  'Gott',  ädEX^6rr]g 
'Brüderschaft'  (hellen.;  mit  Weiterentwicklung  zu 
konkret-kollektivem  Sinn)  zu  ddel(p6g  'Bruder'; 
vgl.  lat.  civitas  (abstrakt   und  kollektiv)   zu   civis. 

Zu  o-stämmigen  Adjektiven  (sehr  behebt  in  hellenisti- 
schen Neubildungen): 

xaKojrjg  'Feigheit,  Schlechtigkeit'  (Hom.)  zu  Kaxog 

'feige,  schlecht', 
fxaraiörrjg  'Nichtigkeit'  (hellen.)  zu  judraiog  'nichtig', 
jueyaXeiörrjg    'Großartigkeit'    (hellen.)    zu    jueyaXelog 
'großartig'. 


184.  C.  Nominale  Ableitung.  [§§364 — 367 

Zu  i;-stämmigen  Adjektiva: 
TQaxvrrjg^  'Rauheit,  Härte'  (klass.)  zu  Tqa^vc,  'rauh', 

yXvy.vxy-jC,  'Süßigkeit'   (klass.)   zu  ylvKvc,  'süß'. 

§  365.    -6rr]g  zu  konsonantischen  Stämmen: 
[XEXav6xy]Q  'Schwärze'    (hellen.)    zu   /.leÄav-  'schwarz' 

nach  dem  Gegensatz  ?,svx6g:  XEvxoTrjg; 
cravroxijg  'Gesamtheit'  (beim  Neuplatoniker  Damas- 

cius)  zu  Jiavx-  'ganz'  nach  dem  synonymen  Paar 

oIoq:  6X6x1] q^ 
ä(peA6xrjg  'Schhchtheit'  (hellen.)  zu  acpeh'iQ  'schlicht' 

etwa  nach  anXöxrjQ  'Einfachheit'  zu  äjt/Mvg,  /iieya- 

?.ei6x7]g  zu  [xey alelog  (s.  oben). 

II.   Das    Suffix    -to-    (nebst  -xsog). 

1.  Substantiva   auf  -rog,   -xr],   -xov. 

§  366.  Die  Bildungen  mit  substantivischem  -xog,  -xrj, 
-xov,  die  auf  die  Verbaladjektiva  auf  -xog  zurückgehen,  sind 
nach  Akzent  und  Wurzelgestalt  sehr  mannigfaltig,  aber  die 
Beispiele  gehören  wohl  mit  verschwindenden  Ausnahmen  der 
vorhistorischen  Zeit  an  und  haben  meist  die  Beziehung  zu 
den  Verbaladjektiva  eingebüßt;  so  heißt  es  ^dvaxog  'Tod', 
aber  'dvrix6g  'sterblich'.  Fälle  wie  jtox6v  'Trank'  (Hom.)  und 
(pvx6v  'Gewächs,  Pflanze'  (Hom.),  die  noch  mit  dem  Verbal- 
adjektiv übereinstimmen,  werden  daher  Jüngern  Datums  sein. 

§367.    Auf    -Tog: 

xolxoi;  'Lager,  Bett'  (Hom.)  zu  xei-  'liegen', 
Tr^oÜTOc '(Überfluß  >)  Reicliluni'  (Iltun.)  zu  Txhv-  'schwim- 
men' , 
axQoiög  'Lager,  Heer'  (Hom.)  zu  aroq-  'ausbreiten', 
■&dvaroi;  'Tod'  (Hom.)   zu  ^ai--  'sterben', 


^  Das  Attische  hat  IJberreste  eines  alten  Akzentgegensalzes 
xoaxvzrjc;  —  xaxöriic  bewahrt;  so  auch  bei  Homer  ßgaSvTt'jC  nach 
Aristarch;  atl.  sogar  xovq'oxr'ii;  'Leielitigkeit'  iiacli  ßaovxrjt; 
'Schwere'.  Zur  Scheu  vor  der  Betonung  eines  kurzen  v  vgl.  §  150. 


§§367.368]      Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut :  -I0-.  185 

EfXETOi;  'Erbrechen'  (Hippokr.)  zu  ifxeiv  'erbrechen', 

v£t6^  'Regen'  (Hom.)  zu  veiv  'regnen', 

Ttayexöi;  'Frost'  (klass.)  zu  miy-  nay-  'fest  machen,  gefrieren 

machen', 
xüOKVxöc  'Wehklagen'  (Hom.)  zu  xoixvEtv  'wehklagen'. 

Auf    -TT]: 
xoixrj  (Hom.)  =  xolroi;, 

ßQovrrj  'Donner'  (Hom.)  zu  ßgefieiv  'brausen', 
IxeMtyi  'Sorge;  Übung'  (seit  Hesiod)  zu  ^eI-  'sich  kümmern', 
aQExri   'Tüchtigkeit'    (Hom.)    zu    o-qe-oxeiv   'gefallen',    ägia- 

xog  usw., 
ävxi]  'Geschrei'  (Hom.)  zu  dvam  'schreien'. 

Auf    -xov:  s.  oben  jtotöv  und  (pvxöv. 

2.  Adjektiva   mit   -zog    {-rsog). 

§  368.  Das  Adjektivsuffix  -to-  gehörte  in  der  idg.  Zeit 
in  das  Grenzgebiet  zwischen  Wortbildung  und  Formenbil- 
dung. Es  ist  deshalb  in  mehreren  Sprachzweigen  ganz  in 
das  Konjugationssystem  eingegangen;  vgl.  das  lat.  -tus  und 
das  deutsche  -t  als  Endungen  des  Part.  Perf.  Pass,  Im 
Griechischen  ist  -zog  nicht  so  eng  mit  dem  Verbum  ver- 
knüpft; deshalb  wird  es  nur  als  Verbaladjektiv,  nicht  als 
Partizip  bezeichnet  (über  die  Form  des  Verbalstamms  s. 
§371  f.).  Daneben  konnte  -to-  auch  direkt  an  Nominal- 
stämme angehängt  werden;  so  noch  äyEgaoro g 'ohne  Ehren- 
gabe {yegagY  (Hom.)  und  wenige  andere,  vgl.  lat.  astätus 
'listig'  zu  astiis  'List',  harhäius  'bärtig'  zu  barha  'Bart' 
u.  dgl. ;  bildungsfähig  in  ganz  bescheidenem  Umfang  ist  dieses 
-to-  nur  in  der  Erweiterung  -corög,  das  eigentlich  zu  o-Stäm- 
men  gehört  (vgl.  §  203  über  die  Entstehung  der  Verba  auf 
-ovv):  xovrcorög  'mit  Ruderstangen  {xovroi)  versehen' 
(Diodor),  aber  nach  solchen  Mustern  etwa  auch  an  kon- 
sonantische Stämme  angetreten  ist:  xsiQidojrög  'mit  Ärmeln 
(X^tQtöeg)  versehen'  (Herodot). 

Über  die  Rolle  von  -zog  in  der  Komposition  s.  §  62,  über 
die  „aktivische"  Bedeutung  ebenda  und  §  105. 


186  C.  Nominale  Ableitung.  [§§369—371 

§  369.  Zu  den  Adjektiven  auf  -roc  gehören  ursprünglich 
auch  die  Bildungen  auf  -rei;  s.  §  352. 

Auf  die  Verwendung  von  -to-  zur  Bildung  von  Ordinal- 
zahlwörtern {Öexa-TOi;  zu  dexa)  und  Superlativen  (-ta-roc  und 
-ra-Toc)  soll  hier  nur  hingewiesen  werden. 

Auch  -x£og  kann  hier  übergangen  werden,  weil  es  seiner 
Entstehung  nach  nicht  sicher  erklärt  und  außerdem  noch  stärker 
als  -TO?"  zu  einer  reinen  Verbalform  (wenn  auch  keiner  von  den 
geläufigsten)  geworden  ist. 

III.   -ti-. 

§  370.  -ti-^  ursprünglich  eine  Erweiterung  des  ^Suf- 
fixes  und  so  verwandt  mit  dem  -t-  der  Nomina  agentis 
(§339,  347),  ist  das  eigentliche  Verbalabstraktsuffix  des 
Indogermanischen  gewesen  und  hat  sich  durch  die  ganze 
griechische  Sprachgeschichte  hindurch  als  solches  in  voller 
Kraft  erhalten.  Die  Bedeutung  bietet  kaum  zu  Bemer- 
kungen Anlaßt;  nur  zwei  Erscheinungen  seien  erwähnt:  aus 
dem  femininen  Nomen  actionis  ist  ein  maskulines  Konkre- 
tum  geworden  in  judvrig  'Seher'  (zu  juatveo^ai  'außer  sich 
sein');  mehrmals  geht  das  Abstraktum  in  ein  Gegenstands- 
konkretum  über:  ÖoaiQ  'Gabe  (die  Fähigkeit  des  Gebens  > 
das  Geschenk,  vgl.  Dosisf;  s.  auch  olvo^oi]  usw.  §  145  und 
aÖeXcpoxrjQ  §  364. 

§  371.  Mannigfaltiger  sind  die  lautlichen  und  for- 
malen Verhältnisse  bei  der  Ableitung  mit  -ti-.  Seinen 
ursprünglichen  Platz  hat  -ti-  hinter  der  Tiefstufe  von  Wur- 
zeln oder  Basen  (wie  die  Verbaladjektiva  auf  -ro^): 

ßdoig  'Gang,  Schritt,  Fußgestell'  (klass.)  zu  ß)]-  ßa-, 
dooiQ  'Gabe'  (Hom.)  zu  d(o-  do, 

yeveatg 'Entstehung'  (Hom.)  zu  *yFr)j-  yeve-  (yeverijg) 
yvy-j-  iyv/joiog). 
Abweichungen  von  dieser  Norm  sind  einerseits  die  Folge 
der  allmählichen  Verwischung  der  Ablautsunterschiede  bei 
vielen  Verben: 


^  Zur  Abgrenzung  gegen  -/na  s.  §311   nobst  Fußnote 


§§371 — 373]     Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut : -<t-.  187 

Cev|t? 'Anspannen;  Überbrückung' (Herodot)  zu  C^vy-, 
dessen  Tiefstufe  Cvy-  iCvyöv' iocli)  im  Verbum  aus- 
gemerzt war, 

andrerseits  gelegentlich  Beeinflussungen  durch  die  Wurzel- 
form der  Substantiva  auf  -/ua: 

hellen.  Qsvoig  'Fließen'  statt  qvoiq  (Plato)  nach 
Qsvjua  'Fluß'. 

§  372.  Von  den  Wurzeln  ist  -ti-  auf  die  denominativen 
Verbalstämme  ausgedehnt  worden;  natürlich  stellte  sich  hier 
das  Bedürfnis  nur  dann  ein,  wenn  das  vorhandene  nominale 
Grundwort  des  denominativen  Verbums  nicht  selber  verbale 
Abstraktbedeutung  hatte:  ahiäGn;  'Beschuldigung'  (Anti- 
phon) zu  ahiäo'&ai,  oirrioic.  'Speisung,  Speise'  (klass.)  zu 
oiTEiv^,  >i;d><co0t? 'Mißhandlung'  (klass.)  zu  xaxovv,  xad^agon; 
'Reinigung'  (klass.)  zu  xa&aigeiv,  cpvXa^iQ  'Bewachung' 
(klass.)  zu  (pvldooeiv,  d^EQfxavoiq  'Erwärmung'  (Hippokr.) 
zu  ^eo/uaiveiv,  ßaQvvaig  'Beschwerde'  (Artemidor)  zu  ßa- 
Qvveiv. 

§373.  Als  Form  des  Suffixes  muß  man  vom  Stand- 
punkt des  Griechischen  aus  -oi-  bezeichnen.  Das  alte  -ti- 
ist  nur  noch  in  vereinzelten  alten  Wörtern  erhalten,  die  in 
keiner  oder  nur  in  schwacher  Verbindung  mit  ihren  Verben 
standen:  judvrig  (§370),  Ttiorig  'Glaube,  Vertrauen'  (seit 
Hesiod)  zu  7zei&-  Jti&-  (nachklassisch  neloig  'Überredung'), 
Tivorig  'Nachforschung,  Kunde'  (klass.)  zu  7tev&-  Jivd'- 
(hellen.  nevoig  'Frage,  Kunde'),  cpdxig  'Rede,  Gerücht' 
(Hom.)  zu  cprj-  cpa-  (seit  Plato  cpdoig  djtoipaoig  'Bejahung, 
Verneinung').  Die  (in  den  Einzelheiten  nicht  zweifellos  fest- 
gestellte) urgriechische  Verwandlung  von  -xl-  in  -oi-  wurde 
auch  nach  Dental  durchgeführt,  wo  sie  lautgesetzhch  nicht 
berechtigt  war  {jitotig^  nvorigl);  deshalb  heißt  das  Ab- 
straktum  zu  den  Verben  auf  -Ceiv  nicht  *-orig,  sondern 


^  Zu  den  Parasyntheta  auf  -elv  wird  nicht  -rjaii;,  sondern 
-ia  gebildet,  also  direkt  von  den  Adjektiven  auf  -og:  /.uo&o- 
(pÖQoi;  —  fiia&otpoQia  (§287),  nicht  -cpogelv — *-(p6Qriaic. 


188  C.  Nominale  Ableitung.  [§§373—375 

-(o)oig^.  Die  Übertragung  von  -oig  auf  /^-Stämme:  -vocg 
(§  372)  ist  jünger  als  die  altgriechische  Beseitigung  der  Laut- 
gruppe -vo-  (*Jtdvoa  >  TTÜoa). 

IV.   -TV-. 

§  374.  Das  griechische  Verbalabstraktsuffix  -rv-  ent- 
spricht seiner  Funktion  nach  so  sehr  dem  im  lat.  -tus  (ex-i- 
tus  usw.)  bewahrten  idg.  Typus,  daß  es  mit  ihm  zusammen- 
hängen muß,  trotzdem  die  Flexion  stark  abweicht  und  das 
maskuline  Geschlecht  dem  für  Abstrakta  als  charakteristisch 
empfundenen  Femininum  Platz  gemacht  hat^.  Die  Abgren- 
zung von  -TV-  gegen  -ti-  macht  große  Schwierigkeiten; 
darum  hat  auch  -tv-  schließlich  weichen  müssen.  So  bildet 
Homer  noch  von  den  Jüngern  Denominativtypen  die  Ab- 
strakta mit  -TU-:  ä?.ao)rvg  'Blendung'  von  äÄaovv  'blenden' 
(dAaog 'bhnd'),  d;<o?'T((7rt''(? 'Speerwerfen'  von  äxovn'Csiv'den 
Speer  {äxcov,  äxovx-oQ)  werfen',  während  später  regelmäßig 
-tooiQ  und  -LOLQ  eintritt  {äxovriaLi;  Xen.).  Homers  VorHebe 
für  -XV-  scheint  aus  dem  Ionischen  zu  stammen,  und  gerade, 
weil  die  andern  Dialekte  das  Suffix  mehr  oder  weniger  ver- 
loren hatten,  eignete  es  sich  als  Mittel  poetischer  Diktion. 

§  375.    Weitere  Beispiele: 

yQajixvq  'Ritzung  (der  Haut)'  (Hom.)  zu  yQdffeiv  'ritzen', 

xXeixvi;  'Abhang'  (Hom.)  zu  xh-  'neigen', 

(pleyfiavxv(;  'Entzündung  '(Hippokr.)  zu  (p?.eyf.iaii'tiv  'ent- 
zündlich anschwellen', 

äajTaorvc:  'Begrüßung'  (Kalhni.)  zu  äand'Ceo&at  'begrüßen', 

fwaraxrvg  'Mißhandlung'  (Hom.)  zu  QvaxdL,tiv  'hin  und  her 
schleppen'. 


^  Genauer  wohl  so:  in  -axi-  wurde  -xi-  durch  das  ander- 
weitig entstandene  -ai-  ersetzt. 

-  Neutrale  ^/-Stämme  waren  von  jeher  ganz  selten:  äoxv 
'Stadt',  (plxv  'Sprößling'.  Langes  -ü-  scheint  schon  in  vorgrie- 
chischer Zeit  als  Charakteristikum  des  Femininums  gegenüber 
maskulinem  und  neutralem  -u-  rmpfundon  worden  zu  sein. 


§§376 — 378]     Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut  :-ru-,-rf-.      189 

§  376.    Das   Suffix  -xv-  dient  auch  zur  Bildung  von 
Zahlsubstantiven: 

TQLXxvg  'Dreiheit',  att.  xqixxvq  (Assimilation  von  -■kx- 
zu  -XX-  oder  Anschluß  an  xqlxxoq  'dreifach')  'Drittel 
einer  Phyle'   zu   XQixa  "dreifach',   xgixxög  XQiooög; 

TXEvxrjXOöxvg  'Abteilung  von  50  Mann'  (Xen.)  zu  jcev- 
x/]xovxa,  vgl.  Jievxijxooxog. 


V.  Die   rf-Suffixe. 

1.  Die    Herkunft    des   -d-. 

§  377.  Das  Griechische  kennt  verschiedene  Suffixe,  in 
denen  ein  -d-  eine  Rolle  spielt;  es  hebt  sich  damit  deutlich 
von  den  meisten  verwandten  Sprachen  ab,  wo  diese  Gruppe 
längst  nicht  so  hervorsticht.  Demgemäß  ist  auch  die  Her- 
kunft der  c?- Suffixe  wenig  aufgehellt  und  es  empfiehlt  sich 
im  allgemeinen,  von  den  griechischen  Gruppen  auszugehen. 
Nur  als  Beispiele  für  die  Verschiedenheit  der  Entstehungs- 
möglichkeiten seien  zwei  Fälle  erwähnt:  1.)  Die  Zahlsubstan- 
tiva  auf  -ad-  (Öexa-ö-  'Dekade',  ferner  eixaö-  zu  eixooi^  dor. 
fixaxi,  u.  dgl.,  danach  mit  Weiterwucherung  von  -ad-  auch 
juovdg  zu  jjLOVOQ^  eßdo/ÄCxg  zu  e^öo^o^usw.)  waren  nach 
Ausweis  verwandter  Sprachen  früher ^ Stämme;  2.)  das  -d-  des 
Suffixes  -öajtög  'stammend  von'  ist  die  Endung  des  Neu- 
trums der  geschlechtigen  Pronomina  {TToÖ-aJiög^  ä?dod- 
ajiög  'woher,  von  anderswo  gebürtig',  vgl.  lat.  quod,  aliud; 
danach  navx-o-öanog  'von  allerlei  Herkunft,  mannigfach', 
xfjkE-dajxog  'aus  fernem  Land';  auch  ovxidavog  'nichts- 
würdig'enthält  ein  Neutrum:  xi(d)  =  \sit.  quid).  Üher -coörjg 
s.  unten  §  388. 

§  378.  Im  Übrigen  scheint  allerdings  -ö-  meist  eine  für 
uns  bedeutungslose  Erweiterung  (ein  ,,Wurzeldeterminativ"', 
§  7)  zu  sein:  naga-oxd-g,  -ddog  'Pfeiler'  (klass.)  zur  Wurzel 


^  -aii6(^  entspricht  etymologisch  dem  lat.  -inquus  von  prop- 
inquus,  longinquus  und  ist  ein  verdunkeltes  Kompositionsglied. 


190  C.  Nominale  Ableitung.  [§§  378—381 

ora-^  und  damit  verwandt  die  Adverbialbildungen  auf  -da, 
-ööv,  -d}]v  (§  107)  und  Adjektiva  auf  -diog  wie  ordöiog 
'stehend'  (Hom.;  substantiviert  orddiov  'Rennbahn'  Pin- 
dar  usw.). 

2.  Die   Nomina    auf    -ad-,    -id-. 

§  379.  Entstanden  ist  -aö-  aus  Beispielen  wie  das  eben 
erwähnte  naga-oraQ',  weitere  Anknüpfungen  für  das  -a-  sind 
§  236  angedeutet  worden.  Noch  unklarer  ist  die  Herkunft 
von  -«5-;  zum  größten  Teil  ist  es  wohl  erweiternde  Umgestal- 
tung einer  auch  in  -lä  (§  298 ff.)  fortlebenden  idg.  Feminin- 
bildung (vgl.  -xQig  =  TQia  §  300).  Auch  das  Anwendungs- 
gebiet von  -ad-  und  -lö-  und  ihre  Abgrenzung  gegeneinander 
liegt  noch  im  Dunkeln.  Was  einigermaßen  sicher  steht, 
dürfte  etwa  folgendes  sein:  beide  Suffixe  haben  sich  selb- 
ständig und  in  Verbindung  mit  den  aus  ihnen  abgeleiteten 
Verben  auf  -dCeiv  und  -i'Cf^iv  (§237ff.,  253ff.)  analogisch 
weit  ausgebreitet;  -ad-  hat  Beziehungen  zu  ä-Stämmen 
u.  dgl.,  vgl.  §  237,  ist  aber  so  wenig  wie  -dCeiv  darauf  be- 
schränkt ;  für  *-iig  tritt  -idg  ein  (vgl.  -idCsiv  für  *-iiC£iv  §  252). 

§  380.  Als  Grundwörter  treten  Verba  und  Nomina  auf: 
XaiiTidg  'Fackel,  Leuchte'  (klass.)  zu  /.d/,i7ietv  'leuchten', 
eXtiiq  'Hoffnung'  (Hom.)  zu  eXjieo&ai  'hoffen',  dagegen 
TreAemg 'wilde  Taube'  (Hom.)  =  neleia,  ai'/^//^a;f<'g 'Bundes- 
genossin' (klass.)  zu  GVfi^axoQ  'Bundesgenosse'.  Die  syn- 
taktische Verwendung  schwankt  oft  zwischen  substanti- 
vischer und  adjektivischer  Geltung;  dabei  tritt  der  bei  -ad- 
ursprünglich  ebenso  berechtigte  maskuline  Gebrauch  gegen- 
über dem  femininen  fast  völlig  zurück  (vgl.  etwa  noch  (pvydg 
m.  f.  'flüchtig,  Flüchtling'),  weil  -id-  als  Umgestaltung  der 
alten  Femininbildung  (s.  §  379)  nur  feminin  war,  und  weil 
das  Maskulinum  durch  -ddi]g  -id7]g  deutlicher  charakterisiert 
wurde  (§384). 

§  381.  Unter  den  zahlreichen  Bezeichnungen  weiblicher 
Personen  mit  -ig  -tag  fallen  einige  Gruppen  besonders 
ins  Auge: 


§§381.382]      Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut  :-a(5-,-^ö-.      191 

Die  Patronymika  auf  -ic,  {-tdo)  bilden  die  Grund- 
lage für  die  Maskulina  auf  -iÖ}]c,  {-idörio)  (§384)  und  sind 
das  Pendant  dazu: 

Tavxalic,  ""Tochter  des  Tdvra2.og\ 

NriQritdeg  (att.  N^]Qfjdeg)  'Töchter  des  NrjQevg', 

"ArlavTig  'Tochter  des  "Ax).ag\ 

Oeoxidg  'Tochter  des  Oeoriog', 

Bogedg  'Tochter  des  Bogeag'. 

Die  Ethnika  auf  -ig  {-tdg)  stellen  sich  u.a.  auch 
zu  den  Maskulina  auf  -evg  (§  301);  später  wurden  sie  meist 
durch  -looa  (§300)  und  -liig  (§358)  ersetzt: 

Ofjßai  —  Orjßalog  —  0rjßätg  (vgl.  -ät'QEiv  §  259,  Hom, 
noch  "Axo-ioi  —  '^p^aaöeg,  Kgazatög  —  XQaraitg), 

JleQOrjg  —  UegGig, 

Meyaqa  —  MEyaqEvg  —  Msyaqig, 

0(o>iaia  —  0coKa(i)evg  —  0o)y.a(i)ig, 

'AXe^dvögeia  —  'A?.eiavdQ(Ei)Evg  —  'A?^EiavdQig; 
ebenso  ßaodsvg  —  ßaoiUg^  (§  299,  300  Fußn.). 

Diese  Bildungen  auf  -ig  dienen  zugleich  als  Bezeich- 
nungen für  das  Gebiet  einer  Stadt  oder  eines  Volkes:  üeqüiq 
'AoyoUg,  Meyagig  usw. 

§  382.  Zu  den  Nomina  agentis  auf  (ursprüngliches)  -t7]q 
zieht  das  Ionische  als  Femininum  -zgig'^  vor  (att. -hellen. 
-xoia,  §300): 

aXEXQig  'mahlende  (Frau)'  (Hom.)  zu  alElv  'mahlen', 
d>jeaT^tg 'Hebamme'  (Hippokr.)  zu  d^ieTa^at 'heilen', 
aber  hellen.  äxEOxgia  'Flickerin'. 
Das  Attische  und  die  Koine  brauchen  -xgig  fast  nur  in 
der  übertragenen  Bedeutung  für  Werkzeuge  (§347): 

/LiExavinxQig  (xvhi)  ''■f]v  jUExd  xö  djiovirfao&ai  ilaßov 
(Komiker  und  Philoxenus). 

^  Aber  noch  Tifirj^  ßaadrjtöog  IL  VI  193  (adjektivisch). 
2  Auch  das  Lateinische  hat  bekanntlich  eine  Erweiterung: 
-trix. 


192  C.  Nominale  Ableitung.  [§§382—384 

Dagegen  bleibt  - t tg  das  regelrechte  Femininum  zum 
Nomen  agentis  auf  -ri'iQ,  wo  es  alt  ist  (§  341),  und  zum  de- 
nominativen  -njQ  (§354). 

Appellativa  auf  bloßes  -iq  zur  Bezeichnung  weiblicher 
Personen  sind  nicht  häufig;  vgl.  etwa  cpvXaxiQ  (Plato  rep.) 
zu  (pvXa^  'Wächter',  ovjjL^axiQ  (oben  §380)  und  xolaxiq 
(hellen.)  zu  xola^  '"Schmeichler'. 

3.  Die   Erweiterungen   von    -ad-,    -lÖ-:  -ddiog, 
-löiog,   -(i)ddr]g^   -lörjg,   -löevg,   -idovg. 

§  383.  Eine  Erweiterung  zu  einem  auch  sonst  belegten 
Ausgang  auf  -aÖ-  ist  z.  B.  äjjLcpddioc.  'offenkundig'  (Hom.) 
zu  äju(padöv  ä/Liq^add  'offen'  (Wurzel  (pav-)]  Erweiterungen 
zu  Ausgängen  auf  -(  sind  Ey-^sigi-dioQ  'in  der  Hand  (ge- 
halten)', Neutr.  als  Subst. 'Dolch;  Handbuch',  i'oa^^iöto? 'ent- 
fernt, verstohlen'  (Hesiod)  zu  vootpi  'fern'.  Von  solchen  Bei- 
spielen sind  -ddioQ  -idiog  weiter  verbreitet  worden: 
XQVJir dd  10 g'hcimlicii  (Hom.;  Gegensatz  von  d/z^^aö^og)  zu 
ycQVJixdq  'verborgen',  besonders  aber  -idiog  im  Sinn  von 
'an  einem  Ort  befindlich'  (meist  Hypostasierungen  nach  dem 
Muster  von  ey/^eiqidioQ;  vgl.  §  147):  ETxixvjjßidioQ  'auf  dem 
Grabhügel  (rv/ußogY  (Aeschyl.),  -xaqada/.aaoiÖioq,  'am  Meer 
i'&d/.aoaa)  gelegen'  (klass.),  erroa^/öia 'Eingeweide'  (Hippo- 
krates)  zu  evroo&e  'drinnen'. 

Über  die  Deminutiva  auf  -i'diov  s.  §  293. 

§384.  Die  Patron  ymika  auf  -idtjg,  -ddyjQ, 
-idd7]g^,  entstanden  durch  Erweiterung  von  -ö-Stämmen 
wie  -T7]g  aus  -t-  (§340),  und  ihrerseits  Mitursache  der  Be- 
schränkung der  bloßen  ^-Stämme  auf  das  Femininum,  gehen 
in  ihrer  Bildung  parallel  mit  den  Stämmen  auf  -id-,  -ad-, 
-lad-  (§379ff.)  und  den  Verben  auf  -iCeiv,  -dCeiv,  -idCsiv 
(§257 ff.);  es  heißt  also  z.B.: 


^  Die  Dialekte  Mittelgriechenlands  fügen  das  «f-Suffix  ohne 
Zwischen  vokal  an  n-Stämme:  'E7ta/j,en'Cüvöag  usw.,  aber  FIeIo- 
Ttidat;;  das  Dorische  kennt  -vdac:  nicht:  Aeuyviöai;. 


§§  384-386]     Suffixe  m.  dent.Verschlußlaut :  -ad-,  -id-,  -ööv-.    1 93 

noXv&SQOstdrig    (Hom.)    'Sohn    des   UoXv^eQöriQ    {s- 

Stamm),  aber  jünger  EvxQarrjg  —  EvKQaxiörjQ, 
{Evxkerjg  >)  Evx^.rjg  —  {*EvxXetdr]g  <)  EvxXeidrjg^ 
'ÄoxXrjTziög  —  'AaxXrjjiiddrjg., 
Aiveag  —  Alveddrjg, 
'IjinoTrjg  —  'IjiJtorddrjg^ 
'ÄTQEvg  —  'ÄTgetdrjg  —  'ArQeidr]g. 
Manche  homerische  Patronymika  auf  -idÖrjg  sind  metri- 
scher Notwendigkeit  oder  Bequemhchkeit  entsprungen: 

TeXafÄcbv  —   Te}.ajucovidd7]g   (mit  Anschluß   an  das 

ältere  TE?M/ucüviog  Aiag^  s.  §  283), 
AaEQXYjg  —  AaEQXidörjg^, 
TlrikEvg  —  TIr{ky]idbr{g  (vgl.  Urilriiog). 
Die  seltene  appellative  Verwendung  von  -idrjg  ist  nur 
eine  scherzhafte  Übertragung  von   den   Patronymika   her: 
OJiovdaQxiÖ7]g  'Ämterstreberling""'  (Aristoph.). 

§385.  In  den  Weiterbildungen  -lÖEvg  'das  Junge 
eines  Tieres',  z.  B.  äEriÖEvg  'junger  Adler'  (Älian),  und 
-löovg,  z.  B.  ddslcptdovg  'Sohn  des  Bruders  oder  der 
Schwester'  (att.),  ist  weiter  nichts  klar,  als  daß  das  -id-  wie 
bei  den  Patronymika  die  Abstammung  bezeichnet^. 

4.  -Ööv-   und    -davö-, 

§386.  Das  feminine  Suffix  -dov-  für  Abstrakta  und 
daraus  abgeleitete  Konkreta  teilt  das  Griechische  nur  mit 
dem  Lateinischen;  vgl.  cupl-do  -din-is  zu  cupl-vi,  torpe-do 
'Erstarrung;  Zitterroche'  zu  torpe-re.  Die  griechischen  Bil- 
dungen sind  nicht  einheitlich,  ein  Zeichen  dafür,  daß  sie  mehr 
in  Einzelwörtern  als  in  Typen  erhalten  waren:  von  einem 


^  Daraus  wird  nach  Homer  der  Vatername  Aaegrioc 
AoQxioi;  zurückgebildet. 

2  Das  deutsche  -(l)ing  ist  auch  patronymisch  und  wird 
ebenfalls  scherzhaft  weiter  ausgedehnt:  Dichterling. 

^  Oder  ist  etwa  *ädEX(pid[rj(;)  nach  ädelq>E6(;  zu  *ädEXq)ide6i; 
umgestaltet  ? 

Debrunner,  Griech.  Wortbildungslehre.  13 


194  C.  Nominale  Ableitung.  [§§386—388 

Verbum  z.  B.  onadcov  'Krampf  (Hippokr.)  zu  GJtä-  'zerren', 
von  einem  Nomen  z.  B.  xoTidrjdcbv  'Vertiefung  >  Saug- 
näpfchen des  Tintenfisches,  Hüftpfanne,  u.  a.'  (Hom.)  zu 
xorvh]  'Höhlung'.  Das  Bild  wird  noch  bunter  durch  ge- 
legentliche Variationen  des  Suffixes  wie  äQJie-öövrj  'Strick' 
(Xen.)  zu  ägjt-dCeiv  'rauben',  fieXe-dwvoc,  'Besorger'  (Hero- 
dot),  iiele-daivri  'Sorge'  (Hom.)  zu  jueXeiv  jueXeo&ai  'Gegen- 
stand des  Interesses  sein,  sich  kümmern',  q)ayedaira  'fressen- 
des Geschwür'  (klass.)  zu  cpayelv  'essen'.  Produktiv  scheinen 
in  historischer  Zeit  nur  noch  -eömv  und  -)]da)v  gewesen 
zu  sein,  und  auch  diese  nur  in  geringem  Umfang: 

ot]7tedd)v  'Fäulnis'  (Plato)  zu  orjjt-  'faulen', 
Tt;99e^c6i' 'Anzünden,  Entzündung'  (Kallim.)  zu  xvcpsiv 

'Rauch  erzeugen', 
aXyrjdcbv  'Schmerzgefühl'  (klass.)   zu  älyelv  aAyfi-oai 

'Schmerz  empfinden', 
Kr]hjdöv£g  'bezaubernde   Wesen'    (Find.)    zu    xi]IeIv 

xijb~j-oai  'bezaubern'. 

§387.    Zu  -dcov  steht   -Öavög    in  engster  Beziehung: 
QlyEÖavög  'schaurig'  (Hom.)  zu  oiyelv  'schaudern', 
Ti'99£Öai'og 'aufgeblasener  Mensch'  (Aristoph.)  zu  rr^cps- 

ÖMv  (s  .oben), 
Irj^EÖavög  'vergessen  machend'  (Lukian)  zu  Xii^-  'ver- 
gessen'. 
Über  ovxLÖavog  s.  §  377. 

5.  -coörjQ. 

§  388.  Obwohl  -codr]g  eigentlich  Kompositionsglied  ist, 
kann  es  hier  besprochen  werden,  weil  es  vielleicht  schon  in 
homerischer  Zeit,  sicher  aber  bald  nachher,  als  Suffix  emp- 
funden worden  ist.  Es  enthält  den  5-Stamm  für  'Geruch', 
der  im  lat.  odor  und  in  ööcpQaiVEodai  'riechen'  (aus  *öÖ0') 
steckt;  vgl.  §  140  und  zur  ,, Kompositionsdehnung"  §  118. 
So  z.  B.  Evd)dt]g  'wohlriechend'  (Hom.),  üvcodiig  'nach  §}')ov 
duftend'  (Hom.),  dvG(böi]g  'übelriechend'  (klass.).    Erst  in 


§§388.  389]      Suffixe  mit  dentalem  Verschlußlaut :  -wörj?.       1 95 

dem  einmaligen  lvood)dr]g  'wütend'  (zu  Ivaoa  'Kampfes- 
wut') bei  Homer  beginnt  die  Verallgemeinerung  von  'durch 
den  Geruch  an  etwas  erinnernd'  zu  'dem  Gesamteindruck 
nach  gleich',  um  vom  5.  Jahrhundert  an  mächtig  anzu- 
schwellen. Zu  dieser  Bedeutungsentwicklung  vergleiche  man 
etwa    Aristoph.  Lys.  616f. : 

i]Örj  yäo  ÖL,eiv  raöl  nXeiovcov 

xal  liiEiCovMv  Tigayuarcov  juoi  doxei 
und  unser  ,,rfa>j  riecht  nach  Bestechung" ,  lat.  fraiid-iilentus 
'betrügerisch'  (zu  olere  'riechen')  u.  dgl.^.  Daneben  bekam 
-ojdriQ  auch  den  Sinn  'reich  an':  ärde/Luodeig  ?.eifxü)veg  'nach 
Blumen  duftende  Wiesen'  (Aristoph.  u.  a.)  sind  eben 'blumen- 
reiche'. 

§  389.  Die  Hauptmasse  der  analogischen  Beispiele  von 
'(x}dt]g  hat  als  Grundwort  ein  Substantiv,  entsprechend  der 
Entstehung  aus  'duftend  nach  etwas';  vgl.  noch  xa^,ard)di]Q 
'erschöpfend'  (Hesiod)  zu  xdfxarog  'Ermüdung',  elxd)d7]Q 
'voll  Geschwüre'  (Eur.)  zu  ekxog  n. 'Geschwür',  oroiicodrjg 
'Glückhches  redend'  (Soph.)  zu  oro/na  'Mund',  ävÖQOiörig 
'mannhaft'  (klass.)  zu  avÖo-  'Mann'. 

Adjektivische  Grundwörter  sind  seltener: 
evodtdrjg  (Soph.)  =  ev^vg 'breit'  (kann  auch  zu  e'ögog 

'Breite'  gezogen  werden), 

dyQV7iv(hdy]g  'schlaflos  {äyovnvog)  machend'  (Hippo- 

krates)  (vgl.  v7ivd)dr]g  'schläfrig'  [klass.]  zu  vnvog). 

Ableitungen,  die  auf  Nomina  und  zugleich  auf  Verba 

bezogen  werden  konnten,  wie  (pvoMÖrjg  'voll  Wind'  (klass.) 

neben  99 -ürra  'Hauch'  und  cpvoäv  'blasen',  bildeten  eine  Brücke 

zu  deverbativer  Verwendung  von  -ojdf]g: 

^  Die  Herleitung  von  -wör]^  aus  -oeiörig  (z.  B.  d^eoeiöi]^ 
'■götterähnlich'  Hom.,  vgl.  §120)  ist  unmöglich,  weil  -oet-  zu  -ot- 
kontrahiert  wird  {drjloi  u.  dgl.)  und  -£«5?yc  fast  nur  die  Ähnlich- 
keit der  äußern  Gestalt,  -c6^?^c  die  Wesensähnlichkeit  ausdrückt. 
Damit  ist  nicht  gesagt,  daß  nicht  ein  Spätling  -ojörjc  und  -osiö'^g 
für  identisch  halten  konnte;  z.  B.  steht  bei  Aristoteles  auf  der- 
selben Seite  axo'jkrj^  moeiörig  und  ox.  (hwörj^. 

13* 


196  C.  Nominale  Ableitung.  [§§389—391 

daxvcbörjg  'beißend'  (Galen)  zu  ÖdxvEiv  ""beißen', 
TiQETioiöriQ  ""geziemend'  (klass.)  zu  jiqetzsiv  'geziemen' 
(vgl.  die  Bedeutung  'passend  zu,  geziemend  für'  in 
örjucodrjQ  zu  df]jLiog  und  ävdQcbdr]g  zu  ävdo-). 

VI.    Suffixe    mit    -&-    (-i'}q-,  -^l-). 

§  390.  Da  sich  hier  kein  nennenswerter  Typus  ent- 
wickelt hat,  genügen  Proben  der  weniger  seltenen  Bildungen: 

äo'&Qov  'Glied'  (klass.)  zu  äg-  'fügen', 
QEsd'Qov  octj^^o)' 'Strömung'  (Hom.)  zu  QE(f)-  'fließen', 
xogrj^gor  'Besen'  (hellen.)  zu  koqeIv  'fegen', 
äXivörj&Qa  'Wälzplatz,   Tummelplatz'    (Aristoph.)    zu 

alivÖElodai  'sich  wälzen', 
öXe'&qoc,  'Verderben'   (Hom.)  zu  olE-oai  'verderben', 
yEvid'Xr]  yEVE-dlov  'Abstammung,  Geschlecht'  (Hom.) 

zu  "/EVE-  iyEVEOig  ycVETi'jg), 
ifidod^lri  'Peitsche'  (Hom.)  zu  Ißdoai  'peitschen'. 

Das  -^-  ist  wohl  in  diesen  Bildungen  dasselbe  wie  in 
-&iu6g  und  -{//ua  (§  306  und  310). 

Das  Suffix  -v&fo)-  ist  in  geographischen  Namen  wie 
Kogtv&og  "Olvv^og  Ti'gvrg  {-vv&og)  sicher  ungriechisch, 
wahrscheinlich  auch  in  Appellativen  wie  daa/Liivdog  'Bade- 
wanne' (Hom.)  und  rsgEßivüoQ  {Tsgmv&og)  'Terpentin 
(-bäum)'. 


Suffixe  mit  gutturalem  Verschlußlaut. 

I.  -äx-  und  -äx-. 

]  391.    In  den  Deminutiven  auf  -ä:<-  wie 

/3wAa| 'Scholle'  (Pind.,  Egi-ßcö?M^  'groBschollig'  Hom.) 

zu   ßiö/.og  'Scholle', 
li&a^  'steinig  (Hom.),  Felsstück  (hellen.  Dichter)'    zu 

?.i&og  'Stein', 


§§  391.  392]      Suffixe  mit  gutturalem  Verschlußlaut.  197 

und  den  verächtlichen  Bezeichnungen  auf  -äx-  wie: 
?'£ä|  'junger  Mensch'  (Komiker)  zu  veoQ  'jung', 
nlovxä^  'reicher  Protz'  (Eupolis)  zu  nlovtoQ  'Reich- 
tum', 

Hegt  ein  weit  verbreitetes  idg.  Ä-Suffix  zugrunde  (vgl.  lat. 

aiidäx^  victrlx^  velöx)]  mehr  läßt  sich  darüber  nicht  sagen. 

II.  -iKog^  -laxög  {-vzog). 

§  392.  Von  allen  Adjektivsuffixen  des  Griechischen  ist 
neben  -log  unstreitig  -ly.ög  das  geläufigste  und  schmieg- 
samste. Und  doch  ist  es  erst  in  historischer  Zeit  aus  kleinsten 
Anfängen  zu  dieser  überragenden  Wichtigkeit  gekommen. 
Homer  kennt  außerhalb  der  Ethnika  CAxo.ü>i6Q-i  JJekaayi- 
KÖg^  Tgcoixög)^  bei  denen  -ixög  zu  allen  Zeiten  im  Grie- 
chischen lebendig  gewesen  ist,  nur  nagd-erixt]^  das  der  einzige 
Rest  einer  idg.  Femininbildung  ist  (vgl.  lat.  fläminica  'Gattin 
des  flämen),  und  ögcpaviKog  'verwaist',  das  sein  Suffix  viel- 
leicht von  TzaQ^evixt]  und  ähnlichen  Bildungen  bezogen  hat. 
Auch  sonst  sind  die  Beispiele  vor  Aeschylus  äußerst  spär- 
lich: z.  B.  TiaidiKog  'das  Kind  betreffend'  (Bacchyl.),  also 
ebenfalls  ein  Ausdruck  aus  der  Sphäre  der  Familie  wie 
jiaQ&svitc}]  und  6Q(pavixög\  fxovoixd  'Musenkunst'  (Pind.). 
Zur  weitern  Ausdehnung  halfen  wohl  Fälle  wie  (pvoixög 
(klass.)  zu  (pvGig,  /navrixog  (klass.)  zu  fxdvzig  mit,  wo  mög- 
licherweise das  alte  Suffix -j^o-  an  den  i- Stamm  angetreten  war. 
In  der  klassischen  Zeit  steigert  sich  der  Gebrauch  von  -ixog 
sehr  rasch;  z.  B.  übertrifft  hierin  Euripides  den  Sophokles, 
Thukydides  den  Herodot  um  das  dreifache.  Hauptsächlich 
bemächtigten  sich  die  ionischen  Sophisten  des  Suffixes  als 
eines  bequemen  Mittels  zum  Ausdruck  allgemeiner  Begriffs- 
beziehungen, und  von  da  aus  fand  es  Eingang  in  die  gebildete 
athenische  Gesellschaft,  die  ja  sehr  stark  unter  dem  Einfluß 
der  Sophisten  stand,  und  in  die  wissenschaftliche  Termino- 
logie (Plato,  Aristoteles,  Hippokrates,  Xenophons  Oeconomi- 
cus  usw.).  Die  attischen  Komiker  halten  sich  daher  verhält- 
nismäßig frei  von  -txdg,  außer  wenn  sie  die  gebildete  Sprech- 
weise parodieren  wollen  (Ar.  equ.  1378  ff.). 


198  C.  Nominale  Ableitung.  [§§393—395 

Formales    zum   Antritt    von    -(i)x6g: 

§  393.  -i>c6g  verdrängt  so  ziemlich  jeden  vokalischen 
Stammauslaut  des  Grundwortes;  an  konsonantische  Stämme 
wird  es  natürlich  ohne  weiteres  angehängt;  vgl.  die  obigen 
Beispiele  statt  unzähliger.  Nur  in  der  altern  Zeit  erhielt 
sich  eine  Spur  des  Ausgangs  -ev-:  aus  *i]f-Lx6g  wurde  -rjxoQ, 
dann  im  Attischen  seit  dem  4.  Jahrhundert  -eixog  (vgl. 
ferner  xl'^g  —  7<?>.eig  'Schlüssel',  ferner  ßaadavg  — •  ßaoi- 
l^iog  —  ßaolXeiog  §  285).  So  Aexelevg  —  Aexsleixog, 
Tiega/Lisvg  —  xega/ueixog  'Töpfer-'  (besonders  als  Ortsname 
KegafiEiKÖg),  ögevg  —  oqeixov  ■I.evyog  ""Maultiergespann' 
(klass.)  und  danach  analogisch  ßosixöv  'Qevyog  'Ochsen- 
gespann' (klass.)  zu  ßovg.  Das  sind  freilich  schon  in  der 
klassischen  Zeit  nur  Ausnahmen;  sonst  herrscht  die  jüngere 
Ignorierung  von  -ev-\  ßaodevg  —  ßaodixog  (vgl.  ßaoilig 
§  381,  ßaoü.iooa  §  300),  'OQ(pevg  ■ —  'OqcpiKog,  MeyaQSvg  — 
MeyaQixög.    Vgl.  §  381  Nr]grjtdsg  —  Meyagig. 

§  394.  Zu  -alog  heilU  es  zuerst  -aiixög,  dann  -ä'Cxog 
(vgl.  §  259,  381):  'AyaüKog  Hom.  —  'Axaixog  att.  Ferner 
Evßoia  —  Evßoixog,  aber  orod  (älter  aroid)  —  Zxco'Cxog. 
Zu  -log  wird  seit  dem  5.  Jahrh.  v.  Chr.  -laxög  gebildet  (wohl 
erst  nach  Analogie  von  -idg  §  379,  -iddrjg  §  384,  -id^eiv 
§252  zu  -ig,  -lÖr/g,  -ll^elv):  IJEXoJiovvr'jOiog  — ■  IlEAoTTOvvrj- 
GiaKog,  rihog — rjhaxog,  Cvdiov  (§293)  —  t,q)diaK6g  (seil. 
xvydog)  'zodiaciis"  (späte  Mathematiker)^.  Man  braucht 
nicht  einmal  Ableitungen  von  Substantiven  auf  -m  wie 
GKid  —  oxiaxög  zugrunde  zu  legen  (vgl.  über  -idlEiv 
§  252),  da  die  Bildungen  auf  -laxdg  spät  genug  sind,  um 
einfach  das  Vorbild  von  -tdöijg  und  -idCEiv  benützt  zu 
haben. 

§  395.  In  '&i]lvx6g  (Orammatiker)  zu  {^filvg  'weiblicli', 
Aißvxdg  zu  Ai'ßvg  vermag  ich  nichts  Altes  zu  sehen,  da  schon 

1  Die  bekannte   atLiscIic  Parlei  heißt    bei  Herodot    oi  ex 
rov  neöiov,  erst  bei  Aristoteles  oi  neöiaxoi. 


§§  395.  396]        Suffixe  mit  gutturalem  Verschlußlaut.  199 

Aeschylus  äorixog  von  äorv  'Stadt'  (oder  von  äorög 
„Städter"?)  bildet.  Jedenfalls  ist  -vxög  eine  kleine  Kon- 
zession des  übermächtigen  -ixog  an  das  v-Suffix  des  Grund- 
wortes. Ist  etwa  das  seltsame  -v-  von  ä^vxög  'salzig'  (seit 
Plato;  hellen,  das  normale  aliKog)  zu  äXg  'Salz'  aus  dem 
altern  Synonym  alf^ivgog  (Hom.)  herübergenommen  worden  ? 

Von  den  Nomina  agentis  auf  -T>yc:^  wird  -rixög  gebildet, 
und  dieses  verschlingt  allmählich  die  ältere  Bildung  auf 
-TTjQLOQ  (§283,341):  Plato  kennt  äjiivvr/jQiog  {-la  örcla; 
ajjivvrriQiov  'Schutzwehr')  und  ä/uwrixög  (-7)  dvva/uig;  -r) 
Xsijuojvcov  'Abwehrmittel  gegen  Stürme'). 

Zur   Bedeutung  von  -ixog: 

§  396.  In  den  Ableitungen  von  Völkernamen  und  sonst 
in  den  ältesten  Beispielen  hat  -LHÖg  den  Sinn  eines  ktyitikov 
(im  weitern  Sinn),  d.  h.  es  gibt  die  Zugehörigkeit  oder  die  Be- 
ziehung einer  Sache  zu  der  Person  an,  an  deren  Bezeichnung 
-iKog  angetreten  ist.  Es  steht  also  den  Adjektiven  auf  -log 
nahe;  aber  die  weitere  Entwicklung  der  beiden  Suffixe  geht 
auseinander:  -log  hat  sich  in  historischer  Zeit  hauptsächlich 
durch  Erweiterungen  {-alog,  -etog,  -010 g,  -njgiog)  und  durch 
Substantivierungen  {-la,  -sia,  -oia,  -elov)  erhalten  (§  283 ff.), 
-ixög  dagegen  besonders  durch  die  unter  sophistischem  Ein- 
fluß erfolgte  Herausarbeitung  von  -rixög  für  besondere  Arten 
von  Beziehungen  zum  Grundwort:  XQLtixög  war  zunächst 
'zu  einem  Beurteiler  {xQirtjg)  in  Beziehung  stehend',  daher 
rj  xoiriKT]  [rexvr])  'die  Fähigkeit  eines  Beurteilers',  dann  aber 
auch  KQixiKÖg  'fähig  zum  Beurteilen',  wobei  die  Beziehung 
zum  Verbalbegriff  des  xgivEiv  stärker  war  als  die  zum  Nomen 


^  Die  auf  -t^q  und  -tcoq  kommen  aus  den  in  §  342  ff.  an- 
gegebenen Gründen  zur  Zeit  der  großen  Ausdehnung  von  -ly.ög 
und  in  dessen  Dialektbereich  sozusagen  nicht  in  Betracht:  einzig 
Qr]roQ-ixöc  von  dem  allzeit  geläufigen  (technisch  gewordenen) 
qjjxcoq;  ÖQxrjOTQMÖ^  (Athenäus)  ist  nicht  von  ÖQx^orrjQ,  sondern 
von  ÖQxijoTQa  abgeleitet. 


200  C.  Nominale  Ableitung.  [§§396.397 

agentis  kqlxyiq.  Da  nun  z.  B.  vyieivög  —  sanus  ■ — ■  gesund 
je  nach  dem  Substantiv,  dessen  Attribut  oder  Prädikat  es 
ist,  einen  Zustand  oder  das  Hervorrufen  dieses  Zustandes 
bezeichnet,  so  kann  auch  -tiköq  neben  der  intransitiv-passi- 
vischen Beziehung  zum  Verbum  auch  die  aktivisch-kausa- 
tive ausdrücken^: 

avr]Q  vyieivög  'ein  gesunder  Mann'  —  vöcoq  vyieivov 
"gesundes  Wasser',  so  auch 

vnvonixög  'schläfrig'  (Hippokr.)  und  'einschläfernd' 
(Aristot.), 

Tiad^riTiKOQ^  'eindrucksfähig'  (von  Menschen),  'gefühl- 
voll' (/le(*fg),  aber  auch  'Gefühle  erregend'  (von  der 
Musik)  (alles  bei  Aristot.). 


III.  -loy.og,  -laxtj,  -ioKOv. 

§  397.  Das  Deminutivsuffix  -lox-  findet  seine  An- 
knüpfung u.  a.  im  deutschen  -isch  (aus  -isk-),  sodaß  ein 
indogermanisches  Adjektivsuffix  -isko-  mit  der  Bedeutung 
'ähnlich  wie  das  Grundwort  geartet'  zu  erschließen  ist.  Das 
Griechische  kennt  aber  das  Suffix  nur  substantivisch. 

Sein  erstes  Auftreten  fällt  gleich  nach  Homer  (Alkman, 
Hipponax);  ob  sein  Fehlen  bei  Homer  sozial-stilistische 
Gründe  hat  oder  sein  Fehlen  in  der  damaligen  Sprache  über- 
haupt beweist,  läßt  sich  schwerlich  ausmachen.  Jedenfalls 
ist  die  Ausbildung  der  eigentlich  deminutiven  (deteriorativen, 
hypokoristischen)  Bedeutung  bei  -lox-  älter  als  bei  -lov- 
(§291  ff.),  und  -lOK-  wird  hierin  im  Laufe  der  klassischen 
Periode  von  -lov  und  seinen  Ablegern  überflügelt,  sodaß  für 
die  hellenistisch-römische  Zeit  -lox-  wieder  mehr  für  die  Be- 


^  Auch  das  Verbaladjektiv  auf  -xog,  auf  das  man  sicher 
-rt«dc  leicht  beziehen  konnte,  hat  die  Doppelbedeutung; 
s.  §  62,  105. 

■^  Der  Verbalstamm  na&t]-  auch  in  nd&rjfxa  na&rjzög. 


§§397—399]      Suffixe  mit  gutturalem  Verschlußlaut.  201 

Zeichnung  der  Ähnlichkeit  verfügbar  wird;  wie  die  letztere 
Bedeutung  von  der  deminutiven  weit  abführen  kann,  be- 
weisen Wörter  wie  ocprixioxoQ  'etwas  wie  ein  Wespenstachel 
=  ein  Spitzpfahr  (Aristoph.)  zu  ocpri^  'Wespe',  '/^yivlokoq 
'gänsehalsartig  gebogener  Teil  am  Schiffshinterteil'  (Lukian) 
zu   xiqv  'Gans'. 

§  398.  Das  Geschlecht  der  Bildungen  mit  -tax-  richtet 
sich  im  allgemeinen  nach  dem  Grundwort:  ößeXoQ  —  öße- 
XioKOQ^  xoQf]  —  xogiox)j^,  i^ieloq  —  [xeliGy.ov;  vgl.  im  La- 
teinischen über  —  libellus,  columna  —  columella,  signiim  —  • 
sigillum.  Aber  es  besteht  eine  unzweifelhafte  Neigung  zur 
Bevorzugung  des  Maskuhnums,  indem  die  Analogie  be- 
deutungsverwandter Maskulina  ihren  Einfluß  geltend  macht: 
xevTQiOKog  {xevTQov)  nach  andern  Fischnamen  wie  ylav- 
xioxoQ  und  dElcpivioy.oQ;  Xivioxog  (zu  Kivov  'Lein,  linnenes 
Kleid')  etwa  nach  ;^tT(oj't'(7;<og  (xitmv).  Personennamen  be- 
kommen selbstverständlich  das  natürliche  Geschlecht:  dygög 
—  'AvQioxä,  fjiVQov  —  MvQiöxog. 

§  399.  Die  Behandlung  des  Stammausgangs  des  Grund- 
wortes vor  -lox-  ist  ziemlich  rücksichtslos;  Beispiele  für 
kühnere  Elisionen:  jT?^;^yg 'Elle(nbogen)'  — m^xioxog,  ßaoi- 
XevQ  —  ßaodiöxog,  oxekog  'Schenkel'  —  oxeJuaxog  (oder 
-Ol'?),  ocpeXag  'Schemel'  —  acpelioxov,  oavlg  'Brett'  — 
aaviaxYj.  Beachte  auch  'Eq^alog  —  'Eg/uatoxog  (vgl. 
-a'ixog  u.  dgl.  §  394). 

Sehr  zahlreich  sind  die  Eigennamen  auf  -loxog  (-toxi]). 
Manche  sind  nur  Appellativa,  die  als  Eigennamen  ver- 
wendet werden: ' AvÖQioxog.OdiGxog  usw. ;  andere  stammen 
von  Ethnika:  Xvqioxog  'Syrer',  viele  von  Personennamen: 
AdjbLTXQog  —  Aa/Li7iQioxog;  dazu  kommen  die  ,, Kurznamen": 
Mev-ioxog  für  Meve-^svog,   Meve-laog  u.  dgl.;  vgl.  §  164. 


^  Auch  TzaiöioxT]  zum  femininen  Tialg,  während  für  das 
Maskulinum  in  den  außerdorischen  Dialekten  nalg  beibehalten 
wurde,  so  daß  in  diesem  Fall  -laxr]  als  Femininsuffix  diente. 


202  G.  Nominale  Ableitung.  —  Suffixe  mit  -s-.  [§400 

§400.  Suffixe  mit  -s-. 

Das  alte  neutrale  Suffix  -es-  bildet  im  Griechischen  nur 
noch  eine  Deklinationsklasse,  keinen  Ableitungstypus  mehr: 
yev-os,  ßkdß-o^,  ipevd-og  usw. 

Über  -^g-,  -ei;  in  Komposita  s.  §140,  über  -aog  §164,  über 
-lay.-  §397  ff.  Das  Suffix  *-ios-  {fjöio),  rjÖLOv;)  gehört  ausschließ- 
lich in  das  Kapitel  ,, Steigerung  der  Adjektiva",  *-uos-  {*-ii,ot-) 
ganz    zu   den  Partizipia  (-xc6c,  -xorog). 


Anhang. 

Proben  von  Äußerungen  der  alten  Grammatiker 
über  die  Wortbildung^ 

I.  Aus  der  Texvrj  (yQaju/narixy]}  des  Dionysius  Thrax  (II.  Jli. 
V.  Chr.),  der  „Mutter  aller  europäischen  Grammatiken"  (Uhlig). 

nsQl  övöfxarog.  I  ^  uUg'^ 

"Ovo/Lid  iari  /xeqo^  Xöyov  Jtrcorixov,  atöfia  rj  TCQäy/Lia  arjjbialvov, 
athjxa  [xev  olov  Xi&og,  Tigäy/na  6e  olov  tt  aide  La,  xoivcög  ze  xai 
löiüx;  ^eyöfievov,  hoivwc  juev  olov  äv&QcoTto^,  iJtJio<;,  Idioa;  Öe 
olov  ZoiXQdxr}/;.  —  FlaQEnExai  de  rio  övö/nari  jievre  •  yevrj,  eiörj, 
axrjixata,  ägid^/noi,  mcoaen;. 

rdvrj  fxev  o-öv  .... 

EiÖ7]  öe  ovo,  JiQcorÖTVJiov  xal  jzaodycoyov.    ügcoTÖrvTiov  /nev  ovv    p.  25,3. 
ioTi  tö  xaxä  rrjv  JtQvntp  ^saiv  Xey&Ev,  olov  yfj.    IJaQayojyov  de  rö 
äcp'  ersQov  rrjv  yevsaiv  E0xr]K6(;,  olov  yaiT^iog. 

Elör]  öe  JiaQaycoycov  earlv  ejird  ■  TtaxQcovvfxixöv,  xrrjxixöv,  avy- 
XQLXixöv,  vjieQ&exixöv,  vicoxoQiaxixöv,  TtaQOivvfiov,  qrjfxaxixöv. 

1.  UaxQCDvvfxixdv  fiev  oöv  eaxi  xvgian;  xö  (v.  1.  x6  xvgiojg)  utco 
TiaxQoz  eayi]fxaxLaixEVOv,  xaraxQ^JoxixöJi;  öe  xal  xö  djrö  Jigoyöviov,  olov 
nrjXeiöi]^ ,   Alaxiörjg    6  'AyMe-vg.  —  Tvjioi  öe  xä>v  naxQOivv-    p.  26. 
ixixföv  dgaevixwv  juev  xgelc,   6  elg  ör]g,  6  elg  o)v,  6  ei^  aöio^,  olov 

' AxQeiöf]^ ,  ' Axgeicov,  xal  6  AioMojv  löcoc;  xvjiog  'Yggdöiog  ■ 
"Yqqu  ycLQ  Tcalg  6  Uixxaxög  •  &7]^vxä)v  öe  oi  laoi  xgeic:,  6  elg  k;,  olov 
Ugia/iil^ ,  xal  6  elg  ag  olov U eXidc;,  xal  6  elg  vrj,  olov  ' Aögrjax Ivt]. 
—  ' A:iö  öe  fxrjxegoiv  ov  ayj^naxi'Qei  7iaxgcovv/j,ixdv  6  "O^tjgog,  äXX' 
oi  vecöxegoi. 

2.  KxTjxixov  öe  iaxi  xö  vjid  xtjv  xrfjaiv  7iemo)x6<;,  eß7isQiedr]/j,- 
juevov    xov  xxrjxogoc,  olov  Ntjlrj'Coi    Itztzoi,    'Exxögeoi;    yixcov,    p.  27. 
niaxoivixöv   ßißXiov. 


^  Vgl.  dazu  H.  Steinthal,  Geschichte  der  Sprachwissen- 
schaft bei  den  Griechen  und  Römern.  2.  Aufl.  Berlin  1890/91. 
II.  Teil  S.  237  ff. 


204  Anhang. 

3.  ZvyxQirixöv  öd  ioti  .  .  . 
p,  28.  4.  'YjteQ&erixöv  öe  eaxi  .  .  . 

p.  28,6.  5.  'YjtoxoQioTiy.öv    de    iari  ro  /netoiaiv  rov  TiQonoxvnov  äovy- 

xoiT(og  öt^Xovv,  olov   äv&QC07iiay.o^,    ?u&a^,    fieiQaxvkAiov. 
p.  29.  6.  riaQvn'Vfiov   öe    ioTi    ro    jiao'  övofxa   jroitj&ev,    olov    Oeov, 

Tovcpoiv. 

1.  ' PijjLiariy.dv  Öe  eoti  tö  äjid  ötjuaroc  TcaQijyfiEvov,  olov  0t- 
Xt'jnüiv,  Noi'j/xcDv. 

H'/^rjfxaTa    öe    övofxmcov    iazi    rgia,    äTxlovv,    avv&EZOv,    naoa- 
avv&STOv  •  ÜTzlo vv  fxev  olov  M  efx  vcov ,  ovv&etov  öe  olov  'A  y  a/u.  e/ul v o)  v  , 
p.  30.  Jiaoaavv&ETOv  Öe  olov  ' Aya/bts/bivov iöt]^ ,  0iXiJT7ziöi]g.  ■ —  Tä>v  öe 

ovv&EZCüv  öiacpogai  eiai  reacageg  •  ä  fiev  yaQ  avrcov  elaiv  ex  Ovo 
teXeiMv,  ü)<;  X eig looqiog ,  ä  öe  ex  ovo  äjio?,EiJiövrcov,  coi;  Zo(po- 
xkfji;,  ä  öe  e^  fljroXeiJTOvroc  xal  teXeiov,  thg  0i?.6öi]/b(oc ,  ä  Öe 
ex  xeXeiov  xal  äjioXEijrovrog,   ojg  FI egixXfjg. 

' Agid/j,ol  Toeic 

IJrcoaeig  dvofxdrov  elai  tcevxe  .... 


p.  31. 


p.  46,3.  negi  ojy/^aroc 

'Pijßd  eaxi  M^ig  äjixcoxog,  e~iiÖexxixi]  ■^govcov  xe  xal  -xgoamTiwv 
xal  ägi&fiöjv,  evegyeiav  i]  Jid&og  Tiagiaxäaa.  üagenexai  öe  xä>  gtj/iiaxi 
p.  47.  oxxü)  •  iyxXiaeig,    öia&eaeig,    elöt],     nyjjjLiaxa,     dgi&inoi,     :xgöao):Ta, 

Xgdvoi,  av'Qvyiai. 

^ EyxXiaeic  fxev  ovv  .  .  . 
p.  48.  Aia&eaeig  elol  xgelg  .  .  . 

p.  50,1.  Elöt]   öe   ovo,    Tigojxöxvjiov   xal   Jtagdyojyov  •  jrgojrörvnov    /nev 

olov  ägöo),  Ttagdyoyyov  öe  olov  dgÖevoi. 

Zxrj/biaxa  xgia,   drcXovv,   avv&Exov,   jxagaavv&exov  ■  djxkovv   /nev 
p.  51.  olov    cpgovöi,    auv&exov    öe    olov     xaxarpgovco,    jiaQaavv&exov   öe 

olov    dvxiyoviCoj ,    (pLXin7ii!l,m. 
'  Aoi&fiol  xgelg:  .  .  . 
Ilgöaiojia  xgia  .  .  . 
p.  53.  Xgövoi  xgelc;  .  .  . 

Ilegl  avKvyiaq. 
Evt,vyia  iaxlv  .  .  . 

Übersetzung. 

Das  Nomen. 
Nomen  bedeutet  einen  deklinierbaren  Redeteil,  der  einen 
Körper  (ein  Konkretum),  z.  B.  Stein,  oder  eine  Sache  (ein  Ab- 


Anhang.  205 

straktum),  z.  B.  Erziehung,  bezeichnet  und  der  allgemein  (als 
AppcUativum),  z.  B.  Mensch,  Pferd,  und  individuell  (als  Eigen- 
name), z.  B.  Sokrates,  gebraucht  wird.  —  Fünferlei  ist  dem 
Nomen  eigen:  Genera,  Arten,  Figuren,  Numeri,  Kasus. 

Arten  der  Nomina  gibt  es  zwei,  das  ursprüngliche  und  das 
abgeleitete.  Ursprünglich  heißt  das  seiner  ersten  Prägung  ent- 
sprechend verwendete,  z.  B.  yfj.  Abgeleitet  heißt  dasjenige,  das 
von  einem  andern  abstammt,  z.  B.  yairjXoi;. 

Arten  der  abgeleiteten  Nomina  gibt  es  sieben: 

1.  Patronymisch  heißt  eigentlich  das  vom  Vaternamen  ge- 
bildete, z.  B.  IlrjksiST]^,  uneigentlich  auch  das  von  Vorfahren 
abgeleitete,  z.  B.  AlaxlÖj]^  für  Achill.  Die  männlichen  Patro- 
nymika  haben  drei  Typen,  auf  -örjg,  -cov,  -döio^,  z.  B.  'Argeiörj);, 
'Argeicov  und  den  denÄoliern  eigenen  Typus^Yggdöiog  (  =  Pittakos, 
der  Sohn  des  Hyrras),  die  weiblichen  dieselben  drei,  auf  -i^  {Jlgia- 
fxii;),  -d^  [IleXiä^),  -vi]  {'Aögrjaz ivrj) .  —  Von  den  Mutternamen  bil- 
det Homer  kein  Patronymikon,  wohl  aber  die  Jüngern  (Dichter)^ 

2.  Ktetikon  (Possessivum)  heißt,  was  unter  den  Begriff 
,, Besitz"  fällt  und  den  Namen  des  Besitzers  in  sich  schließt,  z.  B. 
Ni^Xr'i'Coi   iTijzoi   usw. 

3.  Komparativ  .  .  . 

4.  Superlativ  .  .  . 

5.  Hypokoristikon  heißt  das  Nomen,  das  ohne  eine  Ver- 
gleichung  (seil,  wie  es  Komparativ  und  Superlativ  tun)  eine  Ver- 
kleinerung des  Grundwortes  anzeigt,  z.  B.  äv&gojjciaxo^  usw. 

6.  Denominativum  heißt  das  aus  einem  Nomen  geschaffene 
Nomen,  z.  B.  Oecov  (von  'd'eöi;),  Tgvfpcov  (von  rgvcpr}). 

7.  Verbalnomen  heißt  das  aus  einem  Verbum  abgeleitete 
Nomen,  z.  B.    OiXruxoiv,  Norj/j,ow. 

Figuren  der  Nomina  gibt  es  drei,  das  einfache  {Mifxvojv), 
das  zusammengesetzte  {'Aya-ixe^ivcov),  das  Dekompositum  {'Aya- 
juejuvov-lÖT]^,  0d-m7t-idr](;).  —  Bei  den  Komposita  gibt  es  vier 
Unterschiede :  die  einen  von  ihnen  bestehen  aus  zwei  vollständigen 
Wörtern  [Xetgi-aocpo^],  andere  aus  zwei  unvollständigen  [Zocpo- 
xXrji;),  andere  aus  einem  unvollständigen  und  einem  vollständigen 
{0dö-öri/Lto^),  andere  aus  einem  vollständigen  und  einem  unvoll- 
ständigen (Uegi-xXfig). 


Vgl.  besonders  Arjrotdrjg. 


206  Anhang. 

Das  Verbuni. 

Verbum  heißt  ein  undeklinierbares  Wort,  das  Tempora, 
Personen  und  Numeri  annehmen  kann  und  eine  Tätigkeit  oder 
ein  Leiden  darstellt.  Dem  Verbum  ist  achterlei  eigen:  Modi, 
Diathesen  (Genera  verbi),  Arten,  Figuren,  Numeri,  Personen, 
Tempora,  Konjugationsklassen. 

Arten  gibt  es  zwei,  das  ursprüngliche  (äoöo})  und  das  ab- 
geleitete {äQÖevco). 

Figuren  gibt  es  drei,  das  einfache  {(pQovöj),  das  zusammen- 
gesetzte   (y.ara-q}Qovü>) ,    das    Dekompositum    (dvri-yov-i^oj,    q>d- 

17171- iL,0)) . 


II.  Aus   den    Schollen    zu    Dionysius   Thrax   (Grammatici 
Graeci  I  3  ed.  A.  Hilgard). 

rivovxai  öe  ai  avv&eaen;  i]  r&v  ovo  M^scov  ovacov  löiq  qtjtwv,  f) 
Tfj^  fiev  fitäg  löia  QrjTfji;,  rrjc  ös  irsgai;  iöig  voijirji;.  Kai  räc  ovo  [xev 
QTjrdg e^si  »?  ovv&cok;  avri],  0i^öÖT]jLiog,  äQyiaTQd.rr]yog  •  ?ieyeTai 
yäQy.ano  (pl2.og  lÖlaxalro  örifj,og,  xalro  ägyr]  xairö  OTQaxrj- 
yöc:'T?)v  Öe  fjLiav  gyjrtjv  xai  t/jv  [xiav  votjttjv  tö  Qdxoroi;  xal  xö 
äXoxog  xal  t6  egiri/bioi;  xal  rä  ößoia  •  tovxcdv  yäq  ai  Ttoöxeoai 
?J^eii;  ovöeTioxe  xax'  Idiav  qi^xal,  äXXä  xa&'  amäg  voov/nEvai  xal 
arjfiaivovaai  xi  •  xal  yaQ  x6  /j,£v  L,a  xal  xö  eqi  ETiixaoiv  <C  a7]/uaivEi  >, 
xo  öe  ä  xö  öfxov. 

Kai  eaxiv  üg  ejcI  x6  ttXeIoxov  r)  ovv&eai;  ix  ovo  XJ^eon',  yivexai 
ÖE  xal  ix  XQiüJv,  ,6i(;  övaaqiaxoxöxEia  (2^  54),  Tiagä  öe  xoIc:  xio/ui- 
xolg  xal  ix  TiXeiovoiV,  (hg  Tiagd  ' Agiaxotpavei  ocpgayiöovvxaQyo- 
xo/j,fjxai  (Nub.  333)  ol  fpiXöaofpoi  öid  x6  dgyol  öiaxEleiv  ■<  xal 
xöjv  övv'/oiv  iTzifxeKelad^ai  >  xal  xofxFjxai  elvai,  exi  xal  acpgaylöag 
iv  xoig  Öaxxv?.ioig  (pogslv.  Kai  Tiag'  EvtcöXiöl  dncpijixoK£fio7ti]öi]- 
n ioxgaxoc:  (frgm.  393  Kock). 

Übersetzung. 

Bei  den  Zusammensetzungen  sind  entweder  beide  Wörter 
für  sich  sprechbar  (als  selbständiges  Wort  verwendbar),  oder 
das  eine  für  sich  sprechbar,  das  andere  für  sich  nur  denkbar. 
Zwei  sprechbare  hat  die  Komposition  0il6Ö7]juo!;,  dgytaxgdxj^yog ; 
denn  q^iXog  und  örjjuog,  dgx^]  und  oxgaxijyög  werden  für  sich  gesagt; 
ein  sprechbares  und  ein  denkbares  hat  Cdxoxoc  dXoyoc:  igixt/nog 
u.dgl.;   denn  ihre  Vorderglieder  sind   nie  für  sich  sprechbar, 


Anhang.  207 

werden  aber  für  sich  gedacht  und  bedeuten  etwas;   denn  Ca- 
und  EQi-  bedeuten  eine  Steigerung,  das  d-  die  Gemeinsamkeit. 

Meistens  besteht  das  Kompositum  aus  zwei  Wörtern,  es 
wird  aber  auch  aus  dreien  gebildet,  z.  B.  Öva-aQtaTo-TÖxEia  ('die 
unglückHche  Mutter  des  Besten'),  bei  den  Komikern  auch  aus 
noch  mehr  Wörtern,  z.  B.  heißen  bei  Aristophanes  die  Philosophen 
acpQayiö-ovvx-aQyo-xo/xfjrai,  weil  sie  immer  untätig  sind  und  ihre 
Nägel  pflegen  und  lange  Haare  tragen,  auch  Siegelsteine  an  den 
Fingerringen  tragen.  Und  bei  Eupolis  kommt  vor  ä[xcpinroleiJLO- 
jirjörjaioTQaro^. 

III.    Aus    Apollonius    Dyskolus    (II.   Jh.    n.  Chr.)     üegl    avv- 
rdlecüc  Buch  IV  (Grammatici  Graeci  II  2). 

Tä  TiXelaxa  xibv  fxeqöjv  xov  Xöyov  öiä  xfig  ivcooeoi^  xov  xövov  p.  434,6 
x6  ßovaÖMOv  xf]!;  le^eu)^  ujzayoQevei,  xovxeaxi  x6  ev  /.i£QO(;  Myov 
elvai,  i]  öiä  xfji;  juovfji;  rr]^  xa&'  ey.aaxov  fiÖQiov  xö  Siaoöv  Ejxq>aivei 
xä>v  Ae'lecuv.  Td  ya.Q  Aiog  xöqo^  TiaQo^vvöfxevov  /lev  xi]v  yevixfjv 
ixei  löia  voovfievrjv,  öjxoiov  ov  xö»  Aiot;  ulöt;,  jiQOTzaQo^vvöf/Evov 
ÖE  öixolöv  Eoxiv  xä>  Aiöymjxoc ,  A  lööoxo^  .  .  . 

Übersetzung. 

Die  meisten  Redeteile  zeigen  durch  die  Vereinigung  des 
Akzents  die  Einheit  des  Wortes  an,  d.  h.,  daß  sie  ein  Rede- 
teil sind,  oder  durch  das  Verbleiben  der  Akzente  bei  den  einzelnen 
Teilen  die  Zweiheit  der  Wörter.  Aidg  y.6qoc,  mit  Akut  auf  der 
Pänultima  enthält  den  Genetiv  für  sich  gedacht  und  ist  gleich 
Albe,  viög,  mit  Akut  auf  der  Antepänultima  dagegen  ist  es  gleich- 
artig wie  Aiöyv7]xog,   Aiööoxo^  .  .  . 

Tä  ÖTicoaöiJTCoxe  avvxE&ivxa  xcöv  /xeqcöv  xov  Xöyov,  xa&'  o  fjvtoxai,    P  462,6. 

ä/xExd§£xd  iaxiv xai  jtQÖörjka  /j,ev  xä  äjtö  Xeitiovoi]^  (poyvfjc; 

avvxE&EifjLEva,  cbg  exei  to  XEOvx6cpoyvo(; ,  MrjvoöcoQoi;,  avvö- 
drjxxoi;,  /etpo^gaipcö,  Jiaiöaycüyöj  '  ov  yäg  öi]  ys  inl  xovxoiv 
xaxd  xä;  öia(pÖQ0V(;  xXiaEi;  xä  xfjg  awatpEiai;  xcöv  Xe^ecöv  tcoxe  fjLExa- 
xi&exat,.  äXXä  xal  sxi  xä  ix  xeXsicov  cpa>vü>v  avvxE&EifiEva  /xExä  xfj; 
awovarj;  xdaEcoi;  xal  <CyW£>Td  xfji;  fxrj  /nexamjtxovorji;  M^eox;  jxqo- 
ör]Xov  laxsi  xtjv  avv&saiv,  (hg  exei  td  xegaacpögoi; ,  icoacpogog ,  p.  463. 
'Aoxvdva^ ,     xegafxoJoxÖTioi; ,    A  löoxoQog.     Td    ys   firjv    iv 


208  Anhang. 

jiaga&eaei  ovza  ex^i  to  xai  /xerari&ea&at,  che  ro  Nea  tzöXic;  — 
N ea^  Tiokeax;,  äya&ov  Öaifiovog ,  'Ageiov  Jidyov,  avv- 
emayvovxoi;  xal  rov  6 lg  7iaQa?.a/j,ßavofievov  xövov. 

Übersetzung. 
Alle  irgendwie  zusammengesetzten  Redeteile  sind  an  ihrer 
Vereinigungsstelle  unveränderlich.  Und  zwar  sind  die  mit 
einem  unvollständigen  Wort  zusammengesetzten,  wie  leovxö- 
(pcovoi;  usw.  klar;  denn  bei  den  verschiedenen  Deklinationen  ändert 
sich  doch  die  Kompositionsfuge  nie.  Aber  auch  die  aus  voll- 
ständigen Wörtern  zusammengesetzten  zeigen  mit  ihrem  be- 
sondern Akzent  und  der  Un Veränderlichkeit  des  (ersten)  Wortes 
den  Charakter  der  Zusammensetzung  deutlich;  z.  B.  xegaa-cpögog 
usw.  Die  bloß  nebeneinander  gestellten  jedoch  haben  auch  die 
Veränderungsmöglichkeit,  z.  B.  Nea  jiöhg  —  Ndag  jiöXea>g  usw., 
wozu  auch  der  doppelt  gesetzte  Akzent  kommt. 

IV.   Aus  Herodian  (Sohn    des   Apollonius   Dyskolus)   flegi 
xaß^oXixrig  jigooMÖiac:  (Allgemeine  Akzentlehre)  Buch  XIII. 

Lenz  '  ^^  ^'^  ^^^  '^^  T^QißQO-XSd  vnoxoQiarixä  JigoTrago^vverai ,  xxeviov 

nxvxiov  jzööiov  &q6viov  ....  JieÖiov  6  öeo/xö<;,  xö  de 
neöiov  ercl  xrjg  y^c  JiaQo^vverai  •  ei  jxevxoi  rj  TiQUiXT]  xovxtov  juangä 
vjtdQXOi,  vJteaxaX/Jievcüv  xtov  Siä  xov  öiov  JiaQrjyfievojv.,  nago^vvexai, 
xXsiöiov  naiöioi'  öqÖiov  •  ov  yäg  diä  xov  öiov,  äXXä  öiä  xov 
lov  •  xö  yäg  ö  xov  jcgcoxoxvjiov  eaxiv.  exi  a<pr]xiov  ;fagT/ox'  ojxiov 
.  .  .  .  x6    öe    (pgovgiov    ngoTiago^vvexai    •  ov    yäg    vnoxogiaxixöv. 

p.  356.  (haavxtog  xal  xö  Ixviov  ngojxago^vvxeov  o/noxövcoc  xio  ägdxviov  . 
ov  ydg  iaxiv  vnoxogiaxixöv,  dAA'  äjxö  gr]/.iaxo(;  iayjifJidxiaxai. 

Übersetzung. 

Die  tribrachischen  [yj^ju)  Deminutiva  auf  -lov  sind  Propar- 
oxytona:  xxeviov  usw.,  auch  nediov  'Fessel'  (von  jxeör]);  aber 
neöiov  von  der  Erde  gesagt  ist  Paroxytonon.  Wenn  aber  die 
erste  Silbe  lang  ist,  bekommt  die  Pänultima  den  Akut  (ab- 
gesehen von  den  Ableitungen  auf  -öiov) :  xXeiöiov  naiöiov  öqdiov 
(diese  gehören  nämlich  nicht  zu  denen  auf  -öiov,  sondern  zu  denen 
auf  -lov,  weil  das  ö  zum  Grundwort  gehört),  ferner  acpijxiov  usw.; 
q)govgiov  ist  Proparoxytonon,  weil  es  nicht  deminutiv  ist;  ebenso 
muü  Ixviovwic  dgdxviov  auf  der  Antepänultima  den  Akut  iiaben. 
weil  es  nicht  deminutiv,  sondern  von  einem  \'erbum  abgeleitet  ist. 


Anhang.  209 

V.  Aus  dem  „Etymologicum  Magnum"  (XII.  Jh.  n.  Chr.). 

Beßaiü)  jzaqä  rö  ßeßaiov  •  zovxo  Tcaqä  tö  ßaiöv,  o  arjjuaivei  rö  p.  193,6. 
fxixQÖv  xal  äh]&e(;.  rovro  ix  rov  ßiß7]jUi  ßr'jau)  •  6  öevregoi;  dogtaros" 
eßrjv  •  rj  ixezox^)  ßäi;  ßdvTO^.  xal  e^  avrov  ßadc  xal  ßaiöc  •  xai  xaxä 
ävaöiJT^aoiaojiidv  ßeßaioc.  rj  jiaqä  x6  ßißw  ßißato^  (hg  ti^w  Tijxaioc  • 
xai  TQonfj  AloXixfj  rov  l  elg  i  (wg  dy^if^axoc  äy^ejuaxog,  ddixamo/; 
döexaaiog)  yiverai  ßeßaiog  6  dacpaXrji;  xal  iögalog  xal  ßeßr]X(hg  • 
JtQÖg  dvxiöiaaroXrjv  rcov  doT7]Qixx(üv.  xd  did  xov  aiog  dnö  Qr^/ndxwv, 
ehe  xvQia  elxe  JxgoarjyoQixd,  UQonaQo^vvExai  xal  did  xf]C  ai 
öicp&öyyov  yqdtpovxai  •  olov  JX7]6ä>  U/jöaiog,  vXü)  "Ylaiog,  Xvoi  Avaiog, 
övofxa  xvQiov,  fiaxcö  judxaiog.  ovxaig  ovv  xal  ßißcö  ßißaiog.  ovxco 
©eayevtjg. 

Übersetzung. 

Bsßaicü  von  ßeßaioc,  dieses  von  ßaiög  'klein,  wahr'  [!!],  dieses 
von  ßißri[.u  ßt'joco,  Aor.  ll.sßt]v,  Partie,  ßdg  ßdvxog.  Davon  ßaög^  — ■ 
ßaiög  und  mit  Reduphkation  ßeßaiog.  Oder:  von  ßtßü)  kommt 
ßißaiog^  wie  xi/nä)  Tißaiog,  und  mit  äolischer  Verwandlung  des  t 
in  £  (wie  in  dyxi^axog  dyxefxaxog- .  .  .)  wird  ßeßaiog  'sicher,  fest, 
stehend',  im  Gegensatz  zu  'unbefestigt'.  Die  Ableitungen  auf 
-aiog  aus  Verben  (Eigennamen  wie  Appellativa)  sind  Proparoxy- 
tona  und  werden  mit  dem  Diphthong  ai  geschrieben  [nicht 
mit  dem  damals  gleich  gesprochenen  e],  z.  B.  7tT]öü>  üridaiog  .  .  .  . ; 
so  also  auch  ßißü)  ßißaiog.    So  Theagenes. 

^  Rein  konstruierte  Form. 
2  S.  §136. 


Debrunner,  Griech. Wortbildungslehre.  14 


Register. 


I.  Griechische  Wörter  und  Kompositionsglieder. 

Abgeleitete  Wörter,  die  mit  Hilfe  des  Suffixregisters 
leicht  zu  finden  sind,  sind  hier  nicht  aufgenommen. 


§§ 
d-  privativum  6.  9. 

*54— 56.  61  f.  95. 

112f.    139.    157f. 
d-  (d-)  copulativum 

58.  157.  Anh.  II. 
da-     (ddjrAeros,     äd- 

oTtero^,    ddaisTog) 

=  d-   priv.   55 
dßgordl^eiv  247 
dya-  6.  *60.  95.  110 
'AyaMio  23.  327 
dya&OTTOislv    85 

Fußn. 
dydXaxrei;  5& 
äydvnq)oi;   123.    151 
dyyi]iov  {-slov)  285 
dyeqaaTOc;  368 
äyio(;   283    Fußn. 
äyvEveiv,  -ea&ai 

215f. 
dyogd^eiv  237 
dyoQEveiv  (-äa&ai) 

213 
dydc  280 
-ayds'  s.   -Tjyö:; 
dygeveiv  214 
dygiaiVEiv  221  f. 
dygto-   91.    160 
dygolnoi;  120 
-riygog  [aiy-aygo^ 

usw.)    93.    112 

Fußn.  160 


dyvQxa^eiv   250 
dypfc-    u.    d7;^t-    136 
dyyiaXoi^  50.    143 
dyyjßa&r'i^    45 
d7;jK7T£t;££i'    (-ev?") 

212 
döeA9Ji(5foi'  293.  296 
döeXq)it,Eiv  264 
döeAT^d?  58.  157 
ddixrjEi  209 
"Aöfii]ro:;  163 
det-  s.  atet- 
detJdjyc   ialxr]!;)   120 
d£ixit.Etv  (alx-)    258 
dExaC6/u.evog  236 
dExmv  [äxojv)  61.  120 
deAAd.-TOC  130 
dfATZTetv  190 
äsQyög    [dgyog)     54. 

62.  120 
aEgioixoi;  33 
(e|-)deßow  205 
d^eei  26.  352  Fußn. 

d&ETElV    193 

aiyaygog   93.    148 
alyiöiov  296 
aiyioyo^  121    Fußn. 

153 
ai/uTTTidCetv,    -aoTi 

272 
-atör^C  140 
at'ei-  (det-)  63 


§§ 
al&grjyevrji;  126.  155 
aiJi/jg  aixi^Eiv  s. 

det«- 
aifiaXioi;  331 
al/Lidaa£iv    19.    230 
a  Ifiazo-   ( a  «'/^o- )   131 
-aijiiaxog  s.  -aifiow 
alfzaTOvv  207 
-aifiog  s.  -aifj,cov 
aifioipögvxroi;    104. 

131.  156 
-aifzojv,   -ai/xo^,    -ai- 

fxaxog   141.   143. 

164 
Aifxojv  164 
atjrd^ioc  125 
"yltooc  62.  117.  157 
alaxvvrj,     -eiv     224. 

226 
aix/jtdCEiv    237.    247 
alyjir}Tr]g,  -riqz  343 
äxakaggEm]<;  72.  103 
dxEgoExö/xr]^  137 
dx^dCetv   240.    248 

dx/XÖ&ETOV    131 

äxoiTi^  58 
dxöXov&og  58 
dxovxiQEiv  257 
dxovEiv  40 
dfcovfxEvog  'Axov- 

fievo^  26 
dxovai&EO(;  160 


212 


Register. 


äxQißaCeiv  240 
äxQÖTcoh^   91.    154 
äy.ojv  s.  äexojv 
ä?.aCovevea&ai  215 
ä?.oddCeiv  241 
äkyEiv  194 
ä).eaivEiv  220 
d?.syiCeiv  276 
(Uelt-  137 
dXrj&Eiv  174 
ä?.rj&sveiv  217 
ä?a]&i]!;  155 
äh]Kro^   s.   äXh]}ixo(; 
dhric,  58 
a;.;.a7?/  281 
aX[X)7i>aoc,   123  f. 
a)ikoxQioenia'noJioc, 

122 
d).iJLvq'iL,eiv  253 
akoaä'/yi]  6" 
aKoxoc,   58 
ä/c  279 

dy.VKTOTlEÖr]    91 

dAw;<eir  281    Fußn. 
akcpEoißoioz  79 
äfxad-aivEiv  221 
äßaQTivoog  96 
äjxaQXOEJirj^   78.    96. 

120 
ä/uaxQoyir'j  45 
äfxßohEQyö^  137 
ä/xßgoxo^  123 
äfj,£?.Eli'  196 
äfit']xa>Q  117 
ä/btiTtno:;  50 
d/^Ui^  107 
äfxcpievvvvai    171 

Fußn. 
äjj,<pi^d?.aoao^    *45. 

95.  151 
dßcpi&EaxQOV  47 
d//  (piTzxolE  ixo7ii]örjai- 

oxgaxog  Aiih.  II. 
dv-  privativum  54 
dva-  ( -yvcüaTos",    -eö- 

roc,  -eXtcxoi;)  =  d- 

priv.  55 
dj'mf5euföi?at    215 
dmf/^jjTreuaTOs  55 
di'da;feTO^  55 


dvdgaya&Eli',     -la, 

-iCEO&ai  16.    *93. 

146.    149 
dvÖqdyQia  93  Fußn. 
dvdQEiq?6vx7];  31.  136 
di"55<af'TO-  131 
dvÖQi'^EO&ai  257 
dwigo-  131 
di'^gd;^ü)'oc  *82f.  94. 

117 
-avößog'  143 
di'e£(5i'oc  55 
di'eeAnroc  55 
dvEf,Looy.E7xrj:;  85.  103 
(£>^-)di'£//oür  205 
dvj^/e?;^  57 
dv/jVEjuog   5  7 
dv&EiCEi-v    (öl'-),     dv- 

&ILEIV  258 
dv&QojTcdosaxog    103 
dvoiysiv,  -yvvvai  171 
dvoLioiovv  61 
di'TÖr  182 
dvxEV.-TEioExai,      dvx- 

evtioieIv  37.  61 
dm-  *53.   113.  164 
dvxi&Eo^   53.    110 

164 
ävvaiEQyö^   137 
dvMvvjxog  57 
ds^to-  87  f. 
dlid^oyos"   87.    93. 

110.  151.  159 
dotöoV  280 
do).h']t;  58 
äjxai^  117 
drtdv&QCü^oi;  50 
d.Ta^  58.   107 
d'.Tac  58 
äjiEÖo^  58 
djzEiQO-  87 

djlElQCÜV    141 
djlE?.EV&EOO',     -OVV 

25.  46 
djx?.otCeo&ai  257 
d.T/oi'?'  58 
drrddeo?  50 
djio&v/xio^  51 
äjtoiyo^  50 


' AjioXXüiviamai   270 
d7rdrr(T)o^itC  50 
djxoQQc!)^  44.    150 
d.ToaroAoc  44 

d7lÖX0?./Ll0^    50 

[dfi(p-)dQaßEtv , 

-i^Eiv  261 
agyatvEiv  220 
doyaAe'oc   329.    333 
dgj'eiVpdi'r?;;'  31 
dßyoAf'Cet»',  -tort  272 
doj'd;'  s.  degydc 
dp^ugoi"!'  205 
dgft-  32.  136 
dg/^t-    68.    85.    104. 

154.  163;  s.  auch 

doe«- 
dgi-'9.   60 
do£ör£L'£<i'  (-et's')  212 
dgiard/taiTtf  91  Fuß- 
note 
aQioxov  40 
uQfiaxo-  131 
agTia/Aog  329 
aQQrjxxOs   123 
dqxoxoEa^  81.   94 
d£.;<£-^*75.  96.  *115. 

137.     151.     160. 

163;  s.  auch  do;ft- 
-aqyElv  195 
dg/elov  15.  290 
dQX£<yißO?.7To:;  137 
do/ei'fiti'  214 
dg;^^  281 
-dQx)]g  s.  -agyog 
dg/j-   122;   s.   auch 

de;ff- 
dß;<te'gecuc,   do;{(i)- 

tegeiV    115    ni. 

Fußn.   122.   144 
-aoyoz,    -doyi]^   *99. 

160 
daßolaivEiv  220 
da&EVEiv  205 
do&Evovv  16.   205 
da.iagiCeiv  276 
dajiidajioß).  /;c    102. 

150.  161 
d(J.T£(5//-  134.  160 
da.Ttf5f(j;<dgfoi'  295 


Register. 


213 


§§ 
doTtiöo-  132 
doretCso&ai  259 
doTwoc  395 
doTV-  126 
'Aarvdva^  163 
'AarvXog  327 
dTcddq)QOJV  72 
artet  61 

drifjLaQEiv  61.  242 
drifxäv  61 

dxQefjLeiv,   -i^eiv   266 
dTTixiori  272 
auaiveiv  220 
avyd'Ceiv  244 
av&dÖrji;  155 
av&rj^EQÖv  26.  108 
avXt]Tr]C,    -Tgt'c   348 
avs^o-  81.   138 
avaraXiog  331 
duTf»'  194 
«uro-  Adv.  108 
ai)rovofj.Ela&ac  197 
avroaxsöidCsiv    252 

Fußn. 
avyaMoc:  332 
avyevii^eiv  257 
dqpa/iiaQToercijg  s. 

d//aßToe:?rr/5' 
d(paviL,eiv  258 
dqiQatvEiv  221 

/SdCeti'  241     ■ 
ßa&vQQoog  123 
ßaJiTil^Eiv  275 
ßaQvoTEvdxojv  34.  69 
ßaoi^EVEiv  214 
ßaadiCsiv  272 
ßaaxaivEiv  178.  219 
-^ciTj^cr  338.   345 
ßaTQayoßvofxax  f« 

161 
-ßacpr'i^  105 
*/3£;.}y-  5 
-/5??Tojp  338.  345 
ßißkagiöiov,   ßißh- 

ödqiov  295 
-i3Aa/3»?c  85.   105 
-/S^r^c  102.  105.  150 
ßXavQi'QEad'ai  263 
ßhbaxEiv  172 


§§ 
ßodygia,    -ygog    93 

Fußn. 
/Soäv  180 
-/SoAr^  156 
-/So^oc  97.  106 
/Soo-,  iSo(u)- 128.  132 
ßoQßoQOTagaiii;    160 
(-)/3oaj<dc  25.  97 
(-)ßor'^Q,  -ßöry]^  338. 

'342f. 
^ov-  s.  )Soo- 
/3ouötov  293 
ßovhvrij<;   342.    349 
ßovhvTig  348 
-ßovUa  145 
ßgaßEVEiv  214 
i^ßii^efi'  174 
ßgorova&ai  207 
-/Spoj?   102.    150 
-iSojTjyclOO.  338.  341 

Fußn.   345.   349 
ßcozidvEiQa  79  Fußn. 

yayyqaivovo&ai    207 

yaiTjoyog  121  Fußn. 
153 

-yaioc;  s.    -yEiog 

ya/iiElv,  -i^Eiv  217. 
269 

yafiÖQO^  s.  yEoo/LiÖQoi; 

yaoT{£]QÖx£iQ    160 

yaoTQiov  296 

-ydoTCOQ    142.    160 

-yeioi;,    -yaio(;    144 

yeAöi'   179    Fußn. 

yEkaaoi;,  -alvoc;  164. 
320 

yeve-  345.  355  Fußn. 
371 

-ycMjC  140.   155 

yEQaaqpÖQoi;  127 

ysQovTO-  131 

yEq)VQOvv   204    Fuß- 
note.   205 

yeo)-,  yscüf  130.  144 

ySCO/blETQrj^ ,  -XQELV  99. 

130 
yEcoßÖQog    (ya/LiÖQog) 

130 
yetoQyög  120 


SS 

yrjoaMos  331 

-yijoaoi;  140.    144 

yj^tJO-  131 

yAat'^idg'  rXavKOi;  26 

y^vxd^efv,     -aiveiv 
240.  244 

yXvxvfialov  91 

yXvKVJziKQo^  *81.  91. 
94.  154 

-yv(üju.ovEiv  195 

-yvdJc  62.   150.   157 

yoyj'ü^^etj'   178 

ydvos'  280 

yoQyidCsiv  272 

yovvdCEa&ai  236 

yovvova&ai  204  Fuß- 
note 

ygat^Eiv  257 

-ygaipog,  -yQaq)OV  97. 
106.    152.    302 

ywtdc,    (d7ro-)yftOüi' 
25.  200 

yv/nvi]^,  -rjrt]);  340 

yvvaixavÖQEg    82 

yvvaifiav^c;  125 

yvvaj'dgos'  82 

yvvvK;  23 

yvipovv  207 

(5a-  60.  110 
öaiöaXov  22 
öaixrd/nEvo^  104 
daiZQEVEiv  213 
öa>ce&v/nog  160 
-daKTji;  160 
ödxvEiv  168 
öaxQVXECov    34.    69 
öafidCsiv  244  Fußn. 
-M/^ag-  102  f. 
Aafiaai-,    Adfiaao^ 

_164_ 
dofiExa^  356 
-öd/bivr]^  98 
-öa^oc  98.  153.  163 
ödjTfiöov  40 
-ddyixoiv  102 
ÖEifxaXEOi;  332 
öffTTvetv,  -i'i^etv  257. 

266 
ÖEioaXio^  331 


21^ 


Register. 


§§ 

dexa-  135 

öexa-TQsli;    usw.    81 

de^sdCeiv    236.    240 

deJ.rpiviQeiv  271 

devvdCeiv  242 

dea/ucoT7j^,  -xi]qiov 
283.  349.  354. 
357 

ÖTjiovv  198 

dr]iu.sQacnij^  338  Fuß- 
note 

Örjßiovgyog   28.    120 

örjßörrjg,  -rig,  -aiog 
348f.    354.    356 

dl-  90 

öta.Tod  109.  157.  162 

didaxTQov  281  Fuß- 
note.  351 

diddaxakog  281  Fuß- 
note.   324 

öibdaxeiv  281  Fußn. 

Öt(3a;^/;  281 

ÖiexTCEQäv  162 

AuaoixrjQia  147 

öixaiovv   198 

öiPiaajrd/.og    72.    103 

bixaorrjQ,    -t^c    344 

-(5tV/;c  139 

öioysv)'j^  Aioyevr]!;  26 

ötda(3oro-31.  67.104 

z]idaxo(u)5ot  34.  41. 
67.   85.   151.   154 

AioaaojTijQiaoTai  147 

öta-  64 

diard^Eiv,  -y/ii6g  249 

öixorojbiElv  192 

öiipaMo^  330 

övonaliCeiv  277 

öoid'Ceiv  249 

(5o;f;d;£iv    247.    251 

öoÄifti'  187 

öoxiixdL,siv  240.  247 

(-)(3o;<oc,  (-)öo>i;7;251, 
s.  auch  evrüojdeij' 
und  xaoadoxEiv 

ÖoXÖcpQOJV,      -CpQOVeiOV 

85    Fußn. 

ÖOQQTO-,    ÖOQV-    130 

(>0T//2  350 
(-)(5dr7y?  345.  350 


§§ 
-ddrtc  341 
-öoTOs  156 
öouÄewn'  214 
öovqi-x?.£it6i;,     -x?.v- 

To?    68.    104 
dovQi/Liaxo^    71.   103 
öoi^ßo-  130 
ÖQayixeveiv  213 
dpäj'  179 

fiQoai'Qeiv,  -aovv  265 
övd^etj'  249 
(5w-  6.   9.   30.  *59. 

62.   95.   113.   125 
övaagiaroToxeia 

Anh.  II 
dvo&vjbiaiVEiv    221 
övo/xa&aivEiv    221 
övaju,a&ETv  196 
övo/Lievaii'Eiv  221 
ÖvajTan;  117 
ö(v)ojÖExa     66.     74. 

81.   151 
öoiQiCEiv,    -laxl    212 

ÖCOQO-,      -ÖCOQOC      163 

Eaot'ÖQE-noc  68.   104 
iaglCEiv  257 
eßöoixd'QEiv  246.  249 
Eyyvali'QEiv    149 
iy/EiQElv,  -lCeiv  149 
iyXEiQi&ETO^  70.  104 
EyyEarcaXoc,     127 
BEixooa-    135 
£^£/o-  *77.  96.  113 
siöaivEOÜai    219 
-etf3?/c:  s.   ■ßsoeiö/jg 
£löüjlo'/.dxQr](;  99 
EixdL.Eiv   236 
Eixoau-,  eIxooi-  135 
ElXaTcivdtsLV  237.  246 
Ei/MTTi.vaaxr'j-  342 
EiaaEiiiaaei)  49. 157 
EiaxEiv  172 
£KaTO)'(Ta)-    135 
Exovaio:;  284 
EXTiayXo^   324 
EXx/jjilOQOi;,  -ßÖQiog 

66.  147  f. 
-Exxi]^  146;  s.  auch 

tiXeovexxti^ 


iXaiovv  207 
E?.aaoovi>,  -xxovv  206 
i?.a(p>]ßö/.oc  133 
£?.E?uC£iP  264 
i?.£?.iydojv  125 
i?.E(pavTOvv  205 
£?.iTOoyo;  125 
eAjff"-   75.   96 

E?.X£Gl-    79 

e'kxovv  205 
eAxyardCetv  250 
Elh]viL,Eiv   267.    272 
'E/M'jOJtovxoc,    -vxioc 

36 
eXtiiZeiv   253 
£HßaaiyvxQO(;  96. 161 
EfXjTEÖo;,    -öov    52 
EfiTTodeöv  48 
£fi7zvQißi)xri<;   73 
EvÖExa  81 
eröfrjjß    347 

ivEÖQEVElV    214 

EV&EOC  45.  151 
Eviavaiog  284 
EVVEU-  74.  135 
EVOIXOC,     -xioc    51 
£vxijuo(;  50 
EvxvUaaEiv    19.    230 

EVVJTVIOC,     -ov    52. 

148.  289 
ivcoTiioc:,  -or,  -a  52. 

107 
EVCoxi'QEa&ai   149 
£|(a)-   135 
£Sa7taxv?J.£iv    229 
e^eXev&eqo^ ,  -Qovv  46 
EOQxd^Eiv   246 
'  E  jta/nEivo'ypöa^    384 

Fußn. 
E7tafxq}0X£Q  i^Eiv    149 
ircdvco  49 
ETldQOVQOg    50.    139. 

143 
EJXEXEiva    34.    48 
£jiEvävxi]C   347 
ETiEaßdÄog    127 
E7ir]ßo}.o:  134 
E:ir}QEX(.io(;  45 

E7tlßov).EV£lV    214 

EjitTrav  48 


Register. 


215 


§§ 
'ETÜGTQocpoi;  163 
eTtiaysQib   48 
imTQOxädrjv    107 
ejiiymQey.cococ  96. 

161 
ETcr/ßönog  51 
ETiiyovGo^   46 
enra-  135 
SQaaiTcXöxa^oz   96 
eQariCeiv  275 
-egyelv  189 
-egj'dc  54.   62.   120. 

137 
eQe&i'Ceiv  276 
£ot-  9.  *60. 110.151. 
"Anh.  II 
egiCeiv  253 
eQjuaqPQodirog  94 
BQnvordL.£iv   250 
£guj?(o)atmvl8.219f. 
iaasi  s.  eioaei 
ea:tEQio;    283.    318 
iaaoi'o&ai  206 
eoTidiTwo  346 
eayaQiov  335   Fußn. 
-eT7;g   ( -TotJiJjc ;   von 

TÖ  CTO?)  120.  122. 

132.135Fußn.l55 
erv^giiat?  145 
e^3-  (eV)    *59.    61  f. 

95.    112f.    139. 

158.   163 
eud^etv  241 
eudoxetj»  36.     *61 
evsxTr]^,  -KZEiv,  -^ia 

146 

EVEQyETl]^,    -Etig, 

-Eoia  348. 
bv^exeIv  193 
sij'&vva,    -i'oc,    -vfifv 

224 
EvyJ.EtL,Eiv  258 
EVTiaig   91.    117 
£?;  TtoiEiv,  Evrcoita. 

EVjtoiog  37.   61 
ei''ßa;><uA(yj'  94 
£?5ßdiioTog'    94 
EvQvßcLTrj^  163 
EvQva&Evrjg,    -a&Evg 

164 


EvcpQah'Eiv    219 
Evyeräo&ai,    EvyExrji; 

186 
Ecp)]iJiEQoc,  -Qioi;  *50  f. 

i        148 

i   £;f£-  75.  96.  111 

I    ^XQV^  ^^ 
I   hpaMoc    333 

/s.  III.  Reg.  unter 
Digamma. 

;a-    *60.    110.    151. 

Anh.  II 
'Qr]Xovv  199 
Crjfxiovv  205 
Zrjväc,  Zrjvo-   164 
-^'121.  62.  150.279 
C<y6tov  293 

-j?/?o;.o?  133 
rjyE/j.ovEli>  194 
fjyEfxovEVEiv    214 
-i]yEvrjZ  133 
-7]y£rr]Z  338 
fjyrirwQ  338 
-?j7oeocr  118 
-T^yd?  (-aj'dg)   118 
-jj(5?Jc  (d-,  fleh-)  86. 

140 
'Hbvloz  327 
-ri^tjC  155 
-if/.aair}  145.  284. 

341 
-Tj/.aTElv   195 
-rj?.dT7]Z   100.    145 
-r]).aToc  118 
rihy.id(l,Ea-&aL    248 
rihx6fxi)vo!;   7  8 
-^«ae  108  Fußn.  113 
?7^-    *65.    95.    113 
(-jjyrfxjjc    25 
fjvioyrla    301   Fußn. 
rjvioyoc:  121 
-ryi'W^  142 
^jrag  17 

'HQax}.EioTai  270 
-i'joaroc    118 
-I^QETflO^    45.    118 
-rjßj;?  118 


§§ 
?5gt-    63 
'HQÖOTQarog  163 

-^gOTOC    118 
'Hgqjaarai    270 
[äq)-)riQ(M!l,Eiv    257 
^TTa  25.  185 
jjrräv  25 

■fjxxäa&ai    15    Fußn. 
18.   25.   185.   206 
-7](poQO(;  133 

ßaXaiLirjjx6/.og   133 
-&a?.aaai:£iv   271 
&avaxovv   183.    199. 

205 
&aQQaXE0C  i^aga-) 

329.  332 
^£cz   282 
§EaQÖi;  s.  -ßsutgöc 
d'Eäa&ai  180 
■&E).y£a  ij.1  v&oc   159 
^EoßXaßrjc  85.  105 
'BEÖdiuTjxog    85.    104. 

152.   156 
^EÖdoxoc    31.    41. 

136.  163 
■»EOEiöric  86.   120. 

122.    126.    140. 

155.  388  Fußn. 
^eoeikeXo^    85.    120 
edoUoc  327 
■&EOfxdyoz    103 
&£O.Tg£m]Z  103 
d^Eoadoxog  s.  '&EÖdoxoi; 
§EÖxavgoc  94 
d'Ega-TEVEiv  214 
&EgEiyEPrjg  71 
^EOfiaivEiv  220 
-&£Oia  145 
&Eafj,o(pogidC£tv    270 

-??£t£tl'    193 

-t^e'Tjy?  345.   349 
&£(og6i;  (■ÜEagög)  120 
&T]?.v'/ix6vo^  103 
-i^^oa?    98.    139 
^rjgEVEiv   213.    214 
-Brjgiova&ai  198 
^7?eo-  131 
■dTjgoCvyoxafiififXE- 
xconoc  161 


216 


Register. 


-&V1J1;  65.   105.   150 

SoivdCeiv   246 

&Qaov-   126 

■dvyarQiÖiov    296 

■&vyaTQiCeiv  264 

i^vjuaiveiv  221 

i%\uoüa&ai  199 

&vvi'd!^Eiv    240 

i9vQ(a)(jjQÖ<;  120 
Fußn.  126 

&VQ10V  295 

&VQOVV  205 

■&vQadCeiv  246 

&VQ0JQÖ1;   120    Fuß- 
note. 126 

&ojoax[^eiv  257 

t'dCeti'  272 
föa^ai  179 
moTt  272 
iaroö/biavTii;    81.    86. 

94.  154 
ieQaxit,eiv  262 
iegevELV  214 

ISQOJTQEJtljg   103 

ti'Cen'   271 
Ixerevew  213 
Ixhrjg  349 
ixTSQova&ai  207 
iXXaiveiv  221 
iovöatl^eiv  259 
iTiTtayQog  93 
tJiJia^exTQViüv  94 
mneveiv  211 
m7r(o)-   129.   163 
mjtojiÖTafMOi;     93. 

112  Fußn.  148 

154 
ladCeiv  244 
i'ao-  87.  92.  163 
laoTioXiTrig ,  -rela  25. 

*92 
iaovv  244 
lajoTzdör]   85.   113 
to;f(j')aiJ'£(j'18.  219f. 
to;^(j')a>leocrl8.  329 f. 
lo'/^VQOvv  205 
tVi-   ('/99t-)    70.   73. 

104.  110 
Ix&vd^eiv  240 


§§ 
lyßvdiov   293.    296 
t;^^uo-  130 
r/rsvetv    21 3  f. 
t;^i'toi'    292     Fußn. 
lanay.ia/j,6g  274 

xa&algeiv  178 
xa&ETTjQ  347 
xa&fjo&ai  40 
Pi;at   in  Kompos.  81. 
xctxj;  26 
xaxxaßi'QEiv  262 
xaxo-  91 

xaxoÖai/uoväv   183 
xaxoöaifjLOviZEiv    264 
xaxoöaißojv  91.  117 
;i;axo£gyoc     ixaxovQ- 

yog)  120  ' 
xaxonoiEiv     37.     85 

Fußn. 
xaxovv  199 
xaxovQyog   120 
jiaAAf-  126.  164 
xalXiBlaiog  91 
xakUnan;    91.    117. 

139 
KdXXixoc,  164 
xaAo-    91 

*36.    81.    146 
xah/aivEiv   220 
xdfiveiv  168 
xai-iTnrjQ  347 
;i;ai'aziC£fi'257.260f. 

266 
xaga-  (xaQt]-)  38.*74 

Fußn. 
xagadoxelv    38.    *74 

Fußn. 
xaQt]-  s.  xaoa- 
xdgrj  xojuöojvreg  30. 

34.   69 
xaoxivoüa&ai   207 
xagregelv,    -ovv   205 
xagvari^eiv    269 
xaoiyvijTt]  281 
xazdyeiog  51 
xaTa&vfiioi;    51 
xard^rjgoi;,     -gaiveiv 

46 


xaxa-idhrjg,   -jzehrjg 

347 
xardga   39 
xaTax&öi'iog  51 
xardygvaog  46 
xaxiagaiMV,    -gav- 

aete  210 

XaTÖTTlO&F    49 

xayexTij',     -xrelv, 
'$ia   146 

xexga^iödjuag  103 

K£?.Ttßi]geg    94 

Ke/.TO^.ißusi;  94 

xivavögoc  8  7 

xegao-  131 

-xegaog  (-xegojg)  144 

XEgdaxr]g  354 

xEgöa/.EO!;    329 

xsgfxaxi^Eiv  257.  274 

-XEgcog  144 

x)]dEaxij(;,  -axojg  343 

xr]xd^Eiv  241 

xi]Xidovv  207 

xtjjxovgoc    {-u>gög) 
120 

xr]gEaai<f6gi]xoz     68. 
104 

xi&oQi^eiv  263 

xiaaäv  183 

x}.ayydvEiv,  -aiVEiv 
169^ 

xXavoiyE/.ojg    81.    94 

KMo/huk;    23 

x}.ETiTr]c:   349 

x?.r]xt]g    346 

xhviöiov,  -vdgiov  296 

TcAi^füwi'  7 

-:x/i^S'  105.  150 

xvEifd^Eiv  237 

xot^Eiv    262  f. 

xoxxiCsiv  268 

^coAoxfvetv   213 

xoItcovv  198 

xoßzrdtEiv  243 

xovaßEiv,  -iCeiv  261  f. 

xogv^äp   183 

xogvcpovv  204   Fuß- 
note 

xogcovi^eiv  264 

xovgiCeiv   267 


Register. 


217 


§§ 
XQdteiv   241 
-y.od(;  62.  150 
-y.Qaiela&ai  197 
XQaxriQ  {}<Q>]Tr]Q)  347 
xqavyaQeiv  243 
y.Qeä6iov    296 
XQEiaaÖTEyivoi;  159 
;<ߣ0-    [y.Qeüi-]    131 
XQevD.iov  296 
XQrjxrjQ    s.    xQaxrjQ 
xqICeiv,  xQiy/uög  260 
xqi&o<p6qoi;    133 
XQiveiv   178 
XQirrjo  350 
(-);<ßiT);g',  ->i;ßtTT?f  350 
xooTa^i^eiv    262 
xQvßd^eiv  251  Fußn. 
xovjbiakEo^   330 
-XTdfxevoQ    104 
XTsariCsiv    257 
xregetCeiv,    XTsgiCeiv 

258 
-tarjfjLOiv  141 
Kttjoi-   79 
XTVJzelv   191 
xv^dCftJ'     240.     242 
xuödrft»',  -öaii'efj'219 
xvödhfj,o^  307  Fußn. 
^srvöt-   122.   126 
«vAAatVeii'  222 
«w-  s.  ;>!;wo- 
xvvdgiov    294.     296 
«ur(o)-127.129. 131 
KvvöaovQa     31.     67 
xvjiTdCeiv  250 
xvqiaXeoz  331 
xo/Lidliieiv  246 
xco/uaivEiv  221 


Aa/3(S-    s.   Jittfißd- 
Aaegridöt]^,  -riog  384 

m.   Fußn. 
XaxojviCeiv  257.  272 
Xaxüjviafiöi;  273.  305 
Xaxoyviaxrji;  273 
Xa).dCeiv   241 
Xa(/ii)ßöaxiajuöi;    274 
ka/xjiaÖlCeiv  269 
}.afi7ivQii,Ei,v  253.  271 


§§ 
Xeino-  s.  Aijro- 
AftV^o-  138 
A£(oiTr)Ö7i:aß(5oc   94 
Aejrgöi'  183 
Kejivqiovv,    ex-Xe- 

TIVQOVV     200 

-^eu^a^eoc    329.    333 
}.£vxaivEiv  220 
Xevxeqv&qoi;  *81.  94 
Aew^i:/;  26 
A£v>idibi^    91 
hvxd)?,Evo^   86.    90 
AT^ioTT^^,   -taxüjQ  342 
A^v  179 
Xi]7zxrji;  101 
h]Qaiv£iv    221 
Aißvq:oivix£^  94 
XlMCeiv   235 
hfiaiveiv   221 
AtJro-    (Aetjro-)     *78. 

96.  113 
-Aoj'fFr  189 
AoJiäi'   183 
^fxdoouga  31.   136 
AvTreTv    194 
IvQi'QEiv   263 
Aval-,   Avaii;   163 f. 
XvaaaivEiv  221 
Avaöäi'  183 
}.oißäa&ai  185.  202 


/xayaöiCsiv  263 
/LiaxagiCEiv  257.  264 
/xaxgotj^EgevEiv    122 
liaxgoxafxjivXavxrjv 

161 
^avia  283   Fußn. 
fxavxEVEO&ai   213 
fxavxixoQ  392 
fidvxi^  213.  370.  373 
juagyaivEiv  221 
/xaaxiyovv    205 
fiaxätsLv,     ixaxatt,Etv 

259 
-[xa^Elv  38 
-ixayja  38.   145 
ixaxkäv  183 
-^a;tog   38.    62.    71. 

145.   153 


MEydh]  flöXu;,  Me- 
yaXÖJiohi;,  -Xixrjg 
92.  *146.  358 

fiEyalvvEiv  15  Fuß- 
note.   226 

fZEd-üGoc:  164 

lxEiovExx)](;,     -xxelv, 
-^la  146 

fiEkayxoXäv  183 

fiElayxgoirjC   127 

IXElaiveiv    219  f. 

[XElavog,    [xiXai;    129 

flElEtCElV    258 

fi£?.)]ai/j,ßgoxo:;    96 
/heXi^eiv   258 
fXEXirjdrig   s.    -7]öiji; 
-/bi£Xh]i;  139 
jusXixoüv  207 
-fjLBiicpTji;  140 
/^eve-   75.   96 
-IxEVTj^  140.   155 
juevo-    131 
[XEoaiTzöho^   70 
jUExaxiöviov  52 
/bi£xgr^xt]i;  347 
/xiy  und  /w?j(5e  in 

Kompos.  57 
fir]öiCEiv    272 
-/u.t]xr]g  155 
-AtJjTJ^S-    345.    349 
firjxgoTcdxcoQ  85.  110. 

142 
fxtjxgviög   25 
-fiT^xcog  142 
firjxaväa&ai    180 
fiiaivEiv    219 
ßiydCEo&ai  235.  237 
fxiXxovv  207 
/uijbivd^Eiv  251 
ßivvgi^Eiv   276 
-/x(|   107 

fXLOElv     188 

fxia&ovv  u.  Med.  201 
/j,ia&oq}ogd,  -gia  145. 
287.    372    Fußn. 
/itCTO-    *77.    96.    113 
-[xvrjfxoiv  141 
/bioigäa&ai    182 
fioigt]yEV>]^  126 
yUoAjia'Cetv   243.    251 


218 


Register. 


§§ 
/novaCeiv    249 
[jioQfxvQeiv   22 
/LiovaMi]   392 
fivdaleo<;    330  f. 
/LivQioinaQxo^   135 
mytacismus    274 
/uoj/Liäa&ai    1 85 
(.uoQaiveiv  221  f. 

vaicTÜv,    -hrji;    186 

rm'-  (v7]o-)  128.  132 

raüc   279 

vavrrjc   354 

rectCew  248 

i\'^£a  nölv;,   Nedno- 
hc,  NeoTTo/.ktjc 
30.  36.  43.  66. 
92.    *146.    358 

v£/xeoiC£0§at    254 

VEo-  95 

N eoTioJ.irrjt^    s.    iVe'a 

vevardCeiv   250 
j'eco^dc,      -ötov      132 

Fußn. 
-vsüx;  s.  -vj^o? 
veojooixoi  67 
v//-  28.  *56f. 
i'?7('c  56.  150 
vrf/xi]:;  56  f.  118 
vrjhjioxacßXejielaio^ 

81.  161 
vr}fXEQxr]i;    56.     118. 

155 
v?jo-  s.  i'ai)-, 
-rr;oc  {-veu>c)  144 
v^jToivog   57 
VT]q)a?Joc,  -d?uog  328 
nxäi'   180.   185 
-vi:»<r/c  98.  139 
NiyJac    164 
i't;!<(o)-,    -vixoc    130. 

163 
Nixcnv   164 
vofidCeiv  237 
voad^eiv,  v6aavai^^5 
voaq>ii^eiv   254 

30.' 69.  72.  102  f. 
i'tWfooc,  -^»'dc  318 


i"i;;<;t(o)-  128.  132 
vv/.i(peveiv  217 
vvyßijfieQog  83. 
vdn'Vfj,(v)oc  56.   118. 
141.   143 

«^eliji'OwTaTjyc  98 
leer»?  282 
lerdaracjc  145 
^Tjoaiveiv   220 
^icpricpoQog   134 
^icpofxdxoiiQa    94 

d-  =  d  copulativum 

58 
d(5ev£iJ'  213 
döot-  28.  73 
d(5ojro(e?j'  38 
-0(5oc   47 
-OEiSr]^    122.    388 

Fußn. 
olÖäv.  -dveiv,  -aiveiv 

183.  219 
otten'  234 
oixelo(;    285 
otJie'Tjyc     349.     354. 

356 
oixiöiov    293.    296 
oixodofjLri,  -/nia  USW. 

145 
olxorrjC   356 
oixovQÖc   120 
olßw^eiv    234 
otfctCf«'  249 
oivovv    199 
oivoyoelv,  -eveiv  189. 

212    Fußn. 
oivoyöi]  145 
olargäv    183 
dxÄds^  107 
ÖKvaXeoc    332 
dxra-,   d><;TCü-   135 
ÖAßiL^Eiv  264 
oAioddj'eti',   -aivEiv 

169 
oAxdCeti'  237 
öXlvvai    171 
ö}.o).vyi)  22 
öf^ißdriov  296 
0^0-   116 


§§ 
o/xo&vfxaöov    107 
öjuoio-  87 
ofiOTcdxcoQ,     -roioc 

110.    147f.  " 
övo/ndi^Eiv  236 
ovofiaxXvTÖc;    127 
droTctCm'    242.    250 
o^iCeiv  271 
d.-rdtetJ'  251 
ÖTiaxQoc    5  8 
ÖTiiLEiv    268 
dma^o-    132.    136 
o^TTTaAeoc:  333 
oQyaivEiv   221 
dgyär    183 
ÖQyid^^Eiv   269 

OQEIOIXO^    33 

ogsahgocpoc   71 
'ÖgEorrjC    354 
dpeo)-    132 
oo&ovv    198 

ÖQVI&EVEIV     214 

dpv(??(o)-    128.     132 
*-05dc  120 
dgao-    138 
ÖQcpavixög  392 
ogyriarric   349 
6Qyj]aTQi>iö'    395 

Fußn. 
6TQa?Joc  332  f. 
örQiysg  58 
ov  u.  ouÖ£  in  Komp. 

57^ 
ovÖEig   35 
ouöfrdöfoooc    71 
ouAd^^fs^   89.    160 
(e.T-)  ovlova&at  207 
-ovgyo;  120 
ovri^ai'd^  377 
-oü;(;oc  121.   153 
öcpEilExrjC  355  Fußn. 
öcpgvo-  130 
-oqgv::  139 
-o;^oc    21.    44.    121 

mit     Fußn.     153 
öifEicov  188   Fußn. 

jtaiödgiov  296 
jiaiÖEVEiv  213 
Ttaiöixög  392 


Register. 


219 


§§ 
jiaiöiov  296 
jiaiövöi;  317 
-Tiaig  117 
TiaXai-   *63.   95 
naXaiofjLdxtoQ  91 
nahyyevea  ia    ( na- 

hvy-)    124    Fußn. 
naXiixTzXayx&evra  ( g ) 

84 
jiaXi'vTQOJioi;  160 
jtd/.mav  22.  80.  151 
jrai'-,     jrajrlo)-     64. 

91.  108.  113.  120. 

125.  131.  163 
nava&i]vaYozai    270 
jtavöoxevc,   -döxoc 

102 
navrjyvQi^eiv   269 
navfjfjiaQ,  -rj/negioi; 

64.    69.    92 
jiavvvxiC^i'V   269 
navovqyo^   120 
Tiava-  s.   Jiaaa- 
7im>r(o)-   s.   Trav- 
naJTJidi^etv  241 
TiaQa&aXdaoioC  51 
jiagaxXavo  i&vQOV  96. 

161 
jra5dA£t);!;oc  46 
TTaqdXlriXoc   50 
ndgaXog,     -Xiog    51. 

147  f.    151 
jragajiÖQipvQoi;    46 
Tiagaardi;  378 f. 
TiagaxQfjßa   48.    107 
jTage'f   109.    162 
TiaQ&enxt'j   392 
naaifxeXovaa  68.  103 

Fußn. 
Tidoaocpog,  Ttaaav- 

öi{Tj)    125 
ndayeiv   172 
jiareQiCeiv   264 
TtaxQ-   s     TiaxQo- 
Tzargiöiov  296 
TcargiCsiv   264 
7raTp(o)-30.  85.  113. 

131 
-ndxwQ   142 
Tiaxvovv  204   Fußn. 


§§ 

-jzeöoc   143 

-Tteid-rjc:    140 

jteigdCeiv  247 

7iE[i)gaiveiv   219 

neigäv   182 

:7r£AdC£{J'     170.     244 
Fußn. 
I   tzsXexi^eiv  257 
!    JTe^ej<;(?<)äj'    185 

(■ujro-JTreltdCeii',   -at- 
7'eiJ',   -oür  244 
I   n eko7iüvvr]aoc    67 
!    7ie[X7id'Q£a-&ai   249 
;    jzevTa-,    ttevte-    135 
I    JiEgaivEiv    219 
I    7iEgixaXXri(;    45  f. 
!    jtEgikvnog   46 
{    jTEginixgog  46 

TiEgiyQvaoc    46 

jzEgxdCEiv,    -aivEiv 
235.   244 
I    7rfgae.T(  t  )  o^.ts'   137 

jiEooiLEiv    257.    272 

TZEgvai   40 

jzrjysa  i/biaXXoc;   7  9 

nrjfiaivEiv  219 

jtrjvdXoip  94 

TCLaivEiv  219 

mxgaivEiv  222 

TtivEiv    168 

7iiJt{~i) i'Qeiv    262 

maaiL,Eiv   271 

Tiiaaovv   207 

7t iox IC  373 

jtioxovv  u.  Med.  201 

nXdvrjC,  -'^xi]C  340 

tzXeIv  187 

nXEiaxodva^,     -cöva^ 
120 

7rA£OJ'dC£tv240.248f. 

TzXEOVEKxr}!;  72.   101. 
103.   146 

jxXi]d-£iv  174 

jtXi]xxiCEa&ai    215 

-nlri^   21.    44.    102. 
105.  150.  279 

7i?j]goq)ogElv,  -la  38 

nXoxitEiv  276 

TO'eü'   187 

TTviyiCsiv    276 


Jtodaygäv  183 
7ioöavi7zx/]g,     -nxQov 

103  Fußn. 
jxoÖdgxrjC     86.     155 
TtoörjVEfjLOi;    86.    89 
.100(0)-     128.     132 
Tzoöovmx-    s.    jroöa- 

7ro<5c6;K;?7C86.  89.140. 

155 
-jxoiEiv,       -JioiEia&at 

189f. 
jtoifiaivEiv   219 
JToi/bidvcog,  -vögiov  89 

JloXEflEiP,    -Ü^EIV    266 

TXoXEf^oqi&ögoi  103 

TTolf-    S.    JTToAt- 

noXiaivEiv  220 
noXidoxog  134 
{-)jxoXixTjg  349.  354. 
358;  s.  auch  iVeo- 

:ri:oA(T7?C 

.-To;.;.a-  135 
jzoXvßovxrji;  354 
noXvvEixrjC  163 
jtoAtSzAac  102 
-jTo//7T;dc21.44.  *97. 

111.146.152.280 
-TTOfiTiog  21 .  44.  *106 

152.   280 
jTOV7]gevEO&ai  215 
TToaa-   1 35 
jTotSc    279 

jrgay/xaxEVEO&ai  213 
-TTgay/xcov    102.    141 
ngdxxtog  346 
( djTo-)7xgaxiCea&ai 

275 
[EX-)ngEfivil^Eiv    268 
-TigEJxijc  102  f. 
7iQEaßvxi]C  354 
Ugia/j-Mvögiov     295 
jrgo-  47.   91.  162 
jigoäaxioc,   -ov  52 
Tigofj/Liag,  Jtgovv^  lOS 

Fußn. 
JXQÖ^svoc  50.   163 
Tcgooijjiiov  52 
TtgÖTcac  46.   95 


220 


Register. 


TlQOJZEQVai    49 
TT^OTTQO-     22.      80 

TTQoa-  162 
jioootaTevEiv    213 
7iQoa(OTioh]li7tTr]i;\0\ 
71Q0T0V  48.  157 
jTQovQyov    48.    121 
TiQÖyßsg  49 
nQvxavEVEiv  214 
TiQOiTeia  16 
TTocoTEiCeiv    257 
tiqcoteIov    16.    290 
TTpfüTfüetr  16 

rioCOTO-,    TlQVJTEaL- 

"l38 

jr(T)oAf-  122.  126 

jiuy/jidxoc  125 

nvd-ayoQiCEiv    272 

jTu^fdCetJ'  236 

7rv^(a)a)£idcl20  Fuß- 
note.   126 

nvXoiyEvtji;    73.  110 

nv^it,6iv    271 

jivova&ai  205 

jrfp-    S.    71VQ0- 
7lVQ}](f)6QO^    133 

Trugt-    32.    41.    136 
J7:t;ß(o)-    127.    131 
71VQOVV  [äjivQcoxo::) 
204  Fußn. 

JlVQOffOQOg     133 

TivQod^Eiv,  -oüv  265 
77 wgoos"  26.   165 
jiVQoaivEiv    14.    220 
jiwoTtc   373 
(djTO-,    ey.-)jivtit,Eiv 

275 
-Tiwh]^,  -Tcojhi;,  -KOi- 

Xelv  99.   195 
jioD^oödfivt]!;,  -vEiv  98 

gdCEiv   241 
gavTii^eiv  275 
'  PacpavoyoQxaaog 

164 
QayiL,Eiv  257 
QEvoTakEog  330 
QTjyvvvai,  QijaaEiv  171 

QTjTlVOÜV    207 

QtjTOQixög  395  Fußn. 


etycri»  187 
e'tCoili'  204  Fußn. 
ptjrTacetJ'   250 
^0(5o(5dj<Tt'Ao?  86.  90. 

112.  139.  151 
QOiCelv  191 
gvordCsiv    250 
QcoyaMoi;  333 
QO)xaxiL,Etv  274 

aaßßaxiCEiv    269 
oaXmUiv    260.    263 
I^ajiiö&QrjXEc:,     -xiog 

93.   148 
auQy.ao/xoTTixvoxd/j,- 

TiTtji;  161 
aaxoarcEVEiv   214 
-CT^(Vt^'    188    Fußn. 
üfAdi'i'a,    -di'a,    -jjvjj 

124 
aij/uEiovv  u.  Med.  201 
-at]/bioc  141 
Z^eVeAos    327 
-a&Evr'jC    155.     157 
I§Eim;    327 
otyd)'    180 
aiy/jiaxiCEiv    274 
aiÖ7]Qovv  205 
Ui/M'jv  165 
oivaTciCEiv  254 
aiMTräv  180 
(öia-joxraTorä^at  207 
{xaxa-)ay.a(prj   281 
a>cidt,Eiv    244 
axiQxäv    186 
axhjQoxaQÖia   92 

Fußn. 
aKOQaxiiiELv    264 
(ay-)o>€ordCfff     240. 

244 
axoxoüv    204.     244 
axvößaivEiv   221 
ö:xi'T£Uftr,    -fi^c    212 
oxyro-  131 
ofiagayEiv,  -it,Eiv  261 
aoj3e/>  187 
aocpil^Eiv,    -ovv    265 
o.Täj'    179    Fußn. 
OTiavi^Eiv  254 
ojToyddCttv    251 


oxaaid^Eiv  240 
axaoio:ioi6i;    130 
axdoii;,     -axaaig    43. 

145.  156. 158 
-axdxrji;  345 
axE/bifxaxovv  205 
axEvd^Eiv  243.    251 
axEcpavovv   198  f. 
axE(favcü£Xco   209 
oxrjai-  79.  163 
axißdLEiv  235 
axoßdCEiv   242 
oxoinovv  205 
oxoß(fd^Eiv  243 
oxoyd'CEadai    247 
axQaxi]yElv   194 
Hxgdxxn;  23 
axQEij'o-    138 
OTQEyjoöixon^avovQ- 

yia  161 
aroov&oxdjnr]/.og  94 
oxQOcpaliZEiv     277 
oxQiofpäv  186 
-aruy^C   102.    105 
OTiiyo-  78 

-oTuI   44.    102.    150 
ouaj^po?  93  m.  Fuß- 
note 
avßojx7]g     100.     126 
ödAA^jitcoo   345 
avfiTxaQEiaeQXEa&ai 

162 
avjiiTToaid^Eiv   269 
av/iirc6xt];  47 
öuj'-    *47.    95.    115. 

154 
oi'i'dr5eA(foc  50 
avi'EÖQidCEH'    269 
avQiCEiv  {-ixxEiv)  260 
^vQoqpoii'iXEc:  94 
o(payt]  281 
aq)dL,Eiv   {-xxEiv)   233 
G(f7]xovv  204   Fußn. 
a  q^QayiÖovvxaoynxo- 

ßt'jxai   Anli.  II 
ofpQiyäv    183 
ayE&Elv    174 
ouifiäxiov  296 
a((JT/yo((oc),    -Tftga 

usw.    346 


Register. 


221 


§§ 
rala-    75.    96.    155. 

159 
xaMgiov  335  Fußn. 
ra/uiea  ixQcoc;   79 
rafiisvEiv   213  f. 
ravvv   48 
ravv(oL)-  137 
-rdl   107 
xajteivovv  205 
raga^L-    160  f. 
TavQo^  165 
reivvTai  171 
T£ix£OinKijri]g"i.  103 
Tekafxiovioi;  283 
rsXelv,  reXeierai  188 
TEQaaxöjToi;    127 
xegTcixegawo^    96 

Fußn. 
Tcev'i-  *79.  96.  111. 

137.  151 
rsaaegsaxalöexa     66 
xeravoc;  22 
TCTga-  74.  122.  127. 

135 
T£;fi'äi'  185 
r??Ae-,  Tr^Ai-,  Tj^Ao- 

136.  138 
xiL,Eiv  264 
xi&t^vi]   22 
xiixdoyo!;,    xijxovxoi; 

12l' 
xi/j,a)g6i;,  -dogoi;,  -rjo- 

goQ  120 
TiVeiv  171 
((5ta-)Tfi'da/l£'o5'   330 
xix&ev£LV  213 
Tir^jj    23 
tA??-  75.  96.  159 
xofxäv  183 
xo^dCeo&ai  247 
xo7idt,eiv    247 
TOgvet'ToAugaojrtöo- 

jTJjydc  82.  161 
-xovx7]i;    s.    -erj/c 
xgayeka<po!;   94 
xgayil^eiv    271 
xgajzE/xjzahv    160  f. 
xgav}dt,eiv  262 
xgeiGxaiöexaxoc  *66. 

146 


§§ 
xgdfxsiv,  xgeaae  7 
-xge(f>r](;  105 
T^t-  90.  126.  151 
xgid'Qeiv   249 
-xgißt]^     (-^gitp)     99 
xgiCsiv  u.  Ableit. 

260 
Tßt^iTuC)  tgtrrr!?  376 
Tßta-  64 

Teixov;ioc85.  89. 160 
-Tgti^   s.    -xgtßr]g 
xgofjielv    187 
(ej'-,    /Liera-)rgona- 

MCea&m    277 

TgO^TOC     97 

Tgo^^dc    280.    302 
-Teo(poc97.106.152. 

280 
xgoxdL,eiv  251 
xgoxaXiCeiv    277 
xgoxö?,    T^göxoc,     97. 

280 
xgvxo.leo(^    333 
xvfXTzav  ilI,Eiv     251. 

263 
Tt^irAdCeti'    242 
xvgavvelv    191 

■u-   s.   ■uo- 

vßgiaxij^    342.     349 
^ytdteti'  240.   245 
vyiaiveiv    221  f.    245 
ijytjjc  59 
vygdCeiv  244 
vygaiveiv     15.     220. 

244 
vdaxaiveiv    221 
V(3aT0-  131 
-uöaroc    143 
vdarova&ai  207 
vÖEgoüa&ai    207 
?;deo-    131 
-vößoc  143 
■u(5cop    1 7 
vtCeiv    257 
tiAäv    179 
-j^Ao-  130 
^5(o)-  126.  130 
t;7res^  109.  157.   162 
vjie^avaövvai  162 


vjceg&vibioi;  45 

'  Ynegibidvrji;  163 
1    ujro-  47.  162 
j    vjioövtr]^  347 

VTroxaTO)  49 

vjzoxogiCso&ai,  -laxi- 
xd  291   Fußn. 

■i3jrdAe7rToc   46 

vjrdAev^coc,     -xaivsiv 
46 

wjrojrd^toc,     -oi'     52 

vjTox&öviog    51 

vaxegelv,    -iCeiv    266 

vcprjvioxo^   47 

vrpovv   15.    205 

-(payelv  190 

(payrjaiTiöaia  82.  147 

(pasoL/bißgoxo^    7  9 

cpaeacpögoi;  127  Fuß- 
note 

Ö>ai^^a  26 

0aive-,  0mvi-,  Oai- 
vo-  138 

(pavoc  317 

qpag/Lidaoeiv    178 
i    (jjciTtc  373 
j    <peg(s)-  160 

(pegsaaax^(;    123 

(pevCeiv  234 

(p&Eiai-   79 

(pd-iveiv,  -vv&eiv  171. 
174 

(p&oyydl^sa&ai   243. 
251 

(p&ogd  281 

-q>&ogo<;   97.    152. 

q^ila&Xrjxi^g    350 

cpiXdvoig   119 

9)tAefj;178. 187f.  191 

-99dr;?  105 

(piXi7iJzit,eiv  272 

CPüAioc    327 

(^do-   *76f.   87.   96. 
113.  138.  350 

(pi2.ofx/Liei6r]C  123 

cpi'koxiixelü&ai   197 

(pXey/biaiveiv    221 

cpXoyi'QeLV  276 

cplvxxaivova&ai    207 


222 


Register. 


§§ 
(foiralio^  332 
cpoväv  183 
(povevi;,   -eveiv,   -(po- 

voi;,   -qpovelv 

212.  214.  302 
{-)cpoQElv    187.    189 

372  Fußn. 
-(fOQEla&ai  197 
q)OQfxi^eiv    260.    263 
(fOQÖc;  25.  97 
-q)OQO^    21.    44.    62. 

152.   160.   280. 

372  Fußn. 
(pQdCeiv  233 
cpQixaXeoi;  333 
(pQoi/MOv  52.    121 
(-)99goi'£ti'  195 
(pQovriCeiv  253 
(pQovöo^    50.    121 
-995001'  141.   163 
(pvyadeioi,    -evavri, 

-eveiv    210.    217 
95^7?^  281 
(pvyo-    *77.    113 
<pvCa?Jo;  332 
-^JuAcweti'  195 
95üAapi;o5',  99üAa>^  129 
-(pv^    21.    44.    150. 

279 
ffvaiKÖi;  392 
99t)atoAdyo5'  130 
(pvivelv  194 
(po)G(pÖQO(;\21  Fußn. 

'yaiTY]^    139 
XaleJiaivEiv  221  f. 


§§ 
;{a//(at)-   63 
p^agd    281 
/aQaxx7]QiC£iv     257 
yaQL^ea&ai  254 
^d^tAA-oc  327 
Xei/j,eQioc;,  -qlvö;  318 
Xei/Li{cov)o-    131 
Z£'eo-  s.   p^eg- 
y^eiQoydarojQ    160 
;/£  iQOJio  hjTog    104 
Xehdovi'QeLV    264 
ze?-(Z£f?o-)  127.  131 
Xeqvi)^,  -tjTt]C  340 
X£e»'tV'102.127.150. 

279 
'/EQvixpavzo  85  Fußn. 
yegaövrjaoc:    94 
%r]vaXü}7T)]^  94 
Xiovo-  131 
Xircoviov,  -VLa>ciov29& 
XiTcovioxaQLov  295 
yXavLoxiÖiov   296 
yKevateiv   242 
yXciQaiveiv  220 
yXcüQÖfxeXa^  81 
yvodCeiv    248 
/oAäi;  183 
;^oAoi3r    199 
yoQoxpdlxQia   342 

Fußn. 
yoQTd^eiv  171 
XQfjvai   usw.    66 
XQfjo&ai,  XQda&ai\']9 
XQVO£Xe(pavrriKexTQo^ 

83.  161 
XQvai'Qeiv    265.    271 


XQvaovv    205.    265 
yoiXaivEiv  221  f. 

XCoXeVEIV,    -EVEO&ai 

215f. 
yiogii^Eiv    254 

y)d?iZt]^,    -xQia,    -rt]- 

Qiov  348 
y  a  ufxaxooioydQyaoa 

135.   161 
(-)?^'eü^?/5'  25.  155 
V^et^r^io)-    114.    131 
iftzid^Eiv   234 
tpiyjov  296 
ipocpElv  191 
ipvxQaivEiv  220 
xpoyfiiov   296 

-w(5>/c  8.  20.  155. 

*388f. 
(höiväv   183 
coC^'i'   234 
d)xa?dog  333 
cüJiUTiov,    89 
(hxvjtTEQo;    90.    151 
vAeo  ixagrcog  79 
-wAryc   155 
-iojuoTo;   118 
-ibvr}^  99 
-ibvvfio-    118;    s. 

auch  j't'ji't'/^(j')oc 
(hQipidL,Eiv  248 
-w^d?  120  m.  Fußn. 
-ä)Qv§  118 
ihxiov,    (oxdoiov    296 
cü;{ßdA£t'?io?    81 


Register. 


223 


II.   Stämme  und  Suffixe 

(nach  den  Endbuchstaben  geordnet). 
(Verba  im  Infinitiv.) 


§§ 


§§ 


-a- 

als  Kompositions- 

im   Vordcrglied 

vokal  135 

127.131,imHin- 

-ä-{ 

-t]-)   als   Komposi- 

terglied 141  ;Ab- 

tionsvokal  133  f. 

leitungen     dar. : 

ä-Stämme  21.  281  f., 

Verba  205.  207. 

als     Vorderglie- 

213.    219—221. 

der  126.  130,  als 

236.    257,    No- 

Hinterglieder 

mina    301.    331 

139;     Ableitun- 

Fußn. 332.  361. 

gen  aus  ä-Stäm- 

389 

men :         Verba 

-&/xa 

310 

180ff.  202f.  209. 

-{i)a/jt.a 

310f. 

194  f.   204   Fuß- 

-xfia 

310 

note.   205.   207. 

-aiva 

299 

213.    220.   237f. 

-öaiva 

386 

242—244.      246 

-&Qä 

390 

—249.  256.  342. 

-zsiga 

300.  341 

256f.260.  271  f., 

-TQä 

351 

Nomina285.293. 

-eaoa 

298 

295.    301.    319. 

-laaa 

299f. 

325.     336.    337. 

-ovaaa 

{-ovxxa)  363 

354f.    357.    359. 

-ovaa 

298 

362.    363.    381. 

-tä 

(Abstrakta)    340. 

384.    388f.    392 

366  f. 

394.    Vgl.  auch 

-ia,    -iai;    usw. 

-ö- 

377—382;  s.  auch 

-da 

(Adv.)    107.    378 

III.  Reg.  unter 

-sä 

(-»5)297.328Fußn. 

Dentalstämme 

-t^ 

298—300.  379 

-dö- 

(-de,     -ddog)     235. 

-ia 

184.      252.      *287. 

237.     249.     377. 

299.    394 

*379f. 

-Eia 

299.  303 

-idö- 

{-id(;,    -iddo^)    252. 

-ela 

298 

379—381 

-Eia 

287.  299 

-lö- 

(-tg,  -töoc)   16.   99. 

iQia 

*300.    341.    342 

253—255.  299f. 

Fußn.  348.   379 

*379— 385 

-aia 

145.  *284.  287 

-fia 

19.  219.  257.  274. 

■n- 

als  Kompositions- 

*309—311.  371; 

vokal  s.  -ä- 

224 


I^egister. 


-fj  s.  -ea 
-eir]  299 
-r]t7]  287  Fußn.  299  mit 

Fußn. 
-iaxij  398  f. 

-h)  s.  -kog 
-&hj  390 
-wA^  325 
-tvf]  314.  320 
-(o)ovvT],  -coavvij  323 
-öcbvr]  386 
-tcoj'T?  314 
-wß/)  325 
-rr/  s.   -tä 

-&-  390 

-v^-  390 

i-Stämme  s.  -aig;  als 
Vorderglieder 

126.  130.    134; 
Ableitungen 

daraus:     Verba 
208f.  213.  239f. 
254.    257.    269. 
342 ;       Nomina 
285  Fußn.    293. 
319.     323.     354. 
358.     360f.    392 
-i  (Adv.)  108 
-vdvai  170.   171    Fußn. 
-vvvai  20.  *171 
-avvvvai  171  Fußn. 

-ei  26.  108.  352  Fußn. 
-Tel  352 f.  369 
-ri-  s.  -aii; 
-rt  352  f. 
-i{a)ari  272.  353 

-äy-,  -äx-  391 
-tax-  397—399 

n-Stämme:   nominale 
309—315,       als 
Vorderglieder 

127.  131,     als 
Hinlerglieder 

141;  vgl.  auch 
-fia  und  r/n- 
Stämme;      Ab- 


§§ 

leitungen       aus 

nominalen       n- 

Stämmen     206. 

219—221.     236. 

240.    257.    267. 

272f.    299.    323. 

357.     365.     384 

m.  Fußn.;  ver- 

bale   n-Stämme 

s.  -( )vsiv,  Ab- 

leitungen daraus 

305.     310.     373 

-äi> 

(Verba)  98. *179bis 

186.    202f.    209. 

232.    238.    256. 

325 

-luv 

*184.  231.  238 

-räv 

186.  250  Fußn. 

-exäv 

186 

^    -Tiv 

(Verba)  179 

-(d)d7]v 

(Adv.)  107.  378 

-fxnv 

(Nomina)  312 

-elv 

20.   98—100.   181. 

*187— 197.2021. 

209.    212.     232. 

261.     266.     325 

-Ceiv 

232—277.   373 

-dteiv 

15.  232f.  *235  bis 

251.    253.    275. 

305.    310.    342. 

379.   384 

-idCeiv 

239Fußn.*252.269. 

271  f.    353.    384 

-rd^Eiv 

250.  275 

-  iCeiv 

16.  218.  232f.  239. 

*252— 277.  305. 

310.    342.     353. 

379.    384 

-ätCeiv 

259 

-stCeiv 

258  f. 

-aXiCeiv 

277 

-riCeiv  275 

-/nariCeiv 

257.  274 

-vCeiv 

232.  *234.  241 

-■&eiv, 

-d&eiv,    -E&eiv    11  k 

-ieiv 

208  f. 

-EieiP 

210 

-(i)axEiv 

172f. 

-(v)Xkeiv 

2281. 

-vetr 

168 

PA        Debrunner,  Albert 

287  Griechische  wortbildungs- 

ViL  lehre 


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