Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
d^. y^^^^S^yyy^
Grundl ehren
det
Anatomie und Fbyßologie
der
Pflanze
n.
Von
D. H. F. Link
Frofeflbt zu ftoßock und Verfchicdener Gelehrten
GtTelirchaftcn MitgUcde.
i^mtmmmmnm'
Mit 3 KupferLafehi.
M inni
G öttingen ^
bojr Indus Friedrich Datickweru,
i 8 o 7*
\
I.
\
I -
:%
V^
h
V
n
<^
THIS ITEM HAS SEEN MICROFILMED BY
STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
REFORMATTING SECTION 1993. CONSULT
SUL CATALOG FOR LOCATION.
m.
ie Königliche Societät der Wiflen-
ichaften zu Göttingen gab im Jahre i8o4
eine Preisfrage über die Gefäfse der
Pflanzen auf. Da ich mich eben mit
der Anatomie der Pflanzen befchäftigte,
(o fandce ich eine Abhandlung darüber
ein. Mein Freund, der Herr Profeflbr
Rudolphi in Greifswalde, ebenfalls damit
belchäftigt, that ein Gleiches, und der
preis wurde zwifchen uns beiden ge-
theilt. Die Königl. Societät erlaubte
Uns, von unfern Abhandlungen einen be-
liebigen Gebrauch zu machen , und ich
[fibergebe jetzt jene urfprünglich latei-
jnifch gefchriebeue Preisfchrift frey über-
fetzt
-k--*"
fetzt und vermehrt dem Publicum* Vo
dem dritten Kapitel des zweiten At
fchnittes an ift alles hinzugekommei
bis dahin aber habe ich nur einige che
mifche Unterfuchungen ^ Bemerkunge
über die fogenannten kryptoganifche:
Pflanzen, Und Rückfichteh auf Herrn E
Treviranus Schrift, welche bey derfelbei
Gelegenheit das Acceflit erhielt, zuge
fetzt. Ich WOnfche, dafs durch unfer
Abhandlupgen über diefen dunkelen Ge
genftand einiges Licht verbreitet, un(
der Zweck der Königl. Societät erfüll
feyn möge,
£rß<
■at
" "^-TitiailiMBÜliiillT-TT ---
■ ■-^ -•- ■»■. ■ •amiA»
I
E 1 rt i e i t u n g.
Di
i^ Ailatöüäie der Pflätizeil ^ntetfch&i«
d^t lieh daduirch wefeiitlich voü 4er Aiia-
, tomie dei; *J:hierej daft ße bi<>ft die feitierft
Theile tmtetfacht^ woraus all« übrigen stii*
faihinetlgewebt £iid> dahitig^gen Äielißtitbti
lieh auch JnitdeH gröfsetri Theilerk befchaf*
ligti Diö Thi?r.^ haben viele imd izwär di*
wichtigften > zur Esrhaltütig des Lebend durch«
aus üothweiadigetl Theiie> iii Höhlühgehih*
res Körper^ vetboi^geii^ Wo man ti6 durch
Hiilfe der Ani»tomi<ft erfi auffuchen mixCt, die
Pflanä^en legen Tolehe l'heil^ cbitt JMDbaöh-^
ter ätifseriich iMc UnterJÖUchung dar« ^s i^
ein GeTetz » däti^ii^ der ^ili€^ d4er ^rgüni-'
r^efti iNittttr^öt|^*r, ittitt^ ^e gtd&ec^ SÄtv*
A fach«
J
X '
fachheit dadurch entfteht , dafs Theile feh*
i
len , aber die zurückgebliebenen Theile find
dann offener, ausgezeichneter und deutlichet
dargelegt; ein Gefetz , welches wir auch iil
dem Pflanzenreiche beftätigt finden werden.
*
Ohne Zweifel War auch der Umfiand^
dafs die l?flanze ihre wefentlichen Theile
weniger Verbirgt , die Urfachc , warum die
Anatomie der Pflanzen weniger als die Apa-
tomie der Thiere bearbeitet wurde. Man
Kifelt fiö AUS demfelten Grunde fiir Welliger
nützlich, als die Anatomie der Thiere. Es
ift nicht inöthig, hier den Nutzen der Pflan-
zenanatomie 2iü ' beweifeti ; wir muffen, uhi
•inen Schritt weiter zur Vollendung unfer^r
Kenntniffe äu thün , den Verfüdh mit iht
machen, und wir werden dann fehen , ob die
feinere Zergliederung unfere Kennbriiffe von
den Pflanzen wefentlieh vermehrt*
Aufser dem anatomifcheti Meflet Ver-«
lan^t diefe Untierfuchung noch ein unent-»
behrliches Hülfsmittel, das zufammengefetzte
Mikroskop. Wer es verwirft, Will, um
Taufchung zu Vermeiden > gar nicht fehen;
et
-er will fich nicht bewegen , damit er nicht
fslle. Es ■ ift notliwendig, fich an ein Mi-
kroskop z,Li g;e\vohnen, weil man auch hier,
wie in der Kindheit niil blofsen Augen, fe-
hen lernen nuifs; ein Anüinger macht im-
mer Entdeckungen, welche bald verfchwin-
den. Zu itarke Vergröfserungen werden un-
deutlich ; ich habe mich in der Regel eines
Objectivglafes bedient, welches die Gegen-
wände im DurchnielTer igomal vergröfsert.
Man mufs die zarteften Schnitte, mit einem
feinen , üufserft fcharfen MelTer gemacht,
unterfuchen, und fie oft, damit fie nicht
austrocknen , mit einem Tröpfchen Walter
bedeckten. Mein Mikroskop war übrigens
ein Hoffmannifches mit Techs Linfen,
Eine "Abbildung der Gegenflände wird
Äurchaus erfordert, aber fie darf nicht deut-
licher nicht gröfser feyn , als man den Ge-
genftand wirklich gefehen bat. Die Deut-
lichkeit , die Gröfse mancher Abbildungen
bringt eine falfche Anficht hervor, von der
man fich nicht bcfreycn kann , wenn man
die Sache felbft nachfuchen will.
Aufser det Zcrfchneidung' und Darle-
guiig liefert die Chemie noch manche Mit-
tel y die Gegenitände zu erkennen. Sie zeigt
uns innere Vcrfchiedenheiten, wo keine äu-
fsere , oder diefe nur undeutlich vorhanden
find, und man darf ihre Hülfe nicht ver-
fchmähen. Kurz alle Mittel, zu feinen Un-
terfcheidungen zu gelangen, find in der Ana-
tomie der Pflanzen anzuwenden.
i
Anatomie der Pflanzen ifi: alfo Uhterfu-
chung der feinern Theile^ woraus die grö-
f^em Theile , oder vielmehr die Glieder be-
fiehen. Wir* betrachten die letztere nur in
Hiickfichtauf die feinem Theile, Es gehört
zur allgemeinen Pflanzenkunde, fie nach ih-
ren Verfchiedenheiten z:u bezeichnen. Doch
würde die allgemeine Botanik einfacher und
beitimmter werden, wenn fie die mannich-
faltigen Formenbefiimmungcn, oder die
Kunßwötter, welche auf alle Naturkörper
fuizuwenden find ^ auch der allgemeinen 1^*
turkunde überliefst*
m
Die Phyfioiogie der Pflanzen kann ih-.
Ire GrUndfätze niuf von Aet allgenieinen Phy-
fiolo-
' t
:u:.
fiologie der organifchen Körper hernehmen.
Sie ift daher nur eine angewendete, befon-
ders auf das , was die Anatomie dargeftellt
hat, angewendete Lehre, und liann alfo von
ihr nicht rein und fchneidend getrennt wer-
den. Es ift gut, die Grenzen der WilTen-
fehaften fcharf zu ziehen, aber es ift auch
gut, fie da mit einander zu verknüpfen, wo
fie einander Hülfe leiften Können.
Ich bin überall den Weg der Erfahrung
gegangen; wenigftens ]iabe ich micli bemüht,
iibei'all Beobachtung und Verfuch zu Rath zu
ziehen. DIcfes Verfahren ift fchwer, und
ith werde daher, wenn ich mich irre, Ent-
fehuldigung hofftn dürfen. Die Speculation,
welche alles auf eine Einheit bringen will,
hat ihren , Werth zur Erfindung der Gefetze
und Tiegeln , aber fie hat ihn auch nur, wenw
fie auf die Einheit zurückfuhren will, nicht,
Wenn fie die Gegenftände ans ihr hervorge-
hen. Infst. Sie liefert uns im letztern Falle
nur allgemeine Bezieh iingen, gbetflächliche
Bercliauiingen, welclie nie die unerfchöpiliche
Fülle der Wirklichheit erreichen. Sie zeich-
net uns Hieroglyphen ftatt der wirklichen
Welt
o
Welt, Meine Meinung darüber habe ich 'in
xneiner Schrift über Naturphilofophie geäufsert.
\.
Die Phyfik, da, wo fie fich mit den todten
Körpern beschäftigt, und fie als folche, blof^
in Rückficht auf den Raum, worin fie fich
gegen einander befinden, abhandelt, geht t^i-i
aaen eingefchränkten , aber fiebern Weg. So-
bald aber von einem lebenden Körper di^ Re-
de ift, vergleichen wir ihn mit unferm eige-
nen lebendigen Innern, und dann erfcheint
Vnter manchen andern Befiimmungen ,. die
Willkür. Wie werden wir folche vermeiden,
tüBCL zu feßen Beltimmungen zu ' gelangen?
Ich fehe Theorien vor mir, die von einei:
\uizeitigen Speculation geboren, die Wilftür,
in eine Spielerey mit Trieben oder Kräften
verwandelt, zur Norm der Erklärungen
9^fichten. Aber welche von unfern innem
Beftimmungen , denn von diefen kann nur al^
lo Theorie der lebenden Körper ausgehen,
Xbllen wir. durch die weite Entfernung bis
ins Pflanzenreich übertragen? Es läfst fich
hier nichts vorher fcßfet^en; es wird erft
darauf ankommen , auf welcher Stuffe der
Organifatipn die Pflanzen fiehen, und in wel*
chcm
chen^ Bezirke der Natur ihr Reich liegt. Wir
können jetzt keinen andern Grundfatz auf-
ftellcn, als dafs wir von ünferm Innern aus-
gehen , und durch Verfuche das Anwendli-
phe auf die Vegetabilien ^usforfcheji müflen.
Wir nehmen die Pflanzen nach dem ge-»
wohnlichen ßprachgebrauche^ fö; wie fie Linne,
oder |uffieu, oder Willdeno^v zuffimmenge-
ßcllt haben. Was Anatomie und Phyfiologie
zu einer fchärfern Bcßimmjing des BegriflF$
von Pflanzen bejrtrag^n, mufjj erft di© Folge
lehren.
£rfter
I
i .1- .
I
I
I /
Vöö den feinern Theilen der PÜ^nse,
E^ftct Kapitel
Von dem Zellgewebe,
Vxst^V den feinern Theil^i\ der pflanzte
Ye^dif^t das Zellgewebe zuerlt betrachtet zu
^erdfn, Es flaacht den gröfsten Theil der
Pftanze aus, es ift air^ (iHgenieinße^ Yerbrei-
tex , \ind befindet fich in fehr vielen Gewächr
|en. denen die Gefäfse durchc^us feblen.
W^gen feiner* (Jröfse inul^te es bald der^
geQb^chtern bel^a^nt werden. Theophralt
mm\\^ e§4ft5 Fleiftli de? Pflanzen *), ^ber giebt
l^ei-
*) TheapliTaftl ErcfiJ ^e IfißQriai pUntarnm
fftl. L. i. c, 4.
Isfine andere Kennzeichen davon an, als dah
es lieh nach allen RicUliingen theilen lalTe.
Die fpätem Sclinitfi eller vor der Anwendimg
der Vergrörsermigsglal'er haben >venig darü-
ber; fie gedenhen deffelben nur in den WaF-
ferpflanzen und andern, wO es befondera
grofs ilt. Malpighi *) und Grew ♦*) lietlen
es zuerft deritlicli und ver^rölsert vor; jener
nennt die Zellen gewöhnlich viiriculos. Aber
den Baft rechnet er noch nicht zum Zellge-
webe, fondern die langen Gefafse deffelhen zu
vaßs fibrolis, worin ihm auch die nieijten
Schriftfteller bis auf die ncueftcn Zeiten ge-
folgt. ToiirTiefort ***) witfstc doch fchori,
dafs die Fiebern in den Pflanzen aus Zellen
beliehen. G. R Böhmer f) behauptet in einer
befondem über das Zellgewebe gefchriebenen
Abhandlung, das Zellgewebe linde Reh nicht
nllein um die Gefäfse , fondein auch in den-
fclben, und erfülle die Höhlungen derfelben,
fn lange die I'Han/.e lebe, wie ein Schwamm,
■vcrfchwinde aber und lege lieh an die Seiten
der-
'■ Marcelli Malj^ighi Oper
fot. Anaiome planiarum.
omnia Lond, idgS«
r +)
•) The Anaiomy of V'egetables begun by Neh.
Grcw LoiKl. 1671. la. und Tlie Anatomj- of
ptauts by Neh Grew Land, 1633 fol. Beide
«bf^fetit in MiTcLDan Acadcm. Nutiirae Cu-
rTloforum Dec. i. Ana. VIII. AppeMd. und Ann,
^X, Append.
**f) Memoires de l'Academie de« Sciences a P«ris
(692. p. 161.
-f) G. R. Ebhmeri DifT. de Vegetsbiliom cellnl«-
fo contexiu. Vitcberg. IJ5$> t*
derXelben , fo bald die Pflanze verwelke.
Aehnliche fonderbare Mcliiuiigeu hat Lud-
wig*), luid durch ihn lind dergleichen Sä-
tze in viele Schiiiten gelfommeii. Molden-
hauer lehrt l'chon in einer J'ehr fchützbtiren
Abhandhing **), dafs die fibrÖTen Gefafde aus
den Zellen des Zcllpewebes beJtehen. Unge-
achtet Hedwig der hbiöfcn Gefäfse nicht ge-
denkt , fo redet er docli von zur^icKfüJiren-
den ***) und lympliiitiichen (^vafa exhalantia)
Gefäfscn f), welche ebenfalls nur zum Zellge-
■webe gehören. Aber vorzüglich hat in neaern
Reiten Sprengel ff) gezeigt, dafs diefe und
andere GefäTse nicht für lich beftehen , dafs
Spiralgefäfse und Zellengewebe das ganze Ge-
wehr der Pflai\zicn bilden , und dafs diefes
Zellengewebe zu den wichtiglten Theilen der
Pflanze zu zählen fey. Andere befondere Bp-
merkungen der Schrififteller über diefen Ge-
gcnftand werden in der Folge vorkommen.
5.2.
•) C. G. Ludwig Inßitulion« Regnl Vageubi-
Us Ed. alt. Lipf. ij5j 8- P. a- c. e.
*•■) DifT. ae Vali« plantaTum def. Pf. H. D Mol-
deiihatienis. Ttaj ad Viiät. »779.4. 0.5-
••*) De fibrae vegeiahjlis et animalis ortu. Sect,
1. Aut. 1. H Hedwig, Lipr. J791. p. sj auch
f, Hedwigii Species Mufcorniu frondoforuin
Lipf iRoi 4» P- 335-
I) Saon:i)lun^ Teiuer zerftreuten AbhanillungeR
und Beobachtnngeii Lsipi. 1793. ß. Tbl. I. S.-
u6. Spcc Miifc. frond. p. 334.
f-j") Anfctung «ur Kenntnirs der Gewäcbfe Ton
A. Spnngel Halle i8os. 1 h. i, S. 88.
Das Zellgewebe (contextiis cellulofu;
tela ccllulofa) befteliC aus himligeii Zellen
welche von einer cylindrifclieh oder pris'
jnatifchen feiten fphiirifclien GeÜalt und ge-
wöhnlich neben einander gereihet find.
Die meillen Schrift/leller glauben, dafg
eine oflcne Co"iniunicalion. zwifchen den
Zellen Statt finde, dnmit der Saft aus einer
Zelle in die andere übergehen l;önne, Bem-
liardi längnct zuerfi belüiunit alle Geniein-
fchaft zwifchen den Zellen, ausgenommen
die, welche durch unhchtbare Poren hervor?
gebracht werde *_). Diefe Behauptmig fchelnt
piir fehr gegründet. ^Venn ich abgefcluiit-
tene Zweige in gefärbte Flitflighciten geflellt
halte, fo beuierlste ich doch nie einen Ueber-
gang der Flüffigl^eit aus einer Zelle in die an-
dere , und nur da drang die Flüßiglieit ein,
wo die Wände der Zellen durrh einen ZufaU
zerrifTen *arcn, oder wo fich jene aus deij
Spiralficfiifsen ergo/Ten hatte. Eben dj'efes
befiätigt fiuch Treviranua **_). Nicht feilen
liemerht Juan an Pflanzen mit rothen Fleckeii
öder Streifen einzelne Zellen mit dem rothen
ßafte gefüllt, und rings umher von andcr^i
Hngefärhlen umaeben. Einen Fall diefer Art
*■) I. F. BeTiiharfn'B Beobachtungen über Pfian-
zengefäftic nnd eine neue Art derfelben, Erfurt»
igo5. 8 S. 74,
••■) C. L. Trpvirenits Vom hivrendlgen Bau d"
.^ewitcble. Üölling. 13.16. ö. S. i6. -
J
IS
an einem Schnitte durch den Stamm der Ly-
üniachia thyrfitlora, der Länge nach gemacht,
fteÜt Fig. 1. b vor. Offenbar l^önnte diefes
nichl Stall finden, wenn nicht jede Zelle von
der andern getrennt ohne Gemeinfchaft mit
den ührigen wiire. Nirgends bemerkt mai^,"
deutliche Unterbrechunpen der Wände, Oeff-
nnngen, Canäle u. dergl., befonders heht man
zwifchen den rothgefhrbten Zellen die nnge-
ßirhlen Zwifchenwände überall ohne Unter-
brechung, F. 1. a.
I
BrifTeau Mirhel *), ein neuer Beobachter,
tehauptel deutliche OeÜnungen , als runde
Löcher in den "Wänden der Zelljen gefehen
KU haben. Kein anderer Beobachter bellätigt
diefes. Sprengel (ä. o. O. S. gg.) glaubt, er
habe Körner in den Zellen für Locher ange-
fehen, und Treviranus (a. o, 0, S. 7.) vcr-
mulhet dalTelbe. Ritdolphi **) meint auch,
es fey eine Täufchnng vorf^efallcn, und Mir-
hel habe Lufiblafcn für Lucher gehalten.
Mir fcheint es ebenfalls, ats ob er durch je- .
ne Körner , wenn lie einzeln in den Zellen
fchwinimen, verleitet worden fey, und man
l^Önnlc lieh wohl dadurch täufchen laffen,
wenn man nicht die Uebergange in folche
Zellen beobachtet, die dicht mit Körnern an-
ge-
•j HiHoira naturelle <les planies pat C. F. Brif-
feau Mirbel. Pari» Tan X. 8. T. i. p. 57.
•♦) Herr I'rnf", Rudolph! war fo gütig, die Schrift
über die Gefäffe dei PiUnien, welche mit der
1 den tieie theiUc, mir im Mfcpt, su
zahniei
1
gefüllt, ihre wnhre Natur zu deutlich zeigen.
Vun dielen l{6rnern f. unten.
Der Uebcrpang des Saft.es aus einer Zells
in die andere kann alfo nur durch unlicht-
bare Poren, als ein Durchfchwitzen gefchelien.
Man darf lieh darüber nicht Wundern; auch
im ihierifilien Körper dringen fehr häuhg
Feuchli^keilen durch jene unlichtbare Oeft-
nungen , und die altern Anatomen irrten lieh
oft, indem fie itbeiaU Kanäle und offene Wege
für FliiHigkeiten fuchten.
Da, wo die Zellen an einander ftofsen,
bemerkt man oft einen doppellen Stricli (f.
Fig. 1.}, gleichfam einen Zwil'chenrauui zwi-
fchen den Zellen. Nocli deutlicher lieht man
diafes an dem Querfchnitte durch düs Mark
YonDatura TaCula, wo ßch eine dunkle MalTe
in den Ecken befindet, und diele Zwifchen-
ramue deutlich auszeichnet, (Fig. 2). Die Fi-
bern des Zellgewebes, von welchen liuhmer,
• Ludwig und andere reden, mögen wolil diefe
Zwifchenräume feyn. Die vafa revehentia imd
exhalantia, welche Hedcwig entdeckt haben
wollte, lind unftreitig diefe Zwifchtnräumej
er drückt lieh zwar in den oben angeführten
Schriften fehr undeutlich darüber aus , aber
in feiner Hlftoria Mufcorum fiojidoforuol
nennt er iie immer beyder Erklanmg der Ku-
pfer rete vafculoruni. Die vafa exhalantia
hat fclion Sprengel fehr richtig hieher ge-
braohtf
I
bracht, aber er glaubt, die doppelte Scheide*
wand, wodurch dem Anfcheine nach ein Ge-
fäls entfteht!, fey nur eine Täufchung; man
lehe den untern Rand durch das durchlichtige
Gewebe, und fetze diefen neljen dem obern
(a. o. O; S. 120). Auch Mayer führt diefe
Zwifchenräume als Getafse auf*), und nennt
lie vafa ttilae cellulofae. Am beltiniuiterten
redet von ihnen Treviranus (a. a. 0. S. 9-17.
f. auch T. 1. Fig. 1), er glaubt, Iio enütehen
aus den Inl^tken, welche die Zellen lalTen,
indem Tic (ich, da iie früher Körner ^va^en,
ausdehnen und einander nähern , es fcheint
fogar , als ob er allen Saft in dem Zellgewebe
in diefe Lüchen verfetze (5. 10. 11). Nach
diefer Theorie müfsten die Scheidewände der
Zellen überall doppelt feyn-
Die Scheidewände zwifchen den Zellen
habe ich lange felbfi für doppelt gehalten , weil
die Ränder es w^aren , aber genauere Unter-
fuchiingen zeigen mir doch heine doppelte
Membran , auch nicht wenn die Zellen trochen
oder gefault w^arcn. Offenbar bilden die Rän-
der der Zellen Kanäle, welche icli Zellengänga
(ductus celluhires) nennen werde. Die dop-
pelte Membran an den Rändern ift heine TÜu-
fchung; man darf nur einen fchiefen Quer-
fchnitt machen, um die untern Ränder niit
ihren Kanälen deutlich gewahr zu werden.
Flg. 3 fiellt eine Reihe von Wänden des Zell-
L
•j Surles vaiffeauX (t. ^ihntEiinMennoir. del'Acad,
Roy. d. Scienc, a Berlin 1^38. et »ZS9. P- 5^-
geWebeS a\is Cacaliii ficoides fo fchief Ängere-
Sen vor, wo man die ober» und uniern Rän-
der erkennt, nebft der Membran, welche lie
vereinigt. Die letzlere ilt oft ungemein zart
und duTchlichtig, fo dafs man Heim frifchen.
Zufiaiide kaum fieht, aber beym Trocknen
erhält fie Runzeln oder Falten, und läfst lieh
dann bequem betrachten. Nicht alle Pflan-
zen haben Zellengaiige, fie fehlenden Liche-
nen, den Pilzen und vielen Algen.
Die verfcliiedenen Arten des Zellgewebes
find folgende :
I. Begeltnäfstges Zellgewebe. DieZellen
liegen .\He in Reilien neben einander geordnet
und find Celbft gerade. Diere Reihen wech-
feln l'aft immer mit einander, lo dafsdieQuer-
wände der Zellen in zwey zufammenliegen-
den Reilien nie nuf einander trefCeu (i'ig. i)-
Es fcheint, als ob diefe regelmäfsige Verlhei-
lung Von der Verbinduns der Zellengänge ab-
hänge, liiid dafs man diefe als das Getippe
anfehen könne , welches durcb zarte Haute
verbunden ift.
Gewülnilich lind die Zellen cylindrifch;
durch den Druck aufeinander, wenn lie von
Saft fuotzen, werden fie fünf- bis fechsecliig,
oder auch konifch, fafsförmig (Fi^'. i), lei-
ten lieht man lie kugelförmig. Bald macht
die Grundfläche mit, den Seitenflächen einen
rech-
i
i
reclilen, bald einen fcliiefen Winlicl. Diöl
Reihen liegen gewöhnlich nach Jer Lange"
des Theils (f"ig- i), zu\veilen aber in die
Quere (Fig. 48) Cmaiieif'urniif;es Zellgewebe
nach Bernhardi *), doch entlteht diefe Lage
eilt mit dem Alter durch die Axisdehnung der
innem Theile, wie wir in der Folge lehen
werden. Wenn die Zellen durchaus gleiche
Diiuenfionen haben, fo läfst lieh die Rich-
tung der Reihen l'chwer angeben. Das tegel*
mai'sige Zellgewebe ilt wiederum:
A. Einfaches Zellgewebe. Die Wände det
Zellen find nicht aus andern Zellen zufam*
in enge fetzt.
1. Das Parenchyin, das laxe oder löchert
Zellgewebe , fparenchyma, contexlus cellulo-'
fus laxus). Es befteht aus weiten Zellen; die
Grundßäche macht faß immer mit den Seiten-
flächen einen rechten 'Winliel. (Fig. i u. a).
Man erkennt es fehr leicht, und alle Schrift-*
fteller haben es hieher gerechnet. BefonderS
Endet es lieh in der Rinde und dem Markd
der Stämme.
fl. Ger Bofit dasßbrofe, ßrajfe , flricti
ZeVgeivebe , (liber, contextus celliilofus fibro-
fus, ftrictus). F.s giebt Zellgewebe mit fehr
langen engen, aber noch deutlichen Zellen,
befondera findet iich diefeS in den Staubßiden,
dem
*) I. F. Bernhardi's Mandtmch der fiotaniii. Ef'
iu» 1304. £rll, Tb. S. tsD,
dem. Träfrer des PifliUs und iilnilichen Thei-
len. Allein die Siructiir des Baltes , oder des
fafrij^en Gewebes in der Innern Rinde, in dem
Holze, in den Nerven der Blätter ift fehr
fchwer zu erkennen. Man nmfs Stellen aiif-
fiichen, wo djefer Eaft weniger ziiianimen-
gedriiiigt iJt, oder, wo er in andere Thcile.
übergeht, und dadurch feine Bel'clia&nheit
deutliclii;r zu erkennen giebl. Dieles iit des:
F;ill in der Wurzel. Ein ächnilt der Länge,
nacii aus der innern Ilinde der Wurzel von
Borrago oiHcinalis zeigt diefes deutlich, Fig. 4,.
Der gediängte Bali bey a, an welchem we-
inig zu erlteuuen ilt, erweitert fich gegen b
immer mehr; er bildet Ichniale,, längliclie,
endlich aber rundliche Zellen , an deren Rin-
dern die Zellengänfps hinlaul'en , um das Nutz-
wtfrli zu'bildeii, deli'en Mafchen, mit zarten,
IMeinuraneii überzogen , ejgentlii;h die Zel^
l Ifcn machen, Bey diefcm Uubergange erfchei-
I neu die Zellen weniger regelraäl'sie; , als ge-
L wühnlicii, lind immer machen die Griuid-
Hflächen mit den Seilen flächen fchiefe Wiukd,.
Koi't fo fcliief'e Winkel, dafs die Grundflächen
B^ganz wegfallen , und die Zelle eine Ipitz-
\ ovale oder rphäril'che Gcltrtlt erhalt. Ver-
gleicht man liiemit den fehr gedrängten Bali
eines Baumes oder einer andern Pilaiize. z.B.
den äufaerlt dirhten Bali in der innern Rilide
des Hanfes Fig, 5, bemerkt man, wie die
Fafern dfiiFelben lieh fchief wie bey a, einan-
der legen , fo \vird man nicht mehr zweifeln,
dafs der Bali zum Zellgewebe zu rechnen fey.
Et befteliL aus aufserli fciimalea und engen
B Zel-
1
^
Zellen , fo dafs die Zellengänge eine wiciifig^
Rolle darin fpielen , ja in gewilTer Rüciilicht
ein Netz von Gefafsen bilden miilTen. Spren-
gel (a. a. O. S. 1,30) hat den Balt zuedt fehr
richtig zu dem Zellgewebe gerechnet, nur
glaube ich, dafs diefe Form des Zellgewebes
in der frühen Jugend fchon vorhanden ley,
und lieh nicht erfi tpäter entwickele. Auch
Mirbel fagt (a. a. 0. S. 70), dafs die petita
tubes oder libres der FHanzen aus Kleinen
Zeilen befiehen.
Die Blattfchuppen (firigae) der FamiKrau-
Mr, der Stamm der jMoofe u. f. w. haben
ähnliche, längliche, faü fpitzovalc, nber nicht
fo enge und alfo viel deutlichere Zellen, da-
bey lind die Zellengänge fchön braun gefärbt
und bilden ein Nelz. von Kanälen , denen
man bcy der erllen Unterfuchung den Na-
men der Gefiifse nicht verfngt. Ueberhaupt
lind die Moofe, Lebernioofe und Farmkräu-
ter zu den vollkoninienrn Pflanzen zu rech-
nen; ihr Zellgewi.be hat die regclmafsige
Form , wie in den übrigen phaneroganiifchen
Gcwächfen.
Das Geföfsbündel in dem Stamme der
Furrnkräuter ift von einem braunen Zellge-
webe umgeben, welches Sprengel (a. a. O.
Th. 3. S. 353 zuerft bemerkt hat. Er halt e&
für eine befondere braune Haut, Bemhardi
erinnert, es fey Zellsewebe. Ich finde eben-
falls mehrere ziemlich weite neben einander
liegende lange Zellen , mit feltenen Querwän-
den,
— o -^ 19
den, f. Fig. i6.c. Da diefe Zellen keine ab-
gefonderte Griindflijclie zeigen, fondern die
SeitenwUnde ficli nur fchief an einander le-
gen, fo rechne ich diefes Zellgewebe zu dem
BaTn Ueberditifs begleitet es auch die üe*
fafsbündel.
Der Bafi ift häufig in der innern Rinde
und dem Holze; er begleitet die Gefiifse bey-
nahe durcli die ganze Pflanze, und dringt auf
■^iefe Art in die Nerven der Blätter, der Blü-
•thentheile und der Frucht.
B. Zufammerigefetztes Zellgewebe. Die
Wände der grulsern ZeUt-n beltelien wieder-
um aus kleinem Zellen. In den WalTerpflan-
zen ift öiefer Bau felir gemein. Unterfucht
man eine Wand der äufseift grofscn Zellen
in Sparganiiun ercctum , Cypcnis Papyru.^,
Nymphaea u. dgl. , l'o lieht man üe wiederum
aus andern Zellen zul'a in m engefetzt. Ein
rililcU von dem Querfcliniue des Blattftiels
von r«iyniphaea lute.i mit folchen Zellen, Itellt
Fig. 40 vor. In dem Stamme von Ceralophyl-
lumdemevfum liehen die grofsen Zellen re-
fjelmafsig um den Gefäfsbiindel in der Mitte.
Zuweilen zerreifsen die ■\Viinde diefer Zellen,
um Lücken zu bilden, und dann entliehen
Itrahlenförmige und andere fonderbare Figu-
ren von den zurückgebliebenen Stücken, wie
ich lie oft in dem Stamme von Scirpus pa-
lufiris imd andern beobachtet habe. Trevi-
ranus (a. a. 0. S. /f. T. 1. F. 2) erwiiknt die-
fer Figuren, Schreibt ilmen aber einen andern
B 3 Ur-
I
Utlprung zu. Nicht allein in den WalTer-
pAanzen , fonderii auch in vielen andern Hn-
det man folche zufammcn gefetzte Zellen. Kin
fehr zierliclies Beylpiel aus den Blumenblät-
tern, von Cynogloirudi Unlfoliuni Eelit man
Fig. 6, fo wie ein anderes aus der Kapfei von
Anagallis coerulea Fig. 71, Ueberhaupt ift
diefes zufamnienfiefetzte Zellgewebe nicht fei-
ten , auch bemerkt man viele Uebergange iswi-
fchen demfelben U7id dem einfachen Zeilf^e-
webe, wo grofse und kleine Zellen mit ein-
ander vermengt ilnd.
F.ine befondere Betrachttmg verdient:
II. Das unregelmüfsige oder anomale' Zell^t-
ivebe. Es ilt von grofser Mannichfaltigkeit,
und man mufs auf die Pflanzen , worin es
vorkommt, und w^eldie dadurch als eine grofse
natürliche KlaJTe bezeichnet werden , befon-
ders Kückficht nehmen. Man unlerfclieidet
an diefen Gew.ichfen üufseilich nur Frucht-
behalter (fporangia) und den übrigen unter-
itützenden Körper (thallus).
Die Licheuen (L.iciienes') haben entweder ei-
nen kruftenarttgen oder blattartigen thallus.
Die Krulte ilt ganz und gar aus runden Bläs-
chen oder Zellen von fehr verfchiedener Grofse
unordentlich zu fammen gehäuft. Es fehlen die- ,
fen Zellen die oben befchriebenen Zellengänge,
auch liegen fie nie in abwechfelnden Reihen.
Die befondcrn Geltalten diefer Bläschen , das
Auffpringen derfslben, die Flocken, woran
fie hängen follen, und andere Angaben eini-
ger SchrifLltcller hube ich nie beobachten ton-
nen. Ein Stitckclien der KniCte von Lecidea
parafema, f. Fig. 7. An den blatlartioen Li-
dienen hat die äufseie Haut einen ganz ähn-
lichen Bau (Fig. 8). das Innere hingegen ifi
ein Gewebe zufaniniengefilzter Faftrn. Ein-
zeln beLrachtet erTcheinen dief« Fafern durch-
fichiig, hohl, ja zuweilen mit Zwifchenwan-
den verleben. Am deutlichflen bemerkte ich
diefe an den Fafern in den Sporangian der
• Pellidca canina Fig. 9. Will man Analogien
auffiicJien , fo würde ich das fafrige Gewebe
der I.iclienen mit dem Bafle der vollKomme-
nen Pflanzen vergleichen. Oft findet man
in den Blliechen eine körnige, grüne oder an-
ders gefärbte, zuweilen auch pulverige Ma-
terie, die man wohl, wenn fie in den Spo-
»riingien vorkommt, für Samen hielt, 7.. ü.
jn Sphnerophoriis, Gyrophora u. f. w. Aber
der Samen aller Lichenen liegt in Samenzel*
len (tlLCcae).
Merkwürdig lind die feinen, durchfich-
tigen Körner, welche man auf der Oberfläche
entweder überall verbreitet, oder an beftimm-
ten Stellen angeliäuft, ferner auch in dem In-
nern zwifchen den Fafern oder Bläseben zcr-
fireuet findet. Dnfs die Körner an der Ober-
fläche und im Innern einerley find, zeigt be-
fonders die Sticta aurata. Das Innere diefes
Ge%vächres hat nämlich eine fcliöne gelbe Far-
be , die aber, bey einer aufinerkfamen Unter-
fiichung, blofs von gelben Körnern lierrührt^
wel.
welche zwifchen dem weifsen fiifrigen Gewebe
in Mengis verbreitet liejien , (f. Fig. jo), und
eben eine Iblche Farbe liat das Piilver auf der
Oberfliiche, auch il't die Grölse und Geltalt der
Körner völlig einerley. Hedewig hielt dicfes
Fniver für den nciciilichen Elumenliaub, aber
dagöf^en fpiiciit die Vfibitiilung durch den
ganzen thaliui. Zum StarKinelil uder Schleim
ikann man diufes Pulver aucii nicht rechnen,
w.iil es nicht in hcifsem W^IFer auf^elöfst
wird. Irh halte diefis Kütner mit Sprengel
für Gemmen (a, a. O. T h. 3. S. 323J, oder für
Zellen, welche das Vermögen haben, andere
hervorzubringen, und linde den Naiucn Heim-
pulrer (Gonidium) fehr pallend.
Die Algen TAlgae) unterfcIiL-iden fich felir
von den vorigen GewiiclUen. Eineti befun-
den^ Bau haben die Arten der Gattung Fu-
cus Linn. Zerfclineidet man den thalluis , wo
er am dicklten iit, fo bemerkt man darin fehr
deulliche, aber gleichfam gallertartige Faden^
in einer aufserlt verlV-liiedeiifn, l'ogar in dem-
felben Gewäclilc uianniclifaltigen und verwi-
ckelten Richtung, Da, wo diefe Verwicke-
lungen Zwifchenrüiinie lalTcn, find ?,arte Mem-
branen nusgefpannt, die fehr oft eine körni-
ge, nioiltens braune M.iteric entliaiten. Rin
Stiicli von dem I-iängsfclinitte durch den thai-
liia des Fucus veliculofus Üellt Fig. n vor.
nie iiiirsprc Haut diefer Tangarten fcbqint
de(itltche Zellen beyni erften Anblicke zu ha-
ben, in welchen eben diefclbe hüriiige, braune
MalLrl* Ucjit, von der die braune Farbe des
ganzen Gevrächf«» ohne Zweifel herrührt. Ei-
nige Sphaerococci Stachh. mit fchönen rothen
und zarten blattardgen Zweigen zeichnen fich
aber durch viel gioi'scre netzförmige, befon-
dere Zellen aus , wie das Beyfpiel aus einer
neuen povtugielirchcn Art l'ig;. ic lehrt, und
man Uonuut bald auf den Gedanken, dafs es
«igentiich die Fäden find, welche durch ihre
regelmäfsige Verfchlingung Lücken lalTen,
"worin ausgefpannle Membranen das zellen-^
artige Gewebe bilden. Diefe Vermuthung er-
hebt lieh beynahe zur Gewifsheit, wenn man
die t'ebergange aus dein dichten fadigen Ge-
.webe in das löchere iiet7.fnrmige, wie fie oft
in einer und devfelben Pilanze vorJvouimen,
erwägt. Houinit vs auch hier darauf an, der
Ueberllcht wegen, Analogen zu ünden, fo
möchte ich dinfe Fäden mit den Zellengängen
^■crgleichen, die nur von den Zwifchenwitnden
mehr abgefondcrt und oft ohne diefelben lind.
Reimpiilver findet lieh in den Arten von Fu-
cus Linn. nicht. «
Die Gattimg Ccramium Roth (mit Aus-
nahme von Sphaerococciis Stackh. und Ecto-
fpcrma Vauch.) gleiclit Fucus, was die kör-
a, braune ^laterie betrifft, aber man be-
merkt keine Fäden darin.' Einige Palmariae.
Icheinen ein wrthriiafles bläschpn artiges Ge-
vcbe, wie.die iiicheoen,', zu enthalten.
Die GTwdIage der übrigen Algen ifi eine
.AJembran;,, qip fcjileiuiai-tig,, ,ofc gallertartig^,
aber nie in 'Wairer ,*utlöfi}i|(^h , wie Sohleiiu,
uncl'
fi4 — o —
imä G^illei-te. Oft Ift die Membran gegliedert
durch einfache Zwifchenwiinde (Polyfpernia,
Prolifera V.iuch.), zuweilen durch doppelte
(Conju^ata). Man hunnte folche Glieder mit
Zellen vergleichen, und Hydrodiclyon liellc
folche Zfillen deutlich Aar. Einzelne kleine,
durchlichtige Körner , ohne Zweifel Keimpul-
ver, lieht mün häufig in diefen Gewächfenj
die Giiltünnen B-ilrnchofpernium , Rivularia,
Noftos find fait ganz und gnr aus folcheu liör-
iiprn zurammengehauft, F,in griiner oder brau-
ner tzleichförniiger Farbt-Üoff färbt den ganzen
thallus,
Viel gleicliförmigef, den Liclienen ähn-
licher, iii: der Dan der Pilze. Ihr Gewebe
befieht bfym eriten Blicke aus Fafcrn ; diefe
Fafern find feiten gerade, fonderti liin und
her gcliogen und verwickelt. Man erkennt
fie bald Hir Zellen, und niciit gar leiten fin-
det man ZwirclienMiinde in ilmen , wie die
F.^fern Fig. 15 ans dem Hute des Agüricus
hfidins zeijren , nie aher /.tdleti gange. Kurz
und weit lieht hian diefe Zellen nufder Ober-
flüchc der Copr nornni, in den Fäden derRö^
fteH.T u. f w. F.in7.elne Fafern bilden das Ca-
pilliiinm der Gatttinj^en Trichia, Stenioni-
ria n. f. w., in die kleinen MiiVolTS', /tlpei-^"
gilli 11. f. tt'i 'halben einen ihällus 'J»us folchfln
einzelnen' 'TdKru', äie drn'Hasrijn' diu- veH-
Jionmipncn Pflanzen fehr gleichen, ganz zu-
fanjiiifngePrtzt. /wifchen diefewftfn'pen Ge-
wrb'e' Ticapn- liii^r uind da ein/ein« und zufam-
mcitcchaulU', ■bal'd'gro'Ht.'biiltl kleinere vul-
lig diirchfichLi^e Körner oder Cläsclien z»sr-
Jtreuet. und zwar faft in allen Tlieilen des
Pilzes , oln«; an einen bel'ondi'fä gebunden zu
feyii. Aus dem Slitle von Ag,ürjcus (Onipha-
]i;i) gibbus habe icli lie Fig. 14. b. vorgeli^.llt.
Sie find für Keim[Jiilver zu grofi, airli löfen
iie fich nichL in lieifsem Wniri;r auf, pJiöron
.lifo nicht 7.nm. Siiirkmehl. Kinif^e weiiige
Pil?;e bei'tthen ganz und gar aus i'olciien
BlÜschen von verfchiedener (iroisc, z. ß. die
Agarici HuITiilae, die Gatiung Piiallus und ei-
nige Vtzixiie. F.ine Probe ans dem Hute der
KulTiiia depallens gicbt l'ig. 13.
^Vir haben alfo in den unvoUlsomme-
nen Pflafizen: o) das blufenföniiige Gewebe
(contextiis veKculofus) in den Kruilen und in
der äufsern Haut der Lichenen, in vielen Pil-
zen zerltretiet oder fo geliiiiift, daTs es den
ganzen Korjer diefer GewäcUTe ausmacht. Rs
iit dem Parenchym analog, doch fehlt die
Anreihung, die Zdlcniiänge Und nichl vor-
Iianden , jede Zelle hal mit der anliegenden
l-.eine Membran ijefuein. b) Das fajnge Gewc
he (contextus .locccfus), in dem Innern der
J^ichenen , und in den Pilzen, deren Grund-
lage es bildet. Es ilt dem Baft analog, doch
fehlen die Z.dien^dnge , und die Zellen Hnd
von einander getrennt, c) Das Jadis,e (jewe-
fce (^contexlus htamentofus^ in den Tangarten.
Ks ift den Zellengängen analog, fcliUefst
audi eben '^a Zellenein, doch ilt es mehr
von ihnen abgclondert. d} das häutige Ge-
t^ibe (ooiitextus membranofus^ in den Con-
"'■I " fec
\
s6 _ o —
ferven , dcITen feinem Structur wir vielli
nur nicht kennen, wenn man fich hier nichl
einzelnevergröfserte Zellen denken will, wor
aus das Ganze befleht. Hiezii liommen noch
die Kümcr, (das KeinipiilveiJ, welche in den
Lichenen und den Conferven übeniU zerJtreut
liegen » in Batrachospennum und den ver-
wandten Pflanzen äufserfi: gehäuft find, lie-
ber die Structur und die Fructification der
unvollkommenen Gewaciife mufs ich auf ei-
ne bald erfcheinende Abhandlung in Schra-
ders loumal für die Botanik verweifen.
S. 6.
Diefes betraf die äufsere Form des Zell,
gewebes, oder die extenfiven Kennzeichen.
Die libiigen Eigenfchaften , die intenfiven
Kennzeichen und fchwer zu beftimmen, weil
das eigentliche Gewebe , die Membran der
Zellen durch andere Stoffe, welche lieh in
ihnen befinden, entftellt wird. Ueberhaupt
ift die Farbe des Zellgewebes weifs ; alle an-
dern Farben riihien von jenen fremden Ue-
berzügen her. Nur eine Ausn?ihme ift mir
bekaiinr; das braune Zellgewebe um die Ge-
fafsbiindel in den Farrnkräutem , von wel-
chen fchon oben die Rede war. ■^'^"enig/tens
findet man in den jüngfien Pflanzen diefes Ge-
webe fchon völlig dunkelbraun; auch unter-
Icheidct man in den leeren Zellen keine
. Spur von einem fjefiirbtcn Safte oder einem
andern gefärbten Slofte, wodurch, wie in den
«Itern braunen Zellen der Rinde und anderer
Thei-
I
1-1
Theile, die Membran einen An/tricli erhalten
könnte. Gefchcinck und Geruch bemerkt
man an dem reinen Zellgewebe nicht.
Zur chemifchen Unterfuchung des reinen
Zellgewebes wähUe ich das Holliindeiniark,
luid zwar das im Monat lanuär von einem
vorjährigen SchuIFe gefanimeUe völlig faftleere
und rein weifsc, ungefärbte Mark. Es löfste
iich in AVairer niclit auf; durch anhaltendes
Kochen wird es weich und beynahe gallertar-
tig. ^Veingeii't wirkt ebenfalls nicht darauf.
Mit reinen Alkalien und WalTcr anhaltend ge-
kocht, bekommt es eine etwas bräunliche
Farbe, foult aberäufsern fie nicht die gering-
ile Wirkung. Schwefelfimre bringt ein Ver-
brennen hervor; das Mark bekommt eine
fcliwarze Farbe und wird ganz in Kohle ver-
■ wandelt ; ein bequemes Mittel die Menge des
Kohlenftoffs in deml'clben zu belKmmen , da
.die Kohle von der 6ch wefelfa ure in einer
jucht gar Jiohen Temperatur weder verändert
wird, noch mich die Öitiire verändert. Ich
erhielt aus loo Tli eilen an 66 Theile Kohle.
Salpeteifaure bringt nur durch anlinltendes Ko-
chen eine Zcrfetziing Iiervor, auch mufs man
dazu fal't zehnmal fo viel Saure anwenden,
aber dann bekommt man, nachdem üch alles
Salpetergas entbunden hab, in dem l\iickli.m-
■ de einen biitei-n gelben Exltractivftoff und
Korkfaure. Die Korkrinde hat ilire ausge-
zeichneten Eigcufi'hafien davon , (hifs lie aua
fehr vielen leeren Zellen beficht, wovon eine
mikrOThopifciie Unterfuchung leicht überzeu-
gen
gen haiiD. Da mm der Kork nach Bor-illon la
Grange's Verfuchen jene 8äiire vermittelft der
Sa]petcrfaure liefert, tla Hollundermark lieh
eben fo verhält, da Brugnalelli ans Tapier,
einem gleichfalls von fremden Materien ziem-
lich hefreyten Zelicnltoff ebenfalls Korkfaurc
erhielt *), fo darf man wohl fcbliefsrn, dafs
die reine Membran der Pflanzen mit Hülfe
der Salpetcrfiiure lieh in Korkfäure und jenen
biltem Extiactivflofl* verwandeln laiTe, wel-
chen alle Unterfiicher mit der Korkfaure ver-
einigt fanden. Der Name Korkitoff kann alfo
nicht mehr bleiben, weil er einen falfchen
Begriff giebt, man mufs den Stoff vielmehr
Membranen- oder Zellltoff nennen, ein belle-
rer Ausdruck als Faferltoff, indem es eine tlieo-
retifche Grille ilt, dafs auch die vegetabilifche
Membran zuletzt aus F«fem beliehen müITe.
Durch die Defiillation erlialt man ferner aus
dem HoUundermnrke eine brandige der Ben-
zorfaure einiger Mafscn ähnliche Süure, ein
brandiges Oel, aber keine Spar von Am-
ZQoniiim, auch niilit. wenn man die über-
£;egangene Säure «lit reinem fiali fättigt. Im
Feuer verbrennt der trockne Zellftoff leicht
mit Flamme, liefert aber nur äufserft wenig
Afclie; aus loo Thellen erhielt ich kaum ei-
nen Tlieil. Diefe Afche zeigte nun mit Rea-
»entien auch niclit die geringfte Spur von ei-
nem Alkali ; fie löfste (ich ptnj. in Salzfaure
auf, und war kohltänhuire Kalkerde. Aus die-
fen
•^ S v»n Mons lournal dcrChimte et phißque N,
7. Vcndeniahe. l'an. XI,
I
fen Verfuchen wird man die Beftandtlieile
und cheinifclien Eigenfchaflen der reinen
Fflanzenuiembraii ableiten^ können; hier Tol-
len fie aber vorzÜL'litli dienen , um uns die
Kennzeichen deä Zellyewcbeizu geben, damit
wr andere Htinlich gebildete Theile von Zel-
len gehörig unierfclieiden können,
§• 7-
Wie entwickelt und verändert ficli nun
diefes Zellgewebe? Sprengel glaubt, es entliehe
aus den kleinen durch liebt igen Kömern oder
Bliischen, deren man in den Saauien und* in
andern PH ünz.enl heilen eine grofsc Menge
antiiiu, (Anleit. z. Kennlnifs, der Gewäcbfe.
Tbl. i. S. S9). Treviranus billigt diefes febr
(Vom inwendigen Bau etc. S. 2), und glaubt
fogar, dafs die Specubuion audi darauf füh-
ren wei'de. Von der letzten Ifann hier heine
Redereyn, was düS erfte betrifft, fo fdicint
mir diefe Eniflehungsart der Zellen nicht
wahrfcheinlich. Man inüCste erftUch doch
einen Znlland benicrhen, wo noch nicht
die regelniafsige Anordnung der Zellen Statt
fände, wo aber doch jene ungeordnete An-
häufung der Bläschen anfienge, in eine be«
fiimrntere Vertheilung überzugehen. Aber
dergleichen ift mir in dem jungen Keime nie
vorgekommen , fondern das Zellgewebe liegt
Tchon in feiner geliörigeii Anreihung deutlich
gebildet, f. Fig. 7^. Ich fehe ferner nicht
ein , wie die Bläschen aus den umher g.'^nz
Terfchloflenen Zellen , worin £e liegoi kön-
3Ö
jien, wie fi.e durcli atidereeben fo verfchlof-
fene dringen, und vreiter gelangen können,
um den ilmen gehörigen Olt zu erreichen.
Iji den jungen Trieben der Rofen , der Ilofs-
kaßanien und anderer Pfl.mzen, welche iich
doch kiifserft fchnell entwiclseln und verlan-
gern, habe ich keine Bläschen w^ahrgenommen,
hingegen findet man fie oft fehr häufig »n den
alten Kinden, im Innern des Markes und an-
derwärt», wo eine folche Entwickelung nicht
gefeilieht. Doch jene Kömer verratheu ihr«
Natur zu deutlicii , als dafs darüber nocli
Zweifel feyn könnten, wie wir in folgenden §,
felien werden,
i
offenbar enifieht neues Zellgewebe zw^
fchen den iiltcrn Zellen. In den Zwifciien-
räumen, wo man fpäter die einfachen Zel-
lengänge ficht , bemerkt man im jugendli-
chen Zuliande dunkel gefärbte, wie aus ei-
ner 7.nfammen gedrängten Maffe gebildete Strei-
fen, die nicht feiten ein iiufserft feines Ge-
wirre von Fafern und andern kaum zu er-
kennenden Theilen entdecken laffen. Krlt in
altem Pflanzen, in dem ausgebildeten Mark«,
welches nicht mehr wächi't, foiidern bey der
Verlängerung des Stammes zerreifst und Höh-
lungen läfst , liegen die Zellen mit Ihren Gän-
gen fo einfach und deutlich vor Augen , als
ich fie Fig. 3. abgebildet habe. Man mufs
auch nicht glauben, als ob überall die ZeUen
gleich grofs iind gleichförmig gei'tellt wären,
wie in einer Honi^wage. Vielmehr find gro-
fse und kleine Zellen mit einander gemengt;
lan-
lange und fclimale fcheinen fich gleichfam .
zwifchen den gröITem hervorzudriingeii; man
. lieht das Gewebe ohngeföhr wie es Fig. 1 7.
aits dem }uiig«n Tiiebe einer Rofe vorgcitellt
ifi. Ich glaube, neue Zeliengange entHelien
zuerfi in den Zwifchenniumen und werden
nachher durch Membranen, künftige Zellen-
■wände, verbunden, bilden dann enge und
fehniale Zellen, die fich nach und nach ver-
längern und erweitern. Die Algen fcheinen
diefes zu beftätigen. Indem nun die ältere
Zelle wächft und lieh vergröfsert, hebt lie
die neuen Zcllengänge in die Höhe, und for-
mirt dadurch das "Wechfehide in den Rei-
hen, welches dem vollkommenen Zellgew«-
be eigen und characteriltifch ifi. Wo keine
Zellengänge vorhanden Jlnd, z. B, in den Li-
chenen und Pilzen entlldit die Zelle gerade
au- zwifchen den andern.
Die erfie Bildimg das Organifchen ge-
•fchieht aus dem in organifchen Behaltern
aufbewahren Flüfligen durtheine Kraft, wel-
che Blumenbach paifend Bildungstrieb ge-
nannt liat, deren Gefetze wir aber nicht ken-
nen. Der gebildete Theil wächl't, indem über-
all die feinj'ten unfichtbaren Theilclien einge-
■fchoben werden. Eben fo entwickeln fich
neue Theile in den Zwifchenriiumen der äl*
tem , und das Alte unterfcheidet fich von dem
Jungen nur in Menge und Gröfse der ein-
zelnen Theile.
'fH
lu den Zellfiii des Zdlciigewebfes finden
lieh hin und wieder jene Körner und Elas-
chen, wovon in dem Tori^tn §. die I\ede lil.
Mirbel fclicint he oft lur i'oren gehaUen in
haben *). Man trilll Üe liiiiiJig in dem Albii-
tnen derSaanienj in den lüiojlen , den AVur-
%csn , den llindtn der B;nime und in anderü
Theilen an. Beylaufig abgebildet habe ith he
ii'ig. 31; in dem Marke der LyÜniachin pinicla-
ta. 'Ich Itam bald auf die Verniuthnng, dieJTe
' Körner möchten das StärJ-inehl, Scilzjueht,
(amyluni_) der Pflanzen feyn. Ich verglicji die
Körner in dem Albuinen des Weizens niii dem
daraus bereiteten Starkmehle , nnd fand eine
grofse Uebercinflinmumi:, welche nocli jutf-
fallender und deutlicher war, als ich den ditji-
nen Schnitt einer Kartoffel mit dem luinlilich
daraus verfertigLen Stärkmehle zufamnien un-
ter ein; VergröfserungsgliiS brachte. Da das
Sliirlunehl lieh in heifseni Waffer auflöfst, fo
fjfhilztc ich mit AVaffer übergolfen die zarten
Schnitte von Rocken und ■Weizenkürnern, von
einer Kartolfelden Knollen des Gladi eins com-
mtinis, lind auch von dem Stamme des Cera-
toplivllum denierfnni, worin fich folche Kür-
ner in Menge befinden, und fall nun alle
Kinner verfcliwimden , abei' ar. deren Stelle
ein fchleimiges , gallertartiges "VVefen, w^ie es
durclt autgelöfstea Starkmelil zu enlftelieu
pflegt.
«} In feiiicriieuern Abhandlung Anrsl. du IVTnrenin
T. j. p, Qi. iß er der HeimuiiU diefcr Küiiier
näher gehomiDen.
pflegt.' Die Zellen in den Snamenivijrhern vöf-
her mit jenen Körnern überiiäuft, und un-
henhllich getuachtj waren nun lehr deutlich
zu fehen. Alle Theile und cille Pflanzen, aus
L welchen man Stärkmehl reichlicji erhält| zei-
Igen die Körner unter dem Milivoshop. Älleä
■ diefes lafst über die BelchafTenheit jener Kör-
Iner wohl nicht mehr zweilelii;
I Zur ch emirchen L'nlerfuchung 'wähltg
K ich das Stäi-kmehl von K^rtoileln, weil mart.
es fehr rein Und von allen andern Stoffeii
fi-ey bereiten Kann. Es lölsl fleh nicht in kal-
tem, wohl aber in warmem Waffer auf, uni
l macht die[es dick und Ichlcimii;; beym Ein-
l-trocttnen wird es. dann durch/icJitig und zäh;
I Die Auflufungin WnlTer wird durch den Weirt-
I geift fogleicli niedergefchlageli. ISur durcli
lanh.iltendes Kochen Uifst der Weingeift tineü.
I Eeringen Antheil auf, welcher nach dem Ver-,
(lanTljfen als eine gallertalt ige IVIaffe zurück-
bleibt, und dem aufgelöfsten Släikmelil gleiciit*;
^Die reinen Alkalien lÖfen das Stärkrtiehl
Milch in der Kälte auf, und bilden, damit einö
HiirchnchLige Gallerte. Schwefel fam-e Vci-
Brdndelt es in Kolile; aus lOo Theüen er^
BiiKlL ich 4.1 Theile Kohle. Stafhe Salpeter^
hatire wirkt fchoii in der Kalte darauf, und
pjtfst es auf, in der Hitze erhalt man, iiach-
uem da^ Salpetergas Geh gaiiz entbunden hat;
Ißauerkltenifire: Von def' ölartigeii .Subltanz,
l&c'en ,'SchceTe ct'wiihnt%, fand 'ich im Stärh-
Befiie der Karl ofielri keine. Spur *) und wahr-
r ' . fchein-
■ «.' Crelli' cirem1ftc\ieM'nkäte*rf''i^85.: B, i li S. iö^;
C :- . :.
I
*) ♦•
fchcinlich rührt es daher, weil das Stärkmehl
von Weizen nicht fo rein ift. Schwadle Säu-
ren lofen Starkmehl auf; Salpeteifäure ver-
ändert es auf eine, mannichfaltige Weife, wo-
von lamefon nur eine Art bekannt gemacht
hat*); durch die Deflillation entbindet iich
brandiges Oel und eine brandige Säure, aber
keine Spur von Ammonium.
Das Stärtmehl nähert Sich alfo in feinen
Eigenfchaften dem Gummi, dem Schleim und
dem Zucker fehr. Es dient ohne Zweifel zur
Ernährung der Pflanxen, befonders der jungen
Keime , daher findet man es auch häufig in
den Saamen , den Knollen und den gröfsem
Wurzeln. Aber es liann nicht roh zur Er-
nährung verwandt werden , weil es dann
nicht durch die Wände der Zellen zu drin-
gen vermag; es bedarf einer Auflöfung, wel-
che wir auch in den leimenden Saamen ver-
fchiedener Pflanzen , befonders der Grasarten,
deutlich wahrnehmen.
Nicht allein das Starkmehl oder Satz-
tnehl zeigt lieh in folchen Kümern, auch der
Schlevn thut diefes auf eine ganz ähnliche
Art. Als ich die Wurzel von Althaea offici-
nalis unterfuchte, fand ich die Zellen von
Kömern ganz angefüllt, und es liefs fleh nun
leicht
•) S, Schwer» Allgemeinea loamal aer Chemi«>
S.i. S.6BS.
leicht verwulheii , dafs diefe den Schleim am>
machen möchten , welcher bekanntlich in diö*
fef Wurzel fich in Menge befindet. V^ffü-
che beftätigten diefes ! Schnitte mit kslteiif
■Waffer ilbergoITeh , teigten Viel wenigem Kot*
net und mit Waller' et\va8 gekocht, verlörtit
fie folche gahz Und gat, Starkmehl erhielt ich
aus diefef Pflatize nichL Es ift alfo nicht zu
zweifeln , dafs lieh der Schleim Wetiiglten*
mancher Pflanzen in Körnern zeigei Det
Schleim nähert fich dem Slärlunehl fehl", hui?
löfsterfich fchon in kaltem Walter avt£. Durch
Weingeilt wird er au3 dem WnlTer niedefge''
fchlagenj beym anhaltenden Kochen löfstabet
der Wein«;eii"t auch, doch einen geKngen An-
thell, auf. Die Alkalien löfen ihn rafch auf,
eben fo Verdünnte Säuren) Salpererfäure Er-
zeugt daraus auf die gewöhnliche Weife
Sauerkleefäure. Bey der Deftillation giebt et
ein brandiges Oel, eine brandige Säure utid
kein Ammonium«
Ed ift fehf wahrfcheinlich, dafä def
Schleim 'wie das Scärkmeh! zur Emähturlg
der Pflanzen diene , und dafs fich daher ei-
ner Von diefen beiden Stoffen, wohl Jn dert
Üieiften Pflanzen finde. Aber der Schleim ift
gewifsVon Verfchiedener Artj es giebrSchleim,
■Welcher fich auf keine Weife iil folchen Kör-
nern findet, wovon ich nur den Schleim des
Quittenfaaniens und der Saamen von Planta-»
go Pfyllium aU Eeyfpicle anführen wilL
Doch davon f. Unten^
C i
$. io.
I
Aufser dem StÜrlimelil findet fich in den
Zellen des Zellf^ewebes noch ein Stoff fehl-
häufig, der z-\v;ir weich, aber doch nicht zu
den Säften der Pflanze zu rechnen ilt. Er
giebt. ihnen die grüne Farbe; man hüiinte
ihn den harzigen F(irheßoJfi\ennen, da er lieh
vom Harz wefenllich iinlerfcheidet. In den
Zellen liegt er als eine fchmierig körnige
Maffe, oder als Bläschen oder auch als ein
dichter Ueberzug der Zellenwiinde. ^ValTcr
wirkt nicht auf ihn , auch geben ihm Alka-
lien und Säuren nur eine bräunliche F<irbe,
ohne ihn aufzulöfen, die concenirirte Scliwe-
fel - und Salpetcrfaure ausgenommen, welche
ihn gänzlich zerltören. AVeingeift zieht ihn
fchnell aus, und macht damit eine grüneTlnc-
tur , die am Sonnenlichte, auch vor der au-
fsern I.uft bewahrt, bald die Farbe verliert,
erft bräunlich dann hellweifs wird, hingegen
im Dunkeln !ie lange behnlt. Aus dem Wein-
geiit wird diefer Farbeltoff durch Wailer nicht
niedergefchlagen; ein Kennzeichen, welches
ihn von den' Harzen leicht unterfcheidct.
Durch das Abdampfen des Weingeiftes erhalt
man eine bräunliche, bittere, in Feuer (chmel-
zende und brennende Materie, die fich wieder
leicht in Weingeiit auflüfst. Oele ziehen die-
len Stoff ebenfalls aus, und haben eine nä-
here Verwandtfchaft damit, als der Weingeift,
dehn fchiittelt man den gefärbten WeingeiJt
mit Terpentinöl oder Mandelöl, fo zieht die
Farbe aus dem Weingeift in das Oel, Auch
hier
— o — 37
hier wirtt daa Licht ftark darauf, und ent-
färbt die Oele., An der Luft werden diefe grü-
nen Tincturen braun, endlich entfärbt, und
es fchlagen fich wcifse in Säuren und Alkalien
ünauflöfsliche Floclien nieder, die dem Zell-
Jioff fehr gleichen. Schneller und deutlicher
gewirkt diefe Entflirbung und Nlederfchla-
L-gung die oxygenirte Salzfäure. Diefe Verfu-
che habe ich mit dem FarbeJloff aus den
£raserten angeftellt, wo man niclit fo leicht
(Gefahr lauft, ein wirkliches Harz zugleich mit
,2«, erhalten.
I. -
. In den vollkommenen Pflanzen findet er
Jich hAuHg in den Blättern und allen blattar-
;tigen Theilen, auch im Stamme. Dort verliert
,er die grüne Farbe im Schatten und erhält
lue im Lichte, gerade umgekehrt, wie die
AuPiöfung in Wi^ingcift und Oelen. Doch
. niolit allein die dem Lichte ausgefetzten Thei-
,le find grün, auch die Innern haben zuweilen
diefe Farbe. Pallas erinnert diefes fehr tref-
fend an einem Orte *) wo er von dem F,m-
tbryo der Salfola redet. Die Embrypnen in ei-
nieen andern natürlichen Ordnungen, i- B.
den Malvaceen haben ebenfalls grüne Cotyle-
donen , ja man darf nur an die grüne innere
Kinde der Sambi:cus Arten denken, wozu
-ich noch das grüne Zellgewebe um das IMark
.."in vielen Stämmen fetzen will.
*) ItliidTationes ptantainm. Lipr. igo^. F»
IV.
I
' Aus den WafTeralgen lüfst fich die grüni
,, und die fchöne hellrothe Farbe fehr leicht
I liiirch Weingeili ziehen. Ktwas Tchwerer löf»t
[ |ich die braune Materie der Fucus Arten, die
l erünliohe. gelbe und braune der Lichenen auf.
t. Im Ganzen verhalten fich aber alle diefe Stoffe,
Y wie äer griine harzige Stoff der andern Pflan-
r zeq. Nur fcheint diefep Stoff hier mehr oxy-
f' djrt, wenn «lan von den Wirkungen der äu-
L fsern Luft, welche ihn bräunlich färbt, fchlie-
fsen darf. Die Pilze aeigen lieh hingegen
■ fehr verfchieden; einige, z. B. die Anianita ihus>
(^arift gpben ihren Farbltoff dem Waffer und
, 4eni Wejn^eiftj ander« a. B. Agaricus adu*
^USi Überhaupt viele IchwiirzUch oder bräun-
f' lieh gefiirbte tlicllcfi (ie weder dem AA'eingeif
' poch dem WaiTer mit. Doch hier ift nocl
I viel für die fpecieUe Pflanzenkunde zu Iflifti
1 Übrig.
A'ich in den vollhommnevn Pflanzt
I weicht der ruthe Stoff, oder rollte Saft, \n
durch die St^nimp und Blatter mancher Pflai
!- ?en, bel'onders der Amaranihen, der Melden
I und BT^deren mth gefärbt erfcheinen, fchon
r, fefir von dem grünen Farbefloff ab. Zwar zieht
f ihn der Weingeift am fchneUften aus, aber
Wiilftr ihuK diefea ^b«TifflIU, befonders wenn
(sß. etwasdamit erhitzt wird, Diegeittip^Tine-
turhanr* la">ge an der Sonne flehen, olme aJne
Yw^n^§rmis*iii *rl«id«n, erft fpäter verbUfst
" XfelJerbaupt gehört diefw Stoff, welche?,
i> dififtenfi als ein wwKlicher Saft. fi':igt, zi'
X Exuactivftoffen,
1
ÄWejf-
S9
Zweytea Kapitel,
Von den Gefafsen der Pflanzen.
§. 1.
Man könnte jeden Behälter einer FUiffig-
keitim organirchen Körper ein Gefäls nennen,
aber dem Sprachgebrauche gcmäfs, pflegt man
nur einem langen, ununterbrochenen, aus einer
eigenen Membran gebildeten Kanal, wie eS
die Arterien und Venen der Thiere find, die-
fen Namen zu geben. In diefer Bedeutung
haben die Pflanzen nur eine Art von Gefäßen,
die Spiralfjefiifse niinilich, von welchen aber
manche Abänderungen und Veränderungen
vorkommen.
Was vor Malpighi über diefe Gefäfse gc-
fagt ift , verdient kaum einer Erwähmmg.
Theophraft (Hift. pl. L. i. c. 4.) unterlcheidet
Nei-ven und Adern; er behauptet, dafs lieh in
dielen Fliiffigkeiten befinden, aber die Stelle,
wo er hieven redet, ift wabrfcheinlicb verdor-
ben , und fo dunkel , daf» ßch fchwer enrathen
laTst
v4^
t>
■
Ifast, was >r bfey dem tTntctf(ihiÄ<lei \©n Neryfeii
lind Adern gemeint habe. Dßfs er dßbcy an
diefnochfo genannten Nerven und Adern in dei\
Blättern diJchte, leidet wqhl keinen Zweifel.
Adrian Spig^l, von welchem das erite Conipen-.
^iui?^ derBptanik herrührt*), konnte zwar in die-.
fe|i Adern keine flphTung fehfin , doch meint
gr, der gefärbt^ Saft manchem Pflanzen mache
p§ Wahrfcheinlich.j, dafs iich eine Fflüfßgkeit '
in ihnen befinde. Genauer unterfuphte diefe
Adern Mariott^ **), Er hirit ü^filr wirklir
che ^dern , weil fich die gefärbten Säfte der
Pflanzen oft nur in den Adern der Blätter
E^eigeii ; er glaubte fogar die Haut diefer
^4ern .gu fehen u, Fibern in ihrer Mitte , be-:
l^iniint , wie. es, ihm fchien, zu verhindern,
. Jjifs, fi^Ji. 4jie Adern nicht biegen, oderbye-.
.gh^nt«. Wodvirch Mario tle getäufeht wurde,
411 Wicht zn errat^en; die gefärbten Flüffigkei-? -
tßn, fi^\d!en ficii (^llerc^ings oft nur in dem Baße
. \ijpft, 4^Q Bündel der Spir«^lgefafse; den Baft fah
ef .fiif; ;die,JJ3,ut der 4dern ^n, und die Spiralr
!ggfjif§g |elbj[|; für Fibern, in ihrer Mitte.
per ^r|le, yv^elcher die Spiral^sefäfse der
pille^n^zei^ bemerkte, w(ir Marcel] o Malpighi.
§<e liel{{ehßi\.ngch ihin ^u^ hinein fchmalen
*1\?k?.ttV#5Ö'r^^ gewuiidgncn' Bande, und die-
* ncn
• *.. •.* .«»•••
*
ciBii^* ii^M^ »<5/J5 ^t L^ \, w. s^
^\ W^\^ ri9 Pbifiqve. :^eii|u ¥iflf^ de 1? V^gelatiqp
nen als Litfffjcflifse, zu welcher Meinitng
■ihn walirlciieinlicli die Aehnlichkeit mit den
■liuflgefiiröen der Infecten,' deren Entdecker er
ebcntalls war, bewog; Er nKnnte lie alfü
tracheas , ein nachlierfaft allgemein an^pnoni-
nieiier Name, Vrüher als Malpighi's Aii.itonie
planiarum erfchien zwar der Anfaiii^' einer
natomie der Pflanzen "von Gre\v, \voiin die-
fer die OeiTniingen der Spiralgefafse ii! (^iier-
fchuiUen, aber nicht iiirtn Uau beobachtete.
Jn der Vorrede zm feiner i^.usfü.h^■lichern Ana-
tomie der Pflanzen gefleht er ausdrücklich,
^Öafs Malpighi die Ipiialformige Windung de?
^racheen zuerft gefehen habe,
Voii JVIalpighi bis Bonnet ift nicht viel
über diefen Gegenjtand gefchrieben worden.
'Jch fiitire nur eine Beobachtung von Biilfin-
I ger *) an , dafs die Tracheen in trocknen Zwei-
'" 'gen offen bleiben, und düfs man durch lie
L Dlafen könne, zu welchem Verfuche er he--
I fonders die Zweige des ^Vcinltoc]iS empfiehlt,
r Bgnnet füllte zuerft die Gefäfse der Pflanzen
I mit gefärbten FHilFigkeiten **_), und bemerkte
fiabey, dafs fie blols in den Gefiifsen des Hol-
mes auffiiegen, aber er unterfucbLe dicfe nicht
genauer, Rtijchcli FrofelTor zu Leipzig, be-
■wies zuerit durch Verfuche, dafs folcbe Flüf-
jigkeiteii nyr iii die Spiralgefälse dringen *+*),
Die.
•iCommentalion. Ac'dfm.PeiTOpolil. T. 4, p, ipe,
?•) Recberches lur i'VU^e des feuillcs par Ch,
, Bamwt .Götüng. 1754 Vf °-^-
••*) Diflenätta de v^fis planurmn rt»iralibiis praef.
G. C. Reicbel refp. C. C, Wagner. Lib>f- (753. 4.
I
vifl — o —
Diefc merhwürdifien , febr leicht nachzum
chenden Vcrfuche wurden lange Zeit hindurch
falt gar nicht wiederhohlt, man führte he als
probleniatifch an , und in den Lehrbüchem^_
der Botanik war nur von •Tracheen oder La]
gefäfsen die Rede.
Moldenhauer (De Vaf. pl. §. ii- 13. i6:J
widerlegt zuerft Ludwigs abenthcuerlid
Meinung in delTcn Inftitt. Regni Veget. §. 544]
wo er behauptet, die Spiralgefäfse eniltändeh
BUS veitrocJtnelen Zellen innerhalb der Höh-
lung anderer Gefafsc. Ludwig hat, wie die
SIteften Botaniker, ohne Zweifel die Nerven
der Pßanzen für Gefäfse gehalten , fonfi lalTen
(ich feine fonderbaren Meinungen nicht füg-
- lieh erklären. Moldenhauer hält die Spiral -
f"" efafse für Saflgefafse , weil fie gefärbte Flüf-
gkeiteii einnehmen. Sie beliehen nach ihm
gi.us einem fpiralförmig gewundenen Bande;
™«ie Bänder der ■^'Vindungen find etwas ver-
^Vaciifen und werden durch /.eilige Fäden zu-
sammengehalten, welclie längs den Gefäfsen
—Tbinlaufen. Wahrfcheinlich meint er das oft
p dicht anliegende Zellgewebe. Rr will Löcher
in ihnen bemerkt haben, auch behauptet er,
fie fanden fich in dem Splinte und der Rinde.
Nach Mufiel *) find die Spiralgefäfse keine
Gefäfse, fondern gedreliete Fafem , nur in den
*) Traite iheoriqne et praliqtie de la Vegetation
fiir Mr. Miiftel. Par. 1780. T. I. Ich kenn«
die Schrift nur aas der IVecenf. in den Göttin,
gifcliea Anzeigen.
jüngeren Theilen der Pflanze anzutrefFen, und
zur Beförderung des Triebes allein beftimint.
Mayer (Mem. de l'Acad. de Eerl. 1793. p. 5^^
glaubt, es fey die Luft, welche auf die lioh-
len und reizbaren Füfern der Gewäelife fo
wirke, dafs fie lieh nun um ein anderfs gö-
fades Gefäfs ■winden.
Aeufserft njerkwürdig find die Bemeildm^
gen eines unforer genaueüen Beobachter, def-
ftn Gefchicklichkeit in niikrofkopifchen lin-
terfuchungen vorzüglich grofs war. Hedewig
fth die gefärbten FliÜIigkeiten in die Gefäfse
dringen, aber nickt den ganzen Kanal, fon-
dem nur die Windungen färben. DasGefafs
fey airp doppelt, ein gerader, ununterbroche-
ner Kanal diene blofs zur Aufnahme der Lufti
eine andere viel feinere Köhre winde lieh um
den I^uftkanal und diene zur Rinfaugung der
Fliidigkeiten. Ueberall werden nach ihm die
Luftgefafse von den Saftgefiifsen begleitet; in
einigen W'affcrpflanzen , in den Moofenu, f.w.
liege fogar ein gerades Saftgefafs neben dem
Luftgefafse; nur gegen dieOberfläthe der Pflan-
zen cntfemfi Hch oft ein Saflgefifs von dem
Luflgefiifse, und jedes verbreite fich befon-
dcra (De libr, veget, qrtu p. 19, 23, Spec,
Miifcor. p. gg). Unflreitig wurde der fchütz-.
Vare Mann durch frühere, glücl^lichc Rntde-
ctvmgen verleitet, ?-u viel ?u fehen-
Zu derselben Zeit erfchien eine kleine
nicht unwichtige Schrift von Comparotti *)
«ber
•) PreilTom» di fißc* ve^eiibil«, Ftdova i79>- fl'
P' 59-
f^ ^ Q —
über die PbyGologie der Pflanxen. Die Ver-
fuche mit gefärbten FKÜTilzl'.citen gelangen
ihm vortrefilicli, er enipfitblt aber, liatt -der
bis dahin gebräuchlichen Fernamhuclitinctiir
die Tinie, Nur die Spiralgefäfso wurden ge-
färbt,
Sprengel, ein Botanilt^er von aufseror-
dentlicheii KeiintnilTen und ungewöhnlidier
GelehrfamKcit, läugnet gerade zu, dafs ßch
die Spiralgefafse durcii o:cf3rbte FluiTigkeiten
füllen JalTen. Die uaUirlich rothen Streifen
mancher Pflanzen, z. B, derBalfamine, täufch-
ten die Beobachter, wie er glaubt, indem £e
foldie Streifen für GefäTsbündel hielten, mit
rernambiigUtinctur gefiirbt. Die Tinte, wie
alle fcharfen Mittel, könne die Gefäfse lo
leitht zerfrelTen, dafs man nicht im Stande
fey, etwas Bicbtigcs daraus zu folgern CA-n-
leit. 2. Kenntn. d. Gew. Th, l. S. 97 folg.).
jir hält die Spiralgefäfse für fchraubenförmig
gedreJiLe Blattchcn, deren Beltimmung die Be-
förderung des Triebes fey. Sprengel fcheint
durch einMifsvcrfLänduifs das, was die Schrift-
Heller von der Füllung der Spiralgefäfse in
ab^cfi-hnittenen /^weigen erzählten , auf un-
verfehlte PflaJizen bezogen zu haben, viel-
leicht, weil er mit Kecht dachte, man werde
niclit das Aufiteigen einer Flüfligkeit in ein,,
geöffniites Haarröhrchen für einen Beweis "
ten , diefes J\öhrchen fey ein Saftgefafs,
Mirbel rechnet die Spiralgefafse zu den
Saftgefäfsen, weil fie gefärbte FlüfiigUeilen
jj\ii"nchmen, mid ftimmt in Rücklicht ihre»
Eau-
ein.
Baues ganz mit Malpighi übeiein (Hifi. nat.
d. pl. T, ]. p. 65), doch fetzt er, fchr unrecht,
hinzu, der Faden fey von der Rechten zur
Linken gewunden, welches keinesweges inX»,
jner der Fall ift. ,,■
Bernhardi (Ueber Pflanz engefafse S. 44)'
tat eine befondere Meinung von diefen Ge.
fafsen. Sie beftehen, nach ihm, aus einem
geraden fehr zarten Kanal, \velchen ein fpi-
ralförmig gewundener Faden , gleich einer
Spiralfeder ausfpannt und offen erhält. Schnei-
det man den Kanal durch, fo £iUt diefe Spi-
lalfiber heraus. l^urch viele Griulde fucht
er darzuthun , dafs die Spiralgefäfse keine
Saftgefäfse , fondern LuftgeFafse feyen, weriig-
Jtens eine gasförmige Flüfiigkeit führen, de-
ren Natur wir noch nicht kennen. Trevira-
Iius (vom inweiid, Bau d. Gew. c. 3.) fuheint
in der Hauptfache diefer Meynung feinen
Beyfall zu geben.
So mannichfaltig find die Meinungen der
Schriftfieller iiber diefe Gefäfse. Vvir wollen
nun den Gegenftand fclbft betrachten.
S. a.
Man kann diefe Gefäfse mit einem ein-
fachen Vergröfserungsglafe oder aucii mit blo-
fsen Augen leicht ernennen, wenn man dün-
ne Zweige von Rofen , Weiden und andern
-Bäutnen und Sträuchen lialb durchbricht und
die zurückgebliebenen Fafem untcrfucht. Sie
erfcheinen dam als fpiralförmig gedrehete
Fäden. Deutlicher Jieht man Ue unter dem
Zufammengeretzten Mikrolliop , als Röhren,
welche dunkle zarte Queerltreifen haben, und
oft an den Enden abgerollt, als fchraubenför»
niig gewundene Fäden oder Bänder liegen.
Um den Bau dieler Gefafse kennen zit
lernen, fcliien es nölhig, gefärbte Flüirigkei-
len in ihnen auffieigen zu laffen. Ich be-
diente mich dazu nicht allein der Fernam^'
buchtinctur , londern auch der rjackmustiu-
ctur, der Tinte und anderer Flöifigkeiten, Ich
fetzte die nbgefchnittenen Zweige in eine fol-
che Flüiligkeit , liefs fie 12 -34. Stunden darin
ftehen, i'chnltt fle dann, der Liini;c nach,
durch, nahm, wo ich gefärbte Streifen fah,
ein Sclieibciien weg, und brachte diefes, mit
"Waffer bedeclit , unter das Vergröfserungsglas.
Was von dem Zweige in die Tinctur einge-
taucht gewefen war, fchnitt ich forgfältigab,
weil diefes durch den Druck der umher be-
findlichen Fliüligkeiten angefüllt reyn konnte,
auch vermied ich hohle und lockere Zweige,
in welchen die Flüfligheiten, wie in einem
Schwämme, auffteigen. Ni« beförderte ich
durch Saugen oder andere Mittel die Erhe-
bung der Flüfligkeit, fondern überliefs das
Einfaugen an einem hellen luftigen Orte ganz
der natürlichen Wirkung der Gefäfse.
Waren die Pflanxen jung und zart, hat-
ten fie nicht lange in der Tinctur geftanden,
fo bemerkte ich Erfolge, welche für Hedwigs
Tlieo-
Thtorie fehr au fprechen fchienen. Der Ka-
nal in der Mitte des Spiralgefäfses blieb leer
und ung,efarbt, nur die Querltreifen, wcfran
diefe Gefafse fo kenntlich lind, hatten die Far-
be angenommen. Fig. ig Hellt folche mit
Tinte gefüllte GefAfse aus Lycopfis nigricans
vor. Ich könnte eine ganze Beihe von Pflan-
zen anführen, mit welchen ich diefe Verfuch«
gemacht habe. Nie bin ich im Stande gewe-
fen, eine befonderc Röhre, um welche fich
die Safigefafge wickeln, wie Hedwig angiebt,
•wahrzunehmen, ungeachtet mir oft Spiralge-
fafse vorgekommen find, an denen die Win*
düngen weit von einiinder abrtanden, fo dafs
man bequem zwil'ciien ihnen durchfehen konnte.
Sprengel, Rudolplii, Bernhardi haben ebenfalls
dergleichen nie gel'ehen ; der letztere fagt fehr
richtig (u.a. 0. S. 4), die Spiralgefafse wür-
den nicht lo oft abgerollt daliegen, wenn fie
um eine Bohre gewunden wären. Auch habe
ich an altem Pflanzen , von fiärkerm Baue,
welche lange in dem Pigment geitanden hat-
ten, den ganzen Kanal angefüllt gefehen. Be-
fonders ßcigt die Lackmustinutur leicht in
diefen Gefäi'sen in die Höhe und erfüllt den
ganzen Kanal. An SctophuJaria fambucifo-
lia, Canna indica coccinca, Hyacinthen und
vielen andern habe ich diefes deutlich beob-
achtet.
Eben fo wenig ift es mir möglich gewe-
fen, die Bohre zu finden , welche nach Bem-
hardl's Angabe von dem fpiralförraig gewun-
denen Faden ausgefjjannt erhalten wird. Ich
habe
I
I
habe iic in vielen Pflaiizeii, auch Im Kiirbif'sj
welchen derVerfa/Ter (uisdriiclilich nnfiiiirL, ver-
geblich gefucht. Er gcüeht lelblt (a. a. O.
S. 4.1), man könne die Membrane diefcs' Kä-
jials fehr l'cbwer von dem anliegenden Zell^i
gewebc unterfcheiden, "VVenigHens gehölt die
Köhre, welche er Um die Rinog^fjüse in Ze«
Mays abbildet (T. 1. F. 10) oflenbür zu denS-
anliegenden Zellgewebe. Audi Rudolph! iail^
eine l'olche Röhre nicht.'
Ich biflibe alfo bey der aitCTi;,Vöh Mal
pighl angenommenen VorftelJung, dals tlij
GefafsL' aus einem fchraubrnförmig gewunde*
nen Bande belieben, delFcn Windimgeti da«,
durch) dafs lie an einander rdiliefscn, den
Kanal bilden. Diefes Eahd fcheint nach au*'
fsen etwas convex, iiacb innen eben fo con-
cav, wodurch alfo inwendig von den ein^irts
gebogenen Randerrt Herv'orragungen entftehenj
welche das quergcitreifte Anfehen der Gelafsfi
verurfachen. So gleicht alTo ein Spiraigefafd
völlig einer Schraubenmutter^ Auf den vor=
fpringenden Rändern des gewundenen Ban-
des fetzt lieh das Pigment, färbt alfo die Quer-
ftreifen befonders, und macht, dafs nicht def;
ganze Kanal, fondern jene Streifen allein ge*-
färbt erfcheinen, vrie es auch Fig. ig. vorges'
flellt ifi. Die Täufchungen, dafs fich ein fpi^
ralfürmig gedrelieter Faden in einer Röhre be-
finde, oder umgekehrt ein zartes Gefafs lieh
um eine Röbve wickele, rühren von diefen
nach innen vortretenden Rändern des Eewiin-'
denen- 'Bandes her, -Hieraus kfien iicbdie
Er-
at B
i
I
1 Erfcheinungen , welclie man an den Spiralge*
L färsen, lind an ihieui Li t bergan ge in Titppeil-
t gänge WflluiiiiliiQt, leicht erklären.
Wenn die Windungen diefeS Bandes dicht
tan einander fdiliefsen , fo lalst üch leicht
■ begreifen, wie die Säfte in deni dadurcli ge-
bildeten Kanal in die llölie Iteigen. Sehr oft
aber ücht man die A\"indiingen beträchttich
Von einander entfeinl, wie fig. 19. und doch
, Werden folche GeHifse völlig von fiefiirbten
Flüiiigk eitlen gefiUlt. Ich glaubte zueiJt.eine
äiifseirt feine durchliclilige, Haut verbinde dia
■ Windungen, Aber es \i\ mir nicht möglich
jgewefen, ein folchea Haulcheil genau zu fe-
ilen, und in vielen Fiillen war gewrifs keines
■vorhanden, poch es bedarf auch eines folclien
Häutchens nicht; die WIiidungt:n lind einander
fu nahe, dHfs He fchou vermöge der ziehenden
Kraft gleich den Haarröhrchen die Fh'if/igkei-
t«n nicht faiiren lalTtn würden. UeberdiefS
Iteigt im gewohnlichen Zuliande der Saft wohl
nicht fo fehr in dem Kanal in der Mitte, uls
in dem concaven Bande, gleit hfiini als in ei-
ner Rinne auf. Man ficht endlich bey Pflali*
zcn, welche lange Zeit in gefärbten FluHigliei-
len gciianden haben, wtilche Gefafse mit loh-
kern Windungen belitzen , das anlicgendö
Zellgewebe gefärbt, als fey die Tinctiir zwi*
fchen den Windungen der Gefafse durchge-
drungen. Ich habe ein Beyfpiel an dem juii'
gen Halme der Phalaris arundinacea vor miri
1
Dafs ein fo genauer Beobachter, wie
Spi'engel, das Auffieigcn dei" gefärbten FlüITig-
keiten läugnet , konnte nur, wie ich oben
gefagt habe, von einem MifsveritandniiTe her-
rühren. Nach der Erfcheinung von Spren-
geis Werke haben Bemhardi, üudolphi, Cot-
ta*), Frenzel ♦*), Mirbel *♦*) , — die Ge-
fafse mit Pigmenten gefüllt. Sogar dicke,
gar nicht fchaife Flüffipkeiten werden anfge-
jiomnieTi. Ich löfste Haufenblafe in WalTer
auf, liihrte Kienriirs damit zufammen , und
fetzte einen Zweig von Boirago officinalis
hinein. Die Spiral gefÜse waren zum Tbeil
damit erfüllt, doch unttirbrochen und un-
gleich , wie ich es auch bey den Einfprützun-
gen mit dicker Tinte oft bemerkt habe; eine
Beltätigung der Ungleichheilen auf der innem
Fläche der GetäSse.
Ofiander hat viele Verfuche über die Ein-
fprülzungen der Gefafse durch Quecl^filber an-
gefiellt (f. Götting, Anzeig. igo6. v. G. Decemb )'
Ich habe einige wiederhohU. Allerdings
dringt
*) NaluTbeobacttnngen über BeweEiing und
Funccioti des Safts in den Gewächfen y, H.
Cotta. Weimar iß.)6. Titelkupfer.
••1 Phyfiologirche Benbacbiiin^en über den Um-
liuf des Safrs in den Fflanseii und Daumen
V. F. I, Frenzel. Weimar 1504.
*♦•) Memoire Tiir les fluidei contenni dans let
vepetaux fuivi d'nne note für rorganifation des
JilHntes per ßriileau, Mirbel, Annal. du Ma-
eum Tt 7. p. 875, 376*
dnngt.das Qiieclsfilber in die Pflanzen, aber
es ■verdient hier noch mehr den Vorwurf, den
mancher in der Thicranaiomie niachle, dals es
fich felbft Wege bahne. Sichere RefulUte haben
mir folclie Verfuche nie geliefert.
S. 3-
Die Spiralgefärse zeigen fich in manchen
Abänderungen. Das Band, woraus lie belie-
hen, ift nicht immer einfüch , Tondern oft
■aus mehrern zurimimengeleLzt. Sprc'nfiel hat
■fo Tiel ich weil's, djefes ziierJi beobachtet und
vorgefiellt (a. a. O. Th. 3. Fig. fi.), obgleich
Treviranus iagl (a. a. O. S. "f,), Ichon Grew
habe dieles henierlsl. Aber die Stelle bey Grew:
Etaeiiia conflant , non laniina , nain ipSa tae-
uia e certo nurtiero hbrarum rotiindariim elt
-compofita (Mifc. cur. 1. c. p. 16-3. 245) ift mir
■wenigftens in der Ueberfelznng dunlieJ , und
ftheint licii auf die Querl'treifen , fo wie auf
die Vermulhung zu beziehen, dafs alles aus
Fiebern beliehen muffe Eben diefe Querljrei-
i'en, i'o wie die äufsere Convexilät veranlaistea
'Grew zu der Behauptung, das Spiralgelals fey
nicht aus einem Bändclitn, fondern aus einem
runden Faden zufamnienecwiitelt Rendiardi
(a.a.O. S 24) bemerkte im Kürbilsltam-
ine lieben bis acht vereinigte Fäden , ' Tre-
viranus ("a.a. 0. S. 35) in der Mufa liipienium,
fünfe, in Amomum Zerunibet acht bis zehn
X'la*'' '^- >■ ^'.OO' ith habe in fehr vielen Pflan-
issen, «wey, drey und mehr vereinigt gefthenj
^ / ■ Da die
\
5a — o —
die meiften aber, nämlich Heben in dem Wur-
zelitocke der Mufa paradifiaca.
■ * ■ ■ ■ . ■
In eineni und demfelben Theile habe ich
oft das Band von der Linken zur Rechten ütici
. von der Rechten zur Linken gewunden ange-
troffen, auch ein Beyfpiel Fig. ig b. vorge-
Itellt. Grew's Behauptung, dafs die Spiralge-
fäfse iiKi Stamme nach einer entgegengefetzten
J\ichtung gewunden wären, als in .der Wur-
zel, ift alfo ganz falfch (S. Mifc. cur. 1. c. p.
164). Sprengel hat ebenfalls, wie ich glaubp,
zuerft beobachtet , dafs in demfelben G^fse
oft ^wey Bänder um einander in entgegenge-
fetzter Richtung gewickelt lind (a. a.O. Th. j.
5. IIb. F. 16) und eben dicfes finde ich in
fehr vielen Gewächfen.
1 1.
T)}e Spiralgefäfse vieler Pflanzen find- leicht"* t
abzurollen, anderer nicht. Sie laflfen fich in C
den Gräfern nie abrollen^ wie Rudolphi zu-
erft fehr richtig erinnert hat. Man kann fie
in einem folchen Zuftande, wo die Windun-
gen urfprünglich genau verwachfen find.^ mit
den Treppengä/igen leicht für einerley halten.
Zuweilen fcheinen die Spiralgefäfse um
das abliegende Zellgewebe gewunden , bey-
tiahe fo wie diefes Malpighi (Opp- T* VL F.
A3.) abbildet. Er vergleicht diefen Fall mit
den Luftröhren und den Zellen der Lungen.
Mir ift diefe Täufchung oft vorgekoinmen,
denn ohne Zweifel fchien hier das ZeUgcfwe-
bc "
be durcli die zarten, durchfichligen Spiralge-
fafse durch.
Wenn mehrere Spiralgcfafse dicht neben
einander liegen , fo fah ich oft die Windungen
des einen am Rande zwifchen die WiiidLüi^ea
des andern treten, wodurch ein dunkler Strei-
fen an der Grenze beider enllielit, f. Fig 13. a.
Es fcheint, als ob hier eine innige Verüini-
giing mehrerer Gefafse anfange.
DiefeS find die Abänderungen im Baue
der Spiralgefiifse ; wir Isommen nun zu den
Veränderunijen diefer Gef.ilse,
5- 4-
Es giebL Gefafse in den Pflanzen, welche
Jie altern lleobachter mit den Spiralgefäfsen
fiir einerley iiielten, oder fie als unbedeutende
-Abänderungen nicht achteten. Hedwig be-
merkte ziierft, dafs die Spiralgefäfse auffaüende
Veränderungen erleiden, und nach und nach
in gleichförmige Rohren, oder Fibern über-
gehen (de libr. veget. ortu p, 25, 26.), wobey
er eine fehr deullirlie Befchreibung der n^ich-
.Jier fogenannten fnllclien Spiralgefäfse liefert.
Jftr fchrcibt diefe VpiiiMderungen dem Stocken
des Nahrungsfaftes in ihnen zufa- n. 0. S. 26.
•und Spec. Mufc. fr. p. is;^). Mirbel unter-
scheidet genau f-uiffes trachces, oder Gefafse
mit kürzern und lünfzern Spalten an den Sei-
ten, und tubes poreiis, oder Röhren mit ein-
zelnen runden Löchern; er hiUt fie alle für
i
i
64 ' — o — ■ .
verfchiedene Arten von Gefäfscn, die keines-
•weges aus einander entfpringen (Hift. nat. d.
pl, T. I- p. 64. 65). Sprengel behauptet mit
Hedwig , die Treppengänge , wie er diefe Ar-
ten von Gefäfsen nennt, entfländen aus den
Spiralgefäfsen (a.a.O. Th. 1. S. 104), und auch
RudoJphi ift diefer Meinung. Bernhardi hin-
gegen hält die Treppengänge für eine .ganz
andere Art von Gefäfsen , doch trennt er von
ihnen die tubes poreux nicht (a. a. O. S. Z3*
<2,6)'f Treviranus hingegen glaubt, mit Mirbel
alle drey Arten für verfchied^n halten zu
müfftin (a. a. Ö. Kap. 3 und 4). Leeuvenhoek
Kannte die punctirten Gefafse fchon *), wie
ich aus Treviranus Schrift fehe, wozu ich noch
fetzen will, dafs Moldenhauer auch fchon der
Poren in den Gefäfsen erwähnt (a. a. O. S. 24),
Ob die Streifen und Puncte von Erhöhungen
oder Oeffnimgen herrühren, darüber ift man
ebenfallvS verfchicdener Meinung. Hedewig
erldärt fich nicht deutlich, Mir bei hält lic
für Spalten und Poren, Bernhardi beßimiiit
für Hervorragungen (S, 54. 35), Treviranus
in den faufles. trachees für Spalten, in den
tubes poreux , welche er getüpfelte Gefäfse
nennt, für Erhöhungen, Auch über den Be-
griff von Treppengängen ifi man nicht einig;
manche rechnen dahin alle Gefäfse, welche
jßch nicht abrollen laden, indem He auf die-
len nicht wefentlichen ümfiand fehen, der von
ei-
•) Opera omnia Lugd« Bat. i7ft«* T» u P. ii*'
p. 12. f. 7. H. H» und p. 20. Fig 11. G, F. 13.
T. fig. 18. E.
' einer fiarkern Verbindung der Windungen
herriihn. Ich nenne Treppenp,änge alle Ge-
faTse mit gebogenen, unterbrochenen, unre-
gelmäfsigen Queritreifen, und halte die piin-
ctirten oder getüpfelten Gefärse t'ür gleichar-
tig mit denfelben.
Verfchiedene Formen von diefen Trep-
pengängen aus dem Kiirbifs habe ich Fig. ao,
aj abgebildet. Die Ueber^ä^ge von den ge-
tüpfelten Gefäfsen durch die Treppengänge in
die Spiralgefäfse lieht man in dem Lüngs-
durchfchnitte eines Weidenzweiges , Fis;. as
a. b, c. d, wo die vollhoninienen Spiralgefäfse
nahe am Marke ellegen. Bernhardi hat eben-
falls eine Menge Abänderungen abgebildet,
doch dünkt mich , gegen die wahre Anlicht,
zu fehr vergriifsert. Die Abänderungen zei-
igen lieh aber in folcher Menge, dafs man lie
, unmöglich alle angeben kann. Diefe Man-
nigfaltigkeit, die deutlichen Uebert^änge ma-
' eben die Verwandlung eines Gefälses in das
■andere fchon fehr wahrfcheinJich, obgleich
tue folchc noch nicht beweifcn.
Als Haiipigründe gegen dlefe Verwand-
lung werden angeführt : Man finde in den jüng-
»fien Pflanzen und den eben entwickelten Thei-
len derl'elben frliou Treppengänge; in dcrWur-
■zel, den obern Tiieil ausgenommen, bemerke
man nie Spiralgefäfse; das .iufsere Holz, wel-
ches jährlich von neuem anwachfe, enthalte
iiie Spiralgefäfse, foudern immer Treppen-
gänge.
Es
.1
Es ift allerdings richtig,, dafs lieh fchon -
f^hr früh in jungen Pflai^zen und Xheileix
Treppengänge zeigen , aber ich habe doch
imnier in noch frühem Zuftande , ' wahre
gpiralgefäfse, öder doch folche angetroffen,
welche lieh nur wenig von ihnen unierfchei-
den. Dafs heh dergleichen Spiralgefäfse pft
tiicht abrollen lalTen, üt ein fehr zufälliger
Uiwitand, der, wie oben erwähnt, befiändig
in den Gräfern zutrilTt: Ich fehe in ein^m
jungen Buehenbauoie, uiid eben fo in ein^m ,
lungtJn Apftilbaume? Spiralgefäfse, und keine
Treppengänge oder punctirte Gefäfse, in einem .
{iltern finde ich die letztern in Menge. Man.
vnterfuche einen jungen Kiirbifszweig ^ nnd
man wird in ihm febr viele Spiralgefäfse,
pber fehr wenig Treppen^än^e antreffen, Man
verfolge dalTelbe Gefäfsbündel bis zum altern
dienern Ende des Zweiges oder Stamnies, und
man wird viele TreppCTgänge, wenige odei: '
gar keine Spiralg^firfse antreffen. In den jun*
gen Wurzeln der Hyacinthen , vieler La uch-»
firten,- der Veltheiuiia viridiflpra und anderer
find wahrQ Spiralgefäise vorhanden. Wie
nahe kominen nicht die Gefafse in dt^ni Jjän^s-
durchfchnitte einer Zaferwurzcl von ArctiuiU
Jjappa Fig. 2:^, oder Trilicuui Spclta, Fig. 401
d^n Spirajgefäfsen , wie -weit entfernen fich
'nicht d^Yon die Gcfafsq in (^en ^Uern Wur^
' S^eln d^r erJiern Pier. 04, oder der letztem
I»flanÄe, Fig, 44! Alfo lind offenbar in den §^1-
t^^rn GewJ^chfen fehr vci änderte Gefafse, beyna.-
\\Q gleichförmige Röhren, dergleichen n^an in
öen i(iTiprfl licinc§wege§ (antrifft. Unten
wer-
werden wir fehcii, dafs der Holzwiirhs in
den erlien lahren vielmehr die Verwandlung
der Spiraliiel'ärse in Trepp eniianüe befiäufie
als widerlefje, und fpäter die fchnnlle Ver-
mehrung des Baltes die Getalse verändere.
Ich halte alfo mit Hedwig und Sprenjiel
die Treppengänge fowohl a)s die gclüpfelten
Gefäfse für veränderte Spiraliicf/ifse, ^Vie diu-
fe Verändertuif: vorgehe, Jäfst iicii leicht nacii-
weifen. IDie Windungen <lcrSpiralgefäfse ver-
wachfwi mit einander;' durch den Anwiiclis
benatUh-irtev Xheile werden die Sj)iralgef:ifse
gefpannt oder gedriicht; die nach innen her-
Yoiltehenden Ränder des Spiralbandes werden
mehr und mehr abgeglättet und verfchwinden
endlich bcynahe ganz und gar. In diefem
Zuflande bilden fie . wie Hedwig nicht un-
recht fagt , oft Holzfafern. Eben derfelbe
Druck odtr Zug von den anliegenden Tlieilen
bringt die ■wellenförmigen Biegungen der
Querlireifen hervor , fo wie die fcheinbaren
Spaltungen der Queiitriche , indem zwey
Windungen übereinandergefchoben wurden,
vielleicht auch w;,lire Spalten. Wir worden
bald noch andere AVirhungen des Verfcliieben»
KU betrachten haben. F,s il't Kein Wunder,-
('afs in den IchneU wachfenden Wurzeln, und
in allen Theilen, wo folche Gefnfse in Men-
ge iliie FiinctiijTifn äufsern müden , auch
mehr alte veränderte Gefiifse zu finden lind,
{llsda, WD das Wiicbsthum ruhiger vor fich
geht. Man bilde licii .nicht «in, als ob die
BlJalten oder Tüpfeln fo regelmüfsig geord-
net
i
58 — o —
net wären, wie fie faft alle Schriftfieller dar-
ftellen , man l-.ann lieh vielmelir nichts unre-
gelmäfsiger tun! mannichfalligei- vorlidlen,
als die Verlliritnng jener Qiicrrtreifcn und
Puncte. Hicinit will ich aber nichb behaup-
ten, als ob <ille Gelafse urfprüniilich Spiralge-
fäfse feyn müfsten, die iich abrollen lülTen. In
den Gräfem lalTen fie iir.h nie aljrollen. Sie
Können im Anfanjie Ichon imOir odt-r weni-
ger verwacIiTene Windungen hdbeii, und lieh
fchon mehr oder weniger dem Zustande der
Treppengänge nähern.
Zuweilen ilt mir die Grüfse der Treppen-
gange in Vergleichung mit den Spirdlgefafsen
aufgefallen. Eaf fcheinL mir daher, als ob
zwey an den Rändern in einander gefugte
Spiralgefäfse , deren oben erwähnt ilt, zufaui'
men in einen Treppengang verwachfen Itön-
nen.
Die grofen OefFniitigen, deren Treviranus
in den getüpfelten Gtläisen gedenkt (a. a. O.
S. 61.) habe ich nie ßnden können. Sie
fclieinen mir von einer Täufchung eptltanden
zu l'eyn. Ueberhaupt fcheineii die im Holze
der Pflanzen äLilserlt haalifen Köm er von
Stärkmehl diefen Schriftlicller fowohl als
Mirbel an manchen Stellen irre geleitet zu
haben.
Die Treppen i'änp:e und getüpfelten Ge-
fäfse werden zwar nicht fo leicht, aber doch
allerdings mit gefärbten Flüfiigkeitcn gefüllt.
Solche mit Tinte gcFiillie Gefäfse aus der
Wurzel von Borrago oÜicmalts Itellt Fig. 25.
vor. Achnliche Verfuche habe ich mit Tan-
nenzweigen , Sedum Telejihium und andern
pflanzen angeiiciit.
§. 5.
Es glebt Treppengänge und getüpfelte Ge-
fäfse, an denen man Stellen iieht, wo Quer-
wände in fehr verfchiedtfnen und unbeftimm-
ten Richtungen zu liegen fcheiuen. Einßey-
fpiel Üellt Fig. 24. vor. Ich linde hievon
bty den S ehr if titellern wenig beüimmte NacJi-
richten; am genaueflen redet von ihnen Tre-
vivanus (a, a. O. S. G;^) und durch diefen er-
fahre icli, dafs Leeuwenhoeli fchon derglei-
chen (Üpp. T. i.F. l.p. 20. F. 13.) abgebil-
det hat. Es fmd keine wÜrWiche Querwän-
de , wie Fig. 25, zeigt, da die Tinte duvch
folche Stellen gedrungen ift , und den höher
liegenden Theil des Gefafses. gefärbt hat. Ne-
ben diefem Gefäfse mit ftarken Querfiri-
chen liegt Fig. 24* ^"' anderes, an welchem
man eine ftarJse Zufammenfchnürung und
faft einen völligen Abfati bemerkt. Diefe
Gefäfse lind längl't beliannt , aber lange nicht
beachtet. Malpighi giebt davon kenntliche,
obgleich fehr rohe Abbildungen (Opp. T. 1. F.
Ol. 29.) und wo die altern Beobachter von
Valveln redfn, meinen iie wahrfrheinlicli die-
fe Stellen. Mirbel llclit lie deutlich vor, und
nennt fie vaifTeaux en chapelet (Ann. d. Muf.
T. 5. p. 33- Fl- S)» E«rnhardi fuhrt a. a. O, S.
49.
49. eine Abänderung derrelben als hakband-
förmige Geiafse auf*}, und Tieviranus (a. a.
O. S. 69) pebt ihnen den Nauien der wurm-
föriuigen Körper. Die beiden lel^Lern linLien
liefiir nicht völlis; ansgebildeie Gefafse.und
Trevir.inus fetzt (S. gi. folg.) dieii-n kleinen
Traum weiter bis zu den Spiriilgtfafsen fort.
Ohne Zweifel rühren die yueilirjche fowohl
als die Zufammenfchnünin^en Yoii einer Fal-
te , einer Biegung, oder Verfchiebung her,
welche durch den Andrimg des anwmhf^nden
Zellgewebes entftnndcn ili, Daher heuierlit
man lie in den Wurzeln, den iiiiif;en rafch
wachfenden Stiimnien , überhaupt iihcrrfll, wo
ein fchnelles ■W^ichsihuTu Ibwohl in die Lan-
ge als in die Ditlie Statt findet, dbpr nie in
den völlig jugendlitlien Theilen , in den Za-
ferwurzeln (vcrgl. Fig. 23. e;[} dem eben aus
dem Keime entwickelten Ötamine , oder da,
wo das Wachathum w^enig in die Dicke ge-
fcbieht. Sehr deutlich wird man eine folche
Verfchiebung an dem Gefäfse gewahr, wel-
ches ich aus der Wurzel von Angelica Ar-
changelica Fig eG. abgebildet hnbe, und zwar
an der mit a bezeichneten Stelle. Nach der
Verfchiebung ziehen fich die Stellen der Ver-
riickung zufammen, es entflchen Zufammen-
fchnürungen, iind d^is Ganze wrd gleichfam
eine I\elhe von zufanimen hängen den Zellen,
fo dafs der Name vaiffeaux en chapelet , vafa
mo-
*) Von (len eigciuUchen GeTäreen diefer Art glaubt
er 'T.i. F. 5 b-l Ce wären mit Zellgewebe be-
deckt, aber man (iebl Ceeft, wo ücb tolche Zel-
len nie ßnden.
monitiformja) am bellen dafür pafst. Ueber-
zeugcnder wird diefi^s werden, wenn wir die
Art erwägen, wie Summe und Wurzeln in die
Dicke waclifen.
§. 6.
Die Ringgefiifse hat zuerft Eernhardl
I (a. a. Ü. S. 27) tinterfchieden und beschrieben,
;■ obgleich lie iSabel *) zu gleicher Zeit, aber
ohne Namen dargeücllt hatte. Ihren Ueber-
* g;atio in die Spiralgefäfse hat Btriiliardi wohl
erkannt. An dielen GefaJ'sen meint er, könne
taan den Bau der Spiralgefaise kennen lernen,
>veil hier die Kinge von der elnfchliefsenden
pöhre lieh deutlich unterfcheiden liefsen.
Fig. 27 Üt «n liinggefafs aus einem Kiirbifa-
;&weif;e. 6ie kommen nur in fchnell wach-
^fenden Pflanzen vor, die bald zu einer anfehn-
I liehen Länge auffchiefsen, z. B, in den Gra-
fern , den l.ürbifsjirtTgen pflanzen , den Schäf-
ten der lilienartigen u. f. w, Ohne Zweifel
cntftelien he dadurch, dafs boym feimellen
Waclisthiim der anlitfienden Tiieile, die AVin-
dungen der Spiral gefafee von einander gerifTcn
werden f und einzeln flehen bleiben , wie fol-
ches der Uebergang in fin Spiralgefafs Fig. 27
deutlich zeigt. Es wird alfo ferner dazu er-
' fodert, dafs die Spiralj-'cfafse fefi an das Zell-
gewebe oder an die benaclibarten Gefafse 'ge-
■wachfen lind, und daher von diefcn gewalt-
' film fortgeriJTen werden; einUmftand, der, wie
de Graoiiiium fabrica. Hai. i8o5>
wir fchon pefehen liaben, bey den Giiifem I
fonders zutrifft. Audi iieht iiiaTi daiaus leicnS
ein, wie Bernhardi dadurch vtrleitet wurde,
diefen Ringen eine btrfondere Kükre, woriaüe
ftecken follen, zuzufchreiben. '^H
Alle djefe Gefafse find niemals wirlslicli
aftig, und Ichon Malpiehi h:it mit Recht ge-
sagt, es p«be in den Pflanzen durchaus lieine
äliige Gelafse. Stau der Aefle gehen Gefäfse
von einem Eündel zum andern iibcr; und ma-
chen durcli diefe Trennung und Vereinij^ung
zum Reyfpiel in den Blätlem wnhre Netze.
Nur allein Bernhardi verficliert (a. a. O. S. 30)
- aflige Gefäfse wahrgenommen zu haben. Es
t;fcheint mir eine Täufchun^ gewefen zu feyn,
■NÖenn da, wo Zweige fichentw^i<;he]n,erfcheinen
die Gefäfse bald enger, bald weiter, ja oft fo
enge zufumniengedrüclst, dafs eines aus dem
andern hervorzukommen fcheint, f. Fig. ig.
Die Gefäfse erfirecken Jlch ununterbro-
chen fort, befonders in dem £Lamme und den
Aeften. In den Knoten Und lie aber oft fo
zufammengcdrängt und fo verw^irrt, dafs man
jedes einzelne Gefäfs nicht verfolgen kann,
befonder» da man immer nur kleine Sclieib-
chen unter das Mikroskop bringen mufs, und
keine grol'se Stücke zu überfehen find. Gewifs
entftehen dort, fo wie in den Blüten und
Früchten, neue Gefäfse. Man kann die Ge-
fafsbundel z. B. aus dem Blüthenlliele in den
BlÜ-
Blüthenboden und in die Blüthen der Synge-
Tieülten deutlich verfolgen, aber die Menge
der Gefäfse in dem Sliele würde durchaus
nicht hinreichen, um durch VerGinzelung je-
der Blüthe, jedem Staubfäden fogar feine Ge-
fäfse zu geben. Esgefcliieht dalier gleichfam
eine Einimpfung, indem ficli neue Gefafse
an die alten anlegen (f. Fig. 19.) Auf diefe
Weife liehen alle Gefäfsbimdel der ganzen
Pflanze mit einander in Verbindung, und da
die Bündel felbfl mit blofsen Augen, oder
einem einfachen VergrÖfserungsglafe zu fehen
find, fo lälst lieh begreifen, wie man fie von
der Wurzel bis in die Blüthe verfolgen kann.
Nahe an der Oberfläche follen lieh nach
Hedwig die fpiralförmig gewundenen eigent-
lichen 8aftgefafse von den LTift^eftfsen tren-
nen und für lieh fortgehen (de fibr. veg. or-
tn p. 23). Da man I^eine befoudere Luftge-
föfse findet, fo fällt auch diefe Behauptung
weg. Ich hübe die Spiralgefafse bis in di«
äufserlten Spitzen der Bliilter von Humulus
I,upulu3 und bis in die äufserlten Spitzen der
BlunienbliitLer von Alcea rofea mübfam ver-
folgt , und lie dort plötzlich geendigt gefehen,
ohne irgend eine Veränderung der Form.
Die zuführenden Gcfarse follen nach Hed-
wig! (a. a. O.) in den Moofen, Pilzen und
Wafferpflanzen, z.B. F.quifetum, AlismaPlan-
tago, Sagittaria fagiltifolia gerade fcyri und
an dem Luftgefäfae anliegen. Etjuifetum,
Alisma Flantago und Sagittaria fagittifolitf
ha-
I
haben deiilliche Spirnlgefarte ; Moofe und
Pilze habe ich oft in ^ettirbte Fliilligk
fetzt, iiher nie ein gerades Gefäfs bemerki
lind aniLilleii itonnen.
1
.:.• Die Gröfse diefer Gefafseift fehr verfehle*
äen; niclit allein in einer imd derJelben Pflou-
ze, fondern anch in einem und demfclben
Eüjidel lind Gefätse von verfchiedener Giöfse.
Auch Jtoniiflt-ihre Gröl'se nicht mit der Giö-
IsH der Pflanze überein; grofse l^aume, z. B die
Piniis Arien haben kleine Gefafse. Zuweilen,
doch nicht immer, richtet fich die Grofse nach
deiL Familien der Pflanzen ; fo hat die Velt-
heimia viridiilora in ihrem Schafte ziemlich
klein« , Hyacinthus orientalis viel gröfsere
Spiral gefäl'se. Am kleinlten lind lie in eini«
gen WalTerpflanzeni
Immer haben die Gefafse eine wejfse
Farbe, nie habe icli die Membran gefärbt ge-
fchtn. Audi ift in der Kegel der enihallene
Saft ungefärbt. Uebrigens ift es mir nicliC
möglicli geM'elen, Iie von dem Bafte zu fon-
dern , und einer chemifchen Unterfuchung
^ür lieh zu unterwerfen. AVahrfclieinlich ver-
halten fie fich dann wie der Zellltoif,
Die Spiralgefäfse verbreiten fich fall: in
alle Theüe der Pflanze, und machen das Ske-
let derfelben. "Wirklich nennt man auch die
netzförmig verthciltcn Bündel von Spiralge-
fäfsen in den Blättern, nachdem üe von al-
htta daxwifchen liegenden Zellgewebe be-
freyet
I
freyet finci, i3as BlalLfkelet. Nur ni 3en An-
theren und dem Pollen habe ich nie Spinilpe-
fafse gefunden. Dtr Bali begleitet iie überall,
und wir nennen die Gefafsbündel mit ßalt
vermengt, Holz- Zulljiewtbe, weiches das
Holx rund miiher unipiobt, ^vird Rniar ge-
genannt, welches von ihm rund umher umge*
ben wird, Mark,
Vielen Pflanzen fehlen alle diefe Gefafse.
In den anomalen Pflanzen , oder den Pflan-
zen mit anouinlcm Zellgewebe, niiniUch den
Liehen en , Algen, Pilzen hat man Iie nie
angetroffen; ich felblt habe feeine Spur davon,
finden können. Die genuinen Pflanzen mit
regelmäfsigem Zellgewebe theilen ilch wie-
deruni in zwey grofse Klafl'en, in die fpiral'
fiihrendtn (f^iiri lerne) und jpiiaUofen. Zu
den leztern gehören die Laiibmoofe, die Le-
faermoofe und einige wenig« WalTergewächfe;
nach meinen Unterfuchungen allein Chara^
Zoflera, I^emna , Ceralophyllum, In diefen
'.habe ich, aller Bemühungen ungeachtet hei-
\ gefunden, wohl aber in Alisma, Sagitta-
ria Butomus, ^ymphnca , Hydrocharis , Hip-
puris, Callitriche, Potaniogeton , ZannicheU
lia, Myriophyllum, Ruppia , Raniinculus
aqualilis und den verwandten Arten , doch
lind Iie in einigen der letztern fehr zart. Na-
jas und Vallisneria habe ich nicht frifch un-
terfucht.
I
Frenze] (a. a. 0. S. 19p), Bemhardi (a*tf
a. 0, S. liO aucli Hii(3ol}>[ii Ijiiechen den Pi4T
jiiisArUn die S|jirali;i'farhe ab. In einer ju
gen FOrtiizt! von Pitiiis Binea hübe ich
deutlich gcfelicn , mit Lacknuisliiictur j
fiiUt und in d«m LänfcsrchiiiUe nahe e
Marke Fig. as- vot^elUllL Aui.h iinde. i
fie in den jungen ScIuifTeii von Pinus SLrobus"
ziemlich leidit. TrejipeTioänoeoder £ttüpfel-
te Gefiifse lalTen fich in den Zweigen von Pi-
nus Abies und Pinus rylveluis bald mit Tin-g
te aniüllen.
Eben fo fprichtBcrnhardi manchen Pflan-
zen aus den natürlicficn Ordnungen Iimi '
und Asparagi die Spiralgefürse üb (a. a. Ö?
S. la), doch führt er namentlich nur Ruscui
aculeatus an. In diefcm habe ich aber in den
Jungen Trieben deutliche Spiralgefäfse, ob-
gleich von grofser Zailheit wahrgenommen.
Andere Pflanzen aus diefen oder verwandten
natürlichen Ordnungen ohne Spiralgefafs«
find mir nicht vurgeisonimen.
1
Wie die Spiralgefäfse urrpriinglicb enlfie-
hcn und fich bilden, weifs ich nicht Da lie
fpater , als Zellgewebe, vorhanden find, Tagt
Sprengel (Anleit. Th. i. S. iv(>) fo miiflcn lie
w^obl daraus entliehen. Diel'es fcheint mir
nicht zu folgen, fondern Ich glaube, dafs fie
zwjfchen den Zellen des Bafles aus dort er-
golTenen Safte fich erzeugen!. Doch ich weifs
da
davon nichts. Treviranus hiit'(at a. O. Ä, ßi.;
folg,) viel über den L'ifprung »iUr diefierGe-
£ifse gefagt, was, mir aufkerft Uyppliietii'ch
fclieint. Es ifi fchwer, iith der Hyjiotlicfen^
VI enthalten, aber es wird durchaus erfor-
dert , wenn man die Naturktiifde nicht ent-
flellen ■will. Grew, welcher g,qvn theoreli-
fiile, fclirieb die Ipiraliöcmi^e Form diüi.
fplralförmig gewundenen Ij.ufltheilchen . iji
(Mise. cur. p. igG.). Opinionimi comnienla
delet dies.
Uebrigens wachfen die Spiralgefarse
durch Vergröfserung, und es entTtehen neue
twifchen iimen. An einem gepropfien Zwei-
ge kann man diefes deuLlith benierlien. Ich
habe genau gefehen, wie die Gefdfse aus dem.
Propfreife von Sorbu:^ hybrida in den Stamm
von Sorbusaucuparia iibergiengen. An einem
andern fchon vor mehreren Iahten gepropften
Zweige war das äufst-re Holz verwelht, da»
HoU des Pfropfreifes aber fehr verlängert und!
vermehrt, und erfi weit unten gefchah die
Verbindung zwifchen Stamm und Pfropfreis.
Es wächlt alfo beym Pfropfen das Reis gleich-
fam in den Stamm hinein.
Aufser diefen Gefäfsen, welche man mit
dem altgemeinen Nariien Spirnlgffäjn' nennen
liann *) habeith in den Pflanzen keine Gefäi.se
be-
•) Eipeniliche Spiralpefärse nenns ich fie im Gc-
gt-nTstzr mit den Trepiieiie^iigeH und getüpiel-
len GefärscD. £ 3
68 ,— o —
' bemerkt. - Die vafa fibrofa, fuccofa^ (angiiife«
ra» lymphaeductus (f. Ludwig InftitutL $'325)
oder die fißulae ligneae, vafa lignea von Mal-
pighi find Baß, die vafa nutrientia von Molden*
bauerundMayereine theortftifche Grille, die vafa
meduUaria von Moldenhauer Saftbehälter, die
vafa revehentia und lymphatica von Hedwig
Zellengäng«. Von den vafis propriis wird in
der Folge die Rede feyn.
1. ■ ■
Orte.
Drittel Kapitel.
Von den Functionen der Gefafs« und t
Zelliiewebes.
§. 1.
Es war die Aehiilichlteit mit den Trache-
en der Inlecten , welche die erlien Entdecker
derSpiralgefärse auf die Vernuilhiing brachten,
als wären lle ebenfalls Luftgefärse. Nachdem
aber Reichel die Üeobachtung gemacht hatte,
dafs gefärbte Flüfligkeiten in ihnen aufiiei-
gen, fo liielten lie alle SchriftftelJcr, wenn
fie jene Verfuciie fiir richtig erkannten, und
mir ihre Aiifnierkfamkeit darauf richteten,
_für Saffcgefiifse, wenigfiens drückten iie lieh
zweifelhaft darüber aus. Nach Hedwig find iie
■Xuft und Saftgefälse zugleich; der innere Ka-
nal führt die Luft, das Gefärs, welches ficli um
ihn wickelt, fau;rt den Saft ein. Sprengelhätt
^e, nicht für GefaTse, fondern für gewundene
Fibern, beftimml, die EnLwickelung der Trie-
be zu befthleunigen, Bernhardi hat fich gro-
te Midie gegeben, zu beweifcn, dafs diefe
;■.„"" ' Ge-
<-5^d _ -o —
Gefäfse LuFt 'unS lieinen Saft Ftihren (TTeber
PHatizengef. S. 44), und feine Bemerkungen
verdit-nen grofse Aiifmörkfaiukeit.
Allerdlnss ilt es fehr riclitig, dafs man
nicht iinterfcheiden kann, ob der aiisfliefseiide
Sflft aua den Spiralgeftifsen oder dem anlie-
genden Bille jkoinme; es. ilt ferrier lehr rich-
tig, dnfs feiten alle Gefälle in einem Bündel
Aie gefäi'bte FliilhgUeit aufnehme«!, wenn man
nicht durch Saugen nachlülft, dafs fie im Dun-
keln und in der liähe lieh niir wenig durch,
folche Pigmente färben laffen. An cinöm
Ta^e, wo die Temperatur der ÜufEern Luft
-4- i^,'' R. war, felzte ich die Schafte von Pri-
ntula Auricu^a und Hyaclnthus orienlalis in
einem dunkeln Keller hcy einer Temperatur
von - 4' K. in Lackniustinclur, und fand am
andern Tage, d^s, Pigment in dem erlten Schafte
zwar deutlich ,' do( h niLlu. weit über den ein-
g(-taiichten Tlieil aufgelüegen, in' dem andei-n
hingegen, gar-; nicht. Aber es ift aucli nicht
zu verwuTidern , wenn unter fo ungiinftigen
Umliäudi^n die Einfangimg fchwerer gefchicht,
und gerade diefe Verfuche zeigen eine grofse
Vcrfchiedenheit in der Wirkung diefer Ge-
faTse und der Haarröhrchen, welche im Dun-
keln und in der Kalte nicht weniger als fonlt
,die Flüffigkeiten einfaugen.
1^ Bemhardi fagt .femer, man febe nie ;deH
SnFt nus den Splralgefafsen hervorquillen.
Aber es höinnit darauf an, ob man gerade
diefeGciiiisc in Herii angefüllten Zuftatide treffe,
oder
oder ob fie ihren Saft bereits ausgeleert hat-
ten. So glaubten die Alten, es l)elmde iich
in den Pitlaadeni l.iilt, und kein Blut. Wenn
ferner die Fiülh^keit, wie in eijier Schrau-
benmutter , blafs in dan auSfrehöliUoi Windun-
gen in die Huhe ltoij;t ; fu lieht man leicht,
dal's iie aus iimt^n nicht in der Men^e sus-
fliefsen küniie, wie in den davon ftrotzenden
-Zellen. Sie wird dort Ichon durch die An-
ziehunf; wie in Ha.irröhrthen zurückgehalten,
■lieh fliefst die J^.icJi^iuätinctur nie aus den
zeFitluiitteneo Gefüls blinde In , ungeachtet Iie
fich, wie der Augenfchein iL-hrt, ganz voll ge-
fog;en haben. liernhardi fa^t felblt, er ver-
möge die DetiaupLuntr, als xiehe iich die Tlüf-
ligkeit an den Wanden diefer Gctäfse in die
Höhe, nicht zu widerlegen, und gerade diefe
Behauptung ift, wenn man die Structnr der
Gefäfs& erw.igL, die w-iiirrcheinliclifte. Den
Aufenthalt der l.yid in dem innem Kanäle,
Ig wie in allen Innern Höhlungfn des Pflan-"
zenkörpers, laugne ich ind^ffen keinesweges,
aber daraus folgt noch nicht, dafs man üe
Luftgefafse nennen müfTe.
Coulomb's Verfucbe *), welche Bernhardi
für feine Meinung anfülirt, fprechen no h
deutlicher für unfere Behauptung. Er faid
£uer(t, dafs der Saft dann ausniefse, wenn
der Theil des Stammes um das Ma^k dur-ih-
bolirc
*) Experiences TPUfiTe» a 1» Circnla'ion de U
[eve dnns les irbres in M^mnir. üe rhißiiuC
national Sc* maLh. et plijrüq, T-. s, p. 346 e^^.
1
I
yt — o —
bohrt werde, und er zieht daraus die Folge,
dort Itei^e der Satt vorziifilich mit". Wir wer-
den unten fehcii, dafs in dem Holze nur al-
lein Uin das Mark eine Schicht voIIUoninie-
ner oder eigenllicUer Spiralgefäfse lieh bciinde.
Alfo nicht aua dem Balle, worin Bernliardi
die Siifte auffleifien lÜfst, drang die Flüiligkeit
hervor. XTebrrdiefä hörte Coulomb ein Ge-
riiufch, wie von aufzeigenden Liiflblafen, ohne
Zweifel von der Luft, die hch ans den Kunä-
Jeii in der Mitte der Spiralgefäfse fanunelte.
Fiine ähnliche Bemerkung machte v. Humboldt
an der Clulia rofea *).
Üeb erzeugend find alfo Bemhardi's Grün-
de nicKt, wodurch er diefe Gefäfse wiederum
zu Tmcheen machen will. Aber iibcr7.eun-t
find wir auch noch niclit von der faftführen-
den Function diefer Gefäfse, denn zwifchen
einem abgefchnittenen, in WalTer oder in eine
Tinctur getauchten Afte und der Pflanze, wie
iienatiirUcherWeifeihrenNiihrungsraftrchöpft,
bleibt noch ein bedeutender Unterfcliied.
Ich habe es öfter verfucht, Zwiebeln von
Hyacinthus orientalis , Gladiohis co".muini3
und andere mit unverletzten Zaferwurzeln,
welche iie in reinem WalTer ausgetrieben hat-
ten, in Lackraustinctur zu fetzen. Zwar be-
merkte ich nach einiger Zeit gefärbte Spiral-
•) Gilbcna A.imaleii det Fh^Hk T. 7.
73
gefaFse, mich die Zellen an der Spitze der
"Warzel voll blauer Tinctiir, ab£:r bey gelia .er
Beli€htig.ung war es offenbar, dafs diefe Sjü-
tzen iii einem kranken oder ganz eritorbeiien
Zuliandii lieh bef.inden. Kitie yclinKie Spii/.e
hatte nie Pigment zugelafTenj die Sfiirnlgefalae
errcbiencii dann völlig ,iinge^irbt. Meint
Sprengel Verfuche diefer Art, fo hat er völ-
lig Rechl., die EinfpriLzung mit Pigmenten
zu läugntn. Zwar tiihrt IVlirbel enlgegengti-
fetzte Verfuche an, wo er die Spiralgefäfse
dnrch unverletzte Wurzeln mit Pigmenten
füllte, allein es ift noch immer die Frage, ob
er lieh nicht eben fo. als ich im Anfange,
durth Kraiilie Wurzclfpilzen tiiufchen liefs.
Die Pigmenie find zu grob, um durcli die
feinen Poren in der allgemeinen Bedeckung
der Wurzel zu dringen.
Um zu erfahren, ob durch die Rindo,
den B;dt, das iiiifsere oder innere Holz der
Saft vorzüglich zugefühit werde, machte ich
folgende Verfuche. Die Rinde und der Baft
enthalten nämlich gar keine Gefüfse, das äiif-
fere Holz hält Treppengänge und getüpfelte
Gefäfse, das innere im Umfange des Marks
eigentliche Spiralgefäfsc. An einem achtjäh-
rigen , im betten ^Vuchfe lieh befindenden
Pflaumenbaume, lolste ich die Rinde eine»
blättervollen Altes rund umlier in einem zoll*
treiten Ringe ab, verband und überzog darauf
die Wunde mit Baumwachs. Der Zweig grün-
te fort, ohne den geringlten Schaden weiter
gelitten zuhaben. Uievaui' nahin ich an einem
an-
i
i
andern eben fo blättervollen Afte nicht allein
die Rinde, rontUrn auch das Holz rund um-
her in einem ähnlichen Rin^e weg, doch fo,
dafs nnch eine Linie dick Holz um das Mark
Jtehen blieb, beiiandtUe die Wunde wie vor-
her und blind noch einen Stock an den AXt,
damit er vor dem Winde gerciiiuzt wäre. Der
Zweig fuhr fort, in allen Thtilen zu grünen.
Nun machte ich einen F.infchnitt in die Rin-
de eines ähnlithen Zwti;:es der Länge nach,
löfste das Holz behullani jienuis, fchnitt es
einen Zoll lang- ganz we^, band einen Stock
an den Zweig, fo dals die znrüt-Kbleibende
Rinde in ihrem natürlichen Ziijtunde erhal-
ten wurde, und überzog die Wunde vüruch-
tig mit eiiifm BaumpÜalitT. Nath rinigtn
Stunden fiengen die Blalter fchun an wilk
zu werden, am andfm Tage luengen lie iille
nifder, und nach einigen Tagen war der Zweig
völlig erliorben. Hieraus erhellt nun deut-
lith, dnfs der SaTt nii'ht in der Rinde und
dem Balie, fondfrn vnizüglirii im innern Hol-
ze oufiieigt, wo die cigentliLlien Spiralge-
fäfse lieh behnden. Von dem Marke brauche
ich wohl nichts z.u erinnern; es ifi zu be-
kannt, dafs man es ohne Schaden des Zwei-
ges ganz wegnehmen kann. Cotta(Natiirbeob.
S. 8) hat ähnliche Verfuche mit gleichen Re-
fultaten angcfiellt. doch, wie ich mir einbil-
de, nicht mit folcher Behutramkeic.
Setzt man mm zu diefen Refultaten die
Leichtigkeit, womit dieSpiralgefafse alle Flüf-
ligkeiten aufnehmen, die Einwirkung aufs^rer
Um-
— o — f^
UmltaTide, welche die Lebenskraft zn fchwji-
clien pfltpen, a\if diel'es VKrmöoen, den Zii-
Itand , wie Jie fich in der NaLur zwiTclien ffift-
reichem Zellgewebe befinden , nnd es werden
Wohl wcnj^ Zweifel mehr an ihrer Function,
den Saft aufzunehmen, übrig bleiben.
Nach Treviranns (a. a. O. S. 102) follcn
äiefe Gefal'se zwar "W'affcr, aber in LiiflpeÜalt
führen. Wie die elaflifclien "WalTerd anipfe aus
äer Erde durch die Wurzeln in folche Gefäfse
dringen , fehc ic h nicht ein. Sonlt fallt diefe
Hypothefe nüt dtr zufammen , welche diefe
Gefafse Luft entlmUen liifst.
Aber die Spiralgefäfse fangen den Nah-
rtfn'gsfaft nicht .ins der Erde ein. Sorgfaltig
iiubt; ich die Spitzen .der Wurzeln, befonders
an Zwiebel gewächfen unterfucht, imd nicht
gefunden, dafs Geh die Spiralgcfafse an ihrer
Oberfläche endigen. Deutlich war mir diefes
vorzüglich an den tränten, mit Laclmusblau
gefärbten Spitzen. Hedwig glaubt *) , die
Härchen, womitdie Wiirzel zuw^eÜen bedeckt
ift, befiänden ganz imd gar ans zarten Spiral-
gpfäfsen, aber ich bin nicht im Stande ge-
Vefen, eine Spur davon in ihnen zuentdeclsen,
"■rind' überdiefs fehlen diefe Horchen vielen
"Wurzeln (2.. B. der Z wiebeige wach f«) ganz und
- gar,
Was ift eigentlich Wutzal an der FflinKclin
fiammlung roiner Abhandl. 1. B. S. 61; folg-
7<
»
gar. entfiehcn auch blofs in den Lücken des
Erdreichs, die dem Wachstlitmie fo fchädlich
find. Wenn die Spitze der Wurzelz^il'er an
Zwiebelgewach icn abRinb, To zeigte iich fo-
gleich oben gefren die Balis ein King mit Pa-
pillen , den Vorläufern neuer Wurzelzafern.
Diefe Papillen, deutlich an vielen Wurzelfpi-
tzen zu fehcn , haben ohne Zweifel das Ge-
fchäft, den Nalirun^sfaft einzulangen, und aus
ihnen nehmen ihn dann die Spiralgefäfse auf,
um ihn weiter zu iüi rjn. Er geht alfo aus
dem Zellgewebe zuerft in die äpiralgefäfse
über.
I
:es
nd
ea -iM
Eine wechfeireitige Aufnahme des Saftes
aus dem Zellgewube in die Spiralgefäfse und
Abfelztmg delfclben aus diefem in jenes Imau.
ohne Zweifel an mehreren Steilen in derPflanpj
ze Statt finden. Diefes zeigen folgende VerfJ
fuche. Nach Anleitung von Colta's Angaben -i
(a. a. 0. S. 21. 22) f'tiinjlt ich aus dem dicken
Zweige eines Apfelbaumes im Julius ein mehr
als Zoll langes Stück, fo dafs die Rinde auf
der einen Seite mit dem Hitlze bis über das
Mark hinaus weggenommen wurde, und der
Zweig nur noch auf der einen Seite an dem
äufsem Holze und der Rinde befcßigt blieb.
Einen Zoll darüber fchnitt ich in entgcgen-
gefelztcr Richtuiii; ein gleiches Stück eben-
falls bis über das Marl* aus. Auf diefe Weife
kam alfo keia Gefafs im Afie ununterbrochen
zu den obern Theilen, und delTen ungeachtet
fuh-
— o — 77
fuhren diefe fort zugrüneii, auch wurde kein
BiaU welk , nur bemerkte ich diefes an eini-
gen Nebeiibliiitern (ltipulae_), und die Augen
entwickelten lieh weniger a\a an den benach-
bitrien Aelten delFelben Baumes. Hieraus er-
hellt , dafs der äaft feitwärts ergolTen, wieder-
um aufgenommen, nocli einmal feitwürts er-
golTen, zum zweytenmal aufgenommen und
weiter gefuhrt wurde. Es gel'chah zwar da-
durch ein Aufenthalt, eine Verzögerung des
Wachsthums, wie lieh erwarten liefs, aber,
keineaweges eine gänzliche Störung delTelben.
Als ich nur ein ätiick, wie vorher, aus einem
Zweige fchniit, war der Aufcnihalt im Wachs-
thum geringer, und alle Theile Ichienen auf-
ferlt wenig zu leiden.
Corti behauptet *) die Circulation gefche-
he in den Pflanzen von Knoten zu Knoten.
Seine Gründe, von den Conferven hergenom-
men , lind zwar unftatthiift, aber in der Sache
felbft möchte er einigüriiinfsen Recht haben.
Bey vielen Pflanzen gehen nämlich die gefärb-
ten FlÜffigkeiteii in den Spirnlgefäfsen fchwer
durch die Knoten, z. B, bey den Grrifem,
auch lieht man noch faftreiclies Mark dafelbft,
wenn es überall im Stamme fonft faftlos ift.
Vielleicht ergiefsen lieh dort die Siifte ins
Zellgewebe , und werden von andern Gefafsen
atifgenommen. Allgemein ift diefes aber
nicht. An andern Pflnnzen z. B. Laraiuni
purpureum, fah ich die Pigmente bald durch
den Knoten gehen.
*) Icnraal d« PhjnctRC T. fl. p. aja.
Die _
Die obigen Verfuche leJiren uns ferner,
dab nicht allein die eiiieiulichen Spirntiietafse,.
Condern auch die Treppengäni^e den Saft auf-
nehmen und weiter führen. Ich lüitte päiu-
lich durch die tiefen und breiten Aus^clinit-;
te den Ring von eigentüclien Spiral^efäfsen.
um das Mark ganz wefrgenommeii ; es war in.-
ihnen nichts mehr als die Holzrchicht arx de]
Binde lielien geblieben, wo mdn nirr fre]_
pen;ian^e oder gel üpfelte Gefarse, liei iie ä-h
gentUchon Spiralgefäfse fin'Iet, Dief<^& komm»'
mit den übrigen Erfahrungen üborein, nach,
welchen Treppengänge und getüpfelie Geta-
fse die gefärbten Fliinigkeiten dmxhialTen,
Coulombs oben angeführten Erfahrungen und
die gröfsere Gefchwindlgkeit, womit eigentli-i
che Spiralgefäfse die Tinctin-eu fnr Leiten,
fcheinen doch darzuthun, dafs die Safte fchnel-
1er und reichlicher in den eigeullithen Spi--
ralgefäfsen nuffteigen.
Die Gefafse laffen den Saft nach allen
Richtungen aufwärts , niederwärts und feit>v'^
wärts durch. Dafür fpredien manche Verfu-
che, Der crfte, meines "WifTens dsrüber auge-
ftellte iftvon Mariotte (Eff. d. Phyfiq. p. ga.),
welcher die Spitze von der Sprofse einer Zi-
polle (Allium Cepa) in Wader tauchte und fie
länger griinen fah, als die übrigen, nicht «in-
getauchten Sprofsdn. Hieher gehört auch die
Umkelirung eines Baumes , deffen Aefte, unter
die Erde gebracht , Wurzeln fchlagen , die
Wur-
— o — 79
Wurzeln hingegen aufser der F.rde Aefte trei-
ben. Zuerlt h'nde ich Nachiiclil von einem
folchen Experiment in den Anis Eruditor.
l6|j-a. p. 15G und zwiir in der ilecenüon von
rylkoviiiy Philofophia cuiiolii, die ich nicht
;lbh habe nachlchlagen Itünnen. Gewöhnlich
ilt man lonA Leeuwenhoek für den Erfin-
er diefes Verfiichs. Andere hieher geliörige
Verfnche erzahkn Haies *_) und Du HLunel**).
Ich will nur hinzufügen, dafs ein Aft eben fo
leicht die {jefä.'bten Flüiliglieiten aufnimmt,
>fenn er vc-rliehrt eingetaucht wird, uls wenn
ttiefes in dtr geWÖfiniichen Lage gefchieht.
Die mit Tinte gefiilliai Gefafse der Lycop-
fis nigricans,. Fig. 13. Wdren aus einem fol-
chen verkelirt eingetauchten Zweige.
Da nun die Spiralgefafse den Saft nach allen
Richtungen führen , du fie den Saft aus dem
Zellgewebe aufnehme'n , und zliriick leiten,
fo läfst iicli einfehen, wie die Snainenblätter
zur Ernährung dienen, wie Knollen und Zwie-
beln in'blofser Luft aufgdiiingt Blatter und
Blüthcn treiben , und wie diei'ts die faftigen
Pflanzen auf eine älmliche "Weife thun. Dort
verwelken nämlich die Sjamenbliilter, hier ver-
ffhwinden nach und nach die Zwiebeln und
untern faftigen Blätter, fo wie fie dem ent-
wickelten Theile ihre Säfte gereicht haben.
Man
I
• des Vegi
[ par
*) Lr Siatiqi
par M. Butti
••J Li Phyßqir
MoncMO Vari* 1758. 4. p»295.
M. Halet trid.
4.
brtg psT M. Du Hamel d«
Min liüTinte mif die Vcrmuthimg gera--
tlien, die nianiiichfahige Bildimg der Spiralge-
t'afse (f. Kop. a. §. 3) habe Dczng auf die ver-
fclüedfnen VeniclUiint:«!, einige dienten zum
Hinführen, andere zum Zurürkl'iihren des Sat-
tes und dergl. Ich liabe darauf bey verkehrt
einge bauchten Zweigen geachtet, aber nie fo
etwas bemerken liüiinen. Ohne linlerfcliied
■waren rechts und links gewundene, eiiiiacU
vnd viell'ncji gebänderle Gefafse bald leer, bald
angefüllt.
Wie gehe« nun die Siifteaus den Cefafsen
in das Zellgewebe über; giebt es eigene Gefäls-
zweige, I^<icher, oder andre Conimtmicjitions-
mittel ? Hill, der überhaupt viel fah, will auch
geCehen haben, wie die Gefafse in die Zellen
übergiengen *). Ich habe nichts dergleichen
linden können. Die Gefafse endigen lieh viel-
mehr plötzlich im Zellgewebe, ohne in fei-
nere GeHifse auszulaufen; es bleibt alfo nichti
übrig , als dafs der Saft aus den Gefäfsen Iij
die anliegenden Zellen unmittelbar übergehe,
oder fo zu feigen , durchfchwitze. Um diefen
Uebergang belfer zu beobachten, nahm ich
Zweige und Blatter von Pflanzen, in welchen
inir Gerbeftotf oder Gallusfaure zu feyn fehlen,
und fetzte fie in eine verdiirmte Auflöfung von
fchwefelfaurem Eifen , z. B. Zweige von der
gemeinen Eiche, von Sempervivum glutino-
fum,
•) The conftruction o! timbes expUined by the
micreicopc by I. Hill, Lond. 1770. Q. p. Jb,
— O t—
61
fiwn, Sedum Telephiiim und Blatter von
nheuni Rhaponticuni und undiüatuni. E»
erfdiienen zuerlt TchwarZe Fleche neben den
feinen Nerven der i3läLter , verbreiteten lieh
dann 2u den fjröfsem und endlich drangen
fie bis zu denBlatiftielen und Zweigen. We-
nioliens war diefes gewöhnlich der Fall. Doch
fall ich auch zuweilen , daf» die Flecke an den
gröfsem Zweigen eher, als an den kleinen
Zweigen und den Blättern eutiianden. Bey
genauer Unterfuchung fdud ich die Spiralge-
läfse ungefärbt, aber die Zellen neben diefea
mit einer fchw;irzen Ffeuchligkeit angefüllt,
welche in einer grölsern Enlfernimg von den
Gefifsen nach und nach verfchwand. Flecka
dieftr Art aus den BlAttern der Eiche ftellt
Fig. 29, aus dem Holze von Sempervivuni
glutinorum neben der Rinde Fig. 50. vor.
F.s blieben alfo in diefen Verfiichen die
Spiralgefafse ungei'Arbt , weil die FliLJficrkeit
farbenlos war, da He hingegen durch gefärb-
te Flüffigkeifen allein gefirbt werden. Diefe
Verfuche beweifen, dafs die Flüfligkeit zuerft
in die Gefafse übergeht, und aus diefen ge-
rade zu in dieZellen durchfchwitzt, und zwar
befonders in den obern Theilen, doch, auch
ebenfalls in den untern.
Als ich ein Stück von dem Wurzelftocke
Act Mofa paradißaca in eine Anflöfung von
fchwefelfaurem Eifen Tetzte, wurden alle Spi-
ralgefäfse fchwarz gefärbt. Ein Beweis, dafs
fdion die Caliusfäure fich in den Spiralge-
F fafsen
{äfsen befand , düfs fie nicht blofs i
erfüllt waren, fondern eine andere Mater^^
bereits enthielten. Wahrfcheinlich halten
diele Gefäfse aiife dem Wmzslltocl^e. weicher
überhaupt zur Verwahrung der Safte dient,
fchon Saft aufgenommen , iim ihn andern
Theilen zuzuführen *).
Der Saft in denBlüLtern der Aloe fucco-
torina verdickt Jich an der Luft durch die
Einwirkung des SauerftolTs und wiid rolh-
lich; eine Veränderung, welche noch fchnel-
1er durch oxygeneiirW Salzlaure hervorge-
bracht wird, ich fetzte daher ein abgefchnit-
tenes Blatt diefer Pflanze in eine folche Säure.
Nach einigen Tagen zeigten Üch fehr deutli-
che rothbraune Streifendurch das ganze Blatt.
Unter dem Mikroskop fand ich die SpiraJge-
fäfse bis auf ein einziges, im ganzen Blatte
ungefärbt, aber den anliegenden die Gefafs-
biindel begleitenden Bait durchaus rolhbraun
und an einigen Stellen diefe Farbe bis zudem
Parenchym durchgedrungen. Diefer Vcrfuch
beitätigt das, was oben gefagt ift, auf eine
auffallende Weife. Nur ein einziges Gefäls
hatte fchon die Function derReforption jinge-
fangen und war mit dem eigenthümlichen Safte
der pflanze gefüllt. Durch die Wände trittal-
fo der Saft aus den Spiralgefafsen in das Zell-
gewebe, ohne Mittelgefafse und ohne irgend
eine
*) Tnilem ich dieres fchreibe, Tehc icb in einem
Altern Sttmime von Enpbnrbia Capot Medufae
Spiral gefirge TcboD von Nainr mit einem brau.,
nen Safte gefüllt. AUo eifcnbar Saftgefär«c.
efäfac. *U
eine genaue Infertion der Spiralgefäfse In
das Zellgewebe. Diifs die Treppeiigänge und
.getüpfelten Gefäfse lieh hierin wie die eigent-
lichen Spiralgefäfse verhalten, ift wolü höchß
■WahVfcheinlich.
S. 1-
Aus einer Zelle geht der Saft ohne Zwei-
fel in die andern über , aber da Iteine offene
Cominunication zwifchen ihnen Statt findet,
fo mufs er gleichfalls durch die Scheidewän-
de durchfcli Witzen. Gefärbte Flüfligkeiteh
treten auch nie in das Zellgewebe und ver-
breiten (ich durch daffelbe, es müfsle denn
durch zerriflfene Liiclicn gefcheheii , oder üe
hiüfsten aus den Gefäfsen ausgetreten feyn.
Die feinen Poren in den Scheidewänden fuchett
■dasPigmeutdurch.undJalTcndagGröbei'e zurück.
Aber der Saft mufs durch diefe Scheidewiiude
diringen, denn wie könnte er fonit in dieäufsere
Rinde, in dasFleifch manclier Fruchte fern von
allen Gefäfscn gelangen, wo doch die Zellen
nicht feiten von Saft firotzen? Dafs diefe»
langfam gefchehen mufs, ift leicht einz,ufehen.
, Die Pflanze kannte der Gefäfse ganz entbehren}
iie befchleunigen nur den Saft von Zelle zu
Zelle; ohne fie bewegt fich der Saft nicht we-
niger durch die Pflanze, aber langfamer und
träger. Wir felien hier die Urfaclie warum
kleine Pflanzen , wie Moofe , Warum Völlig
untergetauchte Pflanzen , wo der Saft nicht
weite Wege zu machen braucht , ohne Ge-
fÄfse find , warum die fonft in ihrer Blüthe
F 3 und
I
8'f — o —
und Frucht i'o nnvolllfornmen o;el)aaet:en
Farrnliiäulcr doch der Spiralgcfalse bedinf'ien,
da fie Geh oft zu anfehnlichen Höhen vom
Boden eiheben.
Was von der Bewegung und CIrculation
des Safts in den Pflanzen zu halten fey, folgt
aus diefem allen fehr leicht. Es giebt keine
"beftimmte und regelmäfsige Circulation, wie
fchon die faftigen Pflanzen leliren, deren Blät-
ter, wenn es erfordert wird, i}iren Saft dem
ganzen Gewächfe zurückgeben, von dem fie
,es urfpriinglich empfiengen. Noch mehr be-
(Weifen diefes die ini vorigen §. erzählten Ver-
juche, wo an fehr verfchiedenen, unbeftinira-
ten Stellen die Flilffigkeit der Spiralgeföfse in
)^ie Zellen übertrat. Oft haben die Spiralgefä-
^se fchon eigonthümlichen Saft angenommen,
in den meilien Fällen überlaCfen lie lieh dem
Xon aufsen eindringenden. Kurz der Saft
lliefst dahin , wo es deifen bedarf; er dringt
durch das Zellgewebe , aber die Spiralg«-
fäfse find feine fchnellern Leiter. Wann im
Frühjahr die Warme die Thäüglseit der Ge-
faTse wieder belebt, welche ki;inesweges im
Winter ganz aufhört, fo hebt fich der Saft,
ergiefst fich aber foglelch in das anliegende
faftlofe Zellgewebe und erfüllt diefes fo, daf» .
er beyra Anbohren aiisilierst. Nacli und nach,
fo bald das untere Zellgewebe damit Verfe-
hen ift, erhebt er lieh weiter, und erfüllt
das folgende, bis er endlich den ganzen
Stamm durchdrungen hat. Nach Walkers
yerfuchen brauchte er 43 Tage mnüch aoFufs
— o -^ 85
xn heben *), du hingegen eine gefärbte Flüf-
ügkeit durclt die Spiralgefafse ungleich fthnel-
ler dringt , nach Hedwigs Beobachtungen
durch nj ZoH in einer Stunde (a. a, O. S. 37).
Manche andere Erfcheinungen lalTen ficU hier-«
aus erklären,
Da mm aber in den obern Theilen, be-
fonders in den Blattern , der Saft in Menge
aus den Spinilgefärseii in das Zellgewebe iiber-
eeht, fo wird der überflünige nicht verdun-
nete, nach den untern Theilen zurücligeführt
werden mülTeii. Diefes gefchieht zufolge der
•meilten Beobachtungen durch die Rinde.
"Wenn auch der Wullt über den Schnitt in die
Rinde, wie ihn noch jüngit Cotta (a, a. 0,
rS. 14) beobachtet hat, Iseinen hinreichenden
Beweis giebt, fo thut diefes doch das ftär-
Ivere Ausfliefsen aus dem obern Theile des
Schnittes. Ich fah felbft , wenn folche Wun-
den in Kirfchbaume gemacht wurden, an dem
obern Theile mehr Gummi ausfliefsen, als
an dem untern. Das liitrliere Blühen abge-
fohälter Bäume, welches Medicus bezeugt **),
die Vermelirung und beförderte Reifung der
Früchte, wenn eine ringförmige Wunde in
die Rinde gefchnitlen war, wovon uns noch
Jtürzlich Thouin ein interelTantes Beyfpiet
;egeben hat (Annal. du Mufcum T. 6. p.4.37),
be-
•) Philorophic. Transact. of ihe Rnyal Sociei- o£
Edinburg. V i. p. 5. überf. in Sinninlungf^n zar
Phyfik uiirt Naturgerchirhto Th 4. S. 453.
—) Beytrago zur Pllanzpn - Anatomie, Pffaiicen-
FbjGologie «. f. w. Leip». i7yg, 49 H. S. ißa.
I
\
t
Veftätigen diefe Behauptung. Einzelne Ano*
jnalien find aus dem obigen , wo eine beftimm*
te Cireulation^ geläugnet wurde , erklärbar
und Frenzeis Gründe widerlegen Du Hamcls'
Verfuche (Ph. d. arbr. T, 2. S. 301 folg.) über
driefen Gegenßand nicht. Es fcheint ausgc--
macht, dafs die äufsernTheilc, oder die Rinde,
eine Tendenz erlangen , den Saft nach unten
zsü fiihren, die innere^ hingegen, oder da$
Jiolz , eine Tendenz , fie aufwärts zu leiten.
Wo keine Spiralgefäfse find, gcfchieht
die Bewegung des Saftes blofs durch die Zel»
len auf obige Art, nur langfamer, weil dio
Vermittlier zwifchen den entferiiten TheiUn
der pflanze fehlen,
«
DcF eingefogene Saft erleidet ol>ne Zwei'»
fei in den Spiralgefärsen feine erfte Zuberei*-'
tung. Wenn der innere Kanal, wie es w^e*
nigltens höchft wahrfcheinlich ift, immer Luft
'enthält, fo kann diefe fchon auf den Saft
wirken, und die erßeri Acndcrungen ili ihnen
hervor bringen. Noch mehr aber wird diefe
^ Acnderung gefchehen, indem er in die Zel-^
Jen übertritt, und weiter aus einer Zelle in
di^ ajid^re durch ^ic Zwifclien wände fortge-»
leitet wird. Jede Zelle ift als eine Giandcl
finzufeh^n, welche d^n Saft bereitet und aufbe-
wahrt Endlich gelangt auch ein Theil def-
fdben in die jZellengänge, uip dort vielleicht
den htiftm Qv^ä in Zub^mmng äu erfahren,
Pijefe
\
\
— o — 87
Diefc Zellengänge enthalten nämlich oft «inen
ganz andern Saft, als die Zellen. Man fleht
diefes deutlich an den Blattfchuppen (ftiigaej
der Farrnlsräuler, wo fie braune Adern zwi-
fchen den weifsen Zellen bilden, und noch
auffallender an der Rinde der Wurzel von Pi-
nus Strobus , wo die Zellen braun, di« Zel-
Icneänge hingegen fchön gelb lind,
Aiifser der Fortbewegung des Saftes legen
die Spiralgefalse den Grund zu den neuen
Trieben der l'flaiize. Wenn ein neuer Theil
öntftehen füll, wenden fich diefe Gefafse nach
einer Stelle, und fammein fleh oft von allen
Seiten, um feiiie Grundlage zu machen. Es
'?vachfen aber dann nach neue Gefäfse hinzu;
die Bündel in dem Stamme find nicht hin-
reichend, alle Gefiifse für die Theile zu lie-
fern. Doch ilt es die Tendenz der Spiralge-
fäfse, ücii von den übrigen zu entfernen, wo-
durch neue Bildungen verurfacht werden.
Pflanzen, denen die Spiralgefäfse fehlen, ha-
ben eine lelir befchranKte Veraftelung, oder
dpch wenigftens eine fehr unregelmäfsige , un-
beftimmte, wie die äfiigcn Lichenen, die Tang-
arten lind andere anomale Gewächfe.
i
Es liifst fich noch die Frage aufwerfen,
reiche Theile zu den Bewegungen der Pflanze
fleich Muskeln dienen, oder doch w't>nlg-
Itens
i
^ens vorzüglich Aazu beytragcn. Man mufs
hier aber wohl die niechsTiifchen Uevvegun-
gen, die auf niaiinichfaUige Aitmeifiens durch
^ufitmmen trocknen endtehen, von den Ee-
Tvegungen der Übenden Pflanze uiUerfclieiden,
Folgende Verfuche lehren, dafs nicht die Ge-
fiifse allein, auch nicht der Baft,, oder ein^
zelne Seiten, fondei-n alle Theile mit einan-
der auf leine beftimmte Art lieh zufammen-
ziehen oder ausdehnen. Ich fclmitt die Klap-
pen einer unreifen Kapfel von Impatiens Bal-
Tamina (juer mehr als halb durch, löl'sie dann
die Klappen von einander, damit fie fich za-
famraenzögen , bemerhte aber keine Entfer-
nung an den hündern der Wunde, fondern
fie fchlofl'en wie vorher zufammen. Es
dehnte 'üch nlfo die äiifsere Seite der Klappe
eben fo wohl aus, als die innere ftch zufarU'
inenzQg, um dns Zufammenrollen der gan-
»en Klappt! zu bewiilien. In die vor dem
' BUilien gebo^x-nen Ciüihenftiele der Jledyp-
, nois pendula, machte icli gerade an der Stelle
Äer Biegung Einfchnitte Ms itber das Mark
hinaus, fowohl von oben als von unten. Alle
diefo BHithenltieie richteten iich auf, iie
roochten von oben oder von unten einge-
fchnitten feyn, Es findet fich alfo bey dielen
Bewegungen der Pflanzen nichts, w,is fich mit
den Musheln der Thiere vergleichen licfse.
Viertes Kipiiel.
1 den Saftbehaltem, Lüclien und Luft
hälterji.
Der gefärbte Saft mancher Pflanzen, be-
TondeFS dev äufserft haußge Milchfaft, erregle
fchon friih die Aufmerlsfamkeit der Phylolo-
gen, imfl nöliiigte bald zu einet- Vergleiciniiig
mit dem Bliue, welche man bis auf dieneqe-
fien Zeiten wiederhohlt hat. Mariotte fchlofs
aus diefem Safte, dafs die Pflanzen Adern ha-
ben müfsten, wie oben erzählt wurde, Mal-
pighi ftellt dievafa lactifera einiger Pflanzen,
obgleich fehlerhnft, vor (Opp. T. i. f. 4),
anch bedient er fich fchon des Ausdrucks vas
proprium (iliid. p. 10). Unter diefem Namen
hat anch Hill au3 verfchiedenen Arten von
Bauipen fukhe Gcfäfse untprfucht und abge-
bildet (Conltr. of timb. p. 7:5) Rafn wurde
durch die Vergleichung mit dem Blute auf
die Entdeckung kleiner kugelförmiger oder
auch prisroatifcherTh'eilchen, welche in dem
3\Iilcli'
1
1
Milchfafte der Euphorbien fchwimm^n *)
geleitet; er bemeihte ähnliche Körperchen in
Pflanzen ohne gefärbten Saft ' und fchlofs
datiUis, dafs alle Pflanzen wohl eipenlhüm-
liches Blut, aber nur von weifser oder grü-
ner Farbe haben möchten. Mlrbel nennt die-
fe Behälter tubes liniples (a. a. 0. S. 63%
Sprengel fcheint fie für Zellen zu halten, über-
seht fie aber ganz. Von den Verleb ieden hei-
len diefer fogenannten Gefafse hat Reinhardj
genau und ausführlich }ieredet(a. a. 0. S.53),
aber , fo viel mir frhelnt, ift niemand der
Wahrheit fo nahegekommen, als Treviranus
(a. a. O. S. 7f,.), welcher djefe Gefäfse ganz
läu£:net, und den gefärbten Saft in die Zwi-
fchenräume der Zellen verfetzt.
i. ..
AU ich die Weinen Flecken, wodurch fich
die Lvfimachia punctata auszeichnet, unter-
Jiichte, fand ich nicht allein in den Blättern,
fondern auch in dem Stamme und fogar in dem
Marke delTelben kleine Behälter von äufferlt
Verfchiedener Gröfse imd Gellalt, mit einem
loilien nicht fehr flüffigenSafle gefüllt. Fig, 31.
fiellt folche Behälter indemlMarke vor. Eine
eigene Haut, worin fie eingefclil offen wären,
bemerkte ich an ihnen nicht; lie zeigten fich
als völlig unbeftimmte Aushöhlungen zwifchen
den
■) C. G, Rafn's Entwurf einer Pflanzen Phyfio-
logie iiberft v. I, A. Markuileii Kopenb. i7d8<
S. 68. folg.
den Zellen, in denen lieh ein sefarbter Saft
gefammelc hatte, Sie verdienten alfo nicht den
Namen der Gefafse , fondern vielmehr eines
Behälters (folliculiis) und es war zu erwarten,
dafs man iie noch in andern Pflanzen antref-
fen würde.
Bey derUnterfuchuno; derMarlioetafäefvafa
meduUaria) «"elcheMalpi^hi ijuSambucusEbii-
las (Opp, T. 1. p. iG. Tab. 7. F. 30) enldetk.
te, und Moldenhaiier ui.ter dem obigen Na-
men znerlt der AiifnierM'anilieit würdigte, (a.
fl. O. S, Iß.) fand ich fehr ähnliche Behälter,
nur länpei" ; und noch unbeltinimter geftaltet.
Sie unterfcheiden fich fo fehr von der Geftifs«
form, dafs riinn Iie gewifs nicht dazu rechnen
wird.
Nun unterfuchte ich die grofsen , mit
blofsen Aii£;i^ti fchon zu fehenden , und daher
auch längtt bekannten, eigenthüinlichen Ge-
faise in der Rinde der Pinus Arten, aus wel-
chen ein Tröpfchen Harz deutlich zu quillcn
pflegt. Sie flehen hier regehnafsi^ in einem
Kreife , fteigen gerade in der Rinde Jiieder,
lallen fich leicht verfolgen , und thcilen lieh
an den Aelten , um in diefe überzugehen.
S<:bon mit einem einfachen Vevgröfserimgs-
plafe fieht man, dafs ihnen eine eigene Haut
fehlt, und dafs die Wände nicht geglättet,
fondem ungleich von hervorlie(;hendeii Zellen
l des Zellgewibes Ündf Unter dem zufammen-
■ gefetzten Vergröfserungs^lafe erkennt man üe
K deutlich für blofse Höhlungen 3;wifchen dem
l*- Zell'
I
Zellgewebe, «ntt man überzeugt firh, dal
ihnen eine befoiidere cinfcJilierseiide Haut, das
Ktnnzeichen der Gefafse, durchaus mangelt.
In den jungen Zweigen der Linde uifll man
ebejifals folche nur Meinere Saftbchalter a
um
}en
nde
4
Alle übrigen Pflanzen mit pefarbten SäP
ten haben einen ähnlichen Bau. Chelidonium
majus zeigt diefe Behälter am deulliclifren
in der Wurzel, wo in der innein Kinde
ziemlich unregelmiifjig gebogene liinglicJ
Höhlungen liegen, die man zuerit nicht ein
mal für das halt, was iie wiiMich lind.
dem Stamme gehen fie der Lange nach durch
IdenBait, wie ich fie -Fig. 32. abgebildet habe.
' A'eufferft Mein lind fie in allen Papaveraeeis,
Semiflosculoüs , Titbynialeis ; fie liegen in
dem BaAe um die Bündel der Spiralgefäfse,
oder in der Innern Rinde der Wurzel, und
man mufs lieh hüten, nicht den ganzen Ge-
fafsbündel für ein vas proprium zu halten,
wie es Malpiphi (T. 1. F. 4.) mit den Saft-
behaltem in Cichoreum ergangen ift. In allen
diefen ertennt und unterfcheidet man fie
fchwer, doch gelingt diel'es noch am beßen
an den grofsen firauch artigen Pflanzen z. B.
an Euphorbia Caput Medufae, deren Milchbe-
hälter fich als folche deutlich zeigen. Etwas
gröfser als in den Semiflosculohs und Tithy-
inaleis erfcheinen fie in Khus und in den As-
clepiadei», wo man ße auch in dem Marke
findet. % ~
— o — 95
Hieher kann man ferner die kleinen
Harzbehälwr in den Blattern von Thuya und '
luniperus rechnen, weh he an der Oberfläche
hervorragen , fo wie die OelKichcheri in dei;
Schale der Pomeranzen und der verwandten
Früchte.
Wenn man einige Arten von Chenopo-
diiim Caclus Opuntia , verfchiedene einhei-
mifche Bäume zcrfchneidet, fo dringen kleine
Wiufchen von grüner Malerie zwifchcn den
Zellen , -wahrfcheinlich ans folchen Behäl-
tern hervoi', f. Fig. 53. c. F. 59. d. F. 62. e.
Alle diefe Behälter verdienen den Na-
men der Gefiifae nicht, wenn man nämlich
den oben angegebenen Betriff von Gefafs an-
nimmt, und dem gemeinen Sprachgebraiiche
folgt. Ungeachtet der Name Zwifchenraume
des Zellgewebes , welchen ihnen Treviranus
giebt , viel belTer ilt, fo icheint er mir doch
nicht ganz pallend. Denn Zwifcheniäume,
wieUe der Verfafl'er glaubt, aus der Anrei-
hung von Zellen enrilanden, die fich aus
Bläschen enlwii,I;eln, finden lieh in dem Zell-
gewebe nicht; jede Zwifchenwandift nanilich
zweyen Zellen gemein. Zu den Zellengän-
gen gehören diefe Behiilter ebenfalls nii ht.
Jene verbreiten fich überall um die Zellen,
cKefe finden fich nur an beftinimten Orten,
oft in einer regelmafäigen Lage , und über-
treffen meiltens die Zellengänge fehr an Grö-
fse. Am beltimmteHen drückt man ihre Be-
fcliaJ^fenheit uus, wenn man lie als Aushohhm-
gen zwifchen dem Zellgewebe befcbreibt, wflj
rin lieh ein eigener Saft faQuuelt.
k
In den fpirallofen Pflanzen habe ich kw
ne Saftbehälter gefunden, auch nicht in den
Algen und Lichcnen. Wohl aber Und iie in
den Pilzen , z. E, den Pfefferpilzen anzutref-
fen. Auch hier bilden Iie unregelniafsige
Höhlungen zwifchen den Zellen und keine
deiitliclie Gefafse. Zwifchen den Saamenzel^
len liegen Iie nicht. Wenn man eine Ltt
IJielle von Agaricus deliciofus quer durcq
fchneidet (o trifft man nur in der Mitte zfl_
fchen dem Fleifche den gelben Saft, indej
die Saani eil Zellen auf beiden Seiten völlig fr«
find.
Der Umftand, dafs diefer Saft beym Zi
fchneiden ftark hervorquillt, möchte manchci
die altere DaritellLiiig, als wiirtn fie wiilsli
che Gefafse, deren AVimde durch Zufamnien-
ziehung den Saft ausprefsten . wahrrcheinl:
eher machen. Allein man darf nur anneh-
men, dafs der Saft in diefen Behältern ftrotzj
auf die nah gelegenen elaßifchen Zeih
drücke, und von diefen wiederum gedrücH
■werde , fo erkliirt fich jener Umftand eben TS
leicht. Auch flicfst der Saft beym Zerfchnei-
den nicht ganz aus ; es bleibt vielmehr eine
anCehnliche Menge zurück, welche fich nach*
her durch einen Druck leicht ausprelTcn läfs""
Wären diefe Saftbehaltar an einander h.
°4i
gende Gefafse, fo würde die Pflanze , wie das
Tliier, verbluten küimen, welches nie der
Fallift, denn bey einem neuen Schnitte
üiefst Saft von neuem aus.
Es ifi aber wohl nicht allein mechani-
fcher Gegendruck, fondem reizbare Ausdeh-
. nung der anliegenden Zellen, wodurch diefer
Saft ausgedrückt wird. Ich rede noch nicht
von den Veil'uchen, welche van Marum nn-
geltellthat, um zu beweifen , dafs hier Le-
benskraftwirke, ich will nur, als mehr hle-
^ her gehörig, Carradori's Beobachtungen an der
Lactuca fativa, anführen *). Wenn man
nämlich die Kelchblättchen diefer Pflanze be-
rührt, fo fchwitzt fogleich ein Tröpfchen
Milchfaft aus. An jungen und faftvollen
pflanzen find diefe Vcrfnche leicht anzuftel-
len , und mir nie mifsiungen. Ich bediente
mich, um den Druck zu machen, eines Steck-
nadelknopfes. Die IMilclibehalter liegen dicht
unter der zarten Haut; das Zellgewebe wird,
wahrfch ein lieh durch die Berührung gereizt,
fich zu fani Ol cn zuziehen und prefst nun den
Saft durch die zarten Poren der äufscrn Be-
deckung. So begreift man den Vorgang
leichter, als wenn man diefen Saft in langen
Röhren oder Gefäfsen fich bewegen läfst.
Uebrigens lieht maii hieraus, wie leicht die
Flünigkeiten durch die Meuibranen der Pflan-
' ze dringen können , da hier ein fo dicket
Saft fthneü genug hervorquillt, und man
wird
*) Memorie dt Maicmitica e fißc«. T, XII,
I
1
>' wild fich erklären, wie die Siifte ans eiftjj
t Zelle in die andere fUeraen , ohne daf»
äeutlicher Löcher und Unterbrechungen
darf.
S- 4-
Nicht zu allen Zeiten Kndet fich SnS
in diefen Behaltern , oder iie lind Telbit nicht
imuier da; «in Umfiand , welcher für lieh
fchon zeigen würde, dal's Iie nicht zu den we-
fentlichen Gefäfsen der Pflanxen gehören.
Einige verlieren den Saft im AJter, wie fchon
Bernhardi an der Asclepias fyriaca riuhtig be-
merkt hat, auch ilt diefes an den alten holzi>
gen Stämmen der F.uphorbien oft der Fall,
Bs fammelt ücli dann kein Saft mehr in ihnen,
und Iie felbft werden durch das anliegende
Zellgewebe verdrückt. Umgekehrt felilen fi«
oft im Jüngern Alter j z, B. den Jüngern
Mohnpilanzen , den Semifloscnlofis , wo Iie
1^ fich noch nicht gehörig entwickelt haben.
^_^_ JVfan kann übrigens dielen Saft als am mei-
^^^b ^en verändert betrachten, da er durch Spiral-
^Pf^l^cfäfäe und /eilen vielleiclit auch durch Zel*
^^^ lengänge gedrungen ilt , um fich in diefeOjm
r Höhlungen anzuliäufen.
Die Kömer, welche Rafn in dem MilcM^
fafte der Euphorbien und anderer Pflanze^l
fah, rühren von der DickflüfGgkeit derfelbcn
her, und werden nicht eher deutlich, als bis
ein Tröpfchen Waffer dazu kommt. F.iie die-
fea gefchah, habe icli den Saft gewöhnlich,
als eine ziemlich gleichförmig gelbliche Maffe
unter dem Mikroskop gefehen, und felbÜ,
nachdem Waffer hinzukam, konnte man dia
Maffe mehr krümelig (grumofa) als wirklich
körnig nennen. Kurz ich finde darin niclita
Ausgezeichnetes, nichts was man mit den Kü-
gelchen im Blute vergleichen könnte.
U*ber die prismalifchen Körper in den
Milchfaften, deren Rafn erwähnt, war icli
lange zweifelhaft. Bald fah ich lie, bald war
«s mir nicht möglich, iie anziureffen. End-
lich bemerkte ich in der Wurzel der Oenothe-
ra biennis folche prisniatifche Spiefschen, in
eigenen Beliältern zwifchen dem Zellgewebe
zufanimen gelagert, wie Fig. 3;^, lehrt. Ich
zweifle alfo nicht, dafs die Milcbfafte nur
zufällig aus ahnlichen Behältern dergleichen
prismatifche Körperchen mit lieh führen , und
daher bald mehr, bald weniger mit ihnen
verfehen find. lene prisniatifcnen Spiefschen
in der Oenothera beitehen übrigens aus einem
ganz befondern Stoffe. Sie laiTen fich vom
Wafler nicht auflöfen , auch nicht von hei-
fscm WalTer, und diefes giebt ein ziemlich
bequemes Mittel, fie von dem aufserit häu-
figen Schleime diefer Wurzel zu trennen.
. Auch Weingeift wirkt nicht darauf. Alkalien,
auch reine und conccntrlrte, griffen lic eben-
falls nur wenig an. Die Säuren find das ei-
gentliche Auflörungsmittel derfelSen und be-
w^irken ungemein i'chnell eine Auflöfung. Ge-
ruch, Gefchmack und Farbe haben fie nicht:.
k
tj8 -- o —
An diefen Eigenfchaften kann man fie
liennen und von andern Subftanzen untel
, fcheiden.
Wenn zwifchcn den altem Zellen lieme
neue mehr entftelien, die umliegenden Tlieile
^ aber Uch austleluien und foitw.ichfen, fo wird
■das Zellgewebe zerriffen, und es cntftehen
Höhlungen nur mit Luft gefüllt, wekheMir-
' \ie\ Lücken (lacunes) nennt, auch fehr deut-
lich und genau abhandelt (a. a. 0. S. 77,). Man
^ ztiufs fie nicht mit den grofsen Zellen de»
zufammengefetzten Zellgewebes verwechfeln.
Zuweilen fiellen fie fehr zierliche Iternförmi-
,ge Figuren dar, wovon Treviranus ein Bey-
, fpiel T. 1. F. 1 und 2. liefert, doch verwech-
felt er lie mit den zufam menge fetzten Zellen
der Nymphaea, auch glaubt er, lie eotitanden
von einer regelmafsigen Gruppirung der
Bläschen, aus denen er das Zellgewebe ent-
fpringen liifst. Am fchöniten lieht man He
in dem Stamme von Scirpus palufiris, wie
ich oben K. i §. 4. gefagt habe. In der Re-
gel aber bildet die Lücke eine lange Röhre,
welche durch die Mitte. des Stammes, Schaftes,
BlüthenlHeles oderBIattftieles hinläuft und bey
manchen Fflanzenarten characteriftifch i(t.
Diefe Röhre wird von keiner eigenthümli-
" chen Haut umgeben, denn auch, da, wo (ich
eine folche innere Haut abziehen läfst, be-
merkt man unter dem Vergrofserungsglafe
bald , dafs iie aus Zellen zUfammengewebt
ift.
iß. Gewölmlich fehlt die Röhre in der lu-
gend ; nur einige Pflanzen zeigen fchon un-
gemein früh eine Spur davon , z. B. die Gra-
fer, aber nie findet man dergleichen in dem
Embryo. In einigen Pflanzen bilden die Lü-
cken nicht blofs eine Rölire in der Mitte
des Stammes , oder Stieles , fondern es ite.
hell mehrere folcher Röhren regelniäfsig in
einem Kreife zufanimen , wie man an Poa
aquntica, xmd Equifetum auch an den Blatt-
Itielen von Canna indica deutlich fieht. Die-
fe Röhren find noch nicht in der lugend vor-
handen, foiidcrn öffnen lieh fpater, oft aber
wird die Stelle fchon durch ein etwas ab-
weichendes mit grüner Materie ftärker gefüll-
tes Zellgewebe bezeichnet. Vorzüglich läfst
lieh in den Blattftielen von Canna indica die
Entl'tehung aus zerrilTenem Zellgewebe gut be-
obachte tn.
i
i
Rudolphi halt diefe I-ücken für die Luft-
gefäfse der Pflanzen. Allerdings halten iie
Luft, und zwar atmofphärifche Luft, aber
den Namen von Luftgefafsen verdienen Iie
nicht. Denn i) flehen Üe nicht mit der au-
fsem Luft in irgend einer offenen Geniein-
fcliaft und vermögen alfo nicht, folche aus
dem Dunfikreife einzufaugen; 2) gehen iie
nicht zu allen Theilen , oder verbreiten fich,
in zarte Aefle vertheilt, beträchtlich durch
die Pflanze, fondem machen nur einen ein-
fachen Kanal in einem oder dem andern Thei
i
L
le ; 3) fehlen fie meiitens in der lugend und
«itilehen erfl fpäter , durch eine di:ulliche
^- Trennung des Zellgewebes; if.) fehlen Üe aii-
fserlt vielen, ja den meißen Pflanzen ganz
und
gar.
Solche zufallige Luftbeliülter als dieft
.find auch die Höhlungen in manchen Früch'
' ten , z. B- der Colutea , der Nigella daniasce-
na u. dgl. m, ferner in den Tangarten, worin
,fich bey der Erweiterung lind der Entfernung
der Membranen von einander Luft fanimeU.
I Die grofsen Zellen mancher WalTerpflanzen,
die leeren Zellen im Hollunderniarke und
■dem Marke anderer Pflanzen, dienen eben-
falls zu Luftbehältem. Es fcheint nicht , als
■ ob diefe Luft auf die Veränderungen des Saf-
1. tes grofsen Einflufs habe , da lieh folche Be-
hälter an faftleeren Theilen befonders bilden,
vielleicht dienen iie aber dazu, die überflüfll-
ge Luft aufzufangen, welche fich aus den
Saften von Zeit zu Zeit entwickelt.
Welche find nun aber die Lufigefäfse in
den Pflanzen? Ich kenne keine, die befonders
dazu beftimmt wären. Luft durchdringt die
ganze Pflanze, Schon Wolf *) entwiclielte
Luft aus den Pflanzen durch die Luftpum-
pe, aber ohne auf die Theile Acht zu geben,
woraus fie kam. Diefe Verfuclie find oft wie-
der-
•) Vemiinfiige GedanTten von dem Gebraufthe der
Theile in Menfrhen, Thiei«o und FßaiiKen
HiUe, 1743. S* 636.
J
101
derhohlt, und nie genauer als von Senebier*);
Er bemerkte, dafs die erfie Lut gemeine Luft
fey, die zuletzt entwiclielte aber fchlechter
werde, auch fand er in dem Zellgewebe be-
fonders Luft (S. 123). Ich trennte Rinde,
Holz und Mark von verfchiedenen Pflanzen
z. B. Papaver fomniferum , Borrago ofHcina-
lis, Salix alba und Cornus alba forgfältiff von
einander , und brachte jedes für lieb unter
die Glocke einer Luftpumpe. Aus der Rinde
fliegen beym Auspumpen die meilten Luftbla-
fen empor, fo dal's die Stücke davon in die
Höhe Itiegen undauf dem übergolTenen Waf-
fer fchwammen, weniger aus dem Holze, und
noch weniger aus dem faftvollen Marke, wel-
ches auch auf dem Boden liegen blieb. Diefe
Verfuche fcheiiien mir zubeweifen, dafs die
Luft die ganze Pflanze von aiifsen durchdrin-
ge, und alfo lieh befonders häufig in den äu-
fsern Theilen, nämlich der Rinde, und auch
im Holze noch häufiger als im Marke finde.
Haies wollte fchon durch einige Verfuche
(Stat. d. Veget, c. 5.) darthun, es werde Luft ein-
gefogen , geg';n welche Du Hamel mit Recht
erinnert, fie fey hinein geprefst worden (Ph.
des arbr, T. i.p. 16G). Doch habe ich auch
fehr oft eine Verminderung der Luft bemerkt,
wenn 'ich Zweige, die noch an den Pflanzen
fafsen, durcb Queckßlber in eine damit ge-
fperrte ria''che bog. Barometer und Ther-
mometer zeigten, dafs Druck der Luft und
Kälte
k
•} Pbyfiologie »egeule Genev, iQnt. T, 5 p. 123.
K'ilte keine Taufchung inacliten. Verändert
■yfar die zurückgebliebene Luft nicbtj an den
.pflanzen, auch den SpnltöfFiningen fahe ich
'■■ ebenfalls keine Veränderung. Diefes fcbeint
' die Einlaugiing der ganzen atniofpharifrhen
; 1-uft von der Pflanze zu beltatigen. Doch
fand ich diefe Erfcheinung fehr unbeftändig,
und bald hörten die Zweige auf, iie zu zeigen.
An mancben Stellen findet man die Mit-
l ^Iröhre im Stamme durch Scheidewände ge-
schloffen, vorzüglich an den Knoten, zuwei-
! Jen, aber doch feltener auch an andern Stellen,
wovon die Cacalia articulata ein fchönes Bey-
fpiei liefert. Diefes lind die Scheidewände,
deren Medicus fo oft erwähnt, wenn er Lin-
' ne widerlegen will, welclier den Grund der
neuen Bildung im Marke fucht. Aber diefe
Scheidewände lind felbfl, wie eine leichte Un-
terfuchung unter dem Vergrbfserungsglafe
z,eigt, nur grünes, faftvoiles. nicht ausgetrock-
netes Maik. An diefen Stellen nämlich, viel-
leicht wegen einer häufigem Ergiefsüng der
.' Säfte aus den Spiralgefafsen , bilden fich neue
. ZellßTi zwifchen den alten, und das Mark
', ^olgt den Vergröfserungen und Erweiterung
^J^äer ganzen Pflanze, ohne 7u zerreifscn, Sie
^-JWÜrden eher Linne's MeiiiuTig beHäli^cn als
'■ ^'iderlegen, da fie jneiftenä dort fich zeigen,
wonf'ue Triebefich entwickeln. Abcrfiefchej-
nen doch eine Folge der vermehrten gefam-
melten und z\\v neuen Bildung vei'flochtenen
Spivnlgeftifse,
Fünftes Kapitel,
Van der Oberhüut und den AnHitzen auf
derfelben.
Ich liomme zu den feinem Theilen, wel-
che mehr nacUaufsen liegen , aber doch nicht
zu den Gliedern der Pflanzen zu rechnen
lind. Unterdiefen verdient die Oberhaut (epi-
dermis) zuerfi abgehandelt zu werden. Von
den meifien Theilen lüfst lic fich als eine,
■ dem blofsen Auge nach, einförmige, durch-
fichtige Membran abziehen, die beym erfien
Anblicke dtr Oberliaut der Thiere ziemlich
gleicht. So betrachteten iie auch die altern
Schriftfteller; Ludwig fagt fogar, Iie fey der
Oberhaut des Menfchen accurati limilis (In-
ftitt. p. \Ci&). Hedwig bemerkte auf ihr zuerlt
jene netzförmigen Streifen, welche er für
lympbatifche Gefafse hielt fSamml. feiner Auff.
Th. 1. S. iifi folg.) Sprengel lehrte uns aber
ihre wahre BefchafFenheit znerft kennen; er
zeigte, dafs jene vermeintlichen Gefafse, nur
• die
L
i
k
die Ueberbleibfel von den Zwifchen wänden
der Zellen feyen, und die ganze Haut aus den
obern Wänden der Zellen bel'telie *}. Eigent-
lich lind die lympliatilchen Gefafse Zellengän-
ge, wie ich oben gezeigLhabe, und zu Spren-
geis Beweifen hann ich noch fügen , dnfs an
roth gefleckten Pflanzen oft luir eine Mafche
jenes Netzwerks roth getiirbt ift, wie das
Beyfpiel von den Blättern des Amaranthus
hypoehondriacus Fig. 33. a. lehrt , welches
nur dann Statt linden kann, wenn der Saft
von Wänden rings umfchlolTen wird.
Es kommt auf mancherley Uoiftände an,
ob diefe aus Zellcnwändc-n verkettete Haut
üih trennen laffe oder nicht, d. i. eine wirk-
liche Oberhaut darftellc oder nicht. Une-
benheiten auf der Oberlläche . Erhöhungen
und Vertiefungen verhindern die Trennung,
■wie lieh leicht cinfehen läfst, daher wird üe
von dem papillenrticlicn Stigma und andern
folchen Theüen Tchwer gelÖfst. Es gehört
femer eine gewilTe Feßigheit zu der Tren-
nung, welche die Oberhaut oft nur an der Luft
erlanjJt, daher fehlt den meilten Wurzeln ei-
ne Oberhaut. Aber au grolse Feftigkeit, eine
2u eenaue Verbindung mit den darunter lie-
genden Zellen verhindert wiederum die Lö-
lung. und diefes ift die TTtfaclie, warum fie
J6ch von mehrjährigen Zweigen und der obern
Seite
•) Anleit. ««rKenninir« (J Gew, Th, i, S. iif). ng.
S, Blich Kr'tckcri DiO^ de pUiitanim c|»idetiii»
d« Ual. iBoO- 8*
— o — ' 103
Seite der Blatter nicht gut abziehen läfst. In
dem letzteren Falle il't die mindere Feuchtig-
heit, wegen Mangel oder geringer Menge der
Spaltöffnungen, vielleicht daran Schuld.
Immer aber nehmen die Zellen auf der
Oberfläche eine andere Form als im Innern
an. An den Blättern verflachen iie fleh gleich-
fam, ftellen lieh gegen die Oberfläche, und er-
fcheineu fo geordnet , wie im Querdurch-
fchnitte des Stammes. An dem Stamme hin-
gegen ziehen iie fleh mehr in die Lange als
das darunter liegende Zellgewebe; an dirhen
"Wurzeln fleht man fle in die Quer gezogen.
Die Hichtung des Wachsthums erfclieint an
der Oberfläche nicht allein verändert, fondern
das äufsere Wachsthum fcheint auch mit dem
Innern nicht gleichen Schritt zu halten. Es
unterfcheidet lieh daher die Oberhaut durch
die Form der Zellen fogleich von den dar-
unter liegenden Theüen. Oft findet man
auch in ihr die Zellengänge hin und her
gebogen, wodurch Iie d^inn fchlängelnden Ge-
fäfsen ähnlich genug werden, und zuweilen
(an den Pinis) hat fle eine Menge kleiner,
Zellen gleichenden Wurzeln.
5. =.
Merkwürdig find die kleinen länglichen
Oeffnungen der Oberhaut, welche wir Spalt'
Öffnungen (flamatia) nennen wollen. Grew
foU fie fchon gekannt haben; ich weifs aber
bey
bey ihm die Stelle nicht zu finden. Guet-
< tard *) begreift lie zwar unter feinen glan-
dults miliaribus , aber er rechnet dahin doch
' manche Theile, welche nicht dazu gehören,
, und liat iie überhaupt nicht genau gekannt.
I De SauITure ilt der Entdecken **). v. Glei-
chen hielt he für die männlichen Gefchlechts-
Ij theile der Farmkräuter ***> Mit Hedwig
^, (a.a.O.), welcher fie für die Ausdiniltungs-
wege der Pflanzen (pori) hielt, imterfuchte
fie faft zu derfelben Ztit Comparetti (Pro-
' dromo p, 5). Sprengel handelt genau davon;
fie find nach ihm die Organe, wodurch die
Pflanzen die Feuchtigkeit einfaugen (a a. O.
i' S. i2o). Sehr gute Bemerkungen darüberhat
I Decandolle; er vereinigt Hedwigs undSpren-
^, gels Meinung, und verrautliet, diefe feine po-.
res corticaux möchten fowohl zur Ausdün-
fiung, als Einfaugung der Flüfligheiten die-
I nen f). Vortrefflich redet von ihnen Rudol-
'. phi; ^vegen der Function tritt er Sprengein
'■ bey. Auch mufs ich noch einer Schrift von
t Schranch erwähnen, worindiefeSpaltöfFnungen
[i als Einfaugungsorgane, und als Stellvertreter
f der
k
•) MetDoir. de rAcademie A. Sciencee ä Paris p,
»745. p.377> pl- 6 f. B, b,
••j Obrervations für I'ecorcc des feuilles a Geneve
1760. p. st , 60.
**1 Daa Neuefte «u< dem Reiche der Pflanzen von
Fr. Feyb von Gleichen gen, RuUwarm. Nürnb.
»764. S. 34, 30,
') Balletin de la Socieie philomatbiqHe n, 44.
107
' 5er Haare an den faftigen Pflanzen befchrie-
ben lind *1.
!
',. Sie beßehen aus einer länglichen Spalte,
• die fich öffnen und, in Falten z u lammen 2;e-
zogen, veri'chliefscn kann, daher :ilsd<iiui tin
. länglicher dunkler Strich entltelit. Die Haut,
welche den Umkreis diefer Spalte bildet, er-
hebt lieh etwas über die Oberiliiche, und hellt
1^ eine erluibenc ovale oder runde Zelle dar, aber
\- genau anf^Kfehen bemerkt man, dafs die Zelle
i|, aus einifi.cn andern oft mehreren oft wenieen,
t meifiensunrepelmärsigenZellenvonvcrfcbiede-
i ner Gröfse zufaniniengefelzt ift, Sie licfit ent~
',. weder auf der Mitte der unter ihnen befindli-
chen Zellen, oder nuf den Scheidewanden.
Die anliegenden Zellen haben auch nieifien»,
doch Tiicht immer, eine andere weniger re-
gelniäfsige Form , als die weiter davon ent-
fernten, kh iinde zuweilen die Spallzelle
weniger grün gefärbt, als die iibrigen, zu-
weilen nocli mehr grün gefiirbt Fig. 34 iiellt
die Spaltöffnungen von der untern Seite eines
Blattes von Ämaranthus hypochondriacus, Fig.
35, von der untern Seite der Blumenblätter
von Lilium bulbiferum, und Fig. 36 von der
nufsern Seite der Spatlia vonCalla aethiopicavor.
Alle genuinen fpiralführenden Pflanzen,
wenn lie nicht ganz unter WalTer getaucht
find, belitzen folche Oeffnungen, ausgenom-
•) Von den Nebensef^reeo drr Pflanzen von Fr,
V, P, Scbranck. Halle 1794. S. 90 folg.
loa
loen die Pini; den snomalen und fpirallofen
hingegen tL'hlen iie diircliaus. WülTerpflanzBn
haben fie nie an den untergetauchten Theiien,
wie DecandoJlfi richtig bemerkt hat'; wenn
die Blätter auf dem "WalTer rdiwimmen, z.B.
Hydrocharia, Kymphaea, zeigt die obere Sei-
te Spaltöffnungen , die untere teine. Indef-
Ten erinnert Rudolphi mit Recht gegen De-
Candolle, dafs Landpflanzen, wenn lie zufäl-
lig unter WafTt^r wachfcn, doch Spaltöffnun-
gen haben. Sie fehlen ebenfalls bleichfüchti-
gen Pflanzen nicht. Sie fehlen durchaus den
Wurzeln, Der Stamm hält fie nur, wenn
er jung und griinift; ich fand fie am Amygda-
lus Perfica. Antirrhinum majus, den Grafern,
clem Schaft von Anthericis , an Stapelien ,
Cactus Arti;n und andern. Am häuligften be-
finden fit! iich an den Blättern , vorzüglich
der untern Seite und zwar nicht auf den
Nerven. Nach Rudolph! haben auf beiden
Seiten der Blittter Spaltöffnungen: die Canna-
ceae, Palmae, Atoideae, Irideac, Juncoideae,
Liliaccae, Narciffinae und einige Orchideen.
Auf der untern Seite nur: alle fehr feiten
Blätter, die Bäume und Sträucher (^ausgenom-
men Syringa), die Filices, Cyperoideae und
die me'iten Orchideae. Doch giebt es, wie
er felbfi gefleht, manche Ausnahmen. Inte-
relTant ifi die Bemerkung delTelben Schriftftel-
lers , dafs die umgekehrten Blätter (folia re-
J\ipinata) auch auf der obern der Erde zuge-
kehrten Seite die meiften Spaltöffnungen ha-
ten. An dtn Deckblättern der Gemmen un-
ferer Linden fand ich fie mit einer grünen
Spalt-
I
Spaltzelle. Sie fehlen den Blattfcheiden und
den Bracteen , wenn diefe wie vertrocknet
(fcariofae) erfcheinen , fonlt find fie vorhan-
den. An der iiufseni Seite des Kelches fin-
det man fie häufig, feltener an der innern,
doch fah ich fie z. B. dort an CynoglofTum
' linifolium.
Dafs die äufsem, der Luft ausgefetzten
Theile vorzüglich damit verfehen find, be-
weifst Antirrhinum niajus, wo die beiden
äufsem Relchlappen, viele haben, die beiden
zur Seite ftehendcn ^venigere , das Innerfte
hingegen faft gar keine hat. Den Blumen
(corollae) ft-hlen fie , ausgenommen den
nackten , helchlofen in welthem Falle die
äufsere Seile der Blume, auch vor dem Auf-
blühen grünlich gefärbt ift. Juilieu rechnet
dlefe Blumen zu den Kelchen. Doch fah
ich an den wahren Blumen der Stapelia hir-
futa, der Aaclepias fyriaca und einigen an-
dern, welche den Kelch fehr an Gröfse über-
treffen, und auch vor dem Aiifblülien etwas
grünlich pefürbt find, Spaltöffnungen. Nur
feiten und zwar nur an grofsen Staubfaden
und Staubwegen, z. B. von Paniflor.i , Datura,
bemerkt man fie. Der Fruchtltnotin, auch
die Frucht ift damit verfehen , doch anfserit
feiten die Frucht mit einer harten nufsartigen
Bedeckung, und die fehr fieifchige Frucht.
Den Samenbedecisungen fehlen fie; die jun-
gen Colyledonen zeigen fie fchon früh. Man
kann alfo aus diefen Angaben die Regel zie-
hen, dafs alle aufseren, der Luft ausgef«tzten,
gttt-
L
griinen , nicht
Üch SpalltilTniii
lav TU dichten Theile ,
Igen belitzen.
i.g-
•
Gewiffe Zeilen, wo He geöflinet oder i
JchloDTeii wären, habe ich nicht bemerken kön-
nen. Gewöhnlich waren He doch des Mor-
j^ens ofien , um Mittage verfchloITcn. Schar-
fen Dämpfen, und Giisarlcn, als Salpelcrgas,
iiniiiiöniumdämpfeTi u. dgl. ausgefeizt, ver-
/fehliefsen fie fich fehr bald, noch eher als
^ie Pflanze welkt. An wellien Pflanzen Jind
fie verfehle ffen. Aeufserlt hautig fieht man na-
Uhu beieinander offene und gefchlolfene Spalt-
V.Üffnungen. In Wafl^erltofFgas und Kohlenlau-
■re' erlitten fie keine Aenderung.
■ Zu den Glandeln hann man fie nicht
redinen, denn fie fondem keinen Saft ab,
fie erfcheinen oft weniger gefärbt und faftlee-
rcr, als das umher liegende Zellgewebe. We-
der der blaueStanb.n och derFirnifs mancherBlät-
ter ilt ihnen ziizufcbreiben ; an Chenopodium
■yulvsria find die Staubliörner ungleich grülser,
an Crafsula perfoliata ungleich Meiner als die
Spalten, und die obere, glänzende Seite vieler
Blätter hat oft gar keine.
Sie fcheinen nicht zur F.infaugung oder
Ausbauchung von Luft zu dienen. Luft mit
Pflanzen eingefchloITen, wird fall gar nicht
verändert. Die Einfaugujip der Luft , welche
man bisher bemerkt hat, gelchieht auch von
den Stämmen, welche wenige Spaltöffnungen
haben, wie die Verfuche von Haies zeigen,
und
und ifi überhaupt (o iinbeßändig, dafs man
dazu fo beliändige Orgaue, als diefe, nicht
befiimmt halten darf.
Es ift nicht wahrfcheinlich, dafs fie zur
Ausdünftung dienen , wie Hedwig glaubt.
Die Dämpfe können doch ihren Weg finden,
ohne durch lileine Spalten ausgelaffen zu wer-
den. Wurzeln und Blumen und andere Thei-
le, ohne Spaltötlnungen, diinlien ftark genug
aus. Am Mittage und wenn die Sonne ftark
auf die Pflarizen fchien, wo lie doch am mei-
ften ausdünftan, fand ich die Spaltöfinungen
keines weges mehr geötFnel , eher mehr ver-
fchloffen, als zu andern Zeiten.
Tropfbare Flüfligkeiten nehmen lie nicht
auf ; TJlitlter auf gefärbte FKi/Tigkeiten mancher
Art gelegt, fügen inihreSpaltötFnungen kein Pig-
ment ein. Auch fehlen ße den untergetauch-
ten Theilen gsnzücli .
Am wahrfcheinlithrten iit Sprengeis Mei-
' nung, dafs fie zur f . i 1 1 f.uigung der "VValTer-
dämpfe in der Atmosphäre tiienen. Daraus
erklärt fich , warum nur die der Luft aus-
gefetzten, nicht untergetauchten Theile da-
mit verfehen lind , warum lockere lie befon-
ders befitzen , warum die untere der Erde
zugekehrte Seite der Blätter vorzüglich diefe
Spalten hat, Hiezu kommen Bonnets man-
nichf.iltige und überzeugende VerfucUe
von deii Wirkungen der l^eforption (Re-
cherch für l'ufage d. feuiU. p. 148- Oe^v^. T.
I
[
. p. 179 - 460.) und dem bedeutenden Gat_
Schait, welches dabey die unlere Seite der'
rvlBlatter treibt. Er bemerlue , dals Banmblät-
f ter, mit der obern Seit« auf das "Waller ge-
t Jegt, viel eher vcrwelltLen, als wenn diefes mit
y Sier unlern gefchah, und wie oben erwähnt
.wurde, haben Eaumblalter auf der obern Sei-
rle wenige oder gar keine öpaltöflnimficn. Die
■ 'pflanze verlangt überhaupt aufsere Feiichtig-
■beit. Ich brachte die biegfamen Zweige von.
■ Her Maurandia femperflorens, junge Triebe von
pirnbäunien u. dgl. , wenn fie noch an dem
Multerfiamniefeftrafsen, indem ich üe gelinde
pog, durch Queckfilber in eine damit gclperr-
. te Flafche. Nie hielten diefe Zweige einen
■ Tagaus, olinedafs licli ein Anfang von Vcrwel-
■ Jkung gezeigt hätte, und nach einigen Tagen
- ijfrelkten lie ganz. Die Luft war dabey nicht
verändert. Sobald aber WalTer mit eingefperrt
5rar, hielten fich die Aefie lehr lange. Hteher
gehört auch des Grafen von Sternberg Verfucli,
■■welcher das Hygrometer nielir Grade der
.' Xroefthifs anzeigen fah, als es mit Pflanzen
pingelperrt wurde *). Erwiefen ifi alfo, dafs
^ie Pflanzen überall Feuchtiglseit verlangen,
auch in der fie umgebenden Luft, wahrfchein-
lich iß es, dafs fie.l'olche durch Spaltölfruiu-
gen einfaugen.
*) S. Mayers PhyfiliitlirGhe Aufrüue für Bühmetlfl
Tb. s. S, fio.
Aber könnte man Cas^en , die Feuchtig-
keit wird doch Wege in die Pflanzen finden,
ohne durch Spalten gehen zu dürfen , eben
io wie lie AVei;;e aus ihnen zu finden weifs,
ohnt'Uin, da die Pfianxen hygroflsopifche Sub-
ßanzen find. Mim bcdu-nkt bey dirfem Ein-
wurfe nicht , d.ils nur trockne Subitanzen
die Dämpfe hygiofkopilth aufnehmen, nicht
feuchte, oder gar von innern Säften durch-
aus befeijchlete, wie die Zellen der Blätter.
Wir wiffen ferner, dafs nicht alle Subitan-
zen die Diinipfe an Geh zieJien , und in Waf-
fer verwandeln. Uullreitig hnt der fonderba-
re Eau der Spaltöffnungen feinen Nutzen zur
Verwandlung der in der Luft fehwebenden
Dämpfe zu einer tropfbaren Flüfliigkeit.
§■ 3.
Die Oberfläche der Pflanzen , befondera
der Stamme, Blätter und Früchte iü oft von
einem blauen Staube Cptuina , glaucilies) be-
deckt, der unter dem Vergröfserungsglalc aus
durchficliligen Körnern von verfchicdener Ge-
fialt befteht. Balfch *) hielt diefe Körner für
feingefiieUe Gl^ndeln, aber man lieht keine
Spur von Stielen , und die cheniirtiieu F-i-
genfchaften widerfprechen diefen giinzlich.
Senebier (Phyf.^veg. T. s. p. /j-a^.) hauflelt
viel genauer davon und findet, dafs lie in
ihren' Eigenfchaften mit dem Wachfe über-
' ein-
I ^.iataiv}i.atie üur NatuTKefcbichte dät Gcnächa.
,j leicbe«, Waimar igoi S. 137.
I
"4
einliommeii . Doch ftimmen manche Eig«
fchaften damit nicht überein. Weingeilt löfa-
te nach meinen Verfuchen diefen Staub un-
gemein fchnell auch in der Kiilte auf, da er
doch bekanntlich auf Wachs nicht wirkt. Kal-
tes ^Vafier lufst ihm nicht auf, wohl aber
heifses. Alkalien wirken auch darauf, befon-
ders erhitzt, doch nicht fo rafch als Wein-
i geilt. Auch Oele lofen ihn auf; Terpentin-
',' pl eben fo fchnell als Weingeift. Es ilt al-
,.fo diefer Staub eine Materie von befoni
' Art.
Ti
Hierher gehören ferner die Kömer
che auf den Kelchen einiger Thymian Ar-
ten , und auf den Blattern ailderer gewiirz-
hafter Pflanzen diefer Ordnung, und einiger
andern, z. B. Myricae, vorkommen. Sie lind
wahre ausgefchwitztcHarztröpfchen undkeine
Clandeln, Dafs ein Harz öderBalfam dieGem-
men von manchen Bäumen, befonders Pap-
peln bedecke , ift eiiie bekannte Sache.
Es ift fehr irrig , wenn man die Seoi
tion aller befondein Safte in den PJlanzeQ
durch Glandeln, wie in den Thieren, gefche-
hen läfst. Da lie vielmehr zu den Selten-
heiten im Pflanzenreiche gehört. Wahre
Glandeln der Pflanzen beliehen aus zufata-
mengehäuften runden Zellen und fondern
einen eigenthümlichen Saft ab. Diefer Saft
Üt ihr Hauptltennzeichen. Sie Und entweder
j
1
gefiielt, oder nicht. Von den letztern geben
die Glande]n, unter den Frucluliiioten ün der
Raute, ein leliv deutlidies Beyfpiei, und icii
habe daher einen Längsdurchlchnitt durch
eine folche Fig. 37 vorcteltellt. Die Glandel
felblt, woraus ein liails riecliender Safe her-
vorfchwitzt, lieht man bey a aus Zellen zu-
fammengefetzt, welche fich von den übrigen
durch nichts als durch eine mehr grüne Farbe
und diclsere Zellengänge nnlerftheidet. Zu
ihr fiilirt kein Spiralgefiifs, fondeni diefe ge-
hen darunter und darüber zu den Blüthen-
theilen. Ob der Saft aus den Zellen felbft
oder den Zellengängen I'chvvitze, lafac heb
fchwer beltiramen, wir felien aber doch, dafa
die ganze Secietion niclit von der Stellung
der Zellen, londem allein von der Befchaf-
fenheit derlelben, von der Diclfe ihrer AVäude
> und dem innern Zultande derfelbcn abhänge.
Die geftielten Glandelnfind eritwederrund,
an den Rofen, Himbeeren 11. f. w. , oder be-
clierförmig, an den Kelchen der -Hypericum
Arten. Sie fieiien auf eineui Stiel*, der aus
Zellgewebe von länglichen Zellen befteht. Spi*
ralgefälse gehen zu ihnen ebenfalls nicht, 7.u-
-weilen befinden Ge fich in dem untern Theile
des Stieles. Der Stiel ift einfach und ge. heilt,
, und faft blattartig an der Moos Rofe. Mau
» mufs diefe Glandeln nicht mit den kopff'irmi-
gen Haaren „ noch weniger mit den Haaren
verwechfelu, an deren Spitze ein Tröpfchen
I Saft ausfchvvitzt , wie dieies von manchen ge-
üchehen ilL So fchreibt uiku viejeu Salbt^
H 2
I
Ar- ^B
ai6
Arten geßielte fjlandeln zu, da doch Hur
Tröpfchen an der Spitze der Haare han^t, wel
ches iich abwifchen lüfst, aber an der Luftfo
dicliflünig und braun wird , dafs man es, flüch-
tig angefehen, wohl fiir eine Glandel halten
könnte. Eben fo irrig nennt man Glandeln
die Warzen, oder das Sarkom in der Bliithe,
man glaubt, der lüCse Saft in der Blumenröhre
■werde Von Glandeln bereitet, aber jene lind
Ueine Glandeln, und diefer fchwitzt aus dem
ZeUdewebe an der Bafis der Rölire,
i
Die unachten GlanAehi find wie die vot
gen aus runden Zellen zufaramengefetzt, die
zwar einen belondcm Saft zu enthalten fchei-
nen , aber nicht nach aufsen abfondern. Ge-
wöhulich haben iie von dem Safte eine helle,
gelbliche Farbe , gleichfam als Papier mit Oel
getränkt. Sie find von fehr verfchiedener
Form und Lage. In der Subftanz der Blätter
verborgen fielit man fie an vielen Arten von
Hypericum, wo fie die hellen, gleichfam
durchlöcherten Tüpfelchen verurfachen. In
einer Meinen Vertiefung oder Delle der Blät-
ter liegen fie an Dictamnus albus, aus hellen
durchfichtigen Bläschen zufa mm engefetzt. Auf
den Blättern von Morus alba , der untern Seite
nämlich , erheben üe lieh über die Oberfläche^
beliehen zu unterjt aus grofsen gelben Zellen,
die ein Häufchen von fehr Ideinen Zellen
tragen, Das Ganze ift mit der grünen Ober-
liaiii überzogen, und das kleinere Zellenhäuf-
clien bildet eine Erhöhung auf der Mitte der
Glandel, dalier fie Krocker Glandulae mammi-
- for-
Die Haare dei- Ptlan/.en befielien aus kur-
zen , auf der äiifsern Oberfläche flehenden
Röhren. Ihre Geltalt iltmeiitcns konifch und
oft haben fie Querwiinde. Man kwnn fie als
eine verlängerte Zelle, oder als eine Reihe
von Zellen anfehen, welche iiber die Oberfläche
herausragen. Sieunterfcheideii lieh von der Pa-
pille dadurch, dafs die ganze Zelle, oder die
ganze Reihe auswärts üch befindet, dahin-
gegen an der Papille nur die obere Decke,
.. durch die Menge des Saftes in die Höhe ge-
' hoben iß. Von der Borfie unterfcheiden fie
lieh durch den gan/^en Bau; jene haben feit-
wärts zufamniengereihete Zellen, diefe nur
eine Reihe. Doch Abbildungen werden dic-
fes am bellen erläutern: Fig. 33, a. ftellt ein
Haar von Antirrhinum majus, b. ein anderes
aus der Blume; von Cucurbita Pepo vor Fig.
^9, dagegen die 8pilze von der Borfie einer
Saamenhrone von Inula Hcleiiium.
Guettard (a.a.O.) und vorzüglich Schranck
(a. a. 0. S. 1.) haben die verfchiedenenFormen
der Haare genau auseinandej-gefetzt, worauf
ich verweife. Bald find fie fehr biegfam, bald
iteif, zuweilen mit fpitzen Erhöhungen be-
fetzt , die auch wohl rückwärts gekehrt fle-
hen und Wideriialicn machen. Einige theilen
licli in zwey oder mehr Aefte, fogar haben
fie an den Scheidewänden Auswiichfe, und
treiben dort eine Menge kleiner Haare hervor.
Häufig ftehen fie auf einer allgemeinen Zelle
und
) läö
und lauftn vnn ihr fi<;rnweife aus, ja (\\
Stralen Tuicl am CilUis fyuanialiis verbu/ideh
und machen Schuppen. Das niilcre Glied ilt
nicht feiten dicter, als die ful;:enden. Oft
flehen fie auf eintr Warze, deifn Bildnng be-
fonders an dtn Boriiigineis mannichfnltigund
zierlich iitj es liegen gewöhnlich eine oder
auch mehr Reihen von Zellen in einem Krei-
fe um das Haai-, oder unter demfelben. Die
Farbe ift gewöhnlicli weifs , feiten rofifarben
(Lediim palufire^ noch I'eltener blau ("Solanum
fanctum). Spiralgcfäfse gehen nie zu ihnen.
Ich ivürste Iseinen Theil, worauf fich nicht
Haare fanden; Wurzel, Stamm, Blätter und
alle Bliithenrheile und damit verfelien, fogar
die lefia der Samen jit nicht frey davon
(Cleome) und mamhc i^anien liabcn fogar
einen Ha,\rzopf, (coma) von -vFirlslichen'
Haaren nicht von Boiften, Oft wachren Haa-
re nach, wenn der Theil wüchft, und dann
bleibt er gleich rauh, oft nicht, und dann er-
fcheint er glatter, als in der Jugend; feiten
erfcheinen k^ erfi im Alter.
i
^
Schrilnck facht, niU vielen Griindi
■weifen dafs die Haare zum Einfaiigcn, nicht
ztini Aiisdiiniten dienen (S, 72.), er nimmt
fogar matberaatifche Denionftrntionen ziiHül-
fe, nach weichen eine Flüfligkeit durch einen
lionifchcn Kanal leichter eindringt als aus-
dringt. Das ilt riclilig, aber es ift noch die
Frage, ob die Fiiilliglieit fchnell und leicht
ausdrineen oder lange darin verweilen foll.
Ich halle mich- hier an den Augenfeh ein.
Se]
1
Sehr viele Haare fchwitzen, ohne Glandeln zu
tragen , oder ohne liopflörmig zu feyn, einen
Mebrigen Saft aus, der an vielen Salbey Alten,
dem Antlrrhiniim majus und andern als ein
Tröpfchen auf der Spitze hervorquillt, dort
etwas erhärtet, iind für eine Glandel irrig
angefehen wird. An den Giften fehe ich die
Seiten oft durch jene klebrige Feuchtigkeit
zufanimen geklebt. Die Kichern fchwitzen an
der Spilze der Haare KicherJaure aus. Man
betrachte nur die Haare der Borraginearum
und man wird eine weil'se erhärtende Maife,
'welche auch oft einzelne /tllen in der Warze
an der liaGs färbt, deutliili in den Haaren
fehen, ja in den Haaren von Echium Aag-
t\irt oft eine bräunliche Materie abfatzweife in
den Haaren. NelTelhaare, wenn lie in der Haut
abbrechen , verurfachen Brennen wegen des
in ihnen enthaltenen iilzenden Saftes, An
manchen ilt die FlüiFigkeit nicht merklich,
über dann vielleicht zu fein oder zu bald ver-
dunitet. Man hat Gründe von der Zweck-,
mäfsigkeit liergenommen angeführt, man hat
gefagt, dafs Pflanzen , die der Ausdünftung
am weniglten bedürfen, Haare haben, dal's
diefes gerade ati dürren, tr&cknen, windigen
■ Orten auch der Fall ift, wo doch die Mittel
jur Auadünftung kräftig genug Und , aber ab-
gerechnet, dafs Gründe diefer Art leicht irrt;
führen, fo ift nicht gerade Ausdünftung, fpTi-
dern eine befondere Excrction gemeint, wel-
che die Haare leilten follen. An folcben Or-
ten fcheint die ZufaramenziehuTig des Ganzen
diefa
diefe hÜHÜgen kleinen Hervorragungen zu l
■wirken.
SehrancKwill Avirlslicli gefehen haben, vr\
das "WafTer in die Haare drang. Aber ich will
diefes zugeben , obgleich ich es nie bemer-
hen honnce, lo beweifst diefes doch nichts,
da fie die Feuchtigkeit Iclion als Haarrörchi
würden aufgenommen haben.
Auch fehlen den haarigen Pflanzen die
Spaltöffnungen nicht, nur find fic fchvrer zu
linden. Folgende Pflanzen befitzen folche
beftimmt: Salvia canarienfis, officinalis, Phlo-
mis fniticofa, Marrubium cinereum , Ciftus
Ifldaniferus, Cineraria maritima, Arctotis ca-i
lendülacea.
.dn
Ich halte folglich die Haare für die Exci
tionsorgane der Pflanzen. Aber es giebthaar-
artige Papillen auf dem Stigma, völlig wie ein
keulenförmiges Haar geftaltet , und diefe die-
nen iinftreilig wie die übrigen , zum F,infau-
gen. Doch haben fie etwas Eigenes in ihrer
Form; es fcheint, als ob das Stigma nur bey
jeder Zelle eingefchnitten wiire. ^
Sehr merkwürdige Organe hat Rudolph!-
im Innern derNymphaea fowohl lutea als albi
entdeckt. Man fiehtfie in einem Ouerfchnit.
:i^^
I
*) Een-.erliuiioen aus dem Gebiete der Naturj
fchichie o. r. w. auf einer Reife von K.
dolphi, Berl. 1305. T. s. p. 99.
— o — las
te des nlütiienftiels von Nymphaea lutea Fig.
lyo und von Nymphaea alba litt. A. Es lind,
wie man ficht, ftemförmige Haare, welche
aber nicht auf der äufsern Oberflüche, fondem
inwendig in den grolsen Zellen des zulam-
mengefetzten Zellgewebes iilxen. Sie verdie-
nen die gröfste Aiifmerkfanikeit. Sollte nicht
die grofse Trockenheit jener Zellen , welche
wegen ihres Unifangs faft der äufsern Ober-
Hache gleichen, die VeranlalTung diefer Haare
feyn?
§, 6.
Wie fich die Borften (fetae) von den Haa-
ren iinterfcheiden, haben wir in dem vorigen
§. gefehen. Im Aeufs^rn gleichen fie denfel-
ben aufserordenllich, und weichen nur durch
eine gröfsere Steifigkeit ab, Es lind eigent-
lich verkümmerte Theüe manchei" Art, oft
ein verkümmerter Kelch, wie die Saamenkrone
der Syngenelilten , oder ein verkümmertes
Perigge, wie die Borften um den Saanien der
Scirpus Arten u. f. w. Man kann alfo bey
ihnen nicht nach einer befondern Function
^agen.
Die Blattfchuppen (firigae) derFarrnlsrau-
ter beliehen ebenfalls gan?, und gar aus zu-
f am mengereihten Zellgew^eben, und fcheiiicn
zur Bedeckung wirklich zu dienen.
Die Dornen (aculei) find fehr fteife, fpi-
tze, konifche, oft zufammengedrückte Theile,
is4
o
aus ^ufammcingefeihten Zellgeweben. Zu
aufserA iß diefesi Gewebe lang iind fchmalzel-
iig, in der Mitte breit und kurzwellig. Doch
ift die Formder Zellen in jcd^r Art wiederum
anders. Ich habe keine Spiralgefäfse in ihnen
getroffen. Sie Itehen auf der Rinde des
Stammes y auf der Oberfläche der Blätter und
auf d^m Kelche. Von den Stacheln (fpina)
unterfcheiden fie fioh durch den^ Marigel der
Spiralgefäfse. Sie find Auswüchfe, deren Men-
ge abnimmt, wenn der Trieb mehr zur Vei>r
längerung gerichtet iit.
j j
Zwey-
I
— ö — . ift5
^^,2jk_i^h>hiial^__>.a«^^BM^MrtB
Zweyter Abfchnitt,
Von den gröfsern Theilen oder den Glie-
dern der Pflanze.
£rfto6 Kapitel.
Von der Wurzel und dem Wurzelftocke.
Das feine Gewebe, woraus die Glieder der
Pflanze beftehen, haben wir abgehandelt, auch
ihre allgemeinen Bedeckungen. Wir kommen
zu den Gliedern , welche die Natur ojSen und
frey dem Beobachter dargelegt hat, fiatt dafs
fie die wichtigfien Glieder der Thiere im In-
nern verbarg, daher auch der Anatom mehr
bey diefen, als bey jenen erfodert wird»^
Wurzel (radix) nennen wir alle Theile,
welche Äufqlge eines beftiminten Triebes nie
aufwärts, fondem immer niederwärts zu yV'äch-
feh itreben. Oft naachen fie die Bafis des gan-
IflD
zen Stoclis der Pflanze (caudex) aus, oft find«
fie lieh an dcmrelben zerftreuet, und die Pflan-
ze wurzelt an manchen Stellen.
Die Wurzel fieigt durch einen eigenen
Trieb niederwärts. Ich legte einen Topf voll
Erde auf die Seite, dniclue Waizenl^örner auf
die Oberfläche ein, doch fo, dafs iie nicht ganz
von Erde bedeckt waren, und zwar in einer
Lage, wo die Spitze des Würzelchens nach
oben gelithrt war. So wie iie Iseimten, itie-
gen die AVürzelchen in einem Bogen abwärts,
der Stamm in einem Bogen aufwarls. Durch
diefen Verfiich werden alle die Hypothefen
widerlegt, nach welchen eine Anziehung oder
andere Wirkung der Erde, oder der Luft jene
Richtung hervorbringen foll. Man findet viele
von folchen Hypothefen beyDii Hnmelgefam-
nielt und beurtheilt (Pliyf. d. arbr. T. 2. p. 137,
142), auch eine eigene eben fo unrichtige des
fonft fcharfhnnigen Mannes. "Wenn die Wur-
zel in der Erde Widerliand findet , fo krümmt
(ie fich aufwärts und Itcigt auf der andern Seite
wieder herab, wie fchon Kraft beobachtet hat *J.
Auf Anhöhen wendet Iie lieh, wenn fie in
Ebenen vertical nieder geht, etwas in die
Hohe, und zwar um einen Winkel (mit der
Verticallinie) , welcher dem halben Inclina-
tionsw^inkel der Anhöhe mit dem Horizont
gleich ift **}. Diefes ifl zwar nicht immi
*) NovtComnicntar, ÄcademiaeFetropotitan. T. a.
V. S47-
**) S. I. C. Döderlein in den Hanno verifchen Ge^
lehrt. Anzeigen f. »753. 6. St. Rofeuihala M«-
themat, Enc^rclopüd, Tb, 1. S. qQ,
1
J
fo ganz genau, trifft aber doch ohngefahr al-
lerdings zu. Die Riclitung des Triebes nach
unten gegen die Verlicallinie gehalten, ift in
verfchiedenen Arten i-erfchieden.
Man nennt die Wurzel Pfahlwurzel (pa-
larisj , wenn iie den Stock der ganzen Pflan-
ze nach unten fortl'etzt; Zaferwurzel {hhvoiA),
wenn der Stock der Pflanze mit dem Stamms
aufhört, und viele "Wurzelzweige an der Balis
des letztern entfpringen. In allen Monoco-
tyledonen habe ich beiUmdlg eine Z-alerwur-
zel geiehen, fogar In den Palmen, deren Wuc-
zelzafern aber grofs und dick find. Die Form,
der ganzen Würze! Towohl, als der einzelnen
Zweige, ilt die rundliche.
Die Wurzel befiehl aus Rinde und Holz;
das Mark fehlt ihr meifiens. Diefe Bemer-
kung, welche JMedicus in neuem Zeiten gel-
tend gemacht hat (Beytrage ss Heft S. tig), iß
l'chon von Schmiedel vorgetragen *_), auch
trifft fie meifiens zu, und giebt ein vortreff-
liches Kennzeichen, wodurch man fie iii der
Regel von Wurzelltock und Stamm unterl'chei-
deVi kann. In alte Wurzeln dringt doch das
-Mark an der Balis aus dem Stamme ein, w^Iid
aber fchncll kleiner und hört weit vor der
Spitze auf. Diefes alles hat fchon Malpighi
rieh-
i
*j EpiftoU ad Bormannuni adjecta fauiusDrlT. da
' l^waniU. Lugd, Bat. i^Sdt 4-
\
ifij — o —
richtig vorgcllellt CQPP- T. 30» £ li8» »lg)-
Aber '^ eine Ausnahme, wo Mark durch die
ganze wahre Wurzel lauf t , hat uns Bemhardi
an der Balfamine kennen gelehrt (Ueber Pflan-
zengef. S. 20). ,
Den zerßreueteiiAVurzeln am Stamme fehlt
ebenfalls das Mark, auch den dicken grünen
Wurzeln , Welche in einem K reife unten ani
Stamme entfpringen und fich in einem Bogen e
Äur Erde Wenden (räd. fulcrantes), wie man ^
fie an der grofsen Abänderung von Zea Mays
an Ilaemanthus puniceus und, andern Pflanzen
gewahr \^ird. -
An einigen Wurzeln wird hier und da die
Rinde fehr verdickt und bildet Knoten, aber
das Holz in der Mitte bleibt unverändert. Sol-
che Knoten ftellcn falfche Knollen dar. Ein .
Beyl^iel giefet die radix pendula der Spiraea
Fili pendula. An andern ifi die ganze Zafer
verdickt, doch nur die Rinde, nicht das Holz; ^
z. B. an den Ranunculus Arten.
Um den innem Bau einer Zaferwurzcl
kennen zu lernen , mag Triticum Spelta zuI^
Beyfpiel dienen. Ati der eben gekeiinten Wur-
zel ift das äufsere Parenchym ziemlich weit-
nnd kurzzellig, Fig. 41, undxhit langen Haar
ren ohne merkliche Scheidewände befetzt. 'Ei-
nen Längsdurchfchnitt durch die Mitte fiellt
¥ig* 49 vpr^ Die Rii^iie h^t ^aufs^fi 7a-
— o ^ lag
reochym; nacli innen g^c^en das HoU feJir
engzelligen Bai't; ditich die Milie läuft einBüii-
delvon Spiialoefäfsen, die ficii nicht abrollen,
■aber doch noch ziemlich gerade (^tterrtrcifen
tiaben. "Wenn die Wurzel alt geM^orden ilt.
Verändert fich die fiulstre Rinde lehr wenig,
die innere wird fehr hart, und hat lange, enge
Äellen, Fig. 4:5, woraus man lieht, dala der
fiaft fieh dem Holze angefchloflen hat. Das
Holz ift ganz zu fehr /erftürten Treppengän-
^en und zu g-elüpfult<.'ii oft wenig getüpfel-
ten Gefäfsen geworden, die^ lieh blofsenFiboru
«ähern, f. Fig. 4^. So iit der Bau in faft al-
len Monocotyledonen , welche im Trocknen
■wachfen. In den Wailerpflrtnzen hingegen
"wird das Holz durch eingefchobene Lagen
von Parenchym getrennt, wie die Zafer von
i^irmdo Phragmiles Fig. j^5 zeigt. Diefes be-
Üaerht man auch an den Zafftrn der Zwiebel-
gewiirhfe, und an andt'rn grofsen und fafligen
Wurzein. Die Wurzel der Farrny.rüuter ver-
hält lieh wie die Wurzel der MonocoLylddo-
Sien, doch findet (ich lUnt des ßälies das
traune Zellgewebe, wovon fchon Abfchn. i.
£ap. I. §.4 geredet ift, Uuier den Pfthlwur-
zeln mag die Wurzel der Malva verlicilJüta
zum Beyfpiele dienen. Die aufsere Rinde der
jungen '^Vu^7.el beftelit aus Parenchym , und
man bemerkt an einigen Stellen ichon die
Näherung zum mauerförmigen Zellgewebe,
r. Fig. 46. Ein Längsfchnitt durch die Mitte
derfelben Wurzel, Fig. 47 — zeigt das Paren-
chym der aufsern Rinde, den Halt der in-
bem, das Holz in der Mitte aus Spiralgefa-
■ - J fsen
I
i
*5«
Istn, welche von den eigeni
fafsen zu den Treppenganger
machen. Alles cJiefes ill lehr veiiindert, wenn
man die altere Wurzel unterfuclit. Die äu-
l'sere Rinde befieht nun ganz aus dem mauer-
förmigen Zellgewebe, und man lieht alfo, dafs
diefes erfi in fpäterer Zeit gebildet wird, un-
ßreitig durch die Ausdehnung in die Dicfce,
^io wie, wenn man ein geftricl.tes ItünlUiches
K Netz Itark in die Quere zieht, auch die Ma-
* fchen eine ähnliche Stellung annehmen , und
( gerade Querlinien machen. Daher findet man
i*.e5 nur an dicUen Wurzeln, nie an dünnen,
^ fuch nicht an den Wurzeln, welche der Stamm
(treibt, z.B. den radiculis der Stapelien u.f.w^t
■ Die innere Rinde beftcht aus einem fotider-
baien netzFormigen Gewebe aus Bali und Pa-
vencliym, wie der Liingsfchnitt an der inncrn
Oberfläche Fig. 49 zeigt. Betrachtet man den
Längsfchnitt durch die Mitte der Rinde Fig. 50,
y So lietit man die mauerförmige Form des Pa-
■ renchynis , und wie die Baltbimdel fich gegen
das Holz in a vermehren. Eben fo verhalt
fich das Holz. Ein Längsfchnitt nach der
Oberfläche Fig. 51 hat die Geltalt von Fig. 49,
nur unterfclieiden ihn die verfchobenen Trep-
petigange bey a. welche man nie in derRind^
■wahrnimmt. Ein Längslchnitt durch die Mitte
Fig. 5a zeigt wiederum das mauerl'ormi^«
Zellgewebe, wie es den Bali durchdringt, und
lehr vcrfchobene Treppengange bey a. An»
diefer Vertheilung des Baites und des Paren-
chyms entftehen die Stralen auf dem Quer-
fchnitte Fig. 53, wo die giofsen OefTnungen
die Spiralgefäfse bezeichnen.
Hi<
iet^l
— o — 131
Hieraus lafst ücb nun befiiiiLmt und deut-
lich einlelicn, wie lith eine Pfahlwurzel, die
: eine anfehnliche Dicke erruiclit, im Alter
verändert. Su wie der liaft anwächlt, dringt
das Parenciiyiu Ton aulstn zwifchen dün Balt,
denn in den jüiigern Wurzeln fehlt jene
Abwechfelung von Baft und Parenthym; es
dringt eben fo zwifchen das Holz und mache
die 6tralen, welche fich auf dem Ouerfdmit-
te leigen. Ks dringt von aufsen hinein, denn
gegen das Innere ItoTsen die Stralen zufam-
tnen , und das Parenchyni bildet Keile, deflea
breite'Fiächen im Uhifiinj^e liegen. Hiedurch
mufs nun jene Spannung des Zellgewebes
und iene Vtrlchiebung der Spiralgcfäfse ent-
liehen , worauf ich mich i.Abfchn. -Kap. e.
§. 5. berufen haben. Da die Wurzeln aufserft
fchnell in die Diche wachfen ungleicli fchnel-
1er in der lugend, als der Stamm, fo mufs
fich hier die VerfcTiiebung ftark und früh
Steigen.
Alle Pfahlwurzeln kommen hierin über-
ein , nur die Menge des eindringenden Par-
enchyms ill verfchieden , aufserft gering ii»
den dünnen holzigen aufserft häufig in den
fleilchigen dicken Wurzeln.
In die Lange^wächlt die Wurzel wie all«
organifchen Körper, überall werden nämlich
neue Theilchen eingcfchoben , doch häuBger
gegen die Spitze, wo alles jünger, weicher und
atisdehnbarer ift. Du Hamel brachte Stück-
chen Dtath in die Wurzel, und fand diefe
1 a nach
nach einiger Zeit bcfonders gegen die Spi-
tze von einander entfernt. (Phyflq. d. arbre^
T. 1. p. 84-)-
Was bisher von dem Wachfen in diel
ttike gefaxt wurde, bezieht iich auf die Ver*
C^deriingen der jidirigen Wurzeln iibi-rhaiipt,
oder der ausdauernden, fowolil zweyjährigen
l fels perennirenden im erfien lahre. Die letz-
j-tern bekommen lahrringe, weUhe, fo viel ich
|- beobachtet habe, genau das Alter anzeigen!
Ich lege ein Stütk vom Querfchnitte einer
itVFeyjährigen Wurzel von Arctium Lappa fig.
5£'[. vor, worin lii^h z.wey Schichten oder lahr-
ringe befinden. Die äulsre Schicht h. hangt
mit den innern b, fo zufaniuien, dafs daa Zell-
gewebe aus der einen in die andere ununter-
brochen übergellt. Die äufsere ilt aber viel
fefter, daher licht man nur die Oeflnungen
der Spiralgcfäfse; die innere ift viel weiclier
und die Spiralgefafse liegen herausgezogen zum
JTheU auf dem Schnitte c. Diefe Feftigkeit
entlieht nur von den dichtem und mehr ge-
häuften Zellen. Hieraus erhellt, dafs nicht
von aufsen eine Holzfchicht anwächft, fon-
dern, dafs die Wurzel ausgedehnt, die dadurch
gebildete innei^e Höhlung mit einer neuen
Holzfchicht angefüllt wird, die äufsere lieh
verdichtet, und auf diefe Weife die beiden
:<n Dichte verfchledenen Holzfchichten oder
lahrringe fich bilden. Je mein- alfo die Wur-
zel Wächft, defio lockerer wird ihr Inneres,
■ja es wird endlich fo lo.
Stamme Mark in lie dri
W€it hinein erfüllt.
ser, dafs aus dem
gt, uijd zuweilen
Die Ausdehnung der Wurzel gefchieht
durch den Stamm. F.r iß nanilicli mit ihr
oben zufLimuiengewachfen, imd dia Gefäfsbün-
■ del laufeQ ohne Unterbrechung aus dem Stam-
me, in die Wurzel. Sclion liegen He des
Maikes wegen, im Stamme mehr nach aufsen,
in der Wurzel mehr in der Mitte, aber da der
Stamm von innen anwächft, w^erden die erften
Cjefafsbündel mehr nach auisen gefchoben, zie-
hen die Bündel der Wurzel mit fort, und öff-
nen lo die innere Höhlung, welche der Grund
von dem ganz umgekehrten Wachsthume de»
Holzes und der AVurzel ift,
Man mufs mit diereji lahrringen nicht
die falfchen Schichten verwechfeln, die eini-
ge fehr dicke Wurzeln fclion in erftem lahre
7,eiiien. Sie werden blofs aus Parenchym ge-
bildet, (f. Fig. 55,. ein Sluck vom Querfchnitto
der Wurzel von Beta rubra), und die Schich-
ten trennt nur grofszelliges rothes Parenchym
tty a, Sie entfiehen von der Menge des
tarencfiyms , welclies nicht nur nach innen
durch den Bali dringt, lundern lieh dann auch
bey a. feitwarts verbreilet, und das andere
Parepchym aufeinander treibt.
5-
t- farepci
I Die Aefte der Wurzel bilden lieh auf ein«
I fehr einfache Weife. Es, entfernen ficii Gefiifse
H von
I
\
von dem Hauptbündel ; fowohl von oben aU
von unlen , wenden iie fich feitwärts, durch-
dringen die Rinden, nehmen einen Theil mit
lieh und erfcheinen fo als Aft, d(?r fo zart er
feyn mag, doch immer Gefafse enthalt. Die
Lage derAehe iü bertilndig unbelUmmt. Ein
lAeitz befördert das Hervorbrechen deit'elbcn;
in locKerer, magerer F.rdc fclnel'st die "Wurzel
gerade, unzertlieÜt nieder, Dünger macht Iie
nach der allgemeinen Erfahrung der Gärtner
zackig, da wo die Erde angedrückt ilt, entite-
f,. hen viele Zafem. Auch das Abfchneii^en der
Hauptwurzel, oder die Hemmung des Haupt-
triebee befördert das Hervortreiben der Aette,
1 und einzelne zerfchnittene Stüchen können
Zafern treiben.
Die Wurzel wurzelt faßbefiändig in der
Erde, auch WafTerpHanzen (Lemuä ausgenom?
nien) fleigen mit der Wurrel die (ich an der
Balis des Stammes befindet bis zum Grunde
hinab. Aber die Zaferwurzeln , welche aus
dem Stamme hervorkommen, I'chwebcn frey
. in WafTer und an eifrigen wenigen aurh frey
Jn der Luft, bis fie Erd« erreichen. Es giebc
Pflanzen , welche in andere Pflanzen wurzeln,
r fächleSchmarotzerpflanzen, plantae paraGticae)
wie der Miliel, dellen hlebriges Rhizom lieh
An die Rinde der Bäume hitngc, Zaferwurzeln
in den Stamm bis ins Holz treibt, und feine
Gefafse den Gefäfsen des Stammes fo einimpft,
dflfs die Pigmente ans diefen in jene und um-
gekehrt übergehen. S. hierüber Du Ha-
mel«
J
mels*)und Decaiidolle'8**)Bem[!i-kuiigen, Die
unächteti Schmarotzerpflauyen haben eine Wur-
zel in der Erde, treiben aber aus dem Stamme
auch Wurzeln, welche in andere Gewaclife
dringen. Pflanzen, "wenn lie in dur mit Erde
gefüllten Höhlung anderer Pflanzen wurzeln,
verdienen den Namen der Schmarotzerpflan-
zen nicht.
Die Oberhaut der Wurzeln lafst fich nicht
obziehen, auch hat fie keine Spaltöffnungen,
■wohl aber nicht feiten Haare. Nach Schrank
dienen Jie, den Nahrungsfaft einzufaugen, und
Hedwig behauptet lie befiänden delswegen
ganz aus Spiralgeliifsen. Aber man darf nur
auf den Ort Achtung geben, wo fie enlfprin-
gen, fo w^ird man bemerken , dafs diefes nur
in den Höhlungen der Erde gefchieht, wo die
Krde nicht feit angedrückt ill, gerade in den
für die Ernährung fchaillichen Iliiumen, auch
bemerlit man keine Spur von GcFäfsen in ih-
nen. Die Wurzel faugL durch Papillen den
Nahrungsfaft ein, und da diefe fich gewöhn-
lich an der Spitze befindet, fo gefchieht es
durch die Spitze, wie Senebier's Beobachtun-
gen beftätigen (Phyf. veg. T. i. p. 311). Bringt
man die >Vmzeln in eine der Pflanze untaug-
liche FlüIIigkeit, fo leiden die Spitzen zuerlt,
füllen iich auch wohl deutlich mit dem un-
taug-
') Obfervatioii» Tut le Giiv in Mem. de l'Aorl. d.
Snienc. d. Pari», p, 1740, S, 485. auch von Zinn
auigesogcn im Hamb. Magac. ji, B, S, 267,
**) Bulleün d. la Societe {ihilQinadq, n. 45.
156 O ;
tauglichen Safte und an den Seiten dringen an>-
dere Papillen hervor, wie ich fchon oben an-
geführt habe. Lemna hat an den Spitzen
der Wurzeln einen hohlen konifchen Deckel,
auf demfich die Papillen befinden, Sprengel
will dergleichen auch an fpiralfiihr enden
Pflanzen wahrgenommen haben (Anleit. Thl.
3. S. 27.), doch in der Maafse habe ich es nie
bemerken können.
Brtigmanns fagt , die Wurzel fchwitze
au3 ihren, W.urzelenden Tröpfchen von Un-
rath aus , Hedwig aber glaubt diefe Excretion
fyy nicht natürlich *). Ich habe nie derglei-
chen bemerkt, auch fehe ich keine klebrige
Feuchtigkeit an den Haaren, deren Ausdün-
itung wohl in feinern Flüffigkeiten befieht.
Aber durgh das* befiändige Ablterben der W-ar-
zeln füllt fie die Erde genug mit UnraUi.
Die; Wursel treibt in ihrem Verlaufe au-
fser den genannten ^Organen oft Stämme,
w^elche in die Höhe wachfen,. ferner Knoll<in,
und an der U.tricularia befondere Behälter,
von Willdönow ampuUae genannt **) oder
hohle blafenförmige Theile, deyen Nutzen mir
unbekannt ift.
In der Wurzel befinden fich viele Körner
von Stärkmehl oder Schleim, befonders da,
wo
"*) S. V, Hamboldts Apborisxen ans der chemi-
fcKeh Phyfiologie der Pflanzen Leipz. 1794.
•) Willdenow Grondrifs der Hräulcrkunde« Dritte
Aufl. Beri, igoa. ff. 34»
— o 137
wo fich die Rinde verdickt und kiiollarlige
Theile niaclit. Die Farbe ilt unrein weits,
lA'enn lie das Jjicht trifft, erlangt lie eine gi'ü-
nc Farbe, auch ift die rotlie nicht feiten, fel-
tener die gelbe und am feltelten die blaue
(iüryngium). In den nieiflen Fidlen rührt die
rothe Farbe von dem gewöhnlichen Extrac-
tivlioff her.
Die Wurzel der Pflanzen ift in einer be-
ftändigen Veränderung. Immerfort fterben
Zafern und Aeite ab, und andere wachl'en
zu. Indem die altern bald un länglich zu
• ■werden loheinen , ■vielleicljt weil lieh die
Spiralgefäfse zu fehr verfchieben, fo ditngen
lind verderben lie das Erdreich. Selten dauert
die Hauptwurzel mehrerelahre; iie ftirbtnach-
dera lie Zweige und Stämme mit neuen Wur-
zeln getrieben hat. An den Biiiimen wäclilt
der Stamm in die Erde und erletzt cndlicli
die Wurzel.
1
Die fpirallofen Najaden haben eine Win--
z.el aus blofsen Zellenge weben ; die. Mootp
imd Lebernioore hingegen nuf Zaferwurr.eln,
io denen icli nichts als einen hohlen Kanal
entdecken kann. Den anomalen Pflanzen
fehlt die Wurzel durchaus.
Stock der ganzen Pflanze 0:,iudex) nenne
ich den länglichen Thcil, weh:her alle übri-
gen trägt. Den untern Theil dylTelben bildet
die
die Pfahlwurzel, den obern der Stnnitn. Der
TVurzelßock (rhizoma) findet iicK zwifclien
den Wurzeln und den Stammen und hat eine
Tendenz nach allen Seiten zu wachfen und
lieh auszubreiten. Der Name rhizoma riihrt
von Ehrhart her. Willdenow nennt ihn
caulis intermedius (Grundr. §. 1 5.) und
Mönclj *) corpus. Kr unterfcheidet fich durch
die unregelmäfsige Form, fogleich , aber auch
vorzüglich dadurch, dafs Bündel von Spiral-
gefafsen dasZellgewebe fcbwankend nach man-
nichfaltigen Kichtungen durchlaufen. Er nä-
hert fich den Knollen ungemein, aber diefe
befinden fich feitwarts am Stamme oder
an der "Wurzel, da das Rhizom umgekehrt
beide unterltützt.
Die Form ift äufserft verfchieden , undv
mannichfaltig, wie die fogenannten knolli-
fcen Wurzeln von Iris, Convalbiria, Cyclft-
nien u. dergl. zeigen. Da diefer Wurzelllock
lange dauert und immer neue Stämme treibt,
fo beliebt er endlich beynahe ganz aus den
Anfatzen neuer Stämme und erhält eine kno-
tige Form. Er rückt auch weiter fort, indem
er an der einen Stelle wächlt , an der andern
abftirbt. Regelmäfsig ftirbt er an Fumaria
cava immer in der Mitte ab. Zuweilen er-
hebt er fich über der Erde und wird dem
Stamme ähnlich , an Lathraea Stjuamarin,
Rhodiola rofea. Auch wächlt er unter der Er-
de <lünn und fiamnjähnüch fort, z. B. an Oxa-
lia
I
*) Einleitung jtui Fflanzenknnde Marburg 1799,
J
lis. Die breite Balis der Zwiebeln gelioit
ebenfalls hieher. Sonft gleicht er der Wurzel.
In den genuinen fpirallofen Pflanzen
finde ich ihn nicht. Aber was man nn den
anoniiden Fflanzen Wurzel nennt, kann man
eher zu dem Wurzelltocto rechnen. Es ift
eigentlich die ganze Subltanz der Pflanze,
kein durch inneren Bau ausgezeichneter Theil,
welche fich entweder an der BaGs verbreitet,
wie an den Taiifjarten und manchen Pilzen,
oder in Fafern zertheilf überall dahin wachft,
wo F.vde, um Nahrun;: zu faugcn lieh findet,
ohne alle beftimmte Richtung.
Der Wurzelftock iit in der erften lugend
nicht vorhanden. Es entfteht entweder im
erften Lilire oder auch erlt in den folgenden,
am Grunde der Pflanzen ein Knolen, der lieh
immer erweitert, Slamme und Wurzeln treibt
tind endlich einen wahren Wurzel Tlock darftellt.
P-rifi den perennirenden Pflanzen allein eigen;
jShnge haben ihn wohl nie; bey den Bäu-
men und Slratichen ilter fo mit dorn Stamme
xnfammengefchmolzen , dafs man ihn davon
nicht unlerfclielden kann.
1
Zwey
i
i4<'
Zwejtcs Kapitel,
Von dem Stamme,
§. 1.
Der Stamm (caulis) ift der Theil des
ganzen Stockes, welcher eine Neigung hat
aufwärts zu wachfen. Dadurch unterfchei-
det er fich .von der Wurzel, die beftändig
nach unten ßrebt. Allein es f^hlt ihm das
Beftreben, nach unten zu wachfen, keines we-
ges ; man findet ihn einige Tage nach dem
Keimen fchr»?^ bedeutend in die Erde gedrun-»
gen, und. als ich mir ein ein Zeichen an der
Bafis junger Kiirbifspflan2;en machte , fah ich
diefes nach einigen Monaten a - 3 Zoll tiejf
in der Erde. Man kann die Stelle derPflan^
ze, wo fie zum Theil aufwärts zum Theil un-
lorwärts wächlt, mit einem von lungius *}
entlehnten Worte, Grund (fundus) nennen
und daher die Pflanzen in vielgriindige (mul-
ti
4
♦) I. lungü Opuscula botanica phyßca Coburgi
»747 *• llagoge phytOBCopica c, c. (J. 4. c. 6.
tifundes) und eiugiündige (unifundes) unter-
fcheideii.
Der Trieb anfw-arts zuwachfen, ift (lern
Stamme eigenthümlich , wie ich in dem vori-
gen Kapitel §. i. gezein,! habe. Geknickte Stämi-
me, welche gegen den Uoden hingen, aber
noch fortwuchfen fnh ich oft Geh ^v-iederiim
drehen und nach oben zu wachfen. An den
Anhöhen liehen die Stämme beftändig in dem
ihnen eigenen Winkel mit dem Horizont,
welcher aber bey verfchiedenen Arten auch ver-
fchieden ilt.
Alle genuinen Pflanzen haben einen
I Stamm, der nur zuweilen fehr kurz ift. Wenn
' mehrere vorhanden lind , läfst lieh entweder
ein Hauptltamm nnterlcheiden oder mehre-
re Iiud einander gleich ; im crfiem Falle kann
man die Neben Tläinnie als Aefte anfeben, Auch
hat manches Gewliche mehrere Arten von
Stämmen, einen ziemlich aufrechten Haupt-
_ Ramm, und .anderemcbr a«f der Erde liegen-
de, die fich gegen die Ztit der Bliilhe haben,
(flagella) auch wohl Wurzeln treiben und
dort andere aufrechte bliihende Stämme em-
por fchicken, (farmenia) z. B. an den Erd-
beeren. Stämme, die ieitwärts aus der Wur-
zel kommen, erft weit die Erde durchlaufen,
ehe Iie in die Höhe wachfen, heifsen Schufs-
linge ffiolones). Diefe Stämme, da wo Iie
unter der Erde verborgen lind, fo wie die
niederwärts fteigenden Stumme, nehmen ganz
dds Äijfsere der Wurzel an und find von den
meilten Schriftfielleri
halten worden.
auch für Wurzeln ee-
Der Stamm endigt lith in der Regel:]
jnit der Fnictificnlion, welche allem Wachs-
thum ein Ziel fetzt (caulis determinatus Iitng.
liagoge C. ij. §. 5.) doch giebt es einige Ge-
wächl'e, die nur nus den Achfeln die ßlüthen,
an der Spitze aber immerfort Blätter und neue
jTriebe hervorbringen, wie einige Labiata«
(g,iiilis indetei'oiinatus).
Dieanonifilen Pflanzen liahen keinen Stamm*
Der ganze PtlanzenkiJrper itt durchiuis von ei*
aiera gleichen innem Bau, obgleich äufspr-
Jich verfchieden geformt und hiit kein aus-
gezeichnetes Glied, als den Fruchtbehalter, ja
in einigen FäÜeii üt er felbft ganz Frlichtbe*
halter. Daher unterfcheide ich an ihnen
nichts als thallus und fporangium. Der in-
nere Bau des erltern ift fchon oben , wo von
Ajnregelmtifsigen Zellgewebe die Rede war,
(Abfchn. 1. K, i. §. 5.) angegeben worden.
I
k. Desfontaines hat uns zucrft darauf auf-
fcfacvkfara gemacht, wie fehr der innere Bau
\'Aes Stammes in 'den Monocotyledonen vonj
denfelben in den Decotyledonen abweicht*^' ^
___ lenen fehlen dieHolzringe, wodurch das Mar]
I
*) Memoire« Ae l'Inßitut, natioiial T, x. Clafl^.j
phyfiq. etc. p. 478.
H3
und die Rinde von einander untetfchleden
werden ; die Holzbündel liehen zerltreut im
Zellgewebe. Er hat diefes durch Querfchnit-
te des Stammes von Falmenarten verglichen
mit den Querfchiiitten anderer Bäumen deut-
lich gezeigt.
tJra diefen Unterfchied darzultellen habe
ich den QuerfcUiiitt einer Grasart, nämlich
VonPaspahimftoloniferum Fig. 55. vorgeltellt,
nachdem ich forgfaltig alle BUtircheideu ab-
geftreift hatte, welche Babel (DilF. de Gram,
fahr. T. l.) «lit abbildet. Zur Vergleichung
ift derLängslchnitt durch die Mitte Fig. 56.
hinzugefügt, und beide Figuren ßnd iiberein-
Itinimend mit Buchitaben bezeichnet. Das
Parenchym bildet die HaupLmalTe des ganzen
Stammes und ift gegen die Rinde a. etwa»
dichter, gegen die Mitte lockerer. In diefem
liegen die Holzbiindel zerftreut, doch nicht
ganz ohne Ordnung; gegen die Rinde in
gröfserer, gegen die Mitte in geringerer Men-
ge} zu äufserit Bali: b, und kleinere Sjiiralge-
iafse a, in der Mitte ein grofses Ringgefafs c.
fiihrcnd. So lind alle Gräfer, felbft die Bam-
bufa gebauet. Wir wollen damit ein Stück
von dem Querfchnitte einer andern Monoco-
tyledone, nämlich Hemerocallis fulva verglei-
chen. Hier ift allerdings das Parenchym a. in
der äufsernlRinde, neblt zerltreiiten Holzbim-
deln gegen die Mitte wie in den Grafem aber
zugleich auch eine Baftfcbicht in der innern
Ainde , welche den Gräfern fehlt. Von einer
Dicotyledone, nämlich Chenopodiiun viride
ftelU
1
I
^ß«Ut Fig58. den Ouerfclinitt, Fij:;. 59. ciei
- iLängsfchnitt durch die Mitte vor und in
">eidt;n Figuren bedeuten die BucliRabeneiner-
tey; a. ift die äufscre Rinde, b. die innere aus
taft, c. lind die Holzbitndel, welche aber hier
FtiUein im Umfange innerhalb um die Rinde
|rfiehen.
Hieraus folgt nun dicres: Die Natur, weltjl
rgends fcharfe Grenzen zieht, hat auclLf
fnitier folclie nicht gezogeii, die Griifer fiehM"!
weiteften von den Dicotyledonen
Kernt, die Liliacecn nähern Hch ihnen fchoi
hehrdurcli die innere Rinde. Allerdings h^
t-ten die nieiflen Dicotyledonen Iteine ze»
tJftreuten Holzbiindel in d^m mittlem Parew
ichym, fondern üe fielien alle im Kreifft, doc^^
■«ber finden fich folche zerlireute Bündel in deÜ«
Cucurbitaceen, fOiLiT in dem nnt Clienbp<>fcTl
1 viridi verwandten Ch. nihrnni den Ama-
•anthen u. f. w. Es bleibt alfo nur folgen-
>4es übrig. Keine Monocotyledone, (wenn
■ ynan CusctiCa, Tax\is ausniimiU) hat allgj!
Holzbündel in einen Ring oder in eins
Kreis innerhalb der Rinde gefieJlt.
Die Farrnlsräuter feommcn zwar den MdS
»ocotyledonen nahe, doch unteiTrheidcn I
lieh in manchen Stücken. Die Rinde fehlt"
ganz und gar; die Holzbündel liegen in dem
blofsen grofszelligen Parenchym. Diefe Holz-
bündel (ind zerftreut und von verfrbiedener
Gröfse in den Polypodiis und Aspidiis, da
hingegen die Monoeotyledonen üc nieilt von
einerley Grorse haben. Scolopendrium oifi-'
cinale hat zwey halbmondförmige Gefäfsbun-
[del mit der convexen Seile zuriimoietigefiellt;
diefe Grennen ficli aber im Alter und entfer-
■ nen lieh immer mehr. In Osmunda TegaliB
I bildet das Holz eine ztifammenhangendti,
gebogene, niitlon im Parenchym liegende
, IVIalTe. Doch hievon giebt es vicje Maunich-
:_ £iltigkeiten>
Einige Kaja^en befitz^n ein Holzbündel,
Welches ohne Mark durch die Mitte des
StamniäS lauft, z. B. Potamogetorl, Hippuris,
Callitriche. Es zeichnet fie fehr aus und be-
Itinimt eine eigene, leicht zu erkennende Filan»
zenklalTe.
ßal)el tedet in der 'öt^ert angeführten
Schrift von den Zuckerlackchen der Grafef
und hat fie aiith abbilden laffen. Biii Längs*
' fchnitt würde ihm gezt^igt Iiabeh, dafa es ge-»
wohnliche Gefäfsbündel find, beHimintj Utü
Hauptnerven des Blattes zu machen.
Eine SoliderharkeitVerdieht hier hoch eihef
Krwahnung. Gewöhnlich begleitet zwar dei'
Baft das Zellgewebe , fldcli giebt es einige
Fälle, wo Bündel von fehrengeni, langgeltreck-'
tem Zellgewebe oder Bajt in dem Stauime
zlsmlich enlferrtt Von Öen Gefäfstündelfi lie-
gen. So haben einige I.äbiatae, z. E. Lamiura,
in den vier Echen des Slamriies folche ßaft-
bündelj viele Umbellcnpflanzfen in den hsr*
vorßehenden Kanteir u. dgl. m. Die Enge
K und
L
»4^
und Länge der Zellen ift Telir veifchieclen>
auch iteht der Boden derfelben mehr odeO
weniger fchief auf den SeiCenwänden. Es iieUb
alfo diefes Gewebe ein Mittelding von Paren-
chym und ßaft dar,
Wir kommen zu der Unterfuchung, wi*
der Stamm fortwachft und wie die Holzfchich-
ten gebildet werden. In den Monocotyledo-
nen oder den Pflanzen, die den Bau derGras^
arten haben, gelchieht diefes auf eine eiuf^«
che, gewöhnliche Weife. Die Theile verlan-j
gern und erweitern fich nicht allein, fonden
es entftehen neue z,wifchen den alten, Zellen
z wifchen Zellen , Gefäfse zwifchen Gefäfsen/
Der Querfchnitt eines altern Stammes ift dem
eines jungem in allen Slüclten ahnlich. In dei
baumartigen Gräfern verhärten lieh die Thei-
le auf eine aufserordentliche Art. Die üufser^
Rinde wird in Bambufa, felbft in unfern
gemeinen Schilf (Arundo Phragiiiites) unge<
mein hart und feft. Nie erfcheint die Ober--
fläche in dem Grade riflig, als in den Dico-.
tyledonen; es giebt einige Fälle, wo fie nup
durch die Ueberbleibfel der Blatter unebciL
wird.
Ganz anders verhalt es fich mit den Dv
cotyledonen. Eine krautartige Pfianze; Che-i
nopodium viride mag hier als Beyfpiel diei,
nen. Den Querichnitt der jungen Pflanze,
fiellt Fig. 58. den Längsfchnitl durch die
Mitte
[ Mitte Fig. 59. vor. Hiemit wollen wir den
I QuerfchniCt deriiUern PlUnzeFij^. 60. verglei-
f chen, wo diefeiben Buchliabfii aiigebiflcbt
I find. Die Kanten des Stanuiies lind ver-
> fchwimden, und der ganze Unirifs gleichför-
I niiger geworden; fchon ein Zeichen einer
' VerfTrölsening von innen aiis, Die innere
Kinde b. iU mit dem Holz-:: fo verbunden, dttfä'
I man, ohne iibzureilsen, lie nicht unLtrrchei"
den kann. Sie belieht aus Bafi, der wrclifels-
weife djrhter und locterer il't, wie ein LiingB-
fchnitt derfdben Fig. fci. lehrt. Das Holz c.
ift in dem .iltern Stamme ungemein vergrÖ*
fsertj die mit Taienchyin eifiUllen Zwifclien-
TLlume zwifchen den Bündeln lind ganz ver-
fchwuiiden ; es ift ein Hoizring entftanden,;
und diefer befielit, gleich der innern Rindcj,
I aus abwechfelnd Joclieim und rtichlcrm Ralte^
nur mit cingeüreiiten Gefüfseu. (ietitn das
Mark flehen noch einzelne Holzbündel in-
wendig am Holzringe im Kreife umher Fig.
60 d. Der Langsrchnilt durch die Mille des
Stammes Fig. 6a. zeigt uns erfilich, dafs der
Holzring nicht ganz rein ifi, fondern zufam-
mengedrüclues, beynohe njnnerformig gewor-
denes Parenchym einrchliefst; er lehrt uns
ferner, dafs die Gefärshündel dicht am Mnike
noch eigcntlif.he abzurollende Spiralpet.ifse
enthalten. Dieren Kreis von frifrhen Gei'iifseu
iini das Mark nannte Hill corona , IMiibel
nennt ihn l't'tui tubulaire C^. a. 0. S. iqO).
Wir fehen alfo hier deutlich, wie daS
■\Vflch3thum gefchieht. Der Baft ifi es, w«l-
K a eher
L
S48 — o —
eher vorzüglich anwächfi und fich zwifcheii
. das Parenchym einichiebt, gerade um^^ekelirt
I ais in der Wurzel , wo Parenchym zwifchen
y den Baft dringt. Eben fo fchlebt fich fteJlen-
I weife Bafi zwifchen Baft ein, und es entfle-
I hen dadurch die abwechfelnden Dithti^kei-
y ttn des Baltes. Das Holz bildet endlich
«inen turanimenhüngenden Ring und fchliefst
' das Mark ein. Indem von Zeit zu Zeit neue
' Gefäfsbündel enlftehen, wird das Mark im-
L Hier mehr vermindert. .■.•,^
f " Der Stamm iti den Dicotyledonen zeicft^B
^ Aet fich alfo dadurch Tehr aus, dals er jtrahlen-
' Weife zuwächft. Diefes könnte, wie wir eben
fefehfiu haben, nicht gefchehen , wenn niciit
ie Gefäfsbündel der jungem Pflanze inner-
halb der Rinde im Kreife ftünden , und ihre
Erweiterung nach den Selten, alib einen Ring
■ bilden miifste/i. Stehen die Bündel zeiitreiit,
- "wie in den Monocotylcclonen, fo kann durch,
ihre Rrweilerujig nie ein Ring hervorge-
bracht werden. Es giebt aber PHanzen , wo
l.<tie Gefäfsbündel fo wohl im Kreife, aisin der
I Mitte zeiftreut Itehen, wie die nieilten Ama-
■ ifÄntlii , und dann gefcbieht der Anwaclis auf
I eine doppelte Art.
Nicht allein im ganzen Umfange und über-
all wächft Holz tu, fondern es wird auch ein
neuer Kreis von Gefäfsbündeln um das Mark
gebildet. Diefer Kreis iit die letzte, neuefie
Bildung. Denn wäre er es nicJit, fo müfsten
diele Gefäfsbündel von dem umher anwachfen-
den Holze nach dem Innern zu getrieben reyri,
wel-
J
— o ^ »49
welches ohne eine Ziifammenpre/TLing des
Markes nichr Statt haben konnte. Aber die
Markzellen find keinesweges kleiner und mehr
ziifanimengedrückt in dem altern Stamme; lie
find vielmehr grüfser. Da nun diefe neitelten
Bündel eigentliche Spiralgefafse enthalten, das
übrige Holz hingegen Treppengünge und ge-
- tüpfelte Getäfse, To beweift diefes den üeber-
gang der erftem in die letztern , und beftätigt
die von uns oben vorgetragene Lehre.
Das Mark nimmt alfo ab, indem der
äufsere Theil davon vermindett und feitw.irt»
in Strahlen zufammengeprefst wird; aber es
nimmt teinesweges l'o ab, dafs es in der Mitte
in einen hleinern Flaum zusammen geprefst
würde.
Eben fo, wie in den Kräutern, verhiilt
Cch auch der jährige Anwuchs des Holzes in
den Bäumen und Strauchem, nur macht die
etwas fchönere Bildung der Rinde einige Ünt
terfchiedf. Fig. ^3. ifi ein Stück von dem
Querfchnitte aus Acer Negundo, wo die Balt-
. büiidel a. zierlich gereihet zwifchen dem Pa-
renchym liehen, und an der innern Seite die
-Gtfäfsbi'indel b. im Kreife haben. Ein Längs-
fchnitt durch dieMitte Fig. 64, überzeugt uns,
dafs die mit einerley liuchfiaben bezeichneten
Stellen wirklich das lind, wofür wir lie ange-
geben haben. Von dem ültern Stamme habe
ich nur das äufsere Stück eines Querfciinittt*»
Fig. 65. vorgeftellt, da fich der Kreis von Ge-
fäfsbündeln um das Mark im Geringlten nicht
I
I
SSO
veranJert hat. Ks hat Geh hier Alles, wie in
iden KrimtevH, gebildet; Biift ift in das Faren-
chym flingedcungen , hat dieles zufammenge-
" brückt, und eben fo hat lieh lochercr Baß
Bwifchen den andern gefchoben, wozu die
Anlagen fchgn in dem- jungen Stamme a. zu
feben lind.
Doch wir wollen die Sache durch einige
Schnitte des altern Stammes, welche mit der
Oberflüch*! parallel find, noch überaeugender
inachen. Die iiursere Uinde beltehtaus einem
lockern Zollgewebe Fig. GG; die innere hinge-
gen aus Bülii, auf weichem fich die Hefte des
iingerchlofftncn Parenchyms finden , Fig. 67 ;
das Ünfsere HqIz hat eine völlig ähnliche
gtriictqr, mir iU das Paienchym noch mehr
eingGfchlofTen undzufnnunengcilraugt, Fig. 6;j.
In einem Längsfchnitte durch die Mitte des
ftUern Stammes Fig. 69, zeigen lieh die Quer-
ftraifen von dem niaucrförmigen, zufammen-
gedriiclsten FarencUym, dann folgen hier und
dii einzelne Treppengünge, und um das Mark
. wieder die eigentlichen Spiralgefiifse, Den-
felben B^u habe ich in vielen Bäumen ge-
funden, auch in den Tannenarten, nur feh-
Jun itier di« graPsen Oeffnnnpen der Spiralge^.
i^fge, da diefe Üurserft klein lind,
So Iiahe ich auch das Mark in vielen
pSnmen mit dem jungen M^rhe dcffelben
^.ihrfchufTes verglichen, und nie die Zellen
dss ältein Marhes kleiner gefunden. P,s be-
_Wcist diefea auch, dafs nie dns Mark ei^ent-
' Uch
lieh in einen eisern Kaum nach innen xu-
fammengeprefst wird, dafs alfo die innerßen
Gcfäfsbündcl nicht einwärts gefchoben, fon-
dem zuletzt angewachfen lind, und dafs lieh
alfo immer ganz im Innern um das Mark diti
neuer Kreis von folchen Hol7,bündeIn erzeugf.
Eine Theorie , welche durch den Augenfchein
dictirt wird, und mit allen übrigen Kennt-
niffen von dem Baue der PAanzen genau zu-
rammenhiingt.
Alles was bisher gefagt wurde, galt nur
von dem Anwuchs und der Verholzung in
feinem Jahre, Wie entftehen nun aber die Jahr-
ringe? Ich habe zwey Jalirringe in einem
Querfchnitle aus Acer Negundo Fig. 70. vor-
gefiellt, tun zu /.eigen, dais der Uebergang aus
einem in den andern ohne alle Unterbrechung
fefchieht. Alfo wiichft überall das Holz gleicli-
förmig und ununterbrochen an, und es giebt
durchaus keinen Unterfchied, als in der Dich-
tigkeit und I-ockerheit der Schichten. Hier
ift es nun eine fehr bekannte und leicht an-
zufiellcnde Erfahrung, dafs die inneren Schich-
ten fcfter find, als die aufseren. Nicht aber,
weil fie von den aufseren zufanimengednickt
werden, denn eine folche Zufaninienpreffung
würde das Mark auch treffen, und diefes zeigt
in dem altern Stamme keine kleinere Zellen,
als in dem grüfsem, fondern blofs vermöge
einer Veidichlung , welclie nach und nach
entlieht, und deren Fortfchritte in einigen
fchnell wachfendcn ßäumen , z. B. den Wall-
riufsbäumen, gut verfolgt werden können.
Auch
Aiich in deqi Bauqie von ' viekn Inhn
gen findet pi^n den Kreis von Gefafsbüitd
dein lim das Mark, wip im jalirigen Holzc^
mid aiicli niufs er aii> denfelben Gründen,
all oben ange^ebQn wurden, neuerlich
ftanden fcyn.
Pßr giinze Holzhörper wachft ftlfo über^
: 1^ und in aUen Din^enlionen an, doch alli
t^iitgf wehp nath aufsen, wo die Lockerheit?.
|^?S Ganzen ein häufi(;eres ZwifchenfchiebeH.
' von neuen Theilen erlaubt. Diefes ilt,
yiiei fchon oft erwähnt, die einzige Art
piganirdier Körper zu wacUfen. Es legt
I fich h\(q Ußine pene Schicht auswärts
[ am die altern , fpndern Überall werden Theii
[ Je eingeTchoben , nur in einer fq gvoTsen
'" 5^enge nach aufsen , dfifs dqrt die Vermehi
I? THUg rphr merklich wifd. Eben fo wachfen
(lie Wurzeln , wie Vf'ix oben gefehen haben,
, 4n die Länge; zwar überall, aber in bey weis^
■ tpn gröfficrem IVIaf^e jre^cn dip Spitze. Am'"
das Holz wäphft auf diefc Weife in die Lai
ge, EingerchloITene öilberfäden entfernten fi(^*
-^lle vpn einander, docli die oberen mehr als
, die (mtecen, zuFolgeder Verfuche von duHa-
i ^el (Ph, d, arhr, T. ^- V-- ^a«-)- E^^ym Wach?
' fpn in die Dicke entfieht fogar nni das ivisrk
. fitlPieTfprt ein neuer Kriiny, ypn Qefiifsbün-s
' Öelnj nur endlich, wenn das Miirk verdrängt
^t, und die inneren Schichten eine gvofse
■ i'cftigkeit erliingt haben, mag wqhl die Rnt-
ylcketung neuer Th?ile awifchen den älteren
in dem Innevn de? Holzes aufhören. Nach
dipfe» D»vJUllmig ift der Anwuchs desi iiol^
iä
'M
lea in den Monocotyledonen, und Dicoty-
ledonen nicht fo auffallend und auf eine in
der Natur ungewöhnliche Art verfchieden, als
nach der altern, wo ganz, neue Schichten von-
iiulsen um die inneren nicht mehr w.ichTen-
den, gelegt feyn foUen.
Von diefeni Anwuchfe des Holzes iind
zwey Erfcheinungen ganz unabliangig: i) die
Trennung des Holzes in jährige Schichtenf
fl) die Trennung von Hol?, und Rinde.
Wir haben gefehen, düfseine Schicht in.
die iindere ununterbrochen übergel;C, alfo,
beyui .^nwachfen l^ein Unterfchied der Schich-
ten Statt findet, Das ältere Holz niufs lieh
fwar von deni Jüngern imterfcheiden , in-
dem dort feit längerer ^ejt Theile einge-
l'clioben worden, als hier. Aber diefes ifi
nlyht genug, die äUeren Schichten behalten,
[■ nicht ihre Dicke, fie werden inituerfort diin-
En^r tind endlich fo f^hr, dafs inan fie be-
Itfinntlich l;aum mehr unterfcheiden und zäli-
f. len hann. Es gefchieht alfo eine walirhafte
\ Zufamnienziehung, und diefe ift e? vorzüg-
',1 lieh , welche die i;ihrigen Schichten oder Jahr-
' ■- ringe unterfcheidgt. A^f welche Weife jene
\ " Zuiüniuien^iehung gefchehe, ift eine andere
Frage.
L Eben fo ift Trennung von Holz und
f ' Rinde ein TTmßand , welcher nicht von dem
Anwiichfe des Holzes abhänpg ift. Rinde
und Hol:« gehen ununterbrochen in einander
über, wie Fig. 65. deutlich lehrt. Auch hier
niui's eine Zitramtnensieliung irgendwo Statt
finden ; iwodiirch die Verbindung zwifchen
tx^den Theilen lockerer wird, %■ V
Bisher habe ich blofs die Erfcheinungen
^^Pr^eftellt, wie ße mir vorgelsommen lind.
]etzt wollen wir auf die Beobachtungen An-
derer Rücklicht nehmen. Da die kufsere
Kinde an' den Bänxnen deutliche Spuren des
Alters trägt; da hingegen das äufsere Holz
in einem jugendlichenZufiande zu feynfcheint :
fo war die Vermnlliung Tehr natütlich, dafs
zwifchen Holz und Rinde (ich neue Schich-
ten bilden , nur darin war man nicht einig,
ob das Holz aus der Rinde erzeugt werde,
oder nicht. Hiezu ham noch eine oft wicder-
hohlte Bemerkung. Man hatte nämlich mit-
ten im Holze fremde Kürper oder auch Figu-
ren gefunden, die äufserlich in die Rinde
eingefchnitten waren *), wodurch denn die
Aufmerkfamkeit auf dicfen Gegenfiand fehr
gerichtet wurde. Malpigiü meint, das Holz
entfiehe aus der Rinde, doch drückt er lieh
zweifelhaft darüber aus {.\nat. j)l, jdea p. 4),
und die meißen Schriftlteller folgen ihm.
Genaue und vortreflliclie Vcrruche erzählt du
Hamcl in einer betonders darüber gefchriebe-
ncnAbhandlung**). Er zog Silberfäden durch
die
h
•) Man findet die Abhandlimpfn hierüber ver-
«eicbnet in Cm;ilü|iiB IJibliothecae hilturico-
naiuralis Jofephi Hanks am. I Drj'ander,
Lond. 1797- T. 3 p 379, 330.
■•■> Recherche» für U formatinn des coaehei
ligncuCee dans lea arbre«. Memo», de l'Acad.
1«4
die äufsere, mittlere und innere Rinde, brach-
te nun das abgclölte Stück wieder in die ge-
hörige Laj^e , und i^and nach einigen lahren
den innerlieti Faden tief im Holze eingefchlol-
len, die beyden Üufseren aber in der Rinde.
I'jl brachte ein Stück von der Kinde eines
Fflaunienbauuis auf das eritblofste Holz eines
Ffirüchbaums und liefs es anwachfen. Nach
einigen Jabrtn fand er braunes Püaumenholz
in dem weifsen Piirfichliolzc verbreitet. Ev
rechnet dabey viel auf den z.wifcben Holz
und Rinde ausgefchwitzten Saft, cambiumvon
ihm genannt. Diefe Theorie ilt fo lange all-
gemein angenommen worden , als man'; den
Unterfchied von Holz und Rinde nicht genau
taHHie. Nun aber erklärten lieh viele aus-
drücklich d.igegen. Sprengel behauptet, Rin-
de könne nie. wegen Mangel der Spiralgs-
fitfäe Holz werden (Anleit. Th. i. S. ifia.'ig^.
i()g3-AuchMediciis lehrt ausdrücklich, dafslich
Rinde nie in Holz verwandle (Beytr, 3 H. S. 203)-
Dagegen hat diefe Meinungeinen fehr fcharf-
linnigen Vertheidiger an Treviranus gefunden
(V. inwend. Bau d. Pfl. S. 137). N.icll Mirbal
bildet der aus dem Holze, zwifcben Rinde
und HoU ausgefcliwltzte Saft diefe Lagen
(Hift. nai. p. 1G3 folg). Eine ähnliche Mei-
nung behauptet Cotta (S. 73); doch fetzt er
. Hinzu , auch um das Mark bilde lieh Hotz, ja
«r fah «s um frey gelegtes Mark anwachsen.
Sle-
d. Scieno, doPar. t?^». f. ',23, S.auch Phyf, d,
■rbr, JT. S« p- 7»«
Slevogt zeigt durch eine merhwüi-djge Erfah-*
rung, dafs Splint nicht aus dtr innern Rinde
enUtehe*). Zu Folge der oben gegebenen Vor-
ficllung wird man die wahre Befch äffen heit
rfer Sache leicht einfehen. Holz und innere
Rinde (ind iirfpriin glich nicht getrennt, und
gehen in einander über; überall vonüglich
gegen den ITmfang des Stammes, entfpringen
neue Theile zwifchen den alten, alfo auch
Bitft und Geffifse auf den Gränzen des Holzes
und der Rinde. Es ift nun deutlich, wie tief
eingefchnitlene Figuren und eingefchobene
Körper in d;is Holz dringen hiinnen, weniger
tief eindringende nacli aufsen getrieben wer-
den , da der Baft in Splint und Kinde häufi-
gcrnachwnrhjt, alsdasäufsere Parenchym; aber
es erhellet auch, dafs die-Frage: üb Holz aus
Rinde entlteiie, wenig bedeute, da der Un-
terfchied zwifrhen Holz und Rinde eine fpa-
tcre Trennung ift,'
Fall alle Schrift Iteller ftimnien übrigens
darin überein, dafs jälirlich, oder zu beltinim-
len Zeilen, äufserlich lun das Holz Schichten
ent/telicn, auf die inneren drücheii undfodas
f< .'tc HoH bilden. Wie es fich damit ver-
\ halte, ilt fchon im vorigen §. gezeigt worden,
auch wie die Strahlen in den Querfchnitten
' des Holzes entliehen. Die Meinungen der
1 Sehriflfleller über diefe Strahlen find ungemein
l verfchieden. Malpighi befchreibt Cie als Rei-
'* hen
1
L -; vo
[ tnrl
'} Voigts Magas, f. d. neaeficn ZuAand i. N«<
tnrknnde, 9 it. S. 171.
— o — 157
hen von querliegenden Sclilauchen , welche
vom Holz zum MarKe iiehen , mit ihm in
Verbindung Itehen , und zur Bereitung der
Säfte dienen (Opp. T. i. p. 12, i ^ J. Grew
fchildert lie ;ils Pcireiichym, welches zwifchen
das Holz dringe (Anat. pl. c. %.). Du Hamel
hat, fo viel ich weifs, von ihrem Urfprunge
nicht gehandelt. Daubenton fleht fie als Ver-
lancerungen des Markes an , welches heym
Druck der umliegenden Schichten durch das
Holz getrieben werde *), Viele halten fie
für Seitentanäle.und Cotta glaubt, äafs durch
diefe die Seilenbewegung des Saftes gefchehe
(S. 75 folg.) Medicus läugnet alle Gefäfse in
den Pflanzen; fie beliehen aus lauter Fafern,
und diefe Strahlen nerin t er Spiegelfafern (Beytr,
3, H. S. ifjo); die Säfte lieigen auch nur zwi-
fchen den Fafern und ni(.]ic in Gefafseo in
die Höhe. Der fchaifflnnigc, fonft Erfahrungs-
reiche Mann redet hier von etwas, was er
nicht unierfucht hat, "Wenn man nie Mikro-
^ope gebraucht , kann man auch über ihren
Gebrauch nicht urtheilen. Treviranus hält
diefe Strahlen mit Grew füi' Inferlionen des
Parenchyms in dieRindpCS. 15a), da doch
■vielmehr umgekelirt Ealt in das Parenchym
dringt.
Man findet in Medicus Beyträgen den
Satz, dafs die äufseren Lagen nicht auf die in-
neren
*J S. Decade philofopliique, literair« «t politl-
que Ann. 1. T. s. [,, .^cg folg. Uftni N. An-
nal, d. Boiiin. Si. 7, p. c>i.
reren driiLlicr, welchen ich ijn voiigen §. htr-
haupEet habe, durch uiüiiclieBeobachumgen ^i^
■wiefen. Sprechend datür hnd die weichen
Holzringü mitten ini iini'ten Holze (S. 231). -,'
NocU mufs ich eines Meinen Roniani
vom Mirhcl ^cdenUen , in welchem er di^
Gofafse dvirch die Wirlumgen der FlüiTigke«'
tcn auf diis gvtUeilarti'g^e Cainl)iuui und vori
dem RiicIiflulTe der Flüfliglseiten in diefent
Ciinibiiun nach den Seilen, die Sirahlen voit
riirencb^ni entlichen liifst (Hilt. nat. d. pli',
T. 1. p. 1Ö4- vergl. aüt p. 165^ \t.
)
Die Rinde befteht zu aiifserfi aus Paren*^*
chyni und zwar gewöhnlich mit grünem, har^
zigem Fürbeftoff. gefüllt. Beym Alter wirla-
diefer Stoff, wahrfc heinlich durcli Einwif»*
Tiung der T.uFt, briinrilich, Aurh fclirumpfl
das Zellgewebe an der ;iufscrn Flache mehf'
und mehr ein , wird riJlig und ftilll in etnigenÄ
wenigen Bäumen und Striiuchem (Plntanusjj
Rubus odorafus, Potentilla frulicofa) jährliclr
ab. Wenn dieZellen fehr leer und mit we-
nig griiner oder brauner Materie gefüllt find,
fo] bilden fie die Korhrinde, die lieh auch in
ihrem chemifchcn Verhalten als reine Pflan-
zcnmembr^n anluindigt. Die Stellung iind-
Gröfse der Zellen auf der Oberhaut weicht
oft von den inneren Zellen ab, wie fiihon
o\ttsn erinnert Ut.
Dit ^
Die innere Kinde, gewöhnlich Baft i-e-
nannt , beiieUt allerdings gröfstentheils aus
Baft, ofi aus einem Netzweih von Bali und
Parenchym. Sie trennt lieh vom Holze , wie
wir oben gelehcn li.iSjen, nach keiner na-
türlichen Anlage, fondern im vollen Zufam-
nienhange und Uebergange der Theile. Wie
diefe Trennung gefchehe, ift von den Phy-
tologen nicht genau angegeben. Mirbei er-
klärt diefes auf eine finnreiche Art. Die Fa-
fern , welche im Splinte ein Netz bilden, fsgt
er, und das Parenchym in die Mafclien ein-
fchliefsen, haben ein Beftreben fich einander
ZiU nähern und jene Malchen zu verringern,
auch ftehen lie im innern Holze wirklich fchon
gerade. Dadurcli fchliefsen üe nun das Pa-
renchym SU3 , nnd trennen Holz von Rinde.
So richtig das crliere i(t, fo wenig kann dit:
letzlere Erklärung zutreffen, da die Tren-
nung in dem Netzweikü! von Bait und Parenj-
chym felbft gefchieht, und die innerfie Flä-
che der Rinde der äulKcrn des Holzes völlig
gleicht. Rinde und Holz LiJTen fich nur in
Bäumen und Stiäiicliein trennen , nicht in
krautartigen Pflanzen j lie laiTen lieh aber im
Winter, wo wenig Saft auflteigt , und im
Sommer , wo die Blätter ganz entwickelt
fmd und der Saft den oberen Theilen zueilt,
nie löfen. Die Trennung entfteht alfo dann,
wenn die Gefäfse viel Saft feitwärts austreten
lafTen, und dadurch die anliegenden Theile
weicher, zarter und trennbarer machen. Folg-
lich verurfachen die GeBifse jene Trennung,
und es kommt darauf an, wie weit diefelb^
I
I
1
y
j6o t-.. o *—
in dem Bafte ^ttachgewachfeii find ,
Ort der Trennung zu beltimmeft.
ScHon obeti habe ich erinnert, dafs c!ijp
Rinde nicht «Hein zum Küchflufs des SafteJ?
diene , doch aber in vielen Füllen diele Fun-
ction leiüe. Man findet die Gründe dafür
bcy Sprengel (Anl. Th. ii S. iß5), dawider
bey Beinhardi (über Pfliiiiz.cng. $. 64,) und
Trcviranns (vom inw. Bau S. 73) gut acis ein-
ander gefetzt. Du Hamel glaubt, der Saft fliefse
»wifchen Holz und Rinde zuriich(Ph. des arbr.
1\ 2. p. ,^01). Ein >VulÜ, ein Härteres
Ausfliefsen über der eingel'chniltenen oder un-
terbundenen Stelle beweifen nicht; der äufse-
re Reitz kann dergleictien i'ervorbringeii, und
er wird nur dann feine Wirkung äufsern,
nachdem er angebracht jft , oder über der
Stelle, wo diefes gefcliah. Aber die flarhere
VeEctation in den oberen Theilen nach Ein-
fctjnitten in die Rinde, und nach dem Ab-
fchälen derfclben , niaclit mir, wie ich fchon
erinnert habe, einen folrhen Rücliflufs in vie-i
len Fällen wahrfclieiiilich , auch dafs auf Jen e^^
ftärliere Vegetation AbHerben erfolgte , wie*^
Medicus erziihlt (Beyir. 4. H. S. i258)j ver-
luuthlich von UeberfüllunE: mit Saft. Doch
eip fokher RücliHufs ifi gewifs nicht befiän-
dig, und'alfo nicht die eigentliümliche Fun-
ction der Kinde,
Der Umrifs der Rinde ift zuweilen von
deilvUmrliTe des Holzes verfchieden, z. B: an
(^ucrcus Kobur, wo jensr rund, dieferecltig
ilt.
J
ifi. Oft rühren die Ecktin tles Stammes von
den inneren Ecken des Holzes her; oit:\on
GefäfsbündeJn , welche AeJte bikien werden;
oft auch von einzelnen Banbündeln, deren
ich fchon erwähnt habe. Die fafiigen Pflan-
zen zeip,en einen fehv mannichfaltigen Bau.
In den Cereus - Arten ilt d.is Holz rund, die
dicUe Rinde eckig, in den Opnntia- Arltn
das Holz ziirnmnienpedrÜckt wie der {;;;inze
Stamm, aber in Cactus Phyllanlims, der da-
her ein Cereiis ift , bleibt das Holz rund beyi
der aiisfcedehnten zufaninienfredrückten Form
der Rinde. Meiftens liihrt das Saftige von
der Rinde berj in Cacalia ficoidea und arti-
cnlata von dem Marke. Ueberhaiipt ift es
fehr verfchieden , ob diis Parenchym der Rin-
de oder des IlJarkes eine Neigung habe lieh zu
vermehren, wie in den üiftigen Pflanzen und
den Monocotvledonen , oder ob der BhII Jie
vorzüglich tmfsere, wiein den iioJiijri-n Pflan-
zen , befonder» in unfern dicotyledonen Gau-
men.
Die Jahrringe entftehen von einer Zu-
fammenziehung des Holzes , wie oben er-
' wähnt ift, aber die Urfache diefer Ziifam-
menziehung ilt noch zu erkiarcn. Mirbel's
oben angeführte Benierluins; wird nun hier
fehr anwendbar. Der Baft wechft nämlich
nicht gerade in die Höhe, fondem windet
fich in nifinchen Biefiiingen und Krümmun-
gen; vorzü-ilich zeigt ir lieh fo in dem iiufsem
Holze und der innem Rinde. So wie er fort-
wächlt, richten lieh die Baflbündei in die Hö-
L he,
he» fchllefsen näher an einander, vereng
.die Mafchen, die Zwlfchenräume vermindern
' fich überall , und es entfieht eine Zufamraen-
aiehung nach allen Riciitungen. Man fleht
deutlich, dafs der Ealt enger, gedrängter in
dem innem Holze liegt , als in dem äufsern ;
und man wird bald auf diefe Urfache der Zu-
fammenziehung geführt. Wahrfcheinlich ift
CS, dafs diefe Aufrichtung von dem Triebe auf-
wärts zu wachfen herrühre, und dafs, wo die-
fer Trieb fehr begünftigt wird, die Zufam-
menziehung der jährigen Schichten oder das
Reifen des Holzes fchneller und vollßändi-
ger gefchehe. Trockne, warme Jahre leiAen
diefes ; naffe, l(ühle Jahre verhindern es und
erzeugen die welchen Schicliten im harten
Holze.
In den fchneller wachfenden Bäumen
fmd die äufseren Holzlagen viel gröfser und
weicher als die inneren, und werden Splint
(alburnum) genannt. ^Venn in ihn Mirbel
das ganze Leben des Holzes verfelzt (Ann.
d. Mufeum T. 7. p. 274), fo ift diefes fonder-
bar, da manche Pflanzen keinen Splint haben.
Auch ift es ganz unerwiefen , dafs das innere
Holz ein durchaus todter Körper fey. Uebrl-
gens fand ich im Splmte keine eigentlicive
Spiralgefäfse, wie Treviraniis (S. 146), und
allerdings miilTen hier bej'm netzförmigen An-
wachfen des Baftea, die Gefäfse leicht verfcho-
ben werden. Sprengel behauptetindelTen, der-
gleiclien gefunden zu haben, und es ift leicht
mög-
— o — 163
möglich , dafs wir den rechten Zeitpunkt
verfeiilten.
Ob jährlich ein Jahrring gebildet werdfli
ift noch nicht ganz ausgemacht, und mag
■wohl in verfchiedenen Bäumen Verfchieden
feyn. Von fehr vielen Bäumen habe ich an.
Aelten , deren Alter ninn leiciit felien Itann,
' diefes f^epriift, und überall eine völlige Üe-
: beieiriliimmung in der Zahl der Hinge und
dem Aller des Alles bemcrlit. Zuweilen ilt
der Flinte dos letzten lahres roch nicht deut-
I lieh abfrefortdert, «ber er wird es in der Fol-
t ge immer nielir.
Der Unterrcliied in der Diclic der Rin-
ge rührt nicht von der llimme!sgei:nnd her,
fondern von der Befchaffenheit der Wurzeln
an detfelben Seite, wie da Hainel beobach-
tet hat. (Ph. d. arbr. T. i.p. 51). Auch von
Anderen ift diefes beliätigt worden. Diefes be-
weift, dafs die Gefäfse nicht aftig find, fon-
dem in einer Richtung durch Stamm und
I Wurzel laufen.
r,
I Das Mark zeigt keine grofse Verfcliie-
\ denheiten. In einigen, flicht lange dnuren-
/' den, Pflanzen bleibt es befiiindig grün, in
anderen, und manchen ebenfalls nicht lange
t lebenden, wird es bald trocken, zerriffen, und
I bildet die Markhöhle. In länger daiirenden
Pflanzen vrird es in der Regel trocken und
bildet eine MarkvÖhre, wenn es nicht von
dem anwachfenden Holze verringert wird-
L a Saft-
a64 — o —
Saftbehälter finden fich häufig im Miirl^eid
Von Scheidewänden ilt fchon geredet wor-l
den, und wird noch in der Folge die Ktde.l
feyn. Die Function des Markes ifi ohncj
Zweifel eine Aufbewahrung des Saftes,
her bleibt es in der Nahe der jungen Tr
länger grün.
Der Stamm bringt Aeite aus befonderen
• Knospen und Blatter hervor, von denen
Urfprung wir' in der Folge reden werden.
Sehr oft treibt er Wurzeln , die aus dem
Holze, nicht aus dem Marke, entfpringen, und
zwar entweder fchon in freyer Luft , oder erft,
wenn er in Waller oder Erde eingefetzt wird.
Einfchnitte befördern die Entitehung von
Wurzeln , auch erzeugen fie lieh am leichte-
ften unter den Knoten. Es wird oft
äufsererReiCz erforderl, um lie zu veranlaffcn^
Abgefehnittene Stämme und Aefte in die ErJ
de gepflanzt fchlagen Wurzeln, wenn nichlö
Neben umfiände, befonders Fäulnifs, fie daran
hindern.
Die parafitifchen Pflanzen treiben entwe^^l
der Wurzeln, wodurch lie aus anderen Ge-
wächfen den Saft ziehen, wie Viscum, Oro-
banche , Hedera u. a, m. , oder fie thun die-
fea nur durch befondere feieine, rundliche,
paptllenartige Werkzeuge, wie die Cuscuta,
Es wenden iich nämlich die Zellen, welche
nach der Länge des Stammes liegen , feit-
— o — i6s
■wiirts und ziehen Jich n<ic!i der Länge der
Papille, krümmen ficli fogar im Umfiinge die-
fes abgerundulen Werkzeuges. Ein kleiner
Gefal's - oder Holzbündel durchläuft die Pa-
pille, doch nicht in der Mitte, fondem an
der Seite und endigt lieh vor der Spitze.
Ein abgefchnittener Alt auf dem abge-
fchnitteiten Summe deiTelben oder einer an-
dern verwandten Art befeitigi, wüclifi auch.
' dort an, und treibt neue Zweige und Blätter,
' Die manritciifaUigen Arten ded Pfropfens be-
ruhen hierauf. Da die Gefafdeden Saft allent-
halben einCiiiigen , fo fleht man leicht, wie
Firopten möglich jft , nur mufs der Stamm
genug imd nicht viel mehr Saft liefern, als
das Pfropfreis bedarf. Es ilt alfo am bellen,
■wenn man g,Ieiche HolzTagen in Verbindung
bringt, Icli Iiabe Pfropfreifer zwifcben Marls
und Holz eingcfchoben, und fie mit den Rücken
gegen das Mark , mit der abgefchnittenen
Fläche gegen das harte Holz gefetzt. Sie er-
hielten (ich lange, wuchfen aber niciit an.
Eben fo blieben auch Reifer, auf die innere
Rinde gefetzt, lange grün, aber wuchfen doch
nicht. Es müITcn alfo die Gefäfse des Piropf-
reifes in die Nähe anderer activen Gefafse
kommen , um das Reis wachfen zu machen,
daher bringt man die üufseren Holzlagen auf
einander. Uebrigens ■wird durch Pfropfen das
Reis nicht geändert und es felzt das Indivi-
duum fort , von welchem es genommen ilt.
Die Arten zu pfropfen lernt man bey den
practifchen SchriftUellern.
Man
.J
Man hat eine Uebereinfiimmung nicht
allein in der Dielte der Jaiininge , Ibndern
flUch in der Menge und Ausbildung der Aefie,
mit der Grüise und Ausbildung der Wurzel
an derfelben Seite beobachiet (Mirbel Hift.
nat, I. S. 2Qi). Sie beweiit: auch, dafs keine
Analtoniofe unter den Gefafaen im Stamme
8tst.t linde , Condern daTs he einander parallel
d«n Safe aufiteigen laffen.
Ueber die Wunden der Baume hat du
Hsmel (Ph. d, srbr, T. Q, p. 4a folg.) viele
Vtjrfuche angdiellt. Holz, meint er, trage
nichts zu der Fiillung der Wunde bey , Ton-
dern ein befonderer zwifchen Holz und Rinde
pnsfchwitzt^nder Saft. In unferen ßäunien ift
der Bart allerdings derjenige Tlieil, welcher
üch am leichtcAen erretzt, weil er am leich-
telten na.jliwSchrt. Er füllt bey allen "Wun-
den die Höhlung zuerll und crftheint im
A fangtä zart und gallertartig. Nach und
liüch entwickeln lieh in üini die Geßifse, und
verbreiten lieh in der Wunde , wie ich an
Pfropfreifern deutlich gefehen habe. Auch
dfla'Parenchym wächfi, dach lanpramer nach,
Die Berührung von Luft tödtet alle fonft ver-
JiüUttin, an die Luft, nicht gewöhnten Thejle,
Die ganze Dauer des Stammes hangt von
feiner Veräftelung und feinem Blilthentriebe
i67
Drittes Kapitel.
Von der Veräfielung und den Knospen.
Man kann dieganze Pflanze in den Stoclt
(caudex), die Grundlage der übrigen Theile,
und in die Sprofslinge cintheilen, welche
iich erfi: fpäter aus demfclben cntwiciidn.
Das jitnge Tliier bringt alle Theile fchon ge-
bildet mitj die Pflanze erhalt aber eine Men-
ge vonTheilen erüin dem Verlaufe des Lebens.
Auf dem Stamme wachfen neue Stämme,
Aefte (rami) genannt, auf diefen andere Aeße,
und fo fahrt diefes oft ziemlich weit fort.
Wo ein Alt entfteht, bildet lieh gewöhnlich
eine Erhöhung, welche man Knoten (no-
dus) nennt.. Die Holzbündel gehen aus ein-
ander, biegen fich feitwärts und dringen in
den Aft hervor; das vermehrte Mark füllt die
Zwifchenräume zwifchen diefen Bündeln, und
fctzt fich in den aA fort, um auch das MarK
die-
i6a — o ,—
diefes Altes zu bilden; daher ficht man in ei-
neoi QuerUHrchfchniLLe des Staninies das fonlt
nmde Mark feitwärt» verlängert oder oval,
es Ireimt fich darauf ein Theil von dcmfej.-
ten und formirt das neue Mark. Zuweilen
gellt das Mark ohne Verfchiedenheit in der
innern Bildung ans dem Slamme in Aefte,
oder ans Aelien in andere über (z, B. an un-
tf.X!"n Bimnien); felir oft ändern tlie Zellen ihra
|\i(htunp, und da fie fonft nach der Länge
dts Stammes gerichtet waren, fo kehren Ile
lieh nun nach der Seite, wie in den Grärem
und vielen anderen Pflanzen. Dann bleibt
diefe Schicht von Ouerzellen gcw^öhnlich fto-
hen , «ud bildet Scheidewände, die noch lan-
ge grün und faflig find, nachdem das ilbri-
ge Mark fchon vertrocknet ift. Belrachtet
man den Urfprung der Aelie, fo fcheint es
allerdings, als ob das Mark das Holz durch'
dringe, die Eündtil aus einander fchiebe und
lie in den Alt iniL foiiruifse. Auch hielt
X-intie das Mark für einen wichtigen TJieil
und verglich ihn mit dem Gehirne luid den
Nerven *), Es war kein F.inwurf, dafs das Mark
in den ülleien Stämmen vertrockne, denn im
Anfijnge der jungen AeUe ilt es immer grün,
noch weniger gaben die Scheidewnndu im
Marke, wovon Medicus (Hcytr. 4. H. S. /tfyl,
47a. folgO efa*"" fo ab/prechend als unrichtig
liiindeU. einen folchen Einwurf, denn lie be-
Airhen felbfi aus Mark. Aber in den Mono-
cotylcdonen fällt Linnea Darftellung weg.
Wir
•) Intmiluctiti In SyBem« pltniirma, £(1, Xllt
CHT. Gnidini p. VJJ.
^
Wir fehen ferner marklofe 'Wurzeln aus dem
Stamme entlpringen und eben fo Stämme
aus marklofen Wurzeln. Folglich Isann man
eben fo ^ut den GefAisen die Tendenz zur
Peitenbicgurig zufclireiben Doch liept fie
■ wohl, wie die Bewegung überhaupt, in allen
' Tl}eilen zugleich. Wenn aucii der Gefafsring
um das Mark lieh feitwarts lenlst, wie die
anderen Holzbündel, fo fthe ich doch keinen
Grund, warum man von ihm die Aft - und
Itnospenbildung vorzüglich herleiten vpolltc,
wie Kölar will *).
Die Rinde der Aefte ftimmt oft mit der
Rinde der Stämme nicht überein, fondern die
Zellen lind an dem UrTpiunge der Aefte an-
ders gebildet, als darüber und darunter.
' Die Veräftelung geht bis zur Blüthe. Die
letzten Blülhe, und heine eigentlichen Blat-
ter, tragenden Aelte heifsen Bi ü th enftiele
(pedunculi), gleichen aber im innern Baue
den Aeflen völlig.
$. a.
I ' Unter den Aeflen und ehe fie lieh ent-
wickel" > biegen fich Holzbündel zur Seite,
I dringen hervor und formiren ein Blatt. Das
. Kennzeichen des Blattes iit die Lage unter
dem üifprunge eines Alles, die Geltalt mag
! fcyn, welche fte wolle. Gewöhnlich ftellt
'. _ aber
. •) Leute ä MonHeurVenrenai furlea boutone et r«.
L ' niilications des ptantecp. G. [<, Koeler L'an XIII. ,m
[ ('8«s;. 4- M
i I
»70
■4
aber das Blatt einen dünnen, flachen Thi
dar. Zuweilen fcheint das Rlatt etwas verii
fchoben; der Aft liegt in einiger Entfernung
darüber, oder an der Seite, doch fo, dafs je-
dem Afte ein Blatt enlfpricht (Ruta, Solanum,
llorragineae). Auch die Blüthonftiele entrprin-
gen pewöhnlich aus dem Winhel eines ei- ^
gentlichen oder verkiiin inerten Blattes (bra-
ctea); doch findet man liier häufiger Ausnah-
men. Von den Aelten , welche nicht aus den
Blattwinkeln , oder ohne ein Blatt zum Vor-
läufer zu haben, entfprin^en, wird unten ge-
redet werden, Hiür ili nurnoch zu erinnern,
dafs bey weiten nicht alle Blüiter Aefte iin-
terltiUzen, andere wiederum mehr als einen
Alt im Blattwinkel haben. In den Hubiaceis
z. B. find die Aelte nie mit den Blättern zu-
gleich wirtelförmijr, in den Cavyophylleisnie
mit ihnen gegen einander über liebend; da-
gegen unterftützt das Blatt in Robinia Pfeud-
Acacia zwey AcHe , in Malva einen Aft und
einen Blüthenftiel u. f. w.- Die Aelle der Gra-
fer haben noch über diefs ander Baus eine
blattarlige Scheide (pericladiumj; die ähn-
liche Sclieide an der Baus der Blülhenftiele in
einigen Calamariis nennt Willdenow ochrea.
Die Stellung der Blätter an einem Afie ift
merkwürdig und characteriftifch. Zieht man eine
l.inie von einem Blatte zu dem nächft dar-
! liber fiehenden und fo weiter, fo ßellt fie
eine Schraubenlinie vor. tiaqh Bonnet dient
diefe Stellung, um die untere, einfaugende
Hache dem Boden, woraus die meiften Dün-
fte -
fie auffteigCTi, entgegen zu fifiUen. Wenn
fluch man che Plldnzeu Bialter in eben der
Stellung tragen , ohne einTangende Spallüli^
nungen , Jo kann diefes doch heinen Gegen-
grund darbiethen; denn vrii finden oft, d<ifs
eine gewifTe Kinrichtung in verwandten Na-
turkörpeni SLaLt tindet, wo die fonJt offenba-
re Function wegfallt. So haben einige Schlan-
genarten und Eidechfen Spuren von Fülsen,
ungeachtet fie lieh derfelben als iolclier, nie
bedienen.
Der Aft bricht mit der Spitze in einem
auraniniengezogenen Zultande hervor. Er
heifst dann Genitne, auch wohl j^uge (propa-
gulunO- Gewöhnlich befinden iich fchon
rinejitwickelte Jilätter oder blattförmige Thei-
Je, auch wohl BKichen darin, und wenn das
Auge in dem Jahre vor der Entwickelung er-
-fcheint, die Blatter und andere Theilc darin
genau zufammengefchlagtn liegen: fo nennt
msn CS figentliche Gemme oder Knaspf (gem-
ma). Die verfchiedenen Arten in Riickticht
auf die TheÜe, welche fie enthalten, und auf
die Znfammenfaltung derfelben , hat I^inne'*)
aus einander gefetzt Zuweilen liegen lie in
der Brtfis des Bbttftiels verborgen , wovon
Mediales viele ßeyfpiele anführt (Beytr. i H.
S- 33). Sehr oft haben die eigentlichen
Gem-
*) C. Linniei DiJT GemmM arbomni r«p. E»
Lo^flling Upf. 1748» AiQoen, icad. Vol. s.
17« — o —
Gemmen befondere Blättchen Deeltblätter^
(tegmenta) zur Bedtsckung , die nach der
Entwickelung des Aftes frülier oder fpäter ab-
fallen. Sie gleichen im B;iue den wahren
Blättern, haben auch Spaltöilnimgen, und fou* _
dem nicht feiten ein Harz auf der OberAäch«-^
der Gemmen ab.
Man kann das getrennte Auge, gleich j
dem abgefchnittenen Alte , in die Erde und.J
auch auf djis äufsere Holz anderer verwand» 1
ter Arten pflanzen , wie das Oculiren bewei- ']
fet. Es giebt Ptlanzen, die ficli durch Gem-^
men fortpflanzen , indem diefe naniUch beyi
dem Verwellsen des ganzen Stammes in dieJ
Erde kommen und dort Wurz.eln treiben ■
(Cyrilla pulchella). Wir fehen aus folchen
Erfcheinungen , dafs die Gemme fowohl, aU
der Alt , eine befondere Pflanze ilt, auf dem
Mutterftamme gewachfen , und mit einem be-
fondern , trennbaren Leben begabt.
Zu einem Afie, oder zu einer Veräfielung
gehört Alles, was aus einer imd derfelben
Gemme erwachfen ifi. Es und eigentlich nur
blattartige Theile , das heilst, Blätter mit
den Nebenblättern und den allgemeinen Be-
detliungen, welche aus den Aelten entfpringen ;
andere Aefie und aliartige Theile fetzen eine .
andere Gemme voraus. Aber die Bliithen-
theile und ihr Verhältnifs zu den Gem-
men, verdienen eine befondere Ünterfuchung,
Lin-
— o — 171
Linne Wh fchon die Achnlichteit der
Blüthentheile mit di-n Blättern deutlich ein,
und eidachle eine F.ntwicheJnngsait derfelben,
■welche fehr |fcharfiiiinij:' , und von TeiTieu
Nachfolgern oft verlunint ift *). Die Blüthe
ilt nacii ihm die befchleiinigte Entwickelung
eines Aftes mit den Gemmen auf fcchs Jahre.
Man hann nämlich die Theile des Kelches
fo anfeilen . als befänden fie hch gleichfam in
den Blattwinkeln der Bracteen , die Blums
in den Blattwinlseln des Kelches, die Staub-
fäden in . den Blattwinkeln der Blume u.
f. w. Da nun jedes Blutt in feinem Winkel
eine Gemme tragt, die Blatter diefer Gemme
ahnliche Gemmen in den Winkeln haben; fo
folgt, dafs die Biacteen Blatter aus den Gem-
men des /.weiten, die Kelchblätter aus den
Gemmendes dritten Jahres 11. f. vr. find, alfo
bis zum Staubw-eg, dem li^nde des Afies,
fechs Jahre, Er beweift diefes durch den
Uebergang des Kelches und der Blume in
wahre Ülätter, Damit verbindet er eine an-
dere Hypothefe , nacli welcli^r der Kelch aus
der Rinde, die Blume aus dem Splinte, die
Staubfaden aus dem Holze, Frucht- und Staub-
weg aus dem MarJ^e gebildet werden **). Diefe
letztere Hypothefe ift imrichtig , denn die
Frucht und der Staubweg enthalten viele
Spiralgefafse , die fich im Marke nicht fin-
den.
•) Linnaei DiC Prolepfia plantarnm. Amoenia,
acad Vol 6 u. Vol. 7.
** ) Linnaei DilT. Metamorpholis plintarum,
Amoen, acad. Vol. 4.
174 — o —
den. Auch fällt der Begriff von Mark, wie
Linne ihn halte, bey den Monocüiyledonen
ganz weg. Aber LiiiTie''sD.irlieIliing ili, ifber-
haiipt genoinnien, fehlerhaft; erlielit nämlich
' die Blume nn , als fey lie aus den BlatLwin-
lieln des Kelches enifprofTen u. f. f. Oflen-
bar gehören alle Blüthenthoile zu einer Gem-
me i die Lage der Kelchlhei'e gegen die
Läse der Bhiuionlheüe, und diefe gegen die
StHubtiiden gehallen, zeigt ebin eine I'okhe
Stellung in einer Schraubenlinie als man an
den Blattern eines Altes gewahr wird. Die
.Bliitlie ilt nur eine Gemme; alle Theile der-
'• ftlben Hellen Theile eines Altes vor. Die
''Bracteegehort nicht zur Bliithe, fie i(t viel-
• liiehr das Blatt, aus delTeii illattwinhcl die
■'■Gemme entlpringt, deren Bläller durch eine
• fortfchrcitende Zufammenziehung alle Blü-
<" thentheile bilden. Mnn mufs die Bliilhenthei-
f le betrachten, als gehörten fie alle zu einer
t und derfelben Bamilication.
Eine fokhe Anticipation künftiger Gem-
• men oder Aelte, welche Linr.e mit Unrecht
bey der Blürhe fuchte, findet (ich gewöhnlich
I in dem BUuhenftande , oder in der Verblü-
. hung (Florescentia). Es ilt die Begel, daTs
derHauptÜamm früher blühet , als die Aelie,
denn diefe Und fpätere Geburten, oft für das
künftige J;ihr beftinimt. An dem Stamme,
oder dem Alte, oder auch in einem Stiaufse
(thyrfus) — fowiU ich jeden Blüthenhaufen
nennen , er mag Aehre , Hlspe oder dgl.
feyn — blühen die unteren Bl-men der Re-
gel
L
gel nach ztierJt, denn fie lind die früher ent-
fproffenen Gemmen, Wo das letztere der
Fall ilt, können wir fngen, alle Rlnmen eines
Straufses, Altes oder Slaiiuiies gehören zu ei-
ner und derfclberi lieninie , zu einer riamlii-
cation (flor. limullanen). Für den f^anzL-n
St^im i(t diefes feiten der Fall ; ich c -innere
mich nur der Gale^a ofiicinalis, wo die Aefte
früher als der Hiuiptltaunn, und die unteren
früher blühen als die oberen. Meißens gehö-
ren die Blüthen zuvcrfchiedenen Ramificatio-
nen , zuweilen jede zu einer verfchiedenen,
wie man z. B an Datura Stramoneuni und
mehreren anderen deutlich lieht. An einem
Afte, oder Straurse, findet man aber häufiger
Blüthen einer Ramification. Diemeiften Aehren
und Trauben tragen nämlich Elüthen einer
und derfelben Gemme und blühen von unten
auf; hingegen bringen die Rispen gewöhn-
UchBlüthen verfchiedener Raniificatlonen her-
vor, und oft fo, dafs jede Blüthe zu eineran-
dern Ramification gehört (flor, extravagans).
Man gebe z. B. auf die Rispe von Stellaria
graminea und anderen Caryophylleis Achtung,
und man wird finden, dafseine Centralblüthe
nach der andern fich entwickelt, die Seiten-
■• blüthen hingegen fpüter ausbrechen. Dadurch
unterfcheidet fich auch die Dolde (urabella)
von der .\fterdolde (cyma); in jener gehörenT
alleBlüthen zu einer Ramification, dieäufseren
und eigentlich unteren blühen zuerft und fo
fort , in diefer aber gehören fie zu verfchiede-
nenT\amificationen , es blüht immer die Mlt-
telblüthe zwifchen zwey Seitenblüthen früher,
als
i
i
I
als diefe letzteren. Alfo giebt es deutliche An-
ticipationen bty dem Blühen der Pflanze, und
will man für jede Gemme ein Jahr anfetzen,
wie diefes der Fall beyunleren laiig,fam wa« h-
fenden Bäumen ift: Co kann man lagen , es
gerrhehe eine Anticipation oft auf eine ganze
Reihe von Jahren.
S- 5.
Diefe Anticipationen der Pflanze befchleu-
^igen den Tod derl'elben , wenigltens der
einzelnen Theile, welche dieBlitthen hervor-
gebracht iiaben. Ueberiiaupi hängt die Dauer
dtr Pflanze von der Blülhe und dem Vermö-
gen des Wurzelitocks ah , neue Stämme zu
treiben. In der erilen KüchÜcht giebt es fol-
gende Verl'chiedenheiten : die Pll.inze fchiefst
entweder in dem erlten Jahre in Blülhe uiitl
Samen und Itirbt darauf , jähnge l'ßanzt:'
fpl. annua); oder (le rrsibt zwar in dem er-'
Ren Jalire einen Stsjuin, aber die Gemmen
entwickeln iich noch iiiilit, und eben fo ^ve-'
nig dieBlülhen, welche erlt im folgenden Jah-
re, oft noch viel ipäter erlVheincn, ütrauch.
(frutex^; oder es entwickelt lieh im erüen Jah--
re noch nicht einmal der Stamm völlig, z-wey
jährige Pßanze (pl, biennis). Alle diefe Be-
iümmungen erlauben Uobergänge; die jähri-
ge Pflanze kann durch eine forgfällige Cul-
tur, durch Wärme und andere Begünlligun-
gen de« Wachsthums zn einem Strauche wer-
den und umgekehrt; dje zweyjährige kann
fich in eine jährige verwandeln , wenn -nan
ihren
I
ihren Wuchs beCchleunigt , oder die jährige
durch fpäleres S.ieii, Kältere M'itterung ti. f.
w. in eine zw«yjährige. Doch find die Nei-
gungen ichnelltr und lanf^lanler zur £liiüie
aufzufchiefsen , nicht allein für jede Art ver-
fchieden , fondern auch für Abarten , und
werden , wie die F.rfahriing der GiuLner lehrt,
aum erblichen Schlag.
Die Dauer der Pflanzen kommt ferner
3uf das Vermögen der Wurzel an , neue Stajn-
nie zu treiben. J'.inige verlieren nämlich
jährlich ihren Stamm entweder während der
kalten oder während der heifsen und trock-
nen Jahrszeit, und diefe nennen wir über*
haupt 6lauden oder perenmrende Pflanzen
(pl. perennes). Auch liier findet derfelbe
Vnterfchied Statt , wie oben ; einige blühen
nämlich li-:hon im «rfien J;ihre ( Mirabilis
, Jalapa}, viele erlt im zweyten und manciie im
dritten , vierten , fünften oder noch fpäter,
■wie die Zwiebelgewäclife. Uebsrgänge zwi-
fchen diefen Verfchiedenheiten giebt es hSu-
■ hg, aber feiten ift der Üebergang aus der Stau-
de in den Strauch. Uebrigens, fo wie dasNe-
I bcnbUtt als Vorläufer des Blattes , das Blatt
als Vorläufer des Afles erfcheint : fo Itann
man auch hier die erften nicht blühenden
Stämme Vorläufer der folgenden blüthetragen-
den nennen.
I
Was bey den Standen bis auf den Stock
unter der Erde gefchieht , findet man bey
den Sträuchein an den Blüthenitielen. In der
M kal-
i78 — o —
Imlteti oder in der trocknen Jahrszeit ver-
; welken fie entweder gaiizj oder bis auf eine
. gewifTeStrecke unter der Bliilhe, wenn Ge niclit
I gleich mit derBlüthe ganz abgeworfen werden,
Aufserden Blatlwinkeln entliehen noch-
Aefte auf der Spitze des Stnniniea und an-
derer Aefie, Zi B. an vielen miferer einheimi-
fchen Bäume , den Tannenarten «. f. w. Hief-
biliildet lieh gleichfalls ein Knoten ; das Mart
I Svachl't in die Quer, und die Gefafse tren-
mannichfalti.
, wo lieh kleine
licht feiten Aefte
, ijen und vereinigen lieh ii
p. Richtungen,
Aus dem Stamme , di
[ .Blauet- befinden , rdiiefieii
j hervor, z.B. unren an dem Stamine unferei"
LBaume. Man kann lie Löhden nennen. IriT
f-gend eine Vermehrung des Saftes und der Nal
Ll-üug, Anhäufung von Erde, Einfchnitte, Vii^
rterbindung befordert diefes Hervorfptiefseli.
[-Sie kommen in Bückficht ihres Urfprungs
lljlit den Stammen und Aelten iiberein, wel-
l^he die Wurzel treibt, denn das M.irk dei
Mlammes geht niclit in lie über. AucJi be-
.. holten fie die Neigung, wenn He getrennt,
nnd gepflanzt einen befondern Stamm ausmi '
eben , ähnliche Lohden zu treiben.
1
ne
fte
'■1
An der Balis des Stammes, oder dem
öbcrn 'Jlicüe detAVinzel, d.i, wo das IWarK
liineindringt, bilden lieh oft neue Stamme
Ccau-
(canliculi) Nthenfiävime. Die Gefürsbündel
Hennen fich, nelinien eine undere Riciitung
an und das Mark wächü in ihren Zwil'dien-"
räumen vor. Ott bekoninil dort der Stamm
eine knolJenartige Ausdeiiniincr, wie an dem
Ranuncvilu3 bulbofus und ähnlichen Gewach-
fen. Die Wurzel treibt in ihrem Verlaufe
ebenfalls zuweilen Stämme, die man nur llo-
lones (Wur7.el triebe) nennen Tollte. Es len-
ken lieh die Gcfal'sljiiiidel leilwarts , bleiben
aber nicht gehäuft , wie wenn (ie Wurzelälte^
bilden, fondern lafien einen Zwil'chenraum,
in welchem nachher Marls nachwachft. Auf
eine ganr, ähnliche Art entfpringen dia Loh-
dcn aus dem Stamme.
Die echte Zwiebel (biilbus) ift eine Gem-
me mit Blättern auf dem breiten Wurzelliocke.
Während derStammBläitec oderBlülhen treibt,
Itonunt lie an der Seite delTelben hervor, und
entwickelt fich das Jahr darauf, nachdem der
vorige Stamm verwellU ilt. Wir felien die*
fes an den Tulpen , Hyacinlhen u. f. w.
Die unechte Zwiebel ifr hingegen davon ver-
fchieden. Sie entlteht aus dem untern, di-
cker und faftig gewordenen Theile der Blät-
ter, indem der obere vertrocknet, und ent-
hält dife Gemmen oder eigentlichen Zwiebeln
für den Trieb des künftigen Jahres gleichfam
in den Blatlwinkeln eingefchloflen. Die A(-
lia ireben hievon Beyfpiele. Zuweilen wachft
der Stamm niederwans, und treibt dort eintn
neuen Wurielftock (Allium defceodans).
M a Ein«
i
i; ; Ein«
ErneKnoU« (tuber) i& einer Anliaufung
von Zellgewebe , rwÜchen welchem Bündd
yon Gefäfseii in mann iclif alligen RjcJitiingen
'jerftreiit liegen, und zwar befindet lieh diefe
Anhäufung aufaerhalb an den Pflanzen in ei-
ner beCondem Haut eingcfchlolTen. Da, wo
•$ch die Gefafse fammeln, entlpringt eine Gem-
me , und oft enthalt eine Knolle mehr Gem-
men , ja ift als ein Magazin von Gemmen xu
^Iracliten, Man findet die Knollen meifiens
^ den Wurzeln (Solanum tubcrofum), zu-
weilen auch an d^r untern Seite des Stammes.
^.S giebt Knollen, welche lieh auf dem brei-
tsa Wurzclftocke befinde^ und einer Zwi^
bei völlig ähnlich find (GladioUis commiinis)^
aber durch die innere Subltanz und den
Itjqngel d^r Blatianfiitze fich l'wgleich von
, -Asn Zwiebeln uiUerfcheiden. MedicuS hat
fie richtig von dei> Zwiebeln getrennt und
lorica genannt. Auch die fo geniinnien Zwie-
bel^ in d^r Umbelle der Lauebarten gehö-
tep . Iiieher. Sie beft«hen aus ziemlich lo-
ckerm Parencbym, nur gegen den Umfang
mehr gedrängt und dichter; Bündel vonSpi-
r.algefäfsen durchftreifen es , flehen auch ge-
gen den Umfang ziemlich im Kceife; die
äufsere Haut hat l^einjß ^paltöfFnuneen. Man-
che andere Zwiebel« am Stamme lind mehr
7,u den Knollen zu reebnen, da ihnen die
Blattanfätze fehlen.
Ganz tnollenartig treibt der Wurzel-
fiock feine CemBien und Stämme. . Zwifchen
dem FarencKym fammeln üch die Bündel
L : '. voa
•' von Spiralgefärsen und brecHen Ha Grundla-
ge des liimfllgfn Stammes an unbeitiftnnteft
Stellen hervor.
Nur in befondern FfiLl«n-., als Ausnahrtie
, oder -vielmehr Monliro/ltat, Uetit man Gem-
men und StRöii^ie a« anderen Tlieilen, aft dem
Stanunefeliift .und feinen Aclien , Aem Wfür»-
zelflooke und der Wurzel llch-eritwicli*Ä*.
^ ho hat man Bey^piek von \vufö8lnde»# C^n^
■ luen', M-eleh« aus 9cm Blattltiele Otter BlwS
• Tiarven entrprangen. Zufallig fallen diefeS
Hedwig (Samml. fein. zCifipeut- Auff. B.- gt
g. 135) und Naumburg (Römers A^chiv■B!'2'.
S. 5) ; künftlich erzog Mandirola zuerü^Sü» -
me aus Blättern, ynd Thiimmig unterfuchtfe
diefes in einer wirklich für ihre Zeit fchf
I, (|:i%ten Abhiwidlung *) genau. Es ifi möglich,
^ dafs aus jedem Tlieile , welcher nur Spiral-
mt gefafse und Zellgewebe enthalt, eine Gemme
■ entfpringe. Man >kann auch likher dM
W Fall reclinen , wo aus der Mitte der Frucht
y ein Aft monflros hervorwüchfi. ■ '
kDie Gemmen heifsen SproJJen (tuWöhfes)}
/jwenn der Aft fich anfehnlich verlangen? ,•" di*
Blatter hingegen äufserft wenig entwicVel*
werden , da lieh fonlt die Blätter viel frühit
entwickeln als der Stamm. Der Spargel, die
Pi-
•) Verfnch einer ETlauiemng der merkwürdlg-
llen Begebenheiten aus dem Reiche der Na-
lOT V. L. Ph, Thümirig. Halle 1703, 8te« St.
i
^inus - Arten haben Spröden ; jene treiben fie
r jgus der Wurzel, diefe aus den Aefien, Alle
Wurzeliriebe zeigen fich als Sproffen , der
, Stand unter der Erde hindert die Entwicke-
Ittng der Blätter,
Es giebt Gemmen , deren Aft fchon in
äemfelbcn j.-ilire Blüthen trägt, ja die fchon
die Spuren der ItünftigenBltithen deutlich zei-
gen; vs siebt anderp, die nur Blatter und
andere Geniraen tragen. Sehr oft , und na-
mentlich bey \inferen Obfibäiimen, entfprlngt
flus demfelben Bliitiwinliel ein BlüLhen - und
ein Bliitterauge. Die riunus - Arten haben
das Bliithenauge unter dem BlÜtteraugp; Daph-
lie hat es über dem letztem. In Kücklicht
des ürfprunos finde ich lieinen Unterfchied
zwifchen Bliithenaugen und Blälteraugen, wie
ihn Sprengel (Anl, i. S- 346) behauptet, nur
jn der Stelle lind fie verfchieden ; jene ent-
l'pringen mehr gegen das Ende oder am Ende
eines Aftes, als diefe. Die Seitenäfte haben
einen Trieb, wiederum Seitenälte au erzeugen,
und weniger der Alles endenden Fructificaiion
2uzu«ilen. Man hat die Bemerkung gemacht,
dafs die Bluthenaugen »war beyni Oculiren
fmvvachfen, aber nicht fortwachfen, auch in
die Erde gefetzt , keine Wiiraeln treiben.
Wie die oft mit dickem Harze fefigekleb-
ten Schuppen der Gemmen Heb löfen , eriUärt
Scnebier (ffteri's Amial, 6 St. 8,56.) fehr rich-
tig- Die Balis der Gemme, worauf diefe Deck-
blätter liehen » wird länger und dicker , und
»war
zwar nach und nach ; diiher werden fie auch
felbit nach und nach eiut'eiiit , verl'choben
^nd gelöfet.
5- 7-
Die Gefi.ilt der Aefie ift wie die Gestalt
Aes Stammes fehr verfchieden. Zuweilen lei-
den fpitze AeCte im Alter eine Verdichtung
lind Ziifammenziehung; lie werden Itachelig.
Diefe Verdichiurg trifitani nieilten die eigent-
lichen Aefte (Ulex), aber doch auch Blüthen-
ftielc (Bupleurum l'pinofum,). Die Itacheli-
gen Aefte mufs man w^ohl von den Stachelu
^fpinae) untcrfchciden. Der Stacliel ift zwar
auch ein Aft, aber ein befciiletmigter, verhär-
teter , und von einem andern in feiner Ept-
\vickelung gehemmter Aft. Der wahre Stachel
entfpringt aus dem "Winkel cLnes Blattes, be-
fiehl wie die Aefte aus Kinde, aus einem fehr
iurammengezogenen Holze , daher die Spi-
ralgcfrifse auch äiifserfi zart lind, und wahrem
Marke, welches du Hamel mit Unrecht läug-
net (Ph. d. arbr. i St. S. 191). Wir lernen
daraus , dafs im Holz vorzüglich die Urfache
der Zufammenziehung eines Theiles liege.
Oft haben fie wirkliche Blatter, zuweilen auch
nur die Spuren derfelben. Sie eutfiehen ein
Jahr früher als lie follten , und an ihrer Bafis,
oder in einiger Kntfemung briclit der wahre
Aft als Gemme hervor, entwickelt ficii im
fol enden Jahre , und verrichtet alle Functio-
ne I eines wahren Alles, Man wiid diefes
A itsan Crauegus coccinea und Uen veiwaud-
» tcn
i
1
tpn Arten leicht beobacUten können. Diefer
Urrpning der Aelte beweiit, dafs vvokl nicht
Schwäche oder Mangel an Nahrung die Ur-
fache der Stacheln feyn tonne, londem viel-
mehr ein verfiärkter Trieb, ein Ueberflufs an
Nahrung, wie Sprengel auch zuerft fehr rich-
tig behauptet hat (Anleil. i. S. 145). Unfere
Obltbäume verlieren ihre Stacheln durch eine
CuUur, die lia fchwächt , zvvar die Stiftigkeit
der Früchte, nicht aber die Menge an frucht-
barem Samen vermehrt.
Die Rauhen (cirrhi) mancher Pflanzen
fcheinen ebenfalls Ifehr verlängerte , dünne,
blaUlofe und nieiltens gedrehte Aefie zu feyn.
In den Fallen aber, wo ich fie beobachtet habe,
waren fie melir verlängerte Blätter als AeÜe. ,•%
Wir liünnen hiermit einige Monftrofiti^l
ten verbinden. Der bandförmige St antut
od^r Aß (caulis fiifci.ilns} entfteht von über-
füllter Nahrung, wodurch ein Trieb zur Ver-
äftetnng hervorgebraciit wird. Die Aeile ent-
lteh*'n nicht wirklich , die Spiralgefäfse wen-
den lieh nur etwas feitwürts , das Mark dehnt
lieh aus und nimmt jene länglichu Form an,
welche es immer unter dem Urlpriinge eineä
Altes erhält.
Die Richtung des Altes, der Stamme, der
WTüihenitiele Ift für jede Art vcrichitden Und
beitmiml:. fo dafs nur mechanifche Mittellie
Juiüi khalten, aber nicht ändern können.
Aeufsere Umgebuni^en wirhen nicht darauf,
wenn
wenn man daj Oreben nach dem Lichte aus-
nimmt ; ein fceylich an üch Ichon beitimm-
ler Trieb.
§. 3-
Die Palmen haben nirgends Aefte, aU an
der Spitze des Stammes , und dort nur Btü-
thenzweige. Es fcheint, als ob die übermafsi-
ge Gröfse der Blätter die Aefte abforbirt hab«.
Eben diefes i(t auch bey den Farrenkräutem
der Fall. Selbfi an iinferen eintieimifchen Grä-
fem und vielen Z wiebeige wach feu fieht man
feiten andere als blühende AeAe.
Ganz anders als an den fpiral führenden
Pflanzen , ilt die Veräfielung der fpiraltoren.
Man bemerkt zwar Gemmen an den Moofen,
aber keine Knoten, auch entfpringt der Aft
nicht beCtimmt aus den Blattwinkeln , lon-
dern fcheint mehr auf der Oberfläche anfzu-
wachfen. Viele Gattungen treiben nur Aefte
ans der Spitze. Stamme fowohl als Aefte b«-
fiehen nur aus einem Zellgewebe, delTen Zel-
len lang, nicht gar enge, aber doch der fchie-
fen Querwände wegen zum Bafte zu rechnen
find. Eine Wendung der Zellen nach der
Seite, wie man unter den Aeften der fpiral-
fiihrenden sewahr wird , ifi hier nur da za fe-
hen, wo der Aft wirklich entfpringt und fich
vom Siamme trennt. Die Gemmen, welchs
man oft In einem befondern Behälter an eini-
gen Lebermoofen zufammengehauft
findet,
J
beßehen aus blofsem Farenchym , und ßnd
"den Knollen analog.
Die Lichenen zeigen nur eine deutlichs,
Veräftelung an dci^ Friichtträgern (Ciadonia
rangiferina), und dann bemerkt man keine
Gemmen , augh keine Aenderung in dem
Stamme unter dem Urlprunge der Aefte. Das
Keimpulver kann nur dadurch , dals es ohne
Befeuchtung fortpüanzt , niit den Gemmen
verglichen \yerdcn. Eben fo ift die V^räile-
lung an den Tangarten, Confei-vcn und dep
Filzen , ■wo dergleichen vorhanden il't , gan.i
unvorbereitet. Doch liegt in dem eben en(-
fproffenen unentwickcUen Äfte Alles zufam-
niengedrangtei-, naher zufammen , und man
kann daher den Anfang eines Altes inimer als.
Gemme betrachten.
Wir haben nur ein Beyfpiel von Fort-f
pflanzung nach Polypenart im Pflanzenreich e»
wo niinüith ein junges auf dem Alten, und
Yon diefem durch die nach allen Dimentio-
nen kleinere Form verfchieden, bervorfpriefs,t,
■wächfi, abfallt und für Jich fortfahrt zu le-
ben. Es ift dieProlifera Vaucberi *). Diefe
Junge lind keine abfallende Gemmen, wovon
wir oben Beyfpiele gehabt haben , denn die
Gemme erlangt bald die Dicke der Stanim-
feite, wo fie entfpringt, und ift nicht nach
allen Dimenfionen kleiner. Ei^xe Auflöfung
de»
t) Hißoire de» Confttrrea d'eau doaca par Jfan
i'iarre Vaucher, a Geneve 1503, 4, p. ng,
des alten Stammes in einzeloe Stück«, derett
jedes eine belbndere Pflanze bildet, findet
noch feltener und nicht unbezweifclt Statt.
Die Fortpflanzung der Bacillaria mag hieher
gehören, aber ich finde fie nicht an Ofcilla-
toria , wo iie Vaucher will gefehen haben.
Die Knollen fchlagen oft aus , wenn fi«
noch an dem Mutterftamme be^eftigt lind,
und treiben Blätter, auch wohl Blüthen. Ver-
fchiedene Laucharten liefern hievon Beyfpie-
le. Man hat folche Pflan/.pn , obgleich unei-
gentlich lebendig gebahveiide (viviparae) ge-
nannt, wflcher Name eJgKinlich folchen zu-
kommt, deren Samen vor deai Abfalleq von
^er IViEutterpAqnze keimen.
Vierloa Kapitel.
Von Am Blattern tend blatlartigta Thd
\
Die Blätter ffolla) erltennt man nicht \
tlofs an der Form, fondem vorzüglich ag "
ihrer Stelle unter den Aelten und Gemmen,
deren Vorläufer fie find. Da aber vielen Blät-
tern der Aft oder die Gemme fehlt, welche
fie «nterfiiilzen foHten, fo mufs man die Ver-
pleifhung mit den Blättern unter Aeflen oder
Gemmen zur Erkennung zu Hülfe -nehmen.
Sonfl ift die Form freylich in der Kegel flach
und dtinn.aber es giebt auch cylindrlfche Blät-
ter und einipe , die man ohne Hückficht auf
dieLnpe, nicht für Blatter halten wurde, z.B.
die Itleinen kurzen, walzenförmigen Theile
am Caetus Opuntja, Zuweilen vertreten fo-
gar Stacheln und Ranlsen die Stelle der Blät-
ter. Nur in fehr feltenen Fällen haben die
'piral führen den Pflanzen ear keine Blätter, den
(jjirallofen und unvoUkommenenPflanzen hin-
gegen fehlen fie fclir oft.
Wenn
VVetin auch ein Blatt nicht dicht unier
der Gemme oder dem Afie lieht, fo gehurt
doch gewöhnlich zu jedem Alle ein I'olchos
flützciitles BlüU, und ts I'clieint nur von fei-
ner Stelle verichoben , wie bereits erinnert ilt.
Das ßlatt entiteht aus dem Stamm« oder
den Aefier , indem fich Gefiifsbühdel oder
vielmehr Hölzbiindel feitwärts biegen, die
Rinde durchdringen und unter dem Afie lier»
vorbrechen. Man ficht die Ablenkung der
Gefafsbündel oft fchon lange an dem Stamme
unter dem Blatte; es bildet fich dafelbft eine
{Irliöhnng , welche man mit Ruellius lehr gut
pulvinus (Blattld/Ien) nennen kann. Lftufm
die Kiiliten des Stammes in das Blattkiflen
aus, fo nenne ich ihn blalthantig (rynedrus},
fonit gegcnkaiuig (cathedrusj. Die Blattkif-
fen zweyer gegen einander über ftebenden
Blattej: verWachfen oft mit einander, oder
r— . hahetn lieh mir (Syrini;a, Portulacaria^. Nie
hat das Mhrk des Stammes Antheil an der
i^ fcildung des Bialtes ; es geht nie das Marfc
h Aus dem Stantme in den Bla'ußtel oder Blatt*
\^ jjerven über, wohl aber bÜdet fich oft in der
J , Mitte der Stiiele ued Nerven ein befondepe»
fc, Marll.
r Das Blatt felbft befieht aus Holzbündeln,
w-elche man, fobald fie an dcrOfeerfiache ficht-
bar find, Ner\-en nennt, und demdazwirchen
verbreiteten Parenchym, .Man hatdenBlatt-
ner\'en in d«n Moosblättern nach Hedwig oft
finen Gefafsbündel (ductulorum fafciculum]
"' ■■ ■ ae-
_ -1*
genannt; gerade in folchen Pflanzen, Wo elf
Itelne Gefarse liält, Durcli die Miite läuft
fehr oft ein vorzüglich fiailier Nerv, und
dififer ift es, welcher vtrlängert den Stiel bildet.
§■ a- 1
iDie Art , wie die Holzbündel aus <3ein
Stamme in das Blatt übergehen, ift verschie-
den. Ich will die vorzüglichfien StufFen und
I Uebergänge Von der einlaciiern Bildung bis
I Äur voUkomninet-n durchgehen, i) Ein Bün- ■
J del läuft in den Hauptnerven aus, viele an-
dere Meinere parallele geben neben ihm, oft
im ganzen Uintange des Slamnits, über, und
blldJen die Seilennervcii. Hieraus entlieht
das Ichfidenarligc Blatt ffolium vaainans et
feniivaginans) der GriUer und anderer, welch«s
Togar, Wenn die Rander derSciieide wiederum
Ävii'ani meiifchliefsen , dem Stamme ähnlich
Werden kann. AUiuni. Scirpus. a) Wenige
getrennte, tundi; Holxbündel gehen in das '
Blatt, doch ift gewöhnlich der mittlere der
fi^iöfate. Dicfes ilt ein wadrliaft fliellofes
felatt (f. verc leilUe), Sediim Portularia u.f. w(
Andere Hiellofe Blätter find wie die gel'lielten
^ebauet, nur fehlt die Verlängerung des Haupc-
nerven. Auch das umriingende, zufammen-
gewachfene, herunteilaufende Blatt (amplexi-
caule, connatmn , decurrens) hat feine Firm
nur von Nebennerven, welclie von dem Haupt-,
fierven auslaufen, fuh herabfenlsen , und fo
die Verlängerungen derBlaltfläclie vertirfachen.
S) VieW getrennte, ziemlich gleiche, runde
Holzbündel gehen in das Blatt. Ferula. 4)
Viel«
91
Viele genähert», runde Holzbüiidel laufen zum
Stiele oder zum Haujjtnerven. Primula Au-,
ricuia, Ifaiis tinctoria, Plantago major. 5)
Mehrere genäherte, halbmondförmige Eiindel
gelien überj doch ift der mittelfte der grofste*
Lychnis vefpertina, Kibes Groffularia, Rolk
canina. G) Ein giol'ser halbmondförmiger
oder gebogener Bündel lauft ziini Blatte. Sy-
ringa vulgaris , Pyrus cummtinis , Malus.
7) Die Bündel ftehen imKreife und fchliefsen
Mürk ein. Alcea rofea , Dictamnus albus,
Aefculus Rava. ß) Drey halbmondförmige
Bündel maclien binen Kreis und fchliefsen
Mark ein. Heuchera. Kibes rubrum. 9) Dia
Holzbündel machen einen faft Unilnterbro-
chenen, gebogenen Ring aus und fchliefseu
Mark ein. Robinia Pfeud-Acacia. Carpinua
Betulus. Wir fehen alfo hier, wo nur einige
Hauptftuffen ausgelioben lind, einen deutli-
chen Uebergang zum aftförmigen Baue, wel-
cher der vollkommcnfte Zuftand der Blätter
2u feyn fcheint.
Von derVertheilung der Holzbündel rührt
die ganze Form desBlattea her. Bald find fi»
parallel und gleich grofs, bald ift der mittler»
Nerv viel gröfser, aU die anderen, bald ge-
hen aus dem Hauptnerven viele feine paral-
lele Aefte ab , fehr oft bilden üe ein Netz-
werk, indem kleinere Bündel lieh trennen
und zu anderen übergehen, bald laufen einige
Nerven weiter aus als andere, und erzeugen
hervorfiehende Lappen. Der Nerv fpringt
gewöhnlich nur auf der untern Fläche vor,
zuweilen auf b«yd«n (fol- «tifatum^, nie auf
der
i
[, der oWri
der oWrn allein. Beym F-iuIen verzehrt ficli
d«8 Parenchym zuerlt, und nur das Nerven-
netz bleibt zurück und heirst ßlaitflselet *).
Die Kunft, Blätter zu Ikeletirt-n. hat uns
nur gelehrt, dafs zwey bis drey Schichten
von Holzbündeln dicht über einander hinlau-
fen. In den Nerven ficht man die Sptralge-
fejse lehr deutlich; fie find immer fehr re-
rBelmüIsig, und ich habe äufserlt feiten Trep-
pmgefafse, oder getüpfelte Gefafse dort ge-
Jchen, ohne Zweifel, weil die Ausbreitung
iti der Fläche den Gefäfsen mehr erlaubte fich
ftey zu entwiclieln, ohne von den anliegen-
den Theilen gedrängt und verfchoben zu
werden.
Die meiften fucculentcn Pflanzen find von
den übrigen in Rücklicht auf die Vertheilung
d«r Holzbündel nicht vwfrhieden, nur weiv
den fie durch häufiges Parenchym von
Oberhaut getrennt, und erfcheincn dabernii
auf der Oberfläche.
dfl»fl
Ein wahrhaft zufamm engefetz tes Blatt
entfieht, wenn der Blattfiiel fich veraftelt und
kleine Stielchen treibt, woran Blättchen befe-
ftigt find. Diefe Stielchen entfpringen aus
d«m Hauptfiiele, wie diefer aos dem Stamme.
Oft verwechfelt man ein tief bis zumHaupl-
nerven eingefchniiienes Blatt mit dem zufam-
mengefetzten Blatte. Doch gtebt es zwey
Haupt-
*) S. ieu Artikel BliKerfkelete in Bedcmann'«
BeytrSgM äui Gercliicht« der Erfindungen 4. B.
$. 8ia.
I
1&3
HaUplUafftn Von zufanimeiigefetzten Biütteriii
Einige erfcheinen fchon üls fokJie in der Ju-
gend, andere lind dann einfach und zerreifsen
gleichfam nachher in niehn;re Stücke (Palmen).
Det Hauptnerv verlängert Cch oft Tioch
über das Blatt hinaus, und bildet eine kleine
■weiche (apiculus) oder harte Spitze (mucro},
öder auch eine lange bJegfame, zuweilen ge-
drehele Ranke (cirrhua), die in felteneii Fal-
len wiedtr blattartig wird, und einen hohlen^
mit einem Decliel verlehenen Cylinder (arci-*
' diimi) trägt (Nepenthes). An der Spitze fo-
Wohl, als an den Seitenlappen, erhärten die
AUälaufenden Nerven nicht feiten und formi-
ten Stacheln. Auch ziehen lieh zuweilen die
Blattfiiele zufammen, nachdem das Blatt oder
Blüttchen abgefallen iit und werden ftachelig
(Tragacantha).
$. 3-
Das l'arenciiym füllt alle ^wifchenrauni«
jtwUchen den Nerven an, und fleht in der
Mitte des Blattes geordnet, wie in der Mitte
des Stammes und der Aefle. Ein Querdurch-
fchnitt durch dicke, rafti°;e Blätter überzeugt
davon. Gegen die Oberfläche hingegen , wo
es die Oberhaut bildet , gruppiren lieh die
Zellen anders, fie kehren ihre obere Fläche
nach äufsen, und machen eine feitwärts ge-
drehete Zellehrchicht auf der vorigen. In
den flachen Blättern ift das Blatt beynaliegani b
, Oberflächet Und das mittlere Faren eh ym un- ^M
' metlEjich. So i& die gewöhnliche Structun ^M
u N Abel m
Aber die Sufserfien Zellen der Piniis - Arten
find lang und fchmal, und liegen nach de^j
Länge des Blattes, wie Tonft nur die innere!«
Auf den Nerven firecken lieh ebenfalls I
die Zellen beftändig nach der Länge defTel-
ben, find fchmal, und enger als die übrigen,.
IDaHelbe findet auch am Rande Statt. Mei-
itens verharten fie dort, ja Jie werden wohl
iinorpelig. Die nach aufscn hervorftehenden
Spitzen erfcheinen oft als kleine Zähne u. dgl
Man findet Lucken in den Blättern ui
t Ouerwände aus anders geformleui Farenchynji
T;*Vie in dem Stamme. Sie liehen in dem
fchwertförmigen Blatte zwar der Länge, aber
ifa die Quer , von der vordem zur hintern"
Fläche. ^
em
ber
-e m"
M
Wo die Blätter aus dem Stamme entfpri
gen , oder auch die Blättchen aus dem Haupt-
ziele, findet man oft eine von dem Blautkif-
fen verfchiedene Erhöhung, zuweilen neben
einem tiefen Eindrucke, auch wird die Form
der Zellen ganz anders. Gewöhnlich fiehl man
fie dort kleiner und runder, oder kürzer und
weiter, als auf dem Stamme oder Blattner-
ven, wo fie fich länger ausdehnen und enger
werden. An Robinia Pfeud- Acacia, Cratae-
gus coccinea, Lupinus varius und vielen an-
deren habeich diefes deutlich beobachtet. Jene
Eihöhung rührt blofs vom Farenchym her,
und dient in fo fern zu den Bewegungen des
Blattes, dafs fie vregen der lockeren Zellen
eine ZufammenpreJTung der Zellen erlaubt,
wel-
welche bey der Biegung doi Blattßiels Ätoth-
■wendig erfolgen mul's.
Auf der obern Seile liegt die Oberhaut
gewöhnlich dicht auf, hat eine grofse Gliuie
und Glani., auf der untein ilt iie Itoclterer,
ohne Glanz und Glätte. Eoch gilt dieft* al-
lein von den flüchon BUuiei-n,. iiirht von- den
runden. Merli würdig lind die gcfchlrin gelten
Zellenwünde auf der Oberhaut vieler Pflanzen.
Von den SpaltÖlTnungen der Blätter habe
ich fchon oben geredet , ich will hier nur
erinnern, dafs die gelben Blätter der Schat-
tenpflanzen, z.B. Ophrys Nidus Avis, Mo-
notropa Hypopiihys , l^cine SpflltöiTuuiigen
haben.
Die grüne Farbe ift den Blättern eigen-
thümlich, feltener iJl Iie roth oder gelb, noch
feltener blau. Fänzelne gelbe und Avei/se
Flecken rühren von dein IVTangel des grünen:
Stoffs hra-. Einen Geriirh vcihreiten die Blät-
ter gleich dem Stamme und der Wm-zel nie,
nicht aHdeis , als wenn üe gerieben werden.
§. /).
riiif St'nmtri hat einen Triejj, nnrh' allen
Seiten BlIiLter aüszufenden. Die urjpn'fiig-
liche Stellung der Blätter i(i die wineiförniige,
(verticiUata), nur lieht man fle in den mei-
Iten Pflanzen verfchoben. Man fchiebe in
Gedänlsen die Blätter zufamnien, indem man
die Erhöhungen unter ihnen verfolgt, und
man wird übeiäll die zertrennten Wirtelwie-
N a der
ig6 — o —
d«r finden. Aber in zwey über einander ße-»
henden Wirtein wechfeln die Blätter, keines
deckt das gerade darunter liegende, fondern
«s trifft aiü den Zwifchenraiim zwifchen zwey
neben einander liebenden Blättern. Diefea,
ift der von Bonnet ztierfl beachtete fchraubi
förmige Stand der Blatter.
Man konnte lagen, es fey diefer Wirtel,
aber blofs nach feinem untern Theile in der
Scheide der Grafer u. f. w. übrig geblieben,
ft habe nur art einer Seite die Verlängerung
des Blattes hervorgebracht. Diefe Scheide ver-
' hiilt fich wie ein Blatt. Oben im Blattwin-
kel findet fich ein kleiner Anfatz (ligulaj,
keine blofse Verlängerung der innem Haut,
denn er hat mehrere Schichten über einander,
aber noch weniger ein Nebenblatt. Sonder-
bar ift die fchön früh welke, netzförmig zer-
vilTene Blattrcheide der Palmen.
Faft immer entfpringt nur ein Blatt auS
derfelben Stelle, in feltenen Fällen mehrere.
Dann ftellen fie gleichfam den untern Theil
einesAItes vor, mit zufammengehäuften Blat-
tern. Ein folcher Aft entwickelt fich wirk-
lich aus der Mitte diefer Blätter anPinus La-
rix, und hat auch in der Jugend nur ein-
?elne Blätter, die fpäter fich zu einem Büfcbel
anhäufen. Statt des wahren ftützenden Blat-
tes fieht man eine (Afparagus) , oder mehrere
trockene Scheiden (Pinus), mit einem irregu-
Uren Zellenbau, wenig Holzbündeln imd c
ne Spaltöffnungen. Nur die Scheide ift i
blieben , das Blatt felbß fehle.
»Ö7
Statt des fiützenden Blattes befitzcn die
Stachelbeeren und Berberitzen Stacheln, Sie
entfpringen gleich den Blattern aus deni Hol-
ze, Iiaben zuäufseiTt lehr gedrängten Baß mit
kaum merklichen Gefafsen, inwendig aber Pa-
rencliyni, welches jedoch auf keine Weife mit
dem Marke des Stammes oder der Aefte in
Verbindung fleht. Es icheinen fehr verän-
derte Blätter zu feyn.
Ein Ranke (cirrhus) erfet^t eben fo zi;-
\yeilen die Blätter. Solche Ranken fitzen am
Weinftpcke den Aefien gegenüber , unter-
flützen keinen Aft , beliehen aus einem Krelfe
von Holzbündeln mit eingefchloffenem Mar-
ke, flehen aber auf keinem BlattkilTen, wie
das gegeniiberltehendeBlatt. Es kommen auch
■weniger Gefafsbündel in der Ranke, als in
dem Blatte zufammen; kurz es ifi ein verküm-
piertes Blatt,
So wie der Stamm immer nach zwey
Seiten zugleich Blätter auszufenden firebt,
l"o zeigt das Blatt diefelbe Tendenz gleiche
und ähnliche Hälften zu bilden. Nur ver-
hindert die Zufammenpreffung und Faltung
in den Gemmen oft die gleichförmige Entr
Wickelung beyder Hälften.
Die Richtung der Blätter ift eben fo be-
nimmt, als der Wurzel und des Stammes.
Man kehre ein Blatt um, fo dafs die ober«
Fläche nach unten kommt, und binde es in
diefer Lage feft. Man wird bald bemerken,
wie £ch der verdrehte Blatifiiel ztirückdreht,
und
^
Jt- Einige Sträuche und Büume verlieren
-tthrlich in der Uallcn oder trocknen Jahra-
yeil ilire Bialter. Si« leiden oft vorher eini-
£e Vtiiiiideiiingen, werden anders gefärbt,
Aecliig, fchrumpfenein, verwelken auch wohl
ganz und gar; Veränderungen, welche Murray
4IU gen^ueften vetzeichnet hat •). Die Tren-
nung gefcluclit da, wo der BlaLiftiel in den
ßtamm oder Aft übergeht, in lelienen Fällen
bleibt 4as trotkeneßlalt den Winter über am
glamnic hangen (Eiche). Offenbar wirkt das
Klima darauf; im füdlichen Euiopa verliert
die Ulme ihr Laub fpäter als im Norden, aber
der periodifche Wechfel wiikt ebenfalls, denn
die IJlmp verliert dort ihre Blatter, ungeach-
tet das Thermometer nach nicht i'o tict' gefal-
len iß, als es oft im Sommer im Norden fällt.
Sprengel hat die verfchiedenen Meinungen
über das Abfallen der Blätter angeführt und
gehörig gewürdigt (Anleit. 1. S. 267). Das
Anfchwellen der Gemmen in den Winkeln,
wqdurch dem Blatte IKahrung entzogen wird,
d.is laniiffimere Äuffieigen der Säfte in den an
Lehenskraft erfchöpften und durch Kälte noch
mehr gefphwächten Gefäfsen fetzen das Blatt
in einen kränklichen Zuftand , wobey lieh
^lle Zellen mehr zufammenziehep und dip
Gefafse lelblt anfangen ein 7. iifch rümpfen. Dafs
nun gerade an dem Urfprange des Blattftiels
eine
•) N. Comm^ni. Soc. fipuing, T. t. n, 37.
jqich in feinen Opufcal. Vol. 1, p. \o%
«Ol
eine fcharfe Trennung gßfchleht, rührt von
der verfchiedenen Bildung der dortigen Zueilen
her, diellchairo auch nach anderen lUchtungen
xufammenij^iehßn und eine Trennung von den
iibrigen veraniaffen. Diefe Trennung er-
firecltt [ich immer weiter und greift endlich
die Gefafse mit an, Blätter, welche feeine
Gemmen in d^^n Winlieln haben , fallen nicht
ab (Pinus), und auch nicht kleine, fehr dich-
te lind fefie Blätter , welche wenig Nahrung
bedürfen. Mangel an Nahrung, wie andere
Verfuche lehren , verurfacht aucl^ fonft ein
abfallen der Blatter.
Ini Frühling oder im Anfinge dpr Ra-
genzeit brechen die Blätter wieder an den
Bäumen hervor, welche fie vorher verlprei^
Ratten. Linne '^) \md Burgsilorf **) haben
iic!i damit befchäftigt, die Zeit des Ausfchla-
gens für verfchiedene A'ten gen^u_ zu _be-
ßimnien,
Ueber die Folgen, welche die Wunden
in Blättern hervorbringen , hat Senebier viel^
Verfuche angeftellc (Phyf. veg. i. S. 437).
Nie bemerkt , pjiai^ eine Repro^uction der-
felt>en.
>• ?■
*) Diff. Veriiafio irboTum in Ainoen. jtcad. Vol 3.
**) Schriften d. Be.liner Gefellfchaft Njtnrfor-
hh. Freunde. B, 6. S. 536.
5- 7-
Die Funcdoii der Blätter ift die Ausdün-
Jtting nach Haies (Stat. rf. Veg. Exp. S. 30),
rlie Einfiuigimg nach Bonnet (Recli. furl'ura-
ye d.feuill, f. oben), das Ausfeh witzen luidAb-
fondern verfchledeiier Flüihgkeileii nach Bjer-
Iiander *), das Aufbewahren der Säfte nach
Hedwig CUfieri's Annal. d. Bot, St. 4. S. 30).
In fo fern die Blätter die grüne Oberfläche der
Pflanze vermehren, SpaUöffnungen und Haa-
re tragen, in ihrem haiihf^en Parenchym ein»
Menge Säfte fallen, kann man ilmen alle die-
fe Functionen' zufchreiben , hiir keine aus-,
fchliefslich. 'Als Vorläufer der Aelte odi
des ganzen Stammes dienen lie ohuf
Zweifel diefen jungen Tiieilen fchon bereite^
^n Saft zuzuführen, deflen alle jungen Thei-
B^vorzüglich zu bedürfen fcheinen, Diefes
ift die einzige eigenthümliche Function, alle
übrigen konjnien üinen als Verlängerung! "'
der ganzen Oberfläciie der Pflanze
Das F.ntblättem der Pflanzen kann nacl
den Umltänden verfchiedene Folgen habend
Mariotte fah einen entblätterten Rofenltrauch
im folgenden Jahre keine Bliithen tragen fde
la Ve'geL S. 121). Fs ift eine bekannte Sache,
dafs manche Pflanzen beflere und reifere
Früchte bringen , wenn ihnen einige Blätter
genommen werden. Manche Bäume vertra-
1
*) SiiensK. VcteDsk. Academ, Handling.
T. I, p. 71.
gen die K.ille befler, wenn fie entblättert finJ
(Bot. Mag. . lo. St. S. 194). Die Blätter
ernähren die Gemme , und ein Mangel, Co
■wie ein üeberflufs der Ntthrung kann in nian-
clien Fallen nützliche Folgen nach lieh
ziehen.
Die Blätter können Wurzeln und Augen
treiben , wie wir fchon oben gefehen haben.
Einige Pflanzen haben auch Biüthen auf den
Blättern und die meilten Fatrnliräuter be-
lländig.
Die Laubmoofe und einige Lebermoofe
bcfitzen Theile, welche die flache Gelialt der
Blätter haben, und wie an den fpiralfiihren-
den Pflanzen auf dem Stamme fitzen. Doch
findet man fie nicht fo beüimnit unter den
Aeiien, Durch die Mitte läuft ein Nerv aus
baflartigem Zellgewebe, der ftber oft fehlt, oft
nur halb vorhand&n ifi, und lieh nie im Blatte
veriheilt. Das Uebrige wird vym Parenchyin
gebildet. Der Rand hat ebenfalls engere,
längere Zellen, und üi oft geziihnelt. Tief
zeithcilte Blätter bemerkt man an einigen Le-
bcrmoofen, aufatmen gefetjte fo wenig, als
einen deutlichen Blaltftiel. Haare findet man
auf ihnen nicht feiten , Papillen fehr oft,
Spaltöffnungei^ »ie.
Allen unvellkommenen Pflanzen fehlen die
Bliitter gänzlich ; djeganze Subitanz ftellt nur
zuweilen eine blattanige Ausbreitung dar.
§. 9-
I
i
Neben den Blättern befinden fich oft und
zwar in der Regel zubeyden Seiten aufdem-
felben BlattkilTen Thcile , welche in der äufse-
ren Form fowohl als im innern Baue den Blat-
tern völlig gleichen. Man nennt lie Nehen-
hlätter (ftipulae). Sie haben Nerven aus Holz-
bündeln , wie die wahren Blätter, doch niei-
flens in einer andern Vertheilung und da-
zwifchen liegendes giiines Parenchym , fcr-
?icr Spaltöffnungen und nicht feiten Haare.
Sie fallen früher oder Fpäter ab , nachdem
die Blätter entwickelt Tind , haben ^lier be>
itändig frhoti früher ihre Vollkommenheit er-
reicht, als die wahren Blätter, und diefes
zeichnet fie voizüglich aus. An ihrer Stelle
bemerkt nun zuweilen Stacheln (Robinia
Pfeud - Acrtcia) Ranken { Cucurbitaceae) oder
nur Warzen. Auch neben den Blättchen der
zulammengefetzten Blütter hat man fie bcob*
achtet (Itipellae Beruh.). Die geflügelten
Blattitiele der Rofeentitthen aus angewachfe-
nen Nebenblättern, denn auch diefe find vor
der Ausbildung des Blattes fchon ausgebildet.
Zuweilen kommen die DracLeen mit den Ne-
benblättern und nicht mit den Blättern iiber>
ein, wie man an Galega officinalis deutlic]
gewahr wird.
Die Nebenblätter find eine Vorbereitung
zu den Blattern, Mit kleinen , bald v«rweli
kenden Theilen fängt die Natur an , und er-
leichtert dadurch die Bildung und Entwicke-j
lung der nachfolgenden gröfseren und vol
kommne^en Theile.
e-
i
fünfte« Kapitel.
Von der Blüth«.
2ur Blüthe (flos) gehören die Gefchleclits-
theile und was mit ihnen diefelbe Gemme
oder Ramification ausmacht. Man kann di«
Blüthcntheile als unentwichelte , verfeinerte
Blätter anfehen , deren AVirlel ünverlchobcn
und einander genähert lind.
Die Blüthe fitzt auf dem BlüthenßieU
• (peduncuhis) , und ilt früher als derfelbe vor-
handen. AVo lie entfpringt, erweitert fich
der Blüthenltiel , fo wie der Stamln, wenn
er eine äemme treibt. Diefe Etweiterung ift
«9 eigentlich, was man Bfüthettboden (recepta-
culuni) nennt, und der letztere keinesweges
ein befonderer, von den übrigen getrennter
und gefonderter Theil. Die Rinde des Blü.
thenftiels vergröfsert fich , die äufseren Holz-
bundel trennen fich von einander, biegen fich
feit.
L
I
i
feitwarts, und l.Tufen zur iiufsern Elütlien-
hülle oder zum Keiclie. Aus dicfen , nach-
dem lie lieh feitvi^arts gebogen haben , ent-
fpringen andere , oder hnd jenen gleichrgm
«ngeimpft, welche zu der Bhiine und den
Staubfaden laufen. Unter denfelben und frü-
her, da, wo die liufseren lieh feilwärts lenken,
gehen Holxbündel gerade zum Innein des
FruchtlsnoLens oder zum Samen iiber und
fchicken oiV ein Nebenbündel in die äufseren
Theile der Frucht. Das Mark verdickt heb,
bekommt irreguläre Zellen , auch fehr oft
Lücken , wird Ungemein zart und fetzt fleh
bis in das Innere der Frucht und des Staub-
weges fort. Noch zarter ilt der Baft, welcJier
die Gefafse begleitet ; er befieht ott aus fo fei-
nen kleinen Zellen, dafs man fle mit Mühe
unterfcheidet. Man liebt hieraus, ■wie wenip
<lie Blüthen , wo Kelch und Blume auf dei
'Fruchtknoten fitzen von jenen abweichen,
m*wo fie darunter befindlich lind. Immer ent-
'fpringen die Gefäfsbündcl der Bllmie und-
der Staubfaden aus den aufserlien ßüiidf:
die inneren gehen gerade zur Frucht,
es kommt alfo nur darauf an, ob die Bünde]
friUier oder fpiiter lieh trennen , um die ver-^
fchiedenen Blüthenformen darzuÜellen.
Von den Blüthen firiiiifseii bis zur regel-
mäfsigen einfachen Blüthe findet man einen
auffallenden Uebergang. Die' Dolde macht
den erften Schritt; die Blüthen liehen unge-
mein regelmäfsig, die Blumen lind in der
Mitte kfeiner und gleichförmig', rtadi aufsen
lüheV
dei^l|
'len,
ent-
lud-
M
werden fie gröfser, ungleichförmig und ge-
ftralilt, Ib dafs wenn man das Ganze zufani-
menfchiebt, die regclmäfsige Form einer ei ii-
■ faclien Blütlie entfprinot. Die gehäuften Blü-
then (il. aggrey.it»s) iielien Iclion auf eineiu
gern einfc haftlichen Boden, flnd indüITeii noch
durch Kelche und Biacteen getrennt. Hier-
auf folgt die zufammen gefetzte Biiithe (an-
thodium), welche der einfachen im Aeufseren
oft völlig gleicht, deren äufseren Stfahlen-
blümchen die Blume darfteilen, die inneren
röhrenförmigen die Staubfaden , und wo das
Ganze von einem gern ein fchaftÜchen Kelche
geöffnet und verfchloITcn wird. Auch der
innere Bau l'timmt damit übercin; die äufse-
ren Holzbüudel gehen zum Kelche , in diele
impfen fich alie Bündel, welche zu den Blüni'
cheri gehen, und laufen nlfo unter der Ober-
fläche des Bliiihenbodens zu iiinen hin, in-
dem die Mitte ganz von zartem, lückigein
Marke eingenommen wird. Nur in einigen,
die den gehäuften Blüthen iich näheren , ge-
hen die getrennten Bündel früher ab und
durchfchneiden gerade das Marls , um zu den
Blümclien zu gelangen (HelinnthusJ. Zarte,
oft zu Boillen verdrückte Bracteen fcheiden
die Blüthen von einander; die Kelchblätter
fmd ebenfalls zu Borlten zufammen gezogen
(pappu3>
Kbea fo findet fich ein Uebergang von
den Striiuchen zu der einfachen Frucht.
Die Dorlienia macht, hier den erfien Schritt,
Ficus den äufserfien, Wie in einer Kürbifs-
frucht
)deii
1
frucht durchlaufen die Gefäfs^ündel den Bli
thenboden, und Seitenbündel gehen zu den
kleinen Bliithen, wie zu den blofsen Kernen.
Man ttiufs den fo genannten Fruchtboden
an Fragaria und Anacaidiuni zu den Tlieili
rechnen, welche den Periliarpien fich nähi
Sie umgeben den Samen nur nicht; er Iti
auf ihnen, gleichfam emporgedrückt. Die
nachbarte Gattung Rubus verräth diefe Fo!
für Fragaria deutlich.
Der Blüthenftiel nimmt oft Theil an den
f Veränderungen, welche die hlatlartigen Theile
^ in der Blüthe erlitten; er wird zart und ge*
fiärbt. Doch ift diefe» fo unbefliindig, dafs
üiah Hyacinthen mit grünen, unveränderten
l «Bid andere mit zarten , gefärbten Blütlien-.
|- fielen antrifft. jj
tJer Ketcti (calyx) ift die äufserfte Hülle
F'4er Blüthe. Er fiellt den äufaerften BJattwir-
j tel in der Blüthe dar. Daher wechfeln die
rAbtheilungen deflelben mit den Abtheihmgen
|4er Blume, wie Linne richtig bemerkt hat
l.^phil. bot. IV. §. 90), und wenn keine Wir-
1 fehlten oder doppelt vorlianden wären , fi
Hvürde es kein beffereä Kennzeichen des Ki
ibes geben.
Der Kelch ift zwar denBIiittem analog, —
er befteht aus Nerven von Holzbündeln unA
dazwifchen vertheilteai i*arenchym *^, -^ aber
fei ^
*) Sondürbaf. äah Mirfael die in den Netveif
Tchr dtiailichen Spirfllgcfitrsa läiienet (Hiß. nab
T. =, S, 16;.
m
fchr oft nur dem untern Theile derffelben oder
den Nebenblättern. Man lieht dieles deutlich
an der Kofe, wo der Kelch häufig und leicht
in ordentliche Blatter auswachlt. Der Kelch
der Gräfer ilt cfeenfalls wolil nur die Blatt-
fcheide, und die Granne ein üeberbleibfel des
verlmninierten ßlalies. Sie beßelit aus Zell-
gewebe , ein Holzbündel läuft in ihr weit hin-
auf, und Spaltöffnungen lionimen an ihr eben-
falls noch vor; Alles Zeichen iJtres vormali-
gen Zultandes. Der fo genannte vietbluniige
Kelch der Grafer gehört mehr zu den ßracteen.
Unter dem Kelche bemerkt man zuwei-
' len einige bracLeenaitige Theile, die man zu
ihm rechnen und fi'ir einen äufsern Kelch
halten niufs, z. B. die Schuppen an Didn-
thus u, dgl. In den Malvaceen ftheint der
äufsere Kelch die Nebenblätter darzultellen.
Der Kelch geht oft ununterbrochen in
den Blüthenltiel über; eine Eigenfchaft, wel-
che Juffieu zum Hauptliennzeichen des Kel-
ches macht. Allein oft Und die Zellen des
Kelches von den Zellen des Elüthenltiels fehr
verfchieden; oft ficht man querJiegende Zel-
len, wo der Stiel in BUirhe übergeht. Ganz
unterbrochen ift die Verbindung in den Lauch-
arten, wie Allium fenelcens deutlich lehrt.
Wenn der Kelch leicht abfällt, zeichnen lieh
immer die Zellen an der Balis deJTelben auf
--«ine auSallende Weif« aus.
des Kelches, zuweilen
nern, und Sprengel halt die-
tio
Es finden i
• der äufsern Fläche
auch auf der i
fes für den Unterfchied zwilchen Kelch und
Blume (Anl. i. 8.317), An den meiftenPflan-
len ift es allerdings ein ficheres Kennzeichen,
Doch haben die gefärbten Kelche oft lehr we-
nige (Tilia, Tropaeolum) , auch wohl gar
lieine (Polygonum amphibium, AUium l'ene-
fcens, Juncus, Yucca), welches diefes Kenn-
zeichen etwas unßcher macht. Günz verfchie-
dene Theile würden auch zum Kelche geliö-
ren , wie z. B. der grüne und rothe Kelch an
Canna. Am flcherlten ilt es, man nennt die
BlüthenhüUe im zweifelhaften Falle Perigo-
nium. Gewöhnlich hat aucli der Kelch mehr
Spaltöffnungen, als die oberlien Dracteen; er
fängt eine neue Gemme an, deren äufserße
Schicht er bildet, und die äufsere Seite der
Pflanze iit in der Regel mit Spaltöffnungen'.;
'befetzt. ■■
Eben fo fchwer ift es oft den Fruchtkno-
ten, wenn diefei- unter der Bluche fteht, vom
Kelche zu unterfcheiden. Doch hat diefer
fiufserhalb fichtbare Nerven , wie die Blätter,
der Fruchtknoten hingegen im Innern ver-
fieckte. Der Kelch der Rofe kann daher, we-
gen der verfteckten Nerven, mit Recht frucht-
knotenartig heifsen.
Der Blaltwirtel des Kelches wächit oft in
Röhre zufammen und bildet den ein-
blättrigen Kelch. Seine Gefialt leidet weni-
ger
ger Abänderungen, als die Gefijik der Blume,
feine rohei-e, fefiere Sub/ianz wideilinnd den
mannichfalligen Bildungen, und kaum ift er
gezwungen worden , lieh der Trennung in
zwey Lippen zu naliern.
Die Laubmoofe haben einen ähnlichen
Theil an dem Pevicliaetium, die I.cbernioofe
an der Scheide des FruchllÜels; den unvoll-
kommeoeu Pflanzen fehlt er ganz.
Die Blume (corolLi) macht die innere
Hülle der Blüthe. Sie hellt , gleich dem Kel-
che, einen innem ßhiUwirtel vor, wechfelt
daher mit ihm, und zugleich mit der äufaer-
ßen Reihe der Staubfaden. Sie ilt viel fei-
ner und zarter, als der Kelch, hat weniger
vorfpringende Nerven , aber defto mehr feine-
re , welche als zahlreiche Gefafsbündel mit
wenig Bali umgeben die fläche durchziehen.
ZwiTchen iimen liegt Parenchym, nicht mit
grünem Fnrbeltoff, l'ondern mit einem weifsen
oder gefärbten Safte, von verfchiedener Art
gefüllt j Spaltöffnungen finden fich auf ihr
nur feiten. Auf der Innern Seite erheben
fich die Zellen oft in Papillen , wie Spnngel
zuerft bemerkt hat fAnl. i. S. 319). Von die-
fen Papillen rührt der fchöne Glanz der Blu-
me her, wenn die Sonne darauf fcheint. Die
Zeilen find aber an einer und derfelben Blume
oft fehr an Grofse und Form verfchiedefi; die
unteren weichen von den mittleren, und diefe
O a wie-
wieder von den oberen ab; in der Regel find
die oberen Zellen runder als die unteren. Man
findet auch zufiminiengefetztes Zellgewebe,
und Lücken in der Blume. Unten , wo (ich
die Blume leicht von dem Blüthenßiel trennt,
lind die Zellen langer, fchmaler und quer ge-
ftellt , und befiiuigen die I\egel, dafs die Ver-
änderung des Zellgewebes eine künftige
Trennung vorzeichnet. Zuweilen ift der Kelch
mit der Blume deutlich verwachfen , z. B.
iDaphne, Sanguiforba. I
Die Gefäfsbündel der Blume gehen voöH
denen ab , welche zu äufserft dem Kelche zu-
laufen , und diefe liefern felbft wiederum die
Gefäfse für die Staubfäden. Die Bündel trennen
fich früher oder fpäter, und verurfachen da-
durch die verfchledene Lage der Blume über
oder unter dem Fruchtknoten , auf oder unter
dem Kelche, In feltenen Fällen ifi fie an die
Fruchtbafis gewachfeu (Silene , Cucubalus).
Eigentlich fcheinen nur fünf Blätter den
yollfiandigen Wirtel auszumachen j wenn
fechs oder mehr vorhanden iind, wird man
gewifs zwey oder mehr "Wirtel, einen inner-
halb des andern , bemerken. Vier Blätter in
einem Wirtel lalTen eine Lücke für ein fünf-
tes , drey zeigen eine weniger vollkommene
Form an, und zwey oder gar nur eines laf-
fen ebenfalls Lücken fiir zwey oder ein drit-
tes. Im einfachfien Falle lind die Blumen-
blätter getrennt , häufig verwachfen fie in eine
einbilättrige Blume , aber in bttyden Fällen
zeigt
zeigt fich eine Neigung zur zweylippigeo oder
fchmttterlings form igen Blume überziigehen.
Auf trocknem, magern Boden tritt daher dl»
zweylippige Blume nicht feilen in die ur-
fprüngliche Form zurücli und bildet eine
Peloria. Die Blume der Orchideen fcheint in
der Unterlippe zu beliehen; die übrigen Blät-
ter, befonders die beyden äufseren zur Seite,
zeigen hch wegen der vielen Spalt öfinungen
mehr kelchartig. Die Blume der Gräfer un-
terfcheidet fich allerdings vom Kelch durch
■weniger, oder gar keine Spaltöffnungen, ifi
ihr aber fonft fehr ähnlich. Uebrigen» hat
die Blume manche Haare, Anhängfel, er-
höhte Flecke u. dergl.
Der füfse Saft , welchen viele Blumen
ai) der Balis, oder in befonderen Verlängerun-
gen abfondern , fchwitzt gerade zu aus den
Zellen , und es ßnd keine befondere Glandeln
daf^ir vorhanden, wie Roth gluubt (Uiteri's
Magaz. d. Bot. 2. St. S. 31).
Vielen vollkommenen Pflanzen und al-
len unvollkommenen, auch den fpirallofen
fehlt die Blume ganz und gar.
Die Theile der Blüthe, welcl^e eigent-
lich nur zufammengezogene Blätter find, zie-
hen fich in den Staubfäden noch mehr zu-
fammen, und ehe fie dahin gelangen, IriiFt
man oft Mittelzufiande zwifchen beyden For-
men
menan, wieGöthe *) vortrefflich gezeigt hat.
Diefe Formen fafste Liniie luUer dem Namen
Neotariuin zufaoimen; doch fcheint der Aus-
druck Paracorolla bequemer. Im Aeufsem
find lie ungemein raannichfaltig, im iniiern
Baue gleichen fie der Blume, oder den Staub-
faden gar fehr , haben auch Gefafsbündel.
Durch die Gegenwart derfelben unterfcheide
ich fie von den Paraphyfen, borfien artigen
oder haarartigen Theilen in der Blüthe.
Die männlichen Gefchlechtstheile heifsen
Staubfäden (ftamina). Gewöhnlicli bildet fie
ein fadenförmig; er Körper, der Träger (hla-
mentum) , und diefer ttiigt den Staubbeutel
Canthera), in welchem der btfruchtende ßlü-
thetiftaub (polleu) entlialten ift. Der Träger
hat in der Mitte ein Holzbündel, umgeben von
länglichen, fchmalen, oft irregulären Zellen,
mit einer Oberhaul , faft immer ohne Spalt-
öfEhunireo. F.r fehlt oft, lieht zuweilen auf
dem Bliithenfiiele, zuweilen auf dem Kelche,
oft ift er mit der Blume, zuweilen mit aoH
deren Trägern, feiten mit dei- Fruchtbalis vijH
wachfen. ^H
") Verfuch die Metamorphors der FSanzen t.a
«Titlären. Gotha 1790. g.
Man findet die Staubfaden in einem Wir-
te! oder in einem Kreife fiehen, oft in mehreren
und tlann zuweilen in Haufen. Selten fmd
fie nakc ohne Hülle von Kelch und Blume.
Meifiens befteht der Staubbeutel aus zwey
länglichen oder rundlichen, neben einander
liegenden Sackchen, die lieh durch eine läng-
liche Spalte , feilen durch runde Löcher öff-
nen , den Pollen ausfchülten und dann ein-
fchrumpfen. Man hann alfo zwey Säckchen
auf eine Anthere rechnen. Ich habe nie Ge-
fäfse in der Anthere gefunden, lie befieht grbfs-
tentheils aus grofsen, runden und eckigen
Zellen , nur, wo man Nerven bemerkt, lind
diefe länger und fchmaler, Oft liegen die
Säckchen nicht dicht zufammen, und dann
hat man der Pitanze wohl zwey oder gar vier
Anlheren zugefchrieben.
In der Anthere befindet fich der Blüthen-
fiaub, meiftens lofc in kleinen Kugeln. Zu-
weilen, doch nicht Immer, fcheint er inwen-
dig Zellen zu haben , wie Kölreuter zii all-
' gemein behauptet *) und Hedwig zu allge-
mein läugnet (Samml. f. Abb, T. c. S. in),
Kur feiten ilt er an kleinen Fädchen befe-
Jiigt; doch find diefe deutlich in Oenolhera,
weniger deutlich in Impatiens Baifamina, wo
fie Rafn fah (Pflanzen -Phyfiol. §. 59). Die
Form
•) Dritte FoTtfetzung der vorlSufiger Nachricht
von einigen das Gcrchlecht der Pflanzen be-
treifenden Verfucben, Lpi, 1776. 5, 137. 143.
Form ift rund und länglich in den meiflen
pflanzen , finchlich in den Malvaceen und
Küibispfianzen , fonderbar dreyeckig in Oe-
notbera u f. w. Wenn WafTer dazu Uouimt,
fchwillt das Korn oft an und platzt, 'wobey
eine öhlige FIüfiio;keit ausAierst. Doch platzt
das gefchwüllene Korn nicht immer , zuwei-
len wird es nur trübe, als bewirke das Waf-
fer einen Niederfchlag. zuweilen fchwitzt
die irübgewordene FlüIIiglfeit in kleinen
Tröpfchen aus, wie an dtn kürbisartigen Ge-
wächsen , und zuweilen dringt lie überall fo
hervor, dafs die Körner davon ftachlich er-
fcheinen (ßor^o ofBcinalis).
Den BlüLhenßaub der Dattelpabiie hab^
Fourcroy und Vauquelin cheniifch unlerfucht
(Annal. d. Muf. i. S. 417) und darin Aet^fel-
fäure, phosphorfauren Kalk und phosphor-
faure Talkerde, eine tliierifche Materie, wel-
che lieh in WalTer mit Hülfe der Shuren auf-
Icjft, und der Gallerte ahnlich ift, endlich
eine thieriffhe, dem Eyweifs nahe kgmmende
Materie gefunden. Ganz verfchieden lind
davon die Refultate welche Bucliholz (Ahna-
nacli f. Scheidekünftl. f. 1305. S. 137^ aus fei-
nen Verlachen mit dem Pollen von Salix tri-
andia zog. Er erhielt wenig in WaJIer auf-
lösliche Theile , dafür fehr viel von einem
harzigen Stoffe, etwas eyweifsarlige Materie
und Spuren von einem ihierifchen Stoffe.
Ich hübe den Blüthenftaub von Corylus Avel-
lana, den man in Menge haben kann, imter-
fucht. Durch kaltes und warmes Wafler lafst
Ach
<
— o — SI7
fich dar.ius eine Menge GiUbefioff ausziehen,
hieraiif erhält man vermiUelfl des Weingeillcs
ein Harz , welches WalTer in zarten weifseu
Flocken niederfchlägt. Der Refi liefert bey der
Auflöfüng in Kali Kleber in sirofser Menge und
als Kiickbleibfeletwas merabranöfen Stoff. Es
ift mir doch \vahrfchein]ich,d,irs indem Pollen
der Dallelpalnie der HaizHoff durch die Län-
^e der Zeit unkenntlich geworden war, und
diefer den eigentlicli bei'ruchtenden Stoff aus-
mache.
Es pebt einige Abweichungen von dem
gewöhnlichen Baue der Antheren, Sie find
mit einander an den Seilen verwachfen in den
SyngencUlten, und öffnen lieh nur nachinnenl
In den Orchideen ift die Antiiere grofs tmd
dem Aeufsern nach d«r Blume ähnlich , der
Pollen enthüllt deutlich Zellgewebe, und Gt?,t
oft auf einem belondern Sriele zufammenge-
ballt. In den Cucurbitaceis winden fich fünf
fchmale Anlheren an dem fleifchigen Träger
auf und nieder. In Afclepias Itehen die klei-
nen braunen AnLhi;ren in einigen Höhlun-
gen der Stielfäule, aus zwey Säckchen , wia
an anderen Pflanzen, zufamnieneefügt. Doch
lind die Säckchen leer, und aus einem jeden
tritt der geltielte. einfache, mit Zellgewebe
p«füllle gelbe Folien hervor, den man fonft
für die Aniheren hielt *). Ob die Farrnkräu-
ter mit Antheren verfthen find, ift noch im-
mer zweifelhaft (f. Sprengeis Anleit, Th. 3,
S.
•J S, lacqiiin In Mircellsn. AoRriac. T. i. f.
J
S.Ca), doch fcheintes mir , als ob Bernhardi
Rechthabe, dafs die hleinen Behälter an den
Enden der Holzbündel in den Blattern diefe
Function leilU'». An Scolopendrium vulgare
bilden ße auf der obcrn Fläche gegen den
Rand längliche Kürper, die ganz aus Paren-
chym beliehen , und in iiiren Zellen eine
dunkle Made, keinen grünen Stoff enthalten.
Gegen lie hört der Gefiifsbiindel auf, gerade
wie in den Staubfaden. In den Cralfulis,
iMsmenllichCrafT. crenata, fehe ich doch nichts
Aehnliches. Der Weg, %ve]chen die befruch-
tende Materie von den Antheren zu den
Früchten zu machen hat , ifi nicht To weit
als in manchen der Weg vnn der Narbe zum
rruchlhnoten. Auch kann itli nicht glauben,
dafs Lycopodiuni dcnLicnlaluni und einige an-
dere Lycopodia, zwey Arten von Kapfein ha-
ben füllten; ich halte lie mit Brolero für
Aniheren und Knpfeln. Die Antheren der
Moofe, welche Hedwig *) zuerli genau un-
terfuchte , haben in der nursern Form , in
der t^mgebung niit regelniäfsig geordneten
Blättern, in der Begleitung von Paraphyfen,
in der nicht feiten anzutreffenden Stellung
lun das Piflill fo viel Aehnlichkeit mit den
Staubfaden, dafs ich Sprengel unmöglich
Beyfall geben kann, wenn er fie für Gem-
men hält (a, a O. S. 221 folg.). Wo giebt
es Gemmen von Faraphyfen , wo mit einem
folchen Blälterkranze umgeben , wo flehen
fie
•) Theoria generailoni« et frnciific. pUnt. cijptfl-
gam. Peirop, i78'l. 4- Lipr. 1799. 4,
fie um Jas Pifüll in folchen Haufen? F,s ift
liein Einwuif, dafs der Staub dief'er Anthe^
ren nicht zum Pilttll liommeii könne — in
manchen liegen doch Anlheicn und Piltill
deutlich zu Tage, — denn fonit dürfte es
irar keine Antheren in den Afklepiadeen ge-
ben, weilman nicht einliclit, wie iin eini-
gen der Pollen auf das Pifütl liommen kann.
Wenn licli auch von der dcutlictien Gegen-
wart des Piftills in jenen Pflanzen nicht be-
itimmt auf Staubfäden fclilielsen läfst , fo
wird doch die Exiftenz der letzteren dadurch
äufserft walirfcheinlich, und die Bt^hauptnng,
dafs jene Körper nur Gemmen find, gründet
iich auf niihta, als eine blofse Hjpothefe.
Auch feile icli fie an allen Moofeii nach der
ßUithe verwelkt und eingefchrunipft , oft
auch dann in grofser Menge den neuen Schöfs-
ling umgeben, welcher mit ihnen nichts als
den Ort gemein hat.
An den unvollkommenen Pflanzen be-
merkt man keine Spur von mannlichen Ge-
fchlechtstheilen.
I
I
[ Die weiblichen Gefchlechtstheile oder
F Statibwege (piftüla) nehmen den mittlem
E Thcil der Blume ein. Sie befinden fich
r gewöhnlicli auf dem Fruchtknoten Cgcrmen),
i ftellen einen fadenförmigen Tlieil dar, den
P* Orißel (liylus), welcher die mit Papillan be-
j. fetete Narbe (ftigma) tr^gt. Nicht fo häufig
L f"'
1
fiehen die Piftillen geradezu auf dem Blüthen-
fiicle, und haben die Fruchtknoten um fich
liegen.
Nie laufen die Gefärsbiindel aus dem
Blüthenftjele oder der Mitte des Fruchtltno-
tens gerade in das Piliill , fondern ans den'
äufseren Unihiillungen derFruiht, odfr aua^
den umher ÜPgenden Früchten Ttofsen die Ge-
fafshiinderin dem I'iiiill zufiininien. Daher
fcheint die Balis des PiClillö zuweilen hohl
(Lavatera), und eine ßarke oder zarte Streifs
von Zellgewebe läuft durch die Mitte des-,
Staubweges. Deutlich ift diefe Streife von
ausgezeichnet dichterm, selben Zellgewibe'
in den Cucurbitaceen, und Hedwig hat davon
eine genaue Befchreibung gegeben (Samml.
fein. Abb. Ih. 2). F.inen andern Kanal von
der Narbe zu den Samen, um he zu befruch-
ten , giebt es nicht;- die Gefafse hiufen oft
nicht bis zur Naibe, <jder iie gehen von der-
felben in die äufsere Frucht den Samen vor- ■
bey, und von dort zum BlüLhenfiiele. Sonft
ifi der Griffel mit Zellgewebe aus langen,
fchniiilcn Zellen umgeben, und feiten befin--.
den lieh Spaltöffnungen darauf. Zuweilen
fehlt er.
Die yarbe (fiigma) ifi an der M«nge def
Papillen henntUch. Auf diefen Papillen blei- ■
ben die Körner des Pollen liegen, um die
Befruchtung zu bewirken. Daher fchwitzt
ein klebriger Saft aus dem obern TheUe des
Pifiills, um den Pollen feftzuhalten. Zuwei-'
len
len iß die Narbe mit Haaren tmd Spitzen oilcc
einer häutigen Erweilerung gegiert (Iris),
Wo der Griffel fehlt, deuten die Papillen die
Gegenwart der Nitrbe an ; fo lielit man lie
z. B. in den OrcUidtcii an der Balis der An-
theren, in einigen Blumen durch eine grün-
liche Streife bezeichnet.
Staubfaden und Staubwege find weifs,
oder gefärbt, wie die Blumen, der Frucht-
knoten iß in der Kegel grün, und gewöhn-
lich mit vielen Spaltöffnungen bedecKt, Er
hat zuweilen einen Stiel, der nach dem Ver-
blühen länger hervorw.ichft und demBlüthen-
fliele gleicht (Euphorbia). Ein folcher Stiel,
aber aus baUariigem Zellgewebe, wie der
Stamm gefurmt, wächJt in den Moofen nach
der Befruchliuig hervor und heifst dort feta.
Immer aber iit die Balis des Vruchtknotens
CFruchtbaßs) (balicarpium) fclir ausgezeich-
net, Nut zuweilen bemerkt man daran wirk-
liche Glandeln , oft aber grüne oder gelbe War-
zen, einen fleifchigen Ring u. dgl. m. , wel-
che Theile ich Fleifcfi^emächfe (farcomata)
nennen will, da fie auf keine Weife einen
Saft abfondern. In einigm Pflanzen , wo dec
Fruchlknoien imter der BhLthe fich befindet,
liegen diefe Fleifchgewächfe auch über dem
Frachtknoten an der Balis des Stiels.
Dicht um dem Fruchtknoten befindet fich
zuweilen noch eine Hülle, das Perigynium
(perigynium). Es bildet oft fleifchige, aus
blofsem Zellgewebe beltehende Blätlchen (Gra-
fer},
fer), oder eine Art von Knpfel (Carex), oder
eine rund umher zerreifsende Hülle, wovoti
der oberfie Theil als Mützrhen auf der Kap-
fei fitzen bleibt (calyptra der Moofe^ Von
den Perikarpien unteifcheidet es lieh dadurch,
dafs es den Griffe! durchLTTst und ihn nicht
trägt; von der Bhiuic, dafs es innerhalb der
Staubfaden fleht (f. Moofe z. B. Bartraniia),
odcT nach dem Verblühen mit der Fi ucht
wächft und grün bleibt (Carcx) Es hat im-
mer nur wenig Gefäfse und Spaltöffnungen.
Die Fruchtknoten und Griffel find In der
Gattung Afclepias und den verwandten Gat-
tungen mit der Äfic/ynii/c (liyloliegium^ bedeckt.
Sie enlfpringt aus dem BUlthenftiele, umgiebc
Fruchtknoten und Griffel ohne daran gewaciilen
zu feyn , und überdeckt fie oben völlig. Hier
aber gehen die Spitzen der Griffel in fie über,
ein Holzbündel aus diefen fetzt üch in die
Stielfaule fort und lauft bis zu der Stelle, wo
die Staubbeutel befefligt iind. Uebrigens be-
fielit die ganze Säule au-i Piuenchym: Iti den
Höhlungen der Säule litgt der geltielte Pollen
immer verborgen , und fchwitzt dort feine
Flüfligkeit aus, für die man keinen deutliehen
Weg zu den Samen gewahr wird.
An denFarrnkräutem bemerkt man keine
Spur von Piftill , deflo deutlicher ift es an
den Moofen. Den unvollkommenen Pflan-
xen fcheint es gänzlich zu fehlen.
S. 6.
Dafs es ein doppeltes Gefchlecht (fexus)
der Pflanzen gebe, zweifelt man wohl jetzt
nicht meliv. Die Al"sn linnnlen fchon diefe
Erfcheinung an der Dattelpalme; Theophralt
erwähnt ihrer (L. i. c. 22. L. 2. c. 9), und
Plinius macht davon eine dichterifche Be-
fchreibung (Hilt, L, 15. c.4), die in neueren Zei-
ten wiederhohlt und erweitert iß. R. l. Ca-
merer *) hatte die erlten, beltioimteren Begriffs
von der Art, wie die Befruchtung gefchieht,
die aber nicht geglaubt, oder nicht geachtet
wurden , bis in fpäteren Zeiten Linne durcli
eine Menge von Gründen das Gefchlecht der
Pflanzen bewies**). Kurz vor ihm hatte Geof-
froy diefe l^incUon der Bliitlie deutlich ge-
lehrt (Me'm. (]e lAciid. d. Scienc. 1711. p. aio),
aber Linnt war dazu geboren, Aufmerkfam-
keit zu erregen. Er fand Widerfprecher und
Vertheidiger , deren Aufziililung nicht hiehcr
gehört. Auffehen erregt^ die liünfiliche Be-
fruchtung einer Fächerpahne zu Berlin, wo-
zu Gleditfch die männlichen Blüthen aus Dres-
den kommen liefs ***}. Aufser allen Zwei-
fel ift die ganze Lehre durch Kölreuters Be-
mü-
•) De Sexu pUntarum cplftola Tubing. i6C)4. g.
such bey J. G. Gmelin de novoraiu vegetabi-
liiim poft creationem exoriu Tub. 1749. 8'
•«) Ditr, Sponfalia plantarum Amoen. acad, V. i.
und OiCf. Scxua plantarum ibid. VoU to.
*•*•) Fhyrikalifch - Boianirch ■ Oekouomifch« Ab-
handlungen 1 Tb, S, 94.
4
irühungen gefetzt *), welcher Bafiarde
allem erzeugte, f&ndern auch eine \
Aehnlichli eit in dem Verhallen djefer Baftnrde
mit den Baftarden der Thiere darthat. Er fah
die Baftarde in der Regel unfruchtbar, niirmit
der väterlichen oder mütterlichen Art befruch-
tet brachten lie Jimgc hervor, und die Jun-
gen liefsen lieh durch fortgefetzte Zeugung
. iti eine von diefen beyden Arten zurückfüh-
■.ren. Statt aller anderen kann die Art, wie
«tiefe Verfucheangeftellt wurden, zum Beweife
■ dienen, dafs in dem Blülhenltaube wirklich
der männliche Same enthalten fey, und dafs
die Narbe diefen Staub auffange und daduri
befruchtet werde.
L
Was aber auf der Narbe vorgehe, win
' von den Beobachtern verfchieden angegeben.
! liinne' fah die Körner des Blumenflaubes in
r VVaiTer anfchwellcn und platzen, er vermu-
; thete alfo, ein Gleiches gefchehe auf der Narbe,
und ein wenig NiiflTc werde zur Befruchtung
erfordert. Kölreuter hingegen liifst den be-
fruchtenden Saft als ein Oeh) aiisfchwitzen. Ich
habe oft die Körner auf den Narben unterfucht,
welche ihre Function bereits erfüllt und die
Narbe befruchtet hatten, aber ich habe nie
eine Spur von einer Ritze in ihnen beobach-
ten können. Vielmehr waren iie ganz eingi
fchrumpl
*} Vorläufige Nachricht von einigen das Gefcblecht
der Pflanzen betreffenden VerfnchcnLeipB, 1761.
FoTtCetBung der V. N. daf. 1761. Zweite Fortfetz,
dar. 1764. Dritte FoTtf. dal. 1766. S. auchBoUn,
Magaz. St. 6. S. 35.
I
1
1
fchrumpft und zeigten die Kichligkeit der Köl-
reuterfchen Cehauptung. F.s üt doch woj^l
die harzige SubÜanz , welche hervordring;t
und befViichtet. Sie kann aber zu den Samen
nicht anders als von Zelle zu Zelle durch
das Parenchym in der Mitte des Griffels drin-
gen, und diefer "Weg, da fleh ihn die Safte
immer bahnen mulTün, hat die Schwierigkei-
ten nicht, welche man vermuthen möchte.
Oft befinden fich männliche und welbli*
che Gelchlechtstheile in einer Zwitterbliithe
(fl. hermaphroditus), oft und die Gefchlech-
ter getrennt, und zwar fiehen Mannchen und
Weibchen auf einem Individtium (pL monoi«
ca), oder auf verfchiedenen (pl. dioica). Zu-
weilen ift der ganze Bau der weiblichen filüthe
rerfchieden von der männlichen (pl. vere di-
clina), zuweilen mangeln münnliche oder Weib-
liche Gerdileclitstbeile allein. Man Hndet fo-
gar in manchen männlichen Blüthen in der
Mitte einen Theil, welcher ein Verltüni mel-
ier Fruchtknoten zu feyn fcheint [paracar-
piuni), z.B. in den kiirbisartigeri Pflanzen uT,d
Urtica. Auch kommen Zwitterbliithcn mit
Mannchen oder Weibchen gemengt vor Cpl,
polygama), und zwar To , dafs diefe Blumeti
immer ihre befiinimten Stellen haben (pl. di«
liincte potygiima), oder dafs nur hier und da
eine männliche oder weibliche zwifcben den
Zwitterblülhen vorkommt
Viele Ümftände befördern die Befruchttm*
der Pflaasen. Die ValUsneria , da fie unter
P ■ < dem
E26 — o —
dem WalTer wächft, läfst die gelöften und
getrennten männlichen Blüthen auf die Obei'-
fläche des Walters fahren, und fendet die weib*^
liehen an dem fpiralförmig gedrtjieten
alfo leicht verlängerten Stiele in die Höhd
Landpflanzen, unter Wafler getaucht, Iiebei
lieh iur Befruchtung in die Höhe, wjeNocC^fl
bemerkt hat (Ulteri's N. Aniial. St. 3. S. 57)^
Doch werden auch Pflanzen unter "Wafl^er be-
fruchtet, z. iJ. Ceratopiiyllum, Zofiera); eine
begreifliche Begebenheit, wenn man erwägt,
i dafs die befruchtende riiifligkeit fich nicht mit
■ dem Wafl'er mifcht *). ]Me Staubfaden dre-
hen lieh zum Piitill , fie legen fich in
!' parnaffia dicht auf die Narbe, und zw^ar, nacl.
Humboldt, in beftinimter Folge (Uiteri's bot.
Annal, St, 3. S. 3). Umgekehrt drehen fich
die PiAille nach den Staubfaden in Kpilo-
bium und Nigella. Viele andere Bemerkun-
gen über dieNäherungen der Gefchlechtstheile
. hat Desfontaines gemacht **). Reitzt man
die innere Seite der Staubfaden an allen Ber-
berisarten , fo fchlagen lie gegen das Piitill;
eine von Smith genau unterfuchte (Ph. Tr. Vol.'
78- P. 1. p. 158-) Erfcheinung. Die Kelch-
blatter von Parietaria, das Schiffchen in Me-
dicago halten die Gefchlechtstheile mechanifcli
zurück, laffen fie dann plötzlich fahren, nnd
fchiit-
') Man biancht alfo mit Bitlch keine Befruch-
tung durch Keforplion des männlichen Samens
anzunehmen.
'*) Memoir. de TAcadi. d. Scienc. d. Par, 1737.
p. 468-
J
aif
I fchütteln fo den Stmib aus. Winde verbrei-
■ ten denfelben ungemein weit, und hLdeiiht
' zaali, dafs nncliKölieiiter's Verfuclien ein Körn-
. chen hinreicht, viele Samen zu befiuchten *),
l fo wird man einfelienj wie leicht dadurch
I Befruchtung möglich il't. Infeclen , indem
l^ fie den Saft aus den Elüthen fatigen, brin-
f ' gen dtn Staub- niclit allein von einer Bliitlie
I auf die andere, fondern befördern auch in
, einer und derfelben Blüllie die Befruchtung,
j und C. K. Sprengel' s Beobachtungen, wenn er
t gleich die Refiiltate übertreibt,- verdienen die
' gröfste Aufniertfamheit **■_). Ich habe felbfi
i;^ in dielen letzleren Jahren , wo, vielleiclit der
[, ■ fealten Sommer wegen, keine TipiiJae iu den
I Blüthen der Ariitoloclna Clematitis lieh auf-
i hielten, nuch lieine Früchte an derfelben be-
' merkt. Das NiederhHn?Rn des Bh'ithenlliels
Ivor der EHiihe und Krhtbuug delTelben wali-
reud derfelben fcheint keinen Kinflufs auf
die Befruchtung zu haben; es findet nämlich
Huch an Syn gen eliTt tn Statt, wo die Befruch-
\- tung licher genug vor fich geht.
L Es ilt wohl ohne Zweifel, dafs Gewachfe
I fich ohne Bofrurhluny foitpflnnzen können;
die unvollkommeiiiin Gßwai.lifc fcJieinen ins*
gefamnit in diefem Fülle ?.li feyn. Viele
pflanzen vermehren lieh durch Zwiebeln, "Hnol-
■ leu
*) Er fand rtHmlich, ilafa ei-n KöniclKn von der-
fi^Ilieii 'Art UTiiür rrcmdcn Sfaufa gpineiiat, dia
BartaiderzeugHnp; verhinderte.
■ **j Das eindeckte üvhehrulfe der Nanir im Baua
und in der fiefiucbiung lirr Bluiucn Beil. 17^5.
P 2
fiäa — o — I
len und andere Gemmen, ohne der Same^lf
-i %u bedürfen, wenn fie gleich vorhanden ßnd^
pz* B. manche Orchideen. Es können , wie
|-ich fchon oben erinnert habe, analoge Theil?
Lan einem oiganifchen Körper da feyn , ohne
P^Ts lie zu denfelben Zwecken tauglich Tind;
[■ manche Moofe kÖnnenScaubfitden haben, ohne
tirer zur Vermehrung zu bedürfen , da iie
Urch Gemmen fich hinreichend fortpAaiizen.
L'Sollten aber nicht auch die Pflanzen unbe-
f' fruchtet, ■wenigftens einige Generationen hin-
r^titch, keimende Samen, wie die Blattläufe,
Eftagen können? Spallanzani's Verfuche fchei-
f/aen diefes zu beweifen , auch trifft man der-
I gleichen in den alteren gegen das Gefchlecht
1 der Pfliinzen gefchriebenen Schriften an *).
F^Indelfen fmd mir alle Verfuche mifsgliickt, die
I ich befonders an Mercurialis elliptica, wovon
t ich nur einen weiblichen Stock beiitze, in
l;diefer Hiniiclit angelteilt habe.
f ' Die Blüthszeie (anthefis) ift die Zeit dft
Befruchtung. Witterung und Gewohnheit
beftimmen die Zeit, wo die Blüthen aufbre-
chen. Daraus entlieht der Bliithen - Knien-
der für verfchiedene Provinzen , wie er von
vetfchiedenen Beobachtern als Linne **), Fer-
ber ***^, Bjerkander f} und Römer ff) ge-
li
•) Fifica animale « vegetflbile T. 5. p. 503.
•*) Diir. Calendariutn Florae Amoen. *c. Vol;^
*■*) Abhaiidl, d. Scttwedifch. Akademie.
S 80
t) Nene Abbandl, der Schwed. Akad.
S. 7aa
tt) Botanircbce Magazin St, 11, S, 6t.
I
— c — Ssg
liefert forden ift. Die Bliithen verfchliefsen
fleh auch des Nachts , oder fiehen nur dann
offen (flores iropici) , oder Jie rerfchliefsen
lieh bey und -vor dem Regen (fl. meteorici)
oder nur zu'gcwiffen Stunden (fl. aequinoctia-
les). Alle diefe VerhältrrilTe hat Linne feiner
Aufmerkfauikeit befonders gewürdigt.
Lamark ff) beobachtete wSlirend der Blii-
the des Arum italicum eine beträehtliche Er-
hitzung in der Blüthenfeheide, Man hat die-
fe Wärme zu dichterifch mit dem oeftrus ve-
nereus der Thiere vergliehen. Die Bliithe
ftinkt fehr heftig. Mir fdieint die Entbin-
dung und Zerfetzung des Oehls oder geköhl-
, ten Wairerftoffgafes , welclics den Geftank ver-
urfaeht, ander Luft, allein der Grund jener
Erfcheinimg zu feyn.
So wie das Blatt vieler Pflanzen abfällt,
wenn die Gemme anfängt fich zu entwickeln,
fo zieht auch die Richtung des Triebes nach
dem jungen Samen fogleich eine grofse Ver-
. anderung in der Blüthe nach fich. Die Nar-
be von einigen (Viola tricolor) verw^elkt fo-
gleich , wie fchon Linni^ bemerkte. Die
Staubbeutel verJ'chrumpfen , die Blumenblät-
ter verlieren ihre Fähigkeit fich 7Ai den be-
ftimmten Zeiten zu öffnen und zu fchliefsen,
fie verwelken , und fallen, wenn die Zellen
an der BaGs ihre eigene Form haben, bald
ab.
ff) S. Encycloped. p. ordre d. matt
que, T. I, Art. Äron d'IuUr,
ajo — o —
ab. Der Kelch leidet ebenfülls, er fchrumpft
pin Und verwelltt fpäter oder i'iüher. In ei-
nigen Fällen zieht die EiiLwickelung der
Pliimenbliilter fchon das Abfallen des Keli
ches und die Entwickelung der Suubfad<
fchon das Abfallen der Blume nach lieh.
Die Entltehung und Bildung der Blutl
erlaubt viele Moiifirolitäten. Mangel
^_'.Nahrung , Kälte und ähnliche Hindemilla
' yerurfachen einen I\l:ingel der ganzen Blume,
' oder einzelner Elumenblütler oder einzelner
Suubfäden. Ueberfluls an Nahrung und an-
. dere Begiin Tilgungen hingegen vermehren die
jZahl der Theilri in einem >Viitel nicht al-
lein , fondern auch die WirUl Idblt , wie in
,den doppelten und geiulll«?n Blumen (fl.
< multiplicaLiJ , und Hitnn pllegen auch hier
r i^ach der allgemeinen Regi^l die inneiTten
■Xheile (ich «ufammen zu ziehen und fchmal
zn werden. Eben diefe Urfachen bringen eine
gvöfsere Entwicfeelung hervor, die Staubfa-
den verlieren ihre Zufammenziehung und
werden den Blumenblättern ähntich , fo auch
die MiLleldinge zwifchen ßlunie und Staub-
fädfn ; der Kelch und die Blume fogar ge-
hen in die urfprüngliehe Blattform ziu-iick.
Die Vergröfserung eines Thcils jiufsert üire
'Folgen auf die übrigen, die Vergröfserung
der Blumen In Hortcnfia )aponica und Vibur-
Dum Opulus bat die Staubfäden und Staub-
wege ekichfam abforbirtj ^as Strahlenblüm-
'""' chen
1
3 el«;ic
— o — *3i
chen der Syngeneßfien hat durch die Verlän-
gerung an einer Seite die röhrige Form ver-
loren. Alle zu einer höhern Form iiberge-
gangeneBlurnen,die zweylippigen undfchmet-
terlingsförmigen widerfiehen der Veränderung
mehr als andere, die einfachen, von Natur
nicht einmRl ganz ausgebildeten Blumen der
Telradynamiften u. f. w. verltalten folche am
leichteften. Oft kommt eine Bliilhe aus ei-
■ ner andern und fogar ein Aft aus einer Blü-
the heraus. Nach meinen Bemerkungen ift
es immer nur ein Staubfaden (Rofa) oder ein
Blümchen (Helianthus), welche in den Afi
übergegangen find *},
■) Die Schriftßeller und Nachrichten von äia.
Ten Manftroßtätf^n finder man gefamBielt in
Catalog. Bibl. Banka. T, HI.
Sechsteg Kapitel,
"Von der Frucht und dem SamwJT"
Es ift bequemer, von dem Samen anzu«
ffingen und l'o Jtuffenweife zu leinen mannich-
fpUigen Hüllen überaugeheii, als von den
letztem zum Samen. Der Snme (fernen^ ilt
dfls Ey der Pilanze i er entliält den Embryo,
TffQraus ßcU die künftige Pflanze entwickelt.
Die Stelle am Samen , wo er mit der Mut-
ter in Verbindung ßeht, heifst der Nabel
(umhilicusj. Er irt durch denfelbcn in der
rmchtbedectung unmittelbar feflgewnchfen,
pder piittelbsr an einer Sr.imur, der Nabel-
fchiur (t'uniculus umbilicatis^ befeüigt. Ne-
ben diefer Stelle hat Turpin noch eine an-
dere entdeckt, wodurch ebenfalls eine Ver-
bindung mit der Mutter unterhalten wird,
die Mikropyle, und Ti glaubt, |ie diene zur
EinlalTang der befruchtenden Feuchtiglteiii
(Ann. d. Miif. T. 7. p. 199}. F.r geht näm-
lich von dem Satze aus, dafs die Get'sfsti,
welche den Nahrungsfnft zuführen , unmög-
lich auch die belruditendc FlüfligkeJt fortleiten
können. Bey einer f|;enaueren Unterfiiciumg
der Nabelfchnur und des Griffels wurde dieie
SchwierigUeit verfchwunden feyii. Die Na-
belfchnur beiteht gewöhnlich aus zwey Holz-
bündeln , welche an den Seiten fortlaufen
und Farenchym in der Mitie einfafTen. Sehr
deutlich ilt djefer B;iu an If'aüs tinctoria,"'^A'o
die dicke Nabelfchnur den Namen einer Schnur
night uielir verdient, aber man lielit auch
die doppelten Eindrücke der IlDlzbündel in
den Gräfern deutlich , und eben fo ift jene
Bildung in den Leguminoßs und vielen an-
dern nicht zu verkennen. Nun wiffen wir
aber, dafa die befruchtende Feuchtigkeit aus
der Narbe von Zelle zu Zelle übergeht, der
Nahrungsfaft hingegen durrh die Gefafse ge-
führt wird} es ift alfo keine Schwierigkeit
vorhanden, beydes durch den Nabel in den
Samen gelangen zu laden. Jene Mikvopyle
kann ich doch auch an vielen Samen nicht
erkennen, und oft fi,heint dahin ein Holz-
bündel zu gehen. Uebrigens ilt der Nabel
mit manchen Anfatzen umgeben, welche man
in Gärtner's Werke*) verzeichnet findet.
Die äufsere Haut des Samens (tefta Gärt-
ner.^ hfingt ßoi Nabel mit dem Sawen zufam-
") Jof, Gartn« äe fmctibiis et feipinibui plan«.
THBi Stung, i78t). 4t
men , ift aber fonft davon getrennt. Bey der
' ^eifö färbt Üö lieh, und beyni Heimen wird
abgeworfen. Sie bildet oi't zwty Schich-
1, die üch leicht von einander trennen laf-
" Ten. Sie beUeliL ganz aus Parencliym, mei-
fiens von lileinen, runden Zellen, oft von
zufaminengefetztein, auch zierlich wechfeln-
dem iGewebe. Nur feiten Iah ich Gefäfsbiin-
del darin, d^ch aber in Cynogloffum officinale,
Prunus domeftica und anderen. Sie iJt zuwei-
len mit wahren Haaren, mit einem Schopf
HComa) bedeclit, oft hat fie Erhöluingen und
TTortfatze aus Parenchym gebildet. Im j\in-
gern, unreifem Zustande, wo fie noch eine
weifse Farbe hat, w^ird iie zuweilen durch die
blofse Berührung der Luft fi;efarbt, welches
auch ohne diefe bey der Keife Statt RndeL
Unter ihr befindet fich oft noch eine
nere Haut (membrana interp_a), welche den
Kern des Samens zunäcbft nmgiebt, zuweilen
aber nimmt die innere Schicht der tefta ihre
SteEe ein. Nie habe ich in ihr Spiralgefäfse
angetroifen; die Zellen des Parenchyms find oft
mit einer etwas giefärbten, fogar grünen Ma-
terie gelullt (Triticura). Bevm Keimen wird
auch diefe Membran abgeworfen. An ihr be-
findet fidi der innere Nabel ; zuweilen läuft
die Nabelfchnur zwifchen der tefta und der
innern Haut fort, fo dafs der innere Nabel
dem äufsern nicht entfpricht.
M
s- =.
Unter äen Hiiuten liegt nnn entweder
der blofst! F.iiibryo mit feinen Tlieilen, oder
fiine andere fleil'chige, mit ihm nur leicht ver-
.bimdene MafTe, umhiebt ihn ganz, oder be-
findet lieh ihm zur Seite. Juilieu nennt die-
len Theil ilerifpermitim, Gärtner fehr palTend
albutnen. Seine Form, I,age und Gröfse ilt
ungemein verfchieden, wie man bey Gärtner
linden Uann. Das ganze A]bunien belteht
aus Parenchym, und z'.var ans ziemlich gro-
l'sen Zellen , welche mit Körnern von Stärk-
niehl, Schleim, einer körnigen MalTe, oder
blorscn Siiflei) gefüllt find. Beym Keimen
fcliwindet das Albanien , das Stärhmebl in
ihm lölt fich auf, und reicht dem jungen
I'':nbryo die erfte Nahrung. Es fchliefst den
F.mbryo entweder unilier ein , oder nur von
einer Seite, und dann krümmt fich derfelbe
oft in feinem Umfange, und i'ciiliefst es wie-
■ derum ein.
An der künftigen Pflanze , oder dem Em-
hryo, ift bey den vollkommenen Gewiichfen
bereits der künftige Stock deutlich zu fehen,
und macht den konif'chen Theil aus, welchen
■wir Würzelchen (radicula, roitillum) zu nen-
nen pfiegen. Der fpitze Theil ift der un-
tere, woraus die künftige Wurzel entfpringt.
Nach oben ift er nur feiten felir verlängert;
man pflegt diefe Verlängerung Schaft (fcapus)
Z.U nennen. Zuweilen findet fich auch dort
fclion eine Gemme, das Federchen (plumula)
vorgezeichnet. Aus den Seiten des Embryo
«nlfpringen oft die beydeii Sametilappen oder
Kerriftücke (colyledones), die nnchher fich
entwickeln und die Samenblätter dürftellen.
Der untere konifche Theil, oder das Wür7,cl-
chen fehlt nur feiten, ab?r doch in der Tra;
natans.
Er kehrt die Spitze entweder gegen den
äufsern Nabel (c. erectus), oder giinz von ihm
ab (inverfus), oder der Nabel trifft auf ihn
feitwärts. Zuweilen ilt noch ein, dem AI-
bumen völlig ähnlicher Theil, aber genauer,
; ^s ienes mit dem Embryo verbunden, und
f&fst ihn entweder gnnz ein (Grüfer), oder ift
tpa feiner Spitze angewachfen (Zoliera) u. f. w.
k^rtner nennt ihn Dotter (vitellus).
Mit Unrecht hält man das Würzelchen
für die künftige wirkliche Wurzel, es ilt nur
der nach unten wachfende Stock. Man be-
trachte diegröfseren Samen derPfianzen, z.B.
von Weizen, Kürbis, Bohnen genau, indem
fte keimen, und man wird feJicn, wie aus
jenem Körper (im Weizen ift er dreyfach ge-
tlieilt) die wahren Wurzeln viel dünner und
zfiiier hervorkommen *). Auch die Anatomie
bellätigt diefes. Fig. 75 fiellt den Längsfchnitt
eines Würzelchens aus der Bohne (ViciaFab^lJ
•) Wenn ich oben Kap 1, f. i. «lie Kichtnng der
Wuraeln nach Aic(em WdrEcIchen bcurtheiltr,
fo war nur von dem Wachfen nach unten al.
lein die Bede.
Ol«
al.
— o — ■ a37
vor, Das Parenchyni im Umfange a und in
der Mitte b ilt kenntlich genug; jenes macht
die künftige Rinde, diafes das künftige Maik
aus, weUlies man in clüi- Wurzel dieferPllün-
ze nie bemerkt, DieZwirchenräume des Zell-
gewebes Und dick und breit, wahrfcheinlicK
von den unentwickelten Zellen in diefeii
Käumen. Man bemerkt nur an der Stelle des
künftigen Holzes den Baft; die Spiralgefafse
ßnd entweder nock zu fein, oder gar nicht
vorhanden. Die Cotyledonen diefer Pflanzen
beitehen aus Parenchym, Fig. 76. a, mit gro-
ben Kornern von Stiirkinehl b, und in diefem.
Parenchym laufen die künftigen Nerven um-
-her, aus Balt c und fchon lichtbaren Spiral-
gefiifsen d, die aber fo zart lind, dafs ich iie
nicht habe voritellen können. Diefe Verbrei-
tung des Baltcs mit Gefäfsen hat fchon Grew
gut abgebildet. Wenn das Würzelchen lieh
im Keimen verlängert hat , fo bemerkt man
noch deutlicher den Bau des Stammes und den
Unterfchied von der Wurzel *), auch werden
dann die Spiralgefafse bald fichtbar. Wir ler-
nen hieraus, dafs der künftige Stock der Pflan-
ze von einem Centrum nacJi oben imd nach
unten fich verlängert, wir lernen ferner, daf»
zuerft Parenchym (ich ausbildet, dann der Baft,
und endlich die Gefäfse fich entwickeln.
In den Farmkräutern und Moofen fieht
man ntu: einen dunkeln Punct, welcher den
künf-
*) Man fehe auch Ale Abbllclungen von keimefi.
de» Weizenkörnern btMalpighi Op^. T, c. Tab. 5.
138 — o —
künftigen Embryo vorftellt. Die Samen der
unvollkommenen Pfianzen find ganz dun
fichtige Körner,
1
Die Entwlclseliing des Embryo im Samen
hat Malpighi (Opp. T. i. p. 57 folg.) niiL vie-
len Beyfpielen erläutert. Man ifl ihm darin
nur zu fehr gefolgt, und felblt Gärtner Iiat
zu allgemeine SchlülTe danuis gezogen. Die
ganze Erfcheinung geht in verrchiedenenPflnn-
zen auf eine verfchiedene Weife vor lieh. lit
ein Albumen vorhanden, fo wird man diefes
fchon im früheftenZuftaude gewahr, es fcheint
den ganzen Kern des Samens einzunehmen.
Doch entdeclit man bald auch die Spuren
■von den Cotyledoneft, oder dem äufsem
JTmfange des Embryo, und es bleibt nur in
|jȊer Mitte, da, wo die Grundlage des Ei
Tfbryo feyn follte, eine Höhlung iibrig.
ufcharfe Vijrgröfsemng zpf^t, drifs hier "kev
ffiöhlung fey , ("ondern nur ein lockeres, xnr-
te8^ groTszelHges Pareuchyni. Mit der Zeit
PsSfachfen die Holzbündel nach, dasParenchym
■Wird rerdrüngt, und in der Mitte als Mark
eingefchlofren, oder wenigftens mehr einge-
fchränkt , ungefähr, wie diefes beym An-
wachfen des Holzes im Stamme überhaupE
fefchiehl. Man lielit diefes deutlich an den
ithymaleis, den RanuncuLiceis und anderen.
Wenn das Albumen fehlt, fo nehmen ofc
die Cotyledonen deffen Stelle ein, zeigen fich
fchon früh, und lalfen da, wo die Grundlage
des Embryo ift, die vorige Kühlung. Lupi-
nus
m-
Hl
atSm
i
239
nus varius giebt hiervon ein Beyfpiel. Wo
aber das Albumen felilt, oder düriieift, fieht
man den ganzen Kern des Samens ftatt de»
Albumens mit einer i.'iLiIil^lieit .TiipefiLllt, in
.der fiel» dann der Embryo znerli mit den Co-
tyledonen, nachher mit der ganzen Grundlage
entwicJielt, z.B. in den Labiatis. Cucurbita-
ceis, vielen T^eguminoils. Die Fliinigteit (li-
qiior aninios von Malpjglii genannt) wird
nach und nach verzehrt und der Embryo füllt
den ganzen Kern an. Doch wird auch das
Albanien zuweilen l'chon vor der Reife von
dem Embryo zum Theil verzehrt; es imigiebt
in früherem ZuRande den Embryo in denMal-
ven ganz, nachher nur von einer Seite. Ein
befonderer I'acculris colllcjiiamenti, wie ihn
' Malpighi anhiebt, iit nirbt vorhanden. Ue-
berhaupt hiid alle Theile df:s biiruens fcbon
oft vor der Befruchtung deutlich zugegen,
auch die FlüKigliett, und man wird keine
auffallende Veränderung nachderfelben gewahr.
i
-Alles W.1S den Samen fürfich, odermeh-
■ rere zugleich, aufserlialb der tefia einfchliefst,
gehört zur Fruchi-deche oder pericarpium. In
zweifelhaften Fällen unterfcheidet man es von
den zufalligen Dechen der Blüthe, dadurch,
dafs entweder das Piltill darauf fteht, oder
Gefafsbündel aus ihm fogleich zum Piltill
laufen. Jung bilden die Perikarpien den
Fruchtknoten, haben dann eiufe grüne Farbe,
und
und viele Spaltüffiumgeii , welch«
gögea die Reife verliereD.
Das Perikarpium fcliliefst oft nur eini
Samen, und zwar fo ein, dafs er delTen Höh,
Jung ganz ausfüllt. Gewöhnlich beltehl es
dann nur aus einem StücUe, ohne Spur von
Fugen. Ich würde eine fotche Fruchtdecke
allgemein perifpernüuni zu nennen vorfchla-
gieri. llt es mit der telta genau verwachfen,
,io nennt es Richard caryoplis (Labiatae^
'W zwar iingewachfen, liilst lieh aber d<
.»och trennen, fo lieifst es bey ihm acei
teenubar bildet es eine Nuis oder Kapfi^
Zuweilen aber, und fall inimerj wenn
4nehr Samen einfchliefst, zeigt das Perika;
piuDi Fugen; man lieht, es hat lieh ein Blatt-
wirtel um die Samen gelegt , aber zufanunen-
gezogen und aufs inniglie verwachfen. Icli
iiv^ürde ein folches gefugtes Peiiltarpium
^.^eixtliclies nennen. IvUigs dicfen Fiij
'Jaufen meiflens die Gei'.U'.sbinidcl, deren Vei
", eilung übrigens äulaerit ninnnichfalu,
eigen fie lieh nie fo iehr auf der iiii
lache und bilden, Nerven , wie am Kelchi
pft bemerkt man aufserlich die Fugen nicht,
eil eine fieifchige Decke fie enlftellt, aber
dem innem Kerne find fie deutlich zrt
in, z. B. den Kirfchen, Pflaumen.
Die Oberfläche der Fruchtdecke ift nlcl
feiten mit Haaren, Erhühungen und Fort-
fatzen mancher Art bedeckt, faft immer aus
Farenchym, doch erfcheiut die Iteife Spitze
^
zuweilen einfach und durchfichlig. Üeber-
lifiiipt belteht die äulserfic tcliicliL in der Re-
gel aus Parenchym, defTeii Zt;llt;ii in verl'chie-
denen Pflanzen eine grofseMannichfrtlligKeit
zeigen; die Holzbündel vertheilen lieh mehr
im Innern. Auch die härtelte Schule derNufs
belleht aus Parenchym, welches feine Fcflig-
keit nur von der darin erhärteten Maffe be-
Jiomnit. In dcrhaitcn Schale der Kernfrüch-
te, z. B. der Pflaumen, findet man ebenfdUs
grofse, von jener erhärtenden Materie gleich-
iam firotzende Zellen , und äufserlich gegen
das Fieifch unif^eben Ce eine Menge Spiral-
gefäfse , die in der Nahe derfelben verdreht
lind gleiclifam hier und da geplatzt fcheiiien.
Schon in der' Jugend ifi: beliünnllich einige
Härte vorhanden, nachher vermehrt lie lieb
aber Immerfort.
Oft ift die Fnichtdeche inwendig in Fä-
\ eher (loculamenta) durch ^cheideiuatiüe (Dif-
lepimenta} getheilt. Diefe Scheidewände be-
Jtehen inwendig aus Incherm Parenchym auf
beiden Seilen von einer perganientarligcn
Haut eingefclilorTen, die fehr oft auch diis
ganze Perikarpium inwendig anslUcidet. Die
Zellenbildnng ift hier fehr (ondeibar. Lange,
fchmale Zellen liegen parallel und kreuzen
lieh zuweilen in fehr beßimniten Richtungen,
wie ein Slitrlsclien dieftr Membran aus der
Kapfei von Anlirrhinum uiajus lehrt Fig. 74.
Innerhalb diefer Fächer liegt hin und
Wieder noch einfleifchi°es (z. ß. in den Ta-
Q ma-
marinden) oder fchwammigesParenchym (Eu-
phorbia); oder ein zartes, lockeres Häutchcn
aus grofsen Zellen, mit Haaren, und S]>aii
Öffnungen, was fehr auffallend ift, befetzt
überzieht die innere Schale in einigen Legu
minofis z. B. den Erbfen.
Der Samenträger (fporophoron) üt un-
. gemein verfchieden. Zuweilen bildet er in
der Mitte eine grofse aus Parenchym beftehen-
de mit Spiral gefalsen durchzogene Säule, oder
, die Samen fitzen an der Kabeirchnur auf dem
Boden der Frucht , oder auch ohne lie auf
dem Boden fcft auf. Zuweilen trennt er lieh
in mehrere Stränge, welche zwar durch die
Frucht gehen, aber in der Mitte einen Zwi-
fchenraum lallen (pomum). Zuweilen läuft
der Träger als eine fiarlse Nabelfchnur zwi-
fchen den Fugen der Frucht durch und befe-
Itigt auf beiden Seiten des Perikarpiums die
Samen (filiqua). Zuweilen lauft er an den
Rändern der Fuge, und hat nur an einer Sei-
te der Frucht die Samen, und zwar an der
Innern convexen (Rainmcnlaceae) oder äufsern
concaven ^Leguminofae). Oder er venheüt
fich überall in den Wänden der Fruclit (Cu-
curbitaceae). Endlich läuft er aucli wohl an
den Seiten hin und knüpft an die Spitze der
Frucht den Samen. Mehrere Verfchiedenhei-
ten findet man in Gärtners Werke.
§■ 6-
Bey der Reife fiirbt ficli ziierfl liie tefia
der Samen, welche vorher weifä oder grün
war, die Nabelfclimir, oder was dtren Stelle
einnimmt , löfsi- (ich , die Fmchtdeclie ver-
wellst und zieht üch zufammen , oder fpringt
an mehreren Stellen auf, oder wird auch
weich und faflig. Ja die Veränderung er-
Itreckt iich zuweilen fogar bis auf die Blii-
thentheile , welche faflig oder hart werden»
und falfche Feriliarpien bilden.
Es fcheint wirklich, als ob die Anfül-
lung mit Säftän , »md der erfchwerte Rück*
'flufs derfelben die Reife des Samens veran-
laffe. Die Gröfse der Frucht fowohl als dea
Samens ili auffallend in Vergleichung mit deii
Th eilen , welche fie tragen. Der Trieb geht
immer dahin , die Safte luiufen fich fo fehr,
dafs die Frucht nicht im Stande ift mehr auf-
zunehmen , befonders da das geringe Paren-
chym in den Stielen nicht genug zurückzu-
führen vermag; die Gefafss verlieren alfö die
Thätigfeeit und fclirumpfen ein. Von den
Gtfafsen der Nahrirdniur und .1<?r Fruchtfliels
fangt auch die Verderbimg an. In der tefia
verdichten lieh die Safte, machen lie fefier
und briTigen eine Färbung hervor, welche die
■ Luft vor der Reife febenfalls verurfacht. Je-
nes Sloclicn il'l wohl überhaupt mit einer to-
talen Oxydation verbunden , die lierben har-
zig- grünen Materien, wenn fie in folchet
Menge vorhanden lind, dala üe nicht leicht
Q a au»-
■34 ^ o —
austrocknen , iverden dadurch fiifs oder fauer.
felblt beyni Austroclinen w^erdcn fie gelb , da
'dhne Oxydation der trocknende grüne Theü
ferün bleibt. Es bekommen auch die, in wei-
chen Beeren eingefchloITenen vor der äufsern
und auch vor der Innern -ii den Höhlungen
fich fammelnden Luft bewahrten Samen , nie
eine fehr dunkle oder fchwarze Farbe.
Das Auffpringen der Samenbehälter rührt
von der ZeUenbildung her. Da, wo die Tren-
nung gefchehen foll, find die Zellen fchma-
ler, als an den andern Stellen, und ihre Axe
liegt in der Richtung des RilTes. Ich habe
die Zellen der Kapfei von Anagallis coeridea
da, wo fie auffpringt , Fig. 73 vorgefiellt.
~ Eben fo finde ich lange fchmale Zellen im-
mer an den Fugen, wo Samen oder Klappen
lieh lüfen, z.B. an den Samen der Umbellen-
pflanzen , der Stotchfchnabel und vieler an-
-derer. W'o die Blätter fich von dem Stam-
me, wo die Blumen fich von dem Stiele tren-
nen, wird man diefe Regel beltätigt finden.
Wenn die Klappen fich drehen , zuriickfchla-
gen, oder ahnliche Formen beym Trocknen
annehmen , ficht man die langen Zellen in
verfchiedenen Richtungen über einander wie
F. 74. liegen, und iene Verdrehung rührt von
einer Zufammenziehung nach diefen verfchie-
denen Richtungen her. Zellen nämlich, de-
ren Wände näher zufammen , durch weniger
Saft von einander entfernt find, werden auch
beym Austrocknen fchneller zufammen fallen,
als
als die übrigen, und eine Trennung veran«
laffen.
Toumefort kannte fchon fehr gut di*
mannichfaltige Richtung der Zellen, wodurch
jene Bewegungen verurfacht werden (M«moir.
de l'Acad. d. fc. k Far. 1692. p. 161. 1693.
p. 15a) und feine Abhindlung ift noch für
die jetzigen Zeiten fehr interelTant. Nur hielt
er diefe langen Zellen für Muskelfafern, und
glaubte irrig, die Zufammenziehung und al-
fo der Rifs gefchehe fenkrecht auf die Zellen,
und nicht, wie wir eben dargethan haben,
nach der Länge derfelben. Auch verniengt
er die Bewegungen , welche noch an den grü-
nen Samen behaltern vorgehen , mit denen,
welche ihren ürfprung blofs dem Austrock-
nen verdanlien, und von diefen iß hier blofa
die Rede.
Wenn der Trieb von den Samen abgelei-
tet wird, fo leiden iie dadurch. Diefes ge-
fchieht durch die zu faftigen Samenbehälter
unferer efsbaren Früchte, und durch denRück-
flufs nach den untern Theilen überhaupt.
Daher befördern Einfchnitte in die Binde die
Reife der Samen, wie wir oben gcfehen ha-
ben , femer die Einbrechung des Schaftes und
die Zerfiorung der Zwiebel, wie Medikus lehrt
(Ufieri's Magaz. St. Ji. S. 60). Der Rcitz ei-
nes fremden Körpers, z. B. ein InfectenHich,
■wodurch der Flufs der Säfte nach der Frucht
geleitet wird, befördert ihre Gröfse und Reife.
Daf»
ajfi — o —
Pafs To allein die Ciiprification auf die Feigen
wirlse, habeich in meiner Reifebefchreibung
durch Portugal gezeigt.
Die Samen find die Gemmen , welche
der in dar Blume anlicipirte Zweig tragt, aber
gehäuft und weniger beltinimt, als die eigent-
lichen Gemmen. Auch pflanzen fie nur die
Art,' nicht "wie Gemmen, das Individuum
fort.
§. 6. -^
Das Keimen der Samen gefchieht Ruerfi
vermitCel/t der Feuchtif^Iieit j trocline Snmen
Iteimen nie und in blofsein auch gelioclitem
Waller vermögen Samen zu heioien , wenn
nur die Luft IVeyen Zutritt hat. Öcbcrall,
nicht biois durch den N.sbcl laugt die teita
die Feuchtiplieit ein^und erweckt dadurch die
Jchlafende Vegetation , denn Senebier fah Sa-
men Iteimen, deren* Nabel verklebt war (PK
veg. 3 S. ^565). In der Regel wird erfordert,
daTs der Same reif, der Embryo gehörig be-
fruchtet und ausgebildet fcy, doch bemerkte
Senebier (a, a, 0. S. 3763 das lieimen auch
an grünen , unreifen F,ibfeji. Durch eine
IVIenge von Verfuchen ilt die noihwendige
Gegenwart des gauerftoffgafes zum Keimen
und die Entfiehung von Kohlenfäure, wäh
rend delTülljen aufier allen Zweifel gefetzt.
VorzügUdi nierkwürdig find Meiüber die Ver-
fu-
^
2S7
fuche von SauJTiire *) Senebier **), Le Fe-
bure ***) Caieadori f) , und Fourcroy ff).
Sie lehren uns, dafs Kohlenfäiire, WaiTeritoff-
giis , Sticlsgas zwar die Keime niclit tödten,
aber doch ihre Entwickelung verhindern, dafs
ein gewiffer Aniheil von Öauerltofffias durch-
aus nöthig fey, dafs diefes btym Keimen ver-
• mindert und daraus KohleiiHiure erzeugt wer-
de. Ich habe Verfuche dieler Art mit Rocken-
körnern angcftellt, ich h.ibe fie mit gekochtem
Wafferin SauerftofFgas , gemeine Luft, Koh-
lenffiure, WaJTerftofEgas gebracht, und die
Flafchen mit Quekfilbcr gefperrt. Sie keim-
ten in den eriten beiden GaSiirten fehr bald
und faft Z.U gleicher Zeit, aber die Pflanze
wuchs in beiden nicht weit und erltarb baJd;
in den letztern Gnsarten fchwoll zwar der
F.rabi-yo an, aber entwickelte fich gar nicht.
KohlenCiure bil'dete lieh allerdings aus dem
Sauerftoffgafe. SauITure hnt genau gezeigt,
dafi nur fo viel Sauerfioff verbraucht wird, als
nö-
*) Kecberche* chimiques far la Vegetation p Tb.
d. Satifftire l'an XII Cigo*). p i feq.
*•) PhyT. veget. 3. p ^ofl Memoire für linfluen.
ce de l'air et de diverfes fubDancet gazeufea
dans ]a germinaiion par F. Huber ctl, Senebier
Geaev. i'aii IX.
***) EITai Tut la sarminiiron de» plaat» p, £,
Ä. Lefebure '». ran »7.
-;) Scherers loQrn. B, 9. S. 633.
ff) Annal. du Mnreuin T. 7. p. 14,
»S»: — o —
nöthig^rar, Kohlenfaiire, zu bilden *).
Erbfen fclieinen nach Senebier's Verfuchen dal
Wiiirer felbft zu zerfetzen (Pli. veg. -,. S. 338)
und daher unter der Lnflpiinipe , unter Oehl,
in WafTeriloffgas und KoIiltiiCiiire zu keimen.
Poch find SaulTure's Verfuche dagegen ( Re-
cherch. r, L veget. p. 3).
Humboldt hat zuerit die Wirkung des
Sauerftoff^aftis als ReizniitteL auf die Samen
entdeckt und bemerkt, dafs 5auien in oxy-
dirter Salzfaurc früher keimen (Ajjhorismen
S. fio) und fo in manchen Metalloxyden. Doch
teimten nach Lefebures Verfuchen die Samen
in Qiiekfilberoxyden nicht, auch niciit in Al-
Itohol , Ammonium u. f. w. Mir keimte
Kuhlfamen in SchwefelbUmien mit deniljirtem
WafTer besioITen an der Luft ft;hnell, viel
fchncller als in gepulvertem Kalhfjiat, Der
Scliwefel ift allerdings als im erften Grade der
Oxydation anzufeilen, In Salpeter- Schwe-
fel- und andern Säuren keimen die Samen
nicht früher (SauITure a. a. O. S. 4), in M<!^
talloxyden ohne Luft gar nicht.
Ich habe nicht bemerkt, fö wenii; als Sauf-
liire, dafs Samen im Dunkeln früher keimen
als im' Lichte, wie Senebier will (Ph. "veg. 3,
S. TgTi), obpleith zu fiarkes Sonnenlicht ihnen
allerdings fchadet. Dafs Wärme das Keimen
befördert, darf wohl nicht erinnert werden.
Dw
i
•^ Schersrs Ällgam. lonrn, it. Cbeml«. B.
I
— o — 339
Die Electriciiür auch in der voltaifchen Sütüe
fcheint lütlit lelir darauf zu wirken, worüber
man Kafn (Pflanzen -Phyr. S. 146) naclilefen
kann , fo wie auch die Verfuche von Klotz *)
keine befondere Beförderung des Keimens
durch den Galvanismus zeigten.
Die Zelt, in welcher die Samen keimen,
iß fehr verfchieden, von der Hirfe, welche
nach 24 Stunden keimt, bis zu den Rofen,
welche zwey Jahre liegen. Ueberhaupt kei-
men die Grafer ziemlicii fchnell , auch die
Cruciferae , Leguminofae und Syngenefiften,
' langfam die Umbellenpünnzen. Je älter die
Samen werden, defio fpater keimen Ge , wie
mich die Erfalirung mit dem Samen der Giften,
die ich in Menge aus ihrem Vaterlande brachte
und inhrlicii fäete, deutlich gelehrt hat. Ohne
Zweifel trocknen alte Samen zu fehr aus.
Daher lieben auch die Gärtner von manchen
pflanzen die alteren Samen , weil dicfe nicht
fo leicht in der Krde faulen. Das Austrock-
nen tödtet aber die Samen am Ende, und fie
halten lieh fehr lange, wenn man Ce nur da-
vor, fo wie auf der andern Seite vor dem Fau-
len und Ranzigwerdsn in Acht nimmt. Man
hat Beyfpiele, dafs wohlverwahrte Rocken-
iind Weiaenkörner nach 14.0 Jahren uoch_
keimten.
Beym Keimen wird durch eine Oxyda-
tion von befonderer Art das StarkmeU in
Zu-
*) VaigiB Magaz. f. d, neucfl. Znftand d«r Nuorli.
B. 3. S. 495.
^4"' — . o —
Zuciter verwandelt. Es ift nicht fowohl eineT^
Verbindung mit dem Sntierrtoffe, ats eine da-
durch verurfachle Veränderung in den Verbin-
dungen der Beltandtheile.
Viele Pflanzen treiben die beyden Coty-
ledonen als Samenblätter hervor, nur in eini-
gen feltenen Fallen bleiben üe in der Erde
verborgen. Man hat diefe Pflanzen dicoty-
ledones genannt, und eine natürliche Haiipt-
eintheilung der Gewachfe davon hergenom-
men. Immer verwelken die Samenblätter,
wenn die Pflanze ihre gehörige Gröfse erreicht
hat. Die einzige Gattung Pinus hat melir,
als zwey wahre Cotyledonen. Andere Pflan-
zen treiben geradezu ihre Blatter <ius dem Em-
bryo hervor, keines dient zur Vorbereilung
der künftigen oder welkt, wenn jene ihren
vollkommenen Zufiand erhalten haben, auch
liegt kein folches Blatt friih im Embryo vor-
gezeichnet, oder bildet lieh eher, als diefer,
felbit aus. Sie haben gnr keine Cotyledonen.
l\tit TJnrecht rechnete man dieGräfer, die mei-
flen Liliaceen und andere zu den Monocoty-
ledonen , weil fic mit einem Blatte keimen,
da fie dach keine Spur von eigentlichen Co-
tyledonen zeigen, und jenes Blatt noch über-
diefs' von einer Scheide umfchloflien -v^ird.
Aber fonderbar ift es, dafs manche diefer fo
genannten Monocoiyledonen einen Stamm als
Vorlaufer der künftigen Pflanzen fchicken,
welcher verwellit und aus deifen nachher er-
zeugter Zwiebel die Pflanze emporkeimt, wie
fohon Gärtner bemerkt und Sl. Hilaire an meh-
I
I
J
rercn beotaclitct und dargeftcllt hat *). Das
Albiimen uiuE der Dotter in den Monocoty-
]ciioiien, welche einige Schiiftfteller mit den
Samenlappen vergleichen, haben dnmit keintj
Analc'gie; die Cotyledonen find fo völ)!gBliit-
tf,r, dafs lie im Keime fchon die Spallöffrum-
gen zeigen. Die Cotyledonun fehlen Cufcuta,
Cactus und anderen, weil iJmcTi die BläUer feh-
len. Kurz, die Eintheilung d^c Pflanzen nach
den Cotyledonen liann nicht beybchalten wer-
den, wenn man lie nicht auf andere Kennzei-
' chen zugleich ftiitzt.
Die Samenlappen dienen unftveitig zur
Ernährung der jungen Pflanze, doch lind fie
nicht in dem Grade nolhwendig, dafs ohne
lie die Pflanze durchaus nicht keimen könnte.
T-u früh abgefchnittene Cotyledonen fchade-
ten nach Senebier fehr, nicht fo, wenn fie
fpater abgefchnitten wurden (Ph. vc<^. 3.S. 241).
Die CommilTarien , welche Voftcls Verfuchü
prüften, fallen Embryonen mit abgefchnitte-
r,cn Saraenlappen I^eimen , doch nachher ver-
weihen **). Auch das Würzelchen kann ohne
Schaden, nach denfelben Verfuchen gefpalten,
und wenn die Pflanze fchon' gekeimt hat, ab-
gefchnitten werden. Wird die plumula abge-
ff hnitten , fo wächft eine andere dafür (Senc-
bier a. a. O. S. 357). Schon im Samen ift al-
les fo eingerichtet, dafs «in Theil den andern
erfetz,en Uan«.
•) ExpoHtioo d. famUtcB natiirellps et de la gerroi-
naiion d. plante» p. Jaumc St. Hilaire Par, 1305.
T. I.
**■< Voigts Magaz, f. d, iiöueft. Zußand d, Naturk,
B.,7. S. Bot.
Die Fnrrnkräuter hahen Samenbehalter,
welche geflielt und haufciiweife unter der
Oberhaut der BÜitLer Iieivorbrechcn. Sie find
niit einem Riri^e umaebcn , und ditfer befteht
wiederum niis Oneri Ingen, die nbwechfelnd
ein grofs und ldc'jnzellif;es Parenchyni zeigen.
Die letzteren Zellen ziehen lieh beytn Aus-
trocltnen fchneller zufammen, der ganze Ring
erleidet dadurch eine Verkürzung, er reifst,
und verbreitet den Rifs in die zarten Kapfel-
wände. Auch an- den Kapfein ohne Ring fin-
det üch ein ahnlicher B.ju von abwechfelnd
grofs und MeinzcIligeniZellgewebe, wodurch
das Zerreifsen der Kapfein hervorgebracht
wird. Der Embry-o im S.unen erfcheint als
ein dunkler Piinct, beym Keimen fah Linclsftay
nur ein Samenblatt, Sprengel zweyj (Anl.
Th. 3. S. 60 folgO. '
Die Laubmoofe und Lebermoofe hab«
eine zwar aus blofsnm Zellgewebe, aber fontf
deutlich geformle Kspfel. Im Samen zeigt
lieh der Embryo auch hier nur als ein dunkler
Punft, Die übrigen Verfchicdeniieiten gehö-
ren nicht hicher. Beym Keimen wollte Hed-
w^ig confervenartige Cotyledonen bemerkt
:el hält Jie wahrfciieinlicher für
haben, Spi
wirkliche Gonfei-ven (a.
. O. S. E52).
Mir
fcheint es, als ob die Moofe ohne Cotyledo-
nen, wie die fo genannten Monocotyledonea
keimen.
L
eaoneaj^H
«43
Ueber die Früchte der um-gllkommencn
Pflanzen hnbe ich in Schraders Journ;il aus-
führlich gehandelt. Man k.mn tollende Ab^
iheilungen tVIUelzen. i) Die Sannen finden
fich in langen Zellen der Samen behalter ne-
ben einander gereihet, und zwara) nach aiifsen
gehehrt. Die nieilten Lichcnen , Fucus, Aga-
ricus, Peziza u.a. m. gehören hieher; oder
b) nach innen gekehrt, wie Sphaeria, Endo-
carpon. 2) Die Samen find Idein, nicht ge-
reiht und liegen in runden, länglichen, ecki-
gen Zellen der Sanienbeh.iUer, Tiielotrema,
Chondrus (Fuci fpecies), einige neue Pilzgat-
tungen, 5) Die Samen liegen gehäuft und
■ frey in denS.jmenbehältern.I.ycoperdon u.f. w.
4) Die Samen liegen frey auf einem haarigen
Gewebe, Ftilipo, Botrytis, ?;) Sanipnbehälter
mit zweiftlhafien Namen, F.ctofperma, Capa-
mium, Hydrogera n. I'.w. 6)KeineSainenbchHl-
ter, ItaLt des Samens Keimpulver, Polyfperma.
7) Blofse Samen oder Samenbehälter mit un-
Gchtbareai Samen , Uredo. Man hat indeffen
noch nie das Keimen eines Samens der un-
vollkommenen Pflanzen beobachtet.
1
Die Art, wie die unvollkommenen Pflan-
zen hervorwachfen, ilt felir verfchieden. 1)
Sie entfpringen aus einer flachen ungeformten
MatTe (Wurzelftock , rhizoma); ein Stamm
fchiefst daraus hervor und aus diefem Aefte;
jeder Aft ift in der Jugend nach allen Theilen
vorgezeichnet, Fucus. 3) Sie wachfen, wie
die vorigen, durch Veräitelung, aber der Wur-
zelftock ift unmerkbar. Viele Conferven. 3)
Si«
i
sie waclifcn aus einer bliischen artigen Maw
ohne Verüftelung; die enttiaiKlenen Theih
fugen lieh an einander. Die Lichenen. Auch
von den blattartigen enifpriTigt zueilt nur ein
Blättchen, und wach It nachher im Umfanfie
herum. 4) Sie cnttpringen aus Bläschen, als
ein in der Jugend vorgezeiclineter Stainui.
Ofcillaloria parieLinn). 5) Sie entfpringen aus
eiiieui Hochigen Gewebe; aul'ser dlelem beßeht
die Pilaiize nur aus einem Sainenbehäher, wel-
cher in der Jugend fchon vorgezeichnet ilt.
Viele Pilze. 6) Der Samenbehälter entfpringt
in der Jugend fchon vov!:.tzeichnet ohne jenea
Gewebe, Die übrieen Pilze.
Hüchlt fonderbar ift die von Vaiicher enfq
deckte und von mir oft beobachtete Fortpflan""'
zung einiger Wa Hera 1 gen , Conjugatae. Der
einfache Faden befiehl aus Gliedern, mit grü-
ner Materie und Keimpulver gefüllt, Beidi
fammeln lieh in eine Ktijit:] im Innern eine^
folchen Gliedes, der Fin.!cn bskoniml an dgj
Seitien Mündungen , CaiigL lith an einen an-«"
dem Faden an, und liiLsl die Kugel aus fei-
nem Gliede in den andern Faden übergehen.
Diefer Faden vergeht, und die freygewordenc
Kugel bringt wahrlcheinlich nur aus dem ein-
gehüllten Keimpulver Junge hervor. Hier ilt
oäenbar ein Uebergang zu den Zoophyten,
)er
sidf|_
ine^H
I
a45
Dritter Abfchnitt.
Von der Pflanze überhaupt
£tfto9 Kapitel.
Von den Bewegungen der Pflanze.
$.1.
Wenn man fich mit den Sätzen einiger
neuer Philofophen auf einigen Schulen in
Deutfchland begnügen will, - w ift man bald
fertig. Die Pflanze iß , Tagen fie, das Product
der Anziehung des Lichts und der Erde mit
einem eigenen» Ausdehnungsvermögen verfe-
hen. Wahrlich , mit weit mehr Recht könn-
te der Pflanzenmaler fagen : die Pflanze ift
das Prodüct einiger Farben-, Wafler oder Oehl
dazu gegoflen.
Ich will nichts mehr von den- Theorien
diefer Naturphilofophen fagen , da ich di«
Grün-
Gründe worauf fie ficli Itülzen , in «in(
fondein Schrift *) untcrüicht habe. Es war^
urfprüngÜch ein fcharflinniger aber niifsglück-
ter Verfuch, das Bewiifstfeyn , in welchtm das
getrennte Snbject und Object vereinigt lindM
zu erMären. Miin fand das Btltreben nadU
jeder Vereinigung überall paradirl, mochte icsf
ia^en. Auch in dei- Fllanze il't es ; in der Be-
fnichtung wird daa in ihr Getrennte befrie-
digt und das Spiel iß aus. Noch nie hat
man fo mit der Natur gefcherzt. Diejenigen,
welche von jener Philofophie ausgehen, ohne
He durch eigene Gründe ztt nnteritützcn, muf-
fen an die Vergänglichkeit folcher Theorien
erinnert werden. Aber die, welche, ohne
jene Gründe zu kennen , (icli nur derBequenii.
lichheit bedienen, tiefünnig zu fcheinen, und
neue, halbwahre, unbelÜnimte, fpielende Wor-
te ertönen zu laifen , verdiene« Verachtung.
Wir betrachten die Iiörper als todt, w^eni
■wir ihre beltandigen, unaufhörlichen, lici
immer gleichen W^irhungen erwägen; "Wirkun-
gen , die blofs durch andere eingefchräntt,
nie verändert und aufgehoben werden. Das
Innere der Körper bleibt lieh immer g^leich,
die Quelle, woraus jene Wirkungen ftrömen,
ifi immer diefelbe, nie fcbwächer oder Itärker.
Hingegen das Leben der Körper befieht in je-
nen inneren Veränderungen, feine Wirkun-
gen £nd vcrfchieden , und richten iich nacb
Zeit"
*) Ueber Natnrphilofophic t. H. F. Unk,, Ro-
flock ifioC«
1
Zeit und UniniindfiTi. Ob ni.in cinft alles au^
das Todl£, oder, niif diis Lebendige zurück«
fiiliren müfTe, lalTen wir iinenüchiedeni
Man erl'.ennt die todtcn Körper an deü
Bewegungen, welche iie äursern, odei- ztrf
Folge haben. Jenes Hdiändige, Unverätlder-'
liehe, Uann Geh mir in einem iindtvneben fo
Unveränderlichen und Ueltäiidieen irnrsem,
und diefes ilt der liaiini. Der .Iiaum ili kfi-
ner andern Beftimmung fähig, als durch
-Begrenzung, und diefe liBun nur durcliBe-
we2:ung gdclichen. Folglich kommt die Un-
^terfuchung der todten Körper ganz auf Be-
J'timmung der Beweguusen hinaus. Um nun
die lebenden Körper von den todben zu nnter-
, fcheiden , nuiffen wir zuerfi ilire Bewegungen
betrachten.
Es giebt beftandige Bewegungen und liich*
tungen in den Pflanzen. F,in Theil des Slo-
(Ues wächft nach unten, ein anderer nach
oben. Ich habe fchon oben Abfchn. 2< Kap^ j;
^. 1. gefagt, dafs keine äufsere Umgebitngeh
■F.influfs auf diefe Bewegung haben. In ei-
nem auf die Seile gelegten ge^rcn das I.icht ge-
I,c-hrtcn Topie, wiichit der junge Stamm auf-*
wärts, niciit feitwiirts gegen das Licht zU, die
AnzieJnnia; des letztem ift alfo auf keine Welfä
die Urfache *)• Man bemerkt auch nirgends»
dafs
*j Ich fah <1ie fHTipin fflanaf
weg.lpicgejj, um tlis ViiMieal
K
(ich tom .Licht«
nie »u eneicbeui
l^S — o —
in(s die Bäume fich gegen die Quelle des Lichts
gegen die Sonne richten; die Tannenuiten
wachfen unter dem Polamirltel fo Tertilial,
als zwifchen den Wendeziikelii. Ferner ilt
diefe Richtung in jeder Pflanze verrchieden,
und der «'indende Stamm durchläuft alle
Richtungen. Es ill blofs die Spitze der Wur-
zel, welche die verticnle Hiehtung hat; niaot..
fde Samen auf eine harte flache, fo " ^
beym Keimen die Spitze des Würzelchens li<
nach unten l^rümiuen, aber in diefer Rich-
tung beym Fortwachi'en weiter gefchoben
■werden, bis es eine Oeffnung erreicht, tun
einzudringen. Aufser der Spitze gefchicht
alfo die "Verlängerung nach allen Richtungen
auf eine ganz unbellimmte Weife. Ueber die
Richtung des Stammes haben Dodart (Meni.
de l'Acad. d. S. ä Par. 1700, p. 47 ) , dela
Hire (daf. 170g p, 231), Aitruc (N. H.imb.
Mag. 106 St. S. 304), mancherley Verniuthun-
gen vorgebracht. Es ift eine in jeder Pflanze
befonders beftimmte Polarität , die uns auf
höhere Verbindungen unfers Planelen im Welt-
räume fchliefsen läfst. Die befondere Befiiui-
mung in jeder Art fcheint zum Leben zu ge-
hören, doch erwiefen ill diefes dadurch
nicht.
Die Richtung der Aefie und Blüthenftiele '
ift eben fo beltimmt, als die Richtung des
Stammes. Man beuge einen Zweig von Rhus
typhinura feitwärts, mit der Spitze dem Lichte
zu, und das F.nde deffelben wird nicht imter-
lallen, die gewöhnliche Richtung, vertihal zu
wach-
i
wachfen , anzunehmen. Die Blülhenfliela
wenden lieh auf die Her Pilanztharlei<:,e!ithiun-
liehe Weile , ohne lieh au äuftere Einwiiliun-
-gen, Wärme, Licht u. l. vr. zu keliretii ß»
' hängen z. B. an der Hyacinihe von dllen Sei-
ten heiab. Kurz vor dem Aufbrechen derBlü-
Üie drehen ficli die meillen Stiele, Ijinne
glaubte es fey etwas y.wecKmhlsiiics in dieferei
Drehen; die Bliithe iiänge unierwarCs , wenn
dei' StaubwEg die StaiihfÜden an IjänE:e iibor-
trelFe, lie richte fich aufwärts, wenn der Staub-
weg kleiner fey, als die Siaubfuden, damit in
beiden Füllen der Staub auf di« Narbe fallen
- könne. Aber die Hyacintlie dreht ihre Blii«
. then niederwärts, vmgeachiet die Siaubwega
kleiner find als die Staubfaden, und fo glebt
es nocii viele Ausnahmen von jpner Regel,
Auch dient diefe Bewegung nicht zum Schutze
der Gerehlechtstheile iiberhaupt; die Tnlipa
clufiana hebt ihre Blüliic /.ur Zeit der Befruch-
tung in die Höhe und f'.l/t diefen oÜenen
Theil der zur Zeit ihrer Blildie feilenden häu-
figen Kcgen aus. Es fcheint hier nur auf die
Mannichfaltigkeit der l\ichtungen anzukom-
men.
I Auf eine befLimmtC! Weife find die Blatt«"
: in der Gemme zufammengf faltet , und auf
. eben eine folche btJtimnite Wrife entwiclieln
Jie lieh. Manchen natürlichen Ordnungen ift
nur eine Art der Zufaramenfaltunj eigen, in
andern wecbfelt fie. Auch hat die rilanze ei-
ne beltimuito Neigung, die Flächen der Blät-
ter nach oben und. nach unten zu kellten,
R a wia
i
AS«
wie ich (Abri;!in. i. Kap. 4. §, 4) gezeigt hS
be, Sie ilt fojiar voriier beftimmt, und hangt -N
gewiTs nicht von Üufsern Uniftänden ab , d«
die umgedrehten Blätter wider die Regel auf
der obern Seite mit mehr Spaltöffnungen ver-
liehen find. Bonnet und Senebier haben Verfii-
che über diefenatürlicheLage der Blätter ange-
fiellt, und gefunden, dafs hrautartige Pflanzen he
«her wieder herltellen, als Bäume und Sträu-
cher, auch dafs diefes eher bey fchönen Wet-
ter und im Sonnenlichte, als fonft gefchieht,
ohne Zweifel , weil unter diefen günJtigen
Uml'tänden ihre Thätigkeit erhöht wird.
Kelch und Blume brechen auf und enC-
■wiclseln fich, wie die Blätter; dieäufsernThei-
. Je zuerft. Auch bey den rachenformigen und
"fchmeUerlingsförmigen Blumen geht die Aus-
breitung auf eben die Art von den äufaern
zu den inneren Theilen vor lieh. Die Staub-
fäden find bald nach oben , bald nach unten
gekrümmt , und überdiefs wenden Iie fich
bey der Befruchtung oft zumPiliill, Sie thun
diefes, wenn die Antheren oder das Piflill
abgefchnitten find und eben fo beugt fich das
Piftill in manchen Fallen zu den Staubßdcn,
tmd macht diefu Bewegungen , ungeachtet al-
len Antlieren weggenommen wurden. Es
jft alfo nicht der Reitz der Antheren oder
der Narbe, wodurch diefe Bewegungen ver-
anlafst werden.
Wir feben hier eine Menge Von feeinen
äufaem Umitänden veranlafster , darch die
Weltgegenden allein «ber wnveiänderlich be-
flimniter, und in jeilerPflanzenait verfchiede-
iien Bewegungen. Diefe letztere Verfchieden-
lieit bringt üc zu dun Aeufserungen des Le-
bens. Abcriie Jlehcn ofi'enbar in der Mitte
zwifchen den vüllig wilLluirlicIien Bewegun-
gen der Thiere , und der unabänderlicliender
' -lodten Körper. Diefe füllen den Kaum nach
allen Seiten mit ihrer Kraft , die Pflanzen
gehören nocii zu dem Reiclie der Polaritäten,
die Thiere lind ganz ungebunden.
Der Schlaft der Pflanzen zeigt fich vor.
aüglich in den Blättern und zwar den zufam-
■ mengefetzten Blättern. Man fielit he nämlich
auf nianchsjrley Weife in der Nacht herabhän-
gend, an den Stiel oder Stamm gedrüclst, zu-
famniet'gefchlagen , umgedreht, Blumen ver-
hCdlend und umgebend; Mannich faltigkeiten,
welche Linnc der Wiederentdecker diefer Er-
fcheinung in neueren Zeiten forgfaltig ver-
zeichnet , hat *), An dem Tamarindenbaum
haben fchon ältere Beobachter diefen Schlaf
wahrgenommen. Dafi Licht die Urfache die-
fes Schlafs fey, liefs /ich bald vermuthen,
nd Hill fuchle es in einer befondern Sclirift
darzuthun **), Zinn hingegen zeigte, dafs
fchla-
• ) DilT. famnui plantarun
Vol. 4-
Amoen, acäd.
*•) The tleep af plant« and caiiTe of motion inihe
[enfUtv« plant explained by I, HUI. Lond. 1763.
fchlafende FRanzen an einem dunkeln Orte,
die Blätter am Tage gehörig ausbreiten * ),
Mnn hat oft Gelegenheit fich jiievon zu über-
3:ei«gen. Decandolle fetzte Pflanzen in einen
Iiül Laternen erleuchteten Keller. Zuerfi brei^-
U'ten lie hch am wahren Tage aus, dann un*
regelmäfsig , endlich richteten fie lieh nach
äen Laternen **). Ein fehr intereflimter.Ver-
fuch , welcher uns auf der einen Seite. die
J^lacht der Angewöhnung zeigt , auf der an-
dern, dafs die Veranlaffuug diefer Bewegung •
doch dns Licht fßv. Da die amerikanifchen '
pflanzen fich in ihrem Schlafe nach unfern
N-chten richten, fo kpnnte man den Erfolg
VWi 0^car4dülle*s Verfuohen vorher fehen, '
Manche BKrthen öffnen fich nur am Ta-i
g^ und verfc hliefsen fich , wenn die Nachts
eintritt, andere hingegen öffnen iich, wenr^
die Nacht eintritt UTid verlchUefsen fich an\
Viele Syngenefiften laffeniJes Nachts ihre
gtmlenblümchen niederhängen und richten
ße am Tage auf, Ranunculus polvanthemosi
läf^it iUft ganze Bliithe in der Nacht hängen.
Jiinne' nannte fölche Rlüthen flores tropici
(Phil. bot. XI.. §. 335). Selten fchlief&on fie
fich genf\uniit dem Rüde de3 Tages, fondern
nur 2^u gewiffen Stunden gegen Abend, aber
di^fe SCaT^deö find liach der Y^rfchiede^e^i Jahrs-.
**) BoUet. d, 1, Sotiei. philQmfiU^. P. 4«,
— o — «55
zeit t'errchieftffn. Bellis perennis fchliefst fich
bey uns im Sommer um und nach 5 Uhr , im
Frühling fchoii nach 3 llhr. Manche Blüthen
hehren lieh gar nicht an Tag und Nacht, fon-
dern öllnen jind verfcliliefscn licli zu gewiffen
.Stunden z. B. Tragopof;on luteus, welches
' iich gegen 5 Ulir des Mori;ens öffnet imdge-
' gen 11 Uhr Vormittags fchliefst. Linnenann-
te diefe Blüthen llores aequinoctiales und em-
pfahl CS zu einem horologium florae. Setzt
man folche Pflanzen in einen dunkeln KfUer,
fo öffnen und fchliefsen lie lieh, wenigltens
in den erlien Tapen eben fo, als ob fie am
liichte fiünden. Indeffen ändern fie doch ihre
Gewohnheiten nach dem Orte, wo fle lieh
, befinden; die Cerei blühen bey uns und in
Amerilsa des Nachts , das Tragopogon croci-
tolius aus Portugal fchliefst fich nach 10 Uhr
Vormittags , ungeachtet der Unterfchied im
Mittage zwifchen Rofioch nnd Portugal be-
trächtlich ift. üebrigens muffen aber die Blü-
then jung und frifch feyn , wenn fie ihre BHi-
hefiundcn richtig lialten foUen; im altern
ZuItanfJe, wenn fie anfangen hinfallig zu
werden, beobachten fie nicht mehr ihre re-
gelmäfsige Zeit und fchliefsen fich endlich
prtr nicht. Mit der Befruchtung Itehen diefe
F.rfcheinun^en in keinem Bezüge; Syngenefi-
ften, deren Befruchtung gefiebert genug ifi,
da die Antheren fich nur inwendig offnen,
und das Piftill fich durch den Pollen durch-
drangt, fchliefsen fich fehr oft und am regel-
mäfsigften. Auch die Wärme hat keinen Ein-
flufs darauf.
Viele
1
Viele haben omecUanifche Urfachen für
^iefe Erfcheiniingen angegebeTi ui^id npch
jüngft Mirbel (Hilt, nat. ?. S, 49), Sie wer-
a§H cjadiirch widerlegt, dafs die Pflanzen ih-
yen regelmäfsigen Schlaf, im DiinKeJn und in
der f^Hhhmg behalten. Die hier fo auffallend
m^r^liche Angewöhnung giebt eine der wich-«
tigften Kennzeichen der Vitalität. So wie bey
detn todtpn Körper die Vev«"l<*ffiing ein<3r
WirHiing aufhört, mufs fie felbit aufhören,
Hiilgegt3n der lebende behält feine ihm gcgc-»
bcne Stinunung und feine Perioden bey, ^uch
W^nn die äufseru ümfiände, wodurch ße her-»
VPrgphraf ht wurden , fehlen, Hier dient im
Anfange das Licht nur als Reitz, nachher über«?
Jjifst es die Pflanze ihrer eingeprägten Nci--
Floren nieteprici fmd folche , welche fich
yerfclilief^en, wei>n es regnen wird, bey fchön
lyexw Welter fich öffi^en. So viel ich weifs,
fchllefsen ßch diefelhen ßlumen ai^cU deai
J^achfs, oder ?;u gewiffen Zielten, und das fieitz-s
mittel Uegt alfp Wohl hier in der gröf^ern oder
geringern Feuchtigkeit. Auch die gtpngel
de^ Kleefi foU^n Ccb ergeben , wenn das Wet-
tef Äcb Sndevt (Ypigts Magaz, P. 8t St. 2^
8, Q}), Jcb b^b.e (ehr pft ^i^ CalpnduU plu-
yi^lis ^^qb^cbt^ti und gefund^pi , dafs fie fich
nur dnnn m 4^si Wßttep Keh^rt, we^^n esUnge
troc^ei^ gewefw ift| WGX\r\ of% Regenfph^uep
l^on^men, fwhX^X fie fich auf l^eine Weifp da-%
BAcUi Auch ߀ gswehiit 6eh <m Äa« W«ter,
*^
«3i
Uebiipcns ztüg^^n die z-urammengeretzltiri
Blüthci; am luuiiigiten Erlclieuningeii dieiur
A»'t, ferner die regelmäTsi^cn vii:li)läLtrichtn
Jiliimen , felteiicr die eiiibjätLerichen , jj^ir
jiiclit die iweylippigea oder rdmietieilin^s-
föriuigon.
Eine bekannte Erftiipinung ift das Drehen
■ der Summe nach dem I-irliLe. Der Suinim
ktiimaU licli ander. Iiicluitile , bildet eiiiün
, JJogen gcpen das Licht xu , und verurfiicht auf
diei'e Wijüe, dafs licli die Si>it7,e deinftillJeu
T^iUtehrt. Je bicgfaraer und friftht-T der Slamm
oder Zwei;; ili , doflo raleher j^efchielit aucii
diefe Blefiiinji. Nicht allein das Sonnenlitlil,
londern auch das Tageslicht und fogar das
■Lampenlicht aufern diefe Wirkungen. Nach
Humboldt fA.j»horisinen S. 90) vermindert das
Licht die ]\eitzbiirkeit, und die vom Liclit
entfernten Pflanzen neigen hch , weil die Fi-
bern des Stengels, welche durcli die Sonnen-
ftrahlen gereizt wurden , fich ziifainmenziehen
nnd kürzer werden. Unitreitifi gefchieht eine
Krümmung , aber keine Zufammenziehung
der Fibern, denn an def Liclitfelte eiiigefclinil-
tene Stcngpl kriimnien fich ebenfalls , und die
Bewegung wird nicht durch einzelne Fibern,
wie Hafe meint, (Pflanzenphyilol. S. 170)
fondein wie alle Biegungen, durch die ver-
einigte "Wirkung der Theile hervorgebracht,
tJebvigens ift die Richtung nach der Verdcali
iinie von dem Drehen nach dem Liclite ver-i
fclUQ^e« Wi« ich oben erinnert hab?«
Di«
i
4
'äs»
Die Eevpepms der Oscillatorien gegen
^18 Licht, welches Coulomb als eine Art von
Locomotivitnt anl'.ili, ilt von Olivi felir rich-
tig a\s eine Folficdes eiilwirlselten Sauerfloff-
gales beßimmt worden (I'. LÜteri's Annal. 6 ät.
S. 30>
Auf eine ähnliche Art, wie die Stamme
nach dem I.ahte, loUen ßch die Wurzeln
nach der Feuchtigheit ziehen. Ich hAle diefe
Erfahrung noch nicht für genau genug be-
ftimmt. Daf.-i au der feuchten Stelle die Wur-
zel oder ihre Zwinge langt;r werden, längere
und mehr Würzelchen treihcn, ift natiirlich,
und fo mag auch wohl eine verbreitete Feuch-
tigkeit die Urlache jenrr Täufchung feyn.
"Wenn Towrifon glaubt *), aus dem Gefetze
der Gegenwirkung ableiten zu liönnen, dafs
die Feuchtigkeit die Wurzel, oder das Licht
den Stamm grgenwiriend anziehe, fo bedenkt
er nicht, dais man auch IJpyfpiele von Bind-
faden haben müfste, v/cUlie ein GlaswaHer
anzieht.
Nur wenig Pflanzen bewegen fich aaf
einen äufsercn Reitz, auch hat man diefe Ei-
fienfchaft nur an den Blättern , den Staubfäden
und den Kapfein bemerkt. Die Miniofa pu-
dica ift in diefer Rückficht am meÜten beob-
achtet worden. Die Blatter find gebauet wie
•) Tranaaciioni of thc Linnean Society Vol.ja.
p. ß67.
J
— o — S57
nn äen fchl.ifenden Pflanzen , und wie ich
oben (A. 2, K. i], ij. ■^') angegeben Jiübe, ohne
Articuhition, über es ilt die Baus des Blatt-
Itiels, welche [Ich vorzüglich rellrbar zcigl.
Denn lo lange Jie noch grün ii't, bewegen
lieh die Blätter, felbft wenn dicfe ichon ange-
i.ingen haben zu vevwelKen. NacJi einem
■ Reitze, befonders unten niii Elatlitiele ange-
bracht, legen frch die Blättc.lfin paarweil'e au
den Stiel, und der Stiel fellili linkt nieder,
doch mit einer Zurannnenziijhung, fo dafs
man ihn eher abbreclien, als in feine vorige
Lage bringen würde. Auch erÜrccht lieh die
Bewegung auf die Aefte. Bey heiterni Hiui-
mel, in der AVärme, des Morgens, wenn die
Pflanz« nicht zu jung und nicht zu alt ilt,
kurz wenn lie in ihrem früheiten Wachsthume
iielit, zeigt lic die gröfste Reitzbarlscit. Di«
Zeit, in welcher fich die Ehitter wieder auf-
riciden, hüugt von eben folchen Urfachen ab.
Der Reitz theilt lieh zuerl't den gegenüberfte-
henden Blättchen mit; war er Itark, fo fol-
gen die übrigen fchnell, fonft langfam. Er-
fchütterung wirJ^t am niciHen, bey weitem
nicht fo fehr Siechen oder Schneiden, und
vielleicht auch dlefe nur durch Erfchütterimg,
Srtlpeterfiiure , der Dnippf von brennendem
Schwefel, von Ammonium. Brennen durch
ein Brennglas venirfiichen diefelben Erfchei-
nungen, doch in einem geringem Grade als
F.rfchütteruiig, und vielleicht nur w^eil lie
eine Zufammenfch rümpf ung und dadurch Er-
Icliütterung veranlalTcn. Da bey den Pflanzen
alle Theiifi zugleich die Bewegung machen,
nicht
fl58 ^ o —
nicht einzelne, wie in den Thieren, fo ficht
man leicht, w.irani eine alle angreifen de Er-
fchütterung mehr auslichtet, als alle anderen
Reitze.
Setzt man die Pflanze aus dem Haufe an
die freye Luft, weiui der "Wind weht, fo fal-
len fogleich alle Blätter nieder. Aber lie ricli-
ten lieh, ungeachtet des Windes, wieder auf
und gewöhnen fich endlich fo daran , dafs
diefer nicht mehr auf lie wirlit. Desfontai-
nes nahm eine Pflanze in einem Wagen mit
fich, und fah , wie lie zuerfl die Blätter zu-
fiiuimenlegte, nachher aber wieder ausbreitete
lind fich an die Erfchüuerung gewöhnte (f.
Mirbel in Hilt. nat. T. i. p. zG^). Alfo auch
hier derCharacter derVitaliliU, die Gewöhnung^
Sehr interefl'ante Beobncblun^en, welche
im Ganzen die vorigen beiiäligm , hat Bruce
an der Averrhoa Carambohi anüeliellt (f. UÜe-
ri's Bot. Ma§:. 6l. i. S. qO). ^Die Blaltfliele
find vorzüglich reitzbar, und eine Erfchülle-
runewirktmehr, als alle anderen Reitze. Die
Wirkung erfolgt langfamer als in den Minio-
fen , und erltrecJtt fich nicht lo weit, weil die
Theile fefler und härter lind. Auch hier wurde
oft, wie an der Miniofe, der Ueitz nach der
gerade gegenüber flehenden Seite geleitet, quer
durch den Blattltiel; er folgt nlfo nicht den
Gefäfsen, auch nicht den Zellenreihen, er
verbreitet fich vielmehr auf dem uächiten
i
— c — ^fl9
Die Dionnea Mufcipiila zieht ihre runden
p Blätter zufnnunen, wenn fic auf der Oberflache
f-. gereitzt worden, und fchliel'st vermitteln ihrm'
f langen Haare Inferten ein *). Uoth will ähn-
liche Rricheiunnpen an der Drofera rotundi-
folia beobaclitel haben **), aber ich habe mich
versiebllch bey diefer Pflanze bemüht. Di«
lllüthen von Apocynum , androfaemifolium
fchliefsen nnch Swagerniann ***) und Barto-
lozzi f) auf eine ähnliche Art Fliegen ein.
Die Staubfaden der Berberis Arten zeigen
atif der innern Seite an der BiiGs eine Reitz-
barlieic; dort berührt, neigen fleuch fogleich
zu dem Piflill. Smith liat diefe Eigenfchaft
genau iinteifuclit-|f). Ich hnbe feinbYerfuche
nicht allein an Berberis vulgaris, fondern
, .auch an Berberis canadüiilis und D. hurailis
^iit glilcliUchem Erfolge wiederhohlt. Nach
Smilh beützen die Staubfaden von CactusTuna
gleichfalls Beitzbarlieit. Mit Recht hält er
die Bewegungen an den Staubfaden der Peri-
taria und der Medicago Arten für blofs me-
chanifch.
Eben
I
I
*) EnisBefcbTeibung i!er Dionnea MufcipuU übcrf.
von Schreber. Erlang, »77t. 4.
••J BeytrBge atirBotanik von A. M. Ratb. Brem«n
1131. Tb. I. S. 60. Üfteri's Mag. St. S. 27.
**' Verhandel. v. rf. Genootfcbap te VUeiTingeii.
D. 5: p. =8>. D 9- P- ».
f) OpHfcoli fcetti T, E. p. igS-
It) Philofoph. Transa«. V. 78. p. »58. Uftwi'»
Mag. St. 7. S, 78.
I
a6o -— o —
Eben fo ift das Auffpringen der meifien
Kapfelii eine, mechanifche Wirkung des Aus-
trocknens, wie ich fchon oben gezeigt habe.
Doch einige, z. B. Impatiens Baifamina und
Noli tangere zeigen folcheErfcheinungen, wenn
die Früchte noch grün find. Eigentlich findet ^
-aber hier keine Reitzbarkeit Statt, fondem
die Klappen der Kapfei find in einem beltän-
digeli Beftreben, fich zufammenzuziehen und
zufammenzuroUen , nur verhindert das Stem-
men derfelben gegen einander jene Zufam-,
inenziehung. Schneidet man dah^r nur an
einer Seite die Klappen durch, fo ziehen fie^
fich, wieil der Antagonilt an ein er Seite fehlt,
alle zufammen , und es gleicht alfo diefe Er-
fcheinung den Muskularwirkungen. Aber
die Zufammeiis^iehung iit nicht den öefiifsen,
oder dem Bafie, oder dem Parenchym für lieh,
fondem allen insgefaiümt eigen, wie oben
erinnert ift.
Die hygrofkopifchen Rigc?.fchnften dür-
fen nicht hicher gerechnet wei den. Sie rüh-
ren von der Anziehung der iiörper zu den
Dämpfen her, find vorzüglich der todtenPflan-
zenfafer und auch vielen Foffilien eigen. Die
Pflanzenfafer verkürzt firh, denn üe befieht
aus Zellen, welche durch die Feuchtigkeit
ai^chwellen.
$. 5«
'^' ' En^llcli zeigen die Pflanzen Bewegungen,
. deren Zweck fo wenig als die äufsere Veran-
r laffitng nirrl.licli ilt. HolIiR auffoUend ift
?> in diel'er Rückiitiit das Htdyfiiriim gyrans.
i.i'ohl *) gab die eiite Naciiricl.t von diefer
l'Pflanze, darauf berchricb fie UroulTonet **^,
' und fehr gute Verfuclie damit fiellten Cels, Sil-
vcftre und Hallü an ***). Das tiulserlte Blätt-
, eben des dreyt'acliun Blattes ili, den Schlaf
ausgenommen, unbeweglich, die beyden Ne-
benblätteben finkcn aber, bald fclinell und in
Abfalzen fchicf nieder, bald richten lie fich
langlain und fchiet" wiederum auf. Diefe
Bewegungen habtm nicht die geringfte Regel-
mäfsiglteit, und lind weder an Zeit noch Ort
gebunden , iU)C*!i am lebhafteJten des Abends
wahrend einer Jchwülen, nalTcn VV.iinH.-. So-
gar, indem üe fchlafen, bewegen lieh die Blätt-
chen. Beridirung, Erlciiiitterung wirken nicht
darauf; zerfchnittene BHitler bewegen lieh,
feftgehaltcne Blatter ritzen ihreBeVvegung fort,
fobald man ße los lüfst. Kaltes "WalTer hemmt
die Bewegung; Plältc überiiaupt mindert fie
fehr; Dämpfe von warmen Waffer fteUten fie
wieder her. Man ficht hier deutlich den An-
fang einer tliierifchen , fpielenden Bewegung,
nur eingefchränkter und dem fieifen Mecha-
nismus verwandter.
Nicht
■) Sammlungen anr l'hyfik n. Nalutg. iB, 8.508.
**}Meninir. clel'Ac.iil. d. Scienc.d. Par. 1784. p. 616.
'^**) Bulletin de la Societ, philumat, n. 09.
aß^
Nicht weniger merkwürdig ift die Bewe-»
,'gimg. an dpn kleinen WaQeralgen ., welche
Vaucher Ofcillatoria nennt. Adatifon beob-
achtete diefe Pflahze züerß und befchrieb fie
unter dem Namen Tremella (Mem* de TAcad»
d. Scienc. d. Par, 1767. p* 564)» Nachher iin<I
mehrere Arten diefer Gattung befchrieben, die
• man am heften in Vattchers Werke aus einan-
der gefetzt ündet ( Hift. d, Conf. p* I63). V*
rechnet diefe Wefen zu den Thieren, er niiümt
[q gar Kopf 'und Schwanz hej ihnen an , und
gehrank befchreibt eine folche Ofcillatoria als
gehörig zu einet Gattung von Infufions^Thier-
fshen , Vibrio, (Ufieri*s N. Annal. St, g. S* 1 )*
Wer diefe Pflanzen zu den Thieren rechnet,
mufs Hedyfarum gyrans ebenfalls dahin brin-
gen und Jiopf und Schwanz daran fuchen,
wer die Infufionsthierchen damit vergleicht,
kennt die rafcheh, leichten und freyen Bewe-
gungen der letztern nicht. An der Balis find
die feinen Fäden diefer Pflanzen mit einan-
der verwickelt, mit den Spitzen hänjim fie
^rey ins WalTcr hinab. Dicfc Spitz^^n bewe-
gen fich hin und her, bald fchnell und iu
Abfätzen nach einer Seite und langHtm wieder
zurück , bald eben fo in entgegengefetÄter
Richtung. Die Schnelligkeit, womit diefes
gefchieht, die Unregelmäfsigkeit der Bewe-'
gungen iß völlige wie an Hedyfarum gyrans,
auch vermehrt fie die Wärme und in der Kälte
erßarrt die Pflanze. Ich habe diefe Bewesunor
oft an der Ofcillatoria principalis , Adanfoni
und viridis beobachtet , auch am lebhaftefien
fttt einer von mir auerit bemerkten verwand-
ten
tpti Gattung, Spirogyra, deren Fäden gleich
eineiig Pfropfenzieher gedreht lind , nie an
Oicillatoria parietina und O. vaginata.
Wegen diefer Bewegungen, den Pflanzen
mit Percival *) ein WoUen zuzüfchreiben iß
ein Sprung , zu dem nichts berechtigt. Aber .
fie von mechanifchen oder chemifchen Grün-
den ableiten wollen, hat bis jetzt nur zur Spie-
lerey geführt , und erklärt die häufigfie Er-
fcheinung, die Gewöhnung an den Reitz nicht. ^
Es giebt unfireitig viele unter diefen Bewe-
gungen, wodurch die Pflanze zu einer Stelle
unter den lebenden Wefen berechtigt wird,
lind fie lehren uns,.dafs wir Rücklicht auf
das Leben der Pflanze bey allen folgenden
Unterfuchungen nehmen müflbn«
•) Memoirs of the Society of Manchefter Vol. d«
p. 114, Samml« s» Phjfik u^ Naturgefch« B. 3,
ZweyUd
Zweyted Kapitel»
Vojn den orgatiifchen Vierrichtungen dSer
f&vazJesa^ überhaupt.
Es if): die Gefchichte des menTcMiclicai
Geifies , dafs immer das Allgemeine vor dem
Befotiderp gefunden und befiimmt wird. Aller
Naturkenntriifs giengen philofophifche Theo-
tien voraus , ^man gab Aehnlichkeiten , und
überfah Verfchiedenheiten, man begnügte fich
mit den Gattungen, ehe man zu den Arten
gelangte. Man begieng aber fehr oft den Deh-
ler, dafs man die Gründe, welche nur zur
Üeberficht, zur Eintheilung dienen follten,
als lolche aufftellte , woraus fich alles^ ablei-
ten laffe. Die Philofophen , denen es befon-
derS oblag, diefen Unterfchied zu lehren
machten fich aus dem Hange, alles erjdäreu
2u wollen I der ttieißen Verwechfelungen
fchuldig«
Mit
Mit vielena Geifte zeigte Brown , dafs dig
Intenlion der Lebensverrichtungen iteigt und
finkt, fo wie die Reitze lieh mehren odef
mindern, dafs aber das Erftere nur bis 4ü ei-
nem Maximum Statt findet, über welches mit
Vermehrung des Reitzes jene Intenlion lieh.
hlindert. Die Erfindung diefes allgemeinen,
CharacterS war ein Verdienfi um die Phyho-
logie , welches niemand diefein trefilicheu
Kopfe rauben kann. Aber alle Lebenskräfte,
alle Lebensaufs er un gen in ein allgemeines
Princip der Incitabilität fo zilfammen zuwer-
i'en , dafs, lieh daraus alles ableiten lalTej iß
wiederum jene VerWechfelung d«r Kinthei-
lungs - und Ableitun^Sgriinde. Lafst un4
dreift die verfchieden en Lebenskräfte , die
Triebe , und wie he weiter heifsen mögen,
beftimmen und unterfcheiden , und übeiZeiigE
■ feyn, dafs wir die mannichfaltige Natur durch
-Verfolgung ihrer Verfchiedenheit allein et'
teichen.
Die Chemie liefert tins ein äuffallendel
Beyfpiel, wie man verfahren mufs, um diö
Natur kennen zu lernen. Aus einigen Elc
menten fcliufen die ällern Chemiften, wel-
che man überhaupt Adeten nennen konnte,
alles; alle Erden waren nur Modeficationetl
einer oder zweyer Arten, alle brennbaren Kür»
per Schwefel, alle Luftanen daffeibe Element
in feinen Verunreinigungen. Als Marggraf
Jich erkiilinte meJir Erden anzunehmen , eis
Sclieele über die heilige Zahl der drey Mine*
ralfäuien hinausgieng, und Voczügiich alä
Blaek, der Elementarlehre zum Trotz, ver-
fchiedene L-uftarteii annahm , da ging ein
Licht über ,die wichügften Erfcheinungsn in
der Natiir uns auf. Wenn wir auch wieder
tu einer grörsern Einheit gelangen foUten,
fo w^ird doch diefes auf einem lichern Wege
zu einer andern, als der vorigen gefchchenj
und gewifs wird fleh uns dann eine Manni«
foltigkeit anderer Art eröffnen.
Zu den allgemeinen Gefclzen der Incita-
bilität fügte Brown nebenher und ohne es
an die Spitze zu fiellen , wohin es gehört,
das Gefetz der Gew^öhnung. Der orgdnifche
Körper gewöhnt lieh bald an jeden Reitz, und
dann wirkt diefer fo Itark nicht mehr. Aber
der organifche Körper fährt auch fort , thiilig
zu feyn , wenn der wirkende Rcilz fehlt; ein
wichtiger Character des Lebens. Und eben
deswegen wirkt der Reitz nicht mehr nach
feiner Stärke , weil der Körper ferne beftinim-
te Thätigkeit angenommen hat. Hingegen
wirkt plötzliche Abwechfelung derReitze um
fo erfchÖpfender und tödtlicher.
Organifche Verrichtungen find folche,
welche zur Entwickelung und Erhaltunii des
ganzen Körpers dienen. Unter diefen w^ollen
wir zuerft die Bewegung der flüfligen Kör-
per in den feften betrachten, oder das Haupt-
Biittel , wodurch Kntwickelung und JErhal-
J
ä*7
Es ift fchoti oben Abfchn. i, Kap. 3. da-
von gehandelt wordeji , in welchen Behaltern,
und in welcher Richtung die Bewerbung des
Saftes in den Pflanzen vor lieh sehe , hier
hiinn nur von den Kräften die Rede leyn, wo-
durch fie bewirkt wird. Die njleemeine Mei-
nung der altern Naturforfclicr war, das Auf-
Iteigen der Flüfligheiten in den Gefäfsen der
pflanzen gefchche nach den Gefetzen der Haar-
röhrchen. Mariotte lehrt diefes fchon (^EIT.
d. Phyf. p. 60), Halts erldart lieh flusdrück-
licii dafür (fiatiq. d. Veget. p. 92) nur felzt
er hinzu, dafs die Aiisdünftimg diefes Aiif-
■ fteigen vorzüglich befördere, und diefen fol-
gen faft alle alteren Schriftfteller mit wenigen
Abweichungen. Erit nachdem van Marum*)
die Lebenskraft üuf diefe Erfcheinimgen an-
wandte , ward diefe Meinung die allgemeiner
beliebte (f. Rafn Pnanzen - Phyf. §. 79-82>
Nut Senebier fchreibt das Auffteigen der Säfte
' einer hygrosliopifchenEigenfchaft zu (Ph, veg.
T. 4.. p. 137) und Mirbel glaubt, der Splint
allein vermöge durch Lebenskraft die in der
Rinde herabk omni enden Säfte aufzufaugen.
Dadurch entfiehe eine Leere und dann wirke
blofs die Luft zum Auffieigen des Safts im
Holze und um das Mark (Ann. d. Muf. T. 7.
j>. 374). Aber die Verfuche , welche van
Marum, Koulon und Rafn für iene Hypo-
ihefe anführen, betreffen blofs den Ausflufs
der gefärbten FlüiEgkeiten , die wie oben ge-
lehrt
*) De motu Öuidorum in plantie, evperimentie et
obTeivationibus indagato. Groning. 1773.
Jehrt ift, nur in beTondern Behältern fich -be-
landen , und -wnedcf in den eigentlichen Ge-
Bifsen, jxQcU denT-eilea- der Pflanz? fich auf.
Wenn man fagt, die Gefsrse treiben die
fljifiigheitcn durch Lebensliraft weiter , fo
Verlieht man darunter eine Zufriminenziehung
ijerfelben, Es iß aber fekwfr einzufehen, wie
fulche in den Spiralgefäfsen Ktült linden iön-
j\e, belonders in denen, wo dss Spiralband
Jqcker opwunden iil. Ich glaube daher, daf$
pian hier das Vermögen der Haarröhrchen ajs
pin Analogon anführen muffe, vqn welchem
VerTnö^en fich die hygroiliopifche Anziehung
auf keine Weife unterfcheidet. Wodurch
• yr^rä aber das Auffleigen in Haarröhrchen he-
' ylrht? Nicht durch dip al!;;eiiicine Anzicr
. lumfi;. foiidciTi offenbar diiri:li die yerfchiede-
pe Yerwandrchafl der Materien wie fehr
viele Veiriiche beweifen i dr.vch jene Verwand-
fchaft , welfhe überall in der Natur hcrrfcht,
\mA indem lie fich als Wahlanziehiing be-
M'eifst, nicht immer fich gleich wir^t, fon-
dorn die todte ISfatur mit der lebendigen
eleichfam vermittelt *), E§ gefchieht zwar
in den Röhren Hein Uebergang der Beftand-r
theile, i^ber die ziehenden Kräfte wiriien vor
der Vereinigung i ihre Wirkung hpnn gemin--
dert, nicht aqigehplien w?vden, Ue Kann man-
*} Dar« Qenhotlet mit Unrecht eine folcho Wabl-
OtIb sdgcn.
"
— o — 093
cherley Veränd6rungen und Bewegungen, auch
eine engere und locUere Verbindung verur-
fachen. Es fcheint mir alfo ganz überftüffig
eine andere Kraft zum Auffieigen der Flüfiig-
Jteiten anzunehmen, doch will ich nicht Jaug-
nen, dafs durch Lebenskraft eine Veränderung
in der Verbindung der StoiFe , welche das Ge-
fäfs bilden, hervorgebracht, tmd dadurch die
Anziehung auf die Safte, folglich auch ihre
Auffteigung, verändert werden Itönne,
Allein in dem Zellgewebe liann der Saft
nach diefen Gefetzen lieh nicht bewegen, da
er hier durch die Membranen dringen, oder
durchfchwitzen mufs. Indem wir auf die Re-
gel Rückficht nehmen, zuerlt alleLebensäufse-
rungen zu unterfcheiden, wollen wir hier ein
Vermögen bezeichnen, welches die Alten langit
kannten xmd mit dem Namen tonus belegten,
das Vermögen nämlich der Membranen locke-
rer und dichter zu werden. Es zeigt lieh im
thierifchen Körper fehr deutlich; nach dem
Tode erfchlaffen alle Membranen , die enthal-
tenen Flülligkeiten dringen heraus, die fonfi
völlig abgehaltene Luft dringt ein und erregt
Gährung und Fäulnifs. Ehe man diefes Ver-
mögen ieichtfinnig für einerley mit andern
Zufammen Ziehungen oder Krämpfen hält,
follte die Identität gezeigt werden. An der
Pflanzegiebtes manche Zufammenziehung und
Ausdehnungen, z. E. durch Licht , durch Be-
rührung und Erfchütterung, wobey diefer tQ-
nus unverändert fcheint. ja pian bemerkt an
dem Ausfehwitzen der Milch an den Kelchen
I
i
1
I _,
«70 ,— o —
Von Lactuca fativa eine ZufammenziehuTi^
4e3 Ganzen mit einem ErfchlafFen der Mem-
branen felbft verbunden , denn ohne jene
läfst lif h d^s Hervordringen des Saftes fchvrer
begreifen , ohne diefes würde die Membran
yiur gefpannt und zerriffen, der Saft nicht
durchgeldlTen werden. Auch bey den Kräm-
pfen im thierifchen Körper lieht man ziemlich
deutlich Zufammenziehung des Ganzen mit
ßchwäche des Einzelnen* Wollte man die
Spannung der Membran für die Urfache der
Jiiegung des Ganzen halten, fo würde man
in den Pflanzten bey folchen Biegungen Zel-
len annehmen muffen, deren eine Seite ge-
fp'anpt, die andere erfchlafft wäre.
Es ift eine Eigenthümlichfeeit der Pflan-
jüennatur, dafs der tonus an getrennten Thei-
len lanire fortdauert. Zxyeioe und Gen:men
an dem Schnitte verklebt, halten lieh lange,
jne liuft zuzulaffen,, welche fonß Gährung
vnd Fätiinifs erregt. !ßben fo dauren Früchte
lanj!e ; Quetfchungen und Froft befonders
fchnelles Thauen^ mindern den tonus und die
Frucht fault.
Die Forttreibung der Flüfligkeiten durch
clie Zellen, vermittelft einer blofsen Zufam-
menziehung, müfste manchen Scliwierigher-
ten unterworfen feyn, Zwey aDgefüllie Zel-
len würden ihren Saft gegen einander treiben
nnd dadurch allen Uebergang verhindern.
Die Membranen würden gefpannt und leicht
»emlTan werden. Auch bemerkt man in den
.p-ofsen Zellen Ueine folclie Spannung der
MembraTien Es ill alfo der tontis , welcher
den Saft aus Zelle in Zelle durchfdhet.
Aber ich laupie heinesweges die Wirkxin-
gender Zufammenziehimg bey dem Ausfliefsen
der gefärbten Säfte aus ilireii Behältern , wie
folches van Marum , Koiilon und Rafn be-
haupten. Der üiifsere Reit/, btjin Zerfchnei-
den oder Zerreifsen veranlafsl diefelbe , das
nnigebande Zellgewebe vtreDiit die Höhlung
de» Bebälters und treibt den Saft hervor.
Auch hier möchte ich die merkwürdige F.r-
; fcheinung an den Kelchen von Lactiica fativa
noch einmal anführen. So wie die Pflanze
welkt, od^r ein ßarker eleklrifcher Schlag fie
liihmt , hört die Wirkung auf. Aber icli bin
nicht im Stande f^ewefen eine ausgezeichnete
Wirkungvon Opium, Wein^eift oder zufam-
nienziehenden Mitteln als Alaun und fchw»-
Jeifaurem Eifen zu bemerken , wie he Koulon
behauptet. Icli habe fowohl abgefchnittene
Zweige von Euphorbien . Mohn und der
Seidenpflanze in folche Flüfligkeiten gefetzt,
und fie dann in den obern Theilcn geritzt;
als auch die abgefchnittenen Flüchen damic
iLberftrichen , aber in allen Fällen würde der
Ausllufs dadurch niclit gemindert, fo lan^e
die Pflanze frifch blieb. UcberUaupt wirl;en
folche Mittel wenig auf die Keitzbarkeit der
pflanzen. Uebrigens ift eine Veränderung im
Zellgewebe, um die Höhlung der Saftbehalter
BU verengen nicht auffallend , da bey den Be-
we-
\
wegungcn der reitzbaren Pflanzen eine weit
greisere Veränderung vorgehen inufs. •■
S- 3- 1
Was zur Ernährung der Pflanze dient, ü*
fclion feit länger als einem Jahrliunderte zwei-
felhaft. Zuerft fand Helmont, dafs ein Baum
ini einem Topfe mit Erde gefüllt , weit mehr
■ti GcTvicht zugenommen als diefe abgenom-
men habe , und, er fchlofs daraus, Wader fey
dfis eigentliche Nahrungsmittel der Pflanzen.
Du Hamel zog einen Eichenbaum in blofsem
Vl^afTer, welcher acht Jahre lang fort vegetir-
»e (Vh. d. arbr. 2. p, igg) , von Grell bemerk-
te, dafs Helianthus annuus in geglühtem San-
de mit defiillirtem WalTer begoflen wuchs
(Chem. Annal. «799. 2 B. S. Jio). Hofiinann
erzog eine l^raufe Münzein defiillirtem Waf-
fcr, und fie wuchs, nahm auch an eigenthüm-
lichen Beftandthcilen zu (Grens Journ. d. Phyf.
:^ B. S. 10), Doch diefes find nur einige Bey-
fpiele unter vielen. Vorzüglich hat Schra-
der genaue Verfuche über d.is Wachfen der
Pflanzen in Schwefelblumen mit reinen Waf-
fer begoilen angeßellt *),
Man hat dagegen erinnert, dafs folcl
Pflanzen Öoch nie zu einem grofseu Grai
i
I
•) Zwey Preis Fchriften über die eigentliche BiK ~
dong und ETzeiigung der erdigen Beftandthei-
le in den Geiteideaiten v. Schrader und Nei»,
mann. Beil. igao.
J
von Voniiommenlveit gelangen, wenigftens
nie reifen Samen tragen, Man ilt daher zu
der älteren Meimmg z.iirückpeKehrt, nach TveU
eher die dem WafTer beygemifchien Theile die
rflanzen nähren. Külbcl belumnite diefa
Ichon genau als aiiszugarlige Theile (Hamb.
IVIag. e. 15. S. 435). Aach in den neueüen
Zeiten haben viele diefen und den erdigen
Theilen die Ernährung der Pflanze VQrzSgUcli
lugcfchrieben , z. B. Rüclsert *}. Saullure er-
Jilfirt beftimrat, dafs Waller und Gas zur Er-
nährung nicht hinreichen , dafs die Gewächfe
ExtraftivftofFund mancherley andere Stofie au«
dem Boden aufnehmen, welcha lieh in der
Afche 7.um Theil wieder finden (]\ech. f. 1.
veg. S, 24Q folg.), dafs üe in reinem WalTer
nur leben, weil lle von Ech felblt zehreu
Auf der andern Seife glaubten Ingen-
houfs **) imd Scnebier (Ph- veg.3. p.ig^folg.)
jene Verfuche leicltt zu erklären , indem hi:
annahmen, die Kohlenfaure liefere den Koh-^
lenftofF, als das wichtigJte Nalirungamiuelder
Pflanzen, die aus Kolilenltoö', Wafferftoff,
gauerfiofF und zuweilen Stickltoffeniftehen.
Es ift kein Wunder, dafi Pflfinzen nicht
jn ihrem gehörigen Boden , fondern entweder
JQ blofsein WalTer, pder Sande, od?r Schwo-
') DeTFoldhan cbemirch untarTiicht. Erlang, 17139.
••) Unber die EriiSiirung tler Pflanien iiherr. v,
inoit einer Vorr. V. Huntboldt. Leip?. i7t(9'
A74 — o —
fcl ctzogcn auch nicht die gehörige Vollkom-
menheit erreichen. Ein Gewächs yom Kalk-
1>bden geräth nie in blofsem Sande, und um-
gekehrt tragen die Sandpflanzen in fettem Bo-
den in der Regel keinen reifen Samen. Ue-
bermäfsige Feuchtigkeit ßört gewöhnlich die
Jintwickelung der Blüthen und die Reifung
der Früchte , und von manchen .Wafferpflan-
ten ueht man fogar an ihrem natürlichen
Orte äulserft feiten Früchte. Es ift zu viel
verlangt, wenn man will, dafs Pflanzen in
t)lofsem Wa Her auf die voUkommenfie Weile
.vegetiren follen. Däfs man im Stande ift,
manche Pflanzen , in reinem Wafler zu einer
anfehnlichen Gröfse zu treiben , ja fie fogar
zur Blüthe zu bringen, zeigt doch offenbar
eine Ernährung durch WajDTer und Gasarten«
Blofße Luft taugt nicht zur Erhaltung der
Pflanze. Wenn Zwiebeln darin lieh entwi-
ckeln und blühen, oder faftige Gewächfe darin
fortwachfen , fo zehren fie von ihreni' eige-
nen Körper *), wie fchon oben Abfchn, i.
K. 5 gefagt ift.
Reines Wafler ohne Gas taugt nicht zur
Erhaltung der Pflanze. Ich brachte die jungen
Zweige von Sedum rcflexum und Mentha cri-
fpa in Flafchen, welche mit gemeiner Luft,
ferner mit gemeiner, aber durch Kalkwafler
♦) $♦ RTsfft N. Oomnicnt, Ac/id. Peirop» T. 5,
p* ßSt. Exp. 053 Gough in Scherers Jonirn*
d, Chem* B 3, S. 5«5^
gereinigter Luft, auch mit Saiierftoffgas durch
KalKwaflfer gereinigt, und nicht gereirvigt ge-
füllt waren. Zugleich gofs ich eine Unze
entweder ungekoclius oder lange gekochtes
deftillirtes "WaflTer, welches ich in einem gans
verfehl oiTtinen Gefafse abgekiÜilt halte, hinzu,
verfiopfte fclinell die Flaichen mit i^inem Kork-
itöplel und kehrte lie in Queckfilber um.
Ueberall verwelkte Mentha crifpa fchon in
den eriien Tagen in gekochtem Waller, in
ungekochtem Waffer blieb fie immer und in
allen Theilen frifch , machte auch den An-
fang, Wurzeln zu treiben , die aber nicht zur
völligen Entwickelung kamen. Kthrte ich
die Flafclien, ohne lie duichStöpfel undQueck-
lilber zu fpciTcn , in ungekochtem deftlllirten
WafTer mii , lo wuchi'en die Zweige fehr gut
und iriebtu \\ urzeln. Länger liiclt lieh Se-
duni reflexum in ungekoclilem W^alTer, aber
nach mehreren Tagen erfchien ein fchleimi-
ges W«fen um die Blatter, und als ich alle
Zweige heraus nahm, wanm die in gekoch-
tem Waffer ganz verdorben, in ungekochtem
ganz frifch. In einpr mit gekochtem Waffer
ganz gefüllten, wohl verfehl offenen und in
■ Queckßlber umgekehrten Flafche Itiirb eine jun-
ge Aurikel bald, in ungekochtem Waffer erhielt
ne fich auf diefe Weife fehr lange. Die Noth-
wendigkeit von Gas im Waffer zur Erhaltung
der Pflanze ifi alfo erwiefen.
Ich fchüttelte eine Unze gekochtes imd
in einem verfchloffenen Gefifse abgekühltes
Waffel mit Kohlenlaure in einer Sechsunzen-
1
ä^S
N
Flafche rine Minute lang, und rclilofs es dann
Biit einem Zweige von Menlhü crifpa und
tSauerftofFgas auf dieobige Art ein, DerZweig
lebte viel länger als in geliochtemWalTer, aber
«ach 5-6 Tagen fiengen die Blätter an am
Bande einzufchrunipfen.
Ich fchiittelte gemeine Luft lange Zelt
mit. Kalkwaffer , gofs dann in eine damit ge-
<nllte Flafche gekochtes delÜllirtes WafTer, ver-
fchloft lie genau, kehrte üe in Qiieckiiiber um
und liefs fie fo eine Woche lang liehen. Nun
füllte ich eine Flafche mit Sauerftoffgas, ■wel-
ches mit Kalkwaifer anhallend gefchüttelt War,
brachte darein jenes WafTer und zugleich einen
Zweig von Menllia crifpa, verfchlofs und
fperrte die Flafche wie vorher. Der Zweig
hielt lieh viel länger als in gekochtem Waffer,
und begann erft nach g- 9 Tagen an den Hün-
dem der Blätter sin zufch rümpfen. Es ift alfo
die Kohlenfaure, wenn lie gleich zur Ernäh-
rung mit hilft, doch dazu auf keine ^Vei^e
tiothwendig. Auch maciit lieh Ingeuhoufs
fchon den Einwurf, woher die Pflanzen die
Kohlenlaure zur Ernährung nehmen, aber er
iäfst ihn nicht befriedigend. Das Zimmer,
tvo mir viele Pflanzen vegetiren , ilt mit Luft
erfüllt, welche kaum eine Spur von Kohlen-
üaure zeigt, das deltillirte WafTer, womit
fie begiefse, hält eben fo wenig.
t)ie Pflanze nährt fich alfo von verfehle-
denen dem Wan"er beygemi fehlen luftartigen
Stoffen; es fcheint, damit fie voUkommen ,
gedellie, Sauerfiofigas, Stickgas und KoWen-
fäure erforderlich zu feyji. Zur Ernährung
dient die Aimcfphüre niclit, wenn fie gleich
in anderer Rücklicht nüthig Tchcint. fiaufTure
hat fich zwar bemüht, zu zeigen, dali Fflait'
zen die Kohlenfaure in der Atmofpb,are zes-
fetzen (Rech. f. 1. veg. S. 29 f.), d.afs eine
gänzliche Abforptlon deiTelben ihnen fchade,
aber man mufs bemerken, dals er immer das
Queclthlber benetzte, und zur Abl'orbiionKalk,
welcher übele Gerüche ausfirömt, mit ein-
fchlofs. Es ilt wahr , Queckfilber fchadet un-
bedeckt dehPfianzen, nurnicht, wieSaulTure
glaubt, weil es fchlimme Dämpfe verbreitet
(S. 41), fondern weil Feuchtigkeit der Pflanze
mangelt, denn Gcwachfe, welche deiren nicht
fehr bedürfen (Ariftolochiae, Jasmiuum fra-
cticans, Sedum, Cactus) vertragen es fehr gut.
Ich zweifle nicht, dafs auch die Spaltöff-
nungen das mit Luft gefchwängertei Wafier
der Atmofphäre ein Taugen, und dadurch zur
Erhaltung und Ernälirung ebenfalls beytragen.
Man könnte alfo die Ernährung der Pflan-
ze, da fie Luft aus deni WalTer aufnimmt,,
mit der Refpiration der Fifche vergleichen,
man könnte fagen, es fey ein Mittelding von
Athemhohlen und Ernähren, man könnte fich
dabey auf die traeheenartige Bildung der Spi-
ralgefäfse berufen.
Es fcheint, als ob die Pflanzen auch die
dem WaiTer beygemifchten Stoffe «u zerfetzen^
oder
V8
oäer aus ihnen die zur Nahrung cri'orderli-
^ eben Gasarten zu ziehen vermögen. In die-
bfcr Rüchficht tonnen auch die animalirchen
Eoder vegetabUifclien Subftanzen als Dünger
^Nahrung geben. Icli habe mit Salzen VerCu*
he gemacht und gefunden, dal's Zweige von
tMentha crifpa in einer Unze defülUrtein Waf-
Iffiir, welches beym anhaltenden Koclieu , da-
"lit alle I.uft entfernt würde, zwey Gran Sal-
jjeler aufgelöfst hatte, mehrere Wochen frifch
Bblieben, da üe doch in blofseui gekochten,
ti^en fo verwahrtem WalTer bald welkten.
rTEs mögen alfo wohl die Salze wirklich dün-
gen und nicht blofs als Reitzmittel dienen.
In gröfserer Menge fchaden (ie; in einer Unze
Waffer, welche 5 Gran Salpetw enthielt, Wiu:-
de der eingetauchte Theil bräunlich, doch
hielt fich der Zweig übrigens lange, fchnell
aber wurde er braun, eingelchrumpft undwelk,
wenn die Unze ao Gran Salpeter enthielt,
SauITure hat interelTante Verl'uche über die
Menge von Salzen aiigeficllL (a. a, 0. S. 2.^.7.
253)1 welclie die Pflanzen einfaugen, er fand
manche fchadliche in gröfserer Menge , als
unfchüdliche eingefogen, auch fah er, wenn
mehrere Salze in W^afTer aufgelöfat waren,
mehr von dem einen als dem andern aufge-
nommen. Er iit geneigt, diefes mehr einer
gröfsem Klebrigkeit, als einer Verwandfchaft
zuzufchreiben, aber ich finde doch nicht, dafs
falpeterfaurer oder elfigfaurer Kalk klebriger
fey, als falzfaures oder fchwefelfauresNatrum.
Ueberhaupt hat er durch viel« Verfuche den
Ue-J
Uebergang dei: Salze und auch der Erdartert
in die Ptliinzen und ihre Afche dar^ieilirtn
(S. 259. cgo f.^. 'NV'enli auch ein Ucbeigang
der aufgelöfsten Erden in die GBWacUfe öLatt
findet, fo fcheinen iie docli ala Nalirungsmit-
tel von keiner grofsen Bedeutung zu ieyn.
Die Verfuchc von Sclirader ^) lehren uns, .
dals jene Erdarten lieh bilden Jiünnen , wenn
in dem Boden lieine Spur davon zugegen ift,
dafs in SchA.l'efelblunien mit' deltiliirtem Wal-
fer erzogene GetreidenrLen Talkerde, Kalk-
erde, Eilen- und Mangan es oxyd auch etwas
Kiefelerde in viel grölserer Menge mit fich
fiUiren, als der Same.
Doch halte ich nicht die unauflöfsKche
Grundlage des Bodeiia l'ür gleichgiiltig heym
Wachsthume der Pflanzen, oder nur in To fern
' wirkend, als fie "WafTer durchlalTe oder auf-
halte. "Wir fehen, dals Sclivrefel das Keimen
der Samen an der Luft befchleunigt, fo auch
Bleyoxyde, ohne eine Sjnir von Desoxydation,
oder andern Verandcrungrn. Warum follten
auch nicliC die Eeltandtheile der Körper
vor ihrer Trennung wirken können, war-«
um füllte die Pflanzcnfafer, die olmc diefs
mit dem Boden fo lange in genauer Berüh-
rung bleibt, von den unauflösbaren Beftand-
the len dcfTe'ben ni. hl afiicirt werden? \Vie
diefts gcfchehe, kann ich freylich nocii nicht
beftimmeh.
Es
•) S. A. oben atigefülirtfl Schrift «ocJ» Atc^ir äet
Aefictiltar Cheitiie von S, F, HermbUädt 1 B.
i.H, S.Q5,
Es ift eine bekannte Erfahrung der Oe-'^
konomen , dafs die AbwechCehmg der Scalen
auf demfelben Boden das Gedeihen der Ge-
wächfe ungemein befördert, dafs hingegen der
Soden ausgefögen wird, wenn diefelbe Getrei-
deart, oder nur ähnliche mehrere Jnhre hinter
t einander darauf gebauet werden. Um zu er-
fahren, ob wirklich eine Ausfaügung Sliilt
' finde, liefs ich mir einige Jahre hindurch von
i: zwey Landgütern zur Rocken- oder Weizen-
Saat bereitete Ackererde bringen . und zugleich
ansgetrageneErde, oder die, welche vier Jahra
hindurch zur Getreidefaat gedient hatte und
nun zum Graswuchs ruhen follte. Ich fand
in der letztem mehr Extractivitoff , als in
der erftem , auch mehr falzfaure Soda; von
falpeterfauren Salzen kaum eine Spur in bey-
den. Mir fcheint alfo der Grund, warum
Gewächfe in einem folchen Boden, wo die-
felbe oder ähnliche Arten geftanden haben^
nicht munter wachfen, in der Menge von
£lxtracEivltofiF zu liegen, welchen die Fäulnifs
aus den Wurzeln entwickelt hat, und wel-
cher aiif die Pflanze widrig wirist.
Der in der fruchtbaren Dammerde be*
findliche Stoff gehört übrigens zu der KlalTa
der ExtractivAoffe. In ein er anfehnlichexi
Menge Wafler löfst er lieh auf, doch fchwebt
der gröfste Theil in demfelben und macht es
trübe. Weingeifi wirkt ebenfalls darauf, auch
löfst er das auf, was beym Verdunsten aus
dem WalTer zurückbleibt, und fo umgekehrt
Wafler, wa« aus d«m Weingeift aiirückbleibt.
Schwa-
Schwache Säuren wirlsen wenig darauf, Kali
i'chlägt ihn In Floclien nieder , auch eniflehen,
Iblche Flocken durch lani^es Stehen an det
Luft^ Sie gleichen der Filanzenxneiubran.
DafS die nähtenden Theilchen überall ein-
gefchoben werden , dufs Zellen zwifclien Zel-
len , Gefäfse zwilchen Gefafsen entliehen, ha-
be ich oben gezeigt. Wie aber jene AlTimila-
tion gefchehe , davon wifTen wir durchaus
nichts. Wir haben von den möglichen Ver-
' ändernngeh der Stoffe in der Pflanze keine
Begriffe, fie fcheinen nach Schraders VeiTu-'
chen (die ich an Kohlpflan^en in Schwefel-
blumen gefaet, befiätigt finde) fehr gröfs zu
feyn, und uns Licht über die Befiandtheil«
. der Erden , Alkalien und Metalle 2ü Verfpre-
chen. Vielleicht werden wir cinl't linden, dafs
auch diefe, wie die vegetabilifchen Körper
wenige BeÜandtheile enthalten , aber dafür
werden wir Mannichfaltigkeiten in der Art
der Verbindung treffen.
Mangel fln hähreftdett Stoffen ieigt fich
ziierft an dem Abfallen der Blätter , tind ati
den Verwelken derfelben in ihrer Mitte. Dl«
, Zellen ftrotzen weniger von Saft, die fchma-
len ziehen fich zufammen , und verurfacheh,
wie fchon oben erwähnt wurde, jene Tren-
nung an der Balis der Blätter,
§. 4.
m^ Prleftley *) bemerkte zuerfi eine Erfchet
hiing an den Pflanzen, welche man mit dei
Athemhohlen vergleichen Itonnle. Blätter un-
ter Waffer getaucht liefern in den Sonncn-
firahlen eine Luft, die viel mehr Sauerftoff
enthält, al8 die geiimine Luft. Ingenhoiifs
fetzte diefe Verfiiche foit, und vermehrte lie
mit vielen andern ''*_). Alle grünen Theile
etwa die Früchte ausgenommen, haben Jene
Eigenfchaft. Schon früh erinnerte Graf v.
Rumford dagegen ***}, dafs nicht allein Pflan-
zenfioffe , fondern auth andere , als Glasfä*
den. Wolle u dgl. Sauerttoligas im Sonnen-
lichte entwiclieln. Senebier fPli. veg, 3. p.
197) fah keine Spur von Luftbläschen, wenn
das WalTerrein und gekocht war, er fah aus
kohlenfaurem Waffer mehr Sauerftoffgas fich
entwickeln , imd gekochtes WalTer lieferte
diefes Gas , fobald es mit Kohlenlaure ge-
fcliwängert wurde, Er fchliefst daraus auf
ein Vermögen der Pn,fnzen die KohlenHiure
zu zerfetzen. Nach AVordbotife f) andern die
Pflanzen ohne Waffer die Luft niclit, fo lan-.
«J Experiments on aiiFsrci
Philorophy. Vol. 1 S. 3;
••) Verfuche mit Pflan/x
worden , dafs lie diu K
im Sunnenfcheine zu v
1780. 8. Wien 1736.
••*) Phil. Transact. f. I7ß7. Samml. x. Pbjf,
NatnrgeFch. B. 4. S. 233.
i) Gilberts Annal. d. Phyfil!. T, 14. S, 343,
branches of natural,]
Vol 1. S. a. 3. 61.
. wodurch emdeckl
fi bpfitzen. die Luft
rbeäern , etc. Leipa,
1
]
ge fie frifch find, fo bald fie aber welk weri
den , erzeugt,« lie Kohlenfäure.
SauflTiire fand, dafs die Glieder Ton Ca-
ctus Opimlia, und fehr viele Blatter im Dun-
keln SauerltofTi^as einfaugen , welches lieh
nicht durch die Luftpumpe und Wärme tren-
nen läfst 0\ech. p. Gl), wohl nbev geben fie
die Kohlenfäure wieder, wenn folche mit dem
Sauerftoft etwa vermengt eingefogen war. Am
' Tage im Lichte hauchen lie das SauerftofEgas
nach Mafse des Einfangens \viederum aus,
doch wild es in der Pflanze felbft, wie S,
glaubt, zur Kohlenfäure verbunden, und diefe
nachher im Lichte getrennt. Zeiitodene Blät-
ter thun diefes nicht. Man niufs erwägen,
dafs die Blätter etwas bey dielen Verfuchen
benetzt wurden.
Diefe merkwürdigen Beobachtungen er-
klären ims allerdings die Verfchjedenheiten
mancher älterer Verfuche in Rüclsficht der
Lüften t wich elung der Pflanzen, im Dunkeln
fowohl als im Lichte. Ich mu/s indeJTen
hiebey bemerken , dafs ich nie die geringftg
Luftveränderung weder am Abend, nocJi am
Morgen hemerht habe, wenn ich gefunde
Zweige in ein völlig trockenes mitQueklilber
gefperrtcs Glas bog. Mit Maurandia femper-
Ilorens , Ja^minum fruticans, CactuS curafla-
vicus find diefe Verfuclie oft wiederhohlt,
und fo grofse Zweige genommen worden, dafs
die Wirkung wohl merklich werden konnte.
Die beiden letztem halten, doch die trockne
Luft ziemlich lange aus. Die zugleich ge-
fam-
m.
184 — • —
fammelte in ein ähnliches leerea Gefäfs ge-
fperrte Luft zeigte nicht die mindefte Ver<-
fc^iedenheit *). Ich habe oben erwähnt, dafs
ich zuweilen eine Kinfaugung von Luft be-
merkt hätte, aber die Upiltände , unter wel-
chen fie gefchah, kann Ich nicht beftin^men,
und eine Veränderung der J-<uft wurde ich da-
J>ey nie gewahr.
Die Zerfetzung der Kohlenfäure im Waf-
fsr vermitlelft grimer**) Pflanzenfloffe leidet
keinen Zweifel, fo wie die Enlwickclungdes
Saueritoffgafes aus dem Wafter , welches ge-
meine Luft enihält. Denn WalTer , worin
pufserft wenig Kohlenräure fich befindet, lie-
fert Sauerfioffga». Aber andere Siibfianzen
haben dlcfes Vermögen auch , felbft die Luft,
welche in einem reinen Glafe aus reinem Waf-
fer autiteigr überlrifft die gemeine an Sauer-
itoffgehalt fehr. Ohne WalTer habe ich keii^
Z?rf?tzung der tj^ohlenfaufp bemerken könne)
Saiierltoffgas ift zum Leben der pfianw
durchaus tiothwendig, Saulfiire fah entblÖfste
mit der Spitze im WafTer getauchte und irre-
Jpirabeln Luftarten ausgefetzte Wurzeln ver^
welke^ I im $AuerItoffga& fortleben. Sl« VfH
eut«_
ana^*
ifste
irre-
ver»
*) 35« elnfm Mikro - Eiiclioinetev , wobey «s nlir
auf relative Menden ankommt, wähle ich da«
Salpetergaf, mifche die MiFchung in einer wei-
ten Flafctic, und meffa ia einer engen Röhre. ,
**) Auch roiher ßlatter, SaiilTure erhielt an« dij
TOlhen AbürKlcrurg von Atiipiax hortenCa aiK
t« WaJTer Sa.ierfloflgaa. (Rech, p. 56),
[ wandelten diefes in Kohlenfäure, war alwt H
I, , noch der Stamm an ilinen befindlich, fo fauff- ^
noch der Stamm an ilinen bermdlich, fo faug-
^en ße diefe ein , und entwickelten Sauer^on-
gas aus den Blättern (S. 104. 112), Auch zur
Entwicitelung der Gemmen ifi Saueritofigqs
nöthig, und es wird wie beym Keimen in
Kohlenfäure verwandelt, Es dient zur Ent-
wichelung der Blülhe, verwandelt lieh dann
ebenfalls in Kohlenfäure (S. 125). Doch ent-
bindet Blüthe auch Stickgas. Früchte follen
lieh wie Blätter verhalten (S. 129). Auf di«
Dammerde vyirkt das SauerftofFgas; es entzieht
ihm Kohlenftoff und befördert dadurch die
Bildung von neuem Extractivftoff (S. 131J).
Von Rinde entblöfstes Holz färbt der
SauerltofF bräunlich j er verbindet lieh mit
KohlenfiofF im Holze und macht Kohlenßui-
re. Sauffure erhhirt die Färbung auf eine ge-
zwungene Weife: er fand nämlich, dafs da-
bey mehr Walter verloren gehe , und meint^
dafs durch diefen Verlult Kohlenfioff befreyet
werde. Wareij Sauerltoff , Kohlenftoff und
WafTerfioff vorher verbunden, fo konnte doch
anderer Sauerfioff' den Kohlenftoff nicht tren-
nen, waren iie nicht verbunden , fo fieht man
nicht ein , wie dadurch Kohle in Ueberfluf»
entfiehen foU. Dafs hier Kohlenftoff getrennt
wird, ift kein Zweifel, und wahrfcheinlich iß
es mir, dafs der noch übrige Sauerftoff die Ver-
bindung des KohlenftofFs mit dem Wafferltoff
lockerer »ind dadurch eine Färbung mache *).
In
•) Ich bediene mich oft des Begriffs von einer lo-
cTtern und engen Verbinilung, ich werde anei-
nam andsin Oitedtefes zu rechtfeitigen fuchf»-
I
I
i
In Rohlenfaure , Stichgas und WalTer-
IpSjgas halten ßch die Pflanzen eine Zeit hin-
durch, auch wenn die Zweige , an dem 5tam-
DQ durch QuekÜlber in nal'chen mit )enen
^asiirten gefüllt, gebogen wurden. Aber fie
r.ii,hfen nie fort, lle entwichein lieh nie, «nd
;rben bald ab. Ich fnh Zwcij;e, welche in
'aiii;rftDi%as grün geblieben an der Luft fo-
eich eine rülhliche Farbe annulunen. Der
onus war allo diircrh d,is Gas vermindert, fo
[afs nun SaueiltDftgas eindringen und wirken
pnnte. Jch vermnthe dafs der Saiierfloff
C gcfchwdcliten Theiien den Kohlenfioff ent-
• jiehc, z, B. der telia beym Keimen der äufsem
Slätter und dem Kelche bcy der Entwickelung
, Ton Gemmen und Blütiie, dei aufsein Kinde
-II. f. w. Df-nn welke Pilaniien liefern Hohli
bTMure in grofser Menge, Üo färbt der Sam
tj^blf die Bliiltcr vor dem Abfallen gelb
Jjraunlich, et färbt die Fritcht« und verwai
I^Jelc ihre Säfte in Sauren, Salpeter , wie wir
• Vben gefehen, färbt grüne Stämme bräunlich,
(md in noch höherm Grc^de thiin diefes die
Öäoren, Vielleicht ilt die Anziehung desSauer-
ftuffg zu dem Kohlenftoif der Grund von fti-
«len erregenden Wirkungen auf die FHanze,
i Aie hell büTonders in einer Beförderung ihrer
S'EntwickeUing zeigeji.
leOM
i
Haies hewie3 die Auadünßung der PQi
jien durrh directe Verfuche, doch nahm
puf di;'Lu!'L, welche üe zugleich entwickeln
könnten, keine RückÜcht, weldie einige, ob
gleiel
4S7
gleich geringe Correcrion verurfachen würde.
Die Ausdilnltung fcJieint lieh n.ich den Blat-
tern zu richten , der Kohl diinitete viel, ein
Citronenbaiim wenig ans.. Eine Sonnenblu-
me dünfiete in l a Stimden eines trockenen
■Ta=;es fo aus, dafs die FUifligkeit die Ober-
Häciie ^j Zollhoch bedecl^en würden; für ei-
' ne KohlpHanze würde die Höhe ^j ZoU feyn,
für einen Weinltock yj, , iür einen Apfel-
baum ,i, , für einen Cilioncnbaiim ,47. Ge-
naue Zahlen darf man indefTen nicht erwar-
ten. In troclsenen Nächten betrug die Aus-
dünl'tung etwas , in feucliten Nachten , wo
Thau fiel, nahm die Pflanze an Gewicht zu
(Staliq. d. Veget. C. 1.). Schon Guettard fand,
dafs die Pflanzen Im Sonnenlichte mehr aus-
diinften als im Schatten, und dafs hieran das
Licht, nicht die Wärme Schuld fey (Mcm. de
l'Acad, d. Sc. 174:^ p. 576)- Senebier fand
lUffelbe (Thyf. veg. 4.. p. 53 folg.). Auch im
Winter dünften die Pflanzen aus , doch wenig
(Haies Exp. j6),
An einem Himbeerzweige bemerlite Sene-
bier nur einen Uiiterfchled von ig Gran zwi-
fchen dem elngfifogeuen und ausgedünftetem
Waffer (Ph. veg. 4. p. 58 folg.). Verfuche die-
fer Art verftatten wegen der gezwungenen La-
ge, worin lieh die Pflanzen belinden, keine
Genauigkeit. Dafs "die Blätter durch Spalt--
öffnuogen ^infaugen , ift bereits «rinneit,
5. 6,
Wie die Secretlon , die Bereitung der Säf-
te in der Pflanze gefcliehe , davon wilTcn wir
nichts.
niqhM. Wir vermögen eine Möglichlieit «itx-
»ufehen, wenn wir die Wirkung des Lebens
'• indem es die Verbindungen der Eefiandtheile
in den feftenTheilen enger undloclierer Knüpft,
lind dadurch verfchiedene Ziehkräfte ai^f die
"enthaltenen FlüfligUeiten veranlafst, erwägen,
■ A^^er dlefes ifi nur fwne Hypothefe. Auch
, eine genaue Abhandlung von den Säften der
■ pflanzen kann noch nicht gegeberi werden,
,da die Chemie hierin noch weit zurück ift.
K. pie bi-herigen Unterfuchungen findet man in
it'.^en Lehrbüchern der Chemie. Wie Sauer-
Joff, WalTerftgJf, KohleiiHoff und StichftoÖ"
,in die PRanzen honimeA, liifst fich wohl be-
greifen , auch dafs fie durch VertheiUmg in
mannichfaltigen VerhaltnifTen die verfchiede-
tflien Fflanzenfafte machen, aber fchwerer i^
f <<B8 zu fa^en , wie Erden, Metglloxyde und Al-
Ijlialien iu ihnen gebildet werden. Uehrigen^
^ufs man die bisherigen EIntheilungen der
pflanzenfafte in Schleim , Harz u. f. w. nxir
als Gattungen anfehen, denn eine Schleimart,
I ipbgleich von allsn fremden Stoffen gereinigt,
I unterfcheidet fich von der andern immer, war?
P'^ auch nur duvcli den Geruch, fp wii im
[•narz, ein Oehl von dem andern.
Wie der Saft in den Gefäfsen befchaffea.
fey , wifTen wir nicht, da wir ihn nicht von
den übrigen Süften abfondern können. Darf,
man annehmen, dafs der im Frühling ausAies-
fende Saft aus ihnen komme, fo würde er nacK
Vauijuelin'» Verfuchen *) f^hon eine btttächt^ ■
lichy
*) Scheieta loura, d. Chemie. iO. s. S, a6o.
i
liehe Aenderung erlitten und Geh dem fauren
I Zu'tande genähert haben. Auch die Safte im
' Balte lind fchwer zu fondem. In den Zellen
'■;'• des Farenchyms Endet Jich nicht allein das
'', Stärkmehl, und der Schleim in Körnern, fon-
'L dem auch alle fchleiniigen , zucli erartigen, ex-
[^ tractiven , adflringirenden, klebrigen (Ideber-
', artigen) Stoffe liegen dafelbft. Nur au eini-
f gen Stellen ift eine Dcfoxydation vorgegangen,
■■' es ift Oehl und grüner HarzftofF entttanden.
*' Noch mehr aber lind die Stoffe in den Safibe-
.' hältern defoxydirt, wo diuBalfame und Gum-
; jniharze verwahrt werde^i. Man dürfte alfo
* ^agen, dafs beym Durchgange der Säfte durch
l" die Zellen und bey der Aufbewahrung in den-
1*/ felben , fo lange die Theile in der ftärkfien Ve-
I getation ftehen , eine unaufhörliche Defoxy-
I dation Statt finde. Nur wo eine Schwächung
gefchieht, bei,virkt die äufsere Luft eine Oxy-
' dation, wie in allen welkenden und reifenden
i' Theilen.
l"
Ich habe oben der Kleinen Kryitalten in
den Wurzeln der Oenothera biennis gedacht.
Nachdem ich mir eine gröfsere Menge davon
verfchafit habe , finde ich die angegebenen
Kennzeichen beßiitigt , nur ftheich, dafs Sal-
peterfäure allein das wahre Auflöfungsmittel
derfelben ift; fogar ftarke Schwefel föure viel
weniger darauf wirke. Ich vergleiche iic alfo
mit den Kryftallen, welche Nicholfon aus
dem Indigo erhielt *).
NacV
•) ScheicTB )ouia, d, Chem, fi, 5, S. ^Qg.
1
J
SQO — o —
Nachdem ich mir auch mehr Afche 1
Hollurdermark verfcliafit habe , finde
auTser liohlenfamen K.ilk Ichwefellaurdn darin,
and eine wiewohl undeutliche Spur von phos*
phorlamein Haiti,
Was von der Secretion gefagt ifi , gilt
aach von den Rxcretionen an der Oberfläche
der Pflanze. Zuweilen lind lie blofs Waffer,
meiltens fchr defoxydirie Stoffe, nur in ei-
nem fejtenen Falle, wie bey den Kichern, ei-
ne Säure.
5. 7-
Das Licht wirkt auf die Pflanzen aufserft
•wohlthätig; es fcheint den tonus der Mem-
bran zu vermehren. Daher gelien im Lichte
^lÜle Defoxydatioiien in einem Iiöliern Grade
'"■Vorfich, die Blatter werden griin , die Blu-
men bekommen fchönere Farben , die wohl*
riechenden Ochle und Harze iif;hmen. zu. Im
Dunkeln wird aller blaffer, getuclüofer, kraft-
, Jofer.
Aber das Licht bringt die grüne Farbe
niolit unmittelbar durch eine Entwickelung
des Saueriioffs hervor, wie man fonfi gUub-
te. Es giebt gii'ine Pflanzeniheile mit dem
gewöhnlichen grünen Farbeitoffe gefüllt, wel-
che im Innern der Pflanzen, vor dem Lichte
ganz verfchlofTen lief^cn , z. B. die innere
Rinde, dafs aulsere Mark und die Cotyledo-
neB mancher Pflanzen. Es iß oben erwähnt,
dafs der SauerUoff, welchen die grünen Theile
, unter Wa/Tcr geben, aus der i3em Waffer bey-
gemengcoii Luft komme. Juiij^e Blätter, in
der Dunliclljeit erzogen, lind weils, aber wenn
iie gröfser und ftäilier \vcrden, färben iie lieh
in derfelben Duiilielliulc grünlich. Ich fchlufs
im Duukeln erzogene weifse Jihltter der Zipol-
len und Peteiülie neblfc etwas ilelUUirtem un-
gekochten Waffer in Gefäfüe ein, welche mit
Wafferltofigas und Sauerltoffgas gefüllt wurden,
; und fand, dafs Iie in diefem eben fo fchnell
grünlich wurden, als in jenem, in beiden aber
viel fpüter, als an der freyen Lufl, Im Dun-
keln wirkte Wafferltoffgas eben fo wenig.
So wie das Liclit Itiirkt, fo kann es auch
' dieLebensthäligkeit erfcliöpfen j es wirkt zer-
,. ftörend, auf junge, zarle Phanzen, reift Ftüch-
'*te, und zeiftön die Farben der Blumen.
Dicl^i(.lilentwickelung einiger Blumen Üt,
Wie SaulTiue mit Recht fagt, eine nur von zwey
Beobachtern wahrgenommene Erfcheinung,
Einer war noch dazit ein junges Mädchen. In<
deffen hat doch neuerlich H. v. Sputa derglei-,
chen bemerkt *).
Die Warme wirkt auf den Verlängerungfi-
trieb der Pflanze, ohne den tonus zu vermeh-
ren. In heifsen Gewachshiiufern fchiefsen die
Pflanzen lange Schöffen, aber diefe lind fchwach,
ohne Farbe und Geruch, fo lange ihnen das
Licht mangelt. Die Pflanzen kalter Gegenden
find im Ganzen klein, zwifchen den Weudezir-
Iteln erlangen fie eine anfehnliche Gröfse. Wir.
können hieraus abnehmen, wie die Wärme
auch
•j Trommsd. Jaurn. f.Pharmac. B.g. St,
I Itarl
auch aof äen thierifchen Körper witlsen mag»
Sie vermchrl eine Tliaügkeit und mindert die
idere. Die Kalte hinsegeii, indem fie den
▼d^örserungstrieb fchwächt, fchadet weder
tonus, noch dem Blütlien triebe, und reit
eine entgegengefetzte Art.
John Hunter undSchÖpf Wollten den P0an»*
zen eine eigenthümliclie Wärme zufchreiben.
ihre Gründe ßnd wahrlich nicht von Bedeutung
und von Senebief (Ph, veg. 3. p. 314} fehr gut
widerlegt worden, Beftimmte Verfucht , wel-
che allerdinj^s auf eine folche ei^enlhiitnliche
Warme hindeuten, hat Solonni angeliellt *).
Sie zeigen einen Unlerfchied zwifchen der Wär-
me der Luft und der Wurme im Innern eines
Baumes. Wo aber wird man einen fo zufam-
tBengefetzten, mitFeutluigl^eit durchzogenen,
wegen der engen Kühren nicht gefrierenden Kör*
per treffen , welcher die Temperatur der Luft
hätte. Von der Wärmeentwiclielung in der
Blütheufcheide von Aruni italicum ilt fchon
geredet worden.
Die Kälte fchadet der Pflanze nicht, weil
ihre Flüfligkeiten frieren , fondern weil fie auf
die Lebensthätigl;eit wirkt. Viele Pflanzen er-
frieren , wenn das Thermometer noch einige
Grade über dem Gefirierpuncte ift. Jede plötz-
liche Aenderungder ReiLze fchadet, daher fter-
ben die Pflanzen leichter vom Frott, wenn üe
fiark getrieben haben , in vollem Safte flehen,
oder wei>n eine ßarke Wärme vorhergegangen!
iM
der
<*) Annil. A. Chnnie o. iig. A. lo» Seberera Joant.
B.0. S,686-
j/ti Jeder entg^engefetzte Reitx wirfet AeRo
heftiger und defto erfchöpfender, jeniehr der
organifche Körper an den andern gewühiit war.
Die Divergenz der Gefiifse oder des Baßes,
Welche die Veranlaffung neuer Theile ilt, wird
befonders durch reichliche Nahrung verutfacht,
Sie ift , gleich der Richtung des Stammes und
der Zweige, für jede Art befonders beftitnmt,
imd der Trieb dahin gehört lu den mahnichfal-
tigen Bildungstrieben der Pflanzen. Durch
ihn bahnt lieh die Natur, fo zu fugen, den
Weg zu ganz neuen Bildungen.
Reproduction fcheint die Pflanze nirgends
2u befitzen, da, wo es den Schein hat, als
I bey der Füllung der Wunden im Holze, ift
wohl mehr das alte Holz und deffen Vergrö-
' fserung an dem Erfatze Schuld. Defio mehr'
aber hat lie Neigung zu ^anz neuen Bildun-
gen , und jede Gemme Itann als der Keim einer
neuen Pflanze angefehen werden. Das Paren-
chym wächlt in einer andern Kiclitiing fort,
die Gefäfsbündel oder der Baft theilen , ver-
knüpfen, durchflechten lieh, und treten dann
in der vorigen Ordnung als neue Bildung lier-
Tor. Ea wird nicht blofs ein neuer Stamm er-
zeugt, es kommt nur auf den Boden an, und
die Gemme wird Wurzeln treiben. Aber noch
iß alles in ihr wie in der mütterlichen Pßanze
befiimmt, alle die individuellen Modihcatio-
nen des Triebes behält die neue Zeugung, auch
Wenn mau £e rem dar Mutter trennt, Ueber-
iluCl
I
C^ — Q — ^H
fiuf3 an Nahrung befördert diefe neuen DUdi^f
gen. Wie das junge Thier durch den Dotter^
der Embryo durch die SduienbläiLer ernährt
wird, fo nährt das Blalt den jungen Aft, als
eine belbndere Pflanze in feinem Winkel. Ja
es hat felblt eine Neigung, üch als besonderes
Gevvaclis zu ifoliren und afiarlig zu werden,
ftucli geht oft vor ihoi ein Nebenblau her. ßonit
' übemiiumt der ^Vurzelltock das Gefchüft der
-, Amme. Die vom Blatte genährte liiiospe
' unferer Obltbäiime blüht fchneller, als der aus
. dem Stamme unvorbereitet entfprolTene Afi;
.der mütterlich behandelte Spröfsling ift voll-
Jiommen.
Endlich fchiefst die Pflanze auf und eil
durch eine Reihe von folclien Gemnienbil dün-
gen zur Zeugung und zur Fniclit. Ganz ver-
fchieden ift diefer Trieb , und oft den vorigen
entgegengefetzt. Verminderte Nahrung be-
fchleunigt ihn oft; man ficht abgefchnittene,
in die Erde gefetzte Zweite eher blühen, als
der Mutlei flamm, i:nd nie hemmt ihn auch
die kümaierlie)ifte Nahiiinj:. Eint^Hyatintlie,
die im Waffer Blüthenhnospen und Blatter und
Wurzel getrieben, wurde derWnrzeln beraubt,
getrocknet, und nun nach mehreren Tagen
wieder in Waller gefetzt. DieBlüthen neigten
und entwickelten fich, aber der Schaft blieb
Hein, die Blätter welkten, und nur allein die
Blüthe hielt fich, um ihren Zweck zu erfüllen.
Allen andern Trieben fcheint der Zeugungs-
trieb entgegengefetzt, da er alle andere min-
dert, imd endlich mit lii^ zeriiött.
i
J
— -6 — 555
Die Richtung;en des Triebes überhaupt
nach diefen oder jenen Theilen, nrfch diefer
oder jener Aeufserung, ifi: in den verfchiede-
nen Arten verfchieden belUnimt, wird aber
zuweilen durch aulsere Uiufläude, die wir
noch nicht ganz genau kennen, verändert, und
dicfes kann ziun erbliclien Schlape werden*
Man foUte glauben , an manchen Pflanzen fey
eine folche Aenderung feite Beriimmung ge-
worden, z.B. die Richtung des Triebes nach
den Blättern in den Palmen. Sehr oft hat die
Richtung des Triebes nach einem Theile in
zu grofser Mafse eine Verhilmmerung der übri-
gen zur Folge, und das Gleichgewicht aller
Aeufserungen des Triebes maclit die Vollliom-
menbeit der Pflanze aus.
Keinesweges wirlit der Bildungstrieb, w^ie
ihn treifend Blumeiibacii *) nennt, immer im
Flülhgen. fW fängt im Embryo mit dem Pa-
renohym an ; es ilt eine Gemme ganz aus Pa-
renchym gebildet, vielleicht darf mau dieFIüf-
figkeit felblt ein zartes I'arenchym nennen.
Nmi entfpringeii an beftimmten Stellen, wie
im künftigen Stamme Gefäfse und Balt, Aber
iie entfpringen für fich , nicht im Zufammen-
hange mit der Butter, und dadurch erhält der
Embryo, feinen hefondern, eigen thümlichen
Cha-
I
*) Er verdient dan Dank der Naturforfeher, daTs
er uns von dem livolmioiisryftem befteyte, ei-
nem Sydeni, welches, gleich allen, der Nstur-
foTfchunK fchadpt, und feine fchädlichen Ein-
fhilTe noch jüngli auf einen unferer beftenBeob-
acliteri Vaacher, geäufsert hat.
U
Character, er pflansC die Art nicht das Indivi-
duuai fort.
Die Wirkungen der Reitze auf die ver-
fchiedenen Lebens aufs er ungen Und noch nicht
erforfclit. Von Licht, Warme und SauerftofF-
gas ilt etwas oben gefagt. Electricitat undGal-
vanismus fcheinen nicht viel auszurichten.
Scharfe Stotfe tödten die Pflanze doch vitl
langfamer, als Thiere, narkotifche wirken
■wenij; darauf, auch Arfenik. Infectenjtiche
vermehren oder fchwäclien die Thiitiglieit der
Gefafse in einem auffallenden Grade , und
bringen dadurch manche Ton derbareWirk ungen
hervor. Die Gallwespen und Schlupfwespen
vermehren iie, die Ulattlaufe mindern lie, ver-
mehren aber die Reitzbarlseit des Ganzen und
machen Krampf. In grofser Menge lind die
paralitifchen Pflanzen offenbar fchadlich, be-
fonders wirken dieUredines fafi wieBlattläufe.
Ueberhaupt aber zeigt fich diePflanze auch hier
als ein zufammengefetzles organifches Wefenj
der Reitz verbreitet fleh niclit weit, und die
Zerfiörung einzelner Tlieile hat auf das Ganze
keinen oder nur langfamen Einfliifs, Hier Üt
noch ein grofses Feld für Verfuche übrig, Ver-
fuche, die nur frey von allen Hypoihefen und
phyfiologifchen Theoremen anzuftellen find.
d
I
d
Drittet Ktpitcl.'
Die Pflanz« in Vcrgleichung mit andern
Naturproducten.
Wenn wir die Pflanze im Allgemeinen
betrachten, fo dürfen wir nicht auf einen
Zweck zurückgehen, welchen fich die Natur
bey ihrer Bildung überhaupt vorgefetzt habe,
oder bcy einer jeden zu erreichen Itiebe. Wir
muffen vielmehr die Pflanzen und ihre Man-
nichfaltigkeit als ein Gegebenes anfehen , und
die Gefetze derfelben zu ergründen fachen.
Dicfes ift fcliwerer, als jenes; dort werden
die Verfchiedeiiheiten einfeitig in ein Syltem
gezwungen, hier vielfeitig zu einer UeberGcht
zufamraengefiellt. Dort bringen wir das Zweck-
mäfsige des menfchlichen Geiftes bey feiner
Beurtheilung als Princip in die Natur, ohne
diefes kühne Verfahren auf irgend eine Weire
gerectitferiigt zu haben; hier lernen wir der
Nalur ihre Gefetze ab.
U 2 Di«j
Die Mannichfaltiglieit; unter den Thie^
ycn wird dadurch zum Theil beftinimc. daf«
einzelne Theile , oder ganze Sylteme von
Theilen, welche die vollkommenen Thiere
Velirzen, den unvoUkommnern fehlen. So
nehaien die Organe der Fortbewegung mehr
\iXid mehr in den Amphibien, den Fifcher^
und Würmern ah, bis ße cr^dlich ganz auf-
hören. So wird das Syftem der zum Blutum-
Jauf und zum Athemhphlen gehörigen Thcile
imrner einfncher, bis man endlich gar keine
5pur mehr davon antrifft, Daiür verlängern
pder vern^chren fich •, gleichfam zimi Erfatz,
andere einfc^chere gebafiete Theile; die I\ie-
fenfchlance wäclift zu einer un<2:eheuren Grö-?
fse ; der Taufendfufs bewegt ßch auf einigen
JJimderten von Fiifsen. Eben fo die Pflan-«
^en. Die Blntter werden kleiner in denMoo-
|en, und fehlen den unvollkonimnen Pflan-»
^en \ die Wurzeln lind ebenfalls nur haarför^
niiginden Moofen und ^n den unvollkom-
menen pflanzten gar nicht vorhanden; die Blii-
%he wird immer einfacher und in den unvolt-
][^ommencn Pflanzten fitidet man nuv Fruchte,
nnd Samen ; das ganze Syllem deii- Spiralge-
fixk^ hört endlich g<*nz auf. gogar der gtamni
yerfchwindet endlich völlig. Dafür werden
nii^nch^ einz^eln^ Theile ungemein aijsgebil-f
fjiet , Zy B^ ^ie Blätter in dön Farrnliräutevn»
l^iey einer grQfsen ^TnyoUtonm^enheit der Blil-i
th?» d»^ Veri^fielnng in mehrern Waflefalgen^
vnd P<-vfQOii h»t fehr I\e()ht,. wenn er die
PUz^e (xh *:\x\ ^bgerQnderl:es ^ einzelnes. Frucht-
tiehültnifai dwlelU* dem nur ixi einigen Fal-,
*• f »
* •■
f> ■ . ■> ,
— o — , «99
Jen von dem vorigen Stamme ein flockiges
Gewebe übrig bleibt. Man mufs keinen Pilz
betrachtet, feine Aehnlichkeit mit den Liche-
nen nicht eingerehen haben , wenn man ihn
in den Phytozoen rechnen will. Auf 'ein#
ähnliche Weife läfst lieh das flockige Gewe-
be in den imvollkommenen Pflaiizien, als ei-
ne Anhäufung von getrennten, vergröfter-
ten, und ausgebildeten ZcUcngängen betrach-
ten. Die Abnahme der Theile gefchieht fo
deutlich und fo ftufenweife in den Pflanzen,
dafs endlich nur ein Haufen von runden,
durchlichtigen Körnern überbleibt, welche
gamen oder felir einfache Sam^nhehälter fchei-
nen, denn blofse Samen mit einem einfachen
Pmbryo können fie nicht feyn , weil fonft
keine Vermehrung der Pflanze möglich wäre.
XJredo und Aecidium flehen auf ^er unterßen
gtuffe der Vegetation,
Für jeden Theil der zufammengefetzten
Fftanzen läfst fich eine Reihe von Verfchie^i
dcnheiten angeben, welche von der einfa-r
<:hern zu der zufammengefetzten Form über-,
geht. Ich habe qhcn eine folche I\eihe für
die Bildung des Blattes aus den Holzbündeln
des Stan^mes angefiihrt. Es würde nicht
fchwer fcyn, mehrere Reihten für verfohi«-
dene Glieder und auch fiir verfphiedeTie Be-^
Tiiehungen derfelhen feftjufetzen. A^^V die-«
fe Stufl^en ßnden fich ' auf eine manpich-«
faltigip W^fe in d§T\ ycrfchi^d§ne^\ Arten zer*
^
rf B.
Itreut und verltnitpft. Das Gefetz der Maa-
nichfaltigUeit ift hier: indem ein Theil auf
derfelben Stuffe der Ausbildung ftehen bleibt,
durchlaufen die andern damit vertnüpfteu
Theile, die ganzQ Reibe von Ausbildungen.
Alle natürlichen Ordnungen geben uns da-
von ein Beyfpiel : die Hülfe bleibt diefelbe
in den Leguminofis aber die Bhiitform läuft
von dem grasarti;^en Blatte des. Lathyrua
NifTolia bis zum mehrfach zu Ca mmen gefetzten
mancher Mimofen fort, die Bliitbe geht von
der blumenlofen derCeratonia, der regeAiäfii-
gen der Cadia , bis zur fchmetterlingsförmi-
gen iiber. Eben fo bleibt in den Syngenefi-
Iten die Blüthe einerley, das Blatt macht eine
Reihe von dem grasavligen des Tragopon bis
7.nm zufanimengerctz.len der Hippia u. f. w.
Map entdeckt noch immerfort Pflanzen , ■wel-
che hier die Lüolien ausfüllen , und das Ge-
fetz , indem man die Theile immer feiner ab-
thcilt , erfireckt fich bis auf die geringften
■Vevfchicdenheiten.
Dlefem Gefetze der Mannichfaltigkeit
fleht das Gefetz <ler Einheit entgegen. Nicht
allein lind Theile auf dcifelben Stufle der Aus^
bildung häufiger verknüpft , fondem einer
wirKt avich auf den andern und zieht ihn
zu deifelben StufTe der Ausbildung hinauf
tder hinab. Viele natürliche Ordnungen die
Grr.fer , dieLeguminofae, die Umbellatae be-
■«Aiifeii die erltere Behauptung, für die zweite
finden wie auch Beftätigungen genug. Das
palmhlait gleicht dem ausgebildeten ziiram-
nien-
riiengcfetzten Blatte der Dicotyleclonen
es entlieht doch, wie oben gezeigt wurde,
aus dem einfachen Blatte ; die Orchideen
zeigen ein Beltreben die lippenförmige »md
fchnietterlingsförmige Blume zu bilden, aber
fie gelangt nicht zu ihrer Stiiflc; dns grasar-
tige Blatt von T_,athyriis NifTolia hat noch
nicht völlig die Structur eines Grasblattes.
Ich will nicht die Beyfpiele hiiufen , lie wer-
'y den einem unbefangenen Beobachter fich von
jf. felbA darbieten.
\ Was ons hier die aufsere Form zeigt,
I fuhrt auf eine innere Mannichfaltigkeit und
I Verknüpfung der Triebe, deren Folge die
Form ift. Es ift wahrfcheinlich, dafs fich
diefe G&fetze auf alle I^ebensäufserungen er-
Itrecken. Für die verichiedenen T^ebenskräfte
I in den Thieren liefse es iich leicht darthim.
t Ja wie vertheilt und verknüpft und nicht die
^ Seelenkriiite des Menfchen^
, Dürfen wir uns eine Auslieht erlauben,
fo wäre lie zu einer fortlchrei Lenden Ausbil-
L düng, der Natur, Wir fehen fie auf den ver-
) fcliiedenen Stiiffen; fie zeigt uns die Gefchich-
i te der Individuen. Ks giebt eine untergegan-
igene Schöpfung ; wir findtsn fie unter diin
Verfteinerungen ; dort bemerken wir Farrii-
■•" ]iräuter und MonocotyledonRn in Menge, rie-
fenmafsige FauUhiere und Rliinoceros, keine
^ Affen und keine Menfcheu.
'..^ISJ'.r fV..rU:'
, aber ^|
\
I
^
.*
-;
* #
:/
50a — • O — i
§• 3-
Wer die ücbergänge von einem Wcfen
zum andern in der Natur läugnet , hat fie
nicht mit freyem Blicke betrachtet. Sie läfst
lieh nicht in unfern fyftematifchen Eintheilun-
gen zwingen, rufen alle ächte Naturforfcher
einjtinimig. Wahrlich die Natur ift kein Ge-
danke eines Geiftes, wie der unfrige, der
dichotomifch trennt und verknüpft, in der
Logik, in den Categorien, in der Befiim-
niungvon Objectund Subject, kurz in jeder
Differenz und Indifferenz. Allem diefem kann
lic nur mit dem gröfsten Zwange unterwor--
fen werden.
Von dem todten Körper fieigen die Wir*
kungcn immer aufwärts bis dahin , wo wir fie
nur ahnen, nicht mehr erreichen können.
Die todte Materie wirkt anziehend und zu-
rückftofsend nach allen Richtungen und zu
allen Zeiten. Es tritt nun das Gebiet der
Verwandfchaften ein, wo der einzelne Theil
mit Wahl befiimmt einen andern anzieht
und abftöfst. Es jpefindet lieh an der Grenze
zwifchen dem vorigen und dem folgenden,
dort herrfchend, hier dienend. Dann folgt
das Reich der Triebe, wo nicht mehr der
einzelne Theil , fondern mehrere vereinigt
Tiu einer Tendenz hinwirken, Die neue Ver*
einigung mehrerer Triebe nach einer Ten-
denz , ihre wiederhohlte Zufammenfetzung
läfst- uns Blicke ins Unendliche thun, und
^^ugleich hoffen , dafs wir noch viele Schritte
we:-
. » ■
r
• I
'■'■ '
weiter in der Zerlegung und Zufaninieiirie.!-
lung dicfer Triebe gehen kunner. Die Pflan-
ze befindet lieh in dem Reiche der Triebe;
alle Gefäfse und Zellen müITen (ich x^acb der
Verticallinie richten , nacii dem Lichte dre-
hen , und auf eine fehr ziifamm engefetzte
Weife nach dem Puncte hinwirken , wo der
junge Embryo entfteht.
Dadurch unterfcheidet ßchnun die Pflan-
ze von dem unorganifchen Körper, dafs fie
nicht blofs der allgemeinen Anziehung und
der Verwand fchaft gehört, fondern auch von
Trieben geleitet wird. Es ilt möglich , dafs
fich F.lfloresccnze von innen entwiclseln, in-
dem eine FliiiJigkeit durch ße hinftrömt; es
ift möglich, dala manche Pilze und WalTeral-
gen nicht aus dem Samen oder durch zet-
fireute Gemmen gebildet wurden, defl'en un-
geachtet find fie org.inifciie Körper. Alles
wiiclift und itrebt an dem Schimmel nach dem
AugenblicUe hin, wo die geltlelte Kugel platzt,
ihren Staub verltreut und verfchwindet. go
^virft der Agaricus kurz vor dem Tode feinen
Staub aus, und das hochfi unvolUtommene
StUbum erwartet den Augenblick, wo das
Köpfchen fich verdunkelt und abfallt. Ob
alle Pilze dahin gehören , weifs ich nicht; an.
den meifien findet man jene Vegetationspe-
riode, imd eine Richtung mehrerer Thätig-
keiten nach einem Zwecke.
I
i
30*
Wollen wir die Pflanzen von Aen Thl«;
ren durch einen Character unterfcheideri , der'
allen Körpern gemein iß , fo niufs es durch
die Bewegung gefchehen. Durch fie, indem
fie uns die Wirkuni:; des Triebes offenbarte,
beßimmten wir den Character des organifchen
Körpers überhaupt, und auf eine ähnliche
Weife DiüfTen wir zu den Thieren fortgehen.
Nirgends finden wir im Pflanzenreiche jene
ireyem Bewegungen, welche wir auch wohl
willkiihrliche zu nennen pflegen. Die Pflan-
ze ifi auf eine einzige hefiimmte Richtung in
allen Uiren Theilcn eingefchraiilst, die fie
immer anzunehmen trachtet. In den fchnel-
lern Bewegungen durch Reitz, zieht fie Geh
nach einer gewilTen Richtung zufammen.
Das Spiel der Blätter an Hedylurum gyran» .
und der Fäden an den Oscillatorien gefchieht
nach einer gewifl'en Regel. M.in halte die
Wurzel auf, indem He abwärts wächfl , den
Stamm, indem er lieh nach dem Lichte dreht,
und er w^ird blofs durch die Verlängeryng in
feinem ganzen Verlaufe mechanifch über den
Widcrfland weg liommen. Aber felblt die
Mufchel hat die Macht, ilu^en Fufs in der
ganzen Sphäre umher auszuJtrecken, und un-
ter unzaliligen Richtungen eine zu wählen.
Das Infufionsthierciien , indem es auf einen
Widerfiand triff"t , wendet lieh nach allen
andern Richtungen der ganzen Sphäre. Kurz
die Riehtimg der Bewegung iß hier für kei-
— . o — 305
ntn Radius der Sphäre beftimmt^ worin lie
gefchieht.
Ünbieftimmt iß fchon der Radius der
Sphäre für dieBe^ egung des Wurmes , unbe-^
fiiinmt und frey die Richtung des menfchli-
chen Geifies in der amendlichen Sphäre feines
Strebens.
¥■%
1"
, >•
Wegen Abwefenheit des Vcrfaders vomJDiruokr
orte find folgende Druckfehler entltanden4
S. SS Z. 6 von oben 1. tn^nnb'cfaen ß. nämlicken*
— . S4 — 10 •— — — - Nofioc ft. Noftos.
•^ 2g — 11 von unten — zoefäure ft zoTfäure»
1— 32 — 3 -— — -*• Annal. ß. Äural»
^56—10 viriäifolia ft. viridiflorÄ
— 64—14 von oben — ebep fo«
•^ g2 — 9 — — -^ Irina ft. torina,
.» gj -.25 .. — «. feihin ft. fuchen»
«.loi—a — ... -» Luft ft. Lut.
— 10s — 8 ^on unten — Erweiterungen ft. Erweite-
rung.
— 114 — 6 von oben -^ ibn ß. ihm.
— 144 —14 von unten— vitide ft. viridi«
-^ 175 — 13 von oben ^ Stranioniuna ft. Stramonenm*
.-.556 -^la — — — Zweig.e ft. Zwinge.
— Ä59 — 21 — — — Parle ^ft. Peri.
Unbedeutendere Fehler wird der Lcfcr.gütigft
überfehen.
»(!(!
... j
'l
^»:
"! ,
I
5
V- ... ■
. f ■ . »
^ *• » 'C *'■ ' ..-1
.'■ V-.-.* ■ .^.- ■ ' ^- ., . . .
- t ■ «
i . .. i
- » • -
1
\
■«■ ■ 7^ + 1 .V.V:f
.-. .-?*