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Mdiigan
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III. BAND, a. HEFT
Subskriptionspreis M. 8. —
Einzelpreis „ 9.50
GRUNDRISS
DER
INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE
UND
ALTERTUMSKUNDE
UNTER MITWIRKUNG VON
«
A. 3aines-London, R.G.Bhandarkar-Puna, M. Bloomfield-Baxtimore, J.Bürgess-Edinburgh,
O. Franke -Königsberg, R. Garbe -Tübingen, W. Geiger - Erlangen, K. Geldner -Berlin,
<i. A. Grierson-Calcutta , A. Hillebrandt-Breslau, H. Jacobi-Bonn, J. Jolly-Würzburg,
\^ Kern-Leiden, E. Kuhn-München, C. R. Lanman-Cambridge (Mass.), E. Leumann-Strassburg,
B. Liebich-Breslau, A. Macdonell-Oxford, R. Meringer-Wien, R. Pischel-Halle,
E, J. Rapson-1x)ndon, J. S. Speyer-Groningen, M. A. Stein-Lahore, G. Thibaut-
Allahabad, A. Venis-Ben.\res, Sir R. West-London, M. Winternitz-
Oxford, Th. Zachariae-Halle
HERAUSGEGEBEN
VON
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VERLAG VON KARL J. TRÜBNER
1897.
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Subskriptionspreis M. 8.—
Einzelpreis ,, 9.50
GRUNDRISS
DER
INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE
UND
ALTERTUMSKUNDE
UNTER MITWIRKUNG VON
\. 3aines-London, R.G.Bhandarkar-Puna, M. Bloomfield-Baltimore, J.Burgess-Edinburgh,
') Franke -Königsberg, R. Garbe -Tübingen, \V. Geiger -Erlangen, K. Geldner -Berun,
O. A. Grierson-Calcütta , A. Hillebrandt-Breslau, H. Jacobi-Bonn, J. Jolly-Wörzburg,
' ' Kern-Leiden, E. Kuhn-Mönchen, C. R. Lanman-Cambridge (Mass,), E. Leumann-Strassburg,
B. Liebich-Breslau, A. Macdonell-Oxford, R. Meringer-Wien, R. Pischel-Halle,
E. J. Rapson-London, J. S. Speyer-Groningen, M. A. Stein-Lahore, G. Thibaut-
Allahabad, A. Venis-Benares, Sir R. West-London, M. Wlntkrnitz-
OxFORD, Th. Zachariae-Halle
HERAUSGEGEBEN
VON
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^1
GEORG BÜHLER.
RITUAL-LITTERATUR.
VEDISCHE OPFER UND ZAUBER.
VON
ALFRED HILLEBRANDT.
ff,
STRASSBURG
VERLAG VON KARL J. TRÜBNER
1897.
[Ai/e Rechte^ besonders das der Uedene^tu»^^ vori'ekalieu.^
In diesem Werk soll tum ersten Mal der
Versuch gemacht werden, einen Gesamtüber-
blick über die einzelnen Gebiete der indo-
wischen Philologie und Altertumskunde in
knapper und systematischer Darstellung zu
geben. Die Mehrzahl der Gegenstände wird
damit überhaupt zumerstenMal eine zusammen-
hängende aljgerundcte liehandlung erfahren;
deshalb darf von dem Werk reicher Gewinn
für die Wissenschaft selbst erhofft werden,
trotzdem es in erster Linie für Lernende be-
stimmt ist.
Gegen dreissig Gelehrte aus Deutschland,
Österreich, England, Holland, Indien und
Amerika haben sich mit Hofrat G. BOhler
in Wien vereinigt, um diese Aufgabe zu lösen,
wobei ein Teil der Mitarbeiter ihre Beiträge
deutsch, die übrigen sie englisch abfassen
werden. (Siehe nachfolgenden Plan.)
Besteht schon in der räumlichen Ent-
fernung vieler Mitarbeiter eine grössere
Schwierigkeit als bei anderen ähnlichen Unter-
nehmungen, so schien es auch geboten, die
Unzuträglichkeit der meisten Sammelwerke,
welche durch den unberechenbaren Ab-
lieferungstermin der einzelnen Beiträge ent-
steht, dadurch zu vermeiden, dass die einzelnen
Abschnitte gleich nach ihrer Ablieferung
einzeln gedruckt und ausgegeben werden.
Durch einen gemeinsamen Titel und ein aus-
führliches Namen- und Sachregister am SchUiss
jedes Bandes werden die einzelnen Hefte zu
einem gemeinschaftlichen Ganzen zusammen-
gefasst.
Das Werk wird aus drei Bänden Lex. 8"
im ungefähren Umfang von je lioo Seiten
bestehen, in der Ausstattung des in demselben
Verlag erscheinenden Grundrisses der irattischett
Philologie, Der Subskriptionspreis des ganzen
Werkes beträgt durchschnittlich 65 Pf. pro
Druckbogen von 16 Seiten; der Preis der
einzelnen Hefte thirchschuittlich 80 Pf. pro
Druckbogen. Auch für die Tafeln und Karten
wird den Subskribenten eine Ermässigung von
200/0 auf den Einzelpreis zugesichert. Über
die lunteilung des W^erkes giebt der auf
Seile 3 dieses Umschlags befindliche Plan
Auskunft.
The Encyclopedia of Indo-Aryan Research
contains the iirst attempt at a complete, syste-
matic and concise survey of the vast field of
Indian languages, religion, history, antiquities,
and art, most of which subjects have never
beforebeen treated in a connected form. Though
the Encyclopedia is primarily intended as a
book of rcference for students, it will never-
theless be useful to all connected with India;
and though it chiefly summarises the results
achievedf it will also contain much that is
new and Icads up to further research.
Upwards of thirty scholars of various na-
tionaliiies, — from Austria, England, Germany,
India, the Netherlands and the United States — »
have promised to unite with Hofrat G. Bühler
of Vienna in order to accomplish this task.
The contributions will be written either in
English or in Germ an.
Each part (see the Plan) will be pub-
lished separately and with a separate pagi-
nation. A common title page will be prefixed
to each volume and a füll index of names
and subjects will be added at the end.
The work will consist of three volumes,
each of about l loo pages royal octavo. The
subscription for the complete work will be
about 65 Pfennig (8 d), the price of each
Single part 80 Pfennig (10 d), per printing
sheet of 16 pages. Subscribers will also enjoy
a reduction of 20 percent for plates and
maps.
For the plan of the work see page 3 of
this Cover.
Strassburg, im Januar 1S97.
Die Verlagshandlung.
The Publisher.
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k GRUNDfilSS DER INDO -ARISCHEN PHILOLOGIE UND ALTERTUMSKUNDE
(ENCYCLOPEOIA OF INDO -ARYAN RESEARCH)
HERAUSGEGEBEN VON G. BÜHLER
III. BAND. 2. HEFT.
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-•••
800
ho 1-7
RITUALLITTERATUR.
VEDISCHE OPFER UND ZAUBER.
VON
ALFRED HILLEBRANDT.
I. WERT DES RITUALS, SEINE VORGESCHICHTE UND QUELLEN.
S I. Die allgemeine Bedeutung der Rituallitteratur. — Die
Sanskritphilologie hat gegenüber der klassischen Altertumskunde den Vorzugs
dass sie ihre Kenntnis aller sakraler Gebräuche nicht aus einzelnen, zufälligen
Angaben zusammenstellen muss, sondern die alten Lehrbücher besitzt, welche
die Grundlage für die Opferkenntnis der Priester bildeten. Die Angaben dieser
Aufzeichnungen und Systeme sind so genau und werden durch mancherlei Hufs-
mittel so sehr unterstützt, dass es möglich ist^ verschiedene der alten Opfer zu
rekonstruiren^ ohne ihrer Vollziehung beigewohnt zu haben. Die Erforschung
des altindischen Opfers dient mehr als einem Zweck. Das Leben des Hindu
ist in aUen seinen Erscheinungen, in seinem täglichen Verlauf wie in seinen
wichtigeren Abschnitten von religiösen Formen umgeben und neben dem
Recht büdet das Ritual die wichtigste Quelle für die Kenntnis des alt-
indischen Lebens. Darüber hinaus dient es dem Verständnis der alten reli-
giösen Poesie, der Lieder des Rgveda, der selbst schon entwickeltere Kult-
formen voraussetzt, und durch die Fülle alter, im Ritual aufbewahrter Bräuche,
verbindet es die Kultur Altindiens mit der arischen Vorzeit und weiter mit
den primitiven Stufen menschlicher Entwicklung. Wer das Ritual eingehender
studirt, dem wird die Menge anthropologischer oder ethnographischer Daten,
welche, von dem Schimmer alter Tradition umgeben, sich auf späte Geschlechter
fortgepflanzt haben, nicht entgehen. Die Sütren oder Leitfäden, in denen es
aufgespeichert ist, kümmern sich im allgemeinen wenig um die Deutung der
einzelnen Ceremonien, die in dem langen Entwicklungsgange des Rituals sehr dem
Wandel ausgesetzt gewesen sein wird, sondern schreiben sie dem Gang der Hand-
lung, die ai^ dem Opferplatze sich abspielt^ entsprechend vor und sind durch
diese nüchterne sachliche Behandlung ihres Gegenstandes Quellenwerke ersten
Ranges. Während man die Bedeutung der das tägliche Leben schUdemden
Gfhyaleitfäden^ sofort verstand, ist der Charakter des die grossen Opfer be-
schreibenden Srautarituals oft verkannt worden* Lange Zeit hindurch — und
diese Meinung hat wohl jetzt noch die meisten Vertreter — sind darin mit
Vorliebe Spekulationen einer müssigen Priesterschafl gesehen worden, die zur
Befestigung ihrer Herrschaft das Leben des Hindu mit einer Kette von Cere-
monien umgab, die seinen Geist in Knechtschaft hielten. Im einzelnen Falle
ist es schwer festzustellen, ob der eine oder andere Brauch wirklich eine
brahmanische Zuthat oder Erfindung gewesen ist; im allgemeinen darf aber
gesagt werden^ dass jene Anschauung auf Irrtum beruht Wie die Dharma-
sütras und Dharmasästras keine Erfindung spekulativer Rechtsgelehrten sind,
sondern im wesentlichen altes Gewohnheitsrecht und alte Sitten kodifizirten,
lado-aruche Philologie. IIL a. i
2 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
so ist das priesterliche Ritual der brahmanischen Religion nichts anderes als
eine systematische Zusammenfassung volkstümlicher religiöser Gebräuche, die
von den Brahmanen zur Grundlage oder doch wenigstens zum wesentlichen
Bestandteile ihrer rituellen Praxis gemacht worden sind. Je weiter das Stu-
dium dieser Quellen fortschreitet, desto deutlicher wird die Erkenntnis hervor-
treten, dass die Brahmanen ausser der Systematik ihrer Darstellungen wenig
erfunden oder hinzugedichtet haben, so wenig wie die Vaiyäkaraijas Sprach-
wurzeln erfanden. Die Popularität der brahmanischen Sitte wurzelt in ihrem
Ursprung aus volkstümlicher Praxis. Aus diesem Grunde darf das vedische
Ritual, nicht nur das der Gfhya-, sondern in gleichem Masse auch das der
Srautasütren als eine noch wenig erforschte Quelle fiir die arischen Sakral-
altertümer gelten. Wir können im Einzelnen oft nicht mehr die Bedingungen
erkennen, unter denen traditionelle Gebräuche entstanden sind, die oft wie
versteinerte Reste eines längst entschwundenen Lebens vor uns stehen. Um
manche von ihnen zu verstehen und auf die ethnologische Schicht zu kommen^
in der sie entstanden sind, wird es nötig sein, sie vergleichend zu behandeln
und nicht nur unter Herbeiziehung arischer Sitten, sondern auch der primi-
tiven Naturvölker inner- und ausserhalb Indiens, also mit Hilfe der Anthropo-
logie ihren Ursprung zu erklären, freüich unter Anwendung grosser Vorsicht,
wie besonders von Bradke betont, in der Prüfung aller dieser Daten.
Länger als die noch wenig studirten Srautasütren sind die Lehrbücher des
häuslichen Rituals mit ihren eingehenden Vorschriften über die Bräuche des
täglichen Lebens in ihrer Bedeutung für die arische Altertumskunde erkannt
worden. Schon vor Jahren hatte Stenzler auf ihre Wichtigkeit hingewiesen,
als er sagte: »Das indische Volk ist das einzige des ganzen Stammes, welches
schon in früher Zeit die Sitte in besondere Vorschriften gefasst hat und einen
eigenen Zweig der Litteratur besitzt, der ihr gewidmet ist . . . Wenn wir die
ganze Reihe von einzelnen Handlungen (des Hochzeitsrituals) überblicken, so
wird jeder, der mit den einzelnen Akten der römischen Ehe vertraut ist, und
mit den Gebräuchen, die sich auch beim deutschen Volke erhalten haben,
leicht erkennen, dass die Übereinstimmung in der That so nahe ist und sich
so häufig auch in kleinen unwesentlichen Momenten zeigt, dass sie unmög-
lich aus der im allgemeinen gleichartigen Anschauungsweise des menschlichen
Geistes erklärt werden kann, sondern nur in einem ursprünglichen geschicht-
lichen Zusammenhange gerade dieser Völker ihre Erklärung findet« Wir
dürfen hoffen, dass bei weiterer Erforschung dieser und andrer ritueller Sanskrit-
schriften in Verbindung mit den Rechtsaltertümem sich der Gnmd zu einer
arischen Altertumskunde legen lassen wird, die der vergleichenden Grammatik
zur Seite steht. Besonders sind es bisher diese Hochzeitsgebräuche gewesen,
die eingehendes Studium gefunden und dank den Arbeiten von Haas, Weber,
WiNTERNiTZ und L. v. Schroeder zur Auffindung vieler Parallelen bei andren
arischen Völkern geführt haben. Der letztere hat gezeigt, dass viele der
in den indischen Ritualen erwähnten und bei andren Ariern vorkommenden
Sitten sich auch bei den finnisch-ugrischen Völkern, besonders den Esten,
finden und zu diesen wahrscheinlich durch Entlehnung gelangt sind, während
WiNTERNiTZ in anschaulicher Weise durch weitere Parallelen und Beispiele den
grossen Umfang des arischen Gemeinguts dargestellt hat. Hier erwiesen sich
oft kleine Züge, denen man anfänglich keine Bedeutung beilegte, als kultur-
geschichtlich bedeutsam. Wenn die Braut bei der Hochzeit vom Eltemhause
Abschied nimmt, pflegt sie zu weinen. Das Weinen gilt als ein besonderer
Akt des altindischen Hochzeitsrituals und ein besonderer Vers wird für das
Weinen der Braut vorgeschrieben, das also nicht ein Privatakt, sondern eine
halboffizielle Handlung ist. Wir begegnen dem Brauch in einzelnen Distrikten
I. Die allgemeine Bedeutung der Rituallitteratür.
auch des heutigen Indiens; »bei den Neugriechen bricht die Braut in lautes
Wehklagen aus und sträubt sich dem Zuge zu folgen«; derselbe Brauch ist
auch in russischen Volksliedern erwähnt; in Böhmen muss die Braut beim
Abschied vom Eltemhause weinen; in der Oberpfelz in Deutschland muss sie
schon während der Trauung und nachher bei der Mahlzeit »entsetzlich viel«
weinen, so dass sie fast gar nicht essen kann (L. v. Schroeder). Aus dieser all-
gemeinen Verbreitung dieses Aktes scheint zu folgen, dass es sich hier nicht
um eine blosse Sentimentalität, sondern um das Fortieben eines alten, in
seinem Ursprung nicht mehr verstandenen Brauches handelt und nicht mit
Unrecht hat Winternitz vermutet, dass das Weinen der Braut eines der Über-
lebsel von Frauenraub ist, von dem bei arischen Völkern sich noch verschie-
dene Spuren erhalten haben. Auf gleichen Ursprung weist eine andere Sitte.
Es wird berichtet, dass im Aargau »von den Junggesellen der Gemeinde den
abfahrenden Brautieuten der Weg mit Stangen, Stricken u. s. w. verlegt« wird
und diese Hemmnisse in der Mitte mit einem roten Bendel versehen sind,
»welchen der Brautführer mit dem Hochzeitsschwert entzweizuhauen hat.« »In
Frankreich wird der Hochzeitszug zuweilen durch ein über die Strasse ge-
zogenes Band aufgehalten.« Wenden wjr uns nach Indien, so finden wir einen
ähnlichen Brauch, den das Sütra des Äpastamba in dem trockenen Stil dieser
Bücher so vorschreibt (Äp. 5, 23. 24): »Mit dem nächsten Verse breitet er
zwei Fäden auf den Gleisen aus, einen dunkelblauen auf dem rechten, einen
roten auf dem linken (Gleise). Mit den nächsten (Versen) fährt er darauf«
(Winternitz).
Ein alter Bestandteil des indischen Opfers ist das Brandopfer des Bräu-
tigams, das Umwandeln des Feuers, das Kömeropfer der Braut Wie genau
die hier gegebenen Vorschriften sind, möge eine Wiedergabe des betreffenden
Abschnittes nach Gobhila (II, i, 24 ff.) zeigen. »Während sie mit der rechten
Hand seine rechte Schulter anfasst, opfert er 6 Butterspenden mit den Sprü-
chen: »Agni komme zuerst« u. s. w. und je eine mit den drei grossen Worten
bhür bhwvah svar^ eine vierte mit allen (drei) zusammen. Nach dem Opfer
erheben sich beide, der Gatte geht hinter ihrem Rücken herum, bleibt süd-
lich von ihr mit dem Gesicht nach Norden stehen und ergreift die hohl zu-
sammengelegten Hände der Braut Ihre Mutter, im Osten stehend, oder ihr
Bruder, nehmen gerösteten Reis und lassen die Braut mit der rechten Fuss-
spitze auf den Stein treten, während der Bräutigam »diesen Stein besteige«
flüstert, der Bruder füllt einmal seine Hände voll Reis und schüttet ihn in die
Hände der Braut Diese opfert ihn mit einem Überguss und einer Unterlage
von Butter, ohne ihre gefalteten Hände auseinanderzunehmen, und sagt dabei
den Spruch »diese Frau sagt«; bei den folgenden mit »den göttlichen Arya*
man« und »Pü§an«. Nach dem Opfer geht der Bräutigam, wie er gekommen, uni
sie herum, führt sie um das Feuer, dieses von links nach rechts umwandelnd....
Ist sie herausgeführt, nimmt er dieselbe Stellung wie vorher ein u. s. w.«
Diese Ceremonien kehren, wenn auch in der Anordnung stark von ein-
ander abweichend, in ihren wesentlichen Teüen in allen Grhyasütren wieder.
Asv. z. B. sagt I, 7, 6 : während er sie rechts um das Feuer und den Wasser-
topf dreimal herumführt, spricht er leise »da bin ich« u. s. w. 7: Jedesmal
wenn er sie herumgeführt hat, lässt er sie auf einen Stein steigen, und spricht
»diesen Stein besteige, wie ein Stein sei fest ...« Dann wirft der Bruder oder
sein Stellvertreter zweimal geröstete Kömer in die Hand der Frau, auf eine
Unterlage von geschmolzener Butter.
Es ist längst durch die Arbeiten von Rossbach, Weinhold, Weber und
anderen schon genannten Gelehrten bekannt, dass wir auch hier Elemente eines
altarischen Hochzeitsrituals vor uns haben, das in einzelnen Zügen bei ver-
4 m. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u.s. w.
schiedenen arischen Völkern noch hervortritt Bei der römischen Ehe um-
wandebi die Teilnehmer von links nach rechts den Altar, ehe man das Far-
brod im Feuer opfert Bei den Germanen musste die junge Frau, wenn sie
im Hause des Bräutigams angelangt war, dreimal den Herd umschreiten und
noch heut ist es im Süderlande Brauch, dreimal die Braut »um das Herdfeuer
oder den Kesselhaken« zu führen. »Bei Kroaten und Serben wird die Braut
dreimal um den Herd geleitet, auf welchem ein Feuer brennt« Dasselbe galt
bei den alten Preussen, Neugriechen, bei ossetischen Stämmen und hat sich
von einigen arischen Völkern auf die ihnen benachbarten Esten und andere
finnisch-ugrische Stämme verbreitet Noch heut, wenn in mancher unserer
Kirchen nach vollzogener Trauung das junge Paar und nach ihm die Ange-
hörigen den Altar von links nach rechts umwandeln, um das »Offertorium«
zu bringen, dürfte eine uralte Sitte in unsere Zeit hinüberklingen.
Bei vielen Völkern war es Brauch^ dass die Braut nach ihrem Einzug in
das Haus ihres Gatten sich auf eine pellis lanata niedersetzte. So war es
nach Festus bei den Römern, auch bei den Griechen; bei den Russen herrschte
firüher die Sitte, »dass das Brautpaar am Jungfemabend und am Hochzeitstage
zusammen auf einem Pelz sass.« Auch hier geben die Grhyasütren Kunde von
einer gleichen Sitte in Indien. Nach einigen muss die Braut noch vor der
Fahrt in das Haus des Gatten sich auf ein rotes Stierfell setzen, nach andern
erst im Hause des Bräutigams. So sagt Äsvaläyana (I, 8, 9): »er legt aufs
neue Holz an das Hochzeitsfeuer, breitet dahinter ein Stierfell aus mit dem
Hals nach Osten und den Haaren nach oben und während sie darauf nieder-
sitzt, fasst sie ihn an, und mit je einem der 4 Verse »der Herr der Geschöpfe
lasse uns Nachkommenschaft erzeugen« opfert er (viermal). L. v. Schroeder
berichtet über ähnliche Gebräuche von den Esten. In der Oberpahlenschen
Gegend wird bei Ankunft des Bräutigams die mit einer Decke verhüllte Braut
aus dem Hause getragen und auf einen vor der Hausthür ausgebreiteten
Teppich gestellt. Im Odenpähschen wird die Braut nach der Rückkehr aus
der Kirche rasch, ehe sie vom Wagen abspringen kann, vom Schwiegervater
heruntergehoben und auf einen ausgebreiteten Pelz gestellt, der mit den Haaren
nach oben liegen muss.
ft^i In den Grhyasütren begegnen wir wiederholt der Vorschrift, dass Braut
und Bräutigam mit Samen von Reis u. s. w. bestreut werden. Das schreibt
Hir. vor, ehe sie in die neue Heimat aufbrechen (I, 21, 6). Nach Baudh.
I, 8 (s. Winternitz) werfen Angehörige Grashalme auf das Ehepaar, während
es auf dem Stierfell sitzt Diese weitverbreitete und noch heut in Indien viel-
fach lebendige Sitte Braut und Bräutigam zu bewerfen findet bei arischen
Völkern ihr Analogon. Bei den Parsen in Bombay ist es Brauch, dass der
Priester Getreidekörner über die Häupter der Vermählten streut Die Grie-
chen kannten die xaxaxöojiaxa, bei den Römern streute der Bräutigam Nüsse;
bei den Kroaten »bestreut man die Braut mit Weizen, in Bulgarien mit kleinen
Münzen und Hirse.« Mannhardt, Schroeder, Winternitz haben reiche Be-
weise filr die Verbreitung dieser uralten Bräuche beigebracht »In Sizüien wird
der Braut beim Austritt aus der Kirche ein Löffel Honig gereicht und Weizen
über sie ausgeschüttet« In Berry in Frankreich werden die Brautleute bei ihrer
Ankunft mit Getreide und Haferkömem überschüttet »In Mecklenburg schüttet
man der Braut Leinsamen in den Kranz«; bei den Kleinrussen streut die
Mutter »der Braut Korn über die Schultern.« Leibesfrucht und Getreidekom
stehen in symbolischer Wechselbeziehung. Das Streuen der Kömer bedeutet
einen Wunsch der Fruchtbarkeit
f4 Bisher sind nur einige wenige Ergebnisse des Studiums der Grhyasütren
für die arische Altertumskunde hier berührt worden, die sich, wie bemerkt,
■^I^^^fK^^^^^lPi^B^'Hff^K^I— -^ "^m^^^HPi^«^"i
I. Die allgemeine Bedeutung der Rituallitteratur. 5
längerer und eingehenderer Pflege als die Srautasütren erfreut haben, obwohl
den letzteren gleichhohe Bedeutung zukommt Nur in einzelnen Punkten hat
man ihre Angaben in früherer Zeit herbeigezogen.
Nach Väter Weise ehrt man auch bei feierlichen Opfern die Götter. In
der Tradition der Priesterschaft, welche die Ausführung dieser leitet, liegt eine
noch grössere Bürgschaft gegen allzurasche Umgestaltung urväterlicher Ge-
bräuche. Auf die Enthaltung von gesalzenen Speisen bei Gelübden u. s. w.
als einem Überrest aus einer Zeit, die noch kein Salz kannte, macht BOhler
(brieflich) aufmerksam. Wie man einst das Feuer gewonnen hat, durch Rei-
bung zweier Hölzer, fährt man fort das heilige Feuer zu erzeugen, welches
die Gaben zu den Göttern führt. Beim Abschneiden des heiligen Grases,
welches zum Opferteppich dient, bedient man sich einer Sichel oder noch der
Rippe eines Pferdes oder Zugtieres. Schon vor vielen Jahren hat A. Kuhn
(Herabkunft des Feuers und des Göttertrankes* 159) auf den Brauch hinge-
wiesen, dass man beim indischen Neumondsopfer mit Hilfe eines ganz frischen
reichbelaubten Sami- oder Paläsazweiges die Kälber von den Kühen trieb.
Das findet sich in ähnlicher Weise bei einer anderen Gelegenheit in Schwe-
den, Westphalen und abgeblasst in Süddeutschland wieder. Es war ein alter
Hirtenbrauch, dass man »beim erstmaligen Austrieb auf die Weide das Jung-
vieh mit dem Zweige eines heiligen Baumes schlug, um es so kräftig und milch-
reich zu machen«. So fuhrt das Ritual einen Teü altindischen oder altarischen
Lebens mit. Vor einiger Zeit habe ich den Nachweis versucht, dass Altindien
ebenso wie der Westen die Sonnwendtage mit Feiern beging. In genauer Be-
schreibung aller der Bräuche, die wenigstens mit einem der Tage verbunden
waren, ergeht sich eine der rituellen Schriften. Da wird Scheibe geschossen;
um ein weisses rundes Fell, das wohl die Sonne darstellen soll, streiten sich
Südra's und Vaisya's; auf eine Schaukel, die wohl ebenfalls symbolische Be-
ziehungen zur Sonne hat, setzt sich einer der Priester. Mit beiden Festtagen
sind Melodien verbunden, die Rathamtara- und die Brhatmelodie. Jene gehört
dem kürzesten Tage, über den Sürya herrscht, diese dem längsten, der Indra
geweiht ist Mit beiden Melodien sind gewisse Bräuche verbunden, über die
die Sütras ausdrücklich Auskunft geben. Die Melodie des kürzesten Tages wird
mit Wagengerassel eingeleitet und mit dem Wagengerassel vergleicht sich das
Getöse mit Töpfen oder Tonnen, mit dem man bei uns die bösen Geister
scheuchte, und der in einigen schleswiger Gegenden übliche Brauch, ein Rad
durchs Dorf zu rollen.
Der Melodie des längsten Tages geht Trommelschall voraus, der das
Geroll des Donners nachmachen soll. Dreimal umtanzen Mädchen während
des Trommelschalls mit geftillten Wasserkrügen das Feuer und singen ein
Freudenlied. Nach dem letzten Rundgang giessen sie ihre Kübel ins Feuer
aus. Mit den Reigentänzen und Gesängen der indischen Mädchen vergleicht
sich in deutschen wie in slavischen Landen das Singen und. Springen über
das Johannisfeuer, das aus vielen Orten berichtet ist, die Sobötkafeier im
»schwarzen Walde« u. a. Sitten, die bis in unser Jahrhundert sich erhalten
haben. Beide Tage, der Vi§uvat- und Mahävratatag, sind in der Entwicklung
des indischen Rituals ihrer ursprünglichen Bedeutung entkleidet und auch
andern Feiern einverleibt worden, aber noch haften an ihnen Gebräuche, die
ihren Charakter als Sonnwendtage unzweifelhaft erweisen.
Zwischen Weihnacht und dem Dreikönigstage ist die Zeit der Zwölften.
Auch das indische Ritual kennt die Feier der zwölf Tage oder Nächte, den
Dvädasäha oder Dvädasarätra und betrachtet ihn als eine heilige Zeit (Weber,
Omina und Portenta 388. Ind. Stud. 17, 223 f.), die in der Folgezeit wie die
Sonnwendfeste nur ihrer ursprünglichen Bedeutung entkleidet und zu andern
6 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Zwecken verwendet worden ist Aber darin, dass das »Opfer der 12 Tage«
als Vorbild einer ganzen Reihe von Opfern gilt, zeigt sich noch ein Rest
seiner einstigen Bedeutung. Zwölf Nächte schlafen im Hause des Agohya die
Rbhus, die werkkundigen Herren der Jahreszeiten, bis sie der »Hund« er-
weckt »Ein Opfer für den vornehmsten«, sagt das Aitareya Brähmai>a 4, 25, 7,
»ist der Dvädasäha; der war unter den Göttern der vornehmste, der zuerst
damit opferte. Ein Opfer für den besten ist der Dvädasäha; der war unter
den Göttern der beste, der zuerst damit opferte. Der vornehmste und beste
soll opfern; glücklich wird hier das Jahr.« Ein andrer Text (Taitt Sarah.
7, 2, IG, i) sagt: »Die Jahreszeiten liessen den Prajäpati das Dvädasähaopfer
bringen. Da erlangte er in ihnen Gedeihen. Es erlangt Gedeihen unter den
Priestern, wer so \vissend den Dvädasäha darbringt. Sie wandten sich an ihn
(an das Opfer oder an Prajäpati, der es dargebracht hatte) mit ihren Wün-
schen. Er gab Saft dem Frühling, Gerste dem Sommer, Pflanzen der Regen-
zeit, Reis dem Herbst, Bohnen und Sesam dem Winter und der kühlen Zeit«
So, scheint es, bestimmt das Opfer die Fruchtbarkeit des Jahres. Nicht ganz
ohne Zusammenhang mit diesen Gedanken, wie ich meine, ist der deutsche
Aberglaube, der aus den 12 Nächten den Charakter des kommenden Jahres
prophezeit; denn die Witterung dieser Zeiten ist bedeutsam für die Fruchtbar-
keit des Jahres (I. St 17, 224).
An die 12 Nächte schliesst sich am besten ein Hinweis auf einen selt-
samen Silvesterbrauch an; ekäsfakä^ die Gattin des Jahres, »des Jahres Ab-
büd« (AV 3, 10), auch »Ordnerin der Tage« geheissen, ist die erste, nach
andern die letzte Nacht des Jahres, und von unverkennbarer Bedeutung im
indischen Glauben. Von ihr heisst es TS III, 3, 8, 4: »an der Ekä^takä, der
Ordnerin der Tage, backe er einen Kuchen aus vier Maassen von Korn und
zünde früh damit (!) Gestrüpp an. Wenn es brennt, wird das Jahr gut; wenn
nicht, wird es schlecht« (ahnäm vidhdnyäm ekästakäyäm apüpam catuhiarä-
vam paktvä prätar etena kaksam uposd\ yadi dahati punyasamafn bhavati
yadi na dahati päpasamani). Etwas deutlicher sagt der Kommentar: »er soll
am Ekä^takätage einen Kuchen backen und mit dem »überaus heissen«
Kuchen am folgenden Tage im Walde einen Busch anbrennen. Unter den
Kuchen soll er altes Gras werfen. Das ist alles mitten im Busch zu machen.
Wenn danach das Kuchenfeuer den ganzen Busch verbrennt, dann trifft das
Vorhaben, um dessen willen diese Verbrennung veranstaltet wird, ein glück-
liches Jahr; wenn er nicht verbrennt, misslingt das Vorhaben, weil es ein un-
günstiges Jahr trifft« Der Komm, zu Äp. Sr. 1 3, 2 4, 1 8, welches die Brahraanastelle
citirt, sagt, dass er den Kuchen verkohlen lasse (paktväiigärasätkrtya tenäranye
kaksam dahet) und wenn der Kuchen hellbrennend den Busch in Brand stecke,
er daraus ein glückliches Jahr erkennen solle. Es scheint kaum zweifelhaft,
dass die Befragung des Schicksals am Silvester durch einen brennenden Strauch
mit manchen andersartigen Bräuchen zusammenhängt, durch die man am
letzten Abend des Jahres bei uns die Zukunft zu erraten sucht Die Geschichte
des deutschen und russischen Weihnachtsbaumes ist noch zu dunkel, um hier,
wenn auch nur vorübergehend, in Frage zu kommen.
Ich habe mich bisher mehr mit Gebräuchen befasst, die der Kulturge-
schichte der arischen Völker angehören, obwohl es vielfach schwer ist, eine
Scheidelinie zwischen dem zu ziehen, was diesen ausschliesslich eigentümlich
oder allen Naturvölkern gemeinsam war. Nicht minder bedeutsam sind die
Beiträge, die das Ritual für die Sittengeschichte überhaupt liefert und man
vielleicht im Lichte ethnographischer Forschung zu betrachten hat Die erste
Fütterung des Neugeborenen mit Milch und Honig, wie die Grhyasütren sie
vorschreiben, hat Speijer (Jätakarraa p. 103 ff.) mit Parallelen aus dem
I. Die allgemeine Bedexjtung der Rituallitteratur. 7
germanischen, christlichen und semitischen Altertum u. s. w. illustrirt Das
ebenfalls beim Jätakarman geschilderte »Einhauchen des Athems« in das Kind
hat Weber mit noch heute lebendigen Gebräuchen in Ostpreussen und der
Altmark verglichen (Ind. Streifen 3, 170). Eine in den vedischen Ritualien
vorgesehene Ceremonie, deren allgemeiner Charakter ebenfalls anerkannt ist
(Lippert, Culturgeschichte II, 3 50 ff) ist das Upanayana^ die Einführung beim
Lehrer, die je nach der Kaste im achten, elften oder zwölften Jahre vorzu-
nehmen ist Dies ist die 2^it, wo der Jüngling mit dem Gürtel bekleidet
wird, der mit Worten von ganz besonderer Weihe umgelegt wird und ihn zum
Zweimalgeborenen erhebt Untrennbar ist diese Ceremonie von der Umgürtung
mit der heiligen Schnur, die in der Parsengemeinde im 15. Lebensjahre statt-
findet Aber über die Vorgeschichte der indoiranischen Stämme hinaus, in
dem Bereich primitiver Familieninstitutionen lassen sich Analogien für diese
Weihe finden, wenn man die Materialien, welche die Ethnographie gesammelt
hat, zu Hufe zieht (Oldenberg, Religion des Veda 466 ff.).
Mehrfach fällt der grosse Wert auf, den verschiedene indische Texte auf
die Haartracht legen. Die älteste Stelle finden wir im RV., wo von den
»weissgekleideten, Haarflechten tragenden« Trtsus und den »rechts eine Haar-
flechte tragenden Vasi§thas« gesprochen wird. Eine besondere Feierlichkeit ist
das Haarschneiden im Leben des jungen Hindu. Äsv. Gr. I, 17, 18 z. B. sagt:
»er lasse nach dem Brauche der FamÜie die Haartracht machen«. Der Kom-
mentar fugt hinzu, dass einige FamÜien nur eine Locke^ andere drei, andere
fünf, einige die Locken vorn, andere hinten tragen (Stenzler 1. c). Auf den
Familienbrauch verweisen auch andere Sütras, z. B. Fär. II, i, 22 und Gobhüa
n, 9, 25. Interessant ist eine Stelle eines späten Textes, auf die schon Roth
aufmerksam gemacht hat, wonach die Familie der Vasi^t^as die Locken auf
der rechten Seite trägt, die Atris drei Locken, die Angiras fünf Haarbüschel;
kahl geschoren sind die Bhfgus, andere tragen Haarsträhnen von verschie-
dener ZahL Die Kommentare kennen noch weitere Varianten (Bloomfield,
ZDMG. 35, 576; Stenzler zu Pär. II, i, 22; Weber, I. StuA X, 95 u. Kirste).
Auch sonst finden wir viele Anspielungen auf die Haartracht; M. Müller
(HASL. 54) citirt eine Stelle aus dem Harivansa, wonach die Sakas ihr Haupt
halb, die Yavanas und Kambojas ihr Haupt ganz geschoren tragen u. s. w.
Auch die Gesetzbücher nehmen auf die Haartracht mehrfach Bezug, z. B. Äp.
L I, 2, 31 — 32; Gaut I, 27; Manu II, 219. Bei einem bestimmten Opfer wird
ein Hotar i^parisrajin^ vorgeschrieben, der seine Haare in Form eines Kranzes
auf dem Kopfe trägt, aber keine in der Mitte (Taitt. Br. II, 7, u. Komm.). Der
erzürnte CaQakya hat (Mudraräk^. L Akt) das Gelübde gethan, seine Haar-
strähne »die dunkle Rauchsäule seines Zomesfeuers« nicht eher zu flechten,
als bis er seinen Zweck erreicht hat (cf. auch Divyävadäna p. 625, 7).
Diese z. 1\ seltsamen Dinge gewinnen ein anderes Aussehen, wenn man
sie in grösserem Zusammenhang betrachtet Auf die Haartracht der altnord.
Haddingjar, des Königs- und Priestergeschlechtes der Astingi bei den Van-
dalen hat schon Zimmer (Altind. Leben 264) aufmerksam gemacht. Wir müssen
aber einen Schritt weiter gehen und werden dann leicht erkennen, dass hier
die indischen Sütras Rudimente ältester Kulturschichten überliefern. »Bei der
Mehrzahl der jetzt lebenden Naturvölker« sagt Alsberg, Anthropologie* 349,
»hat sich die Herstellung der Frisur zu einer besonderen Kunstfertigkeit ent-
wickelt, wobei noch zu erwähnen ist, dass die Haarzurichtung in gewissen
Fällen dazu dient, das Individuum innerhalb der Familie auszuzeichnen.« Aus-
führlich ist Lippert, Kulturgeschichte I, 379 auf den Haarschmuck eingegangen.
In manchen Fällen »haben die Familien eine Auswahl getroffen und der Haar-
putz ist dadurch gleich der mittelalterlichen Helmzier eine Art Wappenbestand-
8 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttuallitteratur u. s. w.
teil, die Kennzeichnung der ganzen Familie geworden.« »Vieles, was uns als
frühmittelalterliche Modethorheit vorgeführt wird, oft von zelotischen Mönchen
getadelt, . . . das dürfte nicht einmal immer ein Rückfall, sondern oft eine
rudimentäre Konservirung alter Sitte sein.« L. verweist auf die grosse Be-
deutung des Haares der fränkischen Könige, des rex crinitus, auf die Angabe
des Tacitus, dass sich der Suevenstamm durch die der keltischen ähnliche
Schopfknotenfrisur von den übrigen germanischen Stämmen unterschied. Bei
den Chinesen ist der Zopf zum Merkmal des Volkes geworden. Die Tracht
der vedischen Priestergeschlechter gehört offenbar in denselben Zusammenhang.
Der in den Sütren eingehend beschriebene Manenkult ist seinem Ursprung
nach ebenfalls nicht nur brahmanisch. »Manenkult« sagt Tvlor, Anf. d. Cult II, 1 1 3,
»ist eines der weitesten Gebiete in der Religion des Menschengeschlechtes...
Der tote Vorfahr, jetzt in eine Gottheit übergegangen, fährt einfach fort seine
Familie zu beschützen und Dienst und Gehorsam wie ehedem von ihnen zu
erhalten« (ähnlich H. Spencer, Principien der Sociologie i, 345 ff.). In China
sind die Manenopfer uraltes Herkommen; in Japan scheint der Shintoismus
eine Form der Manenverehrung zu sein (Summer Maine, Early Law and Custom
p. 60). In FusTEL de Coulanges La c\t6 antique und Rohde's Psyche finden
sich Parallelen aus der griechisch-römischen Welt.
Von besonderem Interesse scheint mir die Herstellung eines Thongefässes
zu sein, der s. g. Ukhä, die bei der Agniciti, der Schichtung eines Feueraltars
vorgeschrieben wird. Die Lehrbücher geben diese Vorschriften in ihrer wort-
kargen Weise. Kätyäyana sagt 16, 3, 23: der Opferer macht einen Topfi
nachdem er mit dem Spruch »du bist das Haupt des Makha« Erde dazu
entnommen hat. 24. Eine Spanne breit und hoch. 25. Bei einem fünffachen
Tieropfer fiinf Spannen oder einen Pfeil breit 26. Mit dem Spruch »mögen
die Vasus dich bereiten« breitet er den entnommenen Thon aus [so dass die
Grundfläche entsteht], 27. Nachdem er von allen Seiten [von dieser Grund-
fläche] den Rand in die Höhe gebogen hat, trägt er [auf diesen Rand] den
ersten Thonklumpen auf mit dem Spruch »die Rudras sollen dich herstellen«.
28. Nachdem er den Topf [soweit er nun hergestellt ist] mit (weichem Thon)
überschmiert und mit Wasser erweicht hat, trägt er darauf einen zweiten
Thonklumpen auf mit den Worten »die Ädityas sollen viich herstellen«. 29. Er
ebnet [das Gefäss] mit dem Spruch »alle Götter sollen dich herstellen«.
30. Bei dem oberen Drittel [des Topfes] macht er [aus Thon] einen ringsum-
laufenden Stab oder Gürtel mit den Worten »du bist ein Gürtel für Aditi«.
31. [Von unten] nach oben vier weitere Stäbe [aus Thon] in allen vier Rich-
tungen bis an den Querstreifen. 4, i. An ihren oberen Enden bringt er nach
oben zu Frauenbrüsten ähnliche (Thontheile) an. 2. Man versieht den Topf
mit zwei Brüsten, nach einigen mit acht Brüsten. [Im ersten Falle nur über
einem der vier Streifen; im andern Fall über jedem von ihnen zwei Brüste.]
Andere Vorschriften sind nicht wesentlich; z. B. dass er Schutt, Kohlen
von Bambus, Hülsen u. s. w., auch Haare der schwarzen Antilope oder von
einer Ziege oder was sonst für geeignet gilt, dem Thon, um ihm Festigkeit
zu geben, beimischen soll (Kät 16, 3, 18; Hiranyakesin 11, i, 4); ferner schreibt
Hiranyakesin vor, dass flir jemand, der mehrere Frauen hat, die erste Frau
die Herstellung des Topfes übernehmen soll, dass man den Topf auch höher
machen kann, indem man zwei weitere Streifen ansetzt u. a. m. Noch ein
Hinweis auf den Komm, zu Taitt. S. IV, i, 5, der p. 69 fr. wertvolle Auszüge
aus den Sütren giebt, sei gestattet; denn er spricht, jedenfalls auf Grund
anderer Quellen, von einer am Hals des Gefässes befindhchen Lmie, die einem
Gürtel ähnlich sei, nicht von einem Stab oder Wulst. Es würde sich also
nach ihm um Linienomamente handeln. Weiter bemerkt er zu der Vorschrift,
I. Die allgemeine Bedeutung der Rttuallitteratür.
dass man der Ukhä zwei Brüste giebt: »wie eine Frau zwei Brüste hat, so
sind fiir diese Ukhä zwei Brüste aus Thon zu machen u. s. w.« (Weber,
Ind. Studien 13', 22311). Worauf es hier ankommt und was kaum Beachtung
gefunden hat, das ist die Herstellung eines Topfes in primitivster Form, ohne
irgendwelche Hilfsmittel, ohne Drehscheibe, sondern, wie einmal in einem
Spruch gesagt ist, »mit Können, mit den beiden Armen, mit Wissen« (TS.
Komm. IV, p. 73). Man nimmt Thon, dem man in künstlicher Weise mit
Scherben, Haaren Festigkeit giebt, setzt ihn in mehrfachen Ringen oder
Kränzen übereinander, so dass ein Gefäss entsteht, lässt rings um seinen Hals
einen Wulst oder eine Linie laufen, also eine »Schnurverzieningct und setzt
an den Enden weibliche Brüste an. Der Topf wird später gebrannt. Mit
andern Worten, das Ritual führt uns hier auf eine Werkstätte prähistorischer
Keramik und lässt vor unsem Augen Gefässe entstehen, entfernt ähnlich denen,
welche aus den Gräbern und Aschenhügeln der Vorzeit wieder ans Licht ge-
bracht werden.
Noch andere Gefässe von interessanter Form werden im Ritual erwähnt;
solche, die mit bockzitzenähnlichen Zeichen versehen sind und lippenförmige;
doch ist deren Herstellungsweise nicht beschrieben. Wichtig ist noch die bei
Kät. 26, I, 15 ff.; Äp. 15, 2. 3 beschriebene Herstellung der Mahäviratöpfe.
Auch einige andere der bei der Schichtung des Feueraltars gegebenen
Vorschriften bieten ein allgemeineres Interesse. Am Schluss des Einleitungs-
opfers geschieht das Pflügen des für den Altarbau bestimmten Platzes. Dieses
Pflügen, welches bei jedem festlichen Neubau einen integrirenden Teil der
Einleitungszeremonien büdet (Weber, Ind. Studien 13, 243, A.), scheint allge-
meiner Brauch gewesen zu sein; denn er erinnert an die Städtegründungen
Italiens, bei denen der Gründer um den für die neue Stadt bestimmten Raum
mit emem Pfluge, vor den ein Rinderpaar gespannt war, eine Furche zog.
USENER hat in einer Rede (Münchener Allg. Zeitg. 1893, 30. Juni, Wiss. Beil.
Nr. 179, Abhandl. der Wiener Phüologenversammlung 1893) zur Erklärung auf
einen in Kamenka vor einiger Zeit geübten Brauch hingewiesen, wo die Be-
wohner, als eine Viehseuche ringsum im Bezirk verheerend auftrat, um Mitter-
nacht in feierlicher Prozession mittelst einer von sieben Mädchen gezogenen,
von Burschen gelenkten Pflugschar eine Furche um das Dorf zogen, »welche
nach dem Volksglauben die Seuche nicht zu überschreiten vermag.« In unserm
Falle würde an die Femhaltung der Rak§as oder anderer böser Einflüsse zu
denken sein.
Weit verbreitet ist der Glaube, dass ein Bau nur dann wohl befestigt sei,
wenn ein Mensch oder Tier in seine Fundamente eingegraben ist. Die indi-
schen Materialien hat A. Weber (Ind. Streifen I, 56 ff.) beigebracht und dort
schon auf die allgemeine Bedeutung der indischen Ceremonien hingewiesen.
Fünf Opfertiere wurden vor der Schichtung des Feueraltars in der ersten Nacht
des Jahres getötet: Mensch, Ross, Rind, Schaf, Ziege, und zwar der Mensch
in ^inem verhüllten Schuppen. Von allen fünf wurden die Köpfe abge-
schnitten; der Rumpf der Ziege opfermässig bereitet, die andern vier Körper
in das Wasser geworfen, aus dem man später den Thon für die Backsteine
des Altars nimmt; sie verleihen diesem Festigkeit. Die Häupter werden auf
die erste Backsteinschicht gesetzt und vermauert, der Menschenkopf in Milch
in der Mitte, rechts davon die Häupter von Rind und Ziege, links die von
Ross und Schaf. Noch im heutigen Indien hat der Glaube hieran sich er-
halten und ebenso im deutschen Glauben, wenigstens in Erinnerungen. Mir
scheint, dass mit der Reminiscenz an solche Bauopfer der Aberglaube zu-
sammenhängt, der sich an die Thürschwelle bei uns knüpft Wenn man in
Franken ein neues Haus bezieht, darf man nicht auf die Schwelle treten
lo IIL Religion', weltu Wissensch. u. Kunst. 2. Rjtuallitteratur u. s. w.
(WuTTKE % 608 j; denn das »thut den armen Seelen weh«; »in Island setzt
man sich der Gefahr von spukhaften Erscheinungen aus, wenn man auf
der Schwelle der Gehöftthiir sitzt« (Liebrecht, zur Volkskunde 370; Winter-
Nrrz 72).
Als ein indisches Beispiel des weitverbreiteten Sympathiezaubers ,
durch den man Willen, Gesinnung oder das Leben eines andern Wesens,
Nebenbuhlers, Feindes u. s. w. beeinflusst, ihn »behext«, mögen die Vor-
kehrungen erwähnt werden, welche man bei einer Reihe von Beschwörungs-
opfem zur Vernichtung des Gegners triflft, deren Zweck schon durch ihren
Namen wie »Pfeil und Donnerkeil«, ^»Tod und Ende«, »Messerschneide und
Kopfzerspalter« angedeutet wird (S. Sr. S. 14, 22, 4 fd u. s.)- Gewisse Sämans
werden gewählt, die Anrufungen der Götter in Hymnen eingelegt, die aji
»Manyu«, den Zorn, gerichtet sind. Der Opfersitz wird mit Pfeilen, Pfeil-
spitzen, Wurfspiessen u. s. w. bedeckt Auch liegend l'ässt man nicht den
Bogen los. Mit Pfeilköchem bedeckt wird der Herd des Ägnldhrafeuers.
Rohre (Pfeile?) vertreten die Opferstreu, Brenn- und Umlegeholz nimmt man vom
Bädhaka-, den Opferpfosten für das Tieropfer vom Vibhldakabaum, die Opfer-
butter von der Milch kranker Kühe, das Fell zum Somapressen von einer
bei einer Leichenverbrennung getöteten Kuh (anustaranl); den zur Soma-
bereitung dienenden Vasativariwassem wird Wasser, das auf einem Kirchhof
zusammengeflossen ist, beigesetzt. Mit gefülltem Köcher, besehntem Bogen,
rotgefärbter Kopfbinde und schwertumgürtet verrichtet man die Ceremonien.
Gegen wen sich solch ein Zauber richtet, »der vermag nicht zwölf Tage mehr
zu leben. Niemand hat Macht über den, der damit einen gegen ihn ge-
richteten Zauber erwidert«.
Litteratur. Caland, Ober Totenverchrung bei einigen der indog. Völker.
Amsterdam 1888. — Haas, die Heiratsgebräuche der alten Inder nach den
Grhyasfltren. I. St. V, 267—412. — Haberlandt, Über das Bauopfer. Mitth d.
Anthrop. Ges. in Wien. 1887. Sitzungsberichte 17. S. 42—44. — - Hillebraxdt, ») die
Sonnwendfeste in Altindien. Rom. Forsch. V, 299 (auch separat). Erlangen 1889.
3) Beziehungen des Brahmanismus zur ind. Volksreligion. Mitth. der Schles. Ges.
für Volkskunde 1894/95. S. 38 ff. (wesentlich Auszug aus der obigen Einleitung). —
KX.GI, Die Neunzahl bei den Ostariern. Kulturhistor. Analekten. (Philol. Ab-
handU für Schweizer-Sidler 1891, S. 50—70). — Kirste, ») Indogerm. Gebräuche
beim Haarschneiden. Analecta Graeciensia. Festschrift zum 42. Philologentage in
Wien 1893. ') Anzeige von M. Müllers Physical religion WZKM 7, 95. — A. Klun,
Herabkunft des Feuers und des Göttertranks » 1859. « 1886. — B. \V. Leist, Alt-
arisches jus gentium. Jena 1889. — B. Lindner, das indische Erndteopfer, Fest-
gruss für Böhtlingk. 1888. p. 79 fr. — M. MÜLLER, India, what can it teach us?
London, 1883. S. 228 ff. — H. Oldenberg, die Religion des Veda. Berlin 1894.
S. 303 ff. Dazu die Recension von v. Bradke, Theol. Litteraturzeit. 20, Nr. 23. —
R. PiscHEL, Zu Petronius, Satirae 62. Philol. Abhandl. M. Hertz zum 70. Geburts-
tage dargebracht. Berlin 1888, S. 69 ff. — L. v. Schröder, die Hochzeitsgebräuche
der Esten und einiger andrer finnisch-ugrischer Völkerschaften in Vergleichung
mit denen der indogerm. Völker. Berlin 1886. — A. F. Stknzler, Über die Sitte-
Rede. Breslau 1863 (Anhang zu den Abhandlungen der DMG. IV, 1); L Studien
2, 159 betont in einem Brief an den Herausgeber zum erstenmal das altertümliche
Gepräge der Sprüche und Segen. — J. S. Si'EIJER, specimen literarium inaugurale
de ceremonia apud Indos quae vocatur jätakarma, Lugduni Batavorum 1871. Daza
Webers Rez. Ind. Streifen 3, S. 168.^ — A. Weber, Vedische Hochzeitssprüche.
Ind. Stud. V, 177 ff. — Weber, der Sabalihoma, ein Waldorakel im Frühlinge, ib.
437 ff. — Wlnternitz, *) das altind. Hochzeitsrituell. Denkschriften der philos.-
hisior. Klasse der K. Akad. Wien. vol. XL. l. Abteil. (Dazu Rez. von Kirste,
WZKM. VI, 174.). 2) Der Sarpabali, ein altind. Schlangenkult. Mitth. d. Anthrop.
(tcs. in Wien. 1S88, vol. 18, S. 25 fr. 250 ff. 3) einige Bemerkungen über das Bau-
opfer bei den Indern. L, c. vol. 17, S. [37]. 4) on a comparative study of Indo-
European customs with special reference to the marriage customs. Transact. of
intemat. folklore congress 1891. London 1892, p. 267 fr. Weitere Litteratur ist
hei den betreff. Kapiteln verzeichnet.
2. Indoiranische Zeit. 3. Die Zeit des Rgveda. ii
S 2. Indoiranische Zeit. — Die Geschichte des indischen Rituals be-
ginnt in der indoiranischen Periode. Schon da hat ein Schatz von Worten
eine technische Ausprägung oder wenigstens rituelle Färbung empfangen, der
teilweise in die indische und iranische Sonderentwicklung herübergenommen
worden ist Die folgenden sind die wesentlicheren Übereinstimmungen : atharvan
— atharvan / äpri — äfrivacanh / ähuti — azüiti / uktha — ukhdha / uttäna-
hasta — ustanazasta / sam + kar — hankar caus. / gäthä — gätha / ahhigara
— aiwigar / dasma — dahma / namas — nemanh / nivid — ni + vid (Verb),
caus. / prabhrti — "frabereti / prcUasti — frasasti / barhify str — baresma
frastar / mantra — mäthra \ yajata — yazata, \ yajha — yazna, yajniya
— yesnya, ye yajämahe — yazamaide / surä — hura / soma — haoma
/ irävay — srävay (frasrävay) / savana — havana / su — hu / sfirnaharhis
— staretöbaresman \ stu — stu / stotar — staotar / Stoma — staoman / ha-
vana — zavana® / hotar — zaotar / hoträ — zaothra / hvä — zbä. Ob-
wohl der Sprachgebrauch bei allen Parallelworten nicht genau derselbe ist, so
zeigen doch einige wie atharvan, hotar, mantra, ye yajämahe deutlich die ge-
meinsamen Anfänge des indoiranischen Rituals. Hierzu kommt die Überein-
stimmung in den Funktionen zwischen ägmdhra und ätarevak§a und das dem
äsnätare des Avesta zufallende Waschen der Haomapflanzen , die auch im
Veda, ohne an einen bestimmten Priestemamen gebunden zu sein, wiederkehrt,
femer eine Anzahl von verwandten Bräuchen beim Somakult, wie die Mischung
des Soma-Haoma mit Milch, mit Wasser (V. Myth. I, 221. 217). Ausser den
Übereinstimmungen finden wir einige Gegensätze, deren Ursprung und Bedeu-
tung kontrovers ist, von Hauö zuerst durch die Hypothese erklärt, dass
sie aus religiösen Streitigkeiten entstanden seien, welche zu einem Schisma
zwischen Indern und Iraniern geführt hätten. Das sind, abgesehen von den
mythologischen Gegensätzen, die Worte kavi^ uüj\ die im Avesta verhasst
sind, während sie im RV. als Bezeichnung von alten Dichtern oder Opfer-
priestern gelten (Geiger, Ostir. Kultur 466). Neben kavi kommt im Av. ka-
rapan als Bezeichnung feindlicher Priester vor, die Haug, ohne Anklang zu
finden, mit Sanskrit kfp, wovon kalpa Ritual stammt, verbunden hatte.
Litt.: D ARMESTETER , le Zend- Avesta I, 335. — M. Haug, ^) Essays on the
the sacred language, writings and religion of the Parsees. i. Aufl. Bombay 1862.
2. 3. Aufl. cd. by West, London 1878 ff. ») Aitareya Brähmana, vol. I, Introd.
Bombay 1863. — Geiger, ostiran. Kultur. Erlangen 1882, p. 463 ff. — Hille-
BRANDT, Ved. Myth. I, 159. 217. 220 ff. 231. 252. — Oldenberg, Rel. des Veda
385 ff. — Spiegel, die arische Periode u. ihre Zustände. 1887, S. 228. 342 u, s. —
Wilhelm, Priester u. Ketzer im alten Iran. ZDMG. 44, 142 ff. -^ rtvij =» ♦rathwiz
(raspi) Darmesteter, Ormazd 12; Geldner, St. z. Av. 49.
S 3. Die Zeit des Rgveda. — Ein befriedigendes Bild des ältesten
Rituals ist noch nicht zu geben. Bezeichnungen des Opfers sind yajha^ adhvara^
auch viddtha}^ vrjdna^y divisti. Das Opfer heisst X, 52, \ pahcayäma^ trivrty
saptatantu. Manche Lieder, wie 2, 36, sind an rituellen Worten und An-
spielungen auf sakrifikale Vorgänge reich, die der späteren Zeit bekannt sind,
aber mehrfach ist ein Wandel in der Terminologie vor sich gegangen, der
auf eine lange Geschichte des Rituals weist, vielleicht auf eine ursprüngliche
grössere Mannigfaltigkeit der Termini je nach den Familien. Die Häufung der
Bezeichnung ritueller Thätigkeiten in manchen Versen erweist die Mannig-
faltigkeit der priesterlichen Funktionen. So stehen 2, 12, 14: sunvat^ pacat,
iamsat^ iaiamäna nebeneinander; 4, 51, 7 ijäna, iaiamäna ukthaih, stuvat^
iamsat'y 6, i, 10: namobhiJ^, samidhä, havyaih, vedl, glrbhir^ ukthaih\ der
manuelle Teil der Pflichten gilt als anstrengendes Werk; 4, 2, 6 yas ta idhmam
jabharat sisvidäno mürdhänam vä tatapate\ 12,2 idhmam yas te jabharac cha-
iramänalf,. Am deutlichsten äussert sich die Ausbildung des indischen Opfer-
12 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s. w.
Wesens zur Zeit des RV. in der Zahl der in der Liedersammlung genannteo
Priester {rtvij). Sie enthält nicht nur einzelne Namen, sondern ganze Reihen
von Namen, wie aus RV. i, 162, 5 {hotädkvaryur ävayä agnimindho gräva-
gräbha Uta iavistä suvipraJ}) und 2, i, 2. 3 (hotr^ Potr, n^sfr^ agnidh^ praiästr,
adkvaryu \adhvariy\ brahmaii) iL a. Versen hervorgeht*. Ausser den genannten
begegnen wir noch dem Upavaktr, Udagräbha, Furohitay den Sämagä*s^ Sa-
manyc^Sy und in einer Anspielung 5, 43, 4 den beiden iamitärau. Es zeigt
sich, dass diese vedischen Benennungen sich von denen der späteren Zeit
nicht unerheblich unterscheiden. Dem agnimindha in der erstgenannten Stelle
entspricht der sonst im RV. dreimal erwähnte agnidh, der ägmdhra der spä-
teren Zeit; upavaktr ist ein älterer Name des praiästr^ des maiträvaruna
der späteren Zeit Aus RV. 9, 95, 5 isyan väcam upavakteva hotur geht her-
vor, dass er als praisavaktr tür den hotr zur vedischen Zeit ebenso wie später
der maiträvaruna lungirt; die Namen grävagräbha und udagräbha finden
später keine Verwendung. Die Vorträge der Priester zerfallen in r^, sämaft
und yaj'us: rgdhih iamsanti, yajurbhir yajanti, sämabhih stuvanti Nir. 13, 7
(pariüsta i) und verteilen sich unter die Hotrs, Adhvaryus resp. Sämasänger.
Diese Einteilung der Priester in drei Gruppen ist im RV. bemerkbar «^ und
ergiebt sich, abgesehen von den Namen selbst, aus der Wahl der Termini
iams^ uktha und gai^ gäyatra, pragätha, jene in Bezug auf die wesentlich in
Tri§tubhform auftretenden Recitationen des Hotr gebraucht, diese in Rück-
sicht auf die durch die Metra Gäyatri, Pragätha und durch die Tfcaform
charakterisirten Texte der Sämasänger*. Für die dritte Gruppe, die Adhvaryus,
sind zwar Spuren alter Formeln {pratigard), aber nicht Spuren von ihnen
besonders zugewendeter Poesie nachgewiesen *. Sie sind vielmehr die Träger
aller manuellen Thätigkeit beim Opfer, die suhasta*s im Gegensatz zu den
suväc oder sujihva genannten Hotrs.
Es ist nicht klar, wie die einzelnen neben Hotr und Adhvaryu in jenen
Aufzählungen stehenden Namen sich auf die Priestergruppen verteüen. Gar
nicht sind in 2, i, 3 die Sämasänger genannt, obwohl dasselbe Mandala 2, 43
in der (wenn auch interpolirten) Hymne von dem Vogel spricht, der »wie ein
Sämasänger beide Stimmen redet und Gäyatra wie Trai§tubha nachahmt«, Säma-
sänger also kennt Da die Adhvaryus in der Mehrzahl genannt werden, die
Zahl der Hotr's bis auf fünf oder sieben angegeben wird, so müssen wir
schliessen, dass jene Liste nicht die Zahl aller dem RV. bekannten Priester
enthält und, wenn sonst von sieben Hotr*s gesprochen wird, damit nicht gerade
die 2, I, 2, genannte Siebenzahl von Priestern (unter der sich doch auch der
Adhvaryu befindet) gemeint sein kann. Ein solcher Umfang der Opfer setzt,
um einen Ausdruck der späteren Mimämsakas zu gebrauchen, schon entwickelte
Kenntnis der Viniyoga- und Prayogavidhis voraus.
Die Lieder, welche die Hotrs sagten, heissen süktas, Sie werden zu
ukthds vereinigt, wofür später die Bezeichnung iastra eintritt Der Terminus
lautet uktham iams (8, 13, 18 auch dhä)^ nie stu (Ludwig 6, 189). Auch
das Zerlegen der Verse {vtkar Ait. Br. 6, 24, 5 ff.) scheint bekannt, wie aus
der von Ludwig (Rgveda 3, p. 222) als spöttisch aufgefassten Stelle
6, 67, IG hervorgeht. In die uktha' s werden die nivid's eingelegt, auch mada*s^
genannt und pi^roruc (Komm. Ait. Br. 2, 39, 6. p. 274). Von den Formeln
der uns bekannten, bei Sänkh. erhaltenen, z. T. metrischen Nivids kehren
einige in den Hymnen wieder, nicht in dem Umfang, dass das von
Haug behauptete hohe Alter unsrer Nivids beweisbar wäre, aber doch in er-
weisbarer Übereinstimmung. Die Indra-Marutnivid 8, 16 ya im\efiam'\ devä
anvaniadan / aptürye vrtratürye / iambarahatyCy gavistaiu / erscheint wie eine
Parallele zu der Hymne RV. 3, 47, welche bei Äsv. 7, 11, 25 u. s. als Nivid-
3- Die Zeit des Rgveda. 13
dhänlyasükta gilt: ye tvähihatye maghavarm avardhan ye sämbare harivo ye
gavisfau \ ye tvä nünam anumadantu Einige Ausdrücke, aus 8, 17 (puräifi
darmä, haryoh sthäta) kehren RV. 3, 45 wieder; 8, 21 wird Sat Br. 14, 6, 9, 2
(S. 1076) citirt; 8, 18 ist z. T. gleich Maitr. S. 3, 12, 6; Taitt S. 7, 5, x8. Auch
die prayäjas MxA anuyäjas sind bekannt (10, 51, 8. 9). Von Opferformeln
kennt der RV. die Aufforderung an den Adhvaryu, die Erlaubnis zur Reci-
tation zu geben (Jamsävädhvaryd) und den Terminus fiir dessen Antwort /ra/r
grnihi (3, 53, 3), femer die Formel astu irausaf^ die zum Anfang der
Hymne i, 139 gemacht worden ist, den Vau§at- {vasafkrta, avasafkrta) und
SvähäruC Die Bezeichnung praisa ist in purupraisa (Ludwig 3, XXIV) enthalten.
Gegenüber der recitirenden Thätigkeit der Hotrs, der ministrirenden der
Adhvaryus besteht die Aufgabe der Sämasänger schon im RV. im Vortrag
der Sämans, Melodien. Von den der späteren Zeit bekannten Sängemamen
tritt nur der des udgätr 2, 43, 2 hervor; auf ihn^ und den prastotr wird
8, 81, 5 mit pra stosad upa gäsisat angespielt 7. Die Sakvaris, die zum Pensum
des Sämaveda gehören, sind 7, 33, 4 u. s. genannt. Von Melodien werden zwei,
die berühmtesten der späteren Zeit, Rathamtara und Brhat, schon im RV. er-
wähnt®. Bestimmte Melodien könnten auch unter dem i, 62, 2 und i, 173, i
genannten ängüsya säman resp. nabhanya sätnan zu verstehen sein, dessen
Bezeichnung als svarvat auf einen das Wort svar enthaltenden Text wie das
Rathamtara (vgl. MTBr. 11, 10, 14. 15) hinweist Vielleicht ist i, 143, 7 mit den
Worten dhi iukravarnd auf das Sukrasäman (Lä(. i, 6, 24; Kät 26, 3, i;
ISt. 3; 240&) angespielt und varna nur als ein andrer Name für Säman anzu-
sehen (vgl. rathaijitaravarna Lät. i, 12, 10; 7, 11^ 6; iäkvaravarna Läf« 10,
5, 4; Ar?. Br. 24, 160; 66, 9). Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Rc
und Säman sind durch RV. 10,90,9; 135,4 und wohl auch durch 3, 39, 2 9
schon für den RV. gesichert Von ^tn jaritäraJ^ wird 3, 12, 5 gesagt, dass
sie ntthävid sind; aus 3, 12, 5; 4, 3,^16; 7, 26, 2 ergiebt sich, dass nJtha ein
Terminus ist, der Ait Br. 2, 38 (S. 7, 9, i u. s. w.), neben ukthämadäni
auftritt und sich auf eine Thätigkeit der Sämasänger zu beziehen scheint, auch
von Säya^a zweimal als stotra erklärt wird. Der allgemeine Name für Ge-
sänge ist stotra^ Stoma (mit nu^ seltener mit gai verbunden, Ludwig 6, 189),
siubh\ die Stomas stehen neben uktha i, 136, 5; 2, 11, 3; 3, 41, 4 u. s. w.;
neben uktha^ brahman 4, 22, i; 6, 23^ i u. s. w. Aber die Mehrzahl dieser Ter-
mini ist noch zu untersuchen und gegeneinander abzugrenzen; die indivi-
duellen Bedeutungen sind z. T. noch unbekannt, wie 4, 3^ 16, wo ntthani,
ninya vacänsiy nivacanä kävyäni neben matibhih und ukthaifi stehen.
HotT, Udgätr, Adhvaryu wird der Brahmane nur von Fall zu Fall. Die
dem spätem Ritual geläufige und bei jedem Opfer zu vollziehende Priester-
wahl ist wenigstens für den Hoty im RV. nachweisbar (hotrvürya^ vf). Es
fehlt nicht an Spuren, dass vedische Sänger umherzogen imd gegen Lohn
ihre priesterliche Hilfe anboten". Dass es, wie in späterer Zeit den Brah-
man, Leiter der grossen Opfer gab, ist aus dem RV. bisher nicht nachge-
wiesen, obwohl die Komplizirtheit des Rituals es voraussetzen lässt und viel-
leicht auch der Ausdruck yajnam darauf hinweist Der Annahme Geldners, dass
das die Pflicht des Piu-ohita oder des Brahman gewesen sei, ist von Olden-
BERG** widersprochen worden; denn im RV. scheint der Brahman als Priester
noch die Stelle des späteren Brähmai^äcchansin, dem wesentlich Rezitationen
für Indra oblagen, eingenommen zu haben.
Gegenüber diesen gegebenen Falles eintretenden Funktionen steht die
schon im RV. hervortretende dauernde, freilich nicht genau erkennbar abge-
grenzte Würde des Purohita, der auch dort schon der religiöse Berater des
Königs gewesen sein wird. Wir wissen aus X, 98, dass ein Purohita zum
14 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RrruALLiTrERATUR u. s. w.
Hotr gewählt wurde, und hieraus ist zu folgern, dass er als Priester auch bei
Opfern an hervorragender Stelle mitwirken konnte. Die Ansicht Oldek-
BERGS, dass »jener oberste Intendant des königlichen Kultus die Rolle eines
dieser Priester vorkommenden Falls wohl übernehmen konnte, dass aber keine
dieser Rollen ihm von selbst und mit Notwendigkeit zufiel«", scheint dem
Sachverhalt am ehesten zu entsprechen.
a) Zweck des Opfers. — Das Opfer wird, soweit sich erkennen lässt,
nicht zu Gunsten einer Gemeinde oder grösseren, über die Familie hinaus-
gehenden Gemeinschaft dargebracht*^, sondern im Auftrage und zu Gunsten des
einzelnen, der Sieg^ Reichtum, Nachkommenschaft, langes Leben u. s. w. fiir
sich oder seinem Gegner Böses wünscht, des yajamäna oder däivas, AnsteUe
dieser Bezeichnung tritt wiederholt die des vivasvat^^^ das zu einem Nomen
honorificum des Opferers geworden ist, ebenso wie bei der Priesterwahl in
späterer Zeit die einzelnen Priester mit himmlischen Vorbildern verglichen
werden, der Aditya z. B. der göttliche Udgätf, der Candramas der göttliche
Brahman ist. Eine Weihe, wie die spätere Zeit sie in der dtksä kennt, ist
dem RV. fremd, aber 7, 103, i ist deutlich von einem Gelübde die Rede,
das die mit den Brahmanen verglichenen Frösche halten. Hieraus folgt eine
speciellere Bedeutung des Wortes auch für den RV., das wir später als eine
gewöhnliche Bezeichnung der Gelübde finden, die bei Beginn kleinerer Opfer
übernommen und am Schluss aufgegeben werden {vratam acärisamYK
b) Platz des Opfers. — So wenig wie das Ritual kennt der RV. eine
bestimmte Kultusstätte oder Tempel. Die Vedi^^ ist ein Platz, auf dem die
Götter sich niedersetzen, er wird mit Opfergras bestreut, der Somastein, den
die Adhvar3rus handhaben, dort eingelassen (5, 31, 12). Sie gut als eine Jung-
frau »mit vier Flechten«. Ein andrer, obsoleter Name der Vedi ist dhisanä^'^.
Vor der Vedi (i, 170, 4) brennt das Feuer; doch ist sie auch selbst Sitz des
Feuers {agni veäisad). Von den zwei Vedis der spätem Zeit kennt der RV.
nur eine, nach Ludwig 3, 364 vermutlich die, welche später den Namen
uttaravedi führt Der Platz der Opfer war im Hause des Yajamäna, doch
giebt es auch allgemeinere Bezeichnungen wie 6, 11, 5 amyaksi sadma sadam
prthivyäh; 3, 23, 4 vara ä prthivyä ifäyäs pade\ 3, 29, 4; 10, i, 6 ifäyds
pade näbhä prthivyälu Das zum Bestreuen verwendete barhis^ Opfergras, ist
dem RV. wohlbekannt; es wird abhijtiu gerupft {vrnj^ pravrtij)^ frühmorgens
(10, 110, 4) im Osten und wird (8, 102, 14) als tridhatu (i, 181, 8 tribarhis\
avrtanty asamdinam bezeichnet, in bestimmter Weise gelegt (10, 70, 4), mit
Butter gesalbt, ist Sitz der Götter und Stelle der Darbringungen.
c) Das Feuer wird durch Reiben erzeugt (5, 9, 3; 10,3; 6,48,5) nach
Weise alter Ahnherren vedischer Geschlechter {atrivatj manuvat). Wenn Rak^as
verhindern, dass es aus dem Holze flammt, werden wie später Verse herge-
sagt und RV. 5, 2 ist zu diesem Zweck gedichtet ^\ Die Stätte (yoni) wird
für ihn bereitet und empfängt ihn wie die Frau den Gatten (4, 3, 2). Der
RV. kennt schon die drei Feuerstätten für Agni (frtsu yonisu, trisadhastha
I, 15, 4; 2, 36, 4; 5, 4, 8. II, 2 u. s. w.), von Namen allerdings nur den des
Gärhapatyafeuers. Am Feuer wird das Feuer entzündet (i, 12, 6); dreimal
des Tages gespeist (4, 12, i); mit »Opfer, Lied und Brennholz« verehrt
(ö> 5» 5- yojnena samidhä ukthair arkebhih). Zur Darbringung der den Göttern
geopferten Butter dient die sruc (6, 1 1, 5 ayämi srug ghrtavatJ)^ auch die zwei darvis
(5> 6, 9). Um die Speise für die Götter wird das Feuer herumgetragen (4, 15,
I. 2. 3), ein Feuerzauber, der sie den Göttern weiht*^. Als Opfergaben
dienen Milch, Butter, Kömer, Kuchen. Das Tieropfer zeigt schon ausgeprägte
Züge. Als Opfertiere kennt der RV. Ziege, Stier, Kuh, Widder, Ross ^°. Dem
Pferdeopfer sind die Lieder i, 162. 163; 4, 38 — 40; Teüe von 3, 53'* ge-
3- Die Zeit des Rgveda. i 5
I
I
widmet, von denen die beiden ersten ein ausgebildetes Ritual zeigen. Das
Tier wird mit einer goldnen Decke bedeckt, ihm voraus ein Bock geführt und
dreimal der Feuerzauber darum gezogen. Brauch und Regel werden betont.
»Einer ist der Zerleger des Rosses des Tva$tr> zwei halten es: so ist der
Brauch.« »Nach dem Brauchet werden die Glieder zerlegt, ix/ä, vita, abhi-
gürtUy vasatkrta muss das Tier sein. Es werden erwähnt solche, die den
Pfosten behauen, herbeischleppen und dafür den Aufeatz {casäia) zimmern
(v. 6), solche, die nachsehen, ob das Ross »gar« ist und sagen »es riecht
wohl, nimm weg« (v. 12). Ganz ähnlich fragt man später beim Tieropfer
dreimal Jrtam havt^h iamitar und dieser erwidert irtam. Unter denen »die
um Fleisch betteln« (v. 12) sind die Priester zu verstehen, an die in späterer
Zeit Stücke des Opfertieres in vorgeschriebener Weise verteilt werden (Ait.
Br. 7, i; Asv. Sr. S. 12, 9). Zu v. 16 vöLsa upastrnanty adhvväsam yä hiranyäny
asmai ist Kät 20, 6, 1 1 u. Komm, zu vergleichen, der väsasa ästaranam, tasyo-
pari adhvväsasya tasyopari hiranyam nidheyam vorschreibt*'. Auch Spuren
des Menschenopfers sind nicht ausgeschlossen. Ausser dem Verse X, 18, 8
{%, purusamedha) scheint mir das von dem mystischen Opfer der Götter han-
delnde ptirusasükta darauf zu weisen (10, 90, 6*. 15**). ^
Das wichtigste ist das Somaopfer. Die Pressung des Saftes, seine Lau- i
terung, die Mischung mit Wasser, Milch steht in vielfacher Übereinstimmung j;
mit der späteren Zeit. Während aber hier nur Steine zur Kelterung verwendet Ij
werden, zeigt der RV. noch Spuren der Mörserbereitung, deren Alter die 1'
Übereinstimmimg mit dem Parsiritual bezeugt Veränderungen im Sprachge- \
brauch treten auch hier hervor. In ^rdr>4tf-Gefässen wird der Trank den
Göttern geopfert; neben graha hat der RV. das später ganz ausser Gebrauch
gekommene camü. Die vedische Zeit kennt wie die spätere drei Pressungen
savanas, auch säva (prataf^äva) genannt oder, nach ^ix>qi\iy\y\ä>^^ prapitva
(Morgenpressung) und abhipitva (Abendpressung), wiederum mit einem später
veralteten Terminus. Wie später verteilen sich schon im RV., wie sich aus
einem sicheren Beispiel ersehen lässt, die Metra so, dass Gäyatri der Morgen-,
Tri§tnbh der Mittag- und Jagati der Abendpressung angehört**. In den Göt-
tern, welchen die Pressungen zukommen, zeigen sich mehrfach Übereinstim-
mungen. Bei dem Abendsavana sind die drei Rbhus im RV. ebenso wie I
später beteiligt; die Mittagpressung gebührt Indra resp. Indra Marutvat, wäh-
rend die Morgenpressung im RV, noch weniger komplizirt zu sein scheint.
Einen festen Bestandteil dieser Savanas bildet die aus purodäJ, dhänäs u. s. w.
bestehende Zukost (3, 52) und die Agni svi§takrt gehörenden savantyapurodäL
Die mannigfachen Opfer der späteren Zeit sind für den RV. noch nicht nach-
gewiesen, doch treten einzelne Namen wie kundapäyya^ trikadrukay iunahotra (?),
atirätra (auch tiroahnya nach Bergaigne)'^ hervor, selbst von den Bestand-
teüen des späteren, aus sehr verschiedenen Elementen zusammengestellten
Agni§toma ist die Pravargyaceremonie, die Abkochung von Milch in einem
irdenen Topfe, als alt von Garbe nachgewiesen*^; alt ist auch der Dadhigharma.
Ausser Soma sind Honig und Surä, ein Gerstentrank, im RV. als selb-
ständige Opfertränke wahrnehmbar. Die Verwendung des ersteren tritt im
späteren Ritual fast ganz zurück (sie beschränkt sich auf einen Madhugraha
beim Väjapeya) und ist auch im RV. nur selten "7- die Surä, bei der Sauträ-
mani und dem Väjapeya gebräuchlich, erscheint im RV. in Verbindung nament-
lich mit den Asvins und besonders in dem Indra suträman gewidmeten und
bei der Sauträmani gebrauchten Liede 10,131**, in dem die Grundzüge dieses
Opfers als dem RV. bekannt nachzuweisen sind '9.
d) Wie weit der Rgveda sonst feste Opferordnungen kannte, bedarf
noch der Feststellung. Dass sie vorhanden gewesen sind, ergiebt sich aus
»,
\ ..
•i
1 6 nL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RrrüALUTrERATUR u. s. w.
einer Anzahl von Liedern, die die Reihenfolge der Götter bis ins einzelne
ausgebildet haben (I, 2. 3. 23 u. s. w. Väyu, IndnL-Väyu, Miträvani^a u. s. w.)
und als Pra-ugasastras dienen^®, femer aus den Apnliedem, die aus prayä/as
der verschiedenen Familien für das Tieropfer bestehen^* und »eine der wich-
tigsten Spuren sind, die die ursprüngliche Verschiedenheit der Rituale in der
endgiltigen Liturgie hinterlassen hat« (Bergaigne). Von grosser Bedeutung
für alle in Betracht kommenden Fragen sind die leider unvollendet gebliebenen
Arbeiten des französischen Gelehrten, welche Blicke in die Geschichte der
vedischen Liturgie bieten ^^ Danach haben wir es nicht mit einem primitiven,
einheitlichen Ritual, sondern mit verschiedenen Ritualen zu thun: »il paralt
Evident que des rituels d'abord distincts, quoique analogues^ et propres, non
pas aux ecoles relativement tardives des Brähmai^as et des Sütras, mais aux
familles primitives, ont ^te rapproches et fusionn^s ä une epoque impossible
i determiner^ quoique necessairement anterieure aux plus anciens Brähmapas.«
Eine Anzahl von Hymnen seien nur Sammlungen von Formeln, die in ver-
schiedenen Momenten ein und derselben oder in aufeinanderfolgenden Cere-
monien hergesagt werden. Dahin gehören ausser den erwähnten Äpiiliedem
Hymnen wie i, 93, eine Sammlung von Yäjyäs und Anuväkyäs für den Agni-
Soma beim Jyoti§toma geopferten Bock (p. 26); 3, 28. 52 enthalten Anuvä-
kyäs für die bei den drei I^essungen dargebrachten Kuchen (p. 20), 10, 179
für den Dadhigharma^^. Femer bilde die Yüpahymne 3, 8, deren Verse einzeln
bei Salbung u. s. w. des Opferpfostens verwendet werden, einen alten Bestand-
teil der vedischen Liturgie; 5, 28, vielleicht auch 3, 27 sind alte Sammlungen
von Sämidheniversen. Ausser diesen sich aus einzeln gebrauchten Versen zu-
sammensetzenden Hymnen fänden sich Sammlungen von Pratipad-anucaras,
von Stotriya-anurüpas. S, 82, i — 3 (eine Tri§tubh und zwei Gäyatris) bildet
die Pratipad , 4 — 6 den Anucara des Vaisvadevasastra, und der Anu^tubhbeginn
zum Pratipad zeige, dass schon das alte Ritual den Brauch der späteren Zeit
kennt, wesentliche Partien mit einer Anu§tubh zu beginnen. Femer sucht B.
das Vorhandensein ganzer Sastraa zu erweisen, die schon zur Zeit des RV.
für den Zweck, dem sie später dienten, bestimmt waren; wie z. B. 8,6.81.82
für den Atirätra. Andere Hymnen wie i, 92 sind Vereinigungen kleiner Lieder
für die Recitationen beim Prätaranuväka, sog. Au§asa- und Äsvinakratus , die
für diesen Zweck schon zur Zeit ihrer Einordnung in die Samhitä bestimmt
waren. Auf die rituelle Folge der Verse 7,59,9 — n weist Weber, L St. 10, 145 hin.
Die Schlussverse der Litaneien, die paridhämyäs ^ dürften ebenfalls
auf die ältesten Zeiten der ved. Liturgie zurückgehen, ebenso der regelmässige
Tri§tubhausgang der Jagatirecitationen des späteren Rituals^. Wichtig sind
die Bemerkungen B.'s über die Verteüung der Metra. Danach hätte das
Ritual des Jyoti§toma die alte Liturgie der Vaisvämitras zum Vorbüd und
bei der Morgenpressung zum grossen Teü seine Texte deren Sammlung ent-
liehen. Im starken Gegensatz hierzu stehe das Ritual der Kaijvas, bei denen
Tri§tubh und Jagati fast gar nicht im Gebrauch sind und auch für die Rcici-
tationen des Hotr bei allen Pressungen GäyatrI- oder Pragäthaverse verwendet
werden. Diese Eigentümlichkeit der Kanvas und Vämadevas scheine in der
spätem Liturgie beim Atirätra eine feste Stelle gefunden zu haben und ebenso
scheinen gewisse Eigentümlichkeiten anderer Familien dazu gedient zu haben,
bestimmte Tage einzelner Sattras zu charakterisiren. Zuletzt sind zu erv^Umen
die Brahmodyas^ dichterische Wettkämpfe am Schluss grosser Opfer, von
denen verschiedene Hymnen, wie i, 164, zeugen ^s,
f) Die daksinäs^ welche zum Opfer gehören wie das Amrta zu den
Devas, wie die Flüsse zum Meere (Pär. i, 16, 6) haben schon im RV. die-
selbe Bedeutung wie in der späteren Zeit^^ Der Mann, welcher Dak$i9äs
3- Die Zeit des Rgveda. i 7
spendet {prayatadaksinä) ^ wird gepriesen, und dem begeisterten Hymnus
(10, 107), der verheisst, dass die Spender von daksinäh »hoch am Himmel
stehen, die Geber von Rossen mit der Sonne sich vereinen und die Geber
von Gold Unsterblichkeit erlangen werden« entsprechen die vielen, den Hymnen
angehängten Dänastutis, die die Freigebigkeit der Maghavans, wie Brbu*s, des
Besiegers der Pa^is^^^ preisen, ihren Geiz freilich auch verhöhnen^. Mit
ista »dem Geopferten« bildet /ör/a »das Geschenkte« 39 ein Dvandva schon
im RV.
Das Ritual der Grhyasütren findet im RV. weniger Anlass, her-
vorzutreten; abgesehen von den umfangreichen Hochzeits- und Bestattungs-
liedera (und der 10, 151 als Göttin angerufenen Jraädhä). Der 10, 16, 10
genannte pitryajha ist nicht das Manenopfer der Sütras, sondern die Be-
stattungsfeier, der pitrtnedha^^. Aber doch sehen wir auch ausserhalb dieser
Lieder Spuren der in die Rksamhitä hineinreichenden Grhyabräuche. Das
ög'5z^/y^-Lied 6, 28 z. B. findet nach einigen (Äsv. GS. 2, 10, 7) seine Ver-
wendung bei der Rückkehr der Rinder von der Weide (s. u.), nach Ludwig,
RV. 5, 112 beim Eintreiben in ein neues Gehöft, und 10, 169, i. 2 bei deren
Austrieb. Beim Pflügen des Feldes (Äsv. 2, 10, 3. 4) wird RV. 4, 57, deren
Verse an den »Herrn des Feldes« und an SunäsTrau, Sita gerichtet sind, ver-
wendet (siehe unten s. v. »Stallbräuche« und »Landwirtschaftliches«). Auch
der Aberglaube hat, wie unten näher ausgeführt werden wird, im Rgveda sein
Feld. Sürya z. B. soll die Gelbsucht vertreiben (i, 50); Vögel verkünden
Unheil (2, 42. 43); 5, 78, 7 — 9 ist ein Zauberspruch gegen Fehlgeburt, den
Kät. 25, 10, 5 in einem besonderen Fall anwenden lässt
I FoY, KZ. 34, 227 (dort w. Litt.)resp. 247. — 2 Haug, Ait. Brähm. I, preface; Weber,
ISt. 10, 141 ff.; MuiR, OST. 1,2. Il2; Ludwig, der Rgveda 3, 220 ff. u. vol. 6, 165 ff.
(Materialsammlung); Hillebrandt, Ved. Myth. i, passim (siehe Index); Olden-
BERG, Rel. des Veda 383 ff.; Hardy, die ved.-brahm. Periode. — 3 Hardy,
ved.-brahm. Periode S. 142, der aus RV. 10, 71, 11 vier Gruppen folgert. —
4 Oldenberg, ZDMG. 38, 439 ff. K'gvedasamhitä u. Sämavedarcika; Bergaigne,
rech, sur l'hist. de la lit. v^d. JAs. 1889, 14 ff. ~ 5 Oldenberg, ZDMG. 42, 240 ff. Zur
Geschichte u. Chronol. des Rituals. — 6 Hillebrandt, Bezzenbergers Beiträge zur
Kunde der ig. Sprachen 9, 192 ff. — 7 LimwiG, der Rgveda 3, 227; Oldenberg,
Rel. des Veda 3933. — 8 Hillebrandt, Sonnwendfeste. — 9 Sonnwendfeste S. 17
(307); dagegen Pischel, Ved. St. 2, 1201. — «<> Oldenberg, Hymnen des RV. I, 154;
Hillebr.\ndt, VMyth. I, 146. — " Ved. Stud. 2, 144; Oldenberg, Rel. des Veda
396. Pischel ist Geldner, GGA. 1894, S. 420; 1895, i. S. 450 beigetreten. —
12 Rel. d. V. 379. — "3 Oldenberg, 1. c. 370 ff.; Hardy, ved. br. Periode 136 ff.
u. 167 ff. — »4 Ved. Myth. i, 480. — 15 Hillebrandt, Neu- u. Vollmondsopfer
1742. — 16 Ludwig, Rgveda 3, 364. — »7 V. Myth. I, 176, dagegen aber Ludwig,
über die neuesten Arbeiten S. 85 ff. — »8 Hillebrandt, ZDMG. 33, 248 ff. —
»9 Hillebrandt, ZDMG. 37, 521 ff. — 20 RV. 10, 91, 14; Hardy, die ved.-brahm.
Periode 149; Zimmer, Altind. Leb. 72. — 21 Hillebrandt, Vedainterpretation S. 17.
18; im Festgruss für Böhtllngk 40 ff. — 22 Anderes bei Ludwig III, 389. —
23 Contributions V, 31 ff. — 24 Bergaigne, Journal As. 1889, p. 20. 21. — 25 Journal
As. 1889, 21. — 26 ZDMG. 34, 319 ff. — 27 V. Myth. I, 239 ff. — 28 V. Myth. I,
247 ff.; Bloomfield, contrib. III; Oldenberg, Indra u. Namuci GGN. 1893, 342 ff.
— 29 Oldenberg, 1. c. — 3° Bergaigne, Joum. As. 1889, p. 123 ff.; Hillebrandt,
Ved. Myth. I, 259. — 3» Schwab, Thieropfer S. 90 Anm.; Bergaigne, Joum. As.
1889, p. 17; Oldenberg, ZDMG. 42, 244. — 32 Recherches sur Thistoire de la
liturgie v^dique ») extrait des comptes rendus de l'Academie des inscriptions et
belles-lettres , s^ance du 8 juin 1888. *>) Journal As. huit. serie tome XIII, Paris
1889, I — 32. 121 — 197 (nach Bergaignes Tode herausgegeben). — 33 Ebenso
Oldenberg, ZDMG. 42, 243. 244. — 34 Ausser Bergaigne 1. c. Hillebrandt, GG^V.
1889, S. 421. — 35 Zimmer, Altind. Leben 345 ff.; Weber, ISt. 10, 118. Haug,
SBAW. 1875, 2, 457 ff.; Oldenberg, Rel. d. V. 475. — 36 Ll-dwig, Kgveda
3, 268 ff.; V, 312; Oldenberg, ZDMG. 39, 83 ff. Weber, ISt. 10, 52 ^. — n Hille-
brandt, GGA. 1894, 649. — 38 Pischel, Ved. Stud. I, 2. 5. — 39 Windisch, Fest-
gruss f. Böhtlingk S. 114 ff. — 4© Caland, Ahnenkult 152.
Indo-arische Philologie. III. 2. ' 2
i8 III. Religion, weltl. Wissensch. und Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
S 4. Bemerkungen über das brahm. Opfer in der buddh. Litte-
rat ur. — Ein andrer Weg, der für die Geschichte des Opfers nicht ohne
Wert zu sein scheint, ist die bisher noch nicht in Angriff genommene Samm-
lung aller auf den Brahmanismus und seine Opfer bezüglichen Anspielungen
in der buddhistischen Litteratur. Einige Einzelheiten mögen hier angedeutet
sein. Divyävadäna p. 612 wird fast ganz in Übereinstimmung mit der Her-
stellung des Agnisthandüa (s. u.) von der Mutter der Prakjti, madhye grhä-
nganasya gomayenäUpanatfi krtvä vedim älipya darbhän samsftryägnim pra-
j'välya gesagt Die Unterscheidung der Opfer in Yajatis und Juhotis, wie sie
Kät. I, 2, 5. 6 u. s. erwähnt sind (Spenden, die von Yäjyäs und Puronuväkyäs
begleitet mit dem Vau§atruf, und andrerseits solche, die nur mit dem Svähäruf
dargebracht werden), sind auch den buddh. Texten bekannt Mahävagga
I, 22, 4: iasma na yitihe na hüte aranjin, Dighanik. 2, 23 (Sumaiigalaviläsinl
I, p. 165, wo Buddhagho§a yittham als mahäyägo^ huiam als pahenakasakkäro
adhippeto erklärt). Die einzelnen Bestandteile und Arten der kleineren Homas
finden wir Dighanikäya i, i, 21 mit einer Terminologie, die teilweise von der
des uns bekannten Rituals abweicht, aufgezählt: aggihoma^ dabbihoma^ thusa-
homa, kanahoma^ taniulahoma^ sappi/wma, telahoma, mukhahoma^ lohitahoma
(vgl. SumangalaviL I, p. 93); 5, 18 a. f.: sappitdanavanltadadhimadhuphäni-
tena deva so yahiio niffhänam agamäsi. Die Jatilas werfen ihre Vorbereitungen
zum aggihutta auf Buddhas Rede hin ins Wasser (Mahäv. i, 20, 19); eben-
dort 6, 35, 8 wird das agnihotra in einer Gäthä das vornehmste der Opfer
genannt, wie die Sävitthi das vornehmste Metrum; sadd/ia, thä/ipäka^ yanna,
pähuna sind Dighanikäya 3, i, 26 erwähnt; die aratiis und andere Utensüien
Milindapanha p. 53 (Oldenberg, SBE. 20, 292), allerdings ausserhalb eines
sakralen Zusammenhanges. Die grossen Opfer (niahayajtia's) nennt Itivuttaka
p. 21 (III, 7: assamedha, purisamedha^ sammäpäsa^ väjapeyya^ niraggala)\
Mahävastu II, 237 (405) aivamedham purusamedham somapräsam nirargadam
padumam pundafikam ca. Eine Aufzählung der brahmanischen Opfertiere und
andrer Utensilien finden wir in Dighanik. 5, 18 in einem negativen Zusammen-
hang tasmim kho brähmana yanne n'eva gCivo hahnimsu na ajelakä hahnimsu
na kukkufasükarä h,, na vividhä pCinä samghätam äpajjimsu na rukkhä
chijjimsu yüpatthäya na dabbhä lüyimsu barihisatthäya. Eine Opfer-
formel ist Tevijjasutta (Digh. 13, 25) angeführt: Jndam avhayäma^ Somam
avhayäma, Varunam a,, Jsdnatn ä., Pajäpatim a.^ Brahmam a., \Mahiddhim
a. Yamam a.]; einige rituelle Termini, wie anugäyanti ^ anub/idsanti^ anuvä-
centi stehen ebendort 13, 13, äyäcanti^ thomayanti pahjalikä 13, 17. Eine
Beschreibung der Eigenschaften des Purohita giebt Kü^adanta Sutta (Dighani-
käya V, 17, p. 140). Die genaue Sammlung dieses Materials und seine Ver-
gleichung mit unsern Sütren ist eine Aufgabe der Zukunft
S 5. Das Ritual der Sütren. Handlung und Spruch. — Zwischen
dem Ritual, dessen Spuren wir im RV. finden, und dem der Brähmana- und
Sütralitteratur liegt eine nicht unbedeutende Kluft Es ist sicher, dass der
RV. später zu vielen Ceremonien erst in Beziehung gesetzt worden ist, die
aus ihm die sie begleitenden Verse entlehnten. Die Frage aber, ob wir
es hier mit einer brahmanischen Entwicklung und Erfindung von neuen Cere-
monien zu thun haben oder mit der späten Inbezugsetzung alter Praktiken
zum RV. wird nur von Fall zu Fall zu entscheiden sein. Opferhandlung und
Spruch gehören eng zusammen; Ait Br. 2, 2, 33 verlangt, dass der Mantra
die Handlung bezeichnet, und die Paribhä§äs ' geben über Zeit und Verhältnis
beider mannigfache Vorschriften, ohne die uns interessirenden Schwierigkeiten
zu berühren. Diese Vorschriften mögen aus langer Erfahrung und Erwägung
vonseiten der Sütraverfasser und ihrer Schüler entstanden sein; denn die ihnen
4. Das BRAHM. Opfer IN DER BUDDH. LiTTERATUR. 5. Das Ritual DER SÜTREN. 19
aus der Natur vedischer Texte erwachsenden Zweifel und Schwierigkeiten in
Bezug auf Reihenfolge der Handlungen, sowie deren Verhältnis zu den Mantra
waren nicht gering ^ Nach ihren Beziehungen zur Handlung können wir die
Mantras von unserem Standpunkt aus in drei Gruppen teilen: i) die keiner
Erörterung bedürfende, dass Spruch und Handlung sich decken; 2) dass die
Stellung der Verse im Ritual ursprünglicher ist als die in der Samhita und
3) dass Verse aus der Samhitä entlehnt, aus ihrem ursprünglichen Zusammen-
hang gerissen und zur Begleitung einer Kultushandlung verwendet worden sind,
für die sie lursprünglich nicht beabsichtigt waren. Für die zweite Gruppe sind
einige Beispiele von mir gesammelt worden 3, für die dritte, die zahlreicher
ist als die vorige, bieten sich viele Beispiele, in denen sich zeigt, dass der
Vers wegen eines ganz äusserlichen Anklanges gewählt worden ist und an
sich an der Stelle durchaus nicht passt*. Bhandärkar erwähnt als Grund mit
Recht den ständigen »process of manufacture« des Rituals. Aber nicht allein
die Fabrikation neuer Riten, sondern auch die Aufnahme volkstümlicher, schon
vorhandener Riten in den Brahmanismus wird die Ursache gewesen sein, Verse
aus der Samhitä zu entlehnen, um jene zu brahmanisiren und zu legalisiren.
Vielleicht verdrängten diese vedischen Sprüche bisweilen andre, unbrahma-
nische Formeln 5, etwa so wie bei uns am Lätaresonntag anstelle älterer Lie-
der christiiche einzutreten beginnen. Manche der indischen Gebräuche sind,
wie längst nachgewiesen, älter als der Brahmanismus, folglich auch älter als
die sie begleitenden Sprüche. Wenn sie früher oder später im Ritual auf-
gingen, wird die künstliche Anpassung vieler Sprüche vor sich gegangen sein.
Die Sprüche sind, auch wo sie ihre rechte Stellung innehaben, Verände-
rungen ausgesetzt gewesen. Die einfachste ist der üha^ die Veränderung nach
Numerus und Geschlecht, die für die Rkverse allerdings verboten ist^, oder
die Ersetzung eines Wortes durch ein anderes, je nach dem Zweck, so z. B.
je nachdem der einzuführende Schüler ein Brähma^ja, K§atriya oder Vaisya
ist 7. öfter aber zeigt sich, und zwar besonders in den Gyhyas, Veränderung
oder Entstellung des Wortlautes *, die weniger auf die Handschriften als auf
die Unwissenheit der Yäjnikas zurückgeht Darum ist mit Bezug auf Äpastamba
selbst der Gedanke ausgesprochen und begründet worden, dass er von ihm
gegebene Sprüche selbst nicht mehr verstanden habe 9. Jedenfalls aber werden
die Entstellungen des Vedatextes in diesen Gjrhyas für die Geschichte des
Veda in Indien nicht ohne Bedeutung sein. Wie weit die Geschichte der
vedischen Ritualsprüche die der Schulen ist'°, bleibt noch näher zu erörtern.
Citirt werden die Verse, wenn sie der eigenen Säkhä des Sütrakära entlehnt
sind, nur mit den Anfangsworten, und Äsv. " hat das Citiren so systematisirt,
dass ein ganz angeführter Päda den ganzen Vers, ein unvollständiger die
Hymne, ein überzähliger drei Verse bedeutet Andere kennen solche Grund-
sätze nur in geringem Umfange, wie Äpastamba" oder Sänkhäyana ^3, dessen
Inkonsequenz in dem von mir mit Hufe des Kommentars aufgestellten Vers-
verzeichnis zu erkennen ist
X ZDMG. 9, S. XLIX, Äp. Satra 30 ff. (SBE. 30, 323 ff.); Hir. i, 2; Kät. i, 3, i ff.;
Vait 1, 3, 4; 5. Sr. 1, 2, 22 ff. — 2 TmBAUT, Arthasamgraha p. IV ff. — 3 Bezz.
Beitr. 8, 195 ff.: Spuren einer älteren Rgvedarecension; ZDMG. 40, 708 ff. , GGA.
1889, 418 ff. Dazu Bloomfield, KauiikaXUff. Dagegen Oldenberg, die Hymnen
des Rgveda I, 518 ff. — 4 Speijer, Jätakarma 69 ff. 76 ff.; Winternitz, Hochzeits-
rituell 12; Bhandärkar, Report Bombay 1887, S. 37. Nur dem Titel nach bekannt
ist mir K W. Fay, the treatment of Vedic Mantras in the Gfhya Sotras, Hopkins
Univ.-Circ. IX, 81, S. 74 (Or. Bibl. 4, Nr. 2245). — 5 Hillebrandt, Sonnwendfeste,
Rom. Forsch. 5, 329 ff. — ^ Sähkh. ^r. i, 17, 19; 6, 1,3 ff. — 7 Hir. Gr. 1, 4, 7 ff. —
8 Stenzler, Vorwort zur Übers, des Äiv. und des Pär. Speyer, Bijdr. IV, 3, 164. 187. —
9 Winternitz, 1. c. 10 ff. — »o Knauer, Gobh. 2,24; Caland, Ahnenkult VIII. — " M.
MÜLLER, ZDMG. 9 ; SBE. 30, 328. — x« M. Müller,!, c. — »J ^r. Sütraö, i, 25. 26 (40. 41).
2»
20 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritualutteratur u. s. w.
S 6. Srauta-,und Grhyasütren. — Die Überlieferung des vedischen
Rituals ist in den Srauta- und Grhyasütren niedergelegt Wir kennen nicht
ihre Verfasser oder Compilatoren, die auf Grund der Tradition ihre Regeln
zusammengestellt haben. Die damit verknüpften Namen wie Äsvaläyana,
Sänkhäyana u. a. sind Schul- oder Familiennamen, nur einige wie Gobhila,
Päraskara, machen den Eindruck wirklicher Eigennamen. Die Srautä*s leiten
von der Sruti, der Offenbarung (Mantra und Brähma9a) ihr Ansehen her;
sie lehren die grösseren Opfer, zu deren Vollzug drei oder mehr Feuer nötig
sind, und heissen darum auch vaitänika^s: {vitäno ^gnJnäm vistäraJ^y tatra
bhaväni vaitänikäni bahvagnisädhyäni karmäni) '. Sie unterscheiden sich nach
den drei Priestergruppen, den Hotf*s, Adhvaryu*s und Udgätr*s, deren jede
ihre besonderen »Leitfäden« hat, und demgemäss nach den Veden, welchen
diese Priestergruppen zugeteilt werden. Keines von ihnen bietet an sich ein
einheitliches Bild der Opfer, weil jede Priestergruppe der Mitwirkung der
andern bedarf, und jedes Srautasütra demnach der Vervollständigung aus den
andern. Es ist notwendig diese ausgeschriebenen Rollen zu einem Drama zu
gestalten ^ wenn man eine Vorstellung von dem Verlauf einer Opferhandlung
gewinnen will -5. In der Darstellung des Materials ist das von den Gramma-
tikern befolgte Princip, gewisse allgemein giltige Vorschriften als Paribhä§ä*s
dem Ganzen oder einzelnen Abschnitten vorauszuschicken, ebenfalls, aber in
verschiedenem Grade und mit ungleicher Präzision, beobachtet worden*, von
den Srauta*s mehr als von den Grhya's, deren Handhabung weniger unter-
richtete und geschickte Männer voraussetzte als die der Srauta's, zu deren
Festsetzung geschulte MTmämsaka*s gehörten. Diese Paribhä§ä's sind in jedem
einzelnen Fall in Wirklichkeit umzusetzen s. Im Gegensatz zu den auf der
Sruti beruhenden Srauta's bilden die Grhyasütra's zusammen mit den
Sämayäcärikas die sog. Smärtasütra's , weil sie auf der Smrti (Tradition) be-
ruhen^. Das Wort grhya bezieht sich auf die häuslichen oder am häuslichen
Feuer zu vollziehenden Opferhandlungen des täglichen Lebens, die dem Haus-
vater oder dem von ihm zugezogenen Brahmanen, auch der Gattin, bisweilen
einem Unvermählten obliegen. Neben der Bezeichnung gr/iyakarmäni ist durch
Gobhila und Khädira grhyäkarmäni bezeugt 7. Einige Texte wählen den um-
strittenen® Ausdruck päkayajfia oder grhyasthätipäkänäm karma, der »Topf-
opfer« bedeutet und zu einer Benennung aller grhyakarma*s erst geworden
ist Da hierbei im Wesentlichen der Gj-hapati und seine Frau Träger der
Ceremonien sind, so liegt der Unterschied zwischen den Grhya's, abgesehen
von Anordnung und Darstellung des Stoffes und der Hinzufligung oder Weg-
lassung einzelner Ceremonien principiell nur in der Verschiedenheit der
Mantra*s, die, sow^eit sie mit Anfangsworten citirt sind, dem Veda entlehnt
sind, dem der Opferer angehört Jedes Grhya setzt die Kenntnis des zu der-
selben Schule gehörenden Srauta voraus. Es schliesst unmittelbar daran an
und nimmt auch darauf Bezugs. Äsv. GS beginnt mit den Worten uktäni
vaitänikäni grhyäni vaksyäma/i^ welche bezwecken, die in den Srautas ge-
gebenen Paribhä§äh fortbestehen und auch für das Grhya gelten zu lassen.
Päraskara verweist i, 18, i mit pünavat auf Kät 4, 12, 21 ff.; i, i, 4 vielleicht
auf Kät ,2, 3, 33; Äpastamba GS citirt i, 19; 2, 5 mit darsapürnamäsavat
die Äp. Sr. S. i, 11, 6; 2, 12, 7 ff. beschriebenen Gebräuche. SGS. sagt
1, I, 13 yajtiopaviatyddi ca sambhavat sarvani kalpaikaivät^ dass »wegen der
Einheitlichkeit des Rituals« die Regeln Sr. S. i, i, 6 u. s. w. soweit möglich
weiter gelten. Mit yathokiam paryuksanam verweist er i, 3,^17 auf Sr. S.
2, 6, 9 — 11; mit änadukatn ity uktam i, 16, i; 3, i, 2 auf Sr. S. 4, 16, 2;
Äsv. GS 2, 5, 3 auf Äsv. S. S. 2, 6 ff. u. s. w.; Baudh. GS mit tat purastäd
lyäkhyätam wahrscheinlich auf sein Srauta ^°. Obwohl also hieraus die Zu-
6. Srauta- und Grhyasutren. 21
Sammengehörigkeit von Srauta und Grhya hervorgeht, bilden sie doch zu-
sammen kein einheitliches Werk, das beanspruchen könnte mit dem Mass-
stab der indischen Grammatiker beurteilt zu werden und auf gleicher
Stufe der Ausbildung zu stehen.^ Das zeigen u. a. die wörtlichen Wieder-
holungen mancher Lehrsätze in Srauta und Grhya; z. B. ist Pär. 2, i, 10 =
KäL 5, 2, 15; 3, 12, 4. 5 = Kät. I, I, 16. 15; 2, 15, 5 =f Kät. 18, 4, 23
a. E.; 2, 15, 9 = Kät 18, 4, 25; Man. GS 2, 2 = Man. Sr. S. i, i, 2".
Wir finden auch innerhalb desselben Sütra Wiederholungen, Einschaltungen,
Widersprüche, die verschiedene Überarbeitungen erkennen lassen, Beeinflussungen
von Seiten der eigenen Anhänger oder Entlehnungen aus andern Schulen**,
so dass wir Text und Värttika's oder ursprüngliche Überlieferung der Schule
und Zusätze (manchmal vom Sütrakära schon verwebt) unterscheiden müssen,
wie ich es für Säiikh. Sr. S. *^ versucht habe. In den Grhyasütra's ist Gobhüa
3» io> 3 eine Aufhebung oder Milderung von 3, i, i, wo räiri deutlich als
Gottheit der A§takä bezeichnet ist; i, 5, 4 ff. und i, 5, 8 sind Bearbeitungen
desselben Themas (über den rechten Neu- und Vollmondstag)**. Sänkh. be-
handelt zweimal, 4, 3 und 5, 9 das sapinfikarana; Pär. 3, 3, 3 schreibt vor
die drei A§takä*s mit apüpa^ mäitisa^ idka zu begehen. Wenn nun 3, 3, 8
für die mittlere anstatt des schon gesagten gavä steht, so liegt hierin eine Ver-
engerung der ersten Vorschrift Nach 3, 3, 10 sollen bei der Anva§takya-
feier aller A§takäs linkes Seitenstück und Oberschenkel (also Überbleibsel
eines A§takä-Opfertieres, Gobh. 4, i, 5) dargebracht werden; das erinnert an
die Ansicht Kautsa's bei GobhUa, dass alle A^takäs mit Fleisch dargebracht
werden sollen, steht aber im Widerspruch zu 3, 3, 3. P. 3, 10, 38. 39
scheint ein nachträglicher, vielleicht auf die Gesetzbücher zurückzuführender
Einschub zu 3, 10, 29. 30 zu sein*^. Dass Asv. 4, 7 aus späterer Zeit als
2, 5 stamme, ist von Caland*^ dargetan worden u. s. w.*7.
Die erste Entstehung der Sütren wird in der Aufzeichnung der Über-
lieferung priesterlicher Schulen und volkstümlicher Sitten zu suchen sein, jenes
mehr für die Srauta-, dieses mehr für die Grhyasutren. Was wir besitzen, ist
nur eine Auswahl. Äsv. GS sagt bei Beschreibung der Hochzeitsceremonien,
es gebe verschiedehe Sitten der Länder und Orte, die man bei der Hochzeit
beobachten müsse, er wolle sagen, was das gemeinsame sei (i, 7, i. 2).
Wir finden auch andere ähnliche Aussprüche, die uns zugleich die Quellen
angeben, aus denen geschöpft wird. Äsv. verweist i, 14, 8 beim simanton-
nayana auf den Rat »alter Brahmanenfirauen, deren Gatten und Kinder leben« **;
I, 17, I. 18 auf die Familiensitte. Päraskara citiert i, 8, 12. 13 einen Ausspruch
der Sruti, dass bei Hochzeit und Begräbnis das Dorf massgebend sei; 2, i, 4
verweist er auf das mangala. Daneben spielt natürlich auch die Meinung der
^i§ta*s eine Rolle (Gobh. 3, 3, 29; 5, 38). Vedische Lehrer werden als
Autoritäten eingeführt Gobhila nennt i, 6, i Mänatantavya, 3, 10, 6 Kautsa,
7. 8. Audgähamäni, Gautama, Värkakhaijdi, 3, 4, 34 die Kauhaliya's. Eine
Sammlung der in Brähmai:ia*s und Sütra's genannten Lehrer mit Angabe ihrer
Aussprüche ist noch nicht vorhanden. SGS. 2, 16, i. 3 hat dieselben Verse
wie Manu 5, ^41; 3, 103.^ An andrer Stelle (2, 17, 2) giebt er dieselbe
Vorschrift als Sloka, die SaL Br. 11, 5, 6, 2 in Prosa steht; auch ander-
wärts sind metrische Bestandteüe nachweisbar ^9. Auch ganze Werke sind ge-
nannt wie Gobh. i, 5 12 ein auf die Feststellung des Vollmondstages be-
züglicher Adhyäya, 3,2, 7 das raurukibrähma9a; SGS. 2,7,27 ein r§isvädhyäya
gehört kaum hierher*». Häufiger als die Nennung einzelner Namen sind die
mit ity eke^ eke angeführten Meinungen unbekannter oder nicht näher genannter
Schulen. Die Bedeutung dieser Ausdrücke hat zuerst Knauer" untersucht,
der darin den Gegensatz eke manyante und eke kurvanti (u. s. w.) findet
2 2 Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritüallitteratur u. s. w.
Derselbe Verfasser hat im Anschluss an BChler den Stil der Gjrhya's u. a. mit
Bezug auf den Gebrauch der Worte /// und ca geprüft und die Möglichkeit,
dass sie dort »u. s. w.« bedeuten könnten, verneint'*. Auch versteckte Polemik
scheint in der Wahl mancher Worte bei den Sütren mitzuwirken. So fugt
Äsv. GS 2, 4, I bei der Vorschrift über die A§takäs das dort an sich selbst-
verständliche caturnäm bei, was im Comm. als eine Zurückweisung der in
andern Schulen gebräuchlichen Dreizahl der A§takäs, wie es scheint, richtig
erklärt wird. Diese Mannigfaltigkeit der Quellen und Einwirkungen erklärt,
warum Vorschriften bei einzelnen Autoren fehlen, die wir bei andern finden
und wie die vorhandenen Texte durch Zusätze innerhalb der Schultradition
erweitert wurden. Andrerseits ist aber nicht zu verkennen, dass die Sütren
trotz grosser Verschiedenheiten sowohl in Einzelheiten wie im Stil, der bei
einzelnen knapp und sütramässig, bei andern wie Hira9yakesin ausführlich ist
und den Charakter einer Darstellung trägt, im Allgemeinen gleiche Beschaffen-
heit und bisweilen wörtliche Übereinstimmung zeigen.^ Diese tritt z. B.
beim Vrsotsarga zwischen dem Kä^haka, Päraskara und Sänkh. hervor*^. Pär.
I, 3» 29. 30 = S. 2, 15, 2, 3; Pär. I, 4, 1—5 = S^ I, 5, 1—5; Par. i,
8, 15 ff. = I, 14, 13 — 15; Sänkh. 4, 2. 3 = Gobh. Sraddhakalpa 3; Sankh.
3, 14, 4 ff. = Äsv. GS 2, 4, 8 — II = Gobh. 4, i, 20 ff. An einem Beispiel
hat Oldenberg gezeigt*^, dass Pär. und S. eine Stelle einem verloren ge-
gangenen Sütra entlehnt haben und zwar dessen Anfang. Die Frage ist auf-
getaucht, ob wir fiir die Grhya's auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen
können und ob diese mündlich oder schriftlich gewesen ist*'\ Ausgeschlossen
ist, dass eins der gegenwärtig vorhandenen die Quelle für die andern war.
Ob wir jene Frage allgemein oder partiell bejahen können, wird sich erst
nach Veröffentlichung aller Sütren und nicht nur der Grhya's^ übersehen lassen.
Während innerhalb derselben Schule die Grenze zwischen Srauta und Grhya
im Allgemeinen fest ist, zeigt sie sich zwischen den Srautas der einen und
Grhya*s der anderen Schule in verschiedenen Punkten flüssig. Wie die Srauta's
ihre Yajamänakhanda's haben, in denen der Anteil des Opferers an ver-
schiedenen Ceremonien behandelt wird, so könnte man die Grhya*s als grosse
Yajamänakhanda*s ansehen, in die bisweilen Vorschriften allgemeinerer Art
hinübergenommen werden. So findet die »Aufnahme eines Gastes«, die ftir
den ähitägni wie für den anähitägni gilt, S. Sr. S. 4, 21, i ff. (so dass S.
GS 2, 15 nur als Ergänzung erscheint) ihren Platz mit Worten, deren Anfang
ganz mit Pär. i, 3 übereinstimmt, ausser dass vaivähya für ivaiura steht und
snätakaff, priyah umgestellt ist. ^ Die Bestattungsfeierlichkeiten finden sich Äsv«
Grhya S. 4, ,1, i ff. imd S. Srauta S. 4, 14; Kät. 25, 7; Lä^. 8, 8, 10 ff,
aber nicht S. Grhya S. und nur teilweise P. 3, 10; (Äsv. GS. 4, 4, 2 ff.
ähnlich Lät. 8, 8, 34). Die auf die Priestervvahl bezüglichen Pflichten des
Opferers stehen S. Sr. S. 5, i, i und Äsv. GS i, 23, i. Jenes beginnt mit
den Worten ärseyän yüno-vrmte und darauf spielt Äsv. GS i, 23, 2 mit
yüna iiy rtvijo vrnlia ity eke an. Ferner sind die Worte Äsv. GS i, 23, 5
sadasyam saptadaiajji kausitakinah samämananti sa karmatiäm upadrastä ö/ia^
vafiti wörtlich gleich Äp. Sr. S. 10, i, 10. 11, so dass dieser Satz einer ge-
meinsamen Vorlage zu entstammen scheint Nebenher ergiebt sich daraus,
dass diese Vorschrift im Sänkh. Sr. nicht vorkommt, dass es noch ein andres
Srauta Sütra der Kau§Itakins gegeben zu haben scheint. Der Brauch das
Feuer in sich oder in die arani's eingehen zu lassen, wenn man auf Reisen
geht, steht S. Sr. 2, 17; Äsv. Sr. 3, 10 4 ff.; SGS 5, i,, i ff. Hir. i, 26,
17 ff. Diese Flüssigkeit der Grenze zwischen Grhya und Srauta hinsichtiich
des Opferers, macht es erklärlich, dass auch die Brähmana's vereinzelt Gegen-
stände des Grhyarituals erörtern, obwohl sie sich regelmässig damit nicht be-
I
I
r
6. Srauta- und Grhyasütren. 23
fassen. Bekannt ist es ihnen aber sicher gewesen. Die fiinf mahäyajna^s
werden SaL Br. 11, 5, 6, 3 erwähnt und zum Teil ausfuhrlich besprochen.
Das in den Grhya's gebräuchliche Wort päkayajtia ist dort ebenfalls zu finden*^.
Das Upanayana wird bei Gelegenheit eines Zwiegesprächs zwischen Sauceya
und Uddälaka 11, 5, 4, i ff. ausführlich geschildert ^7, Diese theologische
Erörterung ist dort nicht am rechten Platze und scheint ein Einschub, aus
dem aber doch folgt, dass die Theologen auch Gegenständen des Gfhyarituals
ihre Aufmerksamkeit zuwandten und es vielleicht nur' einem principiellen
Standpunkt der Redakteure zuzuschreiben ist, wenn solche Auseinandersetzungen
nicht zu einem Grhyabrähmana vereinigt wurden. In demselben Brähmana
finden wir 14, 9, 4 (Up.) das Besprengen der Gebärenden (22 cf. Pär. i, 16, i),
das äyu§ya, abhimarsana u. a. auf den Neugeborenen bezügliche Ceremonien
besprochen, das Einhauchen der mit den Himmelsrichtungen in Verbindung
gebrachten Atemzüge in den Knaben (11, 8, 3, 6 ff. Pär. i, 16, 10 ff.),
alles Gegenstände des Grhyarituals. Der Abschnitt 11, 3, 3, 7, den Pär. 2,
7, 6 citirt, bezieht sich aufs Betteln, also ebenfalls einen Gegenstand der
Smrti; zu 14, i, i, 24_ff. ist Pär. 2, 8; zu 12, 5, 2, 9 Äsv. GS 4, 4, 2 ff.
zu vergleichen. Den Asv. GS i, i, 4 angeführten Worten eines Brähmana,
die auch die einfachste Opfergabe für verdienstlich erklären, und mit Sat Br.
II, 5, 6, 2; Sänkh. GS 2, 17 zusammenzustellen sind, könnte man ebenfalls
den Charakter eines Stücks Grhyabrähmana zuschreiben.
Der ganze Charakter der vedischen Litteratur, welcher jede Fixirung bis-
her unmöglich gemacht hat, lässt auch das Alter der Sütren nur ungefähr
angeben. Abgesehen von Max Müller, HASL 71 ff. und den Gegen-
bemerkungen GoldstOcker's, Päi^ini 68 — 80, wäre Speijer** zu nennen, der
dort auf die Form praksäläpaylta hingewiesen hat, die an die Präkritdialekte
erinnere und sich dem utkaläpayati ^ des Pancatantra u. s. w. vergleiche.
Seinen Versuch die Äsv. 3, 4, 4; S. 4, 10 genannten Worte sütra und
bhäsya auf Päriini und das Mahäbhä$ya zu ziehen, hat Weber '^ ^ig »äusserst
gewagt« bezeichnet. Ein dritter Hinweis, dass aus den auf Äpastamba und
Baudh. gestützten Prayoga's sich eine Constellation der Nak§atra's ergebe, die
auf die Zeit 450 — 500 p. C. weise (S. 10), ist nicht weiter ausgeführt worden.
Von andrer Seite sind Liebich 5*» und Oldenberg^* ausgegangen. Ersterer
hat den Sprachgebrauch Äsvaläyana*s und Päraskara's an dem Massstab der
Lehren Färiini's geprüft. Mit Hilfe von i oooVerbalformen, welche er je dem
Aitareyabr. als Vertreter der älteren Brähmarialitteratur, der Brhadäraijyaka-up.
fiir die jüngeren Brähmana*s, dem Äsv. und Pär. für den Sütrastil und der
Bhagavadgitä für das Epos entnimmt, hat er erwiesen, dass von den »aus-
gewählten Sprachproben, welche alle Perioden der von der Grammatik unab-
hängigen Litteratur ausserhalb der ved. Samhitä's vertreten, Päpini den beiden
Grhyasütra's zeitlich am nächsten steht«, während Ait. Br. und Brhadär. up. »sicher
vorpanineisch« sind. Nicht von der Prosa, sondern von den Versen geht
Oldenberg aus. Die Verse, welche die Opferhandlungen begleiten (soweit
sie nicht den älteren Partien des RV. entlehnt und dort aus dem Zusammen-
hange gerissen sind), sind in einem Metrum abgefasst, das sich von dem der
ältesten ved. Poesie ebenso wie von der buddhist. und epischen Dichtung
durch ein Charakteristikum wesentlich unterscheidet und einer Übergangs-
periode in der Entwickelung des Anu§tubhmetrums angehört. Während der
erste Päda einer Anu§tubh in der älteren Zeit gewöhnlich auf ^— ^^^ aus-
geht, in der späteren jedoch auf ^ ^, kommen in der Übergangszeit beide
Ausgänge und alle anderen möglichen Combinationen vor. Dies zeigen die
ausschliesslich Grhyazwecken dienenden Verse RV. 10, 85 und ebenso die
in den Samhitäs nicht zu findenden VeVse des Grhyarituals z. B. SG. i, 19,
24 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritüallitteratur u. s. w.
5. 6. Von diesen Versen sind die yajiiagäthäs zu unterscheiden, die nur zur
Bekräftigung gegebener Vorschriften angeführt werden und nur noch wenig, aber
doch noch in einigen Fällen von den späteren Sloka's abweichen. Solche allge-
meine Gesichtspunkte gelten für einzelne Sütren, jiicht für die ganze Litteratur-
gattung; denn es scheint nicht erwiesen, dass die Sütren gleichzeitig entstanden
sind. Von grosser Bedeutung sind in dieser Beziehung die Untersuchungen
BOhler's in Bezug auf die Sprache von Äpastamba Dharmasütra ^. Wir
finden dort »archaische Worte und Formen, die entweder in vedischen Schriften
vorkommen oder wie vedische gebildet sind,_alte Worte und Formen, die von
Päijiini besonders vorgeschrieben, ausserhalb Äpastamba's aber nicht angetroffen
werden, femer Worte und Formen, die gegen den vedischen Sprachgebrauch
und gegen Pä^ini's Regeln sind und bisweilen in den Präkritdialekten ihr
Analogon finden, schliesslich Unregelmässigkeiten in der Satzkonstruktion.«
Wenn es auch möglich sein wird, einen erheblichen Teil davon mit Böhtlingk^
Verschlechterungen der Handschriften und andern Einflüssen zuzuschreiben,
so spricht doch die Menge der Erscheinungen für BChler's Ansicht, dass Äp.
entweder vor Päijini oder wenigstens bevor dessen Grammatik allgemein an-
erkannte Autorität geworden war, gelebt haben müsse. Die hier an den
Dharmasütren gemachte Beobachtung, hat sich an dem Srauta- und Grhyasütra
bestätigt Wir finden hier z. B. Beispiele des in der klassischen Sprache
seltenen Absolutivs {punaräddyam\ Tmesis von Präp. und Verbum, den Lok.
mürdhan und eine grosse Anzahl von unbelegten oder auffallend gebrauchten
Wörtern^*. Auch Hiranyakesins Sprache zeigt eine Anzahl von Kirste-s*
namhaft gemachter Unregelmässigkeiten, die aber nicht den gleichen Wert
zu haben scheinen. Über das gegenseitige Verhältnis von Äpastamba zu
Baudh. u. a. wird % 7 gesprochen werden.
I X Ä5v. Gs. I, I, I Comm. — * Hillebrandt, Litteraturblatt f. or. Phil. 3, 122*.
— 3 Hillebrandt, das Altind. Neu- u. Vollmondsopfer, Jena 1880. Schwab, das
altind. Thieropfer, Erlangen 1886. Es fehlt noch eine Darstellung des Somaopfers,
womit dann, da dies im Wesentlichen die Vorbilder aller andern Opfer sind, die
notwendige Obersicht gewonnen wäre.^ — 4 Kät. I, l ; .\p. ZDMG. 9 (1855). SBE.
30, 311 ff. Vait. I, l; Kauä. i. 7. 8. Sänkh. i, l u. 6, i u. s. w. — 5 Siehe das
Beispiel, Neu- u. Vollmondsopfer XL — 6 Stenzler, ZDMG. 7. 527 ff. Über das
Verhältnis der Grhya's zu den Rechtsbüchern ausser Stenzler Jolly, Dharmasütra
des Vi§9u, Bühler SBE. 2, XIII ff. 14, XXXI; Wlnternitz, Hochzeitsrituell S. 5
Anm,; v. Bradke, ZDMG. 36, 417 ff.; oben Jolly S 3 u. s. — 7 MHASL. 203;
Knaier, Gobhila, i, VII; 2, 127. — 8 MHASL. 203; Stenzler, ä5v. II, S. 2;
Si'EijER, Jätakarma 27. 28; Oldenberg, SBE. 30, XXIII»). — 9 Oldenberg, SBE.
30, XXXI u. ff. — »o Caland, Altind. Ahnencult 18. 19. Über die Verweise im
Kathaka GS. auf sein Srauta cf. Jolly, das Dharmasütra des Visnu 72. — " von
Bradkr, , ZDMG. 36, 450 ff. — 12 Speyer, Bijdr. IV, 3, 169 ff. 188 ff. Cf. Comm.
Sankh. Sr. S. 3, 12, 16. — »3 I, preface 10 ff. — M Oldenberg, SBE. 30, 26.
— 15 Stenzler, zu Pär. 3, 10, 38. — «6 1. c. 159. 160. — »7 cf. S. 27, Anm.
18. 19. — »8 WlNTERNlTZ, L C. 3I. — »9 SPEYER, L C. 189; OLDENBERG,
SBE. 30, XXXVL 256. 257. — 20 Speyer, 1. c. 169. — ^Yeiteres s. WL»
s. V. u.; unten S 7- — " Gobhila 2, 53—58. — " Gobhila, 1, XVI ff.; Fest-
gruss an Otto Böhtlingk S. 62 ff., »zu iti u. ca«. — ^3 Jolly, das Dharmasfitra
des Vi§nu u. das Ka^hakagrliya 38 ff. Oldenberg SBE. 30, XXXVIII. — «4 L c.
25 Oldenberg, ISt. 15, 9 ff. SBE. 29, 5 ff.; 30, XXXVII; Knauer, Gobh. 2, 46 ff.
— a6 Oldenberg SBE. 30, XV. — 27 Stenzler zu Par. 2, 3, 3. — 28 Jätakarma
8 ff. — 29 Ind. Streifen 3, 169. — 3° Panini, Leipzig 1891. — 3» SBE. 30, Introduction.
— 32 SBE. 2, XL; V. Bradke, ZDMG. 36. 422. — 33 Böhtlin(;k, ZDMG. 39, 517 ff.
Bemerkungen zu Bühler's Ausgabe u. L'bersetzung des Äpastamblyadh.s., femer
BÜHLER, 1. c. 40, 527; Böhtllngk, 1. c. 41, 669 fecgen Wlnternitz) u. 1. c. 43,
59S (Über die sog. Unregelmässigkeiten in der Sprache des GS. des Hin). —
34 WlNTERNlTZ, liochzeitsrituell S. 13 ff. — 35 ed. p. VII.
S 7. Die eiiijzelnen Sütren. — Zum Rgveda gehören die Sütren des
Äsvaläyana' und Sänkhäyana^ Beide finden sich nicht in allen MS des Cara-
7. Die einzelnen Sütren. 25
r
i^avyüha, auch DevTpuräija 11. a. kennen sie nicht 3. Während die Sänkhäyana-
schule nach einem Verse des Mahärijava ihren Sitz im nördlichen Guzerat
haf*, werden die Asvaläyana's von Tungä, Kr§nä, Godävarl, demSahyagebirge
und dem Ändhralande begrenzt. Nach der Tradition war das Äsv. Sütra das
Sütra für die Anhänger der Bä§kalasäkhä und Säkalasäkhä^, die sich (abge-
sehen von der Einfügung oder Auslassung der Hymne yam rtvijo 8, 58) durch
den Schlussvers tac cham yor resp. samäni va akütiff. unterschieden. Daraus,
dass der erste Vers im SGS. 4, ,5, 9 vorgeschrieben wird, ist gefolgert
worden, dass zu der Bä§kalasäkhä_ Sänkh. als Sütra gehörte. Bhändärkar
führt den Nachweis, dass sowohl Äsv. als ' Sänkh. nur Sütrasäkhä's und, ohne
zu einer besonderen Samhitä zu gehören, sowohl für die Säkala's als Bä§kala*s
bestimmt waren. Da ,die Bä§kala-S. erloschen scheint, so beziehen sie sich
beide nur auf unsere Säkalasäkhä, der die Samjnänahymne und damit auch
der Vers tac cham yor wahrscheinlich früher ebenfalls angehörten. Für die
weitere Erwägung dieser Frage werden die Pratikacitate einzelner Verse im
Sänkh. Sr, S., welche sich in unserer Säkala-S. nicht finden^, in Betracht
kommen, da die Erörterungen Bhändärkar's ausschliesslich an das Gfhya an-
knüpfen. Von beiden Sütren dürfte S. den Anspruch auf höheres Alter haben
sowohl wegen seines in manchen Abschnitten (im 2. Teil) brähmaijaartigen
Stiles 7 als wegen seines Inhalts^. Das Studium des Textes scheint in späterer
Zeit in Verfall gekommen zu sein 9. Wie Weber" zuerst gezeigt hat, steht
es zu dem Kau§itaki- oder Sänkhäyanabrähmai;ia in enger Beziehung. Der
Name seines Verfassers, der meist mit seinem Familiennamen genannt wird,
scheint Suyajna gewesen zu sein". Das S. Sr. besteht aus 18 Büchern,
deren zwei letzte ein späterer, aber schwerlich als jünger zu betrachtender
Zusatz sind und den beiden ersten Büchern des Kau§Ttaki-Är. entsprechen**.
Sie behandeln die Feier des Mahävratatages *^.
Das von Varadattasuta Änartlya zu I — XVI verfasste Bhä§ya, das von
ihm selbst in den Unterschriften als »neu« bezeichnet wird, ist »lekhanädinä«
beschädigt, und von Däsasarman Munjasünu sind die verlorenen »ak§ara« er-
gänzt worden**. Für einzelne, allerdings kleine Abschnitte existirt überhaupt
kein Kommentar. Das Bhä§ya wird Comm. und Paddh, zu Kät. p. 383 ; 4, 1 2, 9 und
8, 2, 6 citirt. Selbst führt es, ausser den von mir in der Preface genannten *5,
an: Agnisvämin 10, 12, 6; 12, 2, 17; Gfhya (i, 2, 29), Caraka's, Taittiriya's,
Bä§kala's (i, 2,^5), Vaiyäkarai^a's, Sik§ä (i, 2, 2), eine Paddhati (3, 14, 20);
und 13, 14, 7 S. 18, 24, 30 selbst als »ära^yaka«. Über eine Paddhati zum
Srauta handelt Weber *° (vgl. unten S. 39).
Das SGS bildet nicht mit dem Srauta zusammen eine ganz einheitliche
Darstellung '7. Es besteht aus 6 Adhyäya's, von denen nur i — 4 dem Grund-
stock zugezählt werden dürfen *^ Aber auch ^innerhalb der ersten vier sind
Interpolationen wahrnehmbar '9. Über die an S. sich anschliessende Litteratur
hat Oldenberg^ 1. c. gehandelt. Sein Kommentator Näräyana lebte 1538
A. D. **. Dem^ Sänkhäyana nahe verwandt ist das ebenfalls der Kausitakischule
angehörende Sämbavyagrhyam^ welches mit jenem zwar »keineswegs identisch«
ist, ihm »aber für den bei weitem grössten Teil Stoff wie Form der Dar-
stellung entlehnt« Es ^kennt weder die beiden letzten Bücher des S. noch
eine ganze Reihe von S. 3 und 4, 5 ff. beschriebenen Ceremonien, hat aber
ein eigenes Buch über ditn pin(fapitryajna^^ .
Wie S. in Beziehung zum Kausitakibr^, so steht Äsv. Sr. in Beziehung
zum Aitareya^*. Nach Sadgurusi§ya war Äsv. ein Schüler Saunaka*s *-J, der
zugunsten seines Schülers sein eigenes Werk zerstörte. Ausser zweimaliger
Erwähnung seiner Ansicht im Srauta, findet sich im Grhya ein ihn citirender
Sloka im 4. Adhyäya (7, 16), der mit den Worten iaunako 'bravlt schliesst
20 in. Religion, weltl. Wissensch. u. kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Ein Saunakagrhya, das mehrfach en\'ähnt wird, scheint nach Caland**
noch Hemädri vorgelegen zu haben, der Tniaunakäsvaläyanau^n citiit. BChler
erwähnt mit Bezug auf die Saunaka Smjti, deren Beschreibungen sehr einem
Frayoga ähnlich sind, dass wie Asv. so auch sie das garbhälambhana und
anavalambhana (den andern Sütren unbekannt) enthält *^ Citate aus Saunaka
finden sich nach Burnell in Sadgiunsi§ya*s Abh)^dayapradä ^ Unter den
Lehrern, die äsv. 3, 4, 4 erwähnt, befindet sich ausser Saunaka auch (wie
auch S. 4, IG, 3) Sumantu, der Lehrer des Atharva *7. Unter äsv/s sonstigen
Autoritäten wird Äsmarathya genannt, der als jüngerer im Gegensatz zu den
Puränakalpa*s Käsikä 4, 3, 105 erwähnt ist, und der bei Päijini citirte Taul-
vali, während dieselbe Käsikä als Vertreter alter Kalpa's Paingin und Äru^a-
paräjin bezeichnet.
Äsv. Sr.*^ ist von Siddhäntin^^^ von Näräyana Gärgya^ dem Sohne des
Narasimha kommen tirt worden, der seine Vftti nach dem umfangreichen Bhä^ya
Bhagaiat DevasvämifC s verfasst hat^**. Näräyana wird nebst einem andern
Kommentator Asv.'s Bhavanäga in Trikändamaridana Bhäskara Misra's Äpa-
stambadhvanitärthakärikä citirt, der vor der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.
gelebt haben muss^'. Der von N. benutzte Devasvämin fuhrt in svämin einen
Titel, den nach dem 13. Jahrh. kein Verfasser geführt zu haben, der nur zu
einer gewissen Zeit für m'mäipsaka's im Gebrauch gewesen zu sein scheint^*.
Für Sabarasvämin, den Verfasser des Bhä$ya über Jaimini's Mimämsäsütra zeigt
Bh., dass er wenigstens vor dem 7. Jahrhundert, vielleicht auch zwei oder
drei Jahrhunderte früher gelebt haben müsse und dasselbe gelte »probably«
für einige von den Bhäsyaautoren , Agnisvämin, Devasvämin, Bhavasvämin.
Diese Ansicht wird gestützt dadurch, dass der Kommentator zum Grhya Nai-
dhruva Näräyana^ Diväkara*s Sohn, der sich ebenfalls auf Devas\ämin stützt,
in Bhatta Kumärilasvämin's Äsvaläyanakärikä citirt ^-^ wird, den Burnell-'* und
BChler mit dem bekannten MTmäipsaka K. (etwa um 650 — 700) identificiren.
Da Devasvämin also älter sein muss als N. und bei ihm wegen des Titels
Bhagavat schon als halbmythische Person gilt, ist für ihn die Zeit 40c — 500
»very moderate«. Ebenfalls in dieser Kärikä wird Jayanta, ein Kommentator
über das Asv. GSütra angeführt^^ Vater Abhinanda's und Sohn Känta's, Enkel
von Kalyänasvämin (Anantadeva nennt ihn im Samskärakaustubha als Vjtti-
kära^^.) Da Abhinanda nicht später als 830 — 850 A.D. gelebt haben kann'>5,
dürfte die Jayantavjtti mit der älteste bekannte Kommentar zu Äsv. sein^^.
* The Srauta Sütra of Äsvaläyana with thc Comm. of Cärgya Näräyana, ed.
by Rämanäräyana Vidyäralna, Calc. 1874 (B.I.) Adh. V übersetzt von Sakhathier,
Journ. As. 1890, S. i (VIII, 15, i). Äsvaläyana's Grbyasütra: (Indische Hausregeln,
Sanskrit und Deutsch herausgegeben von A. F. Stenzl?:r I Äsvaläyana) i. Heft Text,
Leipzig 1864. 2. Heft Cbers., Leipzig 1865.— Darüber WKUF.R,IStr. 2, 296:8. GoLDSCHMiDT
Rev.crit. 1870,309— 11 ;SrKYER, Bijdr. IV,3, I55flr. Ed. with the Comm. of('iärgya(!) Nä-
räyana by Rämanäräy. Vidyäratna and Anandacandra Vedäntaväglsa [enthält auch die
pariäisla's]. Bemerkungen zu der Commentarhandschrift Vei SrEijER, Jätakarma 28. —
Transl. by OLpENBERG, SBE. 29. — Stfnzlek, ^Vortverzeichnis zu den Hausregeln
von ASv. Pär. Sänkh. u. Golh. 1 eipzig 1886. — Adhyflva 4, Max Müller, ZDMG. 9,
die Todtenbestattung bei den Brahmanen. — 2 6 ähk/t ayatta Srauta Sütra
together with the Comm. of Varadattasuta ÄnartTya, ed. by A. Hillekrandt, vol.
I ff. Calc. iS88fr. — Adh. 4, 3 — 5 bei Donner, Pimiapitryajfa, Berlin 1870; Adhy. 15,
17—27 bei Streiter, de SunaMepo fabula indica 1861. S.' Grbyasütra hcrausgeg. u.
übers, von H. OLDENiiERc;, Ind. Stud. XV, Berlin, 1878. Transl. by Oldenberg
SBE. 29. — 3 MHASI..,i94; v. Bradkf, ZDMG. 36, 459. — 4 BChlkr, SBE. 2,
XXX; Hillebrandt, Sänkh. preface VII. — 5 Näräyana zu Asv. Sr. S. i, 1, l.
GS. 3, 5,9. Vgl. weiteres Bhäiv'arkar Report 1894, S. 2 ff.; Transact. IX. Internat.
Congr. of Or. I, 411 ff. -- Petfrfon, sec. rep. Bombay 1S84, p. 7. — 6 Gesammelt
in meiner Ausgabe I, p. 628. Der dort versehentlich ausgelassene Vers ist vol. II,
p. 2 nachgetragen worden. — 7 Vi\..^ 59; 13, 13, i. ist fast wörtlich gleich Pafic.
Br. 9, 3, I. — ä ed. preface X. — 9 Zu den von mir 1. c. angeführten Gründen
\
7. Die einzelnen Sutren. 27
ist Bhandarkar Report Bombay 1894, p. 13 zu vergleichen. —- «o Weber L.* 49, ff.
MHASL. 180. 194, -- " Oldenberg, SBE. 29, p. 1—2. ISt. 15, 154. Sänkh. SS.
I, p. VIIL — ^2 Weber L.» 59. — »3 Ein ASvaläyanamahavrata ver-
zeichnet Hri^lke^a ^ästn im Cat. Calc. Sanscrit College unter N. 227. 228. Nach
den Anfangs Worten ist es aber ein Prayoga. Sonst würde es wohl mit Ait. Ar.
Buch I. V. identisch sein. — »4 Vol. 3, p. i. 33. 97. Zu den von mir vol.
I, VIII, note; 242 verg. Hschriften kommen jetzt noch hinzu (Hrshikeäa Sästri, a
descript. cat. of SM. in the library of the Calcutta Sanskrit College Calc. 1894
fasc. 2) p. 161 ff. die beiden ebenfalls unvollst. MS. Nr. 250. 251, femer StEin,
Cat. Nr. 359—361 und ausserdem Mitra, Notices Nr. 665 vol. II p. 88. Das
einzige von derselben Hand geschriebene, vollständigste freilich ganz moderne MS.
ist das von Alwar. — »5 ed. vol. II, p. i; bei Chägaleyinah lies VI, i, 7; IV,
6, I a. E. wird Suyajna in einem Verse citirt. — »6 i^a 60; Peterson, See. Rep. loo.
Stein, Cat. p. 254. — «7 Oldenberg, ISt. 15, 12. — «** Oldenberg, ISt. 15, 159;
SBE. 29, 10. II. — «9 Old., ist. 15, 133. 149. 152. SBE. 29, 84. 109. 120. Speyer I.e.
— ao Weber L.« 64, Anm. 50. — a» Oldenberg, ISt. 15,4. 5. 153; SBE. 29, 6. 7.
— 22 Ausser WL.» 57 MHASL 180 Haug, Ait. Brähm. Introduct. 8. — «3 WL.« 36.
MHASL. 233. Rajendra Läla Mitra, Aitareya Ar. Introd. lo. — «4 Ahnenkult 143.
— 25 JASB. 35, 154. — *6 Tanjore Cat. 13b — »7 Weber, L.* 63. Verz. 2, Nr. 1419.
Bloomfield, on the pos. of the Vait. 382. — 28 Weber, L« 59 ff. — 29 Bhandarkar,
Report on the search for SMM in the Bombay pres. 1883, Bombay 1887, p. 25. —
30 Ed. Calc. pag. i. — 3« Bhandarkar, Report p. 27. — 3» Nach Bäyu Däji, note
on the age and works of Ilemädri JBRA. 9, 160, the epithet wämi indicates the
author to have been a native of the Carnatic. (Auch Litterary Remains Calc. 1888
Nr. 8). Vgl. noch R. Otto Franke über Namen auf -svämm GGA. 1892, 490. —
33 BÜHLER lA. 18, 188. — 34 Tanjore Cat. 14b. Zweifelnd Bhant>arkar, Report,
Bombay 1894, p. 5. — 35 Bühler 1. c. u. lA. 2, 106. — 36 Aufrecht, Cat. cat.
597; Stein, Cat XIX; Zachariae, GGA. 1895, S. 544. — 37 Bühler, ZDMG.
36» 654 bemerkt, dass Bhartrhari im Väkyapadlya Stellen aus den SrautasOtren
des Aivaläyana u. Äp. citirt u. Commentare zu denselben anfuhrt
Zum weissen Yajurveda, der im Norden heimisch ist, gehören Käty ay an a's
Srauta* und Päraskara's Grhya Sütra*. K.*s Werk ist von seinem Herausgeber
ausführlich^ mit seinen Kommentaren beschrieben und in Bezug auf die von
ihm gekannten Namen vedischer Lehrer untersucht worden. Seine Abhängig-
keit in Adhy. 22 — 24 von den Chändogya*s wurde ebenfalls von Weber schon
konstatirt. In den Kommentaren werden sehr viele Autoren citirt u. a. Agni-
svämin, kathamaiträdisütre§u; gäyanäcärya, dhürtasvamin, mädhaväcärj'a, vatin,
väsudeva, sähhotra, sau^cji^^a's, svapnädhyäya, harisvämin. Ein Kätyäyana-
hautrasütram wird auch erwähnt f, ein Werk in 5 Adhyäya's, das die Funk-
tionen des Hotr in einer von Sänkh. und Äsv. verschiedenen Weise zu
beschreiben, aber nur bis zum Tieropfer incl. zu reichen scheint ^ Ein besonderes
Kätyäyana grhya ist nur aus einem Citat bei Hemädri bekannt ^ Fära-
skarcCs Grhyasütra^ auch Kätiya oder Väjasaneyagfhyasütra genannt,
»schliesst sich eng an Kät. Sr. S. an und wird in dem Grade als ein blosser
Bestandteil desselben betrachtet, dass er öfters unter Kätyäyana's Namen
citirt wird« (Stenzler). Die Sprüche und Verse, welche durch Anfangsworte
bezeichnet sind, gehören darum der Mädhyandinasäkhä an. Auf die verwandt-
schaftlichen Beziehungen zwischen ihm und Yäjnavalkya hat schon Stenzler ' auf-
merksam gemacht Über die an P. sich anschliessende exegetische Litteratux
handelt ausser dem Herausgeber noch Speijer^ Von den beiden Komm.,
Jayaräma's Sajjanavallabha , das nach St. Vermutung »nicht viel später« als
1655 A. D. abgefasst sein dürfte und Rämakr§na*s Sarrskäragaiiapati, »der Jaya-
räma oft wörtlich abschreibt« und nach Simon »zum mindesten schon in das
18. Jahrhundert« gehört, verdient der letztere um seiner Litteraturkenntnis und
seines reichen Materials fiir indische Sitten willen besondere Beachtung. Seine
Einleitung, welche Mitteilungen über die vedischen Schulen enthält, ist von
Simon herausgegeben und in umfassender Weise bearbeitet worden 9. Ausser
diesen beiden und andern in Indien handschriftlich vorhandenen'® gibt es eine
28 HL Religion, weltl. Wissensch. ü. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Paddhati von Väsudeva, welche von Raghunandana, Kämadeva, Rämaki^na
citirt wird und die von Gopäla's Sohn Kämadeva^'^^ der in seiner einleitenden
Strophe Karka*s Bha§ya, Väsudeva's Paddhati, Harihara*s Bhä§ya und Rei^uka's
Kärikä als seine Quellen citirt. T^Renuka^ auch Reijukärya, Re^u, Repu-
dik§ita, Sohn des Mahesa, Enkel des Somesvara Dlk§ita« schrieb im Jahr'*
1266 eine metrische Bearbeitung des Sütra. Über das andere noch bekannte
Sütra des weissen Yajurveda Baijaväpa^\ das, wie es scheint, aus einem
Srauta und Grhyasütra bestand, hat Caland zuerst einige aus Hemädri ge-
sammelte Notizen gegeben. Über ein Sankhalikhitasütra und seine mög-
liche Zugehörigkeit zum w. Y V hat derselbe Gelehrte *^ gehandelt und einzelne
Fragmente zusammengestellt. Ein Maunasütra erwähnt Peterson*^ Das
Sräddhamaterial der Mädhyandinaschule ist von Caland 1. c. unter Hinzu-
fiigung des Textes des Kätyäyanasräddhakalpa (p. 245) besprochen und unter
Hinweis auf die vielfache Uebereinstimmung Gobhila's und Kät* das höhere
Alter des letzteren behauptet worden.
* Ed. Weber, Berlin-London 1859; i, 3, 31 ff. (über die Opfergeräte) M. Müller,
ZDMG. 9. — Zur Grammatik Böhtlingk, ZDMG. 41, 670. — 2 Ed. Stenzler,
Leipzig 1S76. Eine Ausgabe mit einem Comm. von Harihara Bo. 1890 erwähnt
Or. Bibl. 5, 666. — Übersetzt von Stenzler, Leipzig; 1878. Oldenberg, SBE. 29.
— Stenzler, ZDMG. 7, 527 Analyse von Pär. mit Textproben ; ders., Glückwunsch
für A. V. Humboldt, nebst einem Bruchstücke aus Pär.* Darstellung der häusl. Ge-
bräuche der Inder Tenthält d. Abschnitt über Empfang eines Gastes). 1855. Dazu
Weber, IStr. 2, 110. — Ders. Wortverzeichnis zu den Hausr. von Asv. Pär.
Sänkh. Gobh. Leipzig 1886. (Die vom Comm. nicht erklärten und von Stenzler
weggelassenen Capitel bei Speijer, Jätakarma (garbhädhana p. 14, in zwei Versionen,
karnavedha p. 21. Vgl. auch 1. c. die Sprüche beim Übergeben der Opferschnur u-
des Felles p. 22. u. den Hinweis auf yamalajanane präyascittam 20. 21). Spever,
Bemerk, zu d. GrhyasQtra, Bijdr. IV, 3, 155 ff. — Böhtllnc;k, Krit. Bem. BKSGW.
1 Febr. 1896. — H. H. Dhruva, JBRA. 19, 24: Päraskara GS. and the SBE. (Bericht
über ein MS. aus Läthi mit diesen Kapiteln über garbhädhana u. s. w.}. — Ein
Bhä^ya über die Mantra's des Päraskara Bühler's Rep. for 1872 — 7 (lA. 2, 304)
u. vielleicht die »GrhyasQtrabhä^vamanträh (!)« bei Peterson, See. Rep. Bühler,
ÖMFO. II, 116. — 3 WL.» 154 ff. Über die Erwähnung Karka's durch Trikä^da-
mandana Bhändarkar, Rep. Bombay 1887, S. 30. — 4 Aufrecht, Cat. Oxf. Cod.
W^ils. 450; a descr. cat. library Calcutta Sansk. Coli, by Hrsjkesa^ästrI Nr. 241.
Peterson, sec. rep. Bombay 1884, p. 172, Nr. 59. — 5 Nach einigen vou Macdonell
mir freundlichst gegebenen kurzen Auszügen. — 6 Jolly $ 4» S. 13; S 9» S. 27.
Mit Päraskara nicht identisch ist, nach Anfang u. Schluss zu urteilen, das R. L.
Mitra Notices II, p. 84, Nr. 658 verzeichnete, aus 6 Adhyaya's bestehende Kätyänanlya
GS. Das dort Nr. 832 dagegen verzeichnete Bhäsya gehört, wie aus dem i. Sfltra
zu schliessen, zu Päraskara. — 7 ZDMG. 7, 527 ff. v. Bradke 36, 426. — « Jftta-
karma p. 24. — 9 Beiträge zur Kenntnis der ved. Schulen. Kiel 1889; cf. Egge-
LiNG, Cat. 359. — 10 Stenzler, Vorrede zur Cbers. XII. — " Stenzler 1. c. Über
die päraskaragrhyapariäistapaddhati desselben Verfassers siehe Proceed. ASB. 1869,
137» — " So Aufrecht, Cat. cat.; Stenzler: 1366. Von Eggellng Nr. 361 ana-
lysirt. — - »3 WL.« 157 MHASL. 201. Aufrecht, Cat. cat. Caland, Ahnenkult 131 ff.
— M 1. c. 100. 136. 252. 264; Bühler, SBE. 25, 613. — »5 Rep. for 1883—84
(Bombay 1884); cf. Bühler, ÖMFO. 11, 116. — Über A^^ir^a u. a. Comm. des w. YV.
handelt jetzt Slmon SBAW, 1895, S. 605—650.
Zum schwarzen Yajurveda gehören die Sütren des Äpastamba, Hirapya-
kesin, Bhäradväja, Baudhäyana, Vaikhänasa, Mänava, Käthaka. Nach den
Angaben des Caranavyüha bildet Äp. , wie Hir. Bhär. (Baudh.) einen der fünf
Zweige der Khändikiyaschule, einer Unterabteilung der Taittirlyas '.
» Max Müller, HASL. 371. Verz. der verschiedenen Schulen, bei Simon, ved.
Schulen S. 19. Jolly, Grundriss S 2.
^Das Äpastambakalpasütra* besteht aus 3oPrasna's^ von denen i — 24
die Srautaopfer lehren, 25 die allgemeinen Interpretationsregeln, den pravara-
khanda u. s. w., 26 den mantrapätha, d. h. die bei den Grhyariten gebrauchten
Sprüche und Formeln, 27 das Grhya, 28. 29 das Dharma- und 30 das Sulva-
7. Die einzelnen Sütren. 29
sütra (die Regeln zur Konstruktion der Vedi, der Altäre u. s. w.). Äp. ge-
hört dem Süden Indiens an, wohl dem Lande zwischen Godävarl und Kr§Qä \
und seine Schule bildete eines der späteren »Caraija's«, die nicht beanspruchen
eine besondere Offenbarung vedischer Mantra's oder eines Brähmaijiatextes zu
haben. Vielleicht verdient auch der Umstand Berücksichtigung, dass beim
Simantonnayana der Name des Stromes, an dem man wohnt, angegeben
werden soll und während die Gfhya's meist sich auf die allgemeine Angabe
beschränken, Hir. 2, i, 3 die Gangä, Äp. im Mantrapätha^ die Yamunä er-
wähnt und GS. 14, S einen der dabei gesungenen Verse als beim Volk der
Sä/va's gebräuchlich nennt
Äp. erwähnt mit e^e, cke samämananti ^ ity uktam oft andere Ansichten
und citirt (in dem bisher gedruckten Text) häufig die Väjasaneyin's , die
bahvircas 6, 27, 2; 13, 24, 10, bahvrcabrähmana 6, 13, 9; 15, 16; 31, 13;
8, 5, 2; II, 2, 10; 12, 17, 2, chandogabrähma^a lo, i, 3; 2, 5; paingäyani-
brähmapa 5^ 14, 18; 29, 4; saüälibrähmai^a 6, 4, 7; sätyäyanibrähmapa 5,
23, 3; sätyäyanakam 10, 12, 13. 14; die Kau§Itakin*s 10, i, 10; von einzelnen
Lehrern öfter Äsmarathya und Älekhana (9, 4, 7. 9; 6, 3; 8, 3; 10, 12;
16, 6 u. s. w.). Einem Kaiiva oder Kasyapa verbietet er zu schenken (13,
7, 5); ein Bhärgava muss 9, 15, 19 unter den Speisenden sein, ein be-
stimmter Brauch mit Bezug auf das mahendraopfer wird i, 14, 10 erwähnt,
die Jamadagni*s 6, 8, 2; ein Säman des Sakti Sänkjti, des Gäthin Kausika
5, IG, II. Dass ein Vasi§tha beim Jyoti§toma Brahman sein soll, sagt er
14, 8, I. Die Ni§äda*s (ni§ädasthapati) nennt er 9, 14, 12. Sehr umfang-
reich ist die Litteraturkenntnis des Kommentators Rudradatta, der abgesehen
von Äsvaläyana, Kät., Baudhäyana {iröLddham äha baudh, 5, 3, i, Verse 12,
24, 13) Bhäradväja, Satyä$ädha, Hir., Sällki (6, 2, 12), Kätyäyana's chando-
gaparisi§ta (6, 27, 5), u. a. ein säijdilyagrhyasütra (9, 11, 21) erwähnt s. Ausser
Rudradatta ist Ap. von anderen wie Karpardisvämin, Gurudevasvämin, Dhür-
tasvämin, zu dessen Bhä$ya wieder eine Vftti von Kausika (v. 1. Käsika) Räma
existirt, komm entirt worden (Burnell, catal. of a coli. 21). Das Grhya zerfällt in
einen Mantrapätha (Prasna 26), in dem die die Handlungen begleitenden
Mantra's zu einer besonderen Sammlung vereinigt sind (wie im Mantrabräh-
maQa zu Gobhila) und in das eigentliche Gfhyasütra (Prasna 27), welches
jene Sammlung voraussetzt und mit uttarena^ uttarena yajusä darauf Bezug
nimmt ^. Das Grhya macht wie bei Hir. einen Teü des ganzen Kalpa aus
und nimmt an den sprachlichen Eigentümlichkeiten der übrigen Prasna's leü.
Es hat in Haradatta*s anäkulä vjtti und Sudarsanärya*s tätparyadarsana Kom-
mentare gefunden, die in Auszügen von Winternitz publicirt sind. Von
andrer Litteratur verzeichnet W. Tälavrntaniväsin's äpastamblyagrhyaprayoga,
der sehr nahe, teüweise wörtlich mit Sudarsanäcärya übereinstimmt, femer
Candracüda*s päkayajnaniri^aya, in dem Haradatta, Rudradatta, Sudarsana
citirt werden.
Von Ap. hat sich abgezweigt die zwischen dem Sahyädri und dem süd-
westlichen Meer ansässige Schule des Hiraiiyakesin Sätyä^ä^ha^. Das
ganze Kalpasütra besteht** aus 29 Prasna's: I, i paribhä§äs; I, 2 — II, 6 darsapün^a-
mäsau; 11, 7 pi^cjapitryajna. 8. i^tipasubandhänäm brahmatvam; III, i: pari-
bhä§äs; 2: agnln ädhäsyamänasya; IV pasu; V cäturmäsya; VI yäjamäna;
VII. Vin. IX, 6: agni§toma; IX, 7: ukthya, §odasin u. s. w.; X: agni§tomasya
yäjamänam; 7: caturhotr u. s. w.; 8: samsthanäm brahmatvam; XI. XII:
Agni; XII, 8: kämya-agni's; XIII, i. 2: väjapeya 3 ff. räjasuya und sauträ-
manl; XIV, i — 5: asvamedha; 6: puru§amedha; XV: präyascitta; XVL XVn.
XVIII: dvädasäha, gavämayana u. s. w.; XIX. XX: Grhya 9; XXI. i. 2: hau-
tram (darsapür^iamäsayoh) ; 3 : pravara; XXII. i : kämya-pasu*s; 2 : kämya-i§ti'&
ßo HL Religion, weltu Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
(z. B. kärlrl-i§ti); XXIII: kaukill sauträmanl; 3: sävitram cinvlta; 4: sava's
(gosava u. s. w.); XXIV: pravargya; XXV: vihärayogän vyäkhyäsyämah; XX\T.
XXVII: dharma; XXVHL XXIX: paitrmedhikam dahanam; yamayajfia, pitr-
medha u. s. w.
Von Komm, zu Hir. sind die prayogaratnamälä und prayogavaijayantl
von Mahädeva, die einander zu ergänzen scheinen '°, aber unvollständig sind,
zu erwähnen. H. ist wenige kommentirt worden. Hosanikar^ätakaväächesvara
sagt in seiner Vyäkhyä^*, Säke 1738 geschrieben", dass das Sütra »kais cit
purätanaih« nicht erklärt worden sei. Der Exeget des Gfhya ist Mätrdatta,
der vor Ende des 1 6. Jahrh. gelebt haben wird '•^; ein Mätf dattaprayoga wird
von Väiichesvara *♦ verworfen. Von den beiden Kalpa's sind ausser dem
Dharma die Grhyasütren näher mit einander verglichen wordenes. Obwohl
Ap. mit dem Viväha, H. mit dem Upanayana beginnt, so zeige doch dieser
(wie das Dharmasütra) vielfache Anlehnung an Äp. und derartige Überein-
stimmung, dass sprachliche Unregelmässigkeiten und Eigentümlichkeiten Äp.'
bei H. sich wiederfinden. H. sage häufig dasselbe wie Äp., nur mit andern
Worten und gegenüber der fast übertriebenen Kürze des Ap. sei er so weit-
schweifig, dass man manchmal glauben könnte, einen Komm, des letzteren
vor sich zu haben; der wesentiichste äussere Unterschied zwischen beiden be-
steht darin, dass H. Opfersprüche und Handlung zusammen gibt, Äp. da-
gegen jene als Mantrapä^ha absondert. Zwischen den Srautasütren ist viel-
fache Übereinstimmung ebenfalls wahrzunehmen *^ Z. B. kehrt Äp. 10, 21,
}/ 3- 4- 9. II mit kleinen Abweichungen wörtlich bei H. 7, 2, i ff. wieder.
Älter als beide ist, wie wenigstens Bühler folgert, das Baudhäyanakalpa-
sütra. Ein vollständiges Msc. davon scheint nicht vorhanden '7. Das MS-
Haug ist ein Convolut verschiedener Msc. von verschiedenen Teilen. L Prasna:
därsapürnamäsaopfer; IL agnyädheya; IH. punarädhäna; IV. pasubandha;
V. cäturmäsya; (VI — )X, agni§toma^^; XI. väjapeya; XXI. säviträdi äru^aketu-
käntapancakätakacayana; XXII — XXIV. karmänta.
Der karmänta genannte und andern Sütren fremde Teü bespricht all-
gemeine technische Fragen des Opfers; also z. B. kiyatya] päkayajhasamsthäh
kiyatyo haviryajhasamsthälj (I, 4 resp. XXI, 4) oder katham u khalv
etaj järiiyäd iyam pürvä tatir iyam uttareti, \ yä prakrtih sä pürvä tatir
atha yad vidadhäti sottarä tatir / agnyädheyam pürvä tatih sarve kämyd
agnaya uttarä tatih (i, 5 oder XXI, 5).^ Ein zweiter Unterschied ist das ver-
schiedene Ansichten von Baudhäyana, Sällki, Maudgalya, Aupamanyava gegen-
überstellende Dvaidhasütra. Der bei Eggeling Nr. 435 verzeichnete sarvato-
mukhaprayoga ist in der Art der Diskussion dem Dvaidhasütra ähnlich und
könnte ein Teil eines solchen sein. Baudh. ist kommentirt worden von
Bhavasvämin, den Burnell '9, weil er von Bhatta Bhäskara citirt wird, in das
8. Jahrhundert versetzt ^°. An ihn lehnt sich Kesava's Prayogasära an. Unter
den anderen Kommentatoren ist Säyaija hervorzuheben^'. Wie Äp. und Hir.
ist Baudh. das Werk eines Lehrers des schwarzen YV. »who composed
manuals on all the various subdivisions of the Kalpa, and founded a Sütra-
cara^a, which is said to exist to the present day« , wahrscheinlich nur im
Süden unter den Telingana und Karnatakabrahmanen". B. empfängt auch
den Beinamen Känva und wird dadurch dem Kaiivagotra zugewiesen.
Auch von dem Grhyasütra dieser Schule sind bisher nur wenige Notizen
bekannt; nach Burnell (Tanjore Cat.) besteht es aus vier Prasna's. Eine
Inhaltsangabe verdanken wir Böhler^^ und, genauer für die beiden ersten
Prasna's, Winternitz *♦. Die auf die Sräddhaceremonien bezüglichen Ab-
schnitte, das äbhyudayikam und ekoddi§tam, sapiiidikarana u. s. w. samt den
Mantra's findet man bei Caland *s, der den Sapindlkaraiiiaritus dieser Schule
7. Die einzelnen Sütren. 3 1
von den Bhäradväja's ursprünglich entiehnt glaubt*'. Das Bhäradvaja-
kalpasütra, bisher ebenfalls nur handschriftlich bekannt ^t^ scheint sich von den
vorhergenannten nicht wesentlich zu unterscheiden und nur eine andere Re-
daktion desselben Stoffes zu sein. Winternitz hat mit Bezug auf die vier
Grhyasütren gezeigt, dass Ap. Hin Baudh. Bhär. unter sich in engem Zu-
sammenhange stehen und näher zusammengehören als irgend welche andere
Werke dieser Art**. Das ergibt sich auch aus dem von mir untersuchten
Abschnitt über die Darsapürnamäsa-i§ti dieser Srautasütren, wobei Bhäradväja
mehrfach wörtlich oder nur durch Umstellungen verändert mit Äp. überein-
stimmt Auf die engen Beziehungen zwischen dem pitrmedha Äp.* und Hir.'
hat Burnell'9 hingewiesen. Die von Winternitz -^ und Caland an dem
Sräddharitual gemachte Beobachtung, dass Äp. Bhär. Hir. unter einander wieder
näher mit einander verwandt sind als mit Baudhäyana, dürfte sich auch für
das Srautaritual bestätigen. Über das zeitliche Verhältnis von Äp. Baudh.
Hir. siehe Jolly, Grundriss % 2 und die Litteraturangaben daselbst, besonders
BüHLER^', von dem der Nachweis ausgeht, dass Baudhäyana, ein pravacana-
kära, höheres Alter als der sütrakära Äpastamba beanspruchen darf. Von
dem ebenfalls zum schwarzen YV. gehörenden Vaikhänasasr2iMX.2iS\i\xQ.^\ sind
nur wenige Msc. bekannt. Die auf das Tieropfer bezüglichen Teile des Srauta
hat Schwab 1. c. herbeigezogen. Das Grhyasütra, das 2, 18 vikhanas citirt,
ist umfangreich, hat manche Spuren späten Ursprungs ^^ und behandelt z. T.
Gegenstände, die anderwärts in die Parisi§ta's oder spätere Texte verwiesen
sind. Es gibt zuerst eine Klassifikation der Samskära's^^; in I, 2 cäturäira-
minäm snänavidhil {abhiseka^ dhya^ väyavya u. s. w.); 6. punyäha; 8. athä-
gnyäyatana; 9. äghäravidhäna ; 16. sämänyatah kriyäyä homamanträh II
( fol. 12^) atha iärlresu sa mskäresti riusamgamanavarjam nän dlm ukham
kuryät; 3. upanayana; 9. päräyanavratäni; 12. äsädhyopäkarma ; 13. samä-
vartana; 16. argha; 18. pränägnihotravidhäna ; III. pänigrahanant; 8. mai-
thunam; \o* grhitalingäni; 11. pumsavana; 12. slmantonnayana; i^,visnubaii
{kesavam näräyanam mädhavam govindam visnum madhusüdanam trivikramaifi
vämanam Mdharam hrsTkdam u. s. w. /// nämabhir devam visnum ävähyd);
\\, jätakam; 15. Räucherung, medhäjanana; 16. u. a. västusavanai}^ ; 18. ut-
thäna; 19. nämakarana; 20. varsavardhana ; 22. annaprädana ; 23. caulakam;
IV, I. sthätipaka; 3; astakä; 5. pindapitryajna; 7. iräddha; 8. caitryäm;
9. äivayujim; 13. grhaiänti (i. e. grahaJänti); V, i — 12. dahanavidhi^ be-
handelt sehr ausführlich Tod und Verbrennung, die verschiedenen Toten,
äpaddähya, äkrtidahana ; 13. ekoddista; VI. nisekädisamskäränäm präyaicittam;
Vn. mrtasamskärapräyaicittam.
Die Mänavasütra's gehören zum Litteraturkreis der Maiträya^i-samhitä
und beziehen sich auf diese als Samhitä ihrer Schule; ein in der MS. vor-
konmiender Vers ist nur mit Anfangsworten angeführt, während ein dort nicht
vorkommender vollständig citirt wird. In den Handschriften wechseln die
Bezeichnungen Mänavasütra, Maiträyaniya-Mänava-S., Maiträya^Iya-S. mit ein-
ander ab; doch wird, nach dem Vorgange von Hemädri, wahrscheinlich
zwischen Mänavamaiträya^Iya's oder Mänava's und Maiträyarilya's zu scheiden
seines. Auch der Cara^avyüha nennt die Mänava's eine Unterabteilung der
Maiträyai3iiya*s, die selbst wieder wie Kapi§thala-katha*s u. a. eine Unter-
abteüung der Caraka's bilden. M. Grhya und M. Srauta stehen in nahem
stilistischen Zusammenhang. Eine Anzahl von Wendungen des Srauta finden
sich wörtlich im G. wieder (v. Bradke). Ein kurzes Inhaltsverzeichnis findet
sich im »Verzeichnis der Oriental. Hs. aus dem Nachlasse des Prof. Haug
S. 25 (II Nr. 53); berichtigt bei L. v. Schroeder, Maitr. Samh. I, XLI ff.
und V. Bradke, ZDMG. 36, 447 3^, woselbst S. 442. 445 die handschrift-
32 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
-j
liehen Quellen beider Sütren aufgezählt sind -^7, Das unter GoldstCcker fak-
similirte, Mänavakalpasütra, »being a portion of this ancient work on Vaidik
rites, together with the Comm. of Kumärilasvämin^^« ist das Faksimile »einer
recht inkorrekten und lückenhaften Abschrift eines Kommentars zu den sieben
ersten Adhyäya's des präksomabhäga desMänava Sr. S. ^^.a Charakteristisch
ist für das MGS. eine den anderen bis jetzt bekannten GS. fremde Ceremonie,
die Verehrung des Vinäyaka Ganesa, die z. T. wörtlich (aber in Sloken) bei
Yäjnavalkj'a wiederkehren, nur dass hier anstelle der vier Vinäyaka's einer
getreten ist Den pindapitryajiia der Mänava's, Fragmente des pindapitryajna
aus dem Maiträya^iya-Sr. S., ferner den a§takäritus des Man. GS. und den
mänavasräddhakalpa hat Caland^° veröffentlicht, nach dessen Ansicht dieser
sräddhakalpa was den Inhalt angeht, »alt zu sein« scheint, »wenigstens in den
Prosapartien«, während die späteren Teile, »weiter nichts als eine Anthologie
aus verschiedenen Texten« (karmapradipa, Manu, caturvimsatipurä^a) seien.
Eine von BOhler vermutete^* nähere Übereinstimmung zwischen Mänava-
dharmasästra und dem Mänavasräddhakalpa lasse sich nicht nachweisen*^,
auch nicht mit dem MGS.*-'. Mit dem GS. ist eng verwandt das Kä^haka
GS., worüber wir Bühler ^'^ die erste und später Jolly^s genauere Auskunft,
namentlich mit Bezug auf sein Verhältnis zu Vi§nu, verdanken. Der Ver-
gleich beider GS. zeigt eine enge Übereinstimmung nicht nur in ihren An-
ordnungsgrundsätzen, sondern auch im Wortlaut einer erheblichen Anzahl von
Stellen. Die hie und da vorkommenden speziellen Übereinstimmungen beider
mit andern GS. beziehen sich (mit Ausnahme des Vr§otsarga) nach Jolly nur
auf die Mantra's und »wo beide mit einem oder allen andern zusammen-
treffen, stimmen sie doch unter sich viel genauer überein« '^^ Charakteristisch
für das Kä^haka scheint die dort gegebene Beschreibung der Brahma- und
der Äsuraehe, die dort noch nicht zu den unerlaubten Eheformen gerechnet
wird*'. Der Verfasser des KGS. ist nach der kaschmirischen Tradition
Laugäksiy sein Kommentator, der nach der Kaschmirer Tradition vor der
muhamed. Eroberung^^ lebte, Bhatta Devapäla, Sohn des Sriharipcäla. Nach
Caland aber sind das von Devapäla kommentirte Käthaka und das Laugä-
k§isütra, zu welchem Brähmabala die grhyapaddhati schrieb, vielleicht zu
unterscheiden, die letztere gehöre zu der Carakaschule der Ka^ha's, während
Devapäla sich auf die Cäräyanlya-Kathaschule beziehe ^9. Die von dem
A§takäsräddharitus dieser Schule handelnden Abschnitte hat Caland S. 224.
254 veröffentlicht. Von Gesetzbüchern ist das des Visnu mit dem Käthaka
nahe verwandt 5°. Das Srauta Sütra (» F<7//t?/z/>^^«) dieser Schule scheint ver-
loren, nach dem Komm, zu GS. enthielt es 39 Adhyäya's S', doch hat Caland
seinen pindapitryajiia zu rekonstruiren vermocht 5 2.
I The Srauta Sütra of Äpastamba . . . with the comm. of Rudradatta ed.
R. Garbe vol. L Calcutta 1882; voL II (bis prasna 15: pravargya) 1885. Dazu die
Anz. von L. v. Schroeder, Litteraturblatt f. or. Phil, I, 2 ff.; yajnaparibhäsäsütrftijd
Äpastamba's übersetzt u. erklärt von M. Müller, ZDMG. 9, XLIII ff. SBE. 30,
310 ff. — Ausgabe u. Text der paribhäsä's in Usä vol. I (mit einer Bengäliüber-
setzung). — Praina 15 (Pravargya) herausgeg. u. übers, von Garbe, ZDMG. 34,
319 ff. — Über die Beziehungen Äp.' zur MaiträyanI samhitä Garbe, GGA. 1882,
114. Apastamblya G^hya Sütra with extracts from the Comm. of Haradatta and
Sudar^anäcärya ed. by Dr. M. Winternitz, Wien, 1887. (Angez. von Bühler,
WZKM. 2, 83. Bemerkungen dazu von Böhtlingk ZDMG. 41, 669), ed. Tanjore
1885 (Jyotirviläsapress, Kuhn's Litteraturblatt III, 106). — Eine allgemeine Inhalts-
angabe und Übersicht über »the Äp. S. of the black YV.« und seine Commentare
gibt BiTRNELL, lA. I, 5. — 2 SBE. 2, XI. XII; 30, XXIX. — 3 Bühler, SBK 2,
XXXIV; Apastamblyadharmasütra*, introd. Jolly, Grundriss S 2. — 4 Das Citat
bei Oldenberg, SBE. 30, 208. — 5 Für den ersten Band sind die Citate gesammelt
von L. V. Schroeder, Litteraturblatt f. or. Phil. I, 7 ff. Siehe jetzt in Gurupüjakau-
mudl für Weber: p. 33: Garbe, »Bemerkungen zum Äpastamba Srautasütra«.
il
"5»«
7. Die einzelnen Sltren. 33
— 6 WiNTERNiTZ, Hochzeitsrituell S. 10 ff. Böhler, WZ KM. 2, 84. — 7 Jolly,
Grundriss S 2. — * Nach einer in meinem Besitz befindlichen, Arthur Venis' Güte
verdankten Abschrift eines Benares MS. — 9 Kirste, the Gfhyasatra of Hiratjiya-
keiin with extracts from the Comm. of Mätrdatta. Vienna 1889. — Kirste, ein
Granthamanuscript des Hiranyakeäigfhyasütra. Wien 1891. — Böhtlingk, Über d.
sog. Unregelmässigkeiten in d. Sprache d. GS. des Hir. ZDMG.43, 59^ ff. — *® In dem
MS. Nr. 273 ASB. (30, d. 7) fuhren PraSna I, pat. 2. 3 die Unterschrift prayogaratna-
mäläyäm; andere aber prayogavaijayantyäm; andere nur vyäkhyäyäm (nach einer
freundlichen gelegentlichen Mitteilung Hoernle's). — *' Burnell, Tanjore coli.
21b. — 12 Sänkhäyana ed. Hillebrandt, I, preface IX. — »3 Kirste, 1. c. pre-
face IX. — «4 Burnell, 1. c. — *5 Hochzeitsrituell S. 6 ff. Einige Gegenbemerkungen
(mit Rücksicht auf interpolirte Stellen), Kirste, WZKM. 6, 174. — HGS. u. HDhS.
BiJHLER, SBE. 25, XL. — i^ Cf. die Anmerkungen zu Hillebrandt, das altind.
Neu- u. Vollmondsopfer, Schwab, das altind. Tieropfer. — >7 Aufrecht, cat. cat.
s. V. Baudh.; Burnell, Tanjore Cat. 20b; Cat. of Ved. MSS. Nr. LXXXVII. Eine
Ausgabe ist von mir für die BT. beabsichtigt, wenn mir hinreichendes Material zu-
geht. — »8 Die Einteilung ist hier nach den Kolophons einzelner Abschnitte des
HAUG'schen MS. gegeben, soweit sie bestimmte Angaben haben. Andere Abschnitte
sind nicht durchgezählt Am Schluss des aus 5 PraSna's bestehenden Agni^^oma
steht »daSamah prainah samaptah«. — i9 Catalogue of a coli. S. 26. Nach Bhan-
DARKAR L c. Bühler Ia. 18, 187 muss er vor dem 10. Jahrhundert gelebt haben.
— 20 WL.2 111. — 2x Kielhorn, Cat. of SM in the Southern Parts of the Bomb.
Pres. p. 8, Eggeling Cat. India office Nr. 289. — 2» Bühler, SBE. 14, XXIX. —
23 SBE. 14, XXXII. — 24 Hochzeitsrituell 7. — 25 Ahnenkult 216 ff. 259. —
26 l. c. 37. — 27 Stellen daraus finden sich in meinem NVoUmondsopfer u. in
Schwab's Tieropfer in den Anmerkungen citirt ; ferner bei Weber, Verz. 2, S. 44 ff.
Die äraddhaabschnitte behandelt CaLand 1. c. Über Handschriften von Bh. siehe
ausser Aufrecht Bühler, IA. 18, 188. — 28 Ausser Hochzeitsrituell S. 5 noch
WZKM 4, notes on Sräddha's S. 202 — 212. — 29 Tanjore Cat. 21b 22a. Zwischen
den beiden Dharmasfltren Bühler, ÄpastambTyadharmasfltra2, XL — 3» Notes on
Sräddhas WZKM. 4, 202—212. Caland, Ahn. 145. — 3» SBE. 2, XVIII— XX; 14,
XXXV. Gründe für ein verhältnismässig späteres Datum Baudh. erörtert Ramk^^a
Gopal BhandaRKar, Report on the search for SM. in the Bombay Pres. dur. the
year 1883—84. Bombay 1887, p. 34. Dagegen Bühler, IA. 18, 188. — 32 Bühler,
SBE. 25, XXIX. — 33 JoLLY, S 3» S. 9. — 3+ Nach meinen Notizen aus der Hand-
schrift der K. Hofbibliothek in Wien. — 35 Caland, Ahnenkult X ff. Knauer,
Anzeiger f. Indog. SAtumskunde 6, 24. Bhayu Daji JBRA. 9, p. 160 citirt daraus
Maiträyanlya Kathasütra u. Mänava Maiträya^Tya Satra. Über »Kathasütra« cf.
Aufrecht, Cat caL — 36 »Über das Mänava-Grhya-Sütra«. — ii Die moderne (von
Kielhorn an Stenzler gegebene) Abschrift eines Bhä$ya zum MGS. befindet sich
in der Breslauer Bibliothek. — 3^ London 1861. Einen Comm. von Agnisvämin
bei Eggeling 282. — 39 Weber, ISt. 5, 12 ff.; v. Bradke, ZDMG. 36, 448. —
40 Altindischer Ahnenkult S. 214 ff. resp, 227. — 4i SBE. 25, preface p. XL ff. —
42 Caland, Ai. Ahnenkult 82. — 43 Jolly, Grundriss S 5 ; Knauer, Anz. f. ISAK.
6, 24. — 44 Detailed rep. 1877, 36. IA. 5, 30. — 45 Das Dharmasatra des Vii^u
u. das Käthakagrhyasütra (SBAW. 1879, II, S. 22 ff.), Grundriss S 3 S. 7.— 46 Jolly,
SBAW. 1. c. 75 ff. Caland, Zu den Käthaka- u. Mänavagrhyasütra WZKM. 8,
288 ff. — 47 Jolly 29. — 48 Bühler, Det. Rep. 37; bei Weber, L.2 332. —
49 1. c. 67. — 50 Jolly 1. c. Caland S. 68. — 5» Bühler, Det. Report 36. App.
II, p. LIII. — 52 1. c. p. 67. 212. Vgl. auch V. Schroeder: »Zwei neu erworbene
Handschriften« Wien 1896, S. 3.
Sämaveda. a) Masaka wird von den andern Sütren als Kalpa, Kalpa-
brähma^a, Är§eyakalpa oder Masaka Gärgya citirt und ist »eine tabellarische
Aufzählung der zu den einzelnen Ceremonien der Somaopfer gehörigen Ge-
bete« in der Reihenfolge des Pancivin sabrähmana, doch unter Hinzufligung
einiger andrer Ceremonien \ Sein Kommentator ist Varadaräja, der Sohn des
Vämanäcärya^
b) Lätyäyana«5S. Sütra war nicht ursprünglich das Sütra einer L. Säkhä,
sondern geschrieben von Lätyäyana und von der Kauthumasäkhä als Lehr-
buch ihrer Schule angenommen.^ L. citirt Masaka und häufig längere Stellen
des Pancavimsabr. und eine Reihe von Lehrern wie Säncjilya, Dhänamjayya,
Sä^dilyäyana, Gautama, Gautama Sthavira, Saucivrk§i, K§airakalarabhi, Kautsa,
Vär§äganya, Lämakäyana, Ränäyinlputra, besonders aber die Sätyäyanin und
Indo-ariscbe Philologie. III. 2. 3
i 34 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttüallitteratur u.s. ^v.
.^
4
4
deren Werk, und die Sälankäyanin, »welche letzteren notorisch dem westlichen
Teile Indiens angehören 5.« W. hat darauf hingewiesen, dass solche Er-
wähnungen in den Sütren des L. wie in den übrigen Sütren des SV. viel
häufiger als in den Sütren der anderen Veden stattfinden und dass das ein Zeichen
der Priorität jener seL Die Ansicht wird durch eine Gegenüberstellung einiger
; den Sattra's angehöriger Vorschriften Lä$. und Kät.*s bewiesen, bei denen dieser
sich ausdrücklich (22, 5, i; 6, 25) auf die Chändogyas beruft und deren bei
Lät. detaillirt angegebene Bräuche summarisch wiedergiebt^ Charakteristisch
für Lät- ist die weniger verächtliche Behandlung der Südra und Ni§äda's, femer
die Bezugnahme auf die Vrätyas ( 8, 6, i ff.) und der dabei verwendete Wort-
schatz, über dessen Deutung Sändüya, Gautama, Dhänamjayya z. T. schon
schwanken. Der Gebrauch eines T^präcyaratha^^ zeigt, dass es sich hier um
Entlehnungen aus dem Osten handeln dürfte.
c) Drähyäyana, von Lät wenig unterschieden, gehört der Ränäyaniya-
schule an, ,die nach Bhau Däji^ in »Dravid Desa« herrscht, während die
Kauthuma S. in Guzerat vorwiegt. Der von Weber für dies Sütra angeführte
weitere Name Väsisthasütra ist nicht unbezweifelt®. Ein Kommentar des
Makhasvämin oder Maghasvämin wird von Rudraskanda erwähnt, dessea
Audgätrasärasaragraha dazu als Supplement geschrieben ist 9; vom Kommentar
Dhanvin's erwähnen Weber und Burnell ein Bruchstück '°. Die Existenz
eines d) von Gobhila verfassten Srautasütra ist nicht erwiesen*'. Vom Upa-
granthasütra, das Kätyäyana zugeschrieben wird und Präyascitta's enthält, wissen
wir bisher nur durch einzelne Notizen ", ebenso vom K^udrasütra.
Als Gfhya gehört zum Sämaveda a) Gobhila '«3, nach Äsärka, dem
Kommentator zum Karmapradipa für beide Schulen des SV., sowohl die Kauthu-
ma's (in Guzerat) als die Ränäyaniya's (in Mahärästra) geltend '♦. Er ist kom-
mentirt worden von Näräyana, dem Sohn des Mahäbala * ^ und dem Herausgeber
in der Bibl. Ind. Tarkälankära , der jenen benutzt hat, ausser ihm noch
Bhattabhä$ya, Raghunandana u. a. Quellen. Gobhüa's Sütra trägt mehrfach
alte Züge, so z. B. schreibt er allein ein Tieropfer beim Hausbau vor; aber
eine Altersbestimmung ist noch nicht vorhanden. Öfter zeigt er auch über-
arbeitende Hände. G. setzt ausser dem Text des SV. die Spruchsammlung
des Mantrabrähma^a*^ voraus, welches die von G. nur mit den Anfangs-
worten citirten Sprüche, soweit sie nicht im SV. enthalten sind, in der Reihen-
, folge der Handlungen anfuhrt Knauer sieht darin eine Komposition, die
dem Grhya vorausging und in dieses in extenso aufgenommen wurde, so dass
Gobhila im Grunde nichts weiter als eine systematische Verarbeitung des Mbr.
sei; durch innige Verschmelzung von Spruch und Handlung, teils durch Er-
weiterungen und Zusätze sei das ganze abgerundet worden. Oldenberg hin-
gegen meint, dass beide Werke mit Rücksicht aufeinander gearbeitet sind,
dass G. »gave the füll wording of the shorter Mantras with which the de-
scription of the ceremony could be interwoven without becoming obscure or
disproportionate ; the longer Mantras would have intemipted, rather tediously
1 and inconveniently , the coherency of his ritual Statements; so he separated
them from the rest of his work and made a separate Samhitä of them*7.«
i Dass das Mantrabrähm. zum SV. gehört, wird dadurch enviesen, dass es die
! im SV. vorkommenden Verse nicht anführt, sondern solche, die andern Sam-
( , ' ' »
j hitäs entlehnt sind.
; b) Ein zweites Grhya des SV. ist der zu der Drähyäyanaschule gehörende
1 ^ und bei den Ränäyaniya's gebrauchte Khädira^^\ er ist ganz von Gobhüa
abhängig; nur hat er dessen Vorschriften wesentlich verkürzt ''\ Während er
■ ' von 2, 2, 17 an G. sich ganz anschliesst, hat er vorher redaktionelle Ände-
rungen vorgenommen. Die Sütren, welche bei G. sich nicht finden, gehen
I
{
7. Die einzelnen Sütren. 35
z. T. auf Lät. zurück. ... »It shows by a very clear example how a Sütrakära
of the later time would remodel the work of a more ancient author, trying
to surpass him by a more correct arrangement, and especially by what be-
came more and more appreciated as the chief accomplishment of Sütra com-
position, the greatest possible succinctness and economising of words*°.«
c) Chandogagrhyasütra erwähnt Caland (Ahnenkult 121) auf Grund
der Citate im Gobhilasräddhakalpa und bei Hemädri und hält es für verschie-
den von Khädira. Ein Grhyasütra der Jairainiya's hat Burnell mit einem Kom-
mentar von Sriniväsa aufgefunden*'. Die auf den Sräddhakalpa der Säma-
vedins bezügliche Litteratur bespricht Caland
22
X WL« 83, MHASL. 210; Burnell, Tanjore Cat. 22b. — 2 Handschriften bei
Aufrecht, Cat. cat. s. ^v. und Stein, Cat. of the SM. in the Raghunatha Temple
Libr.; auch HrsIkesa Sastri, descript. Cat. of SM. Calc.S. ColL 1894, pag. 136 ff.
Nr. 202 ff. — 3 Ed. with the comm. of Agnisvämin by Änandtuandra Ve(£Äntavä%isa^
Calc. 1872 (B. L). Auf das Alter des Komm, weist der Beiname -svämin (s. S. 26).
— 4 MHASL. 181. — 5 WLa 84. Ein Verzeichnis aller Namen u. s. w. bei Lät.,
Weber, Verzeichnis Nr. 1428. — 6 Siehe unten die Darstellung der Sattra's. —
7- JBRA. IX, l6o (notes on the age and works of Hemädri >; Jolly, Grundriss S3J
Mahärästra. — « Caland, Ahnenkult 113, Anm., vgl. Aufrecht, Cat. cat. vasi^tha-
iräddhakalpa. — 9 Aufrecht, Cat. Bibl. Bodlei. 379b, vgl. Cat cat. — «o WL. 88.
Nach Aufrecht, Cat. cat wird Dhanvin von Rämakr§9a citirt Burnell, Tanjore
Cat 22». — »» WL. 88. — " MHASL 210. Rajendra Lala Mitra, Notices of
SMSS. II, 182; Burnell, Tanjore Cat 22t>; Eggeling, Cat Nr. 271 resp. 272;
Haug, Nr. 8l. 82. — iJ Ed. (with a Comm. by the editor) by Chandrakänta Tarka-
lankaxa, Calc. 1880 (Bibl. Ind.); 2) herausgegeben und übers, von Dr. F. Knauer,
Heft I Text (nebst Einleit) Leipzig-Dorpat 1884, Heft II Übersetz., Erläuterung
1886. Dazu die Anzeige von Winternitz ÖMFO. Ii, 63; 3) übersetzt von H. Ol-
DENBERG, SBE. 30, S. I ff^ Wortverzeichnis von Stenzler zu A§v. Pär. b. u. G.
1886. — 14 Weber, L» 93. Von Hemädri als Verfasser des Räpäyanlyasatra be-
zeichnet Bhau Daji JBRA IX, 160. — »5 Aufrecht, Cat Bibl. Bodleianae (Cod.
Wils. 72). — »6 Mantrabrähmapa of the Sämaveda with a Comm. and Beng. translat.
by Satya Brata Samasrami ed. Jivänanda Vidyäsagara Bhattäcärya, Calc. 1873;
2) dass. ed. Satyavrata Sämairaml, Zeitschrift Usä Calc. 1890 (mit einem Mantra-
verzeichnis). Eine südind. Ausgabe erwähnt Kuhn, LOPh. 3, S. 107. Über das
Brähmana vgL Max Müller, Academy 1890, 1, p. 390; U§ä Heft 3 u. 6:
»we know that the Chändogya consisted of two parts and that the two books
hitherto missing are the two books of the Mantra-Brähmaijia.« Ein Chändogya-
mantrabhä§ya bei Eg(;ellng, Cat 280. — *7 SBE. 30, 7. Die Meinungsverschie-
denheit ist weiter zum Ausdruck gekommen in »Vedische Fragen« von Knauer
(Festgruss f. Roth S. 61 ff.). Anzeiger für indogerm. Sprach- u. Altertumskunde 5, S. 5
(Anzeige des »Festgrussa durch Oldenberg». Zu denselben Schlüssen wie Knauer
für Gobhila und Mantrabrähmana kommt Winternitz, Hochzeitsr. S. 10 für Äpa-
stamba und ,den Mantrapätha. — x» Ed. and transl. by Oldenberg. SBE. 29, 374 ff.
Über den Sräddhakalpa Caland, 1. c. 121. Rudraskanda's Komm, zum G^hya er-
wähnt Old. 1. c. 373; Aufrecht, Cat cat s. v. Rudraskanda. — »9 Knauer 2,
S. 34 ff. 40. — ao Oldenberg, SBE. 29, 372. — 21 bühler, SBE. II, XLIX note.
2a Ahnenkult S. 110 ff.
Atharvaveda. Das zum AV. gehörende Vaitänairautasütra'^ ist kein
altes und originales Werk, sondern eine Kompilation, »mit der man vielleicht
dann den AV. ausstattete, als er den andern Veden zur Seite gestellt wurde *«
oder, wie Bloomfield sagt »a somewhat conscious product, made at a time
when Atharvavedins , in the course of their polemics with the priests of the
other Vedas, began to feel the need of a manual for Vedic practices which
should be distinctly Atharvanic<5.« Sein Name, der an sich jedem Srauta S.
beigelegt werden könnte, ist vielleicht von dem Worte, mit dem es beginnt,
hergenommen. Es stimmt vielfach mit dem Gopathabrähmana überein und
folgt sehr deutlich Kätyäyana (i, i, 8 bezieht es sich direct auf den Yajur-
veda), dessen Kommentator andererseits das Vaitäna öfter, als Vaitäna oder
auch Ätharvana citirt*. Während sonst das Grhya das Srauta voraussetzt,
3*
1
36 m. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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ist das Vaitäna abhängig von dem Kausika überall, wo die Verschiedenheit
des Inhalts es gestattet s. Wenn wir, nach Bloomfield, abziehen, was das
VS. mit Kausika gemeinsam hat, so bleibt in jenem wenig specifisch Athaxva-
artiges übrig; ein sonst unbekannter ^aunakayajho ^ bhicärakämasya verdient
darunter hervorgehoben zu werden. Die Übereinstimmungen beider, welche
sich auch auf formelles erstrecken, sind entweder aus der in Atharvaschulen um-
laufenden Tradition geschöpft oder bezeugen, wie in hohem Grade wahrscheinlich
gemacht ist, die Abhängigkeit des Vaitäna^ vom Kausika. Ungleich grösseren
Wert hat das letztere, das weder ein Srauta- noch ein blosses Grhyasütra
ist**, sondern ausser den wichtigeren Vorschriften des häuslichen Rituals die
mit den Atharvaliedem verbundenen Zauberpraktiken u. s. w. enthält und durch
seine umfangreiche Berücksichtigung von Beschwörungen und verwandten
Dingen viel andern vedischen Schulen unbekanntes Material enthält Es ist
kein einheitliches Buch, sondern eine Zusammensetzung verschiedener Werke
und verschiedener Schriften; Kaijdikä 7 — 53 (mit Ausnahme der Grhyapartie
42, 15 — 45) enthalten die eigentlichen Atharvasütren und »the strongest cha-
racteristics ofAtharvan life«, wohl ein weiteres Stratum bUdenBuchi3 (Kand.
93 — 136 über Omina und Portenta), 14 (137 — 141 verschiedene Materien
behandelnd); den Rest machen Grhyavorschriften aus, und hier scheint K.
I — 6 wieder ein besonderes ^Stratum zu sein. Das K. gilt als der samhitä-
vidhi ZM vier von den neun Säkhäs des AV., zu Saunaklya,^ Ak§ala, Jalada(?)
und Brahmavada-Säkhä7 und setzt wie das Vaitäna die Saunakiyarecension
des AV. voraus. Als Autoritäten nennt Kausika ausser den auch von Vaitäna
citirten Kausika, Yuvan Kausika, Bhägali, Mä^hara, Saunaka und einem vom
Gopatha verschiedenen Brähmana noch Gärgya, Pärthasravasa u. a.® Pischel
vermutet unter seinen Quellen auch ein Dharmasütra, »wahrscheinlich das des
Paithmasi« 9. Zu K. gehört das von Därilabhat^a, dem Urenkel des Vatsaiar-
man, verfasste und bis zur 48. Kandikä erhaltene Kausikabhäsya, ferner
Rudra^s und Bhadrä's^ nur aus Citaten bekannte Kommentare***, die im Stil
der Smjtis geschrieben zu sein scheinen, Keiavä's auf umfangreicher Litteratur-
kenntnis beruhende Paddhati und einige andere bei Bloomfield besprochene
Texte. Die Rituallitteratur zum AV. besteht ausser Vaitäna und K. aus
noch drei weiteren Kalpa*s": 3) dem Nak^atrakalpa*^, 4) Säntikalpa^-J und
5) dem noch unbekannten Ängirasa- oder Abhicära- oder Vidhänakalpa*-».
Von den Pari^istas hat den 35., den äsurikalpa^ »an abhicära^ or witchcraft
practice, containing rites to be used in connection with the äsurl-plant« Magoun
herausgegeben '5. im Gegensatz zu den genannten 5 Kaipas, die nach Upa-
var§a^ r^vedatulyav. sind, ^gehört dieser zu denjenigen, die auf der Smrti beruhen.
Den Sräddhakalpa der Saunakins (44. Parisi§ta), den mit Hilfe Hemädris re-
construirten Sräddhakalpa der Paippalädas und Hinweise auf einen Sr. der
Paithinasismrti hat Caland veröffentlicht*^. Ein Ätharvanasütra von Päninlya
scheint von Trikändamandana gekannt zu sein^^. Zu welchem Veda die Sütren
des Upavarsa und Aranyaniväsin Matsya gehören, deren Vorhandensein
aus Angaben desselben Verfassers hervorgeht, ist nicht deutlich.
J Roth, der Atharvaveda in Kaschmir, Tübingen 1875,8.22. — ed. Garbe, with
critical notes and indices, London 1878. Aus dem Sanskrit iibersetzt und mit An-
merkungen versehen von Garbe, Strassburg 1878. Über ein Yajnaprayascittasütra,
»Vaitäyana« genannt, s. E«;i;eling Cat. Nr. 367. — 2 Hilledrwdt, Jen. Litt.-Ztg.
1879, Nr. 17, S. 236. — 3 Bloomfield, on the position of the Vaitäna Sütra in the
Lit. of the AV. JAOS. 1885, vol. XI, S. 37511'. — 4 Garre 1. c. preface VI. —
5 BLOOMFiELD 379. — ^ On a proposcd ed. of the Kausika-sütra by M. Bloom-
field, PAOS 1883, CLXX; the Kausika-^ütra of the Atharva-Veda with extracts
from the comm. of Darila and Kesava ed. by Mairice Bloomfield, New-Haven
1890 (JAOS. vol. XIV). — Weher, zwei vedische Texte über Omina und Portenta,
Berlin, 1859 (enthält das 13. Buch des Kau.4ika); Haas, IStud. V, S. 378 flf. (ig. Buch);
8. Die SPÄTERE LiTTERATUR. 37
Caland, Altind. Ahnenkult passim (p. 15. 98 u. s.); WZKM. 8, 367 ff. — 7 Sankar
Pandurang Pandit, Academy 1880, sthjunc; Bloomfield, JAOS. XI, 377; Kau§ika
XVIL XXXIV. XXXVL — » Bloomfield, JAOS. ii, 386. — 9 GGA. 1891, Nr. 8,
S. 283; über Paithlnasi vgl Bloomfield, Kausika p. XVIII; Caland, Ahnenkult
99. 109 ff.; JoLLY, Grundriss S 4 (S. 13). — 10 JAOS. 11, 376; Kausika XIII. XVII.
— X» Bloomfield, JAOS. 11, 378. — x» \Yeber, die ved. Nachr. von den Nak?.
I, 311 ff.; II, 390; Bloomfield, Kau§ika, introduct. XIX; AVComm. ed. Sankar
Pandit p. 25. — >3 Weber, 1. c. II, 390; Kausika XIX; AVComm. p. 26. —
14 Gopathabr., introduct. p. 5; Bloomfield, JAOS. 11, 378. — >5 Baltimore 1889
(Diss.). Dazu O. Böhtlingk, Einige Conjecturen zum Äsun-Kalpa, ZDMG. 44,
489 ff. — »6 Ahnenkult 95 ff. 240 ff. — x? Bhandarkar, Rep. 1883.4. S..30.
SS. Die spätere Litteratur. — An die Sütren schliessen sich die
»Nachträge« oder Parisi§tas, die in allen Schulen vorhanden gewesen zu sein
scheinen und genauere Vorschriften über einzelne in den Sütren nur ange-
deutete Dinge (z. B. die Paridhis und deren Beschaffenheit) oder auch er-
gänzende Bestimmungen über dort noch nicht verhandelte Gegenstände (wie
Grahayajna, Teichweihe,_Västupajana) enthalten. Der Verfasser des aus vier
Adhyäyas bestehenden Äsvaläyana GP. * erklärt in der Einleitung, das von
seinem Äcärya absichtlich nicht gebilligte, was andere gesagt haben, und das
von ihm gelehrte darstellen zu wollen. Nach einer Beschreibung des J^artr in
S I, seiner Kleidung, Haltung beginnt eine genaue Darstellung des Sandhyä-
vidhi (i, 2 — 7), die an die Vorschrift Asvaläyana's sandhyäm upäsita (3,7,3)
anknüpft Das Kapitel über ^^n pärvanafi sthältpäkah (1,17) kann das Verhältnis
des GP. zum Sütra (i, 10) gut erläutern. Die Anfangsworte atha pärvanah sth,
sind in beiden gleich; die darauf folgende Vorschrift des P. , dass am Voll-
mondstage zu beginnen sei, steht nur im P., aber sie ergiebt sich aus der
Anordnung der beiden Sütren 1,3,9.10 im ASS. (Comm. zu i , 3 , 10),
die ins P. herübergenommen sind und nun auf die allgemeine Vorschrift folgen.
Eine solche Übereinstimmung zeigt sich auch sonst, wie beim Pitrmedha
(ÄGP.3, iff., Äsv. G. 4, 1 ff.), dessen Darstellung in beiden Texten teilweise wört-
lich gleicblautet Ferner ist ÄGP. 4, 11 ff. = Adbhutabr. S zft (bei Weber).
Von andern P. ist veröffentlicht das Gobhilasamgrahapariüsta ^ das eine Er-
gänzung zu Gobhila und zur Gfhyalitteratur überhaupt ist. Trotz seines An-
sehens in der späteren Litteratur, die Gobhilaputra als seinen Autor nennt, ist
es eine spätere, Näräyaija noch nicht bekannte Kompüation. »Die Punkte,
in welchen es die Gesetze des Grhyasütra ergänzt, zeigen mehr den Charakter
der Vidhänalitteratur (Zauberbestimmungen) als den wirklich echter addenda
zum Buch der Haussitte der Sämavedin aus alter Zeit. Augenblicklicher direkter
Einfluss wird den untergeordnetsten Handlungen zugeschrieben; Verstösse gegen
die äusserlichsten Regeln werden dadurch abschreckend gemacht, dass man
Krankheit, Unglück und Tod als ihre Folge bezeichnet 3.« Es zerfällt in zwei
Hauptteile, deren erster (1,2 — 33*) mystisches über das Feuer (Namen,
Zungen u. s. w. Agnis) enthält, deren zweiter in ganz ungefährem Anschluss
an das Grhyaritual Nachträge zu verschiedenen Bestimmungen der Grhyas
liefert, z. B. ein Kapitel über Konstruktion der Opferschnur, einen Vers über
die Haartracht der verschiedenen Familien, über das Sräddha u, s. w. Da das
GSP. sich nicht ausschliesslich an Gobhüa anlehnt, noch auf ihn beschränkt,
ist der Gedanke ausgesprochen worden, dass das ursprüngliche Werk eine
kompendienartige Zusammenfassung der Grhya überhaupt war, mit Bestim-
mungen, die in ihren Grundzügen Gemeingut aller waren, dann aber vervoll-
ständigt, modificirt und schliesslich mehr an Gobhila angelehnt wurden '*. Eng
mit dem Sarngraha zusammen hängt der Karmapradipa^ Sämagrhya- oder
Chändogyagrhyapariüsta^^ dem Kätyäyana des weissen Yajurveda zugeschrie-
ben^. Von den Kommentaren wird er verschieden, bald als karmapradipa,
gj-hyäntaram , tathä coktam, auch als chandogaparisi§ta7, Gobhilasmfti,
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38 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Kätyäyanasmjti^, meist aber als Kätyäyana citirt. Grhyasamgraha und Kpra-
dipa behandeln dieselben Gegenstände, zwar unabhängig voneinander, aber
andererseits stimmen sie in ganzen Slokas und zwar wörtlich überein. Während
Bloomfield und Schrader den Karmapradipa fiir jünger als den Samgraha
halten, weist Knauer^ diesem ein viel geringeres Alter zu und sieht in dem
Kp ein unvollständiges Konglomerat, dessen Name und erster Vers erst
später zugefügt sei. ^Von andern Parisi§(as sind (teilweise nur aus Citaten
bekannt) das des Sänkhäyana'°, ein bahvfcagrhyaparisi^ta, Väjasaneyin
(Yajnapärsva" und Parisistanigama) Bhäradväja, Baudhäyana, Maiträyai^Tya ' ^,
Mänava, Kä^haka, Cäräyanlya, Laugäk§i, das Devapäla, Brähmabala, vielleicht
auch noch Hemädri vorgelegen hat'-^.
Von grosser Wichtigkeit für das praktische Verständnis der Opfer sind
die Prayogas (Manuale) und Paddhatis (Grundrisse). Diese Prayogas, von
deren grosser Zahl die Handschriftenverzeichnisse wie Burnells Tanjore Cat
fol. 2 3^ ff. eine Vorstellung geben, beschreiben genau den Gang der einzelnen
Opfer und die Funktionen einzelner Priestergruppen im Anschluss an ihre
Schulen, nicht in der systematischen Weise der Sütren, sondern in Rücksicht
auf praktische Ausfuhrung. Sie gehören in ihrer gegenwärtigen Gestalt der
späteren Zeit an, aber die erste Abfassung solcher Schriften wird nicht im
Anschluss an die wissenschaftliche Darstellung, sondern aus der Praxis heraus
zu denken sein. »We cannot indeed confidently maintain,« sagt Thibaut''*,
»that [in the time iramediately following on the composition of the chief bräh-
mana's] already books of the nature of the Kalpasütra's or Prayoga's existed,
but at any rate there must have existed from the outset a füll and circum-
stantial oral tradition referring to the proper Performance of the sacrifices«.
Die komplicirte Natur der Opfer aber, welche die Brähmanas kennen, und
zwar in genauer Übereinstimmung mit den Sütren '5, macht es wenigstens
wahrscheinlich, dass in jener Zeit auch Aufzeichnungen des Detaüs statt-
fanden und zwar vor der systematischen Bearbeitung des Stoffes in Sütren,
die zum Auswendiglernen dienten und praktische Darstellungen eher entbehr-
lich machten. Wenn dennoch die Bedürfhisse der späteren Zeit solche Pra-
yogas in umfangreicher Weise herbeiführten, werden solche auch in alter Zeit
vorauszusetzen und die gegenwärtigen Traktate nur als Nachkommen einer an
sich alten Li tteraturgattung ^anzusehen sein'^ Wir haben Prayogas der ver-
schiedenen Schulen, für die Srautas wie für die Grhyas. Die ersteren können
wir in zwei Gruppen teüen, je nachdem sie für ganze Priestergruppen oder
nur für einzelne Teilnehmer an den Ceremonien, wie den Maiträvaruna, Ne§^,
Yajamäna u. s. w. bestimmt sind*7 und zwar sind für jedes Opfer besondere
Rituale vorhanden. Von grosserem Wert als die einzelne Priester berück-
sichtigenden Schriften sind die, welche die Funktionen ganzer Gruppen, der
Hotr*s, Udgätr's, Adhvaryu's beschreiben. Das ganze Drama eines Opfers
scheinen nur wenige zu schildern. Von solchen kenne ich nur eins zum Neu-
und Vollmondsopfer '^ und ein sehr ausführliches zum Agni?toma*9 von Ru-
dradeva nach Baudhäyana für einen Äsvaläyanasäkhin Yajamäna *°, das die
Adhvaryu's, Brahman, Yajamäna und Patni behandelt '* und sich zur Grundlage
einer Darstellung des Agnistoma besonders eignen würde. Dazu kommen noch
andere Schriften, wie Prayogadlpikfis, Prayogavrttis u. s. w.
Zu diesen dem Verständnis des Ceremoniells und seiner praktischen Aus-
fuhrung dienenden Werken kommen andere Hilfsmittel, wie Sammlungen von
Mantras und Stotras für die Priester oder Priestergruppen bei bestimmten
Opfern, z. B. eine Mantrasamhitä für den Hotr im Anschluss an Äsv.'*, eine
Agni§tomamantramälä für den Adhvaryu^^; eine Sammlung der Stotras beim
Agni^toma^"*, beim Atirätra^^, Väjapeya^"^, beim PundarTkaopfer*^ u.s.w., Samm-
;; ^ '
8. Die spätere Litteratur. 39
lungen von Prai§as, wie den von Naräyaija verfassten Hotäyak§atprai§ädhyäya*^,
der zu Sänkhäyana gehört und 72 Prai§as enthält *9. Aus praktischen Be-
dürfnissen ist vielleicht auch die Zusammenstellung von Schulunterschieden, wie
der kanvänäm viiesaJj, bei der Darstellung des N Vollmondsopfers und der Agni-
§toma ^° entstanden. Wie zum Srauta-, existiren auch zum Grh)raritual Prayogas
von z. T. grossem Umfange 3'. Verzeichnisse solcher Schriften finden sich in
den Katalogen-»*; sie behandeln das gesammte Gebiet oder nur Teilgebiete
der häuslichen Ceremonien und berühren sich zum Teil mit anderen Stoffen
der Smrti, weshalb ich bezüglich Haläyudha*s Brähmanasarvasva, Hemädris u. s. w.
auf JoLLY S 12 verweisen kann 3 3. Von Säyana verfasst ist der auf Asvaläyana
und Baudh. sich stützende yajhatantrasudhänidhi^. Sehr vollständig ist der
Prayogaratna (Jolly S. 38) von Näräyai^a, Sohn Rämesvaras, den Burnell
»a very populär manual of the Samskära's and domestic ceremonies, much
used in the Maratha country« nennt. Sein Sohn Nrsimha hat ebenfalls ein
Prayogaratna verfasst 3\ Wichtig ist ein aus ca. 368 Blättern 3^ bestehendes Werk,
die baudhäyanasanirnayaprayogamäläy deren Verfasser sich Paramdvaraptära
Venkatdäbhidha nennt und sein Werk auf Grund des Jyotihsästra, Dharmas.,Kärikä
Sütra und Prayogas abgefasst zu haben erklärt und NrsimhadTk§itaguru im Eingang
nennt Er citirt u. a. Kumärasvämins Karikä, Kälanirnaya, Garga, Candrakäsa,
Jaimini, Närada, Nrsimha, Pärijäta, Pai^hinasi, Prayogasära, Pracetas, Bfhaspati,
MarTci, ,Vasi§tha, Varäha, Vj"ddhaparäsara, Srldhariya, Härlta u. s. w. Von
späteren Werken ist der 161 1 — 12 geschriebene iV/rwÄy^j"/'«//^ «37 Kamalä-
karas zu nennen und Anantadeva's (des Sohnes des Apadeva und Enkels des
Anantadeva) Samskärakaustubha^ wohl ein Teü von desselben Verfassers
(8 1 2 S. 40 von Jolly besprochenen) Smjtikaustubha aus etwas späterer Zeit
Ausser diesen das ganze häusliche Leben umfassenden Schriften giebt es
eine noch ungesichtete Masse verschiedener, z. T. in Indien publicirter Trak-
tate 3^, Prayogas u. s. w., die einzelne Kapitel davon behandeln und verschie-
denen Schulen zugehören, wie ein Aurdhvadehikaprayoga nach Äsv., nach dem
SV., eine Aurdhvadehikakriyäpaddhati nach dem Weissen YV39, eine Antye-
§tidlpikä zum SV. (Kauthumlya)^**, ein Bahvrcähnika, Chandogähnika u. s.w.^*
Eine den Prayogas nahe verwandte Schriftgattung sind die Paddhatisy die
ebenfalls das ganze Ritual ihrer Schulen oder einzelne Abschnitte^' daraus
behandeln, nur dass sie, wie mir scheint, sich mehr dem Gang der Sütren
anschliessen und deren Inhalt skizziren, als dem praktischen Zweck einer
Opferhandlung dienen sollen. Auf Bhavadeva's Chandogapaddhati beruht z. T.
CoLEBROOKES, ehe die Sütras bekannt wurden, lange massgebende Abhandlung
»The religious ceremonies of the Hindus« ^3. Über andere Paddhatis sprechen
die Herausgeber einzelner Grhyatexte. Sehr ausführlich sind die Grhyahand-
lungen nach Baudhäyana's Ritual in Keäavasvämin's, Baudhäyaniya P. darge-
stellt, die Egg. ■♦* eingehend analysirt hat Zum Srautaritual ist von Weber
die sehr genaue, Kätyäyana folgende Paddhati von Yäjnikadeva i — 5 publi-
cirt worden; vcn der Paddhati zu Sänkh. von Vi§^u (Näräyana), Sohn des
SrTpatisarman hat Peterson den die Abstammung des Verfassers behandeln-
den Anfang zum Somaopfer veröffentlicht ^^ Versificirte Darstellungen des
Rituals sind die KärikäJ^, Sie schliessen sich direkt an die Sütren*^ oder,
wie sie öfter selbst hervorheben, an ihnen vorliegende Paddhatis an. So ist
die I§tikärikä Lak^mTdhara's'»^ im Anschluss an Yäjnikadeva's Paddhati ent-
standen; eine Kärikä zu Äp. beruht auf Kapardin und Dhürtasvämin^^ Die
älteste der Kärikäs scheint die K. Bhatta Kumärilasvämin's zu sein, die Jayanta
und Naidhruva När. citirt *9. Eine Kärikä zum »Bahvfcagrhya«, von Säkala
verfasst, bespricht Burnell S'*, indem er ihre Ähnlichkeit mit dem Sämagrhya-
parisijta hervorhebt und in einer Vers 2 citirten Kärikä das oben erwähnte
40 ÜL Reugion, weltu Wissensch. u. Kunst. 2. RrnjALLiTTERAirR u. s. w.
\\
Werk Kumärila's vermutet. Vor dem 13. Jahrhundert muss Trikändamandana
Bhäskaramisra gelebt haben, dessen Kärikä um ihrer Citate willen besonden
Wert hat 5*. 1266 A. D. ist die Grhyakärikä oder Kätiyagrliyasütraprayoga-
vivitti ReQukärya's entstanden, deren Inhalt Eggeling Nr. 361 verzeichnet.
Der Zeit vor dem 14. Jahrhundert gehörte vermutlich auch Gopäla, Verfasser
von Präyascittakärikäs nach Baudh. an^^
Von neueren Werken Indiens über das Ritual ist der dort herausge-
gebene 53, von BouKQUiN übersetztes* Dharmasindhu zu erwähnen, den Ananta's
Sohn Kä$inätha auf Grund des Kaustubha, Nirnayasindhu, Mädhava u. a.
Sälivähana 17 12 (1790) verfasst hat, und das ebenfalls von Bourquin über-
setzte und mit einem transskribirten Text versehene Brahmakarma^s über die
täglichen religiösen Pflichten der Brahmanen.
< Herausg. als Anhang zu dem A^v. GS. p. 265 mit einer Inhaltsangabe fp. 42) fL
Eine andere Ausgabe rPuna 1885) verzeichnet Kuhn, LOPh. 3, S. 106. Der von
Hemädri benutzte Text weicht von dem in der B. I. publicirten »hie und da be-
deutend ab«. Caland 138. — * Gobhilaputras Gfhyäsanigraha oder Grhyasaqigraha-
N pariii^tha ed. ») Bibl. Indica 1881 in der Ausgabe des Gobhilagfhya p. 773 ff.
b^ M. Bloomfi£LD,,ZDMG. 35, 533 — 587. Berichtigungen und Nachträge dazu ib.
■ S. 788. c) ed. Snsatyanataiarman Usä 1891 Calc. — Die ed. Bibl. Ind. enthält
, ausserdem noch iräddhakalpa ^ SräddhakalfapariUsia^ sandhyTzsütra^ snänasütra. [Als
besonderes Werk existirt ein snana.sütra von Kätyäyana (SVeber, Verz. 1098. 1099.
1484]). — 3 Bloomfield, S. 534. — 4 Knauer li, 7. — 5 ed. «) cf. Gildemeister,
Bibliotheca Sanscrita Nr. 447; ') in SästrasaiPgraha des Jlvänanda Vidyäsägam;
3j Dharmaiästrasamgraha (aka 1805, Bombay; 4) ed. Dr. F. Schrader (I. Prapä-
thaka mit Auszügen aus dem Komm, des ÄÄärka), Halle 1889; 5) eine Ausgabe in
bengal. Druck (Kätyäyana's Smfti^ästra) erwähnt bei Bloomfield. ZDMG. 35, 535
Anm. Ein Komm, dazu existirt von Aäärka od. Äsäditya, Sohn des Cakradhara. —
^ Weber, ISt. I, 58. 239 LG^ 93. — 7 Slmon, Beiträge zur Kenntnis der vcd.
Schulen, Kiel 1889, 55; Eggelinc;, Cat. 595. — 0 Schrader, 1. c. p. 3. — 9 1. c.
p. loff. ; Caland, Ahnenkult 113. — «» Aufrecht, cat. cat. — «» Ecgellng 362;
Weber 261. — «2 Caland 79. — »3 Caland 68. — »4 Arthasamgraha, Benares
1882, p.m. — »5 NVollmondsopfer 1879, VI ff. — «61. c. XV. — «7 Ein gutes Verzeichnis
ausser bei Burnell 1. c. in Bhandarkar's Report für 1882-83, ^r. 522—541, Bomb.
1884. — »ö p. XVI. — »9 Eggelin(;, Nr. 398, identisch mit Haug Nr. 117 und
Government Collection Calcutta Nr. 300 (nach einer von IIoernle erhaltenen Mit-
teilung seines Anfanges). — ao Diese Verbindung von Äsvaläyana und Baudh. aucfi
in Nr. 1450 bei Weber, Verzeichnis. — *« Dagegen nicht die Recitation der HotfS
u. UdgätfS. — 22 E(;geling, Nr. 378. 379, in Puna herausgegeben: Klhns LOPh. 2,
216 (208 1). — 2J Egg. 422. — 24 1. c. 419. 420. agni§tomasämani U§ä 2, 6. —
25 1. c. 403. — 26 1, c. 404 ff. — 27 VgL auch die fcaka genannte Zusammenstellung
vonMantren Weber, Verz. 1507; Bühler, Kaschmir Report 37; App. i. — 28 Weber,
Verz. III. 113. 114. — 29 Ein solches Werk scheint auch von dem Komm, zu
Sänkh. SS. vorausgesetzt zu werden. Er nennt (ed. I, p. 628) den Vers ime
somasah ^praisesu pa^hita^ und in obiger Praisasammlung ist der Vers in der That
ganz angeführt. — 3*» E(;gelin(; 365. 366; Weber, Verz. 250. — 3« Bühlers Rep.
37. — 3^ Wie Bi'RNELL, Tanjore 25b ff. ; Egg. 468 ff. — ll Über einen Prayoga zu
Ap. u. zu Baudh. siehe Speijer, ^Jätakarman 31. 33. — 34 Egg. 374 — 377. ' —
35 Egg. 478. — 3'» Folio. Bombay Sake 1808 fi886). — 37 Über Ausgaben u. a.
Egg. Nr. 1585. — 3» Vgl. z. B. Kihns LOPh. 3, S. 116; 4, Soff. 90; W'iss. Jah-
resbericht über die morgenländ. Studien f. 1881, Nr. 228 — 240; Bendall, Cat. Brit.
Mus. p. 294. 457. 461. 463 u. s. w. — 39 Egg. 479 ff. — 40 Caland 112. —
4« Egg. 454. 456. — -12 Vgl. E(;g. 399: Saptasomapaddhati nach der Maitr. S.
401 : Pauränika Purusottama's Brahmatvapaddhati für die Udgätrs; 418: Agni-
, §tomapaddhati für die Ilotfs. — 43 Asiat. Res. V. VII; Life and Ess. II, 141 ff. —
— 44 Nr. 293. — 45 See. Rep. 100; vgl. Weher, Verz. 110; Deccan College Nr. 162
of 1880/81. — 46 Burnell, Tanj. 14b »These Kär. simply versify the Sütras of ASv.,
! which are often given nearly word for word«. — M Weber, Verz. 243. — 48 Egg*
j 311. — 49 Vgl. oben S. 26; Egg. 258. — 5" Tanjore 14^^. — 5» Bhandarkar,
• : Rep. für 1883 — 84, Bombay 1887, p. 27; Ecic. 312; Birnell, Tanj. 17h. —
5-» Bhand, 1. c. 26. — 53 Wiss. Jahresber. f. 1880, Nr. 163. — 54 Translated and
comm. upon by Rev. A. Bourquin, JBRA. 15, Nr. 39. — 55 Paris 1884. Dazu die
Kec. von Windisch, LCBl. 1886, 29. Mai, Spalte icoo.
9. PüMSAVANA. 41
Darstellungen des indischen Opfers geben: E. Hardy, die vedisch-brahm.
Periode, Münster 1893; Kittel, a tract on sacrifice, Mangalore 1872 (dazu Weber,
IStreifen^3, 193); Yajnesvarasarmans Äryavidyäsudhäkara, Bombay 1868; Nage-
SVARA Sastri Somana Und VisvANATHA Sastri, SrautapadäTthanirvacana (nach
Baudh. für den Adhvaryu), Benares 1887 (Sep. aus dem Pandit, NS. vol. IV,
501 ff.); Weber, Zur Kenntnis des ved. Opferrituals ISt. 10. 13; Episches im Veda-
ritual, Berlin 1891. Andere Schriften sind s. 1. angeführt.
n. ABRISS DES INHALTS DER GRHYASUTREN.
•
Die hier folgende Darstellung soll auf Grund dieser Quellen das indische
Leben skizziren und etwas abweichend' von dem Gange der Grhyas mit den
ersten Stadien des menschlichen Lebens beginnen, um es bis zum Tode zu
verfolgen. Fast jedes Kapitel würde zu einer erweiterten Darstellung sich
eignen; sei es, dass man die einheimischen späteren Quellen herbeizieht oder
allgemeinen Zusammenhängen nachgeht Was in dieser Beziehung von Haas-
Weber, L. v. ScHROEDER, WiNTERNiTz, in jener von Caland geleistet ist, dürfte
als Vorbild anzusehen sein. Bei der Beschreibung des oft behandelten Hoch-
zeitsrituals habe ich mich kurz fassen zu können geglaubt Der Notwendig-
keit, die Quellen getrennt zu halten, ist nach Möglichkeit durch Citate
Rechnung getragen worden. Die Verse hinzuzufügen, wie in meinem NVoU-
mondsopfer geschehen ist, war nicht thunUch. Oldenbergs Synoptical survey
of the Contents of the Grhyasütras SBE. 30, 299 ff. bin ich zu Dank ver-
pflichtet
Das Leben des einzelnen Menschen wird in seinen wichtigeren Abschnitten
von Samskäras, Weihen oder Sakramenten begleitet, von denen das Vaikh. GS.,
das mutmasslich jüngste der Grhyas, (wie Gaut) vierzig unterscheidet Die der
ersten, die (ärlräfy sainskärdfiy welche vom Ni§eka bis zum Pänigrahaija reichen,
sind achtzehn an Zahl, nach andern spätem Texten, wie Samskära Kaustubha,
(die im Einzelnen nicht ganz mit der im VGS. gegebenen Aufzählung über-
einstimmen), sechszehn oder dreizehn*. Die GSS. beginnen, vom Vaikh. ab-
gesehen, ihre Darstellung nicht schon mit dem ni§eka, ftusamgamana, garbhä-
dhäna^ sondern erst mit dem pumsavana, »der Manneszeugung«, und nur Äsv.
(wie Saunaka^) nennt das garbhalambhana (und anavalobhana, vgl. % 10), be-
züglich dessen er auf die Upani§ad verweist. Indess beschreibt Pär. in einem
bei Stenzler weggelassenen, weil vom Kommentar nicht erklärten Kapitel,
das Speijer 1. c. in zwei Versionen herausgegeben hat, auch das rtusamgamana
und garbhädhäna. Die andern 22 Samskäras sind die Opfer. Dem Grhya-
ritual gehört an das tägliche Opfer (mahäyajfia) und die 7 päkayajnas^, dem
Srautaritual die 7 Haviryajnas und die 7 Somasamsthäs. Als Päkayajnas
gelten nach Gautamas Ansicht (8, 18): i. a$takä, 2. pärvaija, 3. sräddha,
4. srävaijT, 5. ägrahäyajjiT, 6. caitrl, 7. äsvayuji; als Haviryajfiasairsthäs:
1. agnyädheya, 2. agnihotra, 3. darsapürpamäsa, 4. ägrayane§ti> S- cäturmäsya,
6. nirüdhapasubandha, 7. sauträmai^I; als Somasamsthäs: i. agni^^oma,
2. atyagni§toma, 3. ukthya, 4. §o4asin, 5. väjapeya, 6. atirätra, 7. aptoryäma;
doch giebt es für die erste und zweite Gruppe auch eine etwas andere Ein-
teilung, wozu M. Müller 1. c. zu vergleichen ist (Jolly, Grundriss S 5 6).
* Speijer, Jatakarman 25. 26. — 2 Bühler, JASB. 35, 149 ff. — 3 M. Müller,
, [ ZDMG. 9» LXXm, SBE. 30, 358; Oldenberg SBE. 29, p. 15, Anm.; 30, XXIV;
Weber, ISt. 10, 326 ff.
£ *■
' S 9' Pumsavana, die Ceremonie zur Erzielung eines Sohnes. Als
Zeitpunkt dafiir wird der dritte Monat der Schwangerschaft angegeben (Gobh.
2, 6, i; Kh. 2, 2, 17; Hir. 2, 2, 2); von Päraskara der zweite oder dritte Monat,
l 'ts*;
vr
U'
42 lU. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
»ehe das Kind sich bewegt« (i, 14, 1.2); von Äp. die Zeit, wo die Schwanger-
schaft sichtbar wird (14,9), von Vaikh. 3,11 der vierte Monat. Die Ceremonie
geht unter dem Sternbild Ti§ya (Äsv. i, 13, 2; Äp. 14, 9), Pu§ya oder Sra-
vana.(S. i, 20, i) vor sich. Hir. verlangt nur allgemein einen Tag unter
einem glückbedeutenden Sternbild der lichten Monatshälfte (2, 2, 2) und Pär.
schreibt einen Tag vor, an dem der Mond mit einem männlichen Sternbild
in Konjunktion tritt (i, 14, 2).
Am Morgen setzt sich die Frau gebadet und mit einem neuen Gewände
(Pär. 1,14,3; K-h. 2,2,18) angethan mit dem Gesicht nach Osten auf Darbha-
gras nieder, dessen Spitzen nach N. gerichtet sind. Der Gatte steht dahinter
und berührt ihren unbedeckten Nabel mit der rechten Hand mit dem Spruch
»Mitra-Varuna, die beiden Männer« (MBr. I, 4, 8; Gobh. 2, 6, 3; Kh. 2, 2, 19).
Hir. weicht erheblich ab. Nach einer Reihe von Darbringungen, Speisung
von Brahmanen und Glückwünschen von ihrer Seite, lässt er die Frau, ge-
badet und geschmückt, nach einer Unterredung mit einem Brahmanen hinter
dem Feuer mit dem Gesicht nach O. in einem runden Hause Platz nehmen
und legt in ihre Rechte mit den Worten: »du bist ein Stier« ein Gersten-
korn. Um dieses zwei Senfkörner oder Bohnen mit »Hoden seid ihr« und
einen Tropfen saurer Milch. Das lässt er sie essen, Wasser nippen, dann
berührt er ihren Leib mit »mit diesen zehn u. s. w.« (2, 2, 2 — 5). Ähnlich
Äsv. I, 13, 2, der saure Milch einer Kuh, die ein gleichfarbiges Kalb hat,
vorschreibt. Nachdem sie gefastet hat, lässt er sie darin zwei Bohnen und ein
Gerstenkorn (Anspielung auf die männlichen Geschlechtsteile) essen. Er fragt:
»was trinkst du?« »Manneszeugung«, antwortet sie. So geniesst sie drei
Handvoll. Weitaus das gebräuchlichste Mittel zur Sohneserzielung ist der auf
einem Mühlstein zerstossene Schoss eines Nyagrodhabaumes. Nach Gobh.
2, 6, 6 kauft er um 3X7 Gerstenkörner oder Bohnen (die nach dem Komm,
auf die Wurzeln des Baumes geworfen oder dem Baumbesitzer gegeben wer-
den), einen Nyagrodhaschoss, der auf beiden Seiten Früchte hat und von
Würmern nicht berührt ist. Nach Äp. soll er von einem nach O. oder N.
gerichteten Nyagrodhazweige sein. Auch dieser Zweig mit seinen Früchten
hat symbolische Bedeutung (vgl. Äp. 14, 10). Anstelle des Nyagrodhaschosses
tritt bei einigen ein Kusadom und Somaschoss (Pär. i, 14, 4; Sänkh. i, 20, 3)
oder auch ein Span von der dem Feuer ausgesetzten Seite des Yüpa (S. 1. c.
Hir. 2, 2, 6) oder die in der Juhü nach dem Opfer zurückgebliebene Neige
(S. I, 20, 4) oder eine Seidenraupe (Hir. 2, 2, 6). Ein Mahlstein wird ge-
waschen und hierauf der Nyagrodhaspross pulverisirt, nach Pär. nachts
(I, 14, 3). Die Ansichten darüber, wer dies thun soll, sind verschieden. Nach
Äp. 14, II ein noch nicht mannbares Mädchen, nach Gobh. 2, 6, 9 ein
»Schüler« (brahmacärin) oder eine gelübdeübende Gattin (vratavati), ein nomi-
neller Brahmane (brahmabandhu) oder ein Mädchen. (Knauer hat 1. c.
diesen Alternativen einen besondern Sinn beizulegen gesucht.) Sonst ist es
der Gatte. Dieser gemahlene Stoff wird der Frau mit dem Daumen oder
mit Daumen und Ringfinger, eventuell unter Hersagung von Sprüchen, in das
rechte Nasenloch gesteckt. Während der Zeit liegt oder sitzt die Frau hinter
dem Feuer mit dem Gesicht nach Osten. Von wesentlichere • Abweichungen
sei noch erwähnt, dass Päraskara i, 14, 5 noch vorschreibt »Schildkröten-
galle« (nach dem Komm, eine Schüssel mit Wasser) der Frau in den Schooss
zu stellen, wenn er den Sohn stark wünscht und dazu den Vers, der den
Vi§nuschritten vorhergeht, V. S. 12,4 im Vikftimetrum herzusagen. Äsvaläyana
lässt im Schatten eines runden Gemaches (Hauses) in das rechte Nasenloch
ein frisches Kraut (Komm. Saft einer Dürväpflanze) bringen, wozu einige zwei
bestimmte Sprüche (s. Stenzler und Oldenberg zur Stelle) vorschreiben.
lo. Verhinderung EINER Fehlgeburt, ii. Simantonnayana. 43
S 10. Verhinderung einer Fehlgeburt. — Hir. schreibt fiir den
Fall, dass die Frau abortiren sollte, vor, dreimal mit ihrer feuchten
rechten Hand oberhalb des Nabels aufwärts zu streichen und dabei den
Spruch: »Hinweg, nicht herwärts binde Tva§tr dich u. s. w.« zu ^sagen
(2, 2, 7). Eine Ceremonie von allgemeinerer Giltigkeit enthält Sänkh.
(i, 21). Nach ihm findet im vierten Monat das sogen, garbharaksana »die
Fruchtbehütung« statt Es wird ein sthältpäka gekocht, davon mit den RV.-
versen 10, 162 sechsmal geopfert und darauf mit den Versen des folgenden
Liedes 10, 163 ihre Glieder mit Butter gesalbt. Auch Äsv. gedenkt dieser
Ceremonie (von ihm Anavalobhana — nach Näräyaija gleich Anavalopana
— genannt) und verweist auf die Upani§ad. (Caland, WZKM. 8, 370. Der
Komm, zu Äsv. i, 13, 5ffl bezieht die vom Pumsavana handelnde Stelle auf
das Anavalobhana).
Sil. Simantonnayana. — Die Scheitelschlichtung wird bei der
ersten Schwangerschaft ausgeführt (S. i, 22, i; Pär. i, 15, 3; G. 2, 7, i; Hir.
2, I, i; Äp. 14, i) und wirkt für alle folgenden; nur die Kommentare zu Pär.
(Stenzlers Anm.) sprechen eine andere Meinung aus. Das Simantonnayana
folgt bei der Mehrzahl der Grhyas dem Pumsavana, nur bei Ap. Hir. ist es
umgekehrt. Die Zeit ist nach Äsv., Hir., Äp. der vierte, nach G. der vierte,
sechste oder achte, ^ nach Kh. der vierte oder sechste, nach Pär. der sechste
oder achte, nach S. der siebente, nach Vaikh. der achte, Monat. Hir. 2, i, 2
und Äsv. I, 14, 2 schreiben noch die lichte Monatshälfte, S. i, 22, 6; Äsv. i,
14, 2; Pär. I, 15, 2 ein männliches Nak§atra vor, S. sogar männliche Geräte.
Im Einzelnen haben die Sütren sehr viele Abweichungen von einander. Äp.
I, 14, 2; Hir. 2,1,3 speisen Brahmanen und veranlassen sie zu Glückwün-
schen. Nach einem Bade nimmt die Frau, in ein neues Gewand gekleidet,
hinter dem Feuer Platz (in einem Rimdgemach nach Hir. 2, i, 3) auf einem
bequemen Sitz (bhadrapTtha P. i, 15, 4) und während sie ihren Gatten an-
fasst, opfert dieser Spenden mit den Mahävyähftis. Hierauf folgt das Kochen
eines Sthällpäka oder eines Bohnenmuses mit einer Reihe weiterer Dar-
bringungen (S.) Zur Scheitelschlichtung werden verschiedene Utensilien verwendet.
Allgemein gebraucht wird einemit drei weissen Flecken versehene Stachel eines
Stachelschweines (S. i, 22, 8; Ä. i, 14, 4; P. i^ 15, 4 etc.); femer eine Darbha-
nadel (S. I, 22, 8), drei_ Bündel Kusagras (A. i, 14, 4), drei Darbhabüschel
(P. I, 15, 4; G. 2, 7, 4; Ap. 14, 3), ein Viratarastecken (P. i, 15, 4; G. 2, 7, 6),
eine »volle Spindel« (P. i, 15, 4; 2, 7, 7); all diese Dinge entweder nach-
einander oder, je nach dem Sütraverfasser, in Auswahl. Hierzu kommt noch
bei allen ein Zweig mit unreifen Udumbarafrüchten ^in grader Zahl, den der
Gatte bei einigen in der Hand zu halten scheint (S. i, 22, 8; Hir. 2, i, 3),
nur bei Pär. i, 15, 4; Äsv. i, 14, 4 wird er wie die andern Gegenstände, zur
Schlichtung verwendet Diese Früchte werden nach der Scheitelziehung (S. i,
22, 10; P. I, 15,6) oder bald (G. 2, 7, 4) an einer dreifachen Schnur der
Gattin umgebunden (S. i, 22, 10; P. i, 15, 6; G. 2, 7, 4). In Abweichung da-
von schreibt am Ende der Ceremonie Äp. (14, 7) vor, ihr »grünende Gersten-
kömer« anzubinden. Das Ziehen des Scheitels (un -I- nl, vi + ni, vy -f üh)
geschieht von der Mitte aus nach oben; dreimal oder viermal mit Anwendung
der Mahävyährtis; am uraständHchsten bei Pär. und G. mit den genannten
Utensilien. Hierauf heisst er zwei oder mehr Lautenspieler singen: »singet«
(Äp. 14,4) oder »besinget den König oder wer sonst mächtiger ist« (S. i, 22, 11;
Pär. I, 15, 7); oder »besinget den König Soma« (Äsv. i, 14, 6). Das fehlt
Hir., G. Pär. sagt (i, 15, 8), dass »bei einigen« eine bestimmte Gäthä vor-
geschrieben ist: »Soma ist unser König u. s. w.«, wobei er am Schlüsse den
Namen des Flusses nennt, an dem sie wohnen. Wir finden diesen Vers bei
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44 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Äsv. I, 14, 7; Hin 2, I, 3 (wo ihn der Gatte, sagt); Äp. 14, 5. Der letztere
erwähnt zwei Verse; der erste sei bei den Sälvas üblich, der andere (Soma
ist unser König) bei Brähmanas. G., der die Lautenspieler nicht nennt, lässt
Brahmanenfrauen an deren Stelle treten, die am Ende der Ceremonie zu der
Gattin sich setzen und ihr glückverheissende Worte sagen, »Mutter von Hel-
den«, »Mutter lebender Söhne«, »Frau eines lebenden Gatten« (2, 7, 12).
Auch andere Gebräuche werden bekannt gewesen sein. Äsv. i, 14, 8 sagt
wenigstens, dass man thun solle, was immer alte Brahmanenfrauen, deren
Mann und Kinder leben, sagen. Verzeichnet sei noch, dass S. i, 22, 13 fil
vorschreibt, unenlhülstes Korn in ein Gefäss mit Wasser zu werfen, davon die
Gattin unter Hersagung von RV.-Versen trinken zu lassen und schliesslich
ihren Leib zu berühren. Hierauf soll sie fröhlich singen (16) und sie darf
nach Belieben sich reich mit Gold schmücken. Bei Gobh. wird nach der
Scheitelziehung ein Sthällpäka aus Reis und Sesam, mit Äjya bedeckt, gekocht.
Den lässt er sie ansehen: »Was siehst du?« »Nachkommen« erwiedert sie.
(Siehe eine ähnliche Frage beim Pumsavana oben S. 42.) Das Gericht isst
sie selbst und nachher setzen sich die Frauen zu ihr. Am Ende der Cere-
monie muss sie nachÄp. 14, 7 schweigen, bis die Sterne sichtbar werden; ge-
schieht dies, so geht sie nach 0.,oder N., berührt ein Kalb, flüstert die Vyährti
und darf wieder reden. Nach S. i, 22, 18; Äsv. i, 14, 9 ist ein Stier der
Opferlohn. Pär. i, 15, 9 schreibt Speisung der Brahmanen vor. Wenn eine
Frau gebiert vor dieser Scheitelschlichtung, so wird ihr zehn Tage nach der
Geburt das Knäblein auf den Schooss gesetzt und nach einer Darbringung
mit den Mahävyährtis findet das Opfer (des Simantonnayana) in früherer
Weise statt (S. 5, 7).
S 12. So§yantihoma, k§ipraprasavana. Entbindung. — Der Ort,
wo die Frau entbunden werden soll, wird zur Abwehr der Rak§as gesalbt
Zu diesem Zweck werden die Wurzeln der KäkätanI, Macakacätanl, KosätakI,
Brhati, Kälaklltakä gestampft (S. i, 23), nach Vaikh. wird geräuchert (3, 14).
Wenn die Entbindung eintritt, zu der nach Vaikh. 3, 14 drei bis vier
kundige Frauen zugezogen werden, umstreut er das Feuer und opfert zwei
Spenden mit Mbrähm. i, 5, 6. 7 (G. 2, 7, 14). Nach Pär. (i, 16, i) besprengt
er die Gebärende mit Wasser unter Hersagung von VS. 8, 28. Ausführlicher
ist Äp.: »Mir einer noch ungebrauchten Schale schöpft er Wasser in der
Richtung der Strömung, legt zu Füssen der Frau eine Türyantipflanze, berührt
sie mit einem Spruch am Kopf und besprengt sie unter Sprüchen mit dem Wasser«
(14, 14). Hir. 2, 2, 8 lässt zu ihren Raupten den Wassertopf, zu Füssen die
Türyantipflanze (ebenso Vaikh. 3, 14) niederlegen, dann ihren Leib berühren
und mit dem Spruch: »wie der Wind weht« abwärts streichen. Eine Anzahl
Vorschriften zur Erleichterung der Entbindung giebt Kaus. 33. Vier Munja-
halme legt er auf den Kopf der Schwangeren mit den Spitzen nach Osten,
vier Rohrstengel mit den Spitzen nach Westen. Wenn sie brechen, bedeutet
das Gefahr für das Leben. Mit lauem Wasser wäscht er sie von der rechten
Haarlocke an u. s. w. (Man vergleiche die Verse RV. 5, 78, 7 — 9.)
Nachgeburt. Beim Abgehen der Nachgeburt sagt er AV. i, ii, 4
(Pär. I, 16, 2). Sollte sie nicht abgehen, so soll er die Frau mit ebensolchem
Wasser, wie es eben geschöpft ist, unter Hersagung zwei weiterer Sprüche
besprengen (Äp. 14, 15; Hir. 2, 3, 3). Wenn das Kind abgeht oder bald
nach der Geburt stirbt, sind besondere Ceremonien nach Kaus. 34, 3 ff. zu
verrichten.
S 13. Sütikägni. Wöchnerinfeuer. — An der Thür des Sütikägrha
ist ein besonderes Feuer aufzustellen (S. i, 25, 4; Pär. 1,16, 23; Vaikh. 3, 15. 18;
Hir. 2, 3, 4; Äp. Sr. 9, 3, 22) und dafür das Aupäsanafeuer zu entfernen. Nach
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12. SOSYANTIHOMA. I3. SÜTJKÄGNL I4. JÄTAKARMAN. 45
Vaikh. 3, 18 sind alle Handlungen darin zu vollziehen. Nach Hir. (2, 3, 5)
dient es nur zum Wärmen (von Kapälas, s. den sehr ausführlichen Komm.
zu 4. 5) und zum Räuchern des Kindes. Das geschieht mit Körnern, die mit
Senf gemischt sind; und mit Sprüchen, die eine Verwünschung verschiedener
mit Namen genannter Dämonen enthalten, wirft er diese Körner Mantra für
Mantra ins Feuer. Pär. schreibt vor (i, 16, 23), dass er bis zum Aufstehen der
Frau, also bis zum zehnten Tage, Tag für Tag zur Dämmerungszeit früh
und abends Senf mit Reiskörnern opfern soll und Äp. 15, 6. 7 lässt ihn nicht
nur bis zum zehnten Tage selbst opfern, sondern auch (die Wärter) anweisen:
»so oft ihr eintretet, streuet leise in das Feuer«. Der Glaube an Gefahr
bringende Dämonen findet in den grossen Gefahren, mit denen das Leben
der Wöchnerin gerade in diesen Tagen umgeben ist, seine natürliche Erklärung.
Jedesmal wäscht er die Hände und berühit die Erde mit dem Spruch: »dein
Herz, o schöngescheitelte« u. s. w. (Hir. 2, 3, 8). Am zwölften Tage, nachdem
Mutter und Kind das Reinigungsbad genommen haben und das Haus gereinigt
ist, schafft man das Wöchnerinfeuer wieder fort (mitsamt den Geräten) und
der Aupäsana tritt wieder in Funktion, an dem eine Anzahl Spenden, nach
Hir. zwölf, nach einigen dreizehn geopfert werden.
Litt.: Oldenberg, Rel. des Veda 337fr. (wo weitere Litteraturangaben); voN
Bradke, Theo!. L.-Z. 20, 585.
S 14. Jätakarman (jätalqtya, vardhäpana). — Wir können vier Cere-
monien unterscheiden, das Äyu§ya, »die Belebung«, das Medhäjanana
»Verstandgebung«, das Stanapratidhäna, »das Darreichen der Brust«, und
das Nämakarai^a, »Namengebung«. Die Ceremonien gelten nur für Knaben
(Komm, zu H. 2, 4, 5); nach manchen auch für Mädchen, nur unter Wegfall
der Sprüche (Äsv. i, 1 5, 1. 10). Die ersten beiden Handlungen werden unmittelbar
nach der Geburt vollzogen. Pär. i, 16, 3 sagt »ehe die Nabelschnur abge-
schnitten ist«, Äsv. I, 15, I »ehe der Knabe von andern berührt wird« (vgl.
auch Manu ü, 29) und G. 2, 7, 17 lässt den Vater, wenn ihm die Geburt des
Kindes gemeldet wird, rufen: »wartet mit dem Abschneiden des Nabels und
dem Darreichen der Brust«. Kh. 2, 2, 32. Pär. stellt im Gegensatz zu anderen
das Medhäjanana dem Äyu§ya voran (i,,i6, 3).
I. Äyu§ya und Präsana. Nach S. i, 24, i atmet der Vater auf dem
neugeborenen Kinde dreimal aus und ein mit den Worten: »mit der Rc atme
ein n. s. w.« Hierauf wird Butter mit Honig und saure Milch mit Wasser
zusammengegossen oder Reis und Gerste zusammengemahlen und der Knabe
dreimal mit Hilfe eines goldenen Gegenstandes gespeist »Honigspeise reiche
ich dir u. s. w.« bis zu den Worten »lebe hundert Herbste in dieser Welt
N. N.« wird dabei gesagt und damit zum ersten Male der Name genannt
Nach Märi^ükeya stösst man noch schwarzweisse und rote Haare eines
schwarzen Stieres, mischt sie jenen vier Substanzen bei und lässt viermal essen.
P. I, 16, 6 ist ausführlicher. Zuerst flüstert der Vater über dem Nabel oder
dem rechten Ohr einige auf langes Leben bezügliche Sprüche (»Agni ist
lebensvoll u. s. w.«) und, wenn er ihm hohes Alter wünscht, streichelt er ihn
mit dem sog. Vätsapraliede (RV. X, 45; VS. 12, 18 ff.). Dann stellt er fünf
Brahmanen nach den fünf Gegenden auf, welche der Reihe nach sagen
»präna«, »vyäna«, »apäna« u. s. w. (vgl. M. Müller, SBE. 15, 94 und Speijer
66). Findet der Vater keine Brahmanen, so thut er dies selbst, indem er
um das Kind Himmelsgegend für Himmelsgegend herumgeht (16 ff.) Die
Gegend, in der das Kind geboren ist, bespricht er mit dem Mantra: »ich
kenne, o Erde u. s. w.« und dann berührt er das Kind mit den (auch an
andrer Stelle gebrauchten) Worten: »sei ein Stein, sei eine Axt u. s. w.« (S. Br.
14, 9, 4, 26). Sehr kurz sind Äsv. und G., welche das »Beatmen« des Kindes
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46 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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nicht kennen. Abweichend Hir. 2, 3, 2, welcher nach der Geburt auf einen
Stein eine Axt und darauf Gold legen lässt und nachdem man diese so um-
gekehrt hat, dass der Stein oben liegt, wird der Knabe darüber gehalten
(ebenso Vaikh. 3, 14) und mit Segenswünschen für sein Leben angeredet:
»sei ein Stein, eine Axt u. s. w.« Hierauf folgt die oben beschriebene
Räucherung.
2. Medhäjanana. Sehr kurz ist Äsv. i, 15, 2. Er schreibt vor (das
Gesicht) über das Ohr des Kindes zu beugen und zu flüstern: »Weisheit
gebe dir Gott Savitr u. s. w.«; darauf folgt, unter Berührung der Schultern,
der Spruch »sei ein Stein u. s. w.« und die Namengebung (siehe viele einzelne
Abweichungen bei Speijer 59). Nach S. i, 24, 9. 10 wird »Verstand« da-
durch bewirkt, dass man dreimal in das r. Ohr des Kindes das Wort:
»Sprache« sagt und dann den Spruch: »die göttliche Sprache, mit dem Geiste
sich vereinend u. s. w.« recitirt Bei andern ist mit der Ceremonie eine Speisung
des Kindes verbunden. G. 2, 7, 20 lässt ebenso (wie beim Äyu§ya) Butter
essen oder nimmt sie mit einem goldnen Gefäss, opfert sie in den Mund des
Knaben mit dem Verse: »Verstand mögen dir Mitra-Varuna geben« u. s. w.
Ebenso oder nur unerheblich anders Kh. 2, 2, 34. P. i, 16, 4, der mit dem
vierten, goldbesteckten Finger Honig und Butter oder nur Butter zu essen
geben lässt; H. 2, 3, 9. Äp. 15, 4 (siehe auch S. Br. 14, 9, 4, 25, Br. Up.
6, 4, 24 ff.). Wesentlicher als durch die Handlungen, weichen die Sütra's
von einander durch die Sprüche ab.
3. Das Baden und Darreichen der Brust — Nach der »Verstandes-
erzeugung« befiehlt er (G. 2, 7, 22), »schneidet die Nabelschnur ab« imd
»reichet die Brust«. H. 2, 3, 10. Vaikh. 3, 15 lassen den Knaben mit lau-
warmem Wasser baden und die Sprüche sagen: »ich löse dich von Ksetri,
von Nirrti u. s. w.« Dann setzt der Vater ihn auf den Schooss der Mutter,
wäscht erst die rechte Brust und lässt ihn trinken, dann die linke. P. i, 16,
19 — 21. Äp. 15, 4. Letzterer schreibt noch vor, dem Knaben nach dem
Bade mit einem messingnen Gefäss gesprenkelte Butter zu geben, den Rest mit
Wasser zu mischen und alles im Kuhstall auszugiessen. Alle drei (Äp. P. H.)
verzeichnen noch den Gebrauch, nach der ersten Brustreichung zu Häupten
der Frau verdeckt einen Wasserkrug hinzusetzen und sie mit einem Spruch
dem Schutz der Wasser anzuvertrauen. »Wachet, o Wasser, im Hause. Wie
ihr unter den Göttern wachet, so wachet über der Frau, die einen guten
Sohn hat« (P. H.). Nur bei S. i, 24, 1 1 finde ich den Brauch, nach dem medhä-
janana Gold mit einem Hanffaden an seine (ihre?) rechte Hand zu binden,
bis die Mutter aufsteht, und es danach, nach dem zehnten Tage, entweder
Brahmanen zu geben oder es sich selbst zu nehmen. Wenn das Jätakarman
zur rechten Zeit versäumt worden ist, ist es nachzuholen. S. 5, 7.
Litt. Speijer, Jätakarman, Leiden 1872 (geht ausführlich auf Paddh. und
Comm. ein).
S 15. Nämakarana, nämadheyakarana. Namengebung. — Das
Kind erhält zwei Namen (H. 2, 4, 12), einen geheimen, den nur Vater und
Mutter wissen, und einen für gewöhnlichen Gebrauch. Das y»guhyam näma^
ist eine alte und auch dem RV. sowie den Brähmana*s bekannte Sitte und
bezweckt seinen Träger vor Zauber zu schützen, da Zauber erst durch Ver-
bindung mit dem Namen wirksam wird (Weber, Naks. 2, 317. Stenzler, zu
Äsv. I, 15, 8j. Einen dritten Namen für einen Somayäjiii erwähnt H. 2,4,15.
Die Zeit des nämakarana geben die Sütren verschieden an. Nach S.
I, 24, 2 wird das guhyam oder rahasyam näma bald nach der Geburt er-
teilt, indem es in dem Spruche: »ich gebe dir Honig« am Ende eingefügt
wird; der Name für den gewöhnlichen Gebrauch im Einverständnis mit den
N
15- Nämakarana, Nämadheyakaraxa. 47
Brahmanen (brähmai>aju§tam) am zehnten Tage (24,6; 25,8). Fast ebenso Ap.
15, 2. 8; Kh. 2, 2, 30; 3, 6; G. 2, 7, 15. 16 Cdieser schon beim so§yanti-
karma). Pär. i, 17, i, der den Geheimnamen nicht kennt, spricht nur vom
zehnten Tage. An Stelle der zehn Tage können auch 100 Nächte oder ein
Jahr treten (G. 2, 8, 8; Kh. 2, 3, 6). Hir. nennt den zwölften Tag 2, 4, 6. 10.
Äsv. gibt einen bestimmten Tag überhaupt nicht an, lässt das also aus andern
Büchern ergänzen (Stenzler zu i, 15, 4).
Beschaffenheit des Namens. — Er soll für Knaben gleichsilbig
sein Äsv. i, 15, 4; zweisilbig Ap. 15, 9. P. i, 17, 2; S. i, 24, 4; H. 2,
4, 10; zweisilbig für den, der Festigkeit wünscht Äsv. i, 15, 4. 6, oder vier-
silbig Äp. 15, 9; P. I, 17, 2; S. I, 24, 4; H. 2, 4, 10; viersilbig für den,
der brahmavarcasa wünscht Äsv. i, 15, 4. 6; oder sechssilbig S. i, 24, 4,
mit einem tönenden Laut beginnend Äp. 15, 9; Äsv. i, 15, 4. G. 2, 8, 14.
P. I, 17, 2; S. I, 24, ^4; H. 2, 4, 10. Mit einem Halbvokal in der
Mitte Äp. Äsv. P. G. S. H. Mit einem langen Vokal oder Visarga am
Ende Äp. G. P. H. (Visarga Äsv.); z. B. devah,^bhüridävä (s. den Comm.
zu Hir.). Kj"tsuffix, nicht Taddhita G. P. S. Für einen Brahmanen
auf sarman, für einen K§atriya auf varman, für einen Vaisya auf gupta
endend P. i, 17, 4. Er kann die Partikel su enthalten Äp. 15, 10. H. 2, 4, 10.
Der erste Teü ist ein Nomen, der zweite ein VerbumAp. 15, 9.
Für Mädchen soll der Name ungleichsilbig sein. Ap. 15, 11; Äsv. i,
15, 4; G. 2, 8, 16; P. I, 17, 3; auf -da (?) enden G.; Taddhita auf ä P.
Weiteres siehe Manu 2, 30 ff. Niniayasindhu 3, i fol. 10** und die
Comm. (Vgl. auch das Citat Mahäbh§. I, S. 4, Z. 2 2 ff.). Dies ist der vyävahärika.
Der andere Name ist ein Gestirnname (Äp. 15, 2; H. 2, 4, 13;
Weber, Nak§. 2, 316) wie z. B. rauhina, sravi§tha. Während bei Hir. die
Wahl, welches der Geheimname sein soll, wie es scheint beliebig ist, erklärt
Äp. 15, 3 den Nak§atranamen als den Geheimnamen (siehe auch Agnisvämin
zu Lät. I, 3, 18). Über die Nak§atranamen handelt ausfdhrlich Päijiini (siehe
Weber L c; vgl. auch die_ Darstellung des nämakarana im Baudh. pray. bei
Speijer, Jätakärma p. 1 2 5). Äsv. 1, 1 5, 8 ermähnt (statt des guhya) den abhivädaniya
den der Vater erdenken soll, d. i. der Name, mit dem der Schüler sich be-
nennt, wenn er jemand begrüsst (Manu 2, 122). Den sollen, nach demselben
Gfhya, (nur) Vater und Mutter bis zur Einführung beim Lehrer wissen. Dieser
Name, der von einer Gottheit oder einem Gestirn, nach einigen auch vom
Geschlecht abgeleitet werden soll (G. 2, 10, 24. 25. Kh. 2, 4, 12) wird nach
Äsv., wie sich aus dem Zusammenhange ergibt, schon nach der Geburt be-
schlossen, während nach Gobh. (nicht nach Kh.) ihn erst der Lehrer gibt.
Es wird mehrfach vorgeschrieben, dass der Vater den Vyävahärikanamen zuerst
der Mutter sagen soll (G. 2, 8, 17; Kh. 2, 3, 12) oder dass Vater und
Mutter ihn zuerst aussprechen sollen (Äp. 15, 8; H. 2, 4, 11).
Die Verleihung des Namens am 10. resp. 12. Tage, das ist zugleich der
Tag, an dem die Frau aufsteht (Äp. 15, 8; P. i, 17, i; S. i, 25, i), geht
mit Feierlichkeit vor sich. Nach P. und Hir. 2, 4, 10 werden Brahmanen
gespeist. Ausführlich ist G. und ebenso Kh. (2, 8, 9 resp. 2, 3, 6 ff.). G. lässt
den, der die Namensgebung vollziehen soll, sich hinter dem Feuer, mit dem
Gesicht nach O. auf die Darbhagräser niedersetzen und ihm durch die Mutter
das mit einem frischen Gewände bekleidete Knäblein so reichen, dass sein
Kopf nach N. gerichtet ist Dann opfert er dem Prajapati, dem Geburtstage,
dem Nak§atra des Geburtstages und der Gottheit des Naksatra. Er berührt
die Sinnesorgane des Gesichtes und bei dem Mantra: »N. N., gehe ein in den
Monat des Ahaspati« setzt er den Namen des Kindes ein. Diesen Namen
verkündet er zuerst der Mutter und eine Kuh ist der Opferlohn.
48 HI. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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S 16. Geburtstagsfest — G. 2, 8, 19. 20. In jedem Monat, im Jahre,
oder an den Knotentagen des Jahres soll er fiir den Knaben Agni-Indra,
Himmel und Erde, den AUgöttem opfern; femer der Gottheit des Geburtstages
und Geburtsgestimes und dem Tage und Gestirn selbst S. i, 25, 10. 11
sagt nur, dass er jeden Monat dem Geburtsdatum opfern solle, und nach
einem Jahre im häuslichen Feuer.
S 17. Das Aufstehen der Frau. — G. 2, 7, 23 verbietet dem Mann,
bis zum IG. Tage die Frau zu berühren. Das ist der Tag, an dem die Frau
aufsteht und nach einigen dem Kind der Name gegeben wird (s. S- i5J-
Nach Hir. ist es der 12.^ Tag. Mutter und Kind baden und das Haus wird
gereinigt (2, 4, 6. 7). S. widmet dem Tage mehrere Vorschriften (i, 25J.
Vater und Mutter sind bis aufs Haupt gewaschen, tragen neue Kleider, ebenso
wie der Knabe. Am Wöchnerinfeuer wird ein Sthällpäka gekocht und ge-
opfert: dem Geburtstag und drei Gestimen, in der Mitte dem Gestirn des
Geburtstages, vorher stets der Gottheit des Gestirnes. (In Kapitel 26 ist eine
Aufzählung der Nak§atra*s und ihrer Gottheiten gegeben). Hierauf folgen zwei
Spenden an Agni, eine zehnte an Soma, wobei wie schon gesagt, der Name
des Kindes laut genannt wird und die Brahmanen zu Glückwünschen ver-
anlasst werden.
S 18. Mondverehrung. — G. 2, 8, i ff. Kh. 2, 3, i ff. Am dritten
Tage der dritten lichten Monatshälfte, welche auf die Geburt folgt, wird der
Knabe früh bis auf den Kopf gewaschen, und nach Sonnenuntergang, wenn
die Abendröte vorüber ist, verehrt der Vater (den Mond). Die Mutter kleidet
den Knaben mit einem reinen Gewände, übergibt ihn im Süden stehend dem
Vater so, dass sein Kopf nach N. gerichtet ist, geht hinter dem Rücken
herum und stellt sich im N. auf. Darauf flüstert der Vater einige Sprüche
und am Schluss (nach den Worten: »dass dieser nicht zugrunde gehe, von
der Mutter fort«) übergibt er ihn wieder nach Norden zu der Mutter. Eine
andere Ceremonie, deren genauer Zeitpunkt mir nicht deutlich geworden
ist, finden wir in denselben Sütren: in den der genannten Zeit folgenden
lichten Monatshälften fiillt der Vater seinen Anjali mit Wasser und ver-
ehrt den Mond, ihm sein Antlitz zuwendend, indem er einmal mit einem
an den Mond gerichteten Spruch, zweimal leise ihm eine Wasserspende
bringt
8 19. Der erste Ausgang findet nach P. i, 17, 5. 6 im vierten Monat
statt, wobei der Vater sein Kind die Sonne anblicken lässt mit VS. 36, 24.
Ähnlich Kaus. 58, 18 Comm.
S 20. Die erste Speisung des Knaben mit fester Nahrung ge-
schieht nach übereinstimmender Vorschrift aller Sütra's (nur mit Ausnahme
Gobhila's, der die Ceremonien nicht kennt) im sechsten Monat. Wie überall,
so zeigen sie auch im einzelnen vielfache Abweichungen, die einer besonderen
Erwähnung nicht bedürfen. Hir. 2, 5 lässt nach einer Reihe von Spenden,
Speisung der Brahmanen u. s. w. ihm zuerst dreimal saure Milch, Honig und
Butter geben und nachher andere Speise; während Äp. 16, 2 jene drei In-
gredienzien mit einem Mus zusammen gibt und hinzuf\igt, dass einige auch
Rebhuhnfleisch^ reichen. Sehr viel sorgfältiger in der Wahl der Speise sind
Äsv. (i, 16), S. (1,27, iff.) und P. (i, 19, 2ff.); danach soll der, der Nahrung
wünscht, Ziegenfleisch (S.^Äsv.) oder Haselhuhn (P.) geben; zu Brahmavarcas
verhilft Rebhuhnfleisch (S. Äsv.) oder vom Vogel äti (P.); zu Schnelligkeit
Fischspeise (S. P.), zu Ansehen (tejas) Ghrtamus (d. h. Reis mit Butteraufguss)
(Äsv. S.), zu Beredsamkeit Bhäradväjlfleisch (P.), zu hohem Alter Krkasa-
fleisch (P.) u. s. w. Päraskara eigen ist die Vorschrift, dass nach zwei Butter-
spenden mit Versen an Väc und Väja vier Spenden von einem Sthällpäka
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i6 — 21. Gebürtstagsfest. Cüdäkarana, Caula. 49
geopfert werden mit den Sprüchen: »Durch Prä^a möchte ich Speise gemessen,
Svähä!«, »Durch Apäna möchte ich die Wohlgerüche gemessen«, »Durch das
Auge möchte ich die Gestalten geniessen«, »Durch das Ohr möchte ich Ruhm
gemessen«. Nachdem er selbst gegessen hat, thut er alle Arten von Speisen
und Gerüchen in ein Gefäss und lässt den Knaben leise oder mit dem Zuruf
»hanta« essen. Eine Unterscheidung von Knaben und Mädchen finden wir
bei Äsv. (i, i6, 6), der bei Mädchen nur die Handlung, ohne Sprüche
vorschreibt.
S 21. Cü4äkarai3ia, Caula. — Im Anschluss an das annapräsana
stellen die Sütren die Herstellung der Haartracht dar, Ap. lässt die Be-
schreibung des Upanayana vorausgehen, auf deren Einzelheiten er 1 6, 8 ver-
weist Die von den meisten vorgesehene Zeit ist das dritte Jahr nach der
Geburt; doch lassen Äsv. (i, 17, i), P.,(2, i, 4) auch den Familienbrauch
gelten. P. nennt wie Vaikh. 3, 23 imd S. auch das erste Jahr (2, i, i; resp.
I, 28, 4), letzterer fugt noch hinzu, dass die Ceremonie für einen K§atriya
im fünften, für einen Vaisya im siebenten Jahre stattfinde. Die lichte Monats-
hälfte und ein glückliches Nak§atra hebt Hir. 2, 6, 2 hervor. Äp. schreibt
als Gestirn Punarvasü vor (16, 3). Die erforderlichen Utensüien sind nach
G. (2, 9, 4), der sie am vollständigsten aufzählt, 21 Darbhabüschel, ein
Bronzegefäss mit heissem Wasser, ein Messer von Udumbaraholz oder ein
Spiegel, die im Süden niedergelegt werden; dabei steht ein Barbier mit
einem Messer in der Hand. In den Norden kommen Kuhdünger (nach Kaus.
53, IG wird daraus ein Topf gemacht, den ein befreundeter Brahmane hält),
ein Gericht von Reis und Sesam, mehr oder weniger gekocht. Etwas anders
S. I, 28, 6. Vor dem Hause wird auf einer mit Kuhmist bestrichenen Fläche
Feuer angelegt (G. 2, 9, 2; S. i, 28, 5; H. 2, 6, 2; Ap. 16, 5) und vor
das Feuer werden Schalen hingesetzt, die der Reihe nach mit Reis, Gerste,
Bohnen und Sesam gefüllt sind. Der Knabe wird, in reine Gewänder ge-
kleidet,_von der Mutter hinter dem Feuer auf den Schooss genommen (P. 2,
1, 5. Asv. I, 17, 2). Einige Vorschriften über die Stellung der Personen
sind nicht von Belang. Warmes und kaltes Wasser wird zusammengegossen
(Äsv. I, 17, 6; P. 2, I, 6; Hir. 2, 6, 5; Äp. 16, 8 und 10, 5); nach P.
2, I, 8 noch frische Butter, oder geschmolzene Butter oder saure MÜch (cf.
auch Äsv. I, 17, 7). Die Haare werden befeuchtet, zunächst die rechte
Haarflechte, dann Kuäastengel genommen und in bestimmt vorgesehener
Weise zwischen die Haare gelegt In den Einzelheiten weichen unsere Texte
ab. »Einige« benutzen, Mrie S. i, 28, 10 sagt, einen Stachelschweinstachel
zum Ordnen des Haares. Diese »Einige« sind P. 2, i, 10 und Äp. 16, 6
(woraus nicht folgt, dass der jetzige Text beider Werke S. vorgelegen hat).
Letzterer schreibt noch 3 Darbhabüschel und ein Bündel unreifer Udumbara-
früchte zu dem Zwecke vor. G. eigen ist die Benutzung zweier Messer, des
hölzernen und eisernen, die in folgender Weise verwendet werden. In die rechte
Flechte die Darbhahalme niederdrückend, ergreift er mit der Rechten das Udum-
baramesser oder den Spiegel, legt es darauf nieder mit »o Axt verletze nicht«.
Dreimal stösst er es, ohne zu schneiden, vorwärts, einmal mit dem Spruch:
»Womit Pü$an Bj-haspati's«, zweimal leise. Dann erst schneidet er mit dem
eisernen (äyasa) die Haare. Die andern kennen nur das letztere, auch als
lauha oder lohak§ura (Asv. i, 17, 9; S. i, 28, 14) bezeichnet. Auf das Ab-
schneiden der rechten Haarlocke folgt das des Hinterkopfhaares und der
hnken Haarlocke. Die abgeschnittenen Haare werden mit den Kusaschossen
jedesmal auf den Kuhmist geworfen oder erst der Mutter gegeben (Äsv. i,
17, 11), die sie dahin wirft. Am Schluss werden sie damit zusammen
fortgeschafft und im Kuhstall, in einem Wasserpfuhl, in der Nähe des Wassers,
Indo-arische Philologie. 111. 2. 4
50 HL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RmjALLirrERATüR c. s. w.
im Walde, bei einem Udimibarabaum, auf einem pflanzenreichen Platz ver-
graben oder auf Darbhagras gelegt. Das Messer wird abgewischt und hin-
gelegt; nach einem (nicht ganz deutlichen) Sütra darf der Barbier es drei
Tage lang nicht verwenden (Hir. 2, 6, 10). Alle Handlungen geschehen mit
Sprüchen bei Knaben, ohne Sprüche bei Mädchen (S. i, 28, 22, G. 2, 9,
23. 24). Nach dem Scheren (Äp. 16, 11) wird das Haar geordnet nach
dem Brauch der Familie oder auch yathar^i (H. 2, 6, 11. Äp. 16, 6. Vaikh.
3, 23). Die Kommentare erklären den letzteren Ausdruck dahin, dass man
so viele SÜdiäs mache als beim Pravara R$i's genannt werden, also eine für
den, der einen R$i in seiner Ahnenliste nennt, zwei fiir den, der zwei hat u. s. w.
Ein Kommentar giebt auch an, wie die S. anzubringen sind. Soll nur eine
sein, dann mitten auf dem Kopf, bei zweien eine mitten, eine vom; bei dreien
hinten, mitten und vom, oder rechts, in der Mitte oder links u. s. w. Am
Ende der Ceremonie erhält der Brahmane (äcärya P. 2, i, 23) ein be-
liebiges Geschenk, nach G. 2, 9, 29 eine Kuh u. s. w.; der Barbier emp&DLgt
nach S. i, 28, 24 die Gefässe mit den verschiedenen Samen, nadi Hir. 2,
6, 14 Reis mit Butter. Die Eltern reichen (nach Kaus.) einander dreimal den
Knaben.
Litt Gerini, Chulakantamangala or the tonsure Ceremony as perfonned in
Siam. Bangkok 1893 (preface yom 6. März 1895); verfolgt die Geschichte der Tonsnr
in Siam von ihrer Einführung dort durch brahmanische Einwanderung an.
S 2 2. Der Kar^avedha. — Stechen der Ohrlöcher (bei Speijer, Jäta-
karman, p. 21) wird nur in einer Handschrift des Pär. hinzugefügt imd geht
im dritten oder fünften Jahre vor sich.
S 23. Godäna, Kesänta. — Das »Bartscheren« wird von, den Sütren
mit grosser Übereinstimmung in das 16. Lebensjahr verlegt S. nennt da-
neben noch das 18. (28,20), und auf den Familienbrauch verweist noch P. 2,
I, 4. Ein Kommentar citirt ergänzend die Vorschriften Manu's, wonach der
Kesänta für den Räjanya im 22., fiir den Vaisya im 24. Lebensjahre eintritt
(2, 65). Im Übrigen ist das Ritual fast dasselbe wie beim Cücjiäkarana (Äsv.
I, 18, i; S. I, 28, 19; G. 3, I, 2). Die wesentlichsten Abweichungen fasst
Äsv. I, 18, 3 ff. (auch Kaus. 54, 16 ft) zusammen. Einige sind durch die
Natur der Sache geboten, so die Veränderungen in den Sprüchen, in denen
fiir das Wort »Haar« natürlich »Bart« einzusetzen ist Der an den Barbier
gegebene Befehl erstreckt sich auf die Anordnung von Haar, Bart, Körper-
haar und Nägeln. S. i, 28, 18 spricht von dem Scheren der beiden Achsel-
gruben beim Bartscheren. Nach H. 2, 6, 16 schert er die Sikhä mit ab, nach
einigen aber (17) nicht Gobh. 3, i, 4 sagt, dass der Schüler selbst
Haar und Bart und sein Körperhaar scheren lasse. Die übliche Dak§iiiä
sind hier Rinder; eine Kuh P. 2, i, 24; ein Rinderpaar Asv. i, 18, 8. Um-
ständlicher ist G., der für einen Brähmana ein Paar Rinder, für einen K§atriya
ein Paar Rosse, filr einen Vaisya ein Paar Schafe zu geben vorschreibt; der
Barbier soll einen Bock erhalten (3, i, 5 — 9). Der Ceremonie folgen Ob-
servanzen. Nach P. soll der Jüngling ein Jahr lang oder zwölf Tage oder
sechs oder wenigstens drei Keuschheit bewahren und sein Haar nicht
scheren (2, i, 25; s. auch Äsv. i, 18, 9 und i, 22, 22). Nochmals wird
das Haar- und Bartschneiden später beim samävartana erwähnt
S 24. Upanayana, die »Schulaufnahme« oder »Aufnahme beim Lehrer«
(s. Oldenberg, SBE. 29, S. 58, Anm. i und auch die Gesetzbücher Gaut i,
5 ff., Äp. I, I, 19 ff., Manu 2, 46 u. s. w.).
Zeit der Aufnahme. — Die Aufnahme in den Unterricht findet fiir
den Brahmanen im achten Jahre nach der Empfängnis statt S. 2, i, 5
2 2 — 24. Der Karnavedha. Upanayana. 51
gestattet auch das zehnte Jahr; Vaikh. 2, 3 nennt für einen brahmavarca-
sakäma sogar das fünfte; für äyu§käma das achte, srikäma das neunte Jahr
(nach der Empfängnis). Asv. i, 19, i. 2 und P. lassen die Wahl zwischen
dem achten Lebensjahre und dem achten Jahr nach der Empfängnis. H. i,
I, 2 nennt das siebente Jahr. Er, Vaikh. 2, 3 undÄp. 10, 4 geben als Jahres-
zeit den Frühling an. Im elften Jahre des Lebens oder nach der Empfängnis
tritt ein K§atriya in den Unterricht ein, nach H. i, i, 4. Ap. 10, 4. Vaikh. 2, 3
im Sommer; im zwölften ein Vaisya, nach H. Äp. V. im Herbst Doch kann
die Aufnahme auch später stattfinden, je nach dem Familienbrauch (P. 2, 2, 4),
denn bis zum 16. Jahr ist dazu die Zeit für einen Brahmanen nicht vorüber,
für einen K^atriya nicht bis zum 22., für einen Vaisya nicht bis zum 24.
(Äsv. G. P. S. V.). Von da ab haben sie die Sävitri (das Lernen der Sävitri)
und damit die Aufnahme verwirkt. Weder soll man sie als Schüler mehr
aufnehmen, noch unterrichten, noch sie zum Opfer zulassen, noch mit ihnen •
verkehren {vy-ava-Aar) oder, wie G. 2, 10, 6 {vi-vah) sagt, sich mit ihnen
verschwägern. P. fügt 2, 5, 42 noch die verschärfende Bestimmung hinzu,
dass an die Nachkommenschaft solcher, die bis ins dritte Glied die Sävitri
verwirkten, Sakramente (Samskära's) und Unterricht nicht erteilt werden dürfen,
und es bedarf erst des Vrätyastomao^iexs (Kät. Sr. 22, 4, 2; cf. Stenzler's
Anmerkung zu P. — V. schreibt zur Reinigung den Udäälakahoma, ein
Asvamedhabad oder den Vrätyastoma vor — ), um sie zu reinigen und zu-
zulassen.
Aufnahmefest. — Am Tag der Aufnahme, der nach H. i, i, 5 in der
zunehmenden Monatshälfte, unter einem glücklichen Sternbild, besonders solchem
mit männlichem Namen (so auch V. 2, 5) liegen soll, wird der Knabe ge-
schoren, gebadet und geschmückt, auch gespeist (G. 2, 10, 7; H. i, i, 7)
und mit einem frischen Gewände angethan. Auch Brahmanen, nach H. i,
I, 6 in grader Zahl, werden bewirtet (P. H. Ap.) und zu Segenswünschen
veranlasst Auf einem nach O., N. oder NO. geneigten oder ebenen Platz
(H. I, I, 9; »vor der Hütte« G. 2, 10, 15) brennt ein Feuer, das entweder
durch Reiben erzeugt oder gewöhnlichem Feuer entnommen ist (H.). Nach
Ap. II, 20 wird dies Feuer durch drei Tage bewahrt, also solange, als nach
einigen Sütren (Ap. 11, 20. 21. 26. H. i, 8, i. 7) die feierliche 2^it des
Upanayana dauert. An diesem Feuer, hinter dem Lehrer und Schüler stehen,
der Lehrer mit dem Gesicht nach O., der Schüler nach W^ (Äsv. i, 20, 2;
S. 2, I, 28; etwas anders G. 2, 10, 17), geht die Ceremonie vor sich. Das
Stehen betont S. 2, i, 29 noch besonders. Sehr ausfuhrlich ist die Beschreibung
bei H., der hier zugleich den Typus eines Darvihoma schüdert. Die Reihen-
folge der Ceremonien weicht in den Sütren mehrfach ab; es wird genügen,
im Wesentlichen H. zu folgen. Südlich vom Feuer streut er Darbhagras auf
den Sitz für den Brahman und nimmt mit zwei Sprüchen des YV. (»in mich
nehme ich zuerst Agni auf u. s. w.«; »Welcher Agni, o Manen, in unsre
Herzen eingegangen ist u. s. w.«) Agni in sich auf (cf. Kät 17, 3, 27).
Nördlich vom Feuer werden die notwendigen Utensilien hin gelegt, i) ein Stein
(nur H. 1,7,17; 3,14; Ap. V. Kaus.); 2) ein frisches Kleid und 3) ein Fell;
4) Gürtel; 5) Stab und 6) 21 Stücke Holz oder soviel als Darbringungen zu
machen sind; darauf bindet er die Paridhi's.
Kleid und Fell. — H. (i, i, 16; 4, 2) spricht nur von einem »ungebrauchtena
(ahata) Kleid; Äp. 10, 10 von einem, das an demselben Tage gesponnen und ge-
woben ist ; G. (2, 10, 8. 12) von »leinen, hänfenen, bäum- und schafwollenen Kleidern«,
von denen die beiden ersten für den Brahmanen, das baumwollene für den K^atriya,
das aus Schafwolle für den Vaisya bestimmt ist. Asv. I, 19, 9 von einem rot-
gefärbten (kä§äya) Kleide für den Brahmanen, einem krapproten (mäfijistha) für den
K§atriya und einem gelben (häridra) für den Vaisya, im Fall sie Gewänder anlegen
4*
52 in. Religion, WELTL.WISSENSCH. U.Kunst. 2.Rituallitteraturu. :
sollten; nach einer Bemerkung des Komm., die mir nicht in Eänkling mit dem
Text lu sein scheint, wurden gefärbte Gewinder nicht notwendig sein. C^"gL
auch die Geseiibücher Gaul. 1, 17 u. s. w.l
Das Obergewand bildet ein Fell. Nur Xp. 10, II spricht allgemein von einem
Fell (ajina). während alle andren genauere Unterschiede machen und (ür äea Brah-
manen das Fell einer schwarten Antilope (kr^oajina, aiQeya), von einem Ruruhirsch
(raurava) für den Kjalriya, ein Ziegen- oder Kuhfell fQr den Vaiiya vorschreiben.
Wenn das gewünschte nicht da ist, so kann nach F. (2, 5, 20) für alle ein Kub-
fell verwendet werden, weil das >das beste von allen> ist, oder nach C, bei
dem diese Vorschrift auch für Gewand, Gürtel and Stab gilt (l, [O, 14), ein ganz be-
Nichl alle Sütren schreiben ein doppeltes Gewand vor. Bei Xiv. wählt man
zwischen Gewand und Fell (cf. Komm. I, 19, Si; auch wie mir scheint, b. i,
1, 14-
Gürtel. — Nach der Mehrzahl der Lehrbücher wird auch der Gürtel je n*clj der
Kaste aus verschiedenen Stoffen hergestellt; der für den Brahmanen aus muhjagras;
für den Ksatriya dient eine Bogensehne oder (nach G. z, 10, 10) KAiagras; rär den
Vaiiya ein Wollenfaden (anjlsüln .S. 2, 1, 17; Svt Aiv. I, 19, 12; ivIsHtra H. 1,
[, 17) oder Hanf (tlmbala G. 2, 10, 10 £1qI V. 2, 3I oder mOrvS (P. 3, 5, 23.
Sanseviera Roxb.). Ap. io, ll spricht nur von einem dreifachen Gürtel aus Mufija-
gras. P. schreibt für den Fall, dass es kein Muüjagras (u. s. w.) gibt, Kuiagras,
resp. Mmantaka und Balbaja für die Gürtel (der drei Kasten) vor. (Vgl. Gaut. Dh.
S- 1, I5i Manu 2, 43 u. s. w.\ Wenn der Gürtel lerreisst und nicht wieder hei-
gestellt werden kann, ist ein neuer zn machen und daiu einige Verse heriusagen.
die man bei S. 2, 13, 4 findet.
Der Stab ist von Pataiaholz für den Brahmanen (G. braucht den Namen
parpa 2, to, 11) oder auch aus .Bilvaholi (.S. z, l, 18; H. l, :, 17, V. 1. 3); von
Nyagrodha für den K^alriya (S. z, i, 19; H. 1, 1, 17, V. 2, 3; Äp. n, 16; icin
mit dem oberen Teil nach unten gekehrter Zweig eines Nyagrodhabaumesu oder
von Udumbara (Ääv. I, I9, 13) oder Bilva (P. 2, 5, 26. G. 2, 10, 11); von üdum-
bara für den Vaiäya (S. 2, l, 20; P. 2, $, 27; Hir. 1, 1. 17); von Badara oder
Udumbara (Ap. 11, 16)1 von Bilva (ASv. [, 19, 13'!. Doch erlauben einige Verfasser
alle Baumsorten für alte Kasten (Aiv. 1, 30, 1; P. 2, 5, 28; S. 1, l, 24), und Ap.
nimmt ausdrücklich auf diese Vorschrift «einigen II, 17 Beiug. Aus S. V. ist
noch eine Vorschrift über die Länge zu regisrriten (2, 1, 21 — 23 resp. 2, 3). Danach
soll der Stab eines Brahmanen bis zum Munde {Old. »Nase«) nach V. kcilnta, eines
K}atriya bis zur Stirn, eines Vaiiya bis zum Haar, nach V.< bis zur Nasei reichen.
[S. Old. SBE. 29. 60 Anm. Vgl. Gaut l, 26; Manu 2, 46; Karmapr. 3, 8, laj.
Nach Darbringung der Äjyaspende, während welcher der Schüler den
Lehrer anfasst, lässt dieser ihn auf den Stein treten mit dem Spruch: »Betritt
diesen Stein, sei fest wie ein Stein u. s. w.« (a). Diese Ceremonie kennt
ausser H. nur noch Ap. 10, 9. V. 2, 5; Kaus. 54, 8. Hierauf folgt (i, 4, 4), stets
unter Sprüchen, die die Mystik der Handlungen erkennbar machen, die Be-
kleidung mit dem neuen Gewände und mit dem Gärtel (b), der am Nabel
dreimal, nach einigen zweimal von links nach rechts gebunden wird. Nach
S. 2, 2, a wird er mit 1, 3 oder 5 Knoten (je nach der Zahl der Rji's, die
in der Familie angerufen werden,, Stenzler zu P. 2, 2, 8) versehen. Auch
die Opferschnur wird umgelegt (S. 2, 2, 3). Hierauf bekleidet er ihn mit
dem Fell (c), dessen Übergabe die andern Sütren nicht besonders hervor-
heben und übergibt ihn (i, 4, 8) »dem Brahraana mit Sprüchen, die etwas
je nach der Kaste verändert werden und das Wort srotra, rä^fa resp. posa
enthalten (d). (Steht in den andern Sütren nicht.) Hierauf folgt eine Speisung
des Knaben (e) und danach die eigentliche Einführung, die mit einem Zwie-
gespräch beginnt, dessen Wortlaut nicht in allen Sütren genau derselbe ist
Nach einigen findet vorher noch eine Wasserweihe (0 statt. NachS. 2, 2, 4
z. B. füllt er seinen und des Schülers AnjaÜ mit Wasser, nach Ap. 10, 11
giesst er eine Hand voll Wasser aus seinen Händen in die des Schülers, der
sich damit selbst besprengt, bei 0, (2, 10, iS) ist es ein mantrakundiger
Btahmane, der südlich von ihm steht und seine, sowie des Lehrers Hände
mit Wasser füllt
24. Upanayana. 25. Hersagen DER SävitrT. 53
Aufnahme. — Während der Novize das Feuer umwandelt, sagt der
Lehrer den Spruch: »Mit dem, der zu uns kommt, vereinten wir uns u. s. w.«
(H. I, 5, I. G. 2, IG, 20) und hierauf fuhren beide nach H. dies Zwie-
gespräch: (g) Schüler: »Ich bin zum Studium (brahmacaryam) gekommen.
Nimm mich auf. Ein Schüler (brahmacärin) will ich sein, von Gott Savitj*
getrieben.« Lehrer: »Wer bist du mit Namen?« Schüler: »NN.« Lehrer:
»Glücklich möchte ich, o Savitr, mit diesem NN. das Ziel erreichen« und
damit nennt er die beiden Namen des Schülers. G. (2, 10, 23) sagt, dass
der Lehrer ihm einen Rufhamen (abhivädaniya cf. S 15) gebe, der von
einer Gottheit, einem Nak§atra oder nach einigen vom Gotra abgeleitet ist
Die Unterschiede, die in dem Zwiegespräch zwischen den einzelnen Schulen
herrschen, sind schon von Weber (ISt. 10, 72) behandelt worden. Hier mag
nur noch die Fortsetzung hinzugefügt werden, die es nach der Antwort des
Schülers »ich bin NN., Herr« bei S. 2, 2, 5 fF. erfährt: Lehrer: »Bist du
von demselben R§i?« — Schüler: »Von demselben, Herr!« Lehrer: »Er-
kläre dich als Schüler!« Schüler: »Ich bin ein Schüler, Herr!« Die letzte
Aufforderung und Antwort tritt, wie es scheint, bei S. anstelle des sonst dem
Gespräch vorausgehenden und bei S. fehlenden brahmacaryam ägäm. Eine
Beziehung auf die R§i's finden wir auch im Kau?. S. 55, 12. Hierauf waschen
beide sich ab (h). Es folgt eine Reihe von Ceremonien, die die geistige Ge-
meinschaft von Lehrer und Schüler bewerkstelligen und offenbar zauberische
Kraft haben sollen. Die mannigfachen Abweichungen in Handlungen und
deren Reihenfolge bei einzelnen Autoren lassen sich nicht berücksichtigen.
Mit seiner Rechten berührt er die rechte Schulter des Schülers, mit seiner
Linken die linke und fuhrt (der Wortlaut ist nicht ganz deutlich) den rechten
Arm des Knaben mit den Vyährti's und einem Verse an Savitr auf sich zu
(upanayate) »auf Gott $avitr's Geheiss u. s. w. führe ich dich ein« (i). S.
lässt 2, 2, 13 ff. einen andern Spruch bei denen sagen, die sich Anhänger
wünschen, einen andern bei Kriegern, bei Kranken nur die Vyähiti's. Dann
ergreift er (ähnlich wie bei der Hochzeit) mit der Rechten dessen Rechte
sammt dem Daumen: »Agni ergriff deine Hand, Soma ergriff d. H., Savitr
ergriff d. H. u. s. w. Agni ist dein Lehrer« (k). Nicht erhebliche Unterschiede
wird man bei G. 2, 10, 26. Äsv. i, 20, 4 — 6 u. s. w. finden. Darauf weist
er ihn in seine Pflichten mit einem Spruch ein, der in allen Sütren wesentlich
gleichlautend wiederkehrt: »Auf Gott Savitr's Geheiss sei Brhaspati's Schüler,
NN., geniesse^ Wasser, lege Brennholz an, thue dein Werk, schlafe nicht bei
Tage.« (1). S. fügt (2, 4, 5) hinzu: »Hemme deine Rede bis zum Anlegen
des Holzscheits.« Äsv. i, 22, 2 (bei dem diese Einweihung erst auf den
Unterricht in der Sävitri folgt): »Deinem Lehrer unterthan studire den Veda.«
Hierauf geschieht die Berührung des Herzens (m)^mit bestimmt vorgeschriebener
Bewegung der Arme (siehe noch besonders S. 2, 3, 2) und dem Zauber-
spruch : »In meinem Herzen wohne dein Herz, meinem Geist folge mit deinem
(jeist, höre mein Wort einträchtigen Sinnes u. s. w.«, sowie die Berührung
des Nabels (n); eine grosse Reihe von Weihesprüchen, femer Sprüche, die er
in das rechte und linke Ohr flüstert (o), worauf er seinen Mund mit dem des
Knaben in Berührung bringt und flüstert: »Weisheit gebe dir Indra u. s. w.«
(p). Zum Schluss übergiebt er ihn Bhüta's und Göttern (ka§aka, antaka u. s. w,,
cf. auch Kaus. 56, 13) (q); S. 2, 3, i erwähnt nur Götter (Agni, Indra,
Aditya, Visve deväb). Mehrere Abweichungen bei P.
S 25. Das Hersagen der SävitrT. — Nach jenen vorbereitenden, in
den einzelnen Sütren stark modificirten Ceremonien lehrt er die Schüler die
Sävitri. Der Zeitraum, nach dem es geschieht, wird von verschiedenen Lehrern
verschieden angegeben. S. 2, 5, i — 3 setzt ihn auf ein Jahr oder drei Tage
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54 HL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
fest, gestattet aber auch, sie sofort zu lehren. R 2, 3, 6 auf ein Jahr, sechs
Monat, 24, 12, sechs oder drei Tage; einem Brahmanen aber soll er die
Gäyatri sofort hersagen (cf Stenzler*s Anm.). H. unterscheidet zwischen
einem vorher schon eingeführten und einem noch nicht eingeführten — bei
letzterem müssen erst drei Tage vergehen — citirt jedoch auch die Ansicht
des Pu§karasädi, der die sofortige Hersagung vorschreibt Nördlich vom
Feuer lassen sich Lehrer und Schüler nieder, dieser mit dem Gesicht nach
W., dieser nach O., auf Darbhagras, dessen Spitzen nach N. gerichtet sind (G).
Der Schüler beugt das Knie (Äsv. i, 21, 5; G. 2, 10, 36), erfasst mit der Rechten
den rechten Fuss des Lehrers (Äp. 1 1, 8) oder die Füsse und sagt: adhlhi bho
sävitnm bho? anubrühi (Äsv. i, 21, 4; H. i, 6, 10); adhihi bho.i sävitrirn me
bhavän anubravitu G. 2, 10, 38 u. s. w. (vgl. auch RV.-Prätisäkhya ed. M.
Müller 8 831 ff. und die Gesetzbücher wie Gaut i, 46). Als Sävitri gilt
bei S. 2, 5, 4 — 7. P. 2, 3, 7 — 9 für den Brahmanen eine Gäyatri, für den
K§atriya eine Tri§tubh (RV. i, 35, 2), für den Vaisya eine Jagati (RV. 4,
40, 5 oder I, 35, 9 oder auch andere Verse, s. Stenzler und Oldenberg)
Nach der (von Hir. i, 6, 11 vorgeschriebenen) Hersagung des Spruches TS.
2, 3, 14, 3 spricht er die Sävitri vor, zuerst Päda-, dann halbversweise, dami
ganz ohne abzusetzen. H. giebt nach Art einer Paddhati genau den Modus
an. Äp. II, IG ff. lässt am Anfang und Ende der Päda*s resp. Halbverse
die Vyährti's einzeln einfugen, die letzte bei der ganzen Sävitri (cf auch G.
2, IG, 40). Äsv. I, 21, 6 ordnet an, die Sävitri (vom Schüler) »nach dessen
Kräften« hersagen zu lassen (cf. Divyävadäna p. 638).
Anlegung von Brennholz folgt bei H. (und Vaikh.) erst auf die Her-
sagung der SävitrL Sieben frische, prädesalange Paläsascheite, deren Spitzen
nicht abgebrochen sind, legt er mit Butter getränkt an und zwar erst eins,
dann zwei, dann vier mit dem Mantra »Agni brachte ich ein Scheit« In
andern Sütren wird das Anlegen eines Scheites schon vor dem Unterricht in
der Sävitri vorgeschrieben (S. 2, 4, 6. Äsv. i, 20, 11). Das kann leise ge-
schehen; nach »einigen« (wie Äsv. sagt) mit dem auch von H. verwendeten
Spruch.
Übergabe des Stabes findet nach der Mehrzahl der Sütren hier statt
(Äsv. I, 22, I, der erst hier die Bekleidung mit dem Gürtel (b) und die
Einweisung in die Pflichten (1) vornehmen lässt. Äp. 11, 15. H. i, 7, 11;
S. 2, 6, 2; G. 2, IG, 41). Nur P. 2, 2, II wählt einen früheren Zeitpunkt.
Einen anderen erw^ähnt noch S. 2, 11, 4. (Man vgl. auch den Stab, den der
Opfernde bei der Weihe zum Somaopfer trägt Kät 7, 4, i. 2). S. 2, 13, 3
schreibt dem Schüler vor, zwischen sich und dem Stabe keinen Durchweg zu
lassen. Ausser dem Stab empfängt er bei H. i, 7, 11 ein Gefäss (zum Betteln).
Am Schluss erhält der Lehrer eine Liebesgabe als Opferlohn, nach H.
noch vor dem dandapradäna. Ausserdem gebührt ihm »das was der Schüler
bei der Aufnahme trägt« (S. 2, i, 25; Äp. 11, 26). Aus Äp. verzeichne ich
(11, 18), dass der Lehrer nach empfangener Liebesgabe ihn aufstehen heisst
und der Schüler die Sonne verehrt. Wenn der Lehrer wünscht, er möge sich
ihm nicht entfremden, so ergreift er mit einem darauf bezüglichen Spruche
seine Hand (Mp. 2, 5, 6). Bei H. (i, 7, ig) übergiebt der Lehrer den
Schüler der Sonne und verehrt sie selbst mit mehreren Sprüchen.
Das vrata dauert drei Tage, wie aus Äp., Hir. und G. hervorgeht Nach
Äp. (11, 20) unterhalten sie das Upanayanafeuer durch drei Tage. Während
derselben Zeit isst er weder gesalzene noch gewürzte Speisen (G. 2, 10, 47;
Äp. II, 21; H. I, 8, 2). H. giebt noch genauere Vorschriften. Nach Ab-
lauf der drei Tage werden die Brahmanen gespeist und zu Glückwünschen
veranlasst.
i
26. Pflichten des Schülers. 27. Adhyayana. 55
S 26. Die Pflichten, des Schülers gehen aus der eben erwähnten Ein-
weisungsformel hervor. S. sagt 2, 6, 8, dass die ständigen Pflichten des
Schülers im täglichen Anlegen von Brennholz (a), Bettelgang (b), Schlafen
auf dem Boden (c) und Gehorsam gegen den Lehrer (d) bestünden. G. 3,
I, 27 bezeichnet Gürteltragen, Bettelgang, Tragen des Stockes, Holzanlegen,
Wasserberühren (d. h. Morgen- und Abendwaschung) und die morgendlichen
Begrüssungen als »nityadharma's«, c£ auch P. 2, 5, 11.
Zu a) finden wir S. 2, 10, i ; P. 2, 4, i ff.; Äp. 11, 23 (vgl. Ä^v. i, 22, 5) ge-
nauere Vorschriften. Das Holz wird stets aus einem Walde geholt (Äp. 11, 24)
und zwar zuerst für das Upanayana-, später auch für das andere Feuer (Äp. 11,
22. 23\ Es soll geschehen nach P. 2, 5, 9 »ohne Bäume zu schädigen«, also nur
abgefallenes Holz sein. Anlegen und Verehrung des Feuers, Umfegen und Um-
sprengen geschieht früh und abends, Tag für Tag mit einer Anzahl von Versen
(siehe besonders S. und P.). In einem, wie es scheint, erst später eingeschalteten
Sütra bei ä. wird noch hinzugefügt, dass »nach alter Überlieferung« auf Grund
eines beim Saupar^avrata vorgeschriebenen Brauches an fünf Stellen (Stirn, Herz,
Schultern und Rücken) mit Asche drei Striche gemacht werden.
Über die Verehrung der Morgen- und Abenddämmerung ünden sich
bei S. 2, 9. Äiv. 3, 7, 3 ff. Vorschriften. Er soll sie schweigend im Walde voll-
ziehen, Brennholz in der Hand, abends und morgens, bis zum Erscheinen der
Sterne resp. der Sonne, abends nach NW., früh nach O. gewendet. Ääv. schreibt
das leise Hersagen der Sävitri, S. ausserdem die Mahävyähfti's und Segenssprüche vor.
Ferner muss er, wie Ä5v. hervorhebt, die Opferschnur tragen und die obligatorischen
Waschungen und andere Wassergebräuche vollzogen haben. Wenn die Sonne
untergeht, während er ohne krank zu sein schläft, sind gewisse Bussen zu voll-
ziehen und ebenso früh (ħv. 3, 7, i. 2).
b) Bettelgang, ßhiksäcarana. Auch er geschieht früh und abends (ħv.
I, 22, 4\ Der Brähma^a soll betteln, indem er bhavat voranstellt, der Rftjanya und
Vaisya, indem er es in die Mitte, resp. ans Ende stellt (P. 2, 5, 2 ff. Vaikh. 2, 7.
Kaui. 57, 16 fT.\ Äiv. bestimmt als Formel: %bhavän bhU^slm äadäiu€ oder ^anu-
pravacamyamv. (»etwas zum Studium«!) (l, 22, 8. 9 und Stenzler's Anm. dazu}.
Zuerst soll er bei einem Mann oder einer Frau betteln, die ihn nicht zurückweist
(Asv. I, 22, 6. 7\ nach P. 2, 5, 4 ff. bei drei, sechs oder mehr Frauen, die ihn
nicht zurückweisen. P. 2, 5, 7 sagt, dass er »nach einigena zuerst zu seiner Mutter
gehe. Diese Vorschrift geben G. 2, 10, 43; ä. 2, 6, 5; H. i, 7, 13. G. setzt an
zweite Stelle snoch zwei andere Freundinnen oder wieviel da sind« u. s. w. Der
Schüler kündigt den Ertrag seiner Sammlung dem Lehrer an; nach H. i, 7, 15
mit dem Wort »bhaiksa«, worauf dieser mit »tat subhaiksa« erwidert. Hierauf soll er
mit Erlaubnis des Lehrers essen (S. 2, 6, 7) und den Rest des Tages stehen (Ääv.
I, 22, 11) und schweigen. P. 2, 5, 8 nennt das die Meinung »einigera. Wenn die
Sonne untergegangen ist, kocht er den Mus für die Brähmapa's von seinem anu-
pravacanlya und meldet es dem Lehrer (Ä^v. i, 22, ii ff.). Der Lehrer opfert mit
einem Verse an Sadasaspati, zum zweitenmal mit der Sävitri oder dem Text, der
sonst studiert ist (s. Stenzler und Oldenberg zur Stelle) 3. den R§i's und 4. Agni
Svi^takft. Er speist die Brahmanen und lässt sie das Ende des V6dastudiums aus-
sprechen (siehe auch ^. 2, 8; H. 1, 7, 18.).
Zu der Vorschrift c) »auf der Erde zu schlafen« kommen noch einige andere
auf Nahrung u. s. w. bezügliche hinzu. P. 2, 5, 10 ff. heisst es, dass er scharfe
und gesalzene Speisen, Honig (cf. Stenzler z. Stelle) und Fleisch vermeiden solle,
nicht auf erhöhtem Sitz sitzen, nicht zu Frauen gehen dürfe u. s. w. Siehe
auch H. I, 8, 8 ff.; G. 3, l, 15 ff. »vermeide Zorn und Unwahrheit, Bei-
schlaf u. s. w.«
Über d) Betragen gegen den Lehrer finden wir bei P. Vorschriften (2, 5, 29 ff.}.
Wenn der Lehrer ihn ruft, soll er aufstehen und antworten, wenn er steht, soll er
hinzugehen, wenn er geht, soll er hinlaufend antworten. Wenn er sich so benimmt,
heisst es, dann wird nach Ablauf seines Studiums der Ruhm ihm zuteil werden, dass
man von ihm sagt »heut ist er in NN., heut in NN.« Andrerseits hat der Guru
den Schüler zu behüten (Vaikh. 2. 8).
8 27. Adhyayana. Studium (s. Weber, ISt. 10, 131 fF.). — Über
den Umfang des Studiums findet sich eine Vorschrift bei P. 2, 6, 5 fF., der
tndhi, vidheya und tarka unterscheidet; d. h. nach dem Komm. Vorschrift
(Aussprüche des Brähmana über die Handlungen), Anwendung (Sprüche und
*
I
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56 IQ. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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Verse), Erörterung (der Bedeutung der Riten und Texte). Nach »einigen«
soll der Veda mit seinen Anhängen (anga's) studirt werden (6); jedenfalls
aber nicht nur der Kalpa (Ritual) (7). Vaikh. 2, 12 nennt v^än, vedau
vedam vä sütrasahitam,
Art ,des Studiums. — Das Studiiun beginnt täglich nach Sonnen-
aufgang (S. 2, 9. 10, i; Kh. 3, 2, 22 prätar); S. gibt in einem (nach Speyer) ein-
geschobenen Kap., 2, 7 ff. nähere Auskunft über die Art des Studiums. Unter
Angabe des R§i, von welchem jeder Mantra herstammt, der Gottheit und des
Metrums soll er auf jedesmaliges Ansuchen des Schülers hin jeden Spruch
vortragen (2, 7, 18). Sie lassen nördlich vom Feuer sich nieder; der Lehrer
mit dem Gesicht nach O., der Schüler nach W. (cf. noch S. 4, 8, 2 und
Äsv. 3, 5, 11). Unter bestimmt vorgeschriebenen Ceremonien spricht dieser:
»die Sävitritrage vor, Herr!« Lehrer: »die S. trage ich dir vor« (S. 54). Schüler:
»die Gäyatri trage vor«, »die Visvämitrastrophe trage vor« ; er ^wiederholt seine
Bitte mit Bezug auf »die R§i*s«, »Gottheiten«, »Metra«, »Sruti«, »Smrti«,
»Sraddhämedhe«. Wenn der Lehrer selbst R§i, Gottheit, Metrum nicht weiss,
so sagt er die Sävitri her.
In dieser Weise lehrt er i) jeden einzelnen R§i oder 2) jeden der (85)
Anuväka's, bei den K§udrasükta*s (RV. 10, 129 — 131) gleich den ganzen
Anuväka oder 3) soviel dem Guru beliebt, 4. 5) oder nach Belieben die erste
und letzte Hymne jedes R§i oder Anuväka, oder 6) je einen Vers vom An-
fang einer Hymne. »Am Anfang einer Hymne sagt der Lehrer, wenn er will:
das ist der Beginn!«
S.'s Vorschrift bezieht sich auf den RV.; bei den andern Veden ändert
sich natürlich der Unterrichtsstoff. P. 2, 10, 18 ff spricht von den Anfängen
»der R§i's« für die Bahvfca's, den Parvan*s für die Chandoga's imd den
Sükta's für die Atharvan's, während er mit den »Adhyäyaanfängen« (18)
wahrscheinlich die Säkhä seiner Schule meint
Aus H. I, 8, 16 wäre noch zu verzeichnen, dass bei Beginn und Be-
endigimg der Käri4a''s resp. des Kändavrata (cf. Komm.) eine Spende Sada-
saspati, eine dem R§i des Kända gebracht wird, worauf andere, an Vanujia u. s. w.
folgen (cf. noch Äp. 8, i). Nach S. 2, 7, 28 nimmt (der Lehrer) am Ende
der Lektion Kusaschösslinge, macht aus Kuhdünger an deren Wurzel eine
Grube und giesst für jedes Lied Wasser auf die Kusahalme. P. 3, 16 finden
wir Sprüche, die jedesmal nach dem Studium (nach der Kärikä Tag für Tag)
um das Vergessen abzuwenden, herzusagen sind: »Geschickt sei mein Mund,
meine Zunge sei süsse Rede u. s. w.«
S 28. Verhalten des Schülers beim Lernen. — Nach S. 4, 8,
5 ff. soll er in der Nähe des Guru nicht auf einem erhöhten, nicht auf dem-
selben Sitze sitzen, seine Füsse nicht ausstrecken u. s. w. Der Schüler sagt
»adhihi bho!«; »omiff heisst ihn dann der Lehrer sagen und es folgt das
Studium, an dessen Ende der Schüler die Füsse des Lehrers umfasst und sagt
»wir sind zu Ende Herr!« oder (nach einigen) »Entlassung« oder »Jetzt
Pause.« Darauf geht er seinen Bedürfnissen nach. Während des Lernens
darf niemand dazwischen treten; begeht er einen Fehler, so muss er drei
Tage und Nächte oder 24 Stunden fasten, die Sävitri solange er kann
wiederholen, den Brahmanen etwas schenken, und nach einer eintägigen
Pause geht das Studium weiter.
S 29. Vrata's. — Einzelne Gfhyasütren erwähnen verschiedene Gelübde,
die das Studium der verschiedenen Teile des Veda einleiten (S. 2, 11. 12; G. 3, 2;
Oldenberg, Ind. Stud. 15, 139. 140. SEE. 29, 78. 79). Jedem von ihnen geht,
wie bei der Sävitri ein Upanayana, voraus und folgt eine Uddik§ai;iika, das
Aufgeben der Dlk§ä, wobei der Lehrer an den Schüler verschiedene Fragen
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28. Verhalten des Schülers beim Lernen. 29. Vrata's. 57
hinsichtlich der Observanz richtet. Ausser dem die Sävitri einleitenden Sävitra-
vrata (s. obenS. 53) bei dem die Observanz ein Jahr, oder drei Tage dauern
kann, kennt S. vier weitere (cf. Comm. zu ^2, 4, 2 ff.), das Sukriyavrata^
das das Studium des Rgveda einleitet, die Säkvara-, Vrätika-y und Aupa-
nisaäavratc^s, die dem Studium der Mahänämm, des Mahävrata resp. der
Upani§ad vorausgehen. Das Sukriya dauert drei oder zwölf Tage oder ein
Jahr oder solange als der Guru für gut hält, die andern drei je ein Jahr.
Während des nördlichen Laufes der Sonne in der lichten Monatshälfte
mit Ausnahme des vierzehnten oder achten Tages, nach einigen auch des
ersten und letzten Tages, oder an einem andern von den Sternen gebotenen
Tage, soll der Lehrer, nachdem er selbst durch 24 Stunden Enthaltsamkeit
geübt hat, den Schüler zum Brahmacarya für das Sukriyagelübde auffordern.
Sämbavyagrhya gibt Rede und Gegenrede an: »Sei ein Sukriyabrahmacärin«,
»ich will ein SukriyabrahmacäiÄ sein.« Wenn die Zeit vorüber, das Gelübde
erfüllt imd der Rgveda zu Ende studirt ist, folgen die Rahasya's (Säkvara,
Mahävrata, Upani^ad). Bei S. stehen ^(2, 12) hierfür einige Vorschriften, die
nach den Kommentaren auch ,für das Sukriya gelten, von Oldenberg im An-
schluss an den Komm, zum Sämbavyagrhya nur auf die Vrata's für die Ge-
heimlehren bezogen werden. Der Lehrer fragt am Ende des Vrata (Uddi-
ksanikä) den Schüler: »Bist du vor Agni, Indra, Äditya und den Visve deväh
(denen er beim Upanayana, cf p. 53, übergeben wurde) in Enthaltsamkeit
gewandelt?« »Ja, Herr!« Darauf umhüllt er den Kopf des Schülers dreimal
mit einem frischen Gewände, ordnet dabei den Saum so, dass es nicht herab-
fallen kann und heisst ihn drei Tage lang schweigend, aufmerksam, in einem
Walde, einem Tempel oder Agnihotraplatz fasten, ohne seine Holzscheite
anzulegen, zu betteln, auf der Erde zu schlafen, dem Lehrer Gehorsam zu
leisten. Einige schreiben diese Beschränkungen nur für eine Nacht vor. Der
Lehrer enthält sich des Fleischgenusses und Geschlechtsverkehrs, Nach Ver-
lauf der Zeit geht der Schüler aus dem Dorf und muss vermeiden, gewisse
Dinge, die sein Studium verhindern (z. B. rohes Fleisch, eine Wöchnerin,
Verstümmelte u. s. w.) anzusehen. Der Lehrer geht nach NO. hinaus, lässt
sich an einer reinen Stätte nieder und nach Sonnenaufgang trägt er dem
Schüler, der mit einem Turban bekleidet schweigend dasitzt, nach der für das
Studiiun vorgeschriebenen Weise (s. oben) die Geheimlehren vor. Das gilt
für die Mahänämniverse (Ait. Ar. IV), während bei den andern Texten der
Schüler nur zuhört, wenn der Lehrer die Lesung für sich selbst vornimmt.
Der Lohn dafür sind die Kopfbinde, ein Gefäss, eine Kuh. Genauere An-
gaben in Bezug auf das Studium des Ärariyaka (unter teilweiser Wiederholung
des 2,12 schon gesagten) enthält S. Buch VI, das wahrscheinlich ein späterer
Zusatz ist Ausführlich über die Vrata*s handelt auch G. III, i — 2 (und
Khäd. 2, 5, 17 flf.). G. nennt das godänika, vrätika^ ädityavrata (das einige
nicht begehen) aupanisada'yjyaisfhasämika-MxA maAänämnJgelWbde, über deren
Zusammenhang mit den Vedatexten man den Komm, zu 3, i, 28 vergleiche.
Diese Gelübde unterscheiden sich teÜweise in ihren Observanzen. Diejenigen
z. B., welche das Ädityavrata begehen, suchen vor der Sonne nur unter
Bäumen und Hütten Schutz, nirgend sonst, und steigen (ausser, wenn sie vom
Guru angewiesen werden) nicht übers Knie ins Wasser; Jye§thasäman- und
Mahänämnlgelübde sind z. T. gleich, doch ist der Anhänger des ersteren ge-
zwungen, Südrafrauen zu meiden, kein Vogelfleisch zu essen u. s, w. Am
ausfuhrlichsten charakterisirt G. das Mahänämnlgelübde. Während jene je ein
Jahr beanspruchen, dauert dieses 12, 9. 6, 3 Jahre, doch genügt nach einigen
auch nur eins; das Gelübde ist dann strenger und nur dann in dieser Kürze
erlaubt, wenn die MahänämnI's schon von Vorfahren studirt wurden. Das
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58 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteraturu. s. w.
MahänämnI- oder auch Säkvaravrata scheint sehr populär gewesen zu sein;
das beweist ein Citat aus dem Raurukibrähmaija ,bei G. (3, 2, 7): »zu ihren
Knaben sprechen die Mütter beim Säugen: das Sakvarigeliibde, o Söhnchen,
möget ihr einst erfiillen!« Das Gelübde hat deutliche Beziehung auf Wasser
und Regenzeit; wie die einzelnen Sprüche und interessanten Ceremonien G.
3, 2, 10 ff. zeigen. Ist das erste Drittel dieses Gelübdes erfüllt, so lässt er
für ihn den ersten Stotravers nachsingen, beim zweiten und letzten Drittel den
zweiten resp. dritten Vers oder alle am Schluss des Ganzen. Der Schüler
soll dazu gefastet und seine Augen geschlossen haben. Vaikh. widmet den
päräyanavratäni die Kapitel 2, 9 — 11, in denen er die sävitrl-, präjäpatya-y
saumya-y ägneyavrata u. s. w. erwähnt. Kesava zu Kaus. 42, 12 ff. spricht
von yiveäa-, kalpa-, mrgära-^ visäsahi-y yama-y üro-y angiravrata u. s. w.«; die
Atharvapaddhati hat ein Kapitel über vedavrata*s (cf. Bloomfield zu 57, 32
und JAOS. II, 376). Eine allgemeine Vorschrift über den caritavratay den
Schüler, der sein Gelübde erfüllt hat, gibt äsv. i, 22, 20. Hiemach ist damit
eine »Einsichtserzeugung« verbunden. In einer nicht verbotenen Himmels-
gegend geht sie vor sich. Der Schüler nimmt einen Paläsazweig mit einer
Wurzel oder ein Kusabüschel in die Hand und giesst dreimal Wasser von
links nach rechts, mit einem auf seine Befähigung bezüglichen Spruch: (»wie
du der Götter und des Opfers Schatzhüter bist, so möge ich der Menschen
und des Veda Schatzhüter werden«) herum.
8 30. Upäkarana, upäkarman. —7 Schuleröffnungsfeier (Weber, Na-
k§atra 11, 322, Bühler, IA. 23, 238 ff.). S. 4, 5, 15. 16 wird in Sloken das
Upäkarma als das Werk der R§i*s gepriesen, die es durch die Kraft ihres
Tapas* erschauten. Die Schulen verzeichnen , dafür folgende Zeit: Äsv.,3, 5, 2:
wenn die Pflanzen erscheinen, der Mond in Sravana steht, im Monat Srävana.
3: oder am 5. Tage des Monats, im Nak§atra Hasta. Man nennt dies Upä-
kararia das värsika (3, 5, 19). P. 2, 10, 2: wenn die Pflanzen erscheinen,
der Mond in Sravana steht, am Vollmondstage des Monats Srävana oder am
fünften Tage des Monats S. unter dem Nak§atra Hasta Cef. Stenzler*s Anm.
über die Kommentarangaben). S. 4, 5, 2: wenn die Pflanzen erscheinen,
unter Hasta oder Sravana. H. 2, 18, 2: in der zunehmenden Hälfte des
Monats Srävana, wenn die Pflanzen erschienen sind, unter dem Nak§atra Hasta
oder am Vollmondstage. G. 3, 3, i : am Vollmondstage des Monats Prau§tha-
pada oder unter dem Nak§atra Hasta; doch erwähnt er 3, 3, 13 auch »einige«,
die am Vollmondstag des Srävana beginnen (Kh. 3, 2, 16). Diese warten
mit dem Studium bis zu dem Savitr-Tage. Vaikh. 2, 12 athäsäijhopäkarma
kuryät; Kaus. 141, 2 an srävanl oder prausthapadi. Am Semesteranfang findet
ein Opfer statt. In Betreff der dabei zu beobachtenden Einzelheiten weichen
die Lehrer innerhalb derselben Schule von einander ab. S. 4, 5, 3 ff. be-
richtet, dass man nach einigen die (aus ungemahlener Gerste und Getreide be-
stehende, mit saurer Milch und Schmelzbutter gemischte) Opferspeise mit dem
Veda Vers für Vers opfert, oder mit den ersten Versen der Hymnen und
Anuväka's; nach Mändükeya mit den ersten Versen der Adhyäya's und der
R§i*s (d. i. der Liedergruppen, wie sie von den verschiedenen R§i's her-
stammen), dagegen nach Kausitakin mit den ersten und letzten Versen der
Mandala's; die von Kausitakin angegebene Weise schreibt auch Asv. 3, 5, 6 ff.
vor, nur dass er sowohl den letzten Vers der Säkala- als der Bä§kalaschule
anfuhrt. Dasselbe Grhyasütra lässt ^ zuerst zwei Äjyabhäga's opfern, dann
Butterspenden an Sävitrl, Brahman, Sraddhä, Medhä, Prajiiä, Dhäraijä, Sada-
saspati, Anumati, an die Versmaasse und R§i*s, dann Gerste in saurer Milch
im Anschluss an die oben genannten Verse. Nach P. 2, 10, 3 ff. wird,
nach den beiden Äjyabhäga's und Butterspenden, beim Rgveda der Erde und
30. Upäkarana, upäkarman. 31. Ferien u. s. w. 59
Agni geopfert, beim Yajurveda dem Äther und Väyu, beim Sämaveda dem
Himmel und der Sonne, beim Atharvaveda den Himmelsgegenden und dem
Monde. Femer bei jedem Veda Brahman und den Versmaassen, ferner Prajä-
pati, den Deva's, Rsi's, Sraddhä, Medhä, Sadasaspati, Anumati. Mit dem Spruch
VS. 32, 13: sadasaspatim opfert der Lehrer dreimal geröstete Kömer und
alle sprechen den Spmch nach.
Hir. 2, 18, 3 lässt nach Anlegung des Feuers und Ablauf des Opfers
bis zu den Vyährti's den R§i's der KäQ^a's (»Soma, dem R§i des Kä^cja«,
Agni u. s. w.) opfern oder den KäQcJanamen, der SävitrT, ^Lgveda, Yajurveda,
Sämaveda, Atharvaveda, Sadasaspati (der Komm, zu Ap. 8, i. 2 unter-
scheidet den Anfang des Adhyäya, bei dem allen R§i*s der Käa4a*s, und den
des KäjjKja, bei dem dem R§i zu opfern ist). Nach S. 4, 5, 10 essen sie
von der Opferspeise mit RV. 4, 39, 6, lassen sich nieder, murmeln die ma-
hävyährti's u. s. w. und veranlassen den Lehrer zu Segenswünschen. Nach P. 2, 10,
13 fF. legen die Schüler jedesmal nach dem Kömeropfer je ein Udumbara-
holzscheit frisch, noch belaubt und mit Butter gesalbt unter Hersagung der
SävitrT anj sofern sie jedoch noch Brahmacärins sind, in der sonst beim
Samidädhäna des Schülers üblichen Weise (s. S. 53). Sie essen die gerösteten
Körner, die saure Milch mit Yajussprüchen (cf. auch G. 3, 3, 6. 7) und nach-
her sagt er zu den ihm Gegenübersitzenden: »Om!«, dreimal die SävitrT und
die Anfänge der Kapitel, resp. der R§i's, Parvans, Sükta's (s. S. 56), und alle
flüstern einen auf ihre Gemeinsamkeit bezüglichen Segenswunsch (2, 10, 22).
(Cf. noch Gobhila 3, 3, 2 fF.). Nach diesem Upäkarana tritt eine Pause von
drei Tagen ein (S. 4, 5, 17; P. 2, 10, 23; H. 2, 18, 7: ein oder drei Tage),
ehe das Studium beginnt Die Zahl der Schüler scheint nicht beschränkt
gewesen zu sein. S. 4, 8, 2 ff. spricht von einem, oder zwei oder mehr
Schülern, je nachdem Platz ist und P. 2, 10, 17 sagt, der Lehrer solle soviel
Sesamkömer, als er sich Schüler wünsche, unter Hersagung der SävitrT oder
des Anuväka VS. 17, 80 ff mit einem Würfelbrett opfem.
8 31. Ferien und unregelmässige Unterbrechungen. — a) Ausser
der dreitägigen Pause bei Eröffnung des Semesters tritt eine gleiche Unter-
brechung an dessen Schluss ein (S. 4, 5, 17; P. 2, 11, 13), ferner ist 24
Stunden Pause bei den A§takä's und den letzten Nächten der Jahreszeiten
(S. 4, 5, 17). In den allgemein von Unterbrechungen des Studiums handelnden
sehr kasuistischen Sütren 4, 7 (auch Kaus. 141) sind als regelmässige Pausen
angegeben die 14. Tage, die Neumonds- und A§takätage, femer »väsare§u
nabhye§u«, eine nicht sicher erklärte Zeitbestimmung, die sich, wie es scheint,
auf die Grenzen der Jahreszeiten bezieht, Nacht, Dämmerungszeit, Knotentage,
Sonnenuntergang (4, 7, 16 — 19). P. 2, 11, i nennt amäväsyä und die |tu-
sandhi's als regelmässige Unterbrechungen. G. 3, 3, 20 die A§takä*s, Amä-
väsyä's, die Vollmondstage in den Monaten Kärttika, Phälguna, A§ä4ha. Kaus.
139, 24 spricht von einer dreitägigen Pause in der dunklen Hälfte von Pau§ya.
b) Unregelmässige anadhyäyahetavah treten bei verschiedenen Anlässen ein,
wie bei Todesfällen, beim Tode der Eltern, des Lehrers, Verwandter, Mit-
schüler (G. nennt auch den Landesherm) u. s. w,, und verursachen Unter-
brechungen bis zu zwölf Tagen (S. 4, 7, 6. 9. 10. 11. 13; Asv. 4, 4, 17 ff.;
G. 3, 3, 24 ff; P. 2, II, 7 ff.),^ ferner bei Begräbnissen, denen die Schüler
gefolgt sind (S. 4, 7, 14), beim Sräddhaessen (S. 4, 7, 12; P.^2, 11, 2). Ebenso
vemrsacht der Anblick unerwünschter Personen eine Pause (Südra's S. 4, 7, 20,
berüchtigte und ihrer Kaste verlustig gegangene Personen P. 2, 11, 5, Hunde,
Esel, Eulen, Schakale S. 4, 7, 33; P. 2, 11, 6); der Klang der Sämans (S. 4,
7^ 21; P. 2, II, 6); Notschrei eines Menschen (P. 2, 11, 6); Lautenklang
(S. 4, 7, 31; G. 3, 3, 28; P. 2, II, 6) u. s. w.; verboten femer ist das
6o in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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Studium auf dem Kirchhofe, im Dorfwalde (?), im Dorf, wenn eine Lejche dann
ist (S. 4, 7, 22 ff.; P. 2, II, 4 — 6); bei Blitz, Donner, Regen (S. 4, 7, 4;
G. 3, 3, 17); auch Erdbeben (P. 2, 11, 2); bei andern ungewöhnlichen Er-
scheinungen und 2^ichen (S. 4, 7, i — 3), Meteoren^ (P. 2, 11, 2); bei Wind
(S. 4, 7, 28; P. 2, II, 9) und sehr vielen andern, S. 4, 7; P. 2, 11; G. 3, 3
specificirten Anlässen. Dass damit noch nicht alle Möglichkeiten erschöpft
sind, geht aus G. 3, 3, 29 hervor, wo für andere Fälle auf die Praxis der
Si§ta's verwiesen wird.
Verreisen des Schülers. — Wenn der Schüler verreisen will, so sagt
er zum Lehrer (leise): »in Ein- und Ausatmen (laut) om! will ich wohnen!«
und dieser erwidert (leise): »Ein- und Ausatmen . . . gehe ich an mit dir;
dem schützenden Gott übergebe ich dich; o Gott Savitf u. s. w.« (laut) »om
svasti!« (S. 2, 18). Mit derselben Handlung ist auch (mit Oldenberg) äsv.
3, IG zu verbinden, das der Komm, auf die Heimkehr des Schülers, wie mir
scheint mit Unrecht bezieht.
832. Utsarga, Schulschluss. — Als Zeit fiir das Ende des Semesters gibt
S. 4, 6, I den ersten Tag der lichten Hälfte des Monats Mägha, G. 3, 3, 14
den Vollmond des Monats Taisa an. H. 2, 18, 8 die lichte Hälfte des
Monats Taisa, wenn der Mond im Sternbild Rohini steht, oder am Vollmonds-
tage selbst; P. 2, 12, i (Kaus. 141) den Monat Pausa, wenn der Mond in
Rohij]ii_ steht oder an der mittleren A§takä; diese letztere (Monat Mägha),
nennt Äsv. 3, 5, 20 als den Tag, »wo man ins Wasser stei^« Die Dauer des
Semesters beträgt also 6 Monat (Äsv. 3, 5, 14); nach S. 4, 6, 7. 8; P. 2,
II, IG. 11; Vaikh. I, 12 öVa oder 572 Monat. Kaus. 139. 141 spricht von
4 Monaten weniger 3 Tagen oder 472 Monat. In Einzelheiten weichen die
Sütren auch betreffs der Schlussfeier ab, aber sie stimmen überein in der
Darbringung von Wasserspenden an Götter, R§i's u. s. w. S. 4, 6, i fil
heisst, an dem angegebenen Tage in eine nordöstliche Gegend zu gehen, an
einen Platz, wo viel Kräuter wachsen. Dort flüstert man die Süryalieder
(i, 50. 115; IG. 37. 158), wirft bei jedem Vers des Liedes 10, 152 nach
jeder Himmelsrichtung Erdklumpen und weiht den R§i*s, Metren, Gottheiten,
Sraddhä und Medhä, den Vätern, Mann für Mann, Wasserspenden. Äsv. 3,
5, 22 nennt noch die Äcärya's, P. 2, 12, 2 die »alten« Äcärya's, die »andern«
Acärya*s, das Jahr mit seinen Teilen, und die »eignen Manen und Äcärya's«.
Nachdem sie viermal rasch die Sävitrl hergesagt haben, sagen sie: »wir sind
zu Ende« (12, 3). Verzeichnet mag hier noch werden, dass sie den Spruch:
»beide Kavi's« u. s. w. »bis wir lösen auf unsre Freundschaft« murmeln und
nach dreitägigem gemeinschaftlichem Venveilen auseinandergehen (11, 12. 13).
Ausführlicher behandelt H. den Gegenstand (2, 18, 8 ff.). Der Lehrer geht mit
seinen Schülern nach O. oder N. hinaus an eine Stelle, wo angenehmes, zum
Baden geeignetes Wasser ist, dort tauchen sie unter, halten mit RV. X, 190
(TÄr. IG, I, 13.) dreimal den Atem an, und baden, in der Hand Pavitra-
halme, die sie nach Hersagung eines bestimmten Vedaab Schnittes einander
darreichen. Hierauf folgt ein Stück offenbar sehr alten Manenkultes. Sie
schlagen auf einem reinen, nach O. geneigten Platze aus Darbhagras Sitze
auf, von Süden nach Norden, zuerst für die »devaganäh«: Brahman, Prajä-
pati u. s. w., dann im N. Sitze für die 7 R§i's (Visvämitra, Jamadagni, Bhar-
adväja u. s. w.) von W. nach O. auf einem nach N. geneigten Platz, in der
Mitte von Vasi^^ha und Kasyapa einen für ArundhatT, im Süden, auf einem
nach O. geneigten Platz, dem Agastya; dann für eine grosse Anzahl von
Lehrern, Göttern, für die Veden und deren Verfasser bis zu Ätreya, dem
Verfasser des Padatextes, Kaundinya, dem Verfasser des Kommentar's, fiir die
Sütraverfasser, Satyasädha u. s. w. Femer bereiten sie Sitze für ihre väter-
32 — 35- Utsarga, Schulschluss. Entlassung des Brahmacärin u. s. w. 6i
liehen und mütterlichen Ahnen mit dem Spruch: »NN. bereite ich einen
Sitz, NN. bereite ich einen Sitz.« Darauf folgen für jeden Spenden von
Wasser, Wohlgerüchen, Blumen, Rauchwerk und Lampen, Speise, Wasser mit
Früchten. Hinter dem Platz dieser Spenden legt er Holz an das Feuer und
opfert, wie beim Upäkarana (siehe S. 59) den R§i's der Käijda's oder den
Namen der Käijtja's u. s. w. Sie pflanzen mit zwei Versen am Ufer Dürvä-
gräser, setzen das Wasser in Wellen und veranstalten, bis der Atem aus-
geht, nach O. oder N. einen Wettlauf Wenn sie zurückkehren (der Kom-
mentar schwankt, ob vom Wettlauf oder vom Utsarga) spenden sie den
Brahmanen. Wenn das Studium des Veda beendet ist, werden dieselben
Riten vollzogen, ausgenommen das Düiväpflanzen, das Erregen des Wassers
und das Wettlaufen.
S 33. Das zweite Semester. — Die oben erwähnte Angabe einiger
Sütren, dass das Studium 5^/2 — 6V2 Monat ruhe, scheint zwar die Annahme
auszuschliessen, dass nach dem Monat Pau§a aufs neue eine Studienperiode
begann. Aber die Gesetzbücher kennen die Fortsetzung der Studien nach
diesem utsaijana (siehe Oldenberg, SBE. 30, 80) und wir finden auch in
einzelnen Gfhya's Hinweisungen darauf, S. 4, 6, 9 heisst es, wenn sie (jedoch)
Studiren wollen, so pausiren sie 24 Stunden und setzen dann das Studium
fort. G. 3, 3, 16 spricht von einem pratyupäkarana^ das der Kommentar
als udagayanopäkaraga, also als ein zur Wintersonnenwende beginnendes Se-
mester, erklärt Nach Asv. 3, 5, 23 Komm, werden hier die Vedänga's studirt (Vaikh.
2, 12: ata ürdhvam iuklesu kämam tu vedängäni\ doch geht wohl aus dem
Komm, zu G. hervor, dass auch der Veda selbst gelesen werden kann. Den
Tag der Wintersonnenwende selbst feiert man, sowie einen, nach manchen
drei Tage vor- und nachher.
8 34. Dauer des Ve das tu diu ms. — Die Dauer des brahmacarya
beträgt 12 Jahre für jeden Veda oder solange bis er ihn begreift (Asv. i,
22, 3; P. 2, 5, 14. 15, Hir. I, 8, 14) oder für alle Veden 48 Jahr (P. 2,
5, 13, cf. auch Manu. 3, i); H. i, 8, 14 spricht (je nachdem man ein oder
mehrere Veden studirt) von 48, 24, 12 Jahren. (Vgl. noch Stenzler zu P. 2,
5, 13—15)-
S 35. Entlassung des Brahmacärin. Snätaka. — P. 2, 5, 31;
G". 3, 5, 21 ff. unterscheiden drei Arten von Snätaka's. Wer die Snätaka-
ceremonie nach Beendigung des Vedastudiums vollzieht, aber vor Erfüllung
seines Gelübdes, heisst ein vidyäsnätaka\ wer, umgekehrt, sein Gelübde erfüllt
hat, ehe er den Veda beendigt hat, heisst vratasnätaka; wer nach Beendigung
beider heimkehrt, ist ein vidyävratasnätaka; der letzte ist der höchste von
den dreien, die beiden andern stehen einander gleich (G.). Vgl. noch Stenzler
zu Asv. I, 22, 3; Manu 4, 31; GauL 9 u. s. w. Snätaka bezeichnet, wie
der Name sagt, den der das die Lehrzeit abschliessende Bad genommen hat.
Asv. 3, 9, 6 citirt als bekannten Ausspruch: »ein grosses Wesen ist der Snä-
taka^ (cf. auch Gautama 9, 74).
In der Vorschrift des Bades für den »Heimkehrenden« {samävartsyamäna,
samävrttä) herrscht in den Sütren grosse Übereinstimmung, in den Einzel-
heiten jedoch nicht Als Zeit gibt H. i, 9, 3; Vaikh. i, 13 das udagayana
an, eine zunehmende Monatshälfte und als Nak§atra's Rohinl, Mrgasiras, Ti§ya,
Uttare PhalgunI, Hasta, Citrä oder Visäkhe an. Mit dem Bad ist eine_ Gau-
dänikaceremonie, Haar- und Nägelschneiden (S. 3, i, 2; P. 2, 6, 17; Äsv. 3,
8, 6; H. I, 9, IG ff.) verknüpft Die Abfälle werden nach H. von einer befreundeten
Person im Kuhstall, bei einem Udumbara oder einem Darbhabüschel ver-
graben. Auch Zähneputzen ist vorgeschrieben. Ein Feuer wird auf dem
Platze angelegt, wozu man nach Äsv. 3, 8, 4 trockenes oder frisches Holz
62 IQ. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RixuALLirrERATUR u. s. w.
.^
h
eines zum Opfer geeigneten Baumes je nach den auf Speise, Wohlstand oder
brahmavarcasa gerichteten Wünschen des Heimkehrenden benutzt Spenden,
welche der Snäta darzubringen hat, das ä^a- und pitrtarpana^ bestehend^ aus
Wasserspenden für Agni, Väyu, Sürya u. s. w. und die Manen, schreibt S. 4,
9. IG vor. Der vorangestellte Ausdruck snätah weist auf die Zeit nax:h dem
Abschlussbade; sonst würde man mit dem Sämbavya Gr. S. und Oldenberg,
wofür auch das Manenopfer bei H. spricht, dieses tarpai^a auf den Semester-
schluss verlegen können. P. 2, 6, 9 spricht davon, dass es parisritasyottaratah
(G. 3, 4, 8 parivjte) geschehe; bei Ap. und H. wird für die Handlung ein
Kuhstall gefordert oder gestattet, den er vor Sonnenaufgang betreten muss.
Die Thür ist mit einem nach innen gewendeten Fell zu verhängen (Ap. 12, i.l
oder es wird darin von allen Seiten ein Platz dicht bedeckt (H. i, 10, 3).
Die Sonne soll den Snätaka an dem Tage nicht bescheinen (Äp. 12, 2; »einige«
bei H. I, 10, 3). Das Wasser muss lau sein, nach G. 3, 4, 11 ein Abguss
von allen Opferkräutem und mit Wohlgerüchen versehen. Abweichend von
allen andern lautet die Angabe P.'s 2, 6, 9, dass der Schüler nordwärts von
der Umhegung sich vor acht Wassergefässe stellt und aus fünf davon unter
Sprüchen, aus dreien leise sich besprengt Als zweite Modalität nennt Ap.
13, I einen Ttrtha als Badeplatz. Stab, Giirtel, Fell und Behang, also die
Schülertracht, werden ins Wasser geworfen (S. 2, 13, 8; H. i, 9, 10; Vaikh.
I, 13), doch kennen andre Sütrakära's, soweit sie überhaupt darauf eingehen,
auch andre Bräuche. Ap. 12, 4 lässt den Gürtel einem Schüler einhändigen,
der ihn mit einem Spruch an der Wurzel eines Udumbarabaumes oder in ein
Darbhabüschel verbirgt, oder er wird nur abgelegt (P. 2, 6, 15). Grosse Sorgfeit
wird von den Grhyas auf die Beschreibung der Neubekleidung des Gebadeten,
die man als den zweiten Teil der ganzen Handlung betrachten kann, ver-
wendet. Äsv. 3, 8, I nennt hierzu »einen Schmuck (mani), Ohrringe, ein Paar
Gewänder, Sonnenschirm, Schuhe, Rohrstab, Kranz (sraj; die Bezeichnung
mä/ä wird ausdrücklich verpönt), Pulver (zum Einreiben, von ekaklltaka),
Salbe (zum Bestreichen der Hände, Mund u. s. w. anu-limp)^ Augensalbc
iänj)^ und einen Turban« und zw;ar für sich und den Lehrer oder für den
Lehrer allein (Äsv. 3, 8, i. 2; S. 3, i, 18). Diese Gegenstände werden
unter Sprüchen einzeln genommen und angelegt. Erwähnung verdient vieUeicht
die Angabe Äsv. 3, 8, 11 fF., dass ein Brahmane den Kopf, ein Räjanya die
Arme, ein Vaisya den Leib, eine Frau den Schooss, solche die vom Laufen
leben, die Schenkel salben. P. 2, 6, 28; H. i, 11, 16; Äp. 12, 11 erwähnen
noch einen Spiegel. Nach H. i, 10, 6 ist das Schmuckstück eine Sandel-
oder Bädarakugel mit Gold überdeckt, die mit den Ohrringen an einem Faden
aufgehängt, über das Feuer gehalten wird, in das er über sie hinweg opfert,
und schliesslich als Schmuck angelegt wird. Ap. 12, 8 nimmt eine kleine, an
einen Faden gehängte, eingefasste Goldkugel, spült sie im Wasser und bindet
sie mit einem Spruch um den Hals, an seine Linke leise eine Bädarakugel
Die Ohrringe werden in den Saum des Gewandes gebunden, in den Darvi-
löffel gelegt und darüber hinweg die Äjyaspenden geopfert
Den Tag verbringt er in Einsamkeit (S. 3, i, 12), schweigend bis die
Sterne scheinen (Äp. 12, 12). Alsdann geht er nach O. oder N. und ver-
ehrt unter Sprüchen die Himmelsgegenden, Sterne und Mond (Äp. 12, 13)-
Nachdem er mit einem Freunde sich unterredet, geht er wohin ihm beliebt
Äsv. 3, 9, 3; H. I, 12, 5; Äp. 13, 2 lassen ihn dorthin gehen, wo man ihn
ehren will. Äp. Vaikh. H. geben in Verbindung mit der Heimkehr des
Schülers die Vorschriften über die Aufnahme von Gästen. S. 3, i, 14 wiH
dass er zuerst einen Ort besucht, wo man ihn mit einem Rind oder einem
Stück Kleinvieh ehrend bewirtet, oder er soll von einer Rinderherde oder
36. Die Pflichten DES Snätaka. 37. Hochzeit. 63
einem mit Früchten behangenen Baum seinen Heimweg antreten. Mit Sprüchen
muss er auf- oder (von seinem Wagen, Elefanten, Pferde) absteigen.
S 36. Die Pflichten des Snätaka sind von Äsv. 3, 5, 15; 9, 6;
G. 3, 5; P. 2, 7, 3 ff.; S. 4, II, von einigen mit ausfuhrlicher Casuistik an-
gegeben. Doch büden die Ansichten der si§ta's auch hier die Norm für
weitere Fälle (G. 3, 5, 38). Sie geben ein Bild dessen, was man fiir gute
Sitte beim Gebildeten ansah und erinnern an die »Tischzuchten« des frühen
deutschen Mittelalters. Aus der grossen Zahl weiterer, z. T. mit den Be-
stimmungen der Gesetzbücher (Gaut. 9; Ap. i, 11 u. s. w.), z. T. auch mit
Vorschriften des buddh. Vinaya (Oldenberg zu P. 2, 7, 3) übereinstimmenden
Vorschriften sei die des S. 4, 11, 13 über den Lebensunterhalt des Snätaka
hervorgehoben. Ährenlesen, unerbetene oder von Frommen erbetene Gaben,
oder Opferdienste sind die Mittel ihn zu erwerben und zwar gilt immer das
vorangehende für würdiger als das folgende. Wenn nichts davon möglich
ist, kann er auch als Vaisya leben (s. Bühler, SBE. II, 225). Die Vor-
schriften gelten für den Gebadeten nach der Entlassung vom Lehrer bis zur
Begründung eines eignen Hausstandes (Stenzler zu P. U, 8, i), einige andere
gelten für die ersten Tage nach seiner Entlassung, nämlich kein Fleisch zu
essen, nicht aus thönemen Gefässen zu trinken, Frauen, Südra's, Leichname,
Krähen, Hunde nicht anzusehen oder anzureden u. s. w. (P. 2, 8). Verschiedene
dieser Bestimmungen betreffen die Moral. Von dem, was er nicht gesehen
oder gehört hat, z. B. soll er nicht sprechen, als ob er es gesehen oder ge-
hört hätte; Dinge, die sein Selbststudium hindern, soll er vermeiden (G. 3,
5, 27) und nach demselben Gfhyasütra soll er sich selbst bewahren »wie ein
ölgefäss«. Manche Vorschrift aber scheint im Aberglauben seinen Ursprung
zu haben, so wenn ihm verboten wird »in einen Brunnen zu blicken«. Dahin
gehören die auch dem Dharma bekannten Wortveränderungen, die der Snä-
taka z. T. boni ominis causa vorzunehmen hat; z. B. wenn er eine schwangere
Frau Tfivijanya«^ nennt, einen Nakula r^Sakulavi^ Kapäla Bhagäla^ Indradhanuh
Manidhanufi (P), für bhadra mandra sagen soll (G. 3, 5, 20).
8 37. Hochzeit — i. Die acht den Gesetzbüchern bekannten Heirats-
formen (s. JoLLY S. 49 ff.) erwähnen und definiren von den Grhyasütren Äsv.
i, 6; Vaikh. 3, i, nämlich die Brahma-, Daiva-, Präjäpatya-y Ärsa-^ Gän-
dharva-, Äsura-, Paidäca- und Räksasa^^ht, lassen also wie die Gesetzbücher
den Svayamvara fort Dass die anderen Gfhya's solche Definitionen nicht
bieten, scheint nicht auf Zufall zu beruhen; denn das von ihnen beschriebene
Ceremoniell setzt die legitimen Formen der Ehe voraus und Äsv.'s, Vaikh.'s
offenbar entlehnte Angaben haben eigentlich im Gfhyaritual keinen Platz. Es
wird daher auch gesagt, dass der Jüngling mit Erlaubnis der Eltern (H. i,
19, 2) oder des Guru (G. 3, 4, 3) heiraten soll. Wieviele Frauen ge-
stattet sind, geben die Grhya's nicht an, mit Ausnahme Päraskara's, der dem
Brahmanen drei, dem Räjanya zwei, eine dem Vaisya erlaubt und hinzufügt,
dass einige Lehrer allen auch eine Südrafrau gestatten, doch fallen dann die Man-
tras bei den Ceremonien weg (i, 4, 8 — 11). Ganz ebenso gross ist die Zahl
der im Divyävadäna (p. 625, App. A.) für jede Kaste genannten Frauen.
2. Auf die Beschreibung der Eigenschaften von Braut und Bräutigam
verwenden die Grhya's grosse Sorgfalt Die demokratische Vorschrift Äp.'s,
dass diejenige ihm Glück bringen wird, die sein Auge und Sinn fesselt und
er sich um andres nicht kümmern solle, steht vereinzelt und wird auch nur
als die Ansicht einiger Lehrer angegeben (3, 20). An äusseren Erfordernissen
ist betont, dass sie nicht zum Gotra des Mannes gehören dürfe (G. 3, 4, 4;
Vaikh. 3, 2 pitur asamänarsigotrajätäm-, H. 19, 2), nicht zu seinen sapinda's
mütterlicherseits, aber zu derselben Kaste und zu demselben Lande (wenn
^ I
64 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
1
\. I \
die Komm, sajätä damit richtig erklären), H. 19, 2. Auch die Beschafifenheit
ihres Namens ist von Einfluss. Mädchen, die nur einen Stern-, Fluss- oder
Baumnamen führen (rohijjT, gangä, simsapä), die in ihrem Namen als vor-
letzten Buchstaben ein roder /haben (karä, kalä, susllä), gelten Ap. 3, 12.13
als ungeeignet, der überhaupt eine grosse Anzahl von ungeeigneten Merk-
malen anfuhrt. Wenn sie bei Ankunft der Freiwerber schläft, weint oder aus
dem Hause sich fortbegeben hat, wird sie ebenfalls verworfen (Äp. 3, loi.
Wichtig vor allem sind die laksana'Sy die »Körpermerkmale«, zu deren Prü-
fung G. 2, I, I ein Kundiger empfohlen wird. Da diese aber schwer zu er-
kennen sind, auch ein Kundiger vielleicht nicht zu finden ist, so kann man
sich eines Orakels bedienen, indem man 8 — 9 Erdklösse macht und das Mäd-
chen daraus einen wählen lässt Die hierzu erforderliche Erde wird einem
Felde, das zwei Ernten trägt, einem Kuhstall, einer Vedi, einem nicht einge-
trockneten Teich, Spielplatz, unfruchtbarem Felde, Kreuzweg, Kirchhof ent-
nommen (Äsv. I, 5, 4), und aus der Wahl des Klosses erkennt er, ob sie
Nachkommen haben wird, die an Speise reich sind oder Vieh, ob sie fromm oder
eine Spielerin sein wird (Jolly S. 59 und Winternftz) u. s. w. Auch die Eigen-
schaften des Bräutigams muss man prüfen. Der Satz Äsv.*s, dass man die Familie
zuerst prüfen solle, gilt für die des Bräutigams wie für die der Braut Gute
Familie, Charakter, gute Merkmale, Gelehrsamkeit und Gesundheit verlangt
von ihm Äp. 3, 19. Brautwerber. Als Werber soll er zusammen mehrere
Freunde, nach När. zu S. 1,6 »den Vater (des Bräutigams) u. s. w. und den
Äcärya« aussenden, die den Veda kennen, und zwar sind die, welche unter dem
Nak§atra Invakäh ausgeschickt werden, gern gesehen (Äp. 4, i. 2; 2, 16). Bei
ihrer Ankunft wiederholen sie dreimal die Worte »Hier bin ich, Herr« und
halten um das Mädchen an, indem sie die Gotranamen nennen. Bei beider-
seitigem Wohlgefallen berührt man ein volles Gefäss, in das Blumen u. s. w.
gethan sind, und der Äcärya (nach dem Komm, des Brautwerbers) setzt es
unter Segenswünchen für sie in Bezug auf Nachkommenschaft und Herden-
reichtum auf ihr Haupt (S. i, 11. Ausführlicher Äsv. Gr. P. i, 21). 3. Indrä-
^ikarman. Wenn die Braut heimgeholt werden soll, ist sie in einer der
vorangehenden Nächte zu baden (S. i, 2) und zwar mit wohlriechendem Wasser
von Frauen, die nach dem Grhyasamgraha 2, 15 derselben Kaste angehören
und unbescholten sein müssen. Während die Flüssigkeit über sie ausgegossen
wird, soll sie nach G. in dem Spruch: »Käma, ich kenne deinen Namen,
— führe her den NN.« den Namen ihres zukünftigen Gatten nennen. Sie er-
hält ein rotgefärbtes oder noch ungefärbtes Kleid (S.), setzt sich hinter dem Feuer
nieder und fasst den Äcärya an, während dieser Spenden fiir verschiedene
Götter, danmter Indra und Indränl, opfert. Denselben Göttern opfert auch
der Bräutigam, nur Vaisravana und Isäna kommen hinzu (S. i, 11). Aus S.
ist noch hervorzuheben, dass nach ihren Opfern vier oder acht nicht verwitt-
wete Frauen, die zu bewirten sind, einen Tanz viermal aufführen sollen und
eine Brahmanenspeisung diese Vorfeier beschliesst. 4. Als Zeit der Hoch-
zeit giebt P. das udagayana an und zwar einen glücklichen Tag der zu-
nehmenden Monatshälfte. Als geeignete Nak§atra*s nennt er die drei Gruppen,
die mit Uttara beginnen: Uttara-Phalgutii, Hasta, Citrä, Uttaräsä{f/iä , Sra-
va^ia u. s. w., und ausserdem Sväti, Mfgasiras, RohinT (vgl.^SxENZLER zur Stelle).
Äp. lässt alle Jahreszeiten mit Ausnahme der beiden Sisiramonate und des
letzten Sommermonats gelten und alle als glückbringend bezeichneten Xa-
k§atra's 2, 12. 13. H. i, 19, 3 begnügt sich damit, überhaupt einen günstigen
Tag für alle Handlungen zu empfehlen. Kaus. 75, 2 ff. schreibt die Zeit zwi-
schen Kärttiki und Vaisäkhl vor, gestattet jedoch auch beliebige Wahl mit
Ausnahme von Citrä. 5. Ankunft des Bräutigams. Nicht verwittwete
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37. Hochzeit. 65
glückliche junge Frauen geleiten den Bräutigam, der gebadet und die glück-
bringenden Ceremonien vollzogen haben muss, in das Haus des Mädchens.
Gegen sie muss er sich überall , sobald es sich nicht um^ verbotene Speisen
oder um Vergehen handelt^ entgegenkommend verhalten (S. i, 12, i. 2). Wenn
er die Braut erblickt hat, soll er nach Äp. unter Hersagung bestimmter Verse
sie anschauen und den Zwischenraum zwischen ihren Augenbrauen mit einem
Darbhahalm^ abwischen, den er dann nach W. wirft. Nach einigen Grhyas
(Äp. 3, 5. 7; S. I, 12, 10) wird der Bräutigam mit einer Kuh bewirtet; andere
(G. 2,3, 16; Kh. 1,4,7) lassen den Argha aber erst nach der ehelichen Ver-
bindung, am Ende der drei Keuschheitstage vollziehen, fuhren jedoch auch
den ersten Brauch als Ansicht »einiger« an. Eine zweite Kuh wird später im
Hause des Bräutigams geschlachtet und zwar nach Äp. 3, 8 dem zu Ehren,
der bei ihm in Ansehen steht (also dem Lehrer, Vater u. s. w.). Das sind die
beiden Ma^AuparJka-Kühe, 6. Schmuck der Braut Mit Erlaubnis jener
Frauen, die ihn geleiten, überreicht der Bräutigam der Braut ein Gewand und
salbt sie, beides unter Hersagimg von Versen des Süryäliedes. In ihre Rechte
giebt er (wie es scheint zur Scheitelziehung, die nach der Empfängnis statt-
findet) den Stachel eines Stachelschweins u. s. w., in die Linke einen Spiegel.
Ihre Verwandten binden ihr eine schwarz-rote, aus Wolle oder Hanf herge-
stellte Schnur mit drei Amuletten an,^ der Bräutigam Madhükablüten, alles
unter Anwendung von RV.-Sprüchen (S. i, 12, 3 — 9). Nach Kaus. 76, 8 be-
festigt man ein Amulet an dem Ringfinger. P. i, 4, 12 spricht nur von der
Anlegung zweier Gewänder. Sehr weicht die Darstellung bei Äp. ab, der
ebenso wie Mänava (s. Winternitz p. 45) die Sitte des Durchziehens kennt
7. Andere Vorbereitungen. Das Hochzeitsfeuer, das nach der bei P. i,
4, 4; S. I, 5, 4 angeführten Meinung »einiger« durch Reiben erzeugt sein soll,
befindet sich auf einem in der üblichen Weise hergestellten Platz »draussen
in einer Halle« (P. i, 4, 2), nach G. 2, i, 12 purastäc chäiäyä^. Femer ist
ein Topf voll Wasser, geröstete Körner, ein Mahlstein notwendig. Nach G.
füllt einer der Brautführer einen Topf mit Wasser, geht damit schweigend und
in sein Gewand gehüllt um das Feuer imd stellt sich im Süden davon, das
Gesicht nach Norden gerichtet, auf (G. 2, i, 13; Kh. i, 3, 5). Diese Wasser
heissen die stheyäfi (Bloomfield, ZDMG. 35, 574; Oldenberg, SBE. 30, 43).
Äp. 4, 7 lässt eine gerade Anzahl mantrakundiger Brahmanen aussenden, um
Wasser zu holen. Nach Kaus. 75, 13 geht beim Wasserholen ein Mann mit
aufgelegtem Pfeü voran, ein Brahmane hinterdrein. Er durchbohrt eine Erd-
scholle im Wasser. In umgekehrter Reihenfolge kehren sie zurück. Bei S. i,
13, 5 füllt der (Lehrer) nach der Handergreifung einen neuen Wasserkrug,
wirft Zweige eines männlich benannten Baumes, die Saft und Blätter haben,
samt Kusagras hinein, nach »einigen« auch Gold, und übergiebt ihn einem
Schüler, der Schweigen bewahrt Diese Wasser werden im NO. aufgestellt und
sind von links nach rechts zu umwandeln. Nach Kaus. 75, 19 stellt man den
Krug ausserhalb der Vedi auf einen Zweig., Hinter das Feuer werden femer
vier Handvoll gerösteter Kömer, mit Samiblättem gemischt ,_ in einem
Wurfgefäss aufgestellt und der kleinere Mahlstein (G. 2, i, 15. 16; Asv. i, 7, 3;
S I, 13, 10). 8. Kanyäpradäna, Die Übergabe des Mädchens durch den
Vater an den Bräutigam wird nur von P. 1,4, 14. 15 angedeutet, eingehender im
Mänava (Winternitz 41) behandelt Das Äsv. G. P. i, 22 beschreibt sie aus-
fuhrlich und ebenso die Kommentare Väsudeva und Kämadeva (ISt 5, 309 ff.;
Oldenberg, SBE. 29, 34). Die Reihenfolge der Handlungen ist verschieden.
P. I, 5, I sagt ausdrücklich, dass er »nach einigen« gewisse Handlungen erst
nach 6&vs\ parinayana vollziehen soll. 9. Hochzeitsopfer. Hinter dem
Feuer setzen sie sich nieder auf einer Matte, die bis an das Barhis reichen
Indo-arische Philologie. III. 2. 5
1. .
66 m Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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soll (G. 2, I, 23). Hierauf werden einige Butterspenden gebracht, bei einigen
Sütrakäras unter Sprüchen, die sich auf Nachkommenschaft,, auf das Leben
ihres Gatten u. s. w. beziehen. Hervorzuheben ist, dass bei S. i, 12, 12; 13, i
den vier Ajyaopfem eine Spende des Vaters oder Bruders des Mädchens
folgt, die dieser mit einer Schwertspitze oder einem Löffel auf ihr Haupt opfert,
wobei sie sitzt und er steht. Der Spruch, dem RV. entlehnt, bezieht sich auf
ihre Herrschaft im Hause des Schwiegervaters. Daran schliesst sich eine Reihe
von Ceremonien, die in den Sütren verschieden angeordnet sind (Stenzler,
zu Äsv. I, 7, 15; WiNTERNiTZ S. i8): IG. /ö/aAoma, a/märopana, agnipari-
kramana. Der Bräutigam schreitet hinter dem Rücken des Mädchens vorbei,
stellt sich im S. auf und ergreift ihre zusammengelegten Hände. Bruder oder
Mutter des Mädchens nehmen geröstete Kömer {läjas\ nach S. i, 13, 15;
Kh. I, 3, 18 mit Samiblättem zusammen in einem Korbe) und lassen die
Braut mit der rechten Fussspitze auf den Stein steigen, indess der Bräutigam
flüstert: »diesen Stein besteige u. s. w.« Der Bruder oder ein anderer Ange-
höriger (die Sütren schwanken) nimmt ein- oder zweimal (bei den Jama-
dagnayas dreimal Asv. i, 7, 9) geröstete Kömer, legt sie in ihren Anjali, und
die Braut opfert, ohne den Anjali zu lösen (wie mit einem Opferlöflfel, Äsv.
I, 7, 13). Nach H. I, 20, 4; Ap. 5, 6 Komm, opfert der Bräutigam mit ihrem
Anjali. Nach dem Opfer kehrt der Bräutigam auf seinen früheren Platz zu-
rück und fuhrt selbst oder ein mantrakundiger Brahmane die Braut um das
Feuer (und, bei Asv., um den Wasserkmg), sodass sie diesem ihre rechte
Seite zuwenden, mit dem Spmch: »das Mädchen weg von ihren Ahnen«.
Nach der Rückkehr auf ihren Platz tritt sie in derselben Weise hin, besteigt
den Stein, und der ganze Vorgang wiederholt sich ein zweites und drittes Mal
(Äsv. I, 7, 13 wird beim ersten Opfer ein Vers an Aryaman, beim zweiten an
Varuiia, beim dritten an Pü§an gesagt), der Überrest der Körner sodann ins
Feuer geschüttet. Bei G., dem ich im wesentlichen gefolgt bin, folgen
II. die sieben Schritte. Die Braut muss nach NO. vorschreiten, den
rechten Fuss vorsetzen, den linken nachziehen, aber ohne damit beim rechten
vorbeizuschreiten (G. 2, 2, 12. 13). Nach Kaus. 76, 21 ff. werden zu dem Zweck
sieben Linien gezogen. Die Sprüche, deren letzter von der Freundschaft
»durch sieben Schritte« spricht, sind überall dieselben oder nur wenig ver-
ändert. Nach H. bedeckt nach dem siebenten Spmche der Bräutigam ihren
rechten Fuss mit dem seinen, fuhrt seine rechte Hand über ihre rechte Schulter
hinab und berührt (wie bei der Schüleraufnahme der Lehrer) Herz und Nabel
unter Sprüchen (i, 21, 3. 4). Während sie die Schritte thun, folgt ihnen ein
Wasserträger, der ihre Köpfe mit Wasser besprengt (G. 2, 2, 15). Bei P. i, 8, 3
steht ein Mann mit dem Wasserkrug auf der Schulter schweigend südlich vom
Feuer und der Bräutigam besprengt sie. , Auch die anderen Sütren kennen,
teilweise modificirt, diese Wasserweihe. S. i, 14, 7 lässt die Fusstapfen mit
Wasser sühnen und dann das Brautpaar unter Hersagung von RV. 10,9,1 — 3
mit dem Stheyäwasser benetzen. Nach Kaus. 76, 25 besteigt hier die Frau
das Lager; die Füsse werden ihr gewaschen, das Band, mit dem die Gattin
gefesselt war, gelöst; die Diener fassen es an und streiten sich dämm (Kaus.
76, 30; ist. 5, 384). Bei G. folgt erst hierauf 12. das Fänigrahana, das
bei Äsv. Sänkh. Pär. und auch bei den andern mehr am Anfang der
Handlungen steht (vgl. Winternitz 18). Die Braut sitzt nach O. gewendet,
der Bräutigam steht nach W. Er ergreift ihre Hand mit den Worten: »ich
ergreife deine Hand zum Heil« (RV. 10, 85, 36) und zwar nach Äp. 4, 11 so,
dass die Fläche seiner rechten Hand nach unten, die der ihrigen nach oben
gekehrt ist. Abergläubische Bräuche haben hier ihre Stelle. Wenn der Gatte
nur Knaben wünscht, ergreift er den Daumen, wünscht er Mädchen, dann die
37. Hochzeit. 67
Finger; wünscht er beides, dann nimmt er die Hand samt dem Daumen auf
der äusseren Seite (Äsv. i, 7, 3 — 5; Ap. 4, 11 — 13 ff.). Hierauf folgt bei Äsv.
das dreimalige Umwandeln des Feuers und Wasserkruges, Betreten des Steines
u. s. w. Auf die Hochzeit folgen Geschenke. Dem Acärya schenkt er eine
Gabe; ein Brahmai^e giebt eine Kuh; ein Räjanya ein Dorf, ein Vaisya ein
Pferd. Einem, der Töchter hat, schenkt er 100 Kühe und einen Wagen,
(das Wort duhitrmate wird zwar von den Übersetzern auf den Schwiegervater
bezogen; mir scheint aber der Zusammenhang auf den Äcärya oder Priester
hinzuweisen), den Opferkundigen ein Pferd. So in fast wörtlicher Überein-
stimmung S. I, 14, 13 — 17; P. 1,8, 15 — 18. Der erstere fugt als andere
Gabe fiir den, der das Süryälied kennt, das Brauthemd hinzu (vgl. Äsv. i,
8, 12), das nach Kaus. 79, 22 an einen Pfosten gehängt wird. G. 2, 3, 23
spricht nur von einer Kuh. 13. Aufbruch vom Hause. S. i, 15 behandelt
den Aufbruch und die Reise der jungen Frau in ihre neue Heimat sehr aus-
fuhrlich. Wenn sie aufbricht (zu Wagen, Pferd oder Elephant H. i, 22, i
Komm.), wenn sie weint, werden Verse gesagt. Sie salbt die Achsen, die
Räder, die Stiere und steckt an den Wagen {iamyägartesu) Zweige eines frucht-
tragenden Baumes. Die Stiere werden unter Hersagung von Sprüchen ange-
schirrt (auch Äp. 5, 20. 21). Nach Äp. 5, 23 werden auf die Gleise zwei
Fäden gelegt, ein blauer auf das rechte, ein roter auf das linke und mit
Sprüchen befährt er sie. Die verschiedenen Texte sehen die möglichen Un-
fälle, Schwierigkeiten und Omina bei der Reise vor und ordnen im einzelnen
voneinander abweichende Verhaltungsmassregeln an. Beim Passiren von Kreuz-
wegen, Kirchhöfen, Unebenheiten, Wüsten, Flüssen, Tirthas (nach Kaui 77, 8
wird bei einem TTrtha auf eine Erdscholle geschossen) Pfosten, Bäumen, die
Müch haben oder die als Merkzeichen dienen (Äp. 6, 5), lieblichen Plätzen
werden Sprüche gesagt Wenn sie einen Fluss kreuzen beim Besteigen des
Schiffes, an einer tiefen Stelle desgleichen. Äp. 6, 2 verbietet der Frau bei
einer Überfahrt die Schiffer anzusehen. Wenn die Achse bricht. Gebundenes
sich lockert, der Wagen umwirft oder bei anderen Unfällen, legen sie Holz
an das mitgefuhrte Feuer, opfern, holen anderes Material und salben es mit
der übriggebliebenen Butter (G. 2, 4, 3. 4; Äp. 6, 4; S. i, 15, 9, der bei einem
Unfall am Wagen die junge Frau in die Wohnung eines Ahitägni bringen
lässt). Nach Äsv. i, 8, 7 soll er bei jedem Hause die Zuschauer mit dem
(von andern übrigens anders gebrauchten) RV.-Verse »diese Frau, mit guten
Zeichen wohlversehen« anreden. Das Hochzeitsfeuer wird in ein Qeiäss
gethan und voran oder hinterdrein geführt (Äp. 5, 13, H. i, 22, 2 ; G. 2, 4, 3). Es
ist von da ab ständig zu unterhalten (siehe unten). Äsv. schreibt vor, die erste
Nacht im Hause einer bejahrten Brahmanin, deren Mann und Kinder leben,
zu verbringen (i, 7, 21). Etwas anders G. 2, 3, iff. (Kh. i, 4, i), der sie zu
einem ihr angeniessenen Haus eines Brahmanen im NO. bringen lässt Dort
wird das Feuer angelegt, und dahinter sitzt die Braut auf einem roten, nach
aussen gekehrten Stierfell nieder und muss schweigen, bis die Sterne sichtbar
werden. Sobald dies geschieht, opfert der Gatte sechs Butterspenden und
giesst von jeder den Überrest über ihr Haupt Alsdann stehen sie auf, gehen
hinaus, und er zeigt ihr den Polarstem und die Arundhati. Bei jenem sagt
sie »fest bist du u. s. w.« , bei dieser »gebunden bin ich« und nennt beide-
male ihres Gatten und ihren eigenen Namen. H. i, 22, 11 lässt, ausfihrlicher
als andere, die Gegenden, Sterne, Mond, die sieben R§is, Arundhati und den
Polarstem mit längeren Sprüchen verehren. 14. Ankunft Den Tag, an
welchem er die Gattin heimführt, soll er nach Äp. sich merken. Nach dem-
selben Sütra zeigt er ihr das Haus und spannt zuerst das rechte von den
beiden Zugtieren aus. Bei G. helfen ihr gesittete Brahmanenfrauen, deren
68 111. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttuallitteratur u. s. w.
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. 5
•rr
Männer und Kinder noch leben, vom Wagen herab. Ein Fell wird in die
Mitte des Hauses gebreitet (Ap.) oder in die Halle hinter dem dort anzu-
legenden Feuer. Sie muss in das Haus eintreten, mit dem rechten Fuss zu-
erst und ohne die Schwelle zu berühren (Äp. 6, 9; H. i, 22, 6. Nach P. 1,
8, IG ist es ein »starker Mann«, der sie emporhebt und im O. oder N. in
einem verwahrten Raum auf ein^ rotes Stierfell niedersetzt). Hierauf wird eine
Anzahl Spenden dargebracht S. i, 16, 8 erwähnt, dass nach »einigen« ihr
ein Knabe auf den Schooss gesetzt wird. In die Hände werden ihm Früchte
gegeben und Brahmanen zu guten Wünschen veranlasst. Dann wird sie Söhne
gebären. Wir finden diese Vorschrift wirklich bei Äp. 6, 11, Kaus. 78, 8
{kalyänanämänam brähtnanäyanani) und G. 2, 4, 7, der dem Knaben saka-
lota*s (nach dem Komm. Lotoswurzeln, nach Weber Düngerballen) oder
Früchte in die Hände geben lässt Erst jetzt, nach der Ankunft, lassen einige
Sütren das Ehepaar schweigend, bis die Sterne scheinen, sitzen und die auf
den Polarstem und Arundhati bezüglichen Sprüche sagen. 15. Caihurthi-
karman. Drei Nächte sollen sie Keuschheit üben, auf dem Boden lagern
und weder gewürzte noch gesalzene Speise essen; doch ist auch längere Keusch-
heit gestattet, z. B. nach P. sechs, zwölf Nächte oder gar ein Jahr. äsv. i,
8,10 prophezeit ihnen, dass in diesem Fall ihnen ein und derselbe R§i zu Teil
werden wird. Zwischen beiden Lagern steht während der drei Tage (nach
Äp. 8, 9) ein mit Wohlgerüchen bestrichener und mit einem Gewand oder
Faden umhüllter Stab. Früh und abends sollen sie das Hochzeitsfeuer um-
wandeln (S. i, 17, 8). Mit dem vierten Tage beginnt die Zeit der Beiwohnung;
vom vierten bis zum_ sechszehnten Tage bringt jeder gradzahlige Tag bessere
Nachkommenschaft (Äp.). Gegen Ende der vierten Nacht (P. i, 1 1, i ff.) wird im
Innern des Hauses das Feuer angelegt und eine Topfspeise gekocht, von der
Agni, Väyu, Sürya unter Sühnsprüchen, ferner Aryaman, Varu^a, Pü§an,
Prajäpati und an achter Stelle Svi§takrt geopfert wird (S. i, 18, 2 ff.; P. i, 11, i,
bei diesem an Agni, Väyu, Sürya, Candra, Gandharva, Prajäpati). Eine
Adhyän4äwurzel wird gestampft und zur Zeit der Menses in ihr rechtes Nasen-
loch geschüttet (S. i, 19, i. Ein ähnlicher Brauch findet sich bei P. i, 13, i.
aber nur für den Fall, dass die Frau nicht empfangen sollte. Danach soll
der Gatte nach vorausgehendem Fasten unter dem Sternbild Pu§ya die Wurzel
einer weissblühenden Simhipflanze ausgraben und am vierten Tage der Frau,
nach einem Bade, zerstampft in das rechte Nasenloch schütten). Was er vor
und nach der Beiwohnung zu thun hat, welche^ Sprüche er zu sagen hat, wird
ebenfalls vorgeschrieben, recht ausführlich von Sänkh. und H., der eine ganze
Anzahl von Liebes- und Zaubersprüchen anführt (i, 24, 3 ff.). 16. Am fünften
Tage findet das nur von Baudh. beschriebene näpitakarma statt, bei wel-
chem die Ehegatten sich die Haare und Nägel schneiden lassen und danach
aus dem Dorfe hinausgehen, um einem Udurabarabaum Verehrung zu erweisen
und . Ehesegen zu erbitten. Auch werden mit einem neuen Gewände Fische
gefangen und als Bali für die Baka's (Wasservogel) dargebracht (Winter-
NITZ lOl).
Litt.: Haas u. Wkber, Indische Studien V(s. o. S. io). — Leist, Altar, jus gen-
tium 59 ff. — WiNTERMTZ, s. o. (fast die p^anze auf die Eheceremonien bezügliche
Litteratur findet sich bei Winternitz, S. 103 — 104 verzeichnet'. Dazu die Rec. von
KiRSTE WZKM. 6, 174 ff. — L. V. Schkoeder, die Hochzeitsgebräuche der Esten,
18S8. — ScHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte 2, Jena 1890, S. 550 ff-
— Zimmer, Altindisches Lehen, Berlin 1879. — Alberini's India, transl. II, p. 154 ff«
— Dahlmann, das Mahäbhärala, 1S95, p. 247 ff. — Kanyavivähakäla^ U§ä 1891, fasc. 10
(modern). — StrlsahavTuavayovidhi^ Usa 1S91, fasc. I. — Forbes, Ras MäU II, 337 ff-
S 38. Das Hausfeuer. — Die Pflichten des Hausherrn. Hinter dem
jungen Ehepaare oder vdr ihm her (H. i, 22, 2; Äp. 5, 13 resp. Äsv. i, 8, 5)
38. Das Hausfeuer. Die Pflichten des Hausherrn. 69
fuhren sie das Hochzeitsfeuer, das fortan beständig zu unterhalten ist. Es
heisst grhya^ ävasathya oder aupäsana-Y^Mtr (G. i, i, 21; Kh. i, 5, i; P. i, 2, i;
9, i; H. I, 26, i; Kaus. 69 ff. Komm.), der, welcher das Feuer unterhält, heisst
aupäsanika im Gegensatz zum vaitänikay der die drei heiligen Feuer unter-
hält (Stenzler zu P. 3, I, i). Die Hochzeit ist indess nicht die einzige Ge-
legenheit für die erste Anlegung des Hausfeuers. P. i, 2, i fiihrt ausser dem
därakäla noch als Meinung einiger die Zeit der Erbteilung {däyädyakäla) an,
ebenso S. i, i, 4, der die Zeit der Rückkehr des Schülers als weitere Even-
tualität gelten lässt Eine vierte Gelegenheit ist der Tod des Hausherrn, bei
dem der Älteste {jyäyams oAti paramesthin) das Feuer anzünden soll (besonders
ausführlich Kaus. 69, vgl auch G. i, i, 12, der die Erbteilung im Gegensatz
zum Grhyasamgrahaparisi§ta i, 76 nicht nennt). G. (Kh.) i, i, 13 wünscht als
genaueren Zeitpunkt das Zusammentreffen eines Knotentages mit bestimmten
Gestirnen (?) oder überhaupt einen Neu- oder Vollmondstag. ^Das Hochzeits-
feuer wird »nach einigen« durch Reiben erzeugt (P. i, 4, 4; S. i, 5, 4; G. i,
I, 17; Kh. I, 5, 3), das so gewonnene scheint nach einer Bemerkung Gobhila's
(18) nicht als ganz voll zu gelten. Die, welche es nicht durch Reiben er-
zeugen, holen es aus »dem Hause« oder der »Bratpfanne« eines Vaisya, wie
auch Kät. Sr. S. 4, 7, 15. 16 vorgeschrieben ist, oder eines »bahuyäjin«, sei er ein
Brahmane, Räjanya oder Vaisya (G. i, i, 15 ff.; Kh. i, S, 3, der einen Südra
ausdrücklich ausschliesst). Nach P. i, 2, 3 muss es ein »reicher« (bahupasu)
Vaisya sein; bei ihm ist ausserdem das agnipradäna erwähnt, von Oldenberg
(SBE. 29, 265) richtig als handling over of the kindling sticks übersetzt, wohl
aber nur bei denen Brauch, die sich der Reibhölzer zur Erzeugung des Feuers
bedienten. Über die Holzarten und die Beschaffenheit der T»arants9L geben
das GSamgrahaparisi§ta i, 78 ff. und Karmapradlpa i, 7, ,1 nähere Vorschriften.
Das Agnyädhäna gehört zu den Materien, die auch im Srautaritual ihre Stelle
haben (Ap. 5, iff.; Äsv. 2, 1,9; Kät. 4, 7, i ff. s.u.!), das mehrfach bei den Grhya-
ceremonien ergänzend eintritt. Die Pflege des Feuers liegt dem Hausherrn
ob; doch können auch Frau, Sohn, Tochter oder Schüler sich dessen unter-
ziehen (Äsv. I, 9, i). Wenn das Feuer aber erlischt, so soll es durch Reibung
oder Entnahme aus dem Hause eines Srotriya aufs neue entzündet werden
(H. I, 22, 4); die Frau (Äsv. 1,^9, 2) oder der Mann (Äp. 5, 17; H. i, 22, 5)
muss fasten und dieser nach S. 5, i, 8 Allbussen spenden. Wenn der Dienst
am häuslichen Feuer durch zwölf Tage unterbrochen worden sein sollte, ist
das Feuer wieder neu anzulegen (H. i, 26, 4) oder alle ausgelassenen Spen-
den sind zu zählen und zu opfern; in welcher Weise jenes punarädheya statt-
zufinden hat, setzt H. i, 26, 6 ff. auseinander. Auch in andern Fällen, z. B.
wenn das Feuer mit anderen vermischt ist, wird von H. i, 26, 18 die W^ieder-
anlegung vorgeschrieben. Die Feuerstätte {agnisthandila) befindet sich in
gewissen Fällen, welche P. i, 4, 2 näher angiebt, ausserhalb des Hauses in
einer Halle (vgl. H. i, 22, 7; Kh. i, 2, i), die nach dem Komm, zu Kät Sr.
7, I, 24 zwanzig Aratnis lang und zehn breit sein soll (Stenzler zu P.). Wenn
er sonst ein Opfer darbringen will, sofern nicht das im Hause befindliche
benutzt wird, wird (nach Äsv. i, 3, i) ein Platz, der nach allen Seiten min-
destens das Mass eines Pfeües hat {caturasra nach S. i, 7, 2), mit Kuhdung
beschmiert, darauf in bestinunter Weise sechs Linien (als Rost) gezogen (ein
Schema bei Gobhila, Bloomfield, ZDMG. 35, S.557*; etwas anders würde es
nach S. i, 7, 6 ff. aussehen, vgl. auch Oldenberg, SBE. 29, S. 23, Anm.). Nach
einigen Sütren kann der Feuerherd nach O., NO. oder nach N. geneigt oder
eben sein (H. i, i, 9; G. i, i, 9). Den Platz besprengt er mit Wasser, setzt
das Feuer darauf, legt ein Holzscheit nach, fegt das Feuer zusammen, um-
streut es mit Gras und sprengt Wasser ringsum. Diese Ceremonien, in den
1
70 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s. w.
Grhya's durchweg ähnlich beschrieben, haben, wie Stenzler bemerkt, den
praktischen Zweck, das Feuer in gutem Brande zu erhalten. In manchen
Texten sind sie in etwas anderer Reihenfolge genannt P. z. B. schreibt das
Kehren des Bodens, Bestreichen mit Kuhmist, Linienziehen, Entfernen der
Erde und Besprengen des Bodens vor. Das sind die fünf bhüsatfiskärc^ s^
oder das lak^ana (G. i, i, 10); auf die Stätte trägt man das Feuer unter
Sprüchen oder schweigend (S. i, 7, 9. 10; G. i, i, 11). Ausführlich ist diese
Ceremonie des agnipranayana Gobhilasamgrahap. I, 64^ — 69 beschrieben.
Danach soll es in einem glänzenden Gefäss, nicht mit Schalen oder zer-
brochenen oder ungebrannten Gefässen geschehen. Das Feuer wird vor jedem
Opfer mit Kusahalmen in bestimmt vorgeschriebener Weise umstreut; bei
blossen Äjyaspenden ist das jedoch nicht notwendig und nach Mä^cjükeya auch
nicht bei den stehenden Darbringungen (S.). Welche Beschaffenheit das Kusagras
haben ^muss, sagt G. i, 5, 16. 17. Die beim Agnihotra gegebenen Vorschriften
(Asv. Sr. 2, 2) über das präduskarana gelten auch hier. Einige legen femer
um das Feuer Einfassungshölzer, paridhi's, die aus SamI- oder Panjaholz be-
stehen (G. I, 7, 16). Über die Holzarten, welche bei Anlegung des Feuers
vorgeschrieben sind, handelt G. i, 5, 14 ff. Wenn der Hausherr verreisen
will, lässt er in sich selbst, in die beiden Reibhölzer oder in ein Scheit das
Feuer mit dem Spruch »komm, gehe in meinen Atem ein« eingehen. Oder
er wärmt mit RV. 3, 29, 10 die beiden Reibhölzer oder das Scheit Vor
Sonnenuntergang holt er dann wieder das Feuer heraus. Auf einen hergerich-
teten Platz schafft er ein weltliches Feuer und mit den Worten: »gehe wieder
ein« lässt , er das heilige Feuer darein eingehen (S. 5, i, i ff.; H. 1,26,
12 ff.; S. Sr. S. 2, 17; Weber, I.St 9, 311). Wer von einer Reise zurück-
kehrt, begrüsst sein Haus mit einem Verse und bringt dann dem Haus-
feuer seine Verehrung dar ( S. 3, 7, 5). Seine Söhne und Töchter begrüsst er
mit Formen, die die Sütren ebenfalls näher, jedoch verschieden angeben. Das
Haupt des ältesten Sohnes umfasst er zuerst und küsst es unter Anwendung
einiger Sprüche. Mädchen küsst er (nach einzelnen) nur leise aufs Haupt (so
G.) Asv. I, 15, 9; Äp. 15, 13; G. 2, 8, 21 ff.; H. 2, 4, 16.
S 39. Person des Opferers. — Nach Ap. 8, 3 verschmähen die Götter
das Opfer einer Frau, eines mittels des Upanayana nicht geweihten, sowie die
Opfer gesalzener, gewürzter oder mit geringwertiger Nahrung gemischter Speisen.
Der Hausherr fungirt als Opferer, aber er kann sich durch einen Brahmanen
oder in einzelnen Fällen durch seine Gattin vertreten lassen, z. B. bei der
Morgen- und Abendspende (G. 1,3,15) oder abends bei den Balis (1,4,19)
durch die Frau. Der Hausherr allein ist notwendig zum äsasyabali (G. 1,
4, 29), vielleicht auch bei den Päkayajna's, doch ist G. i, 9, 8. 9 kontrovers,
femer nach dem GSParisista 1,92 beim pitryajna ekägni. Sonst kann beliebig
ein Brahmane zugezogen werden, notwendig ist es beim Dhanvantari- und
Spiessrindopfer (Asv. 1,3, 6). Der Sitz des Brahman befindet sich im Süden (S. i,
8, 6; P. I, I, 2); sein Verhalten beschreibt G. i, 6, 13 ff. Merkwürdig ist
die Vorschrift des genannten Sütra (1,6,21), dass der Hausherr, falls er
Hotr- und Brahmanamt ausüben will, auf den Brahmansitz Sonnenschirm,
Obergewand oder Wasserkrug oder eine Puppe aus Darbhagras legen soll
Eine genauere Beschreibung dieses strohenen »Brahmanen« Parisi§ta i, Sy^ff-
Nach dem Parisi§ta 2, 24 soll bei der Hochzeit der Bräutigam die Sprüche
selbst sagen, wenn er ein Brahmane ist, bei einem K.^atriya oder Vaisya da-
gegen der Priester. Der Opferer trägt, wie auch in den Srautasütren vorge-
geschrieben und Taitt. Ar. 2, i betont ist, die Opferschnur, und zwar bei
Götteropfern rechts (von der linken Schulter unter die rechte Achselhöhle),
bei Manenopfern links (von rechts nach links) G. i, 2, i ff.; Kh. i, i, 46*.
i
39- Person DES Opferers. 40. Opfer. 71
(Ausführlich ist die Opferschnur Gobhilasamgrahap. II, 48 ff. beschrieben.)
Femer ist das äcamana^ dreimaliges Wasserschlürfen und Benetzung der
Sinnesorgane mit Wasser notwendig (G. i, 2, 5 ff.).
X Stenzler, commentationis de domesticis Indonim ritibus particula, Breslau
1860. — Bloomfield's Zeichnung ist von Knauer, Gobh. 2, 129; Schrader, Kar-
maprad. 36 berichtigt worden.
S 40. Opfer. — Eine der wesentlichsten Pflichten des Hausherrn ist die
Darbringung der vorgeschriebenen Opfer. Im Gegensatz zu den Srautaopfern,
zu deren Darbringung die drei Feuer nötig sind, wird für die des Grhyarituals
ausschliesslich das Hausfeuer (ävasathya, vaivähika agni) gefordert (Manu 3, 67;
Yäjii. I, 97). Die Darstellung dieser Opfer gehört zum wesentlichen Inhalt
der Grhya's. Sie heissen päkayajha oder grhyasthältpäkd s^ »Kochopfer«
(Weber, LSt. X, 326*; Stenzler, Äsv. II, S. 2, wo man die Ansichten der
Komm, verzeichnet findet; Oldenberg 30, XXni*), während Speijer (Jätakarma
27. 28) ausser der Bedeutung »Kochopfer« darin noch eine Bezeichnung für
das totum genus grhyorum sieht Die Inder unterscheiden offenbar imter
Verallgemeinerung eines ursprünglich engeren Begriffes drei bis vier Arten von
Päkayajna's: huta, ahuta^ prahuta und präüta (S. i, 5, i; 10, 7; P. i, 4, i).
huta sind Feueropfer wie Agnihotra, bei denen die Spende ins Feuer^geschüttet
wird, ahuta Baligaben, die nur ausgesetzt werden, prahuta nach S. Manen-
opfer (anders bei Stenzler zu P. i, 4, i), präüta »gekostet«, was in einem
Brahmanen (durch dessen Speisung) als Opfer niedergelegt wird. Die Inder
selbst schwanken in den Einzelheiten; Äsv. 1,1,1 nennt nur die huta^ pra-
huta^ brahmani huta und bezieht die zweite Gruppe auf die, »welche nicht
ins Feuer geopfert werden«. Eine zweite Auffassung, die in den Gfhya's wenig
zur Geltung kommt, unterscheidet 7 Tupäkasamsthäf^fn als Unterabteilung der 2 1
yajhasamsthäh (S. 1,1,15): asfakä, pärvana, iräddha^ irävant^ ägrahäyanJ, caitrJ,
äJvayufl (s. oben S. 41), d. h. die Opfer am achten Tage der dunkeln Hälfte
der Monate Kärttika, Märgasiras, Pau§a, Mägha; die Opfer an den Neu- und
Vollmondstagen, die allmonatlichen Manenopfer, die an den Vollmondstagen
des Monats Srävai;ia u. s. w. Der Kommentar zu Ap. Sr. S. bezeichnet
aupäsanahomaj vaihfodeva^ pärvana^ astakä^ tnäsUräddha, sarpabali^ liänabali
als die sieben Päkayaji5a's, Satyavrata Sämäsrami in der U§ä (SBE. 30, 358)
giebt neben dieser Liste eine zweite, bestehend aus säyamhoma, prätarhoma^
sthälipäka, navayajnay vaiivadeva u.s.w. Eine Mischung beider Einteilungsweisen
finden wir bei Baudh. (SBE. 14, XXXI, Ait. Br. 3, 40, 2 Säy.; SBE. 30,
XXIV), der huta^ prahuta, ähuta, iülagava, baiiharanahoma , pratyavarohana,
asfakähoma als die sieben Päkayajna^s aufzählt, und in der Baudhäyanaprayo-
gamälä (fol.i^) werden oX^huta (»homamätrasädhya«) aufgeführt: viväha-garbhä-
dhänapumsavana-simanta-visnubalayah, als prahuta (homo balis ca) Jätakarma^
nämakarana u. s.w., als ähuta (homabalipräsanäni) upanayana^ samävartana
u. s. w. Wir werden von diesen Versuchen, die Opfer zu systematisiren, ab-
sehen und in der folgenden Darstellung drei Gruppen von Opfern unterschei-
den, je nachdem sie täglich oder zu festgesetzten Zeitabschnitten oder bei be-
sonderen Veranlassungen darzubringen sind.
S 41. Die zum Gfhyaopfer verwendeten Materialien teilt Gobhila
I, 3, 6 in krta »hergerichtete« und akrta »nicht hergerichtete« ein (für krta
sagen Äsv. i, 2, i; S. 2, 14, 3 siddha), jenes mehr für die flüssigen, diesesfiir
die festen Stoffe (Knauer zu G. i, 3, 6. 7; etwas anderes GSP. i, 93). Asv.
Sr. S. 2,3, 12 nennt als Opferspeise für jemand, der keinen besonderen Wunsch
hat, payas und filr andere yavägür odana dadhi sarpih, und das Gfhyasütra
i> 9i 5 beruft sich hierauf, schliesst aber, in offenbar polemischer Anspielung
auf die Vorschriften anderer Srautalehrer, den Gebrauch von Fleisch aus.
72 HL Religion, weltu Wissensch. u. Kunst. 2. Rituai-liiteratur u. s. w,
i
1
I
1.^
1
• *
'1^
Nach Belieben kann aber auch vnAiy yaza, tila geopfert werden. Zwischen
den einzelnen Gfhya's ist hier keine wesentliche Abweichung zu verzeichnen
(G. I, 7, 20 äjyam samskurute sarpis tailam dadhi payo yavägüm vd). Zu
diesen Stoffen tritt bei aussergewöhnlichen Gelegenheiten ein ^ Opfertier.
S 42. Die einfachsten Opfer sind die Äjyaopfer. S. Sr. S. sagt, dass
überall, wo juhoti gesagt sei, darunter eine Darbringung von sarpis zu ver-
stehen seL Ait Br. i, 3, 5 unterscheidet äjyam vai dtvänäniy surabhi ghriam
manusyänäm äyutatn pitfnämy navanttam garbhänäm und der Komm, sagt,
dass die alten Lehrer zwischen äjya und ghrta unterschieden ; äjya sei sarpir
vilina^ ghjta ghanlbhüta^ äyuta tsad viltnam. (Weitere Angaben GSparisista
I, 105 ff.; Die Sütren geben genaue Beschreibungen der Vorgänge beim
Äjyaopfer; besonders ausführlich ist H. i, i, 18 ff., der sie in der Weise einer
Paddhati darstellt Die Grundform der Butteropfer ist überall dieselbe. Wie
das Neu- und Vollmondsopfer die Grundform sdler I§ti*s, so ist das Äjyaopfer,
voa H. im Anschluss an das Upanayana, von S. u. a. im Anschluss an die
Hochzeit vorgeschrieben, die Grundform aller bhütikarman's, äjyähuü's, ^äkhä-
pah/sy carupäkayajha* s (S. i, 16, iff.). Als Hauptbestandteile des Opfers zählt
P. I, 5, 3 auf äghärau, äjyab/iägau, tnahävyährtVs^ sarvapräyascittay präjäpatya
und svistakrt — diese bilden die Grundform, in die bei andern Opfern
die hinzukommenden Spenden an bestimmter Stelle eingeschaltet werden.
Diese Einlage der variirenden, für jedes Opfer charakteristischen Spenden heisst
der äväpay über den S. Sr. S. i , 16, 3 ff. ^ genauere Anweisung giebt Der Platz
für diese Einschaltung schwankt; nach SGS. i, 9, 12 liegt er zwischen den
Mahävyährti's, Sarvapräyascitta und der Spende für Prajäpati; nach P. i, 5, 6
zwischen den beiden letzteren; nach H. i, 2, 17 zwischen den beiden Ajya-
bhäga's u. s. w. Diese beiden Äjyabhäga*s und Svi§takjtspende sind nach der
Ansicht mancher Sütren bei den Äjyaopfem nicht notwendig (G. i, 9, 26;
Kh. I, 3, 1 2-7-1 5), nach Mändükeya überhaupt nicht bei den ständigen Dar-
bringungen (S. I, 9, 11). Erforderlich ist für diese einfachste Form der Grhya-
opfer ein darvi'\jQ^€i oder sruva, ein Äjyatopf, zwei oder drei Kusahalme,
von bestimmter Qualität, die dXs pavitra*s oder Reiniger dienen (Kät2, 3, 31;
S. G. S. I, 8, 14), ein Gefass für die pranJtä'yi3ssti, die im Norden vom Feuer
ihren Platz haben und zum Besprengen, Reinigen der Pavitra's u. s. w. dienen,
schliesslich die samidh's oder Holzscheite, welche an, und die paridhi's^ welche
um das Feuer zu legen sind. Den Verlauf einer einfachen Butterspende kann
man aus S. 1,8, 8 ff. und H. 1,1, 18 ff. erfahren. Ganz kurz verzeichnet P. i, i
alle Hauptmomente vor Darbringung eines Opfers.
S 43. Die Päkayajna* s unterscheiden sich von denen des Srautarituals
dadurch, dass sie weder Prayäja*s, noch Anuyäja's, keine Anrufung der Idä,
keine Nigada*s und Sämidheniverse haben (SGS. i, 10, 5). Ein Mörser
und Stössel ist notwendig zum Enthülsen und Stampfen der Kömer zur
Speise. Nach H. i, 23, 3 stösst die Frau, nach anderen der Gatte. Von
den Sütren schildem besonders Asv. i, 10, 6 ff.; G. i, 7 ff. den Vorgang des
Opfers mit allen Einzelheiten so ausführlich, dass wir ein genaues Büd vom
Verlauf der Päkayajnas gewinnen. Als ein die Priesterfamilien unterscheiden-
der Brauch tritt hier das vier- resp. fünfmalige Abschneiden von dem Schmalz
hervor und zwar sind es die Bhrgu's, welche bei G. als paucävattin* s gelten.
Im Anschluss an die Darstellung des Opfers und an die Vorschriften über
die Neu- und Vollmondsfeiera beschreibt G. (Kh.) die yi7;>7^fä.rÄ^-Ceremonie,
welche darin besteht, dass am Schluss des Opfers Brennholz nachgelegt,
ringsum gesprengt wird und von der schon verwendeten Opferstreu eine
Handvoll Kusagras in der Butter oder der Havisgabe dreimal (an Spitze,
Mitte, Wurzeln) gesalbt wird mit dem Spruch: »leckend mögen die Vögel
'\
42 — 45- AjYAOPFER. Päkayajna. Tieropfer. Tageszeit für Opfer. 73
gemessen«. Dann besprengt er dieses Gras mit Wasser, wirft es ins Feuer
mit einem an Rudra »der Tiere Oberherren« gerichteten und dessen Gnade
anflehenden Spruch.
S 44. Ein Tieropfer tritt im häuslichen Ritual bei verschiedenen Ge-
legenheiten ein und zwar werden Rinder oder Ziegen geopfert Äp. nennt
3, 9 als Veranlassungen zum Opfer einer Kuh »einen Gast, die Manen, die
Hochzeit«. S. 2, 16, i citirt einen Ausspruch Manu's, dass man beim Madhu-
parka, beim Soma-, Manen- und Götteropfer Tiere töten dürfe, wo anders
nicht. Wir finden dementsprechend Kuhopfer bei der Arghafeier (P. i, 3, 26
u. a.), bei der zweiten A§takä (P. 3, 3, 8 u. a.), bei der Hochzeit (s. S. 65)
und beim sogen. Spiessrindopfer. Für die Kuh kann beim Argha^eine Ziege
oder ein anderer möglichst entprechender Gegenstand eintreten (S. 2, 15, i).
Bei anderer Gelegenheit finden wir jedoch auch andere Tiere; so schreibt P.
3, 1 2 als Busse für den, der die Keuschheit verletzt hat,, einen Esel auf einem
Kreuzwege zu opfern vor. An Stelle des bei den Srautaopfem üblichen
Pfostens gräbt man hier »vor den 2 Feuern« einen Paläsazweig ein (P. 3^ 11),
weshalb das Opfer und auch das Tier selbst säkhäpaiu heissen (Kät. Sr. 6,
10, 33; Komm. Stenzler zu P). Die Sütren, welche das Ritual bei verschie-
denen Veranlassungen geben (G. H. 2, 15 z. B. bei Gelegenheit des den
Manen dargebrachten Kuhopfers, P. 3, 8, 15 lässt das Spiessrindopfer als all-
gemeine Norm gelten), weichen in ihren Angaben im Einzelnen vielfach ab;
es muss genügen, die Hauptmomente aufgrund eines einzelnen hervorzuheben.
Nach Äsv. I, 1 1 soll nördlich vom Feuer der Platz für den ^ämitra-agni, das
Schlachtfeuer, sein. Das Tier wird getränkt, gewaschen und östlich vom
Feuer, das Gesicht nach Westen, aufgestellt. Nach einer Spende berührt es
der Priester mit einem frischen und belaubten Zweige, worauf man es mit
Reis- und Gerstenwasser besprengt, tränkt und dessen Rest an seinen rechten
Vorderfuss ausgiesst Schweigend erfolgt das paryagnikarana ^ die bei allen
Opfern übliche Ceremonie (P. i, i, 2), einen Feuerbrand »zur Abwehr der
Rak§as« um die Opfergabe herumzuführen. Das Tier, wird nach N. geleite^,
der Feuerbrand davor niedergelegt, und dient als Sämitrafeuer. Mit den
vapäirapant s ^ den »Netzbratern«, zwei aus Käsmaryaholz hergestellten Höl-
zern (LSt. 10, 345), von denen das eine verästelt, das andere zweiglos ist,
berührt der Priester das Tier, der Opferer berührt den Priester. Diese Handlung
des Anfassens ist ein oft wiederkehrender Brauch, der mit Übertragung einer
mystischen Kraft, die vom Opfer ausgeht, zusammenzuhängen scheint und den
Opferer oder die Opferer in eine mystische Gemeinschaft mit dem Vollzieher
der Handlung und der Opfergabe selbst setzt So berührt auch die Braut
verschiedene Male bei der Hochzeit den Bräutigam, während er seine Spen-
den bringt Westlich vom Sämitra wird das Tier in bestimmter Weise hin-
gestreckt, geschlachtet; darauf oberhalb des Nabels das Netz ausgeweidet, abge-
schnitten, mit den Netzbratern gefasst und nach seiner Wässerung erst am
Sämitra gewärmt, dann am häuslichen Feuer gebraten. Femer kocht man
eine Topfspeise an derselben Stelle. Umständlich wird von einigen Sütren
das avadäna beschrieben. Es werden nach Aiv. elf Abschnitte »von allen
Gliedern«, d. h. Herz, Zunge, Brust u. s. w. gemacht, am Schlachtfeuer ge-
braten und nach oder mit der Topfspeise zusammen geopfert Eine Abart
des Tieropfers ist der nur von einigen Texten angeordnete iülagava, das
S. 83 zu beschreibende Spiessrindopfer, das Rudra dargebracht wird.
S 45. Tageszeit für Opfer. — S. i, 3, 3 giebt als »heilbringendste«
Opferzeit die Morgenzeit an, »wenn die Sonne die Spitzen der hohen Bäume
bestrahlt«, sofern nicht eine besondere Vorschrift ausdrücklich etwas anderes
festsetzt, z. B. bei der Västo§patiyaceremonie, wo die zehnte Spende für Agni
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74 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst 2. Rttuallitteratur u. s. w.
Svi§takjt ausdrücklich auf die Nacht verlegt wird (3, 4, 8); dasselbe gür
natürlich von dem Säyamhoma u. a, H. i, 19, 3 nennt als geeignet die fünf
Tageszeiten (früh, vormittags, mittags, nachmittags und abends) an einem
glücklichen Tage. Weiteres in S 46.
S 46. Regelmässige Opfer. — Tägliche O pfer. Abends und morgens
opfert er beständig mit seiner Hand (ohne eines Löffels sich zu bedienen)
zwei Spenden aus Reis oder Gerste, nach manchen auch aus saurer Milch
oder geröstetem Korn an Agni und Prajäpati (H. i, 23, 8) oder Agni resp.
Agni Svi§tak|t (Äp. 7, 20); nach einigen gebührt die Morgenspende Süna
(H. I, 23, 9; Äp. 7, 21), oder früh Sürya und Prajäpati, abends Agni und
Prajäpati (P. i, 9, 3. 4; S. i, 3, 14. 15; Kaus. 73, 2); zwei für Sürya firüh, zwei
für Agni abends (G. i, 3, 9. 10). P. bestimmt dazu die Zeit nach Untergang
resp. vor Aufgang der Sonne (i, 9, 2). Fast ebenso G. i, i, 270".; nach Asv.
I, 9, 4; S. I, I, 12 sind die Zeiten dieselben wie beim Agnihotra, indess gut
fiir gewisse Fälle bei G. die Regel, dass bis zur Abendspende die Fnihspende
nicht versäumt wird und umgekehrt die Abendspende nicht bis zur Früh-
spende. Am Schluss seiner Vorschriften bemerkt G. i, 3, i3fil »in dieser
Weise opfere oder lasse er in ein Hausfeuer opfern bis an sein Lebens Ende.«
(Weitere Zurüstimgen zu diesen Spenden G. i, i, 2 4 ff.) Regelmässige tägliche
Spenden sind femer die früh und abends stattfindenden panca mahäyajnäh,
die auch dem S. Br. 11, 5, 6, iff. bekannt sind. Sie bestehen aus Spenden
für die Götter (dcvayajna)^ für die Wesen {bhütayajnd), für die Manen {pitr-
yajna)y der \>dalesung {brahmayajna) und dem ntyajtia^ den Gaben an Men-
schen. Nur Äsv. schreibt die Opfer a — c so in unmittelbarem Zusammenhang
mit den säyamprätarhomau vor, dass (i, 2, 2) eine deutliche Scheidung zwi-
schen beiden nicht erkennbar ist und sich nur aus den andern Sütren ergiebt.
Die drei ersten der Mahäyajna*s werden bisweilen unter dem Namen Vais-
vadevaopfer zusammengefasst, doch wird, wie Stenzler zu Äsv. i, 2, i be-
merkt, der Name auch in anderer, teils engerer, teüs weiterer Bedeutung ge-
braucht. Von diesen Opfern wird nun a) der devayajha im Feuer, leise
mit der Hand (G.), dargebracht und zwar nach G. früh und abends, wenn
die Frau das Essen als angerichtet gemeldet hat (i, 3, 16). Zwei Spenden
werden nach G. Kh. für Prajäpati und Svi^^akft geopfert, nach P. 2, 9, 2
Spenden für Brahman, Prajäpati, den Göttern des Hauses, Kasyapa, Anumati,
nach Äsv. i, 2 den Göttern des Agnihotra, Soma Vanaspati, Agni-Soma, Indra-
Agni, DyäväprthivT, Dhanvantari, Indra, Visve deväh, Brahman; bei Vaikh.
3, 6; S. 2, 14, I ist die Zahl der Namen noch grösser. Auf diese Spenden
folgt h) das baUharanüy Deponirungsopfer, bestehend aus Gaben von jeglicher
Speise (O. i, 4, 20), die er ausserhalb oder innerhalb des Hauses an verschie-
denen Stellen nach sorgfältiger Reinigung der Erde niederlegt. Die erste ge-
bührt der Erde, die zweite Väyu, die dritte den Visve deväh, die vierte
Prajäpati. Drei weitere Bali*s finden ihren Platz am Wasserbehälter, dem
mittleren Pfosten und der Hausthür für die Gottheit des Wassers, für Pflanzen
und Bäume und drittens für den Äther; eine siebente an Bett oder Abort für
Käma resp. Manyu, eine achte am Kehrichthaufen für die Rak§as — das ist
der bhütayajna nach G. Andere Sütren geben andere Namen. Kaus. 74, 2
lässt Brahman, Vaisravaija, Visve deväh, Sarve deväh u. a., an den Thürpfosten
Mftyu, Dharma, Adharma, beim Wassergefass Dhanvantari, Samudra, 0§adhi's, Va-
naspati's, DyäväprthivT, an den Ecken Väsuki, Citrasena, Citraratha, Tak§a, Upa-
tak§a U.S.W, opfern, P.2,9,3fif. u. a. für Parjanya, Äpas, Prthivi am Wasserkrug,
für Dhätr und Vidhätr an den beiden Thürpfosten, für Väyu und die Him-
melsrichtungen entsprechend der Himmelsrichtung, in der Mitte für Brahman,
Antarik§a, Sürya u. s. w. (vgl. noch Äsv. i, 2, 4 ff.; S. 2, 14). Wenn der Haus-
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46. Tägliche Opfer. 47. Neu- und Vollmondsopfer. 75
herr verreist, können Sohn, Bruder, Gattin, auch Schüler das baliharai^a voll-
ziehen (S. 2, 17, 3; G. sagt, dass Mann und Frau die Balis darbringen, jener
morgens, dieser abends S 39)- Den Rest der Balispeisen besprengt er mit
Wasser und schüttet ihn im Süden aus, das ist c) ^^v pitryajna (über dessen
Einzelheiten Caland, Totenverehrung 10), der vierte der »Mahäyajna*s« ist
d) brahmayajna (Bhandarkar, IA.^3, 132; Knauer, G. II, p. 139 Taitt Ar.
Introduct.^2), die Vedalesung. Das S. Br. 11, 5, 6, 3 erklärt Brahmayajna als
svädhyäya und der Komm, als svaiäkhädhyayana. Er ist Pflicht, wenn er
auch auf Hersagung eines Hymnus beschränkt wird (S. 2, 17, 2; När. zu Äsv.
3, I, 4). Schon hieraus folgt, dass der Umfang dieser Lesung nicht überall
gleich ist So ist auch der Inhalt, den S. i, 4 ihr giebt (eine Anzahl von
RV.-Versen und Hymnen) wesentlich verschieden von dem bei Äsv. 3, 3, i ff.,
der sich auf Rc, Yajus, Säman, Atharvaveda, Brähmarias u. s. w. bis auf die
Puräna's erstreckt Davon liest er »so viel er für gut hält« (4). Nach Äsv.
soll man nach O. oder N. aus dem Dorfe gehen und dort an einem reinen
Platze entweder den Blick nach dem Horizont richten oder mit geschlossenen
Augen die Lesung vornehmen. Der letzte (fünfte) der Mahäyajna's ist e) der
nryajtia oder manusyayajna, der in der Speisung von Gästen nach Vor-
schrift der Smrti besteht Von den Sütren schildert P. 2, 9, 11 die Speisung
etwas ausführlicher. Der Hausherr, der entweder zuerst oder mit seiner Gattin
zuletzt isst, giebt dem Brahmanen sein praecipuum zuvor, worauf Bettler und
Gäste, dann die Hausgenossen, jung und alt, nach Gebühr ihre Speise er-
halten. All diese Opfer zu vollziehen, wird zur besonderen Pflicht gemacht
Nach P. 2, 9, 16; S. 2, 17, 2; S. Br. 11, 5» 6, 2 soll er in jedem Falle tag-
täglich seine Svähäspende bringen. Wenn er keine Speise hat, dann mit
etwas anderem, wäre es auch nur ein Holzscheit für die Götter, ein Krug
Wasser für Manen und Menschen, ein Sükta (s. oben) oder Anuväka als
Brahmayajna. Vereinzelt werden auch andere Gaben vorgeschrieben. Z. B.
G. 4, 7, 42 lässt (im Anschluss an die Hauseinweihung) den Göttern des
Ostens, der Höhe und der Tiefe Tag für Tag eine Spende bringen.
Litt: Bhandarkar, Ind. Ant. 3, 132 ff. — Colebrooke (Essays 2, p. 143 ff.). —
brahmayajhapätha der Kauthuma^s U$ä II, Heft 3; ein sandhyävandaka erwähnt Or. Bibl.
7» 1396. — Monier Williams, The Rigveda in the religious Services of the
Hindus. Verhdl. des 5. intemat. Orient. Congr. Berlin 1882, II, 2 p. 157 ff. —
Rajendra Lala Mitra, Taitt. Ar. Introd. 21 ff. 65. — Weber, I.St. 10, 112—115.
S 47. Neu- und Vollmondsopfer. — Alle vierzehn Tage, am Neu-
resp. Vollmond wird eine Topfspeise, im Gegensatz zu den Purodäsas des
Srautaopfers, dargebracht \Vährend_ die Mehrzahl der Sütren die genaueren
Bestimmungen fortlassen oder wie Äsv. auf das Srautasütra verweisen, geht
G. auf die Zeit etwas weiter ein. Die grösste Entfernung von Sonne und
Mond ist der Vollmondstag, die grÖsste Nähe der Neumondstag. Zum Neu-
mondstage soll er den Tag machen, an welchem der Mond nicht sichtbar
ist oder auch bisweilen den, an dem er noch sichtbar ist, d. h. nach dem
Komm, den vierzehnten Tag. Für den Vollmondstag giebt er drei Zeitbe-
stimmungen. Im übrigen verweist er auf den das lehrenden »Adhyäya«
oder die Unterweisung der Kundigen, welche er einholen soll (i, 5). Die
ausfuhrlichste Beschreibung der Handlung hat ausser G. Asv., für den
ebenso wie für Äp. 7, 17 dies Opfer zugleich die Grundform aller Kochopfer
ist. Die Götter, denen die Speise dargebracht wird, sind dieselben wie beim
Srautaopfer, nur fallen die Tü§riirnsamsa's und die Opfer an Indra resp. Ma-
hendra weg; also beim Vollmond Agni und Agni-Soma, beim Neumond Agni
und Indra- Agni; auch andere Gottheiten können im Fall eines besonderen
Wunsches damit verbunden werden (Äsv. i, 10, 5). Nach G. i, 8, 22 soll die
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76 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Topfspeise dessen, der die heiligen Feuer nicht unterhält, an beiden Fest-
tagen nur Agni gewidmet sein (H. i, 23, 7), die des äMtägni jedoch am VoU-
mondstage beliebig Agni oder Agni-Soma, am Neumondstage Indra oder
Indra-Agni oder Mahendra, oder auch in beiden Fällen bloss AgnL Bei P. i,
12, I folgen den Hauptdarbringungen andere Spenden, an Brahman, Prajä-
pati u. s. w.; wie es scheint, sind auch die dann folgenden bali's für die Visve
deväh von den bei den Mahäyajna*s aufgeführten verschieden und als Anhaxig
des Neu- und Vollmondsopfers zu denken. Am Schluss bringt die Frau ausserhalb
des Hauses einen bali mit dem Spruch: »Verehrung der Frau, Verehrung dem
Manne, Verehrung dem Alter, dem weissen, dem schwarzzahnigen, dem Herrn
der bösen Frauen u.s.w.« dar (Speijer, Jätakarma 43). Allgemeine Vorschriften
gehen dahin, dass der Opferer wenig sprechen und sich mühen soll, die
Wahrheit zu reden. Fastenspeise am vorhergehenden Nachmittag zu essen,
gilt als besonders verdienstlich; Mänatantavya's Empfehlung derselben wird
von G. I, 6, I angeführt. Während der folgenden Nacht müssen Mann und
Frau auf dem Boden liegen, nur teilweis schlafen und sich Itihäsa's und andere
fromme Dinge erzählen; irgendwelcher dem Vrata widersprechender Hand-
lungen wie Beischlaf u. s. w. natürlich sich enthalten (G.). Merkwürdig sind G.'s
Vorschriften, dass der Hausherr an diesem Tage sich nicht fortbegeben und
selbst aus der Feme nach Hause kommen solle, von andern zwar kaufen,
aber nicht selbst verkaufen dürfe. Nach G. S. i, 3, 7 ist bis zur Vollmonds-
feier die Zeit der Neumondsfeier nicht vorüber und umgekehrt Wenn ein
oder zwei pärvana ausgelassen worden sein sollten, muss er eine Spende an
Agni pathikft darbringen, resp. an Agni pathikjt und Vaisvänara; wenn mehr,
dann hat ein Punarädheya stattzufinden (H. i, 26, 22). Zu diesen täglichen
und vierzehntägigen Opfern treten periodische, die in gewissen Monaten oder
Jahreszeiten ihre Stelle haben.
S 48. Nur bei S. 4, 19 (Vaikh. 4, 8?) findet sich das Cß/Vra-Fest, das
an dem Vollmond des Frühlingsmonats Caitra stattfindet. Die Dunkelheit des
Ausdruckes bei S. gestattet keine genauere Darstellung. Es scheint das Früh-
lingsfest zu sein. Man macht aus Mehl Bilder von Tierpaaren (wie Cakra-
väka's), für Indra-Agni eine Figur mit hervorstehendem Nabel, Kugeln für
Rudra. Das weitere ist unklar.
Weber, Nak§atra's II, 330.
% 49. In den Beginn der RegenzeU trifft das Srävana oder Sravanä-
k arm an am Vollmondstag des Monats Srävana, das aus einer im Haus zu
vollziehenden Opferhandlung und Balis, die den Schlangen darzubringen sind,
besteht. Von Srävanl bis Ägrahäyani soll man wegen der Schlangengefahr
nichj: auf der Erde schlafen, sondern ein erhöhtes Lager besteigen (Stenzler
zu Asv. 2, 3, i; Oldenberg zu S. 4, 15, 22): die verschiedenen Handlungen
und Sprüche zeigen, dass es sich um eine Beschwörung der zur Srava^äzeit
auftretenden Schlangengefahr handelt, i ) Wer drei Feuer unterhält, wählt nach
H. 2, 16 den Dak§inägni, ein anähitägni das Hausfeuer und beide legen nach
dem Abendagnihotra das Feuer an. Mehrfach findet sich auch die Vorschrift,
ausserhalb des Hauses ein Feuer aufzustellen (G. 3, 7, 3; S. 4, 15, 3). Die
Namen ^ der Götter schwanken. H. nennt Agni, Väyu, Sürya, Vi§^u; P. 2,
14, 6; S. 4, 15,, 3 Vi§nu, Srävana, Srävanl paurnamäsT, var§äh; Asv. nur Agni,
Äp. nur den Srävanavollmond ( ?) u.s.w.; bei Asv. P. Mänava wird auch dem
acyutäya oder dhruväya bhaumäya, dem Erdgenius, geopfert. Voraus geht bei
P. diesen Spenden eine Darbringung zweier Ähuti^s an Sveta^ der mit dem
Fuss die Schlangen verscheuchen soll. 2) Der zweite Teil des Opfers besteht in
Darbringungen an die Schlangen ausserhalb des Hauses. Nach P. 2, 14, 9
opfert er schon einmal vor dem Hinausgehen den Schlangen mit Butter
48— 5^- Caitrafest. Beginn der Regenzeit. Prausthapada. Asvina. 77
gesalbte Grütze, während G. S. dieses^ Opfer nur an dem Feuer ausserhalb
vollziehen. Sehr deutlich geht aus S. 4, 15, 5 ff. der Charakter der Cere-
monien hervor. Nördlich vom Feuer wird ein neues Wassergefäss hingestellt
und mit einem Spruch, der die Schlangen sich »zu waschen« einlädt, Wasser
hineingegossen (bei P. tritt man mit einem Korbe, in dem sich Grütze be-
findet, hinaus und auf einem hergerichteten Stharidila wird unter Darüberhaltung
eines Feuerbrandes das Wasser ausgegossen). Darauf wird eine »Schlangen-
haube« (ein einer Schlangenhaube ähnliches Hölzchen) als Kamm, femer
Schminke, Blumen, ein Faden, Salbe, Spiegel hinzugebracht, alles mit Sprüchen,
die sich auf Kämmen, Schminken u. s. w. beziehen, und zuletzt ein Bali hin-
gelegt, zuerst für die himmlischen Schlangen, dann fiir die der Luft, der
Himmelsgegenden und der Erde, für die folgenden immer an etwas niedrigerer
Stelle als für die vorhergenannten. Tag für Tag bringt man den Bali aus
Grütze von gerösteter Gerste schweigend nachts mit Wasser dar, und die Gattin
soll sie schweigend hinsetzen. Einige befolgen nach Asv. 2, i, 15 den Brauch,
dass sie die Tage bis zur Zurückverlegung des Lagers auf den Boden, die
am Vollmond des Monats MärgasTr§a stattfindet, zählen und an jedem Tage
soviele Gaben bringen als noch Morgen und Abende übrig sind (Komm.).
Bei Äsv. 2, I, IG ff. und Mänava (Winternftz) befiehlt der Opferer alle seine
Angehörigen der Reihe nach, zuletzt sich, der Gunst des Schlangenkönigs.
Während der Darbringung darf niemand dazwischen treten (Äsv. P.). Mit
einem ununterbrochenen Wasserstrahl umzieht man dreimal am Ende das Haus,
soweit man die Schlangen nicht herankommen zu sehen wünscht (P. H. 2,
16, 8). Löffel und Korb giebt der Opferer am Ende weg und an der Thür
wäscht man sich (P.). Nach G. kehrt man ins Haus zurück, stemmt west-
lich vom Hausfeuer seine Hände auf die Erde und bringt ,der Erde seine
Verehrung dar. Erst hier tritt bei G. das Opfer für Sravaria, Vi§^u
IL s. w. ein.
WlNTERNiTZ, der Sarpabali, ein altindischer Schlangenkult. Mitteilungen der
anthropol. Ges. Wien, 18, S. 25 ff., 250 ff. — Oldham, Serpent-Worship in India
JRAS. 1891, 361 ff.
S 50. Am Vollmond von Prau§tli2ipada wird von P. 2, 15 ein In-
drayajna vorgeschrieben. Man stellt eine MUchspeise für Indra und Kuchen
her; umstreut mit Kuchen das Feuer und opfert Indra, Indräi>T, Aja ekapäd,
Ahir budhnya und den Prau^thapadä's Butterspenden, den Maruts bringt er am
Ende des Essens einen Bali auf Asvatthablättem dar.
S 51. Am Vollmond von Äävina (As vayuja) findet die Äivayuji-
Handlung oAti Prsdtaka-QtxtvviOVLV^ statt, die nach Asv. 2, 2, i in der Dar-
bringung einer Topfspeise an Pasupati, Siva, Sankara, Pr§ätaka besteht und in
der Opferung des Pr§ätaka (einer Mischung von Milch oder saurer Milch
mit zerlassener Butter). Bei S. 4, 16 sind die beiden Asvins, die beiden
Asvayuj, der Äsvayuji-VoUmond, Herbst, Pasupati und Pingala die Empfänger,
bei P. 2, 16 Indra, Indräni, Asvins, Asvina-VoUmond und Herbst, denen eine
Milchspeise gemischt mit saurer Milch, Honig und geschmolzener Butter ge-
opfert wird, bei G. Rudra. Wie schon die Anrufung Pasupati^s oder Rudra^s
zeigt, handelt es sich bei dem Opfer um eine auf das Wohl des Viehes be-
zügliche Heilsceremonie; S. 4, 16, 3 wird mit dem an die Rinder gerichteten
Liede RV. 6, 28 Vers für Vers saure Milch mit zerlassener Butter geopfert;
P. lässt die Speise von den Hausgenossen betrachten und den an Indra ge-
richteten Anuväka VS. 20, 47 ff. hersagen. Charakteristisch ist G., bei dem
auf zwei Spenden von dem in Milch gekochten Mus mehrere unter Nennung
der neun Kuhnamen Kämyä u. s. w. folgen, die GSP. 2, 60 verzeichnet sind.
Der Pr§ätaka wird herbeigebracht, von Brahmanen und Opferer betrachtet.
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78 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
RV. 7, 66, 16 hergesagt, und nach der Speisung binden sie sich Amulete
von Lack, dem alle Arten von Pflanzen beigemischt sind, an »zum Wohl-
ergehen« (G.). Abends geben sie den Kühen von dem Pr$ätaka zu fressen,
nach allen drei Sütren werden nachts die Kälber mit den Kühen zusammen-
gelassen.
S 52. Agrahäyanl, Pratyavarohana. — Als Termin der Feier
gibt die Mehrzahl der Sütren (Äp. 19, 3; P. 3, 2, i; H. 2, 17, i. 2) den
Vollmondstag des Monats Märgasir§a an, Äsv. den Vollmondstag selbst oder
den 14. Tag. G. 3, 9, i; S. 4, 17, i nennen ihn Ägrahäya^I; letzterer ge-
stattet auch das Gestirn Rohini oder Pro§thapadäh. Wie der Name ägra/iäyana^
dessen zweiter Bestandteil »Jahr« heisst, zeigt, werden wir hier auf ein altes
Neujahrsfest hingewiesen (Weber, Nak§atra 2, 332), das in einzelnen Sütren
auch durch die Wahl der Verse zum Ausdruck kommt. Das tritt namentlich
bei P. 3, 2 und H. 2, 17 hervor, in denen die auf die Neujahrsnacht, »die
Gattin des Jahres« bezüglichen Sprüche ^yäm janäh pratinqndanti u. s. w.«
aus AV. und TS. zu den Opfergaben citirt werden. Auch S. G. Äsv. haben
davon Spuren. Das Haus wird durch Anstreichen, Eindecken u. s. w. (Asv.
2, 3) renovirt. G. verbindet mit dem Fest eine Weihe des Hauses. Sie er-
innert an die Räucherungen zum Schutz des germanischen Hauses in den
Rauchnächten, die in Süddeutschland auf Thomastag, Weihnacht, Neujahr u. s. w.
fallen, zu denen man neunerlei Kräuter mit Weihrauch und Wachholderbeeren
mengt; »denn die Hexen können den Geruch nicht vertragen.« G. lässt
sechserlei Kräuter herbeitragen, Grütze von gerösteter Gerste im Feuer opfern
und die Brahmanen Segenswünsche sprechen, worauf der Opferer mit diesen
Büscheln, von der Feuerstätte an, die Wohnstätte von links nach rechts um-
schreitet, indem er damit den Rauch zerteilt. Nach erfülltem Zweck wirft er
die Büschel weg (3, 9, 4 ff.). Auf feste Steine stellt er einen Wasserkübel
mit den beiden Sämans »o Herr des Hauses« und der Rc selbst und giesst
zwei Krüge voll Wasser dahinein. Das ist die jährliche Weihe des grossen
Wasserbehälters /des Hauses), an dem bei G. auch Balis täghch niedergelegt
werden. Auch S. 4, 17 kennt die Verwendung von Kräutern u. s. w. »Eine
Handvoll« von neunerlei verschiedenen Pflanzen und Zweigen nimmt er, die
mit einer Erdscholle auf einen Wasserkrug gelegt werden. Unter Hersagung
einer auf Abwehr des Übels bezüglichen Hymne taucht er sie wiederholt
hinein, treibt damit von links nach rechts (durch Umsprengen?) das Unheil
von seinen Schutzbefohlenen fort, und giesst das Wasser im N. aus; also auch
bei ihm handelt es sich um eine Abwendung von Gefahr.
Da um diese Zeit die Schlangengefahr vorüber ist, so dass das Lager
auf den Erdboden zurückverlegt werden kann, findet gleichzeitig auch ein
Baliharana an die Schlangen statt, dessen Ritual nach G. 3, 9, i; P. 3, 2, 2. 4
fast dasselbe wie bei der Sravanäceremonie ist. x\sv. 2, 3, 3; S. 4, 18, i
beschränken sich auf die Vorschrift von Milchspeise resp. Butteropfem unter
Hersagung der an »sveta vaidärva« gerichteten Verse. Eine Topfspeise für
Soma, Mrgasiras, den Vollmond in MärgasTrsa und Hemanta ist bei P. 3,
2, 3 vorgeschrieben. T>2i& pratyavarohana oder (wieÄp. 19, 8 es nennt), hemanta-
pratyavarohana geht in feierlichen Formen vor sich. Der Boden wird mit
einem Paläsazweige gefegt (S. 4, i8, 3), westlich vom Feuer eine Streu hin-
gebreitet, auf die sich der Hausherr setzt, unmittelbar daran anschliessend die
Jüngern dem Alter nach und dann die Frauen mit den Kindern (G.). Wenn alle
sitzen, stemmt der Hausherr seine Hände auf die Streu mit dem Verse
»freundlich sei uns die Erde«, worauf alle sich dreimal auf die rechte Seite
legen und Segenswünsche oder gewisse Sämans sagen (G.). Die einzelnen
Sütren zeigen auch hier vielfache Abweichungen. Mehrfach werden Sprüche
t?
52. AgrahäyanT. 53. Argha. 79
verwendet, die sich auf das »Standfassen« in Herrschaft, Königreich, unter
Rossen iL s. w. beziehen. Aus Asv. 2, 3, 13 scheint erwähnenswert, dass
nach dem Aufstehen die Sürya- und Segenslieder des RV. gemurmelt werden.
(Nach Mänava wirft man nach dem Ausbreiten der Streu einen Stein in einen
Wasserkessel, dazu Reis und Gerste und umsprengt die Streu). Von jetzt ab
können sie vier Monate oder solange sie wünschen, auch nur eine Nacht,
auf der Erde schlafen (P. 3, 2, 16; S. 4, 18, 15).
Einen Nägabali erwähnt Äsv. GP. 3, 16, fiir den, der von einer Schlange
verletzt ist Man macht aus Holz oder Thon eine fiinfköpfige Schlange und
verehrt sie vom fünften Tage der lichten Hälfte des Monats Bhädrapada oder
eines anderen Monats an ein Jahr lang in dort näher vorgeschriebener Weise.
An den Vollmond des Monats Agrahäyai^a schliessen sich die Asfakäs, die
weiter unten unter »Tod imd Totenkult« ihre Besprechung finden.
S 53. Ausser den regelmässigen Opfern gibt es weitere, nur bei be-
stimmten Gelegenheiten auszuübende Pflichten für den Hausherrn; vor allem
den argha; »argha ist der Name der feierlichen Aufnahme eines Gastes, bei
welcher demselben Ehrenwasser (arghya) und die Honigspeise (madhuparka)
überreicht wird« (Stenzler zu P. i, 3, i). Die Pflicht hierzu wird besonders
nachdrücklich mit Versen, die z. T. Manu entiehnt sind, von S. erläutert
Sechs Personen sind mit dem Argha zu empfangen i) der äcärya, 2) der
Priester, 3) der snätaka (der am Tage seiner Entiassung oder als Freier
kommt, cf. Komm, zu Asv. i, 24, 2), 4) ein Verschwägerter, 5) der König
oder 6) ein Freund. Der »Verschwägerte« wird als vaivähya {vivähya G. 4,
IG, 24) bezeichnet Der Kommentar zu P. i, 3. G. u. a, erklärt ihn als /ä-
mätr. Asv. setzt dafiir direkt sva^ura, pitrvya, mätula ein; Äp. 13, 19;
SSr. 4, 21, I di^n^^a^ura; Tupriya^ wird bisweilen weggelassen; doch ist nach
dem Schol. zu SSr. dies der Freier. Alle_ diese soll man ehren, wenn sie
kommen, aber nur einmal im Jahre (P. G. Äp.), dagegen immer wieder die zu
Opfern geladenen Priester. Äp. fugt 13, 20 noch hinzu, dass man einen be-
rühmten VedaleKrer {pravaktr citra) einmal mit dem Argha empfangen solle.
Die Arghagaben sind sechs an Zahl: ein oder zwei Kissen {vistaray kürca)
als Sitz resp. Unterlage für die Füsse, Fusswasser, Arghawasser, Mundspül-
wasser, Madhuparka und eine Kuh. H., der diese Ceremonien im Zusammen-
hange mit der Heimkehr des Snätaka beschreibt, setzt bis aufs Einzelne die
Worte fest, welche bei der Darreichung der Gaben zu wechseln sind. Der
Ankömmling geht auf die Person, die ihm Ehre erweisen will, zu und blickt
sie mit den Worten an: »Ruhm bist du, Ruhm möchte ich bei dir werden.«
Nachdem der Wirt ihm Herberge bereitet hat, sagt dieser ToarghaU und der
Gast erwidert: TukurutaM Die Gegenstände werden der Reihe nach einzeln
dargeboten. Er nimmt die Kissen in Empfang, setzt sich darauf und lässt
sich die Füsse waschen. Hierauf wird das (nach dem Komm, zu Äsv. i,
24, 13) gewürzte Arghyawasser dargereicht, ein Teü über die zusammen-
gelegten Hände gegossen, der Rest ausgeschüttet (P. i, 3, 14; H. i, 13, 3),
all das unter beständiger Anwendung von Sprüchen. Hierauf folgt die Dar-
bietung des Spülwassers und des Madhuparka. Dieser besteht nach H. i,
12, IG aus drei oder fünf Bestandteüen, nämlich dadhi, madhUy ghrta^ wozu
noch äpah und saktu*s treten können. Manche nehmen nur dadhi und tnadhu.
Wenn man Honig nicht bekommt, dann nach Äsv. i, 24, 6 an Stelle davon
Butter. Die saure Müch wird in ein Messinggefäss gegossen (H.), dazu dann
die anderen Substanzen. Auch hier finden sich ganz ins Einzelne gehende
Vorschriften. Der Gast_ isst entweder alles oder lässt einen Rest, den er einem
Brahmanen giebt (G. Äsv.) oder einem Sohn oder Schüler (P.) oder einem,
der ihm günstig ist (H.) oder einem anukatnpya (Ap.). Doch kann der
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80 IQ. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Überrest auch weggeschüttet werden. Ein König oder Häuptling (sthapati)
soll die Gabe überhaupt nur annehmen und seinem Purohita übergeben (Ap.
13, 14). Zuletzt wird die »Kuh« geschenkt Dass der Argha nicht ohne
Fleisch sein soll, wird mehrfach vorgeschrieben (Äsv. i, 24, 33; P. i, 3, 29;
S. 2, 15, 2; H. I, 13, 14); doch gestattet S. anstelle eines Rindes auch eine
Ziege oder was für eine Speise er »für die ähnlichste« hält (S. 73). Nach demselben
Sütra ist das Tier filr den Lehrer Agni geweiht, das für den Priester Brha-
spati, für Verschwägerte Prajäpati, für den König Indra, für den Snätaka
Indrägnl, für den Freund Mitra. Er nimmt ein Schlachtmesser und sagt drei-
mal zu dem Gast: »die Kuh!«(P.). Bei G.4, 10, 18, demzufolge die Kuh schon
zu Anfang im N. angebunden steht und mit Sprüchen begrüsst wird, kündigt
der Barbier (näpita), die Kuh an. Der Gast kann sie mit om kuruta! (Asv.
I, 24, 31; G. 4, 10, 22) schlachten- oder mit otn srjata freilassen. Für beide
Fälle sind besondere Sprüche vorgeschrieben, doch weichen die Sütren so von
einander ab, dass P. i, 3, 27. 28 die Sprüche umgekehrt verwendet von
Äsv. I, 24, 31. 32. Im Fall der Freilassung bereitet man ein Mahl aus
anderem Fleisch und sagt zu dem Gast bhütami (H. i, 13, 14), worauf dieser
T»subhütam u. s. w.« erwidert und die Brahmanen speisen lässL Er selbst
lässt sich eine andere Speise bringen und gibt den Rest einem Freunde.
Litt.: Stenzler, Glückwunsch an v. Humboldt, nebst einem Bruchstück aus
Päraskara's Darstellung des häusl. Gebr. 1855. Weber, Ind. Streif. 11, Il6. Rajen-
DRA.LALA MiTRA, JASB. 41, 190 ff. — cf. Uttararämacar. Akt \\.
% 54. Haus, Viehzucht und Landwirtschaft a) Hausbau. —
Die Hymne AV. 3, 12, die sich auf den Hausbau bezieht, zeigt das Alter
der religiösen Formen an. Für den, der ein Haus bauen will, schreibt H. i,
27, 1 den nördlichen Lauf der Sonne, zunehmenden Mond, das Gestirn
Rohini oder die drei Uttara's (Uttara-Phalguni, _U.-A$ädhä, U.-Pro§thapadäh)
vor. Sehr ausführlich sind die Vorschriften von Äsv. und Gobh. (Khäd.), über
die Beschaffenheit des Bauplatzes, vielleicht einem Lehrbuch der västuvidyä
entnommen. Der Boden darf nicht salzig sein, weder Domen noch müch-
haltige Gewächse tragen. Nach Äsv. muss er, solche mit der Wurzel aus-
graben und fortschaffen, auch die Apämärga, Säka, Tüvaka, Parivyädha ge-
nannten Pflanzen dürfen nicht stehen bleiben. Nach G. 4, 7, 22 soll er im
O. keinen Asvattha, im S. keinen Plak§a, im W. keinen Nyagrodha, im N.
keinen Udumbara dulden, sondern von seiner Stelle entfernen und die Gott-
heiten dieser Bäume verehren; denn der Äditya gehörende Asvattha bedeutet
Feuersgefahr, Yama*s Plak§a frühen Tod, Varuna's Nyagrodha Gefahr vor
Wafifen, Prajäpati's Udumbara schlimme Augen. Dagegen soll der Boden
reich an andern Bäumen und Kräutern sein und reichlich Kusa- und Virina-
gras tragen (Äsv. 2, 7, 3. 4). G. sieht sogar in der Beschaffenheit des Grases
ein Zeichen für die Gewähr gewisser Wünsche. Am eingehendsten beschäftigt
sich Äsv. mit der Wahl des Baugrundes. Man gräbt eine knietiefe Grube,
und füllt sie mit derselben Erde wieder an. Steht die Erde über die Grube
hinaus, so ist der Grund gut, steht sie gleich, dann mittelmässig; füllt sie
sie nicht aus, so ist der Baugrund schlecht. Ein zweites Mittel zur Prüfung ist
die bei Sonnenuntergang vorzunehmende Füllung der Grube mit Wasser, das
die Nacht über stehen bleibt. Verläuft es sich, so ist der Baugrund schlecht
Ferner soll der Boden für einen Brahmanen »weiss« (nach Äsv. auch süss-
schmeckend und sandreich), für einen Ksatriya roth, für einen Vaisya schwan
nach G. Kh., gelb nach Äsv. sein. Weiter wird von G. verlangt, dass die
Wasser nach O. oder N. (bei Kh. nach NW.) abfliessen. Bei Äsv. gilt der
Platz als »ganz in Ordnung«, auf dem die Wasser von allen Seiten in der
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54. Haus, Viehzucht und Landwirtschaft. 81
Mitte zusammenströmen und rechts um die Schlafkammer herum leise nach
O. abfliessen.
Auf der so ausgewählten Baustelle zieht man nach Äsv. 2, 8, 9. 10
»tausend Furchen« und misst ein Quadrat oder Oblong ab. G. gibt ihr die
Gestalt eines Ziegelsteines oder einer kreisrunden Insel. Eine dritte Be-
stimmung ist nicht ganz deutlich. Von links nach rechts umschreitet man
dreimal den Platz, besprengt ihn mit einem Saml- oder Udumbarazweige
unter Hersagung der Samtätiyahymne (Äsv. 2, 8, 11) und umzieht ihn mit
einem dreimaligen, ununterbrochenen Wasserguss. Andere Sütren, soweit sie
diesen Punkt berühren, weichen etwas ab. Äp. 17,, i ff. z. B. sagt,, dass
man den Platz aufgräbt und mit einem Paläsa- oder Samibesen fegt S. 2, i
lässt ihn dreimal mit einem Udumbarazweige umziehen und in der Mitte ein
Opfer bringen. Die Speisekammer bhaktaiarana kommt dorthin, wo die
Wasser abfliessen (nach manchen, wie der Komm, sagt, in den SO.) Äsv. 2,
7, 8. Dann wird sie reich an Speise sein. Die sabhä (parlour, das Wohn-
zimmer, wo nach dem Komm, der Hausherr mit den Seinen zusammen ist
und Besuche empfängt) bringt er »auf der nach Süden geneigten Seite«, d. i.
im Norden an. Sie wird dann »frei von Spiel« sein. Doch giebt es auch
darüber verschiedene Ansichten; denn gerade bei dieser Lage der Sabhä
werden (nach manchen) die jungen Leute zu Spielern, zänkisch und sterben
früh (Asv. 2, 7, 10). G. Kh. geben genaue Vorschriften über die Anlage der
Thüren. Verboten ist eine Thür im W. Wer Ruhm oder Kraft wünscht,
macht sie im O., wer Vieh oder Kinder wünscht, im N., wer »alles« wünscht,
im S. Wert wird auch darauf gelegt, dass der Hausherr bei seinen häus-
lichen Verrichtungen, wie Opfern, Essen u. s, w. nicht gesehen werden kann;
doch unterliegt die Deutung der betreffenden Sütren manchem Zweifel (G. 4,
7, 19 ff). Die einzelnen Zimmer kommen zwischen Rohrpfeiler zu liegen
(Äsv. 2, 8, 13). Bei H. i, 27; Äp. 17, 4 nimmt er, nach Speisung und
Glückwünschen der Brahmanen und Berührung des Wassers, ein Grabscheit,
macht damit dreimal von links nach rechts einen Umriss und lässt dort zu den
Pfosten die Löcher graben, deren Erde auf den Bauplatz geworfen wird. Zuerst
wird der südliche, dann der nördliche Thürpfosten eingesetzt; darauf die beiden
Hauptpfosten (H). In die Pfeilergruben soll eine avakä, die sipäla genannte
Wasserpflanze gelegt werden, weü dann kein Feuer ausbreche (Asv. 2, 8, 14).
Hat er sie in die Grube des »Mittelpfostens« gethan, so streut er Kusahalme,
sprengt Wasser mit Reis und Gerste darauf und sagt »dem unerschütterlichen
Erdgott svähä!«; S. 3, 2, 4 lässt Gerstenschleim (udamantha) in die Gruben
schütten und mit Butter gesalbte Udumbarazweige hineinlegen, alles unter An-
wendung von Sprüchen. Auch ein gesalbter Stein wird (S. 3, 3, 10) unter
Anwendung von RV. 5, 47, 3 vergraben, ein Brauch, der mit dem Eingraben
von Steinen bei buddhistischen Tempeln in Siam verglichen worden ist
(WiNTERNFTz); nach dem Komm, zu P. 3, 4, 4 ist in jede der Gruben unter
den Pfosten ein Stein zu legen. Sowohl bei Aufrichtung der Pfosten als beim
Auflegen der Rohre werden Sprüche gesagt, die sich, wie unsere Richt-
sprüche, auf das Glück des Hauses und die Wohlfahrt seiner Bewohner be-
ziehen. Das Aufstellen der Wassertonne {manikä) behandelt P. 3, 5 (cf. G. 3, 9, 6).
Nach Vollendung des Hauses ist das västospatiya k arm an oder
västuiamana zu vollziehen und zwar nach H. i, 27 unter dem Gestirn
Anurädhäl?. (Dasselbe Grhya lässt die Ceremonie Jahr für Jahr vornehmen,
also eine alljährliche Weihe des Hauses veranstalten, manche Lehrer in jeder
Jahreszeit; nach G. 4, 7, 42. 43 muss jährlich, täglich oder zur Zeit der
Erstlingsopfer gewissen Gottheiten gespendet werden). Die Ceremonie verläuft
bei H. sehr einfach unter Anlegung eines Feuers im Innern sowie unter
Indo-arische Philologie. IIL 2. q
82 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur ü. s. w.
Darbringung von Spenden an Västo§pati und Hersagung an ihn gerichteter
Verse. Nach andern, wie Äsv., wird ein Wassergefäss aufgestellt und das
Haus unter dreimaligem Umschreiten und Hersagung des Samtätiyaliedes mit
dem Wasser, dem Reis und Gerste, nach Äsv. Man. auch Gold beigemischt
sind, umsprengt (In Äp. wird der Platz, auf den das Wassergefäss gestellt
wird, mit Reis und Gerste bestreut). Darauf folgt ein ununterbrochener Wasser-
guss, das Kochen einer Topfspeise inmitten des Hauses und eine Speisung
der Brahmanen, die sivam västu wünschen sollen (Äsv.). Zahlreich sind die
Ähuti's und Sprüche bei P. 3, 4, der auch die Sitze und Standorte der Götter-
büder mit verschiedenen in ein Gefäss zusammengeschütteten Stoffen besprengen
lässt S. benutzt bei den Opfern die Sämans, Rathanütara u. s. w. Von hiteresse
sind einige Abweichungen Gobhila's; denn er lässt u. a. eine schwarze Kuh oder
einen weissen Bock opfern. Die Farbe des Tieres ist, wie Wintkrnitz unter
Bezugnahme auf Grimm bemerkt hat^ nicht gleichgütig. Auch in Griechenland
schlachtet man auf dem Grundstein des neuen Gebäudes einen schwarzen
Hahn. Dass auch Menschenopfer gebräuchlich waren, lehrt zwar hier keine
direkte Vorschrift; aber manche Züge in Märchen (Haberlandt) und die
weite Verbreitung der Bauopfer in Hinterindien weisen noch darauf hin. Femer
ist aus G. noch zu erwähnen, dass nach jenem Tieropfer und einigen Spenden
an Västo^pati zehn Bali's nach den Himmelsrichtungen, an Indra im O., Väyu
im SO. u. s. w. gebracht werden.
Litt: Henry Alabaster, thewbeel of the law, Ix>ndon 187 1 p. 301. Winter-
NITZ, Einige Bemerkungen über das Bauopfer bei den Indem. Mittb. Antbrop. Ges.
"Wien 1887, XVII, p. 37 flf. Haberlandt, ib. 42 ff. Vastupujavidhi, R. L. Mitra,
Not. 895. Pratäpacandra Ghosa, västuyäga and its bearings upon tree and ser-
pentworship JASB. 39, 199 ff. Fergusson, Tree and Serpent Worship. — Sprenger,
Bauopfer, Urquell 4, 195.
Den Eintritt in das neue Haus vollzieht der Herr von seinem ältesten
Sohn und seiner Frau begleitet und sagt Sprüche, die sich auf das Glück
seines Hauses beziehen (S. 3, 4, 9), Dass sie Getreide mit sich führen oder
das Haus damit versehen sollen (S. 3, 4, 9; Äsv. 2, 10, 2) wird auf einem
Aberglauben beruhen, der hierin ein Omen für den Wohlstand des Haoses
sieht Kaus. 23, i lässt in der neuen Behausung (sei sie Haus, Feuerstätte,
Kuhstall) eine Mischung von Butter imd Honig essen, Backwerk ans Feuer
setzen und davon opfern.
Sowohl beim Verlassen von Haus und Dorf als bei der Rückkehr spricht
er darüber schützende imd glückwünschende Sprüche aus (S. 3, 5 — 7, cf. oben
S 38). H. I, 29 heisst den Heimgekehrten an diesem Tage keinen Streit
beginnen und sein Weib nach dem Niederlegen mit dem Spruch: »möchte
ich mit dir, wie über Wasserströme, über alle Anfechtungen hinwegsetzen« an-
blicken. Der Gegenstand wird auch im Sr. Sütra behandelt und Asv. 2, 10, i
verweist ausdrücklich auf die dort gegebenen Vorschriften.
b) Weihe eines Haines. — Die Ceremonie, die im Asv. GP. 4, 10
etwas genauer beschrieben wird, ist nur bei S. 5, 3 kurz genannt Sie be-
schränkt sich auf Herstellung einer Topfspeise für Vi§nu, Indra- Agni, die unter
Hersagung von RV. 3, 8, 6 ff. geopfert wird. Der Opferlohn besteht in Gold.
c) Weihe von Teichen, Brunnen. — Auch hierüber ist Äsv. GP. 4, 9
ausführlicher als S. An einem glücklichen Tage oder in der lichten Monats-
hälfte kocht er ein Mus aus Müch und Gerste und opfert davon Agni, Varu^a,
dann von links nach rechts den Himmelsgegenden, in der Gegend Varu^a's
beginnend, schliesslich in der Mitte mit Milch. Eine Kuh und ein Paar Ge-
wänder sind der Opferlohn.
d) Viehzucht — i. Austreiben der Kühe. Die Sütren, welche dies
erwähnen, schreiben von einander z. T. abweichende Sprüche vor, mit denen
54- Haus, Viehzucht und Landwirtschaft. 83
man die zur Weide gehenden oder davon zurückkehrenden Tiere anreden
muss; nach G. 3, 6, 9 hat dies Tag für Tag zu geschehen. Abends werden
die heimgekehrten Rinder nach demselben Sütra mit Wohlgerüchen besprengt
Manche Sütren lassen auch bei andern Gelegenheiten Verse hersagen, z. B.
wenn die Rinder umherlaufen und in den Stall gebracht werden, oder wenn
sie im Stalle sind. Asv. schreibt einen besonderen Spruch für den Fall vor,
dass jemand an eine Herde herantritt, sofern die Kühe des Lehrers nicht
darunter sind (2, 10, 8). 2. Stallbräuche u. a. Wer seinem Vieh Gedeihen
wünscht, soll nach dem Kalben nachts im Stall ein Feuer anmachen und ein
Opfer für Agni mit viiayana, flüssigem Schmalz zur Hälfte mit saurer Müch
gemischt, bringen (G. 3, 6,^4; Kh. 3, i, 48; H. i, 18, 5, der die Beschränkung
samprajätäsu weglässt). S. 3, 10, 4 schreibt vor, von der Kuh, die zuerst
kalbt, die Biestmüch zu opfern und wenn sie Zwillinge gebiert, sie, nach einem
Opfer, wegzuschenken. G. berichtet noch anderes derart Wer Wohlstand
wünscht, soll mit der Zunge die Stirn eines zuerst geborenen Kalbes be-
lecken, noch ehe es die Mutter belecken kann, und den Schleim verschlucken
(3, 6, 3; Kh. 3, I, 47). Ferner soll jemand, der Wohlstand wünscht, mit
einem Messer ein Kälberpaar zeichnen, zuerst das männliche, dann das Kuh-
kalb, immer mit Sprüchen. Auch die Leine, mit der das Kalb angebunden
wird, soll besprochen werden. Noch ist ein y^goyajnav. zu erwähnen, bei
dem Agni, Pü§an, Indra, Isvara mit einem in Milch gekochten Mus geopfert
wird, und eine daran sich anschliessende »Stierverehrung«, wobei dem Stier
Hals, Homer geschmückt werden und Futter gegeben wird. Nach dem Muster
des goyajna bringt ein Pferdebesitzer einen a^vayajtiay bei dem ausser den
genannten Göttern noch Yama und Varu^a zu opfern ist 3. Ein grösseres
Opfer, das Reichtum bringt, ist das Spiessrindopfer iülagava. Es be-
steht aus einem (nach Asv. 4, 8) im Frühling oder Herbst unter dem Gestirn
Ardrä Rudra, dem »Spiessträger«, dargebrachten Rind. (Andere Sütren kennen
eine so genaue Zeitbestimmung nicht) Das Tier soll nach demselben Ver-
fasser das beste der Herde sein, weder aussätzig noch gesprenkelt, nach
»einigen« schwarz gefleckt, ev. auch schwarz mit einer Neigung ins kupfer-
farbene, während P. sichauf die Forderung, dass es nicht verschnitten sein
dürfe, beschränkt Nach Äsv. 4, 8, 35 und P. 3, 8, 2 bringt das Opfer Reich-
tum, Reinheit, Söhne u. s. w. Ist das Tier herangewachsen, so geht ausser-
halb des Gesichtskreises des Dorfes in einer zum Opfer geeigneten östlichen
oder nördlichen Himmelsgegend die Handlung nach Mittemacht oder, wie
»einige« wollen, nach Sonnenaufgang vor sich. Mit einer hölzernen Schüssel
ipätrl) oder einem Blatt soll er das Netz opfern, nicht mit dem JuhülöfFel,
und dazu zwölf Namen Rudra's Hara, Mrda, Sarva u. s. w. anrufen oder nur
die sechs letzten oder allein Rudra. Auf je vier Kusaringe legt er in die vier
Himmelsrichtungen für Rudra eine Speisegabe {bau) nieder und weist sie ihm
mit dem Spruch »im Osten, o R., sind deine Scharen; für sie dieser Bali!
Verehrung sei dir, nicht verletze mich!« je nach der Gegend zu. Hierauf
folgen vier an R. gerichtete RV.- Lieder, mit denen der Opferer die vier
Himmelsrichtungen verehrt Hülsen, Schwanz, Fell (das er aber auch fiir sich
verwenden kann) u. s. w. kommen ins Feuer, das Blut giesst er nördlich vom
Feuer auf Darbhalagen oder Kusaringe für die Schlangen aus, die er mit
Sprüchen apostrophirt Von dem Tier darf nichts ins Dorf gebracht werden,
»weil der Gott die Menschen zu töten sucht«, von den Angehörigen darf
der Opferstätte niemand nahen und nur auf Befehl soll er Fleisch essen
(Äsv.). P. 3, 8, 3 ,lässt das Hausfeuer in den Wald bringen, die beiden
andern Feuer des Srautarituals damit anzünden und das Rind für Rudra
schlachten. Die Netzhaut wird Rudra, das Fett dem Antarik§a, Fleischteüe
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84 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kin^sr. 2. Rituallitteratur u. s. w.
und Abschnitte von einer Topfspeise Agni, Rudra, Sarva, Pasupati und andern
Namen Rudra's geopfert. Nach einer Spende an Vanaspati und Agni Svi-
§takrt wird nach den Himmelsrichtungen eine Umsprengung vorgenommen,
worauf die Frauen der Indränl, Rudräni, Sarväni, Bhaväni, Agni Grhapati
opfern (P.). Das Blut wird hier in Blättern auf Grasbündeln Rudra dargebracht,
die blutbeschmierten Eingeweide ins Feuer geworfen oder vergraben. Das
Tier wird gegen den Wind gerichtet und mit den Rudrahymnen besprochen (P.).
Anders und bedeutsam sind die Züge, durch welche H. (2, 8; auch Äp. 19,
13 ff.) dieses Opfer charakterisirt. Danach baut man zwei Hütten westlich
vom Feuer und bringt das iülagava oder liäna genannte Tier, das offenbar
den Gott vertritt, zu der südlicheren; zu der nördlicheren die Kuh nmlifhtisi^,
die »Gütige«, nach dem Komm, die Gattin des Sülagava, Zwischen beide
kommt deren Kalb T^Jayantaf^, der »Sieger«. Drei Gerichte von gekochtem
Reis werden bereitet und die Tiere, in der Reihe vdt sie herbeigeführt worden
sind, damit unter Sprüchen berührt, hierauf geopfert, das erste für Rudra
unter Anführung aller seiner Namen {bhaväya dei'äya svähä! rudräya deväya
svähä, iarväya d, sv. u. s. w.), das zweite »der Gattin des Gottes Bhava,
svähä! der Gattin des Gottes Rudra svähä!« u. s. w., das mittlere »jayantäya
svähä!« Rings um das Feuer stellt man die Kühe, damit sie den Opferduft
riechen, und umwandelt alle (das Feuer, die drei Tiere und die andern
Rinder) von links nach rechts unter Verehrung des Sülagava mit den elf oder
dem ersten und letzten der elf Anuväka's TS. 4, 5, die an Rudra gerichtet
sind. Hieraus folgt, dass H. anstelle eines Rinderopfers fiir Rudra eine Gere-
monie setzt, in der Sülagava Rudra selbst ist oder durch ihn repräsentirt
wird und seine Gattin durch die Mldhusi-kuh (ebenso der sehr abkürzende
Text des Äp.). Haradatta zu 20, i spricht V9n Bildern, die vom deva,^dev1
und jayanta gemacht werden. G. kennt den Sülagava nicht; wohl aber S. Sr.
S. 4, 17 ff.
Im Anschluss hieran werden von H. zwei andere Ceremonien beschrieben,
die sich ebenfalls auf das Gedeihen des Viehes beziehen^ zunächst , der
bauihyavihära. Grasbüschel werden schon bei P. 3, 8, 1 1 und Äsv. beim Süla-
gava verwendet, da dort das Blut des Opfertieres auf Grasbündeln in Paläsa-
blättem für «Rudra und die Heere«, bei Äsv. für die Schlangen ausgegossen
wurde. Hier bei H. aber, der kein Tier schlachten lässt, geht die »Blatt-
ceremonie« in andrer Weise vor sich. Er legt zunächst vier Blätter für den
grhapä und grhapi, für dvärapä und dvärapl nieder; dann für die »lauten«,
»köcherbewehrten« u. a., dann zehn weitere für die dojasmäh u. s. w.; darauf
macht er einen Korb aus Blättern, legt darein einen Reisklos, geht über seine
Kuhtrift hinaus und hängt ihn an einen Baum mit den Worten: »köcher-
bewehrte! berühret! den köcherbewehrten svähä!« Alsdann bezeugt er seine
Verehrung mit dem Spruch: »Verehrung dem köcherbewehrten, der den Köcher
trägt, dem Herrn der Diebe!« nimmt Sandelsalbe, Suräwasser, geröstete Kömer,
Kuhdünger; u. a, einen Kuhschwanz und besprengt die Rinder, den Bullen
zuerst: »sivo bhava!« (H. 2, 9, 7; cf. Äp. 20, 11). Es folgt ein Opfer aus
einer in Milch gekochten Topfspeise für Ksetrapati, das auf dem Kuhtrieb
auf vier oder sieben Blättern dargebracht wird. Er lässt den K§etrapati »wie
den Sülagava« herbeiführen (der also wie dieser durch einen Stier repräsentirt
wird) und opfert ihm. Den Überrest essen alle leiblichen Verwandten in der
Weise wie es bei ihnen Familienbrauch ist. Äp. 20 kennt alle wesentlichen
Momente auch dieser Ceremonie, zieht sie aber mehr als H. mit dem Sülagava
zusammen.
Litt.: Rajendralala Mitra, Beef in anc. India, JASB. 41, 180. Oldenberg,
Rel. d. V. 82.
54« Haus, Viehzucht und Landwirtschaft. 85
4. Das Zeichnen des Viehes. — S. 3, 10 bezeichnet als den dafür
geeigneten Zeitpunct den auf den PhälgunavoUmond folgenden Neumond unter
dem Gestirn Revati. Das Aufdrücken der Male wird mit einem Spruch ver-
bunden, der mit dem Wunsche schliesst, dass die Handlung im nächsten Jahr
an noch mehr Rindern als diesmal vorgenommen werden möge, also mit
einem Wunsch auf reichliche Vermehrung des Jungviehes. Diese Ceremonie
steht mit der des Zeichnens eines Kälberpaares bei G. (p. 83) in einem
gewissen Zusammenhang. Bei S. scheint die Sitte nur verallgemeinert
zu sein.
5. Vrsotsarga. Es handelt sich hierbei um die Hingabe eines jungen
Zuchtstieres an die Gemeinde, wahrscheinlich die Fortsetzung einer altarischen
Sitte (Stenzler zu P. 3, 9). Die Übereinstimmung zwischen Vorschriften P.*,
S/ und des Käthaka ist hier so gross, dass das Kapitel aus einer gemein-
schafüichen Quelle geflossen zu sein scheint (Jollv, das Dharmasütra des
Vi§i;iu 39)^ Die Ceremonie geht am KärttikavoUmondstage oder am Revatl-
tage des Asvayuja - (Äsvina)monats vor sich. Inmitten der Kühe brennt ein
tüchtiges Feuer, man opfert sechs Butterspenden unter Sprüchen, die sich auf
Wohlbefinden und Gedeihen der Kühe beziehen, ein Kömermus für Pü§an,
worauf man nach Hersagung der an Rudra gerichteten Verse den vorschrifts-
mässig ausgewählten Stier und ausser ihm die vier besten jungen Kühe der
Herde schmückt Der Stier wird unter Sprüchen freigelassen, »den Kühen
als Gatte übergeben«, und eine Bewirtung der Brahmanen mit einer Milch-
speise, zu der Milch von allen Kühen verwendet wird, macht den Beschluss,
nach manchen auch ein Tieropfer, nach Kaus. 24, 22 für Indra. Der alte
Stier wird weggeführt (Kaus.).
e) Landwirtschaft liehe s. — i. Krsikarman^ längalayojanay haläbhiyoga.
Nach G. 4, 4, 27 ff. findet das Fest der Pflugbespannung an einem glück-
lichen Tage, nach P. 2, 13 an einem glücklichen Tage oder unter Jye§thä,
S. 4, 13 unter Rohinl, nach Äsv. unter den Uttara-Pro§thapadäs, unter den
Uttaräh Phälgunfs oder unter der Rohini statt. Bei S. 4, 13 wird vor dem
Pflügen auf der östlichen Grenze des Feldes ein Bali an Himmel und Erde
dargebracht. P. lässt Indra, Parjanya, Asvins, Maruts, Udaläkäsyapa, Sväti-
käri, Sita, Anumati mit saurer Müch, Reis, Wohlgerüchen opfern, G. teils den-
selben, teils andern Gottheiten mit einem Sthällpäka. Den Stieren wird Honig
und Butter gegeben, unter Sprüchen der Pflug angespannt und die Pflugschar
berührt (von einem Brahmanen S.) oder damit gepflügt (P.). Ausführlich ist
Kaus. 20, der aus einer Furche Erde nehmen und die Gattin fi'agen lässt:
»pflügtet ihr?« »wir pflügten«, »was nahmst du?« »Besitz, Gedeihen, Blüte,
Nachkommen, Vieh, Speise.« Dieselben Gottheiten sind der Mittelpunkt noch
anderer landwirtschaftlicher Opfer, von denen G. (Kh.) das »Furchenopfer«,
das »Tennenopfer«, die Opfer »beim Säen, Schneiden und Einernten« nennt,
und (wohl zur Abwehr von Schalen) das auf Schutthaufen darzubringende
Opfer an den Mäusekönig (äkhuräja).
2. Erstlingsopfer. — Ägrayana, navapräsana^ navayajtia.^ »Der ägraya^a
gehört zu den grösseren Opfern {haviryajhd)^^ die in den Srautasütren be-
schrieben werden (vgl. Äsv. Sr. 2, 9. Kät Sr. 4, 6, i — 4). Die hier be-
schriebene Form desselben ist, nach Näräyaria, diejenige, in welcher der Haus-
herr das Opfer vollziehen kann, wenn er in Not ist (der äpatkalpa), d. h. wenn
ihm die Mittel fehlen, das vollständige Opfer zu vollziehen« (St zu Asv.
2, 2, 4). Die Beschränkung des Kommentators geht aber zu weit. Aus der
Unterscheidung von Srauta- und Grhyaritual folgt, dass wir es hier mit der
Ceremonie des anähitägni^ zu thun haben, den einige auch ausdrücklich nennen
(Äp. 19, 6; P. 3, I, i; S. 3, 8, i), während Äsv. sowohl vom ähitägni als
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55- Das Caityaopfer. 56. Krankheit, Tod, Manenkult. 87
dem Caitya eine Gabe (bali) darbringen. Wenn das Denkmal aber sich in
der Ferne befindet, muss er zwei Pin^a's machen, auf einen Tragstock legen
und sie dem Boten übergeben, der eins für sich selbst empfängt und das
andere zu dem Caitya bringt. Ist der Weg gefährlich, so erhält er ausserdem
eine Waffe; liegt ein schiflfbarer Strom dazwischen, so soll man ihm irgend
etwas zum Übersetzen geben. (Nicht deutlich ist die Vorschrift, dass der
Opferer sich eines »Blattboten« bedienen soll. Man könnte an eine dem
oben p. 84 beschriebenen baucjhyavihära ähnliche Ceremonie denken.) P. 3,
II, IG kennt etwas ähnliches, spricht aber nicht von einem Caityaopfer, sondern
von einer Darbringung an eine Gottheit, der ein Bote den für sie bestimmten
Anteil hinbringen soU. Nicht klar ist die Bedeutung des Dhanvantari-
opfers bei Äsv. (i, 3, 6; i, 12, 7), zu dessen Ausführung ein Brahman
nötig ist
S 56. Krankheit, Tod, Manenkult — Ein ähitägni, den eine Krank-
heit befällt, soll nach O., N. oder NO. aus dem Dorf hinausziehen; denn
man sagt »die Feuer lieben das Dorf« und werden ihn, um zurückkehren zu
können, wieder gesund machen. Nach seiner Genesung bringt er ein Soma-
oder Tieropfer oder nur eine I§U und kehrt heim (Äsv. 4, i). Über Tod
und Verbrennung gibt besonders eingehende Vorschriften {dahanavidhi) Vaikh. V,
in ausführlicherer Casuistik als die anderen Grhyas. Er bespricht die ver-
schiedenen Toten und ihre Verbrennung bis zum dantajäto kumärafy, kumäri
vidhavä ca, vlravidhavä, sütikä, müdhagarbhint, patigkni, ninditä ghorä u. s. w.
So schreibt er V, 9 vor yisütikämüdhagarbhinim pumicalim anärtaväm pä-
sandamükabadhiräm mantravarjitäm päpabuddhidu^^tiä^ striyaiji purusam vä
leise mit dem Feuer eines Waldbrandes (dävägninä) zu verbrennen und nennt
dies das äpaddahya,
I.) Tod. Wer merkt, dass sein Tod komme, soll nach Vaikh. 5, i seine
»fünffachen« Verwandten herbeirufen, zuerst freundlich reden, die Freuden
dieser Welt und die Dinge des jenseitigen Lebens für sich teüen (aihikam
sambhogam päralaukikam cätmane vibhajet), und wenn der Tag gekommen
ist, sich auf eine reine Stelle auf Sandboden setzen oder legen und der Adhvaryu
soll ihm Sprüche ins Ohr sagen. Kät 22, 6, i ff. kennt ein besonderes
Opfer für einen, der den Tod wünscht Wenn ein Kind unter zwei Jahren
stirbt, so begraben sie den Leib, ohne ihn zu verbrennen (P. 3, 10, 5; Vaikh.
5, 10). Ist es über zwei Jahr, sollen alle Verwandten es bis zum Kirchhof
geleiten. War der Verstorbene schon in die Lehre getreten, so werden die
Riten von der Wahl des Bestattungsplatzes bis zum Bade für ihn ebenso wie
für einen ähitägni vollzogen. Mit dem Hausfeuer verbrennen sie einen ähi-
tägni, einen anderen leise mit dem Gemeindefeuer (P.). Die Totenceremonien
beschreibt Kät 25, 7, i ff. unter den präyascitta's im Anschluss an den Fall,
dass ein Opferer bei seinem Opfer stirbt Die Mantra's sind Taitt Ar. VI
gegeben, wozu der Kommentar den Viniyoga nach dem Ritual Baudh.'s und
Bhäradväja's anführt. Man gräbt (Äsv. G. 4, i, 6 ff.; A.GP. 3, i ff.) im
SO. oder SW. einen Platz, der nach S., SO. oder auch nach SW. geneigt ist
und die Länge eines Mannes mit ausgestreckten Armen, die Breite eines
Vyäma (fünf Ellen) und die Tiefe einer Vitasti (zwölf Finger) hat Ausführlich
behandelt Kaus. 85 die Maasse. Femer soll er von allen Seiten frei, mit
vielen Pflanzen bestanden, aber wie die Baustelle eines Hauses frei von Domen
und Milchpflanzen sein. Auch ^sollen die Wasser nach allen Seiten abfliessen.
Die Vorschriften, welche Äsv. Sr. 6, 10 gegeben sind, gelten auch hier. Sie
schneiden Haupthaar, Bart, Körperhaare und Nägel ab, salben den Toten mit
Narde, setzen ihm einen Kranz von Narde aufs Haupt Nach Kaus. 80, 19 werden
Töpfe gemacht, mit Kuhdünger ausgestrichen oder mit trockenem gefüllt
88 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
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Man hält reichlich Opfergras und Butter in Bereitschaft und giesst zerlassene
Butter (sarpis) in saure Milch. Das ist die »gesprenkelte Butter für die
Manen«, pitrya prsadäjya (Äsv.). Hierauf bringen sie die Feuer und Opfer-
gefässe zu der Verbrennungsstätte, hinterher ältere Personen in ungerader
Zahl (entweder Männer oder Frauen, aber nicht beide gemischt) den Toten,
nach der Vorschrift »einiger« (cf. Kaus. 80, 34; Kät. 25, 7, 14) auf einem
von Rindern gezogenen, mit einem Sitz versehenen Wagen (Asv.). Der Leiche
folgt das zur Mitverbrennung bestimmte Tier, das mit einem Strick am linken
Vorderfuss gebunden ist, die anustarant, eine Kuh oder eine Ziege von einer, nach
manchen von schwarzer Farbe. (Doch ist diese Mitverbrennung nach dem Komm.
und auch nach Kät. 25, 7, 36 nicht notwendig. Mit ihren Gliedern werden
später der Reihe nach die Glieder des Toten belegt. Mit aufgelöster Haar-
locke, die Opferschnur herabgebunden, gehen hinterdrein die Leidtragenden,
voran die älteren. Nach^ ihrer Ankunft besprengt der Vollzieher der Riten
den Platz mittelst eines Samlzweiges mit Wasser, indem er ihn von rechts
nach links umwandelt und den Vers RV. 10, 14, 9 »gehet fort von hier und
schleichet auseinander« sagt. Im SO., auf einer erhöhten Seite, setzt er das
Ähavaniya-, im NW. das Gärhapatya-, im SW. das Dak§inafeuer nieder. Darauf
schichtet innerhalb der Feuer ein Sachverständiger einen Holzstoss, breitet
darauf Opfergras und das schwarze Antilopenfell mit den Haaren nach aussen.
Auf dieses legt man den Toten, der nördlich vom Gärhapatyafeuer vorbei-
getragen wird, so hin, dass sein Kopf auf das Ähavaniyafeuer zu liegt Nördlich
von ihm setzt seine Frau sich nieder und ebendort findet, falls der Verstorbene
ein K§atriya war, der Bogen seinen Platz. Ihr Schwager oder, wer sonst die
Stelle des Gatten vertritt, auch ein Schüler des Gatten oder alter Diener heisst
sie mit dem (seiner ursprünglichen Bedeutung hier entfremdeten) Spruche RV.
IG, 18, 8 »erhebe dich zur Welt der Lebenden« wieder aufstehen. Aus der
Hand des Toten wird der Bogen genommen (aus der Hand des Brahmanen
der Stab, aus der des Vaisya der Treibstachel Kaus. 80, 48 ff.), mit der
Sehne versehen, zerbrochen und auf den Holzstoss geworfen. Das erinnert
an unsem Brauch, beim Tode des letzten eines adeligen Geschlechtes den
Wappenschüd zu zerbrechen und ins Grab nachzuwerfen. Hierauf werden die
Opferutensilien des Toten, die er seit der ersten Anlegung des Feuers in
lebenslänglichem Besitz gehabt, Juhü, Feuerhölzer, Mörser, Stössel u. s. w. in
bestimmt vorgeschriebener Weise (auch S. Sr. S.) auf die Gliedmassen der
Leiche verteilt; die mit einer Höhlung versehenen mit gesprenkelter Butter
gefüllt. Auf die sieben pränäyatana's (Nase u. s. w.) kommen noch (KäL
25, 7, 20) Goldstücke. Die beiden Mahlsteine soll der Sohn an sich nehmen
und ebenso, was aus Kupfer, Erz oder Thon ist. Doch giebt es auch andere
Vorschriften (Kät. 25, 7, 32 ff.). Die Netzhaut des Tieres schneidet man
heraus und bedeckt damit Kopf und Gesicht des Verstorbenen, mit dem
Herzen das Herz u. s. w.; die Nieren gibt er ihm in die Hände. Hat er die GHeder
des Tieres denen des Toten entsprechend verteilt, so bedeckt er alles mit
dem Fell und opfert, sein linkes Knie beugend, im Dak§iriafeuer Spenden fiir
Agni, Käma, Loka, Anumati und schliesslich eine Spende auf der Brust des
Verstorbenen an Agni, der nun aus diesem geboren werden soll wie dieser
einst aus Agni. Hierauf folgt der Befehl »entzündet die Feuer«, was nach
Kaus. 81, ;^;^ durch den jüngsten geschieht, und beim Brennen des Leich-
nams wird der Vers RV. 10, 14, 7 »zieh hin auf alten Pfaden« recitirt Nord-
östlich vom Ähavaniya gräbt man eine knietiefe Grube und legt eine Avakä,
eine Wasserpflanze hinein, offenbar ein alter Aberglaube, zu dessen Begründung
ein Ausspruch der Sruti angeführt wird, wonach der Tote aus der Grube
heraus und zusammen mit dem Rauch in die Himmelswelt gehe. Hierauf
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56. Krankheit, Tod, Manenkult. 89
wird RV. 10, 18, 3 »von den Toten trennten sich die Lebenden« recitirt und,
ohne sich umzusehen, geht man fort. Nach Kaus. 82, 2 gibt man ihnen je sieben
Kiesel in die Hände, die sie bei der Rückkehr einzeln mit der Hand ausstreuen.
2) Bei der Rückkehr findet eine von P., dem ich hier folge, genauer
geschilderte Reinigungsceremonie statt, Ad&udakakarma, zu dem man einen
Verwandten oder Verschwägerten des Toten mit vorgeschriebener Formel um
Erlaubnis bittet, die dieser, wenn der Verstorbene noch keine hundert Jahre
alt gewesen ist, mit den Worten: »vollziehe sie, aber nicht wieder in solcher
Weise« gewährt, während bei einem andern nur die Worte: »vollziehet sie«
gesprochen werden. Alle Verwandten bis ins siebente oder zehnte Glied
sollen ins Wasser steigen; von Einwohnern desselben Dorfes alle, die sich
einer Verwandtschaft erinnern. Sie tragen nur ein Gewand und haben die
Opferschnur über die rechte Schulter. Mit dem Ringfinger der linken Hand
schlagen sie das Wasser weg und sprechen einen auf Abwehr des Übels ge.
richteten Vers der VS. Sie wenden ihr Gesicht nach Süden und tauchen
unter. Für den Toten wird eine Handvoll Wasser ausgegossen: »NN., das
ist dein Wasser« und Äsv. (4, 4, 10) lässt hier dessen Eigen- und Gotranamen
nennen (»Devadatta, aus dem Gotra des Kasyapa, das ist dein Wasser«).
Sie steigen aus dem Wasser, legen nach äsv. andere Kleider an und winden
die alten, die mit dem Saume nach N. gelegt werden, aus. Auf einem reinen,
mit Gras bestandenen Platze setzen sie sich nieder und lassen sich dort
(durch alte_ Erzählungen) unterhalten (P.). Dort bleiben sie, bis die Sterne
aufgehen (Ä.) und gehen dann im Zuge in ihre Behausung, ohne sich umzu-
kehren, die jüngsten voran. An der Thür ihrer Wohnung kauen sie Picu-
mandablätter, spülen den Mund, berühren Wasser, Feuer, Kuhdung (bei Kaus.
82, 20 wird auch Rauch von einer bestimmten Holzart eingeatmet), weissen
Senf und Oel, betreten einen Stein und gehen hinein (P.).
3) Äsauca, Über die Zeit der diurch einen Todesfall in der Familie
verursachten Unreinheit und den Kreis der davon betroffenen Famüienglieder
giebt es verschiedene Vorschriften, die (abgesehen von den Gesetzbüchern
G. 14, I ff.; Y. 3, 18 ff.; Manu V, 64. 65 u. s.; s. oben Jollv 8 58) von den
Grhya^s Äsv. 4, 4, 14 ff. und P. 3, 10, 38 ff. uns ausfuhrlich überliefern. Bei
dem Tode eines noch nicht zweijährigen Kindes berührt sie nur Vater und
Mutter und dauert eine oder drei Nächte (St. zu P. 3, 10, 4), sonst drei, nach
einigen zehn Nächte. Eine andere P. 3, 10, 38 wohl erst eingeschaltete Vor-
schrift setzt ein oder zwei Halbmonate an. Kaus. 82, 42 spricht vom »Yama-
vrata«. Drei Tage lang bewahren die Angehörigen die Keuschheit und
schlafen auf der Erde. Sie essen nur des Tages Speise, die sie gekauft oder
empfangen haben, aber kein Fleisch (P. 3, 10, 26; Äsv. 4, 4, 15). Dem Toten
spenden sie in der Nacht, wo er gestorben ist, einen Kloss, giessen vor-
und nachher fiir »ihn zum Waschen« Wasser hin und rufen jedesmal ihn beim
Namen. Während derselben Nacht setzen sie in einem irdenen Gefäss Milch
und Wasser im Freien aus und rufen dem Toten zu: »Preta! hier bade dich.«
Während der ganzen Zeit sollen sie die »eigene Lesung« nicht lesen. Äsv.
4, 4, 17 ff. schreibt vor, dass man beim Tode eines Mahäguru (Vater, Mutter
und Lehrer) Spenden und Studium während voller zwölf Tage ausfallen lasse,
zehn Tage beim Tode von Sapinda's, eventuell auch beim Tode eines Lehrers,
der nicht sapi^da ist, von unverheirateten weiblichen Verwandten u. s. w. Auch
soll man (P.) während der Zeit alle feststehenden Riten, soweit sie nicht an
den drei Feuern und (nach manchen) am Hausfeuer stattfinden, aussetzen;
eventuell sie von andern vollziehen lassen. Weitere Einzelheiten, auch das
Äsv. 4, 6 beim Tode eines Guru (vgl. Edwin W. Fav, American Journal of
Philology XVI, S. 11) oder bei einem Verlust (»an Kindern, Vieh, Gold« Komm.)
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90 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallfiteratur u. s. w.
am Neumond zu vollziehende, ausführlich geschilderte und an Aberglauben
reiche ^äntikarman müssen übergangen werden.
4) Samcayana^ das Sammeln der Gebeine des Verbrannten, findet nach
dem zehnten Tage an einem ungeraden Tage der dunklen Hälfte (also am
elften, dreizehnten oder fünfzehnten Tage) statt, doch auch schon am dritten
oder vierten Tage (Caland, Todtenverehrung 24; Kaus. 82, 26 u. Note; Kat
25, 8, I fif.). Es muss unter einem Sternbild geschehen, dessen Name nur ein-
mal vorkommt, also nicht unter A§ädhä, Phalguni oder Pro§thapadä, doch
wird Kät. 21, 3, 3 der Ausdruck ekanak§atre auch anders erklärt (Stenzler).
Verwendet wird dazu eine männliche, nicht verzierte Urne (nach dem Komm,
»ohne Brüste«) fiir die Gebeine eines Mannes, eine weibliche (d. h. mit Brüsten
versehene) für eine Frau (Asv.). Auch hier wird wieder vorgeschrieben, dass
ältere Personen in ungerader Zahl und von demselben Geschlecht, die Hand-
lung vornehmen sollen. Der Leiter (kartä) besprengt mittelst eines Samizweiges
und mit dem Spruch RV. 10, 16, 14 »du kühle, reich an Kühle« den Platz
mit Wasser, mit Milch gemischt, indem er ihn dreimal von rechts nach links
umwandelt Nach Kaus. 82, 27 ist es für den Brähma^ia mit Müch, für den
K§atriya mit Honig gemischt Mit dem Daumen und Ringfinger nehmen sie
jeden Knochen einzeln und thun ihn, ohne damit ein Geräusch zu machen,
hinein, die Füsse zuerst, den Kopf zuletzt. Nach sorgfältiger Sammlung und
Reinigung der Knochen legen sie mit RV. 10, 18, 10 »nahe dich der Mutter
Erde« die Urne in eine Grube, die ebenso wie die Verbrennungsstelle her-
gestellt wird und keinen Zufluss von anderem als Regenwasser hat Erde wird
hineingeworfen, die Urne mit einem Deckel geschlossen und (nach dem KoninL
zu Äsv.) die Grube mit Erde so angefüllt, dass die Urne nicht mehr sichtbar
ist Nach Kaus. 82, 32 wird die Urne unter die Wurzel eines Baumes gestellt
Kät 25, 8, 7 lässt nur dann, wenn ein Grabmal aufgerichtet werden soll, die
Gebeine erst in eine Urne sammeln, sonst sofort in eine Grube. Ohne sich
umzusehen, kehren sie nach Haus zurück, berühren Wasser und bringen dem
Verstorbenen ein Sräddha, nach M. Müller (India 235) auf Grund von När.
"that which is given with sraddhä or faith" i. e. charity bestowed on deser\'ing
persons, and, more particularly, on Brähmanas.
5) Die Seele des Verstorbenen geht nicht unmittelbar in die Welt der
Manen, sondern bleibt eine Zeit lang als preta^ als Geist, von ihnen getrennt
(Caland, Ahnenkult 22; Oldenberg, Relig. d. V. 555). Diesem einzelnen
Toten wird das ekoddistairäddha dargebracht {eka uddisto yasmin iräddhc
tad ekoddistam)) das Navasräddha, Pürakapinda während der Tage der Unrein-
heit scheint nur den Dharraas bekannt und späteren Gfhyatexten. Die Ge-
setzbücher berichten, wie man aus Caland und^ Jollv ersehen wird, überhaupt
ausfjhrlicher als die Gfhya's, von denen nur S. genauere Vorschriften über
das ekoddista giebt Asv. 4, 5, 10; 7, i spricht nur andeutungsweise davon;
^' 3> 10, 51 ff. ist wenig klar; aber er erwähnt einige, die ein Jahrelang für
den Verstorbenen besonders opfern lassen. Zu diesen einigen gehört S. 4, 2, 7,
der aber an anderer Stelle (4, 3, 2. 3) die Zeit auch auf drei Halbmonate
herabsetzt und sogar ein glückliches Ereignis als Anlass zum Sapiijdikarana,
also zur Beendigung der ekoddista-Darbringiingen gelten lässt Ebenso Gobhila's
Sräddhakalpa 3, 12 ff. (p. 1024). Die Vorschriften der Dharma's hat Caland
1. c. zusammengestellt Nach S.'s und G.'s citirtem Werk ist zu diesem ekoddista
nur ein Reinigungshalm, ein Krug Arghyawasser und ein Mehlkloss notwendig.
Einige sonst übliche Ceremonien fallen weg, wie das Einladen der Pitarah,
das Darbringen im Feuer, die Visve deväh (in Gestalt der einzuladenden
Brähmanas); die Frage nach der Sättigung (svaditam) und einige andere Opfer-
formeln werden verändert.
56. Krankheit, Tod, Manenkult. 91
6) Am Ende des Jahres resp. der drei Halbmonate oder bei dem er-
wähnten Eintritte eines glücklichen Ereignisses wird das ja//*« ^/"^ar««« voll-
zogen d. h. die Aufnahme des Toten in den Kreis der Manen, mit denen er
von da ab zusammen an den gewöhnlichen Pärvariasräddha's, an den Kloss-
opfern, teilhat. Da nur drei Pincja's dargebracht werden dürfen, so scheidet
der älteste Ahne, der Urgrossvater des Toten, jetzt aus der Reihe der
Sapij?4a's aus (P. 3, 10, 53; S. 4, 2, 8). S. giebt die Vorschrift an zwei Stellen:
4> 3; 5> 9> so dass an der Ursprünglichkeit jener Stelle des Textes Zweifel
entstanden sind. Caland (Altind. Ahnenkult 162) glaubt, dass S. seinen
ekoddi§ta- und Sapin(j[ikarana-Ritus den Väjasaneyin's entlehnt hat. S.' Dar-
stellung stimmt fast wörtlich mit der G. Sräddhakalpa 3, 12 ff. (p. 1024) ge-
gebenen überein. Vier Wasserkrüge sind mit Sesam, Wohlgerüchen und Wasser
zu füllen, drei für die Manen (Urgrossvater, Grossvater und Vater) und einer
für den Verstorbenen. Den Inhalt dieses vierten Kruges verteilt er mit zwei,
auf die Welt der Manen und der Lebenden bezüglichen Versen auf die drei
ersten, und ebenso verfährt er mit dem letzten der vier bei diesem Opfer
herzustellenden Pincja's, indem er ihn auf die drei anderen verteilt In der-
selben Weise verfährt man bei einem ekoddi§ta fiir die verstorbene Mutter,
Bruder oder die Gattin.
7) Fitrmedha (Kaus. 8 3 ff.; Kät. 21, 3. 4; Taitt Ar. 6, 6). Die Errich-
tung eines Smasäna genannten Grabmals für den Toten soll nach Sat. Br.
13, 8, iff. nicht zu bald geschehen. Kät 21, 3, i sagt: »wenn man sich der
Jahre des Toten (oder des Todesjahres, die Komm, schwanken) nicht mehr
erinnert« oder (wenn man sich trotz verflossener vieler Zeit) doch daran noch
erinnert, dann in ungeraden Jahren. Kesava zu Kaus. spricht von »nach Ablauf
eines Jahres« oder »inmitten des Jahres«. Das Hinausschieben dieser Cere-
monie soll nach dem Sat Br. verhindern, »neues Übel« zu stiften und be-
ruht, wie es scheint, auf demselben Aberglauben, der in dem ekoddi§ta-Opfer
seinen Ausdruck findet Die Zeit für diese »Beisetzung« des Toten ist Sommer,
Herbst, oder der Monat Mägha unter einem einfachen Stembüd oder beim
Neumond. Man nimmt soviel Töpfe als Teilnehmer sind, und eine unbe-
stimmte Zahl von Sonnenschirmen (nach Kaus. auch noch andere Utensilien),
holt die Gebeine (in der Urne, in der sie vorher begraben waren), bringt sie
auf eine Lagerstatt, wo sie mit einem Gewandzipfel bedeckt und unter Pauken-
schall und Lautenklang von den Amätya's (Sohn, Enkel u. s. w.) je dreimal
umschritten und mit den Obergewändern oder mit Wedeln »befächelt« wer-
den. Letzteres kann den Frauen überlassen bleiben. Die Ceremonie findet
im ersten, mittleren und letzten Teil der Nacht statt »Manche« lassen auch
dem Toten Speise darbringen; der so begonnene Tag heisst »viphalphänna«,
»speisereich«, (weil, nach einem Komm., an ihm viel Speise zu verteüen ist)
und wird mit Tanz, Gesang und Musik gefeiert. Frühmorgens beim Sonnen-
aufgang bringt man die Gebeine nach Süden und errichtet das Grabmal an
einem verborgenen, von den Strahlen der Mittagssonne aber getroffenen Ort,
der ausser Sehweite des Dorfes, von der Strasse, sowie von Nyagrodha- u. a.
Bäumen fem liegen und noch verschiedene andere Eigenschaften haben muss.
So soll der Hintergrund »citra« sein (d. h. nach dem Komm, mannigfachen
Wald, Berge, Tempel haben) oder wenigstens Wasser. Aus dem Dorfe trägt
einer ein Grasbüschel hoch und hält es während der ganzen Ceremonie, um
es am Schluss zu Hause aufzustellen. Der Platz wird ausgesteckt, Pflöcke
von bestimmtem Holz oder Stein eingeschlagen, mit einem nach links ge-
drehten Strick umspannt und reingefegt Ringsherum am Strick werden Steine
(wie beim Agnicayana) geschichtet, auf dem Platz mit einem sechsspännigen
Pfluge Furchen gezogen und Kräuter darüber gesäet. Der Adhvaryu wirft die
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92 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritualutteratur u. s. w.
Gebeine in die Mitte, ein anderer geht leise nach Süden und wirft dort die
Urne hin. Die Gebeine werden Glied fiir Glied geordnet, in Mitte und Exücen
Ziegel gelegt (oder fiir einen, der keinen Feueraltar geschichet hatte,
dreizehn Steine), darüber Erde gedeckt. Die Höhe der Schichtung kann bei
Brahmanen, K§atriya's, Vaisya's, Frauen verschieden sein oder für alle gleich-
massig die Höhe des Unterschenkels haben. Im Süden des Grabmals werden zwei
krumme Furchen gegraben und mit Müch und Wasser gefüllt, sieben im Norden
nur mit Wasser. Die Teilnehmer werfen je drei Steine hinein und gehen mit
RV. 10, 53, 8 über die Furchen weg; baden, legen neue Kleider an und
schreiten, einen Stierschwanz anfassend, auf das Dorf zu. Als Grenze legt
man zwischen Dorf und Smasäna eine Erdscholle hin. Zu Hause wird in dem
Aupäsanafeuer eine Spende geopfert, vom Adhvaryu ein Schutzgebet gespro-
chen und von diesem Feuer (das nach einigen das des Toten, nach andern
das des Vollziehers ist), ein Teil auf einem anderen Wege als durch die Thür
weggeworfen. Nach Harisvämin ist das Aupäsanafeuer des Toten ganz zu
beseitigen. Als Dak§inä kommen alte Gegenstände zur Verwendung: ein alter
Sessel mit Kissen, alter Stier, alte Gerstenkörner. Von dieser auf Kät. ge-
gründeten und des Zusammenhanges wegen hier in das Grhyaritual einge-
schalteten Darstellung weichen die Kalpacitate im Komm, zu TaitL Ar. und
das Kaus. vielfach ab, ohne das Bild wesentlich zu ändern. Aus Kaus. lassen
sich indess viel interessante Einzelheiten beibringen; z. B. gehört zu den Uten-
silien ein Schiff. Nach Abschluss der Ceremonie lässt er »sieben Flussläufe«
{tiadirüpäni) herstellen (die den sieben Furchen bei Kät. entsprechen), mit
Wasser füllen und (wohl die Teilnehmer) das mit Gold imd Gerste versehene
Schiff unter Hersagung einiger AV.-Versteile (»besteiget Saviti^s Schiff« u. s. w.)
besteigen. Der erste Teil der Handlung findet in einer im Dorf errichteten
Hütte statt. Die Gebeine werden unter der Baumwurzel, wo sie bestattet
waren, vorgeholt mit den Worten des AV.: »gieb wieder, o Waldesherr!«
Der Weg für die Lebenden ist im N., »für die Manen« im S. der Hütte. Die
bei Kät. nur angedeutete Speisung ist ausführlicher beschrieben. Die in-
mitten der Halle niedergesetzte leere Urne schlägt man mit einem alten Schuh.
Mit aufgelöstem Haar vollziehen die Frauen, indem sie den rechten Schenkel
schlagen, den dreimaligen Umgang. Mit einem Küdibüschel verwischen sie
am Schluss der ganzen Ceremonie unter Hersagung von AV. 12, 2, 30 — 36
die Fusstritte zu dem Smasäna und mit einem anderen die zum Schiff- Das
Büschel wird darauf nach SO. fortgeworfen. Erwähnung verdient noch ein
anderer Punkt, den Kaus. bei dieser Gelegenheit, Kät 25, 8, 14 (unter den
Präyascitta's) Sänkh. Sr. 4, 15, 9 ff.; Äp. 9, 11, 23 beim Saracayana vorschreiben.
Wenn nämlich die vergrabenen Gebeine verschwunden sind, ninunt man 360
Paläsastiele und legt damit auf einem schwarzen Fell die Gestalt eines Mannes
aus (40 an die Stelle des Kopfes, 10 für den Hals u. s. w. Sänkh.), umwickelt
sie mit Wolle, salbt sie u. s. w. und vollzieht die Verbrennungsceremonie
u. s. w. Kaus. kennt noch andere Aushülfe. Man nimmt Staub von der Stelle,
wo die Urne stand, oder breitet an einem Ufer ein Gewand aus, ruft NN!
und nimmt das Wesen, welches darauf niederfliegt, als Ersatz.
S 57. Allgemeine Opfer für die Manen. — i) Bei besonderer
Veranlassung (kämya's, naimittika's). Bei glücklichen Gelegenheiten, m.t
der Geburt eines Sohnes, bei Nämakarana, Hochzeit wird den Manen ein
Glücksppfer dargebracht (Äsv. 2, 5, 13. 15; 4, 7, i; G. 4, 3, 35ff.i G. Sräddha
K. = S. vgl. Speijer, Jätakarma 51) und zwar an einem glücklichen Tage der
zunehmenden Monatshälfte; voraus geht ein fnätryäga^ ein den weiblichen
Vorfahren gebrachtes, Karmapradipa i , i , 11 u. s. näher beschriebenes Opfer
(Caland, Todtenverehr. 36 j. Bei diesem Äbhyudayika werden vormittag
Ä
57. Allgemeine Opfer für die Manen. 93
Brahmanen in gerader Zahl eingeladen als Vertreter der Götter und der
Väter. Alle Handlungen geschehen rechts herum, nicht wie sonst von rechts
nach links. Anstelle des Sesam tritt Gerste; die Mehlklösse werden mit
saurer Milch und ungerösteten Körnern gemischt und in den Sprüchen mehr-
fach Veränderungen vorgenommen, deren charakteristischste die ist, dass die
Manen als nändlmukha, »frohgesichtig« bezeichnet werden im Gegensatz
zu den airwnukha'Sy wie Vater, Grossvater, Urgrossvater bisweilen genannt
werden, (Eine genauere Beschreibung des Äbhyudayika finden wir im Prayo-
garatna p. 43^. Vgl. auch Colebrooke, As. Res. VII, 270; Wilson, Vi§^upur.
transL p. 297; Speijer, Jätakarma 52; Max Müller, India p. 239; Caland,
Todtenverehrung 2>^,) Diese Abhyudayika's bilden die sog. vrddhiiräddha's\
gleicher Art sind äixt pürta^räddha's, die bei der Stiftung von Brunnen,
Teichen ihre Stelle haben (När. zu Äsv. 2, 5, 13) und noch verschiedene Ab-
arten, wie Kämyasräddha's, über die man Caland, Todtenverehr. 39 ff. ver-
gleiche.
2) Ausser diesen gelegentlichen Totenopfem giebt es eine Anzahl solcher,
die regelmässig, täglich oder zu gewissen Zeitabschnitten zu veranstalten sind.
Zunächst die tägliche Manenverehrung (S 46) als einer der Mahäyajna's, die
als Sräddha nicht anzusehen ist; dann ^\t pärvana's am Neumondstage, die
mäsika's allmonatlich an den ungeraden Tagen der zweiten Hälfte (Asv. 2,
5, 10), die A§takä's und Anva§takya's, die an bestimmten Tagen des Jahres
dargebracht werden. (Die Gesetzbücher behandeln den Gegenstand ebenfalls,
worüber Caland, Todtenverehr. S. 8 ff. zu vergleichen ist; Jolly % 57). Fär-
vana-iräddha^ am Neumondstage nachmittags. Das Ritual ist (Asv. 4, 7)
fast identisch mit dem der Kämya-äbhyudayika- ekoddi§ta-sräddha*s. Als Re-
präsentanten seiner unmittelbaren Vorfahren (Vater, Grossvater u. s. w.) wählt
er Brahmanen in ungerader Zahl, nach S. 4, i, 2 mindestens drei, nach Asv.
4, 7, 2 je einen, zwei oder drei für jeden der Väter; je mehr, desto grösser
sein Verdienst, ausgeschlossen ist aber (im Gegensatz zu Manu 3, 125) die
Beschränkung auf einen einzigen. Die Auswahl dieser Männer ist mit grosser
Sorgfalt zu treffen; sie müssen die Mantra's kennen, von frommem Wandel,
keine Verwandten des Opferers sein u. s. w. (Äsv. 4, 7, 2; S. 4, i, 2; H. 2,
IG, 2). Ausser diesen Brahmanen werden nach einigen Texten Vertreter für
die Allgötter gewählt. Die Vorschriften in den Sütren weichen stark von
einander ab. S. fasst sich sehr kurz. Er lässt in eine ungerade Anzahl von
Wassergefässen Sesam streuen und mit den Worten: »dies ist dein« den
Brahmanen auf die Hände Wasser giessen. Hierauf werden sie geschmückt
und, nach einer Darbringung im Feuer, gespeist Vor oder nach der Mahl-
zeit legt er drei Pii;ida's auf einen mit Kusa bestreuten Platz, dahinter, doch
durch irgend etwas geschieden, die für die Gattinnen, Den Rest giebt er den
Brahmanen. Im übrigen verläuft das Opfer so wie der Pi^dapitryajiia des
Srautarituals. Ausführlicher ist Äsv.'s denselben Gang verfolgende Darstellung.
Drei Gefässe aus Metall, Stein, Thon, oder aus demselben Material, werden
für die Wasserceremonie verwendet. Die Darreichung des Wassers geschieht
mit »dem Zwischenraum zwischen dem Daumen und Zeigefinger der linken
Hand« oder mit der rechten, welche von der linken angefasst werden muss
(4> li 13)- Die Überreste des Wassers werden zusammengegossen und dienen
ziu: Benetzung des Gesichtes, wenn der Opferer sich einen Sohn wünscht
(Bemerkenswert ist ein Ausspruch Saunaka's, dass er den ersten Krug bis zum
Ende der Feier nicht von der Stelle wegnehmen soll, weil »in ihm verhüllt
die Väter weüen« 4, 7, 16). Hierauf^ werden den Brahmanen Wohlgerüche,
Kränze u. s. w. dargereicht (4, 7, 17; S. 4, i, 4). Mit ihrer Erlaubnis, die in
bestimmten Formeln erbeten und erteilt wird, opfert er im Feuer und weist
A
94 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttuallitteratür u. s. w.
ihnen Speise zu; die Frage am Schluss, ob sie gesättigt sind, und ihre Ent-
lassung geschieht mit fest umschriebenen Worten. G. verweist kurz auf den
Sthälipäka der Anvastakyaceremonie (s. S. 95) als Norm fiir das am Neumonds-
tage stattfindende Manenklossopfer, das bei ihm (4, 4, i) zu den smdrta's ge-
hört (G. p. 665 ff.; M. Müller, India 232; Winternitz, WZKM. 4, 201), nur wird
das Havis im südlichen Feuer zubereitet, fiir den anähitägni dagegen im Haus-
feuer. Es ist nur eine Grube zu machen und mancherlei Einzelheiten, die
beim Anva§takya vorgeschrieben sind, fallen weg. Charakteristisch für G. ist
das bei ihm dem Sräddha nachfolgende, davon wie im Srautaritual getrennte
anvähärya^ »Nachtrag«, welches mit dem pärvaijia der anderen Schulen
identisch ist (M. Müller 1. c; SBE. 30, iii, vgl. die Bemerkungen Caland's,
Ahnenkult p. 16).
3) Von dem pärvaQa scheint das mäsika Sräddha unterschieden. H. 2,
IG, I (auch Bhär.) lässt mit den Worten: »am Neumondstage nachmittags das
Monatsopfer (für die Manen) oder an den ungleichen Tagen der abnehmen-
den Hälfte« zwischen beiden die Wahl. Äsv. dagegen schreibt 4, 7, i das
pärvana Sräddha (am Neumond) und 2, 5, 10 »das Monat für Monat den
Manen an ungeraden Tagen« (der zweiten Hälfte) darzubringende Opfer vor,
für das die Anva^takya's vorbildlich sind. Auch G. Sräddha i, 2. 3 unter-
scheidet beide, stellt aber das zweite ins Belieben. Die Meinungen haben
offenbar geschwankt, wie man auch aus den Gesetzbüchern Gaut. 15, 2 01; Äp.
2, 7, 16, 4 ff. ersehen kann (Caland, Ahnenkult 51; Winternitz, WZKM. 4,
202). Bei H. (Äp. Bhär.) geht die Darstellung der monatlichen Sräddha's
den A§takäs voraus (2, 10 — 13). Vorschriften, welche wir anderwärts bei
den A§takäs finden, giebt H. daher schon hier. So stehen z. B. dieselben
Sprüche, die H. hier bei den Wasserspenden vorschreibt, bei S. unter den bei
der mittleren A§takä zu recitirenden (3, 13, 5). Femer finden wir bei H. an
dieser Stelle die Vorschrift, der wir nachher beim Anva§takya begegnen wer-
den, von der Ausgiessung dreier Handvoll Wasser, der Deponirung dreier
Klösse und von Collyrium und Gewändern fiir die Manen. Merkwürdig ist
seine, auch beim Pin(Japitryajna (Äsv. S. S. 2, 7, 6; Caland, Ahnenkult 9) vorkom-
mende Vorschrift, dass ein Opferer, der in der ersten Hälfte seines Lebens
(unter fünfzig) steht, den Saum seines Kleides den Manen hinwirft, in der
zweiten jedoch Haare seines Körpers. Hierauf wäscht er das Gefäss, in dem
sich das Mus für die Pincla's befand, sprengt unter Sprüchen an die Manen
das Wasser von rechts nach links, stürzt das Gefäss um, kreuzt seine Hände
und verehrt die Manen. Darauf geht er an das Ufer eines Gewässers und
giesst unter Sprüchen fiir die Manen drei Hände Wasser hin.
4) A stak äs. Die Feier der A§takäs hat ursprünglich mit der Jahres-
wende in Zusammenhang gestanden (Oldenberg, ISt. 15, 145 ff.; Jolly, Dharma-
sütra des V. 42; Winternitz, WZKM. 4, 205). Sie finden nach dem Vollmond
im Monat Ägrahäyana statt; wie Äsv. 2, 4, i genauer angiebt »an den achten
Tagen der vier zweiten Monatshälften des hemanta und sisira«, demnach in
der zweiten Hälfte der Monate Märgasir§a, Pau§a, Mägha, Phälguna, Die Mei-
nungen über ihre Zahl schwanken indess. G. führt 3, i o, 4 die Meinung Kautsa's
an, dass »der Winter vier A§takäs hat«, während es nach Audgahamäni, Gautama,
Värkakhandin nur drei gebe. Von unseren Sütren kennt nur Äsv. die erstge-
nannte Anzahl, die anderen nur drei oder weniger. G. lässt die drei A§takäs am
achten Tage der dunklen Hälften, die auf den Vollmond Ägrahäya^T, Tai§T resp.
Mäghl folgen, darbringen, Baudh. (Caland, Altind. Ahnenkult p. 167) in Tai§a,
Mägha, Phälguna, oder »man darfalle drei Tage zusammennehmen« und die drei
A§takäs auf einmal, nämlich am siebenten, achten und neunten Tage der
dunklen Hälfte feiern, auch sogar an einem Tage, dem achten, was auch Äsv.
)
57. Allgemeine Opfer für die Manen. 95
2, 4, 2 erlaubt Dies letztere ist die Regel bei H., der nur die durch drei
Tage gefeierte Ekä§takä kennt, am achten Tag der dunklen Monatshälfte,
die dem Vollmond im Monat Mägha folgt. Ebenso Äp. Bhär. (Caland 166;
Weber, Nak§atra 11, 337. 341). Im einzelnen weichen die Sütras sehr von
einander ab. G. 3, 10, 3 sagt, dass Bedenken herrschen, ob die Gottheit
Agni, Manen, Prajäpati, die Rtu's oder die Allgötter seien. Aber sein erstes
Sütra erklärt, dass »die A. die_ Nacht zur Gottheit habe«, so dass verschie-
dene Redaktionen vorliegen. Asv. 2, 4, 12 sagt, dass nach einigen die All-
götter, nach anderen Agni, Sürya, Prajäpati, Rätri, Nak§atra's, Rtu's, Pitr*s
oder »pasu« die Gottheiten der A§takäs seien. P. 3, 3, 2 führt Indra, All-
götter, Prajäpati, die Manen an. Auch über die Art der Darbringungen herrscht
Meinungsverschiedenheit Kautsa bei G. schreibt für alle Fleisch vor; so auch
Asv. 2, 4, 4. 5. 7, der tags zuvor den Vätern »Mus«, Reis mit Sesam, Müch-
speise oder Kuchen von vier Sarävamassen darbringen und die A$takä mit
Tieropfer und Sthällpaka begehen lässt, und Baudh. (Caland). Andere
dagegen schreiben für die erste A§takä nur Kuchen (daher »Kuchena§takä«)
vor, für die zweite eine Kuh, für die dritte Gemüse (G. 3, i o, 9. 1 8 ; 4, 4, 1 7 ;
^- 3> 3> 3- 8); S. 3, 12, 2; 13, I j 14, I in umgekehrter Folge; doch stimmt zu
P.*s Vorschrift seine ^, ^y 10 gegebene Anordnung nicht, dass beim Anva§takya
aller A§takäs von der linken Seite und Hüfte des Tieres geopfert werden
soll, weU sie bei allen A$takäs ein Fleischopfer voraussetzt Das Kausika
spricht 19, 28 »von der Netzhaut der A§takäkuh«, und nennt 138, 2 als havis
fiir die A§takä: dhänäh, karambhahu. s. w.und ev. pasu. Ein merkwürdiger Brauch
am Vorabend der letzten A§takä wird von Mänava vorgeschrieben (WZKM.
4, 211); danach tötet und zerteüt der Opferer auf einem Kreuzwege eine
Kuh und verteilt das Fleisch an alle etwaigen Passanten. An die A§takä
schliesst sich das Anvasfakya genannte Manenopfer, dessen Ritus Caland
(Ahnenkult S. 115) für^den ursprünglichen hält, an. Äsv. 2, 5, i; P. 3, 3, 10
lassen es allen drei, S. 3, 13, 7; G. 4, 2, 2 nur der mittleren A§takä folgen.
Während S. sie nur pi^4apitiyajnavat darbringt, geben andere ausführlichere
und bemerkenswerte Vorschriften. Die Feier findet in einem imischlossenen
Räume statt. Nach Äsv. 2, 5, i wird auf einem nach S. geneigten Platz
Holz ans Feuer gelegt, das Feuer rings umhängt und im N. der Umhängung
macht man eine Thür. Dreimal, ohne sie zu schütteln, breitet er die Opfer-
streu mit den Wurzeln von rechts nach links und setzt die Opferspeisen
nieder: Mus (odana), Reis mit Sesam (kpsara), Müchreis (päyasa), Rührtrank
mit saurer Milch (dadhimantha) und Rührtrank mit Honig (madhumantha).
Nach dem Opfer an Soma pitrmat und Agni kavyavähana (S. S. 2, 6, 10),
(dem agnaukara^a) spendet er mit Ausnahme des Honigtranks den Vätern und
den Müttern (Mutter, Grossmutter, Urgrossmutter) , für die noch besonders
surä und äcäma (Schaum von gekochtem Reis) vorgeschrieben sind. P. 3,
3, 1 1 fügt Salben und Kränze hinzu und erlaubt auch für Lehrer und Schüler,
die ohne Nachkommenschaft geblieben sind, Spenden zu bringen. Asv. er-
wähnt, dass einige in zwei oder sechs Gruben und zwar in die östlichen für
die Väter (in die westlichen demnach für die Mütter) opfern. Dies ist der
Fall bei P., am ausführlichsten bei G. 4, 2, 1 6 ff : Auf der südlichen Seite des
umhüllten Raumes macht er von O. nach W. Gruben, je eine Spanne lang,
vier Finger breit und tief. Vor der östlichen Grube stellt er eine Feuerstätte
her und bringt dahin, hinter den Gruben herum, das Feuer. Nach Spenden an
Soma pitrmat und Agni kavyavähana ist die Handlung links behängt und mit
verhaltener Stimme zu vollziehen. Aus dem Ceremoniell sei hervorgehoben,
dass man mit der Linken ein Grasbüschel ergreift und eine nach S. laufende
Linie zieht mit den Worten: »fortgeschlagen sind die Asuras«; ebenfalls mit
96 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s. w.
der Linken fasst man einen Feuerbrand und legt ihn südlich von den Gruben
nieder. Die Manen werden herbeigerufen, Wassergefässe in die Gruben
niedergesetzt und der Reihe nach auf die über die Gruben gebreitete Darbha-
streu links herum zum »Waschen für die Väter« ausgegossen; femer wird
dorthin je ein Drittel der Speise unter namentlicher Anrufung des Vaters,
resp. Gross- und Urgrossvaters gethan oder, wenn er deren Namen nicht
kennt, unter Anrufung der Manen auf der Erde, im Luftraum und Himmel
Dann wendet er sich ab, hält den Atem an und, bevor er aufatmet, wendet
er sich zurück und flüstert: »es erfreuten sich die Manen u. s. w.« Hierauf
wird, wieder unter Anrufungen, der Reihe nach auf die PincJ^'s Salbe, Sesamöl,
u. s. w. hingelegt und mit genau vorgeschriebener Stellung der Hände die
»Abbitte« vollzogen. Unter Sprüchen blickt er sodann auf sein Haus, dann
auf die Pi^da's und legt der Reihe nach auf die Pi^da's in den Gruben einen
Faden als »Gewand« für jeden der Manen. Das mittlere Pioda geniesst die
Gattin, wenn sie Söhne wünscht, oder auch derjenige von den anwesenden
Brahmanen, der die Überreste empfängt. Die anderen wirft er ins Wasser
oder ins Feuer oder speist damit einen Brahmanen oder giebt sie einer Kuh.
Der Feuerbrand wird mit Wasser ausgelöscht.
Ausser jenen drei, resp. nach Äsv. vier A§takäs kennt das Ritual noch
eine vierte resp. fünfte, die madhyävarsa fällt und das Ritual des Anva§|akya
oder auch des monatlichen Manenopfers hat (P. 3, 3, 13; S. 3, 13, i; H. 2,
^3» 3)- Sie wird nach Äsv. 2, 5, 9 in der abnehmenden Hälfte des Monats
^ Prau§thapada gefeiert. Die Lesart Äsv.'s, welche die Mss. zeigen, tnäghyä-
varsa ist wohl kaum in madhyävarsa zu verändern. Nach H. ist bei dieser
A§takä Fleisch zu opfern und nur, wenn es keins giebt, Gemüse; anders P. 3,
3, 13, der sie eine Säkä§takä nennt.
Die Darbringung der A^^akäs ist obligatorisch (Asv. 2, 4, 11; G. 4, i, 22;
S. 3, 14, 6); doch sind für den unvermögenden verschiedene Erleichterungen
vorgesehen. Asv. 2, 4, 2 sagt, dass man nur an einem der vier vorgeschrie-
benen Tage (nur im Monat Magha) eine A§takä darzubringen brauche und
giebt ^2, 4, 8 — IG Vorschriften, die den ärmeren betreffen und auch bei G.
und S. annähernd gleich wiederkehren. Nach G. 4, i, 18 ff. kann er anstatt
mit einer Kuh, wenn er unbemittelt ist, auch mit einem Stück Kleinvieh oder
V einer Topfspeise opfern oder einer Kuh Futter vorwerfen oder auch im Walde
I Gestrüpp anbrennen und sagen: »das ist meine A§takä«. Wie es scheint,
gelten diese Erleichterungen nicht niu: für die eine, sondern für alle
A§takäs. Einen wertvollen Versuch, in dem Sräddharitual alte und junge Be-
standteile zu scheiden, hat Caland (Ahnenkult 150 ff.) gemacht Das Srauta-
ritual kennt zwei Arten regelmässiger Manenopfer, den Pindapitiyajna am Nach-
mittag, der dem Neumondsopfer vorangeht und den mit dem Säkamedha,
dem dritten der Cäturmäsya's verbundenen PitryajÄa (Weber, ISt 10, 34^)
und ausserdem ein Suräopfer bei der Sauträmanl.
Litt.: Bloomfield, Women as mourners in the AV. AJPh. XI, 18 (Scp.). —
W. Caland, Über Totenverehrung bei einigen der indogerm. Völker. 4. Amsterdam
1888. — W. Caland, Altind. Ahnenkult Leiden 1893 (Rec. von Pischel, GGA.
December 1894; Knauer, Anz. f. Indog. Sprach- u. Altertumskunde VI, 2ifif.). "^
CoLEBRooKE, life and ess. 2, 195. — Donner, Pindapitryajha, Berlin 1870. —
JoLLY, das DharmasOtra des Visnu und das Käthaka GS. — Lanman, Mortuaiy
Urns Proc. AOS. 1891, XCVIIL "— Leist, Altar." jus gentium, Jena 1889, 188 ff. -
Raj. Lala Mitra, Funeral cerem. of the anc. Hindus JÄ.SB. 39, 241 ff. ; Taitt. Ar.
Introduct, p. '^2i^. (giebt p. 33, Anm. eine ausführliche Übersicht über die Prayogas
und Paddh. über diesen Gegenstand, p. 57 Besprechung einiger RV.-Vcrse. —
M. MÜLLER, über Totenbestattung und Opfergebräuche im Veda, ZDMG. IX, iSSS?
India, what can it teach us p. 240 u. 374 (Auszüge aus dem Nirpayasindhu). On
funeral ceremonies (in Anthropol. Rel.) p. 235 ff. — Oldenberg, Rel. des Veda,
jS
fwm mmm m ■
iaprilSHBIMaBSBBBBV"^"^ ^ -■ u ^w^S^sss^EOT^vn-
58. Zur Charakteristik der Srautaopfer. 97
S. 524 ff. — Regnaud, le Sräddha v^d. Revue bist. reL 25, 61 ff. — Roth, die
Todtenbestattung im ind. Altertum ZDMG. 8, 467 ff. — Stenzler, Rede über
die Sitte (Anhang zu ÄSv. GS.). — Weber, Nak§atra's 2, 337. ,341; Vedische Bei-
träge 1895 (18. Buch des AV.). — Winternitz, notes on Sraddhas and ance-
stral worship WZKM. 4, 199. — Rajkumar Sarvadhikari , Tagore Law Lectures
1880. — Monier Williams, IA 5, 26. 81. 200. — Wilson, Ess. 2, 270 ff. — Zimmer,
iVltind. Leben 40off. — Forbes, Ras Mala 2, 356 ff. — - Weitere Litt. Jolly S 57 ff.
m. ABRISS DES INHALTS DER SRAUTASUTREN.
r r
S 58. Zur Charakteristik der Srautaopfer. — Die in den Srautas
vorgeschriebenen Opfer, von KäL i, 2, 2 als dravyatfi devatä tyägaff, definirt,
unterscheiden sich von denen des Grhyarituals durch die Dreizahl der Feuer
und die Anwesenheit einer nach dem Charakter des Opfers sich richtenden
Zahl von Priestern, ausschliesslich Brähma^as, denen die Ausführung obliegt
Die Thätigkeit des Yajamäna beschränkt sich im Wesentlichen auf das Voll-
ziehen des Tyäga (die formelle Opferung) , das Verteilen der Dak§inä's, die Her-
sagung der auf seine Person bezüglichen Mantras und die Sairskära*s (Schlafen
auf dem Erdboden u. s. w.); nur gelegentlich kommen andere Bestimmungen
vor (cf. Kät. I, 7, 20 ff. und Komm.). Alles andere steht den Priestern
zu. Bei dem Agnihotra wird nur der Adhvaryu erfordert, zum Agnyädheya
wie zum Neu- und Vollmondsopfer gehören vier: Adhvaryu, Ägnidhra, Hot;*,
Brahman'. Beim Cäturmäsyaopfer kommt als fünfter der Pratiprasthätr, beim
Pasubandha, abgesehen vom Samitr, als sechster der Maitravaruna hinzu.
16 Priester sind zum Somaopfer nötig, nämlich der Hotr mit Maitravaruna,
Acchäväka, Grävastut, Adhvaryu mit Pratiprasthätr, Ne§tr, Unnetr; Udgätr
mit Prastotr, Pratihartr, Subrahmapya; B rahm an mit Brähmanäcchamsin, Potf,
Ägnidhra*, wozu als 17. bei den Kau§Itakins noch der als Oberaufseher
fungirende Sadasya tritt. Praktisch stellt sich aber die Einteilung insofern
etwas anders, als die drei Gehilfen des Brahman und von den Adhvaryus
einer, der Ne§tr, dem Hotr zur Seite stehen^.
Abgesehen von den manuellen Handlungen und Verrichtungen, die im
Wesentlichen, wenn auch nicht ausschliesslich den Adhvaryu's obliegen, haben
diese Priester die Pflicht, die vorgeschriebenen Mantrarecitationen auszuführen.
Unter dem Namen r^mantravi begreift Kät i, 3, i die sich in vier Gruppen
scheidenden Texte, die rc, yajus\ säman und nigadcCs, Die Verse und Lieder
des RV. gebühren dem Hotr und seinen Assistenten, die Sprüche des Yajus
vornehmlich den Adhvaryu*s, die Gesänge den Udgätr*s*. Unter Nigada's
versteht man eine Art von Yajus, Prai§a's, die den Zweck haben andere an-
zurufen, aufzufordern und von den eigentlichen Yajus sich dadurch unter-
scheiden, dass sie ihrem Zweck entsprechend laut gegeben werden, während
die Sprüche des Yajurveda nur zu murmeln sind 5. Die Sütren befassen sich
eingehend mit dem Verhältnis von Mantra und Handlung^, mit der Auf-
einanderfolge und CoUision von Ceremonien^ und treffen auch Vorsorge fiir
den Fall, dass bei der Fülle der zu merkenden Sprüche, Verse u, s. w. das
Gedächtnis versagt ^ Als Aufseher des Ganzen fungirt der Brahman, der aller
drei Veden kundig sein und das ganze Opfer nachdenken soll 9. Die Priester
erhalten als Lohn die Dak^inä's ", die nach Art und Wert sehr verschieden
sind, und, wie verschiedene Beispiele zeigen, auch den Charakter des Opfers
zum Ausdruck bringen. Manche Gaben sind verboten (ISt 10, 58. 384). Sie
nehmen die Geschenke in Empfang mit Sprüchen, die die Gottheiten als Empfänger
bezeichnen (Rudra fiir eine Kuh, Soma für ein Gewand u. s. w. Ap. 14,
II, I ff.). Vor Beginn des Opfers sind die Priester zu wählen"; wie nicht
jeder Brahmane dazu geeignet ist, sondern gewisse geistige und auch körper-
Indo-arische Phltologie. III. i. 7
{ »
i1
98 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
liehe Eigenschaften besitzen muss", so ist auch nicht jeder als Yajamäna von
ihnen zuzulassen. Selbstverständlich muss dieser den drei oberen Kasten an-
gehören; nur wenige Ausnahmen davon sind gestattet '\ Aber auch den
Yajamäna der oberen Kasten muss der Priester prüfen, verschiedene Fragen
an ihn richten, u. a. feststellen, ob etwa das Opfer von andern Priestern schon
zum Teil vollzogen, aber in Uneinigkeit verlassen worden sei. Die Frucht
des Opfers, sein r^phala^ kommt dem Opferer zugute, aber die absichtlichen
oder unabsichtlichen Fehler der Priester, die es in der Hand haben ihn zu
schädigen oder zu verderben, fallen ihm ebenfalls zur Last'*. Beispiele aus
der Vorzeit, welche die Übel falschen Opfems schildern, werden erwähnt und
mannigfache Unterschiede im Ritual teils empfohlen teils mit grösserer oder
geringerer Emphase abgelehnt. Eine das ganze Ritual durchziehende, durch-
weg anerkannte Unterscheidung zwischen den einzelnen Priestergeschlechtem
abgesehen von der Haartracht, besteht, in dem pahcävadäna resp. caturara-
däna, dem Nehmen von vier resp. fünf Abschnitten von der Opfergabe und
in der dadurch verursachten Einteilung in pancävattins, f Jamadagni's, Bhrgn's
und einige andere), und caturavattins^^. Wichtiger ist die auf einen alten
Cultgegensatz zwischen Vasi§tha, Saunaka u. a. zurückzuführende Anwendung
von Naräsamsa resp. Tanünapätversen bei der zweiten der 5 — 12, bei jedem
Opfer wiederkehrenden Prayäja's*^ Die Opfer zerfallen in Prakrti's und
Vikj-ti's, Grundformen und Ableitungen von dieser Grundform. Jene gelten
als Paradigma, nach dessen Muster andere Opfer zu vollziehen sind. So
bÜdet das Neu- und Vollmondsopfer die Prakjti aller anderen I§ti*s und der
Pasubandha's ^7^ speciell des AgnT§omiya Pasu, der selbst wieder Vorbild für
den Savanlya ist, dieser für die Aikadasinas u. s. w. Der Agni§toma ist die
Grundform für den Dvädasäha und die Ekäha*s, der Dvädasäha für die Ahina's
(zwei- bis zwölftägigen Opfer) und die Sattra*s oder mehr als zwölftägigen
Opfer. Diese Unterscheidung ist aber nur ungefähr; denn keine der nach-
folgenden Prakfti's ist ganz unabhängig von der vorausgehenden, sondern
setzt dieselbe voraus*^. Jedes Opfer besteht aus Haupt- und Nebengliedern:
pradhäna^s^ die ihm seine Individualität geben und von Opfer zu Opfer sich
ändern und af'iga'Sy Hilfsakte, die Opfer fiir Opfer wiederkehren und in der
Hauptsache unverändert sind. So bilden beim Vollmondsopfer der Purodäsa
a§täkapäla für Agni, der P. ekädasakapäla für Agni-Soma und zwischen beiden
der Upämsuyäga für Vi§nu oder Agni-Soma u. s. w. ddcs prad/täna; alles andere
dagegen, wie prayäja*s und anuyäja's, sind anga's^ Hilfshandlungen, welche an
sich keine Bedeutung haben, sondern nur auf die Haupthandlung hinzielen'-.
Sie bilden das tantra^ das bei Gleichheit von Ort und Zeit für mehrere Pra-
dhäna's zugleich dienen kann*". Bei Vikrti's bleibt das tanira im Wesent-
lichen unverändert; nur Einzelheiten schwanken, z. B. werden anstatt der bei
Isti*s und Pasubandha's normalen Zahl von 1 7 Sämidheniversen bisweilen nur
15 vorgeschrieben. Die Pradhäna's hingegen werden durch ganz andere er-
setzt; anstelle der genannten Gottheiten des Vollmondsopfers tritt z. B. bei
der Ägrayana-i§ti ein Purodäsa aus Reis resp. Gerste für Indrägni, ein Cani
für die Visvedeväh, ein ekakapäla fiir Dyäväprthivi. Dementsprechend müssen
auch in Formeln oder, wo sonst die Götter des Opfers erwähnt werden (wie
beim Nirvapana des Havis und dem Süktaväka), deren Namen geändert
werden; selbstverständlich variiren auch die Havisgaben. Von deren Be-
schaffenheit hängt wieder zum Teil ab die Herstellung der erforderlichen Ge-
räte, wie das Holen und Behauen der beim Tieropfer notwendigen Opfer-
pfosten, die Wahl der mannigfachen Geräte und Gefässe, die bei Beginn des
Opfers aufgestellt werden^'. Jene Pradhäna's bilden, wie im Grhyaritual (oben
S. 72), den Äväpa, der seine Stelle zwischen den beiden Äjyabhäga und der
r
58. Zur Charakteristik der Srautaopfer. 99
Spende für Agni Svi§takrt hat*^ Die vielen allgemeinen Vorschriften über
Opferbrauch finden sich in den Paribhä§ä's (bes. Äp. und Kät. Buch i) zu-
sammengestellt und Orientiren ausreichend über die Technik des Opfers.
Hervorgehoben mögen hier die beiden Hauptgattungen von Spenden werden,
die yajatCs und die j'uAotfs, die Kät. i, 2, 6. 7 (abweichend von Äp. Paribh.
86. 95) vorschreibt. Alle Homa's geschehen, wofern nicht ausdrücklich anders
gesagt wird, am Ähavanlyafeuer. Die yajati's werden vom Adhvaryu stehend
nach vorhergehender Puronuväkyä und Yäjyä und die Yäjyä beschliessendem
Vau§atnif dargebracht (Kät. i, 2, 6)'^. Der vom Hotr herzusagenden Puro-
nuväkyä, die den Zweck hat, die Gottheit zu rufen, während die Yäjyä sich
auf die Darbringung bezieht (Kät i, 8, 9 Komm.; Sat. Br. i, 7, 2, 17; S. i,
17, 13 ff.) geht der Befehl, sie herzusagen, voraus, der vom Adhvaryu oder
Maiträvaruna zu erteilen ist. Im letzteren Falle gibt erst der Adhvaryu dem
Maiträvaruija den Samprai§a r^agnaye presya^i! nsomäya prqya^I und der Mv.
erteilt dem Hotr den Prai$a ^agnaye 'nubrühU^f (Kät. i, 9, 13. 14). Vor
der Yäjyä sagt der Adhvaryu zvLva Agai^xdi (äsrävayati) o^m ^rävaya, dieser
erwidert ipratyäirävayati) astu srausaf^^. Der Adhvaryu fordert sodann den
Hotj" mit Agnim (Soman u. s. w.) yaja zur Recitation auf; und dieser be-
ginnt mit der Äg Urform el yeB yajämahe die Yäjyä *5. Sitzend dagegen, mit
Beugen des rechten Knies und nur vom Svähäruf (nicht von Anuväkyä,
Yäjyä, Va§at) begleitet, werden die 72//^ <?//- spenden dargebracht (daher upa-
vistahomcC s) *^
X Kät. Paddh. S. 355. J. MtiR, on the rel. of the priests to the other classes
of Ind. soc. OST i^, Weber, ISt. 10, 327. Allgemein über die Priester handelt
Weber, LSt. 10, 141 ff. in seinen »Collektanea über die Kastenverhältnisse in den
Brähmana und Sütra«, die mit Ludwig RV. 3 als Einleitung in das Studium des
Rituals dienen können. — Yajne^varaiarman in Äryavidyäsüdh. p. 61, der beim
Agnyädheya anstelle des Ägnidhra den Udgätf nennt. — Über die Bedeutung des
Brahman u. a. Priester Eggeling SBE 12, XXI. — 2 Weber, 1. c. S. 144, wo weit.
Litt. Yajnesvarasarman p. 61. Äp. X, i, 9. Ääv. 4, i, 4 ff. — 3 Weber, LSt. 9, 375.
~ 4 Lät. 4, 10, 7. Ap. Paribh. 17; Barth, les rel. de l'Inde 31. — 5 Kat. 1,3, i;
3, lo. Äp. Paribh. 9. Eine Ül)ersicht der den Ilotys zugehörenden Nigadas SSr. S.
I, p. 641. Index. — 6 z. B. Kat. i, 3, 4 ff. Äp. Paribh. 45 ff. — 7 Kät. i, 5, 5 ff.
— 8 Weber, ISt. 5, 408. 9; 10, 155. — 9 Äp. Paribh. 19, s. oben Anm. i.
— xo Weber, ISt. 10, 50 ff. Muir, OST I; Klemm, $ac!vim5abr. 86;
Ludwig, RV. 3, 273. — " Die Form der Wahl ze'gt Kät. Paddh. S. 355. —
12 Weber, I. c. 145 ff. — »3 M. Müller, ZDMG. IX, XLIII; SBE. 30, 316; Weber,
1. c. 13. 147. — H Weber, 1. c. — »5 Kät. 1, 9, 3 u. a. Eggeling, SBE. 12, 192
(s. o. S. 72 S 43). — 16 MIIASL. 463 ff. Haug, Ait., Br. 2, 81 ; Weber, ISt. 10,
89 ff. Schwab, Tieropfer S. 90, Anm. — »7 z. B. S. i, 16, i. 2; 6, i, i. ,Äp.
Paribh. 114 ff. — »8 a. Barth, Revue critique vol. XI (1872) p. 407. — «9 S. i,
16, 4 Comm.; Äp. Paribh. 70 ff. — ^o Kät. i, 7, i. 2. ä. I, 16, 5. 6.-2« NVOpfer
S. 20. Schwab S. i ff. Von M. Müller auf Grund von Kät. i, 3, 31 ff. ZDMG. 9,
VII, XXXVI, LXXVIII näher beschrieben.— 22 S. i, i6, 3 und Comm.; NVOpfer
S. 107 ff. Schwab, S. XVL 1 i i ff. — 23 Weber, ISt. 2, 305; 9,256. Eggellng SBE. 12,
88. 135. — 24 Die Worte §rausat, vasat und die selten vorkommenden vat, vät, ve^
sucht W. FoY ZDMG. 50, 139 zu erklären. — 25 Asv. i, 5,4. 5. Beispiele in meinem
Neu- und Vollmondsopfer. Die Erklärung vieler ritueller Termini bei Eggeling,
SBE. 12, 26 (Index). 41. — 26 Kät. i, 2, 7; 8, 38; 3, 7, 5. 6. — Weiber, ISt.
9, 334.
Complicirter sind die Verhältnisse beim Somaopfer. Sie werden cha-
rakterisirt durch die Recitationen der Hotr's und die Gesänge der Udgätfs oder
Sänger. Graha (Becher), sastra (Preislied), siotra (Lobgesang) sind eng-
verbunden (Sat. Br. 8, i, 3, 4). Der Agnistoma enthält 12 solcher Sastra's
und diesen entsprechend 12 Stotra's der Sfimasänger *. Von den 5 Sastra's
der Morgenpressung fallen zwei {äjya und pra-ugä) auf den Hotr, drei äjya's
auf Maiträvaruna, Brfihmanäcchan sin, resp. Acchäväka. Diesen entsprechen
von Seiten der Udgätr's das baJiispavamänastoira und vier dhurya genannte
loo III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritualutteratur u. s. w.
Ajyastotra's. Die Mittagpressung enthält zwei Sastra's des Hotf {marutvafzya^
niskevalyd) und drei der Hotraka's; demgemäss fünf Stotra's, erstens das
mädhyandinapavamänastotra'^ und vier andere, die prstha-stotra's (SV. I, 49).
Das Abendsavana» schliesslich enthält nur zwei Sastra*s (i'ais'vadcia- und äi^i-
märutd)^ die der Hotr sagt und zwei Stotra's, das ärbhavapavämana und
agnistomasäman (yaJNäyajhiyd)\ beim Agni§toma im Ganzen 190 Verse ^.
Die 5iotra*s beruhen auf Gesang, die Jastra's sind Recitationen: apra-
gitatnantrasädhyä stutih iastram^ pragltamantrasädhyä stutih stotram^. Die
Melodien dieser Gesänge heissen säman (gäna, glti; gtiisu sämäkhyä)^. Wir
wissen nicht, ob etwa mit ihnen früher andere mehr volkstümliche Texte ver-
bunden waren 7; gegenwärtig liegen ihnen Verse des RV, zugrunde* und zu-
>veilen erstreckt sich die Bezeichnung säman auch auf diese Texte mit 9. Der-
selbe Vers kann nur nach einer (ekasämin) oder nach verschiedenen Melodien
ibahusäminV gesungen werden, andrerseits dieselbe Melodie zu verschiedenen
Versen". Daher ergibt sich oft die Notwendigkeit, die Rcas den Sämans
entsprechend einzurichten, zu enveitem, zu modificiren, und die Herstellung
dieser staubhikaionxi hat zur Entwickelung einer technischen Litteratur geführt,
die, wie das Pu§pa- oder PhuUasütra, dem Zweck der Ummodelung der
Rcas dienen ". Entweder genügen dazu Modifikationen der Silben der Verse
selbst (girä zu irä, äyirä)'^ sog. aksara- oder varnastobha^ s^'* oder man
schiebt ganze Süben oder Sätze ein, pada- oder 7'äkyastob/ta* s , von denen
Säy. 1. c. 15 resp. 9 unterscheidet. An sich sinnlos, haben sie nur den Zweck,
den Tönen als Stütze zu dienen '5.
Die Singweisen sind sehr zahlreich (sämavede sa/tasram gltyupäyäh) '^ und
haben verschiedene Namen* 7, von denen die zwei bekanntesten und wichtigsten
Brhat und Rathamtara schon im RV. vorkommen ^^. Dieses Benennen einzelner
Melodien erinnert an die Meistersänger des deutschen Mittelalters mit ihren
Weisen und Tönen, ihrem »endlosen Töne-Geleis« und den leges tabulaturae.
Einige ihrer Namen sind, wie Burnell sagt, *'most comical as applied lo
sacred chants". Sie werden gesungen krusfädibhih saptabhih S7araih samt
deren Modifikationen '^ und bilden unsere älteste, noch wenig_ benutzte und
geläuterte Quelle für indische Musik *^, von der Burnell im Är§. Br. ein in
Choralnoten umgeschriebenes Beispiel gegeben hat Der Gesang wird be-
gleitet von Bewegungen der Finger", wozu Chrysander eine Parallele (1. c. 30)
in der mittelalterlichen Solmisation findet, und von Anordnungen von Stäbchen,
die zur Zählung der komplicirteren Formen der Gesänge, der Stomaverse,
dienen ".
Jedes Säman zerfällt in 4, 5 oder 7 Teile oder Absätze, in der Regel
in 4 oder 5, den prastäva (a), eingeleitet durch hum^ gesungen vom Prastotr,
den udgltha (b), eingeleitet durch om^ gesungen vom Udgätr, den pratihära (c),
eingeleitet durch hurn^ vom Pratihartr und das nidhana (d), das gemein-
schaftlich von allen gesungene Finale. Wird der Himkära besonders gezählt
oder der Pratihära zerlegt in den Pratihära und das vom Udgätr zu singende
upadrava, so entstehen 5 Teile ^^. Das Paiicavidha- , Prastäva- u. a. Sütra*s
haben mit dieser Einteilung sich befasst^^. Die Wahl der Nidhana's wird
auch abhängig gemacht von besonderen Wünschen des Opferers '5. Zu den
genannten Sämasängern kommen noch die Upagät^'s, 4 — 6 Sänger unter-
geordneten Ranges, die den Gesang mit ho in tiefster Lage begleiten, hinzu *^ Der
Vers, zu dem die Melodie gesungen wird {rci säma glyate, rcy adhyüdham
säma g.), heisst ihre yontj ^ihr äsraya^'^. Die Brähmana's beschäftigen sich
oft mit diesem Verhältnis; Sat. Br. 8, i, 3, 5 heisst das Säman y^rcah paHhf^\
4, 6, 7, II vrsä säma yosäm rcam-ad/iyeti u. s. w. SVidh. Br. i, i, 10 ist
die Rc mit den »Knochen«, der Ton mit dem »Fleisch«, die Stobha's mit
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p^f^ip^ap— iggfgi^^ ,. jLias=Ts^j^>— wcr=s I üiWiHu .*, ^ii ■ — r-r=3CT:=53»""Tj:w=ss^
58. Zur Charakteristik der Srautaopfer. ioi
»Haaren« verglichen*^. Warum die Sämasänger sich geringer Wertschätzung
erfreuten, ist nicht klar. Wie die Gesetzbücher ihre Abneigung wiederholt
zum Ausdruck bringen, so wird Kathäsarits. i, 6, 51 ff. ein Chandoga als
dummer Kerl gefoppt. ^ Burnell hat die Abneigung der Anhänger des RV.
und Yajus gegen sie mit der niederen Stellung, die "members of choirs and
orchestras" auch heutzutage einnehmen, zu erklären versucht *9j auf eine andere
Möglichkeit habe ich hingewiesen^".
Gehören zu einer Melodie mehrere Verse, so heisst dies ein sfofra, das
gewöhnlich aus einem Tfca oder einer Pragäthastrophe besteht j'. Diese Stotra's
bilden die Grundlage der stoma^s ("forms of chanting stotras")'^^ die meist
in verschiedenartiger Wiederholung jener Stotra*s bestehen. Die Mehrzahl der
Stoma's hat verschiedene Abarten {vistuti). Das Agni§tomaopfer beginnt mit
dem trivrt oder bahispavamänasto7na^ der während der Läuterung des Soma-
trankes ausserhalb der für das Opfer hergerichteten Laube gesungen wird und
die neun Verse SV. 2, i — 9 zur Grundlage hat. Es gibt drei Arten (Vistuti)
des trivrt, die udyatJj parivartint und kuiäyinJ. Die erste setzt sich aus
drei Paryäya^Sy Gängen oder Sätzen zusammen und mit dem ersten Verse
des ersten, mit dem zweiten des zweiten und mit dem dritten Verse des
dritten P. wird der Himkära verbunden (hum a d g, b hum e h, c f hum i).
T>'\t parivartinl vistuti befolgt die Versordnung abc, def) ghi; ^\q kuiäyinJ dibc^
efd, igh-5^. Im Unterschied von diesem trivrtstoma hat ^tx päncadasastoma^^
eine Grundlage von nur drei Versen, die aus einer Pragäthastrophe herge-
stellt werden. Es gibt auch für ihn mehrere Vi§tuti's, z. B. die paficapaficinT,
die aus folgender Anordnung der Verse besteht i) Paryäya: aaa -*- b + c.
2) Paryäya a + bbb + c. 3) P. a-f b + ccc. Der Himkära tritt vor 3a, 3b, 3c
ein. Eine andere Vistuti desselben Stcma hat die Paryäya*s aaa + b-fc^
a + b + c, a + bbb + ccc 5. Die einzelnen Glieder der Paryäya's wie 30, a
heissen die vistäva^s^^. In ähnlicher Weise wird Mittags der saptadaia-
und abends der ekavivisa stcma hergestellt. Alle vier zusammen sind die »Lichter«
des Agni§toma, der darum auch Jycti{tcma genannt wird «^7. Ausser diesen
Stoma's kennt das Ritual andere, von denen die wichtigsten sind die trina-
vatrayastrimsau und die drei den Namen chandoma führenden catur-
vimsa (24 = GäyatrI), catus'cotvärimJa (44 = Tristubh), astäcatiärimia ('Jagatl) j^
Bei anderen Somaopfem als dem Agni§toma verbinden sich bisweilen zwei
Sämatfca's in der Weise, dass das eine das andere wie eine Yoni den Garbha
umgibt, indem es sowohl vor- als hinterdrein gesungen wird^'. Gewöhnlich
werden dazu Brhat und Rathamtara versvendet (so dass man also erst das
Bj-hat resp. Rath. singt, dann das zweite Säman und hinterdrein wieder das
Brhat resp. .Rath.); ausser diesen beiden die Vairüpa-, Vairäja-, Säkvara-, Rai-
vatamelodien, die mit jenen zusammen die prst/iastotra's heissen. Die sechs
Tage giösserer Opfer, in denen jene 6 Pr§tha*s der Reihe nach als Prstha-
stotras des Hotr verwendet werden, heissen darum prst/iyasafa/ia^^.
Zu allen Stotras haben die Udgätr's mit den Worten brahman stosyämah
praiästarh^ die Erlaubnis des Brahman und Maiträvaruna einzuholen, die
sie ihnen mit einem in om stuta ausgehenden Spruch gewähren. Brahman
soll ein Vasistha sein (Äp. 14,9,7) o^^r wer sonst die »Stomabhägasprüche«
kennt -»^ Der Brahman wählt der Reihe nach immer einen von diesen 31
Stomabhäga's zur Antwort (12 beim Agnistoma, 15 beim Ukthya, 16 beim
Sodasin). Auf den Gesang der Udgätr's folgt (bei den Pavamäna's nicht un-
mittelbar) das Sastra des Hotr, resp. der Hotraka's. Nach dem letzten Pra-
tihära erteilt ihnen der Stotrakärin mit dem Wort nesäf« (»das ist die letzte
Rc!«) hierzu den BefehH^. Der Hotr richtet an den Adhvaryu den ähäva:
somsävo^X (mittags; adhraryo iomsävo^Iy abends: a, sosotnsmo^y^^ worauf
I02 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
der Adhvaxyu Qxm^Qvt ^(pratigrmte, pratigard) othä modaiva oder ioinsä mo-
daiva^K Beim ersten Sastra des Prätahsavana geht diesem Zwiegespräch die
sog. aksarapankti {sumatpadvagde) voran und ein Japa, dass Mätarisvan un-
verletzt die Pada's, und die Kavis unverletzt die Uktha*s machen möchten.
Dem Zwiegespräch folgt ein tüsntmjapa mit 3 oder 6 Pausen und diesen die
purorttc »Vorleuchte«. Für die am Anfang des Sastra stehende Puroruc
treten mittags und abends die Nividformeln (Anrufungen)*^ ein und stehen in
der Mitte resp. am Ende der betreffenden Hymne (nhiddhämya). Nach dem
Komm, zu S. 8, 16, i ^7 sind alle Nivid, Puroruc, Praisa's auf Visvämitra
zurückzuführen. Während die Nivids von einem besonderen Ähäva eingeleitet
werden, fehlt dieser bei den Puroruc. Das Bild des ganzen Äjyasastra ist
(nach Sänkh.) also dieses:
Hotr: [Aksarapankti]*®. Japa. Ähäva: »somsävol«
Adhvaryu: »somsä! modaiva!«
Hotj": tü§nTmsamsa'9.
puroruc 5^
Ajya-Sükta 3, 13, v. i — 6 (Vers i wird nach Äsv. dreimal gesagt; bei andren
Opfern andere Hymnen),
somsävo !
Adhvaryu: somsä! modaiva!
Hotr: Schlussvers (paridhäniyä) 3, 13, 7. (Äsv. dreimal.)
Ähäva. Pratigara.
Hotr recitirt das (mit jedem Sastra sich ändernde) ukthavlrya »Kraft des
Uktha« oder iastväjapa (Äsv.) 5».
Adhv. om ukthasäh!^^ yaja somasya!
Hotr sagt die Yäjyä: ye^ yajämahe agna — (RV. 3, 25, 4) — d^vä^
vauhat und den Anuva§atkära somasyägne vVü^ vauhat. Darauf folgt das
Trinken der Grahams.
Die Hersagung dieses Äjya ist auch im einzelnen geregelt in Bezug auf
Tonlage, Verbindung der einzelnen Teile unter einander u. s. w., wie nament-
lich aus Äsv. ersichtlich ist 53. Von dem Äjya unterscheiden sich die anderen
Sastra*s durch die Wahl andrer Hymnen und Verse und auch vielfach durch
einzelne Besonderheiten. Oft nimmt die Form einen künstlicheren Charakter
an. Dem Pra-ugasastra, dem zweiten der Morgenpressung geht der abhihimkära
(hi'm bhür bhuvah svar om [Sabb. 11]) voran. Auf jede seiner 7 von Ähäva und
Pratigara eingeleiteten Puroruc folgt ein Trca des Hotr (Haug, Ait Br. 2, 158).
Am Anfang des ersten Mittag- und Abendsastra stehen die pratipcuianu-
carau die »Eingangs« und »Gegenstrophe«, deren jede aus 3 Versen be-
stehts-*. So sind bei dem Märutasastra (dem ersten des Mittags) JRV. 8, 57,
I — 3 resp. 8, 2, I — 3 die Pratipad- und Anucarastrophe, jede von Ahava und
Pratigara eingeleitet. Ihnen folgt, wiederum nach einem Ähäva, die Pragätha-
strophe RV. 8, 53, 5. 6 (wie alle Pragätha's aus Kakubh oder Brhati und
SatobrhatI bestehend), Indranihava genannt. Für diese wie für andere gilt
der S. 7, 25, 3 ff. vorgeschriebene pragrathanadharma^^ ^ der darin besteht,
dass die Verse mit einander verflochten werden, indem der letzte Päda wieder-
holt und mit dem ersten des nächsten Verses verbunden wird. Die beiden
Verse / i ) indra nedJya ed ihi (a) mitamedhäbhir ütibhih (b) j ä iamtama sam-
tamäbhir abhisiibhir (c) ä sväpe sväpibhih {d) // 2) äjituram satpatim viivacarsanim
(<f) krdhi prajäsv dbhagam {/) \ pra sü tirä saclbhirye ta ukthinali (g) kratum pw
fiata änusak W //) erhalten danach folgendes Aussehen ^^ i) indra — ä si'äpe sväpi-
bho^m (abcd) 2) ä sväpe si'äpib/iir äjituram satpatim visvacarianim\ krdhi prajäsv
äbhagohn (d/efj krdhi prajäsv äbhagam pra sü tirä ^aclbhir ye ta ukthinah \ rtum
punata änusohn (fgh). So werden aus zwei Versen drei, i Brhati und 2 Kakubh.
•w^mrt^
0
58. Zur Charakteristik DER Sraut AOPFER. 103
Eine ähnliche Bildungsweise findet sich z. B. am 6. Tage des Daiarätra, an
dem die Mahänämniverse den Stotriya des Säkvarasäman bilden und so geordnet
werden, dass drei Verse aus neun Mahänämnl's hergestellt werden. ÄSv. 7, 12, 10;
S. 10, 6, 10 (17'. Ait. Är. Comm. p. 378. — Eine noch grössere Künstelei ist das
^viharanan {vi-har) genannte Durchsetzen 57 verschiedener Verse oder Versteile ver-
schiedener Lieder mit einander, wovon Roth schon im i>V. hat Spuren finden
wollenes. Beim Äpyäyana der Mittagpressung z. B. sagt der Grävastut die drei
Äpyäyanaverse so her, dass er jedem dieser Verse zwei Verse des Arbudaliedes
(lo, 94) folgen lässt und dem letzten den fünften dieses Liedes 59* Weiter noch
geht der Brauch beim $oIa§in^, wo ein GäyatrI- mit einem Panktitfca, ein
U^iiiihtfca mit einem Barhata u. s. w. vermischt werden und zwar so, dass dem
ersten Glyatrlpäda der erste Panktiplda u. s. w. folgt Ein ähnlicher, etwas modi*
ficirter Fall ist das von Haug^« beschriebene vyaiimarsam viharani der Väla-
khilyaverse.
Auf den Indranihava folgt der in gleicher Weise herzustellende Brhas-
patipragätha, dann die dhäyyas (Ergänzungsverse) ^*, der Marutvatlyapra-
gltha, die Nividhyrane i, 73, in die nach v. 6 die Nividformel eingeschoben
wird; das Ukthavirya, Yäjyävers und Libation^-^.
Während die Trca*s am Anfang des Hotfsastra mittags und abends prati-
padanucarau heissen, fuhren die Tfcas am Anfang a 1er folgenden Sastra's den
Namen stotriya und anurüpa; ebenso die Trca*s lam Anfang aller Sastra's
der Hotraka's^*. Der Anurüpa (Antistrophe) muss in Metrum, Silbenzahl,
Gottheit und Beginn de.n Stotriya entsprechen, »anurüpa« sein^^, j^er Stotriya
beim Ni§kevalyasastra z.B. lautet abhi tvä iura nonumafy (RV. 7,32, 22.23),
der Anurüpa abhi tvä pürvapitaye (RV. 8, 3, 7. 8). Dieser dem Gesänge
der Slmasänger folgende und danach benannte Stotriya enthält denselben
Text wie deren Stotra^^ Seine beiden Strophen sind in einen Trca (s. o.)
umzuformen, ebenso wie die des Anurüpa. Es folgen auf beide die Dhäyyä,
Sämapragätha, Nividdhäniyasükta i, 32, i — 15 (nach Vers 9 die Nivid),
Ukthavirya. Der Yajamäna sagt über das Stotra: y^stutasya stutam asi«, über
das Sastra iastrasya iastram asi. Hinzuweisen ist noch auf die verschiedene
Tonlage, die bei den Recitationen früh, mittags und abends gewählt wird.
Tiefe Stimme ist für das Prätahsavana vorgeschrieben; höher als das Äjya ist
das Pra-ugasastra zu sprechen. Mittlere Tonlage (oder auch höchste) wählt
man beim Mittagsavana, die höchste (oder auch tiefe oder mittlere) Ton-
lage gilt für die Abendpressung ^7. Höher als das Vaisvadeva ist das Ägni-
märuta zu sagen. Auch die Körperhaltung ist von einigen vorgeschrieben;
früh gehen sie »schleichend«, mittags »geneigt«, abends »aufrecht« vor^*;
langsamer femer mit den beiden ersten, eüig mit dem 3. Savana^^.
Wie die Srautaopfer jetzt vorliegen, erscheinen sie in starrer und wenig
mehr der Veränderung ausgesetzter Form; aber die Brahmaijia's enthalten
Äusserungen, die einige Einblicke in die Geschichte des Rituals gestatten und
das Vormals {purO) dem Jetzt {etarhi) gegenüberstellen 7°.
Die folgende Darstellung muss sich darauf beschränken, den allgemeinen
Gang der Opfer zu charakterisiren. Hinreichende Antwort auf viele Fragen,
die man von verschiedenen Standpunkten aus an den indischen Opferkult
richten kann, können nur Übersetzungen dieser umfangreichen Texte geben.
Verschiedene Priesterfamüien, vielleicht verschiedene Stämme haben durch
viele Jahrhunderte an seiner Ausbildung mitgewirkt; Generationen von Srotriya^s
haben eingefügt, geordnet, auch verwässert und ein vollständiges Repertorium
der Cultuswissenschaft zusammengetragen, das der kulturgeschichtlichen Durch-
dringung und Belebung harrt.
« Sämaveda I, p. 30. 33. 34. Hau^, Ait. Br. 2, 230; Weber, ISt. 9, 229. 276.
Eggeling, SBE. 26, 325 (mit einer Übersicht dieser sastra's u. stotra's). Klemm,
§advirrsabr. p. 87. 89. 90. Ludwig, RV. 6, 172. — 2 Eggeling, SBE. 26, 325. 333.
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1 04 III. Religion, weltl, Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteraitjr u. s. w.
— 3 Eggeung 26, 315. 326. — 4 Weber, ISl. 9, 229. Klemm, L c. Über die Ver-
teilung der Verse Bergaigne, Recherches sur l'hist. lit. ved. 134. — * Jaim. N. M.
Vistara p. 60 SV. I, S. 50. — 6 Mim. Dari. 2, l, 36, wozu Sabarasvamin bemerkt:
visisjii t^äciä gitih sameiy ucyate, — 7 Sonnwendfeste 36. — * Burnell, Ärseyabr.
XI ff. Dazu die wertvollen Bemerkungen A. Barth's Rev. crit. 1877; N. S. 4.
p. 21 ff., Oldenberg, ZDMG. 38, 464 ff. Dazu Barth, Rev. Hist. Kel. 11, 51.
H. Oertel, Jaim. Up. Br. 229; Eggeling, SBE. 41, XIII. — 9 Dieser erweiterte
Sprachgebrauch hat schon den Mlmänisaka's Anlass zur Disputation gegeben. Mim.
Dar^. 2, p. 189 eke manyante praqltani mantravakyam, — «o Blrnell, Ärseyabr. XIV;
Oldenberc;, ZDMG. 38, 465. — " Das zu einer Voni gehörige Säman oder deren
Mehrzahl bezeichnet das Sämavidhänabr. als varga (Sten Konow li). — «2 BiRNELL,
Cat. of a coli. p. 44 ff. ; Är§. Br. XXIII, Sanihitopanisad Br. V ff. Barth, Rev. crit. 1. c
p. 22; Weber, ISt. i, 46 ff. LG. 90. 91. SP.A.W. 1868, p. 237, Anm. — »3 SV. I,
14. 15, FoRTiNATOV, Sämaveda Ara^iyaka San.hitä p. 34 ff. — ^^ SV. I, 12 ff.
Sten Konow, Sämavidhänabr. 8. 34 Anm. — TÄr. p. 559 Comm. ; Lät. 2, 9, 12 u.
Comm. — 15 Colebrooke, Life and Ess. 2, 334; N^.ve, Etudes sur les hymnes du
RV. 5, Barth, 1. c. 23; Fortinatov, 1. c. 36.; cf. auch Nyäya M. Vistara p. 356.
Ludwig nimmt die Kenntnis von Stobha's schon für den RV. an, cf. zu 4f 50, 5J
7, 103, 6.— 'ö SV. 1, 11; Mim. Dars. 2, p. 212. — 7 Burnell, Ars. Br. XXXVIII,
Sten Konow, Säma VBr. 26. — i« Eg(;ellng, SBE. 12, 196 Anm. 2; Hiliebrandt,
Sonnwendfeste 1. c. — SV. l, lo: ivarTidivt'sesTinupürv'tmZUrasvarüpam rgaksaravyiiU-
riktam yad gänam tad eva rathamtara'mbdZirthah. — »9 SV. I, 10. 11. Haug, Ait.
Br. 2, 267. Burnell, Ars. XII, Anm.; XXXXI; Samh. Up. Br. VII ff. Sten
Konow I.e. 33. — a» Chrysander, Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft i
(1885) 21 — 34 ^auf IIaug's Angaben beruhend). Burnell, Catal. p. 44, Ars. XVI,
Barth, 1. c. 20. Haug, Über Wesen und Wert des ved. Acc. 35 ff. —
21 Haug, Report of a tour in Gujarat (citirt bei Burnell); Burnell, Cata-
logue 45; Ars. Br. XXVIII, Jaiminlyatext XV. — ^^ Lä^. 2, 6, I ff. H.\ug, Ait
Br. 2. 185 note; 238 note ; Burnell, .\rs. XXVIII, 105. Eg(;eling, SBE. 26, 309.
— 23 MHAL. 210 3. Hau(; 2, 120 198. Burnell, Ar§. XXV. Sabbathier,
Agnistoma p. 61. Chändogya Up. Irans), by Rajfndralala Mitra p. 9. Jaim.
Up. Brähm. ed. H. Oertel. SV. I, 54. Anm. 2; .Vit. Br. 3, 23, 4 Comm. Eg<.e-
LiNG, SBE 26, 310. 311 ; Klemm, Sadvin sa Br. 91, A. 82 u. s. w. — 24 Burnell, .\rf
Br. XXV. Samh. Up. Br. XIV ff. —"^5 cf. LMBr. 8. 8, 19. SV. I, 53 ff. Sten Konow,
SämaViBr. 23. — 20 Eggellng, SBE. 26, 311. Lät. i, 11, 24 ff. — ^7 u. a. Jaim.
Ny. M. V. p. 64; ^. 7, 21, 2 Comm. Burnell, Ar?. XIL K. T. Telang, SBE.
8, 19; Jaim. Up. Br. ed. Oertel p. 95. 234; Kät. i, 3, i Comm. — ^^ Weiteres auch
Chänd. Up. I, 6. — 29 Devatädhyäyabr. IX. MuiR, OST. III 2 26 ff. — Jp Sonn-
wendfeste 34 ff. — 3» Ait. Br. 3, 23, i' Comm. Oldenberg, ZDMG. 38, 465 ff. Von 0.
wird pragätha richtig auf gai »singen« zurückgeführt. 446. — y Eggeling, SBE. 26,
308. — 3J SV. I, 47. Nicht so deutlich ist TMlJr. 2, i, I ; 2, I ; 3, 1 ; SV. 3, 13. Cf.
Eggellng 26, 310, Haug 2, 237 Anm., dessen Darstellung etwas anders isL —
34 Haug 2, 185, 238; Eg(;elln(;, 26, 308; SV. i, 49; TMBr. 1, 99 ff. Comm. —
35 TMBr. I, 101. Eggelln(; \. c. — 06 Eggellng 1. c. 309. — 37 ISt. 9, 229^;
10» 354; Klemm, Sa^vim^abr. 91; SV. 3, p. 2. — 3* ISt 9, 276; Haug 2, 347-
E(i(;ELiNG, SBE. 26, 308; SV. 3, 2. — 3s> Haug 2, 139. 282. Eggeling, SBE. 12,
1962; 26, 339; 41, XX ff. Saijbathier \. c. 83. 86. — 40 Egg. 41, XX ff.; eine
komplicirte Form der Prslhastolra's s. ebendort p. XXIII. — 4» Äp. 14, 9, 7; 10, l
u. Comm.; S. 6, 8, 5 ff. Asv. 5, 2, 11 ; Hau«; 2, 377 Anm. Eggellng 26, 31».
Über die Einleitung des Slotra durch den Adhvaryu {stotram u/akaroti) und die
Sprüche des Vajamäna dabei Ap. 12, 28, 5 ff. — 42 ISl 9, 232; 10, 34 u. s. —
43 S. 7, 10, I. 2. A^v. 5, 10, 2. Lät. 2, 6, II. — 44 S. 7, 9. i; 19, 6; 8, 3. 5-
— 45 Weber, ISl 10, 37; Haug 2, 227; E(i(;ELiN(;, SBE. 26, 326. Über die
verschiedenen Pratigara's u. deren Gebrauch Sabbathier p. 55. 56 u. Ap. 12. 27,
14 — 17- Ich halte die Abteilung oihämo daiza scmsTimo da.va nicht für richtig;
sondern setze die Formeln gleich: atha madevai; samsa! madeva! — 4ö Haug i,
36 ff. Weber, ISl 9, 265. 35^; Ludwk; 4, 14; Barth, Rev. hisL reL 5, 106. —
47 Weber, ISt. 9. 265. — 4^ \h\\ 5, 9, i. Sabbathier, 54. Eggellng 26, 326, wo
sich, eine Darstellung dieser Ceremonie findeL — 4^> S. 7, 9, 2. A§v. $, 9, U. —
50 S. 7, 9, 3. A^v. 5, 9, 12. — 5» ISt. 9, 260. Haug 2, 178; Eggeling 26, 327;
Sabbathier 59. Die Zahl der Silben des Ukthavirya entspricht dem charakteristi-
schen Metrum der Libation. L(;(iEL. 1. c; — !>. 7, 9, 6. — i^ Ap. 12, 27, 19 u. s.;
Sabhathier 40. — 53 Sabbathikr S. 55. — 54 AiL Br. 3, 15,2 Comm.; Sabbathier
p. 58. — 5'^ Weber, ISl 8, 25; Sabbathier 84 ff. Es gibt verschiedene Arten
der »Verflechtung«. — 56 cf. Saptahautraprayoga (München Nr. 145. Haug 306)
fol. 62l> S. 7, 25, 6. — 57 Hau(; 2, 417. 258. — 5«* ZDMG. 37, 109. — 59 S. 7»
59- Agnyädheya. 105
15» 4 ff. — ^ ^S. 9, 5, 4 ff. — tx 1. c. Äsv. 8, 2, 3 ff. S. 12, II, 5 ff. — 62 haug
2, S. 6". 195. 213. EüGELlNG 12, 112»; SCHWAB 1. C. 83. Äsv. 2, 1, 27.-63 EGGE-
LiNG 26, 337. Analysen des Vaiivadeva- u. Ägnimärutasastra finden sich 1. c.
361. 369. — ö^ Haug, 2, 1994». Sabbathier 58. — 65 Xiv. 5, 10, 26. Ait, Br. 6,
5, i Comm. — 66 Ait. Br. 3, 23, 7; 6, 5, 1. Comm. Haug, a contribution -towards
a right understanding of the hymns of the Kgveda: Times of India^ 1863 (Sep.)
p. 8 ff. (Anz. von M. Müller's RV.). — 07 c"f. z. B. die Paribhä§ä's S. 8, 14. I«.
2, 2, 6 ff. Sabbathier p. 11. 12. — ^8 Eggki.ing SBE. 26, 300. — ^ Ap. 12, 29, 12.
— 70 Gesammelt von Weber, ISt. 10, 156 ff.
I. Haviryajna's.
Vorbemerkung: Die S. 41 aufgezählten Texte stellen unter den Isti's das
Agnyädheya voran, aber in der praktischen Ausführung der Sütren wird nicht diese
Anordnung befolgt, sondern zuerst das Neu- und Vollmondsopfer als Grundform
aller I§ii's (auch der beim Agnyädheya vorkommenden) geschildert. Zu der Aus-
führung aller Ceremonien, der nitya-, naimittika- und kämyakarma's, sind die drei
Feuer vitana, vihZira oder visiära, d. i. ngnlnäm yathTidesam sihäpanam (Weber, I^t. 9,
216), nötig, und deren Anlegung mag hier in Übereinstimmung mit der theore-
tischen Anordnung zuerst beschrieben werden.
S 59- Agnyädheya'. Äp. 5, i ff., Kät. 4, 7 — 10 (Kaus. 69, Haus-
feuer), Vait. 5. 6, Asv. 2, i, 9 ff , Sänkh. 2, i (Karmaprad. I, VII, i ff,
Lät. 4, 9, 10 ff, 12, 6 ff In Bezug auf die rechte Zeit für die Anlegung dtr
zwei% drei oder fünf heüigen Feuer giebt es eine Reihe von genauen, indess
nicht bei allen obligatorischen (cf Kät. 4, 10, 3) Vorschriften, die am meisten
hinsichtlich der zu wählenden Jahreszeit übereinstimmen. Der Frühling ist
für einen Brahmanen, der Sommer für einen K§atriya, die Regenzeit nach
Kät für einen Vaisya und Rathakrt^ zu wählen; die Regenzeit nach Äp. filr
einen Rathakära, der Herbst für einen Vaisya; Äsv. 2, i, 12 bestimmt um-
gekehrt die Regenzeit für den Vaisya und den Herbst für den »upakru§ta«.
Der Sisira eignet sich für alle Kasten (Äp. 5, 3,20;. Die Wahl des genaueren
Zeitpunktes erfolgt unter astrologischen Gesichtspunkten. Die einen empfehlen
den Neu-, andere Neu- oder Vollmond oder die Conjunktion des Mondes
mit Krttikä, RohiijT, Mfgasiras. Das Sternbüd Hasta verhilft einem Brahma-
nen, Citrä einem Räjanya zu Geschenken (weitere Einzelheiten der Art bes.
bei Äp. 5, 3, 2 ff u. Kät. Paddh. 354.5). Die Ceremonie beginnt mitder Her-
stellung zweier Feuerhäuschen (auf einem nach 0. geneigten Platz Ap.), eins
im W. mit einer Thür im O. und S., eins im O. mit einer Thür im O. und
W. In jenem ist die Stätte für das Gärhapatya-, in diesem für das Äha-
vanlyafeuer zu bereiten; jene rund, diese vitreckig, beide von einander je nach
der Kaste des Opferers 8, 1 1 oder 1 2 Prakrama's (mit einer Zahlenverteilung,
die auch anderwärts die Unterschiede zwischen Brahmanen, K§atriya's, Vai-
sya's zum Ausdruck bringt) entfernt ♦. Jedoch gestattet Äp. 5, 4, 4, bei dem
der Platz für das Gärh. vor dem »mittleren Balken« der Hütte liegt, auch
grössere Freiheit in der Wahl von Massen, die für alle unterschiedslos gelten
können. Südlich vom Gärh., ein Drittel der Entfernung zwischen Gärh. und
Äh. (nach Baudh. in der Mitte) befindet sich der halbmondförmige Dak§i-
nägnikhara. Rund wie für das Gärh. sind die Khara's für das Sabhya- und
Ävasathyafeuer, jener (nach Ap.) vor dem ÄhavanTya, dieser östlich vom
Sabhyafeuer (der Komm, zu Ap. 5, 4, 7 erklärt sabLä als »Spielhaus«, äva-
satha als atiihlnäm väsabhütnih). Auf der Gärhapatyastätte wird ein vor-
läufiges, durch Reiben erzeugtes oder aus dem Hause eines Vaisya, einem
alten Opferfeuer u. s. w. entnommenes Feuer angelegt, das zum Kochen eines
den vier Priestern zu spendenden Brahmaudana dient. Der Ojiferer muss
seine Mahlzeiten auf Tag oder Nacht beschränken, sich baden u. s. w. und
mit seiner Gattin neue Kleider anlegen. Am Abend lässt er sich östlich vom
io6 in. Religion, WELTL. WissENSCH. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Äh. nieder, ruft Götter und Manen an und betritt den Opferplalz, er durch
das Östliche Thor des Äh-, die Gattin durch das südliche Thor des Gäiiia-
pat>'a. Hier empfängt er von dem Adhvarju (nach Äp. erst am andern
Morgen fräh) die beiden Arani's, die nach Äp. am Feuer erwärmt und mit
verschiedenen Sprüchen apostrophirt werden (agnipraddna s. oben S. 69 L
Sie sind 24 Angustha's lang, 6 breit und 4 hoch und werden von dem Holze
eines auf einer Sami gewachsenen Asvattha, nach Kät's milderer Vorschrift
auch von einem anderen Asvattha, wenn kein vorschriftsmässiger zu ünden
ist, genommens. In der Gärhapatyahütte kann ein noch Ap. 5, 7, i 7 schwarz-
getüpfelter Bock angebunden werden, der, falls er Eigentum des Opferers ist,
am andern Morgen dem Ägnidhra zu schenken ist Das Brahmaudana , be-
stehend aus 4 Mass Reis, wird gekocht und den vier Priestern gespendet,
die es nach der Bewirtung loben und, was sie sich wünschen, zum Geschenk
erhalten. Inmitten der Speise wird eine Vertiefung gemacht, Butter hinein-
gegossen; drei Scheite aus frischem Asvatthahoiz werden darin gesalbt und
unter Hersagung von Sprüchen ins Feuer gethan. (Diese Brahmaudana-
ceremonie mit dem daran geknüpften Varadäna und Samidädhäna kann Tag
für Tag ein ganzes Jahr hindurch als Einleitung zum Agnyädhäna vollzogen
werden. Dann findet am ersten Tage des Jahres die Herstellung der Hütten,
am letzten die Beschränkung der Mahlzeiten und das Anbinden des Bockes
statt; aus dem so durch ständiges Anlegen dreier Scheite geweihten Feuo"
geschieht dann das Agnyädhäna.) Die Nacht vor der Ceremonie verbringt
das Ehepaar unter Wachen und Pflegen des Feuers, nach Ap. 5, 8, 2 durch
Lauten- und Flötenspiel wach erhalten. Beim Morgengrauen löscht man das
Feuer entweder aus oder schafft es, wenn man sich seiner bedienen will, imi
Anvähärya's zu kochen, nach Süden, wo es bis zur Zeit der Anlegung des
Dak§inafeuers wohlverwahrt stehen bleibt Die Statte des erloschenen Feuers
wird hergerichtet, ein Goldspahn darauf niedergelegt, darunter salzige Elrde
und Schutt von einem Maulwurf häufen geworfen, das Ganze abgerundet (so
dass eine einen Aratni grosse runde Fläche entsteht) und ringsherum kleine
Steine gelegt (Äp. 5,1,7; 2,4 unterscheidet fünf bis sieben solcher
pärthiva sarnbhära's: Kies, Salzerde, MaulwurfserJe u. s. w. und ebensoviel
Holzarten: Asvattha, Udumbara u. s. w., die mit entsprechenden Versen geholt
und aufgeschüttet resp. spater angelegt werden.) Die Bhüsamskara's werden
dann vollzogen, sodann die andern Khara's in derselben Weise hergestellt
Vor oder nach Sonnenaufgang, nach Äp. »wenn die Strahlen emporschiessen«,
beginnt mittelst einer Feuermühle das Feuerreiben ^ Dazu gehört nach
den späteren Quellen ausser der zu unterst liegenden adharärani der aus der
Uttarärani herzustellende pramantha (Reiber), der mit dem unteren Ende
senkrecht in der Adharärani sich bewegt, mit dem oberen in einer Spindel
cätra steckt Diese selbst geht oben in einen Pfloc'c aus, der in einem Quer-
holz ovlli läuft Um die Spindel schlingt sich der aus Hanf und Kuhhaaren
hergestellte Strick {netra)^ den die Frau zieht, während der Mann die ganze
Vorrichtung hält Von Interesse bei dieser Ceremonie ist die Gegenwart eines
jungen Rosses, das nach Äp. weiss oder rot mit schwarzen Knien sein muss
und nicht triefäugig sein darf. Es hat, wie aus seiner Inbezugsetzung zum
Ähav. hervorgeht, symbolische Bedeutung und ist gewiss Repräsentant der
Sonne, zu der die Erzeugung des Neufeuers in Beziehung steht 7. Wie die
Mehrzahl der indischen Opfer dürfte auch das Agnyädheya von seinem natür-
lichen Grund abgelöst und zu den Wünschen und Verhältnissen der einzelnen
Opferer in Beziehung gesetzt worden sein. Das Singen von Sämans, die zu
dem Sonnenlauf in Beziehung stehen, wie Rathamtara, Vämadevya und Brhat,
das Würfelspiel, vielleicht der Rest eines alten mit dem Neufeuer verbundenen
.. .j, iji, ^ _ fmjKmtmm^^^m^ß^mm^gmm
59. Agnyädheya. 107
Wiirfelorakels, scheinen auf den volkstümlichen Charakter des Agnyädheya
hinzuweisen. Der Umstand, dass 12 Tage verstreichen müssen, ehe die Tanü-
havis dargebracht werden, dass 1 2 (bis 3 ) Tage lang die Feuer unterhalten werden
müssen, scheint mir daher nicht unerheblich zu sein. Ist kein junges Pferd
zu haben, so darf auch ein anderes oder ein Stier dafür gewählt werden.
Ist dies Ross im O., mij dem Gesicht nach W. aufgestellt, so geht hinter
dem Gärhapatya (nach Ap. dort, wo das Brähmaudanikafeuer stand, dessen
Asche fortgeschaflft worden ist) das Reiben vor sich und zwar nach späteren
Texten so, dass das Feuer im Osten herausschlagt Äp. lässt während des
Reibens das Säman des Sakti Sinkrti, wenn der Rauch aufsteigt das des
Gäthin Kausika singen. Sobald die Flamme hervorbricht, empfängt der
Adhvaryu ein Geschenk nach seiner Wahl (von Äp. 5, 11, 4 genauer bestimmt).
Der Opferer haucht die Flamme an und atmet sie ein mit Sprüchen, durch
die er »seinen Atem in den Unsterblichen« und »den Unsterblichen in seinen
Atem« stellt Opferfähiges Holz und Kuhdünger (cf. Roth) bringt das in-
zwischen auf den Gärhapatyakhara gestellte Feuer zum Brennen. (Vait 5, 18
wird das Feuer auf einem Wagen herbeigefahren, während der Opferer hinten
das Pferd anfasst und an dieses einige Sprüche richtet, die die symbolische
Bedeutung des Tieres, »aus dessen Huf Atharvan zuerst das Licht empfing«,
kennzeichnen.) Dies Anlegen des Feuers erfolgt unter Sprüchen, die yatharsi
variiren und den einzelnen Opferer zu den Ahnherren des Feuerkultes in Be-
ziehung setzen. »Nach dem Vrata der Aiigiras, o Herr des Vrata, lege ich
dich an« sagt ein Angiras, auf die Bhrgu's beruft sich ein Bhärgava, auf die
Äditya's ein Anderer*, auf Indra ein Räjanya, auf Varu^a ein K§atriya; ein
Vaisya auf Manu Grämai>I, ein Rathakrt auf die Rbhu's. Mit diesem Anlegen
des Feuers ist in einzelnen Schulen das Singen von Samans verbunden, das
(abgesehen von den Chandoga*s [cf. Lät. 4, 9, 21; 10, 7 ff.]) nicht dem
Udgätr, sondern dem Adhvaryu oder, wie bei Sauträma^i und Väjapeya, dem
Brahman obliegt, und zwar folgt der Anlegung des Gärhapatya der Gesang
des Rathanitara. Ein brennendes Scheit (aus Asvattha Ap.) wird darauf (nach
Äp., wenn die Sonne halb aufgegangen ist oder, wenn einer Brahmavarcasa
wünscht, wenn sie ganz aufgegangen ist) aus dem G. entnommen, eine Schüssel
mit Erde dar untergehalten (in das Ohr des Pferdes flüstert der Yajamäna die
Agnitanüsprüche Äp.) und zum Ahavanlyakhara geführt Bei besondern Wün-
schen lässt Äp. 5, 14, I das Feuer anderswoher entnehmen, aus einer Pfanne
z. B. für den, der Speise wünscht, von einer brennenden Baumspitze für einen
Brahma varcasakäma. Das Pferd geht dem Feuerbrand voran; hinterdrein der
Opferer so, dass der Rauch ihn anweht. Ein Drittel des Weges wird das
Feuer in der Höhe des Knies, das zweite Drittel in der Höhe des Nabels,
das letzte Drittel in der Höhe des Mundes getragen; zwischen Feuer und
Sonne zi treten ist nicht gestattet; auf der Mitte des Weges giebt der Opferer
ein Geschenk (Äp.). Der Brahman singt indess das Vämadevyasäman. Draus-
sen, ausserhalb des Vihara, setzt der Yaj. einen Wagen oder ein Wagenrad
in Bewegung, so dass es dreimal, für einen Feind sechsmal sich im Kreise
dreht (Äp.). An der Stelle angekommen, lässt man das Pferd mit seinem
rechten Vorderfuss das Gold sowie die andern auf dem Khara befindlichen
Sairbhära's berühren und stellt es mit dem Kopf nach W. auf den Khara zu.
Der Befehl zum Singen des Bfhat wird erteilt, die Fusstapfe ein oder mehrere
Male mit dem Feuerbrand berührt, dann unter Hersagung derselben Sprüche
wie bei dem Gärhapatya über ihr das Feuer angelegt An Stelle der Fuss-
tapfe eines Pferdes kann nach den bei Äp. erwähnten Bahvfca's die eines
Kamaneiula genannten Tieres oder, nach den Väjasaneyin, die eines Bockes
treten. Der Opferer umschreitet hierauf das Feuer im O. und bezeugt ihm u. a.
io8 111. Religion, weltu Wjssensch. v. Kunst, a, Rituallitieratur c. s, w.
mit den Sprüchen der Sarparäjnl Kadrü (VS. 3, 5) »es nahte der bunte Stier«
seine Verehrung. Äp. lässt dabei auch Venvünschungen gegen einen FeinJ
ausstossen. Während Ap. vor Au.^brlngung des Ah, (unmittelbar nachdem
der Opferer seine Spruche in das Ohr des Pferdes geflüstert hat) den Daksi-
Dägni unter Gesang des yajfiäjajniya anlegen biist, der bei ihm aus einem
gewöhnlichen Feuer vom .Agnldhra geholt oi!er durch Reiben erzeugt »irJ,
geschieht der Akt bei Kät an dieser Stelle in derselben Weise, wie das Ad-
legen des Ähavaniya. Hat indess dtr Opferer das erste Gärhapatyafeuer
nicht ausgelöscht, sondern nur siidwätls gebracht, so wird es jetzt auf den
Daksinakhara gestellt und fortan niuss der Ojifercr diesen zum Kochen aller
Speisen, mit Ausnahme des Fleisches, dienenden Daksina-agni beständig unter-
halten. Durch Reiben zu erzeugen (anders Vail. 6, 5 und Komm. z:i Ap.
5,17,1) ist das Sabhyafeuer, dessen Aufstellung nach einem Kommentar nur
den Kjatriya angeht. In der Zeit zwischen dem Reiben und Aufstellen des
Feuers (bei späterer Gelegenheit Ap.) wird eine Kuh mit Würfeln ausgebpisit.
Nach der Paddh. wird nördlich vom Vihära ein Fell ausgebreitet, ein Messing-
gefass darauf gestürzt und mit 5 Olterkö pichen (kapardaka's, Ap. Kumni.
vibhTdaka's) oder Stäbchen viermal gewürfelt: »grade gewinnt, ungrade ver-
liert«. Die Kommentare schwanken, ob die Priester oder Kjatriya's dies thun
sollen. -Äp,, der nur von einem Räjanya spricht, lässt in der Sabhä eiwn
Spieltisch aufschlagen, diesen besprengen, die Würfel darauf werfen und nath
einem Opfer in der Sabhä und einem im .\vasatha inmitten der dem Adhina
zuschauenden Versammlung, diese 100 Würfel dem Opfcrcr übergeben mit
den Worten; »spielt um die Kuh für Reis; ohne zu verletzen teilet die Gl.e-
der«. Um diese Kuh wird dann Reis gekauft, hergerichtet und den Sabhü-
genosEen gegeben, die ihn in dem Avasatha verzehren (.\p.). Von (
ist das Sabhäfeuer lebenslänglich zu verehren und zu unterhahen. (Verschi
Ansichten über die dauernde Unterhaltung des Sal.hya und Ayasathya ei
-Ap. 6, 2, 16 Komm.) Es folgt_ bei Käi. der Gesang der Syaita-, Vä;
liya-, Yajnäyajftlya-Sämans (die Ap. schon früher, im Anschluss an das
vorschreibt)". Umschreiten des Feuers und Entlassen des Rosses nach J<
eine püTnä/iuti (eine Spende aus voller Sruc), nach der den Priesten
schenke nach ihren Wünschen gemacht werden; von hier ab ist der 0
von seinem Gelübde der Schweigsamkeit befreit. Erst nach dieser Für
lässt Ap. s, 18, 2 ff. das Würfelspiel in Verbindung mit einem Agniopfer
finden, an dessen Schluss von ihm genau specificirte Dakjjnä's verteilt w
(20, 6 ff.). Lät. 4, 12, 13 sagt, dass man mit pürp.ihuli, ak^äbhihoma,
einer isti das Agnyädheya beendige. 1 2 Tage nach dieser Fürnähutj, auch
kürzerer oder längerer Zeit weiden die drei (iimi/tavis oder /atamätic
(Ap. ,5, 2r, i) dargebracht; nach Kät. Tür Agni Pavamäna, für A. F
und Suci und drittens eine für Aditi. Andere Sütren wie Sänkh. 3, 3,
Äp. .schreiben diese Spenden etwas anders vor, Äp, z. B. erst für clii
Agni's oder Somaopfergötter und hinterdrein solche für Indra-Agni, Adit
verlaufen nach dem Paradigma des Neu- und Volhr.ondsoplers mit der
die Namen der Götter bedingten Veriindetung von Puronuväkyä's und V
U.S.W. Auch hinsichtlich der Dakjinä's zeigen in den Sütren sich Abweicht!
Vait. lässt das Ross, den Wagen, der das Feuer fährt, eine Kuh und
geben. Unmittelbar nach dem Agnyädhäna muss der Opferer la, 6
3 Tage keusch leben, die Feuer unterhalten, das Agnihoira mit Milch t
und am Feuer auf der Erde liegen. Durch sein ganzes Leben hindurcl
er Unwahrheiten, Ungastlichkeit vermeiden, kein nasses oder schlecht rie
des Hülz ans Feuer legen, nicht durch Erdwärme (d. h. nicht durc
offenes, sondern durch ein verstecktes Feuer) gar gewordenes essen,
>■■«■■■ I wtmjm
60. PUNARÄDHEYA. 61. AgNIHOTRA. I09
Wasser aus einem Schiff trinken u. s. w. (bes. Äp. 5, 25, 2 ff.). Ein GatasrI
muss die Feuer lebenslänglich unterhalten.
KoiTLiKOVSKi, les trois feux sacr^s du RV. (Rev. de l'hist. des rel. 20, 151 ff.),
sucht für die j-gvedische Zeit le feu domestique — le feu communal (viipati) —
le feu des communes reunies (vai5vjlnara) zu unterscheiden, geht aber auf die drei
Feuer der späteren Zeit nicht ein.
> Ausser Weber Eggeling SBE. 12, 274 flf. — ^ Weber, ISt. 9, 231. — 3 W^eber
ISt. 10, 12. — 4 Die genaueren Vorschriften über die Herstellung (ausser Kät.
Paddh. 210, 356, 361) Neu- und Vollmondsopfer S. 187 ff. Über die Quellen cf.
S 67, Anm. 20. — 5 Genauere Angaben im Karmapradipa (ed. Schrader) I, 7, 1 ff.
s. oben S. 69. — 6 Siehe auch Weber, ISt. i, 197, Anm. 3; Kuhn, Herabkunft
des Feuers u. Göttertranks 7oflr. ; Schwab, Tieropfer 77 ff., zugleich mit einer Be-
schreibung eines dem ethnographischen Museum in München gehörenden Apparates ;
Roth, Indischer Feuerzeug ZDMG. 43, 590 — 595 ; North Indian Notes and Queries
h S 327; II, S 650. — 7 cf. Gop. Br. 2, 18. — 8 Taitt. Br. i, i. 4, 8; Weber,
ISt. 10, 12. 81. — 9 In der Häufung dieser Saman's dürfte eine Combination zweier
ursprünglich verschiedener Möglichkeiten liegen, wie man aus Lämakäyana bei
Lät. 4, 9, 22 wohl annehmen kann. Eine noch reichlichere Verwendung von Sa-
man's zeigt Lät. 4, 10, 2 ff.
8 60. Punarädheya. — Äp. 5, 26; Kät. 4, 11; Vait 8, 3; Asv. 2, 8, 4 ff.;
Sänkh. 2, 5, I. Wenn die neu angelegten Feuer ihrem Eigentümer in diesem
Jahre kein Glück bringen, wenn ihm Unheil widerfährt oder bestimmte Wünsche
in Erfüllung gehen sollen, dann vollzieht er das punarädheya. Die alten
Feuer werden nach einer Reihe bei Äp. vorgeschriebener Spenden aufgegeben
und nach einer Frist von mindestens drei Nächten bis längstens zu einem
Jahr (nach manchen auch sofort) wieder aufs neue drei Feuer angelegt; Kät
schreibt als Gestirn Punarvasü, Äp. ausserdem RohiijT oder Anurädhä vor,
und zwar in der Regenzeit oder im Herbst. Kät. gestattet dafür die Mittags-
zeit, was nach dem Komm, ebensoviel wie die Regenzeit gÜt. Im Wesent-
lichen verläuft diese Handlung wie das Ädhäna; nur werden die Feuer nicht
mit Holz, sondern mit Kusagras genährt; an Stelle der Tanühavis tritt ein
Purodäs für Agni auf 5 Kapäla's und eine Anzahl weiterer bes. Kät. Paddh.
389 ff., Äp. 5, 27, 9 ff. zusammengestellter Unterschiede. Merkwürdig ist da-
bei der von mehreren Sütren (z. B. Äsv. 2, 8, 6) hervorgehobene Brauch in
den Prayäja's und Anuyäja*s verschiedene Casus des Wortes Agni (vibhak-
tayah) zu verwenden (Eggeling SBE. 12, 321;. Als Dak§inä lässt Ap. sowohl
die beim Ädheya üblichen als die zum Punarädheya gehörenden verteÜen,
worüber er eingehende Vorschriften giebt. Charakteristisch ist hierbei, dass
darunter sich in Anspielung auf den Charakter des Opfers reparirte Gegen-
stände, zum Beispiel ein wiederhergestellter Wagen (ebenso S. 2, 5, 27) befinden.
Eine zweite Art des Punarädheya besteht in dem Opfer einer Kuh für Mitra-
Varuna, das man am vorgehenden Nachmittag beginnt und bis zur Pasu-
puro4äsaceremonie fortsetzt. Nachts wird die Kuh gebraten, zerlegt und am
anderen Tage dargebracht, worauf das Punarädheya gefeiert wird Die Mög-
lichkeit, noch zum dritten Mal die Feuer anzulegen, erwähnt Äp. 5, 29, 11.
§ 61. Agnihotra, — ^ Äp. 6; Kät. 4, 12 — 15 (Kaus. 72, 44 — 73,
19); Vait. 7; Äsv. 2, 2 — 5; Sänkh. 2, 7 ff., (11. 12 Yajamäna). Das Agni-
hotra des ähitägni wird wie das des anähitägni alltäglich früh und abends
dargebracht. Die genauere Festsetzung der Tageszeiten, ob gegen oder nach
Sonnenaufgang früh, ob nach Sonnenuntergang oder nach Aufgang des ersten
Sternes abends, hat bei den Yäjnika*s verschiedene, hier nicht weiter in Be-
tracht zu ziehende Meinungsverschiedenheiten hervorgerufen*. Wer die Feuer
ständig unterhält, braucht sie nur zu säubern {präduskarana)^ anderenfalls
muss man sie aus dem Gärhapatya entnehmen und auf ihren Khara bringen,
zuerst den Ähavanlya, der entweder nur abends entnommen wird und dann
y-'i^^
T*
HO III. Religion, weltl. VVissensch. u. Kunst. 2. Rituallitter atl r u, s. w.
auch für die Morgenspende dient, oder zu jedem Agnihotra aufs neue ent-
zündet wird. Ob das Südfeuer beständig zu unterhalten oder immer wieder
oder nur an den Festtagen der Neu- und Vollmondszeiten neu zu entzünden
ist, ist in den Schulen selbst controvers gewesen (Kät. 4, 13, 4 ff.; Äsv. 2, 2, i;
Äp. 6, 2, 1 1 ff.). Die Feuer werden umstreut, mit Wasser umsprengt und
ein Wasserstrahl vom Ähavanlya bis zum Gärhapatya gegossen. Äsv. 2, 4, 2
,jj betont, dass an Knotentagen der Opferer das Agnihotra selbst vollziehen
;» müsse und Äp., der verschiedene Vorschriften kennt, führt 6, 15, 15 auch
;^ diese Möglichkeit an. Geopfert wird in der Regel Milch; andere Opfergaben
^ nennt S. 2, 7, 9. Südlich vom Vihära steht dieAgnihotrl, eine Kuh, die
5? ein männliches Kalb hat, und wird_ von einem Arysi in einen von einem
Ärya gefertigten Kübel gemolken. Ap. legt sogar dem Melken verschiedener
Zitzen symbolische Bedeutung bei (6, 4, i). Am Gärhapatya wird die Milch
angesetzt, mit Grashalmen wiederholt beleuchtet und mit Wasser gemischt
sj (sie darf nicht zu viel noch zu wenig kochen, Äp. 6, 6, i), darauf nach Voll-
ziehung des Paryagni mit sehr umständlich beschriebenem Ceremoniell im
Gärh. und Äh. geopfert. Symbolische Handlungen sind vielfach damit ver-
bunden. Wer seinen Söhnen dem Alter nach Gedeihen wünscht, lässt immer
den vorangehenden Löffel voller als den folgenden schöpfen (Äsv. 2, 3, 13;
Äp. 6, 7, 8); einen vollen Löffel soll er für den Liebhngssohn nehmen (Asv.
14). Die Wahl der genauem Zeit, der Stelle, auf die geopfert wnrd (agnya-
vasthä), und der Substanz bev\ährt sich als Mittel zur Erlangung verschiede-
f^ ner Wünsche (Kät. 4, 15, 12 ff.; Äp. 6, 9, i; 10, 3). Zum Svarga verhilft
z. B. ein unmittelbar nach Sonnenunter- oder um Sonnenaufgang verrichtetes
Agnihotra, zu Vieh seine Darbringung, wenn das Vieh abends wieder oder
früh noch daheim ist, zu Sri das Opfer früh, wenn noch alles schläft. Auf
das erst rauchende Feuer giesst die Spende ein K?atriya, der »mit Gewalt
Speise essen will, gleich als ob er seine Unterthanen niedergeschlagen hätte«.
Ein Erahmavarcasakäma giesst auf die ganz glühenden Kohlen. Zur Erlangung
des Svarga verhilft payas, zu Dörfern yavägü, zu Tejas ghfta u. s. w. Ein Jahr
soll man so opfern oder auch nur früh und abends. Nach Schluss des Opfers
isst der Yajamäna und giesst vier Wasserspenden aus, nach Kät: »devän jinva,
pitrn jinva, sapta r^in jinva« und schliesslich für Agni prthivik§it. Andere
Wesen nennen zum Teil Äsv. 2, 4, 13, 14; bes. Ap. 6, 12, 4. Das Dak-
§inafeuer wird nur im Geiste verehrt, das Sabhya früh vor dem Frühstück
durch kurzes Niedersetzen in seiner Nähe ^Kät. 4, 15, 32. ^^; 9, 22). Von
dem säyam- ^unterscheidet das prätaragnifioira sich nur in Einzelheiten (Kät
4, 15, 6 ff.; S. 2, 7, 13 ff., 8, 4 ff., 13 u. s. w.), natürlich auch durch Nennung
der andern Tageszeiten und Götter. Ein aiiga des Agnihotra ist das nicht
obligatorische agnyupasihäiia, in der Regel nur abends, nur nach einigen auch
früh vollzogen und dann prätaravatieka genannt (Äp. 6, 20, i). Seine Stelle
ist hinter der Wassersprengung und dem dieser folgenden Anlegen von Brenn-
holz (Komm. Kät. 4, 14, 30). Mit dem Vätsapraliede (VS. 3, 11 — 36)^ oder
anderen Sprüchen, je nach den Schulen, verehrt er zuerst das Ähavanlyafeuer,
dann die AgnihotrTkuh oder deren Kalb, schliesslich das Gärhapatyafeuer und
wiederum die Kuh oder deren Kalb, die er berührt. Am Schluss nennt er
den Namen seines Lieblingssohnes, »der sein Werk fortsetzen möge«. Wenn
der Ähitägni verreist, so nimmt er (wie im Grhyaritual) Abschied von seinen
Feuern. Verschiedene hierüber herrschende Ansichten diskutirt Äp. 6, 27.
Zur Zeit der Opfer beobachtet er auch auswärts die ihm obliegenden Pflichten
wie Fasten u. a. Dinge. Kehrt er heim, so hemmt er seine Rede an der
Grenze seiner Heimat (oder im Gesichtskreis der Feuer S.) und, ehe er zu
jemand gegangen ist, tritt er mit Brennholz in der Hand und Sprüchen zu
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62. Neu- und Vollmondsopfer. i i i
den Feuern, um die notwendigen Dienste daran zu vollziehen. (Über sein
Verhalten während dieses Tages cf. S 38 u. 54, S. 82). Bei einer längeren
10 Tage überschreitenden Abwesenheit oder dauernden Aufgabe_ des Wohn-
sitzes opfert er (S. 2, 16, i) eine Spende an Västo§pati (anders Asv. 2, 5, 14
und Äp. 6, 26, 7; 28, i, der den längeren Aufenthalt auswärts von einem
Aufbruch mit seinem ganzen Hause unterscheidet), nachdem der rechte Stier
an den bei den Feuern stehenden Wagen angespannt und die Habe aufge-
laden ist (andere Modifikationen Äp.^6, 28, 7j. Das Samärohaija des Feuers
findet wie im Gfhya, so auch im Srautaritual statt l Den neuen Wohnsitz
begrüsst er mit einer Spende und dem Spruch: »ein besserer Wohnsitz ist
dies, zu dem ich kam. Himmel und Erde waren mir freundlich u. s. w.« (Äp.).
Die Verpflichtung zur Darbringung des Agnihotra erlischt für den, der ein
parivräjaka wird*.
I Weber, ISt, 10, 329. Sänkh. vol. I, preface XI, Äp. 6, 4, 8. 9. — * Egge-
LING SBE. 12, 349. Man unterscheidet ein kptllakapasthäna^ das Äsuri zugeschrieben
wird, und ein auf Vätsaprl zurückgeführtes mahopasthana. — 3 Weber, ISt. 9, 311.
— 4 Weber, ISt. 9, 230, wo sich noch weitere Angaben über eine auf 24 oder 12
Jahr beschränkte Darbringung des Agnihotra finden.
S 62. Neu- und Vollmondsopfer. — Äp. i — 3 (3, 18 — 20 Brah-
man), 4. Yajamäna, Kät. 2. 3. 4, i — 5; Vait. i — 4; Äsv. i, 1,^4 — i, 13;
Sänkh. I, 4 — 15. Die erste periodisch wiederkehrende Feier, im Srautaritual
reicher als im Grhya ausgestattet, beruht auf den natürlichsten Abschnitten
im Jahr, den Neu- und Vollmondstagen. Wie sie ethnographisch ihre Parallelen
hat in den Mondfesten weit entfernter Völker, so hat sie einen abgeschwächten
Ausdruck hinterlassen in den Uposathafcriem der buddhistischen Mönche. In
dem Srautaritual geht sie nur das Individuum an; darin, dass sie das Vorbild
aller I§ti's und Pasubandha's wurde, spricht sich vielleicht ein Überrest ihrer
Bedeutung und ihres ursprünglichen Charakters aus, wenn auch im Prinzip
M. Müller darin beigestimmt werden kann, dass die als Prakrti dienenden
Opfer noch nicht notwendig die ältesten sind*. Die Yäjiiika's haben viel Sorg-
falt darauf verwendet, den Tag des Neu- resp. Vollmonds genau zu definiren ^
Zu beiden Festen gehören zwei Tage, der 15. oder letzte der einen und die
Pratipad oder der erste Tag der andern Monatshälfte; beim Vollmond genügt
indess auch nur ein Tag. Da dieser Opfertypus von mir n:it allen seinen
ermüdenden Einzelheiten genau beschrieben worden ist-J, so kann ich mich
darauf beschränken, seine wichtigeren Momente hervorzuheben. Der Mittel-
punkt des Vollmondsopfers sind die S. 98 genannten Spenden, beim NMO.
tritt an Stelle des Agni-Soma gehörenden Purodäsa einer für Indrägni oder
auch ein Sämnäyya aus saurer und süsser Milch für Indra resp. Mahendra,
das zur Polemik unter den Yäjnika's Anlass gegeben hat, weil nach einigen
nur für den, der Somaopfer bringt, diese Milchgabe gestattet sei. Es ist auf-
fallend, dass weder für Neu- noch für Vollmond selbst eine Spende vorge-
schrieben zu sein scheint; die in den Sütren des schwarzen YV. den Haupt-
spenden folgenden pärvanau homau tragen sekundären Charakter. Da am
Vollmond eine Purodäsa-Spende für Agni-Soma, am Neumond ein P. für
Indrägni der unterscheidende Zug ist, so scheint mir, dass in Agni-Soma der
Voll-, in Indrägni der Neumond seinen kanonisch gewordenen Ausdruck ge-
funden hat.
Man kann die ganze Opferhandlung in zwei Abschnitte teilen, deren erster,
vorbereitender sich mit den vielen, dem eigentlichen Opfer vorausgehenden
Einzelheiten beschäftigt, von dem zu Anfang eines jeden Opfers notwendigen
Herausnehmen (vihära, vitäna) und Anlegen der vaitänika-Feuer und der Über-
nahme des Gelübdes von Seiten des Opferers an. Er muss an diesem Tage
1 1 2 in. Reugion, weltu Wissensch. u. Kunst. 2. RiruALurrERATUR u. s. w,
des Fleischgenusses und des Beischlafes sich enthalten, Kopf- und Barthaar
scheeren, am Nachmittag seine Fastenspeise essen und daraui^ beim Neuopfer
erst nach dem ev. Abschneiden des Zweiges, seine Observanz, die in der Ver-
pflichtung zu wahrheitsgemässer Rede bezieht, antreten. Für den Fall, dass
ein Sämnäyyaopfer dargebracht wird, also beim Neumond, wird ein reich-
belaubter Zweig eines SamT- oder Paläsabaumes abgeschnitten, mit dem die
Kälber berührt und von den Kühen, die die Milch zu jener Speise liefern,
weggetrieben werden. Das Melken der Kühe folgt dem Abendagnihotra und
geht in ceremoniöser Weise vor sich. Die zu dem Opfertage hinilberflihrende
Nacht bringt der Opferer mit seiner Frau auf dem Boden liegend zu. Der
neue Tag beginnt mit dem Agnihotra und der Wahl des Brahman. Es folgt
die Bereitstellung der Praijitä Wasser, das Umstreuen der Feuer, Hinstellen der
Gefässe und Materialien und Herausnahme des Havis von dem hinter dern
Gärhapatya aufgestellten Wagen. Aus Kus.ihalmen werden zwei Pavitra's, die
zum Reinigen des Wassers dienen, hergestellt, Havis und Opfergefässe durch
Besprengung geweiht. Auf einem schwarzen Fell geschieht in einem Mörder
das Enthülsen derKörner, die zuerst der Adhvaryu, nachher die herbeigerufene
Gattin oder der AgnTdhra stampft. Der Agnidhra setzt die in Kreisforra an-
zuordnenden' Täfelchen (Kapäla's), auf denen die Purodäsa's gebacken wer-
den, auf dem Gärhapatyaherde an. Gleichzeitig mahlt der Adhvaryu, nach
ihm die Frau des Opferers die Kömer zwischen Steinen und als Dritter tritt
der Yajamäna in Funktion, der das Äjya herausnimmt und den VedaS, ein
Grasbüschel, das bei den Ceremonien vielfach verwendet wird, seinen Wün-
schen entsprechend formt, einem Kalbsknie ähnlich, wenn er Vieh wünscht,
in der Form eines geflochtenen Korbes, wenn er Speise wünscht Hierauf
wird das Mehl mit Wasser gemischt und zu Pinda's verarbeitet, die auf jenen
Kapäla's so aufgerollt werden, dass sie mit der Schichtung genau zusammen-
treffen. Um diese I^rodäsa's und die inzwischen angesetzte ÄjyasthälT wird
zur Abwehr böser Geister das fiaryagnikarana'' volhogen, d. h. eine Kohle
oder ein Feuerbrand dreimal von links nach rechts" um sie herumgeführt
und ins Feuer geworfen. Wie immer, wenn ein Spruch gesagt worden ist
der die Rakjas, Asura's, Rudra oder Pitaras nennt oder eine Bezauberung
enthält, muss er hier am Schluss des Feuerzaubers die Wasser berühren. Die
Purocjäsa's werden gebacken. Das zum Reinigen der Schale und der von
Mehl beschmutzten Finger gebrauchte Wasser wird nördlich vom Vihara für
die »drei Äptyas« ausgegossen und am Dak^inafeuer der Anvähäryamus an-
gesetzt, der am Ende der Pradhänahoma's als Daksinä für die amtirenden
Priester dient. Jetzt erfolgt die Herstellung der Vedi, eines oblongen, die
fertigen Speisen aufnehmenden Platzes zwischen den Feuern, dessen Seiten
segmentformig ausgeschnitten sind'. Oben enger, unten weiter, in, der Mitte
am schmälsten, wird sie mit einer Frau verglichen, deren Hüfien die Sroni's der
Vedi entsprechen. Aus dem beim Graben der Vedi entstandenen Schutt ist
nördlich vom Ahavaniya der zum Aufnehmen der .Abfälle u. s. w. dienende
Utkara zu formen. Auf die Vedi werden jetzt die proksani, die tarn Be-
sprengen dienenden Wasser, Brennholz und Opferstreu gesetzt, die Löffel er-
wärmt und gereinigt Der AgnTdhra umschlingt mit einem dreifachen Band
aus Schilfgras, ohne einen Knoten zu machen, die Frau des Opferers, vor die
die .Äjyasthäli hinzusetzen ist, damit sie sie beschaue; danach wird die
SthälT fortgenommen, auf die Vedi gestellt und mittelst der Pavitra's gereinigt
Aus ihr werden später die Löffel gefüllt. Mit Erlaubnis des Brahman werden
Brennholz und Barhis besprengt und mit diesem Barhis, nach Aussondemng
des Prastarabüschels, das, später auf die Vedi gelegt, zur Unterlace der Löffel
dient", die sorgfältig gereinigte Vedi bedeckt Um den Ähava
62. Neu- und Vollmondsopfer. 113
zur Concentrining der Flamme die feuchten Paridhihölzer und nährt das Feuer
mit Holz. Die fertigen Puro4äs' werden gesalbt und auf die Vedi gestellt Damit
sind die Vorbereitungen zu Ende und der zweite Hauptteil, das Opfer, beginnt.
Es wird eingeleitet durch das Anlegen der Samidh's und der Hersagung der be-
gleitenden Sämidhenlverse, hier fünfzehn an Zahl, sonst auch mehr", die mit-
einander in der Weise verflochten werden müssen, dass eine Pause immer erst am
Ende der ersten Hälfte des nächsten Verses eintritt {samtatam), Wohl um das
Feuer gehörig zu entflammen, folgen hier die beiden äghara*s^ Buttergüsse",
zwischen denen zwei wichtige Kulthandlungen ihren Platz haben, zunächst der
pravara^^^ die Aufzählung der R§iahnen des Opferers durch den Hotr in
einer an Agni gerichteten Formel, um die Verbindung des Yaj. mit den alten
Geschlechtem des Feuerkultes herzustellen, femer die namentliche, von Agni
erbetene Einladung der Götter, das da>atänäm dvähana in der Reihe, wie sie
beim Opfer bewirtet werden. Dem zweiten Äghära folgt nach Erlaubnis des
Ägnidhra die feierliche Wahl des Hotj* von Seiten des Adhvaryu. Auch hier
werden, wie beim Pravara, die Ahnen des Opferers genannt, dem Agni als
Hotf ebenso helfen möge, wie er bei diesen Ahnen einst die Götter verehrt
habe. Der Hotr sagt verschiedene, auf Agni*s und sein eignes Hotfamt be-
zügliche Sprüche, berührt Adhvaryu und Ägnidhra und lässt sich nieder,
wiederum mit Sprüchen, die seine Pflichten betreffen. Die Einleitung zu den
Hauptspenden bilden die prayäjcCsy hier fünf an Zahl, Voropfer aus Butter,
die den Samidh's (i), Tanunapät resp. Naräsamsa (2), den I4's (3), Barhis (4),
und den im Ävähana genannten Göttem des Opfers, von Agni-Soma bis zu
den Devä äjyapä'i (5) gewidmet sind. Ihnen schliessen sich die beiden Ajya-
bhäga für Agni-Soma an, vrdhanvantau beim Neumond genannt, weü der als
Anuväkyä gebrauchte Vers das Wort vrdh enthält, värtraghnauhÄxsi Vollmond
wegen der darin enthaltenen Worte vrtra, han. Wie diese Äjyabhäga's sind
auch die drei Pradhänähuti's Yajatispenden, die unter Hersagung von Puronu-
väkyä- und Yäjyäversen vor sich gehen und hier aus Abschnitten der Puro-
4äsa u. s. w. bestehen. Leise werden bei dem nur aus Butter dargebrachten
upäffiiuyäja die Verse und Göttemamen, etwas lauter die Formeln und Be-
fehle hergesagt Die Hauptspenden beschliesst das Opfer für Agni Svi§takit,
zu dem ein Teil von allen Havisgaben verwendet und ein Yäjyäspruch gesagt
wird, der alle vorher verehrten Götter formelhaft aufzählt. Dies ist der Zeit-
punkt für die Zuteilung der Opferspeise an die Priester. Ausser dem frä-
ütra für den Brahman, das in der Grösse eines Gerstenkornes oder einer
Pippalabeere abgeschnitten wird, imd dem sadavatta^ »Sechsschnitt«, für den
Ägnidhra, ist die i4ä zu erwähnen, die von allen Opfergaben zu entnehmen
ist und in tiefster bis in höchster Tonlage mit dem sogenannten iifdhväna angemfen
wird, während alle Priester mitsamt dem Opferer sie berühren. Die Kuchen
werden gegeben und jeder der Priester isst seinen Anteil, hinterdrein jeder seine
I4äportion. Auch die Manen werden aufgefordert, sich zu erfreuen. Die
Dak§ii3iä wird verteilt, der Opferlohn für die Priester, der hier in dem am
Dak^i^afeuer angesetzten Anvähäryamus besteht Wie man bis zu den Pra-
dhäna's von einem Ansteigen der Opferceremonie sprechen könnte, so wird
das Folgende als ein »Fallen« der Handlung zu bezeichnen sein, indem das
Tantra aufgelöst und die Überreste beseitigt werden. Wie die Prayäja's ein-
leiten, leiten die Anuyäja's, Nachopfer, drei Butterspenden fiir Barhis, Narä-
samsa, Agni Svi$takrt, die auf die Dak^i^ä folgen, aus. An sie schliesst sich
das Süktaväka, eine Art von Eulogie, die der Hotr hersagt, auslaufend in
einen Segenswunsch für den namentlich genannten Opferer und in ein Gebet,
an dessen Schluss der (den Opferer repräsentirende) Prastara ins Feuer ge-
worfen wird. Es folgt das iaruyitväka^ eine Bitte um samyor und svasti, ein-
Indo-arische Philologie, m. a. g
114 HL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst, a. RiruALLrrTERATUR u, s. w.
geleitet von einem Zwiegespräch zwischen Adhvaryu und Ägnidhra (»ging er
ein?« »ja, er ging ein«) und begleitet von der Verbrennung der Faridhi^
Die Neigen werden den Visve deväh geopfert {samsräväAuti) und daj^uf die
vier fatmsamyäja's'i für Soma, Tva^fri die Devänärr patnyah und Agni Grha-
pad aus Butter am Gärhapatya, unter leisem Recitiren der Verse, dargebracht;
die dritte von ihnen hinter einer Umhüllung, während die Gattin den Adhvaryu
berührt Wer besondere Wünsche hat, nach Wohlstand, nach Nachkommen-
schaft, kann hier weitere Spenden einschalten. Eine Reihe kleinerer Dar-
bringungen schliesst sich an, teilweise dazu bestimmt, Überreste im Feuer ra
opfern, wie das Barhis, oder gut zu machen, was etwa versehen worden ist,
wie die sarvapräyaicHta's Mni yajRasamrddAi's, femer das samisfayaj'us'*. Auch
die Rak;as bekommen ihren Anteil, die Ka^a's oder Hülsen vom Fhalikarana.
Das Band ist von der Gattin losgebunden und westlich vom Gärhapatya
niedergelegt Mit den drei visnuirama's, die der Opferer, in Nachahmung
der Schritte Vijnu's von Erde zu Himmel oder Himmel zu Erde, von der
SUdsroni der Vedi nach Osten zu schreitet, der Verehrung des Äh. und
Gärhapatya und der Aufgabe des Gelübdes schliesst die Handlung.
Dieses NVopfcr wird lebenslänglich oder nur durch dreissig Jahre hin-
durch dargebracht Man kann sich aber auf 15 Jahre beschränken, wenn
man unter verschiedenen Abänderungen beide Opfer jedesmal zusammen dar-
bringt, selbst an einem Jahr kann man sich genügen lassen, wenn man sie
Tag für Tag darbringt Dies ist das däisäyana-O^itT.'^
Der ersten Darbringung des NVopfers geht die anvärambhanJyä-isfi vor-
aus, die aus einem ekädasakapäla-Purodasa für Visnu, einem Caru für Sarasvati,
und einem dvädasakapäla für Sarasvat besteht, und als selbständiges Opfer am
ersten Vollmondstage früh nach Agnyädhäna und Agnihotra dargebracht wird.
Einem jeden Neu- resp. Vollmondsopfer kann folgen ein Musopfer für Aditi
resp. Indra Vaimfdha, welches der Opferer, wenn er es erst einmal dargebracht
hat, stets zu wiederholen verpflichtet ist Auch mit Soma_ kann das NVO. ge-
opfert werden, ebenso die vorher beschriebenen Ha vi ryajna's(S. 14, 2 ff ; Lät4,9ff).
» SEE. 30, 346. — J Weber, ISL 5, 219; Äp. Paribh. 6z ff.; Ecgelinc,
SBE. 12, I u. s. w. — j D15 allindische Neu- und VoUmondsopfer, Jena iSSa
Vgl. femer Webeb, ISt, lo, 329 ff.; Eggelujg, SBE. 12, i. a. — 4 SBE, la, 34;
a6, XXVIII. — 5 Genaueres über die Hetslellung bei Schwab, Thieropfer S, 11
% 12. Ober die Terschiedcnen Grasbündel beim Opfer Haug U, 79; EgceUNG
SBE. 12, 84. — * Schwab, S. 97 S 63. — 7 Cber die allgemeine Bedeutung des
pradahina cf. Egceling 56E^ 12, 37. 27z und die dort citirle Litteratnr; speciell
über das pnryagHiia'ana L c. 45; Tawnev, Kath. S. Sag. I, p. 9S. 99; Oben S. 14, c
^ Die genauere Herstellung: weise und Zeichnung ündet man S. 44 ff. und S. 191.
196 meiner cilirten Schrift. Die Masse und näheren Angaben über die Konstruk-
tion überliefern die Sulvasatra's (cf. S Ö7, Anm. aol; das des Baüdh.\vana ist von
Thibaut im Fandil 1875. 7Ö und New Series, vol. I veröfTentlicht; das Suhiapcti-
Ulla des KÄT. with Ihe Comm. by Raina, New Ser., vol. IV. — 9 Genaaeres über
praslara, barhis bei Schwab, 1. c. S. 41. 4a % 28. — "> Schwab L c. 84. — "Ar-
ders deuten sie die Brähmara's Schwab 1. c. 85. — " MHASL. 386 ff.; EggeU-ig
SBE. 12, 115; Hacc:, Ait. Br i, 479; Ludwig 3, 178; Schwab 1. c. 83; Wiw»,
ist. 9, 323; 10, 71 fr. — 'i Weber, Gm. u. Port. 350. — m Weber, ISt. 9, »33.—
IS Eggeling SBE. 12, 374, wo weit. Litt
S 63. Pindapitryajna.' — Äp. i, 7—10; Kät 4, i; Ääv. », 6. 7; Sänkh.
4, 3 — S- Mit dem Neumondsfest eng verknüpft ist der TotenkulL Am Nach-
mittag des Neumondstages muss der Ahitägni ein Opfer für die Manen bringen,
das in der Gegend der Manen, am Südfeuer, vor sich geht Hier wie bei
fast allen Manenopfem sind gewisse Vorschriften zu beachten, die den Geg«i-
satz der Welt der Lebenden zu den Toten, der Gölter zu den Manen erkennbar
hervortreten lassen. Die Opferschnur wird wie im Grbyaritual und wie bei
jeder Nennung der Manen nicht über die linke, sondern über die rechte
^J
6S' PiNDAPITRYAJNA. 64. CäTURMÄSYA. II5
Schulter getragen; alle Bewegungen und Handlungen wie Farisamühana ge-
schehen apradaksinam ^ nicht dreimal, sondern nur einmal, z. B. das Phall-
kara^a. Während alle Verrichtungen wie das Hinsetzen der Gefässe, sonst
im S. oder W. beginnen und im O. oder N. schliessen, muss man hier im N.
beginnen und im S. enden ^. Derselben Richtung soll das Gesicht des Opfern-
den zugewendet sein. Die Hand wird bei den Spenden mit der Aussenseite
nach unten gerichtet; durch den pitrtirthay d. h. den den Manen geheiligten
Teil der Hand (den Zwischenraum zwischen Daumen und Zeigefinger) schüttet
man die Spenden. Nach jeder Erwähnung der Manen werden die Wasser be-
rührt (S. 112). Ein Charakteristicum des Opfers ist eine Grube oder Furche,
südlich oder westlich vom Dak^i^afeuer mit einem die Asuras und Rak$as
bannenden Spruch in die Erde geritzt Davor legt man zur Abwehr der
»verschiedene Gestalten anlegenden Asura's« einen dem Südfeuer entnommenen
Feuerbrand. Die Einleitung bilden zwei aus Kömermus oder Opferbutter be-
stehende Spenden für Agni kavyavähana und Soma pitrmat. Danach wendet
der Opferer sich an die verstorbenen Väter, die anwesend gedacht und an-
geredet werden. An Anfang, Mitte und Ende der Furche wird mit einer
Schale (oder nach Äp. dem Anjali) Wasser hingegossen; die Manen werden
aufgefordert, sich zu waschen. Aus dem übrigen Reismus und der Butter
stellt man drei, nach manchen vier, Klösse her und legt sie auf die inzwischen
mit Darbhagras bestreute Furche an dieselben Stellen, wohin das Wasser ge-
gossen wurde, mit den jedesmal wiederholten Worten: »dies für dich, NN.,
und für jene, die dir folgen.« Genannt wird dabei der Name des Vaters
resp. Gross- resp. Urgrossvaters, wenn man ihn kennte (der Fall, dass der
Vater des Opferers noch lebt, hat bei den Sütren vielfach Meinungsverschie-
denheit über das dabei zu beobachtende Verfahren hervorgerufen). Die Väter
sind einzuladen sich zu erfreuen, der Opfernde wendet sich ab, nach Norden
hin, bis er atemlos wird oder (nach Äp.) bis die Kuchen abgekühlt sind
Dann wendet er sich zurück, auf die Pirida's zu mit den Worten: »es erfreuten
sich die Väter«, giesst Wasser auf die Piijida's, thut Salben hinzu, schliesslich
ein Tuch oder wollene Flecke, resp. wenn der Opfernde älter als fünfzig
ist, Haare von Arm oder Brust, und fordert sie auf, sich zu waschen, salben,
kleiden (vgl. oben S 57i S. 94. 96). Nach Ap. beriecht er den im Topf be-
findlichen Überrest mit einer Bitte an die Väter um einen Sohn. Auf das
Tarpa^a der Manen folgt deren Verehrung. Nach einigen, von einzelnen
Sütren vorgeschriebenen RV.-Versen entlässt der Adhvaryu, nach SO. blickend
und mit der Hand die Pinda's fortschaffend, die Manen: »gehet fort, o Väter,
auf euren alten tiefen Wegen — , gebet uns Reichtum — «, verehrt das
Dak^i^a- (Äsv.) und das Gärhapatyafeuer, das alle Sünde gegen Himmel und
Erde, Vater und Mutter lösen soll. Wünscht die Gattin des Opferers einen Sohn,
so verzehrt sie, unter Leibesfrucht von den Vätern erbittenden Sprüchen, den
mittleren Kloss; die andern werden ins Wasser oder Feuer geworfen, können
aber auch von bestimmten Personen verzehrt werden.
' Donner, Pi^dapit^T^ajna, das Manenopfer mit Klössen bei den Indem. Berlin
1870; Caland, Über Todtenverehr. Amsterdam 1888, p. 3 ff. — « Kät I, 7, 25 ff.;
I, 10, 14,-3 Weiteres bei Weber, ISt. 10, 82»; Äp. 1, 9,6.
S 64. Cäturmäsya (Tertialopfer). — Äp. 8; Kät. 5; Vait 8, 8 ff.; Äsv.
2, 15 — 20; Sänkh. 3, 13 — 18 ^ Das sind Feiern der drei Jahreszeiten. Nach
Äp. 8, 4, 13 findet im Frühling das Vaiävadeva-, in der Regenzeit das Varuna-
praghäsa-, im ^Herbst das Säkamedhaopfer statt; nach einer im Komm, zu
Kät* citirten Säkhä »immer am Anfang jeder Jahreszeit«. Die Ansichten
über den zu wählenden Anfangstag schwanken 3; wie Jacobi gezeigt hat*,
je nachdem man das Jahr mit Herbst, Winter oder Regenzeit be-
8*
1 16 in, ReLIGIOK, WEI.T1,. WiSSENSCH. U. KUNST. 2. RiTUALLnTERATUR U. S. W.
gann. Die Beziehungen auf die Jahreszeiten zeigen sich innerhalb der Opfer
in einzelnen Sprüchen, wie Äp. 8, 4, 2; 8, 21 {yad gharmaff paryavartayad
antan prthivyal^ diva/}); 19, 9 (yo asyäh prihhyäs tvaä mvaiiayaty osa^/iii);
21, i; bei dem mit den Parvans verbundenen feierlichen Haarschneiden
und bei den mit den Monatsnamen (madhu-mädhava, nabhas-nabhasya u. s. w.)
verbundenen Abhijuhotisp enden Ap. 8, 2, 18; 7, 2; 12, 5; 20, 8; femer bei
den Süktaväka's , wo die Epitheta von svasti: sa^ivaisariria, parivatsarina,
iäävatsarina, amrvatsarina wechseln. Wer das Opfer zum ersten Mal bringöi
will, beginnt mit einer Agni Vaisvänara und Parjanya dargebrachten Ijti oder
der AnvärambhaijTyesti. Sowohl bei KäL als Äp. kehren alle wesentlich-
sten Elemente dieser Opfer wieder, jedoch ohne dieselbe Reihenfolge inne-
zuhalten. Allen Cäturmäsya's gemeinsam sind fünf einleitende Spenden für
Agni, Soma, Savitr, SarasvatI, Püjan (für Savitr ein leise darzubringen-
der Purodäsa, für Pü^an ein Mus von gemahlenen Reiskörnern). Bei dem
Vaiivadeva, dem ersten der Cäturmäsya's, folgt darauf ein Purodäsa für
die Marut Sva/afas oder für die Maruts aliein, eine Payasyä für die
Viivi deväl} und ein Purodäsa für Himmel und Erde. Opferer und Gattin
tragen neue Gewänder, welche bei der Varupapraghäsafeier wieder anzulegen
sind. Hervorzuheben ist die Vorschrift K.'s, dass der Opferstreu Kusabluten
als Prastara beigebunden sind; nach Äp. 8, i, 10 besteht auch die Opferstreu
selbst aus prasü's und das Brennholz ist einem Baum mit blühenden Zweigen
zu entnehmen. Die Verse zum Agnimanthana und zu den folgenden Feuer-
ceremonien gibt S. 3, 13, 15 ausführlicher.
Wer die Cäturmäsya in Phälguna beginnt, feiert das zweite derselben im
Vollmond des Monats Asäijha; wer in Caitra beginnt, dagegen in Srävana.
Äsv. 2, 17, I spricht nur vom »fünften VoUmondo. Beachtenswert ist hierbei,
dass der Vollmond, nicht der Neumond, die Zeiten scheidet Dieses zweite
Cäturmäsya, *Varunaprag/iasä/f<i genannt, hat mehrere auf ein volkstüm-
liches Fest hinweisende Züge. Aus gemahlenen rohen Kömern macht die
Gattin (Äp.) Karambhaschüsseln und zwar um eine mehr als Angehörige des
Opferers im Hause sind oder (in gewissen Fällen) nur vier. Dazu wie zu
allen andern Spenden dient Yava, oder man verwendet Yava für die Karam-
bhapätra's, PQjan's Caru, und die Herstellung der beiden Widder, für alles andere
Reis (Äp.). Ein Charakteristicum dieses Opfers ist das Widderpaar: für Varuija ein
Bock, den der Ädhvaryu herstellt, für die Maruts ein Schaf, das der hier in
Funktion tretende Pratiprasthätr herstellt. Diesem liegt es ob, nach Bereitung
zweier Vedi's auf der südlichen für die Maruts alles nachzumachen, was auf
der nördlichen der Ädhvaryu vollzieht, nur dass dieser gewisse Dinge, wie
Patnisamnahana (Kät. 5, 4, ^y, Äp. 8, 5, lyff), allein auszuführen, Befehle
u. a. allein zu sagen hat. Jenes Widderpaar wird mit Wolle, die nicht vom
Edakaachaf sein darf, bekleidet und mit Geschlechtszeichcn (Hoden resp.
Brüsten), nach Mänava »so vielen als möglich ist«, versehen. Vor dem Aha-
vanlyafeuer macht man die zwei Vedi's, eine nördlich, eine südlich mit einem
Zwischenraum zwischen beiden von verschieden angegebener Breite. Auf der
ersteren wird die Uttaravedi aufgeschüttet, eine Feuerstätte, die aus dem beim
Graben der Opfergrube gewonnenen Schutt hergestellt wird und die Grösse
derSamyä oder von einem Dritteil der Vedi oder einem Vuga u.s.w, hat In ihre
Mitte kommt eine Vertiefung, die uflaranäöAi'', eine Spanne, nach Äp. (bei
Kät.) einen Rinder- oder Pferdehuf gross. Diese Uttaravedi bleibt während
der zum Opfertag hinüberführenden Nacht (mit Darbhagras oder mit Zweigen)
bedeckt Am andern Morgen werden auf beide Vedi's die Feuer gestellt, nach
Äp, vom Gärh. aus (8, 5, 22), nach Kät (Komm.) vom Äh. aus, oder mittelst
64. Cäturmäsya. 117
Pratiprasthätr, indem er mit dem Sphya eine Linie vom Ähavanlya bis zur
Vedisroni oder bis zur Uttaravedi zieht. Die Näbhi wird mit Paridhi's aus
Devadäruholz eingefasst und mit wohlriechenden Stoffen, sowie mit Widder-
haaren, die, wenn möglich, der zwischen den Hörnern befindlichen Stelle des
Kopfes zu entnehmen sind, belegt. Ausser den ständigen fünf Havis besteht
das Opfer aus einem Purodäsa für Indra-Agni auf zwölf Kapäla's, einer Payasyä
für Varu^a, die der Adhvaryu darbringt, einer für die Maruts, die der Prati-
prasthätf opfert, und einem »stillen« Purocjäsa für Ka auf einem Kapäla. ,Kät
5, 5, iff. lässt in die Müchspenden die Molken giessen, dahinein init Saml-
blättern gemischte Karlrafrüchte thun (nach einem Citat aus der Sruti Äp.
8, 6, 13 sind sie »Futter« für die Widder) und darauf das Widderpaar,
den Bock in die Marutspende, das Schaf in die für Varuna. Alle Havisgaben
kommen auf die nördliche Vedi mit Ausnahme der Märuti Payasyä und der
Karambhaschüsseln, die auf der südlichen ihren Platz finden. Zwischen dem
Befehl zum Agnisammärjana und dessen Ausführung hat die Frau des Opferers
zu beichten. Der Pratiprasthätr geht in die Nähe des Gärhapatya und fragt
sie, mit welchem Manne sie lebe oder ob sie ausser mit ihrem Gatten noch
mit einem andern lebe. Sie nennt die Namen oder Zahl der Buhlen (Komm.)
oder hebt, wenn sie aus irgend einem Grunde (z. B. Scham) jene nicht sagen
will, soviel Halme auf als sie Buhlen hat. Nach dem Mänava und Käfh.
wünscht er, dass »Varuna den ergreife«, den sie nennt Sagt sie die Un-
wahrheit, so ist das ein Unglück für ihre Angehörigen (Kät.) oder der ihr
liebste wird sterben (Man.). (Hat sie keinen Buhlen, so erwidert sie: »mit
keinem andern als allein meinem Gatten«, Komm.) Nach Anrufung der
Maruts opfert sie unter Hinwegwünschung aller begangenen Sünden im Dak$iQa-
feuer, ihr Gesicht nach W. wendend, die Karambhapätra's, die sie zu dem
Zweck in eine aus Rohr geflochtene Schwinge thut und auf den Kopf nimmt
Der Gatte beteiligt sich hierbei entweder mit einem Spruch, oder auch er
opfert selbst mit Adhvaryu und Pratiprasthätr vertauschen die Widder und
bringen sie dar; nach Äp. nimmt dieser mit dem ersten Abschnitt der Märuti
Payasyä das Schaf, mit dem zweiten die Karlrafrüchte, der Adhvaryu mit
dem ersten Abschnitt der VärunI P. den Bock, mit dem zweiten die Karira's.
Die Hülsen werden behandelt wie beim Soma die Trester (Äp.8, 7,15; 8,12).
Von dem Überrest (niskOsä) der Varuijiaspende wird Varuna geopfert und
anstelle des Agni Svi§takrt tritt eine Spende für Agni-Varuria. Den Beschluss
des ganzen Opfers macht, wie beim Somaopfer, ein Bad (Äp. 8, 7, 12; S. 3,
14, 19). Mann und Frau gehen ins Wasser, ohne unterzutauchen, waschen
einander den Rücken, legen neue Kleider an und schenken die alten, schon
beim Vaisvadeva gebrauchten einem Priester. Die Dak^inä besteht nach Kät
in einer Kalbskuh (Äp. nennt das die Meinung »einiger«) oder in einem Pferde
oder sechs oder zwölf Rindern, nach Äp. in einem Stier oder mehr.
Das dritte Parvan ist das SäJ^am^^Aa-Opfer, das in KärttikT oder
MärgasTr§T resp. Pau§i gefeiert wird. Woher es seinen Namen hat, ist nicht
ersichtlich, doch muss auf Äp. 8, 9, 2. 3; 11, 22 {sä kam süryenodyatä sä kam
vä radmibhify pracaranti) als möglichen Ausgang der Erklärung hingewiesen
werden. Am Vormittag des ersten der beiden darauf zu verwendenden
Tage wird Agni anlkavat ein Puro4äsa, mittags den Marut sämtapana ein
Caru , abends den Marut grhamedhin ein Caru in Milch geopfert. Am Ende
dieser letzten Spende lässt er die Mutterkühe mit den Kälbern zusammen und
bindet einer Kuh, die ihr eignes Kalb verloren hat und für das Manenopfer
am andern Tage zu melken ist, ihr substituirtes Kalb an. Nach Äp.8, 11, 10
bleibt man die Nacht über wohlgesättigt zusammen und fiiih, vor dem Agni-
hotra, wird ein Darvihoma, zu dem ein Stier durch Brüllen »auffordern« muss.
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ii8 UL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RiruALLiTTERATUR u.s. w.
geopfert Brüllt er nicht, so gibt der Brahman den Befehl zum Opfern. Nach
Asv. 2, 18, II gilt auch das Rollen des Donners als Aufforderung; »einige
lassen den Ägnidhra brüllen, indem sie ihn ,Brahmasohn!' anreden« (12). Die
Gottheiten der folgenden Spenden sind die Marutah krl4inah, Aditi; diesen
folgt das mahahavis, das ausser den ständigen fünf Opfern aus einem Puro4.
für Indra-Agni, einem Caru für Mahendra, nach »einigen« (Äp. 8, 12, 3) für
Indra Vrtrahan, Äsv. 2, 18, 18 für Indra Vftrahan, Indra oder Mahendra,
schliesslich aus einem Puro4* für Visvakarman besteht Am Nachmittag findet
der pitryajnay auch mahäpitryajha genannt, statt, dessen Empfänger
•-^ Pitarah somavantah oder Soma pitrmat, die Pitarah barhi^adah und P. agni-
$vättäh sind, woran einige noch Yama, Yama angirasvat schliessen. Kät lässt
den P. somavantah einen Purodäsa darbringen, den barhi$adah Dhanäh und
den agni§vätta einen Mantha, der in der Milch jener oben genannten nivä-
nyä-Kuh mittels einmaligen Umrührens gequirlt ist Das Opfer geht in einer
südlich vom Dak^ii^afeuer errichteten Hütte vor sich, in deren Mitte eine mit
den Ecken nach den Zwischengegenden orientirte Vedi hergerichtet wird,
auf welche das Südfeuer gestellt wird. Bei den Spenden können anstelle der
X Rufe OT(t irävaytty astu irausafy vausaf u. s. w. die den Manen gebührenden
j Cftt svadhäy astu svadhä, svadhänamah treten (vgl. auch S. 3, 16, 15). Den
J Schluss der Spenden macht anstelle des Svi^takjt ein Opfer für Agni kavya-
vähana. Wie früher wird »Waschwasser« für die Manen ausgegossen, Klössc
zur Speise niedergelegt auf die östliche, südliche, westliche Ecke der Vedi,
/;• I wobei nach Ap. nicht die nächsten, sondern die »weiteren« (para) Manen,
der sechste beim ersten, der fünfte beim zweiten, der vierte beim dritten Pi^da
genannt werden. An der Nordostseite wischt er die Hände mit dem Spruch:
»hier, o Väter, erfreuet euch« ab und alle verlassen mit der Opferschnur über
die linke Schulter die Hütte, um mit ein oder zwei Versen an Indra zuerst das
Ähavanlyafeuer zu verehren, nach Äp. bis ihnen der Atem ausgeht, und dann
an den Gärhapatya heranzutreten; die SQtren weichen in der Wahl der
Sprüche etwas ab. Darauf kehren sie, wieder rechts behängt, in die Hütte zurück,
der Opferer flüstert »es erfreuten sich die Manen« und macht zur Verehrung
der Manen einen Afijali oder sechs Namaskära's. Der weitere Verlauf des
Opfers bietet kein Interesse. Ein weiterer Bestandteil des Säkamedha ist der
Rudra dargebrachte Traiyambakahoma, Ein Charakteristicum desselben ist
die Vorschrift, dass alles mit nordwärts gerichtetem Gesicht zu vollziehen ist,
dass der Kreuzweg, auf dem geopfert wird, der Äkhütkara u. s. w. im Norden
liegen müssen. Es werden für Rudra Kuchen hergerichtet, einer mehr, als
Famüienangehörige des Opferers vorhanden sind, mindestens aber vier. Sie
werden in eine Schüssel, nach Äp. in ein, zwei oder mehr Körbe gethan, ein
Brand wird vom Südfeuer genommen und auf einen Kreuzweg gelegt, wo er
als Opferfeuer dient, in dem Abschnitte fast sämtlicher Kuchen unter Anwendung
des Spruches: »dies ist dein Anteil, o Rudra; mit der Schwester Ambikä geniesse
ihn! Svähä!« paläiaparnena dargebracht werden. Den einen Kuchen wirft man
auf einen im Norden gelegenen Maulwurfshaufen mit dem Spruch: »dies ist dein
Anteil; der Maulwurf ist dein Tier, o Rudra!« (Etwas anders Äp., der vor
Anlegung des Kreuzwegfeuers einen Kuchen auf den Maulwurfshaufen legen
lässt. Anstelle des Maulwurfs kann man in dem Spruch den Namen seines
Feindes nennen.) Nach der Rückkehr von dem Maulwurfshaufen flüstern alle
Beschäftigten, Opferer, Brahman, Adhvaryu, Ägnidhra die Worte: »Hinweg
flehen wir Rudra, hinweg Gott Tryambaka — .« Nach Weise des Manenopfers
von rechts nach links umschreiten sie dreimal das Feuer, den linken Schenkel
schlagend, Rudra anflehend, »den wohlduftenden, die Nahrung mehrenden«,
danach dreimal nach Götterart (von links nach rechts) den rechten Schenkel
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64. CäTURMÄSYA. 65. ÄGRAYANA. II9
schlagend. la derselben Weise umwandeln die unvermählten Töchter des
Opferers zu Rudra betend, »dem wohlduftenden, Gatten verschaffenden«, das
Feuer von rechts nach links und links nach rechts. Was von den Rudra-
kuchen übrig ist, wirft der Opferer mit seiner Hand in die Höhe, so hoch,
»dass es ein Rind nicht erreichen kann« und fängt es beim Herabfallen wie-
der auf; gelingt dies nicht, so berührt er es nach dem Herunterfallen. (Etwas
abweichend schreibt Ap. 8, i8, 4 vor, dass alle das Feuer Umschreitenden
dreimal die Kuchen in die Höhe werfen, wieder auffangen, mit dem beim
Umschreiten des Feuers gebrauchten Spruch »Tryambaka verehren wir« dem
Opferer in die Hände werfen und jedesmal wieder an sich nehmen.) Diese
Kuchen werden sodann in zwei Körbe gethan, an einem Bambusstabe oder
Tragjoch befestigt und an einem im N. gelegenen Baumstumpf, Baum, Ameisen-
haufen u. s. w. so hoch aufgehängt, dass ein Rind sie nicht erreichen kann:
»dies, o Rudra, ist deine Wegzehrung; damit gehe über die Müjavat's hinaus;
den Bogen abgespannt, die Keule führend, fellbekleidet geh, ohne uns zu
schädigen, an uns freundlich vorüber« lautet dabei der Spruch; nach Ap. ist
er dreimal zu sagen und jedesmal am Schluss der Atem anzuhalten. Die TeU-
nehmer der Handlung kehren darauf von jenem Baumstumpf zurück, ohne
sich umzusehen, und berühren die Wasser. Die Dak^i^ä ist nach Äp. ein
weisses Pferd oder ein Stier, ganz weiss oder mit weissen Zeichen. Unmittelbar
nach dem Säkamedha oder in verschiedenartig angegebenem Abstand (Asv.
2, 20, I spricht vom fünften Vollmond) findet das den Gesetzen des VoU-
mondsopfers folgende SunäsIrJya -Opfer^ statt pie ihm eigentümlichen
Spenden sind ein Puro4äsa auf zwölf Kapäla*s für SunäsTrau (nach Äp. auf
zwölf K. für Indra Sunäsiriya), eine Spende von gewöhnlicher, frisch gemol-
kener MUch oder eine Yavägü für Väyu, ein Puro^. auf einem KapÖa für
Sürya. Die Dak^i^ä für dies Opfer besteht aus einem mit sechs, auch zwölf,
Zugtieren bespannten Pflug oder aus zwei Zugtieren. Für den ekakapäla
an Sürya ist ein weisses Pferd, ev. ein weisses Rind der Opferlohn.
Die Katha's kennen eine besondere Weise, die Cäturmäsya's darzubringen,
6it pancähikäni, die in fünf aufeinanderfolgenden Tagen vom elften Tage
der lichten Hälfte des Phälgunamonats an bis zum Vollmondstage geopfert
werden, mit dem Vaisvadeva am elften Tage beginnen und dem Sunäsiriya
am Vollmondstage schliessen (Paddh. zu Kät. p. 553). Äp. 8, 22, 9 ff. nennt die
fahcasätfivatsarikäni und pahcadaiavärsikäni^ Modifikationen von
rein priesterlichem Charakter. Hervorgehoben mögen hier noch einige Wünsche
werden, die man an die Darbringung der Cäturmäsya*s knüpft (Ap.8,2 2,2flC),
Wer nach Vieh Verlangen trägt, soll mit dem Vaisvadevacäturmäsya in der
Jahreszeit ppfern, in der die Kühe am meisten Milch haben, ein Grämakäma
wählt das Sunäsiriya und bringt es an einen Platz mit Regenwasser, aus dem
er alles Wasser für die Opferhandlungen entnimmt u. s. w. Auch mit Tier-
und Somaopfern kann die Darbringung der Tertialfeiem verknüpft werden
(Kät. 5, 1 1, 20; 22, 7, 1 ff.; S. 14, 6 ff.; Äsv. 9, 2); im letzeren Fall büden diese Cätur-
mäsyatage zusammen ein pr$thya $adaha, dessen sechs Tage auf die drei
Knotentage so verteilt werden, dass auf den Vaisvadeva einer, auf den Vanu^-
praghäsa zwei, auf den Säkamedha drei Somatage entfallen.
I Ausser Weber, ISt. 10, 337 Eggeling, SBE. 12, 383. 392. 408. 417. —
2 p. 425, Z. 16. — 3 Weber, Nak§atra 2, 329. — 4 Fertgruss für Roth, 71; GGN.
1894, Nr. 2, p. 7. — 5 Nach Haug, Ait. Br. 2, 62 A. 5, Rajendra Lala Mitra eine
Vertiefung; nach Schwab S. 29 u. d. Comm. eine Erhöhung. — 6 Weber, Nak$.
2, 334 ff.; ist. 10, 342.
S 65. Ägrayana.* — Äp. 6, 29, 2fr.; Kät. 4, 6; Vait. 8, 4; Äsv. 2, 9;
S. 3, 12. (Siehe oben % 54, e. 2.) Wie im Grhyaritual der Hausvater von den
1 2 o HL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Erstlingsfriichten seiner Felder opfert, soll auch der Ähitägni von der neuen
Frucht nicht essen, ohne mit dem Ägraya^a geopfert zu haben, das sonnut als
ursprüngliches Dankopfer anzusehen ist^ Es besteht i) aus Reis (im Herbst;
»wenn reichlich Regen gefallen ist« Asv.) und Gerste (im Frühjahr; von Au-
4ulomi bei Ap. 6, 30, 18 Komm, wird ein Yavägraya^ia verworfen); 2) aus
Hirse (in Herbst oder Regenzeit); 3) aus Bambussamen im Sommer. Die
beiden letzten sind, wie es scheint, weniger gebräuchlich; das Hirseopfer
schreibt Kät für einen Waldbewohner (Komm.) vor; die Veciuyave^ti wird gar nicht
von allen erwähnt ^ Die Götter des Reis- resp. Gerstenerstlingsopfers sind
Indrägni (nach Äp. Sänkh. Indrägni oder Agnlndra), die einen Purodäsa ekä-
dasakap., von der neuen Frucht erhalten, die Visve deväh, denen ein Mus leise
dargebracht wird und Himmel und Erde (ekakapäla Purodäsa); der Gott der
beiden andern ist Soma, doch gibt es bezüglich des vierten auch abweichende
Meinungen. Als Dakßi^ä sind vorgeschrieben bei dem Yava- und Vrihi-ägra-
yaija das erstgeborene der in diesem Jahre geworfenen Kälber, bei dem Hirse-
und Bambusopfer ein Gewand oder ein reparirter Wagen, auch ein Madhuparka
oder ein vom Opferer in der Regenzeit getragenes Kleid (am vollständigsten
Kät 18).
Anstelle dieser gewöhnlichsten Form des Opfers können auch andere ein-
fachere Formen treten, nämlich die Darbringung eines Neu- und Vollmonds-
opfers oder des Agnihotra früh und abends mit neuen Früchten. Oder man
gibt einer Kuh Gersten- resp. Reisbüschel zu fressen und opfert mit deren
Milch das Agnihotra u. s. w. Besondere Gründe für die Wahl dieser Modi-
fikationen gibt Kät an.
X Eggeling, SBE. 12, 369; Weber, 1. c. — « Lindner, das indische Ernteopfer.
Festgruss für Böhtlingk, S. 79 ff. Anders Oldenberg, Rel. d. V. 305.
S 66. Kämye5ti's. — Ausser den regelmässig wiederkehrenden Opfern
{nityä) kennt das Ritual solche, die bei besondem Veranlassungen und Er-
eignissen, wie bei der Geburt eines Sohnes, dargebracht werden, naimittiko^ s
und kämya's^ zu denen besondere Wünsche die Ursache sind. Diese sind über-
aus zahlreich. Bhandarkar* führt ein ^dem Hiranyakesinritual folgendes Msc
an, das 134 solcher I§ti*s kennt Bei Sänkh. gibt es u. a. eine Versöhnungs-
i§ti, die uneinige Verwandte darbringen (3, 6, i); die »Freundgewinnung«
imitravindä ^YidX. 5, 12. 13; Äsv. 2, 11; S. 3, 7) für einen, der einen Freund
oder auch Sri, Rä§tra, Äyuh wünscht. Eine ganze Anzahl solcher I§ti's führt
Äsv. 2, IG, iff. an, z. B. die putrakämesti^^ die pavitresti*, lokestiy die
»Schwiegertöchter- und Schwiegervateri§ti«, um jemanden unterthänig zu machen,
die kärtrisfiy wenn man Regen wünscht Leider ist der Raum unzureichend,
auch das Material noch zu ungenügend vorbereitet, um auf einzelne dieser
I§ti's näher einzugehen, die interessanter als ihre Prakfti sind. Als ein Regen-
zauber stellt sich z. B. die zuletzt erwähnte I§ti dar. Ein schwarzes Pferd
wird im O. mit dem Gesicht nach W. aufgestellt Mit einem schwarzen Ge-
wand reibt es der Opferer und macht es wiehern (abhipina§ty abhikrandayati).
Wenn es wiehern, schütteln, Kot oder Harn lassen sollte, soll er wissen, dass
es regnen wird (Hir. 22, 13). Dasselbe soll er erkennen aus dem Springen
eines schwarzen ungebrannten Topfes, den er auf dem Utkara mit Wasser
füllt (Hir. 22, 14; Taitt S. II, p. 509). Zu Kämya*s können auch die Darsa-
pürnamäsäyana's verwendet werden, »Begehungen« nach Art des NVOpfers,
wie der Vasisthayajha ^ Turäyana^ Munyayana^, die, falls sie Wunschopfer
sind, je ein Jahr dauernd
» Report 1883. 84 p. 34. 35. — 2 Vgl. Bhandarkar, ,1. c. (Bh. erwähnt auch die
mrgäresti). — 3 Kau§. Br.4, 8ff. ; Ki\, 2, I4;S. 3, il. — 4 S. 3, 8, 4 Comm.; Haug
2, '233."
66, Kämyesti's. 67. Pasvälambha, pasubandha. 121
S 67. Pasvälambha, pasubandha, Tie^opfe^^ — Äp. 7; 11, 16
(Soma); Kät 6; Vait. 10; Asv. 3, i — 8; 4, 11. 12; S. 5, 15 ff. (beim Soma-
opferj; 6, i, 18 ff. Die Sütren kennen ein selbständiges Tieropfer, den nirü"
4hapadubandha und den mit dem Somaopfer verbundenen agnJsomtya, bei
Äsv. 3, 8, 3 nirmita resp. saumya genannt. Der AgnI§omTya ist in der Theorie
die Grundform aller andern, in der That aber werden von mehreren Sütren die
Regeln des Tieropfers an dem Nirüdhapasubandha entwickelt'. Ein Ähitägni
soll kein Fleisch essen, ehe er damit geopfert hat (S. 2, 3, 26) und muss es,
solange er lebt, darbringen *. Es kann jährlich oder halbjährlich geschehen, in
letzterem Fall nach S. am Anfang und Ende des Udagayana; bei alljährlicher
Opferung dagegen zur Regenzeit, im Herbst oder Frühling — die An-
sichten schwanken 3. Die Zahl der Priester wird um die Person des Maiträ-
varupa vermehrt, der bei seinem Eintritt auf den Opferplatz (nach der Hotr-
wahlj einen Stab empfängt und diesen bis gegen das Ende des Opfers führt.
Ehe er die Prai§a's sagt, durch die er den Hotr zum Recitiren der Yäjyä's
auffordert, darf er weder sich noch andere damit berühren (Schwab 88). Im All-
gemeinen verläuft das Tieropfer nach dem Paradigma des Neumondsopfers, in
dessen Tantra es anstelle des Sämnäyya eintritt und natürlich eine Reihe von Ver-
änderungen und Zusätzen hervorruft. Geopfert wird für Indra-Agni oder Sürya
oder Prajäpati ein Bock, der eine Reihe genau vorgeschriebener Eigenschaften
haben und namentlich von gewissen Fehlem, wie Mangeln eines Homes oder
Auges frei sein muss. Bei andern als diesen Nirüdhapasubandha's finden wir
andere Götter und Tiere, besonders Rind und Schaf, in grosser Zahl und
Mannigfaltigkeit beim Agnicayana, Asva-^ Puru$amedha, zu dem zahme und
wilde Tiere zu Hunderten verwendet werden. Auch hängt Art wie Farbe der
Tiere bisweüen von dem Charakter der Gottheit, der sie geopfert werden, ab*.
Für Sürya z. B. werden weisse, für Brhaspati teil weis hellgefärbte, für Indra
kräftige Tiere gewählt; die anübandhyä-Kuh für Mitra-Varupa ist zwei-, für die
Visvedeväh vielfarbig, für Brhaspati rot. Der Nirrti weist MSamh. III, 14, 19
kapota, ulüka, sasa zu, den Rak^as 14, 21 tarak$u, svan kr^pa, karna gardabha.
Wieder andere Tiere werden als amedhya bezeichnet^; so Sat. Br. 12,4, 1,4 dur-
varäha, e4aka, svan. Der Nirü4hapasu^ umfasst zwei Tage, den upavasatha,
an dem die einleitenden Ceremonien im Wesentlichen erledigt werden und
den eigentlichen Opfertag, oder er kann auch auf einen beschränkt werden.
Eine der ersten Handlungen ist die Herstellung eines Opferpfostens, zu dem
man im Walde, wenn möglich, einen Paläsabaum auswählt, der Eigenschaften
verschiedener Art haben muss. Dem gemeinsam ausgesuchten Stamme bringen
Adhvaryu, Opferer ihre Verehrung dar, salben ihn unterhalb und lassen ihn
so abhauen, dass den übrigbleibenden Stumpf die Achse eines Wagens nicht
berühren kann (Schwab 5). Der dabei abspringende erste Span wird ver-
wahrt, um beim Einsetzen des Yüpa unten in die Grube geworfen zu werden.
Dieses Stück eines Baumkultes findet in einer Butterspende seinen Abschluss,
die mit dem Wunsche, dass der »Herr des Waldes in hundert Zweigen wieder
wachsen möge« auf den Stumpf gegossen wird. Der Zimmermann schneidet
die Äste und den oberen Teil des Stammes ab und haut den übriggebliebenen,
beim Nirü4hapasu 3 — 4 Aratni langen Pfahl (bei andern Opfern gelten andere
Vorschriften) vier- oder achteckig, oben in einen Zapfen auslaufend, zu; aus
jenem abgeschnittenen Teü stellt er einen Aufsatz {casäia)y der genau oben
auf die Ecken des Yüpa passt, her. Der Opferpfosten wird später in einer
Grube, die halb inner-, halb ausserhalb der Vedi sich befindet ^ und mit
Gerstenwasser besprengt ist, aufgerichtet Um den Yüpa ist ein Seil in seiner
Mitte oder in der Höhe des Nabels des Opferers geschlungen und darf, ohne
den Opferer zu schädigen, weder hinauf- noch hinabgerückt werden. Wünscht
122 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RixuALLmERATUR u. s. w.
der Opferer indess wenig oder viel Regen, so kann er es auch tief imten
oder hoch oben anbringen. Selbst das Feststecken der Enden hat seine
Bedeutung, weil ihr Herabhängen für den Yajamäna nur weibliche Nach-
kommenschaft bedeuten würde (S. 73). In die mittlere Lage des Seiles wird
ein Span von 2 — 4 Angula Länge gesteckt, der sog. svaru^ den er vorher
den Abfällen beim Herstellen des Yüpa entnommen hatte (11. 74).
Die päsukJ vedih liegt nicht, wie die Vedi des NVO. westlich, sondern
östlich vom Feuer und hat die Masse der bei den Varunapraghäsöh ge-
brauchten sog. uttarä vedi. In ihrem östlichen Drittel wird aus der beim
Graben des Cätväla gewonnenen Erde die Uttaravedi »Hochaltar« hergerichtet
und auf diesem die Uttaranäbhi* wie bei den Varuijapraghäsäh zur Au&ahme
\ des Feuers hergestellt »Das Feuer der Uttaravedi vertritt beim Tieropfer die
\ Stelle des Ähavanlya und dieser die des Gärhapatya« (37). Die Besondo"-
: heiten des Tieropfers machen eine Reihe von Gerätschaften notwendig, die
; dem NVO. fremd sind. Ausser dem Stab für den Maiträvaruoa sind besonders
die vapäirapaniy an denen die Netzhaut gebraten wird, und der zum Rösten
des Herzens dienende hrdayaiüla zu erwähnen. Nach Zurechtstellung aller
Utensilien wird das Tier in wohlriechendem Wasser gebadet und herangetrieben.
Wenn es aus Furcht blökt oder sich zur Flucht wendet oder sonst Un-
annehmlichkeiten bereitet, müssen zur Sühne Butterspenden geopfert werden.
Nach dem Agnimanthana ist es mit einem Strick zu binden, der vom linken
Vorderfuss an dem Hals hinauf um das linke Hom geschlungen und an den
Pfahl befestigt wird, zu besprengen und zum letzten Mal zu tränken. Es
folgen wie beim NVO. die SämidhenT's, Hotrpravara, Devatävähana, Äghära's,
der Priesterpravara, und die eigentliche Opferung beginnt Sie wird einge-
leitet von II Prayäja's, zu denen die Äprilieder mit ihren S. 16 ewähnten
Schulunterschieden die Yäjyä's liefern 9. Hervorzuheben ist, dass in den vom
Opferer zu sprechenden Anumantrana*s sich Erwähnungen der Jahreszeiten
finden; den Frühling »labt« er bei dem Samidhprayäja, den Sommer bei dem
fürTanünapät resp. Naräsamsa, die Regenzeit bei dem dritten für Agni idah ii.s.w.
Nach dem 10. Prayäja wird der Svaru und die eine Seite des zweischneidigen
Messers in Butter getaucht, das man dem Schlächter reicht, der nur mit der
ungeweihten Schneide das Tier zerlegen darf, während die geweihte dem Adhv.
zum Abschneiden der Opferstücke dient. Der Ägmdhra ergreift einen Feuer-
brand und vollzieht unter Recitationen des Maiträvaruna dreimal das Pary-
agnikarana um das Tier, den Schlachtfeuerplatz u. s. w. Zur selben Zeit
finden auch die Apävyaspenden statt, die nach den begleitenden Versen sich auf
das zu den Göttern gehende Tier beziehen. Von dem ursprünglichen Gärhapatya
werden einige Kohlen auf den Platz des Säraitrafeuers niedergelegt Als Einleitung
zum paiusatfijtiapana^ dem Ersticken des Tieres erteilt der Adhvaryu durch den
MaiträvaruQa dem Hotr den Befehl zum Adhrigu, dem Hersagen der alten,
feierlichen, in Avasäna's zu teilenden Schlachtformel, die »die göttlichen und
menschlichen Schlächter« auffordert »anzufassen, das Opfertier vor die Pforten
des Opferplatzes zu bringen«, »in einem Stück die Haut abzutrennen u.s.w.«*^
Der Ägnidhra nimmt wieder seinen Feuerbrand und legt ihn auf den Schlacht-
feuerplatz, draussen vor dem Opferplatz, nieder; hinterdrein wird das Tier
geführt, und ihm folgen Pratiprasthätr, Adhvaryu und Yajamäna, nach KäL
»pipilikavat«*' marschirend, der Pratiprasthätr berührt mit den Bratspiessen
das Tier, der Adhvaryu fasst den Pr. und der Yaj. den Adhv. an, wodurch
eine Zauberkraft von dem Opfertier auf den Priester und durch diese auf den
Opferer übergeht ^^. An dieser Stelle schaltet das Vait. S. 10, 17 die pramu-
cyamänahoma' s ein. Hierauf wird das Tier mit dem Kopf nach Westen, mit
den Füssen nach N. gelegt und von den Schlächtern erstickt oder mittelst
67. Pasvälambha, pasubandha, 123
«iner Schlinge erwürgt'3, während alle andern sich abwenden und nach dem
Opferplatz zurückkelu'en. Vor dem Tode darf ausser einigen Formeln nichts
gesprochen werden; sobald sein Eintreten von dem Schlächter gemeldet ist,
folgt ein sanijnaptahomay das Lösen des Strickes und Herbeiführen der Gattin.
Wer seinen Feind vernichten will, legt jenen Strick auf einen dürren Baum-
stimipf oder Grasbüschel und verflucht ihn (Schwab 108). Auf Mund,
Nase u. s. w. des verendeten Tieres giesst der Adhvaryu oder die Gattin
des Opferers Wasser, und der andere von beiden wäscht die betreffenden
Glieder ab. Zuerst wird vorsichtig die Vapä herausgeschnitten und an der
Ekasülä aufgehängt. In das beim ersten Schnitt herausfliessende Blut taucht
man ein Stück eines Halmes und wirft es, den Feind in tiefste Finsternis ver-
wünschend, nach NW. oder SW. (Schwab 112). Die am Schlachtfeuer er-
wärmte Netzhaut wird zur Uttaravedi geschafft, wo sie der Pratipr. an den
Spiessen weiter brät und der Adhv. eine Butterspende darüber ausgiesst. Das
herabträufelnde Fett begleitet der Maiträv. mit Rgversen. Die fertiggebratene
Netzhaut findet unter Hersagung der Pancaliotrformel auf der Vedi ihren
Platz. Es folgt der 11. Prayäja, ev. die beiden Ajyabhäga's und die Dar-
bringung der ganzen Vapä, der Goldstückchen und Buttergüsse beigefügt
werden (vapä, purotjäsa, havis sind nach Äsv. 3, 4, 4 die pador pradänäni)\
auch die Bratspiesse sind ins Feuer zu werfen. Am Schluss dieses Vapähoma
wird in mehreren Sütren an die Priester oder andere Brahmanen die Dakßiijiä
verteilt, drei Milchkühe oder drei trächtige Kühe u. s. w. (Schwab 122). Der
nächste Akt ist die Herstellung des Pasupurodasa aus Reis bis zum tri§phali-
karaija, worauf das paduvisasana entsprechend den Anweisungen der Adhrigu-
formel erfolgt. Von der Mehrzahl der Sütren werden 18 Teile des Tieres
als opferfähig angesehen, Herz, Zunge, Bruststück u. s. w., wovon die ersten
acht als daivatäni gelten ^^. Mit Ausnahme des am h]rdayasüla besonders
gebratenen Herzens werden sie in einem Topf gekocht, Magen und Exkre-
mente, dazu das Blut für die Dämonen kommen als Anteü in eine Grube
westlich vom Sämitrafeuer ausserhalb des Opferplatzes. Das Puro4äsaopfer
nimmt jetzt seinen weiteren Verlauf. Sobald der Schlächter das Fleisch drei-
mal als »gar« angesagt hat, nimmt der Adhv. die Stücke mitsamt dem Herzen,
und legt sie mit Butter Übergossen auf die Vedi, dazu den Topf mit der
Brühe. Während der Maiträv. »Manotä für die abzuschneidende Opferspeise«
einlädt, schneidet der Priester von den daivatäni mit der geweihten Schneide
des Messers Stücke in der Grösse eines Daumengliedes ab. Die Icjä wird
bereitet und das ausgekochte, auf der Brühe schwimmende Fett in die
vasähomahavani geschöpft (S. 141), alles in genauer, bis auf die Einzel-
heiten geregelter Weise. Alsdann beginnt die Darbringung der Haupt-
spenden. Der Maiträv. recitirt die Anuväkyä'^ und erteilt auf Veranlassung
des Adhvaryu dem Hotr den Befehl zum Hersagen der Yäjyä, bei
deren Recitation der Pratiprasth. den grössten TeÜ der Vasä, einen Spruch
recitirend, ins Feuer giesst. Der Überrest wird bald oder bei späterer Ge-
legenheit nach den vier Himmelsgegenden ausgesprengt Sobald der Vau§atruf
des Hotr erklingt, schüttet der Adhv. mit der Juhü die Spenden für Indra-
agni ins Feuer. Es folgt ein pr§adäjyaopfer für Vanaspati, der pasusvi§tak|t,
zu dem die tryangäni genannten Stücke (vom linken Hinterbacken, dem
Oberschenkel des r. Vorderfusses und ein Teil des Afters) gehören, das Ver-
zehren der Idä unter Verabreichung der Anteile des Tieres an Priester, Opferer u. s.w.
und die 11 Anuyäja^s, die Nachopfer an die »Opferstreu«, »die göttlichen
Thoreu.s. w.« Mit jedem der Anuyäja's ist ein upayäja^^ verbunden, indem
der Pratipr. immer ein Stück des übrig gebliebenen guda hinzuopfert. (Etwas
anders Kät). Der Svaru wird in das Feuer geworfen. Sein Rauch soll in
124 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritualutteratur u. s. w.
den Himmelsraum, seine Flamme in den Luftraum dringen, seine Asche die
Erde füllen; auch der Prastara und der Stab des Maiträvaruna nehmen ihren
Weg ins Feuer; ein von dem Prastara zuvor abgesonderter Halm wird, nach
Hersagung des Süktaväka, mit einer Verwünschung gegen die Feinde nach-
geworfen und der Ägnidhra dreimal auf den brennenden Halm mit dem
Zeigefinger hingewiesen (S. 158). Zu den Patnisamyäja's wird der Schwanz
des Tieres verwendet, der Herzbratspiess wird in Gegenwart des Opferers,
seiner Frau und der Priester am Rande einer mit Wasser gefüllten Grube oder
einem ähnlichen Ort (Pfiitze u. s. w.) mit einem die Feinde verwünschenden
und einem Varupa um Sündenvergebung anflehenden Verse versteckt Ohne
den Spiess zu berühren, kehren sie zurück, jeder ergreift unten^^egs drei dürre
Äste und legt sie in das Feuer der Uttaravedi (163). Wie das NVO. schliesst
die Ceremonie mit dem Samsthäjapa.
Ausser diesen regelmässigen Tieropfem gibt es durch bestimmte Ursachen
oder Wünsche veranlasste, naimittika*s und kämya's (wie Taitt Samh. II, i,
I ff. Taitt. Br. 2, 8, i ff. u. s. w. zeigen) die zur Erlangung von bhüti,
gräma'S; prajä u. s. w. für Väyu u. a. Götter dargebracht werden.
» Schwab, das altind. Thieropfer, Erlangen 1886. Meine Darstellung beruht
in allem Wesentlichen auf Schwab. Eine Übersicht der Ceremonie gibt aach
Rajendra Lala Mitra JASB. 1872, I (vol. XLI), p. 182 ff. und Weber, ISt. 10,
344 ff. ; vgl. ferner Haug, Ait. Br. 2, 72 ff. ; Roth, Yäska's Nir. XXXIII ff". —
a Weber, ISt. 10, 347. — 3 S. 6, i, 19 (34) Komm.; Schwab, 1. c. XIV. — 4 Ra-
jendra Lala Mitra, JASB. 41, p. 178. — 5 Weber, ISt. 10, 348. — ^ Über die
allgemeine Bedeutung des Tieropfers Roth, Yäska's Nir. XXXIII ff.; Ludwig,
RV. 5, 381 ff.; Schwab, 1. c. XIX; Oldenberg, Ved. Rel. 355 ff. — 7 Genaueres
bei Schwab u. Rajendra Lala Mitra, 1. c. — ^ Vgl. S 63, Anm. 5. — 9 M. Müller,
HASL. 466; Haug, Ait. Br. 2, 81, vgl. oben S. 17, Anm. 31. — »<> Roth, L c
XXXVlIIff.; Haug, Ait. Br. 2, p. 85 ff.; Rajendra Lala Mitra, Beef in Anc. India
JASB. 1872, I, 186; Schwab, S. 102. — " Weber, ISt. 9, 22; 10, 345. — »2 VgL
oben S. 73; über die Bedeutung dieses Berührens handelt Oldenberg, Ved. RcL
499. — 13 ISt. 9, 222. 3; 10, 345. — M Ausser Schwab vgl. Haug 2, 94. —
15 ISt. 9, 189. — «6 ISt. 9, 223.
2. Die Somasarnsthäh und andere Opfer.
S 68. Agni§toma'. — Äp. 10 — 13 (14, 8 — 12 Brahman), KäL 7 — 10
(11, I brahmatva). Vait. 11 — 24. Äsv. 4. 5. 6, 11 — 14; S. 5 — 8, 14 (15
Brahman; 16 ff. Nivids); Lät. i. 2; 5, 5 ff. Die folgende Darstellung beruht im
Wesentlichen auf Äpastamba.
Unter »Somaopfer« versteht man eine grosse Anzahl von Opfern ver-
schiedenen Namens und von ungleicher Dauer. Die Grundform aller bildet der
Agni§toma oder Jyotiragni§toma, ein ekäha^ der erste in der Reihe der 7 Soma-
sarnsthäh, die in rituellen Texten aufgezählt sind (oben p. 41); mit ekäha be-
zeichnet man Opfer von eintägiger, früh, mittags und abends stattfindender
Somapressung, deren einleitende Ceremonien sich jedoch über mehrere Tage
erstrecken. Der Agni§toma hat seinen Namen, wie angenommen wird^, von
dem Säman oder Liede (dem yajfiäyajniya SV. 2, 53. 54. RV. 6, 48, i. 2),
das dem 12. oder letzten Sastra des Tages, dem Agnimärutasastra voraus-
geht, und heisst auch agnistomasatnsihah kratuh. Er wird Ait. Br. 3, 43, 5
ein rathacakram ananiam genannt und 3, 44 mit der Sonne verglichen, deren
Lauf die Recitationsweise folge, früh schwächer,* mittags stärker, abends am
stärksten. Nach Äp. 10, 2, 5 (8, 21, y. ^phälgunyä uddrste somäya dikscUe)^
KäL 7, I, 4 wird es im Frühling, nach Sat. Br. 10, i, 5, 4 alljährlich dar-
gebracht. Jene den A. zu einem Frühlingsopfer machenden Angaben dürfen
schwerlich ausser Acht gelassen werden; denn im Allgemeinen geht die Ten-
denz des Rituals, wie sich an dem Beispiel der lursprünglich fixirten imd
68. Agnistoma. 125
später beliebig dargebrachten Atirätra, Mahävrata, Vi§uvat, Dvädasarätra
zeigen lässt, mehr dahin, die Opfer von einer bestimmten Zeit zu lösen als
damit zu verbinden. Nach meiner Meinung ist der Agni§toma ein am Neu-
oder Vollmond^ gebrachtes Frühlings- oder Jahresanfangfest, in dem den
Göttern der Nektar des Mondes, des »König Soma« geopfert wird*. Den
Zwecken dieser Feier dienen die »Pavamänalieder« des IX. RV.-Buches, die
ich »Mondfestlieder« genannt habe.
Drei Tieropfer sind damit verbunden, i) ein Bock für Agni-Soma, agnl"
somiya paiUy der am letzten der vorangehenden Upasadtage darzubringen ist,
2) ein über den ganzen Sutyätag sich verteilender savaniya- oder kratu-
pa^u, dessen Gottheit beim Agni^toma Agni, beim Ukthya Indrägni, beim
Soijasin Indra, beim Atirätra SarasvatI ist 5. Nach manchen schliesst jede
folgende dieser Samsthäs immer den Kratupasu der vorangehenden ein, so
dass beim Atirätra alle vier Tiere erforderlich werden. (An Stelle des einen
Tieres kann ma^ auch eine Elfzahl wählen S 69). Das 3. Tieropfer besteht
aus einer nach dem Opferbade, vor der Udayanlyäi§ti darzubringenden anu-
bandhyäj einer jungen unfruchtbaren Kuh für Mitra-Varuna, nach manchen
aus cbreien: je einer für MV., die Visve deväh und Brhaspati, die erste zwei-,
die zweite vielfarbig, die dritte rot ^ Im Übrigen ist der Agni§toma ein com-
plicirter, im Einzelnen oft schwer zu erklärender Mechanismus, zu dessen Auf-
bau verschiedene Gebiete des indischen Lebens beigesteuert haben dürften.
Das erste Erfordernis ist die Wahl der Priester, denen ein somapraväka
»ein Somaherold« das Opfer ansagt und die Einladung bringt (10, i, 2; ISL
9, 308). Sodann ist notwendig — entweder vor oder nach der Weihe Ap.
IG, 19, 16 — die Wahl eines Opferplatzes, den der Yajamäna sich vom
König erbittet und den dieser gewähren muss, wenn er nicht den Fluch der
Priester auf sich laden will. Nach S. muss der Platz nach O. oder NO. (also
Sonnenaufgang) geneigt sein, für einen Brahma varcasakäma so liegen, dass
der Hotr beim Recitiren das Ähavamyafeuer, Sonne und Wasser erblickt
Lät. I, I, 14 wünscht ihn ebenfalls nach NO. gerichtet, mit Gras bestanden
und westlich von fliessendem Wasser, einem hohen Baum oder einer Haupt-
strasse gelegen. Das Opfer wird eingeleitet von der dlksäf oder S oma-
weihe, der sich der Opferer unterzieht Den Namen habe ich, wesentlich
auf Grund der engen Verbindung von tapas und diksä zu der Wurzel dah
(Desid.; ohne Aspir. wie adaksam) gestellt* und die ursprüngliche Be-
deutung dieser Ceremonie in einer Weihe zum freiwilligen in Indien wohl-
bekannten 9 Feuertode gesucht. Im gegenwärtigen Ritual wäre diese Be-
deutung der Ceremonie verblasst und sie selbst zu einer blossen Kasteiung
des auf das Somaopfer sich vorbereitenden Yajamäna herabgesunken. Im
Gegensatz dazu steht die Vermutung Oldenberg*s, der diksa zu dä^ »einem
Gott dienen« stellt '''' und darin einen Zauberritus sieht, »zu den bei den ver-
schiedensten Naturvölkern übereinstimmend auftretenden Riten zu stellen,
welche die Herbeiführung des Verkehrs mit Göttern oder Geistern durch die
Erregung ekstatischer Zustände bezwecken« und »den Vollzieher dieser Weihe,
der hungernd und wachend ... neben dem dämonenverscheuchenden Zauber-
feuer sitzt, den der Ethnologie so wohlbekannten Typen der wüden Zauber-
priester, welche durch Kasteiungen Besessenheit zu erreichen suchen,« ver-
gleicht^*. Für diese Weihe wird ein dtksitavimita, eine in bestimmten Massen
aufzubauende Hütte, errichtet, vom hoch, hinten niedrig, ganz umhegt, dicht
dahinter eine für die Gattin. Die Ecken der Hütte liegen in den Zwischen-
gegenden, bestimmte Wünsche des Opferers geben die Himmelsrichtung für
die 'Thüren an. Der didiksisamäna lässt sich Haare und Nägel scheren, ebenso
mit Ausnahme des Kopfhaares seine Gattin, und nimmt ein Bad, er legt ein
126 in. REUCION, WELTL. WlSSENSCH. U. Kunst. 2. RirüAU-nTERATUR u. s. w.
neues grosses Gewand an, geniesst Speise, Butter, Dadhi, Honig und salbt dch mit
Butter und Salbe, die möglichst »vom Berge Trikakud« stammt Er schliesst
seine Hände — nur Daumen und Zeigefinger bleiben frei (Kät) " — und b^
tritt die Hütte. Seine Tracht vervollständigt ein Gürtel aus Rohr oder
Mufijagras, an dessen Stelle bei der Frau ein Strick tritt, das Hörn einer
schwarzen Antilope, das zum Kratzen dient beim Jucken '^ und nach Baudh.
KäL in den Saum des Gewandes eingebunden wird, ein Turban (bei der
Frau eine Haube) als Kopfbedeckung, die auch durch den Saum des Ge-
wandes ersetzt werden kann, femer ein Stab aus Udurabara oder anderem
geeignetem Holz. Vor das Ähavanlyafeuer werden im S. zwei mit der Innenseite
aufeinandergelegte Felle (Kät.) gebreitet und dienen dem sich Weihenden zum
Sitz (Äp. 10, 15, 11). Dreimal leise rut^ der Adhvaryu ihn als Geweihten
aus'^: ■»adVtsistäyam brähmano fiUakanfhaiarmä päräiaragotro ' nantaiarmanak
putro rämaiarmanalf fautro nrsimhaiarmano naplä tarn indräyendrägnibkyäJit
vasubhyafy . . . brümal} und (zur Hütte hinaustretend) dreimal laut. Das ist
das diksifaii-ajtiäpana oder der dtksUaväda. Eine Reihe von Vorschriften be-
schr'änkt Thun und Lassen des Geweihten (.-^p. 10, lifl). Sieht er Opfer^
. berecmet er. kphrt er dpm Fpuer den Rücken, so imiss er sUhnende
68. Agnistoma. 127
• • ff
Äsv. 4, 4, 2 mit der Fussspitze dreimal Staub nach Süden werfend) recitirt.
Der Subrahmanya ruft, während der Wagen nach O. sich bewegt, dreimal,
geht er nach W., sechsmal (LätO ^^^ SubrahmaQyäformel, die feierliche Einladung
an Indra, die während des Opfers mehrfach wiederholt wird'^ und Indra als
den wirklichen Herrn des Opfers kennzeichnet [Bei LäJ. wird hier nur su-
brahmanyom gerufen, die ganze Formel erschallt erst nach Abschluss der Gast-
spende, wobei zugleich verkündet wird, am wievielten Tage die Pressung sein
wird. Bei Agni§tutopfem (Lät- i » 4i i ff-) tritt eine auf Agni bezügliche Formel
dafür ein.] Verschiedene Äusserungen der Brähmana's und ihre Deutungen der
Sprüche zeigen, dass diese in Soma nicht mehr die Pflanze, sondern den
König Soma (Mond) sehen, der dem Opferplatz naht. Dem Gast zu Ehren
wird die ätithyesti dargebracht; an sie schliesst sich, wie ich glaube in altem
kulturgeschichtlichem Zusammenhang mit dem Gastopfer, die tänünaptra ge-
nannte Verbrüderungsceremonie an, durch die die Priester mit dem Opferer zu-
sammen unter Berührung der von dem Gastopfer entnommenen Butter einen
Vertrag der Treue gegeneinander eingehen. Der Ägnidhra bringt die kochen-
den Madantiwasser, die alle Teilnehmer berühren, und der Opferer tritt in die
engere Weihe, die aväntaradlksä^ ein, zu der er seinen Gürtel enger anzieht,
seine Hände fester schliesst und als Fastenspeise nur noch warme Milch ge-
niesst Dies ist der Platz für die eventuelle Darbringung der /rarar^^dr-
Ceremonie (vgl. S 68) und der mindestens drei Tage umfassenden upasad-
Feiern, die Vor- und Nachmittag mit Ajyaspenden und Sprüchen, die auf
Agnis Erz-, Silber- resp. Goldkörper anspielen, begangen werden. In den
Brähmana*s werden sie mit Mythen in Beziehung gesetzt, die von Belagerungen
und feindlichen Angriffen erzählen, sie heissen ayafjiayOy rajahiaya\ resp. am
dritten Tage hariiaya\ haben weder Prayäja*s noch Anuyäja*s und werden nach
einem Text eilend dargebracht Es scheint, als ob hier Ceremonien, die bei
der Belagerung feindlicher Orte vollzogen werden, dem Somaritual einverleibt
worden seien '^. Wenn auf den Opferer feindliche Städte einen Angriff machen
sollten, so lege er bei den Upasad Erz, Silber resp. Gold in den Opferlöffel.
An dem mittleren dieser drei Tage geschieht die Konstruktion der Maha-
vedi**. Auf sie werden die Havirdhänawagen gefahren und mit einem 2^1t
umhüllt Drei Schritte Östlich von dem Westende der Vedi liegt das sadas^
die Hütte; in ihrer Mitte richtet man einen Udumbarastamra nach dem
Ritual des Yüpa so auf, dass er den freien Ausblick nicht hindert Hier,
wie bei der Mehrzahl der Ceremonien, beteiligt sich auch der Udgätr;
z. B. hilft er dem Adhvaryu beim Aufstellen des Udumbara und begleitet es
mit einem Spruch (Lät- 1>7^3); er hält diesen fest, bis die Matte darübergezogen
wird und bringt nach dem Adhvaryu ebenfalls seine Spende dar. Das Sadas
wird mit Matten eingedeckt, deren Zahl je nach dem Opfer schwankt. Auch
diese Einzelheit ist sorgfaltig vorgesehen. Vor der Achse des rechten Wagens
werden die vier uparava^s^ Schalllöcher, hergestellt, um, wie bei einer Bhümi-
dundubhi, den durch das Ausschlagen des Soma erzeugten Schall zu verstärken.
Mit einem die Rak^as bannenden Spruch wd ein Kreis um die betreffende
Stelle gezogen, die Löcher sind so zu graben, dass sie unten zusammentreffen,
oben getrennt sind. Auf diese Höhlungen kommen die zwei Pressbretter,
darauf das rote Fell als Unterlage für die Steine. Der beim Graben des
cätväia (Opfergrube) gewonnene Schutt dient zur Herstellung der sechs im
Sadas befindlichen dhisnya^s oder Feuerherde**, die von S. nach N. sich hin-
ziehen und für Maiträv., Hotr, Brähmanäcchamsin, Potr, Ne§tr, Acchäväka
bestimmt sind. Ausserhalb des Sadas, auf der rechten Seite der Vedi, befindet
sich der zum Reinigen der Gefässe dienende Märjältya-l^ti^i ihm gegenüber
auf der andern Seite die Hütte für das Agnldhrtya'YtMtx. Nach Weihung der
128 in. Religion, weltu Wissensch. u. Kunst. 2. Ritualutteratur u. s. w.
verschiedenen Stätten des Opferplatzes, des Ahavanlya, des Bahi^pavaniänastäva
(wo das Stotra für den sich läuternden Soma bei der Frühpressung gesungen
wird) u. s. w. beginnt die Darbringung des agmsomJya paiu. Die Procession
der Teilnehmer bewegt sich, unter Vorantragung des Feuers oder Soma's, nach
Osten zum Ägnidhriya und Ahavanlya. Der Brahman trägt den Soma, andere die
Steine und Gefässe, einer führt die Gattin, hinterdrein bringt man den Bock.
Eingeladen zur Beteiligung sind die samapivratä^s, amätycCs odex jnatTs des
Opfcrers, seine Frau, Söhne, Enkel, auch Brüder"; den Adhvaryu fasst der
Opferer, ihn die Gattin, diese die Söhne, diese die Enkel, diese die Jnäti's an*^,
alle Verwandte mit neuen Gewändern angethan. Deutlich treten hier die Anzeichen
eines sacrum gentilicium hervor, wertvoll auch dadurch, dass es sich hier
imi keinen Manenkult handelt. Der Adhvaryu bringt einige Spenden, und
wenn der Hotr den ersten Vers agnlsomäbhyäm prantyamänäbl^äm gesagt hat,
(daher agnlsomapranayana die Bezeichnung dieser Ceremonie), setzt der Zug
sich in Bewegung. Auch der Udgätr beteiligt sich mit seinem Säman (L. i,
6, 39). Das Feuer wird auf dem Ägnidhriya abgesetzt, der Soma durch die
Hinterthür in das Havirdhänamaijdapa gebracht, im Fond des südlichen
Wagens auf ein schwarzes Fell gelegt und den Göttern zum Schutz übergeben.
Damit schliesst die Aväntaradiksä, der Opferer löst seine Faust, lässt den
Gürtel loser, und sein Gelübde hört auf. Das Bockopfer beginnt und wird
bis zur Darbringung der Vapä fortgesetzt. Danach ergeht an den Subrahmanya
der Befehl, die pitäputrlyä subrahmanya zu rufen (in der pitarah und puträh
gepriesen werden), die von jetzt ab an Stelle der früheren Formel tritt**.
Der Adhvaryu holt aus einem Bergquell die ziu: Somabereitung dienenden
Wasser, die vasattvarVs, die er im Schatten einer Wolke, eines Hügels oder
Baumes oder auch im eigenen Schatten bei Sonnenglut schöpft, und hinter das sälä-
mukhiya-Feuer setzt, bis sie nachts um die Vedi herumgetragen werden und
hinter dem Ägnidhriya ihren Platz finden. (Am andern Tage wird aus ihnen
der Hotrcamasa gefüllt, der Opferer spricht über sie die Formel »nigräbhyäh«
und von da ab führen sie den Namen nigräb/iyäh^^.) Die Kühe werden ge-
molken, die verschiedenen Milchsorten zur Somamischung, zum Dadhigraha,
Dadhigharma, Maiträvaruna- und Ädityagraha fertiggestellt Der Opferer ver-
bringt am Ägnidhriya oder Havirdhäna wachend und den Soma (vor Fein-
den, Tieren u. s. w.) beschützend diese Nacht, die Priester verbleiben am Ägnl-
dhrlyafeuer.
Am Ende dieser Mahärä tri, die zu dem Sutyätage hinüberführt, beginnt
man mit Aufstellung der Geräte, der vielen grossen und kleinen Gefässe imd
Becher von verschiedenen Formen und verschiedenem Material, der Soma-
steine u. s. w. , und das geistliche Tagewerk wird, »ehe man einen Laut von
Menschen oder Vögeln hört«, von dem Hotf eingeleitet, der, zwischen den
Deichseln stehend, den präiaranuväka hersagt (SBE. 26, 229), eine Litanei
aus Sprüchen und kratu^s^ Serien von Hymnen, von denen Bergaigne
schon im RV. Spuren findet (s. o. S. 16), in Anu§tubh-, Tri§tubhversen u, s. w.,
erst an Agni, dann an U$as und die Asvins gerichtet, so dass im Ganzen
tausend Verse gesagt werden, nach manchen nur 360, in bestimmter
Weise ausgewählt, nach andern in unbegrenzter Zahl*^ Nach Äsv. 4, 15, 9
dauert die Recitation bis zum Anbruch des Tages und die letzte Hymne soU
so lange, bis das Dunkel weicht, wiederholt werden. Gleichzeitig mit der Auf-
forderung an den Hotr diesen Prätaranuväka herzusagen, erteÜt der Adhvaryu
dem Pratiprasthätr den Befehl, die savamya purodäsa^s herauszunehmen, und
an den Subrahmanya, seine Formel zu rufen. Diese savanlya p. bestehen
aus ahänä's für Indra harivat, karambha (nach den Komm. Saktus mit
Wasser oder Butter angerührt) für Indra-Pü§an, pariväpa's (geröstete Kömer,
^i^^
68. Agnistoma. 129
deren Hülsen man mit den Nägeln löst), für Sarasvati, BhäratI, einem puro4äi
für Indra, einer payasyä für Mitra-Var. Sobald der Hotr die Worte sagt »es
erschien mit leuchtenden Rindern die U§as«, betreten die Sänger mit einem
Spruch die Vedi (Läf. i, 9, 2), lassen sich hinter dem südlichen Havirdhäna-
wagen nieder imd flüstern die Bahi§pavamänaverse (i, 9, 19). Jener Vers des
Hotr büdet auch das Stichwort für den Adhvaryu, die Befehle zu der apo-
«fl//rJyÄ-Ceremonie zu erteüen: »die Wasser heische, o Hotr! Krugdiener
des Maiträvarupa, lauf herbei! Ekadhanin*s, laufet herbei! Ne§tr, leite die Gattin
hervor! Unnetr, mit der Hotrkufe und den Vasativarrs nähere dich der
Grube!« In einer Entfernung, auf die man noch die Stimme des recitirenden
Hotr hört, holt man aus fliessendem Gewässer, in die zuvor eine Spende ge-
opfert wird, die ekadhanä-'VfdssQx^T, die zur Mischung des Trankes gebraucht
werden. Der Hotr begleitet die einzelnen Akte mit den Versen des Apo-
naptrlyaliedes RV. 10, 30 *^
Die Pressung kann bei Äp. mit einigen, besondere Wünsche erfüllenden
Graha's aus Dadhi, Ajya oder Soma eingeleitet werden, im letzten Fall werden
nur so viel Somastengel, als für einen Graha nötig sind, gepresst Bei dem
Väjapeya, Räjasüya u. a. ^ kommen noch der Amäu- und Adäbhyagraha, einzeln
oder vereinigt, hinzu, dieser nach Äp. 12, 7, 18 aus saurer, süsser Müch oder
Vasativariwassern geschöpft und nur mit Somastengeln umgerührt (den ädha-
vana's), jener aus so viel Somaschossen, als zu einem Graha nötig sind, ge-
presst Er ist nur einmal zu pressen; während man im Geist das Vämadevyasäman
singt, ohne Atem zu holen, mit abgewandtem Gesicht u.s.w. zu schöpfen. (Bei
Äsv. 5, 2, I ff. gelten, dem Namen entsprechend, vom Upärrsu und Antar-
yäma ähnliche Beschränkungen des Atmens^°.) Der eigentliche tnahäbhisava^
Hauptpressung (SBE. 26, 257), wird eingeleitet von dem als Bild aller Pressungen
geltenden upäfniusavana^ der den Upämsugraha liefernden Vorpressung ^*. Für
sie wie für alle folgenden gut die Vorschrift: »mit einem goldenen Ring am
Finger zu pressen, zu schöpfen, zu opfern« (Äp. 12, 7, 12). Der mahäbhi"
sava wird in drei Paryäya's, Runden oder Gängen, vom Adhvaryu, Pratipra-
sthätr, Ne§tr, Unnetr, die in verschiedenen Himmelsrichtungen stehen, aus-
geführt Der gewonnene Saft kommt in das mit Wasser gefüllte Ädhavanlya-
gefäss, um alsdann mittelst einer aus Wolle hergestellten Seihe geläutert zu
werden. Die Seihe liegt auf dem DroQakalasa genannten Gefäss, das die
Udgätr's auf die zusammengerückten Presssteine gestellt haben. Beschwörungs-
praktiken können sie dabei bethätigen. Um z. B. ein Reich zu vernichten,
legt der Udgätr den fünften, Upämsusavana genannten Stein hinter den Dro-
nakala^a und denkt an einen mächtigen Nachbarstamm (Lä^. i, 10, 13). Der
Unnetj (SBE. 26, 169. 238. 312) giesst mit Hufe eines Schöpfgefässes aus
dem Adhavanlya in die Hotrkufe und mit dieser der Yajamäna in ununter-
brochenem Guss auf die Seihe, während der Udgätr die Formel pra iukra
flüstert (Lät. i, 10, 21). Aus diesem Guss {dhära) werden die nächsten
Graha's {antaryäma^ aindraväyava^ maiträvaruna^ dukra^ tnanthin^ ägrayana^
ukthya^ dhruvä) geschöpft, die darum dhärägraha's heissen im Gegensatz zu den
späteren adhärägraha* s ^ die mittels der Pariplavä aus dem Dro^akalasa ge-
schöpft werden (Äp. 12, 18, 11). Veraltet ist der vaisvänara-Graha 5*. Der
übrige Soma, bis auf einen für die Füllung der Camasa's der Priester nötigen
Teü, kommt in das /ß/aMr/-Gefäss. Die vaiprusahomä's (SBE. 26, 305) zur
Sühnung verspritzter Somatropfen werden dargebracht, alsdann geht man mit
dem bahispavamänastotra vor. Die Pavamänastotra's begleiten bei allen
drei Pressungen die Läuterung Soma's, und das des Prätahsavana heisst bahis-
pavamäna^ weil es ausserhalb des Sadas draussen am Cätväla stattfindet. »Wie
(das Wüd) beschleichende (Jäger)« kriechen sie gebückt vor, einer nach dem
Indo«arische Philologie. HL 2. 9
1 3° UI- RELIGION, WELTL. WlSSENSCH. U. KuNST. 2. RlTUALUTTERATUR V. S. W.
andern, der Hintermann den vorderen anfassend (Äp. 12,17, iff.; Spn. S.346).
Der Adhvaiyu leitet, »treibt« (ufäiaroli), wie bei allen Pavamäna's, das Stotia
ein, indem er mit den Worten »Väyu ist der Himkartr« dem Prastotr eine
Handvoll Darbhagras (bei andern Stotra'a nur zwei Halme, Äp. 12, 17, 9)
reicht, die der Prastotr nimmt und, indem er den Brahman um EiUubois zum
Stotra bittet (cf. % 58, S. loi), dem Udgätr weitergiebt (Läf. i, 12, i>. Der
Platz der Sänger am Cätväla ist westlich vom Adhvaryu. Bei allen Stotra's
sitzen sie, den Blick nach dem Horizont gerichtet, der Prastotr nach W,, de
Udgätr nach N., der Pratihartr hinter dem Udgätr nach SO. gewendet, ihren
linken Schenkel unterschlagend (Lät- i, n, 22); hinter ihnen die Upaga's,
mindestens drei an Zahl (Lä{. 1, 11, 24) oder wenigstens vier (Äp.). Auf
ihrem Wege zu dem Bahi^pavamänästäva tragen sie in der linken Hand Gras-
halme, die sie einzeln mit einem Spruch nach S. werfen (Lät *i n, ^7)-
Mit jenem vom Prastotr empfangenen Büschel schlägt der Udgätr auf seinen
rechten Schenkel, und mit dem Spruch: »durch Agni's Glanz« »schirrt er den
Stoma an« {slomam yuj Lät- i, 12, 2; a, 5, 20. 23; 9, 7. 9; 3, 5, 9; jjio-
mayoga 2, i, 1 im Gegensatz zu vimuc 2, 11, i). Ehe die Sänger beginnen,
flüstert der Yajamäna einen Spruch, während des Gesanges den Dasahotr,
bei dem mittleren Stolriyavers den ersten Anvärohamantra, auch fällt er, wie
die Upagätr's, in den Gesang mit Ao resp. om ein (Äp. 12, 17, 11 Komm.)
und beschliesst dieses wie alle andren Stotra's (cf.S. 103) mit den Worten »jÄ/afj'ii
stufam asi u. s. w.» (12, 17, 17. 18). Die Sänger kehren mit einer ungeraden
Zahl von (3 — 9) Schritten vom Bahijpavamänaplatz zurück und studiren am
Ägnldhrlya die Bahispavamänaverse (Lät.2, 1,8.9). ^^r Adhvaryu erteilt die
Befehle, das Feuer auszubreiten, Barhis zu streuen, die Purodäsa's herzustellen.
Der Äsvinagraha wird geschöpft und der Kratupasu, auf dessen altertümliche
Sprüche bei der Priesterwahl Webe ' ' ■ . ■ ^ . .
Vapä gefördert Darauf »schleicht
{samprasarp), Sie blicken zuvor a
und andere Somagetässe (12, 18,
an die Graha's, Kalasa's, Dhi^ri;
Sprüchen heran. Erst werden die i
folgt die Opferung der dvideva
Asvins), Yaj atispenden, zu denen
Ädityagraha die fralimxräAya's
jeden Graha dem Hotr, der ihn
und mit ausgespreizten Fmgero
sonnayana (Ap. iz, 21, 148), dit
femer die Opferung der Sanda
iukrämanthinau in umst indlichem
Opfers bilden die ■'hotr ahn gena
Adhvaryu aus den Kufen des Mt
dargebrachten Spenden, begleitet
einzelnen Priester, die den in den
seitig anrufend, verzehren iprast
verzehrt man jetzt. Die geleerten
eben nur berührt) und unter den
Sie fuhren von da an den Namei
ümä^ oder avamä}}, mittags den
naht der Acchäväka; er erhält
vadasva yat U vädyarii aufgefordt
Stellung dieses Priesters zeigt si<
ihm den Upahava verweigern kac
68. Agnistoma. 131
RV. X, 19, soviel er kann, durchlaufen muss. Die 12 bis 14 rtugraha's
werden für Madhu und Mädhava, Sukra und Suci u. s. w. von Adhvaryu und
Pratdprasthätr abwechselnd geschöpft und unter Anwendung der 1 2 Rtuprai§a's,
bei denen Götter und Priester in einer schon dem RV. bekannten Weise zu
Gruppen verbunden werden, geopfert ^^. Am Schluss schöpft man den in-
drägni-Graha, und stellt ihn hin. Die Rtuschale in der Hand jsitzt der Adhvaryu
am Eingang des Sadas, bereit, dem Hotr denAhäva zum Sastra zu erwidern
(Jasfram pratigarisyan s. o. S. 102), und das erste Sastra (Äjya) des Hotr (S. 99)
fängt an. Der Adhvaryu nimmt nach seinem Pratigara den Graha, die Ca-
masädhvaryu's die Becher, jener opfert und diese versetzen sowohl nach dem
Va$a(kära als nach dem Anuva^atkära, ohne zu opfern, für die Manen die
Näräsarnsa's in Bewegung57; es folgt das Essen des Graha und der Näräsamsa's,
worauf sie mit dem Sukrapätra den vaiivadevagraha schöpfen. Der Adhvaryu
leitet das Stotra durch Übergabe zweier Halme an den Prastotr ein. Der
Opferer sagt wieder, ehe es beginnt, seinen Spruch, während des Stotra den
Caturhotr u. s. w., und am Ende des Stotra beginnt mit Ähäva und Pratigara
das Pra-ugasastra (Gabeldeichselsastra) des Hotr. Das Opfern des Graha,
das Verzehren desselben und der Näräsamsa's findet in früherer Weise statt.
Darauf wird ein Drittel des Ukthya für Mitra-Varuna, ein Drittel für Indra,
ein Drittel für Indrägni geschöpft und diese drei Graha's dienen als Opfer-
gaben für die letzten drei Stotra*s der Morgenpressung und die ihnen folgen-
den Sastra's der Hotraka*s: des Maiträvaru9a, Brähma^äcchamsin und Acchä-
väka. Nach einer Spende für Agni verlassen_ sie mit Erlaubnis des Prasästr
{sarpata!) aiiif dtm mrgatfrtÄa^^ (hinter dem Ägnldhrlya), wie sie gekommen,
den Opferplatz.
Mittagpressung. Das Ritual der Mittagpressung ist im Wesentlichen
das des Prätahsavana; nur fallen die Dvidevatya- und Rtugraha's, ebenso die
Darvihoma*s fort und als Priester tritt der grävastut^"^ hinzu, dessen Aufgabe es
ist, wie sein Name sagt, die an die Presssteine gerichteten Hymnen und Verse
zu recitiren, Haupt und Gesicht in die vom Opferer erhaltene und diesem wie-
der zurückzugebende Somabinde eingewickelt Mit dem immer wiederholten
Ruf i/iä^ iha (und in der Mitte des letzten Paryäya mit brhadbrhat) pressen
sie den Soma. Sukrämanthinau, Ägrayana (aus 3 Güssen), die beiden Ma-
rutvatlya's, von denen der Adhvaryu mit dem Rtugraha den einen, der Prati-
prasthätr den andern schöpft, nach, vor oder zwischen ihnen der Ukthya, das sind
die Grahams der Mittaglibation. Nach den Grahävakäsa*s und Sjtamkära's und
nach Darbringung der Vipniddhoma's (S. 129) schleichen sie zum mittäglichen
Pavamäna vor, das dem Bahi^pavamäna der Morgenpressung entspricht; der
Sarpanamantra, die Japans des Yajamäna u. s. w. sind mittags anders; nicht
wieder wie am Morgen erschallt das Stotra ausserhalb, sondern innerhalb des
Sadas. Am Schluss des Mädhyandinapavamäna befiehlt der Adhvaryu wie-
der: agnin vihara^ barhi strnihi^ purodäsäin aiaifikuruf mit dem für den
Mittag charakteristischen Zusatz dadhigharmmänüdehi ! ^ der Aufforderung zur
Bereitung eines sauem Milchtranks, der am ÄgnIdhrTya gekocht wird (wenn
früh ein Pravargya dargebracht wurde, cf. S 68) und schon dem RV. (10, 179)
als mit dem Mittagsavana verbunden bekannt ist. Darauf folgen die sava-
nlya-Purodiäs, das Füllen der Camasa's natürlich mit Veränderung der Formeln,
die Opferung der Sukrämanthinau u. s. w. und die weiteren Ceremonien bis
zum Hinsetzen der Näräsamsa's. Sannesu näräiamsesu werden die Dak^i^ä's
(die südlich von der Vedi stehen, oder auch, nach andern, an anderer Stelle)
verteilt. Der Opferer kann 7, 21, 60 bis 1000 Rinder geben, auch seinen
ganzen Besitz nach Abfindung des ältesten Sohnes mit dem ihm gebührenden
Anteil Bei Hingabe eines Tausends oder des ganzen Besitzes ist die Hinzu-
9»
132 in. Religion, weltl. Wissensch, u. Kunst. 2. RiruALLiTTERATUR u. s. w.
fügung eines Maultieres nötig. Andere Gegenstände sind Schafe, Rosse, Ele-
fanten, Diener, Kleider; auch Bohnen u. s. w. (ausführlich auch Läf. 2, 7,12 fiE).
Die Verteilung der Rinder geschieht bei Äp. dadurch, dass der Opferer sie
mit einem schwarzen Fell in vier Teile auseinander scheucht Ein Viertel
giebt er dem Adhvar5ru, und zwar erhält der Pratiprasthätj* die Hälfte von
dem, was der Adhvaryu bekommt; der Ne§tr ein Drittel, der Unpetr ein
Viertel (Komm. 13, 5, 12); ebensobei den andern Priestern. Der Ägnidhra
empfängt ein Präcipuum. Einem Ätreya ist ausserdem ein besondres Gold-
geschenk ^'^ zu verabfolgen. Ausgeschlossen von allen Gaben sind die Kaijva's
und Kasyapa's, sowie unwissende Brahmanen. Das Vieh des Opferers würde
weglaufen, wollte man einem Unwürdigen schenken. Unter den mannigfachen,
das Verhalten des Priesters und Opferers regulirenden Vorschriften ist noch
Äsv. 5, 13, 17 hervorzuheben, der von der Weggabe einer Tochter bei
dieser Gelegenheit spricht, wozu der Komm, auf den daiva viväkaprakära
verweist Nitäsu daksinäsu^ nach Empfang der Dak§iiiä's, wird die krsnavisänd
auf die Grube geworfen, und die Darbringung der beiden Marutvatiya findet
statt; darauf das Schöpfen und Hinstellen eines dritten marutvafiya graka
(auch mahämarutvatiya genannt), dem die Recitation des marutvafiyaiastra durch
den Hotr folgt Daran schliesst sich das Schöpfen des Mähendra mit dem sukra-
pätra und an dieses das Stotra für Mähendra (i. Pr§thastotra) , zu dem. von
Seiten des Hotr das niskevalyaiastra gehört Gleichzeitig mit dem Mähendra-
graha schöpfen die Priester die drei atigrähyapätra s (der Pratiprasth. den fiir
Agni, Ne§tr für Indra, Unnetf für Sürya) und bringen ihn nach demselben
dar. Die drei ukthyavigrahäf} oder ukthyasya paryäyäJjt unterscheiden sich
nicht von denen der Morgenpressung; nur dass der Widmungsspruch beim
Schöpfen und Niedersetzen hier allein an Indra gerichtet ist Zu jedem Paryäya
(Vigraha) gehört ein Stotra CPr?thastotra 2 — 4), dem das Sastra eines der
Hotraka's (Maiträvaruna, Brähm. resp. Acchäväka) folgt
Die Abendpressung wird durch einen Ädityagraha eingeleitet, der nicht
von allen als zum Trtlyasavana gehörig betrachtet wird**. Er besteht aus
Überresten der Dvidevatyagraha's, die der Pratiprasth. früh in die Adityasthöli
gegossen hat. Beide Thüren des Havirdhäna werden geschlossen, auf der
von viel Leuten umgebenen Vedi wird er geschöpft Sollte unter den An-
wesenden sich ein Nebenbuhler befinden, so muss man, während dieser
innerhalb der Vedi steht, schöpfen; wohnt man selbst dem Opfer eines Neben-
buhlers bei, so soll man ausserhalb der Vedi stehen. Auch Regen- und andere
Zauber kann man damit verbinden. Der geschöpfte Graha wird mit dem
Upämsusavanastein umgerührt Die Hauptpressung verläuft im Wesentlichen
wie die des Morgens, nur kommen die Trester der fiüheren Savana's hinzu.
Auf die Pressung folgt die Herausnahme der Savaniya's und am Ägnldhra-
platz durch die Gattin das Quirlen der Äsir, die über das Sieb in das Püta-
bhrtgefäss unter Hersagung mehrerer Verse gegossen wird. Der Ägraya^a
wird diesmal aus vier Güssen (mittags aus drei, früh aus zwei) geschöpft.
Dem Bahi§pavamäna, Madhyandinap. entspricht abends das ärbkava pava-
mäna, das der Opferer wieder mit einem Spruch eröffnet und mit dem Flüstern
des Pancahotr oder Saptahotr u. s. w. begleitet. Nach Schluss des Stotra er-
teüt, wie früher, der Adhvaryu die Befehle agmä agntn vihara u. s. w. mit
dem Zusatz pratiprasth äta ff, paiau samvadasva, d h. mit der Aufforderung zur
Fortsetzung des unterbrochenen Tieropfers, das von der Frage an den Samitr
Jrtatfi havn/i an bis zur Idä weiter geführt wird. Nach Darbringung der
savanlya-Purodäs verläuft die Ceremonie wieder wie mittags bis zum Hin-
stellen der Näräsan sa's, natürlich unter Abänderung der Prai§a's u. s. w. San-
nesu näräiamsesu werden die Manen mit einer Spende bedacht, indem jeder
68. Agnistoma. 133
Camasin hinter seine Kufe je drei Stückchen vom Purocjäsa mit den schon
beim Pindapitryajna (115) gebrauchten Sprüchen äat te tatäsau u. s. w. legt
und die Namaskära*s »Verehrung u. s. w. eurem Safte, o Manen u. s. w.« flüstert
Mit dem Antaryämapätra schöpft er aus dem Ägrayaija den Sävitragraha und
opfert ihn, ohne ihn hinzusetzen und den Anuva§atkära zu sagen. Darauf
nimmt er aus dem Pütabh|t mit demselben, nicht ganz geleerten Sävitragraha den
Vaisvadevagraha, zu dem das vaiivadeva^astra gehört. Bei dessen auf Väyu
bezüglichen Worten entfernt man die Dvidevatyagefässe und reinigt sie am
Märjäliya. Ein saumya caru wird geopfert, wieder mit Butter gefüllt und von
den Udgätr's beschaut Wenn einer sein Bild darin nicht erblickt, giesst er
noch mehr Butter hinzu und schaut wieder hinein. Ist einer zerstreut {gata-
manas)^ so sagt er einen darauf bezüglichen Spruch. Der nun folgende
patmvata graha hat mystische Bedeutung, wie sie sich aus dem Samprai^a
ergiebt: agnln nestur upastham äsidal nestah pattilm udänaya . . . Nach
Vollziehung aller dieser Ceremonien wird vom Adhvaryu das yajnäyajniya'
stotra eingeleitet Die Dhi§iiya's werden zu heller Flamme entfacht und die
Sämaga's singen, bis über oder an die Ohren bedeckt, das Yajnäyajniya; alle, die
das Sadas betreten haben, fallen ein. Der Yajamäna sagt den Saptahotr und bei
jedem der Hin kära*s lässt der Ne§tr die Frau von dem Udgätr beschauen
(Läf. 2, IG, 15). Jedesmal darauf nimmt die Frau die schon früh geholten
pännejanlh'VJdj&sQT und giesst sie beim Nidhana auf den entblössten rechten
Schenkel. Rasch giebt der Adhvaryu den Pratigara zu dem zum Yajnäyajnlya-
säman gehörenden ägnimäruta^astra. Der Pratiprasthätr blickt auf den früh
bei Seite gestellten Dhruva und giesst ihn während des Sastra in die Kufe
des Hotr, worauf die prasthitabhak§a*s (p. 130) stattfinden. Sind die Stotra*s
zu Ende und die Camasa*s verzehrt, so »lösen« mit einem Spruch die Udgätr's
den Stoma a.u{ (vimuc) und werfen mit der Rechten die Kusastäbchen (p. 100)
zusammen (Lät. 2, 11, i. 2). Der Opferer verehrt die Sonne, das Tieropfer
nimmt mit den Upayäja*s seinen weiteren Verlauf. Auf die Verbrennung der
Paridhi's und die Darbringung der Samsräva's (S 61, S. 114) folgt durch den
Unnetr die Schöpfung des Häriyojanagraha (cf. dazu Läf. 2, 11, 6. 10), der
mit Dhänä's reichlich gemischt und nach dem Opfer so verzehrt wird, dass
die Kömer nicht zerkaut, sondern nur ausgesogen werden. Die übrigen Dhä-
nä's werden auf die Uttaravedi geworfen, die ekadhanä-Wasser mit grünen
Dürvä's gewürzt, verteilt und der Saft »durch Beriechen« genossen. Der Freund-
schaftsvertrag wird aufgelöst, PatnTsamyäja*s, Sami§tayajus geopfert; nach den
Väjasaneyins erst hier Gürtel und kr§ijavi§ärtä in die Grube geworfen. Es
folgt der mit den Einzelheiten des Varunapraghäsabades (p. 117) vielfach
übereinstimmende avathrtha^ »Opferschlussbad«, u. a. von einer Purodäsagabe
an Varuna eingeleitet Der Opferer reisst den eingesetzten Udumbarabaum aus
dem Sadas, legt diesen, das Pressfell u. s. w. auf den Udumbarathron des
Königs Soma oder einen Vedyamsa(?) hin und in die Grube das schwarze Fell (das
er aber auch beim Verlassen des Bades seinem Sohn oder einem Brahmacärin
geben oder auch für sich behalten und bei zukünftigen Opfern verwenden
kann). Nach Opferung mehrerer Spenden, darunter einer an Rudra gerichte-
ten, schreiten sie von Vedi oder Cätväla Varuna preisend vorwärts, begleitet
vom Gesänge des Prastotr, dessen Finale beim ersten, zweiten und dritten
Paryäya (am Anfang, Mitte und Ende des Weges) alle samt den Frauen dreimal
singen. Alles mit Soma Besalbte, die Gürtel, das schwarze Fell u. s. w. wird ins
Wasser geworfen. Opferer und Frau baden ohne unterzutauchen, waschen einander
den Rücken und legen beim Verlassen des Bades neue Kleider an; sowie die
beiden Tücher, in die Soma eingewickelt war. Sie verehren die Sonne mit
dem Spruch »frei von Finsternis« und kehren mit Brennholz in der Hand
134 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttuallitteratur u. s. w.
unter Vorantritt des Unnetr ohne sich umzublicken zurück, den Vers »wir
tranken Soma« u. a. sprechend. Wie eine Präyai;iTyä das Somaopfer einleitet,
so beschliesst es eine Udayanlyä, auf sie folgt das Opfer einer unfruchtbaren
Kuh, der Anübandhyä für Mitra-Varuija (S. 125), wofür die »Bahvrca's«
eine ämik§ä einsetzen. Daran reihen sich die devikähavis (die in den Soma-
töpfen, Ägrayaija-, Ukthyasthäll u. s. w. gekocht werden), für die ein König
oder Kronprinz die für die devasü*% einsetzt; und nach verschiedenen Ab-
schlussceremonien, wie dem Verbrennen des Barhis auf der Vedi, von Sai^tu's,
die darauf geworfen werden, um etwa begangene Fehler gut zu machen, und
dem Besprechen des Rauches wird die ganze Handlung von dem udavasäniyä-
Opfer beendet
X Bhandarkar, Report 1883. 84, Bombay 1887 p. 41 ; Eggeling, SBE. 41
Introduction ; Hardy, ved.-brahm. Periode l6o; Haug, ZDMG. i6, 273 (kurze
Notiz); Ludwig, RV. 3, 376. 386 ff.; M. Müller, SBE. 30, 358; Oldenberg. ReL
d. V. 451; Stevenson, translat. of the Sämaveda p. III— X; Weber ISt. 10, 352 ffl
Eine Zeichnung des Opferplatzes bei Haug, Ait. Br. 1, a.E.; Eggeling, SBE. 26,
475. Die auf den Agni§toma bezüglichen Partien des ħv. Sr. S. hat z. gr.T. Sabbathier,
Journ. As. 1890, 1 ff. (8. Ser. Tome XV) übersetzt (vgl. oben S. 26, Anxn. 1) und
mit wertvollen Anmerkungen versehen; p. 194 ff. enthält add. et corrig. ; p. 186 ffl
einen Index des mots contenus dans rAgni§toma, femer ein Verzeichnis der Verse
in Ä5v. Adhyäya 5. — * Eggeling 26, 368; 41, XIII; Sabbathier, 1. c 7. —
3 Äp. 10, 2, 8. — 4 Nach Oldenberg, Rel. d. V. 459 ein Regenzauber. — 5 Äp.
12, 18, 12 ff.; 13, II, 3; 16, 12; bBr. 4, 2, 5, 14; Sabbathier p. 22. 23. — 6 Ap.
13, 23, 6 ff. — 7 Weber, ISt. 10, 358; I.lndner, die Dlk§ä oder Weihe für das
Somaopfer. Leipzig 1878; Oldenberg, Rel. d. V. 398 ff. u. s. — 8 VMyth. i,
482 ff. — 9 1. c. ; über das freiwillige Selbstopfer eines Mitgliedes der Priester-
klasse oder -Kaste zu dem Zweck , »um die göttliche Rache auf diejenigen herab-
zubeschwören, die dasselbe beleidigt haben« vgl. Östr. Mon. f. Or. 13, 30. — «o ReL
d. V. 398; Weber denkt an )/^^öi; Väjapeya p. 18 (778) an Ydak^ im Sinne von
»sich wofür tüchtig, geeignet machen«. — *» Dagegen Hillebrandt, DI^Z. 1895,
S. 74. Erwiderung darauf von Oldenberg ZDMG. 49, 176. — , »^ Zu diesem wun-
derlichen Brauch vgl. Weber 10, 358^ — »3 Eggeling zu SBr. 3, 2, i, 18. —
*4 Äp. 10, II, 5. Die obige Formel steht ^ Srautapadärthanirvacana p. 262 S 43.
Weber 10, 83. 359. — ^S Ap. 10, 18,-4; Srautapadarthanirv. p. 262. — «6 Aiv.
4, 2, 13; Äp. 10, 14, 8ff.^ — »7 Eine Darstellung dieser Ceremonien VMyth. i, 71 ffl
— 18 Kät. 7, 9, I4ff. ; Sat. Br. 3, 3, 4, 17. 18; Sadvimiabr. i, i; Lät. i, 2, 20 ffl
u. s. vgl. Weber, ISt. 9, 38—40. 295. 375; Haug 2, 383; Eggeling, SBE. 26, 81.
230; Hanns Oertel, PAOS. 1895, April p. CCXL. — 19 VMyth. 1, 300. Über die
Upasads SBE. 26, 105. 109. — 20 Ap. 11, 4, 11 ff.; Kät. 8, 3, 6; Thibaut, JASB.
1875, 235 ff.; Pandit 1875, S. 48; Spn 299. Ebendort stehen die näheren Angaben
über Masse und Konstruktion ^der Uttaravedi, Utkara, Sadas, Uparava's, Yüpävaia's
u. s. w. — 21 Masse im Sulbasütra, Baudh. 1, 102; Pandit 1875, S. 49; vgL
Eggeling SBE. 26,^148; 288; Haug, Ait Br. 2, 147 über die Dhi§nya's. — «^ Äp.
II, 16, 14. — 23 Spn S. 318. — 24 Ap. II, 20, 3; das nähere bei Lat, l, 3, 8 ff.,
bes. 18 ff. — 25 Äp. 12, 9, I; Weber, ISt. 10,^370; Eggeling, SBE. 26, 236;
Haug, Ait. Br. 2, 114. — 26 Ausser Ääv., S. vgl. Ait. Br. Bibl. Ind. I, 336 ff.
— 27 VMyth. 1,213; Haug, Ait. Br. 2, 114. — 28 VMyth. i, 374; ZDMG. 48, 423;
Sabbathier p. 13. — 29 Äp. 12, 8, 13; [Kät. 12, 5, 6 ff.] — 3° Sabbathier p. 17. —
31 Eggeling 26, 244; VMyth. i, 197. — 32 Weber, ISt. 10, 155, 157, 373. — J3 Äiv.
5» 5» 9* Genaueres in den Prjiyoga's wie Saptahautraprayoga, Sammlung Haug, Sanskr.
306, fol. 46 b. — 34 Cf. ^SS. vol. II, p. 309. — 35 Äp. 12, 2$, 2$; 28, I; Weber,
ISt. 9, 224. 5; Sabbathier p. 48. — 36 SBE. 26, 319; Haug, 2, 135, 6; VMyth.
I, 260; Sabbathier 52. — 37 Andere Meinungen verzeichnet der Komm. Äp. 12,
28, I. — 3Ö Ääv. 5, II, 2; Lät. 2, 6, 15 im Gegensatz zum ä/mäna (Lfit. 2, 6, 17)1
— 39 Haug, Ait. Br. 2, 379; ISt. 9, 375; SBE. 26, 332. — 4« Cf. Weber, ISl
10» 383, 4. — 41 Eggelin(;, SBE. 26, 350.
8,69. Pravargya\ — Äp. 11, 2, 5ff.; 15; Kät. 26; Vait. i3ff; Äsv. 4,
6. 7; S. 5, 9ff.; Lät. i> 6. In Zusammenhang mit dem Somaopfer ist der Pra-
vargya gebracht worden, bei dem in einem irdenen Topfe {ma/iämra) Milch
igharmä) erhitzt wird {j>ra-varj), ein alter, wahrscheinlich selbständiger Milch-
69. Pravargya. 135
kult, dessen lockere Verbindung mit dem Somaopfer sich wohl noch in dem
Streit, den die verschiedenen Lehrer über seine erstmalige Darbringung führen,
ausspricht. Nach den einen soll er bei der erstmaligen Darbringung des
Somaopfers stattfinden, nach andern nicht Ein Bild der Meinungsverschie-
denheit giebt Ap. II, 2, 5fF. mit einer Reihe widerspruchsvoller Vorschriften ^
Er findet seinen Platz an den Upasadtagen und wird zweimal am Tage, früh
und abends geopfert, so dass, wenn die Somafeier drei Upasadtage enthält,
der Pravargya sechsmal dargebracht wird. Aus Thon, den man an einem
Östlich vom Ähavaniyafeuer gelegenen Orte gräbt, zu dem man sich unter
Vorantritt eines Rosses begiebt, wird der Mahäviratopf aus drei, fünf oder
mehr Ringen hergestellt, in der Mitte eingebogen, eine Spanne gross, ausserdem
zwei weitere Reservetöpfe und eine Reihe von Gefässen von verschiedener,
.z. T. seltsamer Gestalt, z. B. zwei Melkkübel, nach Äp. in Form von »Ele-
fantenlippen«, »wie ein Löffel, ohne Stiel, mit Ausguss«. Die fertigen Gefässe wer-
den mit angezündetem Pferdedünger geräuchert, in einer Grube gebrannt und
mit Ziegenmüch begossen. Nach Bereitstellung der Utensilien, unter denen
sich ein aus Muiijastricken geflochtener Stuhl für das Gharmagefäss {samräi-
äsandi) befindet, ergeht die Aufforderung: »o Brahman, wir wollen d^n Pra-
vargya vollziehen, Hotr, preise den Gharma, AgnTdh, setze die Rauhii^akuchen
ans Feuer, Prastotr, singe die Säman's!« Beim Beginn des Sukrasäman muss
die Frau, die der in geschlossenem Raum vor sich gehenden Ceremonie nicht
zusehen darf, ihr Haupt verhüllen (KäL 26, 3, 2). Östlich vom Ähavanlya
steht vor der Räjäsandl der Gharmastuhl, bedeckt von einem schwarzen
Ziegenfell, auf dem die beiden Reservemahäviratöpfe stehen. Eine silberne
Platte auf einem Erdaufwurf trägt den ersten, eigentlichen Mahävira, Feuer
wird mn ihn herumgele^; Sprüche und Säman's gehören zu dem sehr ver-
wickelten Ceremoniell. Agnldhra, Adhvaryu und Pratiprasthätr befächeln den
mit einer goldenen Platte verdeckten mit einem Fächer aus schwarzem
Ziegenfell. Sobald er erglüht, wird sie abgehoben und unter Omrufen des
Hotr Butter hineingegossen (Kät.); dazu die Milch einer Kuh und Ziege. Sprüche
begleiten das Aufsteigen des Dampfes. Der Mahäviratopf wird unter Her-
sagung der zehn Namen des Windes fortgeschafft, der eine Rauhinakuchen
früh »dem Tage«, abends »der Nacht« durch den Pratiprasthätr geopfert
und die heisse Milch (gharma) den Asvins dargebracht Mit gekochter saurer
Müch füllt man sodann den Mahävira und opfert sie nach den verschiedenen
Himmelsgegenden. In derselben Weise wie den südlichen bringt der Prati-
prasthätr den nördlichen Rauhipakuchen dar. Wenn die Opfergeräte fort-
geschafft werden, verlassen alle, auch die inzwischen herbeigeholte Gattin, die
Umfiiedung imd stimmen in das Finale des Prastotr ein, dessen Säman den
Weg begleitet Erst stand der Gharmastuhl so, dass zwei Füsse sich inner-
'halb, zwei ausserhalb der Vedi befanden; jetzt stellt ihn der Adhvaryu im
N. von der nördlichen Vedi hin und fordert den Prastotr auf, das Vär§ä-
hara- (Regenbringer-) und I§tähotriyasäman zu singen. In das Nidhana des
letzteren fällt wiederum die Versammlung ein. Besonders merkwürdig ist unter
den vielen charakteristischen Einzelheiten der Gharmaceremonien die, am
Schluss die Opfergeräte so aufzustellen, dass sie die Gestalt eines Mannes
darstellen. Die Ansicht der Brähmana's, die den Pravargya als »Mann« schil-
dern, scheint damit zusammenzuhängen. ^ Die drei Mahäviratöpfe bilden den
Kopf, über den ein Vedabüschel als Sikhä ragt Die Melkkübel vertreten
die Ohren, zwei Goldspäne oder Butterlöffel die Augen, die beiden Rauhina-
kuchenschalen die Fersen. Der über das Ganze gesprengte Überrest des
Kuchenmehles deutet das Mark, ein Gemisch von saurer Milch und Honig
das Blut u. s. w. an. Eine Reihe einzelner Vorschriften dient den beson-
136 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritüallitteratür u. s. w.
deren Wünschen nach Regen, nach Nahrung und anderem. Sühnvorschriften
behandeln den Fall, dass der Gharma beim Kochen überlaufe, dass es wäh-
rend der Ceremonien blitze, dass die Kuh saure oder blutige Milch giebt-
Der Opferer, der den Pravargya brachte, soll ein Jahr lang kein Fleisch essen,
keine schwarze Frau besuchen und aus keinem irdenen Gefäss trinken. Ein
Jahr lang vorher muss er die Observanzen üben, die heiligen Texte dazu
studieren und eine Reihe von Vorschriften beobachten. Die einzelnen Hand-
lungen und noch mehr die Sprüche machen es wahrscheinlich, dass es sich
um einen auf die Sonne gerichteten Zauber handelt, wie Oldenberg aus-
gesprochen hat, von dessen Auffassung ich nur in Einzelheiten abweiche^.
Der glühende Mahäviratopf, der der Mittelpunkt des Opfers ist, ist ein Symbol
der Sonne, wie die saftstrotzende Somapflanze beim Somaopfer ein Symbol
des Mondes, und sein Stuhl soll nach einigen grösser sein als der Somastuhi
(Ap. 15, 5, 7). Der Ceremonie ist im RV., abgesehen von anderen Versen,
auch im Froschlied 7, 103 Erwähnung gethan, sowohl in V. 8 {adkvaryava
gharminah sisvidänäfi) als 9 {samvatsare prävrsy ägatäydm taptä gharmd
aJnuvate visargam); auch darf zu V. i {samvatsaram laiayänä brähmana vra-
tacärinaf^ auf Ap. 15, 21, i samvatsaram etad vrataifi caret; etasminn rva
samvatsare 'dhlyita hingewiesen werden.
* Eggfling, SBE 12, 44; 26, 104; Garbe, ZDKG. 34, 3 19 ff-; Haug, Ait- Br.
2, 42 Anm.; Oldenberg, Rel. d. V. 448 ff. ; Räjendra Läla Mitra, Taitt. Ar. In-
troduct 26ff. ; Sabbathier p. 73; Weber, ISt. 9, 218 ff. (Berichtigung ru Haug). —
2 Vgl. auch 15, 12, 10 ff.; Kät. 26,7,53; Garbe, Weber 1. c. — 3 1. C.44S. Anders
Geldner, VStud. 2, 135.
S 70. Die aikädaiina-kratupa^u's, — Äp. 14, 5 — 7; Kät. 8, 8, 6 flf.; 12,
6, II ff.; Vait. 22, 20; S. 6, 9, 3. 4; 10. 11. Wenn an Stelle der einzelnen
S. 125 beschriebenen Kratupasu's eine Elfzahl von Tieren geopfert wird, so
ist das die aikädaiinljyä^ welche die Grundform aller bei Opfern vorkommen-
den faiugana's (Äp. 14, 5, i Komm.) ist, und die Bezeichnung der dabei ver-
wendeten Tiere ist aikädaiina. Bei diesem Opfer werden nur die auf das
einzelne Tier individuell bezüglichen Handlungen bei einem jeden wiederholt,
während die von allgemeinerer Bedeutung (Prayäja's u. s.w.), einmal vollzogen,
für alle Gehung haben. Agni, SarasvatT, Soma, Pü§an u. s. w. (Kät 8, 8, 26)
sind die Tiere gewidmet. Dreizehn Yüpa's werden abgeschnitten; der zwölfte,
upa^aya genannt (TS. 6, 6, 4, 4; ISt. 10, 348) wird nicht aufgestellt, sondern
bleibt, ganz behauen, zunächst in der Nähe der Yüpa's liegen; der dreizehnte,
pätnivata^ wird so abgehauen, dass er, eingegraben, bis an den Nabel reicht Dem
Feuer zunächst steht der mittlere Opferpfosten; südlich und nördlich davon
immer in Entfernung von einer »Wagenachse« die andern, der südliche immer
etwas höher als der vorhergehende nördliche. Besondere Wünsche veranlassen
aber andere Abstufungen der Yüpaspitzen. Von N. nach S. fallen sie für
einen, der »Manen wünscht«, ab; gleichmässig stehend verhelfen sie zur Festig-
keit; sind die mittleren gleich, während die andern abwechseln, so bringt das
Vieh; wer beschwört, macht den Yüpa in der Mitte hoch und stuft die nach
den Seiten hin ab u. s. w. Der upasaya wird mit zwei Stricken umwunden
und bei dem südlichen Yüpa unter Nennung und Verwünschung eines Feindes
niedergelegt Während man an den agni§tha-Yüpa das Tier für Agni an-
bindet, nördlich davon das Schaf für SarasvatT, auf der andern Seite südlich
den Bock für Soma (und so abwechselnd bis zuletzt im Süden das Tier fiir
Varuna den Schluss macht), weist man dem Upasaya im Geist ein Tier des
Waldes, einen Maulwurf oder seinen Feind (»NN. ist dein Tier«) zu. Wenn
die Vapä der anübandhyä-Kuh geopfert ist, setzen sie den pätnivata-Yüpa
(ohne Aufsatz) vor dem Sälämukhiyafeuer zu einem Tieropfer für Tva§tr (zum
70. AlKÄDASINA-KRATUPASU'S. 71. UkTHYA, SODASIN U. S. W. 137
pätnvvata pasu) in eine Grube ohne Opferstreu ein und binden ein unver-
schnittenes, zottiges, rotbraunes Opfertier daran, das nach vollzogenem Paryagni
wieder freigelassen und durch Butter ersetzt wird, mit der nach den Gesetzen
des Tieropfers die Ceremonie zu Ende geführt wird; sie kann aber auch bei
dem Paryagni abgebrochen werden.
Eine Abart dieser pasvekädasini ist die käpeyty von den Käpeya's bei
mehr als eintägigen Somaopfern »am letzten der Atirätra's« dargebracht (Äp.
14, 7, 19 ff.).
S 71. Die übrigen Samsthä's oder Grundformen des Jyoti-
§toma\ — Äp. 14, I — 4; Kät. lo, 9, 28 ff.; 12, 5;^ 6, i — 10 (Sodasin 12, 5,
2off.j; VaiL 25ff.; Asv. 6, i — 7. 11, i. 2; 9, 11; S. 9, i — 21; Lät. 2, 5, 23ff.;
3, I, I ff.; 5, 4, 24 ff. Der Agni§toma ist die Prakjti einer Reihe anderer
Samsthä*s, des atyagrnstoma^ ukthya, sotja^in, väjapeya^ atirätra^ aptoryämay
die auch den Namen jyoiisfoma führen können % und bildet mit diesen zu-
sammen die sieben Samsthäh des Jyoti§toma. Alt ist von diesen jedenfalls der
schon dem RV. mit Namen bekannte Atirätra; der Atyagni§toma, Väjapeya,
Aptoryäma gelten den älteren Texten wie TS. noch nicht als Samsthä's, so
dass wir dem Anschein nach nur die andern vier für die ältere Zeit als Grund-
formen ansehen dürfen 3; gegen das et>vaige Alter der davon ausgeschlossenen
Opfer an sich ist damit natürlich nichts gesagt. Auf eines der diese Samsthä's
charakterisierenden Merkmale, die Verschiedenheit der Kratupasu's ist 8.125
hingewiesen worden. Sie bilden für jedes Opfer das stomäyana, das beim
Agni§toma also aus einem, beim Atirätra ev. aus vierTieren besteht, Kät. 9, 8, 7.
Weiter kommen, abgesehen von Einzelheiten, die Äp. 14, i, 5 zusammenfasst,
beim ukthya hinzu drei Reihen von Camasa's {camasagana* s) beim Abend-
savana, zu denen drei Stotra's {sdkama^a, saubhara^ närmed/ia}) gehören und
diesen entsprechend drei Sastra's für die drei Hotraka*s, so dass also der
Ukthya 15 Stotra's und 15 Sastra's gegenüber den 12 des Agni§toma zählt.
Auch andere Aenderungen in den Säman*s finden statt ^. Die drei Paryäya's
des Ukthyagraha (vgl. S. 131) werden für Indra-Var., I.-Brhasp., L-Vi§iju ge-
schöpft und zwar an etwas anderer Stelle.^ Der Name des Ukthya ist nicht
deutlich; uktka's (v. 1. ukthya) heissen die Sastra*s der Hotraka's beim Tjtiya-
savana (Asv. 5, 10,24; 8, 2,1 Komm.); vielleicht stammt daher die Bezeichnung
des OpfersS.
Der Indra gewidmete soi^aJin^ der 16 oder ein 16. Stotra hat, zeigt
grössere Unterschiede. Die Somakuh ist von kleinem Körper und hat sehr
rote(?) Ohren (Äp. 10, 22, 6). Beim PrätaVisavana oder bei jedem der drei
Savana*s wird als letzter der Dhärägraha's der Sodasin geschöpft (14, 2, 4 ff.),
für den ein besonderes viereckiges Gefäss aus Khadiraholz bestimmt ist (12,
2, 6; Kät. 12, 5, 2). Er wird aber auch bei anderer Gelegenheit eingeschoben.
Ein Pasu- oder Brahmavarcasakäma lässt ihn ev. dem Atirätra, ein Räjanya
dem Agni§toma zufügen. (Dieser Agni§toma, der einen Räjanya zum Vollzieher
und einen Socjasin »als Haupt« hat, heisst atyagnistotna Äp. 14, 2, 10 Komm.^)
Der So4asin ist stets stuta^astra d. h. von Stotra und (hier künstlich ver-
schlungenem) Sastra begleitet (also 12-^-3 Ukthya -f i Sodasin). Bestimmte
Sprüche werden an ihn gerichtet, sobald er auf die Vedi gesetzt ist (14,2,13).
Die Einleitung zu seinem Stotra geschieht, sobald die Sonne halb unter-
gegangen ist, durch Überreichung eines Goldstückes {trnahirariya* s bei Kät.
12, 6, i) anstatt der Halme an den Udgätr. Vor den Sängern hält ein weisses,
wohl die Sonne vertretendes Ross (schwarz bei Kät), oder ein rötlich braunes
(et noch Lät. 3, i, 4 ff.). Ein rotbraunes Ross oder ein Maultierweibchen bildet
die Dak^inä. Der Pratigara für die Anu§tubhverse hat eine besondere Form
(14, 3, 4). Zu den drei Camasagai^a's des Ukthya tritt ein vierter hinzti.
138 in. Religion, weltl.Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Der atirätra wird hauptsächlich durch die rätriparyäya* s , die »t
nächtlichen Runden« charakterisiert Dreizehn stutasastra's kommen hinzo
(12 des Agni$toma, + 3 Ukthya + i So4asin + i3, doch ist nach manchen
der Sodasin kein notwendiger Bestandteil des Atirätra). Jeder der drei Par-
yäya's enthält nämlich vier mit je einem Stotra und Sastra verbundene Cama-
saga^a's, unter denen der Reihe nach die Kufe des Hotr, Maiträv., Brahma-
näcch., Acchäväka die ersten sind, hier also zwölf nach verschiedenen
Melodien ^gesungene Stotra*s und zwölf mit gewissen Recitationsweisen ver-
bundene Sastra*s. Auf »the character of a regulär noctumal carousal« hat
schon Eggeung hingewiesen. Zu vergleichen ist RV. 7, 103, 7. Die Nacht
gehört Indra. Jede der Hauptkufe nachfolgende wird inindräya apiiarvardya^.
geschöpft Nach Opferung und Verspeisung dieser Kufen bereitet der Prati-
prasthätr einen Kuchen für die Asvins, der Unnetf füllt die sandhicafnas<£s
(Morgendämmerungschoppen), zu denen das aus neun, nach der Rathamtara-
melodie gesungenen Versen bestehende sandhistotra (14, 4, 3;^Kät. 12, 6, 6)
gehört (13). Das folgende als Prätaranuväka zu recitirende Sastra ^ besteht
aus mehr als 1000 Asvinversen, die der Hotr nach Äsv. 6, 5, 4 »in der
Stellung eines auffliegenden Vogels« recitiren soll. Von einem aus verschie-
denen Metren künstlich hergestellten Brhatitausend spricht S. 9, 20, 29. Der
Paridhänlyävers wird nach Sonnenaufgang hergesagt Der Adhvar)^! ntnmit
sodann die Kufe des Hotr, die Camasädhvaryu's die übrigen und von tirü-
ahnyänäm somänäm wird den Asvins ein Graha geopfert, während der Prati-
prasthätr eine Puro4äsaspende bringt. Atirätra wie Ukthya und Sodasin wer-
den häufig als Bestandteile mehrtägiger Opfer verwendet
Beim aptoryäma^ treten zu den Sandhicamasa's des Atirätra noch vier
weitere Camasagana's, an deren Spitze wie beim ersten Ratriparyäya die Kufe
des Hotr u. s. w. ^teht, hinzu; sie werden für Agni, Indra, Visve deväh,
Vi§^u geschöpft (Äp. 14, 4, 14), nach andern aber für dieselben Götter wie
die Sandhicamasa*s (ib. 15 Komm.). Dementsprechend finden wir auf das
Asvinasastra folgend vier weitere Stotra*s resp. Sastra*s, atiriktokthya genannt,
im Ganzen also je 33. Dass der Aptoryäma unter die Grundformen des
Somaopfers eingereiht worden ist, geht vielleicht auf andere uns nicht zugäng-
liche Quellen zurück; in unseren Lehrbüchern^ spielt er keine hervorragende
Rolle; so steht er Äsv. 9, 11, i ff. (vgl. auch S. 15, 5) unter vielen anderen
Ekäha's. Über den Väjapeya siehe S 72.
I Bhandarkar, Rep. p. 40 ff.; Eggeling SBE. 26, 397; 41, XIV ff.; M. Möller, i
SBE. 30, 358; Weber, ISt. 9, 120. 121. 229 230. 332; 10, 352. 391. 395; Hauc,
Ait. Br. 2, 251 Antn. 255. 265. — 2 Weber, ISt. 10, 354. — 3 Weber, ISt. 10, 352; |
Garbe zu Vait. S. 26, 15. — 4 Eggeling 1. c. — 5 S. auch Eggeling, SBE. 41, XV.
— 6 Nach Weber ISt. 10, 396 nur, um die Siebenzahl der Samsthft's vollzamachen«
eingeführt. — 7 Haug 2, 268. — 8 Eggellng SBE. 41, XX; Weber ISt 9. 10
passim.
S 72. Andere Ekäha's. — Kät. 22; Vait passim (vgl. Index); Äsv. 9,
5 — 10; 10, I, I — 10; S. 14. 15; Lät. 8. 9, I — 4*. — Der Agni^toma
ist das Vorbild auch der übrigen sehr zahlreichen eintägigen Somaopfer, die
mannigfachen Zwecken und Wünschen dienen und, wenn keine besonderen
Vorschriften getroffen sind, mit gewissen die rituelle Technik, Verse, Säman's
betreffenden Abänderungen als Agni§toma's gefeiert werden. Verschiedene
darunter bieten kulturgeschichtliches Interesse, wie der Visvajit, dessen Da-
k$ii>ä aus 1000 Rindern mit 100 Rossen oder der ganzen Habe des Opferers
besteht (Lät. 8, i, 28; 2, i; Kät. 22, i, 9 ff.). Im letzteren Fall (Kät) gibt er dem
ältesten Sohne seinen Vermögensanteil, nach einigen mit Ausnahme von Land
und Südra's. Nach dem Opferbad kleiden Opferer und Gattin sich in rote
»"^
72. Andere Ekaha's. 139
Kalbfelle, die mit Schwanz und Ohren abgezogen sind. Durch zwölf Nächte
verweilt er, einen Spaten aus Rohr oder Udumbara und eine Kopf binde
tragend, an verschiedenen Plätzen; die ersten drei an einem mit Udumbara
bestandenen Ort; Früchte und Wurzeln bilden seine Nahrung. Die drei nächsten
Nächte bei den Ni§äda*s', ohne von den bei diesen kultivirten Früchten (wie
Reis und Gerste) zu essen (so Kät) oder aus einem Thongefäss zu trinken,
drei weitere Nächte jane^ die drei letzten samäne jane^ Worte, die verschie-
den erklärt^ werden (vgl. Lät.) und nach einem Sruticitat bei Kät. Vaisya's
resp. Räjanya's bedeuten sollen. Von andern Ekäha's seien genannt die sechs
sädyahkra'Sj bei denen alles, auch die sonst vorausgehenden DTk§ä und Upasad,
an demselben Tage zu vollziehen sind (22, 3, 26 ff.). Die Gesetze des ersten
von ihnen gelten auch für die folgenden (Kät. 12, i, 2). Die Priester sollen
in verschiedenen Himmelsrichtungen wohnen; ein Yojana entfernt im O. der
Hotr; eine Rufweite näher (nur noch drei Krosa's) der Udgätr im Norden,
der Adhvaryu zwei Krosa's weit im W., der Brahman einen im S. Von den
Leuten des Opferers werden sie auf verschiedenen Wagen abgeholt, mit soviel
vorgespannten Pferden als ein jeder Krosa's entfernt wohnt Auf den Wagen
befinden sich Schläuche mit Milch, die am selben Tage gemolken ist und
die in primitiver Weise durch die Schüttelung hergestellte Opferbutter liefert
Die Vedi ist ein Saat- oder ein reifes Gersten- oder Reisfeld, die Uttaravedi
eine Tenne oder ein Staubhaufen. Als Yüpa dient eine Pflug deichsei, zum
Ca§äla ein Getreidebüschel. Der erste der Sädyahkra's verhüft zur Erlangung des
Himmels, von Vieh, ziu- Beseitigung eines Nebenbuhlers. Ein weisses Ross mit
Goldschmuck an der Stirn ist u. a. dem Udgätr zu geben (Kät 22, 2, 13;
Lät. 8, 3, 15). Der zweite beseitigt Krankheiten, gewährt Festigkeit und Speise;
den dritten {anukrJ) bringt einer dar, der sich verkürzt sieht Viivajicchilpa
heisst der vierte, bei dem man in erster Linie nach Kräften von dem, was
das Land bietet, als Dak§irjä giebt, edle Pferde im W., Elephanten im O., mit
Maultierweibchen bespannte Wagen im N. Der fünfte Sädyahkra T^^yenav. wird als
Beschwörungszauber gebraucht Sein Kät 22,^3; Lät. 8> 5; Asv. 9, 7 gegebenes
Ritual stimmt vielfach mit dem S. 10 nach Sänkh. beschriebenen Opfer über-
ein. Die Dak§ijjä*s bestehen, wieder den Charakter des Opfers veranschau-
lichend, bei diesem Sädyahkra in einäugigen, lahmen Rindern ohne Homer
und Schwanz, untermischt mit fieberkranken; zur Zeit der Hingabe müssen
sie mit Dornen zerkratzt werden. Interessanter noch sind die vier vräiya-
stoma's^ (Kät 22,4; Lät- 8, 6; TMBr. 1 7, i — 4). Vrätya's sind nach einem Komm,
solche, die bis in die dritte Generation der Sävitri verlustig gegangen sind
(s. oben S. 51 j, die sog. patitasävitrlka* s. Wahrscheinlich handelt es sich
aber um mehr, wie schon Weber bemerkt hat 5, um Angehörige unbrahmani-
scher Stämme und, wie auch ich glaube, wesentlich auch um den Übertritt solcher
zum Brahmanismus. Gering geschätzt sind nach TMBr. 17, i, 2. 9 die, welche
ein Vrätyaleben führen; »denn nicht treiben sie das Studium der Theologie,
nicht Ackerbau, nicht Handel« (d. h. nach dem Komm, sie thun nicht das
Vorgeschriebene und treiben das Verbotene); »Gift gemessen die, welche die
Brahmanenspeise des Landes essen, gute Worte schlecht nennen. Straflose
mit dem Stock schlagen, ungeweiht die Sprache des Geweihten reden«. Der
erste Vrätyastoma ist nach Kät. für die Vrätya's bestimmt, welche erfahren
im Tanz, Gesang, Lautenspiel etc. ihr Wissen einer Vereinigung von Vrätya's
mitteilen möchten; der zweite für Bescholtene; der dritte für Geringgeachtete
(kanistha's); der vierte für Tnjyestha's^^ hier eine Bezeichnung für »alte Männer,
deren Zeugungskraft geschwunden ist«. »Den bescholtensten , reichsten oder
wissendsten darunter sollen sie zum Gfhapati weihen. Erst nach ihm sollen
sie essen.« Die Ausrüstung des Vrätya besteht in einem quergebundenen
I40 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s. w.
Turban, einem Treibstock, einem ungeeigneten Bogen, mit dem er nach Lat.
die Leute nur erschreckt, einem weissen oder schwarzen Gewände, in ersterem
Fall mit schwarzen Fransen (?). Ein besonders hergerichteter oder ungleich
bespannter Wagen, der aus dem Geleise läuft, nach Läf. 8, 6, 9 »ein Wagen
der Östlichen«, ein silberner Schmuck sind weiter erforderlich. Der Gfhapati
trägt zwei Widderfelle, an den Seiten miteinander^ verbunden, das eine weiss»
das andere schwarz; »einige« (nach Lät. 8, 6, 23 Sän4ilya) schreiben den Ge-
brauch von schwarzen Schuhen »mit Ohren« oder »in Form von Ohren« (?)
vor. Diese Gegenstände werden zur Dak§ii>äzeit einem unwürdigen Mitgliede
der Brahmanenkaste aus Magadha »einem mägadhadesiya brahmabandhu« ^
gegeben oder solchen, »die ihr Vrätyaleben noch nicht beendet haben.« An
diesem sich so »abwischend« werden sie rein. Durch Darbringung der Vrä-
tyastoma*s hören sie auf, Vrätya's zu sein und werden zum Connubium und
Commercium, zu Opfern geeignet oder, wie Lat. sagt T^traividyavrtlim samä-
tisJheyutiVL. In unsem Texten fällt bei Darstellung dieser Opfer der Gebrauch
einer Anzahl sonst nicht verwendeter und in ihrer genauen Bedeutung zur
Zeit der Sütraverfasser schon strittiger Worte, die der Sprache des Ostens
entlehnt sein dürften, auf. So, führt Lät. 8, 6, 12 (F. zu krsnaiamväsa (vgL
TMBr. 17, I, 14) Erklärungen Sän^ilya's, Gautama's, Dhänamjapya's an. Bei
der Einführung dieser und anderer Opfertage in das Ritual scheint den Chan-
doga's ein wesentlicher Anteil zu gebühren (vgl. oben S. 27); Kät. bemerkt
22, 5, i; 6, 25 ausdrücklich chändogye viieso yathäkämam^ und manche seiner
Vorschriften scheinen der Praxis der Udgätr*s hier direkt entlehnt zu sein.
Die Einführung solcher Praktiken und namentlich unwürdiger Personen in das
Ritual mag ebenfalls die geringere Wertschätzung der Chandoga's (S. loi) ver-
anlasst haben. Von weiteren Ekäha's nenne ich noch den brhaspatisava für
einen, der Tejas, Brahmavarcasa, Purodhä wünscht (22, 5, 11 ff. 29). Der Opferer
muss dabei als Respektsperson behandelt werden, wird von andern begrüsst,
ohne dass er wiedergrüsst, und als sthapati (vgl. S. 143) angeredet Selbst
für einen, der sich den Tod wünscht, giebt es einen, sarvasvära genannten
Ekäha (K. 22, 5, 31; 6, iff.); bei ihm muss der Opferer, ganz verhüllt, sein
Haupt nach Süden gerichtet sich auf ein schwarzes Fell niederlassen. Seltsam
ist der auf einen Streit zwischen Deva's und Asura*s zurückgeführte upahavya^
der ebenfalls bei den Chändogya's seinen Ursprung zu haben scheint (Komm.
zu Asv. 9, 7, 28; Lät. 8, 9; TMBr. 18, i, 3 Komm.}. Bei diesem Opfer sollen
die Götternamen an ihrer Stelle nur heimlich, dagegen anderswo offen aus-
gesprochen, das Wort dna ganz vermieden, für Indra Sakra^ für Soma Ta^jv,
für hotä devo und mahl mitrasya hotä yaksei^) und mahi yajnasya^ für sarva
Tiiva gesagt werden.
Eine Gruppe von Ekäha's wird unter dem Namen saza's zusammengefasst,
von denen TBr. 2, 7 Komm, sieben aufzählt, wie den Brhaspatisava, Vaisyasava u.a.
(nach Kesava zu Kaus. sind es zweiundzwanzig p. 364). Über diese Sava's vgl. BRW.
Es ist darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Rituallehrer mög-
lichst dem inneren Charakter des Opfers entsprechende Dak$inä*s vorschreiben
(S. 97. 109. 139). Hier noch einige weitere Beispiele. Bei dem vaisyastoma
(Kät. 22, 9, 7) für einen Vaisya oder irgend einen Pasukäma bestehen die
Honorare in fünfjährigen verschiedenfarbigen Stieren und dreijährigen, noch
nicht gedeckten Färsen von fünf verschiedenen Farben (mit Flecken »wie
Lotusblüten«, mit Flecken ähnlich »frischer Butter, rötlich« u. s. w.). Bei dem
ersten der zwei ebenfalls für einen Pasukäma dargebrachten catuhstomd^s
(K. 22, 10, 18 ff.) gibt man nach Vermögen Einhufer (Pferde, Maultiere, Esel),
beim zweiten Ein- und Zweihufer. Bei den apaciti's für solche, die Ehrung wün-
schen, wird je ein oder zwei Wagen mit vier Rossen, deren jedes 100 Kühe wert
73- Väjapeya. 141
sein soll, und messingener Schutzwehr zu beiden Seiten gegeben (K. 2 2, 10,30;
Lät. 9, 4, 13). Bei den agnehstotnd* s besteht die D. aus vier Wagen
voll Getreide, die beim ersten dieser Opfer mit sechs, beim zweiten mit vier
Ochsen bespannt sein sollen. Auch die Silbenzahl der Metra ist dazu ver-
wendet worden, die Zahl der D. zu bestimmen; Kät. 22, 10, 27; 11,21.22.25
spricht von gäyatrlsampannä daksinä {j'agati, örhatt), wobei 24, 48 resp. 36
Rinder geschenkt werden. Der Ausbildung des Dak§i^äwesens, die materielle
Grundlage ihrer Existenz, ist von den Brahmanen offenbar jeder Zeit grosse
Bedeutung beigelegt worden. Eine zusammenfassende Bearbeitung desselben
würde nicht ohne kulturgeschichtliche Ergebnisse sein, wie die rituell wichtige
Nänäghätinschrift mit ihrem Verzeichnis dargebrachter Opfer und der dafür
gezahlten Dak§inä*s beweist '.
« Die hier gegebene Darstellung entnimmt die Materialien vorwiegend Kätyä-
yana. — Die Kapitel 6. 7 bei La^. enthalten eingehende Vorschriften über die
5. 100 angedeutete Sämatechnik samianandhlna ^ stotrakalpananyäya ^ pahcavidhaiva,
stomavidhana^ jiiiivMäna und bedürfen eingehender Bearbeitung. — * TMBr. 16,
6, 7; Weber, ISt. 9, 340; 10, 16 — 3 ISt. 10, 16. — 4 Über die Wirksamkeit
dieses u. a. Opfer siehe auch die Gesetzbücher wie Gaut. 19, 7 ff.; 22, 9. 10;
Yäjhavalkya I, 38. — 5 WL« 73. 85. 86; ISt. 10, lOiff,, — 6 WL. 86. 124. 156;
ISt. 9, 366. — 7 Archaeol. Survey of Western India, vol. V, 59 ff.
S 73' Väjapeya'. — Ap. 18; Kät. 14; Vait 27; Asv. 9, 9; S. 15, iff.;
16, 17, iff.; Lät. 8, II. 12 und 5, 12, 8 — 25. Eine besonders hervorragende
und selbständige Stellung nimmt unter den Eintagsopfem der unter die Soma-
samsthä*s gerechnete Väjapeya ein. Er wird nach Kät Vait. Hir. S. im Herbst
gefeiert und unterscheidet sich von den andern Somaopfern durch eine Reihe
charakteristischer Züge, die ihm ein volkstümlicheres Gepräge geben und die
Beteiligung weiterer Kreise voraussetzen. »Väjapeya (seil. Somah), Sieges-
trunk, ist ein Fest, das gleich dem Asvamedha und Mahävrata zeigt, welch
ein Schatz volkstümlicher Gebräuche im indischen, alle Seiten des Lebens be-
rührenden Ritual erhalten ist'.« Weber hat ihn ähnlich als »volkstümliche
Siegesfeier« 3 bezeichnet Er wird als selbständiges Opfer dargebracht oder
kann den sechsten Tag des Sarvamedhaopfers bilden und besteht aus einem
Sutyätage, den 13 oder mehr Dik§ä- und mindestens drei Upasadtage ein-
leiten , im Ganzen also mindestens aus 1 7 Tagen. Manche gestatten selbst Vor-
und Nachfeiern, die ein ganzes Jahr beanspruchen {pariyajha), TjM den 16 Sastra's
und Stotra's des Sodasin tritt als 17. ein Väjapeyasastra resp. -stotra hinzu.
Dieser gibt die Grundlage für den saptadasastoma, und die dem Opfer eigene
Siebzehnzahl wirkt auch auf die vorausgehenden Sämans derart ein, dass
2. B. das Bahi§pavamäna- und Mädhyandinapav.-stotra von 9 resp. 1 5 Versen
auf 17 gebracht werdend Den Graha's des Prätahsavana wird ein anUu und
4idäbhyagraha (vgl. S. 129) vorausgeschickt, jener nach Äp. (vgl. auch Kät
12, 5, 13) bhrätrvyatäy dieser bubhüsatä dargebracht Die Zahl der Graha's
wird um 5 Väjapeya- oder Aindragraha's vermehrt; doch schwanken hier die
Angaben. Zu den kratupaiu^s (S. 125) treten eine vaiä prini für die »sieg-
reichen« Maruts, 17 Prajäpati geweihte Böcke, hornlos, aber zeugimgskräftig.
Goldene Kränze schmücken das Haupt des Opferers, seiner Frau und der
Priest», denen die Kränze am Schluss als Lohn verbleiben, das des Hotj*
nach Äsv. ein Kranz aus 100 goldenen Lotos mit diamantenen Staubfäden.
Zu den Besonderheiten des Opfers gehört in erster Linie das mit dem Mittag-
savana verbundene Wettfahren. Ein Räjanya oder K§atriya misst durch 17
Pfeüschüsse, deren ersten er zwischen Cätväla und Utkara stehend abgibt,
die Rennbahn ab, und dort, wo der 1 7. Pfeil niedergeht, markirt er das Ziel
durch einen in die Erde gegrabenen Udumbarazweig. An den von seinem
Gestell gehobenen Streitwagen des Opferers spannt man drei Rosse, ein viertes
142 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ejtüalutteratür u. s. w.
wird aufgezäumt, aber nicht mit angeschirrt Sprüche, die sich auf Schnellig-
keit und Sieg beziehen, begleiten die Handlung. Ein Bfhaspati zu Ehren ge-
kochtes Mus aus wildem Reis lässt man die Pferde beriechen. Sechszehn
weitere Wagen werden mit Viererzügen bespannt, aber ohne Sprüche und
ausserhalb der Vedi. Auf den Wagen des Opferers steigt ein Diener oder
Schüler des Adhvaryu, um jenen zur rechten Zeit zu veranlassen, seinen auf
den Lauf der Rosse bezüglichen Spruch zu sagen, auf einen der andern ein
Räjanya oder Vaisya, der später den Madhugraha in Empfang zu nehmen
hat Auf einem Pfosten ist ein Wagenrad aus Udumbaraholz (nach Lät mit
17 Speichen) befestigt; das besteigt der Brahman, um während des Wett-
laufes dreimal das väginäm säman zu singen. Nach Äsv. wird während des
Gesanges das Rad nach rechts gedreht 1 7 längs der Vedi befestigte Pauken
werden geschlagen und der Opferer geht als erster durchs Ziel. Zurückgekehrt
lässt er seine Pferde wiederum den Reismus beriechen, spannt jetzt auch das
vierte Pferd an und schenkt dem Adhvaryu sein eigenes Gespann, die andern
16 den übrigen Rtvij. Eine zweite Eigentümlichkeit des Opfers büden die
17 Surägraha's, zu denen gleichzeitig mit dem Somakauf der Trank oder
die dazu nötigen ZuthatenS von einem »langhaarigen Manne« gegen Blei ge-
kauft werden (cf. S 81). Zur Aufnahme der Grahams wird ein besonderer Kiiara
hergestellt, zur Läuterung dient ein Haarsieb. Immer abwechselnd mit einem
Somabecher, dessen Füllung dem Adhvaryu obliegt, schöpft der Ne§tr einen
Surägraha. Darauf folgt in einer goldenen Schale die Schöpfung eines
»Honigbechers« {madhugraha) ^ die keinem erkennbaren Zweck dient und
eine nicht mehr verstandene Hinterlassenschaft aus älterer Zeit zu sein scheint
Er wird nach dem Wettlauf dem mit auf einen der Wagen gestiegenen Rä-
janya resp. Vaisya gegeben, der sich inzwischen auf der Vedi niedergelassen
hat, und von ihm gegen die 17 Suräbecher zurückgekauft, um einem Brah-
manen als Geschenk gegeben zu werden. Ein dritter Charakterzug des
Väjapeya ist das yüpärohana des Opferers. Sprüche, die ihn symbolisch zum
Herren der zwölf Monate und sechs Rtu's machen, die mit Libationen ver-
bundenen zwölf äptrs und sechs klpti's gehen der Ceremonie voraus. Der
Ne?tr führt die Gattin herbei und lässt sie ein Unterkleid anlegen: »Komm,
o Frau,« ruft der Opferer, »den Himmel wollen wir ersteigen.« Gattin: »wir
haben ihn erstiegen.« Er: »ich will von uns beiden den Himmel ersteigen.«
Sie: »ersteige du von uns beiden den Himmel« (so Hir.), worauf er mittelst
einer Leiter den mit 1 7 Gewändern umkleideten Opferpfosten besteigt, dessen
Spitze zu einem Sitz hergerichtet ist. Von da aus blickt er mit einem Spruch
auf sein Haus oder nach den Himmelsgegenden und wird von den visaJ^
(d. s. nach dem Komm, seine Kinder u. s. w.) , nach Hir. von den Priestern
mit Salzdüten aus Asvatthablättem beworfen. Alsdann steigt er herab auf ein
vor dem Yüpa ausgebreitetes Fell und setzt seinen Fuss auf darauf gelegtes
Gold. Ein Thronsessel wird hingestellt, auf dem er Platz nimmt und die
Weihe (abhiseka) empfängt, die vor dem Svi§takrt des Caru bärhaspatya vor
sich geht. Es wird in ein Udumbaragef äss Wasser gegossen, dazu Müch und
nach einigen »siebzehn« Speisen oder »so vieler man sich entsinnen kann«, mit
Ausnahme einer einzigen, deren er sich dann zeitlebens enthalten muss, nach
Oldenberg^ »ein letzter Nachklang uralter ,Tabu*-satzungen«. Von dieser
Mischung werden unter Hersagung auf väja bezüglicher Sprüche erst die
sieben väjaprasavtya''^\)QTidQTi geopfert, der Rest zum abhisecana unter An-
rufung von Sarasvati Väc oder Väc oder Visve deväh? verwendet Dreimal
ruft man den Opferer als samräj aus, und mit den 17 ujjiti' oder Sieges-
sprüchen, welche von Libationen begleitet werden können, schliesst die Feier.
Die Dak§ijciä*s dieses Opfers, über welche im Einzelnen die Angaben schwanken.
74- Rajasüya. 143
bestehen aus 1 7 Hundert Kühen, 1 7 Kleidern, 1 7 angeschirrten Wagen und Streit-
wagen, Elefanten, Goldschmuck (Äsv. Kät nennt u. a. goldenen Halsschmuck
tragende Sklavinnen), Pauken. Von jeder der sieben Arten verlangt so 1 7 Stück
der äpta väjapeya, während der kurtwajapeya von Rindern »jeden Alters«
je 17 fordert (im Ganzen 85)*.
Die ursprüngliche Bedeutung des Opfers ist schwer zu erkennen. Das
Wort väja ist schon in der Brähmaiiazeit veraltet und kommt nur in Sprü-
chen vor; der Name väjapeya bedeutet nach Sat Br., Sänkh. »Speise und
Trank«, nach Oldenberg »Krafttrunk« 9, nach Weber, der peya von pä
»schützen« herleitet '°, »Schutz« oder »Weihe« der »Kraft«. Während die
Mehrzahl der Sütren das Opfer nur für Angehörige der beiden oberen Kasten
vorschreibt, spricht Sänkh. bei dem dem Sarvamedha zugehörenden Väjapeya
auch von einem Vaiiya als Yajamäna. Dazu stimmt die Angabe Sänkh.'s,
dass es annädyakämasya dargebracht werde, und einige andere auf Frucht-
barkeit und Reichtum hinweisende Momente, wie die Wahl des Wortes krsi
bei der Anrede an den auf der Asandl sich niederlassenden Opferer, die Be-
kränzung des Opferpfostens mit einem godhümacasala (S. 15, i, 16) oder
godhümapistacasäla (Hir. 13, i)", vielleicht auch die minderwertigen Surä-
graha's. Bei der Neigung, den Vaisya vom Opfer eher auszuschliessen als
ihn daran zu beteiligen, wird jener auf ihn bezüglichen Angabe S.'s mit Recht
von Weber ein höherer Wert beigemessen als Kät u. a., die nur BrähmaQa
und K$atriya nennen. Darum wird der Zweck des Opfers nicht ausschliess-
lich die Erlangung der Samräj- oder Brähmaijawürde sein, sondern Rang-
erhöhung überhaupt, "»roho vai väjapeyahv. sagt Sänkh. 15, 4, i; das Auf-
steigen wird durch das Yüpärohaija symbolisirt, der Sieg durch die Wettfahrt.
Es scheint daher, dass es sich ursprünglich um ein Opfer für einen gatairi
(Jusrtrvän brähmanah^ grämanly rdjanya S. 2, 6, 5) handelt oder einen, der
eine dieser Würden erreichen will. Die Erhebung des Opferers zu einer
Standesperson spricht sich in den damit verbundenen Vratavorschriften aus.
Danach soll der Opferer das Leben eines K§atriya (ksatravrtti) führen, solchen,
die keinen Väjapeya dargebracht haben, gegenüber Aufstehen und Begrüssen
vermeiden ( pratyavarohanäbhivädane) y nicht hinter solchen hergehen oder
mit ihnen ein gemeinsames Lager haben (Lät 8, 12, 2). Im Gegensatz zum
Väjapeya waren specielle Opfer für die einzelnen Stände: für die Königs-
würde der Rajasüya, für die Brahmanen der Bfhaspatisava (s. oben S. 140);
für andere Stände die vereinzelt auftretenden Süta-, Sthapati-, GrämanI-, Go-
sava*s. Der Väjapeya mochte für jeden, yam brähmanä räjänai ca pura-
skuri'tran (LäJ. 8, 11, i) anwendbar sein, diese nur für die betreffende Würde;
und so dürften sich die verschiedenen Ansichten erklären, die den Väjapeya
bald dem Rajasüya oder Bfhaspatisava vorangehen lassen " (Äsv. 9, 9) , bald
ihn diesem gleich, ja selbst darüber stellen, weil eine allgemeine Feier die
speciellere nicht auszuschliessen brauchte.
X Weber, Über den Väjapeya, SPAW 1892, p. 765 ff.; Eggeling SBE 41, XXIII.
Die obige Darstellung beruht auf VMyth. 1, 247 ff. und auf Webers Abhandlung.
2 VMyth, I, 247. — 3 1. c. 770 resp. 10. — 4 Eggeling SBE. 41, 8.-5 ISt.
10» 350; VMyth. I, 247. — 6 Rel. d. V. 415. — ^ 7 Über die Bedeutung dieser
Varianten siehe Weber. 1. c. p. 798 resp. 38. — 8 So nach dem Komm, zu S.; an-
ders Weber 1. c. 42. — 9 Rel. d. V. 414. — 10 1. c. 771 resp. 11. — " Vgl. den
yavakaldpi casäla beim Sädyahkra S. 14, 40. — »2 Eggeling SBE. 41, XXV.
S 74., Rajasüya*. — Äp. 18; Kät 15; Kaus. 17; Vait 36, i — 13; Äiv.
9, 3. 4; Sänkh. 15, 12 — 27; 16, 18; Lä^ 9, i — 3. Die Weihe für einen König
aus K$atriyageschlecht , die wahrscheinliche Veranlassung verschiedener AV.-
Lieder^, ist ein grosses im Frühling, nach den Mänava's im Herbst stattfindendes
1 44 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Opfer mit vielen Modificationen 3 und Abweichungen innerhalb der Schulen,
dessen Vorfeiern ein ganzes Jahr zuvor beginnen ♦, dessen Mittelpunkt der
einen Sutyätag umfassende, von Dlk§ä- und Upasadtagen eingeleitete Abhi-
§ecanTya ist. Das Opfer knüpft sich mythisch an Indra oder an die Weihe
König Varui^a's an, weshalb es auch den Namen varunasava führt, und, wohl
in engem Zusammenhange mit den Beziehungen zwischen Varuija und Bhrgu^
wenigstens bei seinen wichtigeren Abschnitten einen Bhärgava zum Hotj- hat.
Historisch leitet es sich auf die Königsgeschlechter der epischen Zeit zurück,
auf die Bharata's oder die Kuru's und Pancäla's. Wir finden nicht nur den
Opferer mit den Priestern, sondern auch weitere Kreise, vor allem die Hof-
beamten, beteiligt und verschiedene mehr volkstümhche Elemente, alte Zauber-
bräuche, einen symbolischen Kriegszug, Würfelspiel dem Ritual einverleibt
An Stelle des Brahman oder Adhvaryu tritt wiederholt der Purohita ein. Es
wird eröffnet von einem mehrere Tage dauernden Opfer, pavitra oder auch
abhyärohamya genannt, dessen erster Dlk§ätag auf den ersten Tag der lichten
Hälfte des Monats Phälguna fällt. Ihm folgen mehrere Spenden, zuerst an
Anumati und an Nirrti, welche den Abfall von Mehl und Körnern empfängt,
an einer salzhaltigen oder aufgesprungenen Stelle des Bodens im Süden. Nach
den Texten des schwarzen YV. ist hier ein schwarzes Gewand mit schwarzen
Fransen der Opferlohn. Die einleitenden Spenden reichen bis zum 15. Phäl-
guna, an dem die ein Jahr umfassenden, von einigen übergangenen Cätur-
mäsya's beginnen. Die Zeit zwischen den Knotentagen wird, wie Äsv. 9, 3, 5
sagt, cakräbhyäniy durch die NV.-Opfer oder nach einigen durch die Spenden
für Sonne und Mond ausgefüllt Sie schliessen am ersten Tage des nächsten
Phälguna mit dem SunäsTriya. Auf dieses folgen am selben oder nächsten
Tage des neuen Jahres die pancavätlya- oder panced/mnya-^^tnd'^Ti an die
Schutzgötter der Himmelsgegenden, ihnen folgt oder geht nach dem schwarzen
Y-V. voraus das indraiuriya^ vier Spenden an Agni, Varu^a (Gerste), Rudra
(gavedhuka), Indra (saure Milch einer Lastkuh), weiter zur Abwehr der Raksas
im Norden unter Benutzung eines Feuerbrandes wie beim Traiyambaka der
Apämärgahoma aus Körnern in einem Paläsa- oder VikankataholzlöffeL Er
stammt nach Weber aus dem Volksaberglauben und wird auch als Gegen-
zauber ausserhalb des Räjasüya verwendet. Den zweiten und dritten Phäl-
gunatag nehmen die 3 irisamyukta-^^tn^tw ein, jede aus einer Dreiheit von
einzelnen Spenden für Agni-Vi§nu, Indra-Vi$nu u. s. w. bestehend, mit einem
zwerghaften, dunklen resp. braunen Rinde als Opferlohn. Die Zeit vom 3. — 15.
Phälgunatage füllen die zwölf ratnahavis^ die der Reihe nach in den Häusern
der höchsten Personen des Hofstaates, »die das Rä§tra geben und nehmen«,
des Heerführers, des Piurohita, des Opfernden selbst, der Mahi§i, des Süta
u. s. w. fiir solche Götter darzubringen sind , die mit dem Charakter des Be-
amten in gewissem Zusammenhange stehen ; im Hause des Senänl z. B. Agni
anlkavat, im Hause der Mahi§i Aditi, in dem der »verstossenen Gattin« Nirrti;
im letzteren Fall ein Löflfel von schwarzen, mit den Fingernägeln gespaltenen
Reiskörnern. Entsprechend variiren die Dak§i^ä's; für die genannten drei
Opfer ist der Reihe nach Gold, eine säugende resp. eine alte, schwarze »ab-
gerackerte« Kuh (Kät. 15, 3, 34), im Hause des Düta sind Bogen, Köcher
und roter Turban der Opferlohn. An diese zwölf »Juwelenopfer« schliessen
sich Sühneceremonien an, nach dem schwarzen YV. Spenden für Indra suträman
und anhomuc, nach Kät. ein Caru für Soma-Rudra in der Milch einer weissen
Kuh mit weissem Kalbe, und ein Caru für Mitra-Brhaspati mit charakteristi-
scher Unterscheidung beider Götter im Ritual. Damit sind die Vorbereitungen
beendet und am ersten Caitratage beginnt mit der Dlk$ä die Salbungsfeier,
der abhisecamya, ein Ukthyaopfer, das ausser dem Sutyätage einen Dik§ä- und
74- Räjasüya. I4S
drei Upasad-, im Ganzen also fünf Tage umfasst (Meinungsverschiedenheiten
über die Zahl der Dlk$ä's Lät, 9, i, 5 ff.). Gleichzeitig mit dem Opferplatz
für dieses Opfer wird der für den Dasapeya hergerichtet und für beide zu-
gleich der Soma gekauft Die acht devasühavis für Savitr satyaprasava,
Agni gfhapati u. a., die aus verschiedenen Reisarten (»schnell gewachsenem«,
»wildem«, »rotem« Reis), Hirse u. s. w. hergestellt werden, leiten die engere
Feier ein und haben den Zweck, der Fürsorge jener Götter den Opferer NN.,
Sohn des NN., zu empfehlen, den sie zur Herrschaft über diesen Stamm ein-
setzen sollen. Die Stoffe zur Salbung werden jetzt beschafft, 1 7 Flüssigkeiten,
Wasser aus der SarasvatI, Wasser, das mit dem Strom, gegen den Strom
fliesst, aus einem Strudel, ätapavarsyäf^^ aus der Luft beim Herabfallen aufge-
fangene Tropfen von Sonnenregen, Wasser aus der Gebärmutter einer Kuh
u. a. Mittags nach den Marutvatiyagraha's , vor dem Mähendra, geht die
Salbung vor sich. Sechs der auf Prthi Vainya zurückgeführten Pärüiaspenden
werden dargebracht, die zusammengegossenen Salbungswasser mit zwei Klär-
sieben gereinigt und in die vier Gefässe aus Paläsa, Udumbara, Nyagrodha,
Asvattha gegossen. Der Yajamäna trägt ein Linnengewand, in das die Opfer-
gefässe eingestickt sind, darüber ein anderes von fahler (Komm.: roter) Farbe,
dazu ein Oberkleid und Turban. Aus der Hand des Adhvaryu empfängt er
in feierlicher Ceremonie den besehnten Bogen nebst drei Pfeilen, und mittelst
der von ihm selbst zu sprechenden sieben Jw</-Sprüche, die ihn als den
»erkundeten« der Götter bezeichnen, wird er proklamirt Die bösen Geister
findet man durch ein Stück Kupfer ab, das der Adhvaryu in den Mund eines
»langhaarigen«, zur Seite des Sadas sitzenden Menschen wirft. Der Opferer
muss alsdann unter Sprüchen nach den verschiedenen Himmelsrichtungen
schreiten, den Osten, Westen u. s. w. »ersteigen« und ein in der Nähe der
Salbgefässe ausgebreitetes Tigerfell betreten, auf dessen hinterer Seite ein
Stück Blei liegt, das er mit dem Fusse als »Haupt des Namuci« fortstösst
Goldschmuck unter den Füssen, einen neim- oder hundertfach durchbrochenen
Goldreif auf dem Haupte empfängt er die Salbung, die vom aiis dem Paläsa-
gefäss der Purohita oder Adhvaryu, im Übrigen ein Verwandter, ein befi*eun-
deter Räjanya und ein Vaisya vollzieht Der Salbung folgt die Darbringung
sechs weiterer Pärthaspenden und hier oder, nach anderen, später das berühmte
Äkhyäna von Sunahsepa^, das der Hotr auf goldenem Kissen sitzend dem
gesalbten König vorträgt Es ist die einzige Reminiscenz daran, dass einst-
mals mit dem Räjasüya Menschenopfer verbunden gewesen sein könnten (vgl.
Ait Br. 7, 15, 8). Der König thut auf dem Fell die Vi§9uschritte und giesst
den übrigen Salbungsstoff in das Paläsagef äss , das er seinem liebsten Sohne
mit dem Wunsche, dass dieser »sein Werk, seine Kraft fortsetzen möge«,
reicht. Die Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn symbolisirt eine Spende von
Seiten des Adhvaryu, der vom Sohn des Königs dabei angefasst wird und in seinem
Spruch die Namen von Vater und Sohn erst vertauscht, dann richtig sagt Einer der
charakteristischen Züge des Opfers ist ein symbolischer Beutezug. Nörd-
lich vom Ähavanlya werden 100 oder mehr Rinder aufgestellt, die den Ver-
wandten des Königs gehören. Er besteigt seinen vom Gerüst. abgehobenen
und mit vier Pferden bespannten Streitwagen und fährt in die Rinderheerde,
davon er ein Tier mit dem Bogenende berührt und samt den andern als sein
Eigentum erklärt. Die Besitzer werden entschädigt. Instruktiver ist Läf. 9, i,
14 ff. Danach schleppt man die schwachen Verwandten des Königs mit ihrer
Habe herbei; zur Zeit der Dak$i9ä plündert er sie und schiesst auf sie Pfeüe
ab. Diese bringen sie ihm selbst zurück mit dem Wunsche, dass er siegen
möge. Ein Drittel ihrer Habe erhalten die Priester, ein Drittel die beim
Dasapeya Beteüigten, den Rest empfangen die Eigentümer zurück und Dörfer
Indo-arische Philologie. III. 2. ]0
146 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RixuALLmERATini u. s* w.
dazu; fortan gelten sie als Räjanya's, aber zur königlichen Salbung für un-
geeignet Wenn ich nicht irre, ragt hier das Kronprätendententum und der
Verwandtenstreit orientalischer Höfe symbolisch in das Ritual hinein. In dem
einfacheren Ritual des Kaus. besteigt der König ein Pferd und wendet sich
nach der »unbesiegten« Himmelsgegend hin. (Ein interessantes Analogon
findet sich in dem Krönungsceremoniell Ungarns, das den König nach den
vier Himmelsrichtungen Schwertstreiche führen lässt: »In kurz gestrecktem
Galopp sprengte der König den Krönungshügel hinan, das heilige Schwert
nach den vier Weltgegenden in Krenzhieb schwingend und jedesmal das Pferd
rasch herumwendend^«) Handelt es sich um die Salbung eines noch Höheren, so
tritt ein Vaisya mit seiner Habe vor ihn hin und tauscht mit ihm Rede und
Gegenrede (Kaus.). Nach mehreren auf die Abschirrung des Wagens bezüglichen
Spenden legt der Opferer Sandalen an aus dem Fell eines Ebers, schaut auf die
Eide hinunter mit dem Wunsche, »von ihr nicht verletzt zu werden und sie
nicht zu verletzen« und steigt ab. Bogen und Pfeile reicht er dem Bogen-
träger, worauf er einen Thronsessel, der auf das Tigerfell gestellt worden ist,
besteigt. Dort empfängt er von den Adhvaryu's fünf Würfel, im Begleitspruch
»die fünf Weltgegenden« genannt, und wird von den Priestern von hinten
langsam und leise mit Stöcken, von opferreinen Bäumen stammend, geschlagen.
Ehe das Würfelspiel beginnt, reicht der Piirohita oder Adhvar3ru dem König
einen Sphya, dieser gibt ihn seinem Bruder weiter, dieser dem Süta oder
Sthapati, dieser wieder einem Sajäta (Landsmann?), der zusammen mit dem
Pratiprasthätr mit Hilfe dieses Sphya in der Nähe des Hausfeuers den Spiel-
platz abgrenzt, auf dem eine Hütte errichtet wird. Gold legt man in die
Mitte, der Adhvaryu opfert darüber und wirft die Würfel darauf, die er auf-
fordert, »mit den Strahlen der Sonne wetteifernd den König zu einem festen
Mittelpunkt des Stammes werden zu lassen«. Hier wie beim Agnyädheya
(S. 107. 108) spielt also der Würfel eine Rolle im Ritual. Es ist nützlich,
an TvLORS Worte zu erinnern', dass »Wahrsagekünste und Hazardspiele sich
in ihren Grundzügen so ähnlich sind, dass derselbe Gegenstand von einem
Gebrauch zum andern übergeht«, um die Möglichkeit einer Wechselwirkung
zwischen religiösen und weltlichen Momenten auch hier sich zu vergegen-
wärtigen. Nach dem Opfer fordert der Adhvaryu zum Spiel mit den Worten
gäm divyadhvam »spielt um die Kuh« auf, und ein Würfelspiel, sei es Kjta
oder ein anderes, beginnt, für das den Priestern als Opferlohn die den Wagen
mit dem Hausfeuer ziehenden Rinder gegeben werden. Alsdann nimmt der
Ekaha seinen weiteren Fortgang vom Mähendragraha (S. 132) bis zur Udava-
sänlyä (S. 134), hier beim Räjasüya ersetzt durch die traidhätavi für Indra-Vi§nu,
eine dreifache Spende von Reis und Gerste, in bestimmtem Verhältnis mit
einander gemischt. Sie folgt dem Opferbad, das mit Beobachtung besonderer
Vorschriften zu vollziehen ist; danach wendet sich die Handlung dem dadapeya ge-
nannten Somaopfer zu. Von den zehn samsrpähavimsi für Savitr, Sarasvati
u. a., welche die Stelle der Diksä vertreten, wird ein jedes immer näher
auf den früher (S. 145) hergestellten Dasapeyaopferplatz zu dargebracht, bis
das letzte in der Dasapeyasälä selbst geopfert wird. Natürliche oder goldene
Lotusblumen, aus denen der Opferer am Schluss einen für seinen Hals be-
stimmten Kranz windet, bilden für diese zehn Spenden den Opferlohn. Dieser
Dasapeya, ursprünglich wohl eine selbständige, von der Krönungsfeier unab-
hängige Ceremonie, beginnt am siebenten Tage der lichten Hälfte des Caitra
und ist ein exklusives Somaopfer®, dessen Veranstalter eine Ahnenreihe von
zehn namentlich aufzuführenden Somatrinkem aufweisen sollen, obwohl auch
hier die priesterliche Praxis sich entgegenkommender als die Theorie gezeigt
hat An jeder der zehn Kufen trinken zehn gemeinsam; die Meinungen
'^\_
75. AhIna's. 147
schwanken, ob an der des Opferers seine Standesgenossen teilnehmen oder
nur Brahmanen ausser ihm trinken dürfen (Ait Br. 8, 8, 8 lässt dem König bei
dem Punarabhi$eka einen Becher Surä reichen). Als Opferlohn empfängt der
Brahman zwölf tragende Färsen, der Udgätr einen goldenen Kranz, die zwei
Adhvaryu*s zwei goldene Spiegel u. u. a. der Maiträvarui^a eine unfruchtbare
Kuh (vasä). Verschiedene Observanzen, die nur gewisse Zeit oder zeitlebens,
dauern, schliessen sich an das Opfer an; eine davon ist das Gebot (das Lä^.
auch auf die Einwohner des Reiches, soweit sie nicht Brahmanen sind, und
selbst auf die Pferde ausdehnt), das Haupthaar vor der grossen, ein Jahr später
stattfindenden Kesavapanlyaceremonie nicht zu schneiden. Auch müssen weitere
Spenden dargebracht werden, so der fünffache pahcabila carit oder die dUäm
avqiayahy um die Himmelsgegenden abzufinden, die moM prayugghavis zur
Gewinnung der Jahreszeiten entweder in monatlichem Abstände oder in räum-
licher Entfernung von einander, die ersten sechs immer einen Samyäwurf
weiter, die nächsten sechs immer wieder näher auf den Ähavanlya zu oder
in noch anderer Weise; ferner zwei Opfer tragender Kühe, einer rotfarbigen
für die Aditya's oder Aditi, einer scheckigen für die Visve deväh oder die
Maruts; die Texte schwanken überall in der Anordnung sowohl als in den
Einzelheiten. Als Abschluss des ganzen Festes kann man den eben erwähnten
als Atirätra zu begehenden keiavapaniya ansehen, das feierliche Scheren des
königlichen Haares am Vollmond des Jyai^fha; von den Texten sehr kurz,
von der TS. gar nicht behandelt. Weitere Nachfeiern, zur Erhaltung der
Herrschaft, nicht obligatorischer Art, sind die zweitägige vyusti und die ksa-
trcLdhrtiy letztere von S. im Anschluss an eine Legende von der Vertreibung
der Kuru's vorgeschrieben. Die ebenfalls mit dem Räjasüya in Beziehung ge-
brachte Sauträmai?! wird S 81 besprochen 9. Das Opferhonorar für die aus-
gedehnten Opfer des Räjasüya steigt zu ausserordentlicher Höhe. Asv. 9, 4
macht nur für Abhi§ecaniya und Dasapeya besondere Angaben und bezeichnet
die Dak§inä's für die andern Teile als nyäyaklpta\ bei Lä^. kommen 240 000 Kühe
zusammen (Weberp. 132); in Wirklichkeit werden die Honorare hier wohl von
dem Reichtum und dem Willen des Königs abhängig gewesen sein.
» Weber, Über die Königsweihe. Abh. PAW. Berlin 1893. Meine hier ge-
gebene kurze Skizze beruht auf Webers umfassender Darstellung und auf KäL;
Yajnesvara^arman, ÄryavidyOsudhakara p. 89 ff.; Über abhiseka, aMäsecamya GoLD-
STÜCKER, Sanskrit Dict. 1860 p. 275 ff. — « wie 4, 8. 22. — 3 Ä^v. spricht von
räjasüyah'y Ait. Br. 8, 5. 12 unterscheidet einen aindra mahäbhiseka von dem punara-
bhiseka eines schon gesalbten Königs. — 4 Ein Verzeichnis aller Hauptmomente
bei Weber 1. c. p. 27»; 106. 7; 83. — 5 Weber. 1. c. 52. io8 und »Episches im
Vedischeii Rit.« S. 776 ff. — 6 Bericht der Nat.-Zeit. 1867. Nr. 267 über die Krö-
nung Franz Josef I in Pest. — 7 Anfange der Kultur i, 80. — 8 Weber, ISt.
10, 85; VMyth. I, 124. — 9 Ein Gj-hyaopfer für Könige ist der KauS. 140 vor-
geschriebene Mahotsava.
S 75. Ahina's. — Kät 23; Vait (s. Index); Äsv. 10, i, 11. 12; 10, i,
16 — 4, 6; S. 16, 19 — 30; Lät. 9, 5 — 12. Unter Ahina's versteht man Opfer
von zwei- bis zwölftägiger Dauer der Somapressungen mit in der Regel zwölf
Upasads, im Ganzen aber nicht mehr als einen Monat lang. Äsv. beschreibt
oder nennt wenigstens in Buch 7. 8 die Mehrzahl der Tage, aus denen wie
aus Elementen sich die meisten der Opfer, Ahina's imd Sattra's zusammen-
setzen, i) Der als Atirätra gefeierte Präya^Iya und Udayaniya. 2) Ca-
turvimsa. 3 — 14) Die beiden Abhiplava- und Pr§thya§a4aha genannten
sechstägigen Wochenfeiem mit vielen Abweichungen in Texten und Recita-
tionsweisen. 15) Abhijit 16 — 18) Die drei Svarasäman's, im Wesent-
lichen gleich mit den ersten drei Abhiplavatagen, in gerader oder umgekehrter
Folge. 19) Vi§uvaL 20) Visvajit. 21 — 23) Die Chan dorn a's. 24) dasa-
X 48 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
mam ahar. 25) Mahävrata (von Äsv. nicht besclirieben), im Ganzen also
25, von denen mehrere auch als Ekäha's gelten. »Wie eine beschränkte An-
zahl von Lauten«, sagt er 10, 5, 16, »zur unbegrenzten Ausdrucksweise wird,
so ergibt eine beschränkte Anzahl von Tagen eine unbeschränkte Menge von
Combinationen.« Auch andere, künstliche Gebilde sind anzutreffen. So können
^(f und äyu^ aus je drei Abhiplavatagen so hergestellt werden, dass ^o aus
dem ersten Tage die Morgen-, aus dem zweiten die Mittag-, aus dem dritten
die Abendpressung erhält, ebenso äyu^ aus dem vierten bis sechsten Tage
(Asv. 8, 7, 15). Die Ahina's müssen immer mit einem Atirätra enden (Kät.
1 2, 1, 6; Asv. 10, 1, 1 7); zur Bildung ihrer andern Tage werden, sofern keine andeire
Bestimmung vorliegt, nach Kät 23, i, 5 immer um eins ansteigend die Tage
des beim Dvädasäha vorgeschriebenen Dasarätra gewählt, beim Dvyaha also
der erste, beim Tryaha i und 2, während Äsv. 10, i, 16 nach einem mir nicht
ganz deutlichen Sütra für die aufgezählten Ahlna's bis zum Sa4aha Abhiplava-
tage vorschreibt, für andere aber Pr§tbyatage (vgl. auch 9, i, 4. 5). Fast
jeder dieser elf Ahlna's, vom Dvyaha bis zu dem besonders vorgeschriebenen
Dvädasäha hat verschiedene, mit besonderen Namen bezeichnete Modifikationen,
die wahrscheinlich aus der Praxis gewisser Familien oder Länder zu der in
den Sütren vorliegenden Darstellung zusammengeflossen sind. So führen die
drei Ahlna's mit je zwei Presstagen, also die Dvyaha's die Namen ängirasaj
caitraratha, käpivana. Mit dem ersten soll, nach Kät, opfern, wer trotz
seines Reichtums an guten Werken sich zurückgesetzt fühlt, mit dem zweitoi
ein Prajäkäma, mit dem dritten ein Svarga- oder Pasukäma; doch geben andere
Sütren andere Zwecke an. Wie jene leiten auch andere der Ahlna's sich auf
bestimmte Familien oder Männer zurück; so unter den fünf Tryaha's, bei
denen die besondere Verteilung der Dak§i^ä's bemerkenswert ist', die des
garga und baida, von den Caturaha's der atricatürätray jämadagna u. a.; mit dem
Dasarätra wird TS. 7, 4, 5, 4 Udanka Sauibäyana in Verbindung gebracht.
Es ist nicht zu erkennen, wie weit priesterliche Erfindung oder Verwertung
volkstümlicher Opfer in den einzelnen Fällen vorliegt Dass altes Volksgut
auch hier in rituelle Form gebracht worden sein kann, bezeugt der iabatt"
homa, ein »Waldorakel im Frühling« ', den Weber mit unserem Kukuksorakel
oder dem in der Oberpfalz als Liebesorakel verwendeten Hundebellen ver-
glichen hat Es hilft dem, der das Gedeihen seines Viehes, der sich tausend Stück
Vieh wünscht. Im Zusammenhange mit dem bei den Chändogya's ausführlich
vorgeschriebenen Gargatrirätra oder auch von ihm unabhängig (die Texte
schwanken), nimmt es am ersten Tage des Frühlings in der lichten Hälfte
nach Lät. 9, 8, 4 seinen Anfang. Der Opferer lässt Haar und Bart scheeren,
legt ein ungebrauchtes Kleid an, für das das TMBr. noch besondere Vorschrift
gibt; er liegt zwölf Nächte auf einem unbedeckten, etwas erhöhten Platze und
trinkt heisse Milch. Das Feuer in seiner Wohnung muss beständig brennen.
Kein anderer als der Freund, welcher die Prai§a's spricht, darf ihm folgen;
er soll nur wenig sprechen und nicht weit weg gehen. Gegen Morgen des
zwölften Tages opfert er eine Spende von Honig und saurer Milch mit einem
an Saball gerichteten Spruch. Ehe Stimmen laut werden, geht er aus dem
Dorf in den Wald, wo er keinen Laut eines der im Dorfe befindlichen Tiere
mehr hört, nimmt ein Grasbüschel und ruft dreimal aus vollem Halse »Sa-
bali!« Wenn darauf ein anderes Tier als ein Hund oder Esel antwortet, so
wird das Opfer Erfolg haben. Kommt keine Antwort, so soll er übers Jahr
seinen Ruf wiederholen. Wenn ihm aber selbst beim dritten Mal kein Tier
antwortet oder gleich beim ersten Mal ein Hund oder Esel, so ist seine Hoff-
nung auf Vieh zu nichte. Von den fünf Pancäha's sei d^x pahcaiäradlya^
hervorgehoben, bei dem durch fünf Jahre hindurch (am siebenten oder achtai
76. AivAMEDHA. 149
Tage) der lichten Hälfte des Monats Äsvayuja 34 Tiere für die Maruts an-
gebunden werden. Sie sind zur Hälfte männlich, zur Hälfte weiblich und
haben die mit jedem Jahr variirenden Kennzeichen der beim Vaisyastoma zur
Dak§inä verwendeten Rinder, »Flecken wie Lotusblüten« u, s. w. (S. 140).
Die 17 Stiere werden angebunden, aber nach dem Paryagnikarai^a wieder
losgelassen; und nur mit den weiblichen Tieren dieses Jahres wird das Opfer
vollendet So durch 5 Jahre, bis im 6. Jahre (im Monat Kärttika) an 4 Tagen
je drei, am 5. Tage fünf dieser Stiere fir Indra-Marut geopfert werden. Wenn
von den Tieren in der Zwischenzeit eins zu Grunde geht, verunglückt oder
geraubt wird, so sind je nach dem Unglücksfall andere Spenden darzubringen,
so an Väyu, wenn eins entläuft, an Apämnapät, wenn eins ertrinkt u. s. f.
Mehrere der Ahlna's zeichnen sich durch besondere Combination der Tage
aus; die Kusurubinduform des Dasarätra wird z.B. durch die Reihenfolge
von drei Agni§toma's mit dreifachen, drei Ukthya's mit fünfzehnfachen und drei
mit siebzehnfachen Stoma's und schliesslich einem Atirätra mit einundzwanzig-
fachen Stoma*s gebildet. Die Purform desselben Opfers, die zur Gegen-
beschwörung dient, besteht aus Agni§toma, Ukthya, Agni§toma; Go, Abhijit,
Go; Visvajit, Äyur, Visvajit Ein Ahina von besonderer Art und Bedeutung
ist der drei Somapresstage zählende Asvamedha.
« Kät. 13, 4, 15 fr.; IJlt. 9, 6, I ff. EGGELING, SBE. 26, 414. — * WEBER,
ist. 5, 437—447; Lat« 9, 8, l ff. TMBr. 21, 3. — 3 Cf. Räjendra Läla Mitra
JASB. 41, 179, der ihn mit der Durgäpüjä vergleicht.
S 76. Asvamedha*. — Kät. 20; Vait 36, 14 — 37, 8; Äp. 20; Hir. 14;
Äsv. 10, 6 ff.; Sänkh. 16, i ff.; 16, 18, 10 ff.; Lä^. 9, 9 — 11. Das Pferde-
Opfer ist einer der ältesten Bestandteile der ind. Liturgie; das Ait. Br. preist
8, 21 die Könige der Vorzeit, die nach ihrer feierlichen Salbung die Erde
durchzogen und damit opferten. Es ist eine Prärogative der königlichen
Würde; nur der König darf es bringen, um alle Wünsche zu erreichen oder
genauer, zur Mehrung seines Reiches. Der schöne Spruch, den er dabei
flüstert, Väj. S. 22, 22: »möge, o Brahman, ein Brahmane geboren werden,
reich an Ansehen; möge geboren werden im Reich ein Fürst, ein Held, pfeil-
kundig, rüstig, ein Wagenkämpfer; müchreich die Kuh, zugkräftig der Stier,
schnell das Pferd, fleissig die Frau . . .« kann als Ausdruck dieser Wünsche
gelten. Das zum Opfer auserwählte Ross muss von besonderem Werte sein
(»tausend Rindern gleich«), drei- oder vielfarbig, schnell, mit einem dunklen
Zeichen versehen oder dem Zeichen des Wagens (ki-ttikänji), vom schwarz,
hinten weiss oder auch schwarzscheckig; die Meinungen der Lehrer gingen
im einzelnen hier auseinander ^ Das Opfer beginnt am 8. oder 9. Tage der
lichten Hälfte von Phälguna, im Frühling, oder nach einigen im Sommer.
Lä^. 9, 9, 6 ff. führt verschiedene Ansichten an. Zuerst wird eine Quantität
Reis für die Priester als Brahmaudana gekocht und ihnen samt viertausend
Rindern und 400 Minen Gold dargeboten. Dem König, der einen Gold-
schmuck angelegt hat und Schweigen bewahrt, gesellen sich seine mit Schmuck
angethanen vier Frauen zu, jede nach ihrem Range gefolgt von hundert
Mädchen verschiedener Stände, von Prinzessinnen, Töchtern des Adels
(räjanya's), höherer Beamter (von »Stallmeistern und Gemeindehäuptern«) resp.
von Thürhütem und Wagenlenkem. Abends nach vollzogenem Agnihotra
lässt er sich am Gärhapatyaherde, sein Haupt nach Norden richtend, zwischen
den Schenkeln seiner zweiten Frau, ohne die Keuschheit zu verletzen, nieder;
die anderen Frauen hinterdrein. Am nächsten Morgen, nach Darbringung
verschiedener Spenden, darunter einer fiir Agni pathikrt oder mürdhatwat
(Äsv.) und für Pü§an mit reichlichen Geschenken an die Priester, erfolgt mit
Erlaubnis des Brahman das »Binden« des Pferdes mit einem 12 oder 13
ISO HL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RrruALLnTERATUR u. s. w.
Ellen langen, tags zuvor in der Brahmaudanabutter gesalbten Zügel oder
Strick (radanä)^ alles unter Sprüchen. Darauf wird es an einem stehenden
Gewässer besprengt. Ein Mensch von niederer Herkunft (Sohn eines Südra
von einer Vaisyä Komm.), nach einigen ein Hurer, nimmt einen »vieräugigen«
(über den Augen gefleckten) Hund, tötet ihn mit einem Knüppel aus Sidhraka-
holz und lässt ihn auf einer Matte unter dem Pferde durchschwimmen: »Wer
den Renner töten will«, lässt man den Opferer sagen, »den bedrängt Vanina.
Fort mit dem Menschen, fort mit dem Hund.« Ist das Pferd zum Feuer
zurückgekehrt, so begleitet man das Trocknen des Pferdes mit einer Anzahl
stokiyä- oder Tropfspenden. Es folgen hierauf täglich sich wiederholende
Purocjäsaspenden an Savitr prasavitr, S. äsavitr, S. satyaprasava, fiir die je
hundert Gold- resp. Silberminen an die Priester gezahlt werden. Während
der Prayäja*s smgt ein Brahmane zu den Klängen der Uttaramandrä selbst-
verfasste Gäthä's, die auf frühere Opfer und Dak^i^ä's sich beziehen {ayajaiay
adadät) ^ und am Ende der 3. I§ti flüstern Opferer und Adhvaryu in das Ohr
des Pferdes zu seiner Entiassung den Spruch, »vibhü bist du durch die
Mutter — gehe dem Fluge der Äditya's nach.« Das Ritual schreibt vor, es
unter eine Zahl von hundert alten, nach dem Komm, über vierundzwanzig
Jahr alten Pferden nach NO. hinauszulassen. Sein Geleit bilden je hundert
Jünglinge derselben Abkunft wie die genannten Hofdamen der Königinnen,
gepanzert, mit Schwertern, Köchern resp. Stöcken bewaffnet. Mit der Auf-
forderung das den Göttern geweihte Ross zu beschützen, weist der Adhvaryu
sie in ihre Pflichten ein. Sie müssen ein Jahr lang das ganz nach Belieben
umherschweifende Ross* vor Gefahren (schlechten Wegen, Gruben u. s. w.
nach dem Komm, zu Lät. 9, 9, 5), vor Berührung mit Stuten und ungeeig-
netem Bade Wasser bewahren. Wo sie Brahmanen treffen, die das Pferdeopfer
nicht kennen (»wisst Ihr, was für Yüpa's der Asvamedha hat« fragen sie nach
Sat. Br. 13, 4, 2, 17), sollen sie sich mit Gewalt bei ihnen Speise und
Trank verschaffen und gare Speisen {pakvänna) von allen Brahmanen nehmen.
Bei einem Rathakära ^ soll ihre Wohnung sein. Den Prinzen, die ihr Werk
glücklich zu Ende führen, verheisst er die Königsweihe als Lohn. Wenn
dem Pferde ein Ungemach widerfährt, ist dies mit Spenden zu sühnen; für
Pü§an z. B., wenn es rotzkrank, für Sürya, wenn es augenkrank wird, für Vaniija,
wenn es im Wasser umkommt. Stirbt es oder geht es verloren, so ist ein
anderes zu nehmen, an dem ein Teil der bisherigen Ceremonien zu wieder-
holen ist Nach der Freigebung des Rosses werden daheim südlich von der
Vedi goldene Sitze aufgeschlagen, auf denen der Adhvaryu und Yajamäna,
dieser umgeben von Söhnen und Angehörigen (Asv. 10, 6, 10), sowie Hotr,
Brahman, Udgätr Platz nehmen. An den Hotr ergeht die Aufforderung zum
J>äriplavay zur Recitation der alten Äkhyäna's, die auf die Vorbilder des
Königs in Geschichte und Sage hinweisen und in elftägigem Turnus ein Jahr
lang wiederkehren. Am Schluss des Vortrags heisst der Adhvaryu jedesmal
die Lautenschläger »den Opferer zusammen mit den Königsr$i's« zu besingen;
am Südfeuer opfert er die auf die Bewegungen des Rosses bezüglichen pra-
krama-homa's und im Ähavanlya nach Sonnenuntergang die dhrtihoma'Sy
während denen ein Lautenspieler aus dem Kreise der Rajanya's drei von ihm
selbst verfasste Gäthä*s zu den Klängen der Laute singt, die Anspielungen auf
frühere Siege und die Worte ayudhyata^ amurti samgrämam ajayat enthalten
müssen (Sat. Br. 13, 4, 3, 5). Alle die Vorgänge: das Liegen zwischen den
Schenkeln der Vävätä, die Savitrsp enden, die Gesänge zur Laute, die Päri-
plava's und Dhj-tiopfer, wiederholen sich durch ein Jahr täglich vom Utsarga
des Rosses an, doch schränken manche den Zeitraum auf 6 Monate bis zu
einem halben Monat ein. Während der König bisher mit den Königen der
76. ASVAMEDHA. 151
Vorzeit zusammen besungen wurde, preist man ihn von der Dik§ä an, die
nach Ablauf jenes Jahres stattfindet und die Opferung des zurückgekehrten Tieres
einleitet, mit den Göttern zusammen, und an den eigentlichen drei Opfertagen
zusammen mit Prajäpati. Die weiteren Vorgänge fasst ein Komm, zu Kät
20, 4, 2 dahin zusammen, dass am CaitrivoUmond das Opfern der Tiere
u. s. w., am 6. Tage der dunklen Hälfte desselben Monats die 7. Dik§a^Iyä
stattfindet und von da ab die 12 Dik$ätage beginnen; am 3. Tage der
lichten Hälfte von Vaisäkha Somakauf, am 14. AgnI§omIya-Pasu; am Voll-
mond der erste Presstag. Der Opferplatz muss im O. liegen und mit Wasser
versehen sein. 21 Opfeipfosten werden errichtet; in der Mitte einer aus
Rajjudälaholz, zu beiden Seiten davon je einer aus Devadäru, je drei von
Bilva, Khadira, Palasa. An diese werden die 21 Tiere für Agni-Soma ge-
bunden. Die Tieropfer (savanlya's) an den drei Sutyätagen bestehen aus je
zwei Reihen von elf Tieren, am dritten Tage werden vielfarbige Rinder ge-
wählt (Kät. 20, 4, 26). In Bezug auf die genauere Bestimmung der Press-
tage schwanken die Sütren; nach Kät 20, 4, 22; 5, i; 8, 12. 13 ist der erste
ein Agni§toma, der zweite ein Ukthya, der letzte ein Atirätra, oder ein anderer
von acht beliebigen Tagen. Asv. 10, 8, 2; 9, 8 macht den ersten zu einem Gota-
mastcma, den zweiten zu einem etwas modificirten 5. Tage eines vyüjha-
pr§thya§a4aha, und lässt für den 3. die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten.
Von diesen Tagen hat der zweite allgemeineres Interesse. Zum Bahi$pava-
mäna begiebt man sich, indem man das Ross am Schwanz berührt Sein
Gewieher beim Anblick von Stuten, die man ihm zeigt, vertritt das Stotra
(Kät 20^ 5, 4). Genauer ist Lät. (9, 9^ 19 ff.)- Beim Sarpai^a zum Bahi$pavamäna
sagt der Opferer zum Udgätr: »o U., ich finde dich mit hundert Rindern
imd einem Goldschmuck ab. Das Pferd wird mein Udgätr sein.« Man lässt
es hierauf den Bahi§pavamänästäva betreten und zeigt ihm eine Stute; wenn
es wiehert, sagt der Yajamäna zum Udgätr: »U., ich lade dich ein um 100
Rinder und einen Goldschmuck. Du wirst mein Udgätr sein.« Das Ross
wird nach N. hinweggefiihrt, der Udgätr lässt sich auf dem Platz nieder und
singt auf goldenem Sitze das Asvavratasäman (SV. V, S. 345 abhi väjt)^ dem
die Aufforderung an den Hotr ^a^^am abhisfuhU und die Recitation von
RV. I, 163, I — II folgt. Mit drei anderen ebenfalls goldgeschmückten
Pferden spannt man das Opferross an einen vergoldeten Wagen (RV. i, 6, i;
VS. 23, 5) und fährt zu einem Gewässer, um es zu baden. Nach der Rück-
kehr salben die ersten drei Frauen des Königs je nach ihrem Range sein
Vorder-, Mittel- resp. Hinterteil und flechten ihm mit bhür, bhuvah resp. svar
je loi Goldzierraten fest in Mähnen und Schwanz, wobei sich nach einigen
ihr Gefolge beteiligen kann. Dem Ross wird der Überrest eines nachts dar-
gebrachten Kömeropfers angeboten, der ins Wasser geworfen wird, wenn es
nicht fressen will. Darauf beginnt eines der berühmten Brahmodya's ^, bei dem
der Brahman dem Hotr und dieser dem Brahman uns z. T. aufbewahrte Rätsel-
fragen aufzugeben pflegt An den dem Feuer zunächst stehenden Opferpfosten
werden Ross, ein ungehörnter Bock {tüparä) und ein Gomrga gebunden; an
das Ross die Seitentiere, an seine Stirn ein Bock mit schwarzem Hals, an
seine Kinnladen eine Schafmutter für Sarasvatl u. s. w., im ganzen 17 Tiere.
An die andern Yüpa's kommen je 15 genau vorgeschriebene Tiere, im ganzen
327 grämya-Pasu's (VS. 24, 19 Komm.), femer in die Zwischenräume zwischen
den Yüpa's je 13 äraiiya-Pasus, Haselhühner u. s. w., die nach Vollziehung des
Paryagni aber wieder freigelassen werden, alles zusammen nach dem Komm, zu
VS. 24, 40 609 Tiere. Die grosse Anzahl der geschlachteten Tiere ist kaum
eine rituelle Fabel. Ein Pferdeopfer war ein volkstümliches und gewiss mit
Schmausereien, zu denen die Opfertiere schliesslich doch dienten, in grossem
152 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RrruALLrrrERATUR u. & w.
Massstabe verbundenes Ereignis; schon der RV. spricht i, 162, 12 von
der arvato mäfpsabhiksd (cf. die Verteilung des sav.-Pasu Äsv, 12, 9);
wurden doch in Asoka's Küche nach Aussage des i. Felsenediktes täglich
»Tausende« von Tieren geschlachtet Unter Gewändern wird das Ross er-
stickt. Die Frauen umschreiten das verendete Ross je dreimal von links nach
rechts und rechts nach links, nach Äsv. 10, 8, 8 »es (mit den Gewändern)
fächelnd, ihre r. Haarflechten hinaufbindend und die anderen auflösend {?J, den
linken Schenkel schlagend.« Die Mahi^i begiebt sich in seine Nähe, beide bedeckt
man mit einer Hülle, und die Frau legt des Pferdes Glied in ihren Sckooss,
während der Opferer einen darauf bezüglichen Spruch hersagt Adhvaiyn,
Brahman, Udgätr u. a. unterhalten sich mit den Mädchen und Frauen, deren
Gefolge sich beteiligen oder auch allein antworten kann, mittelst der VS. 23, 22£
angeführten Zoten. Ist die Mahi^I aufgestanden, so geht man mit dem Zer-
legen des Rosses vor. Die drei Frauen deuten mit je loi Nadel aus Kupfer,
Silber, Gold (oder Silber, Gold, Blei), je nach ihrem Range, den Weg des
Messers an, das beim Pferd mit Gold verziert sein, bei den Seiten- und
andern Tieren aus Kupfer resp. Eisen bestehen muss. Das Pferd wird mit
dem Anuväka VS. 23, 39 zerlegt; sein Fett nehmen sie zur Bereitung der
Vapä, das Blut wird gekocht Vor Darbringung der Vapä findet aufe neue
ein Brahmodya zwischen Hot]* und Adhvar3ru, Brahman und Udgätr, Yajamäna
und Adhvaryu statt Der übrige Teil des Rosses wird gebraten, das Blut in
ein Gomrgahals-, ein Pferdehuf- und in ein eisernes Gefäss verteilt und darin
am Ende des Svi§takjt, z. T. auch bei anderer Gelegenheit geopfert Zwischen
der Vanaspatispende und Svi§takrt findet die Darbringung des am Spiess ge-
bratenen Fleisches für Prajäpati statt Nach Schluss des zweiten Tages er-
richten bei Sänkh. in den Himmelsrichtungen um das Ähavaniyafeuer Diener
des Opferers Tribünen (präsäda), versehen sie mit Brustwehren (präkära), die
Priester besteigen sie und opfern nachts durch Fensterchen allerlei Kräuter
bis zur Zeit des Prätaranuväka, von da ab übernehmen die Diener bis zu
Sonnenaufgang diese Opferung (16, 18).
Jeder Tag kann sein besonderes Bad haben, es genügt aber auch das
am 3. Tage. Am Ende der Avabhrthe$ti des letzten Tages opfert der Adh-
varyu auf das Haupt eines ins Wasser getauchten »gelbäugigen, kahlköpfigen«
und noch mit anderen Eigenschaften versehenen Mannes T^jumbakäya sväAä/m.
Ist der Opferer aus dem Bade gestiegen, dann gehen, ohne erst die sonst
nothwendigen Vrata's vollzogen zu haben, schwere Übelthäter hinein und
werden, wie auch die Gesetzbücher wissen, durch die Heüigkeit des Asva-
medhabades von ihren Sünden rein 7. Sie heissen aivamedhapüta. Die
Dak^ii^ä's des Pferdeopfers besteben in Hab und Gut des eroberten Landes^
Je' ein Drittel wird davon verteilt mit Ausnahme des Landes selbst, der Leute
und des Eigentums der Brahmanen^ Der Osten gebührt dem Hotr» der
Süden dem Brahman u. s. w. (Kät 20, 4, 27. 28). Ausserdem wird vorge-
schrieben (20, 8, 24. 26), dass am Ende der Udavasäniyä der Opferer seine
Frauen und deren Gefolge je nach der Verabredung oder nur das letztere
als Dak§ii;iä gibt (Sat Br. 13, 5, 4, 27). Der Adhvaryu empfängt ein Mäd-
chen, nach dem Komm, die Tochter des Opferers, und dessen vierte Ge-
mahlin. In dem Jahre, das dem Asvamedha folgt, bringt man vom Frühling
an, Jahreszeit für Jahreszeit, je 6 Tiere dar, im Frühjahr Agni, im Somm»
Indra, zur Regenzeit Paijanya oder den Maruts, im Herbst Mitra-Varupa,
Indra-Vi§nu im Winter, Indra-Bfhaspati zur kühlen Zeit
« HiLLEBRANDT, Nat.Opfcr in Alt-Indien, Festgruss f.BöHTLlNGKS.40. Lassen, Ind.
AK. I, 935. — 2 Cf. I.ät, 9, 9, 4; Öat. Br. 13, 4, 2, 3. 4. — 3 Über die allgemeine Bedentmig
dieser Gesänge Weber, Episches im ved. Rit. p. 772 resp. 6 ff. — 4 Man vergleiche die
77- PURUSAMEDHA. I 55
Wege des Rosses im ASvamedhaparvan des Mbh. Adh. 73 fT. u. die damit verbundenen
Kämpfe. — 5 Über diese cf. Weber, ISt. 17, 198. — 6 Weber, ISt. lo, Ii8. 119. — 7 CC
Gaut. 22, 9; 24, 10. — ^ Anders die in der Nänäghfitinschrift aufgezählten Dak^i^ä's.
S,77. Puru§ainedha*. — Äp. 20. Kät 21, i. Hin 14, 6; Vait 37,
I o ff. Sänkh. 16, 10 ft Auszüge aus Äp. im Komm, zu Taitt. Br. HI, 4 (ed.
in, p. 346). Das Menschenopfer ist ein Pancarätra, das nach KäL 21, i, 2
nur für einen Brähmaiia und Räjanya gilt und angeblich von einem atisthä-
kätna dargebracht wird. Nach S. gewährt es alles, was durch den Asva-
medha nicht erreicht ist. Sein Ritual stimmt mit dem des Pferdeopfers viel-
fach überein. Während dort ein Ross, Gomrga und Aja töpara fiir Prajapati
den Mittelpunkt ^des Opfers bilden, tritt neben Gomrga und Aja hier ein
Mensch. Nach S. soll es ein Brähma^a oder K§atriya sein, den man um
den Preis von 100 Rossen und 1000 Kühen kauft und gleich wie das Ross
ein Jahr in Freiheit lässt, wo er alle seine Wünsche mit Ausnahme dessen
nach Unkeuschheit erfüllen darf. Bei dem Bahi§pavamäna muss er den Platz
beriechen, und nach seinem Opfertode muss zu ihm die Mahi§T in gleicher
Weise sich wie zum Pferde legen. Nach meiner ZDMG 40, 708 gegebenen
Erklärung würden RV. 10, 18, 8; 85, 21. 22 ursprünglich mit dieser Scene
in Verbindung gestanden haben. Was veranlasst, an das einstige Vorhanden-
sein des barbarischen Opfers in Indien ^zu glauben*, ist ausser dem nicht
wegzudeutenden Wortlaut der Texte, wie Sänkh.*s, der die Vorgänge nüchtern
und knapp genau so wie jedes andere Opfer beschreibt, die Erwägung, dass
die Brahmanen eine solche Sitte, die einen der ihrigen dem Opfertode preis-
gab, wie manches andere eher beseitigt als ersonnen haben würden und sie
in den Purä^a*s auch unterdrückten. Eine Abschwächung derart scheint mir
schon eine Vorschrift bei Kät. 21, i, 12, derzufolge nach Vollzug des
Paryagni r^brähmanädayah^^ ebenso wie beim Asvamedha die Haselhühner
und andere Tiere des Waldes, entlassen werden sollen. Der Puru§amedha ist
eben der Überrest eines barbarischen Zeitalters, das wir fUr Indien so wenig
wie für andere Länder zu leugnen haben. Ich weiss allerdings nicht, ob auch
die Massenopfer, von denen Sat. Brähm. spricht (166 an die 11 Opferpfosten
gebundene Menschen Weber 1. c. 68) der Wirklichkeit zuzutrauen sind. Ein
Grund gegen die Annahme ist nicht vorhanden. Menschenschlächtereien der-
art finden ethnographisch ihre Parallelen und auch üire Erklärung^.
Einer Bestimmung Kät's (21, i, 17; Sat. Br. 13, 6, 2, 20) wohnt be-
sonderes Interesse inne. Er sagt, dass der Opferer am Schluss des Opfers
die Feuer in sich eingehen lasse, mit dem Anuväka VS. 31, 17 die Sonne
verehre und sich in den Wald begebe, um nicht wieder zurückzukehren. Der
Komm, nennt das ein »Eintreten in einen anderen Äsrama.« Zu dieser Er-
läuterung stimmt, dass ein König Hab und Gut samt den Leuten, ein Brahmane
seine Habe als Dak§iijä verschenkt [cf. Manu 6, 38]. An der Bedeutung
dieser Bestimmungen, die das Opfer wohl zur ältesten Form des pärivräjya
oder paribbäjaka in Indien machen, wird durch eine abschwächende Bestim-
mung SBr. 13, 6, 2, 20; Kät. 21, i, 18 für den Fall, dass der Opferer doch
im Dorfe bleiben wolle, wie ich glaube, nichts geändert Wie so oft, hat
das Ritual in der Praxis auch hier an Strenge eingebüsst (Siehe S 77).
* Weber, Über Menschenopfer bei den Indem der ved. Zeit ZDMG. 18, 262 ff.
LStr. I, 54 ff. cf. ist. 10,348. Episches im ved. Ritual 9 (775 ff.); Räjasflya 47. 52 ;
Verz. 11,529, 19. Wilson on human sacrifices in the ancient religion of India Sei.
Works 2, 247 ff. Rajendra Lala Mitra, on human sacrifices in ancient India
JASB. XLV, part i, 1876 S. 76 ff. — Barth, les relig. de linde 38. Hajldy, ved.
brahm. Periode S. 159. — MHASL. 419. Nicht zugänglich ist mir Purusott am
Balkrsn Josi, J. Anthropol. Soc Bombay, III, 1894, S. 275 ff. — » Anders Ölden-
BERG,' Rel. *d. V. 365. Schwab, Tieropfer XX. Colebrooke, Ess. i , 55. —
3 Tylor, Anthropologie S. 424 ff. Achelis, Moderne Völkerkunde 384.
X 54 IH. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttüallitteratür ü. s. w.
S 78. Sarvamedha. — Kät 21, 2; Hir. 14; Vait 38, 10 ff.; Sänkh. 16,
15. 16. Noch höher als das Menschenopfer steht das »Allopfer«, ^ ein Dasa-
rätra. Nach Sänkh., der sich in fast wörtlicher Übereinstimmung mit Sat. Br. 13,
7, I befindet, wird es nach Brahman Svayambhu's Vorbild gebracht, das sich
in allen Wesen und alle Wesen beim S. opferte, wodurch es Vorrang, Selbst-
herrschaft, Oberherrschaft erlangte. S. verbindet nicht wie Kät. mit dem
Puru§amedha, sondern mit diesem Opfer die Vorschrift, in den Wald zu
gehen. Es scheint, dass sie hier ursprünglicher ihre Stelle hatte. Wenn mit
KäL der Opferer schon beim Puru§amedha in den Wald geht, bleibt^ keine
Steigerung zu dem nach höheren Sarvamedha übrig, während bei Sänkh.
eine Steigerung vorhanden ist, die sich auch in der Dak^iiÄabstufung beider
Texte ausspricht, indem beim Puru§amedha das Reich sahapurusam, hier sogar
sahabhümi gegeben wird. In beiden Fällen würde es sich um ein grosses
Opferfest handeln, das mit dem Aufgeben des Lebens und der Weltflucht ver-
bunden werden konnte, lange ehe die spätere und buddhistische Anschauung
zur Geltung kam.
S 79. Der Dvädasäha (i) und Sattra's bis zu einjähriger Dauer(2).
i) Kät I, 6, 13 ff.; 12; Ap. 21. Vait 42, 14 ff.; Asv. 10, 5; Sänkh. 10 — 12;
LÄt 10, I, II ff. 2) Kät 24; Vait 1. c; Äsv. 4, i, 8 ff,; 11; S. 13, 14 — 18;
Lät. 10. Der Dvädasäha, der mehrere Vikalpa's, darunter eine Bharataform
hat% steht auf der Grenze zwischen den Ahina's und Sattra*s, und kann auf
beiderlei Weise gefeiert werden*. Das Ritual unterscheidet äusserlich Ahina
und Sattra durch die Terminologie; der Ausdruck dvädaiähena yäjayet be-
kundet einen Ahlna, dvädaiäham upeyuh oder ästran ein Sattra. Während
die Ahlna's, den Dvädasäha selbst ausgenommen, nur mit einem Atirätra
schliessen, wird ein Sattra auch von einem Atirätra (Präyai^Iya) eingeleitet
Der wesentlichste Unterschied zwischen beiden Opferarten ist, abgesehen von
der Dauer, der, dass es beim Sattra keine von den Priestern getrennten
Opferer giebt, sondern nur solche Teilnehmer, die auch die Funktionen eines
Rtvij übernehmen können, also Brähmania's sind^, und zwar sollen mit gewissen
Ausnahmen, zu einem Sattra nur solche sich vereinigen, die denselben Ritus
befolgen und entweder tanünapät- oder naräsarpsakalpa's sind, oder es gilt der
Brauch der Majorität*.^ Über ihr Verhalten geben Äsv. 12, 8; Lät- 3» 3 g^
nauere Vorschriften; Srauta- und Smärtaopfer hören während der Zeit auf;
Geschlechtsgenuss und Scherz mit Frauen ist verboten, ebenso rasches Laufen,
Lachen ohne die Hand vorzuhalten, Zorn, Unwahrheit, Unterhaltung mit
Nichtärya*s u. a. Einer unter ihnen übernimmt die Funktionen des Opfereis
und hat überall den Vortritt, ihn fassen alle bei Beschäftigungen, die nur von
einem vollzogen werden können, wie beim Binden des Vedabüschels, beim
Agnyanvädhäna an. Das Ähavanlyafeuer ist eins, die Gärhapatya's können
verschieden sein, ebenso wie die savanlya-Purodäsa's, Patnlsaqiyäja's *. Der
Adhvaryu weiht den Grhapati, den Brahman, die Adhvaryu's der Pratipra-
sthätr und so fort, bis zuletzt den Unnetr ein Brahmacärin, Snätaka oder ein
anderer Brahmane weiht An der Weihe nehmen auch die Ehefrauen, jedes-
mal nach ihrem Gatten, teil. Wenn sie zu einem Agnicayana Feuer reiben,
so reibt zur Hälfte der Grhapati in der Mitte, zur Hälfte die anderen von
Süden nach N. zu an einander gereiht, oder um den Grhapati herumsitzend,
oder alle Geweihten erklären das Feuer des Grhapati zu dem ihrigen^ mit
einem für die Zwecke des Opfers interessanten Spruch: »das Feuer, das hieraus
entstehen wird, sei uns gemeinsam; was wir mit diesem Opfer gewinnen
wollen, mit diesem Tieropfer, das sei uns gemeinsam; gemeinsam sei unser
gutes Werk, getrennt das böse . . . .« Da Opferer und Priester nicht ge-
schieden sind, giebt es auch keine Daksinä's. Zu der Zeit, wo diese sonst
78. Sarvamedha. 79. Dvädasäha und Sattra's. 155
verabfolgt werden, wandeln^ täglich die Sattragenossen schwarze Felle schüttelnd
auf dem Weg südlich von Sälä und Sadas mit dem Spruch: »was von meinem
Leben hier abnahm, das führe ich, o Agada, dir zu als Dak§iijä.. .« (Anders
Sänkh. 13, 14, 6). Obwohl einige der Sattra's unzweifelhaft konstruirte Ge-
bilde sind, so scheint es doch nicht richtig, sie alle oder auch nur die mehr-
jährigen, der Einbüdungskraft der Srotriya's zuzuschreiben. Es werden Ge-
lübde gewesen sein, zu deren Ausfuhrung sich eine Anzahl Opferer verband,
religiöse Genossenschaften, die zur Erreichung gewisser Wünsche sich zusammen-
fanden. Als solche Wünsche geben unsere Texte die üblichen wie Gewinnung
von Speise, Stütze, Nachkommen, Vieh u. a. an. Die Änjanäbhyanjanlyaform
des S. 156 erwähnten neunundvierzigtagigen Sattra's opfern die, »yflf ätmänarfi
naiva jäniran d. h. nach einem Komm, »welche in einer Versammlung von
Kundigen sich nicht zur Geltung zu bringen vermögen« (zu Kät 24, 3, 17),
nach einem andern die, »welche ihre Abstammung nicht wissen« (Äsv. 11, 6, 4);
das zweite Caturdasarätra gilt für solche, die »über Hochzeit, Wasserweihe,
Beilager« in Zweifel sind (Kät. 24, i, 23; Aiv. 11, 2, 6; TMBr. 23, 4).
I. Die Grundform dieser Sattra's (wie mut. mut der Ahlna's) ist der
dvädaiäha. Ausser dem Anfangs- und Schlusstag {präyantya resp. uäaya-
niya atiräträ) besteht er aus einem prsßyasaiaha (einer sechstägigen Woche),
drei chandoma's und einem dasamam ahar, aviväkya genannt (Asv. 8, 7, 17 ff! ;
S. 10, I, 6 ffl u. s. w.) oder auch aus einem prsihyasaiaha und 4 chändo-
mika's (Komm. Kät. 24, i, 4). Eine solche Wochenfeier umfasst einen
Agni§toma (i. Tag), einen Sodasin (4. Tag) und 4 Ukthya's (2. 3; 5. 6)7;
von diesen hat jeder ein anderes Pr§tha, daher P]:§thya§aciaha. Das Rathaip-
tarapr?tha des i. Tages wird mit dem Rollen eines Wagens eingeleitet, das
Brhatpr?tha des 2. Tages mit Trommelschlag, das Vairüpa des 3. mit Fächeln;
das Vairäja des 4. Tages mit Feuerreiben auf dem Schenkel des Udgätr
mittelst zweier Araiji's u. s. w.^ Am Ende dieser sechs Tage soll er nicht
viel reden, einen anderen nichts fragen, Honig oder Butter essen. Die Chan-
doma's sind Ukthyatage; der zehnte, aviväkya genannt, weil an ihm kein
Streit über etwa bei Ceremonien begangene Fehler sein darf 9, ist ein Atya-
gni§toma. Alle diese Tage sind mit Recitation besonderer Verse zu begehen,
mit mancherlei Entlehnungen aus einander; die Pratipadanucaraverse/. B. des
■ersten Chändomika werden aus dem ersten Pr?thyatage genommen (S.). Diese
zehn Tage führen den Namen daiarätra. Wenn an einigen Tagen des
Dasarätra (resp. Dvädasarätra) und anderer Ahlna's die Grahams in anderer
Reihenfolge als sonst geschöpft werden, am 4. und 9. zuerst der Ägrayaija,
am 6. und 7. zuerst der Sukra (nach dem üpämsu und Antaryäma), so tritt
im Zusammenhang damit eine Veränderung in der Ordnung der Stotra's und
Sastra's ein oder auch nur diese Veränderung ohne Verschiebung der Graha's.
Das ist der D. vyüfhacchafidas^^. Alle Tage mit Ausnahme des letzten
«chliessen mit den Patnlsamyaja's. Den Soma bewacht täglich oder nur am
10. Tage (?) bis zum Morgen einer schweigend, während die anderen entlassen
werden, den Veda zu studiren, Holz zu holen, auch um zu speisen. Mit dem
Berühren des Wassers beginnt am 10. Tage das sattrotthäna^ das Abbrechen
des Sattra. Die Geweihten betreten die Patnisälä und berühren den Grha-
pati, der an der Thür ein Opfer bringt". Sie begeben sich in das
Havirdhänazelt, berühren die jenseitige Deichsel des nördlichen Wagens und
singen »das Sattraheil« {y^saitrasya rddhi^)-. »Du bist des Sattra Vollendung;
wir kamen zum Licht und wurden unsterblich . . .«, worauf sie unter der
Axe des südlichen Wagens nach O. gehen, das Sadas betreten und sich auf
ihren Sitzen niederlassen. Ein Graha für Prajäpati wird im Geiste geschöpft
und alle weiteren ihn betreffenden Handlungen nur in Gedanken vollzogen".
156 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s, w.
Als Sastra sagt der Hotr den Caturhotr, zu dem als Pratigara die Worte
dienen: »es gelangten zum Ziele diese Opferer; Heil ward den Opferem zu
teiL« Das Brahmodya ist dasselbe wie beim Asvamedha oder besteht in
einer Betrachtung über den »qualitädosen «Prajäpati ^\ Eine Reihe interessanter
Vorschriften für den letzten Tag geben noch Sähkh. 10, 21; Asv. 8, 13, 22 ffi.
2. In die hier beschriebene Grundform der Sattra's werden bei grösseren
»Sitzungen« die zur Vervollständigung nothwendigen Opfertage eingeschoben.
Soll nur ein Tag eingelegt, also ein trayodaiarätra^** gebildet werden, so
wird zur Herstellung der einen seiner drei Formen ein MßJiävratatag dem
Dvädasäha hinzugefügt, und zwar ist dessen Platz immer hinter dem Dasarätra
(Asv, II, I, 9; Kät. 24, I, 5). Zur Ergänzung von zwei Tagen werden
goäytisi gewählt (der 2. und 3. Tag des Abhiplava), von drei Tagen: jyotihy
gOy äyufi (Tag i — 3 des Abhiplava, trikadruka genannt); von vier: diese drei
und mahävratay von fünf: die ersten fünf Tage (pancähä) des Abhiplava§a4aha»
wobei jedoch für den 5. Tag das Abendsavana aus dem 6. Tage ent-
lehnt wird; von sechs: ein ganzer Abhiplava§a4aha, Mit Ausnahme des dem
Dasarätra immer folgenden Mahävrata ist der Platz der Einlagen vor dem
Dasarätra, und zwar muss, wenn für umfangreichere Sattra's mehrere Aväpa's
verbunden werden, der kürzere immer vorangehen. Also würde z. B. bei
einem »nach der Gnindform« gebildeten
Sattra von 22 Tagen ein zehntägiger prayaijiya ^ •
Äväpa zu wählen sein, der zu dem Dvä- trikadni^a fjyotis u. s. w.) 2—4.
dasäha hinzutritt, nach obiger Darstellung abhiplava§adaha 5—10-
also die 3 Trikadruka's, i Mahävrata, i dasarätra n 20.
Abhiplava§alaha und zwar in nebenstehen- mahävrata
der Anordnung: udayaniya 22.
Aber man lässt an dieser Form sich nicht genügen. Die Mehrzahl der Sattra's
hat noch andere Combinationen, das Trayodasarätra z. B. noch zwei, die eine ist
durch Einlage eines sarvastoma-atirätra zwischen Pr?thya§a4aha und den
Chandomatagen herzustellen; die andere nicht durch Äväpika's, sondern durch
Zusammenstellung (samb/iäryaioxm) aus andern, bestimmt vorgeschriebenen
Tagen: (i. präyanlya. 2. caturvimsam ahar. 3. abhijit 4 — 6. svarasamänah.
7. vi§uvat. 8 — 10. svarasamänah. 11. visvajit. 12. mahävrata. 13. udaya-
niya. Die Tage 3 — 11 führen auch den Namen navarätray\ Ebenso hat
das caturdaiarätra 3 Formen (Äsv. 11, 2, 4; Kät 24, i, 19 ff.); die eiste
besteht aus 2 Pr§thya$adaha's, deren zweiter in umgekehrter Reihenfolge der
Tage begangen wird; die zweite hat zu beiden Seiten des Pr§tbya die drei
Trikadrukatage und zwar die vorher in auf-, die hinterdrein in absteigender
Folge. Manche dieser Combinationen, in denen brahmanische Spitzfindigkeit
eine besondere Stärke suchte, haben besondere Namen; die 7 Variationen
des ekännapahcäiadrätra z. B. heissen vidhrti^ yamätirätra, ähjanäbhyanr
janlya (wobei der Opferer während der Savana^s sich täglich dreimal Augen
und Körper salben muss, früh mit Gulgulu, mittags mit Sugandhitejana u. s. w.),
samvatsarasatfimitaj savituh kakubhaJiy sadabhiplave.
X Kät. 24, 7, II. ħv. lo, 5 ff. — a Weber, ZDMG. 18, 275; ISt. 10,, 150-
— 3 Kät. I, 6, 13 ff.; 2, 8; Weber ISt. lo, 17. 92. — 4 Weber, ISt. 10, 93. S, 13,
I4i 5- — 5 Eggeling, SBE. 26, 446. — <> Genauer Sat. Br. 4, 6, 8, 13; doch ist
mir auch hier die Situation nicht ganz deutlich. — 7 Äsv. 8, 4, 20; Kät 12, 3, l. —
8 Lät. 3, 5, I ff. ; Kät. 12, 3, 7 ff. — 9 Ait. Br. 5, 22, 5 u. Komm. — »o Kät. 12, 6, 19 ff.;
Ä^v. 8, 8. I ff.; 10, 3, 2; 5,4; Eggeling SBE. 26,418». Über die Bedeutung von
vyülha beim gewöhnlichen TrätaranuYäka Haug 2, 109. — «» Über Abweichungen
siehe Eggeling, SBE. 26,448. — " Kät. 12,4, 15. 16. Lät- 3, 8; Äiv. 8, 13, 20 ff.
— «J Vgl. das Tanüvadana .^äiikh. 10, 19. — »4 Erwähnt in der Nänäghätinschrift
Arch. S. Western India V, 59 ff. — »5 Ääv. 8, 7, ii. Haug 2, 304.
8o. Gavämayana und andere Sattra's. 157
S 80. Gavämayana und andere Sattra's von der Dauer eines
Jahres und darüber. — Kät. 13; 24, 4. 5; Ap. 22. 23; Vait. 31, 6—34;
42, 11; Asv. II, 7; 12; Sänkh. 13, 19 flf.; Lät. 3, 5—4, 5 (4, 5" ^ ga-
vämayana vikalpäb); 10, 10, 7; II, I und sonst. Das Gavämayana, »Gang
der Rinder« oder »der Gestirne«, beginnt mit der Weihe am Neujahrstage,
am Vollmond von Phälguna, Caitra, oder vier Tage vor dem Vollmond von
Mägha, Phälguna resp. Caitra u. s.w. Es besteht aus zwei Jahreshälften, die in
grader und in entgegengesetzter Richtung verlaufen und zum Mittelpunkt den
visuv abhaben, den sie »wie zwei Fittiche« umgeben. Das Schema ist folgendes *:
Mitte
I. Halbjahr. Vi§uvat 2. Halbjahr.
1. Präya^Iya Atirätra j 7. Monat: 3 Svarasämans
2. Caturvirpsam ahar (Agni§toma oder! 1 Visvajit
LJkthya) i Pr§thya
I.— 5. Monat je zu 4 Abhiplava's ' 3 Abhiplava's
I Pr?thya 8.— II. Monat je zu I Pr§thya
6. Monat: 3 Abhiplava's 4 Abhiplava's.
I Pr?thya 12. Monat: 3 Abhiplava's
I Abhijidagni§toma| i Ayur
3 Svarasämans i Go
dazu die beiden Eröffnungstage i. 2. i Dasarätra
Dazu Mahävrata u. Udayamya
Von den einzelnen Bestandteilen ist der Pr§thya§a(}aha schon S. 155 erörtert
worden. Der mehrfach erwähnte abhiplavasa4aha ist eine Modifikation von
ihm und besteht aus einem Jyotir-Agni§toraa am Anfang und Ende und 4
Ukthya's in der Mitte. Der erste und letzte Tag führen den Namen jyotiJ^^
2 und 4 heissen go^ 3 und 5 äyuh. Während beim Pr§thya jeder Tag ein anderes
Pr§tha hat, wechseln beim Abhiplava Bj-hat und Rathaiptara Tag für Tag*.
Beide Sadaha's wie die andern Tage wird man in dem Verzeichnis S. 147,
aus dem die Opfer sich zusammensetzen, wiederfinden. Alle haben ihre Be-
sonderheiten und werden in dem Ritual der Sämasänger, namentlich der Hotr*s,
ausführlich behandelt. Die Recitation des Vr§äkäpi, der Kuntäpalieder, die
mit nyünkhay ninarda bezeichneten Triller, die därohana genannte Recitations-
weise kommen hier zur Geltung 3. Von den Tagen dieses Jahresopfers sind,
soweit sich sehen lasst, die wichtigsten der Vi§uvat4, inmitten von zwanzig
feierlichen Tagen, imi die die Monatsfeste gleichsam auf- und abfluten, sowie
der Mahävratatag, die beiden Wendepunkte im Sonnenlauf des Jahres.
Am Vi§uvat wird ein Tier für SOrya geopfert, die Graha's werden mit Versen
an Sürya geschöpft. Viel ausführlicher als den Vi§uvat schüdem die Texte
das Mahävrata 5, dessen Mittelpunkt Indra oder Prajäpati bilden. Wir finden
es mit Zügen ausgestattet, die ihm deutlich den Charakter eines alten Volks-
festes geben. Die Pr§tha*s werden eingeleitet von den Klängen einer Laute
mit IOC aus Munja gefertigten Saiten ^ Man lässt sich auf Kissen nieder, der
Hotf auf einer Schaukel, der Adhvaryu gibt auf einem Phalaka sitzend den
Pratigara, der Udgätj- hat einen Sessel nach Art des Somathrones. Die Ge-
weihten werden abwechsend gelobt und geschmäht; eine Dirne und ein
Brahmacärin verfolgen einander mit Scheltworten, ein Ärya und ein Südra
streiten um ein rundes Fell, wobei der Ärya siegt; hinter einer Umhüllung
wird Beischlaf vollzogen; bewaffnete Krieger durchbohren mit Pfeüen das auf-
gehängte oder hingebreitete Fell einer unfruchtbaren Kuh. All das geschieht,
während das Mahävratastotra (13, 14, 2) erschallt Man macht Musik aller
Art An den Ecken des Sadas werden Trommeln geschlagen; Frauen be-
singen zum Klang der Lauten die Teilnehmer des Sattra^ Dienerinnen um-
158 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttuallitteratur u. s. w.
schreiten, bis das Stotra zu Ende ist, oder wenigstens dreimal, das Mäijäliya-
feuer, Wasserkrüge auf dem Haupt, und singen ein Freudenlied. Äsv. beschrdbt
das dem Arapyaka vorbehaltene Mahävrata nicht, aber er schildert 8, 14 in
ausführlicher, die Angaben der Gfhya's (S. 58) vervollständigender Weise
das Mahänämnigelübde, auf das ein Jahr später die Lehre des Mahävrata
folgen soll
Andere Sattras von Jahresdauer sind das ädityänäm ayana^^ arigirasäma,,
drtivätavator ä., kun4apäyinäm 0., sarpasattra u. a. Bei dem ersten von ihnea
steht während neun Monaten der Pr^thya^acjaha nicht wie beim Gavämayani
am Ende, sondern in der Mitte zwischen je zwei Abhiplava's. Die Abhiplava's
haben dieifache und fünfzehnfache Stoma's und zwar in der ersten Jahreshälfte
an ungeraden Tagen Trivftstoma's, an geraden Pancadasastoma's, in der zweiten
umgekehrt (Kät 24, 4, 3 K.). An Stelle des Abhijit im sechsten Monat tritt em
Bj-haspatisava; im siebenten an Stelle des Visvajit ein Indrastoma, auf den
nur ein Abhiplava, aber zehn Agni§toma's mit dreifachen Stoma's, ein
Udbhid und ein Balabhid folgen. Im zwölften Monat steht an Stelle des
mittleren der drei ihn eröffnenden Abhiplava's ein Pi^^hya, für den Dasarätra
ein Chandomadasäha (Kät 24, 4, 10; Asv. 12, i, 5 ff. u. s.).
Diejenigen Sattra's, welche länger als zwölf Jahre dauern, heissen otä^ö-
sattra's (Komm. Kät 24, 5, 15. 17;, und hier versteigt sich Mythus und Phan-
tasie der Yäjnika's zu den sechsunddreissigjährigen Opfern der Säktya's, den
hundertjährigen der Sädhya's, den tausendjährigen der Visvasyj®.
» Weber Naks. 2, 282. 341 ff.; ISt 9,, 356; Haug, Ait 2, 279. Garbe ra
Vait 31, 14; Eggeling, SBE. 26, 427. — » Sankh. ii, 4, 3; Eggeling SBE. 4I1
XXI; oben p. loi ; Haug 2, 288. — 3 Cf. ÄSv. 7, 11, 5 ff. u. s.; 8, 2, 15. Haug,
Ait. Br. 2, 322. 293. 430. — 4 HiLLEBRANDT, Soiinwcndfeste S. 6. — 5 Kät 13, 2,
18 ff.; ^änkh. 17. 18; Lät. 3, 9 ff. Ait. Är. I. 4. 5. — <> Ich folge hier Kit -
7 Wie das Gavämayana in der Nftnäghätinschrift erwähnt. — ®Vgl. ISt, 13, 335 d**
Citat aus dem Mahäbha§ya.
8 81. Von kulturgeschichtlichem Interesse scheinen mir ^xtyät sattra's^
Processionen oder Wallfahrten, säraszata's genannt, die am rechten Ufer der
Sarasvati aufwärts zogen. Die Texte nennen verschiedene Formen; SänkL
13, 29, 2 2 ff. (vgl. auch Äsv. 12, 6, 10 ff.) miträvarunayor ayana, indrägnyor^
aryamna (Äsv. aryamnor) ayana. Für diese müssen Sadas, Havirdhäna, Agni-
dhrlya fahrbar sein, der Yüpa wird nicht eingegraben, sondern nur aufgestellt,
und sein Fuss soll, um fest zu stehen, die Gestalt eines Mörsers habea V^t
Schalllöcher sind durch Erdaufhäufung herzustellen (Kät 24, 5, 29). Hundert
junge tragende Kalben treibt man mit einem Stier in den Wald hinaus. Sie
sollen dort sich auf tausend mehren. Am siebenten Tage der lichten Hälfte
(von Caitra) findet die Weihe dort, wo die Sarasvati verschwindet, statt;
ebendort der einleitende Atirätra und eine Sämnäyyaspende. Nach dem Opfer
tritt der Adhvaryu oder Brahman (Äsv.) in die Nähe des Ähavanlya und tbut
einen Samyäwurf in der Richtung des Weges. Dort, wo der Stock niede^
fällt, ist der Platz für das Gärhapatyafeuer, der zugleich den des Ähavanlya
mitbestimmt. Alsbald ziehen sie mit ihren Geräten dorthin und^ verweilen
daselbst, bis am andern Morgen nach dem Opfer aufs Neue die Samya ge-
worfen wird, und ihnen die neue Opferstätte zeigt (Komm.). So ziehen sie,
bei jedem Samyäwurf einen Tag verweilend, die Sarasvati entlang. Zwi-
schen den Knotentagen werden Neu- resp. Vollmondsopfer gebracht, die
Knotentage begeht man als Äyur resp. Go ukthya. Nach dem Komno. sind
bei dem Sattra nicht Monate von 30 Tagen, sondern Mondmonate aniu-
nehmen. Beim Einfiuss der Dr?advatT opfern sie (um den Fehler ihrer Über-
schreitung zu sühnen) Apämnapät; bei der Stelle, wo die Sarasvati entspringt,
flaksa präsravana, dem eigentlichen Ziel der Wallfahrt, nach TMBr. 25, 10, lö
8i. Yätsattra*s. 82. SauträmanT. 159
von dem Vinasana für einen Berittenen 44 Tagesmärsche entfernt, bringen sie
Agni Käma eine Spende. Dabei schenkt man eine Stute und eine Frau, die
eben geboren haben, mit ihrer Nachkommenschaft an einen würdigen unter
den Präsarpaka's, den Teilnehmern an der Procession. Das Opferschhissbad
wird im Kärapacavabezirk in der Yamunä genommen. Unter drei Bedingungen
ist es möglich, das Opfer vor seinem eigentlichen Ziele abzubrechen: wenn
die Zahl von 1000 Rindern schon vorher erreicht ist, wenn der Opferherr
stirbt oder wenn die ausgeschickten Rinder verloren gehen. Man opfert im
ersten Fall einen Go atirätra und schenkt die Rinder weg, im zweiten ein
Ayuh a,, im dritten einen Visvajit oder für alle einen Jyotißtoma. Das Opferbad
findet in Seitengewässem der Sarasvatl (Flüssen, Teichen) oder in Wasser,
das aus der S. geschöpft ist, statt (Kät 24, 6, 23. 24). Eine Modifikation
dieses Särasvata lässt an Stelle der Neu- und Vollmondsopfer gewisse Tage
des Drtivätavatorayana treten, eine andere begeht die Knotentage mit Abhijit
und Visvajit für Go und Äyuh.
Ein anderes Opfer, dessen Teilnehmer mit Purocjäsaopfem für Agni in
derselben Weise am Ufer der Dj"§advatT entlang wandern, ist das därsadvata
oder därsadvrata (Kät. 24, 6, 3 2 ff.; Sänkh. 13, 29, 2 7 ff.; Lät. 10, 18, I2fil;
TMBr. 25, 13, iff.). Der Veranstalter muss ein Jahr lang die Kühe eines Rtvij
oder Äcärya hüten, ein zweites Jahr ein gewöhnliches Feuer in dem an der
Sarasvatl gelegenen wasserlosen Naitamdhana (einem eingetrockneten Teiche
nach dem Komm.) unterhalten oder, wenn er ein Ähitägni ist, Agnihotra's
opfern. Im dritten Jahr bringt er in Kurukßetra »auf der ParI^ah genannten
Erhöhung« (Komm, parinannämasthale vgl. auch Lät- io> 19» 2) ein Agnyädheya,
das mit einer Anvärambhaijiye§ti oder einem NVO. schliesst, und zieht dann
in der besagten Weise an dem Fluss entlang. Das Bad wird in der Yamunä
bei dem Triplak§ävaharaija genommen.
S 82^ SauträmanT*. — Kät. 15, 9, 27ff.; 19; Vait. 30; Äp.19. Hir.13,24;
23, 1 ff.; Asv. 3, 9; Sänkh. 15, 15 (vgl. 14, 12); Lät. 5; 4, uff- Die Sauträma^l^
durch die die von den Göttern zu Hilfe gerufenen Asvins einst den vom
Soma kranken Indra heilten, ist kein Somaopfer, sondern eine unter die Havir-
yaji5a*s eingereihte Darbringung von Surä für Asvins, Sarasvatl, Indra. Sie ist
eine kämyä- und naimittikT-I§ti» vorgeschrieben für einen Agnicit, Somayäjin,
Somätiputa (dem Soma aus Nase, Ohren u. s. w. fliesst), Somavämin (der ihn
ausbricht), für einen Brahmanen, der Erfolge wünscht, einen vertriebenen
König, einen K§atriya, der vollständigen Sieg, für einen Vaisya, der Reichtum
wünscht* u. s. w. Es ist zu unterscheiden die kaukili^ und die carakä^ jene
selbständig y^svatanträ^ *, diese ein Anhang zu andern Opfern, wie dem Räja-
süya^, Agnicayana^ Hir. schreibt im Anschluss an das Räjasüya ihre allge-
meine Form vor (13, 24ff.), die KaukilT dagegen an besonderer Stelle (23)
für einen Svargakäma. Die erstere habe ich versucht 1. c. mit der medici-
nischen Schule der Caraka*s zu verknüpfen, in der die Surä hoch in Ehren
steht; Weber verbindet sie mit den im Sat Brähm. oft erwähnten Caraka's
des schwarzen YV. Beide Ansichten schliessen einander nicht aus. Zwischen
beiden Formen der SauträmaijiT bestehen einige Unterschiede 7, von denen Lät-
S, 4, 21 für die KaukilT das Singen gewisser Sämans von Seiten des Brahman
hervorhebt. Im Allgemeinen scheint die als catürätra bezeichnete Feier dem
Somaopfer, dessen hauptsächliche Züge sie trägt, nachgebildet zu sein, im
Einzelnen weicht sie vielfach ab. Wie ich glaube, handelt es sich bei ihr um
eine volkstümliche oder gewissen Stämmen angehörige Sitte, die vom Brahma-
nismus übernommen und entsprechend umgemodelt wurde. Wichtig zu ihrer
Beurteilung erscheint die Bemerkung Sänkh.'s, dass einige Lehrer alle Prai^a's-
zu verändern pflegen, was er als »asurisch« bezeichnet Das Charakteristikum
^ I
1 6o III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. RixuALLnTERATtjR u. s. w.
4es Opfers besteht, wie bemerkt, in der Daxbringung von Surä (vgl. S 72
Väjapeya), zu deren Bereitung das Material, iaspa (gekeimter Reis oder nur
Gras), tokman (gekeimte Gerste) und läja (geröstete Kömer) um Blei, Wolle
und Fäden nach Art des Soma von einem als suräsomavikrayin angeredeten lang-
haarigen Manne, der »nach einigen« ein Eunuch sein soll, gekauft wird. Diese
werden gemahlen, ebenso die zur Hefe dienenden Pfianzenwurzeln und alle
vier Substanzen mit dem Abguss von zwei aus Reis und Syämäka in Wasser
gekochten Odana*s gemischt Das Gemisch heisst mäsara^. Ein andrer Teil
Hefe und Mehl wird den Odana's zugesetzt, diese in einen Topf gethan, der
Abguss, Mehl und Mäsara dazu geschüttet und alles durch drei Tage hinge-
stellt. Am Morgen des ersten Tages nimmt man Milch von einer Kuh für
die Asvins, begiesst damit die Surä und streut zerriebene Sa§pa's darüber; am
zweiten nimmt man Milch von zwei Kühen für SarasvatI, begiesst damit die
Surä und schüttet von dem Tokmamehl darauf; am dritten Tage Milch von
Kühen für Indra und Mehl von dem gerösteten Reis. Zwei Vedi's werden
hergestellt, wie beim Varunapraghäsa, eine im Norden und eine im Süden,
auf der die die Surä betreffenden Handlungen stattfinden. Der Trank wird
über einem Fell, das in einer Grube hinter dem Khara der südlichen Vedi
liegt, mittelst der Kärotara genannten Seihe gereinigt und kommt in ein sota
genanntes Paläsaholzgef äss , um mit einem aus Kuh- und Rosshaaren herge-
stellten Sieb geläutert zu werden. Je nachdem man das Opfer für einen
Somavämin oder Somätipüta bringt, wählt man die Verse. Auf der nörd-
lichen Vedi wird in einem Vaitasagefäss und mit einer aus Schaf- und Ziegen-
haaren hergestellten Seihe die Milch gereinigt. Abwechselnd mit der in Töpfe
geschöpften Surä füllt man die Müchgraha*s für Asvins, SarasvatI, Indra, wozu
Gefässe aus Asvattha, Udumbara resp. Nyagrodha dienen. Ihnen wird MehJ
von verschiedenen Körnern, für jeden Graha anderes, zugesetzt; den Suii's
mengt man Wolfs-, Tiger- und Löwenhaare bei, die nach den Begleitsprüchen
Symbole von ojasy manyu^ sa/ias sind Adlerfedern dienen dazu, den Opferer
zu reinigen, d. h. zweimal oberhalb, einmal unterhalb des Nabels zu bestrei-
chen, was beim Somaopfer nur mit Darbhahalmen geschieht Die Tieropfer
bestehen in einem braunroten Bock für die Asvins, einem Widder für Sara-
svatI 9, einem Stier für Indra suträman. Zur Darbringung der Grahams am
Schluss der Vapäreinigung (Schwab S. 112 S 77) wählt man nicht die Sthalfs,
nicht Thon-, sondern Paläsagefässe für die Surä. Die Überreste von ihr wer-
den, wie die der Milchgraha's, verzehrt, aber im Süden und mit der Opferschnur
über die rechte Schulter. In dem begleitenden Spruch (VS. 19, 35) wird nicht
die Surä, sondern Soma genannt. Diese nicht nur hier vorkommende Ver-
tauschung hat wohl den Zweck, Surä in Soma zu verwandeln '°, bestätigt aber
die Vermutung, dass es sich hier um Aufnahme eines für brahmanische Zwecke
adaptirten Kultus handelt Merkwürdig ist die Angabe, dass einige Lehrer
nur einen Prä^abhak§a wünschen, andere jemanden zu mieten vorschreiben,
der die Surä trinkt und K§atriya oder Vaisya sein soll. Oder man opfert den
Rest der drei Surägraha's * * ausserhalb der Paridhi's auf Kohlen des Ähavaniya
an drei besonderen Stellen mit Sprüchen an die Pitfs, Pitämaha's und Prapi-
tämaha's, spült die Grahams und giesst mit den Worten: »es assen die Väter...«
das Spülwasser nach. Hierauf folgt ein in ungewöhnlicher Form gebrachtes
Opfer an die Manen: die somavafs^ bar/iisad's, agnisvätta' s. Der mit
hundert Löchern zu versehende Surätopf wird mit den Überresten der Surä
über das Dak§iijafeuer gehängt Während die Surä über die untergelegte Seihe
und Gold abtropft, sagt der Opferer eine Anzahl auf seine Reinwerdung be-
zügliche Verse und einzelne Trca's für die genannten Manen. Es folgt eine
Milchspende und die Reinigung des Opferers an der Grube. Hierauf die
83. Agnicayana. 161
Paiupurocjäsa's für Indra, Savitr, Va^u^a und Fortsetzung der mit einigen be-
sonderen Regeln ausgestatteten Tieropfer, die andern Göttern als die Puro-
^äsa's gehören. Nach der Vanaspatispende setzt man eine aus Muüja ge-
flochtene ÄsandT zwischen die beiden Vedi's nieder und breitet ein schwarzes
Fell darüber, auf das der Opferer sich niedersetzt Unter seine Füsse erhält
er zwei Platten, eine von Silber unter den linken (»schütze vor dem Tode!«),
eine von Gold unter den rechten oder aufs Haupt (»schütze vor Blitz!«).
Mittelst Stierklauengefässen opfert man 32 Fettgraha's; der Überrest kommt in
ein bestimmtes Gefäss und dient dazu, den mit allerlei Wohlgerüchen gesalbten
Opferer unter Hersagung von Sprüchen derart zu begiessen, dass das Fett
bis auf seinen Mund herabläuft. Der Adhvaryu berührt den Opferer, dieser
ruft mit rituellen Namen die Diener (Susioka, Sumangala, Satyaräjan) herbei,
er selbst berührt unter Sprüchen alle seine Glieder, und jene heben ihn in
die Höhe, erst bis zum Knie, dann bis zum Nabel und Mund. Der Opferer
steigt auf ein schwarzes Fell herab mit den Worten: »in der Herrschaft stelle
ich mich fest. ..« Es folgt der 33. Fettgraha, das Singen eines Säman, zu dessen
Text ein an Indra gerichteter Brhatlvers gewählt wird, und ein von allen ge-
meinsam gesungenes Finale, dessen Worte nach der Kaste des Opferers
variiren können. Ein Opferbad findet auch hier statt Eine Milchspende fUr
Mitra-Varuiia, ein Tier für Indra Vayodhas machen den Beschluss.
X Haug, 2, 455; VMyth. I, 250 fr. (S. 250, Z. 13 ist zu lesen: »in der Dar-
bringung von Surft bei der Sautr.); Bloomfield, contributions 3, 143 fr.; Old£NBERG,
GGN. 1893, ^'r. 9. Indra u. Namuci; Weber, Rajasüya 92 — 106. — Über die Kon-
struktion der Vedi Pandit, vol. 10, S. 47; New Ser. 4, 95; Kat. 19, 2, i ff . — * Kftt
15, 10, 21; 19, 1, 1 — 4; 3, 22; 5, 3. 4. — 3 Über den Namen Weber, Rftjasflya
943. Ein Prayoga Eggeling, Cat Nr. 397, Haug Nr. 84. — 4 Spn. S. 197. —
5 Weber, Rajasüya 97; Hir. 13, 23: räjasuyenestvi sauträmanyä yajeta, — ^ Weber,
ISi. 10, 349; 13, 291. — 7 Weber, Raj. 99. — 8 Über das Wort Weber, 1. c. 99.
Über die Weise zu mischen genauer Mahldhara zu VS. 19, i. — 9 Bei der ab-
hängigen Sautrftma^I, auf die ich hier nicht eingehe, Kat. 15, 10« 5 eine maihävi
(Weber S. 100). — i« Weber, Rajasflya 102$; 1126; 117a. — xi Vgl. Komm. VS.
19, 36.
S 83. Agnicayana^. — Äp. i6ff.; KäL 16 — 18 u. passim: 2, 6, 28;
7> 2, 3; 8, 3,3 u. s.w.; Vait 28 tt; Äsv. 4, 1,21 fF.; 8, i8ff.u.s.; Sänkh. 9, 22 — 28
u. passim; Läf. i^ 5^ 5 ff.; 5, 7, 12 u. s. w. Mit dem Somaopfer kann die Schich-
tung eines Feueraltares verbunden werden; nur bei dem Mahävrata und dessen
Vikiti's ist sie obligatorisch; aber auch hier nur nach den Ansichten einiger.
Obwohl die Ceremonien der Schichtung mit den einzelnen Phasen des Soma-
Opfers verknüpft werden^ ist mir doch ein innerer Zusammenhang zwischen
beiden nicht erkennbar und es scheint, dass das Agnicayana ebenso wie der
Pravargya erst künstlich in eine Verbindung mit dem Somakult gebracht wor-
den ist Auch scheint mir — der Punkt ist noch zu untersuchen — dass die
Hautrasütra's auf dieses Feuerritual weniger Rücksicht nehmen imd im Yajur-
veda die verwendeten Verse zu der Handlung oft nicht passen. Unter den
Lehrern und Kennern des Agnirituals stellt die Tradition Sä^^ilya oben an
(Weher). S. gilt als besondere Autorität in dem 6. — 10. Buch des Sat. Brahnu
im Gegensatz zum i. — 5., deren hervorragendster Lehrer Yäjnavalkya ist;
Weber hat sie daher einem anderen Verfasser zugeschrieben' und vermutet,
dass »ihr Ursprung vielleicht im Nordwesten Indiens — wie sie ja in der That
nur nordwestliche Völker . . erwähnen — zu suchen sei, wo etwa wegen der Nähe
der Persa-Arier sich die Lehre über die Anlegung der heiligen Feueraltäre,
wenn auch etwa abweichend von der der letzteren, doch eben besonders rein
imd lebendig erhalten habe« (266). Der Name eines anderen einflussreichen
Lehrers war Tura Kävaseya\ auf den die Tradition die Errichtung eines
Indo-arische Philologie. lU. s. H
102 HL Religion-, weltl. Wissensch. ü. Kunst. 2. RiruALLiTTERATirR u.s.w.
Feueraltars an der Käroti zurückführt; femer der des Nagnadi GänMära,
der mit anderen Personen des Nordens und Nordwestens unter denen genannt
wird, die gewisse Lehren des Agnicayana ausgesprochen haben (W. 281. 282).
Der Feueraltar kann verschiedene Formen und Namen haben, Baudh. 21
nennt u. a. die säintra-^, näcikda-^, än/f7^^^>&tf -Schichtung ^ Baudh. Sulba-
sütra den caturasraiyenacit, vakrapaksaJyenacit y kankadt, äronacit^ u. a.; TS.
5, 4, II den chandascity iyenacit^ kankadt, alajadt, pra-ugacit, itbkayatohpra-
2^<j, rathacakradty dronacity samü/iya, auch einen imasänadi für den, der in
der Welt der Manen Erfolg wünscht*.
Die Einleitung des Opfers, das am ersten Tage der dunkeln Hälfte von
Fhälguna oder am ersten Neumondstage von Mägha beginnt, besteht in der
Darbringung von fiinf Opfertieren (s. oben S. 9), deren Köpfe in die unterste
Schichtung des Altars einzumauern sind, während ihre Leiber in das Wasser
geworfen werden, aus dem der Thon zur Anfertigung der Ukhä (der Feuer-
schüssel) und der Backsteine entnommen wird. Derselbe wird in eine hinter
dem Ähavaniya befindliche Grube gefüllt, so dass sie der Erde gleich wird;
dahinter legt man auf halbem Wege zum Ähavaniya die mit einer Höhlung
versehene Erde eines Ameisenhaufens. Rechts vom Ähav. stehen aufgezäumt
Pferd, Esel und ein Ziegenbock. Der Adhvaryu nimmt ein bereit gelegtes
Grabscheit von bestimmter Qualität, treibt die Tiere vorwärts und geht, wäh-
rend die Opferfeuer brennen, mit Brahman und Yajamana auf jenen in die
Grube gelegten Thonklumpen zu, während die Tiere auf der rechten Seite
schreiten. Einen anaddhäpurusa^ ^ »der für Götter, Manen und Menschen nichts
taugt«, blickt er mit einem Spruch an; den Ameisenhaufen nimmt er und
blickt durch die Höhlung auf den Thon mit einem an Agni gerichteten
Spruche. An der Stelle angelangt, muss das Pferd seinen Fuss auf den Thon
setzen, der Adhvar>'u hält über dessen Rücken die Hand mit einem Spruch,
der den Himmel seinen Rücken, die Erde seinen Wohnsitz nennt^ und lasst
es wieder zurücktreten, worauf auf die Fussspur des Pferdes auf dem Thon
eine Spende geopfert wird. Der nun ausgegrabene Thon kommt auf ein mit
einem Lotusblatt bedecktes schwarzes Antilopenfell, dessen Enden zusammen-
geschlagen und umwickelt werden. Er ninmit den Haufen, streckt ihn mit
emporgehaltenen Armen vorwärts, nimmt ihn herab, hält ihn über den Nabel
und dann über jedes der drei Tiere, alles unter Sprüchen. In umgekehrter
Reihenfolge, den Bock voran, kehren sie zurück, in einer nördlich vom Ähav.
befindlichen Umhegung wird der Thon abgesetzt Man schneidet dem Bock
Haare ab und jagt die Tiere alle nach NO. fort. Diese Haare dienen aosser
andern Dingen wie Kies, Steingeröll zur Festigung des Thonhaufens, aus dem
die erste Gattin des Opferers, nach dem Fuss des Gatten gemessen, den
asädhä genannten Backstein fertigt; der Opferer selbst macht die ukhä (oben
S. 8), sowie drei viivajyotih genannte und mit Erkennungszeichen versehene
Backsteine, die mit der Asädhä zusammen gebrannt werden. In dieser Ukha
wird von der Weihe an, die 14 Tage nach jenem Tieropfer stattfindet , ein
Feuer unterhalten, das in der mit Munja und Hanf gefüllten Ukhä am Äha-
vaniya durch Selbstentzündung entstanden ist. Eine goldene runde Platte, mit
21 Buckeln versehen und in die schwarz-weissen Haare eines Antilopenfelles
eingenäht, befestigt der Opferer, die Buckel nach aussen, mit einem Hanf-
strick an seinem Halse, so dass sie oberhalb des Nabels hängt Die Ukha
ergreift er mit zwei Handhaben, stellt sie auf einen besonders hergestellten
Thronsessel, der mit einem Tragband versehen ist, das er um seinen Hals
legt Zusammen mit dem Tragband hält er die Ukhä mit emporgestreckten
Armen nach Osten in die Höhe, dann über seinen Nabel, thut die Vi§|^u-
schritte, bei jedem von ihnen das Feuer emporhaltend, blickt nach den Him-
83. Agnicayana. 163
melsrichtungen, hält die Ukhä wieder in die Höhe nach NO., nimmt sie herab,
löst die Schlingen, hält sie in die Höhe nach SO. und nimmt sie herab. Das
Feuer wird dann auf einen Sessel gestellt und verehrt (vätsapra). Nach Sonnen-
imter- und Sonnenaufgang wird die Asche aus der Ukhä iii ein Gef äss gethan
oder mit Hülfe von Blätterdüten in ein in der Nähe befindliches Wasser ge-
schüttet (W. 232), das Feuer mit frischem Brennholz versehen. Tag für Tag
wiederholen sich durch ein Jahr abwechselnd mit der Vätsapraceremonie die
Vi§nuschritte; doch sind auch kürzere Fristen gestattet. Nach Belieben kann
man in dieser Zeit das vantvähana des Feuers vollziehen, wobei der Feuer-
topf samt dem in einen Krug gelegten Gärhapatya und Dak§ina auf einen
Lastwagen gethan, nach einer bestimmten Stelle gefahren, herabgenommen,
frisch angelegt und wieder zurückgeschafft wird. Der letzte Dlk§ätag ist
zur Herstellung der Vedi und des Backsteinaltars, der das Feuer aufnehmen
soll, bestimmt Die Abmessung des Platzes geschieht mit Hufe eines Seiles von
der doppelten Länge des mit emporgehobenen Armen dastehenden Opferers.
Man kann das Agnüc§etra in 95 verschiedenen Grössen herstellen. Der ab-
gesteckte Raum wird mit 261 oder 394 Steinen umgeben, die, aufrecht ein-
gegraben, den andern Steinen als Stütze dienen (W. 240). Am ersten Upasad-
tage findet (abgesehen vom Somakauf u. s. w.) das Aufmauem der Feuerherde
statt Der Grund des Gärhapatya wird mit Salzerde und Sand bestreut und
mit 21 Parisrit's umsäumt Auf den fertig gemauerten Herd bringt man das
Feuer aus der Ukhä, die selbst, mit Sand gefüllt, hingesetzt und leise mit
Milch begossen wird. Der Adhvaryu nimmt drei der Nirjti geweihte fuss-
hohe, schwarze, in Hülsenfeuer gebrannte Backsteine und legt sie im SW. an
eine Stelle, wo der Fussboden von selbst gesprungen oder mit Salzerde be-
deckt ist, dahinter die Stricke, die zum Tragen der Ukhä und Goldplatte
dienten, und kehrt ohne zurückzuschauen zurück. Nachdem an demselben Tage
das Agnik§etra in umständhcher Weise gepflügt und mit allerlei Getreidesorten,
»eine ausgenommen, von der er nie wieder essen darf«, besät ist, stellt man
an die Enden der Durchmesser des Feldes die logesfakä genannten Ziegel-
steine. Über einem Bündel Kusagras in der Mitte des Agnikßetra wird die
Uttaravedi aufgerichtet, jede Seite 40 Fuss oder ein Vuga lang. Die Cere-
monien des Somaopfers nehmen ihren Fortgang von der Ätithye§ti bis zur
Upasad, und zwischen der vor- und nachmittägigen Upasad vollzieht man die
erste Schichtung. Zu diesem Zweck werden die Backsteine auf ein rotes Stier-
fell gelegt, geweiht und unter Vorantritt eines Rosses zu dem Schwanzteil des
K§etra gebracht, vor dem sie im S. niedergelegt werden. Das Ross muss den
Grundriss des Altarbaues betreten, die Furchen entlang schreiten, schliesslich
die Schichtungsteine beschnuppem und wird darauf nach NO. fortgejagt. Über
das Büschel in der Mitte wird das Lotusblatt gelegt, darüber die Goldplatte
und auf sie aufrechtstehend ein hiranyapurusa^^ (W. 248), den der Opferer
mit umständlichem Ceremoniell verehrt. Auf ihn legt er einen porösen (sva-
yamätrn^ä) Ziegel, vor diesen der Reihe nach eine Anzahl anderer, besondere
Namen tragender I§takä's, unter ihnen zwei rtavyä genannte, die dem Frühling
(madhu, mädhava) gewidmet sind; zuletzt die A§ädhä. Südlich von dieser findet,
auf den goldenen Mann zugekehrt, eine lebendige Schildkröte ihren Platz.
Der Prastotr begleitet die Aufstellung des Lotusblattes, des Puru§a u. s. w. mit
den Vyähftisäman's. Vor jener svayamätrnna nördlich befindet sich ein Mörser
mit dem Stössel; auf sie kommt die Ukhä, in ihre Mitte der Menschenkopf,
zu beiden Seiten die Köpfe der Tiere, dazu nach einigen der einer Schlange;
ein jeder mit sieben Stückchen Gold versehen. Darauf werden die andern
Backsteine in bestimmter Ordnung aufgestellt (einschliesslich des Grasbüschels,
der Loge§takäs u. s. w. 98, die von Sprüchen begleitet sind), das Ganze mit
11*
164 m. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
den ^lokamprna^ genannten Ziegeln von verschiedener Grösse (z. B. 924 von
der Grösse eines Viertelpäda für den Mittelteil) ausgefüllt. Die Zahl der
Steine für die unterste Schichtung beträgt 1950; die für alle fünf Schichtungen
10800. Die fertige Citi wird mit Schutt eingeebnet Die Dauer des Baues
hängt von der Zahl der Upasadtage ab; sind ihrer nur drei, wie bei dem
Agnistoma, so verteilen sich die fünf (oder mehr) Schichtungen auf die beiden
ersten Tage; bei zwölf Upasad's erhält jede Schichtung zwei Tage, einen zum
Schichten, einen zum Ausfüllen; bei der Dauer von einem Jahr kommen auf
die ersten vier Schichtungen acht, auf die letzte vier Monate. Wie bei der
ersten Citi haben auch bei den andern viele der eingemauerten Steine ihre
Namen, z. B. Nak§atra-i§takäh, Indratanür-i§takäh u. a. Wie bei der ersten dem
Frühling, sind bei der zweiten zwei I§takä's dem Sommer, bei der dritten zwei
dem Herbst u. s. w. gewidmet. Die genaue Aufstellung wird in dem zehnten Parisi^ta
des weissen YV., dem I§takäpürai;ia (W. 263) gelehrt. Die erste grössere
Opferhandlung, die dem mit vielen z. T. merkwürdigen Sprüchen vollzogenen
Aufbau folgt, ist der satarudriyahoma, 425 Spenden an Rudra und die
Rudra's, wozu wilder Sesam und Gavedhukämehl oder andere wüdwachsende
Erzeugnisse des Waldes, ev. auch Milch von sechs Ziegen verwendet werden.
Sie gelten den Rudra's in Erde, Luftraum und Himmel und werden auf Pari-
sritsteinen von ungleicher Grösse, die an der hinteren Ecke des linken Flügels
eingesetzt sind, an- und wieder absteigend dargebracht. Der Ägnldhra er-
greift einen Wasserkrug und begiesst den Altar, dreimal ihn danach umwandelnd.
Ein Stein, der an die Verbindungstelle des rechten Flügels mit dem Körper
gelegt ist, dient zum Absetzen des Kruges und wird am Schluss dieser Cere-
monie in den Krug gelegt, um mit ihm unter Verwünschung der Feinde nach
Süden geworfen zu werden. Merkwürdig ist eine andere, dem Altar Kühlung
verschaffende Ceremonie. Der Adhvaryu zieht mit der Spitze eines Rohres»
an die ein Frosch, ein Vetasazweig und eine Avakäpflanze *' gebunden sind, auf
verschiedenen Teüen des Altars Linien und wirft das Rohr danach auf den
Utkara. Verschiedene Säman*s werden bei verschiedenen Teüen des Altars
gesungen**, worauf der Adhvaryu dem Hotr den Befehl zum Agnyuktha
(S. 9, 25) erteilt Wie bei den einzelnen Schichtungen Sprüche hergesagt wei^
den, die sie in Beziehung zu Jahreszeiten setzen, so scheint das Singen wich-
tigerer, zu den Wendepunkten des Jahres in Beziehung stehender Säman's bei
den Teüen des Altars (rathamtara, brhat) einiges Licht auf die Symbolik des
Altars zu werfen. Auch anderwärts treten Anspielungen auf Tag und Nacht
u. a. hervor. Am letzten Upasadtage besteigt der Adhvaryu mit einem
Opferlöffel und einem Dadhi, Madhu und Ghfta enthaltenden Kruge den Bau,
zu dessen rechter Seite Brahman und Yajamäna sitzen, opfert und besprengt
mittelst eines Büschels aus dem Kruge den ganzen Altar. Auf die Vollziehung
der regulären Pravargya- und Upasadfeier folgt das Agnipra^ayana. Der
Adhvaryu oder Pratiprasthätr nimmt einen Feuerbrand und geht, vom Prati-
prasthatr, Hotr, Opferer und Brahman geleitet, während letzterer das Aprati-
rathalied murmelt (S. 8, 15, 10) zum Altar. Einen bunten runden kleinen Stein
legt er südlich von dem Ägnidhrahäuschen im Anschluss an die Mittellinie
des Altars nieder; bei Herstellung des Ägnldhrlya-Dhi§nya wird dieser mit
verbaut Alle steigen auf den Altar. Milch einer schwarzen Kuh mit einem
weissen Kalbe wird in einem Kübel auf den zuletzt aufgelegten svayamätnuiä-
Ziegel geopfert, der Feuerbrand darauf deponirt und mit besonderem Holz
genährt Eine Anzahl von Spenden schliesst sich hieran an, für Vaisvänara,
für die 49 Winde, die dem Opferer so dienstbar sein sollen, wie sie Indra
waren, die vasor dhärä\ 372 Spenden für Agni, 13 für die Monatsnamen, 16
wieder für Agni, die Pärthaopfer, von Prthi Vainya bei seiner Königsweihe
84. Catur-, Panca-, Sad-, Sapta-, Dasahotärah. 165
eingeführt (S. 145) und die 14 Väjaprasavlya's (S 73, S. 142), deren Überreste,
mit Milch und Wasser gemischt, wie beim Väjapeya zur Salbung des Opferers
dienen. Je nachdem der Opferer dabei den Altar berührt, sitzt oder steht,
ein schwarzes Antilopenfell oder ein Bocksfell als Teppich benutzt, werden
ihm besondere Wünsche erfüllt. Auf die Salbung (abhi§eka) folgen die sechs
weiteren Pärthaspenden, die zwölf Rä§trabhrt's und unter anderem die selt-
samen drei vätahoma* s , Spenden von »Luft«, die der Adhvaryu von O.,
N., S. her mit der hohlen Hand einfängt und auf drei Teüe des mit Joch
und Gurten versehenen Streitwagens opfert, »jede Luftspende wird nach ihrer
Darbringung mittelst Herumführung des Gurtes um die betreffende Stelle gleich-
sam als Ross angeschirrt« (W.). Die Havirdhänaschuppen werden hergestellt,
die Dhi§nya's aus Backsteinen aufgebaut Von hier ab verläuft die Ceremonie
bis zum Pasupurodäsasvißtakft nach Art des Abhi§ecanTya (8 74, S. 145).
Der erste Sutyätag beginnt mit dem agniyojana, dem »Anschirren des Feuers«,
ehe der Prätaranuväka erschallt, durch Hersagung einer Reihe von Sprüchen
unter Anfassung der Paridhihölzer. Dem Yojana entspricht abends das vimo'
cana nach dem Yajnäyajniyasäman. Zu dem regelmässigen Verlauf des Soma-
opfers treten einige besondere Spenden, u. a. die demkähavis für Anumati,
Kuhü, Räkä, Sinlväll und für Dhätr bei der Udayaniye§ti, und am Ende der
Schlussspende ein Milchopfer für Mit^a-Varu^a mit zwei hornlosen Rindern
oder Ziegen als Dak§Lciä. Wie einer, der mit dem Agnyädheya keinen Erfolg
hat, das Punarädheya opfert, so kann man bei erfolglosem Agnicayana die
Punahciti schichten, die von einigen verworfen, von andern mit Hinweis auf
Manu, der sie erfand, verteidigt wird (TS. 5, 4, 10, 5). Wer das Agnicayana
vollzogen hat, ist gewissen Vrata's unterworfen, die zeitlebens oder nur ein
Jahr lang gelten; er darf nicht im Regen gehen, kein Vogelfleisch essen und
nur mit einer Frau derselben Kaste leben (s. S. 57). Nur der eigenen Gattin
darf er nach einer zweiten und selbst dieser nicht mehr nach einer dritten
Schichtung nahen.
* Weber, ISt. 13, 217 — 292. Meine oben gegebene Darstellung ist im Wesent-
lichen ein Auszug aus Weber. Haug 2,368; Eggeling, SBE. 41, 143 ff.; Thibaut,
JASB. 1875, 254 ff. gibt die Beschreibung der vakrapak§aSyenaciti nach Ap., der
särarathacakraciti und SmaSänaciti nach Baudh. — ^ Vgl. dazu auch Eggeling, SBE.
12, XXXI ff. — 3 Sat. Br. 9, $, 2, 15. — 4 Vcl. TBr. 3, 10 Komm. — 5 Vgl. TBr. 3, li ;
3, 12 ein caturhotracayana. — ^ Vgl. TAr. I u. Einl. S. 13. 17. — 7 Vgl. auch
Weber I. c. 264. 269; Kät. 16, 5, 9. — ^ Zeichnungen einiger Altäre bei Weber,
1. c. 235; BuRNELL, a catalogue S. 28; Thibaut, Pandit 10, 72. 187 ff.; New
Ser. 1, 323. — A guide on sacrificial altars Or. Bibliogr. 7, 1364 ist mir nicht zu-
gänglich. — 9 Die Bedeutung des Wortes wie die vieler Ceremonien ist unklar.
Nach Eggeling SBE. 41, 197 auf Grund von Säy. »probably a counterfeit of a
man, a doli or human effigy.« Oder ist es das Bild eines der Feinde des Opferers?
Vgl. Äp. 16, 2, 6. — *o IStr. I, 60. 61. — «» Vgl. hierzu Bloomfield, contributions
2, S. 24 ff. — " Lat. I, 5, II ff. Vgl. auch die Thätigkeit des Hotr beim Mahä-
vratacayana Sänkh. 17, 13.
S 84. Unter ^ö/«r-, panca-, sad-y sapta-, daiahotärah'^ versteht das
Ritual gewisse Formeln, die ihren Namen nach der Zahl der Priester oder
Hotr's (dies Wort hier in allgemeiner Bedeutung genommen) führen, die in
jeder von ihnen in mystischer Weise erwähnt werden (z. B. »Agni ist der
HotTi die Asvins die Adhvaryu's ...«). Sie leiten ihren Ursprung auf ver-
schiedene Götter zurück, die bei gewissen Gelegenheiten diese y^yajnakratu^sfn
sahen. Sie htv&stn yajnakratu^ auch isfi (vgl. Äp. 14. 13, 2) \xnA yajna (vgl.
S. IG, 14, I Komm.), weü sie verschiedene Opfer vom Agnihotra (dasahotr) und
NVO,. (caturhotr) bis zum Somaopfer repräsentiren *. Wir finden sie inmitten
der Srautaopfer von deren Teünehmern zur Begleitung sakraler Handlungen
i66 ni. Religion, weltl, Wissensch. u. Kunst. 2. Rttuallitteratur u.s.w.
recitirt Wo vorgeschrieben ist, sie zu flüstern, wie beim Bahi^pavamäna, liegt
dies, wenn keine besondere Anweisung gegeben ist, dem Yajamäna ob (Ap. 14,
15, 4, s. oben z. B. S. 130). Abgesehen hiervon können sie selbständig An-
wendung finden, teils allein zur Erreichung gewisser Wünsche, teils als kämja-
oder naimittika-Opfer in Verbindung mit Graha und mit Svähäruf. Ein
kenntnisreicher Brahmane z. B., der nicht den ihm gebührenden Ruhm erlangt,
geht in den Wald, bindet ein Darbhabüschel und sagt in Gegenwart eines
rechts sitzenden Brahmanen die Caturhotr's (Äp. 14, 13, 7). Diese selbständige
Verwendung gehört zum grossen Teil in das Gebiet des Aberglaubens und
beschränkt sich nicht nur auf den Ähitägni (Äp. 14, 13, 2; 15, 5). Wer Nach-
kommenschaft oder Vieh zu besitzen wünscht, soll durch zwölf Tage heisses
Wasser trinken, ein bestimmtes Kleidungsstück anlegen und auf dem Boden
schlafen. Früh nach der letzten Nacht begibt er sich nach Osten, thut einen
Atemzug, sagt den Dasahotr und opfert den Caturhotf mit Butter u. s. w. (14,
^3» 3ff')* ^^^r mit dem Dasahotr beschwört, opfert auf eine salzhaltige
Stelle oder in eine Erdspalte. Anstatt der Vau§atrufe wählt er onomato-
poetisch »Härten der Sprache«, die eine Drohung andeuten khat^ /^^/u.s.w.
(Ap. 14, 14, i; TAr. 4, 27). Dieser Verwendung der Texte widerspricht aber
ihr Inhalt; denn sie lesen sich nicht wie Zauberformeln, sondern wie Upani-
§ad's {cittih sruk, cittam äjyam^ väg vedih u. s. w.). Da jede von ihnen ein
ganzes Opfer repräsentirt, so könnte man sagen, sie sind nur im Geiste rasch
durchdachte, nicht mehr wirklich dargebrachte Opfer, Quintessenzen von Agni-
hotra, Darsapünjamäsau u. a. Dazu passt ihre Verbindung mit einem beson-
deren Vrata (Äp. 14, 13, i); ihr Platz im Dvädasäha vor dem Tanövadana
und dem Mänasa Graha für Prajäpati (S 79, Anm. 12. 13). Mit andern
Worten, das Ritual mündet hier in die Upani§ad. Die Verwendung der For-
meln zu Erreichung bestimmter Wünsche, Beschwörungen möchte ich für später
halten, weü sie ihrem theosophischen Inhalt widerspricht. Wie Mantra's zu
Zaubersprüchen herabsanken, geschah es auch mit diesen »geistigen Opfern«,
denen man besondere innere Kraft zugeschrieben haben mag.
X Äp. 14, 13—15; S. 10, 14—18; Ait. Br. 5,25; Tai«. Ar. 3, 2 ff. ; weitere An-
gaben bei Weber, s. nächste Anm. — 2 iSt. 10, 139. 140.
S 85.^ Präyaicitta's^. — Ap. 9; 14, 16 ff.; Kät. 25; Äsv. 3, 10 — 14;
()^(i — 10; Sänkh. 3, 19 — 21; 13, 2 — 12 u. passim. Die reiche Gestaltung des bis
ins Einzelne ausgebildeten Opferdienstes hatte Fehler in unübersehbarer Mannig-
faltigkeit zur möglichen Folge. Sarvaprüyascitta's werden daher schon beim
einfachen NVO. dargebracht. Die richtige Zeit kann versäumt werden, das
Opferfeuer sich mit anderem vermischen oder ausgehen, ein Opfertier beim
Schlachten brüllen, ein Ähitägni aus Sorge weinen, Götternamen verwechselt
werden, Soma gestohlen werden oder verderben, die Agnihotrakuh beim Melken
sich setzen oder Blut geben, eine Krähe sich auf den Opferpfosten setzen,
der Opferer erkranken oder sterben. Die Anübandhyä kann tragend sein:
wie ist der Fötus zu behandeln? Ein Somaopfer kann mit dem eines Neben-
buhlers konkurriren {samsa7'a^) , wie ist dem zu begegnen? Die Yäjnika's
haben diese und viele andere Punkte in ausfuhrlicher Casuistik erörtert und
die Mittel angegeben, die man im einzelnen Falle anzuwenden hat. Es scheint
mir nicht nötig, das Einzelne hier zu erörtern. Interesse werden sie nur
durch eine Erörterung von allgemeinem Standpunkt aus, wie sie Stenzler
1. c. angedeutet hat, gewinnen. Als ein Präyascitta von grösserer Bedeutung
mögen hier noch die zur Reinigung von schwereren Sünden dienenden Küsmäi>4a's
verzeichnet sein (TAr. 2, 7. 8).
» Stenzler, on thc Hindu doctrine of expiation Rep. Froc. 2^ Intern- Congr.
of Or. 22 ff. — ^ VMyth. I, II9.
85. Präyascitta's. 86. Verhältnis des Aberglaubens z. d. andern Opfern. 167
IV. VEDISCHE ZAUBERN
S 86. Verhältnis des Aberglaubens zu den andern Opfern. —
Das vedische Opfer verläuft unmerklich in das Gebiet des Aberglaubens.
Die Scheidung von Opfer und Zauber, schon nach modernen mehr oder
weniger künstlichen Begriffsbestimmungen schwer durchführbar, versagt
gegenüber dem in Indien überlieferten Material und hat auch in der indi-
schen Anschauung selbst keine Begründung. Wir können das an den zahl-
reichen Gebräuchen erkennen, die inmitten aller Opfer sowohl des häuslichen
als des Srautarituals auftreten und auf Erfüllung eines besonderen Wunsches,
sei es Erwerbung von Reichtum und andern Gütern oder Vernichtung eines
Nebenbuhlers abzielen: der Udgätr gibt dem Upämsusavanastein eine andere
als die ordnungsgemässe Stellung und zerstört, indem er an einen mächtigen
Nachbar denkt, dadurch das Reich des Königs (oben S. 129). Der Veda-
büschel erhält die Form eines Knies oder Korbes, je nachdem der Opferer
Vieh oder Speise wünscht (112). Die Verschiebung des um den Yüpa ge-
wundenen Strickes schädigt den Opferer; hoch oben oder tief unten ange-
bracht, verhindert oder bewirkt er reichlichen Regen (121). Die Anordnung
der Opferpfosten bei den Aücädasinakratu's ist ein verschiedene Wünsche des
Opferers erfüllendes Zaubermittel (136). Der genauere Zeitpunkt für die
Darbringung des Agnihotra, die Art der zum Opfern gewählten Flamme wird
durch die Absichten des Opferers beeinflusst (iio). In das Ritual des Räja-
süya sind Handlungen aufgenommen, die dem Zauberritual und der volks-
tümlichen Medicin entlehnt sind*. Das iyena genannte Beschwörungsopfer ist
nur einer der fünf Sädyahkra's, die zu den verschiedensten Zwecken dienen,
die pur-YoTva des verschiedene Kombinationen aufweisenden Dasarätra
wird zu Gegenbeschwörungen verwendet. Wie bei den Srauta-, ist es bei den
Grhyahandlungen. Von der Niederkunft an, bei der Dämonen das Leben des
Kindes wie der Mutter bedrohen, bis zur Bestattung und Errichtung des
Smasäna, den man durch einen Stein oder eine Erdscholle von der Welt der
Lebenden trennt, ist das Leben des Einzelnen von Ceremonien umgeben, die
nach gewöhnlichem Sprachgebrauch in den Bereich des Aberglaubens gehören
würden. Deutlich verrät der Mangel einer Unterscheidung zwischen beiden
Gebieten sich in dem Charakter der vielen kämya- und naimittika-Opfer, die
zur Erlangung von Reichtum, Sieg in der Schlacht, zur Gewinnung von Regen
(Regenzauber), zur Abwehr oder Vernichtung von Feinden dargebracht wer-
den «J und sich von der gewöhnlichen Opferform nur durch Abänderungen
unterscheiden. Die Abgrenzung von Glauben und Aberglauben kann nach
meiner Meinung nur rein historisch oder gar nur individuell sein. Als Aber-
glaube wird gelten müssen, was dem fortgeschrittneren Standpunkt als Glaube
und rituelle Praktik der Zurückgebliebenen erscheint. Der Ahuramazdadienst
erhebt sich über die Daeva's mit ihren Kavi's und Karapan*s, das Christentum
über gewisse Überlebsei aus der Heidenzeit; dem Buddhismus scheint der
brahmanische Glaube eine religio paganorum; aber innerhalb des Brahmanis-
mus selbst können wir die verschiedenen Schichtungen bis jetzt noch nicht
unterscheiden. Zwar hat auch hier unverkennbar eine fortschreitende Ent-
wickelung manche alte Praktik, Mahävratagebräuche, Puru§amedha u. a. zurück-
gedrängt, schon im RV. reinigt sich ein Sänger durch einen Eid von dem
Verdacht, ein Yätudhäna oder Hexenmeister zu sein (7,104,15); Manu (ebenso
Gaut u. a.) belegt 9, 290 abhicära, mülakarman u. s. f. mit Strafen; aber
ganz sind, wie es scheint, solche Strömungen nicht zum Durchbruch gekommen
und konnten es auch nicht in einer Praxis, die zur vedischen Zeit schon die
1 68 nL Reugion, weltl. Wisseksch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
Vrätyastomaopfer (S. 139) anwendete und noch heute fortfahrt, verschiedene
Völker und ihre Götter in sich aufzunehmen, ohne sie wesentlich zu relbr'
miren. Wir können dem Brahmantsmus gegenüber daher nicht den histon-
sehen Standpunkt gewinnen, von dem sich in ihm Glauben und Abexglaaben
scheiden^. Wir müssen entweder zu dem einen oder andern seinen ganzen
Kult rechnen oder mit einer gewissen Subjektivität selbst eine Grenze ziehen.
I Als Quellen dieser Charakteristik dienen ausser den $ 7 beschriebenen Texten
das Sämavidhftnabrähma^a (Adh. 11. IIIj ed. BuRNELL, London 1873. Daza die
wichtige Recension von Barth, Rev. crit 1873 ^^- 44» ^ol- ^4» ^ ^^ — 290.
Weber, IStr. 3, 270 ff. Über eine indische Ausgabe 'desselben Werkes und die
teilweise Übersetzung durch Barth (Melusine voL I) siehe Sten Konow »das SN'^r.,
ein altind. Handbuch der Zauberei, eingeleitet und übersetzt«, Halle 1893. £™
Auszug aus dem SVBr. ist Agnipuräna 260. Verwandte Materien anderer Vedcn
behandelt Agnipuräpa 258 ff. Vgl. hierüber R. Meyer, Rgvidhäna S. XXXII, Berlin
1877. Über den Inhalt des Rgvidhäna selbst siehe Meyer 1. c Xllff. Die hieiher ge-
hörenden Parisifta*szum AV. will Fay behandeln Proc. AOS. 1893 • ^^^ parüi§|a*s of the
Atharvaveda (ritualistic andwitchcraftpractices)p.XXXff. — Darstellungen desselben
Stoffes: Hardy« ved.-brahm. Periode S. 189 ff.; Oldenberg, Rel. d. Veda 476 fii.;
vgl. auch Ludwig, der Rgveda 6 s. v. Aberglaube (S. 137), Beschwörung (139X
Opfer (194\ Zauber (232) und Goldstücker's Dictionary Sanskrit and Engiish s. t.
abbicära. Wichtige einzelne Beiträge bei Bloomfield, Seven hymns AJPh. 7, 466 ff. ;
contributions sec. ser. AJPh. ii, 319 ff. und Weber in seinen Übersetzungen des
AV. (ISt. 4, 393 ff.; 13, 129 ff.; 17, 177 ff.; 5, I9S ff.). — Meine Darstellung be-
schränkt sich im Wesentlichen auf die vedische Litteratur. Auf die Herbeiziehimg
der SadhanamäU, Nagärjuna's Yogaratnamäla (s. die Inhaltsangabe bei Aufrecht,
Cat Oxf. No. 764, Weber, Verz. Nr. 1746), Kak§aputa (Weber, Verz. S.270, Nr. 904
Inhaltsangabe, 1745) u. a. noch ungedruckter Werke, die wohl auf altem Material be-
ruhen und für die Charakteristik des indischen Aberglaubens von Bedeutung wären,
ebenso wie auf die ausserindischen Parallelen musste in der Regel verzichtet werden. —
« Weber, Räjasüya 5. i8. 84 A. 3.-3 Cf. z. B. TS. 2, i, 8. 9.-4 Einen frommen
und unfrommen Zauber unterscheidet Roth, über den Ay., Tübingen 1856, und
rechnet zu ersterem den indischen. Dagegen Grohmann, ISt. 9, 409.
8 87. Umfang und Einteilung des Aberglaubens. — Die Unter-
redung Gotama*s mit Väseftha, in der jener die verschiedenen Formen brahma-
nischer Afterweisheit, tiracchänavijjä (auch hier wieder ohne Unterscheidung
von Ritus und Aberglauben) aufzählt ^ zeigt den Umfang und die mannig-
fachen Formen brahmanischer Künste, Wir finden u. a, anga (Weissagung
aus den Gliedern in Bezug auf Lebensdauer, Ruhm u. a.)', nimitta (aus An-
zeichen, w^enn jemand z. B. aus dem dreimaligen Krähen eines Hahns die
grade für ihn notwendige Zahl drei errät), uppäda (aus Vorzeichen wie Fallen
von Blitzen); supina (aus Träumen), lakkhana (aus Körpermerkmalen, ob
einer einst Räjan oder Uparäja sein wird), müsikäcchinna (Weissagung aus der
Zemagung eines Kleides durch Mäuse u. s. w.), aggi-y dabbi- u. a, Homa's
(S. 18), angavijjä^ vatthuvijjä^ sivavijjä (Sühnung des Aufenthaltes auf einem
Kirchhofe oder auch Deutung des Schakalschreies), bhütavijjä^ Kenntnis der
Heilmittel gegen Biss von Schlangen oder Skorpionen, Kenntnis der Gifte,
sakuna-^ vdyasavi/jä, saraparittäna (Pfeilsegen), u.a., Verständnis der guten oder
ihrem Träger schädlichen Eigenschaften von Edelsteinen, Stöcken, Kleidern,
Schwertern u. s. w., Frauen, Knaben, Mädchen, verschiedenen Tieren, Vorher-
bestimmung, ob die Könige ausziehen werden oder nicht, ob der
eigene oder fremde König belagert oder besiegt werden wird. Voraussagung
und Deutung der Finsternisse von Sonne, Mond, Planeten, von Konjunktion,
Opposition, Vorhersagung des Falles von feurigen Erscheinungen, von Erd-
beben u. a., von reichlichem oder spärlichem Regen, von reicher Ernte oder
Hungersnot, von Frieden, Unruhen, Krankheiten; Beurteilung der günstigen
Zeit zur Verheiratung, zu Freundschaftsverträgen oder Fehden, zu Einforde-
rung oder Ausleihung von Geld, die Kenntnis von Mitteln gegen Abgang der
8;. Umfang UND Einteilung DES Aberglaubens. 88. Zaubermittel. 169
Leibesfrucht, Zaubersprüche zur Lähmung der Zunge, des Kinnbackens, Ohres
(damit der Gegner nicht hören kann, was man aussagt), Handbesprechung,
Befragung von Orakeln mit Hilfe eines Spiegels, Mädchens, Gottes, schliess-
lich die Anwendung von Brech-, Abführ- u. a. Mitteln aus dem Gebiet der
brahmanischen Medicin. Vieles davon kehrt in den vedischen Ritualien wieder,
noch mehr in der späteren Litteratur, wovon die Brhat-Samhitä Varähami-
hira's ein Beispiel ist. Es ist nicht nötig, mit Lvall^ die traditionellen Quellen und
priesterlichen Ordnungen und die volkstümlichen Anschauungen in einen Gegen-
satz zu bringen oder jene hinter diesen zurückzusetzen. Die Religion der
Volksmassen ist zwar, wie Crooke sagt*, in hohem Masse vom Brahmanis-
mus unabhängig, aber der Brahmanismus ist schon in alten Zeiten nicht von
den Volksmassen unabhängig gewesen, und seine rituellen Sütren*, in erster
Linie das Kausika mit dem AV. und die Vidhäna*s (Sämavidhänabrähma^a
u. a.) sind davon Zeuge.
Wir haben eine alte Einteilung der brahmanischen Litteratur in der Auf-
zählung der verschiedenen Veden und Vidyä*s bei Gelegenheit der Päriplava's^,
wenn der Hot? die verschiedenen Volksklassen mit den ihnen zukommenden
Veden nennt und aus einem jeden derselben einen Abschnitt hersagt; aus
dem RV. ein Sukta, dem YV. einen yäjusa anuväka, aus dem Atharvaveda ein
bhssajay dem Angirasa-veda ein ghora^ aus der Sarpavidyä eine sarpavidyä,
der Rak§ovidyä eine raksovidyä) aus ^ der Asuravidya soll er tnäyäm kätticit
thun. ghora erklärt der Komm, zu Sänkh. als äiharvana grantha (zu Äsv.
p. 790 als abhicärädipratipädaka ^ zu Taitt. Brähm. 2, 4, 2, 2 p. 524: abhi-
cärarüpam karma ... ghoram kartanam adrsfarüpena akärstt)\ raksovidyä'^
als kuhukavidyä^ ^ die mäyä als angulinyäsarüpä'^. Wir können also, von
Sarpavidyä u. a. hier abgesehen, Bhai^ajya (AV.), Abhicära (Ängirasa V.)'**,
Zauberei (Asuravidya) als alte Künste betrachten. Da über deren innere
Einteilung noch nichts genaueres bekannt ist, so will ich im folgenden ver-
suchen, das vedische Material nach einer andern, in der Atharvapaddhati ge-
gebenen Sonderung" einzuordnen: äbhicärikäniy Jäntikäni (Gegenbeschwörung
und Ableitung), pausfikäni (Glückszauber).
X Im Brahmajälasutta Dighanik. i, i, 21 ff. 1- 2, 56 ff. cf. Rhys Davids SB£.
II, 196 fr. In den Bezeichnungen ist mancherlei undeutlich und wird auch durch
die Sumangalavilasinl nicht klar. Cf. Divyävadäna S. 630, Z. 20; 636 a. E. u. s.
BURNOUF, le lotus de la bonne loi, Paris 1852, p. 465 ff.; Weber, ISt. 3, 152 ff.;
17, 117 ff. — 3 Vgl. in Bezug auf Chiromantie das Citat aus dem MahabhS^. bei
Weber, ISt. 13, 464. — 3 Asiat. Studies 287. — 4 Transactions of the IX. Inter-
national Congress of Orient. II, 880, London 1893. — 5 VMyth. i, 2994. — ^ SSS.
16, 2; Ääv. lo, 7 (p. 789); l^at. Brähm. 13, 4, 3. Siehe oben S. 150. — 7 ^at. Br.
hat dafür devajanavidyäy der Komm, bhütavidyä, — 8 kuhaka'i — 9 Cf. Magoun,
AsurTkalpa p. 18. — »o Cf. Kät. 1$, 7, 34 : bhai^ajyabhuärayoh, — *x Bei Bloom-
FiELD, Seven hymns p. 12 erwähnt. Cf. Meyer, Rgvidhana XXXI.
8 88. Zaubermittel. — Zum Zauber gehört Wort oder Handlung, beide
können sich vereinen; aber es genügt auch allein das Wort oder die von Ge-
danken begleitete Handlung, i. Das Wort, das in feierlicher Fassung zu
Fluch oder Segen werden kann*, spielt wie in anderen Zauberritualen so
auch in Indien seine Rolle. A. Kuhn hat zuerst die enge Verwandtschaft
der indischen und germanischen Segen erkannt ^ Eine Sammlung und Be-
arbeitung indischer Segen ähnlich der, welche Schönbach ^ für das Altdeutsche
plant und Weinhold für die germanischen Verwünschungsformeln veranstaltet
hat*, steht noch aus. Es ist auch hier eine feierliche, gehobene und nach-
drückliche Redeweise, welche beim pHya-^ wie beim dvesya-kalpa zur Anwen-
dung kommt und sich in Wiederholung, emphatischer Stellung u. s. f. der be-
schwörenden Worte kundgibt. Ein Beispiel schönet Worte des Segens, die
1 70 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rttüallitteratür u. s. w.
auch dem vedischen Ritual nicht fehlten, sind die Sprüche des Süktaväka
(NVO. 143), deren Wortlaut TS. 2,6, 9, 4 genau zu beobachten lehrt In einer
Formel, die Krankheiten vertreibt, heisst es nyag väio 'va väti, nyak tapaü
sürya/i'y nie in am aghnyä duhey nyag bhavatu te rapah (RV. 10, 60, iij;
ein Versöhnungszauber wiederholt emphatisch die Präposition sam: sam ro
manä^si sam vratä sam äküfir namämasi A V. 6, 9 4. Dem in den Stall des Feindes
eingegrabenen Kraut wird zugerufen: T^uttuda , , ta/peje talpa uttuda, in die Berge
lasse ihn entweichen; Flammen (des Waldbrandfeuers) richte auf ihn (upa
satti nuda)\ ehe von dort im Osten die Sonne aufgeht, lasse ihn verschwin-
den« (TAr. 4, 39; Ap. 15, 19, 8). Die wundheilende Pflanze Arundhati -(oder
Wundwasser Kaus. 28, 5) wird mit den Worten rohany asi rohanl,
asthnad c?itnnasya rohani^ rohayedam^ — (AV. 4, 12) angerufen. In dem
Zauberspruch, der die fliehende Frau zurückhält (s. S. 185), werden Ab-
leitungen der Wurzel sthä verwendet: ästhäne parvatä asthu sthämny aszäk
atisthipam. Ein bhrätrvyavat oder abhicarat soll mit einem rugna (das Wort
»zerbrochen«) enthaltenden Verse einen Graha schöpfen Äp. 12, 15, 5. 6^.
Vergleiche, die sich zu wirklicher Symbolik steigern können, verleihen der
Beschwörung Nachdruck. »Wie der Wind von der Erde das Gras fortreisst«,
lautet ein Liebeszauber, bei dem u. a. vom Winde losgerissenes Gras ver-
wendet wird (Kaus. 35, 21; AV. 2, 30, i) »reisse ich fort deinen Geist, dass
du mich liebest« »Ich spanne wie die Sehne vom Bogen, den Zorn von
deinem Herzen«, »wir werfen unter einen Stein deinen Zorn«, »ich trete auf
deinen Zorn« heisst es in einem Versöhnungsspruch, der vom Niederlegen
eines Steines und von Ceremonien mit einem Bogen symbolisch begleitet
wird (Kaus. 36, 28 ff.; AV. 6, 42). »Das Amulet, welches die Däk§äyana's dem
Satänika anbanden, das binde ich dir an . . .« (AV. i, 35). Wie die Götter
Sürya aus der Finsternis befreiten , so soll der Kranke vom Erbübel u. s. w.
befreit werden (TBr. 2, 5, 6, 3 v. 7). Die Götter werden oft zu Hilfe gerufen.
Das Heer der Feinde soll Indra verwirren, mit Agni's und des Windes
Schnelligkeit verschwinden lassen, Agni soll ihm das Auge rauben (AV.
Zi^t ^' 6), Indra soll würgen, wie der Wolf das Schaf (AV. 5, 8, 4). Der Licht-
strahl, mit dem Sürya die Finsternis bedrängt . . . soll alle Opferlosigkeit . . .
fortscheuchen, fort alle Krankheit und schlechten Träume scheuchen (apa-^ apa-
suva) RV. 10,37,4. Der brahmanah parimara (AitBr.8,28) wird durch Inbezug-
setzjng zum Auf- und Untergang von Sonne, Mond u.s. w. wirksam. In der Anrede
liegt glückverheissende Kraft: »Mutter lebender Söhne«, »Frau eines lebenden
Gatten« nennen die Frauen beim Simantonnayana die zukünftige Mutter, ebenso
in Zwiegesprächen^, wenn die Gattin »Manneszeugung« trinkt (S. 42 \ »Nach-
kommen sieht« U.S.W. 7 Von Wichtigkeit sind bei feindseligen Beschwörungen
die väcah krüräni. Wie in freundlicher Begrüssung boni ominis causa V^
Kapala Bhagäla u. s. w. (S. 63) gesagt wird, beim Manenopfer für vau^at,
yajämahe svadhäy sifadhämahe, so wendet man hier gelegentlich »Rauhheiten
der Sprache« an: yad väcah hrüraffi tena vasatkaroti^. Als solche Worte
nennt TAr. 1. c. khat^ phaf^, jahi, chindhJ, bhindhl^ handht, kat\ 37: khan
phan mrasi^^. Eine Anspielung auf solche väcah krüräni liegt nach meiner
Meinung in dem Gegenfluch RV. 10, 87, 13: yad ague adya mithunä s'apälo
yad väcas trs(a?fijanayanta rebhäh u.V. 1 5 ". Nur vereinzelt habe ich die andern
Völkern" wohlbekannte Praktik angetroffen, die Zaubersprüche rückwärts
zu sagen. Wenn ein Opferpriester durch die Diener des Yajamäna von seinem
W^erk fortgerissen wird, soll er den Dasahotr opfern und die Worte von hinten
nach vorn absatzweise sagen und wird den Opferer dadurch vernichten (Äp.
14» 15» i)*^- ßci Verwünschungen ist der Name von Wichtigkeit. »Fort stosse
ich NN.« oder ähnlich .lauten die Fluchformeln; darum empfängt der Knabe
89. Handlungen, besonders symbolischer Art. 171
einen Geheimnamen (S. 46), um gegen Zauber geschützt zu sein '♦. Für die be-
dingte Selbstverfluchung des Eides (Jolly S 51) haben wir an der Tänüna-
ptraceremonie, deren Teilnehmer vor Tanünapät den Vertrag der Treue gegen
einander eingehen und dem Eidbrecher wünschen, dass er »vergehen« solle,
ein rituelles Beispiel. Nicht alle Zaubersprüche passen mehr zu der Hand-
lung, der sie dienen (S. 19^); oft sind sie nur eines ganz äusserlichen Zusam-
menhanges wegen angewendet '^ und zu blossen Incantamenta herabgesunken.
Ein Beispiel davon bieten auch die oben als »geistige Opfer« charakterisirten
und zu gewöhnlichen Beschwörungen verwendeten Caturhotr's (S. 165. 6);
ferner die parltta's der buddhistischen Litteratur, die an sich nichts Exorcisti-
sches haben *^ aber als Schutzformeln gebraucht werden. Bei den zum Zauber
von den Chandoga's vielfach verwendeten Sämans ist die Melodie, nicht der
Text die Hauptsache *7; die ihnen zu Grunde liegenden Mantra's gelten »comme
formule magique, c'est-ä-dire sans beaucoup d'egard au sens des mots, qui le
composent.« Auch die spätere Zauberwirkung durch oftmalige Wiederholung
desselben Wortes findet in der vedischen Litteratur schon ihre Beispiele**.
Das Wort mantra ist von geistiger Bedeutung zu der eines Zauberspruches
herabgesunken. Ob brdhman die Bedeutung Zauberspruch ursprünglich gehabt
oder sie erst später erhalten hat, ist nicht sicher erkannt *9. Das Wort tabu
hat Weber versucht, in AV. 5, 13, 10 wiederzufinden *°, ohne die entgegen-
stehenden Schwierigkeiten zu überwinden.
X Grimm, DMyth. 24, 1022; 33, 363. — 2 ICZ. 9, 49 ff.; 113 ff. Nicht specicU
auf Zaubersprüche erstrecken sich die wenigen vergleichenden Bemerkungen
Heinzel*s, Über den Stil der altgerm. Poesie, Strassburg 1875. — ^ ^^' Analecta
Graeciensia, Graz 1893, p. 25 — 50. — 4 SPAW. 1895, S. 667—703. — 5 Ein Bei-
spiel für den markigen Wortlaut eines Fluches gegen den, der einen Schutzflehen-
den ausliefert, citirt Ludwig 6, 208 aus dem Mbbärata. — 6 Oldenberg, I.e. 515.
7 Vgl. auch das Zwiegespräch beim Graben der Uparava's Ap. 11, 12,4; ^adhvaryo
kirn atra*} ttdAaäramul ,ttin nau saha*\ — * TS. 3, 4, 8, 5; Äp. 14, 14, i; TÄr. 4,
27« 37. — 9 Cf. Äp. 12, 11, 10. — I" Komm. p. 556: dam'sanadhvaner anukarana'
rüpau, — XI Henry, AV., les livres VIII et IX p.45 zieht in v. 15 die Lesart des AV.
srsti vor. — '2 Heim, incantamenta magica graeca latina, Leipzig 1892, p. 530. —
»3 Cf. noch Rgvidhäna i, 15, 4 fr. — M priya- und dvesyakalpa scheinen hier noch durch
weitere Zusätze sich zu unterscheiden. S. das Scholion zu Lät. i, 10, 10, p. 93.
— 15 Bloomfield, Sev. hymns I ff. (466 ff.) ; contrib. 2, 20; Oldenberg, Rel. d. V. 516.
Über die schamanistische Verwendung von Sprüchen, Formeln, Handlungen L. v.
Schröder, Indiens Litt. u. Cultur S. 117. — x6 Grimblot-Feer, Journ. As. 6,
vol. 18, p. 225 ff. — »7 Barth, Rev. crit. 1. c. 286; Sten Konow 22. — »» Magoun,
Asurlplant p. 9. Von der Heiligkeit der Bljäk^ara's u. s. w. ist mir in der ved.
Litt, kein Beispiel begegnet. Siehe indess Weber, ISt. 9, 59. 115. — »9 Haug,
Über die ursprüngl. Bedeutung des Wortes brakma SBAW. 1868, 11, i; Ludwig
3, 296 ff.; Geldner, VStud. 2, 146, der eine definitive Erklärung noch ablehnt. Über
brdhman^ ^a^iwa/f und lat. flamen, resp. *flamo siehe Kretschmer, Einleit. in d. Ge-
schichte d. griech. Sprache, l896,p. I27ff., wo weit.Litt. — *o Ein indischer Zauberspruch
SPAW. 1896, p. 68 1 ff. u. 873 ff. (mit Bemerkungen von Jacobi, E, Kuhn, Bendall).
S 89. 2. Handlungen, besonders symbolischer Art. — Die Inder sind
in der Anwendung von Mitteln, die auf Gesinnung, Gesundheit, Leben anderer
oder Erwerbung von Gütern aller Art abzielen, sehr erfinderisch gewesen. In
erster Linie muss die symbolische Bedeutung vieler einzelner Handlungen, die
die Wünsche des Opferers inmitten des Opfers zum Ausdruck bringen und wohl
nicht nur andeuten, sondern magisch erwirken sollen, betont werden. Beim
Räjasüya muss der Yajamäna »die Himmelsgegenden ersteigen«, beim Väjapeya
den Yüpa; die Gestalt des Vedabüschels drückt die Wünsche des Opferers aus
(112. 167). Wer Regen braucht, befestigt den Strick um den Yüpa tief
unten (129) oder er wischt das Innere eines Opfergefässes aus, den Überrest
schmiert er mit abwärts gekehrter Hand auf die Innenseite der Paridhi's;
will er das Gegenteil, so kehrt er die Hand nach oben und wählt die Aussen-
172 III. Religion^ weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rixüalutteratur u. s. w.
Seite (Äp. 12, II, 3. 4), oder man errichtet beim Somaopfer die Hütte für
einen vrsfikäma niedrig, hoch für einen avrsfikäma. Aufrecht steht er bei
einer Spende in freundlicher, schief oder vorgeneigt in feindlicher Absicht
(12, II, 2. 9; 13, 18, 5). Wer jemanden sich zum Freunde wünscht, kehrt die
Presssteine auf einander zu, sonst von einander ab (TMBr. 6, 6, 2. 3). Man
schafft einem in seinem eigenen Bereich einen Nebenbuhler, wenn man auf seinem
Felde, in seinem Hause die Vedi nur zur Hälfte aufwirft, Barhis und Brennholz
nur zur Hälfte nimmt (TS. 2, 2, 10, 5; Komm. p. 238). Wählt man die kahle
Innenseite des Felles an Stelle der behaarten zum Messen des Soma, so wird
dem Opferer kein Vieh zuteil (Äp. 10, 24, 6). Seinen Söhnen verschafft er
der Reihe nach Gedeihen durch einen vollen Löffel für den ältesten Sohn,
während für die andern die Löffel in abnehmender Füllung geschöpft
werden; wünscht er dem jüngsten zumeist Gedeihen, so lässt er umgekehrt
die Löffel immer voller schöpfen (Äp. 6, 7, 8). Ist ein anderer ihm zuvor-
gekommen, sei es als Opferer, sei es in anderer Weise, so drückt er vor dem
Homa einen Finger mit dem Daumen oder diesen mit einem Finger nieder, je
nachdem dieser Nebenbuhler jünger oder älter ist (12, 21, i). Wen man am
Entlaufen hindern will, den hält man symbolisch fest (s. S. 185). Für einen
König, dem man wieder zur Herrschaft verhelfen will, befestigt man sieben
Zweige eines Asvatthabaumes am Havirdhänawagen mit den W^orten: »Hier
binde ich die Äditya's fest, bis N. N. wieder in seinen Stamm NN. kommt«
(TS. 2, 3, I, 5). Ein wichtiges Zaubermittel ist der Kreis'. Bei Herstellung
der Vedi , der Schalllöcher u. s. w. werden die Umfassungslinien unter Her-
sagung gegen die Rak§as gerichteter Sprüche gezogen. Der entfliehende
Knecht wird mit einem Kreise von Urin gebannt Die Gattin des Königs
Adityaprabha steht nackt mit emporstehenden Haaren, einen dicken Tilaka
aus Mennig auf der Stirn, während ihre Lippen flüsternd sich bewegen, in
einem grossen Kreise, der mit verschiedenen Farben bestreut ist und bringt
eine Libation aus Blut, Surä und Menschenfleisch ^ Ein Kranker, der an
Harnzwang leidet, wird veranlasst, einen Pfeil abzuschiessen (Kaus. 2 5, 1 4 Kes.).
Die Wahl von Pflanzen, Opferholz, Tieren wird durch die Richtung des
Wunsches beeinflusst und unter Berücksichtigung ihrer ideellen Verwandtschaft
mit dem Gegenstand des Wunsches vollzogen. Wer beschwört, nimmt z. B.
Brennholz vom Vibhidaka (TS. 2, i, 7, 7) oder Bädhakabaum (oben S. lo)^,
für das Opfer eines vertriebenen Königs wählt man Mändhukaholz, dessen
Kohlen auf das feindliche Heer einen Zauber ausüben (TS. 3, 4, 8, 3; HI
S. 273. 4); zur Heilung eines W^ahnsinnigen , d. h. von den Gandharven und
Apsaras Besessenen Holz vom Nyagrodha, Udumbara, Asvattha, PIak$a: eU
vai gandharväpsarasätfi grhähy sva evainän äyatane iamayati (TS. 3, 4, 8, 4).
Zu allen Regenceremonien sind Butter und Milch von einer schwarzen Kuh,
schwarze Reiskörner u. a. notwendig (Kes. zu Kaus. 41; pag. 343); präjäpa-
tyatft krsttam ä labhäa irsfikämah TS. 2, i, 8, 5 u. s. Alte Schuhe, ein
Hunde- und Edakakopf, Menschenhaare werden an ein Rohr gebunden und, zur
Erwirkung von Regen, gegen den Luftraum geschlagen (Kaus. 41, 6 Komm.). Wer
beschwören will, opfert Rudra ein rotes Tier (TS. 2, i, 7, 7.)*. Die Surä
erhält einen Zusatz von Wolfs-, Tiger- und Löwenhaaren, Symbolen von ojas,
manyUy sahas (160). Die Wasserpflanze Avakä, der Frosch sind als Symbole
des nassen Elementes im Stande, Kühlung zu verleihen und Zauber zu wirken.
Beide bindet man beim Agnicayana an einen Vetasazweig und zieht damit
Linien auf dem Altar (164). Die Pflanze legt man beim Hausbau (81), da-
mit kein Feuer ausbreche, beim Leichenbrand (88), um die Glut zu kühlen,
in eine Grube. Im Verein mit andern Dingen, die zu einem Fluss gehören,
Flussgras u. s. w. vermögen sie einem Fluss den gewünschten Lauf zu geben*.
89. Handlungen, besonders symbolischer Art. 173
Wo Buschgras von einem Ameisenhaufen bedeckt ist, jchafft man für jeman-
den, der Regen wünscht, die Pravargyagefässe hin (TAr. 5, i, 4; 10, 6; Äp.
15» 16, 5 ; ist 13, 139). Die Pflanze varsähvä bringt Regen herbei (TS. 2,
4, IG, 3). Teile einer balbaja genannten Pflanze, die dort wächst, wo eine
tragende Kuh urinirt (TS. i, S. 1063) bindet er dem Brennholz beim Kriegs-
opfer bei zur Stärkung der Kraft des Heeres. Das Feuer beim Agnyädheya
wird dem Hause oder der Bratpfanne eines Vaisya (S. 69) entnommen oder
eines bahuyäjin, das Feuer der Ukhä für einen annädyakäma aus einer Brat-
pfanne, für einen brahmavarcasakäma von der Spitze eines brennenden
Baumes (Hir. 11,7). Nicht immer ist es möglich, die Motive und Anschauungen
zu erkennen, die bestimmend auf die Wahl dieses oder jenes Mittels gewirkt
haben. »Nous retrouvons lä, sagt Barth bei Besprechung des SVBr. zusammen-
fassend, une bonne partie de l'arsenal de nos vieux sorciers : plantes diverses,
presque toujours ä suc laiteux et veneneux, onguents Stranges, bala3rures, langues
d'oiseaux, beurre fait avec du lait de femme, sang cardiaque, objets provenant
d'un cadavre, etc. Les amulettes consistent en general en coUiers; cependant
il est aussi fait usage d*anneaux composes de metaux divers et sp^cifi^s . . .«
Verschiedene Beispiele werden in % 91 ff. zur Darstellung kommen; hier sei
noch kurz auf den Zauber hingedeutet, der an dem aus Thon, Teig u.s w. her-
gestellten Abbilde der zu gewinnenden^ oder zu verwünschenden Person, selbst
der Tiere und Soldaten des feindlichen Heeres vollzogen wird. Über die sym-
bolische Beziehung hinaus geht der an der Fussspur einer Person vollzogene
Zauber, der auf sie einen magischen Einfluss übt. Nach dem Fuss des Opferers
misst die Gattin die von ihr beim Agnicayana angefertigten Ziegelsteine, die
Absteckung des Platzes geschieht mit einem Seil von der doppelten Länge
des Opferers, gewiss zugleich eine geheimnisvolle Inbezugsetzung des Opferers
zu seinem Werk, beim Gottesurteil werden die Kreise gemessen nach dem
Fuss des Angeklagten 7. Um ein Mädchen zu zwingen, opfert man unter Ab-
singung eines Sämans den Staub ihrer Füsse (SVBr. 2, 6, 8). Die Fussspur
eines belagerten Königs streut man in die Winde ^. Mit der Klinge einer Axt
wird die Fussspur eines nach Süden (der Manengegend) gehenden Feindes
ausgeschnitten, der Staub in eine Pfanne geworfen, und wenn er knistert, ist
der Feind hingestreckt (Kaus. 47, 25). Die Fussspur des Pferdes weiht die
Stelle für das Ähavanlyafeuer, die siebente Fussspur der zum Somakauf die-
nenden Somakuh wird ausgehoben und erst dem Opferer mit den Worten:
»in dir ist Reichtum«, dann, der Frau, die dadurch eine Stütze in ihrem
Hause empfängt, übergeben (Sat Br. 3, 3, i, 8. 10). Auch der Urin hat
magische Wirkung. Wenn man um den Knecht einen Kreis zieht, ihn am
Entfliehen zu hindern, geschieht das mit Urin, der in das Hom eines lebenden
Tieres gelassen wird (S. 185)9.
Wie zu den Opfern, ist auch zu selbständigen Zauberhandlungen die Be-
folgimg gewisser Observanzen, vornehmlich Keuschheit und Fasten, nötig. Drei
Tage mindestens soll z. B. nach Äp. 15, 19, 8 einer, der zu verfluchen wünscht,
EnSialtsamkeit üben. Eine am Yak§ma erkrankte Frau muss einer, der Keusch-
heit bewahrt, heilen (Äp.GS. 9, 10). Drei Tage gelten als die Norm, wenn
keine anderweitige Anweisung gegeben ist (SVBr. 2, i, 2)*°. Solche tritt
aber öfter ein. Vor Anwendung eines gewissen Alter und Tod vertreibenden
Sämans soll man einen Monat lang in einem Walde fasten, nur Wurzeln und
Früchte gemessen, kein gewebtes Gewand tragen und schweigen (SVBr. 2,4,9);
einer der Regen wünscht, muss zwölf Tage hindurch in gewissem Ritus fasten
(amäusyd Kaus. 41, i). Die Vorschrift der Nacktheit, deren rituelle Bedeu-
tung durch Weinhold" ins Licht gerückt worden ist, habe ich aus rwei
Stellen mir angemerkt Einen dies ater wendet man ab, indem man sich
1 74 Hl. Religion, weltl, Wissensch. u. Kunst. 3. Ritualutteratur ü, s. w.
nackend die Stirn reibt (Kaus. 38, 4). Den Liebeszauber S. 185 führt man
nackend aus.
S 90. Ort — Die Zeit einer Anzahl feindlicher Handlungen ist die
Nacht ; die der andern ist von ihren Umständen und ihrem Zweck abhängig.
Beschränkter ist, soviel ich sehe, der Ott. Lät. 3, 5, aoff. weist für die Nie-
derlegung einer Avakä je nach den Zwecken des Opfers andere Plätze an.
Es zeigt sich auch hier die innere Einheitlichkeit aller Opferhandlungeo,
die bis ins Einzelne und selbst bis zu den Daksioä's (s.S. 140) von dem
Charakter des durch sie zu erlangenden Wunsches beeinfiusst werden: cAa-
äisi varsakäma,gosfhe paiukäma, sabhäyäm yaiaskäma, imaiäne 'bhicaran.
Der Kirchhof, der Sitz der Menschenfleisch essenden Raksas' und der Vetäla's,
an dem das Geschrei von Geiern und Krähen durch das Gekreisch der Hexen
verstärkt wird (KSS. 18, v. 147), ist ein für Beschwürungen vorzugsweise ge-
eigneter Platz"; aber wir finden sowohl dafür als für andere Zaubeniten auch
andere Orte; einsame Stellen im Walde, Kreuzwege (z. B. bei dem Opfer für
einen vom Vinäyaka besessenen) 'J, Feld oder Haus; ftir einen König werden die
KiiJänH,punyäAa,svastyayana,äyus}'a, marigala, vidvesana, satpi'anana,abhi€dra,
dvisadvyrdd/ii bezüglichen Handlungen in dem Feuer der Halle vollzogen **,
Wichtig ist insbesondere für Beschwörungen die Himmelsrichtung. Die
Welt zerfällt in das Reich der Lebenden und Toten, der Götter und Rak^as',
zu denen Nirrti, Pisäca's u. a. gehören. Manen, Rak$as', Pisäca's, auch Rudra,
stehen im Ritual auf derselben Stufe. Wer einen Spruch für die Manen oder
Baksas' hergesagt oder eine ihnen geltende Handlung verrichtet hat, muss
zur Sühne die reinigenden Wasser berühren. Der Süden ist die Heimat der
Rak$as und der Manen (S. 114. 115. 118). TBr. a, i, 3, 4 (p. 174 und 37"'
verbietet das Havis nach Süden zu schaffen: yad daksinä {udväsay
pitrdevatyam syät. Der Nirfti wird auf einer salzhaltigen oder geh«
stenen Stelle des Erdbodens geopfert 's. Ein Beschwörender wählt dan;
eine öde Stelle (.Ap. 10, 20, 6: nirvraska; Kaus. 47, 6 daksinapravana irii
oder den Süden zu seiner Handlung; es ist deutlich, dass er dadurch sein
Gegner der Nirrti oder den Manen weiht und die dunklen Mächte auf sei
Seite bringen will. Handelt es sich um andere als Tod bringende Cercmonit
SO kommen andere Himmelsrichtungen in Betracht'*.
' PiKcnEL in der S. lo citirlen Ablianiilung. — ' KSS. 30, 48 ff. Cber die sllgem. I
deuluiig dieser Erzählung Wkiniioi.d, zur Coschiclile des heidnischen Ritus AP.V
1896, |>. 16. — i Kg^'idhana 3, 4, 1. 2 von Bilvibolz resp. von RBjavrkfaha
— * Üljcr verschiedene l''arben der Sitie bei den verschiedenen Ceremonien: we
bei einer Sühne, scliwiiz bei einer Heschwürung, gelb bei Erwerbung von Reich ti
u. 5. w. siehe Skandapuratia bei Goi.dstücker I. c. — s Bloomfield, contrib.
30 ff, — 6 SVBr. a, 5, 1 ff. — 7 KAi:i, Alter u. Herkunft des germ. Gottesnrte
(Festschr. i. Begrüssung der 3g. Versammlung deutscher Philologen, Zürich iSI
S. 48. — » MS, 3, 2, 1 p. 15, 6, etwas anders TS. 3, 3, 1. 2. — 9 Ein andei
Beispiel Kauä. 31, 11. Bloomfield, ['rocccd. AOS. XIU, 1887. Contrib, a, 3.
"> Eine Reihe allgemeiner Vorschriften gibt G. 4, 5; Kh. 4. I. — " Zur Geschiel
des heidnischen Ritus, AI'AW. l8<)6. — " Cf. i. B. Kauä. 48, (7, — '1 ZDM
36, 439; mit Bezug auf Rudra sitlie oben 5. il8; Ap. S, 18, 1 ; Sat. Bt. 2, 6, 3,
— M Gaut. 11, 17. — '5 dben S. 163. 144. TS. 3, 4, 8, 5 u. s., et. Wem
Om. u. i'ortenti 3S7. — '<> Weher, Omina und Tortenla S. 316 ff. Siehe d
Citat aus dem Skanda-l'uräpa bei Goldstücker 1. c.
S 91. äbhicära, äbhicärikäni karmäni^. Beschwörungen. — Die Unt*
Scheidung zwischen der Welt der Götter und der Lebenden emer-, der Kak;:
und der Manen andrerseits tritt auch anderwärts in Erscheinung, Wie beim Mane
kult vollziehen die Handlungen beim Athicära sich nicht von links nach recht
sondern von rechts nach links (Kaus. 47, 4). Sie müssen von Norden nai
Süden verlaufen, der Opferer sich nach Süden wenden (Kaus. 1. c). Dan
90. Ort. 91. Beschwörungen. 175
steht nicht ausser Zusammenhang die Vorschrift der rück- oder gegenläufigen
Verrichtung der Ceremonien, die auf richtigem Wege zu Reichtum, Gesund-
heit u. s. w. verhelfen. TS. 3, 4, 8, 5 : abhicaratä pratilomam kotavyäJ^^
prdnän eväsya praflcaf}, prati yauti, Lä^. 1,1,19: viparyasyä bhicaramyesu — ;
I, IG. 9; Äp. IG, 7, 9. In dem gegen einen Buhlen der Gattin gerichteten
Zauber legt man Feuer in einem ungebrannten Gefäss an, streut Barhis aus Rohr
in entgegengesetzter Richtung, opfert Rohrspitzen in entgegengesetzter Rich-
tung u. s. f. (SatBr. 14, 9, 4, 11). Die rituelle Technik fügt zu diesem all-
gemeinen Verfahren, das die Wirksamkeit der Handlungen in ihr Gegenteil
verkehrt, noch einzelne aus demselben Princip sich ergebende Dinge, wie
künstliche Verwirrung des Rituals, indem man z. B. bei Darbringung der
Opferspeise für Indra für diesen zwar die Anuväkyä, dagegen die Yäjyä für
die Maruts sagen lässt und ebenso verkehrt bei dem Marutopfer (TS. 2, 2, 1 1,2) \
Dadurch bringt man Unfrieden in das Reich. Zahlreich sind auch hier die sym-
bolischen Handlungen. Ich füge in Ergänzung des S 89 Gesagten hinzu, dass
man, um einen Feind zu vernichten, gegen ihn beim Opfer den Sphya* oder
den Upave§a5 als Donnerkeil schleudert Man drückt mit den Zehen die
Erde nieder unter Ausstossung einer Verwünschung gegen den natürlich mit
Namen genannten Feind (NVO. 79), giesst »heisses Wasser« gegen ihn aus
(Sat. Br. 3, 5, 2, 8), stellt in der Richtung, wo der Feind wohnt, die Gharma-
geräte auf einen Udumbarazweig und verwünscht seinen Gegner mit den
Worten: »Labung ist Udumbara, Nahrung der Atem, Glut der Gharma; hier
verbrenne ich durch Glut NN.'s, des Sohnes des NN., Atem.« Man zer-
bricht einen Halm und deutet damit Besiegung des feindlichen Heeres an
(Ait Br. 3, 22, 7); man zerschlägt den Speisenapf des Beschwörungsopfers:
pha4 (l^ato NN. (Kaus. 47, 22); man wirft einen Krug mit einem Steine
darin nach Süden (S. 164); den linken Pfosten der Kuhstallthür macht man
locker (Äp. 15, 19, 10; TÄr. 4,39 Komm); füllt ein Schiff mit Wasser und treibt
es mit einem Asvattliazweige fort : »mögen diese abwärts treiben, wie ein vom Tau
losgerissenes Schiff« (Kaus. 48, 6) ^ Die Aräyl genannte Hexe soll ein am Flussufer
schwimmendes Holz ergreifen (Ordal ?) und darauf in die Ferne gehen (RV. i o,
15s» 3)* I^cr Beschwörer legt sich hinter dem Feuer zwölf Nächte in eine mit
Badarl bestreute Grube, ohne sich umzuwenden, steht dreimal des Tages auf und
schleudert gegen den Feind Wasserstrahlen, »Wasserdonnerkeile« (Kaus. 47,31).
Er isst in bestimmter Weise durch zwölf Tage mehrere Handvoll unenthülste
Kömer, Saktu's, gibt am Morgen des zwölften Tages dem Feinde ein in Müch
gekochtes Mus und wirft den Überrest in ein Gewässer mit vielen Fischen;
wenn diese zusammeneilen, ist der Feind hingestreckt (47, 33 ff.). Man nimmt
Eisenrost, den Kopf einer Eidechse u. a., zerreibt sie, wickelt sie in ein Tuch
und legt das in das Essen oder in den Schmuck des Feindes (Kaus. 47, 22;
8, 18). Den Strick, mit dem das Opfertier gefesselt war, legt man auf einen
dürren Baumstumpf oder Grasbüschel und verflucht seinen Feind (S. 123); den
Strick, mit dem das letzte der bei bestimmter Gelegenheit geschenkten Rinder
gebunden und eingetrieben wird, wirft man dem Nebenbuhler zu und wirft
ihm dadurch Nirrti zu (TS. 2, 2, 6, 5). Auf drei Nägeln sitzend opfert er
Rgvidh. 3, 18, 2 mit furchtbarem Aussehen, aufgelöstem Haar. Ausführlich
handelt Kaus. 47 ff. von Beschwörungen. Man holt die Ängirasa-utensüien aus
dem Süden herbei, errichtet (nach Kesava) im Süden eine mit Flagge und
Thorbogen versehene Hütte; die Opferstreu besteht, ähnlich wie beim Syena
(S. 10) aus Rohr, das auf beiden Seiten abgebrochen ist; eine besondere Art
von Butter, Bädhakaholz, Texte, die auf den Feind hinweisen, werden ver-
wendet. Vorgeschrieben ist ein Zauber stab, der mit dem »Bharadväja-
schnitt«7 genannten Hymnus AV. 2, 12 abzuschneiden ist und als »Donner-
176 nL Religion^ weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Ritüalutteratur u. s^ w.
keil, der die Nebenbuhler schlägt«, gilt Unter schweren Verwünschungen
gegen die Feinde stösst der Beschwörer ihn jedesmal mit der Spitze auf den
Boden nieder. Der Opfergürtel wird mit charakteristischen Sprüchen fest-
gebunden und mit dem Rest der Speise bestrichen. Den Gegner vertreibt
SVBr.2,6,14 aus dem Dorfe durch ein auf einem Kreuzweg angelegtes Feuer,
zu dem die Kohlen von einem Leichenbrand und Bädhakaholz verwendet
werden. Dahinein opfert der Zauberer einen Fisch und ein Rebhuhn, zeistösst
die verbrannten Leiber, mischt sie dann u. a. mit Blut aus dem Herzen einer
Kuh und streut die Asche auf Lager und ins Haus des Feindes. Zur Bekämpfung
des feindlichen Heeres dient Kaus. 16, 10 ein verfaulter Strick (an die Feuer-
stätte niedergelegt). Aus Asvattha und Bädhakaholz wird das Feuer gerieben,
über Rauch und Feuer ein gewisser auf das Erschrecken der Feinde bezug-
licher Spruch gesagt. Oder im Walde legt der Zauberer Brennholz von be-
bestimmten Bäumen wie Asvattha, Bädhaka u. a. an. Er wirft auf den Weg
des Feindes Netze aus Hanf, Munja und Fallen aus Asvattha*. Den Freunden
ofert er mit Svähä!, den Feinden Ingida mit der Linken unter Anwendung
von Bädhakaholz und mit dem Ausruf durähäl Nördlich vom Feuer wird
ein Zweig vom roten Asvattha eingeschlagen und mit einem dunklen und roten
Faden imter Hersagung der Zauberformel: »ich überspanne mit dunkel und
rot NN.« umwunden. Eine Ziege mit weissem Fuss wird gegen das feindliche
Heer losgelassen (Kaus. 14, 22). Viele Beispiele bietet das SVBr. 3, 6. Natür-
lich kennt man auch Beschwörungen der eigenen und fremden Waffen (AV.
5, 21; RV. 6, 75) und besondere Opfer für die Schlacht, z. B. TS. 2, 2, 2,4
resp. 8, 2 an Agni k§ämavat, Indra manyumat, manasvat AV. 11, 10. i
sendet Sarpa's, Itarajana's, Rak$as gegen die Feinde ab.
Ein Beschwörungsmittel ist das Blut. Auch hier begegnen wir der nahen
Beziehung zwischen Rak§asglauben und Zauberritus. Der Anteü der Dämonen
besteht aus dem Blut der Opfertiere (S. 123)9; asnä raksaff, samsrjatät lautet
die Adhriguformel. Die Rak^as besprengen Räm. i, 19, 6 die Vedi mit BluL
So wird TAr. 4» 37; Äp. 15, 19, 7 ein Löffel Blut geopfert und der Feind
NN. »in den Rachen (jambhayoh) Yama's« gelegt. Mit Blut überwinden Sat
Br. 13, 3, 4, 2 (975) die Agni*s die Asura's. Ein in Blut getauchtes Stück
eines Halmes wirft man bei dem Tieropfer nach NW. oder SW. und verwünscht
Dämonen und Feinde in die tiefste P'instemis (Schwab 112). Eigenes Blut
kommt nach Rgvidh. 3, 18, 3 zur Verwendung. Eine rote Kopfbinde tragen
beim Syenaopfer die Beschwörer (S. 10); eine rote Kuh für Rudra ist TS. 2,
I, 7, 7 für ein Beschwörungsopfer vorgeschrieben. Blut samt Magen und
Exkrementen wird für die Dämonen in eine Grube geschüttet Furchen
oder Löcher nehmen die Pi^cja- und Wasserspenden für die Manen auf
(S. 123. 95): pitrdevatyam . . . yan nikhätam^^. Die Asura's graben, um die
Götter zu überwinden, einen Zauber in die Erde; darum thun auch die Men-
schen so"; aber der Zauber wird unschädlich, wenn man ihn ausgräbt Die
Rak§as, Nirjti findet man mit Abfällen ab; jene erhalten die abge&llenen
Hülsen (S. 114), Nirrti den Abfall von Körnern und Mehl oder ein Mus von
schwarzen mit den Nägeln gereinigten oder gespaltenen Reiskörnern** (S. 144);
in Übereinstimmung mit der nahen Analogie zwischen Rak$asopfer und Be-
schwörungszauber gräbt man Knochen, Nägel, Haare, die, wie bekannt, in
dem Aberglauben anderer Völker ebenfalls eine Rolle spielen, in alten Lumpen
ein: mrta vä esä tvag amedhyä yat keiaimairu^K Auch andere Dinge, z. R
Schlingen mit Ingida gesalbt, so viel als man Nebenbuhler hat (Kaui48,4),
werden dazu verwendet; eine Frau nimmt einen Kranz, Haare, Teile einer
bei der Beerdigung gebrauchten Kuh und andere ekle Substanzen ^. Brunnen
und Kirchhof sind nach AV. 5, 31, 8 zum Eingraben geeignete Orte. AV. 10,
92. Sänti. I. Gegenbeschwörung u. s. w. 177
I, 18 nennt: yäm te barhisi yäm smaiäne ksetre krtyäm valagam vä
nicakhnuh. Von der Verschiedenheit der Kftyä's gewinnen wir u. a. aus AV.
10, I bes. V. 2. 8 ein Bild. Es scheinen, wie Ludwig sagt, ganze Kunstwerke,
Zauberpuppen u. a. gefertigt worden zu sein. Das den ÄrjTka's beigelegte
Attribut krtvan bedeutet wohl schon RV. 9, 65, 23 »zauberisch«. Wenn meine
VMyth. I, 136 gegebene Deutung richtig ist, hätten wir schon im RV. einen
Hinweis auf die zauberkundigen Ka§mTrer, deren Land auch in späterer Zeit
eine Heimat des Aberglaubens geblieben ist '5. Eine symbolische Bestattung
des Feindes geht Kaus. 47, 39 ff. vor sich. Man tötet eine Eidechse mit
rotem Kopf (»NN. töte ich«), bringt sie auf ein hänfenes Lager, um sie mit
Blut zu salben, schwarz einzuwickeln und zu verbrennen. Eine andere Eidechse
wird gliedweise geopfert. Hinter dem Feuer legt man Rohrstückchen nieder,
salbt sie mit Schweiss und opfert sie. In ein Gefäss werden Brust und Kopf
der Eidechse gelegt, dazu Staub aus der Fussspur u. a. Das Ganze nimmt
der Zauberer (»NN. nehme ich«), legt es in eine Grube, die mit einem Kha-
diralöffel gegraben und mit Rohr ausgebrannt wird, schüttet dann die Erde
darüber und legt einen Erdkloss darauf. Oder ein aus Thon hergestelltes Ab-
bild wird mit einem Pfeil mit Spitze aus Dom und Federn von einer Eule
in's Herz geschossen, oder der Schatten des Feindes wird durchbohrt (Kaus.
35, 28; 47, 55). Auch ein Wachsbild, über Feuer geschmolzen, vertu^sacht
seinen Tod*^. Sogar die Elefanten, Wagen, Pferde, Soldaten des feindlichen
Heeres werden in Teig nachgebildet und gliedweise geopfert (SVBr. 3, 6, ii)*^
Ein, soviel ich sehe, seltenes Beispiel einer auf einem Kreuzwege vorzunehmen-
den Geisterbeschwörung findet sich SVBr. 3, 6, 12, wo nach gewissen Cere-
monien ein Mann mit einem Spiess in der Hand erscheint, den man auffordert,
NN, zu töten ^^
» Sechs Zwecke der Beschworung unterscheidet der Tantrasära (Goldstücker
1. c): znära^a, mohana, stambhana, vidve.^ai>a, uccätana, va^ikaraiia. Charakteristische
Beispiele aus dem YV. hebt L, v. Schröder, Indiens Literatur u. Cultur, Leipzig,
1887, p. 121 ff. hervor und erinnert an die Verwandtschaft mit den Vorstellungen
von Völkern auf schamanistischer Stufe. — ^ Komm.: pratilomamanträdikramena,
— 3 Viele Beispiele führt Ludwig, 4, 289 an. Cf. auch Äp, 10, 7, 9; 9, 14; 11,
9, 6; 13, 9, II; 18, 5. — 4 NVO. 56. 57. — 5 z. B. TBr. 3, 3, ii, 2. — 6 Die
Komm, schwanken. — 7 Bloomfield, contributions 2, p. 14. — 8 Bloomfield,
contrib. 2, 36. KauS. 14, 28; 16, 15. 16. — 9 Cf. u.^a. MS. 3, 15, 8 (180, 2). —
10 TS. 6, 2, 10, 4; 3, 4, 2; TBr. 3, 2, 9, lo. — " Sat. Br. 3, 5, 4, 2; TS. 6, 2,
H, I, vgl. Weber's Anmerkung LSt. 12, 172. Äp. II, 12, 5. — 12 KSlU niröAiMna ;
MS. 2, p. 66, 5 vakhävapüia, — »3 TS. 6, I, I, 2. — »4 Bloomfield, seven hymns
S. 10. — 15 Bühler, Rep. 24; dazu L. v. Schröder, Mait. Sa ,h. I, XXVI ff. —
'6 Blrnell, SVBr. XXV; Magoun 1. c. 8. 9. — »z Ein anderes Beispiel
Rgvidhäna 2, 17, 2. — »8 Ein anderes Beispiel s. S. 186.
S 92. Sänti. — I. Gegenbeschwörung und Aufhebung feind-
lichen Zaubers. Die Einwirkungen schädlicher Substanzen sind mannigfach
wie die den Menschen umgebende Natur. Sie können sieht- und unsichtbaren
Feinden, der Welt der Raksas, Manen, der Niqti entspringen, von Hexen
wie RV. I, 191; 10, 87, andern Menschen, selbst von der Gattin, deren Hoch-
zeitszug die Yak§ma*s folgen, ausgehen. AV. 4, 9 nennt in einem an ein
schützendes Amulet gerichteten Liede v. 5. 6 iapathay krtyä, abkUocana, viskan-
dha^ asanmantra^ dusvapnya^ äuskrta, durhärdas caksur g/tora^. Der Fluch
selbst kann von einem Nebenbuhler stammen, von einem Verwandten, von
einem erzürnten Brahmanen (AV. 2, 7, 2). Von dem Geschoss des Auges,
Geistes, Wortes, des Brahman (Zauberspruches) spricht TBr. 2, 4, 2, i '.
Der Wirksamkeit des Fluches ist S 88 gedacht worden. Dass er schon
nach vedischen Anschauungen von gewaltiger, zerstörender Macht ist, wenn
er aus dem Munde des mit Tapaskraft erfüllten Büssers stammt, beweist der
Indo-arische Philologie. III. 2. 12
1 78 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s. w.
gegen die Säryäta*s geschleuderte Fluch des Cyavana^. Nicht minder wirksam
ist das Auge. »Wir brechen die Rippen caksurmantrasya durhärdahv. hdsst
es in dem schon genannten Liede AV. 2, 7, 5; andhä apasyä na dabkarm
abhikhyä RV. i, 148, 5*. Die junge Gattin soll aghoracaksuh apatighrü und
ohne schlechte Merkmale in das Haus des Ehegemahls treten RV. 10, 85, 43. 44.
Gegen alle Art von Zauber helfen Anrufungen der Götter, Agni's u. anderer 5.
Aber auch andere Mittel werden verwendet, deren einfachstes die Zurück-
lenkung des Zaubers auf seinen Urheber ist: pratyag cnatii sapathä yantu
trsfäh RV. IG, 87, 15; agham astv aghakrte iapathab sapathiyaU \ pratyak
pratiprahinmo yathä krtyäkrtatii /lana/ AV.iOyi,^K Den feindlichen Puro-
hita wirft man Indra »unter die Füsse« AV. 5, 8, 5. »Was immer NN. im
Geiste, mit dem Wort, mit Opfern, Yajus und Havis opfert, das soll Mytyu
mit Niryti vereint, ehe seine Ähuti's ihr Ziel erreichen, vernichten; . . ich töte
deine fertige Opferspeise, der du mir böses {ghoratn) thatest...« (TBr.2,4,2,ißl;.
Die Götter sollen vorübergehen an dem manyusävin^ (RV. 8, 32, 21). Der
abhicaryamäna und abbis'asyamäna , von dessen üblem Geruch MS. 2, 5, 2
(p. 49, 12) spricht, schützt sich durch Gegenopfer: dezfatäbhir eva dcvatä^
praticaratiy yajhena yajnam, väcä väcam, brahmanä brahma^ TS. 2, 2,
9, 2. Beispiele sind der beim Rajasüya vorgeschriebene Apämärga* oder
das TS. 2. 2, 9 (II, p. 228) vorgeschriebene Opfer, das früh, ehe jemand
spricht, begonnen wird und den drei Pressungen drei I§^'s entgegensetzt Ge-
wisse Opfer schützen vor Zauber überhaupt: räjasüyenejäno näbhicaritavai
(TBr. I, 7, 7, 5). Man kann sich auch durch Spenden von schwarzen Sesam-
körnem unter Anwendung gewisser Säman*s, durch Tragen eines Ringes aus
Kupfer, Silber, Gold, Eisen an der Rechten im Voraus gegen Zauber schützen
(SVBr. 3, 5, 5fl[). Wichtig vor allem sind Pflanzen und aus ihnen, oder
aus Wurzeln, Bäumen, Gold hergestellte Amulete. Die Pflanzen, von deren
umfangreicher Verwendung der Kult der ÄsurTpflanze eine Vorstellung gibt 9,
bewähren sich nicht nur gegen feindlichen Zauber'®, sie schützen vor Krank-
heit, verhelfen zu Reichtum u. a., lassen Verborgenes, Pisäca's, Yätudhäna's
sehen, töten das Verborgene. Eine Honigpflanze kauend geht man von NO.
in eine Versammlung, in der man über Gegner Sieg erhofft**. Eine Brähml-
pflanze, nach achttägigem Fasten unter Anwendung einer gewissen Melodie
gegessen, befähigt Gehörtes wiederherzusagen (SVBr. 2, 7, 4). Das von einem
Tilakabaum hergestellte Sräktyaamulet, von dem AV. 8, 5 handelt **, vertreibt
alle Arten Zauber: krtyä äiigirasVi — äsurJh — svayamkrtäfy\ — anyeöhir
äbhrtäh. Dasselbe findet auch in dem interessanten, im Einzelnen nicht ganz
deutlichen Gegenzauber Kaus. 39 Verwendung, zu dem Kesava bemerkt, dass
man zu einer Gegenbeschwörung überall ein Amulet (mani) anbinde. Ein
rotbrauner Stier, ein roter Bock wird geschlachtet, aus bestimmten Stoffen
ein Sühn Wasser hergestellt; nachts geht man im Turban, mit anlegten (v. L
abgelegten) Schuhen zu dem Ort des Zaubers. Es scheint sich um ein Zauber-
tier (Eule?), zu handeln. Mit Pflöcken wird ein Fell befestigt, der Zauberer
löst mit einer eisernen Zange die Bande des Zaubers, den er seitwärts auf
das Fell bringt, worauf er ihn besprengt, mit Brühe, Fleischstückchen füttert
und salbt. Mit einem Strick bindet er ihn fest, heisst ihn »aufstehen«, und
alle gehen, der Zauberer voran, eine Fackel in der Linken, in der Rechten
ein Gefäss mit Wasser, schweigend nach einem Ort, auf dem weder die Fuss-
spur einer Kuh noch ein Wasserlauf ist; dort deponirt er an einer geborstenen
oder sonst zweckmässigen Stelle den Zauber, begiesst mit jenem Gefäss die
Fackel und kehrt mit dem Spruch: »wie die Sonne von Finsternis befreit
wird und die Nacht verlässt, . . so verlasse ich allen schlimmen Zauber . . .«
zurück. Die tnarmäniy d. h. die schwachen, dem Zauber ausgesetzten Stellen,
92. Sänti. 2. Ableitung SCHÄDLICHER Einflüsse. 179
Gärhapatya, Sabhä, Brunnen, ungebrannte Gefässe, werden besprengt Mit
einem von schwarzen Ochsen bespannten Pflug umzieht man die Stelle des
Zaubers.
I viskandha ist unklar. — ^ Eine Vorschrift über Richtung des Blickes bei
gewissen Opfern gibt Äp. 12, 19, 3. — 3 äat. Br. 4, 1,5, i ff . — 4 Ludwig 3, 288. —
3 i, B. TS. 2, 2, 2, 2; 3, 2; 5, I. — ö Von Ludwig IV, 289 als abhicarayan er-
klärt. — 7 Ludwig 4, 125. — & Weber, Räjasüya 18. — • Magoun 1. c. — «^ Kauä.
8, 15 gibt ein Verzeichnis der als sänta betrachteten Pflanzen und Bäume. Bloom-
field, seven hymns 12. — »« KauS. 38, 17 fr.; Bloomfield, seven hymns 16. —
" Henry, les livres 8 etc. p. 51.
2. Ableitung schädlicher Einflüsse. Durch Opfer geringwertiger
Stoffe, auch von Blut, wird den schädlichen Einflüssen der Rak^as, Pi$aca's,
der Nirrti vorgebeugt (S. 176); ein Stück Kupfer wirft man, um sie abzufinden,
einem langhaarigen Menschen in den Mund (S. 145). Die Manen erhalten
ausser den S. 115 verzeichneten Spenden Haare, wenn der Opferer über 50
Jahre alt ist (S. 94. 115). Kaus. 18, i ffl kennt eine Reihe besonderer nirrti"
karmäniy bei denen vorzugsweise alte und schwarze Gegenstände verwendet
werden. Auf altem Viripagras legt man das Feuer an, aus altem Behälter streut
man Reis mit Kies gemischt hin; man trägt alte Schuhe u. s. w. Hierher dürfte
auch das Wegschütten schädlicher Substanzen gehören. Abfälle werden in
einem aufgerissenen Ameisenhaufen geopfert, um »das Erbübel« fortzuscheu-
chen, und zugedeckt"; Suräreste auf einen Ameisenhaufen gegossen ^ Oder
man wischt seine Hände nach dem Manenopfer ab (S. 118). »Weggewischt
ist Sancja«, »weggewischt ist Marka«, sagen die Priester beim Sukra- und
Manthingraha, den sie zur Vertreibung beider mit Yüpaspänen abwischen
(Sat Br. 4, 2,,i, 14). Mit den Apämärgahoma's wischen sie die verderblichen
Rak§as ab (Sat. Br. 5, 2, 4, 14). Die Apämärgapflanze dient den vom Sam-
cayana Zurückkehrenden zum Reinigen der Hände ^. Wer einen schlechten
Traum gehabt hat, wischt den Mund (Kaus. 46, 9). Erbliche Krankheit und
Fluch wischt man ab (AV. 4, 18, 7). Man kann auch auf eine andere
Person die schädlichen Substanzen übertragen. Die Vrätya's übergeben
andern ihre Opferutensilien (S. 140) und werden so sich an ihnen »abwischend«
rein. Man reinigt bei der Hochzeit von Kopf bis Fuss die Braut, »das
was schlecht gethan ist, den Makel bei Hochzeit und Festzug . . . wischen wir
an dem Tuch des Freiwerbers ab« (AV. 14, 2, dd) und übergibt das Gewand
dem Beschützer des Mädchens (Kaus. 76, i), der es im Walde aufhängt oder
(Kes.) in einen Kuhstall wirft. In ihrem Brautgewand können Zauber sein,
die den Gatten in's Verderben bringen, während ihre Verwandten gedeihen
(RV. 10, 85, 27 ff.; AV. 14, I, 25 ff.). Darum erhält es ein Brahmane, der es
an einem Baumstamm aufhängt (Kaus. 79, 22)^. Eine beim Melken sich
setzende Agnihotrikuh schenkt er einem Brahmanen, zu dem er nicht gehen
will 5. Eine als Dak$ii>ä verschmähte Kuh verschenkt man an einen Feind
(Äp. 13, 7, 11). An den linken Fuss eines schwarzen Vogels befestigt man
einen Haken, daran einen Kuchen und lässt den Vogel mit dem Spruch
fliegen (Kaus. 18, 16): »fort fliege ...; mit eiserner Klammer hängen wir dich
dem Feinde an« (AV. 7, 115, ij. Nach dem zweiten Vers desselben Liedes
handelt es sich um Abwendung eines bösen Omens. Auch schlechte Träume
sendet man dem Feinde zu. Nach RV. 8, 47, 17 wird dusvapnya Trita Aptya,
nach AV. 6, 46, 3 aber dvisate zugeschickt. Auch gemeinsame Feindschaft
kann man auf einen dritten ablenken. Wer die Speise zweier Feinde (die
einander mit Abhicära u. s. w. töten wollen) isst, bringt für Agni Vaiävänara
ein Opfer und verhindert dadurch, dass die beiden ihre Sünde an ihm »ab-
wischen« TS. I, 5, II (I, p. 845). Wasser und Feuer sind wichtige Mittel,
zauberische und böse Einflüsse aller Art abzuhalten oder zu vernichten. Die
12*
i8o HL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s. w.
Sichel zum Abschneiden des Opfergrases macht man mit dem Spruch »w^
gebrannt ist das Rak§as . . .« glühend Bei der Manenspende dient zur Ab-
wehr der Asura's ein Feuerbrand (115. 96); die Paryagniceremonie (S. 112.
II 47) verrichtet denselben Zweck. Wasser (jedoch nicht Regenwasser) mus
man zur Reinigung nach jeder den Rak§as oder den Manen gewidmeten
Handlung, nach jedem Spruch berühren (S. 112). Die Bestattungsceremonie
schliesst mit einem udakakarma (89). Ein Wasserstrahl wird nach der Rück-
kehr um das Haus gezogen (Äsv.GS. 4, 6, 7). Die Braut wird zur Beseitigung der
Kjrtyä's gebadet (Kaus. 75, 26; AV. 14, 2, 65). y^gupiyai vä ctäh {äpah) parir
hriyante^ heisst es bei einer andern Gelegenheit Sat Br. 3, 9,2,16. Mit Wasser
besprengt man den Ort, wo eine Taube u. s. w. sich niedergelassen hat (Kaus. 46,7 L
Einem dies ater tritt man mit Wasserstrahlen, die Vers für Vers geschleudert
werden, mit einem Schwert, Knüppel oder Feuerbrand entgegen (Kaus. ^'^^ i fil).
Auch eine Kuh reinigt den von schlechten Einflüssen heimgesuchten Ort So
wird eine Kuh dort, wo eine Taube sich gezeigt hat, herumgeführt (RV. 10,
165, 5)^ Auch nach der Bestattung lassen einige einen Stier herumführen
(Äsv.GS. 4, 6, 15). Ein anderes Mittel der Abwehr sind Geräusche. Der
Schall der Steine, die Soma pressen, soll die Rak§as vertreiben; sie heissen
raksohan, valagahan (Äp. 12, 2, 15); sie verscheuchen auch Krankheit (Ap»
12, 3, 2). Am Mahävrata werden Trommeln geschlagen. Wenn ein Knabe
von der svagraha-Krankheit befallen ist, lässt ein frommer Mann einen Gong
schlagen oder klingeln (Äp.GS. 18, i). Oder man wehrt mit einem Stabe'
die Feinde ab. Ein Schüler darf zwischen sich und seinem Stabe keinen
Durchweg lassen. Nach Gobh. 4, 9, 17 stellt ein Snätaka beim Niederlegen
seinen Bambusstab mit den Worten: »behüte du starker!« in seine Nähe,
»damit er Heil erlange«. Ein in gewisser Weise geweihter Stab bringt Glück,
wo immer man geht^. Beschreibt man damit einen Kreis und denkt dabei
an eine Stadt, Markt, Dorf u. s. w., so können unerwünschte Personen da
nicht hineingelangen (SVBr. 2, 4, i. 2). Einen Stab von üdumbaraholz oder
einem andern fruchttragenden Baume führt der Somaopferer, der ihn als seinen
»Schützer« in feierlicher Rede und Gegenrede vom Priester in Empfang nimmt
und nicht von sich lassen darf (Ap. 10, 10, 6). Auch der Maiträvanina führt
beim Opfer einen Stab. Wie zur Beschwörung, vergräbt man auch zur Ab-
wehr mancherlei Dinge; Khadiranägel z.B. wenn Gefahr von Tigern u.s.w. droht
Gegen Feldschaden, den gewisse Tiere verursachen, scharrt man ein Tarda
genanntes Insekt ohne Kopf mitten im Felde ein (Kaus. 51, 18).
Als Ableitungszauber darf auch die Reinigung von falscher Beschul-
digung angesehen werden. Der abhUasyamäna soll nach Äp. 10, 20, 8 ver-
borgen im Walde auf einer Erhöhung opfern, die Pr§tha*s nicht zu ihren Versen
singen (paroksa) und alles leise thun^. Das bekannteste Reinigungsmittel
sind die der juristischen Litteratur (Jolly S 52) angehörenden Ordale. Ich
erwähne sie hier nur, um auf den allerdings dunklen Vers RV. 3, 53, 22
(parasum cit vi tapati . . ukhä cid Indra yesantl prayastä phmam asyati) auf-
merksam zu machen, der zwei Formen des Gottesurteils für den RV. zu be-
zeugen scheint. Nur vereinzelt finde ich Beispiele der Versicherung gegen
beabsichtigte Sünde. Nach TS. 2, 2, 6, 2 (I, p. 846) bringt man eine Spende
für Vaisvänara, um sich gegen den Zorn Varuna*s zu sichern, der den straft,
der zuerst den Eid bricht. Wenn einer ein Schaf, Pferd u. s. w. entwenden
will, sichert er sich durch eine Spende für denselben Gott gegen die ävya
genannte Krankheit.
I Weber, Räjasflya 12. — 2 Weber, Räjasüya 1042. 109». — 3 Vgl. CALAND's,bei
Drucklegung von S 57 mir noch nicht zugängliches Werk: Die altindischen Todten-
und Bestattungsgebräuche, Amsterdam 1896, S 56. — 4 Die Sage vom Giftmädcben
92. Sänti. 3. Heilung von Krankheiten. 181
scheint dem Veda noch unbekannt zu sein. Über diese siehe Tawney, Kathasari-
tsagara I, 149 Anm. Steinschneider in Virchow's Archiv f. path. Anat. 52, 347
u. allgemein W. Hertz, die Sage vom Giftmädchen, Abh. BAW. München 1893.
— 5 Kät. 25, I, 1$; ISt. IG, 64. — 6 cf. 10, 155, 5.-7 Oldenberg I.e., der die
Bedeutung des Stabes richtig gewürdigt hat. — « Vgl. dazu den altdeutschen Stock-
segen (benedictio ad capsellas et baculos ad iter agentes) Handschrift 395 der Stifts-
bibliothek zu St. Gallen nach Scheffel, Ekkehard I, A. 92. — 9 Andere Beispiele
aus Kau^. 46, 1 IT., bei Bloomfield, contrib. 2, p. 1 7.
3. In Zusammenhang mit der Ableitung schädlicher Substanzen steht die
Heilung von Krankheiten. Die Anfänge der Medicin zeigen überall ein
Geraisch von Aberglauben und Erfahrung, von Dämonenglaube und wirklicher
Einsicht in die heilende Wirkung von Pflanzen und andern Mitteln. Der ganze
Veda, sowohl der RV., als besonders der AV., kennt viele Krankheiten, die
unter Hersagung von Zaubersprüchen, Anwendung von Pflanzen, Amuleten
u. s. w. geheilt werden'; wir finden Mittel gegen Kopfschmerz, Husten, Schwind-
sucht, Augenkrankheit, Fieber', selbst gegen Scheintod^, auch gegen äussere
Verletzungen wie Schlangenbiss, Beinbruch, Blutfluss, ferner Zahn-, Haarzauber,
und anderes mehr, selbst inmitten grösserer Opfer heilkräftige Ceremonien wie
die traidhätavi beim Räjasüya, den Caru für Soma-Rudra, der auch gegen
Aussatz hilft u. a., die nach Weber "♦ aus der Volksmedicin herübergenommen
sind. Nach einer indischen Einteüung zerfallen die Krankheiten in ähärani-
mitta oder anyajananapäpanimitta^. Der Glaube, dass Krankheiten von
Dämonen ausgehen und mit ihnen aus dem befallenen Körper weichen
oder dass sie durch feindlichen Zauber erzeugt sind, ist im Veda viel-
fach erkennbar und äussert sich in der Beschwörung der bisweUen
schmeichelnd angerufenen^ Dämonen, von denen manche Texte wie Hir.
sehr viele mit Namen nennen, oder in der Zurücklenkimg der Krankheit auf
ihren Urheber, den man zwingen wül, sich zu nennen, sich zu zeigen 7. Opfer
an Götter zur Heilung von Krankheit sind darum nicht ausgeschlossen ^ Ich
kann mich, da die Anfänge der indischen Medicin ausserhalb meiner Aufgabe
liegen, darauf beschränken, einige Fälle hervorzuheben, in denen die Thätig-
keit des Zauberers die des Arztes überwiegt oder allein hervortritt Am ersten
ruft Geistesstörung den Gedanken an dämonische Einflüsse hervor. Man legt
ein Feuer an aus Holz von Trapusa, Khadira u. s. w., schlägt dahinter in
gleicher Höhe mit der Erde eine ungleiche Zahl von Khadirapflöcken in den
Boden und richtet gegen die Pisäca's den Spruch: »dring in die Augen ein,
in das Herz . . .«, desgleichen Pflöcke aus Eisen und Kupfer (Kaus.2 5,23ffi).
Mit glühenden Steinchen umstreut er das Lager und Getreidesäcke (?). Oder
nach einem aus Gerste bestehenden Opfer reibt er, wenn der Dämon kommt,
mit einem Hanfstrick die Zunge und sagt: »hüpfe aus dem Hause fort«
(Kaus. 25, 28}. 9 Wenn man nicht weiss, ob ein Pisäca im Hause ist, hängt
man am Hause Brennholz und Opferstreu auf. Sind sie am andern Morgen
verändert, so muss man vor Pisäca's auf der Hut sein und bringt ein Opfer
von Irgida mit Vlrinagrasrispen in einer Paläsadüte (Kaus. 25, 34). Oder
man hält den Rauch der in's Feuer geopferten Dinge nieder, sei es, dass man
ihn einen Kranken einatmen lässt*° oder das Mittel bei Gefahr vor den
Pisäca*s überhaupt anwenden will. Erde aus der Höhle eines wilden Tieres,
Bdellion u. a. Dinge, Senföl, femer Gaben von Reis, Fleisch, Fischen, weissen
und roten Kränzen, verschiedenfarbigen Gewändern, die verschiedenen Wesen
auf einem Kreuzweg geopfert werden, sind zur Heilung des vom Vinäyaka
Besessenen nötig". Besonders charakteristisch ist die Kur eines vom »Hunds-
dämon« befallenen Kindes, bei der das Mittel des aus dem Hochzeitsritual "
bekannten Durchziehens und Würfel verwendet werden. Mit einem neuen
Gefässe holt der Beschwörer Wasser, richtet in der Sabhä einen Spielplatz
i82 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratur u. s.w.
her, wirft darauf die Würfel, verteilt sie nach den Himmelsrichtungen u. s. w.,
zieht den Knaben durch das oben auseinandergeschobene Strohdach und legt
ihn ausgestreckt auf die Würfel, um ihn mit saurer Müch und Salzwasser ai
begiessen, während im Süden ein Gong ertönt Nach einer Reihe teilweise
unverständlicher Beschwörungsformeln sagt der Zauberer (zum Vater oder Bruder
des Knaben): »Wähle!« »ich wähle den Knaben«. So sollen sie, wenn der
Anfall kommt, dreimal des Tages thun (Hir. 2, 7; Äp. 18, i). Wenn ein Kind
nach der Geburt die Kumära genannte Krankheit befällt, bedeckt es der
Vater mit einem Netz oder Obergewand, nimmt es auf den Schoss, und flüstert:
»Kürkura! Sukürkura! Kürkura!, der Kinder bindet, Cet! Cet! Sunaka! Lass
los u. s. w.« Schliesslich berührt er es mit einem andern Zauberspruch (Pär.
I, 16, 24). Eine von der Schwindsucht befallene Frau soll ein keuscher
Mann mit Ballen von frischen Lotusblütenblättem und Wurzeln ^lied für
Glied abreiben imd diese Pflanzenteüe dann nach Westen werfen (Ap. 9, 10).
Einem an einer ererbten Krankheit leidenden verordnet Kaus. 27, i Wasser
auf den Kopf zu giessen, über den er einen (mit Rindern bespannten) Pflug
hält ^\ Mit dem folgenden Verse schüttet er in einem leeren Hause Überreste
in's Wasser, andere in eine mit Rohr von seinem Hause bestreute alte Grube,
in der der Patient Platz nehmen, baden und sich mit jenem Wasser den
Mund spülen muss. Gegen Diarrhöe bindet man ein Munjabüschel mit
einem Strick, zerstösst einen Erdkloss vom Felde und einen von einem Ameisen-
haufen und lässt davon den Kranken trinken *♦. Wessen Kinder früh sterben,
der macht ein dreifaches Amulet aus Blütenknospen der Ficus Indica und
einer Rohrwurzel (SVBr. 2, 2, i) u. s. f. Die Tiermedicin ist in ihren Prin-
cipien nicht von der geschüderten Art der Heilkunde unterschieden. ELranke
Kühe lässt man z. B. Salzwasser trinken (Kauä. 19, i), ein päyasa-Opfer bringt
man im Kuhstall nach Khäd. 4, 3, 13, die Würmer der Gharmaduhkuh tötet
der Spruch TÄr. 4, 36. Wir finden also Heükunde und Aberglauben nebeneinander,
> Grohmann, Medicinisches aus dem AV. ISt, 9, 381 ff.; Ludwig 3, 342 C;
Zimmer, Altind. L^ben 374 ff. — ^ Fay, a totemic charm against fever Procecd.
Am. Phil. Ass. 1894, vol. 25, p. V— XV (behandelt AV. 5, 22J — 3 RV. 10, 161
vielleicht nach Ludwig 6, 232. — 4 Rajasüya, passim. — 5 Ke^ava zu Kaui. 25 (p. 323).
— 6 ist. 9, 413. — 7 Ludwig 3, 344. — ** z. B. TS. 2, 2, 2, 4; 2, 2, 10, 4- —
9 Weitere Beispiele SVBr. 2, 2, 2. — »o KauS. Komm. p. 324 zu 22. — »i v. Bradke,
ZDMG. 36, 427. — la Weber, ISt. i, 118; Aufrecht 4, 8; Winternitz 46. — «3 Die
genaue Situation ist nicht klar. Handelt es sich um Durchziehen? — M Bloomfieu>,
seven hymns 3.
4. Vermeiden einzelner Handlungen. Omina. Eine grosse Anzahl
von Vorschriften ordnet die Enthaltung von gewissen Handlungen oder die
Sühnung von Zufälligkeiten an, deren Nachteil teilweise in abergläubischen,
für uns schwer zu durchschauenden Anschauungen liegen mag. Mancherlei,
was für den Studirenden oder den Snätaka angeordnet ist, gehört dahin. Mit
den Gesetzbüchern stimmen die Sütra's darin überein, dass man nicht auf den
Weg, auf Asche, in den Kuhstall, auf einen Ameisenhaufen urinieren solle (Manu
4, 45. 46. 56). Man soll eine säugende Kuh nicht einem andern zeigen (Gaut
9, 23); nicht über einen Strick gehen, an dem Kälber angebunden sind (9, 52).
Gewisse Tage sind für das Stempeln von Rindern, Rossen nach demAsoka-
edikt 5 zu vermeiden.
Der Opferpfosten darf nicht berührt werden, sonst würde man, was am
Opfer misslungen ist, an sich knüpfen (H. i, 16, 16). Wer die Opferbutter
ansieht, ohne sein Auge zu schliessen, kann erblinden (TBr. 3, 3, 5, 2). Während
des Regens soll einer nicht laufen oder unbedeckt gehen, besonders kein
Agnicit (ISt. 13, 291). Dem Regen wohnt ein Element der Unreinheit inne;
beregnete Opferspeise eignet sich zur Darbringung nicht (TBr. 3, 7, 2, 3). W^er
91. Sänti. 4. Vermeiden einzelner Handlungen. 5. Vorzeichen. 183
bei heiterem Himmel von Tropfen getroffen wird, muss es sühnen (Kaus.46,41).
Ein aus dem Luftraum gefallener Tropfen wird zu einem Zauber verwendet (Kaus.
13, 11). Von besonderer Wichtigkeit ist die Femhaltung alles dessen, was
zum Tode in Beziehung steht Dem Tode des Tieres darf man nicht zusehen.
Nach seiner Opferung wird der Herzbratspiess versteckt, und ohne ihn zu
berühren kehrt man zurück (S. 123. 124). Bei Spenden an die Manen ver-
meidet man zu atmen und hinzuschauen (S. 115). Die alten Kleider werden
nach der Bestattung abgelegt u. a. m., abgesehen von den positiven Mass-
nahmen, den Toten durch einen auf die Grenze gelegten Erdkloss, Ausstreuen
von Kieselsteinen u. s. w. fernzuhalten.
5. In Kürze mag hier auch der Vorzeichen* gedacht werden, die be-
vorstehendes Glück oder Unheil verkünden und im letzteren Falle eine Sühne
zur Abwehr erheischen. Unter 72 Wissenschaften im Jainakalpasütra (S 211)
ist die der Omina die letzte. Bei Adbhuta*s sollen nach G. 3, 3, 30 Hausherr
und Hausfrau eine Sühnspende vollziehen. Träger von Vorbedeutimgen
können Tiere, Naturerscheinungen sein, selbst am eigenen Körper offenbart
die Zukunft sich in Vorzeichen, Mallinätha fuhrt zu Meghadüta 92. 93 Verse
aus dem Nimittanidäna an, wonach das Zucken auf dem Kopfe den Gewinn
eines Sonnenschirmes, auf der Stirn den einer Binde, über den Augen den
Gewinn von Erwünschtem, im Winkel den Verlust desselben bedeutet. Wenn
am Opferpfosten sich von rechts nach links rote Linien zeigen, wird das Opfer
die erwünschten Dak§iriä's nicht bringen, dagegen bedeuten weisse Linien Erfolg
(Äp. 9, 20, 9). Beim Augenzwinkern, Ohrenklingen sind gewisse Verse zu sprechen
(Kaus. 58, iff.; Äsv.GS. Zi^^ 1\ G. 3,3,34); ebenso beim Niesen*, Gähnen, wenn
man an einen Opferpfosten sich stösst (Äsv. 3, 6, 7; H. i, 16, 2 ff.) oder
von dem (verunreinigenden) Zipfel des Gewandes getroffen wird Besondere
Bedeutung misst man den Tieren bei. RV. i, 29, 5 heisst es vom Esel: sam
Indra gardabham mrna nuvantam päpayämuyä. Wenn ein Ameisenhaufen
sich im Hause zeigt (H. i, 17, 5. 6; S. 5, 11; Kaus. 116) oder Bienen darin
Honig bereiten (S. 5, 10), ein Schakal sclureit (H. i, 16, 19 u. s.), eine Kuh
an der andern trinkt (H. i, 17, 6), die Kühe Blut melken (Kaus. 112), sind
gewisse Prayascitta's zu vollziehen. Schon der RV. kennt die VögeU als
Boten der Niq-ti und des Todes, besonders Eule und Taube, deren Erscheinen
durch Herumführen einer Kuh um den Platz oder das Haus, wo sie sich
niedergelassen haben, gesühnt werden soll (RV. i o, 1 65, 4. 5 ; Kaus. 46, 8). Wenn
man die Fussspur einer Taube auf dem Herde sieht, und bei andern Anzeichen,
soll man in einer Neumondsnacht an einer Stelle, wo das Geräusch von
Wasser nicht hörbar ist, ein Opfer bringen (Äp. 23, 9). Es sind teilweise nur
bestimmte Vögel, deren Geschrei oder Anblick üble Vorbedeutung hat, wie
ulüka, kapota, grdhra, dlrghamukhi oder schwarze, oder die Kreise, welche
die Vögel beschreiben, gehen von rechts nach links ^. Es wird aber auch von
Vögeln allgemein gesprochen. Ait. Br. 2, 15, 14 nennt die Vögel nirrter
mukham. Diese Anschauung findet ihre Erklärung in Baudh. Dh. S. 2, 8, 14,
9. 10: vayasäm pimiam dadydt, vayasäm hi pitarah pratimayä carantiHi die
Vögel sind das Bild der Manen. Es möge an dieser Stelle mit erwähnt
werden, dass andern Tieren, soviel ich sehe vereinzelt, die Gabe der Weissagung
zugeschrieben wird. Wenn der Thon zum Agnicayana gegraben wird, erwartet
man von dem voranschreitenden Pferde das Zeichen, wo gegraben werden
soll 5. Wenn am zweiten Tage des Pferdeopfers das Ross die Stelle des
Bahi§pavamänästäva beriecht, bedeutet d3&yajnasamrdd/ii, glückliche Vollendimg.
Sein Gewieher macht man zum Stotra (151). Nach Grimm, DMyth.4 3, 442
S 239 bedeutet Pferdegewieher Glück. Regenprophet wird ein schwarzes
Pferd (S. 120). Ein Stier gibt das Zeichen zum Darvihoma (S. 118). Mannig-
1 84 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 2. Rituallitteratür u. s. w.
fach sind die andern Vorzeichen. Schlimmes verkündet Räghava dem Laks-
ma^a: rauh wehen die Winde, die Erde bebt, es zittern die Berggipfel und
donnern die Berge; furchtbare Wolken, Raubtieren gleich, senden mit blutigen
Tropfen gemischten Regen*. Yudhi§thira erkennt aus Wirbelwinden, Stein-
regen, den furchtbaren Höfen um Sonne und Mond u. a. (Mbhär. 1 6, i ) die Zu-
kunft Ominös sind zuzeiten Blitze und Meteore (Gaut 16, 2 5 ff.). Ein gelber Blitz
bedeutet Regen, ein weisser Hungersnot u. s. w. nach einem Citat Kas. Vftü
2, 3, 13. Besondere Wichtigkeit wohnt den todverkündenden Vorzeichen inne.
Wenn die Sonne wie der Mond scheint, der Himmel krapprot wird, man sein
Bild im Spiegel oder Wasser mit schiefem Kopf sieht, um den Kopf sich der
Geruch wie von einem Krähennest verbreitet u. s. w., steht der Tod bevor
(Ait Ar. 3, 2, 4) 7. Wenn beim Opfer schwarzer Rauch nach Süden zieht oder
der Wind den Rauch nach links herumdreht, wird der Opferer sterben (Äp.
9, 20, 10). Ehe man die Teilnehmer eines Sattra zur Weihe zulässt, müssen
sie in einen Spiegel, ein Gefäss mit Wasser, auf die Arundhati, den Polar-
stem, die »Person im Auge« sehen. Wer die Gestirne nicht erblickt, resp.
sein reflektirtes Bild nicht sieht, ist dem Tode verfallen und nicht zu weihen
(Lät. 3, 3i 6 ff.) ^ Das sind pratyaksadaHanäni. Ihnen gegenüber stehen die
Träume. Schon der RV. wünscht schlechte Träume zu Trita Äptya (8, 47,
14 ff.) imd sieht im Anfertigen eines Halsbandes oder Kranzes im Traum ein
schlechtes Vorzeichen**. 42 grosse und 30 andere Träume kennen die Traum-
deuter im Kalpasütra der Jaina's (S 74). Zehn todbedeutende Traumgesichter
zählt Ait Ar. 3, 2, 4 auf '**. Wenn einer u. a. im Traum einen schwarzen Men-
schen mit schwarzen Zähnen sieht, der ihn tötet, wenn ein Eber ihn tötet,
eine Wildkatze ihn anspringt, wenn man Gold isst und wieder ausspeit, Honig.
Lotoswurzeln isst, mit Eseln, Ebern nach einem Dorfe fährt, mit einem Nar-
denkranz auf dem Haupte eine schwarze Kuh mit schwarzem Kalbe nach
Süden treibt u. s. w., steht der Tod bevor. Wenn ein Gew eihter einen schlechten
Traum hat (d. h. nach einem Citat aus dem Svapnädhyäya beim Komm, tief
in's Wasser taucht oder Männer mit geschorenen Köpfen sieht), muss man
einen Spruch sagen (Kät. 25, 11, 20). Die Grhya's" schreiben zur Abwehr
schlechter Träume gewisse Spenden und Recitationen vor. Auch Kaus. 46, 9 fil
behandelt das Kapitel. Wer einen Traum gesehen hat (tote oder nackte Männer,
Frauen'* Komm.), soll mit den Traumliedern des AV. seinen Mund abwischen.
Wer etwas überaus Schreckliches gesehen hat, legt einen Kuchen aus ver-
schiedenen Körnern in eine andere Himmelsrichtung (?) oder auf das Feld eines
Feindes (Komm.). Mit einem AV.-Vers legt er sich auf eine andere Seite als
die, auf der liegend er den Traum erblickt hat Schlechte Vorzeichen gehen
auch von den Gestirnen aus'^; das Sternbild der Geburt ist ein Vorzeichen
für das Leben; ein unheilvolles Gestirn verlangt Sühne (Kaus. 46, 25). Ein
Kind, das unter Müla geboren wird, würde im ersten Amsa dem Vater, im
zweiten der Mutter, im dritten dem Vermögen u. s. w. Unheil bringen, selbst
sei es glücklicher Dinge teilhaft.
X Weber, ISt. i, 40—42; Omina und l^ortenta, Abh. PAW. 1859, enthält eine
Zusammenstellung und Übersetzung der darauf bezüglichen Texte. — ^ ^lach Indian
Notes and Queries 4, No. 61 1 (citirt in Classical Review 3, 7, p. 3 15^1 bedeutet Niesen
zur Linken Erfolg, zur Rechten ÜMes, vorn Ruin, hinten Hilfe von Gott. Anders
aber Varähamihira in der Yogayäträ 5, 24, der es durchaus für ungünstig hält (ISt
14, 324). — ^3 2, 42. 43; AV. 6, 27 — 29. Vgl. Hultzsch, Prolegomena zu des
Vasantaräja Säkuna nebst Textproben, Leipzig 1879 (enthält auch Bemerkungen
über den Tierglauben überhaupt und Angaben über die ganze einschlägige
Litteratur der Om. u. Port.\ — 4 Mahabh. 16, l. — 5 TS. 4, i, 2"»: bkumyl
vrtväya no brühi yatah khauama tarn vayam. — 6 Rämäyana Vuddhak. 41,
13 ff. — 7 Vgl. auch Märkandeyapur. 43, i ff. — * Einige dieser Fälle stehen
auch Mah.lbh. 12, 317, 8 ff, in den Angaben über Länge der Lebensdauer. Vgl
9 3 • Paustikäni. 185
auch Caraka, ed. Jiijananda p. 422. — 9 Genaueres bei Pisc hi:l, ZDMG.
40, mir. mit Angaben über Traumdeutung aus der späteren Litteratur; Ludwig
3, 498. — »<> AuFRiiCHT, ZDMG. 32, 573 fr. — " Äsv. 3, 6, 5; II. i, 17, 4; SGS.
5» 5» 3 ; ^^' 3» 3» 32. — '2 Frauen im Traum sehen bedeutet Glück ISt. i, 264. —
»3 Weber, Naksatra II, 291 ff. 314. Dazu Speyer, I^ijdr. IV, 3, 193 ff., der auch die
davon handehiden ^bei Stenzi.er ausgelassenen) Kapitel des Päraskara I, 16a. b. c
dort nachtlägt; Asv. Parisi§ta 4, 51 — 20; Brhatsamhitä 48; Über Dinakarabhatta's
Santisära Wep.er, IStr. 2, 304. Über die Astrologie sagt Birnell SVBr. XXIV,
dass sie bis zur Zeit der Parisista's, aus der wir die Navagrahas^nti (des SV) und
ähnliche zum AV. gehörige Traktate haben, keine Ausdehnung gehabt zu haben
scheine.
S93. Pau?til^iini- — Im Gegensatz zu den auf Abwehr aller Schäden
und schädlichen Einflüsse gerichteten Zaubern stehen die Heilsceremonien, die
die Gewinnung von Reichtum, Nachkomnnenschaft, Mehrung von Vieh, Regen \
Ansehen, Beliebtheit, Sieg sei es im Kriege oder in der Ratsversammlung, Er-
werbung oder Erhaltung von Freundschaft, von Liebe und Treue, Versöhnung
u. a. bezwecken. In seltsamer Mischung von Philosophie und Aberglauben er-
scheint darunter eine, die den Wunsch »nicht wiedergeboren zu werden« erfüllen
soll ( SVEr. 3, 8). Voran mögen dieser kurzen Auswahl von Beispielen einige Hand-
lungen gehen, die man boni ominis causa thut. Seinen Weg tritt man mit dem
rechten Fusse an. Man streut eine unbestimmte Anzahl von Kieseln in Haus und
Feld (Kaus. 50, i ff.) oder flicht durch die Öffnung eines Joches Halme und befestigt
es an der Thür u. s., vergräbt Kuhdung an der Thür oder auf dem Felde, vergräbt
bei Gefahr von Tigern für das Vieh Khadiranägel u. a. m. Wer beliebt werden
will, benutzt Zahnstocher einer gewissen Holzart, ohne auszuspucken unter An-
wendung von Säman's durch ein Jahr (SVBr. 2, 6, 3). Um Ruhm zu erlangen,
reibt man sich mit einer bestimmten Salbe ein (1. c. 2, 6, 16). Gegen die Un-
treue einer Frau zermahlt der Ehemann gewisse Tiere und streut sie mit einem
an Indra gerichteten Spruch in ihre Geschlechtsteile (H. i, 14, 7; Ap. p3, 3).
Zur Sicherung der Treue eines Knechtes umsprengt der Eigentümer ihn mit
Urin, der in das Hörn eines lebenden Tieres gelassen ist, dreimal von rechts
nach links unter Hersagung eines darauf bezüglichen Spruches (Pär. 3, 7, 2)^
Hir. I, 14, 2; Äp. 23, 6 erstrecken diese Vorschrift auch auf andere Angehörige,
Schüler, deren Treue man sich wahren will. Nach der nachtiichen Umsprengung
wird das Hörn auf einem freien Platz deponirt. Wenn der Knecht sich um-
hertreiben sollte, nimmt man Holz von einem brennenden Gebüsch und opfert
darin mit Butter gesalbte Kusaringe unter Anwendung eines »Indra's Fesseln«
nennenden Spruches (P. 3, 7, 3). Wünscht man einen andern sich dienstbar
zu machen, so vollzieht man u. a. gewisse Ceremonien an einem aus Sand
oder andern Materialien hergestellten Abbild der betreffenden Person (SVBr.
2, 5). Die Gunst einer andern Person erlangt man durch Überreichung von
Früchten eines grossen Baumes, die man besprochen hat (G.). Liebeszauber
sind sehr zahlreich 3. Kaus. 36 kennt Mittel, eine Frau einzuschläfern, eine
fliehende festzuhalten, Mann und Frau zu einigen, glücklich oder unglücklich
zu machen, Eifersucht zu zerstören. Eine Frau einzuschläfern, besprengt
man nackt unter Anwendung von AV. 4, 5 aus einem Gefäss voll Wasser und
Überresten eines Opfers (?) die Hütte und stürzt an dem hinteren Thürflügel
das Gefäss um. Über den Mörser, die nördliche Ecke des Schlafgemaches,
den rechten Bettpfosten und die Schnuren sagt man Sprüche. Will eine Yvaxi
entfliehen, so bindet man sie symbolisch fest. Unter Anwendung von AV.
6, 77, deren erster Vers Ableitungen der Wurzel s///ä enthält, wird die Spitze
eines Rohres (des Hauses?) mit einem Strick umwunden und dieser an den
mittleren Bettpfosten befestigt. Den Fuss des Bettes bindet er an einen Lotus
und an ein Diagramm. Mit einem Feuerhaken opfert er Sesamkömer (^6,
5 — 9). Wer jemanden sich zum Freunde wünscht, macht aas Sthagara eine
1 86 EL Religion, weltl.Wissensch. u.s.w. 2. RixuALLirrERAXüR. — 94. Orakeu
Salbe, sagt mehrere der HotTformeln und schmückt sich oder dem Erwünschten
unter Hersagung des Anuväka TÄr. 3, 8. 9 das Gesicht (Äp. 1 4, 1 5, 2 ; TBr. 2, 3, i o, 2).
Um langes Leben zu erhalten, opfert man in einer Vollmondsnacht 100
Khadiranägel (G. 4, 8, 10); wählt man eiserne, so tötet man den Feind "♦. Zur
Erlangung von Vieh helfen tausend Spenden von dem Kot eines Kälberpaares
oder, wenn man Kleinvieh haben will, von Schafmist (G. 4, 9, 13. 14). Sesam-
körner, geopfert, wenn der Mond einen Hof hat, bringen dem Kleinvieh Gedeihen;
geröstete Kömer, wenn die Sonne einen Hof hat, dem Grossvieh (G.4, 5,32). Alle
Wünsche erfüllt ein Rührtrank aus gewissen Gliedmassen, Zunge, Herzen einer
gescheckten Kuh. Sie werden in ein altes Gewand gebunden, drei Tage in
einer ätzenden Flüssigkeit aufgesetzt, dann zerrieben, mit verschiedenen Körnern
gemengt und in saurer Milch und Honig gegessen (Kaus. 11, 15). Oder man
kocht Mus in der Milch einer Kuh mit gleichfarbigem Kalbe, gibt ihm Men-
schengestalt, vermischt es durch 12 Tage mit Opferüberresten (sampäta) und
isst es abgewandten Angesichts, Selbst unversieglichen Reichtum kann einer
sich durch Dämonen verschaffen, die er zu erscheinen und fünf Kar^äpana's
zu geben zwingt, die immer wieder zurückkehren, wenn er sie nicht ganz aus-
gibt (SVBr. 3, 7, 9).
» Vgl. auch BÜHLER und Stein über einen Abschnitt des Bower-Msc. WZKM. 5, 106
u. 343 ff. — * PiscHEL, zu Petronius Sat. 62; Phüol. AbhandL, M- Hertz zum
70. Geburtstage dargebracht, Berlin 1888, S.^69ff. — 3 Äp. GS. 9, 4 ff. ; Pär. 1,11,5;
Kau§. 36. 76, 8; SVBr. 2, 6; TBr. 2, 3, 10; ^at. Br. 14, 9, 4, 8; Ludwig 3, 513 ff-
Aufrecht, ISt. 4, 337; Mac;oun 1. c. 26. — 4 Vgl. auch Agnipurä^ia Gap. 259, 13.
S94. Orakel. — Von dem Glauben an die Vorzeichen ist nur ein kurzer
Schritt zur Befragung des Orakels. Das Mittel, die Eigenschaften der Braut zu
erforschen, ist S. 64 erwähnt worden, das weissagende Ross S. 183. Kaus. 37
überliefert verschiedene Möglichkeiten, sich über Gewinn, Sieg, Glück u. s, w.
Auskijnft zu verschaffend Man hält einen Bambusstab wagrecht oder trägt
einen Kämpilazweig auf dem Kopfe. Fällt er in die gewünschte Richtung, so
geht der Wunsch in Erfüllung. Wenn man Getreidekörner ins Feuer wirft und
die Flamme sich rechts dreht, ist das ebenfalls ein Zeichen für glücklichen
Ausgang (37, 3Kes.). Sobald Düngerballen, Guggulu, Salz in Milch einer Kuh
hinter dem Feuer vergraben am Morgen des vierten Tages eine Veränderung
in Geruch und Geschmack zeigen, wird man Erfolg haben (19, 19). Um zu
wissen, welches Heer siegen wird, zündet man an einem Beschwörungsfeuer
(nach dem Komm, einem Cän4äla- oder Wöchnerinnenfeuer) Halme an und
prophezeit aus der Richtung des Rauches, wohin sich der Sieg neigen wird
(14, 31). Man legt drei Bogensehnen auf Kohlen, die mittlere bezeichnet den
Tod, die äusseren die beiden Heere. Über welche von beiden die mittlere
sich hinwegdreht, des Heer wird besiegt. Die Partei, deren Sehne über den
»Tod« hinweggeht, trägt den Sieg davon (15, 15 ff.). Ein auf die Reise gehender
Kaufmann legt auf die Glieder eines befreundeten Brahmanen Düngerballen und
fragt: »was für ein Tag ist heut ?«, »ein guter, glücklicher« erwiedert dieser *(Kaus.
50, 1 5). In der Neujahrsnacht zündet man einen Busch im Walde an und prophe-
zeit daraus das zukünftige Jahr (S. 6). Sehr charakteristisch ist eine Reihe von
Vorschriften SVBr. 3, 4, die von der Befragung der Zukunft handeln, die mit
Hilfe eines noch nicht erwachsenen Mädchens und eines Spiegels (oder an
Stelle dessen einer Schüssel voll Wasser) oder mit Hilfe zweier Brahmanen-
schüler vorgenommen wird, die zwei Stäbchen tragen müssen, aus deren Biegen
man erkennt, ob das Unternehmen gelingen wird. Aus dem andern Inhalt des
Kapitels sei noch ein Orakel über Lebensdauer angeführt Man facht Häufchen
glühender Kohlen mit frischer Butter von Frauenmilch zur Flamme an, indem
man ein Säman singt Der, dessen Häufchen zuletzt erlischt, lebt lange.
» Über indische Würfel Orakel Weber, LStr. 1, 274 ff. — 2 Bloomfield, seven hymns I9flr.
ABKÜRZUNGEN.
AJPh. =» American Journal of Philology.
APAW oder AbhPAW = Abhandlungen der
Kgl.Preuss. Akademie d. Wissenschaften.
Ait. Br. = Aitareya Brähmana.
Anz. f. ISAK = Anzeiger für Indogerm.
Sprach- u. Altertumskunde.
Aufrecht, Cat. cat. = Aufrecht, catalogus
catalogorum.
AV. = Atharvaveda.
Äp. s= Apastamba.
Ar. = Ära^yaka.
Ar§. Br. =: Är^eya Brähmana.
ħv. = ÄSvaläyana.
Aiv. G. = Ä^valäyana Gj"hya.
ħv. GP. = Äsvaläyana Gfhya Parisi§ta.
ÄSv. SS. = Äsvaläyana Örauta Sütra.
Baudh. = Baudhäyana.
Bijdr. IV, 3 = Bijdragen voor de Taal-, Land-
en Volkenkunde van Nederlandsch-Indie
IV (Volgreeks) 3 (deel).
BKSGW = Berichte der Kgl. Sachs. Gesell-
schaft der Wissensch.
BuRNELL, Tanj. = a classified index to the
Sanskrit MSS. in the Palace at Tanjore.
BuRNELL, cat. = a catalogue of a coUection
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Chänd. Up. = Chändogya Upani^ad.
DLZ. = Deutsche Litteraturzeitung.
Egg. Cat. = Eggeling, Catalogue of the
Sanskrit MSS. in the Library of the
India Office.
G. und Gobh. •= Gobhila.
Gaut. = Gautama.
Gop. Br. =s Gopatha Brähmana.
GGA. = Göttingische Gelehrte Anzeigen.
GGN = Nachrichten derKönigl. Gesellschaft
der Wiss. zu Göttingen.
GP. = Gfhya Pari^i^^a.
GS. == Grhya Sütra.
GSP. = Gfhya Sairgraha PariSi^ta.
H. und Hir. = Hira9yake§in.
Haug == Haug, Aitareya Brähmai^ia.
JA. = Indian Antiquary.
ISt. ==a Indische Studien.
IStr. = Indische Streifen.
JAs. = Journal Asiatique.
JAm. OS. = Journal of the American Orien-
tal Soc.
JASB. s=3 Journal of the Asiatic Society of
Bengal.
JBRA. = Journal of the Bombay Brauch of
the Royal As. Soc.
JRAS. = Journal of the Royal Asiatic Society.
Kät. = Kätyäyana.
KauS. sa KauSika.
Kau^. Br. = Kau^Itaki Brähmana.
KZ. -« KuHN*s Zeitschrift für vergleich.
Sprachforschung.
Kuhn LOPh. => Kuhn, Litteraturblatt für
oriental. Philologie.
KSS. a Kathäsaritsägara.
Lät. = I-ätyäyana.
Ludwig = Ludwig, der Rgveda.
LG. = Litteraturgeschichte.
LZ. = Litteraturzeitung.
Mp. = Mantrapätha.
MuiR, OST. = MuiR, Original Sanskrit Texts.
MHASL. u. MHAI.. = Max Müller, a history
of ancient Sanskrit Literature.
MS. = MaiträyanI Samhitä.
NVO. (und NVollmondsopfer) = Neu- und
Vollmondsopfer.
Oldenberg, Rel. d. V. = Oldenberg, Re-
ligion des Veda.
Or. Bibl. s=: Orientalische Bibliographie.
ÖMFO. =* Österr. Monatsschrift f. den Orient.
Paribh. = Paribhä§ä.
P. und Pär. = Päraskara.
Proceed. « Proceedings.
PAOS. == Proceedings of the American
Oriental Society.
Rcp. = Report.
Rev. crit ■= Revue critique.
Rev. Hist. Rel. = Revue de l'histoire des
religions.
RV. == Rgveda.
S. u. Öänich. == Sankhäyana.
.4at. Br. = Satapathabrähma^a.
SGS. « Sankhäyana Gfhya Satra.
SSS. =, Sankhäyana Srauta Sütra.
Ss. = Srauta Sütra.
5^pn. = ärautapadärthanirvacana.
SBAW. == Sitzungsberichte der K. Baier.
Akademie der Wiss.
SBE. = Sacred Books of the East.
Schwab = Schwab, d. altind. Tieropfer.
SPAW. «a Sitzungsberichte der K. Preuss.
Akademie der Wiss.
SV. = Säraaveda.
SVBr. B Sämavidhänabrähma9a.
Tanjore =» BURNELL, a classified Index to the
Sanskrit MSS. in the Palace at Tanjore.
TÄr. = Taittirtya Aranyaka.
TBr. u. Taitt. Br. = Taittirlya Brähmana.
TMBr. = Tä^dya Mahäbrähmana.
TS. = Taittirlya-Samhitä.
V. u. Vaikh. = Vaikhänasa.
Vait. = Vaitäna.
VMyth. = Hillebrandt, Vedische Mytho-
logie.
VS. = Väjasaneyi-Saiphitä.
VStud. = Vedische Studien.
WZKM. = Wiener Zeitschrift für Kunde des
Morgenlandes.
Weber, Verz. = Weber, Handschriftenver-
zeichnisse der Kgl. Bibliothek zu Berlin.
WL.2 =. Weber, Indische Litteraturge-
schichtea.
YV. = Yajurveda.
ZDMG. == Zeitschrift der Deutsch. Morgen-
land. Gesellschaft.
INHALT.
I. WERT DES RITUALS, SEINE VORGESCHICHTE UND QUELLEN . . . 1-41
S I. Die allgemeine I^edeutung der Rituallitte ratur l
S 2. Indoiranische Zeit il
S 3. Die Zeit des Kgveda 11
S 4. Bemerkungen über das brahm. Opfer in der buddh. Litteratur . . . . iS
S 5. Ritual der Sfltren. Handlung und Spruch iS
S 6. Srauta- und Grhyasütren 20
S 7. Die einzelnen Sütren 24
S 8. Die spätere Litteratur 37
II. ABRISS DES INHALTS DER GRHYASÜTREN 41-97
S 9. Purnsavana 41
S 10. Verhinderung einer Fehlgeburt 43
Sil. Simantonnayana 45
S 12. So§yantihoma, Entbindung 44.
S 13. Sütikägni, Wuchnerinfeuer 44
S 14. Jätakarman 45
S 15. Nämakarana, Namengebung 40
S 16. Geburtstagsfest 4S
S 17. Aufstehen der Frau 4S
S 18. Mondverehrung 4S
S 19. Der erste Aust^ang 4S
S 20. Erste Speisung mit fester Nahrung ...4^
S 21. Cüdakarana, Caula • . . . 49
S 22. Karriavedha 50
S 23. Godana, Ke^änta 50
S 24. Upanayana 50
S 25. Hersagen der SävitrI 53
S 26. Pflichten des Schülers 55
S 27. Adhyayana, Studium 55
S 28. Verhalten des Schülers beim Lernen 56
S 29. Vrata's 56
S 30. Upäkarana, Schuleröffnungsfeier 5S
S 31. Ferien und unregelmässige Unterbrechungen 5Q
S 32. Utsarga, Schulschhiss 60
S 33. Das zweite Semester 61
j; 34. Dauer des Vedastudiums 61
J5 35- Entlassung des BrahmacSrin. Snätaka 61
% 36. Pflichten des Snätaka 63
S 37. Hochzeit 63
S 38. Hausfeuer 6S
S 39. Person des Opferers 70
S 40. Opfer 71
S 41. Materialien zum Grhyaopfer 71
S 42. Ajyaopfer 7*
S 43. Pakayajna's 73
S 44. Tieropfer 73
5; 45. Tageszeit für Opfer 73
S 46. Regelmässige Opfer. Tägliche Opfer 74
J5 47. Neu- und Vollmondsopfcr 75
S 48. Caitrafest 76
S 49. orävanafest 7^
S 50. Indrayajha 77
3 3 /^svinaiest ■•..........•.•. .. //
S 52. Agrahäyana, pratyavarohana 7^
S 53- Gelegenheitsopfer. Argha 79
S 54. Haus, Viehzucht, Landwirtschaft So
Seite
S 55- Caityaopfer 86
S 56. Krankheit, Tod, Manenknlt 87
S 57. Allgemeine Opfer für die Manen 92
IIL ABRISS DES INHALTS DER ^RAUTASUTREN 97—166
S 58. Zur Charakteristik der Srautaopfer 97
1. HaviryajSa's
S 59- Agnyadheya
S 60. Punaradheya • . .
S 61. Agnihotra
S 62. Neu- und Vollmondsopfer
S 63. Pii^dapitryajna
S 64. CätürmOsya
S 65. Ägraya^ia
S 66. Kämye§ti's
S 67. Paävälambha, Tieropfer
2. Die SomasamsthAh und andjuie Opfer
S 68. Agni^toma
S 69. Pravargya
S 70. Aikadaiinakratupaiu's
S 71. Die übrigen Saxnsthä's oder Grundformen des Jyoti^toma ....
S 72. Andere Ekäha's'
S 73- Vftjapeya
S 74. Rftjasaya
S 75. Ahmads
S 76. Aivamedha
S 77. Puru^amedha
S 78. Sarvamedha
S 79. DvädaSaha und Sattra's bis zu einjähriger Dauer
S So. Gavämayana und andere Sattra's von der Dauer eines Jahres und darüber
S 81. Yatsattra's (Wallfahrten)
S 82. Sautrftma^I
S 83. Agnicayana
S 84. Catur-, pahca-hotr
S 85. Praya^citta's
IV. VEDISCHE ZAUBER 167-
S 86. Verhältnis des Aberglaubens zu den andern Opfern
S 87. Umfang und Einteilung des Aberglaubens
S 88. Zaubermittel, i. Das Wort
S 89. „ 2. Handlungen, besonders symbolischer Art . . . .
S 90. Ort
S 91. Beschwörungen
S 92. äanti, Abwehrzauber, i. Gegenbeschwörung und Aufhebung feindlichen
Zaubers
S 92. 2. Ableitung schädlicher Einflüsse
S 92. 3. Heilung von Krankheiten
S 92* 4. Vermeiden einzelner Handlungen
S 92. 5. Vorzeichen
S 93. Glückszauber
S 94- Orakel
05
OS
09
09
[I
14
15
19
20
21
24
24
34
36
37
38
41
43
47
49
53
54
54
57
58
59
61
65
66
86
67
68
69
71
74
74
77
79
81
82
83
85
86
VERLAG VON KARL J. TRÜBNER IN STRASSBURG.
Grundriss
der
Indo- arischen Philologie und Altertumskunde.
Plan des Werkes.
Band I. Allgemeines und Sprache.
i) Geschichte der indo-arischen Philologie und Altertumskunde von Ernst Kuhn.
2) Vorgeschichte der indo-arischen Sprachen von R. Meringer.
3) a) Die indischen Systeme der Grammatik, Phonetik und Etymologie von B. Liebich.
^) Die indischen WörterbQcher (Koshas) von Th. Zachariae.
4) Grammatik der vedischen Dialecte von C. R. Lanman (englisch).
5) Grammatik des classischen Sanskrit der Grammatiker, der Litteratur und der Inschriften,
sowie der Mischdialekte (epischer und nordbuddhistischer) von O. Franke.
*6) Vedische und Sanskrit-Syntax von J. S. Speyer [Subskr.-Prcis M. 4. — , Einzelpreis M. 5. — ],
7) Paligrammatiker, Paligrammatik von O. Franke.
8) Prakritgrammatiker, Prakritgrammatik von R. Pischel.
9) Grammatik und Litteratur des tertiären Prakrits von Indien von G. A. Grierson (englisch).
10) Grammatik und Litteratur des Singhalesischen von Wilh. Geiger.
*ii) Indische Palacographie (mit 17 Tafeln in Mappe) von G. Bühl er [Subskr.-Preis M. 15.--.
Einzelpreis M. 18.50],
Band II. Litteratur und Geschichte.
1) Vedische Litteratur (Sruti).
a) Die drei Veden von K. Geldncr.
d) Atharvaveda von M. Bloomfield (englisch).
2) a) Epische Litteratur von 11. Jacobi.
d) Classische Litteratur (einschliesslich der Poetik und der Metrik) von H. Jacobi.
3) Quellen der indischen Geschichte.
a) Litterarische Werke und Inschriften von G. Bäh 1er (englisch).
^) Münzen (mit Tafeln) von £. J. Rapson (englisch).
4) Geographie von G. Bühler, M. A. Stein.
5) Ethnographie von A. Baines (englisch).
6) Stnatsaltertümer I von G. Bühler, J. Jolly
7) Privataltertümer j und Sir R. West ^englisch).
*S) Recht und Sitte (einschliesslich der einheimischen Litteratur) von J. Jolly [Subskr.-Preis
M. 6.50, Einzelpreis M. 8. — 1.
9) Politische Geschichte bis zur muhammedanischen Eroberung von G. Bühler (englisch).
Band III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst.
1) a) Vedische Mythologie 1 f von A. Macdon eil (englisch)
^) Epische Mythologie l Karmamärga < „ M. Winter nitz. fi. Druck.
*2) Ritual-Liiteratur, Vedische Opfer u. Zauber j [ „ A. Hill ebran dt [Subskr.-
Preis M. 8. — , Einzelpreis M. 9.50].
von G. Thibaut.
„ R. Garbe [Subskr.-Preis M. 2.50,
Einzelpreis M. 3. — .
5) Nyflya und Vai^esika J l. „ A. Venis (englisch).
6) Vaisnavas, Saivas, Sauras, Ganapatas, Skändas, I pu i-.* g,.^« J von R. G. Bhandarkar
Säktas { iJnaKum g | (englisch).
7) Jaina - l lt j j q , JE- Leumann.
•&) Bauddha ( ^^^^^^^^ Ar^'^^'' } H. Kern (englisch) [Subskr.-Preis M. 5,50, Einzelpreis
gS Astronomie, Astrologie und Mathematik von G. Thibaut. [M. 7. — ].
loj Medizin von J. Jolly.
in Bildende Kunst (mit Illustrationen) von J. Burgess (englisch).
12) Musik.
NB. Die mit * bezeichneten Hefte sind bereits erschienen und zu den beigesetzten
Preisen durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen.
3) Vedänta und Mimäiisä \
*4) Sämkhya und Yoga I j^-^^^^^.^^ (orthodox) -
;iJU' Jt-uA *M^ wc-iu*^-
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V. 3
GRUNDRISS
DER
m. BAND, 4, HEFT
Sabskriptionspreis M. 2.50
Einzelpreis „ 3, —
INDO-ARISCHEN PHILOLOGIE
UND
ALTERTUMSKUNDE
UNTER MITWIRKUNG VON
A. Baines-London, R.G.Bhandarkar-Puna, M. Bloomfi£LD-BaLtimore, J.Burgess-Eoinburgh,
O. Franke -KÖNIGSBERG, R. Garbe -Tübingen, W. Geiger -Erlangen, K. Geldner -Berun,
G. A. Grierson-Calcütta, A. Hillebrandt-Breslau, H. Jacobi-Bonn, J. Jolly-Wörzburg,
H. Kern-Leiden, E.Kuhn-MOnchen, C R, Lanman-Cambridge (Mass.), £. Leumann-Strassburg,
B. Liebxch-Brbslau, A. Macdonell-Oxford, R. Meringer-Wien, R. Pischel-Halle,
E. J. Rapson-London, J. S. Speyer-Groningen, M. A. Stein-Lahprr, G. TrasAUT-
Allahabad, A. Venis-Benares, Sir R. West-London, M. Wintkrnitz-
Oxford, Th, Zachariae-Halle ;
{
HERAUSGEGEBEN
VOK
GEORG BÜHLER
SAMKHYA UND YOGA
VON
RICHARD GARBE.
{abgeschlossen am 21. APRIL 1896.)
r
STRASSBURG
VERLAG VON KARL J. TRÜBNER
1896.
ORIVERSITY OF WCHFGÄN ÜBRARIES
[AlU Rechte t besonden das der Leöerseisung, z'orfehnlun^ ^^tmm
I
r
In diesem Werk soll zum ersten Mal der
Versuch gemacht werden, einen Gesamtüber-
blick über die einzelnen Gebiete der indo-
arischen Philologie und Altertumskunde in
knapper und systematischer Darstellung zu
geben. Die Mehrzahl der Gegenstände wird
damit überhaupt zum ersten Mal eine zusammen-
hängende abgerundete Behandlung erfahren;
deshalb darf von dem Werk reicher Gewinn
für die Wissenschaft selbst erhofft werden,
trotzdem es in erster Linie für Lernende be-
stimmt ist.
Gegen dreissig Gelehrte aus Deutschland,
Österreich, England, Holland, Indien und
Amerika haben sich mit Hofrat G. Bühler
in Wien vereinigt, um diese Aufgabe zu lösen,
wobei ungefähr zwei Drittel der Mitarbeiter
ihre Beiträge deutsch, die übrigen englisch
abfassen werden. (Siehe nachfolgenden Plan.)
Besteht schon in der räumlichen Ent-
fernung vieler Mitarbeiter eine grössere
Schwierigkeit als bei anderen ähnlichen Unter-
nehmungen, so schien es auch geboten, die
Unzuträglichkeit der meisten Sammelwerke,
welche durch den unberechenbaren Ab-
lieferungstermin der einzelnen Beiträge ent-
steht, dadurch zu vermeiden, dass die einzelnen
Abschnitte gleich nach ihrer Ablieferung
einzeln gedruckt und ausgegeben werden.
Durch einen gemeinsamen Titel und ein aus-
führliches Namen- und Sachregister am Schluss
jedes Bandes werden die einzelnen Hefte zu
einem gemeinschaftlichen Ganzen zusammen-
gefasst.
Das Werk wird aus drei Bänden I-ex. 8^
im ungefähren Umfang von je 1 iCK) Seiten
bestehen, in der Ausstattung des in demsell^en
Verlag erscheinenden Gruniitisses der irauischen
Phihloi^if, Der Subskriptionspreis des ganzen
Werkes beträgt durchschnittlich 65 Pf. pro
Druckbogen von 16 J^citen; der Preis der
einzelnen Hefte durchschnittlich So Pf. pro
Druckbogen. Auch für die Tafeln und Karten
wird den Subskribenten eine Ermässigung von
200/ü auf den Einzelpreis zugesichert. Über
die Einteilung des Werkes giebt der auf
Seite 3 dieses Umschlags befindliche Plan
Auskunft.
Strassburg, im September 1896.
The Encyclopedia of Indo-Aryan Research
contains the first attempt at a complete, syst^
matic and concise survey of the vast 6eld of
Indian languages, religion, historj', antiquities,
and art, most of which subjects have uctct
beforebcen treated inaconnected form.Thoujjh
the Encyclopedia is primarily intended as 1
book of reference for students, it will ncFcr-
theless be useful to all connected with India;
and though it chiefiy summarises the results
achieved, it will also contain much that b
new and leads up to further research.
Upwards of thirty scholars of various na-
tionalities, — from Austria, England, Gemuny,
India, the Netherlands and the United States —
have promised to unite with Hofrat G. Bühler
of Vienna in order to accomplish thts ta&k.
About one third of the contributions will b<
in English and two thirds in German.
Each part (see the Plan) will be pub-
lishcd separately and with a separate pagi-
nation. A common title page will be prefixed
to each volume and a füll index of i^amc;
and subjects will be added at the end.
The w^ork will consist of three volumes,
each of about 1 loo pages royal octavo. Tbe
subscription for the complete work will be
about 65 Pfennig (8 d), the price of each
Single part 80 Pfennig (10 d), per printing
sheet of 16 pages. Subscribers will also enjoy
a reduction of 20 percent for plates and
maps.
For the plan of the work see page 3 of
this Cover.
Die Verlagshandlung.
The Publisher.
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GRUNDRISS DER INDO -ARISCHEN PHILOLOGIE UND ALTERTUMSKUNDE
(ENCYCLOPEOIA OF INDO -ARYAN RESEARCH)
HERAUSGEGEBEN VON G. BÜHLER
III. BAND, 4. HEFT.
SÄMKHYA UND YOGA
V. 3
VON
RICHARD GARBE.
^
[Abgeschlossen am 21. April 1896.]
A. SÄMKHYA.
Der Inhalt meines Buches über die Samkhya-Philosophie (Leipzig 1S94) ist in dem
nachfolgenden Abriss kurz zusammengefasst, wobei die von der Kritik beanstandeten
Theorien unterdrückt worden sind. Die Litteratur über das Sämkhya-System ist voll-
ständig in jenem Werke p. 79—84 angegeben. Am Schluss jedes Paragraphen habe ich
im folgenden auf meine ausführlichere Darstellung mit wS. Ph. und Angabe der Seiten-
zahlen verwiesen, um das Auffinden der Litteraturnachweise zu erleichtern.
I. GESCHICHTUCHES.
S I. Alter und Ursprung des Systems. Welche Gegend Nordindiens
das Heimatland der Säqikhya-Philosophie ist, hat noch nicht mit Sicherheit
festgestellt werden können. Auch über das Alter des Systems lässt sich nur
sagen, dass es in vorbuddhistischer Zeit entstanden sein muss; denn eine
Reihe von Übereinstimmungen in den Lehren erweist die Richtigkeit der ein-
heimischen Tradition, nach der die Sämkhya-Philosophie als eine Hauptquelle
für den theoretischen Teil des Buddhismus gedient hat*. Da andererseits
kaum bezweifelt werden kann, dass das Särpkhya-System jünger ist als die
älteren Upani§ads, so dürfen wir annehmen, dass es seine Entstehung einer
Opposition gegen die in jenen vorgetragene spirituelle Lehre vom All-Einen
verdankt.
Eine abweichende Anschauung über den Ursprung der Särnkhya-Philosophie
wird vertreten von Nehemiah Nilakantha Sastri Gore, Gough und Max
MÜLLER. Diese Gelehrten sind der Ansicht, dass das Sämkhya ursprünglich
nur eine Aufzählung der Hauptbegriffe des in den Upani§ads gelehrten Ve-
dänta sei; man habe sich bei dieser Aufzählung besonderer Ausdrücke bedient,
deren wahre Bedeutung im Laufe der Zeit vergessen und dann neue Begriffe
mit ihnen verbunden; so seien durch allerlei Ideen- Veränderungen die Grund-
züge des Sämkhya-Systems entstanden. Die eigentliche Sämkhya-Philosophie
halten sie für eine spätere Entwickelung. Gough, der Hauptvertreter dieser
Auffassung, der ich nicht beistimmen kann, stützt sich auf den Character der
Svetäsvatara Upani§ad und der Bhagavadgltä, die beide bekannter Maassen in
eklektischer Art Vedänta-, Sämkhya- und andere PhÜosopheme zu vereinigen
suchen, nach Gough's Ansicht indessen lediglich dieselben Lehren wie die
älteren Upani§ads (Einheit des Atman und Brahman, illusorische Natur der
Erscheinungswelt) enthalten. S. Ph. 3 — 10.
» S. jetzt auch Jacobi, Der Urspruni; des Buddhismus aus dem Sänkhya-Yoga,
Nachr. d. Gott. Ges. d. Wiss. 1896, S. 43 ff.
Indo-arische Philologie. III. 4. \
2 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhva u. Yoga.
S 2. Das Sämkhya und die Upani§ads. Weder in den vedischen
Saiphitäs, Brähmanas und Ara^yakas noch in den älteren Upani$ads habe
ich Lehren, die für das Sämkhya-System characteristisch sind, vorgefunden.
Diejenigen Stellen aus den genannten Litteraturkreisen, in denen man Be-
ziehungen zum Sämkhya-System vermuten könnte, sind von mir S. Ph. 10 — 20
eingehend besprochen worden. Während die nur den älteren drei Veden
zugehörigen Upani§ads noch frei von Säipkhya-Ideen sind, finden sich solche
Ideen auf das deutlichste in der Katha, MaitrI, Svetäsvatara, Prasna, Garbha,
Cülikä und den späteren Upani§ads ausgesprochen. Es ist daraus zwar nicht
mit Bestimmtheit zu schliessen, dass die eben genannten Upani§ads sämt-
lich erst nach der Begründung des Sämkhya-Systems entstanden seien, da
einzelne Sämkhya-Lehren und Termini schon längere Zeit geistiges Eigen-
tum der brahmanischen Inder sein konnten, bevor sie in ein consequentes
System gebracht wurden (s. Jacobi, GötL gel. Anz. 1895, P- 205). Es ist
mir aber doch im höchsten Alaasse wahrscheinlich, dass das Sämkhya-System
als Ganzes vor dem Auftreten einzelner Säipkhya-Lehren in der brahmani-
schen Litteratur fertig war. Denn die Einheitlichkeit und Folgerichtigkeit des
Systems sprechen nach meiner Ansicht dafür, dass dieses nicht allmählich
innerhalb einer Philosophenschule, sondern in dem Kopfe eines Mannes ent-
standen ist.
Aus dem, was soeben über die mit Namen angeführten Upanisads be-
merkt wurde, ergiebt sich schon, dass sie nirgends die Lehren der Säipkhya-
Phüosophie im Zusammenhange entwickeln, sondern dass in ihnen nur
Bruchstücke unseres Systems auftreten; und zwar erscheinen diese in Ver-
mischung mit Vedänta-Lehren und zum TeU mit mythologischen Vorstellungen.
Aber wir können aus den in Betracht kommenden Stellen, unter denen MaitrT
Up. VI, IG die wichtigste ist, ersehen, dass zur Zeit der Entstehung der
genannten Upani§ads das Sämkhya-System in den grundlegenden Ideen nicht
von dem uns aus den späteren Lehrbüchern bekannten System verschieden
gewesen ist. S. Ph. 10 — 23, 44.
S 3. Kapila. Als Begründer des Sämkhya-Systems wird in der ganzen
Sanskritlitteratur Kapila genannt. Wenn auch alles, was über ihn — nament-
lich im Mahäbhärata, im Ramäyana und in den Purä^as — berichtet \irird,
ganz legendenhaft ist, so halte ich doch die von Colebrooke, Max Möller
und anderen gegen die Realität der Person Kapila*s geäusserten Zweifel für
nicht genügend begründet, um die Einstimmigkeit zu entkräften, mit der die
indische Tradition einen Mann dieses Namens als Stifter unseres Systems
bezeichnet Eine gewisse Bedeutung scheinen mir die buddhistischen Nach-
richten über Kapila deshalb zu besitzen, weil sie seine Person mit dem Na-
men der Stadt Kapilavastu in Zusammenhang bringen und ihm somit eine
Wirkungsstätte zuschreiben, deren geographische Lage gut zu den inneren
Beziehungen stimmen würde, die zwischen der Sämkhya-Philosophie und dem
Buddhismus obwalten (anders Jacoiu, Gott. gel. Anz. 1895, p. 208, 209).
Wegen der Abhängigkeit des Buddhismus von Kapila's Lehren muss Kapila
jedenfalls vor der Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Chr. gelebt haben.
Es ist nichts von ihm Verfasstes erhalten — die ihm zugeschriebenen Säm-
khyasütras sind ein ganz modernes Product — , und wir wissen nicht einmal,
ob er überhaupt sein System in einem Werke dargestellt hat S. Ph. 25 — 29.
S 4. Äsuri. Als unmittelbaren Schüler Kapila's nennt die indische
Tradition einen Lehrer namens Äsuri. Doch sind die Zeugnisse nach Anzahl
und Qualität nicht ausreichend, um diesen mit derselben Sicherheit wie Kapila
für eine historische Person zu erklären. Sollte ein Särpkhya-Lelirer Asuri
wirklich existirt haben, so dürfte er jedenfalls nicht mit dem im Satapatha
I. Geschichtliches.
Brähmai^a oft genannten Rituallehrer gleichen Namens identificirt werden.
S. Ph. 29, 30.
S 5. Pancasikha. In etwas festeren Umrissen tritt uns die Gestalt
des Pancasikha, der zweiten Haupt-Autorität der . Säipkhya-PJiilosophie, ent-
gegen; denn von diesem Lehrer sind uns Fragmente in den Schriften der
Säipkhya- und Yoga-Litteratur erhalten (gesammelt von F. E. Hall, Sankhya
Sara, Preface p. 22 — 25 und übersetzt von mir im Festgruss an Rudolf von
Roth, p. 77 — 80). Aus diesen Fragmenten geht hervor, dass Panca-
sikha verschiedene Werke geschrieben hat, und dass er als der Verfasser
der ursprünglichen, durch die Särnkhyakärikä verdrängten Sütras anzu-
sehen ist. In Särnkhyakärikä 70 wird Paücasikha als der hauptsächlichste
Verbreiter unseres Systems bezeichnet Ebendaselbst und im Mahäbhä-
rata wird er zu einem Schüler Äsuri's gemacht; doch scheint diese Tradi-
tion ebenso wenig, wie das im zwölften Buche des Mahäbhärata sonst von
Pancasikha erzählte, Glauben zu verdienen. Wenn die Lehrerreihe Kapila-
Äsuri-Pancasikha historisch wäre, so müsste der letzte noch ein Zeitgenosse
oder gar ein Vorgänger Buddha's gewesen sein. Gegen ein so hohes Alter
Pancaiikha's aber legt nicht nur die Sprache seiner Fragmente einen entschie-
denen Protest ein, sondern u. a. auch der Umstand, dass wir in den Säip-
khyasütras V, 32 — 35 eine Definition des Nyäya-Terminus vyäpti von Panca-
sikha vorfinden; denn die Ausbüdung der Nyäya-Terminologie dürfen wir erst
einer erheblich späteren Zeit zuweisen. Ich setze Pancasikha vermutungsweise
gegen den Beginn unserer Zeitrechnung. S. Ph. 30 — 34.
S 6. Sanandanäcärya und andere (angebliche) Autoritäten.
Von dem nächstfolgenden Säipkhyalehrer Sanandanäcärya ist nur ein Wort im
Särpkhyasütra VI, 69 erhalten. In das Gebiet des Mythus gehören gewiss zum
Teil die Lehrer, die ausser den bisher genannten noch Mbh. XII, 13078 — 80
[Adhy. 342, V. 72 — 74] und in Gaucjapäda's Commentar zu Särpkhyakärikä i an-
geführt sind: Sana, Sanatsujäta, Sanaka, Sanatkumära, Sanätana und Vo^hu.
Unter diesen haben wohl die beiden letzten am ehesten Anspruch auf historische
Realität Votjhu (oder Vocjha) erscheint regelmässig imter den alten Säipkhya-
Lehrem, die bei der R^itarpa^a- (oder Pitrtarpai;La-)Ceremonie angemfen wer-
den, und zwar meist zwischen Asuri und Pancasikha. Weber's Vermutung, dass
in dem Namen Vo^hu eine Brahmanisirung Buddha's zu sehen sein möge,
hat für mich nichts überzeugendes. — In der Purä^a-Litteratur werden noch
aus einer Reihe alter Namen Vertreter unseres S)rstems gemacht. S. Ph. 34 — 36.
S 7. Vindhyaväsin oder Vindhyaväsaka. In das erste Jahrhundert
nach Chr. dürfen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit den Säipkhya-Lehrer
Vindhyaväsin verlegen, von dem uns zwei Citate in Bhojaräja's Commentar
zum Yogasütra IV, 22 erhalten sind. Vindhyaväsin ist zweifellos identisch
mit Vindhyaväsaka, der (mit dem entstellten Namen Vindhyakaväsa) in einer
chinesischen Quelle bei Wassiljew, Buddhismus p. 240 als eine Autorität des
Seng ke lun (= sämkhyaiästrä) auftritt Nach einer dort berichteten Legende
soll Vindhyaväsaka das Werk Seng ke lun seinen Ansichten gemäss geändert
und es dann zu erfolgreichen Disputationen mit buddhistischen Geistlichen in
Ayodhyä benutzt haben. Die erste Angabe ist schwerlich dahin zu deuten,
dass Vindhyaväsaka das Sämkhya-System in wesentlichen Punkten geändert
habe; denn wäre er ein Reformator dieses Systems gewesen oder hätte er
auch nur einschneidende Änderungen an ihm vorgenommen, so würde diese
Thatsache kaum in der brahmanischen Tradi^n und in der Litteratur des
Sämkhya-Systems unerwähnt geblieben sein. ll^ finde in jener Angabe nur
den Sinn, dass Vindhyaväsaka ein zu seiner Zeit vorhandenes Särpkhya-Werk
umgearbeitet oder vervollständigt habe. S. Ph. 37 — 39.
in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya ü. Yoga.
S 8. Vär§aganya und Jaigl§avya. Bei einigen Namen, die uns in
Säipkhya-Werken begegnen, können wir zweifelhaft sein, ob mit ihnen Ver-
treter unseres Systems oder nicht vielmehr Lehrer des nahe verwandten Yoga-
Systems bezeichnet sind; z. B. bei Vär§agaijya, von dem wir zwei Citate (in
Vyäsa's Yogabhä$ya III, 52 und in der Säitikhya-tattva-kaumudT 47) haben,
und bei Jaigl^avya, der allerdings nach den Berichten des Mahäbhärata und
Harivanisa und auf Grund des Fragmentes in Vyäsa*s Yogabhä§ya 11, 54 mit
Wahrscheinlichkeit dem Yoga-System zuzuweisen sein wird. Auch die beiden
in diesem Paragraphen erwähnten Lehrer müssen, weil sie im Mahäbhärata
auftreten, spätestens in den ersten Jahrhunderten nach Chr. gelebt haben.
S. Ph. 36, 37.
S 9. Der Einfluss des Säipkhya auf den Gnosticismus und Neu-
pia t o n i s m u s. In die ersten Jahrhunderte nach Chr. fällt die eigentliche Blüte-
zeit des Sämkhya-Systems und der Einfluss, den es vermittelst der damaligen
regen Beziehungen zwischen Indien und Alexandria auf die Gestaltung der
gnostischen und neuplatonischen Lehren ausgeübt hat Frühere Über-
tragungen von Säipkhya-Ideen auf griechischen Boden sind zwar nicht un-
wahrscheinlich, aber nicht zu erweisen, weil das Auftreten der gleichen Ideen
hüben und drüben nicht auf Entlehnung zu beruhen braucht, sondern in der
Natur des menschlichen Denkens begründet sein kann.
Der Einfluss der Sämkhya-Philosophie auf die gnostischen Systeme
zeigt sich besonders in der Lehre von dem Gegensatz zwischen Geist und
Materie; in der Identificirung von Geist und Licht; in der mehreren Gnostikem
eigentümlichen Einteüung der Menschen in die drei Klassen der 7:veojj,axixoi,
^{}-/}xoi und uXixoi (einer Entlehnung der Säipkhya- Lehre von den drei
Guijas); in der gnostischen Lehre von der persönlichen Existenz des Intellekts,
des Willens u. s. w., womit die Särpkhya-Doktrin von der Selbständigkeit der
buddhiy des ahamkära und des manas übereinstimmt; und in der Annahme
des feinen ätherischen Körpers, die sich bei Bardesanes, einem Gnostiker der
syrischen Schule, ebenso wie in dem Sämkhya-System (linga-iafirä) vorfindet
Die Abhängigkeit des Neuplatonismus von unserem Systeme ist so
stark, dass sich die Anschauungen der bedeutendsten Vertreter jener Schule
zum Teil vollständig mit Sämkhya-Lehren decken. Hierher rechne ich u. a
die Sätze Plotin's, dass die Seele von Leiden und Alterationen frei sei, dass sie
von allem derartigen nicht berührt werde, sondern dass das Leiden der Welt
der Materie angehöre; desgleichen die Forderung, dass der Mensch der Sinnen-
welt entsagen und durch Contemplation der Wahrheit zustreben solle. Wenn
Plotin verspricht, durch seine Philosophie die Menschen von ihrem Elend zu
erlösen, so wird auch hierin eine Anlehnung an die Verheissung des Sämkhya-
Systems zu erkennen sein; denn obschon alle brahmanischen Systeme den
Menschen durch Erweckung einer bestimmten Erkenntnis von den Leiden
weltlichen Daseins befreien wollen, so ist doch in keinem andern der Grund-
satz, dass dieses Leben ein Leben der Schmerzen sei, so stark betont, und
der Begriff Erlösung ebenso entschieden als das »absolute Aufhören des
Schmerzes« definirt, wie im Sämkhya-System. In die Reihe der bei Plotin
sich findenden Entlehnungen aus der Säipkhya-Philosophie gehört femer jeden-
falls die Gleichsetzung der Seele mit dem Lichte sowie bei der Erklärung der
bewussten Erkenntnis die Verwendung des in der Särnkhya-Litteratur üblichen
Gleichnisses von dem Spiegel, in dem die Bilder der Objekte erscheinen.
Noch enger als Plotin hat sich sein bedeutendster Schüler Porphyrius an die
Särnkhya-Lehre angeschlossen; denn dieser betont bei sonstiger Überein-
stimmung in den Hauptsachen entschiedener als jener die zwischen dem
Geistigen und Materiellen bestehende Verschiedenheit und lehrt ebenso wie
I. Geschichtliches.
die Sämkhya-Philosophie die Beherrschung des Materiellen durch das Geistige,
die Allgegenwart der von der Materie befreiten Seele und die Anfangslosig-
keit der Welt; auch die Verwerfung der Opfer durch Porphyrius und sein
Verbot, Thiere zu töten, ist in diesem Zusammenhange bemerkenswert
S. Ph. 96 — 103.
S 10. Der Einfluss des Saipkhya auf das geistige Leben In-
diens. In Indien selbst ist ungefähr seit dem Anfang unserer Zeitrechnung
bis auf die neueste Zeit das gesamte philosophische und religiöse Leben
von Sämkhya-Lehren beeinflusst. Wenn sich auch in dieser Hinsicht unser
System nicht mit der das Brahmanentum beherrschenden Vedänta-Philosophie
messen kann, so sind doch einzelne Anschauungen des Sämkhya, wie z. B.
die Lehre von den drei Gurias, geradezu Gemeingut der ganzen Sanskrit-
litteratur geworden. Bevor ich jedoch das Auftreten der Särpkhya-Ideen in
den wichtigsten Werken der klassischen Litteratur kurz verfolge, sei darauf
hingewiesen, dass eine den Grhyasütras noch nicht bekannte Form des Manen-
opfers (R§i- oder Pitr-tarpai>a, vgl. oben S 6), die in den ersten Jahrhunderten
nach Chr. entstanden sein muss und sich bis auf den heutigen Tag erhalten
hat, ein beredtes Zeugnis für die Bedeutung ablegt, die das Säipkhya-System
für das indo-arische Volk wenigstens in den Zeiten, als diese Ceremonie sich
einbürgerte, gehabt haben muss. Bei der Wasserspende nämlich, die jeder
Brahmane darzubringen hat, werden ausser den Göttern nur die alten be-
rühmten Sämkhya-Lehrer, aber keine Autorität irgend eines anderen Systems,
angerufen — und zwar in drei Halbversen, die sich bei Gaucjapäda am An-
fang seiner Einleitung zum Commentar zur Sämkhyakärikä und mehrfach in
anderen Werken vorfinden. S. Ph. 56, 57.
S II. Manu und die Rechtslitteratur. An der Spitze der zur
klassischen Sanskritiitteratur gehörigen Werke, die Särpkhya-Lehren in grösserem
Umfang enthalten, steht das Gesetzbuch des Manu, dessen letzte Redaktion
in die Blütezeit der Sämkhya-Philosophie fällt Reine Särpkhya-Doktrin tritt
uns bei Manu XII, 24 — 52 (drei Gunas), 85 (Erlösung) und 105 (drei Er-
kenntnismittel) entgegen. Andere Stellen des Gesetzbuches dagegen, die zu
unserem System in Beziehung stehen, namentlich I, 11, 14 — 20 und XII, 14,
sind ganz verworren; und zudem befinden sich die Särpkhya-Lehren bei Manu
in völliger Vermischimg mit Mimärpsä- und Vedänta-Lehren sowie mit popu-
lären mythologischen Vorstellungen. Jedenfalls darf heute die Ansicht Jo-
HAENTGEN*s, dass uus in Manuls Gesetzbuch der Keim des eigentlichen Säip-
khya-Systems und somit eine ältere und ursprünglichere Form der Lehre
erhalten sei, als abgethan gelten. Die Säipkhya-Lehren bei Manu stehen, wie
bereits Colebrooke und Burnell dargethan haben, schon ganz auf der Stufe
des mythologisch umgedeuteten puräQischen Säipkhya.
Von den anderen Gesetzbüchern, die deutlich durch Särpkhya-Lehren be-
einflusst sind, kommt in erster Reihe die Vi^QUsmrti in Betracht Adhyäya
19 — 22 und 96 sind voll von Erwägungen, die mit dem Pessimismus der
Sämkhya-Philosophie durchtränkt sind, und im Anfang von Adhy. 97 wird
ausser anderen Särnkhya-Lehren die Verschiedenheit der Seele von den 24
materiellen Principien behandelt. — Einer brieflichen Mitteilung Böhler's zu-
folge enthält auch das neu gefundene Dharmasästra des Härita in dem Capitel
über die Asketen (Adhyäya 8) eine kurze Darstellung des Särpkhya und Yoga.
S. Ph. 44 — 47.
S 12. Das Mahäbhärata. Das älteste Werk, in dem die Lehren des
Särnkhya-Systems im Zusammenhang entwickelt werden, ist das Mahäbhä-
rata. Insbesondere das erst der Schlussredaktion angehörige zwölfte Buch
des grossen Epos ist voll von Säipkhya-Lehren; und in diesem kommt
IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
wiederum am meisten der Mok§adharma- Abschnitt in Betracht, in dem das Säürn-
khya geradezu die Hauptrolle spielt (vgl. v. iiioi, 11 197, 98, 11 205, 6 [Adhy.
303, V. 4, 100, 1, 108, 9]). Auch in der Bhagavadgitä (s. besonders X, 26) wird das
System in ähnlicher Wertschätzung gehalten. Man darf behaupten, dass fast jede
Einzelheit aus den Lehren der Sämkhya-Philosophie — vielleicht ist allein die
pedantische Lehre von den einzelnen Formen der a^akti, tusfi und siddhi auszu-
nehmen — irgendwo im Mahäbhärata erwähnt ist. Aber es finden sich im Epos
doch zahlreiche Abweichungen von dem Lehrgebäude, das uns in der eigent-
lichen Litteratur des Sämkhya-Systems entgegentritt; und diese Abweichungen
erweisen sich, wie ich näher S. Ph. 49 — 51 ausgeführt habe, als sekundärer
Natur, als Entstellungen der Anschauungen, die in den systematischen Lehr-
büchern des Säqikhya vorgetragen werden und die wir dem inneren Zusammen-
hange nach als echt und ursprünglich bezeichnen dürfen. Die Sämkhya-Lehren
werden im Mahäbhärata an vielen Stellen schon mit derselben Tendenz be-
handelt wie in den Puränas. Wenn wir also auch im Mahäbhärata die ältesten
wirklich so zu nennenden Quellen des Sämkhya-Systems vor uns haben, so
sind doch diese Quellen fiir eine Darstellung der Säipkhya-Philosophie nicht
annähernd von derselben Bedeutung wie die der Zeit nach späteren Lehr-
bücher unseres Systems, die durchaus die Priorität der Gedanken beanspruchen
können. S. Ph. 47 — 52.
S 13. Die Puränas. Nahezu die Hälfte der vorhandenen Puränas,
namentlich das Vi§nu-, Kürma-, Märkarideya- und Matsya-Puräna, entwickeln
die Kosmogonie in Übereinstimmung mit der Sämkhya-Philosophie; aber auch
diejenigen Puränas, die sich in der Hauptsache enger an den Vedänta an-
schliessen, sind vielfach mit Säipkhya-Lehren durchsetzt Die Reinheit der
Sämkhya-Anschauungen ist in der Puräna-Litteratur durchweg getrübt; die
Ideen unseres Systems erscheinen umgedeutet und mit vedäntistischen Lehren,
besonders mit der von der kosmischen Illusion, vermischt; hauptsächlich aber sind
die materiellen Grundbegriffe des Sämkhya mit den Hauptgestalten der Volksreli-
gion identificirt. Femer ist eine besondere Eigentümlichkeit des puränischen Säm-
khya, die übrigens schon im Mahäbhärata nachweisbar ist (vgl. XII, 11328 [Adhy.
307, V. i] ff.), die Auffassung des Geistes oder Puru§a als des männlichen und
der Urmaterie oder Prakfti als des weiblichen Schöpfungsprincips. S. Ph. 52 — 54.
S 14. Die Tantras und die Sekten. Der zuletzt erwähnte Punkt
bildet ein Bindeglied zwischen der Puräna- und der Tantra-Litteratur. In den
Tantras wird die Prakfti mit weiblichen Gottheiten identificirt, insbesondere
mit der Gattin des Siva, in welcher die sivitische Sekte der Säktas die
schöpferische Kraft und Energie Uakti) des Gottes verehrt. Ebenso wie die
Säktas sind auch die Mähesvaras und Päsupatas, welche letzteren in der Auf-
zählung der materiellen Principien ganz auf dem Boden der Säipkhya-Philo-
sophie stehen, in ihren Lehren stark durch unser System beeinflusst
Dasselbe gilt, wenn auch in geringerem Grade, von vi§ijuitischen Sekten.
Nicht nur die Religion der Bhägavata-Päncarätras hat Sämkhya-Lehren in sich
aufgenommen, sondern auch die (erst gegen 1200 nach Chr. gestiftete) Sekte
der Mädhvas, die sich zu einem der Sännkhya-Philosophie entiehnten Dualis-
mus von Geist und Materie bekennt. S. Ph. 54 — 56.
S 15. Die anderen philosophischen Systeme. Schliesslich sei
noch die Polemik erwähnt, die in den Lehrbüchern der anderen philo-
sophischen Systeme gegen die Lehren der Sämkhya-Philosophie geübt wird.
Am meisten kommen hier die Vedänta-Schriften in Betracht, vor allem die
umfänglichen Commentare zu den Brahmasütras, von denen bis jetzt allein
der von Samkara, dem bedeutendsten Vedäntisten, verfasste genauer durch-
forscht ist. Übrigens berücksichtigen bereits die Brahmasütras selbst, die wir
IL Die Litteratur des Sämkhya-Systems.
spätestens gegen den Anfang unserer Zeitrechnung ansetzen müssen, das
Sämkhya mehr als irgend ein anderes System, wenn sie auch dasselbe nicht
mit Namen nennen noch sich der technischen Säipkhya-Ausdrücke bedienen.
Ausserdem ist zu beachten, dass die jüngeren Systeme Vaise§ika und Nyäya
in wichtigen Anschauungen unter dem Einfluss der Sämkhya-Lehre stehen.
S. Ph. 51 Anm., 119 Anm.
IL DIE LITTERATUR DES SAMKHYA-SYSTEMS.
S I. Pancasikha und das Sastitantra. Die ältesten Lehrbücher
unseres Systems sind bis auf dürftige Reste verloren gegangen: die Werke
Pancasikha's (s. oben I S 5) und das Sa§|itantra, das schon Sümkhyakärikä 72
und in den heiligen Texten der Jaina (als Satthitaiptam) erwähnt wird. In dem
Worte Sastitantra »System der 60 Begriffe« ist nicht mit BRW und der
späteren indischen Tradition eine Bezeichnung der Sämkhya-Lehre überhaupt,
sondern der Name eines besonderen Werkes zu sehen; denn wir finden
Citate aus dem Sastitantra in Vyäsa's Yogabhä§ya IV, 13 (nach Väcaspati-
misra*s Tikä) und in Gaudapäda's Commentar zu Karikä 17. S. Ph. 57 — 59.
S 2. Die Säipkhyakärikä mit ihren Commentaren und das
Räjavärttika. Das älteste uns erhaltene systematische Lehrbuch der Säiii-
khya-Schule ist die Särpkhyakärikä des Isvarakr§na. Dieses Werk ist, da es
schon zwischen 557 und 583 ins Chinesische übersetzt wurde, spätestens im
5. Jahrhundert n. Chr., aber wahrscheinlich früher, entstanden. Es behandelt
die Lehren des Särpkhya-Systems in 69 Versen, denen später noch 3 hinzu-
gefügt wurden, zwar in gedrängter Kürze, aber in ganz methodischer Weise.
Zur Särpkhyakärikä sind treffliche Commentare verfasst worden von Gau^a-
päda, der zwei Generationen vor Samkara, also gegen 700 oder in der ersten
Hälfte des 8. Jahrhunderts gelebt hat, und von Väcaspatimisra in dem ersten
Drittel des 1 2. Jahrhunderts. Der Commentar des letztjsren, der den Namen
Sämkhya-tattva-kaumudi führt, ist in Indien sehr verbreitet und gut dort mit
Recht für das beste Sämkhya-Lehrbuch ; es sind 6 Supercommentare zu ihm
nachweisbar. Zwei weitere Commentare zur Kärikä stammen aus ganz mo-
demer Zeit: die Candrikä des Näräyana Tlrtha und die Säipkhya-kaumudi
des Rämakr§na Bhattäcärya; von diesen beiden ist der erste sehr unbedeutend,
und der zweite scheint verloren gegangen zu sein. — Das nächste selbständige
Lehrbuch, das auf die Kärikä folgt, ist das dem Anfange des 11. Jahrhunderts
angehörige, dem Ranaranga Malla, d. h. dem König Bhoja von Dhärä, zu-
geschriebene Räjavärttika, von dem nur drei Verse bei Väcaspatimisra zu
Kärikä 72 erhalten sind. S. Ph. 59 — 62.
S 3. Das Sämkhya bei Alberüni. In der ersten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts hat der berühmte muhammedanische Schriftsteller Alberüni sein
grosses Werk über Indien geschrieben, in dem wir eingehende Nachrichten
über indische Philosophie und insbesondere über das Säipkhya-System vor-
finden. Wiewohl Sachau sich in seiner Übersetzung dieses Werkes dagegen
ausgesprochen hat, so glaube ich doch S. Ph. 63 ff. den Nachweis geliefert
zu haben, dass Alberüni's Quelle auf dem Gebiete des Säipkhya Gaudapäda*s
Commentar zur Sämkhyakärikä gewesen ist. Alle Angaben Alberüni's über
unser System lassen sich bei Gaudapäda nachweisen, der zudem ausdrücklich
von Alberüni mit dem Kurznamen Gauda genannt wird; und selbst ein paar
Gleichnisse, die in der übrigen Sämkhya-Litteratur nicht vorkommen, sind
Gaucjapäda und Alberüni gemeinsam, nur dass sie bei dem letzteren in
breiterer Ausführung erscheinen. Wenn man von einigen Irrtümern Alberüni's
8 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
und dem mangelhaften Verständnis absieht, das er in Bezug auf die psycho-
logische Seite der Säipkhya-Philosophie veiTät, so muss man im allgemeinen
die Klarheit anerkennen, mit der Alberüni die Lehren unseres Systems dar-
gestellt hat. Die wichtigsten Stellen seines Werkes, die hier in Betracht
kommen, sind I, 31, 40 — 49, 89. — S. Ph. 62 — 68.
S 4. Der Tattvasamäsa. Vor der Mitte des 16. Jahrhunderts —
näheres hat sich noch nicht ermitteln lassen — ist der Tattvasamäsa ent-
standen, ein kleiner in singulärer Terminologie abgefasster Traktat, der aus
22 (resp. 25) Sütras und im ganzen nur aus 54 Worten besteht Es sind
fünf Commentare zu diesem Werkchen dem Namen nach bekannt, aber nur
einer, die Särpkhya-krama-dipikä, ist bis jetzt herausgegeben : von Ballantyne
in seiner Lecture on the Sänkhya Philosophy (Mirzapore 1850). S. Ph. 68, 69.
S 5. Die Sämkhyasütras sind lange Zeit für das älteste der auf uns
gekommenen Lehrbücher unseres Systems gehalten worden, obwohl schon
Colebrooke gesehen hatte, dass sie fälschlich Kapila, dem Begründer der
Särpkhya-Philosophie , zugeschrieben sind. Wohl weil in der Litteratur der
übrigen Systeme die Sütras jedesmal an der Spitze stehen, erachtete man es
für selbstverständlich, dass die Säipkhyakärikä jünger als die Sämkhyasütras
sei, bis Hall den Nachweis lieferte, dass die (in dem complicirten Aryä-
Metrum abgefasste) Kärikä mehrfach wörtlich in den Sütras benutzt ist. Nun
werden aber femer die Säipkhyasütras von keinem Schriftsteller beträchtlichen
Alters citirt, nicht einmal im 14. Jahrhundert von Madhaväcärya in dem
Säipkhya- Abschnitt des Sarva-darsana-sarpgraha, wo vielmehr die Kärikä zu
Grunde gelegt ist. Da Madhaväcärya bei seiner Behandlung der anderen ortho-
doxen Systeme regelmässig von den Sütras der betreffenden Schule ausgeht, so
würde er meines Erachtens bei dem in Indien üblichen systematischen Verfahren
auch die Sämkhyasütras als Quelle seiner Darstellung benutzt haben, wenn
diese schon zu seiner Zeit existirt hätten. Da zudem auch noch die heutigen
Pancjits in Benares die Sämkhyasütras für ein ganz modernes Werk halten^ so
glaube ich die Abfassung dieser Sütras etwa zwischen 1380 und 1450 an-
setzen zu dürfen; der terminus ad quem ist durch Aniruddha*s Commentar
zu den Sütras gegeben, der gegen 1500 verfasst wurde, wie ich in der Ein-
leitung zu meiner Ausgabe des Werkes nachgewiesen habe. Dieser Anschauung
hat sich Jacobi Gott. gel. Anz. 1895, p. 210, 211 nicht angeschlossen. Auch
er hält die Sämkhysütras fiir eine moderne Compilation, aber für eine aus
alten Bestandteilen zusammengestellte. Sein Hauptgrund gegen meine Datirung
ist, dass in den Särpkhyasütras zum Teil gegen Lehren polemisirt wird, die
im 14. Jahrhundert keine wirkliche Bedeutung mehr hatten, wie gegen die der
Buddhisten und ihrer Schulen. Darauf möchte ich erwidern, dass diese Lehren
freilich in jener Zeit für das indische Volksleben keine prac tische Be-
deutung mehr besassen, wohl aber für Philosophen eine theoretische.
Die Sämkhyasütras, die auch den Namen Sämkhya-pravacana »ausführ-
liche Darstellung des Sämkhya« tragen, stimmen hinsichtlich des Inhalts der
Lehre mit der Sämkhyakärikä überein; aber der phüosophische Standpunkt
des Verfiissers der Sütras ist von dem Isvarakr§na's wesentlich verschieden-
Das ganze Werk hindurch bemüht sich der Verfasser — freilich erfolglos —
zu beweisen, dass kein Unterschied zwischen den Lehren des Säinkhya-Systems
und denen der Upanisads und des Vedänta bestehe. Femer lassen die
Sämkhyasütras in dem Abschnitt über die Vedas V, 40 — 51 und auch sonst
deutlich vedäntistischen EinHuss erkennen; auch ist das Brahmaputra IV, i, i
wörtlich als Sämkhyasütra IV, 3 aufgenommen, und schliesslich sind selbst
die Werke Samkara's bei der Abfassung der Sämkhyasütras in nachweisbarer
Weise benutzt worden. Ebenso ist das Lehrbuch auch von Anschauungen
IL Die Litteratur des Sämkhya-Systems.
des Yoga-Systems durchdrungen; das Yogasütra I, 5 erscheint in ihm als
Sütra II, 33, und das Yogasütra II, 46 als Sütra HI, 33 (34 Vijn.) und
VI, 24. — S. Ph. 69—74.
S 6. Die Commentare zu den Sämkhyasütras. Der älteste Com-
mentar zu den Sämkhyasütras ist der von Aniruddha verfasste; er verrät zwar
materialistische Tendenzen und enthält manche gekünstelte und sophistische
Erklärungen, ist aber doch wegen seiner Objectivität und zahlreicher Deu-
tungen, die denen der anderen Commentatoren vorzuziehen sind, sehr be-
achtenswert
Weniger objectiv aber viel ausführlicher ist der Commentar Vijnäna-
bhik$u's, der den Titel Sämkhya-pravacana-bhäsya trägt und in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts verfasst ist. Der vedäntistische Einfluss, den wir
schon in den Sämkhyasütras selbst erkannten, zeigt sich in noch viel stärkerem
Maasse in diesem Commentar. Vijnänabhik§u kämpft in allen seinen Werken
mit Entschiedenheit für seinen der Yoga-Philosophie nahe stehenden Theis-
mus, der seiner Meinung nach der echte und ursprüngliche Vedänta ist,
während er die Lehre von der Zweitlosigkeit des Brahman und von der kos-
mischen Illusion für eine moderne Verfälschung des alten Vedänta erklärt
Die völlige Haltlosigkeit dieser Darstellung ist bereits von Gough erwiesen
worden. In seinem Commentar zu den Sämkhyasütras bemüht sich Vijnäna-
bhik§u, den Gegensatz zwischen seinem angeblich vedäntistischen Theismus und
den Grundanschauungen des Sämkhya-Systems als in Wahrheit nicht vorhanden
hinzustellen und zu dem Zwecke den Atheismus der Sämkhya-Philosophie hin-
wegzudeuten. Mit welchen abenteuerlichen Mitteln er dies unternimmt, ist
S. Ph. 75, 76 dargestellt Ferner sucht Vijnänabhik§u in ebenso vergeblicher
Weise darzuthun, dass die Lehren der Upani§ads von der Zweitlosigkeit des
Brahman und von dem Wesen der Mäyä nicht den Anschauungen des Sämkhya-
Systems widersprechen: das Wort brahman bezeichne keine untrennbare Ein-
heit, sondern die Gesamtheit der qualitätlosen Seelen; mit der in der Schrift
behaupteten NichtVerschiedenheit der Seelen sei ihre Nichtverschiedenartigkeit
gemeint, und der angebliche alte Vedänta nehme ebenso wie das Sämkhya-
System eine unendliche Vielheit von Einzelseelen an; die in den Upani§ads
gelehrte absolute All-Einheit bedeute die räumhche Ungetrenntheit der Seelen
und der Materie, oder es sei auch diese Lehre nur für den Standpunkt ein-
faltiger Menschen zurechtgemacht (!j; und endlich verstehe die Schrift unter
Mäyä nichts illusorisches, sondern die reale Materie. Kurz, Vijnänabhik§u
verwischt die charakteristischen Züge der einzelnen Systeme, weil er den
Standpunkt vertritt, dass alle sechs orthodoxen Systeme in ihren Hauptlehren
die absolute Wahrheit enthalten. Immerhin bleibt sein Commentar zu den
Sütras wegen seiner Ausführlichkeit eine Hauptquelle für das Verständnis des
Sämkhya, auch scheint V. das Verdienst zu gebühren, dass er das in Verfall
gerathene Studium unseres Systems in Indien durch seine Arbeiten neu belebt
hat Von seinen Werken kommt hier für uns noch der Sämkhyasära in Be-
tracht, ein Compendium der Sämkhya-Lehre, das später als das Särpkhya-prava-
cana-bhä§ya verfasst worden ist und inhaltlich diesem gegenüber nichts neues bietet.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hat Vedäntin Mahädeva seinen Com-
mentar zu den Sämkhyasütras verfasst, und zwar indem er sich im ersten
Buche völlig an Vijnänabhik§u, in den übrigen fünf Büchern stark an Aniruddha
angelehnt hat; in den letzten fünf Büchern findet sich aber doch eine ganze
Reihe von selbständigen Erklärungen.
Im Anfange des 18. Jahrhunderts soll Nägoji oder Nägesa Bhatta seinen
Sütra-Commentar, die Laghu-sämkhya-sütra-vrttiy in Benares compilirt haben.
Dieses Machwerk, das ich durch eine Copie einer Handschrift aus der Biblio-
lo III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
thek des Mahäraja von Jeypur kenne, ist ein gedankenloser Auszug aus dem
Commentare Vijnänabhik$u*s. S. Ph. 74 — 79.
IIL ALLGEMEINES.
S I. Der Name sämkhya. Wiewohl das hohe Alter unseres Systems
unbezweifelbar ist, tritt doch der Name sämkhya erst in verhältnismässig
später Zeit auf, d. h. in der jüngeren Upani§ad-Litteratur und häufiger im
Mahäbhärata; auch die grammatische Bildung des Wortes ist jung. Sämkhya
ist bekanntlich von samkhyä »Zahl« abgeleitet und bedeutet zunächst »auf-
zählend, Aufzählung«, dann aber »Untersuchung, Prüfung, Unterscheidung,
Erwägung«. Die herrschende Ansicht, dass die Inder im Anschluss an die
zweite Bedeutung des Wortes dem System Kapila*s den Namen Sämkhya
gegeben haben, scheint mir nicht richtig zu sein; vielmehr glaube ich, dass
unser System wegen seiner grossen Vorliebe für Zahlen und besonders wegen
der Aufzählung der 25 Principien, auf welche seine Anhänger seit Alters
grosses Gewicht gelegt haben, die »Aufzählungslehre« genannt woirde, und
dass möglicherweise diese Bezeichnung ursprünglich ein Spottname war, der
von den Gegnern des Sämkhya-Systems gebraucht wurde und dessen spöttische
Bedeutung mit der Zeit — wie das so oft geschieht — in Vergessenheit
geraten ist. Zwar hat schon im Mahäbhärata das Wort sämkhya die über-
tragene Bedeutung »Unterscheidung« u. s. w. angenommen; aber aus einigen
Stellen des Epos ergiebt sich, dass es sich dabei um eine durch den Cha-
racter des Sämkhya-Systems bedingte Umdeutung des Wortes handelt, d. h.
dass im Laufe der Zeit dem Worte sämkhya die Bedeutung »methodische
Erschliessung, Unterscheidung« gegeben wurde, weil das Särnkhya-System die
methodische Erschliessung der Principien und die scharfe Unterscheidung von
Geist und Materie lehrte. Mit dieser Anschauung hat sich Jacobi, GötL geL
Anz. 1895, P- 209, nicht einverstanden erklärt; er meint, es läge näher an
samkhyä »Erwägung, Überlegung« zu denken (diese Bedeutung ist auch für
samkhyä vereinzelt belegt, aber meines Erachtens ebenfalls secundär); auch
werde in diesem Sinne das Verbum samkhä ganz gewöhnlich im Jaina-Prakrit
— und zwar schon in den ältesten Teilen des Jinistischen Kanons — ver-
wendet, woraus man schliessen dürfe, dass es in dieser Bedeutung einst auch
im gesprochenen Sanskrit gebraucht wurde. Femer hat Jacobi mich wegen
der Bedeutung von samkhyä =* parlksä in einer brieflichen Mitteilung darauf
aufmerksam gemacht, dass im 4. Buche des Mahäbhärata der Oberaufseher
der Kuhherden gosamkhya (resp. gosamkhyätar) genannt werde, womit mehr
als »Zähler der Kühe«, etwa »Inspector« gemeint sei. Da nun aber das
absolute Alter der jinistischen Angas sich nicht bestimmen lässt und die von
Jacobi ins Feld geführten Bedeutungen einer Zeit angehören können, in der die
Umdeutung von samkhyä^ sämkhya in der Weise, wie ich annehme, längst
vollzogen war, so glaube ich einstweilen meine Auffassung noch vertreten zu
dürfen. S. Ph. 131 — 133.
S 2. Die Aufgabe des Systems. Schon oben I S 9 habe ich
darauf hingewiesen, dass die Sämkhya-Philosophie entschiedener als irgend
ein anderes orthodoxes System von dem Standpunkt pessimistischer Welt-
anschauung ausgeht; das zeigt schon der Anfang der beiden Hauptwerke der
Sämkhya-Schule, der Kärikä und der Sütras. Nach der Anschauung unseres
Systems ist alles bewusste Leben nichts anderes als Leiden, und auch die
scheinbaren Freuden weltlichen Daseins sind dazu zu rechnen, weil sie mit
Schmerzen durchsetzt sind und jedenfalls Schmerzen im Gefolge haben. Das
UI. Allgemeines. h
grösste Übel aber ist die Notwendigkeit der Wiederkehr des Todes in jeder
neuen Existenz. Es giebt deshalb kein höheres Ziel menschlichen Strebens
als die völlige Beseitigung des Schmerzes. Die von den Materialisten em-
pfohlenen Mittel zur Stillung körperlicher Schmerzen, zur Heilung der Leiden
des Gemüts, zum Schutz gegen von aussen kommenden Schaden und gegen
übernatürliche Einflüsse werden von der Sämkhya-Lehre als ganz ungenügend
bezeichnet, weil alle weltlichen Mittel nicht mit Sicherheit den Schmerz auf-
heben und selbst im besten Falle nur vorübergehend Schutz und Erleich-
terung gewähren. Das gleiche gilt aber auch von den Opfern, durch deren
Vollziehung der Ritualist sich nach dem Tode einen Platz im Himmel zu
sichern meint; denn auch die Opfer können den Schmerz nicht völlig und
fiir alle Zeit beseitigen: i) ist das Töten des Opfertiers immerhin eine Schuld,
die nach dem Gesetz der Vergeltung sich rächen muss; 2) sieht derjenige,
welcher sich wirklich den Aufenthalt in einer der himmlischen Welten eropfert
hat, dort oben mit Schmerzen, dass es höhere Stufen des Glücks als die von
ihm erreichte giebt; 3) ist selbst durch die Gewinnung der höchsten gött-
lichen Würde nur ein vergänglicher Erfolg erzielt, da ja auch die Götter und
die Seligen in jenen Welten noch der Metempsychose unterliegen; und 4) muss
man dem ganzen Ceremonialwesen zum Vorwurf machen, dass nur reiche
Leute die Opfer vollziehen können. Femer ist auch der Besitz der von den
Yogins erstrebten übernatürlichen Kräfte kein Mittel zur endgiltigen Beseiti-
gung der Schmerzen, da auch er vergänglich ist wie jeder andere Besitz.
Und schliesslich ist selbst die Hoffnung auf das Erlöschen alles bewusstcn
Lebens beim Eintreten der Weltauflösung eitel, weil beim Beginn der neuen
Schöpfungsperiode die Wesen ihre qualvolle Wanderung von Existenz zu Exi-
stenz wieder beginnen. Um den Schmerz für alle Zukunft aufzuheben und
damit die definitive Erlösung zu erreichen, gilt es also, der Wanderung der
Seele für immer ein Ende zu setzen. Hierzu kann allein die Philosophie
dem Menschen verhelfen. Alle orthodoxen Systeme mit Ausschluss der ritua-
listischen Mlmäipsä stimmen darin überein, dass dieses höchste Ziel einzig
und allein durch eine bestimmte Erkenntnis zu gewinnen sei. Nach dem
Sämkhya-System besteht die erlösende Erkenntnis darin, dass man die abso-
lute Verschiedenheit der geistigen Seele von der ganzen materiellen Welt
erfasst Um diese unterscheidende Erkenntnis herbeizuführen, entwickelt die
Särpkhya-Philosophie ihre Theorie der Weltentfaltung, durch welche sie den
causalen Zusammenhang der materiellen Producte festzustellen und auch die
psychischen Vorgänge zu erklären sucht.
Die erlösende Erkenntnis karni nach der Sämkhya-Lehre von jedem
Menschen ohne Unterschied des Standes oder der Kaste sowie von allen
überirdischen Wesen gewonnen werden. Nach dem Vedänta-System sind aus
der Menschenwelt nur die drei arischen Kasten zur erlösenden Heilslehre
berufen, dagegen die Südras von ihr ausgeschlossen. Jacobi bemerkt hierzu
Gott, gel Anz. 1895, P- 206: »Als geoffenbarte Philosophie ist der Vedänta
die brahmanische xax' i^ox^jv, und nur die, für die der Veda geoffenbart
ist, nämlich die Angehörigen der drei obersten Kasten, können auf dem vom
Vedänta gelehrten Wege zum ewigen Heile gelangen. Dieser Grund der
Beschränkung auf die drei obersten Kasten und die Ausschliessung der Südra
fällt für die übrigen Systeme fort. Daher ist dem Sämkhya es nicht als be-
sonderes Verdienst anzurechnen, dass es keiner Menschenklasse den Weg zum
ewigen Heile verschliessL« Ich gebe das zu; aber immerhin muss der —
durch die angeführten Verhältnisse bedingte — nenschlich höhere Standpunkt,
den in dieser Frage das vorurteilslosere Särnkhya dem Vedänta gegenüber
einnimmt, hervorgehoben werden. In SQtra IV, 2 wird eine Erzählung an-
12 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
gedeutet, nach der einstmals ein Dämon die Erlösung gewonnen hat, und
Vijnänabhik§u bemerkt dazu ausdrücklich, dass auch Frauen, Südras und andere
das höchste Ziel erreichen können. Damit stimmt die Classificirung der Wesen
in Kärikä 53 und Sütra III, 46 überein, durch welche die überirdischen Ge-
schöpfe in 8 und die Tiere in 5 Arten zerlegt werden, die Menschenwelt
dagegen für eine einzige Art erklärt wird. Hieraus ergiebt sich, da das
Säipkhya-System sonst mit besonderer Vorliebe Abteilungen und Unterabtei-
lungen ziffernmässig feststellt, dass ihm die Kastenunterschiede als nichtig
gegolten haben. Die zur Erkenntnis Berufenen werden mehrfach in drei
Classen eingeteüt, aber lediglich nach dem Grade ihrer moralischen und in-
tellektuellen Befähigung. Wie somit nach unserem System ein Jeder, der die
Lehre verstehen kann und den im nächsten Paragraphen zu besprechenden
Forderungen genügen will, zur Erlösung berufen ist, so kann auch Jeder, der
die unterscheidende Erkenntnis gewonnen hat, andere durch Belehrung zur
Erlösung führen; die Mitteilung der Wahrheit ist also nicht auf professionelle
Lehrer beschränkt Damit aber nicht eine Tradition entstehe, die einer Reihe
von sich gegenseitig führenden Blinden vergleichbar wäre {andha-paramparä)^
soll nur derjenige die Unterweisung anderer vornehmen, der zur unmittelbaren
Erschauung der Wahrheit gelangt und in Folge dessen bei Lebzeiten erlöst
(Jtvanmukta) ist. Die Notwendigkeit der Belehrung wird in Sütra IV, i durch
eine Erzählung veranschaulicht, aus der zugleich hervorgeht, dass bei rich-
tiger Unterweisung die intellectuelle Selbsterkenntnis plötzlich in intuitiver
Weise entsteht (vgl. auch Sütra I, 59). S. Ph. 133 — 141.
S 3. Die Anforderungen. Während der Vedänta die Opfer und
sonstigen frommen Werke als mitwirkendes Hilfsmittel zur Erlangimg der
erlösenden Erkenntnis gelten lässt und sogar die im brahmanischen Gesetz
vorgeschriebenen Pflichten auch für den nach dem Wissen strebenden, bis
das Wissen wirklich erlangt ist, als verbindlich erklärt, kennt die echte und
ursprüngliche Säipkhya-Lehre nichts von solchen Gedanken. In der Kärikä
wird nicht nur nicht der Werkdienst als eine nützliche Vorbereitung zur Er-
reichung der Erkenntnis bezeichnet, sondern sogar die Vollziehung der Opfer
widerraten. Erst in die Sütras, die wir schon oben II S 5 a^^s stark durch
die Vedänta-Philosophie beeinflusst erkannten, hat auch die Vedänta-Lehre
über diesen Gegenstand Eingang gefunden; aber sie ist auch dort nur so
äusserlich eingefügt, dass an verschiedenen Stellen noch der echte, mit jener
Lehre im Widerspruch stehende Standpunkt des Särjikhya zum Ausdruck
kommt Das ist besonders in Sütra I, 84, 85 der Fall, wo gesagt wird, dass
aus der Vollziehung des im Gesetz vorgeschriebenen Werkes Schmerz über
Schmerz sich ergiebt und nicht etwa das Aufhören der Nichtunterscheidung
(vgl. auch IV, 8J. Die echte Sämkhya-Lehre also ist, dass selbst gute Werke
nicht die Erreichung der unterscheidenden Erkenntnis fördern, sondern hindern.
Damit ist ohne weiteres klar, dass in der Särnkhya-Philosophie die moralische
Seite vollkommen vernachlässigt ist, die erst im Buddhismus, der doch im
wesentlichen von dieser Lehre ausging, in so bewunderungswürdiger Weise
ausgebüdet wurde. Mit der Verwerfung moralischer Werke als eines Hilfe-
mittels zur Erkenntnis hängt eng die Forderung der Gleichgütigkeit gegen
alle weltlichen Dinge {viräga^ vairägyd) zusammen, die der Sämkhya-Lehre
als unerlässliche Bedingung zur Erreichung des erlösenden Wissens gilt Wer
mit Begierde oder Kummer erfüllt ist, kann die Belehrung nicht in sich auf-
nehmen; die Begierden aber werden nicht durch den Genuss gestillt, sondern
nur durch die Erkenntnis der Wertlosigkeit und Mangelhaftigkeit alles Ma-
teriellen. Diese Erkenntnis führt zur Entsagung. Besonderes Gewicht wd
auf die Freiwilligkeit gelegt, mit welcher der Erlösungsbedürftige seinen Besitz
III. Allgemeines. 13
hingeben und allen weltlichen Genüssen entsagen soll; denn erzwungenes
Aufgeben erzeugt Kummer und somit nicht den Zustand des Gemüts, den
die Sämkhya-Philosophie verlangt Um die errungene Gleichgiltigkeit sich zu
bewahren, thut man gut, jede menschliche Gesellschaft zu meiden.
Auf die Belehnmg (technisch: das Hören, iravanä) muss in der Regel
die Reflexion (mananä) und anhaltende Meditation {nididhydsand) folgen.
Die in unsrer Naturanlage liegenden Hindernisse, d. h. besonders die ange-
borene fehlerhafte Disposition zur Nichtunterscheidung, werden mit Erfolg
bekämpft durch die vollständige Concentration des Denkens. Die Lehre von
der Concentration bildet bekanntlich den eigentlichen Inhalt des Yoga-Systems;
die enge Verbindung von Sämkhya und Yoga aber hat zur Folge gehabt,
dass die Theorien der Yoga-Philosophie über diesen Punkt auch in die Säm-
khya-Schriften eingedrungen sind. Die Kärikä und ihre Commentare nehmen
zwar nur gelegentlich auf die Yoga-Praxis Bezug, in den Sütras dagegen wird
sie ganz als ein integrirender Teil der Sämkhya-Lehre behandelt. Scheidet
man diese aus der Yoga-Litteratur entlehnten Dinge aus, so bleibt als echte
Särpkhya-Lehre übrig, dass die unterscheidende Erkenntnis bei den meisten
Menschen angestrengte Geistesarbeit erfordert S. Ph. 141 — 149.
S 4. Die Erkenntnisquellen und die Methode der Säipkhya-
Philosophie. Das in der ganzen indischen Philosophie — abgesehen von dem
seltenen mäna — allgemein gebrauchte Wort für Erkenntnis- und Beweismittel
ist pramäna^ etymologisch »dasjenige, wodurch etwas abgemessen, genau fest-
gestellt wird, mithin eine richtige Erkenntnis (pramä) entsteht«. Solcher Pra-
mänas erkennt das Sämkhya-System drei an: die Perception (pratyaksa, drsta)^
die Schlussfolgerung (anumäna) und die zuverlässige Mitteilung (äpta-vacana,
iabda). Die Perception hat vor den anderen Erkenntnisquellen den Vor-
zug, dass sie im Stande ist, alle Besonderheiten ihrer Objecte, die eine Be-
schreibung durch Worte nicht erschöpfen kann, mit einem Male zu erfassen.
Es kann aber die Perception aus mancherlei Gründen (Kärikä 7, Sütra I, 108)
versagen, und man darf deshalb die Nichtexistenz eines nicht wahrgenomme-
nen Dinges nur dann constatiren, wenn dieses seiner Natur und den Um-
ständen nach wahrgenommen werden müsste. Real und doch nicht wahr-
nehmbar sind z. B. die Seelen und die ersten Entwickelungsformen der Materie.
— Hinsichtlich der Schlussfolgerung, des eigentlich phÜosophischen Be-
weismittels, zeigen die Lehrbücher sämtlicher orthodoxen Schulen eine fast
völlige Übereinstimmung in der Terminologie, den Definitionen, den Beispielen
und in der Behandlung der Einzelheiten; was sich daraus erklärt, dass dieser
Gegenstand eine Specialität der Vaise§ika-Nyäya-Schule ist und in der dort
ausgearbeiteten Form in die anderen Systeme übernommen wurde. Die
Schlussfolgerung ist dreierlei Art: sie kann von der Ursache auf die Wirkung
führen {pürvavat) oder umgekehrt (üsavat) oder von dem allgemeinen Be-
griff ausgehen (sämänyato drstd) in der Weise, dass man das bei einem
Gegenstande beobachtete Characteristicum auch an einem anderen unter den-
selben allgemeinen Begriff fallenden Gegenstande erschliesst (vgl. Jacobi, Gott,
gel. Anz. 1895, p. 204). — Die zuverlässige Mitteilung, deren Einreihung
in die Erkenntnisquellen in den Säqikhyasütras Erörterungen über den Zu-
sammenhang von Wort und Bedeutung und über die Erkenntnis dieses Zu-
sammenhangs veranlasst hat (s. S. Ph. 154, Anm. 3), ist ursprünglich sicher
nichts anderes gewesen als die Unterweisung von Seiten eines competenten
Lehrers. Unsere Sämkhya-Texte freilich verstehen darunter das Zeugnis der
heiligen Überlieferung, und je jünger sie sind, um so mehr bemühen sie sich,
ihre Beweisführung durch Berufung auf die Schrift zu kräftigen; aber jedes
unbefangene Studium des Sämkhya zeigt, dass diese Berufungen etwas Kunst-
I
14 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
liches, nicht zur Sache Gehöriges sind. In Wahrheit ist für das Sämkhya-
Systera, das manana-sästra xar' e;o/T;v, die Schlussfolgerung die einzige Quelle
der philosophischen Erkenntnis, und zwar stellt das System seine Principien
im Wesentlichen durch den Schluss von der Wirkung auf die Ursache fest
Seine Methode ist folgende. Es geht von dem Satze aus, dass die Wirkung
(resp. das Product) nichts anderes ist als die (materielle) Ursache in einem
bestimmten Entwickelungsstadium (vgl. unten VI S 5)i es erschliesst deshalb
aus der sinnlich wahrgenommenen groben Materie die feinen Elemente oder
Grundstoffe, aus diesen stufenweise die inneren Organe, und endlich ein Prin-
cip, das nur noch Ursache, aber nicht mehr Product ist, d. h. die Urmaterie.
Daraus ferner, dass alles Materielle zusammengesetzt und alles Zusammen-
gesetzte zum Zwecke eines anderen da ist, schliesst es — übrigens unter
Beibringung weiterer Beweise (s. unten VIII % \) — auf die Existenz der Seele.
Von Bedeutung für die Beurteilung der Methode im Einzelnen ist der
Grundsatz, dass ein Ding nicht zugleich Subject und Object sein kann ^karma-
kartr-virodha), und die Scheu vor den folgenden logischen Fehlern: Erklärung
eines Dinges durch das Ding selbst (ätmäsraya), circulus vitiosus (anyo'nyä-
Jraya), Mangel eines zureichenden Grundes (myämakä-bhäva)^ Unmöglichkeit
sich für eine der beiden Seiten einer Alternative zu entscheiden {vinigamakä-
*öhäva)y regressus in infinitum {anavastAä, der jedoch dann nicht als logischer
Fehler gilt, wenn er sich beweisen lässt) und zu weit gehende Übertragung
{ßiiprasakti, atiprasangd). S. Ph. 150 — 160.
S 5. Die Terminologie und die Gleichnisse. Es scheint, dass
Kapila und seine Nachfolger keine neuen Worte gebildet haben. Eine ganze
Anzahl technischer Ausdrücke hat das Sämkhya-System der bereits erarbeiteten
philosophischen Terminologie ohne jede Bedeutungsveränderung entnommen,
andere wie prakrti, pradhäna^ guna, sattva^ rajasy tamas u. s. w. hat es zwar
dem vorhandenen Sprachschatze entlehnt, aber zur Bezeichnung neuer, selb-
ständig gebildeter Begriffe verwendet. Dass unsere jüngeren Säqikhya-Quellen
vielfach mit den technischen Ausdrücken des Vedänta und des Nyäya-Vaise§ika-
Systems operiren, ist eine Beobachtung, durch welche die Frage nach der
eigentlichen Särnkhya-Terminologie nicht berührt wird.
Auch einen grossen Teil der Gleichnisse, die in den Lehrbüchern der
anderen Schulen mehr oder weniger geläufig sind, finden wir in der Säipkhya-
Litteratur wieder. Von diesen unterscheide ich als echte Särpkhya-Gleich-
nisse diejenigen, welche distinctive Lehren unseres Systems veranschaulichen,
mithin sein specieller Besitz sind und wahrscheinlich aus alter Zeit stammen.
In einem Falle glaube ich (im Gegensatz zu Jacobi, Gott gel. Anz. 1895,
p. 205) die metaphorische Ausdrucksweise bis auf den Begründer der Säm-
khya-Philosophie zurückführen zu können, wenn nämlich die Materie, weil
sie die Seelen bindet, mit einem Strick verglichen wird und die drei Con-
stituenten der Materie als guna^ d. h. als die drei Strähnen des Strickes, be-
zeichnet werden; denn hier handelt es sich um grundwesentliche Vorstellungen
des Särakhya-Systems und um ausserordentiich nahe liegende Vergleiche.
Auch die anderen speciellen Gleichnisse unseres Systems sind grösstenteils
gut gewählt und dem täglichen Leben entnommen. Die Verbindung der
ungeistigen aber schöpferischen Materie mit der geistigen aber nicht schöpfe-
rischen Seele wird dem Bündnis zwischen dem Blinden und Lahmen ver-
glichen; die Materie ferner wegen ihres lediglich im Interesse der Seelen vor
sich gehenden Wirkens mit einem trefflichen uneigennützigen Diener, einem
Koch, einem geborenen Sklaven und einem Safran tragenden Kamel. Der
mechanische Anreiz, den das blosse Vorhandensein der Seelen auf die Materie
ausübt, wird erläutert durch das Beispiel von dem Magneten und dem Eisen,
Mfl
IV. Die allgemein-indischen Bestandteile des Systems. i 5
die unbewusste Wirksamkeit der Materie durch das Beispiel der Milch, die
unbewusst dem Euter der Kuh zu Gunsten des Kalbes entströmt So lange
die Verbindung zwischen der Materie und einer Seele währt, bindet sich nach
der Anschauung des Sämkhya die erstere durch ihr eigenes Werk, vergleich-
bar der Seidenraupe, die sich mit dem Cocon umspinnt; wenn sie aber durch
ihre Thätigkeit eine Seele zur Selbsterkenntnis geführt hat, so gleicht sie einer
Tänzerin, die aufhört zu tanzen und sich zurückzieht, wenn die Zuschauer
genug haben, oder einer Frau aus guter Famüie, die sich nicht wieder den
Blicken eines Mannes aussetzt, von dem sie gesehen ist Das Beispiel der
Frau, die bei ihrem Gatten Freude, bei ihren Nebenfrauen Schmerz und bei
einem fremden Manne Gleichgiltigkeit hervorruft, wird verwendet, um die
Lehre von den drei Gu^as zu veranschaulichen, die, je nachdem sie in einem
Objecte das Übergewicht gewinnen, verschiedenartige Empfindungen in dem
Menschen erzeugen. Das Wandern des inneren Körpers (Hnga-^arträ), der
die eigentliche Basis der Metempsychose ist, wird mit dem Rollenwechsel
eines Schauspielers oder mit dem geschäftigen Herumlaufen der Köche in
der königlichen Küche verglichen; die inneren Organe wegen ihrer grösseren
oder geringeren Bedeutung mit dem Beamtenstande; und ihre Thätigkeit, die
irrtümlich der Seele zugeschrieben wird, mit dem Sieg oder der Niederlage
eines Heeres, die man ebenfalls dem ruhig in seiner Hauptstadt weilenden
König zuschreibt Für das zwischen Seele und Gesamt-Innenorgan bestehende
Verhältnis wird als Gleichnis das Reflectiren der roten Hibiscus-Blüte in einem
der Blume nahe gebrachten Krystall gebraucht Ausser diesen durch die
Kärikä und die Sütras verstreuten Gleichnissen bieten die Sütras im vierten
Buch eine Sammlung von Beispielen zur Erläuterung der Hauptlehren, wozu
namentlich Erzählungen und Legenden aus den Upani§ads, dem Mahäbhärata,
dem Rämäyaria und den Puräpas benutzt sind. S. Ph. 168 — 171, 160 — 168.
IV. DIE ALLGEMEIN-INDISCHEN BESTANDTEILE DES SYSTEMS.
S I. Der Samsära und die Lehre von der Vergeltung. Die in
diesem Capitel zu behandelnden Ideen sind nicht im Sämkhya-System ent-
standen, sondern dem allgemeinen, sämtliche orthodoxen Systeme sowie den
Buddhismus und Jinismus beherrschenden Vorstellungskreis entnommen. Ins-
besondere war die hier hauptsächlich in Betracht kommende Lehre von der
Seelenwanderung und von der Vergeltung in Indien bereits so eingebürgert,
dass sie für den Begründer der Sämkhya-Philosophie als eine selbstverständ-
liche, keines Beweises bedürfende Wahrheit galt. Die Versuche, die Keime
dieser Lehre schon im Rigveda nachzuweisen, haben mich nicht überzeugt;
aber es tritt bekanntlich der Glaube an die Seelenwanderung und an die fort-
wirkende Macht der That bereits im Satapatha Brähmana auf, und in der
Chändogya und Brhadärariyaka Upani§ad ist er vollständig entwickelt Zwi-
schen der heiteren Lebensanschauung, die in der alten vedischen Zeit geherrscht
hat, und dem durch die Seelenwanderungslehre bedingten düsteren Glauben,
dass das Dasein des Individuums eine qualvolle Wanderung von Tod zu Tod
sei, sind Übergangsstufen nicht erkennbar; mir scheint deshalb der Gedanke,
durch den Gough die unvermittelte Umwälzung erklären will, sehr beachtens-
wert zu sein. Gough nimmt an, dass die Arier bei ihrer Verschmelzung mit
den indischen Ureinwohnern die (bei Naturvölkern auf der ganzen Erde ver-
breitete) Vorstellung der Fortdauer des Menschen in Tieren und Bäumen
übernommen haben. Immerhin aber konnte es sich nur um den ersten An-
stoss handeln, den die arischen Inder von aussen erhielten, um auf Grund
i6 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
dessen die Theorie der beständigen wechselvollen Fortdauer des Lebens
zu entwickeln und durch die Lehre von der Vergeltung zu vertiefen. Die
Annahme, dass in dem gegenwärtigen Leben das gute und böse Thun einer
früheren Existenz belohnt und bestraft werde, musste notwendig zu der wei-
teren Annahme führen, dass das Gleiche auch von der früheren Existenz gelte
und so fort in infinitum, dass es also in der Vergangenheit keine Grenze für
das Dasein des Individuums gebe. Hat mithin der Kreislauf des Lebens
(saf^sära) keinen Anfang, so kann er auch kein Ende haben, wenn nicht das
Gesetz, das die Wesen an das weltliche Dasein bindet, durchbrochen wird.
Dieses Gesetz aber kann nach allgemein-indischer Anschauung durchbrochen
werden, und zwar durch das erlösende Wissen, das von jeder philosophischen
Schule in einer besonderen Form des Erkennens gefunden wurde.
Der Saipsära der lebenden Wesen ist, wie wir eben gesehen haben, durch
das Werk bedingt, das Werk aber durch die Begierde, und die Begierde
durch das Nichtwissen — d. h. durch das Verkennen des wahren Wesens und
Wertes der Dinge — in dem die Inder die letzte Ursache des Saipsära zu
finden gemeint haben. Die nachwirkende Kraft des Verdienstes und der
Verschuldung {adrsta, karman) bestimmt nun aber nicht nur das Schicksal
des Individuums in jeder neuen Existenz, sondern auch das Entstehen und
Werden aller Dinge im Universum, das ganze Walten der Natur; denn jeder
Vorgang in der Welt betrifft irgend ein Wesen, muss also nach dem Glauben
an das Gesetz der Vergeltung durch das frühere Thun dieses Wesens herbei-
geführt werden.
Unter den Begriff des Sarpsära fällt auch die periodische Entstehung und
Vernichtung des Universums. Ich habe S. Ph. 220 ff. irrtümlich angenommen,
dass die Vorstellung einer unendlichen Zahl von Weltperioden erst in der
Säipkhya-Philosophie entstanden sei; Jacobi hat Gott. gel. Anz. 1895, P- 210
durch den Hinweis auf Atharvaveda X, 8, 39, 40 auch diese Vorstellung
als schon früher in Indien vorhanden erwiesen. S. Ph. 172 — 180.
S 2. Die Erlösung bei Lebzeiten. Allen Systemen ist nicht nur
der Gedanke gemeinsam, dass die Erlösung einzig und allein durch eine be-
stimmte Erkenntnis zu gewinnen sei, sondern auch die Anschauung, dass das
erreichte Ziel nicht mehr verloren werden kann. Das hohe Alter dieses Glau-
bens ergiebt sich aus Chändogya Up. VI, 14, 2; die geläufigen Ausdrücke
ßvanmukta und jTvanmukti aber sind erst in moderner Zeit gebildet worden.
— Die Erkenntnis löst nach allgemein-indischer Annahme die nachwirkende
Kraft der Werke auf, die unter anderen Umständen in künftigen Existenzen
ihre Frucht tragen müssten, und setzt damit dem Kreislauf des Lebens ein
Ende. Sie hat aber keinen Einflüss auf diejenigen Werke, deren Samen schon
vor der Erreichung des erlösenden Wissens aufgegangen ist und begonnen
hat zu reifen, auf denen also die Fortdauer des Leibeslebens des Erlösten
beruht. Die Frucht dieser Werke ist bis auf den letzten Rest zu gemessen,
und darum erfährt auch der Jlvanmukta noch Freude und Schmerz, wenn
auch nicht in demselben Maasse wie andere Wesen. Aus denjenigen Hand-
lungen jedoch, die er nach dem entscheidenden Wendepunkt bei seiner völli-
gen Gleichgiltigkeit gegen die Dinge dieser Welt noch ausüben mag, envächst
kein Verdienst und keine Schuld mehr. Die Fortdauer seines gegenwärtigen
Lebens bis zur definitiven Erlösung im Tode wird durch das in den Vedänta-
Texten ebenso übliche Gleichnis von der Töpferscheibe illustrirt, die auch
nach der Vollendung des Topfes noch eine Zeit lang fortschwingt S. Ph-
180 — 184.
S 3. Das Mythologische. Die volkstümlichen Anschauungen von
Himmeln und Höllen, von Göttern, Halbgöttern und Dämonen sind in die
V. Die speciellen Grund Anschauungen des Systems. 17
philosophischen Systeme sowie in den Jinismus und Buddhismus übergegangen.
Jene übermenschlichen Wesen aber stehen trotz ihrer höheren Organisation
und des grösseren Glücks, das sie gemessen, innerhalb des Samsära und,
wofern sie nicht die erlösende Erkenntnis gewinnen, tiefer als der Mensch,
der dieses Ziel erreicht hat. Für die Sämkhya-Philosophie sind diese mytho-
logischen Vorstellungen noch von geringerer Bedeutung als für die Mehrzahl
der anderen Systeme; sie werden in den Sämkhya-Texten gewöhnlich nur
-dann berührt, wenn die Bedeutung der Erlösung, des endgiltigen Aufhörens
des Schmerzes, durch Vergleichung mit den niedrigeren Zielen, denen die
Religion zustrebt (der himmlischen Seligkeit oder der Wiedergeburt in der
Person eines der Volksgötter) hervorgehoben werden soll. S. Ph. 188 — 190.
V. DIE SPECIELLEN GRUNDANSCHAUUNGEN DES SYSTEMS.
S I. Die Gottesleugnung. Der Glaube an die Volksgötter, d. h. an
•gewordene und vergängliche Götter {janydvara^ kärydvara)^ ist unabhängig
von der Frage nach dem ewigen Gott {nityeivara), von dem die Theisten
annehmen, dass er die Welt durch seinen Wülen erschaffen habe, erhalte und
leite. Die Existenz eines solchen Gottes wird von der Sämkhya-Philosophie
geleugnet und ist auch mit dem ganzen Zusammenhange des Systems unver-
einbar. Der Atheismus {nirüvara-väda) des Särnkhya-Systems ist hauptsäch-
lich bedingt durch die Lehre, dass der bewusstlosen Materie von Natur der
Trieb innewohne, sich im Interesse der rein receptiven Seelen zu entfalten^
und durch die damit verbundene allgemein-indische Vorstellung von der Nach-
wirkung des Thuns der lebenden Wesen, von der jene Naturkraft angeregt
und in ihrer Wirksamkeit bestimmt wird. Die Anhänger unseres Systems
verteidigen ihren Atheismus durch den Hinweis darauf, dass die Entstehung
<ies Unglücks auf dem theistischen Standpunkt ein unlösbares Problem sei;
wie man auch die Sache wenden möge, immer würde ein Gott, der die Welt
geschaffen hat und regiert, dem Vorwurf der Grausamkeit und Parteilichkeit
ausgesetzt sein. Es wird ferner die sophistische Frage aufgeworfen, ob Gott
nach der Ansicht der Theisten eine erlöste oder gebundene Seele sei, und
darauf die Antwort gegeben, dass eine erlöste Seele ohne alle Qualitäten und
besonders ohne Willen sei, d. h. der Vorbedingung für das Erschaffen und
Regieren entbehre, während Gott als gebundene Seele dem Samsära angehören
würde und in seiner Daseinsform nicht länger als eine Weltperiode währen
könne. Der nahe liegende theistische Einwand, dass Gott dann eben keiner
der beiden Categorien angehören könne, sondern eine Ausnahmestellung ein-
nehmen müsse, wird mit der Bemerkung zurückgewiesen, dass jede Argumen-
-tationsbasis fehle, wo ein in seiner Art einziges Ding statuirt wird. Welches
Gewicht in der Särjikhya-Schule auf den thatsächlichen Mangel eines zwingen-
den Gottesbeweises gelegt wurde, geht daraus hervor, dass dieser Mangel
so und so oft in den aphoristischen Särpkhyasütras constatirt ist S. Ph.
S 2. Der übrige Inhalt des Systems. Ausser dem Atheismus sind
der specielle Besitz der Sämkhya-Phüosophie die in den folgenden Capiteln
zu behandelnden Ideen über Kosmologie, Physiologie und Psychologie. Das
Sämkhya-System erkennt zwei von Ewigkeit her und bis in alle Ewigkeit hin
existirende, aber ihrem innersten Wesen nach verschiedene, also aus keinem
höheren einheitlichen Princip abzuleitende Dinge an: die Materie und die
Seelen. Die Beschreibung des Wesens und des gegenseitigen Verhältnisses
■dieser beiden Dinge bildet den eigentlichen Inhalt des Systems. Von histori-
Indo-arische Philologie. HI. 4. 2
i8 III. Religion, weltl, Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
schem Interesse ist eine alte, zuerst in Vyäsa's Yoga-Commentar nachzuweisende,
aber jedenfalls viel früher formulirte Vierteilung des Hauptinhalts, weil die-
selbe eine unverkennbare Übereinstimmung mit dem ältesten Dogma des
Buddhismus, dem von den vier heiligen Wahrheiten, aufweist, nur dass die
Glieder 2 und 3 hier in umgekehrter Reihenfolge erscheinen: i) dasjenige,
wovon man sich befreien muss, d. h. der Schmerz; 2) die Befreiung, d. h. das
Aufhören des Schmerzes; 3) die Ursache des Schmerzes, d. h. die Nichtunter-
scheidung; 4) das Mittel zur Befreiung, d. h. die unterscheidende Erkenntnis.
Eine erschöpfendere Inhaltsangabe des Särjikhya-Systems durch Aufstellung
von 10 Grundbegriffen {mfdikärthd) ist uns in einem Fragment des Rajavärttika
erhalten. S. Ph. 195 — 198.
VI. DIE MATERIE ALS WELTGANZES, KOSMOLOGffi.
S I. Die Realität der Erscheinungswelt Die Frage nach dem
Verhältnis von Sein und Nichtsein, die bekanntlich schon in den vedischen
Samhitäs, dann mehrfach in den älteren Upani§ads (s. besonders Chändogya
üp. VI, 2, I, 2) und auch vielfach in der späteren Zeit in Indien erwogen
wurde, besteht für das Sämkhya-System deshalb nicht, weil dieses lehrt, dass
nur das Seiende aus dem Seienden hervorgehen kann. Unreal ist nach der
Särnkhya-Philosophie allein dasjenige, was überhaupt von keinem Menschen
vorgestellt wird, wie der Sohn der Unfruchtbaren und ähnliche Undinge. Die
ganze Erscheinungswelt dagegen ist real und von jeher real gewesen. In der
Säipkhya-Kärikä wird, obschon sie die Lehre von der ewigen Realität der
Producte erwähnt, die Frage nach der Wirklichkeit oder Unwirklichkeit der
Erscheinungswelt noch nicht discutirt; ihre Wirklichkeit hat offenbar zur Zeit
der Kärikä noch keines Beweises bedurft Erst nachdem Sarjikara im Anfange
des 9. Jahrhunderts die Lehre von der kosmischen Illusion zu dominirender
Stellung erhoben hatte, verteidigten die Anhänger des Säipkhya-Systems ihren
fundamentalen Lehrsatz. Die Realität eines Objectes folgt für sie einfach aus
der Perception, vorausgesetzt, dass die Sinne des Wahrnehmenden gesund
sind. Ebenso wird, um die buddhistische Theorie von der momentanen Dauer
aller Dinge zu widerlegen, die Constanz eines Objectes durch die sinnliche
Wiedererkennung bewiesen. S. Ph. 201 — 204.
S 2. Die Urmaterie. Soll unsere Weltanschauung wegen der unab-
lässigen Veränderung, die wir in der Erscheinungswelt beobachten und für
die Vergangenheit erschliessen, nicht einem regressus in infinitum verfallen, so
müssen wir annehmen, dass dem materiellen Weltganzen ein einheithches,
ursprüngliches Princip zu Grunde liegt, das selbst nicht mehr aus einer an-
deren Ursache hervorgegangen ist. Zu diesem Princip gelangt die Samkhya-
Philosophie, indem sie von dem Grundsatze ausgeht, dass alles Grobe aus
etwas Feinerem gebüdet ist. Die sinnlich wahrnehmbare Materie besteht aus
den 5 groben Elementen Erde, Wasser, Feuer, Luft (oder Wind) und Äther
(worunter der feine Stoff verstanden wird, der die Aufgabe hat, die Schall-
wellen fortzutragen). Diese groben oder wahrnehmbaren Elemente müssen
aus entsprechenden Grundstoften entstanden sein, die zwar schon die Cha-
racteristica der groben Elemente besitzen, aber, weü noch nicht mit einander
vermischt, sinnlich nicht wahrnehmbar sind. Da auch diese Grundstoffe noch
begrenzt sind, so müssen sie, wie alles Begrenzte, aus etwas anderem hervor-
gegangen sein. Nun nimmt die Särnkhya-Philosophie an, dass die Objecte
der Wahrnehmung und Empfindung und die Organe, mit denen wir die Ob-
jecte wahrnehmen und eniptinden, d. h. die Sinne, einen gemeinsamen Urspnmg
VI. Die Materie als Weltganzes, Kosmologie. 19
haben. Demzufolge sind die Grundstoffe ebenso wie die Sinne aus dem
Ahanikära entstanden, d. h. aus der feinen Substanz desjenigen inneren Organs,
das die Function hat, die Dinge zu dem Ich (oder der Seele) in Beziehung
zu setzen. Der Ahamkära hinwiederum weist, weil er nicht functioniren kann
ohne auf bestimmte Objecte Bezug zu nehmen, auf ein höheres Princip hin,
das ihm diese Objecte bietet, nämlich auf die Buddhi, d. h. die Substanz des-
jenigen inneren Organs, welches die Function der Feststellung und Unter-
scheidung besitzt Diese Erschliessung der früheren materiellen Principien
beruht auf dem Gedanken, dass, gleichwie die Wahrnehmungsfunctionen ihre
materielle Basis in den Sinnen haben, auch solche Denkfunctionen, wie »ich
bin dies und das, dieses gehört mir, das ist von mir zu thun« eine materielle
Basis (nämlich den Ahamkära) haben, und dass ebenso für die Functionen
der Unterscheidung und Feststellung eine materielle Basis (d. h. die Buddhi)
anzunehmen ist. Da die Ahamkära- und Buddhi- Functionen zu einander
in dem Verhältnis von Product und Ursache stehen, so wird auch das gleiche
Verhältnis für ihre beiden Substrate erschlossen. Nun ist aber auch die
Buddhi noch begrenzt und kann deshalb nicht die letzte Ursache der Dinge
sein; der Urgrund der materiellen Welt, aus dem die Buddhi hervorgegangen
ist, muss sich durch die Eigenschaften der Ewigkeit, Unbegrenztheit und All-
gegenwart von allen Producten unterscheiden. Diese Urmaterie wird in den
Sämkhya-Texten gewöhnlich mit den Worten prakrti und pradhäna bezeichnet.
Beide Worte aber werden, da alle Producte ja nur Umwandlungen der Ur-
materie sind und diese somit in allem Stofflichen enthalten ist, auch zur Be-
zeichnung alles dessen, was zur Materie gehört, verwendet; insbesondere wer-
den die inneren Organe und der gesamte innere Leib nicht selten so genannt.
S. Ph. 204 — 209, 286.
S3. Die drei Gunas. Die Entfaltung der Urmaterie und die Mannig-
faltigkeit des Weltganzen wird von der Sämkhya-Philosophie durch die An-
nahme erklärt, dass die Urmaterie trotz ihrer Einheitlichkeit und Unteilbarkeit
aus drei verschiedenen Substanzen bestehe, die guna genannt werden. Diese
Vorstellung muss, da das Säinkhya-System ohne sie nicht zu denken ist, auf
Kapila zurückgeführt werden, wie bereits III § 5 bemerkt worden ist. Die
/ Übersetzung von guna mit »Qualität« ist schon deshalb unrichtig, weil diese
secundäre Bedeutung des Wortes erst in der jüngeren Sütra-Litteratur, d. h.
lange nach der Begründung der Sämkhya-Philosophie auftritt und guna in
älterer Zeit nur »Bestandteil, Strähne« u. s. w. bedeutet. Dass die drei Gunas
in der Sämkhya-Philosophie wirklich nichts anderes sind als die Bestandteile
oder Constituenten der Urmaterie, wird zudem durch die ausdrücklichen Er-
klärungen der Särnkhya-Texte und den Zusammenhang der Lehren erwiesen.
An dieser Auffassung hat mich der Widerspruch Jacobi*s nicht irre gemacht,
der Gott. gel. Anz. 1895, P« 203, 204 die Ansicht vertritt, dass die drei
Gunas zwar nach der Anschauung der uns vorliegenden Sänikhya-Quellen
Constituenten der Urmaterie seien, dass aber die ursprüngliche Bedeutung des
Terminus guna »Qualität« gewesen sei, da das Sänikhya in eine Zeit zurück-
gehe, in der im Bewusstsein der Inder die Kategorie der Eigenschaft noch
nicht scharf von der der Substanz gesondert war.
Die drei Gunas führen die Namen sattva, rajas und tamas^ die jedoch
zur Vermeidung von Missverständnissen nicht mit ihren etymologischen Be-
deutungen als »Güte, Leidenschaft und Finsternis« übersetzt werden dürfen
und mir überhaupt nicht übersetzbar erscheinen. Der Begründer des Sänikhya-
Systems erkannte als die für den Menschen wichtigsten Eigenschaften aller
Dinge, dass sie entweder Freude, Schmerz oder Gleichgiltigkeit (Apathie, Be-
stürzung) erwecken. Die Freude coordmirte sich ihm mit den Begriffen des
o*
20 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
Lichtes und der Leichtheit, der Schmerz mit denen der Anregung und Be-
weglichkeit (Thätigkeit), die Apathie mit denen der Schwere und Hemmung.
Kapila zog nun den Schluss, dass alles Materielle aus drei Substanzen bestehe,
deren jede sich vorzugsweise in den genannten Richtungen äussere. Die
Mannigifaltigkeit der materiellen Producte und die Verschiedenartigkeit der
Eindrücke erklärte sich ihm durch die ungleiche und wechselvolle Mischung
der drei Constituenten, die überall mit einander im Kampfe liegen und ihr
Wesen mehr oder weniger rein zur Geltung bringen, je nachdem es einer
oder zweien gelingt, an einem bestimmten Orte die dritte oder die beiden
anderen zu unterdrücken. Kommen die einzelnen Constituenten zur freien
Entfaltung, so äussert sich das Sattva im Object durch Licht und Leichtheit
im Subject als Tugend, Wohlwollen, Glück, Heiterkeit u. s. w.; das Rajas in
der Welt der Objecte in Kraft und Bewegung, im Subject als jede Art von
Schmerz, Angst, Leidenschaft, Bosheit u. s. w., aber auch als Ehrgeiz, Streben
und Thätigkeit; das Tamas in der Welt der Objecte als Schwere, Starrheit
und Dunkel, im Subject als Kleinmut, Furcht, Stumpfsinn, Trägheit, Bewusst-
losigkeit u. s. w. Das Sattva dominirt in der Welt der Götter, das Rajas in
der der Menschen, das Tamas im Tier-, Pflanzen- und Mineralreich.
Die beachtenswerteste Seite der Gupa-Theorie ist die Zurückführung
der menschlichen Individualität auf physische Ursachen; merkwürdig
ist aber auch die Anschauung, dass Freude, Schmerz und Apathie nicht nur
als Empfindungen in dem Innern des Individuums, sondern auch als Correlate
dazu in objectiver Realität in den Aussendingen existiren. Wegen der Lehre
von der Entstehung der Farben durch verschiedenartige Mischung der drei
Constituenten s. S. Ph. 217.
Wie Sattva, Rajas und Tamas in der Form des Products (kärya-rüpä)
die entfaltete Welt bilden, so bilden sie in der Form der Ursache {kärana-
rüpa) die unentfaltete Urmaterie. Kann aber die unbegrenzte, unteilbare
Urmaterie durch drei begrenzte Substanzen gebildet sein? Kann sie überhaupt
aus Teüen bestehen? Auf die zweite Frage wird geantwortet: Ja, so wie ein
einheitlicher Strom aus drei vereinigten Flüssen bestehen kann; und die erste
Frage wird durch die Erklärung erledigt, dass die drei Constituenten nur
insofern begrenzt sind, als das ganze Sattva, Rajas und Tamas sich nicht
überall befindet, während es andererseits keinen Punkt im Universum giebt,
an dem nicht wenigstens ein Minimum von jeder dieser drei Substanzen vor-
handen ist. Die unentfaltete Urmaterie ist nach der Säipkhya-Lehre der Zu-
stand des Gleichgewichts {sämyä-vasthä) von Sattva, Rajas und Tamas, d. h.
der Zustand, in dem die Constituenten in vollster Gleichmässigkeit und ohne
Beziehung zu einander verharren. Während dieses Zustandes ruhen alle die
Kräfte und Eigenschaften, die sich in der entfalteten Welt zeigen, in der
Urmaterie keimartig ohne Bethätigung. Man darf aber nicht den Schluss
ziehen, dass sich die drei Gunas in dieser Zeit in völliger Ruhe befinden;
das würde dei^^atur dieser sich ewig verändernden Substanzen widersprechen.
Es findet vielmehr eine isolirte Bewegung innerhalb jedes einzelnen Guna
statt in der Weise, dass jeder sich zu gleichartigem, d. h. das Sattva nur zu
Sattva u. s. w. verändert. S. Ph. 209 — 220, 227.
S 4. Die Evolution und Reabsorption der Welt. Wenn der
Zustand des Gleichgewichts der drei Gunas gestört ist und diese anfangen
mit einander zu ringen, so entfaltet sich die Welt, indem zuerst aus der Ur-
materie die Buddhi, aus dieser der Ahaiiikära, aus dem Aharpkära die Sinne
und die Grundstoffe und schliesslich aus den letzteren die groben Elemente
hervorgehen (vgl. § 2 ). Ist dieser Kvolutionsprocess (sarga^ ^rsti^ samcara)
zu Ende, so folgt eine Periode des Bestehens {sthiti\ während deren die
VI. Die Materie als Weltganzes, Kosmologie. 2 1
schöpferische Naturkraft die Individuen und die einzelnen Producte hervor-
bringt (Einzelschöpinngy Visa ^a, vyasii-srsti); nach dem Abschluss dieser
Periode beginnt die Reabsorption (gewöhnlich iaya^ pralaya genannt), indem
die Producte von den groben Elementen an sich je in ihre materielle Ur-
sache zurückbilden, bis die Urmaterie sich wieder in demselben Zustand wie
vor der Entfaltung befindet. Dieser Process der Weltbildung und W^eltauflösung
wiederholt sich beständig in einem Kreislauf ohne Anfang und ohne Ende.
Die ganze Lehre ist eine philosophische Ausgestaltung einer alten populären
Vorstellung (s. IV S i am Schluss).
Als Ursache für die Erschütterung {ksobhd) des stabilen Gleichgewichts
der drei Gunas, d. h. für das Heraustreten der Urmaterie aus dem Zustand
der Unthätigkeit, in dem sie sich zur Zeit der Weltauflösung befindet, wird
von der Särnkhya-Philosophie der mechanische Anreiz angegeben, den die
Seelen auf die von Ewigkeit her in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihnen
stehende Urmaterie ausüben. Die Werke der beseelten Wesen, die in der
vorangegangenen Weltperiode noch nicht ihre Vergeltung gefunden haben,
fordern Lohn und Strafe in einer neuen Weltperiode; deshalb erwachen Ver-
dienst und Schuld, die während der Weltauflösung geschlafen haben, um eine
neue Schöpfung ins Leben zu rufen. Merkwürdiger Weise wird die Not-
wendigkeit des Reabsorptionsprocesses nicht in gleicher Weise durch einen
aus dem Zusammenhange der Säipkhya^-Lehren entnommenen Grund motivirt;
denn Aniruddha und Mahädeva zu Sütra III, 5 können nicht ernstlich in Be-
tracht gezogen werden.
Die Entfaltung der Materie hat den doppelten Zweck, i) den Seelen die
Objecte der Erfahrung (des Genusses und Leidens, bhoga) zu schaffen und
2) die Seelen zur Erkenntnis des Unterschiedes ihrer selbst von allem mate-
riellen und damit zur Erlösung {apavargd) zu fuhren. Das letztere ist der
eigentliche Zweck des Wirkens der Materie, das erstere im Grunde nur Mittel
zum Zweck. Die Weltentfaltung bewirkt also sowohl das Gebundensein sämt-
licher noch nicht aus dem Weltdasein ausgeschiedener Seelen als auch die
Befreiung einiger weniger Seelen. Da die Materie ihre schöpferische Thätig-
keit für diese letzteren bis in alle Ewigkeit einstellt, so würde mit der Er-
lösung der letzten Seele jeder Grund für das Wirken der Naturkräfte, für die
Evolution der Urmaterie fortfallen. Ein solcher Abschluss aber ist niemals zu
erwarten, da die Zahl der Seelen unendlich ist. Die Eschatologie des Säm-
khya-Systems umfasst also nur das Geschick des Individuums, aber nicht das
der Menschheit und des Weltganzen.
Während der Zeit der Weltauflösung sind die unerlösten Seelen ebenso
schmerzfrei wie die erlösten, weil die ihnen zugehörigen inneren Organe nicht
mehr als solche existiren. Diese inneren Organe, die Träger aller Empfindung,
haben sich in jener Zeit zur Urmaterie zurückgebildet, bestehen aber als
Keime der entsprechenden, in der nächsten Weltperiode entstehenden Organe
fort. Ebenso verharren Verdienst und Schuld sowie die Nichtunterscheidung
während der Weltauflösung als Dispositionen. S. Ph. 220 — 228.
S 5. Der Begriff der Causalität Die Veranlassung für die Ent-
stehung eines Dinges und der Stoff, aus dem es hervorgeht und besteht,
werden beide mit dem Ausdruck kärana »Ursache« bezeichnet; die Veran-
lassung heisst nimitta- kärana »bewirkende Ursache«, der Stoff upädäna-käraua
»materielle Ursache«. Dementsprechend bedeutet auch das Wort kärya so-
wohl »Wirkung« als »Producta. Die materielle Ursache gilt als Hauptursache
des Products; die bewirkenden werden, weil sie nur Veränderungen an dem
schon vorhandenen veranlassen, als »begleitende oder Nebenursachen« {sa/m-
käri'kärana) angesehen. Die Samkhya-Lehre von dem Causalzusammenhang
2 2 IIL Religion', weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yog.v.
der Dinge beschäftigt sich deshalb lediglich mit dem Wesen der materiellen
Ursache und ihrem Verhältnis zum Product.
Unser System geht von dem Grundsatz aus: ex nihilo nihil fit Jedes
Product begreift seine materielle Ursache in sich und ist nicht ohne die Fort-
dauer der letzteren möglich; es unterscheidet sich von der Ursache nur den
Qualitäten, aber nicht der Substanz nach. Das Diadem ist somit nichts
anderes als das Gold, der Topf nichts anderes als der Thon, aus dem er
besteht. Diese Lehre von der Coexistenz — oder technisch: von der Identität
— von Ursache und Product ikdrya-käranä- bheda) hatte zur Folge, dass die
Sämkhya-Philosophie die Entstehung und Vernichtung eines Products nicht
anerkennt, sondern nur sein In-die-Erscheinung-treten iabhhyakti) und Aus-
der-Erscheinung-treten Üirob/iäTa) oder Aufgehen in der Ursache ilaya). Da
nun nach dieser Anschauung nur die Form oder der Zustand des Products
sich ändert, dieses selbst aber, bevor es in die Erscheinung und nachdem es
aus der Erscheinung getreten ist, genau so real ist als zur Zeit der Mani-
festation, so hat die Sämkhya-Philosophie die Erkenntnis des Beharrens der
Substanz in die Form der Lehre von der ewigen Realität der Producte {sat-
kärya-väda) gekleidet. Die Anhänger des Sämkhya- Systems werden deshalb
sat-kärya-vädin genannt im Gegensatz zu den asat-kärya-rädin^ d. h. den
Vertretern der Vaisesika-Nyäya-Philosophie, nach deren Meinung das Product
vor seiner Hervorbringung nicht existirt. Da sich die Theorie der Identität
von Ursache und Product auch in dem die Realität der Erscheinungswelt
leugnenden Vedänta-System vorfindet, und zudem mit genau derselben Be-
gründung wie in den Sämkhya-Schriften, so dürfen wir dort eine Entlehnung
aus unserem System erkennen. S. Ph. 228 — 233.
S 6. Die Producte. Ehe sich aus der groben Materie die Leiber der
beseelten Wesen gebildet haben, sind bereits die feinen Substanzen vorhanden
gewesen, aus denen die inneren Organe der Wesen bestehen. Wie sich aber
die Säinkhya-Philosophie die selbständige Existenz der Buddhi, des Aharnkära
und der Sinnesorgane denkt, wie sie meint, dass sich die feine Substanz dieser
zunächst kosmischen Organe ohne einen animalischen Organismus entwickelt
und dann gespalten habe, um bei der Entstehung der Körper die individuellen
inneren Organe zu bilden, das ist aus unseren Texten nicht zu ersehen. Wir
erfahren nur, dass der »innere Leib« ursprünglich einer gewesen sei, dass
aber die Verschiedenheit der den einzelnen Seelen eigenen moralischen Be-
stimmtheit eine Spaltung in Individuen [lyakti-bheda) bewirkt habe. Als
Teile des animalischen Organismus werden die inneren Organe im nächsten
Capitel behandelt werden.
Wenn aus dem kosmischen Aharnkära die Grundstoffe oder feinen Ele-
mente (süksma-bhutiiy ianmätra) hervorgelien, so steht dieser unter dem Ein-
fluss des Tamas und heisst bliütädi »Ausgangspunkt der Elemente«. Die Be-
zeichnung tanmätra »nur dieses« lehrt, dass in jedem der fünf Grundstoffe
einzig und allein dessen specielle Eigentümlichkeit ruht, während von den
fihif groben Elementen das naclifolgende jedesmal die Eigenschaft des voran-
gehenden mithesitzt, so dass also der Äther (als Träger des Tons) gehört,
die Luft gehört und gefühlt wird u. s. w. Die noch nicht wahrnehmbaren
feinen Elemente besitzen ihre Characteristica Ton, Gefühl, Farbe, Geschmack
und Geruch nur in abstracto, aber noch nicht die Varietäten des Tons u. s. w.,
und können deshalb noch keine Empfindungen erregen. Die feinen Elemente
sind niclit unteilbar und überhaupt etwas ganz anderes als die ewigen und
unendlichen Atome {auUy paramänu) der Vaisesika-Nyäya-Phüosophie und des
Jinismus. Die Lehre von den Atomen wird von der Sämkhya-Philosophie auf
das entschiedenste bekämpft.
Vn. Die Materie als lebender Organismus, Physiologie. 23
Aus den Grundstoffen entstehen die groben Elemente {sthüla- oder makä-
bhüta) in der Weise, dass sich zunächst der Ton-GrundstofF — ohne irgend
eine Verbindung einzugehen, nur durch die Urmaterie gestärkt — zu dem
groben Element Äther entwickelt; aus der Verbindung des Ton-Grundstoffs
mit dem Gefühls-Grundstoff entsteht die Luft, durch das Hinzutreten des.
Farben- Grundstoffs das Feuer, durch das des Geschmacks-Grundstofis das
Wasser, durch das des Geruchs-Grundstoffs die Erde. Die fünf groben Ele-
mente vermischen sich nun wiederum, um die materielle Welt zu bilden, indem
das Element Erde die allgemeine Grundlage abgiebt, während das Wasser
befeuchtend und befruchtend, das Feuer (d. h. Licht und Wärme) reifend, die
Luft trocknend wirkt und der Äther fiir alle Dinge den Raum giebt — Er-
wähnt sei schliesslich hier noch, dass die Sämkhya-Lehre ebenso wie das
Mlmämsä-, Vedänta- und Yoga-System, aber im Widerspruch mit der VaLse^ika-
Nyäya-Philosophie, die Finsterais nicht einfach für die Negation des Lichtes,
sondern für etwas reales erklärt. S. Ph. 233 — 240.
VIL DIE MATERIE ALS LEBENDER ORGANISMUS, PHYSIOLOGIE.
§ I. Der Organismus im Allgemeinen. Die Materie besteht in
der organischen Natur aus denselben Elementen wie in der anorganischen
Welt; aber eine wesentliche Verschiedenheit zwischen beiden beruht darin,
dass jedes lebende Wesen etwas besitzt, was nun und nimmermehr aus den
fiinf Elementen hervorgehen kann: den Geist oder die Seele. Doch haben
wir in diesem Capitel noch nicht die Seele, sondern die ungeistigen Bestand-
teile der organischen Körper zu betrachten. Diese Bestandteile sind bei allen
Leibem die gleichen, ob es sich um überirdische oder irdische Wesen handelt.
Auch die Pflanzen haben einen Körper so gut wie Menschen und Tiere,
trotzdem sie nur ein innerliches Bewusstsein, aber keine Fähigkeit Aussendinge
wahrzunehmen besitzen und ein rein passives Dasein führen. Sie dienen zum
Aufenthalte von Seelen, die bestimmte Sünden früherer Existenzen abzubüssen
haben, und werden gewöhnlich als ein Appendix zum Tierreich angesehen.
Der grob-materielle sichtbare Körper wird in der organischen Welt
(bhüta-sarga y bhautika-sarga , dhätu-saftisargd) in der Regel von Vater und
Mutter erzeugt und ist unter allen Umständen vergänglich. Ausserdem aber
besitzt jedes Wesen noch einen feinen oder inneren Leib, der zusammen mit
der Seele aus einem groben Körper in den andern zieht Dieser besteht in
der Hauptsache (s. S 8) aus den Organen, die in den nächstfolgenden Para-
graphen zu behandeln sind. S. Ph. 240 — 243.
§ 2. Die Buddhi. Die Verwendung des Wortes buddhi im Sinne
eines bestimmten Organs, eines physischen Bestandteils des Organismus ist
auf das Sämkhya-System beschränkt; wo sonst in der Sanskritlitteratur das
Wort in dieser Bedeutung und nicht zur Bezeichnung geistiger Fähigkeiten
und Thätigkeiten gebraucht wird, ist eine Beeinflussung durch unser System
zu constatiren. Die Buddhi ist das Organ der Unterscheidung, der Fest-
stellung, des Urteils und der Entschliessung (adhyavasäya) und damit das
hervorragendste unter den inneren Organen; sie wird deshalb in unseren
Texten sehr häufig mahat {tatti'o) »das grosse (Princip)« oder mahän »der
grosse« genannt. Die Buddhi steht als Oberorgan über dem Ahamkära, wie
dieser über dem Manas und das Manas über den äusseren Sinnen. In un-
mittelbarer Verbindung mit der Seele befindlich, bietet die Buddhi dieser die
Objecte des Erkennens und Empfindens dar; sie ist der Sitz sämtlicher
früherer Eindrücke, die für unser Denken und Handeln bestimmend sind, und
24 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4, Sämkhya u. Yoga.
somit auch der Sitz des Gedächtnisses; der Antrieb zur Thätigkeit der Sinne
geht von ihr aus, und ohne ihr Eingreifen würde die Wirksamkeit der übrigea
Organe, deren sie freilich selbst nicht entrathen kann, resultatlos verlaufen.
Sie ist das eigentliche Werkzeug des Denkens und wird darum manchmal als
citta »Denkorgan« (ja nicht mit «V, r///, cdana »Geist« zu verwechseln I) be-
zeichnet. In keinem zweiten Product der Materie überragt das Sattva in so
hohem Masse wie in der Buddhi die beiden anderen Gunas; trotzdem aber
macht sich auch in ihr ein relatives Vorwalten entweder des Sattva oder de»
Tamas in entscheidender Weise bemerkbar. Es werden acht verschiedene
Formen (Attribute, Producte oder Zustände) der Buddhi hervorgehoben, voa
denen die ersten vier die Natur des Sattva und die anderen die des Tamas
repräsentiren: Tugend, Erkenntnis, Gleichgiltigkeit gegen die Sinnenwelt, Besitz
der übernatürlichen Kraft und ihre vier Gegenteile. Sieben unter diesen acht
Zuständen verstricken die Seele in das Weltdasein; nui einer, die Erkenntnis
nämlich, fuhrt zur Erlösung. S. Ph. 244 — 248.
S 3. Der Ahamkära. Die Function des Ahamkära ist die Hervor-
bringung von Wahnvorstellungen (abhimäna) wie »Ich höre, fühle, sehe, ich
bin reich, mächtig, ich thue dies u. s. w.«, d. h. aller der Vorstellungen, bei
denen der Leib oder die Organe mit dem von beiden verschiedenen Ich, der
Seele, verwechselt werden.
Wenn der kosmische Aharnkära das Manas aus sich entlasst, so steht er
unter dem überwiegenden Einfluss des Sattva und heisst vaikrta oder vaikärika;
bringt er die zehn äusseren Sinne hervor, so steht er unter dem überwiegenden
Einfluss des Rajas und heisst taijasa; bringt er die feinen Elemente hervor,
so steht er unter dem überwiegenden Einfluss des Tamas und heisst bhütädi
(vgl. VI S 6). Diese drei Formen des Aharnkära bethätigen nun aber ihrea
speciellen Character nicht nur kosmisch durch die Erzeugung neuer materieller
Principien, sondern auch in der Handlungsweise der Individuen, und zwar ia
der Art, dass der 7 a/;fr/a- Ahamkära der Thäter der guten Werke, der iatjasa--
Ahamkära der Thäter der bösen \\'erke und der M///Ä//-Ahamkära der Thäter
der heimlichen Werke ist. Über zwei weitere, in späterer Zeit hinzugefugte
Formen des Ahamkära s. S. Ph. 249, 250. Dieser Schematisirung liegt die
Idee zu Grunde, dass der Ahamkära das innere Thatorgan ist und als
solches seine Stelle zunächst der Buddhi, dtm Denkorgan, hat. Wo die
moralische Qualität des Handelns von der jeweiligen Mischung der drei Gunas
in dem Ahamkära abhängig gedacht wird, kann man einen mechanischen
Determinismus constatiren. Da aber die Sämkhya-Philosophie in allgemein-
indischer Anschauungsweise das Individuum fiir seine Werke verantwortlich
macht und Anforderungen stellt, deren Erfüllung die Willensfreiheit voraus-
setzt, so stehen wir hier vor einem ungelösten Widerspruch. S. Ph. 248 — 252.
S 4. Das Manas oder der innere Sinn. Das Wirkungsgebiet des
Manas ist in dem Sämkhya-System enger begrenzt als sonst in der indische»
Philosophie. Abgesehen davon, dass dem Manas die Functionen des Wün-
schens und des zweifelnden Überlegens (samkalpa-vikaipati) zugeschriebea
werden, ist es in der Süipkhya-Philosophie ein an sich indifferentes Central-
organ, das seinen jeweiligen Character den Functionen der äusseren Sinne
verdankt, denen es sich angleicht Es vermittelt auf diese Weise die von
den äusseren Sinnen dargebotenen Objecte dem Ahamkära und der BuddhL
Dass verschiedene Empfindungen nicht gleichzeitig entstehen, wird als ein
Beweis dafür angesehen, dass das Manas nicht den ganzen Körper erfüllen
kann, sondern eine geringe (jedoch nicht atomistische) Grösse besitzen muss.
S. Ph. 252, 253.
S 5. Das innere Organ als Einheit. Wie wir gesehen haben, gelten
VII. Die Materie als lebender Organismus, Physiologie. 25
Buddhi, Ahaipkära und Monas als besondere materielle Principien mit ver-
schiedener Functionsweise; trotzdem werden diese drei inneren Organe —
wahrscheinlich unter dem Einfluss der Vedänta-Anschauungen — in den
Sämkhya-Texten häufig als ein einheitliches Innenorgam (antahkaranä) be-
handelt, gewöhnlich aber nur dann, wenn ihre materielle Natur und ihre Ver-
schiedenheit von der Seele betont werden soll. Das Gesamt -Innenorgan
des Sämkhya-Systems besitzt alle die Qualitäten, die anderweitig (z. B. in der
Vaise§ika-Nyäya-Philosophie) der Seele zugeschrieben werden; es entspricht
wegen seiner Functionen und seiner ungeistigen Beschaffenheit vollkommen
dem Nervensystem. Als eine Wesensäusserung des Gesamt -Innenorgans wird
in dem Sämkhya-System das Atmen betrachtet Nach allgemein-indischer
Annahme durchdringt der Atem, der als das Lebensprincip gilt, den ganzen
Körper in fünf verschiedenen Formen (pränüy apäna^ samäna, udäna, vydna),
die unter dem Gattungsnamen präna zusammengefasst werden; über die
Wirkungsgebiete dieser fünf »Lebenshauche« handelt in der Litteratur unseres
Systems am ausführlichsten Särnkhya-tattva-kaumudi zu Kärikä 29. Der
Atem in dem eben angeführten collectivischen Sinne erhält und ernährt aber
nicht nur den ganzen Organismus, sondern ist auch nach der Sämkhya-Lehre
»unter der Leitung der mit ihm verbundenen Seele« das den Körper bildende
Princip. Mit dem Worte »Leitung« (adhisthänd) soll jedoch lediglich gesagt
sein, dass der Körper durch den Atem im Interesse der Seele gebildet wird.
Diese »Verbindung»« der Seele mit dem Atem als dem deutlichsten Merk-
mal animalischen Lebens werden wir VIII S 4 als die Hauptursache kennen
lernen, aus der die für sich seiende Seele zur empirischen Seele wird. S. Ph.
253—257.
S 6. Die äusseren Sinne, indriya »Vermögen, Kräfte« genannt und
zehn an der Zahl, bestimmen in jedem Augenblick die Wirksamkeit des
inneren Sinnes, können aber andererseits ohne Verbindung mit ihm nicht
functioniren. Sie zerfallen in die fünf Wahrnehmungssinne (buddhlndriya)
Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Gefühl (oder Tastsinn) und in die
fünf Thatsinne (karmendriyd) Reden, Greifen, Gehen, Entleeren und Zeugen.
Sie sind etwas übersinnliches {atindriyd)^ aus ihren Functionen zu erschliessendes
und nicht mit den sichtbaren Organen zu verwechseln, in denen sie ihren
Sitz haben. Unter den Functionen {irtti) hat man sich ein Hinauswachsen
(sarpand) der Sinne aus ihren körperlichen Sitzen gedacht und ihren Ursprung
in dem Individuum, nicht in einem von Aussen kommenden Reiz gesucht.
S. Ph. 257 — 261.
S 7. Die dreizehn Organe als Gesamtheit. Die zehn äusseren
Sinne werden mit Thoren verglichen, die alles hineinlassen, was hinein will;
die drei inneren Organe mit Thorhütern, welche nicht nur die Thore öffnen
und schliessen, sondern auch die hineingelangenden Wahrnehmungen und
Empfindungen controllieren und ordnen. Die Thätigkeit der ersteren ist auf
die Gegenwart beschränkt, während die letzteren sich ebenso auch mit der
Vergangenheit und Zukunft beschäftigen. Im übrigen aber sind sich alle
dreizehn Organe insofern gleich, als sie aus einer gemeinsamen Ursache, d. h.
wegen der Entfaltung der nachwirkenden Kraft der Werke, in Thätigkeit treten
und zu einem gemeinsamen Zwecke wirken, d. h. um der Seele zur Erreichung
ihrer Ziele, des Genusses und der Erlösung, zu verhelfen. Die Wirksamkeit
sämtlicher Organe erfolgt spontan ohne eine bewusste Leitung; aber sie er-
gänzen und unterstützen sich trotzdem gegenseitig, als ob sie auf Verabredung
und unter Kenntnis des gegenseitigen Vorhabens handelten. Gewöhnlich
folgen die Functionen der einzelnen Organe auf einander, indem zuerst die
äusseren Sinne in Thätigkeit treten, darauf das Manas, dann der Ahamkära
26 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
und schliesslich die Buddhi; doch kommt es vor, dass die Functionen der drei-
zehn Organe, resp. wenn es sich nicht um sinnlich wahrnehmbare Dinge handelt,
der drei inneren Organe gleichzeitig eintreten. (Nach der abweichenden
Lehre der Vaise§ika-Philosophie liegt in solchen Fällen nur eine scheinbare
Gleichzeitigkeit, in der That aber ein sehr schnelles Nacheinander vor). —
Die sämtlichen Organe bilden nicht nur wegen ihres gemeinsamen Zweckes
eine Einheit, sondern auch wegen der Gleichheit ihrer natürlichen Beschaffen-
heit; denn sie alle werden durch physische Ernährung erhalten und gestärkt.
Speise und Trank enthalten Bestandteile, die den Substanzen der Organe
homogen sind. S. Ph. 261 — 265.
S 8. Der feine oder innere Körper. Aus den dreizehn Organen
zusammen mit der ihnen Halt verleihenden Basis, nämlich den fünf feinen Ele-
menten, wird der innere Körper gebüdet, der gewöhnlich den Namen ängai-ddia
oder -sarlrd) fuhrt. Er heisst »characteristisches Merkmal« deshalb, weil er
Wesen und Character des Individuums bestimmt; denn da nach der Sämkhya-
Phüosophie keine qualitative Verschiedenheit zwischen den Seelen besteht, so
ist der innere Körper das Princip der Persönlichkeit und der Identität der
Person in den zahllosen Existenzen. Nicht die Seele, sondern der innere
Körper ist gut oder schlecht, weise oder thöricht u. s. w.; in ihm haftet die
moralische Verantwortlichkeit, auf der die Metempsychose beruht Da er die
Seele auf ihrer Wanderung aus einem groben Leib in den andern begleitet,
so kann er die verschiedenartigsten Formen annehmen und bald ein Gott,
bald ein Mensch, ein Tier oder ein Baum werden, damit die Seele den an-
gemessenen Lohn der ihr aufgebürdeten Werke empfange. Der innere Körper
bildet sich am Beginn eines Weltalters und währt, bis die erlösende Erkenntnis
oder die Weltauflösung eintritt; aber nur die Erlösung der Seele bewirkt, dass
der innere Körper für immer sich in der Urmaterie auflöst; für alle diejenigen
Seelen, die bei der Reabsorption des Universums noch nicht erlöst sind, ent-
steht er zu Anfang der folgenden Weltperiode aufs neue.
Der innere Körper bewirkt nicht nur die Metempsychose, sondern auch
die Empfindung, für deren Zustandekommen freilich die Vereinigung mit einem
groben Leibe notwendig ist. Da es das Wesen des inneren Körpers ist,
Schmerzen hervorzubringen, so dauert der Schmerz so lange, als der innere
Körper sich auf seiner Wanderung befindet.
Wenn auch die Buddhi der eigentliche Sitz der von allen Empfindungen,
Wahrnehmungen und Erfahrungen hinterlassenen Eindrücke und der auf diesen
beruhenden Dispositionen {samskära, väsanä) ist, so wirken doch alle Organe
bei der Hervorbringung derselben mit; und ferner sind diese Dispositionen,
die ebenso wenig wie das Weltdasein einen Anfang haben, für die Individualität
von solcher Bedeutung, dass sie mit Recht als Attribute des inneren Körpers
zu betrachten sind. Die Samskäras, durch die ausser dem Gedächtnis auch
der Instinkt, die Triebe, Gewohnheiten, Fähigkeiten und Talente bedingt sind,
können lange — oft während vieler Existenzen — schlummern, bis sie, durch
ein Ereignis angeregt, lebendig werden und die für ihre Bethätigung geeigneten
Bedingungen finden; bis dahin ist sich Niemand ihrer bewusst Unter allen
Dispositionen, die natürlich bei jedem Individuum unendlich zahlreich und
mannigfaltig sind, ist die verhängnisvollste die einem jeden Wesen angeborene
Anlage zum Nichtwissen (avidyä-samskära)^ d. h. zur Verwechselung von
Geist und Materie. S. Ph. 265 — 272.
8 9. Der grobe Körper. Die Verbindung des sichtbaren vergäng-
lichen Leibes {sthüla-deJia, -s'arlra)^ dessen Gattung in jedem einzelnen Fall
durch die nachwirkende Kraft der Werke bestimmt wird, mit dem inneren
Körper und der Seele heisst Leben, ihre Trennung Tod. Jedes Leben währt
VII. Die Materie als lebender Organismus, Physiologie. 2 7
so lange, bis diejenigen Werke, deren Frucht begonnen hat zu reifen iprä-
rabdha)^ vollkommen gesühnt sind. Über die Vorstellungen von der Ent-
wickelung des groben Körpers im Mutterleibe s. Säipkhya-tattva-kaumudT zu
Kärikä 43. Unser System lehrt ebenso wie die Vaise§ika-Nyäya-Philosophie,
dass der grobe Körper lediglich aus dem Element Erde bestehe, während er
nach anderen Anschauungen aus mehreren Elementen verschiedener Anzahl
gebildet ist S. Ph. 272 — 274.
S IG. Die Zustände. A. Die regelmässig wechselnden Zu-
stände, Wachen und Schlafen. In dem ersteren bethätigen sich Sattva
und Rajas, in dem letzteren herrscht das Tamas; beide Zustände beeinflussen
nicht die Natur der Seele, sondern nur die der inneren Organe und der
Sinne. Wachen ist der Zustand, in dem die inneren Organe durch sinnliche
Wahrnehmung die Objecte ihrer Thätigkeit empfangen; Schlafen zerfällt in
Traumschlaf {siapnd) und Tiefschlaf {susupti). Während des Traumschlafs
werden die inneren Organe ebenso wie im wachen Zustande durch Objecte
alterirt, aber mit dem Unterschiede, dass ihre Functionen nicht durch Sinnes-
wahrnehmung, sondern nur durch die in der Buddhi ruhenden Eindrücke an-
geregt werden. Traumbilder sind also, weil auf inneren AfTectionen beruhend,
nicht absolut unwirklich wie Undinge, sondern nur nicht in demselben Sinne
wirklich wie die im Wachen gesehenen, in objectiver Realität existirenden
Dinge. Der Tiefschlaf ist die Negation aller Affectionen der inneren
Organe, d. h. der Zustand völliger Bewusstlosigkeit, während dessen auch die
in der Buddhi vorhandenen Samskäras sich nicht bethätigen können. Im
Tiefschlaf befindet sich die Seele vorübergehend in demselben Zustand wie
in der Erlösung nach dem Tode; denn sie ist zur Zeit des Tiefschlafs voll-
kommen ungebunden und schmerzfrei. Das gleiche gilt auch von zwei ab-
normen, nur ausnahmsweise zu beobachtenden Zuständen, von der Ohnmacht
und der bis zur Bewusstlosigkeit gesteigerten Versenkung.
B. Die individuellen Daseinszustände {bhävd)^ acht an der Zihl,
Tugend und Lasterhaftigkeit u. s. w., sind bereits in diesem Capitel am
Schluss von S 2 erwähnt worden. Sie sind gewöhnlich erworben (vaikrtd)^
aber sie können auch — die vier erstrebenswerten Zustände allerdings sehr
selten, wie bei Kapila, der mit ihrem vollen Besitz geboren wurde — ur-
sprünglich {sämsiddhikd) oder natürlich (präkrtika) sein. Doch gilt dieser
Unterschied nur, wenn man allein das gegenwärtige Leben ins Auge fasst; im
höheren Sinne besteht er nicht, da auch die sogenannten angeborenen Zu-
stände durch das Verdienst oder die Schuld früherer Existenzen erworben
werden.
C. Die Zustände der verschiedenartigen Entfernung von dem
höchsten Ziel. Unter dem Namen pratyaya-sarga »intellectuelle Schöpfung«
— im Gegensatz zum bhüta- oder bhautika-sarga (s. oben § i) — wird die
Stufenleiter Irrtum (inparyaya)^ Unvermögen {aiakti)^ Befriedigung {iusti) und
Vollkommenheit {siddhi) zusammengefasst Unter »Unvermögen« wurde dabei
ursprünglich die durch den Irrtum bedingte Unfähigkeit zur Meditation ver-
standen; »Befriedigung« bedeutet das durch Meditation und Weltentsagung
bedingte Glücksgefdhl. Die Lehre von diesen vier Zuständen hat zu einer
höchst absonderlichen Classificirung geführt, durch die sich für den Irrtum
nicht weniger als 62, für das Unvermögen 28, für die Befriedigung 9 und
für die Vollkommenheit 8 verschiedene Formen ergaben. Diese Unterarten
sind ferner mit wunderlichen Bezeichnungen benannt, von denen die für die
einzelnen Formen der Befriedigung und Vollkommenheit gewählten grössten-
teüs Beziehungen zu den Begriffen Wasser, Flut und Überfahrt haben und
dcjshalb wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem bei den Buddhisten be-
28 in. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
liebten Bilde von der Überfahrt über den Ocean des Saipsära in den Hafen
des Niryäna stehen. Ich ver\^eise wegen der Einzelheiten auf S. Ph. und
meine Übersetzungen der Sämkhya-Texte und möchte hier nur die folgenden
zwei Punkte herausheben. Der Irrtum wird in fünf Hauptarten zerlegt, die
begrifflich für unser System von Bedeutung sind: azidyd »Nichtwissen«, cL h.
Verwechselung und Vermengung von Geist und Materie, asmitä »Subjectivis-
mus«, d. h. der Wahn der Götter, dass ihre übernatürlichen Kräfte ihrem
Selbst angehörig und unvergänglich seien, räga »Verlangen nach sinn-
lichen Genüssen«, dresa »Abneigung gegen die Hindemisse des Sinnengen uss ei«,
abhinneia »Furcht vor Tod und Gefahr, das Hängen am Leben«. Unter
den Begriff des Unvermögens fallen nach unseren Texten die Defecte der
Sinnesorgane und die den einzelnen Formen der Befriedigung und VoUkonmien-
heit entgegengesetzten Zustande, resp. die Störungen jener Zustände. S. Ph.
274 — 284.
S II. (Anhang zu VI und VII). Die Materie als einheitlicher
Begriff. Die als Einheit betrachtete materielle Welt besitzt zwei charact^-
ristische Qualitäten: Raum und Zeit, die im metaphysischen Sinne für ewig
und allgegenwärtig erklärt werden. (Der Vedänta lässt den Raum aus dem
Ätman entstanden sein; nach der Vaise§ika-Nyäya-Philosophie sind Zeit und
Raum ewige Substanzen). Da in der empirischen Welt Raum und Zeit als
begrenzt erscheinen, so werden sie in dieser Eigenschaft anders beurteilt,
nämlich als der durch die körperlichen Dinge, resp. durch die Bewegungen
der Himmelsgestirne bestimmte Äther.
Gewöhnlich wird die Materie als ein Ganzes im Gegensatze zu den Seelen
behandelt; ihr Verhältnis zu diesen ist das des Besitzes zu dem Besitzer (xr^-
svämi-bhäva) oder des Genossenen zu dem Geniesser (bhogya-bhokir-bhäz a).
Dieser Zusammenhang, der von Ewigkeit her besteht, aber mit Bezug auf jede
einzelne Seele gelöst werden kann, beruht in letzter Instanz auf der Nicht-
unterscheidung von Geist und Materie. Da nun aber diese Nichtunterscheidung
ebenso wie die erlösende Unterscheidung nicht der Seele, sondern der Buddhi
angehört und da die Buddhi Materie ist, so wird die Materie als die Fesslerin
und Befreierin der Seelen bezeichnet und dafür verantwortlich gemacht, dass
die gebundenen Seelen noch nicht erlöst sind. Die Aufhebung des Zusammen-
hangs zwischen den Seelen und der Materie liegt ebensowohl im Interesse
der letzteren; denn der Schmerz in seiner objectiven Realität ruht in dem
materiellen Innenorgan, und nur ein Reflex des Schmerzes fällt in den Spiegel
der Seele.
Das ganze Sämkhya-System ist auf die Lehre der absoluten Wesens-
verschiedenheit von Seele und Materie gegründet, die sich nur insofern gleich
sind, als sie beide keinen Anfang und kein Ende haben. Die Seelen sind
ewig unveränderlich {kütastha-niiyä)^ die Materie ist ewig der Veränderung
unterworfen (parinämi-nitya). Die Verschiedenheit beider ist näher in Säm-
khya-kärikä 11 beschrieben; vgl. auch unten VllI % 2. S. Ph. 285 — 290.
VIII. PSYCHOLOGIE.
S I. Beweise für die Existenz der Seele. Obschon das Dasein
der Seele {ätman^ pums^ purum) von niemand bestritten wird und durch sich
selbst evident (sratah siddha^ S7 ayamprakäs'a) ist, finden sich in den Sämkhya-
Texten doch folgende Beweise dafür, i) Wenn es keine Seele gäbe, so wäre
das Ichbewusstsein und besonders die Vorstellung »Ich erkenne« unmöglich,
ebenso wie der Schatten ohne den Schatten werfenden Gegenstand oder das
VIII. Psychologie. 29
Bild ohne seine Grundlage. 2) Weil alles zusammengesetzte zum Zwecke eines
andern da ist und alles materielle zusammengesetzt ist, muss es etwas unzusammen-
gesetztes und mithin von allem materiellen verschiedenes geben; sonst würde
man einen regressus in infinitum erhalten. 3 ) Die zweckmässigen Entfaltungen
und Verbindungen der Materie würden unerklärlich sein, wenn die ganze un-
geistige Materie nicht von einem geistigen Princip regiert würde. Dieses
geistige Princip ist nach dem Säipkhya-System die Gesamtheit der Seelen,
die nicht etwa durch bewussten Willen, sondern in rein mechanischer Weise
durch ihr blosses Vorhandensein auf die Seelen einwirken. 4) Da die inneren
Organe die Freude, den Schmerz u. s. w. als etwas ihnen wesentlich ange-
höriges besitzen, mithin empfundenes Object sind, so können sie nicht
empfindendes Subject sein, weil ein und dasselbe Ding nicht zugleich Sub-
ject und Object sein kann (vgl. III S 4)« Dsls demnach zu erschliessende
Subject ist die Seele. S. Ph. 294 — 296.
§2. Das Wesen der Seele an sich. Die absolute, an sich seiende
{kroalä) Seele wird definirt als Geist (r//, citi, cetana^ caitanya^ auch »Licht«
prakäsa genannt), d. h. als reines, objectloses, sich selbständig nicht zu be-
thätigen vermögendes Denken (cin-mdira). Die Seele besitzt keinerlei Attri-
bute und Qualitäten; was von ihr ausgesagt werden kann, ist ausschliesslich
negativer Natur. Sie hat keinen Anfang und kein Ende (ein Grundsatz, mit
dem die Vorstellung der Unsterblichkeit im volkstümlichen Sinne, d h. der
ewigen bewussten Fortdauer, nichts zu thun hat); sie besteht nicht aus Teüen
und ist schon deshalb unvergänglich. Da alles aus Teilen zusammengesetzte
von begrenzter Ausdehnung {madhyama- oder paricchinna-parimänd) ist, so
musste die Seele entweder für unendlich klein oder unendlich gross erklärt
werden; denn zu der Vorstellung von der Raumlosigkeit des an sich seienden
ist man in Indien nicht vorgeschritten. Innerhalb der Sämkhya-Schule hat
zuerst die Anschauung geherrscht, dass die Seele unendlich klein sei, wie sich
aus einem Fragment Pancasikha's ergiebt, in dem die Seele anu-mäira genannt
wird. Obwohl diese Theorie über die Grösse der Seele vortrefflich zu der
Sämkhya-Lehre von der unzähligen Menge individueller Seelen und überhaupt
in den Zusammenhang unseres Systems passt, ist sie doch schon vor dem
5. Jahrhundert n. Chr. aufgegeben worden; denn ausser Pancasikha erklären
alle Särnkhya-Lehrer von Isvarakr§na an — offenbar unter dem Einfluss der
Vedänta- Philosophie — die Seele für allgegenwärtig oder unendlich gross
{vibhUy vyäpaka, parama-mahat). Die Seele ist nach dem Särpkhya-System
ferner bewegungslos (wodurch die volkstümliche Anschauung von ihrer Wan-
derung widerlegt wird), unveränderlich, absolut unthätig, d. h. willenlos, und
unberührt von Freude, Schmerz und allen sonstigen Affectionen. Sie ist —
mit einem Worte — ewig frei (nitya-mukta); man darf ihr also direkt weder
ein Gebundensein noch ein Erlöstwerden zuschreiben. Die bekannte Lehre
des Vedänta, dass die Wonne (änanda) ebenso wie Sein und Denken zu dem
Wesen der Seele gehöre, wird mit der Bemerkung zurückgewiesen, dass rein
geistiges Wesen und Wonnenatur sich gegenseitig ausschliessen. Dass die
Seele schliesslich zwar eine Substanz {dravya) aber immateriell ist, war schon
fiiiher erwähnt Weil sie unproductiv {a-prasava-dharmin) ist und mithin
nicht die Fähigkeit besitzt sich irgendwie zu entfalten, wird auch die Vedänta-
Lehre, dass die Seele nicht nur causa efficiens, sondern auch causa materialis
der Welt sei, abgelehnt. Trotz aller dieser Negationen ist der Begriff der
Seele für das Sämkhya-System doch von der grössten Wichtigkeit, wie sich
besonders aus S 5 unten ergeben wird. S. Ph. 296 — 302.
S 3. Die Vielheit der Seelen. Einen der wichtigsten Unterschiede
des Sämkhya von dem Vedänta-System bildet die Annahme einer unendlichen
30 111. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. SaxMkhya u. Yoga.
Anzahl individueller Seelen. Diese Lehre wird begründet durch die ver-
schiedene Verteilung von Geburt und Tod, durch die Verschiedenartigkeit
der Handlungen, die zwar den inneren Organen angehören, aber auf die
Seele übertragen werden, und durch die Mannigfaltigkeit der Wohnstätten,
d. h. durch die Thatsache, dass die Seele in so verschiedenen Körpern, wie
es die der Götter, Menschen und Tiere sind, wohnt und wirkt S. Ph. 303, 304.
S 4. Das Verhältnis der Seele zu den Organen, zum Leibe
und zum Handeln. Die an sich seiende Seele wird zur empirischen iftia)
durch die Verbindung mit ihren Umkleidungen iupäd/ii), d. h. mit dem Innen-
organ, den Sinnen, dem Körper und hauptsächlich dem Atem als dem
Princip, das den Körper büdet und das Leben bedingt (vgl. VII S 5). Dieser
Zusammenhang einer jeden Seele mit ihren Upädhis besteht von Ewigkeit her,
wird nur während der Weltauflösung unterbrochen und währt bis zur Erreichung
der unterscheidenden Erkenntnis. Obwohl die Seele Herr \md Leiter ihrer
Upädhis ist, weist sie, weü willenlos, ihnen doch nicht an, was sie thun
sollen; und die Organe arbeiten für die Seele, ohne sich ihrer Thätigkeit be-
wusst zu sein, lediglich in Folge der blinden Triebe der Materie. Die Herr-
schaft und Leitung der Seele besteht einfach darin, dass diese durch ihr
blosses Dasein die Organe zur Wirksamkeit anregt und mit ihrem Lichte er-
leuchtet. Wie aber die Sonne durch das Bescheinen der Erde keine Ver-
änderung erleidet, so tritt auch die Seele nicht im geringsten aus ihrer In-
differenz heraus, wenn sie den Organismus durch das von ihr ausstrahlende
Licht mit bewusstem Leben erfüllt. Eine wirkliche Verbindung der Seele
mit den Organen und dem Leibe existirt also gar nicht, es gibt in Wahrheit
gar keine empirische Seele, sondern unter dieser Bezeichnung ist nur der von
der Seele durchleuchtete Complex der Upädhis zu verstehen. Die Seele
selbst ist immerdar unabhängig von ihren Upädhis und deren Aflfectionen.
Die Erkenntnis dieser Thatsache herbeizuführen ist die eigentliche Aufgabe
der Sämkhya-Phüosophie.
Dass auch die Werke nur in uneigentlichera Sinne der Seele zuge-
schrieben werden, wie Sieg und Niederlage dem König, ergibt sich schon aus
dem eben gesagten. Die Seele ist unfähig zu jeglicher Thätigkeit, und das
in Wirklichkeit handelnde Princip ist der Ahamkära (s. VII % 3). Es scheint
aber, als ob die Seele handle, weil der ungeistige Aharnkära nur in Folge
des belebenden Lichtes wirkt, das von der Seele aus auf ihn fallt, und weü
der Ahamkära den Wahn erzeugt, dass das Ich, die Seele das handelnde (und
leidende) Subject sei. Die Werke, obwohl der Seele nur durch die Nicht-
unterscheidung aufgebürdet, gelten trotzdem als ihr Eigentum, durch das sie
ein bestimmtes nur für sie wirkendes Innenorgan »erwirbt«. Da dieser sich
durch sich selbst ewig erneuernde Besitz aber der Seele ohne eigenes Zuthim
zu Teil wird, so trägt sie keine Verantwortung für die Werke und wird des-
halb auch nicht durch Lohn oder Strafe betroffen. S. Ph. 305 — 309.
S 5. Die Aufgabe der Seele. Welche Bedeutung die Seele für das
empirische Dasein des Individuums hat, ist schon im vorigen Paragraphen an-
gedeutet Durch ihr Vorhandensein bewirkt die Seele nicht nur, dass die
Organe in Thätigkeit treten, sondern sie bringt auch alle Functionen und
Affectionen {vrtti) der Organe zum Bewusstsein. Die durch die Sinne ver-
mittelten Wahrnehmungen, die durch solche Wahrnehmungen im Verein mit
der Erinnerung hervorgerufenen Schlussfolgerungen, Begierde, Abneigung,
Freude, Schmerz und andere Leidtrnschaften , der durch sie angeregte und
geleitete Wille, — kurz alles, was in unserem Innern vor sich geht, besteht
in Veränderungen oder Modificationen (vikära^ parinämä) des Innenorgans,
so dass dieses in jedem Augenblick eine andere Form annimmt. Diese be-
IX. Gebundensein UND Erlösung. 31
ständige Umgestaltung des Innenorgans ist nun im Princip nicht von den
Veränderungen verschieden, die sich unablässig in der Aussenwelt vollziehen;
alle inneren Vorgänge sind zunächst rein mechanische Alterationen der Materie
und müssten als solche unbewusst bleiben, wenn die Seele nicht »vermöge
ihrer Nähe« das Licht des Bewusstseins auf sie ergösse. Das in der Buddhi
befindliche Sattva, das auch als lichtartig oder erleuchtend (prakäsakä) be-
zeichnet wird, ist hierzu durchaus unfähig; denn die Lichthaftigkeit des mate-
riellen, ungeistigen Sattva ist nur geeignet und berufen, die mechanischen
Wahrnehmungs- und Denkfunctionen (jhäna-vrtti) hervorzubrmgen. Die davon
grundverschiedene Lichthaftigkeit der Seele ist keine Eigenschaft — denn die
Seele besitzt keine Qualitäten — , sondern das Licht ist die Seele selbst, d. h.
es bildet ihr Wesen {ätma-svarüpä). Daraus folgt, dass die von der Seele
ausgehende Erleuchtung des Innenorgans niemals eine Unterbrechung erfahren
kann, mit anderen Worten: dass es keine unbewusst bleibenden inneren
Vorgänge gibt. Das Gebiet des Unbewussten umfasst nach der Särnkhya-
Philosophie lediglich die in der Buddhi ruhenden Eindrücke oder Dispositionen,
die noch nicht zum Leben erweckt sind.
Die Sämkhya-Philosophie versteht unter der Seele nicht etwa eine wirklich
leuchtende Substanz, sondern will den Ausdruck, dessen sie sich bedient, als
einen metaphorischen aufgefasst wissen. In demselben Sinne, in welchem von
dem Lichte der Seele gesprochen wird, gebrauchen unsere Texte noch ein
anderes Bild; sie vergleichen nämlich die Seele auch mit einem Spiegel, in
dem die inneren Organe reflectiren. Für beide Gleichnisse kommen dieselben
technischer Ausdrücke chäyä und pratibimba »Abbild, Reflex« zur Verwen-
dung; mit ihnen wird sowohl das von der Seele auf die inneren Organe
fallende Licht als auch die Spiegelung der inneren Organe in der Seele be-
zeichnet. Wenn dieses vielbesprochene »Reflectiren« illusorisch (mithyä) ge-
nannt wird, soll damit nicht seine Existenz geleugnet werden, sondern nur
gesagt sein, dass der Vorgang nicht das ist, was er zu sein scheint, nämlich
eine AfTection der Seele. — Da die Seele ohne Hilfe des Innenorgans nichts
erkennen kann, so ist auch zur Erkenntnis der Seele selbst ein »Reflex« er-
forderlich. Das Innenorgan muss unter Ausschliessung alles andern ein Ab-
bild der Seele in sich aufnehmen; wenn dies geschehen ist, so bringt die
Seele diesen ihren Reflex und damit sich selbst zur bewussten Erkenntniss.
S. Ph. 309 — 316.
IX. GEBUNDENSEIN UND ERLÖSUNG.
S I. Das Gebundensein und seine Ursache, die Nichtunter-
scheidung. Der Zustand des Gebundenseins (bandha) ist gleichbedeutend
mit dem bewussten Leben; er ist die »Verbindung mit dem Schmerz«, unter
welchen Begriff der Pessimismus der Sänikhya-Philosophie auch die Freuden
rechnet (s. III S 2). Der Schmerz nun gehört, wie wir gesehen haben, nicht
der Seele an, sondern dem inneren Organ, resp. dem feinen Körper; doch
ist damit der Thatbestand nur halb erklärt. In unseren Texten wird ebenso
oft geleugnet wie behauptet, dass die Seele gebunden sei, — ein anscheinender
Widerspruch, der auf folgende Weise gelöst wird. Ein wirkliches (pära-
märthika) Gebundensein der Seele, d. h. eine Verbindung mit dem Schmerz
in objectiver Realität {bimbä)^ existirt zwar nicht; aber der aus dem Innen-
organ auf die Seele fallende Reflex des Schmerzes hat, ohne einen wirklichen
Einfluss auf die Seele auszuüben, doch den Erfolg, dass durch ihn die natür-
liche Schmerzlosigkeit der Seele verdeckt >vird. Wenn von dem Gebunden-
32 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkh\'a u. Yoga.
sein der Seele gesprochen wird, so ist damit gemeint, dass die Seele den in
dem Körper befindlichen Schmerz zum Bewusstsein bringt. Diese Verbin-
dung der Seele mit dem Schmerz, die das eigentliche Übel alles weltlichen
Daseins ist, darf nicht als etwas der Seele wesentliches betrachtet werden;
denn dann könnte diese Verbindung überhaupt nicht aufgehoben werden; auch
wird sie nicht durch besondere Veranlassungen hervorgerufen, sondern einzig
und allein durch die Nichtunterscheidung von Seele imd Materie (ge-
wöhnlich aviveka genannt). Jedermann ist zwar im Stande die grobe Materie
von der Seele zu unterscheiden; aber ernste Anstrengungen sind erforderlich,
um die Verschiedenheit der Seele von den materiellen inneren Organen, die
Verschiedenheit der geistigen Natur der Seele von dem scheinbar geistigen
Sattva zu erkennen, das in der Buddhi die Denkfunctionen (im weitesten Una-
fang des Wortes) hervorruft. Die Nichtunterscheidung ist mittelbar Ursache
des Gebundenseins, weil sie alle Leidenschaften und Begierden erzeugt, die
den Menschen an das weltliche Dasein binden, und somit auch das Handeln
veranlasst; unmittelbar aber ist sie es nach der Sämkhya-Lehre dadurch,
dass sie das Reflectiren der Functionen des Innenorgans, insbesondere also
des Schmerzes, in der Seele bewirkt Die bewusste Schmerzempfindung wird
mithin als eine direkte Folge der Nichtunterscheidung betrachtet — Die
Nichtunterscheidung ist bedingt durch eine unheilvolle Disposition, die allen
Wesen angeboren ist Da diese Disposition die Nachwirkung der Nichtunter-
scheidung in dem vorangegangenen Leben ist, die ihrerseits wiederum aus
der entsprechenden Disposition hervorgegangen sein muss u. s. f., so liegt
hier eine Continuität ohne Anfang vor, ein regressus in infinitum, an dem in
diesem Fall die Särpkhya-Philosophie keinen Anstoss genommen hat S. Ph.
316 — 323.
S 2. Die Erlösung und ihre Ursache, die Unterscheidung.
Wenn die eben beschriebene Verbindung der Seele mit der Materie gelöst
ist, so wird der Seele nicht etwa eine übernatürliche Kraft, Erkenntnis oder
Wonne zu Teil. Die Erlösung (gewöhnlich mukti^ moksa oder apavarga ge-
nannt) wird als das absolute Aufhören des Schmerzes oder als die Unmög-
lichkeit seiner Wiederkehr definirt Sie besteht in der endgiltigen Isolirung
(kaivalya) der Seele , d. h. darin , dass das schmerzvoll afficirte Innenorgan
nicht mehr von dem Lichte der Seele beschienen wird. Wenn aber der
Schmerz nicht mehr zum Bewusstsein gebracht wird, so gilt das gleiche
natürlich auch von allen anderen Affectionen. Die Seele dauert also im Zu-
stand der Erlösung zwar individuell fort, aber in absoluter Bewusstlosig-
keit. Das ergiebt sich nicht nur aus dem Zusammenhange des Systems,
sondern auch aus der ausdrücklichen Erklärung, dass schon bei Lebzeiten
derselbe Zustand, wie in der Erlösung nach dem Tode, vorübergehend er-
reicht wird, nämlich während des tiefen traumlosen Schlafe«?, der Ohnmacht
und der bis auf das höchste Maass gesteigerten Versenkung.
Um das höchste Ziel zu erreichen, gibt es nur ein Mittel. Dass weder
weltliche noch rituelle Mittel geeignet sind die Erlösung herbeizuführen, haben
wir bereits III 8 2 gesehen; ebendaselbst § 3 sind auch die Anforderungen
zur Sprache gekommen, welche die Sämkhya-Philosophie an denjenigen stellt,
der nach dem erlösenden Wissen trachtet Aber alles das sind nur Förde-
rungsraittel, die oft angewendet werden, jedoch selten zum Ziel führen. Wie
die Finsternis nur durch das Licht vertrieben wird, so kann auch die Nicht-
unterscheidung, auf der das Gebundensein beruht, allein durch die Unter-
scheidung beseitigt werden. Wenn die absolute-Verschiedenheit der Seele von
der Materie, d. h. von den inneren Organen, erkannt ist, so weiss man, dass
die Seele ewig frei ist, dass Gebundensein und Erlösung der Materie angehören.
I. Geschichtliches. 33
Ist die Seele durch diese Erkenntnis zum Fürsichsein (svarüpe *vasthäna,
n^arüpa-pratisthä) gelangt, so löst sich das Innenorgan, das ihr bis zum
Augenblicke der Befreiung angehörte, auf; der feine Körper, der bis dahin
den Kreislauf der Existenzen bedingte, bildet sich zur Urmaterie zurück.
Die Erlösung bei Lebzeiten (s. IV S 2) ist die unmittelbare Vorstufe der
wahren definitiven Erlösung {videha-mukii)^ die im Augenblick des Todes ein-
tritt. Das Leiden der Welt, das in alle Ewigkeit fortdauert, vermag die be-
wusstlose Ruhe des Erlösten dann nicht mehr zu stören. S. Ph. 323 — 329.
B. YOGA.
I. GESCHICHTUCHES.
•
S I. Verhältnis des Yoga zum Särpkhya. Das Yoga-System gilt
in der indischen Litteratur allgemein für eine Weiterbildung der atheistischen
{nirlsvara) Särnkhya-Philosophie im theistischen {se^arä) Sinne. Die enge
Verbindung der beiden Systeme wird durch das häufige Compositum sämkhya-
yoga zum Ausdruck gebracht und auch oft in anderer Weise betont. Das
Haupt-Lehrbuch des Yoga-Systems führt den Namen sämkhya-pravacana »aus-
führliche Darstellung des Särpkhya«, also denselben Namen, den man auch
den späteren Särjikhyasütras gegeben hat. Im Mahäbharata werden Sämkhya
und Yoga geradezu als eins bezeichnet, und derjenige wird weise oder im
Besitz der Wahrheit seiend genannt, der die Einheitlichkeit beider Lehren
erfasst hat (ekam sänjkhyam ca yogam ca yaJ^ paJyati) *. Diese Auffassung
ist vollkommen berechtigt; denn mit Ausnahme der Gottesleugnung sind sämt-
liche Särnkhya- Anschauungen von Bedeutung in das Yoga-System übernommen
worden: ausser dem allgemein-indischen Glauben an die Ewigkeit des Welt-
daseins, an die Metempsychose und an die Unverbrüchlichkeit des Gesetzes
der Vergeltung die speciellen Lehren in Erkenntnistheorie, Kosmologie, Phy-
siologie und Psychologie, sowie die Sämkhya-Theorie, dass die Erlösung der
Seele aus dem Kreislauf der Existenzen allein durch die unmittelbare Erkennt-
nis der Verschiedenheit von Geist und Materie zu erreichen sei. Auch ist
die Erlösung in dem Yoga-System — wenigstens in der ursprünglichen unver-
fälschten Yoga-Lehre — nichts anderes als die nach der Särpkhya-Philosophie
zu erstrebende Isolirung der Seele von der Materie, die Herbeiführung eines
absolut bewusstlosen Zustandes jenseits des Weltdaseins; und ebenso in Über-
einstimmung mit der Sämkhya-Lehre ist auch die Erreichung dieses Zieles
nach der Yoga-Philosophie einem Jeden ohne Unterschied der Kaste oder des
Standes möglich ^
Wenn auch nicht alle einzelnen Säinkhya-Lehren in den Yoga-Texten
entwickelt sind, so bilden sie doch in ihrer soeben beschriebenen Gesamtheit
die Grundlage alier auf den Yoga bezüglichen Ausführungen; das Sämkhya
wird eben in der Hauptsache als bekannt vorausgesetzt Andererseits wurden
auch die Lehren, durch die der Begründer des Yoga-Systems die Särnkhya-
Philosophie weiter ausgestaltet hat, — mit Ausnahme der wenigen in Capitel IV
zu behandelnden Anschauungen — von den Anhängern des Särnkhya in ihr
System übernommen. Meine Darstellung des Yoga-Systems (in III und IV)
habe ich also einfach auf dasjenige zu beschränken, was nicht in dem voran-
gehenden Aufsatz als Sämkhya-Lehre zur Sprache gekommen ist
Das Characteristische des Yoga-Systems beruht in der Verwendung einer
Anzahl vom Sprachgebrauch der Sämkhyas abweichender termini technici
lüdo-arische Philologie. III. 4. 3
34 UL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Ycxja.
(z, B. ciUa statt buddhi)^ hauptsächlich aber in der Lehre von der Technik
der Contemplation und in der hohen Wertschätzung äusserlicher Hilfsmittel -\
in der Lehre von den wunderbaren, durch die Versenkung zu gemnnenden
Kräften und schliesslich darin, dass seit den Zeiten der Begründung des eigent-
lichen Systems (vgl. die 5 yama unten III S 2) der Yoga eine Betonung der
moralischen Seite bezweckte, die im Sämkhya-System keinen Platz gefunden
hat. In der Bhagavadgltä (besonders im dritten und fünften Gesang) \s>x.yoga
geradezu die Lehre vom pflichtgemässen Handeln, särtikhya die abstracte
Theorie der richtigen Erkenntnis.
Unter den bisherigen Darstellungen der Yoga- Philosophie* seien die von
Räjendraläla Mitra^ und Paul Markus^ hervorgehoben- Die letztere, die
sich auf die rein philosophische Seite des Systems beschränkt, ist eine ver-
dienstliche Arbeit über diesen Teil des Yoga; von dem eigentlichen Wesen
des Systems aber, in welchem das practische Element auf das engste mit
dem philosophischen verschmolzen ist, gewährt die Schrift keine rechte Vor-
stellung. Was Markus bietet, ist infolge der genannten Beschränkung zum
grössten Teil eine Darstellung und philosophische Beleuchtung von Särakhya-
Lehren.
X Mbh. XII, 11347 [Adhy. 307, v. 20], 11678 [Adhy. 318, v. 4], Bhag. V, 5;
s. auch u. a. Mbh. XII, II461 [Adhy. 309, v. 44]: yad eva s'astram Sämkhyoktcim^
Yogadarsanam na (at^ und Holtzmann, Mahäbhärata IV, 107. — « Mbh. XII, 8801
[Adhy. 240, V. 34], XIV, 593 [Adhy. 19, v. 62]. — 3 Bhag. III, y, jhäna-yogena Säm-
khyanäm^ karma-yogena Yogmäm. — 4 N. C. Paul ( d. h. Navinacha.ndrapäLA 1, A trca-
tise on the Yoga philosophy (Benares 185 1, ' Bombay 1888); Goldstöcker, Literary
Remains 1,320 — 328. Taylor's Summary of Patanjali Sütra in »The Yoga Philosophy«
(Bombay 1882) ist mir nur durch das Citat in Hermann Walter 's Übersetzung der
Hathayogapradlpikä p. XI bekannt. — 5 In der ausführlichen Einleitung zur Aus-
gabe und Übersetzung der Yogasütras (Bibl. Ind., Caicutta 1883^ — 6 0ie Yoga-
Philosophie nach dem Räjamärtanda dargestellt. I-eipziger Doktordissertation
(Halle a. S. i886>
8 2. Der Begriff des Yoga und seine Herkunft Die Anschau-
ungen, die den Yoga hauptsUchlich von dem Inhalt der Sämkhya-Philosophie
unterscheiden, lassen sich in ihren Ursprüngen auf die älteste Zeit indogerma-
nischer Vergangenheit zurückführen, auf die Periode der Wildheit, aus welcher
durch Heranziehung des von der Ethnologie gebotenen Materials neuerdings
namentlich Oldenberg in seiner »Religion des Veda« so überraschende Auf-
schlüsse gewonnen hat Nach der Analogie der heutigen wilden Völker
dürfen wir mit Gewissheit jener Urzeit den Glauben zuschreiben, dass durch
asketische Übungen die Fähigkeit, mit der Geisterwelt zu verkehren und den
natürlichen Lauf der Dinge in wunderl)arer Weise zu ändern, gewonnen wer-
den könne. Im alten Indien wurde die Askese bekanntlich tapas genannt
Das Wort bedeutete zunächst »Hitze, Glut, Erhitzung« im eigenthchsten Sinne,
dann »das durch Kasteiungen hervorgerufene Schwitzen« und »der auf diese
Weise erzeugte Zustand innerer Erhitzung, d. h. Ekstase«. Wie noch heute
die Zauberer bei den Indianer- und Negervölkern verfahren, so bereiteten
sich auch die Somaopferer nach dem altindischen Ritual durch langes Fasten
zu ihrem Werke vor, indem sie sich, mit dunklen Tierfellen bekleidet und
»in stammelnder Sprache redend«, neben dem Zauberfeuer aufhielten*. Dass
das Wort tapas in den übertragenen Bedeutungen sich erst in jüngeren Liedern
des Rigveda findet, beweist nichts gegen das hohe Alter der angeführten
Begriffe und ihrer praktischen Verwertung; denn der Gedankenkreis des Rig-
veda hat wenig Berührungspunkte mit asketischen Übungen. Häufiger begegnet
uns das Tapas im Yajur- und Atharvaveda und viel öfter in der Litteratur
der Brähmanas und L'panisads. Da hier das Tapas als eine kosmogonische
Potenz gilt, durch die der Weltenschüpfer die Wesen und Dinge hervorbringt^
L Geschichtliches. 35
so ist klar, dass der Askese schon damals keine geringere Macht zugeschrieben
wurde, wie in der klassischen Sanskritlitteratur, in der uns die Asketen als
allmächtige Zauberer entgegentreten. Während ursprünglich der ekstatische
Zustand, in dem der Mensch sich in höhere Sphären zu erheben glaubt, haupt-
sächlich durch Fasten und andere Kasteiungen erstrebt wurde, verlegte man
bei der fortschreitenden Verinnerlichung des geistigen Lebens in Indien den
Schwerpunkt immer mehr auf die Meditation und Versenkung. Damit wuchs
der Begriff des Yoga (etymologisch »Anschirrung«, d. h. Anspannung der
geistigen Kräfte durch Concentration des Denkens auf einen bestimmten Punkt)
aus dem des Tapas heraus. Das Tapas oder die leibliche Askese wurde zu
einem Hilfsmittel zur Förderung des Yoga oder der geistigen Askese, wenn
auch naturgemäss die beiden Begriffe nicht immer von einander geschieden
sind. Das Wort yoga tritt in der angegebenen Bedeutung erst beträchtlich
später auf als tapas. Aber das Alter des eigentlichen Yoga darf deshalb
nicht unterschätzt werden; denn neuere Untersuchungen haben gelehrt, dass
der Buddhismus nicht allein von dem theoretischen Särnkhya, sondern auch
von der praktischen Yoga-Lehre ausgegangen ist, der Buddha eine Reihe von
Begriffen entlehnt hat^ Anhänger der Yoga-Lehre sind auch bereits im Brah-
majäla Sutta erwähnt^.
GouGH* sucht die Entstehung der Yoga-Praxis auf den Einfluss der rohen
Völkerschaften zurückzuführen, mit denen die eingewanderten Arier verschmol-
zen, und beruft sich dabei auf Tylor*s Primitive Culture I, 277, wo ausge-
führt ist, dass bei wilden Völkern die durch Meditation, Fasten, Narkotisirung,
Erregung oder Krankheit hervorgerufene Ekstase ein in hoher Wertschätzung
gehaltener Zustand sei. Ich brauche nach dem eben Gesagten diesen Ge-
danken keiner eingehenderen Erwägung mehr zu unterziehen; denn was Gough
für eine Entlehnung in historischer Zeit hält, ist in der That ein Erbteil aus
dem grauesten Altertum des indogermanischen Stammes.
Wenn Räjendraläla Mitra ^ meint, dass in Indien das Object der Ver-
senkung natürlich zuerst die Gottheit in dieser oder jener Form gewesen sei,
so ist das eine unbewiesene und meines Erachtens unrichtige Annahme, gegen
welche die Geschichte des Yoga (s. unten IV § i) spricht. Nach der tech-
nischen Erklärung^ ist yoga »die Unterdrückung der Functionen des Denk-
organs« — d. h. derjenigen Functionen, die auf den Einflüssen der Aussenwelt
beruhen — , oder positiv gewendet »die Beschäftigung mit einem einzigen
Princip« {eka-tativä- bhyäsa)^ , unter dem zuerst und vorzugsweise der Ätman
verstanden wurde. — Vereinzelt wird das Wort yoga auch im Sinne von yogin
»Anhänger des Yoga-Systems« gebraucht®.
» Oldenberg, Religion des Veda 401 — 407 u. sonst, Deutsche Rundschau XXII
211. — 2 KB. I, 470 ff., Jacobi, Nachr. der Gott. Ges. d. Wiss. 1896, 45 ff. —
3 S. Ph. 6, Anm. — 4 Philosophy of the Upanishads 18, 19. — 5 Yoga Aphorisms
p. XII. — 6 Yogasütra I. 2; Vyäsa macht in seinem Commentar darauf aufmerk-
sam, dass sarva nicht in dem Compositum dUa-yrtti-mrodha enthalten ist. — 7 Yogas.
I, 32. — 8 BRW. s. V. I, z.
S 3. Die ältesten Erwähnungen von Yoga-Lehren in der brah-
manischen Litteratur. Hier scheint der Yoga zum ersten Male Taitt. Up.
n, 4 in dem Satze yoga atmä »Concentration ist sein (des Erkennenden) Leib«
genannt zu sein; eigentliche Yoga- Lehren aber begegnen uns erst in der
zweiten Schicht der Upanisads, und zwar in den nämlichen Werken, in denen
wir auch die ältesten Anführungen von Sämkhya-Lehren vorfinden*, wie sich
jetzt mit Leichtigkeit aus Jacob's Concordance to the principal Upanishads
ersehen lässt; d. h. in der Katha, Maitrl und Svetäsvatara Upanisad. In dem
(allerdings wohl später hinzugefügten^) Schlussverse der Ka^h. Up. ist schon
' . » ,
36 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
die gesamte Yoga-Praxis {yoga-vidhim ca krtsnatn) als bekannt vorausgesetzt,
und Maitr. Up. VI, 18 — 30 wird sie von dem weisen Säkäyanya dem König
Brhadratha schon fast ebenso und mit denselben technischen Ausdrücken
beschrieben wie im System. Die Übereinstimmung erstreckt sich hier auf eine
ganze Reihe bemerkenswerter Einzelheiten; an Stelle der bekannten acht Be-
standteile {angä) der Yoga-Praxis werden jedoch Maitr. Up. VI, 18 nur erst
sechs genannt, von denen fünf {prdnäyäma, pratyähära, dhyäna, dhnranä,
samädhi) im System wiederkehren, während anstatt der späteren drei: yama^
niyama und äsana die Reflexion {tarkd) erscheint. Wenn auch dieser Teil
der Maitr. Up. jünger ist als die fünf ersten Bücher, so beweist doch die
geringere Anzahl der yogänga^ dass auch er noch älter sein muss als die
Yogasütras. — Characteristisch für die Behandlung des Yoga in den eben
genannten Upani^ads ist die Vermengung mit vedäntistischen und mythologi-
schen Anschauungen, die dann auch in der ganzen späteren Litteratur, soweit
sie nicht streng systematisch ist, üblich bleibt. — Zu den ältesten Stellen
über den Yoga dürfen wir auch Äpastamba Dharmasütra I, 23, 5, 6 rechnen.
Im Mbh. (XII, 13711 [Adhy. 351, v. 75]) wird die Yoga-Lehre als uralt
{sanätana) neben dem Sämkhya bezeichnet. Pänini lehrt schon die Bildung des
Wortes j'(7^/>i ^ doch dürfte das Vorkommen dieses Wortes Maitr. Up. VL, 10 und
Vn, I (an letzterer Stelle yogUvard) uns wohl in noch frühere Zeit hinaufführen.
In den Bereich des Mythus gehören verschiedene angebliche alte Yoga-
Lehrer. Es ist bekannt, dass die Entstehung der Lehre in Indien auf Visnu
und häufiger auf Siva zurückgeführt wird^ und dass der letztere insbesondere
als der Begründer der Yoga-Praxis, resp. des Hathayoga gilt 5, wie denn auch
mehrere moderne Werke über den Gegenstand dem Siva zugeschrieben wer-
dend In der Bhagavadgltcä IV, i, 2 sagt Kr§na, er habe die Yoga-Lehre
dem Vivasvat, dieser dem Manu und dieser dem Ik§väku mitgeteilt; so seien
die »königlichen Weisen« iräjarsi) zu ihrer Kenntnis gelangt. Auf diesen
Zusatz 7 möchte ich besonderes Gewicht legen, weil ich geneigt bin, die Ent-
stehung des nächstverwandten Särnkhya-Systems ausserhalb der Brahmanen-
kaste, d. h, im Kreise der Ksatriyas, zu suchen. Mythisch sind als Yoga-
Lehrer ferner Sukra* und Yäjnavalkya^. Alle diese Angaben aber zeigen,
in welchem Umfange sich die Erinnerung an das hohe Alter des Yoga in
Indien erhalten hat.
» S. Ph. 21, 22. — 2 Whitney, Translation of the Katha Upanishad, Trans-
actions of thc Am. Phil. Ass. XXI, 112. — 3 \VL. 2 256. — 4 Die Mbh.-Stellcn
s. bei HoLTZMANN IV, HO. — 5 Unter der Bezeichnung atHnaiha in der Hatha-
yogapradipikä I, i. — 6 Hall, Contrib. 13, 14. — 7 Vgl. Holtzmann, Mahäbhftrata
^ II, 157. — 8 Mbh. I, 2606,7 [Adhy. 66, v. 42, 43], HoLTZMANN IV, HO, Hall,
Contrib. 18, — 9 Mbh. XII, 1 1545 [Adhy. 312, v. 3] IT., Yäjnavalkyasmrti I, I, 2;
III, iio, LIA. I, ^999, \VI^ 2 254, 255, Hall, Contrib. 14, 18, BRW. s. v. y<^^
yoglndrüy y'glsa^ yrgi'svara^ yos^fsa^ yoi^esvara. Auch in den jüngeren, den Yoga
behandelnden üpanisads tritt Yäjhavalkya öfter als Lehrer auf.
S 4. Patanjali. Wenn in der indischen Litteratur allgemein Patanjali
als Stifter des Yoga-Systems, das nach ihm auch Pätanjala heisst, angegeben
wird, so ist damit gemeint, dass er die schon lange vor ihm über den Yoga
verbreiteten Anschauungen fixirt und philosophisch begründet hat Ich halte
mit Lassen ^ und anderen die einheimische Tradition für richtig, der zufolge
der Phüosoph und der Grammatiker Pataiijali einunddieselbe Person ist,
und setze dementsprechend die Abfassung der Y''ogasütras in das 2. Jahr-
hundert vor Chr. Da die Yogasütras (über die unten 11 S i gehandelt werden
wird) die einzigen philosophischen Sütras sind, die nicht gegen die anderen
Systeme polemisiren, so spricht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie
älter sind als die Lehrbücher der fünf anderen orthodoxen Schulen. Die
I. Geschichtliches. 37
Mlmämsä- und Vedäntasütras glaube ich etwa in den Anfang oder nicht
lange vor den Anfang unserer Aera ansetzen zu dürfen, weil Sabarasvämin's
Commentar zur Pürvamlmämsä nach Bühler* bald nach Beginn unserer
Zeitrechnung verfasst sein muss. Ist damit das Rechte getroffen, so würde sich
für die meiner Ansicht nach älteren Yogasütras das feststehende Datum des
\ Grammatikers Patanjali als eine durchaus annehmbare Abfassungszeit ergeben.
^ Weber's Gedanken, Patanjali in irgend eine Beziehung zu dem im Sata-
patha Brähmaria auftretenden Pataiicala Käpya zu setzen \ halte ich aus ver-
schiedenen Gründen nicht fiir glücklich*. Die Angaben, die sich in der in-
dischen Litteratur über die Person und das^ Leben Pataiijali's finden, sind
ebenso legendenhaft wie die über Kapila, den Stifter der Särnkhya- Philosophie.
Wenn die Identification des Philosophen mit dem Grammatiker Patanjali richtig
ist, so gewinnen wir durch sie für den Begründer des Yoga-Systems auch
nur die bekannten zweifelhaften Nachrichten über Herkunft und Heimatland,
die man versucht hat aus den Namen Gonardiya und Gonikäputra abzuleiten 5.
Über die beiden alten Lehrer Vär§aganya und Jaigisavya, von denen der
erstere möglicher Weise, der letztere wahrscheinlich das Yoga-System verbreitet
hat, s. oben in dem Artikel Särnkhya I S 8. Die bedeutendsten derjenigen
Vertreter unseres Systems, von denen Schriften erhalten sind, werden unten
in Capitel II zur Sprache kommen.
I LL\. I 2 999; s. meine näheren Ausführungen S. Ph. 26 Anm., 40 — 43. —
2 SBE. XXV, p. CXII. — 3 WL. 2 152, 239 Anm., 254. — 4 S. Ph. 25, 26, Rä-
JENDR. MiTRA, Yoga Aph. p. LXX— LXXII. — 5 Räjendr. Mitra a. a. O. p. LXVI
— LXXV, Weber, Ind. Stud. V, 155, XIII, 316, 323, 402, LG. 2 239, 240 gegen
Goldstücker, Pänini 237.
S 5. Der Yoga bei Manu und im Mahäbhärata. Die theistische
Grundlage von Manu's Gesetzbuch legt den Gedanken nahe, dass die in dem
Werke nachweisbaren Sämkhya-Ideen * nicht unmittelbar der Särnkhya- Philo-
sophie, sondern vielmehr dem Yoga-System entnommen seien. Das Wort
särnkhya kommt zudem bei Manu nicht vor; dagegen findet sich yoga VI, 65
und dhyäna-yoga VI, 73, 79, wie überhaupt die zweite Hälfte des sechsten
Buches auf Einzelheiten aus der Yoga-Praxis Bezug nimmt ^ Ähnlich verhält
es sich auch mit anderen Gesetzbüchern, z. B. mit dem des Härlta^ und der
Visnusmrti (96. 24).
Ausführlich wird der Yoga im Mahäbhärata und besonders im zwölften
Buche desselben behandelt Hier haben wir ausser zahlreichen einzelnen
Stellen' die längeren Vorträge über den Yoga, die Vyäsa XII, 8768 [Adhy.
240, v. i] ff., Bhisma 11038 [Adhy. 302, v. 2] ff. und Yäjnavalkya 11550
[Adhy. 312, V. 8] ff. (über Särnkhya und Yoga zusammen) in den Mund
gelegt sind. Doch ist die Yoga- Lehre im Mbh. ebenso wie das Särnkhya*
mit anderen Lehren vermischt und durch Umdeutungen entstellt; der Wert
dieser umfänglichen Quellen ist also auch für die Erforschung des Yoga
weit geringer als der der systematischen Litteratur. Bemerkenswert ist, dass
im Mbh. die inneren Yoga-Übungen und die moralischen Anforderungen stark
in den Vordergrund treten; doch wird gelegentlich auch von den ausser-^
Hilfsmitteln und Vorbedingungen sowie von den wunderbaren Kräften, di^
durch den Yoga zu gewinnen sind, gehandelt. Besondere Erwähnung ver-
langt die Bhagavadgitä, für welche die Yoga-Lehre als eine Hauptquelle ge-
dient hat; das Gedicht wird geradezu als yogaiästra bezeichnet 5; und in den
Unterschriften sämtlicher 18 Gesänge, mit Ausnahme von i und 9, wird der
jedesmalige Inhalt durch ein mit yoga schliessendes Compositum angegeben.
Schon die theistische Tendenz des Gedichtes und das überaus häufige Vor-
kommen der Worte yoga^ yogin oder wurzelhaft verwandter Formen lassen den
38 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
Einfluss der Yoga-Philosophie auf die Bhagavadgltä erkennen. Eine Anzahl
von Stellen handelt deutlich von der Versenkung im Sinne von Palanjali's
Lehrbuch, zum Teil ohne das Wort yoga zu enthalten^; im allgemeinen aber
ist in der Bhagavadgltä noch weniger von der Yoga-Lehre rein erhalten als
im zwölften Buche des Mbh. Gewohnlich erscheint in ihr das Wort yoga
umgedeutet, und manchmal fliessen die verschiedenen Bedeutungen so in ein-
ander, dass der Übersetzer bei der Wahl des Ausdrucks zweifelhaft sein kann.
Wenn karma'' im Compositum vorangeht 7, so hat yoga kaum einen tieferen
Sinn als »Ausübung, Vollziehung«. In der grossen Mehrzahl der Stellen aber
ist yoga (resp. yogin) schon in den gleichen Bedeutungen gebraucht wie in
den im folgenden Paragraphen erwähnten Litteraturkreisen , d. h. im Sinne
von »Gottergebung, auf Gott gerichtete Andacht« u. s. w.; und wo von dem
yoga Gottes gesprochen ** und dieser als yogin oder yogtivara bezeichnet viird*^,
umfasst yoga auch den Begrifif der wunderbaren Kraft oder Allmacht.
' Artikel Sämkhya I S H- — ^ S. besonders VI, 49, 69, 70, 72: fränlylma^
pranava^ dhäranl, pratylhäray dhyäna. — 3 Artikel Sämkhya I S 1 ^ Schluss. —
4 Ebendas. I S 12. — 5 IIoltzmann, Mahäbh. II, 161. — 6 Bhag. IV, 27—30,
V, 27, 28, VI, 10 ff., VIII, 8—14, XVIII, 33. — 7 Bhag. III, 3, V, i ff., auch mehr-
fach bei Manu, s. 13R\V. — 8 Bhag. X, 7, 18, XI, 8, 47. — 9 Bhag. X, 17, XI, 4, 9»
XVIII, 75, 78.
5 6. Der Yoga in den jüngeren Upani§ads, in den Puränas
und Tantras. Mit Ausnahme der Werke über Grammatik, Lexikographie,
Metrik, Rhetorik, natur\rissenschaftliche und ähnliche Disciplinen giebt es
kaum ein Gebiet der klassischen Sanskritlitteratur, in dem nicht der Yoga und
die Yogins eine grössere oder geringere Rolle spielen. Ich kann deshalb
hier nur noch auf diejenigen Litteraturkreise hinweisen, in denen der Yoga
am stärksten hervortritt. Seiner Behandlung dient eine grosse Reihe von
jüngeren Upanißads, die ich sämtlich für später halte als die Yogasütras. Es
sind die von Weber* als die »zweite Klasse der Atharvopani§ad« bezeich-
neten, »welche die Versenkung in den Ätman, die Stufen derselben und die
äusseren Mittel dazu zum Gegenstande haben.« Wenn schon in diesen, viel-
fach mit \'edänta-Anschauungen durchsetzten Upani§ads das theistische Ele-
ment mehr vorwaltet als in den ^'ogasütras, so ist das in noch viel höherem
Maasse der Fall bei der »dritten Klasse« \ den sektarischen Upani§ads, »welche
dem Atman eine der Formen des Visnu oder Siva substituiren«, dabei aber
hauptsächlich dem Yoga-System folgen.
Eine ähnliche Vermischung des Yoga mit dem Vi^nuismus und Sivismus
weisen die Puränas auf, in denen zum Teil längere Abschnitte dem Yoga ge-
widmet sind; so in dem Bhägavata, Vi.^nu und Kürma Purina. Nicht selten
wird in den Puränas ebenso wie in der Bhagavadgltä der jhänayoga dem
karinayoga gegenübergestellt. Die allegorisclien und mystischen Deutungen,
wie sie uns schon in den Puränas begegnen, — ich erwähne nur die Personi-
ficationen des Yoga und der yoganidrä »des Yoga-Schlafes« — nehmen dann
überhand in der Litteratur der sektarischen Tantras. Hier werden die Er-
folge der Yoga-Praxis immer phantastischer ausgemalt; auch finden sich
geschmacklose Erzählungen über Versuchungen, durch welche die neidischen
(jütter die Contemplation der ^'ol:Ins zu stören trachteten, und über Angriffe,
die sie in tierischen un'l sonstigen furchtbaren Gestalten gegen die Yogins
richteten, wenn solche Versuchungen fehlgeschlagen waren 3. In einigen Tan-
tras, z. B. im Niruttara T., im Adiyämala, Brahmayämala, Grahayämala,
Rudrayämala un<l in der Sivasanihitä, sind auch die gesteigerten, unter dem
Namen Hathayoga bekannten Formen der Yoga-Praxis behandelt**.
Unter den monotheistischen Sekten sind am meisten die Päncarätras und
L Geschichtliches. 39
Päsupatas durch die Yoga-Lehre beeinflusst. Zusammen mit dem Säipkhya
bildete der Yoga schon die philosophische Grundlage der alten Bhägavata-
Religion, die sich in den späteren Päöcarätras fortgesetzt hatS; das lehrt uns
die Bhagavadgltä^, die in der Hauptsache als ein Lehrbuch der Bhägavatas
betrachtet werden darf. Auch in dem System des Rämänuja, das ein Aus-
läufer der Päncarätra-Religion ist, werden als die beiden ersten der fünf zur
Erlösung führenden Wege der karmayoga und jnänayoga genannt 7. Während
bei den Päncarätras yoga »Andacht, Streben nach Gotteserkenntnis « bedeutet,
hat bei den sivitischen Päsupatas das Wort eine Umdeutung im Sinne von
»Vereinigung (mit Gott)« erfahren®.
Bekanntlich herrscht noch heute in Indien der Glaube an die Ver-
heissungen des Yoga, der demzufolge noch vielfach geübt wird. Doch sind
die Yogins (hind. jogJ) jetzt häufig nichts anderes als Beschwörer und Gaukler.
1 WI^ 2 180—183. — 2 WL. 2 183— 189. — 3 Räjendr. MiTRA, a. a. O. p. XXVII,
XL, LVI. — 4 Räjendr. Mitra, a. a. O. p. 117. — 5 LIA. II, * 1123. — 6 Jacobi,
Nachr. d. Gott. Ges. d. Wiss. 1896, p. 55. — 7 R. G. Bhandarkar, Report on the
search for Sanskrit Manuscripts in the Bombay Presidency during the year 1883 — 84,
Bombay 1887, p. 69. — 8 BRW. s. v. i, x.
S 7. Der Yoga bei den Buddhisten und Jainas. Wie die Lehren
des Yoga zu den Grundlagen des Buddhismus gehören (s. oben S 2), so
hat auch die Übung der Concentration in der buddhistischen Gemeinde von
Anfang an weite Verbreitung gefunden. In den Päli-Texten begegnen uns sehr
oft die »vier Stufen der Meditation« (j'Aana). Die Yoga-Praxis scheint im
Buddhismus von der brahmanischen kaum verschieden gewesen zu sein; als
ihr Lohn wurde auch hier der Besitz von Wunderkräften erwartet und wie im
Brahmanentum galt auch den Buddhisten das höchste Stadium der Versenkung
als unmittelbare Vorstufe der Erlösung'.
Von vielleicht noch grösserer Bedeutung ist die Lehre von der Ver-
senkung im Jinismus, der ein selbständiges System des Yoga entwickelt und
für die einzelnen Begriffe besondere technische Ausdrücke gebildet hat Wir
sind über die Hauptsachen durch R. G. Bhandarkar* und Bühler^ unter-
richtet. In Hemacandra's Yogasästra findet sich eine sehr gute Darstellung
des Yoga, und zwar zunächst der brahmanischen Yoga-Lehre in Prakäsa V, VL
Hier werden mehrere in der eigentlichen Yoga-Litteratur nicht nachzuweisende
abergläubische Methoden und verschiedene sonst nicht übliche Termini er-
wähnt, z. B. vedha-vidhi »die Kunst, die Seele vom Körper loszutrennen«
und para-pura-pravcsa »die Kunst, die Seele in andere Körper eindringen zu
lassen« •^. Die jinistische Yoga-Lehre wird dann von Hemacandra in PraL
VII — XII behandelt Eine ausführliche Darstellung derselben bietet ferner
Sakalakirti's Tattvärtha-sära-dipaka, der in der Mitte des 1 5. Jahrhunderts ver-
fasst worden ist, in Kap. III — VII; auf dieses letztere Werk ist Bhandarkar's
Auseinandersetzung über den Gegenstand gegründet. — Als niedrigste und
von dem Erlösungsbedürftigen zu vermeidende Stufe der Contemplation gilt
bei den Jainas das ärta-raudra-dhyäna »das Nachsinnen über das Elend, die
Ungerechtigkeit und Sündhaftigkeit der Welt«. Die vorschriftsmässige Übung
beginnt mit dem dharma-dhyäna^ d. h. der an einem entlegenen Platz vor-
zunehmenden Meditation über Ort und Zeit der bevorstehenden Erlösung,
über die Mittel zur Vernichtung des karmafty über das Wesen der Seele und
der unbeseelten Dinge, u. s. w. Dies ist eine Vorbereitung auf das sukla-
d/tyäna, das im Grossen und Ganzen der brahmanischen Yoga-Praxis ent-
spricht. Zum Erfolge des iukla-dhyäna ist aber noch die Übung der folgenden
Formen des dhyäna erforderlich: i) des pimiastha-dhyäna ^ der »Meditation
über Körper«, welche die 5 dhärana {pärihh'ij ägneyl, märuti, väruni und
40 ni. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
rüpavad mit Namen) ^ oder Richtungen des Denkens auf 5 verschiedene
mystische Objecte umfasst; 2) des paäast/ia-d/iyäna, der Meditation über be-
stimmte heilige Wörter und Silben, unter denen auch hier die Silbe Om her-
vortritt; 3) des rüpastha-dhyäna ^ der Meditation über die Gestalt des Jina
4) des rüpätlta-dhyäna, der »Meditation über den formlosen Paramätman,
der nur Intelligenz und Wonne ist, d. h. über die erlöste Seele, mit der
man sich identificirt und der man dadurch gleich wird«^ Hemacandra hat
noch eine andere Vierteilung der Meditation in äjnä-j apäyavicaya-y vipäka-
vicaya- und samsthäna-dhyäna'^ , Als letzte Stufe der Contemplation erscheint
bei den Jainas die dhyäna-bhävanä^ in der man dessen gewiss ist, dass die
höchsten Ziele erreicht sind. — In Betreff der Einteilung der zur Contemplation
Befähigten in 5 Klassen, der Beschreibung der 5 geistigen Zustände {bhät^a)
und anderer untergeordneter Lehren verweise ich auf den Schluss von Bhan-
darkar's Angaben.
I Oldenhero, Buddha » p. 321fr., 447 ff. — » Report on the search for Sanskrit
MSS., Bombay 1887, p. 110 — 112. — 3 Über das Leben des Jaina Mönches Hcma-
chandra, Denkschriften der phüosophisch-historischen Classe der Wiener Akademie,
Bd. XXXVII, p. 251, 252. — 4 BÜHLER a. a. O. p. 251 unten; fara-pura-prazesa
steht auch bei Aniruddha zum Sämkhyasütra V, 129. — 5 S. deren Beschreibung
bei Bhandarkar a. a. O. p. 110, iil. Anstatt rufavatl steht bei Hemacandra Ä2//0-
hhü (BÜHLER p. 252 oben). — ^ BÜHLER p. 252 oben. — 7 BÜHLER ebendaselbst.
S 8. Der Einfluss des Yoga-Systems auf ausserindische Gedan-
kenkreise. In unverkennbarer Weise haben nicht nur Sämkhya-Ideen, son-
dern auch die speciellen Yoga-Lehren auf den Neuplatonismus eingewirkt Ins-
besondere zeigt sich das in der asketischen Moral Plotin*s und in seiner Lehre
von der Concentration des Denkens, die nach ihm zu einem plötzHchen
ekstatischen Erschauen Gottes fuhrt; die exotooi; oder SirXfüoi^ bei Plotin
entspricht der pratibhä oder dem prätibham jtiänam des Yoga-Systems. Femer
\ gehören hierher die phantastischen und abergläubischen Vorstellungen des
späteren Neuplatonikers Abammon, namentlich die Ansicht, dass die von
heiligem Enthusiasmus erfüllten Menschen in den Besitz wunderbarer Kräfte
gelangen*.
Auch in die Lehren des Gnosticismus und Süfismus scheinen Anschauungen
des Yoga-Systems übergegangen zu sein*. Die Contemplation, die mystische
Ekstase und das Streben nach der Vereinigung mit Gott bei den Süfisten
weisen wohl auf eine Beeinflussung von Seiten der jüngeren Yoga-Lehre hin;
doch bedarf die Frage noch einer genaueren Untersuchung. Die gesamte
Yoga-Theorie und Praxis ist nach den Angaben des Dabistän von der per-
sischen Sekte der Sapäsiyän übernommen worden -J.
In welchem Maasse der moderne Spiritismus nicht nur in Indien die Yoga-
Philosophie für seine Zwecke auszunutzen sucht, ist bekannt; die Phantastereien
der Madame Blavatsky und ihrer theosophistischen Gesinnungsgenossen
müssen jedoch selbstverständlich in diesem Abriss unberücksichtigt bleiben.
I S. Ph. 101, 102. — 2 \VL. 2 256. — 3 RAjENDR. MiTR. p. LXXXV, LXXXVI.
IL DIE LITPERATUR DES YOGA-SYSTEMS.
% I. Die Yogasütras und ihre Commentare. Das älteste Werk
der eigentlichen Yoga-Litteratur sind die schon 18 4 besprochenen Yoga-
sütras', die auch die Titel Samkhyapravacana und Yogänusäsana ' tragen.
Die Annahme, dass die Yogasütras aus verschiedenen Stücken zusammen-
geschweisst seien -^ halte ich nicht für begründet. Das Lehrbuch besteht aus
4 Kapiteln mit den Bezeichnungen samadhi-päda (über das Wesen der Ver-
II. Die Litteratur des Yoga-Systems. 41
Senkung), sctdhana-päda (über die Mittel dazu), libhüti-päda (über die wunder-
baren Kräfte) und kaivalya-päda (über die Isolirung der erlösten Seele). Zu
den Yogasütras sind zahlreiche Commentare verfasst worden, von denen der
des Vyäsa* der älteste und vorzüglichste ist; dieser bietet nicht nur die am
tiefsten gehenden Erörterungen über den Inhalt der Sütras, sondern enthält
auch eine Reihe alter Citate^ Er stammt aus dem 7. Jahrhundert n. Chr.
und ist von Väcaspatimisra und Vijnänabhik§u, die wir als die beiden besten
Erklärer des Sämkhya-Systems kennen gelernt haben, mit Supercommentaren
versehen worden. Der des Vijn. heisst Yogavärttika^. Aus dem Anfang des
II. Jahrhunderts haben wir Bhojaräja's Commentar zu den Yogasütras unter
dem Namen Räjamärtanda, eine klare, aber einfache und nüchterne Expo-
sition (eine vrttiy kein b/nisya)^ die sich vielfach an den Commentar Vyäsa*s
anschliesst, ihm aber an Wert weit nachsteht. Räjendr. Mitra hat als Heraus-
geber und Übersetzer dieses Commentars (s. I 8 i Anm. 5) das Gegen-
teil behauptet und dem Bhä§ya Vyäsa's, das er als ein third class mediaeval
scholium bezeichnet, allerlei Mängel zugeschrieben 7. Die übrigen Commen-
tare^ sind unbedeutender und können unberücksichtigt bleiben.
I Herausgegeben und übersetzt von Ballantyne, 2 Teile, Allahabad 1852, 53,
fortgesetzt von Govindadevasästrin im Pandit, Old Serie s, Vol. III ff., Nr. 28—68,
neu edirt von der Theosophical Society, Bombay 1885; ferner in der Saddaräana-
chintanikä, Bombay (s. Räjendr. Mitra p. LXXXVllI) und von M. N. Dvivedi,
Bombay 1890). — 2 Y. S. I, 1. — 3 P. Markus, S. i, 67. — 4 Weit besser als
die beiden älteren indischen Ausgaben (s. Räjendr. Mitra, p. LXXVI oben) ist
die von Räjäräm ShästrI Bodas, Bombay Sanskrit Series 1892, mit den Scholien
des Väcaspatimisra. — 5 S. Index I zu S. Ph. s. v. Vogabhäsya und Vyäsa. —
6 Schlecht herausgegeben von Rvmakrsna und Kesavasästkin, Benares 1884. —
7 Yoga Aphor. p. LXXIX, LXXX. Eine ältere Ausgabe von Bhojaräja's Commentar
stammt von JibAnanda VidyAsä(;ara, Calcutta 18S0. — 8 Hall, Contrib. p. 10 ff.,
Räjendr. Mitra p. LXXXIII oben (die hier angeführten Autoren sind nicht durch-
weg Commentatorcn der Yogasütras, sondern zum Teil Verfasser von Abhandlungen
iiber den Yoga; Nägojf Bhatta und Nägesa Bh. ist einunddieselbe Person). Der
Commentar des Ananta, genannt Yogacandrikä oder Padacandrikä, ist von Becha-
NARÄMA Tripäthi im Pandit, New Series, Vol. III, herausgegeben, und von Hari-
nätha Dube, binapore 1884.
S 2. Der Yoga bei Alberünl. Zu den Nachrichten über das Yoga-
System gehören auch die Angaben Albtrüni's, der über den Yoga in ähnlicht r
Weise wie über das Särnkhya, aber mit geringerem Verständnis gehandelt hat *.
Er sagt Preface 8, dass er ein Werk about the emancipation of the soul from
the fetters of the body, called Patahjali (Pätahjälal) ins Arabische übersetzt
habe. Das sind wahrscheinlich die in Indien allgemein mit dem Namen Pä-
tanjala bezeichneten Yogasütras nebst dem Commentare Bhojaräja's (nicht
Vyäsa's, wie ich S. Ph. 63 vermutet habe) gewesen. Sachau* sagt zwar, dass
nicht nur »Alberuni's Patanjali is totally dififerent from "The Yoga Aphorisms
of Patafijali", sondern dass auch »the extracts given in the Indica stand in no
relation with the commentary of Bhoja Räjä, although the commentator here
and there mentions ideas which in a like or similar form occur in Alberuni's
work.« Ich glaube jedoch, dass die Verwendung einiger übereinstimmender
Gleichnisse und Beispiele die Identität von Alberüni's Vorlage mit dem Com-
mentare Bhojaräja's darthut. Das Gleichnis von den unenthülsten und ent-
hülsten Reiskörnern bei Albtrüni I, 55 findet sich bei Bhoja II, 13 Schluss ^
und die beiden Beispiele aus den Legenden von Nandikesvara (NandTsvara)
und Nahusa bei Alberünl I, 93 stehen ebenso neben einander bei Bhoja II, 1 2
(cf. IV, 2). Die letztere Übereinstimmung scheint mir besonders beweisend.
Wenn man Alberüni's ganze Darstellung der Yoga-Lehre an den in Sachau's
Index s. v. Patanjali verzeichneten Stellen vergleicht, so erscheint sie freilich
verschwommen und manchmal unrichtig; man hat den Eindruck, dass Alberünl
42 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
eine mangelhafte Information in populärer Form neben Bhoja's vriti benutzt
habe. Den kriyäyoga beschreibt er zwar I, 76 unten richtig, aber schon in
der Aufzählung der 8 übernatürlichen Kräfte I, 69 weicht er von den Yoga-
Texten ab*. Die kosmographischen Anschauungen, die Alberünl I, 232, 234,
236, 238, 248 einem commentator of the book of Pataiijali entnommen haben
will, entstammen offenbar einem von Yoga-Lehren durchsetzten Puräna*'.
» Artikel Sänikhya II S 3- — * Alberuni's India IT, 264. — 3 Der Schlusssatz
ist in Räjendr. Mitra's Text ausgefallen und steht nur in seiner Übersetrung. —
4 Z. B. bei Bhoja III, 45. — 5 Vgl. Sachau II, 264.
5 3. Die jüngere Yoga-Litteratur. Hall, A Contribution towards
an Index to the Bibliography of the Indian Philos. Systems p. 8 — 19, 200,
bietet eine Liste von 39 Werken über das Yoga-System, und Räjendr. Mitra
hat in einem Appendix zu seiner Übersetzung von Bhoja's Commentar nicht
weniger als 150 Titel aus den Handschriftenverzeichnissen zusammengebracht,
aber mit der Bemerkung (p. LXXIVj: **it is likely that there will be found
in it mistakes of diverse kind." Da diese Vermutung gewiss berechtigt ist,
darf man Halles kürzeres, auf Grund einer Besichtigung der Handschriften
verfasstes Verzeichnis als ungleich wertvoller ansehen. Doch möchte ich
wenigstens auf ein Werk hinweisen, das gewöhnlich und so auch von Hall
p. 121 zu der Vedänta-Litteratur gerechnet wird, das aber von R. Mitra
auch in seine Liste der Yoga -Werke aufgenommen worden ist, nämlich auf
das (fälschlich dem Välmiki zugeschriebene) Yogaväsi§tha'. Denn nach einer
Reihe von Citaten aus diesem umfangreichen Werke, die mir begegnet sind,
behandelt dasselbe nicht nur die Lehren des Vedänta, sondern auch die des
Sämkhya -yoga. In beiden Verzeichnissen fehlt die Äryapancäsiti des Se§a^,
die das Verhältnis von prakrti und purusa in vi§nuitischem Sinne behandelt
und gegen 11 00 eine sivitische Bearbeitung durch Abhinavagupta erfahren hat^.
Unter den jüngeren Schriften über den Yoga verdient vor allem das ausführ-
liche 15. Kapitel von Mädhaväcärya's Sarva-darsana-samgraha Berücksichtigung;
auch ragt nach Inhalt und Darstellung der Yoga-slra-samgraha* hervor, den
Vijnänabhik§u der Einleitung zufolge später als das in S i erwähnte Yoga-
värttika abgefasst hat. Die sonstigen modernen Werke handeln überwiegend
von den Äusserlichkeiten des Hathayoga und sind mit der Tantra-Litteratar
nahe verwandt. Zu erwähnen ist hier das Goraksa-satakaS des Gorak§a-
(nätha), der im Anfang des 15. Jahrhunderts gelebt haben soll und von seinen
Verehrern als eine Incamation Siva's betrachtet wird^; ferner die Gheran4a-
samhitä^ und Svätmäräma Yogindra's Hatha-yoga-pradipikä^, die sich zum
Teil in allegorischer und mystischer Aus drucks weise bewegt. Die Ha^ha-yoga-
pradipikä stimmt inhaltlich im wesentlichen mit dem Werke des Gheran4a
überein; I. i, 4 — 8 führt sie ungefähr 30 Namen von Yoga-Lehrern an^. Sie ist
mehrfach commentirt worden; am besten in der Jyotsnä des Brahmänanda'**.
* Vogavasistharämäyana, mit dem Tätparyaprakäsa genannten Commentar des
Änandabodhendra, 6 Teile, Bombay 1880. Eine Übersetzung dieses Werkes von
ViHÄRiLÄLA Mitra, Calcutta 1891 ff. — 2 Herausgegeben von Bäla^ästrin im
Pandit, Old Series, Nr. 56. — 3 WL. 2 254 Anm., 251. — 4 Herausgegeben und
übersetzt von Gan{;än\tha Jha, Bombay 1894. — 5 Herausgegeben von Bhi'Vana-
CHANDRA Vasäka, Calcutta 1891. — 6 Goldstücker, Liter. Remains I, 161. —
7 Edirt von Bhuvanachxndra Vasäka, Calcutta 1877, mit einer Bengali-Übersetzung
von Kaliprasanna Vidyäratna, Calcutta 18S6, mit einer englischen Übersetzung
von Srischandra Vasf, Bombay 1895. In meinem Besitz befindet sich eine l886
in Benares erworbene Sammlung von 74 Abbildungen zur Erläuterung der Gheranda-
samhitä. — 8 Heraus irefieben mit dem Commentar des Brahmänanda und einer
Bhäsä von SrIohara, Bombay 1889, und nebst einer englischen Übersetzung von
Shrimvas Jvängar, Bombay 1893. ^i^^^ deutsche Übersetzung mit wertvoller Ein-
leitung hat Hermann Walter in seiner Doktordissertation, München 1893, geliefert.
— 9 S. schon Hall, Contrib. p. 16, 17. — 10 \^ Mitra p. LXXXIII— LXXXV.
III. Lehren, die das Yoga-Systeni in die Sämkhya-Philosophie u. s. w. 43
III. LEHREN, DIE DAS YOGA-SYSTEM IN DIE SÄMKHYA-PHILOSOPHIE
IX ÜBEREINSTIMMUNG MIT DEREN ANSCHAUUNGSWEISE EINGE-
FÜGT HAT.
§ I. Räjayoga und Kriyäyoga (Hathayoga). Die innerlichen
Übungen der Concentration des Denkvermögens werden mit dem Ausdruck
räja-yoga »Haupt-Yoga« benannt, die äusseren Hilfsmittel bilden den kriyä-
yoga oder »praktischen Yoga«. Dieser besteht nach der Definition ' in Askese
(tapas)^ Recitation von Sprüchen {svädhyäyä) und Gottergebenheit (prani-
dhänd); er dient dazu, die 5 kUsa^ die den Menschen an das weltliche Da-
sein fesseln (avidyä^ asmitäy räga^ dvqa^ abhinive^a) * abzuschwächen und den
sonstigen Hindernissen der Concentration^ entgegenzuwirken. Im weiteren
Sinne gehören aber auch von den 8 (im folgenden Paragraphen zu be-
sprechenden) Bestandteilen der Yoga-Praxis {yogähgä) die ersten 5 {bahir-
anga) zu dem kriyä-yoga, während die letzten 3 {antar-angä)^ die unmittelbar
die Unterdrückung des Bewusstseins bezwecken, den eigentlichen oder räja-
yoga bilden^. Das Wort räja-yoga ^ das geradezu als ein Synonymon von
samädhi gebraucht wird 5, kommt noch nicht in den Yogasütras vor, auch
nicht — so viel ich sehen kann — in ihren älteren Commentaren; aber in
der jüngeren Litteratur steht es sehr häufig im Gegensatz zu hatha-yoga^ unter
welcher Bezeichnung die späteren gesteigerten Formen der Hilfsmittel zur
Concentration zusammengefasst werden. Es ist klar, dass das Wort hatha in
dieser Zusammensetzung ursprünglich die Bedeutung »gewaltsame Anstrengung«
gehabt hat; es ist jedoch in alberner Weise umgedeutet worden, indem man
den Silben ha und (ha den Sinn »Sonne und Mond« beigelegt und diese
beiden Begriffe wiederum zur mystischen Bezeichnung des Ein- und Aus-
atmens benutzt hat^. Hieraus geht schon hervor, dass die Lehren des Hatha-
yoga sich in der Hauptsache auf die Unterdrückung der Functionen des
Atems beziehen'. Über die Methode des Hathayoga, der als Geheimwissen-
schaft behandelt wird^, s. H. Walter p. XXI ff.
I Y. S. II, 1. — 2 Y. S. II, 3 ff. Vgl. im Artikel Sämkhya VII S 10 Schluss. —
3 V. S. I, 30, 31. — 4 Y. S. III, 7, 8. — 5 Hatha-yoga-prad. IV, 3; Aufrecht,
Catal. Oxon. p. 235, a, Anm. hat in seiner Beurteilung des rnjayo^a nicht das
Richtige getroffen. — 0 R. Mitra p. XXX, LXXXIV. — 7 Hathayogapr. IV, 15—25,
52; H. \Valter S. XXIII, XXV. — « Z. B. Hathayogapr. I, 11, II, 32, III, 9, 30,
IV, 17.
S 2. Die Yoga-Praxis. Die 8 yogänga sind: yama, niyama^ äsana^
pratyähära^ dhdranä, dhyäna und samädhi '.
i) yama umfasst die 5 grossen Gebote, nicht zu töten, nicht zu lügen,
nicht zu stehlen, keine Unkeuschheit zu begehen und keine Geschenke anzu-
nehmen, die zum Sinnesgenuss dienen*.
2) niyama »Observanz« besteht in der Beobachtung der Reinigungs-
vorschriften, in Genügsamkeit, Askese, Recitation von Sprüchen (insbesondere
Wiederholung der Silbe om, schon Maitr. Up. VI. 21, 28) und Gottergeben-
heit ^. Die Zahl der Yamas und Niyamas ist in späterer Zeit auf je 10 er-
höht worden-*.
3) äsaiia »Sitzart« soll eine andauernde und bequeme {sthirasukha)
Körperhaltung bezwecken 5; deshalb nehmen die Vorschriften in den Werken
über den Hathayoga auch auf die Umgebung und die Hütte des Yogin
Bezug ^. In der Beschreibung der Asanas, denen nach der Yoga-Lehre nicht
bloss ein fördernder Einfluss auf die Concentration des Denkens, sondern
auch ein therapeutischer \\'ert zukommt, hat die spätere Zeit förmlich ge-
44 UI. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sä>ikhya u. Yoga.
schwelgt. Im gewöhnlichen Gebrauch sind wohl immer nur einige wenige
Formen wie das padmäsana^ siddhäsanay bhadräsanay srastikäsana und sim-
käsana gewesen; doch wird öfter 84 als die Nonnalzahl angegeben. Nach
Gorak§a hat Siva diese 84 aus den ursprünglichen 8,400,000 (!) Äsanas redu-
cirt; Gheran4a hat 32, Svätmaräma 15, Mädhaväcärya 10 ?. — Neben diesen
Äsanas gibt es im Hathayoga'noch eine statdiche Anzahl von Posituren und
Gliederverschlingungen, die den Namen mudrä fuhren. H. Waltkr p. XXXIl
übersetzt mudrä als »eine Art von Atemübung im Yoga«, weü diese Ver-
schlingungen die Hemmung des Atmens befördern sollen; das gleiche gilt
aber nach Y. S. IL 49 auch von den Äsanas. Die Tantra-Litteratur macht
zwischen mudrä und äsana den Unterschied, dass für die mudrä eine Ver-
schlingung der Glieder des Oberkörpers, für das äsana die der Beine cha-
racteristlsch sei. Diese Unterscheidung trifft aber bei den meisten Mudräs
des Hathayoga nicht zu. Gheranda beschreibt 25, Svätmaräma 10 Mudräs \
Die bekannteste unter diesen ist die (schon Maitr. Up. VI. 20, 21 — aber
nicht mit der technischen Bezeichnung — erwähnte) khccarl^ die darin be-
steht, dass man die umgebogene Zunge in die Rachenhöhle steckt und dazu
den Blick unverwandt auf die Stelle zwischen den Augenbrauen richtet*'. Die
Verwendung dieser Mudrä scheint bei dem künstlichen Scheintod der Yogins
(s. am Schluss des folgenden Paragraphen) von besonderer Bedeutung ge-
wesen zu sein.
4) pränäyäma »Beschränkung des Atems« besteht in einer Unterbrechung
des regelmässigen Wechsels von Aus- und Einatmen*^* und soll ebenso wie
äsana therapeutische Nebenwirkungen haben. Das Ausstossen des einge-
haltenen Atems wird recaka, das Einziehen der Luft püraka^ das Einhalten
{stambha-vrtti) kumbhaka genannt, aber noch nicht in den Yogasütras und
bei Vyäsa, sondern erst von Bhoja an".
5) pratyähära ist die »Zurückziehung der Sinne« von den Sinnesobjekten,
die Umkehrung ihrer natürlichen Richtung (pratyakcetanä)^ so dass sie ausser
Thätigkeit treten und ganz die Natur des inneren Sinnes annehmen, dessen
Emanationen sie sind*^ — In yama und niyama liegt der Keim der Con-
centration, durch äsana und pränäyäma spriesst sie empor, durch pratyähära
gelangt sie zur Blüte; in den 3 folgenden, den inneren Übungen reift ihre
Frucht '3.
6) dhäranä »Festlegung des Denkorgans« ist die Fixirung des von allen
sinnlichen Einflüssen befreiten Denkens auf einen bestimmten Punkt, auf den
Nabel, die Nasen- oder Zungenspitze u. s. w.** Die äusseren Sinne werden
also hierbei nicht mehr zu Hilfe genommen.
7) dhyäna »Contemplation« ist die Erhebung des vorigen Zustands in
das Gebiet des Ideellen ^'\
8) samädhi »Versenkung« bezeichnet den abschliessenden Zustand des
Yoga, in welchem das Denken mit seinem Object vollständig in eins zusaramen-
fliesst '^ Die drei letzten Glieder der Yoga-Praxis werden, weil sie im engsten
Zusammenhang mit einander stehen, in dem Terminus samyama »Bezwingung«
zusammengefasst '7. Nun zerfällt aber auch der samädhi noch in einen nie-
deren und höheren, den sawprajhäta »in dem noch das Bewusstsein vorhanden
ist« und den asamprajnäta oder »bewusstlosen«; die erste Form wird auch
sablja »mit den Keimen behaftet« genannt, weil in ihr noch die Dispositionen
(samskära) bestehen; die zweite heisst nirblja »keimlos«, weil in ihr alle
Dispositionen geschwunden sind. Der samprajnäta-samädhi hinwiederum wird
in 4 Stufen zerlegt, mit den Bezeichnungen savitarka, savicära, sänanda und
säsmita; in der ersten richtet sich die Vertiefung auf grobe, in der zweiten
auf feine Objecte, in der dritten besteht noch ein Gefühl der Freude, in der
III. Lehren, die das Yoga-System in die Sämkhya-Philosophie u. s. w. 45
vierten sind alle Organe ausser der Buddhi zur Ruhe gegangen*®. Wenn dann
auf dieser Stufe die unverlierbare Erkenntnis der Verschiedenheit der Seele
von der Buddhi eingetreten ist, so liegt der Zustand vor, der den merk-
würdigen Namen dharma-megha »Wolke der Tugend« trägt '9. Die Klesas
sind nun vernichtet und alle Werke des Yogin haben ihre Kraft verloren^".
Der Yogin versinkt in den asamprajhäta-samädhi und ist erlöst.
Im Hathayoga erscheint die Yoga -Praxis complicirter, wie schon aus
meinen obigen Bemerkungen über äsana und mudrä hervorgeht Es sind
dort specielle Nahrungsvorschriften gegeben** und die zum Teil schauder-
haften Gebräuche eingeführt, die zusammen als satkarman bezeichnet werden
und zum Zwecke der Reinigung {iauca)^ zur Heilung von allerlei Krankheiten,
aber auch gegen Fett und Phlegma dienen sollen: dhauti, basti, nett, trätakay
nauU und kapäia-bhäti^\ Die Beschäftigung mit diesen Gebräuchen, sowie
mit den Äsanas, Mudräs und dem Präijäyäma, hat zu allerlei anatomischen
Beobachtungen geführt, über die ich auf H. Walter's Einleitung zur Über-
setzung der Hatha-yoga-pradipikä verweise. Das eben erwähnte trcttaka^ das
darin besteht, dass man mit starren Blicken einen recht kleinen Gegenstand
fixirt, bis die Augen anfangen zu thränen, musste einen hypnotischen Zustand
herbeiführen *>. Auch die vorher beschriebene khecari ist eine hypnosigene
Methode, und noch andere derartige Methoden werden im Hathayoga gelehrt.
Bei ihrer Anwendung soll der Yogin im Innern seines Körpers (im Herzen,
im Halse, zwischen den Augenbrauen und an anderen Stellen) verschiedene
Töne zu hören bekommen: die einer Trommel, des Meeresrauschens, des
Donners, einer Glocke, einer Muschel, eines Rohres und einer Biene ^. Es
ist nicht zu bezweifeln, dass infolge von Autosuggestion im hypnotischen Zu-
stand solche Töne wirklich gehört werden '5. Das Ziel seiner Bemühungen
hat aber der Yogin erst erreicht, wenn er auch diese Töne nicht mehr hört,
sondern im Yoga-Schlaf (yoga-nidra) zu voller Bewusstlosigkeit gelangt ist. Es
wird ausdrücklich gesagt, dass sein Körper in diesem Zustand kataleptisch
wird *^.
' Y. S. II, 29, Yogasarasamgraha p. 35—46. — » Y. S. II, 30, 31. — 3 Y. S. II, 32 ff.
— 4 Hathayogapr. I, 17, II. Walter S. III. — 5 Y. S.II,46. — <» Hathayogapr. 1, 12 — 15 ;
s. auch schon Mbh. XII, 8792, 95 [Adhy. 240, v. 25, 28]. — 7 Die wichtigsten Asanas
sind beschrieben von R. MiTRA. p. 102 — 105; vgl. auch SarvadarSanasamgraha p. 263
der Übersetzung von Cowf.ll und GouGH, Hathayogapr. I, 12— 14, 19 — 57, H.Wal-
ter S. XXI— XXIII. — 8 Hathayogapr. III, 6 ff., H. Walter S. XXVI, XXVII,
R. MiTRA p. 105—109. — 9 Hathayogapr. III, 32 ff., R. Mitra p. 107 oben. —
»o Y. S. I, 34, II, 49 — 53. — *' S. seinen Commentar zu den eben citirten Y. S.,
Sarvadarsanasamgraha p. 264 der Übersetzung, Hathayogapr. I, 67, II, I ff., H. Wal-
ter S. XIX, XX, XXIV— XXVI. — x2 Y. S. II, 54, 55, I, 29, Sarvadarsanasamgraha
p. 267, 268 der Übers. — »3 Bhoja am Schluss von Päda III. — «4 Y. S. II, 53,
III, 1. — »5 Y. S. III, 2. — 16 Y. S. III, 3. — «7 Y. S. III, 4, Yogasaras. p. 50,
P. Marktes S. 64, 65. — 'S Y. S. I, 17, 18, 46, 51, Sarvadarsanasamgraha p. 248, 249 der
Übers., Yogasaras. p. i — 18, Hathayogapr. IV, 108— 113, Jacobi, Nachr. d. Gott. Ges.
d. \Viss. 1896, S. 45 Anm. 2, S. 50. — 19 Y. S. IV, 28, Yogasaras. p. 16, 17. — *o Y. S.
IV, 29. — a« Hathayogapr. I, 58 ff. — *» §. die Beschreibung dieser 6 Übungen
Hathayogapr. II, 24—35 (c^- H. Walter S. XXIV) und bei R. Mitra p. 117—120,
wo irrtümlich laukikl anstatt nauU steht. — 23 H. Walter S. XXIV. — »4 Hatha-
yogapr. IV, 68, 70, 73, 74, 82 ff. ; schon Maitr. Up. VI, 22 sind derartige Töne
erwähnt. — 25 h. Walter S. XXVIII, XXIX. — *o Hathayogapr. IV, 106.
8 3. Die wunderbaren Kräfte. Die Yoga-Praxis gilt als der sicherste
Weg, um zu der erlösenden Unterscheidung von Seele und Denkorgan zu
gelangen, als deren unmittelbare Vorstufe das Eintreten der intuitiven All-
wissenheit (prätibhd) verheissen wird'. Aber der Y^'oga wird auch als ein
Mittel zur Gewinnung von Gesundheit und Schönheit* und namentlich zur
Erlangung der viel besprochenen Wunderkräfte {sidd/ii, rddhi, bhüti, vibhüti^
46 III. Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
ai^aryd) betrachtet. Wenn die Verfasser der Yoga-Texte diese übernatürlichen
Kräfte in Aussicht stellen, so ist von ihnen nicht eine bewusste Täuschung
beabsichtigt, sondern sie bringen die Überzeugung der Yogins zum Ausdruck,
die sich durch Suggestion im hypnotischen Zustand im Besitz solcher Kräfte
befunden zu haben meinen. Die wunderbaren Fähigkeiten werden nun aber
dem Yogin auch zu der Zeit zugeschrieben, wenn er sich nicht mehr im Zu-
stand der Versenkung befindet Dass die Wunderkräfte nicht öffentlich be-
thätigt werden, wird noch heute in Indien durch die Vorbedingung zu ihrer
Erreichung, nämlich durch die absolute Gleichgiltigkeit der Yogins gegen die
Dinge dieser Welt, erklärt Auch der uralte volkstümliche Aberglaube von
der Erreichbarkeit übernatürlicher Kräfte durch die Anwendung von Kräutern,
Sprüchen und asketischen Übungen wird im Yoga-System als richtig an-
erkannt^.
Von den wunderbaren Fähigkeiten, die als Frucht der Yoga-Praxis gelten,
werden am häufigsten die 8 grossen Kräfte {mahä-siddhi) erwähnt: i) sich
unendlich klein oder unsichtbar zu machen (antman), 2, 3) äusserste Leicht-
heit resp. Schwere anzunehmen {lag/iiman, gariman)^ 4) sich ins Ungeheure
zu vergrössem und an alles, auch an das entfernteste, heranzureichen, wie
z. B. an den Mond mit der Fingerspitze imahiman o^tx präpti)^ 5) wider-
standslose Erfüllung aller Wünsche, z. B. des Wunsches, in die Erde unter-
zutauchen wie ins Wasser und wieder emporzutauchen (präkämya), 6) voll-
kommene Herrschaft über den Körper und die inneren Organe iisirra), 7) die
Fähigkeit, den Lauf der Natur zu ändern ivasitia) und 8) sich durch den
blossen Willen überallhin zu versetzen ([yatrd\kämärasäyit7'a)^. Ausser diesen
8 wunderbaren Kräften werden noch manche andere namhaft gemacht, die zum
Teil schon in den genannten enthalten sind*: eine solche Steigerung der Sinnes-
thätigkeit, dass die entlegensten und selbst übersinnliche Dinge, die Begeben-
heiten in anderen Welten, auf Planeten und Sternen, sowie auch die Vorgänge
im eignen Innern und in dem andrer Menschen sinnlich wahrgenommen
werden; die Kenntnis der Vergangenheit und Zukunft, der früheren Existenzen
und der Todesstunde; das Verständnis der Sprache der Tiere; die Fähigkeit,
Verstorbene erscheinen zu lassen und mit ihnen zu verkehren, in einen anderen
Körper zu fahren und nach Belieben in den eigenen zurückzukehren, ja selbst
mehrere Leiber gleichzeitig anzunehmen (käya<yüÄa) u. s. w. In dem zu-
letzt erwähnten Falle werden die Denkorgane der Wesen, in die der Yogin
sich vervielfältigt, für Emanationen aus seinem eigenen Denkorgan erklärt;
die Einheit des Individuums aber bleibt nach dieser Lehre dadurch erhalten,
dass die Denkorgane und die übrigen Organe der von dem Yogin erschaffenen
Wesen unter der Leitung und ControUe seines Denkorgans stehen und in
Übereinstimmung mit seinem Willen handeln. Diese durch Emanation aus
dem Citta des Yogin hervorgegangenen Denkorgane unterscheiden sich von
den auf natürliche Weise entstandenen dadurch, dass sie nicht von den Dis-
positionen erfüllt sind, die in den normalen Denkorganen als ein Erbteil aus
den früheren Existenzen ruhen und wirken^. Der Yogin gilt geradezu als
ein allmächtiger Schöpfer 7, und die Entstehung der von ihm geschaffenen
Dinge wird in der Weise erklärt, dass das intensive Denken des Yogin sich
substantiirt, d. h. zu dem Objecte wird, welches der Yogin hervorbringen
will^ Diese wunderbaren Kräfte leiden aber an dem Nachteil, dass sie ver-
gänglich sind wie alles andere von dem Menschen durch sein Verdienst er-
worbene — mit Ausnahme der Erlösung 9.
Dass den Indem auch die Fähigkeit der Yogins, für längere Zeit im
hypnotischen Schlaf ohne irgend welche Äusserung der Lebensthätigkeit zu
verharren, als eine übernatürliche Kraft erscheinen musste, liegt auf der Hand.
III. Lehren, die das Yoga-System in die Sämkhya-Philosophie u.s. w. 47
XJber diesen Scheintod der Yogins hatte Herr Prof. E. Kuhn die Güte, mir
den hier folgenden, bis zum Schlüsse dieses Paragraphen reichenden Beitrag
nebst den dazu gehörigen Anmerkungen 10 — 22 zur Einfügung in meine Dar-
stellung zu überlassen.
Dass in Katalepsie verfallene Yogins sich auf längere Zeit lebendig be-
graben lassen, ohne an ihrem Leben unmittelbar Schaden zu leiden, ist eine
in den letzten Jahren viel besprochene Thatsache. Das Gebahren der mo-
dernen Mystiker und Theosophen könnte leicht zu dem Glauben verleiten,
als ob es sich dabei um ziemlich alltägliche, jederzeit vorkommende Ereig-
nisse handle. Dem ist aber keineswegs so. Was an wirklich sicher gestellten
Fällen vorliegt, ist von dem englischen Physiologen Braid nach sorgfältigster
Erkundigung übersichtlich zusammengestellt worden'**; und wer die eingehen-
den Berichte unbefangen durchliest, wird unzweifelhaft zu dem Schluss kom-
men, dass diese zwischen den Jahren 1828 und 1837 beobachteten vier Fälle
sich aller Wahrscheinlichkeit nach sämtlich auf den einen aus der Gegend
von Karnäl gebürtigen Yogin Harid.äs beschränken, welcher in ganz Räjpü-
tänä und Lahor herumzog und sich für gutes Geld begraben liess. Frühere
Berichte reden nach Hörensagen von einem Vergraben, bei welchem massiger
Luftzutritt keineswegs ausgeschlossen ist". Spätere Fälle sind — wenn man
von dem frechen Plagiat Cevp*s und etwaigen Berichten des notorischen
Schwindlers Jacolliot absieht — bisher von niemand beigebracht worden".
Da aber Haridäs jedesmal unter erschwerenden Umständen begraben wurde,
haben wir es sichtlich mit einer besonders gearteten Persönlichkeit zu thun,
welche nach Art unserer Hungerkünstler infolge individueller Disposition, sorg-
fältiger Trainirung und wohl auch der Anwendung specifischer Mittel die
geläufige Katalepsie der Yogins auf die Spitze zu treiben und mit ungewöhn-
lich herabgesetzter Herz- und Atemthätigkeit und dadurch bedingter Verlang-
samung des Stoffwechsels überhaupt auch bei sehr beschränkter Luftzufuhr
besonders lange Zeit in diesem Zustande zu verharren vermochte. Dabei
dürfte ausser etwaiger directer Einwirkung auf die Herznerven *^ der Gebrauch
gewisser Narcotica eine Hauptrolle gespielt haben. Schon in den Ceremonies
et coutumes religieuses finden wir auf Grund eines Reiseberichts '"^ die Ver-
mutung geäussert, dass sich die Yogins zu ihren asketischen Bravourstücken
der Präparate aus indischem Hanf bedienen möchten, und diese Vermutung
ist speciell in Betreff des Lebendig-begrabens von E. v. Bibra wiederholt
worden ^5^ In der That ist Katalepsie nach Hanfanwendung in Indien sicher
beobachtet worden*^. Ferner sind nach den Berichten der Reisenden wie
die Derwische Ost -Irans so auch die indischen Yogins und ein guter Teil
namentlich der ärmeren Classen Indiens dem Hanfgenuss ganz hervorragend
ergeben *7^ ^vas uns die Sanskrit-Texte durchaus bestätigen. Die burleske
Litteratur zeigt uns den typischen Yogin wohl vertraut mit dem herrlichen Genuss-
mittel *^, und die Werke über Materia medica wissen seine Vorzüge kaum genug
zu preisen, was ja auch schon in den Benennungen indräsana^ iakräsana^
vijayäj siddhi für das prosaische gahjä oder bhaiigä deutlich zum Ausdruck
kommt*''. Gleichzeitiger Gebrauch von Stechapfel, welcher ausdrücklich be-
zeugt ist^°, oder von dem gleichfalls in Indien wohlbekannten aus Kabul oder
Persien eingeführten Bilsenkraut mag dazu die Wirkung des Hanfpräparats
für die Zwecke der Yogins günstig beeinfiusst haben. Ich erinnere daran,
dass der parsische Ardä Viräf die siebentägige Katalepsie, während welcher
seine Seele Hölle und Himmel durchwandert, durch den Genuss eines Bilsen-
krauttrankes herbeiführt", und dass beide Pflanzen unter den Bestandteilen
der gleichfalls Katalepsie bewirkenden Hexensalbe aufgezählt werden".
1 Y. S. III, 33—36. — 2 Y. S. III, 46, H. Walter, S. XXIII, XXIV. Hatha-
^
*
48 IIL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
yogapr. III, 29 wird die Mahävedha-Mudrä sogar als ein Heilmittel gegen Runzeln
und graue Haare empfohlen. — 3 Y. S. IV, i. — 4 Y. S. III, 45, R. Mitra, p. 121,
Särnkhyatattvakaumudl 23, Vogasärasamgraha p. 55, 56. Es finden sich im Einzelnen
kleine Abweichungen bei den verschiedenen Erklärern. — 5 V. S. III, 16 — IV, 6.
I. 40, 41. R. MiTRA, p. XXXIX, XL, CVI, CVII, Mbh. XU, Adhy. 302, 318, Yogasärasaii>
graha, p. 51—61, S. Ph. 153 Anm. i, 187, 209, 237, 246, 247. — o Y- S. IV, 4—6. —
7 S. Ph. 187. — 8 Y. S. I, 41, R. MiTRA, p. XXXI. — 9 Artikel Samkhya III S 2,
S. Ph. 280, 281, 324. — 10 Der Hypnotismus. Ausgew. Schriften von J. Br\d.
Deutsch hrsg. von W. Preyer (Berlin 1882), S. 46 ff. mit der Anm. S. 281 (das eng-
lische Original dieser Abhandlung ist unter dem Titel »Observations on trance or
human hybernation« im J. 1850 erschienen). Der erste der von Braid berichteten
Fälle findet sich nach der Darstellung des Generals Ventura nebst einem Porträt
des Haridäs auch in J. M. Honigberger's Früchten aus dem Morgenlande (Wien
1851) S. 137 ff., vgl. 180 (eine englische Übersetzung erschien unter dem Titel
»Thirty-five years in the East«c, London 1852). — Dieselben Fälle bei \V. B. C\R-
PENTER in der Contemporary Review, Dec. 1873, '^' '33 ff- und bei C. du Prel,
Studien auf dem Gebiete der Geheimwissenschaften I, 35 ff. — *x Ccremonies et
coutumes religieuses des peuples idolatres II, i (Amsterdam 1728; ss= VII, i des
ganzen Werkes C. et c. r. de tous les peuples du monde), S. 8: »Quelqucs-ans de
ces Faquirs se retirent tour ä tour dans une fosse oü ils ne re9oivent de la clarie
que par un fort petit trou. Ils y demeurent jusqu'ä neuf ou dix jours sans jamais
changer de posture, et sans boire ni manger, ä ce qu'on assure.n — »^ A. J. Ceyp's
Aufsatz »Das Experiment des Scheintods bei den Fakiren« in der Sphinx XIV,
S. 232 ff. ist mit Änderung der Namen und unwesentlichen Abweichungen aus
Honigberger's Buch abgeschrieben. Für den überhaupt nicht ernst zu nehmenden
Jacolliot, leider eine Hauptautorität unserer Mystiker, genügt der Hinweis auf
J. Vinson's wiederholte Darlegungen in der Rev. de lingui. VII, 285 ff., XIII, 56 ff.,
XIV, 70 ff., XVIII, 128, XXI, 76 ff. — 13 L. ScHRÖTTER in H. v. Ziemssen's Hand-
buch d. spec. Pathologie u. Therapie VI », 275 f.: »Das Kunststück der indischen
Hexenmeister, die Herzcontraction willkürlich zu verlangsamen, ist jetzt gelost,
nachdem Donders gezeigt hat, dass er durch willkürliche Contractionen der vom
Accessorius versorgten Halsmuskeln das Herz zum Stillstand bringen kann, indem
mit der Reizung jener Muskeläste des Nerven auch gleichzeitig seine Herzäste
angeregt werden.« Das war dann wohl auch das einmal von drei Ärzten beobach-
tete, von Braid und Carpenter besprochene Kunststück des Colonel Townsend,
welcher »nach Belieben sterben konnte«. — »4 Voyages de Jean Ovin(;ton, faits
ä Surate. Trad. de l'Anglois. T. II (Paris 1725), S. 76. — »5 E. Frhr. v. Bibra, Die
narkotischen Genussmitiel und der Mensch (Nürnberg 1855), S. 286 ff. — »6 \v. B.
O'Shaugnessy in JBA. VIII, 840 ff. — »7 Engelbert Kaempfer, Amoenitates
exoticae (Lemgoviae ..1712), S. 645 ff., 652 f., Honigberger a. a. O. S. ii, 160 ff.,
195. — *8 Vgl. die Äusserung des Yogin Asajjätimiära im Dhürtasamägama S. 14
in C. Cappeller's autographirter Ausgabe = S. 90 in Lassen's Anthologia sans-
critica ' und die Anpreisung des Hanfgenusses in dem von Capfeller in der
Gurupüjakaumudl S. 59 ff. analysirten Kautukasarvasva. — »9 S. namentlich Udoy
Chand Dutt, The Materia Medica of the Hindus (Calcutta 1877), S. 235 ff. und
über den Hanf in Indien überhaupt O'Shaughnessy in JB.\. VIII^ 732 ff., 838 ff.,
Jonathan Pereira, The Elements of Materia Medica and Therapeutics 4 II, i, 366 ff.,
D. MoRisoN und W. B. Philipps in der Indian Evang. Rev. XX, 325 ff., G. A. Grier-
SON, Bihar Peasant Life S. 243 und im Ind. Anliquary XXIII, 260 ff. — » Honig-
berger S. 162, Udoy Chand Ditt S. 207. — ax Udoy Chand Dutt S. 211 f.,
E. W. West and M. Haug, Glossary of the Book of Arda Viraf S. 220 s. v. mang-;
vgl. Artä Vlräf-Namak trad. par A. BarthIclemy S. 147. — =2 Fr. Unger in den
Sitzungsber. Akad. Wien, Math.-nat. Cl. XXXIII, 341, 348.
S 4. Lehren von untergeordneter Bedeutung. Die folgenden
Classificationen sind in der Yoga-Philosophie entstanden. Es werden fünferlei
Affectionen des Denkorgans {citta-vrtti) constatirt, die in unserer Sprache
besser als Denkformen zu bezeichnen wären*: i) die richtige, durch eines
der drei anerkannten Erkenntnismittel gewonnene Vorstellung (pramä/ja), 2) die
falsche, auf Sinnestäuschung beruhende Vorstellung {viparyayä)^ 3) die Phan-
tasie oder die Vorstellung von etwas in Wirklichkeit nicht Existirendem {vikalpa\
4) der Schlaf {nidrä), der durch das Bewusstsein von keinerlei Objecten
characterisirt, aber doch zu den Affectionen des Denkorgans gerechnet wird,
weil man beim Erwachen aus einem gesunden Schlaf die Erinnerung hat »Ich
IV. Yoga-Lehren, die dem Sämkhya widersprechen u. s. w. 49
habe gut geschlafen« und eine solche Erinnerung nicht ohne eine voran-
gegangene Empfindung möglich ist, 5) die Erinnerung {smrti)y d. h. das durch
einen im Denkorgan hinterlassenen Eindruck {samskärä) bewirkte Wieder-
erwachen einer früheren Wahrnehmung oder Vorstellung*.
Die Gleichgiltigkeit gegen die weltlichen Dinge {vairägyd) wird in vier
Stufen eingeteilt. Die Aufstellung und Beschreibung dieser Stufen unter den
technischen Bezeichnungen yatamäna-satjtjnä^ vyatireka-samjnä^ ekeruinya-
samjtiä und vaiikära-samjnä ist zwar erst von Väcaspatimisra an nachweis-
bar, muss aber wegen Y. S. I, 15, wo die vaslkära-sattijha definirt wird, und
wegen der mündlichen Tradition als der Yoga-Schule angehörig betrachtet
werden. Auf der ersten Stufe bemüht man sich, die Sinne im Zaum zu hal-
ten; auf der zweiten sind einige Begierden ertötet, andere noch nicht; auf
der dritten besteht das Verlangen nach weltlichen Genüssen nur noch in der
Form der sehnsüchtigen Erinnerung im Manas; auf der vierten ist jedes Ver-
langen nach irdischen und übersinnlichen Objecten geschwunden -5. Ob der
Unterschied zwischen einer niederen und höheren Gleichgiltigkeit {apara- und
para-vairägya) zuerst in der Sämkhya- oder Yoga-Schule gemacht ist, wird
kaum zu entscheiden sein. Die eben beschriebenen vier Stufen bilden die
niedere Gleichgiltigkeit; die höhere tritt erst nach der Erreichung der unter-
scheidenden Erkenntnis ein und besteht darin, dass man auch die feinsten
Formen der Materie (die Gunas) und seine eigenen inneren Organe mit der-
selben Indifferenz ansieht wie alle anderen Dinge ♦.
Auch der als Einheit aufgefasste Sarnyama^ zerfällt nach dem Yoga-
System in drei verschiedene Grade {phümi)^ die ebenso vielen Modificationen
des Denkorgans entsprechen. Im ersten Grade werden die Dispositionen zu
den Zuständen weltlichen Daseins unterdrückt, die Zerstreutheit schwindet und
das Denkorgan gelangt zur Ruhe {nirodha-parinämä)\ im zweiten tritt die
Concentration ein (samädhi-parinämd)^ und im dritten werden die Zustände
der beiden ersten Stufen zu dauernden {ekägratä-parinämd)^ , Aus dieser
Classificirung des Samyama scheint die in den Särnkhyasütras vorgetragene
Lehre von den drei Stufen der unterscheidenden Erkenntnis abgeleitet zu sein 7.
Im Yoga-System werden sieben Stufen der abschliessenden Erkenntnis {pränta-
bhümi-\bhümau\prajnä) angenommen, die in den folgenden Sätzen ihren Aus-
druck finden: i) die Schmerzhaftigkeit alles Materiellen ist erkannt, es giebt
nichts zu Erkennendes mehr, 2) die Ursachen des Schmerzes sind beseitigt,
es giebt nichts zu Beseitigendes mehr, 3) die unmittelbare Erkenntnis der
Befreiung ist durch die Versenkung gewonnen, 4) die unterscheidende Erkennt-
nis, das Mittel zur Befreiung, ist verwirklicht, 5) das Denkorgan hat seine
Aufgabe erfüllt, 6) die Gurias haben aufgehört zu wirken, 7) die Seele ist
zum Fürsichsein gelangt. Die ersten vier Stufen werden unter der Bezeich-
nung kärya-vimukti »Befreiung von dem zu Leistenden«, die letzten drei unter
der Bezeichnung citta-vitnukti »Befreiung vom Denkorgan« zusammenfasst^
» P. Markus S. 49 unten. — * Y. S. I, 5 — 11, Yogasärasamgraha p. 2, 3, S. Ph.
254, Anm. — 3 Väcaspatimisra zu Yogabbä^ya I> 15 und zu Sämkhyakarikä 23,
Aniruddha zu Sämkhyasütra II, l, Yogasärasamgraha p. 25, 26, S. Ph. 145, Anm. 6.
— 4 Y. S. I, 16, Yogasärasamgraha p. 25, 26, S. Ph. 145, 146. — 5 S. oben S 2,
Nr. 8. -- 6 Y. S. in, 6, 9—12. — 7 S. Ph. 149, 183. — » Y. S. II, 27 nebst den
Commentaren.
IV. YOGA-LEHREN, DIE DEM SÄMKHYA WIDERSPRECHEN
UND VON DEN ANHÄNGERN DIESES SYSTEMS BEKÄMPFT WTERDEN.
S I. Die Gottesidee. Die Yoga- Lehre hat mit der Austilgung des
Atheismus aus dem ihr zu Grunde liegenden Särnkhya-System wahrscheinlich
Indü-arische Philologie. III. 4. 4
50 111. Religion, weltl. VVissensch. und Kunst. 4. Sämkhva u. Yoga.
nichts anderes beabsichtigt, als sich weiteren Kreisen annehmbarer zu machen.
Der GottesbegrifF, der in späterer Zeit immer enger mit der Yoga-Lehre ver-
schmolz, ist ursprünglich in ganz äusserlicher, unvermittelter Weise in das
System eingefügt worden, ohne irgend eine Umgestaltung seines Wesens und
Inhalts zu bewirken. Dass die Gottesidee in den Yogasütras etwas Über-
flüssiges, nicht in den Zusammenhang Gehöriges ist, haben schon Andere
bemerkt*; aber man muss noch weiter gehen und sagen, dass die von Gott
handelnden Sütras^ geradezu den Voraussetzungen und den Zielen des Yoga-
Systems widersprechen. Für die göttliche Vorsehung ist kein Platz im System,
denn Gott hat mit den Ursachen und Vorgängen des weltlichen Daseins gar
nichts zu schaffen; und dass die von dem Menschen anzustrebende Erlösung
in den Yogasütras durchaus im Sinne der Sätpkhya-Philosophie und nicht
etwa als eine Vereinigung mit Gott aufgefasst wird, habe ich bereits oben
I S I erwähnt. Gott ist auch keineswegs ein Urgeist, aus dem die einzelnen
Geister stammen; denn die Einzelseelen sind ebenso anfangslos und ewig wie
die »besondere Seele« {purusa-viüsa)^^ die »Gott« (J/vara) genannt wird.
Diese »besondere Seele« unterscheidet sich von den anderen nicht essentiell,
sondern nur graduelle Sie ist seit Ewigkeit her und in Ewigkeit hin im Be-
sitz der höchsten Weisheit, Macht und Güte, aber sie ist unberührt nicht nur
von dem Elend des Weltdaseins, sondern auch von allen Affecten und Dis-
positionen, von Verdienst ebenso wie von Schuld. Da sie ohne Zusammen-
hang mit der Materie kein Bewusstsein haben könnte, so wird im Yoga-System
zugegeben, dass sie in gewissem Sinne gebunden sei, d. h. mit der Materie,
aber nur mit ihrem feinsten und edelsten Bestandteil, dem vollkommen ge-
läuterten Sattva, in Verbindung stehe'. Diese Verbindung ist der Art, dass
die ewige Seligkeit Gottes durch sie keine Einbusse erleidet Das Verhältnis
Gottes zu den Menschen äussert sich in Barmherzigkeit; die völlige Gott-
ergebenheit des Menschen, die wir III S i als einen Teil des kriyäyoga
kennen gelernt haben, bewirkt, dass Gott die Erreichung der Erlösung durch
Hinwegräumung der Hindernisse erleichtert. Zur mystischen Bezeichnung
Gottes dient die heilige Silbe om (pranava)^ »welche die ganze Fülle des gött-
lichen W^esens und Wirkens in sich beschliesst und sie demjenigen offenbart,
der dies om in richtiger Weise, durch Murmeln und durch Versenkung in
seinen Sinn, seinem äusseren Ohr wie seinem innersten Herzen zum Bewusst-
sein bringt« ^ Diese Beziehung auf die Übung des Yoga hat die Silbe om
schon Maitr. Up. VI, 23, 25; in den späteren Werken, die sich mit dem
Yoga beschäftigen, werden die Speculationen über die in Om liegenden Ge-
heimnisse immer abenteuerlicher.
Die ganze eben kurz entwickelte theistische Lehre, über die das Nähere
bei P. Markus S. 2 — 9 nachzusehen ist, darf als eine Entlehnung aus der
Religion der Bhägavatas betrachtet werden 7, die ihrerseits wieder Elemente
des Yoga in sich aufgenommen hat^ In welcher Weise die Gottesidee von
den Anhängern des Scämkhya bekämpft wird, habe ich im Artikel Sämkhya
V 8 I dargestellt.
I R. MiTRA p. XXII, P. Markus S. 3, 7 unten. — 2 Y. S. I, 23—27, 11, i, 45-
— 3 Y. S. I, 24. — 4P. Markts S. 6. — 5 S. die Commentare zu V. S. I, 24. —
6 P. Markis S. 3 unten nach Y. S. I, 27, 28. — 7 R. Mitra p. 28. — « S. I S 6.
S 2. Der Sphota. Mit dem Ausdruck sphota bezeichnet die Yoga-
Philosophie * — ebenso wie die Mimämsä und die Grammatik — den Träger
der Wortbedeutung. Diesen erklärt sie für ein unvergängliches einheitliches
Element, das in den aneinander gereihten Lauten als etwas von ihnen Ver-
schiedenes ruht und bei ihrer Artikulirung »hervorbricht« (sphutati^ daher
sphota), d. h. sich manifestirt. Der Sphota ist also — wie wir sagen würden
IV. Yoga-Lehren, die dem Sämkhya widersprechen u. s.w. 51
— der durch den Buchstabencomplex dem Verständnis vermittelte Begriff*.
Diese nicht mit genügender Klarheit formulirte Theorie, der aber unverkenn-
bar ein richtiger Gedanke zu Grunde liegt, wird im Säipkhya-System mit der
Bemerkung zurückgewiesen, dass ein solcher übersinnlicher, von den zum
Worte vereinigten Buchstaben verschiedener Sphota gar nicht vorstellbar sei;
man habe deshalb anzunehmen, dass die Wortbedeutung einfach durch die
Laute selbst raanifestirt werdet. -
» Y. S. I, 42, Yogasärasaipgraha p. 65 — 67. — ^ Deussen, System des Vedanta
76 — 80; vgl. auch CoLEBROOKE, Mise. Ess. I, 2 331, Ballantyne, Christianity con-
trasted with Hindu Phüosophy 176 — 195, SarvadarSanasaipgraha p. 209 — 2x4 der
Übersetzung. — 3 Sämkhyasütra V, 57.
S 3. Die unendliche Grösse des inneren Organs. Das innere
Organ, das nach der Sämkhya-Lehre weder von atomistischer noch unend-
licher Grösse, sondern von begrenzter Ausdehnung {madhyama-parimäna) ist *,
wird in der Yoga-Philosophie für alldurchdringend oder unendlich gross erklärt
Ich kann zwar diese Lehre nur aus dem Yogasärasamgraha p. 65, 67 — 70
nachweisen, halte sie aber für bedeutend älter, weil die characteristische An-
schauung des Yoga-Systems, von der die Beweisführung ausgeht, eine solche
Umgestaltung der Säipkhya-Lehre über die Natur des inneren Organs sehr
nahe legen musste. VijiTiänabhik§u's Begründung a. a, O. ist nämlich folgende.
Das innere Organ kann nicht atomistisch sein, weil das des Yogin fähig ist,
alle Dinge in der Welt in einunddemselben Augenblick zu erfassen; es kann
aber auch nicht mittlere oder begrenzte Ausdehnung besitzen, weil es in die-
sem Falle zur Zeit der Weltauflösung zu Grunde gehen müsste und deshalb
nicht das Substrat der fortdauernden Kraft von Verdienst und Schuld und
der Dispositionen sein könnte. In seinem Commentar zu den Sarnkhyasütras *
vertritt Vijnänabhik§u in dieser Frage natürlich den entgegengesetzten Stand-
punkt der Sämkhya-Philosophie.
[Ich kann bei dieser Gelegenheit eine warnende Bemerkung gegen Gan-
GÄNÄTHA Jha's englische Übersetzung des Yogasärasamgraha nicht unterdrücken.
Die in diesem Paragraphen behandelte Lehre wird in dem Texte des Com-
pendiums p. 65, 1. 5 mit dem Terminus dhi-vaibhcpva eingeführt, wofür p. 67
unten und p. 70, 1. 8 mano-vaibhava gesagt ist. Diese beiden Ausdrücke
übersetzt Gangänätha Jha irrtümlich mit »the powers of Intellect (resp. of
the Internal Organ)« p. 91 Mitte, 95 unten, 100 oben; vaibhava aber be-
deutet hier nicht »powers«, sondern »unendliche Grösse«. Denn dass dhi-
vaibhava und mano-vaibhava im Sinne von antahkarana-vibhuiva gebraucht
ist, ergiebt sich aus dem ganzen Zusammenhang des Abschnitts und insbeson-
dere aus p. 68, 1. 14 des Textes: atal^ pariiesato 'ntahkaranaffi vibhv eva
sid/iyati.^
I S. Pb. 255. — 2 I, 65, V, 69, 70.
S4. Der Begriff der Zeit. Im Gegensatz zu der im Sämkhya-System
herrschenden Auffassung der Zeit* wird in der Yoga-Philosophie — was ich
freüich auch nur aus dem Yogasärasamgraha zu belegen vermag — die Zeit
für ein Aggregat von ununterbrochen auf einander folgenden Momenten erklärt,
und der flüchtige Moment für eine besondere Modification der unbeständigen
Materie {asthirah ksanah prakrter evä Uibhanguräyäh parinäma-visesah),
» Artikel wSämkhya VII S H.
ABKÜRZUNGEN.
Adhy. = Adhyaya.
Bhag. = BhagavadgltSL
BRW. = BÖHTLiNGK und Roth, Sanskrit-Wörterbuch.
Gott. gel. Anz. = Göttingische gelehrte Anzeigen.
Hall, Contrib. ^= Fitzedward Hall, a Contribution towards an Index
to the Bibliography of the Indian Philosophical Systems.
Ind. Stud. -= Indische Studien, herausg. von A. Weber.
JBA. = Journal Bengal Asiatic Society.
Ka^h. Up. = Katha Upani^ad.
KB. = Kern, der Buddhismus.
LIA. = Lassen, Indische Alterthumskunde.
Maitr. Up. = Maitrl Upani^ad.
Mbh. = Mahäbhärata.
SBE. == Sacred Books of the East, ed. F. Max Müller.
S. Ph. = R. Garbe, die Samkhya-Philosophie.
Taitt Up. = Taittirlya Upani.sad.
Vijfi. = Vijnänabhik§u.
WI^ = A. Weber, Indische Literaturgeschichte.
Y. S. = Yogasfltra.
I
INHALT.
Seite
A. SÄMKHYA 1—33
I. Geschichtliches i — 7
S I. Alter und Ursprung des Systems i
S 2. Das Sämkhya und die Upani^ads 2
S 3. Kapila 2
S 4. Äsuri 2
S 5. Pahca^ikha 3
S 6. Sanandanäcärya und andere (angebliche) Autoritäten . 3
S 7. Vindhyavasin oder Vindhyaväsaka 3
S 8. Vär§agai?ya und Jaigisavya 4
S 9. Der Einfluss des Säinkhya auf den Gnosticismus und Neuplatonismus , 4
S 10. Der Einfluss des Sämkhya auf das geistige Leben Indiens .... 5
Sil. Manu und die Rechtslitteratur 5
S 12. Das Mahabhärata 5
S 13. Die Puranas ^
S 14. Die Tantras und die Sekten 6
S 15. Die anderen philosophischen Systeme 6
II. Die Litteratur des Sämkhya-Systems 7 — 10
S I. Paficaiikha und das Sastitantra 7
S 2. Die Sämkhyakärikä mit ihren Commentarcn und das Räjavärttika ... 7
S 3. Das Sämkhya bei Alberünl 7
S 4. Der Tattvasamäsa °
S 5. Die Säipkhyasütras ^
S 6. Die Commentare zu den Sämkhyasfltras 9
III. Allgemeines ^o ^5
S I. Der Name sanMya ^o
S 2. Die Aufgabe des Systems 10
S 3. Die Anforderungen ^2
S 4. Die Erkenntnisquellen und die Methode der Sämkhya-Philosophie ... 13
S 5. Die Terminologie und die Gleichnisse H
IV. Die allgemein-indischen Bestandteile des Systems .... 15—17
S 1. Der Samsära und die Lehre von der Vergeltung 15
S 2. Die Erlösung bei Lebzeiten ^^
S 3. Das Mythologische ^"
V. Die speciellen Grundanschauungen des Systems 17—18
S I. Die Gottesleugnung ^7
S 2. Der übrige Inhalt des Systems ^7
VI. Die Materie als Weltganzes, Kosmologie 18—23
S 1. Die Realität der Erscheinungswelt 18
S 2. Die Urmaterie ^^
S 3. Die drei Gunas '9
56 UL Religion, weltl. Wissensch. u. Kunst. 4. Sämkhya u. Yoga.
mudrä 44.
yatamänasamjnä 49.
yatrakämavasäjdtva 46.
yama 34, 36, 43* 44-
Yäjnavalkya 36.
yoganidrä 38, 45«
Yogasärasamgraha 42, 51.
Vogasütra 3, 9, 36, 37, 40,
4r, 43-
yogänga 36, 43,
yogin 35. 36, 37. 3»-
rajas 14, /p, JO, 24, 27.
raga ^cJ, 43.
räjayoga 43.
Räjavärttika 7, 18.
Rämakrsna Bhattäcarya 7.
recaka 44.
laghiman 46.
laya 21, 22.
lihga;-deha, •ianra)4, 15, 26.
vaiitva 46.
vaSlkärasamjna 49.
VäcaspatimiSra 7,41, 49.
Värsaganya ^, 37.
Vflsana 26.
vikalpa 48.
Viinänabhik^u p, 12, 41, 42,
51.
videhamukti 33.
Vindhyaväsin (-väsaka) 3.
viparyaya 2/, 48.
vrtti 25, 30.
Vedäntin Mahädera 9.
vairägya 49,
Vodhu (Vodha) 3.
vyatirekasamjnä 49.
Vyäsa 8, 41, 44.
Sanikara 6, 8, 18.
Sesa 42.
satkarman 45.
$a§titantra 7.
saniyama 44, 49.
sairskära 26, 27, 44, 49.
satkäryaväda (-vädin) 22.
sattva 14, ig, 20, 24, 27, 31,
32, 50-
Sana 3.
Sanaka 3.
Sanatkumära 3.
Sanatsujäta 3.
Sanandanflcärya 3.
Sanfttana 3.
sabija 44.
samädhi 36, 43, 44.
samldhiparipäma 49.
samprajnäta 44.
savicflra 44.
savitarka 44.
sahakärikärana 21.
sämsiddhika 27.
SämkhyakärikÄ 3, 5, 7-, 8»
18, 28.
Sämkhyatattvakaamadl 4, 7,
25. 27.
Sämkhyapravacana S9 33, 40.
Sämkhyasfltra 8, 9, 12» 49, 51.
sänanda 44.
sämyävasthfl 20.
säsmita 44.
siddhi 6, 2/, 45, 47.
su^upti 27.
sQk$mabbata 22.
seSvara 33.
sthala-deha (-ianra) 26.
sthülabhata 23.
sphota 50, 51.
svapna 27.
Svätmäräma Yogindra 42, 44.
Hatbayoga 36, 38, 42, 44, 45-
Hatbayogapradipika 42^ 45.
IL SACHINDEX.
Abammon 40.
Albftrünl 7, 8, 41, 42.
Allwissenheit der Yogins 46.
Askese 34, 35.
Autosuggestion der Yogins
45-
Bardesanes 4.
Buddhismus l, 12, 15, 17, 18,
35. 39.
Gnosticismus 4, 40.
Gottesidee im Yogasystem
49, 50.
Hypnose der Yogins 45.
Jinismus 15, 17, 22.
Katalepsie der Yogins 45, 47.
Porphyrius 4, 5.
regressus in infinitum 14, 18,
29, 32.
Lebendigbegraben der Yogins I Scheintod der Yogins 44. 47-
fc- *• ** ^ i Seng ke lun 3.
Sufismus 40.
Neuplatonismus 4, 40.
Nichtunterscheidung von ! Unterscheidung von Geist
Geist und Materie 12, 13, j »nd Materie 10, II, J2.
21, 28, 30, j/, S2.
Wunderkräfte der Yogins 45»
Plotin 4, 40.
46.
6RUHDBIS8 DER IHDO- ARI8GHEH PHILOLOGIE UID ALTERTUMSKUIDE
(IMCTCIOPBDIA OF IMDO-ARTiH RBSBARCH)
BEGRÜNDET VON G. BÜHLER, FORTGESETZT VON F. KIELHORN,
HERAUSGEGEBEN VON H. LÜDERS UND J. WACKERNAGEL
m. BAND, 7. HEFT
DIE LEHRE DER JAINAS
NACH DEN ALTEN QUELLEN DARGESTELLT
VON
WALTHER SCHUBRING
BERLIN UND LEIPZIG 1935
WALTER DE GRUYTER & CO.
vonnals G. J. Göschensche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung —
Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.
1
Eine Übersicht über den gesamten Grundriß
befindet sich auf der letzten Seite
Älthiv^Nr. 4Z 23 34
Ptlnted in Gcrmanj
Dfuck von J. J. Anguitin, GIQdatadt und Htoibttig
MEINER FRAU
mm III iiN^iiscm fihiluii in unniiami
(ENOYOLOPEDIA OF INDO-ABYAK BBSEABOH)
BEGRÜNDET VON G. BÜHLER, FORTGESETZT VON F. KIELHORN,
HERAUSGEGEBEN VON H. LÜDERS UND J. WACKERNAGEL.
IIL BAND, 7. HEFT
VORBEMERKUNG.
Es liegt im Wesen einer Darstellung im Rahmen des indo-arischen
„Grundrisses", daß sie sowohl nach rückwärts wie nach vorwärts blickt.
Das erstere, indem sie das vom Gegenstand bisher gewonnene Wissen zu-
sammenzufassen sucht. In Beziehung auf dies Vergangenheitsziel muß
jedoch davor gewarnt werden, das Buch für eine Enzyklopädie oder eine
Bibliographie zu halten. Oft mußten Grundlinien und Hinweise genügen,
auch wenn damit, besonders in den ersten Abschnitten, die Schilderung
sich der Art einer Skizze näherte. Vermieden wurde mit Vorbedacht auch
die umfassende Auseinandersetzimg und der Vergleich mit anderen Denk»
weiten und Tatsachen des älteren Indien und das Eingehen auf die Neuzeit.
Denn vor allem hielten die alten Quellen, die endlich zu ihrem Recht kom-
men sollten, den Blick fest. Bei ihrer Ausbeutung wird freilich niemand er-
warten, daß alle Einzelheiten gegeben oder von den angeführten Einzel-
heiten alle Stellen genannt sind.
Die wissenschaftlich zu fordernde Möglichkeit der Nachprüfung ist leider
beschränkt durch die geringe Verbreitung der in Indien gedruckten Texte,
blieben doch schon dem Schreiber dieser Zeilen mehrere kanonische Aus-
gaben unerreichbar. Hier Wandel zu schaffen ist das Zukunftsziel dieser
Schrift. Sie will einerseits die Notwendigkeit einer planmäßigen abend-
ländischen Ausgabe des Siddhänta der Svetämbara erweisen — einer
Ausgabe, die bei praktischer Anlage keineswegs besonders kostspielig
sein wird — und anderseits durch die Andeutungen, auf die sie sich, um die
Übersichtlichkeit nicht zu gefährden, im Bereich der Digambara be-
schränken mußte, zur näheren Beschäftigung mit diesem eigentümlichen
Abglanz der alten Lehre anregen. Weit davon entfernt, seine Arbeit für
abschließend und fehlerfrei zu halten, will der Verfasser vielmehr zur ver-
vollkommnenden Mitarbeit und Weiterführung einladen. Diese wird auch
die zahlreich sich aufdrängenden Fragen nach dem Woher und Wfiurum,
auf die hier nur teilweise eingegangen werden konnte, der Beantwortung
zuführen.
I. GESCHICHTE DER JAINA-FORSCHUNG.
§ 1. Das Geburtsjahr der Jaina-Wissenschaft ist 1807. In diesem Jahr
erschienen in Band IX der Asiatic Researches (Calcutta und London)
unter dem Titel „Account of the Jains" drei von dem Major, späteren
Lieutenant-Colonel Colin Maokenzib gesammelte Jaina-Berichte nebst
einem Auszug aus dessen eigenem Tagebuch von 1797 und aus dem
Indo-arisohe Philologie III. 7 Sohabrlng 1
2 ni. ReLIOIOK, weltliche WiSSENSCHAlTEK TTKD KuNST. 7. JaINAS
des Dr. F. Bughaitak^), der seiDerseits gleichfaUs die DarBtellung
eines Jaina wiedergab. Nicht in diesen Berichten, aber in den ajoi
sie und auf eigene Studien sich gründenden, unmittelbar anschließend ge-
druckten „Observations on the Sect of Jains'' von H. Th. Colebbookb')
kommt neben der reinen Beschreibung, wie jene Vorganger sie ausschließ-
lich lieferten, zuerst, wenn auch in bescheidenem Umfang, die Kritik und
die Verknüpfung der Tatsachen, also wissenschaftlicher Geist zur Geltung*).
Für die Jahre nach 1807 belehrt uns Wilson über die Existenz einer
Reihe verstreuter Notizen und Erwähnungen, ohne auf ihren Inhalt naher
einzugehen^). Dagegen würdigt er den 1. Band der Transactions of the
Royal Asiatic Society (1827) einer besonderen Erwähnung. Dieser enthält
zwei gleichnamige Aufsätze „On the Sräwacs or Jains'' von Dslaüainb
und BuGHANAN (= F. Buchanan Hamilton), Notizen des letzteren
und W. Franoklins über einige Jainatempel sowie Golebbookbs Be-
handlxmgen zweier Inschriften, davon eine im Anschluß an Tod, und
Besprechung der „Sect of Jina'' im Rahmen seines „Essay on the Philoso-
phy of the Hindus''^). Auch erschienen in demselben Jahre Franokuns
„Researches on the Tenets and Doctrines of the Jeynes and Boodhists"
(London 1827), das erste Buch, das die Jainas im Titel nennt. Gegenüber
den mythologisch-spekulativen Ausführungen im Geiste der Zeit, welche
vorwiegen, sind die beschreibenden Teile heute noch lesbar.
Da man die allmähliche Erweiterung der Tatsachenkenntnis wie für den
Gesamtverlauf so auch für die Anfangsepoche an der Hand der in einer An-
merkung schon genannten Bibliographie beobachten kann, braucht hier
auf die zeitlich an 1827 anschließenden Arbeiten nicht eingegangen zu
werden. Nur die schon erwähnte „Sketch" aus der Feder Wilsons
(Asiatic Researches, Vol. XVTf., 1828 — 32) sei als die ausführlichste und
bedeutendste Behandlung des Gegenstandes aus dieser Zeit genannt.
Wilson gibt darin u. a. Bericht über die ihm selbst oder dem Sanskrit
College in Calcutta gehörigen zahlreichen Jaina-Handschriften. 44 der-
gleichen von südindischem Charakter verzeichnete und beschrieb sein
^) Von BnoHANAN erschien schon Lo. 1807 ein dreibändiges Werk A Joumey
from Madras through the oountries of Mysore, Canara and Malabar (2. Ausgabe
in 2 Bdn. Madras 1870), in dem er sich öfter mit den Jainas beschäftigt (vgl.
Gu^BiNOT JAs. 1909, S. 65). Ein späteres Tagebuch B.b ist erst Idirzlich
gedruckt worden: Journal kept during the Survey of the Districts of Patna and
Gaya in 1811 — 12. Ed. by V. H. Jackson. Patna 1925. Dajrin u. a. eine Be-
schreibung seines Besuches von Mahäviras Sterbeort, vgl. Jäcobi SPAW
1930, 561.
^ Abgedruckt in Colebrooke's Miscellaneous Essays, 2nd ed. (1872). Vol. II,
191—224.
*} Der Vollständigkeit halber sei für früheste Belege für das Wissen von den
Jainas verwiesen auf Windisch GIAPhA I, 1 B, S.29; Zachabiab WZKM 24,
337—344 (Kleine Schriften S. 41— 47) und Festschr. Winternitz S. 1 74—186 ;
Rändle JRAS 1933, 147; und die Notiz riwoi ' ol Y^iJtvoocxptoTal des dem 5. Jh.
angehörenden Hes^oh, in der man das Wort jaina erkannt zu haben glaubt,
vgl. M. Schmidt m seiner 2. Ausg. des Hesych (1867), S. 342; Gray und
ScHUYLEB, Am. J. of Philology 22 (1901), S. 197; nicht ablehnend Lassen,
Ind. Alt. 4 (1861), 757; LüdebsEZ 38, 433; zurückhaltend Stein, Megasthenes
und Kautilya S. 293 f.
«) Sketch of the Religious Seots of the Hindus, Works Vol. I, 277£f. In
Gu]6binots Jaina^Bibliographie, die uns im übrigen zu Dank verpflichtet,
findet sich nichts davon.
>) Transact. R. A. S. 1, 551—558, abgedruckt Mise. Essays I, 380—390.
I. Geschichte der Jaina-Fobsohxxno (§ 1 — 11)
Katalog der Sammlung Maokbnzib^), die an die OBtindische Gesellschaft
in London gekommen -war. Aber schon die frühesten Aufsätze beruhten
außer auf mündlichen Auskünften auch auf dem Zeugnis von Inschriften
und Texten, denn Golbbbookbs erster Aufsatz schloß sich an den
Abhidhänacintäma^i des Jainas Hemacandra und das Kaipa-sütra, das
zum Kanon gerechnet wird, an. Colebbookb benutzte diese beiden
Werke aber nur in Auswahl, geschweige denn, daß er sie vollständig über-
setzt oder herausgegeben hätte. Bis der erste Jaina-Text erschien, und es
war in der Tat Hemacandras Werk, verflossen seit 1827 zwanzig Jahre.
Es wurde in Petersburg 1847 von Böhtlingk und Rxeu Sanskrit und
deutsch veröffentUcht. Das Kaipa-sütra kam, zusammen mit dem Nava-
tattvaprakara^a, 1848 in der englischen Übersetzung Stevensons her-
aus'). Dies war freilich eine noch recht unvollkommene Leistung*). Aller-
dings beschäftigte sich hier zum ersten Mal ein europäischer Gelehrter mit
dem Prakrit des Jaina-Kanons. An seine im Anhang des Buches gegebene
„dürftige und sehr fehlerhafte''^) Darstellung der Sprache knüpfte 1861
HoEFBB in der Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache 3, 364ff. an.
Der Abhidhänacintäma^i fand 1868 seinen ersten Nachfolger^) in Webbbs
Ausgabe von Dhanedvaras Satruipjayamähätmya*), der eine ausführliche
Einleitung vorangestellt ist. Die textlichen Quellen, die Lassen 1861
für seine Skizze des Jinismus^) in seiner Indischen Altertumskunde 4,
755 — 787^) benutzen konnte, waren also recht gering an Zahl.
§ 2. Mit dem eben genannten Werk hatte Webeb das Jaina-Gebiet be-
treten. Auf ihm hat er nach einer Reihe von Jahren Epoche gemacht durch
seine große Abhandlung „Über ein Fragment der Bhagavatt. Ein Beitrag
zur Kenntnis der heiligen Sprache und Literatur der Jaina". Sie erschien
in zwei Teilen, und der Zufall will, daß der Abschluß dieses Werkes wiederum
zwanzig Jahre jenseit des vorigen Marksteins liegt (Abhandlungen der
Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1865—66, Buchausgabe 1866-~67). Ist es auch
heute veraltet, so datiert doch von ihm ab die philologisch-schöpferische
Epoche der Jaina-Forschimg. Sie hat durch Windisgh eine zusammen-
hängende üihaltreiche Darstellimg erfahren*), auf die hier für die Einzel-
heiten verwiesen sei. Doch können die von Webeb in aufopfernder Arbeit^®),
^) The Mackenzie Gollection. A desoriptive Catalogue . . . By ... H. H.
Wilson. Calcutta 1828. Second Ed. Madras 1882 (so Gui^binot zu berich-
tigen) .
*) The Kalpa-Sütra and Nava Tatva, two works illustrative of the Jain
religion and pnüosophy. Treu[i8l. froin the Mägadhi by J. Stevenson. London
1848.
s) Vgl. Jaoobi, The Kalpasütra of Bhadrabahu S. 27f.
*) PiscHEi/, Grammatik der Prakrit-Spraohen § 19. Über Hoefbb vgl.
Windisch a. a. O. S. 217f.
*) Von Pavies Anal3rBe des Padmftvatlcaritra im JAs. 5, T. 7 kann abgesehen
werden.
*) Albrecht Webeb, Über das Qatrunjaya Mdhatmyam. Ein Beitrag zur
Geschichte der Jaina. (AKM 1, 4.) Leipzig 1868.
^ Gegenüber dem auf Bühleb und Jacobi zurückgehenden, wohl unter
Einfluß des Englischen gewohltan Gebrauch von „Jainismus" und „jainistisch"
hält der Verf. mit Anderen (Lettmann; Wintebnitz, Geschichte der Lid.
Litt. 2, 289) an „Jimsmus" und „jinistisch" fest. Dagegen könnte man die
Erforschung der Jainas als „Jainistik" bezeichnen.
*) Übersetzt von Rehatsek L4 2, 193—200; 258—265.
») A. a. O. S. 346—355.
^^) „Ein gut Stück meiner Sehkraft liegt darin begraben", Vera. II, 3»
s. xvin.
1*
4 III. Rblioiok, weltliche Wisseksohatten und Kunst. 7. Jainas
wenn auch ohne viel Bücksicht auf gepflegtes Deutsch weiterhin geschaffe-
nen Grundlagen nicht übergangen werden: zunächst seine Abhandlung
„Über die heiligen Schriften der Jaina" in den Indischen Stadien Bd. 16
und 17 (1883 — 85). Sie beruht auf den Handschriften, die die Königliche
Bibliothek zu Berlin zwischen 1873 und 1878 erwarben hatte und deren
Beschreibung in einem damals vielleicht gerechtfertigten Umfang, aber
doch wohl übertriebener diplomatischer Treue^) im Rahmen des „Verzeich-
nlBses der Sanskrit- und Pr&kiit-Handschriften" 1888 und 1892 erschien.
Die später angekauften Handschriften sind bis heute noch nicht beschrieben.
Eine weitere Grundlage für Jaina-Studien wurde in den achtziger Jahren
auch dadurch gelegt, daß die erste gedruckte Kanon-Ausgabe (1880{f.)
des in Azimganj bezw. Murshidabad') (Bengalen) wohnhaften Ray Dhanpati
Simha Bahädur nach Europa gelangte. Manche der in CSalcutta und ander-
wärts gedruckten Bände sind allerdings für unsere Begriffe monströs.
Die Handschriften, die Wbbbb beschrieb, waren durch die VermitÜnng
BÜHLEBs nach Berlin gelangt. Neben anderen in britisch-indischem Dienst
stehenden Gelehrten war Bühlbb mit der planmäßigen Durchforschung
und Beschreibxmg der einheimischen Sammlungen und dem Ankauf von
Handschriften für staatliche Institute Britisch Indiens beauftragt worden.
Er erhielt die Erlaubnis, Dubletten auch im Auftrage auswärtiger Biblio-
theken einzukaufen, Aufträge, denen wir für unser Spezialgebiet die ein-
gehenden Berichte und Verzeichnisse') besonders von Bhandahkab, Bühleb,
^) U. a. ist in hunderten von Fällen die Ligatur kkha gemäß der in manchen
Schreiberschulen beliebten Form mit khka, die Ligatur gga zufolge einer ge-
wissen Ähnlichkeit durch gra wiedergegebcni.
>) Auf den Titelblättern Maki^üdäbäd. Nach Woolnes, AMg. Dictionaiy,
Vol. I, S. III in Bäluchar, District Murahidabad.
») G. Bühleb, Report on Skt. Mss., 1869; 1870—71; 1871—72; 1872—73;
1873—74; 1874—75; 1870—80. Bo. 1869; Surat 1871; 1872; Bo. 1874; Surat
1875; Girgaum 1875; Bo. 1880. — On the oelebrated Bhandar of Skt. Mss. at
Jessalmir: lA 4 (1875), 81—83. — F. Kielhobn, Report on the Searoh for
Skt. Mss. in the Bombay Presidency during the year 1869 — 70; 1880 — 81.
Foona 1870; Bo. 1881. — List of Skt. Mss. oolleoted for the Government of
Bombay in 1877—78. 1879—80 and 1881—82. Bo. o. J. — Ancient Palm-leaf
Mss. lately acquired for the Government of Bombay: lA 10, 100 — 102. —
R. G. Bhandabkar, Report on the Search for Skt. Mss. in the Bombay
Presidency during the year(8) 1882—83; 1883—84; 1884^85; 1885—86 and
1886—87; 1887—88, 1888—89, 1889— 90 and 1890—91. Bo. 1884; 1887; 1894;
1897. — A. V. Kathavatb, Desgl. 1891—92, 1892—93, 1893—94 and
1894 — 95. Bo. 1901. Die seitherigen Erwerbungen verzeichnet: List of Msb.
collected for the Gov. Mss. Library^ . . . since 1895 and 1899, oompiled by the
Mss. Dept. of the Bhandarkar Onental Research Institute, Poona 1925. Das
genannte Institut enthält seit 1925 die Sammlungen des Deccan und des
Elphinstone College. — S. R. Bhandaekab, A. Catalogue of the Collections
of Mss. deposited in the Deccan College. Bo. 1888. — P. Petebson, Detaüed
Report of Operations in search of Skt. Mss. in the Bombay Circle, 1882 — 83.
JBBRAS, Vol. 16, Extra Nr. — A 2nd Rgwrt. . . 1883—84. Ebd. Vol. 17,
Extra No. — A 3rd Report . . . 1884—86. Ebd. Vol. 17, Extra Nr. — A 4th
Report . . . 1886—92. Ebd. Vol. 18. — A 5th Report . . . 1892—95. — A 6tli
Report . . . 1895—98. Bo. 1883; 1884; 1887; 1894; 1896; 1899. Über Eigentüm-
lichkeiten der Jaina-Handschriften vgl. Webeb, Verz. II, Abt. 3, S. Xllff-«
den Einfluß ihrer Form auf die Textgestaltung Leumakn, ZDMG 46, 583f.;
Miniaturmalerei darin Hüttemann, Baessler-Archiv 4, 2; N. Bbo^»
Jaina Gazette 28, 77 — 83, Erwiderung von Hirananda Sastbi ebd. M^iy
Brown, K&laka (§ 24K Ch. II (Anz. vom Verf. OLZ 1934); vgl. femer die
Nachweise in der BibUography of Indian Archaeology 1926 ff.
I. Geschichte deb Jaina-Fobschuno (§ 1 — 11)
KiBLHOBN, Fbtbbson Verdanken. Darch diese bibliographische und
Scunmeltatigkeit ist Bühleb der mittelbare Urheber der heutigen Jaina-
Wissenschait geworden. Unmittelbar hat er in ihr, ebenso wie im Ver-
lauf noch Wbbbb, durch eine Reihe von aufschlußreichen originalen Ar-
beiten gewirkt, von denen manche im Verlauf zu nennen sind. Beide haben
femer jüngere Gelehrte zu Forschungen inspiriert. So weist Jaoobis kritische
Ausgabe des „Kalpasütra of Bhadrabfthu" (AKM 7, 1 ; 1879) deutlich auf
Bühleb zurück, Lbumanns Aupap&tika Sütra (AKM 8, 2; 1883), ur-
sprünglich Leipziger Dissertation, auf Wbbbb und die Berliner Sammlung.
Wbbbb konnte übrigens Lbumanns Mitarbeit und die beiden genannten
Werke in seiner großen Abhandlung benutzen. Jaoobis und Lbumakns
Ausgaben sind Muster von kritischer Umsicht, und es ist nicht verstandlich,
warum Pisohbl ihnen gegenüber die in der Teztherstellimg anfechtbetre,
wenn auch hingebende Leistung HobhnIiBS in seiner Ausgabe der Uväsa-
gadasäo (1890)^) allein des Beiworts „kritisch'' für würdig hielt)^). Jaoobis
Einleitung ist für die weitere Forschung grundlegend geworden.
§ 3. Deren geschichtliche Entwicklxmg braucht hier nicht weiter ver-
folgt zu werden, nachdem Windisoh sie a. a. 0. bis ins zweite Jahrzehnt
unseres Jahrhunderts hinein geschildert hat'). Wir fassen nur noch zu-
sammen, was erreicht ist, und weisen auf die Lücken, die noch gefüUt werden
müssen. Die alte, infolge innerer und äußerer Ähnlichkeiten aufgekommene
Frage, ob die Jainas oder die Bauddhas älter wären^), ist durch Jaoobi^)
enc^ültig dahin entschieden worden, daß beide einen getrennten Ursprung
haben und der Ursprung der Jainas weit vor der Zeit Gautamas, des
Buddha liegt. Wir haben in Vardhamäna Mahävira nicht den Begründer
der Kirche, sondern den Erneuerer der Lehre des Pär^a zu sehen; dieser
ist glaubhaft zwei bis drei Jahrhunderte, angeblich 260 Jahre vor ihm ge-
storben. Mahäviras Leben aber endigte mit großer Wahrscheinlichkeit
477 V. Chr. Er war nach Pali-Texten ein Zeitgenosse des Buddha und wird
ihn um 7 Jahre überlebt haben*).
Auf die geistige Atmosph&re jener Zeit haben F. Otto Sohbadbb^)
und HoBBNLB Licht geworfen, der letztere durch die Erforschimg der
Äjlvika-Sekte und ihres Hauptes Go^äla Maskariputra^). Dem Buddhisten
A66ka. waren nach Bühlbbs Feststellung*) die Jainas als die nigan^ha
bekannt (Topra 7, 26 bei Httltzsoh), als welche sie sich in den ältesten
^) Vgl. die Besprechung durch Li&umann WZKM 3, 328 — 350.
') Grammatik § 19 Anm. 3. Diese Bemerkung scheint auf Babnett,
Antagada-dasäo S. X eingewirkt zu haben.
>) Für die im Wesentlichen auf Jacobi zurückgehenden Jaina- Studien in
Italien ist die bis 1911 reichende indologische Bibliographie in RS05, 219 — 271
zu vergleichen.
*) Auch den zeitlichen Vorrang des Veda und des Brahmanentimis mußte
Colebbookb noch untersuchen (Observations usw., Mise. Essays II 196 ff.).
Für FBANCKiiiN war es ausgemacht, daß die ursprüngliche Religion Indiens
die des „Boodh« und „Jeyne** war (Researches u. a. S. 137).
3 Einleitungen zum Kalpasütra und zu den Übersetzungsb&nden SBE 22
45.
«) SPAW 1930, 557ff. (§ 19). Von Kbith bemängelt Bull. School of Gr.
Studiee 6, 859—866.
^ Über den Stand der indischen Philosophie zur Zeit Mahäviras und Buddhas.
Diss. Straßburg 1902.
•) UvAs. II, Appendix; ERE 1, 259ff.
•) ZDMG, 48, 91 ; EI 2, 274. Nach der ersten Stelle ist Lassen der Entdecker.
6 m. ReiiIOion, weiiTuohs WissENBCHArrEN mfD Kunst. 7. Jainas
Texten bezeichnen. Die Überliafening ihrer frühen Kirchengeechichte in
der Sthavirävab (dem Parii6i9taparvan) des Hemacandra und in bezeichii»!-
den Legenden hat Jacobi erschlossen. Wir wissen nnn, daß die Spaltung
der Jainas in Svetambara und Digambara nicht gewidtsam eintrat, sondern
sich aUmahlich herausbildete und durch den Unterschied zunschen den alt-
glaubigen Pär^a-Mönchen und den strengen Reformern schon in Mahaviras
Epoche keimhaft vorhanden war. Es ist über die Digambara viel^lei
geschrieben^), u. a. sind durch Hobsnub mehrere chronologische Listen
ihrer Schulhäupter (paffävall) ebenso yeröffentlicht worden wie durch
EiiATT solche der Övetämbara. Aber im Ganzen leidet unsere Kenntnis
der Digambara an Vernachlässigung. Die Öyetämbara haben die Aufmerk-
samkeit auf sich gezogen. Dies beruht nicht nur darauf, daß sie nun einmal
die Träger der alten Überlieferung sind, sondern auch auf ihrer zahlen-
mäßigen Überlegenheit, ihrer größeren literarischen Regsamkeit und Bereit-
willigkeit zur Fühlungnahme mit Europäern. Schließlich sind auch ihre
Schriften leichter durchdringbar als die der Digambara, wenigstens soweit
diese nach Schrift und Sprache dem Süden Lidiens angehören. Hinzu
kommt nämlich die geringere Beachtung, die den Dravida-Sprachen im
Ganzen bisher geschenkt worden ist.
Nach WiNDisoH S. 352 „ist die Bearbeitung der heiligen Schnften
sprungweise weitergegangen''. Damit soll gesagt sein, daß die europäische
Jaina- Wissenschaft sich bis jetzt nicht einer geordneten Veröffentlichung
der textlichen Grundlagen erfreut, wie die Pali Text Society sie für die
Lehre des Buddha geleistet hat. So hat denn auch Pisohbl schon 1903
eine Jaina Text Society, deren Bildung ihm nur als eine Frage der Zeit
erschien, €kls erwünschtes Seitenstück bezeichnet^). Die Herausgabe von
kanonischen Texten ist in der Tat mehr in zufäUiger Wahl geschehen, und
es zeigt sich uns hier zuerst der über unserem Arbeitsgebiet waltende Un-
stern der NichtvoUendimg. Nicht zu Ende geführt ist Leumaiws „Aupa-
pätika Sütra'*, indem die (vermutlich textgeschichtlichen) Anmerkungen
fehlen. Bei der „JMt&dharmakathä" hat Stbinthal sich auf ein
„Specimen'' beschränkt (1881). Dem „Äcär&figa-Sütra" des Verf. fehlt der
2. suyctkkharuUM, allerdings aus dem guten Grunde, weil die Aufgabe
war, den ganz anders gearteten und problematisch viel reizvolleren 1. Teil
zu bearbeiten. Eine britische und einheitlich gestaltete europäische Aus-
gabe des ELanons der lävetämbara ist eine Forderung, die man aus wissen-
schaftlichem Ordnungsbedürfnis heraus stellen muß. Es ist kein erwünschter
Zustand, daß mangels ihrer eine so umsichtige und auch vom Schreiber
dieser Zeilen mit Dank benutzte Dcurstellung wie die v. Glasenafps
in seinem „ Jainismus" (1925) „nicht oder nur zu geringem Teile auf Kennt-
nis des Kanons beruht'"'). Vom Sanskrit-Kommentar brauchen dann nur
Einzelheiten ausgehoben zu werden, da man ihn in der erwähnten alten
indischen Ausgabe und in der neuen, welche die verdienstvolle, 1915 ge-
gründete Ägamodayasamiti in Mhesana (Gujarat) veremstaltet hat^),
vollständig findet.
?
Die erste Spezialarbeit (über die heutigen Dig.) von Bühleb IA 7, 28 f.
SPAW 1903, S. 711.
*) Jaoobi OLZ 1926, Sp. 6. Doch soll „damit ihr Wert nicht herabgesetzt
oder ihre Richtigkeit angezweifelt werden".
*) Leider war die Auflage zu klein bemessen, so daß ein Teil der Bände längst
vergriffen ist. — Viel primitiver ist, nach einigen Proben zu urteilen, ein in
I. GSSOHIOUTB DBB JaINA-FoBSOHXTMO (§ 1 — 11)
§ 4. Der klassische Sanskrit-Kommentar zum Kanon bildet den Höhe-
punkt einer zeitlich sehr ausdehnten scholastischen Tätigkeit. Seine Vor-
stufen sind bisher vielfach noch imbearbeitet und nur ganz vereinzelt her-
ausgegeben worden: die „Daäavaikälika-niryukti" durch Lbühakn und
die „Jltakalpa-cür^i" durch Jinavuata. Auf Orund eigener, überaus
feiner Untersuchungen hat Lbuhann ZDM6 46, S. 586 auf die nicht nur
dogmengeschichtliche, sondern überhaupt literargeschichtliche Wichtigkeit
jener äußerst umfangreichen Produkte hingewiesen und eine Probe ge-
geben. Obwohl die Lösung der allerdings nicht leichten Aufgabe, ihren
Gehalt auszuwerten, nach seinen Worten „unbedingt erforderlich ist zur
Ermittlung der jinistischen litteraturgeschichte mehrerer Jahrhunderte'",
und die alten Kommentare sich mit anderen Literaturkreisen („z. B. auf
dem Gebiet der Erzählungen mit dem Mahäbhärata, Harivaipsa, Jätaka,
der Bfhatkathä und dem Paficatantra'*) vielfach berühren, wodurch
„ . . . auch die allgemeine Litterargeschichte Indiens eine ganz neue Be-
leuchtimg erhalten wird'S hat Lbumann selbst diese Studien (aus denen
seine Ausgabe der genannten Niryukti und ihres Sütras erwachsen war)
nicht weitergeführt, geschweige denn in ihnen Nachfolger gefunden. Was
die erwähnten Erzählungen betrifft, welche die Kommentatoren zum Besten
ihrer Benutzer der Texterklärung einverleibten^), so liegt eine streng
kritische Arbeit, welche die Texte selbst wiedergibt, in Lbumanns
„Ävaäyaka-Erzählungen" (AKM 10, 2; 1897) immerhin vor'). Nach vier
Bogen wurde aber der Druck unterbrochen und ist nicht wieder aufge-
nommen worden, dafür wird am Schluß auf die „demnächst erscheinende"
„Übersicht über die Ävasyaka-Literatur'* verwiesen. Auch diese Hoffnung
hat sich leider nicht erfüllt. Seine riesige Stoffsammlung, über die Lbu-
mann 1891 und 1893 berichtet hat^), die Berliner imd Straßburger Hand-
schriften nebst vielen solchen von auswärts, die entliehen waren, hatten
ihn instand gesetzt, die Schichtung und Verknüpfung des äußerst umfang-
reichen Sch^fttums, das seinerzeit aus der scholastischen Beschäftigung
mit bestimmten unumgänglichen (ävaiyaka) täglichen Formeln des Jaina-
Lebens erflossen ist, aufzudecken und zu entwirren. Lbumann war mit
dieser Arbeit seiner Zeit um Jahrzehnte voraus. Vielleicht infolge der
Erkenntnis, daß sie allzu groß angelegt war, brach er (1900) den Druck mit
dem 14. Bogen ab, jedoch selbst dieses Fragment blieb liegen.
Wenn man sagen darf, daß die intensive literargeschichtliche Forschung
hierdurch einen Verlust erlitten hat, den erst ein Neudruck vom Dezember
Haidaräbäd 1920 herausgekommener Druck des bloßen Textes mit Hindi-Para-
phrase. Als Herausgeber dieser sog. Jain Sütra Battlsl zeichnet Räjä Bahädur
Lälä SukhdbvsahIy Jväläprasfid Jauiphrl. Es scheint sich um eine Ausgabe
von Seiten der Sthänckkvfisl (§ 32) ssu handeln.
^) Die Würdigung der vom Kanon unabhängigen Erzählungswerke der
Jaincus (§ 205) liegt nicht im Plane dieses Buches, docSi muß der überaus ertrag-
reichen literar- und motivgesohiohtlichen Jaina-ForBchung Arbeit Hbrtels
hier gedacht werden. Grundsätzliches hierzu s. Hebtel, On the Literature
of the Shvetambaras of Gujarat. Sachs. Forschungsinstitute in Leipzig ....
Lid. Abt. Nr. 1, L. 1922; dbbs.. Die Erzählungsliteratur der Jainas, Geist des
Ostens 1, 178ff.
^ „Der Mangel jedes Commentcu^es erschwert leider das Verständnis un-
gemein; mcmohee bleibt gcuoz dunkel", Pischbl, Gr. § 20.
*) Liste von transcribierten Abschriften und Auszügen vorwiegend aus der
Jaina-Literatur, ZDMG 45, 464r-464; 46, 30^—315.
8 m Reuoion, wei/tijche Wissenbohafteh uhd KunsT. 7. Jaikas
1033 versachen konnte gatEomachen^), so hat auch die extensive eiiie
noch nicht ausgesehene Einbuße dadurch erlitten, daß ihr Kultts
Namenbuch vorenthalten geblieben ist. Kiatt hatte die Handschriften-
verzeichnisse, die als Frucht der obenerwähnten DnrchfOTSchung indischer
Bibliotheken erschienen waren, und alle ihm sonst erreichbaren buch- and
lebensgeschichtlichen Jaina-Daten zu einem umfangreichen Manuskript
verarbeitet, als er erkrankte, ohne wieder zu genesen. Von den 1100 Seiten,
auf die das fertige Werk geschätzt wurde, sind nur 55 als ein „Specimen*'
mit der Hilfe von Wbbeb und LsuifAinf gedruckt worden*). Der
Bibliograph unserer Wissenschaft ist GvtBSSOT geworden und hat damit
deren enzyklopädische Epoche heraui^eführt, in der das Erforschte za-
sammenzuf assen und einem weiteren Kreise zugänglich zu machen gestrebt
wird'). Ou^BiNOTS eigenes Werk „La Religion djaina" (Paris 1926)^)
kann mit v. Glasenafps oben gestreifter, umfang- und inhaltreicher
Monographie „Der Jainismus, eine indische Erldsungsreligion'* (1925) ge-
wiß nicht wetteifern*). Vorher (1908) hat Gv±rssot in einem „Repertoire
d'Epigraphie jaina'' die inschrtftlichen Zeugnisse der Jainas selbst, und
noch etwas früher (1906) die Literatur über diese bibliograjdiisch zn-
sammengetragen. Die Inschriftensammlung dürfte hinsichtlich der Brahml-
Inschriften durch Lüdbbs' , Jist of Brähml Inscriptions"*) überholt sein.
Die Bezeichnung der Schriften-Bibliographie als „Versuch" („Essai de
Bibliographie jaina") ist sehr angebracht. Auch würde sie durch ständige
Fortführung an Wert ungemein gewonnen haben^). Auch hier liegt also eine
Stockung vor, die der Wissenschaft zum Nachteil gereicht.
§ 5. Das Studium der alten Quellen wird immer noch wesentlich erschwert
dadurch, daß konservative Jaina-Ejreise ihre Abneigung gegen die Bekannt-
gabe handschriftlicher Schätze nicht überwinden können. Die kostbaren
Bibliotheken z. B. der Svetämbara in Jaisalmer und Patau sind noch fast
völlig unzugänglich^). Auch ist das Interesse an brieflichen Anfragen mit
^) Übersicht über die Ävasyaka-Literatur von E. L., aus dem Nachlaß hr^.
von Walther Schubbino. (ANIS 4.) Hamburg 1934. Vor der Veröffentlichung
benutzte der Schreiber dieser Zeilen die Korrektur- und Aushängebogen des
Werkes.
*) Specimen of a literary-biographical Onomasticon by Dr. Joh. Klatt.
L. 1892. — Über sein arbeitsreiches Leben und seine Schriften vgl. Leumann
lA 23, 169. Die dort erwähnten 8 handschriftlichen Bände des O. befinden sich
nebst den Vorarbeiten im Indischen Seminar der Hamburgischen Universität.
Bei einer praktischen Abkürzungsteohnik \md einseitiger Schrift wäre das Ms.
seinerzeit wohl dnickfähig gewesen.
*) Die öffentliche Aufmerksamkeit lenkte auf die Jainas zuerst Bühleb in
seinem Festvortrag „Über die indische Sekte der Jainas" in dem Bericht: Die
feierliche Sitzung d. Kaiserl. Akad. d. Wiss. am 26. Mai 1887 (Wien 1887),
S. 79 — 122. — J. G. BuHLER ( !), On the Indian Seot of the Jainas. Transl. . . .
Ed. with an Outline of Jaina Mythology by Jas. Bubgess. London 1903.
Hebtel kennzeichnet ZDMG 60, 386f. die Unzulänglichkeit der Übersetzung.
«) Eingehend besprochen von Charlotte KrauseZDMG 84 (N. F. 9; 1930),
19Ö— 202. Vgl. auch E. Fbauwallneb WZKM 36, 336f.
s) Vgl. auch desselben Aufsatz „Die Weltanschauimg der Jainas" in Epheme-
rides Orientales No. 26 (März 1926; Leipzig, Harrassowitz), S. 1 — 14.
*) from the earliest times to about 400 A. D. wiüi the exception of those
of Asoka. (EI 10, App.) C. 1912.
^Zutreffende Besprechung von B. Geioeb GGA 1908, 124 — 129, mit zahl-
reichen Nachträgen. Solche hat Gu^bikot auch selbst geliefert in JAs. 1909
(XIV) imd 1912 (XIX).
^) Vgl. J. S. KuDALKAB, The Jain Ms.-Bhandars at Patau. A final word on
their search: ABhl 3, 36 — 62.
I. Geschichte der Jaina-Fobschuno (§ 1 — 11) 9
der Bitte um eine wissensohaftliche Gefälligkeit in den meisten Fällen
gering. Um so freudiger begrüßt man jede Mitarbeit auf jinistischer Seite.
Zu den zahlreichen bereits erwähnten allgemeinen Verzeichnissen, die in
amtlichem Auftrag hergestellt wurden, sind in den letzten Jahren auch
Kataloge gekommen, die Jaina- Sammlungen enthalten und von Jainas
verfaßt sind^). Lehrmeister im Heraustreten aus der Zurückhaltung') war
ein Mlrya des Tapä-Gaccha der Svetämbara von hohem Ansehen, Vua-
YADHABiCA Süri (1868 — 1922)'). Er hat jahrzehntelang die abendländischen
Gelehrten wissenschaftlich beraten und in seinem Ejreise nachdrücklich in
der gleichen Richtung gewirkt. Ähnlich der um eine Generation ältere
VuAYÄNANDA Süri (1837 — 1897) des gleichen Ordens, auchMimiÄtmärämjX
genannt, dem Hoehnle den 1. Band seiner Uväsagadasäo gewidmet hat.
Als Herausgeber von Umäsvätis Sütra und anderen Werken zeichnete der
als hitf sbereit und verständnisvoll bewährte Laie Keshavlal Premchand
MoDY, B. A., LL.B. (gest. 1932). Unter den Digambara ragen die Juristen
Jagmander Lal Jaini und Champat Bai Jain mit einer großen Anzahl
englisch geschriebener Traktate imd Erläuterungssohriften hervor, welche
die Kenntnis ihrer Religion verbreiten sollen^). Von wissenschaftlichem
Interesse, wenn auch von kleinem Umfang, sind besonders Vuayadhab-
MAS „ Jainatattvajnäna" (in Festschr. Bhandarkar, 1917), Jainis „Outlines
of Jainism" (Cambridge 1916) und Jains „Jaina Law" (Madras 1926), wo
imter Beigabe von Texten*) über die den Jainas eigentümlichen Rechts-
gnmdsätze gehandelt wird. Auch sonst findet man imter den Jainas viel
rühmenswerten Eifer, der sich bei dem Einzelnen in wissenschaftlicher oder
kompilatorischer Arbeit*), bei Vereinigungen in der Herausgabe von Serien
kundgibt. Die Spezialarbeiten sind, soweit sie in den Rahmen dieser Schrift
fallen, je an ihrer Stelle zu nennen. Hier verdient Erwähnung der Ardha-
Mägadhl Reader von Banabsi Das Jain, Labore 1923. Literaturgeschicht-
liche und historische Zeitschriftenaufsätze bringen (um nur je ein Beispiel zu
geben) der von dem 6vetämbara-Muni Jinavuaya herausgegebene Jaina-
^) So Suparshwa Das Gufta, assisted by Pandit Mool Chanra (!) Jain,
A Catalogue of Sanskrita, Prakrita, and Hindi Works in the Jain Siddheuita
Bhavana, Arrah 1919 (enthält u. a. 1020 Hss. in kanaresischer Schrift);
0. D. DaiJLl, A Catalogue of Mss. in the Jain Bhandars at Jesalmere.
(GOS 21.) Baroda 1923; Llmbdl-JnänmandUmä hasta-Iikhit granthonü
akärädikramthi Süclpatra (Sammlung des Muni Caturavijaya.) (ÄS 58.)
Bh. 1928.
2) Vgl. Leümann, Z. f. Buddh. 6, 127—129.
^) WiNTEBNiTz, Z. f. Buddh. 7, 349 — 377 (über seinen Aufenthalt in
Shivpuri ssu Lebzeiten des V.Dh.S.); Gxti^binot JAs 18, 370ff.; Belloni-
FiLiPPi GSAI 24, 166 — 172; Ratnavijaya, Dharmamahodaya. Ben. V. 2436;
A. J. SuNAWAiiA, Vijaya Dharma Süri. His Life euid Work. With a prefatory
note by F. W. Thomas. Cambridge 1922; Vijaya Indba S., Reminiscences
of V. Dh. S. Shivpuri (Gwalior State) 1924. Anz. Temple lA 54, 40.
') Diesem Zweck diente auch der Svet. Virchand R. Gakdhi mit Vortragen
und Aufsätzen, die unter dem irreführenden Titel „The Jain Philosophy" ge-
sanunelt sind (2nded.: Bo. 1924). Hiemach und nach desselben „Karma Philo-
soph^'' ist das Buch von H. Wabben, Jainism in westem Garb, as a Solution
to Life*8 great Problems (Bh. 1930) gearbeitet.
^) Aus der Bhadrabähu-Samhitä, der Vardham&na-Niti des Amitagati, der
Jina8axphit& des Indranandin, der Arhanniti des Hemacandra und dem Tri-
varnikäcSra des Somasena.
*j Umrao Singh Tank, A Dictionary of Jain Biography. P. 1. LJL 7 (1917).
— J. L. Jaini, Jaina Gem Dictionary. LJL 10 (1918). — P. C. Nahab u.
K. C. Ghosh, Epitome of Jainism. C. 1917.
10 m. Religion, weltliohs Wissbksohavtbn und Kunst. 7. Jaikas
Sähitya-Saipiodhaka (Ahm. 1922£f.) und der Anekant des Digambar»
JuQAL Ki&OR MüKHTÄB (Delhi ld29£f., spater Sarsava, Distr. Saharanpor,
IT. P.). In englischer Sprache erscheint seit 1904 die Jaina Gazette des
Digambara C. S. Malunath in Madras. Ein großes Unternehmen war
die siebenbändige Prakrit-Sanskrit-Enzyklopadie in Folio namens Abhidha-
naräjendra, ein Werk des Svetämbara VuAYARiJEKDBA Süri (1826 — 1906).
die in Ratläm 1913 — 1925 gedruckt wurde. Sein Umfang erklärt sich aus
dem Abdruck der Text- und Kommentar-Stellen, die sich mit dem jeweOs
behandelten Wort beschäftigen. Ein kleineres Digambara-Seitenstück wöie
nach seiner Vollendung der Bfhat- Jaina-Sabdär^va (Hindi Jam Encydo-
pedia) des Bihasi Lal Jain geworden, von dem 1925 Bd. 1 (a^^na)
erschien. Von den Ausgaben des Kanons ist oben schon die Rede gewesen.
Die hierin sehr tätige Ägamodayasamiti veröffentlicht, ihre Zählung mit
Nr. 45 (46) beginnend, seit einigen Jahren auch Werke, die nicht asum
Kanon gehören. Die Jaina-Dharma-Prasäraka-Sabhä in Bhavnagar hat die
zahlreichen von ihr gedruckten Werke nicht in einer Serie zusammengefaßt,
wie die Ätmänanda-Sabhä am Reichen Ort es tut in der (Jaina-)Atmänanda-
O. Batna- M. (1911 ff.) und in der Pravartaka-Örl-E^äntivijaya-J.-Itihäsa-H.
(1916ff.). Svetämbara-Serien^) sind femer u. a. die Yaäovijaya-J.-6.-M.*)
(Ben., später Bhavnagar 1904ff.), der Devcand-Lalbhäl-J.-Pustakoddhära
(J. Fund; Bo. 1911 ff.), die Jama-Vividha-Sähitya-gästra-M. (Ben. 1916ff.),
Sriman-Mukti-E^amala- J.-Mohana-M.') (7 : Baroda 1920) und der Ärhata-
mataprabhäkara (Poona 1925ff.). Seitens der Digambara erscheinen —
oder erschienen — die Sacred Books of the Jainas (Arrah 1917ff.); die
Sanätana-J.-G.-M. (Ben. 1913ff.), Syädväda-G.-M. (4: Indor 1917), Sri-
Räyacandra-J.-^tra-M. (Bo. 1916ff.)*), Ma^ikcand-Digambara-J.-Gr.-M.
(Bo. 1915ff.). Eine große Anzahl anderer Gesellschaften und kleinerer
Reihen muß hier unerwähnt bleiben, die letzteren zumal sie oft nur lücken-
haft bekannt geworden sind*). Auch in ihnen kommen, neben nicht aus-
bleibenden Wiederholungen, immer neue Werke des nachkanonischen
Jaina-Schrifttums zum Vorschein.
§ 6. Wird von diesen Seiten her viel neues Licht auf die innere Entwick-
lung des Jainatums fallen, so sind wir uns anderseits über sein Wesen und
seinen Platz in der indischen Geistesgeschichte heute in hohem Grade
klar. Auch hier hat Jaoobi in immer gleichem Scharfsinn die Arbeit ge-
leistet^). Ausgegangen ist die Forschung, wie schon angedeutet wurde, von
der Ähnlichkeit zwischen der Lehre Mahäviras und der des Buddha, den
beiden zeitgenössischen mönchischen und daher in vielen Punkten einander
berührenden Neubildungen, die übereinstimmend in dem „richtigen Wissen"
das Mittel sehen zur Erlösung aus dem Weltlauf ohne Ende. Li der Praxis
beider besteht u. a. der Unterschied, daß der Buddha die Wertschätzung
1) Vgl. auch Gu]6einot, Rel. dj. chap. VI, 325 f.
s) Über die ersten Bände der YJGM s. GxTifiRiNOT JAs. 1910 (T. XVI), 382ff.
*) Der Name nach den Geistliohen Muktivijaya, Vijayakamala und Vijaya-
mohana.
«) Vgl. Gul&RiNOT, JAs. 1912 (T. XIX), 373ff., mit einer Lebensskizze des
Räyaceuidra (geb. 1867).
s) Vgl. Jacobi, Archiv f. Religionswiss. 13,615f.; 18, 273ff. — S. auch
Kap. VIII.
*) On the Metaphysics and Ethics of the Jainas (Transactions of the 3iti
CongreBS for the History of Religion 2, S. 59 — 66; Die Entwicklung der Gottes-
idee bei den Indem (1923), S. 21 ff.; GGA 1919, S. 16ff.; ERE 7, 465; SPAW
1929, 581ff.; 1930, 322ff.; danach Forschimgen und Fortschritte 6, 36.
I. Gesohichte der Jaina-Forschxtko (§ 1 — 11) 11
der Askese nicht teilt, die diese für die Erreichung jenes Zieles bei Mahävira
genießt. Des letzteren Lehre zeigt damit einen primitiven Zug. Dieser ist
aber nicht der einzige, vielmehr finden sich weitere dergleichen in den
metaphysischen Anschauungen. Bei deren Feststellung mm tritt der
Buddhismus als Vergleichsgrundlage^) zurück zu Gunsten des Säipkhya. Im
Säipkhya nimmt die Weltentwicklung ihren Anfang von der unvergäng-
lichen, qualitativ unbestimmten Materie imd verlauft in feststehender,
durch brahmanische Termini bestimmter Folge. Die Jainas, da die brahma-
msche Denkweise ihnen fernsteht, kennen solche Folge zwar nicht, wie auch
eine Entwicklung der Welt, die für sie ja von ewigem Bestand ist, bei ihnen
nicht in Frage kommt ; aber in der Anschauung der Materie als eines Etwaa,
aus dem alles werden kann, stimmen sie mit dem Säipkhya überein. Ebenso
in der Bedeutung, die sie dem Übergang aus einem Zustand in den anderen,
dem pariiüLämay logischerweise beilegen müssen. Übereinstimmung liegt
auch vor im ursprünglichen Seelenbegriff. „Die Jainas nennen alle Seelen
jivOy die Säipkhyas die im Weltleben begriffenen. Es scheint also der Begriff
der Seele von dem der Lebewesen abstrahiert worden d. h. von einer volks-
tümlichen Vorstellung ausgegangen zu sein''. Diese liegt augenscheinlich
auch in der Ansicht vor, daß die Seele so groß sei wie der von ihr bewohnte
Leib, eine Ansicht, die bei den Jainas zutage liegt, während sie für das
Säipkhya imd für den Yoga in ihrer ursprünglichen Gestalt wenigstens
erschließbar ist. Die Mehrzahl der Leiber endlich, zu der die Jainas sich
ebenso wie das Säipkhya bekennen, dürfte aus der Mehrzahl von Seelen,
die der Mensch nach primitivem Glauben besitzt, umgedeutet sein zu einer
Zeit, wo die Vorstellung von dem einen Ätman sich nicht mehr übersehen
ließ. Das Gleiche gUt von der Lehre vom Karman imd der aus ihr folgenden
Lehre von der Wiederverkörperung, welch letztere übrigens auch in primi-
tivem Glauben vorgebildet ist. Sie sind die Grundlage des Säipkhya wie des
Jaina- Systems. Gerade die Tatsache, daß diese beiden Denkgebäude in
ihren fertigen Linien einander so unähnlich sind, läßt das ihnen Gemein-
same in besonderem Licht erscheinen: sie haben Elemente des „Volks-
glaubens''') aufgenommen. Die Periode aber, in der dies geschah, fällt nach
ideengeschichtlicher Berechnung auf Grund der außerjinistischen Zeugnisse
zusammen mit dem chronologischen Ergebnis, dem 8. Jahrhtmdert').
^) Vgl. auch W. BoHK, Die Religion des Jina und ihr Verhältnis zum
Buddhismus Z. f. Buddh. 3, 113 — 146. Die beiden Stifter stellt einander gegen-
über Leumann, Buddha und Mv. in Z. f. Buddh. 4, 1—22; 129—162; 233 — ^254
(= Untersuchungen z. Gesch. d. Buddhismus 6, München 1021).
*) SBE 45, XXXV und anderwärts: „common-sense view".
') Das Vorstehende besonders nach Jacobi, GGA 1019, 17; SPAW 1930,
324ff.; ERE 7, 468b. — In der Mundaka-Upanisad, dem Textbuch einer
brahmanischen Gemeinschaft, die ein Siro-vrcUa befolgte, vaid zwar, nach dem
Titel zu schließen, die asketische Entfernung des Haupthaares ausführte, wiU
Hbbtel (kritische Ausgabe der M.-Up. 1926, S. 65ff.) „staxke Anklänge an die
Lehre der Jaina** finden. Aber seine Gründe haben nicht viel Überzeugungs-
kraft, wenn man folgendes erwägt: 1. Die Vorstellung der Welt in Menschen-
gestalt ist bei den Jainas erst nachkeuionisch (§ 103). 2. Daß die lokäntika-Götter
des Brahmaloka so heißen, weil ihnen nur noch eine Wiedergeburt bevorsteht,
entnahm Jacobi Devanandins Kommentar zu T. 4, 25, wä&end es nicht bei
Umäsväti steht. Vielmehr ist umgekehrt der Name davon abzuleiten, daß sie den
Brahmaloka bewohnen, in dem die brahmanische Anschaimng die höchste
Stätte, das „Ende der Welt", sah. 3. Die Schilderung, wie ein tnuiffd^ka zum
divya puru^ eingeht, ist weit weniger dem Erlösungsvorgang bei den Jainas
als dem Aufgehen im Brahman zu vergleichen. 4. Unter den von Hebtel
12 ni. Religion, weltuche Wissekschaften und Kttnst. 7. Jainas
Die Jama-Lehre hat auch Züge, die auf eine altotämliche Denkstofe
zurückdeuten, ohne in anderen Systemen ihresgleichen zu haben. So die
Theorie von der Beseeltheit der Elementar-Teilchen, die man animistisch
nennen kann, imd die Bezeichnung der Media von Regang und Hemmung
als dharma und adharma, eine Bezeichnung, in der sich noch die dem Zauber-
wesen nahestehende Vorstellung von glück- und schadenbringenden Fhiida
auszusprechen scheint^). AUes jedoch, was einer denkerischen Vontiife
angehört, bestimmt sozusagen nur den Stil, während das Gebäude als
Ganzes, von primitiver Un^ederung weit entfernt, sich vielmehr ab all-
seitig ausgestaltet und architektonisch durchdacht darstellt. Folgerichti^eit
und inneres Gleichgewicht erweisen es als das Werk eines großen Systema-
tikers'). Bei einem solchen pflegt die Gefühlssphare gegenüber der intellek-
tuellen zurückzutreten, und so ist es auch in unserem Falle. Vom religioDS-
vergleichenden Standpunkt aus ist jenes Zurücktreten recht verschiedoi
beurteilt wenden. Pkrtold hat in einem Vortrage*) das Fehlen des „sen-
timental aspect'* im Jinismus begrüßt, Mrs. Sinclair Stevenson, von
der christlichen Mission kommend, in ihrem Buch „The Heart ol Jainism"
(Oxford 1915) es bedauert*). Dies Buch, das übrigens von der modernen Er-
scheinung ausgeht, hat das Verdienst, die erste zusammenfassende euro-
pftische Betrachtung des Jinismus zu sein^), enthalt aber manche Irrtümer
und wird von den Jainas abgelehnt*).
§ 7. Als Systematiker folgt Mah&vira dem Prinzip der Zahl, und dies war
geeignet, die Darstellung seiner Lehre durch die Spateren mit Nüchternheit
und Trockenheit zu behalten. So sind denn auch seine Gleichnisreden nicht
als solche überliefert, sondern man hat nur ihre Süchworte verzeichnet
Jener Mangel an persönlichem Beiz dürfte neben anderen Mangeln Wbbbr
das Urteil von dem „durch seine Massenhaftigkeit nicht minder, wie durch
seine Eintönigkeit und geistige Armseligkeit geradezu grandiosen Schiiften-
thum'* (nämlich den kanonischen Texten der Jainas) abgepreßt haben^.
Gewiß ist die Form der alten Texte durch die standige Wiederkehr der
gleichen Ausdrücke, durch die zahllosen, den Zusammenhang entstellenden
Abkürzungen sowie durch die Gestaltung zu schematischer IVage and
angeführten Wörtern hat samyag'jnäna III, 1, 5 am meisten jinistische PFftgung,
wfltnrBcheinlich aber muß, entsprechend brahmacary€i(fa nüyatn im gleichen
Pfida, aamyag jnänena getrennt verstanden werden, granihi „Knoten" erscheint
in dieser Bed. ausschließlich in der Karman-Technik Jenseit des Kanons; d^r
nirgrarUha (nicht nur ein Digambara, sondem ein Jcüna-Mönch überhaupt)
heißt so nach den weltlichen ,JB*e88eIn", deren er ledig ist (grarUha-rahiUi).
^) Jacobi a. a. O.
«) Vgl. Lkumann, Buddha und Mahävira (1921), bes. S. 41ff. — Jacobi
(SBE 45, XXXII) will das Wort System allerdings kaimi gelten lassen.
•) O, Pertold, The Place and Importance of Jainism in the Comparative
Science of Religions (Bhavnagar o. J.), S. 21: „I think this sentimental aspect
in the least desirable in a modern religion, which must go parallel along witb tbe
fast development of sciences'* (!).
*) Von derselben Verfasserin sind „Notes on Modem Jainism"' (Oxford 1910).
*) In Indien schrieben U. D. Barodia eine kleine „History and Literature
of Jainism*' (Bombay 1909) imd Babu Rikchap Dass „An Insight into
Jainism", P. 1, Meerut o. J. Eine kleine Skizze lieferte der Vbkp. für das Sam-
melwerk „Das Licht des Ostens" (1921) , Übersetzungen systepiatisch wichtiger
Kanonstellen für RL ( 1 927) .
*) Vgl. die eingehende Besprechung von Jagmanderlal Jatni „A Review of
the H. o. J.*', Ambala 1925.
7) Ind. Stud. 16, 240.
^
I. Geschichte der Jaina-Fobsghuko (§ 1 — 11) 13
Antwort und die Katalogform meist nicht gerade einladend. Ebenso in
bestimmten Werken durch die anscheinend ungefügen Komposita, auf deren
Wohlklang jedoch Jaoobi hingewiesen hat^). Daß diese letzteren sich
als inhaltreiche Glieder von Versen eines in der indischen Literatur sonst
nicht vorkommenden Typus herausstellt haben, kann man als ein Gleich-
nis der Originalität und des Gehalts nehmen, die beide dem Granzen eigen
siDd, die sich aber für Wbbbb hinter der wenig ansprechenden Form ver-
bargen.
§ 8. Es ist denkbar, daß Mahävira außer dem gemeinsamen Urgrund, dem
Volksglauben, auch die Vorstellungen anderer Gemeinschaften benutzte'),
aber sein schließliches System ist nicht abhängig von anderen uns be-
kannten Systemen'). Umgekehrt*) ist eine Einwirkung der JaJnas auf den
Yoga des Patanjali wahrscheinlich^), wenn auch nur in untergeordneten
Punkten. Eine Beziehung zum Vaiito9ika wird von Jaoobi verneint trotz
des atomistischen Charakters beider Lehren*). Der in die Augen fallenden
Ähnlichkeit der zwei Systeme haben die Jainas im Ävassaya-Schrifttum da-
durch Rechnung getragen, daß sie einen ihnen angeblich Abtrünnigen^),
den Chaluya Rohagutta, zum Urheber des Vai^eoika machten. In dem ersten
dieser beiden Namen findet man') nämlich eine Anspielung auf die sechs
(cha) alten Kategorien der Aulükya- oder Eulen (viuyaJ-FluloBophiey des
Systems der Kanada oder „Krähenfresser". Rohagutta glaubte den Kate-
gorien (räH) jiva und ajtva eine dritte namens nqjiva hinzufügen zu müssen,
wonach seine Anhänger die Teräsi3ra heißen*). Das Vaii$e9ika aus dieser
Lehre abzuleiten dürfte unmöglich sein. Rohagutta wurde aber — imd hier
scheint sich eine Nahtstelle zu zeigen — in 144 Lehrpunkten dialektisch
überwunden, deren angeschlossener Darstellung das Vai^eoika zugrunde
liegt.
Ein ausgewogenes und umfassendes System trägt nicht die Fähigkeit zur
Weiterbildung in sich, und so ist denn die Religion Mahäviras in ihrem Lehr-
und Glauben^ehalt bis auf diesen Tag dieselbe geblieben. Nur Neben-
sachen und Äußerlichkeiten sind dem Wandel unterworfen gewesen oder
hinzugekommen, das erstere in den sektenbildenden Unterscheidungen,
die sich in der Kirche selbst entwickelten, das letztere im Kultus, auf den
der Hinduismus von außen her eingewirkt hat. Auf ihn ist die Anlage von
1) Ind. Stud, 17, 389.
*) , Jtfahävira probably borrowed much more from other sects than we shaU
ever be able to prove", Jacobi SBE 45, XXXII.
^) Die VermutTing, daß Umäsväti sich mit T. 7, 5f . an das Yogasütra an-
lehnt, hat Jacobi SPAW 1930, 607 nicht aufrecht erhalten. Berührungepunkte
zwischen beiden vermerkt er ssu T. 2, 52 und 9, 46. — Einen Ausblick am nicht-
indische Religionen gibt v. Glasekafp Z. f. Buddh. 6, 313—30; Calcutta
Rev. 31 (1929), 121—135.
*) Der Dig. Devasena leitet Damsanasära Off. die Bauddbas, wenn auch ohne
sie zu nennen, von den Jainas ab dank der Ketzerei eines Buddhakitti (so!),
Schülers des Pihiyäsava, in Paläsanayara an der Sarayü zur Zeit Päsas. Über
D.s Glaubwürdigkeit vgl. § 26. Die § 34 erwähnte Chronik des Upaketo-Gaccha
nennt (Pattävallsam. S. 184) Buddhakirti den Schüler des Svayamprabha Süri
und verweist ohne nähere Angabe auf die Äcära^Ikä.
») Jacobi SPAW 1930, 604; vgl. auch dbns. zu T. 2, 52; 9, 46.
«) SBE 45, XXXVff.; Stbauss, Indische Philosophie 113.
') Dies ist die 6. Ketzerei von den 7, welche die Überlieferung kennt (§ 17).
«) Mit Weber Jabobi Kalpasütra S. 119, SBE 45, XXXVff., zu T. 1, 9.
Vgl. vor allem Leumann Ind. Stud. 17, 121 ff.
*) Vgl. dagegen Samav. 133 b : duve räH pannaUä, tafnrjahä: jlva-^rätü ajlv(i-r,ya.
14 III. Religion, wbltuche Wissensohavten ukd Kunst. 7. Jainas
Tempeln zurückzuführen, tmter seinem Einfluß haben sich die gottlichen
Diener imd Dieneriimen der weltentrückten Arhats eingestellt^), sind neben
anderen Mantras die heiligen Silben 0% und hirUk gelaufig geworden. I>er
Mahänifilha, ebenso wie er Hindu-Gottinnen aufweist, lehrt den Gebrauch
von Zweckformeln (vijjä) in magischer Schrift*). Auch in diesen Erschei-
nungen, die er mit anderen Texten teilt'), zeigt sich die Einwirkung des
spateren Hindutums, während uns das frühere, in dem das Jaiuatum ein-
gebettet liegt, besonders in der Heroen-Legende und im Weltbild entgegen-
treten wird.
§ 9. Zur Geschichte des Wissens von den Jaina« gehört auch ein Überblick
über die Sprachen, in denen die älteren Jaina-Werke verfaßt sind, und ihre
Erforschung. Wir gehen vom Sanskrit aus. Fast alle europäischen Heraus-
geber oder Bearbeiter von jinistischen Sanskrit-Texten*) haben deren
sprachliche Eigentümlichkeiten verzeichnet, zum Teil auch bemängelt,
imd BüHLBB hat zusammenfassend ein strenges Urteil gefällt^). Aber das
Jaina-Sanskrit außerhalb der wissenschaftlichen Literatur darf nicht am
klassischen Sanskrit gemesssen werden; es ist eine Gebrauchssprache mit
ihren Nachlässigkeiten und mehr oder weniger zahlreichen Anleihen beim
Prakrit oder bei der Landessprache des Verfassers. Hebtel, der dies für
das Sanskrit der 6vetämbara in Gujarat daigetan hat*) (und auf diese bezog
sich im Grunde auch Bühlebs Urteil), verlangt daher zur Beschäftigung
mit einem derartigen Werk eine gewisse Kenntnis der Gujaräti, die man-
ches Auffällige erklären wird. Bloomheld hat in der zweiten von drei
systematischen Sammlungen^) als bezeichnend für das Jaina-Sanskrit
hervorgehoben 1) und 2) die erwähnten Einflüsse des Früh-Neuindischen
(Gujaräti und MaräthX) und des Prakrit, 3) vereinzelt die Über-Sanskriü-
sierung von Wörtern prakritischen Aussehens, 4) Anleihen bei Wörter-
büchern und Grammatikern, 5) Gebrauch von Wörtern unbekannter Her-
kunft. Außer der Dharmaparik^ä des Amitagati (in MmoNOWs Analyse)
ist unter Bloomfields Texten kein Digambara-Werk.
§ 10. Der Anwendung des Sanskrit ging bei den Jainas die des Prakrit
voran, genauer die mehrerer Prakrit- Sprachen. Die Geschichte von deren
Erforschung und ihre Grammatik ist von Pisohel in seiner „Grammatik
der Prakrit-Sprachen" (GIAPhA Bd. 1, H. 8) vorbildlich dargestellt worden.
Ein kritisches Prakrit-Wörterbuch fehlt noch. Des Pandit Hargovind
Das T. Sheth „Päia-Sadda-Maha^^avo, a comprehensive Prakrit-Hindi
Dictionary with Sanskrit equivalents, quotations and oomplete references"
(Galcutta 1928) ist zwar eine fleißige Kompilation, verspricht im Titel aber
mehr als es halt. U. a. vermißt man meistens die näheren Stellenaugaben.
Die Bedeutungen sind den Kommentatoren entnommen, wo diese in Frage
kamen.
^) BuROESS lA 32, 469—464.
') Vebf., Mahänis. S. 13. 74ff. Jedes konsonantische Aksara hat den Viräma,
und es folgt das erforderliche Vokal-Aksara.
') Angacüliyä, Äyäravihi, Vihimaggapavä; Sattarisaya-thuya, Santikara-
thuya \ind andere.
') Vgl. die Liste bei Bloomfield unten Anm. 7, Nr. 2.
«) APAW 1877 (zu Webers Paficadandachattraprabandha), S. 102.
*) On the Literature of the Shvetambaras of Gujarat (Leipzig 1022), S. i4£f.
^ l. Life and Stories of the Jaina Savior Pärilveuiätha (Baltimore 1919)
S. 220; 2. Some Aspects of Jaina Sanskrit (Avrticapov — Festschrift für Wacker-
nagel 1923 — , S. 220ff.); 3. On Diminutive Pronouns in Jaina Sanskrit (Fest-
schrift für Lanman 1929, S. 7 ff.).
I. Geschichte der Jaina-Fobschitno (§ 1 — 11) 15
Die Sprache der zum Kanon der Svetämbara gerechneten Texte ist die
Ardhamägadhi. Die Stellen, in denen die Sprache als solche bezeichnet
wird, sind von Pisohel, Gr. § 16 angeführt worden. Zu Samav. 60b;
Pannav. 56 a (dies die Zahlen der neuen Ausgabe) ; Uvav. § 56 kommt Viy .221a
hinzu, wo wir erfahren, daß die Götter AMg. sprechen. Im Sanskrit heißt
diese Sprache Ar^a. Die Erforschungsgeschichte der AMg. und deren Eigen-
tümlichkeiten hat PiscHBL § 17f. gegeben (1900). An der Hand der
„Bruchstücke buddhistischer Dramen'' hat Lüdbbs 1911 (S. 39ff.) eine
ältere Sprachstufe, die Alt-AMg., festgestellt und SPAW 1913, S. 1006ff.
eins ihrer Kennzeichen, den Akk. PI. masc. auf ni, in unserer AMg. nach-
gewiesen. Denn während Alt-AMg. gewiß die Sprache war, in der l^hävlra
sowohl wie Buddha gepredigt haben (Lüdebs a. a. O. S. 41 bezw. 1006),
haben schon die ältesten Kanontexte eine ihr gegenüber jüngere Sprach-
form. Nach Jaoobi^), der von Bharatas Prakrit ausgeht, gehört zu den
Kennzeichen der AMg. auch der beliebige Ausfall von wurzelanlautenden
Konsonanten nach Präfixen und von t, d, g zwischen Vokalen, sowie ebenda
der beliebige Übergang von dh und bh in h, und er ist schon in seiner
Ausgabe des Ayär'anga (1881) entsprechend verfahren. Andere Heraus-
geber, darunter der Vsbf., haben den zwischenvokalischen Ausfall durch-
geführt, weil der Konsonant nicht nur in verschiedenen Handschriften,
sondern auch schon in einer imd derselben ohne Regel bewahrt oder ent-
fernt wird. Ausnahmslos entfällt der konsonantische Wurzelanlaut in be-
stimmten Wörtern auf Grund der Innigkeit der Verbindung (annautthif^f
annaüäya, paccoüai, bhikkhäyariyä und einige andere).
Bisher ohne Parallele ist die Pluralbildung der a-Dekl. auf e statt auf ä
(deve = deväh) im Mahänisiha, dessen ungepflegte Sprache auch sonst
Beachtenswertes bietet').
Die AMg. hat bisher als einzige Jaina-Sprache ein Spezialwörterbuch
erhalten durch den Muni Batnagandba, An illustrated Ardha-Magadhi
Dictionary . . . with Sanskrit, Gujrati, Hindi and English equivalents . . .
with an introduction by A. C. Woolnbb. Vol. 1 — 4. Indaur 1923 — 32.
Die Einleitung enthält auch eine Grammatik von Banarsi Das Jain, die
sich deckt mit derjenigen in dess. Ardha-MägadhI Reader (Labore 1923).
Bei Besprechung der AMg. hat Pisghel (Gr. § 17) auf die Möglichkeit
hingewiesen, die Sprache der Strophen als einen selbständigen Dialekt von
der Prosa abzutrennen. Die gleiche Unterscheidung macht Jaoobi') bei
der Jaina-MähäräßtrI, in der die nichtkanonischen 6vetämbara-Werke
abgefaßt sind. Sie liegt in reiner Form schon in Vimalas Paumacariya des
2. oder 3. Jh. vor, und diese Form wird von einem späteren Schriftsteller
wie Haribha^dra (8. Jh.) in seinen Versen bewahrt, während die Prosa seiner
Samaräiccakahä die der Poesie fehlenden Spuren der &.uraseni zeigt, die
„während der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung in den für die
litteratur maßgebenden Teilen Indiens das litterarische Prakrit für die
Prosa war".
§ 11. Die älteren Texte der Digambara stehen in der Jaina-6aurasenl,
die PisoHEL § 21 so genannt hat, weil ta und tha zu da und dha werden
und der Nom. Sg. der a-Dekl. auf o ausgeht wie in der Dramen-6. Jacobi
weist freilich darauf hin*), daß das erstere Merkmal der alten Stufe der iS.
fehlt, die Lüdbbs nebst der Alt-AMg. im frühen buddhistischen Drama
1) Bhavisatta Kaha S. 86*. «) Vkbp., Mahänis. 8. 84ff.
*) Jacobi, RSO 2, 231 ff. «) Bhavisatta Kaha S. 86*.
16 ni. Religion, weltliche Wissensohaftek xtnd Kxtkst. 7. Jainas
nachgewiesen hat^), ihr also nicht von Haus aus eigen sei, und sonst h&be
y,diese8 Prakrit nichts mit der S. gemein". Aber in dem gleich zu nennendezi
Aufsatz wird doch eine Reihe von Kennzeichen der &. sxdgeizeigf, : mangelnde
Zerebralisierung (uädha usw.), Bleiben des c zwischen Vokalen, regel-
mäßige Lautvertretung statt Gruppenvereinfachung (diggha usw.).
Seit PisoHELS Zeit ist dank der Herausgebertatigkeit der Digambara
das Material stark angewachsen, die von ihm nur in Auszügen benutzten
Digambara-Klassiker und viele andere Texte liegen vollständig vor. Den
Kanon der Digambara, dessen Vorhandensein Pisohel einleitend vor-
aussetzt, hat es gewiß nie gegeben. Teilweise konnte jene Texte schon
Dbiteoks für seine „Mitteilungen über Digambara-Texte"'') benutzen.
Er weist die Durchsetzung der Texte mit AMg.-Formen und das Durch-
einander im Dasein und Fehlen der soeben an erster Stelle genannten Er-
scheinung nach und fordert mit Recht die kritische Nachprüfung an Hand-
schriften. Als wichtiges Element der J6. oder , J)aigambari" (wie man nach
seiner Andeutung sagen könnte) erscheint schließlich der Apabhraip^.
Dies erklärt sich daraus, daß die Digambara eine reiche Literatur in reinem
Ap. besaßen (s. gleich).
Einige Erzeugnisse der Jaina-Dichtung, die der Vbbit. vergleichend
behandelt hat'), zeigen „macaronische" Dichtweise, indem je eine oder
mehrere Strophen in Sanskrit, Mähärä9t^» Magadhl, iSauraseni, Paiäacä,
Cülikä-paii^I und Apabhraipi^ abgefaßt sind. Die Verfasser hatten aber
ihre Kenntnisse teils nachweisbar, teils mit aller Wahrscheinlichkeit aus
der Grammatik, jedenfalls nicht aus der Literatur, es haben also diese
Werkchen, soweit sie nicht Spuren von sonst imbekannten grammatischen
Lehren zeigen, mehr einen Kuriositätswert als einen literarischen.
Ganz vereinzelt erscheint in der AMg.-Literatur eine Apabhraqiöa-
Form Utt. 22, 16. Die Strophe ist im 2. Päda fragwürdig, und Folgerungen
lassen sich zunächst nicht daraus ziehen^). Seit Pisohbl ist unsere Kennt-
nis des Ap. durch Jagobi auf ganz neue Grundlagen gestellt worden^),
auf denen andere weitergebaut haben*). Wenn man mit ihm den Ap. nach
^) Bruchstücke buddhistischer Dramen (1911), S. 40f.
*) Festgabe für Jacobi (1926), S. 160ff. Dieser Aufsatz beruht auf D.8 unge-
druckter Diss. „Digambara-Texte" (Hamburg 1922), die außerdem Lihalts-
darstellungen der behandelten Werke zeigt.
«) Festgabe für Jacobi, S. 89—97.
*) kaasa afßä ime pärjA ee aawe suheaii^ / vädehim panjarehim ca 8am(fiftiddhä
ya acchahim. Für seine Behauptung, der Text enthalte noch mehr anaoheinende
Ap.-Formen, gibt Charpentieb Utt. S. 359 keinen Beleg.
B) Bhavisatta Elaha von Dhanav&la . . . hrsg. von Hermann Jacobi.
(ABAW 29, 4.) München 1918. (Digambara-Werk) Andere Ausgabe, mit
einem Verzeichnis der den Hrsg. bekannt gewordenen Ap.-Werke: Bhavisayatta-
kahä by Dhanapäla . . . ed. by C. D. Dalai. and P. D. Gune. (GOS 20.)
Baroda 1923. — Sanatkumäracaritam, ein Abschnitt aus Haribhadras Nemi-
näthacaritam. . . hrsg. von Hermaim Jacobi. (ABayA 31, 2.) München 1921.
(ävetämbara-Werk.) Dem Ap. des Saji. st^t nahe die Sprache der Ap.-Teile
in Somaprabhas Kumärapälapratibodha, vgl. Alsdorf, Der K. (Alt- u. Neu-
Indische Studien. 2.) Hamburg 1928. Griersons Ap. -Arbeit gipfelt z. Zt. in
§ 62 ff. seiner Abhandlung „On the modern Indo-Aryan Vemaculars'*
(Beilage zu lA 1931 ff.).
*) In druckfertiger Urschrift liegt dem Verf. vor: Harivamdapur&na des
Puspadanta, . . . von L. AiiSDORF (1934). In Indien arbeiten im Ap. P. L.
Vaidya (Jasaliarac€uiu of Puspadanta, 1931) imd besonders Hlräläl Jain
(Näyakumäracariu of Puspadanta, 1933; S&vayadhammadoh&, 1932; Pahuda-
doha, 1933; Karakandacäriu, 1934). Vgl. Kap. VIII und Nachträge.
II. Abriss der Geschichte des Jainatuhb (§ 12 — 36) 17
den zwei nachweisbaren grammatischen Schulen in einen westlichen mid
einen östlichen scheidet, so ist die Literatur des letzteren zur Zeit noch sehr
spärlich bekannt und unjinistisch. Eine entartete Form des östlichen Ap.
ist nach Jaoobi^) der Avahatta» in dem der Prakrit-Pingala^) verfaßt ist.
Dann wäre eine kleine Verslehre'), deren Sprache so gut wie die gleiche ist
wie die des P.-P., ein östliches Denkmal von Jaina-Gharakter. Aber der
Verfasser Batnaäekhara Süri aus dem Nägapurlya-Tapä-Gaccha war gewiß
im Westen zu Hause. Der Ap. des Westens nun, der bis jetzt ausschließlich
in Jaina- Werken vorliegt, ist dialektisch und stilistisch gespalten und
scheidet sich nach Jaoobis Bestimmung literarisch in den „Gurjara-Ap."
der Svetämbara und den „nördlichen" der Digambara. Die Werke der
legendarischen Literatur sind oft sehr umfangreich, während diejenigen
von dogmatischem Inhalt hierin weit hinter ihnen zurückstehen.
Es b^egnet also im Ap. wieder die sprachliche Spaltung als Abbild der
kirchlichen, wie schon bei JM. und J6, Sie hat sich bis in die Gegenwart
fortgesetzt, wo „die Svet&mbara an der Gujaräti, die Digambara an der
Hindi festhalten auch in anderssprachiger Umgebung"^). Wenigstens gUt
dies von den Digambara in Ober-Indien, während diejenigen des Dekhan
sich je nach ihrem Sitz der Landessprachen Tamil, E^anaresisch oder
Maräthl bedienen. Jene nämlich zeigen die Hindl^) im Gebiet der Gujaräti
und Panjäbl und der Maräthl, die aber auch selbst der Jaina-Iiteratur
dient*). Ihre älteren Werke sind in Sanskrit kommentiert, während die
dvetämbara in Gujarat ihren pibo (d. h. stabaka) in der Landessprache
geschrieben haben entsprechend ihrer sonstigen Literatur jener Zeit. Diese
steht bekanntlich stark im Zeichen des Jainatums^). Die Darstellung des
Jaina-Schrifttimis in den neuindischen Sprachen und ihren Vorgängern
liegt aber nicht im Plane dieses Buches.
II. ABRISS DER GESCHICHTE
DES JAINATÜMS.
§ 12. Einer geschichtlichen Skizze der Jaina-Religion hat die Schilderung
ihrer Vorgeschichte voranzugehen, und zwar nicht nur des objektiven Be-
fundes, sondern auch der von ihr selbst behaupteten Tatsachen. Wir wenden
uns zunächst den letzteren zu. Sie beruhen auf Annahme der Ewigkeit der
Welt. Ohne Aufhören schwingt, wenn auch nur in einem kleinen Teile des
Weltganzen, das Zeitrad um und gehen seine Speichen (samä), die Ab-
stufungen von der paradiesischen bis zur katastrophalen Epoche (§ 120)
und wieder zurück zur ersteren, durch den Gegenwartspunkt. Der absteigende
^) Jacobi, Sanatkumäracaritam S. XXVII. Zwei dort genannte Werke
sind herausgegeben und übersetzt worden von M. SnAHiDUiiLAH: Les Chants
mystiquee de Känha et de Saraha (Pcuris 1028), aber das Buch sollte nicht ohne
die Besprechung von Alsdobf OLuZ 1029, 942 ff. benutzt werden.
*) Präkrita-Paingalam . . . ed. by Ch.M. Ghosha. (B.IO C. 1902.
^) Der Chandakosa des Ratnadekhara, hrsg. vom Verf. ZDMG 75 (1921),
97 ff.
*) Nach Jacobi, Bhavisatta Kaha S. 5*.
') Vereinzelt auch das Urdu. Aber es gibt auch Sthänckkvfisl-, d. h. Svet&m-
bara- Schriften in Urdu (z. B. Prem Chand Jain Muni, Mans Bhaxshan Nishedh,
Ludhiana um 1914).
*) Vgl. u. a. die Kataloge des Britischen Museums.
^ Vgl. K. M. Jhaveri, Milestones in Gujaräti Literature Bombay 1914.
Indo-ariflohe Philologie in. 7 Sohnbrlnir '^
18 ni. Relioiok, weltliche W1S8EHSOHAVTEK UHD Kunst. 7. jAiHJka
Halbgang, und in ihm befinden wir uns, heißt asappiv^tt der anfeteigeiide
us8appii}i. Beide bringen je eine Reihe solcher Heilakünder (UtAagara)
hervor wie Mahävira es ist, und ebenso wie dessen Lehre (UÜha) nk^t
länger als 21000 Jahre bleiben wird (Viy. 792a, vgl. auch § 120), war der
Predigt aller seiner Vorganger der Ver&U beschieden und wird der aller
seiner Nachfolger der Verfall beschieden sein. Aber aus jedem Ver&ll rettet
ein neuer Heilskünder die Lehre, wenn auch erst nach unabsehbar laiiger
Zwischenzeit (antara). Diese Gesetzmäßigkeit erlaubt den Jainas, das
Bevorstehen des Niederganges mit Unbefangenheit zu verzeichnen^).
§ 13. Neben die geistlichen Übermenschen, auf die wir zurückkommen,
treten weltliche Heroen. An ihnen, und zwar sowohl an ihrem Stande wie
an ihren persönlichen und den mit ihnen verknüpften Namen wird die £m-
wirkung nichtjinistischer, insbesondere derKf99a-Mythologie angehörender
Vorstellungen zuerst deutlich sichtbar. Es gibt Großherren oder Wel&aiaer
(cakha/oafti), genaue Gegenbilder der gemeinindischen cakravaiiin. In den
baladeva und väsudeva, Samav. 152 b als dtudro-fiiati^afo zusammeng|e£aßt,
sind die zwei ^eichnamigen heroischenGestalten zu Typen verallgemeinert,
wie denn auch Samav. 153 a diese Halbbrüder als duve räma-kesavä bkäyaro
bezeichnet, worauf die Namen folgen. Die kulagara endlich sind der Ab-
glanz der brahmanischen manu und gesetzgebenden Stammväter. In jedem
Halbgang des Zeitrades^) erstehen 24 Heilskünder, 12 GroBherrm, je
9Aafa<fet»undvd«tidevaund7, 10 oder 15 Gesetzgeber. Diese letzteren allein
werden (Samav. 150b) über den gegenwärtigen Halbgang in die beiden
nächstvergangenen zurückverfolgt; für den zukünftigen aber werden alle
Gattungen angegeben (vgl. auch 'fhä^. 455b. 457 bff.). Und zwar bringt
die Gleichförmigkeit im kosmographischen Aufbau (§ 119) es mit sich, daß
das Auftreten aller dieser Manner in unserem südlichsten Erdteil Bharaha
sein Gegenstück in Eravaya, dem nördlichsten hat. Wir hören also (Thä^
76a; Samav. 72b. 153b) auch von den entsprechenden Männern in diesem
Erdteil, wenn auch nicht mehr als Namen. Ja auch die nächstliegenden
Weltteile (§ 122) enthalten solche, wie'fhä^. 123b, allerdings nur andeutungs-
weise, zeigt (s. auch gleich). Der Erdteil li^hävideha wird in dieser Hinsicht
nur ganz selten (Viy. 791a, wonach Thäi^. 201a) erwähnt.
Für die Besprechung der einzelnen Gattungen ist davon auszugehen, daB
jeder Halbgang 6 Zeitalter enthält (§ 120), in denen der Zustand der Welt
sich je verschlechtert — dies in der osa/ppitfi — oder verbessert — dies in
der ussa'ppini. Im dritten dieser Zeitalter, der Radspeiche „Gut-Schlecht"
(stuamchdümmä), und zwar in ihrem letzten Drittel, traten die Gesetzgeber
und Kulturstifter (kulagara) auf, nach Jambudd. 132 b 15, nach Thän.
398a; Samav. 150b; Äv. 1487 davon. Die Namen sind: Sumai, P&4issni,
Simaipkara, Simaipdhara, Khemaipkara, Khemaipdhara (soweit nur in
Jambudd.), Vimalavähajgia, Cakkhumaip, Jasamaip, Abhicanda, Guidäbha
(nur in Jambudd.), Pase^ai, Marudeva, Näbhi, Usabha (nur in Jambudd.).
Der letzte Name steht nur durch überflüssiges Hinzurechnen des 1. Tittha-
gara. Ohne ihn sind es 14 nach dem Vorbild der 14 Manus'), aber die 7 ersten
Namen sind meist ganz ärmlich erfunden, und die zweite Reihe von 7 ist
sicherlich die iirsprüngliche. Die kuUigara nun führten Strafen ein (doo/i^
nii), die aber nur in Berufung, Verwarnung und Verweis bestanden (ha-^
1) Vgl. Vbkf. OLZ 1926, Sp. 910ff.
*) ega-samae ega-juge Thän. 76a auf Grund von Näyfidh. 223a.
s) Dies die Zahl bei den Dig., vgl. v. GukSSNAPP, Festgabe für Jacobi S. 337.
n. ABBISS DEB Gesohaohte DES Jainatxtvs (| 12 — 36) 19
kkäray ma-kk, dhik-kSra) . Jede neue Art^) wurde mit dem 6. imd 1 1 . kvlagara
(Äv. 165f.: 1. 3. 5.) gebräuchlich. Das folgende Zeitalter „Schlecht-Out"
(düsamä'susamä) enthalt alle baladeoa und väsudeva ( Jambudd. 164 b) oder
doBära (Thäi^. 76a; 123af.; Samay. 72b). Den ersteren, dunkelgekleideten,
kennzeichnet die Palme, den letzteren, gelbgekleideten, der 6aru<}a im
Banner; andere Attribute der bakideva sind Pflugschar, Keide und Pfeil,
der vä8udeva Muschel, Diskus, Keide, Speer und Schwert; die Beschreibung
(Samav. 152 bf.)^) schließt sich also dem epischen Bilde eng an. Beide sind
Herren des halben Bharaha. Wir erfahren (auch fhäj^. 447 a) ihre Namen
in der Vorexistenz, ihre Väter und Mütter, ihre Lehrer, die Städte, wo
ihnen der Wunsch nach einer bestimmten Daseinsform kam (myä^iO'
bhümi), der Anlaß zu diesem Wunsch (n.-käravia), und ihre 9 Widersacher,
pa4>i8aUu, später prativäsudeva genannt. Da diese Angaben größtenteils in
der Form von Merkstrophen gemacht werden, können wir auf die allgemeine
Bekanntschaft mit inhaltlich auiE^eprägten Sagen schließen. Im Kanon
treten aber die einzelnen baladeva und väsudeva sonst fast gar nicht hervor
(Samav. 63a). Eine wirkliche BoUe spielt nur Ka^niha Väsudeva Antag. 5')
und in der Jaina-Fassung der epischen Draupadi-Sage im Näya 16 des
6. Anga*). Hier lernen wir in E^avila (Kapila) einen dem Kapha gleichzeiti-
gen, aber einem anderen Kontinent zugehörigen väsudeva kennen (s. o.).
Über die Weltkaiser werden wir Samav. 162 a ähnlich unterrichtet wie
über die vorigen, haben aber eine ausführliche Schilderung der Lauf-
bahn des 1. cakkav(xtt% Bharaha in Jambudd. 3. Diese Laufbahn besteht
in dem Gewinn von 14 Reichskleinodien. Lmi Waffensaal seines Palastes zu
Vi^Iyä läßt sich zuerst das Bad (1) nieder und weist ihm dann den Weg zu
den nun folgenden Unternehmungen^). Bh. verkündet seine Herrschaft an
drei Punkten der Meeresküste, an der Sindhu und an einer Höhle im Ve-
ya44^a-Gebirge. An den beiden letzten Stellen gewinnt er ein Wunderfell
(camma-rayatia) (2) und den Stab (3) und überschreitet auf jenem, das
ihm als Schiff dient, den Strom. Dem Volk der Avä^a-Ciläya kommen die
Nägakumära zu Hilfe und veranstalten 7 Tage lang ein Unwetter über dem
Hauptquartier, dem Bh. aber mittels seines Wunderschirms (4) und des
Kronjuwels (5) widersteht, und die Av.-C. unterwerfen sich. Weitere Er-
rungenschaften in dieser Gegend sind das Urbild aller Hohlmaße (kägirfi^))
(6), eine Gattin (7) und ein Schwert (8). An der Grangä erhält Bh. 9 Kost-
barkeiten (nihij ^än. 448b; Jambudd. 256b). Feierlicher Einzug in
Vi^Iyä. Zu den Ileichskleinodien zählen femer der Feldherr (sevävai),
der Kämmerer (gähävai), der Baumeister (va4ihai)^ der Hauspriester
(purohiya), Boß imd Elefsut (9 — 14). Nach langer Regierung vollzieht er
die Läuterung apawct-karavia (§ 183), erlangt das Jbeva2a-Erkennen (§ 81)
^) Thän. 398a gibt die doffd^-nii als TfcKsh an: die obigen plus paribhäsa,
maijiäala-bandha, cäraga, chatk-cheya. Die letzten 4 bilden nach Äv. 166f. die
mit Bharaha aufkommende daipätp-nli, — Zur allgemeinen nUi ist zu stellen,
daß ihre Mittel sätna, bJteya und daii^ sind (Thän. 151a). Neben diesen drei
aitha-joffi fehlt däij^i.
*) In Vedhas untermischt mit Prosa.
»i Vgl. Kennedy JRAS 1908, 606—521.
*) Vgl. Leumann, VI. OC III, 2, S. 541 ff. Hinzu konmit die von Devendra
im Komm, zu Utt. mitgeteilte „Legende von dem Untergange Dväravatfs und
dem Tode Krishna's" (Jaoobi ZDMG 42, 493 — 520; Chabpentier ebd. 66,
675—678).
B) Verf. auch GGA 1932, S. 2931.
*) Besohreibimg Thän. 434a; Jambudd. 225a.
2*
20 m. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunbt. 7. Jaikas
und geht auf dem Berge Atthavaya ins Nirvä^a ein. Diese Laufbahn ist
für aÜe GroOherren typisch, denn Tfl\&^. 298a sagt, daß jeder von ihnen die
14 Kleinodien gewinnt. Diese gelten samtlich ids beseelt (§ 101), wie vir
dies u. a. aus dem Drama kennen. Unterschieden werden die 12 cakhavM
außer durch die Namen (Samav. 152 b) noch durch die Körpergröße^), dies
teilen sie aber mit den baladeva und väsudeva einerseits und mit den tiäha-
gara anderseits. Auch ihr Zeitalter ist die düsama-suaamä mit Ausnahme
Bharahas, der schon in der imsarna^üsamü lebte gleich dem 1. Tittha^an.
Beziehungen zwischen den beiden Gattungen sind auch sonst vorhi^eiL
Der 5. — ^7. Großherr wurden zum 16. — 18. Heilskünder ; von diesen letzteren
der 1. war tatsachlich Kaiser (Samav. 42 b), wenn er auch nicht so gefuhrt wmL
Es folgen hier die iSvet.-Nunen aus. den besprochenen Reihen*) in Blia-
rata. Die hdagara gehen den cakhavatti zeitlich vorauf, Bharaha ist der
Sohn Usabhas. Die 6 ersten Glieder in den Reihen 2 — 4 liegen zwiBchen
ccAk, 2 und 3, das 6. und 8. zur Zeit des cakk. 7 und 9, das 7. und 9. zwischen
cakk, 8 und 9 bezw. 11 und 12').
1. cakkavafti: Bharaha, Sagara, Meghavaip, Sapaipkumara, Santi^),Knn-
thu^), Ära*), Subhüma, Mahäpauma, Hariseijia, Jayapäma oder ^^se^a,
Bambhadatta. — 2. baJadeva: Ayala, Vijaya, Bhadda, Suppabha, Sudam-
sapa, Änanda, Nandapa, Pauma (= Rima Dääarathi), Räma (= Bala-
räma). — 3. väatuieva: Tivittha C^tthü), Duvittha, Sayambhü, Purisuttama,
Purisasiha, Puripup^^^y^» Datta, Näräyana, Kaij^. — 4. padiaaMu:
Assagg^va, Täraga, Meraga, Mahuke^hava, Nienmibha, Bali, Pahäraga,
Rävapa, Jaräsaipdha. Indem zu diesen weltlichen Reihen 2—5 die geist-
liche Reihe der 24 Heilskünder tritt, werden später 63 „markante'' Männer
(Svet. : ialäka-jnuni^j Dig. : lakfav^a-p,) gezählt, wobei die erwähnten Identi-
täten außer Ansatz bleiben. Von diesen 63 haben 27 eine Beziehupg zur
Kr9^-Sage. Jaoobi hat dies auf die Ausbreitung der Lehre nach Westen
zurückgeführt^). Wir sahen aber schon, daß Kaqiia von jeher eine Rolle
spielt, imd auch Arittha^emi, ein Schwager Kp^^as, ist dem System ein-
verleibt, solange wir es kennen.
§ 14. Wenden wir uns nun den gelBtlichen Heroen zu, so kami man
zwischen Heilfindern imd Heilskündem imterscheiden. Als die ersteien
wären die pcMef^a4mddha zu bezeichnen. Viy. 895a stehen sie neben den
etzteren, doch ohne nähere Angabe, die auch an den beiden einzigen wei-
^) Die Körpergröße ist gewiß auch für die Ausmaße der drei Riesenfiguien
bestimmend gewesen, die Bharahas jüngeren Bruder Bähubali darstelloi.
Dun errichtete nach der Legende schon Bh. selbst ein Stcuidbild, indem B. 3z5
dhanu groß war. Er wird oft Kämadeva u. ä. genannt, \md von dem gl®^^
bedeutenden Wort Manmatha stammt nach M. Govind Pai IHQ 4, 27(^^^
der kimaresische Name Gommata durch Vermittlimg der Konkanl. Das äiteete,
größte und berühmteste der diei Standbilder (67 Fuß hoch) wurde um 980 nadi
Cbx. durch Oämunda Räya = Gommata Räya bei Sravcma Belgola in ^^¥^
errichtet, ein anderes, datiert Saka 1363, bei ELärkala, ein drittes, von Saka
1626, bei Yenür (Venür), beides Orte in Süd-Kanara. Vgl. Pai a. s. 0.; Vkn-
KATA8I7BBIAH IHQ 6, 290 — 309; frühe Nachrichten von Mackenzie IA ^
129 — 133; BuRNEix ebd. 363 — 367.
*) Für die Abweichungen der Dig. v. Glasbnapp^ Festgabe für Jacobi,
S. 337f.
<) Vgl. die Tabellen Äv. 242 a und v. Glasenapp, Jainismus S. 261.
«) = tüth. 16—18 (s. u.). Jaoobi hält es SBE 45, 86 für mögUch, daß dieeet
Name aus Kakutstha entstanden sei. Allerdings erfordert diese Ableitung ^^
Reihe von hyx>othetischen Zwischengliedern.
») Berichte des VII. 00 (Wien 1889), S. 76—77; IA 16, 163f.
n. ABBISS DEB Geschichte des Jainatums (§ 12 — 36) 21
teren und übrigens jüngeren Stellen Samav. 123 a; Nandl 203 a fehlt. Die
zagehörigen Personen treten am frühesten in der Erzählungstradition des
Ävassaya auf^). Die Heilskünder (tiUhagara^ araihaqi^ jiv^\ Viy. 583a
und T^äQ. 302a: devähideva) der laufenden osa/ppirrfi heiBen: 1. Usabha,
2. Ajiya, 3. Saipbhava, 4. Abhi^anda^a, 5. Sumai, 6. Paumapi>abha,
7. Supasa, 8. Candapi>abha, 9. Suvihi Pupphadanta, 10. Siyala, 11. Sejjanisay
12. Väsupujja, 13. Vimala, 14. A];ianta, 15. Dhamma, 16. Santi, 17. Kunthu,
18. Ära, 19. Malli, 20. Mu^isuwaya, 21. Nami, 22. Aritthai;iemi, 23. Päsa,
24. Vaddhamä^a oder Mahävira. Paumapi>abha und Candapi>abha heißen
Viy. 792a Supi>abha und Sasi; Ära wird in einem vereinzelten inschrift-
lichen Zeugnis (§ 25) Nändyävarta genannt; Aritthai^emi ist vielfach zu
Nemi gekürzt. Eingehend beschäftigen sich mit der ganzen Reihe Samav.
160 a und Äv. 230ff., aber nur in zusammenfassenden Gäha. Diese ver-
zeichnen die Namen der einzehien im Vordasein, die ihrer Eltern, ihrer
ersten Almosenspender, Schüler und Schülerinnen und anderes. Was sonst
im Samav. und auch im ^liä^. steht, beruht entsprechend der Absicht dieser
Werke auf Zahlen, die dem System getreu meist von gewaltiger Größe sind.
Wir erfahren also, aber nicht lückenlos und vielfach ohne erkennbares
Prinzip, in welchem Alter ein Titthagara sich dem Mönchtum weihte,
wieviel Jüngergruppen und Gruppenführer er hatte, wieviel Inhaber eines
bestimmten Umfangs an geistlichem Wissen und Besitzer bestimmter Er-
kennensarten unter seinen Anh&ngem waren, wie alt er wurde, wie groß
er war, und anderes mehr. Jipac. 184 — ^203 beschrankt sich von 2 bis 21
auf die Abstände der einzelnen von einander, von Mahavira oder von der
damaligen Gegenwart. Einer Anzahl werden bestimmte Körperfarben zu-
geschrieben (^ä^. 98b)*), und zwar geschieht dies paarweise: 6 und 12
sind "pauma-goray angeblich rot, 8 und 9 canda^cfüj weiß, 19 imd 23 piyangu-
säma, dunkel, und 20 und 22 niFu^ppalay blau. Die übrigen sind golden. Zu
einem kleineren Teil sind diese Farben aus den Namen ihrer Träger erklär-
bar, was ebenfalls auf L^;enden zurückweist. Und das ist auch der FaU bei
Angaben wie die (Samav. 42 b), daß 23 Heilskünder (2 — ^24) vor ihrem Mönch-
tum Kleinfürsten (mav4oli'räya) waren, oder (Thä^. 351b) daß fünf
(12. 19. 22 — 24) als hwmära Mönch wurden. Das früheste uns erhaltene
plastische Abbild eines Titthagara (§ 25, vgl. auch § 24) beweist, daß ihre
Darstelltmg, die nur den Typus zeigte, durch Beifügen eines Symbols
persönliche Gelttmg erhielt. Der Kanon spricht nicht von diesen. Es besteht
meist in einem Tier (für 1^4: Stier, Elefant, Pferd, Affe, für 23 und 24:
Schlange und Löwe), daneben in dem roten und blauen Lotos (6 und 21),
Figuren (7, 10, 15, 18), dem Waaserkrug (19) und der Muschel (22)>). Eine
direkte Beziehung auf den Namen des Titthagara liegt nur im Stier des
R^abha vor; der Löwe Mahäviras mag mit den Worten «{AaMAat;a-6Aü6tiav^
a/pplv^r^arp, kuechifßsi gabbhavß (so) vakkaiUe Äyär. II, S. 121 Z. 22 zusam-
menhängen.
Ebensowenig wie von den Symbolen spricht der Kanon von den einem
jeden Titthagara beigesellten beiden Gottheiten männlichen und weiblichen
^) Ihre Rolle bei den späten Kommentatoren Devendra und Bhävavijaya ist
von Charpentier unter Heranzidiung der Jätaka und epischer Texte
behandelt worden (Pacoekabuddhageschichten. Uppsala 1908; JAs. 1911^
201—266).
*) Für geringe Abweichungen bei den Digambara s. JAnn, Outlinee of
Jainism bei S. 7.
>) Eine Aufstellung bei v. Glasen afp, Jainismus S. 491.
22 m. Religion, wei/tliohe WissBHiBaHAiTEN und Kunst. 7. Jainas
Geschlechts. Sie heißen yak^ und yakfii^ki oder ^i9ana'(inUct')devaiA,
Die letztere Bezeichnung ist wohl der Ausgangspunkt der VorsteUm^,
indem zuerst das Gebot des Jina menschliche Gestalt gewann, und zwar
weibliche, indischen Grundvorstellungen entsprechend. Hinzu kam das
Bedürfnis, den Laien, für deren Bitten die Heilskünder unerreichbar sinid,
gewährende Machte gegenüberzustellen. Bei den Namen finden sich wieder
starke Anklänge an den brahmanischen Gedankenkreis^). Über diese uimI
andere Personen und G^egenstande des späteren Kultus vgl. v. Glask-
NAPF, Jainismus S. 362ff. 492>).
§ 15. Jede Mutter eines titthagara hat zu Beginn der Schwangerschaft
14 Traumbilder gesehen, ebensoviel die eines cakkavaUi, dagegen die eines
väsudeva 7, eines baladeva 4 und eines ma^^i^ 1 aus der Zahl jener 14.
Der Keim zu diesen Angaben liegt in den 14 Träumen der Mutter Mahäviraa
Jii^ac. § 32ff. vor*). Es gibt (um dies hier anzuknüpfen) nach Viy. 709a 42
gewöhnliche und 30 Großträume (mahä-suviva) wie die obigen. Es mögen
10 aus den überschüssigen 16 sein, die Mv. noch als chautnaüha (§ 81) sieht
(auch Thäi;^. 499a). 14 Träume führen sofort zum wahren Erkennen und
meist zur Erlösung im gleichen Dasein. Der Traum gehört zu den 8 moglichoi
Vorzeichen (nimitta, ^^9- 427 a) und gilt ziemlich inkongruent^) als
besonderes Schauen (l^hä^. 430 b) neben sammad'dafiuaxia usw. bis kevakhd,
(§ 82), wozu Sthän. 430b bemerkt, daß das svapna-dariana eigentlich anim
itcak^r-d, (§ 82) gehöre. Er tritt im Halbschlaf (sutta-jägaru) ein und ist
wahr (ahätacca), von zeitlicher Erstreckung (jMyäffa), auf Wachvorsteltun-
gen zurückgehend (cintä-suvitiia) oder nicht (tatwivariya), oder endlich
undeutlich (avvaUa'daifii8ai}a). Notwendig wahr aber ist der Traum eines
9aifivv4o d. h. eines, der aa/ifivara (§ 169) ausübt, während dies beim cuatgwuda
und beim 8afßWi4ä8afpvu4a nicht ausgemacht ist. All dies lehrt Viy. 16, 6
(709aff.), vielleicht identisch mit der Sumipabhäva^ä, die Vav. 10, 28,
oder der Mahäsumi^abhäva^ä, die an anderen Stellen genannt ist.
Das schematische Gerüst eines Heilskünder-Lebens wird auch deutlich,
wenn Jambudd. 5 die Feierlichkeiten beschreibt, die von den Göttern einem
jeden neugeborenen titthagara erwiesen werden. Die Disäkumär! vollziehen
die Vorbereitungen. Sakka und seine Götter, welch letztere Hari Negamesi
(§ ^^) gerufen hat, begeben sich zur Geburtsstätte. Nachdem die Mutter in
tiefen Schlaf versenkt worden ist, wird ein Ebenbild des Kindes erschaffen
und ebenso 6 Sakka, die den titthagara selbst nach der Weihestätte im
Pa]^<}aga-Hain des Mandara bringen. Dort vollzieht Accuya unter Assistenz
der anderen Götter den Weiheakt durch Salben und Schmücken. Isa^
erschafft 5 Seinesgleichen, die den titthagara waschen, Sakka 4 weiße Stiere,
deren Homer in Gestalt von Wasserströmen sich oben vereinigen, so daß
eine große Flut auf das Haupt des Geweihten herabfließt. 5 andere Sakka
bringen ihn dann an die Seite der Mutter zurück und entfernen das Eben-
^ Zur Bilderlehre der Dig. vgl. Buboess JA 32, 459 — 464; XIII. OC, 74;
in The Indien Sect of the Jainas ({ 4) ; J. L. Jaini IA 33, 330 — 332. Über die
ävet. Helen M. Johnson IA 56, 23 — 28.
*) Eme Bewegung gegen die äruta-d, s. { 33.
*) Eine bildliche Darstellung bespricht Hüttsmank Baessler-Archiv IV,
H. 2. Die Dig. kennen 16 Träume.
^) So möchte man es auch nennen, daß fwmiUa wie wppäya u. a. in den Bereich
des päva-suya-j>a9anga gehört (Thän. 451a). — Über eine etwas andere Reihe
der Vorzeichen s. § 56.
n. Abbiss deb Oesohiohte des Jainatumb (§ 12 — 36) 23
bild. In Sakka43 und Vesama^as Auftrag tragen schließlich die Jambhaga-
Götter Schätze herbei. Dann kehren alle nach ihren Statten zurück.
Vom Ende der Titthagara-Laufbahn spricht Jambudd. 156 b, aber ohne
eine bestinunte örtlichkeit zu nennen. Nach den Legenden ist es stets der
Berg Sammeta^) oder Pärasnäth, eine Name, der an PäriSva (Päsa) an-
knüpft. Nur Usabha fand das Nirvä^a auf dem Kailasa, Väsupujja in
Gampä, Arittha^emi auf Gimär und Mahävira (s. u.) in Pävä. Die Ein-
äscherung des Leichnams wird von sämtlichen Götterfürsten unter Sakkas
Leitung vollzogen. Die Beliquen genießen, wie wir Viy. 502 b lesen, in der
himmlischen Region Verehrung. Die Beschreibung gilt in jedem Fall, wenn
sie auch hier nur in Bezug auf Usabha erzählt wird, dessen Lebensschil-
derung zum größten Teil eng übereinstimmend mit Ji^^ac. 204 — ^228 voran-
geht. Als erster in der Reihe und daher später oft Ädinätha genannt, genießt
Usabha den Vorzug eingehenderer Darstellung, der in Äv. 2 ausdrücklich
allgemeine Geltung zugesprochen wird; Ähnliches geschieht erst wieder
gegen Ende der Reihe (s. gleich). B^abha, der nach Vi9nu-Puränia 2,1 Welt-
kaiser war, dann nackter Asket wurde und den Fastentod starb'), muß den
Jainas zur Eröffnung ihrer Reihe hochwillkommen gewesen sein. Die er-
weiterte Schilderung des späten Bhägavata-P. (5, 6, 8 — 11) ist mit einem
gehässigen Hinweis auf das dank R.s Wanderungen in , JLonka, Venka und
Kutaka'' daselbst blühende Jainatum verbunden. Das Gleiche ist ebd.
5, 15, 1, aber nicht im Vi9i;^u-P., bei Sumati, Bharatas Sohn, geschehen.
Malli ist (l^iän- 400b) dieselbe Person wie die Königstochter, von der
Naja 8 berichtet. Sie heißt dort MaUt arahä, beiläufig schon von dem Augen-
blick an (Näyädh. 148a), wo sich auf Grund ihrer Darlegung bei den sechs
Freiem die Erinnerung an frühere Schicksale einstellt. Ihre Bezeichnung als
Arhat bleibt immer maskulin, und die Götter begrüßen sie (Näyädh. 151a
nicht anders denn den Mahävira, Jii^ac. 111) als Bhagava/fii^ loga-nSha. Auch
die spätere figürliche Darstellung unterscheidet sie in keiner Weise von den
übrigen. All dies ist selbstverständlich, da dem Vollendeten keine ge-
schlechtliche Eigenschaft mehr anhaftet. Die Digambara wissen nichts
davon, daß Malli ein Mädchen gewesen sei, vgl. § 30.
§ 16. Jacobi hat den Gedanken geäußert'), daß unter die Titthagara
Männer aufgenommen seien, die solchen Gemeinschaften teuer gewesen
waren, welche den Anschluß an Mv. vollzogen hatten. Dies würde im Aufbau
des Hindu-Pantheons ein Seitenstück in größerem Maßstab haben. Voraus-
gesetzt, daß Mv.s Gemeinde wirklich durch Eingliederung ganzer Sekten
Stärkung gewann, ist aber zu bedenken, daß die Titthagara durch „astrono-
mische Zahlen" von einander getrennt sind, jene Personen dagegen doch
mehr oder weniger deutlich im Gedächtnis der Zeitgenossen gewesen sein
müssen. Daß den Heilskündem Personen unterliegen, ist wie so vielen Ge-
stalten der brahmanischen Sage weder zu beweisen noch grundsätzlich zu
bestreiten. Die untersten Sprossen der Heilskünder-Leiter, die aus der
Urzeit in die Gegenwart herabführt, liegen schon mehr oder weniger deutlich
^) Nemivandra Näräyana Chavdb, Sammed^ikharjlvidhänsainglt (Marä^).
Nan>ur 1900 nebst: GanoIdIsa, 'Sammeda^ikharavidhänapüjana (Skt.). Vgl.
Nathmal CandIuyI, Sri Sammet(§ikhar tirth Citrävall, C. V. 2454.
*) Den eisten Hinweis gab Wilson, Vishnu P. zur obigen Stelle (Works
Vol. 7, 104). Vgl. femer Jacobi IA 9, 163..
^ SBE 46, XXXII.
24 ni. Religion, weltliche Wissekschaften und Kunst. 7. Jainas
im Strahl der Geschichte^). Richtiger ist zu sagen, daß die aus historiscli
beglaubigtem Erleben auf dogmatischem Grunde in die Vergangenheit
gestreckte Leiter nicht weit von ihrem Fußpunkt noch von jenem Liclil;
getroffen wird. Die Frage ist, wie weit hinauf dies geschieht. Wir beg^nen
Arittha^emiNäyaS; Antag. 1 — 6; Va^d.;Utt. 22. Er ist in den Ki^iqa-
Kreis hineingestellt als Schwager Kaipsa«; der Schauplatz ist I>v&rava4ä
(Bäravai). Trotz diesem im Vergleich zu den Vorgängern häufigen Vor-
kommen wird Aritthaji^emi — er wurde tausend Jahre alt — nicht geschicht-
lich greifbarer als jene. Nur das könnte angeführt werden, daß im Sterbe-
jahr Mahäviras das seinige 84000 Jahre zurück lag (Ji^ac. 182f.), 84 aber
oder ein Vielfaches davon bei den Jainas oft dort eintritt, wo zu etwas Tat-
sachlichem genaue Angaben nicht gemacht werden können. Aritthanemls
Vorganger Nami starb nach Jii^ac. 184 eine halbe Million Jahre früher, und
mit allen anderen Zahlen im Leben der Jina veigrößem sich rficklaufend
auch diese Abstände ins Gigantische. Päsa aber starb nach Jinac. 168f .
250 Jahre vor Mv. (1230 minus 980) im Alter von hundert Jahren. Seitdem
Stevenson auf diese Mäßigung in den Zahlen aufmerksam machte^)»
dienen sie als Stütze für Pasas Geschichtlichkeit. Was aber gerade Ji^ac«
149f . sonst über ihn berichtet, ist nur ein Abklatsch von Mahävirafl Lebens-
schilderung und ohne historischen Wert'). Angeblich wurde er in Benaies
geboren und starb auf dem Berge Sammeya in Bihar. Auch aus Pasas Rolle
Näyädh. II 1 und Pupph. 1, 3 ist nichts Wesentliches zu entnehmen. Ab»'
andere Stellen beglaubigen ihn als geschichtliche Persönlichkeit, indem sie
seine Lehre wiedergeben und von seinen Anhängern berichten. Mahaviraa
Eltern gehörten angeblich zu Päsas Laien-Anhängern (Päsävcuxijjä 90t-
matiidvasagä, Äyär. II, 15, 16) und zu seinen Lebzeiten — wie das Sämaiifia-
phala-Sutta des Digha-Nikäya bestätigt*) — gab es Lehrer (P-jjä therä
bhagavanto, Viy. 134b. 247b) und Mönche (av^agära, Viy. 99a. 439a) in
Päsas Sinne. Das Wort avaccijja (auch Theräv. 2) deutet die geistige Eind-
schaft an^). Päsa war augenscheinlich eine gewinnende Natur, denn er
führt das ständige Beiwort puris'ädäv^iya, das der älteste Vorläufer der
modernen Gelegenheitstitel loha-mänya (B. G. Tilak), deSa^ndhu (G. R.
Das), mahäiman (u. a. M. K. Gandhi) usw. ist. ädäV'if^ ist soviel wie äde^,
das in der Theorie des Karman „suggestiv'' bedeutet*). Das Verhältnis
beider Sekten war durchaus freundlich. Wichtig ist hierfür das Gespräch
zweier ihrer führender Vertreter Bäyap.^) und Utt. 23*). Mit Sicherheit
erfahren wir (Viy. 247 b. 454a), daß schon Päsa die Grestalt und Ewigkeit
der Welt (§ 103) so konzipiert hatte, wie Mahävira sie lehrt, der freilich (an
^) Mit der Besprechimg dieser Frage beginnt Ghimanlal J. Shah, Jainism
in North India 800 B. C. — 526 A. D. Lo. 1932. Anz. vom VBap. OLZ 1934,
Sp. 126—128.
*) Kalpa Sütra S. XII. Vgl. Jacobi IA 9, 162f. Colebrooke (Mise.
Ess. II, 212) machte von diesem Argument keinen Gebrauch, als er P. „perhaps
the real founder of the sect*' nannte.
*) Was Isibhäs. 31 als seine Aussprüche gilt, ist untergeschoben.
*) Vgl. Jacobi, SBE 45, XX.
B) dharnm'anleväH ist eine der 10 Formen des puUa (Thän. 516a).
*) punifä^m madkye ädäMya ädeya Yy. 248b. Aus einem absicuitlichen Ge-
gensatz zu dieser Überlieferung erklärt es sich vielleicht, daß P. in seinen früheren
Existenzen ein Opfer von Feindseligkeiten verschiedener Art geworden sein
soll, vgl. Chakpsntieb ZDMG 69, 322 f.
') Vgl. LeiUMANN, VI. OC III, 2 (Leiden 1883), S. 509-^24.
8) Vgl. Jacobi, SBE 45, XXII.
II. ABBISS DEB Geschichte des Jaikatuhs (§ 12 — 36) 25
der zweiten Stelle) betont, daß er selbständig darauf gekommen sei. Un-
mittelbare Folgerungen auf Päsas System sind aus dieser seiner Anschauung
nicht zu gewinnen, da der Gedanke einer Unter-, Ober- und Überwelt an
sich nicht originell ist. Mahäviras Laien werden (Viy. 138a) von Päsa-
Lehrem dahin beschieden, daß Selbstzucht (aaifijama) zur Unterdrückung
des „Einflusses'' (anaf!Aay(^f § 168) führe, Askese (tava) zur Läuterung
(vodäva, auch 140b), womit Mahävira sich einverstanden erklärt. Vielleicht
ist er aber doch selbst darüber hinausgegangen, wenn er es war, der jene
beiden Paare in eine Ursachenkette hineinstellte, die '^^hä^. 156b lautet:
savaruif n&ffa, vinn&n^iy fHKcakkhävay sairpjaima, a., t,, v., akiriyä^ niwäva,
siddhi'gai'gamav^i'jHJjjavasäna. Unbestreitbar aber liegt eine Weiterent-
wicklung über Päsas Gedanken hinaus in der praktischen Ethik vor, wo die
vierfache Sittlichkeit, der cävjjäma dhamma, durch den panca-mahawait^
8a/pa4ik1oomarfa dh. abgelöst wird. Päsa forderte (Bäyap. 118a; ^phä^.
201a), daß nichts Lebendes beschädigt, nichts Unwahres begangen, nichts,
was nicht gegeben wäre, genommen (adinn'ädänäo veramanofß), und nichts
abgegeben würde (bahtddhä'däxiiäo v.). Die durch die Erklärer vermittelte
Auffassung sieht in diesem letzten Ausdruck u. a. die Forderung der Armut^).
Trifft dies zu, dann fehlt ihr die unmittelbare Verständlichkeit, die man bei
sittlichen Grundvorschriften erwartet, da es viel verlangt ist, daß ein
Neuling zu dem Gebote: „du sollst nicht geben'' die Ergänzung heraus-
findet: „du sollst nicht anhäufen". Auch ist nicht einzusehen, warum
etwaiger Besitz nicht in milden Gaben hingegeben werden kann. Viehnehr
dürfte das Verbot der unerlaubten Aneignung das Gebot der Besitzlosigkeit
mit enthalten haben, denn zweifellos trat man ohne Habe ins Mönchsleben,
und Mahävira selbst folgte gewiß nur dem Herkommen, als er in jener
Stunde seinen Besitz verteilte. Bei dieser Auffassung bleibt das bahiddhO-
däiya ohne weiteren Nebensinn, was es der Überlieferung nach in erster
Linie ist, „ein decenter Ausdruck für die „Paarung" (das Abgeben von
Samen)"'). Mahäiöras Verdienst war es, diesem Verbot eine auf beide Ge-
schlechter anwendbare Form zu geben und die jenem anderen immerhin
anhaftende Unklarheit durch die Aufstellung einer fünften Grundregel zu
beseitigen. Es wird Utt. 23, 26f., wohl auch 87 angedeutet, daß dieser Er-
weiterungsvorgang zugleich ein Emeuerungsvorgang war. Das liegt aber
auch in den Naturen der beiden Stifter. Darauf deutet auch die schon ein-
gangs erwähnte Anschauung, daß die Lehre bis zum Auftreten eines neuen
Heilskünders einen Abstieg erlebt. In ihr war auch der Lehrunterschied
zwischen Päsa und MahäiTlra zu verewigen. Das ist so geschehen (Viy . 791 b ;
Piä^. 201 a), daß alle Titthagara vor Päsa als Prediger des cävjjäma dhamrna
gelten mit Ausnahme Usabhas'), und im zeitlosen Erdteil Mahävideha
(§ 113) sind es sogar alle vierundzwanzig. Auch darin wird ein Unterschied
konstruiert (^hä^. 296a), daß dieselben Heilskünder einschließlich Päsas
keine schwere Lehrerlaufbahn hatten, wohl aber Usabha und Mahävira
(puHma^pKckimäviarjii jitjtäva/ifi duggamofß bhavaiy tofit-jahä: duäiklAafß
duvibhajjaqi, dwpasBOflfß dviitiklchafß durav>ucara/q^) . Daß das auf uns ge-
kommene System bei Päsa bereits fertig war^), ist zwar möglich, aber nicht
^) Sthän. 202 a achlägt neben der gleich zu nennenden Auffassung vor,
hahiddha-dAil^ als die Annahme (Odäna) von Dingen „außerhalb'* der Mönchs-
geräte zu verstehen. Das ist mit dem Gebrauch von bahiddhä nicht vereinbar.
*) LBT7MANN, Buddha u. Mv. S. 33.
>) Dies Verhältnis 2 zu 22 gilt auch für die Zukunft.
*) Diese Meinimg wird nahegelegt durch v. Glasenafp, Jainismus S. 22.
26 m. Religion, weltliche Wissenschaftem und Kunbt. 7. Jainas
wahrscheinlich, geschweige denn beweisbar. Was Äyär. II 15, 16 von dem
Glaubens-Leben und -Sterben der Eltern Mv.s gesagt wird, kommt för
Päsas Lehre schon deshalb nicht in Betracht, weil es die Beichte (äloettä, . .
"paiikhamittä) mit enthält. Denn gerade diese unterschied Mahaviras
Bqgeln von denen Päsas, sonst hätte man gegenüber dessen ciJbujjSma
dhamma nicht vom panca'fnahawaiya 9afpa4ihkama/oa dh, gesprochen.
Mahävira erscheint viel zu sehr als ein origineller Denker, als daß er längst
Dagewesenes nur wiederholt hätte, ohne Eigenes hinzuzufügen^). Auch
müßten sich dann Nahtstellen im System zeigen, was nicht der Fall ist.
§ 17. Für Mahäviras Leben und Persönlichkeit haben wir als alte zusam-
menhängende Quellen*) das Uvahä^a-suya Äyär. I 9, femer Äyär. 11 IS
(die Bhäva^ä) und hierauf beruhend Ji^ac. 1 — 148 endlich Äv. 458ff. Eine
Reihe von Einzelzügen liefert Viy.') Der Geburtsort Mv.8 war der nördliche
Ortsteil von Vaiääll, dem heutigen Besäfh, namens Ku^cjapura (Äyär.)
oder Ku^cjagräma (Jinac.), das heutige Basuku9<}*).^Dort wohnten die
adligen (khaUiya) Näya, deren Name im Pali mit Nätika, in Sanskrit-
Texten mit Jnätf wiederg^;eben wird. Der diesem Clan angehörige Vater
— und danach auch die Kinder — waren dem Gotra nach Eäfyapa, die
Mutter eine Vädi^thl. Ihre Namen sind Siddliattha und Tisalä, wozu je
noch zwei weitere kommen, deren ganz vereinzelte Nennung aber wohl
nur der Oleichförmigkeit mit den gleich anzugebenden drei Namen des
Sohnes dient. Die Überlieferung (a. a. O.) legte in dem Grade Wert auf
Mv.s adlige und nicht brahmanische Herkunft, daß sie sich die Sage von
Baladevas embryonaler Verpflanzung aus der Bohigl in die DevakI an-
eignete') und MahäiTlra als den physischen Sohn des Brahmanenpaaces
Usabhadatta und Deväigiandä im brahmanischen Qrtsteil von Ku^i^pura
hinstellte. Viy. 466a aber wird Devä^andä von Mahävira als seine wirkliche
Mutter anerkannt. Von der Verpflanzer-BoUe Hari Negamesis*) spricht er
Viy. 218a, doch ohne Beziehung auf sich selbst^).
Der Name Mahävira ist ein von Ehrfurcht eingegebenes Attribut, das auf
die Götter zurückgeführt wird. Die Kurzform ist Vira. MYtnatia, wie er sich
selbst genannt haben soll, ist so wenig ein Name, wie etwa „des Menschen
Sohn''. Bürgerlich heißt er Vaddhamäij^a, „der Gedeihende'', was in den
Texten aber als „der Fördernde" gedeutet wird. Das Verbum vaddhai konmit
nicht vor^), sondern nur va44haiy wovon die weit seltenere Form Vad4^ia-
mäva (Ayär. 11, 15, 12; Samav. 151a) gebildet ist. Als Mitglied des KlaoB
der Näya wird Mv. NäyafjmUa) genannt (Viy. 323b), als Kä^yapa Käsaioa
(u. a. Utt. 2 ; Dasav. 4), nach der Stadt Vaiiföli, in deren Einflußzone er zur
^) Wie er sich seine Gedcmkenwelt errungen hat, kommt in dem Wort Thän.
173 a zum Ausdruck, daß der dhamma durch den bhagavam suadhvjjiya, tu-
jjhäiya, siUavasaiya sei.
*) Monographien aus der Gegenwart, im Wert allerdings nicht vergleichbar,
sind LEUBfAVTN, Buddha und Mahävira (München-Neubiberg 1921) und Manak
Ghand Jaini, Life of Mahävira (Allahabad 1908).
«) Vgl. Vebf., Worte Mv.8 S. 18ff.
*) Vgl. Jacobi, SPAW 1930, S. 564f. Vorher s. HoKSNiiS, Uväs. II,
S. 3ff. und Proceedings As. Soc. Beng. 1898, 40; Jacobi, SBE 22, XI.
») Vgl. Jacobi SBE 22, XXXI; ERE 7, 466b 6).
•) Über ihn s. Wintbrnitz JRAS 1896, 149ff.
M Vbbf., Worte Mv.s S. 20 lies: „und er ihr nur die Haut ritzt'* (statt: „und
es ihr nicht. . .**).
^) Nur vaddhävei „beglückwünschen* ^ vgl. Pisohsl, Gr. { 291.
n. Abiubs DBB Qbsohichte DES Jainatumb (§ 12 — 36) 27
Welt kam^), VeMiya (Sü. I 2, 3 Schi.; Utt. 6 Schi.)*), nach dem Heimat-
lande Videha-dinna (Äyär. 11 15, 17; Ji^ac. 110). Die Anrede ist bhante,
Vaddhamäna heiratete, gewiß im üblichen Alter, die Jasoyä, eine Eaimi-
<)inyl'), und hatte von ihr eine Tochter A^ojjä oder PiyadaipsaQä. Diese
wurde spater die Mutter einer Tochter. Ihren Mann nennen die beiden
Biographien nicht, wir wissen aber^), wenn auch nicht aus Viy. 461 äff., so
doch aus der Ävassaya-Tradition, daB es Jamali war. Sein Name ist deshalb
unterdrückt, weil Mv. mit seinem Schwiegersohn, der zugleich, von einer
Schwester, sein Neffe gewesen sein soll, die üble Er&hrung des Ungehorsams
und der Ungläubigkeit machte, die als die „erste Ketzerei"^) in die Ge-
schichte der Jaina-Earche eingegangen ist. Da seine Enkelin eine KauäikI
heißt, muß auch der adlige (l^MUiychkumära) Jamali ein EauiSika gewesen
sein.
§ 18. Vaddhamä^ gelobte sich dem Mönchtum, war aber erst nach dem
Tode seiner Eltern in der Lage, die Zusage zu halten (sanuUkhpainnaJf und
bedurfte nach Jii^ac. 110 hierzu auch der Erlaubnis, gewiß seines älteren
Bruders Nandivaddha^. Er war damals dreißig Jahre alt, regelte nun im
Laufe eines Jahres die Verteilung seines Besitzes und Erbes und verließ
dami die Heimat. Seine asketische Neigung spricht sich darin aus, daß er
dies zu Beginn der kalten Jahreszeit vollzog. Dreizehn Monate spater,^also
wieder im Winter, entschloß er sich, auch die E^leidung abztdegen. Das
bedeutete einen ersten großen Schritt aus dem Päsatum heraus, das, wie
Utt. 23, 19 zeigt, nur bekleidete Anhänger kannte. Die Ballade Äyär. I 9,
die uns seine Frühzeit und die Strenge seiner Lebensführungschildert, erzählt
weiter, wie der samava bhagava/rß hinter einer Wand von Manneshöhe, die
sich um ihn herum erstreckte (poriH tmya-bhitti), der Versenkung oblag.
Das erregte großes Aufsehen, während sein unverbindlich-einsiedlerisches
Betragen die Leute ärgerte, was sie ihn fühlen ließen. Festliche Veranstal-
tungen, wenn er sie auch besuchte, waren ihm gleichgültig. Über zwei
Jahre lang genoß oder gebrauchte er kein kühles Wasser. Li dieser Zeit
reifte seine Gedankenwelt: hier sei angeführt, daß er die Beseeltheit der
Grundstoffe, Pflanzen und Tiere, das Auf und Ab in den Daseinsformen,
das Karman als dessen Ursache, seinen Zustrom durch Sinnesaufnahme und
Handeln, und das Weib als seinen Bringer erkannte. Auch die mönchi<3chen
Grundgesetze gewannen Gestalt. Vielleicht deuten wir Äyär. I, 9, 1, 22 dahin
recht, daß Mahävira sich nach jenen zwei Jahren und zwei Monaten zum
Wanderleben entschloß, das über zwölf Jahre dauerte^). Ostwärts gelangte
er dabei nach Lä^ha in West-Bengalen (Lä^h, Rä^h, Räfh), das Vajja-
bhümi und Subbhabhümi, das Land der Suhma, enthielt. Es war eine Zeit
1) Jacobi, SBE 22 Xf.
*) Hiemach dürfte man von VeadUya-aävaya gesprochen haben, wie der
fyiya7f4ha (!) PingalcLga zu Srävast! einer war (Viy. 112d, im Komm, eine aben-
teuerliche Erklärung).
>) Dies liegt ohne Zweifel dem Kodinna der Texte zugrunde. Vgl. auch Ajja-
va Kodinna Samaräicc. 9, 18 mit ArjavaKaundinya Samarädityasfi^nksepa 1, 66.
*) Zum Folgenden vgl. Leumänn Ind. Stud. 17, 97 ff.
*) Von 7, welche Thän. 410a und die Ävassaya-Tradition cmführen, vgl. den
Aufsatz Leitmanns Ind. Stud. 17, 91 — 135. Diese 7 Ketzereien (pafKiyana-
ninhava) sind in anderer Beziehung (§ 38] interessanter als in dogmengeschicnt-
licher. Jamälis Irrglaube steht Viy. 461 atf. Den 8. nifjihava des Bodiya Sivabhäi
8. ! 26.
•) Äyär. II, 16, 25; Jinac. 120. pa-ielasa Äyär. I 9,2, 4 bedeutet dasselbe, wie
die Gunni deutlich angibt.
28 III. Religion, wei/tliche Wissbmsohaiten und Kxtnst. 7. Jaixas
äußerster Entbehrungen durch ungastliche, ungezieferreiche Unterkunft
und Unbill dank KUma, stechenden Pflanzen und Insekten und boeartigeQ
Einwohnern, die die Hunde auf ihn hetzten und ihn mißhandelten. Selbst
gestaltete Mahävira sein Leben asketisch in der Wahl der Speise, im Fasten
und im Zurücktreten hinter bedürftigen Tieren und Menschen« Von Ka-
steiung in körperlichen Stellungen, wie sie ins System aufgenommen worden
sind, wird nichts gesagt. Mit jener Schilderung schließt das Uvahä^a-suya.
Die beiden anderen Texte bewegen sich in allgemeinen Ausdrücken, um
ans Ende jener zwölf Jahre den Eintritt der All-Erkenntnis zu stellen. In
der Bhavai^ „ziehen sich Besitz wie Erwerb der Erkenntnisse ... als ein
roter Faden durch den vorauf gehenden Lebensabriß (S. 121 f., 130f. der
Ausgabe)'*^). Hier wird vom dogmatischen Standpunkt aus verfolgt, wie
Mahävira schon als Embryo die ersten drei Erkennensarten besaß (ti-
nnänßvagaya), und wie zu Beginn der Mönchslaufbahn die vierte (mai^
pajjavchfiätf^) sich einstellte*). Mit dem Einsetzen der fünften, des kevala-
vara-näfta^ifisavia, begann die Lehrtätigkeit. Eine geistige Entwicklung
in imserem Sinne wird hiermit freilich nicht geschildert.
Die bisher betrachteten Quellen gedenken mit keinem Worte der Rolle,
die Gosala Maipkhaliputta im Leben Mahäviras gespielt hat. Er war das
Haupt der Äjlvika') und in dieser Stellung, nach PaU- Angaben, der Nach-
folger des Kissa Saipkicca und des Nanda Vaocha. Die Sekte war also nicht
mehr ganz jung. Viy. 16 gibt einen Bericht über die Beziehungen Mahäviras
zu Gosala^). Danach wurde Gosäla in Mahäviras zweitem Jahr als Mönch
dessen Schüler und blieb es sechs Jahre lang. Es kam dann zum Bruch,
und Gosäla ging seine eigenen Wege. Ehrst 16 Jahre spater sahen beide sich
wieder, aber nur zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung. Gosäla starb
fast immittelbar darauf, und zwar sechzehn Jahre vor seinem Gegner. Auf
Grund der an sich berechtigten Annahme, daß der Bericht der Viy. ein-
seitig sei, sind von Babua weitgehende Schlüsse gezogen worden'). Nach
ihm wäre Mahävira der Schüler oder Anhänger Goaälas gewesen, und sein
biologisches System stammte von diesem. Über Gosälas Lehre haben wir
Angaben im Sämafüiaphala-Sutta des Digha-Nikäya. Danach hätte sich
auch Gosala der Wendung bedient, die im Jaina-Elanon Mwe sattä a. päfiä
8,bhüyä 8,jivä lautet, und der Erklärer Buddhaghosa*) versteht unter den
jiäna die ein- bis fünfsinnigen Tiere, die die Jaina unterscheiden (§ 67).
Daß Gosäla diese lehrte, sagt also nur der späte Konunentator, und das
ist für uns kein Beweis; der Ausdruck kann beiden Sekten gemeinsam ge-
wesen sein. Von Gosäla wird femer eine Einteilung der Menschen in sechs
Farben überliefert, die in der jinistischen Leäyä-Theorie ihre Parallele hat^).
Diese Theorie wirkt im System Mahäviras als Fremdkörper (§ 97), aber aach
hier ist nicht ausgemacht, daß sie aus Gosälas Lehre entlehnt wäre, und es
ist wohl möglich, daß der Gedanke hier wie dort primitive Vorstellungen
widerspiegelt. Anderseits ist es durch Jacobi wahrscheinlich gemacht^),
1) Vebf., Worte Mv.s S. 11.
') Das Jinac. nennt nicht diese, spricht aber (112) vom ähohiffat für den man
§ 81 vergleiche.
») Vgl. HoERNLE ERE 1, 269ff.
^) Eingehende Inhaltsangabe von HoeknIiB, Uvis. II App. Daeu Lsv*
3iAKN WZKM 3, 328^339.
B) A History of Pre-buddhistic Indian Philosophy, S. 299ff. 373f.
•) SEE 45, XXVI. XXX.
') Lehmann a. a. O. 330f. «) SBE 46, XXX.
n. ABRISS DER Gesohichte DES Jainatums (§ 12 — 36) 29
daß die Emahrungs-Askese bei den Jainas von den Äjivika stammt, und
wenn Mv., wie wir sahen, dreizehn Monate nach dem Eintritt in das Mönch-
tum die E^leidung aufgab, so fallt dies gerade in das zweite Jahr, das die
Verbindung mit Grosäla brachte.
Als ihm in einer Sommernacht die Allwissenheit aufging, befand Mahävlra
sich bei der Stadt Jambhiyagäma am nördlichen Ufer der Ujjuväliyä auf
dem Felde des Bauern Samaga. Unweit stand ein Säl-Baum, der denn auch,
was uns an die Buddhisten erinnert, als Mahäviras ceiya-rukkha in die
Hagiologie übergegangen ist, und als Vorbild für den eines jeden firüheren
Titthagara gedient hat (S^nav. 152a). Das Wanderleben hatte hiermit
natürlich nicht sein Ende, aber mit der wachsenden Berühmtheit hörten
die Unbilden von menschlicher Seite auf und verwandelten sich in Achtung
und Verehrung. Wie bisher (Jipac. 119) war Mahävira wahrend zweier
Drittel des Jahres unterwegs, in Dörfern eine Nacht, in Städten bis zu
fünf Nachten bleibend; vier Monate lang blieb er der Regenzeit wegen
seßhaft. Ji^ac. 122 gibt eine nicht nachprüfbare Liste der Orte, wo dies,
und zwar im Lauf der Zeit bis zu vierzelm Malen, geschah. Angeführt seien
hier, als auch sonst bekannt, Campa, Vesäll, Bayagiha, Nälandä, S&vatthi.
Keiner jener Plätze ist am Meer gelegen, das doch in den Mahäviras zu-
geschriebenen Gleichnissen (Näya 8. 11) eine große Bolle spielt, vom
Jinistischen Weltbild zu schweigen (§ 110. 121). Schauplätze vom Mv.s
Lehrtätigkeit finden sich im Kanon noch vielfach namhaft gemacht, und
in der Viy. haben sie, dank deren besonderer Stellung (§45), eine gewisse
Glaubwürdigkeit. Das dort (wie auch im Jii^ac.) meistgenannte Bayagiha
war die Hauptstadt des Fürsten Se^iya, des Bimbisära der Buddhisten.
Mahävira war durch Cella^ä, die Tochter seines Oheims Ge^aga, des Fürsten
von Vesäli, mit ihm verwandt^), und Seniyas Nachfolger Kü^iya (in Pali-
Texten Ajätasattu)*) war gleichfalls sein Gönner. Zu den obengenannten
Städten kommt aus der Viy. noch Kosambi'). Die vielen anderen örtlich-
keiten in beiden Texten können hier nicht erwähnt werden. Mahävira hielt
sich aber nicht in ihnen selbst auf, auch nicht während der langen Regenzeit-
Pause — das zeigt Ji^ac. 122 das Wort nisäe beim Ortsnamen — , sondern
er weilte, wie es auch andere Prediger taten, bei einem nahegelegenen ceit^,
das jedesmal namhaft gemacht, über dessen Aussehen aber nichts mitgeteilt
wird*). So zogen die Fürsten, ihr adliges Gefolge und die Menge aus der
Stadt heraus, um seine Predigt zu hören, wie es im Uvav. ausführlich in
dichterischer Sprache beschrieben wird. Sowohl dieser Auszug Mv.s zur
Predigt wie das Hinausströmen der Hörbegierigen, seine Aufstellung der
Grundlehren und die seitens anderer religös-phUosophischen Kreise (Süy.
I 12), später (Äv. 6) auch die von Überirdischen bereitete Stätte, wo der
Kevalin lehrt, und das um sie versammelte Publikum — sie alle werden als
samosarav^ bezeichnet.
1) Vgl. die Übersicht SBE 22, XV.
') Über seine kriegerische Politik vgl. Jacobi SPAW 1930, 657 ff. (Anzeige
vom Vsitr. OLZ 1932, 143ff.) und die Originalberichte in Niray. imd Viy.
') Die Gläubigen in Vesäll wurden zu einer Zeit von JayantI, die dem Laien-
stand angehörte, betreut (Vesäliyc^sävayäif/am arihafUO^m puwa-aejjä^ri),
Sie war die Schwester des Sayäniya, Fürsten von KosambI, der sich denn auch
aus Vesäll die Migäval, eine andere Tochter des Cedaga, zur Frau nahm. Ihr
Sohn war Udäyana (Viy. 556b).
*) Anders bei den Buddhisten, vgl. B. C. Law, Studia indo-iranica S. 42ff.
30 m. Religion, weltliche Wissbnsohaften xtnd Kunst. 7. Jainas
§ 19. Mahävira war nach den Pali-Texten ein Zeitgenoese Gaotama
Buddhas, aber obgleich beide jahrzehntelang in einem Bereich etwa von der
Größe Bayerns lehrend umherzogen, hören wir nichts von einem Zusammen-
treffen. Angeblich hat Buddha den Mahävira überlebt, jedoch diese Nach-
richt beruht darauf, daß die Buddhisten die Stadt Pävä, in der Mahävira
starb, mit dem Pävä verwechselten, in dem Buddha kurz vor seinem Ende
weilte, woraus sich für sie ergab, daß er Mahävira überlebte^). Dessen Päva
wird als majjhimä bezeichnet, was vielleicht andeutet, daß er diesmal aus-
nahmsweise (vielleicht wegen Kränklichkeit) in der Stadt selbst wohnte.
Dies ist auch deshalb wahrscheinlich, weil sein Quartier im Amtshause
eines hohen Beamten des Fürsten Hatthipäla war. Jedenfalls starb er dort,
zweiundvierzig Jahre nachdem er Mönch geworden, im 72. Lebensjahr.
Pävä ist nach heutigem Glauben das Dorf Pävapur! im Distrikt Patna').
Mahäviras Leben verlief also rä\imlich in engem Rahmen. Zeitlebens hatte
er, der Aristokrat, unter den Vornehmen des Landes Sympathie und
Förderung gefunden. Seiner fürstlichen Beziehungen wurde schon gedacht^).
Daß die Standespersonen und adligen Qeschlechter ihm und seiner Lehre
anhingen und sie verbreiten halfen, teilt Viy. 792 b mit. Nun veranstalteten
die Kollegialfürsten (gav^-räyäfio) aus den Hausem der Mallaki und
Licchavi eine Lampenfeier zu seinem Gedächtnis.
Mahäviras Tod oder geistlich gesprochen sein Eingehen ins Nirvä^a ist
den Jainas der Ausgangspunkt ihrer Zeitrechnung. Die Svetämbara (§ 26)
setzen es 470 Jahre vor den Beginn der Vikrama-Ära (58/57 vor Chr.), die
Digambara (§ 26) 605 Jahre vor den der Saka-lra (78 n. Chr.), für welch
letztere fälschlich auch die Vikrama-Ära eintritt*). Aus der kritischen Be-
handlung dieser Ansätze, die beide auf 527/526 vor Chr. führen, hat
Jacobi^) (1879) das Jahr 467 vor Chr. berechnet, und Chabpsntibb*)
hat dies Datum durch eine neue Beweisführung zu stützen gesucht. Jaoobi
selbst hat sich 1891 ^) für 477 oder 476 entschieden und gründet seine Dar-
stellung SPAW 1930, 557ff. auf das Jahr 477.
§ 20. Über MahäiTlras Lehrerfolg bringt Ji^^ac. 134 monumentale Zahlen,
die wir auf sich beruhen lassen können. Es verdient nur erwähnt zu werden,
daß die Frauen weit überwiegen. An der Spitze der Nonnen stand Ajja-
Gajidanä, von der wir auch Viy. 458 b hören, als Mahävira ihr seine Mutter
Devänandä zuführt. Als erster der Mönche wird mit Recht Lidabhüi
bezeichnet. Bekannter ist er unter seinem Gotra-Namen als Goyama, es
werden aber vereinzelt noch ein „zweiter'* und ein „dritter" Gautama ge-
^) Chabpentieb m dem gleich zu nennenden Aufsatz; Jacobi SPAW 1930»
557ff. Dort ist hingewiesen auf: Journal of Francis Buchanan kept during the
Survey of the Districts of Patna and Gaya m 1811 — 12. Ed. by V. H. Jackson.
Patna 1926. — Vgl. auch Puran Chand Nahab, Päväpur! and its Temple
Praahasti (von s. 1698) IHQ 1, 116—119.
^Imp. Gaz. of I. 20, 81.
*) Olme daß er seinerseits vor einer Mißregierung großer und kleinerer Fürsten
den Blick geschlossen hätte (Thän. 125b). Solche sdilechten Regenten kommen
in die unterste Hölle. — Der Verfasser der Angacüliyä sieht Mv.8 Lehre in dem
Grade als aristokratisch an, daß er den Übergang des dhamma auf die Vai^ya
(cattäri vaTyipSfif/a majjhe vaissa-hatthe dhatnmo bhaviasai) als ein schlimmes
Zukunftsbild verzeidmet.
^) Für Stellen vgl. die gleich zu nennenden Schriften, femer Satis Chandra
ViDYABHUSHANA, Logic S. 11; PAthak IA 12, 21f.
B) E^alpasütra S. 8.
•)IA43 (1914), 115ff.
^ Parii^istaparvan S. 6; entsprechend 2nd ed. (1932) S. XXf.
II. ABRISS DBB Geschichte des Jainatttms (§ 12 — 36) 31
nanDty Aggibhüi und Väubhüi. Da sie Viy. 153 a gleichzeitig auftreten, ist
die Bezeichnung aller drei Theräy. 1 als ältester, mittlerer und jüngster
Mönch Mahaviras wohl nur einem Ordnungsbedürfnis entsprungen. Als
Befrager des Meisters spielt Goyama im Vergleich zu einer Reihe anderer
Leute bei weitem die erste Bolle und tritt so auch dort auf, wo nicht mehr,
wie in der Viy., ein wirklicher Vorgang denkbar und wahrscheinlich ist,
sondern wo es sich nur um Frage und Antwort handelt, die zur Darstellungs-
form erstarrt sind^). Viy. 755a aber erscheint Goyama als lebendiger Mensch,
als er einen Widersacher abgeführt hat und wegen seiner Schlagfertigkeit
von Mahävira belobt wird, der ihm auch Viy. 646 b mitteilt, sie beide seien
schon seit einer Reihe von Existenzen miteinander befreundet. Diese beiden
Stellen sind wohl die beiden einzigen im Kanon, wo etwas wie ein Ton des
Herzens auf Mahä^^ras Seite zu hören ist. Denn er bleibt so gut wie stets
unpersönlich ; auch da, wo er widerstreitende — oft recht törichte — Lehren
anderer Ftediger (annauUhit^) zurückweist, spricht er in kahler Antithese.
In seiner Natur lag wohl keine Verbindlichkeit, sondern Strenge*). Es wäre
aber falsch, MahäiTlra allein nach seiner Erscheinung in den Dialogen des
Kanons zu beurteilen. Ohne Eigenart und Kraft der Darstellung hatte er
sich nicht durchgesetzt, seine Rednergabe muß das in Indien gewohnte hohe
MaB weit überragt haben. Er sprach angeblich Ardhamägadhi'), das will
sagen Alt-AMg., eine Vorstufe der Sprache unserer Texte (§ 9). Spuren der
ihm persönlich eigenen Redeweise lassen sich deutlich aufzeigen^). Hierher
gehören die Vergleiche. Eine Fülle davon enthalt das T^^^-> besonders
Thäijia 4, wovon unten § 166ff. eine Vorstellung gegeben werden soll.
Mahävira beweist in ihnen weite Lebenserfahrung und tiefe Welt- und
Menschenkenntnis, und wären sie uns in rednerischer Form erhalten,
so stände der Jaina-E^non ästhetisch nicht hinter dem der Buddhisten
zurück^).
§ 21. Es müssen zwar Spätere gewesen sein, die Thä^. 393a und Anuog.
127 b aus einem Lehrbuch der Musik ein Saraman<}ala von 32 Sl. und G.
einverleibt haben. Aber Einzelzüge aus der Natur sind, wie manche Stellen
der Viy. beweisen, von Mahävira, dem Systematiker, in das Gesamtbild ein-
geordnet worden. So die Erklärung für eine heiße Quelle, die er bei Räyagiha
besucht haben muB (§94), die Theorie des Windes (§ 110), die Lebensgemein-
schaft von Feuer und Wind (§ 105). Daß ein fliegender Gegenstand seine Be-
wegung verlangsamt (Viy. 176 b ; Jiv. 374 b), folgerte Mahävira wohl aus der
Wirkung der Schwerkraft. Wir wollen auch nicht den Wind kawc^Utya ver-
gessen (Viy. 499b), der zwischen Herz und Leber entsteht und beim laufen-
den Pferd den Laut fehu hhu hervorbringt. Vor allem aber war dem viel-
seitigsten Denker, den wir im indischen Altertum kennen, eine 2iahlen-
und Rechenfreude eigen, die seine Vorträge ganz ausnehmend charakteri-
siert. Es ist meist nicht beweisbar, welche Überlegungen ihm eigen sind, und
welche er nur benutzt. Sich selbst aber bezeichnet er als den Urheber einer
Lehre von den 7 möglichen Linien (evaifi Tchalu, Ooyamä, nme aaUa sedhio
*) Vkbp., Worte Mv.s S. 10.
^ Vgl. die schönen Gegenüberstellungen durch Lehmann, Buddha und
Mv. S. 28 imd Maitreya-samiti S. 1 — 3.
') Uvav. { 66. Jeder Zuhörer vernahm ihn in seiner eigenen Sprache, vgl.
Apostelgesch. 2, 7 ff. Dies gilt von allen buddha oder araham (Samav. 60b).
*) VaaaF., Worte Mv.s S. 21 ff.
») Vgl. Lbumann WZEM 3. 331 f.
32 III. Religion, weltliche Wxssensohajtten ttnd Kitkst. 7. Jatnas
pannottOo, Viy. 954b). Eine solche ist (Viy. 866b) gerade (ujjuy'äyayaj^
hat 1 Knick (egao-vatfika), 2 Knicke (dühao-vj, bildet ein an einer Seite
offenes Rechteck (egao-IAaha)^ bildet ein rechtwinkliges Z (duhaO'kh.J^)^
ist kreisförmig (oakkaväla) oder halbkreisförmig (addha^.). Eine Linie
hat grundsatzlich weder Anfang noch Ende, wohl aber ist beides innerhalb
der Welt der Fall, weil die Welt endlich ist. In der unendlichen Nichtweit
(§ 103) gilt dies von den tangentenahnlichen Geraden, die an einer Rand-
ebene der Welt entlang gehen'). Ohne Anfang ist eine aus der Nichtweit
auf die Weltgrenze treffende, ohne Ende eine von dort in die Nicht^relt
ausgehende, ohne beides eine die Welt irgendwie umfahrende Linie (Viy.
866a mit Komm.). An geometrischen Formen (Mtpfhävia)^) — um diese
gleich anzuschließen — werden genannt (Viy.860a) die scheibige (vaUa),
dreieckige, viereckige, gestreckte (äyaya) und der Bing (parimati^olaj^),
und in ihnen sind die Atome zwei- oder dreidimensional (in jxtpara oder
ghatfa), bei der gestreckten Form außerdem eindimensional (in sefhi) an-
geordnet. Es wird die Mindest- und die Höchstzahl der Atome und Raum-
punkte bei ihnen besprochen. Dies führt uns auf die rechnerischen Über-
legungen. In ihnen scheint eine gewisse Familienähnlichkeit sichtbar su
werden, und wo diese sich mit einer besonderen Vorliebe für ihre Anwendung
paart, haben wir wohl einen eigenen Gredanken MahSvIras vor uns. Die
Häufigkeit allein ist nicht maßgebend, dann wäre er es auch, der die Wursel
aus 10 beredhnet und im Sinne der Zahl tc verwendet hätte'). Aber hierzu
gehörte doch wohl ein höheres mathematisches Wissen als Mahävfra, wenn
wir nach seinen wahrscheinlichen Ideblingsideen urteilen dürfen, es besaß.
Auch die Astronomie der Jainas, wie vor allem die Sürapannatti sie bietet,
ist nicht sein Werk, vielmehr spiegeln sich in ihr die Überlegungen eines
ganzen Zeitalters. Das wird auch durch den Gebrauch von „wir" statt ,4Gh"
und durch das Fehlen der Polemik deutlich^). Mahävirasche Prägung nun
hat im Weltbild die Verdopplung der Breiten geographischer ^nheiten,
eine geometrische Reihe mit dem Quotienten 2 (§ 122). Vielleicht hängt
hiermit auch die Behauptung zweier Sonnen und Monde über Jambuddiva
zusammen, die dann zu einer Doppeltzählung weiterer Gestirne führt (§ 128).
Die arithmetische Reihe wird bei Mahäviras Lehre von den Summen ver-
^) Da diese Bestimmungen die Bewegungen der Atome, Aggregate und
Seelen beschreiben sollen, wäre statt „Linie"' besser „Bahn*^ zu sagen. Aber
die folgende grundsätzliche Betrsrchtiuig, zumal sie die Niohtwelt mit um-
faßt, zwingt zu dem Gebrauch des ersteren Wortes.
•) k^lakchprcUarchpratyäsattau ürdhv^äycUaSreißr äSrüya (Vv. 867 a).
>) Eine 6. Form heißt gegen diese Idealformen „fehlerhaft (ai^itihanUha).
*) Eine andere Reihe Thän. 389 a enthält die ersten drei der obigen zwischen
der langen und kiuzen (dlha und rahaasa) einerseits \md der breiten (pihula)
und ringförmigen andererseits.
B) Leumann, Aup. S. 165. Einen Beleg imter vielen s. Jambudd. 15a.
In seiner Besprechung des n bei den Hindus JPAsB N. S. 22 (1926), 25-^2
erwähnt Bibh. Datta die Jainas nicht.
^) Hier seien die aus Thän. 263 a. 496a bekannten Rechenarten verzeichnet :
auf parikamma die Elemente imd vavahära die Anwendimg folgen rajjü Geome-
trie, räsi Addition; kalä-aavanna Bruchrechnung, jävam-täval Multiplikation
und vagga, ghar^, vaggct-vagga Erheben zur 2. bis 4. Potenz. Vgl. auch Bibhati-
bhushan Datta, Origin and History of the Hindu Names for Geometry:
Quellen u. Studien z. Gresch. d. Math. 1, 113 — 119. Dbbsblbb, The Jaina
School of Mathematics: Bull, of the Calcutta Mathematical Soc. 21, 115 — 145;
D. M. Roy, The Cultiue of Mathematics among the Jains of S. India in the
Ninth Century: in ABhORI 8.
n. Abbiss deb Geschichte des Jainatttms (§ 12 — 36) 33
wendet. Von einer Summe (jumma oder rast oder räH-jumnui)^), die man
fortlaufend um 4 vermindert, bleibt als Best 4 (oder 0), 3, 2 oder 1, und sie
heißt je nach dem mit den Bezeichnungen beim Würfelspiel haia-jumma,
teoya, dävara oder hcUi-oya (Viy. 744 b)*) ; es kann den Namen dieser lchv44(^
j. auch kht^^a vorgesetzt werden (Viy. 948b). „Kleine'' Summen heißen
diese gegenüber den „großen*', mahä-j. (Viy. 964b). Das ist eine Summe, in
deren Benennung außer dem schließUchen Rest auch die Anzahl der Fak-
toren ausgedrückt wird, und zwar steht die letztere in dem zweiteiligen
Namen ka^ajumma-ka^ajumma, k.-teoya usw.^) voran. Diese Rechnungen
— sie stehen in den Schlußabschnitten der Viy. — werden in den ver-
schiedensten Beziehungen angewendet*), aber mit den letzteren weiß selbst
Abhayadeva nichts anzufangen^). Andere Überlegungen, die den Permu-
tationen nahestehen^), werden unter Kreuzung mehrerer Begriffsreihen
angestellt. Es wird z. B. untersucht, wieviele Wesen in einer und derselben
Hölle eine der 4 Hauptleidenschaften Zorn, Stolz, Trug und Gier (§ 167)
betätigen (Viy. 68 b), mit dem Ergebnis, daß jede dieser vier bei allen Wesen,
bei allen minus 1, bei mehreren und bei einem einzigen Wesen vertreten
ist. Oder es wird dargelegt, wie sich 1 — 10 Höllenwesen (§ 109) auf die
7 Regionen verteilen (Viy. 439b ff.). Als charakteristische Äußerungen des
Rechensinnes seien genannt die Angabe von Minimum und Maximum
(jahannetjia/rji und vkhoaeftai/qi) bei den meisten Zahlen des Systems, die
Aufstellimg der Eigenschaft, erstes und nicht-erstes, letztes und nicht-
letztes von seinesgleichen zu sein (pa^hama und apa^hama, carima und
cuMfima) Viy. 731b, worauf das Carama-paya Pannav. 10 zurückgeht, die
Unterscheidung von Beginn und Fortsetzung eines Zustandes (u. a. av^aniarch
siddAa und pararjipara-a, Viy. 877 a, desgl. -neraiya fhSj^. 513b) und schließ-
lich die Lehre von der relativen Anzahl (T. 1, 8: (Upa-bahuMpa). Sie beant-
wortet die Frage kaycure hayarekvqito <ippä vä bahugä vä tvüGL vä viseaähiyä
vä ? Solche Feststellungen (in der Viy. zuerst 236 b) sind in Pannav. 3, dem
Bahuvattawaya-paya, zusammengefaßt. Ein Gegenstand ist verhältnis-
mäßig in geringster Anzahl vorhanden (satwa-Uhovä), andere unbestimmt-
mal, imzahlbarmal oder unendlichmal so oft (saffMejja-guifä, (Mmpkhejja-
gufjA, athania-guvä). Die hier auftretenden Begriffe, — die im Verlauf durch
die Zeichen x, i und oo wiedergegeben werden sollen — , sind überaus
häufig, ationta hat dabei keine spezifisch andere Bedeutung als eine sonstige
hohe Zahl. Es wird ähnlich naiv verwendet wie der Begriff der Zeit, die,
im Weltbild wenigstens, eine Eigenschaft unter anderen ist und einem
Bereich (§ 128) wie eine solche zugesprochen oder abgesprochen werden kann.
§ 22. Vom Leben Indabhüis ist uns nichts Authentisches bekannt, und
das gilt auch von den anderen beiden Goyama. Alle drei figurieren mit acht
^) Schon die Gesamtheit der durch Anwesenheit oder Fehlen von Seele
fjlva) charakterisierten Dinge heißt räH (Samav. 7b. 133a).
^) jumma bezeichnet also die geraden, oya die ungeraden Summen (Viy. 860 a ;
Vy. 746b).
') Beispiele: 16 ist hada-junwna (und zwar das niedrigst mögliche), weil durch
4 mit Rest 0 teilbar. Die Teilimg geschieht 4mal, und 4 ist seinerseits kada^.
Danach heißt 16 kadajumma'k(iqajufnma. 19 ist teoya (und zwar das niedrig
mögliche), weil durch 4 mit Rest 3 teilbar. Die Teilung wie eben. Danach heißt
19 huftijumma-teoi^. — 6 ist dävara, weil durch 4 mit Rest 2 teilbar. Die Teilung
geschieht Imal, und 1 ist kdH^ya. Danach heißt 6 kaUoya-dävara.
*) Vgl. auch Th&n. 237a.
*) etac &awam äjnä-prämäii^yad avoffarUavyam Vy. 745b.
*) Permutationen aus späterer Zeit bespricht Lehmann, Übersicht S. 41b«
Indo-arlBohe Philologie in. 7 Sohnbring 3
34 III. Rklioion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
anderen als die elf ,,Scharhäupter'' (gana-hara) Mahaviras, da aber zweimal
zwei von diesen einen gaija gemeinsam leiten, sind es nur neun „Scharen*'
(Thä^. 451 b) von je 300 bis 500 Mönchen. For diese Angaben wie für die
folgenden ist die dem Ji^jLacariya angehängte Theravali verantwortlich
(§ 1. 2). Sie fügt hinzu, daß allein Indabhüi und Suhamma (auf den gleich
zurückzukommen ist), Mv. überlebten. So gibt denn auch Ji^ac. 127 es
von Indabhüi an, der beim Hingang des Meisters — wie Änanda beim Tode
Gautama Buddhas — das Band der Zuneigung zu ihm zerschnitt. Eis durfte
kein Zweifel sein, daß die anderen neun gava-hara fingiert sind, um die
Anhängerschaft Mv.s zu gliedern, wobei auch für den zuerst in der 6. Ge-
neration eingetretenen Fall, daß ein gava zwei Häupter hatte, Urtmnlichk^t
beansprucht wurde^). Für jene Fiktion wurde auch der Viy. 181 äff. er-
wähnte Mandiyaputta mitbenutzt. Sudharman (Suhamma) war der Lehrer
Jambus und gUt als der Urheber kanonischer Texte, soweit diese mit der
Frage des letzteren nach ihrem Inhalt abschnittweise eingeleitet werden.
Sie sollen also den Wortlaut wiedergeben, den Suhamma aus dem
Munde Mv.s gehört hätte. Nach Mahäviraa Tode haben laut Theräv. 2 noch
Indabhüi und Suhanmia die Allwissenheit erlangt (fariniwuyä), und laut
der in Hc. Par. 4 wiedergegebenen Überlieferung auch Jambü. Suhamma
soll 20, Jambü 64 Jahre nach Mahävira gestorben sein ; sie sind die letaEten
Kevalin gewesen, und der von ihnen hinterlassene Kanontext gilt mithin
als über jeden Einwand erhaben. Die an sie anschließenden Lehrer bis
Sthülabhadra einschließlich werden inäa-hevalin genannt. Jambus Enkel-
schüler über Prabhava war angeblich Sayyambhava*) (Sejjambhava),
der als der Verfasser des Dasaveyäliya gilt.
§ 23. Die zugänglichste Quelle für die älteste Geschichte der Jaina-Kirche
ist Hemacandras Pari^i^taparvan, verfaßt zwischen saipvat 1216 und
1229*). Aber Hemacandra fußte natürlich auf älteren Quellen, und zwar
liegen solche in der Ävassaya-Iiteratur und in anderen Kommentarwerken
zum Kanon vor sowie in der Vasudevahij^dl^) (spätestens 6. Jh. nach Chr.).
Schon hier wird die Reihenfolge der Kirchenhäupter mit der der weltlichen
Herrscher verknüpft. Es ereignete sich also angeblich 60 Jahre nach Mahä-
viras Tode, daß der Sohn seines Gönners Kü^iya oder Ajäta^tru, der
König Udäyin von Magadha, von Mörderhand fiel und Nanda als Haupt
eines neuen Hauses (denn man zählt 9 dieses Namens) ihm folgte (Pü-.
6, 243). Ein Datum finden wir erst wieder beim Sturz der Nanda (155 nach
Mv., Par. 8, 339), den Gäi^akya zu Gunsten Gandraguptas herbeiführte.
G.s Sohn Bindusära und sein Enkel Aäoka nebst dessen Sohn und Enkel
Ku^äla und Samprati erscheinen im Rahmen des Par., das Anekdotisches
und Historisches in der gewohnten Weise verschmilzt. Die Geschichte der
Jaina-Kirche wird bis auf V a j ra Svämin geführt, über den wir schon Äv.
764 — ^773 allerlei angedeutet finden, wie anschließend über seinen Nach-
folger Ärya Rak^ita.
Auf Sayyambhava folgt über Ya^obhadra und neben Sambhütavi-
jaya (s. u.) Bhadrabähu. Der sechsten Generation seit Mv. bezw.
Goyama angehörig, lebte er spätestens im 2. Jh. nach diesen, also im 3. Jh.
^) Über die 11 gaTpa-hara handelt in ausgestalteter Weise Av. 591 — 665.
*) Dies gilt als Sanskrit-Form, während Sväyambhuva zugrunde liegen
dürfte.
*) BüHiiEB, Leben Hc.s S. 43.
^) Vgl. den Nachweis bei Jacobi, Sthav. (2nd ed.) S. Vff.
n. ABBISS DER Geschichte des Jainatums (§ 12 — 36) 35
vor unserer Zeitrechnimg. Er starb 170 (so Par. 9, 113) oder 162 (so die
Dig.-Tradition) nach Mv. In die Theräv. ist neben der ,»kürzeren''Namens-
folge eine „ausführlichere'' aufgenommen^), die von Bhadrabähu ab die
Jünger und Jüngerinnen jedes Earchenhauptes, die von ihnen begründeten
gaija, deren sähä (icUchä) und (von Suhastin ab) auch kula verzeichnet.
Diese liste dürfte, weil sie, wie zuerst Bühleb gezeigt hat*), in örtlich
begrenztem Bereich durch Inschriften bestätigt wird, im Ganzen ver-
trauenswürdig sein. Es handelt sich um Inschriften aus dem Gebiet von
Mathurä, und diese^) beginnen, soweit sie datiert sind, mit dem Jahre 4 der
Ära des Kanii^a = 132/133 n. Chr.^) ; diese ältesten Svetämbara-Zeugnisse
gehen also jener literarischen Überlieferung weit voraus und verbessern sie
auch^). Bh.s Bedeutung spricht sich nun darin aus, daß die ausführlichere
liste mit ihm einsetzt, denn es wird dadurch seine unten (§26) zu erwähnende
Rolle in der Ausbreitung des Glaubens bezeugt. Auch um die Erhaltung
der Lehre machte er sich verdient. Nach Par. 9, 55f .^) nötigte eine zwölf-
jährige EmährungskriBe im Lande die Mönche zu vorübergehender Aus-
wandenmg „nach der Küste". Diese Verhältnisse störten die genaue Be-
wahrung und Pflege des Jina- Wortes. Hier tritt Bh. hervor als Kenner der
heiligen Texte in einem Umfang, der nach ihm nicht wieder erreicht wurde.
Er soll nämlich der letzte gewesen sein, der außer den 11 Anga noch das
12., den Ditthiväya, kannte, der die Beste von 14 sogenannten Puwa oder
Pürva (§ 37) enthielt. Als nun ein in Pätaliputra tagendes vollzähliges
Konzil, das die gefährdeten Texte sammelte, um den Ditthiväya nach Bh.
sandte, weil er nach Nepal unterwegs war, faßten die Hörer, die er nur an
Ort und Stelle unterrichten wollte, nur noch Einzelheiten von jenen 14
Pürva, bis auf Sthülabhadra, der ihrer 10 im Gedächtnis mitbrachte. Über
Bh. als angeblichen Verfasser von Erläuterungsschriften s. § 43. Infolge
jener langen, wenn auch nicht endgültigen Abwesenheit vom Mittelpunkt
der Gemeinde war nicht Bh. deren formelles Haupt, sondern sein Mit-
schüler bei Yadobhadra namens Sambhütavijaya, und diesem folgte in
der Leitung der eben erwähnte Sthülabhadra, der also beider Schüler
war. Doch war sein Verhältnis zu Bh. nicht ungetrübt^). Solche Trübung
wiederholte sich verschärft zwischen Sth.s zwei Schülern Mahägiri und
Suhastin, nachdem der letztere die Leitung der Kirche übernommen
hatte. Suhastin ist, wie erwähnt, dadurch bemerkenswert, daß die Theräv.
von ihm ab auch ktUa als Teile der gaf^a verzeichnet, und femer dadurch,
daß er den König Samprati, Aitokas Enkel und Nachfolger, für den Jaina-
Glauben gewonnen haben soll (Par. 11, 55ff.).
^) Über ihr Verhältnis zu einander und zu anderen Lehrerlisten in der Nandi
und der Ävassayanijjutti s. Jaoobi a. a. O. S. Xlllff. Eins der Ergebnisse ist
(S. XVIXI), daß von den tatsächlich vorhanden gewesenen thera nur einige
wenige namentlich aufbewahrt sind.
«) WZKM 1—4.
') Ihre Erforschung verzeichnet Lübbbs, List (§4).
*) Vgl. KoNOW Ep. Ind. 19, 1—15.
<») SBE XXII, S. 291 ist unter e. Värana, S. 292 oben Prltivarmika (Pkt.
Plivcumniya), unter g. h. Thäniva zu lesen. — Entsprechend Theräv. S. 80 oben
hätten S. 292 als 1. m. noch Rakkhiya, Rohagutta, Bambha und Soma genannt
werden sollen.
0) Zugrunde liegt ein in der Äv.cunni und von Haribhadra nach den Stioh-
worten in Av. 17, 11 gegebenes Kathänaka, das Lbumann, Übersicht S. 25
übersetzt hat.
') Vgl. Par. 9, 101 ff. Die inneren Gründe legt Leumann, Übersicht S. 26f . dar.
3*
36 III. Religion, weltliohb Wissenbohaftbn und Kunst. 7. Jainas
§ 24. Der älteste Wanderbereieh der Mönche und Nonnen, überliefert in
Kappa 1, 51, umfaßte im Osten noch Anga-Magadha, im Süden Kantfamttf,
im Westen Sthü^ä und im Norden Ku^älä. Der in 1, 62 anschließende Satz
erlaubt den Verkehr in solchen Gegenden, wo die Lehre erfolgreicli PuB
gefaßt hat, und wird deshalb als ein nachträglicher Zusatz angesehen, der
der Zeit Sampratis entstamme^). So berichtet denn auch Hemacandra»
daß Samprati sich auch der Jaina-Mission im südlichen Indien bei den
Andhra und Dramila widmete, also im Telugu- und Tamil-Lande, die beide
seinem Befehl unterstanden hätten (Par. 11, 89ff.). Es ist möglich, daß wir
hier nur eine Nachzeichnung von Aitokas Herrscherbild vor uns haben.
Da Samprati in Ujja3anl residiert haben soll, würden wir in dieser Stadi
eine frühe westliche Pflanzstätte des Jinismus sehen können, auch ^Fenn
Suhastin dort nur vorübergehend weilte, wie angegeben wird (Par. 11, 23.
66). An der gleichen Stelle, wenn wir in den betreffenden Berichten einen
geschichtlichen Kern anerkennen, spielten die Jainas auch im 1. Jh. vor
Chr. eine Rolle, als ihr Kirchenmann Kälaka sich an dem dortigen Fürsten
Gardabhilla, dem Verführer seiner Schwester, rächte und den Großherm
(iähänv4ähi) der Saka ins Land rief*). Anschließend mag erwähnt werden,
daß Gardhabhillas Nachfolger Vikrama durch Siddhasena Divakara für
das Jainatum gewonnen worden sein soll'). Eine greifbare Unterlage hat
dieser Bericht so wenig wie Behauptungen gleichen Inhalts, die mit Bezug
auf andere markante Gestalten aufgestellt worden sind, und über die wir
hinweggehen können. Es wird auch bezweifelt, ob die politische Bedeutiizig
Vikramas so groß war wie die Jainas wollen^).
Wir stehen mit Samprati etwa an der Wende des dritten Jh. v. Chr.
zum zweiten. Dieser Zeit nahe ist der König Khäravela von Kalinga (Orissa),
wenn sich auf Grund seiner großen Inschrift zu Khapjagiri (Häthigumphä)
die Jahre zwischen 182 und 180 v. Chr. als seine Thronbesteigung enthaltend
ergeben^). Die vielbesprochene Inschrift*) beginnt mit einer jinistischen
Verehrungsformel, und es scheint aus ihr hervorzugehen, daß Khäravela
sich um die Erhaltung des Kanons, vielleicht auch um die Zurückführung
einer Jina-Figur (wenn es solche schon gegeben haben sollte) bemüht bat.
Dann wäre er mehr als ein königlicher Schirmherr aller Religionen seines
Landes gewesen. Man kann voraussetzen, daß in seinem Reich Jaina-
Gemeinden blühten. Sie stehen neben jenen, die in Tämralipti (Tamluk,
Midnapur Distr., Bengalen), Kotivar9a (Bä^gafh, Dinäjpur Distr., Benga-
1) Vbkf., Kalpasütra S. 38.
*} Vgl. die in verschiedenen Fassungen zuerst von Jaoobi und Leumann
veröHentlichten und besprochenen BLäl akäcärya-kathänaka (ZDMG 34 und 37).
Für die geschichtliche Unterlage tritt Konow SPAW 1916, 812ff.; Ep.Ind. 14
(1918), 293f.; Kharoahthllnscriptions (1929) Pref. em. Besprechung der K&laka-
Fra^n und Auswahl aus den K.-Texten bei W. N. Brown, The Story of
K., Washington 1933. Man kennt mindestens 3 K., nämlich außer den genannten
den Lehrer der in der Peuinavanä entfalteten Systematik und demjenigen, der die
paüosavaiff^S^-pancaml vorverlegte (§ 146).
>) Vikramaccurita, vgl. Vikrama's Adventures, ed. and transl. by Edqebton
Harvard Oriental Ser. 26.
*) Vgl. Edoerton a. a. O. P. 1, LXII.
») So Konow AO 1, 36.
•) Zuletzt von Jayaswal in JBORS 3 und 4; Konow AO 1, 12—42.
Frühere Bibliographie s. Lüdebs, Liste unter No. 1346. Einzelheiten von
mehreren Verfassern in Anekänt 1.
n. Abbiss deb Gbschichtb DBS Jainatums (§ 12 — 36) 37
len) und Pu];L<jbrc^^<'^]^s''i^ (Nord-Bengalen) bestanden, und die auf einen
Schüler Bhadrabähus zurückgingen (Theräv. 5)^).
§ 25. Die Verbreitung nach Westen wird, im Gegensatz zu dem unbe-
stätigten Bericht über Samprati und Suhastin, für das 2. Jh. vor Chr. und
die ihm folgenden greifbar in den Funden, die bei Muttra, dem alten Mathura,
gemacht worden sind*), und die auch sachlich viele Aufschlüsse geben').
Aus den Inschriften erfahren wir, wie schon erwähnt in Bestätigung der
Texte, von iäkhä und kula als Unterabteilungen des gatjta, wobei das Ver-
hältnis der beiden ersten zu einander nicht ganz klar ist^). Hinzu kommt
der sofßbJhOffa^ der literarisch durch Vav. 5, 19f . und 7, 1 — 3 belegt ist. Daß
man Prediger (väcaka) hatte, ist selbstverständlich, ein feststehender
Elirchentext wird dadurch aber nicht unbedingt sichergestellt^). Die
Titthagara wurden durch ihre Symbole unterschieden (§ 14), denn es tritt
für Ära ein nach seinem Merkmal Nandyävarta gebildeter Name ein (arch
haJto Nändiävaiasa pnUimä). Der Stüpa, zu dem die stehende Figur dieses
Arhat gehörte, galt als von den Göttern (oder einem derselben) gebaut
(deva-nirmita), woraus man schließt, daß er seit unvordenklicher Zeit
stand, als das beschriftete Standbild im Jahr 49 der Kanigka-Ära, also
177/178 n. Chr. gesetzt wurde. Weiter ist hieraus zu folgern, daß die Jainas
längst Stüpas errichteten, wie denn auch im E^anon von solchen (thübha)
die Bede ist*).
Auch von Abbildern der Jina (jixu^'pa^ifnä), das sei hier angemerkt,
spricht der Kanon Näyädh. 210b; Bäyap. 87b. 94a und weiterhin. Bäyap.
gibt im Laufe der sehr ausführlichen Beschreibung eines göttlichen Wohn-
sitzes^) an, daß 4 sitzende Jina-Figuren (Usabha, Vaddhamä^a, Candä^a^a,
Värisepa*)) von natürlicher Größe einen Stüpa umgeben, dem sie das Ge-
sicht zuwenden, und daß ein besonderes Gebäude (Mdh'äyayana) 108
j.'pa^imä enthält. Ihr Kult seitens des Gottes ist wie der heutige und
besteht in der Wartung der Figuren unter Formeln der Andacht. In der
großen Festhalle (sabhä) aber hängen kugelige Dosen (gota-vaffa'aamugffa),
in denen heilige Gebeine (j.-saJcahäj vgl. § 15) ruhen, mittels Schnüren
(sikkaga) an Haken (nägadanta). Die ganze Beschreibung folgt gewiß
irdischen Vorbildern. Der Raum, in dem die in Näyädh. erwi^nten Figuren
stehen, heißt das jiva^ghara. Das ist sicher eine Privatkapelle. Nichts
deutet auf einen Tempel zu öffentlicher Benutzung'). Doch erwähnt Aij^uog.
158 b neben dem ihMia und weltlichen Anlagen auch das devla.
1) D. R. Bhakdabkab, ABhORI 12, 104f. 106f. führt ihr Aufblühen nicht
recht glaubhaft auf Mahäviras Wanderung in Lädha zurück. Eine vierte, nicht
identifizierte Pflanzstätte war (ebd.) Däslkharba^a.
*) V. A. Smith, The Jain Stüpa and other Antiquities of M. (Archaeol.
Survey of India. New Imp. Series Vol. 20.) Allahabad 1901.
s) LüDEBS, List (S 4) ; Bühlbb WZKM 1—5. 10; SAWW 1807 == lA 27,
49 — 54; HoEBNLE Proceedings As. Soc. Bengal 189, S. 49 — 53.
«) Jacobi SBE 22, 288^
*) Dies meint v. Glasekapp, Jainismus S. 42.
<) Für Stellen vgl. Pischbl, Gr. § 208.
') Vgl. Leumann VI. OC III, 2, S. 489ff.
>) Die beiden letzten sind die Gegenstücke der beiden ersten im WeltteU
Erävajra (§ 119).
*) Eine Kultstätte, die dem Nemi oder Päsa gehörte, könnte man Jambudd.
207a finden wollen, aber der Wortlaut ist unklar: Nemi-Päaeau hhattaMlUu
(Küchen) hof^ifisu ya vQsa-gJuireau ya vibhOga-ktuale (nämlich der Hofbau
meister).
38 in. ReIiIOION, WBLlXilCHB W1S8ENSCHAVTEN UND KUKST. 7. JaIKAS
§ 26. Die Funde von Mathürä beweisen durch die Nacktheit skulptierter
Figuren wohl auch^), daß die bis heute fortdauernde Scheidung der Kirche
in iSvetämbara und Digambara im 2. Jh. n. Chr. schon bestand. Mahavira
hatte die Bekleidung aufg^eben, und es galt für verdienstvoll, ihm hierin
zu folgen. Wer sich seiner Lebensführung in dieser oder einer anderen Änßer>
lichkeit zum Muster nahm, stand im jina-happa*) ; ein normaler Mönch pflegte
den thera-happa^). In der Kleidungsfrage bestand Freiheit, und vor allem
die der Lehre Päsas verbundenen Mönche werden ihre Gfewandung behalten
haben^). Schon in der Ur- und Frühzeit herrschte also eine Doppelh^,
die man den Keim des späteren Zerfalls der Earche in ,J7ackte'' (dig-
ambara, dig-väsas) und „Weiße'* (ivetämbara, äveia-pafa, aüämbaira usw.)
nennen kann. Die Svetämbara berichten (Äv. nijj. 8, 92; Ausg. 418a) von
der Ketzerei des Bo^ya Sivabhüi im Jahre 609 nach Mv., der den ji^fo-
kappa allverbindlich gemacht sehen wollte und ihn selbst trotz den Gegen-
vorstellungen seines Guru annahm. Das hat aber von Haus aus mit den
Digambara nichts zu tun^) und ist erst nachträglich auf sie bezogen worden.
Das von den Dig. gegebene Jahr ist 136 Vikrama = 79 nach Chr.*) ; zu dieser
Zeit entstanden angeblich die iSvetämbara aus den Ärdhapahka odo-
Ärdhaphälaka, die von dem Dig. Ratnanandin im Bhadrabähucarita (4, 50)
„teils bekleidet teils unbekleidet" genannt werden. Der Name ist undurch-
sichtig. Beide Entstehungsberichte^) lassen in Jaoobis kritischer Be-
trachtung erkennen, daß man sich auf eine handgreifliche Entzweiung nicht
besinnen konnte und dafür eine solche ersann, wobei, wie man sieht, die
Dig. geradezu eine allmähliche Entfremdung feststellen wollen. Das trifft
zu, aber nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich. Isolierte Gruppen der
Jainaschaft trachteten das mönchische Ideal aufs treueste zu verkörpern.
Die Folge war, daß sie der Stammgemeinde, die im Fluß der Entwicklung
stand, wenn sie mit ihr wieder Fühlimg fanden, als abtrünnig auffielen
beziehungsweise sich ihr gegenüber als rechtgläubig ansahen, wie die Dig.
es eben tun.
Solche Selbstisolierung hat in den Berichten über einen W^zug aus
Bihar ihren Ausdruck gefunden. Das Par. spricht an zwei Stellen (8, 193. 377)
1) BüHLEB WZKM 4, 330f . «) Vgl. Devendra 2IDMG 38. 6.
') Eine Parallele hierzu ist, daß die Kanontexte teils dem Jina-Jünger
Sudharman teils den t?iera in den Mund gelegt sind, mit gleicher Verbindlichkeit
für die Gemeinde. Die Übersetzung von thera-kcippa-tthii K. 6, 14 muß dem
Obigen entsprechend geändert werden.
*) Hierzu und zum Folgenden vgl. Jacobi ZDMG 38, Iff. (jina-kalpa S. 7) ;
40, 92ff. und SBE 45, XXXI; femer Webbb, Kup. S. 797f.
*) Anders Bhandabeab Rep. 1883 — 84, Notes S. III.
*) In das gleiche Jahr verlegt (Dams. 11 ff.) der Dig. Devasena (s. 909 —
nicht 990, wie v. Glasbkapp Jainismus S. 477 angibt — ) die Ateweigung
des Sevada Sangha, d. h. der Svetämbara, von den Dig. ziifolge der Irrlehre
des Jinacandra, der dabei seinen Lehrer Santi, einen Schüler des Bhadrabähu,
erschlug (Devetsena im Bhävasamgaha, vgl. Dams. S. 65ff.). Sie soll sich in
Valahl zugetragen haben, wohin die Mönche auf Grund der von Bh. voraus*
gesagten 12jährigen Hungersnot ausUjjayinI gewandert waren. Devasena hat,
zumal er Bhav. 70 von den nun verfaßten Säatra spricht, f&lschlioh das Konzil
von Valabhi (§ 39) im Auge gehabt. Er ist auch sonst, wo er sich axd Dinge
außerhalb der Dig.- Sph&re bezieht, verworren. So spiegelt (Dams. 20) Makkhali
Gosala sich bei ihm, da er auch etwas von Pürana Kassapa gehört hatte, als
Makk£uli-Pürana, der Schüler eines Ganin des Päsa-samgha. Vgl. auch § 8.
^ Ein Gegenstück zu dem ersteren ist die in Jinedvaras Pramälaksana su
Str. 404 sich findende Angabe aus ungenannter Dig.- Quelle, daß die Svet. 609
nach Mv. in Valabhi ihren Anfang nahmen (vgl. Dams. S. 61 f.).
n. ABRISS DEB Geschichte des Jainatubis (§ 12 — 36) 39
^ron einer zwölfjährigen Hungersnot, die in die Zeit des Sthülabhadra und
des Susthita fiel und den letzteren nötigte, seinen Ga^ fortzuschicken,
ohne daß das Ziel angegeben würde. Von einer ebensolchen Krise zur Zeit
ßhadrabähus und ihrer mit Vorsicht zu vermutenden Wirkung hörten wir
schon (§ 23). Die Tradition der Svet. (Ther. 5) verfolgt seine geistliche Nach-
kommenschaft nicht über seine Schüler hinaus, nur von einem derselben
namens Godäsa leitet sie 4 sähä ab und verlegt diese nach Tämralipti, Koti-
vaxQa, Pug4^avardhana und Däsikharbata, was mindestens bei dem ersten
und dritten Namen deutlich nach dem Osten und Südosten weist. Anders
in der Überliefenmg der Digambara. Eine zuerst von Rice mitgeteilte^),
dem Gedächtnis an einen äcärya Prabhäcandra gewidmete Inschrift in
Sravai^ Belgola gibt an, daß Bh., und zwar in Ujjayini, eine Hungersnot
von zwölf Jahren geweissagt habe, worauf der ganze Samgha sich nach dem
Süden aufmachte und ein blühendes Land erreichte. Die Bhadrabähu-
Kathä (um 800) und der B^hatkathäko^ (931) erzählen, daß Bh. gegen Ende
seines Lebens seine Anhänger sich nach Punnäta (Süd-Maisur) begeben hieß,
Ratnanandins Bh.-carita (2. H. 16. Jhs.), daß er sie selbst anführte und
unterwegs starb*). Mit dem Tode Bh.s wird der des Candragupta oder ^gupti
verknüpft, den auch andere von Bios mitgeteilte Inschriften als Bh.s
Schüler bezeichnen. C, der dem Thron entsagt und sich Bh. angeschlossen
hatte, endigte angeblich am gleichen Ort wie jener, also in Sravai^ Belgola,
sein Leben durch ein Sterbefasten. Dies ist natürlich denkbar, aber keines-
wegs ausgemacht'). Die Svet. berichten über Candragupta teils weniger
teils mehr. Nach Par. 8, 433. 445 sah er in den Mönchen seine guru und starb
das samädhi-marava; auch sein Staatsmann Gä^akya, der selbst der Sohn
eines Jaina-Laien war, wollte den Mönchen wohl. Dies stammt aus der
Ävassaya-Tradition^). Die Viyähacüliyä schildert eine Weissagung Bhadra-
bähus zu Pä^alipura auf Grund von 16 Träumen der Königin^). Sie bedeuten
unter anderen Verfallserscheinungen in Religion und Sitte einen zwölf-
jährigen dukkäla, den Übergang des dhamma auf die Vaifya, die Predigt*)
des jitjta-magga im Süden, ein Hochkommen des Mittelstandes und prinz-
liche Auflehnung — lauter trübe Aussichten, die Candragupta bestimmen,
zugunsten seines Sohnes abzudanken. Über die Art seines Todes wird nichts
gesagt. Li der Zeit der Angacüliyä wurde also auch auf Seiten der Svet. die
*) Rice IA 3, 163 — 168; Debs., Mysore Inscriptions transL, Bckngalore
1879, S. LXXXVI — ^VIII; DERS.,In8er. at Sravana B. (= Epigraphia Camatica
II, 1889, S. 1; Neuausg. dieses Bcmdesdiut^hNABASiMHACHAB (1923); Epigr.
Indica (ed. Fleet) 4, 27. Verbesserungen gab Fleet schon JA 21, 158;
ferner Lextmann WZKM 7, 383. InZ. 16 der Umschrift ist -samkhya-mtidüa
abzuteilen.
^ Die erste und dritte Quelle bei Lextmann, Übersicht S. 24, die zweite
bei Rice (auf Grund einer Mitteilung von Pathak), Ep. Garn. III/IV, F. 2, S. 1.
Rice zieht a. ob. Ort (1889) auch die Räjävallkathe des Devacandra (19. Jh.)
heran. Eine Übersicht der Tradition bei Narasimhachar a. a. O. S. 36ff.
Ist der zuletzt genannte Prabhäcandra, der ein Schüler des in der 2. H. 8. Jhs.
lebenden Akalanka war, derselbe wie der in der Gedachtnisinschrift genannte,
so muß die letztere trotz der sehr bestimmten Stellungnahme Fleets doch
später sein als die 1. H. 8. Jhs.
•) Mit V. A. Smith, Oxford History of India, S. 76f . neigt Nabasimhachab
Ep. Garn. 2 (rev. ed.) der positiven Stellungnahme zu.
*\ Jacobi, Sthav. (2nd ed.) S. IX nach Leubcann.
*) Auch die Dig. haben sie, vgl. die Räjävallkathe bei Rice IA 3, 155.
*) Für den Svet.-Text ist es bezeichnend, daß nur von einer Predigt (panna-
visaanU), nicht von einer Blüte gesprochen wird.
40 in. Rblioion, weltliche Wisseksghaftek ukd Kttkst. 7. Jaikas
zur Elirchentreiuiiuig führende Südwanderung mit Bhadrabähns Namen
verbunden. Schlecht paßt, wenn wir sie genau nehmen, ziur Frömmigkeit
Candraguptas eine von Jacobi ans Licht gezogene^) Anspielung In Vimalas
Paumacariya (89, 42), die zufolge kriegerischer 'f^^rren und religiösen Ab-
falls auf einen Schwund des Jainatums in der „auf die Nanda folgenden
Zeit" prophetisch zurückweist. Gegenüber den Dig.-Stellen von Bhadrabähn
hat liiEBT behauptet*), daß es sich um einen zweiten Träger des Namens
handele, der nach einer alten liste der Dig.') 492 nach Mv. Kirchenhaupt
wurde, und statt des Gandragupta um „Bhadrabahus II." Schüler und
späteren Nachfolger Guptigupta oder Arhadbali. Aber Lbtthann macht
geltend^), daß in jener liste, die im 8. Jh. schon vorhanden war, „der
zweite Bh. nur eine chronistische Wiederholung ist", und daß man von
ihm „außer der obigen Dig.-Datirung nichts weiß, das nicht vom alteren
auf ihn übertragen wäre". Die Wanderung selbst ist glaubhaft und auch
von Fleet nicht bestritten worden. Denn eine in der Ausbreitung be-
griffene Religion fließt aus ihrem Entstehungsland notwendig in aufnähme-
fähige Räume über, sei es mit sei es ohne gewaltsamen Anstoß.
§ 27. Für die Inschriften von Mathura ist Lübebs' oben angefahrte
LLarte (1912) maßgebend; die Bibliographie der späteren findet man nebst
einer Übersicht über die geistlichen und weltlichen Genealogien in Guisi-
NOTS R^rtoire d'£pigraphie jaina (1906). Teilsammlungen, die den
Wortlaut enthalten, sind für die Svet. der von JnrAvuATA nach den Fund-
orten zusammengestellte Ptäcin Jain Lekh Sazpgrah, Bh. 1. 2 (der letstere
K JIM 6, 1921) und der Jain Lekh Sazpgrah (auch u. d. T. Jaina Inscrijytions)
von Puran Ghand Nahab, Bh. 1 — 3, der letzte mit den Inschriften aas
Jaisahner (G. 1918—29), für die Dig. Hiräläl Jains Jainaäilälekhäsaqi-
graha, dessen 1. Band (MDJGM 28, 1928) die Inschriften von iSrava^a
Belgola bringt, die schon RiOB gesammelt hatte (Inscriptions at 6r. B.,
Bai^lore 1889, 2. Ausgabe von Nabasimhaghab 1923). Daß die 12 Bände
von Rices Epigraphia Camatica (1886 — 1904), zu denen der letztgenannte
als Bd. 2 gehört, vorwi^;end Jaina-Inschriften wiedergeben und auswerten,
ist in dem geschichtlichen Verlauf begründet. Denn der Süden Indiens und
in hervorragendem Maße Maisür ist das Land der Digambara geworden.
Jahrhunderte hindurch haben diese, wie die Inschriften beweisen, dort in
Reichtum und Einfluß geblüht. Ihre Überlieferung fußt auf der Wanderung
von Bhadrabahus Mönchen nach dem Süden^), aber insohriftlich belegt
sind südindische Gemeinden erst sehr viel später, nämlich am Ende des
5. Jh. durch die auf einen Kadamba-Fürsten zurückgehenden Kupfertafeln
aus Halsi in Belgaum*) und Saka 556 = 634 in Aihole, Distrikt Kaledgi in
Bijäpur^). Älter sind möglicherweise die beiden Ganga-Urkunden von
Nopamangala, die Rice um 370 und 425 ansetzt^). Die erstere wäre die
1) ERE 7, 473 Anm.
^ JA 21, 156 — 160; EI 4, 26. Replik zur ersten Stelle von Rice, Insor. of
the Mysore District (= Ep. Cam. lll— IV), P. I (1894), 8. 5 Anm.
s) Bhandabkab, Rep. 1883 — 84, 124; Hoernlb IA 20, 341—361; 21,
57—84.
*) Übersicht S. 24. 27.
>) Noch weit überboten wird dieser Zeitpimkt dttrch Mahävamsa 10, 97 — 90.
Danach wohnten in Anurädhapura unter dem zweiten Voigänger des Tissa
im 4. Jh. vor Chr. außer anderen Irrgläubigen (päeandika) auch nigaiu^hai
«) Fleet in IA 6 und 7; R^p. No. 96 ff.
7) KiELHOBN EI 6, No. 1 ; K^p. No. 108.
«) Ep. Cam. 10, Malur Taluq No. 73 und 72; R^p. No. 90 und 94.
II. ABRISS DER Geschichte des Jainatitbis (§ 12 — 36) 41
überhaupt früheste Jaina-Iiischrift nach Mathura, von diesem aber durch
Jahrhunderte getrennt. Von ähnlichem Alter sind unter den echten Doku-
menten^) Udayagiri (Süd-Gwalior) von Gupta 106 = 425/6*); Mathura
von G. 113 = 432/3') und Elahäuip (in einem Ostzipfel der Vereinigten
Provinzen nördlich des Ganges) von G. 141 = 460/1^); auch sie gehören
den Digambara. Wohl kann jeder Tag eine gewisse Uberbrückung der zeit-
lichen Lücken bringen, und doch werden die Inschriften stets eine während
der frühen Jahrhunderte unserer Zeitrechnung geringe Wirkung der Jaina-
kirche nach außen lehren. Jacobi nimmt für die iSvet. eine bis um das
7. Jh. währende „comparative obscurity as an exclusive sect" an und ver-
mutet, daß sie zur Zeit Haribhadras (8. Jh.) noch nicht über die Taptl nach
Süden gekommen waren^). Es verdient auch bemerkt zu werden, daß im
klassischen Drama kein Svet.-Jaina vorkommt*).
§ 28. Gegenstand der Inschriften ist in der Regel die Stiftung von Statuen,
Baugrund, Baugeld oder Steuererträgen an die Jaina-Gemeinde seitens
bürgerlicher Laien und fürstlicher Gönner, im ersteren Fall beiderlei Ge-
schlechts und (in Mathurä) oft auf Veranlassung eines namhaft gemachten,
dem Stifter nahestehenden Qrdensgliedes. Weniger der Tatbestand ist
wichtig als die den Bericht davon b^leitenden genealogischen und chronisti-
schen Angaben. Sowohl die dynastische wie die Eirchengeschichte erfährt
durch sie eine erhebliche Bereicherung. Eine Reihe von Fürstenhäusern,
u. a. die Gktnga, Rä^traküta, Gälukya, Hoysala, hat sich in einzelnen oder
in einander folgenden Gliedern den Jainas freundlich gezeigt. Jedoch darf
im Staatsleben bei der bekannten Vielseitigkeit indischer Fürsten in Dingen
der Religion die Rolle des Jinismus nicht überschätzt werden, und es ist
gewagt, in diesem Zusammenhange von „adeptes du jainisme" zu sprechen.
Nicht ganz selten werden Gründe der lUugheit geboten haben, der durch
ihre vermögenden Laien einflußreichen Kirche entgegenzukonunen. Wahre
Überzeugung ist da vorauszusetzen, wo die Bevölkerung durch fühlbare
ahifpsä'Gehate getroffen, also ihr Mißvergnügen nicht gescheut wurde, und
da, wo der Fastentod nach jinistischem Ritus das Leben krönte. Für ihn
liegen ein paar inschriftliche Belege vor^). Die Jainas sehen, wie in Gandra-
gupta und Gänakya (s. o.), so auch in Vikrama, (Sälivähana, Munja, Bhoja
und anderen große Begünstiger ihrer Religon. Ihre Berichte hierüber
entbehren aber bis jetzt einer Beglaubigung durch monumentale oder nicht-
jinistische literarische Zeugnisse. Neuerdings sind zu der eben angeführten
Reihe Toramä^a, der Fürst der in Indien eingebrochenen Hü^a (um 500),
und einzelne Glieder des Hauses der Gupta hinzugekommen^). Nach den
Einleitungsstrophen der daka 700 (= 778) von Uddyotana Süri verfaßten
Kuvalayamälakathä hatte nämlich Toraräya (wie er hier heißt) zum guru
den äcärf^ Harigupta aus dem Guptavaipto; ein Schüler von diesem war
^) Nämlich nach Ausscheidung der von Fleet IA 7, 209ff.; 18, 309ff. zu-
sammengestellten alten oder jüngeren Fabrikationen.
>) Fleet CII 3, No. 61; R6p. No. 91.
8) Bühleb ei 2, No. 39; R6p. No. 92.
*) Fleet CII 3, No. 16; R^p. No. 93.
>) Samaräiccakahä S. XIII. VII. Daß R. G. Bhandabkab Rep. 1883/84,
S. 125 in den Jainas bis weit ins 2. Jh. hinein „ a very unimportcmt sect" sah,
hatte einen anderen Zusammenhang.
«) Vgl. PiscHEL, Gr. J 17 Sohl.
7) R6p. No. 152. 163. 298.
8) JiXAVijAYA Jaina-Sähitya-Samdodhaka 3, 169ff . N. C. Mehta JBORS
14, 28ff.
42 ni. Religion, weltliche Wissenschaften xtnb Kunst. 7. Jainas
der Dichter (kai) Devagupta. Treffen diese In unverfänglicher Weise sich
findenden Angaben zu, so übten die Jainas auf Toramä^a wenigstens einen
gewissen Einfluß aus. Auf dessen Sohn Mihiragula oder -kula, nachdem er
den Thron bestiegen, hat sich dieser jedoch nicht erstreckt. Denn Mihiragula
hat mit seiner von Brahmanen und Buddhisten ihm bescheinigten Grausam-
keit auch die Jainas getroffen. Wir verdanken Pateülk den Beweis, daß
er mit Kalkin (KakHJy dem indischen „Antichnst"', identisch ist^).
Das Prunkstück einer Fürstengewinnung ist für die Svet. der Fall des
Kumärapala von Gujarat (s. 1200 — 1229). Wir sind hierüber in den Einzel-
heiten unterrichtet, nachdem Bühleb den Urheber der Bekehrung, den
Gelehrten Hemacandra, unter Sonderung des Historischen vom L^;endari-
schen biographisch dargestellt hat*). Danach steht es fest, daß Kumarapäla
von s. 1216 ab „Gujarät in gewisser Hinsicht zu einem Jaina-Musterstaat
zu machen suchte'' und seine Untertanen zwang, u. a. die ahitiuä nach
seinem eigenen Beispiel weitgehend zu verwirklichen. Gleichzeitig schuf
Hemacandra durch vielseitige wissenschaftliche Arbeit die Grundlagen für
eine ausgesprochen jinistische Kultur*). Aber selbst Kumärapala unterließ
nicht, den Saivas, denen er bisher nahegestanden hatte, seine Gunst weiter
zu b^eigen. Nach seinem Tode gewannen diese denn auch wieder die Ober-
hand. Den Stolz der Svet. nährt es endlich auch, daß sie glauben, den Kaiser
Akbar zu den Ihren zählen zu können. Er ersuchte sie, ihm den Hlravija3ra
(1526/7 — 1595), einen äcärya aus dem Tapä-Gaccha (§ 34) zu senden. Dieser,
der aogdBajmte jagad'ffurUy war einige Jahre am Hof zu Delhi. Nach seinem
Weggang 1584 wirkten Sänticandra, Bhänucandra und Vijayasena nach-
einander in der gleichen Richtung, Akbar mit dem Dharma vertraut zu
machen. Bekehrt ('prabodhita) wurde Akbar bekanntlich nicht, aber ähnlich
wie Aäoka unter buddhistischem Einfluß, gab er unter dem der Jainas einige
örtlich und zeitlich begrenzte Verbote im Sinne ihrer Lehre heraus*).
§ 29. Die eben angeführten Erfolge beruhen zum größten Teil auf dem
äußeren Ansehen der Jaina-Ejurche, dieses seinerseits auf der Zahl und dem
Gewicht ihrer Anhänger, ihre Werbekraft aber auf dem inneren Gehalt d^
Lehre. Um ihn haben sich die Svet., wenn auch wohl, wie gesagt, mehr im
Schoß der Gemeinde, Jahrhunderte lang bemüht, seitdem um 80 nach Chr.^)
ein Pseudo-Bhadrabähu (§ 43) zuerst die überkommene Text-Erklärung in
feste Formen goß. Die von Lbumann begonnene Erforschung der Einzel-
heiten dieser geistigen Leistung ist zwar vor der Öffentlichkeit in den An-
fängen steckengeblieben (§ 4), schon diese lassen aber den umfassenden
Charakter jener Scholastik erkennen. Die dahinter stehenden Persönlich-
^) JA 47, ISff.; Festschr. Bhandarkar S. 216. Außer Uttarapuräna 76 vgl.
noch MahäniB. 5 IV (Verf. S. 43) und Dhanedvara, S^atrumjayaniähätniya
14, 203f. — Vorher (lA 46, 145ff.) sah Jayaswal in Kalkin den Yadodhar-
mcui, den Besieger des Mihiragula. Eine chronologische Untersuchung Shama-
SASTRYS Annual Rep. of the Mysore Archaeol. Dep. 1923 (S. 24) verlangt zwei
Toramäna und zwei Mihiragula ....
^ Über das Leben des Jaina Mönches Hemacandra. (Denkschriften d> Philos.-
hist. Kl. d. Kaiserl. Akad. d. Wiss. Bd. 37.) Wien 1889. Zum Folgenden vgl.
S. 39. 41 f. 51. Anz. von Lextmann ZDMG 43, 348 — 352.
') Dies Streben ging nach Jacobi, Far. (2nd ed.) S. XXIII bis in die Einzel-
heiten des Versbaus.
*) V. A. Smith, Feetschr. Bhandarkar, S. 266 — 276; Ders., Akbar, the
Great Mogul, S. 47 ff.
•) Leumann, Übersicht S. 28b.
II. ABRISS DEB Geschichte des Jainatums (§ 12 — 36) 43
keiten sind für uns namenlos^) und werden es voraussichtlich bleiben; erst
für dieEndstufen in Prakrit haben wir u. a. die Namen Jinabhadra (7. «Th. ?),
Jinadäsa(677 nach Chr.), Saipghadäsa. Die Teilnahme der Allgemeinheit der
iSvet. an diesen Arbeiten war durch die Redaktion des Kanons unter dem
Vorsitz Devarddhis (980 oder 993 nach Mahävira) möglich geworden. Dem
Kanon waren die Dig. durch die Ejurchentrennung längst entfremdet; nur
ganz wenige Stellen aus einzelnen Texten hafteten, zum Teil in einer der
Festlegung vorausgehenden Gestalt, noch in ihrem Gedächtnis*). Sie treten
daher erst mit sogenannten 'prahiraiyi auf, und zwar stellen sie die ersten
Verfasser dieser Literaturgattung bei den Jainas'). 'prakaraf^a sind systema-
tische Traktate^), Abhandlungen nach festem Plan, die den Gegenstand
führen, statt sich durch ihn führen zu lassen, wie es bei Werken der Fall ist,
die sich an ein Gegebenes anlehnen. Die ^'''aiaratia-Periode reicht mit
ihren Anfängen noch in die Kommentarperiode hinauf. Sie wird bei den
Svet. durch Umäsväti, Siddhasena Diväkara und sodann durch Haribhadra
(750 nach Chr.) eingeleitet, bei den Dig. durch Vattakera und Kundakunda'),
welche beide Prakrit schrieben und Umäsväti vorangehen*), der seine
yrahairafya in Sanskrit ver&ßte. Hiermit soll kein zeitliches Kriterium auf-
gestellt werden, denn den Übergang zum Sanskrit hat in der Kommentar-
literatur erst der genannte Haribhadra, von Geburt ein Brahmane und
wohl mit deshalb in seinen Traktaten oft bemerkenswert unparteilich,
begonnen^) und Sllänka (872 nach Chr.) durchgeführt, und Prakrit- Ab-
handlungen sind noch lange verfaßt worden. Aber der einsetzende Gebrauch
des Sanskrit war bedeutsam. Indem Umäsväti seinen Tattvärthädhigama in
Sütra-Form herausgab (was ihm Haribhadra im Dharmabindu nachmachte),
folgte er brahmanischen Vorbildern. Damit führte er die iSvet. aus dem engen
Kreise heraus und machte sie wettbewerbsfähig. Umäsväti erscheint auch in
den Listen der Dig., aber zweifellos war er ein Svet., da die Dig. das Bhä9ya,
das er selbst zu seinen Sütras schrieb, nicht anerkennen und an dessen Stelle
eigene Kommentare benutzen. Sie haben auch den Grundtext abgeändert^).
^) Als Autor der ältesten Einlagen in Pseudo-Bhadrabahufi Nijjuttis, der
sogenannten müla^bhä^ya, nennt Leumank (Übersicht S. 29b) auf Grund
einer Stelle in der Ava^aka-Tradition Siddhasena, ohne sich über das Ver-
hältnis dieses S. khamä-samai^ zu S. Diväkara, dem gleich zu nennenden Logiker,
und zu S. Ganin, dem Kommentator Umäsvätis, zu äußern. Über die beiden
letzteren, zwischen welchen Haribhadra steht, vgl. Jacobi, Sameräicc. S. III.
2) (Die Dig.-Redaktion des AvciSyaka) „ist . . . der einzige nennenswerthe
Überrest vom Canon bei den Digambara's. Vom Dadavaikälika haben sie bloß
einige Sloken (I 1. IV 7 f. VI 64. 66. 66 VIII 17a) im Gedächtniss behalten!'^
(Fußnote:) „Noch Aparäjita citirt (zu Arädhanä 416 u. 601) verschiedene Stellen
aus Acäranga, Sütrakrta (II, 1, 68), Ni^Itha, Uttaradhy. (II 6a. 7. 12b. 34.
XXIII 12b — 14) und Daöavaikälika. Mcuiche dieser Stellen lauten im über-
lieferten Ceuion ganz anders, und einige fehlen darin vollständig**. Leubcann,
Übersicht S. 3a.
') Etweus anders Jacobi, Samaräicc. S. XII.
^) Jacobi, a. a. O.
*) Diese Aufeinanderfolge nach Leumank, Übersicht 16b.
•) Für K. vgl. Petkbson, A fourth Report S. XX; Jacobi, Tattv. S. 288;
Leuiuann, Übersicht S. 3a. In den Listen der Dig. (Ep. Cam. 2, rev. ed.)
heißt er Kondakunda.
^ Lettmann ZDMG 46, 682; Über H.s Leben und Werke s. Jacobi, Sa-
maräicc. S. Iff. Die von Suau herausgegebenen Yogabindu (Bo. 1911) und
Yogadrstisamuccaya (DLJP 12, Bo. 1912) sind keine Jainawerke.
SB
S Gegenüberstellung beider Fassungen des Tattv. in der Ausg. von Jaini
2.
44 III. Relioion, weltliche Wissenschaften itnd Ktjkst. 7. Jainas
wenn auch unwesentlich. Der erwähnte Wettbewerb fuhrt bei den auf
Umäsväti folgenden Schriftstellern zur Auseinandersetzung mit Buddhisten
und Brahmanen^) in großer dialektischer Verfeinerung. Auf Svet.-Seite sind
Siddhasena Diväkara und Haribhadra als Konkurrenten Dharmablrtis
(um 650)*) zu nennen'), bei den Dig. Samantabhadra (1. H. 8. Jh.), Akft-
lanka (2. H. 8. Jh.), Vidyananda (Pätrakesari) und Prabhacandra (1. H.
9. Jh.) als Gegner Kumärilas und S&ntarakßitas. Vidyananda trat auch dem
daipkara entgegen. Nach dem übereinstimmend bezeugten Absti^ des
Buddhismus in Südindien hatte in der Person Kumärilas „die MlmäipRS
eine kurze Blüte. Auf sie folgte (dank den Dig.) eine Jaina-Reaktion, die
wahrend der Begierungszeit des Ra^traküta Amoghavar9a8 I. (815 — 877)
gipfelte"^). Schließlich hat aber der Hinduismus triumphiert. An der Li-
teratur des KanaresiBchen läßt sich verfolgen, wie das Jainatum gegenüber
den daiva und den Vai^^ava an Boden verliert. Daß dies erst in der 2. H.
des 12. Jhs. begann, war in der dauerhaften, vonlSrava^a Belgola ausgehen-
den Tradition begründet. Im Sprachgebiet des Tamil war der Umschwung
zugunsten des Vi^^uismus und iSivalBmus spätestens am Ende des 10. Jh.
in vollem Gange, nachdem beide schon eine Reihe von Jahrhunderten früher
dort aufgekommen waren. Bald nach der Mitte des 12. Jh. gesellten sich die
dank der Propaganda des Basava an Bedeutung gewachsenen Viraäaiva
den Feinden des Jainatums zu. Der Kampf der Religionen nahm schnell die
Form blutiger Verfolgungen an^). Solche erlitten die Jainas im Norden
Indiens, also wohl vorwi^;end Svet., vonseiten der muhammedaniBchen
Eroberer im 13. Jh.
Das Vorstehende konnte auf die knappste Form begrenzt werden, weil
in dem Abschnitt S. 42ff. des v. Glasbnappsohek „Jainismus'' (1026)
ein geschichtlicher Überblick mit zahlreichen Einzelzügen und Hinweisen
auf Quellen vorliegt*). Das gleiche Werk, femer aber Band 2, S. 289—356
der Geschichte der Indischen litteratur von Wintebnitz (1920) und
V. Olasbnapps Beitrag zum Handbuch der Literaturwissenschaft (1929)
stellen das jinistische Schrifttum auf Grund der literarischen Grattungen dar.
Materialien zur quellenmäßigen Erforschung enthalten die § 2 genannten
Reports über die Sammlung von Handschriften. Die in den westlichen
Gesichtskreis getretenen gedruckten Werke sucht der letzte Abschnitt dieser
Arbeit kurz zu verzeichnen.
^) Anspielimgsweise auch schon bei U. selbst, vgl. die Zusammenstellung von
H. R. Kapadia ABhORI 14, 142—144. — Schuadb» vennutet (Philoß.
S. 51), daß diese Wortk&mpfe dem Syädvfida zum Leben verhelfen haben.
«) Jacobi Z II ö, 307.
') Jacobi, Samarfiicc. S. XIII. Chronologie und Systeme der beiderseitigen
Logiker bei Satis Chandra VmYABHUSAifA, History oi the Mediaeval School ot
Indian Logic. C. 1909. .
') Der Erforscher dieser Polemiken und Verschiebungen ist Pathak, W-
IX. OC I, 186—214; JBBRAS 18. 214—238; eine Aufsatzreihe in ABhORl
11 und 12. — Die dem A. von Einigen zugeschriebene Pra4nottcuraratnam&i»
vermeidet aber eine ausgesprochene Parteinahme.
») Vgl. R. G. Bhandarkab in GIAPhA 3, 6, S. 48ff. 131ff. 140ff.; M. S*
Ramaswami Ayyangar, South Indian Jainism, undB. Seshagiri Rao, Andhra
Kamata Jainism, beide unter dem gemeinsamen Titel Studies in South ^^^^
Jainism, Madras 1922; Schomebus im Handbuch der LiteratiuwisseDflcliAf»
(1929), S. 274ff. 302£., woselbst weitere Quellen.
•) FürRajputana vgl. noch das Schriftchen von UicaAO Sikoh Tank, Jw^«
Historical Studies (Delhi 1914).
II. ABRISS DEB Geschichte des Jainatums (§ 12 — 36) 45
§ 30. Nach deii äußeren Schicksalen des Jainatiiins kommen wir zu seinen
inneren Wandlungen. Die eigentliche Lehre ist von solchen so gut wie un-
berührt geblieben. Die sogenannten Schismen der Frühzeit (§ 17) betrafen
ganz untergeordnete Punkte und sind im Schoß der Kirche selbst über-
wunden worden. Die Neubildungen, welche geblieben sind, haben es so
gut wie ausschließlich mit Äußerlichkeiten zu tun. Man sieht dies schon
in der Entfremdung zwischen iSvet. und Dig., der ja eine strengere Auf-
fassung des Mönchtums seitens der letzteren zugrunde liegt. Sie kristallisiert
sich um das Wesen des Urmönchs, nämlich des Kevalin. Dieser nimmt keine
irdische Nahrung mehr zu sich, sondern wird durch bloßes Zuströmen von
Stoffteilchen am Leben erhalten, was die iSvet. lonCöhära nennen würden
(§ 96). Gewiß erschien es anstößig, daß er äße und verdaute^). An seine
Würde rührt es nach Ansicht der Dig. auch, wenn man seine Tempelfigur
schmückt, und an die Mahäviras insbesondere die Vorstellung, daß er einem
Eingriff himmlischer Gynäkologie seine Herkimft verdanke (§ 17), wie auch
die, daß er, wenn auch noch im bürgerlichen Leben stehend, Geschlechts-
verkehr gepflegt habe. Nach den Dig. ist Mahävira also nicht verheiratet
gewesen. Ist femer die Erlösung nicht möglich ohne Nacktheit') (Chapp.
3, 23), so folgt daraus, daß jede weibliche Person, weil sie nicht ohne Ge-
wandung gehen kann, von ihr ausgeschlossen ist (daher denn auch der
Arhat Malli — § 15 — keineswegs ein Mädchen gewesen sein soll). Die
letzte Folgerung hieraus, daß es überhaupt keine Nonnen geben dürfe, wird
aber u. a. (§ 137) von Vattakera im Müläcära, einem frühen Werk, noch nicht
erhoben. Dafür findet sie sich im Chappähu^ (3, 24f.), das dem Kunda-
kunda wohl irrig zugeschrieben wird. Die Dig. leugnen im Ganzen bis
heute die atrl'mulctiy aber die von jeher der Anpassung fähigere Haltung der
iSvet. ist doch hier und da in ihron Bereich eingebrochen. Es gab bei den
Dig- sog. safrpgha namens Kä9thä, Müla, Mathura und Gopya oder Yäpanlya.
Sie sind nach dem iSvet. Gu^aratna'), der allerdings erst dem 15. Jh. ange-
hört (s. 1466), äcäre gurau ca deve ca den Svet. gleich; die Gopya grüßen
auch wie jene mit dem Wort dharma'ldbha^) und sprechen den Frauen die
Erlösung, den Kevalin die Ernährung zu. Der weit ältere Devasena, der in
Dig.-Angel^;enheiten vielleicht einigen Glauben verdient (§ 26), führt
(Daips. 29) die Yäpanlya auf einen iSvet., den Sirikalasa zu Kalyä^a
s. 705 zurück^). Unter den Bräuchen des Kä^thä-s., der s. 753 von Kumä-
rasena in Nanditata begründet worden sein soll (Dai|is. 33ff.), ist in diesem
Zusammenhang die dikfi weiblicher Personen zu nennen*).
Über den Müla- und den Mathura-s. spricht Gu^aratna nur betreffs der
Kenntlichkeit ihrer Angehörigen durch die als Feger (§ 145) benutzten
Wedel (piccha) verschiedener Art, wie er sie auch bei den vorgenann-
ten anführt. Die Mäthura zweigten sich nach Devasena (Danis. 40ff.)
^) Bezüglich der Verdauung ging es den Svet. ebenso: pacchanne dhära-
fiXhäre, adisae mamaa-ccikkhui^ Samav. 60a. So ist das Wort auch Chapp. 4, 37
zu verstehen.
*) Für diese gibt es 9 Gründe, s. Dharmasägara im Kuv. (| 32) bei Webeb,
Kup. S. 798.
') Zu Haribhadra, gaddar^anasamuocaya ed. SnAU S. Ulf.
') Die anderen drei s. mit ,,dharma-vrddhi",
*) Das von Shah, Jainism S. 180 f. breit besprochene Vorkominen von Yäp.
in Khäravelas großer Inschrift ist doch sehr zweifelhaft.
*) Weitere Mer^nale dieses samgha unter der Vorause^tzung, daß er mit den
Gopucchika zusammenfällt (vgl. Anm. 1 auf S. 46) s. bei Srutas&gara zu Chapp. 1.
46 III. REIilOION, WELTLICHE WISSENSCHAFTEN UND KUNST. 7. JaINAS
zweihundert Jahre spater als der Kä^thä-s., und zwar dank einem gewissen
Ramasena in Mathurä, der u. a. dem Padmanandin (d. i. Knndaknnda)
weniger glaubte als dem Bhütabali und dem Pni^padanta, die inschriftlicb
als Schüler des Arhadbali genannt werden (s. u.). Gemeint ist Mathurä an
der Yamuna, da in Dakkhi^a-Mahura, d. i. Madurä, s. 526 der Dräviijla-B.
entstanden sein soll (Dams. 24ff.). Stifter war Vajranandin, ein Schüler
des Püjyapäda (Devanandin). Er und die Seinen nahmen es mit der ahinuä
weniger genau, als die überkommene Lehre es gebot, und gestatteten daher
Freiheiten in der Ernährung und in bürgerlichen Tätigkeiten^). Vom Müla-s.
erfahren wir nichts bei Devasena, und zwar deshalb nicht, weil dies keine
Abzweigung, sondern die Hauptkirche der Dig. ist. Denn der mnla-Mfiigha
war es, aus dem Arhadbali schon früher durch Zusammenfassung (saipgha-
ttana) die Samgha namens Simha, Nandi, Sena*) und Deva gebildet hatte.
Dies erfahren wir aus Inschriften von 1398 und 1432 nach Chr.'), aus Indra-
nandins zwischen 1524 und 1565 verfaßtem Nitisara^) und aus PattÄvalü
der letzten Jahrhunderte^). In den letzteren werden jene vier Namen auf die
besondere Praxis Einzelner zurückgeführt. Es wird betont, daß diese vier
Saipgha miteinander im Eivemehmen standen, doch war die Maßnahme des
Arhadbali ein Befriedungsakt, nachdem sich im Lauf der Zeit (käla-
svabhävöt) Feindseligkeit gezeigt hatte. Nach der letzteren Inschrift geschah
die Einteilung nach dem Tode Akalankas (2. H. 8. Jh.). Indessen gab es
im 12./13. Jh. wieder einen Müla-saipgha. Mindestens der Nandi-s. war
in garfay gaceha imd vcUi (bali) geteilt, und seine Angehörigen führten als
zweites Namensglied die Wörter candra, Hrtideva, bhüfapa und nafuUn*).
§ 31. Wir wenden uns wieder den Svet. zu. Wäre uns die Abfassungszeit
der drei sich als cüiiyä bezeichnenden kleineren Texte bekannt, so stände
fest, wann die darin geschilderten Abstiege von der Normalhöhe geschahen.
Die in der Vaggacüliyä ausgesprochene Weissagung auf 1990 nach Mv.
führt ins 15. Jh. nach Chr., was nicht das Ursprungsdatum sein kann. Hier
ist von der Mißachtung der heiligen Texte die Rede. Aus der Angacüliya
erfahren wir, daß sich, zum Teil mit Vorwissen der Oberen, Leute ein-
schlichen, ohne förmlich aufgenommen zu sein. Die Aufdeckung führte dann
zu Streit und Spaltimgen^). Die Viyähacüliyä endlich entwirft in der Ponn
von 16 Traumdeutungen ein für die Zeit ihres Entstehens bezeichnendes
^) Der VoUst&ndigkeit halber sei die Weissagung Dams. 45 f. erwähnt, dafi
nach 1800 Jahren der Mönch Viracandra zu Puskara cun Vindhya im Dddian
durch den Bhillaka-samgha die Lehre zugrunde richten wird. — Indranandin
spricht Nitisara 10 von den fünf jain'äbhäaa oder falschen Jainas und ver-
steht darunter die ävet., den Drävida- und Yäpanlya (lA 21, 68: Yäpullya)-
saipgha, die Nihpiincha (d. h., wie Gunaratna zeigt, den Mäthura-s.) und die
Gopuochika, mit denen der Käs^hars. (der bei Gunaratna camaHvälaik picchika
ist) gemeint sein kann (aber lÄ 21, 68 statt Gop.: Kekipiccha).
«) lA 20, 350: Vrsabha.
») Zuerst (mit Übersetzung) bei Rice, Ep. Cam. 2, 77. 82, verbessert durch
Narasimhachab, ebd. (rev. ed.) S. 123. 129, vgl. auch S. 87 f.
«) HOEBNLE lA 21, 84.
») HoERNMJ lA 20, 341 ff.; 21, 67 ff.
•) Ep. Garn. 2, 123. In den Pattävalf lA 20, 350; 21, 71 fehlt das Wort deva.
Die Kennworte sind beim Sene^-s.: räja, vira, bhadra, aena; beim Si^P^^';
aimha, kumbha^ äkrava, aägara; beim Deva-s.: deva, daUa, näga, tunga (lA 21* 69;
dort langa st. tunga), — Eine Unterabteilung des Ncmdi-s. war aber ^^^^^
Arungala-anvaya. Eine Liste seiner äcärya seit Akalanka gab Hultzsoh ZDMu
68, 696—700.
») Vgl. Verf. OLZ 1926, Sp. 910ff.
II. ABRISS DER Geschichte des Jainatums (§ 12 — 36) 47
Bild. Zu den schon oben § 26 erwähnten Einzelheiten können in dem hiesigen
Zusammenhang noch genannt werden der Verlust der Unterrichtstexte, die
Entartung der mönchischen Sitte, das Florieren des Ketzertums, die Ge-
ringschätzung der Kirche seitens der Außenstehenden, die mangelhafte
Ausbildung von Predigern infolge des Fehlens von Üieraga und Zank und
Streit unter den Mönchen.
Die hier geschilderten Mißstände hatten, da spezielle Angaben fehlen,
wohl eine größere als nur örtliche Bedeutung. Dagegen scheint der Brauch,
die Kultstätte auch als Unterkimft zu benutzen (caitya-väsa) , zu gewisser
Zeit besonders in Gujarat befolgt worden zu sein. Nach der alten Vorschrift
(§ 147) soll der Mönch sich sein Quartier in bürgerlichem Hause erbitten
(vascUi-niväsa). Diejenigen, welche es anders machten, mögen sich darauf
berufen haben, daß im Kanon Predigten und Lehrgespräche regelmäßig
bei einem ceiya stattfinden (§ 18), woraus sich die Wohnungsnahme daselbst
entwickelt haben wird. Die im Mahänisiha erscheinende Stellungnahme^)
fär und wider den ceiy'äJaya wird dort nicht mit Gründen belegt. Die
frühen Oberhäupter eines Gaccha (§ 34) sahen ihre Aufgabe in der Be-
kämpfung der caüya-väsin, und zwar war deren Widerlegung in Gujarat
durch Jinedvara im Jahre s. 1080 so energisch, daß sie*) ihm eben den
Beinamen Kharatara eintrug (wonach dann auch sein Gaccha*) hieß),
während jene kuvala genannt wurden. Jinadatta (12./13. Jh. s.), der Chronist
dieses Gaccha, legt auch Wert auf die Feststellung, daß Haribhadra kein
„civäst" war, während Sllänka mit Achtung genannt wird, obwohl er zu
jenen gehörte'). Schon Haribhadra war denn auch dem Mißbrauch der
Heiligtümer durch weltliche Musik und andere Lustbarkeiten entgegen-
getreten, vor allem aber hat, wie Jinadatta in seiner Caccari ebenfalls
angibt*), Jinavallabha (der s. 1167 starb) sie wieder zu vidhi-caitya-gfha
gemacht, d. h. Unbefugte hinausgewiesen und ein würdiges Benehmen bei
würdigem Gebrauch durchgesetzt. In seinem Uvaesarasäyai^u und Kä-
lasvarüpakulaka*) gibt Jinadatta von den Zuständen bei den Svet. des
12. Jhs. eine trübe Schilderung.
§ 32. Der Gegensatz zwischen Wohn- und Kultplatz tritt viele Jahr-
hunderte später in dem Namen der Sthänakväsi aufs neue hervor. Er
bezeichnet solche Jainas, die ihre religiösen Obliegenheiten statt im Tempel,
ausschließlich an weltlicher Stätte (slhänak) d. i. im Upä^raya vollziehen.
Der Grund hierfür ist ihre Ablehnung des Kidts der Jina-Figuren. Sie
geschieht, weil nur Lebende der Verehrung würdig sind und nicht tote
Materie wie die prtitima oder bimba, von denen zumal im £[anon keine Bede
ist. Dies letzte Argument ist irrig; mindestens Räyap. kennt Statuen von
Titthagara (§ 25). Die Sthänakväsi sind aber nicht die Urheber jener An-
schauungen, sondern nur ihre Fortsetzer oder Erneuerer aus dem Anfang
des 18. Jhs. Schon s. 1508 trat unter der Führung eines gewissen Lumpäka
oder Lonkaäa aus Ahmedabad die nach ihm sich nennende Sekte der
Lumpäka, Lunka, Lonka oder Launka ins Leben, nachdem jener beim
1) Verf., Mahänia. S. 100.
*) Webeb, Verz. II, 1038. Auch R. G. Bhandarkab Rep. 1882/83 S. 46.
») Vgl. I 34.
') Ganadhfiu^isärdha^^taka 57 imd Komm, zu 60, vgl. Webeb, Verz. II,
988f. und GOS 37, S. 94f., Hinweis bei Jacobi, Samaräicc. IXf., (für 5f auf
S. IX lies 67).
*) Caccari 12 ff.
•) Beide hinter der Caccari in GOS 37.
48 III- Religion, wei/tliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
gewerbsmäßigen Abschreiben von Handschriften entdeckt hatte, daß sie
nichts über Bilderkultus enthielten. Die angeführten Beweisgründe w^den
dem Lumpäka in Dharmasägaras polemischem Werk Kuvakkhakosiya^
sahassakira^a zugeschrieben, zu dessen Zeit (s. 1629) die Sthanakvasl nocii
nicht existierten. Sie traten erst s. 1710 in Surat unter der Führung des
Lava(jl), Sohnes des Vira, hervor, der Lonkaäas Orden neugestaltete.
Die Gemeinschaft heißt auch der Bävis (oder Vis) ^ole Panth und ihre
Mitglieder die phu^cjUiiyä oder phu^ijhak, dies letztere als veigebliciie
„Sucher'' in der Schrift^), das erstere, weil die Sekte auf zweiundzwaimg
Gruppen (tolä) unter namhaft gemachten Häuptern zurückgeht'). l>oti
jenes grundlegenden Unterschiedes bezeichnen die auch heute noch zahl-
reichen Sthänakväsi sich als iSvetämbara'), aber ohne alle Texte derselben
anzuerkennen. Von den 45 werden nämlich 13 verworfen, darunter der
Mahämsiha wegen seiner Stellung zu den pa^imä. Eine früher, s. 1531 od^
1533 entstandene Abzweigung von Lonkaäas Gemeinde waren u. a. in
Bajputana und Gujarat die Ve^adhara, die sich durch eine besondere
Tracht abgehoben haben müssen^). Ein Seitenstück zum Namen der BäTfs
^ole ist der des Teräpanth, des „Pfades der Dreizehn"', der s. 1817 in Har-
war entstand. Auch die Teräpanthl lehnen im Rahmen ihrer strez^n Mi-
gläubigkeit den Bilderkult ab, war doch ihr Gründer Bhlkanji ein SÜA-
nakväsl; sie rechnen sich im übrigen ebenfalls zu den Svetambara^).
§ 33. Die erwähnte, auch Pravacanapailk^ä genannte Schrift Dharman-
garas*) ist bisher die einzige zeitgenössische, wenn auch polemische und
danach zu wertende Quelle für die Lumpäka und die Ve^adhara. Ist die
Bilderfeindschaft eine wirklich weittragende Meinungsverschiedenheit, so
behandelt Dh. anderseits noch weitere Sekten, deren Grundsatze von der
Norm nur unbedeutend abweichen. Wir begnügen uns daher mit wenigen
Angaben. Die Paur^amlyaka (s. 1159) hatten ihren Namen vom Beichtakt
am Vollmondstag (pürx^ima), auf den sie besonderen Wert legten wie
darauf, daß Jina-Figuren ohne Mitwirken von Mönchen ausschließlicii
durch Laien aufgestellt würden (irävaka-'pnüiffhä). Von Kumärapäla (§ 28)
aus Gujarat ausgewiesen, gewannen sie nach seinem Tode eis Särdha-P.
wieder Geltung (s. 1236), was sich möglicherweise in ihrem Namen als
„anderthalbfache'' P. ausspricht, dafem nicht, wie Einige angeben, Sädho-
P. die authentische Form ist. Die Ägamika oder Tristutika (s. 1250) wollten
^) Eine cuidere Erklärung bei Miixett IA 25, 147.
<) Vgl. die § 66 genannte Schrift S. 2. 29.
s) „Seeker" (d. i. Kesari Chand Bhandabi), Notes on the Sthanakwasi or
non-idolatrous Shwetambar Jains. (Indore) 1911. — Stevenson, Heart S. 87 f.;
DIES. ERE 12, 123f.; Jacobi, Archiv f. Religionswiss. 18, 271f. — Sbi Frem
Chand, Mithya Khandan, containing origin of Jainism. Ludhiana 1914.
*) R. G. Bhandarkab, Rep. 1883 — 84, S. 153.
«) Für Einzelheiten vgl. Jacobi a. a. O. 272; Keeree Chand Kishoby im
Census of India 1921, Vol. I, P. 1, App. IV; Jayäcäbya, Bhram VidhvamW
(C. B. 1980) ; KXnamaixa Sväml, Kälu Bhaktämarastotra (C. s. 1987), S.gA^f
Ter&panthlkrt Granth Samgrah (Bo. 1876) ; A short History of the Terapaathi
Sect of the Jain Swetambar Community (C. 1933). — Über die obengenana*^
Sekten z. T. abweichend Muni Atmärämjl Änandavijaya IA 21, 63. 72 (aucb
über weitere Abzweigungen).
•) Bhandabkab, Report 1883—84, S. 144—155; Weber, Über deo
KupakHhakauyikaditya des Dharmasagara, [die ( !)] Streitschrift eines orwo*
doxen Jaina, vom Jahre 1573. SPAW 1882, 793—814, behandelt nur d»
Bruchstück einer Hs., dem die wichtigsten TeUe fehlen.
n. ABRISS DBB Geschichte des Jainatums (§ 12 — 36) 49
Ton der Verehrung der ^ruta-devatä^) (§14) nichts wissen, empfanden diese
mithin als Verfälschung der echten Lehre. Ihnen, aber auch den Lumpäka,
deren Bilderfeindschaft sie jedoch nicht teilten (1, 75), waren diejenigen
ahnlich, die sich das mata eines gewissen Bija (s. 1570), der selber nicht
lesen konnte ( Ivanna-vihiv^Jy zu eigen machten. Die Anhänger des Katuka
(s. 1562 oder 1564)*) standen ebenfalls mit den Ägamika in einem freilich
nicht klar wiedergegebenen Zusammenhang. Anderseits waren sie radikal
genug, den Mönchsstand abzulehnen und sich als Laien das Recht der
Predigt und Bekehrung zu nehmen. Gewiß war dies eine Folge der Wahr-
nehmung ungeistlichen Lebens bei den Sädhus, so daß sich auch hier hinter
entschiedenen Neuerungen das Hochhalten des echten Glaubens und Wan-
dels verbergen dürfte.
§ 34. Dharmasägara hat in seiner Schrift außer den Digambara schließlich
auch einige Abzweigungen behandelt, die ein Unparteiischer mangels
wesentlicher materieller Verschiedenheit kaum als kupak^ bezeichnet
hätte. Er selbst gehörte dem Tapä-Gaccha an, und zwar stellt der gaccha
im Sprachgebrauch den Nachfolger des gava dar^). Es hat im Laufe der
Zeit angeblich sehr viele gaceha oder Orden gegeben, was gern durch die
Zahl 84 ausgedrückt wird (§ 16)^), aber nur einige sind zu erheblicher und
dauernder Bedeutung gelangt. Dem chronistischen Sinn der Jainas ver-
danken wir ausführliche Lehrerlisten, die hierüber unterrichten^). Sie
heißen gewöhnlich jxxtfävali im Sinne von paftadhar^ävali, da pafffi hier die
Bed. „Ehrensitz, Thron'' hat. Der Inhaber führt den Titel Süri und ernennt
seinen Nachfolger selbst. Die Chroniken werden nach Möglichkeit bis auf
Sudharman, ja Mahävira zurückgeführt, der selbst aber nicht überall als
pafta-dhara ^t*). Der Upakeäa- Gaccha, um diesen vorweg zu nehmen,
greift sogar bis auf Pisa zurück, was einer gesuchten Beziehung zu Keöin,
dem aus Bäyap. bekannten Jünger Pärävas entspringt. Die fabulöse, wohl
in der 2. H. des 17. Jhs. geschriebene patt'ävali dieses Gaccha^) bestätigt
als Ausnahme die Regel, daß diese Chroniken Fundgruben von glaub-
würdigen Daten zur jinistischen Earchen- und Schriftengeschichte sind^).
Upakeäa ist angeblich das spätere Os bei Jodhpur, von wo sich die kauf-
männische Jaina-Kaste der Osväl herleitet. Eine Sammlung der iSvet.-
Listen in einem Pattävallsamuccaya hat Muni DABäANAVUATA begonnen
(Bh. 1. Cäritrasmäraka-GM 22. Viramgäm 1933)'). Dharmasägara nun
^) Bhandabkab a. a. O. S. 153 gegenüber Kuv. I, 73 wohl irrtümlich:
k^etra-devcUä.
*) 8. 1524 nach der von Kalyäna s. 1685 aufgestellten Liste. Kalyäna, der
selbst ein Katuka war, polemisiert seinerseits gegen die nachher zu behandelnden
Tapä. Vgl. ELlatt im Feetgruß an Böhtlingk (1888) S. 58f.
') Den Übergeuig von der früheren Bezeichnung zur späteren kann man im
Mahänislha verfolgen (Verf., Mahänis. S. 78).
*) Vgl. die von Mimi Jinavijaya Jaina-Sähitya-Saipi§odhaka 3, 30 — 34 mit-
geteilten Listen.
*) Andere Äußerungen dieses Sinnes sind die fraäcLsti am Schluß von Jaina-
werken und die vijnapti (§ 189).
^) (tlrihakfiäm) svayam eva tlriha-pravacanena koaväpi pappadharcUvdbhävät
Dharmasägara zu Str. 2 seiner Gurvävall gegenüber den gleich zu nennenden
Kharatara.
') Übers, von Hoebni«e IlA 19, 233 — 242; vollständiger Text: Jinavuaya
in Jaina-Sähit^a-Saipi^odhaka 1; Pattävalisam. (s. gleich) 1, 177 — 194.
^) Eine zweite Ausnahme stellt die von Ejlatt im Festgruß an Böhtlingk
(1888) (S. 54 — 59) mitgeteilte „apokryphe Pattävall" dar.
*) Die Namen von 17 patt- s. bei Klatt-Leumaktn IA 23, 170.
Indo-arlflohe Philologie III. 7 Sohabrlng ^
50 in. Reuoiok, wei/fliohe Wissbnschaiten und Kukbt. 7. Jaikas
verzeichnet in einer Prakrit-Gurvävall^) mit eigenem Sanfikrit-Kommenttf
die Gfeschichte des Tapä-6accha, der diesen Namen aber erst als sechsteD
hinter dem der nirgrantha und des Kotika-, Gandra-, VanaTasi- und Vata-
Gaccha angenommen habe — Namen, die auf verschiedene Weise begründet
werden. Von Uddyotana, dem 35. Süri (bis s. 994), ab geht die Liste gegen-
über zwei anderen, gleich zu nennenden ihren eigenen Weg als die des Vata-
oder Bfhad-G. und führt auf den 44. Süri Jagaocandra, der auch ab Re-
formator und als siegreicher Disputant berühmt war, als strenger Fasten-
asket aber den Beinamen Tapä (Tapä-biruda) erhielt (s. 1285)*). Der
Tapä-G. steht auch heute noch in hohem Ansehen. Das gilt u. a. auch von
dem Kharatara-G., dessen Bekämpfung dem Dharmasagara im Env.
besonders am Herzen liegt. Die Kharatara treten in ihrer pcUf'ävali*) eben-
falls jenseit Uddyotanas hervor, wie denn überhaupt die Entstehung der
erwähnten 84 Gaccha auf die ebensovielen Schüler Uddyotanas, die er Yor
seinem Tode in einer Zeremonie einzeln ges^;net habe, zurückgeführt wird^).
Der eine von ihnen, und somit der erste eigentliche Kharatara-Süri, war
Vardhamäna (bis s. 1088^), von Haus aus ein caüyaväsin, deren Bekampfoi^,
wie wir § 31 sahen, sein eigener Schüler JineiSvara s. 1080 energisch betrieb.
Diesen Bericht der Kharatara erklart Dharmasagara*) allerdings auf Gmixi
geschichtlicher Daten für imzutreffend^) und widerlegt ihre Angaben anch
anderweitig. Nach ihm war der erste Kharatara Jinadatta s. 1204. An sein
Tun sollen sich auch die weiteren Benennungen knüpfen*): Cämu^dika,
weil Jinadatta der Camu^dä ein Earchengebet widmete, und Au^trika, weil
er sich auf einem Kamel davonmachte. Was nun die Eigentümlichkeiten der
Kh. sind, erfahren wir von Jinadatta selbst durch ein Utsütrapadödghäta-
nakulaka (30 G.), durch eine Sämäyärl und am übersichtlichsten wiederum
durch Dharmasagara in seinem von ihm selbst kommentierten Au^trikama-
totsütrodghätanakulaka (18 G.)*). Das letzte Textchen lehrt uns implicite
durch Veränderung des Vorzeichens den Standpunkt der Tapä kennen. Bei
den vielen Unterscheidungspunkten handelt es sich fast nur um Diuge der
Praxis, die uns geringfügig erscheinen. Als von etwas größerer Bedeutung
sei deshalb nur angeführt, daß Frauen den Jina nicht verehren dürfen
(iühl'jirfa'püya-nisehaiffa), daß es kein Fasten über das cavtOia (§ 1^)
hinaus gibt, daß die Laien keine 'padimä (§ 163) machen, daß man die
1) Klatt, IA 11, 251—256; Weber Verz. H, 651 f. 997—1015; hierzu und
über chronistische Vorgänger und Nachfolger Dh.8 Klatt-Leumank IA
23, 179; Text und Komm, vollständig Patt&vallsam. 1, 41 — 77, anschließend
weitere Tapä-Tradition.
*) Tapä scheint die vertrauliche Form für einen mit ta/paa beginnenden Namen
zu sein, wie Ya^ es angeblich für Yaöovijaya (§ 36) war.
«) Klatt IA 11, 245—250; Webeb, Vera. II, 1030—1056.
*) Klatt a. a. O. 248a; Webeb a. a. O. 1035. Hiermit werden die Gaccha
durch die Tap& legitimiert. . .
>) Dies stimmt nicht zu s. 994, das die Tapä für das Scheiden seines umtuttel-
baren Vorg&ngers Uddyotanaa angeben. Die Zahl 1088 ist die erste Jahresangabe
in der Kharatara-Chronik.
«) Bhandabkab, Report 1883 — 84, S. 149.
^ Das ist auch das Ziel eines fingierten Streitgesprächs mit der Überechnit
Kharätmajänäm nihnava-sthäpanä-väda-yuto mülapurusa-vädah.
®) Dhabmasäoaba, Gutv. bei Ajitadeva Süri (Nr. 41); danach Wbbbb,
Kup. S. 804. _
•) Alle nebst dem in Anm. 7 genannten Text in: Dheurmasägara, Iryäpatbi»*-
^attrim^ikä (Äg. S. 49).
n. ABRISS DER Gbbchichte DES Jainatums (§ 12 — 36) 51
Cämu]gi4& ^^<1 andere Ortsgottheiten verehren darf, und daß die Umbettung
Mahaviras als sein sechstes kaUär^ga zu feiern ist^).
§ 35. Unter den Schülern Uddyotanas war Sarvadeva, der Lehrer Padma-
devas. Mit ihnen als dem 36. und 37. Süri beginnt die j)att^ävali des AncaJa-
Gaccha'), der allerdings noch unter Padmadeva iSankhesvara-G., wenig
spater Nänaka-G. und unter Äryarak^ita (No. 47) Vidhipakigui-O. benannt
wurde, wie er auch heute noch heißt. Der Name Ancala kommt hier über-
haupt nicht vor. Mit dem Ancala- G. als solchem beschäftigt sich dagegen
Dharmasägara'), wenn er die Ancaliya (Äncalika) oder Pallaviya (Palla-
vika), einmal auch Stanika(?), behandelt. Die beiderseitigen Angaben
haben das eine gemeinsam, daß in der pcxtt^ävall ein upädhyäya Vijaya-
candra, in der Gurvävall ein gewisser Naraaiipha, der einäugig war, als
Süri den Namen Äryarakßita empfing. Die Entstehimg des Vidhipak^a-G.
wird dort ins Jahr s. 1169^), die des Ancala-G. hier ins Jahr s. 1213 gelegt.
Es handelt sich also um ganz verschiedene Ereignisse, und man wird die
heutigen Äncalika nicht damit belasten können, daß nach Dharmasagara
der ancala oder paUatxi, d. h. der Kleidzipfel, in Nachahmung eines Einzel-
falles das Gesichtstuch vertreten habe, und daß später auch der Feger, ja
sogar der Beichtakt, abgeschafft worden sei. Das letztere trifft für die
Praxis des Vidhipak^a Jedenfalls nicht zu (vgl. § 82).
Schließlich hat der Kuv. es noch mit dem Gaccha der Pääacandra^) zu
tun, dessen Stiftung auf einen gleichnamigen tipädhtftya zurückgeht, der
einem Seitenzweig des Tapä-G. entstammte, wie dergleichen sich häufig
gebildet haben und teils ebenfalls gaccha teils, und dies schon im Altertum,
iäkhä genannt worden sind (vgl. § 25). In diesem Falle war es ein s. 1174 in
Nägpur (Bajputana) entstandener Nägapuriya-Tapä-G., in welchem Pääa-
candra s. 1572 sein mata stiftete. Er ist als selbständiger Schriftsteller und
als Kommentator zu kanonischen Texten hervorgetreten, als welcher er
sich auch Pärävacandra nennt*). Da seine Bälävabodha und Värttika noch
heute Geltung haben, kann er in der Lehre nicht wesentlich abgewichen
sein. Auch trifft es wenigstens in Bezug auf die Nijjutti nicht zu, daß er, wie
Dharmasagara ihm vorwirft?), die scholastischen Kommentarstufen und die
Chedagrantha nicht gelten lasse. Er soll mit den Lumpaka allerhand Be-
rührungspunkte gehabt haben. Über eine von ihm erfundene Systematik
gibt Bhandarkab keinen ganz klaren Bericht?).
§ 36. Ist die Bildung eines Svet. -Gaccha*) der beschriebenen Art im
letzten Grunde stets ein Protest gegen den überkommenen Zustand, um
diesen durch einen besseren zu ersetzen, so müssen sich innerhalb seiner
wiederum Emeuerungsbewegungen zugetragen haben. Das ist aus der noch
heute beobachteten Unterscheidung zwischen Mönchen höherer und
^) Die hergebrachten 6 Festtage zu Ehren aller Jinas sind: Empfängnis,
Geburt, Mönchwerden, Eintritt der Kevala-Erkenntnis und des Nirväna.
•) Klatt-Leumann IA 23, 174 — 178 nach einer im ärimad-Vidhipaksa-
gacchlya ärävaknä daivas'ädik pänce Pratikramana Sütra, Bo. 1889, Neu-
druck 1905, erschienenen Gurupattävali.
') Gurv. bei Ajitadeva Süri (No.41) ; für den Kuv. vgl. Bhandaskab, Report
1883—84, S. 162 und Webeb, Kup. S. 805f.
') Eine nicht genauer bestimmbare Liste bei Bhandarbuis a. a. O. S. 14
gibt s. 1159 für den Ancala-G.
») Kxatt-Lbumann IA 23, 181 f.
*) Vgl. die Calcuttaer Ausg. des Ayära II 280; Weber, Verz. II, 542.
') Bhandabkab a. a. O. S. 155.
^) Oder eüier Säkhä, vgl. die Entstehimg der Vijaya-säkhä IA 19, 234.
4*
52 ni. Religion, weltliohb Wissenschaften unb Kttnst. 7. Jatn^as
niederer Ordnung zu schließen^). Die ersteren sind die sädhu, die leta&iereu
die ytUi. Die y<Ui sind, im Gegensatz zum Sprachgebrauch des Mittelalters,
der die beiden Wörter gleichsetzt, die geistlichen Nachfahren derjenigirai
Mönche, die an der Beform keinen Anteil genommen haben. Den Ausgangs-
punkt dieses Vorgangs finden wir beim Tapä-6accha. Ihm gehörte der
Gujaräti Yaäovijaya Ga^in*) an, der nach einer heimischen Ausbildung in
der Jaina-Gelehrsamkeit durch seinen Guru Nayavijaya in Benares ein
Meister der Logik wurde, als der er auf diesem Gebiet äußerst fruchtbar
gewesen ist. Er starb s. 1745. Sein Beformwerk unternahm er, ohne selbst
Oberhaupt zu sein'), auf Anstoß des Vijayasiipha, den die Vijaya-ääkfaä als
ihren ersten Süri rechnet, obwohl Vijayadeva, der ihn s. 1682 dazu ernannt
hatte, ihn, der s. 1709 starb, um vier Jahre überlebte^). Yaäovijaya, so wie
er die Digambara und die phu^ijLhiyä bekämpfte^), hatte zunächst im
eigenen Gaccha Erfolg. Wer sich ihm anschloß, war ein sofpvegt und kleidete
sich safrangelb, wer ihn ablehnte, blieb weißgewandet und heißt daher
heute nicht nur yati, sondern auch gorji. Diese Unterscheidung muß von
den Tapa auf die Elharatara übergegriffen haben, denn wir finden gegen-
wärtig auch dort, sogar mit eigener Hierarchie, die weißen yaiiy auf welche
die rcKFormierten Gelben freilich herabsehen. Am Abschluß dieser geschicht-
lichen Skizze beobachten wir also bei den Svetämbara die gleiche Fähigkeit
wie die, an die sich im Altertum ihre Entstehung knüpfte, dem über-
kommenen Gut auch in erneuerten Formen die Treue zu wahren.
III. DER KANON UND SEINE TEILE.
§ 37. Mahäviras Lehre wird in den kanonischen Texten (Uvav. und u. a.
Viy. 134b; ^hä^. 176a) das niggafUha "pävayava (Viy. 702b: 'pavayanofi)
genannt und genauer als duvOlas'anga gat^i-pi^aga bezeichnet (u. a. Viy.
702 b; 866 b = Nandl 246 b; Samav. 106 b), was bedeutet „der Korb des
Lehrers^) (oder der Lehrer), der zwölf Anga enthält''. Samav. 73b heißt
auch das einzelne Anga (es handelt sich um das erste bis dritte) gax^i-piitMga.
Der Gleichklang mit dem tipifaka der Buddhisten ist nicht zu überhören,
ebensowenig im Worte anga der an die Vedänga. Während aber vedänga
Hilfs„glieder'' zum Veda, also etwas Hinzugetretenes bezeichnet, sind die
Anga die „Glieder'' einer von ihnen selbst gebildeten Einheit. Als den
Urheber der planmäßigen Zusammenfassung, durch welche diese entstanden
sein muß, können wir mit den Svet. (Par. 0, 57f.) das Mönchskonsöl von
Pätaliputra ansehen. Da Bhadrabähu, der der 6. Generation seit Mv. an-
gehörte, hierbei eine Rolle spielte (§23), hat es im 2. Jahrzehnt des 4. Jhs.
vor Chr. stattgefunden. Im Widerspruch hierzu steht freilich, daß nach
^) Stevenson, Heart S. 233; v. Glasenapp, Jainismus S. 72. 341. 352ff.
») Satis Chandra VroYÄBHÜ^ANA JASB 6 (19II), 463-— 69; M. D. Desai,
Shrimad Yashovijayaji (a Life of a great Jain Scholar). Bo. o. J. (nach 1910);
Saubhägyavijaya in der Ausg. von Y.b Nayopadeto; Vorreden zu Ausgaben
anderer Schriften Y.8.
^) Dann würde er VijayayaSas heißen.
*) HOERNLE lA 19, 234.
^) Seine Polemik gegen die ersteren s. § 195, gegen die Dig. und die letzteren
richtet sich u. a. sein sog. Virastuti-rüp hundlnü stavan und sein Brief an &ä
Devräj, beide in PK 3, 569—710.
^) Beide nebeneinander Äv. 127.
7) Abhayadeva setzt Samav. 107 a ga^i irrig = pariccheda.
III. Der £[anon itnd seine Teile (§ 37 — 56) 53
Jacobis Beobachtung der metrischen Verhältnisse^) die ältesten Texte
um die Wende des 4. Jhs. zum 3. entstanden wären, und das um so mehr,
als sie erst geraume Zeit nach ihrem Entstehen des Sanunelns wert geworden
sein können.
Die Anga sind also nicht Zufügungen zu etwas, was vor ihnen vor-
handen war. Auf Texte, die vor den Anga lägen, scheint allerdings die
Überlieferung anzuspielen, wenn sie von sogenannten Puwa spricht. Diese
liegen uns nicht mehr vor. Zur Erklärung des Wortes bemerkt Abhayadeva
zum Samav. 130b*) zwar, daß Mahäviras Scharhäupter (§ 22) die Anga
entweder unmittelbar im Geiste der vorangegangenen (pürva) mündlichen
Unterweisung oder mittelbar, nachdem sie zunächst (pürva) jene fixiert,
verfaßt hätten'). Er leitet aber die Anga nicht von den Puwa ab, in welchem
Falle diese auch in den Anga aufgegangen sein müßten. Vielmehr erfahren
wir in der Inhaltsübersicht über die Anga Samav. 129a; Nandi 236b, daß
das 12. derselben, das nicht mehr vorhanden ist, unter anderem die Puwa
enthielt. Die beiden Gattimgen sind also einander parallel.
§ 38. Der Name putwa war, wie wir sahen, der Mißdeutung ausgesetzt,
daß es sich um allerälteste Texte handelte^). So sollen denn auch einige P.
die Quellen für kanonische Texte gewesen sein, nämlich (nach Dasav.nijj.
15 — 17) das 6. (Saccappaväya) für Dasav. 7 (Vakkasuddhi), das 7. (Äyapp.)
für Dasav. 3 (Dhammapannattl = Chajjivaniyä), das 8. (E^ammapp.) für
Dasav. 5 (Pin^esa^ä). Die übrigen Abschnitte des Dasav. sollen aus dem
9. (Paccakkhä^a-P.), und zwar aus dessen 4. vatthu^ stammen, ebendaher
(9, 3, pähti4(i 20) nach der Äv.nijj. die Cheyasutta Dasäo, Kappa und
Vavahära und die Ohanijjutti. Vom 8. P., vattku 20, wird Utt. 2 (Parisahä)
hergeleitet. Auf die P. bezieht sich auch eine der Gähä, die der Pannavanä
vorangestellt sind (eine andere auf den Ditthiväjra, s. nachher). In Wahrheit
galt der Name puwa, wie sich gleich zeigen wird, dem apologetischen Inhalt.
Die erwähnten Übersichten zählen 14 Puwa und fassen sie unter dem
Namen puwa-gai^ zusammen. Sie heißen auch paväi^. Darunter versteht
man die Äußerung einer widersprechenden Ansicht. Solche sind hier, nach
den Namen zu schUeßen, mit allerhand Grundfragen und Grundbegriffen wie
wppäya (1), fnriya (3), aUhi n^atOii (4), när^ (5), souxa (6), äya (7), hvmma (8),
poiccdkhhäva (9), vijjä (10), pän^äu (12) verbunden (bei der vijjä heißt es
anuppaväya, was vielleicht „zweiter Widerspruch zur Sache*' bedeutet).
Es waren also gegnerische Einwürfe, aber selbstverständlich nicht aus
historischer Absicht aufbewahrt, sondern mit der Anleitung, wie sie zu
widerlegen sein. So lesen wir auch Viy. 380 b, daß die Mönche Mahäviras,
nachdem sie ihre Widersacher abgeführt hatten, den Gaippaväya^) ver-
kündeten, der als ajjhayarfa bezeichnet wird, also belehren sollte. Ob die
paväya des Ditthiväya — dies der Name des 12. Anga — fingierte oder
tatsächlich erhobene Einwände darstellten, wissen wir nicht; für die zweite
Möglichkeit spricht die Undurchsichtigkeit der Namen Aggeij^ya oder
Aggä"" (2), Avanjha (11), Kiriyävisäla (13) und Logabindusära (14).
1) Jacobi SBB 22, XXXIXff.; ZDMG 38, 690—619.
') Unvollständig und fehlerhaft Ind. Stud. 16, 216 Anm. 1 u. 2.
') Diese Vorstellung beruht auf derjenigen in Av. 92 (106b): aUham hhäaai
arahä, mUtam garUhanU goffffharä niui^fn.
«) So Jacobi SBE 22, XLIVf. Die gleiche Ansicht bei Baqohi J. Dept.
Letters (Univ. of C.) 14, 9. Abhandlung.
^) Mit dem fünffachen gaippaväya Pannav. 16 Sohl, (nach Malay. gaü-
prapäta oder -praväda) läßt sich kein Zusammenhang finden.
54 in. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Nach ThäQ. 199a; Samav. 128b; Nandi 235b bestand der Ditthiväya aus
den Teilen parikamma, suüäifß, pHwa-gaya^ atjMogd^) und bei Puwa 1 — 4
cvliyäo, „Nachträge". Hierin spiegelt sich augenscheinlich der Gang eines
Bedekampfes, in welchem 'puwa-gaya soviel ist wie 'pürvc^'pak^. Nach der
„Einfuhrung'' knüpft an den „Lehrtext'' (der ad hoc aufgestellt sein mag)
der „Einwurf" an, der durch die „Erforschung" widerlegt wird. Das 12. Anga
war also unter dem Titel „Vortrag der Anschauungen"'), neben dem andere
Bezeichnungen für dialektischen Inhalt standen (Samav. 491b), eine An-
leitung zur Apologetik, und eine solche schloß sich in natürlicher WeijBe an
die Darstellung der Lehre in Anga 1 — 11 an. Daß sie im Lauf der Zeit ver-
loren ging, hat Jacobi SBE 22, XLV mit dem Schwinden des Interesses an
den Wortgefechten der Urgemeinde erklärt. Zutreffender wird sein, daß
ihre Aufbewahrung unerwünscht erschien, weil das Studium alter Rede-
kampfe geeignet war, ketzerische Gedanken und Handlungen zu erzeugen.
Es ist bezeichnend, daß sich ausschließlich in den Quellen zur Kenntnis der
frühen Schismen (§ 17) einige Zitate aus den Puwa erhalten haben').
Diese Deutung des Wortes 'puwck'gaya fußt mit auf der Inhaltseinteilung
nach Samav. und Nandl. So phrasenhaft und oberflächlich diese ist, dürfte
sie doch die Untergliederung beim 12. Anga ebenso richtig bewahrt haben
wie sie es beim 11. Anga getan hat. Die ganz ins Einzelne gehende Unter-
einteilung freilich erscheint phantastisch, und alle Deutungsversuche er-
übrigen sich deshalb, weil der Ditthiväya dem Verfasser der Inhaltsangabe
gar nicht mehr vorlagt). Gleichfalls phantastisch ist darum der den Puwa
und danach teilweise auch im Hauptteil des Samav. (25 a. 26 b. 35 b. 44 b)
wie auch im ^^ä^. zugeschriebene Umfang nach vatiku oder Themen, von
der angeblichen Wortzahl zu schweigen^). Ihrer eingebildeten Größe ent-
spricht der Svetambara-Bericht von ihrem allmählichen Verlust, der in
den posthumen geistlichen Titeln camädasa- (coddaaa-J, dasa- und selbst
nava-puwi zum Ausdruck kommt. Der letzte Kenner aller vierzehn war
Sthülabhadra (§ 23). Denn ihm lehrte sie Bhadrabähu privatissime auf
Bitten der Konzilgemeinde von Pätaliputra, aber nur zehn Puwa durfte
er weitergeben (Par. 9, 110). Nach dem siebenten auf Sthülabhadra folgen-
den Kirchenhaupt waren auch diese verschollen. Daher werden Mahägiri
und seine Nachfolger bis Vajra einschließlich als daiapürvin bezeichnet. Die
Digambara nennen andere sog. daiapürvadhärin, und zwar 11, deren letzter,
Dharmasena, 315 n. Mv. gestorben sein soll*).
^) Hemac. Abhidh. 2, 160 hat pürvdnuyoga vor pürva-gcOa, ebenso Gommatas.
Jlv. 360 padhatndnijoga ( !) vor puwa.
^ Skt. Drstiväda, aber bei Umäsväti zu Z. 1, 20 Drstipäta.
3) Vgl. LeÜmann, Ind. Stud. 17, 107. 112. 126. 128. Die Angacüliyä nennt
das Ägräyanlva-pürva.
«) Verf.,' Worte Mv.8 S. 6. — Lehmann glaubte (VI. OC HI, 2, S. 258) in
einem dem Sivägama zugehörigen Textohen eme nahe Verwandtschaft mit dem
Ditth. zu entdecken, weil darin der nUUrkä-nighaif^j ekäh^archn. und sarvägama"
yogüva-varT^i-päftia di^estellt werden, wie dort in Parikamma 1 angeblich
mäuya-payd/i^i, egafffiiya-p, und pOdho. Das Weitere ist beiderseits verschieden.
Viel eher ist das Umgekehrte möglich, daß n&mlioh die sogenannte Inhalts-
angabe zum Ditth. in Anlehnung an Texte obiger Art verfertigt worden ist,
weil es an jedem Anhaltspunkt für den wirklichen Bestand fehlte.
') Über die Wortzahl s. u. Digambcu^-Ausgaben über die Puwa s. Nemi-
candra, Gommatasära Jlv. 343 ff. 360ff.; Sakalakirti, Tattv. 1, 106ff. (Bhak-
DAHKAS, Rep. 83 — 84, S. 108f. 396); iSubhacandra, Angapannatti 2, 9f. 38€f.
>) Sakalakirti bei Bhandabxab a. a. O. S. 125. Dort auch der Schwund der
Anga § 39 Anf .
III. Dbb EjkNOK UND SEINE TEILE ({ 37 — 56) 55
§ 39. Das allmähliche Schwinden der Pawa, das in dem Maße einge-
treten sein muß, wie es einer Apologetik überhaupt oder wenigstens in der
vom Ditthiväya gelehrten Form nicht mehr bedurfte, wird von den Dig.
kopiert im Hinblick auf die Anga. Sie nennen fünf Haupter ihrer Kirche,
die nur noch 11 Anga, und neun weitere, die nur noch 10, 9, 8, 7 ( ?) und 1
Anga gekannt haben sollen; schließlich wäre auch dieses (das 1.) verloren-
gegangen. Diese Lehre beruht darauf, daß die Dig. der Urgemeinde schon
vor der Sammlung der Anga entfremdet waren und diese daher nicht
anerkannten. Die vorliegenden Anga der ävet. sind ihnen deshalb jüngere
Erzeugnisse, und sie stellen dem Umfang nach der Wortzahl, der von jenen
angegeben wird (Samav. 107 ff . ; Nandi 209 bff.^), andere Zahlen gegenüber*),
um ihn zu diskreditieren. Ohne es zu wissen, kommen die Dig. mit jener
Anschauung dem wirklichen Verlauf ein Stück näher. Die Anga liegen uns
nicht mehr in ihrer alten Gestalt vor. Das ergibt sich aus dem Vergleich
ihres heutigen Bestandes mit glaubhafter Überlieferung und vor allem aus
der kritischen Betrachtung. Es ist neuer Wein in alte Schläuche gegossen
worden. Aus Teilen und Bruchstücken hat man ein Ganzes zu scheren ge-
sucht, verlorene Bestände ergänzt, abhanden gekommene Werke ersetzt
und im Innern der Texte vielfach eine ordnende Hand walten lassen').
Dies kann an den Texten selbst gezeigt werden. Wann und durch wen es
geschah, wissen wir nicht mit Bestimmtheit. Im Jahre 980 nach Mv., nach
anderer Überlieferung 993, fand zu Valabhl (heute Vala) auf Kathiawar
unter dem Vorsitz des Ga^in Devarddhi eine Mönchsversammlung statt
mit dem Ziele, die heiligen Bücher zu vervielfältigen^). Es wurden so viele
Abschriften angefertigt oder deren Anfertigung eingeleitet und empfohlen,
daß jeder Lehrkreis damit ausgerüstet sein konnte. Vorausgehen mußte
dem die Sammlung der erreichbaren Texte. Femer wurden Merkstrophen
verfaßt, um dem Lernenden den Überblick über den Inhalt eines Werkes zu
erleichtem. Es ist aber nicht ausgemacht, daß die oben geschilderte, in
das Wesen und den Bestand des einzelnen Anga eindringende Arbeit erst
von Devarddhi und seinen Helfern geleistet wurde.
§ 40. Nandl 202a und 153b; Agiuog. 6a; Pakkhiya-S. 61b wird der Gehalt
der Lehre in anga-pavitflia und aifanga-p. oder anga-bähira zerlegt. Während
die Kirchengeschichte sich, wie wir sahen, nur mit dem ersteren Begriff
befaßt, zeigt sich hier, daß neben den Anga noch andere Werke standen.
Das ist auch selbstverständlich, schon weil eine geordnete Fassung der
Mönchsdisziplin, auf die man früh gekommen sein muß, in den Anga nicht
enthalten ist. Ihr Keim wird durch die 6 ävcusaya (§ 151) gebildet, täglich
zu sprechende Formeln, deren Kenntnis, wie ihre Benennung als „not-
wendige" zeigt, der Ausgangspunkt der Mönchszucht war. Darum steht
das ävtUBaya allein allen anderen avianga^^pavitiha (den äwusaya-vairitia)
^) Bis zum 4. Anga wird die Zahl je verdoppelt, das 5. hat die beliebte un-
bestimmte Größe 84000, die übrigen die unbestimmt-hohe Zahl satnkhejja,
*) Gommat. Jlv. 367 f.; Suyakkh. 9ff.; Tattv. 1, 76ff.; Angap. löff.*— Vgl.
auch Jaini, Outlines S. 135ff.
») Verf., Worte Mv.s S. 11 ff.
') Die Tradition hierüber auf Grund von Jinao. § 148 bei Jacobi, Kalpasütra
S. 114ff.; 8. dens. femer ebd. S. 15f. imd SBE 22, XXXVIIff. Bhandabxar,
Report 1883^84, S. 120 bespricht auch die in derselben Überlieferung ver-
einzelte Nachricht von einem Konzil zu Mathurä unter SkandUa (Kalpasütra
S. 117; SBE 22, 294), das nicht, wie eine Quelle will, 993 nach Mv. als eine Art
Konkurrenz zu Valabhl, sondern etwa 6 Generationen früher stattgefunden
haben müsse.
56 m. Religion, weltliche Wissemschaiten und Kunst. 7. Jatnas
gegenüber. Diese scheiden sich ihrerseits in solche, die innerhalb, und solche,
die außerhalb der für das Studium bestimmten Stunden (§ 150) erlernt
werden, wonach sie IbQliya und vkkäliya heifien. Die j3SUyt»*Reihe ist eine
Erweiterung des Lehrganges, der aus Vav., 10, 20ff. und spateren SteUen
bekannt ist, und die tfJbfatfij/o-Reihe geht in gewisser Weise mit ihr parallel.
Die Titel in diesen beiden Reihen sind zum Teil Hapaz l^gomena, indem die
Werke nicht vorhanden oder wenigstens noch nicht zum V<n-8chein ge-
kommen sind. Zum anderen Teil gehören sie Werken an, die wir heute im
Kanon oder ganz in seiner Nähe vorfinden, manchmal auch nur Ab-
schnitten von solchen, die also damals ein Eigenleben geführt haben
müssen. Wie bei allen Studienplänen müssen auch bei diesem pädagogische
Gesichtspunkte maßgebend gewesen sein, aber in der Aufeinanderfolge der
Texte sind sie nicht erkennbar. Diese Aufeinanderfolge hat nun aber, und
das ist hier das Wesentliche, für die Anordnung zum Kanon eine Grondls^
abgegeben. Denn dort stehen einige Texte als Uvanga und Päi^^a ebenso
hinter einander wie sie es als iii:fetitya-Gegenstande No. 5 — 8 und 11 — 15
tun^). Am Kanon werden nämlich außer den Anga noch Uvanga, Paiwa,
Cheya- und Müla-Sutta als Klassen unterschieden. Alt ist von diesen Namen
nur der erste. Nach seinem Auftreten in der Einführung zu Uvanga 8 — 12*)
hat es den Anschein'), daß es eine Zeit gab, wo man nur die kleinen fonf
letzten der heutigen Uvanga so nannte, die sich dann als „sekundäre Anga"
an die inhaltsverwandten Anga 8, 9 und 11^) angeschlossen hätten. Aus
ihnen und anderen Texten (wir finden sie alle unter arscmga-paviäha) ist
denn eine der Anga-Klasse nachgebildete und übereinstinunend mit ihr
angelegte Zwölfzahl gemacht worden, letzteres, „indem sich, ganz wie dort,
an die beiden Texte, die formgebundenem Schaffen entstammen, die lehr-
haften, und an diese die in Prosa erzahlenden kleineren Werke anschließen'"^).
Die Uvanga-Klasse ist außer den Anga die einzige, die einen feststehenden
Umfang hat. Am stärksten wechseln die Angaben bei den Pftippa oder
Vermischten Schriften. Auf Grund der verschiedenen listen ist aber ein
fester Kern erkennbar, der durch Paiwa von disziplinarischem Charakter
gebildet wird. Aus diesen besonders ist denn auch eine meistgenannte
Gruppe von zehnPai^^a gebildet worden*). Es hat den Anschein, als wenn
die verschiedenen EJassen kanonischer Texte ihre Reihenfolge nach der
absteigenden Zahl erhalten hätten. Denn geschichtlich geht den Painpa
die EJasse derChejrasutta vorauf. Während der Pap^^a-Kem die mönchi-
sche Praxis in mehr oder weniger breit ausgesponnenen Traktaten im
Gähä-Metrum, vergleichsweise also durchaus epigonischen ErzeugDissen
erzählt, liegen unter den Cheyasutta, deren es 5 bis 7 gibt, die ältesten uns
erhaltenen Zusanunenfassungen der Ordensdisziplin vor. Der Name dieser
EJasse konmit als cheya-ggaräha schon Äv. 8, 55 vor und bedeutet sicher die
Disziplinarstrafe des cheya, das ist die Kürzung des Dienstalters als Mönch
oder Nonne, für deren Nebeneinanderleben jenes die Grundlage bildet.
1) Ind. Stud. 17, 13f.
>) Übersehen von H. R. Kafadia ABhORI 14, 147.
») Vebf., Worte Mv.8 S. 8.
*) Vielleicht auch an Anga 10, da dieses früher anders aussah, als wir eB
kennen (§ 46).
») Vebf., Worte Mv.8 S. 8. — Die u. a. von Jambüdv. Ib behauptete B^
Ziehung zwischen den gleiohzahligen Anga und Uvanga (prcAyangam ek'aikt^'
hhäva) ist dagegen eine Fiktion.
*) Vgl. V. Kamftz, Sterbefasten S. 5ff.
in. Der Kanon und seine Teile (§ 37 — 56) 67
müla ist die Strafe der gänzlichen Streichung des Dienstalters, und der
Schuldige muß von vom anfangen. Aber in dieser Lage ist auch der Neu-
ling, und da die vier Mülasutta als Textauswahlen und Abhandlungen über
Elementares der Unterweisung eines solchen dienen sollen, ist ihre Be-
nennung danach zu deuten. Will man der Anordnung der Kanontexte teils-
weise eine methodische Absicht unterlegen^), so ist es gerechtfertigt, wenn
vor den Mülasutta zwei einzeln stehende Werke, Nandi und A^uogadärS,
angeführt werden. Denn diese beiden behandeln im Stil der Zeit erkenntnis-
theoretische Fragen in propädeutischer Absicht. Die Zahl aller Kanon-
texte der ävet. ist gewöhnlich 45, aber 13 (die Namen werden nicht
genannt) von ihnen finden bei der puritanischen Abzweigung, die die
Sthänakväsl (§ 32) darstellen, keine Anerkennung'). Betreffs der Digam-
bara wurde schon gesagt, daß die Anga-Sanmüung für sie auf Grund all-
mählichen Schwindens nicht vorhanden ist. Das gilt auch von den anderen
Klassen. Sie haben diese in ihrem angeblich verloren gegangenen Schrift-
tum untergebracht, wenn auch ohne daß alle Texte derselben dort wieder
erschienen'). Die fünf Pariyamma des Ditthiväya werden mit fünf Pannatti
gleichsetzt, von denen wir vier als Uvanga kennen, während die fünf
Cüliyä angeblich verschiedene Zauberkünste lehren. Unter den 14 so-
genannten Pap^^aya des Angabähiraya der Dig. treten die Namen von
Pain^a-, Gheya- und Müla-Texten der ävet. auf.
§ 41. Es folgt nun die gebräuchliche Übersicht über den vorhandenen
Svetämbara-Kanon oder d^ama, siddhätUa. Anga: 1. Äyära (zitiert als
Bambhaceräiip, Cüläo, Bhävapa, Vimutti), 2. Süyaga^a, 3. T^Äpa, 4. Sa-
maväya, 5. Viyähapannatti, 6. Näyädhammakahäo (zitiert als Näya und
Dhammakahäo), 7. Uväsagadasäo, 8. Antaga^adasao, 9. Agiuttarovaväiya-
dasäo, 10. Pa^hävägarapäim, 11. Vivägasuya. Uvanga: 1. Räyapase^aijja^)
2. Uvaväiya (zitiert als Samosarapa und Uvaväiya), 3. Jlväbhigama,
4. Pannavapä, 5. Sürapannatti, 6. Jambuddlvapannatti, 7. Candapannatti,
8. Nirayävaliyäo, 0. Kappava^iifisiyäo, 10. Pupphiyäo, 11. Pupphacüläo,
12. Va^dasäo. Pai^^a: Gausarana, Äurapaccakkhäpa, Bhattaparinnä,
Saipthära, Mahäpaccakkhäpa, Gandävijjhaya, Gaju^vijjä, Tandulaveyäliya,
Devindatthaya, Viratthaya und andere. Gheyasutta: Äyäradasäo (Dasä 8,
„Kalpasütra'' = Ji^acariya, Therävall, Pajjosava^äkappa; Dasä 10 =
Äyäitthä^a), Kappa, Vavahära, Nisiha, Mahänisiha, Pancakappa, Jiya-
kappa. Nandi, A^uogadärä. Mülasutta: Uttarajjhäyä, Ävassaya-
nijjutti, Dasaveyäliya, Pin^anijjutti, Ohanijjutti. Die unter diesen Titeln
gegebene Einheit ist häufig nur eine scheinbare. Fast jedes ältere und man-
ches sonstige Kanonwerk ist aus oft recht verschiedenartigen Teilen zu-
sammengesetzt. Größere derartige Gliederungen mit eigenen Namen sind
eben schon durch die Klammem bezeichnet worden. Oft handelt es sich
aber um einzelne Kapitel oder auch nur um Teile und Teilchen daraus,
wenn auf Grund höherer Kritik neue Zusammenhänge geknüpft werden.
§ 42. Setzen wir an die Stelle der obigen mechanischen Ordnung eine
kritische, so ergibt sich unter Beachtung des zuletzt Gesagten folgendes^).
Abgesehen von den ätxwM»^a-Formeln liegt der altertümlichste Charakter
1) Vebf., Worte Mv.8 S. 1.
^) „Seeker*S Notes (§ 32) S. 90. Verf., Mahänis. S. 100 ist zu berichtigen.
3) Gommatas. Jlv. 360f. 366f.
*) So Verf., Worte Mv. s. S. VIII zu berichtigen.
») Verf., Worte Mv.s S. 2ff.
58 III. Religion, weltliche Wibsenschaftbk ttnb Kunst. 7. Jainas
im Äyära, Süy., den Utt., den alten Cheyasutta, in den erst ganz kürzlich
wieder aufgetauchten Isibhäsiyäiip und auch noch im Dasav. vor. Seine
Kennzeichen sind alte Sprachformen, die Metra Tri^tubh und iSloka, eine
alte Form der Äryä^), veremzeltes Vorkommen von Jagatä, Vaitällya,
Aupacohandasaka, die Eingangsworte suyofii tne. ätuafß, Uftatgi usw., die
Schlußworte ti bemi, und natürlich der Inhalt, besonders soweit Behaup-
tungswUIe und Grundlagen der Gemeindeordnung ihn bilden. Eine be-
sonders am Metrum durchgeführte Untersuchung hat Jacobi dazu geführt,
als Zeit der Entstehung der ältesten Teile die Wende des 4. Jh. vor Chr.
zum 3. anzusetzen*). Es braucht kaum gesagt zu werden, daB sich jene
Merkmale auf die Texte verschieden verteilen. Die jungen und jüngsten
Bestandteile sind kenntlich an der spateren Sprachform, der Verdrängung
des Sloka durch die gemeine Äryä, der in dies metrische Gewand gekleideten
Systematisierung des Gegenstandes. Dies ist zu beobachten in den meisten
Pai^^a und unter den Mülasutta in den Nijjutti, welch letztere aich der
gleichnamigen Kommentarstufe (§ 43) nähern. Eine ganze Anzahl von
Texten tritt zu größeren Gruppen zusammen, in denen sich eine zum Schema
erstarrende Geschmacksrichtung offenbart. So läßt uns die Bolle, die
die Zehnzahl im Titel spielt, Dasä-Texte unterscheiden. Die zweite Hälfte
des 6. Anga macht uns mit Erzählungsklischees bekannt, die va^ga heißen,
und man kann danach die Dhammak. und Antag., Anutt. und Uvanga 8 — 12
als Vagga-Texte zusammenfassen. In ^hä^. und Samav. sind B^;rifie
und konkrete Einzelheiten aus dem System nach der Zahl geordnet wie in
den Äyaradasäo und einigen anderen E^apiteln Einzelheiten aus der Disziplin,
welche die therä bhagavanto zusanugiengestellt hatten; man kann danach von
Kategorie-Texten sprechen. Der locus classicus für das Ve<}ha genannte
Versmaß') sind Samos. und Jinac. Nach ihrem Muster sind zahllose Stellen
in den späteren Anga, den Uvanga und den Äyaradasäo gebildet, um, sei
es im Gange der Erzählung sei es zum Zweck der Einkleidung, den Schau-
platz zu bezeichnen oder Personen einzuführen. Hierbei genügten Stich-
wörter, und so stehen viele unechte Ve^ha-Texte neben den genannten
echten, zu denen noch Anga 10, 6 und 4 und Abschnitte in der Jambudd.
kommen. Als echt und unecht, natürlich wieder nur in Bezug auf die Ein-
kleidung, sind endlich auch die Dialog-Texte zu unterscheiden. Doch
steht hier auf der ersteren Seite allein die Viy. Schon in ihr sind Frage und
Antwort konventionell gestaltet, aber durch den Wechsel der Fragenden und
persönliche Züge in Mahäviras Auskünften mutet sie doch lebendig an. Und
jedenfalls ist sie das Vorbild für die vielen unechten Dialoge, die den An-
schein der Altertümlichkeit mit methodischer Zweckmäßigkeit vereinigten.
Letztere kam vor allem für die systematischen Darstellungen der Uvanga
in Betracht. Ihre typische Bezeichnung ist pannatti,
§ 43. Ziun Verständnis der Texte tragen die Kommentare bei. Um sie
zu charakterisieren, genügt es zu sagen, daß sie die Vorzüge wie die Mängel
scholastischer Schriften aufweisen, also zu Wörtern und Begriffen die Auf-
fassung ihrer Zeit wiedergeben, die wir nicht vernachlässigen dürfen, der
wir aber auch oft nicht folgen können. Handschriftlich am weitesten ver-
breitet und deshalb auch im Druck den Texten beigegeben sind die Sanakrit-
1) Äyär. I 9; Süy. I 4; ütt. 8, s. Jacobi ZDMG 38. 690ff. Vgl. auch Leu-
mann Z 1 1 7, 160—162. «) SEE 22, XLIff.
s) Jaoobi Ind. Stud. 17, 380ff.; Leubcann, Übersicht S.4a; Vbbf. Z 112,
189f.
III. Der Kakok und seike Teile (§ 37 — 56) 50
Kommentare (tikä, vivaraiaia, vfUi). Ihre EJassiker sind im Bereich der
Anga und Uvanga Sllanka oder Slläcarya, der die ÄcaratikS Saka 798 be-
endigte (872 n. Chr.), Abhayadeva, der s. 1135 oder 1139, und Malayagiri,
der seine Sanskrit- Grammatik zwischen s. 1200 und 1230 geschrieben hat^).
Diese Werke sind die Schlußpunkte einer längeren Entwicklung; was
vereinzelt — unter dem Namen diqnkä oder avacüri*) — auf sie noch folgt,
ist unbedeutend und meist unselbständig. Den genannten geht Hari-
bhadra, der unter vielem anderen die Nandl- und die Ävaj$yakatik& ver-
faßte, zeitlich voran, er ist in die Mitte des 8. Jhs. zu setzen'). Diese Zeit be-
zeichnet die endgültige Abkehr von den Prakrit-Kommentaren. In deren
Entwicklung war damals die Cu^-Stufe erreicht. Eine Cui^ ist in einer
Prosa abgefaßt^), in der sich die Vorboten der sprachlichen Umsetzung
durch eine wenn auch verschieden starke Durchdringung mit Sanskrit-
Worten und -Wendungen^) ankündigt. Gegenstand der Erklärung sind
nicht nur der kanonische Text, das stiUa, sondern auch die kommentarische
Vorstufe, das BhSsa oder die Nijjutti. Ein Bhäsa ist metrisch verfaßt und
hat einen beträchtlichen Umfang. Mit seinen Tausenden von Gähä übertrifft
es jede Chu^, deren Gattungsname — cürti^i etwa „Zerstäubimg" — , wenn
man sie mit jenem Block vergleicht, nicht schlecht gewählt ist*). Der Name
Bhäsa seinerseits deutet an, daß ein Gegebenes erläutert werden soll
(bhä^ya). Dies Gegebene ist die Nijjutti. Sie ist zwar für uns die letzte greif-
bare Kommentarstufe, selbst aber von Haus aus das Stichwort-Gerüst für
längst vorhandene Erklärungen in Prosa, die Ahnen des in der Cu^^i vor-
getragenen Stoffes. Der gewöhnliche Umfang einer Nijjutti, wie wir sie
kennen, nämlich einige hundert Gähä, ist verhältnismäßig klein und doch
schon das Ergebnis der Einlage von Bhäsa-Strophen. Von den Nijjutti ist
nämlich, solange diese Einlagen sich in Grenzen hielten, die alte Bezeich-
nung geblieben, weshalb auf die Nijjutti mehrfach gleich die Cu^ijii folgt.
Erst als ihr Umfang durch ein außergewöhnliches Maß von Bhäsa-Strophen
aufgeschwemmt war, gaben diese dem Ganzen auch den Titel. In Bhäsa
und Nijjutti (mit Lbumann, Übersicht S. 16b = ^nirvyukti, „Analyse"^)
findet der Herausgeber des Textes, auf dem sie fußen, wenig der Wort-
erklärung Dienliches; ihre Darlegungen knüpfen an Sachlich-Begriffliches
an und gehen außerordentlich in die Weite und Breite, so daß ein Zusammen-
hang mit dem zugehörigen Text nur noch selten besteht^). Dafür wird ihre
gedanken- und literargesohichtliche Wichtigkeit, wenn sie erst alle zugäng-
lich sind, bedeutend sein.
Die Nijjutti gelten als Werke Bhadrabähus, sind aber um Jahrhunderte
jünger als der große Kirchenmann dieses Namens im 3. Jh. vor Chr. (§ 23.
26), wie sich schon daraus ergibt, daß die Gähä in ihnen absolut herrscht,
während sie in jener Zeit noch selten ist. Lbükakn setzt die Nijj.-Samm-
1) KiELHOBN NGWGött. 1892. S. 318—327; Pathak ABhl 1, 7.
') Oft falsch avacür^i.
*) Jacobi, Samaräiöcakahä S. Iff. auf Grund der Ergebnisse Jinavijayab
(ein Sanskrit- Vortrag, ersch. Pünä 1019 u. d.T. TheDateof H. 8üri).LEUUANN
gab ZDMG 43, 349 als H.8 Sterbejahr 904 an. — Das Folgende beruht auf
Lbumanns grundlegender Darstellung ZDMG 46, 586 ff.
*) Irrig beKoiehnet Chabpentieb Utt. S. 52 eine C. als metrisch.
') Die Süy.-cunni z. B. ist weit sanskritischer als die Äyära-c. (Vebf., Worte
Mv.8S.VIII).
*) Bh. und C. sind verwechselt bei Jacobi, Sthav. (2nd ed.) S. VI unten.
^ Webeb Ind. Stud. 17, 57 ; CHABPENTiBBUtt. S. 48 ; Vebf. OLZ 1924 Sp. 485.
*) Vgl. Dasav.-nijj. zu Dasav. 4, bei Leuicank ZDMG 46, 587f.
60 III. Religion, wei/tliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jaznas
lung etwa um 80 nach Chr. an^). Bhadrabähu „ist daher ein Automame von
der Art, die man in Indien in großer Menge (bei Bechtsbüchem und vielen
anderen Literatmrprodukten) antrifft*'*). Der Autor von Äv. 2, 5 setzt aieli
die Aufgabe, je eine Nijj. zmn Ävass., Dasav., den Utt., dem Äyar.,
Süy., den Dasäo, dem Kappa, Vav., der Stirap. und den Isibhäs. zu
schreiben. Von den soeben gesperrten Titeki ist sie vorhanden und mit Aus-
nahme der Utt.- und Dasänij]. auch gedruckt. Von den BhSsa ist mit Aus-
nahme des zum Vav. entstandenen noch keins herausgegeben. Das gilt auch
von den Cu^^i, soweit wir darunter die geschilderten Erklärungen zu den
Bhäsa verstehen. Es gibt — oder gab — aber auch unabhängige Cuuni,
die kein Bhäsa zur Grundlage haben. Sie gehören oder gehörten teils zu
kanonischen Werken, u. a. zu Viy., Jlv., Pannav., teils zu außerkanonischen,
nämlich zu Pakkh. und Jly. Die letztgenannte Jiyakappacunni ist die
einzige vollständig im Druck erschienene (§ 52).
Die ftkÄ' oder Vftti- Verfasser machen uns nicht selten mit abweichenden
Lesungen (pa(häntaraf väcanä'tUara oder ähnlich) bekannt, und das Gleiche
geschieht in der Cu^^i gewöhnlich mit der Wendung pa^hijjai ya. Die
Unsicherheit in der Text-Überlieferung ist in der Tat oft beträchtlich. Unter
den in Cu^^i und ^Ikä zum Äyära und Süyaga^A angeführten Lesarten
wird eine Anzahl den NägajjuQijja oder Nägärjimlya zugeschrieben, und
zwar werden die Näg. dabei mehrmals in respektvoller Ausdrucksweise
als bhadania oder sakkhitjto bezeichnet^). Das ist mit CHAfiPENTiEB^) so
zu erklären, daß die Verfasser diese beiden Cu^^ dem Herausgeber des
Kanons Devarddhi nahestanden, dessen paramparä-guru Nägärjuna war.
Hieraus folgt dann, daß ihre Zeit später ist als das Ende des 5. Jhs. Leu-
MANN^) datiert die Ävassayacu^^i um 600 — 650.
§ 44. Wir konmien zu einer Übersicht über die einzelnen kanonischen
Texte, ähnlich der schon viel zitierten Abhandlung Wbbebs Ind. Stud.
16, 211 — 479; 17, 1 — ^90. Sie enthält auch die wenigen wieder zimi Vorschein
gekommenen Werke, die zwar in den neuzeitlichen listen des Kanons nicht
mehr geführt werden, da sie verschollen waren, die aber in den Verzeich-
nissen der anga-bähira genannt sind. Hinzugefügt sind einige weitere Texte,
die in enger Verbindung mit dem Kanon stehen, indem sie z. B. hier und da
mit unter den Pai^ij^a genannt werden. Zweck der Übersicht ist nicht nur,
die einzelnen Werke zu charaktersisieren und, soweit möglich, auf Be-
ziehungen zwischen ihnen hinzuweisen, sondern es soll der Leser auch in
Stand gesetzt werden, Gegenstände, die ihn interessieren, aus ihnen zu-
sammenzusuchen, da es nicht möglich ist, jedes Vorkommen in die unten
folgende systematische Darstellung zu verweben. Es war jedoch nicht die
Absicht, auf jeden Punkt in Webers heute vielfach veralteter Abhandlung
einzugehen, und auch sonst war Beschränkung geboten. Die Tatsache, daß
manche Texte im Westen oder nach westlicher Methode herausgegeben und
kritisch behandelt, zum Teil auch übersetzt, andere zwar in Indien gedruckt,
aber bei uns ziemlich unbekannt geblieben sind, wieder andere nur hand-
schriftlich vorliegen, rechtfertigt eine gewisse Elastizität in der Darstellung.
Aus den Texten der ersten Art brauchte nur das herausgehoben zu werden,
was konkrete Gegenstände betrifft, während das allgemeine Lob des Mönchs-
tums und seiner verschiedenen Seiten außer Betracht bleiben konnte.
w
i) Übersicht S. 28b.
*) Ebd. S. 23b. Jacobi nennt Sthav. (2nd ed.) S. VI den Verfasser einen
Namensvetter des 6. Patriarchen.
8) Vebp., Äcär. S. VIII. «) Utt. S. 63. •) Übersicht S. IVb.
m. Der Kakok und seine Tehjb (§ 37 — 56) 61
DIE ANGA.
§ 45. Anga 1 — 5. 1. Äyära. Webers Meinung, das 1. Anga hätte einmal
Sämäiya geheißen, war irrig; dieser Name bezeichnet die 1. ävaasaya-
Formel (§ 151). 2 suyakkhandha: Bambhaceräim und Cüläo. In den Bambha-
ceraiip soll an 7. Stelle ein Kapitel Mahäparinnä gestanden haben, das nicht
mehr vorhanden ist. Jeder der ersten 7 vorliegenden Kapitel weist Gredanken-
gänge auf, die nur bruchstückweise erhalten und in äußerlicher Weise an-
einandergereiht oder in einander verschlungen sind, und die in der Aus-
drucksform — , bald reine Prosa, bald Sloka, bald Tri^tubh je mit Prosa-
einlagen^) — sich mit anderen Kapiteln und auch mit dem Süyaga4a
berühren. Der Inhalt betrifft die Schonung des Lebendigen, das Vermeiden
von Schwäche und Rückfälligkeit, das Ausharren in Beschwerlichkeiten.
In dem schwer verständlichen Text sieht der Vebf. die bruchstückhaft über-
lieferte Arbeit eines Auslegers an überkommenen Strophen und Teilen von
solchen und die Verknüpfung dieser Bruchstücke durch einen Ordner auf
Grund des äußeren Anscheins. Auch die der Auslegung nicht unterliegenden
Prosateile erfahren diese Verknüpfung, oder sie werden planmäßig verteilt.
Auf diese homiletische Darstellung folgt im letzten E^apitel, und zwar in
altertümlicher Äryä, als praktischer Beleg die Beschreibung von Mahäviras
mönchischer Askese. Das hiermit Begonnene setzen die 4 Cüläo fort. Die
1. gibt Vorschriften für den Almosengang, das Nachtlager, das Wandern,
die Ausdrucksweise, das Erbitten von Kleidung und Almosentopf und den
Aufenthaltsbereich; die 2. behandelt Ort und Art der asketischen Stellung
und des Studiums, die Entleerung und die Gleichgültigkeit gegen äußere
Einwirkungen, darunter Gefälligkeiten und Samariterdienste. Die Auf-
einanderfolge dieser Gegenstände beruht auf der absteigenden Zahl der
ihnen gewidmeten Kapitel (vgl. Süy. I). Die 3. Cülä namens Bhäva^ä bringt
als höchsten Ausdruck der Sittlichkeit die 5 Mönchsgelübde samt den An-
weisungen für ihr richtiges Verständnis (bhävan^ä). Den größten Teil dieser
Cülä nimmt aber die Schilderung von Mahäviras Geburt und bürgerlichem
Leben ein, das ist der Vorbereitung auf sein Allwissen, dem die Gelübde
entflossen*). Die Folge des aus den Gelübden stammenden rechten Wandels
ist die Erlösung; sie bildet den Inhalt der kurzen 4. Cülä (Vimutti). Über
den Nisiha als Bestandteil des Äyär. s. § 51.
Kommentare: Nijjutti; Cunni von Gandhahastin ; Tlkä von iSllänka
(Saka 798) ; Dipikä von Jinahamsa.
Ausgaben: ÄS [1] mit Nijjutti, Tlkä und Dipikä, C. s. 1936 (1880). —
The Äyäramga Sutta of the Qvetambara Jains. Ed. by Hermann Jacobi.
(Fall Text Society.) Lo. 1882. — Äcäranga-sütra. Erster iSruta^cuidha. Text,
Analyse und Glossar von Walther Schubbixo. (AKM 12, 4.) L. 1910. Anz.:
H. Jacobi, Archiv f. Religionswiss. 18, 283ff.Nägari-Umschriftde8Textes: Jaina-
Sähitya-Sam^odhaka-QM, Poona 1924. — Äg. S., mit der Tlkä, Bo. 1916. —
1. suyakkh,: Bo. s. 1951.
Übersetzungen: (engl.) von H. Jacobi (in SBE 22). Oxford 1884; die
Bambh. von Schubbino in desselben: Worte Mahäviras (Quellen der
Religionsgeschichte Bd. 14; Göttingen 1926) S. 66ff. Anz. der Übers, und der
vorgenannten Ausgabe: Lehmann Z II 7, 157 — 162.
^) Vgl. Vebf., Worte Mv.s S. 15ff . Die Kommentare erkemien keine metri-
schen Bestandteile innerhalb der Prosa an. Deshalb gilt auch JambOdv. 259 a
die Satthaparinnä (Äy. I 1) als acchando-baddhä.
«) Vebf. a.a.O., S. llf.
62 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
2. Süyaga^a. Der Name wird mit Sütrahitänga, vereinzelt auch /Sfi-
trtüßfrdanga^), wiedergegeben. Doch erscheint sülra in AMg. nur als stäki^.
Sollte süci = dr§ti vorliegen und AMg. aüi als süya erscheinen ?') JedenMs
bezieht sich der Name auf die Besprechung und Widerlegung gegnerischer
Systeme und Meinungen, die in Süy. I 12; II 1. 5 — 7 geschieht. 2 suya^
kkhandha: Gähäsolasaga und Mahajjhaya^aij^. Das 6äh. hat 15 Ven-
dichtungen, die wie die Cüläo des Äyära nach der absteigenden Zahl ihrer
Lehrabschnitte angeordnet sind, und als 16. im Widerspruch zum Namen
ein kleines Prosastück, das mit Mahäviras angeblichen Worten die Bezeich-
nungen mähav^a, samatha-bhikkihu und niggantha erklärt. Das frauenf eindliche
Kap. I, 4 ist wie Bambh. 9 und Utt. 8 in alten Äryäs verfaßt. 6 heißt Nara-
gavibhatti und beschreibt in 2 uddesa die Höllen und ihre Martern. Die
7 Mahajjh. sind zuerst in der Tat 4 größere Prosa-Kapitel, dann 2 in Versen
und noch eins in Prosa. Zum Inhalt s. eben. 2. Kiriyattbäna, die Arten der
Betätigung. 3. Ähäraparinnä. Beschreibung aller Lebensformen und ihrer
Entstehung. 4. Paccakkhänakiriyä. Diskussion über bewußte und unbewußte
Haufimg von Schuld.
Kommentare: Nijjutti; Cunni; Tlkä von äilänka; DIpikä von Harsaknla.
Ausgaben: ÄS 2 mit Nijjutti,* Tika und Dipikä, Bo. s. 1936. — Äg. S., mit
Tlkä, Bo. 1917. — ÄMP 6. mit Nijj., von P. L. Vaidya, Poona 1928. Mit
Guj. -Übers, hrsg. von Muni MIkek. Surat 1922. — Die Mahävlratthüi (I 6)
ist wiederholt einzehi gedruckt worden.
Übersetzungen: (engl.) von H. Jacobi (in SBE 45), Oxford 1895; Süy.
I. 1. 2. 3. 4. 12; II 1. 2. von W. Schubring in desselben: Worte Mv.8 (s. o.).
3. ^bäi^a. Verzeichnis von Gegenstanden der Lehre, die in Kat^ori^,
Fälle oder Möglichkeiten (thäiia) zahlenmäßig, und zwar in den Zahlen
1 — 10, gefaßt werden können. Ein leitender Faden ist in der Anordnung
meist nicht erkennbar, nur stehen die Daten aus dem Weltbild hauptsächücii
am oder gegen Ende der Abschnitte. Viele Kategorien finden sich in anderen
Texten des Kanons wieder, viele stammen aus solchen, die wir nicht mehr
besitzen, ^hän. (und Samav.) kennen auch Texte, die für uns verloren aind,
und diejenigen, die wir im Kanon haben, werden zum Teil mit anderem
Inhaltsbestand verzeichnet. Hierin stehen die beiden Anga also außerhalb
hrer eigenen Reihe.
Kommentar: Vrtti von Abhayadeva.
Ausgaben (mit der Vrtti): ÄS 3, Ben. 1880. — Äg. S., 1. 2, Bo. 1918—20.
4. Samaväya. Ergänzung und Fortsetzung des Thäna in Zahlen von
1 bis 1 8ägarovama-ho4>äk(4i (= 1(P*). Das letzte Drittel des Samav. be-
schreibt anhangsweise und in allgemeinen Wendungen zuerst die Zwölfzahl
der Anga (duvälaa^anga gaiy^i-pi^^a)^). Den 2. Anhang bilden in Frage nnd
Antwort die Eigenschaften der Wesen. Schließlich (3. Anhang) die Mytho-
logie der Titthagara und der weltlichen Großmachthaber aller Zeiten, nut
jüngeren Merkstrophen (Gähä). Diese Anhänge sind zweifellos ihrer Zahlun-
gen wegen beim Samav. untergekommen.
1) Vgl. Babnett, BM (1908) b. v.
") Kappasüya bei Pischel, Gr. § 19 usw. = Kalpasütra wird durch keinen
Beleg gestützt.
•) Samav. 109b: Süyagadenam sa-aamayä süijjanti usw, = «äcyante Abhay.
— Der Gonmiatasära (Jlv. 355) und Brahma Hemacandra, ^rutaskandha l»
schreiben Suddagada.
') Vgl. Weber Ind. Stud. 16 zu jedem Anga.
m. Der Kanon ttkd seine Tehjb (§ 37 — 56) 63
Kommentar: V^tti von Abhayadeva. Ausgaben (mit der Vrtti) ÄS 4,
Ben. 1880. — Äg. S., Bo. 1918.
5. Viyähapannatti. Dies der alte Name, oft zu Vivähap. verderbt,
was PisoHBL Gr. leider übernommen hat. Der Titel Bhagaval, der spater
aufkam, ist ursprünglich nur Adjektiv^). , JLundmachung der Erläuterungen"
Mahäviras an einzelne Jünger, weit vor allen an Goyama, auf ihre Fragen.
40 saya, von denen saya 1 — ^20 den Kern bilden. Ihnen entspricht noch
sai^ 25. Der Name «aya „Hundert" bezeichnet richtig die Fülle von Be-
lehrungen, deren Schauplatz oft wechselt, und die ein Gedankenfaden nicht
verbindet. Ihre Aufeinanderfolge läßt sich öfter durch die äußerliche
Methode erklären, die in den Bambhac. zu beobachten ist. Den genannten
«ay<3( gegenüber sind saya 24, 30 und 31 je für sich, und 21 — ^23 (mit Unter-
teilung zimächst in vagga), 26—20, 41 f., 33 f. und 35 — 40 je als solche Grup-
pen von einheitlichem Inhalt. Sehr zahlreich sind die Hinweise auf andere
Werke, besonders auf Pannav. und Jlv. (bezw. Divas., § 47). Durch sie
werden die ihnen folgenden oder vorausgehenden Gegenstände eingeführt
oder erläutert. In keinem Text gewinnt man von Mahäviras Wirken und
Wesen ein so deutliches Bild wie in der Viy., trotz der meist konventionellen
Darstellung*).
Kommentar: Vrtti von Abhayadeva.
Ausgaben (mitderVrtti): ÄS 6, Ben. 1938. — Äg. S., 1 — 3,Bo. 1918—21.—
Eine Guj .-Übersetzung von Text und Vrtti b^ann Bbchardäs, erschienen
sind aaya 1 — 6 (Ahm. um 1927). — Webeb, Über ein Fragment der Bhagavati
(§2).
§ 46. Anga 6 — 11. 6. Näyädhammakahäo. Der Titel ist ein Dvandva
mit Längung in der Fuge wie der des 10. Anga. Die Deutung Abhayadevas
Samav. 117 a, die auf „dh.-k. vermittelst des n/' hinauskommt, trifft nicht
zu, auch nicht Wbbbbs Gedanke (Ind. Stud. 16, 308), den Titel mit Jnätf-
dharmakathä zu übersetzen, obwohl er heute aus Gommatasära, Jiv. 355
Nähassa Dhammakahä anführen würde. Unter einem näya versteht man
(^hä^. 253 b; Dasav. nijj. 51 — 85) eine beispielbildende Erzählung, unter
dhamma-kahä eine Predigt. Von den 2 suyakldiandha soll der 1. die nüyätifi,
der 2. die dhamma-kahäo enthalten. Es handelt sich hier aber nur um
eine einzige Erzählung, doch ist diese über 200mal vervielfältigt. Dergleichen
ist im Kanon nicht selten und als ein Versuch zu erklären, beim Fehlen über-
lieferten Stoffes die für notwendig gehaltene Vollständigkeit verantwortungs-
los zu erzeugen Hier mag mit der Fülle der Wiederholungen beabsichtigt
worden sein, den 2. suy. auf einen ähnlichen Umfang zu bringen, wie der
1. ihn hat. Prosa, aber die Mehrzahl der näya enthält Ve^ha.
1. suyakkhandha, 1. Ukkhitta. Mahävira stärkt den Prinzen Meha in
seinem wankenden Entschluß zum Mönchtum durch die Erzählung, wie
jener in einem Dasein als Elefant durch Hochhalten eines Fußes einem
flüchtigen Hasen geduldig Schutz gewährt hat. 2. Samghä^aga. Der Kauf-
mann Dhanna, im Gefängnis mit dem Mörder seines Kindes zusammen-
gekettet, teilt menschenfreundlich mit jenem die Mahlzeiten. 3. A^da.
Sägaradatta verdirbt das bebrütete Pfauenei aus Ungeduld, Jinadatta läßt
es reifen. 4. Kumma. Eine Schildkröte kommt durch einen Schakal um,
weil sie unvorsichtig ist, eine andere verbleibt umpanzert, bis er abzieht.
^) Das 1. Anga (Äyära) heißt hfuigavam Samav. 92a.
^ Diese Beschreibung nach Verf., Worte Mv.s S. lOf. 18ff.
64 m. RELiaiOK, WEIiTLIOHE WiSSENSOHAFTEN UND KUN^. 7. JaJS^ JkS
6. Selaga, ein von Thävaccäputta zum Laientum, von Suya, einem Junger
Arittha^emis, zum Mönchtum bekehrter König, wird infolge der Str&paseo
wankend, durch den Zuspruch seines ehemaligen Ministers Pantliag& &ber
wieder im Olauben befestigt. 6. Tumba. Eine von 8 Lehmschichten um-
kleidete Flaschengurke sinkt im Wasser unter wie die von den 8 Klannaji-
Arten beschwerte Seele im Saipsara. Beide tauchen auf, wenn die ßelastoiig
geschwunden ist. 7. Rohi^i. Als einzige von 4 Schwestern vermehrt R. die
ihr anvertrauten 5 Reiskörner durch Aussaat und Kultur (vgl. Matth. 25;
Luk. 19). 8. Malli, eine Prinzessin, belehrt ihre 6 Freier durch ein drastisclies
Sinnbild über die innere Häßlichkeit ihres schönen Leibes und zieht sie sor
Weltentsagung nach sich (§ 16). 9. Mayandl. Des M. Sohn Jinapäliya fliehl
die Versuchungen der grausamen Göttin von Rayai^adlva, sein Bruder
Ji^arakkhiya erliegt ihnen und kommt elend um. 10. Candimä. Vergleich
des abnehmenden Mondes mit dem ungetreuen, des zunehmenden mit dem
getreuen Mönch. 11. Dävaddava. Wie die ({.-Baume am MeeresstrsJide aas
den Land- und Seewinden (divicoaga und sämuddaga), so gewinnt der Mönch
Starkimg sowohl aus dem Lobe Seinesgleichen, wie aus der Anfeindupg
durch die Gegner. 12. Udaga. Der König Jiyasattu wird der wahren Lehre
durch seinen Minister Subuddhi zugeführt, der ihm den Satz von der Ver-
änderlichkeit aller Stoffe an dem zum Trinkwasser filtrierten Schlamm-
tümpel demonstriert. 13. Maii^^ukka. Der Laie Nanda wird, weil er für seine
Mitbürger einen Teich mit Vergnügungsanlagen hat herstellen lassen, ab
Frosch wiedergeboren. Als solcher wallfahrtet er in Erkenntnis seiner Schuld
zu Mahävira, wird dabei verletzt und stirbt mit der VerehrungsformeL
worauf er in ein Götterdasein eingeht. 14. Teyall. Pottilä, die Gattin des
Ministers Teyaliputta, tritt, nachdem sie schuldlos seine Zuneigung ver-
loren, in den Orden ein. Nach ihrer Wiedergeburt als Gott Pottila verkündigt
sie, einer früheren Verabredung gemäß, dem Teyaliputta die Lehre, die aber
erst dann bei ihm Eingang findet, als er in Ungnade gefallen ist. Nun be-
kehrt er auch seinen König, der ihn um Verzeihung bittet. 16. Nandi-
phala. Von einer Reisegesellschaft ruhen die einen trotz der Warnung des
Führers in dem gefährlichen Schatten von Nandi-Bäumen und essen von
ihren Früchten, woran sie zu Grunde gehen; die anderen entbehren zwar die
Annehmlichkeit, leiden aber keinen Schaden. 16. Avarakankä. Der Mönch
Dhammarui verzehrt ein giftiges Almosen, als er beim Versuch des Weg-
schüttens bemerkt, daß Ameisen dran sterben, lieber selbst und kommt um.
Die Geberin der Speise, Nägasiri, gerät in Armut und Krankheit. Als
Sukumäliyä wiedergeboren, findet sie keinen Mann und wird schließlich
Nonne. Der Anblick einer Hetäre läßt sie in einer künftigen Existenz Liebes-
befriedigung wünschen. So wird sie denn zuerst als göttliche Hetäre, dann
als die Königstochter Dovai wiedergeboren, die sich bei der Gattenwahl
allen fünf Pä^^ava-Prinzen gibt. Pauma^äbha, König von Avarakankä, raubt
sie, wird aber von Väsudeva Elai^ha besiegt, der sie den fünf Gatten wieder
zuführt. Vier von ihnen und Doval selbst treten später dem Orden bei.
17. Äinna. Wilde Pferde (äinna), denen man mit Verlockungen nachstellt,
gehen zum Teil in die Falle und geraten in Gefangenschaft, zum Teil wittern
sie die Gefahr und bleiben in der Freiheit. 18. Suipsumä. Die Elaufmanns-
tochter S. wird vom Räuberhauptmann Ciläya geraubt und umgebracht.
Ihr Vater Dhanna und seine Söhne finden bei der Verfolgung die Leiche im
Walde und essen davon, um sich vom Hungertode zu retten. Dhanna wd
später Mönch. 19. Pu^^^ulya. Es gelingt dem Laienkönig Pu^^ariya, seinen
III. Der Kakok und seine Teile (§ 37 — 56) 65
jüngeren Bruder Kaii^^aj^ya, der Mönch geworden, dabei aber krank und
wankelmütig geworden ist, das erste Mal zum Ausharren zu veranlassen. Das
zweite Mal gelingt es nicht, und sie tauschen ihre Stellung, deren sich jedoch
Ka^^anya nicht lange erfreut^).
Der 2. suyakkhandha wird von 10 vagga gebildet, die paarweise aus
5. 54. 32. 4. 8 ajjhayava^ im Ganzen also aus 206 ajjhayatfa bestehen. Nur
die erste Erzählung des 1. vagga (S. 1476) ist jedoch ausgeführt. Sie dient
für alle übrigens (S. 1508ff.) als Prägstock unterÄnderung der Namen. Nach
der Predigt des Päsa wird Kall Nonne unter der Aufsicht der Pupphacülä.
Sie bringt es nicht über sich, der Pflege des Körpers, wie von ihr verlangt
wird, zu entsagen, und sondert sich von der Schar ab. Sie erreicht darum
nicht die Erlösung, sondern wird nach nicht ganz genügender Kasteiung
als die Göttin Kali wiedergeboren, als welche sie Mahävira verehrend naht,
der Goyama ihre eben angegebenen und weiteren Schicksale erzählt.
Kommentar: Vftti von Abhayadeva. Ausgaben (mit der Vrtti) ÄS 6,
C. 1877. — Äg. S., Bo. 1910. — P. Steinthal, Specünen der Näyädnamma-
kahä. (Diss.) Berlin 1881. Enthält den Anfang bis Bl. 52 a der Äg. S.-Ausgabe
nebst Anm. und Glossar. — Näya 1, 16 und 14 werden erzählt von Leuicann,
VI. OC III, 2, S. 530ff., alle näya erzählt und auf ihre scholastische Einordnung
untersucht von Hüttehann, Die Jüäta-Erzählungen im sechsten Anga des
Kanons der Jinisten. (Diss.) Straßburg 1907.
7. Uväsagadasäo. 10 ajjhaya^ — wir würden im Titel ''daaä er-
warten, vgl. Anga 8 — von frommen Laien in der Zeit Mahäviras. 1. Äi^anda
und seine Frau nehmen die Laiengelübde. Mahävira bespricht deren nächst-
liegende Verletzungen. Auch Laien können kraft Askese das (^i-näva er-
werben (§ 78). 2. Vergeblicher Versuch eines Gottes, Kämakesa einzu-
schüchtern. 3. Culaij^piyä läßt sich durch einen Gott, der ihm seine drei
Söhne tötet, nicht in der Versenkung stören, verjagt aber schließlich den
Unhold, als er auch seine Mutter bedroht. Und doch hätte er die Versenkung
nicht unterbrechen dürfen. 4. 5. Ebenso von Surädeva und Cullasayaga,
nur daß deren Gesundheit bezw. Besitz bedroht werden. 6. Kun^akoliya
verteidigt den Glauben gegenüber einem Gott, der Gosäla anhängt. 7. Ma-
hävira und Gosäla kämpfen um den Äjiviya Saddälaputta. Weiter geht es
diesem wie Culapipiyä. 8. Mahäsaga läßt sich von seiner Frau nicht ver-
führen und weissagt ihr den Tod und die Hölle. Er hätte ihr, sagt Mv.,
überhaupt nicht antworten dürfen. 9. 10. wie 1 mit den Namen Nandi^ipiyä
und Sälihlpiyä.
Kommentar: Vivarana von Abhayadeva.
Ausgaben (sämtlich init dem Viv.) : ÄS 7, C. 1877. -— Äg. S., Bo. 1919. —
Bo. 1895. — The Uväs. or the religious profession of an uväsaga ... ed. with
the Sanskrit Comm. of Abhayadeva (Vol. 2: transl.) by A. F. Rudolf Hoebni^b.
Vol. 1. 2. (Bibliotheoa Indica.) 1888—90. Anz. von Lehmann WZKM 3,
329 — 350; Gbiebson IA 16, 78 — 80. Neubearb. von P. L. Vaidya, Poona
1930. Anz. vom Vebf. OLZ 1931, 1083f.
8. Antaga^adasäo. Erzählungen, z.T. aus dem Kreise des Arittha-
i^emi, von solchen, die mit den Daseinsformen „ein Ende machen". Aller-
dings trifft dies gerade für Antag. 1 nicht zu. domo im Titel bedeutet hier
richtig (vgl. Anga 7) Gruppen zu 10. Solche werden wenigstens von 4 der
8 Kapitel gebildet. Diese heißen vagga und enthalten Qriginalerzählungen
und Parallelen, die 8 ersteren sind aber auf die vagga ungleich verteilt. In
^) Etwas cmders im Mahämsiha, s. Vebf. S. 54.
Indo-arlBohe Philologie III. 7 Sohnbriiig ^
66 m. Reuoion, weltliche Wissenschaften und Kttnst. 7. Jainas
Anlage und Inhalt ist mit den Antag. das 9. Anga eng verwandt. Zur Zeit
von lliäQ. 606 a, wo die Kapitel beider Texte aufgezählt werden, war der
Inhalt ein ganz anderer^).
I. Arittha^emi gewinnt den Prinzen Goyama für das Mönchtum. 9 Pa-
rallelen hierzu mit anderen Namen. 2. 8 (nach dem Kolophon 10) weitere
Parallelen zu 1. 3. 7 desgleichen. — (2) Gaya-Sukumäla, Sohn der Königin
Devai, verzichtet auf seine Würden und auf die Vermahlung und wird
Mönch bei Ar. Somila, der Vater seiner Braut, bringt ihn zum Tode und
kommt auf der Flucht selbst um. — 5 Parallelen zu 1. 4. 10 desgleich^i.
6. (3) König Ka];|dia Väsudeva empfiehlt allen Einwohnern seiner Stadt
Bäravai, die nach der Weissagung Ar.s zerstört werden wird, den Eintritt
in den Oden und führt ihm seine eigene Gemahlin Paumävai zu. 9 Parallelen
zu Paumävai. 6. (4) Die Mönchwerdung und Askese des Makäi, parallel
Gangadatta Viy. 16, 5, 1. — 1 Parallele. — (6) Der Gärtner Ajjmgiaga, der,
von dem Gott Moggarapä^i besessen, Unheil anrichtet, wird durch den Laien
Sudaipsa^a von diesem erlöst und selbst Mönch. — 11 Parallelen hierzu. —
(6) Prinz Aimutta (vgl. Viy. 5, 4), von Goyama dem Mahävira zugeführt,
wird Mönch. — (7) Die Weltflucht des Königs Alakkha, parallel Udäya^a
Viy. 13, 6. 7. 13 Königinnen wie Paumävai. 8. (8) Die großen Fasten der
Nonne, früheren Königin Kali. — 9 Parallelen mit abweichenden Fasten.
Kommentar: Vrtti von Abhayadeva.
Ausgaben (mit der Vftti): ÄS (enthält auch Anga 9), C. 1876. — ^Ag. S.
(enth< auch Anga 9 und 11), Bo. 1920. — Bo. s. 1950. — Mit Hindl-Übers.
Labore 1917. — (Mit Anga 9) with introd., gloss., notes and an app. by P. L.
Vaidya. Poona 1932.
Übersetzung: The A.-d. and the Anuttarovaväiya-dasäo tranfil. . . . by
L. D. Babnett. (Oriental Translation Fund. New Series. Vol. 17.) London
1907. Anz. von Lehmann JRAS 1907, S. 1078ff.
9. A^uttarovaväiyadasäo. Erzählungen von solchen, die in den
obersten Himmeln wieder ziun Dasein gelangen. 3 vcigga^ denen der 1. und 3.
dem Titel entsprechend (vgl. Anga 8) auf 10 ajjhayaf}a aui^füllt sizid.
Originale sind es nur 2:1. vagga, Jäli mit 9 Parallelen. 2. 13 weitere Paralle-
len. 3. Dhanna, der erfolgreichste unter Mahäviras 14000 Anhängern.
9 Parallelen. Vgl. Anga 8.
Kommentar: Vrtti von Abhayadeva. Ausgaben siehe Anga 8. Text ferner
Bo. 1914 und bei Babnett, siehe gleichfalls Anga 9, wo auch die Über-
etzung.
10. Pa^hävägarai^äizp. Dem Titel „Fragen und Erläuterungen'' (vgl.
Anga 6) entspricht der Inhalt nicht, der auch von der ^fhän. 506 a gegebenen
Übersicht gänzlich abweicht. Redselige, unaltertümliche Prosa-Darstellung
(mit Ve^ha) der 5 großen Sünden und ihrer Folgen und der 5 großen Unter-
lassungen in 10 d&ra, 5 ahamma- oder at^kaya-d,: päna-vaka^ (Uiya-ffayana,
oAinrCöi&yyjky abambha, pariggaha, 6 sariivara-d.: ahirjisäj sacca-v.y datta-m-
aitunnäya-s.'d. bambhacera, a/pariggaha. Im Anschluß je 5 &tot»9ao,diez.T.
verschieden sind von denen in Cülä 5 des Äyära.
Kommentar: Vrtti von Abhayadeva. — Ausgaben: (C. 1877 und Bo. 1919)
wie beim Thäna.
II. Vivägasuya. 2 suyakkhanäha. Nach ^hä^a 10 hieß das Anga
Kammavivägadasäo, es waren also damals 10 Abschnitte, die sich mit
^) Über die ParaUelerzählungen in beiden Anga und ihren alten Inhalt vgl J
Verf., Worte Mv.s S. 6f.
III. Deb Kanon ttnd sbinb Tbile (§ 37 — 56) 67
den Folgen von Karman beschäftigten, worunter man schlimme Folgen
zu verstehen pflegt. Den dort genannten Teilen scheinen die heutigen fast
ganz zu entsprechen. Spater sind 10 neue Teile hinzi^efügt worden, die den
Lohn für verdienstliches Handeln darstellen sollen, iüinlich armselig wie in
Näyädh. 2 ist dies aber nur eine Erzählung mit 9 Parallelen.
1. Duhavivägä. Mahävira erzahlt Goyama die Vorexistenz eines Unglück-
lichen und in Kürze seine künftigen Daseinsformen. Danach war: 1. ein
Krüppel Miyäputta der ungerechte Statthalter Ekkai, 2. ein Übeltater
Ujjhiya der Binderschiachter Gottäsa, 3. ein Rauber Vijaya der Eierhändler
Nippaya, 4. ein gewisser Saga4a der Wildprethändler und Koch Channiya,
5. ein Purohita Bahassaidatta der Knabenmörder Mahesaradatta, 6. Prinz
Nandise^a (anfänglich Nandivaddhana) der Polizeimeister Dujjoha^a,
7. der schwerkranke Umbaradatta der blutige Arzt Dhammantari, 8. ein
unheilbarer Fischer Soriyadatta die Oberköchin Siri, 9. die gefolterte
Devadattä der König Slhasena, der seine Frauen verbrannte, 10. der ster-
benskranke Aipju die Hetäre Pudhavisiri. — 2. Suhavivägä. 1. Der Laie
Prinz Subahu hat als Bürger Samuha den Fronmien Sudatta gastlich auf-
genommen. 3 — 10 sind Parallelen hierzu.
Komnientar: Vrtti von Abhayadeva. Ausgaben (mit der Vrtti): ÄS 11,
C. 1877. — Äg. S. s.Anga 8. — MKJMM 10, C. 1920. — 1, 1 (Miyäputta) mit
Übers, in Banabsi Das Jain, Aidha-Mägadhl Reader (Labore 1923).
DIE ÜVANGA.
§ 47. Uvanga 1 — ^3. 1. Uvaväiya. 2 nicht gezählte Teile, von denen der
zweite dem Ganzen den Namen gibt. Der erste heißt Samosarana und
schildert die Zurüstungen zur Predigt Mahäviras und diese selbst vor dem
König Kü^iya bei der Stadt Gampä. Die breite Schilderung in Ve^ha durch
sc^enannte vatj^vuga ist für viele Texte des Kanons, dabei Anga 8 und 9,
vorbildlich geworden^), sie wird dort in Stichwörtern angedeutet. Der zweite
Teil behandelt in Frage und Antwort zwischen Goyama und Mv. die Wieder-
verkörperung (uvaväya) und die Erlösimg als Lohn gewisser Handlungen
und Grundsätze (darin die Geschichte von Amba4a und Dadhapainna),
beschreibt den kevcUi-safnugghäya (§ 89) und das Eingehen ins Nirvä^a
(ein Einschub), die physischen Bedingungen hierfür und die Stätte des
Vollendeten.
Kommentar: Vrtti von Abhayadeva. — Ausgaben (mit der Vrtti):
ÄS 12, C. 1880. — Äg. S., Bo. 1916. — Das Aupapatika«) Sütra, erstes Upanga
der Jaina. 1. (einziger) Teil. Einleitung (mit ausführlicher Inhaltsangabe), Text
und Glossar. Von Dr. Ernst Lettmann. (AKM 8, 7.) Leipzig 1883. Anz. v.
H. Jacobi, Literatur-Blatt f. d. oriental. Philol. 2, 46 — 40. Eine Anzahl §§
findet sich übersetzt im Antagada, s. Anga 8.
2. Räyapase^aijja. Der Sanskrit-Name des Textes, Bäjapraäni'),
spiegelt augenscheinlich dessen originale Bezeichnung wider, die Bäya-
pasnlya (so Leumann) oder Bäyapasi^ijja, „Fragen des Königs", ge-
lautet haben mag. Hieraus ist nach Jjrvmajstn der gegenwärtige Name
unter Anlehnung an den des Königs Pasenai (Prasenajit) geworden, der in
1) Vgl. Verf., Worte Mv.s S. 3ff.
*) So traditionell, aber unrichtig statt aupapädüea.
') Eine vereinzelte falsche San^itisierung ist Räjaprasenaklya bei Siddha-
sena zu T. 1, 20 (Ausg. S. 94).
68 in. Religion, weltliohe Wissekbchaften und Kvkbt. 7. jAO^Jks
der buddhistischen Version der hier vorkommenden Paed-Sage ersclieiiit,
vielleicht auch in dieser selbst einstmals genannt war, vgl. sein Vorkoziiinai
Thäi^. 380a.
Der Gott Süriyäbha huldigt Mahävira, der Goyama seine Wohnstatte
und Herrlichkeit schildert, darauf sein Vordasein als König Paed. XMes^
wird von seinem Wagenlenker Citta dem Päsa-Schüler Ke« zugeführt und
in einem Gespräch von ihm für das Laientum gewonnen. Seine Gemahlin
Dhärinl, die sich zurückgesetzt fühlt, gibt ihm Gift, an dem er stirbt. 8-ß
künftiges Dasein ist das als Da4hapainna (s. Uvaväiya). Das erwähnte
Gespräch betrifft die Existenz einer vom Körper verschiedenen Seele, die
PaesI leugnet. Nicht nur diese Existenz aber, so belehrt ihn KesI, trifft zn,
sondern sie ist auch unsichtbar und in Leibern verschiedener Größe immer
dieselbe.
Kommentar: Vrtti von Malayagiri. — Ausgaben (mit der Vrtti): AS 13
C. 1880; Äg. 8., Bo! 1926. Das K&yap. wird von Leumakn, VI. OC HI, 2
8. 490ff. ausführlich behandelt.
3. Jiväbhigama. In der Einleitung nennt das Werk sich Jivajiv&bhi-
gama, „Einteilung des Beseelten und Unbeseelten", aber nur die erste
Kategorie wird behandelt. Als Urheber werden die therä bhoffovanto ge-
nannt, die der Meinung und Verkündigung des Jina folgen. Hiervon sticht
die konventionelle Frage-Form, die meistens angewendet ist, stark ab. Der
Text hat 2x9 pa4ivatti „Meinungen", (8a. 436a) in denen unpolemisch
dargestellt wird, wie Einige (ege) die Wesen 2- bis IQfach einteilen. Im
Kolophon kommt diese Bezeichnung nicht vor. Über den großen und die
kleinen Einschübe im Text s. u. I. Zweiteilung der im Saqisära befindlichen
Wesen: unbewegliche und bewegliche. 11. Dreiteilung: weibliche, männliche
und geschlechtslose. III. Vierteilung: H(öllenwesen), T(iere), M(en8ch^i),
G(ötter, mit 2 vemärjkiya'Uddesa). IV. Fünfteilung: ein- bis fünfidnnige.
V. Sechsteilung: Erd-, Wasser-, Feuer-, Wind-Wesen, Pflanzen, Tiere.
VI. Siebenteilung: Höllenwesen und TMG je weiblich und männlich.
VII. Achtteilimg: HTMG je im ersten und in spateren Augenblicken ihres
Daseins als solche. VIII. Neunteilung: die 5 einsinnigen und die 2- bis
5-sinnigen Wesen. IX. Zehnteilung: die 1- bis 5sinnigen Wesen wie VH.
Es folgt die Betrachtung aller Wesen, also die Hinzuziehung der Voll-
endeten. I'. Zweiteilung: fertig ausgebildete und nicht f. a. Wesen, solche
mit und ohne Sinnesorgane, Körper, Betätigung usw. 11'. Dreiteilung in
Bezug auf Glauben, Begrenztheit, VoUentwicklimg, Feinheit, Vernunft,
Erlösungsfähigkeit und Beweglichkeit. III'. Vierteilimg nach Betätigung,
Geschlecht, Glauben, Selbstbezähmtheit. IV'. Fünfteilung in HTMG
(s. eben) und Vollendete, oder nach Besitz und Fehlen der 4 Leidenschaften.
V. Sechsteilimg nach Besitz und Fehlen der 5 Sinne oder der 5 Leiber.
VI'. Siebenteilung: 4 Elementarwesen, PQanzen, Uua (= TMG) und körper-
lose oder nach Besitz und Fehlen der lesä. VIL'. Achtteilung wie oben VI,
dazu die Vollendeten, oder nach den 5 richtigen und 3 falschen Arten der
Erkenntnis. VIII'. Neunteilung in ein- bis viersinnige, (fünf sinnige) HTMG
und Vollendete, oder wie oben VII, dazu die Vollendeten. IX'. Zehnteilung
wie oben VIII, dazu die Vollendeten, oder wie oben VII, dazu die Vollende-
ten in beiden Arten.
Durch ^äii;^. 126a. 205a ist bezeugt, daß neben der Ganda-, Süra- und
Jambuddivapannatti auch die Divasägarapannatti selbständig eziBtier-
III. Deb Kanon ttnd seine Teile (§ 37 — 56) 69
te. Wir kennen sie aber nur als Einschiebung in den Jlv., wo sie mitten in der
Besprechung der Gestimgötter in III beginnt (176a). Ihr Erscheinen iidrd
nicht begründet. Am Schluß (373 a) heißt es diva-sägarä samaää, und Kapitel
werden so wenig unterschieden^) wie im Jlv. und in der Jambudd. (§ 48).*)
Das Verhältnis der letzteren zur Divas, ist bei jener zu erörtern. Den Inhalt
der I^vas. bilden dem Titel entsprechend und in dem übUchen Wechsel von
Frage und Antwort die Ringländer und Ringmeere. Ausgangspiinkt ist aber
der Jambuddiva. Ein Kompendiimi der Divas, bildet die Dlvasägara-
pannatti-saipgahani von 223 G. (Jgr. 64 unter den Painna)^).
Nach Schluß dieses Textes folgen (373 b) noch mehrere kleine Einschübe,
die miteinander nur durch das in verschiedenem Sinne gebrauchte Wort
"poggala zusammenhängen. Dann (375 b) setzt die Darstellung der Gestim-
götter wieder ein.
Kommentar: Die Tlkä des Malayagiri behandelt Jlv. und Divas, unter-
schiedslos. Ausgaben (mit der Ttkä) : ÄS, Ahmedabeui 1883. — Äg. S., Bo. 1919.
§ 48. Uvanga 4 — 7. 4. Pannava^ä, häufig mit dem Beiwort bhagaval
wie das 5. Anga. Eine systematische Darstellung in der übUchen Form von
Frage und Antwort auf Grund der Vorarbeit des Ajja Sfima^), wie die 3. und
4. der 9 vorangestellten Gähä angibt. Ajja Säma wird dort als der 23.
dhlra-^vrisa im väyagn-vcwiisa und in G. 5 der Lehrtext als DHÜmäya-
nisanda bezeichnet. Der Stoff ist auf 36 paya verteilt.
1. Pannava](]Ä. Das Leblose und das Lebendige kann mit allen seinen
Unterteilungen Gegenstand der „Kundmachung" sein. 2. ^hänä, die
Aufenthaltsorte der Wesen. 3. Bahuvattawaya, die relative Anzahl der
Wesen in 27 Betrachtungsweisen (dära): Weltgegend, Art und Geschlecht,
Ein- bis Fünfsinnige, Einsinnige insbesondere, (5.) Betätigung, Geschlecht,
Leidenschaften, lesä, Anschauung, (10.) Erkenntnis, Glaube, Bezähmtheit,
Bestinmxtheit des Vorstellens, Stoffaufnahme, (15.) Sprache, individueller
Leib, Entwicklung, Feinheit, Vernunft, (20.) Erlösmigsfähigkeit, Seins-
klassen, Letztheit, Stoffteilchen, Zahl in den Welten, (25.) Bindung und
andere Eigenschaften, Zahl der Stoffteilchen in den Welten, Zahl der Wesen
insgesamt. 4. fhü, Lebensdauer. 6. Visesa, Zustände (pajjatxt) bei Beseeltem
und Unbeseeltem. 6. Vakkanti, Neuverkörperung, in 7 dära. 7. Üsäsa,
Atmen. 8. Sannä. 10 Richtungen des Bewußtseins. 9. Jopi. Die 4x3 Arten
von Ursprungsstätten. 10. Carama. Objekte als relativ letzte oder nicht-
letzte betrachtet, und ihre relative Anzahl. 11. Bhäsä, Sprache. 12. Sarira,
die 5 Leiber, je entweder zur Zeit existierend (baddheUaga) oder früher be-
sessen (mukkeUaga). 13. PariQäma. Die 10 Arten von Veränderungen in der
lebenden und der leblosen Substanz. 14. Kasäya, die 4 Leidenschaften.
16. Indiya, die Sinne, in 2 nddesa. Im 1. einige Sonderfälle (304bff.), die
fremdartig anmuten^). 16. Paoga. Die 15 Anwendungen von Verstand, Bede
und Körper. Die 5 Arten des Gelangens (gai-ppaväya, § 38) mit ihren Unter-
arten; die erste ist die jKioga-gai. 17. Lessä, in 6 vdd. 18. Öyatthii, das Ver-
bleiben in derselben Körperform durch mehrere Existenzen. 19. Sammatta.
^) Es steht nur am Schluß der Beschreibung des Lavana-Meeree 326b: Ui
Mandaroddeädkdh aamaptüh im Komm.
') Zur Reihenfolge vgl. Leumakn, Übersicht 21b.
') Sie ist gewiß auch in der Vlhimaggapavä gemeint (Webeb, Verz. II, 873),
wo unter den Painna die Dlvasägarapannatti genannt wird.
*) In der Tradition auch Eläla£a, vgl. | 24.
*) Verf., Worte Mv.s S. 13 Anm.
70 in. Religion, weltliche Wissenschaften mm Kunst. 7. Jainas
Wahre, falsche und gemischte Einsicht. 20. Antakiriyä, die Möglichkeit, zum
Ende des tatigen Seins zu gelangen. 21. Ogaha^äsamthäii^a. Größe und Form
der 5 Leiber. 22. Kiriyä. 2x5 Arten des Handelns. 23. Kamxnapagadi, die
8 Arten des ELannan, in 2 udd, 24. Kammabandha. Die Bindung mehi^v
Karman- Arten bei Bindung einiger derselben. 26. Kammaveya. Die Empfin-
dung mehrerer Karman-Arten bei Bindung einiger derselben. 26. Veys-
bandha. Die Bindung mehrerer Karman-Arten bei Empfindung einiger
derselben. 27. Veyaveya. Die Empfindung mehrerer Karman-Arten bd
Empfindung einiger derselben. 28. Ähära. Die Stoffaufnahme. 29. Uvacga.
Die zwei Arten der geistigen Funktion. 30. Päsanayä. Die 2 Arten des
Sehens. 31. SannI, die Vernünftigen. 32. Saipjaya. Die Selbstbezähmtheit.
33. Ohi. 2 Arten und 6 Arten dieser Erkenntnisform. 34. Pariyarw;^. Ver-
körperung und Geschlechtlichkeit (bei den Gröttem). 35. Veyapa. 3 Arten
der Empfindung, 4 andere, dreimal 3 andere, zweimal 2 andere. 36. Sam-
ugghäya. Die 7 Arten der Tilgung.
Kommentar: Tikä von Malayagiri. Ausgaben (mit der Tlkä): AS* Ben.
1884. — Äg. S., Bd. 1918—19).
5. Sürapannatti. Eine Physik des Himmels, ganz vorwiegend aber eine
Darstellimg der Tätigkeit und Wirkung von Sonne und Mond. Der Anbog
ist die übliche legendarische Einleitung von Fragen Goyamas an Mah&vin,
aber diese beiden Personen treten im Verlauf völlig zurück, und Frage wie
Antwort sind unpersönlich^). Mit der stereotypen Frageform UL hohem U...
äkiie Hi vadejjä und dem schon hier erscheinenden standigen tä als Satz-
beginn nimmt die Sürap. stilistisch eine Sonderstellung ein. Wie im Jiv.
werden auch hier in allen Abschnitten außer dem Hauptteil des 10. po^
vaUiy Meinungen einiger (ege) nacheinander angeführt, aber anders als dort
wird ihnen schließlich, z. T. unter Nachweis der Unrichtigkeit, die eigene
Lehre gegenübergestellt (vaycvqi pui?a evcwß vayämo). Also eine an das
ELautaliya erinnernde Methode. Der Stoff ist auf 20 pähu4^, „Darbringon-
gen", wie sie samt den Unterteilen pähv4a'pähii4a auch vom DittMväya
behauptet werden, verteilt. Das gleichfalls im Ditth. vorkommende ««ä4«
erscheint in 10, 1. Die einzelnen pähuda haben keine Namen, diese werden
durch die Stichworte in den einleitenden Slokas vertreten. Eine Darstellm^
des Inhalts gaben Wbbeb Ind. Stud. 10, 254ff. (1868), Thibaüt JASB
49, 107 ff. 171ff., siehe auch desselben „Astronomie" in GIAPhA Bd. 3, H. 9,
S. 20ff . 29. Diese Arbeiten*) beruhen übrigens weniger auf dem Text als auf
Malayagiris Kommentar. 1. Die engeren und weiteren Kreise (mav4<^)f
die die 2 Sonnen je nach der Jahreszeit lun den Meru beschreiben. 8 p.pöÄ.,
das 4., 5., 6., 8. mit 3 — 7 pa4ivaUi, Vielleicht ist dies pähuda mit dem Text
namens Ma^^^lappavesa in der anga-bähira-lÄBte (§ 40) gemeint'). 8. 1^
horizontale Weg der Sonnen durch die Kompaß viertel, mit 8 j)a4*^^> ^
Übergang aus einem Kreis in den nächsten, mit 2 pcuf. ; der während 1 ff^^
huUa von einer Sonne zurückgelegte Baum, mit 4 pa4' 3. Die Größe des
Raumes, den Sonne und Mond erleuchten, mit 12 pcu}. 4. Die Figur (saitj^^^h
die von der Helligkeit (seyä) der Sonnen und Monde über der Erde und auf
der Erde gebildet wird, mit je 12 jxu}.^ von denen die erste gebilligt wird.
^) Ausnahmsweise ein abschließendes samaifäuso 84 b ff.
«) Der Vollständigkeit halber noch: Shama Shastby QJMythic Soc.
16, 138—147; 16, 201—212 u. d. irreführenden Titel „A brief Translation... •
») Webeb Ind. Stud. 16, 406«).
III. Deb Kakok tTND SEINE Teile (f 37 — ^66) 71
6. Die Atome des Mandara laBsen das Licht der Sonne nicht durch (pa-
4ihavarU%, mit 20 pa^-i die nur durch die 20 Namen des M. zustande kommen.
6. Die Dauer (aaipthii), während der die Kraft der Sonnenstrahlung dieselbe
bleibt, mit 25 päd. entsprechend den angenommenen Zeiteinheiten. 7. wie 5,
varayanii statt pa^ihais^anti, mit 20 pa4. 8. Die Beziehung der Sonnenbahn
zu Tag, Nacht und anderen Zeitmaßen auf Erden (vdaya-aariUkii), mit
3 päd. 9. Das Zustandekommen irdischer Wärme durch die Sonne^), mit
3 pa4- Die Länge des Schattens (porisi-cchäyä) hängt ab von der Höhe und
dem Licht der Sonne, mit 25, 2 und 96 pa^-, die letzteren auf Grund der
Meinimgen, daß der Schatten 1, 2 usw. bis 96 poriH lang sei. (Er mißt aber
am Anfangs- und Endpunkt des Tages 59 por, und einen Bruchteil.) Der
Schatten wird nach Form und Fall 25fach benannt. Möglicherweise ist
unter dem anga-bähira-Te^ PorisIma94&l& dieses 9. pähuda zu verstehen.
Im 10. pähu4<^ und in den meisten der ihm folgenden stehen nicht mehr die
Sonne, sondern der Mond imd die Gestirne im Vordergrund. Man kann daher
die Vermutung wagen, daß die Candapannatti, die als 7. Uvanga angeführt
wird, in allen bisher bekannten so bezeichneten Handschriften aber mit der
Sürapannatti so gut wie gleich lautet, an dieser Stelle hineingearbeitet
worden ist*), päh, 10 hat 22 p,'pähii4a. Es werden darin behandelt die
Reihe (ävaliyä) der 28 Nak^atra mit 5 jxi^. je nach dem, mit welchem sie
beginnt und endet; die Dauer ihrer Konjunktion (Joga) mit dem Mond;
die Teile (bhäga) von Tag oder Nacht, in denen ihre Konjiuiktion beginnt;
der Zeitpunkt des Beginns; (5.) die nahe und weitere Verwandtschaft
(hula, uvakvla, kulövakula) der Nak^atra mit den Monaten; die Voll- und
Neuimondstage und ihre Beziehung zu den ktUa usw.; die Beziehung
(scmniväya) von Vollmondstagen zu Neuimondstagen; die Figur (saififhn)
der einzelnen Nak^atra; die Zahl ihrer Sterne (tär*agga)\ (10.) die N. als
Führer (neiäp) der Monate und das Maß des Schattens, den die Sonne in
diesen wirft; die Stellung der N. zum Mondweg (canda-magga) und der
Kreislauf des Mondes während 15 Tagen (c-marj^oia); von N. drei oder
nicht frei; die Gottheiten (Bambha-devayä, Vitihu-d. usw.) der N.; die
Namen der 30 tntihuUa; die Namen der 15 Tage und Nächte eines Halb-
monats; (15.) die sich dreimal wiederholenden 5 Namen der 15 Tithi und
ihrer Nächte; die Gotra der N. (MoggaUäyaifa, Sankhäyaiyi usw.); die
unter einem N. den Geschäften förderlichen Speisen; die Häufigkeit der
Konjunktion der N. mit Mond und Sonne (eanda-cära und äicca-c.) während
des 5jährigen Yuga ; die Namen der 12 Monate ; (20.) die 5 Arten von Jahren
mit ihren Unterarten; die Tore der Nak^atra (joisassa därä), je 7 nach
einer Hauptrichtimg, mit 5 pa4-] endlich (nakkhiüia'Vijaya) die Doppeltheit
von Sonne, Mond und N., die Verbindung der 62 Voll- und Neuim<mdtage
(im Yuga) mit ihnen, die Gleichzeitigkeit der Bewegung beider Monde,
Sonnen usw. 11. Der Anfang jedes der 5 Jahre eines Yuga. 12. Die 5 Arten
von Jahren, die die Unterarten eines der in 10, 20 behandelten 5 Jahre
bilden, die 6 Jahreszeiten, 5 omaraUa und 6 aircUta (fehlende und über-
schüssige Tage), die 5 Sonnenwenden im Yuga in Bezug auf Nak^atra und
Mond, der lOtachejoga, 13. Zu- und Abnahme des Mondes, Voll- und Neu-
^) Die einleitende Frage fehlt und ist durch die ersetzt, die den nächsten
Gegenstand einführt.
') Das angebliche Zitat aus der Cand. Sthän. 415a ist denn auch = Sürap.
173b. Nicht verständlich sind H. R. Kapadias Einwände IRQ 8, 381 f.
3) Vgl. hierzu Jacobi ZDMG 74, 258.
72 m. Reuoion, wei/tliohe Wissenschapten und Kunst. 7. Jatnas
mond, Kreise seiner Bewegung. 14. Die hellen und dunklen Monatshälftea
(dosivä'pakkha und afidhaharchp,), 16. Die Geschwindigkeit der Grestirne
(Mond, Sonne, Planeten, Nak^atra, Sterne), relativ und absolut. Kreise Ton
Mond und Sonne während 1 Monats und 1 Tages. 16. Gleichbedeutend sind
eanda-kssä und doHvä, süra-l. und ä^aiva, andiahGra und chäya. 17. Für die
Ablösung (eayattivaväya) der in den Monden und Sonnen verkcM^rten
Gottheiten gibt es kein festes Zeitmaß (25 pa4- wie päh. 6), vielmehr dauert
eine jede Grottheit die ihr (durch Karman) bestimmte Zeit. 18. IMe Höhe der
Gestirne über der Erde (§ 126), mit 25 pa4-9 sie hat mir der sittlichen Höhe
der entsprechenden Gottheiten nichts zu tun. Ihr Gefolge und sein Abstand
vom Mandara. Das in Bezug auf den Jambuddiva innerste, äußerste,
oberste und unterste Nak^atra (Abhil, Müla, Säl, BharanI). Form, Maß und
Zugkräfte der Gestimgötter (vim&iya). Die Geschwindigkeit der Gestirne
(wie 15), ihre Macht (%44^i)i ihr gegenseitiger Abstand, ihr fürstliches
Leben, ihre Dauer, ihre relative Anzahl. 19. Die Anzahl (mit 12 po^-^
der Gestirne über der Menschenwelt, mit 40^Gäha, darin B&hu als Urheb«
von Zu- und Abnahme des Mondes, ihr rechtlaufiges Wandeln, ihre Form,
die Vakanz eines Fürstensitzes. Die feststehenden Gestirne jenseit der
Menschenwelt. Die weiteren Ringländer und -Meere und die Gestirne darüber.
20. Monde und Sonnen sind mächtige Götter, mit 2 ^^4- Auch Rahu (2 fü4)
ist ein solcher ; seine 15 Namen, sein vimAtia, sein Tun, sein doppeltes Wesen
als dkuva-R. und pawa-R, Die Namen soH und äicca von Mond und Sonne,
ihr fürstliches Leben. Die 88 maha-ggaha.
Kommentar: Tlkä von Malayagiri. — Ausgabe (mit der TSkS): Ag.
S. 1919.
6. Jambuddivapannatti. Beschreibung des Weltmittellandes Jam-
buddiva. Die Divasägarap. (§ 47) enthält Teile, die den Jambuddiva gleich-
lautend beschreiben, und Kibfbl hat Z II 3, 50ff . diese Parallelen mit
dem Ergebnis untersucht, daß die beiden Texte einmal ein Ganzes gebildet
haben, und daß bei ihrer Zerlegung die Jambuddiva-Teile in IMvas. wieder-
holt wurden, um dort Grundlage und Ausgangspunkt zu bilden. IMe übliclie
Einkleidung in Frage und Antwort tritt in den zusammenhängenden Dar-
stellungen ganz zurück. Wie der Jiv. ist die Jambudd. ohne Abschnitte,
doch bezeichnet der Kommentar 7 vak^askära, ein sonst nur im Weltbau
(§ 115) erscheinender Ausdruck.
I. Der Jambuddiva im Allgemeinen, seine Umfassung und die Tore darin.
Der Weltteil Bharaha. II. Die Einteilung der Zeit in Bharaha, der Zustand
in ihren verschiedenen Epochen stLsama-susamä usw. (§ 120). Das Leben de«
1. Titthagara Usabha während der susama-düsamä, größtenteils überein-
stinmx^d mit Ji^ac. 204—228. Die feierliche Einäscherung des Leichnams.
m. Um mitzuteilen, wie König Bharaha die Weltherrschaft gewann und
dadurch dem Bharaha väsa den Namen gab, wird das Bharahacakki-
cariya eingeschaltet^). IV. Die übrigen Weltteile des Jambuddiva und die
sie trennenden Bänke. V. Die von den Göttern einem neugeborenen Tittha-
gara erwiesenen Feierlichkeiten (§ 15). VI. Kurze statistische Übersicht
über die geographischen Einzelheiten des Jambuddiva (hierin Eravaya statt
des bisherigen Eräv.). Eine Fortsetzung steht am Schluß des Ganaen;
zunächst folgt in VII. ein astronomischer Abschnitt, der sich inhaltU^^h
(nicht in der Darstellungsform) mit der Sürapannatti vielfach deckti
1) Vgl. Vebf. GGA 1931, 293—298.
m. Deb Kanon ttnd sbinb Teile (f 37 — 66) 73
besonders mit Sürap. 18. 19 und Teilen von 10. Dem gegenüber sind neu:
Sichtbarkeit, Gegenwärtigkeit und Wärmekraft der Sonnen (458 b = Viy.
392a), Kreise der Nak^atra (474a), Sonne und Mond unter Verweisung auf
Viy. 5, 1 und 10 (480a), die E^ara^a, die Anfänge des Jahres, des Halbjahres,
der Monate usw., die gegenseitige Entfernung der Sterne (531b). — Die
Statistik beschäftigt sich weiter mit den Titthagara, Kaisern usw. und
Kleinodien in Jambuddiva, dessen Maßen, Ewigkeit, Dauer, Inhalt und
Namen. Abschluß des legendarischen Rahmens, mit dem I. begann.
Kommentar: Tlkä von Sfinticandra. Ausgabe (mit der Tlkä): DLJP 62.
64. Bo. 1920.
7. Candapannatti. Über dieses zwar in den Listen geführte, aber
selbständig bisher nicht gefundene Uvanga^) vgl. die Sürapannatti.
§ 49. Uvanga 8 — 12 bUden 1 suyakkhandha, der nach dem ersten seiner
5 vagga benannt ist. Über die Beziehungen im Inhalt dieser Texte zum 6. und
8. Anga s. Verf., Worte Mv.s S. 7f., wo auch vermutet worden ist, daß der
Name Uvanga zuerst an ihnen haftete.
Kommentar: Vivarana von Candra Süri. Ausgabe (mit dem Vivarana):
ÄS 19—23, Benares 1885.' — Äg. S., Bo. 1922. — With Introd., Gloss., Notes
and Appendices by P. L. Vaidya. Poona 1932.
8. Nirayävaliyäo. 10 ajjhayana, 1. Kali, eine Gemahlin des Königs
Se^iya in Räyagiha, deren Sohn Kala zusammen mit seinem Stiefbruder
Kü^iya in den Kampf gezogen ist, erfährt von Mahävira, daß er in der
Schlacht fallen und in eine der Höllen eingehen wird. Auf Goyamas Frage
erzählt Mahävira die Vorgeschichte des Krieges. Gella^ä, die Haupt-
gemahlin Se^iyas, hat während ihrer Schwangerschalt, einem durch ihren
Stiefbruder Abhaya anscheinend befriedigten Gelüste folgend. Fleisch von
ihrem Gemahl genossen und fürchtet nun üble Folgen für die Djmastie von
Seiten des Kindes, das sie daher aus der Welt zu schaffen trachtet, aber
ohne Erfolg. In der Tat setzt Kü^iya, kaum erwachsen, seinen Vater
gefangen. Von Gella^ä erfährt er jedoch, daß dieser ihn, als er ausgesetzt
worden war, gerettet hat, und eilt ihn freizulassen, Se^iya aber, der den
Augenblick seiner Hinrichtung gekommen glaubt, tötet sich selbst. Als
König residiert Kü^iya in Campä. Alsbald gerät er mit seinem echten Bruder
Vehalla um einige Wertobjekte, die diesem gehören, in Streit. VehaUa
flieht zu seinem Großvater Ge^aga, dem König von Vesäll. Als dieser ihn
auszuliefern sich weigert, beginnt Kü^iya im Bunde mit seinen zehn Stief-
brüdern, worunter Kala, den Krieg. — 2 — 10 enthalten dieselbe Erzählung
mit Bezug auf Kälas neun Brüder, Sukäla usw.
Einzelausgabe: Nirayävaliyäsuttam, een upäüga der Jaina's. Met ioleid.,
aanteek. en glossaar. Van Dr. S. Warben. Amsterdam 1879. Anz. v. H. Ja-
COBI ZDMG 34, 178ff. — Mit dem Komm, des Candra Süri hrsg. von Däka-
vijAYA, Ahm. 1922.
9. Kappava4ii|i8iyäo. 10 ajjhayana. 1. DieMönchwerdung des Pauma,
die sich parallel der des Mahabbala (Viy. 11, 11, 1) trotz dem Widerstand
seiner Eltern Kala (s. oben) und Paumävai vollzieht. Seine Wiederver-
körperung im Sohamma kappa (daher der Titel) und endliche Erlösung. —
Ajjh. 2 — 10 enthalten dieselbe Erzählung von den Söhnen der neun Brüder
des Kala, Sukäla usw.
^) In der alten Reihenfolge, z. B. Thän. 126a. 206a, steht die Gandap. unter
den pannatti voran.
74 III. Religion, weltliche Wissenschaften xtnd Kunst. 7. Jainas
10. Pupphiyao. 10 ajjhaya^. Der Name stammt aus der Haupt-
erzählting No. 3. 1. Der Grott Canda wallfahrtet (wie Stkriyabha, vgl. Bayap.)
zu Mahävira. Dieser erzahlt auf Goyamas Frage sein Vordasein ab Ai^gai
in Sävatthl, der von Päsa zum Mönchtum bekehrt wird und den Tod dmtk
Askese stirbt, die Dauer seines Daseins als Gott und seine bevarst^emk
Erlösung. 2 und 6 — 10 sind Parallelerzahlungen. Die Bekehrenden sind id
5 — 10 die iherä bhagavarUo. Parallel sind dem Rahmen nach auch 3. 4., doch
sind hier die Vorexistenzen ausführlicher behandelt. 3. I>er Brahmaoe
Somila in Väi^äraeä befragt Päsa (Vw. auf die Fragen des Somila an Mab&Tin
Viy. 1422a), bekehrt sich aber nicht. Er pflanzt Fruchtbaume zu Er-
holungshainen, die er mit Blumen ziert — hiervon der Name des Granzen — ,
erweist brahmanischen Asketen Gutes und gibt sich selbst Kasteiungen hin.
Ein Gott überzeugt ihn schließlich davon, daß die E^asteiun^^ auf Brahma-
nenweise, nachdem er doch Päsa gehört, vom Übel sei. Darauf bekehrt sieb
Somila. 4. Subhaddä ist in der Ehe unfruchtbar. Sie wird von Nonnen, die
sie um Bat fragt, erst zum Laientum gewonnen und dann selbst Nonne. Ak
solche beschäftigt sie sich besonders mit Kindern und schmückt sie for
ihre Feierlichkeiten. Nachdem ihr dies verwiesen und sie straffällig geworden
ist, kehrt sie, obwohl Nonne geblieben, nach Hause zurück. Auf ihr jetagu
Dasein als devi Bahuputtiyä wird eine Existenz als Brahmanentochter Somi
folgen (der Bericht steht gleichwohl in der Vergangenheit), die nach da
Geburt von 32 Kindern in 16 Jahren schließlich Laün und Nonne wird,
dann ein Dasein unter den Cröttem und die Erlösimg.
11. Pupphacüläo. 10 ajjhayana, 1. Die zu Mahävira wallfahrtende
Göttin Sirl war im Vordasein die von Päsa bekehrte Bhüyä. Als sie eis»
Tages ihren Körper gründlich wäscht, wird ihr dies von ihrer Oberin y&-
wiesen, sie gehorcht aber nicht. Jene Vorgesetzte heißt Pupphacüläo ajjäo
(Näy. II 1). Die Dauer von Bhüyäs jetziger Existenz und ihre Erlösung.
2 — 10 sind gleichlautend bis auf die Namen der Göttinnen.
12. Va^hidasäo. Nicht 10, sondern 12 ajjhayaiyi, 1. Prinz Nisadliat
der Sohn des Königs Baladeva und der Revai zu Bäravai, wird von Aritt^
i^emi als Laie gewonnen. Auf die Frage des Jüngers Varadatta nach der
Herkunft von Nisadhas körperlicher Vollkommenheit erzählt Arittha^emi
dessen Vordasein als Prinz Virangaya, den der SiddhaUhä nämam äyesrifi
bekehrt. Nisa^ha wird später Mönch ; nach seinem Tode wird er ein Gott
und darauf erlöst werden. 2 — 12 sind gleichlautend bis auf die Namen der
Prinzen. Diese gehören sämtlich der Dynastie der (Andhaka-)Vr99i ao
(vgl. Nandi 418f .), woher der Name des Textes.
DIE PAINNA.
« *
§ 50. Aus der wechselnden Zahl der Pai^iria hebt sich, wie § 40 erwähnt,
ein Kern heraus. Die 10 Stück, aus denen er besteht, haben keine M-
stehende Reihenfolge, wir sind daher berechtigt, eine dem Inhalt gemafie
Gruppierung zu bringen. Im Anschluß an sie sollen einige Werke behandai^
werden, die jenen Kern in weiterem Kreise umgeben.
Ausgaben: Dasapayanna müla sütra. Ben. 1886. Enthält: Tand.» I^^:»
Ganiv., Gaus., Samth., Äurapacc, Bhattap., Mahäpaoc, Cand., Maranftvi-
bhatti. — Payannä samgrah. Bhäg 1. Ahm. s. 1962. Enthält: Bhattap., CJaua,»
Mahäpacc., Äurapacc, ArädhajiäprcSkarana von Somasüri, Ätmabhävanä (Gttj<)
von Buddhisägara, Paramänandapaoiä! (25 Skt.-^l.). — äii Gaus., Äurapa<^"
Bhaktaparijnä, Samthäraga. Gär payannäno samgrah. Bh. s. 1966. — Gatub^
in. Dbb EIakon' und seine Teile (§ 37 — 56) 75
ran'ädi-Maranasamädhy-antam prakTrnaka-da^akam . (Ag. S.) Bo. s. 1983.
Enthalt: Caus., Äufapacc, Mahapa.cc., Bhattap., Tand., Samtn., Gacchäyära,
Ganiv., Dev., Maranasamähi. — Gaus, und Aurap. nebst anderen Testen.
Ahm. 8. 1057. — Vividh PayannSvaoüri. Jäm. 1912.
Über eine Gruppe in den disziplinarischen Paiii^Qa des Kernes, die
hier folgenden fünf, hat v. Kamptz^) gehandelt, ihre Beziehungen zu
einander bestimmt und die Störungen im Textzusammenhang aufgezeigt.
Hier genügen daher ganz kurze Angaben über den wesentlichen Inhalt.
Causarai^a, so genannt nach der Zufluchtnahme zu den vier Heilig-
tümern, nämlich den Arhats, den Vollendeten, den Fronmien und dem
Dharma. 63 G. Kommentar von Bhuvanatunga Süri. Avacüri zum Gaus,
und den 3 folgenden Texten von Gunaratna Süri. Ausg. s. o. und bei
Tandulaveyäliya.
Bhattaparinnä, „Verzicht auf Ernährung", Ritual derselben. 172 G.
Saipthära, „Das Sterbelager", Erfordernisse, Ritual, Legenden von
Märtyrern. 123 G. Komm, von Bhuvanatunga Süri.
Äurapaccakkhä^a, „Die Absage des Kranken" an alle Sünde, Be-
reitimg zum Sterben. 132 G., dabei eine Prosa-Beichtformel mit einer Auf-
zählung von 63 Gegenständen.
Mahäpaccakkhäna, „der größere Verzicht", Erweiterung des vorigen
auf 141 G.
Bier sei angeschlossen die Maranasamähi oder Mara^avibhatti,
660 G., zu denen in der Äg. S.- Ausgabe (s. o.) 3 weitere kommen, in denen
der ungenannte Verfasser anscheinend angibt, aus „der Mara^avisohi, dem
Samleha^äsuya, der Bhattap., dem Äurapacc, dem Mahäpacc. und dem
Ärähanäpai^ujia" geschöpft zu haben. Die ersten beiden stehen in der Liste
der anga-bähira.
Gandävejjhaya, „Treffer ins Schwarze" (candraha-vedhyaha soviel wie
vedhyaka-candraha, Cand. 127 ff.; Äurapacc. 54; Saipth. 122 eandagct-
vijjha). Über die Mönchszucht, die Vorzüge (gur^a) des Lehrers, des Schü-
lers, in der Erziehung (niggaha) durch Zucht, im Erkennen, im Wandel,
im Sterben. 171 G. Eine aid das Tand, sich beziehende Str. 1, die im Druck
steht, gehört sicherlich nicht hierher.
Gai^ivijjä. Die „Kenntnis des Ga^-Führers" von den Zeitpunkten,
die für ein Vorhaben im Mönchsleben günstig oder ungünstig sind. 9 dära:
natürliche Tage, Tithi, Nak^atra, Karana, Planetentage, Muhürta, Vogel-
omina, Konstellationen, andere Vorzeichen. 82 Str., zu gleichen Teilen &l,
und G. Dieser vijjä ist die Angavijjä (§ 56) inhaltlich verwandt.
Mit Teilen des Systems beschäftigen sich die beiden folgenden Pai^a.
Tandulaveyäliya, so genannt nach einer Berechnung (vicära), wieviel
Reiskörner ein normaler Mensch in 100 (Jahre) x 360 (Tage) X 30 (Stunden)
X 3773 (Atemzüge) verzehren würde. Sie würden 22^ väha füllen. Eine
ungegliederte Zusammenstellung von Prosa verschiedener Herkunft, G. und
Sl, Embryologie, Altersstufen des Menschen, Lebensdauer in der Vorzeit
(dabei Körperbeschreibung der Arhat, Gakravartin usw.) und heutzutage,
wo man auf höchstens 100 Jahre kommt (s. o.). Hohl- und Zeitmaße. Die
Körperteile, die Menge der Flüssigkeiten im Menschen, der Leib als unreine
Masse. Geringschätzige Betrachtung der Mütter, meist in Vergleichen und
Etymologien.
^) Über die vom Sterbefasten handelnden älteren Painna'des Jaina-Kanons.
Diss. Hamburg 1929.
76 m. Religion, weijtliche Wissbkschajten und Kunst. 7. ü' aus Aß
Ausg. 8. o., femer: Text mit Vftti von Vijayavimala und dem Cmj». I>r«JP
69, Bo. 1022. — Ausg. mit Guj .-Übers, von HTbälat. Hamsräj.
(Jahr?).
Devindatthaya. Ein Laie, der den Preis (thaya) des Va]
(Mahävira) anhebt, wird, als er die devinda erwähnt, von seiner fV&o mit
der Bitte um Erklärung dieses Wortes unterbrochen. Seine nun folgende
Darstellung ist an sie gerichtet und behandelt systematisch die 20 -f- 16+12
Götterfürsten der Bhava^aväsl, Vänamantara und Veinä9i3ra, ^vxxr
letzten auch die Joisiya-Götter, je nach Sitz, Dauer und Fähigkeii^eo,
Vemä^iya auch nach Größe, Geschlechtlichkeit usw. 304 6.
Viratthaya. Während der Name des vorigen Pai^na irrefahrencl ist,
liegt hier wirklich ein Preislied vor, und zwar auf Mahävira, deesen ^MajEnen
nach brahmanischem Vorbild in 43 G. aufgeführt werden.
Die gelegentlich unter den PaiwA erscheinenden Ti tthogäll und JL ra •
ha9äpa4ägä sind dem Vebf. handschriftUch als Kompendien der ge-
samten Lehre (1233 G. und 930 G.) bekannt geworden.
DIE CHEYASUTTA.
§ 51. Äyäradasäo, verkürzt Dasäo, auch Dasäsuyakkhandha. 10
(ThäQ. 506 a): 1. 20 Übereilungen des Temperaments (ctsamShi'Uh&mkaJ,
2. 21 Vergehen gegen die Gelübde (sabcUa), 3. 33 Fälle mangelnder
erbietung (äsäyafiü) des Schülers, 4. 8 erforderliche Eigenschaften des
Ga^a-Führers (gai}%-8a/qi/payä) und zweimal eine 4fache Erlangung von
Zucht durch den Schüler, 6. 10 Fälle des Erwerbes übersinnlicher Erkenntals
(citta-samiähi) als Gewinn aus frommem Wandel, 6. 11 Grade des Laientums
(uväsaga-pa^imä) , 7. 12 Grade des Mönchstums (bhikkhu-p,). IMeoe
7 dasä werden auf die (herä bhagavanto zurückgeführt und bilden zuaanunen
mit Utt. 16 und Dasav. 9, 4 die Reste einer disziplinarischen Sammlung,
die in der Weise des 3. und 4. Anga nach der Zahl angelegt war^). Nur ist in
6 eine Darstellung des (a)hiriyä'Väl ohne erkennbaren Anlaß eingesetat.
Die Form ist Prosa bis auf 17 iSl. als Anhang zu 5. Die übrigen dasä sind von
den aufgeführten und ebenso unter sich stark verschieden. 8 schließt mit
dem Pajjosavapäkappa (oder der Sämäyäri), den Vorschriften für das
Mönchsleben während der Regenzeit (§ 146). Zusammen mit den beiden
ihm vorausgehenden Texten bildet diese Dasä das Kalpasütra genannte
Werk. Sein 1. Teil ist das Ji^acariya, die Geburts- und Lebensgeschichte
Mahävira«, die mit vielen Vedha breit geschildert und hierin ähnlich vor-
bildlich ist wie das Uvav. Über die Schlußworte, die ein Datum enthalten«
8. § 39. Diesem Hauptteil des Ji^ac. folgen die viel kürzeren, stereotyp ge-
arbeiteten Biographien der früheren Jina. Der 2. Teil ist die Therävall,
ein Verzeichnis der unmittelbaren Jünger Mv.s und eine liste der an-
schließenden Häupter der Kirche, ihrer Zweige und Schulen. Die Namen
sind vielfach zu Gähä zusammengestellt, und auch der Schluß weist solche
auf. Die Chronologie endet mit Devarddhi (§ 39), die Liste ist daher in oder
gleich nach seiner Zeit entstanden. Daß so verschiedenartige Teile zu einem
Ganzen vereinigt wurden, beruht wohl auf der Absicht zu beweisen, daß
Lehre und Brauch auf Urzeiten zurückgehen*). Die Überlieferung berichtet*),
1) Verf., Worte Mv.8 S. 9f.
*) Verf., Worte Mv.s S. 12.
>) Jacobis Ausg. S. 114ff.; SBE 22, 270.
III. Der Kanon xtnd seine Teile ({ 37 — 56) 77
daß der Text vor einem König Dhruvaaena verlesen wurde, um diesen über
den Verlust seines Sohnes zu trösten. 9. 30 Fälle, wo aus Betörung (moha)
üble Handlungsweise fließt, 39 iSl., die in legendarischer Einleitung Mahävira
in den Mund gelegt werden. 10. Äyäitthä^a, der Fall der Wiedergeburt.
Mahävira erkennt das durch den Anblick des Fürstenpaares Se^iya und
Gella^ä und seines Pompes erweckte niyäfuta seiner Mönche und Nonnen und
besiegt es durch neun analoge Beispiele solcher Zukunftswünsche und der
aus ihnen folgenden Lebensgestaltung. Der Wunschlose bereitet sich das
Ende alles Daseins.
Kommentare zu den Dasäo: Nijjutti, Cunni, Tlkä von Brahma Muni. —
Eine Ausgabe aller Dasäo ist noch nicht erschienen. Nur die 8. daaä ist sowohl
für sich konmientiert wie selbständig herausgeffeben worden. Stevensons
Erstausgabe s. § 1. The Kalpasütra of Bhadrabanu ed. with an introduotion,
notes and a glossary by Hermann Jacobi. (AKM 7, 1.) Leipzig 1879. Hierin
S. 26 ff. eine Übersicht über die vielen Konmientare seit der Pajjosavanä-
nijjutti. Zu ihnen hinzu kommt die Subodhikä des Vinayavijaya, gedruckt
DLJP 7 und 61, Bo. 1911 und 1923 und ÄGRM 31, Bh. 1915. — Text mit der
Kiranävall des Dharmasägara ÄGRM 71, s. 1922. — Text mit der Kälikäoäiya-
kathä DLJP 18, Bo. 1914. — Text ohne Komm., mit Bildern u. d. T Sri.
Kalpasütram Bärasäsütram salitram., (DL JP 82 Bo. 1933. Übersetzung:
(engl.) von H. Jacobi (in SBE 22). Oxford 1884.
Kappa. Sammlung von Vorschriften für die Lebensweise der Mönche imd
Nonnen. Über die Zusammensetzung des K. siehe den folgenden Text.
Kommentare: Bhäsa von Samghadäsa; Cunni von Pralamba Süri (beide in
3 Rezensionen); Tlkä von Malayagiri, fortgesetzt von BälaSirah^khara; V;iiti
von Ksemakirti. — Ausgabe: Das Kalpasütra, die alte Sammlung jinistischer
Mönchsvorschriften. Einl., Text, Anm., Übers., Glossar. Von Walther Schij-
BRiNO. — Kappasuttam (Rücktranskription dieses Textee, besorgt von Jivraj
Ghellabhai Doshi). (The Scu^red Books of the Jains 4.) Ahm. 1911. Kalpa-
Vyavahära-Niältha-süträni. (Nägari-Umschrift der Ausgaben Schxtbbinos.)
(Jaina-Sähitya-Samikxihaka-GM.) Poona 1923. — Die deutsche Übers, ins
Englische übertragen von May S. Buboess IA 39, 267 ff.
Vavahära. 10 uddesa, Inhalt wie beim K. (ßndd.). Beide Werke sind aus
verschiedenen Quellen zusammengeflossen. Nach dem Vebf.^) enthielt der
ursprüngliche K. die Sammlung des für Mönch und Nonne (niggantha und
Hhi) auf den verschiedenen Gebieten des mönchischen Lebens Gebotenen
imd Schicklichen, der ursprüngliche Vav. die feinere Regelimg der Bang-
und Unterordnung und das Verfahren (vavahära) gegen denjenigen (bhikkhu
und niggatUki), der die Vorschriften übertreten hat. Der Vav. setzt also
den K. voraus.
Kommentare: Bhäsa; Cunni; Tlkä von Malavagiri. — Ausgabe: Vava-
hära und NiähsrSutta. Hrsg! von Walther Schxtbbiko. (AKM 15, 1.)
L. 1918. — Dieser Text des Vav. in Nägarl-Umschrift mit Guj. Übers, hrsg.
von Jlvräj Gheläbhäl Dosl. (The Saored Books of the Jains.) Ahm. 1925.
Nisiha. Der Name ist nur als Kreuzung von niseha „Verbot'' mit
nisihiyä „Ort des Studiums'' zu erklären, udd, 1 — 19 verzeichnen das
Strafmaß von 1 oder 4 Monaten für die verschiedensten Vergehen, und zwar
kami die Strafe ausgesetzt oder gekürzt werden, sie heißt dann ugghäiya
oder -inuiy andernfalls atyiigghäiya. Ein dritter Gegenstand — der Nis. g^t
als dreiteilig (Äv. 16, 114) — ist die Zusatzstrafe (äravava) beim Ver-
schweigen alter oder beim Begehen neuer Übertretungen. Hiervon handelt
1) Vav. S. 6.
78 III. Religion, weltliche Wissekschapten und Kttnst. 7. Jajstjls
der 20. udd, (20, 1—20 = Vav. 1, 1—20). Samav. 47b werden 28 Möglich-
keiten der ärovai^ä (mäsiyä ä, usw.) als Bestandteile des ä^ära-paJbappa
aufgestellt, ohne daß (trotz den Anklängen an Nis. 20) erkennbar w&re, ob
damit ein Text gemeint ist. Der ÄySrapakappa Äv. 16, 114 aber ist der
Äyära, das 1. Anga, mit ebenfalls 28 Abschnitten unter Einschluß der obigen
I^iteilung des Nis. Aus keiner der beiden Stellen aber ist abzuleiten» daß
der Äyärapakappa gleich dem Nis. sei, wie es der Komm, zu Vav. 3, 3. 10;
5, 15-— 18; 6, 4f. ; 10, 18 — ^20 will, wo von dem OQJhayaria dieses Namens die
Bede ist, wohl aber aus Thäii;^. 325 a. Daß der Nis. zum Äyära gehöre,
behauptet Samav. 44a in widerspruchsvoller Weise^), es geht dies aber aus
Samav. 73 b hervor, wo mit der Äyäracüliyä nicht <üe Vimutti Äyär. H 16
(so Abhay.), sondern der Nis. gemeint sein muß. Entsprechend hat die
Nis.-nijj. einst den Schluß der Äyära-nijj. gebildet*).
Kommentare: Bhasa; Cunni; Vifiesa-Nis.-C. von Jinadäsa. — Ausgabe
siehe Vavahära.
§ 52. Mahänisiha. Ein Anklang an den Nis. ist nur darin zu finden, daß
im 7. Abschnitt des Mahänis. für eine große Anzahl von Verstößen im sog.
jKioikiüa'SiMa leichtere Strafen angegeben werden. Gleichzeitig sollte aber
auch durch die Beziehung auf einen alten Text dieses einer spaten Zeit
entstammende Werk legitimiert werden. Auch auf andere Weise wird dies
versucht. Das Prakrit ist entartet, die Überlieferung mangelhaft, was schon
dem Schreiber des Archetypus aufgefallen ist. Eine ausführliche Inhalts-
darstellung und kritische Analyse hat der Vbbf. geliefert (s. u.), weshalb
hier nur das Notwendigste gegeben wird.
1. Salluddhara^a, von Beicht- und Bußfertigkeit, 222 iSl. außer der Ein-
leitung in Prosa. 2. Kammavivägavägara^a, 209 iSl., ein großes Mittelstuck
in Prosa. Die Folge schlechter Handlungen; Keuschheit, sexuelles Temjiera-
ment; moralische Gedanken. 3. Prosa und G. Die 200 Arten des schlechten
Mönches (kusüa), Ritual und Bedeutung des "paruM-mangala und anderer
Formeln. Über die Verehrung der Arhats. 4. Erzählung von Sumai und
Näila') und ihrem Verhalten gegenüber den hisiUiy mit charakteristischen
Einzelheiten. 6. Navaplyasära. 6. und Sl. Vom Gaccha und vom Lehrer,
mit Erzählungen von Vaira und Kuvalayappabha. 6. Giyatthavihära.
415 Sl. Nandisenas Eigenmächtigkeiten; Äsa^as desgl.; von Beichte und
Buße; Medhamaläs ungenügende Beichte. Verkehr mit tüchtigen und un-
tüchtigen Mönchen {giy^cMui und agiy.). Erzählungen von Isara, Rajjä,
Tiakkhai^adevi-Khan;i4otthä. Die Hingabe an das Mönchtum kann nur eine
unbedingte sein. Es folgen zwei Zusatzkapitel (cüliyä). 7. Prosa, G. undlSl.
Von der Buße; das pacchitta-svtta (s. o.). Verschiedenes. 8. Erzählung von
Sujjhasiri und Susadha, Vorteil der restlosen Beichte.
W. ScHUBRiNO, Das Mahänisiha- Sutta. (In Abh. d. Preuss. Akad* d.
Wiss. 1018.) Berlin 1918. — Mahänis. 4 (imd 5 ?) in: Sumati Nägil caritra
tathä samjätasamjät ane ga.ccha-kugacchano adhikär. Ahm. s. 1933. — Ei^
Zählung nach Mahänis. 8: (Susadhacariya,) Susadhaoaritra: an ÄGRM 67
(1918).
In enger Beziehung zum Mahänis. steht der Gacchäyära, indem er fast
ein Drittel seines Bestandes aus ihm entnommen hat, vgl. Vskf., Mahänis.
S. 50f . 137 (138) 6l. und G. Es werden zuerst (bis Str. 39) die Eigenschaften
1) Vgl. Webbb Ind. Stud. 16, 254 f.
2) Lexjmann, Übersicht S. 22a.
>) Über Näila und seine späten Na.chfolger s. Lbumann, Übersicht 8. 28b.
m. Deb Kanon xtnd seine TehjE (§ 37 — 56) 79
des Lehrers, da«nn die der von ihm geleiteten Gemeinschaft (gaccha) be-
schrieben. Der G. wird auch unter die VaiiyQA gerechnet.
Ausgaben: in einer Painna- Sammlung, §60; femer: Gacchficära-praklrnckka
mit der Vrtti des Vänara Rsi. Ag. S. Bo. 1913.
Pancakappa. Für den Inhalt dieses Werkes sind wir einstweilen auf
die P.cui^ angewiesen^). Der Text war in G. verfaßt und behandelt die
Ordnung des Mönchtums auf 5 Methoden, je nachdem der Kappa als
6-, 7-, 10-, 20- und 42fach angesetzt wird. Wo die Bezeichnungen wieder-
kehren, ist doch die Behandlung meist eine andere.
Jiyakappa. Eine Abhandlung in 103 G. über die 10 Mönchsstrafen und
ihren Eintritt. Sie ist von Jinabhadra verfaßt und verdankt ihre Zu-
rechnung zum Kanon mehr dem Ansehen dieses Gelehrten, dessen Haupt-
werk das berühmte Visesävassayabhäsa (§ 55) ist, als einem hohen Alter
des Textes.
Kommentare: Bhäsa, jünger als dieCunni (Jinavijaya S. 17f.) ; Ouzmi von
Siddhasena Ganin; Cürni-vi^ama-pcMia-vyakhyä von Sricandra Süri.
Ausgaben: Jinabhculra^s Jitakalpa, mit Auszügen aus Siddhasena's Cürni.
Von Ernst Leumann. SPAW 1892, S. 1106—1210. — - 6rI-Jinabhadra-
Gani-Ksamä^amana-viraoitam Jltakalpa-sütram (mit der vollständigen Cunni
und äricandras Erklärung derselben), hrsg. von Muni Jinayijaya. Jaina-
Sähitya-Samiäodhaka-GM. 7. Ahm. s. 1983.
NANDI UND ANUOGADÄRÄ.
•
§ 53. In den nun folgenden beiden propädeutischen Texten liegen be-
sonders vielseitige Werke vor.
Nandl. Der Verfasser, der oft über die Grenzen der Jaina-Lehre hinweg-
blickt, scheint den Namen N. gewählt zu haben, um sein Werk als Ein-
führung zu kennzeichnen (vgl. § 40). Er gibt eine Darstellung der Erkenntnis
(nätia), ihrer Mittel und Quellen (hierin eine Übersicht der kanonischen
Texte 202a). Auf die 23 namashära-Q, folgt in G. 24 — 50 eine Liste der
Kirchenhäupter von Suhamma bis Düsagai^. Sodann 2 Fragmente:
13 Erzählungen von guten und schlechten Schülern, in 1 G. durch Stich-
wörter angedeutet, und die 3 Arten einer Hörerschaft (3 G.). Am Schluß der
N. folgt ein Anhang, der nicht kommentiert ist, über die 6 Arten der Er-
laubnis (aryunnä) und 20 Namen für diese, und über die Erkenntnisart ver-
mittelst der Tradition (suya), die allein von den 5 ihresgleichen Gegen-
stand des Unterrichts ist (Fragen Groyamas).
Kommentare: Cunni von Jinadäsa; Tlkä von Malayagiri. — Ausgaben
mit derTikä: ÄS 45, C. 1880. — Ag. S.,'Bo. 1924; ohne die Tlkä hr^. von
JnInasttkda&a, Surat V. 2447. — An Alphabetical Index of theaphorisms etc.
occurring in (Nandi, Anuog., Av., Ogh., Dasav., Find, und Utt.), along with
detailed lists of subjects treated in these seven Agamas. ÄSG 55. Surat 1928.
A]^uogadärä(i]|i). Untersuchungen ^atiteo^a^ im Bereich des allgemeinen
Wissens und der Lehre, von vier Eingangspunkten (dära) ausgehend. Die
Erkenntnis aus Tradition als Gegenstand des Unteirichts (eng verwandt
mit dem Anhang zur Nandi). Dies führt auf den ävassaya-suyakkhafidha.
Der Plan ist, alle 6 äv, (§ 151) zu beschreiben; er wird aber nur für das erste
von ihnen verwirklicht. Die athuoga-därä (so) des sämäiya, welches jedoch
ganz zurücktritt, sind 1. die vorbereitende Betrachtung von außen (uvakha-
^) Bhandarkar Oriental Research Institute ms. 162 von 1873 — 74.
82 in. Religion, weltliche Wissenschaften itnd Kttnst. 7. Jainas
der Zuhörer. [6.] Die 11 qaffdham (591—665). [7.] Die lOfoche 9aim&fb\
(666 — 723)^). Die entschiedene Rückkehr zur Hauptgliedening geschiaht
mit 'pfwrisa 736. dvära 10 (754) behandelt die naya oder DarsteUungsfonneQ
(§ 76) unter Verweisung auf den Ditthiväya (760), 11 (762) ihre Anwendpg
(samoyarana). Hierbei werden am hslif^fjkuoffa und Ditthiväya das apuhitt-
ta, die Häufung (S. 226), und das 'puhvüa unterschieden, welch letzteres \k
Ajja Vaira bestanden habe (764). Ihn preisen biographisch St. 765—773,
den Ajja Rakkhiya, der den arywoga vierfach eingeteilt, Str. 774 — ^777. Die
7 Irrlehren nebst der des Bocpya (778— 788)*).
Der Textdruck reicht zur Zeit in der allein erreichbaren neueren Ausgabe
nur bis Str. 804, zu der i. 6. 150 für sich gezählte sog. Bhä^ya-Str. kommen
(s. o.). Das Weitere wird daher nach Wbbbb, Verz. 11, 752S. und Ind. Stod.
17, 68ff. beigebracht. 9. Namokk&ranijj., 10. Säm&iyanijj., 11. Gsav!-
satthaya zum 2., 12. VandaQanijj. zum 3., 13. Pa^jikkafna^anijj. mm
4. üfXMsayay 14. Jhäi;iasaya, 15. Päritthäva^iya, vom „Stehenlassen",
d. i. Vermeiden, lebender Objekte, 16. Pajikkamaijasaqaghayai^,*) gl^h-
falls zum 4. dv., mit Kategorien in Zahlenanordnung von 6 bis 31, 17. ^
joga-8a/ifßgaha und 33 äsayarjA, also Fortsetzimg von 16, mit Belegen in vor-
wiegend namentlichen Stichwörtern, 18. Asajjhäiyanijj., von Hindemissen
des Studiums, 19. Käussagganijj. zum 5. und 20. PaocakkhäQanijj. zum
6. äv, mit einem Mittelteil in Prosa, der vor Ketzern warnt und sich dann
mit den Laiengelübden beschäftigt.
Kommentare: Cunni; Tlkä von Haribhculra, desgl. vonMalayagiri; Visea^
vassaya-bhäsa von Jinabhadra; Vide^ävadyaka-tlkä von äll&nka; Si^fyahiU
von Hemcusajidra.
Ausgaben: Äg. S. (mit der Tlkä von Haribhadra) P. 1 — 4. Bo. 191^1}
(war dem Verf. nicht erreichbar). — Dasselbe (mit der Tlkä von Malayagiri).
(ÄSG No. Ö6 (1928). 60 (1932)....) Bo. — Öri-Jinabhädrar viwcitain
Viäesävafyakabhäsyam (mit der l^isyahitä). (YJGM 26. 27. 28. 31. 33. 35. 37.
39.) iBen. V. 2427-^1. — Öri Vi6esäva6yak bhäsäntar (Text mit Guj.-Übere.).
ÄSG 38 (1924). 48 — Vi^esävafyaka-gäthänäm akär'ädi^ kramah (o^
Inhaltsübersicht). Äg. S. Parii^ista 1, vibhfiga 1. 2 (dies dürfte gemeint sdn).
Bo. 1923. — Auszüge aus dem Visesävassaya in: Pradvumna Süri» Vieira-
säraprakarana. Mhes. 1923. — Hemacandra (Maladhärin) Sürisötritani
Hänbhadrly'Ävaiyaka-vrtti-tippanakam. (DLJP 53.) Bo. 1920. Den alt»
Text der Ävassaya-Formeln 1 — 3 gibt Leumann Übersicht S. 6f. Unkritiacbe
Fassungen aller 6 finden sich in den u. d. T. Ävafyaka Sütra, Sämäyika
Sütra und besonders Pratikramana Sütra zahlreich gedruckten modenieD
Ritualbüchem der ^vet. und Dig. Neuere Pratikramana-Drucke sind Ahm.
1904; Devasi-räi (d. h. abendliches und morgendliches) -Pr. Ahm. 1913; Venf»
(d. h. die vorgenannten nebst Halbmonats-, Viermonats- und Jahres-) Pr*
(DLJP 19.) Bo. 1914; Ahm. 1916; Bhavn. 1924; Mhesana 1924. Genannt
seien noch ^ramanapratikramanasütravrtti. (DLJP 2.) Bo. 1911 und Heta-
vijAYA, PratikramanavidhiprcükS^a Ahm. 1917. Infolge der Verschiedenheit»
des Bituals geben die Pr.-Bücher öfter ihren Gaccha (§ 34) an: Lokagaoohlya
Bo. 1883; Vidhipaksa Bo. 1904f.; Kharatara Bo. 1904; Brhatkharatara Bo.
1913. Ausdrücklich für Laien bestimmt sind Textbücher wie ÖrävakapP^:
kramanädisütra Bo. 1886; iSilxneui-Vidhipaksiigacchlya i^rävaloiäm daivaok'fifu
Pänce Pratikramana Sütra Bo. 1905; l^räddhapratikrcunanasütra (Komm-:
Ratna^ekhara S.) (DLJP 48.) Bo. 1919. Auf der Halbmonatsbeichte beruht dar
alte Text Pakkhiya-Sutta (Päksikasütram, mit Komm, des Ya^odeva, DLJP ♦'
Bo. 1911).
1) Der mit Str. 724 anfiebhch beginnende [8.] Abschnitt heißt Üvaggh&p»-
nijjutti, aber der hierdinrcn angedeutete Geg^istand, die Anlässe des Soh^m-
dens von äu, wird nur in 724 — 726 behandelt.
>) In der üblichen Zitierung 8, 56 ff.
>) Bichtig: aamgaharfi.
III. Dbb Kanon und seine Teh^e (f 37 — 66) 83
Pi^^AiiiJJu^ti- Abhandlung über die Speise (piv4^) des Mönches, in
671 G., ursprünglich ein Teil der Äyara-nijj., die jetzt nach 6. 315 eine
Lücke zeigt^). Es werden Versehen des Gebers (uggama-dosa 32b), Versehen
des Empfängers (uppäya^ä-d, 120a), unrechtes Aufsuchen gahait^esat^-d,
146 a) und unrechte Verwendung (ghäs^esatfä-d, 170 b) in 8 dSra unter-
schieden, wovon die letzten 5 auf den genannten 4. Punkt kommen und nur
noch ganz kurz behandelt werden (25 G.).
Kommentare: Vrtti von Malayagiri; von Viräc&rya. — Ausgabe: DLJP
44, Bo. 1918.
Ohanij jutti, „allgemeine Klarlegung'* der Verhältnisse im Mönchsleben.
Behandelt werden, und zwar sehr weitgreifend, die Prüfung (pa^Hehä, 12 b),
die Speise (pinda, 128 a), die Ausrüstung (uvahi-'pamärfa, 207 b), das Meiden
von Verstößen (af^äyayava-vajja, 222 b), die Zuwiderhandlung (j^isevktjAy
224b), die Beichte (äloyariä, 225a) und Buße (visohi, 225b). Ahnlich wie
im vorigen Text entfallen auf die ersten drei Punkte 762, auf die übrigen
vier 30 G. Am Schluß gibt der iText jedoch an, 1149 G. zu haben.
Kommentare: Bhäsa; Vrtti von Drona*); Avacüri. — Ausgabe: Ag.
S. (mit Bhäsa und Vrtti), Bo. 1919.
§ 56. Es folgen, soweit sie nicht schon beschrieben wurden (§ 50), diejenigen
Texte aus der anga-bähira-Liste, die noch selbständig vorhanden sind.
Isibhäsiyäiiii. Aussprüche von namhaft gemachten R9i, d. h. angeblich
(s. u.) Pratyekabuddha, zum sittlichen Gehalt der Lehre, in altertümlichem,
an Äyär . , Süy . , Utt. erinnerndem Stil. Der Zahl der R9i entsprechend sind es
45 ajjJiayana, während Samav. 88 b 44 nennt. Andere irrige Angaben über
die Isibh. ^häii;^. 506a und anderswo, vgl. Ind. Stud. 16f.
Kommentar: Nij jutti (nicht aufgefunden). — Ausgabe: l^rlmeuibhih
pratyekabuddhair bhäsitäni ärl-Rsibhäsitasüträni. Indaur 1927. Angehängt
2 SaipgahanI mit den Namen der JFtsi und den Stichworten der Gegenstände.
'PiBJi^. 506 b nennt als Saipkheviyadasäo zehn Texte, von denen die
Namen 3 — 5 sich bei den drei folgenden Werkchen finden. Daß dies dieselben
wären, die dem ^Iibj^. bekannt waren, erscheint bei Betrachtung des Inhalts
überaus fragUch.
Angacüliyä. Die Angac. rechtfertigt ihren Namen „Bekrönung der
Anga*' oder „Anhang"' zu ihnen durch ihren Hinblick auf den Wert der
ununterbrochenen Überlieferung und des Unterrichts in den heiligen Texten.
Hervorgerufen wird diese Betrachtung dadurch, daß infolge von Fahrlässig-
keit schlechte Elemente eindringen oder sonst Lauheit herrscht. In diesem
Rahmenteil gibt die Angac. augenscheinlich ein Bild bestehender Zustände.
Ein Mittelteil handelt vom Lehrertum und von der Unterrichtspraxis und
ist gleich Äyäravihi (§ 201) 9 — 16, doch stehen dessen Sanskrit-Strophen in
Ptakrit.
Vaggacüliyä'), fälschlich Vanga- und Uvanga-c. Von ihr scheint nur
ein ajjhayavta namens Suyahilanuppatti erhalten zu sein, oder es ist dies
ein vierter Name des Textchens. Hier handelt es sich, ebenso wie in der
Angac., um unerfreuliche Verhältnisse der damaligen Gegenwart, die aber
^) Leumank, Übersicht S. 22.
*) Er bearbeitete auch Abhayeuievas Vrtti zum Uvav., s. Leuicann,
Aup. S. 19 f.
>) Das Folgende nach Verf. OLZ 1926, Sp. 910ff.
6*
84 III. Belioion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jatsiajb
als „Aufkommen der Mißachtung des heiligen Textes'* auf Id90 nacli Mt.
vorausgesagt werden, und zwar im Gewand einer Legende von den 22 Ver-
ehrern einer Hetäre Kämalayä. In diesem Legendenstil li^ die Beziehmig
zu den Vaggatexten Anga 8. 9. 11 und Uvanga 8 — 12, und daher die Be-
nennung.
Guj. -Analyse in: Camatk&risavaoüristotrasaipgrahaj^, tatli& Vankaculijä-
8ütra( !)-8äraipia]^ (Eüreg.: K^Intivijaya). Ahm. s. 1979. S. auch zum nJ^ihfArm
Text.
Viyähacüliyä, fälschlich Vivähacüliyä. Auch dieser kleine Text haiMleh
wie die beiden vorigen vom Verfall der Jaina-Kirche. Auf ihn werdeo näm-
lich 16 Träume der PiyaQanda^ä, Gemahlin des Sambhüyavijaya, gedeutet,
worauf C. dem Thron entsagt und Laie wird. Eine andere Viyähac. preist in
Frage und Antwort zwischen Goyama und Mv. nach, daß der Bilderdienst
nicht zum Heil führt (8 vdd,).
Ausgabe (nach BM): Vivfihacülikä. Ed. with Hindi interpretation and
Paraphrase by Upädhyäya ÄtiÜlbImjI. 2nd ed. Sanjit (Agra) s. 1979. — VgL
auch die gegen die Sthanakväfil oder Dhundhiyä (§ 32) gerichtete Schrift des
Elidorllal Mu. MadIytI, Vivähacülika kl Samälocana aur VaDgacülikä Sütra.
(Ratnaprabhäkarä-Jnänapuspamälä 72.) Phalodhi (Marwar) s. 1980. (Die
oben erwähnten 22 Männer smd Analogien zu den ebenso vielen Häuptern der
Dhundhiyä.)
Anga vi j j ä, Lehrbuch der Deutekunst, anga steht (1, 2) an der Spitze der
aus 8 mcAä-nimiäa gebildeten Reihe, ihm folgen (vgl. ^Iiä^. 427 a) «iro,
lakkhatia, vanjava, suviva, wppäya, bhomma, antarikkha. Als Quelle dee
nimitta-näf^a wird der Ditthiväya angegeben (1, 10), und in dem Eingangs-
wort aihä''pwi)var(i sieht Lbumann eine Beziehung auf die Puwa. Die Angav.
bezeichnet sich als hhagaval mahäpurisa-dinnä, 60 ajjhäya in Sl. und Prosa,
auch Gähä.
Über die Angav. sprach nach einer (nur die 2. Hälfte enthaltendeiQ Hs.}
Lbuhann auf dem VII. OC (Berichte desselben S. 76), vgl. das Referat lA
16, 163.
IV. WELTLAUF.
§ 57. Die Grundtatsachen. „Grundtatsache'' ist die freiere Wieder-
gabe von aUhikäya „Seinsmasse''. Eine Masse ist sie durch die Gesamthmt
der Punkte (paesa)^). Die Namen sind: Regung (dhamma), Ruhe (adham-
ma), Raum (ägäm), Seelen (jiva) und Stoffe (poggala), je mit aähikäffa
verbunden. Viy. 775 b werden angebliche Synonyma gegeben, die sich aber
weit vom Sachverhalt entfernen, indem sie nur die Grundworte bald in der
landläufigen, bald in ganz ablegener Weise ersetzen. Es treten z. B. für
dhamma und adhamma die Erfüllung und Nichterfüllung der Monchs-
pflichten ein*).
Die 5 Grundtatsachen machen die Welt (genauer Welt und Nichtweit)
aus (Viy. 608a). Ihre Eigenschaften werden in Viy. 147 b mitgeteilt. Allen
gemeinsam ist die Ewigkeit. Der Raum umfaßt die Welt und die Nichtweit,
die übrigen sind von der Ausdehnung der Welt. Über das Größenverhältnis
^) astayah ciha pradeääs, te^m käyah Sthän. 516a; Prajn. 8b. 9a. Vgl. auch
Nemicandra, Davvasazngaha 24.
*) Es werden also alle 5 aUhikäya in der geschilderten Weise behandelt. Dies
spricht gegen die Ansicht Jagdish Chandra Jains (IHQ 9, 792 — 794), daß
hier eine unmetaphysische Ansicht von dhamma und adhamma vorläge.
IV. Wbltlauf (§ 67—101) 86
von Teilen der Welt zu Regung, Hemmung und Raum vgl. Viy. 151 äff.
und fast gleichlautend 775 a. Alle aühikä^ bis auf die jit;a sind unbeseelt
(afiva) , alle bis auf die Stoffe sind unkörperlich (arüva) . Diese letzten beiden
Sätze sind Mv.s ausdrückliches Eigentum (Viy. 324 b)^). Die Körperlich-
keit wird dahin erläutert (324 b), daß von den unbeseelten Grundtatsachen
allein die Stoffe greifbar sind (poggdCatihikäya^qhsi cakhiyä hei äsaiüae vä
saittae vä citthiüäe vä usw.). Weder Regung noch Hemmung noch Raum,
obgleich sie die Welt füllen, sind es, so wenig wie die Flammen von tausend
Kerzen, die ein geschlossenes Zimmer erhellen (615b)'). dhamma und
cMamma kennen wir in der den Jainas eigentümlichen Bedeutung') Regung
und Hemmung dank Jaoobi zu T. 5, 1. 17. Ihr Vorhandensein macht jede
Bewegung imd jede Ruhe erst möglich. Es sind also nicht diese selbst
gemeint^) (weswegen statt Hemmung vielleicht besser Ruhe gesagt wäre).
An den Seelen wirken dhamma und adhamma alle Zustände der Beweglich-
keit und ihres Gegenteils, wie einerseits „Kommen und Gehen, Sprechen,
Lidbewegung, Tätigkeit von innerem Sinn, Rede imd Körper'', anderseits
„Stillstehen, Sitzen, Liegen, Beschränkung auf die Tätigkeit des inneren
Sinnes''. (Viy. 608a). An Raum wird unterschieden Raum der Welt
(log^ägäsa) und Raiun der Nichtweit (aJog'ägäsa), von denen der erstere
nur einen co kleinen Bruchteil des ganzen Raumes bildet (Viy. 151a).
Das Wesen des Raumes ist das Platzgewähren (avagähanäj nicht ogäh,)
für eine beliebige Menge von Atomen (608a)^) ; dies trifft natürlich nur für
den Raum der Welt zu, da der Raum der Nichtweit absolut leer ist (151a).
Trotz dieser Unterscheidung gilt der Raum ebenso wie Regung und Ruhe
als einzig. Unendlichfach sind dagegen Seele und Stoff. Sie sind auch allein
aktiv. Denn das Wesen der Seele ist die geistige Funktion (uvaoga); sie
wendet sie mit Wollen und Können in den Möglichkeiten des geistigen Er-
kennens an. Die Stoffe wirken an den Seelen die Besitzergreifung (gahava)
der Leiber uQd der körperlichen Tätigkeiten. Ihnen eignen die Eigen-
schaften Farbe (schwarz, dunkel, rot, gelb, weiß), Geschmack (bitter,
beißend, zusammenziehend, sauer, süß), Geruch (gut, schlecht), Fühlbarkeit
(schwer, leicht, weich, rauh, kalt, warm, klebrig, trocken, auch Thä^. 422a).
Die 5 Grundtatsachen (auch ^hä^. 332 b, Samav. 10a) sind Substanzen
(dawa)^). In dem Ausdruck sawa-dawä ist Viy. 873a aber auch die
^) Sie haben einigen Zuhörern Schwierigkeiten gemacht, wie zwei Be-
richte mitteilen (Viy. 323b. 750b). Andersgläubige unter der Führung
von Kälodäi wenden sich dort an Goyama, hier an den Laien Madduya
mit der Bitte um Aufklärung. Goyama weiß nichts rechtes zu antworten ;
Madduya erklärt sich für unzuständig, zeigt aber auf Vorhalten am Bei-
spiel von Wind, Duftkörperchen, Keibefeuer, von Personen jenseit des
Meeres und von Göttern, welche alle vorhanden sind, ohne daß man sie sieht,
daß etwas, worüber man, ohne Kevalin (§ 81) zu sein nichts aussagen
kann, doch existiert. Mahävira belobt ihn, weil er etwas Unverstandenes
nicht gelehrt und dadurch eine Beleidigung (OaäyafijA) des Heiligen ver-
mieden habe.
') Dabei ist die Flamme als Licht von stofflicher Natur (§ 60).
^) Doch stellt der aUkikäya t,dhamma" neben dem suyor und carüta-dhamma
Thän. 154b.
*) Dies wäre wohl auf Schbadebs Vermutung (Festgabe für JcMsobi
S. 274) zu erwidern, daß dharma von einer Wurzel dhr „gehen" abzuleiten sei.
*) Er zählt daher nicht zu den aUhikäya, die „die Welt berühren'*, Thän.
251b.
*) daviyadi, gacehadi, täim aabbhäva-pajjayäim jam daviyam tarn bhai(yi(UifUe
Fancatthik. 9.
86 m. Religion» weiatjchb Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Zeit (addhä^)'8amaya) eingeschlossen'). Mit den vorigen verbindet sie ihre
Ewigkeit und Einzigkeit; es trennt sie von ihnen die räumliche Begrensl-
heit (§ 122) und das Fehlen von Raumpunkten (§ 58). Die Verscluedenheit
der Auffassungen ist in der Fassung von T. 5, 38 deutlich, wo die Zeit
(häla) von den Dig. unbedingt, von den Svet. bedingt als Substma an-
erkannt wird. Den Raumpunkten entsprechen Zeit-Punkte (samaya^.
Von ihnen bildet jeweils einer die Gegenwart; es hat daher die zukünftige
Zeit soviel samai^ wie die vergangene plus 1, diese soviel wie jene minus 1;
die gesamte Zeit macht das Doppelte der vergangenen aus mit einem Pins
und das Doppelte der zukünftigen mit einem Minus, die vergangene Zeit die
Hälfte der gesamten mit einem Plus, die zukünftige die Hälfte der gesamten
mit einem Minus (Viy. 889a). Schon der kleinste rechnerische Zeitteil, die
ävalifßy hat unzählbar viele^) samaya wie alle übrigen, die angefahrt
werden (auch Thäi^. 158a), bis zur usaappini. Bei mehrfachem Vorkommen
kann sich die Anzahl steigern bis oo (Viy. 887 b). Die Reihe der Zeiteinheiten
ist Viy. 276a. 888a; Jambudd. 89a aufgeführt und u. a. fhsj^. 158a an-
gedeutet. Es genügt, auf Jaoobi zu T. 4, 15 und Kibfel, Kosmogr.
S. 337 — 339 zu verweisen und den grundsätzlichen Unterschied zwischen
rechnerischen (gaiyiya) und vergleichsweise aufgestellten (addho'vamifi)
Zeitmaßen zu vermerken. Die letzteren, für die Jambudd. 92 b anzusehen ist,
heißen ^ä^. 90 b. 430 b 'paliovama, sägarovama, oaappiis^i, tLssappin* (§12),
poggala-parit^atta, tty'addhä, av^ägay'addhä und mw'addhä, aber jene Be-
zeichnung trifft nur auf die ersten vier oder fünf zu.
§ 58. Die Punkte. Logisch gehen den „Massen" ihre Teile voran. Als
solche erscheinen die desa und die paesa. Während aber die paesa fär den
Weltaufbau wesentlich sind, stellen die desa nur rechnerische Größen dtf .
Es sind z. B. in Unter-, Ober- und Überwelt (ahe-loga usw.) die Grundtat-
sachen dhamma, adhamma und ögäsa nicht in ihrer Ganzheit, sondern nor
in den entsprechenden Teilen (desa) vorhanden, in der Gesamtwelt (loga)
dagegen nicht in Teilen, sondern gänzlich bis auf den ägäs'cUihikäya, den ja
die Welt nicht erschöpft, der vielmehr auch in der Nichtweit vorhanden iß*
(Viy. 522a). Man kann auch umgekehrt (ebd.) einen Punkt des Baumes
darauf untersuchen, ob die aUhikäya ganz oder teilweise darin (egamm^)
ägäsa-foese) enthalten sind. Andere Überlegungen, in denen die d^9a und
die paesa vorkommen, s. Viy. 149a. 493a. 714a; Pannav. 8a. Die 2»e^ oder
„Punkte" nun sind es, deren Gesamtheit ausschließlich die Massen darstelli
Kein noch so großer Bruchteil derselben kann sie ersetzen, auch ein Absng
ist so wenig zulässig wie bei einem konkreten Gegenstand (no khand^ tßÜ^
. . . — sakalecakke, . . Viy. 148a). Diese Verbindung, ohne Anfang und ohne
Urheber (visasä), ist bei Regung, Ruhe und Raum keine gegenseitige
Durchdringung: die Punkte einer und derselben Masse reihen sich anein-
*) Zweifellos liegt adhvan zugrunde, aber das Skt. der Komm, hat gleichfalb
addhä. — Viy. 632 b; Thän. 201a steht der addhä-käla, die ewige Zeit als vierte
neben dem bürgerlichen Zeitmaß (pamäiyi-k,), der Lebensmenge (of^
niwaUi-k,) und der Sterbezeit (marana-k.)'.
«) F. K. Lalana, The six Dravyas bf the Jaina Philosophy. Bombay 19U-
») Viv. 6, 4, 1 ist von paesa der Zeit die Rede: die Seele ist käVäese^f^
paeaa, da sie von Ewigkeit her besteht. — Zum Atomismus der Zeit bei W
Jainas vgl. (in mäßiger deutscher Übersetzung) Masson-Oubsel, Archiv i-
Gesch. d. Phüos. 40, 173—176.
*) aaamkhejja (i) == unbestimmt viel gegenüber samkhejia (x) wählbar
= durch eine bestimmte Zahl ausdrückbar; cnuMtUa (oo) unenolich viel (f ^li*
^) Zu erwarten: egamsi.
IV. Wemlauf (§ 67—101) 87
ander wie die Glieder einer Kette, sie vermischen sich nicht wie Wasser
und Milch (Viy. 394a samt Komm.). Die Anzahl der Punkte ist oo beim
Gesamt-Raum, bei den Seelen und den Stoffen, und i bei Regung und Buhe
(148af.) und beim Raum der Welt (421a. 610a. 873b). Es gibt auch je
8 mittelste Punkte (majjha-paesa), bei Regung, Ruhe und Raum von den
Komm, in der Mitte der Oberwelt, dem Ruyaga, in Rayapappabhä vermutet
(§ 107), bei dem Seelen inmitten des einzelnen Körpers, wo sie 1 — 6 oder 8,
aber nicht 7 Punkte Raum einnehmen (Viy. 886a. 395b). Im Raum sind die
4 Haupt- und die 4 Zwischenrichtungen (diaä und vidisä) nebst Zenith
(uüharfi) und Nadir (aho), ihre Namen (indä, jamä, väruv^i, somä; aggel,
neral, väyavvä, isäiiii; vimalä^ tamä) s. Viy. 492 b^). Sie haben nach dem
Komm, zwei- bezw. eindimensionale Gestalt'). Der Pol, von dem sie aus-
gehen (Viy. 606a; "phäi^. 477 b), ist ein quadratischer Würfel ') von 8 pctesa.
Wenn die Massen die Welt bilden, müssen sie einander durchdringen und
die Punkte der einen von denen der übrigen berührt (jmUha) werden.
Viy. 608 a erörtert, in wieviel Punkten dies geschieht. Es werden dabei die
Zeitpunkte (addhä-samaya) einbezogen, also mit den anderen auf dieselbe
Basis gestellt und als bleibend betrachtet. Höchst- und Mindestzahlen
(ukkosei^rß und jahannevani) sind so zu verstehen, daß in einer Ecke am
Ende der Welt ein Punkt, statt von 4 ringsum und 2 oben und unten, nur
von 2 seitlichen und 1 darüber oder darunter umgeben sein kann. Raum
und Zeit sind bedingt bezw. unbedingt begrenzt, daher gilt Berührung nicht
überall. Die Massen durchdringen einander in der Weise, daß 1 P. Regung
mit 1 P. Ruhe imd 1 P. Raum zusammenfällt (jaüha . . .ogä4he taäha . . .
og.). Es berühren ihn also z.B. im Mindestfalle nicht 2, sondern 4 P. Ruhe
imd nicht 6, sondern 7 P. Sodann aber fällt er zusammen (taifk pratyeham
arUarvyäptah) mit co P. Seelen, Stoffe und Zeit, soweit diese in Frage
kommt. Darin, daß 1 P. Seele mit oo P. Seelen und co P. Stoffe zusammen-
fällt und 1 P. Stoffe desgleichen, zeigt sich die größere Dichtigkeit dieser
Substanzen.
Viy. 420 b; ^än. 251b sagt, daß die einzelne Seele so viele pctesa hat
wie der Raum der Welt. Es ist damit nicht, wie der Komm, will, an den
Grenzfall beim Kevalin gedacht (§ 89), sondern gesagt, daß beide i Punkte
haben. Eine Seele nimmt den Raiun von l/i arig oder mehr solcher Kom-
plexe ein (T. 5, 15), wie der durch E^arman erworbene Teil von bald dieser
bald jener Größe sie veraussetzt. So ist (substantiell) die Seele des Elefanten
der der Laus gleich : dies klarzumachen dient der Vergleich mit der Lampe,
deren Licht je nach dem einen großen oder einen kleinen Hohlraum erhellt
(Räyap. 140a, worauf Viy. 313a verwiesen wird). T. 5, 16, wo dieser Ver-
gleich seinen Niederschlag gefunden hat, führt dazu die Begriffe der Zu-
sammenziehung und Ausdehnung ein. Dies bedeutet verschiedene Dichtig-
keit der gleichen Anzahl Punkte, nämlich i , in verschiedenen Leibern
(Siddh. zu T.5, 8)^). Zur religionsgeschichtlichen Bedeutung der Lehre (Viy.
365a), daß die Seele so groß sei wie der Körper, vgl. Jagobi GGA 1919, 17.
Auch die Punkte der Stoffe sind verschieden an Zahl, es sind 0 bis oo.
Der untere Grenzfall ist die kleinste Einheit der Stoffe, das Atom. Kunda-
^) Aber in vielen Beziehungen gilt auch die Dreiteilung oben, unten, wage-
recht (Thän. 132b).
*) dÜah Mcaföddhi-wjfMthUah, vidiAtu tu muktävaly-äkärdh, ürdhvddho-dihau
ea rucak*äkäre Vy. 493b.' *) Lextmann, Übersicht S. 43b.
*) Jaini, Outunes S. 17 spricht von Elastizität der Seele.
88 m. Religion, wei/tijche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
kunda sagt zwar, das Atom habe 1 Punkt (Dawas. 26), nach Umösväti aber
hat es keinen, weil es einer ist (T. 5, 11 und Siddh. zu 5, 11. 14), es fallt also
mit 1 P. zusammen. So wird denn auch das Wort poggaratthikäya-paeM for
das Atom mitgebraucht, und seine Verbindungen werden nach paeaa be-
zeichnet (s. u.)^). Eine Verschiedenheit sehen wir ferner in der Dichti^ert
dieser letzteren: 1 Punkt Raum kann bis oo Atome enthalten (Viy. 613b).
Es fallen nämlich 2 P. Stoffe mit 1 oder 2 P. Raum (und ebensoviel P.
Regung und Ruhe) zusammen, 3 mit 1, 2 oder 3, und schließlich oo mit 1, 2,
3, ... X, i oder oo. Zur Erklärung äußert sich Siddh. zu 5, 14 in mehreten
Vergleichen.
§ 59. Das Atom, poggala, das Wort für Atom'), kommt in der Grund-
bedeutung „konkreter Körper" Viy. 176 b vor, als Teil eines Individunmfl
240a. Das Atom ist ewig (Viy. 65b) wie die Substanz, von der es der letzte
Teil, und die unter den Grundtatsachen die einzige körperliche ist (T. 5, 4).
In seiner Feinheit, die sich der sinnlichen Wahrnehmung entzieht, ist es
jenseit jedes Werkzeugs und unteilbar'), aber im Besitz von Farbe, Geradi
und Geschmack zu je 1 und je 2 Fühlbarkeiten (Viy. 748b. 787 a) unter den
jeweils möglichen 5, 5, 2 und 8 Arten dieser vier (Viy. 778a) und das in
unendlich verschiedener Abstufung (guva). Die fühlbaren E^genschafteD
sind kalt oder warm in Verbindung mit glatt oder rauh.
Atome vereinigen sich von selbst oder auf Anstoß (Thä^. 63 b) zu Aggre-
gaten (khandha), die entsprechend mehr Farben usw. besitzen köDnen
(Viy. 748 b). Je nachdem ein solches aus 2, 3 usw. Atomen besteht, spricht
man, wie schon angedeutet, von einem du-paeaiya, ti-p. usw. bis atumto-f.
Uiandha, Im Zusammenhang mit Aggregaten wird das Atom parafndn^
poggala genannt. Ein Aggregat aus geradzahligen Atomen ist in Hälfte
teUbar, hat aber keine Mitte (ist amajjha), beim ungeradzahligen ist es
umgekehrt, für die mit unbestimmten Zahlen (x, i und oo) gelten beide
Fälle; sa-pctesa sind natürlich alle (Viy. 233a). Wie man ein Aggr^t aos
2 und mehr Atomen zerlegen kann, wird Viy. 102^ und eingehender
Viy. 561a dargelegt. Daß sich bei solchen Zerlegungen nur ganze Atoxne
ergeben, mußte an der ersten Stelle eigens betont werden (103a). EbeDso
wie die Teilbarkeit wird auch die Berührung (puffha) zwischen Atomeo
und Aggregaten besprochen, und zwar auf der Grundlage von 9 Möglich-
keiten, je nach dem sie in Teilen (deseiiafß, desehitfi) oder vollständig (savt»-
rfovß) geschieht (Viy. 233 b). Zu beachten ist daher, daß die mehreren Atome
eines Aggregates sich auf 1 und mehrere paesa verteilen können (§ 58).
Die Verbindung von Atomen und Aggregaten mit Atomen und Aggre-
gaten geschieht nach Viy. 102 b. 103 b durch einen siv^eha-h&ya, über dessesi
Natur nichts weiter verlautet^). T. 5, 32 führt das Gegensatzpaar smigi^
und rükfa „glatt*'^) und „rauh'' ein. Das Sütra sagt nicht, daß ein Teil glatt,
der andere rauh sein müsse — auch Siddhasena berichtigt den im Bhä^
zunächst hervorgebrachten Eindruck — , vielmehr spricht gleich T. 5, 34 von
^) Vgl. auch pcxmmArya-poggala'meUe vi paese Viy. 579a.
*) pürayati galati ca 'Siddh. zu T. 6, 10, vgl. zu ö, 32. — ptiggala liest man 80
gut wie nie. '"
^) Dies hat der paramdif/u mit dem aamaya und dem paeaa gemeinsam (Tnfin.
134 b). Neben a^^a<2e2^, amajjha und avibhäima bedeutet apoe«a wohl auch nur
das Fehlen von Teilchen (a. a. O. u. 233 a). ..
*) Mit dem siiff^eha-k,, der nach Viy. 83b in allen Richtungen f&hrt (pavada^J
vnd im G^ensatz zum bäyara du-A^A^ schnell vergeht, hat eor gewiß nichts zu tizo.
*) So besser als „klebrig**, denn auch „rauh** bindet cmdere Körper.
IV. Weltlaot (§ 67—101) 89
sadria, also von glatt oder rauh auf beiden Seiten. Es gilt also s+s oder
8+r oder r+r je = A. Wie alle sinnlichen Eigenschaften sind auch diese
beiden lukkha und niddha (Viy. 638 b lukkht und alukkhi) in Graden (guv^)
abgestuft, was Viy. 878 a vorausgesetzt wird, während sie Viy. 394 b nur
durch vemäf^'niddhayä usw. angedeutet werden. Nach T. 5, 33 verbinden
die untersten Grade sich nicht mit einander, da sie keine genügende An-
gleichungskraft (iakti Siddh.) besitzen; diese tritt erst mit mindestens (ädi)
2 Graden Unterschied ein (T. 5, 36). Ihr zufolge assimilieren sich gleiche
Grade — aber nur s+r, nicht s+s (T. 6, 34) — einander und der niedere
Grad dem höheren (T. 5, 36).
§ 60. Es erhellt hieraus, daß das Atom zwar als Substanz ewig, in seinen
Zustanden aber wandelbar ist. Als Zustande (pajjava) werden Viy. 640 a
Farbe, Geruch, Geschmack und Fühlbarkeit bezeichnet. Sie sind der Sub-
stanz eigen (paryäya T. 5, 37). Aber pajjava heißen Pannav. 6 (196b) auch
die sekundären Verschiedenheiten der Atome und Aggregate innerhalb eines
jeden der vier genannten Gebiete und außerdem der Größe (offähavä).
Ihre Zahl ist oo. Dadurch fallen sie zusammen mit den paritiäma, den
„akzidentiellen" Veränderungen und deren Ergebnissen, die das augen-
blickliche Sein eines Dinges bilden (T. 5, 41)^). Viy. 420b verzeichnet denn
auch als solche die obigen vier und die Gestalt (sarpihäva, s. u.), welch
letztere ^hä^. 201a fehlt. Diese 5 Arten werden als von selbst (visasä)
geschehende den auf Anstoß (paogasä) oder auf die Mischung beider (mlsä)
zurückgehenden, welche die beseelte Welt mit ihren Klassen bilden, gegen-
übergestellt Viy. 328a'). pari^ma aber betrifft Pannav. 13 (287 b) im
Bereich des Unbeseelten nicht nur jene fünf, sondern ferner Verbindung
(von glatt und rauh), Spaltung (s. u.) und Schall (s. u.) sowie Bewegung
und Fehlen von Schwere und Leichte. Bewegung kann sich weit oder kurz
erstrecken oder (eine andere Zweiteilung) Berührung vollziehen oder nicht').
Weder schwer noch leicht gilt, wie Viy. 95 b zu entnehmen ist, vom Kar-
manleib (§ 62), der Seelenfärbung (§ 97), dem inneren Sinn (§ 71) und der
Rede (§ 68), welche alle dem Reich der Stoffe angehören.
Die Veränderung in der Beschaffenheit*) wird als Bewegungsvorgang
geschildert: paramätiu-poggale (und khandhe) eyai veyai eatai jJiandai
ghaUai Jckubbhai udirai ta/rß ta/rß bhävofß parivaamai Viy. 232 b (nach 182 b).
Aggregate erleben ihn ganz oder teilweise. T. 5, 26 lehrt u. a., daß die
Aggregate wie durch Vereinigung (sähatiatjtä Viy. 567 a) so auch durch
Trennung (bheya ebd.), d. h. Ausscheidung von Atomen entstehen. Diese
Lehre geht wohl auf Viy. 743 b zurück, wo gesagt wird, daß ein Wesen von
den zur Stoffaufnahme erfaßten (getjAai) poggala 1/ i behält (ähärei) und
l/oo wieder ausscheidet (nijjarei), und zwar seychkäie, während der Vibra-
tion (eya), als welche die Veränderung sich vollzieht (grahai!iärUaram
Vy.). Nach dem eya heißen nämlich Atome und Aggregate seya und nireya
(saija und nireja)^). Die Bewegung vollzieht sich in unmeßbar kleiner
^) Jacobi nennt T. 5, 41 f. den pari^tna das Akzidenz, wofür ee richtiger das
Akzidens (PL die Akzidentien) hieße. *
^ Die paogasä und visaaä pariiyiyä poggalä trägt Subuddhi seinem Fürsten
Jiyasattu vor (Näjra 12).
^) Prajn. verweist für die phuaamäifffiL'gal auf das Werfen mit flachen Steinen
über das Wasser (bäla-iana-prasiddha).
*) Nach Viy. 638b tritt der neue parii^äma ein, wenn der bisherige nijjijiji/i^
ist. In diesem Zusammenhang bedeutet iamayam „eine Zeitlang".
*) Vy. falsch e^yati käle.
90 m. Beligion, wei/tliche Wissemschaften WD KmrsT. 7. Jainas
Zeit, nämlich in längstens 1/i ävaliyä\ dieser Zeitraum ist das Zwiflchen-
glied (aniara) zwischen zwei Zeiten des Verharrens (Viy. 234 b. 883b).
Im Anschluß an die Bewegungslehre werden die seutda-parixiaifa jioggah
angeführt und den in Bewegung befindlichen, die asadda-p, p, den mheiuieD
Atomen und Aggregaten in der Dauer der Bewegung und Ruhe gleich-
gesetzt. Der Schall, entweder subbhi oder dvbbhfl), ist also eine Eigenschaft
des Stoffes, und zwar des Stoffes in Aggr^atform. Das Gleiche sind Dach
T 5, 24 auch Verband, Feinheit und Grobe'), Form und Zerfall, Finstenitt,
Schatten, Wärme und Licht. Von diesen zehn Erscheinungen sind die enteo
sieben solche, die dem Aggregat innewohnen, die letzten drei sind Aus-
strahlungen. Die Arten des Verbandes, d. h. der Einheiten im Bereich der
beseelten und der imbeseelten Welt, gruppiert Viy. 394b nach Ereiwili^-
keit (visasä), Anstoß (paogctsä) und Endlichkeit (säiya^ a^atj^, n-
pajjavasiya und ap,). Zwischen der Feinheit und ihrem Gegenteil läuft der
Grenzstrich, der die jenseit sinnlicher Faßbarkeit liegende Welt von der
diesseitigen trennt. Jene ist suhuma, diese bät^ra. Der Unterschied li^
in der Atomzahl: das Aggregat aus i Atomen ist so wenig schneidbar nk
das einzelne Atom, wohl aber ein solches aus co Atomen, und ein solches
kann auch verbrennen, naß werden oder schwimmen (Viy. 232 b). Die Sinn-
fälligkeit tritt nach T. 5, 28 als Ergebnis von Zerfall und Verbindung eis,
wozu Devanandin eine Theorie beibringt'). Es ist aber wohl einfach gemeint,
daß der Gegenstand Atome aussendet, die sich mit dem Sinnesorgan, das ji
stofflicher Natur ist, vereinigen. Bei der Form kann man geometrische und
ungeometrische Gestalt unterscheiden, die letzteren unter dem Nameo
ai?>iUhaifUha „nicht so sich verhaltend''. Bei ringförmigen (parifnaif^)i
scheibenförmigen (vafta), dreieckigen, quadratischen und gestreckten Ge-
bilden sind die Atome bezw. Punkte zwei- oder dreidimensional angeordnet
(payaray ghar^a)^ bei der gestreckten Form (äyaya)^ außerdem eindimen-
sional (se^hi-äyaya), und alle mit Ausnahme der Ringform enthalten sie
Atome in ungerader oder gerader Anzahl (oya-pciesa, jumma-p.). Eb viid
der Nachweis ihrer Mindest- und Höchstzahlen gegeben (Viy. 860a). ZerWl
kann in kleinere Einheiten, Klumpen, Scherben, Blätter und Bäche ge-
schehen (Pannav. 266a. 288a). Die stoffliche Natur der Finsternis wird in
dem tamu'kkäya und den karAa-räi des Weltbildes offenbar (§ 134). Dunkel
und Helle bei Nacht und Tag werden Viy. 246 b auf asubha und sMa
poggaUt zurückgeführt, u. a. auf die ersteren auch die Finsternis in den
Höllen CphäcL. 263 a). In der märchenhaften Erzählung von Jambudd. HI
ist die Helle wie ein bleibender ausgestreuter Stoff. Denn Bharaha (§ 13)
durchzieht im Strahl seines Juwels an der Spitze seines Heeres die lai^
Tunnels der Timisa- und Khai^idappaväya-guhä, indem er Kreise beschreibt,
die abwechselnd an der rechten und an der linken Wand liegen ( Jambudd-
225a). Das ist nur so verständlich, daß er keinen Fleck dunkel lassen will
und auch kein Fleck dunkel bleibt, wenn er vorüber ist. Jeder Kreis liegt üb
Strahlbereich des anderen.
§ 61. Die Substanzen. Das Ergebnis der Aggregatbildung, in ^^
letzten Ausführungen schon gestreift, sind die Substanzen sozusagen zweiter
Ordnung, stoffliche Massen, gleich denen erster Ordnung § 57) daxva g^
1) Näyädh. 174a. b; Pannav. 288a. - .
«) So statt „Kleinheit" und Größe" (Jacobi für aauk^mya und nüwuiya)-
») Jaoobi zu T. ö, 28.
IV. Wbmlauf (§ 67—101) 91
nannt^). Daß ein Atom und seine Mehrheiten ganze dawa oder Teile solcher
(desa) bilden, bespricht Viy. 420b: von 4 Atomen abtreten alle 8 Kombina-
tionen ein, die hierbei möglich sind, stihuma (§ 60) sind die Aufspeicherungen
der Farben, Gerüche, Geschmacksarten und Fühlbarkeiten, die sich nach
Viy. 757 b in gedrängter Dichtheit unterhalb jeder Region der Unter- und
Überwelt befinden. Stoffliche Massen dieser Art, dazu die Form, bilden sich
von selbst. Auf Anstoß dagegen, nämlich durch Wirkung des Karman,
koiomen alle Haufungen zustande, die den Seelen in der Welt Gehäuse und
Betätigungsmöglichkeit liefern — denn die unbeseelte Substanz ist für die
beseelte da (Viy. 856a). Da jene Häufungen aber sinnlich greifbare Eigen-
schaften haben, stellen sie eine Mischung aus beiden Fällen dar (Viy. 332a).
Es gruppieren sich nun die Stoffe in 4 Leibern, dem inneren Sinn, der Bede
und dem Atem (Viy. 567a; Thä^. 158a). Diese Gruppierung, der poggalc^
pariyatta, gilt in dem Grade als Grundtatsache, daß sie dem allergrößten
Maß der Zeit den Namen gegeben hat'). Zimi mindesten beim inneren Sinn
ist der Stoff in vaggatfä gegliedert Viy. 222 a; 646 b, da von den oo matio-
dawa-vaggavä gewisser Götter die Bede ist. Weitere Belege fehlen, s. aber
unten. Gleichfalls fehlt von den 5 Leibern, die es gibt, in diesem Zusaiomen-
hang der Versetzungsleib, weil (vgl. Sthän. 158 a) er und der Verwandlungs-
leib bei einem und demselben Individuum nicht zusammen vorkommen
(§ 62). Körper, innerer Sinn (mana) und Sprache erhalten Viy. 621 f. eine
Darstellung in übereinstimmender Anlage (vgl. § 70), aber verschiedenem
Inhalt. Ihr entnehmen wir zimächst, daß die beiden letzten körperlich
(rüviifi) sind. Für den inneren Sinn fehlt ein Beleg, falls man nicht die eben
erwähnten vaggatjtä als solchen rechnen will. Die Sprache gilt dagegen als
geformt wie ein Donnerkeil (vajjti'SaffUhiya, Pannav. 255 b, vgl. § 68). Dabei
sind ihre Atome „jenseit von schwer und leicht" (agurvlahu)y eine Eigen-
schaft ('parifj^ma), die (vgl. Prajn. 389a) allen unkörperlichen Substanzen
gehört, zu denen auch der innere Sinn und das Karman rechnen. Daß die
Sprache und der innere Sinn vom Ich (äyä) zu unterscheiden, unbewußt
(acuta), unbelebt (ajiva), aber Seelen eigen sind, dient mit zur Feststellung
ihrer stofflichen Natur.
§ 62. Die Leiber. Das Individuum besitzt für die Dauer seiner jeweiligen
Daseinsform mehr als einen Leib (sarira). Es gibt deren fünf (Pannav.
12. 21; Samav. 216a; "phä^. 169 b) in ungleicher Verteilung über die Wesen
(§ 67. 104)'). Ständiger Besitz ihrer aller sind der Earmanleib (kammaga s.)
und der feurige Leib (teyaga s.). Die Wesen der Oberwelt, also die Ein- bis
Viersinnigen und die fünf sinnigen Tiere und Menschen, besitzen dauernd den
irdischen Leib (uräUya oder orä"* s.). Die Götter und Höllenwesen leben
immer, andere Wesen zeitweilig im Verwandlungsleib (veuwiya s,)^).
Der Versetzungsleib (ähäraga s.) endlich kommt nur bei Menschen in be-
stimmten Fällen in Gebrauch. Die Funktionen einiger imd der Zweck dieser
Leiber sind erst aus den Kommentaren zu entnehmen, die nicht immer einig
sind. Die feststehende Reihe oral., veuw,, ähär., tey., kämm, sarira deutet die
zunehmende Feinheit und gleichzeitig zunehmende Dichte an materiellen
*) Plur. aber, wie ee seheint, dawäim (Viy. 420b. 767b. 856bf.), dort dawä.
*) 1 p.-p. = oaa^tpiTß und usaajypvtfi (Viy. 887 b).
^) Pannav. 268 a. 7 Arten ergebrai sich (Viy. 622 b) durch Hinzukommen von
Übergangsstufen, wemi die Aneignung eines neuen Leibes noch nicht durch-
geführt ist.
*) (a)veuv7)iya-aaf%Ta von Göttern = (un) geschmückt Viy. 746a.
92 III. Religion, weltliche Wissenschapten und Kunst. 7. Jaisas
Punkten an (T. 2, 38 — 40)^). Einen Verwandlungsleib haben außer d»i
schon genannten die durch Zeugung entstandenen (§ 63) höheren Tiere und
Menschen, — diese, soweit sie in den Karman-Statten (§ 117) wohnen.
Mittels Zauberkraft kann nämlich ein Mensch sich verwandeln (vikuwiUat),
aber er muß von Sünde frei sein (amäl, § 181). Denn, so heißt es Viy. I89a»
die zubereitete Speise, die der Mönch in sündhafter Weise (nUH) geniefit,
stärkt seine Ejiochen und deren Mark und schwächt Fleisch und Blni
umgekehrt die zufällige Speise des Sündlosen. Jene fördert die Organe, diese
setzt sich in Ausscheidungen tun. Danach wäre die Verwandlungafähigfceit
von körperlichen Vorbedingungen abhängig. Wann höhere Tiere sich y&-
wandeln, wird nicht gesagt. Außer den genannten haben auch die groben
Windwesen einen Verwandlungsleib, der die Form einer Fahne (pa^ägä)
hat, imd in dem sie Sturm oder Wolken sind, ohne ihre winzige Klemheü
(1/i angrda) zuändem(Pannav. 416a. 417a)'). Tiere undMenschendageigea
können ganz klein oder ungeheuer groß werden {l/i ang. bis 100 b^w.
100000 Jo^.^. Auch die Höllenwesen und Götter mit Ausnahme der Gevijja
und A^uttara (§ 129) können die Gestalt wechseln, obgleich sie schon in
einem Verwandlungsleib leben. Dieser ihrer Daseinsform eigentümliche
und ohne Heranziehung uneigener Stoffteilchen (§ 181) gebildete Leib
heißt bhava-dhäranijjay jener zeitweilig angenommene tUtara-veuwii^.
Der Versetzungsleib dient nach Pannav. 423 a ausschließlich frommeD
Menschen in den Karman-Stätten (§ 117), die im Besitz magischer Fähig-
keiten sind (idfki'paita), deren Selbstzucht aber noch nicht vollkommen ist
(pamaUa'Savpjaya)^), nach Devanandin zu T. 2, 37. 49, um jene Fähigkeiteo
zu beweisen, subtile Fragen zu lösen und einer Verletzung der Selbstzucht
zu entgehen^). Er wird T. 2, 49 beschrieben und sein Besitz auf die Beheir-
scher der 14 Puwa beschränkt, sein Vorkommen also von Umäsväti in dk
historische Vergangenheit verlegt. Vielleicht darf man vermuten, daß der
Name weniger ähäraka „an sich ziehend''^) als ädhäraka ist, indem der
Körper ein „Gefäß'' darstellt, sei es dessen, der für längstens 1 miiAntta
(T, S, 60, 9) in ihn, der nicht höher ist als ein rat^iata, hineinschlüpft, sei es
der Belehrung, die sein Träger von konsultativem magischem Ortswechsel
heimbringt. Der letztere wird aber erst von Umäsväti aufgebracht. Der
Versetzungsleib ist nicht gleichzeitig mit dem Verwandlungsleib vorhanden,
weil dies auch bei den sie erzeugenden magischen Kräften nicht der Fall
ist. Es ist nur möglich, sich abschließend auch der Versetzungs-Kraft zu
bedienen (T. 2, 44 und Siddhasena dazu S. 204). Der Karmanleib ist ein
„innerer'' Leib gegenüber dem anderen, „äußeren'', sei es der irdische, sei
es der Verwandlungsleib (Thä^. 56b). Doch ist, wie sie beide, auch der Ver-
setzungsleib alldurchdringend und alldurchdringlich (T. 2, 38 — 40. 49). ^
ist die individuelle Formung früher gewirkten Karmans. Der erstere ist
als Träger von potentieller Energie anzusehen. Durch seine Zuteilung an
alle Wesen wird diesen eine ruhende Kraft zugesprochen, die sich bei ^-
zelnen Menschen auf Grund magischer Fähigkeit (labdhi) zeigen kann. Sie
^) In diesem Zusammenhang ist Prajn. 269b von vargai^äsu pradeSaJtähulyom
die Bede.
') etäv(U-pramäij/i'VikurvaifiAyäm eva taaya Sakü-aambhävät Prajn. 418a.
B) V. Glasen APP, Karmcm S. 27 lies pramatta-aamytUa,
^) eiikfma-pcuiärtha'nirjnändrtham asamyama-parijihVr^yä ca.
*) ähriyata ity ähärakah Devanandin 182; Prajn. 269 b ist sprachwidrig*
IV. Weltlauf (§ 67—101) 93
erscheint u. a. in Ausstrahlung von Hitze und Kühle als den Wirkungen von
f'luch und Segen, vgl. den teya-nisctgga, nach dem Viy. 16 heißt. Die von
TJmäsväti zu T. 2, 43 angeführten Lehrer haben mit Unrecht nur solche
Ausnahmemenschen im Auge, ebenso wie Devanandin in seinem hinter
T. 2, 48 eingefügten Sütra. Außerdem gilt der feurige Leib bei Siddhasena
(T. S. 59) und Haribhadra (T. S. 56) als Bewirker der Verdauung. Es ist
aber unwahrscheinlich, daß als solcher der zweitfeinste aller fünf ausersehen
wäre. Alle Leiber außer dem irdischen sind mit der Seele innig verbunden
(j%va'phv4ay ^häi^. 251b).
§ 63. Physiologie. Zur Existenz gelangt ein Wesen physisch auf drei
Arten: durch Manifestation, durch Verdichtung (Koagulation) oder durch
Zeugung. Manifestation (uvaväya) ist das Entstehen ohne materielle Grund-
lage mit blitzartiger Plötzlichkeit^) ; so treten die Götter und Höllenwesen ins
Leben. Verdichtung (sarnnrncchar^) geschieht spontan aus vorhandenem
Stoff; sie ist den ein- bis viersimiigen Wesen eigen. Die fünfsimiigen, höhere
Tiere imd Menschen, entstehen teils ebenso (s. u.), teils durch Zeugung
(gabbha-vakkaviiy garbha-vytäkränti). Der Ort, wo ein Wesen entsteht, ist
seine Ursprungsstattefj'ot&i^'). Sie ist entweder kalt, belebt, bedeckt (aa/ipvti-
4^)^) oder das Gegenteil hiervon oder beides. Eine vierte Dreiheit (Pannav.
227 b) ist rein anatomisch (§ 64). Die in Pannav. 9 (vgl. 'Pmujl. 121a) an-
gegebene Verteilung jener 9 Eigenschaften auf die Wesen leuchtet meist
ohne weiteres ein. IDie Höllenwesen z. B. entstehen an kalten und an heißen
Orten, die Götter an gemäßigten (nSsiva), An solch letzteren erfolgt die
Zeugung, und sie sind femer gleichzeitig bedeckt und sichtbar ^MU?»tm^-
viya^)' Denn der Lage nach ist der Uterus (garbha) zwar bedeckt, sichtbar
aber bei vorgeschrittener Schwangerschaft. Maiidfestation geschieht an
unbelebten Orten, und zwar entstehen die Götter auf dem Göttersitz und
mit dem Götterkleid, also an bedeckter Stelle, was auch für Höllenwesen gilt
(närak6tj)atti-8thänänäifi saffivjia'gaväk^a'kalpatvät Prajn. 227 a. b). Ver-
dichtung findet an offenem Platz statt. Von den höheren Tieren kommt die
wunderbare Schlangenart d«äZi^ ausschließlich so zustande (Pannav. 46 a);
es können femer durch Verdichtung entstehen die aurfisumära, mahoraga,
Vierfüßer mit Klauen (satjtappJiaga) und die viyaya-'pakkhi, Vögel, die ihre
Flügel niemals zusammenlegen (ebd. 44a. 45a. 46b. 49a), sodann die Men-
schen. Diese können aus feuchten menschlichen Ausscheidungen und aus
Unreinigkeiten spontan entstehen^) (ebd. 50a). Sie bleiben dann aber un-
entwickelt (apajjiUta) und winzig (1/ i ang,) und leben höchstens 1 mvhuUa
lang. Außer den äsäliya sind alle diese Koagulierten geschlechtslos. Unter
Entwicklung ('pajjaUi) versteht man (Umäsväti zu T. 8, 12, S. 177, 4ff.)
die Fähigkeit, dem Körper Stoffe zu assimilieren und ihn selbst, die Sinnes-
und Atmungsorgane, sowie je nach dem auch die Sprache und den inneren
Sinn fertig zu bilden. Diese Entwicklung kann bei Elementarwesen, Pflanzen,
Tieren und Menschen auch fehlen, sie sind dann ofajjaiUfi),
^) jaha mehäaam-tiycuHndacäva-vijjüff^i aambhavo hoi gayaiftamtni 1chaTf/&ijjat
tahä deväi/ffit vi hoi uppattl, Haribhadra, Samaräiccakahä ed. Jacobi S. 57, 3.
') Bei Pflanzen spricht man vom jonl-voccheya, wenn die Keimfähigkeit
erlischt (Viy. 671. 274a; Thän. 123b. 343b. 405a).
') Für samvrta hat JÄcobi T. 2, 33 aatnvrtta „minimal". Auf diese Lesart
deutet Siddhasena S. 191, 19 mit aamvriä praixhannä aamkafä vä.
*) Ayär. 5, 2 unterscheidet die aatnfivucchima von den raaaya und aamseyaya.
Die gleiche Beihe wie dort s. Thän. 385b. 416a.
^) Man spricht (Viy. 852 b; Samav. 26b) hiemach von 14 Arten von Wesen.
94 III. Religion, weltliche Wissekschatten und Kunst. 7. Jatnas
§ 64. Wo vom Keimleben gezeugter Wesen die Bede ist, handelt es sich
fast nur um den Menschen. Ein tierischer Embryo (tirikkha-jaisdya ffobbha)
besteht zwischen 1 mvh. und 8 Jahren, ein menschlicher (manusst-g.)
zwischen 1 mvh. und 12 Jahren, eine ausgebildete Frucht ( ? häya-bkaoa-
Üha) zwischen 1 muh, und 24 Jahren. Zu dieser Vorstellung gehören augen-
scheinlich die Angaben Viy. 88b, was ein jiva gabbha-gaya samätia Übles und
Gutes treibt, und was sein Lohn ist, wenn er als solcher stirbt. Menadi-
lieber und tierischer Same lebt im Mutterschoß zwischen 1 und 12 Stundsi
(Viy. 433a; Tand. 4b^)). Von Zufallsschwängerung und ihrem G^enstöck,
dem fruchtlosen Beilager, imd seinen Ursachen spricht Thäin. 312 b. Die
erste Nahrung des Embryos (jiva) nach dem Eingehen in den Schofi sind
das Reinigungsblut der Mutter (mäu-oya) und der Samen des Vaters (Süy.
n 3, 21 ; 353b), später ist die Nahrung mannigfach. Sie wird nicht bissen-
weise mit dem Mund, sondern mit dem ganzen Leibe aufgenommen (§ 96);
ausgeschieden wird nichts, vielmehr dient alles zum Aufbau der Sinnes-
organe und des Leibes. Mutter und Frucht stehen durch zwei Stränge mit
einander in Verbindimg : der eine (mäU'jiva'rasa-harinl seil, näli ^.) geht
von der Mutter aus und dient der IVucht zum Atmen und Umwandeln der
Stoffe, die andere (puUa'j.-r.'h.) geht von der Frucht aus und dient ihr zum
Aufbau des Körpers (cinäi, uvaciv^i). Von der Mutter stammen (mäiy^€mqti,
Thä^. 170b mäuy'a.) Fleisch, Blut und Gehirn, vom Vater (piiy'a,)
Knochen, Mark, Haare und Nägel. Diese elterlichen Mitgaben ((ummä-
piiya sariraya) haben Bestand, solange der Körper des Abkömmlings ange-
schwächt (awävanna) besteht. Die Hauptstelle für das Voranstehende ist
Viy. 87 a, teilweise auch Tand. 7 a. 8 a.
Die Embryologie des Menschen behandelt der Anfangsteil des Tan-
dulaveyäliya. Den einleitenden Gähäs sei hier nur entnommen, daß die
Grenze der Fruchtbarkeit beim Weibe 65, beim Manne 75 Jahre sind (Sti-.
13, vgl. Sthän. 313b), und daß die Frucht im Mutterschoß durchschnittlich
27714 Tage verweilt (Str. 4f.). Ihre Stadien sind kalaia (7 Tage), abbuya
(desgl.), pesi, ghava, Ihr Gewicht ist im 1. Monat 3 karisa = V4 poia, im
2. wird sie fest, im 3. erregt sie Gelüste der Mutter, im 4. macht sie dessen
Glieder schwellen, im 5. entwickeln sich die Extremitäten und der Kopf
(panca piv^iyäo), im 6. Galle und Blut, im 7. Adern, Muskeln, Gefäße, Ner-
ven, Poren, Haare und Nägel; im 8. ist das Kind fertig. Das Geschlecht ent-
spricht dem Überwiegen des Samens oder des Blutes, die Gleichheit beid^
führt zur Geschlechtslosigkeit. Eine solche Frucht liegt (Str. 16) in der
Mitte der Mutter, eine männliche rechts, eine weibliche links. In Lage und
Befinden stimmt sie mit der Mutter überein. bimAa (Tand. 14 a ; Thä^. 287 a)
scheint das Ergebnis einer Fehlgeburt zu bezeichnen. Nach Viy. 89a führt
die Querlage zur Totgeburt. Eine Beschreibung der weiblichen Geschlechts-
teile findet sich Tand. 4a. Aus Pannav. 9 (227b); ^ä^. 121b erfahren wir,
daß die Gebärmutter konvex, konkav oder flach (va/qM-'paüa) sein kami.
Viy. 218 a wird Hari Negamesis Rolle als Umbetter des Embryos anscheinend
vom Einzelfall aus (§17) verallgemeinert.
Die gezeugten Wesen kommen im Ei, mit der embryonalen Eihaut (dem
Ghorion) oder als lebendige Junge zur Welt. Eigeboren (a^y^ya) sind auBer
den Vögeln die Schlangen, Fische, Eidechsen, Schildkröten und Krokodile;
mit der Eihaut werden geboren (jaräuya) die meisten höheren Vierfüßer
1) Ausg. DLJP 59.
IV. Wbltlaitp (§ 67—101) 95
und die MeiiBchen; als fertige Junge sind da (poyaya) andere VierfüBer,
darunter der Elefant, femer Flieger mit Hautschidngen, wie die Fleder-
maus usw.^)
§ 65. Von der gleichen Roheit wie alle diese Vorstellungen ist auch die
Anatomie des fertigen Menschen (Tand. 35b). Außer den Quantitäten an
Flüssigkeiten, die wir nebst anderem übergehen, hat der Mensch 700 Adern,
von denen je 160 vom Nabel nach oben, nach unten in die Beine, nach unten
in den Unterleib und horizontal laufen; je 25 enthalten Schleim und Galle,
10 Samen. Femer gibt es u. a. 900 Sehnen, 500 Muskeln, 900 Gefäße, 9,9
Mill. Haarporen ohne Kopf- und Barthaar, mit diesem 35 Mill. Etwas
anders sind einige Zahlen für die Frauen und die Zwitter, nämlich 670 und
680 Adern und 470 und 480 Muskeln; auch hat der Mann, 5, die Frau
6 innere Organe (ko^ha), der Mann 9, die Frau 11 Offnimgen (soya)^).
Daß im Gegensatz zur gemeinindischen Anschauung die linke Seite als
gut (suha-parii?äfna), die rechte als unglückbringend bezeichnet wird
(Tand. 35 b), entspringt nur dem Unterscheidungstrieb.
Außerhalb des Tand, wird der Körperbau des Menschen aus allgemeinen
Vorstellimgen nicht herausgehoben'). Man kennt 6 Arten der Zusanmien-
fügung der Knochen (saviighayarfay satphanana) mittels Hakung und Stift
7hä]^. 357 a; Tand. 27 b): voj^a-risabha (oder vairdsabhayndräya^ risabha-n.^
n., addha-n,, küiyä und chevaffhd (hierfür mrpäfikä Umäsv. zu T. 8, 12).
Zur Erklärung vgl. u. a. v. Glasenafp, Karman S. 29, eine Abbildung
bei Bastian, Ideale Welten I, Tafel IV (der zugehörige Satz S. 283 ist
falsch). Verdichtung ergibt die 6. (und schlechteste) Art, Manifestation keine,
da Höllenwesen und Grötter keine Ejiochen, Sehnen und Adern haben; bei
Zeugung sind alle Arten möglich. Nach Tand. 27 b haben jedoch die Men-
schen jetzt nur noch die chevaffha-Yngang. Die 1. Art ist die ideale und den
Arhats usw. eigen.
Die Körperform (rnfpfhätfu) ist ebenfalls sechsfach möglich (Thä^. 357 a;
Tand. 27b). Ein Wesen ist durchaus proportioniert (sama-cauroffisa), nur
oben (niggoha, n.-pariman^ala) , nur unten (säiya. Komm, sädi^ Um. säci) ;
es ist bucklig (Jckujja), verkrüppelt (vämarjM) und ungestalt (huft4a).
Letzteres sind die Höllenwesen (vgl. § 109) und die verdichteten Wesen außer
den einsinnigen, die wie § 105 beschrieben werden. Alle Arten haben die
gezeugten höheren Tiere und Menschen, nur die erste die Grötter.
Nächst der Körperform ist die Körpergröße (sarir'ogäharfä) zu erwähnen.
Die Elementarkörper kommen über die Winzigkeit nicht hinaus, die als
Minimum allen irdischen Wesen eigen ist. Das Höchstmaß hingegen ist
überall sonst ein ungeheures: Pflanzen und Wassertiere bis 1000 joy,,
Landtiere bis 6 gäuya, Menschen bis 3 usw. (Pannav. 412 b). Jenseit der
Oberwelt nimmt die Körpergröße zu, je tiefer man kommt, und ab, je höher
man steigt : die Wesen in den tiefsten Höllen haben 500 dJhaV'U, die A^utta-
rovaväiya 1 rayar^i (Pannav. 417 a). Über die siddha s. § 187.
§ 66. Wir kommen zu den körperlichen Funktionen. Das Atmen heißt
äfiamai päriamai^) üsaaai niMMO», wobei die ersten beiden die innere, die
letzten beiden die äußere Tätigkeit ausdrücken (Pt-aju. 220b). Es atmen
^) Umäsväti zu T. 2, 34; ällänka zu Ayär. 5, 2.
^ Hier kommen die Brustwarzen hinzu. Sie fehlen Thän. 450b.
3) Doch gibt Vivägas. 42 b die 48 rMl und ihre Aufgaben cm.
*) = anüiy praxjküu
96 m. Beuoion, weltliche Wissenschaften xtnd Kunst. 7. Jaizst
(Pannav. 7) alle Wesen ohne Ausnahme, aber je höher ihre Statten smd.
in um so größeren Zwischenräumen: die Höllenwesen atmen beetAndig^^
die obersten Vemä^iya nur alle 33 Halbmonate, die ein- bis filnfmnnigea
Tiere und Menschen verschieden (vemäyäe). Die Frequenz ist, wie sicli sjs
Viy. 274 b gegenüber Tand. 3 b ergibt, beim Embryo dieselbe wie bräa
fertigen Menschen, dem sie auch zeitlebens bleibt, nanüich 3773 in 1 fiMcAtcttv.
So wird der Atemzug (tisaäsa-nisaäsa oder j)äf^u) zum Zeitmaß. Wäfaraid
das Atmen der Zwei- bis Fünf sinnigen feststand (jävümo ^päsämo), erachiefi
das der Elementairwesen und der Pflanzen problematisch, es wird aber aus-
drücklich auch von diesen behauptet (Viy. 109 a). Anschließend erfahren wir
(109b), daß das „Atmen"' alle möglichen Stoffe (daoväitß) umfaßt. Eben»
verwunderlich wie diese Feststellung ist die dabeistehende und unzutreff emk
Verweisung auf Pannav. 28 (das Ähära-paya). Ein Windkörper (vSuyä^j
atmet seinesgleichen, und ob der eingeatmete auch vielhunderttausendmal
in jenem zugrunde gegangen ist (vddäiUä), kehrt er doch immer wieder
(paccäyäi, Viy. 110a)'). In anderem Zusammenhang wird gesagt, daß dk
Elementar- und Pflanzenwesen einander ein- und ausatmen (Viy. 419 b)^).
Den Erd- und Wasserwesen und den Pflanzen ist es nicht möglich, steb
freiwillig zu bewegen. Sie heißen deshalb thävara »feststehend^' im Gegair
Satz zu allen anderen, den tasa päna oder „beweglichen"' Wesen, für die man
z. B. Äyär. 5, 1 vergleiche. Die hiemach gebildete Stelle Dasav. 4 Anf
zeigt die auch sonst einwandfreie Bedeutung. Aber Siddhasena zu T. 2, U
(S. 158, 3) unterscheidet die beiden Gruppen als diejenige, in der der Zq-
stand und die Stimmung des betreffenden Wesens äußerlich erkennbar sd
und die gegenteilige; denn trasa heiße von Haus aus (Sdau) stUcha-grahana.
Nach Devanandin drückt trasa die Möglichkeit des Überganges in eine
andere Wesensklasse aus, die, wie eben erwähnt, gewissen Wesen fefah,
weshalb für ihn alle Einsinnigen zu den süiävara gehören.
Ausnahmslos ohne Geschlecht ( Jiv. II) sind, wie erwähnt, die durch Ver-
dichtung entstandenen Wesen, ferner sind es die Höllenwesen. Bei den
Göttern dagegen kommen geschlechtslose nicht vor; den Gevejja und
A^uttara fehlen auch die weiblichen entsprechend der mit der Höhe der
himmlischen Region schwindenden Sinnlichkeit, worüber Pannav. 547 bfi.
(vgl. "fhäi^. 105 b) handelt, vgl. auch T. 4, 8 — 10. Drei eigentümliche Ver-
gleiche nehmen sich in der trockenen Darstellung von Jiv. 150 b. 177a.
198a wie Überbleibsel aus höher stilisiertem Zusammenhang aus: das
weibliche Geschlecht ist wie ein Kochfeuer (phumjjhuy'tiggi), das mannliche
wie ein Waldfeuer (vana-dav'aggi), das dritte wie ein Stadtbrand (mahä-
nagara-däha).
§ 67. Der Sinne (indiya; Viy. 223b. 286b: äyäna) gibt es fünf (Pannar.
15)^). Ihre ungleiche Verteilung auf die Wesen ist der Anlaß zu deren
Sonderung in die schon oft genannten Ein- bis Fünfsinnigen und damit die
Grundlage der Betrachtung der beseelten Welt. Die einsinnigen haben nur
Gefühl, bei den zweisinnigen kommt Geschmack, bei den dreisinnigen Ge-
^) Demi alle Gepeuiigten atmen schnell, Prajn. 220b.
') Abhay. behauptet, daß die Stoffteilchen, die den Atem-Zug und -Hauch
bilden, feiner seien als die, aus denen sich der „irdische" und Verwandlungsleib
des Windwesens zusammensetzt (110a).
*) Abhay. folgt ohne eigene Meinimg der „püjya-vyäkhyä" und konstruiert
eine gegenseitige Angleichung des Atmens bei engverbtmdenen Erd- usw. Weeen.
*) Zum inneren Sinn vgl. § 71.
IV. Wei/tlauf (§ Ö7— 101) 97
mich, den viersinnigen Gesicht, den fünfsinnigen Gehör hinzu^). Die ersten
vier werden als Wesen mit unvollzähligen Sinnen, viffol'indiya, zusammen-
£^aßt. Einsinnig sind die unmeßbar kleinen Teilchen von Erde, Wasser,
Steuer, Wind und die Pflanzen. Die verschiedenen Erscheinungsformen der
[Elemente, die Gewächse und mehrsinnigen Wesen werden Pannav. 24aff.
ohne die Absicht der Vollständigkeit genannt, desgleichen Utt. 36; ohne
System erscheinen viele Paijihav. 1. Die Umkehrung der obigen Reihenfolge
der Sinne ist die solenne. Die hiemach ersten drei Sinne haben je 2 Organe'),
die letzten beiden je 1. Pannav. 312 a steht hierfür datw'indiya, was dem
upakar€ki!!La bei Umäsväti T. 2, 17 entspricht.
Die Stofflichkeit der Sinne führt dazu, daß deren Träger, detjiva an sich
und sämtliche Wesen im Saipsära, Viy. 423 b als pogffolt bezeichnet werden.
Man unterscheidet den uvacat^, die Anhäufung der für den Zweck geeigneten
Atome, und die niwattaiyH, Anlage oder Formgebung, die in i samaya eines
mvhvUa geschieht. Dem uvacaya (der bei Umäsväti fehlt) ist der 'pra/Gaya
Devanandins (zu T. 2, 17) zu vergleichen. Dieser Autor unterscheidet
(S. 165) innere und äußere Anlage (nirvfrtti), letztere eben der pud^akh
yra/Myay erstere die Punkte der Seele in Ausdehnung und Form des jeweiligen
Sinnesorgans, z. B. der Pupille (vgl. Jaoobi zur Stelle). Auf die innere,
allen Wesen, die jenen Sinn besitzen, gemeinsame Anlage gehen nach
Prajn. 294a die .^igaben bestimmter Formen (aofpfl^v^)- Danach sind
Gehör und Geruch wie gewisse Blumen (halambuy<i'jmpj^ und ainvuUaga-
canda) gestaltet, der Gesichtssinn wie eine Linse (masüra), die Zunge
wie ein Messer (khurappa) ; das Gefühl, bei dem äußere und innere An-
lage nicht unterschieden werden (Prajn.)» hat verschiedene Formen
(Pannav. 293b, etwas abweichend Siddhasena zu T. 2, 17). Man kennt
femer bähalkfi) und poAoto^), Dicke und Breite der Stoffanhäufung. Beide
sind winzig klein, nur das pohaUa des Gefühlsinnes ist dem Maß des Körpers
gleich. Die Reichweite (visaya) ist am größten beim Gesicht, wo sie 100000
joy, überschreitet; das Gehör erstreckt sich über 12, die anderen Sinne über
9 joy. Das ist gewiß wörtlich zu nehmen und ebenso wie die Körpergröße
(s. o.) und die* angeblich längste Lebensdauer auf sagenhafte Verhältnisse
zu beziehen. Mit den Objekten kommen die Sinnesorgane in direkten
Kontakt (puühäirß — und pavitfhäirß — saddäiff^ sut^i usw., Pannav.
298a; ^l^- 253a)^); nur beim Gesichtssinn ist dies nicht der Fall. Nach
Prajn. 298b handelt es sich jedoch beim Hören tun bloßes Anrühren (spf^^fa^
mätra), beim Riechen, Schmecken und Fühlen aber außer ihm sozusagen
um Eingliederung in die Seele (baddha-spr^, baddha = öima-pradeiair
(Umlkfta). Begründet wird dies u. a. mit der größeren Feinheit und der
^) An brahmanisohe Begriffe lehnen sich die Dig. durch Einschaltung dar
Lehre von den 10 pnS^ an. 5 sind die indiya-päna, 3 die bcUa-p. innerer Sinn
(§ 71) , Rede und Leib, imd den Schluß bilden d^ Atem ^d^d^^a oder tuschväsa-
nihSväea-präif^) und die Lebenskraft (äuga-p.). Vgl. Gommatas. Jlv. 129;
Devanandin zu T. 2, 14; Komm, zu Präya^ittacülikä 4. Die letzteren beiden
Seben an, wie sich diese p. auf die ein- bis fünf sinn igen Wesen verteilen, s.
ACOBi Tattv. zur Stelle.
*) Die Ein- bis Drei-Äugigen, von denen Thän. 171b spricht, sind dies in
übertragenem Sinne.
') hahalatä = piffdcUva Prajn. 293 a. Die frühere Ausg. der Pannav. druckt
stets bähulya für böhalya,
*) Lautlich = prükdktva, aber in der Bedeutung = prthutva (vistära). Prajn.
294b f. stehen beide durcheinander.
^) cattOH indiy'cMiä putfiiä veenti. Hier steht veerUi für veijjanii,
Indo-arlsohe Philologie III. 7 Sohnbring 7
98 m. Rexioion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jatsas
größeren Zahl der Laut-Stoffe gegenüber jenen; die Sonderstellui]^
Gesichts wird auf dessen (ipräptakärüvaf die Eigenschaft, ohne Berähmng
wahrzunehmen^), zurückgeführt. Der Gesichtssinn verhält sich auch ersten
Eindrücken gegenüber anders als die anderen Sinne, vgl. § 71. Es ist selbst-
verständlich, daß die Einwirkungen auf die Sinne in Eigenschaften ÖBt
Objekte beruhen (Viy. 713 heißen die Duftpartikel ghäva-sahaga^ poggal&J,
So ist der ivdiya-visae poggala-pariiiäma (Jiv. 373 b) entweder angenehm
oder unangenehm (surüva, durüva usw.') und geht aus dem einen ^on
diesen in sein Gegenteil über.
Das von den fünf Sinnen hier Dargestellte betrifft sie in ihrer materiellen
Beziehung, als daw'indiya. Von den bhäv'indiya, den Sinnen als Zustand,
wird § 71 die Bede sein. Zu Beginn des Keimlebens sind nur diese vor-
handen (Viy. 86b).
§ 68. Die Sprache nimmt, so sagt Pannav. 255b, ihren Ursprung in der
Seele, ihr Erscheinen im Körper, ihre Form ist die des Donnerkeils, und sie
endigt am Ende der Welt (bh&sci. jiv'äiyä sarira-ppabhavä txxjjct-samAiya
log'arUa-'pajjavasiyä). Vermutlich war die Formbezeichnung in anderem
Zusammenhang gleichnisartig geprägt worden. Prajn. meint aber, daß die
Welt, die von den Bede-Atomen durchdrungen würde, die Form des tfojja
habe. Die einsinnigen Wesen haben keine Sprache. Weiteres schon §61, und
siehe ferner § 74. Äyär. II 92, 3f. legt Wert darauf, daß die Sprache nur
da ist, während sie gesprochen wird (bhäsijjamänt hhäsä), weder vc^-her
noch nachher. Diese Feststellung steht femer Viy. 103 b. 621b. 622 b. Der
Sprechvorgang selbst wird Pannav. 260bff. ausführlich geschildert. £r
ist kurz gesagt, das Ausstoßen (nisarai, nisfjcUi) aufgenommener (genhed)
bereitstehender (oder ruhender, thiya) Substanzen (dawa). Diese bestehen
aus CO Atomen (av^nta-passiya), nehmen den Baum von i Punkten ein,
haben 1 sam, Dauer und alle Eigenschaften, die bei Farbe, Geruch, Ge-
schmack und Gefühl möglich sind. Die Aufnahme erfolgt zu inniger Be-
rührung (jmUha, ogä4ha), nämlich mit Punkten der Seele (ätma-praieia,
Prajn.), und sie widerfährt feinen und groben Teilchen (anu und bäyara)^,
was noch weiter verfolgt wird. Sie geschieht mit oder ohne Unterbrechungen
(arUara)^ insofern innerhalb von 1 sam. entweder Aufnehmen oder Aas-
stoßen, oder Aufnehmen und Ausstoßen stattfindet, wobei die als Bede
ausgestoßenen Teilchen stets die im vorigen sam, aufgenommenen sind
und übrigens (267 a) demselben Bede-Inhalt Wahr, Falsch usw. angehören,
für den sie aufgenonnnen wurden. Ihr Schicksal hängt von der Sprech-
stärke ab. Bei leiser Bede, sagen Prajn. zu Pannav. 262 b und Vy. zu Viy.
621b, treten die Bedeteilchen in groben Stücken (abhinna) aus (bhäsijja-
mäni bhäsä bhijjai Viy.), reichen nicht weit und gehen bald zugrunde. Laut
Gesprochenes aber ist fein zerteilt (bhinna), es vergrößert sich unendlich-
fach und gelangt bis an die Grenzen der Welt^).
§ 69. Die angebliche Lebensdauer des Menschen geht, wie angedeutet,
über jede Erfahrung hinaus. Samt den fünfsinnigen Tieren kann er nämlich
^) Vgl. Leumann, Übersicht S. 39a.
*) So bei rüva; bei sadda heißt es subbhi und dvbbki (auch Th&n. 24 a),
bei gandha eurabhi und durabhi,
^) Prajn. hat wohl Bedenken (263 b), aus bäyara die Konsequenz zu ziehen,
daß es sich um sichtbare Teilchen handele, und gibt daher nur die Auffassang
des fnükt-tikä-hära wieder, nach der Aggregate mit kleinerer oder größerer
Punktzahl gemeint sind.
«) Vgl. auch Thän. 63a.
IV. Weltlauf (§ 67—101) 99
3 foHoüama, erreichen, womit er die Vä^amantara- und Joidya-Götter um
das Doppelte übertrifft. Die Bhava^aväsl dagegen kommen bis gegen
2 sögairowjmay die Höllenwesen und die Vemä];iiya sogar bis 33. Die Zahlen
für die weiblichen Götter sind niedriger. Ein Erdpartikel erreicht 22000,
ein Wasserpartikel 7000, ein Windpartikel 3000, eine Pflanze 10000 Jahre.
Ein Feuerpartikel lebt längstens 3 Tage und Nächte, ein zweisinniges Wesen
12 Jahre, ein dreisinniges 49 Tage, ein viersinniges 6 Monate. Bezeichnet
wird diese Lebenszeit (Pannav. 4) mit dem Worte thii ; es steht auch dort,
wo die Späteren von hhawL-stküi sprechen zum Unterschied von der käya-
dhiti, mit der die Summe der einander folgenden Existenzen in der gleichen
Wesensform benannt wird (§ 93).
Außerhalb der sagenhaften Möglichkeiten begegnen beim Menschen
3 Stufen (jäma, vaya, Äyär. 33, 23; 50, 3 v. u.; ^ä^. 128a), die sich aber
nicht auf das physische, sondern auf das Mönchsleben beziehen, wenigstens
nach dem Konmientar, der sie vom 8. bis zum 30., vom 31. bis zum 60. und
vom 61. Jahr bis zum Tode reichen läßt^). Denn Mönch wird man nicht
vor dem 8. Jahre (§ 138). Die eigentlichen Lebensstufen sind die 10 dasä
namens bälä, ki44ä, nandä, bald, pannä, hä^tyi^ pavaneä, pabbhärä, mummu-
h% (mammnhi), sävani (säyarsl) (Tand. 16a, in einem Sloka Thän. 519a,
in einer Gähä Tand. 16a = Dasav.nijj. 10). Die zweite Hälfte der Reihe
deutet Abnahme der Sinne, Redseligkeit, Körperkrümmung, Erwartung
des Todes') und letztes Lager an, wird aber von den Komm, öfter in ge-
suchter Weise erklärt. Die Ansetzung dieser zehn Stufen geht gewiß auf
das theoretische Höchstalter von 100 Jahren (Tand. 17 b. 33a) zurück.
Hiervon wird die Hälfte verschlafen; für Kindheit und Alter*) sind femer
20 Jahre zu rechnen (Tand. 33 a). Aus dem metrischen und daher in der
Wortstellung freien Kompositum ^ft^a-jotnx;itKS-ike«'ava(t&ft^-naAo^) Jam-
budd. 224 b ergibt sich die Vorstellung, daß zu bleibender Jugendkraft das
NichtWachsen von Haar und Nägeln gehöre, wie denn dies auch einer der
Vorzüge des Kevalin ist (Samav. 60b).
Eine Reihe von 16 Krankheiten findet sich Äyär. I 27, 16ff., eine andere
Vivägas. 40 b. Hier erscheinen auch Ärzte und versuchen ihre Kunst auf die
verschiedenste Weise. Hauptfächer der Heilkunde, das sei hier angemerkt»
sind nach ^ä^. 427 folgende acht: Kinderheilkunde (JcumSTa-bhicca)y
innere Medizin (käya-iigicchä), kleine und große Chirurgie (saläi und saUa-
haää), Giftkunde (jangoli), Lrenheilkunde (hhüt^vijjä), Ätzkunde
(khära-tarUa) und Elixierkunde (rasäyai^a). Das stimmt mit den 8 Teilen
des angeblichen Ayurveda ( Jolly, Medicin, GIAPhAIII 10, S. 13) nahezu
überein. Nach Thä^. 451a gehört übrigens die ärztliche Wissenschaft
(iigicchiya) schlechthin zum yäva-guya-'paBaTiga^), Krankheitsursachen gibt
es nach Tl^äi;!. 446a folgende neun: zuvieles Sitzen (accäsav^ä), schädliches
Essen (ahipäsaria), zuviel Schlaf, zu wenig Schlaf, Stuhlverhaltung,
Harnverhaltung, Marschieren (addhäfia'gamanajy Essenverweigerung
^) Sthän. 128 b sieht in jäma den 4. Teil von Naoht oder Tag, was aber nicht
paßt. Die vayaa gehen ebd. bis 16, 70 und 70 + x Jahre.
*) Mit Haribhadra zu Dafiav.nijj. = mrt-mukhl (mrirf,-, rnrn-tnukhl).
*) Viy. 699 b ist jarä nicht das Alter, sondern die körperliche Pein im Gegen-
satz zur seelischen, dem aoga.
*) Gedruckt ist keaa-ava^hiya. Grammatisch richtig wäre die Stellung
avaffhiyork.'n. Es handelt sich um einen Vedha, dessen Fortsetzung lautet havai
ya savva-hhaya-vipparnukko.
^) 26 andere, die aussohließlich der Wahrsagerei angehören, s. Samav. 49a.
7*
100 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
und Hingabe an Sinnenfreuden (indiy^aäha'Vikovanayä), Auf dem ge-
meinindischen System beruht die Einteilung CF^ä^- ^5a) in vSiya-^
pUtiya- und ^fit&Aftya-Krankheiten und solche, bei denen mehrere hierbei
genannte Faktoren beteiligt sind. Viy. 634a (= T^ä^. 47 b) gibt an,
daß Wahnsinn (ummäya) auf Besessenheit (jcAhk'ävesa) oder auf Ver-
wirklichung des sog. Verwirrenden Karmans (§ 87) beruhe^), und zwar sei
die erste Art angenehmer (auhaveyaisuUaräga) und leichter loszuwerden
(svhavimoyafsuUaräga) als die zweite. Zustande kommt Besessenheit, so
heißt es anschließend, dadurch, daß ein Gott unreine Atome schickt (c^subke
poggale pakkhivai), die bei Höllenwesen und Göttern starker (mah%4fkiyaia-
räga) sind als bei Elementarwesen (!), Tieren und Menschen. Der Gedanke
ist wohl in Übereinstimmung mit den Vorstellungen aller Primitiven der,
daß der (stoffliche) Körper eines bösartigen von dem gesunden Individoom
Besitz nimmt. Kappa 6, 12 stehen jcAhk'äiffha und ummäf^-paiia neben
einander. Der Yak^a ist in diesem Zusammenhang nicht derjenige, der als
wohlwollendes Wesen unter die Vä^amantara-Götter eingereiht ist (§ 112),
sondern stammt aus dem Bereich des Volksglaubens. Daß ein KeviJin
von einem Yak^a besessen sei, war eine Behauptung von feindlicher Seite
(Viy. 749a), die sich wohl auf den äußeren Anschein gründete und jeden-
falls dessen Aussprüche der Glaubwürdigkeit berauben sollte.
Vom physischen Tode erfahren wir nur wenig: die Seele (äffä) verlaßt
(nijjäi) den Leib an den Füßen, Schenkeln, der Brust, dem Kopf und aus
allen Gliedern gleichzeitig. Dies weist nach fh&Q., 89b. 346a auf ihren
künftigen Verbleib in der Hölle oder unter den Tieren, Menschen, Göttern,
und ihr Eingehen zu den Vollendeten CT^ä^. 346a), ist aber nichts anderes
als eine unverfälscht primitive Vorstellung.
§ 70. Die Seele. Den Abschluß der Lehre von den Stoffen hätte das
Karman zu bilden. Da es jedoch seit Ewigkeit mit der Seele aufs engste
verbunden ist, muß diese zunächst behandelt werden. Die Seele heißt
jiva als Lebensträger, ein lebendes Wesen heißt (neben päna, bhüt^^ saUa)
jtva, weil es beseelt ist : dies ist den halb spielerischen Subsumptionen Viy.
285 a zu entnehmen. Die Punkte der Seele und deren Größe s. § 58. Dire
Gesamtanzahl bleibt ewig die gleiche, sie nimmt weder zu noch ab, wahrend
in den einzelnen Wesenstufen und -klassen natürlich sowohl Gleichheit
wie Ab- und Zunahme vorkommen, mit Ausnahme der Vollendeten, deren
Zahl einer Abnahme nicht unterliegt (Viy. 244 a).
Von der Seele zu unterscheiden ist äffi, das Ich, aber die Grenze ist nicht
immer deutlich. So, wenn die mönchischen sittlichen Pflichten dem äyä
dienen (äyä sämäie (usw.), äyä sämäiyfisaa (usw.) affhe Viy. 99a), alles
körperliche und geistige Tun sich im Ich auswirkt (n*annatiha äyOe port^o-
merUi Viy. 777 a), zumal wenn jft» undjtv'äyä ausdrücklich gleichgesetst
werden (Viy. 723b)'). Betonter erscheint das Ich, wenn der äyä^) sowohl
schlechthin (daviy'äyä) wie mit den Leidenschaften, der Betätigung, dem
Erkennen und anderen Abstrakten verbunden als kasäy^äyä, jog^äyä^
nän'äyä usw. aufgestellt (Viy. 588 a) und aller dieser gleichzeitiges Vor-
kommen oder Nichtvorkonmien beim Individuiun festgestellt wird; vgl.
auch den ahigarainkl äyä Viy. 288 b. Erkennen, Nichterkennen und Glauben
durchdringen, wie es scheint, die Persönlichkeit, so daß die Begriffe einander
^) Dies neben konkreter Schuld auch Thän. 360 b.
*) Die Dig. nennen den jiva oft äyä (ädä),
*) An der anzuführenden Stelle ^nrd äyä als Femininum dekliniert.
IV. Weltlaup (§ Ö7— 101) 101
gleich sind: nä^ie (Nom.) äyä^ annät^ äyä (dies bei den Einsiniügen),
dammv^ äyä (Viy. 588b). Wir lesen Viy. 621a. 622 b, daß die Sprache und
der innere Sinn ausschließlich etwas anderes sind als das Ich (no äyä bhäsä,
n, ä, mane^ annä bhäsä, anne matj^e), der Körper aber nicht notwendig
(äyä vi käe anne vi käe), was sich wohl aus seiner äußerlichen und bleibenden
Wirkung erklärt. Die gleiche einleitende Formulierung schloß sich an die
angeführte Stelle Viy. 588 b unmittelbar an (äyä bhante Rayavapjmbha
jmdhavi annä R. p. ? Viy. 592 b), aber zu ganz anderem Zweck. Hier steht
äyäy um auszudrücken, daß ein Objekt, mit den ihm innewohnenden Eigen-
schaften bezeichnet, dialektische Wirklichkeit hat im Gegensatz u. a. zu
dem Fall, daß ihm fremde, einem andern Objekt gehörige Eigenschaften
beigelegt werden: ( Rayariappabhä . . ,) appais^ ädiffhe äyä, parassa ädiffhe
no äyä. Diese Lehre fällt in den Bereich des Syädväda (§ 77).
§ 71. Die geistige Funktion, uvaoga, ist das Wesen der Seele, aber upayoga
ist nach T. 2, 18 auch speziell das Funktionieren der Sinne und liegt dem
geistigen Vorstellen mit zugrunde. Zusammen mit der labdhi, der Fähigkeit
zur Ausübung, stellt der upayoga den Sinn als Zustand betrachtet (bhä-
vendriya) dar. Pannav. 308 bf. heißt es laddhi und uvaog'addhäy wobei unter
der letzteren die Zeit zu verstehen ist, während deren ein Sinn (hinzuzufügen
ist: bei einer Wahrnehmung) arbeitet. Am schnellsten reagiert das Gesicht,
es folgen Gehör, Geruch, Geschmack und Gefühl. Zwischen der diesem am
schnellsten und der ihm am langsamsten möglichen Arbeit liegen die lang-
samsten Leistungen derselben Reihe. Sowohl für die daw^indiya (§ 67)
wie für die bhävHndiya weist die Pannav. (311b — 315b) ausführlich nach,
wieviele von jeder Art in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei
den Wesen vorhanden waren, sind und sein werden (aiUa, baddheUaga und
jnirekkha^a). Die Zahl der letzteren ist abhängig von der Anzahl von
Existenzen, die auf die gegenwärtige noch folgen, bis die Erlösung eintritt.
Neben den Sinnesorganen ist für das Vorstellen femer wesentlich der
innere Sinn oder die Vernunft, von Umäsväti T. 1, 14; 2, 22 gegensätzlich
anindriyay 2, 25 implicite manas, in der Pannav. aannä genannt, und ohne
Organ. Bei den Tieren und den Menschen ist die sannä an deren Entstehung
durch Zeugung geknüpft, bei den Göttern und Höllenwesen an ihren Besitz
in der Vorexistenz (Prajn. 534af.). Die Inhaber der sannä heißen sannt,
und so ist der Kevalin no-sanni-no-asanni, weil er über die sannä hinaus
ist. Das ganz kurze 31. Kapitel der Pannav. heißt hiemach Sannl-payazum
Unterschied von Pannav. 8, dem Sannä-paya. Dieses handelt, wie hier ein-
zuschalten ist, von den 10 sannä (auch ^ä^. 504 a) als den primitiven
Regungen oder Instinkten (äbhoga Prajn.), die alle Wesen (mit Ausnahme
natürlich des Kevalin und Siddha) besitzen. Sie sind gerichtet auf Er-
nährung, Furcht, Geschlecht, Pracht (pariggaha-s.), Zorn, Stolz, Trug,
Gier, Weltlichkeit und Triebhaftigkeit schlechthin (loya- und oha-s.^).
Von den vier ersten treten beim Höllenwesen die Furcht, beim Tier die
Ernährung, beim Menschen das Geschlecht, beim Gott die Pracht akut
auf (osannarp, häran^ifß pa^ucca), die anderen sind chronisch (sa/qUai-
bhävarß p.). Jene vier beruhen nach ^ä^. 277 a (vgl. Samav. 9 b) außer
auf dem entsprechenden Karman auf der auf Grund von Mitteilungen er-
weckten Vorstellung, auf dem imabhängigen Darandenken und sodann auf
^) Sthän. 505 a nemit die ogha-samjnü eine Funktion (upayoga) des Glaubens,
die loka-s, eine solche des Wissens; ebenso Prajn. 222b.
102 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainab
den konkreten Ursachen Feigheit, leerer Magen (omabafthayä), zaWei
(cUa) Fleisch und Blut, und auf Besitz (cmmvJüayä).
§ 72. Nach T. 1, 15 schreitet die Vorstellung, mag sie auf der Arbeit der
5 äußeren Sinne oder des inneren Sinnes beruhen, vom ersten Bemeiken
(avctgraha) über den Willen zum Erkennen (thä) und die FeststelluDg
(a/pBLya oder aväya) zur Einprägung (dhäraxjA) fort^). Das entspricht zvar
der Reihenfolge ^hä^. 281b. 363a; Viy. 571a; Nandi 168a), aber nicht der
in Pannav. 15, 2. Hier steht voran die inüya-ogähatfi (309 a), ihr folgen
aväya, ihä und oggaha*). Die Reihe steht also umgekehrt, und ogähanifl,
das die Prajn. ohne nähere Erklärung mit avagrahaiia wiedergibt, wiid
durch dhärat!^ ersetzt. Das Recht, diese Genesis des Vorstellens in das
Kapitel über die Sinne einzureihen, mmmt der Verfasser der Pannav. voo
deren grundlegender Beteiligung. Diese gilt aber beim oggaha nicht für alle
Sinne, wie bei den anderen drei Stufen. Hier werden (xUh* oggaiha aod
vavjars'oggaha unterschieden, eine bestimmte und eine unbestinmite erste
Sinnesempfindung dem Objekt gegenüber. Jedoch ist der Gresichtssinn eines
unbestimmten ersten Eindrucks nicht fähig, sondern nur eines bestimmteo.
Auch nicht der innere Sinn (no-indiyay Pannav. 310a; T. 1, 18f.). Ue
erwähnte Umkehrung der Reihe in Pannav. beruht darauf, daß die bei
indiya-uvacayay -nivwüUMfi und -laddhi festgestellte Fün&ahl bei ogähaM,
aväya und fto weiter gelten konnte, bis schließlich bei oggaha die Abweichung
eintrat. Es war aber ein Fehler, sie für die ogähat^ä usw. zu behaupten, ohne
das nO'indiya hinzuzufügen. In der Nandl (175bff .) ist dies geschehen uod
der innere Sinn am Erkennenwollen, an der Feststellung und der Em-
pragung mit Recht beteiligt. Hier wird übrigens auch mitgeteilt (177a.
184a), daß das „erste Bemerken" nur 1 aam. dauert, ihä und aväya nnter
1 mvh, bleiben und die dhärat!^ beliebig lange währt.
Die Funktion der vier Wahrnehmungsstufen ist nach Thä^. 363s die
folgende, oggaha, lAs und aväya geschehen schnell (khippaj und in jedem
neuen Falle analog (dhuva), dhäravä dafür dauernd (poräna) und intensiv
(dvddhara = gahana). Alle vier aber sind aus Einzelwahmehmungen 20-
sammengesetzt (bahn) oder zerlegen in Einzelwahmehmungen (bahvwha),
sind eindeutig (asatpdiddha) und geschehen nicht auf Gnmd eines Schlosses
(atiissiya). In T. 1, 16 steht für asaipdigdha anukta, und die Unterscheidung
betreffend die dhärar^ fehlt. Dafür gilt von den 6 Funktionen jeweils auch
das Gegenteil.
§ 73. Mittels der Vorstellung geschieht Erkennen. Sein Name, soweit es
sich im Rahmen der wahren Lehre bewegt, ist bei Umäsväti und den
Späteren gewöhnlich mati-jnäna^), im Kanon dagegen äbhiisMohiya'iiäf^'
Doch wird es in Verbindung mit seiner später zu besprechenden NegatioQ
(§ 79) mai-annäna auch als mai-nätta b^eichnet. Die anderen Arten des
Erkennens, bei denen die gleiche Voraussetzung gilt, heißen suya-fiäv^y
ohi-n.y manapajjava-n, und kevala-n, (Viy. 342 b; fh&a. 347 a; Bäj*^?-
130a). Während die Pannav. (525a) sie nicht systematisch behandelt,
haben alle 5 Arten ihren locus classicus in der Nandl (65ff .). Das äbhinibchiffi
erfährt dort (144a) unter dem Namen buddhi weitere Untergliederung^n,
auf die hier so wenig eingegangen werden kann^) wie auf dergleichen bei den
1) Vgl. Leumann, Übersicht S. 38b. «) Im Druck uggaho.
*) Im Abhidhänaräjendra falsch vggähct^, ^) Synonyma s. T. h ^^'
*) Diese tippatiiyä, ve^iyä, kammiyä und pärinämiyä buddhi vgl ^i^^"
Thän. 281a; Viy. Ö71a.
IV. Wbltlauf (§ Ö7— 101) 103
anderen nätta. Wichtiger ist seine nahe Beziehung zum snya-nävta, dem
Erkennen zufolge Mitteilung oder Zeugnis. Beide sind in ihrem relativen
Bestand gleich (Pannav. 136b), ja sie kommen nur zusammen vor: jaüha
äbh.-n, taJUha suya-n.y jtUtha snya-n. taUha abh.-n. Dieser Satz der Nandi
(140a) erfährt aber immittelbar darauf dadurch eine Einschränkung, daß
ein Halbäloka der äyariya zitiert mrd, nach dem zwar dem suya die mai,
nicht aber der mai das suya vorausgeht. Dem schließt sich Umäsväti
T. 1, 20 und zu T. 1, 31 an. Kunde von außerhalb des Ich kann auf sehr ver-
schiedene Weise konmien. Die 14 Möglichkeiten des suya, die die Nandi
187aff. angibt, schließen jedoch einander nicht aus (vgl. 187a 13f.). Es
handelt sich danach um artikulierte, vernünftige und geistliche, d. h. der
Jaina-Lehre zugehörige und entsprechende Zeugnisse und solche, die zu
diesen Eigenschaften gegenteilig sind. Für die Umwandlung von dergleichen
Zeugnissen in Erkennen dient der innere Sinn: das soll wohl in T. 2, 22
gesagt sein.
§ 74. Die soeben „artikuliert'' genannten Zeugnisse (aklAara-suya)
werden durch schriftliche ^MM^i^n'aiiUkira-«.^, mündliche (vanjan'akkh.-s.)
und durch solche gebildet, die darin bestehen, daß ein mittels der Sinne
aufgefaßtes Objekt seine Benennung auslöst (laddhi-akkh.-s.)^). Dies sei
nur angeführt, um die im Kanon öfter erscheinenden Betrachtungen über
den Ausdrucksgehalt der Sprache anzuschließen. Die ältesten Ausführungen
hierüber stehen Äyär. 11, 4; eng damit verwandt ist Dasav. 7*). Sie beruhen
auf der Mönchsdisziplin. Es liegt ihnen daher zum großen Teil die primitive
Unterscheidung von Wahr (sacca) und Falsch (mosa) zugrunde; zwischen
diesen steht das aus Wahr und Falsch Gemischte (aaccä-mosa) und jenseit
aller drei das Weder- wahr-noch-falsche (asaccä-mosa), Äyär. 11 91; T^ä^.
183b). Das sind die vier bhäsä-jäya^). Systematischer handelt von ihnen,
wie von der Sprache überhaupt, Pannav. 11, im Ganzen allerdings auffallend
ungeordnet. Von jenen 4 Inhalten wird das erste Paar der „bestimmten"
(pajJ€Miyä), das zweite der „unbestimmten" ((^^P^jj») B^e zugeteilt
(Pannav. 255b). Aus ihren vielen Unterarten^) ergibt sich u. a., daß eine
Rede, die aus Gemütsbewegung entspringt, eo ipso als moaä gilt. Ein Kevalin
(§ 81) bedient sich neben der wahren Bede nur noch des asaccämosa (Viy.
749a). Ausschließlich „weder wahr noch falsch" äußern sich die zwei- bis
viersinnigen Tiere und die fünfsinnigen, welch letztere aber, falls sie es
gelernt haben oder eine höhere Fähigkeit besitzen, auch die ersten drei
Formen anwenden (Pannav. 260a). Jene 4. Form hat 12 Fälle, wie Anrede,
Geheiß, Bitte, Frage usw. Auch die Mitteilung (pannavav>i) gehört zum
asaccämosa. Es war aber ein Problem, ob solche Mitteilungen nicht vielmehr
moßä bhOsä seien, wenn das natürliche Geschlecht des Objekts nicht zum
Ausdruck kommt, wie in den Pluralen gäo, miyä, pasü, paklAi, Pannav.
^) Z. B. yac, . . cak^ufä ämra-phaVädy-upalcibhy* „ämra-phalain"^ üyödy-
{ikfardnuviddham ScMdHhip-paryaUiKin'ätmakam vijnänam tac cak^ur-indHya-
labdhy-ak^aram, Nandivrtti 189 a.
') Dasav. ist jünger als Äyär. Wenn es in seinen ^lokas solche Pädas enthält,
die in der Prosa des Äyär. eingesprengt sind (Äyär. 93, 2f. = Dasav. 7, 2 u. ö.;
94, 24f . = Dasav. 7, 26) , so handelt es sich bei diesen um einen alten Bestand,
vgl. LüDEBS, SPAW 1913, S. 1007.
') Vielfach bhäsa-jjäya geschrieben. Ncu^h Viy. 622b sind die 4 Arten auch
dem näiu^ eigen.
*) Bei ihror Besprechung erwähnt Prajn. 257 b, daß man in Konkan für
payaa piccam sagt und die gopäla den Lotus nur aravinda nennen.
104 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kuivst. 7. Jatnas
248bf . verneint dies und zerstreut wohl noch andere Bedenken hinsichtlich
der Kongruenz des grammatischen und natürlichen Greechlechts und
Numerus. Auch Viy. 499 b gibt an, daß die Äußerung einer Absicht, z. B.
„wir wollen uns hinlegen'' (äsaissämo) eine pannavavii bhOsä und nicht
,4alsch'' sei. Neben dieser Art ist von der oAärtt^i M. die Rede FannaT.
246b, der Feststellung, wofür die Beispiele: ,4ch meine", »4ch denke"
und ähnliches gegeben werden. Eine solche Feststellung kann von alkn
vier Inhalten sein: der Lehre dient (ärähii^l) die wahre, ihr widerstratel
(wrähivl) die falsche usw. In den Bereich der Ethik gehört, daß alle vier
Bede-Arten, also auch die falsche Rede, zugelassen sind, i^ofern man sich
ihrer mit der rechten Gesinnung (äuttarji = samyak) bedient, während im
Munde eines Sündhaften auch die wahre Rede nichts gilt (Pannav. 268a).
Zur Disziplin ist zu stellen, daß ein Mönch, der eine einmonatige Askese
(mäsiyä hhikkhu-pa4ifnä, § 157) auf sich genommen hat, nur auf vier Artea
(bJUlsäo) sich äußern darf : mit einer Bitte um eine Gabe, einer Frage, einon
Gesuch um Aufenthaltserlaubnis und einer Antwort (jäyanä, puecha^
anunnavani, putffuusa vO^aratity Dasa 7 1 = 'fb&x^, 183b).
§ 75. Das suya-nävia, das wir hiermit beendigen, bildet mit dem äMiinf'
bohiya-nätita eine Einheit als mittelbares oder parokkha-lBrkenaen (Naxidi
140a); T. 1, 11): mittelbar, insofern sie beide auf äußeren Bedingn^gco
beruhen. Beim Vorstellen sind dies die organischen Grundlagen. Die in d^
Reihe folgenden drei Formen des Erkennens (Nandl 166ff.) — sie werden
§ 78 ff. behandelt werden — sind unmittelbar (paccakkha)y weil solche
Bedingungen ihnen nicht unterliegen. Das Erkennen wird daher zwei&ch
genannt (duviha lUkrya ^hä^. 49b). Umäsväti nennt T. 1, 10 pratyakfa uod
parok^ die zwei pramätia oder Mittel des Erkennens. Über die pamäva
handelt Anuogad. 151 äff., für uns kommt jedoch von seinen Arten dawa-t
khetta-, käUi' und bhäva-pp, (auch ^hä^. 198a) erst das letztgenannte (210a)
in Betracht. Darin steht das paccakkha-pp, (21 la)^), das teils aus den fünf
Sinnen (indiya) teils aus anderer Quelle (no-i.) stammt — im letztereo
Falle handelt es sich um die höheren Erkennensf ormen — , neben az^umäpaf
ovamma imd ägama, dem Schluß, dem Vergleich imd der Tradition, die alle
mit Fug als paroklAa hätten zusammengefaßt werden können. Dies Wort
fehlt aber in dem Aufbau der A;;iuogadarä. Der Schluß (212a), um nur
dies mitzuteilen, ist pufwavofi^, „auf früherer [sinnlicher Wahmehmui^
beruhend'^ sesavaifi „auf Ausschließung beruhend'' und diUhasähamnuwa^
„auf Abstraktion beruhend", was durch Beispiele erläutert wird.
§ 76. Das hier angedeutete ndfia-ppamdtMS bildet mit daf^MatM^ und cariäa-
pp. das jiva-pp,, dieses seinerseits zusammen mit dem ajiva-pp. (Farbe,
Geruch, Geschmack, Gefühl und Form) das guva-pp. Dies steht als erstes
Unterglied des bhäva-pp, neben dem naya- und dem sa/fiikha-pp. Wir über-
gehen das letztere, die „Zahl'', und wenden uns den naya oder „Betrach-
tungsweisen" zu. pamän^a und naya stehen Utt. 28, 24 nebeneinander. ,J^
naya*B sind Methoden einen Gegenstand darzustellen, indem nur diejen^
Seite desselben, auf die es dem Lehrenden ankommt, hervorgehoben wirdi
während die übrigen, für ihn gleichgültigen, unbeachtet bleiben" (Jacobi
zu T. 1, 35). Schon die Viy. kennt naya, aber nicht in der gleich ku er-
wähnenden eingebürgerten Bezeichnung und Anzahl. So, wenn Viy. 302a
von der vocchitti- und awocchiüi-nay^atthayä die Rede ist (§ 77). J)^^
^) Eine Verweisung auf diese Stelle steht Viy. 221 b. Sie ist dort durch das
Wort pamäi/fa in dem andersartigen vorangehenden Textstück ausgelöst worden*
IV. Wemtlaot (S 67—101) 106
spateren Gebrauch kommen naher der necchait^n. und der vätxAäriya-n.
(Viy. 748a), die Betrachtung nach Theorie und Praxis. Im letzteren Falle
steht eine sinnliche Eigenschaft des Objekts im Vordergrund, die erstere
ninmit von allen Eigenschaften, die möglich sind, ihren Ausgang. Die Biene
z. B. ist für die Itexis schwarz, für die Theorie hat sie alle Farben, Gerüche
usw., die Definition hat also, wohl die Form eines Ausscheidungsverfahrens.
Wie den vatxAära'n,^ werden wir gleich u. a. auch den vjju-stäta-n. kennen
lernen. Es ist zu vermuten, daß die Viy. auch diesen kannte, denn die eben
erwähnte Darlegung ist gewiß an das Stichwort vjjuya des vorhergehenden
Sütra angeknüpft.
A^uog. 264aff.; ^ä^. 390b; Äv. 754 nun finden sich die 7 mfÜO'naya
namens negamat sofßgaha, vatxAära, ujju-suya, sadda, samabhirüiiha und
evoffibhüya^). Statt ujju-suya liest man auch ujju-stiäa entsprechend der
Sanskrit-Form. Die auf Grund der Bezeichnung „Haupt-na^" Äv. 759
(Sthän. 390 b) erwähnten je 100 Unterarten — nach Anderen sollen es nur
500 im Ganzen sein — sind nur eine Fiktion, die auf der Tatsache beruhen
dürfte, daß in der Praxis die Betrachtungsweisen oft unvollständig sind,
einander kreuzen usw. Die Definition der einzelnen seitens eines der späteren
Logiker, des Devasüri, hat Jaoobi zum Sütra T. 1, 35 angegeben*). Aus
Umäsvätis Bhä^ya und anderen Stellen ergibt sich für den naigama die
sozusagen „landläufige"''), zwischen Eigenschaften der Gattung und der
Art nicht unterscheidende, oft auch uneigentliche Betrachtung. Der safiigrO'
ha hat nur den Gattungsbegriff im Auge, der vyavahära nur die Eigen-
schaften der vorliegenden Art, der fju-sütra das Objekt nur in der Gegenwart
und insofern es meines ist. Der iabda oder sämpraia folgt allein dem durch das
Wort im Zusammenhang oder nach Übereinkunft gegebenen Sinn, erkennt
also Sjmonyma an, der samabhirüiha dagegen fußt auf der Etymologie, die
das Wort im Gegensatz zu gleichbedeutenden Wörtern hat, der eoambhüta
endlich faßt einen Begriff ausschließlich so wie die in seiner Benennung sich
ausdrückende Tätigkeit es verlangt. Jaiki macht darauf aufmerksam,
daß die Betrachtungsweisen sich von 1) bis 7) schrittweise verengen^). Es
liegt aber auch eine innere Einteilung vor, indem 1) bis 3) es mit den Sub-
stanzen, 4) bis 7) es mit deren Zuständen zu tun haben (dravydrthiha- und
paryäyärthiha-nayajy und eine zweite in Untersuchungen des Gegenstandes
— 1) bis 4) — und seiner Bezeichnung — 5) bis 7) — (arOia- und kAda-n.),
Endlich sind bei Umäsväti 5) bis 7) Unterarten des iabda, von solchen des
naigama zu schweigen.
In den A^uog. stehen aber alle sieben einander gleich, nur daß die letzten
drei als titjus^i sadda-riayd zusammengefaßt werden. Wir kehren zu der
j»mAtiA- Auf Stellung A^uog. 222 bff. zurück, wo wir die naya in drei Bei-
spielen erläutert finden. Gegenüber den Feinheiten der klassischen Defini-
^) In nicht verständlicher Weise nennt Samav. 128 b drei der obigen in der
angeblichen Inhaltsübersicht des Ditthiväya (§ 38). Hierauf geht vielleicht die
Verweisung auf ihn betreffs aller Yuiya Äv. 760 zurück.
") Vgl. auch Jhaveri, The First Principles of the Jain Philosophy (1910),
S. 63ff.; Jaini zu T. 1, 36 (SBJ 2, 46ff.).
*) Dies Wort braucht keine Anerkennung von Siddhasenas Erklärung (zu
T. 1, 35) nigama = janapada darzustellen. Av. 755 (= Anuog. 264a) sagt
il^ehim maff£h%in mii^i = nega-ma (!). Andere erklären mit naika-ifama „meh-
rere Arten habend". Vgl. Satis Chandra Vidyashushana, Hist. of the Me-
diaeval School of Indian Logic S. 11 und Festschr. Bhandarkar S. 157 f.
«) A. a. O. S. 47.
106 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kxjvst, 7. Jainas
tion ist der Eindruck hier der der Primitivität. Das dritte Beispiel, dff
paesa-ditAarUa, ist da49 eingehendste. 1. Für den negama gibt es Bmub-
punkte (jMesa) sowohl bei allen Substanzen (dawa) wie bei einem dAToo
abgesonderten Teil (desa). Er nennt also neben den pcteäa von (Aamas,
adhamma, ägäsUy jiva und khandha sechstens den von desa. 2. Der saiiigak
bleibt bei der Zahl 5 (pancatihavfi paese), weil der desck-pp, von allen 5 Sab-
stanzen gilt: wenn mein Knecht einen Esel kauft, so gehört mir auch dieeer.
3. Der vavahära tut dasselbe, nennt aber den p. fünffach, denn wemi IM
etwas gemeinsam besitzen, so gehört ihnen auch ein Teil davon gemeinaun
4. Für den Tdjju-suya ist der p. je nach dem (bhaiyawa) einer von dhatmm,
von adhamma usw. 5. Der mfitpai-sadda-nat^ sagt: dhamme (usw. \k
khandhe) paese, se paese dhamme (adhamme, ägäse, no-jtvey no-ihtmik),
der Raumpunkt bildet die betreffende Substanz und ist sie (außer bei dn
beiden letzten, in Anbetracht der Vielfältigkeit des jft;a und der JJumdhj.
6. Der 8am4jbhir^Ji4ha macht geltend, daß in den Worten dJuKmme (luw.)
paese dhamme als Lok., also nach Art eines Tatpuru^a, oder als Nom., alao
nach Art eines Karmadhäraya verstanden werden können. Da die ente
Möglichkeit ausscheidet, weil sie dh. und p, als verschieden hinstellen wank,
bleibt die zweite, wonach für dhamme (usw.) paese zu sagen ist ihamm
(usw.) ya se paese ya se, und weiter wie in 5. 7. Für den evatnbhüya GoäsA
sind desa und paesa nicht diskutabel (avaUhu), weil er nur Mamm'atAHAfjß
(usw.) als Ganzes kennt (sawaifi hasinaifi pa4ipux!knafß niravasesam e^
gahana-gahiyarß) .
Die beiden in Aigtueg. 222 b ff. vorangehenden Beispiele vom
(patthaga) und vom Nachtaufenthalt (vasahi) fassen die naya I— ^ und
5 — 7 zusammen und geben deshalb keine erschöpfende Auskunft über deioi
Standpunkt. Dafür unterscheiden sie verschiedene Grade der Güte einet
negama und implicite des mit ihm zusammenfallenden vatHthära, Ein editer
(visvddha) negama ist es, wenn jemand auf die Frage, was er da mtär
Axt haue, antwortet: ein Scheffelmaß (patthaga) ; immer echter (visvÜ^
taräga) wird der neg, je bei der gleichen Antwort, wenn gefragt wird: wy
behaust du ? was höhlst du aus ? was machst du glatt ? und so weiter bis
zur Einkerbung des Besitzemamens (näm'au4io patthao). Ein unechter
(avisvddha) neg. aber liegt vor, wenn die Frage: wohin gehst du ? nüt den
Worten: ich gehe für ein Scheffelmaß (patthagassa gacchömi) beantwortet
wird. Beim zweiten Beispiel ist der neg. um so echter, je genauer auf dk
Frage kahirp, bhavarß vasasi ? mit der Oberwelt, dem Jambuddiva, Bharab,
Süd-Bharaha, Pätaliputra, dem Hause des Devadatta und schließlich dessen
Schlafzimmer (gabbha-ghara) geantwortet wird, während die Antwort:
„in der Welt'' (löge) einen unechten negama ergibt^).
§ 77. Mittels eines naya wird ein Standpunkt gewonnen, über einen (kp^'
stand etwas auszusagen. Davon zu unterscheiden ist die Betrachtung dtf
Gegenstandes selbst unter verschiedenem Gesichtswinkel. Daß diese die
ursprünglichere von beiden ist, liegt in der Natur der Sache, wird aber dnrwi
die Texte bestätigt. Voll entwickelt ist sie allerdings, wie die nay»-Teohiu*»
auch erst in Aigtueg. zu finden, und der Name nikkheva wird ihr noch sp&^
beigelegt (z. B. Dasav.nijj. 9). Bei Umäsväti T. 1, ö fehlt er. nUdä^
heißt ^uog. 250 äff. eine zunächst umfassendere Betrachtung. Troweoi
soll hier schon die in Ai^uog. aufkommende Erörterung eines Objekts unter
^) Anuog. 17a. — Alle drei Beispiele s. auch Avaky. 378 äff.
IV. WlXTLAUF (§ 57—101) 107
vier Gesichtspunkten so bezeichnet werden. Dies sind Benennung (näma),
Abbild (thavariä)y Ansichsein (dawa) und Zustand (bhäva). Als ein Beispiel
kann das ävassaya, das Unumgängliche, dienen (A^^uog. 11 bff .). näm^ävasia-
ya ist die einem Wesen oder Ding beigelegte Bezeichnung als „unumgäng-
lich'', fhavav^'äv, ist die bildliche oder figürliche Darstellung von etwas
Unumgänglichem. dami*äv, ist eine Sache, die als unumgänglich gilt, sei es
vom Standpunkt des Mönches aus (die Ävassaya-Formeln) sei es von dem
eines Andersgläubigen (der obligatorische Götterkultus) oder in rein welt-
licher Hinsicht (die Morgentoilette), bhäv'äv, ist das gefühlsmäßig als un-
umgänglich Erkannte : im Jaina- Glauben der fromme Vollzug der Ävassaya-
Formeln, beim Nicht- Jaina epische Vorträge (puwars^ Bhärahe, avaravhe
Bämäyathcuß) oder ein Kultakt zu beliebiger Zeit auf Grund religiösen Be-
dürfnisses.
Die Vierzahl wird erweitert durch „Ort'' (khetta) und „Zeit'' (käla),
gelegentlich auch durch „Wesen" (gutfa), vgl. Viy. 147 b. Die Welt, die
Seele, die Stätte der Vollendeten und diese selbst sind dawao und kheUao
endlich, aber kölao und bhävao unendlich (Viy. 117 b); die Seelen sind an
sich ewig, dem Zustand nach nicht ewig (Viy. 299 b). Weniger einförmig
als diese Untersuchungen sind Feststellungen, wie der Gegenstand sie
an die Hand gibt: die Wesen sind als Ganzes betrachtet (awocchiUi-nay''
(Uthayäe) ewig, als einzelne betrachtet (vocchüti-n. -a.) nicht (Viy. 302 a),
oder es sind u. a. Speise und Trank (oyat^a, kummäsa, surä) nach ihrer Her-
kunft (pawct-bhäva-pannavaitaifi pa^ucca) als eine Anhäufung pflanzlicher
bezw. wässeriger Körper, nach ihrer Erhitzung als ein Verein von Eeuer-
körpem zu bezeichnen (Viy. 213a). In dieser letzten Erörterung und in einer
Reihe anderer, dabei auch solcher, die nicht dem gleichen Objekt gegenüber
verschiedene Betrachtungen wie die nach dawa und bhäva anstellen (z. B.
Viy. 6öb. 103b. 110b; auch im Thäi^.; Jiv. 374a; Dasä 6 Schi.), wird der
Gegenstand durch die Worte . . , Ui vattawam siyä charakterisiert: „von
einem Standpunkt aus ist es aussagbar, daß . . ."^). Das Wort siyä allein
und in der Form siya paarweise und öfter (z. B. neraiyä siya säsayä siya
asäsayä Viy. 302a), ist für die Lehre von der relativen Gültigkeit jeder
Aussage deia Kennwort geworden. Außer dem Worte syät ist nun für die
gleich anzuführenden sieben Tropen des syäd-väda auch die Verneinung
avaktavya bezeichnend. Wie aber die Formel vattavaif^ siyä schon der Sphäre
des Syädväda angehört, so auch avattawa in den Diskussionen Pannav.
232bff. ; Anuog. 54aff., aus deren letzterer als Beispiel herauszuheben ist,
daß eüie bloße Zweizahl von Elementen gleichen Wertes (z. B. ein Aggregat
aus zwei Atomen) sich der Betrachtung unter dem Gesichtspunkt der „Reihe"
(änupuwt) entzieht, „jenseits der Aussagbarkeit" li^ (du-paesie avaUa-
wae), weil diese Zweiheit weder eine Reihe darstellt, wie drei und mehr
Atome, noch auch keine Reihe, wie eins. Während so die Bausteine des
Syädväda schon im Kanon beisammen sind, kennt dieser noch nicht das
fertige Gebäude, das diesen Namen oder den des Anekäntaväda trägt.
Gewiß gehört die Erfindung dieser Relativitätstheorie (wie sie fast spie-
lerisch oft genannt wird) der frühen Zeit an, wahrscheinlich Mahävira
selbst, aber ausgestaltet zur sogenannten sapta-bhangt erscheint sie erst
später als das Werk eines Unbekannten. Sghbadbb, der den Zusammen-
hang mit den vikalpa der Äjnänika erkannte, hat für ihre Entstehung auf
*) Dies hat Verf., Worte Mv.s S. 26 Anm. verkannt.
108 m. Religion, weltliche Wissekbchavtek und Kunst. 7. Jaxwas
die in dialekÜBchen Kämpfen entwickelte Logik der südindiscli^ii TPigaLm-
bara hingewiesen^). Die Mpta-bhangi besagt, daß, von gewähltem Stand-
punkt aus gesehen (syOi), ein IMng (selbstverständlich ein ghaiaj I. ^
existent, 2. als nicht-existent (nämlich unter Aspekten eines anderen Dinges
betrachtet), 3. als sowohl existent wie nicht-existent (jenes unter eigenec^
dieses unter fremden Aspekten) bezeichnet werden kann. Die drei Formdn
lauten syäd asty eva, syän n&sty eva, syäd asii ndai ca. Die beiden Aoaaagco
von 3. können aber nur nacheinander gemacht werden. Sie gleicliseit% n
machen ist nicht möglich, unter diesem Gesichtspunkt ist der Ge^^enfitand
(ghaia) 4. unbeschreibbar: syäd avaktavya eva. Die übrigen drei Säte
lauten wie die drei ersten mit Hinzufugung von avaktavya, I>ie8 ^bt im
Satz 5 an, daß ein Ding existent ist, aber neben dieser positiven Seschaffen-
heit in Bezug auf ein anderes Ding eine solche negativer Art h&t, wekbe
beide gleichzeitig auszusprechen nicht möglich ist: syäd asH eätxtkiavyaä ea.
Die Umkehrung auf der Basis der Nicht-Existenz ist Säte 6) : syän naäi
edvaktavyaä ca. Satz 7) endlich drückt aus, daß ein Gegenstand wie in 3)
positiv und negativ prädiziert werden kann, aber nicht gleichzeitig, sondern
nur nacheinander: syOd (mH nästi cdvaHavyaä ca. Der angegebene Wortlaut
ist der in Vimaladäsas Saptabhan^tarangi^I (S. 2) ; er bildet, hier und ds
mit unwesentlichen Abweichungen, das Rückgrat der Syädväda-LiteratoH).
§ 78. Der Name des o&i-Erkennens wird Sthän. 347 b; Nandivftti 65 b
neben anderen Versuchen richtig mit ätmano 'rtka'Säkfät'karaftc^vyäpSn
erklärt und avadhi gleich avadhäna gesetzt. Den Insassen der Götterwelt
und der Höllen ist das o&i-Erkennen kraft dieser ihrer Daseinsform eigen^,
als solche heißt es bhava-paceaiya, Nandl 76b; T. 1, 22). Aber die Insasseo
haben auch die beiden vorangehenden Formen (Viy. 343 b). jDorch ein
bestimmtes Verhalten bestimmter Karman- Arten in der Seele, den kkaSva-
«oma-Zustand (§ 182), tritt das o^t-Erkennen jedoch als khaöfmsamiya
aPiäs^, 49b) auch bei Menschen und fünfsinnigen Tieren (Viy. ebd.) ein.
Es besteht (Nandl 97 a) im Erkennen (jäpai päsai, vgl. § 32) von oo^) Ihs
zu allen körperlichen Substanzen (rüvi-dawa vgl. T. 1, 28) im winsigen bis
weltgroßen Raum^) während winziger bis überaus großer Zeit und in Ver-
gangenheit und Zukunft, und das in oo Zuständen (bhäva)y die freilich nur
der CO kleine Teil aller vorhandenen Zustände sind*). Erworben wird die
o&i-Erkenntnis, wenn die Lehre Mahäviras mündlich vermittelt war (soccä,
^) PhiloB. S. 51. Der Hinweis von Satis Chandra Vidyäbhü^ana (Logic S. 8)
auf die Süyagadanijj. ist irreführend.
*) Darstellung und ELritik des Syädväda und der S.-bh. u. a. in jeder Ge-
schichte der ind. Philosophie, z. B. bei S. Radhakkishkan, Indian Philosophy
1, 302ff. Vgl. femer die Broschüren Hirächand Lilädhar JhavebX» The
first Principles of the Jain Philosophy (1910) S. 34 ff.; Jagmanderlal Jaini,
Outlines of Jainism (1916), S. 116f.; Öhampat Rai Jain, Science of Thought
(o. J.) S. 114ff. Erster Hinweis durch R. G. Bhandakkab, Report 1883 — 84,
S. 96, wonach Jacobi SBE 4ö, XXVII.
*) Der Ausdruck für seine Anwendung durch eine göttliche Pereon ist ohitn
paunjai, Sie bringt sich den Gegenstand nahe, indem sie ihn oht^ öbhoii
fabhogaycUi, Jambudd. 214a).
*) anantäni = taijaaa-bhä^-präyogya-varga'isiA'paniaräl^ dravyä^i.
sarväi^i = bOdara-siik^mäifi rüpi-dravyäfjki, Nandlvrtti 97 b.
^) Und zwar auch in Ausschnitten (khaiifda) aus der Nichtweit, die die Größe
der Welt haben. Dies auch Viy. 437a.
*) Hier wird wieder deutlich, daß oo nicht mehr als ein allerdings sehr hoher
Zahlbegriff ist. — Andere Einzelheiten gibt Srutasägara zu T. 1, 10. 22, vgl.
Bhanbabkau, Rep. 1883 — 84, Notes S. II.
IV. Wbmlaup (§ 67—101) 109
^iy. 437 a), aber auch ohne dies ((Moceä), wenn nur die angedeuteten
Karman-Bedingungen erfüllt sind. Der Gläubige besitzt o^i, wo immer er
ist und in stets gleicher Starke, oder es gilt von beiden das Gegenteil.
Hieraus ergeben sich 6 Möglichkeiten (s. Jaoobi zu T. 1, 23; T^ä^. 378 a)
^welche Nandl 81 äff. z. T. durch Vergleiche erläutert werden. "Das geschieht
a»uch vonseiten Umäsvätis und Devanandins (S. 123). Was bei diesen ana-
tHMihita heißt, wird in der Nandl j)a4iväi genannt, und es kommt hier nicht
dias von jenen vorausgesetzte Aiif und Ab, sondern eine einmalige Rück-
bildung (praiipaUUi) zum Ausdruck. Als Grund für einige dieser Möglich-
keiten, die teilweise noch Unterarten haben, wird von Siddhasena die
entsprechende Verschiedenheit eben des zugrunde liegenden khaßvctsama-
Zustandes genannt, und sie wird für alle gelten. Im Besitz der „übersinn-
lichen Anschauung körperlicher Dinge'', welche die o^i-Erkenntnis dar-
stellt (Jacobi zu T. 1, 22), ist man imstande, sich im irdischen Bereich
auf verschiedene Gebirge zu heben, sich in die Tiefe zu versenken und in den
kamma-bhümi zu weilen, sowie sich in 1 aam. zu verdoppeln bis zu verzehn-
fachen (Viy. 438a). fhaijL. 292 b beschreibt anschaulich, wie das erstmalige
Eintreten der M geradezu erschreckend wirkt auf den, der nun die Erde
ganz klein, von winzigen Wesen (kunthu) wimmelnd sieht, einen mächtigen
Gott, eine ungeheure Schlange, wie sie in fernen Festländern leben, oder die
Massen herrenloser Schätze an allen möglichen Orten erblickt. Das ist
freilich, erklärt Sthän., die Schuld des mohantt^ karman, das beim Besitzer
des o^ft-Erkennens noch wirksam ist.
§ 79. Diese magischen Eigenschaften haben auch die Besitzer der nega-
tiven oAft-Erkenntms (Viy. 435a). Es gibt nämlich zu den drei ersten Er-
kennens-Arten Verneinungen (T. 1, 32), die das dreifache annärfa: mai-
annäfiay suya-a, und vibhanga-nätia heißen (Viy. 343a). Alle drei beruhen
auf micchä'difßiy dem falschen Glauben (§ 168), einem Wort übrigens, das
Umäsväti im Sütra (T. 1, 32 f.) nicht braucht. Für mai- und sut^-annäva
(die nicht getrennt vorkommen) spricht die Nandl es 143 a aus. Das Fehl-
Erkennen auf dem Feld der Vorstellung hat dieselben 4 Stufen wie das
äbhinibohiya, das durch Zeugnis hervorgebrachte beruht (Nandl 194 a;
Viy. 343 a) auf der nicht Jinistischen Weltanschauung, Wissenschaft und
Kunst^). Das vibhanffa-näva endlich (oder vibhange nämaifi annäia^, z. B.
Viy. 433 a. b) tritt ein, wo Mahäviras Lehre nicht mündlich vermittelt war
und auch der Karman-Zustand nicht den obigen Voraussetzungen entspricht
(Viy. 430a). Es ist aber der Lohn für geistige Bereitschaft und Askese
im Sinne der Lehre und kann sich auf Gnmd des Eintritts von mmmalüa
und dessen Folgen sogar zur o&i-Erkenntms wandeln (Viy. 433 a). So
berichtigt Mahävira die auf vibhavga beruhenden falschen Ideen vom Welt-
bild, die der frühere König Siva auf Grund seiner Kasteiung als diaä»
fokkkiya vär^a/patiha iävasa erworben hatte (Viy. 514b), und die verkehrten
Götter- Vorstellungen des Brahmanen Poggala Viy. 551a. Ebenso beziehen
sich auf Fragen der Lehre die 7 Fälle von vibhanga-näisM, die ^ä^. 382 b
aufgeführt werden. Gemeinsam ist ihnen nicht nur die falsche Anschauung,
sondern auch die Ablehnung des wahren Sachverhalts. Dagegen wird das
falsche oAt-Erkennen Viy. 343 a beschrieben als auf die verschiedensten
Dinge außerhalb des Glaubens bezüglich (satfUhiya), wie Ortschaften,
geographische Daten, Kultstätten'), Tiere und Genien').
^) Vgl. Webeb Ind. Stud. 17, 9f. >) rukkha und thObha,
') kifnfjiara usw., die Bhavanaväsl-Götter gehören ja dem irdischen Bereich an.
110 III. Reuoion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. J^ax&tas
Die in Viy. anschließenden Rechnungen, wievielfach und in Ziifiamnaep-
hang mit welchen anderen Eigenschaften die Wesen im Besits des richtigen
und falschen Erkennens sind (näti^i und annäiski, 343 äff.) können hier über-
gangen werden. Bei der Besprechung des Wirkungskreises (visaya) beider
Gattungen hören wir (356 a), daß das Erkennen kraft Vorstelfaiiig auf
Belehrung zurückgeht, das Erkennen kraft Zeugnis auf Fonktioziierai
(äesenarf^jävtai päsai bezw. uvauUej, p,), Falls d6«a hier nicht einen and^oi
Sinn hat, kann es nach § 71 nicht zweifelhaft sein, daß die beiden Ausdröc^e
verwechselt sind : Vorstellung geschieht durch apaf^offa, Zeugnis durch ade^
§ 80. Jenseit des ohi-nätyi gibt es kein falsches, d. h. auf nicht-geistlicher
Quelle beruhendes Erkennen mehr, sondern nur noch Grade des unfehl-
baren rechtgläubigen. Das nächstfolgende rnavo/pajjavO'nllf^ (Nandi 99b)
ist unter allen 5 das farbloseste, während chi und vibhanga die Ph&ntaoe
am meisten angeregt haben, soweit von dieser die Rede sein kann. Es
kommt nur bei Menschen vor, die in ihrer geistlichen Laufbahn auf hoher
Stufe stehen (satpjaya appamatta i^dkl-paUa^)), Zunächst ist es dem oki-
nöLva unterlegen, insofern als es auf oo Aggr^ate mit oo Raumpunkten,
auf den Menschen-Bereich (mafULuasa-kkeUa § 122), auf den winzigen Teil
eines paliovama und auf den oo kleinen Teil aller vorhandenen Akzidentioi
(sawa-bhäva) beschränkt ist. Dafür erreicht es aber die Gedanken (mano-
gaya bhäva) der fünfsinnigen Wesen, wie es ja schon im Namen manak-
paryäya „wechselnder Zustand des inneren Sinnes" liegt'). Die Untergebiete
der beiden Arten des Erkennens hebt Umäsväti T. 1, 25 — ^29 hervor, u. a. die
Unvergänglichkeit (ctpraUpäta), die in der Nandi nicht eigens genannt ist
Mit dieser aber nennt er (T. 1, 24) zwei Grade des manapajjava-näx^, den
kraft einfacherer und den kraft reicherer Einsicht (ujju-mai und mtUa-mai,
Thä^. 49b), welch letztere umfänglicher, vielseitiger, reiner imd heUer ist.
Die Nandicun^i gibt als Beispiel den Topf schlechthin, an den ein Anderer
denkt, und die einzelnen Eigenschaften dieses Topfes (Nandlvrtti 108b).
§ 81. Die Bedingungen, unter denen das kevala fn&nya, (Nancü 111 bfi.)
eintritt, gehören in die Schilderung des Weges zur Erlösung (§ 186). Hier
handelt es sich um seine Beschreibung, die zunächst einfach ist: dinglich,
räumlich, zeitlich und zuständlich erschließt es die Erkenntnis von allem,
was ist, war und sein wird, und zwar mit Umäsväti T. 1, 30: von all^i
Substanzen und allen ihren Zuständen. Darum kann auch der Kevalin ein
ej^a-Tiänl genannt werden (Viy. 343 a). Sein Wissen schließt ja die anderen
Stufen der Erkenntnis mit ein. Für dieses Wissen werden vielerlei Belege
gegeben (z. B. Viy. 216a. 217 b. 238b. 567a). Gern wird der Kevalin dem
Gläubigen auf niederer Stufe gegenübergestellt, nämlich dem ckauwaiüiay
ähohiya und para-ni'ähohiya, chauma ist gleichbedeutend mit ävarana^ der
„Verhüllung'* der Seele; ihr unterliegt noch der gewöhnliche Mönch
(chadmastha, 8aka§äya, nircUUaya, avadhy-ädi-tUUaya-vikalay akevalin
Sthän., Vy.). Den chaumaUha erkennt man daran, daß er den fünf Haupt-
pflichten zuwiderhandelt, sich huldigen läßt und nicht nach seinen Worten
tut (Thän. 389 a). Daß ein Mönch vor der Erlösung steht, dessen wird er nur
mittelbar inne, nicht unmittelbar, wie der Kevalin (Viy. 221b). Ihm fehlt
auch u. a. dessen hoher Standpunkt, auf dem er sein Karman (d. h. dessen
letzte Reste) leidend tilgt, um Anderen ein Beispiel zu geben (Thän. 304b).
Es fehlt ihm das oAt-Erkennen, da er außer den unkörperlichen Grund-
^) Sthän. zählt die avadhi- bis kevala-jnäna mit unter den Besitz eines
iddhimania, ^ Die Dig. sagen T. 1, 24. 29 m.-poryaya.
IV. Weltlatjf (§ 57—101) 111
't&tsachen auch die freien Atome und die Aggregate von Laut, Duft und
"Wind nicht wahrnimmt (Viy. 342a = ^ä^. 505b, s. achon ebd. 341a.
3ö4a. 427a). Aber Viy. 755a hören wir, daß einige chaum. imstande sind,
Atome wahrzunehmen, ohi ist auch die Grundlage für den Begriff des
ähchiya (Thäi;!. 61a: öhoki) und "parct-m'ähohiya. Der erstere ist angeblich
(z. B. Vy. 67a; Räjapr. 130b) einer, dessen ohi noch nicht von höchstem
Grade ist (paramävadher adhastäd yo ^vadhih-, ädho'vadhikafh parimüa'
kfetra-vi^ydvadhilM^), Daß nicht zu denken ist an einen, dessen Erkennen
noch unterhalb der oAi-Stufe liegt, scheint Räyap. 129bf. zu zeigen, wo
der ähohiya Kesi die ohi besitzt. An den Textstellen (z. B. auch Viy. 65b.
311a. 755 b) gilt der äh, als chaumaUha.
Der para'm'ähohiya gleicht dem Kevalin darin, daß er noch in der
gleichen Existenz zur Erlösung kommen wird (Viy. 311a). Auch ist sein
Erfassen der Objekte in unten zu erörternder Weise (§ 82) dasselbe (Viy.
755b). Aus unserer Schreibung geht schon hervor, wie das Wort u. E. zu
zerlegen ist: es handelt sich um einen ädhov(idhika-para = ädhovadhikät
parah oder paramah, wie Vy. 67 a sagt. Die ebenda erwähnte Lesart para-m-
ohiya besagt dasselbe, ähchiya selbst geht wohl auf *yäthävadhiha zurück.
Der Kevalin wird, solange er noch auf Erden lebt, als bhavcUtha-kevali
unterschieden von dem zur Vollendung eingegangenen siddha-k. Der
erstere^) betätigt sich noch, oder er hat damit aufgehört: er ist sajogi oder
ajo0 (§ 186). Ebenso wie diese beiden auf zeitlicher Grundlage weiter ge-
federt werden, je nach dem sie im ersten (oder letzten) samaya ihres Zu-
standes stehen oder nicht: (ajpct^hama- oder (ajcarama'samaya'fsjajogly
werden auch die siddha-kevall zeitlich eingeteilt in solche im ersten und
solche in weiteren samaya ihres Daseins als Vollendete: afiarUara-s.'k. und
paraifipara-8.-k. Diesem Aufbau entspricht vollkommen der des kevcUa-
Erkennens l^hä^. 49b; Nandl 111b, und dieser wiederholt also auch die
15 Arten des anarUara-siddha-kevall^ in denen die Herkunft der Allwissen-
heit ausgedrückt wird. Man besitzt sie aus der heiligen Lehre (tiüha) oder
während diese ruht oder verfällt (cUiUha), als Heilskünder (iitÜMga/ra) oder
als Mönch überhaupt (a-L), aus eigener Kraft (sayaifibuddha) entweder zur
Weitergabe oder zum Fürsichbehalten (jHxUeya-lmddha) oder dank einem
anderen Kevalin (bvddha)y femer hat der Besitzer die körperlichen Merk-
male eines der drei Geschlechter (linga, aber nicht das Geschlechtsgefühl
derselben), die äußeren Zeichen jinistischen oder fremden Mönchtums oder
des Laienstandes (scUinga usw.) und endlich hat er sie im Verein mit
anderen Gläubigen (avtega) oder allein erworben.
§ 82. Wir kehren am Schluß dieses Abschnitts zu seinem Ausgangspunkt
zurück, wo die geistige Funktion (uvaoga) als das Wesen, das Merkmal
der Seele verzeichnet wurde. Auf die Feststellung dieser Tatsache in T. 2, 8
folgt in T. 2,9 die Gliederung des upayoga in ,4ormaliter bestimmtes'' und
„formaliter unbestimmtes'' Vorstellen. Diesem Sütra liegt Pannav. 29
zugrunde. Das Vorstellen ist sägära, wenn der Gegenstand als einzelner
samt seinen augenblicklichen Eigenschaften (saparyäya, Prajn.) erfaßt
wird. Dies geschieht im Erkennen, sei es von richtiger, sei es von verkehrter
Art, in diesem Falle Nicht-Erkennen genannt. Damit ist der sägära-uvooga
achtfach und kommt überall dort vor, wo jene beiden Formen des Er-
^) 34 Eigenschaften und Kennzeichen desselben (Imddhdiaeaa) Samav. 60 b;
z. T. andere bei dem Dig. I^ubhacandra zu Chapp. 1, 35; 4, 42.
112 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kitnst. 7. Jaisas
kennens zu verzeichnen sind, d. h. bei allen Wesen. Der anägSra-yimgi
aber ist gegeben, wenn ein Gegenstand ohne seine zeitlichen AttribateRn
begrifflich allgemein (säfnänya-rilpaiayä) zur Vorstellung kommt. P^
526a. b gibt hierzu an, daß ein Kevalin zu beiden nur ein 1 sam., jedet
Andere bis zu 1 mvh. brauche, aber bei diesem erfordere das Innewerdender
Eigenschaften des Gegenstandes xmal so viel Zeit wie sein begriffliches &•
fassen. Dieses letztere heißt daiiisava „Schauen" im übertragenoi Ssut
und ist vierfach, je nach dem es mit dem Sehorgan, einem oder mehrerei
der anderen Sinneswerkzeuge oder dem inneren Sinn geschieht (aeaklAii4.j
oder übersinnlich mit und ohne Begrenzung stattfindet (ohi- und kevtda- ij.
Alle Wesen haben mindestens eine dieser Formen des daifua^. In deoi
Falle nun, daß ein chaumaUha ein Objekt (von oo Raumpunkten) hdi
jnäna und avadhi-darkma erfaßt (jättai päsai^)), geschehen ein iSkänr
und ein anäkära-v/payoffa gleichzeitig. Anders beim Kevalin: hier ist die
Gleichzeitigkeit des hevalO'jnäna als säkära-, und des kevala-^Uxriam ak
anäkärct-up, ausgeschlossen. Diese Überlegung liegt Viy. 755 b und Pannr.
531 af. zugrunde. Prajn. widerspricht (532 b) ausdrücklich dem Sati
Siddhasenas, daß der Kevalin ein Objekt gleichzeitig speziell und generdl
erfaßte (kevali bhagavän yvgivpcA järUUi paäyaii ca).
An den uv€u>ga in Pannav. 29 schließt sich Pannav. 30 die fämf^f
('paiyaUä = prek^ttaf ik^rfo,). Auch sie heißt sQgöra und aftägära^ aber«
sind nur 6 Arten des Erkennens und nur 3 Arten des Schauens gegeben.
Unter den ersteren fehlen nämlich die richtige und die falsche YorsteUni^
(mai-näna und -annärf^), unter den letzteren das oßoklchu'dmfßianak. Dem
nach Prajn. ist die säkärä paäyaUä auf alle drei Zeiten bezüglich, während dv
beiden mati es nur mit der Gegenwart zu tun haben, und die anäün
foiycMä hat die Eigenschaft der Deutlichkeit (parisphuta-rupa), was fürdai
<icakfur-dar4ana nicht gilt.
§ 83. Zum neuen Abschnitt mag uns im Anschluß an die Vorstelliu^^
Wille überleiten. Ihn stellt die Sjmonymenreihe (Viy. 66 b. 149a. 571b.
643a. 657a. 777a; ^hä^. 19b) ufthäna, kamma, bala, viriya, purisakk^
fardkkcma dar'), eine Reihe, die durch Mahäviras Prägung attk?) v^"^
ivä ... p.'p. % vä (Viy. ö6b) gnmdsatzliche Bedeutung auch für die Buddhi-
sten (Angutt. 3, 195) bekommen hat, und nach welcher der Idriy&'V&i^^
dem akiriyä'Väi und zwei anderen sog. mimosaraiffa, nämlich dem (te
Agnostiker (ann&niya) und dem der Ritualisten (vetjMiya) jjnteTachkdm
wird (Viy. 30) als einer, der den freien Willen als sittliches Prinzip «;
erkennt^), kiriyä-väi steht Äyär. 1, 13 mit kammä-väl zusammen, ^^
freilich der Widerspruch zwischen einer folgerechten Durchführung d»
Karman- Gedankens und dem Grundsatz der Willensfreiheit — die dum
jene ja ausgeschlossen wird — besonders deutlich hervortritt. Zum Wechsel
zwischen hamma und kiriyä vgl. § 99.
§ 84. Das Karman. Mit der Erörterung des Karmans^) wird daa Beißß
1) So wird der Vorgang beim Kevalin wiedergegeben Viy. 221b. 223 b. 28^*-
Aber Äyär. 7, 24 ist kein solcher gemeint.
•) Eine andere, vereinzelte Reine ist iddhi, kamma, paoga Viy. 190b. 79oa.
') Im Weltleben! Nicht bei den Vollendeten, vgl. Viy. 657a.
*) ScHRADEB, Philosophie S. 12.
*) Weitaus wichtigste Monographie: v. Glasen app, Die Lehre vom ^^^
in der Philosophie der Jainas, nach den Karmagranthas dargestellt. Leipzig 1^^^'
— Femer: VirchandR. Gandhi, The Karma Philosophy. Bombay 1913. Secona
ed.: 1924.
IV. Wemtjluf (§ 57—101) 113
des Stofflichen wieder berührt, denn das KArman geht auf die Grundtat-
Sache der poggala zurück. Sie verbindet sich in der Karmanlehre mit der
^ anderen Grundtatsache der jiva. Der Weltlauf der Seelen, ein Weltgesetz
(loga-tthii) neben anderen Weltgesetzen^) (Thä^. 470b), kommt allein
durch ihre urewige Behaftung mit dem Karman zustande, welches denn
^ auch der letzte Urgrund des Weltbaues (auch dieser heißt loga-fthü) ist
^ f ajivä jiva-paitßiyä, jivä hamma-p.; ajtva j.-savßgahiyäy j. k.-s, Viy.
81a; ThäQ. 132b. 213b. 358a. 422b).
In ihrer Verbindung mit den Stoffen (poggala) unterliegen die Wesen
dem Karman (poggaTähärä poggala-paririämä p.-joi^iyä p,'tihiiyä kammS-
\ vagä kamma-myätaa k.-tthiiyä hammur^'m-eva vippariyäsam erUi, Viy.
i 644a). Bestände jene Behaftimg nicht, so führten die Seelen jenes Dasein
in der höchsten möglichen Region, das dem Kevalin nach seinem Aus-
i scheiden aus der Welt zugesprochen wird (§ 187). Zum Teil ist dies aus den
r Namen des Karmans zu entnehmen: daraus, daß es u. a. wissenverhüllend
i und schauenverhüllend heißt, ergibt sich, daß bei seinem Fehlen Wissen
und Schauen unverhüllt sind.
i Z\xm Karman kommt die Seele mittels der Bindung (bandha). Dieser
Vorgang wird T. 8, 2 am deutlichsten ausgedrückt: sahä^yaiväj jivah
karmaivo yogyän pudgalän ädaUe, Danach sind die von der Seele angezogenen
I Stoffe noch nicht Karman, aber sie werden dazu, und zwar eben durch ihr
( Eindringen, während alle anderen Stoffe der Seele nur äußerlich eigen sind.
Dies Eindringen ist von verschiedener Stärke (also Tiefe) : es wird Viy. 34 a
I si^hüa-bandhatj^-baddha kamma von dharkiya-b.-b. k, unterschieden, und
. die Vergleiche Viy. 250 b erläutern dasselbe. Ein schmutziges Kleid ist
schwerer zu reinigen als ein fleckiges; vom Amboß splittert kein Teilchen
ab, aber trockenes Gras verbrennt sofort, und ein Wassertropfen verdunstet
auf glühendem Eisen augenblicklich. Die Anziehung geschieht dadurch,
daß die Seele den inneren Sinn, die Rede und den Leib betätigt. Dies ist der
Joga fyoga, T. 6, 1)'). Rechnet man, daß die beiden ersten in den 4 Fällen
„Wahr", „Falsch" usw. (§ 74) wirken, 4 Leiber (der feurige fehlt) 4 weitere
Fälle bilden und 3 Mischarten (misä) bei diesen hinzukommen, so ergeben
sich 15 Arten deBJoga (Viy. 854b). Die drei Grundarten heißen Viy. 251 b
zusammen mit dem Karman die „wirkenden Kräfte" (kararta). Mit der
naheliegenden Frage nach dem metaphysischen Wesen der Betätigung hat
sich Devanandin beschäftigt, der (zu T. 6, 1) den yoga als ein Vibrieren
(parispanda) der Seelen-Punkte bezeichnet. Der yoga (Joga) mm läßt
Stoffe, die Karman werden können, in die Seele einströmen (T. 6, 2), ein
Vorgang, der durch das Wort anhaya^) (Jaoobi: „Influenz") voraus-
gesetzt wird. Dem entspricht es, wenn Rede und innerer Sinn u. a. avhaya-
karl und a^-kcura genannt werden (Äyär. 11 92, 7. 132, 10)^). Daß aber jene
Stoffe in der Seele haften bleiben, ist das Werk der Leidenschaften. Diesen
wird durch das mehrdeutige Wort kasäya zugleich eine bindende Kraft
^) Sie bestehen, kurz gesagt, in der Unveränderlichkeit der Tatsa.chen, aus
deren Fülle aber nur einige, wie jlva und ajlva, loga und aloga, tasa und tfUlvara,
genannt werden.
*) Verwemdt ist paiHiihäiifaj das Tun Viy. 760a; Thän. 121a. 196a.
^) aiSLhaya „Einströmen'" = *ä8nava von snu. Daneben steht äaava. Im
Sanskrit finden sich äsratxi und (falsch) äärava. Vgl. Hultzsch ZDMG 72,
140. a']^häi Uvav. § 64ff. gehört aber nicht hierher (v. Glasenapp, Karman
S. 11) unter äsrava, sondern ist = aSrUUi.
*) Panhäv. 1 — 5 sind die Anhaya-däräiip.
Indo -arische Philologie III. 7 Schnbrlng 8
114 m. Religion, weltuchs Wissenschaften ttnd Kunst. 7. J.axkas
bildlich beigelegt^). Als Leidenfichaften werden bezeichnet ZorzL, Sftodz,
Trug und Gier (§ 167). Sie sind ihrerseits eine Auswirkung von Kannaa
(udaya, § 86). Damit ist der Kreis geschlossen. Wo Leidenacbaft fehh^
haben die Stoffe nicht die Möglichkeit zu haften. Die Freiheit von X^eideii-
schaft aber und damit die zur Befreiung führende Reinigung der Seele ist
nur im Leben als Jaina-Mönch (oder -Nonne) zu verwirklichen. Damm kt
der bandha ein zweifacher (Viy. 383 b): er ist mönchisch (iriyömhiya) oder
weltlich (saqi'paräiya). Der erste sei vorausgenommen, obgleich seine
Grundbegriffe erst beim zweiten behandelt werden können. «rtyStsoAs,
""vahiyä, auch Iriya* bezeichnet Kappa6, 13 = T^a^. 371a das voraicht^e
Gehen des Mönches, bedeutet aber in weiterem Sinne seinen Wandel gonäfi
der Vorschrift. Das Karman, das in solchem gebunden wird, hat keine
nennenswerte Dauer (§ 85) ; Jacobi zu T. 6, 5 unterscheidet es als , Jlio-
mentankarman" vom ,,Dauerkarman". Gebotenes Tun, sagtSüy. II, 2,2S
(316a), „wird in 1 samaya gebunden, im nächsten empfunden und im über-
nächsten getilgt'' (vgl. auch Viy. 183a). Der Vollzieher dieses geistlidieD
Karmans wird als «M/ini^ anagära „Abwehr (sa/rgivara, § 169) übender
Hausloser'' charakterisiert. Hinzu kommt aber Viy. 309b, daß er sich de»
Zornes, des Stolzes, des Truges und der Gier, also der 4 Leidenschaften
entledigt hat. Davon ist Viy. 383 b eigentümlicher Weise nicht die Bede:
hier konmit der iriyävahiyä-bandha nur dem zu, der frei vom Greschledits-
bewußtsein ist (avagaya-veya) ,
Viy. 52 a erschien es nötig auszusprechen, daß ELarman mit dem gameB
Ich am ganzen Objekt gewirkt wird (sawevavß sawt ha4e)y nicht von und
an einem Teil beider (desettofß dese, d. sawe, sawevux/ifi desejy und das su alleo
drei Zeiten. Bei dieser Gelegenheit wird an den Vorgang der Bindung
fkammaifi karei) das Aufstapeln des Karman mit ci^ai und uvad^iai') an-
geschlossen (Viy. 53 a) und der kommende Prozeß (§ 86) durch udtreiy veti
und nijjarei weiter bezeichnet. Das Gleiche finden wir schon Viy. 23a, wo
aber von der Umwandlung aufgenommener Stoffteilchen (ähäriya poggala)
ausgegangen wird, unter welchen deshalb ELarman- Atome mindestens mit-
verstanden sind. Man vergleiche auch Pannav. 457b (§ 86). Die vollendete
Tatsache der Bindung liegt Viy. 26 zu Grunde, das sich eingehend mit dem
bandht beschäftigt, der Karman schon gebunden hat, und der Möglichkeit
oder Unmöglichkeit (die von der Qualität der Seele abhängen) der Bindung
weiteren Karmans in der Gegenwart oder Zukunft des Betreffenden. Wem
in diesem saya wie im anschließenden und sonst oft vom pätxt kamma die
Rede ist, so gilt dieser Ausdruck für gute Betätigung ebenso wie für üble,
und seine Beschränkung auf schuldhaftes Tun ist nur eine scheinbare und
dadurch hervorgerufen, daß solches sich dem natürlichen Gefühl eher auf-
drängte als verdienstliches. Das Einströmen von Verdienst und Schuld ver-
zeichnet T. 7, 3f . als die beiden Folgen des yoga,
§ 85. Die Bindung kann nicht weiter verfolgt werden, ohne daß eroiteii
worden ist, zu welchen verschiedenen Arten des Karmans die eingeströmten
Stoffteilchen sich in der Seele wandeln. Diese Wandlung tritt zutage, wenn
sie sich verwirklichen. Der Arten gibt es nun 8, und sie heißen üxnitsno-
'pagcb^i (Viy. u. a. 255a ; Pannav. 453a usw. ; Utt. 33, 2 ; T. 8, 5). Es sind dies
das schon erwähnte wissenverhüllende und das schauenverhüllende, das
^) Ausgesprochen von Devanandin zu T. 6, 5. — Auch rajaa ist Leideosohaft,
raya = kamma Thän. 319b.
*) Oder (uvafciffäiy z. B. Viy. 556a.
IV. Wbmplaup (§ Ö7— 101) 115
zu empfindende, das verwirrende, das die Lebensmenge, die Individualität,
die soziale Stellung bewirkende, und endlich das Gelegenheiten hindernde
r Karman. Ihre Unterarten (tUUMirct-paga^^ gegenüber den genannten müUt-p,)
inrerden Pannav. 23, 1 dargestellt (§ 87). Was jedoch zunächst die Bindung
! angeht, so erfahren wir ebd. 23, 2 (484 b) eingehend die Mindest- und
1 Höchstdauer der von den einzelnen Klassen der Wesen gebundenen ver-
t schiedenen Arten des Karmans. Beispielsweise hat bei einem Einsinnigen
( das wissenverhüllende Karman eine Dauer von 'A sägaravama plus 1/^
peUiovama ; bei einem vernünftigen Fünf sinnigen liegt sie zwischen dem Teil
von 1 mvhvMa und 30 ka/äko^i von sägarovama. Weiter wird dargelegt
(488 b), was für eine Seele (ke seil, jtvä) eine Karman- Art in geringster
I>auer hat, und was für ein Wesen das längste Karman in den 8 Arten
bindet (490a). Auf Einzelheiten muß hier verzichtet werden. Die Dauer
heißt Viy. 255 a bandha-ttf^ii und hamma-tthity Pannav. 475 ff. nur tAü,
und besteht aus der auf die Bindung folgenden vorläufigen Ruhezeit
(abähä) und der Wirkungszeit (hamma-nisega), die mit dem ndat^ einsetzt
^ und bis zur Tilgung der letzten Teilchen dieses Karmans dauert. Die (tbähä,
, die auf je 1 ko^k. von sog, 100 Jahre beträgt, ist in der fkii eingeschlossen.
^ Einige aber, wie Vy. 255 b sagt, zählen sie ihr hinzu^). Für abähä sagt die
spätere Literatur saUä, „Vorhandensein in potentia'' (v. Glassnapp,
' Karman S. 43). Im Kanon liegt nur die verwandte Wendung sarUar-kamma
vor (§ 183). nisega „Strahl" wird zu den angegebenen Stellen und Vy. 53b;
Samav. 147 b als die von samaya zu samaya abklingende Fühlbarkeit eines
Karman-Teilchens erklärt. Damit käme zur Dauer des Karmans der Ge-
sichtspunkt seiner Stärke hinzu, allerdings nur in einer Andeutung. Gewiß
aber ist die Stärke gemeint, wenn vom arsvbhägc^komima die Bede ist. Es
gibt nur ein solches und ein 'pctesa-kamma (Viy. 65a; ^än. 66a), und Mahä-
vira bezeichnet die Unterscheidung dieser Zweiheit als sein Eigentum
(nuae pannatte). Diesem ai^^ubhäga entspricht der atj^ubhätHi Pannav. 23, 1
(457bff.) ; Umäsväti hat nur anubhäva (T. 8, 4. 22). Neben Art, Dauer und
Kraft der Bindung kennt Umäsväti endlich auch die Menge (T. 8, 4. 25).
Sie wird durch die prcideia charakterisiert. Hierzu gehört das eben erwähnte
ptiesa-kamma, von dessen Wesen aber nichts Näheres ausgesagt wird. Wir
erfahren an jener Stelle nur, daß es empfunden (§ 86) werden muß, während
das arkubJiäga-k, empfunden werden kann. Gleichbedeutend mit paeaa ist
Viy. 421b der avibhäga-jxUiccheya. Jeder Seelen-Punkt (jtva-paesa) ist,
soweit überhaupt (denn es gilt nicht vom Kevalin), von co Karman-Punkten
rings imigeben (äve^hiya-parivetfhiya). Man vergleiche hierzu T. 8, 25.
Im Kanon CPiän. 220b) erscheinen, anders als bei Umäsväti, jene vier
Gesichtspunkte unter dem bandha. Sie werden ebenda femer auf ihre
relative Anzahl betrachtet: von welcher Bindung, von welcher Dauer,
welcher Stärke, welchem Umfang gibt es verhältnismäßig am wenigsten
Pälle usw. ? Sodann aber werden die genannten mit Bezug auf scMfikama,
ni(d)haüa und nikäiya behandelt, samkama liegt vor, wenn eine andere
Karman-Unterart sich verwirklicht als die seinerzeit gebundene. nidhaUa
und nikäiya bezeichnen verschiedene Grade der Intensität, mit der Karman-
Teilchen sich vereinigen (vgl. auch Vy. 25 b). Diese Erklärungen sind ebenso
wie die der folgenden Ausdrücke nur den Konmientaren zu entnehmen. Es
handelt sich nämlich noch um oyatfei und uvwUtei, die neben scufücämai,
^) Infolge eines Druckfehlers in Viy. steht der Anschluß an 255b auf 257b
und der an 258b auf 266a.
8*
116 m. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
nihaUei und nikäei Viy. 24b. 26a vorkommen. Sie besagen, daß die Wiikom
und damit der Verbrauch eines Karmans größer oder kleiner werden kann,
als seine Bindung es voraussetzt. Die Spateren sprechen von oj^aUa^ und
uwaffartä, welch letztere im Kanon in anderem Sinne auftritt (§ 92), unter
welchen Bedingungen die genannten Vorgänge eintreten, wird dort nldit
gesagt.
§ 86. Mit diesen Ausdrücken sind wir von der Bindung des Karmans Bchao
zu seiner Wirksamkeit gelangt. Sie beginnt am Ende der Ruhezeit. Eine
Formel in solennem Stil (Pannav. 457 bff .)^) nennt das Karman jlt^e^ia badüa
puftha baddha-jihäsa'puäha satiiciya dya uvaciya äväga-patta viväga-p.
phala-p. ndaya-p. Die letzten vier Ausdrücke enthalten in udaya das übliche
Wort für das ins Leben Treten des Karmans. Vollzieht sich dieses, so ist die
Seele im vdaiya-Zusta,nd (§ 182). Vom ndapa zu unterscheiden ist die
vdtratiä, aber zu beachten, daß verbal niemals udif^, sondern nur udi^
oder sayavfi udit!^i?a steht; den Gegensatz bildet dann pareoa vd^ya (F^.
67 b; Pannav. 457 b). Bezeichnet vdapa den sozusagen natürlichen Einintt
der Wirkung, so ist die udiravä oder der „Anstoß" die vorzeitige Verwirk-
lichung. Ruhendes Karman wird durch Handeln herbeigezogen und so lur
Wirkung geweckt (karatj^ink* äka44f^iya udae dijjai, iSivaäarman, Kamna-
paya<j[I, Vy. 24 a). Daß die tidiraista auf die Betätigung, den yoga, zoräck-
geht, geben erst die Kommentare an, ohne bei dem Umstand zu verweikD.
daß damit gleichzeitig neues Karman erzeugt wird. Mit udaya oder uiiro^
beginnt für das Individuum die Fühlbarkeit des E^armans (veya^j-
Pannav. 35* hat für die verschiedenen Empfindungen Eünteilungsgrond-
lagen, von denen eine Anzahl selbstverständlich sind, wie körperliche ood
geistige, angenehme und unangenehme veyaiiiä und die Mischungen sns
diesen Gegensätzen. Hervorgehoben sei femer zunächst die Unterscheidoiy
der mit den Worten nidäya und anidäya gekennzeichneten EmpfindungoL
Mit den ersteren sind — unter wechselnder, die Unsicherheit verratender
Ableitung — „bewußte" Empfindungen gemeint, wie sie nur den Wesen
eigen sind, die Vernunft besitzen*). Bei den „unbewußten" handelt es sich
vielleicht um bloße Reflexe. Sodann sei erwähnt diejenige Empfindung*
welche der Mönch sich selbst auferlegt, und die von außen kommende
(ajjhovagamiyä — falsch abbhov. — und avakhamiyä) Viy. ööa; lliä^. ^'j'
Pannav. 556 b. Die Fühlbarkeit ist verknüpft sowohl mit der Handlmig vie
mit der Tilgung. Gegenüber Andersgläubigen wird Viy. 224 b festgestellt,
daß dem erzeugten Karman (ka4^ kammä) die Fühlbarkeit nicht immer ^t-
spricht (pänä usw. arjyevaffibhUyavfi veyaxfo/rß veenJti), Einen Beleg bietet Vif^
767 b, wo wir erfahren, daß Einfließen (äsava), Handeln (kiriyä) iw»
Fühlen (veyanä) bei den Höllenwesen zwar stark sind gegenüber der Tiiff^
(nijjarä), bei den Göttern aber mit der Tilgung auch das Fühlen gerinn
ist gegenüber den beiden ersten. Hier zeigt sich gleichzeitig, daß FöUbar-
keit und Tilgung einander nicht überall entsprechen, doch trifft dies nur
außerhalb des menschlichen Bereiches zu. Innerhalb seiner stellt starke
Empfindung starke Tilgung dar und umgekehrt (Viy. 250a). Auf ]^
^) Eine andere dergl. s. Pannav. 402 a. ^^
') Es scheint sich um ein Absei, zu handeki. Viy. 40a heißt es cnanidäe f»p9^
veerUi, Viy. 769b = Pannav. ö67a wird (a)'Q,id&yam v, v, für (a)v>^^ *'' '"
stehen, und in der vorhergehenden Aufzahlung nxd&ya a'QÄdäya für nidi^ r^
aiifddäya ya. Die Konmi. sehen in nidä, da sie von da , »geben" und da *»'®?^^:
ableiten, ein Subst. fnidä jn&nam und a'^idäe = anirdhärtr^yä) oder ein Aaj-
(cittatxUlf aamyog-vivekavcUl),
IV. Weltlauf (§ 67—101) 117
Fall bedeutet Karman empfinden (veei, pa^iaofßveei) Kannan verbrauchen
(nijjarei), wenn auch die samapa beider nicht zusammenf allen (Viy. 301a;
Süy.2, 2, 23). Dieser Verbrauch^) ist bei einigen Karman- Arten von einem
besonderen Vorgang, dem samugghäya, begleitet (§ 89). Rhetorisch kann
man getilgtes Karman als Glück (suka) bezeichnen, wie es Viy. 314a
geschieht. Die Tilgung ist unwiderruflich. Neben veyax^ heißt sie nijjarä,
sonst auch IcAaya und der bei khaya obwaltende Zustand der Seele khaiya.
§ 87. Wir kommen nach diesen allgemeinen Betrachtungen zu den Arten
des Karmans. Während die allgemeinen Vorgänge bandha usw. in dem uns
erhaltenen Kanon so gut wie keine Definition erfahren, ihre Kenntnis also
augenscheinlich vorausgesetzt wird, sehen wir uns über die einzelnen Er-
scheinungsformen primär unterrichtet (Pannav. 457 b ff. 465 b ff. Vergl.
auch T. 8, 7ff.). Wissenverhüllendes Karman (nät!t>'ävarat!^ijja kamrna)
hindert (Thä^. 347 a) das Erkennen in all seinen 5 Formen. Es bewirkt —
das ist sein at»f«6Aäva (§ 85) — Verdunkelung der Sinne als Erkennens-
quellen und der daraus gewonnenen Erkenntnisse (soy'äva/rava soya-
vinnän'ävaratjM nett'äv, netta-v.-äv. usw.). Der auf anderem als sinnlichem
Wege erzielten Einsichten und ihrer Verhüllungen wird nicht gedacht.
Das Ergebnis ist, daß man nicht weiß, was man wissen soll, was man wissen
will, oder was man gewußt hat. Das schauenverhüllende Karman
(darß8an*avarai}ijja oder dar%8ai:^'äv, k.) hat das entsprechende Resultat
für das Schauen. Es ist von 9 Arten (ThS^. 447a; Samav. 15a), denn es
hindert das vierfache Schauen (§ 82) und besteht femer in Bewußtlosigkeit,
die sich den gewählten Ausdrücken zufolge vom gewöhnlichen Schlaf
(niddä) zum Schlaf im Gehen oder Stehen (payaUl) *) — samt den intensiven
Stufen beider (niddci-niddä, p.-p.) — und zum Handeln im Schlaf (Ohin*-
addhi)^) vertieft. Das Karman, das in engerem Sinne das zu empfindende
heißt (veyatiijja k.), stellt die Lust- und Unlustgefühle (säyä- und cuäyä-v.)
dar und her. An beiden haben die 5 Sinne, der ümere Süm, Rede imd Körper
teil, sie sind daher je achtfach. Es folgt, das Samav. 71a mit 52 Namen
belegt, das verwirrende Karman (mohanijja k.), der Erzeuger von
Stönmg im Glauben und Wandel (dafßsatta'm, und carüUi'in.). Die erstere
äußert sich angeblich in rechtem Glauben (sammaüa'Veyatj^jja), Irrglauben
(micchaüa-v.) und der Mischung beider (sammä'tnicch.'V.). Das sammaUO'
vey. ist hier angeblich eine Abart des micchaUa (mühyätwi-'prdhfii Prajn»
468a) sein, vgl. femer Jaoobi zu T. 8, 10. Vielleicht sollte nur die Tat-
sache der Rechtgläubigkeit, die doch auch ein Karman ist, und ihr Bewußt-
werden (daher veyatjAjja) in das System einbezogen werden. Die Störung
des Wandels beruht auf Leidenschaft (kasäya-vj, und diese äußert sich in
den vier Formen CPiäqi. 192a; Samav. 9a) Zorn, Stolz, Trug und Gier.
Jede dieser Leidenschaften tritt in vier Graden auf und heißt danach
arfantdtjktibandhi, apaceaklAätjM^), paccakkhav''ävarava und sarpjalavM'. Mit
Ausnahme des letzten Wortes sind dies Adjektiva. Die Bedeutung ist die
der Verknüpfung mit dem Saipsära (aviarUa), des gänzlichen Fehlens und
der zeitigen Verhüllung der Entsagung (jxuxakkhäna, § 172), und dea
^) Soweit er nicht durch asketische Methoden zustande kommt, heißt er
akäina-nijjarä (Uvav. $ 66, S. 61).
*) Hierzu gehört paycdäei Viy. 217b.
^) Jacobis „Gier in der Erstarrung" beruht auf der styänorffrddhi bei
Umäfiväti usw. für styäna-rddhi (T. 8, 8). Sth&n. 447 b stehen beide Formen.
') apnayäkkyän^ävarailffit bei v. Glasenapp, Karman S. 24 ist wohl ein
Versehen.
118 in. Religion, weltliche Wissensohaften und Kukst. 7. Jainas
plötzlichen Ausbruchs, welch letzterer die schwächste Form ist. Die LaideD-
schaftsform der WandelstöruDg ist also sechzehnfach (Samav. 31a). l^yM
zu den Leidenschaften rechnen und heißen daher nokasäya mehrere Stim-
mungen : Lachen, Vergnügen, Mißvergnügen, Furcht, Trauer und Abscbeo^),
und in diesen Zusammenhang ist auch das GeschlechtsbewußtseiD (veyt-
veyanijja) als Mann, Frau und Drittes gestellt. Es liegen also neun Forn»
(Thäi;i. 468 b) der leidenschaftfreien Wandelstorung vor, aber ihre Kraft
heißt unter Verzicht auf die Unterteilung nur fünffach. Aus einem gleich n
erörternden Grunde folgt jetzt die stets an letzter Stelle genannte Kannaa-
Art, das hindernde Karman faniaräiya k.). Dies tritt dort, wo d^ Akt
des Gebens, Nehmens, Genießens (bhoga*)), Gebrauchens (uwibhoga')) und
Wollens (viriya) stattfinden sollte, henmiend auf. Die bisher genannta
hamma-pagadi außer dem veyaxiijja haben eine mehr oder minder stark
ausgeprägte Aktivität gemeinsam. Indem diese auf die GrundeigenschafteB
der Seele zerstörend einwirkt, werden sie als ghäi-kamma zusammenge&ßl
(A^uog. 118b). Ihnen gegenüber stehen nebst dem veyatf.ijja die drei letztes
Arten als inaktive oder aghäi-k.: zunächst die Lebensmenge (änt^fil.),
die an Höllenwesen, Tieren, Menschen und Göttern unterschieden wird
(§ 90), und schließlich die Individualität (näma-k,) und die soziale
Stellung (goya-k.). Die letztere ist entweder hoch oder tief und nuebt
sich dementsprechend fühlbar, wobei der Platz in der Gesellschaft dmdi
hohe Geburt (Kaste, jäi) und gute Familie (ktda), aber auch durch phjB-
sehe Kraft (bala), den Geruch der Heiligkeit (tava), Gelehrsamkeit (suyi),
kostbaren Besitz (Vsbha) und Herrlichkeit fissariya) und durch aller diesff
G^enteil bestimmt wird. All dies betrifft menschliche VerhältnisBe, hit
aber natürlich, obgleich weder Text noch Kommentar es aussprechen,
unter Umständen auch von nichtmenschlichen Wesen zu gelten. ^
EjLrman der Persönlichkeit oder Individualität endlich setzt sich aas ^
verschiedenen Komponenten zusammen, deren Gesamtzahl 42 betragt. Sv
sind physisch im engeren und weiteren Sinne, insofern sie in einer Kks^
der vier Haupterscheinungsformen Körper-Bildung, -Bau und -Funktwiii
wie Atmung, Strahlung (äyava und vjjoya) und Fortbewegung (vikäfi-
gai), Wirkung auf die Sinne, enthalten. Hinzu kommt die organische Tode^
Ursache (uvaghäya) und die Bestimmung der neuen Daseinsform (än»P'
wi). Zur Individualität gehört auch die Wirkung auf Andere: Überl^-
heit (par'äghäya), Fähigkeit zur Beeinflussung und ihr Fehlen, Ehre rm
Schande, angenehme und unangenehme Eindrücke. Den Schluß macht die
Vollkommenheit als Titthagara. Dieser Vielfältigkeit gegenüber wird ^
allgemeine Wirkung des individuellen Karmans nur als günstig und un-
günstig unterschieden. Auf jeder Seite stehen 14 Fälle auf Grund mxäf^
greifbarer Eigenschaften des Karmanträgers, seines Rufes und seiner Tat^
§ 88. Soweit die 8 Arten des Karmans und ihre Kräfte bei der Verwrt-
lichung, für welche ELräfte Pannav. 458 bff. die allgemeine Fonneljöf
vedei poggalaffi vä poggdU vä p,'parinämaffi vä, viscksa vä poggaiänafn p^
tjbatiiarji, tesirji vä vdaenarp, . . . (komvmarß vedei) gefunden ist. Sie ist^
Einzelnen, vielleicht infolge von Verderbnis (das letzte vä!) unklar, ^^
^) Anlässe zum Lachen (häs'uppcUti) sind gegeben durch SeheOf SpTecr0^
Hören und sich Erinnern (Thän. 203a). Die Furcht betrifft Diesseitiges;^
Jenseitiges, Wegnahme, etwas Unerwartetes fakamhä-bhaya), Schmers* ^
und Schande (Thän. 389a; Säm. 12b).
^ Diese Unterscheidung nach Prajn.
IV. Wemxattf (§ 67—101) 119
keinesfalls sind, wie Prajn. will und was dort ganz erzwungene Ergebnisse
hat, konkrete Teilchen, z. B. von Holz oder Erde (460b) gemeint. Vielmehr
kann es sich nur um Karman- Atome handeln. Wir kommen zu Bemerkun-
gen, die an einzelne Arten anknüpfen. Viy . 62a. 63b tritt das hankha-nuAaisk'ijja
kamma auf, 639 b das veyanijja (ohne hamma). Diese scheinen zunächst zu
den entsprechend benannten paga^i zu gehören, es handelt sich aber viel-
mehr um allgemeine Benennungen. Das geht aus den Zusammenhangen
hervor, die von ganz unspezieller Art sind. Das vet^tl^^ja erscheint in einer
Mitteilung über die Seele als dtikkht und adukkht: aha se veyat^ijje nijjinr^
bJMvai (Viy. 639 b)^). Das kankhä'mohanjkijja ist es, das mit dem ganzen Ich
am ganzen Objekt gewirkt wird (§ 84), es wird in Zweifel, Verlangen, Un-
gewißheit, Zwiespältigkeit und Makel fühlbar (jivä, , . mnldyä, hankhiyä,
viigicchiyä, bheya-samävannä, haltMa-s,, 62a), Mönchen (60a) aber als Ab-
weichung im Erkennen, Glauben, Wandeln und anderen Regelwidrigkeiten
fnärk^arUara . . . ling'arUara usw.). Gebunden wird es (66b) kraft Unacht-
samkeit (pamäya) und Betätigung (Joga) ; über törichtes oder halbtörichtes
Wollen (viriyattä) kommt die mit ihm behaftete Seele nicht hinaus (62 b).
Die ein- bis viersinnigen Wesen empfinden dieses Karman, ohne daß sie
davon wissen (69 b). Das sind also ganz allgemeine Dinge, und in diesen
Zusammenhängen dürfen jene Namen nicht speziell genommen werden.
§ 89. Mehrere Arten von Karman haben bei der Tilgung ein besonderes
Schicksal, indem sie dem samvgghäya, der „Ausstoßung'' ihrer Teilchen,
unterworfen werden. Über den s, belehrt systematisch Pannav. 36, während
Umäsväti ihn in seinen Sütras nicht erwähnt. Es gibt ihn in 7 Fällen CPiäi^.
409b; Samav. 12b), von denen der letzte dem Kevalin vorbehalten ist,
weshalb die anderen 6 als chäumatthiya s. zusammengefaßt werden (z. B.
Samav. IIb). Dies bedeutet aber nicht, daß sie nur Mönchen möglich wären,
vielmehr haben alle Wesen ihrer Art entsprechend an ihnen Teil (Pannav.
561b). Denn alle haben Empfindung von Karman (veyavtä), haben Leiden-
schaft (kasäya) und erfahren den Tod (marai^) und besitzen die danach
benannten samugghäya (1 — 3), im dritten Fall den märan'antiya 8. Soweit
sie einen Verwandlungsleib, Versetzungsleib und feurigen Leib haben,
sind ihnen auch die entsprechenden aamugghäya (4 — 6) möglich (vgl. ^häigt.
288a). Über den Vorgang beim kevali-s. unterrichten Uvav. § 141 ff.;
Thän. 442 a. Der Kevalin stellt, kurz gesagt, seine mit Karman noch in-
fizierten Seelen- Atome aus Scheitel und Fußpunkt, rechter und linker Seite,
Brust und Rücken in je einer bis ans Ende der Welt reichenden Säule aus
sich heraus und zieht sie dann wieder ein. Während der 8 samaya, die dieser
Vorgang erfordert, lösen sich — dies muß sinngemäß ergänzt werden — die
Karman-Teilchen von der Seele. Die samvgghäya anderer Wesen dauern
länger, nämlich i samaya innerhalb eines mvhttUa (Pannav. 561b), und der
von ihnen erfüllte Raum ist im Verhältnis winzig, nämlich gleich dem Leib
des Wesens, wozu aber bei den 3 letzten dieser samygghäya-Säxxlen bis zu
i joyana in einer Richtung hinzukommen. Die ausgestoßenen (nicchüfha)
poggala zerstreuen sich in der Welt, und es wird die Frage erörtert (Uvav.
§ 133; Viy. 740b)*), wer imstande ist, sie wahrzunehmen, oder (Pannav.
^) In einem vielleicht nur oratorischen Seitenstück wird der poggala als
lukkhl und alukkM bezeichnet (Viy. 638 b, vgl. § 60).
^ Der betreffende Mönch heißt hier nicht kevall, sondern mit einer sonst
häufigen Bezeichnung hhäviy^a^ppä cni^agära, und die freigewordenen Teilchen
carimä aatira-poggcdä.
120 III. Reuoion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
590b, 596af.) ob und inwieweit das ausstoßende Individuum andereo
Wesen gegenüber, denen jene Schaden zufügen, Handlungen begangen hat
(§ 99). Den veuwiya-aamtigghäya — das zugehörige Verbum ist, unter
Differenzierung des Präfixes, stets samchai^i — beschreibt Viy. 153b
ebenfalls als das Herausstellen einer Säule, die aber nur x joy. weit reicht.
Mitteln ihrer werden im Verhältnis grobe (ahO-bäyara)^) Staffteilchen aos-
geschieden (pari8ä4ei) und im Verhältnis feine (ahä-stihuma) angesqgen
(pariyäei). Dies geschieht zweimal*).
Getilgt wird beim veyaxi^'Samtigghäya das als Schmerz fühlbar werdende
asäyä-veyav^ijja hamtna, beim kasäya-s. das cariUct-mohatjkijja i., soweit ei
in einer Leidenschaft sich äußert, beim Tode vergeht der Rest des äu^h.
Bei Verwandlung, Versetzung und Energie-Entlasung (veuwiya-, ähü^agO'
und teyaga-8,)y die mit dem Karman unmittelbar ruchte zu tun haben,
scheiden die in den betreffenden Leibern (§ 62) zur Wirkung gelaog^ideD
Teile von näma-hamma aus. Die ganze Vorstellung stammt zweif elloBl ans
dem Eindruck, den Schmerz, Zorn, Fluch und Segen auf den ZuflchiQer
machen. Lustgefühle, die doch auch zur veyavä gehören, haben keinen
samugghäya.
§ 90. Unter äuya wird nicht Lebenszeit verstanden, obwohl auch tob
langem (diha) und kurzem (appa) äuya, die von sittlichem Wandel ab-
hängen (Viy. 225 b), die Bede ist. Es handelt sich vielmehr um stofOiche
Lebensmenge (Viy. 215 b), die sich als Karman im Verbrauch verwirklichi
Dem entsprechend hört, außer bei Menschen und Tieren, das Leben schmen-
los von selbst auf. Bei diesen Menschen und Tieren kann ein größerer Ver-
brauch eintreten und die Lebensmenge daher schneller zu Ende gehen, aii
es gesetzmäßig wäre. T. 2, 52 heißt dies apavartavM, worin wie die oben
erwähnte oyaffavtä zu sehen haben. Herbeigeführt wird es durch des
uvakkama (Viy. 795b), der zu unterscheiden ist von dem T^ä^. 220b ge-
nannten uvakkama, der Vornahme von Bindung, vorzeitiger VerwirkUchui^
usw. und mit „Todesursache'* wiedergegeben werden kann (Jaoobi n
T. 2, 52). Ihr Urheber ist das Wesen selbst oder ein Anderer. Götter und
Höllenwesen sind, wie angedeutet, niruvakkam'äuya. Daß der äuya-baiM»
der Seele Wesensklasse und -Stufe sozusagen aufprägt (nihaUa = m^j
sowie Dauer, Dimension, Kraft und Raumeinnahme des gebimdenen Kar-
mans in ihr herbeiführt, also (jäi- usw. -nänui'nihaU^äuya^)) sechsfach ist
(Viy. 279b = Pannav. 217a = Thäfli. 376b = Samav. 147b), bedarf nicht
der Erläuterung, ebensowenig, daß die Fühlbarkeit des Lebens-Kannaos
vom Vollzug der Neuverkörperung ab stark und einheitlich ist (Viy. 304a).
Es scheint besonderer Betonung bedurft zu haben, daß ein äuya der Zuknoft
getrennt zu halten ist von dem, das in der Gegenwart verbraucht «ird.
Jenes wird im Diesseits (iha-gaya) gewirkt, es ergibt sich nicht etwa effi
im Augenblick oder gar nach Vollzug der Neuverkörperung (Viy. d04a); f^
bleibt vor dem Wirkenden unangerührt (se purcu} ha4^ ciffhai, Viy. 747a).
Wenn Andersgläubige dafür halten, daß die Seele sowohl das QnantuiD
Leben des Diesseits (iha-bhaviy'äuya) wie das des Jenseits (paraJjh^l
^) Grob materiell können sie nicht sein, da ja die Götterwelten und ihre
Bewohner immateriell sind. Dies diskutiert Viy. 154b.
*) tydoccam pi*^ Ui, . . ciJfcfr.ptto-röpo-mrmd^^<lr*Äam Vy. 156a.
3) vedan&'8amudghäto vedanäHiiayät Prajn. 591b. .
') Viy. 280 a wechselt näma mit goya und nihaUa mit nitUUif vennutlicb eis
Mißverständnis.
IV. Wei/tlauf (§ 67—101) 121
wirke (Viy. 98a) und empfinde (Viy. 214a), so gilt im Gegenteil, daß nur
das eine von beiden gewirkt und empfunden wird.
Das äuya hamma nimmt eine Sonderstellung ein, nicht nur insofern seine
Auswirkung die Grundlage für die Neuexistenz bildet (vgl. Vy. 280 b =
Frajn. 218a = Sthän. 377a = Samav. 148a), in der sich nun das sonstige
hamma realisiert, sondern auch indem (Pannav. 216 b; T^äqi. 376 b; Viy.
632 b) seine Bindung auf einen bestimmten Teil des Daseins beschränkt ist,
und zwar auf den letzten. Das können 6 Monate sein oder Vt» V»» Vi? ^^^
gesamten äuya. Das Kriterium ist das Fehlen oder Dasein der Todesursache.
Man wirkt also nur immer das äuya des unmittelbar folgenden Lebens, und
seine tibähä (§ 85) ist danach nur sehr kurz. Weiter lesen wir (Pannav. 217 a;
Samav. 147 b), daß jene Bindung nicht kontinuierlich, sondern in Absatzen
(ägarisehiifi) geschieht, wovon bis zu 8 in Frage kommen, und deren Starke
nach den Erklärem abklingt. Das erinnert an den kamma-nisega. Zimi Ver-
gleich dient die Kuh, die sich beim Wassertrinken wiederholt unterbricht
(bhäyena jmna^ punar äghotayati bezw. äbfhati),
§ 91. Das äuya führt uns zur allgemeinen Betrachtung zurück, die an
Viy. 422 b anknüpft, wo die Ausschließung oder Nichtausschließung der
8 Karman- Arten dargestellt wird. Lebensmenge, Individualität und soziale
Stellung konmien nicht voneinander und von dem „zu empfindenden"
E^arman getrennt vor. Wo femer Wissenverhüllung ist, sind auch Schauen-
verhüllimg und Hinderung. Im G^ensatz zu diesen absoluten Zwangs-
läufigkeiten sind, mit einer Ausnahme, die anderen Kombinationen zwar
in einer Richtung zwangsläufig (niyamä atthi), in der Umkehrung aber nur
möglich (siya atihi siya n'atihi) : wo z. B. fnohat^ijja ist, muß veyar^ijja sein,
wo aber veyar^ijja ist, kann mohanijja sein. Die erwähnte Ausnalmie sind
mohaiiijja und arUaräiya^ die miteinander vorkommen können, aber nicht
müssen.
Eine andere Berechnung bildet den Inhalt von Pannav. 24 — 21. In 24
handelt es sich um den Nachweis, wieviel Karman-Arten bei einer Seele,
die eine von ihnen bindet, überhaupt gebunden vorkommen. Wer z. B.
Wissenverhüllung (und damit auch Schauenverhüllung) bindet, ist der
Bindung entweder aller 8 oder nur von 7 oder nur von 6 Arten fähig. Die
Fähigkeit einer Seele zur Bindung deckt sich aber nur teilweise mit dem
Fühlbarwerden von Karman-Arten in derselben Seele. Hiermit beschäftigt
sich Pannav. 25, wo wir z. B. erfahren, daß in einer Seele, die veyarjAjja
hamma bindet, 8, 7 oder nur 4 Arten zur Empfindung kommen.
Pannav. 26 und 27 stellen fest, wieviele Arten eine Seele, die eine be-
stimmte Art empfindet, zu binden, bezw. überhaupt zu empfinden vermag.
Die Angaben beschränken sich aber nicht auf die Seele und eine Mehrheit
von ihnen (jivä), sondern betreffen auch die einzelnen Klassen der Wesen.
Anderseits wird der Nachweis nur zahlenmäßig geführt; wir lernen als
Möglichkeiten den affhaviha-bafidhaga, saUaviha-b.y chawiha-b., cauwiha-b,,
egavika-b. und abandhaga und dieselben vedaga kennen. Erst der Komm,
teilt uns mit, was hierunter zu verstehen ist. Außerdem erfahren wir es aus
der späteren Karman-Literatur, vgl. die Kolumnen bandha und udaya in
V. GiiASBNAPPS Darstellung der guiaui-sthäna^), deren kanonische Grund-
lage in diesen Pannav.-Kapiteln vorli^. Deren Verfasser wußte natürlich,
welche Karman-Arten jeweils fortfallen. Wenn nun jene Karman-Speziali-
^) Kannan S. 90ff.
122 ni. Reuoiok, wkutliche Wissenschaften und Kunst. 7.
- — *• ^ — — — — - — — — i
Bten angeben, ihren Stoff dem für uns verlorenen 12. Ang»
haben, so müssen wir folgern, daß aooh die Pannav., die ja
zusammenfaßt, auf dieser Quelle beruhte.
Endlich wird auch festgestellt (Viy. 257 b), welche bestimmten
schalten der Seele oder ihres Trägers zur Bindung der einzeineo
paga4i führen. Körperliche Beschaffenheit, wie u. a. Fertigbüdniig (§ 63).
Sprache, Feinheit, steht neben geistiger, wie u. a. fl««ftlil«ftlit*iiMBi|ifiwHm^
(veya), Selbstzucht, Erkennen und dessen formale Bestimmtheit (§S2).
und eine jede wird durch ihre Verneinung, Zwiscbenzustände und ^EiMM^A-
fälle vermehrfacht. Als Beispiel mag das vernünftige Wesen (sammi) M^'^n^n
wobei + bandhai, ±_ siya bandhai Hya no b. (=^ bhayanäe 6.y, — «a 6. be-
deuten.
sanni: vey. +, äu. ±, die übrigen ±
asannt: „ + ,» ± » » +
no-Banni-no-OBannl^): „ rb >» — »> » —
Eine ähnliche Darstellung erfahren in Viy. 33 (951b ff.) die einsiiiii^eB
Wesen.
Die bisher mitgeteilten Angaben sind rein generell und entsprechen den
theoretischen Charakter der genannten Teztstücke. Mit der Wechselwirkoqg
von Karman und Handlung beschäftigen wir uns § 167 und fuhren hier
nur an, daß (Viy. 574b = 777 b) die Seele und die Welt überhaupt (jaf^
= jag€U) ihre Mannigfaltigkeit kraft Karmans gewinnen. Einen Schr^ in
der Richtung des Konkreten sehen wir damit getan (Viy. 253a), daß eiat
unansehnliche und unsympathische Erscheinung die Folge intensiveD
Handelns und Wirkens ist, eine angenehme aber die der bewußten Ent-
haltung vom Tun. Dies leitet uns zu der grundlegenden Frucht der Taten,
der Wiederverkörperung.
§ 92. Die Wiederverkörperung. Mangels stofflicher Beschaffenheil
hat die Seele an sich keine Schwere. Allein die Behaftung mit Karman hält
sie in der Daseinskette, dem Samsära. Aus dieser befreit, eilt sie der räum-
lich höchsten, ihr möglichen Region zu (§ 187). Aber: „wie eine Netzmasehe,
die in der Reihe, ohne Zwischenraum, aufschließend und folgerichtig ange-
reiht ist, in Schwere, Last, Vollgewicht und Dichte je auf das anachliefiende
Teil wirkt, ebenso wirken bei jeder einzelnen Seele in vielen Tausenden
von Wiederverkörperungen viele Tausende von Leben in Schwere, Last,
Vollgewicht und Dichte je auf das anschließende Leben"*) (Viy. 214a).
Diese Zahlen sind noch bescheiden; den bei der Ewigkeit der Welt, ihrcB
Lihalts und ihres Gesetzes einzig möglichen Sachverhalt teilen andere
Stellen mit. Wie ein Ziegenpferch gedrängt voll ist von Ausscheidungen der
Ziegen, so ist an jedem Punkte (paramäiiU'poggcda-fneUe vi jMese) der Welt
eine verkörperte Seele aufgetreten und vergangen (jäe vä mae vä heißt es
Viy. 579a in gemeinverständlicher Fassung), und anschließend (680a), daß
von Ewigkeit her, wie sinngemäß zu ergänzen ist, eine Seele in einer be-
liebigen Art der Wesen mehr als einmal oder unendlich oft verkörpert
gewesen ist, auch (581 a) mehr als einmal oder unendlich oft zu allen Seelen in
Verwandtschalts- oder Herrschafts- oder Dienstverhältnis gestanden hat.
Alle Wesen (^päfiä usw.) haben schon mehr als einmal oder unendlich oft als
Teile eines Lotus (§ 94) oder als andere Pflanzen gelebt (Viy. 511b. 513 b).
^) kevall siddhai ca Vy.
s) Vbbf., ReligionsgeBchichtl. Lesebuch* 7, 16.
IV. Wemlauf (i 57—101) 123
Die Wiederverkörperung heißt gemeinhin uvaväya^) (woher der Name
Uvaväiya des 2. Uvanga), im Titel von Pannav. 6 vakkanti. Dies Wort
deckt uvaväya und uwattax^y welch letztere das Aufsteigen in eine räumlich
faiöhere Stufe bezeichnet. Das Absinken dagegen wird cayarya genannt
(Thäij. 66 a).
§ 93. Es kann vorkommen, daß mehrere Seelen sich gleichzeitig auf
derselben Stufe, es sei die der Höllenwesen, Tiere — dabei die Elementar-
-wesen (T*) und die Pflanzen — , Menschen oder Götter, verkörpern. Hierauf
gründen sich die Feststellungen Jiv. 140a betreffs solcher Seelen, die beim
'Weiterwandem den Rest Null hinterlassen fniUeva), Mehr der Theorie
angehörig ist der Vortrag Viy. 47 a. asunna-käia ist die Zeit, während der
eine Anzahl von Seelen auf der gleichen Stufe verblieb, ohne daß eine diese
verließ oder eine hinzukam ; missa-k, aber ist die Zreit, in der eine beliebige
Anzahl, und sunna-k, die, in der alle aus ihr weitergegangen sind.
Die vier Stufen werden nicht regellos miteinander vertauscht. Vielmehr
folgt der Stufenwechsel (pavesana, ^tjMga Viy. 439 b) bestimmten Regeln.
Pannav. 6 (209aff.); Viy. 24 (805aff.); Thä^. 58b) lehren (was abgekürzt
auszudrücken gestattet sei), daß HG aus T»M, T^ aus TMG, T»M aus
HTMG entstehen. Unter Weglassen geringfügiger Einschränkungen ist nur
mitzuteilen, daß die Wind- und Feuerwesen kein unmittelbares Vordasein
als Götter haben. Das unmittelbar anschließende Nachdasein aber kann
sich (vgl. auch Süy. 11 3, Iff., 347a; Pannav. 398ff. ; Viy. 632b; fhea^, 68b,
44öb) wie folgt gestalten: H zu T*M, G zu T**M, T^ zu TM, T»M zu
HTMG. Hier sind die Wind- und Feuerwesen damit herausgehoben, daß
sie sich nicht zu Menschen wieder verkörpern, während, wie nach dem
Gesagten selbstverständlich ist, Götter nicht zu ihnen werden. Es kann ein
T*M, das lehrt die obige Formel, auch wiederholt in derselben Daseinsform
erscheinen. Gegenüber der bhava-Uhii nennt man dies käf^-tthii (Thäi^.
66a)^). Mit ihr beschäftigt sich Pannav. 18 (374af .). Hier sei nur die Sonder-
stellung der nigoya erwähnt, die darin besteht, daß sie cx) Zeit solche ver-
bleiben können. Das sind diejenigen, denen eine höhere Entwicklung ver-
sagt bleibt (§ 101).
§ 94. Neben die rein systematische Darstellung treten in Viy. mehrere
belebtere, der Bestätigung dienende Angaben, eine Tatsache, aus der
wir die damalige Neuheit jener Behauptungen entnehmen können. Aus-
drücklich war es Unglaube, der die Belehrung hervorrief (Viy. 739b), daß
ein Erd-, Wasser- oder Pflanzenwesen im nächsten Dasein (uwattiUä)
menschliche Gestalt haben und die Kevala-Erkenntnis gewinnen könne.
Das Phänomen der heißen Quelle am Fuß des Vebhära bei Rayagiha
(Viy. 141a) kommt dadurch zustande, daß zahlreiche Seelen, denen eine
heiße Ursprungsstätte beschieden ist, und Atome (usina-joniyä) jiva ya
poggcUä ya sich sammeln und Wasser bilden (vdagctttäe vakkamanti viukka-
manti cayanti uvavajjanti^)); der Regen entsteht (Thä^. 141b) aus der
Wasserbildung durch udaga-jontyct-Seelen und Atome; die Pflanzen leben
am intensivsten im Sommer, weil dann viele Seelen in Pflanzen eingehen
(vatjMssaikäiycUtäe vakk» fYiy. 300a). Ein Tier kann das Höllendasein gewirkt
^) Bei den Svet. in falscher Sanskritisierung upapäia (vgl. Leumanit
Aup. S. 1). Die Dig. haben Tattv. 2, 32. 36. 47. 52 richtig upapOda.
') Entsprechend heißt die Lebensmenge bfMv'äuya und addhduya (addhä
= käla ebd. und 96b).
») Vgl. auch Sürap. 321a.
124 III. Relioiok, weltliche Wissekschaftbk und Kttkst. 7.
haben, wie der Elefant Udai und sein Kollege Bhüyä^aDda (V^iy. 720a\
die aber beide im nächsten Dasein zur Erlösung kommen werden. fSn Gotift
verkörpert sich unter Umstanden als Schlange, Edelstein oder Bann
(Viy. 581b). Das Eingehen in eine tiefere Existenz faviukbantiyaitfi caff^
mäxf^) weckt in ihm Beschämung, Unlust und Verdruß (Viy. S6a). Die
nächste Daseinsform eines Säl-Baumes oder -Zweiges usw. wird ^iy. 652b
ausgemalt. Daß Pflanzen-Seelen von der Tier- oder Menschen-Stufe her-
konmien, wird Viy. Sl — ^23 (Viy. SOOaff.) an einer langen Reihe Tx>a Ge-
wächsen, besonders Bäumen, dargetan; das Hauptgewicht liegt hier alkr-
dings auf der Gleichzeitigkeit der Verkörperung. Diese beruht z. T. daran!
daß bestimmte Pflanzen dieTräger mehrerer oder vieler Seelen smd (§ 106)
— so nach Viy. 508 b der uppaia und andere so vieler Seelen wie er Blätter
(paUa) hat — , und nach Viy. 800a Wurzel, Ast, Rinde usw. je eine Sede
enthalten. Aber auch für alle anderen Wesen wird gleichzeitige Neo-
Verkörperung, und zwar unter Stufenwechsel, als möglich behauptet (Viy.
796 b; Thäi;i. 104b). Gegenüber denen, die sie einzeln vollziehen (amaUag^
acMficiya), heißen diejenigen, die in der Anzahl x gleichzeitig in eine neoe
Stufe eintreten, hati-satiiciya, die in der Anzahl i cthati-s. Das Vorkommoi
von Gruppen zu 6 (chakka-samajjiya), 12 und 84 wird mit der ganzen Ver-
liebe für dergleichen Berechnungen behandelt, die auch in Viy. 31 (d48af.)
unter dem Gesichtspunkt der Summe (§ 21) von Wesen hervortritt.
§ 95. Andere, mit der Gleichzeitigkeit verwandte Fragen (Pannav. 204b.
208 a) können hier übergangen werden. Wir kommen dafür zum Vorgang
der Verkörpenmg selbst. Von den Partikeln des bisherigen äuyc^ttMtmm
durch den märat^'antiya samugghäya befreit, eilt die Seele der neuen Statte
zu, um sich dort zu gestalten. Das ist aber nur die eine Möglichkeit. Die
andere, mit ihr zusanmien genannte, besteht darin, daß die Seele zurück-
kehrt (pa4tv^iyattai), die St^^- Ausstoßung noch einmal vollzieht und dann
die Gestaltung an dem neuen Ort, der ihr durch ihre Handlungen bestimmt
ist — Einsinnige an einer beliebigen Stelle — , endgültig vornimmt^). Diese
Lehre erscheint nur Viy. 272 b und findet sich in der Pannav. nicht wieder.
Das Vehikel, mit dem die Seele den Ort wechselt, ist der Karmanleib
(T. 2, 26), und es scheint dies seine eigentliche und einzige Funktion zu sein.
Erreicht wird der neue Ort auf gerader oder geknickter Bahn (Viy. 85 b),
auf welch letzterer sich bewegen viggaha-goi heißt*). Solcher Bahnoi
(se^hi) von Stoffteilchen, Aggregaten und Wesen gibt es nach Mahavin
(§ 21) sieben (Viy. 866b; Thä^. 705b), unter denen wir es mit der geraden
(uijuy'äyaya)y der einmal und der zweimal geknickten (e^ao-vcujäoa,
duhao-v,) zu tim haben (s. aber nachher). Jedes gerade Stück erfordert
1 samaya (Viy. 630a) : egao-v. bedeutet 2, dukao-v. 3 samaya Reisedauer, die
Einsinnigen bedürfen z. T. auch 4. Das ist (Viy. 630a) eine immer noch alle
irdischen Vergleiche hinter sich lassende Schnelligkeit. Man muß hierbei
wissen, daß die Aufwärts- oder Abwärtsbewegung nur innerhalb eines
Schachtes (nhll, Viy. 957 b) geschieht, der mit dem Durchmesser vcm
100000 Jogr. senkrecht durch die ganze Welt geht, und der die Stätte der
allermeisten Wesen beschränkt. Soweit Abgangspunkt und Ziel innerhalb
^) aUhegaie tao padiiifiyattai, tao padi^iyaUiUä iha-mr^lgacchaif iha-nhäga-
cchütä doccam pi rnäraff^^afUiyorsarnugghäyafn aamohofi^i, . . . samohaifiUä
(, , ,neraiyattäe usw.) uvavajjütd (so statt HUÜ) tao pcuxhä ähärejjä usw. Viy.
273a.
^ Aber Viy. 955a heißt auch die gerade (ega-9amaiya) viggaha (s. gleich).
IV. Wbi/tlauf (§ 57—101) 125
dieses Schachtes, den die Späteren trasa-nä4i nennen, auf einer Ebene
liegen, wird für die gerade Bahn nur 1 samaya gebraucht (ega-samaiya
viggaha). Handelt es sich um eine andere Ebene, so fährt die Seele zuerst
in 1 aam. auf- oder abwärts und geht dann horizontal an ihre Stelle
(dU'8. V,). Liegt der Zielpunkt nicht, wie eben angenommen, im Bereich
einer Hauptrichtung, sondern einer Nebenrichtung, so muß (auf einer
sama-äretj^t) erst jene, dann (auf einer vi^edhi, viäretj^t) diese erreicht werden
(dU'8, V.), ti'8, V,), Ist aber der Abgangspunkt, wie es bei den Einsinnigen,
die ja unbeschränkt in der ganzen Welt verbreitet sind, der Fall ist,
außerhalb der näliy so kann die Seele diese ebenso nur aus einer Haupt-
richtung betreten und muß eine solche aus einer Zwischenrichtung erst
erreichen (ti-s, v., cau-s. v.). Ja liegt der Zielpunkt etwa ebenfalls in einer
Zwischenrichtung, so bedarf es nach der Meinung Einiger — die Abhayadeva
Sthän. 177 b als die seinige gibt — für sie noch eines 5. samaya (Viy. 287 b).
Aber der Text geht über 4 sam, nicht hinaus und gibt diese den Ein-
sinnigen^). Zu dem Gesagten vgl. Viy. 287a. 632a und saya 34, 954bff.
und besonders Vy., die zu diesen Stellen die Einzelheiten liefert, sowie
Thai?. 177 a.
§ 96. Die eben behandelten samaya bilden eine Zwischenzeit (arUara)
zwischen den Existenzen. Das aniara lehren Viy. 439 a = Pannav. 207 a;
Viy. 632 b, und es ist einleuchtend, daß die Wesen sowohl santara wie
nirarUara sind, letzteres dann, wenn sie sich der ega-samaiya- oderujju'äyaya-
Bahn bedienen können. Dem gegenüber ist ea nicht klar, warum ausdrück-
lich für die Einsinnigen keine Zwischenzeit gilt, die sich doch in 4 sam, be-
wegen*). Mit dem letzten der Bieiae-samaya beginnt die Stoff aufnähme, der
ähära (Viy. 287 a). Deshalb gelten die unterwegs befindlichen Seelen als
atiähäraga, wie sich aus Pannav. 512 a ergibt. Es kommt aber vor, daß die
Stoff auf nähme dem Ortswechsel vorhergeht (Viy. 729 a. 789 a): nämlich
wenn ein Erd-, Wasser- oder Windwesen den märan^-samuffghäya unvoU-
konunen (desetjta^) vollzogen hat. Warum und wann dies geschieht, er-
fahren wir nicht. Stoffaufnahme ist Betätigung, Joga (Viy. 854a), und die
Joga zweier Wesen im ersten samaya der Neuverkörperung (pa^hama-
samaövavanifuaga) ist ungleich, wenn das eine ohne, das andere mit Rich-
tungsänderung eingetroffen ist. Durch früheres Anfangen ist dieses jenem
voraus (abbhahiya), ähära — nach ^ä];i. 120 a eine der ohne äußere Gewalt
sich vollziehenden Bewegungen des poggala — ist sowohl die Stoffaufnahme
zum Zweck der Verkörperung (vgl. Viy. 701b) wie auch die Anziehung von
Atomen überhaupt, insbesondere zum Essen. Das geht in erster Linie aus
dem Ähära-paya Pannav. 28 (498 b) hervor. Man unterscheidet den ähära in
äbhoga'niwaUiya und artäbhoga-n. (498 b), d. h. solchen, der, oder vielmehr
die Befriedigung eines Bedüifnisses nach Stoff zufuhr (ähär'attha), das auf
Absicht (äbhoga) beruht (vgl. auch Pannav. 544b), und das absichtslos
geschieht. Im ersteren findet sich u. a. die Auslassung der Mahlzeit im Maß
des catiMut-bJiatta (§ 156). Die angezogene Masse heißt nach Viy. 644a
avici'dawa, wenn sie vollständig ist, und vtci-d,, wenn ihr ein oder mehrere
paesa fehlen; Genaueres erfahren wir nicht. Der ähära ist femer (zuerst
506b) lom*äh. und pakkhev'äh., und es läge nahe, hierin kontinuierliche und
^) Umäsväti keimt T. 2, 31 keine catuh-samayika, wohl aber Devanandin.
') Ebenso auffällig ist, wenn mcui § 187 vergleicht, daß die siddha mit und
ohne antara svjiharUi (nur Pannav. 207 a).
126 in. Reuoion, wextuche Wissenschaftek und KuirsT. 7. Jainas
dosierte Zufuhr zu sehen. Aber es handelt sich beim loma um die undifferen-
zierte Aneignung, beim pakhheva um die Speiseeinnahme^) durch den MuDi
Zu beiden Arten der Stoffzufuhr (oy'ähära)*) tritt für die Grotter die EigeD-
Schaft als mava-bhakkhi, d. h. sie ziehen Stoff an sich durch bloßes Wün-
schen^). Aus dem übrigen Inhalt von Pannav. 28 sei nur noch erwähnt, daß
die Inhaber eines Verwandlungsleibes sich nur unbelebte, die eines irdiacha
Leibes sich außerdem belebte oder halbbelebte (mtsa) Stoffe zuführefi
(498 b). Die Wesen nehmen die Stoffe, soweit sie sich innerhalb des Ber^h^
finden, den ihr Leib einnehmen wird, wenigstens dürfte dies die Meimuig
von aUa-mäyäe und äya-sanra-kheUa Viy. 286 a sein. Näher oder ferner
benachbarte Bereiche koxrmien nicht in Frage, und deshalb wird für b^
sondere, magische Fälle stets ausdrücklich betont, daß es sich um bäkirayi
poggtüä handele, so Viy. 189a. 190a. 282b. Der Vorgang der Verkörperung
selbst aber wird, wie es scheint, an der Spitze von Pannav. 34 (534a =
Samav. 145b) folgendermaßen zu beschreiben versucht: „(HöUenwefiO)
und Fünfsinnige) beginnen die Stoffaufnahme umnittelbar nach Erreichen
des Ortes (atjiantar'äAärä), Dann sind sie am Werk der Körperbildung
(tao nivfXiäatiä), dann lassen sie die Stadien der Entwicklung aufemander
folgen Ci tao pariyäinayä), dann stellen sie die Einzelheiten her (too
parinämayä) , dann laasen sie deren Fähigkeiten spielen (tao pariyärwfa^)),
dann endlich wandeln sie das Erworbene zur indiviuellen Körperlichkeit
um ( ? tao pacchä viufwatjiayä*')^). Bei den Göttern haben die beiden letztes
Stadien den Platz getauscht. Per Ort, wo sich dieser Vorgang vollzieht, ist
natürlich die jeweilige Ursprungsstatte (§ 63). Von ihr aus tritt die Seele
ihren Weltenlauf aufs neue an. Wie (Viy. 927 a) der Affe (pavaga) skh tod
einem Ort zum nächsten (purima ihäna) schwingt, so eilt sie von einem Da-
sein zum andern, und das, wie jener, aus eigenem EntsehluB (ajjhaO'
säiüia-joga-niwattieriaifi haran6vaei}afqi). In das neue Leben tritt sie als Games
(sawena sawatß uvavajjai), real (santo), selbständig (sao), von alleio
(sayaiji), aus eigener Macht und durch eigenes Karman (ä'id^hie, äya-
hammutjiä), kraft guter (subha), böser und gemischter Tat (Viy. 84a. 454».
796a. 927 b).
§ 97. Die Seelenfärbung. Das Karman bewirkt nicht nur das SchickBal
der Seele, sondern es verleiht ihr auch die zuständliche Eigenart, die dea
sittlichen Stand des Menschen spiegelt, und die mit dem Wort ks(s)i
= Uiyä bezeichnet wird. Dies muß doch wohl von leia abgeleitet werdenl^
das seinerseits noch nicht erklärt ist. Das Karman prägt (s. u.) mit der Ux»
der Seele in Farbe, Geschmack, Geruch und Gefühl einen Charakter aaf.
Da jene stofflich sind, wird möglicherweise eine Beziehung zu P&rtikem
(Uia) ausgedrückt, und ein Adjektiv leiya substantiviert worden eem-
Das zugehörige feminine Hauptwort dürfte chäyä „licht, Glanz, Farbe'
M In diesem Sinne wird der ähära Thän. 263b für die 4 Wesensstufen ^'
weise im Wege des Vergleichs beschrieben.
') oja tUpatti-deSe ähära-yogyah ptidgala-samühah Prajn. 510a.
8) Vgl. Charlotte Krause Z 1 1 7, 272. Vgl. Sütr.' 342bff.
*) Der Satz ist wegen dieses Wortes in das Pariyaranä-paya gestellt worwß-
*) Vebf., Religionsgeschichtl. Lesebuch^ 7, 21. Zu vergleichen ist die Reiß»'
folge ähürenti 'pariTpämanti sarlratn bandhanti („bauen") Viy. 762a. 773t^
•) Mit Chabpentier Festskrift Johemsson S. 38. Jacobi leitete das Wort
von kleSa ab (SBE 45, 196). Wenn die Erklftrer (z. B. Prajn. 330a)K«»*
= Sli^ycUe setzen, so könnten sie sich auf lai^Jui neben aafßa = iktk^i^ baruteo-
Das ist aber auch alles.
IV. Wbltlauf (§ 57—101) 127
gewesen sein, denn dies ist die nicht-technische Bedeutung des Wortes
lessä^).
Die hssä oder der ,,SeeIentypuB'', wie Lbumann (Aup.) ihn genannt hat,
wird durch die 6 Farben schwarz (karfha), dunkel (nüa), grau (käu), gelb
(teu), rosa (pamha) und weiß (sukka) vorgestellt (Thä^. 361 b ; Samav. IIb,
145b), und jede wird im Lessä-paya Pannav. 17 (360b) durch eine Anzahl
Vergleiche bestimmt, die aber angeblich an die „Wirklichkeit"' nicht heran-
reichen. Das Gleiche geschieht mit dem Geschmack (äsäyay 364 a), imd
femer gelten die ersten drei als übelriechend und unannehmlich, die letzten
drei als wohlriechend und angenehm (366b; Thän. 175a). Abstufungen in
jenen Eigenschaften — von denen Geschmack, Geruch und Gefühl völlig
zurücktreten gegenüber der Farbe — werden durch Unterdrittelung von
Minimum, Mittel und Maximum bis 3* berechnet, Atome (co), deren Kate-
gorien (vaggatjiä, cx)) und Raumeinnahme (e Punkte) festgestellt (367b). Es
handelt sich also durchaus um ein stoffliches Erzeugnis des Karmans, nach
T. 2, 6 um ein Ergebnis seiner Verwirklichung (udaya). Ebenso unzweifel-
haft aber haben wir es zu tun mit der Einfügung des primitiven Gedankens*)
von der moralischen Seelenfärbung in die Jaina-Dogmatik. Darin, daß dem
Karman noch jene zweite Wirkung zugeschrieben wird, ist die Naht deutlich
sichtbar, und auch dies erweist das Sekundäre der fei^-Lehre, daß sie aus
dem System herausbleiben könnte, ohne in dessen Aufbau eine Lücke zu
hinterlassen.
§ 98. Mit der unendlichen Verschiedenheit der Handlungen wandelt sich
auch fortwährend ihr Abglanz'), wie denn auch nur diejenige lessä, die die
Seele in der Todesstunde hatte, sie in den Anfang des neuen Daseins be-
gleitet (Viy. 188a). Aber ihrer Natur nach sind den Stufen imd Klassen der
Wesen doch Grenzen des Verhaltens gezogen, und dementsprechend bewegt
sich die Ussä bei ihnen innerhalb bestimmter Bereiche (Pannav. 343 b;
ThäiDi. 115a. 237 b), indem die Höllenwesen, Feuer, Wind und die niederen
Tiere nicht über die dritte (graue), die andern Einsinnigen nicht über die
vierte (gelbe) hinausgelangen. Es mag verzeichnet sein, daß auch weibliche
Götter nicht weiter kommen, während ihre männlichen Partner alle 6, die
höchsten von ihnen nur noch die letzten drei aufweisen. Auch der Mensch
und die Fünf sinnigen sind sämtlicher leaaä fähig^). Wie eine lessä in die
andere übergeht (pariisLamai), wird Pannav. 358 b durch Vergleiche er-
läutert.
Die Eigenschaften, die eine lesaä bestimmen, sind samt deren sonstiger
Theorie in Utt. 34 dargestellt. Aus Pannav. 17 bedarf es nicht der Wieder-
gabe, wie die fünf Arten des Erkennens sich auf die Träger der sechs lessä
verteilen (Pannav. 357a), aber doch des Hinweises, daß der Kevalin auf
^) Auf anderer Bahn läuft der Gebrauch von leaä im Sinne von maiijuz; wir
finden (Ayär. I) ab(zhi-leaa neben a,-maija „nicht abschweifend*' und mit dem
Ziel der Abschweifung Thän. 331b nigganthle hahü-leaa.
*) Auch die Ajivikas haben üin, vgl. Sumangalaviläsini zu Digha-Nikäya
II 20. Für leaaä in Verbindung mit einer Farbe steht dort abhijäti. Den sukkd-
hhijäya findet man auch V^. 656b, wo Vy. ihn aber als paramorhikla deutet.
>) Und auch mit ihrer Galgung. Die Wesen haben, so lehrt Viy. 39 b, eine
hellere leaaä, wenn sie älter, eine dunklere, wenn sie jünger sind (puvv6vava/rmaga
und paccho^vav,). Nur bei Göttern ist es umgekehrt.
*) So unterscheidet Thän. 175a das Sterben als ein tkiya-, samküi^fiia^ ^uid
pajjavajäya-lesa, je nachdem die lesaä in der kommenden Daseinsfoim dieselbe
bleibt, sich trübt oder sich aufhellt (v. Kamftz, Sterbefasten S. 15).
128 m. Religion, weltliche Wissenschaitek und Kxtnst. 7. Jajosas
Erden (sajogi kevall) zwar noch die weiße leasä hat^), der Vollendete dagegen
keine mehr. Deshalb werden in den kanoniachen Ausführangen, z. B. Yij.
40b, die salessä eigens genannt, wo es die Sachlage erfordert. I>a8 oÜ-
Erkennen, das für die Höllenwesen bezeichnend ist, ist um so ^^eiter, je
heller die lessä, gleichwie man vom Berg aus weiter blickt als in der Elbene
(Pannav. 355a). Anders ist es mit dem Karman: es kann (Viy. 300b) einem
Wesen eine dunklere lessä eignen bei geringerem Karman, und eine helleie
bei größerem — dann nämlich, wenn der Träger der dimkleren lesM sein an
sich größeres Karman bis auf einen Rest getilgt hat, der kleiner ist als das
ganze Karman eines Trägers hellerer lessä. So in Vy. die Erklärung da
Textworte Ü^iitfi pa^ucca.
§ 99. Die Handlungen. Im Vorstehenden bezeichnete das Wort bamma
die „Handlung"' im metaphysischen Betracht. Man kann (Viy. 768a) die
Wesen unterscheiden als mahä- und appa-kammcUaraffa je nach dem Mehr
oder Weniger an Karman (und desgleichen an Einfluß, äsava, und Kmpfin-
düng, veyanä). So heißen auch (Viy. 228 b) nach ihrer größeren und ge-
ringeren Aktivität ein frisch entzündeter und ein verglimmender Feuer-
körper (agaf^i-käya). Entsprechend würde man Viy. 767 b, wo Handeln,
Empfindung und Tilgung auf den verschiedenen Wesensstufen vergUchen
werden, das Wort kamma erwarten, während Hriyä steht. Dies Wort wird
vorgezogen, wenn an konkrete Handlungen gedacht ist, mag es sich auch
um Grundsätzliches handeln. So bei der sariiparäiyä und iriyävahiyH kiriyä
Viy. 106a und anderswo, und femer bei der Feststellung (Viy. 79b), daß
ein Verstoß gegen die Hauptgebote — worin wir aber nur die Spezialisierung
eines allgemeinen Gesetzes zu sehen haben — sich auf Berührung und aitf
eigenes Tun gründet ('pärfdiväenarp. kiriyä . . . puffhä hajjaiy ka4& k.) und
einen Ablauf hat (änupuwiffi k.). Allgemein gilt auch, daß eine Handlung,
während sie geschieht, der vollendeten bereits gleich ist*). Das wird gleidi
am Anfang der Viy. mit einer Auswahl der verschiedensten Tätigkeiten
festgestellt (13b) und begegnet im Verlauf noch wiederholt (86a. 582b.
706b), wird auch widersprechenden Lehrern gegenüber aufrecht erhalt^i
(102 bf. 379a).
Ebenso wie diese Frage die Geister beschäftigt hat (in welchem Grade,
das zeig^i die vielen Antithesen Thäi;i. 39bff.), ist auch die Einteilung der
Handlungen ein Problem gewesen. Süy. II 2 verzeichnet und belegt mh
Beispielen 13 Fälle des Tuns (vgl. auch Sthän. 316b; Samav. 25a), 1 — 5
dantfa-samäyäria genannt und damit als Gewalttat charakterisiert, die
kir%ya-U7iäi?a 6 — 13 Betätigung in anders tadelnswerter Form, am Schluß
allerdings das gebotene Tun des Mönches (saniparäiya). Zugrunde liegen
Verstöße gegen die Grundgebote, soweit sie in Frage kommen, nämlich das
erste bis dritte den Fällen 1 — 7, und die vier Leidenschaften Zorn (10), Stolz
(9), Trug (11), Gier (12), wobei aber der Zorn im Gewände der Versündigung
gegen Befreundete (miUa-dosa) erscheint. 8 ist die (ungute) Gemütsstim-
mung (ajjhattha). ^hä^. 316a führt die Betrachtimg in das Feld der Theorie
hinüber und stellt 5 Fünfergruppen von Handlungen auf, von denen die
ersten drei nur hier und z. T. auch fhäj^, 39 bf. erscheinen. In der ersten
handelt es sich — wenn die Deutungen zutreffen — um ein Tun zwecks
^) Daher werden die günstigen lessä noch reiner (pa8aUhäo lea&o visujjhafnä-
Tfio), als Main das höchste Erkennen erlangt (Näyädh. 162b).
^ Vgl. Vebf., Worte Mahäviras S. 24f . In dem übersetzten Stück S. 24 lies
statt „nach Klang und Schrift": ,4iach Mitlaut und Selbstlaut".
IV. Weltlaup (§ 67—101) 129
Sehens (düthiiß kiriyä), Berührens (putihiifi k.), auf Grund bestimmter
Hetrachtungsweise (pä^ucdyä k.), des übereinstimmenden Urteils Nahe-
beteiligter (sämanUivaniväiyä k.) und mit eigener Hand (sähatthiyä k.),
I>ie zweite Gruppe nennt die kiriyä eine nesatihiyä, änavai^iyä, veyaratsly
avabhoga-vaüiyä und anM vakankha-v., unter denen eine auf Geheißt), auf
Mitteilung, auf Erlaubnis beruhende, ohne Beteiligung des Denkens und des
Wollens zustande kommende Handlung verstanden werden möge. Drit-
tens kann ein Tun, wobei aber allein Menschen in Frage kommen, auf Zu-
neigung (pejja), Abneigung (dosa), Plan (paoga), Almosengang (mmydöLv^)
oder Wandern (iriyä) zurückgehen (-txxttiyä k.). Fast überall ist der
Kommentar (Sthän. 42aff. 317a) unsicher, teilweise auch zweifellos auf
Abwegen. Die Untergliederung kann hier übergangen werden.
§ 100. Ausgeprägtere kanonische Geltung müssen sich zwei weitere
Gruppen erworben haben, weil sie allein auf Grund der Viy. im Kiriyä-paya
22 der Pannav. behandelt werden. Sie finden sich auch ^ä^. 316a nebst
284a und Samav. 10a. Viy. 228a lehrt folgendes. Ein Verkaufer, der einem
gestohlenen Gegenstand nachgeht, begeht auf jeden Fall eine ärambhiyä k.,
unter Umstanden auch eine pariggahiyä k., eine mäyä-vaüiyä k., eine apa-
ccakkhärta-k. oder eine micchädavjMaisM'k. Der Text führt die Ejusuistik
weiter, wobei je nach Lage der Dinge bald alle fünf, bald nur die ersten vier
Handlungen beim Kaufer oder beim Verkaufer liegen. Die Darstellung
Pannav. 446 a zeigt die gegenseitige Beziehung. Die Handlung ist eine
zweckhafte, aneignende, gefühlsmäßige, auf Nichtentsagung') oder auf
Irrglauben beruhende. Beim Menschen korrespondieren sie in der folgenden
Weise zwangsläufig (niyama^ +) oder unter Umstanden (aiya ; bhaijjai, ± ) :
tassaär.
p. tn.'V.
ap.
mi. hajjai
jctssa är. kajjai
± +
±
±
>j P' it
+
+
±
±
„ m.'V. „
±
±
±
±
» op. „
+
+ +
±
„ m%. „
+
+ +
+
Danach ist z. B. jede zweckhafte Handlung gefühlsmäßig, aber nicht jede
gefühlsmäßige zweckhaft'). Man kann in solchen Feststellungen psycholo-
gische Ansätze sehen, nach denen man bei den zuerst besprochenen Gruppen
vergeblich sucht.
Eine noch größere Bedeutung, die sich auch aus der Vorstellung in
Pannav. 436aff. ergibt, hat endlich die Gruppe der käiyä, cAigaratjkiyä,
paoHyä^ päriyaväfjkiyä und pätiäivaiyä'kiriyä. Sie wird in Viy. mit einer
ganzen Anzahl von Beispielen belegt (91b. 697a. 717a. 720bf., auch 377b.
491b. 703 b). Hier sei nur 91b angeführt, wo ein Mann, der einem Wild
nachstellt, der 1. bis 3., 1. bis 4. oder aller 5 jener Handlungen schuldig wird,
je nachdem seine Absicht nur auf das Fanggerät (vddavafjMyäe^)) oder
außerdem auf den Fang des Tieres oder gar auf seine Tötung ging. Femer
Viy. 229b, wo ein Schütze vom Zurüsten des Bogens und Pfeiles bis zum
^) neaaUhiya kann nicht zu «r/, sondern eher zu ^äs gehören. Umfisväti hat
zu T. 6, 6 allerdings niaarga ähnUch Sthän.
*) Über diese vgl. auch Viy. 101a.
') Dies widerspricht aber der Viy.-Stelle, wo die mäyä-vctUiyä k. nicht zwangs-
läufig war neben der ärambhiyä.
*) Vielfach pätisiyä geschrieben.
*) Dies das Substantiv zu miyasaa vahäe küda-päeam uddäi ebd.
Indo-arlflche Philologie III. 7 Sohabring ^
130 ni. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jaznas
Abschießen aufwärts in die Luft alle fünf Handlungen begeht, wenn der
Pfeil ein Wesen trifft. Das Gleiche tun der Bogen, der Pfeil, die Sehne, das
Gefieder usw.^). Werden jedoch Wesen dadurch beschädigt, daß der PfeU
aus der Luft auf sie herabfällt, so haben die eben genannten nur die ersten
vier Handlungen begangen, diejenigen Wesen aber, die den herabfallendeiL
Pfeil auffangen ( ? uvaggahe cittharUi), alle fünf. Es handelt sich, das zeigen
Viy. 181a; "Phäp. 39b; Pannav. 435a, auch die Unterteilung (die beiseite
bleiben kann), um körperliches, werkzeughaftes, feindseliges, quälerisches
und tödliches Tun. Auch hier wäre auf Grund von Pannav. 443 b eine TabeUe
der wechselseitigen Bedingtheit möglich. Wir verweilen aber bei ihr so wenig
wie bei der Brücke, die 439 a zur Bindung der hamma-paffo^i geschlagen
wird, und anderen Feststellungen. — Die 5 Gruppen zu 5, die eben vor-
geführt wurden, tauchen in Umäsvätis Bhä^ya zu T. 6, 6, als die 25 kfiyä
wieder auf, aber in z. T. abweichender Zusammenstellung, der man vielleicht
eine größere innere Folgerichtigkeit zusprechen muß, als sie in den Kanon-
steilen vorliegt.
§ 101. An die Technik des Mönchtums rührt die besondere Handlung, die
ania-kiriyä heißt. Der Name steht im Zusanmienhang mit der oft (z. B. Süy.
n 2, 83; Uvav. § 56 [S. 62]) wiederkehrenden feierlichen Wendung, die von
„ans Ziel gelangen, erwachen, frei werden, verlöschen imd allem Leid
ein Ende machen", spricht, dem savvck^vldchävofrß anUiurß kariUae. So ist
ania-kiri^ gleich mokfa, Erlösung*). Auch sie ist, in Pannav. 20 (396a8.),
systematisch dargestellt, und indem wir erfahren (396 b), für welche Wesen
sie entweder aisMfUar'ägayä oder parafßpar'Ogayä ist, d. h. in der unmittelbar
folgenden Existenz oder in einem späteren Dasein eintritt, finden wir zu-
gleich bestätigt (§ 93), daß der Mensch im Vordasein jeder Wesenstufe ange-
hören kann. Nur ihm ist es möglich, „Schluß zu machen'' und an das höchste
Ziel zu gelangen. Hiervon ist aber zu unterscheiden die andere Möglichkeit,
in den Hörbereich der heiligen Lehre zu kommen (kevcUi-pannaUam
dhammaffi labhejjä savanayäe), an ihr Gefallen zu finden, in grundlegenden
Dingen nach ihr zu handeln. Diese haben auch fünfsinnige Tiere (P^uma^.
398 b), und sie können über das Erkennen kraft der Vorstellung hinaus zur
ohi vordringen. Das Mönchtum können sie freilich nicht ergreifen. Wn sehen
uns u. a. an den Frosch erinnert, der mit der Verehrungsformel namofAti^^li
stirbt (Näya 13)'). Die Vorbedingung ist natürlich, daß das entsprechende
Karman früher gebunden worden ist. Dies gilt ausdrücklich (Pannav.
402a) von der Heroen- und Tirthakaraschaft (§ 13). Ein Titthagara kannim
unmittelbaren Vordasein in der Hölle geweilt haben (allerdings nur in derffl
obersten Schichten) — sein Karman hat ihn nun zum Übermenschen ge-
macht. Entsprechendes wird Pannav. 403 b in Betreff von Weltksisern,
Heroen und hohen Würdenträgern — dabei die Hauptgemahlin (Mi-
rayatia) — ausgeführt, von Prunktieren (äsa-r., haUhi-r.) und bemerkens-
werter Weise auch von 7 gewissen Reichskleinodien (vgl. § 13), die ale
einsinnig gelten, wie wir aus Jambudd. 2d0b; ^ä^. 398a wissen.
Schon im Stil der weiteren Ausführungen sagt das Äntakiriyä-paya der
Pannav. zu Beginn (396 a): atüiegaie (jive atUa-kiriyanft) haryjä, o^-
^) Augenscheinlich gilt die Waffe als beseelt, vgl. § 101.
*) Thän. 180 a unterscheidet an Personen der heiligen Sage 4 Arten der
a.'k. je nach ihrer größeren oder geringeren Behaitung mit Kcurman und ihreni
längeren oder kürzeren Mönchsleben.
') Ein Beispiel aus der späteren Legende ist die Tigerin in der Geschichte voo
Sukoeala (v. Kamftz, Sterbefasten S. 37).
V. Wbmbau (S 102—136) 131
(j. a.'k,) no harejjä^). Dies bedeutet, daß nicht alle Seelen zur Erlösung
gelangen können. Viy. 285b hatte dies ausgedrückt: ein Wesen dieser oder
jener Stufe kann der Erlösung fähig sein, aber nicht jedes Wesen dieser oder
jener Stufe ist es. Während das kanonische Wort (aJbJuivasiddhiya oder
'Hddhiya ist (Samav. 2b. 8a. 8b usw. 45b. 47b), spricht Umäsväti von
(a)bhavya. Diese Eigenschaft gehört nach ihm (T. 2, 6) zu den im Wesen
der Seele liegenden (pärinämiha) Eigenschaften (§ 60). Es steht hierzu nur
scheinbar im Widerspruch, wie Viy. 557 a sich äußert. Die Erlösungsfähig-
keit ist dort sabMvao, nicht pariiiiämao vorhanden, das heißt hier: sie ist
keine erworbene Eigenschaft, sondern eine natürliche. Alle Seelen, die sie
haben (heißt es weiter), werden zur Erlösung gelangen, aber nie wird die
Welt von erlösungsfähigen Seelen leer sein. Wir entnehmen aus dieser Be-
hauptung Mahäviras (die seine Zuhörerin Jayanti mit Erstaunen ver-
nimmt'), und die er durch einen Vergleich mit den Atomen begründet), daß
die hhava-siddhiya sich immer wieder ergänzen. Um dies zu verstehen,
müssen wir augenscheinlich — der Text sagt es nicht — auf die Lehre von
den nigoya vorausgreifen (§ 104). Diese in oo Anzahl durch die ganze Welt
verteilten Pflanzenseelen bilden, soweit sie fein (suhuma) imd unentwickelt
(apajjatta) sind, den unerschö^rflichen Vorrat an Seelen. Wenn bei solchen
die Entwicklung einsetzt und sie am eigentlichen Weltlauf teilnehmen,
stellt sich auch die Möglichkeit der Erlösung ein : wenn erst pajjatUi, sind sie
teils hhava-siddhiya^ teils nicht. Durch welchen Anstoß die Entwicklung
und die Erlösungsfähigkeit zustande kommen, wird in Texten des Kanons
nicht gesagt.
Diese Klasse der nigoya bildet den polaren Gegensatz zu den siddha,
den Vollendeten. Von beiden gibt es unendlich viele, aber während die
nigoya den ganzen Raum der Welt ausfüllen, sind die siddha auf deren
höchsten Teil beschränkt (§ 187). Jene leben nicht länger als 1 mvhuäay
diese ewig. Jene stellen die niedrigst mögliche, diese die denkbar höchste
Entwicklungsstufe eines Wesens dar. Wir sehen in ihnen Fußpunkt und
Spitze der von den Insassen der Welt gebildeten Leiter. Die unentwickelten
feinen nigoya unterliegen dem Karman-Gesetz noch nicht, die Vollendeten
haben es überwunden.
V. WELTBAU.
§ 102. Der „Weltbau" — durch dies Wort sollen der Plan des Kosmos
und die Gliederung und Tätigkeit seiner Bewohner zusammengefaßt
werden — ist gegenüber Weltflucht und Weltüberwindung (Abschnitt VT
und VII) ebenso ein Gegebenes wie der „Weltlauf" (Abschnitt IV). Die
Masse der Einzelheiten verlangt eine für sich stehende Darstellung, die sich
aber für den kosmischen Lageplan auf die wichtigeren Daten (es kommen
deren immer noch genug zusammen) beschränkt, sowohl weil wir schon
mehr oder weniger genaue Schilderungen besitzen^), wie auch weil eine nicht
auf sittlichem Grunde ruhende und daher leere Phantastik nicht zum Ver-
weilen einlädt. Um den Text nicht zu überlasten, ist von dem Einzel-
^) Viy. 49 a wird hierauf verwiesen«
') „se ketfam kh*äi ffam (Druck: JchäieiijMm) affheirfam, bhante, evam vwxai, . . ?''
^) Das Weltbild hat in jeder allgemeinen Darstellung des Systems, besonders
von Mrs. Steveksok, v. Glasenapp, Gtr^BiNOT (§ 4. 6), seinen Platz gefunden.
Tief ins Einzelne geht Kibfel in seiner Kosmographie der Inder (Bonn 1920),
9*
I
132 III. Religion, weltliche WissENSCHAjrrEK ukd Kunst. 7. Jainas
nachweifl vielfach abgesehen, zumal die Stellen an der Hand von Abschnitt
III ohne große Mühe gefunden werden können. Die Hauptquellen sind
Pannav. 1. 2, Jlväbh. III mit der Divas., Jambudd. und die kosmpgraphi-
sehen Teile von ^äna und Samaväya.
§ 103. Es gibt (Thäiüi. Ib; Samav. Ib) nur eine Welt (loffa) und außer ihr
nur eine Nichtweit (aloga). Diese umgibt die Welt wie eine hohle Kugel
(Viy. 522 a) und ist unerreichbar, weil jenseits der Weltgrenze das Medium
der Bewegung fehlt (Viy. 717 b). Die Ausdehnung beider wird Viy. 525b
durch Beschreibung der Schnelligkeit göttlicher Personen und des Weges,
den sie damit zurücklegen, erläutert; zahlenmäßig ist die der Welt nach
jeder Richtung i X 10^* joi^rtai^) (Viy. 579a). Im senkrechten Durchschnitt
verjüngt sie sich von unten bis zur Mitte und ninmit bis fast zu d^aiselbea
Maß nach oben wieder zu (Viy. 248a. 616b). Der Gipfel imd die Grundfläche
sind konvex aufgewölbt. Man kann für das Ganze an eine um ihre Achse
gedrehte gleichhälftige 8 denken. Kanonisch werden aber die drei Teile
CPhän. 126a) — wir nennen sie die Unterwelt, die Oberwelt und die Über-
welt*) — der Reihe nach verglichen mit einem Buhebett (paliyanka),
einem sog. Donnerkeil (vara-vaira) und einer aufrecht gestellten l^ommel
(n4dha'muinffa) — dies im Anschluß an die Lehre Päsas (Viy. 248a); der
untere und mittlere auch (Viy. 522 a) mit einem Boot (tappa^)) und einem
Schlagbecken (jhaUari), Für das Ganze dient (Viy. 522a. 616b) der Ver-
gleich mit einem sti/paiffhaga genannten, also „breitbodigen" Gefäß. Dieae
Vorstellungen zeigen so gut wie eindeutig, daß der wagerechte Durch-
schnitt rund gedacht war. Die Berechnungen, die Kirfel dem s. 1708
verfaßten Lokaprakäto der dvet. entnommen hat^), beweisen aber, dafi
dessen Verfasser sich die Welt als ein Übereinander von drei quadratischen,
allseitig gestuften Pyramiden dachte, von denen die mittlere auf ihrer
Gipfelfläche steht, während die Dig.-Beschreibung^) drei auf quadratischer
Grundfläche ebenso aufgebaute, dachähnliche Körper von immer gleich-
bleibender Länge, aber stetig ab- bezw. zunehmender Breite zeigt. Ini
Kanon steht von diesen Einzelheiten so wenig wie von der Maßeinheit
rajju „Seil", mittels derer das Größenverhältnis der Teile ausgedrückt
wird*). Ist die Höhe des Weltganzen 14 r., so kommen je 7 auf die Unter-
und Überwelt (die Mittelwelt bleibt außer Betracht). Die Breite nimmt von
7r. an der Basis auf Ir. in der Mittelwelt ab und von da bis auf 5 r. wieder
zu (§ 129), um sich dann nochmals auf Ir. zu verringern. Eine dritte, außer-
kanonische Vorstellung ist die von der Welt in menschlicher^) Gestalt (w»
S. 208—339 — Anz. vom Verf. ZDMG 7ö, 264^276 — und im Bilderatlas
zur Religionsgeechichte (L. 1928), Lfg. 12a (ill.). Vgl. femer FxjllA m ^
cartografia antica dell'India. P. 1 (SEFII 4, 1901); Baknett, Antag. ö-
137—141, schUeßüch noch Bastiak. Ideale Welten Bd. 3 (Bln. 18»2).
A. C. Sen IHQ 8, 43 — 48, dazu H. R. Kapadia ebd. 382.
1) 1 kodäkodi (Jlv.: kodikodi) = 10".
«) Nach Thän. 171b ist das Verstehen (abhigama) der Überwelt am leich«^
sten, der Unterwelt am schwersten. (Die Stelle ist ein Bruchstück.)
') tuiupaka Vy. Dem paliyanka wiirde die Bed. „Lager" entsprechen.
*) Kosmographie S. 210f.
*) Vgl. auch Brahmadeva zu Dawasamgaha 20 (SBJ 1, 47 ff.).
•) Die fxijju, die nur eine Verhältniszahl darstellt, ist auch zu einer Art L,
absoluter Größe gemacht worden, vgl. Colebbooke, Mise. Essays III» l^^
'') Aber keineswegs in ausgesprochen weiblicher, wie Gbünwkd^» ^
Kutscha 1 47 angibt. Die Deutimg der zugehörigen Figur 20 (s. auch bei KJBt
im Bilderatlas) dürfte überhaupt sehr unsicher sein.
V. Weltbau (§ 102—136) 138
loka'purufa), Sie erklärt sich leicht aus der Umrißzeichnung, die auch den
Namen der Gevejjaga-Götter (§ 129) und den Ausdruck loga-maUJuma
Dasav. 4, 25 hervorgebracht haben wird^).
§ 104. Mit der Gestalt und Gliederung der Welt und ihrer Teile sollen
auch die Wesen, die diese enthalten, betrachtet werden, was sich schon da-
durch rechtfertigt, daß ihre tabellenartige Behandlung in den dogmatischen
Texten durch die drei Welten emporsteigt: auf die Höllenwesen folgen die-
jenigen Götterklassen, die der obersten Schicht der Unterwelt und der
Oberwelt angehören, darauf die Vorstufen der Tiere und deren niedrige
Klassen, die höheren Tiere und die Menschen, und schließlich die Götter
der Überwelt und die Vollendeten, deren Statte noch höher ist. Außerhalb
der Dogmatik wird die Gesamtheit der Wesen mit den Worten päi^ä bhüyä
jivä saUä bezeichnet, sicherlich ohne daß hierdurch Unterscheidungen ge-
troffen werden, wie die Erklärer möchten'). Die Tiere (tir%kkha-jori,%ya) bis
zu ihren einfachsten Formen werden nach der Anzahl ihrer Sinne ein- bis
fünfsinnige (§ 118) genannt. Sie sind, wie alle Wesen, entweder fertig ent-
wickelt (pajjaUa) oder nicht (€tp.), wozu man § 63 vergleiche. Die Ein-
sinnigen (eg^iniiya) — so genannt, weil sie nur Gefühl besitzen — sind die
beseelten kleinsten Teilchen von Erde, Wasser, Feuer, Wind und Pflanzen.
Als Insassen dieser Teilchen oder Stoffanhäufungen (käya) heißen ihre
Seelen und zugleich die Wesen selbst jni4havi' usw. -Miya, Ihre Anzahl in
jeder Art ist i , wie es bei allen Wesen im Saipsära der Fall ist bis auf die
Pflanzenseelen, von denen es oo sind (Pannav. 179a). Die Einsinnigen
kommen in feiner, den Sinnen nicht faßbarer (suhuma) und in konkreter
(bäyara) Form vor. In feiner Form nun befinden sie sich, innerhalb ihrer
Gattungen indifferenziert, in der ganzen Welt (savw^lot^paHyävannaga,
Pannav. 71b).
Unter den Pflanzenseelen oder vava8iai^)'häiya finden wir auch die nigopa-
oder nioya-jiva. nigoda wird Jambüdv. 171 a; Vy. 309a mit kutumba erklärt,
was uns an nyohafs) denken läßt. Die nigo^ sind (Viy. 889b = Jiv.
423b; Viy. 764b; Pannav. 381a), wie angegeben, fein und konkret.
Ursprünglich aber gehörte der Name gewiß nur den ersteren (suhuma).
Darauf deutet nicht so sehr das Nebeneinander von nigopa (ohne Beiwort)
und bäyara-n. (Pannav. 381b) wie eine sachliche Sonderstellung. Die
erwähnte oo Anzahl der Pflanzenseelen geht auf Rechnung der feinen
unter ihnen; diese allein bleiben unter Umständen imendlich lange in
derselben Daseinsform, während die anderen feinen Elementarwesen
(von den höheren Wesen zu schweigen) spätestens nach unbestimmbar
langer (i ), also doch endlicher Zeit aus ihr scheiden können (Pannav.
377a. 381b). Das ist die sogenannte hät^-tfl^ii, die ununterbrochene
Aufeinanderfolge von Existenzen in der gleichen Wesensform (§ 93),
Existenzen, von denen jede einzelne bei den Elementarwesen und Pflanzen
in feinem Zustande ohne Bücksicht auf vollständige oder unvollständige
Entwicklung innerhalb eines mvhuüa endet (Pannav. 171b). Der feine
unentwickelte nigoya gehört also zwar dem Saipsära an, er nimmt aber an
dem Auf und Ab darin nicht teil, bis bei ihm Entwicklung einsetzt. Er ist
auf diese Weise das gedankliche und tatsächliche Gegenstück zum VoU-
1) Vebf. ZDMG 7ö, 260f.
^ In einer öfter (z. B. Jiv. 305b; Prajn. 131b; Aeär. (alte Ausg.) 80, 15) an-
geführten Strophe, vgl. aber Acär. (alte Ausg.) 221, 13.
^) Auch vai(fa/pphai.
134 m. ReUOION, WELTUOHE WlSSEXrSCHAFTBN TTKB KUNBT. 7. JaINAS
endeten (§ 101). Über eine bestimmte Art, wie die nigoya die ganze Welt
erfüllen, erfahren wir aus dem Kanon nichts Näheres. Erst DachkanoniBdi
dürfte die Vorstellung sein, daß sie — je im Besitz von oo Seelen — in i Zahl
zu i winzigen Kugeln (gola) zusammengeballt sind, die ihrerseits alles
durchdringen^). Pannav. 39a ist nur vergleichsweise von einem aya-gdla
die Rede.
§ 105. Die konkreten (häyara) Elementarwesen sind nicht in gleicher
Weise überall in der Welt vorhanden, aber sie finden sich in allen ihren dra
Teilen. Sie stellen das greifbare Vorkommen der Elemente dar, in der Form
(um nur einige zu nennen) von Erde, Mineralien, Metallen; von Wasser,
Wolken, Schnee; von Flamme, Kohle, Blitz; von Atem, Wind, Sturm. Due
Körperform ist beziehungsweise die der linse, des Tropfens (thibuga), des
Köchers und der Fahne (Thä^. 334b; Jiv. IIa. 24b. 27a. 29a; FtonsT.
410b). Die beseelten Elemente Erde, Wasser und Wind*) erschemai
konkret (Pannav. 71 bff . außer in der Oberwelt an den selbstverständlicheD
Stellen auch im Bereich der unterirdischen und himmlischen Behausoi^
und natürlich auch im Aufbau der unterweltlichen Hüllen (§ 107). In den
wässerigen Hüllen gibt es auch konkrete pflanzliche Körper mit ihren
Seelen; Wolken entstehen nach Viy. 278b auch in der Unterwelt und in der
Überwelt als das Werk von Göttern (deva, cuura^ näqa). Einzig das Feoer
ist auf die Oberwelt, soweit Menschen sie bewohnen, beschrankt. Es eol-
steht auf einer Feuerstelle (inffälakariyä). Zur Glut konunt es (ujjalai) nur,
wenn der Wind (vHuifiLya) sich dazu gesellt (Viy. 696b). IXe niedereo
(zwei- bis viersinnigen) und die höheren Tiere (pancendiya tirikkha-jo^jfi)
erscheinen in der Unter- und Überwelt dort, wohin sie ihrer Art nach ge-
hören (tad-ekha-dRsar-bhäe). Wir werden sie bei der Oberwelt besprechen
§ 106. Die konkreten Pflanzen zerfallen nach Pannav. 30afi. (in der
Hauptsache 105 Gähä) in Einzelgewächse (paUei^-sarira) and Gruppen
gewächse (sähäratha-s, Viy. 762a), letztere, u. a. Flechten und Moose,
ohne Unterabteilungen, aber sehr reich an Zahl. Die höherstehenden Emzel
gewächse sind nach ihrem Habitus in Bäume, Büsche, Sträucher, Bankea
gewächse, Gräser usw. zwölffach geteilt. Die Bäume haben noch zwei
Untergruppen, die einkernigen (eg'atthiya) und die vielkemigen (baki^
biydga). Bei den Gräsern (tava) hat man beobachtet, daß sie den Samen
an der Spitze, an der Wurzel, am Stengel und an anderen Stellen tragen
(Dasav. 4 Einl.; Thä^. 186b. 322b. 354b). Älter als die Zwölfteilung sehen
die 5 Klassen rukkhay ajjhäroha, tana, oscAi und hairiya Süy. 11 3 aus, za
denen eine sechste ohne eigenen Namen hinzukommt. Mit beiden Gliederun-
gen kreuzt sich nun die Einteilung nach der Anzahl von Seelen in einer
Pflanze. Mit der Eigenschaft, mehr als eine Seele zu haben, steht die PQaoze
im Reich des Lebendigen allein da. Der Sitz dieser Seelen sind Wurzel*
Knolle (kanda), Stamm, Binde, Ast (sälä), Zweig (paväla), Blatt, Blut»,
Frucht und Samen (miüa müla'jiva'phtuiä usw. Viy. 300a). Das gilt nach
Süy. von den fünf genannten Ellassen, nach Pannav. von den Bäumen, iiacb
Thäi;!. 520 b von den tatna. Die Stoff auf nähme und -Umwandlung beginnt
nach Viy. 300a bei den Seelen der Wurzel, die den Seelen der Erde nahe sind
*) Vgl. die Nigoyeujhattlsl, die Abhayadeva seiner Vy.vftti einverleibt hat
(528aff.) Nig. 12 erscheint in der Kälaka-Legende, vgl. Verf. OLZ lÖ33,Sp^i'
') Wind, der beim Gehen, Blasen, Drücken usw. erzeugt wird, ist unbefleeit
(acuta). Daher müßte es bei dieser Feststellung Thän. 334b nicht tau-käijfO'
sondern väu-käya heißen.
V. Weiotau (i 102—136) 136
(pa4ibaddha)i von denen sie den Stoff nehmen. Von ihnen nehmen ihn die
der Ejiolle, von diesen die des Stammes, und so fort. Zu dieser Theorie des
Wachstums der Pflanzen (deren Wortlaut den irrigen Schluß nahelegt, daß
die jeweils vorigen abstürben zugunsten der jeweils folgenden) sei bemerkt,
daß jenes in der Reihenfolge Begenbeginn-Hauptregenzeit^)-Herbst-
Winter-Frühling-Sommer abnimmt. Die gegensätzliche Lebensstarke, sie
sich in dem allgemeinen Flor kundgibt, wird nach § d4 erklärt'). Die Anzahl
der Seelen in den Bäumen nun ist x, i oder oo (Viy. 364a; ^läiyi. 122 b),
wobei die mittlere Größe % den Wurzeln usw. eigen ist, jedoch die erste den
Blüten (Pannav. 31a) und jedem Blatt eine, oo Seelen werden Viy. 300a
einer Anzahl bestimmter Pflanzen zugeteilt. Den ti^TjxxIa und andere Pflanzen
bespricht Viy. 508bff. (§ 04), viele weitere, besonders Nutzpflanzen Viy.
800 a. Pannav. gibt viele Ehizelheiten vor allem von den sätoratia-Mifira.
§ 107. Unterwelt (ahe-loga). In der Unterwelt befinden sich 7 Regionen
(pu(ßavty bei Umäsväti bhümi). Sie haben die Namen Raya^appabhä
(imä jR., s. § 113 Anm.), Sakkarappabhä, Väluyappabhä, Pankappabhä,
Dhümappabhä, Tam(appabh)ä und Tamatamä oder gewöhnlich Ahesattamä
(Mahätama^prabhä)'). Dies ist ihre Folge von oben nach unten. Zwischen
Urnen sind Räume von ungemessener Ausdehnung^), und ein solcher scheidet
auch die unterste Region von der Nichtweit (Viy. 651 b). Jede Region ist
nämlich von Hüllen umgeben, die nacheinander aus zähem Wasser, zähem
Wind^) und leichtem Wind bestehen. Auf die letzte, äui^rste folgt ein
Raumzwischenteil (uväs'antara), "Phä^. 177a. 388b; vgl. Viy. 152a, auch
Thän. 152b). Diese Hüllen sind unter jeder Region sehr breit: die Wasser-
hülle 20000, die anderen i joy. ; seitlich von ihnen, wo sie Ringform haben
(vaiaya), sind sie ganz dünn, nämlich 6, 4^4 und V/2 joy > in Raya^appabhä,
in den übrigen Regionen gleichmäßig zunehmend bis 8,6 und 2 joy, in
Ahesattamä. Jenseit der leichten Windhülle ist seitlich die Welt zu Ende
(hy'anta) ; der Raumzwischenteil liegt also nur unter den Regionen. Die
Hüllen der obersten Region schliefen die Oberwelt und zum Teil auch die
Überwelt mit ein (§ 129).
§ 108. Bestimmt ist bei den Rhenen nur ihre Tiefe, nicht ihre Breite.
Von dieser wird Viy. 604b (= Jiv. 306a) nur gesagt, daß sie nach unten
zunimmt. Die Tiefe vermindert sich von 180000 joy. in Raya^appabhä bis
108000 in Ahesattamä, die Zahl der in ihnen enthaltenen Höllenstätten
(niray'äväsa), im Ganzen 8,4 MilL, in der 1. bis 5. Region von 3 Mill. auf
300000. Tamä hat 99995, Ahesattamä nur 5, aber besonders große Stätten.
Während (Pannav. 79 b) die der 1. bis 6. Region je zwischen zwei unbesetzten
Schichten von 1000 joy. liegen — die obere in Raya^appabhä ist gleich der
Dicke von Jambuddiva (§ 113) — , betragen diese Schichten in der 7. Region
^) pätiaa-väad-raiteeu. Diese Zweiteilung findet sich im Mönchsleben wieder,
8. § 146.
') gimhäsu i(jom bahave usii^bo-j, 7. ya p. ya vofiffasaaikäiyattäe vakkamanU usw.
s) Andere Namen für alle sieben Thän. 388b', wonach das Bhäsya zu 3, 1 in
der Ausgabe (S. 90) z. T. zu berichtigen ist. Thän. 440a zählt auch leSpabbhärä
(§ 135) als pudhavi,
*) Eine Erschütterung dieser Hüllen (guvie aamäi^) pflanzt sich durch die
Wasserhülle zur Erde fort und wird die Ursache eines fikllgemeinen Erdbebens
(Thän. 161b).
B) Ein winziges Stück von oben in den Raum unterhalb von Ray. hinein
(und natürlich horizontal im Zentrum) ist die Mitte der Welt zu suchen (Viy.
606 a, dort auch die Mittelpunkte ihrer drei Teile — § 103 — , der der Oberwelt
heißt Ruyaga, vgl. § 68) .
136 ni. Reuoion, weltliche Wisbekscbaften ttnd Kvjsigrr. 7. Jainas
je 52600 joy., so daß der besetzte Baum hier nur 3000 joy. tief ist. In
Baya^appabhä gibt es drei besondere Schichten: Khara-]uu[t<Ja, Pankaba-
hula-k. und Äubahula-k. von 16000, 84000 und 80000 joy. Diese Namen
deuten den Übergang zur Wasserhülle an, die dann folgt. Die erste hat
ihrerseits 16 Schichten von je 1000 joy., deren oberste Raya^a-k. heißt
(Thäi^. 525a; Samav. 89bf. 92b. 104b).
Eine andere Schichtung — sie ist im Kanon selbst nicht dargestellt—
ist die nach paäha^o!^). Von solchen liegen in der 1. bis 7. Region 13, 11,
9, 7, 5, 3, 1 untereinander, im Ganzen also 49. Von der zentralen Hölle
Simantaga in der obersten Schicht von Baya^appabhä, die 4, 5 Million joy.
im Durchmesser hat*), geht nach jeder Hauptrichtung eine Reihe von
49 Höllen, nach jeder Zwischenrichtung eine solche von 48 Höllen aas.
In der zweiten Schicht sind die Zahlen 48 und 47, und so weiter bis zur 49,
die mit der 7. Region identisch ist, wo die mittlere von nur 4 umgeben ist
Größere Höllen an bestimmten Stellen in diesen Reihen heißen efcwa
„exzentrisch" (avakhanta-mahai^iraya CTh&p. 366b). Soweit die Höllen m
Reihen liegen, sind sie rund oder viereckig, sonst von beliebiger Form. Inder
untersten Region umrahmen vier dreieckige, Kala, Mahäkala, Roruya und
Mahäroruya mit den Spitzen nach außen die 5., runde, namens AppaitthÄ-
pa'). Diese hat 100000 joy, Durchmesser^). Die in Raya^appabhä sind
3000 joy. tief und haben etwa Eif orm. Es ist dort finster^) bis auf einen be-
stimmten Feuerschein*), glatt durch Fett, Eiter, Blut und Schmutz, übel-
riechend wie von Verwesung, und jede Berührung ist schmerzhaft. In deo
Schilderungen des Süy . und ITtt. (außer dem Hinweis Utt. 19, 48) gelten die
Höllen nur als heiß ; im Jiv. sind die drei obersten Regionen heiß, die beidaD
untersten kalt ; in der 4. und 5. sind beide Extreme : das heiße überwiegt in
jener, das kalte in dieser.
§ 109. Die ältere Anschauimg — sie wurde schon angedeutet — stellt die
Wesen, die sich in den Höllen befinden, noch als Menschen dar, welche dorif
teilweise an bstinmit benannten Ortlichkeiten, Flüssen und dem Berg
VeyäUya durch grausame Wärter die ausgesuchtesten Strafen leiden (Süy.
1 5 ; Utt. 19, 47ff .). Später sind die Höllen von Wesen bevölkert (neraiifa)%
die vom Menschen generell verschieden sind. Ihr Aussehen ist schwarz und
fürchterlich, sie gleichen gerupften Vögeln, sind geschlechtslos, strömen Ver-
wesungsgeruch aus und verursachen Schmerz bei der Berührung. Su^
Größe hat alle Spielarten, ihr Höchstmaß ist in jeder R^on das Doppelte
der vorigen und geht bis zu 1000 dhanu hinauf. Sie leiden unter Hunger nnd
^) Sthän. 366 b patthada ist prastrta, wird aber nur mit prcutafa wieder
gegeben. Abhaycuieva bezieht sich hier auf den Vimänanartücendrak'äkhyo
grantha, wohl die Vimäna- imd Naraya-Pavibhatti (§199).
«) Sie ist nämlich so groß wie Samayakhetta (§ 122), der Uduvimäna m
Sohamma (§ 129) und Isipabbhärä (§ 135) (Thän. 125a. 250b).
3) Weniger bestimmt sind die älteren Angaben Süy. II 2, 66f. = Dasä 6, IW-
= Petnnav. 79b; Jiv. 102b: te rfam naragä anto vapfä^ bähim cauramsä, ^
khutrippa'Samfhäifa'Safnthiyä. Sie dürfen nicht, (so Jacobi in Süy.) Bxd das
Innen und Äiißen der einzelnen Höllen bezogen werden. Vgl. § 111.
«) Dies teilt sie mit dem Jambuddiva (§ 113), dem Pälaga-jäna-vimäoa m
Sohamma und Sawatthasiddha (§ 129) (Thän. 250b). Vgl. diend/{§ 95.
») Begründimg Thän. 263 a.
•) nicc'andhayära'tamaaä, . , käü (oder käuy'; Süy. falsch haiifhä) ö^*"
vanTüi'äbhä (Stellen s. Anm. 4). . ,
7) Nach Viy. 230b ist die Höllenwelt mit Höllenwesen 400—500 joy. ti«
bedeckt (aamäii^iSM).
V. Wbltbau (§ 102—135) 137
Durst, Hitze und Kalte, und obwohl sie selbst Schrecken einflößen, leben sie
in bestandiger unbeschreiblicher Furcht vor gegenseitiger Verfolgung in
den verschiedensten Gestaltiugen, in die sie sich verwandeln^). ^1 diese
Pein nimmt zu mit der Tiefe der Region, in die sie nach dem Maße ihrer
Schuld versetzt sind (Viy. 596a. 604b. 606b). Aber auch die beseelten
Elementar- und Pflanzenteilchen, die sich in den Höllen finden oder sie
bilden, haben viel zu dulden, nachdem ihr Karman sie dorthin versetzt hat
(Jiv. 127b; Viy. 606a).
§ 110. Die Unterwelt ist nicht bloß Ort der Höllenwesen, sondern in ihrer
obersten Region Raya^appabhä auch der Sitz von Göttern, den Bhava^a-
väsi und den Vä^amantara. Freilich wird sich bei beiden Arten zeigen, daß
sie nicht auf die Unterwelt beschrankt, sondern zu gutem Teile auch in der
Oberwelt heimisch sind. Von denBhava^aväsI (oder -vai;Pannav. 84 b) gibt
es 10 Arten: die Asura-, Näga-, Suvaw^-, Vijju-, Aggi-, Diva-, Udahi-,
Disä-, Vau- und Tha9iya*)-Kumara. Durch die gemeinsame Bezeichnung
sind sie als jugendliche Erscheinungen mit allen äußeren Vorzügen charak-
terisiert. In den dogmatischen Abschnitten werden sie fast nur als mannlich
geschildert, anderwärts aber sind einige ihrem Stammwort entsprechend
weiblich'). Die Größe dieser Götter ist 7 ns^tMi, ihre Farbe verschieden: die
Asurak. sind schwarz, die Näga- und Udahik. weißlich (paxf^wra), die
Suva^^a-, Disä- und üia^iyak. goldig, die Aggi-, Diva- und Vijjuk. rotgelb,
die Väuk. dunkel (pii^ngu-vatj^i^a)^). Hierin sind Hinweis auf ihre Tätig-
keiten und Sitze gegeben, zum Teil auch in ihren Abzeichen (Uvav. 34 =
Pannav. 85 a)^) und vor allem in den ihnen im Gefolge des logapüa zu-
geteilten Ämtern (§ 132). Die Asurak. sind reine Unterweltsgötter. Sie
können aber, wie über Raya^appabhä hinaus in die Tiefe, so auch in die
Ober- und Überwelt gelangen*). Die Nägak. sind Wassergötter und zwar
nicht nur des Meeres'), sondern auch der Regenwolken*); diese Beziehung
auf das Wasser müssen natürlich die Udahik. gleichfalls haben. Die Su-
va^i^k., die auch auf dem Mä];^uss'uttara-Gebirge (§ 122) sitzen'), gehen auf
die Vorstellung des Supar^a-Garucja^*), die Disak. auf die der Weltelefanten
zurück. Würdenträgerinnen unter den letzteren sind bei der Weihe eines
Titthagara mitbeteiligt, zu der sie auch aus der Oberwelt herbeieilen. Diese
disäkumäri-mahatiari^ haben nämlich ihre Sitze auch auf dem Ruyaga-
vara-Gebirge (§ 123) und auf den Gipfeln des Nanda^a- Waldes (§ 115)^).
^) Viy. 314a = Thän. 506a nennt 10 allgemeine schmerzhafte Empfindungen
der Hölienwesen.
') Jacobi, Utt. 6, 225 falsch Ghanika. Oben die solenne Reihenfolge in
Viy. und Pannav. In Dev. ist sie: 1. 2. 3. 6. 7. 8. 9. 10. 4. 5. Noch anders Umäsväti
zu T. 4, 11.
') kumära und °r% nur Viy. 3, 7 ; 4, 1—4. Ausschließlich diMcutnärio Jambudd.
383!!.; diaäkufnäri- und vijjukumäri-mahattariyäo Thän. 198b. 222b. 418b.
«) Z. T. anders Umäsväti zu T. 4, 11.
^) Die der Udahik. und Väuk. sind im Text vertauscht.
•) Die Motive Vijr. 169b. 180b.
^) velam dharantt Divas. 308 a.
8) Viy.'278b; Jambudd. 238bf.
•) Divas. 342 a.
*®) Falsch ist daher die Wiedergabe mit Suvarnak. in Prajn. Vgl. Ayfir. II 15
Xllf . und den Komm, zu Samav. 155b. Ihr Kampf mit den N^ak. kann die
Ursache eines partiellen Erdbebens sein (Thän. 161b).
^^) Sie heißen daher sowohl aheloga-vatthawa wie uddhaloga-v. (Jambudd. V,
(383ff. 388b) vgl. Thän. 436b nebst Sthän.), weil in dieser Höhe die Überwelt
schon begonnen hat.
138 III- Religion, weltliche Wissensohajtek und Kunst. 7. Jaikas
Unklar ist die Bedeutung der Divak., die einen Löwen als Attribut haben^).
Väuk. sitzen in unterseeischen Höhlen (§ 121), von ihnen geht die Bewegung
der Windkörper aus (Viy. 212a), die eine normale oder eine unnormale ist
(ahä-riywqi riyaiy vUara-kiriyafrß r.). Nach derselben Stelle (211b) sei hier
die Theorie des Windes angefügt. Es gibt Winde in den 4 Arten oder Graden
tHfji'pureväi^y patihäväya, mandä'Väf^, mahä-väya, und es sind in den
einander gegenüberliegenden Kompaßgegenden die Winden von demselben
Charakter gleichzeitig. Aber Winde über Kontinenten (dtoiocaya, vgL
Näya 11) sind nicht gleichzeitig mit Winden über Meeren (sämuddaga),
weil der Wind an der Meeresküste umkehrt (teH rtafjt väyäi?afß vivaecäsezuMm
LavatjLe samndde vdarß näikkamai).
§ 111. Die Bayanappabhä-Region ist in Hinsicht beider Götterarten nicht
senkrecht, sondern in eine südliche und eine nördliche Hälfte geteilt, doch
ist sie wie von Höllen so auch von Götterstatten oben und unten in einer
1000 joy. tiefen Schicht frei. Diese Statten (hhavaffa) sind hell*), mit Pracht
ausgestattet und in jeder Weise annehmlich. Die am Bande gelegenen sind
rund, die inneren quadratisch, die unterste Schicht ist nur rund (Jlv. 94b).
Die Gesamtzahl ist 77,2 Mill., die der einzelnen Arten verschieden von
6,4 Mill. bei den Asurak. zu 9,6 Mill. bei den Väukumära').
Über jede der beiden Hälften, und zwar enthalten alle südlichen etwas
mehr Stätten als die nördlichen, gebietet ein Fürst. Diese Fürstenpaare sind
in der obigen Folge der Arten: Camara und Bali Vairoya^, Dhara^a und
Bhüyä^anda, Ve^udeva und Venudäli, Harikanta und HBris(s)aha, Aggi-
siha und Aggimä^ava, Puij^ia und Vasittha, Jalakanta und Jalappaha,
Amiyagai und Amiyavähai^, Velamba und Pabhanja^a, Ghosa und
Mahäghosa. Mehr als den bloßen Namen erfahren wir nur bei Camara und
in geringerem Maße von Bali. Die übrigen treten ganz zurück, nur daß ihre
Beinamen (Viy. 200 b) teilweise ihre Herkunft erkennen lassen. Bei Camara
und seinen Asurakumära kann man (wie auch bei Sakka, § 131), von einer
Art Mythologie sprechen, vgl. Viy. 169bff. 319b. 752a usw. Seine Residenz
— sie heißt Camaracancä wie die Balis Balicancä — wird Viy. 144a. 617a
beschrieben, es wird aber hinzugefügt, daß sie ihm nicht als Wohnstätte,
sondern nur als Vergnügungsort dient.
§ 112. Den Übergang zur Oberwelt bilden die Vänamantara- (auch Van-
tariya-)Götter, denn ihre Sitze liegen teils (Pannav. 95a) unterirdisch
(§ 110), teils in den § 116 summarisch erwähnten Hainen (Jambudd. 31a) —
auf den sog. Langen Veyad^ha- Gebirgen (ebd. 72a) (§ 114) und (Jiv. 145a)
auf den Zwischenkontinenten (§ 116). In der solennen Reihe stehen sie
zwischen den Menschen und den Gestimgöttern, die zur Oberwelt gehören.
Wir haben in ihnen die dogmatische Spiegelung der volkstümlichen Geister,
Gespenster und Dämonen vor uns^), und es ist bezeichnend, daß über ihre
Tätigkeit und Anzahl (^ X lOOCXK), Viy. 601a) im Kanon nichts bestimmtes
berichtet wird. Man kannte zwei Reihen von Vä^amantara-Arten, von
denen aber die eine mindestens durch Umäsväti T. 4, 12 das Übergewicht
^) Der Löwe des sog. Dvlpakumära mag auf das Tier des dvipa xae^ ^o/tjv,
Sirnhalfiuivlpa, zurückgehen. Aber die Nachbarschaft von <iffg% und vijju,
vielleicht auch die Fürstemiamen Punna und Vasittha (Ava^ista) weisen auf
dipa statt dvipa,
«) Viy. 246b.
') Viy. 770 a, wo auch die Stätten der Vänamantara und Joisiya voikommen.
*) So stehen auch Thän. 141b die deva, näga, jakkha und bhüya als Regen-
Sender oder -Verweigerer.
V. Wbmbau (§ 102—136) 139
gewann. Diese ist (T^ap* 442 b; Pannav. 95b) die der Pisäya, Bhüya,
Jakkha, Bakkhasa, Einnara, Kimpurisa, Mahäkäya (Thä^. 161b. 442 b:
Mahoraga) und Gandhawa mit je zwei Fürsten (Pannav. 97 b). Die andere
wird durch die A^avanniya, Isiväiya, Bhüyaväiya, Kandiya, Mahäkanduya,
Koha^c}^ (Ku*) und Payaga gebildet, und auch hier sind je zwei Fürsten-
namen^) ersonnen (Pannav. 95b, vgl. auch ^hä^. 85a).Uma8väti führt diese
Va^amantara großenteils als Untergruppen der vorigen (bei ihm anders
geordneten) Reihe an. Von der Volkstünüichkeit wenigstens der A^avanniya
zeugt Viy. 498a. Zu T. 4, 12 finden wir auch genaue Angaben über die
äußere ihrscheinung, die außer bei den Bakkhasa freundlich ist; die Farbe
ist meist dunkel (iyäma). Die Wohnstatten (bJiomejja'nagara) liegen in
der obersten Schicht, dem Raya^aka^ija, des Kharakaijjtja der Baya^appa-
bhä, und zwar in den SOOjoy,^ die nach Abzug von je 100 imbesetzten jo^.
oben und unten übrig bleiben. Die größten unter den Behausungen sind so
groß wie der Jambuddiva, die mittleren wie Videha (§ 113), die kleinsten
sind khetta^sama. In ihnen führen die Vä^amantara em sorgen- und zeitloses
Leben (Dev. 75f.).
§ 113. Oberwelt (tiriya-'loga). Die Oberwelt ruht auf einer Scheibe,
deren Dicke man gleich Null setzen kann. Denn die 1000 jo^. imter der Ober-
fläche, in welche die Gebirge, gewöhnlich mit dem uweha, einem fünften
Viertel ihrer sichtbckren Erhebung, hineinreichen'), sind identisch mit den
1000 joy., die in Bayanappabha von Göttern- und Höllenstätten frei sind.
In der Fläche besteht die Oberwelt aus dem kreisrunden Kontinent Jam-
buddiva und den ihn umgebenden konzentrischen Ringen von anderen
Kontinenten und von Meeren'). Wir behandeln zimächst nur den ersteren.
Der Durchmesser des Jambuddiva^) beträgt 100000 Jo^. Sein Mittelpunkt
und damit der der ganzen Oberwelt ist der Berg Mandara (s. u.). Südlich
von ihm liegen — von S. nach N. — die Weltteile (väsa, varisa, vasaa)'^)
Bharaha, Hemavaya, Hariväsa ; n. — von N. nach S. — die Weltteile Eravaya
(oder Eräv.), HiraiDinavaya (auch Her., Er.)®), Bammaga. Sie füllen nicht
die ganze Scheibe. In der Mitte liegt der Weltteil Mahävideha oder Videha.
Dieser teilt sich in Puwa- Videha ö. und Avara- Videha w. vom Mandara.
S. und n. von diesem liegen die Länder Devakurä und Uttarakurä^) C'kura-
vah). In dem letzteren befindet sich der Weltbaum Jambü, von dem der
ganze Kontinent den Namen führt. Er ist Sjoy. dick und hoch und Sitz des
Gottes Anä^hiya. Ihm entspricht in Devakurä der Baum Kfl<jiasämall, den
der VeiQudeva Garula bewohnt.
Diese sieben Weltteile werden voneinander getrennt durch Weltgebirge
(väsadhara-pawaya), die von 0. nach W. streichen, und zwar liegen im S.
^) Nur diese stehen Dev. 72, zitiert Pannav. 98 a.
') Das zeigen die Abstände in joy, und die astronomischen Entfernungen,
vgl. JIv. 376 ff., die von einem bahusama-ramai^ijja bkümi-bhäga in Bayanappa-
bha aus zählen. Hier auch der Grund, weshalb diese nicht anders als imä liay,
genannt wird.
') Es zeigt sich (§123), daß ihre Zahl begrenzt ist. Die Wendung aaamkhejj&iin
dlva-aarnuddäim ließe das Gegenteil vermuten. Auch Umäsväti nennt sie zu
T. 3, 7 zahllos, gibt aber am Schluß seines Jambüdvipasamäsa eine genaue Liste.
^) Einen nicht maßstabtreuen Plan s. Antag. ed. B abnett, S. 138.
^) Umäsväti T. 3, 10: vanM, var^ä väayä iU c'aifäm gui^atah paryäya-nämäni
bhavanU; vamäadhara zu 4,12. Im Prakrit der Dig. findet sich vamaa,
*) Viy., Tliän. und Samav. schreiben Eravaya und (H)Erannavaya, Jambudd.
Eräv. und'Hir., femer Nelavanta außer in Jambudd. V. Vgl. § 119.
^) PI. "'kuräim entsprechend Bharahäim usw. Viy. 791b.
140 III. Religion, weltliche Wissekschaften ttnd Kükst. 7. Jaikas
zwischen Bharaha und Hemavaya: Cullahimavanta (Himavän), zwiachea
Hemavaya und Hariväea: Mahähimavanta, zwischen Hariväea und Ma-
havideha; Nisa^ha; im N. zwischen Eravaya und Hirap^vaya: Sihari,
zwischen Hira^^avaya und Bammaga: Buppi, zwischen Bammaga and
Itfahävideha: Nilavanta.
Das Orößenverhältnis dieser Weltteile und Weltgebirge ist so, daß bis zur
Mitte jeder folgende doppelt so breit ist wie der vorhergehende. Die Breite
(vikkharnbha) von Bharaha und Eravaya ist 526^19 joy. — dies sind also
zwei ganz schmale Segmente — , die von Cullahimavanta und Silmri
1052^^/29 joy. usw. Bharaha gleich 1 gesetzt, läßt sich der Jambuddiva aiB
aus 190 Einheiten (khav4^) bestehend denken. Aus der Breite ergibt sich die
Lange der Sehnen (jlvä), welche die Grenzlinien der Weltteile und -Gebirge
darstellen, der zugehörigen Bogen (dhafjkupaffha) und der Bogenstäcke
zwischen zwei Sehnen (bähä). Der n. Rand des Cullahimavanta z. B. ist
etwas mehr als 24932^88 j<^- 1<^> der Bogen darüber, der also das Gebirge
selbst und Bharaha einschließt, 25230Vif i^-
§ 114. Die Weltgebirge — Jacobi nennt sie zutreffend Bänke (zu T. 3, 11)
— haben paarweise nach Mah&videha zu 100, 200 und 400 joy. Höhe und
11, 8 und 9 Gipfel (kü4a)^). Diese Gipfel sitzen auf den Gebirgen mit einer
Eigenhöhe von 600 joy. auf. In der Mitte der Gebirge liegen die länglichen
Quellseen (maha-ddaha) der großen Flüsse (Thä^. 72b). Aus denen des
Cullahimavanta und Sihari fließen je drei, nämlich nach Bharaha ö. die
Gangä, w. die Sindhu, n. nach Hemavaya die Bohiyamsa ; nach Eravaya ö. die
Batta, w. die Battäval, s. nach Hira^&vaya die Suva^pakulä. Aus den übrigen
Quellseen entströmen je zwei Flüsse nach S. und N. Vom Mahähimavanta
kommen so die Bohiyä in Hira^^avaya und die Harikantä in Horiväsa,
vom Nisaha ebendort die Hari und die Sloya in Mahävideha. Ihnen ent-
sprechen vom Buppi n. die Buppakülä in HiraimLavaya und s. die Nara-
kantä in Bammaga, vom Nilavanta ebendort die Närikanta und die Siyä
in Mahävideha. Diese Flüsse strömen zimächst in der angegebenen Bichtung
auf dem Gebirge, verlassen es dann in einem Sturz (nach seiner zungen-
ähnlichen Form jibbhiyä genannt), durchfließen an seinem Fuß einen See
(paväya'kun4(ii p.-daha oder saiüa-kurujla) und biegen vor den gleich zu
erwähnenden Mittelbergen in ihre endgültige Bichtung ab, um nach O. oder
W. ins Lava^a-Meer zu münden. Die Gebirge, die auf diesem Wege liegen,
werden unterflossen. Die mittleren Weltteile werden durch die Flüsse in
zwei gleiche Hälften geteilt. Im 0. münden diejenigen Flüsse der Weltteile,
die zuerst nach S. strömen, die anderen im W. Eine senkrecht auf ihnen
stehende Sehne, deren Endpunkte mit denen des Nisaha und Nilavanta
zusammenfallen, bildet die Grenze eines 2923 jo^. breiten Segments, das der
„Mündungswald'' dieser Flüsse (muha-varia) ausfüllt.
Jeder der beiden Flüsse in Bharaha und Eravaya hat 5 Nebenflüsse
(antara-nai l^hä^. 351a. 477 b). Die der Gangä heißen Jaui^, Sarayü,
Ädl, Kosiyä, Mahl, die der Sindhu Sayadü, Vivacchä, Vibhäsä, Eräval und
Candabhägl. Die Siyä und die Sioyä haben beide je 3 Nebenflüsse, die auf
den Abhängen der s. und n. Weltgebirge aus Quellseen entspringen.
Die Gebirge der einzelnen Weltteile mit Ausnahme von Mahävideha
heißen Veyacji^ha (T. 3, 11 Vaitä^hya, Jambüdv. Vijayä^hya oder Vija-
yärdha, vgl. § 115 Schi.). Das Muster ist das Veya4<Jha-Gebirge, welches
1) Th§n. 70aff. zählt je 2.
V. Wei/tbau (§ 102—136) 141
Bharaha der Lange nach gleichmäßig teilt. Es ist 25 joy, hoch und 50 breit
und hat 9 Gipfel. Seiner Form nach wird dieses, dem natürlich ein gleiches
in Eravaya entspricht, lang (diha-V,) genannt, wahrend die anderen Ve-
3^044^8' (ixiit besonderen Namen) rund (vaUa-V.) heißen. Diese liegen in den
4 übrigen Weltteilen auf der S.-N.-Mittelachse und sind halbkugelförmig bei
1000 joy. Durchmesser und Höhe. Bharaha und Eravaya eigentümlich ist
femer u. a. der Sjoy. hohe UsabhakücjUk auf dem Abfall des CuUahimavanta
bezw. Sihari zwischen den beiden Flüssen.
§ 115. Die Gebirge inMahävideha heißen vakhhära-pavvaya.SiegnippieTeii
sich um den Mandara-Berg, der den Mittelpunkt des Jambuddiva bildet.
ZHeser Berg, dem außer dem Namen Meru — die Spateren bevorzugen
diesen — noch 14 andere eigen sind (Samav. 31 b)^), reicht mit 1000 ^03^.
unter die Erde, mit 99000 darüber; sein Durchmesser ist an der sichtbaren
Basis 10000, an der Spitze 1000 joy. An ihm befinden sich 4 Waldgebiete
(vana). Auf der Erdfläche erstreckt sich w. ö. 22000, s. n. nur 250 joy. weit
der Bhaddasäla-Wald, aus dem 8 Richtungsgipfel (d%aähaUhi'kü4a) 500 joy.
hoch aufragen (Thä];;i. 436a). In 500 joy. Höhe am Mandara liegt die ebene
Terrasse des Nanda^a- Waldes und in 62600 joy. Höhe die des Soma^asa-
Waldes, beide 500 joy. breit. Die erstere hat 9 Gipfel dfiisj^. 454a). 36000
joy.*) über dem letzteren folgt der Pa9(}aga-Wald, in dem 4 Weihestatten
(cAhisega-süä) für Großherren (cakhavatfi, s. u.) und Titthagara liegen
(Thä^. 224 a) und aus dessen 494 joy. breitem Bing der Aufsatz (cüliyä)
auf der Gipfelfläche des Berges von 12 joy. Durchmesser hervorwächst.
Er ist 40 joy. hoch und hat an der Spitze 4 joy. Breite. Vom Mandara aus
gehen nun zunächst 4 Gebirge in den Zwischenrichtungen zum Nisaha und
Nllavanta, deren Höhe in diesem Zuge von 600 auf 400 joy. abnimmt, während
die Breite von einem Minimum bis auf 600 joy. wächst. Sie schließen die
Länder Devakurä im S. und Uttarakurä im N. ein. In jedem liegen 5 Seen
mit je 20, zusammen also 200 Goldberge (kancavaga-pavfpaya) ; in Devakurä
außerdem die Gebirge Citta- und Vicittaküda, denen in Uttarakurä die
beiden ZwUlingsberge (Jamaga-p.) entsprechen. In ihrem w. bezw. ö. Teil
liegen die schon beschriebenen Weltbäume. Zweitens streichen von den
Mahävideha begrenzenden Weltgebirgen senkrecht auf die beiden Flüsse
viermal 4 parallele Bergzüge'), deren Höhe an den Flüssen in der gleichen
Weise wie eben am größten ist. Zwischen je zweien von ihnen fließen, ihnen
gleichlaufend, die schon erwähnten 12 Nebenflüsse. Die Gebirge bestehen
sämtlich — auch in den anderen Weltkontinenten — aus je einem edlen
Metall oder aus Edelstein. Nur die untersten 1000 jo^. des Mandara, die in
der Erde stecken, sind aus gewöhnlichem Gestein.
Die Gebirge und Flüsse, sowie die Mündimgswälder des Slyä und Sloyä
bilden in gleichen Abständen die Grenzen der Großreiche (cakhavatti-
vijaya), in denen ein Großherr (cakhavatfi) regiert. Unter Zurechnung von
Bharaha und Eravaya sind es 34 im Ganzen (Tl^ä^. 436b). Das in Bharaha
mit seinem Veya^cjha^), mit Gangä und Sindhu und anderen geographischen
^) Nfiush Jambudd. nur 12 im Ganzen, Sürap. 5 und 7 aber 20. Unter dem
Namen Sudamsana wird der M. Süy. I 6, 10 — 13 geschildert, vgl. auch Dasav.
11, 16.
*) Die Zahlen (600 + 62 600 =) 63000 und 36000 nach Jambudd. Samav.
76a hat für diese Teile (karfda) 61000 und 38000.
') Sie stehen mit den anderen vakkhä/ra-pawaya Thän. 224a. 326a.
*) Weil dieses das Reich halbiert, heißt es in f alscHer Ableitung in Umäsvätis
Jambüdv. auch Vijayärdha (s. § 114 Sohl.).
142 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Einzelheiten wird von den übrigen einschließlich dieser Namen nnr kopiert.
Auch eine Unzahl von Städten, darunter je eine Residenz, und Döifem
findet sich dort.
§ 116. Wo die Gebirge CuUahimavanta und Sihari den Rand des Jam-
buddlva erreichen, erstreckt sich in den vier Zwischenrichtungen 200 jof.
weit ins Meer hinein je ein Zwischen- Weltteil (antarthdiiva), an ihn an-
schließend in der gleichen Richtung immer um 100 joy, weiter 6 fernere.
An jedem Gebirgsende liegen also 14, und die Gesamtzahl ist 66 dieser
Halbinsel-Glieder.
Unsere Schilderung hat sich auf die Hauptpunkte der Geographie des
Jambuddiva beschränkt und wird in dieser Beschränkung auch bei den ihn
umgebenden Ringen verbleiben. Es genügt hier summarisch zu erwäimen,
daß, wie der J. selbst, so auch „alle Berge, Gipfelflächen, Gipfel, Seen,
Wälder, Mündungswaldungen, Quellteiche, Weihestätten, Waaaerläiife
usw.''^) von einer Einfassung (pauma'Vara-veiyä) und einem Hain (vana-
khai^) umgeben sind. Die Schilderungen sind ganz schematisch. Aach die
Paläste, Tore, Lotusteiche, Heiligtümer und Götter-Residenzen auf Berten
und Inseln seien hiermit nur genannt*).
§ 117. Die Wohnstätte des Menschen ist zwar nicht der Jambuddiva
allein, sondern auch der Kontinent Dhäyalkhan^a und die innere Hälfte
von Pukkharavara (§ 122), doch sei sie schon hier behandelt. Die sozusagen
politische Einteilung der Menschen erfolgt auf Grund ihrer Wohngebiete,
nämlich der hamma-bhümi, akamma-bhümi und arUara-dlva, Karman-
Stätten, d. h. solche, wo E^man erworben und getilgt wird, sind auf den
2^ Kontinenten die Weltteile Bharaha, Eravaya und Mahävideha ohne die
beiden Kurä; diese letzteren, die übrigen Weltteile und die Zwischen-
kontinente sind von Karman frei (Viy. 791b). In den Karman- Statten
wohnen (kamnm-bhümaga) Arier oder Barbaren. Unter den Einteilungen
der ersteren (Umäsv. zu T. 3, 15, vgl. ^phä^. 358a) steht an der Spitze die
der hhett^äriya. Es werden als die Heimatsorte von Jinas, cakhavcOfi, baladeoa
und väsvdeva 26 Städte in 25^ Ländern gegeben, indem ein Bereich (Ke-
kaya) zur Hälfte als unarisch gilt. Bei den bhäsäriya gelten die Ardhamä-
gadhi und die „heilige Schrift'' (bambhi livi) als Kriterium'), welch letztere
in 18 provinziellen und technischen Schriften unterschieden wird. Die
Barbaren (milakkhu, auch meccha) sind vielartig, wir finden Paimav. 55a
über 50 Völkemamen. Leider entbehren diese, wie auch die anderen Namen,
fast durchweg der Stütze im Kommentar. Genannt seien die Saga, Javana,
Giläya, Pärasa, Hü^a und Romaga. Kürzer sind Listen des Hofstaats, in
dem neben einigen Kuriositäten auch Damen fremden Volkstums erscheinen
(Viy. 457a. 557a; Näyädh. § 117; Pai^äv. 14a; Uvav. § 55). Über die
Stätten ohne Karman und ihre Menschen wird so gut wie nichts berichtet
(§ 119). Die Bewohner der Zwischenkontinente (aniara-divaga) sind ab-
sonderlich gestaltet, sie sind nämlich einbeinig, ohne Sprache, geschwänzt,
gehörnt, haben die Ohren oder das Maul von Pferden, Elefanten, Rindern
usw., leuchtende Zähne usw. usw. Ihre 28 Arten auf den südlichen Kon-
tinenten — jeder trägt eine — wiederholen sich auf den nördlichen. Ihr
Kulturzustand ist paradiesisch. Sie sind Vegetarier und essen nur jeden
^) Umäsväti, Jambüdv. 4.
*) Proben ihrer Beschreibung s. bei Leumann, VI. O C III, 2, S. 495ff .
3) Bei dem Scmskrit- Autor Umäsväti (ebd.) natürlich allgemeiner gefaßt.
Ardhamägadhi ist auch die Sprache der Götter (Viy. 221a).
V. Weltbau (§ 102—136) 143
zweiten Tag, haben Bäume als Wohnung, kein Gemeinwesen. Ihre Sinnesart
ist die denkbar beste. Es gibt bei ihnen weder Herren noch Knechte, Eltern
noch Kinder, Feinde noch Freunde, keine schädlichen Tiere nnd keinerlei
Übles von welcher Seite auch immer. Ihr Äußeres (sie sind 800 dhafyu
hoch) weist alle Vorzüge auf, und es scheinen die erwähnten Eigentümlich-
keiten dem nicht im Wege zu stehen^). Die Schönheit ihrer Frauen ist ganz
außerordentlich.
Die Weltgebirge und einzelnen Bergzüge und Berge gelten nicht als von
Menschen bewohnt. Solche können sich dorthin oder auf die Meere Lavai^
und Kälöya (§ 122) nur versetzen (Umäsv. zu T. 3, 12).
§ 118. In der ganzen Oberwelt findet man die Tiere jeder Form. Die Ein-
sinnigen sind schon oben behandelt worden, weil die kleinsten Teile von
Erde, Wasser, Feuer, Wind und Pflanzen, in allen Teilen der Welt vor-
kommen, sei es greifbar, sei es subtil. Die Zweisinnigen, die also empfinden
und schmecken, die Dreisinnigen, die außerdem wittern, die Viersinnigen,
die auch sehen, imd die Fünf sinnigen, die überdies hören können, sind sehr
verschiedenartig ; die Aufzählungen Pannav. 41 äff. gehen, ohne erschöpfend
sein zu wollen, bis zu 40 Spezies*). Kürzer sind die Angaben in Utt. 86').
DieEinordnung ist trotzdem roh. Es erscheinen zusammen die Würmer und
Muscheln, mit drei Sinnen viele niedere Insekten, mit vier u. a. die Bienen,
Skorpione, Grillen, Fliegen. Die oberste Tierklassse bilden die höheren Tiere.
Eigentümlicherweise werden wir über die Standorte der meisten nur un-
genügend unterrichtet (Pannav. 78bf.), denn allein die Angabe, daß die
Zweisinnigen an Wasserplätzen verschiedenster Art leben, hat relative
Richtigkeit, und doch wird sie für die Drei- bis Fünfsinnigen wiederholt,
für die letzteren sogar zweimal (noch 84a). Die Standorte dienen auch zur
Einteilung der höheren Tiere, aber erst sekundär, denn daß sie Wasser-,
Erd- und Lufttiere heißen, genauer solche, die sich in dem betreffenden
Element bewegen (jaUayara, thalay., khahay, Süy. 11 3, 22ff . ; Utt. 36, 171 ff . ;
Pannav. 43bff.), geht auf die Grundunterscheidung zwischen freiwillig be-
weglichen und unbeweglichen Wesen, den UMa und thäva/ra päna^) — letztere
die Erd- und Wasserwesen und die Pflanzen^) — zurück (u. a. ^ä^. 134a).
Das Werkzeug oder die Art der Fortbewegung führt weiter dazu, bei den
Landtieren Ein- und Mehrhufer, Krallentiere, Brust- und Armkriecher
(ura- und bhu^a-pariatuppa) zu nennen. In Süy. 11 8 erfahren wir systema-
^) Die Beschreibung Jlv. 350 äff. ist im Ganzen dieselbe wie die Mahävlras
Uvav. 16, geht aber, weil es sich um Wesen gewöhnlichen Standes handelt,
in umgekehrter Richtung, von unten nach oben (ebenso Ayär. 2, 23 ff.). Das
Verfahren ist in beiden Fällen brahmanischem Gebrauch entgegengesetzt.
') Viele Tiere werden in anderem Zusammenhang genannt Pamiäv. 7b f.
3) Die Zwei- bis Viersinnigen kommen als suhuma nicht vor, wonach die
Übers, von Utt. 36, 128. 137. 146 SBE 46, 219f. zu berichtigen ist.
*) Die taaä pai(fA werden Ayär. 5, If. (= Dasav. 4, 1 Einl.) nach ihrer physi-
schen Entstehung eingeteilt in solche, die aus dem Ei kriechen, die fertig ge-
boren werden, die mit der Eihaut zur Welt kommen, die in Feuchtigkeit, im
Schweiß oder durch Gerinnung entstehen, die aus dem Schoß der Erde oder aus
dem Nichts erscheinen. Der sechste Fall ist schon § 63 behandelt worden. Er
wird Thän. 1 14 a mit erwähnt, wenn von den Fischen, den Vögeln und den eben
erwähnten Kriechern der erste und zweite Fall (aijdaya und poyaya) be-
hauptet werden.
*) Die 5 thävara-käya namens inda, batnbha, Hppa^ aammai und päjävacca
mit ihren gleichnamigen ahivai (Thän. 292 a) haben hiermit wohl nichts zu tun,
obwohl Sthän. so will. — Bei den Dig. sind T. 2, 13 f. auch Feuer und Wind
sthäfxira.
144 III. Reuoiok, weltliche Wissenschaften ttnd Kunst. 7. Jaikas
tisch von der ersten und späteren Nahrung dieser Geschöpfe und auch der
Menschen und der niederen Tiere bis zu den Elementarweaen und Pflanzen.
§ 119. Die Vorstellung des runden Jambuddiva ist augenscheinlich aus
der des Kreis-Segments Bharaha gefolgt, als das sich die indische Hs^binsel
anscheinend erwies. Man kann weiter vermuten, daß die Annahme der
Zwischenkontinente auf eine ferne Kenntnis Hinterindiens und der Malakka*
Halbinsel zurückgeht, welche symmetrisch erweitert worden ist. Bharaha
oder Bharaha väsa ist genannt nach dem König dieses Namens, deesen
Hauptstadt Vi^iyä im Mittelpunkt des Landes s. des Veya^diia lag. Er
gewann die Herrschaft über den ganzen Weltteil, wie Jambudd. lU erzählt,
und war damit cäurarUa-cakkavatfi, Von Eravaya erfahren wir nichts, was
von der getreuen Wiederholung dieser Legende — hier ist es natorUch
König Eravaya — abwiche. In Mahävideha herrschen die glücklichoi
Zustande der Zeitperiode susama-stLsamä (s. gleich). In den folgendoi
Paaren von karmanfreien Weltteilen sind die Zustande die der susama-
düaamä bezw. susamä. Die Namen von Hemavaya und Hiran^avaya
werden aus dem reichen Vorkommen von Gold erklärt, was auf das Gold-
vorkommen in Tibet zurückgehen wird. Die Form des letzteren Eran^avaya
ist natürlich sekundär^). In Hariväsa sind die Menschen von gelblicher
oder rötUcher Farbe (aruv^^äbha aruV''6bh&8a)y womit der Name erläut^
werden soll. Rammaga bedarf keiner Erklärung hinsichtlich der Benen-
nung.
§ 120. Die eben erwähnten Zeitperioden sind mit dem umschwingenden
Zeitrade in wenig geschickter Weise verknüpft worden*). Auf die all^-
glücklichste Periode susawa-siLsamä (Jambudd. 97 a; Viy. 276 a) folgt die
ausamH^). Beide und zwei Drittel der nächsten, «tMomo-diMamd, sind im
wesentlichen gleich ; ihre Verhältnisse decken sich mit denen der Bewohner
der Zwischenkontinente, und sie sind nur unterschieden in gewissen körper-
lichen Eigenschaften des Menschen und den Bereichen, in denen sie wieder-
verkörpert werden. Ihr Nahrungsbedürfnis z. B. tritt in den drei Perioden
nach 4, 3 und 2 Tagen ein^). Im letzten Drittel der susama-d^uamä wird
die Verschlechterung merklich, sie steigert sich in der düacma-gusafmA und
der düsamä und erreicht ihren Höhepunkt in der d^Lsama-d^Mamö,, Die
Geburt Mahäviras fiel an das Ende der düsama-susamSfi) ; 75 Jahre und
8^ Monate nach ihr hat die düsamä begonnen. Diese bringt g^^n ihr Ende
hin den Verfall aller religiösen und sozialen Ordnung (vgl. fhä^. 398a)*).
Mit der dUsamä hört auch die Jaina-Kirche auf zu bestehen. Ihre letzten
Vertreter sind — die Namen wechseln — bei den Svet. der Mönch Duppa-
saha, die Nonne Vi^husiri (Phaggusirl) und das Laienpaar Ji^adatta (Näila)
und Phaggusiri (Saccasiii)^). In der düsama-düsamöL (Jambudd. 164a:
Viy. 306 a) ist alles Unheil maßlos gesteigert ; die Monde strahlen schädliche
Kälte, die Sonnen sengende Hitze aus, die Wolken regnen Übles. Die
^) Über ihr Vorkommen bei den Späteren vgl. Leumann, Übersicht 44a*.
«) Vgl. F. O. SoHRADER, Philosophie S. 60ff.
*j Das Folgende nach Jambudd. II.
') Sie sind c^fhamfui'^ cha^fha- und cattttha-hliaUa, vgl. § 156.
») Äyär. II, 16, 2 = Jinac. 2.
*) Die Erscheinungen, an denen man den Eintritt der düsamä erkennt, sind
(Thän. 308 a) unzeitiger R^gen, Ehrung Unwürdiger, Erfolglosigkeit der Unter-
weisung und ungutes Denken und Tun.
7) Vebf., Mahänis. S. 18. 42 (hier auch Stellen). Der Damsanasära des Dig.
Devasena nennt (48) den Vlrangaja als letzten jai.
V. WmjTBAxr (§ 102—136) 146
Erde glüht und ist unwegsam, so daß sich die Menschen in Höhlen ver-
kriechen, aus denen sie sich nur bei Sonnenaufgang und -Untergang
hervorwagen, um sich von den am Lande zappelnden Wassertieren der
zurückgegangenen Flüsse zu ernähren. Die Länge dieser sechs Perioden oder
Speichen (aamä, Thäi^. 120a; 357a) ist ungleich. Sie beträgt 4, 3, 2 x 10^«
sägarovama (1 s. = 8400000^*), W* minus 42000und zweimal 21000 Jahre^).
Sie bilden eine osappiv^i, d. h. die absteigende Hälfte des Zeitrades. Auf
sie folgt*), wieder mit einer düMma-düsamä beginnend, die aufsteigende
Hälfte, usaappini, mit denselben Perioden. Wenn ^häi;^. 47 b beide als
9amä bezeichnet werden, so mag an das Adj. sama gedacht sein.
Nachdem ihre düsama-düsamä ihr Ende erreicht hat, erscheint in der
düsamä die Wolke Pukkhalasaipvattaga^), die so groß und dick ist wie
Bharaha, und löscht mit einem 7 Tage dauernden Unwetter den Brand. Eben-
solange regnet nun die Wolke Khirameha und erzeugt damit Farben,
Gerüche usw. in der Anlage. Der Gha3rameha bringt fruchtbare Feuchtigkeit
(Hiükeha-bhäva), der Ama3rameha läßt Pflanzen wachsen, der Naraipsameha
gibt ihnen Geschmack. Nun kommen die Menschen wieder ans Tageslicht
und begrüßen die neue Erde. Es folgen dann die übrigen Perioden bis zur
stLsama-siisamä. Geltung hat diese Zeitenfolge nur für Bharaha und Eravaya.
In den anderen Weltteilen bestehen die genannten Zustände immerwährend,
dort gibt es keine Zeitrechnung (Viy. 791b).
§ 121. Den Jambuddiva umgibt rings eine Sjoy. hohe Einfassung (jagal)^
deren Breite von 12 bis 4 joy. abnimmt, mit zahlreichen fensterähnlichen
Öffnungen^). In der Mitte ihrer Oberfläche erhebt sich ^ joy. hoch eine
Zinne (veiyä), die 500 dhavu breit und der ein Hain (vavui-mt^) außen
vorgelagert ist. Alle Messungen nehmen den äußersten Band dieser Zinne
als Ausgangspunkt. Die Einfassung ist an den vier Hauptrichtungen von
einem Tor durchbrochen, das ebenfalls 8 joy. hoch und 4 joy. breit ist. Ih
dem ö. und w. münden die Slyä und die Sloyä. Diese Tore bilden nämlich
die Zugänge zum Lava^a-Meer. Drei andere solche Zugänge gibt es im 0.,
S. und W. von Bharaha und Eravaya. Es sind die tiMa, die in der Legende
von Bharaha (Jambudd. lU) auftreten.
Das Lava^-Meer hat eine Breite von 200000 joy. Seine größte Tiefe ist
1000 joy.; diese hat ein Mittelstreifen von 10000 joy. Zu ihm senkt sich der
Grund vom Meeresrande gleichmäßig hinab; der Einfassung wird hierbei
nicht gedacht. Diese geneigte Bodenfläche heißt das go4iUha. Auch der
Wasserspiegel ist nicht eben, sondern er steigt — eine optische Täuschung I —
von der Küste bis zum Beginn der größten Tiefe zu 100 joy. an, über dieser
aber ist er 16000 joy. hoch. Dies Stück über der tiefsten Rinne ist die aihä.
Ebbe und Flut, die in 30 muhutta zweimal eintreten, rufen hier einen Unter-
schied von ^ joy. g^^nüber der Normalhöhe hervor. Sie haben, wie auch
die Springfluten am 8. und 14. und am Neu- und Vollmondstage in der
1) Vgl. auch Viy. 274b.
*) über die umgekehrte Reihenfolge in der späteren Literatur vgl. Leu-
mann, Übersicht S. 43b.
*) Auch Viy. 232 b. In anderem Zusammenhang erscheint dies Wort als
Gattungsname, wo (Thän. 270b) die Regenkraft von Wolken geschildert wird.
Aus dem ptikkii. hält ein einziger Regen 100000, aus dem pajjunna 1000, aus
dem jlmüta 10 Jahre vor, aber viele Güsse des jimha mcK^hen nicht mit Sicher-
heit einen richtigen Regen aus.
*) So der Komm.; nach dem Text umzieht die jagal ein jäta-hadaga. Die
folgende veiyä ist die schon § 116 erw&hnte.
Indo-arl8ohe PhUologle III. 7 Sohubrlng 10
146 ni. Reugion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Existenz unterseeischer Höhlen (päyäla) ihre Ursache. In den Haapt-
richtungen 95000 joy. entfernt liegen nämlich 4 große Baume unter dem
Meer. Sie sind 100000 joy. tief und oben und unten 10000, in der Mitte
100000 joy. breit, haben also fast die Form hohler Kugeln mit 100 joy.
dicken diamantenen Wänden. In ihnen hausen die Väukumara ESky
Mahakala, Velamba und Pabhanja^a. Die beiden letzten wurden ab
Fürsten dieser Götterart schon genannt. Außer diesen vier großen Höhlen
gibt es noch 7880 kleine von 100 joy. Durchmesser oben und tmten und
1000 in der Mitte. Der Inhalt aller Höhlen geht von unten nach oben aiu
Wind in Wasser über. Starke Winde aus ihnen rufen die Springfluten, ihre
Leerung und Füllung mit Wasser Ebbe und Flut hervor.
Der Gott des Lava^a-Meeres heißt Sutthiya und hat eine Insel, Gojama-
diva, 12000 joy. weit vom Jambuddiva nach Westen. In der gleichen Ent-
fernung im 0. (§ 128) liegen die beiden Inseln der Monde, des Jambuddiva,
Gandadiva, ihnen gegenüber — trotzdem dort schon die Insel des Sufthiya
liegen soll — die der Sonnen, Süradiva. Die 4 Monde des Lava^a-Meeres
haben zwei Inseln 12000 joy. vor dessen östlichstem Punkt, zwei vom
Jambuddiva aus ebensoweit nach 0. ; entsprechend die 4 Sonnen im W.
Alle diese Inseln haben eine von gegen 90 joy. Höhe im 0. auf ^ joy. im W.
geneigte Fläche. Die Lage der Mond- und Sonnen-Inseln der übrigen Kon-
tinente und Meere ist dieselbe, doch sind diese eben. 42000 joy. in dea.
Hauptrichtungen von Jambuddiva entfernt liegen im Lavaqua-Meer die
Berge (äväschpawaya) des Velaipdhara-Nägafürsten, in den ZwiBchen-
richtungen gleich weit die des Aiiuvelai^idhara. Ihre Breite ist lOOOjoy-t
ihre Höhe 1721 joy. Auch das Lava^a hat, wie alle anderen Kontinente und
Meere, eine veiyä als Einfassung, mit 4 Toren gleichen Namens mit denen des
Jambuddiva. Aber kein anderes Meer hat Bewohner, ein Auf und Ab der
Oberfläche und Wolkenbildung (Jlv. 320b). Daß das Lava^a nun innerhalb
seiner Grenzen bleibt und nicht alles überflutet, ist ein Verdienst der heiligen
und gutgesinnten menschlichen und übermenschlichen Bewohner von
Jambuddiva, und außerdem ist es ein Weltgesetz (ad-uttararfi ca tfoirn kgor
tßii logäi}ubhäve, Jiv. 324a).
§ 122. Wie das Lava^-Meer die doppelte Breite des JambuddiTa
so haben die ringförmigen anschließenden Weltkontinente (dlva) und die
zwischen ihnen liegenden Weltmeere (samudda, oya) je die doppelte Breite
des vorigen. Der Kontinent jenseit des Lava^a ist Dbäyaikha^^a^). Er p^
durch zwei Gebirge namens Usuyära (I^vakara) im S. und N. in eine Ue»-
und eine West-Hälfte geteilt, in deren jeder sich die geographischen Ver-
hältnisse des Jambuddiva vollständig wiederholen, und zwar samt ibi^
Namen mit der Ausnahme, daß die den Jambü-Baum vertretenden Welt-
bäume hier Dhäyairukkha und Mahädhäyairukkha heißen. Die Weltgebiige
verlaufen radial auf den Mandara des Jambuddiva hin. Die beiden Hasdai*
des Dbäyalkhaij^^a liegen natürlich genau ö. und w. von jenem. Sie haben
statt 100000 nur 85000 joy. Gesamthöhe und nur 9400 joy. Basiflbreit»
(Samav. 92a; Sthän. 167b; Umäsväti zu 3, 11). Jenseit des Dhäyalkha?^»
folgt das Weltmeer Kälöya*), von schwarzem und dickem Wasser, dahinter
der Weltkontinent Pukkharavara. Seine zwei Hälften, mit dem Pauina-
rukkha und Mahäpaumarukkha an Stelle des Jambü, sind eine innere ond
eine äußere, also beide — je von 800000 joy. Breite — ringförmig. We
^) Jiv.: »sanda.
') Jiv. häufig Käloyana.
V. Wkltbau (§ 102—136) 147
innere, soviel ist deutUch, wiederholt das Bild des Dhäyaikha^^a. Hinter
ihr erhebt sich, als Trennung von dem äußeren Ringe, 1721 joy, hoch bei
einem Durchmesser von 1022 joy. an der Basis das Mä^ussuttara- Gebirge
mit einem Gipfel in jeder Hauptrichtung. Es bildet die Grenze der von
Menschen bewohnten Welt, des Samayakhetta oder Manussakhetta, über
das hinaus Menschen als solche nicht gelangen können. An seinem Ende
hören nicht nur die menschlichen Einrichtungen auf, zu denen die Zeit-
rechnung (samaya) gehört, sondern auch die atmosphärischen Erscheinun-
gen von BUtz, Donner imd Regen; das Feuer, die Metalle in der Erde,
Seen, Finsternisse und andere astronomische Ereignisse kommen nicht
mehr vor (§ 128).
§ 123. Von den Kontinenten und Meeren jenseit des Pukkhar6ya wird
kaum etwas Charakteristisches berichtet. Es folgen zunächst die Kontinente
Väru^avara (Umäsväti: Var.), Khlravara, Ghayavara, Khoyavara (Ik^u-
vara) mit ihrem Meeren Vännjidya (Var.) usw.^) Hinter dem Kho6ya
(Ikßuvaröda) liegt der Nandissaravara-diva. An jedem Kardinalpunkt des-
selben steht ein Anja^aga-Berg von 84000 ^oy. Höhe, 1000 joy. Tiefe imd
10000 joy. Durchmesser am Fuß, die sich auf 1000 oben vermindern. Zu
seiner Umgebung gehört ein kreisförmiger Dahimuha-Berg. In den Zwischen-
richtungen liegen auf diesem Kontinent 4 Raikara-Berge von 1000 joy,
Höhe, 1000 gäuya Tiefe und 10000 Joy. Durchmesser. Die auf den Nandüssa-
r6ya folgenden Kontinente gehören dem Namen nach je zu dreien zusam-
men. Denn dem diva Aru^a, Aru^avara und Aru^avarohäsa entsprechen je
drei Kun^ala, Ruyaga, Hära, Addhahära, Kai^aga, Raya^ävall, Muttävall,
Äina und Süra, naturlich jeder mit seinem Meer, Aru^öya, Aru^avaröya,
Aru^varohäsöya usw.*) Auf dem Ku^^alavara und Ruyaga liegen die
gleichnamigen Ringgebirge (man^aUya pawaya, 'fbss^. 166 b) nach Art des
Mai^ussuttara. Sie sind 42000 und 84000 joy. hoch und 100 joy. tief, ihr
Durchmesser vermindert sich von 10000 auf 1000 joy.*) Der Ruyagavara
hat 4mal 8 Gipfel'). Die letzten fünf Kontinente sind wieder einfach. Sie
heißen Deva, Näga, Jakkha, Bhüya und Sayaipbhurama^ und sind von
Meeren desselben Namens umflossen.
^) Von den bisher genannten Meeren schmecken Käloya und Pukkharoya
ebenso wie das noch zu nennende äußerste Meer nach reinem Wasser (vdaga-
rasa). Das Lavana-Meer, Värunöya, Khlroya und Ghaoya sind paiteya-^aaa
(aamudrdrUaraih aahdsQdhäraiyji--rasOh). Die übrigen sind Jchoya-rtua (Div. 371b).
') So nach Div., wo Addhahära bis Äina nur im Komm, als Auflösung eines
jäva genannt werden. Umäsväti läßt zu T. 3, 7 auf Naiidl6vara(vara) und den
Nandl^aravaroda den Arunavara und sein Meer, darauf i Kontinente und
Meere folgen bis zum Svayambhüramana. Aber am Schlüsse seines JambüdvI-
pasamäsa nennt er in Übereinstimmung mit Anuog. 90 a nach dem Arunäbhäsa
(sie) Anuog.: Arunavara: Kundala, Rucaka, Aruna (Anuog. richtig Äbharana),
Vastra, Gandha, Ütpala, Tilaka, PrthivI, Nidhäna (Nihi), Ratna, Varsadhära,
Hrada, NadI, Vijaya, Vaksära, Kalpa, Lidra, Pura (Kuru), Mandfiu*a, Aväsa,
Küta, Naksatra, Candra, drei Sürya usw. wie oben. Die Abtrennung dieser
Namen ist nicht ganz sicher. Zu jedem dieser Kontinente gehört natürlich ein
Meer desselben Namens. Der Komm, zum Anuog. diskutiert noch mehrere Ab-
weichungen gegen die Cunni.
>) Die Div. enthalten nichts von diesen Gebirgen. Obige Angaben nach
Thän. und Scunav. In den Sthän. 167a wiedergegebenen Strophen sind die
Durchmesser anders, nämlich 1022 bis 424 beim £[undalavara, 10022 bis 4024
beim Ruyagavara. Sthän. 480b vermerkt diese Abweichung. An jener Stelle
werden auch z. T. andere Kontinente genannt, so daß Kundalavara der 11.,
Ruyaga (sie) der 13. ist.
«) Tliän. 436b.
10*
148 in. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jajsas
§ 124. Von den Göttern, welche der Oberwelt angehören, werden nur die
der Gestirne in der solennen Vierzahl genannt. Es treten aber außen ihnen
viele lokale Gottheiten beider Geschlechter auf. Die Obergötter im Jam-
buddlva und dem Lava^-Meer wurden schon erwähnt. Auch einzelne
OrtUchkeiten des Jambuddlva haben ihren Gott, der gleichen Namens mit
ihnen ist und meist nur eine ganz schattenhafte Existenz führt. Er erscheint
fast nur als zweite Antwort auf die Frage, warum ein Land, Beig usw.
seinen Namen trage, und es wird dann dieser Name, z. B. der des Mandan,
als von dem des Gottes auf die Ortlichkeit übertragen hingestellt. Die
Quellseen der großen Flüsse gehören den Göttinnen Siri, Laochl; Hin,
Buddhi; Dhü, Kitti. Die Sammelbecken am FuB der Gebirge haben Inaeh,
auf denen die Gottheiten der Flüsse, gleichen Namens wie diese, wohnen.
Außer diesen und vielen anderen Götterindividuen sind Qötterarten lokali-
siert. Auf den Langen Veya(}<jlha in Bharaha und Eravaya — und ihren
Kopien in Mahavideha — , die 25 joy. hoch sind, liegt (Jambudd. 71b) in
lOjoy. Höhe s. und n. je eine sog. vijjdhära-sefhi^ d. h. eine Reihe von 8. 50,
n. 60 Sitzen (nagar'äväM) für diese Menschengattung, die im BesitE von
Zauberkraft ist (§ 181). 10 joy. darüber sind zwei gleiche Reihen für die
äbhiog(iy)a deva, 5 joy. höher auf der Gipfelfläche der Wohnbereich vieler
Vä^amantara-Götter. Ebenfalls auf den Langen Veya44^ ^uid ferner aof
dem Gitta- imd Vicitta-Kü^a, den beiden Zwillingsbergen und allen 200
Goldbergen in Devakurä und Üttarakurä ist der Sitz der Jambhaga-Götter
(Viy. 653b), die der Freude, dem Spiel und der Lust obliegen. Ihre Za-
friedenheit bringt Ruhm, ihr Zorn Schande. So sind sie es, die in Mahäviru
elterliches Haus, zugleich als Diener des Vesamapa^), reichen Vennögens-
Zuwachs bringen.
§ 126. Unter den solennen Göttern rechnen die der Gestirne (jMfi
dem) zur Oberwelt. Die Gestimgötter sind (Th&Qi. 302a) die Monde, Sonnen,
Planeten, Nak^atra und Fixsterne (tarO-gava). Als ihre Fürsten gelten
Cand(im)a und Sür(iy)a. Das Persönliche tritt indessen bei diesen Göttern
fast ganz zurück.
Nach Sürap. 285b gab es Leute*), die Mond und Sonne als verkörperte
Seelen oder als totes Seelenloses, als massiv oder hohl, als sittlich (dnich
fc^A^tia, hamma usw.) oder konkret (durch Blitz und Donner) wirksam oder
als unwirksam ansahen. Denen gegenüber ist vielmehr richtig, daß es
mächtige und prächtige Götter sind, Lidividuen, die am Auf und Ab der
Daseinsdf olge teilhaben (vgl. Sürap. 17)*). Ihre Namen SasI und Äicca werden-
(Viy. 577 b = Sürap. 291a) als «orfrl und Oiitya „den Anfang (der Zeit,
rechnung) machend" gedeutet. ÄhnUch ist es mit Bähu (Sürap. 286b)'
Einige halten ihn für eine schwarze Masse (poggalä), wie es 15 dergleichen
gebe und wie sie hinter Mond und Sonne her seien, andere für einen durch-
schnittlichen Gott, der sie mit dem rechten oder linken Arm unten (buddh'an-
tevofi^) oder am Kopf (muddVant,) ergreift oder freigibt. Aber Bahu m*
(Viy. 575a = Sürap. 287a) ebenfalls ein machtiger Gott mit 10 Namen und
mit Palästen in fünf Farben; er dringt durch (vlitnyai) auf die seinem
*) Vesarnar^-ksuf^dadharä Jin. 89. 98 (kurf,da im Komm. = äyaUatäf äfnä-)-
Besser Vea.'kwQ^daladharä Ayär. II, 16 IV,' das aber anschemend von den
Logantiya-Göttem (§ 134) gesagt wird. Im Jinac. heißen sie tiHva-jamiho^
*) Matericklistische Erklärungen wie die folgenden sind unter aen padv^
der Sürap. keineswegs vereinzelt. .
*) Ist ihr Sitz erledigt, so werden sie, bis ihresgleichen sich verkörpert, durcD
4 oder 6 Götter vom n&chstniederen Rang vertreten (Jlv. 346b).
V. Wkltbau (§ 102—136) 149
Kommen g^^nüberliegende Seite, er steht nachher seitlich, er zieht sich
zurück, er dringt mitten hindurch, oder endlich er bedeckt das Gestirn ganz
und gar. Das sind Beobachtungen von bezeichnender Nüchternheit gegen-
über den landläufigen Auffassungen, die (wie angeführt wird) besagen, daß
Rähu das Qestim gepackt oder verschlungen, dies Bähus Bauch gesprengt
habe usw. Es werden unterschieden (Viy. 576a = SQrap. 288a) der dhuwi-
R,, der die Abnahme des Mondes, imd der pawa-R.j der die Mond- und
Sonnenfinsternisse bewirkt; die ersteren sind längstens 42 Monate, die
letzteren längstens 48 Jahre auseinander. Die Abnahme aber vollzieht sich
so, daß Rähus virnäxi^a, das den Mond stets in einer Entfernung von 4 angvla
unterhalb begleitet, 16 Tage lang (Jdvha-jxdckha) immer neue Vei der
Mondscheibe bedeckt — ganz oben bleiben Vea ^^ — und 15 Tage lang
(sfiikka-'p.) je ebensoviel wieder freigibt. Jene ^/ei der Mondscheibe sind
soviel wie Vm des Röhu-virnO/^.
Die Götter Mond und Sonne tragen das Abzeichen ihrer Eigenschaft auf
dem Diadem. Ihre Größe ist 7 rat^ai^a (^hä^. 406b). Ihre Paläste (vimätata)
haben die Form einer halben kaviMa-Yrucht. Ihr Durchmesser ist bei den
Monden ^^i, bei den Sonnen ^/^^ joy.^)^ bei den Planeten % joy., bei
den Nak^atra 1 koaa und bei den Fixsternen i^ koaa*) (d. i. V4 und ^l^joy.).
Ihre Dicke ist die Hälfte hiervon. Sie bewegen sich nicht durch eigene Kraft,
sondern es ziehen in jeder Richtung 4000 Götter die Monde und die
Sonnen, 2000 die Planeten, 1000 die Nak^atra und 500 die Fixsterne, und
zwar haben diese im 0. Löwen-, im Süden Elefanten-, im W. Stier- und im
0. Roß-Gestalt. Die SchneUi^eit steht im umgekehrten Verhältnis zu
diesen Zugkräften, die Bedeutung (i44^i) im richtigen. Diese Bewegung
findet jedoch nur im Bereich von Samayakhetta statt. Die Gestirne jenseit
des Mä^ussuttara- Gebirges — sie haben die halben Dimensionen der dies-
seitigen — stehen fest und wandeln nicht.
§ 126. Was mm diese Bewegung selbst betrifft, so geschieht sie auf dem
Jambuddiva „mit Donnergang'' ('ukhUfha-slho^r^yc^bokt'hoM
rings um den Mandara (Sürap.: Meru) und zwar rechtsläufig (Viy. 206b;
Jiv. 346a; Sürap. 278b). Der Mond vollzieht sie in 15, die Sonne in 184
Kreisen (mati^ala), die sich im Laufe eines Jahres erweitem und verengem.
Das Fortschreiten vom engeren zum weiteren Kreis (nikkhamai, Gegensatz
pavisai) geschieht nicht sprungweise (bheya-ghäeiina^), sondern bildet eine
Spirale (sürie . . . ifcat»tM»-ibafoi?i niw^hei*)), wie Sürap. 48a betreffs der
Sonne ausgeführt wird. Die Erweiterung und Wiederverengerung bildet das
Sonnenjahr von 366 Tckgen (Sürap. IIa). Sie bewirkt die von 18 bis auf 12
muhutta abnehmende und auf 18 wieder zunehmende Länge des Tages
gegenüber der Nacht. Jeder weitere Kreis erzeugt einem um ^/^^ mvh.
kürzeren Tag, kürzer deshalb, weil nur 65 von den 184 Kreisen über dem
Jambuddiva — und zwar, was auch vom Mond gilt, der innerste 180 joy.
von dessen Band — , die übrigen über dem Lava^a-Meer (Jambudd. 434 a)
laufen. Beim Mond sind es 5 von den 15. Er steht 880, die Sonne 800 jay.
über der Erdfläche, niedriger als die letztere sind die Fixsterne mit 790,
höher als der erstere die Nak^atra mit 884 imd die Planeten mit 888 bis
^) Unrichtig Jaoobi ZDMG 60, 320.
>) Bis 600 dhafjku Umäsväti zu T. 4, 14.
') iba^^o-ibaJam ist nach dem Komm. Adverb und etwa mit hartg^-halA ycUhä
bhavati iathä au&ulösen. kansM aber ist der durch das Heraustreten des neuen
Kreises aus dem vorigen sich bildende ganz spitze Winkel.
150 in. Reugion, weltliche Wissenschaften und Kttnst. 7. Jainas
900 joy. Die geringste (aber sich stets gleich bleibende) Entfernung eines
Sterns (joiaa) vom Mandara beträgt 1121 joy. (Jiv. 376b, Sürap. 250b).
In allen diesen Gestirnen haben wir das Gefolge eines Förstenpaares Mond
und Sonne, es besteht ( Jambudd. 521 b) aus 88 Planeten, 28 NakQatra und
66975 X 10^^ (d. i. 1 ko^äko^i) Fixsternen. Unter ihnen allen treten, wie wir
sehen werden, nur die Nak^atra hervor, weil sie für die Jahreseinteilung ?on
Belang sind. Die Planeten (ffoha oder maha-gg.) werden, mit Tngälags ab
erstem, Sürap. 294b geradezu anhangweise, Jambudd. 532b mehr beilau^
aufgezählt; 6 von ihnen, nämlich Sukka (Venus), Buha (Merkur), Bahasaai
(Jupiter), Angäraga (Mars), Sa^iccara (Saturn) und Ketu, nennt ^äp« 354a
für sich als tära-ggaha^ wozu Sth. bemerkt, die übliche Neunzahl werde
durch Mond, Soime und Bähu erfüllt^). Von einzelnen Fixsternen, ins-
besondere vom Polarstem, erfahren wir nichts. Die 28 Nakßatra nun
heißen Jambudd. 495b wie folgt: Abhil, Sava^a, Dha^ittha, Sayabhisaya,
(5) Puwa-Bhaddavayä (Potthavayä), Uttara-Bh. (P.), Bevai, Assi^,
Bhara^i, (10) Kattiyä, Bohiipl, Magasira (Sürap. 132a: Saipthäpa), Addi,
Pu^awasü, (15) Pussa (Püsa), Assesä (Asilesä), Mahä, Puwa-Phaggopl,
Uttara.Ph., (20) Hattha, attä, Säi, Visähä, A^urähä, (25) Jetthä, Hüla,
Puw'Äsä^hä, Uttar'Äs. Der Beginn mit Abhil — im 1. Monat der Regen-
zeit — wird Sürap. 93b (richtig 96a) ausdrücklich festgestellt gegenüber
Andern, die mit Kattiyä, Mahä, Dha^tthä, Assi^I oder Bhara^i anfangen.
Wir erfahren in der Sürap. die Figur, die jedes einzelne Nak^atra bildet, und
die Anzahl seiner Sterne, die zwischen 1 und 7 liegt (dies z. T. auch '^ti^
99a. 178a. 289a. 351b. 379b. 414b), auch hat ein jedes seine Gottheit und
sein Gotra. Wichtige Ereignisse im Leben eines Titthagara stehen im Zeichen
eines und desselben Nak^atra, vgl. Äyär. II, 15, 1 ; Ji^ac. 149. 170. 204;
^äi;^. 307 a. Eingehend ist die Jaina- Astronomie unter Zuziehung auch
jüngerer Svet.- und Dig.-Schriften von Kibfel, Kosmographie S. 278ff.
beschrieben*).
§ 127. Wenn die Höhe der Sonne (und aller Gattungen der Gestirne über-
haupt) inmierdie gleicheist, so will Viy. 392 a = Jambudd. 458 b klarstellen'),
warum man sie beim Aufgang und beim Untergang dvre ya miäe ya, mittags
aber (majjh'antiya'mvhvMa/rjMi) müle ya düre ya sieht. Nach dem Komm,
bedeutet müle „nahe''. Dank der atmosphärischen Hemmung des lichte
(lesä-pa^ighäev/Offh) sei die Sonne am Morgen imd am Abend gut zu sehen
und gelte deshalb als nahe, dank ihrer mittäglichen Glut aber (letä'bhüäw-
Vtaffi), die das Hineinsehen unmöglich mache, gelte sie als fem. Es ist
zweifelhaft, ob der Konmi. den Sinn hiermit richtig erfaßt hat. Der Strahl-
bereich der Sonne ist (Viy. 392 b) nach oben 100, nach unten 1800 joy-^
indem er die § 1 1 1 erwähnte Tiefe mit einschließt ; horizontal hat er 47 263*7«
joy. Die irdische Wärme aber konmit, im Gegensatz zu anderen Meinungen,
dadurch zustande (Sürap. 92b)*), daß in den Zwischenräumen zwischen den
lesäf welche die Wohnstätten (vimäna) der Götter Mond und Sonne aus-
senden, sich andere, getrennte (chinna) lesä bilden (aammttcchafUi), die
^) Die eben genannten stehen mit Mond und Sonne zusamm^i Thän. 429h
als maha-ggaha.
«) V^l. auch S. R. Das IHQ 8, 30—42.
B) Die dies bezweckende Frage beginnt in Jambudd.: kamhä f^am, in Viy*
kei^Mtn kh'äi c^fhei^m. Diese Form hat den Vorzug der Altertümlichkeit.
'«) Die IVage: tä kati-haffham („wie lang**) te aürie porisi^ckäyam niwatt^
ähie ti vaejjä 7 ist aus 94 a irrig vorausgenommen.
V. Wm/TBJLV (§ 102—136) 161
ihrerseits ihre Nachbarschaft erwärmen. Viy. 77 b. 392 b gibt noch Einzel-
heiten über Sichtbarkeit, Strahlungsfeld usw. der Sonne.
§ 128. Auch da, wo von Mond und Sonne je in der Einzahl gesprochen
wird — z. B. auch in der Betrachtung der roten Frühsonne mit Mahävlra
(Viy. 656 a)^) — muß man eingedenk bleiben, daß beide über Jambuddlva
doppelt vorhanden sind (Sürap. 175a. 268b). Sie laufen in einem Winkel
von 180^ hinter einander her. Wenn über der Südhälfte Tag ist, dann
herrscht er in derselben Länge auch über der Nordhälfte, während dessen
ist in entsprechendem Maße Nacht östlich und westlich vom Mandara*).
Die Gestirne machen die Zeit (T. 4, 15), es treten also deren Abschnitte, was
Viy. 210a bis zu den größten Zeiteinheiten ausführt*), im Süden und Norden
gleichzeitig ein, diesen gegenüber im Osten und Westen 1 samaya später
(af?antaru-jmrakkha4arß8i samayarfm). Die Verdopplung der beiden Fürsten
nun bringt auch die Verdopplung des vorhin angegebenen Gefolges mit sich ;
es sind (Sürap. 268b) über Jambuddlva also 56 Nak^atra, 176 Planeten imd
135039 kafäko^i Fixsterne. Da aber jedes einzelne Gestirn in (3estalt und
Tätigkeit (Sürap. 197 a) mit seinem Gegenbild völlig übereinstimmt und
zudem niemand auf Erden ein Gestirn gleichzeitig zweimal sieht, hat die
Sache keine praktische Bedeutimg. Es wird, wie § 21 angedeutet wurde,
eine Analogie zu den verzweif achten Dimensionen der Festländer und Bing-
meere vorliegen. Indessen hat diese Analogie außerhalb des Jambuddlva
bald ihr Ende. Das Lava^-Meer hat zwar noch 4 Monde, 4 Sonnen und die
entsprechenden anderen Doppelzahlen. Über Dhäyalkhaij^^a aber stehen 12,
über Kälöya 42 und über Pukkharavara 72, und die übrigen Gestirne sind
demgemäß vermehrt (Sürap. 268bff.). Der Bahn der über einem Meer
kreisenden Himmelskörper fehlt natürlich der Mittelpunkt, den auf den
Festländern die Mandara bilden. Über Pukkharöya bis zum Ku^^alavaro-
bhäsa-Meer sind in den einzelnen Arten je z, von Ruyaga ab je i Sterne
(Sürap. 282 b), aber sie stehen, wie gesagt, still und wandern nicht (cära-
tthiiffi, no gai'Toiyäy Sürap. 278b; Jlv. 345b; deutlicher Sürap. 278a), denn
es gibt (oder deshalb gibt es) jenseit des Mai^ussa- oder Samayakhetta
keine Zeiteinteilung mehr (§ 122).
§ 129. Überwelt (n44ha'loga). Die Überwelt beginnt in unermeßlicher
Höhe über den Gestirnen. Dort liegen, wiedenmi durch Zwischenräume
von i^ joy. von einander getrennt, ihre Teile stockwerkartig übereinander.
Diese Zwischenräume werden zum Teil von den Hüllen gebildet, welche die
Baya^appabhä samt der Oberwelt umschließen. Das Bild ist folgendes.
Die untersten himmlischen Regionen (kappa), Sohamma und Isä^a, liegen
in derselben Ebene über der zähen Wasserhülle. Über ihnen folgen jenseits
der zähen Windhülle die Himmel — wenn man so sagen darf — Sajgiaipku-
mära und Mähinda, darüber nacheinander Bambhaloga, Lantaga, Mahä-
sukka und Sahassära*). Über Sahassära befinden sich die leichte Windhülle
und ein Raumzwischenteil, welch letzterer die 4 obersten Himmel Aijiaya
und Pä^ya, Äru^a imd Accuya zu je zweien übereinander trägt. Indem
also augenscheinlich die zähe Windhülle mehr als die zähe Wasserhülle
^) Fälschlich schreiben die Dig. im Sütra T. 4, 13 aüryä-eandramaaau statt
miryäk candramcLaoh,
') Das Wort „Hälfte** ist, wie schon Abhay. bemerkt, nicht genau. Es handelt
sich, da alle 4 Richtimgen in Frage kommen, um Quadranten.
>) Eine Übersicht gibt KmFEX, Kosmogr. S. 337 ff.
^) Die Dig. geben T. 4, 20 auch hier Paare und nenn^ Brahman und Brah-
mottara, L&itava und Käpista, äukra und Mah&kikra, Satära und Sahasrftra.
152 ni. Reuoion, weltliche Wissenschaptbn und Kunst. 7. Jainas
mid die folgenden Hüllen mehr gewölbt sind als jene, eigeben sich die
Räume für die genannten Regionen. Mit Äru^a und Accuya endet die
Gruppe der 12 happa. Über ihnen liegen zunächst die unteren, mittleren
und oberen Gevej ja-Statten, eine jede ihrerseits aus einem unteren, mittleren
und oberen Teil bestehend, dann in einer Ebene die 5 A^uttara-Regionen,
und über dem höchsten Punkt der mittelsten von diesen (die Einzelheiten
folgen nachher) die Region lEdpabbhärä, die Statte der Vollendeten, über
der die Welt zu Ende ist. Diejenigen kappa, die zu zweien in einer Ebene
Uegen, haben f olgUch Halbmondform mit dem Durchmesser entweder im
N. oder im S. Nach Umäsväti zu T. 4, 20 findet indessen nirgends Neben-
einanderlage statt, sondern jeder liegt über dem vorigen, also z. B. Ifiä^a
(AiiSäna) über Sohamma (Saudharma). Im Durchmesser hat die A^uttan-
Rc^on Sawattha^iddha 100000, Isipabbhärä 4,6 Mill. joy. Die Kreise der
übrigen haben einen ungemessenen Radius. Doch gilt der Bambhaloga als
der größte^), ohne Zweifel weil zu ihm auch die sog. Schwarzen Felder und
die Logantiya-Statten (§ 134) zählen. Gleichzeitig hat der Bambhaloga
die Eigenschaft der größten Krümmung (vigQoha-viggahiya, Viy. 616a)').
Das kann nur durch einen Blick auf das Weltprofil (vgl. schon § 103) ver-
standen werden. Über der die Oberwelt darstellenden Einschnürung*)
nimmt die Überwelt in horizontaler Richtung zu, um sich oben, wie eben
gezeigt, kalottenartig zu verjüngen. An der Stelle ihrer größten Ausdehnoog
ist der Bambhaloga zu denken.
§ 130. Nicht anders als die Regionen der Unterwelt zählen die der über-
weit Schichten namens patiha^a, Ihre Erwähnung ist allerdings nur ver-
einzelt^). In den 4 ersten Paaren sind es 13, 12, 6, 5, in Ä^aya bis Aßcafl
4 mal 4*), in den Gevejja 3 mal 3*) und bei den A^^uttara 1. — Die Anzahl
der Götterstätten (vimät^) nimmt von unten nach oben ab. In Sohamnu
imd Isä^ z. B. sind es 3,2 Mill., in Sahassära 6000, in den Gevejja zusam-
men 318, in den A^uttara 5. Im Ganzen sind es rund 8,497 SBU.^). K^
südlichen Hälften zählen ihrer mehr als die nördlichen. Ihre Tiefe Dach
unten und Höhe*) betragen zusammen stets 3200 joy. Von Sohamma und
Isä^a mit 2700 joy, an nimmt die Tiefe bis Sahassära paarweise, dann bis
zu den A^uttara je um 100 joy, ab bis 2100, die Höhe nimmt entsprecheixl
zu. Die Anordnung (Dev. 208 — ^218) ist in Reihen oder beliebig und (&
Form danach entweder rund, viereckig oder dreieckig (lliä^. 144b), oder
mannigfaltig. Nur rund 7900 Stätten sind reihenförmig angelegt. Im Samar*
M Thfin. 166b.
*) Und zwar am viggaha-kaifdoffa (seil. Brahmalohasya) Viy. 616a.
*) Diese Stelle wird als zwei üDereinander lagemoe (fwctrifna''hefliMÜa)
Schichten von (verhältnismäßig) unbedeutender Höhe (khuddäga-payara vgl-
Thän. 477 b) vorgestellt. Das Weltprofil ist hier völlig glatt (bahu-wma) und
ungebaucht (wohl aaw'avig^ahiya statt aavfxt-vigg,, Viy. 616 a).
*} In Pannav., wo man sie erwarten müßte, werden sie nur bei den Qev^j^
Stätten genamit (104b); sonst nur noch Thän. 367b die 6 des Bambhalog»*
Obige Einzelheiten nach dem Komm, zu dieser Stelle.
^) terasa bdrasa chap panca c'eva cattäri catiau kappesu Sthän. 368a ist "^^
nur wie oben zu verstehen, da die Gesamtzahl dort 62 sein soll. Man mu0
danach annehmen, daß Bambhaloga mit Lantaga, Mahäsukka mit Sahassi^
zusammen in einer Ebene, Änaya usw. je in einer Ebene vorgestellt sina*
•) Ihre Namen Thän. 462b.
^ Vgl. Jaoobi ÄDMG 60, 322.
yah. Auf ersteres geht das vtfnätia-pr^tvi-odAal^, auf die letEteren die Höbe
(Jlv. 397b).
V. Wextbau (§ 102—136) 153
werden gegen den Schluß der Abschnitte eine Menge von Statten mit
Namen genannt. Von den A^uttara ist die Statte Vijaya nach 0., Vijayanta
nach S., Jayanta nach W., Avaräiya nach N. gerichtet und von dreieckiger
Form, die Mitte ninmit der nmde Sawatthasiddha ein. Es braucht nicht
ausgeführt zu werden, daß die einzelnen, palastartig, mit Einfassungen
und Toren angelegten diamantenen St&tten von aller Schönheit imd durch
eigene Leuchtkraft strahlen. Alle fünf Farben leuchten in Sohamma imd
Isä^a, in jedem folgenden Paar schwindet eine, bis über den lediglich weißen
Ä^aya usw. die Gevejja und A^uttara in noch höherer weißer Reinheit
glänzen.
§ 13L Die Götter der Überwelt heißen nach ihren Wohnsitzen Vemä^iya
und werden unterschieden in solche, die in den kappa wohnen (kappßvaga),
und solche, die über sie hinaus sind (kappdiya). Auch bei ihnen wird der
Ort durch Abzeichen kenntlich gemacht. Ihre äußere Erscheinung ist femer
von höchster Schönheit imd fleckenlosem Glanz (Pannav. 100a). Ihre
Größe aber ninmit ab mit der Höhe der Region. In Sohamma und Isä^a
beträgt sie noch 7 rayaifa^ in jedem folgenden Paar eine weniger, bis die
Gevej jaga nur 2, die A^uttara nur noch 1 ray. messen. Die 12 kappa stehen
imter dem Befehl von Fürsten (inda). In Sohamma ist dies Sakka, dessen
Hauptsitz, die Svhammä aabhä, dem Ganzen den Namen gibt, im Bambha-
loga natürlich Bambha, in Äpaya und Pä^aya Papaya, in Ärapa und
Accuya Accuya. Die übrigen heißen genau wie ihre R^onen^). Weiter
oben gibt es weder Fürsten noch überhaupt Rangunterschiede mehr (s. u.),
jeder kann sich Fürst nennen'). Ebenso wie unter den Bhavapaväsi nur
Gamara, der Herrscher der ersten Art, imd etwa noch Bali, so treten bei den
Kappa-Göttern fast nur Sakka und Isäpa persönlich hervor. Ihre Attribute
sind, wie hergebracht, der Donnerkeil und der Elefant als Zugtier bei
Sakka (vagja-pän^i erävatfa-väkava)*), Speer und Stier bei Isäpa (süla-p.
usabha-v.). Als südlicher Fürst ist Sakka dem Isäpa überlegen (Viy. 168a).
Wie dieser die Asurakumära bestraft, vergleiche man Viy. 3, 1, wie diese
mit Sakka Händel haben, Viy. 3, 2. Wir hören auch von Sakkas Vor-
existenz (Viy. 737b). Anderes (Viy. 633b. 405b mit Vw. auf Räyap.,
bei Lbxthakn VI. OC III, 2, S. 496ff.; 644b) über seine Fähigkeiten,
seinen Palast usw. ist nicht für ihn allein bezeichnend, erweist aber seine
Volkstümlichkeit. Ihm und Isä^a übergeordnet ist Sapaipkumära, da beide
ihn in Streitfällen als Schiedsrichter anrufen (Viy. 168a), ebenso werden die
Fürsten jeder höheren Region die Vorgesetzten derer der tieferen sein. So
ist es auch Sakka, der die Weihe des neugeborenen Titthagara einleitet,
aber Accuya, der sie ausführt ( Jambudd. 395a. 410a).
§ 132. Es ist hier der Platz, auf die Gliederung einzugehen, welche bei
allen Göttern, seien es Bhava^aväSI, Vänamantara, Joisiya oder Vemä^iya
unter der Herrschaft ihrer Fürsten besteht. Im Range folgen auf diese 4 Vor-
steher der nach den Hauptrichtungen orientierten Bezirke, die loga-pOia
(Viy. 194b. 203a). Viy. 3, 8 stehen sie mit den inda geradezu gleich. Ihre
Namen sind nicht nur in jeder nördlichen Hälfte dieselben wie in jeder
südlichen, sondern sie kehren auch in allen kappa wieder; es sind Soma
^) Das wären 10 Fürsten. Später sind es 12, indem gegen Pannav. 103b f.
Thän. 86a die 4 obersten kappa 4 gleichnamige Fürsten haben (Dev. 167;
Umäsväti zu T. 4, 20).
AJiafnindä nämain te deva^aai^ patmaUä Pannav. 104b usw.
Die solenne Beschreibung Sakkas Jinac. 14.
?
154 m. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
(0.), Jama (S.)> Vanuia (W.) und Vesama^a (N.)- Denen in der Überw^
untersteht eine große 2#ahl verwandter Gotter, darunter auch insgesamt
alle Arten der Bhavapaväsi beider Qeschlechter ; sie haben ihrerseits medsr
ein gehorsames Gefolge. Sie alle haben ihr Augenmerk auf die maimig-
faltigsten, in ihrer Welthälfte auf Erden oder in der Stemenwelt eintretende
großen Ereignisse zu richten, und zwar sind Friedensstömngen bei den
Gestirnen, meteorologische Phänomene und irdische Feuerbrände dem Soma
nebst u. a. den Vijju-, Aggi-und Väukumära, Krieg und Epidemien dem
Jama und den Asurakumära, Wassersnöte dem Varu^a, den Näga-, Udahi*
und Thai^dyakumära, die Metalle und ihr göttlicher Regen bei bedeutend«!
Begebnissen dem Vesama^a samt den Suvai^^-, Diva- und Disäkiimära
zur Aufsicht anvertraut. Bei den Vä^mantai*a und Joisiya gibt es keine
logapäla. Bei diesen fehlt auch der Stand der 33 höchsten Beamten (tä^atU-
sa)^). Überall gleich ist femer die Anzahl von Korps (arfiya) und ihren Be-
fehlshabern (axjAyähivai)^ nämlich je 7. Entsprechend den irdischen Vot-
hältnissen gibt es Fußvolk, Reiter (pi^hänlya), Elefanten, Stiere, Wagra,
Tänzer und Musiker. Das Fußvolk besteht aus 7 Heerhaufen (kaeeka), von
denen jeder doppelt so stark ist wie der vorige. Den ersten bilden die
^mdrti^a-Götter, den dritten die sog. Leibwächter (äyamkkha) m voller
Rüstung'). Die Namen der Befehlshaber sind zu übergehen mit Ausnahme
von Hari Negamesi, der über die Fußtruppen Sakkas gebietet, aber zugleich
als sein Bote erscheint*). Er ist aus der brahmanischen Mythologie üb»-
nommen*), ebenso wie Pajjanna, Sakkas offizieller Regenmacher Platin-
väsi, Viy. 634b). Groß ist auch die Zahl der Götter, die sozusagen dem
Kronrat (parisä) angehören. Dieser ist dreifach abgestuft und heißl
„innerer" („geheimer"), mittlerer und äußerer, oder beiden Bhavanavää
und Vemä];dya samiyä, cav4ä und jäyä, bei den Vä^amantara tsä, hi4itfi
und da^^harahä, bei den Joisiya tumbä, ttufiyä und pawä parisäy Bezeichnun-
gen, die teüs verschiedener, teils keiner Deutung fähig sind CPiäp. 128a;
Viy. 202a; Jiv. 164b). Die Zahlen hierfür wie für die sämäiuLiya wfiidcn
Tabellen erfordern; es genügt zu sagen, daß der äußere Rat der größte ist,
imd daß bei allen Arten auch Göttinnen beteiligt sind, wenn auch verhält-
nismäßig sehr wenig").
In der erwähnten solennen Reihe stehen auch die Hauptgemahlinnen, 4—^
an der Zahl, die aber von Sanamkumära an ausfallen, mit ihrer Begleitang,
dagegen fehlen die anderwärts nicht seltenen dienstbaren Götter (aJbhiogiyß)^
augenscheinlich deshalb, weü sie der Oberwelt zugerechnet werden*).
1) Eine Erzählung über ihre Herkunft Viy. 600a.
') In der solennen Gliederung des Götterstaates: eOmäf^iya^ täyaUUa, loga-
päla, agga-mahisl, pariaä, aißya, aiui^lyähivai, äyarakkha (z. B. Pannav. soeist
98 b), sind allerdings die 9äm. und dy. von den ajßya unterschieden, und die
8äm. gelten nach Jacobi ZDMG 60, 317 den Späteren als Götter, die dea
Fürsten nahestehen. Aber die Zahlen sind für sie dieselben, wie sie für den ersten
haccha (Thän. 406a) gegeben werden, und zudem sehr groß. Camara z. B. h^
64000, Sakka 84000. äya/rakkha gibt es stets viermal so viel wie «lOmAtiiS^-
') Über die af^lya, kaccha und Führer s. Thän. 406aff. Die besondere Rolle
des Hari Negamesi vgl. Jinac. 21. 30 (§ 17), wo er (auch Ayär. II 15, 4 ßitfir
TOkukampanta (""paga) deva genannt wird. Dargestellt wird er mit dem Kopi
einer Antilope (vgl. Jacobi SBE 22, 227).
*) Vgl. WiNTERNiTz JRAS 1896, 149ff .
*) Bei Camara in der samiyä 350 gegen 24000.
•) Viy. 634b, auch über die Abstufwig der drei parisä. Vgl. auch LbumaiW,
VI. OC III, 2, S. 491; Jambudd. V; ütt. 36, 263.
V. Wembau (§ 102—136) 165
§ 133. Die Tätigkeit der Götterfürsten und ihrer Scharen ist durch die
Schilderung ihrer Staatengebilde genügend dargetan. Dies sind getreue
Spiegelungen der menschlichen Verhaltnisse, deren irdische Mangel, wie
Rivalitäten und Kämpfe, nicht fehlen. Die Macht (i^^h ThäQ. 172 a)
eines Gottes reicht über vier bis fünf Götterstätten seiner Klasse; darüber
hinaus bedarf er der Hilfe (par'i^^i)* Bei gleich großer Macht zweier
Götter unterliegt im Kampf derjenige, der nicht aufpaßt (pamaäa). Unter
Umständen wird eine List, z. B. Erzeugung von iWtemis, angewendet
(vimohiUä, Viy. 498b. 637a. 761b). Einem sündhaft-irrgläubigen Gott
kann es passieren, daß er einen geistig vorgeschrittenen Mönch angreift
(majjharß majjheva^ viivai^i, Viy. 636b, schon 498b), gewiß deshalb, weü
er ihn bei Ausübung magischer Künste (§ 181) für seinesgleichen hält.
Das göttliche Leben verläuft zeitlos (Viy. 622 a) — die zeiteinteilenden
Gestirne gehören ja nur der Oberwelt an — in überirdischem Lichtglanze
der Gestalten, ihres Schmucks und ihrer Wohnstätten (Thä^. 263 a)^) mit
Pracht und Herrlichkeit imd dem Genuß sinnlicher Freuden, deren Stärke
aber abnimmt in dem Maße, wie hoch die Götterstätte gelegen ist. Vollzieht
sich doch der Verkehr der Geschlechter in immer edleren Formen, bis das
Begehren jenseit der Kappa-Begionen aufgehört hat (^liä^. 302a; Pannav.
647 b ; T. 4, 8—10)*). Wenn die Götter auf der Oberwelt in die Erscheinung
treten, so dient dies der Verehrung der Titthagara in den großen Augen-
blicken ihres Lebens. Denn der Titthagara regiert die Welten: seine Geburt,
sein Auszug ins Mönchtum, seine Erleuchtung durch das höchste Wissen,
wie sie die ganze Welt erhellen (Wujjoya) — sein und seiner Lehre Verfall
versenkt sie in Finsternis (log*andhayära) — , so erschüttern sie die Sitze
der Götter und veranlassen sie, Begen zu spenden (Viy. 634b) und sich
verehrend zu nahen. Vgl. ^äQ. 116aff.; Jambudd. V. Ebenso wirkt auf
seinem Eroberungszuge der künftige cakhavaäi auf die Ortsgottheiten, vgl.
Jambudd. III. In Zu- und Abneigung bleibt ein Gott mit der Welt verbunden
(^äi^. 144b). Im Anfang der Laufbahn führen ihn auch private Neigungen
auf die Oberwelt zurück: der Dank an den früheren Lehrer, die Verehrung
eines Asketen, die Prachtentfaltung vor den Angehörigen, eine Verabredung
mit einem Freunde (Thä^. 142b. 243a)*). In der Fähigkeit, die Welt zu
durcheilen, ist ein Gott unbeschränkt, aber das Interesse daran schwindet
je mehr, je höher er thront (Viy. 762a; vgl. Umäsväti zu T. 4, 22). Um auf
der Oberwelt zu erscheinen, begeben sich die Götter nach dem Kontinent
Nandissara zu dem so. Baikara-Berg (Jambudd. 402a). Der Manifestations-
ort Camaras ist der silberne Berg liricchakü^a, der nicht spitz zuläuft,
sondern, auf halber Höhe eingeschnürt, oben eine Ebene von etwa Drei-
viertelbreite der Basis trägt. Er ragt aus dem Aru^a-Meer, auf 42000 joy.
s. des gleichnamigen Kontinents (Viy. 144a). Aus demselben Meer erheben
sich auch die uppäyct-pavtxiya der Näga- und Udahi-Fürsten, die der übrigen
Bhava^aväsi-Herrscher teils auf dem Aru^a-Kontinent, teils anderswo^).
^) Die Abnahme dieses Glanzes ist ein Anzeichen dafür, daß das Gotterleben
bald zu Ende geht (Thän. 144b).
*) Es verkehren fsamväsam gacchai) Götter mit Asura, Rakkhasa, Menschen
imd Tieren je in beiden Geschlechtem. Diese Unterscheidung gehört dem Volks-
glauben an, nicht der Dogmatik. Menschen (mäi^vsa) scheinen nebst Tieren als
chavi bezeichnet zu werden (Thän. 193 a. 274 a).
') An beiden Stellen auch die JB'älle, wo die hinmilisohen Qenüsse ihn gegen
eine natürliche Neigung festhalten.
«) Dev. 46ff.
166 in. Religion, weltliche Wissenschattbk und Kunst. 7. Jaznas
§ 134. Um, ehe wir zum Schluß kommen, noch einige Klassen zu nennen,
die den bisher genannten Vem&^iya zwar räumlich nahe, aber nicht in sie
einbegriffen sind, müssen wir etwas ausholen. Die DunkeUieit wird stafflicdi
vorgestellt (tamu-häya), und zwar ist dieser Stoff ein Aggregat nidit too
Erde, sondern von Wasser. In der Oberwelt 42000 joy. weit vom Kontinent
Aru^avara in das gleichnamige Meer hinein erhebt sich (Viy. 267 b; vj^
auch 246 b) der Finsternis-Stoff als eine Wand, die also ringförmig aem
muß, von der Dicke eines Baumpunktes (§ 68) 1721 joy. hoch. Oberhalb
dieser Höhe gewinnt er an Ausdehnung und erfüllt die vier untersten Himmel
bis zur Bittha-Begion (s. gleich) im Bambhaloga^). Soweit er reicht, hat das
Dunkel so tief, daß selbst ein Gott fliehen möchte. Unter seinen 13 Namen*)
ist, AruQÖdaga*). Die obere Fortsetzung des ilostemis-Stoffes sind die 8
Schwarzen Felder (kavha-räi)*). Sie befinden sich über Sa^aEpkamara
und Mahinda in der Bittha-Begion des Bambhaloga. In jeder Richtopg
liegen zwei, ein inneres und ein äußeres. Des weiteren ist soviel klar, daß
zwischen allen Baumzwischenteile von gleicher Zahl liegen. In diesen
herrscht nicht die jenen Bezirken eigentümliche absolute Finstemis» sondern
es befinden sich dort die 8 St&tten der Logantiya-Götter (Thä^. 61 b*).
432a. 452b; Viy. 267b; Äyär. II 15, V). Dies sind*) Särassaya und Äicca,
je 14 Vaij^hi und Varu^a, je 7 Gaddatoya und Tusiya'), und je 9 Awävaha')
und Aggicca mit je einem Gefolge von 100 bezw. lOCK). In der Mitte dieses
abwechselnd aus Schwarzen Feldern und Logantiya-Statten gebildeten
Kranzes Uegt Bitthäbha, dessen Götter (gleichfalls 900) auch zu den
Logantiya gerechnet werden*). Die Eigenschaften aller dieser Stätten sind
die des Bambhaloga. Wie dieser ruhen sie natürlich auch auf der Hülle von
zähem Wind.
In ähnlicher Weise wie die Logantiya im Bambhaloga nehmen in anderen
Kappa die Eabbisiya- Götter (devct-Jdwiriyä Viy. 488 b; ^hä^. 162 a) be-
sondere Plätze ein, die ihrem schon im Namen sich ausdrückenden niederen^
Bang entsprechen. Nach ihrer Lebensdauer werden drei Klassen unter-
schieden. Die geringste wohnt in der unteren Begion von Sohamma und
Isä^a, die mittlere in der von Sa^ipkumära und Mähinda, die oberste in
der von Lantaga^).
§ 135. Die Lage und Art der Stätte, die den Aufenthalt der Vollendeten
^) tao pacchä tiriyam paviUharamäi^ 2 ... cattäri vi kappe ävarettäifam
(vgl. auch Thän. 217a) uddham pi ya ffam jäva Bambhaloe kappe RiffhammäPO'
paUhadam aampaUe Viy. 268 a. Über die Götter als Urheber eines tamu-käya
8. Viy.* 634b. '
*) 3 x4 Namen Th&n. 217a.
') Arun6d(ika-aainttdra'J€Ua--vikär<itvät Vy. 270 a.
«) Nicht richtig Jacobi SBE 22, 196.
*) Hier die maruyä deväj nach Sthän. eine Gruppe der Log.
•) ZDMG 60, 323 Z. 6 lies „nämlich'* statt „und''.
7) Thän. 405b. 462 b.
>) Die Awäbäha-Götter heißen danach, daß sie auf den Augenlidern eines
Mannes Schauspiele veranstalten, ohne daß jener eine Beschwerde davon hsi
(Viy. 663b).
*) Subodhikä S. 273 (zu Jinac. 1 10) . An dieser Stelle die abweichenden Fonnoi
Aruna und Tudiya. Aruna aiich ZDMG 60, 323. Die 8 Logantiya und die Rittba
heißen zusammen 9 deva-nikäya Thän. 616b.
10) Na<$h Sthän. sind sie „imtouchable" wie die caitsMla (162b).
^1) Die T. 4, 4 genannten prakinsiaka'QötteT kommen an unseren Stellen
nicht vor.
VI. Wbltplttcht (§ 136—166) 157
darstellt, ist aus Uvav. 163 — 167 bekannt^). 12 joy. über dem höchsten
Punkt von Sawatthasiddha, der 100000 joy. im Durchmesser hat, liegt die
kreisförmige, 4,6 Mill. joy. breite Region Islpabbhärä. Sie breitet sich also
-wie ein offener Schirm über jener aus. Ihre zentrale Starke von Sjoy. nimmt
nach dem Bande zu ab, bis sie noch dünner ist als der Flügel einer Fliege.
Der geringen Neigung ihrer Fläche verdankt sie mithin den Namen. Sie ist
von fleckenlosem weißem Glanz. "Ein joy. über ihr ist die Welt zu Ende. Im
obersten TeU dieses joyav^a, genauer im letzten Vierundzwanzigstel, ist der
Ort der Vollendeten (§ 187).
VI. WELTFLUCHT.
§ 136. Die Lebensführung in der Mönchsgemeinde heißt happa. Wahrend
im spaten Pancakappa auf fünf Methoden bis zu 42 verschiedene happa
unterschieden werden (§ 62), gehören der alten Überlieferung nur 6 an
CPia^. 167b. 371b; K. 6, 14), wonach der Mönchsstand, die happa-tihii, ein
sechsfacher ist. In der sämäiya- (oder a.-sarpjayO'jk.-tfh. befindet sich der
Mönch vor der Weihe (§ 138). Das schließt die Anhänger des Päsa (§ 16)
mit ein, bei denen eine Weihe nicht stattfindet. Ausschließlich Nachfolger
Mahäviras sind die Mönche der cheßvafOUlvaniya'k.'tfh. Sie haben die Weihe
(uvatßävava) hinter sich, sei es daß diese ihren Schülerstand oder ihre Zu-
gehörigkeit zu den Päs&vaccijja beendigte, sei es daß sie auf Qrund der
Strafe des cheya (§ 161) neu vollzogen werden mußte. Ein zweites Paar sind
die niwisamänia' und diie niwitßakäiya-k.'tth' von Mönchen, die disziplina-
risch verurteilt worden sind (§ 161). Die Lehre vom rechten Wandel (§ 177),
die mit den beiden erstgenannten beginnt, faßt die letzten beiden unter
besonderem Namen zusammen. Ein drittes Paar bilden in gewissem Sinne
die jit^a- und die thera-k.'tth. zur Bezeichnung solcher, die sich besonderer
Kasteiung halber aus der Gemeinschaft entfernt haben (§ 142), und solcher,
die in dieser Gemeinschaft eine leitende Stellimg besitzen (§ 140). Wahrend
diese 6 k.-tf^. alle Möglichkeiten einschließen, unterscheidet K. 4, 14 von
den kappa-tthiya die a-k.-tfh. und scheint damit die Angehörigen des erst-
genannten Stajides zu meinen.
Die Summe des Tuns und Lassens (samäcära) ist die sämäyän, wie denn
auch, nach dem Muster der späteren Ordnung eines Gaccha (§ 139), der
jüngere Name für den Pajjosavanakappa (§ 51) lautet. Aber in besonderem
Sinn gilt das Wort für 10 Umgangsformen") des Mönches, die ^äQ. 499a;
Viy. 920 b; A^uog. 102 b, ütt. 26, 1—7; Äv. 7 angeführt sind, nämlich
Wunscherfüllung, Schuldeinräumung (§ 169), Zustimmung (tcchä-kära,
micchä-k., taha-kk.), Formeln für Weggang und Eintritt (ävassiyä, nisihiyäy
§ 151), Bitte um Anweisung und Bitte um Bestätigung — oder Frage be-
treffend einen selbst und betreffend einen ajidej^n (äpucchavä, pa4ipuccha'
taä) , zur Verfügung Halten und in Aussicht Stellen (chandainiä und nimantaiaa)
und schließlich Antritt neuer Schülerschaft (uvckmqipayä). Für mmantotiA
steht auch tMhvfthärM Dienstleistung.
1) Pannav. 130b— 132b; Thän. 440a; Uvav. 168—188 = Pannav. 132b—
137 b = Dev. 278—299.
') So Lehmann, Übersicht S. 9b. Eine unwahrscheinliche Ableitung s.
Webeb, Ind. Stud. 17, 47.
168 ni. Reuoion, weltuche Wissenschaften ttnd Kunst. 7. Jainas
Die kanomschen Quellen fär das Mönchsleben sind in erster Linie die
Gheya- und Mülasutta, ferner Äyär. 11 und eine Reihe verstreuter Angaben
in Thän* ^uid Viy. Für das Laientum sind die Uväs. der Haupttext. Eäne
besondere Stellung nimmt der spate Mahänisiha ein. Seine AbweichongeQ
können nur in wenigen Fällen angeführt wergen, es muß genügen, auf die
Abhandlung des Vebf. über dieses Werk (§ 52) zu verweisen. Zienodich pungt
Dig.-Texte, die für uns die Stelle der Gheyasutta, genauer etwa des Jlja-
kappa vertreten, sind der Chedapi^^^ (CheyapiQ^^, Chp.) des Indranandin,
angeblich der 4. Abschnitt der Indranandisaqihitä, femer die anonyme
Chedä^udi (Chn.), im Druck Cheda^ästra genannt. Im Folgenden sind
einige wenige Einzelheiten herausgehoben.
§ 137. Die Anhanger der Lehre Mv.s bUden die Kirche oder Gemeinde,
den mfiigha. Dieser umfaßt Mönche und Nonnen, mannliche und weibliche
Laien und heißt bei den Svet. daher vierfach (Viy. 792b; Th&gu 281 b)^).
Die Bezeichnung für den Mönch (um den nächstliegenden Ausdruck aus dem
christlichen Beligionsleben zu gebrauchen) ist teilweise mehr epithetisch,
z. B. cäi, jai, mj/at^Aa*), mähava, aarnava^). Die Viy. spricht meistens vgq
aviogära und «amatia niggaviha. Die rein disziplinarischen Texte nennen den
Mönch niggavüuiy hhUMm, Samara niggaiiüia^ spater: söhn. Die Anrede ist
äusarUo samanä, aamatjt^ätiso. Glaubensgenossen heißen sähammiya und
sähammiiski; die Nonne wird niggantht, bhikhhuni^), 9ähut!^% genannt. Das
Ergreifen des Mönchstums, die pawajjä, das ist der Auszug aus dem häi»-
lichen Leben in die Hauslosigkeit (agäräo anagäriyaifi), geschieht aos
mancherlei Ursachen. Bald wirkt ein äußerer Anlaß, bald der innere Antrieb,
bald sind es edlere, bald gewöhnlichere Motive, vgl. Thä^. 128b. 276a.
473a — Stellen, die zum Teil den Eindruck machen, als werde den Mönchen
ein Spiegel vorgehalten. Gewiß machte das Vorleben sich auch öfter nach-
trägUch geltend, so ist von Nonnen die Rede, die attha-jäyä^ also (3^|en>
stand irgendwelcher Ansprüche sind. Gegen ungeeignete Elemente ab^
schützt die Gemeinde sich durch feste Regeln. Verboten ist der Eintritt
(K. 4, 4) einem geschlechtlich Defekten (patju^aga, Hva) oder Kranken
(väiya). Eine Erweiterung (u. a. Sthän. 165a) fügt Personen hinzu, die za
jung oder zu alt, bösartig oder unbegabt sind, Vorstrafen haben, Gebrechen
aufweisen oder nicht über sich selbst verfügen können, u. a. weil sie ver-
schuldet sind (an'atta). Hinzu kommen die guwiv^i und die bäldvatäiä.
Sonst steht der Eintritt frei. Er kann schon mit 7^ Jahren vollzogen
werden^), wobei von Freiwilligkeit aber wohl kaum die Rede ist. Das
^) Bei den Big. stellt das Chapp. in 1, 18 folgerecht (§ 30) fest, daß es nur
Mönche, und Laien beiderlei Geschlechts, bezeichnender Weise mkkifiha und
avara-ffihiya aävaya genannt, gebe, nichts viertes. Aber Chp. 278. 289. 358 und
Chn. 71. 93 nennen die Gemeinde cäuvaiyffa und geben Regeln für die stxmaiß.
Dies geschieht auch im Müläcära. Indronandin hält es im Nitxsära ebenso. Er
steht hiermit auf der Seite der iSvet. und beruft sich auch öfter auf Elappa und
Vavahära, deren Praxis er Chp. 283 das jlda gegenüberstellt.
*) Viy. 112 b wird der Laie Fingalaga (§ 17) so geneuint.
') 8anuir)/a imd mQhai(fa, in Verbindung mit bedürftigen Individuen, denen
der Mönch den Vortritt läßt — vgl. Glossar zu Ay&r. I, und den vafn^lmaga von
5 Arten Thän. 341b — bezeichnet wohl nicht Jinistische Bettler. Aber ein
Uüiä-^Tüva^ d. li. wohl ein äußerlich als solcher kenntlicher, aafnai(f/t v& mäha^ vä
ist dem Zusammenhang nach (Viy. 140b. 289a. 373a) ein niggarUha.
*) Über Verschiebungen im Gebrauch dieser Wörter vgl. Vebf., Vav. S. 8.
>) Der kleine Mönch Aimutta, der im Regen ein Schiffchen schwimmen läßt
(Viy. 219a, vgl. Verf., Worte Mv.s S. 19), ist wohl nicht viel älter.
VI. Wextflucht (S 136—165) 169
patwävetUte besteht in der Übergabe der Ausrüstungsgegenstande und kann
von einer Nonne wie von einem Mönch vollzogen werden^). Es verdient
Erwähnung, daß nach Piä^. 56 b dieser Akt und die nächstfolgenden, so-
dann das Studium, die Beichte und das Fastensterben, also die wesentlichen
Ereignisse des Mönchslebens, nach Osten und Norden „orientiert" sein
müssen. Dem Neuling wird der Kopf rasiert (mui^veüae). Er ist nun
fnut!4^, ,M^hV\ ein Wort, das auch vom Zustand nach Ausschaltung der
fünf Sinne und der vier Leidenschaften gebraucht wird CThä];^. 334b. 496a).
Das Haar darf künftig nicht länger wachsen als Kuhhaare sind, und auch
das nur während der Regenzeit. Jeden halben Monat wird es abwechsebid
mit der Schere (khura) geschnitten oder abrasiert; halbjährlich oder jähr-
lich wird ausgerissen, was gewachsen ist (Säm. 57 ; Nis. 10, 44). Dies ist der
Akt des loya, vgl. den lüya-riniga Dasä 6 XI. In der Legende steht der
panca-mtäthiya loya, das Ausreißen von 5 Händevoll Haar, gleich am An-
fang der Mönchwerdung, z. B. für Mahävira Äyär. 11 15 § 22[a], für Su-
bhaddä Pupph. 32a, und so wird es bis heute gehandhabt. Der Vorgang
geht gewiß auf einen ekstatischen Ausbruch zurück.
§ 138. Der Neueingetretene kommt zu einem Lehrer (sikkhävei, sehävei)
und verbleibt im Stande des Novizen oder Schülers (seha, sehaiaräga)
mindestens eine Woche, längstens ein halbes Jahr, durchschnittlich, wie es
scheint, 4 Monate (Vav. 10, 15 = Piäia. 129b). Auf dem Novizen ruht noch
nicht die ganze Strenge der Vorschriften, so darf er Ahnosen genießen, das
einen geweihten Mönch nicht erlaubt ist, wenn dieser es ihm gibt, voraus-
gesetzt, daß es kein Leben enthält (K. 4, 13). Der Stand als Novize endigt
mit der Weihe zum Mönch (uvaffhävatfäy später: dikkhä, dikfä). Sie darf
nicht (Vav. 10, 16f ) vor Ablauf des 8. Lebensjahres vollzogen werden*) ; ein
Aufschub über den Fälligkeitstag hinaus ist bis zu 10 Tagen zulässig (Vav.
4, 15 — 17). Einem Kandidaten, bei dem sich die oben beschriebenen Mangel
herausstellen, erteilt man die Zulassung (uvaifhavettae, *'ftftA'', Mahänis.:
dikkheUae) und die anschließende Eingliederung so wenig wie man ihn zum
Novizen macht (K. 4, 4). Die Zulassung bringt die Übernahme der fünf
Gelübde. Von ihr ab datiert der geistliche Eang (jwriyäya) ; er beherrscht
das Verhältnis zu den Genossen und wird deshalb bei Vergehen gekürzt
(§ 161). Wer in dieser Altersfolge steht, heißt räiv^iya*) (Vav. 4, 24f.);
daß nach ihr verfahren wird, u. a. indem der jüngere Mönch (oma-räii}iya
'Plan. 240a) dem älteren den Vortritt läßt und ihm gefällig ist, drückt das
Wort ähäräifiiyae oder ahä-r. (K. 3, 19—21 ; Vav. 4, 24—32) aus. Ein
Mönchsalter von 20 Jahren macht den pariyäyti'ihera (Vav. 10, 14).
§ 139. Das Zusammensein von Mönchen und Nonnen im scMpgha ist von
äußerster Zurückhaltung begleitet. Es sind nur Notfälle, wo sie dasselbe
Quartier haben dürfen (Tl^ä^. 314a), nämlich mitten im Wald, bei der
Kultstätte eines Näga- oder Suva^ipakumära*), bei einer von Räubern oder
^) Vgl. den niggatUhl-pawäviytzga Thän. 314b. Haribhadra als Yäkint-
dharma-piUra war ein solcher.
*) Dieser Zeitpimkt minus der längsten Novizenzeit von ^ Jahr ergibt, auch
ohne eine direkte Angabe, die obigen 7^ Jahre.
^) Das Wort ist weder mit den Komm, von ratna, noch mit Pischel, Gr.
§ 132 von arcUni „Elle** als Schattenmaß zur Bestimmung der Tageszeit) abzu-
leiten, sondern von rayaif^i ,JN^acht** (s. v. w. „Tag**) im Sinne von „Termin**.
Der Müläcära der Dig. nennt denn auch 1, 25 die im geistlichen Rang Voran-
gehenden rOd» (rätry-cuihika) ,
^ Diese Beziehung auf das Jaina-Pantheon (vgl. § 109) durch das Wort
kumära ist natürlich sekundär. Es handelt sich um vor- oder imjinistisohe
Näga- Steine imd entsprechende Stätten des Suparna-Kults.
160 m. Religion, weltliche Wissenschaften und Kukst. 7. Jadtas
Nachstellem drohenden Ge&Jir und endlich, wenn der eme Teil kein Obdach
gefunden hat. Mit einander reden (Thä^. 216b) dürfen sie nur, um den Weg
zu erfragen oder zu zeigen und um einander Speise zu reichen oder sie für
einen anderen mitzugeben, und helfend anfassen CThä^. 327 b; K. 6» 7 — 12)
darf man eine Nonne nur, um sie vor Schaden in verschiedener Form zu
bewahren. Trotz diesen Beschrankungen bUden Mönche und Nonnen zuaam-
men Gruppen namens BOftiibhoga (Uvav. 30 n, Utt. 29, No. 33; Nis. 5, 63;
vgl. auch § 25). Sthän. 139a erklärt diesen als eine Vereinigung mit gemein-
schaftlicher Praxis bei Erwerb und Verbrauch der Mönchsgeräte (und wohl
auch des Almosens)^). Sie bleibt bei der Ausübung der Beicht- und I>ienst-
pfUcht innerhalb ihres Rahmens (Vav. 5, 19f.). Die Aufhebung der Zu-
gehörigkeit (savpbhoiya/rß — diesen vgl. u. a. auch Vav. 6, 19f . ; Äyär. II
66, 12; 106, 20. 24 — visa/^hoiyani harettae, Vav. 7, 2 —5; Thä^ 139a.
300a. 444a) geschieht aus Gründen der Disziplin, worüber sich, an der Hand
des 12fachen aatfibhoga Samav. 21a, die Vftti 22bf. ausführlich aufiert.
Glied des 9aifibho^ wird man, das geht aus Vav. 7, 1 hervor, durch die Zu-
lassung; diese wird wiederholt, wenn man in einen neuen «. übertritt, sofern
man aus einem anderen gava kommt. Der gava nämlich ist die höhere Kn-
heit, die mehrere saipbhoffa umfaßt (vgl. K. 4, 18 — ^20). Schon die Ur-
gemeinde kannte das Wort, da Mahäviras Jünger 11 „Schar haupter"
(qanahara) heißen (Ther. 1). Ihre Nachfolger haben die Lehre in Zweigen
und Schulen (sähä und hda, Ther. 5ff.) fortgepflsmzt. Der gai^ ist abo
sowohl ein lehrgeschichtlicher (§ 22) wie ein technischer Begriff. Das Gleidie
gilt vom gaccha^ der ihn in den späteren Teilen des Kanons, wie den Fsip^a
(darunter der Gacchäyära*) und dem Mahänislha, verdrängt hat. Mit
gaccha bezeichnen sich ja die Zweige der Svetämbara (§ 34). Schon Uvav.
§ 31 kennt den gcuxha^ aber nur in der Wendung gacdi/Ogo/cchifii g%tnvm&'
gummiifi pha44äpha44iv^' Man hat nicht den Eindruck, daß hiermit tech-
nische Gliederungen gemeint sind, wenn auch der Komm, den gaoeha einem
äyariya, den gumma einem uvajjhäyay den j)ha44^ einem gavAvacckeiya
(§ 140) unterstellt. Es kann allerhand subjektive Gründe geben (Tha^.
381a), den Ga^a zu wechseln, das darf aber im Lauf von 6 Monaten nur
einmal geschehen (Dasä 2,8), wenn man nicht ein gäva/riiga^kiifa heißen wiU
(Utt. 17, 17 nebst Komm.). Zum Ausscheiden ist die Erlaubnis des Vor-
gesetzten notwendig, und ein Lehrer selbst, der es vollziehen will, weil «r
pädagogisch nicht genügt, verliebt ist oder andere Ausscheidende nicht
verlassen möchte (Thä^. 331 b. 385b), muß sein Amt abgeben (K. 4, 15 — 20).
Einen Widerspenstigen aus dem Ga^a entfernen (K. 4, 25) oder seine Auf-
nahme in ihn ablehnen (Vav. 2, 6—17) heißt nijjühei.
Unter den Gründen, aus denen ein Mönch seinen Gapa verläßt, ist auch
der Wunsch, eine egdlla-'pa4%fnA (auch Thä^. 171a) zu vollziehen, d. h. eine
der in § 157 zu beschreibenden asketischen Übungen. An Vav. 1, 25 — 27,
wo seine Rückkehr in den alten Grai;ia geregelt wird, knüpfen sich (1, 28 — 32)
ähnliche Bestimmungen für den zeitweiligen Abschied infolge des Wunsches
nach Absonderung, dem man aber nach Dasav. 12, 10 nicht länger als
^) Das Wort hat also eine weitere Bed. als Vebf. K. 4, 18 — 20 annahm. Aul
den aatnbhoga scheint auch sambhunjütae K. 4, 4; Thän. 66b. 164b anzuspielen,
während mit aamvdsiUae (satnvä") eine anderweitige engere Wohngemeinschaft
gemeint ist. — ' Bühleb WZKM 3, 237; 4, 316 sah mit Leubca^tk im
earnbhoga eine Gemeinschaft auf geographisch-politischer Grundlage („district-
Community") nach Art des marfdola bei den Dig.
') Im Gacoh. ist gaccha bald masc. bald ntr.
VI. Wkltplucht (§ 136—165) 161
1 Jahr nachgeben darf. Die Mönche werden hier und anderswo (u. a. Viy.
501a, im Nis., zuerst 4, 28 — 37) als päsaUha, ahacchanda, osanna, itMila,
nüiya und sa/rftsatta bezeichnet^). Das drückt verschiedene Formen des
Mißvergnügens und der geistlichen Schwäche aus. Es gibt auch ein form-
loses „Entlaufen'' (ohävai, ohäva, Vav. 1, 33; 2, 25; 3, 18—22; 4, 14;
Dasav. 11 Anf.), nämlich die Rückkehr ins bürgerliche Leben.
§ 140. Der Mönch und die Nonne stehen unter dem Befehl von Vor-
gesetzten, in erster Linie des äyari^ und des uvoQJhäya^ bei der Nonne
kommt die pav(Utii},i hinzu (Vav. 3, llf.). Allgemeine Ausdrücke für die
Unterordnung sind jnirao kaftu (häuffi) viharai (K. 3, 14; Vav. 4, 11;
Pajj. 46. 48) und d,%8€^ (ainktidiaaffi) viharai (Vav. zuerst 1, 22 — ^24; Nis.
10, llf.). Die Vorgesetzten werden aufgezählt in der Reihe äyarif^, uvaQJhä-
ya, "pavaUi, thera, gatjki, gaia^ahara, gaiyävacchei^ (K. 3, 14; 4, 15—23;
Äyär. n 66, 33; 67, 7; 80, 31 usw.; Nandi 252b usw.). Sie enthält hinter
dem thera die Leiter des äußeren Verbandes. Der garfi ist der Bezeichnung
nach das Haupt des Ga^a. Die Eigenschaften, die ihn auszeichnen müssen,
sind natürlich hervorragende Eigenschaften des Geistes, die sich in Wissen,
Vorbildlichkeit und Lehrgabe, und des Körpers, die sich in Leistungsfähig-
keit und gewinnender Erscheinung kund tun. Sie sind zusammengefaßt als
die 8 gani-soffiifayä Dasä 4, 1 — 8 = Thä^. 422 b. Mit den Pflichten Ae^gavü
beschäftigt sich auf kalendarischer und horoskopischer Grundlage die
Ga^ivijjä. Wir sehen ihn hier für diese oder jene Feierlichkeit den Ga^a
zusammenrufen (gai^saqigaha/i!^wrß kujjä zuerst 27), das «eAa-nippAe^tU»,
8,'nikkhamatna, vaßvatfhävava und anderes vollziehen, was Aufgabe des
gleich zu beschreibenden äyariya ist. Doch ist der gavin^ mit Sthän. 140a
zu sprechen, ein gav^^äcärya. Ga^iv. 37 ist der (gewöhnliche) äy, ausdrücklich
Objekt einer Handlung des ganl. Dieser verfügt auch (Ga^iv. 40. 76) über
den gaviohafa und den garsäixjuxheiya. Der letztere, von geringerem Rang
(s. nachher), steht dem Namen nach einem Teil des Gapa vor'). Eine Nonne
dieses Amtes heißt gatfävaccheitj^i (Vav. 5, 3f. 7 — 10. 16)*). Zum gatia^
dhäreUae — dies die Tätigkeit des gai^ahara — ist tauglich CThäi;!. 352 b),
wer gläubig, wahrhaft, klug, gelehrt, tüchtig und verträglich ist. Der Mönch
erbietet sich selbst zu dem Amt, und die thmt müssen, vorausgesetzt, daß er
überhaupt entbehrlich ist, ihre Erlaubnis geben (Vav. 3, If .). Auf jeden Fall
hat das Wort gaxtahara im Vergleich zu der Zeit der Urgemeinde einen stark
abgeschwächten Lihalt.
§ 141. Ebenso wie die Genannten stehen in jener Reihe auch die geist-
lichen Führer in absteigender Rangfolge*). An der Spitze steht der äyariya,
der Lehrer oder Meister schlechthin (dhamm'äyariya)y der aber auch beim
Auf nahmeakt, bei der Zulassung, beim Unterricht des Jüngers oder Schülers
(anteväH) die Leitung hat (Vav. 10, llf. = fhä^. 239b). Ihm muß man
auch Gegenstände der Ausrüstung zeigen, die einem geschenkt worden sind,
und das erhaltene Almosen (K. 1, 30; Dasav. 5, 1, 90; aber Nis. 14, 5; 18, 25
meint ähnliches vom gani). Das Amt des uvajjhäya ist die Unterweisung
^) Beispiele sind die Nonnen Killl (Näyädh. III), Subhaddä (Pupph.K Bhüyä
(PupphacülJ. Über den kuäUa von angeblich 200 Arten handelt Manänis. 8.
') Aber Aoär. II 79, 3 beschreibt umgekehrt den ga^fodhaira als den Leiter
einer vom Gana abgesondert lebenden Gruppe in Vertretung des Ganin imd den
ga'iljAvacchedaka als gcuxha-käryc^^ifUaka.
^) 5, 16 ist statt ga'$i6vaccheiyaUafn mit dem Sthänakväsl-Druck Haidarabad
gaipdvaccheif^ittam zu lesen.
*) Die Übersetzung in K. ist entsprechend zu ändern.
Indo-arl8ohe PhUoloffle IIL 7 Sohabrlng 11
162 III. Religion, wei/tuche Wissenschaften und Kunst. 7. Jaikas
im Wortlaut der Lehre. Wo man zwischen Text (sutta) und tieferem Sinn
(atiha) unterscheidet, ist die Belehrung über diesen Sache des äyortys,
über jenen die des uvaQJh&ya, vgl. Sthan. 140a. Zwischen beiden steht der
äyariya-uvajjhäya (auch äyarißvajjhäya). Die Komm. — sie könnten sidi
auf Vay. 4, II f. berufen — verstehen hierunter meist (vgl. Sthan. 329b;
Vy. 232a) zwei Personen, und für die wenigen Fälle, wo das Wort im Plur.
steht, trifft dies vielleicht zu, z. B. Vav. 1, 34. Aber kein Zweifel ist möglich
dank der Angabe (Vav. 7,16f.; 3, 3 — 8), daß zum uvajjhäya bei sonstiger
Eignung 3 Jahre Mönchsalter und daher auf Grund des Studienplans Vav.
10, 20ff . (§ 39) mindestens die Kenntnis des Äy&rapakappa befähigen, zum
äy.-uv. 5 Jahre und der imyakkharidha Dasa-Kappa-Vavahara, zum äyariya
8 Jahre und fhä^-Samaväya^). Vielfach wird im K. und Vav. der d^.-«r.
(Thäci. 444a der äy. und der uv.) in Verbindung mit dem gav^dcaocheiya
genannt, dem er im Bange vorausgeht, da ihm 5 oder 7, jenem nur 2 Frei-
heiten (aisesa) zustehen (Vav. 6, 2f.; Pi&9. 320a. 403b). Den Nachfolger
im Amt schlägt er selbst zur Beförderung (samukhasa^) vor (Vav. 4, 13L) :
die Ernennung heißt av-urmä CThä^. 130a). Der Mönch seinerseits') kann
den äy,-uv. nur mit Zustimmung seiner Vorgesetzten und unter Angal>e des
Grundes wechseln (K. 4, 21 — ^23). Die Befähigung zum Lehramt (äyariyaUSe
usw. uddisiUae) wird durch Straffälligkeit natürlich hinausgeschoben,
unterbrochen oder aufgehoben (Vav. 3, 0. 13 — ^20 ; 4, 17 ; 5, 15f .)*), außer bei
besonders gutem Ruf des hda^), dem der Betreffende angehört, kula aber
ist die um eine Lehrpersönlichkeit und ihre Nachfolger gesammelte Schule;
zwei solche, die miteinander verwandt sind, bilden einen gaxta (Komm, zo
Ther. 5). Von den Pflichten des "pavaUi hören wir in den Texten nichts
näheres, dieser „Förderer'' beschäftigt sich nach Äcär. II 79, I jedenfalk
mit der Praxis und nicht mit dem Unterricht. Sein weibliches G^enstöck,
die pavaUini, nimmt K. 1, 41f. (und 3, 13f.) die Stelle des äyariyay Vav.
5, If. 5f. 13f. (im Vergleich mit 4, If. 5f. 13f.) die des äy.-uvajjhäya ein.
Zum Rang eines uvajjhäya kann eine Nonne nach 30 Jahren, zu dem eines
äy.'Uv. sogar erst nach 60 Jahren kommen (Vav. 7, 15f.). Viy. 375a steht
die jMvaUii3L% parallel mit dem thera, thera (Thä^. 516a) oder theri ist nicht
nur, wie schon erwähnt, ein Mönch oder eine Nonne mit 2()jähr]ger Dienst-
zeit, sondern auch (Vav. 10, 14) jeder sechzigjährige Gläubige (jäi4k.)
und wer ^fhä^ und Samaväya kennt (snya-th.). Die Vav. 5, 17f . 8, 5 aus-
gesprochenen Erleichterungen gelten zweifellos alten Leuten. Nach dem
Ausdruck thera thera-bhümi-paüa (Vav. 5, 17f. 8, 5) scheint es, daß die
Eigenschaft als thera ausdrücklich anerkannt werden muß.
§ 142. Kraft des fünften Gelübdes (§ 171) ist der Mönch besitzlos. Die
Gegenstände, deren er bedarf, gelten nicht als parigffoha; er benutact sie
und hat sie für sich aus Gründen der Frömmigkeit und der Anständigkeit
(Dasav. 6, 20f .). Er erhält sie als milde Gabe, darf sich aber nicht über ^ joy.
weit danach umtun (Äyär. II 96, 10 ; 102, 5) noch sie anders als bei TageeheUe
^) Nach Vav. 3, 7 berechtigen die 8 Jahre usw. zum äyariycUta jQva (Aus-
führung im Sthänakväsi-Druck:) pavaUüta theraUa ga'^iUa) ffai^^vacdheiyaUa.
Das entspricht nicht dem Rangverhältnis, und die Worte jäva ganfj^, bezw. ihre
Ausführung haben sich wohl nur eingeschlichen nach dem Muster anderer
Stellen. So auch im Komm, zu Uvav. 31 (oben § 140).
') Auf den gaij4v, und gar den äy.-uv, (4, 22 f.) will das nicht recht passen.
^) Vorspiegelung der Würde als äyariya s. Nis. 17, 132.
«) In der mit Vav. 3, 9 parallelen Stelle Pajj. 19 hat kuia die Bed. „An-
wesen**.
VI. Weltflucht (§ 136—166) 163
ii
entgegennehmen (K. 1, 45f.). Selbstverständlich ist ihm verboten, sie zu
kaufen, zu borgen, einzutauschen oder gar wegzunehmen (vgl. Nis. 14, 1 — 4;
18, 21—24; 16, 25—29). Die Ausrüstung (bhat^aga Äyär. II 54, 18. 21)
umfaßt bei den Novizen^) zu Beginn drei (bei einer Frau vier) heile Kleider^),
einen Feger, einen Ahnosentopf und eine Bürste (rayahararfa-pa4iggaha'
gocchaga K. 3, 15f .). Nach der Zulassung hat man so wenig und so schlecht
erhaltene Kleider (ahä-pariggahiifa), wie es eben trifft. Die gewöhnliche
Formel vaUha, päya, kambala, päyti-putiu^tia (z. B. K. 1, 39 — 41; Äyär.
s I 32, 26f . ; Dasav. 6, 20) enthält statt der Bürste ein Tuch. Beide Reihen
^ sollen nicht erschöpfend sein, da auch andere Gegenstände (s. u.) genannt
' werden. Ohanijj. 668ff. (vgl. u. a. auch Äcär. I 366, 1) kommt unter An-
rechnung des Zubehörs des Almosentopfes auf 12 oder 14, für die Nonne
i auf 25 Teile. Die erstere Differenz beruht auf der Unterscheidung von
jiiyAka/p^ya und iherdkappiya. Dies sind zwei von den 6 Ständen (happa-
tihii, K. 6, 14 = Thäi^. 167 b. 371 b ; § 136), in denen sich ein Mönch befindet,
r Während der thera-happa die hergebrachte Zugehörigkeit zum Gaccha be-
e zeichnet, steht der Mönch des Jf^ia-ib. freiwillig außerhalb seiner und lebt
unter Beobachtung bestimmter Regeln (vgl. Sthän. 169a) für sich. Zu-
grunde liegt dem gewiß der Gedanke einer Nachahmung des Jina, die aber
in der Zeit unserer Quellen schon unvollkommen ist, weil nach ihnen auch
der jinakappiya Kleider hat (s. u.).
§ 143. IMe Kleidung (vaäha, cda, civara, Ohanijj. 669 usw.: pacchäga)
kann aus Wolle, Leinen, Hanf, Baumwolle oder t%ri(a (Symplocos racemosa)-
Rinde hergestellt sein (K. 2, 29; Thäi^. 138a. 338a). Äyär. II 96, 2;
97, 15 fehlt die fünfte Gattung und ist die vierte in khcmiya (angeblich
karpäsika) und ttUa-kada (arhcUnrädi'ni^panna) geteilt*). Von der Farbe,
die später von kirchengeschichtlicher Bedeutung wird (§ 26. 36) ist nicht die
Rede. Auch Felle (camma), sind unter bestimmten Bedingungen zulässig
(K. 3, 3—6; Nis. 2, 22; 12, 5 (widerspricht K. 3, 4); Vav. 8, 6; Äyär. n
106, 8 (vgl. 77, 32). In diesem Zusanmienhang werden camma-lpatilccheyc^
Xioga und c-hosa^a genannt, nach den Komm. Riemen oder Nadel bezw.
Schuhe oder Beutel. Die Spuren der Benutzung, Risse, Flicken (pculifflv^iyä ?
Niy. 1, 47 f.) und Flecken, bei Fellen Haarlosigkeit, dürfen nicht beseitigt
werden (K. 3, 7—10; Nis. 2, 23f.; Äyär. I 29, 19; 35, 26 usw.; 11 96, 16).
Weitere Einzelheiten über den Erhalt und die Behandlung s. Äyär. IE 5;
Nis. 18. Zum Schutz dient die cela'CÜiminiyä oder -liffi K. 1, 18), während
die cilimüi ein Vorhang für das Quartier der Nonnen ist (K. 1,14).
Dem Mönch, und zwar auch dem jinake^ppiya (Ohanijj. 669), sind drei
Kleider erlaubt (K. 3, 15, der sog. hüpa4raya\ Äyär. I 35, 26), davon sind
zwei aus Leinen und eins aus Wolle (Sthän. 393b; Äcär. I 365, 11). Ein
junger und kräftiger Mönch begnügt sich mit einem einzigen (Äyär. 11
96, 4), ein älterer kann sich auf zwei beschränken, in jedem Falle aber muß
er bei der gewählten Anzahl bleiben (ebd. I, 36, 15; 37, 4). In der warmen
Zeit legt er die verbrauchten Kleider ab und geht je nach dem als saräar*-
vMara, als oma-ceHya oder nur mit dem 8ä4a, einem Hüfttuch (ebd. I 36, 1
usw.). Zur unumgänglichen Kleidung des O^erakappiya-MöncheB gehört end-
^) Das ist der tap-padhamayäe sampawayamäifa K. 3. 15.
^) So bequemlichkeitshalber für vattha, das ja keine geschneiderten Kleider,
sondern umgelegte Stoffe bezeichnet.
^) Wiederum steht khomiya (96, 25) unter den verbotenen, weil zu feinen
Stoffen.
11*
164 m. Religion, weltliche Wissen schatten xtnd Kunst. 7. Jainas
lieh auch der cola-paäa (Viy. 374b; Ohanijj. 721f.) der die Geschlechtatdk
bedeckt. — Die Nonne hat die 8avpgh34ty und zwar hat sie deren vier
(K. 3, 16), die sie je nach dem Anlaß trägt (Äcar. 11 176, 5, vgl. SBE 22,
157<), in verschiedener Breite (Äyär. 11 96, 6; Piä^. 186b). Wohlverwahrt
wird die Nonne durch 11 Kleidungsstücke, die Ohanijj. 676f. (vgl. Sädh.
23 — 36), aufzählt; in älteren Texten hören wir nur von einzehien unter
ihnen. Jenes sind 1. die kahnförmige Binde oggaha^)-i3MnUiga und 2. der sie
bedeckende oggahava-paffoffa (auch K. 3, llf.), 3. die beiden ocUKo'om^,
Hüfttücher, 4. die calar^iyä, ein ungenähtes Tuch, das bis zum Knie reicht,
5. die abbhiniarä und 6. die bähirä nit^aifisaniyä, die eine bis zur Mitte dar
Schenkel reichend, die andere um die Lenden gehend und zum Zubinden,
7. der ungenähte hancuya zur Bedeckung der Brust, 8. die oixuxhiyä, Brost
und Rücken auf der rechten Seite bedeckend und auf der linken durch einen
Ejiopf festgehalten, 9. die vekacchiyä, die über den beiden vorangehenden
liegt, 10. die erwähnten 4 9av[ighä4t von 2 bis 4 Aosfai Länge, 11. die lAat^-
dhaharani, ein mittels der khtyj<iharaxi% festgehaltenes Schultertuch. —
TOn wollenes Tuch, das beide Geschlechter tragen dürfen, ist der bambala
(Dasav. 6,20; 8,17).
§ 144. Der Almosentopf heißt padiggaha(ga)*) oder päifa, Bezeichnungen,
die einander ausschließen*). Im jitjUJt-hajypa gilt nur einer (Ohanijj. 679)
desgleichen für einen jungen und kräftigen Mönch (Äyär. 11 102, 3). Wo
(im ihera-k.) zwei da sind, heißt der andere mattagay und Äcär. 11 192 ze^,
daß beide, wie es auch heute ist, übereinander gesetzt (im mnfighäiaka)
getragen werden, wobei der eine für feste, der andere für flüssige Gaboi
dient. Ein auf verschiedene Weise Hilfloser kann nach Nis. 14, 6 einen
Almosentopf mehr haben. Das Material ist die Flaschengurke (K. 5, 41 L),
Holz oder Ton (Äyär. II 102, 2; Thäi^. 138 a; Nis. zuerst 1, 39). Zubehörteile
sind (Ohanijj. 668. 676. 693ff.): bandha die Tragschnur, thavavta der Fuß
(oder Untersatz ?), kesariyä das Wischtuch*), unter Umständen (K. 5, 43f.)
mit Stiel, pa^aläitfi je nach der Jahreszeit 3, 5 oder 7 Leintücher, die Topf
und Schlüter bedecken, rat^-Udva der Deckel, gocchaga die schon erwähnte
Bürste (die nach Utt. 26, 23 auch zum Reinigen der lüeider dient). Nis.
1,41 f. nennt die tui!j4iyä des Almosentopfes. Die Maße der genannten Di^ge
und der folgenden anzugeben würde zu weit führen.
Ein anderes mattaga als das genannte dient in drei Exemplaren während
der Regenzeit, wo man nicht ausgeht, Mönchen und Nonnen für die Ex-
kremente und als Spucknapf (K. 1, 16f.). Es wird dasselbe sein wie der
Ohanijj. 675 ihnen zugesprochene kama^haga, Ohanijj. 713f. endlich nennt
ein nuUtaya zum Holen oder Wegbringen von diesem und jenem. Ein jifui-
kappiya benutzt es nicht.
§ 145. Der Feger, unterschiedslos ray(iharai?a oder päyapuitiiuJiaraf)
genannt, dient zum Reinigen jeder Stelle, an der etwas hingel^rt werden
oder wo man hintreten will, von lebenden Wesen. Nach Ohanijj. 710 ist er
^) Vereinfacht aus oggahaij/a. jymitaga auch in eikkaga-fi, Nis. 1, 13.
') Skt. oft patad-grcXa, aber Pkt. niemals padaggaha.
«) Vgl. Äyär. II, 102, 1—103, 22 und 103, 23 ff. (26 ^hagarn Mss.) sowie Nis. 14
und Varianten.
*) Erklärt durch päiraka-iwukhav(ietrih&,
^) Das Wort scheint mit madhyama-lopa gebildet zu sein, man denkt etwa an
pöda-^yä8a-j)roncha.na. Daß Paiihäv. 123a die Worte nebeneinander im gleichen
Komp. gebraucht, beweist bei dem Charakter dieses Textes nichts. — Zum
rajoharafjM vgl. Zachabias WZKM 16, 36ff.
VI. Wextfltjcht (§ 136—165) 165
ein besonders charakteristisches Stück der Ausrüstung. Er ist (K. 2, 30
= fh&D,, 338 b) in seinen Fransen aus Schaf- oder Kamelwolle, Hanf,
Balbaja-Gras (Eleusine indica) oder Bohr verfertigt, der Stiel aus Holz;
dieser soll aber bezogen sein (Nis. 2, 1 — 8, verallgemeinert gegenüber
K. 5, 46t.). Den Bezug bilden zwei Zeugstreifen namens nisejjä (Sthän.
393b). Nach Ohanijj. 26 benutzt man während der Regenzeit statt des
rayaharana die päya-leharj^iyä aus verschiedenen Hölzern (Sthan. 356a).
Bezeichnend wie der Feger ist auch das Mundtuch muha-jxMiyä (-patti,
'paUiyä), m.'tfarUaga; muhha-vastrihä. Sein Zweck ist nach Ohanijj. 712
erstens (und in Übereinstimmung mit der zugrunde liegenden Wz. pü), In-
sekten und Staub, der ja beseelt ist, vom Gesicht zu wischen — dies nach
Dropas Komm, die alte Lehre — , sodann, im Hause beim Beinigen zu ver-
hindern, daß dergleichen Wesen in Mund und Nase gelangen. Für die Ab-
hängigkeit der Jainas von ihren brahmanischen Vorbildern istes bezeichnend,
daß das Gesichtstuch, das jene nicht kannten, in den § 142 erwähnten Reihen
nicht enthalten ist und auch sonst nicht oft vorkommt (Viy. 139a = Uväs.
77 ; Vivägas. 38a; Pa^häv. 123a; Utt. 26, 23; Nis. 4, 24). Jedenfalls ist nicht
davon die Rede, daß man es im Gespräch mit Vorgesetzten brauchen müsse,
wie es die Sthänakväsl heute tun, und, da Kultusgebräuche nicht behandelt
werden, auch nicht von seiner Anwendung gegenüber der heiligen Figur.
Von den nicht unumgänglichen Gegenständen, dem uvaggaha gegenüber
dem öha (Ohanijj. 671. 23ff.), sind schon genannt camma, c-kosaga, c-
ccheyai?a und cüimili. Von den 4 erlaubten fätara-paUa sind zwei die bereits
erwähnten nisejjä am Feger, die anderen beiden dienen als Decken beim
JjBLgeT.fsaifUhära, § 147). Ein anderes paffa wird als yogapaffaha erklärt, was
auf den Gebrauch beider Versenkung oder bei asketischen Stellungen weist.
Länger verweilt die angegebene Stelle bei dafyjlaga und vidafi^og^y den
Wanderstäben für die trockenen Jahreszeiten und die Regenzeit, und
lafßi (Äyär. I 43, 4), UUfhiyä (Äyär. II 77, 31 ; Vav. 8, 5) und vOatthi, die
verschiedene Verwendung haben und u. a. zur Verteidigung dienen.
§ 146. Mit diesen Dingen ausgestattet, wo nicht beladen, sind die Mönche
und Nonnen am Leben der Gemeinde teilzunehmen fähig. Den Takt des
Lebens bestimmen die Jahreszeiten. Der regenlosen Zeit (tb^ubaddha-häJa)
von je 4 Monaten Winter und Sommer (hemanta-gimhäo) steht die Regen-
zeit (väsäväsä oder ''sa) gegenüber (vgl. Uvav. 29). Sie verpflichtet zum
Unterlassen des Wandems von Ort zu Ort (gämäv^ugäma/tß düijjai) und zum
Bleiben an festem Wohnsitz (K. 1, 36f.; Nis, 10, 40—43). Den Regehi,
die für diese 4 Monate seßhaften Lebens, die pajjosavaifä, gelten, ist der
Pajjosava^äkappa, bisher gewöhnlich Sämäyärl genannt, gewidmet. Sie
treten nach angeblichem Brauch Mahäviras und der Urgemeinde innerhalb
von 134 Monat nach dem Einsetzen des Regens in Kraft (Pajj. 1 — 8), weU
die hergerichteten Häuser dann schon verwohnt und mitgenommen sind.
Mit dieser Lizenz zu verspäteter Einhaltung der Regenzeit steht die Vor-
schrift 'fhenj^. 308 b ; Nis. 10, 40f . in Widerspruch, daß das Wandern jxujlhama'
päusafßsi nicht oder nur in Ausnahmefällen — Gefahr, Hungersnot und
andere Bedrängnis äußerlicher Art — geschehen darf. Unter jenem Wort
wird der erste Monat der aus Ä^acjha und iSräva^a bestehenden prävfr§ ver-
standen. Sie wiederum ist die erste Hälfte der Regenzeit schlechthin. In
ihr ist, ebenfalls nach f^ä^. 308b, das Wandern nur auf Grund innerlicher
geistlicher Not — Ausfall der Belehrung u. a. — erlaubt. Ausgänge dürfen
eine bestimmte Entfernung nicht überschreiten (Pajj. 62). Ihr Ende erreicht
166 m. Reijoion, WEiiTUCHE Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
die Beschrftfikiing 5 oder 10 Tage nach dem Aufhören des Regens (Äyir.
n 82, 20. 25; Nis,2,50)^). Das eingezogene Leben ist notwendig infolge der
ungeheuren Fülle des in der Natur erwachten Lebens, dessen Schädigung
vermieden werden muß (Äyär. II 82, 1). Aber zu jeder Zeit ist aus dem
gleichen Grunde größte Vorsicht beim Gehen Pflicht, sie nimmt unter den
fünf Behutsamkeiten (mmü, § 173) die erste Stelle ein. Die Dichtung weit
den aufmerksam Wandernden vielfältig zu charakterisieren (Äyär. 1 24, 9fi.);
man darf nicht laufen (Dasä 1, 1), nicht Nachts oder in der Dämmenmg
unterwegs sein (K. 1, 47). Sehr genaue Vorschriften enthält Äyär. n 3.
Erwähnt sei nur das Verhalten auf dem Wasser (dies auch Nis. 18), wded
sich das Rasten am Ufer (K. 1, 10) und das Überschreiten bestimmter großer
Flüsse stellt (K, 4, 27; Nis. 12, 42; Thä^. 308b). Unsichere und pcUÜBcb
unruhige Gegenden muß man meiden. Hierzu gehört außer anderen Vor-
schriften wohl auch, daß man sich nicht zu oft in zehn mit Namen genannteD
Residenzstädten sehen lassen soll (Nis. 9, 19). Die Mönche und NooDen
führen also ein Wanderleben, dauernde Niederlassungen sind unb^annt
Der Aufenthalt in geschlossenen Ortschaften beträgt für Nonnen Ungstrasl,
für Mönche längstens 2 Monate (K. 1, 6 — ^9). Meist wird er viel kürzer ge-
wesen sein, vgl. die Angabe gäme ega-räiyä, nagare panca-räiyä vihanuH
Uvav. 29. Belebte Punkte wie eine Hauptstraße, ein Platz oder ein Basir
und allgemein zugängliche Stätten wie u. a. ein Gästehaus, das Wurzel-
werk von Bambus oder Baum (vgl. fhä^. 157 a) können nur von Mönchen
als Quartier gewählt werden (K. 1, 12f. 2, 11). Daß ein Haus nicht beide
Geschlechter beherbergen darf (K. 1, 27 — 30; Ausnahmen "Piä^. 314a),
liegt auf der Hand. Weitere Bestimmungen finden sich Äyär. 11 2 ; K. 1, 14£
31—34).
§ 147. Mit einer bestimmten Formel, wie es scheint (Äyär. H 78, 8^:
106, 15 ; 108, 6), führt der Mönch sich als Gast ein und bittet den Besitzer
(sägäriya, gelegentlich säriya) um Aufnahme. Dieses Gesuch gilt den
og^xha des Hausherrn, d. h. dem Raumstück, über das dieser verfogf).
Hiemach heißt so das von ihm gewährte Benutzungsrecht, das auch zeitlich
begrenzt ist, und zwar bezeichnet der Ausdruck ahä-landaifi die kleinste in
Betracht kommende Spanne. Mehrere Sonderfälle behandeln K. 1, 39-42;
3, 28—53. 35; Vav. 4, 20ff.; 7, 20. 23; 9, 43; die Grundregel und einewtf-
gedehnte Kasuistik enthält Äyär. II 7. Hier zeigt sich, daß auch für Glegen-
stände, die vorübergehend benutzt werden sollen, der oggaha zu erbitten ist
Die Unterkunft (uvaasaya, Äyär. I 34, 1 1 : ävasaha) dient nicht nur der Buhe
(sejjä), sondern auch asketischen Übungen (fhäfia) und dem geistlichen
Nachdenken oder dem Studium (nisihiyä). Die Ausführungen in Äyär. 112
beziehen sich daher auf alle drei Fälle ; über den ersten und dritten vglaoeh
Äyär. II 8 und 9. Das Quartier darf aus mannigfachen Gründen nicht vom
Herberger (sägäriya, aejjäyara), seiner Familie und seinem Gesinde bewohnt
sein oder von seinen Haustieren aufgesucht werden, aber auch nicht, öbb
mit wenigstens für Nonnen, außerhalb seines Bereiches liegen (K. 1, 226- .
Äyär. II 72ff .). Es dürfen sich keine Malereien darin befinden (E. 1, 20f.)i
^) Das Ende der Regenzeit wurde nach späteren Quellen Bhädrapada^*^
gefeiert, und die Überlieferung zum Jinacariya (Jacobi, Kjalpasütrs S. H^-'
verzeichnet es als wichtiges Ereignis, daß Kälaka (§ 24) dies Fest um einen Tag
vorverlegte. Vgl. noch § 213.
*) Lies kämam.
3) Vgl. den ogg, von hinunlischen und irdischen Fürsten und BesitsaiB
Viy. 700a.
VI. Weltflucht (§ 136—166) 167
fleine Höhe muß ausreichend aein, so daß man aufrecht oder etwas gebückt
darin stehen kann (K. 4, 28 — 31). Vorräte an Korn, Fleisch u. a., die dort
aufbewahrt werden, müssen unter Verschluß liegen; Quartiere, wo Krüge
mit bestimmten Getränken stehen oder wo in der Nacht Feuer oder licht
brennt, sind nur im Notfall erlaubt (K. 2, 1 — 10). Ob während der Regenzeit
außer der ständigen Unterkunft noch zwei zur Aushilfe gestattet waren
(vgl. Pajj. 60), ist zweifelhaft.
Als Schlafstätte (sejjä) dient eine Aufschüttung (soffUhära, °raga) von
trockenem Gras oder Heu (Äyär. 11 53, 1 ; cUMha-s. Viy. 126 b)^). Zur Be-
deckung dienen die oben erwähnten tUtara-paffa*). Ebenso wie einige andere
Gegenstände (Nis. 1, 31 — 34; 5, 15 — ^23) wird diese „Schlafstreu" (sejjä-s,,
wie es gewöhnlich heißt) entweder dem Mönch zur Mitnahme geliehen
(pd4Hiäriya, auch pa^i"") oder sie bleibt im Bereich des Herbergers (aägä-
riya-sarUiya), K. 3, 25—28; Nis. 2, 53-^8; Vav. 8, 7—10. Der erstere Fall
ist es wohl, in dem der 8. unter die zusätzliche Ausstattung (§ 145) gerechnet
wird. Er darf nicht zurückgestellt werden, ohne daß er frisch umgeschüttet
wurde (amga/ranatß haffu K. 3, 26). Wie er transportiert wird, erfahren wir
nicht. Aber aus Vav. 8, 2 — 4 ergibt sich, daß er leicht genug sein kann, um
mit einer Hand 5 Tage lang getragen zu werden, und während derBegenzeit
wenigstens 1 Tag lang. Dieser Unterschied im Gewicht beruht wohl darauf,
daß alsdann statt des sejjä-s. eine Bank (pl4ha) oder ein Brett (phalaqa)
als Lagerstatt benutzt wird. Dem entsprechend spricht Pajj. 53 nicht vom
sejjä-s,, sondern vom 8^jäaar%%ya^). Ungenau wird lliäi^. 157a auch eine
Stein- oder Holzplatte sarriihäraga genannt, wenn sie aus Gründen der
Askese die Schlafstreu vertritt.
§ 148. Utt. 26 enthält eine Schilderung des mönchischen Tageslaufes.
Durch sie werden wir uns im Verlauf letzten Endes leiten lassen. Der Tag
und die Nacht haben je 4 gleiche Teile (poriai, poniH^)), deren Länge gemäß
der Tagesdauer wechselt, sie hat daher 2, 3 oder 4 pai^. An Basttagen und
in der Nacht gehören die erste und vierte poriH dem Studium der heiligen
Texte, die zweite der Versenkung. Die dritte ist am Tage dem Almosengang,
in der Nacht dem Schlaf vorbehalten. Gewandert wird in der ersten und
zweiten por. des Tages. Li diesen Gnmdplan ordnen sich Pflichten ver-
schiedener Art ein. Von dem Bekenntnis etwaiger Übertretungen während
der Nacht wird § 159 die Rede sein. Abgesehen hiervon liegt am Beginn des
Tages und in den Frühstunden, vgl Utt. 26, 22ff., eine Prüfung der Gerät-
schaften und des eigenen Körpers, d. h. es wird genau nachgesehen (pa-
dilehai), ob sich etwas Lebendiges (im weitesten Sinne, also auch Staub)
darauf oder daran befindet, und das Gefundene wird beseitigt (pamajjai).
Dieser Untersuchung wird auch ein Ort unterzogen, wo man etwas ablegt,
vgl. K. 4, 11 — 13; 5, 11 f. Sie ist bei den Gegenständen natürlich nicht auf
jene Stunden beschränkt, sondern geschieht auch zu anderer Zeit, zumal
vor dem Gebrauch (vgl. Uväs. 77 ; Viy. 139 a). Während hier peinlich genau
zu verfahren ist, fällt dafür die Körperpflege aus. Man kann die Anweisungen
für den Entleerungsakt Äyär. 11 10 nicht hierher rechnen, weil sie sich nicht auf
^) Hier und in den Painna hat das Wort auch die besondere Bedeutung
„Sterbelager"*.
*) Hiemach wohl geben die Komm, als Erklärung hambaVädi (u. a. in Utt.
17, 7).
') Lies in 63 mit AB aejjAaaniyä'iifam,
*) Vgl. Jacobi ZDMG 74, 266 usw.'
168 m. Rbuqiom, wh-tliche Wissrnschaitten ttnd Kukst. 7. Jainis
die Reinlichkeit des Verrichtendeit beziehen, sondern des Platzes. Nii. 3.4.
6. 11. 15. 17 zufolge darf derlfönch seine Glieder nicht salben oder mschei^l,
wunde Stellen oder Hautfchler nicht behandeln, aich nicht von Ungetieftr
befreien, sich nicht die Xägel oder Härchen schneiden oder die Zähne putia.
Er darf sich diese Wohltaten auch nicht von einem Genossen oder gar eiDoii
Andersgläubigen oder Weltlichen erweisen lassen, so wenig wie ihm eeÜMt
erlaubt ist, sie jenem zu leisten. So kann denn dieNähe eines MöncheB, m
Äyär. II 74, 13 andeutet, kaum erträglich sein*). Eigentümlicher Wm
denkt Äjrär. II 13. 14 milder in diesem Punkt und erlaubt die Erwagong
solcher Liebesdienste durch einen Anderen (para) oder durch zwdMäKlw
gegenseitig. Xur darf von dem Objekt der Handlung weder eine Auffordermf
dazu noch eine Abwehr ausgehen — was bei gegenseitiger Bediennng dodi
schwer vorstellbar ist. K. ö, fiOf . fehlen auch diese Bedingungen, luid dit
Einschränkung liegt auf anderem Gebiet.
Am Anfang des Tageslaufs steht femer die Meldung beim Voifesetcko,
der unter Umständen Aufträge gibt. Denn ihm und jedem ÜbergeoniixtcB
schlechthin (Üiera) muß der Mönch Dienste leisten (vgl. K. 3, 21), and
wären es nur Hilfen beim Aufstehen oder Platznehmen, Reinigen cb
Sachen, Entfernen von Unrat (vgl. K. 4, 26). Das gilt auch gegenüträr d«
Kranken^j^äa^^, vgl. Nis. 10, 38f.) oder einem von Askese Ifitgenonmteoa
(tovaati) . Anderseits hat auch der Meister und Lehrer VerpfUchtungen gegn
den Schüler (aeha). So sind die Glieder der Gemeinde durch rhenatl^stmi'
gen (veyävacca, veyäva4iyä, kiikamma) miteinander verbunden. Du
drücken neben den eben angedeuteten persönlichen Arten des vejr. auchäe
unpersönlichen des jbuZa-, ga^- und amjigha-vey. aus. Alle 10 finden sA
TJvav. 30 ni; Vav. 10, 34; TW- ^'Sb.
§ 149. Die Umgangsformen, die wir hier anschließen können, sind id
den Ton der guten Sitte, Friedfertigkeit und Rücksicht gestinunt. Sehen
eine geringe Rauheit ist strafbar (Nis. 2, 18; 13, 13—16; 15, 1-^)- Auf-
wallungen werden agamähi, Achtungsverletzungen (MIyattA genuint; nu
unterscheidet von ersteren 20, von letzteren 33 (Dasä 1 und 3). Zuröck-
haltendes und unauffälliges Benehmen werden zur Pflicht gemacht: Sin^
Tanzen, Musizieren, Nachahmen von Tierstimmen, Gelächter und Vn-
änderung des Äußeren unterliegen der Bestrafung (Nis. 4, 27; 11, 64—70;
17, 134—138). Auf ganz anderer Grundlage ruht natürlich die Zorict-
haltung gegenüber Andersgläubigen und Weltlichen (annavttfuya n»'
garaühit/a). So wenig wie ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen ist, »Ut>
ihnen Dienste erwiesen oder anderer freundlicher Beistand geleistet werda
vgl. Nis. an vielen Stellen. Dies gilt auch für den Laien (§ 163).
Das Verhalten gegenüber dem Lehrer steht im Zeichen des vi^ofi-
Seme allgemeine Einteilung findet sich Uvav. 30 II; fhäi?. 407b, duul>
betrifft der mnaya Abstraktes sowohl wie Konkretes in weitem Unifu^'
als Achtung, Ehrfurcht, Respekt erscheint er mit positivem, ab Zurfia-
haltung und Ablehnung von unguten weltlichen Dingen (ajjatatUi'') ^
negativem Vorzeichen. Wie er sich insbesondere vor dem Lehrer »lU
Akister zu zeigen hat, stellt Dasav. 9 anschaulich dar. Die iuBeie Etr-
ist das vatidaifa, das auch unter den notwendigen Fonwi»
e Nonne Bhüyä Pupphacül. 77 a.
poaante Schmutz eines OcOrya trug ihm und soiner Sekte dm ^^"^
tlaladhärin ein (Hebtel, Pfila und Gop&la B. ISO).
VI. Weltflucht (§ 136—166) 169
(ävaswya, § 151) seinen Platz gefunden hat^). Es besteht in zwei Vemei-
gungen, die ein bestimmter Wortlaut und bestimmte Bewegungen begleiten,
und ist mit der normalen Möncbsausrüstung zu vollziehen. Dies ist einigen
Handlungen obligatorisch und geschieht vor allem bei der Beichte und beim
Unterricht, und zwar viermal bezw. dreimal, kann aber auch bei anderen
Gelegenheiten stattfinden. Ausführlich berichtet hierüber Lbumank
Übersicht S. 11 ff. unter dem Namen des gleichbedeutenden kiihamma nach
Av. 12, vgl. auch Samav. 21b.
§ 150. Für den Unterricht (sajjhäya) sind, wie wir schon sahen, nach
Utt. 26, 12 die erste und vierte 'poriH am Tage und in der Nacht bestimmt.
Eingehender und doch ungenau sind die Angaben Nis. 19, 8; ^fhä^.
213b. Sie verbieten ihn in der Morgen- und Abenddämmerung, zu Mittag*)
und zu Mittemacht, und T^ä^. erlaubt ihn am Vormittag und Nachmittag
(puwavAe und avaravhe), bei — das soll wohl heißen bis zum — Dunkel-
werden (paoae) und bei Hellwerden (paccüsejy d. h. wohl von diesem ab.
Ferien werden gebildet durch die Festtage (maha) zu Ehren des Indra und
Skanda, eines Yak^a oder Bhüta (Nis. 19, 11). Thä^. 213b gilt das "pä^ivaya
des Inda-maha als der Vollmondstag in Aävina; andere 'p04. sind die des
A9a4ha, Kärttika und Sugrißma (Gaitra) ; Nis. 19, 12 steht an der Stelle des
in 11 genannten Indja-maha das pcl4' des Bhädrapada. Die Stunden des
9ajjh, müssen genau innegehalten, eine nicht dafür bestimmte Zeit (cua^jkäi-
ya) darf nicht dazu benutzt werden (Vav. 7, 10 — 14; Nis. 19, 8. 13 — 16).
Nach ^ä^. 475b wird ein (Mojjhäiya auch herbeigeführt durch Phänomene
wie u. a. Donner und Blitz, Nordlicht (disi-däha)^ Staubfall (raya-uggfiaya),
Finsternisse und die wunderbare lichterscheinung jcAkh'älitia, aber auch
durch einen Sterbefall an hoher Stelle (pa4^i?a)y Krieg (räya-vuggahaj^
einen Toten im Hause oder Fleiachteile, Blut, Knochen und Exkremente,
die in der Nähe liegen, womit zu dem zeitlichen Gesichtspunkt der räumliche
kommt*). Der Ort heißt die niaihiya, ihre in Äyär. 11 2 dargelegten Er-
fordernisse (§ 147) decken sich mit denen der Unterkunft überhaupt. Man
begibt sich, wie Äyär. 11 112, 11 zeigt, zu mehreren dorthin, ohne einander
dabei zu nahe zu kommen. Aus der Handhabung des Unterrichts (sajjhäyao/ß
uddisittae, aamuddiaiUae) erfahren wir, daß der Schüler — gelegentlich
sisM, sisHvki genannt — das Textstück rezitiert (väyaxUi), Fragen darüber
stellt ('pa4ipuccha'nä) der Text wiederholt wird (pariyatfana), worauf das
Eindringen in seinen tieferen Sinn folgt (avLuppeha, vgl. Utt. 29, 22). Den
Beschluß macht spielhafte oder theoretische Betrachtung des Dharma, die
dhamma^Ieahä, vgl. Uvav. 30 IV; Thäi^. 349a (nicht Nis. 5, 5—11). Äyär. 11
55, 9 usw. steht hierfür dhammävuogO'CifUät eine Betrachtung des Dharma.
dhamma-kaha aber ist die Predigt des Lehrers. Wir sehen ^häi^. 210a, daß
sie als aJckhevanl die Lehre aus sich selbst entwickelt*), als vUckhevaifi sie
^) Im Mah&nis. (Vebf. S. 82 f.) ist von Mönchen die Rede, die infolge von
Vergehen eine Zeit lang unwürdig sind, einen Gruß zu empfangen (avandat
avandafyijja) . Dort handelt es sich augenscheinlich um die Begrüßung von
Mönchen untereinander.
') majjhaiüLhe mit Thän. Nis. hat atxuraisthe, augenscheinlich fehlerhaft, denn
dies ist in ThSn. eine erlaubte Zeit, puvvaffha und avarai^ha sollen der 1. bezw.
letzte prahara (= paya, § 148) des Tages sein.
*) Eine Spezicdbehandlung erfährt das asajjhäiya in Äv. 18.
*) ÄySra, Vavah&ra, Pannatti (d. i. Viy.) und Ditthiväya vertreten den
Kanon. Eine andere Auffassung sieht in den ersten drei Wörtern nicht Texte,
sondern Begriffe. Vgl. aber Dasav. 8, 49.
170 m. Reuqion, weltuche Wissenschaften und KuNarr. 7. Jadtas
fremden Lehren gegenüberstellt, als «omvegKitti Frömmigkeit fördert und ab
mtwe^tii Weltschmerz bewirkt. Kunstmittel der Predigt sind die Beispiel-
erzählungen oder näya. Ihre ^ä^. 253 b; Dasav.nijj. 53 — 88 dargestellte
Theorie hat Leümaiitk ZDMG 40, 602ff. behandelt. Geleitet wird die
väyatfä (wie man auch für das Ganze sagt) vom uoajjhäya^ doch spricht
Vav. 10, 12 vom vddesaijdyariya und vom väyan&yari^. Die Worte
hetthiUa und uvarima, in Verbindung mit Teilen der Texte gebraacht
(Nis. 19, 17 f.), zeigen vielleicht, daß eine Handschrift als Grundlage des
Unterrichts dient, auf deren Stellen mit „oben"' und „unten" verwiesen
würde. Bei der Bezitation muß Verständnis walten, Genauigkeit und richtige
Folge beobachtet werden; Unsicherheit beeinträchtigt die Eignung zum
Lehramt; der Lehrer muß im Aufrufen gerecht sein, der Schüler darf zdcht
eigenmächtig das Wort nehmen. Fragen sind ihm nur in beschränkter Anzahl
erlaubt (Vav. 5, 15 — 18; Nis. 10, 19 — ^24). Nicht zum Unterricht zugelassen
sind die Außenstehenden und diejenigen, die sich selbst isoliert haben
(§ 142; Nis. 19, 25 — ^28), femer ungesellige und unaufmerksame Mrache
(K. 4, 5 = Thä9. 165b — vgl. § 156 — , erweitert 246b). Wer ein Textstü^
kann, dem erteilt der Lehrer die Erlaubnis (anunnäy arfujäi^ei)^ es an andere
weiterzugeben.
§ 151. In jüngeren Texten findet man die Studien-2X>rm als suUa-porm
und aftha-p. unterschieden, je nach dem durch den uvajjhäya der Wort-
laut und durch den äyari^ die tiefere Bedeutung eines Textstackes be-
handelt wird. Im Mahänis. und außerhalb des Kanons lesen wir danach oft
vom giy'attha als von einem gründlich unterwiesenen Mönch. Was nun den
Gegenstand des Unterrichts betrifft, so ist die planmäßige (häliya) xind äk
außerplanmäßige (vkkdliya) Reihe von Texten schon § 40 erörtert wcHtleo.
Dies ist die Unterscheidung, die bei den nicht zu den Anga gehörigen
(avanga-pavitOia oder anga-bähira) Werken platzgreift; soweit sie keine
Ävassaya sind. Hierunter aber versteht man, wie schon der Name anze^
gewisse Formeln, deren Beherrschung unumgänglich „notwendig" ist, und
das vom Anfang des Mönchslebens an, denn der Stand als Novize ist durch
den Namen des ersten Ävassaya charakterisiert (§ 136). Dieses (1.) heißt
Sämäiya und ist ein öfters am Tage zu vergegenwärtigendes kurzes
Gelöbnis (§ 170), zeitlebens alles Tadelnswertes in Gedanken, Worten und
Werken und in eigenem, veranlaßtem und gebilligtem Tun zu meiden. Das
2. Av. heißt Cau visatthaya imd ist ein hymnisches Gebet an die 24 Heils-
künder in 7 Strophen. An 3. Stelle steht das Vanda^aga, die verehrungs-
volle Anrede an den Vorgesetzten unter Berührung seiner Füße mit den
Händen, anschließend eine Bitte um Nachsicht (khämemi) gegen die Ver-
stöße während des Tages oder der Nacht. Diese Formel enthält die § 136
erwähnten ävassiyä und nisihiyä, Worte mit denen der Mönch einen pflicht-
mäßigen Weggang und ein ebensolches Betreten dem Orte und den An-
wesenden gegenüber unauffällig kennzeichnet^). 4. Das Pa4ikkaniana
ist die Beichtformel. 5. Der Käussagga leitet die stille Andacht (§ 161)
ein und proklamiert ein bis auf die unwillkürlichen und geringfügigen
Bewegungen wie Atmen, Husten, körperliches Absondern regungsloses
Verharren für die Dauer eines Namaskära. Den Beschluß macht 6. das
Paccakkhäi^a, ein Ausdruck verschiedengearteten Verzichts auf Speise
^) Lbumakk, Übersicht S. 9bf. Hier wird auch die Ableitung von m-fid —
mit anormaler Aspiration — wahrscheinlich gemacht.
VI. Wbltflucht (§ 136—166) 171
^ und Trank^). Der Laie ist an den Ävassaya auch durch eigene Fassungen des
1. und 4. beteiligt (§ 164) ; hierauf mag sich das agära- und ar^agära-sämäiya
T^ä^. 64 b beziehen. So ungeheuer vielfältig wie die Behandlung der Äv.
in der späteren Literatur ist (wovon Lbümank, vgl. § 4, Zeugnis ab-
gelegt hat'), so spärlich ist ihre Erwähnung im Kanon. Ihr Wortlaut
liegt nicht anders als in die erklärenden Werke eingebettet vor; Utt. 20
Nr. 8 — 13 nennt nur die Namen und Viy. 466 b. 758 b nur die Gruppe
Ävassaya als Ganzes.
§ 152. An die Studierzeit schließt sich die § 180 zu behandelnde Ver-
^ Senkung (jh&fjia). Soweit durch beide die Nacht in Anspruch genommen
wird, liest man von der dhamnui'jägariya (K. 1, 19 v. 1.). Das Wachsein
(jägariycUta) ist, sagt Mahäiöra Viy. 557 b, gut für diejenigen, die den
i dhamma haben; die anderen pflegen besser das Schlafen (mttaüa), denn in
diesem Zustand — und auch in dem der Schwäche und Trägheit — tun sie
i nichts Schlechtes. Auch in das Leben des frommen Laien gehört das Wachen,
t wie die Episode mit Sankha (Viy. 552 b) zeigt. Sein Wachsein (su-
dakkhu'jägara) steht neben dem des Mönches (abtiddia-j.) und des Arhat
(bydäha-j.).
§ 153. In der dritten poriH des Tages findet der Ausgang statt, auf dem
I Speise imd Trank eingesammelt werden (bhikkhAyariy&). Er unterbleibt —
{ ebenso wie Ausgänge zu anderen Zwecken — , wenn starker Regenfall,
* Nebel oder Staubwind herrscht oder Insektenschwärme unterwegs sind
I (Äyär. II 54, 25) und ist auch sonst nicht obligatorisch, wenn bestimmte
Gründe vorliegen, ihn zu unterlassen (Utt. 26, 35). Für seinen Zweck steht
dem Mönch ein Bezirk (oggaha) mit einem Radius von 1 Vi joy. offen, der
aber in der Regenzeit durch einen größeren Fluß beschränkt wird (K. 3, 35 ;
Paj j . 9 — 13). Das Erhaltene muß innerhalb von ^ jo^. verzehrt sein (K. 4, 1 1 ;
I Viy. 291 b = Nis. 12, 30 ; vgl. Utt. 26, 36). Neu bezogene Ortschaften, zumal
solche, wo Metallbearbeitung stattfindet, sind zu meiden (Nis. 5, 34). Nur
achtbare Häuser im Gegensatz zu den (havaiyt-hda (Nis. 4, 22) dürfen be-
treten werden (Äyär. II 51, 26). Für die Reihenfolge des Aufsuchens gibt es
6 — 8 verschiedene Methoden, indem der Weg u. a. im Viereck, im Zickzack
oder in der Spirale gehend gewählt wird (Dasä 7, 1 4; Piä^. 365b; Utt. 30,
19. 26)*). Man kann aber auch Haus bei Haus gehen und dank solchem
gharchMmvdSLna (Viy. 139a) einen 8amuiHi)iya (oder säm,) pif34^väya er-
halten (Äyär. n 53, 26. 29 ; Uväs. 11% Bescheidenes Auftreten ist Pflicht ;
andere Empfänger haben den Vortritt (Äyär. 11 57, 25; 52, 10), in der
Praxis Mahä^iras sogar Tiere*) (Äyär. I 44, 8ff.). Ein Abgewiesener darf
nicht noch einmal kommen (Nis. 3, 13). Der Aufenthalt soll nur kurz sein,
nachlässige Haltung, Neugier, Aufsagen längerer Zitate sind nicht erlaubt
(K. 3, 22—24; Äyär. II 58, 28; 59, 1)*).
^) pacc. in ethischer Beziehung s. § 173.
») Vgl. auch seinen Vortrag X. OC II, 1, 126.
') Das nur Viy. 495 b vorkommende Wort t^i-paniha scheint ebenfalls den
Almosengang zu bezeichnen als einen Weg, der vorwärts und wieder zurück
geht wie der der Welle.
*) Zur Erläuterung s. Hoebnles Anm. 146. Aber seine Schreibung aa-
muddäi^iya ist nicht annehmbar.
^) Vgl. auch dea aä'mM-vaißmc^a Thän. 341b.
*) Die Bettler im Allgemeinen (hhikkhöga) werden, wie sie in allen Richtungen
ihren Weg machen, Thän. 341b den Fischen, und wie sie von verschiedener
ZudringUchkeit sind, ebd. 186b den Würmern (ghui^) vergUohen, welche die
äußere oder die innere Rinde, das Holz oder das Mark des Baumes verzehren.
172 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Viele weitere Einzelheiten, auf die hier nicht eingegangen werden kann,
sind in Äyär. II 1 und Daaav. 5 enthalten. Besonders in dem letzteren Ab-
schnitt erhält man auch Einblicke in die Schwachen der menflchlicheii
Natur^). Die Reinheit und daher Genießbarkeit der Gabe (phäsuya eMirdjja
pit!4^) hat in der Pii^i^nijjutti eine zusammenfassende Darstellung ge-
funden. Die Eigenschaften, die sie unannehmbar machen, — und das ist
sie auch im Zweifelsfalle (Äyär. II 54, 13) — werden dort als 15 oder 16
tiggama-dosa oder Versehen des Gebers, 16 uppät^isuit'd. oder unrechter
Erwerb durch den Empfänger, 10 gahaxjL^eaariü'd. und 4 oder 5 ghOsct- oder
paribhog'emia^'d. oder unreine Beschaffenheit und Verwendung bezeichnet').
Zu diesen Ausdrücken vgl. Piä^. 159a. 320a. 487a. Einige von den 46
(Pii^danijj. 659; Sthäi^. 159 b) erscheinen auf Grund der früheren Texte im
folgenden. Schon Viy. 291b führt aus, daß mit Gier eingenommene Speise
sairigätay mit Zorn eingenonmiene sadhümaj durch Zusatz verbesserte
aaipjoyavä'doaa'dtUfha heißt. Das sind drei der ghäs'eMvä-doaa.
§ 154. Die Person des Gebers — nach Dasav. 5, 1, 28 usw. zu schließ^i,
ist es gewöhnlich eine Frau — wird in erster Linie durch das Verbot des
sögäriya-'piv^^ betroffen. Wer einem Mönch beherbergt, darf ihn nicht auch
bewirten (Äyär. II 78, 12; Nis. 2, 46-48; Dasa 2, 11; Viy. 231a; Dasav.
3, 5). Wohl aber darf seine Gabe für einen Andern, der krank oder aus
anderem Grunde am Bettelgang verhindert ist, und auch für den Lehm'
(Viy. 374a) in Empfang genommen werden (dävei, K. 2, 19 — ^28; Vav.
9, 1—30. 36—39; Pajj. 14—16). Auf Schwache und Kranke wird nicht nur
in der Ernährung (K. 5, 49—52, T^ä^. 138a), sondern auch allgemdn
Rücksicht genommen (K. 3, 22; 5, 47 f.; Vav. 2, 6; Nis. 10, 36-^9; Äyir.
I 36, 22). Verboten ist femer jede Gabe, die von einem Fürsten oder sein«'
Umgebung ausgeht, der räya'jnn4a (Äyär. II 54, 33*) ; Nis.9, 1 — 6 ; 8, 13 — 15;
Viy. 231a, Dasav. 3, 2). Es soll, das zeigt Nis. 4, 1—6; 9, 7ff. ausführlich,
möglichst keine Beziehung zu den Machthabem platzgreifen, wie denn aach
nach Äyär. II 83, 16; K. 1, 38; Nis. 11. 71 kein Kommen und Gehen in an-
ixrchischen Ländern und Zeiten statthaft ist, damit alle Verwicklungen ver-
mieden werden^). Einige Ausnahmen bringt fhej^, 311b. Auch wer im Walde
lebt oder durch ihn wandert, darf zur Ernährung nicht beisteuern (Nis.
16, 12). Hierauf bezieht sich wohl das kantära-bhatia Viy. 231a; Uvav.
96 ni. Die Gabe darf vor allen Dingen nicht vorbereitet sein, sei es für
Almosenempfänger überhaupt (ähäkamma^)) sei es für den Erwarteten
persönlich (uddesif^), sie darf ebensowenig von anderswo herbeigeholt
(abhiha4a) oder gekauft (H^O'gatjla) oder von der eigenen Mahlzeit auf-
bewahrt sein {ceiya K. 2, 25—28; Dasä 2, 4; Nis. 10, 6; Äyär. I 36, 20;
1) Vgl. Vebf., Dajsav. S. VII.
») Vgl. Jacobi SBE 45, 131 ff. nach der DIpikä zu Utt. 24, 12.
3) Vgl. dag^en ebd. 51, 28.
*) Zum Ausdruck verajja-viruddJui-rajja usw. vgl. N. N. Law IHQ 1, 386 —
397. — Auch die Unterhaltungen über den öffentlichen Aufzug und cUe Macht-
mittel von Fürsten (räya-kahä, Thän. 210 a) gehören hierher, teilweise aber
auch zu den weltlichen Gesprächen (vikahä), wie sie über Frauen, über ESssen
und Trinken und über die Sitten anderer Länder stattfinden (Thän. 209b,
erweitert 403 b). Solche bringen den Mönch oder die Nonne nicht vorwärt»,
sondern nur zurück (Thän. 221a).
>) Nach Leumann ZDMG 37, 495 = *yäthakämya. Die Sanskritisierung ist
durchweg ädhäkarma. Über die Karman-Folge des Genusses von Oh, vgl. Viy.
101b = 314b.
VI. Weltflucht (§ 136—166) 173
II 50, 20; 64, 32; Dasav. 3, 2). Die Gefahr solcher Gaben liegt nahe, wenn
der Mönch Verwandte oder Bekannte aufsucht (uäya-vthiifi et, Vav. 6, 1 ;
Dasä 6 XI; Äyar. IE 55, 30; 65, 10) oder an einer allgemeinen Speisung
(8amkha4i) teilnimmt (Ayär. II 52, 19; Nis. 3, 14). Man darf auch nicht ein
Haus aufsuchen, wo stets etwas (nitiya pivdct) oder ein bestimmter Teil der
Mahlzeit zu haben ist (Äyär. II 61, 6; 56, 16; Nis. 2, 32—36). Die Substanz
der Gabe — es werden (vgl. 'Pxäj^, 219b) entsprechend den Bestandteilen
noch eines heutigen Hindu-Essens — Hauptspeise (asai^a), Flüssiges (plna),
Süßigkeiten (kkäima) und Gewürze (säima) unterschieden — muß
selbstverständlich von Leben frei sein^), es muß sie also ein Anderer vorher
des Lebens beraubt haben, vgl. Äyär. IE 49, 18; 50, 1; 63, 5; K. 1,2; Nis.
15, 5 — 8; 16, 5 — 8; Dasav. 5, 2, 14 — ^24. Diese Stellen sprechen nur von
Gewächsen und Früchten, es ist aber einleuchtend, daß Fleisch und Fisch
in lebendigem Zustand nicht erst verboten werden müssen. Daß diese ge-
gessen werden dürfen, ergibt sich aus Äyär. 11 67 f.; Dasav. 5, 1, 73. 84,
und es ist nur eine Umdeutung auf Grund der späteren vegetarischen
Praxis, daß die Ausdrücke bdhu'y-affhiya maifisa und bahu-hafiAaga maccha
oder animisa ein mit Kernen und Stacheln durchsetztes „Fleisch" von
Früchten bezeichnen sollen'). Kaltes Wasser, d. h. solches in natürlichem
Zustand, darf nicht getrunken oder anderswie benutzt werden, wie u. a. aus
Süy. I 2, 2, 18—20; 3, 3, 12; 3, 4, 1—4; 7, 12; Äyär. I 3, 20—23 hervorgeht.
Es muß abgekocht sein und heißt dann ttdaga-viya4(i (K., Nis., Äyär. II usw.).
Lebendiges darf der Speise auch nicht äußerlich anhaften, vgl. Äyär. 11
49, 1, und sie darf nicht auf natürlichem Grund stehen (Äyär. IE 61, 10. 28;
60, 5; Nis. 17, 126—129). Eine Bolle spielt auch die Frage, ob das Gefäß
oder die Hand des Gebers oder Empfängers von der Speise oder dem Getränk
feucht ist (savprscxtiha, Äyär. II 59, 5; Dasav. 5, 1, 31 — 36) oder nicht. Hieran
knüpft die Aufstellung von 7 Arten und Weisen, sich das Almosen geben zu
lassen, an (jnv4'^90^, "päv^'es. Äyär. II 69, 7; Thä^. 385 b).
§ 155. Das Ergebnis des Almosenganges ('pii)4oväya), das dem Guru
vorzuweisen ist (Äyär. IE 67, 4; Dasav. 5, 2, 31) muß einem Gesunden
genügen, nur wer sich schwach fühlt (tio awqäharai), darf den Gang wieder-
holen (K. 5, 54; Dasav. 5, 22) ; so eine Nonne, wenn sie nur sehr wenig, ein
jndäga-bJuxUa, wie es bildlich heißt, bekommen hatte. Als normales Quantum
gelten 32 Bissen (kavcda) von Eigröße (Viy. 292 a = Uvav. 30 II = Vav.
8, 18). Wir sahen oben, daß der Gang nur einmal am Tage, in der 3. poriHy
stattfindet und das Verzehren des Erhaltenen innerhalb einer bestiiomten
räumlichen und daher auch zeitlichen Grenze geschehen muß*). Der Empfang
von Nahrung im Dunkehi ist durch K. 1, 43 untersagt, ihr Genuß kommt
als räl'bhoyarfa (§ 171) nicht in Betracht, vgl. K. 5, 6 — ^91 und das Aufheben
bis zum nächsten Tag verbietet K. 5, 49 bis auf Fälle schwerer Krankheit.
Und doch sprechen K. 4, 11 = Nis. 12, 30 und Viy. 291b von Speise, die man
während der 1 . 'porisi (also Morgens) erhalten hat. Es bleibt nur die Annahme,
1) Daher mad^äl niyarj^ha Viy. 110 b.
^) Daß asthi so gebraucht werden kcuui, zeigt Ayär. II 62, 27 und geht aus
atthiya (mit Dental), dem Namen einer Frucht Dasav. 5, 1, 73 hervor. Aber
mamsa, maccha und aiffimiaa haben an den obigen Stellen zweifellos ihren eigent-
lichen Sinn, und Heuribhadra zum Dasav. ist unbefangen genug, ihn ihnen zu
geben, während l^llänka Äcär. II 81 über die Wörter hinweggeht.
^) Daß das Erhaltene im Stehen zu essen wäre, wird nicht gesagt. Dies ist
bei den Dig. der Fall (athiti-bhojana; auch vbbh'asana u. a. Chapp. 1, 14 =
ürdhvdäana. Komm, fälschlich udbha-bhojana) .
174 m. Religion, WEiiTUCHE Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
daß diese dem Mönch gebracht wurde^), und das muß auch von derjenigen
gelten, die, wie Viy . 291 b angibt, vor Sonnenaufgang in Empfang genommen
und nach ihm verzehrt wurde. Daß eine Frühmahlzeit stattfindet, wird anch
durch die Benennung gewisser Fasten als cauttha-bhaUa u. ä. (§ 156) be-
wiesen.
§ 156. Uvav. § 30 III; Süy. H 2, 72; Thä^. 296af. geben eine große An-
zahl von Methoden an, nach denen Nahrung aufgesucht und angenommen
werden kann. Die Annahme der einen oder der anderen von ihnen gehört dem
Gebiet der Askese an, zu der wir jetzt übergehen. Die äußere Aakese
(§ 178) betrifft ja zum größten Teil das Essen und Trinken. Nur venige
jener Methoden kommen auch außerhalb der genannten Aufzahlungen vor.
Die samkha-daüiya beschränken sich auf eine bestimmte Anzahl von Ein-
schüttungen oder Eingüssen (d4Xtt%^)y Vav. 9, 40) von Speise und Trank.
Unter ihnen folgen die Unternehmer der java-majjhä und der vaira-muQJhä
canda-pa^imä (Vav. 10, 1 ; "Piän. 64b) dem Vorbilde des zu- und abnehmen-
den Mondes. Die ersteren nehmen, am 1. Tage der lichten MonatshÄlfte
mit 1 datti beginnend, 14 Tage lang täglich 1 d. mehr bis zu 15 d, am Voll-
mondstage, worauf sie die d, in derselben Weise wieder vermindern. In der
oaim-m. c.-p. wächst die Zahl der daUi während der dunklen Monatahätfte
und nimmt ab während der hellen. Auf den Vollmond fällt also hier der
Tiefstand oder die Einschnürung, dort der Höchststand oder die Rundung,
woher die Namen, pa^imä wird in den häufigen Verwendungen dieses
Wortes*) — Samav. 96 a sind es angeblich 92 pa4- — mit abhigraka et-
klärt. Durch Thäi^. 64b. 195a lernen wir sie als eine innerliche (801^01»'^')
und eine äußerliche (uvakäna-p.) kennen. Andere Übungen schreiten nicht
von Tag zu Tag, sondern viel langsamer fort. Sie dauern 7 x 7, 8x8, 9x9
oder 10 X 10 Tage und heißen danach aaüa-scUtamiyä usw. bhiklAu-padifiiä
Vav. 9, 31—34; Thäi^. 385b. 440a. 453a. 518b. Während der ersten 7, 8, 9
oder 10 Tage nimmt man täglich 1 datti, während der zweiten täglich 2 usw.,
so daß die Summe aller d. 196, 288, 405 oder 650 beträgt. Alle diese Methoden
betreffen bereits ausgesprochen das Quantum und würden daher unter die
omoyariyä oder Nahnmgsbeschränkung fallen. Uvav. § 30 11 = Viy.
292a = Vav. 8, 16 führt hier an, daß man statt 32 Bissen nur 31, 24, 16, 12
oder 8 ninmit oder diese Zahlen noch je um 1 vermindert. Dagegen besteht
das aiMMariu, soweit es vorübergehend (ittariya) ist*), im Auslassen von
Mahlzeiten. Bleibt eine Tageshälfte ohne Mahlzeit, so ist dies das egäaaj^
Fasten, ist es die erste Hälfte, das jmrim'a44M (vgl. § 161). cauttha-bhaüifiy
chatfha-bh,, afpiama-bh. usw. heißt, wer erst die 4., 6., 8. usw. Mahbeit
wieder zu sich nimmt, also 134» 2^, 3^ usw. Tage fastend verbringt, "^^
er aber bestimmte Getränke, die je nach dem verschieden sind, nehmen darf
(Thäij. 147a). Die moya-paiimöL (Vav. 9, 35; Thäi?. 64b; Uvav. 24) hat»»
„kleine" eine Dauer von 6^, als „große" eine von 7^4 Tagen, für die HflJO-
trinken vorgeschrieben zu sein scheint; man unternimmt sie zn Beguui
oder zu Ende der heißen Zeit. Die cavitha- usw. Fasten werden^
künstlichen Systemen und Reihen angeordnet. Die Namen finden «c*^
Uvav. 24; Thäri. 292a, die Ausführung der meisten von ihnen und einiger
^) Das ist dem änUa Sädhudinakrtya 277 (§ 201a) zu entnehmen*
2) daUih sakrt-prak^epa-lak^ffa; eka-k^epa-bhik^L Komm. Damit ^^
ungenau gleichgesetzt bhikkhä Vav. 9. 31 — 34 und kavala Sthän. 65b.
*) Und auch bei den 91 para'veyävcuxa'kamma-padifnä Samav. 96s.
^) Das zum Tode führende Fcusten (ävakahiya) s. § 165.
VI. Weltflucht (§ 136—165) 176
weiterer in Antag. 8^). Die kaiskag'ävali z. B. hat folgende Gestalt: 4 (Ab-
kürzung für cauäha, die folgenden entsprechend); 6; 8; 8x8; 4 bis 34;
34x8; 34 bis 4; 8x8; 8, 6; 4. Danach ist ihre gesamte Dauer 522 Tage.
Ferner gibt es die „kurze"' savvaobhadda-pa^ifnä von 100 und die „lange''
von 245, das „kurze" stha-nikktUya von 187 und das „lange" von 462 Tagen
und mehrere andere bis zur rayan'ävaliy die 472 Tage hat. Überall aber
liegen zwischen den einzelnen Fasten Zeiten der Erholung (satwa-häma-
guiakiyafii pärei). Die Asketinnen der Antag. führen solche Fasten je viermal
hintereinander in Verbindung mit den gleich zu erwähnenden Veränderungen
im Gehalt der erlaubten Mahlzeiten aus. Durch asketische Stellungen
(§ 157) dagegen verschärft ist der ^riara^afia-^aiTivaccAara-Zyklus von
16 Monaten Dauer, deren Wirkung auf den fastenden Khandaga Viy. 123 b
anschaulich schildert, vgl. auch Antag. bei Babnett S. 56. Die dritte
Seite der Emährungsaskese ist die Nahrungsveränderung. Von ihr nennt
Uvav. § 30 IV neun Arten (vgl. auch 'Pisu^, 296a) unter dem Namen rtMO-
pariccäga. Hervorzuheben ist der Verzicht auf die 10 vigai, nämlich Milch
und ihre Produkte deAi, actppi, navav^iya, ghaya, Ol, Fett, Honig, Fleisch
und Mark (Tbä^. 204 b; 450 b). Danach spricht man vom niwiiyä^y An-
geblich darf, wer sich zu diesem Verzicht nicht aufschwingen kann (vigal-
padiba^ldha), am Unterricht so wenig teil haben wie einer, der ungezogen
(aviniya) oder unverträglich (avio8av%ya-'pShv4fiy K. 4, 5) ist. Aber vik^i
ist hier gewiß die „Verstimmung", und es ist ein verstimmbarer, launischer
Mönch gemeint. Der äyambüiya muß sich mit der sauren Grütze namens
äyambüa*) begnügen. Allgemeinerer Art sind die Bezeichnungen panta und
liiha ähära für, wie es scheint, alte und daher trockene Reste.
§ 157. Nach der Dauer unterscheidet man 12 bhikkhU'pa^ifnäy die Samav.
21 b genannt und Dasä 7 geschildert werden. Die ersten sieben währen
1 — 7 Monate (mäsiyäy dorn., tem. usw. bh.-p.), die 8. — 10. 7 Tage, die 11. ist
aho-raiipdiyä, die 12. egaräiyä. Für die sieben yLonAtB-pa^imä gilt der
Grundsatz jeUiyä mäsä tettiyä dattio (§ 156) von fester und flüssiger Speise.
Bei der einmonatigen sind noch eine Reihe erschwerender Lebensvorschriften
gegeben. Mit der kürzeren Dauer steigern sich die Anforderungen, indem
asketische Körperstellungen (s. u.) vorgeschrieben werden, und ein cauUha-
bis aUhama-bhaUa vorausgeht. Dafür erntet der Mönch (auch fhaj^, 147 b),
der nach 3^tägigem Fasten ohne flüssige Nahrung die 12. pci^^^nä durch-
führt, also außerhalb einer Ortschaft, den Blick starr auf einen Gegenstand
gerichtet, die Füße geschlossen, die Arme herabhängen lassend, in etwas
gebeugter Haltung (isifji pcMhära-gaeiifafii käencwp,) eine Nacht hindurch
verharrt, eine der drei übersinnlichen Formen des Erkennens (§ 78ff.),
während ein Versagen ihm Wahnsinn, lange Krankheit oder Abtrünnigkeit
einbringt. Wer eine dieser pa4^fnä vollzieht, nimmt am Leben des Gana
nicht teil, er ist ein egaüa-vihäri (Vav. 1, 25 — 27). Es versteht sich, daß nur
ein Würdiger die Erlaubnis des Lehrers dazu erhält (Tbän. 416a). Über die
einem solchen gestatteten Ausdrucksarten s. § 74.
Die wiederholt erwähnten Körperstellungen stehen Uvav. § 30 V; fhäi^.
397 b unter den käya-küesa, die einen weiteren Bestandteil der Askese bilden.
Der allgemeine Ausdruck, den Äyär. II 2 vor sejjä und nisihiyä anwendet,
ist thäna (thäffatß thäi, (hävMya), Die Stellimgen sind 1. liegend: vMänaya^
uUätjM'Säl auf dem Rücken ausgestreckt, päsiUaga auf der Seite, dai^'äyaiya
*) Vgl. auch Baknett, Antag. S. 98 ff. *) Für *niwitiya = nirvikrtiha.
3) Zur Ableitimg s. Babnett, Antag. S. 99, Pischei«, Gr. § 137.
176 in. Religion, weltliche Wissenschatten itnd Kunst. 7. Jainas
mit gestreckten Fußspitzen, Umart4t^8äi mit hohlem Rücken. Sodann sind
in Hockstellung der vir^äsatj^iya und ukku4uya. Der letztere gilt fh&s^. 900b
als sitzend, und zwar als eine der 5 Arten des ne$ajjii^, unter denen auch
der godohiya (Dasa 7) erscheint. Stehend kasteit sich u. a. der eben be-
schriebene Vollzieher der 12. pa^imä, und wer mit einem erhobenen Faß
und aufreckten Armen in die Sonne starrt (K. 5, 22). Mit äyäcai^äe
äyävettae ist hier das sich der Sonnenglut Aussetzen gemeint^), vgl. äyäoaga
Uvav. und 'Piä^. Der aväu4a bietet sich der Kalte dar, den Insekten der
ahanduyaga (vgl. Äyar. I 41, 21), auf das wahrscheinlich schon damals be-
liebte Spucken verzichtet der aniUhubhoffa. Den Nonnen ist (K. 5, 19—34)
gymnastlBche Askese nur in ganz beschränktem Maß erlaubt, sie dürfen
nicht mehr als mit 1 sa/fpghä4i bekleidet und auf ebenem Grund stehend
innerhalb der Hausumfriedigung sich dem Sonnenbrand preisgeben.
§ 158. Die freiwillige Aufsichnahme der Askese hat mit der unfreiwilligen
Belastung durch die Strafe einige Berührungspunkte. Die Strafe ist eine
Folge der Schuld. Schuld ist, wie wir § 168 sehen, was sich von der Wahrheit
entfernt, und heißt daher mäf^; mäly der Schuldige, MWjhfphätai mn-
tfhävofp^). Wer im Lauf eines Monats auf drei, im Lauf eines Jahres an!
zehn mäi'tthäi}a betroffen wird, ist eines sabala schuldig (Dasä 2, 20).
aabala gibt es 21, es sind gröbere Vergehen (Dasä 2; Samav. 39a). Mdir
Übereilungen sind die 20 (uamOhi (Dasä 1; Samav. 37 b). Unpassendes
Betragen des Schülers gegenüber dem älteren Mönch ist in 33 FäUe gefafit,
die Osäyana heißen (Dasä 3; Samav. 58 b). Die uneingestandene Sunde ist
ein naUa (§ 168; Mahänis. 1, 16; vgl. Utt. 26, 42).
Jedes eigene Vergehen (akicca-tßäfMh pa4i9evavA) muß, als Einleitoi^
zu weiterem Verfahren, dem Lehrer (thera bezw. *pavaU\Vii) angezeigt werden
(äloetUie; vgl. Viy. 498a). Das erfordert Selbstüberwindung, wie Herkunft
und Unterweisung sie erzeugen CPiäigi. 423b. 484a). MenaohlichkeiteD
konmien in den Motiven zutage (Tba^. 137a. 417a), aus denen heraus m
Mönch nicht beichten wiU, wie der Gedanke „geschehen ist geschehen"
oder die Furcht vor der Nachrede, und in den Gründen, die ihn bestimmen,
es doch zu tun, wie die Angst vor dem Urteil der Lehrer und Mitmönche,
vor den Karman-Folgen und vor dem Gewissen, sowie endlich 10 do»
Cfhäi^. 484a; Viy. 919a) in der Art und Weise, wie er es tut, nämUch mit
inneren Vorbehalten und äußerlichen Kunstgriffen. Unaufrichtigkeit aher
wirkt strafverschärfend (Vav. 1, 1—20 = Nis. 20, 1—20).
§ 159. Die Eigenschaften dessen, der die Beichte — wie man den Vorgang
immerhin nennen kann — entgegennimmt, schildert 'Piäigi. 423 b. 484a.
Er muß fromm, aufmerksam, in der Praxis erfahren, Vertrauen einflöfiend
(ovüaga)y energisch (pakuwaga), verschwiegen ((ipariasäi)^ überzeugend
(nijjavaga) und mildernden Umständen zugänglich (aväya-^fjm) sein.
Wenn höhere Gewalt das Zusammenkommen mit dem Lehrer vereitelt hat
— der betreffende Partner ist dann amuha geworden — , so ist der Mönch
keinem Vorwurf ausgesetzt (Viy. 375a). Fehlt also der Lehrer, so tritt nach
Vav. 1, 34 eine Reihe von Stellvertretern (in der späteren Literatur thäwv^
guru) ein: ein Mitglied des gleichen sarpbhoga (§ 139), eines andern «., ein
Laie von der (zeitweiligen) Lebensführung eines Mönches (aärüviyay § 163)
oder von der gewöhnlichen Art (sammam-bhämya). Ist auch ein solcher
^) Die Übersetzung K. 5, 22 f. ist zu berichtigen.
*) D. i. mäyi'Sthänam, weder mätr-sth. (Sllänka zu Ayär. II 63, 27) noch
mäyä-sth, (Jacobi zu Süy. I 9, 25).
VI. Weiotxttoht (§ 136—166) 177
nicht vorhanden, so vollzieht der Mönch die Beichte unter freiem Himmel
in der geistigen Gegenwart der Vollendeten. In dieser Weise ausgeführt,
muß der Akt allerdings ohne weitere Folge bleiben, während er im gewöhn-
lichen Falle das Strafverfahren nach sich zieht^). So ist es auch mit der
Beichte, die vor dem Tode abgelegt wird (§ 166). Erfordert wird sie auch
(Vav. 1, 26 — 32; 6, lOf . ; 7, 1), wenn ein Mönch in einen neuen Ga^a eintritt
oder nach einer asketischen Übung in den Schoß des alten zurückkehrt.
Zur Selbstanzeige (cHoyaryH) gehört stets das Schuldbekenntnis (pa^ikka-
mat^a), erst beide zusammen kommen unserm Beichtvorgang einigermaßen
gleich. Das Wort hierfür bezeichnet die Bückkehr und hat im fünffachen
jia4ilolcamava in Bezug auf „Einströmen"' (§ 167f.), Irrglauben, Leiden-
schaft usw. CPiäii^i. 349a) den Sinn von „Umkehr". Die wörtliche Bedeutung
ist dem sechsfachen p. CPiäigi. 379 b) beigemischt, soweit die Rückkehr von
einem Bedürfnisgang oder aus dem Schlaf fteccdm-p., piUavaif^'p.y somars*-
arUiyck-'p.) genannt ist. Das Bekenntnis nun, das uns hier angeht, und das
wie jene Formel in den Worten tassa micchä me duhka^avß gipfelt (wonach
es auch m.-d. oft benannt wird), hat bestimmte Anwendungszeiten : es findet
am Morgen statt für Vergehen während der Nacht (räiya p,)^ am Abend
für solche während des Tages (diwmya p.) und in feierlicherer Weise zur
Bekräftigung und auch Nachholung am Ende jeder Monatshälfte (ptdckhiya
p,) — hiervon der Name Pakkhiya-Sutta (§ 66) — , nach Ablauf von 4 Mo-
naten (cäummöLtiya p.) und nach I Jahr (soffivcuxhariya p.). Auch in dieser
Beziehung ist das p. also fünffach. Den Hergang findet man im Komm, durch
Yaäodeva (S. 82) mit den Worten der Pakkhiyacuwi und der Ävassayac.
beschrieben. Wesentlich ist in ihm der Vortrag des Pa<jikkamaiya-Sutta*)
(§ 66) und die Bitte tun Vergebung (khämei, khamävei). Sie wird sowohl von
einem jüngeren Mönch an einen älteren nach Maßgabe des Dienstalters wie
vom Lehrer (guru) an seine Schar gerichtet, und zwar an den jüngsten zuerst.
§ 160. Was zwischen dem Schuldbekenntnis und der Annahme der ver-
hängten Sühne (ahä'riha/qi päyaeehiUaifi paiivajjittae) liegt, geben die
Texte (z. B. Viy. 376a; Thäi^. 66b; K. 4, 26) in den Worten nindittae
garahittae tnvttettae visohettae aharaij^fayjäe abbhutfhittae. Die ersten beiden
drücken aus, daß der Schuldige sich vor sich selbst und vor dem Lehrer
tadelt*), das zweite Paar den Prozeß der inneren Läuterung, der Schluß den
Willen zur Besserung. Das weitere Verfahren (vavahära) wird theoretisch
je nach dem durch höhere Erkenntnis (ägama)j die überlieferten Vor-
schriften (suya), einen in die Feme gesandten Auftrag (ät^), eine Regel
(dhäravä) oder eine durch Kundige eingebürgerte Gewolmheit (fiya)
bestinmit (Vav. 10, 2), wobei immer die folgehde beim Fehlen der vorigen
eintritt (Thä^. 317b; Viy. 383a; vgl. Lbumakn, Jlt. S. 1196). In der
Praxis finden wir nur das suya (K. 6, 26) als die notwendige Unterlage für
den Vollzug (paffhavaniäi pat(havei) und den vavahära überhaupt nur als ein
„möglichst leichtes Verfahren" erwähnt (ahä-lahtuae nämarß vavahäre,
K. 6, 63; Vav. 2, 6—17) erwähnt*).
^) Gleichwohl wird dies auch in dem angegebenen Sütra prädiziert.
') Nach einer Hs. von Wbbeb, Verz. II, 739 — 741 buchstabengetreu abge-
druckt. Mit icchämi padikhcunium beginnt, mit tasaa micchä mi (so) dukkadam
schließt durohgehends ein Satz.
') In Versen Gaus. 50—54 garahai zwischen udirai und eamvarai, s. Viy. 67 b;
theoretisierend Thän. 43b. 112b. 213b.
^) Die vom Vsbf. Elalpasütra S. 14 Anm. mitgeteilte Gliederung in 3 x3 vav»
ist augenscheinlich eine nachträgliche Konstruktion.
Indo-arisohe PhUologle III. 7 Sohnbring 12
178 m. Reuoion, weltuchk Wissenschaften und Kunst. 7. Jatnas
§ 161. Die oft zitierte^) Strophe Äv. 19, 1 enthält 10 Formen der Sühne,
eine Aufzählung, die wohl auf Uvav. § 30 1 (auch 'Piän. 484a, unvoUständig
355b. 423b. 453a) zurückgeht, wo die Sühne (plyacchiUa^)^ oft auch
pacchiUa) der innerlichen Askese zugerechnet wird. Die ersten beiden
Formen sind Anzeige (äloyatfä) und Bekenntnis (pa^ikkamana). Nun gibt
es gewiß Vergehen, die durch die bloße Anmeldung gesühnt sind, aber nicht
umgekehrt ein Bekenntnis ohne öfo^^^, sondern dann nur beide zusammen
(tad-nbhaya oder misa, die 3. Form). Es ist also reiner Schematismus,
pa4ikkamaffa einzeln zu zählen. Die Fortsetzung der Reihe bringt 4. vivega,
Aufgabe des corpus delicti, 5. viussagga ein bewegungsloses Stehen mit
herabhängenden Armen. Unter dem Namen käuasagga ist dies (so auch
l^iän. 212 b) ein Bestandteil des Zeremoniells beim Beichtakt usw. und
kann „stille Andacht" genannt werden, um so mehr, als ihre Dauer sich
nach der Zeit bestimmt, die man zu einer oder mehreren fiafnashärO'
Formeln*) braucht. Im Jiy. ist das Zeitmaß der Atemzug, und wir lesen
dort von viussagga, die 8, 25, 100, 108 usw., ja 1008 üsäsa dauern müssen.
Wenn T^än. 64b vivega und vitissagga beide pcufimä genannt werden,
dürfte das erste Mal die geistige, das zweite Mal die körperliche „Haltung"
gemeint sein. 6. tava ist die verringerte, ausgelassene oder veränderte Er-
nährung. Mit den bisher genannten ebenso wie mit den Formen 7 — 10»
cheya, müla, avbawttßayä und jaranciya beschäftigt sich der Jlyakappa
(§ 52), in den älteren disziplinarischen Sammlungen kommen nur konkrete
Fälle der letzten vier vor. In K. und Vav. erscheint der cheya meist in Ver-
bindung mit dem pariMra. Auf die Erörterung, welche Vergehen welche
Sühne erfordern, müssen wir hier verzichten. Es verdient wohl Erwähnung»
daß in den nichtdisziplinarischen Teilen des Kanons von Strafen dieser Art
nirgends die Bede ist.
§ 162. 7. cheya ist eine Kürzung des Mönchsalters (§ 138). Diese Strafe
hat bei den iSvet. wie bei den Dig. je einer Gruppe disziplinarischer Texte
den Namen gegeben, vgl. die Cheyasutta, Indranandins Chedapi^<Ja und
die Chedäj^udi (§ 136). Wo sich eine Dauer der Übertretung feststellen
läßt, beträgt ihr Umfang bei dem gewöhnlichen Mönch das Fünf-
fache, beim uvajjhäya das Zehnfache, beim äyariya das Fünfzehnfache
davon (Cu^ zu K. 5, 5). Dies soll im Sütra wohl durch das Wort s'aniarä
(=z 8va-k(iäd arUarät) ausgedrückt werden. Der par^üira bedeutet eine
„Sonderstellung*', vor allem hinsichtlich der Kost. Sthäi;!. 168b gibt die
Verschiedenheiten im Auslassungsfasten je nach der Jahreszeit an. Die
Entziehungen betreffen nach Jiy. die § 156 erwähnten Bestandteile, sie
dulden nur niwiiya, äyambikf, egäsavu oder purim'cujl4ha^)- Andere Almosen-
regeln findet man K. 4, 26; Vav. 2, 28 — 30. Sie beruhen darauf, daß der
1) Leumank, Jit. S. 2. Eine Dig.-Entsprechung s. Chp. 174 (§ 136).
^) Sie ist gegeben bei einer Übertretung und bei einer Kombination von
solchen, sie tritt ein als Zusatzstrafe (§ 162) und für Unaufrichtigkeit im Be>
kennen (Thän. 199a).
') namo arihantäifam, n. siddhäifafn, n. äyariyäKfam, n. utMJjhäyäfjkomf n. loe
savva^aähünam. AnächUeßend die Vorstellung dieser Formel im l^loka: eso
mncornamokkäro aaworpätxL'pa^fäsai^^ mangaläifam ca sawesim padhomnam
havai mangalam (nebst anderen Formeki gedruckt in den Ritualbüchem § 66).
Kanonisch nur Mahänis. 3 II (Verf. S. 14). Einen Streit um den Wortlaut
(havai oder hai) s. bei Webeb, Kup. S. 811.
*) Für das 3. und 4. Wort haben Chp. und Chn. ega-fhäidM und parimaiijdala^
Alle vier und außerdem hhamai(fa f= upavOsa) heißen dort die 5 hallä^.'
VI. Weltflucht (§ 136—165) 179
parihära-kappci-tthiya zur Dienstleistung bei den thera verpflichtet ist, aus
der er nur zeitweilig beurlaubt wird (K. 5, 53; Vav. 1, 22 — ^24). Eigentlich
steht er außerhalb des Ga^a (vgl. Vav. 2, 6) und macht weder die not-
wendigen Ausgänge noch die Wanderung mit den Übrigen zusammen
(Äyär. II 50, 7 = Nis. 2, 40—42; Nis. 4, 112). Gemeinsames Wohnen ist
nur mit einzelnen von ihnen, nicht mit einer Mehrzahl erlaubt (Vav. 1,
212, 27). Wenn mehrere Mönche von engerer Zusammengehörigkeit sich
vergangen haben und unter dem p, stehen, so ist immer einer von ihnen
davon frei; er gilt einstweilen als kappäga (= kappa-tthiyd, § 136) und büßt
seine Schuld (niwisai)^) nach jenen (Vav. 2, I — 4). Mit dem gleichen Wort
unterscheidet man den niwimmaria von den niwiffha-käiya (K. 6, 14 =
Thäij^i. 167 b. 371a). Dem Grundsatz der Ungleichheit, der ja das Qrdens-
leben beherrscht, wird durch die wechselnde Einteilung einer solchen
Gruppe in parihäriya (auch päri^) und aiyuparihärii^ (diesen s. Vav. 2, 5)
Rechnung getragen, welch letztere die ersteren bedienen (Dip. zu Utt. 28, 32,
nicht ganz vollständig SBE 45, 157 n. 3).
Der parihära wird in zwei Formen ausgesprochen, je nach dem eine
Kürzung eintreten kann oder nicht (vjgghäiya oder Hma oder aryu^gh,
K. 4, 1 = Thä^. 162b. 311a«)). Die Dauer ist in K. und Nis. (vgl. Nis. 1
Schluß usw.) 1 oder 4 Monate, Vav. 1—20 alle Zahlen bis 6. Zur Verteilung
der Entziehungen (§ 161) auf 1, 4 oder 6 Monate und deren Benennung mit
lohn und guru vgl. die Cu^pi zu Jly. 61 und Kalpasütra S. 14 Anm. Über
6 Monate erstreckt sich der p. für ein einzelnes Vergehen nicht, wohl aber
verlängert sich seine Dauer, wenn während ihrer eine neue Über-
tretung begangen worden ist (Nis. 20, 21 — 53). Dann tritt ein Zuschlag
(ärovatfä) ein, der 20 bezw. 15 Tage ausmacht, wenn auf das neue Vergehen
ein p, von 2 bezw. 1 Monat steht. Was für Zuschläge bei Neuvergehen von
3 bis 6 Monaten geschehen, gibt die Nis.cu^^i an (fol. 650ff .) : bei 3 Monaten
werden 25 Tage, bei 4: 30, bei 5: 35, bei 6: 40 Tage zugeschlagen.
Wir sahen, daß der cheya das Mönchalter kürzt. Wird es ohne Best auf-
gehoben, so ist der Mönch mit dem (8.) mükt bestraft, er fängt also unter
Wiederholung der Weihe „von unten'' an. In den Komm, hat das müla
(Ghp. : die müla-khidi, m,-bhüm%) einige Geltung, im Kanon kommt es nicht
vor. Von diesem „Neubeginn'' unterscheidet sich der (9.) avavctttf^appa
(K. 4,3 = T^än. 162b) — Adj. zu avavatihayä — dadurch, daß der Schul-
dige, bis die Weihe wieder an ihm vollzogen werden kann, eine Zwischenzeit
abwarten muß. Da in ihr nach dem Komm. Fasten zu halten sind, ist an-
zunehmen, daß sie nach Maßgabe des Falles begrenzt ist. Der Bestrafte
kann aber nur dann wieder geweiht werden, wenn er sich inzwischen (statt
wie ein Weltlicher) wie ein Laie geführt hat, es wäre denn, daß der Gana,
dem er angehören soll, es ausdrücklich wünschte (Vav. 2, 18f. 22). Das
Gleiche gut ebendort (Vav. 2, 20f . 23) vom (10.) paranciya (K. 4, 2 — fhe^.
162b; ein abstraktes Subst. fehlt)'). Dieser ist aus der Gemeinschaft der
Mönche ausgeschlossen, ohne daß von seiner Wiedereinstellung die Rede
war. Aus jenen Sütras sehen wir, daß sie gleichwohl möglich ist. Aber es ist
M In der Übers, von K. 3, 13 hat der Verf. dies Wort mißverstanden. — Vgl.
auch Vav. 1, 17.
>) Chp. 204 faif.)ugghada.
') Die 9. imd 10. Form sind als ai^Lupafthavaga und päranciga im Chp. 174.
262 ff. imter (9.) parihära zusammengefaßt (vgl. auch Mül&c. 5, 165) . Als 10. Form
des päyacchitia gilt dort die durch nindaif(^ und gardhax^ (vgl. § 160) zum aamr
mattay zur Rechtheit führende »oddahaTifÄ.
12*
180 ni. Reuoion, WEi/rucHE W1B8EN8CHAJTEN UND Kunst. 7. Jaikas
zu bedenken, daß nicht Vergehen, sondern Eigenschaften den pSrandya
machen: er ist schlecht, leichtsinnig oder homosexuell veranlagt ({mna-m-
annaifi karemäne). Danmi kommt in der Praxis die Einstufung als für.
dem dauernden Ausschluß gleich, zumal weil bei seiner nachmaligen Leböns-
führung als Laie die Neuweihe nicht stattfinden muß, sondern nur kann.
§ 163. Der samgha wird, wie § 137 mitgeteilt, außer von Mönchen und
Nonnen auch von Laien und Laienfrauen gebUdet. Die letzteren beiden
heißen samaxjißväsaga und ^siyä, verkürzt uväsaga und ^^y3. Andere Be-
zeichnungen sind aävaga und säviffi (neben dem vorigen Paar Äyär. 11 92;
Viy. 221b), sama (z. B. Äyär. U 69, 15; 75, 22) und ^i (z. B. Vav. 2,
18 — ^23). Der an sich gleichbedeutende sägäriya (Vav. 4, 18f.; 9, 1—30
säriya) ist der Herberger (§ 147), der gSraJühiya und die qäraJI&iV'l stehra
der Gemeinde ganz fem, sie werden sogar von ihr gemieden (§ 148). Ein der
Ethik (§ 168) entnonmiener Ausdruck für den Laien ist desa-viraya, „der
nur einen Teil der Hauptgebote einhält'* (Bhattap. 29, 34; Äurap. 7; Caus.
57) im Gegensatz zum sawa-v.y dem Mönch.
Thäi^. 242 b gibt an, daß der Laie wie eine Fahne schwanken, wie ein
Pflock Widerstand leisten oder ausfallend sein kann wie ein Dombnach
(hharakantaya), während er anderseits auch wohl das Bild zurückwirft wie
ein Spiegel. Das alles geht sicherlich auf sein Verhalten gegenüber den
Anliegen oder den Belehrungen vonseiten des Mönches oder der Nonne.
Es liegt ihm ob, diesen Obdach, Speise, Ausrüstung und u. U. Kranken-
pflege zu gewähren (vgl. Uväs. 58, wo gleichzeitig Zurückhaltaiig vor
Andersgläubigen und Weltlichen betont wird), und hierauf wird es m
beziehen sein, wenn er an der genannten Stelle mit Vater und Mutter,
Bruder, Freund oder Frau (savtxUi) verglichen wird. Für die gastliche Auf-
nahme eines Mönches vgl. Vivägas. 2, 1. Den sittlichen Wert der Ahnoeen-
gäbe legt Viy. 289a. 373a dar. Von Leistungen des Laien zum Wohl des
Ganzen hören wir im Kanon nichts, also nichts von der Stiftung eigener
Versammlungs- und Easthäuser, wie die heutigen dharma-iälä und u^fiimjfi
es sind^), geschweige denn von Tempeln oder Jina-Figuren (§ 25). Sohwi-
platz der Belehrung — in ihr besteht die Gegenleistung seitens der Mönche
(Viy. 141a), aber auch Laien suchen sie untereinander (Viy. 550a) — sind
die ceiya. Dem Lehrer nähert ein Laie sich, ohne etwas, was Leben enthält,
bei sich zu haben, in einfacher Kleidung, gesammelt und vom Sichtbeieich
ab mit den zum anjali erhobenen Händen (Viy. 137a; Uvav. 54).
Die Sittlichkeit des Laien liegt in seinen Gelübden beschlossen, die § 170
behandelt werden. Sozusagen in die Ebene gebreitet, werden diese Ver-
pflichtungen in die Senkrechte projiziert durch die Leiter der 11 itmo^
pa^imä (Dasä 6; Samav. 19a)'). 1. dariisana-sävaga ist einer, der die Laien-
vorschriften in der Theorie gutheißt, sie aber noch nicht in die Praxis um-
gesetzt hat'). Auf der 2. Stufe ist dies geschehen und der Laie ein hcty^
waya-kammal^), aber er führt das sämäiya (nach Dasä 6 11 auch das d^fSffi'
*) Die Worte aafnai!f4vä«igasaa . . . samaiijtdvaaae acchamäiSMaaa Viy. 288b
sprechen von einem Laien, der zu seinesgleichen (Aoc. pl.) geht. Vom upäiraya
(so Abhay.) ist nicht die Rede.
*) S. auch HoEBNiiE Uväs. Anm. 127, wozu man den Komm. Vol. I.
S. 27ff. vergleiche.
^) In der Beschreibung Dasä 1 (taaaa tfam bahüim attawaya-gwuM-veramiap'
paccakkJiäXjM-poaahdvaväsäim no sammam papphaviya-pttwäitn bhavanti) ^ehlea
die ai^u-wayaj vgl. aber Abhay. Samav. 19 b.
*) Diese und die übrigen Bezeichnungen nur Samav.
VI. Wbltpltjoht (§ 136—165) 181
gäsiya) noch nicht genügend ans. Auf der 3. ist er 8ämäiy(i'lca44i, es fehlt
aber noch am foaoMvaväsa. Der (4.) f08,-nirai^ wiederum vernachlässigt
die ega-rüiyä uväscbga-pa^imä. Deren wesentliches Merkmal spricht sich
außer in verschiedenen Äußerlichkeiten im geschlechtlichen Maßhalten aus,
wonach der Laie (5.) diyä bambhayäri ratUfji parimävia'ka^a heißt. In dieser
Lebensführung bleibt er I — 3 Tage bis zu 5 Monaten^). Auf der 6. Stufe ist
er auch nachts enthaltsam und zwar bis zu 6 Monaten. Auch bei den weiteren
paiimä entspricht ihre längste Dauer in Monaten ihrer Zählung. Auf der
7. Stufe tritt der Verzicht auf Leben enthaltende Speise (saciWähära) ein,
auf der 8. und 9. hört jede Wesensschädigung durch eigene oder fremde
Tätigkeit auf (ärtunblM und pess'äramblM), auf der 10. die eigene zugedachte
Kost (uddiUha-bJuiäa, § 154). Hier ist der Laie ferner auf dem Ko]^ bis auf
eine Locke rasiert (khura-inui!j4oga chihäli-dhäraga). Auf Fragen') muß er
der Wahrheit die Ehre geben und offen sagen, ob er antworten kann oder
nicht (kappanti dum bhäsäo bhOsütae, jahä jänaifi vä „ j^tuMfi"') ajät^aifi vä
yyfio jävaifi"^)). Damit sind wir ganz in der mönchischen Ethik, der die
vorigen pa4imä sich schon augenfällig näherten, und es nimmt nicht Wun-
der, daß der Laie auf der 11. Stufe ebenso viele Monate lang dem Mönch
völlig gleich ist (samafia'bhüya). Nur darin besteht ein Unterschied, daß
er noch Verwandte und Angehörige anerkennt und diese auch auf dem
Almosengang besuchen darf (ndya-vikifii ei), wobei aber das Verbot vor-
bereiteter Speise — es ist die Bede von cävlödava und bhüanffa-süva —
beachtet werden muß. In jedem Falle aber hat er sich bei seiner Bitte als
Laie vorzustellen.
Die Texte, u. a. Uväs. 71, wollen es glaubhaft machen, daß ein Laie die
II pa^imä nacheinander ausführe^). Das ist gewiß nicht gemeint, und es
handelt sich teilweise um eine Abstufung theoretischer J^ und teilweise
um die Möglichkeit der Auswahl. Es werden ja in I— ^ die normalen For-
derungen noch nicht erreicht, und wenn Amanda (a. a. O.) nach 14^jährigem
Laienleben die p, sämtlich auf sich nähme, müßte er zu ihren UnvoU-
kommenheiten wieder hinabsteigen.
§ 164. Einzelheiten von jenem zeitweiligen Mönchsleben erfahren wir aus
alten Quellen nicht. Nur K. 2, 13, wo von pärihärit^ säQdriya die Bede ist,
kann so bezogen werden*). Trifft dies nicht das Bichtige, und geht das Wort
nägäriya vielmehr auf den Laien in normaler Lebensführung, so wäre auch ein
solcher der Disziplinierung unterworfen. Das entspräche den Ausführungen
im Sa44^ajiyakappa (141 G.) des Dharmagho^a (13. Jh.), einem späten
Seitenstück*) zu dem oben erwähnten Jlyakappa. Da (trotz 'Piäigi. 240a)
ein „Dienstalter'' als Laie wenigstens im strengen Sinne nicht besteht,
können als Strafen nur Speisenbeschränkungen verhängt werden. Sie
beginnen mit der niwigai und reichen bis zum iilffiama bhatta. Schuldig
werden kann der Laie an seinen Gelübden und an der Beschaffenheit und
Darreichung des Almosens. Die Beichte (öloyavA) findet an jeder Monats-
hälfte statt, man hat aber auch entsprechende Viermonats- und Jahres-
^) Abhayadeva verzeichnet (Samav. 20b) u. a. eine Beihe, in der die 6. padimA
auf das Essen bei Dunkelheit verzichtet und die nächsten in der Beihentolge
7. 6. 6 erscheinen, während 8 und 0 zusanmiengef allen sind.
^) Obhaffha und samSbh. sind nach der Tlkä == (earnJäbhäfUa und gehören
danach zu Pisohel § 664.
') = jänOmi. ^) Vgl. auch Hobbnub a. a. O.
^) Die deutsche und englische Übersetzung durch den Vskf. sind jedenfalls
falsch. •) Wbbeb, Verz. II, 881 f.
182 in. Religion, weltliohe Wisseksohaften und Kitnst. 7. Jainas
feiern (Sad^haj. 10). Aber das ältere Sa4<j hadiy akioca des Devendra^) läßt
sie allabendlich geschehen (Str. 233). Nach Sisu^^hay. 12 wählt sich der
Laie einen Beichtiger unter den äyariya, uvajjhäya oder pavaUl. Ihre Stell-
vertretung geschieht ähnlich wie Vav. I, 34 es für den Mönch festsetzt, aber
der sammavii-bhämya heißt hier ;xiccA&-Ä»K2a, und den veränderten Zeiten
entsprechend sind die letzten Instanzen neben den siddha die Figuren der
Heilskünder (devayä'padimä). Ein Sa^^hapacjLikkama^a-Sutta von
50 G.^) spiegelt den Beichtakt des Laien wider. Unter den äwMsaya haben
Sämäiya und Pat^ikkama^a für ihn eine besondere Fassung. Solange der
Laie das sämäiya ausführt, ist er nach Sa44^ad. 231 dem Mönch gleich-
zuachten.
§ 165. Gewiß hat nicht selten, wie es die Uväs. von Amanda erzählen, die
elfte, mönchische Lebensform des Laien ihn auch zur mönchischen Sterbens-
form geführt. Denn der Mönch wie der Laie kann den Entschluß fassen und
durchführen, sein Leben durch ein Sterbefasten zu beendigen. Dies ist
für den Gläubigen die einzige freiwillige Todesart*), die uneingeschränkte
Billigung, ja Empfehlung genießt. Deshalb ist sie auch (als aatpleharä,
säUehavA) an die Laienverpflichtungen in der Form eines Sympathiegefühls
(ärdhavä,^ gewöhnlich „Treue") angehängt (§ 170). Wir besitzen über sie
eine Studie von K. v. ELamptz^), die dem Folgenden im wesentlichen
zugrunde liegt. Die Theorie Viy. 118a. 624a; Thä^. 93b, 175a; Äurap.)
unterscheidet zwischen dem Sterben des Toren (bäJa) und dem des Weiara
(pav4*y(^)*)9 zwischen welchen beiden auch eine Mittelstufe steht. Den
Toren-Tod stirbt jeder, der von Mahäviras Lehre nicht berührt ist oder seine
Vorschrift mißachtet, den halbweisen (bäla-p.) Tod der Laie, der „un-
erwartet und schnell, ohne vorangegangenes Fasten, jedoch nach einer
Beichte und auf einem Sterbebett, das als solches erkannt ist, von ihm
ereüt wird"«). In der Beschreibung (Viy. 118a; Thä^. 93b; Nis. 11, 92)
vermischen sich mit der Ausführung die Beweggründe, als welche ein
Wunsch für die Nachexistenz (beim niyäna- oder talMuMva'mararjM) oder,
wenn wir sie richtig verstehen, Überdruß und Unvermögen (beim valaya-
und vas'cUta-m.) erscheinen. Überall handelt es natürlich um das freiwillige
Sterben. Es wird von Mahävira ohne Einschränkung gemißbilligt in der
Form des Wasser-, Feuer-, Gift- und Waffen-Todes und des Sprunges in die
Tiefe, dagegen wird unter Umständen derjenige nicht getadelt (häraisiena
appa^ikutfha), der sich erhängt oder sich von Geiern zerreißen läßt, also das
vehäffasa- oder giddka-patfha'ymarana stirbt. Eine solche Nachsicht beruht
augenscheinlich nur darauf, daß dieser Selbstmörder nicht durch einen
Sturz Erde-, Wasser- und Feuerwesen in Mitleidenschaft zieht. Der frei-
willige Tod des Weisen (par^iya-m.) nun ist die Folge eines Fastens, das
dem Sjrstem (§ 178) als das lebenslängliche (ävahahiya) angehört. Man
unterscheidet bhaUa-paccahlchäi^a^) und pOAvagamfuinay je mit Unterglie-
^) Sräddhadinakrtya aur Atmanindä bhävanä (diese in Hindi). Benares 1876.
«) Webeb, Vera. II, 883 ff.
3) Mit dem natürlichen Ableben (visumbhai) beschäftigen sich K. 4, 24;
Vav. 2, 26; 4. llf.; 6, llf.; 7, 17.
*) Vgl. S. 75.
*) Die Unterscheidung auch beim v^ya Viy. 63 b und bei der Persönlichkeit
überhaupt Viy. 90b. 102a.
•) V. Kamftz, a. a. O. S. 16.
7) Doch wohl = grdhra-apfffa im Sinne von g^-hhukta (a. a. O. S. 16).
<) Viy. 650 a behandelt wohl einen rückfälligen hhaUa-^paccakkhäyaga.
Vn. Weltübkbwinduno (§ 166—187) 183
dening. Die im ersten Wort ausgedrückte Aufgabe des Essens gilt auch für
das zweite und das hier ausgedrückte Ziel auch für das erste. Der Unter-
schied besteht in dem Verharren ohne Bewegung, weswegen wenigstens
bei den 6vet. schon früh die falsche^) Ableitung von pädapa einsetzt. Sie
mag durch die Bolle befördert worden sein, die für das religiöse Gefühl
Indiens im allgemeinen und in der buddhistisch-jinistischen Heiligenlehre
(§ 18) im besonderen der Baum spielt. Zwischen beide Arten wird gelegent-
lich (u. a. Samav. 33a; Utt. 5, 32) eine dritte gestellt, das ingini-marava,
bei dem eine beschränkte Freiheit der Bewegung zugelassen ist. Es sind
doch wohl diese drei, die Äyär. 38, 20 ohne die technischen Namen be-
schrieben werden. Die der Vorbereitung dienenden Handlungen hat
V. Kamftz nach den Paiimia dargestellt. Hervorzuheben sind die Beichte,
die Sühne für kundgetane Vergehen und die Neuübemahme der Großen oder
Kleineren Gelübde, der feierliche Verzicht auf die dreifache, d. i. feste Speise,
die Einnahme eines gelinden abführenden Trankes (samähi-pätia), und der
Verzicht auf die vierfache, also auch auf die flüssige Nahrung. Andachtige
Haltung der versammelten Gemeindegenossen und eine Ansprache (av^u-
saUhi) des Guru begleiten die Vorgänge. Im Ganzen entspricht dem die
Schilderung von Khandagas Fastensterben Viy. 126 bff. Der Eintritt des
Todes wird, nach den Ausdrücken mäiiyä saftpiehatfä und kSHa-möLsa zu
schließen, im Laufe eines Monats erwartet*). Der Leichnam wird verbrannt,
wie es die Regel war (vgl. Süy. II 1, 15; Isibhäs. 20 Schi.), und wie es auch
(vgl. § 15) von den Titthagara angegeben wird.
• •
VII. WELTÜBERWINDÜNG.
§ 166. Wie bereits § 7 erwähnt, ist uns eine Menge von Stichworten er-
halten, die augenscheinlich die Kernstücke von Gleichnisreden Mahäviras
sind. Dem Vergleich unterliegt menschliches Wesen und Tun. Mahävira hat
aber seine Lebenseifahrungen nicht nur in diesem Gewände, sondern auch
in aufzählender Form oder in anderer Gestaltung niedergelegt. Alles mit-
einander steht in fhäi^. 4; je ein Fall in Thäi^. 3 und 5 CPbä^. 113a; 341b)
ist dort bereits vorgebildet. Mit diesen Ausnahmen wird mithin der Gegen-
stand vierfach betrachtet. Im einfachsten Typus hat ein x, dem nachher
der Mensch') verglichen wird, das Attribut a oder b oder c oder d. So üben
die Menschen (jmrisa) Vergeltung in verschiedener Weise, wie die Knospe
(korava) des Mango dem Zweig gleichwertig ist, die der Palme spät, die der
Liane schnell kommt und die des mev^haviaäria (Widderhom)-Baumes zu
ungenießbarer Frucht reift (185a). Den Bäumen gleich, die — wir ergänzen:
zu einer und derselben Zeit — teUs Blätter, teils Blüten, teils Früchte
tragen, teils^) Schatten spenden, wirken die Menschen — dies dürfte gemeint
*) Leumann Aup.
*) Vgl. HoEBNLB, Uväs. Anm. 161. Der Ausdruck häla-mäaa wird auch
beim Tode von Weltlichen gebraucht (z. B. Vivägas. 41b; Räyap. 131a), aber
wohl nur dank der Gewohnheit.
*) Man wird purisa so übersetzen dürfen, obgleich der Vergleich manchmal
aucn auf Frauen geht, s. u. Auch Lehrer und Mönche unterliegen dem Vergleich.
«) Dies letzte nur in Than. 4 (236b).
184 m. Reuoiok, WBi/njCHE Wissenschaften und Kttnst. 7. Jainas
sein — verschieden auf die Mitwelt (113a)^). Ein zweiter Typus sagt, daß
ein X das Attribut a, nicht b hat (1. Fall), oder das Attribut b, nicht a (2.),
oder beide Attribute a und b (3.)> oder weder a noch b (4.). Menschen haben
verschiedene Abkunft, Starke, Schönheit wie Stiere (207 b), verschiedene
Sinnesart wie Elefanten (208a), verschiedenen Erfolg wie Kriegsheere
(218a), ungleiche Vorzüge wie Sing- und Zier- Vögel (234b) oder Blumen
(239a), ungleiche Vertraglichkeit (197a), ungleiche Fähigkeit, Wunden zu
schlagen und zu heilen (265 b), anderen Kern als Schale (265 b) u. a. m. Ein
dritter Typus arbeitet mit ausschließenden Gegensätzen wie aufrecht und
geneigt (Bäume; 182a), rein und unrein (Kleider; 184a), gerade und krumm
(Wege; 215b) brauchbar und unbrauchbar (Fahrzeuge und Zubehör; 238b);
voll und leer (Töpfe; 278b), Boß und Mahre (248b), Freund und Feind
(284a) und vieles andere. Hier sind die Gegenüberstellungen durch nSm'ege
oder näma-m-ege verbunden: cattäri kanthagä (Pferde) pannaUä^ taq^jahä:
äinne (Boß) nämet-m-ege äinne (1.)» ä. n.-m-e^ JAalunke (Mähre) (2.) JA.
n.-m-e. ä. (3.)> i(A.n.-m-6.J(A. (4.). evavß caUäri jmrisa-jäyä (248b). Es wird
sich in solchen Antithesen um den Gegensatz von Schein und Sein, Regel
und Ausnahme, unter Umständen vielleicht auch um Früher imd Jetzt
handeln. Das Subjekt steht wahrscheinlich an der zweiten Stelle. Dasselbe
ist zu vermuten bei einem formal verwandten vierten Typus, der das G!e-
genstück zum ersten Attribut a wie die gleichförmige Erweiterung von a und
b bringt: caU&ri sarpbukkO, (Muscheln) p., t.-j»: väme näma-m-ege väm^önxäk,
t;. n.-m-e. dähivk^ävatte^ dOhiv^ n.-m. e. väm'äv., d. n.-m-e, dähivi^*äv. evaa^
oaJUäri jmrisa-jäyä (216a). Ebenso daselbst von wirbelndem Rauch, Fener
und Wind') und in zahlreichen anderen Fällen. Der Sinn dürfte derselbe
sein wie eben vermutet. Mit Bedauern vermissen wir die Erläuterung,
welche die lebendige Bede einst geboten haben muß.
§ 167. Die Verschiedenheit der Menschen') ist die Folge ihres Earmans.
Das Karman dringt in die Seele ein durch die Tätigkeit von Leib, Seele und
innerem Sinn, den Joga (Tbä^. 106b; T. 6, 1)«). Diese Betätigung ist das
„Einströmen" (bei Jaoobi: „Influenz"', aifkaya, häufiger a«at» (§84). Bi^
Feststellung, welcher bestimmte geistige oder konkrete Vorgang eine be-
stinamte Karman- Art in der Seele hervorbringt, steht T. 6, llff. Man findet
dort teilweise die Vorstellung, daß die Wirkung der Ursache artgleich ist:
Mißachtung von Wissen erzeugt wissenverhüllendes. Töten „unUebsam",
achtbarer Wandel „wohltuend zu empfindendes" Karman. Umgekehrt
lehrt Viy. 304b, daß die assäyä-veyatj^ijjä hammä aus Handlungen ent-
stehen, die Schmerz, Kunmier, Bedrückung usw. hervorrufen, die säyä-v. h,
aber aus dem Unterlassen solcher Handlungen. Vorher werden die kakbata-
V. k. genannt, ein Ausdruck, den die solenne Beihe nicht enthält. Sie sind
(auf Grund der sinnlichen Wahrnehmungen Viy. ö71a) verursacht durch die
Leidenschaften (kasäya) Zorn, Stolz, Trug und Gier*), durch liebe (^p^)
und Haß {dorn), durch Streit, Anschwärzen, Zutragen und üble Nachlade,
durch Unlust und Lust (arai-rai), durch Täuschung und Lüge (tnäy^
^) pcjUöfpuppM, phalöjva-rukkha ist kontrahiert aus ^övaya f= 'Spoffa).
*) Diese drei werden auf Frauen (aggormahiH^ üthü) bezogen.
*j Ihr Handebi als 8umai(fa und duntmai^i wirdThän. 130b mit vielen schemar
tiscnen Beispielen belegt.
^) Irrig gibt Haueb (Der Yoga als Heilsweg I, 54. 57) an, daß yoga ini
Jinismus „das gesamte fromme Leben und Tim" bezeichne.
*) Aber Thän. 195a sind diese bei allen 8 Kcmnan-Arten beteiligt.
Vn. Weltüberwindtjno (§ 166—187) 186
mosa) und schließlich durch Irrglauben (micchatia)^). Allen diesen gehen
voraus die fünf Grundlaster, Schädigung von Lebendigem, Unwahrheit,
Aneignung, Unkeuschheit und Besitz'). Diese 18 werden in anderem Zu-
sammenhang besprochen (§ 170). Ein gemeinsamer Name für alle fehlt, nur
im Mahänis. heißen sie die 18 parihära-tthäi!^*).
Mehrfach wird die posthiune Vergeltung für Charakterfehler angegeben.
Thäi^. 274a scheint es sich um solche des Mönches zu handeln, da avaddhavuaa
,»Abfall*' den vorgeschriebenen guten Wandel voraussetzt. Der av. heißt
entweder nach der seelischen Verfassung (bhävanä, Sthän.), die ihm zu-
grunde liegt, oder nach dem Lohn im nächsten Dasein ein äaura, öbhiog(iy)a^
mxmmdha oder deva-kilMafiyJaf worin wir die Namen niederer Gdtter-
klassen (§ 134) sehen. Die Auiäührungen aber, für welche Fehler — und auch
Beschäftigungen und Vollziehungen, wie nimüt^djivayäy bhüi-kamma,
kouya-karatita — welche Daseinsform eintritt, beziehen sich allgemein auf
den jtvtty nicht ausschließlich auf den Mönch. Der Lohn in Gestalt einer
höheren oder niederen himmlischen Existenz wird Viy. 49a einer aus geist-
lichen und weltlichen Begriffen wunderlich zusammengesetzten Reihe zu-
gesprochen. Da stehen neben Besitzern von mehr oder weniger Selbstzucht
(saipjamay § 177) die aaannt, tätkua, kandappiyaj caragc^-pariwäyciga,
kibbinya, tericchiya, äjlviya und äbhiofiiya.
§ 168. Über die Leidenschaften^) ist bereits § 21. 87 gehandelt worden.
Thä^. 193a; Samav. 9a verzeichnen sie und geben als ihre Anlässe (wjpfpaJUi)
Baum, Sache, Körper und Ausrüstungsstück an. Ihre Wirkung schildert
einzeln Dasav. 8, 37 — 39. Daß sie auf Eindrücken aller Farben, Geschmacks-
arten, Gerüche und der vier Gefühle warm, kalt, weich und rauh (diese nach
Vy.) beruhen, haben sie mit den Hauptvergehen und den anderen Sünden
gemeinsam (Viy. 571a). Wanmi die 8 möglichen Gefühle (§ 57) auf diese
4 beschränkt sind, wird nicht mitgeteilt. In etwas gesuchter Weise werden sie
mit einem Wirbel (ävaUa) verglichen (Thäigi. 288a), der gewaltsam (khara),
hoch, verborgen und fleischem*) (ämiaa) heißt, je nach der Leidenschaft
in der feststehenden Reihenfolge. In jedem Falle ist ein Dasein in der Hölle
die Frucht (auch 'fheu^. 284b). Ihre Heftigkeit gleicht beim Zorn dem mit
Stein, Erde, Sand oder Wasser gezogenen Strich CPiäi^. 234b), beim Stolz
einem Pfosten von Stein, Knochen, Holz oder einer Dalbergia-Ranke, beim
Trug einem gebogenen Henkel*) aus Bambus, Hom, gamuUiyä oder Span,
bei der Gier dem Scharlachfleck (kimi-räga')), dem nassen und dem trocke-
nen Schmutz und dem Fleck von der Gelbwurz CPiäigi. 218b). DieVergleiche
suchen dem Wesen des Verglichenen nahezukommen : Stärke, Höhe, Ejümme
und Umsichgreifen sind Bilder, die sich bei Zorn, Stolz, Trug und Gier ein-
stellen, wie che Vorstellung von „weiß"' bei Ruhm und Lachen. Die letzteren
^) Diese Reihe u. a. auch Uvav. § 56. 87. 123.
*) Alle beziehen sich entweder auf einen selbst oder auf jemand anders
(Thfin. 92a).
^) Verf., Mahänis. S. 66. Die Reihe zeigt dort eine leichte Abweichung.
^) Synonyme von kolia, wAiya^ mäyä und lobha enthalten Viy. 671a; Süy. 1,
1,4, llf.; 1,2,2,29; 1,0, 11.
^) Beispiele sind bei Abhay. u. a. Wasserwirbel (horizontal), Windwirbel
(senkrecht), Knäuel und das Kreisen des RaubvogeLs über dem Fleisch (?).
^) So präzisiert Abhay. den krummen Gegenstand, dem er den Trug ver-
gleicht. gamuUiyä kann m diesem Zusammenhang nicht der Kuhham selbst,
sondern muß ein nach ihm benannter, im Zickzack geschnittener Stoff sein.
^ Im Komm. (219 a) zwei Anschauungen über die Entstehimg dieses Farb-
stoffes.
186 III. Reuoion, wektliohe Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
beiden sind eine Betörung von entgegenkommender, die ersteren eine solche
von feindseliger Natur: unterschieden werden eine pyjct-vatUyä und eine
dosa-v. mucdiä (fhän. 98 a), wodurch pejja und do9a den huäi^ über-
geordnet werden. Die zu den Leidenschaften (mit Ausnahme der Gier)
gebotenen Einzelheiten stammen aus der Sphäre des Mönches. Zorn ent-
steht bei der erlebten oder vorausgesehenen Wegnahme angenehmer oder
dem Zubringen unangenehmer Dinge und infolge der durch die Lehrer ge-
kränkten Selbstzufriedenheit (Thäi;!. 472b). Dünkel (maya, nach Viy.
571a mit möLtfa „Stolz"' synonym) wird gehegt (dha/rß antt H thambh^jä)
auf Geschlecht und Familie, Kraft und Schönheit, Gelehrsamkeit und
Askese, Gaben und hohes Ansehen, Besuch von Gottheiten und endlich
Wissen und Glauben über dem Durchschnitt der Masse CPiä^. 424a ; Samav.
13b; ThäiQ. 473a)^). Trug ist alles, was der Wahrheit widerspricht. Der
Wahrheit dienen auch die konkreten Vorschriften der Lehre Mahäviras,
darum ist deren Übertretung gleichfalls mäyä, der Übertreter rnäl^ der
Einzelfall mäi-t(häf}a (Äyär. II 1, 5, 1 und oft). So erklärt sich der Zu-
sammenhang zwischen dem Genuß unerlaubter Speise imd dem Mangel des
Vermögens, sich zu verwandeln oder beim magischen Femsehen das Richtige
wahrzunehmen. Nur ein amöLl ist zu beiden imstande (Viy. 189 a — schon
§ 62—. 191ab. 627b. 747a — hier ein Gott). Daß Sündhaftigkeit und Irr-
glaube Hand in Hand gehen, zeigt die Verbindung mä% miechä^iUhi
(Viy. 636 b. 746 b). Das micchaUa läßt sich nach den Gesichtspunkten der
Anerkennung des Falschen und der Verkennung des Richtigen asehnfach
gliedern (adhamme dhamma-saddä, dhamme adhamma-s. usw. Thä^. 487 a),
weniger deutlich (Thäi;!. 153a) in äkiriyä (wohl s. v. w. du^kriyä), aviiitiaya
und annana, deren jedes noch weiter geteilt wird. Das micehaUa gehört
außer der großen Reihe der 18 Sünden (§ 167) auch mit mäi/ä und nt^^ia,
dem Lohnverlangen (§ 180), der kleineren Reihe der 3 „Stacheln'' oder
„Dornen'* (saUa, fhäi^. 147b; Samav. 8a) an, die im Herzen haften.
Durch seine Zugehörigkeit zu den Ursachen des kakhcua hamma (s. o.)
ist das micchatta eine Form des aiaJuiya oder „Einflusses". Es wird aber auch
ausdrücklich als eins der 5 Tore') desselben (äsava-dära) bezeichnet CP^äi^
316a; Samav. 10a). Die anderen sind die Nichtbeachtung der Gebote
(avirai), die Fahrlässigkeit (pamäya), die Leidenschaften und die Betäti-
gung (Joga). Dieselben fünf sind bei Umäsväti T. 8, 1 die Ursachen der
Bindung. Die Lehre vom äsrava führt er in 6 weiter.
§ 169. Die Pa^häv., da sie die Hingabe an die Grundlaster atüAaya-dära
nennen, stellen ihnen die sarjivara'd.^) entgegen, safßvara ist die „Abwehr"
des Einfließens von Karman. Sie ist die Aufgabe gegenüber jedem der fünf
äußeren Sinne und dem inneren, und sie wird überdies auch demselben
inneren Sinn, der Rede und dem Leib zugewiesen (Tl^äi^. 322 b; 355 b;
422a ; auch 472a). Erlösungstechnisch wird sie durch eine Reihe von Mitteln
^) Sieben von diesen zehn erschienen schon beim goya-kannma | 87. Qegeoi-
stände des Stolzes sind nach dem Komm, zu Thän. 538b auch die 6 Dinge, die
einem alfjkaUavam (anätmavat) zum Schaden, einem aitavarn zum Heil gereichen:
Mönchsalter, Anhängerschaft, Kenntnisse, Askese, Älmosenempfang und
Ehrung.
*) dära „ToT^^ paßt nur bei anhaya. Mit aamvara bedeutet es den ,JPaU'^ —
Zu Beginn der positiven Darstellung jinistischer Sittlichkeit sei hingewieBen
auf die Vorlesungen von Charlotte ELrause: An Interpretation of Jain Ethics,
Bh. 1929 und the Heritage of the Last Arhat, Bh. 1930, die jedoch oft an der
modernen Auffassung orientiert sind.
VII. WBLTÜBERWmDUNO (§ 166—187) 187
vollzogen, die weiter unten angegeben sind (§ 173). Diese Mittel schließen
die Befolgung der Grundgebote ein, weshalb diese den Inhalt des 2. Teiles
der Pa^häv. bilden, sarjivara-dära sind ferner nach fhän^. 3I6a; Samav. 10a
die Gegenstücke zu den eben nach den gleichen Stellen mitgeteilten Hand-
lungen; dem micchaUa entspricht dabei das aammaäa. aammaäa bezeichnet
in der Karman-Lehre den Zustand eines, der sein mohavi.ijja hamma der
Wirkung beraubt hat (§ 183). „Bechtheit" — dies die allgemeine Bedeutung
(Jacobi zu T. 2, 3) — schließt den rechten Glauben mit ein, er heißt
scMnmad'difßi oder -dcMfisari^. Das Sammatta-paya der Pannava^ä (19)
lehrt das verschiedene Vorkommen von sammad-d., mkchä-d. und samma-
micchä'd. bei allen Wesen, woraus wir hier nur entnehmen, daß bei den ver-
nünftigen Wesen alle drei Möglichkeiten vorkommen. Im Bereich der
Glaubenspraxis begegnen wir weniger der sammad.-d. als der rui (^häij^i.
151 a) und der aculdahatiä ( saddahaisMyä fhä^. 355 b), und dem entsprechen
in der Formel des Bekehrungsbekenntnisses saddahämi jKUtiyämi roemi
(Viy. zuerst 99b). Gegenstand des Glaubens aber sind die 9 „sittlichen
Grundbegriffe" (sabbhäva-'payattha, 'Piä^. 445b), nämlich Seelen und Un-
beseeltes, Verdienst und Schuld, Einströmen und Abwehr, Tilgung, Bindung
und Erlösung. Unter diese „Wahrheiten*" (taUva)^ unter welchem Namen
sie im Lauf der Jahrhunderte immer wieder dargestellt worden sind, hat
Umäsväti T. 1, 4 jmi!ina und päva nicht aufgenommen.
§ 170. Unsere Darstellung nahm ihren Ausgang vom Menschen schlecht-
hin, wie er in Mahäviras Gleichnissen erscheint. Wir gehen nun zu dem
Menschen über, bei dem die Lehre Wurzel geschlagen hat, wenn auch noch
ohne ihn zum Mönchtum zu bringen. Dies ist der Laie. Er nimmt eine Reihe
von Beschränkungen auf sich. Es klingt paradox, daß diese an der Zahl
mehr sind als die des Mönches, dies beruht aber auf der größeren Viel-
seitigkeit des bürgerlichen Lebens, in dem der Laie noch steht. Diese brachte
es auch mit sich, daß man mehrere Sonderfälle, die der Sache nach in den
grundlegenden Geboten enthalten sind, eigens namhaft machte. Abzuleiten
sind die Verpflichtungen des Laien aus denen des Mönches. Es werden in
ihnen drei Gruppen von Laienbeschränkungen unterschieden, a) die kleinen
Gelübde (anu-waya), b) die Zusatz- Gelübde^) (guivohwaya) und c) die
Stärkungsgelübde (aikkhä-vayä^)). Die Gesamtzahl ist zwölf, weswegen
man vom duvälasaviha agära-dhamma spricht. Jene Dreiteilung gewinnt
man aus Uvav. 57, den Wortlaut wenigstens der ersten zeigt Uväs. § 13ff.,
die Anführung von Übertretungen Uväs. § 45ff.*). Die Kleinen (anu)
Gelübde (Thäi^. 290a ; Samav. 10a) heißen so gegenüber den großen, die der
Mönch auf sich nimmt (§ 171)^), und sind lebenslänglich wie jene. Während
die großen Gebote keine Bedingung dulden, sind sie für den Laien abge-
schwächt zur Enthaltung 1. von grobem (thtUaga) Mißbrauch des Lebendi-
gen mit Todesfolge (j)änäiväya)y 2. von grober Unwahrheit (nmaä-vaya),
3. von grober Aneignung (adinrCädäna)y 4. zum Genügenlassen an der
eigenen Frau ( aa-dära-aarpiosa) und 5. zur Selbstbeschränkung im Besitzes-
*) Vom Vebf. RL 7, 22 „Verdienstliche G." genannt. Aber vielleicht ist die
obige Bezeichnung richtiger, da es sich um Sonderfälle zu den aTfM-vmya
handelt.
') Dies ist = Sik^-vrata, nicht = S.-pada, wie Lbumaitn Aup. schreibt.
') Hieran schließt sich Haribhadra, Samaräicc. S. 49 f. an.
^) Beide zusammen sind die mula-guigM gegenüber den tUtara-g., unter denen
vor allem die Zusatz- und die Stärkungsgelübde verstanden werden (z. B.
Viy. 295b).
^ I
188 in. Reuoion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
streben (icchä-parimäria). thüiaga^) betrifft zunächst die in dem Verbot
selbst ausgedrückte Handlung, es werden ihr aber (Uväs. 45ff.) andere
gleichgesetzt'), und zwar in jedem Fall fünf. Daß es sich nur um eine Aus-
wahl handelt — und zwar ist sie besonders der Landwirtschaft und dem
kaufmännischen Beruf entnommen — , deutet in Uväs. 45 das Wort peyäia
„typisch'' an, das später allerdings fehlt. Grober Mifibrauch des Lebendigen
ist Fesseln, Schlagen, Verwunden, Überladen und Hungern- oder Dursten-
lassen, wobei augenscheinlich in erster Linie an Haustiere gedacht ist.
Grobe Unwahrheit wird begangen durch falsche Anschuldigung*) ins Gesioht
oder hinter dem Bücken, Bloßstellung der Gattin durch Vertrauensbruch*),
Weitergabe falscher Nachrichten und Urkundenfälschung. Grobe Aneignung
besteht in Hehlerei, Beauftragung zum Diebstahl, unerlaubte Einreise in
ein Land, &lsches Gewicht und Maß und Warenverfälschung. Die Ver-
stöße gegen die eheliche Treue brauchen nicht aufgeführt zu werden (Uväa.
48). Die Selbstbeschränkung wird für Gold, Vieh, Land, Wagen und eine
lange Reihe von Besitztümern, Schmuck- und Genußmitteln ausgesprochen.
Auf die fünf Kleinen Gelübde folgen die drei „zusätzlichen'': 1. das Sich-
Enthalten von zwecklosen Handlungen, die Schaden anrichten (anatihc^
dav4^)i worunter Sorgen und Wünsche, törichtes und gefährliches Tun
und das Anstiften dazu verstanden werden*) ; 2. die Beschränkung des Laien
auf einen Bereich von bestimmter Ausdehnung in jeder Richtung, den er
bei seinen Unternehmungen nicht überschreiten darf (dUi-waya), und
3. die Maßsetzung in Essen und Trinken und in der Ausstattung nebst dem
Vermeiden bestimmter Gewerbe (uvobhoga-paribhoga-parirnäna). Konkret
ist diese schon bei dem fünften avm-waya aufgeführt worden. Deshalb
wird hier zunächst Grundsätzliches genannt, nämlich der Genuß von
Dingen, die Leben enthalten. Dann folgen die Gewerbe oder Tätigkeiten,
die Lebendigem zu nahe treten, wovon fünfzehn namhaft gemacht werden,
z. B. Kohlenbrennen, Elfenbein- und Lackhandel, Pressen von Frucht-
kernen, Trockenlegen von Seen usw. In diesem Verbot liegt es begründet,
daß die Jainas bis auf diesen Tag nur in einem engen Kreis von Berufen zu
finden sind. Ebenso wie b 1 ist nach dieser Auffassung auch b 3 nur eine
besondere Gestaltung des Schonungsgebotes a 1. Li Uväs. folgen aller-
dings b 3 und b 1 unmittelbar auf die Besitzbeschränkung a 5. Li jedem Fall
zeigen die guna-waya sich als Spezialf ormen der ar^u-waya, wobei sich b 2
ebenfalls an a 5 anschließt. Die Stärkungsgelübde sind gegenüber den
bisher aufgeführten von positiver Natur. Mit ihnen nähert der Laie sich
zeitweilig der mönchischen Lebensführung. L Unter aämäiya versteht der
Komm, den Zustand inneren Gleichmaßes, ohne anzugeben, daß es sich
um eine täglich mehrmals zu vollziehende Andacht handelt (§ 151)*).
^) Umäsväti braucht T. 7, 2. 16 das Wort nicht.
') Sie lauten zum Teil etwas anders in T. 7, 19ff.
^) Wer eine solche fabbhakkhäx^) tut, wird selbst solche erleiden, und zwar
wo es auch sei (Viy. 231b).
*) Auch eine Aussage von wahrem Lihalt ist nicht erlaubt, wenn sie Anderen
wehtut (§ 171).
B) Weltlich werden affhä-d. und a^a^AA-«^. unterschieden Thän. 47 b;
Saxnav. 7b.
*) Umäsväti erklärt zu T. 7, 16 aämäiya als eine Festsetzung, wie lange der
Laie die Großen Gelübde halten will. — In Dasä 6 II werden auf fäll igerweiae
aämäiya und deadvagäsiya als ein Gegenstand behandelt: ae fjMfn aämäiyam
desävagäsiyam no sammam a^upöliUä bhavai.
Vn. Weltübebwinduito (I 166—187) 189
2. desäv(tffäsiya ist Selbetbegrenzung des Wohn- und Tätigkeitsbereichs,
die nicht durch Boten, Rufe, Zeichen oder Werfen von Gegenstanden über-
schritten werden darf. 3. Durch den posahßvaväsa werden mindestens zu
jeder Monatshälfte und in besonderem Raum, der posaha-sälä (vgl. Viy.
653a ; Jambudd. 3) Fastentage eingehalten, die mit Nachtwachen verbimden
sind (posahavii pcufijägaretUie). 4. ahä- oder atihi'Safßvibhäga ist das Aus-
teilen von Spenden, wobei u. a. keine Kunstgriffe vorkommen dürfen, den
EiQpfängem die Annahme unmöglich zu machen. Auf diese zwölf Ver-
pflichtungen lassen die Texte (auch Samav. 119 b) und nach ihnen Umäsväti
in T. 7, 17 das Sterbefasten folgen, dessen Benennung als eipacekimä mä-
ratiantiyä saifdehavä-^husarjk'ärähavä seine hohe Schätzung verrät. Diese
Hinzufügung beruht darauf, daß auch in der aofplehavä (oder saüehavä) der
Laie sich dem Tun des Laien gleichstellt. Unter die förmlichen Verpflich-
tungen konnte sie nicht aufgenommen werden, da sie ihrer Natur nach frei-
willig ist (§ 166). Ein Lastträger macht Halt, indem er seine Bürde von einer
Schulter auf die andere nimmt, indem er ein Bedürfnis verrichtet, indem er
an einem Heiligtum (näffa- oder suvarj^nakufnära-väsa) rastet, oder indem
er sich für Lebenszeit zur Ruhe setzt. Diesen immer längeren Atempausen
(us9ä9a) vergleicht ^häi;^. 236 b die Unterbrechungen im Karmanzuwachs,
die dann eintreten, wenn der Laie Verpflichtungen auf sich nimmt. Dabei
gelten särnäiya und desdvagäsiya für wirkungsvoller als die übrigen^) auBer
dem Fastengelübde, das wieder jene beiden an Wirkung übertrifft, das
endgültige Aufhören aber verwirklicht die saifdehavä.
§ 171. Li der Formel des Laien heißt es: jävajjitfäe duviharß tivikevavß:
na karemi na häravemi mavasä vayasä häyasä (Uväs. 13ff.). Der Laie ent-
sagt also außer der unmittelbaren verbotenen Handlung auch der mittel-
baren, soweit sie im aktiven Veranlassen besteht. Auch das Outheißen
(arffujänai oder samavmjänai) des verbotenen Tuns Anderer abzuschwören
ist im Rahmen des bürgerlichen Lebens nicht möglich, wohl aber ist es im
Mönchsstande Vorschrift. Die Mönchsgelübde (maha-waya, T^9* 290a;
Samav. 10a) enthalten deshalb die Wendung tiviharß tiwhev4X/r(i imd er-
strecken sich überdies gleichfalls auf das Tun mit „Herz, Mund imd Hän-
den''. Sie sind auch in Bezug auf ihren Gegenstand unbedingt und um-
fassend. Ihr Wortlaut steht Äyär. II 16 Schluß und wird Dasav. 4 Anf.*)
wiederholt. In Kürze behandelt sie Dasav. 6, 9 — 2%, Eine Monographie nicht
nur über diese fünf Selbstbeschränkungen, sondern vorangehend auch über
ihre fünf Gegenstücke (päni-vaha, aHya-vayarjMy adinn'adäinMf abambha
und 'pariggaha) ist das 10. Anga (Pa];ihävägaranäi]|i). Wir stellen den letzte-
ren die sittlichen Gnmdlagen des Mönchtums gegenüber. Das Schonungs-
gelübde (fäf^äiväyöo veramavaf[i Dasav.) umfaßt das Leben in jeder Form,
sie sei fein oder greifbar, eine höhere oder eine niedere. Die Äyär. 17, 16
beginnende Predigt ist ein Seitenstück zu den Erläuterungen, die sich an die
Laienverpflichtungen knüpfen, da dort die dem Kevalin in den Mund gelegte
Gewaltausübung fünffach beschrieben wird. Eigentlich parallel sind aber die
bhävat^ (Samav. 44a), Anweisungen zum richtigen Verständnis, die sich
^) ätlavvaya-guijavvaya-veramaiyi^p(ic(Mkkhä^ (Acc. pl.).
gu/üfa-w, sind die obigen b 6 — 8. aUa-^w. vertritt möglicherweiBe die äikkhA-vayat
oben c 9 — 12, veraimai!fa(-paccakkhäi!jia J) a 1 — 5. Ungenau wie diese Ausdrucks-
weise ist auch das Einbeziehen des poaahdvaväsa^ wo doch der (padvpw(yi(fa)
poaaha unmittelbar folgt.
') Zu vergleichen ist auch Uvav. § 87.
190 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Äyär. II 16 an jedes Gelübde anschließen^). Dasselbe geschieht in den
Panhäv., hier sind aber einige bhävar^ vertauscht, und manche haben einen
anderen, wenn auch verwandten Inhalt. Sie fordern neben der höchsten
Vorsicht bei den mönchischen Obliegenheiten die Enthaltsamkeit von übel-
wollendem Denken und Reden. Die „Ehrfurcht vor dem Leben" (Albert
Schweitzeb), dessen Bereich sie so unabsehbar vergrößert hat, durch-
zieht Mahäviras Qrdensdisziplin wie keine andere sittliche Vorschrift. Man
kann beobachten, daß sie auch in das Feld der geschlechtlichen Enthalt-
samkeit eindringt, die alleüi ihr an Bedeutung gleichkommt'). 2. Das
Gelübde wahrer Rede (musä-väyäo ver.) sieht Quellen der Unwahrheit in
den Hauptleidenschaften 2k)rn, Stolz, Trug und Gier, femer in Furcht und
Freude und verlangt eine überlegte Ausdrucksweise. Auch wahre Bede,
die Schmerz verursachen kann, muß man meiden. Mit ihr und den erlaubten
Arten sich auszudrücken, beschäftigt sich eingehend Äyär. II 4 und danach
Dasav. 7. Was unter „wahr" und „falsch'* verstanden wird, vgl. § 74. 3. Das
Gelübde der Nichtaneignung (adinn'ädäväo ver.) umfaßt alles nicht aus-
drücklich Geschenkte (adinna) jeder Art und Größe und wo immer es sei.
Da der Mönch nichts besitzen darf (s. 5), kommen nur Ausrüstung und
Almosen in Betracht. Die Erläuterungen beziehen sich auf das Mönchs-
quartier (§ 147). 4. Das Keuschheitsgelübde (mehunäo ver.) hat, wie eben
angedeutet, einen überaus weiten Auswirkungskreis. Die mit ihm zusammen-
hängenden Vorschriften beziehen sich nicht nur auf die normale Sinnlich-
keit, sondern deuten häufig auch sexualx>athologische Vorgänge an. Zu den
Auswirkungen des unterdrückten Triebes gehören die Erscheinungen gött-
licher Personen des anderen Geschlechts, denen ein Mönch oder eine Nonne
nachgibt (K. 5, 1 — 4). 6. Das Gelübde der Besitzlosigkeit (pariggahäo m.)
betrifft die Aufgabe jeglicher, auch der geringsten eigenen Habe. Daza
rechnet auch das Zurücklegen von Nahrungsmitteln für späteren Gebrauch.
Die Ausstattung als Mönch oder als Nonne gilt nicht als Eigentum (Dasav.
6, 20ff.). Erweckt wird der Wunsch, etwas zu besitzen, durch angenehme
Eindrücke, die sich den fünf Sinnen aufdrängen. Darum verlangen die fünf
Auslegungen dieses Gelübdes die Gleichgültigkeit ihnen selbst gegenüber
wie ihren Negationen, die natürlich ihrerseits Wünsche mindestens in der
Richtung der Abwehr erzeugen').
Diesen fünf Gelübden fügt Dasav. 4 ein sechstes hinzu, das aber statt
mahor-waya nur vaya genannt wird. Es ist das räi-hhoyanudo veramananji^i das
Sichenthalten von Essen und Trinken nach Einbruch der Dunkelheit. Dies
beruht auf der Erwägung, daß ein Insekt, etwas Pflanzliches oder sonstige
lebende Substanz in die Speise fallen und darin umkommen könnte. Dasa?.
6, 22 — ^26 behandelt unter dem Titel des nächtlichen Essens vielmehr das
nächtliche Ausgehen, besonders um des Almosens (esaniya) willen, was
doch gewiß nicht in Frage konmit, während nachts unterwegs zu sein in der
Tat verboten ist (K. 1, 4ff.). Der Grund ist natürlich, daß in der Finsternis
etwas Lebendes auf dem Wege übersehen und verletzt wird. Das w-
hhoyava ist der Sache nach ein Sonderfall des 'päfsäiväyay der von einigen
Lehrern herausgehoben worden ist, und zwar steht neben Dasav. 4 noch
Uvav. § 57 ; Utt. 19, 30. Dasav. 2, 2 dagegen ist es (als räi-bhaUa) in der
Menge der Einzelverbote nicht unterschieden. Grundsätzlich ist diese Arf-
^) Sie werden K. 3, 24 vorausgesetzt.
■) Vbbf., Mahänislha S. 73.
') Über die Entstehung von fünf Gelübden aus vier dank Mahävlra vgl. § !"•
VII. Weltübebwinduno (§ 166—187) 191
fassung die ältere, und dem widersprechen auch die alten disziplinarischen
Sammlungen nicht^).
§ 172. Auf Einzelheiten ist hier nur soweit eingegangen worden, wie nötig
war, um die Grundgebote ihrem wesentlichen Inhalt nach zu schildern.
Ihre Auswirkung in der Praxis darzustellen dient ein besonderer Abschnitt
(§§ 136ff.). Die Herkunft der Mönchsgelübde liegt, wie Jaoobi gezeigt hat*),
im brahmamschen Asketentum, und ihre Auswahl beruht wie dort und bei
den Buddhisten auf dem sittlichen Empfinden. Umäsvatis in dieser Hin-
sicht schwache Sütras T. 7, 4 — 7, die er zu den fünf Haupgeboten beibringt,
haben im Kanon keine Stütze. 7,5 und 6 sind denn auch nach Jaoobis
Vermutung') Anlehnungen an das Yoga-Sütra des Patanjali, nämlich die
Erwägung, daß Töten, Lügen usw. im Grunde nur Leid (dv^kha) sei, und
die Forderung „des Wohlwollens (maürt) gegen alle Wesen, freudiger
Ehrerbietung (pramoda) gegen Bessere, des Mitleids (hBrwiHkya) mit Leiden-
den und der Nichtbeachtung (mädhyastht/a) Unverbesserlicher''. Das
Sütra 7, 4 gibt den Gesichtspunkt der Nützlichkeit und 7, 7 die Gemüts-
verfassung, aus denen beiden man das Verbotene meidet.
In § 168 wurde die avirai, die Nichtachtung der Gebote gestreift. Sie ist es,
welche die Seelen leidend und handelnd macht ((Aigarais^i imd <Aiffarai!ia,
Viy. 698a). Arm imd Reich, das größte Tier wie das kleinste (hatthi und
kufUhu) sind in ihr einander gleich (Viy. 101a. 314b). Sie beruht aber auf
dem apaccakkhäiMi- Nicht virai imd avirai, sondern paccakkhäiMi „Ent-
sagung" (Thäi^. 44a. 112b) und a^paccaklchäva, ja Viy. 266b auch die
Mischung aus beiden, haben eine systematische Darstellung gefunden.
Soweit das pacc. durch die Mönchsgelübde und die ai^^u-waya dargestellt
wird, heißt es (Viy. 295 b) mühguxtO'pacc; soweit durch die (^^o- und
MIAä'Vaya, ttttaroffuna-pacc. Hier kommt aber, nicht den Inhalt, sondern
die Ausführungsart bezeichnend, eine Reihe von 10 Formen hinzu (auch
"fh&x^, 498a), indem das pacc, wegen etwas Zukünftigem oder etwas Ver-
gangenem geschieht, trotz Indisposition erzwungen wird u. a. m. Seine
Reinheit zeigt sich nach ^äi;^. 349a in Glaube, Zucht, Lernen, Bewahren
und harmonischem Wesen. In diesem Zusammenhang ist das Versagen
eines Mönches zu nennen, das ^hä^. 246a als die vier duha-sejjä beschrieben
wird: es handelt sich um Unglauben, Ungenügsamkeit, Genußsucht und
Verwöhntheit. Das Gegenteil stellen die sogenannten suha-aejjä dar.
§ 173. Wir verfolgen die „Abwehr" (saqivara) weiter, indem wir ihre
Mittel in der Reihenfolge von Gruppen betrachten, die Umäsväti T. 9,
zunächst auf Grund der Zahl der Unterglieder, aufstellt. Manche dieser
Unterglieder stehen in mehr als einer Gruppe. Der Kanon kennt von diesen
nur einige, und deshalb auch nicht das gemeinsame Ziel als solches. Zunächst
die Zucht (gvUi) des Geistes, der Rede und des Leibes (^hä^. 111b;
Samav. 8a). Sie ist in jedem dieser Fälle nach Utt. 24, 19ff. die Zurück-
haltung von soflfßfxvmbha^ somärarnbha und ärarnbha, wonmter die Kommen-
tare (vgl. auch Sthän. zu [fhäQ. 403b) zwei Stufen der Vorbereitung*) und
die Ausführung verbotenen Denkens, Sprechens und Tuns verstehen.
Ebenda werden die 1. und 2. gvUi auf die vier Möglichkeiten „wahr, falsch,
beides und keins von beiden'' bezogen (und damit in jeder von ihnen Acht-
1) Vgl.K. 4, l;Ni8. 11, 72ff.
») SEE 22. XXII ff.
3) Zum Sütra, betreffs 7, 6 auch SPAW 1929, 607.
') Aber samäramhha und äramhha sind auch Synonyma, vgl. Vbbf., Aoär.s. v.
192 in. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
samkeit gefordert), die körperliche guUi auf das Unterlassen eines Tons, das
andere Wesen schadigt. Dies war freilich schon im ärambha usw. enthalten.
Umasväti faßt zu T. 9, 4 die drei ffuqdi im Ganzen konkreter auf.
In Utt. 84 sind die gtUti mit den 5 samii zusammen behandelt (danach
Samav. 13b)^). Man könnte sie ihre Geschwister nennen, wenn die Kommen-
tare recht hätten, die diese in 24, 1 sogenannten 8 pava^avta-niäffio als
„Mütter der heiligen Lehre" verstehen*). Das müßte p.-möfo, -tnäüo oder
-mäyaro lauten. Es sind vielmehr „Gefäße der Lehre" gemeint. Denn nur
wer sich der Zucht und der Behutsamkeit (samii) befleißigt, wird auch den
geistigen Gehalt fassen. Vorstufen der 5 aamii — ebenso wie solche, wenn
auch nicht ausdrücklich, zu den beiden ersten guUi — finden sich in der Aus-
legung zum 1. Hauptgelübde Äyär. U 15 I, nämlich die Behutsamkeit (1)
des Gehens (iriyä) und (4) des Indiehandnehmens und Hinsetzens oder
•legens von Gerätschaften (äffai!jia'bhaxi4^niklAevanä). Zu diesen beiden,
von denen die letztere nun erweitert äy.'bh.'fnatta'n*) lautet, treten Crhä^.
343a; Samav. 10a) die Behutsamkeit (2) beim Sprechen (bhäaä), (3) bei der
Almosensuche (esavä), und (5) beim Ausscheiden ficcoan»-2)S«Hia9^ibkeIei-
HngJiäna'jaUa'päripthävaniyä). Es werden auch 8 aamii genannt, wobei sich
die mana-y vai und ka^-s,, nicht -gutH, anschließen (Thän. 422b). ÜberaU
handelt es sich um die Schonung von Lebendigem. Auf der Straße darf man
nur ein juga weit vor sich blicken, um in der Nähe nichts zu übersehen;
die Rede sei frei von den Leidenschaften, von Lachen, Furcht, Geschwäteig-
keit und Nachrede; das Almosen in erlaubter Weise gegeben, empfangen,
und so beschaffen, wie es sein muß (§ 164) ; das Hantieren geschehe unter
genauem Betrachten und Abwischen der Sache; das Ausscheiden und Weg-
werfen unter aufmerksamer Prüfung des einsam zu wählenden Ortes
(§ 148). Ausführlich, aber ohne Hinblick auf die samii, finden sich die Fort-
bewegung zu Lande und zu Wasser Äyär. II 3, die Ausdrucksweise Dasav. 7
behandelt.
§ 174. Vom vorwiegend disziplinarischen Bereich wendet sich Umasväti
mit dem von ihm so genannten dharma (T. 9, 6) wieder dem ethischen zu.
Der (iftorma, die mönchische Sittlichkeit, besteht aus Langmut (kfomä),
Demut (tnärdava), Lauterkeit (ärjava), Begierdelosigkeit (iauca), Wahr-
haftigkeit, Selbstzucht, Askese, Enthaltung, freiwilliger Armut und geist-
lichem Gehorsam. Das Vorbild zu dieser Reihe finden wir T^ä^. 296b (in
zwei Hälften). 473b. Während kmca und äkiificanya fehlen, stehen dort
mtiiti „Preisgabe*' und läghava „Genügsamkeit" an ihrer Stelle, doch finden
wir 8oya Samav. 120 b und äJdtiicaxikiyä bezw. akirflcav^ffi ebd. und 'fi^.
233 b in verwandten Zusammenhängen, uvasama^) (der Vertreter von lAanH
oder khatnä), maddava, ajjava und stufitosa sind Dasav. 8, 37 f. die Geg^-
stücke von koha, mäxta, mäyä und lobha. Das vUama bambha, wie Samav. es
nennt*), krönt bei Umasväti die Reihe'). Für die Askese (tava) veigleiche
man § 178, für savpjama § 177, und im Ganzen Jaoobi zum Sütra. Ent-
haltung (ciyäga, auch cäya) ist dort die Aufgabe sündhafter Gedanken,
^) Andererseits bilden die 5 aamii mit den 6 Gelübden zusammen die in der
mönchischen Dichtung, vgl. Äyär., Süy., Utt., oft genannte aamähi (Thän. 473a).
') Chabpentieb, Utt. S. 365 sogar als „Mütter des Glaubens**.
3) Man erwartet 6^iri^-f7ia<<'(S^^-mX;A^vairi^.
^i K. 1, 35: uvciaama-aäram eämaifji/iyifn „des Mönchtums Wesen ist Langmuf .
*) Hierauf beruht tiUama in T. 9, 6 bei Umasväti und in der Dig. Fassung.
*) Mit dem daS<i-lak9(ri!!Laka dharma Manu 6, 92, em den Jacobi erinnert,
liegt nur eine Ähnlichkeit vor. Eine Abhängigkeit besteht nicht.
Vn. Weltübbbwinduno (I 166-— 187) 193
nach Anderen die Mitteilung des Wissens (also das düna des Besitzlosen) ;
nach Stellen wie Dasav. 2, 2f. (cäi) ist es die Enthaltung von konkreten
Genüssen. Das hambha beschreibt Samav. 35a als achtzehnfach, indem ein
Denk-, Wort- und Tatvergehen (3) in Bezug auf irdische und himmlische
Freuden (oräliya und diwa kUrna-bhoga) im eigenen, im veranlaßten imd im
gutgeheißenen Tun (3) gemieden werden. Die Theorie der Jcäma und bhoga^)
enthält Viy. (309b), wonach u. a. die ersteren auf Töne und Formen,
die letzteren auf Däfte, Geschmacke und Berührungen gehen. Die Seelen
verhalten sich nach der jeweiligen Tendenz teils als hSm^i teils als bhogx teils
als häma-bhogly ebenso die Wesen je nach ihrem Besitz an Sinnesorganen.
Aus diesen Aufstellungen geht hervor, daß der Begriff des hambha weit über
die Absage an geschlechtliches Empfinden hinausgeht. Das zeigt die An-
führung der 9 bafnbhacera'gvUi "Piäi^. 444a, und dem entspricht die zum
Wort brahmacarya des Sütras vorgetragene Erklärung.
§ 175. Auf den zehnfachen dharma folgen bei Umäsväti in T. 9, 7 die
zwölf weltschmerzlichen Betrachtungen (anuprekfi). Ihr Inhalt sind die
Vergänglichkeit der Dinge, die Hilflosigkeit des Menschen, das leidenvolle
Umhertreiben im Saipsära, das Alleinstehen des Menschen, (5) die Wesens-
verschiedenheit der Seele vom Leibe imd von irdischen Dingen, die innere
Unreinheit des Leibes, das Einströmen, die Abwehr, die Tilgung, (10) die
Welt, die Seltenheit der Erleuchtung (bodhi-durlabhaiva*)) und die Wahr-
heit (dharma-aväkhyäia'taUva). Diese Reihe ist wiederum, da sie im Kanon
nicht vorkommt, erst das Werk des Sütra- Verfassers, dessen Hand sich
auch durch die Einfügung der abstrakten Begriffe äsrava, scMftvara und
nirjarä zu verraten scheint. Die vier ersten ann^ek^ stammen aus Uvav.
§ 30 V, es sind die atjkicca-, asaraisia', eqaUa- und sofqhsär&tiv/ppeha nach Maß-
gabe der c2Aarm^-Meditation (§ 180). Schon aus diesem Grunde ist nicht
anzunehmen, daß die bezüglichen Angaben des Mahänis.*) auf Umäsväti
von Einfluß gewesen wären. Hier nämlich steht der Saipsära an fünfter
Stelle hinter antCanna, der Wesensverschiedenheit (anyatva). Aber der
Mahänis. spricht überhaupt statt von arjkuppehä von bhävai^ä; die „Un-
reinheit" (aivjcüva) fehlt, und neu ist die titOuif^rehvqi taüa-cirM-bhävana.
Auch im Uvav. haben wir schon Abstrahierungen aus der Gedankenwelt
vor uns, die uns die Mönchsdichtung mit ihrem pessimistischen Grundgehalt
vermittelt. Einige Beispiele in Stichworten mögen der Erläuterung der
ann^eh^ dienen: kus'agge jaha oaa-bindue , . . evckrß marfuyäva jivie Utt.
10^; ku8'(igga-j(üabindU'Canecdarß jiviyafß Uvav. §23 (danach Dasav. 11,
XXI) ; nälafß te tava tävOe vä aaratjiäe vä Äyär. 6, 24f ., vgl. Süy. II 1, 38. 41 ;
ai}avadagga dika-m-addha cäurtmUt'Samsära-kaifUära Utt. 29, 22 und sonst;
andere Vergleiche Bhattap. 86, 141*) ; ego aham off^, na me atthi koi na
yäham avi kassai Äyär. 37, 7, in Mahäpacc. 13 metrisch gestaltet und in
Beziehung gesetzt zu: ekko v/ppajjae jlvo, ekko e'eva vivajjaty ekkassa hoi
maraiysflfß, ekko sijjhai nirao usw. ebd. 14ff . ; anno jivo, annaifi sartravß
Süy. n 1, 15f. Die Unreinheit des Leibes wird in Näya 8 drastisch dargetan.
^) Thän. 263b eracheuien die hhoga Seite em Seite mit den aokkha. Wer sich
von beiden Genußarten nicht trennen kann und neue ihres Schlages sucht,
heißt ein pasappaga. Anderseits sind kätna und bhoga in den 10 aolücha Thän.
87 a mit enthaUen.
*) So mit S. 196 des Bhäsya statt bodhi-durlabha des Sütra.
') Vebf., Mahänis. S. 66.
«) Vgl. V. Kahftz, Sterbefasten S. 23f.
Indo-ariaohe PhUoloffie III. 7 Sohnbrinff 1^
194 m. Reuoion, weltuohb Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Die drei letzten anuprek^ gehören wieder innerlich zusammen und stehen
in einer logischen Folge, die im Mahänis. auch verwischt ist. Aber die Be-
deutung von loka wird dort durch loga-viUhara deutlich, es ist das Gefühl
von der ungeheuren Größe der Welt, die von wandernden Seelen voll ist^).
Zu diesem Raumgefühl kommt das Zeitgefühl, das im Lauf zahlloser Da-
seinsformen die Möglichkeit, die Lehre zu hören und durch sie die Erlösung
zu erwerben, als überaus gering empfindet. Mit diesem Gedanken be-
schäftigt sich zuerst Utt. 3, zu vergleichen ist auch Dasav. 11, Vin : duUabhe
hhdlu bho gihivKifii dhamme gihi'majjhe vasaniän^arß. Die 12. anuprekfi
endlich gilt dem Inhalt der Lehre, wie er verkündigt worden ist. Daß er das
Ergebnis der Denkarbeit der Titthagara ist, soll nach dem Mahänis.
ebenfalls Gegenstand der Erwägung sein.
§ 176. Wer sich den genannten Betrachtungen hingibt, wehrt mit ihnen
dem Zustrom von Karman. Diese Bestimmung unterscheidet unsere
atjkuppehä von der Utt. 29, 22 besprochenen, deren Aufgaben anders um-
schrieben werden. Dem Zusammenhang nach gehört diese in das Gebiet des
Unterrichts, genauer des Studiums (§ 160). Auf die ann^prekfi folgt in T. 9, 2
als weiteres Mittel des aofjivara das Ertragen (part^aha) der 22 Anfechtun-
gen. Die klassische Stelle für sie ist Utt. 2, wonach sie auch Samav. 40b
verzeichnet sind. Die Anfechtungen sind Hunger (digifp/chä) und Durst,
Hitze und Kälte, stechende Lisekten (dofqiM'fnaiaga})) und Blöße (acda)%
Verstimmung (a/rai) gegenüber den Mönchspflichten, Weiber; [Zwang zum]
Wanderleben (cariyä), [Zwang zum] Studieren (nüikiyä) und [Zwang zu
dürftigem] Nachtlager (sejjä); Schimpfworte (akhosa) und Mißhandlung
(vaha) ; [Zwang zum] Bitten und Abweisung; Krankheit, Verletzung durch
scharfes Gras (tava-'phäaa) und Schmutz ; [Schmeichelei duroh] Ehrfurchts-
bezeugung. Bei den drei letzten 'parlsaiha walten Unterschiede ob. (20) poimd
bezeichnet nach den Komm, den Wissensdünkel, aber^) die zugehörigen
Strophen Utt. 2, 40f . trösten über Nichtwissen (annän^a) als eine unvermeid-
liche Frucht entsprechender früherer Handlungen. Dies stimmt zusammen
mit den anschließenden Strophen 42 f., die sich richtig auf (21) awnw^i
[den Ärger über] Nichtverstehen, beziehen. (22) daqisa/iya (so auch Samav.)
dürfte den [Stolz auf] Glauben ausdrücken. Die Strophen 44f . schildern
jedoch das Gegenteil, den Unglauben. Dem entspricht adarkifna bei UmäsvätL
Jaoobis Handschriften haben neben daviisavo, auch sammaUa^), In der
Samav.-flkä sind die Gegenstände auch noch vertauscht, wir finden als
(20) jnäna/ifi ; kfXMcid ajnänam iti MLyate*) (21) darkma = samyc^-dariana und
(22) prajnä „Überlegung''. Auf jeden Fall ist die Benennung der drei Gegen-
stande auffallend ungenau und damit nicht in Harmonie mit den voran-
gehenden. Von den par, handelt auch Süy. I 3, 1, aber unsystematisch.
Unter den konkreten Anfechtungen erscheint dort (3, 1, 13) neu der keta-
loya, das Ausraufen des Haares (§ 137). Dieser zählt auch mit unter die
^) Nach Umäsväti handelt es sich um die Vielgestaltigkeit der Welt.
') Aus Uvav. 87 geht hervor, daß zwei Arten von Insekten gemeint sind.
^) Dies Paar steht gewiß durch Ideenverbindimg zusammen; Utt. 2, 12 f. ist
sie allerdings nicht ausgedrückt.
«) Mit gutem Willen läßt sich Str. 40 als eine Klage und 41 (oder 41 b) als
die Antwort darauf vonseiten eines eingebildeten Mönches auHassen.
B) So Utt. ed. Jayaittavijaya im Text, aber daräana imKomm.desELamalar
samyama.
'•) Gleichen Inhalts Vy. 390b (wo kurze Charakteristik aller 22).
Vn. Weltübbbwinduno (I 166—187) 195
22 par%8ah6v(Magga Uvar. § 116 und last gleichlautend Viy. 99b^), die in
Benennung und Aufeinanderfolge an die unsrigen anklingen, uvaatxgga sind
Hindemisse, die von göttlichen Personen, Menschen und Tieren dem Mönch
bereitet werden oder in und an ihm selbst entstehen (äy€h8afpceyariijja,
Thäi;^. 280a, wo Näheres über die einzelnen Arten)*). Ohne Zählung sind die
beiden Wörter auch sonst verbunden, z. B. Äyär. 1 38, 3 = 22 = Süy. 1 16, 4.
Die Reihe des Uvav. ist wohl sekundär, wobei allerdings nicht einzusehen ist,
weshalb man die geordnete Folge aufgab. — Viy. 388 bf. und danach
T. 9, 12 — 17 lehren, auf welcher Art von Karman ^e einzelnen der 22 Un-
lustempfindungen beruhen und vieviele bei einem Individuum gleichzeitig
vorkommen können. In der Art, wie sie insbesondere über Mißhandlungen
denken, die ihnen widerfahren, unterscheiden sich der chaumatOia und der
Kevalin (lliä^. 306a). Beide sehen die Notwendigkeit des Leidens ein,
der erstere aber will und muß dadurch sein eigenes Heil fördern, der letztere
will ein Beispiel geben.
§ 177. Umäsväti hat die Mittel des soffivara in der Zahl ihrer Glieder bis
auf 22 geführt und beginnt nun eine kurze neue Reihe. Hier steht voran der
(richtige) Wandel (cäritra, T. 9, 18). Bei ihm werden fünf Arten unter-
schieden: 1. sämäiya oder der zeitweilige (iUariya) oder lebenslängliche
(ävdkahiya) fromme Wandel schlechthin, wie vor der Mönchsweihe (vgl.
§ 138) ; 2. cheSvatOkävaniya, der Wandel nach erstmaligem oder wiederholtem
(vgl. § 161) Empfang derselben (uvatOiavar!A)\ 3. parihärct-viatuidhiya, der
Wandel unter der sühnegemäßen „Sonderstellung*" als ntwisamäijaga und
als niwitfha-käiya (§ 136) ; 4. mhuma-sfvqvparäya ein Wandel, bei dem nur
noch ganz geringe Entgleisungen*) eines sich sittlich Verschlechternden
(sa^pkUisaarnäfiia) oder Verbessernden vorkommen; 5. ahakkhäya der
Wandel, der (sowohl beim chaunMttha wie beim Kevalin) das aufgestellte
Ideal erreicht. Diese Prakritbezeichnungen stammen aus Viy. 909 a;
Thä^. 322 b; Uvav. § 30 11. Sie werden aber an den beiden ersten Stellen
nicht auf caritta, sondern auf aofpjama (oder sa^jaya) bezogen, womit
Wandel und Selbstzucht einander gleichgesetzt werden*). Durch 4. ist die
Theorie des saipjama mit der Lehre von den guna-aüiäna verbimden (§ 183).
Häufig bedeuten sa^jama und sein Gegenteil ausschließlich die Schonung
oder Schädigung des Lebendigen. Vgl. chasu scupjaya Dasav. 3, 11; 7, 56.
(3) (uafpjama ist es, wenn man ein Wesen in den Empfindungen kränkt,
die es kraft seiner Sinnesorgane hat (z. B. beindiyä viCMfi bhaniejivä (acc. pl. !)
samärabhafmäne) . . , jibbhämayäo aokhhäo vavarovittä bhavai,jibbhämaet!Mifi
dtMcheooffß sofpjogiUä bhavai fhij^. 284a; femer 368b). Der sa^jama ist in
gleicher Beziehung fünf-, sieben- und zehnfach (Thäi^. 322b; 403b; 472b),
wobei allerdings auch lebloser Objekte gedacht wird. Im 17fachen aofpjama
Samav. 32 b, kommt im Anschluß an den zehnfachen durch pehä, uvehä,
^) Sie beginnen mit nagga-bJiäva. — Die Übernahme der gleichen Wendung
im Mahänislha kann dessen Autor nicht zu Lasten geschrieben werden, wie
es Verf., Mahänis. S. 66 geteui hat.
') Hierbei scheinen die Handlimgen und die Motive durcheinanderzugehen.
Hindemisse stammen z. B. aus Spott, Feindseligkeit, Furcht, Freßlust, Ver-
teidigung, sie bestehen u. a. in schlechter Gesellschaft, Hinfallen, Einschlafen
oder atrophischem Schrumpfen von Glieder.
*) Dies ist wohl der eigentliche Sinn des Wortes, das die Erklärer mit ka^ya
wiedergeben.
^) Vgl. u. a. samjame Ui cärüram Sthän. 440b. Dieser a, liegt vor in der Zucht
bezüglich des inneren Sinns, der Bede des Leibes und der Mönchshabe Thän.
233b. Andere, schematische Einteilung des a. vgl. Thän. 322b.
13*
196 m. Religion, wbltijche WissENsoHArrsN und Kunst. 7. Jäinas
avahaJt^ und pamajjaiata (Hinsehen, Untersuchen» Wegnehmen und Ab-
wischen) die Vorsicht in der Praxis zur Geltung.
§ 178. Mit der Askese, die T. 9, 19ff. auf den Wandel folgt, sind wir
nicht mehr im ausschließlichen Bereich des safßtjara. Denn Umäsväti lehrt
T. 9, 3, daß die Askese außer der „Abwehr'' auch der „Tilgung" dient,
die nach ihm übrigens, nicht ohne Widerspruch zwischen 9, 2 und 9, 8, auch
bei dem Ertragen der Anfechtungen gewirkt wird. Entsprechend dieser
Bedeutung für das Erreichen des Endzieles hat die Askese (tava) vielerlei
Formen innerhalb ihrer Teilung in äußere und innere. Die eingeheiKlste
Auskunft gibt Viy. 921a = Uvav. § 30, dem wir hier mit der Maßgabe
folgen, daß wir gegenüber der bezeichnenden Mischung von ethischen und
konkreten Forderungen bei den letzteren nur die Hauptabteilungen an-
geben und für das Einzelne auf die Darstellung des MÖnchslebens ver-
weisen (§ 156). So besteht denn die äußere Askese zunächst in dem Ans-
iassen von Mahlzeiten, der Beschränkung in der Menge an Gegenstanden
und Essen, im Almosengang, der vielfachen Sonderregeln unterworfen
werden kann, imd im Verzicht auf gewürzte Speisen. Oft bezeichnet tan
allein das Fasten üi diesem erweiterten Sinn. An fünfter Stelle steht die
körperliche Askese, die durch gezwungene Stellungen (§ 157) und Ent-
behren von Zierat geübt wird. Alle diese Punkte sind rein materiell, nur
erscheint der zweite, die Herabsetzung des Quantums (omoyariyäf auch
^äi;^. 147 a), auch als sittliches Gebot an den Mönch, 2k)m, Stolz, Trug,
Gier, Lärm (sadda) und Zank (jhanjhä) zu verringern, appa-koha usw. zu
sein. Es steht also Mäßigung (bhäv'am.) neben Mäßigkeit (dami'om,)\
wobei im ersteren Falle der Bestandteil vdovra im Wort ganz zurücktritt.
Den Schluß der äußeren Askese bildet der Bückzug von der Umwelt
(pa4i9aifdii?ayäf vgl. ^häi^. 322 b): der Gewinn der Gleichgültigkeit (räga^
dosa-niggaha) gegenüber dem, was die fünf äußeren Sinne bieten, die Unter-
drückung und Bändigung der vier Leidenschaften, das Vermeiden unlieb-
samer und das Fördern freundlicher Betätigung (Joga) von innerem Sinn,
Rede und Leib, und endlich, wieder ganz konkret, die vom weltlichen Trei-
ben und von allen Versuchungen abgesonderte Lagerstätte. Dieser letzte
Punkt ist das Einzige, was Umäsväti in T. 9, 19 aus Uvav. § 30 VI über-
nommen hat. Er muß es also nicht als glücklich empfunden haben, daß die
sonstige jxM4i80^iv^yä der äußeren Askese zugeteilt war, und hat sie deshalb
in T. 9, 26 bei der inneren Askese angedeutet. Aber die alte Einordnung
beruhte auf der materiellen Natur von Körper, Sprache und allen Sinnen,
und die Überlegung, die der Leidenschaften Herr wird, beruht auf dem
inneren Sinn nach T. 2, 25.
§ 179. Sechs Mittel wie die äußere hat auch die innere Askese (Tbä?-
364b). EUer finden wir die Unterwerfung unter Beichte und Buße (§ 158.
161). Zweitens das anständige Betragen (viiyiya) gegenüber Wissen, Glau-
ben und Wandel, femer im Denken, Reden und Tun, mag der Gegenstand
geistlich sein oder nicht, und in der Form hilfsbereiter, taktvoller fefe^
kaUi-nnu) und freundlicher Aufführung*). EUeran knüpft sich 3. die geist-
liche Dienstwilligkeit (§ 149) und 4. das Studium (§ 150). In T. 9, 20 folgt
*) Leumann Aup. 8. v. omoyariyä.
') In diesem Zusammenhang soll die Feststellung Viy. 637 a nicht übeigaogen
werden, daß achtungsvolle Behandlimg in den Höllen und bei den Elementar-
wesen und den niederen Tieren nicht vorkommt, wohl aber bei den höheren*
nur daß diese das Sitzembieten nicht kemien (!).
Vn. Wei/tübkrwinduno (§ 166—187) 197
5. die Preisgabe (vyidsarga) äußerer und innerer DaseinBgrundlagen, wobei
der Leib und die Leidenschaften die letzteren bilden, der zwölffache upädhi^)
die ersteren. Umäsväti verzichtet auf Einzelheiten. Ln Uvav. steht das
Entsprechende erst an 6. Stelle hinter derajhäva, das als der größere Gegen-
stand erst nachher behandelt werden soll. Der dortige viosagga (wofür all-
gemein vitisaagga geschrieben wird*) löst sich von Stofflichem und Geistigem
(dawa-v, und bhäva-v.), nämlich von Leib, von Umgebimg (garya), Habe
(uvahi) und Ernährung einerseits und von den Leidenschaften, dem Saip-
sara und dem Karman anderseits.
§ 180. Mit Uvav. greifen wir zurück zur Versenkung (jhäryi, Thä^.
188a; Samav. 9a; Äv. 14). Heilsame Wirkung geht von ihr aus, ja nach
T. 9, 30 führt sie zur Befreiung, sofern sie ,4romm'' und „rein" ist. Es
werden nämlich auch Arten der Versenkung unterschieden, die nicht empfeh-
lenswert sind. Diese avajjhäAyi^) werden stets mit den anderen beiden zu-
sammen behandelt; es sind die unreinen Formen einer an sich dem Heile
dienenden Haltung, wie annäx!^ es zu ndt>A ist. Das a^a jhäiaMj die trüb-
selige Versenkung, gilt der Beseitigung von Unannehmlichkeit, der Be-
wahrung von Annehmlichkeit. Ein für sich gestellter Sonderfall der ersteren
ist Krankheit, der letzteren Genuß. Beim Genuß macht T. 9, 34 den Wimsch
nach dem Besitz bestimmter Güter im künftigen Dasein eigens namhaft^).
Die Bezeichnung hierfür ist nidäna (vgl. auch T. 7, 32). Das nipäfjta bildet
mit mäyä und micduUta die Reihe der 3 „Stacheln"' oder „Domen"' (saUa^
§ 168)*). Eingehend beschäftigt sich mit ihm eine Darlegung Mahäviras, das
Ayäitthä^a, die 10. Dasä. Äußere Kennzeichen sind Klagen, Trauern,
Weinen und Jammern'). Die bösartige (rodda) Versenkung geht auf
Schaden, Lüge, Raub und Erhaltung materieller Güter (särakkhana) aus
und ist merkbar an Stärke (usaattna- oder osais^xiia'), Wiederholung, Mannig-
faltigkeit und Unaufhörlichkeit der sittlichen Schwächen (dosa)''). Die
fromme (dhamma) Versenkung hat vier Arten oder Bereiche (pa^oifira),
denn sie dient der Ergründung (vijaya)^) des Gebots der Jinas (ävtä), der
Abirrungen (aväya)*)^ der Frucht der Handlungen (vivOga und der daraus
folgenden verschiedenen Gestalt ( sofpfhätita) der Wesen^®). Sie ist gekenn-
^) Das Verhältnis der Wesen zu den 3 uvahi (und parallel pariggaha) Karmeui,
Leib und Habe behandelt Viy. 749b.
') Daß es trotzdem und trotz vyiUaarga richtig vioaagga heißt, hat Leumank
Aup. u. a. durch voairai bewiesen.
^) Vgl. die avajjh&'ß^ayä Thän. 147a.
^) In Jacobis Übersetzung lies: „und im mc25na".
>) Für Stellen aus späteren Werken vgl. Edoebtok ABhl 8, 228—231.
Von einem Recht, ein nidäna zu hegen (S. 229), kann aber keine Rede sein. —
Die Erklärungen des Wortes hat Jacobi Samaräiccakahä S. XIX. XXX
zusammengestellt .
*) vilavaijLayä Uvav. 30 V, parideva't^yä Thän. 188a.
7) , JlAannigfaltigkeit** ist hier nach dem Sthän. 190a emgedeuteten päth.
näiailviJuHioaa eingesetzt. Der gültige Text hat dafür annä'ifa-doaa.
*)= vicaya, (artha'JninuMyana.
*) Jacobi zu T. 9, 37: der Erfahrungstatsachen. Hierbei leitet ihn T. 1, 16,
wo aber statt apäya besser aväya gelesen wird.
^®) Nach Abhay. handelt es sich um die Form des Weltgebäudes. — In
Yogo^ästra 7 — 10 hat Hemacandra eine emdere Einteilung des dharmcb-dhyäna
(daß sie sich auf dieses bezieht, sagt er erst 10, 7; 11, 1). Die 4 Unterarten
pii^Autha, padasthaf rüpastha und rüpdtUa dh.-dhy, schreiten von körper-
lichen Gegenständen der Versenkung zu magischen Schriftzeichen, dem Bilde
des Arhat und endlich dem körperlosen paramUUman fort (vgl. BüHiiEB, Hc.
S. 84, z. T. n€U)h Bhandarxab, der Sakalakirtis Tattvärthasäradipaka folgt,
198 m. Reuoiox, weltliche Wissbnsohaften und Kunst. 7. Jaikas
zeichnet durch Wohlge&llen (rui) an AtiA, niscigga, uvaesa und suUa,
niiagga soll der „natürliche Zustand'' (svabhävo *nupadekA) Einiger sein,
die der Belehrung nicht bedürfen, also der poUet^buddha (§ 14). Statt der
letzten beiden heißt es "Piä^. 188a stäta und offäfha, ogäfha soll der „Näch-
ste'' sein (sädhu-'prcAyäscmnl'hMUa) den unterwiesen zu sehen gleichfalls
Genugtuung (rui) hervorruft. Anknüpfungspunkt (älambatia) für das
dhammajhätia ist die Methode des Unterrichts (§ 150) ; ihr Stimmung^;ehalt
(av^uppdiä) sind die oben § 175 genannten Betrachtungen. In derselben
Weise wird an den gleichen Stellen die reine (sukka) Versenkung behandelt.
Reinheit und Verzicht in äußeren Dingen, Fehlen von Gemütsbewegung und
Verwirrung sind ihre Merkmale; an Langmut, Preisgabe (§ 174), Lauterkeit
und Demut knüpft sie an ; ihre Stimmungen werden beherrscht durch aoäya,
astibha, av^anJtavMiyä und wptmxfämay also durch die Gedanken an Ab-
irrungen, Ungutes, die Unendlichkeit der Existenzen und den ewigen
Wandel. Mit (Mubha kann die innere Unreinheit des Körpers gemeint sein.
Deutlicher als durch alle diese mehr oder minder farblosen Ausdrücke werden
das Wesen und die Anwendung des sukka jkät^a bei der Angabe seiner pa^oyä-
ra. Diese Versenkung hat es mit einem einzelnen Gegenstand im Bereich
des irtäa-jnäna zu tun, der in mehreren seiner Zustände (faryäya) oder iq
nur einem von ihnen betrachtet wird, wonach man das puhäüO'Viyakbk
(denn der Gegenstand ist „für sich" genommen) 9vJcka jh. oder egatta-
viyakka sukka jh, unterscheidet^), viyakka (vUarka) ist = irvia nach T. 9, 45.
Im ersten Fall kann ein Übergang (vicära) von der Betrachtung eines Zu-
standes zu der eines anderen stattfinden, im zweiten bleibt das Bewußtsein
auf einen einzigen gerichtet: hiemach sind den beiden viyakka hinzugefügt
saviyärt und aviyäH, Gestuft wie hier ist die reine Versenkung femer als
siihuma'kiriya s. jh, und samucchinna-kifiya s. jh. In der ersteren ist die
Betätigung nur noch in ganz geringem Maß, bei der letzteren überhaupt
nicht mehr vorhanden, kiriyä bedeutet hier Joga, die Betätigung von innerem
Sinn, Bede und Körper (§ 84). Diese obersten Stufen sind nur dem Kevalin
eigen, und zwar dann, wenn er mit Ausnahme vegetativer Tätigkeit (z. B. des
Atmens) keinen yoga mehr ausübt und sodann, im «ete^-Stadium (§ 186),
auch dieses letzten Bestes bar ist, wie es Uvav. § 153 und Pannav. 436b
beschreiben. Ihre Zeitdauer ist also ganz beschränkt, ja winzig. Da der
Kevalin keinem Bückfall mehr unterliegt, heißt ABAJhär^ der beiden Stufen
wpjn^iväl und aiyiyatti^) (die letzte in T. 9, 41: vyuparata-kriyä-nivfUi).
Bezeichnend für den nachkanonischen Standpunkt ist T. 9, 27 f. durch die
Einführung physischer Bedingungen für die Fähigkeit zur Versenkung.
Nur solche, die einen besonders vorzüglichen Körperbau (satphanana, § 65)
Report 1883 — 84, S. llOf.). In Yog. 11 bringt He. dann daBhikla-dhy. mit
der Gliederung wie im Uvav., aber nur um der Vollständigkeit willen, siehe
drittnächste Anm. H. schrieb, wie die Prakä^ 1 — 4 des Yog., so auch die darauf
folgenden für die Praxis, und zwar behemdelt er, wahrscheinlich um einer Vor-
liebe seines Fürsten zu dienen (vgl. BüHiiEB S. 36), in Pr. 6 und 6 Experimente,
die mit der Jaina-Lehre überhaupt nichts zu tun haben, und in 7 — 10 solche,
denen er diese Beziehimg nur künstlich beilegte. Denn die obige Erklärung von
rüpa-atha kann nicht darüber täuschen, daß die vier Unterarten von Haus aus
unjinistisch sind.
^) De^ puhcAia- und egfxtta-viyakka Adj. zu svkha-jjhäryi sind, zeigen die
beiqen anderen Formen suh/rnna' und scmmixMnna-kiriya,
*) Die Betätigung des inneren Sinnes, die (ebenso wie die der Rede) vor der
des Körpers aufhört, ist eine materielle und nicht mit der erkennenden des
Geistee zu verwechseln.
VII. Wbmübbrwinduno (§ 166—187) 199
haben, können sie aushalten, und auch diese nicht länger als ein nmMMa,
Halten wir hiermit Tand. 27 b zusammen, wonach die Menschen „von heute'*
nur die schlechteste der 6 Konstitutionen haben, so würde sich ergeben, daß
gegenwärtig kein Mönch des dhyäna fähig wäre^). So ist es aber nicht; nur
die beiden höchsten Stufen kommen nicht vor, seitdem — nach Jambus
NirväQa — niemand mehr Kevalin geworden ist. Jenes ist auch nicht die
Meinung Umasvätis, da er die einzelnen Arten Mönchen von verschiedener
sittlicher Reif e zuweist (T. 9, 35ff.). Trübselig und bösartig ist nämlich
die Versenkung dessen, der die Gelübde nicht oder nur teilweise beobachtet
(avirata und de^-viraia, letzteres der Laie), trübselig auch die des unter
Umständen Fahrlässigen (jiramaUa-saifiyaUiy § 183). Dessen Gegenstück,
der Zuverlässige (apramaUa-a.), übt die fromme Versenkung. IMese aber
ebenso wie die beiden ersten Stufen der reinen Versenkung sind dem eigen,
der die Leidenschaften unterdrückt, und dem, der sie vernichtet hat
(upaiäntchhofai^ und kfitjta-k.).
§ 181. Umäsväti sagt zu T. 10, 7 (S. 227 der Ausgabe), daß der Mönch, der
sich auf den ersten beiden Stufen des itMa-dhpäna befinde, im Besitz
wunderbarer Kräfte (fddhi) sei, von denen er eine Anzahl nennt. Dies ist
nicht mehr als ein Versuch, die im Kanon öfter erwähnten magischen Fähig-
keiten (i4fki, laddhi, aiddhi) in das System einzubeziehen, übrigens an recht
wenig passender Stelle, denn wer die „reine'* Stufe der Versenkung erreicht
hat,' dürfte über die gleich zu nennenden zauberhaften Kimststücke*) er-
haben sein. Diese gehören aber nicht nur nicht auf diese Stufe der Ver-
senkung, sondern haben an sich überhaupt nichts mit dem Weg zur Er-
lösung zu tun. Darin, daß sie namhaft gemacht werden, ist ein Zugeständnis
an den Volksglauben zu erblicken, der überall asketisch lebenden Männern
besondere Kräfte zuschreibt. Nach Uvav. § 24 (vgl. Hc. Yog. 1,8; Mahänis.
S. 75) sind es „einige'', nicht weiter differenzierte Mönche, denen dies
geschieht. Ihr Verstand ist unerschöpflich (kotfha-byddhi)^ entwickelt den
Gegenstand aus keimhaften Anfängen selbständig (bi%y(i4>.) und verarbeitet
ihn ('pa4fi-b,)% Im Studium haben sie die Gabe der Kombination (fayäi^U"
iäri)^), und es scheint, daß sie ganz verschiedene Vorträge gleichzeitig auf-
fassen können (aatpAhinna-ao^^)). Im Erkennen ist ihnen die vierte Stufe
eigen, auf der man den ujju-mai und den pitda-m. unterscheidet (§ 80).
Andere Gaben imponieren mehr der Menge: diese Mönche sind fähig zu
Fluch und Segen, ihre Berührung und ihre Ausscheidungen sind heilsam,
sie schaffen Milch, Honig und Butter herbei und machen, daß das Essen
nicht ausgeht'). Der Fluch (säva) spielt in den Texten weiter keine Bolle,
diese wird von dem magischen Feuerstrahl übernommen, den ein erzürnter
Mönch oder Gott entsenden kann. Eine solche Handlung ist der tsyc^-
^) Nach Hc. 11, 4 wird das ganze hücla-dhyäna gegenwärtig nicht ausgeführt,
weil die beste Gelenkfügung und die Kenntnis der Pürva dazu gehöre.
') Grenzen der iddhi gibt Thän. 354b an; sie werden vor allem durch Grund-
gesetze der Welt gebildet.
') In Anlehnung an den Komm, spricht Leumann Aup. von zu Tüchern ver-
arbeiteten Früchten der Erkenntnis.
*) Oder die Gabe, nichts Gelerntes wieder zu vergessen, *päddnuamänn
(Jacobi, Sthav. S. 9; 2nd ed. S. XCV).
*) Daß es sich um ein Hören handelt, zeigt Mahänis. 1, 46 aambhinna-aui.
*) akkhl'iifa-^mohäfyaaiya hinter khlr*ä8ava usw. zeigt, wie die letzteren Aus-
drücke zu verstehen sind. Es liegt weder die karman-technische Bedeutung von
äaava noch eine Beziehung auf die Siißigkeit der Rede vor, die Umäsväti an-
deutet, indem er diese Fähigkeiten vädUca nennt.
200 m. Reijoion, weltlighe Wissenschaften und Kttkst. 7. Jainas
niaagga, und wir lesen Viy. 678a, wie das teya oder die teya^UsBü den Ge-
troffenen unmittelbar zu Asche verbrennt, fha^. 520b ist aber auch von
anderen Fällen die Rede, wo das feurige Geschoß Blasen (jJu)4(^ und piäa)
erzeugt und seine Wirkung mehr mittelbar ausübt. Die teyti-lesaä wird durch
Askese aufgespeichert (scujikhiüa, Viy. 666 b)^) und heißt danach auch tava-
teya^). Die Aussendung geschieht mittels eines samv/gghäya (Viy. 665b.
678 b)» und wir haben hier wohl das Muster für die gleichnamigen Vorgänge
im System (§ 89). Bemerkenswert ist, daß Mahävira dem heißen Geschoß
des Gegners (sä'usivä U-l.)*) mit einem eigenen kühlen (nffdUyä tA.)
begegnet (Viy. 666a), was der Natur der Sache widerspricht.
Femer können solche Mönche Objekte zauberhaft darstellen, in einen
Gegenstand eingehen (Viy. 757 a) und sich in der Luft bewegen. Über diese
letzteren Fähigkeiten, die augenscheinlich besonders populär waren, spricht
sich auch die Viy. aus, wobei der geistig vorgeschrittene Zustand des
Mönches durch die Bezeichnung bhäviy'appä charakterisiert wird*). Solcher
Leistungen ist auch ein Gott fähig; im System der ni^t ^Fhäi;!. 172a ist es
die viguwai?a. Es wird für den Mönch wie für den Gott betont (Viy. 154a.
190a), daß es sich nur um eine Einwirkung auf die Sinne handelt und nicht
um etwas Wirkliches (ary^gärassa bJULviy^appano ayam eyärüve VMoe
visaya-meUe buie, no c'eva tfoifi scMftpattie vikuwitßsu vä vikuwai vä vikum-
ssanti vä^)). Um diese Einwirkung zu vollbringen, bedarf es der Heran-
ziehung stofflicher Teilchen, die dem Vollbringer nicht eigentümlich sind.
Nur mittels ihrer, bähir(ie poggale pariyäittä, gelingen sie (Viy. 189a£f.
283a. 315a. 643b. 705b; Jlv. 374b; fhä^. 104b), und zwar wird zwischen
solchen poggala unterschieden, die sich beim Vollbringer, und solchen, die
sich beim Redner oder auch an dritter Stelle befinden (tatiha-^ya, Uuhg}),
annattha-g.). Der Vorgang heißt veuwiya'Samtigghaya imd wird, so wie ein
Gott ihn vollzieht, Viy. 153 b; Jambudd. 268 b; Ji^ac. 27 beschrieben
(§ 89). Es ist wohl der veuwiya- oder vielleicht der Uya-s., der ganz oder
teilweise ( !) angewendet werden kann, aber nicht muß, damit ein Gott oder
ein Mönch dank seiner hellen lessä (§ 97) göttliche Personen wahrnimmt
(aamohaef^afji, asarnohaeiyaflfß oder aaniohayoMnioha^iSiaflfß <ippä^t!^afn jäifoi
päsai Viy. 283 b; Jiv. 141b). Die Erzaubenmgen nun geschehen in dichter
Fülle und umfassen die verschiedensten Gegenstände und (natürlich nicht
selbständig beseelten, Viy. 751b) Gestalten, wobei auch Frauen eine ziem-
liche Bolle spielen (vgl. Viy. 189a. 627a). Auch das Luftwandeln von
Mönchen oder Göttern wird ausführlich besprochen. Man muß es schon
glauben, daß sie sich über ein Hindernis erheben können, wie der Vebhära-
Berg eins ist (Viy. 189a. 643 b), und an Dutzenden von Beispielen wird
gezeigt (Viy. 190af . 626b), daß ein Mönch in allen möglichen Stellungen in
der Luft zu schweben vermag. Dabei werden menschliche Sitz- oder Trag-
Haltungen angenonunen oder das Benehmen von Tieren nachgeahmt.
^) Sthän. 149b zu Thän. 147b, wo drei Anlässe zur Aufspeicherung gegeben
werden, irrig mit laghükria erklärt.
*) Der Instr. lautet nur taverjMm teei(yam.
^) Fälschlich gedruckt ^^7pä\ aber Vy. 668 a steht aväm stxzHyäm uflüiäm
tejO'leSyäm,
*) Ein bh,'a, ist iddhimam, wie der Arhat und die weltlichen Heroen es sind
(Thän. 331b).
') viaae tH gocaro vaihriyorkararia'Mcteh , . . vi^ya eva v.-m/Uram kriffir
Sünyam , . . aampattie tti yatho^ktdräui-aampädanena Vy. 155a.
') prajnäpakdpek^yä iha-gcUän [pudgalän] Viy. 283b.
VII. Wsi/rÜBEBWiNDiTNO (§ 166—187) 201
U. a. kann der Schwebende den Kopf nach unten haben wie die Fledermaus
(vaggull). Die Theorie des Schwebens unterscheidet (Viy. 793 b) vijjä'
cäratna und janghä-c. Die letzteren haben eüie härtere Askese hinter sich
und vermögen daher mehr. UmasvätiB Erklärung (S. 227) scheint das Um-
gekehrte einzuschlieBen, indem die janghä-c, auf flammen, Rauch, Regen,
Strahlen, Spinnenfaden usw. gehen können, die viyadgaii'C. aber ohne solche
Hilfsmittel auskommen. Man könnte vermuten, daß üi vijjä hier das Wort
viffot steckte. Die Viy. gibt freilich an, daß die Betreffenden vijjäe fätaragu-
r^a-laddhiifi khamanti ( ?). Für die geistliche Würdigung dieser Fähigkeiten
ist bezeichnend, daß ihre Inhaber unter Umständen ohne Beichte sterben.
Darin liegt die verdiente Geringschätzung solcher Künste, und diese wird
denn auch Mahävfra in denf Mund gelegt in der Geschichte von der Nonne
Pa^cjarajjä, die v. Kamftz mitgeteilt hat^). Anderseits wird entgegen
unserem Empfinden üi der Betätigung magischer Kräfte keine mäifi
empfunden. Im Gegenteil wird oft festgestellt, daß nur ein atnäl ihrer fähig
ist (§ 62. 168). Uvav. § 24 nennt hinter den cäratia noch die vijjähara (das
weiter folgende Wort ägäsäiväl dürfte eüi Attribut sein). Hier werden die
vijj. also mit imter die geistlichen Personen gerechnet. Es ist aber, wie aus
Jambudd. 71 b hervorgeht, eine von Fürsten regierte Menschenklasse mit
allen individuellen Verschiedenheiten, deren bleibende Wohnsitze auf den
Veya44ha-Gebirgen (§ 124) liegen. Diese Wesen von guter Art — sie spielen
in der Märchenliteratur eine große Rolle — haben die Fähigkeit des Luft-
wandelns kraft ihrer Natur, nicht durch Verdienst, wie neben den Arhats
auch die weltlichen Heroen CPhäi;^. 356b, vgl. auch 331b). Auch hier ist,
wie bei den Bhava^aväsl, den Luftgeistem*) des Volksglaubens der Platz
im System angewiesen worden.
§ 182. Die Begriffe upaiama imd k^ya, die § 180 gebraucht wurden,
erscheinen bereits üi der Lehre von den Zuständen (bhäva), für die Viy.
722a auf Ai^iuog. 113bff. verwiesen ist*), vgl. '^äj^. 376b. Von Umäsväti
wird sie T. 2, Iff. gegeben. Wir beginnen 1. mit dem Wesenheitszustand
(plriffAmiya bhäva), der dort an 5. Stelle steht. Die Seele — um aus A^uog.
nur das anzuführen, was sich auf sie speziell bezieht — ist zur Erlösung
bestimmt oder nicht (§ 101). Die anderen bJiäva werden an der Seele vom
Karman hervorgerufen. 2. Das Aufgehen (udaya) der 8 Karman- Arten
in ihr versetzt sie in den tidat^-Zustand, er ist mithin die Norm. 3. Durch
Selbstzucht kann das in der Seele haftende nioAat»i[;ja-Karman soweit
unterdrückt werden, daß es Ruhe (uvasama) hält, ohne au&ugehen. Dieser
Zustand heißt uvasamiya, 4. Ist das Karman nicht nur unterdrückt, sondern
der Vernichtung (khaya) anheimgefallen, so ist der ibfta^^-Zustand da,
der dem Kevalin eigen ist. 5. Dem Namen nach zwischen den beiden vorigen
ist der ikAadt^Momi^-Zustand. Er liegt vor, wenn die 4 Arten des ghäi-ha/m/ma
(§ 87) sich nicht vipäkatah, sondern nur pradeMa^ verwirklichen. Diese
Unterscheidung ist nicht Anuog. selbst zu entnehmen, wohl aber Hema-
candras Kommentar. Sie beruht darauf, daß der anktibhava, das ist der vipäkaf
eines Karman (T. 8, 22) nach Viy. 65a nicht empfunden zu werden braucht,
^) Sterbefasten S. 32. Aber an Vajra (§ 23) werden seine magischen Künste,
vor allem das Luftwandeln, gerühmt (Av. 766 ff.).
*) Jacobi hat Literaturbl. f. d. Orient. Philol. 2, 48 vijjähara von viharati
abzuleiten versucht.
') Dem gewöhnlichen Leben entnommen sind dagegen die 4 bhäva, die
Thän. 234b dem Wasser von verschiedener Trübung verglichen werden und eine
entsprechende Nachexistenz in der Hölle usw. zur Folge haben.
202 ni. Reijqion, weltuohb Wissbnbohaftbn ukd Kukst. 7. Jainas
was beim paem-kamma stets der Fall ist (§ 85). Da im uvagamiya bhäva das
Karman überhaupt nicht zum Aufgang kommt, ist der hhaßvtMamit^ bh.
ihm unterlegen. Logisch gehört er also hinter den vdaipa. Ein 6. Zustand
wird von Umäsväti übergangen: der sa^i^iväiffay das gleichzeitige Vor-
kommen mehrerer der vorgenannten. Die möglichen Kombinationen werden
Ä^uog. 122 äff. gewissenhaft verzeichnet.
§ 183. Den iipa^nta- und kfitj^a-hofäpa insbesondere finden wir bei den
guna-tihäva oder, wenn wir uns auf den Kanon zurückziehen, bei den 14
jiva-tthävui Samav. 26b. Diese lauten mit den gut^ffh. gleich. Der Komm,
nimmt davon keine besondere Notiz, und doch mußte er den Namen ^90-
t(h. für die logischen und praktischen, zur Befreiung führenden Stufen
kennen. Wer auf diesen zur Vollkommenheit hinaufführenden „Seelen-
Stufen" steht, heißt 1. miccha-difthfl), irrgläubig, 2. säiät/aista'damniad^,,
im vorübergehenden Vorgeschmack der Bechtgl&ubigkeit*), 3. Bammä-
miccha-d,, mischgläubig, 4. aviraya'Sammad-d.j den Geboten nicht folgend,
aber rechtgläubig, 5. virayämraya, die Gebote zum Teil befolgend (deiO'
viraia), womit der Laie gemeint ist, 6. pomoto-MM/i^aya, beherrscht, aber
nicht ohne Fahrlässigkeit, 7. appamaUa-s,, beherrscht und hierin zuver-
lässig, 8. ni^afti-bäf^ra und 9. aif^iycUti'b, mit den Leidenschaften in gewöhn-
licher Stärke, jedenfalls noch nicht in feinster Form, behaftet, 10. mkumO'
scwßparäya utxuämaga oder s.-s, hhavaga, die Leidenschaften nur noch in
winzigstem Maß hegend, 1 1 . uvt^ania-moha, der das mciiat^ijja ham/ma unter-
drückt hat, 12. kklvtO'm.y der dasselbe getilgt hat. Beide heißen mit ihren
Sanskritbenennungen wpcMnta- bezw. k^rfO-ha^ya'ViUvrüga'fho^mad^
An 13. Stelle steht der sajogl kevall, der Kevalin mit Betätigung von innerem
Sinn, Rede und Leib, an 14. der ajogi ib., der Kevalin ohne sie (§ 186). Diese
Stelle des Samav. ist die einzige im Kanon, welche die 14 Stufen enthält.
Es fehlt jede nähere Ausführung. Eine solche würde bei dem niyatti und
ax^iycUti von 8. und 9. einen Hinweis auf die verwickelten Vorgänge enthalten
haben, die wir in der späteren Karman-Theorie mit den Guna-Stufen in
Beziehung gesetzt finden. Durch v. Glasenafp, Karman S. 83f. er-
fahren wir nämlich aus ihr*) Einzelheiten über drei Prozeduren (hararia),
mittels deren die Seele die Bildung von neuem mohanijja (§ 87) verhindert.
Die dritte von ihnen heißt ai^iyci(i%-ka/rava; die vom (8.) niyafti-bayara-
sanfiparäya auszuführende (zweite) Prozedur wird freilich nicht mjjotft-,
sondern apuwa-k. genannt. Den genannten geht das akäpaviUi-k. vorher.
Von diesen drei Prozeduren wird im Kanon allein das a^wa-k. erwähnt,
aber nur ganz vereinzelt (Viy. 434b; Näyädh. 152 b^); Jambudd. 278b) und
wie bei den gutfa-fth., ohne daß Näheres gesagt würde. Inmierhin heißt das
apuwa-k. kamma'raya'VikaraisM'kara, Femer haben wir Samav. 39 b eine
Angabe über das mohav>ijja kamma des niyafti'bäyarat die (im Verein mit
entsprechenden Notizen über das des abhavasiddhiya und bhavasiddkiya —
§ 101 — Samav. 45 b. 47 b) auf die spätere Theorie weist, indem sie, nach
dem Wort santa-kamma zu schließen, den im Kanon sonst fehlenden Aus-
druck 8(xtta für das potentielle Vorhandensein von Karman (§ 85) und
^) Vielfach auch micchad-dü^i geschrieben. Ein Doppel-d ist aber nur bei
aammad-d. (aamyag-dr^) berechtigt.
') Vgl. V. Glasen AFP, Karman S. 62.
>) Hinzuzufügen ist ällänka Aoär. (alte Ausg.) I 398 ff. Genannt werden
die drei Prozeduren Samaräicc. S. 47.
^) Hier von Abhayadeva als 8. gwff^aathäna erklärt.
VII. Wei/tübebwinduno (I 166—187) 203
wenigstens drei der entsprechenden Berechnungen von hovmnfCa/rßsa (= täta-
ra-prakfti) kennt.
So vereinzelt alle diese Erscheinungen sind, geht doch aus ihnen hervor,
daß das, was die Karman-Theoretiker uns so ausführlich berichten, schon
in älteren Texten stand. Angeblich war ihre Quelle der Ditthiväya, das
12. Anga.
Dies gilt auch für die Lehre von den se^i oder „Leitern"', auf denen die
Seele in Unterdrückung oder im Freiwerden von Karman aufsteigt. Es
liegt hier nur eine einzige Erwähnung vor, nämlich die von ffuva-se^hi
Uvav. § 153, und wieder ersieht man nichts über ihren theoretischen Hinter-
grund.
Hat schon die oben vorgetragene Karman-Lehre einen stark mechanischen
CSiarakter, so kommt dieser nunmehr noch stärker zur Geltung. Durch die
drei Prozeduren soll unmöglich gemacht werden, daß die Seele, wie es
zwangsläufig ist, neues mohav^ijja kamma bildet, wenn sich altes solches
verwirklicht. Ein Vorgang im Laufe der 2. Prozedur (afpuwa-k.) ist nun die
0rutia-«6(%», eüie Tilgung von Karman-Teilchen. Das Ziel dieser Prozesse ist
die Herstellung des sa/mmaUa genannten Zustandes. Gleichwohl ist mo-
haviijja in der Seele noch ruhend vorhanden. Dieses Karman soll die uwMa-
fna-se^hi an der Verwirklichung systematisch verhindern, alle Arten von
Karman überhaupt nach einander tilgen soll die khavaga-seifki. Diese führt
zur Kevalinschaft. Auf das sammaUa und die beiden seihi verteilen sich
nun die gui!ia-t(hätjM, was die letzten derselben schon durch ihre Namen
anzeigen. Die uvasama-a. wird auf der 4., 5., 6. oder 7. Stufe bestiegen und
führt, aber nur für kurze Zeit, bis zur 11., von welchem Gipfel die Seele
alsbald wieder absinkt. Die 14 Stufen bilden nämlich keineswegs eine zeit-
liche, sondern nur eüie sachliche Folge ; auf ihnen bewegt sich die Seele auf-
wärts oder abwärts je nach ihren Handlungen. Aber gerade von den Hand-
lungen, also vom Leben, ist die Darstellung der Theoretiker vöUig ab-
gezogen. Für die Einzelheiten sei auf v. Glasskafp verwiesen. Seine
Meinung aber, daß hier noch psychologische Labjrinthe zu erforschen seien,
trifft wohl kaum zu. Die Jainas haben hier Psychologie ohne Seele getrieben.
§ 184. Der gegenwärtige Abschnitt begann mit einer Betrachtung der
Vergleiche, welche die persönlichen Eigenheiten des Menschen auf Grund
der Lebenserfahrung charakterisieren. Er mag, ehe wir uns der Krönung des
Heilsweges zuwenden, in der das Individuelle verschwindet, auch mit einem
solchen Vergleich beschlossen werden, den wir mit derselben Wahrschein-
lichkeit wie die vorigen Mahäviras eigener Kenntnis der menschlichen
Schwächen und Vorzüge zuschreiben diüien. Es werden unterschieden der
„Hohle"' (jndäga)^), der „Scheckige"' (bausa), der „Sündige" (husUa),
der „Freie"' (niyavtha) und der „Losgesprochene" (siftAya). Auch die Dar-
legung, die diese Namen einführte, besitzen wir nicht mehr. Soweit sie den
letzten Namen betraf, hat sie an den snSUaha des brahmanischen Lebens
angeknüpft. Im sinäya haben wir den Kevalin vor uns. Der niyav^ha ist eine
Stufe unter ihm, mit diesem dem niggaifMa der Ableitung nach entsprechen-
den*) Worte ist also nicht der gewöhnliche Mönch, sondern ein solcher von
hervorragenden Eigenschaften gemeüit, in vielen von welchen er dem siviäya
schon gleichkommt. Im Widerspruch hierzu ist der Sammelname für alle
1) Wörtlich die „taube Ähre".
*) Vgl. PiscHEL, Gr. § 333. Wir haben aber die Präp. m, nicht nie, vor uns.
204 III. Religion, weltuche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
fünf Arten ebenfalls niyanlha}), während die drei übrigen in der Güte unter
ihm bleiben. Der kusila ist sündig entweder durch greifbare Vergehen und
durch Leidenschaft, oder nur durch den niedrigsten Grad (§ 87) der letzteren,
wonach er pa4i8evavü'k, und kasäya-k. heißt. Es sind also im Ganzen sechs
Arten*), mit denen sich Viy. 890bff. beschäftigt, und zwar unter 37 ver-
schiedenen, konkreten und metaphysischen Gesichtspunkten'), von denen
T. 9, 49 nur 7 berücksichtigt. Es sind nur wenige dabei, denen man eine
Wertung der unteren Stufen entnehmen kann. Der jndäga erhebt sich z. B.
nicht, wie u. a. der bausa, zu der Nachahmung der Praxis des Jina, die man
jir^'ka/ppa neimt, sondern bleibt im thercL-k. ; seine Verstöße treffen sowohl
die rrMa-guna wie die vUofrcL-g.y das heißt sowohl die fünf Gelübde^) wie die
zehn Entsagungen (§ 172) ; seine Gelehrsamkeit, wenn sie über Puwa 9, 3
hinausgeht, bleibt innerhalb von neun Puwa. Der bausa aber läßt die
Gelübde unverletzt und kennt wenigstens den Text, der sich mit den
8 'pcwayarf/o-mHyä (§ 173) beschäftigt (für uns Utt. 24), von den Puwa aber
nicht mehr als zehn. Mit am ausführlichsten ist dieDeixstellung hinsichtlich
der Verschiedenheiten des Wandels (caritkhpajjava, Viy. 898b), auf denen
gewiß die ganze Abstufung beruht. „Hohle*', „Scheckige" und „Sündige'*
sind innerhalb ihrer Klasse einander in allen denkbaren Graden*) überlegen,
unterlegen oder gleich, außerhalb derselben aber in der feststehenden Folge
einander co mal unterlegen. Nur die beiden kusüa verhalten sich zum
puiäga und bausa wie zu ihresgleichen*), und der niyaiyfha fällt mit dem sit^
ya zusammen. Die sa/rßyamd'Sihäna im Bhä^ya zu T. 9, 49 sind keine direkte
Spiegelung dieses cariUa'pajjava.
§ 185. An die vorhin genaimten ffuna-tOiäna werden wir erinnert, wenn
wir uns der Tilgung (nijjarä) zuwenden, wie Umäsväti sie T. 9, 47 be-
handelt. Deim zum guten Teil entspricht ihnen die dort gegebene zehnfache
Stufenfolge der Tilgenden. Sie zeigt am Anfang den (zunächst nur) Recht-
gläubigen (8amyag'^xf^i)y den Laien (irävaka), den Mönch, der (nicht mehr
tut als daß er) die Gelübde hält (vircUa), der sich von den Leidenschaften
in ihrer gröberen Form trennt (ananta seil, anubandhiy § 87 viyojaha).
Die höheren Stufen sind durch den Wegfall des mokarsijja kamma gekenn-
zeichnet, das sich in Störung des Glaubens und Störung des Wandels teilt
(§ 87). Der Mönch vernichtet die erstere (dariana-moha-k^apaha), ist im
Begriff, die letztere zu unterdrücken (upaiamaka^ vgl. § 182), hat dies voll-
zogen (npctiänta-moha), ist im BegriiEf, sie zu vernichten (k^apaka)j und
hat dies vollzogen (kfirjua-moha). Die höchste Stufe ist der jtTia. Auf jeder
dieser Stufen nun wird Karman getilgt, und zwar auf der nächsthöheren
cx)mal mehr als auf der vorhergehenden. Dies bedeutet aber ebensowenig wie
bei den eng verwandten gur^-tthävia eine notwendige zeitliche Aufeinander-
folge der Stufen, sondern nur eine sozusagen statistische Feststellung. Sie
ist gleich jenen im Kanon nicht enthalten.
Das Mittel zur Tilgung aber ist die Askese; dies lehrt T. 9, 2 als ihre
andere Bestinmiung neben der, safnvara zu bewirken. Die Tilgung von
^) Thän. 336a jedoch niggantha.
*) Angeblich 200 Arten kennt Mahänis. 3, vgl. Verf., Mahänis. S. 68.
^) Den ersten davon, die Fünfgliederung jedes einzelnen, s. auch Thän. 336a.
^) Sie heißen eigentümlicher Weise hier äaava (pancanham äaaväfywi padiae-
re;;« Viy. 893 b).
^) Dies ist so ausgedrückt, daß einer dem andern mit l/oo, 1/^ oder 1/x (vgl.
§ 21) unterlegen oder ihm oo-, ; - oder x-mal überlegen sein kann.
*) Doch ist der padiaevainbä-k, oo-mal mehr als der puiäga.
Vn. WBLTÜBEBwnrouNO (f 166—187) 206
ruhendem Karman durch Askese ist sozusagen die künstliche gegenüber der
natürlichen, die durch das Empfinden aufgegangenen Karmans geschieht,
und die man auch Verbrauch nennen kaim. Über sie vgl. die Erörterungen des
Verhältnisses von nijjara und veyav^ä § 86. Ihr steht die Feststellung nahe,
daß ein Mönch durch 4^tagiges Fasten mehr Karman tilgt als ein Höllen-
wesen in Millionen von Jahren (Viy. 704a). In hohem Maß vollzieht (Thä^.
170 b) unsere Tilgung ein Mönch durch den Drang zum Studium und zu
besonderer Kasteiung (egaUa-pci^^fnä, § 139), ein Laie durch den Drang zur
Hingabe seines Vermögens und zum lebenslänglichen Mönchtum, beide
aber (wie Saipth. 108 bestätigt) durch das Verlangen nach dem Sterbefasten
(§ 165). Natürlich hat erst die Ausführung der hier in den Worten kayä
i^HOfß . . . vüiarissämi usw. liegenden Absicht den angegebenen Erfolg. Es
gehört ins Gebiet der Metaphysik, in wie weit die nijjarä die Daseinsreihe
des Frommen nach dem Tode verkürzt. Solange sie nicht ausreicht, den in
der Seele haftenden Karmanstoff zu beseitigen, muß diese ihren Lauf fort-
setzen. Oft (in Viy. zuerst 128b. 168b. 179b) wird Mahävira über die Schick-
sale einer bestimmten Person nach ihrem Tode befragt und weiß über das
künftige Auf und Ab ihrer Seele sehr genaue Auskunft zu geben. Wir finden
aber auch allgemeine Angaben. Sie beruhen auf dem Moment der Treue
(ärähanUi) des Gläubigen. Diese ist theoretisch behandelt T^ä^. 169a;
Viy. 418b, und zwar wird sie im Bereich von Erkennen, Glauben und Wan-
del je in drei Graden abgestuft. Sie wird ^äi;^. 98a aber auch unterschieden
als dhammiyä und kevaU-ärähava, Hiervon ist die erste durch Wissen und
Wandel bewiesen, die zweite trägt als Frucht den Abschluß der Daseinskette,
die anta-kiriyä (§ 101), oder eine Götterexistenz, dann ist sie happa-vitnäv^-
vavaUiyä und wird — das soll ausgedrückt sein — später zur Kevalinsohaft
fuhren. Diese verschiedenen Arten und Grade der Treue nun geben die
Grundlage für eine bestimmte Anzahl zukünftiger Geburten — man rechnet
in den Pai^^a^) bis 7 oder 8 — ; Wesen, die nur noch eine jenseitige Existenz
vor sich haben, werden Viy. 851b; ^hä^. 61b. 250b bisarira genannt. Der
höchste Grad aber zerstört jene Grundlage und führt die Erlösung am Ende
des gegenwärtigen Lebens herbei. Diese Eigenschaft wird insbesondere dem
Sterbefasten beigelegt. Wie wir oben aus^än. sahen, bringt es eine große
Tilgung mit sich, und hierzu gehört es mindestens indirekt, wenn Viy. mehr-
fach (189b. 231a. 375a. 497 b. 794a) den Vollzug der Beichte, vor allem der
Beichte vor dem Sterben, der ärähavA oder „Treue'* entfließen läßt. In den
Paiim^ wird klar ausgesprochen'), daß der durch Fasten sterbende Mönch
entweder in die allerhöchste himmlische Region Sawatthasiddha (§ 129)
oder an den Ort der Vollendeten gelangt. Das letztere setzt den Besitz des
iketw(2a-Erkennens voraus. Schon in der Lebensschilderung Mahävlras
(Äyär. II 130f.; Ji^^ac. § 120) wird, in Übereinsthnmung mit der Rolle,
welche die Kasteiung im System spielt, kaum von geistigem Ringen, dagegen
von gewaltiger, auf die Überwindung der menschlichen Natur gerichteter
physischer Anstrengung gesprochen, als deren Lohn das Allwissen und All-
schauen eintritt. Die körperliche Seite tritt schließlich ganz in den Vorder-
grund: die Paiim^*) und die von ihnen benutzten Legenden sowie der
Mahänisiha lassen das kevala dem Fastenden und dem Märtyrer kraft ihrem
Tun undLeiden zufallen, wobei sie sich anstelle der regelrecht erforderlichen
^) Vgl. V. ELamftz, Sterbefasten S. 39.
") V. Kamftz a. a. O. S. 21 f.
») Vgl. Verf., Mahänis., S. 29f., 72.
206 m. Reugion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jaikas
Vertiefuiig in die heilige Lehre mit einem Miniimini an Formeln oder em-
zelnen Worten begnügen, deren Vergegenwärtigang die erforderliche Tilgang
herbeiführt.
§ 186. Der Mönch, der (und die Nonne, die) von den vier verhüllenden,
störenden, hindernden Arten des Kaimans frei geworden ist, besitzt das
All-Erkennen, das kevala-nätid^) und ist uppannti-tiäna-damsa^-dhara . . .
kevali Hya-paecuppanna-m'^nagaya'Viyäi^aga savtxinnü sawct-dariH (u. a.
Viy. 114a; ausführlicher Uvav. § 16). Nur noch das zu Fühlende, das
Individuelle, die soziale Stellung und die Lebenamenge haften als Kannan
in seiner Seele. Die Metaphysik lehrt, daß er die drei ersten, soweit erforder-
lich, der letztgenannten angleicht (visamafß samam harei) und ihren Über-
schuß durch einen Akt der Ausstoßung, den § 89 nach Üvav. § 141 ff. be-
schriebenen kevali'Samugghäya, ausscheidet. Während dies eine rein körper-
liche Betätigung war, kommen danach Funktionen des inneren Sinnes und
der Rede wieder hinzu. Sie bewegen sich ausschließlich in der Sphäre des
Wahren und des Weder-wahr-noch-falschen, worunter Anordnungen,
Befehle, Fragen u. a. zu verstehen sind (§ 74). In dem, was Uvav. § 150
über das einem solchen verbliebene körperliche Tun sagt, — es bestehe
im Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen, über etwas Hinwegschreiten, Heben,
Reichen in mehrfacher Beziehung — sind die physischen Funktionen gänz-
lich übergangen, als wenn der zu schildernde Zustand des sajogi ketxdt
(Uvav. § 151 ; lliän. 49 b ; guna-Uhäna 13, vgl. § 183) nicht unter Umständen
die ganze Lehrtätigkeit und das Meisterleben eines Kevalins wie Mahävlra
einschlösse, mit der höchsten Entfaltung (Thän. 306 a) von Wissen, Schauen,
Wandel, Askese und Willen. Die Tätigkeit der Sinne (äyäria) hat allerdings
aufgehört (Viy. 223b = 286a), da der Kevalin ihrer nicht mehr bedarf.
Uvav. 30 V wird das sukka-jhävua auf den letzten Stufen suhuma-kiriya
und sanrncchinna-k, genannt (§ 180), wobei kiriyä soviel wie Joga bedeuten
soll. Die beigesetzten Wörter cippa^iväi bezw. aniyaüi schließen einen Rück-
fall in die frühere Aktivität aus. Es muß sich also in dieser Versenkung, und
das ist auch die Auffassung der Tradition (Aup. ; Sthän.), um einen der
Kevalinschaft eigenen Zustand handeln. Aber die Schilderung Uvav.
§ 141 ff. sagt nichts von Versenkung. Indessen kann man eine Andeutung
dieser darin sehen, daß Uvav. § 152 die Betätigung von innerem Sinn, Bede
und Leib in dem Augenblick, wo sie zum Stillstand gebracht werden, als
ganz winzig und jedes einem anderen Wesen mögliche Maß weit unterbietend
beschreibt. Der Kevalin ist jetzt für eine Zeitspanne von wenigen Sekunden
ajogl und tilgt in ihr das Kannan der vorhin genannten letzten vier Arten.
Dieser Akt beendigt sein irdisches Leben und seine Existenz im Weltlauf.
So wenig (Uvav. § 155) wie ein verbranntes Samenkorn einen Trieb hervor-
bringt, kann eine von Kannan freie Seele eine neue Verkörperung erleben.
Sein Eintritt in jenes Stadium wird mit dem feststehenden Ausdruck
selesim padivajjai bezeichnet (Uvav. § 153 — 155 = Pannav. 607 f.; Viy.
252a. 725b; IHtsav. 4, 23). Hier spielt das Bild vom Erreichen eines Berg-
gipfels hinein'), um so mehr als im Uvav. die sdeH (so muß man wohl an-
setzen) mit der gurja-sedhi^ der Stufenleiter der Tugenden, in Verbindung
^) Inwiefern man einen öhi-n&ffa-kevall, maifapajjava-n.'k., kevala-n.'k. (neben
ebensolchen it^ und arahä, Than. 174 a) unterscheidet, erkl&rt Sthan. nicht.
") „Er gelangt zum Gipfel-Grad" Verf. RL 7, 28. Die Komm. (vgl. Aup.
8. v.) nehmen iaileH als den Zustcmd des iaüeSa, unter dem sie den unerschüttcnv
lichen Meru oder den in Askese Gefestigten verstehen.
Vm. BlBUOOBAPHISOHEB Übsrbuok (f 188 — 210) 207
gebracht ist. Aber zugrunde liegt nicht Mäy sondern iUa^), wie auch Prajn.
609 b angibt.
§ 187. Nach Tilgung des letzten Karmans verläßt (Uvav. § 153) die Seele
dessen Gehäuse, den Karman-Leib, und gleichzeitig den Energie-Leib und
den irdischen Leib (§ 62) und schnellt dank dem ihr wesentlich eigenen Auf-
trieb (§ 92) in 1 samaya geradlinig aufwärts zur Stätte der Vollendeten
oberhalb der Region Isipabbhärä (§ 135). Die jüngeren Texte sprechen gern
vom siva (häija*) ; bei den älteren liegt das Hauptgewicht weniger auf dem
Ziel als auf dem Vorgang, der siddhi oder mutti, denen gegenüber das Wort
fUwäna sehr zurücktritt, vgl. aber Utt. 23, 83. Die befreite Seele') gesellt
sich den siddha zu, die, unendlich an Zahl, dort schweben, ^ joj/. unterhalb
der Weltgrenze, bis zu welcher die Orundtatss/che Regung (§ 57) sie nur
tragen kann. Alle siddha (Uvav. § 168 — 189) stoßen an die Weltgrenze an
(puf(hä log'arUe), Das ist dadurch möglich, daß sie alle einander durch-
dringen (ai^onna-samogät/hä) mit allen Punkten. Ihre Größe ist zwei Drittel
von der, die sie im letzten Augenblick ihres irdischen Daseins hatten, eine
Vorstellung, die dem Anblick der Schrumpfung der Leiche entstammen
wird. Die Vollendeten sind ohne Leib, eitel Seele*). Für den geschilderten
Augenblick des Übergangs wird dem Kevalin das „formaliter bestimmte'*
Vorstellen (n&ria), d. h. das Erfassen des Gegenstandes als eines einzelnen
samt seinen augenblicklichen Eigenschaften (§ 82) zugesprochen (säffärö-
vatUkty Uvav. § 153). Aber er besitzt auch das „formaliter unbestimmte"
Erfassen (da/ijigatjUi) des Gegenstandes ohne seine zeitlichen Attribute, rein
begrifflich allgemein. Beide, das aägära näfta wie das anägära dariuatjM, sind
gleichermaßen dem siddha eigen*). Solch reines Erkennen entspricht dem
Wesen der Seele, das geistige Funktion ist (§ 71). In dieser schrankenlosen
Verwirklichung des seelischen Wesens allein und nicht in irgend einer
Empfindung, für die ja jede Voraussetzung fehlt, liegt das unermeßliche
Glück des Vollendeten, liegt — wenn der lautliche Anklang gestattet ist —
seine Seligkeit.
VIII. BIBLIOGRAPHISCHER ÜBERBLICK.
§ 188. Die hier folgenden Angaben werden mit keinem anderen Anspruch
vorgelegt als mit dem, einen Hinweis zu geben auf das, was bisher an
solchen, ihrer Religion und deren Geschichte dienenden Jainatezten älteren
Datums in Prakrit und Sanskrit*), die nicht zum Kanon und seinen Kom-
mentaren gehören, gedruckt und bibliographisch benutzbar außerhalb
Indiens bekannt geworden ist. Eine Liste dieser Art ist unvermeidlich
^) Die Digambara schreiben in der Tat aUeH (Gomm. Jlv. 65). Es verhält sich
seleH zu iaileSa wie eämäyärl zu aamäcära.
') Daher auch das Wort Hvdväpti bei Somaprabha, Srngäravairägyata-
rangizd 33. Die Übers, von R. Schmidt in „Liebe und Ehe im alten und
modernen Indien" (Berlin 1004) S. 42 und die von WiNTERNrrz, Ind. Litt.
2, 340 Anm. daraus abgeleitete Vermutung sind irrig.
') Ihre 31 Vorzüge (aiddhdiguf^, Samav. 65b) beruhen auf dem Fehlen alles
Karmans.
*) Dies wird mit jlva-ghafjta Uvav. § 164. 178 = Pannav. 607 b gemeint sein.
Die Komm, (und ihnen ist der Verf. RL 7, 30, 2 gefolgt) verstehen darunter aber
eine Dichtigkeit an Seelen-Punkten (§ 58).
') Die Übers, des Verf. RL 7, 30 ist entsprechend genauer zu fassen.
*) Die sich an den Siddhänta unmittelbar anschließende Literatur ist schon
in Abschnitt HI verzeichnet worden.
208 ni. Reuoion» weltliche Wissenschaftek und Kunst. 7. Jainas
lückenhaft, und Ergänzungen werden leicht beigebracht werden können.
Der Verfasser (der mit keiner Bibliographie in Wettbewerb treten will) war
vielfach, ohne selbst Einsicht nehmen zu können, von seinen Quellen ab-
hängig, und muß diesen dann die Verantwortung überlassen. Die Nachteile,
die sich hieraus für die inhaltliche und zeitliche Einordnung und für die
formale Gleichmäßigkeit ergeben, liegen auf der EJAud. Für besondere
Zwecke bleibt, schon weil nicht jeder Druck eines und desselben Werkes
verzeichnet werden konnte, das Zurückgreifen auf die bibliographischen
Quellen unerläßlich. An erster Stelle steht unter ihnen der Katalog des
Britischen Museums^). Demnächst seien genannt die Berliner Titel-
drucke imd der handschriftliche Katalog der Preußischen Staatsbiblio-
thek'). Verwiesen sei auf die im I. Abschnitt genannten Hilfsmittel, unter
denen KiiATTS Onomasticon in der Urschrift eigens genannt werden muß.
Zu ihnen kamen europäische und indische Bücherlisten*).
Der Benutzer dieser Übersicht muß damit rechnen, daß der Titel eines
Werkes irreführen kann oder einen verzweigten Inhalt nicht deckt. Auf
Doppeleintragungen oder Verweisungen mußte aber in fast allen FäUen
verzichtet werden. Grundsätzlich sind, um die Sprache zu kennzeichnen,
Werke in Prakrit mit der authentischen Titelform in Prakrit aufgeführt,
doch unter Beigabe des Sanskrittitels, wenn dieser sich alphabetisch unter-
scheidet. In Fällen^ wo jenes nicht tunlich war, steht der letztere, jedoch in
Klammem. Angaben über die Darstellungsform — Strophen oder Prosa —
und den Umfang mußten notgedrungen unterbleiben. Die wissenschaftlich
notwendige zeitliche Ordnung der Werke war nur teilweise, und dies mit
den vorgefundenen Jahresangaben durchführbar. Eine bezügliche Notiz
steht bei dem Verfasser (dessen geistlicher Titel meist beseite bleiben muB),
um ein von ihm bekanntes Lebensdatum, oder bei dem Werk, um dessen
Entstehungsjahr anzugeben. Verzeichnet sind alle an Texten und ihren
Übersetzungen beteiligten Westländer und die indischen Urheber von Über-
setzungen ins Englische. Ins Gebiet des Neuindischen konnte der Stoff
nicht verfolgt werden. Die Abkürzungen findet man auf S. 247 ff. aufgelöst.
§ 189. Ebenso wie die kanonische und die Kommentarliteratur hat auch
das sonstige Jaina- Schrifttum einige charakteristische Namen imd Formen
entwickelt oder auch Gattungen, die auch anderwärts bekannt sind, eigen-
tümlich ausgestaltet. Traktate aus den Gebieten der Dogmatik und Ethik
heißen präkarana (§ 29), bei sehr kurzer Darstellung kuiaka, auch bhävanä.
Oft gibt der Titel die Zahl der Strophen an; beliebt sind u. a. die Zahlen
25, 36, 70, 84, 100, weshalb im Prakrit von pacctH, chaUist, sattafi,
1) Barnett sandte Jan. 1933 in dankenswerter Weise eine Liste von Zu-
gängen, die der letzte Band des BM noch nicht enthält.
') Eine zur Kontrolle angefertigte Liste ist L. Alsdorf zu danken. —
') Eine „Jaina-Bibliographie"' üi O. Harrassowitz* Ephemerides orientaleß
Nr. 25, Leipzig, März 1925. — Pandit Hirälal Hamsräj, Sücfpatra Kr. [1]«
Jämnagar 1928; 2 ebd. 1930, beide erhalten von Lalan Bros. Dhunji St.,
Bombay 3 (abgekürzt „Jäm."). Nicht verglichen sind u. a., weü wesentliche
bibliographische Angaben fehlen, die folgenden Verzeichnisse: 1. Hiadi Granth
Batnäkar Käryälay (Hirabäg, Girgaon, Bombay), Sab tarah ke sab jagah ke
jain granthö kä brhat Sücipatra (s. 1987); 2. Gürjär Grantharatna K&y&lsy
(Gandhi Boad, Ahmedabad), [Sücfpattra] (Jan. 1932); 3. Pandit Jyestharam
Mookundji Book Depot (Nr. 363, Kalkädevi Road) [Bombay], Classified Oate-
logue of Scmskrit, Prakrit . . . Books printed at various plaoes (1901) — S. 89£f.— ;
4. Ebd., Catalogue of Books cont. Sanskrit. . ., Jain. . . [Books] for sale (1399
1901) — S. 53ff. — ; 6. Ebd., s. 1955—56 sane 1899—1900 nä var^nü gujmtl
bhä^änü pustakonü Süci, S. 17 f. mit Übers, aus Skt. und Pkt.
Vm. BiBLIOOBAPHISCHBB Übbbbijok (f 188 — ^210) 209
eauräaiy sayapa die Rede ist. Besondere Oestaltnngen sind im Bereich der
Lehre einige „Katechismen", Texte, die deshalb so genannt werden könnten,
weil sie in Frage und Antwort (prciändttara) abgefaßt sind (§ 196 b), im
Bereich derKirchengesohichte die Lehrerhsten ^2^'^^*> §34), die von
den Verfassern ihren Werken angehängten geistlichen Stammbäume (pro-
iasti) und die erst neuerdings, vor allem durch Muni Jinavuaya, be-
kannte gewordenen Jahresberichte in Briefform (vijnctptijy die den Vor-
gesetzten am Schluß der ^poryti^^d- Woche erstattet werden^). Das Legenden-
wissen um die Heilskünder selbst, Personen ihrer Zeit und weltliche Große
aus dem Kreise der 63 (§ 13) ist niedergelegt in den cariya, carita oder
earitray deren in die Hunderte gehende Zahl sich aus ihrer Verwendung bei
der ddanä oder Predigtversammlung erklären läßt'). Es gibt auch solche
Lebensschilderungen wirklicher Personen, die allerdings das Historische
und Glaubhafte mit dem Legendarischen verquicken. Die Titthagara und
die „Großen" werden von den Dig. in umfangreichen pvräi^a verherrlicht,
eine Bezeichnung, in der ihre Neigung für Ausdrücke aus der brahmanischen
Religion (§ 67. 70) wieder hervortritt*). Anderseits kommt bei den Svet.,
wenigstens vereinzelt, auch das mähOtmya vor, und zwar nicht um eine
örtlichkeit, sondern um einen Ritus zu feiern (§ 191c, 206). Die Absicht
der erbaulichen Belehrung (upade4a) findet sich bei vielen zur Ethik
gehörigen Werken schon im Titel ebenso wie ihr Ziel, die Treue (ärädhanä).
Eines ihrer Hilfsmittel ist die Erzählung (haäiä, hathänaha oder prabandha).
Sie erscheint ebenso als selbständiges literarisches Erzeugnis (das sich im
kirchengeschichtlichen Objekt öfter mit dem carüra berührt), wie sie in
den Kanon-Kommentaren und in den Erläuterungen außerkanonischer
Werke angebracht ist. Schließlich sind die Preislieder (sMra, skiva, stvJti)
zu nennen, jedoch mit der Einschränkung, daß in einer Anzahl von Fällen
auch kurze, eine Einzelheit aus dem System oder der Ethik behandelnde
Versdichtungen so genannt sind, die also, ähnlich wie manche mOhöJbnya,
nur den Namen „unechter" sL verdienen i^w^en (vgl. § 197f.). In den ti.
ist mangels der Möglichkeit, den Inhalt entscheidend zu variieren, wenigstens
in der Abwandlung der Form durch Kunststücke in Sanskrit und Prakrit
oft Außerordentliches geleistet worden^).
Wie schon angedeutet, fallen die gedruckten Leistungen der Jainas in
der Wissenschaft und Dichtung nicht in den Rahmen der folgenden Über-
sicht. Die einzelnen Gebiete sind in anderen Heften dieses Grundrisses von
Spezialisten und in den Gesamtdarstellungen der indischen Literatur, be-
sonders durch WnmBKNiTZ, behandelt worden — Verfassern, denen auch
die Einordnung seither neu bekannt gewordener Werke obliegt. An dieser
Stelle haben wir es nicht mit den zahlreichen Dichtem und Erzählern,
Sprachgelehrten und Wörtersammlem, Redelehrem imd Verskünstlem,
Rechnern und Rechtskundigen, Ärzten und Zeichendeutern zu tun, sondern
nur mit den Erzeugern geistlichen Schrifttums, wenn auch dieser Begriff
nicht zu eng gefaßt werden durfte.
Zur Anlage des Folgenden vgl. S. 251.
*) JiNAVijAYA, Vijnaptitriveni S. Iff.; K. P. J[AYA8WAii], lA 46, 276.
') Jacobi, Bhavisatta ELaha S. 3* Amn.
*) Zu diesem angeblich aus Werbezwecken abzuleitenden Eigentümlichkeit
der Dig. vgl. v. Glasenafp in der Festg. f. Jacobi S. 339 ff.
^) Über magische Quadrate in den Hymnen vgl. H. R. Kapadia, IHQ 10,
148 — 152 (eins vgl. schon bei v. EIabiftz, Sterbefasten S. 23); über Spraoh-
künsteleien oben § 111.
Indo-arlflohe Philologie III. 7 Schnbrinff 14
210 in. Reijgion, weltliche Wissenschaften ttnd Kunst. 7. Jainas
§ 190. Heroisclie JJegefide. a) Hemacandra, Tri^a^ti^läkSpura^acaritra
(zwischen s. 1216 und 1229). Bh. 1—6. Bh. s. 1961 — 64. — Übers, des 1. Teiles:
Jaina Jätakas, or Lord R^bha's Pürvabhavas von Banarsi Das Jain:
Piinjab Skt. Ser. 8 (Labore 'l 925), nur das 1. Kapitel, 910 Str. — Tri^a^ti^. P. c.
Vol. 1: Ädii^varacaritra. TVansl. into English by Helen M. Johnson: €K)S 51
(1931). Anz. von Schubring GGA 1932, 291—298. L. Suali, Analisi deU'
Ädi^varaöaritra di Hemacandra: in SIFU (1909). Den Appendix zum Tr.
namens PariSi^taparvan s. § 192 b). Jinasena (Dig., ä, 705), Tri^a^tilak^ana-
mahäpuräna (Manäpiiräna), Fortsetzung: Gn^abhadra, Uttarapiu^na {ä. 820) :
SyGM 4. 8 (s. 1973, 1975; Bang. 1896 (unvoll.); mit kanares. Übers.: Bang.
1913. Analyse von v. Glasenapp, Festg. f. Jacobi S. 331 — 345. Pn^padaDte,
MahäpurSna Tisatthimahäpurusa^inälainkära. Ein Abschnitt daraus (Kap.
81 — 92): Harivami^puräna, hrsg. von L. Alsdorf (druckfertige Urschrirt
1934). Apabhrcuiula.
b) R. Fick, Eine jainistische Bearbeitung der Sagara-Sage. Diss. Kiel 1888.
N&g. -Umschrift s. § 205 b) 2). Aus der Tlkä des Devendra (I) zu Utt. und der
Darstellimg nach zu den Kathä f 205 f. gehörig. Haribhadra, (Scmätkumära-
carita) aus H.s Neminähac. (s. 1216), hrsg. von Jacobi: ABAW 31, 2 (1921).
Apabhram^. Yimalasfiri (2. oder 3. Jh.), Pauma^ariya, hrsg. von Jacobi,
Bh. 1914. — Oh. 27 & 28 ed. with a crit. introd., notes and a free Engl, transl.
by S. C. Upadhyaya: Ahm. 1934. Über die vänara und räk^aaa im P. und im
PadmapurSna: Chakravarti IHQ 1, 779 — 81. Pauma (Padma) = Räma
Dä^rathi. BaTi^e^a (Dig.), Padmacarita (V. 1204): MDJGM 29—31 (s. 1983).
Hemaeandra, Jaina-Rämäyana (= Tri^a^ti^* 7): C. 1873. Sabhayardliana
(16. Jh. s.) Padmamahakävya: J&m. 1917. Samghadftsa, Vasudevahindl:
ÄGRM 80. 81 (1930—31). Inhaltsübersicht bei Alsdorf, Harivamiapuräna
(s. o.). Vasudevahindisära (Pkt.): Hem. Gr. 4 (1917). Jinasena (Dig.),
Harivam^puräna (l^aka 705): MDJGM 32. 33 (1930).
§ 191. c) Dharinagho^a (biss. 1357), Samosaranatthaya (Samavasaranastava):
ÄGRM 1 (s. 1967). Medhftyin, Samavasaranadarpana (aus dess.: Dharma-
samgrahadrävakäcära, s. 1541): Seoni 1913. Yi^^nsena (Dig.), Samavaöarana( !)-
stotra: in MDJGM 21 (s. 1979). Jlnaprabha (bis s. 1369), TIrthakalpa: BI
(1923). Dharmagho^a (biss. 1357), GirinäragirlSvarakalpa: inÄSG45 (1926).
Im, Wesentlichen ein Nemistotra. Dhaneiyara, l^atrumjayamähätmya (s. 477),
z. T. hrsg. v. Weber: in AKM 1 (Lpz. 1859) ; die Inhaltsanalyse übers, v. Burgess
in lA 30 (1901); Jäm. 1908. Satrumjayatfrthoddhäraprabandha:
KJIM 3 (Bh. s. 1973).
d) Somatilaka, Sattarisavatthäna (Saptatüata^thänaprakarana, s. 1387),
Komm. Devavija^a: ÄGRM 68 (1918). Behandelt die 170 Jina, die in den
verschiedenen Teilen der Welt auftreten. Amaracandra (13. Jh. s.), Oatur-
vimiSatijinendraflaTpkgiptacarita : in GOS 58 (1932). Meghayljaya (s. 1716),
Saptascundhänamahäkävya: JVSI^M 3 (1917). Beschreibt das Leben des
R^abha, l^änti, Nemi, P&reva, Mahävira, Kr^na und Räma gleichzeitig.
1. Amaraeandra (13. Jh. s.), Padm&nandamiahgkävya ( Jinendracarita) : GOS
58 (1932). Arhaddäsa (13. Jh. s.), Purudevacampü: MDJGM 27 (s. 1985).
7. Lak^ma^a, Supasanahacariya: JVSI^M 4. 8. 12 (1919).
8. Deyendra, Candraprabhaccuitra: Ätmavallabha Ser. 9 (Ambala 1930).
Vlranandin (Dig.), Candraprablmcarita: KM. 30 (zuerst 1892).
12. Yardham&na (III), Väsupüjyacarita (s. 1299): ed. Ballini Bh. 1966;
Jäm. 1928—1930. Inhaltsdarstellung von Ballini in RSO 1. 2 (1907f.), z. T.
tmter Vergleich mit der Darstellung V.s bei Hemacandra.
13. Jnftnas&gara. Vimalanätlmcaritra. Jäm. 1910.
15. Harieandra (Hari^candra, Dig., 2. H. 10. Jh. s.), Dharma^rmäbhyudaya:
KM 8 (1888). Eine Na^shahmimg von Magheis Sii^upäJavadha.
16. Bhftyacandra (bis s. 1115), Säntinäthacaritra: Bh. 1911; Jäm. 1930.
Yatsarftja (12. Jh. s. T), Säntmäthacaritra: Jäm. 1914. AJitaprabha (um
s. 1280), Säntinäthacaritra: B I (1909—14); Bh. 1917. Mnnlbhadra, Sänti-
näthamahäkävya (s. 1410): YJGM 20 (V. 2437). Brahmasflri pig., M. 19. Jh.),
Jyotihprabhäkalyänanätaka: in Kävyämbudhi Iff. (1893 — 94). Schauspim
nach emer Vorexistenz Säntis.
19. Yinayacandra, Malhnäthacaritra (s. 1286): YJGM 29 (V. 2438). Snbha-
yardhana (16. Jh. s.), Mallinäthacaritra: Jäm. van 1930. Sakalakirti (Dig.)»
Mallinäthapuräna: C. s. 1979.
VIII. BiBLIOORAPHISCHEB ÜBERBLICK (§ 188 — 210) 211
22. Aritthanemicariya in Devendras (I) Tlkä zu Utt. 22, hrsg. und übers,
von Charpentier: in ZDMG 64. Yftgbhata (11. Jh. s.), Neminirväna: KM 66
(1896). Deyaprabha Maladhärin (s. 1276), Pändavacarita: KM 03 (1011).
Meratuiiga (I, s. 1361), Jaina-Mc^hadüta, Komm. I^Ilaratna: ÄGRM 76 (1924).
Gavayijaya (17. Jh. s.), Neminäthacaritra: Surat 1920. Deyayijaya (M.
17. Jh. 8.), Pändavacaritra: YJGM 26 (V. 2438); in: Caritrasamgraha (Ahm.
1884). Im Rahmen der jainiaierten Erz. na<ih dem Mbh. erscheint Nemi.
Ma^fana Mantrin, Campümandana: Nr. 9 in Hem. Gr. 7 — 11 (Patau 1918).
KIrfcIrftJa, Neminäthamahäkävya: YJGM 38 (V. 2440). Yikrama, Nemicarita
(Nemidüta): in KM P. 2 (1886), vgl. Pavolini GSAI 18, 329—332; Bo. 1914.
Mit aavnasyäpüTOfiia durch Meghadüta. Batna8ii|üiay Pränapriyakävya:
EJiurai V. 2442. Behandelt (wie Yikrama) die Legende von RSJimatI und N.
(vgl. Utt., Dasav.), mit aain. durch MSnatungas Bhakt&mcurastotra (§ 203).
läam&mrta (ein Schattenspiel): Bh. s. 1979 (nebst zwei Guj. -Dichtungen).
Inhalt wie die vorigen.
§ 192. Oeschiehte» a) Die Legende des heiligen Pär^a. . . Aus Devendras (I)
ßka zu Utt. 23 veröff. u. übers, v. J. Charpentier: ZDMG 69, 321 — 369; 70,
271. BhftyadeTa, Pär^anäthacaritra (s. 1312]: YJGM 32 (V. 2438). Analyse
des Inhalts und der Sprache durch W. Bloom field, The Life and Stories of the
Jain Savior Pänivanätha: Baltimore 1919. Hemayljaya, Pärövanäthacaritra
(s. 1632): Muni Sri Mohanlalji JGM 1 (1916). Jinasena (Dig., S. 706), Pän^vä-
bhyudaya. Komm. Yogiräja: Bo. V. 2i436. aamaayäpüraiaM durch Meghadüta,
vgl. die Ausg. von Pathak, The M. as embodied in the P., with the Comm. of
Mallinätha: Poona (zuerst:) 1894. Gu^abhadra (Dig.), Pän^an&thasvämi-
pur&oa: Bang. 1893. Ausz. aus dem Uttarapuräna (1^. 820). Yftdirftja (Kanaka-
sena,'Dig.), Pän^anäthacarita (S. 947): MDJMG 4 (s. 1973). Nemlcandra (11),
Mahäviracariya (s. 1131): ÄGRM 68 (s. 1973). Ga^acandra, Mah&viracariya
(s. 1139): DLJP76 (1929).
b) Hemacandra, Parii§i9taparvan. Sthavir&valf Charita or Pariiliahtapcurvan
. . . by Hemachandra, ed. by H. Jacobi: in BI (1891). Mit Beitr&gen von
Leumann und Tawney; 2. Ausg. in BI (1932); femer Bh. s. 1968. — Aus-
few&hlte Erz&hlimgen aus H.s Par. übers, von Hertel: Lpz. 1908. Studien zum
to. und lexikalische Beiträge aus ihm von Hertel in ZDMG 60 — 62 (in 62 ein
Beitrag von Jacobi). Dharmaeandra (E. 14. Jh. s.), Gautamacaritra: Surat
1927. Jaya^ekhara, Jambüsvfimicarita: ÄGRM 21 (V. 2438). Dharmagho^
f»iss. 1367), (R^iman^Udckstotra) Str. 166 — 218 (Schi.): in Hemacandra, Par. ed.
aoobi, App.* Sampratiräjakathä: J&m. o. J. (T). Batnanandin (2. H.
16. Jh. s.) Bhadrabahucaritra: Ben. V. 2437. Jayänanda (bis s. 1441), Sthüla-
bhadracarita: DLJP 26 (Bo. 1916). BAJa^ekhara, Caturvimiatiprabandha
(s. 1406): Hem. Gr. 20 (1921). 24 Lebensbeschreibungen von Bhadrabähu bis
Vastupäla. Prabhfteandra (I), Prabhävakacaritra (s. 1334): P. 1. Bo. 1909.
22 desgl. von Vajra bis Hemacandra. Memtonga (I), Prabandhacintämani
(s. 1361): Bo. 1888. Übers.: . . .Wishing-Stone of Narratives, transl. by Taw-
ney. (BI.) C. 1899. Batnamandfra, Bhojaprabandha (s. 1617): Ahm. 1922.
Saryänanda (2. H. 14. Jh. ?), Jagadücarita: Bo. 1896. Vgl. Bühler, Abhandl.
d. Kaiserl. Akad. d. Wiss. Phil.-hist. d, Wien 1892.
c) Hemaeandra, Kumärapalaccuita (Dvy&^ray£ikävya) : Bombay Skt. cuid
Pkt. Ser. 60 (1900). Verbindet mit der Lebensscmlderung grammatische Belege.
Somaprabha, Kumäräpälapratibodha (s. 1241): GOS 14 (1920). Vgl. f 206.—
Über die Pradyotakathä im K. handelt vergleichend Gune ABhl 2, 1 — ^21
(nebst Text). Ta^päla (13. Jh. s.), Mohaparäjaya: GOS 8 (1918). Dramatische
Allegorie. Jayasiqiha, Kum&rapälabhüpalacaritra (s. 1313): Bo. 1926. Cäri-
trasnndara (s. 1487), Kumärapälacaritramahakävya: ÄGRM 67 (s. 1973).
Jinamavfana, Kimiärapälaprabandha (s. 1491): ÄGRM 34 (s. 1971). Jaya-
siililia, Hammlramadamardana (zw. s. 1276 und 1286): GOS 10 (1920). Ein
Schauspiel mit den Jaina- Staatsmännern Vastupala und Tejahpftla und ihrem
Fürsten VIradhavala von Dholka als BLauptpersonen, hier anzuführen wegen
der prctiasti, welche die geistlichen Verdienste jener schildert. Udayaprabhay
SukrtakIrtÜLallolinI: in GOS 10 (1920). Gedicht von Vastupalas äcärya über
diesen, Tejahpäla tmd die Chäpotkata-Fürsten. Hier gilt das Gleiche. Nftya-
eandra, (Enkel Jayasimhas), Hammiramahäkävya: Bo. 1879. Vgl. KirtanelA8,
66 — 73. Bälacandra,' Vasantaviläsamahakävya (nach s. 1296): GOS 7 (1917).
Beschreibt das Leben Vcustupälas imd die Greschichte von Gujarat. Rftjaiie-
14*
212 ni. Religion, weltuche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainab
khara (s. 1405), Vastupalaprabandha: in GOS 7 (1917). Artsii|ilia, Sukitasam-
kirtana (zw. s. 1276 und 1296/7) : ÄGRM 51 (s. 1974). Mahfikävya über die guten
Werke des Vastupäla. Vgl. Bühler SAWW 1 19 == lA 31, 477—95. SomelVans
Klrtikaumudl, deutsche Übers, u. d. T. „Die Lotosblume des Ruhmes" von
August Haack, Ratibor 1892. Vgl. v. Glasenapp, Jainismus S. 464.
BUitnama^f^^A (1- ^- ^^- «^* ^')> SukrtasSgara: ÄQRM 40 (s. 1971). Die ver-
dienstlichen Taten des Ministers des Jayasiipha von Gujarat Frthividhara oder
Pethada (Vater) und Jhänjhana (Sohn), deren Guru Dharmagho^a war, ein
Schüler des Devendra aus dein Brhattap&-Gaccha. Padmasftgara (s. 1633)
JagadgurukAvya: YJGM 14 (o. J.). Sftntfcandra (s. 1651), Krp&rasakote:
KJIM 2 (1917). Hemayijaya (s. 1657), Vijayapradasti, Komm. Gunavijaya:
YJGM 23 (V. 2437). Behandelt die Informatoren Akbars Hiravijajra, Vijayasena
und Vijayadeva. Vom letzten handelt Srivallabha Pandita, Vijayadevama-
hatmya. Bh. 1: JSSGr. 9 (Ahm. 1928). DeTayimala, HiräsaubhSgya: KM 67
(1900).
d) Pattävalfsamuccaya hrsg. von Deunianavijaya. Bh. 1: C&ritrasmäraka
GM 22 (Viramgäm 1933). Kharataragacohapatt&vallsamgraha, hr^g.
von Jinavijaya: C. 1932. Jüiadatta (I, bis s. 1211), Ganaharasaddhasajraya
(Gcmadharas&rdhaäataka) (s. 1132), mit Komm, von Sarvaraja: J&n. 1916.
Lehrerliste des Kharatara-Gaccha. Samatf (£.13. Jh. s.), Gräadharas&rdha-
tetak&ntar^taprakarana: Bo. 1916. Nach BM ein Auszug Cftritrasiiiilias
aus Sumatis, seines Lehrers, Bphadv^tti zum Gan. Munisandara (bis s. 1503)
Gurvävall (s. 1466): YJGM 4 (Ben. 1905). Tap&-Gaccha. Dera vacaka,
Sthavir&vall, mit Komm.: J&m. 1913.
DeTasena (Dig.), Daipsanasfira (Dartonasfira, s. 909 (990?)): Bo. s. 1974.
BAJa^khara (s. 1405),Bappabhatti-Sürivarya (s. 800—895) -caritra: inÄSG46
(Bo. 1926). Vgl. S. Krishnaswami Aiyangar und V. Krishnamacharya
in JBBRAS N. S. 3. DeTasflri, Seh. des Viracandra, JIvAnusfisana (s. 1162):
Hem. Gr. 17 (1928). Eig. jlvoMa gu^isi^tuOeof^ (Str. 321). Zur Reform des
Ordenslebens wie das folgende. Jlnadatta (s. o.), Ceu^car! zum Lobe der refor-
mierenden Eingriffe des Jinavallabha (bis s. 1168); Uvaesaras&yanu, Er-
mahnung zur Glaubenstreue; (K&lasvarüpakulaka), über Verfallserscheinungen:
GOS 37 (,,Three Apabhramia Works. . . '\ 1927). Padmayljaya (M. 19 Jh. s.),
Jayfinanda (s. 1380— 1441) -kevalicaritra: Palit.-Bo. 1921. Somaearitra,
Gurugunaratnfikara: YJGM 24 (V. 2437). Lobgedicht auf Lak^mlsägara
(Süri s. 1517) aus dem Tapä-Gcu^cha. Vgl. Shama Shastry, Annual Rep.
Arch. Survey of Mysore 1924, 13f.
e) JayasAgara, Vijnaptitriveni (s. 1484): KJIGM 1 (1916). Mefhayljaya
(s. 1716), Meghadütasamasyalekha: ÄGRM 24 (s. 1970). Cetodüta: AGRM 25
(s. 1970).
f 193. Kanon. Klrtlyijaya, Vic&raratnfikara (s. 1590): DLJP 72 (1927).
Besprechung von Stellen aus den (geordnet einander folgenden) Anga, Uvanga
samt Nandl und Anuog., Mülasutta, Oheyasutta, einigen Painna und mehreren
außerkanonischen Texten. DeTacandra (s. 1783), Agamasära: in Jainakävya-
särasamgraha (Ahm. 1882). Siddhänta^äthäSataka: J&m. 1919. Snbha-
eandra (Dig., Anf. 17. Jh. s.), Angapemnatti: in MDJGM 21 (s. 1979). Übersicht
über die Anga, Upänga und Oülikä. Brahma Hemacandra (Dig.)» Suya-
kkhandha: in MDJGM 13 (s. 1975). vibudha Srldhara (Dig.), Srut&vat&ra: in
MDJGM 21 (s. 1979). Propnetische Legende von Najrav&hana (Bhütabali) und
Subuddhi (Pii^padanta) und die Entstehung von Texten bis zur Jayewlhavala-
tlkä.
f 194. Dar9teilung n^hrerer Systetne einschiießlieh des finistisehen.
Haribhadra (8. Jh.), ^^^^i^^c^samuccaya hrsg. von F. L. Pull 6 in GSAI 1
(1887); Ahm. 1892; m. Komm, des Gunaratna: von L. Suali in BI (1905 — 09);
ÄGRM 49 (s. 1974); Rajnagar 1918; m. Komm, des Manibhadra: Chowkhamba
Skt. Series (1905). Übers, aus dem Text und aus Gunaratna von Pull 6 und
Suali in GSAI 8. 9. 12. 17. 19f. ; aus ILap. 4 und 6 von Suali in Mus6on N. S. 9
(1908). Haribhadra, Sästravärttäsamuccaya: DLJP 16 (1914); nebst dem
ßadd. und den A^taka (§210): in H., Granthamälä (Bh. s. 1968). ^ntarakflta
(lä&ntirakpita), Tattvasamgraha: GOS 30. 31 (1926). Sarvadaräanasiddhän-
tasamgraha eines unbekannten Verf., gewiß nicht des Sai|ikara, hrsg. m. en^
Übers, von Rangäcärya, Madras 1909. Sarvamatasasamgraha: Trivan-
drum Skt. Series 62 (1918). Mftdhava (14. Jh.), Sarvadan§anasamgraha: in BI
Vm. BiBLiOGBAPHiscHEB Übebbuck (§ 188 — 210) 213
(1908); Anandadr. 51 (1906). Engl. Übers, von Cowell und Gough, London
1894; deutsche (1 — 9) von Deussen in seiner AUg. Geschichte d. Philos. I, 3;
französische (3 Anf.) von de la Vall öe Poussin in Mus^n N. S. 3 (1902).
Rlja^ekhara (s. 1405), gaddarfanasamuccaya ; YJGM 17 (V. 2436); Rajnagar
1918 (nebst Haribhadra, gadd. usw.).
§ 195. Apologetik und BolenUk» Haribhadra (8. Jh.), Lokatattvanimaya:
hrog. und übers, von Suali in GSAI 17 (1905); Bh. 1902. Haribhadra, Ane-
kSntajayapatäkä, mit eig. Komm.: YJGM 40 (V. 2436—39). Haribhadra,
Anekdntavadapraveto: Hern. Gr. 3 (1919). Candaprabha (s. 1158), Darsana-
^ddhi: JSm. 1913. Hemacandra (bis s. 1229), Ved&nkuiia: Hem. Gr. 14 (1922).
Jinist. Grundsatze aus brahman. Literatur belegt. Titel angebl. auch Dvija-
vadanacapeta. Als Verf. gilt neben Hem. auch Haribhadra. Nemieandra III
Bhemdagärika, Sohn des Sajjana (geb. s. 1245), Satthisaya (UpadeSasiddhän-
taratnamftlä) : Mimi l^rl Mohanlalji JGM 2 (Ben. 1917) ; m. Konmi. d. Gunaratna:
Satyavijaya JGM 6 (Ahm. 1924) ; Nagpur 1898. Yämadera (Dig., 15. od. 16. Jh. s.),
Bhävasaipgraha: in MD JGM 20 (s. 1978). Polemik u. a. gegen die Svet&mbara.
Bhara^akadvätrimdikä. The 32 Bharataka Storiee ed. . . . by Hertel:
Lpz. 1921. Nach H. (vgl. aber Winternitz II 350, 649) eine Satire auf die ^va,
von MuniBundara (bis s. 1503) oder aus seinem Kreise. Batnama^fana (1. H.
16. Jh. s.), Jalpakalpalatä: DLJP 11 (1912). Streitge«)r&ch zwischen einem
Schüler des Vädi Devasüri und einem Naiy&yika über G^enstande aus Logik,
Grammatik und Poetik. DharmasAgara, Kuvakkhakosivasahassakirana oder
'kosiy&icca (Kupak^akauäikasahasrakirana od. 'kauäiK&ditya, Pravacana-
ßirlk9&, s. 1629) : Weber, Über den Kup. SBAW 1882, 793—914. PadmaOgara,
harmaparlk9& (s. 1645): DLJP 15 (1913). Drucktitel: Dh. p. kath&. Ta^o-
Tijaya (bis s. 1745), Dharmaparlk^a, mit eig. Komm.; Hem. Gr. 14 (1922).
Ta^yljaya, Ajjhappamayaparikkhä (Adh^atmamataparlk^ä): DLJP 5 (1911).
Gegen die Predigt imd eine Schrift der Digambara Ban&rsI D&b, Amaracandra
und Prabhäcandra. Ta^OTiJaya, Adhyätmikamatakhandana ; in Nyäy&c&rya
orf-Ya^.jIkrt GM (Bh. s. 1965). Verteidigung der kevdU-hhukU gegen die Dig.
TaWcandra, MudritaKimiudacandraprakarana: YJGM 8 (V. 2432). Drama-
tische Darstellung eines Disputs (s. 1181) zwischen Vfidi Devasüri (bis s. 1226)
und dem Dig. K., vgl. Hultzsch ZDMG 75, 61 f.
Amftagati (Dig.), Dharmaparlk^ä (s. 1070). Kritische Inhaltsdarstellung von
Mironow (Diss.): StrcU3burg 1903. Yidyänanda (Dig. s. 881), Aptaparlk^ä tmd
Pattraparlk9ä: SJGM 1, 2 (1913).
YAdlrftJa (ein Mfidhva) im Pfi^andamatakhandana (Jainamata*), Komm.
Surottama, Belgaimi 1911.
f 196. SavnmeldaTBtellungen xutn Lehrgebäude, a) UmASTltt (Umft-
svfimin), Tattv&rth(ädhigam)asütra. Mit U.s Bhfi«ya: BI (1905) und AMP 2
(V. 2453) ; desgl. mit SiddhasenasTikft und dess. sowie DevaguptasJBrklarung von
U.s Kfirikas zum Sütra: DLJP 67*. 76 (1926^30) ; mit Übers. Jacobi in ZDMG 60
(1906). Dig. .Aus|f. : mit dem Bhfi^ya RJSM 7 (1906) ; mit Devanandins (Püjyap&.
das) Sarv&rthaaddhi: Kolhapur 1904; mit Akalankas Tattv&rthar&javärttika:
SJG 4, fasc. Iff. (1915); mit Vidyfinandas Tattv&rthaiUokav&rttÜLa und Tat-
tvärthfilarpkftra ; Gandhi NätiiäRangjI*s J. Ser. (ohne Z&hlung, Ben.) ; mit engl
Übers, von Jaini und Konkordanz des Dig. und Svet. -Textee: SBJ 2 (1920).
Amrtaeandra (s. 962), Tattv&rthasara: SJGNo. 17 (1905); inDJGBhK&^I 1.
Die taUva s. femer § 208. Cakrefirara (12. Jh. s.): Payatthattii&vanasamgaha
(Pad&rthasthftpanft): in PS. Stark nach Zahlen orientiert, mit Anleitung zu
Tabellen mit JB'eldem (ghara), Nemieandra (II = Devendra II, bis s. 1327),
Pavayanasäroddhära (Praveu^anasaroddh&ra), Komm. Siddhasena: DLJP 58.
64 (1922—26); ohne diesen in PS 3. Pradynmna (s. 1334), Viy&rasära (Vicä-
rasära) : Ahm. 1923. YinayaTiJaya (bis s. 1738), Lokaprakfi^ (s. 1708). Bh. 1—4:
Jäm. 1910; Bh. 1—3...: DLJP 65 (1926). 74. 78; mit Guj.-Übers.: ÄSG 57
(1929). 61....
Jinavallabha (bis s. 1168), Suhumatthaviyärasäroddhära (Sük^mftrthavi-
cäras&roddh&ra), Konmi. Dhane^vara: Bh. 1915. Jinahar^a (s. 1502), Vic&-
rfimrtas&rasamgraha od. Vimi^tisthänakacarita: DLJP 60 (1923); Bo. 1911.
Die in Sl. dargestellten athäna sind: arhat, siddha, pravacana, guru-bfiokU,
ßihavira, bahu-tnOa, tapasvin, jnänöpayoga, samyagdarSana, vinaya, ävaSyaka^
brahnutcarya, k^if^-lava-dhyäna, uipaa, däna, vaiyävrtya^ samädhi, apärva»
jnäna-grahat^, MtUa-btuikii, pravacana-bhävanä. yijayayimala (s. 1623),
214 in. Reuoion» weltliche Wissenschaften unb Kunst. 7. Jainas
Viy&rapannäsl ( Vicärapancä^ikä) : ÄGRM 11 (s. 1969). Leiber, Veikörpenmg»
poggcäa, aammucchima^ pajjatH, appabahtittaf pctes* appaeaa-poggalay hada-
jumma, pudhavi-parimäfigM. Mahendräy Viy&rasattarl (Vicärasaptatikä), Komm.
VinavaJau^la : ÄGRM 18 (s. 1969). Ein Sanimelsurium.
Dig. : Kundaknnda, Pavayanasära (Pravacanasära), Komm. Amrtacandra,
Jayasena: RJI^M 11 (s. 1969), vom Komm, eingeteilt in jnäna, jneyiUattva und
cOHtra; mit Hindi-Tikä u. d. T. K., Pravacanas&ra Tlkä; Kh. 1 — 3: Surat
y. 2460 — 62. Nemicaiidra (1, 10. Jh. 8.),Dawa8amgaha(Brhaddravya8an]igTaha)»
Komm. Brahmadeva: RJSM 6 (1919, erste Außg. 1907) ; Sulabha JGr. 1 (C. 1921).
Behandelt aUhikäya^ taUa, aammaUa^ gwi^, ai3ktu)ffa, jhä^. Übers, in SBJ 1
(1917) nebst Text und Komm. MAghanandin, Sastrasärasamuccaya: in
MDJGM 21 (s. 1979). Führt die Begriffe der Lehre mit der Anzahl ihrer Unter-
arten auf, ohne diese zu spezialisieren. Ein Ordnungsprinzip ist nicht erkennbar.
Prabhftcandra (11), Arhatpravacana: in MDJGM 21 (s. 1979). Wie bei Mägha-
nandin. Mok9apancäSikä: in MDJGM 13 (s. 1976).
b) Haribhadra (Schüler des Abhayadeva), Praönapaddhati: ÄGRM 70
(s. 1978). 2 X 60 Auskünfte Abhayadevas. Klrtlyijaya (s. 1690), Haripradna:
Bo. 1917. äubhaTlJaya (s. 1663), PraSnaratnfikara (SenapraSna) : DLJP 61
(1919). Antworten Vijayasenas (bis s. 1671) an verschiedene namhaft gemachte
Geistliche. Samayasnndara, Vise^akitaka (s. 1672h Bo. 1917, 100 Antworten.
Andere T.: SimäcSrlSataka, Pralbiottaraiäata, vgl. Klatt- Leumann lA 23,
169 nebst registrierten Daten. Tlrayljaya, Pra^nacintämani (s. 1868) : Bo. 1919.
HaipsaYlJaya, Pra^ottarapu^pamälä: Bh. 1911, 206 Antworten. MnktiiliiiBla,
Pra6nottararatnSkara: Dayävimala JGM 19 (1919).
f 197. Einzeidarsteilungen. LftTavyayiJaya, Dawasattarl (Dravyasapta-
tikä) : Mhes. 1906. Kundi^iuida (Dig.), Pancatthikaya (Pancfistikäya), Konmi.
Amftacandra, Jayasena: RJI^M 2 (s. 1972); Pancatthiyasamgahasutta. H
compendio dei cinque elementi. I. Teste ed. Pavolini: in GSAI 14 (1901).
Panch&stikÄyasara. Ed. with . . . introd., transl. ... by A. Chakravar-
tinayanar: SBJ 3 (1920); Pancfistik&yasamayasära (mit Amrtacandra) : Bo.
V. 2431; Bo. V. 2422. Bhojasägara (Bhoja Kavi, Dig.), Dravy&nuyogatarkanä:
RJläM 6 (V. 2432). Dharmagho^ (bis s. 1367), Kälasattari (Kälasaptatikfi) :
ÄGRM 6 (s. 1968). Pudgalaparävartastotra: Bo. 1921. Paramänu-
khanda9attrimdikä, Pudgala?. Nigoda«.: ÄGRM 13 (s. 1969); die beiden
letzten auch Jäm. 1914 und 1919. Anknüpfend an Viy. 6, 7 f. ; 1 1. 10. Ratnasimha
S. (II, s. 1326), im Titel als Verf. genannt, ist nur der Erkl&rer der vrddhMä
gäihäh. Dharmaghofa, Jonitthaya (Yonistava): ÄGRM 4 (s. 1968). — (Deha-
kulaka) : in PS (1923). Nach dem Tandulaveyäliya. Ta^OTiJaya, Bhagarahasya:
Ahm. o. J. Padmayijaya, (Gang^rabhangaprakarana) : Ätma Vira GRM 4 (1917) ;
in PS. Beruht auf Viy. 9, 32 (Wiederverkörperung der Wesen). Yljayakamala,
(Laghualpabahutva) : in ÄGRM 6 (s. 1968); Ätma Vira GRM 4 (1917).
Samayasnndara (s. 1672), (Alpabahutvagarbhita Sri Mahävirastavana) nebst
(MahSdandakastoträparaparyayälpabcJiutvavicärastavana): in ÄGRM 19 (s.
1970) ; das letztere auch in ÄGRM 6. Dharma^khara, Khuddägabhavävaliya
(K^tülakabhavavaliprakarana) : ÄGRM 2 (s. 1968). Über die Existenzen kleinster
Wesen w&hrend der Dauer von 1 Atemzug bis 1 Tag. Dharmagho^a (s. o.),
Dehatthiitthaya (Dehasthitistava) : ÄGRM 6 (s. 1968). Kolamav^ana (s.
1409—66), Käyatth itthaya (Käyasthitistotra) : ÄGRM 8 (s. 1968). Dharma-
ghofa (s. o,), Logan&libattlsl (Lokanälidvätrimi^ikä) : ÄGRM 3 (s. 1968).
(Abhavyakulaka): in PM. Gajas&ra, Cauvisadandaga (Dandakaprakarana,
s. 1679) nebst Haribhadra (8. Jh.), Laghusamghayanl: (§ 200): Bo. s. 1941,
Ahm. 1907 imd Bo. 1916; in PM; mit Komm, des RüpcMsandra: Mhes. 1916.
Die Lagh. allein: in Bhlmsiqah Manak, Laghuprakaranasamgraha, Bo. 1889.
Ta^OYiJaya (bis s. 1746), Jnänabindu: in Ny&yäcär3ra Sri Yaä.jikrt GM (Bh.
s. 1966). Samjn&kulaka: in PS. Außer den 10 thävarasannä (§ 71) noch
8uha, dttha, moha, dugumchä, aoga und dhamma als tctaa-a, DeTenotra (il, bis
s. 1327), (Siddhapancäii'ikä) : ÄGRM 16 (s. 1969). Deyendra, Siddhadandi-
kästava: ÄGRM 7 (s. 1968); Jfim. 1911 (ders. Text?). Berechnimgen, wie sich
Nirväna (aiva) und Sawatthasiddha auf die i Fürsten zwischen Usaha und
Ajiya verteilen. Ta^OTlJaya (bis s. 1746), Param&tmadardana und ParamSt-
majyotih: in MKJMM 13 — 16 (V. 2446); in Sajjanasanmitra (1913). Sarva-
jna^taka: in ÄSG 49 (1927). Siddhapähuda (Siddhapräbhrta) : ÄGRM 64
(1921).
Vin. BiBLioo&AFHisoHEB Übesbuck (§ 188 — 210) 215
Toglndra (Dig.), Paramappapay&sa (ParamfitmaprakaSa) ; RJI§M 12 (s.
1916); transl.. . . with crit. notes byR.D. Jaiiii:LJL 1 (1916). Aptasvarüpa
(Dig.): in MDJGM (s. 1979). Nirvänakända (Dig. ?): Lucknow 1901.
§ 198. Denkiehre. a) Slddhasena Diväkara (7. Jh.), Nyäyävatara, ed. with
comm. and Engl, transl. by S. C. Vidyabhushana: C.1909 ; 2na ed. : LJL2 (1916) ;
Bo. 1928. Mit Komm, des Siddhai^i und Superkomm, des Räjadekhara: Hem.
Gr. 2 (1917). Slddhasena Diväkara, Sammatitarkaprakarana, Komm. Abhaya-
deva. Vibh. 1 — 6: Gujarätpur&tattvamandira-Qranth&vall 10. 16. 18. 19. 21
(s. 1980—87); YJGM 13 (1910). Nebst dess. Ekavimi^tidvfttrimdik& und
Ny&y&vatära in: Siddh. Div.. Grantluun&l& (Bo. 1909). Slddhasena Divikara,
Jainaiarkavärttika, Komm. S&ntyftc&rya in: Pandit, Vol. 36 — 39 (1917), auch
gesondert ersch., u. a. Ben. 1917. (Jüiedyara, s. 1080), Pramalakigana; Ahm.
o. J. Candraprabha (s. 1169), Prameyaratnako^a, hrsg. von L. Suali: JBh. 1912.
Vädi Deva Sfirl (Deväcärya, s. 1181), Pram ftnanajratattv&lokälamkara (Syädvä-
daratnfikara) : YJGM 1 (1904); Bh. 1—- 3: ÄMP 4 (V. 2463); mit dem Komm,
des Ratnaprabha und z. T. mit Superkomm.: YJGM 6. 21. 22 (V. 2431—2437).
Ein Komm, ist auoh die SySdvfidabhfi^ (s. 1667) des Snbhayljaya: DLJP 3
(V. 2462). Hemaeandra (bis s. 1229), Anjrayogawavaochedadvätrizn^ikä
(Vltarägcuertuti) mit dem Komm. Syfidvädamanjarl (S. 1214) des Malll^e^a:
Chowkh. Skt. Series 9 (Ben. 1900); Jäm. 1903; RJSM 8 (u. d. T.: SySdv.,
(1910) ; YJGM 30 (1912) ; Satyavijwa JGM 4 (1924) ; ÄMP 3 (V. 2462) ; Komm.
PrabhSnanda: DLJP 1 (1911). Hemaeandra, PramftnamTmftrpsä ; o. O. u. J.
Bis II 1 einschL Äsafa, Vivegamanjarl (s. 1248), Komm. Bälacandra. Bh. 1:
JVS^M 9 (Ben. s. 1976). PadmasAgara, Nayaprakädastavavrtti (s. 1673):
Hem. Gr. 6 (1918). Yinayayljaya (bis s. 1738), Nayakarnikft: Bo. 1910; in
Sajjanasanmitra (1913); mit engl. Ubers.: LJL 3 (1916). Ta^oyijaya (bis
s. 1746), Ny&y&loka, Komm. Vijayanemi: Ahm. 1918. Ta^OYfJaya, Navopadeto:
Ätma VIraGKM 6 (1919); nebst dess.Nayarahasya, Nayapradlpa und Jainatar-
kaparibhfi^ä: in Nyäyficdrya lärlYafä.jIkrt GM (Bh. s. 1966). DharmabhU^ava,
NySyadlpikfi: Bo. 1916. Geht aus von T. 1, 6. Ta^asyatsftgara, Jainasyfidvfida-
muktävall: Ahm. 1909.
b) Dig.: Samantabhadra (LH. 8. Jh.) Äptamimämsa (Devagamastotra) : in
DJGBh KMl l(s. 1982) ; Muni 6tI Anantakirti DJGM 4 (Bo. 1923) ; m.d.Komm.
d. Vasunandin und der A9ta^t! des Akalanka: S JGM 7 (1914) ; mit der letzteren
und der Aj^tasahasrl des VidyAnanda dazu: in Gandhi Nath& Rangjl JGM (1916).
Samantabhadra, Yuktyanui&fisana: in DJGBh Kall 1 (s. 1982); m. d. Komm. d.
Vidyänanda: MDJGM 16 (s. 1977). Akalanka Deva (2. H. 8. Jh.), Laghlyastraya,
Konmi. Anantakirti, und Svarüpasambodhana: MDJGM 1 (S. 1972) ; das letztere
auch in: Ahiipsä Granthavall 1 (1922). Yldyftnanda, Äptaparlk^a (s. 881) Pattra-
parlk^ä ca: SJGM 1. 2 (1913) ; die erstere und desselben r^ayavivarana auoh in
SJG Vol. I (1906) und DJGBh Kadi 1 (s. 1982); Bo. 1931. Desselben Pramäna-
parlk^ä: SJGM 8 (1914); desselben Pätri^esaristotra (Brhatpancanamaskä-
rastotra): in MDJGM 13 (s. 1976); in DJGBh KSAl 1 (s. 1982); in Chunniläl
J. Granthftvall 10 (1920). M&^ikyanandhi (bis s. 901), Parlk9ämukha(8ütra) :
inDJGBhKäöI 1 (s. 1982); in SJG Vol. 1 (1906);m.d.Pram6yakamalamärtanda
des Prabhacandra: Bo. 1912; mit Komm, des Anantavirya: in BI (1909);
Muni lärl Anantakirti DJGM 3 (1923); Ben. 1928. YAdhrftJa (S. 947), Pramä-
nanirnaya: MDJGM 10 (s. 1974). Deyasena (s. 990), Nayacakka (u. zw. Laghu-
und Brhan-Nayacakra) und Aläpapaddhati: MDJGM 16 (1920); die A. auch:
SJG Vol. 1, 166—167 (1906). Anantakirti, Laghu- und Brhat-Sarvajnasiddhi:
m MDJGM 1 (8. 1972). YlmaladAsa, SaptabhangltaranginI: RJSM 4 (1916);
S&stramuktävall 8 (Conjeevaram 1901).
f 199. Karmatu a) Haribhadra (8. Jh.), (^adadlti). Komm. Malayagiri: in
AGRM 62 (s. 1972). Garga mahar^i (LH. 10. Jh. s.), Kammaviväga (KArma-
vipäka) : im AGRM 62 (s. 1972). In der Einl. zur Ausg. eine Übersicht über die
alte Karman -Literatur. Jinayallabha (bis s. 1168), $ada6lti (Agamikavastuvi-
c&rasära), mit Bh&sya: in AGRM 62 (s. 1972). Derendra (II, bis s. 1327),
^armagrantha). VoL 1>: Bh. 1966—68; Vibh. 1 (Kaimagr. 1—4): MKJMM 8
(V. 2447). älyaiSarman, KammapayadI (Karmaprak^ti), Komm. Malayagiri:
DLJP 17 (1913); Komm. Yadovijaya:' Bh. 1917. Candra R^i (Mahar^i, Mahat-
tara], Pancasamgaha: ASG 47 (1927) ; Bh. 1 : AGRM 60 (1919) ; mit dem Konmi.
des Malayagiri, Vol. 1 — 4: Bo. 1910; u. d. T. Pancasamgrahatikä: Jfim. 1910.
Gandra Mahattara, Sattarl (Saptatikä), Komm. Abhayadeva, Merutunga: Bh«
216 III. Reuoion, weltliche Wissenschaptek und Kunst. 7. Jainas
1919. JayatUaka, Sainskrtakariiiagrantha: in Devendra, K. gr. (s. 1966—68).
GoYinda, Kammatthaya (Kaimastava) : in ÄGRM 52 (1972).
Amitagatf (Dig.), Pancasamgraha (s. 1073): MDJGM 26 (1927). Nemleandni
(I, Dig., 10. «Jh. 8.), Gommatasära (Jlvakanda, Kanoak., Labdhisära, K^apema-
sära) ; mit mehreren Komm. : Gandhi Haribhäl Devkaran JGM 4, 5 (C. 1919 bis
1921); Karmak. und Jlvak.: RJäM9, 10 (V. 2463— 64), Labdhis&r (K^apanfiaar-
garbhit): KJI^M 13 (V. 2442, 1916). — Jlva K. and Kanna K. transL ...
with commentaries and exhausted introd. by J. L. Jaini: SBJ 6. 6 (1928).
b) Hai^akula (s. 1583), Bandhahetüdayatribhangl, Komm. Vijayavimala:
in ÄGRM 66 (s. 1974). Yijayayimala (Vanar^i, s. 1623), Bandha^attrimöikä:
ÄGRM 12 (s. 1969). Erläuterung von vrädhöktä göihOh, die an Viy. 8, 9, 1 (1394a)
anknüpfen, nach dem Vorbild AbhayBMlevas (ebd. 414b). Yijayayinuüa, zwei
Bandhahetuprakarana, Bandhodayasatt&prakarana: in ÄGRM 66 (s. 1974).
Dharmasftgara (s. 1629), Iriyävahiyaviyära (Iryapathikl^attriifi^ä): inÄSG 49
(1927). Batna^ekhara (I, s. 1428), Gunasthfinakram&roha: DLJP 38 (1916).
äyadarman, (Bandha)tetaka, Komm. Cakre^ara und Hemacandra Maladha-
rin: Vira Sam&ja GRM 3 (1923). Yfjayänanda, Bandhasfimitta (Bandhasvä-
mitva): in ÄGRM 52 (s. 1972).
DeTasena pig., s. 990), Bhävasamgaha: in MDJGM 20 (s. 1978). Sratamiuil
(Dig., um ä. 1200), Bh&vatibhangl und Äsavatibhangl (mit Tabellen): in
MDJGM 20 (s. 1978). Jinaeandra (11, Dig.,) Anf., 16. Jh. s.), Siddhantas&ra:
in MDJGM 21 (s. 1979). K^apakaSlokä^ (34 Str.): an ÄGRM 45 (s. 1972).
I 200. Weltbatu UmAsYfttl, Jambüdvipasamäsa, Komm. Vijayasimha:
Satyavijaya Gr. 2 (Ahm. 1922); an dess. Tattvarth&dhigamasütra : in BI,
1905. Jlnabhadra, SamghayanI, (TrailokyadIpik&, Bphatsamgrahanl) : Surat
1916; m.d.Komm. d. Malay^a;iri: ÄGRM 47 (s. 1973):inLPS. Dess. (B|hatk9e-
trasam&sa). Komm. Malayagiri: Bh. s. 1977. Haribliadra (8. Jh.), Jambuddl-
vasamghayanl yLaghus., Jambüdvlpasamgrahanl) : Bh. 1915; s. femer § 197
bei Gajas&ra. Säntlsflri (bis s. 1096), Jlvaviyfirö ( Jlvavic&ra) : wiederholt ge-
druckt; hrsg. imd übers, von Guörinot JAs. S6r. 9, t. 19 (1902), 231 — ^288.
Hemacandra Maladh&rin (Hemasüri), Jlvasamäsa (s. 1164): ÄSG 50 (1927).
CandrasOrl, vielm. I^rlcandra Süri, um s. 1226), SaipghavanI (SazngnthanI,
Brhats., Trailokyadlpikfi) : in PR 4 (1878) ; Pünamcand Vrddhichand Dhaddh&*8
Hindi J. Ser. 1 (Ajmer 1916); Konmi. Devabhadra: DLJP 27 (1915). Vinaya-
kutola (17. Jh. s.), (Mandalmrakarana) : ÄGRM 73 (1922). Verfaßt unter Be-
nutzimg von Municandras Mandala(vicfira)kulaka (Pkt.) und der härMi-gOhä
des Jlv. Astronomie. Cakredyara, (Siddhfintasaroddh&raprakarana), (Sük?-
m&rthasaptati) und Tippana dazu: in PS. Die drei Texte berechnen die Maße der
kosmographischen Öegebenheiten, auch der Zeit usw. CakrefiTara, (Sabhl^ian-
caka): in PS. Ein devdpapatHsfxxrilpaprakaraii^, Die aab?iä heißen uvaväych,
abhiseya-, (xlamkära-f vcwasäya- und Sohamma.'S, Jaya^ekhara, (Kp^naräjfvi-
m&navicärastavana) : in PS (1923). Batna^ekhara (I, s. 1428), Khettaviyära
(Laghuk9etrasam&sa) : ÄGRM 46 (s. 1972). (Devendranarakendrapra-
karana) mit Municandras V|*tti: ÄGRM 74 (1922). Der kommentierte Text
soll u. a. aus den Praklrnaka VimSnaprajnapti und Narakavibhakti stammen,
was an die öfter genannten lüiuddiyä und Mahalliyä Vimftnapavibhattl er-
innert. Nemiean£a (Dig., 10. Jh. s.), Tiloyeusara (Tnlokasaraj, Konmi. Todar
Mall: Bo. 1918; Komm. Mädhavacandra: MDJGM 12 (V. 2444).
§ 201. C^neindeleben. a) Haribhadra (8. Jh.), Pancavatthuya (Pancava-
stukagrantha), mit eigenem Komm.: DLJP 69 (1927). Behandelt pravrajyä-
vidhäna, prcuidina-kriyä, upasthOpanä-v,, anujnä-v., aamlekhanä-v, SricaDdra
(Candra), (12. Jh. s.), Suhabohasfimäy&rl (Subodhasäm&c&rl): DLJP 62
(1924). Jinadatta (bis s. 1211), Uvaesarasäyanu: in GOS 37 (1927). Apabhramia.
Hemacandra, Yogaiäästra (um s. 1216), mit eigenem Komm.: u. a. Bh. 1926;
hrsg. von Vijayadharma: in BI (1907, unvoll.); von Belloni-Filippi: in
GSAI 21. 23. 26; Erstaußg. mit Ubers. (prahUa 1 — 4) von Windisch: in
ZDMG 28. CAritrasnndara (s. 1487), Äc&ropade^: ÄGRM 35 (s. 1970).
Ta^oyijaya (bis s. 1745), Sämäy&r! (Sämficärl), mit eigenem Komm.: m ÄGRM
55 (s. 1973). Hariprabha, Sfidhudinakrtya: Jäm. 1917. Äyäravihi u. d. T.:
Sfimäcäriprakaranam yoga-viile^-väkya (aus dem Yogavidhi) -yutam. Bo.
1919. Mit Tabellen (ixr Fasten und Studiengang.
b) Pravrajyftvidh&nakulaka: in ÄSG 49 (1927). Batna^khara, (Guru-
.gona^attrimikit^attrimiik&kulaka) : ÄGRM 37 (s. 1971). 36 Eigenschaften des
Vin. BiBuooRAPHiscHEit Übebbuck (§ 188 — 210) 217
Lehrers, in 36 x 4 0. beschrieben. Ta^OTiJaya (bis s. 1746), Gurutattavinicchaya
(Gurutattvaviniik;aya) : ÄGKM 78 (s. 1981). Gurva^taka: in ÄSG 49 (1927).
Yardhamftna, (MukhavastrikAsthäpanaprakarana): in PS. Yijayaylmala
(s. 1623), Padilehanäviy&ra (Pratilekhan&vicära) : in PS. Jogänutthänavihi
rYogänu^thänavidhiprakarana) : in PS. Gibt die Einteilung der Kanon-Texte
für den Unterricht an. Änandayijaya, Annäyaunchakulaka: ÄGRM 17 (s.
1969). Vom erlaubten Almosen.
Dig.: Indranabdin (vor Saka 1241), Chedapinda: in MDJGM 18 (s. 1978).
Ebendort auch: Chedasa^ttha oder ChedänaudI (Cheda^ästra oder Chedana-
vati) und ^rlgiurndtea ( ?), Präya^ittcu^Olikä, Komm. Nandiguru ( ?). AJita
Brahman, Kallän&loyanä (Kalyänalocanä) : in MDJGM 21 (s. 1979).
§ 202. Laientunhm UmAgyftti, (l^rävakaprajnapti), Komm. Haribhadra: A
Coli, of Works publ. by the J. Jnanaprasaralca Mandal. Series No. 1 (Bo. 1905).
Dhanapäla (II, s. 1029), Sävagavihi (Sravakavidhi) : in MKJMM 17 (V. 2447).
Deyendra S. (II, biss. 1327), (Sräddhadinakrtya): Ben. 1876. Nebst AtmanindÄ
und Bhävanä (in Hi. und Guj.). Jinama^ftuiay Sräddhagunavivcurana (s. 1498):
ÄGRM 29 (s. 1970). Über die 35 guna des Laien, nach Hem. Yog. 1, 47 ff.
Cftritraratna, Dänapradlpa (s. 1499): ÄGRM 65 (s. 1974). Batna^ekhara (II),
ärSddhavidhi (s. 1506): Jainagranth&vall 3 (Ahm. 1904); ÄGRM 48 (1974);
Ahm. 1889; Bo. 1899. KanakakuiSala, Dfinaprakäkk (s. 1656), Bo. 1911. Sräva-
kavratabhangaprakarana, mit Avac.: ÄGRM 14 (s. 1969). Nur Ein-
teilung der Verstöße, keiiie materielle Darstellung, ^r&vakä^taka: in
ÄSG 49 (1927). Srävakapratikramanasütra (Arthadlpikfi), Komm.
Devendra (Vandäruvrtti) : DLJP 8 (1912); Komm. Ratnadekhara: DLJP 48
(1919). Pratikramana-Drucke s. femer S. 82.
Dig. : Samantabhaära (I.H. 8. Jh.), Ratnakaranda^rävakäcära (Ratnakaran<j[o-
pftsakädl^ayana) : u. a. in DJGBh Kä^I 1 (s. 1982) ; mit Komm, des PrabhA-
c&rya: MDJGM 24 (s. 1982); Bijnor 1931. Transl. into English with introd. by
Gh. R. Jain: LJL 9 (1917). DeTasena^ Sävayadhammadohä (s. 990): Karanja
J. Ser. 2 (Kar. 1932). Apabhram^. AmitagatI (s. 1050), l^rävakäc&ra:
Muni ärf Anantakirti DJGM 2 (s. 1979). ASftdhara (2. H. 13. Jh. s.), Sfiga-
radharmasamgraha^rävak&c&ra: Ben. 1910. ÄdAdhara^ Sägäradharmfimfta:
MDJGM 2 (s. 1972). Akalanka Deva (Bhattäkalanka, 15. Jh. s.), Prftya^citta-
grantha: in MDJGM 18 (s. 1978). MedhftyiDy DharmasaTngraha6rftvak&c&ra
(s. 1541): Ben. 1910. Vgl. ABhORI 13, 39. Padmanandin, Srftvak&cära: Bel-
gaum 1909. BAlamalla, Lätlsamhitä (SrävakAcära, s. 1641): MDJGM 26
a 1984). Sakalakirtly Dharmapradnottara (Prailnottaralr&vakfic&ra) : Surat
1926; in Hindl-Übers. : SyGM 3 (Jahr?). 1121 Fragen und Antworten. Yasn-
nandin, (^r&vak&c&ra, Upfisak&dhyayana) : Moradabad s. 1966.
§ 203. KuitU9. Pftdallpta (angebl. 1. Jh. s.), Nirv&nakalikä (Prati^th&pad-
dhati): Muni Sri Mohanlalji JGM 5 (1926). UmASYfttl, Püjäprakarana: an U.,
Tattv&rth&dhigamasütra (BI 1905) ; an U., Jambüdvlpasam&sa (Ahm. 1922).
Haribhadra (8. Jh.), Caityavandanasütravrtti (Lalitavistarä), Komm. Mum-
candra: DLJP 29 (1915). iSftiitiBflri (bis s. 1096), Ceiyavandanamah&bh&sa:
ÄGRM 69 (1922). Derendra (11, bis s. 1327), (Caityavandeuia-, Devav.-,
Guruv.-, Pratyäkhyäna-bhä^ya), Komm. Soma.sunaara: ÄGRM 15 (s. 1969);
außer Dev. nebst DSna-, Slla-, Tapali-, BhävakulcLkain: Hem^mkar Lak^ml-
temkar Vardham&nkar, Prakaranamälfi 1901. Jinasnndara (bis s. 1499),
Dip&likfikalpa: J&m. 1, S. 6. Ta^OTiJaya (bis s. 1745), Pratimä^taka: MKJMM7
(V. 2446); Konun. Bh&vaprabha: ÄGRM 42 (s. 1971). Im Vorwort ein Verzeich-
nis der Werke Y.s. Yardhamftna^ Jainasamskäravidhi: Bo. 1907. Eine Bear-
beitung von V.s Äcäradinakara. Bimbä^t^ka und Püjä^taka: in ÄSG 49
(1927).
Jinasena (Dig., S. 705), godaSasamskara : C. 1924. Entnonmien aus dess.
Ädipurfina, und zwar 38, 70f. 77—86, 88 — 109. ÄSftdhara (Dig., 2. H. 13. Jh.s.),
Prati9th&8&roddhara ( Jinayajnakalpa) : Bo. 1917. Es folgt: Yasunandin,
Prati^thäsärasaipgraha 1. Äiftdhara, Ka^&namalä: in MDJGM 21 (s. 1979).
FestkeJender. Ta^onandin (Dig.), Jinasnapäna: nebst Jinasena^ Jinasahas-
ran&mastotra (§ 204) : Bo. s. 1955.
§204. Stotra. a) Sammlungen. In: Jainavivekavänl, hrsg. von Gheläbh&!
Lllfidhara: Bo. 1888. — Jainastotrasanigraha: Bo. s. 1947. — Jinapüjfidi
grantha (Dig.): Bo. 1891. — In: Jaüiasamgltfiu^figamalä: Bo. 1895. — In
£l&vyam&lft, P. 7. Bo. 1896. — Stotrasamgraha: Bang. 1896. — Navasmarana
218 III. Rbuoion, weltliche Wissenschaften und Kttnst. 7. Jainas
in Pancapratikramanasütra. Ahm. 1897. — l^obhanastavanävall, hrsg. von
Pähyäbhäl Fa^h Can'd tind MotÜäl Mahäsukhbhal: Ahm. 1807. — Jainastotra-
ratnakara: Bo. 1901. — In: Jaüianityap&thasaTpgraha; Bo. 1901; 1906. —
Pancastotra, hrsg. von Jayacandra Sitäräma l^ravana: LaJümau 1901. —
Jainastotraratnakara: Bh. o. J. — Jainckstotrasamgraha: YJGM 7. 9 (V. 2432
— 2439). — Stutisamgraha: Mhee. 1912. — Jainasamskrtastotrasamgraha. hr^g.
von Muktivimala. Ahm. 1912. — Stotraratnäkara. Bh. 1, 2: Mhe6.'l913 — 14. —
Jainastotraxatnäväll: Dayävimala JGM 3 (1916). — Camatkarisävacüri-
stotrasamgraha, hrsg. von El^äntivijaya: Ahm. s. 1J979. — Stotrasamuccaya:
Bo. 1928. — Samskrtajainanityapäthasaipgraha: C. V. 2455. — Jainafitotra-
samdoha. Bh. 1: Präoinajainasahityoddhära^^ranthävall 1 (Ahm. 1932). 117 St.
erstmalig veröffentlicht, dazu 8 weitere. — ^Ajital^äntistavanädi cfir smaranono
samgrah ( ?). Bo. 1874. Bei Gu^rinot 437 felüt das letzte Wort. Andere Samm-
lungen von (Pkt. und Skt.- ?) Stotra vgl. ebd. 438 ff.
b) c) Stotra außerhalb der aufgeführten Stotra- Sammlungen, b) Slddhasena
Diväkara (7. Jh.), Ekavimtotidvätrim^ik&: in Siddh. D., Granthamala (Bh. 1909).
Bappabhaifl (8. Jh.), Catiirvinpiatik&: ÄSG53 (1926). ^bhanaMuni (2. H. 10. Jh.
8.), Stuticaturvim^tikä, hrsg. und übers, von Jacobi: in ZDMG 32 (1878); in
E;:ävyamälä, P. 7 (1896); mit dem Komm, des Dhanapfila: ÄSG 52 (1926).
Municandra (bis s. 1178), Prätahk&likajinendrastuti: in PS. Somatilakuü
äl387), S&dh&ranajinastuti: in ÄSG 59 (1929). Snaratna (E. 15. Jh. s.),
turvimiatijinastutisaingraha (Caityavandanacaturvinisatikäh): ÄGRM 44
[s. 1971). Merayijaya (2. H. 17. Jh. s.), Caturvim^atijinänandastuti ; ÄSG 59
1929); DLJP 23 (1915). Ungenannter Schüler des Yijayadäna fbis s. 1688),
^^kädadasamdhänä Stuti und ßatsamdh&nä Stuti: in Gamatkärisävacüri-
stotrasamgrckha. In 11- bzw. 6feu3hem Sinn auf mehrere Jina und V. selbst.
Devaeandra (s. 1783), Caturviin^tijinastavana: Bo. 1884. Bhflpfila Kavi,
Jinacaturviindik&: Bo. 1891. Dhanaii^aya^ Vi^pahärastotra: Lah. 1900 und oft.
Jayftnanda (bis s. 1441), Sarvajnastavana (vibhakty-ukti-samasa-kiyatpratya-
y^daharana-rüpa) in: MDJGM 21 (s. 1979); in DJGBh Kall 1 (s. 1982).
Knm&rapäla (angebl. Verf.), Ätmanind&rüpajinendrcustuti: in Sajjanasanmitra
1913. Batnftkara, Ratnäkarapancavirniäikä (Vitarägastotra) : in Pancapratikra-
mana (1897); in LPS.
Dig.: Jinasena {ä. 705), Jinasahasranämastotra: Bo. s. 1955 u. ö. Samaa-
tabhadra (8. Jh.), Brhatsvayambhüstotra (Samantabhadrast.) : in DJGBh KS/kl l
(s. 1982); in SJG Vol. 1 (1905). Samantabhadra, Jina^taka, Komm. Nara-
simha Bhatta: Sy. GM 1 (1912). Akalanka, Sohn des Jinadäsa, Akalanka-
stotra: Katni 1963. Akalanka Deva, Citrakavya (wohl s. 1574): AnekSnt 1,
373—375. AmitagatI (s. 1050), Dvätrim^ikä: in MDJGM 13 (s. 1975); in
DJGBh Kä^i 1 (s. 1982). Yftdfrftja (ä. 947), Adhyätma«t»ka: in MDJGM 13
(s. 1975). Gn^abhadra (16. Jh. s.), Citrabandhastotra: in MDJGM 21 (s. 1979).
Mahar^istotra: in MDJGM 21 (s. 1979).
c) Mftnatangay Bhaktamarastotra (Ädinäthastava), hrsg. und übers, von
Jacobi in Ind. Stud. 14 (1876). In Indien vielfeu^h gedruckt. Eine Reihe von
Neu^hahmungen (Vira-, Nemi-, Sarasvatl-, Pärdva-Bh.) enth<: Bhaktämara-
stotra-pSdapürti-rüpa Kävya.samgraha: ÄSG (45.) 54 (1926 — 27). Zu ihnen
gehört auch das ICalyänamandirastotra, angeblich von Sfddhasena Diväkara
(= Kamndacandra), gleichfalls von Jacobi a. a. O. hrsg. imd übers, und in
Indien oft gedruckt, u. a. in KM P. 7 (1896). Beide Stotra mit Kommentaren,
Mänatungets Namiüna St. u. a., auch Übersetzungen: DLJP 79 (1932). Dhana-
päla (II, s. 1029), (R^abhapancäSika), hrsg. von Klatt in ZDMG 33 (1879); in
KM P. 7. äftnticandra^ B^abhaVirastava (s. 1651) ist eine Nachahmung von
Nandi^e^a^ Ajiyasantitthäya, beide hrsg. von Schubring in ZU 2. Vom
letzteren viele indische Drucke. Jinaprabha (M. 14. Jh.s.), Ajitajinastotra:
in ÄSG 59 (1929). Jlnapadma (bis s. 1400), I^Sntinäthastavana (in 6 Sprachen)
hrsg. von Schubring in Festgabe für Jacobi S. 96f. Dharmaghoba, Girinära-
kalpa: in ÄSG (45) (s. eben). Zum Preise Nemis. Neminäthastotra: ia
MDJGM 21 (s. 1979).
Bhadrabfthn (angebl.), Uvasaggaharatthuya (Upasargaharastotra), vgL
Jacobi, Kalpasütra S. 13f. imd vielfach; in DLJP 80 (1932). -— POrvaeandn,
Upasargaharastotralaghuvrtti: ^äradävijaya JGM 1 (Bh. 1921). An PärSva,
ebenso die folgenden. Siddhasena Diväkara (7. Jh), ELalyänamandirastotra:
s. o. Abbayadeva^ Jayatihuyanatthuya (s. 1111), Komm. Rfimacandra Dina-
VIII. BiBiJOORAFHiscHEB Übebblick (§ 188 — 210) 219
nätha: Ahm. 1890. DharmaTardhana (um V. 1729), PärSvajinastavana (in
6 Sprachen), hrsg. von Sohubring, s. o. Jinapadma (bis s. 1400), PärSvanä-
thastuti. Komm. Kalyänavijaya: in ÄSG 59 (1929). Abhayadeya, Tijayapa-
huttatthuya (s. 1451): in Navaamarana. iSllaratna (E. 15. Jh. s.), Puruu^&d&nlya-
Pär^vadevan&mamälä: Anhang zu ÄGRM 44 (s. 1971). BaylsAgara (s. 1645),
Gautamastuti, Komm. Caturavijaya: in ÄSG 59 (1929). Baghnnätha, P&näva-
jinavaramahimnahstotra (s. 1857), Komm, von R&nacandra: Ben. 1880.
Siddhasena Diväkara, VardhamänadvätrimiSikä, Komm. Udayasägara: Ahm.
1903. JinaTallabha (bis s. 1168), Mahävirajinastutisamgraha: Bo. 1914; ders.,
Dlpamalik&vyäkhy&nagarbhitaVlrastotra, Komm. Samayasundckra: Gutch
Bhuj 1917. YaSoTlJaya (bis s. 1745), Mahftvirastavanaprakarana (Nyäyakhan-
dfidy-aparanfimaka), o. O. u. J. Mantr&dhiräjastotra: in Navaamarana
tathift Graha&äntistava ane M. Ahm. 1900. Yädiräja PomarSja-tanaya (Dig.,
1. H. 18. Jh. s.), Jnänalocanastotra: in MDJGM 21 (s. 1979). Pärdvanätha-
samasy&stotra; Padmaprabha Deva, P&rSvanäthä9tc''ka (Lak^mlstotra), und
Bhlnnklrti, Sankhadevä^taka: alle (Dig.) in MDJGM 21 (s. 1979); das 2. auch
in DJGBh Kä^I (s. 1982).
§ 205. Carit(r)a* Gegen 40 carüra, verfaßt von iSubhaSlla G. und SnbhaTar-
dhana G. (16. Jh. s.), verzeichnet der 2. Verlagskatalog (Süclpattra No. 2) von
Hirftläl Hamsräj in Jämnagar (§ 188). CandratUaka, Abhayakum&rac.-mah&
kävya: Surat 1917. Aghatakumärac, Nirdravyaviprakathft, ... Siddha
dattakathä: Bo. 1917. Prinz Aghata. Die Abenteuer Ambadas. Vollst, ver
deutscht von Charl. Krause. (Ind. Erz&hler 4. Ind. Novellen 1.) Lpz. 1922
BhATaeandra, Amaradatta-Mitränandac. : Jäm. 1924. Muniratoa (s. 1252)
Ambadac.: Ahm. 1928. AmarasOrl, Ambadac.: Jäm. 1910 und 1925 — ^26. —
Übers, s. eben. iSabbayardhana (16. Jh. s.j, Balabhadrac.': Jäm. 1922— -23.
Indrahaiiisa, Bhuvanabhänukevalic.': Jäm. 1919. Räjayallabha, Citrasena
Padmävatic.': Jäm. 1924. Vinayaeandray NalaDavadantyupäkhyäna
(Davadantbnahäsatlcaritopäkhyäna): Ambala-Bo. 1921. Bliäyaeandra, Dhuia-
dac.: Jäm. 1924. Dhanyac: Bo. 1918. Es gibt je ein Dh. von dem Dig.
Gunabhadra und von Jnänasägara (JGr. S. 225). M&^lkyasondara, Gunavar-
maö. (s. 1484): Ahm. 1901. Gunabhadra, Jinadattac.: MDJGM 7 (& 1973).
Ga^abhadra (S. 820), Jlvamdharac. : Sarasvativiläsa Series 11 (Tanjore 1907);
tranal. byE. Hultzsch: Bangalore 1922 (aus Quarterly J. of the Mythic Soc.
12). Aus G.s Uttarapuräna. Hartfeandra, Jlvamdharacampü: Sarasvativ.
Ser. 4 (1905); Anf. auch in Kävyämbudhi (1893-^96). Vädlbhasiiplia (Dig.,
1. H. 11. Jh. s.), Gadyacintämani (Madras 1902), vgl. Hultzsch lA 32, 240;
ders., K^attracü^ämani (in Tamil), s. Kuppuswami Sastri in LA 36. Gleichfalls
Jlv.s Geschichte*. JinamA^ikya (16. Jh.), Kummäputtac. : JVSSM 13 (1919);
Poona 1930. Cäritrasondara (s. 1487), Mahlpälac.: Jäm. 1909 und 1917.
JayatUaka (um s. 1430), Malayasundarlc. : Jäm. 1910; DLJP 34 (Bo. 1916).
Bhäyaeandra, Mangalakala6ac. : Jäm. 1924. Bddlüoandra, Mrgänkac.: Surat
1917; J. Ätma Vira Ser. 6 (Bh. 1917). Deyaprabha, Mrgävatlc: Jäm. 1909.
(Haribhadra (8. Jh^, MunivaicariyaJ ■. — Munipaticaritrasäroddhära,
hrsg. von Belloni-Filippi: in GSAI 24 — ^26. Derselbe gab eine Probe von
82 G. in RSO 7 und behandelte eine Novelle in RSO 4. Memtonga (11, bis
s. 1471), Näbhäkaräjac. : Jäm. 1908. Pufpadanta (Dig., 965 n. Chr.), Näyaku-
märacariu: Devendrakirti Jain Series 1 (1933). Naravarmac: Jäm. 1909;
Jäm. 1917. Padmävatlc: vgl. Pavie JAs. 1866, 315 — 343. HIräläl, Prade-
Sinrpekc.: Jäm. 1918. Mahftsena, Pradjrumnac. : MDJGM 8 (1917). Priyani-
karac.': Jäm. 1918. Labdhisägara (s. 1557), Prthivicandrac. : Jäm. 1918.
Satyaräja, Prthvicandrac. : Bh. 1918; YJGM 44 (s. 1976). Bhäyaoandra, Punya-
särac.: Jäm. 1925 — 26. DevamOrtl» Rauhineyac.: Jäm. 1908; u. d. T. R.-
kathänaka: ÄGRM 45 (s. 1972); übers, von Helen M. Johnson in: Studios in
Honor of M. Bloomfield. Newnaven 1920. Einige Berührungspunkte zeigt das
Schauspiel von Bftmabhadra Muni (M. 13. Jh. s.), PrabuddhaRauhineya:
ÄGRM 60 (s. 1974), vgl Hultzsch ZDMG 76, 66f. JinasOri, Rüpaseiiac.':
Jäm. 1916. Dharmakumära und Pradyumna, l^älibhadrac. (s. 1334): YJGM 16
(1910). Vgl. Bloomfield in JAGS 43 (1923); v. Glasenapp, Jainismus S. 489
(mit Bild). Matiyardhana, Scunarädityac. : Jäm. 1915. BaylsAgara (s. 1646),
Sämbapradyumnac. : Jäm. 1917. Batoniekhara (I), (Srlpälac., s. 1428): Surat
1929; Siri Sirivälakahä, m. Avac.: DLJP 63 (1923). JayakIrtI, ärlpälac.: Jäm.
1908. Jnänayimala, ärlpälac.: DLJP 56 (1921). Lalltayljaya, Sudan^anac.:
220 III. Reuoion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Bh. 1914. Jayatilaka (um s. 1430), Sulasäc.: Bo. 1899. Har^akqnjara, Sumi-
trac.>: Jäm. 1922 — ^23. Dhaneiyara, Surasundarlcariya: JVSSM 1 (1916).
Susadhac. s. § 52. Tribhuvanasimhakumärac: Jäm. 1922 — ^23. Cftro-
eandni, Uttamaknm&rac. ; Jäm. 1922-^23. Siiphanandin (Jatäcärya, Ja^üa,
7. Jh. ?), Varängac. Über ein Ms. : A. N. Upadhy e ABhORI 14, 61 — 79. Ama-
rasAgara (17. Jh. s.), VardhamänaPadmasupha^re^thic. : Jäm. s. 1980. Simha-
sanad V ät rimdikä (Vikramacarita). Über die S., von Haus aus kein Jainaweik,
8. Weber in Ind. Stud. Stuf. 16. Jaina -Rezension des Muni K8emai|ikaray in
der die „mit jinistischer Tendenz stark aufgetragene Moral überwiegt" (Win-
ternitz 3, 336ff.). Zum Vikrama-Kreis gehört auch der Pancadandacchattra-
prabandha, hrsg. und übers, von Weber APAW 1877, gleichfalls mit ober-
flächlich angebrachter Jaina-Ethik. Pa^padanta (Dig., 965 n. Chr.), Jasahara-
cariu, hrsg. von P. L. Vaidya: Karanja J. Ser. 1 (Karanja 1931). Bifit Übersicht
über die Yaäodhara-Literatur, zu der auch die folgenden Texte gehören.
Yädiräja (Dig., 1. H. 11. Jh. s.), Ya^odharac.: Sarasvativiläsa Ser. 5 (Tanjore
1912). — Über den Verf. vgl. A. Venkatasubbiah ZU 7, 179—183 ; Hultzsch,
Jivamdhara (s. o.). Somadeya (Dig.), Ya^astilaka {ä, 881), Komm. I^rutadeva
(Srutasägara) : KM 70 (1901—63). Eine campü. Mävikyasfiri (bis s. 1612),
Yai^odharac. : Jäm. 1910.
§ 206. Katha. a) 1. Moderne Sammlungen. Jainakathäratnakosa, hrog. von
Bhlmsimh Mänak. Vol. 1 — 8. Bo. 1890 — 93. 2. Aufl. 1908. — Jain dharmno
• ■
präcin itihäs. Bh. 1, 2: Jäm. o. J. ? — Kathäsamgraha, hrsg. von Mänasägara:
Ahm. 1919. „KS".
2. Sammlungen aus alten Texten. Die Ävaiyaka-Erzählungen, hrsg. von
E. Leumann, 1. (einz.) Heft: AKM 10, 2 (1897). Ausgewählte Erzählungen in
MähärashtrI. . . . Grammatik, Text, Wörterbucn. Hrsg. von H. Jacobi. Lpe.
1886. Aus der Utt.-Tikä (s. 1179) des Deyendra und des iSäntIgfIri (bis s. 1038).
Varianten aus einer Hs. mitgeteilt von Charpentier in ZDMG 67. — Engl.
Übers, von J. J. Meyer: Hindu Tales. Lo. 1909. — Ital. Übers, einzelner Erz.
durch P. E. Pavolini: Le novelline präcrite di Mandiya e di Agaladatta: Rom
1892; Brahmadatta, Müladeva, Udäyana und kritische Untersuchung der
übrigen durch dens. GSAI 6 (1892). 7. 9. 12. 16. — J. Charpentier, Pacceka-
buddhageechichten: Uppsala Universitets Arsskrift 1908. Füosofi (usw.) 4
(Upsala 1908). Andere Arbeiten zu Jeicobis Ausgabe s. Guörinot S. 193 f. NägarX-
Umschrift der Ausgabe nebst Ficks Sagara-Sage (§ 190b) durch Jinavijaya
u. d. T. Präkrt Kathäsamgrah. Bh. 1 : Gujarätpurätattvcunandira Gr. 2 (Ahm.
s. 1978].
3. Alte Sammlungen (eigener und fremder Erz.). Somaprabha, Kumära-
S&lapratibodha (s. 1241): GOS 14 (1920). Inhaltsübersicht bei Alsdorf, Der
:.: ANIS 2 (Hamburg 1928), S. 8f. Prabhäeandra (s. 1334), Jainakathädvä-
vimilati: Bo. s. 1953. Die Erz. sind P.s Komm, zu Samantabhadraa Ratnaka-
randa entnommen. BftlaSekhara (s. 1405), Vinodakathäsazngraha: Bo. 1918.
81 Erzählungen. Bftjasekharay Antarakathäsamgraha. 8 kaStäa daraus hrsg.
und übers, von F.-L. Pull 6, Un progenitore indiano del Bertoldo. Vened^
1888; No. 1— 22 hr^. von F.-L. Pull 6, I novellieri giainici: in SIFII 1. 2
(1897f.). — L. P. Tessitori, Two Jaina Versions of the Stoiy of Solomon's
Judgment (in Gujaräti and Jaipuii): LA 42, 148 — 152. Jinahar^a (s. 1457),
SamyckktvakaumudI: ÄGRM 28 (s. 1970). Batnaprabha, Kuvalayamäläkathä
(s. 1487): ÄGRM 54 (s. 1916). Subhafila, Pancaikitlprabodhasambandha
(s. 1521). — No. 1—50 hrsg. und übers, von Ballini in SIFII 6 (1902). — Über
No. 2—12. 16. 17, in denen Sultan Firöz II. (13. Jh.) erscheint: Ballini Xm.
00, S. 41 — 43. — Vgl. auch Bühler, Jagadücharita (s. o.). äubhnilla, Bhara-
tei^varaBähubalivrtti. (1): DLJP 77 (1932). Hemayijaya, Kathäratnäkara
(s. 1657): Jäm. 1911. — Übers. (Das Märchenmeer) von Hertel. Bd. 1, 2:
München 1920. — Eine Erz. behandelt Schick in Studia indo-iranica (Fest-
schr. Geiger) S. 89 — 108, ebenso u. a. eine Stelle aus dem Vavahärabhäsa
S?ext und Übers, von Leumann). Brahma-Nemidatta (2. H. 16. Jh. s.),
rädhanäkathäkoia: Bo. V. 2440. Bftjakirtly Vardhcunäneule^nä': Jäm.
1918. Sammlimg auf die Grundlage der Uväsagadasäo. Udayadharma, Dharma-
kalpadruma: DLJP 40 (1917); Bh. s. 1984 (2. Aufl.). Die Erz. illustrieren
däna, Hktj ta/pas imd hh&vanä, Samyaktvakaumudl. — Über die S. im
Vergleich mit 1001 Nacht: Weber in SPAW 1889. — 8 Erz. imter dem gleichen
Titel: J. caritmälä 6 (Bombay V. 2441). — 2. Aufl. der (einer?) S.: Jäm. 1908;
VIII. BiBiJOOBAPHiscHER Übebbuck (§ 188 — 210) 221
1915. — Kathäkosa. — The K., or Treasury of Stories, transl. by Tawney,
with App. ... by Leumann: Oriental Translation Fund. New Series 2. (Ix>.
1895). — Einzebie Erz. werden behandelt von Tawney lA 10, 190 f.; de
Stef ani und Pavolini in GSAI 13.
b) Einzelne. Eine inschriftlich (s. 1232) überlieferte kcUhä ist das sog.
Uttamaäikharapuräna des Siddhastlrly vgl. Kielhorn JRAS 1906, 700f.
BhanapAIa (10. Jh. r), Bhavisatta Kaha, hrsg. von Jacobi: ABAW 29, 4
(1918); Bhavisayattakahä: GOS 20 (1923). BhäyaTlJaya, Campakamäläkathä
(s. 1708: ÄGRM 27 (s. 1970). Jinakirti (um s. 1600), Campaka^re^thikathänaka ;
hrsg. und übers, von Weber: in SPAW 1883; Bemerkimgen dazu von Böht-
lingk: in Mölanges as. 9 (1883), 75 — 86; Text: o. O. V. 2441; krit. hrsg. imd
übers, von Hertel in ZDMG 65 (1911), nochmals übers, von Hertel in: Ind.
Erzähler. Bd. 7 (Lpz. 1922). PritiTimala, Campakai^re^tlukathä: Ahm. 1916.
P. wird im BM als Bchüler Jayavimalas bezeichnet. Es handelt sich aber gewiß
um J. selbst, vgl Hertel ZDMG 65, 3. M&^ikyasundara (s. 1484), Candradha-
valaDharmadattaKath&: Hamsavijayajl Free Library 22 (Ahm. 1924). Jina-
har^a, Devapälakathanaka: in KS. Aus J.s Vim^tisthfinacaritra (§ 196a).
Dhammilakathä. AGRM41 (s. 1971). DayäTardhana (E. 16. Jh.s.), Dhanya-
kathfinaka:' ÄGRM 43 (s. 1971). Jinakirti (15. Jh. s.), Dänakalpadrumo
DhanyakathS^I: DLJP 9 (1912). Dharmadattakathä: Jäm. 1922 — ^23.
Meiuionga (II, bis s. 1471), Kämadevan^patikathä (s. 1469): Hem. Gr. 18
(1928). Kämaghatakathä: J&m. 1909 und 1922 — ^23. Erweiterte Fassung der
Päpabuddhi . . . kathä (s. u.). Mä^ikyasundara (s. o.), Malayasundarlkathft:
Bo. 1918. Dharmaeandra (E. 14. Jh. s.), Malayasundarikathoddhära, übers,
von Hertel, Ind. M&rchen S. 185 — 268. Meghanädaräja Madanaman-
jarlkathä: in KS. Narmadäsundarlkathä: Haipsavijaya J Libr. 9
(AUahabad 1919). Nirdravvaviprakathä: in Aghatakumäracaritra (§ 205).
Jinakirti (s. o.), PälaGopalakath&naka, „Geschichte von P&la und Gop&la**,
hrsg. und übers, von Hertel BVSGW, Phil. -bist. Kl., Bd. 69 H. 4 (Lpz. 1917),
nochmals übers, von Hertel in: Ind. Erz&hler. Bd. 7 (Lpz. 1922). Päpa-
buddhinrpaDharmabuddhimantrikath&, hrsg. und übers, von Lovarini
in GSAI 3. änbhaSlla (s. 1521), Punyadhananrpakathä: Ätmakamala JLibr. 6
(Cambay 1919). Jinasfiri, Priyannikaranrpakathä: in l^äreulävijaya JGM 1
(Bh. 1921); DLJP 80 (1932). JnänasAgara (16. Jh. s.), Ratnaoüdakath&:
YJGM 43 (V. 2444). — Ül)er8. von Hertel in: Ind. Erzähler. Bd. 7 (Lpz. 1922).
Somama^fana, Ratnapälan^pakathänaka: ÄGRM 22 (V. 2439). Meghayijaya,
Ratnapälakathä am Schluß von dess. PancäkhySnoddhara (s. 1716), hrsg. von
Hertel: in ZDMG 57, übers. Ztschr. d. Vereins f. Volkskunde 1906. Jiniäar^a,
Rayanaseharlkahä (Ratnai^ekharakathä) : ÄGRM 63 (s. 1974); JVSSM 10
(1918). Rauhineyakathänaka s. R. caritra (§ 205). Kanakakoiala,
RohinyA^okacandrakathä (s. 1657): ÄGRM 36 (s. 1971); Jäm. 1912. Haribha-
dra (8. Jh.), Samaräiccakahä, hrsg. von Jacobi. Vol. 1 (einz.): in BI (1926).
Hiemach: Pradyamna, Samarädityasamk^epa (s. 1324), hrsg. von Jacobi:
Ahm. 1905. — Samaräicc, first two chapters, ed. with . . . Engl, transl. by
M. C. Mody. Vol. 1. 2: Prakrta Granthamala Series 2 (Poona 1933). Mäna-
yijaya, Satya^rlHarücandranrpatiprabandha: Satyayijaya JGM 7 (Ahm.
1924). Pädalipta (angebl. 1. Jh. n. Chr.), TarangavatI, in späterer Bearbeitung
namens Tarangalolä dtirch einen Ungenannten von Leumann übers. („Die
Nonne'*): München 1921. Siddhadattakathä: in Aghatakumäracaritra
(§ 205). Munisundara S. (bis s. 1503), Sumukhanrpatikathä (s. 1484): ÄGRM 75
(Jahr?). Kanakakmiala (s. 1657), Surapriyamimikathä*: Jäm. 1917. Lak^ml-
dhara, Tilakamanjarlkathäsära (s. 1281) Hem. Gr. 12 (1919). Nach Dhanapälas
T.kathä (s. 1029). Soddhala (2. H. 11. Jh.s.), Udayasundarlkathä: GOS 11
(1920). Uttamakumärakathänaka, hrsg. und übers, von Weber: in
SPAW 1884. Candaprabha, Vijayacandrakevalikathä (s. 1127): Bh. 1906
(u. d. T.: VijaycandkevaUnü caritra).
§ 207. c) Kathäs, bei denen eine bestimmte Gelegenheit im Titel hervortritt.
Parvakathäsamgraha. P. 1: YJGM 16 (V. 2436). „PKS". K^am&kalyftjgiaka
(19. Jh. s.), Dvädaäaparvakathäsamgraha tathä Sädhu Srävaka ärädhanä.
Surat 1922. K^amäkfayä^aka^ Ak^yatrtlyävyäkhyäna«: Jäm. 1917 (u. d. T.
Atthäivy.). Zur Feier des Vaidäkha badi 3. Jinayaüabha (bis s. 1168),
DipamälikävyäkhyänagarbhitaVirastotra: s. § 204 Sohl. Nebst Jinaprabha
(M. 14. Jh. s.), Päkayadlyälikappa. Jinasandara (bis s. 1499) und Pn^yaräja,
222 ni. Reuoion, weltliche Wissensohaftbn ttnd Kunst. 7. Jainas
Holikärajahparvakathäprabandha: Jäm. o. J. ; in PKS. Kyrnnikalyä«
9aka (19. «Jh. s.), Gomäslvyäkhy&n tathä Holikfikhy&n 4: J&m. 1918.
Kanakakuiala, Jnänspancamlmähätmya (VaradattaGunamanjarlkathä- naka,
8. 1655) Jäm. 1925 — 26; in PKS. MaktiTimala, ' Jnänapancamlkath&:
Dayävimala JGM 13 (1919). SaubhftgryftQAndln, Maunaikädai^Ikathä (s. 1576):
an Uttamakumäracaritra ed. Anuparftm SästrI (Madhwas 1922). RaTisigaim,
Maunaikäda^imahätmya (s. 1645): in PKS; Jäm. o. J. Yimala, Maunai-
kädai^Ikathä: Dayävimala JGM 2 (1916). Gu^acandray Maunavratakatha:
C. 1924. MukÜTimala, Merutrayoda^Im&hätmyakathänaka: Dayävimala
JGM 16 (1919). LabdlÜTiJaya (Anf 19. Jh. s.), Merutrayoda^ikathä: anÄGRM
36 (s. 1971). M^amäkalyävaka, Menitrayodai^ivyäkhyäna: Jäm. 1919. Moktl-
Ylmala, Parjm^anäkalpeunähätmya: Dayävimala JGM 12 (1919). VijayaiakymI,
Paryiij^anäparvä^t&hnikävyfikhyäna: ÄGRM 26 (s. 1971). Paryusanä^t&h-
nikavväkhyäna: Bo. s. 1975. MakttTimala, Pau^ada^amlmähätmycüiathft:
Däyävmiala JGM. 14. 15 (1918 — 19). Jinendras&gara, Paugada^am Tkathä ;
in FKS; ohne Verf. Jäm. o. J. (derselbe Text?). MakÜTimala, Rohiniparva-
kathä: Dayävimala JGM 17 (1919). Indranandln (vor ä. 1241), SrutapiEmcaml-
mähätmya: Surat s. 1966. In Guj.
d) Anhangsweise zwei Schauspiele (andere s. §191. 205), vgl. Hultzsch
ZDMG 75, 68^70. BAIaeandra (1. H. 13. Jh. s.), KarunäVajräyudha: ÄGRM 66
(1916). Die »ibi-Sage in jinistischer Form. Mei^haprabha, Dharmäbhyudaya:
ÄGBM 61 (1918). Übers, v. H. Jensen in Jacob, Ind. Schattentheater,
S. 48—70.
§ 208. Sprüche* Pflr^aeandra (Puran Chand) Nähär, Präkrtasüktaratna-
mälä: JVSiSlM 11 (V. 2445). Blütenlese ' ans Jaina-Werken mit engl. Übers.
Süktamuktävall: DLJP 57 (1922). Rund 2000 Sprüche in Skt., Pkt. und
Frühguj., in 127 Abschnitten. Eine Süktimuktävall femer: Jäm. 1909 u. 1917.
Amitagatl (Dig.), Subhä^itaratnasamdoha (s. 1050): KM 82 (1903); Gandhi
Haribhä! DevkaranJGM 3 (C. 1917); hrsg. und übers, von R. Schmidt und
Hertel: in ZDMG* 59 (Leumann). 61. Femer Hertel in WZKM 17. Moni-
candra (bis s. 1178), (Gäthäkoto). — 20 Strophen daraus mit ital. Übers, hxsg,
von Pavolini: Florenz 1894. — Derselbe behandelt eine anonjrme Spruch-
sammlung in: Miscellanea linguistica in onore di G. Ascoli (Turin 1901) unter
Abdruck von 20 Strophen. yTjayasena (bis s. 1671), Süktaratnävall: ÄGRM 23
g. 1969). Somaprabha (s. o.), Sindüraprakara (Süktimuktävall) s. §210.
hanaTiJaya (17. Jh. s.), Äbhänaikttaka: in ÄSG 49 (1927). KefiaraTimala
(s. 1754), Prastäva^taka: Jäm. 1911. Meghaprabha, Süktiratnävall: in ÄGRM
61 (1918). Hariy Kaipüraprakara (Subhä^itakoto) : in JainaJcathäFatnako^a,
hrsg. von Bhlmsunh Mänak. Vol. 5. Bo. 1891 ; Ahm. 1901 ; nebst Komm, und
Erz.: Jäm. 1916. '
§ 209. a) Die folgenden Sammlungen kleinerer Texte enthalten wenigstens
vorwi^end DarsteUungen zur Sittenlehre» Prakaranamälä: Ahm. 1871. —
Prakaranaratnäkara, lursg. von Bhlmsimh Mänak. Bh. 1 — 4. Bo: 1876 — 78.
„PR**. — Jainakävyasärasamgraha: Ahm. 1882. — Adhyätmaprakaranasam-
graha, hrsg. von Hukm Munijl: Ahm. 1880. — Jaina^ästrakathäsamgraha':
Ahm. 1884. — Jainaprak&^prakcuranasamgraha, hrsg. von Hukm Munijl:
Ahm. 1887. — Laghuprakaranasamgraha, hrsg. von Bhlmsimh Mänak: Bo.
1876; 1889. „LPS'\ -- Jainakävyaprakä^. Bh. 1. Bo. 1883; 1894. -^ Praka-
ranamälä, hrsg. von Hemiiamkar Lak^mL^mkar Vardhamänkar: Ahm. 1901.
,.PM". — Ya^oyijaya, Granthamälä: Bh. 1909. — Sajjemasanmitra, hrsg. von
Sämj! Jechand Master: Bo. 1913. — Kulakasamgraha, hrsg. von Shäh Bäläbhäl
Kakalbhäl: Ahm. 1915. — Prakckranaratna, hrsg. von Jag jl van Pänäcand Desäi:
Ahm. 1920. — Prakaranasamuccaya : Indor 1923. „PS". — Prakaranamälä*:
Ahm. 1909. 28 Texte in Guj .-Übers. — (I^ig-0 Sujnänacandrikä, hrsg.
von PadmaräjaPandita. Bh. 1 — 4: Bemg. 1905. — Tattvänu^äsanädisamgraha,
hrsg. von Manohara Lälal^ästri: MD JGM 13 (s. 1975). — Siddhäntasärädisam-
graha, hrag. von Pannäläl Sonl: MDJGM 21 (s. 1979).
§ 210. b) UmäSYätl, Pra^amarati: an U., Tattvärthädhigamasütra in BI,
1905; Ahm. 1909; Bh. s. 1966; hrsg. und übers, von Ballini in GSAI 25. 29.
Haribhadra (8. Jh.), Dharmabindu, Komm. Municcmdra: hrsg. v. Suali: in
BI (1912) ; Bo. 1924; 1—3 übers, von Suali in GSAI 21. Haribhadra, Dharma-
samgrahani. Komm. Malayagiri. T. 1. 2. . . : DLJP 39 (1916). 42 Haribhadra,
(Yogavimi&ikä), Komm. Yaäovijaya (Jasavijaya Ganin): in ÄGRM 72 (1922).
VIII. BiBUOORAFHiscHER Übbrbuck (§ 188 — 210) 223
Haribhadra, goda^aprakarana. Komm. Ya^obhadra und Yai^ovijaya: DLJP 6
(1911). Haribhadra, A^tak&ni: in H., Grantham&lä (Bh. s. 1968); mit Komm,
von Jine6vara und Abhiayeuleva: Ahm. o. J. 1968); 32 x 8 Str. meist über edtt-
liehe Begriffe. Harlbhaifara, Sammattasattarl (Samyaktvasaptati), Komm.
Sanghatilaka: DLJP 35 (1916); in Jamakathäratnako^a 3 (1890). Haribhadra,
(Fäncä^aka), Komm. Abhaveuleva: Bh. 1912. Haiibhadray Sams&radäväna-
lastuti. Komm. Jn&navimala: Dayävimala JGM 8 (Ahm. 1917). Siddhasena
Divfikara (angebl. Verf.), Namaakäramähätmya ; in Anuparäma Sästrl, Utta-
makuTnäracarita (1922); N.-Yogapradlpa: Jäm. 1911. Verf. hier Siddhasüri,
bei Klatt der Dig. Siddhasenficärya. Siddha R^i, Upamitibhavaprapanc&
Kathg(s. 962),hr8g.vonPetersonund Jaoobi, inBI (1889— 1914); DLJP 46.
49 (1918 — 20); ein „Specimen** (Kap. 1) hrsg. von Jacobi: Bonn 1891; Buch
1 — 3 übers, von Kirfel: Ind. Erzähler 10, 1 (Leipzig 1924). Ital. Übers, von
Kap. 2 durch Ballini in GSAI 17. 21 — 24; ein Contributo allo studio von dems. :
Rendiconti della R. Accad. dei Lincei, Vol. 15 (1906). PäHyan&ga G., Ätmä-
nutösana (s. 1042): Ahm. 1928. Deyagnpta (Jmacandra): Navapaya (Nava-
padaprakarana, s. 1073), Komm. Yadodeva: DLJP 68 und 73 (1926 und 1927);
Die GegenstAnde micchaUa, sammaUa, 12 vaya und samleha^ unter 9 Gesichts-
pimkten behandelt. Deyagnpta S. (Jinacandra G.), Navatattvaprakarana,
Konun. Abhayadeva und Ya^odeva: ÄGRM 10 (s. 1969). Jineiyara (um s. 1080),
(Pancalingiprakarana), Komm. Jinapati: Jinadatta Süri-Präcinapustakoddhära
Fund 10 (Surat 1919). Behandelt werden upaaama, aamvega, niweya, anf^ukampä,
aUhikka, Yardhamäna (I, bis s. 1088), Äcäradinakara': ELharatara-Gaccha-Gr. 2
(Bo. 1022). iSäutlsarl (bis s. 1096), Dharmaratnaprakarana: ÄGRM 30 (s. 1970).
Komm. Devendra: Bh. 1—3: P&llt&nä 1905 — 06 (D. wird im Titel fälschlich als
Verf. bezeichnet). Jinacandra (I), Samvegarangasfilä (s. 1125): Surat 1924.
Abhayadeya (bis s. 1135), (Pancanirgranthlprakarana) : in ÄGRM 62 (s. 1974).
Zusanomenfassung ffUffatfihäi^m satnaohaifl) von Viy. 25, 6 (pulAga usw.,
§ 184). Jinavallabha (bis s. 1168), Sanghapaitaka, Komm. Jinapati: Ahm. 1907.
YardhamAna (11), Dharmaratnakaranda (s. 1172): Bh. 1. 2 Jämn. 1915. Mnni-
eandni (bis S. 1178), Rayanattayakiilaya (Ratnatrayakulaka) : in PS. deva
(= Arhat), guru, dharma, Jinadatta ^, bis s. 1211), Sai^idehadolävall, Komm.
Prabodhacandra: Jetaram 1918. Hemaeandra (bis s. 1229), Ätmagarhft-
stava: in Ratnfikarapacclsl fAhm. 1909). Ratna8ii|iha (I, M. 13. Jh. s.),
12 oder 13 Kulaka una dergl., davon 3 in S«uiskrit, die übrigen in Prakrit: in PS.
Jinadatta (II, 2. H. 13. Jh. s.), Vivekaviläsa: SarasvatI GM 1 (Agra s. 1976);
Ben. 1875. Somaprabha, l^mgäravairägyataranginl (s. 1276), Komm. Nanda-
l&la: Bo. 1886; in KM P. 5 (1888); Bo. s. 1947. Übers, von R. Schmidt in
„Liebe und Ehe im alten Indien*' (1904). Somaprabha, Süktimuktävall (Süidü-
raprakara), hrsg. und übers, von Pavolini: inSI£lI2;inKMP.7; Bang.1892;
mit dem Komm, des Har^aklrti: Bo. 1924. Sriprabha, Dharmavidhi (s. 1286):
Hamsavijaya Free Library 22 (Ahm. 1924). Jayadeya Muni (13. bis 14. Jh. ?),
Bhävan&samdhi: ABhORI 12, 1—31. Apabhramto. Nemlcandra (11 =
Devendra II, bis s. 1327), (Dana-, älla-, Tapah-, BhSvakulaka) in: Kulaka-
samgraha (Ahm. 1915) ; vgl. § 203 Jinaprabha (M. 14. Jh. s.), Ätmanindfi^t&ka:
in Ratnäkarapaccisl (Ahm. 1909). MaSlI^eva (^. 1214), Sajjemacittavallabha:
Delhi s. 1949; in PM; in Kävyämbudhi; in Camatkärisavacüristotrasamgraha
(§ 204). Mahe^yara Süri (vor s. 1365?), Samjamamanjarl: ABhl 1, 157—166).
Ratnasekhara (I, s. 1428), Sambohasattar!, m. Komm, von Gunavinaya: ÄGRM
53 (s. 1972); von Amarakirti: Jäm. 1911; auch ohne Komm, ersch. Gun. nennt
den Vf. Jagacchekara, andere Hss. haben JayaSekhara. JayaiSekliara (s. 1436),
Prabodhacintämani: Bh. s. 1965. JayaSekhara, Ätmävabodhakulcüca (Ätma-
jnäna): Bo. 1912 und sp&ter. Deyänanda (s. 1455), Samayas&ra: ÄGRM 39
(s. 1971). Behandelt auch acMimafn-rUifiifa, -damaaiyi, -cafranja und äröhati^'
virähaffä-phala, — Mnnisundara (bis s. 1503), Traivid3rag09tbl (s. 1455): Bo.
s. 1966. Jugendwerk des Verfassers. Diskurs in Form einer fingierten Ansprache
über deva, guru, dharma, Mnnisundara, Adhyätmakalpadruma, Komm. Dhana-
vijaya: Bo. 1906; Bh. 1909; Ahm. 1916; in Caritrasamgraha (Ahm. 1884). Hier-
aus: Sfidhudik^ä: Ätmatilaka Granth Society. Pustaka28 (Poona 1923). Kfemaiii-
kara (s. 1466), l^atpimi^acarita: DLJP 24 (1915). Beschreibung des adhamd-
dhama, adhama, vimadhyama, tnadhyama, uttama, uttam6ttama, Cftrltrasundara,
Slladüta (s. 1487): YJGM 18 (V. 2436). samaeyäpärti diu-ch Meghadüta.
Hultzsoh: JRAS 1912, 732ff.; Belloni-Filippi: GSAI 28, 153—163.
Jinamavfana (s. 1491), Dharmaparlk^ä: ÄGRM 67 (s. 1974). Der dh. dem Gold
224 m. Religion, weltliche Wissenschaften ttni> Kunst. 7. Jainas
verglichen. Rataaüekhara (ü), Äcarapradlpa (s. 1516): DLJP 71 (1927);
Jäm. 1916. yiJayaYimala, (Bhävaprakarana, s. 1623): ÄGRM 9 (s. 1968).
Padnutfigara (s. 1633), l^llaprakäda: Jäm. 1911. Batnamavfana (Schüler
Räja^ekharas, 1. H. 16. Jh. s.), Samvfidasundara: Jäm. 1919. Die JGr. nennt
den Verf. Samayasundara. DeyaTljaya (M. 17. Jh. s.), Dharmaratnaman j Qgä.
Bh. 1—3. Jäm. 1916. JnänaTimala (s. 1654) od. NayaTimala (1. H. 18. Jh. s.),
(Narabhavadr^täntopanayanamalä): Dayftvimala JGM 1 (1916). GnvaTiiiaya
(2. H. 17. Jh. 8.), Vairägya^taka: Jäm. 1914. Bhlyayljaya (s. 1679), Samyak-
tvanirnaya: C. 1875. YinayaTlJaya, l^äntasudhärasa (s. 1723), Komm.
Gambhiravijaya: Bhav. s. 1969. Mänayijaya, Dhaimasamgraha (s. 1738),
hrsg. von Ya^vijaya: DLJP 26. 45 (1915—18). Taioiliaya (bis s. 1745^
Jnanas&ra: MKJBOl 17 (V. 2447); Baroda 1899; Rajnagar 1918 (an
Haribhadra, $add.); Malogaon 1900; mit dem Komm, des Devacandra:
ÄGRM 38 (1918). 32 a^faka, TaioTiJaya, Mäiffapari6addhi: MKJMM 9
(V. 2446). TaSoTiJaya, Arfidhakavirädhakacaturbhanglprakarapa m. eig.
Komm.: in ÄGRM 55 (s. 1973). YaSoTlJaya, Dvätrinukuldvätrimüka: Bh.
B. 1966. TatoTlJaya, Adhy&tmasära, Komm. Gambhlravija3ra: Bh. 1915;
Tribhuvandäs Bhänjl Memorial 8. 1 (Bo. 1922); nebst dess. Adhyälsnopanisad«
Devadharmaparlkßä mid (Jailakkhana8amucca3ra) Yatilakganasam . : in Nyäyä-
cärya Sri Ya6.jlkrt GM (Bh. s. 1965). Jinaläbha, Ätmaprabodha (s. 1833):
Jäm. 1914. YibadhaTlmala, Samyaktvaparlksa (s. 1813): DLJP 28 (1916).
Druoktitel: Srl-S.p.-Upade^a^takau, 180 Str. Aiahar^a, Seh. des Somasun-
dara, Gunänurägakulaka: in Sajjanasanmitra (Bo. 1913). Knmftra ELavL
Ätmaprabodha: Chmillal JG 7 (1917). Somama^fana, Yugädide^mä: Surat/
Palitana 1913. Yimala, Seh. des Cakre^vara (Brahmacandra), Saqavegadruma-
kandall: Hamsavijayajl Free Library 2 (Baroda 1918). yimala(eaiidra)y
Praftnottararatnamälä: in KM P. 7; mit dem Komm, des Devendra: Jäm. 1914.
Über die Pr. vgl. noch Weber, Ind. Streifen 1, den Verf. Haridas Sastri in
lA 19. Yinayaeandra, Vairägya^taka. Vol. 1. 2: Bulsar 1916—17. Arimaüa,
Drstäntaratnävall: Jäm. 1925 — 26. DanfianaTiJaya, AnyoktiAataka: Jäm. 1913
Vijayalabdhly Vairägyamanjcu*!: Buhari 1926. Jüänabhüfa^a« Tattvajnäna
tarangini: Jäm 1922 — ^23. Dlräkara Mmii, l§rngäravedrägyataranginl: Ahm
1916. Somasfiri, Pajjantärahanä: in Payannaaamgraha, Bh. 1. Ahm. s. 1962
§ 211. c) (Pancasütra): ÄGRM 20 (s. 1970). Päva-padigbäya-gw^Mfü
fiä^'StUta, Sähu-dhafnma'paribhävaiifA'8., Pavvajjä'gahafi(^''Vthi'8.^ P.-pcarvpä'
la'ffA-a., P,'phala-8, Die Guj.. Erläuterung fußt auf der Tlkä Haribnadras.
Goyamapucchä (Gautamaprcchä) : in JainakathäratnakoiSa, hrsg. von
Bhlmsimh Manak. Vol. 1 (1890); Bo. 1912. — Gautamaprcchävrtti: Jäm. 1920.
(Bhavavairägyadataka), hrsg. und übers, von Tessitori in GSAI 22
und 24. (Gautamakulaka) Komm. Padmavijaya: in Jainakathäratnako6a,
hrsg. von Bhlmsimh Mänak. VoL 6 (1891). Indiyaparäjayasayaya
^Indriyaparäjaya^taka), hrsg. von Tessitori in RSO 7; in PR Bh. 4 (1881);
in PM; Hissar V. 2431. Subhä^itavyäkhyänasamgraha: Ahm. 1913.
Vairägyadataka: in PM; Ahm. 1890. Vidvadgo^thl: in Camatkärisä-
vacüristotrasamgraha (§ 203). Antilope, Rind, Gras, Baum, Staub, Hund,
Esel, Krähe, Kamel, Asche wollen mit einem Menschen ohne vidyä, topos, däna,
Hla, gui^, dharma nicht gleichgesetzt werden. 10 1^1. über tnÜrgänusOrii^äm
ÜincairimicuL gicifäh: an ÄGRM 45 (s. 1972). Navatattva: in verschiedenem
mfang gedruckt. Ein solcher Text ist mit dem „Kalpa Sütra'* der älteste in
Europa veröffentlichte Jaina-Text (§ 1). Jlvänudästikulaka: in Sajjana-
sanmitra (Bo. 1913); in Kulakasamgraha (Ahm. 1915). Vairägyakalpa-
lata: o. O. 1901. Nur 1. Hälfte.
d) Haribhadra (8. Jh.), Uvaesapaya (Upadesapada) : Bh. 1909; Bar. 1923 — ^25;
Komm. Municandra, Vibh. 1: MKJMM 19 (V. 2449). Dharmadftsa, Uvaesamälä
hrsg. V. Tessitori. P. 1 (Text usw.) Florenz 1913 (Anz. Jacobi Arch. f.
Religionswiss. 18, 285 f.); Ahm. 1878. Hemacandra Maladhärin (Hemasüri,
s. 1164), Pupphamälä (Uvaesamälä): Ahm. 1911. Municandra (bis s. 1178),
Mok^opadetopancä^ikä, (Jlvopadetop.), Hitopadetop. (2 Stück), Üvaesämaya,
Dharmopeulesämrtap. und andere von unsicherer VerfasserschfdPt: sämtlich in
PS. JayaSekhaniy Uvaesacintämani (s. 1436). Bh. 1 — 4. Bo. 1919. Mnnlsandan
(bis s. 1503), Uvaesarayanägara (Upeule^ratnäkara, M. 15. Jh. s.); m. eig.
Komm.: DLJP 21 (1914)'; Bh. 1: Vasanjl Trikamji GM 5 (Bhav. 1909).
Batoamandlra (s. 1547), UpadetotaranginI: Ben. V. 2437. Somadharmay
Upade^asaptati (s. 1603): ÄGRM 33 (s. 1971). TaSoTlJaya (bis s. 1745), Uvae-
Vni. BiBIJOOBAFHISCHER ÜBERBLICK (§ 188 — 210) 225
sarahassa (Upeuletorahasya^ m. eig. Komm.: Ahm. 1911. IndrahaiiiBay Upeide-
lakalpavaÜl: Bo. 1918. Jayakira, SflovaeBam&lä (SllopadeSamalä), Komm.
Somatilaka: Bo. 1909. Kfemarftia^ Uvaesasattarl: äh. 1917. Padma-
Aie^yara, Uvaesarayanakosa (Upadeaaratnakoto) in: Devendra HI), Caitya-
vandanädibhfi^ya. Ahm. 1909; Jhansi 1922 u. ö. yijayalak^ml, Upadetoprä-
sSda, Bh. 1 — i: Bh. 1915 — ^23. Upadeiiasära: Bo. 1918. Upadedä^taka:
in ÄSG 49 (1927).
§ 212. e) I>ig.: Yattakera, Mül&cära» Komm. Vasunandin. Bh. 1. 2: MDJGM
19. 23 (8. 1977— 80); Muni l§r! Anantakirti DJGM 1 (Bo. 1919). Inhaltsüber-
sieht bei W. Denecke, Digambara-Texte. Dias. Hambura 1922. Kundakunday
Chappähuda (Satpräbh^ta), Komm, ärutasögara: MDJGM 17 (s. 1977);
Ben. 1910. damaaTSta, cäritta, mUia, bodha, bhäva, mokkha. In der erst^iannten
Aufig. folgen, jedoch ohne Komm., ein linga- und ein äHa-pähuda, Wer auch
diese dem K. zuschreibt, spricht von K.s AtthapShuda, so die ÄuQg. Muni ävl
Anantakirti DJGM 5 (1924). Kandaknnday Niyamas&ra mit engl. Übers, von
Uggar Sain: SBJ 9 (1931); mit dem Komm, des Padmaprabha Maladhari
Deva: Bo. 1916. Knndakunda, Rayanas&ra: in MDJGM 17 (s. 1977). „ratna*'
ist das 9aimy<ilava, KandakundAy B&rasanuvekkhä: ebd.; Ben. 1910. Bara-
Anubekka (12 Meditations) transl. ... by Sital Prasadji with ...the text
in Prakrit. . . : Madras 1933. Kundakunda, Samayapfthu<juEt mit Amftacandras
Atmakhyäti und Jayasenas Tätparyavrtti: SJGM3 (l914);RJI§M 14 (1919) u.
d. T. Samayasära; deE^l. die engl Ubers. (nebst Text) von Jaini SBJ 8 (1930).
Unter den adhihära ist auch kartr-karman, Deyanandin (Püjyapada, 1. H.
6. Jh. s.), Samädhi^taka: in DJGBh Kakl 1 (s. 1982); in SJG Vol. 1 (1906);
(angeblich von Prabhendu, Komm. PrabhScandra), mit engl. Übers, von Manilal
N. Dvivedi: Ahm. 1895. Devanandlny l9topade^, Konmi. Äl&dhara: in
MDJGM 13 (s. 1976); in DJGBh Kfi^I 1 (s. 1982) u. ö. Akalanka Kavi, Aka-
lankS^taka und Vrataphalavarnanft: Bangalore 1873. Subhacandra (angebl.
9. Jh.), Jn&n&mava: RJSM 3 (1927). Gu^abhadra {ä. 820), Ätm&nu^äsana:
in DJGBh Ki^I 1 (s. 1982) ; in SJG Vol. 1 (1906) ; Jain Religious Granth Series 2
(Lah. 1898). — ... (Discourse to the SouL) Ed. with transl. and comm. by
J. L. Jaini: SBJ 7 (1928). Amftacandra (s. 962), ParamätmataranginI oder
(N&taka-)Samayasära8thapadya, Nätakasamayas&rakalaiS&h (die taUva halten
Reden und treten ab): in DJGBh KSAl 1 (s. 1982); in SJG Vol. 1 (1906); in
SJG fasc. 16 (1918). ArnTtaeandra, Puru^ftrthasiddhyupäya (Jinapravac€uia-
rahasvako^a) : RJSM 1 (V'. 2431); in DJGBh Kfi^I 1 (s. 1982); in SJG Vol. 1
(1906) ; mit engl. Übers. : SBJ 4 (1933). Devasena (s. 990), Ärähanäsära, Komm.
Ratnakirti Deva: MDJGM 6 (V. 2443). Somadeya {ä. 881 ?),' Adhyätmata-
rangini: in MDJGM 13 (s. 1975). Cftmu^fariLya (ä. 900), Cäritrasara: MDJGM 9
(V. 2443); Gandhi Haribh&I Devkaran JGM 6 = SJG No. 20 (C. 1921).
Amitagaä (s. 1073), S&mäyikapätha (im Kolophon: dvitlyft bh&vanä): in
MDJGM 21 (s. 1979); Jain Mittra Mandal Tract 27 (Delhi 1925 u. vorher). —
Ein anderer Text ist der gleichnamige S. : Pure Thoughts. Ed. and transl. bv
Ajit Prasada: Lucknow 1915, 2nd ed. Arrah 1919. Amitagati,
Yogas&ra: SJG fasc. 16 (1918). Padma8ii|iha (s. 1083), Nänasära (Jnänas&ra):
in MDJGM 13 (s. 1976. NAgasena (12. od. 13. Jh. s.), TattvänuiääBana: in
MDJGM 13 (8. 1976); SJG No. 19—21 (1921). Ylranandin (12. Jh. s.),
Äc&rasära: MDJGM 11 (s. 1974). Toglnara Deva (Yogicandra, vielleicht
s. 1211), (Yogasära), Amrtäilti und (Nijätma^taka) : in MDJGM 21 (s. 1979).
Der erste der drei Texte ist in Apabbram^ verfaßt. Über Y. (angeblich
richtiger Yogindu) und seine Ap.-Werke vgl Upadhye ABhORI 12, 132 — 163.
ÄiiAdhara (2. H. 13. Jh. s.), Anagfiradharmfimrta: MDJGM 14 (1919). Sricandra
(16. Jh. s.), Vairägyamanimälä: in MDJGM 13 (s. 1976). Sabhaoandra (Anf.
17. Jh. s.), AdhyatmataranginI: SJG Vol. 16, 236. Deyasena, Taccasära
rrattvasara) : in MDJGM 1 3 (s. 1975). Kftrttikeya Svämin, Kattigeyänuvekkhfi
(Kärttikeyänuprek^ä) : Sulabha JGr 3 (C. 1921). Kulabhadray S&rasamuc-
caya: in MDJGM 21 (s. 1979). Padmanandiiiy Dhammarasäyana: in MDJGM 21
(s. 1979). Einteilung nach Wesensstufen (goH), Padmanandin, Ekatvasaptati:
in Kävyämbudhi Iff. (1893—94). äyakotl» Ratnamalä: in MDJGM 21
(s. 1979). jSiyäkotl (l^ivficärya), Bhagavat! Äradhanä, Komm. Sadäsukha:
Kolhäpur S. 1831. Suppau (Suprabhat), Vairäyasära (Vairägyasära) : ed.
Velankar in ABhORI 9, 272—280. Apabhram^. Dhftdhasl Gftthä: in
MDJGM 13 (s. 1976).
Indo-arisolie Philologe III. 7 Sohnbrlog 15
Nachträge.
Z. = Textzeile.
S. 5 Z. 6 V. u.: Vgl. auch A. Sek, Schools und Seots in the Jaina
Literature. C. 1931.
8. 9 Anm. 3 füge hinzu: Vidyävijaya, Adarsha-sädhu. Bh. 1918; A. J.
SuNAWAiiA, Adarsha Sädhu, an ideal Monk. Lo. 1934.
S. 10 Z. 4: Seit Mai 1934 erscheint die Jain Gazette in Malhipur, P. O.
Saharanpur, U. P.
S. 23 Z. 18: Dafür, daß die Hindus R^abha von den Jainas entlehnt
hätten, würde es an jeder Ancdogie fehlen.
S. 34 Z. 14: Da jambü Fem. ist, dürfte es als Name, ebenso wie manche
sonstige, eine Abkürzung sein. Hemacandra vermeidet im Par.
andere Kasus als den Nom.
8. 36 Anm. 6: Neuer Textabdruck durch Jayaswal und Bakebji
EI 20, 71—89.
S. 37 letzte Zeile: Das devcihila steht auch Panhäv. 123a.
8. 38 1. Satz: hier sollte deutlicher hervortreten, dckß der Verf. Bedenken
hat, die Auffetssung Bühlebs zu teilen. Die Tradition wird die
nackte Darstellung des Jina beibehcdten haben, auch wenn seine
Anh&nger in der Regel bekleidet gingen.
8. 38 Anm. 6: Für den Namen Sevada (= ivetajxxfa) vgl. Zachabiae, Kleine
Schriften 8. 43, 45f. und Feeftschr. Wintemitz S. 176.
8. 44 Z. 12 V. u. : Auf diese Verfolgungen wird die Anlage von Kiypten
unter den Tempeln und die Verwahrung von Handschriften in ent-
legenen Orten zurückgeführt.
8. 46 Z. 8 V. u. : Über die Yäpanlya, zwischen den Svet. und Dig. „Hin-
undheigestoßene", s. jetzt A. N. Upadhye J. Univ. Bo. 1, 8. 224
bis 231.
S. 59 Z. 2 V. u. : Die Metrik der Bhäsa und Nij jutti wird von Chabpemtier
Utt. 8. 49 mit Unrecht bem&ngelt. Die Verfasser opfern vielmehr
die Grammatik der metrischen Kichtigkeit.
8. 76 Z. 13: Ein Druck scheint nicht zu existieren.
8. 82 Z. 6: Forschung (of^ttoffa) betrifft die Prasis ^cara^-ibamt^uopa^,
ist homiletisch (dhanvmakahlVifjMoga), rechnerisch (gc^iy&Kfuoga)
und spekulativ (daviy6fi(fuoga), Dasav. nijj. 3 (ohne lOli), Die vier
Arten werden dargestellt CEaribhadra ebd.) durch das ib5Ziya-«uya
(§ 40) — wonach auch Amiyd^uopa — , Isibhäs., Utt. usw., Sürap.
usw. und Ditthiväya. Werden nun zu einem Sütra alle 09. bet&tigib,
so ist dies deren a^puhaUa „Häufung"; tritt je nach dem nur ein a^.
auf, so liegt puhaUa vor (Konun. zu Dasav. nijj. 4 und Äv. 762).
Die Einteilung des Dig. -Schrifttums in praiihama', karaiyi', dravya^
und carofiifa'anuyogat d. i. Weltgeschichte, Himmelskunde, Philo-
sophie und Ethik (vgl. v. Glasekafp, Jaüiismus 8. 104) scheint jene
alte Einteilung verzerrt zu spiegeln.
8. 126 Z. 9 V. u. : Zum Gegenstand vgl. A. N. Upadhye, Jaina Gcucette 31,
142ff.
8. 161 Z. 23: oder 6iö seha-nipphedaT^ä,
8. 166 Anm. 1 : Viy. 664 b wandern Mahävlra und Gos&la zu Beginn des
Herbstes, w&hrend noch der letzte Regen fällt (appa-vu^p^ikäyamH) .
8. 193 Z. 23: des Sütra- Verfassers oder eines Vorg&ngers.
8. 210 imter Z. 1 v. u. hinzuzufügen:
20. Arhadd&sa (13. Jh. s.), Kävyaratna: Trivandrum Skt. Ser.
107 (Triv. 1931).
8. 219 Z. 25 V. u.: Kanakämaray Karakandacariu (um 1065): Karanja
J. Ser. 4 (Kar. 1934). Apabhramto.
8. 225 Z. 24 V. u.: Rftmasimha, P&hiidadohft (um 1000) : Karanja J. Ser. 3
(Kar. 1933). Apabhramte.
Wortverzeichnis.
Prakrit- und Sanskrit-Formen sind getrennt aufgeführt, Zusanunensetzungen
weitgehend, jedoch nicht durchweg zerlegt worden.
aimtitUiga'Canda 97.
airaUa 71.
aiseaa 162.
aka^uyaga 176.
akati-satncaya 124.
akamma-hhümi 142.
akamhä'bhaya 118.
akarcti^ya 177.
akäma-nijjarä 117.
akicca-pfhäi^ 176.
akiriyä 26, 186.
aibirij^-väi 112.
aibetxiZtn 110.
akkosa 194.
akkhara 103.
oibikAilia-niaAd^a^^a 199.
aj/am-ibaj^ 128.
oj^ra 168.
agära-dhamma 187.
o^rulo^ 91.
agga-mcihiA 164, 184.
o^flr« 138.
aggel 87.
a^Mi-A»mma 118.
anga-paviffha 10.
an^-OdAitia 66f., 60, 70,
76, 170.
angtäa zuerst 87.
acakkhu-damaa/l^ 112.
acakfUT-dariana 22, 112.
acarama 111.
acftto 91, 134.
ocoOMfid 99.
occAa/Mn» 16.
a^'ltu 86, 91, 104, 113.
ajogi 111, 202, 206.
ajjava 192.
afjä 74.
afjhcMha 124.
o/^/kionaA^a 126.
ajjhäroha 134.
ajjhofxtgamiya 116.
atioo^ 61.
anjali 180.
a^ 197.
atfha-jäya 168.
a^hama-bhaUfiyJa 174,
181.
of^-cia^da 188.
a^o^m 114, 119, 200.
atpa^Ara-aAmätya 171.
o^ki^ri^ 168.
atkzn^i^-pav»^^ 66, 170.
€tiyifftM('^)-davda 188.
o^o^^aya 26.
o^'otto 168.
cnfaUavam 186.
attod^i^ 88.
a^fUa 86, 117.
a|U3(nto-(^na 33.
at^tUa-t^^i^ 198.
ai^Mfitara 111.
a9af^^a-7>u''aA;ib^^ada 161.
a^fUara-siddha 33.
a^ntor*d^^ 130.
o^ntor'dAära 126.
a'^fUdi^ubandhi 117.
at^vaibanibAa 129.
a^va^fhappa 179.
ai^vo^^Aa^ 178.
at^tYiÜa^^ 193.
afif^asaf^ 174.
0943^2^ 90.
aiägära 112, 207.
o^d^Ao^a- (niv)vaUiya
126, 129.
ai(ficca 193.
aifftipftwbhaya 176.
a^itt^niMa 32, 90.
a'^idäya 116.
o^tmiM 173.
(si^iyafpi'bäyara 202.
ai^kiyaffl 198, 206.
o^iMf^ 102.
o^^i^, <»^d^ttxii 164.
a^u 97.
a^uogMi 64, 79, 226.
oTiu^ma 80.
aijLugghaima, Hya 77, 179.
a/^ugghada 179.
aijkujäiffai 189.
o^iKdMam 161.
atiunnavait^i &^^^I«S 104.
atiunnd 79, 162, 170.
aiSM^rihäriya 179.
at^upälüia 189.
a^uppavdya 63.
ct^ujjpeha 169, 193f., 198.
a^ti^Ad^, ^va 116, 117,
201.
(Xtf,U'Vvaya 180, 187 f., 191.
aignusc^phi 183.
o^euamöMi^ 116.
af^onna-aamogädha 207.
a^U^o^ 94, 143!
oa^ya 113, 184, 186.
a<tt<Aa 111.
(UM-safnvibhOga 189.
a<«a lOi.
aUa-mäyä 126.
cUtha-joni 19.
ot^At n'ott^i 63.
aUhikäya 84.
atthiya 173.
aUh'oggaha 102.
Guiar^na 194.
admn'iSda^ 26, 187, 189f.
ac{-t<<toram 146.
oduibMi 119.
(uitiAa-caibibavA^ 32.
addhaset,
addhduya 123.
ocM^lia-sroma^a 199.
addho'vamiya 86.
adhatnma 84, 86, 106, 186.
odAarma 12.
ananta-viyojaka 204.
anatXM^^fta 109.
anöMm 112.
anindriya 101.
anükta 102.
anuyoga 226.
afUa-kiriyä 130, 206.
an<ara 18, 90, 93, 126.
antara-d^va(ga) 142.
antordi^ 118.
atUI 186.
andhakära 72.
atm'afina 193.
anna-m-anna 180.
annaüäya 16.
annau<<M2/a 16, 31, 168.
annäna 101, 109, 186, 194,
197.
annSfidkiya 112.
ann&Q,l 110.
anno yitx>, annam Bariram
193.
an^t» 193.
opoMa 88.
apacoakkhäiffa 117, 129,
191.
apajjaUa 93, 131, 133.
apajiattiya 103.
a/pajjavaaiya 90.
apcMhatna 111.
opariMfli 176.
apat»rfana 120.
opcuattAa 168.
ojDäj/a 102, 197 f.
afHij^-vO^ara^a 80.
apuvfKi'karaxjM 19, 202 f.
apuAa<<a 82, 226.
appa 120.
appa-hammcUaräga 128.
15*
228 III. Religion» weltuche Wissenschaftek und Kxtnst. 7. Jainas
appa-koha 196.
appadikuffha 182.
a/[ypadiväl 198, 206.
a/ppamatta 110.
appamatta'aarnjaya 202.
apramaUa-aamyaia 199.
cvprO/ptakäritva 98.
aoand^oga 121.
abahi'Usa 137.
oM^ 115, 121.
abuddha 171.
a5&ti^a 94.
abbhakkhärfa 188.
abbhahiya 125.
abbhuUhäiHM 167.
a66^ui^t<to« 177.
a^^oüo^mi^ 116.
a5Aatn-«tdt2^iya 131.
o^Ai^ama 132.
abhigraha 174.
a5^«7<!Ui 127.
abhijäya 127.
a6^mna 98.
abhiseffa-aüä 141.
abhihada 172.
•
amajjha 88.
at?M3f 92, 186, 201.
amu^ 176.
ammä 94.
arai(-rai) 184, 194.
aravitKia 103.
araham 21, 31, 37, 53.
arihanta 29.
aru|^ 144.
ariha-naya 105.
aliya-vaycefyi 189.
oZt^ibM 89, 119.
ologfo 113, 132.
alog'ägäaa 85.
cUpa-bahutwa 33.
at»A;A!anto 136.
avoJkibamf^ 116.
atxiA^v^ 108.
avo^pAAo^d 85.
avo^fTo^ 102.
avacüT(yk)i 59.
avaccijja 24.
aixijjhäfjMfyä) 197.
avattavva 107.
avott^u 106.
avaddhamaa 185.
atoctAdna 108.
aixxdAi 108, llOff.
avandafifiijja) 169.
avara'tfhiya 158.
ovaroTiAa 169.
atxzAo^u 196.
aväuda 176.
ot;äS(a 102, 197f.
avä^a-damrf 176.
avivkkarUiyam 124.
at;u>0am^-pdM4da 175.
atnparatia 167.
avi^2/a 186.
avi^i^a 175.
atn6Aäifna 88.
avi&Ad^a-j^^^'c^S^ 115.
avitnuUayä 102.
avij/Ori 198.
avvrai 186, 191.
aviroto, <^ya 199.
av^i-dawa 125.
atnwrfta^a-Mzmcij^ 124.
awävanna 94.
awocchüti 104, 107.
akucüva 193.
oBamkhejja 86.
GMOCCdflUMa 103.
asajjhäiya 169.
asamjama 195.
oMiUa 90.
ewamdüiti^ 102.
oaanni 122, 186.
(uamäki 76, 176.
aaamohaya 200.
cMO^a 173.
CMoro^a 193.
a8(8)äyä-veyafi^ijja 120,
184.
asäaaya 107.
otfunna-ibaZa 123.
otftiöAa 90, 198.
o^ura 134.
otfoccä 108.
cwli 108.
ahakkhäya 195.
oAaccAanda 161.
ahdu-niwcUti 86.
ahä-pariggahiya 163.
aA<5-6ä^ra 120.
ahä-Täiii^iyäe 169.
a^-rtyam 138.
ahä-landam 166.
ahä-lahumga 177.
ahä-aarnvibhäga 189.
ahä-mhuma 120.
aAim«S 41 f.
ahigarce^ 191.
(ihigarcna^iya 129.
oAigrara^i 100. 191.
oAi^ätfti^d 99.
ahe-loffa 135, 151.
a^ 87.
dtcca 71f.
<3'«2t2^i 126.
dinna 64, 184.
äu-häya 88.
dti^a-pd^a 97.
äuUam 104.
öuya-ibamma 118, 120f.,
124.
du2/a-6aiui^ 120.
äu8am(ta) 58, 158.
ä6«a 110.
äkaddhai 116.
dibiinca^i^ 192.
öibimcanya 192.
ä^atna 57, 104, 177.
ägar%8a 121.
d^fiM 84, 106.
ei^iä«Sit;d{ 201.
äghofaycUi 121.
ajlviya 186.
d;nd-7>raf?id|iya 33.
(S^amat 95.
A^auafii^ 129.
(!l9<3 177, 197f.
d^-pdt^ 97.
A^tipuwi 118, 128.
<!l(2a 100.
adä'^lya 24.
Aji<3^ 148.
ädejja 24.
<3(Ma 110.
AiMibarma 172.
änUa 174.
dpuccAo^ 157.
dhrhati 121.
abhaffha 181.
abhiogfiyja 148, 154, 185.
<S6Aini6oAi2A2 102, 104,
109.
<S6Ao9a 101, 125.
dbJioga-niwaUiya 125.
(Smwa 184.
äya-kamma 126.
äyambil(iy)a 175, 178,
182.
dya^a 32, 90.
äyarahkha 154.
äyariya 74, 160ff., 170,
178.
äyaHya-uvajjhäya 162.
d^ariyotta 162.
dyam 72, 118.
äya-aarpceyafi^ijja 195.
äyasoHra-kheka 126.
<32/d 53, 91, 100.
(Sj/d^a 96, 192, 206.
d^dt^o^ä 176.
äyäveUae 176.
ärambha 181, 191.
(!lrani6Aiya 129.
ärä(d)hana 182, 189, 205.
209.
droAi^^i 6Ad6d 104.
äriya 142.
drova^ 179.
ärjava 192.
dlam6o^ 198.
äloettae 28, 176.
äloyavä 177f., 181.
ävakahiya 174, 182, 195.
dvotto 184 f.
dvorana 117.
ävaliyä 71, 86, 90.
dveuoAa 166.
ävaamya 55, 106, 169, 182
dvoMiyA 157, 170.
äväga-paUa 116.
dvOsa-pawoj^ 146.
WOBTVIBRZBIOHNIS
229
ävedhiya-parivedhiya 115.
äkrava 46, 113.'
äda-rayarja 130.
(laa%9sämo 104.
äsava 113, 128, 184, 186,
199, 204.
äaäyof^ 86, 168, 176.
HsQlitfl 93.
&9UTa 185.
äarava 113, 116, 186, 193.
ähahamma 172.
dAAra 125, 176.
ähäraka, ""ga 91 f., 120.
ähärai^iyäe 169.
SAdriya 114.
ähärei 89, 126.
ähohiya 28, llOf.
äAoM 111.
ifi0ifl2a-A»rfya 134.
ingiTfi-marcaSM 183.
iechä'kära 157.
ieeM-^rtma^a 188.
uldfti72,92, 110, 112,149,
' 155, 199f.
iddhimam 200.
u2(2fc{manto 110.
iüariya 174, 195.
ftt<Ai-ra^l(Hi 130.
iUhl 184.
/nda-tnoAa 169.
inda 143, 153.
ifMia 87.
indiya 96, 102, 104.
ifidiya-pä'ffa 97.
find RayafjMppaha 139.
irtya 192.
m^ixi^ij/a 114, 128.
tMorf^ 118.
iha-gaya 120, 200.
i^-6/Min^ 120.
tk^of^a 112.
Irtys 129.
Vriyävaha 114.
Im 164.
UAt^ 87.
laim pabbhära-gaya 175.
Isiin-pureväya 138.
iM' 102.
ükMliya 56, 170.
uA^ib^^ 158.
ukkudaya 176.
ükkoieffam 33, 87.
tij;i^fiia-<2(M0 172.
tip^^ima, otya 77, 179.
ugghOda 179.
uccArd 177, 192.
ujju'fnai 110, 199.
ujjusuUa 105.
ujjuy^äyaya 32, 124f.
ujjoya 118.
fi^M^a 112, 148.
udv/paka 132.
uäu-bocld^ 165.
ticb2^87.
uddha-fnuinga 132.
uifdha-loga 151.
t<itom-0Fu9a 187, 191, 204.
uMara-pa(7eu2i 116.
uttara-pa^' 165, 167.
uttora-praibrft 203.
uttofia-vetitmis^ 92.
t«<M^^ 175.
uUä'ifak'Säl 175.
udaiya 116, 201 f.
ndaga-jo^iya 123.
udoffoua 123.
ticKaga-roMi 147.
fMia^a-viyada 173.
iidas/a 114ff., 118, 121,
127,201.
udaya-earnfhii 71.
iKÜ^t^ li6.
ucüraf 89, 177.
ttdlraf^ 116.
tidlri^ 116.
uddava^ayä 129.
uddäiUä 96.
uddiffha-bhatta 181.
uddiaiUae 162, 169.
uddesaf^yariya 170.
uddMij/a 172.
tMid^ 16.
udb/^-bAo/ofia 173.
upaAsara^a 97.
upode^ 209.
upapOta, ''(ia 123.
v/payoga 101, Ulf.
tipo^fTia 201.
upaMimdha 204.
tiJEXxASnto-il»^^ 199, 202
wpödhi 197.
upäiraya 180.
uppoMi 185.
uppattiya 102.
uppa^ 124, 135.
uppä^ 22, 53.
upj>A^a-patn>a2^ 155.
t^p!päyct^-do9a 172.
uo6A*a809o 173.
ummäya 100.
ura-^fMoppa 143.
urOJfl^ 91.
uvatUta 110.
titxxe«a 198.
uwwffa 85, 101, 111.
uvaog'addha 100.
uvakula 71.
ti«aA;A»ma 120.
uvaggaha 130, 165.
uvo^Ad^ö 118.
uvacaya 97, 102.
uvamjfai, <^t 94, 114.
tivociya 116.
nvajjhäya 160ff., 170, 178,
182.
ttva^^mt^, «»^^^^ 157,
159, 195.
uvaffhäveUae 159.
uvo^Aogo 118, 188.
uconma 170.
uvavajjai 123, 126.
uvavAya 67, 93, 123.
uvaväaa 180f.
utxuagga 196.
uMwanto-moAa 202.
uMwatna 192, 201 f.
uixuatna-sedhi 203.
uvaaamiya 201 f.
uvaaampayä 157.
tttxMdmo^a 202.
uüQWMzya 166.
ttvoMt^ 174.
uijahi 197.
ut^OMga-podtmä 76, 180f.
uväa'atUara 135.
utwM 195.
utn^o^^A 116, 123.
uwaffei 115, 123.
uaablla-vöha^ 163.
uaiXjM-jofi^iya 123, 136.
uasappiv^ 18, 86, 91, 145.
tlASOM 96.
iiMMai 95.
iMiM 178.
rju-eüira 106.
n2eiM 199.
•
ega 193.
«^-fidt^i 110.
effa-räiya 166, 181.
egaO'khaha 32.
60ao-tximika 32, 124.
agia-^^a 178.
eg'aifhiya 134.
ega^hiya-paya 64.
69a<la 193.
effaUa-viyctkka 198.
^{a-podtmä 160, 205.
effcdla-vthärl 176.
e^dM^ 174, 178.
egHndiya 133.
e^i 89.
erAva^-üO^^ 153.
emm6Aiito, ^'ya 105f.
e^yati hole 89.
6M9^l 192.
eM^ijja 172.
eM^iya 190.
okcuschiyä 164.
opOcKAa 87, 98, 198.
(iaha^ 89, 96. 102.
oflfpoAa 102, 116, 171.
oggahafxjM) 164.
ogha-aamjnä 101.
o;cM 126.
om 14.
230 in. Reugion, weltliche WrasENScHAFTEN UND KuNST. 7. Jatsab
omakotffiayä 102.
omaceliya 163.
omaraUa 71, 169.
omoyariyä 174, 196.
oya 33, 90, 146.
oyaffct^ 116, 120.
oy<4fei 115.
oyafjM 107. .
oy^ähära 126.
aräliya 91, 193.
avamma 104.
avilaga 176.
OMi^i;^ 101, 197.
OMinna 161.
osappiif^i 18, 86, 91, 146.
osa-binduya 193.
OMiAf 134.
oAa 101, 165.
oM^ia 101.
oMvai 161.
ohi 102, 108, llOff., 128.
ohi-nä'^ 65, 206.
ibat 41.
kakhaaa 184, 186.
kankhä'tnohaistiija 119.
kankhiya 119.
AxjccAa 154.
A»ncatkx{/a-^twaya 141.
ikancu^ 164.
ik(u2a 116.
kada-jumma 33.
ikatki9*ä«a2{ 176.
karfdO' 1^1*
ibo^i^-AxiZan» 149.
ibo^^ 127.'
kafilfha-rOl 90, 156.
kcUi'kappJiam 160.
kati'Samciya 124.
ksathäfnaka) 209.
ibanMra&Aa^to 172.
kanthaga 184.
ikan<2a 134.
kandappiya 185.
kappa 151, 167.
iboppa-^^n 167, 163.
kappa-pphiya 157, 179.
206.
kappdlya 163.
kappäga 179.
kapp&oaga 163.
kamadhaga 164.
kambala 163f.
ibomwio 63, 112ff., 117ff.,
120f., 126.
Ä^amfn^amsa 203.
Ä^ammo^a 91, 113.
Axifmna-^ifya 113.
Axifmna-mj/d^ 113.
kamma-pagadi 114, 118,
130.
ikamr7ia-6Ailma^ 142.
kamma-bkümi 142.
ibammd-väf 112.
Asammtya 102.
kammövaga 113.
kaya-waya-hamma 180.
ikara^a 113, 116, 202.
ibara9<5m2^a 126.
karisa 94.
Asarman 109.
kalakala 149.
ibotom^tt^-^pp/ki 97.
A»^aZa 94.
ibolä-MitKKnna 32.
kali'Oya 33.
kcUuaa 119.
ibaZpa 163.
kalpa-traya 163.
kalläi^fga) 61, 178.
ibavato 173 f.
ibatH^f^ 149.
kawadaya 31.
ibeMd2^all3, 117, 184, 186,
204.
kaaäya'gamugghAya 119f.
kasäy'ayä 100.
ibAij/a 129.
käu(ya) 127, 136.
käiisaagga 178.
ikO^^i 19.
ibAma 193.
ibäma-&Ao0Pi 193.
ikd^a-ibi2e«a 176.
käya-tflüi 99, 123.
käyä'tigiccha 99.
käya-bhavaUha 94.
käyaaä 184.
kärunya 191.
itA2a 86, 107.
iba%a 66, 170, 226.
HiAsamma 168.
Hm^ora 109.
A:u2da 99.
ktffha-pakkha 149.
kibbisiya 186.
Hmi-fd^a 186.
kiriya-^häna 128.
Hrf2^<S 116, 128f.
ibiri^d-t^ai 76.
kiwisaya 156.
kiya-gada 72.
Hrttc&va 46.
ikfZi>3 96.
Hm» 168.
ku'Qda 148.
kunihu 109, 191.
^mdra 21.
A:umdra-6^icca 99.
ibem6Aa 46.
^m?n^l«a 107.
ibuto 36, 37, 71, 118, 160,
162, 168.
ibutoika 208.
kulagara 18f.
kiddvakiUa 71.
kuvala 47.
ktia^agga 193.
ibtMOa 78, 161, 203f.
ibä^a 140f.
ikääa-pdMi 129.
AmxOa 19, 28, 102, 110,
112.
ibßt»la-<2af7ua9a 22.
kevali-aamugghAya 67,
119, 128.
kesa99.
kesa-loya 194.
ibetfartyA 164.
kouya-karaf^a 186.
Ix>^t^{ 37.
kopfha-buddhi 199.
kodäkodi, kodi'^ 132, 160f.
iboä^96.
A;orat» 183.
A;o8a 149.
koha 185, 192.
Jbrtya 130.
kMa 126.
Jb^mö 192.
k^ya 201.
iMtia-iba^dya 199, 201 f.
k^ffa-moha 204.
khaiya 117.
khaävasamiya 108 f.
ikAo^cb 86, 108, 140.
khatHya-kufnära 27.
A:^taj; 192.
khandha 88, 106.
ib^ncK^-ibarat^i 164.
ib^amaila 178.
ik^m<s'l92.
ib^md-Mima^o 93.
khamävei 177.
khaya 117.
ArAara 184.
kharakaii^ya 179.
ib^oZuniba 184.
khavagasedhi 203.
khahayara 143.
ibAW 131, 160.
khäima 173.
JbÄömef 170, 177.
ibA<Sra-tonto 99.
ib^Oto 107.
khippa 102.
A;Ai7ia-mo^ 202.
khlr'äaava 199.
Mii Ä;Aii 31.
khujja 96.
khujja-kara^i 164.
khudda, khuddäga 33.
ib^i^^i 89.'3'
khura 159.
khurappa 97, 136.
A^tira-nMA^^do^a 181.
Ä;^to-«ama 139.
kheU'äriya 142.
ibfteZa 192.
khomiya 163.
WORTVEBZSICHNIS
231
ffai'ppaväi^ 69.
gai-raiya 161.
gaecha 46f., 49, 51, 79,
160.
gaechOgacchim 160.
ijca^ 34, 37,' 46, 49, 160,
168, 197.
gai/^-aamgahai^ 161.
gcaiijMhara 34, 160f.
gctodvaccheiya 160f.
gae^vaccheiyaUa 161.
qofiifi'pidaga 52, 62.
0at^i-«ampayA 76, 161.
gcaif,in 161.
90t^»ya 86.
gadiß 161.
gcihha 93 f.
gabhha-ghara 106.
garahai 177.
SKiraAotkz 179.
0Uzr&Aa 93.
^jFoAa 150.
goAo^a 85, 102.
^oAa^'eMtiA 172.
gäuya 95.
9^0 103.
^d^afn^t^tya 160.
goima 166,.
p^fndir^u^jrdman» 165.
göraUhiifi 18(j.
gärcUthiya 168, 180.
giddha-paffha 182.
gritnAA 135, 165.
^Mtk> 168.
gpi^l 180.
^i/*aMAa 78, 170.
gupa 88, 104, 107.
gutfa-tthäfiM 202ff., 206.
175.
gtifif^'Veramaiy;^ 180.
flrt«9a-tnxi^ 187£f., 191.
gui^'sedhi 203, 206.
grutta-tf^Adna 121, 195,
292.
gtUti 80, 191 f.
gupti 192.
gruru 177, 179.
guviya 135.
guwiiß 158.
^eti^i 89, 98.
gocchaga 163 f.
go'iütha 145.
godohiya 176.
^opdZa 103.
gomtittt^d 185.
90|^a 120.
go^-A:amma 118, 186.
(70f;f 52.
gola 134.
gola-vatta-sam/ugga 37.
grran^^i 12.
gAo^i 89.
9Mk> 32, 90, 94.
ghaya 175.
^/^ra-MinHidäQa 171.
ghäi-kamma 118, 201.
ghä8*69afifA 172.
9/U«tk> 171.
cauUha'bhaU(iy)a 50,
174.
cau(/da9a-putn;i 54.
caufdltff 209.
cdkka 86, 130.
cakkavc4$l 18ff., 141!.,
155.
cakkaiMa 32.
co^da 154.
cai^ääla 155.
catida 71 f.
canda-^ora 21.
can<2a-padimd 174.
candaga-vijjhä 75.
camfra 46.
candraka-vedhycLha Tb,
camma 163, 165.
canifTia-AxMa^ 163, 165.
camma- (pal%)ccheyafi^aga
163.
oamrna-ra^o^a 19.
eayai 123 f.
oaya^a 123.
cayaifjbdvaväya 72.
caraga-pariwäyaga 185.
caratna 111.
Carito 209.
Carito 117, 120, 195.
caritta-pajjava 204.
cart<ra 209.
carima 33, 119.
cariya 209.
cariyä 194.
ca^i 89.
coZot^tyd 164.
cdi 158, 193.
cäujjäma 25.
cdutnmd^^a 177.
cätUö<kasM 181.
cdutxi^^a 158.
cäj^a 192.
cära 71.
cära-pfhilya 151.
cäraga 19.
cdritra 195.
ct^i, cfi^i 94, 114.
cfto 102.
ciito-«amfi^i 76.
cirUä-sumiüka 22.
ciya 116.
ciyäga 192.
cfMira 163.
civiO^ 47.
cümi 59.
cü2»yä 46, 54, 78.
ceiya 29, 172.
ceiya-rukkha 29.
ceiy*älaya 47.
ce2a 163.
cela-cilimii!ßya, Hiyä 163,
165.
coi<2/a-va0a, -vdtein 47.
cola-patfa 164.
c^umoMAa 22, 110, 112.
chakha'Samajjiya 124.
chaffha-bhcUUya 174.
c^odmo^t^ 110.
chandai^ 157.
c^vi 155.
c^vi-cc^2^ 19.
cMtimott^iya 119.
cAdj/A 126.
chinna 150.
chihäli-dhäraga 181.
cAedvo^Advotitj/a 137.
c^2/a 56, 157, 178f.
cheya-ggatUha 56.
chevatfha 95.
/ai 144, 158.
/oibA:^ 138.
jakkh'äittha 100.
jakkh'äesa 100.
jakkh'OliUa 169.
ya^i 145.
jagad-guTu 42.
jangoll 99.
/an^Aä-cofo^ 201.
/atnd 87.
/om&ü 226.
ya^a (jagat) 122.
jaräuya 94.
jcda-Ündu 193.
jalayara 143.
/oZ^ 192.
java-majika 174.
/o^nne^m 33, 87.
/di 118.
7d^ara 171.
jägaHyatta 171.
jänaipäsai 96, 108, 110,
112.
jä^m 181.
ydf7ia'99.
jäyaffÄ bhäsä 104.
/dt/S 154.
jäla-kadaga 145.
jävajjlväe 189.
^^i^o 21.
jiigM'kapp(iy)a 38, 163 f.,
204.
jirfa-ghara 37.
jifjM-padimä 37.
jitfa-magga 39.
yina 204.
jibbhiyä 140.
jimha 145.
^i(ia 158.
jlmüta 145.
yiya 177.
232 III. Religion, weltliche Wissenschaften und IlUNst. 7. Jaikas
jlva 11, 84ff., 113, 116,
tinnäifjkdvagaya 28.
<iä^i|^'dt««a 184.
119, 121, 123.
ti benU 58.
dihkM 169.
jlva-ghaV'a 207.
tvrikkha'joT^iya 94, 133 f.
dikkhettae 159.
ilva-tthäryi 202.
^riya-6^t<<i 27.
dt^-am&ara 38.
jlva-phuda 93.
tiriya-loga 139.
digimchä 194.
jlvä 140.*
<ir^a 163.
diggha 16.
ftv'äyä 100.
fttTtAam tiviheiüMin 189.
dt^^ftcuä^mfnatxim 104.
juga 192.
tun^a 46.
(ü^i 187.
jumma 33, 90.
tudiyä 164.
dipphiya 129.
jain^äbJiOsa 46.
tuifdiyä 164.
divtm^ 177.
;0Ma 71, 150.
fum^a 154.
dtrm 193.
jaiaiya 148.
«eu 127.
di«S 87, 161.
70fifa 71, 113, 119, 126ff.,
t6o^ 33.
diddibumAri 137.
184, 186, 196, 198, 206.
teya-nisagga 92, 200.
diaä-pokkhiya 109.
jog'äyä 100.
^2/0^ 91, 120.
dwdAott^iibiida 141.
jciai 93.
tericchiya 185.
diei-daha 169.
jo^i-voccheya 93.
troM 96.
dim-vuaya 188.
joyaffa zuerst 92.
troM-fiddi 125.
diM 45, 159.
jnüna 194.
dlpiha 59.
thavnbhai 186.
dit» 146.
jhanjha 196.
<Aaya 76.
diva-aamudda 139.
jhaUarl 132.
Üuüayara 143.
dit^tcco^ r*"!/»^ 64, 138.
/Aöt^» 171, 197f.
t^«ara 113, 143.
d{Aa32, 119, 141.
jhüaarfA 189.
tAi&ti^ 134.
duäikkha 25.
<Mit^'cu2d^t 117.
dtiM^ 191.
^a6o 17.
thübha 109.
dukhada 177.
^iibä 59.
tto^o^ 187 f.
dttilpibAfa 39.
^2A48.
thera 35, 38, 157, 159,
duJkibAi 119.
161f., 168, 176, 179.
dtidd^ra 102.
^t»tk> 164.
thera-happa 38, 164, 204.
dubbhi 90, 98.
ihavanfa-kula 171.
ihera-kappiya 163.
dumf?ia^ 184.
thavaf^ 107.
thera-hhümi 162.
durabhi 98.
^tk> 62, 166, 175.
theraga 47.
dutTtAam tivi^a^am 189.
thäffäiya 176.
duhasijjä 191.
thävatfa-guru 176.
danua-mcMo^ 194.
duhao-khaha 32.
^Ü99, 115, 128.
damtfcnpa 112, 117, 187,
duAoo-vamJba 32, 124.
^ij/a 98.
l94, 207.
düijjai 165.
thi^'lesaa 127.
damaayfa-aävaya 180.
dum 150.
(2anMati'dvafatk> 117.
dü^md (usw.) 19, 144.
to^ 134.
dadharahä 154.
deula 37.
totkz-]9Ad«a 194.
(iai(tda^a 165.
dem 46, 134, 138, 148,154.
ta/<a-cin^ 193.
darfda-nli 18f.
deva-kibbiafiyja, '^kiwi^
tattva 187.
efat^ia-flafnd^d^a 188.
156, 185.
UUtha-gaya 200.
daipd'äyaiya 175.
devaktda 226.
toppa 132.
(ia^to46.
deva-nikäya 156.
top-pod^fna^ 163.
Arfft 174f.
devayä-padima 182.
to^&^to-mara^ 182.
da6&^ 167.
devinda 76.
tamä 87.
dariaa'^^ävaTafiffa 117.
d6^n^l 209.
tamu'k(k)äya 90, 156.
darSana 194.
de^-t^ota 199.
tom 25, 118, 192, 196.
€2ar^atta-f?ioAa-ib^paJba
deM 86, 88, 91, 106, 114»
tavasH 168.
204.
125.
tcwa 96, 113, 143.
daviya 85.
deaa-käla-nnu 196.
iaha-kkära 157.
daviy'äyä 100.
deaa-viraya 179.
to^-röm 158.
(iatwa 85, 90, 96, 98, 106ff.
de«dt»^d«f2/a 181, 188f.
tä 70, 150.
ciatw'ifMiii/a 97, 101.
doccam pt 120, 124.
Mt^a 193.
d(iS(ipürvadhärin 54.
dosa 129, 172, 176, 184,
täyeUtlaa 154.
dasäfo) 65, 99.
186, 197.
tär^agga 71.
dosAra-iTia^Miala 18f.
doaivä 72.
töra-^^o^ 150.
doÄt 176.
dravydrthika 105.
fdM-(/a9a 148.
(^na 183.
dvipo 138.
<dva^ 109, 185.
dära 186.
tigicchiya 99.
dAvodeZatx» 64.
dhoff^iya 113.
tti/^a 18, 111, 145.
dävara 33.
dAa^u zuerst 95.
tiUhagara 18, 21ff., 111.
dfivet 172.
dhaffU'paffha 140.
WOBTVBBZEIOHNIS
233
dhamma 25f., 186, 193.
dhcmwna (dharmya) 197f.
dhanuna-lkahä 63, 169.
dhafnmfya'jägariyä 171.
^iarwm^anteväai 24.
dkanwiiäii^uoga-cifM 161.
dhatnm'äyariya 161.
dhammiya 205.
(2Aar77ia 12, 84, 108, 192f.,
197.
dhartna-löbha 45.
dharma-vrddhi 45.
<2Aarfna-^a2a 180.
193.
dharmya 193.
dftdro^A 102.
dh&rtUae (ffan^am) 161.
d^tib-Jkära 19.
dhlra-pur%8a 69.
d^t» 102, 149.
dhuffa-BOhu 72.
d^yflna 199.
tioikikAa^to 62.
nakkhaUa-vijaya 71.
na^fa 166.
nagga-bhäva 195.
nanda 99.
natid» 64.
nanho ariharMi^m usw.
178.
naffa 80, 104f.
naro^ 136.
narag^äväaa 148.
navaifHya 176.
noAa 99.
nä^ 46, 134, 138.
nägakumära-väaa 189.
nd^ocianto 37.
na^a 25, 53, 79, 104ff.,
110, 119, 205, 207.
na,i(f,'aya loo.
nöfQ,'*ävarai^%jja 117.
mkKß 110.
ndfTia 107, 184.
näma-kamma 118, 120.
nOm'äudiya 106.
fiAya 63, 170.
näya-vihi 173, 181.
tiArdv^ 95.
nm 124, 136.
moya 133.
nih&iya^ nihäei 115f.
ml^ib^fTtai 149.
nikkheva 80, 106.
mikib^^etxi^A 192.
nigafpiha 5, 40.
nt^oda, «"^ 123, 131,
133.
niqgamha 62, 77, 158, 203.
mggantha pavayaiijMf pä^
52.
nig(fantM 77, 127, 158.
nigffarUhl-pawäviyoffa
157.
n^(/oAa 95.
nicchüdha 119.
ni7;an3' 116f., 193, 204f.
mjjarei 89.
nijjavaga 176.
nijjäi 100.
nijjiifija 119.
fwjjÜhei 160.
niijhava 27.
m^ij/a 161, 173.
nidd 116.
nidäna 107.
nidäya 116.
nide2a 117.
nidda-nidda 117.
niddAa 89.
nteiftolto 115.
nifidütcbe 177.
mppfceda^a, "^ 161, 226.
mtnanto^ 157.
nimUta 22.
miTiiM'd^'itxi^ 185.
myamM^i^ 164.
mya^-M^ra 202.
ni^^^f^ 158, 173, 208f.
mj/amö 121, 129.
ni^^a 113, 186, 197.
myat^-ibam^a 19.
niyäXjM'hhümi 19.
niyä^-marcagM 182.
mrolüaj/a 110.
mtiatUara 125.
mray'ävOsa 125.
niruvakkama 120.
mrtjf*«» 97.
nilleva 123.
mtn»^to^ 97, 102.
niwattayä 27, 102, 126.
nivtxiUiya 126.
nitnyi^ 26, 207.
nitn^oi 181.
mwiftha-häii^ 157, 195.
nitn^Mamd^aj^^^ 167, 195.
niwliya 175, 178.
niiwetmei 149.
niin;6yat^i 170.
nifikta 120.
nitfo^a 198.
nMAii^S 77, 157, 166,
109f., 194.
nieeffa 115.
nisejjä 165.
niaeha 11,
niaaäsa 96.
nihaUa, "^Uei 115!., 120.
m^i 19.
niti 19.
ntVuppcUa 21.
nfaarai 198.
n^aaaai 95.
nl0ä6 29.
n6^f7ta 105 f.
necchai^ 105.
neM 71.
neraiya 107, 136.
tiarai 87.
neacbjjiya 176.
neaaUhitfa 129.
nat^fTia 105.
fkO'indiya 102, 104.
noibcwdya 118.
no7itn 13.
pat^ijp 113.
paunjai 108.
paunta 142.
pauma-gora 21.
paesa 84, 86ff., 106, 115,
122.
paeaa-ha/mma 201.
pcteaiya 88, 107.
poo^ 69, 112, 129.
paogasä 89 f.
pojoaa 169.
pooMya 129.
paikutnxi(^ 176.
pakkha 72.
pakißhii^ 177.
poibibM 108.
poJbikAev'eiMra 125f.
paccakkha 104.
paecakkhäiSM 25, 53, 117,
180, 189, 191.
paocaJki(;Adt^*dt»fa^ 117.
paooflyAt 96.
pact^A 208.
poceödo 169.
paceoilai 15.
poccM-iboda 182.
paccAd^ i63.
pacehüta 178.
pacc/ittto-«utta 78.
pocc^'^KvanncHj» 127.
pajjaUa 93, 131, 133.
pajjaUi 93.
pajjaUiya 103.
pajjava 89.
pajjava'jäya-leasa 127.
pajjunna 145.
pa7]^o«avo9A 166.
pajjoaavaiaiä'pancanA 36.
patica-namoibibara 178.
panca-mangfola 78.
panca'fndhavvaiya 25 f.
panca-fn/u^iya 159.
panca-rdij/a 166.
panc6ndiya 134.
pa^^ 165.
pajsjto-d^tia 49.
pa^'dt»;; 49, 209.
pc^^i^tnt^, ^'tMf 177.
pada-buddhi 199.
poäa^a 169.
padala 164.
paädgä 92.
poäiibibamat, ^tno^a 177 f.
234 III- Reuqion, weuiucse Wissensohapfbn itnd Kunst. 7. Jaikas
padiqgaha(ga) 163f.
patUpueehaTfä 169.
padibaddha 136.
padima 174f., 178. ISOff.
•padiyäif.iyA 163.
padüehai 167.
pa4ivatti 68, 70.
podttiäi lOd.
paätt)d«wietia 19f.
patiisamllifaya 196.
pa^MamtJe«* 117.
podwoMu 19f.
padüevai, "v^ 204.
paäihOriya 167.
paitoyara 197 f.
padAomd^ijo^ 64.
patMTna* 95.
po^iM^ 113.
poTidi yo-mora^ 182.
pa^ura 137.
patad-graha 164.
pa-teläda 27.
potta 124.
paltiyitnit 187.
polteva-btuMAa 20, 111,
108.
paUeya-earfra 134.
)MJfi^-rwfe£Aa usw. 178.
patthaga 106.
patthada 136.
paieMül^ 138.
podtwfho 197.
panta 175.
pannatx»^ 107.
pannauattl MOMS 103f.
panna »9, 194.
pamajjai, "^ 167.
pamatta 156.
pamatta-aamiaya 92, 202.
pamdi^ 104f.
pofndva 119, 186.
pamha 127.
paya 167, 169.
payara 90.
payalä 117.
payalä-payala 117.
payd^ 22.
payd^usäri 199.
para 168.
pam-6ftat>ij/o 120.
pammälTnan 197.
para-m-äAoAt'ya llOf.
para -veyävaöca -kamma -
padimä 174.
paramänwpoggala 88 f.,
122.
parampara 111.
parampara-aiddha 33.
poramimr'd^^ 130.
TXir'^Aä^ 118.
porul^tmna 32, 64.
ptiriggaha 101, 162, 189f.
197.
pariggahiya 129.
porifFÄdm?»^ 192.
part^omai 89.
paritiäma 11. 89, 91, 98.
parinämai 126 f.
^ri^dma^ 126.
part^ptiniuya 34.
paridevatyiyä 197.
part&M«a 19.
paribhoga 188.
pari6A(i0'e«a9d 172.
porimo^da/a 32, 90, 95.
parimä^-kada 181.
pariyaffaifa 169.
parf^t^la^ 126.
paHvdt«d 200.
parij/ürei 120.
■pariy&ya 159.
partyäi/a-them 169.
partydro^^ 126.
paHyäwmna^a 133.
paria/i 164.
pariaOdei 120.
porMpando 113.
part^>Aufa 112.
portMra 178 f.
parihdra -happa -ffhiyal 79
pariAära-ffM^a 186.
pariAdra-vMuddAi^ 196.
ponAdn'^ 179.
parifoha, 'eaha 194 f.
poroJbJbAa 104.
parok^ 104.
paryO.ya 198.
paryäydrthiha 105.
pari/u^o^ 209.
pala 94.
po/icKxima 86.
paii^nJta 132.
pallava 61.
pauij^a 126.
pavotit^t 176.
pavaUl 161f., 182.
patioyo^-md^ 192, 204.
pav&ya 63.
patdya-ibutKfa 140.
paväya-daha 140.
patöio 134.
pavipfha 97.
patTMot 149.
paveaaifiafga) 123.
pauüa 149.
puixu-ifäAu 72.
pawajjä 158.
d 164.
pdjira^ 169.
padihariya 167.
pAvdivIlya 128, 129, 187,
189.
pä^'du 63.
pO^i-vaha 189.
pdnu 96.
pd^ 163f.
päyacehUta mit.
päya-pwncha^ 163 f.
päya-khä^iya 165.
pät/OZa 146.
paronei^, "ya 178ff.
pOH^mika, "ya 131, 201.
pAriyäva^iya 129.
pdHMrtya 179, 181.
pürei 175.
pam 114, 187.
pAvaya^ 62.
pdTO.«u^.pa«an0a 22, 99
pdaa^yd 112.
pOaatidiha 40.
PStdvaccijja 24.
pd«at>a^ 177, 192.
pAnÜaga 176.
pfiAuda 63, 70, 175.
päAuda-pdÄuda 70.
pti^ 94.
piccam 103.
piyahyu 21, 137.
ptAuIa 32.
pfdAo 167.
pIctMtiiVf^ 154.
pukkhala-eamvalfaga 146.
pu^ya^ 88.
puixhani bhasa 104.
puffAa'STf., 97f., 116.
128, 207.
pufthiya 129.
pudhavi-kaiya 133.
pudhavt 136.
pu^^ 187.
puüa 24. 94.
piM^Ia 113, 126.
pwiaakkära ■parakhama
112.
WOBTVEBZBICHNIS
235
purao k. 120, 161.
puräiSM 209.
purima thäfjM 126.
purim^addha 174, 178.
purimaiidala 178.
punsaf'jäya) 183 f.
purohiya 19.
pula 200.
puläga 203 f.
pt«Zä^a-6/kz<to 173.
put^t» 53 f.
pf<tn»9Aa 169.
puwa-aejjäyari 29.
putw^vatxmno^a 127.
l>uAa<ta 82, 226.
puhatta'Vi^ctkka 198.
pür^imA 48.
parva 53.
pörva-paibfa 54.
pürvdnuyoffa 54.
prtAoibtva 97.
T^Au^t» 97.
pejja 129, 184, 186.
peyäla 188.
pe^ 94.
peM'Aram6Aa 181.
peha 195.
poggala 84, 88, 100, 113,
118f., 123, 125 f., 148,
200.
poggala-pariyatta 86, 91.
poggall 97.
poyaga 95, 113.
pord^a 102.
porisi-cchäyä 71, 150.
por»«l, °ru«i 27, 71, 167,
169f., 173.
poaaha-aälä 189.
pohatta 97.
proitaratta 43, 208.
prakinf^ka 156.
pracaya 97.
prajnä 194.
pratora 32.
pro/tpoto^i 109.
pro^imd 47.
pratyak^ 104.
pradeSa 115.
pra6and^ 102.
prabodhita 42.
pramatta-sarnyata 199.
pramoda 191.
prahaeti 49, 209.
praänöttara 209.
praskifa 136.
prd^a 97.
pre^aitkK 112.
phaddäphaddim 160.
pi^näai 89.
pAaZa 116.
phalaga 167.
phäauya 172.
phuda 134.
phumphuy^aggi 96.
pAti«an»ä^ 89.
pAoda 200.
6a«4^ 203 f.
2»a(id^ 116.
baddha-spr^ 97.
baddhellaga 69, 101.
6atu2^ 113,115,117,121.
bandhai 122.
bandhaga 121.
bandhana 113.
franci^i 114.
&am6^ 143, 192f.
bafribhaceTa-gutti 193.
&am6^^r{ 181.
6am&M2tt;» 142.
&aZa 112, 118.
bcdadeva 18ff., 142.
&ato-pä9ia 97.
&a/<S 99.
6aZ» 46.
bahiddh'ad&i^ 25.
&aAi2-26Ax 127.
&aAu 102.
bahu-kafi(f4aga 173.
&aAu-&i2/^^ 134.
bahu-y-ctffhiya 173.
bcthusama 39.
bahuviha 102.
M2/am 88, 90, 98, 133 f.
MZa-mara^ta 182.
MZd 99.
M^civo^tM 158.
bähalla 97.
MAd 140.
bahiraya 126, 200.
bähulya 97.
bimba 47, 94.
biaarlra 205.
blya-buddhi 199.
6i4d(2;ia31, 111, 171.
6i4d(2A'anto 148.
&u(i(2Ai 102.
bodhi-durlabha 193.
&oZa 158.
brahmacarya 193.
bhagavai 69, 84.
blhagavam 27.
bhajjai 129.
bhatfda 192.
bhai!f4aga 163.
bhatta 144, s. a^^ma,
bhatta-paccakkhäya (ga)
183.
bhattaMä 37.
fr^odan^a 60.
bhadra 46.
&^nte 27.
6Aayairiäe 122.
bhava-Uhii 99, 123.
6^t;a7ia 138.
bhavaUha 111.
bhava'dhäTafi(f,ijja 92.
fr^uz-poccaA^^^^a 108.
bhava-aiddkiya 131, 202.
&^v*äut/a 123.
&^a 71.
&^m 104, 107 f. ,110,201.
&Mva9<S, '^nd 61, 66, 185,
190, 193, 208.
bhäv'indiya 97, 101.
bhäviy'appa 119, 200.
bhä^ya 59.
&toMS 97, 101, 104, 181,
192.
bhäsdriya 142.
6AiibikA<3 174.
bhikkhäga 171.
6Aiibib^^rt2^ 15, 171.
&AiibibAu 158.
fr^^AribAu^i 158.
bhikkhu-paditnä 76, 104,
174f.
bhinna 98.
6M*Zanga-«üua 181.
bkuya-pariaappa 143.
6Am-A?amfiia 181.
6Aämi 135.
6^2^ 100, 138.
bhüya-vijjä 99.
&Aü^9a 46.
6^2/a 89, 119.
bheya-ghUya 149.
&^a 118, 193.
&A<^ 193.
bhomejja-nagara 139.
ma-X;ibära 19.
niai 102.
ma«-annA|^ 102.
f»am«a 173.
7?iam0a-caA;i(;Au 45.
mangala 178.
maccha 142, 173.
majjha'Qha 169.
majjh'arUiya 150.
majjhima 30.
TTiocI'äi 173.
nia^uz 91, 101, 192.
maijM'bhakkhl 126.
mana-pajjava 102, 110,
206.
mairuMS 189.
fTiait^tiatfa-Ä^^to 110.
maritM«i-9a66/kz 94.
ma^-^a^ 110.
maffdala 70, 149, 160.
ma^äaZa-^afulAa 30.
mai(^Zi-rä2/a 21.
f7ia^^Ztt/a-patn!at/a 147.
moii' 102.
mo^to 192.
maUaga 164.
modeZat^a 192.
manoA-paryäya 110.
236 III. Religion, weltijohe Wisseksohaftek und Kunst. 7. Jaikas
manu 18.
mandä-väya 138.
mammuhi 99.
maf^ 186.
masüra 97.
maha 169.
maha-ggaha 150.
moAa^taW^ 137.
maha-ddaha 140.
tTKz^-fva^a 189f.
tiiaM-A?amf?iatord^ 128.
mafiä-nagara-däha 96.
ma/kl-niraya 136.
tnahä-i^uriaa 84.
mahä'Väya 138.
mahidfPUyataräga 100.
ma^oroi^a 93.
mAi-^^^ 176, 186.
mAi^ 94.
mAf 92, 176, 186.
möu(ya) 94.
mdte-o^ 94.
mäuya-paya 54.
ma^a 185, 192.
mä^usa 155.
m^ldA^iGM<^2^ 191.
fnäyä 185f., 192, 197,
201.
mäyä-mcaa 184.
rndj/A-ixiMti/a 129.
mara9*antt2/» 119, 124.
fnärdava 192.
fndM( 113.
mäaiya 175.
mdAo^a 62, 158.
mOhätmya 209.
micchatta 117, 197.
micchä me dukkadam 177.
micchä'kära 157.
fmccAd-ciamMz^ 129.
miccha-ditihi 109, 186f.
tTMtto-ctotfa 128.
mithyätva 117.
tnij/A 103.
fmZaibMti 142.
vnMsa 123.
t7»{^ 89.
muA;A^22a^a 69.
rnukha-vastrihä 165.
mucchä 186.
fTmTuia 159.
mt^^^doiba 11.
fm«näsvelto6 159.
n»ui<« 92, 207.
fMiddh^arUa 148.
fimmmti^l 99.
mti^-t^^a 187, 190.
muha-if^ntaga 165.
nm^-po^<»t/a 165.
inuka-va']^ 140.
mu^u/to 71, 92 u. ö. 150.
mala 57, 134, 150, 178f.
müla-khidi 179.
miula-gf4i3M 187, 191, 204.
mula-najfa 105.
rnüZa-frAd^^ 43.
möto-&^ümt 179.
mri^mukhi 99.
mrpäpihä 95.
mecc/kz 142.
m^Atic^a 190.
mok^ 130.
moso 103.
moha 77.
mohav^ijja 117, 187, 201 ff.
mo^ni^a 109.
yakfa, yak^ffl 22.
^i 52.
t/ogfa 113ff., 116, 184.
yoga-pc^faha 165.
ra/o^ra^ 164.
raiju 32, 132.
mtto 135.
raya 114.
raj^-u^^M^ 169.
rayaf^ 92.
rat/o^'AtxiZi 175.
rat/a^i 95.
raya-Uäif^i 164.
raj/o^ra^a 163 f.
raaa 94.
nwa-pariccd^ 175.
ra&aya 93.
roMä^o^a 99.
raAa««a 32.
räiißya 159.
rfit^ 177.
räl-bhatta 190.
räl-hhoyar^ 173, 190.
rd^-doM-nf^^aAa 196.
-rä/a 46.
f^t 159.
räma-keaa'vä 18.
räya-kaha 172.
räj/a-pil!^ 172.
rAj/a-tn^gKi^ 169.
rdtfi 13, 32f.
riyai 138.
rwi 187, 198.
rukkha 109, 134, 178.
rucaka 87.
rüksa 88.
rüjDcwt/kz 117.
rii|xS<Ua 197.
rövi 91, 108.
roemi 187.
r(xi(2a 197.
lagaiüid^'Säl 176.
tonga 46.
latpU(yä) 165.
^ociti^t 101, 102f., 199.
Iabdhi92.
lohn 179.
läghava 192.
'2fi6^ 118.
2tn^ 111, 119.
livi 142.
lifyate 126.
ZuJbibAa 89.
ZuJbikAl 89, 119.
lüya-siraga 159.
ZiiXa 175.
{eM 126.
lesä-padighäya 150.
leaä'bhüäva 150.
2e«f^«;d 72, 126ff., 200.
l6*ujjoya 155.
2oiba 101, 193.
lokäfUika 11.
lo^a 86, 113, 132.
loga-pfhii 113, 146.
log*andhayära 155.
loga-pOla 137.
loga-maUhaga 133.
log^ägdsa 85.
2o{^dt^ti6Adva 146.
{o6^ 185, 192.
lom'ähära 45, 125f.
2o2/a f^^oA»; 101, 106.
Zo2/a (loca) 159.
loyanta 134, 207.
vaira-majjha 174.
«air^Mi6^ 95.
IXtMMl 30.
va^va^^t»9a 161.
mmM 139.
«OfTMO 139.
vanwi-po^ta 94.
voJbiban^i 93, 123.
vakkamai 123, 135.
vakkhära-pawäya 141.
vo(7^^ 91, 127.
vaggtUl 201.
vajja-päfjd 153.
vajja'risahha 95.
vajja-aanUhiya 91, 98.
twrn/ana 102 f.
vo^ 32, 141.
t»^ 141.
t^iTkz-dav'G^f^ 96.
uz^ia-fiat^ 145.
vanoi89aikäiya(Ua) 123,
133, 155.
va'i(f/iyi'Vih^'^ 49.
i»ttotnx3( 107.
va/^^ 163.
vaddhai, vaddhävei 26.
ixzt/a (vayas) 99.
i»i/a (vrata) 190.
mj/a^A 116f., 119f., 128.
vaya'QAJja 184.
vara-vaira 132.
«ar^a^A 92.
txir^d 139.
vo^^a 135.
i»Za2/a-f7iaret9a 182.
WOBTVBRZEIOHKIS
237
txüi 46.
fXMVcuraviUä 196.
vavahara 32, 106f., 177.
vas^affa-marai^ 182.
vcLmzti-niväaa 47.
vaaahi 106.
fxxha 194.
txeitya 100, 168.
väuieaya, ""yäya 96, 134.
vfkgara/ifi 66, 104.
vOoaibo 37.
viUxMnä^fUara 60.
oA9»»ana ^6.
«dmf'avatto; 184.
vilyctga-vamsa 69.
vd^o^A 169 f.
vHyai(fAyariya 170.
«Sl/ovoa 87.
tiSru^i 87.
vAvoähäriya 106.
t^Oso-^^ra 37.
vO^a 136.
vOsävOaa 166.
vOsudeva 18 ff., 142.
vOffi^ 139.
t?a^76.
wiguxhiya 119.
viukhamai 123.
vittffeUae 177.
vwla-mai 110, 199.
t7»iiwa^2/a 126.
tnuMO^^a 178.
vioaagga 197.
vükolpa 107.
viikoM 172.
tnArutn«i 92, 200.
inArf*<i 176.
vükot»^^ 100.
vikkhambha 140.
vikkhevai(f/i 169.
vigal-padihaddha 176.
tTt^rtndi^a 97.
t7i]7utn>a9A 200.
viggaha 124 f.
viggaha-gai 124.
vicüra 198.
vijaya 141, 197.
riy/A 14, 63, 76.
vijjä-cara/^ 201.
vijjahara 148, 201.
viyjftt 138.
vi/ZuA^fTidrf 137.
vijnapti 49, 209.
in^ai/a 168, 196.
t^ida^i^Ia^/a 166.
vidisä 87.
vtdhi'Caitya-gfha 47.
vinnäifa 26.
vipaHnäma 198.
vippariyä^a 113.
vibhanga-näif^ 109f.
vimalä 87.
vimä^ 72, 149f.
vunoÄai 166.
viyada 93.
vi^od-^oti 201.
t^^j^-poikikAi 93.
virai 191.
vircUa 204.
t^iravdvira^ 202.
virdAinl 6A<!MI 104.
viZa^ 166.
viktvcnpayä 197.
vtvaro^ 69.
vtvOpa 197.
t^vOpa-potto 116.
vive^a 178.
vi^e^f 126.
vMomam »amam A;. 206.
VMatn&^ofjfa 160.
vitfa^ 97, 110, 200.
visujjhai 128.
vi8uddhaftaiHga) 106.
visedhi 126.
vitfo^etto« 177.
vihäya-gai 118.
vli-parUha 171.
viivayai 148, 166.
vtd-aawa 126.
t^ra 46.
tHr'd«ami/a 176.
vint/a 112, 182.
v{«0M<S 63, 86, 89f.
vitfum6i^t 182.
tniÄ^ibamat 123.
vrf^i 69.
vetyä 142, 146.
veuwiya 91, 120, 200.
veei 116, 118.
vekacchiyä 164.
t^ei^i^a 102, 112.
vemäya-niddhayä 89.
vemäyä 96.
t;et/a 118.
ve^t 89.
v62/a^ 206.
veyaiSfrijja 117ff., 121, 184
ve^^ra^i 129.
ve^ixiccd, ^^vodij/A 168.
verajja-viruddha 172.
t^eramana 26, 180, 189.
velä 137 f.
üeAdi^^cMa-maratki 182.
vocchitti 104, 107.
voddi;^! 26.
t;o9trai 197.
vyavahära 106.
vyu^Ardn^i 93.
vytUaarga 197.
toibo^dticiAi 87
^oibtt 89.
äabda('naya) 106.
Sik^-pada 187.
HrO'Vrata 11.
^uca 192.
Syäma 139.
ärävaka-praii^pfiä 48.
Mito-ib6vaZin 34.
^ruto-devoM 22, 49.
^ei[ii 32.
^vetdmöara 38.
MitnjjFäZa 172.
MM 126.
samyama-atfiäna 204.
Mimram6Aa 191.
aamlehanä 182f., 189.
flomt^oGcAari^a 177.
aamvara 186f., 191, 193f.,
196, 204.
samvarai 177.
aamvasiUae 160.
«amtxStfa 166.
aamvuda 22, 114.
9afnvft(t)a 93.
»amtT6£jfot^{ 170.
»amve^ 62.
aatMopfha 173.
samaatta 161.
«amsAra 193.
MitnAonana 96.
aaka^ya 110.
sakaha 37.
«oibibAi 60.
aamkama 116.
Mimikdmai 116.
sankiya 119.
gamhiliffha 127.
«amibiZiMOTTiA^ 196.
«amÄ^ 104.
MimJfcAadt 173.
aarnkhä-daUiya 174.
samkhUta 200.
aarnkhejja 33, 66, 86.
aamgaha 106 f.
samgahiya 113.
aamgha 46, 168, 168.
aamghatiana 46.
nacW Ohara 181.
«occa 63, 103.
«occdmcMo 103.
aajjhäya 169.
Mi9n^^2/<ilSHt 96.
aamgJiätaka 164.
aamghädl 163, 176.
«a/ogi 111, 128, 202, 206.
samciya 116, 124.
aamjama 26, 142, 196.
aamjaya 110, 196.
aarnjcdaiUM 117.
aatnjogiüä 196.
Mim/oj/a^ 172.
«euid^ 180.
aamfhäna 32, 89, 96, 97,
103, 197.
«amf^ü 70f.
aarnfhiya 109.
aca^a/pphaga 93.
«am^ivaiya 202.
»amiri»i;52^ 71.
238 III. Religion, weltliche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
mUa 100.
aaUa-aattamiyä 174.
aattarl 208.
acuta 115, 202.
sa-dära-aamtosa 187.
sadda 90, 196.
doddahai 187.
aaddaha'^(ay)ä 179, 187.
sajdMi/ma 172.
Santa 126.
«anto-iba^nT^a 115, 202.
samtai'hhäva 101.
«antora 125.
saniarä 178.
«antor'u^tora 163.
aamtosa 192.
samtharai 173.
samthäraga 167.
«annd 101.
«annl 101, 122.
sapajjavaaiya 90.
«apar^ya 111.
«opto-ö^n^i 107 f.
«app» 175.
aabala 76, 176.
gabhhäva-payattha 187.
«a6^ 153.
«a6^tx» 131.
aama-caurarnsa 95.
Mima-^d^l i25.
«amat^ 125.
«ama^a 26, 158.
«atTiatki niggarUha 158.
«atTiami bhagavam 27.
aamaffa'bhikkhu 62.
0amatia-6Aü2/a 181.
«atna|i'At4«o 70, 158.
«amat^f 158.
«atnair^u/d^ai 189.
aamaxf^öväeaga, ^siyä 180.
«amotto-patnna 27.
aamabhirüdha 105.
Mimai/a 86, 88.
samayam 89.
«amd 17, 145.
aam&iifyijM 136.
«amdcdra 157.
aarnödhi-marofiffM 39.
samöbhapfha 181.
«af7idram6/ia 191.
mmähi 174, 192.
MitndAt-pAijUi 183.
«amü 80, 116, 192.
aamiya 154.
«amuA;AxMa^ 162.
samugghäya 117, 119,
124, 200.
samticcMnna-kiriya 198,
206.
samudäijkfiyja 129, 171.
«amtMida 146.
samuddiaiUae 169.
«af?u>«ara^ 29.
«amoi^^i 120, 124.
aamohaya 200.
aampai 106.
aampatti 200.
«amparätya 113, 128.
dOfTt&t^ibA» 184.
eambhinna-aui 199.
0am6Ainna-9oj^a 199.
aafpbhunjittae 160.
aambhoiya 160.
aambhoga 3f., 160, 176.
«ammai 143.
«ommam-&Aävt2^ 176,
181. *
Mmmo^ta 117, 179, 187,
194, 203.
aanrn^cLd-dafMoiiifa 22.
Mim77»a€{-<ü^i 187.
sainrnA-micchatta 117.
MimY?K3-m«cc^-€{t^t 187,
202.
aanvucchai 150.
«ammticc^^ 93.
aarntnucchirna 93.
«ammo/ia 185.
aafnyag-jnäna 12.
aamyag-df^ 204.
0a2/a 63.
aayam 116, 126.
«a^am&tuidAa 111.
aayaya 206.
«araTZa 193.
aarirafya) 91, 94f., 119.
«o^dt 99.
salinga 111.
aalila-kunda 140.
Mi22a 176) 186, 197.
«aZZa^a^^99.
«a2^6Aatt^{ 182, 189.
«aixz^ 25.
«ava|ia2/d 130.
savattl 180.
aaviyärl 198.
«at^va 88, 114, 126.
0atn?ao6Acu2(2a-pac{iYn43 175.
aavtxi'käma'guTSLiyam 175.
aawa-tthova 33.
«ain»nnt« 206.
«oM 148.
0cwl 72.
aäima 173.
^t^ 90, 95.
aä^usi^ 200.
ASiböra 112.
aägara 46.
«ä^ardtxzma 62, 86, 145.
aägära 111, 207.
aägäriya 166, 172, 180f.
«Ocf 95.
aäda 163.
«dna-txmfmo^ 171.
Addi 95.'
aOdhu 52.
«amanna 192.
aämant6vaiif,ivaiya 129.
aämäiya 79, 100, 180 ff.,
188f., 195.
aämäi/ji^iya 154.
««3md2/dr{ 157, 207.
^muäa^ 171.
aämuddaga 64, 138.
^mprato 105.
aäyofiß 99.
aäyä'Veyaffijja 184.
aärakkhais^ 197.
^Wt/a 166, 180.
^r&vtj/a 176. ,
«dfd 134.
«ät>a 199.
aävaga 180.
«äu^iii 99.
aäviyä 180.
aüadyaifa-aarMnad-dam-
aai^a 202.
aäha^nä 89.
aähaUhiya 129.
^^ 35, 39, 160.
«dl^rair^-»arira 134 f.
^Au 158.
aöhurß 158.
aimha 46.
aikkh&'Vaya 187.
aikkhävei 159.
ainghäifjM 192.
aidhila 113.
aiidkeha-käya 88.
«i^^^-b^uz 145.
aita-pcUa 38.
M(2tMa 111, 125, 131, 207.
aiddhäfUa 57.
aiddhdiguiüka 207.
aiddh^äyaya'^a 57.
M(i(2^t 25, 181, 189.
aippa 143.
aimbhiya 100.
M*t/a, ^2^ 107, 121, 129.
«iuz .£i^tU^ 207.
9^«MZ 169.
«wtfini 169.
mA<3 145.
«f<$Mt^ 93, 200.
äiyaliya 200.
«iMx-tnxxj/a 180, 189.
^Ze«l 207.
«{^-nä^a 149.
aiha-nikklUya 175.
Hhabbhatxi 21.
«umffumAra 93.
auadhijjhiya 26.
9UÄ;ifca 127, 198.
aukka-jhäriM 206.
aukka-pakkha 149.
aujjhäiya 26.
atUavaaaiya 26.
«uto 54, 59, 62, 162, 198.
auUa-jägara 22.
0U<<ato 171.
«u<to-j9orMf 190.
WOBTVSItZEICHNIS
239
sttddkkhu'jägara 171.
supaifthaga 132.
9ubbhi 90, 98.
sübha 90.
«ufTio^fco 184.
auya 79» 118, 177.
«u^a-9A«ta 102ff.
M<ra&ii« 98.
Bura 107.
•utJa^^l^A^mAra-vätfa 189.
auaamA 18, 72, 144.
«tc^a 117.
mihafyimoyafHUaräga 100.
«u^aveyo^iatofaga 100.
9uha-aejjä 191.
«uAuf?ia 90, 131, 133, 143.
9uhurna'kiriya 198, 206.
süijjai 62.
«Oc« 62.
«ür€ 49.
9ejia 166, 175, 193, 203,
206.
sejjä-sanUh&rojga 167.
sejjäyara 166.
aejjdsaniya 167.
«ect^i 31 f., 90, 124, 148.
«e^Ulvai 19.
aena 46.
«e^ 89.
«^^ 89.
sdeai 198, 206.
aeaavam 104.
tfe^ 168.
M^-niibX^ma^a 161.
«e/kz-nippAedbt^z, *^ 161,
226.
sehävei 159.
AoibA;^ 193, 195.
«07?iati*antt2/» 177.
«omd 87.
002/a 95.
sauk^mya 90.
«tot», «ttiti, «to^a 209.
etyäna-fgJTddhi 117.
«<r{-muX:^i 45.
«^A^noA; 47.
aihävara 96.
Miti'bhojana 173.
8ihaulya 90.
«fidtoJba 203.
anigdha 88.
«pff^ 97.
»y« 107ff.
«yfid-vS(ia 107.
«txzpna-(2ar^na 22.
i^-Ä;Ä3Sra 18.
haUhi 191.
hctUhi-rayaiffa 130.
hariya 134.
^d«a 118.
^tyd^uJbofTi^xi^a (^kam-
parUa) 154.
heffhiUa 170.
Aemanto 165.
ArTm 14.
Namen Verzeichnis.
Mythologische und kosmographische Namen sind nur ausnahmsweise, die
Namen der kanonischen Texte nur aus Abschnitt III und Werke nebst ihren
Verfassern nur soweit verzeichnet, wie sie in Abschnitt VIII nicht enthalten sind.
Aihole 40.
Aimutta 66, 158.
Akalanka 39, 44, 46.
Akbar 42.
Aggibhüi 30.
Angacüliyä 14, 30, 39, 46,
83.
Anga-Magadha 36.
Angavijjä 84.
Angai 74.
Accuya 22.
Ajätasattu 29, 34.
Ajitadeva 51.
Ajja-Candanä 30.
Ajja Säma 69.
Ajjunaga 66.
Ancal(iy)a-Gaccha 51.
Amju 67.
Anuogadär& 79.
Anuttarovav&iy€ula8äo66.
Anojjä 27.
Anurädhapura 40.
Antagadadasäo 65.
Andhaka-Vir^ni 76.
Abhava 73.
Abhidhänacintamani 3.
Amitagati 9.
Amoghavar^a 44.
Ambada 67.
Aritthanemi 64, 66, 74.
Arhadbali 46.
Arhanniti 9.
Alakkha 66.
Avarakankä 64.
Av&da-Ciläya 19.
Alloka 5, 34ff., 42.
Ahmedabad 47.
Aurapaccakkhäna 75.
Ägamika 48 f.
Äjivika, oya 5, 28 f., 65,
127.
Äncalika 51.
Änanda 65, 181 f.
Atmabhävana 74.
Atmärämjl 9.
Änanda 34.
Ayära 61.
Ayäradasäo 76.
Ayäravihi 14.
Arädhanä 43.
Arähanä 75.
Arähanäpädäga 76.
Arya Rak^ita 34.
Aryarak^ita 51.
Avassayanijjutti 81.
Asada 78.
•
Indabhüi s. Goyama I.
Indra 169.
Indranandin 9, 46.
Isibhäsiyäim 83.
Isara 78.
UjjayinI 36, 39.
Ujjuväliyä 29.
Ujjhiya 67.
Uttarajjhäyä 80.
Udayagiri 41.
Udäi 124.
Udäyana 29, 66.
üdäyin 34.
Uddyotana 41, 50.
UpaKeto-Gaccha 49.
Umäsväti 43 f.
Umbaradatta 67.
Uvangacüliy& 83.
üvaväiya 67.
Uväsagadasäo 66.
Usabha 23, 25, 37.
Usabhadatta 26.
Usuyära 80.
R^abha 23.
Ekkäi 67.
Os, Osväl 49.
Ohanijjutti 83.
Aupapatika Sütra 5.
Au9ti*ika 50.
Kamsa 42.
Kakutstha 20.
Kakki42.
Katuka 49.
Kanha V&sudeva 19 f.,
64, 66.
Eladamba 40.
Kani^ka 35, 37.
Kappa 77.
Kappavadimsiyäo 73.
Kanunavivägadasäo 66.
Kaiinga 36.
Elalpasütra 3, 5, 76.
Kalkin 42.
Kalyäna 49, (Stadt) 45.
Kavila 19.
Elahäum 41.
Känha u. Saraha 17.
Kamakesa 65.
K&rkala 20.
Kälaka 36, 134, 166.
Kälyapa 26.
Kä^tbä-samgha 45.
Kissa Samkioca 28.
Kunäla 34.
Kunälä 36.
Kundakoli3ra 65.
Kundagräma, ^pura 26.
Kutscha 132.
Kundakunda 43 f., 46.
Kumärapäla 42, 48.
Kumärasena 45.
Kumärila 44.
Kuvalappabha 78.
Kuvalayamfilakatha 41.
Küniya 29, 34, 67, 73.
Kr9na 18.
Kedm 49.
KesI 68.
Kailäsa 23.
Konka, Venka, Kutaka23 .
Konkan 103.
Kotika-Qaccha 50.
Kotivar^a 36, 39.
Kodinna 27.
Kondakunda 43.
KosambI 29.
Kaundinya 27.
Kaui&mbl 36.
Kauilika 27.
Khandagiri 36.
Kharatara-Gaccha 50, 52.
Eliäravela 36, 45.
Ganga 40 f.
Gangadatta 66.
Ganivijjä 75.
Gandhahastin 61.
Gaya-Sukum&la 66.
Gardabhilla 36.
Gimär 23.
Gujarat 42, 47 f.
Gunaratna 45 f., 95.
Gupta 41.
NaMJ&N V JfiltZBIOHNIS
241
Guptigupta 40.
Gottäsa 67.
Godäsa 39.
€k>piicchika 45.
€k>pya-8aipgha 45.
Grommata 20.
€k>yaina Indabhüi 30f.,
33f., 63.
Gvoöäla Maskariputrs 5.
Ckw&la Mamkhaliputta
28, 38.
€ra\itaina Buddha s.
Buddha.
Causarana 75.
Caiida74.
Oondänana 37.
Candävejjhaya 75.
Candra-GieMsoha 50.
Condragupta 34, 89f.
Candragupti 39.
Candra Süri 73.
Campä 23, 29, 67, 73.
G&uakya 34, 39.
Cämun^a Rftya 20.
Cftmundä 51.
C&mundika 50.
Cälukya41.
Citta 68, 80.
Cil&ya 64.
Culanlpiyfi 65.
Cullaisa3raga 65.
Ce^aga 29, 73.
Cellanft 29, 73, 77.
Chandakosa 17.
Channiya 67.
Ghaluga Rohagutta 13.
Jagaccandra 50.
JamSli 27.
Jambuddlvapannatti 72.
Jambü 34.
Jambhaga 23.
Jcunbhiyag&ma 29.
JayantI 131.
Javana 142.
•
Jasovä 27.
J&taka 21.
JäH66.
Jinacariya 76.
Jinadatta 63; 144.
Jinapäliya 64.
Jinarakkhiya 64.
Jinacandra 38.
Jinadatta 47, 50.
Jinadäsa 43; 78.
Jinabhadra 43.
Jinavallabha 47.
Jinahainsa 61.
Jine^ara 67, 50.
Jiyasattu 64.
Jlyakappa 79.
Jlväbhigama 68.
Jaisalmer 40.
Jnfttr 26.
Thana 62.
Dhundhiyft 48, 52.
Tandulaveyftli3ra 75.
Tap&.Qacoha 49ff., 51 f.
Taptl 41.
Tamluk 36.
T&mraliptl 36.
Titthog&ll 76.
Tibet 144.
Timisaguh& 90.
Tisal&26.
Tis8a40.
Teyaliputta 64.
Terftsiya 13.
Toram&na, ""r&ya 41 f.
Trivamikfioftra 9.
•
Th&nlya 85.
Thävacc&putta 64.
Therftvall 76.
Dakkhina-Mahurft 46.
Dadhapainna 67 f.
Dasaveyftli3ra 80.
DasAo, Dasfisuyakkhan-
dha76.
Däsikharbata 37, 39.
DiUhiväya 85, 53 ff., 69,
82, 84, 105, 122, 169,
203, 226.
Dlgha-Nik&ya 24, 29, 127.
Divasfigarapannatti 68 f.
Dujjohana 67.
Düsagani 79.
Dr9tip&ta, ^vftda 54.
Delhi 42.
DevakI 26.
Devagupta 42.
Devadatta 112.
Devadattä 67.
Devanandin 47.
Devarddhi 43, 54, 76.
Devänand& 26.
Devindatthajra 76.
Devendra 21, 182.
Doval 64.
Dramila 36.
DraupadI 19.
Dväravatl 24.
Dhanna 63 f., 66.
Dhamznantari 67.
DhammcLTui 64.
Dharmaklrti 44.
Dharmagho^a 181.
Dhannasena 54.
Dhärinl 68.
Dhruvasena 77.
Nanda 34, 40; 64.
Nanda Vaccha 28.
Indo-arlsohe Philologie III. 7 Schnbring
Nandinipiyä 65.
Nanditata 45.
Nandivaddhana 27 ; 67.
Nandisena 67 ; 78.
Nandl 79.
Nami 24.
Nayavijaya 52.
Narafiiipha 51.
Nava Tatva 3.
Näila 78, 144.
Nägajjunlya 60.
Nfigapuiiya-Gaeoha 51.
NfigasirI64.
N&gpur 51.
N&naka-Gaocha 51.
N&ndy&varta 21.
N&ya 26.
N&yAdhammakah&o 63.
N&land&29.
Nigoyachattlsl 134.
Ninnaya 67.
Nirayävaliy&o 73.
Nisadha 74.
Nislha 77.
Nltis&ra 46.
N^gamesi s. Hari N.
Nep&l 35.
Nemi 37.
Nonamangala 40.
Pauma 73.
Paumaa&bha 64.
Paumftval 66, 73.
PaesI 68.
Pakkhiya-Sutta 82.
Pajjanna 154.
Pajjosavan&kappa 76.
Pancakappa 78.
Pandarajj& 201.
Pcmhävägaranäixp 66.
PatanjaU 13, 191.
Padmadeva 51.
Padmanandin 46.
Padmävatloaritra 3.
PannavanS 69.
Pallaviya 51.
Pasenai 67.
Pätaliputra 35, 52,54, 106.
P&dahpura 39.
P&ndava 64.
Pätrakesari 44.
Pärasa 142.
Pärasnäth 23.
Pärdva 10, 23, 37, 49.
Pfinivaoandra 51.
P&vapurI 30.
Pävä 22, 30.
Pätecandra (-Gaocha)51.
Päsa 13, 24, 38, 49, 65,
68, 74, 133.
Pindamjjutti 83.
Piyadamsanä 27.
Pudhavisirl 67.
Pun^ariya 64.
16
242 III. Religion, weltmche Wissenschaften und Kunst. 7. Jainas
Pundravardhana 37, 39.
Punnäta 39.
Pupphacüla(o) 65, 74.
Pupphiy&o 74.
Pu^kara 46.
Pu^padanta 46.
Püjyapada 46.
Püiana Kassapa 38.
Poggala 109.
Pottila, ""lä 64.
PorisTmandala 71.
Paurnamiyaka 48.
Prakrit-Pingala 17.
Pratikramana Sütra usw.
82.
Prabhava 34.
Pralamba Süri 77.
Pra^nottararatnaniftlft 44.
Prasenajit 67.
Pntivarmika 36.
Phaggusirl 144.
Bambha 36, 71.
Baladeva 26, 74.
Ba8i]kun4 26.
Bahassaidatta 67.
Bahuputtiyft 74.
Bängarh 36.
B&raval 66, 74.
B&la6irahi6ekhara 77.
Bävis Tole Panth 48.
B&hubali 20.
Bindus&ra 34.
Bimbisära 29.
Bihar 38.
Bija 49.
Bu^dhakitti 13.
Buddha 5, 10, 30, 34.
Buddhakirti 13.
Buddhaghosa 28.
Buddhiiäigara 74.
Brhatkathfiko<la 39.
Brhad-Gaccha 60.
Benares 62.
Bes&rh 26.
Bodiya Sivabhüi 38.
Bhagaval 63.
Bhattaparinnft 76.
Bhadrab&hu 34f., 38ff.,
62, 60.
Bhadrab&hukath& 39.
Bhadrabähu-Seonhitä 9.
Bharaha 19f., 72, 90, 144.
Bharahaoakkicariya 72.
Bhägavata-Puräna 23.
Bhänucandra 42.
Bhäraha (Mab&bb&rata)
107.
Bhävavijaya 21.
Bhlkanjl 48.
Bhuvcmatunga 76.
Bhütabali 46.
Bhüyä 74, 161.
Bhüyänanda 124.
Bhoja 41.
Mak&i 66.
MakkhaUGos&las.Qosftla.
Mandalappavesa 70.
Mandiyaputta 34.
Mathurä 37f., 40, 41, 46,
66.
Madurä 46.
Manu 18; 192.
Mandara 22.
Mamnatha 20.
Maranavibhatti 76.
■
Maranavisohi 76.
MaranasamShi 76.
Marwar 48.
Malakka 144.
Maladh&rin 168.
Malayagiri 69, 77.
MaUaki 30.
Malli 23, 46.
Main 64.
Mahabbala 73.
Mahfigiri 36, 64.
Mahftnifliha 78.
Mah&paocakkh&na 76.
Mab&bb&rata 107.
Mah&vamsa 40.
Mahävideha 18, 26, 34,
37.
Mah&vira 6, 21, 26{f., 37,
45, 61—68, 70, 73f.,
76f., 143, 160, 171, 201,
203, 205.
Mahäsaga 66.
Mahfisuminabhavanft 22.
Mahesaradatta 67.
Mäyandl 64.
MigSval 29.
Miv&putta 67.
Mihirakula, '^gula 42.
Muktivijaya 10.
Munja 41.
Muttra 37.
Müla-samgha 46.
Medham&m 78.
Meha 63.
Moggarapäni 66.
Maisür 40.
Yafö50.
Ya4odeva 82, 177.
Ya^odharman 42.
Yatobhadra 34.
Yatovijajra 60.
Yenür 20.
Yogadr9tisamuoca3ra 43.
Yogabindu 43.
Yoga-Sütra 191.
Rakkhiya 36.
Rajjä 78.
Rajputana 44, 48.
Ratnaitekhara 17.
Rayanadlva 64.
Räj&vallkathe 39.
Rädh, Rarh 27.
R&mäyana 107.
R&ya^ha 19.
R&yacandra 10.
R&yapasenaijja 67.
Rfi«tnücüta 41, 44.
R&hu 72, 148f.
B^abha 23.
Reval 74.
Romaga 142.
Rohagutta 13, 36.
Rohinl 26; 64.
Lakkhanadevl 78.
Lava 48*.
Jjä4h& 27, 37.
Licchavi 30.
Lunka, Lonka, Launka47.
Lump&ka 47 f., 61.
Vaira 78.
Va^gB^acüliyä, Vanga^ 83.
Vaijabhümi 27.
Va]ra 34, 64.
Vajranandin 46.
Vata-G€M3cha 60.
Vattakera 43, 46.
Vanhidasfio 74.
Vaddham&nas. Mah&vIra.
Vanavftsi-Gaocha 60.
Varadatta 74.
Vardhamftna s. Mah&vHa.
Va]a(bhl) 38, 65.
Vavah&ra 77.
V&ubhüi 31.
VänarasI 74.
Vftsudeva s. Kanha.
Vikrama 36, 41.'
Vikramacaiita 36.
Vijaya 67.
Vi^ayakamala 10.
Vijayaccuidra 61.
Vijayadeva 52.
Vijayadharma 9.
Vijayamohana 10.
Vi]aya-6&khft 61 f.
Vi^ayasimha 62.
Vijayasena 42.
Vijayänanda 9.
VinlyÄ 144.
Vinhu 71.
Vinhusirl 144.
Videha-dinna 27.
Vidyananda 44.
Vidnipak^a-Gcuwha 61.
Viy&hacüliyÄ, Vivaha*»84.
Viyahapannatti, Vivaha^
63.
Vivägasuya 66.
Vi^nu-Puräna 23.
NaMJSN VJfiRZEICHNIS
243
Vihiinaggapavä 14.
Vlr& 48; s. Mahävira.
Virangaja 144.
Viracandra 46.
Viratthaya 76.
Vira^iva 44.
VlrScärya 83.
Vis Tole Panth 48.
Vrgni 74.
Venür 20.
Vebhara 200.
Vei^adhara 48.
Vesamana 23.
Vesäliya 27.
Vesall 29, 73.
VehaUa 73.
Vai^&U 26.
Vaipiava 44.
dankhedvara-Geujcha 51.
äayyambhava 34.
täntarak^ita 44.
änti 38.
tänticandra 73.
ilänka (l^ll&c&rya) 43,
47, 69.
äaiva 44.
läravanaBelgola 20, 39,44.
är&ddhadinakVtya 182.
Sainlehanäsuya 75.
Saka 36.
Sakka 22f., 153f.
Saga 142.
S^ada 67.
Sankha 176.
Saxnkheviyadasao 82.
Samghad&sa 43, 77.
Saocasirl 144.
SaddhajI^akappa 181.
Sa^dhadinakicoa 182.
Saddhapaäikkamana-
Sdtta 182.
Sattarisaya-thuya 14.
Sadd&laputta 65.
Santikara-thuya 14.
Samthära 75.
Samantabhadra 44.
Samaväya 62.
Samuha 67.
Samprati 34f., 36f.
Samohütavijaya 34 f.
Sambhüya 80.
Sammeta, ^ya 23 f.
Sayäniya 29.
Saramandala 31.
Sarvadeva 51.
SägarcMiatta 63.
Sädhu-PauinamlyaJca 48.
SämafLilaphala-Sutta 24,
29.
S&rdha-Paumami3raka
48.
Sälihipiyä 65.
Sävatthl 29, 74.
Siddhattha 74.
Siddhasena 43, 79.
Siddhasena Diväkara 36,
43f.
Sirikalasa 45.
Sirl 67, 74.
Siva 109.
Slhasena 67.
Sumsumä 64.
Snkäla 73.
Sukum&liyä 64.
Sujjhasirl 78.
Suaamsana 66.
Sudatiba 67.
Sudharman 34.
Subähu 67.
Subuddhi 67.
Subbhabhümi 27.
Subhadd& 74, 161.
Sumai 78.
Sumangalavilftsinl 127.
Sumati 23.
Suya 63.
Suyahllanuppatti 83.
Surädeva 65.
Simadhacaritra 78.
Susthita 39.
Suhamma 34.
Suhastin 35ff.
Siihma 27.
Sü3ragada 62.
Sürapamiatti 70.
Süriyäbha 68.
Sejjambhava 34.
Seniya 72, 77.
Selaga 64.
SevfKila 38, 226.
Soma 35.
Somasena 9.
Somä 74.
Somila 74.
Skanda 169.
Skandila 55.
Sth&nakvSsI 48.
Sthün& 36.
Sthülabhadra 34f., 39,
54.
Hatthipäla 30.
Hari N^gamesi 22, 26, 94,
154.
Hariesa 80.
Harigupta 41.
Haribhadra 35, 41 43f.,
47, 159.
Har^akula 62.
Halsi 40.
Hftthlcpmphä 36.
Hiravijaya 42.
Hüna 41, 142.
Hemacandra 3, 9, 34, 42.
Hesych 2.
Hoysala 41.
16*
Sachverzeichnis.
Zu Abschnitt I, II, IV — VII und, soweit dort nicht berührt, zu HI.
Adlige 8. Fürsten.
Aggregat 88.
A^ostiker 112.
Amänika 107.
Aktivität 85.
Allwissenheit s. Kevala-
Erkennen.
Almosengang 171.
Altersstufen 99.
Anatomie 95.
Andersgläubige 168.
Anekaväda 107.
Anfechtiuigen 81, 194.
Anga 52ff., 57, 61 ff.,
Anziehung 92, 113, 126.
Apabhramto 16.
Apologetik 54, 62.
ArdhamägadhI 15, 31,
142.
Ardhapälika, °phälaka
38.
Arier 142.
artikulierte Laute 103.
Aryä (alte) 58, 61 f.
Aryä (gemeine) 58.
Arzte 99.
Askese 174, 196f., 205.
Astronomie 32, 70ff.,
148ff.
Atem 91, 95, 134.
Atom 87 f.
Atomismus der Zeit 86.
Aulükya 13.
Aupacchandasaka 58.
Ausrüstung 163ff.
Ausscheiden 160.
Ausstrahlung 93.
Avahatta 17.
Barbaren 142.
Bauddha s. Buddhisten.
Bäimie 29, 134, 139.
Baumpflemzung 74.
Beichte 176.
Beispiele, Theorie 170.
Bekenntnis 75.
Berufe 188.
beseelte Elemente 134.
beseelte Elleinodien 130.
Besessenheit 100.
Betragen 168.
Beweglichkeit 96.
Bhfisa (Bhä^ya) 59f.
Bhüta 169.
Bindung von Elarman
113.
Brahmane, brahmanisch
18, 22, 26, 43f., 74, 76,
97, 109, 143, 154, 165,
191, 203, 209.
Buddhisten, buddhistisch
2,5,11,31,52,68,112,
183, 191.
Chedagrantha 51.
Cheyaggantha, Cheya-
sutta 56 f., 76 ff.
Chroniken 49.
Cunni (Cürni) 59.
Dasä-Texte 58.
Dialog-Texte 58.
Dicht^keit 88, 91.
Digaim>ara 38 usw.
Digambara-Kanon 16,
43, 55, 57.
Diniension 90.
Dreiäugige 97.
Dimkefiieit, Essen in 190.
Durchdringung der
Punkte 87.
Ebbe und Flut 145.
Eigentum, geistiges, Mv.s
31, 85.
Eigentiun der Mönche
162.
Einäugige 97.
Embryo 94.
embryonaler Zustand
Mv.s 26, 28, 45, 51.
Entstehung der Wesen
93f., 143.
Entwicklung 93.
epische Vorträge 107.
erbauliche Belehrung
209.
Erdbeben 135, 137.
Erde, beseelt 134.
Erkennen 102, 104, 112.
Erlösungsfähigkeit 131.
Essen im Dunkehi 190.
Essen im Stehen 173.
Farben der Jinas 21.
Farben des Menschen 28.
Farben der Stoffe 85, 91.
Feger 45, 164.
Fehlgeburt 94.
FeL^eit und Grobe 90.
Festhalle 137.
Festtage 51, 169.
Feuer, beseelt 134.
Figuren der Jinas 36ff.,
47f., 180, 182, 197.
Finsternis 90, 149, 155f.
Finsternisse 148, 169.
Fluch (und Segen) 93,
120, 199.
Frühdrucke 3.
Fühlbarkeit 85, 91.
Furcht, Gegenstand der
118.
Fürsten und Adlige 29f.,
41 f., 166.
fürstliche Angelegenhei-
ten 166, 169, 172.
Gast 166.
Gebärmutter 93 f.
Geber und Gabe 172.
Gefühlssphäre im Jims-
mus 12.
Geister usw. 138.
geistige Funktion 101,
111.
gelbe Tracht 52.
Gelübde 159.
Gemeinde 158, 160.
Geometrie 32, 90.
Gerüche 85, 91.
Geschlecht, grammati-
sches 104.
Geschlecht, physisches
94, 96.
Geschlechtstrieb 70, 96,
155.
Geschmack der Meere 197.
Geschmacksarten 85, 91.
Gleichnisreden 12, 31,
183.
Gotra 71, 150.
Gott besucht die Erde
155.
Gott und Mönch 65, 68,
74, 155.
Götterstaat 153f.
Göttinnen 96, 154.
Grundtatsachen 84.
Gruß 45, 169.
Gujarätl 17.
YU{Jivooo9iiorTO( 2.
SACHyBaEtZKlOUKIS
245
Haar, ausreißen usw. 169.
Haar» ^w'äohst n. mehr 99.
Handdungen 128.
Handscimften 2, 4, 170.
Harn» getrunken 174.
Heilfinder 20.
Heilkunde 99.
Heüskünder 21.
heiBe Quelle 31.
Hindi 17.
Hindllismus 14, 143.
Hinterindien 144.
Höllen 62, 136ff.
Höllenwesen 136.
Horoekop 161.
Hungersnot 38 f.
Ich 100.
Influenz 113.
innerer Sinn 91, 93.
Inschriften 35, 40f.
Instinkt 101.
irdische Wärme 150.
jMatI 58.
Jahresberichte 209.
Jahreszeiten 135, 165.
Jaina-MAhfirfi^trt 15.
Jaina-läaurasenl 15.
Jainismus, jaioistisoh 3.
Jenseitswunsch 197.
Kalender 161, 169.
Kan&da 13.
Kanaresisch 17.
Kanon, Bestand 57.
Kanon der Digambara
s. d.
Kanon, Redaktion 43, 55.
Karman 112ff., 184.
Karman-Arten 114, 117f.
Karmanleib 124.
Katechismen 209.
Kategorien 62.
Kategorie-Texte 58.
Keimfähigkeit 93.
Keimleben 94, 98.
Kevala-Erkennen 34,
llOf., 206.
Kevalin 87.
Kirchentrennung 6, 38 ff.
Kleidung 163.
Knochen, keine 95.
Koagulation 93.
Konunentare 58.
KonzU 35, 52, 55.
Körperbau, -form, -große
96.
Körperpflege, -schmuck
74, 167.
Kranke 158.
Krankheiten 99.
Kultus 37, 109.
Lachen, Anlässe 118.
Lagerstatt 167.
Laientum 65, 180ff.,
187 ff.
Lebensdauer 98.
Leiber 91.
Leidenschaften 1 1 3f ., 1 85.
Licht als Stoff 90.
Linien, sieben mögliche
31.
Literaturgattungen 209.
Loffik 108.
Luftwandeln 200.
magische Schriftzeichen
197.
Manifestation 93.
Mantras 14.
Maräthl 17.
Märtyrer 75, 205.
materialistische Erklä-
rungen 148.
Maximum und Minimum
33.
menschliche Form des
Weltalls 132.
Metrik 58.
Mimämsä 44.
•
mittelbares Erkennen 104.
Mittelpunkt der Welt 135.
Mönchsalter 159, 178.
Mönchsleben 157 ff.
Muhanunedaner 44.
Mülasutta 57.
Mun^aka-Upani^ad 11.
Mundtuch 165.
Musik 31, 47.
Mythologie 21 ff., 72,
153ff.
Nachtlager 104.
Nacktheit 38, 45.
Nadir 87.
Näga-Steine 159.
Nägel, wachsen nicht
mehr 99.
Nahrung, ausgelassen,
beschränkt, verändert
174f.
Nakßatra 71 f., 150.
Namen Mv.s 26, 76.
Nandyävarta 37.
Naturerscheinungen 3 1 ,
135, 137, 154, 169.
neutestamentliche Stel-
len 31, 64.
Nichtweit 132.
Nijjutti 43, 59.
Nonnen 30, 45.
Nonnen und Mönche 159.
NordUcht 169.
notwendige Formeln 170.
Novize 159.
I Omina 75.
Ortsgottheiten 155.
Painna 56f., 74.
paradiesischer Zustand
139, 142.
Pessimismus 193.
Pferd 31.
Pflanzenleben 123, 133 f.
Phjrsiologie 93.
IC 32.
Planeten 72.
Pol 87.
potentielle Energie 92.
Prakrit 14, 43, 59.
Pratyekabuddha 20, 83.
Predigt 63, 169, 188.
Preislieder 209.
primitiv s. Volksglauben,
propädeutische l^zte 79.
Prozeduren, drei 202 f.
Punkte 86.
Pürva, Puwa 35, 58ff.,
84, 92.
Quellenschriften 132, 158.
Rasieren 159.
Rechenarten 32.
Rechnungen 33.
rechter Wandel 157, 195.
Reohtheit 187.
rechts imd links 94 f.
Reflexe 116.
Reformen 47 f., 51 f.
Regen 123, 145, 154.
Re^nzeit 185, 165f.
Reichskleinodien 19, 130.
Relative Anzahl 33.
Relativität der Aussagen
107.
Reliquien 37.
R^i 83.
Säl-Baum 29, 124.
Säipkhya 11.
Sanskrit 14, 43, 58f.
Schall als Stoff 90.
Scharhäupter 34, 53.
Schatten als Stoff 90, 98.
Schauen 112.
Scheffel 104.
Schismen 27, 45, 54.
Schluß, logischer 104.
Schmerz 96.
Schmutz 168.
Schriftgattungen 142.
Schuld 176.
Schwarze Felder 156.
Seele zuerst 11.
Seele, Größe 87.
Seelenfärbung 126.
Seelenschacht 124.
Seelenstufen 202.
f
246 III. Religion, weltliche Wissensohaften und Kunst 7. Jainas
Seinsmasse 84.
Selbstmord 182 f.
Serien, gedruckte 9.
Sinne 96f., 101 f.
äloka, 58, 103.
Sonne mid Mond 70ff.
73, 148ff.
Speise 172f., 181.
Sprache 91, 93, 98, 103.
Sterbefasten 39, 41, 183.
SterbejfiJir Mv.8 30.
Sthänakväsl 17.
Stoff aufnähme 125.
stoffliche Natur der Sinne
usw. 90, 96ff.
Strafen 18, 136, 176f.
Studienplan 56, 170.
Stufenwechsel 123.
Stüpa 37.
Substanz 85f., 90f.
südliche Hälfte, größer
138, 152f.
Sühne 178.
Suparna 137, 159.
Sütra-Form 43.
Svetämbara 38 usw.
Symbole 21.
Systematik 12.
Syädväda 44, 107.
Tageslauf 167.
Tamü 17, 44.
Tempel 14, 37, 180.
Tiere, Äußerungen 103.
Tiere, Emteilung 93 f.,
133, 143.
Tiere sind höflich 196.
Tiere und Mönchtum 81,
130.
Tiere haben den Vortritt
171.
Tilgung 204.
Titthagara 62, 150, 155.
Tod 100.
Todesstimde 127.
Todesursache 120f.
Toter im Hause 169.
Träume 22, 39.
Treue 206.
Tri^tubh 58.
Umgangsformen 157, 168.
Unansehnlichkeit 122.
unarisch 142.
„unberührbare" Götter
156.
imendlich 33, 108.
unmittelbares Erkennen
104.
Unterkunft 166.
Unterricht 169.
Unterwelt 135ff.
Unterwelteoötter 137.
unzählbar 33.
Urdu 17.
Uvanga 56f., 67ff.
Vagga-Texte 58.
Vai6e9ika 13.
Vaifya 39.
Vaitällya 58.
Vedha 19, 58, 63, 66f.,
76, 99.
Vedha-Texte 58.
Verbrauch von Karman
120.
Verdauung 45, 93.
Verdichtimg 93.
Verdienst 186.
Verdopplimg der Ge-
stirne 151.
VerfaUserscheinungen 39,
46 f. 49 144.
Vergleich 85, 87, 96, 97,
113, 122, 126, 132, 171,
201, 206.
Vemeigungen 169 f.
Versenkimg 171, 197.
Verwirrendes Karman
100, 109.
Vibrieren der Seelen-
Punkte 113.
Völkemamen 142.
Volksglauben 28, 100,
138f., 199, 201.
VoUendete 68, 177, 207.
Vollendete, Stätte 156.
Vorgesetzte 161 f., 168.
Vorleben 158.
Vor- und Nachdasein 123.
Vorstellen, Prozeß 102.
Wahnsinn 100.
WahrundFalschusw.103.
Wahrsagerei 99.
Wandern 166.
Wärme als Stoff 90.
Wasser, beseelt 134.
Weihe 159.
Weltgeschichte 72.
Weltgesetz 113, 146.
Weltkaiser 18ff.
Weltperioden 144.
WeltprofU 133, 156.
weltschmerzliche Be-
trachtungen 193.
Wiederverkörperung 122.
WiUe 112.
Wind, beseelt und un-
beseelt 134.
Wind, Theorie 138.
Windkörper 96.
Windwesen 92.
Wolken 96, 145.
Yak^a 100, 109.
Zahlenfreude 31.
Zauberkünste 57, 199ff.
zeitgeschichtliche An-
gaben 73.
Zeitmaße 86.
Zeit-Punkt 86.
Zeitrad 17, 144.
Zeitrechnung 147.
Zenith 87.
Zeugung 95.
Zoologie s. Tiere.
Zustände 89, 201.
Abkürzungen.
Die Abkürzungen kanonischer Werke sind mit Hilfe des Namenverzeichnissee
S. 240 ff. aufzulösen. Die Sanskrit -Koiomentare zu ihnen stehen hier unter
dem Sanskrit-Titel. Seitenzahlen imd § verweisen auf dieses Buch.
ABAW = Abhandlungen der (König-
lich) Baverischen Akademie der
Wissenschaften. Philosophisch-phi-
lologische und historische Klasse
München.
ABh(OR)I = Annais of the Bhan-
darkar (Oriental Research) Insti-
tute. Poona.
Ac&r. = ällänka, Ac&ratikä.
AGRM = Atmänanda-Jaina (auch:
Jaina-Atmänanda) • Grantha-Rat-
na-Mälä. Bhavnagar.
Ag. S. = Agamodaya Samiti. Mhesana,
Surat, Bombay.
Ahm. ~ Ahmedabad.
AKM = Abhandlungen für die Kunde
des Morgenlandes. Leipzig.
AMg. = ArdhamfigadhI.
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