| Grundfäsge
ven \
Polizey, Handlungund Finanz;
Sonnenfels.
Zu dem Leltfahen des politiſchen Stublums.
Sünfte,, vermehrte und verbejerte Auflage.
I, G
* |
NE!
NEL
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ANNE
) N \
N
bei Joſeyb Edlen von Kurzbeck, 8. E. Hofbuchdru der
— Greß-und Buchhaͤndler. 3787.
Es if ride aenug, Buͤrger zu haben, uns
fie zu befhüßen : mar muß aud auf tbren
Unterhalt denken. Vorſekung wegen der
ollaemeinen Bedürfniſſe mochen, iſt eine
offenbare Folge des gemeinſchaftlichen Wil,
Iens , und eine weſentliche Pflicht der
Megierung. " Diefe Pice iſt nicht, die
Speicher der Privatleute zu füllen, und fie
der Urbeit zu entledigen ; fondern beftandig
den Lcberfluß fo in ihrem Umfange
3% erhalte, daf, um zu’ erwerben,
dte Abeit ſtets nothwendig, ‚und nie
annug if.
Slouffess-
Zweyter Theil:
Dre
Handlung.
Kr
Ta fchmeichle mir nicht „ als wäre
diefer Umriß der politiſchen Hand⸗
lungs wiſſenſchaft, ein wichtiges Geſchenk
fuͤr Maͤnner in Geſchaͤften, deren Theorie
durch lange Erfahrung beſtaͤttiget, und
vervollkommnet worden. Wenn ich Ddetts
ſelben auch in ihren Haͤnden wuͤnſche;
ſo iſt es nur, um von ihnen, uͤber
die Unrichtigkeiten, die mir entkommen
ſeyn moͤchten, belehrt zu werden.
Meine Ruhmbegierde beſchraͤnket ſich
auf die jungen Freunde, denen mich
mein Beruf zum Geleitsmanne beſtim—
met bat. Habe ich dieſen den Weg
zu ihrer Pflicht einigermaffen gerbnet,
3 habe»
babe ich ihnen die Vorbereitung zu ih—
rem Berufe erleichtert, ſo habe ich mei—
ner Abſicht Genuͤge geleiſtet.
Zwar fehlet es nicht an gründlichen
Shriften in dem Fade der Hand»
fung: die Engländer und Franzofen
baben von jeher die Wichtigkeit eines
Gegenſtandes erfennet , welcher als die
Grundlage der Öffentlichen Wohlfart
angefehben merden muß , da er durch
die DBervielfältigung der Nahrungswege
die Grundlage der Bevölkerung iſt.
- Die größten Manner in allen Wiſſen—
ſchaften, Staatskuͤndige, Gefchichtfchreis
ber, Philoſophen haben Beitraͤge zur
Aufklaͤrung der Handlung geliefert :
Mathematiker glaubten der Welt, und
“ihrem Daterlande nicht weniger zu nie
Seit, wenn fie von den Bortheilen eis
ner
4
sier Zuchfabrif fprachen , als Weit
fie die tieffinnige Lehre von Unend—⸗
lichen {ergliederten. Ihre Schriften
find indeſſen mehr für bereits gebildete
Leſer, als für folde, die fich erſt dars
aus bilden follen. Es fheint, Mil
nern von folder Fähigkeit glei am
unmöglich gewefen zu ſeyn, fig bis.
zur Faffıng , und welches fehr oft
erfodert wird, ſelbſt bis zur Unwiſ—
ſenheit der Anfänger herabzufegen :
hieraus entfteht die Dimfelheit ihrer
Schriften; fie fegen Kenntniſſe vor—
aus, von denen fie ganz Feine Ders
muthung haben , daß fie ihren Leſern
angeln dürften: und gleichwohl - ift
es unmöglih, die Folge zu begreifen,
wo die Vorderſaͤtze unbekannt find.
3 Der
Der tieffinnige Verfaſſer der Ans
fanasgründe der Handlung a er⸗
klaͤrt ſich gleih an- dem Eingange: Er
habe nicht etwan für diejenigen ges
fchrieben, welche nur lefen, um
ſich die Mühe des Denkens zu er:
fparen. Wenn Fortbonais feine
andere, als denfende Lefer zulaſſen
wollte , überlegte er auch, dag fein
»orfreflihed Buch beinahe ungeleſen
bleiben würde? Es fey mir erlaubt,
zu ‚bekennen : dag meine Abficht der
ſeinigen gerade enigegengefegt if. Ich
Schreibe für diejenigen, welche für fich,
über diefe Gegenftände felbft zu denken,
noch nicht fähig find ; fie follen Bier
dazu angeleitet werden: ih will Yorke
bonais Lefer zubereiten. . . |
Ih
a pers ne in bee Vorrede der wey⸗
Ich halte dieſe Deutlich keit, welche
bei dem Leſer nichts vorausſetzet,
und darum oft bei der Erklärung und
Sergliederung der einfachiten Begriffe
fiehen bleibt , befonders für die Pflicht
derjenigen Schriftſteller, welche für An-
fänger überhaupt, oder in einem Lars
de fohreiben, wo die politifchen Kennt:
niſſe weriger verbreitet, und die Schrif—
ten, die dahin einfchlagen, feliner
find. Die Unruhen und Kriege der vo⸗
rigen Zeiten hatten der Sorgfalt der öfter:
reihifihen Regenten nicht geftattet , ihre Auf⸗
merkſamkeit lange auf die wohlthätigeren
Künfte des Friedes zu wenden. Es
war der merkwürdigen Regierung The⸗
reſiens vorbehalten, die Aemſigkeit der
Nation zu beleben, ohne die Tapfer⸗
keit derſelben zu entkraͤften.
—15 Das
"Das Verzeichniß der Schriften, anf
weichen wir als auf ein Nationaleigen⸗
thum Anſpruch mahen koͤnnen, if mit
einem Blicke uͤberſchaut: Deſterreich
Hber alles — insgemein Hornecken,
von einigen aber Bechern zugeſchrie⸗
ben, Schroͤtters faͤrſtliche Schatz⸗
und Rentkaͤmmer: Meixners An—
merfungen uͤber Die Beſchaffenheit
ver 8. 8. Erblande; ein Bub,‘
welches nur den Wunſch erreger , daf
f5 ein Werf von einem fähigeren, und
beſſer unterrichtetem Manne moͤchte un⸗
ternommen werden; eines Ungenannten
wahre und vortreftiche Mittel, wo⸗
durch die E.- E. Erbkoͤnigreiche und
Länder in einen glüclicheren und
floriſſanteren Zuſtand geſetzt wer⸗
dem koͤnnten: unter welcher vieles
| Bei
heiffendert Auffhrift wohl jederm ant mehr
ſuchen wuͤrde, als fünf Stüde b, die
she Verbindung , ‚wie ohne Wahl,
zufantingeraft find, und wo ich zur
Ehre der Schriftſteller vermuihen will,
daß der vielverſprechende Titel irgend eir
ner der (üblichen Buchdruckergriffe
fey, acht efende Bögen. kaufrecht zu ma⸗
beit. Ger
Bier Bücher, oder, wollte man
Behers Bedenken von Manufafe
furen in Deutfehland; Deutſch⸗
‚lands
I} *
beBewels, daß es den oͤſterreiſchen Fabri⸗
fen eben fo leicht ſeyn werde, ein Sons
ſummo in Bohlen zu finden, aldber Ehur-
brandenburg: FE. Gruͤndliche YUnlettung zu
vegelimäftger Ep venfung feiter Steeinfelfen
u... m. Sl. 8. * Verorbnung über die
Kirchengelder und Kirchen vehrungen. IV,
Ganferd Abhandlung vou Zorferde. -Vr
Wor Aag zur Beleuchtung der Städte.
Diefe Woreebe iff non 3769. Gelt der Zeit
- find noch einige Werte erfhtenen, bie auf
Bigöitersei ichiſchen Staa ten egiebung haben.
I
lands vermehrten Wohlſtand vom
Bogemont, Bodens fürftliche Macht⸗
Funft, und. Joͤrgers Vota Cameralia,
mit dazu rechnen, acht, aus denen
Ah niemand fonderliche Kenntniffe ſam⸗
meln wird, find alles, was Deflers
reich bis hieher in diefer Gattung aufzumeis
ven hatte, Auch das übrige Deutfchland
it mit Schriften, die fih auszeichnen,
nicht ſehr bereichert , indeffen andere
Nationen über alle Theile der Hands
lung und Finanz durch die vorfreff-
lichſten Werke belehret find.
Diefer Mangel bat vielleiht feine
Urſache baupsfächlih in der Schwierig—
keit, zu denjenigen Hilfsmitteln zu ges
langen, welche die Spekulation der
Schriftſteller veranlaſſen, leiten, bei
ihnen nothwendig zum Grunde gelegt
wer⸗
werden muͤſſen, woferne ihre Werke
nicht bloß ſchwankende und meifens
unanwendbare Gedanfen bleiben ſollen.
Die Stärke und Bevoͤlkerung, der
Sufand der Handlung, der Manu⸗
fafturen , die verfchiedenen Abaͤn⸗
derungen , die Beranlc ffungen dere
felben, die Hinderniffe,, die Ermunternne
gen, der Wachsthum des Fleiſſes,
der Zuſtand der oͤffentlichen Ein—
Fünfte, de Nationalkredits alles,
dieſes iſt in andern Staaten um ſtaͤnd⸗
lich, entweder aus oͤfſentlichen Regi—
ſterr und Tabellen bekannt, oder
wird denjenigen, die ſich darüber un—
terrichten wollen, ſehr gern, mitgethei⸗
let. Faͤhige Männer ſehen es dann
für ihre Pflicht an, dem Staate daruͤ⸗
ber ihre Bemerkungen, ihre Erinnes
3 sungen
+
ungen nicht zu verfügen , auf diefe
Weiſe vereinbaret gleihfam. eine ganze
Nation ihre Einfiht: die Zahl ihrer
Raͤthe iſt gewiffermaffen nicht Fleiner ,
als die Zahl ihrer denfenden Patrioten.
Bei uns find folge Thatſachen noeh
immer als Staatsgeheimniſſe ange:
ſehen worden, Man kaun zu die—
ſer Zuruͤckhaltuug manche wichtige
Gruͤnde haben, die mir unbekannt
find, Indeſſen kaun ih fie uͤberhaupt
anfuͤhren, als die Urſache von der
Unfruchtbarkeit an politiſchen Schriften,
die ih. mit dieſen Grundſaͤtzen nuͤtz⸗
lich zu vermehren wuͤnſche. Mein Ber:
dienſt kann vielleicht ſehr beſchraͤnkt ſeyn,
weun man einſeitig den Werth mei⸗
ner Arbeit erweget: wenn man aber die
Abſicht, wenn man das Beſtreben, an
mei⸗
'
meinem Standorte nutzbar zu werden
mit in Anſchlag zu bringen, guͤtig ge⸗
nug iſt fo habe ih dadurch wenige
ſtens einigen Dank verdienet. |
— — — — — — — — — — — — —
— —
Ich habe Über dieſe Auflage nur
wenige Erinnerungen zu machen. Die
Zuſaͤtze bei dem zweyten Theile find nicht
fd haufig als bei dem erfien, aber
ih hoffe, ihre Wichtigkeit wirds fie
rechtfertigen. - An der Ordnung im
Ganzen babe ih eine Abänderung
nicht noͤthig gefunden. Die vielen
kleinen Berichtigungen werden ein neuer
Beweis meiner Achtung fir dag Ur—
theil und die Einfiht der Leſer ſeyn
Tonnen,
Man wird einige Verfcehiedenheit der
Rechtſchreibung in, diefem Theile gegen
den erfien wahrnehmen. Ich babe mich der—
jenigen Rechtſchreibung, melde in den
deutſchen Nationalſchulen uͤblich ift, ge
nähert. Doch ich hoffe, man wird uͤber
die Sachen, anf Woͤrter um Buch—
ftaben
1)
ſtaben acht zu Gülle) vergeffen. Das
war bei Veforgung der Korrektur mein
Sal, und ich verheiffe mir daher we⸗
gen, der eingefhlihenen Druckfehler
Nachſicht. Der Berfaffer eines Werkes
iſt immer mit feinem Gegenſtande fo be= -
ſchaͤftiget, daß er meiſtens weniger vor
dem Blatte, als aus: feinem ——
lieſt weniger was wirklich da ſteht, al
was ds ſtehen fol. Ein paar le
len aus dem ı ande, mo der Siun durd
die Fehler verunftalter ift, finde ich nds
thig, hier zur berichtigen. $. 289 Zeile
8 muß ſtatt: in der Geſetzgebuug
wer Polizey ſtehen in Der Macht Der
Politzey. 8. 354 Zeile 2. ift ſtatt zwi⸗
ſchen Verbrechen und ver Straffe
zu leſen: zwiſchen der Handlunug und
der Strafe $. 356 auf der 460 Geis
te find die 15 und 14 Zeile ganz in Unord-
nung; fie follen beiffen: 3. B. in dem
Faͤlle eines Mords lebt der Ermor⸗
dere ſelbſt Durch die Hinrichtung
des Mörders nicht auf.
Wien den 12 April 1787;
N Pan —
Grundfäsge
der
Handlungswiffenfchaft.
Einleitung.
Die einfahften Begriffe des Handels
und feine Zweige,
1.
.
Sr wohlthätige Einfluß des Handels
indie allgemeine Glüdfeligfeit war lange
von. der Staatsklugheit verfennet: fie
glaubte ihm feine Aufmerkſamkeit, Feine
Sorgfalt, Feine Befoͤrderung ſchuldig zu
II. Thl. A ſeyn.
— *
ſeyn. Nicht, als hätte nicht ſchon Ale:
xander in dem unaufbaltbaren Laufe
feiner Siege einen Blick auf die Handlung
geworfen, und nach der Zerftörung von
Tyrus, Alerandrien zur Stapelfiadtder
öftlichen ımd nördlihen Waaren erbauet.
Aber Minifter und Monarchen Fannten an
dem Sohne des Philippus nur den Ero—
berer, nur der fohien ihnen der Nachah—
mung wuͤrdig. Karl V. Sully, Elifabeth,
Colbert, klaͤrten die Kabinette zuerſt uͤber
den wahren Vortheil des Handels auf: die
eltweisheit lieh der Staatsklugheit ihre
Einfiht: Manner, welche von der Vorſicht
den Beruferhalten hatten, Lehrer der Native
nen zu werden, unterrichtetendie Welt dara
über in ewigen Schriften. Endlich als
der Grundfas die Oberhand gewann: Daß
die Gluͤckſeligkeit des Staates in der
Menge feiner Bürger befteht: fieng
manan, den Werth eines Gefchäfts zu er-
fennen, welches, durch Vervielfältiguug
der Nahrungsmwege, einen fo grofjen Theil
zu diefer Glückfeligfeit beiträgt. Die Hands
lung ward nunmehr ein Gegenſtand der,
Ka⸗
* 3
Kabinefte. Man ward auf die Grimdfäge
aufmerkſam, nach diren Anleitung vie
moͤglichſt aröpte Menge von Men-
fchen beichäftiget werden kann. Die
Sammlung diefer Grumdfäge macht die
politifche a Handlungswiſſenſchaft
aus. Die kaufmaͤnniſche ift davon unters
ſchieden, weil der Privathandels mann
nur feinen einſeitigen Vortheil, die Ver—
groͤſſerung ſeines Privatvermögens zum
Zwecke hat, ohne darauf zu ſehen, ob dadurch
dem allgemeinen Vortheile des Staates ir—
gend etwas zuwachſe, oder zit nahe getreten
werde. Doch die politiſche Handlung are
beitet Feinesweges den Privatvortbeile ent—
gegen,fie ſucht ihn als Werkzeug zu gebrau⸗
chen, als Mittel dem allgemeinen End—
zwecke unterzuordnen; das iff: den
Nusen des Staates mit dem Nutzen des
einzelnen Bürgers zu vereinbaren.
a. 1. DB. 20. Diefe Erklärung fheint von Der gemdhne
lichen: der vorrheilhafteftien Vertauſchunge ſeiner
Erzeugniſſe, abzugeben : In der That aber läuft
fie auf daſſelbe binaus. Denn eben dieſe vortheil—
bafte Vertauſchung geſchieht, um eine groffe Menze
Menſchen zu beichaftigen. Uibrigens ift die Ver—
tauſchung ſelbſt Dad Geſchäfte der Handlung, und
Bier iſt die Erklärung der Wiſſenſchaft zu geben,
y2 wels
4 10
welche diefed Geschäft leiter. - Auch als das Mittet
Das Vermögen ded Staats zu vergeöffern , wird die
Handlung betrachtet. Der vergröfierte Reichthum des
Staard it eine beftändige Solge der Pandlung , ,
aber nichr der Entzweck in Unſehen des Staats, dem
der Reichthum ohne Bürger unnütz ſeyn würde.
2. Die Belchäftigung der Menſchen
bat zum Endzwecke, ihnen Mittel an
die Hand zu geben, wodurd fie fih Un⸗
terhalt verfihaffen mögen. Sie erhalten
diefen Unterhalt, indem fie für das, was
fie dur ihre Befchäftigung hervor—
bringen, etwas zur Vergeltung em—
pfangen. So entfteht der Tauſch, wel
- her das Gefchäft der Handlung im
eigentlichften Verfiande if, .
3. Was man als eine Vergeltung
desjenigen annehmen foll, fo man gegeben
hat, muß von einer folhen Befchaffenbeit
feyn, daß man defielben bedarf. Bes
dürfen iſt bier nicht in dem eingefchränften
Berfionde zu nehmen, welchen menfchen-
feindliche Weltweife - dem Worte *
* 5
haben. Das Verlangen nach einer
groͤſſern Gemaͤchlichkeit, die Mittel die—
ſem Verlangen genug zu thun, das Ver—
moͤgen, an dem Beſitze, an dem Genuſſe
derſelben ein Vergnuͤgen zu finden,
ſind in dem Plane der Natur nicht ohne
Abſicht: ſie ſind es eben ſo wenig in dem
Plane der Staatsklugheit d. Beduͤrfniß
beißt alfo alles, deffen Gebrauch ung auf
irgendeine Art Nutzen bringen fann,
mithin deſſen Befts verlangt wird: nud
dieſe Beduͤrfniſſe, fie mögen nun wahre
Beduͤrfniſſe ſeyn, ohne welche der Meuſch
wicht beſtehen könnte, oder eingebildete,
welche die nbliche Lebensart, die Ge—
mädjlichfeif, die züjternheit, der
Stolz der Meufhen zu Bedürfniſſen
gemacht hatz fie find gleich ein Begen—⸗
fand des Teufches, dur welchen
Bedürfuifle gegen Beduͤrfniſſe umgeſeht
werden. .
b. 10.
4. Waͤre dasjenige, was man fuͤr das
Angebotene geben kann, von einer ſolchen
Kt,
6 &
Art, daß es aller Drfen ohnehin im
Viberfluffe gefunden wirde; fo "hätte es
feinen Erfagmwerth , e3 koͤnnte alfo Fein
Tauſch damit ftatthaben. Das Hegenanz
gebotene mug alfo etwas ſeyn, was der,
mit welchen der Tauſch gefchehen ſoll, he—
darf, und nicht beſitzt, oder doch nicht in
der Menge beſizt, als er es verlangt. Das
iſt, es mug Beziehungsweis ſel—
ten ſeyn. Die Handlung alſo iſt ein
Geſchaͤft, das ſeinen Urſprung einem
wechſelſeitigen Beduͤrfniſſe ſchuldig
iſt c. Was man dem andern zur Befriedi-
gung feines Bedürfniffes anbieten kann,
heist Waare.
a. Die Handlung feheint mit dem ausſchlüſſenden Eir
genthume zugleich ihren Anfang genommen zu ba=
ben. So lange die Menſchen nicht fehr zahlreich
wahren ‚, reichte der Uiberfluß der Erde allen zu.
Shre Bermehrung marnte die Beſitznehnung noth—
wendig. Die Wirfung der Beilsnehmung it Aus—
ſchlüſſung aller andern, Bier entipringe der Begriff
des Ürangeld an gewiflen Dingen , und aus dieſem
svechjelfeitinen Mangel die Nothwendigkeit, ihm
durch Vertauſchung abzuheifen,
5. Bei dem Tauſche der Waaren müfs
ſen ich ſehr bald mancherlei Hinderniſſe
aͤuſ⸗
-
X r
aͤuſſern. Es iſt möglich, daß derjenige, wels
‚cher eine Waare an ſich bringen will, nicht
eben gerade eine folhe Wagare anbie—
ten Faun, deren der andere für itzt, oder
in der Menge bedarf, als man fie ihm ans
biet; und die angebotene Waare Fanıt
entweder gar feiner Theilbarfeit fähig
feyn, oder die Theilung vermindert ih-
ren Werth. In einem folhen Falle mußte
man erft durch einen Umkreis von Unmſeßun⸗
gen fih dasjenige zu verfhafen ſuchen,
was man verlangt. Daun aber kann dag,
was mar befist, fo befhaffen ſeyn,
daß es ſich nicht ohne Beſchwerlichkeit,
ohne Verſchlimmerung von einem Orte
zu dem andern übertragen laßt: das Bes
duͤrfniß kann fo Dringend feyn, dag
man den Umkreis der Vertauſchung nicht
abwarten mag d. Diefe Belhweriichfeis |
ten veranlagten bald, daß man fh nad
einem Mittel umſah, wodurch fie ver—
mieden, und der Tauſch erleichtert würz
De. Man fürchte etwas auf, Das gleiche
ſam die Stelle aller Waaren vertreten,
und für einen allgemeinen. Entgelt ders
144 ſel⸗
3 %
felben angefehen werden follte. Es war
nicht willfiihrlich zu diefem Entgelte,
was immer für einen Stoff, anzımehmen :
jede. der Eigenſchaften, die man bei
demfelben firhte, follte einer der ange:
führten Befchwerlihfeiten des Tauſches
aus beugen; ; und diefe wiefen nothwendig
auf denjenigen Stoff, wo mau diefelben
vereinbaret antraf.
a Einige Beiſpiele dieſer unvermeidlichen Beſchwer—
lichkeiten des Tauſches werden zur Erörterung bei—
tragen. Ich beducfte Eifen, und beſaß Rorn, Deries
nige, von dem ich das Eiſen eintatischen follte ,
brauchre Pelzwerkthier Hat fein Tauſch ſtatt: ich mußte
jemanden aufrinden,der Pelzwerk hefoß,undKorn nö—
thig hatte: wir trafen unfern Zaujp ‚und nun erft
war ih im Stande, mir das Sifen ju erhandeln,
Ich hatte Eifen nothwendig, bejaß aber einen Ochs
fen. Der Beriger des Eiſens brauchte Fleiſch, je⸗
doch feinen ganzen Ochſen: ih Fonnte dad Stück
Vieh nicht theilen : oder ih harte nicht fo viel &iz
fen nöthig, als mein ganzes Stück Vieh werth
war: oder ich hatte ein Pferd gegen Korn zu geben,
das gar feine Theilung zuläßt. TH brauchte Korn
auf Brod für mein Haus: ih hatte Saly, der
Beſitzer des Korns forderte Eifen ! ich muAte jeman—
den auffuhen, der Eifen gegen Salz umſetzen will.
Mein Dauszetnd hat indeſſen fein Brod. Ich kann
das Balz niht von einem Drte an den andern
Übertragen, dent es regnet : esift mir eine Taft,
das Sifen sur Bubrin: gen, Die Fälle Fönnen noch
unendlich mehe verwitele werden: und dieſe Hin—
\
derniſſe des Tauſches vermehren Äh, wenn man, °
ſtatt einzeiner Renſchen, deu Dnndel der Nationen
gegen
,. 9
gegen Nationen denket, die, da fie ſelten in ih—
rem Umſatze den wechſelſeitigen Empfang ausglei—
chen, die Ungleichheit nothwendig durch ein drittes
Mittel aufafrbep müſſen.
6. Um em Bedürfniffe in fo Meinen
Theilen, al3 es nad Umftänden nothwen—
dig war, abzuhelfen, mußte dasienige,
fo man zum allgemeinen Entgelte ats
nehmen follte, einer fehr groffen Theil:
barkeit, ohne SIR IR NN des
Werths fähig ſeyn. Da, befonders bei
Verbreitung der Handlung, das Kinge-
tauſchte oft weit übertragen werden
mußte, ward Dauer und Linver-
derblichkeit erfodert; fowohl damit es
bei der — ſelbſt, oder, indem
es von Hand zu Hand geht, nicht abge—
nuͤtzt, als auch, damit es ohne Gefahr
des Verderbniſſes aufbewahrt werden
koönnte. Damit die Frachtung nicht zu
beſchwerlich wurde, mußte es felten ſeyn:
auf diefe Art ward ein Fleines Stück
der Entgelt von einer betrachtlihen Weite
se Waare; mithin konnten groſſe
Summen unter einem kleinen Umfange
45 uͤber⸗
to. or
überfendet werden. Aber es ift zu vermu—⸗
then e, daß die Voͤlker erfi nach manchem
mißfungenen Verſuche, die Vereinba—
rung diefer Eigeufhaften in den edleren
Metallen entdeckten, die man fonft
uͤberall vergebens gefucht hatte. Und dare
in liegt die Urfache der beinahe allgemeinen
Uibereinſtimmung der Nationen über,
God und Silber, welhe nunmehr
als die Vorſtellung der Waaren ange
ſehen, und Geld genenner wurben,
e. Die Athenienfer , ehe file, nah Herodots Erzäh—
fung , von den Lydiern den Gebrauch der Münze
gelernet , gebrauchten fi ſtatt Geldes der Ocſen.
&o biek bei den alten Sweonen Geld leggande
Si: undein reüher Mann Sahftoder. Den Iß—
ländern find Tabadsrollen und trockne Sifche
ftate Geldes. Sn der Inſellmanack, die unlängftvon
den Ruffen entdeckt worden, wırd mit Weibern, in
Hrandanac mit Sklaven berechnet und bezahlt.
Die Abnffinier haben nod heute Sal, und einige
Völker an den Kürten von Amerika, eine Art Eleine ;
—Muccheln, Coris, die Geldmuſcheln genannt, werde
in den maldivifchen und. philippiniſchen Ynieln ges
fammelt werden, Sm nördlihen Amerika find eine
andere Urt von Muſchelwerk, Clarus genannt, felbft
unter demeuropäiſchen Negocianten gang und gäbe,
in Braftlien find Cacgoförner kleine Münze. Man
gebe die Dinge Durch, welche ſich der Einbildung ,
als, fähig an die Stelle der Meralle zu tretten , ane
bieten , fo werden die Mängel fih bald entdecken,
die He zum Gelde unſchicklich madyen mußten? Salz
3 D. müßt ſich nd, Coris ind nicht ſelten genug.daber
| su
Be, ı1
zu einer gröfferen Zahlung ihrer eine zu groffe
Menge erfordert wlrde. Eben dieſes ſteht den un—
edleren Metallen, 3. B. dem Kupfer enraegen , wel—
ches feine übrigenEigenſchaften wenigſtens zurSchei—
demünze brauchbar machen. Perlen wären ſelten,
Dauerhaft, aber find gar nicht theilbar. Edelge—
fteine find ed. nicht in ven erforderten Heinen Unters
tbeilungen und verlieren in der Verftüdung : und
fo von den übrigen, !
7. Zwar ward nah Einführung des
Geldes der Umfag nit mehr Tauſch,
ſondern Kauf genennet. Allein dieſe
Abaͤnderung im Worte veraͤnderte nichts
in dem Weſentlichen der Haudlung.
Das Geld kam dabei nicht anders in
Betrachtung, als in ſoferne es diejenigen
Beduͤrfniſſe, oder Waaren vorſtellte,
die man zu einer andern Zeit dafüͤr wie—
der an ſich bringen Fonnte, Die Verrich—
tung der Handlung ift noch beftändig der
Tauſch einer Waare gegen Waare,
oder, gegen die Vorſtellung einer
Waare.
8. Waaren, womit der Tauſch
getroffen wird, ſind entweder unmittelbar
in ihrer Urſpruͤnglichen Beſchaffenheit
brauchbar: oder fie muͤſſen durch Kunſt⸗
ara
12 *
arbeit zum Gebrauche umgeſtaltet wer—
den. Die Beſchaͤftigung, die ſich mit
Erzielung der erſteren abgiebt, iſt die
Landwirthſchaft: fie begreift unter ſich
die natürkchen Erzengniffe des Bo—
dens, der Viehzucht, des Gewaͤſ—
ſers. Die Befchäftigung, welche die na-
türlichen Erzeugniſſe duch Mittheilung
einer Eunftlichen Geſtalt brauchbar madet,
oder ihren Gebrauch vervielfaͤltiget,
heißt Manufaktur £ Die Manufak—
turen find von der Landwirthſchaft
abhängig: die erfie Aufmerkfamkeit des
Staates muß alfo diefer zugewendet wer—
den. Was die Landwirehfhaft der Ma—
nufafruren liefert, wird Tohes Ma—
teriale, Stoff genennet.
f Dürritaner in den Handlungskunſtwörtern ſprechen
Manufaktur, wo Sammer und Zeuer entbehrer
wird: ald Tuchmanufaktur, Cortonmanufafrur.
Hingegen, wo Diefe beide erfordert werden, daS
mennen fie Fabriken; Stahlfabrifen, Mefiingfas
brifen. Der Gebrauch hat diefe Unterfcheidung bei—
nabe ganz aufgehoben: dad Wort Zabrif iſt allge=
meiner :' man ſagt täglich Zucdfabrif, Eottons
fabrik.
&
18
9. Die urſpruͤngliche Handlung beſteht
alfo in den Erzeugniffen der Erde, und
der Kunſtarbeit, g fo weit namlich
beide den Beduͤrfniſſen zu Hilfe Eom-
men, umd denjenigen, die fih mit ihrer
Erzeugung abgeben, das Mittel anbieten,
ſech wechfelweis die ihrigen zu verſchaffen.
Hieraus läßt ſich die Gröffe der allgemei-
nen Handlung befiimmen: fie ift gleich
der Summe der Bedlrfnije aller
Verzehrenden A. Um fie zu erweitern,
müffen entweder die Beduͤrfniſſe, oder
die Berzehrenden vermehret werden.
g. Kunſtarbeit wird beſtändig der Landwirthſchaft
eurgegen geſetzt, um die Klaſſe der Manafakruran s
ten zu bezeichnen. Man wirdfih auch des Worte
Aemſigkeit bedienen.
is?
. Die Summe der Handlung IfE alfo aus zwo Gröfs
fen zufammengefeßt , aus den Bedürfniffen und der
Zahl der Verzehrenden , deren eine mir der andern
vermesit wird.
10. Die Bedürfnifie der Menfchen,
wie fihon erinnert worden, find fehr
begränget, wenn man mit dieſem Worte
den firengfien Begriff der wahren Be
dürfniffe verbinden, Aber dann werden
y auch
—— —
auch die Beſchaͤftigungen der Buͤrger
in eben ſo enge Graͤnzen eingeſchloſſen ſeyn.
Die Vermehrung der Beduͤrfniſſe ge—
ſchieht durch die Einführung der Gemaͤch—
lichFeiten und des Liiberfiuffes, welche
beide die Pracht ausmaden. Alle De»
Famationen gegen die Pracht find alfo
entweder unüberdacht; oder, was dawider
angeführt wird, iſt nicht ſowohl gegen die
Pracht gerichtet, als gegen die einfeirige
Verſchwendung von wenigen, indeffen
der andere Theil der Nation in Elend
fhmadte. Die Draht, in fo ferne
fie die Beduͤrfniſſe der Bürger auf der ei—
nen: Geite vermehrt, und dadurch viele
leicht einigen den Unterhalt. erfchwert,
vermehret auf der andern Seite weit mehr
auch die Befchäftiaungen, mithin er
Veichtert und vervielfältiget fie die Nah—
rungswege, dasift: der Uiberfluß der
Einen verfhafft Andern ihre Beduͤrf—
niſſe. Und, wenn hie und da ein Büre
ger, der feinem Aufwande nach den Re—
geln der Privathaͤuslichkeit Feine Gränzen
zu fegen weis, zu Grunde gebt; fo Aft
eis
26 15
erſtens fein verſchwendetes Vermögen für
den Staat fein Verkuſt, weil es nur
aus der einen Hand in die andere, oder
in mehrere ift Übertragen worden}; zwey—
tens, bat der Untergang des Einen viel«
leiht zehn Familien aus der arbeitenden
Klafie des Volkes Unterhalt verfihaft.
Pit diefer Anseinanderfegung werden ſich
alte, auch noch fo fheindare Einmürfe
gegen die Pracht beantworten laffen.
11» Zugleich aber werden auch Die
Graͤnzen zwifgen der nuͤtzlichen and
ſchaͤdlichen Pracht befiimmet werden koͤn—
nen. Denn, ohne Zweifel giebt es auch
eine Art von ſchaͤdlicher Pracht. Alle
Pracht naͤmlich iſt ſchaͤdlich, die dem End—
zwecke, um des Willen ſie der Staat be—
guͤnſtigen fol, widerſpricht, welche die
Summe der Nationalbeſchaͤftigun—
gen nicht vermehret, fondern vermindert.
Dieß gefchieht bei entbehrlichen fremden
Prachtwaaren, auch bei deijenigen, welche
man im Lande ſelbſt nicht verfertiget *,
weil diefe fremden Waaren immer an die
Stelle
16 Yu
Stelle einer Nationalwaare treten
und diefe aus der Summe der Nationalbe-
fhäftigung verdrängen. Der einzige
Sell verdient als eine Ausnahme ange—
führt zu werden, wenn die fremde Pracht—
waare nicht als Kaufgut, fondern im
Tauſche für eine im Lande ſelbſt verfers
tigte Waare eingegangenift, mit welcher der
Nationalverzehrung und allen Fode—
rungen der Fremden, die fie ald Kaufguf
oder im Umfase gegen Beduͤrfniſſe an
fiih bringen wollten, zuvor ſchon genug ge=
ſchehen ift. In diefem Falle aber ift es nur die
Erweiterung eines Zweiges der Befchäfs
tigung: die Fremde Prachtwaare tritt
an die Strelle des Nationalerzeugniffes.
k. 3. B. In einem Sande, wo fein Sammer fabris
eiet wird , würde derjenige, der nun.ein Kleid von
ausländ ſſchem Sammer trägt, dafür eined von der
heitca Hattung des inländischen Tuchs getragen has
ben. Sein Sammetffeid hat alſo nicht der National—
fommetfabriftur geichader ; aber e8 hat den Tuchfa—
brifen den Verdienft von einem Kleide geraubt.
12. Der auf die inländifchen Erzeitge
niffe herabgefeste Aufwand kann nicht
in das Unendliche erweitert werden. Das
Ver—⸗
\
* 17
Vermoͤgen derjenigen, die von dieſen Er⸗
zeugniſſen Gebrauch machen, und ihre
Zahl, werden ſeine nothwendigen Schrans
fen. Die⸗Handlung würde alſo nicht
gröffer, al8 die mögliche National:
verzehrung feyn koͤnnen. Es bleibt aber
noch die Erweiterung derfelben von ei—
ner andern Geite durch Vermehrung der
Verzehrenden Aübrig. Es werden näms
lich Abnehmer der Waare aufferhalb des
Landes aufgeſucht: man frachter andern
Nationen, was fiebedürfen, zuzuführen,
und durch ihre Verzehrung die Summe
der Nationalbefhäftigung zu vergroͤſſern.
Hier theilet fi die Handlung , in eine in—⸗
. nere und Auffere. Die innere Haudlung
ift diejenige, welche zwifchen den Ölie-
dern eines Staates geführer wird,
-K 9%
13. Die Auffere Handlung wird an
Fremde getrieben. NRothwendig muß fie
fi) auf die innere gründen, und nur dann
erft etwas an Aus waͤrtige abgeben, wenn
fie zuvor die Nationalbedürfniffe befrte:
a bat, Alfo wird die aͤuſſere Hand«
l. Tl, B lung
1,006 *
lung nur mit dem Ueberfluſſe geführer:
das iſt, mit demjenigen, was die Natio—
nalverzehrung ſelbſt entbehren kann. Auf
der andern Seite hingegen wied eine Na—
tion der andern nur ſolche Waaren abe
nehmen, deren fie entweder wahrhaft
bedarf, oder zu deren Abnahme fie durch
mächtige Meize gezogen wird. Diefe beis
den Grimde beftimmen zur Abnahme
überhaupt, aber um gerade diefer Nation
abzunehmen , da dieſelbe Waare mei—
ſtens von verfihiedenen Seiten , erhals
ten werden kann; wird ein Staat, nur
durd die portheilhafteften , oder durch
die weniger befchwerlichen Bedingniffe
beſtimmet, unter welchen eine Waare atts
geboten wird. Diefe Bedingniffe beziehen
fi) auf den Preis der Waaren, oder
ihre Eigenfchaften.
14. Kaum wird irgend ein Staat , eitte
. Nation, wenigfiens in gegenwärtiger Lage
der Umflände, und bei der einmal einge:
führten Art zu leben, fih ganz zurei⸗
Hi, Wos fie nun wicht befigt, muß
2 he
a 19
fie von answaͤrts, unter den am wenig⸗
ſten beſchwerlichen Bedingniſſen zu erhal—
ten ſuchen. ‚Hierzu bietet die aͤuſſere Hand-
lung die Hand, welche daher nach der
Theilung ihrer Beſchaͤftigungen iu
zween Zweige abgeſondert wird, in die
Ausfuhr, und in die Einfuhr. Sie
fuͤhret aus, von ihrem Ueberfluſſe; ſie
fuͤhret ein, zw einem zweyfachen End—
zwecke, entweder das Eingefuͤhrte ſelbſt
zu verbrauchen, oder es mit Vortheil
wieder au andere Nationen auszufuͤh⸗
ren.
1. Aller Einfuhrbandel iſt eigentlich Einfuhr des Bes.
dürfniſſes: entweder Bedürfniffes der Verzehrung,
wenn die Natioen ſelbſt verzehrr ! oder Bedürfniſſes
der Veſchäftigung, wenn die Nation ein rohe Mas
terinle umftalrer , und in der neuen Geftalt auge
führe: oder auch nur ald Mitteldmann von einer
empfängt, um an andere zu geben , und dadurch
Anndeldleure und krachtung zu beſchäftigen. Nach
dem eingeführten Sorachſebrauch wird nur der
legte Zweig Wieder ausfuhrhandel genenner,
15. Dieſes legte macht einen dritten
Zweig der Handlung, die Wiederaus—
fuhr, die oͤkbonomiſche Handlung ge—
nannt. Wenn ihr Vortheil auch nur im
2 der
20 8*
der Beſchaͤftigung der Handelsleute, und
in Vergroͤſſerung der Schiffahrt, oder
des Fuhrweſens beſtuͤnde; fo wuͤrde die
Wiederausfuhrhandlung für einen
Staat ſchon wichtig ſeyn: man beſchaͤfti—
get einen Theil feiner Buͤrger auf Rech⸗
nung andrer Nationen. Aber der Vor—
theil bleibt hier nicht ftehen, uud der wie—
derausführende Staat vergröffert da-
durch den Nationalhauptſtam̃ um den
Ueberſchuß des Verfaufspreifes gegen den
Preis des Einkaufs, weiches immer der
Gewinnſt der Nation ift, wenn es auch
nicht immer der Gewinnft des Handelse
mauns wäre. m |
m. Ein Bandeldman hat Tu für 10 in England ger
kauft: das Narionalfapital it um Io vermindere
soorden. Der Dnndeldmann zahlt für Fracht 1. für
Niederlage , Dandlungsbediense u. f- mw, 3, dem
Rande Sömann kömmt das Tuch für 14. zu ſtehen;
aber weil dad Shift ein Nationalſchiff if, au
Die andern Auslagen im Lande, oder an Inlän—
Der gefcheben; fo bar das Nationalkapital diefe 4
nicht verloren. Er verfauft fein Tuch für 13. die
Motion gewinnt 3. der Dandeldmann aber nur 4.
16. Se weniger eine Nation an eignen
Beduͤrfniſſen von andern zu empfangen bar,
und
* 21
und in jemehreren Stuͤcken fie att andere
Kationen Abſatz machen kann, deſto
vortheilhafter iſt ihre Handlung. Allein
die Lage unter verſchiedenen Himmels—
ftrihen gewaͤhret den Laͤndern nicht im-
mer, weder die zureihende Menge, noch
die Mannigfaltigkeit der Waaren, welche
der Stoff der eigenen Verzehrung und
der Ausfuhr feyn Toller. Die handelte
den Staaten, befonders aber die Seepro—
vinzen, wandten daher ihren Bli nach
den Eilandern, fuchten fich diefelben zu
unterwerfen, und den Befis durch dahin
verſetzte Pflanzvoͤlker zu verfihern ;
wovon diefe auch den Namen Kolonien
(Pflanzoͤrter) Haben. Von daher Fön-
nen fie nun einen Theil ihrer Bedürfniffe ,
unabhängig von andern Staaten, und
unter ſelbſt vorgefchriebenen Bedingniſſen
empfangen, dahin den Stoff zur Ausfühe
rung unendlich vermehren.
17. Die Beduͤrfniſſe, welche von
andern Staaten erhalten werden, und
dasjenige, ſo Fremden abgegeben wird,
53 muß
22 x
muß an den Ortdes Abfages uͤberbracht
werden. Dieſe Ueberbringung, welche
unter dem Worte Fracht begriffen wird,
kann auf verſchiedene Art geſchehen. Die
Nation empfängt ihre eignen Bedürf-
niffe durch Fremde Fracht; und die Frem—
den holen das, mas fie zu empfangen ha—
ben, auf ihrer eignen; oder die Nation
führt, wie fie von andern empfängt, mit
eigener Fracht ein, und frachtet au
ſelbſt andern Nationen diejenigen Waaren
zu, welche fie auswärts abgiebt. Im ers
fen Falle verliert die Nation den ganzen
Vortheil der Beſchaͤftigung, melden
die wechfelfeitige Frachtung zu verfchaffer
fähig war; und ihre Handlung wird
in einem gewiffen Verſtande eine Paſſiv⸗
handlung: im zweyten Falle eignet fie
fih diefen Vortheil zu, und ihre Hande
lung wird mehr Aftivhandlung. Jede
Nation mus alfo ihre Beduͤrfniſſe durch
eigene Sracht zu empfangen, und
an andere Nationen die Ausfuhrwaaren
gleichfans mit eigener Frachtung zu ü-
- berbringen ſachen. |
18.
| & 23
18. Man frachtet zu Land, o«
der zu Waſſer. Die Landfracht
hängt von guten Handlungsſtraſſen,
und einem gut geleiteten Fuhrweſen
ob.
19. Die Waflerfracht it auf Fluͤſ—
fen , oder zur See. Die Flußichif
fahrt wird durch Schifbarmachung,
Schiffbarerhaltung, und durh Were
einiguug der Flüffe mittelft der Ras
nale und Schleuſſen, befördert, Diefe
Anftalten koͤnnen uber die Gränzen eines
Staates nicht erweitert werden. Die
Seefahrt bingegen ift von unendlich
gröfferent Umfange: fie beruhet auf einer
wohleihgerichteten, und unterſtuͤtzten
Marine.
20. Die Gefahr der Frochtung, vor
zuͤglich zur See, wide fire fich ſelbſt von
Unternehmungen abſchrecken, "weil nur
wenige Muth genug beſitzen, ihr ganzes
Vermögen, oder einen anfenulichen Theil
deffelbengegen einen Gewinnſt zu wagen,
VDE der
24 *
der mit, dem moͤglichſt, und oͤfters ſehr
wahrſcheinlichen Verluſte in keinem Ver—
haltniffe fieht. Auch die Frachtkoſten
müfen durch die Betrachtung fehr
«hoch fleigen, weilder Frachtende die Ge—
fahr, der er ausgefegk ift , mit in Arte
{Hlag bringt. Die Gefahr der Frachtung
laͤßt ſich einer Art von Schägung unter»
werfen, und nach diefer Schägung, die
Sicherftellung der Güter und Schiffe
gegen eine verhältnißmäflige Verguͤtung
über ih nehmen. Don diefer Sicher⸗
ftellung bat das Gefihäft den Nameıt
Verſicherung, Aſſekuranz, wodurch
der Much zu Handlungsunterneymun—
gen bergefiellt, und vergröffert wird.
21. Bei der glücklichften Stellung eines
Staates ift es niht möglih, die Hand»
lung ohne eine zufagende Summe
Gelve£ weit zu verbreiten, oder eine
fhon verbreitete Handlung zu unterſtü—
gen. Die Anweſenheit des Geldes ift
von zwo Seiten erfoderlih: es muß
den Staate überhaupt zum Triebwerke
der
— 25
‚der Nationalaͤmſigkeit nicht an Geld
mangeln: es muß auh der Handlung
insbefondere nicht am zureichendem Fond
zu ihren Unternehmungen mangeln.
22. Die phyſiſche Anweſenheit des
Geldes in einem Staate, giebt der Aem—
figfeit nicht den Schwung, welcher der
Abſicht der Handlung gemäß iſt. Es ift
nothwendig, daß dafjelbe feine Verrich—
tung made, und unter den Gliedern dev
Geſellſchaft umlaufe. Dem Staate liegt
alfo vorzüglich an, den Umlauf des
Geldes zu befördern, und alle Hinderniffe
beifeite zu fihaffen, welche denfelden zu—
ruͤckhalten koͤnnten.
23. Waͤre aber, durch was immer
für eine Veranlaſſung, die kreislaufen—
de Summe des Geldes entweder nicht
zureichend, oder vermindert; ſo muß man
nach Mitteln umſehen, wodurch der Ab—
gang deſſelben erſetzet werden kann. Die
Verrichtung des Geldes beſteht darin:
den Beſitzern die zuverlaͤſſige Vor—
B5 fiel
BONN -O-
fteliung einer gewiſſen Meuge von
Waare dergeftalt zu fenn, daß ſie,
fobald es Ihnen beliebt, die Vor—
ftelluna gegen das Vorgeſtellte um:
feßen fönnen. Kann ein Staat dazu
gelangen , der wörtlichen Zufage , oder-
gewiffen andern Zeichen eben daffelbe Zu—
frauen zu verfchaffen, daß, wie das
Geld die Waaren vorſtellte, diefe Zeichen
das Geld ſelbſt vorftellen; fo werden
diefe willführlihen Zeichen die Verrich—
tung des Geldes machen, und feinen
Mangel auf eine Zeit vollfommen erfegen
Tonnen, Keine Sorgfalt wird alfo zıt
groß ſeyn, welche der Negent der Auf:
rechthaltungdes gemeinſchaftlichen
Zutrauens zuwendet.
24. Sollen Handlungsunternehmungen
mit Nachdruck gefuͤhret werden, ſo fodern
ſie groſſe Summen. Nur wenige eilt:
zelne Buͤrger in einem Staate haben das
Vermoͤgen oder den Kredit, und die—
jenigen, welche beides haben, nicht im—
mer Entſchloſſenheit genug, ſoviel bei
Uns
* 27
> Unternehmungen zu wagen, von denen
zwar groſſer Gewinn kann erwartet
werden , die aber immer einem ungewiſ—
fen Ausaange ausgefeger fiid. Wo
das Vermögen der Einzelnen nicht hin—
reicht, da tritt eine Geſellſchaft zufammen,
deren jedes Glied nur eine Fleine Sumnte
defio entfchloffener waget, weil, auf als
len Sal, der Verluſt fein Glück nicht
ſtuͤrzet; und dennoch wird die Summe
diefer einzelnen Beiträge der Handlung
den zureichenden Fond verfhaffen.
Die Handlungsgeſellſchaften tagen
alſo zur Erweiterung der Handlung ihren
groſſen Theil bei.
25. Dur die Ausfuhr an Fremde
und die Einfuhr von Fremden », werden
die handelnden Nationen unter ſich zu
wechſel weiſen Schuldnern gemacht. Die
Tilgung dieſer Schulden mit baarem
Gelde wuͤrde durch die Frachtung der
Baarſchaft an den Ort der Bezahlung koſt⸗
far, und gefährlich, das gefrachtete
Geld durch einige Zeit ungenuͤtzt ſeyn,
ah
28 I
auch das Gefhäft der Handlung in lang⸗
weilige Weirläuftgfeit fürgen. Es
ift möglich , dieſen Befchwerlichkeiten
ganz, oder doch zum Theile auszubeugen,
wenn ein Staat gegen den andern feine
Foderungen vertauscht, wodurch er feine
Schulden in foweit aufhebt, als es die
Stellung der Handlung gegeneinander zu—
läßt. Diefe Vertauſchung der wechfel-
weifen Foderungen gab dem Wechſelge⸗
ſchaͤfte den Urſprung, welches zwar nur
eine Privafverrichtung, aber immer
der öffentlichen Sorgfalt würdig ift, weil
es die allgemeine Handlung entweder er—
leichtert, oder befchweret, auch fonft zur
Leitung derjelben nuͤtzbare Kenntniffe an
die Hand giebt.
aE*
26. Bei der gegenwärtigen: Stellung
der Wiffenfhaften und Kenntniſſe, find
alle Kabinette uber den groifen Einfluß der
Handlung dergeftalt aufgeflärer, daß jede
Nation erwarten muß, vonden Staaten,
zu
* 29
zu denen gehandelt, oder durch deren Bee
biet die Handlung den Zug nehmen wird,
fo oft es ihren Abſichten entgegen laͤuft,
in allen Unternehmungen durchkreuzt $u
werden. Es ift nothwendig, fich gegen
dieſe Hinderniſſe vorzuſehen, und bei zue
ſagender Gelegeuheit durch deu Weg der
Unterhaͤndlumg vortheilhafte Beding—
niſſe ſowohl fuͤr ſich ſelbſt, als gegen
andere Mitwerber zu verſichern. Die
KHandlungstraftaten mahen alfo eis
nen wichtigen Theil der Handlungspolitik
aus.
27. Um die Befchaffenheit der Hande
lung an ſich felbft und verhältnißweig zu
Fennen , und daraus abzunehmen, ob die
Wege. der Befchäftigung der möglichen
Gröffe der Bevölkerung zufagen, ver—
gleichen die Staaten, was fie an andere
abgeben , mit den, fo fie empfangen
haben. Diefe Vergleichung der Eine
fuhr und Ausfuhr wird Bilanz ger
nennet: die Richtſchnur in den Handen
des Staates, WO, und in welchen
Thei⸗
50 %
Theilen die Handlung vorzuͤgliche Hilfe
erwarte,
28. Man fieht aus den vorausgefen:
deten, bloß allgemeineren Begriffen , wie
mancherlei und weıtläufige Kennt—⸗
niſſe, Abſichten, Werbindungen und
Entwürfe bei einer vortheilhaften Hands
lung zum Grunde gelegt werden mürffen :
und es fallt daher die NRothwendigkeit fehr
deutlich in die Augen , diefes wichtige Ge—
Thäft durch die vereinbarte Einſicht fahiz
ger Männer zu verwalten, mithin zu der Leis
tung der Handlung ein eigenes Kollegi⸗
um, oder eine eigene Stelle zu befiimmen,
Der Name an fih iſt gleichgültig; aber
diefes Kollegium mug in den Umkreiſe
feiner Thaͤtigkeit alles begreifen, was den
Vortheil der Handlung befördern kann.
29. Der Faden der Abtheilungen, nach
melden ih die Handlungswiſſenſchaft
behandeln werde, ift alfo folgender:
* 31
J. Von der Landwirthſchaft, die den
Stoff liefert, welcher
II. Von Manufakturen umgeſtaltet
wird, Dieſe Erzeugniffe werden entwe—
derin dem Staate felbft verbraucht, oder
auswärts verführt s aus dem legten
entſteht
111. die aͤuſſere Handlung, welche
durch die
IV. Pflanzoͤrter vergroͤſſert wird. Zur
Befoͤrderung der in- und auslaͤndiſchen
Handlung gehoͤrt
V. Die Fracht zu Land und
VI. Die Waſſerfracht, deren Gefahr
VII. Die Aſſekuranzen vermindern,
wodurch die Unternehmungen verviels
fältiget werden. Zu den Handlungse
unternehmungen iſt eine zuſagende
VIII. Summe Geldes erfoderlich , defr
feit
IX. Umlauf befördert, und der Abgang
des Geldes überhaupt durch den
X. Kredit erfeget wird. Die zu grofe
fen Unternehmungen noͤthigen Summen
werden durch
| xl,
32 *
XI. Handlungsgeſellſchaften zuſam—
men gebracht. Die Tilgung der aus der
Ausfuhr und Einfuhr entſpringen—
den wechſelweiſen Schulden, wird
durch
XII. Wechſel erleichtert: die Hinderniſſe
| aber, welche der Handlung in fremden
Staaten gelegt werden fonnten, "find.
durch
XIII. Handlungstraktate zu heben.
Endlich zieht der Staat die
XIV. Bilanz, zur Berechnung ſeiner
Handlung, deren Leitung an ein ei—
genes
xV. Handlungsfollegium übertragen
werden foll.
* 33
[RULES
1;
Bon der Landwirtbichaft.
x
30;
N: Landwirthſchaft in der Polizey
wird als die Defchäftigung betraͤchtet, Die
Lebensmittel, in der Handlungslei—
fung, zugleich auch den Stoff zu ver-
fhaffen: Das Wort felbft wird hier in
einem weiteren Umfange genommen, als
‚der Ackerbau, der nur die Bearbeitung
der Felder begreift, da jenes ſich auf
alle wirthſchaftliche Verrichtungen ver:
breiter, durch welche Lebens mittel und
rohe Materialien, es ſey unmittel-
bar aus der Erde gefammtelt, oder
auf jede andere Art gewonnen wer—
den. Hieher gehören alfo eigentlich die
Erzeugniſſe aller drey Reiche der Natur:
des Pflanzenreichs, des Thier—
reichs, und des Steinreichs. Jedoch
nach meiner Abſicht iſt der nähere Ges
1 Thl. C gen⸗
34 I%
genſtand gegenmwärtiger Abhandlung nur
dev Feldbau, und die Viehzucht, in
fo ferne fie mit demfelben vereinbaret ift:
und auch’ beides nur in der poliftfchen
Beziehung , nicht in der praftifchen Aus«
uͤbung, wevon die fogenannte Oekono—
mie zu handeln hat.
31. Die Vollkommenheit der Land»
wirrhſchaft, von Seite des Staats a
betrachtet, iſt die moͤglichſt beſte Be⸗
nuͤtzung des Erdreichs, nach dem Er—
foderniſſe des Unterhalts und der
Handlung. Sie koͤnimt darauf an,
dag I. alles Erdreich genuͤtzet; daß
es IT. auf die beſte Arc in Bezie—
bung auf den Anbau genuͤtzet; und
111. fo genüget werde, wiees das
Verhaͤltniß der übrigen Damit ver-
Bundenen , oder davon abhan⸗
genden Beſchaͤftigungen fodert.
Die Benuͤtzung alles Erdreichs, und
die beſte Benuͤhung deſſelben kommen viele
fältig in Hinderniſſen und Beföderung
uͤberein.
a. Von
oO 35
a Bon Geire ded Figenchlimers ift es der Befte Ans
bau; das ſtärkſte Erträgniß mit der kleinſtex
Vorauslage.
32. Das Erdreich iſt entweder Pri⸗
vakteigenthum, oder Vermoͤgen des
Started. Um Privateigenthum gang
zu nuͤtzen, das iſt: um alles Erdreich zu bes
arbeiten, muß der Befiser Kräfte haben,
diefes zu ooͤnnen, und Beweggründe,
es zu wollen. Unvermoͤgen verhindert,
daß er nicht alles Erdreich bauen kann:
Nachlaͤßigkeit, Muthlofigfeit, und
endlih Diangel des Anwerths, , ent»
weder überhaupt, oder um einen Preis,
der für den Fleig des Landmanns nicht
ermunternd, nicht belohnend iſt, find Urſa—
chen, daß er nicht alles bauen will.
33. Das Unvermoͤgen derLandwir—
tbe 5 kann von zwo Seiten betrachtet wer-
den: Unvermoͤgen der Klaſſe des Landvolks
überbaupf, oder beziehungsweiſe auf
den Grundantheil, dender Landmann bes
fiöt. Das Unvermoͤgen des Landvolks
überhaupt entfpringt von Ungluͤcksfaͤl⸗
lem die feine Nothveranlaffen, von Feuers⸗—
C.2 brüns
bruͤnſten, Kriegen, Umfalle des
Viehs, vom Mißwachſe, von der Ar—
muth des gegenwaͤrtigen Beſitzers,
oder auch nur von feiner augenblickli-
chen Verlegenheit.
b 22.
34. Gegen die ländlichen Feuers:
brünfte c finden zwar größtentheils eben
die Feueranftalten Pag, welche von
der allgemeinen Polizey vorgefehrt wers
den muͤſſen. Insbeſoudere aber wird
nuͤtzlich ſeyn, wo einmal die Gewohnheit
die Oberhand gewonnen bat, dorfweiſe
zuſammen zu bauen: daß die Haͤuſer auf ei⸗—
ne anfehnliche Weite abgeſondert, und
die Hausgärten, oder fonft leeren Plage,
welhe gewöhnlih hinter den Wohngee
bäuden angelegt, und gelaffen find, zwi—
fchen diefelben angebracht : dann auch : dag
die Scheunen, oder Fruchrichöpfer ,
die Getreidboͤ en von den Wohnungen
entfernet werden, damit bei entjiehendem
Teuer diefe Behaͤltniſſe des ländlichen Ver—
mogens
J 37
roͤgens nicht ſogleich der Gefahr ausgeſetzt
find. Vorzüglich wuͤrden die Aſſekur anz—
kreiſe unter den in einem gewiſſen Bezirke
nahe liegenden Ortſchaften wichtige Dienſte
leiſten koͤnnen. Dadurch wuͤrden die nach—
barlichen Dorfſchaften wechſelweiſe zu
einer gewiſſen und ſchleunigeren Hilfe
bewogen werden; und auf den Fall, daß
die Rettung nicht möglich wäre, wuͤrde die
Untertpeilung des Verluſtes foldyen we—
niger empfindlich machen. Der Vortheil
der Grundbherren ſelbſt, ſollte ſich zu
dieſen wechſelweiſen Verſicherungen unter
ſich vermoͤgen.
—A Theil, ——
35. Wo diefe Aſſekuranzkreiſe nicht
eingeführt find, muß dem befchädigten
Landmanne vom Grundherrn, oder wohl
duch vom Staate Hilfe geleiftet werden.
Die gewöhnlige Hilfleifiung, da, man
dem Verungluͤckten die Abgaben erläßt,
ift bloß verneinend ‚und daher allein ob=
ne Wirkung. Man fodert jemanden nichts
€ 3 ab,
> sr
38 —
ab, von dem durch die ſtrengſten Mit—
tel ohnehin nichts koͤnnte eingetrieben wer—
den. Dem Landmanne muß die Hilfe
thaͤtig geleiſtet, das Holz, die Bau⸗
maͤterialien, die Feldbauͤgeraͤthe, die
Ausſaat müuͤſſen ihm unentgeltlich gege—
ben, oder wenigſtens unter den leichteſten
Bedingniſſen vorgeſtreckt werden. Da die
Privatgrundobrigkeiten zu ſolchem
Vorſchuſſe nicht immer vermoͤgend geuneg
find; fo muß der Staat feinem Landvolke
diefe Hilfe felofi leiſten laſſen. Sollte er hier
aus übel angebrachter Häuslichkeit die
Koften ſcheuen; fo wuͤrde er den Scha—
den davon in baldem empfinden , Ver—
Ödung der Gründe, Unmerthe in der Ent»
richtung und eine verhältnigmäffig abs
uehmende Bevölkerung. Um diefen Feh—
ler zu verbeffern, wirde er, was er Arte
fangs mit Fleineren Auslagen zu beftreiten
fähig war, endlih mit gröfferen dennoch
zu Stand zu bringen ſuchen, oder eines
ffückweifen Verfalls deriganzen Landwirthe _
ſchaft gewärtig feyn mürffen. Es ift nicht
noͤthig wegen des durch Kriege verun—⸗
gluͤck⸗
* 33
— Landvolks etwas zu dieſer letzten
Beltrachtung hinzuzuſetzen.
36. Unter den Uebeln, die insbeſon⸗
dere dem Laudmanne und der allgemeinen
Landwirthſchaft wiederfahren koͤnnen, iſt
der Viehumfall 4 eines der empfindlich⸗
ſten. Die Felder werden ihrer Arbeiter,
und Nahrung beraubet, ohne noch deu
übrigen Schaden zu berechnen, den die
verungluͤckte Viehzugt in alle Theile der
Privathaushaltung, und des ſaͤmmtlichen
Nahrungsſtandes verbreitet. Die Geſund⸗
heit des Viehs iſt alſo einer von den groſ—
fen Gegenfländen der oͤffentlichen Auf
merffamfeit. Die Einfuͤhrung der Vieh⸗
arzneyſchulen wird hier der Landiwirthe
fait die — Dienſte leiſten e. Ver—
Er Viehaͤrzte muͤſſen die Urfachen mit
ak. welche den Viehfall
veranlaffen. Iſt man bis zu der Duelle
des Uebeld gelanget, fo werden die Mit—
tel Dagegen bekannt gemacht, ſowohl
diejenigen, welche das gefunde Vieh von
der Anſteckung bewahren, als auch diejes
C4 nigen,
40 10,
nigen, welde das Franke wieder herjiellen
können. Es ift fehr zu wuͤnſchen, daß
das Glück des Landmannes nicht fehr oft
fleineren, übel berechneten Finanzvortheilen
aufgeopfert wirde. Sullys Klage, dag
die Thenrung des Salzes in Franfreich
der Viehzucht zu Schaden gereiche, ift
auf alle Lauder anwendbar, wo auf das
Salz; von den Rammern eim Preis ges
fest ift, der dem Landwirthe nicht! erlaubt,
zur Erhaltung ſeines Viehs davon Ge—
brauh zu machen. Wo Die hartnaͤ⸗
ige Seuche allen Heilmitteln trotzet, da
liegt abermal dem Staate ſelbſt daran,
den Feldban aus Mangel der dem Lands
manne verfagfen Unterfiügung nicht zu
Grund gehen zu laffeı,
d« 2
@. Am Rahre 1766. war die fogenannte Ecole ve-
terinaire in Wien eräftnet. Der Gegenſtand dieſer
Schule war anfangs eigentlich die Dferdarsnen, nun⸗
mehr it fle auf alle Gattungen des Landwirthfchaftz
lihen Niehed erweiterr.
37. Wenn der Mißwachs fden
Sandmann auſſer Stand fest, fen
Feld
Feld für kuͤnftiges Jahr zu befteilen ; fo
laͤuft es mit der Unterſtuͤtzung, die er von
dem Privatgrundheren, oder dem Staate
erhalten muß, aufdaffelbige hinaus, mas
von den Feuersbruͤn ſten und dem Krie—
ge gefagt worden, Er empfängt feine
Ausfant- aus dem Speicher des Einen
oder Andern. Die Wrivatarundherrn
find von der Nothwendigfeit eines Bei—
fandes fo fehr überzeugt‘, dag ſie fich
dazu aller Orten bereit finden laffen. Aber
nicht felten leiten fie, oder auch andere
vermögende Landwirthe,, diefen Beiftand
unter fo beſchwerlichen Bedingniffen, dag
der Untergang des Landmanns dadurd
eher befördert , als abgewendet wird.
Sie bedingen ſich die freye Wahl, entweder
fich das Vorgeſtreckte in Korn, oder Geld
abtragen zu laffen, Steht dann das Korn
in hohen Werthe, fo muß der Schuld- _
ner Korn abfuͤhren: ift der Kornpreis ge⸗
rings; fo fodern fie Geld nad demjeniz
gen hoben reife, der zur Zeit des Miß—
wachſes int fefigefeget worden: oder fie ges
ben die Ausſaat auf Halbſcheid des
C5 Bau⸗
R
\
42 &
Mares, wobei die Anlagen anf den
Schuldner allein fallen : oder fie fodern
groſſe Aufgabe , und dringen wohl and
aufdie Verpfaͤndung des Feldſtuͤcks,
und was derglkichen zugrumdrichtende Be—
dingniſſe mehr find, denen ſich der bedränge
. telandmann nothwendig unterwerfen muß,
wenn die Wachſamkeit der Negenten g
ihn nicht Dagegen ſchuͤzet, und ſolche dem
Wucher unmoͤglich machet.
ui 36. \
g An Böhmen iſt eine Verord. vom 4. Notemb.
1752. erlaffen worden, worin derley Bedrückün-
gen, befonters aber die hier angeführten bet
Strafe, das Vorgeftredte zu verlieren, unterſagt
find. Laut dieſer Verordnung, die von einem
Striche Korns nur 14 Achtel zu nehmen erlauben,
wird dad eine Achtel in das Kontriburionale eingu⸗
redhnen befohfen. Man ſollte dafür halten, daß in
Anfehen des Mißwachſes, des Werterihadend u. d. g.
auch Auffefurationskreife eingeführe werden fönnen'
Doch fteht entgegen, Daß ein ſolches Unglück
immer-einen ganzen Bezirk trifft.
38. Liegt es an der Armuth Des ge⸗
genmwärtigen Befißers A, der durch
was, immer für andere Urfachen jn folde
Umſtaͤnde verfeget ift, daß er feinen Feld—
bau
* 43
bau nicht befſtellen kann; fo ſieht man ganz
‚fein Hinderniß, warum der Ötaaf, der
dadurch in dem allgemeinen Nahrungs—
gefchäfte einen Unwerth erhält, nicht
berechtiget feyn ſollte, einen Eigenthü—
mer, dem fein Eigenthum obnehin unnuitz
ift, anzuhalten, dag er, was er felbft nicht
beforgen kann, pachtweife, oder wohl
gar verkaͤuflich an jemanden hindangebe,
der ed bearbeiten wird. Nur wird Die
hauptſaͤchlichſte Schwierigkeit ſeyn, Paͤch⸗
ter, oder Kaͤufer der feilgeſchlagenen
Feldſtücke zu finden. Eben die Urſachen
naͤmlich, die das Grundſtuͤck für jest einem
umvermögenden Befiser in die Hande ge⸗
kieiert baden, werden auch verbindern,
dag nie ein Vermoͤgeuder fih anbieten
wird, es zu kaufen. Go lange wohlba-
bende Leute nicht nur ohne einige Bes
ſchraͤnkung ihren Wohnplag in den Staͤd—
ten aufſchlagen koͤnnen, fondern wohl
auch , die Beweggrimde fie dahin zu ziehen,
täglich vermehrt werden 7, felange wird
der Felddan befiandig in den Handen
der elendern Klaſſe des Volkes verbleis
ben
a *
ben, id die Bemuͤhungen der Geſetzge—
bang, den Feldbau blühend zu maden, _
werden immer ohne Folge ſeyn. Wo die
Verfaſſung den Landwirth, der aus Un—
vermoͤgen feine Gründe öde läßt, zum
Zerfaufe verhält, ift es noihwendig, daß
die Regierung folhe, por der Dand
tar einen hilligenKaufſchilling ſelbſt an ſich
GA, und dadurch hindert, daß diefer _
Zwangverkauf nicht der Anlaß werde ,
dem Beſcher einen Grund abzudrüden.
®, 22.
3. Unter mehreren andern Hrfachen, welche an verſchiede-
sen Stellen vorfommen werden, ind die hohen Zinſen
in einem Stagte eine der vorzüglichſtenUrſachen vor
sen Unwerthe der Tandgüter, mirhin von der Ar—
much Der Befißer. Abth. IX vom Umlaufe ded @eldes.
39. Richt nur aber an der beffändigen
Armath des Beſitzers, ſondern auch ſehr
oft an der augenbricklichen liegt es, dag
ein Feldſtuͤck ungenflegt ‚bleibt. Es ift
ein unverantwortticher Fehler der Geſetz—
gebung, wenn fie die a dazu
untenſtuͤtzet, oder dem Landmanne die
Mittel befihränfer , feiner augeublick—
li⸗
* 45
*
Tichen Noth abzuhelfen. Das erſte ge
ſchieht ſehr oft bei zu ſtrenger Eintrei—
bung der Anlegen, die man vorher unk-
berdacht big zu einer Gröffe bat anwach⸗
fen laffen , wo der Landmann fie zu eut⸗
richten, unfadig if. In dieſen Umfiän-
den wird der Ruckſtaͤndner gezwungen
Vieh, Keldbaugerathichaft, die zur
Aus ſaat, oder auch feinem Unterhalte
nöthige Frucht zu veräufern A: und dar
durch opfert der Staat oder auch der
Privatgrundherr dem gegenwärtigen Fleis
nen Vortheile die ganze Zukuuft anf,
Man fieht bieraus die Nothwendigkeit,
die Abgaben bei dem Landmanne nicht
ausſtehen zu laſſen. Der Grundeigen-
thuͤmer, welcher Ruͤckſtaͤnde auflaufen
laͤßt, ſollte derſelben verluſtig erklaͤrt
werden. Wo die Laſt der Ausſtaͤnde bis
dahin angewachſen iſt, daß ſie ohne Ver—
armung des Grundbeſitzers nicht eingetrie—
ben werden kann, da wird es immer an—
zurathen ſeyn, einen Abſchnitt zu ma—
chen, und die Ausſtaͤnde nachzulaſſen,
k Eine
46 \;, *
k Eine Verordnung, welche nach dem Beiſpiele die L. 151
C. de. Agrie, & Cenſ. den Gläubigern der Tandleus
te, auch felbft Den Candestteuereinnehmern tinterfagte,
die zur Fortſetung des Feldbaues nöthigen Geräthe
oder Viehflücke zum Unterpfande zu nehmen, würde
fehr Heilinme Wirkungen haben.
40. Das zweyte, dag nämlich dem
Landmanne die Mittel befchrankt werden,
der gegenwärtigen Noth abzuhelfen, ges
ſchieht durch Gefege, welche verbieten,
demfelben über eine gewiffe, und meis
ftens zu Feine / Summe zu leihen. Die
Abſicht diefer Verbote ift heilfam: naͤm—
lich, den Landmann durch Erfhwerung
des Kredit! vor unnsthigen Schulden zu bes
wahren. Aber, damit es auf einer andern
Seite nicht binderlich fey , auch wo er unum—⸗
gänglih Beiftand bedarf, welchen zu file
den, ift nothwendig, nicht nurden Fall
auszunehmen, wo die Schuld zur Bes
ſtellung des Feldbaus gemacht wird;
ſondern ſelbſt die zu dieſer Beſtellung
und Verbeſſerung gemachte Schuld, mit
einem Vorzuge vor andern Foderungen
zu beguͤuſtigen; jedoch, daß die Sache
vor den Grundobrigkeiten nk
Eile
Lo. 47
denfelben die Urfachen, welche zır diefer
Borgung zwingen, angeführt, und bes
wiefen werden mußten. Auf folde Art
würde der vorſetzlichen, unnoͤthigen
Schuldmacherey, und allen Abkartungen
zwifhen Glaubigern utd Schuldnern im—⸗
mer noch genngſam vorgebaut.
I Die bömiſche Landesverordnung unterſagt, einem
Unterthan mehr als 2. Schock, zu leihen. Ein altes
hömifhes Schock Groſchen macht nah 9. Pelzels
Rechnung 5 Oulden 30 fr, Man bar die Hinderniſ—
fe eingeſehen, welche diefes Berkor, der Handlung
von jeher geleger hat, und es ift daher. in Anfehen
der Dandelsleute und Kommeryialhandwerfe, aufges
hoben worden, Doch beſteht ed noch in Anſehen
der übrigen Untertbanen.
41. Der Nachlaͤſſigkeit der Eigens
thuͤmer m wird durch die Einführung eis
ner Landwirhtſchaftsaufficht 7 auf
das wirkſamſte Einhalt getdan, die fich
ohne fonderbare Koften des Staates wuͤrde
zu Stand bringen laſſen. Sie koͤnnte
aus den obern Kreisbeamten beſtehen,
denen in ihren Kreiſen ein Unterbeamter
zugegeben, und dieſen die Privatwirth⸗
ſchafts beamten untergeordnet würden,
um in den verſchiedenen Zeiten der Feld—
Als
48 E@
arbeit, der Aernte u. f. w. dent im ihreft
ausgezeichneten Aufſichtskreiſen enthaltenen
Feldbau und andern landwirthſchaftlichen
Verrichtungen nachzufehben. Der Eutwurf
einer folhen Landwirthſchaftsauf—
ſicht iſt zu weitläufe, um ihn an dies
fem Drte auszuführen. Die Defonos
mieaufſeher hätten die Vorſchriften über
ihre Berrichtungen von dem Staate zu
empfangen : und ift es als ein mwefentlis
cher Punkt diefer Vorſchrift anzufehen ,
daß es ihnen nicht an Gewalt fehle, die
nachläffigen Landwirthe durch augenblid-
liche Vorkehrungen zur Kultur anzuhalten.
Sn Fällen von Wichtigfeit hingegen, und
fo oft es darum zu thun ware, gegen
Landwirthe mit gröfferer Strenge zu ver—
fahren , müßten fie an den Dberauffe-
her angewiefen, und auch diefer bei der
Landesregierung Befehle einzuholen, ver-
halten werden.
Pr
m 23;
a, Sn der obern Pfalz Harman Feldfhazer, Del:
meilter, die im MWürrenbergischen ‚Seldftügler - ge:
nanur werden, Die Römer hatten ibre Cenſores
ae
Le 4
Agrarios: Si quis agrum faum paffus fuerae
Sordefcere, --Gvequisarborem fuam vineamque habue-
rat dereliäui; non is sine pena fuit, fed eraß
‘ opus cenforium, eenforesque ærarium faciebant,
Aul Gell. N. A. L. a. C. 18, Plinh, o-L, 5-C. ım
42 Das zweyte Mittel geben die
Abgaben an die Hand, wodurch nice
nur der gänzlihen Dedelaffung dee
Gründe entgegen gearbeitet, fondern zu⸗
gleih auch die beffere Beftellung der
Felder befördert wirdo. Aufjedes File
turfählge, oder fogenannte beurbare
Feldſtuͤck muͤſſen die Eutrichtungen UNe
nachlaͤßlich p, und zwar nach dem mög⸗
lichen mittleren Ertrage in Beziehung auf
die Scholle gelegt ſeyn. Weil die Ente
richtung unnachlaͤſſlich iſt; fo wird der
Landwirth in die Nothmendigkeit verfeget,
fein Grundſtuͤck zu bearbeiten, um nicht
von einem Grunde zu zahlen, von dem
er feinen Nugen gezogen hat. Durch die
auf den möglichen mittleren Ertrag
in der Steuerregulirung ausge⸗
meffene Abgabe, erhält der fleiffigere
11 Thy OD Land⸗
50 %&
Landmann gewiffermaffen eine Belohnung
feiner Aemfigfeit, da ein Theilder Früchte
von Entrichtungen befreyet ift: der nach
laffige hingegen, welher den Grund
nicht bis an den mittleren Ertrag ge:
bracht hat, finder in der dadurch verhälte
nigmäffig ‚erhöhten Abgabeg eine Beſtra⸗
fung feiner Saumfeligfeit. In eben die—
fer Abfiht wird er auch zur Abtragung
anderer aufden Grund haftenden Rechte
anzuhalten feyn,
© Diefes Mittel gehört alfo auch zur zwepten Uns
twerheilung. |
.p Um die Yufmerfiamfeit der Örundobrigfeiten zu ere
muntern, damit fle nicht zugeben, daß die Grunde
ftüde ungebaur liegen, find fle durch verſchiedene
Verordnungen verpflichter, vodnen®rundftücen ihrer
Unterthanen, fle mögen nun auc wirklich Ödeliegen,
die Abgaben gu entrichten. :
a Sin Roh Ackerfeld, worauf ungefähr dren Mehen
Ausſaat gerechnet werden, kann im Durchſchnitte nach
dem geringeren Ertrage zu Deen Körnern, nah dem
mittleren zu vier bis fünf, nach dem beiten zu
ſechs und jteben gerechner werden, ungeadhter das
Letztere feltner ift Dieſes Man der Fruchtbarkeit
angenommen; wenn z.B. auf ein Zoch vier und zwanzig
Srofhben gelegt wären, Fommen bei der mittleren
Kultur zu 4 Körner 12, Metzen, mitbin auf einen
Metzen ver geärnteren Srucht zween Groſchen. Der
gute
S 5
gute Landwirth, der feine Aernte auf daß fechfte Korn
brachte, mithin 138 Mehen ärntet, bätte 6 Mes
Gen frey, oder auch auf das ganze unrergetbeilt „
entrichtet er vom Meken 4 Kreuzer. Der ſchlechte
Landwirth hingegen , der gu 3 Körnern gerechnet,
nur 9 Metzen eingebracht hätte, hätte auf den
Metzen 8 Kreuger zu entridten,
43. Wo bei einem Landwirthe die vore
hergehenden beiden Mittel nicht zureis
chen, bleibt noch ein Drittes übrig ,
das an fih zwar zu gewaltſam ſcheinen
dürfte, aber es nicht mehr ift, fobald die
. gelinderen ohne Frucht find verfuchet wor—
den Jedes Grundſtuͤck, welches dur
zwey, oder drey Jahre ungebaut geblies
ben ‚ ohne daß der Eigenthiimer darüber der
Landwirthſchaftsaufſicht eine geltende
Urfahe anzuführen, fähig wäre, Fanıt
von dem Staate ald verlaffen erfläret ,
und demjenigen zum Kigenthume übers
laſſen werden, der ſich anbiet, Ddaffelbe
zu beftellen, Eine folhe Verordnung
gruͤndet fih auf dag Recht, welches der
Staat an dem Privateigenthnume der
Bürger hat, von welchem er feinen ats
theilmaͤſſigen jährlihen Beitrag zur Er-
haltung des Ganzen fodern Fann, Es muß
D 2 ihm
0 2
ihm daher an Zwangmitteln nicht gebres
hen, fein Recht unter allen Umſtaͤnden
geltend zu machen; und ein Gefeg, wel-
ches den nachlaͤſſigen Landmann auf den
Fall einer dreyjährigen Verlaſſung, feiner
Grundſtuͤcke verlufiigt erklaͤret, kann eben
fo wenig, als das Verjaͤhrungs geſetz
von jemanden für eine Beleidigung des
Eigenthums angefehen werden. Die Si-
cherheit des Eigenthums wird vom
Staate nurbedingnißmeife handgehabt;
wenn nämlich der Privateigenthuͤmer das
Eigenthum des Staates nicht verleger.
44: Die Muthlofigkeit des Land«
mans e hatihren Grund in der Meinungs
dag feine Mühe verloren if, und er
die Früchte derfelben nicht für fich
ärnten werde Es iſt leicht einzite
fehen, daß ein ſolcher Gedanke feinen
Fleiß miederfiplagen, fund ihn zu aller
Arbeit verdroſſen machen wird. Was
alſo dieſe Meinung herbeiführen, vergröfe
fern, oder beſtaͤttigen kann, muß aus
dem Wege gefihaft werden. Die Unſi—
cherheit des Eigenthums, die = ſ⸗
e
KR - 53
fe der Abgaben, und die zuſehr Bes
günffigte Jagdluſt, ſowohl der Lan
desfuͤrſten, als der Privatbeſitzer, koͤnnen
als die erſten und hauptſaͤchlichſten Quel⸗
len angeſehen werden ‚woraus Muthloſigkeit
flüffen wird, denen noch die Menge der
werkloſen Tage zugezählt werden mag.
&. 52,
45. Wo die Unſicherheit des Ei⸗
genthumss ihren Urfprung inder fehe
lerhaften Grumdverfaffung eines Landes
Hat, da wird ed der Geſetzgebung im—
mer fhwer, dem Uebel zu ſteuern. re
wägen aber die Brivatgrundherren ,
daß eine folde Verfaffung gegen ihren
eigenen Vortheil flreitet; fo würden fie
der Aufhebung derfelden fih nicht wi»
derfegen. Das Recht, welches fih auf
einen alten Befiß gründer, iſt ohnehin
durch die ältren und unverfaͤhrbaren
Rechte der Meufchheit ſehr zweifel⸗
haft gemacht. Wo die Bauern in einen
gewiffen Verſtaude nur als Pachtin⸗
haber betrachtet werden, da glauben bie
»3 Srunds
54 Ro '
Grundberren fich wohl zu berathen, wert
fie dem ämfigenLandwirthe, deſſen Grundſtuͤ⸗
fe in gutem Stande find, auf den Grund⸗
antheil eines nachläßigen verfegen, um
diefen durch eine Gutthat zu verbeffern.
Auf ſolche Art hoffen fie dem. Feldbau des
Einen und Andern geholfen zu haben:
aber die Folge ift, daß beide zu Grunde
genen. Der Nachlaͤſſige laßt den feini«
gen eingehen, weil er nachlaffig ift, weil
diefe Nachläffigkeie ihm gleihfam beloh-
nes wird, und er durch fieimmer in ei⸗
ne aufrechte Wirthfchaft verfegt zu wer—
den hoft. Der Aemſige hingegen, dem
fein Fleiß zum erftenmale - übel befoms
men, bittet fih wohl, durch neue Vers
befjerungen zu feiner nochmaligen Bere
fegung Anlaß zu geben. Da alfo diefes
Recht auf den Zuſtand der allgemeinen
Landwirthſchaft einen ſo groffen Einfluß
bat, fo ifi die Vorfehung nicht zu miße
billigen, wenn den Bauern wenigftens
der lebensiängliche Befig des Grundes
verfihert, und diefe Freyheit der Ders
fesung aufgehoben wird,
un Die
— * 66
Die bkonom. Beſellſchaft zu Petershurg Hat im Jahr
1765 die Preisaufgabe beſtimmt: ob es tem
Staate nützlich iſt, wenn die Bauern Ligen—
thum beſitzen Ehrt dieſe Frage eine Reaierung ?
Ehrt fie unfer Jahrhundert? die Menſchheit?
Die befferenAuflöfungen ‚welde darüber erfbienen ,
And die gefrönte Preisſchrift unter dem Titel: La
Felicite pnmblique und die von Bearde de 1’ Abba»
ye. Uber aub die Abhandlungen von Woeluor,
Mark, Oeder, und Merkel Haben ihren guten Werth:
45. Auh die Abſtiftungen, welche
hie umd dort den Grundobrigfeiten, mer
gen nicht wohl beftellier Wirthſchaft ein—
geraumt find, koͤnnen als eine Berfaß
fung angefehen werden, wodurch die Un—
fiherheit des Eigenthums vergröß
fert wird. Ich habe an einem andern Orte
die Furcht, des Grundeigenthums
entſetzet zu werden, unter die Mittel ges
rechnet, der Nachläffigkeit der Private
eigenthümer Graͤnzen zu fegen. Aber fols
he Abſtiftungen muͤſſen nie von jemans
den -einfeitig unternommen werden fönnen.
Es ift nothwendig, daß fogar die öffente
lihe Dekonomieaufſicht in dieſem Stuͤ⸗
cke gebundene Haͤnde habe: um wie viel
mehr muß den Grundherren die eigen⸗
maͤchtige Abſtiftung benommen ſeyn.
D4 47.
ER &
47. Sind die Geld, oder Natu⸗
ralentrichfungen fo groß, daß der
Landmann von feinem Schmweiffe mehr
nicht, als feine kaum zureichende Noth«
wendigfeit, uͤbrig zu behalten, hoffen darf;
fo iſt es ungezweifelt, er wird feinen
Fleiß nicht färker verwenden, als blog
um ſich durchzubringen. Er macht wohl
eher bei fih Die Ueberlegung: man were
de ihm nicht Hunger flerben laffen : und
daß da, wo nichts übrig if, Staat und
Grundherr vergebens etwas zu nehmen
ſuchen. Die Nothwendigfeit, die Abs
gaben des Landmanns in ein folhes Vers
Haltniß zu bringen, welches den Fleig
ſpornt, nicht niederfchlägt, leuchtet bier
vorzüiglih ein. Die Zrägheit des Land»
volks iſt meiſtens die Folgeder Abgaben,
welche den Bortheil des Staates mit den -
Vortheile der Kolonen nicht im eine güne
fige Viebereinftimmung bringen. Die Er⸗
fahrung beftättiges e3 zu fehr, wie wenig
ſtaatsklug der Grundſatz iſ: Der Baus
er ift dann am Amligfien, wann
er elend iſt.
48
*. 57
48. Es wird immer unwiederſpr erhlich
dleiben / daß die freye Jagd mit dem bluͤben⸗
den Feldbau ſchwer zu vereinbaren iſt.
Unberechnet die beſtaͤndigen Druͤckereyen
der Jaͤgerey, und die daraus euntſte⸗
henden fo vielfaͤltigen uͤblen Folgun;
fo iſt gewiß, daß ein Theil der Felder—
zeugniffe den Gewilde Preis gegeben
wird, welcher der nüglicheren Viehſucht
entzogen ift ; daß die Zeldfrüchte einer
fiäten Gefahr ansgefegt find, von dem
Semwilde, amd oft mehr von den Ja gene
den in der Hise der Verfolgung zeriree
ten und verwuͤſtet zu werden; daß diefe
Betrachtung dem Landmanne natürlid) die
Luft benimmt, feine Felder mit Ilem-
figfeit zu bearbeiten, und, um das Ges
wild von feinem Felde abzutreiben e ges
nöthiger ift, feine Arbeit zu verdoppeln ,
wodurch fie dem Staate auf einer an—⸗
dern Seite geraubt wird , wo die Maife
der Arbeitfamfeit dadurch nugbar hätte
koͤnnen vergröffert werden, Die gewoͤhn⸗
lihen Beichränfungen, wodurch die
Sefege dieſen offenbar üblen Folgen vor⸗
5 zu⸗
ss 1%
zukommen dachten, find immer unwirk⸗
ſam befunden worden. Um den übers
mäffigen Anwachs des Gewildes zu vere
hindern, bat man die allzugroffe Hegung
defielben bei Erfegung Des Schadens,
welcher durch das Gewild den Landmanne
zugefügt werden follte, unterfagt; auch
dem Landinanne die Erlaubutß ertheilt ,
ſolches von feinem Felde abzutreiben,uud
hiezu Humde zu halten. Mau muß die Erfahe
sung zum Zeugen aufrufen, ob die Er-
feßung des Schadens jemals die Jagd:
befiser abgehalten hat, das Gewild in das
unendlihe vermehren zu laſſen. Der
Privaterfaß geſchieht meiftens nach
einer fehr geringen Schägung, welche
den Landmann - uber feinen Verluſt nicht
ſchadlos Hält £: der Erfag aber in Bes
ziehung auf die allgemeine Landeskultur
iſt ganz unmöglihd wu. Das Wachehal⸗
fen, zu welchem: fih der Landmann ge»
noͤthiget ſteht, um das Gewild vorn feie
nen Früchten abzutreiben, raubt ihm die
noͤthige Ruhe, fodert feine Bemuͤhung
auf einer Seite, wo fie nichts hervor⸗
bringt,
59
bringt, und entzieht fie nutzbarern Arbeis
fen, mwodurh dem Staafe immer ein
fehr grofjer Theil in der gemeinfchaftlis
chen Maffe der Arbeitfamfeit. entgeht.
Diefe vereinbarten Gründe follten lange
fhon Die thätige Befchranfung veranlafs
fet haben, welche die Verordnung Jo—
ſephs TI. vom I Jaͤnner 1786 zum Bor:
theile des Feldbaus in den öſterreichiſchen
Staaten. der Jagdgerechtigkeit gegeben
hat: befonders, da ein blofjes fehr_ zwey—
deutiges Vergnuͤgen einiger Wenigen,
gegen das wahre Wohl ſo vieler Buͤr—
ger in Vergleihung gefegt zu werden ,
nicht verdienet.
4
*
eDieſe Schaͤtzung ward von den Beamten oder der
Jägerey vdesjenigen unternommen , der zu dem rs
jase verbunden it. Es ift alſoleicht eingufeben ,
Daß te fehr einfeitig gewefen. In einigen Provinz
zen wollte man dus dad Herfommen behaupten ;
806 -unter dem Erfage nur die Ausſaat verftanden
wäre. Durch das neueſte Jagdgeſetz ift die Schä—
Bung des Jagdſchadens dem Äreisamte und dee
Bemeinde Übertragen,
2 Der Erfaß, wenn er auch nach dem wahren Werthe
gelziftet würde, geſchieht nur dem Privarmanne ?
Ader bleibe nohimmer wahr, daß dagienige, fo von
dem Sewilde verderbt worden, in der Summe ‚der
algemginen Aernte abgehe, Es ift weiter gewiß, daß
der
60 *
der Peeis einer feden Babe zu der vorhandenen
Menge derfelben im Berbältnifie ſtehe. Der auf
verfbiedenen Seiten geſchehene Wildſchade kann
De Menge der Leldbaußrodukte anſehnlich vermin⸗
dern, und dadurch eine verhältnismälfige Preiserz
Höhung veranlaßt Haben, wodurch nicht nur die
Handlung in eben dem Berhäftnifie gekränket,
fondern felbft jeder einzelner Verzebrer im feinen
Unterhalt geiteigere wird, auf welchen fihb dee
Erfaß gewiß nicht erſtrecket. Es iſt welter nothwen⸗
dig, bier zu wiederholen , was bereitd In dem 1+
Dande gefage worden: das Zugrundgerichtete geht ents
weder der Nationafverzehrung ab: in weſchem Fal⸗
le der Werch dafür binausfommen wird , wenn ber
Mationafvergehrung Genüge gefhehen mug : oder.
ed würde Ausfudrgur gewefen fenn; da bat der
Staat wenigitend den Gewinn dieſes Werths ver—
foren.
49. Die Menge der arbeitlofen
Zage x hat in allen Theilen der Be-
fhäftigungen einen ſchaͤdlichen Einflug.
Da von demfelben an einem andern Orte
y umfländlicher zu handeln, fih Gelegen⸗
heit anbiet, fo nehme ich nur die Anmer⸗
kung in Beziehung auf den Feldhau
mit, dem fie dadurch ein eigenes Hin—
derniß legen: dab oft die nothwendigſten
Wirthſchaftsverrichtungen, welche Feiner
Berfchub leiden, und von denen das gan⸗
ze Glüd der Aernte abhängt , unterbleie
ben muͤſſen, weil z. B. der, nach lange
au⸗
* 61
anhaltendem Regen, zur Heimſchaffung
der Saat guͤnſtige Tag gerade ein Feyer⸗
tag iſt, und es wenigſtens nur erſt vou
dem Eigenfinne, oder doch der Willkuͤhr des
Pfarrers abhängt, ob der Landmann den
Schweiß eines Jahres verlieren fol ,
oder nicht. Diefer Grund vereiniget fich
mit fo vielen andern, anf die Verminde—
rung der Feyertage ernfilih bedacht zu
feyn.
Xi4s
Yı Hbrh, von Manufakturen⸗
50. Ze mehrere Beweggründe der
Armfigkeit des Landmanns zur Bebauung
feines Feldes angeboten werden , deftp ei=
friger wird fein Fleiß ſeyn. Der erfie
Bemweggrund für ihn ift, fein und der
Seinigen Unterhalt; der zweyte die
Entrichtung, zu welcher er verpflich-
tet iſt; der ‚dritte endlich: etwas auf
den Norhfall zur Werbefferung fei-
ner Umſtaͤnde, oder für feine Fa»
milie bei Seite zu legen. EN muß
en
62 *
den laͤndlichen Erzeugniſſen nicht an eis
nem Anwerthe fehlen, 2 derden Land⸗
mann einen Preis hoffen läßt, worin
er alle drey Beweggründe vereinbart
\ fieht. Bei Beffimmung diefes Preifes
ſcheint der Vortheil der xandwirthſchaft,
mit dem Vortheile der uͤbrigen Hand—
lungsgeſchaͤfte einigermaſſen im Wider⸗
ſpruche zu ſtehen. Iſt der Preis der
landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe, fen es
der Lebensſsmittel, oder des Stoffes,
hoch; fo muß wegen des nothwendigen
Zuſammenhangs auh jedes Manufaks
turerzeugniß im Breife fleigen, wodurch
eine der vorzuͤglichſten Eigenfchaften einer
Waare, die Wohlfeilheit verloren geht.
Iſt der Preis der Feldprodufte niedrig;
fo ift er fir den Landnanı nicht ermun—
ternd genug; uud dieſer findet feine
Rechnung beifer dabei, weniger zu ers
zielen, weil erdann z. B. aus der Halb-
fcheid der Aernte eine gleihe Summe er«
halten, und ſih Mühe, Zeit, Aus-
ſaat u. a.m.erfparen kann. Es bleibt
alſe
\
Joe. 63
alſo nur der mittlere Preis uͤbrig, wo
die Vortheile beider Zweige vereinbart
werden koͤnnen. Dieſer mittlere Preis
kann ſeinem Weſen nach betrachtet wer⸗
den, oder bloß numeriſch.
232
51. Dem Wefentlichen nah, ift der
mittlere Preis ſtets und aller Orten derz
ſelbe: derjenige naͤmlich, weldyer mit
Dem Zuftande der Handlungderges
ffalt im Werhältniffe fteht, daß
Dadurch der Landwirthſchaft von.
dem Gewinne, fo durd die Dand-
lung Eömmt, ihr ebeumäffiaer An«
theil zugefendet wird. Diefe Antpeile
nehmung an dem allgemeinen Vortheile ift
nicht nur billig,fie ift auch nothwendig.
Der Staat ift zwifchen den Gliedern der
Sefellfchaft, nach dem Maffe ihres wech⸗
felfeitigen Beitrags zu der allgemeinen
Wohlfahrt, eine Gleichheit zu beobache
ten” ſchuldig. Wo diefe Gleichheit nicht
bepbachtet wird; fehlt es dem verabfäums
tem
64 %
fen Theile an derienigen Aufmunterung,
welche der Sporn, die eigentliche Seele
des Fleißes ſeyn muß. Auch iſt, damit der
Werrh der Ländlichen Erzeugniffe dem
Berkäufer die’ zureichenden Mittel verfchafe
fe , feinen übrigen Bedürfniffen Genͤ⸗
ge zu leiften, unumgänglich erfoderlich,
dag nach dem Maffe, alsdie Beduͤrf⸗
niffe entweder im Preiſe ſteigen, oder
überhaupt alsdurch den Wohlftandder Hands
lung der Wohlſtand der arbeitenden Klaffe,
und mitderfelben die Zahl ihrer Bedürfniffe
in einem gewifjen Berfiande vermehret wird,
der Landınann in dem Preife feiner Erzeug⸗
niſſe fo viel finde, um fih die gefleio
gerten , oder vermehrten Bedlrfniffe zu
verfchaffen. Wuͤrde durch eine uͤberdach⸗
te Seltfeßung des Preifes ihm der Weg
dazu verfihloffen; fo würde in dem einem
Falle es ihm am Nothwendigen mans
geln, wodurch er gezwungen wird, feine
Arbeit zu unterbrechen; in dem andern
Falle aber fein Zuftand wenigftend vers
haͤltnißmaͤſſig ungluͤcklicher, als der Zus
fand der übrigen arbeitenden a
ie
% 65
Die Klaffe des Landvolf3 wurde alf6 ver:
laffen werden, weil fie durch Webertre-
tung zu den andern Klaffen, ihr 2008 zu
verbefjern, begierig wird. Was zuride
bleibt, ift unvermögend, oder raͤchet ſich
durch Traͤgheit an der Ungerechtigkeit der
Geſellſchaft.
52. Es iſt daher aus fo vielen Grün«
den nothwendig, der Landwirthichaff
durch den miffleren Preis ihren An«
theil von dem Handlungsgewinne zu—
frömen zu laffen. Aber die Regulirung
des mittleren Preiſes kann nicht durch
Taxen, ſondern durch die wechſelwei—
ſen Verabredungen der Kaͤufer und
Verkaͤufer auf den Marktplatze geſche—
hen wenn anders der Freyheit dieſer
Kaufvertraͤge keine Hinderniſſe geſtellet
ſtud q. Wird nun der wechſelnde
Marktpreis verſchiedener gemeiner
Jahre miteinander verglichen,
und durch die Rechnung die Mittel.
sahl gezogen, fo wird diefes Produkt
für das numeriſche mittleren Prei-,
11 Thl. € ſes
66 I
fes angenommen, welches nad Verſchie—
denheit der Umfiände veraͤnderlich if.
a Ein ſoſchesHnderniß ift unter andern das widerrechtliche
und araufome Derfommen, in deſſen Beſttze ſich man—
cher OGrundherr behauptet: Dak nämlich der Grun’s
hold , ehe er fein Getreid zu Markt bringt, es
ihm zum Kaufe anbieten muß.
53. Weil die Reculirung des Prei—
fes von den Verabredungen der Kaͤu—
fer und Werfäufer abhängt; fo wird
fih der Marktpreis immer nach den Maſo
fe der Anfrace,, und diefer nach der
Zahl, oder dem Zufammenfluffe der
Käufer verhalten. Iſt die Zahl der Kaͤu⸗
fer oder. die Anfrage zu groß ; fo folgt
Vertheurung. Iſtes die Zahl der Vers
kaͤufer; ſo folgt eine Art von Unwert.
b. Die Borforge des Staates muß das
ber auf beides gerichtet feyn: daß Der
Zufammenfluß der Verkaufenden
nicht zu groß fen; und eben fo daß den
landwirthſchaftlicheu Erzeugniffen eine
verhaͤltnißmaͤſſſge Menge von Abs
nehmern verfihert werde,
b. ©. Uhhandlung vom Zufommenfluß,
34
. 67
54 Geſchieht der Juſammenfluß der
verkaufenden freywillig, und wird er
einzig durch den Ueberfluß der Erzeug—
niſſe veranlaſſet; fo ſetzet ſich alles ſehr
bald von ſelbſt in die natürliche Ordnung.
Verkäufer, welche ihre Rechnung an dem
Marktpreiſe nicht finden, ziehen fih zu—
ruͤcke, das Gleichgewicht zwifchen An⸗
bot und Anfrase, und mit dieſem Gleiche
gewichte der mittlere Preis der Märkte
wird bergeftellt. Aber fehr oft ifi diefer
Zufommenflug erz wungen: wenn nänt-
lich, umfeine Abgaben zu einer qemwifs
ſen Zeit zu entrichten, das Landvolk zu—
aleich feine Früchte feilzuſchlagen, ge«
nöthigt if. Je ndher diefe Zeit der Ab»
gaben: an die Aernten granget , defto'
gröffer ift der Nachtheil des Landınanng.
Die Mohlfeilheit der Feldfrichte in ei—
nem ſolchen Zeitpunfte ce ift eine der vor.
züglichften Urfahen, die den Feldbau
zu Grund richten. Alfo hat der Staat
wicht allein die Abgaben des Feldbaus zu
mäfigen, fondern auch durch eine Ver⸗
E 2 thei-
68 ®-
theilung auf verichiedene Beitendem Un:
werthe der Erzeugniffe vorzubanen.
€ Die Erfahrung wird diefe Vetrachtung aller Orten
beftärsigen, Die vorrheildafte Deir zur Kruchtanfaus
fung bier Landes (t um Michgelqeit, weil
damals dir Grundbücher gehalten , -und die Abga—
ben berichtiger werden, Der Unwerth derKeldfrüdz
te it nicht die einzige üble Folge einer vernachläſ⸗
Roten Eintheilung: der Landmann ift dadurch hr‘
oft gezwungen , feine noch Febenden Zeldfrüdte,
oder den Wein am Stocke, für eine Kleinigkeit bins
zugeben, 5
55. Die Abnehmer d find erſſens die
Nrativnalverschrer, dann die Frem⸗
den. Nicht genug, daß die Mario ui=
versehrer überhaupt mit den Landwirth⸗
fcheftsproduften in einem vortheildaften
Verhaͤltniſſe ſtehen, das ift: daß eine
ftarfe Bevoͤkerung im Lande ſey; es
iſt zugleich nothwendig, daß dieſe Bevoͤl⸗
kerung verhältnigmäflig zu dem Feldbaue
vertheilet, und dadurch die Lokalabnah—
me der Lokalerzeugung gleihfey. Die
ungleiche Vertheilung der Bevoͤl⸗
kerung in einem Staate wird zwener⸗
lei nachtheilige Folgen nach fih ziehen;
Unwerth der einen, und uͤbermaͤſſi⸗
gen
* 44
gen Preis auf der andern Geite
Der Unwerth muß nothwendig in dene
jenigen Gegenden des Staates, in den
Provinzen folgen , die von DVerzehrern
fehr entblößt find, wo alfo die urpage
nach den Erzeugniffen fo gering ift ,
der Käufer durch feine Stellung —
ſter des Preiſes bleibt, und ſie dem Ver—
kaͤufer weit unter dem billigen Werthe
abdruͤckt. Hingegen wird der Zufammene
fluß der Käufer in den mit Verzehren—
den überfüllten Gegenden nothwendig als
Ie Feilfehaften erhöhen, weil die zu—
groffe Anfrage der Käufer ihn fei-
nes Abfages verfichert, und in den
Umſtand verfeget, daß er den Preis vor⸗
Schreiben Fann. Der durch den Mangel
der Käufer veranlaßte Unwerth zieht nas
tuͤrlich die Muthlofigfeit des Landmanng,
fein Unvermögen, mithin den Unwerth
der Landgüter, und zuletzt den Der:
fall des Feldbaus in foldhen Gegenden
nah fih. Es ift bier der Drt nicht,
die ſchädlichen Folgen fortzufegen, wel»
ehe auf der andern Seite die Ueberladung
€3 der
2
70 —
tee Verzehrenden dem Staate in mau—
cherlei Zweigen zuzieht.
d. 32,
56. Was daher immer dieſe unglei—
che Vertheilung der Verzehrenden in eis
nem Etaate befördert, richtet den Feld;
bau zu Grund, Es liegt deutlich vor
Augen, dag den übermäſſigen Zufluß
der Menfchen in den Hauptſtaͤdten
ald die vorzüglichfte Urache derfelben ,
verhindern, die Landwirthfchaft begunfti-
gen beißt, ımd daß diejenigen Staaten
vondiefer Seite die glüdlichften find,
welche mehrere Mittelſtaͤdte haben,
worin fi) der Landadelaufpalt. Diefe were
den zugleich der Eik der Manufakturen
feyn, die in den verfihiedenen Theilen der
Provinzen, als fo viele Mittelpunfte der
Verzehrung angefehen werden koͤnnen,
wodurd das Geld in allen Gegenden gleich
umlauft; die dem Lanndmanne einen ges
wiffen Abfag und anfiindigen Preis feis
ner. Zeilfihaften hoffen laffen, und ihn
durch
9: 71
durch dieſe Hoffnung zur Erzielung er-
muntern. Wo dergleichen Mittelftädte
in einem Öfate nicht find, da würde
cs wenigfiend durd andere Wege Möge
lich ſeyn, die vortheilbafte und noth—
wendige Vertheilung der Verzehrenden zu
bewirken: wenn namlih, dem unbediene
fien Landadel nicht frey flünde, nad
Wohlduͤnken feine Güter zu verlaffen,, und
auf beftändig in die Hauptflädte zu ziehen;
und wenn diejenigen Verzehrer, deren An—
wefenheit in den Hauptftädten unndthig,
und in gewiſſem Verſtande ſchaͤdlich iſt,
die Manufakturen, Armenhaͤuſer,
Univerſitaͤten, eine groſſe Anzahl von
Kloͤſternu. m. d. auf das Land verlegt
wuͤrden e.
1, S. He Abhandlung von der Theurung in groſſen
Städten ze,
57. If ein Staat in verfchiedene
Frovinzen getheilet, fo Fönnen die Na—
:tionalabnehmer f entweder aus Der;
felden, oder aus verfchiedenen Pro—
vinzen ſeyn. Wird der Abſatz der Lande
E4 wirth⸗
7 2 Pay
AN
ea
wirthfihaft fogar bis auf die Pro—
vinzialverzehrer hevabgefest , oder
doch durch Zwiſchenmaͤuthe g die wech—
felweife Mitheilung unter den Provinzen
gehindert, fo wird die Anfrage fehr ver-
mindert werden, und dadurch der Preis
der Feilfhaften immer fehr niedrig blei«
ben. Die Provinzialkaͤufer, welche
verfihert find, daß fie niemand überbie«
ten kann, werden denLandmann druͤcken, der
Landmann, um das Gleichgewicht der An—
frage und des Anbietens herzuſtellen,
wird ſeine Erzeugniſſe vermindern: auf
beiden Seiten leidet der gemeinfchaftliche
Nahrungsftand, und der Staat. Die
Swifchenmäuthe fönnen nur unter zween
Geſichtspunkten betrachtet werden : als ei»
ne Anlage. auf die Verzehrer, oder
um die Einfuhr der belegten Waare
abzuhalten. Sind die Provinzen nach
einer gerechten Gleichheit befteuert, fo
wird eine ſolche Abgabe die Verzehrer
der belegten Feilſchaft offenbar ſtaͤr⸗
ker anlegen. Sind die Prooinzen ungleich
belegt, fo werden entweder Urſachen die—
ſer
7% 73
fer Ungleichheit vorhanden ſeyn, welche
zuvor gehoben werden müfjen; oder Dies
fe Ungleichheit ift ein Verſehen des Steu—
erfuſſes: und dann ifi ed immer zu—
trägliher und ficherer, die Abgabe
durch Verbefferung des Stenerfuffes aus—
zugleihen. Die Zwiſchenmaͤuthe als
eine Abhaltung betrachtet, find ulte
nuͤtz, wenn eine Provinz die Hilfe
der audern nicht bedarf ; oder gratis
fam , wenn dadurch einem Theile
der Bürger ihr nothwendiger Unterhalt
unmöglich gemacht, oder wenigfieng ers
fhweret , und der Nationalverzehrer
wohl gar veranlaßt wird , feiner Roth
durch Ankauf bei Fremden abzuhelfen.
Es gehört alfo unter die unumganglichen
Ermunterungen des Feldbaues, dag die
Gemeinfhaft unter den Provinzen eines
Staates nicht gehemmet fey.
f65
g Die Einführung derZwiſchenmäuthe wird ürſprünglich
darin gu fuchen fenn : daß Provinzen, die vorz
ber abgefonderre Staaten waren, zwiſchen welchen
folde Mäuthe befunden, duch Eroberung, oder
auf andere: Weile in einen Sant vereinvart, und
die Mäukhe nicht aufgehoben wurden; over au,
E 5 daß
74 8
die Provinzialvorſteher von dem Regenten ſolche
Abgoben bei der Ausfuhr in der Abſicht erbeten
baden, um dadurd) die Theurung in ihren Untere
geordneten Provinzen zu hindern,
58. Die Anfrage der Nationalkon—
ſumenten würde aber der Landwirthſchaft
immer noch nicht denjenigen Preis verz
fihern, der zur Ermunterung ihres Fleiſ—
ſes erfodert wird. Es ift gewiß, daß
die Nationalverzehrung allein nicht
fo leicht den Anbau aller Gründe, oder
doch nicht den beſten Anbau nothweundig
machet. Für den Kopf taͤglich zwey
rund Brod gerechnet, wird ein Joch
neh miitierem Erträgniffe der Kultur,
mithin, zu 6 Korn genommen, auf ein
Jahr fir zween Köpfe zureichen. Jede
Duadratmetle konnte alſo, nah Ab⸗
zug des nicht für den Feldbau aenüg-
ten Grundes, und fogar der Brach—
Felder bis 3000 Menſchen ihren Unter-
balt verſchaffen h. Ich will jedoch) Pics
fe Rechnung wegen fo mannigfaltiger
Verwendung des Kornwerks auf die Halbe
fibeid berabfegen: welcher groffe Staat
wenig⸗
0} ab
wenigftens, ift fo fehr bevöffert, dag
auf jede Duzdratmeile im Durchſchnit—
te der verfchiedenen Provinzen 1500
Einwohner gerechnet werden mögen ?
Der Ueberfhuß der Felderzeugniffe wuͤr—
de alfo ohne Abnehmer bleiben, wenn,
nah dem befriedigen Bedinfniffe der
Nationalverzebrer nicht au Auswaͤr—
tige abgeſetzt werden koͤnnte. Die Hoff—
nung dieſes Abſatzes allein kann dem Land—
mann/- zur Bebauung allev Gründe ſo—
wohl, als zur beſſeren Bebeuime der—
felben Muth machen, und diefe Hofe
nung wird durch die Freyheit der
Ausfuhr belebt, unterſtützet.
h Diefer Uiberſchlag hält einigermaſſen dag Mittel
zwischen der Berechnung 2. Probſt Süsmilhs, der
2750. und Vaubans, der eine franydfiiche Meile ge—
gen die deuriche berechnet, für jede Meile 236r,
Köpfe annimmt.
50. Die Meinungen der Zeiten, der
Staaten , der Schriftſteller find iiber
den Vorthei des freyen Kornhan—
dels, und über Die Graͤnzen der
Freyheit nicht vereiniget. In Altern"
Zei⸗
76 N. : | |
Seiten hat man die Landwirthichaft nir⸗
gend mit Ausſicht anf die Handlung
geisieben. Das Beforgniß vor eigenem
Mangel dat die Ausfuhr des Korns
lange beſchraͤnkt, und den Kornhandel
nach den Regen einer aͤngſtlichen Marft:
anftalf geleites. Schriftfieler von An—
fehen und Einfiht hingegen haben Die
Vollkommenheit dieſes Zweiges von ei-
ner unter allen Zeiten und Umſtaͤnden
unbeſchraͤnkten Handelsfreyheit abhaͤu⸗
"gig gemacht. Go entgegenſtehende
Grundfaͤtze zeigten in der Ausuͤbung die—
ſelben Folgen, nur unter verſchiedenen
Umſtaͤnden. Die geringe Ermunterung
der Landwirthſchaſt in Staaten, wo der
Abſatz auf die Nationalverzehrung einge—
ſchraͤnkt war, beſchraͤukte auch die Erzielung
und foͤrderte den Mangel , den man
beforgte, um deſto gewiſſer und um fo
früher herbei. Bei einer unbeſchraͤnkten
Ausfuhr aber ward oft das Beduͤrfniß
der Natonglver zehrungFremden zuge«
füͤhrt. Die Aſicht, wie die Wirkung
der freyen Kornausfuhr muß ſeyn: dem
hei
20, 77
Theile den Abfas von auſſen offen zu
laffen, welcher des Landwirthſchaft ei—
nen zur Erzielung ermunternden Preis
fiherftellet, ohne der Nakionaider-
sehrung den Unterhalt zu erſchwe—
ren. Und diefes vereinbaret ſich in einer
Freyheit der Ausfuhr i, welche nicht
durch eine beftimmte Menge, fonderu
dureh die Erhöhung über.dven Mits
telpreis ihre Orangen erhält. Der Ang:
druck diefes Satzes in der wirklichen Anwen—
dung wird ſeyn: Jedermann hat Die
Srepheit Korn auszuführen, o lan⸗
geder Preis auf (genannten) Maͤrkten
Den Preis von — knicht uͤberſteigt.
i Die Bekonomiften, ein Zweig dre Enenflonehis
ſten, fotern eineunter allen Umftänden frepe Yuds
fuhr. Aber dreie iſt in der Thar ſelbſt ein Unding.
Wenn Mangel im Lande tt, wird immer
nicht ausgeführr: und eine Regierung, die eine
allgemeine frene Ausfuhr verdeiffen hätte, wiirde
ihre Zuſage in ſolchen Umſtänden nichr erfüllen kön—
nen, denn fie muß den Unterhalt des Volks ver—
fihern. Die Ausfuhr, die nur mit Ueberflug ge—
ſchehen fann , höre anf, wo ein Staat felbft auf
das Nothwendigſte herabgefegr ift.
Als einer der wichrigften Griinde für die unbe:
ſchränkte Ausfuhr wirdangeführt: Das, wenn dur
sie Beihränfung der Ausfuhr auf einen gewiſen
Preis die Freyheit zu handeln, ungewiß gemacht
wird D
78 S
wird, nicht leicht jemand magazinirt, mithin
auch der Landwirth nicht auf eine unſichere Abnah—
me zielen wird. Man ſchiebt hier einen unrichtigen
Ausdruck Hei Beſtimmung ded Beweggrun—
des, jur Magazinirung bet dem Zandelsnmann
und zur Erzielung bei demLandwirth unrer : Jener
mogaqzinirt, diefer erzielt nicht, um auszuführen,
fordern nur um für einer anſtändigen Preis, und mit
Gewinn zu verfaufen. ft die Ausfubr ren, io
wird ausmwartg verfaufr: tft le geinerrt , fo it der
Preis von innen höher, wud feiner Abſicht gemäffer.
Man rufr befäntig: Staaten, wo vollefrenbeit tt
baben nie einen Mangel empfunden. Man nenne
Bob diefe Staaten ! folde die einigen Seldbau
und unbefbränfte Srenbeit der Ausfuhr haben.
k Der Mittelp-eis ift bier der Preis, wo die Mas
nufafturen dur ihre Wohffeilbeir von in und
auflen die Hlitwerbung von Fremden nicht ju bes
fürdten hatten. »
60. Bei diefer Anordnung wird von
dem Gase ausgegangen: Daß der
Mittelpreis ein Zeichen Der zurei—
chenden Feilſchaft iſt. So lange fich
alfo diefer Preis auf den Märkten ers
halt, iſt Fein Mangel zu beforgen.
Wuͤrde zuviel ausgeführt, fo ift der
Staat durh den fieigenden Marktpreis
davon unfehlbar, und ſogleich benad-
richtiget. Aber foaleich fängt auch das
Gegenmittel zu wirken an: die Ausfuhr
h *
Pin =
“
3% 79
boͤret auf: mas fonft ausfloß, ſtroͤmt
auf die Nationalmärfte zmrüd : dieſer
Zuwachs der Feilfhaft macht den Preig
finfen, der Mittelpreis und mit ihm die
Freyheit zur Ausfuhr ift wieder hergee
ſtellt.
61. England hat im Jahr 1689 an—
gefangen, den übrigen Nationen dag
Beifpiel zu geben, daß. die Frenheit de
enswärtigen Kornhandels nicht nur den
Landmann in feinem Fleiffe unterſtützen,
fondern auch den Aderbau zu feiner
Vollkommenheit zu bringen , fähig iſt Z
Zwar baden auch andere Stasten feit
diefer Epoche es ſich ſtaͤrker angelegen
feyn laſſen, den Aderbau zu unterſtuͤ⸗
gen: und es iſt durch diefe allgemeine
Benrühung der auswaͤrtige Kornhan—
Del ungemein erfchmweret word:n. Um
defio mehr alfo muß der Gefeggeber
die inneren Dinderniffe heben, und
feine Handelsleute von auffen umterfits
gen. Es ift nicht möglich, einen aus—
waͤrtigen Kornhandel ohne Aufſchuͤt—
tung des Vorraths zu begreifen. Die
Frey⸗
go *
Freyheit Korn auf zuſchuͤtten, muß alſo
nicht beſchraͤnkt, der Stand der Korn—
haͤndler nicht mit den verhaßten Be—
nennungen bezeichnet werden, die fol-
chen Zeiten ihren Urfprung fihuldig find,
wo die Fruͤchte des Feldbaues kei—
ne andere Beftiimmung hatten, als den
Unterhalt des Volks. Da die Ausfuhr
des Getreides an den Graͤnzprovenzen
geſchieht; fo ift bier ein neuer Grund,
die Verführung des Korns , aus. eis
ner Provinz in die andere, wicht durch
Zwiſchenmaͤuthe zu hemmen, damit durch)
di:fe Verſchiebung die Weberbringung er—
leichtert werde. Zur Wohlfeilpeit der
Ziviichentransvorte leiften die Kanaͤ⸗
le, wodurd ‚die Landflüͤſſe vereinigek
find, groffen Vorſchub. Endlich, weil
men in jedem Zweige der auswaͤrtigen
Handlung Mitwerber bat, welche, bes
fonders anfangs, den Worzug ſchwer mas
chen; foiftvon Seite des Staats Unierftü-
gung nothwendig, wodurd die Natio-
nalyandelslente mit den fremden Mit-
werbern wenigfiens in gleichem a
e
% 8:
fe zu verkaufen, in Stand gefest were
den. Es ift nicht genug, dag das Korn
bei der Ausfuhr mit feiner Abgabe
beſchweret, es ift nöthig, daß auf die
Ausfuhr eine Prämie, die der Han—
delsmann zum Derfaufpreife ſchlaͤgt, fo
lange ertheilt werde, bis er in der
Menge des Verkaufs für ſich feldft die
zureichende Aufmunterung feiner Untere
nehmung finder.
1 Die andern Nationen abmten dieſes Beifpiel fpät nach.
Zwar ſchon im Jahr 1695 erichten in Frankreich eie
ne Schrift zu Bunft der fregen Ausfuhr: es folgte
1739 eine Borftellung , und ein gedrurfted Memoire
im Jahre 1748. Endlich im Jahre 1754 ward die
Ausfuhr aus einigen Häfen von Languedoc erlaubt,
Man erhbub jedoch bald über den Vortheil dieſes
Handels Zmeifel ; das Werf: Effai fur la police
gererale des grains fchien in der Abſicht 'geichriee
ben, Dieje Zweifel zu jerſtreuen. Die häufigen
Schriften der Defonomiften , und vorzüglich dee
Ami des hommes von Mirabeau verbreireren, des
gezwungenen und big zu einer Art ven Pedans
rismus gefünftelten Vortrags ungeachtet, einiges
Licht über dieſen Gegenſtand, und ohne Zweifel
it diefen Schriften die Verord. vom Io. Auf.
1764 yzuzujchreiben, durch welde ter Kornhandek
frengegen ward , fo lange der Preis durch S
Märkte bintereinander, nicht auf einen beunrubis
genden Preis fteigen würde. Die bald Darauf
beinahe zu einer Hungersnoth fkeigenden Preife was
ren nicht die Wirkung der Ausführ, Die aleiche
zeirigenSchriftfteller und die Unterſuchung der Parla—
mente fanden die Urſache der Noch, in einem Vor—
kaufe, den unwürdige Monopoliſten ſelbſt im Nas
men Ludwig XV. ausübten,
1l- Thl. * 62
7)
82 —
- 62. Ein guter Theil des Erdreich
iſt in den meiften Staaten verfchiedener
Urfachen wegen, und unter mancerlei
Benennungen in dem Beſitze des Star
tes geblieben. Diefedem Staate anges
hörigen Gründe find entweder fogleich der
Kultur faͤhtg, oder fie erwarten eine
vorhergehende Anftalt, durch welche fie
zur Kultur gefchiekt gemacht werden:
oder endlich, fie find zur Bearbeitung
ganz untauglich. Nach diefer Unter-
Scheidung werden auch die Torfehrungen
unterſchieden feyn muͤſſen.
m 23
63. Unter den bereis gebauten Grün»
den werden Landgüter, Mayerhoͤfe,
and ſolche landwirthſchaftliche Stuͤcke
verſtanden, welche Domaͤnialgruͤnde
genannt werden. Alles, was von den
großen Ländereyen weiter unten wird
gefagt werden, iſt bier gleihfall® au»
wendbar, weil die Verwaltung der Do⸗
maänialgründe nach eben den Grunds
ſaͤtzen geſchehen fol, wie die Verwal—
fung
S 83
fing der Privatgruͤnde. Man muß bier
nur vorhineia erwähnen: das der Reg
gent zur Zerſtuͤckung feiner Gründe,
and der Eintheilung unter Bauern vor
allen andern fhreiten kann, weil der Vor—
theil der vergröfferten Bevoͤlkerung
vorzüglich für ihn iſt, und er, went
gleid aus der aeraden Nusung weni—⸗
ger gezogen wuͤrde, den Erfag durch die
mittelbare Vergröfferung der Einkünfte
zu erwarten hat. Die Privatgrund—
befiger werden daher ihren Blick ims
mer nah ihm gekehret haben, und fo
lange an dem Bortheile der Grundzer-
ſtuͤckung zweifeln, bis fein Vorgang
ihnen das DBeifpiel giebt, und der Erf
folg aufden Domaäntalgründen fie davon
überzeuget. Groſſe Strecken koͤnnen haupt⸗
ſaͤchlich uur da ungebaut bleiben, wo es an
Händen zur Kultur, an Landvolk gebricht.
64. Das Verhältriß des Landvolks
fowohl zu dem Feldbaue als zu der
übrigen Volksklaſſen und Beſchaͤf⸗
tigungen haͤngt von zu verſchiede⸗
nen, zu ek: ae,
2 ab.
84 &
ab, als daß eine allgemeine Beſtim⸗
mung defielben möglih wäre. Die
phyſiſche Belhaffenheit des Bodens ,
der Zuftand der Landwirthfchaft über-
haupt, die Viehzucht u. d. g. flieffen
anf Daß erftere, der Zufland der in—
neren und dufferen Handlung auf das
zweyte wefentlih ein. Aber, wann nicht
andere politifche Hinderniffe in Weg
treten, laͤßt fih in jedem Lande, wo
Erdreih ungebauf liegt, oder wenig:
fiend, wo der Boden nicht die beſte Kul⸗
fur empfängt, fchlieffen, daß ed dem
Feldbaue an Arbeitern mangelt 2. Die
Klaffen, die fih auf Koften des Land—
Volks vergröffern, find Prachtfünfte
und andere minder nothwendige Be-
ſchaͤfti ungen, das Dienſtvolk, die
Armeen.
® Das Berhältniß des Landvolks überhaupt muß aus
der Beſtimmung der Klafle feftgefeßr werden; diefe
ift! Erzielung der Lebensmittel und ded Stoffe.
Dielleiche , daß manin der Anwendung auf fols
gende Art zu einem numerifchen Derhaltniffe ges
feiter werden fönnte ; Man nimmer an; ı Kopf,
kann ganpwohl 4 Joche bauen , welbe bei gutem
Bau, die Ausfaar für das Joch zuz Meken , das
Erträgniß nur zu 6 Körnern gerechnet,
ng
I 85
ſchlag der Ausſaat'so zur Verzehrung geben, Das
Bedärfniß der Verzehrung im Mitrel zu 6 gerechnet,
„erzielte ı Kopffür Io; alfo , wenn nur Brod nöthig
wäre,ftündedasBerbältnißdestandvolfäwie derzehns
te Kopf» Aber da auch Stoff erzielt werden, da daß
Landvolk fo viel zur Ergänzung anderer Klaflen ab»
geben muß, fa glaubeih nicht zuviel zu fordern ,
wenn ih das Verhältniß ded Land volks zu den zübris
gen Klaſſen, wie 3. 3u 4. annehme,
Ich will diefem allgemeinen Sat ein Beifpiel aus ete
ner der gröfferen Provinzen der ÖfterreihifhenSGrans
sen benfigen, Wenn man die Population von Böhse
men zu dem baubaren Belde berechnet: don dee
erften alles, was nicht zum Landvolke gehört,und vor
den letztern allen Ratım zu Wäldern, Teiden , Strafe
fen, Gebäuden , Tuitgärten,, Safanerien , W.d.%
abgeſchlagen, fo finder fih auf jeden Kopf ungefäbe
i5. Strich Ausfant, das iſt 16555. Schub in GOevier⸗
sen. Auf ein Soc hierländisher Ausmeſſung 2 Strich
gerechnet, find beilaufig 7 und ein halb Tod
auf einen Kopf. Wie it ed wohl möglich , dad zwo
Hände fo vieles Erdreich beitellen fönnen? Die Rö—
mer rechneten auf eine ganze Bamilie zwey lugera,
das ift, nah Berehnung des Prof. Celftus 2000.
Schuh. Na diefer Eintheilung fönnte das Königs
reihb Böhmen fiebenmal fo viel am Landvolke ents
halten, für jede römische Familie nur einen Kopf
gerechnet.
65. Hauptſaͤchlich haͤngt es von den
Polizeyanſtalten ab, daß die weniger nuͤtz⸗
lichen Klaſſen den nutzbareren nicht die
nothwendigen Haͤnde entziehen. Uebri—
gens wird es dem Gefeggeber leiht ,
die Brachtfünfte durh Erhöhung der
Abgaben in. ihren ordentlihen Schranu—
33 fen
86 5*
ken zu erhalten, oder ſie dahin zuruͤck—
zuweiſen. Der Ueberfluß des Dienft-
geſindes entoölfert das offene Land
fihtbar, und raubet fowohl dem Fels
de Die Arbeiter „ als der allgemeinen
Bevölkerung einen anfehnlihen Theil ih—
res jährlichen Zuwachſes, weil die Here
ren bei der groffen Anzahl des Dienfke
gefindes die Graufamkeit haben, daſſel—
be von der Ehe zuruͤckzuhalten. Auf die—
fe Weiſe giebt das Land jaͤhrlich einen
Theil des Volkes an die Städte ab ,
vhne von daher jemals nur einen Kopf
zurüczubsfommen. Wenn diefer Betrache
fung noch eine zwente beigefellet wird :
dag namlich auch die Slaffe der Haud-
werker und Manufakturanten vielfaltig
aus dem jungen Landvolfe ihren Zu—
wahs erhält; fo werden der Geſetzge⸗
bung Feine Mittel überflüffig ſcheinen x
dieſem Uebel abzuhelfen,
66. Man haf vorgefchlagen : anf
die Köpfe des Gefindes eine Abgabe
zu legen, und dieſe Abgabe nach der
aa und Klaſſe der Dienftleute, ſo—
gar
S 8
gar nach ihrer Gröffe zu erhöhen 0. Was
auf einer Seite durch diefes Mittel vere
beſſert wuͤrde, dürfte vielleicht auf der
andern verfchlimmert werden. Der mifs
telmäffig begitterte Bürger würde zwar
verhindert, fein Dienfigefind zu vermeh—
ven; aber ein groffer Theil der arbeitenden
Klaffe wiirde auch in die Unmöglichkeit ver⸗
feget, die unentbehrlichen Gehülfen feiner
Befchäftigung beizubehalten : oder wenige
fiens würde eine Dienftgefindtare auf
die Vertheurung der Waare Einfluß
haben, und ihren Abfag vermindert.
Wären aber auch diefe Folgen nicht zu
beforgen ; fo ift immer gewiß, dag man
das Heilmittel nicht an dem eigentlie
hen Drie der Wunde anmwendete, Die
gemeinere Klafje des Volkes, und der
mittelmäffigen Beguͤterten find es nicht,
welche diefer Einſchraͤnkung nöfhig has
ben; die Eitelkeit und Unterfheidungse
begierde der höheren Klaffen hat die
Namen, wie die Anzahl des Gefolg$
in das Unendliche vermehrt. Durch die
Vertheurung würde diefer Theil der
34 Pracht
88 &%
Pracht für fie um deſto reisender, je
mehr fie ſich dadurch über andere weg⸗
zufegen glaubten. Ein Gefes, welches
die Zahl und Gefchlecht des Dienfte
gefindes nah Verſchiedenheit der oberen
Klaffen feftfegete, und nur dem arbeis
senden Theile der Bürger die Frenheit
unbefchränft Tieffe, fein Geſind nah
Willkühr zu vermehren, wide die er—
wünfchte Folge mit mehrerer Zuverſicht
hoffen Taffen.
o Nickols Avant, & Defav..de la france &c. edit
nouvelle d’ Amft. p. 286 dt 286%
67. Die Rekrutiruug der Armeen
geſchieht aller Orten hauptfählih durch
das junge Landvolf, mit Looszie—
bung, Stellung, oder Werbungen.
Daher find die Armeen, jemehr fie auf
der einen Seite zur aͤuſſeren Sicherheit
der Staaten vergröffert werden, deſto
nachtheiliger auf der andern. dem Feld-
baue, von welchem fich die Folgen auf
den ganzen Nahrungsftand verbreiten
müffen. Ohne Zweifel wird es der Land-
wirthſchaft empfindlich fallen, wenn fie
eine
% 89
eine fo “groſſe Anzahl, gerade der ge—
ſuͤndſten amd arbeitfaͤhigſten Menſchen
entbehren muß, die ihr beſonders, wo
Kapitulation nicht eingefuͤhet iſt, unter kei—
nem andern Bedingniſſe zuruͤckkommen, als
dag fie unbrauchbar, und folglich ihr
zur Laft find. Fabrikanten aenieffen
in verfihiedenen Staaten eine Befrey—
ung von Werbungen, um dadurd
die Fabrikation zu begunftigen. Wäre
nad einem folhen Beifpiele nicht anzu—
rather, dem Landvolke eine ähnliche
Ausnahme zu geffatten, und wenige
ſtens dem. Landwirthe feinen einzigen
Sohn, der den Grund baubar erhält,
weder in eitier gewaltfamenr Werbung
wegzimehmen , noch felbft, wenn er fi)
freywillig , wie e8 genennt wird, unter—
halten läge, ihm anzunehmen? Es witrde
darum dem Soldatenſtande niht an dem
noͤthigen Zrwachſe fehlen, weil e3 in
jedem Staate eine nur zu groſſe Menge
unbefchäftigter Leute giebt, die bier an
die Stelle der nothwendigen Feldarbeis
ter freten konnten
85 68.
90 &
68. Es leuchtet zu gleicher Zeit Deu
ih ein, dag die Kapitulirung der
Truppen dem Feldbau weniger fhadlich
ift, ald wo der Soldat auf Lebenslang
angeworben wird. Wenigftens ift nad
Bollendung der Kpitulations Jahre zu
hoffen, dag ihm ein Theil feiner Arbeis
fer wieder zurückgeſendet wird, odgleich
auf einer andern Seite die Anmerkung
fid nur alfzufehr beftättiget, daß Dies
jenigen, welche einen Theil ihres Lebens
unter dem Kriegsheere zugebracht haben,
felgen wieder ſich entfließen, zu dem
Pfluge zuruͤckzukehren. Die Urfache die—
ſes Wiederwillens liegt vielleicht eigent—
lich in dem unbeſchaͤftigten Leben, deſ—
fen fie waͤhrend des Soldatenſtandes ges
wohnet werden, und welches fie bei ih-
rer Widerfehr zu jeder Arbeit, mo nicht
unfähig, wenigſtens träge made, Go
viele Gründe vereinigen ſich von allen
©eiten den Soldaten zu Friedensgeiten
zu befchäftigen, und ihn bei dem Baue
der Straffen, der Feflungen, bei Gras
bung der Fluͤſſe, u. d. g. Arbeiten zu
ver⸗
o 91
verwenden. Neben dem eignen Nu—
gen, den er ſich dadurch ver-
fhaft, da ihm fein Tagwerk bezahlt
wird, ſcheint Diefes das zuträglichfte
Mittel, dem Feldbau die durd die Armee
entzogenen Sande gleihfam zu erfegen ,
weil die. Soldaten nun an die Stelle ders
jenigen treten, vie ohne fie, von dem
Landvolfe zu folhen Arbeiten hätten mifs
fen verwendet werden. Wo fih zu Dies
fen Befhäftigungen die Öelegenheit nicht
anbietet, ift es wenigfiens wohl gethan,
die Soldaten auf einige Zeit zu beur—
lauben. damit fie in ihren Geburtsor-
ten durch ihre Arbeit etwas zu der Felde
wirthſchaft beitragen.
69.Des AnbausfähigeSründe bleiben
oft nur ans Mangel der Bewohner und
der Kultur, öde. Bei Fleinen Stuͤcken,
die alfo irgend zwiſchen angebauten
Gründen liegen, ift es blog darum zu
Chun, fie zuzutheilen. Es werden
fid) gegen einen geringen, allenfalls auch
ohue Kaufſchilling, gerne Befiger finden,
die fie aufveiffen und bearbeiten,
70,
92 or
70. Zum Anbau groſſer Landftres
cken aber wird unmittelbar eine Verpflau:
zung von Menfchen, und die Anlegung
neuer Drekichaften erfodert, wobei
man anf zweyerlei Art zu Werk gehen
kann % entweder, daß fogleih eine bes _
trächtliche Menge Menfhen in ſolche
Geaenden verfendet, oder daß damit
nur ſtuͤckweiſe verfahren wird. Die
erffere Ark ſcheint hier nicht. zuträglic.
Denn, obgleich eine Menge fih über—
haupt leichter in verſchiedenen Fällen
die Hand bieten kann, fo iſt aber zu—
gleich zu betrachten: daß eine grofle
Menge ſchwerer zu umnterfiügen p, die
Noth der Menge auch fehr abfchres
ckend ; daß die Verwirrung bei einer
Menge immer gröffer, und es Daher
auch unendlich fihwerer ift, eine Drds -
nung zu beobachten, ohne melde ſich
gleichwohl nie ein. glüclicher Erfolg hof—
fen läßt; dag folhe Verſuche mißlin-
gen fünnen, und dann für den Gtaat
fehr Eofibare Fehler find, welde zu—
gleih eine Gegeudübel berufen ee
5 nd⸗
2 93
Endlih iſt es der Klugheit überhaupt
gemäffer, jeden Verſuch im Kleinen
anzuſtellen. Noch eine Betrachtung iſt
hier nicht gering zu ſchätzen: daß es
namlich fehr ſchwer ſeyn wird, eine
groſſe Anzahl Menfchen zu finden, die es
wagen follte, fih in ganz ungebaute
Gegenden zu verpflanzen, von denen
ihnen immer ein Zweifel übrig bleibt, ob
Erdreih und Luft dem Fleiſſe und der
Gefundheit zufogen.
p Eines von den belehrenſtenBeiſolelen it die no in
dem Umfanae unſers Andenkens verſuchte Anpflane
zung der Guiane, womit Rranfreich nach dem
Krieden von Sontainebleau feinen Verluſt in
Amerika erießen wollte. Zwölftaufend Menſchen
wurden ausgefcift, und in nicht langer Zeit hats
sen Mangel, Zibe, Feuchtigkeit, Krankheiten bie
ganze Menge nufgerieben.
71. Die ſtuͤckweiſe Berpflangenz und
Anbauung zeige dem Staate eine vor—
theilhaftere Ausſicht. Es wuͤrde eine
Gegend gewaͤhlet, welche der neuen Kos
Ionie die hauptſaͤchlichſten Nothwen—⸗
digkeiten anzubieten ſcheint. Wo es
moͤg⸗
DIR
94 *
moͤglich iſt, unferne eines Fluſſes,
der in die Zukunft die Gelegenheit zu
einer kleiuen Handluug geben kann, we—
nigſtens an einem groſſen Bache, der
Muͤhlen, oder anderer Waſſergebaͤu⸗
de, und der Brunnen wegen, für
Vieh und Menſchen zutraͤglich iſt. Es iſt
noͤthig, auf eine Waldung in der Naͤhe
zu ſehen, die den Ankoͤmmlingen Bau—
und Brennholz reichen koͤnne. Es
wuͤrde ſogar nuͤtzlich ſeyn, wenn Thon⸗
erde zum Ziegelſchlagen irgend zur Hand
wäre. In eine ſolche Gegend nun ,
fendete der Staat zwar arme, aber ihm
befannte , arbeitſame, des Zeldbaus
findige Landleute, an der Zahl vielleicht
nicht über zehn. Er lieg ihnen an dent
Drte ihrer Beſtimmung vorher einige
Wohnplaͤtze zu Stand richten, damit
fie nicht fogleih durch das Bild der
Muͤhſeligkeit abgeſchreckt wuͤrden. Gie
fanden da den Fundun inftructum „
und es würde ihnen mad) einer gewiſſen
Richtung erlaubt, foviel Erdreih zu
bauen, als fie koͤnnten, amd was fie
bau⸗
% 9
Haueten, wuͤrde dann ihr Eigenthum—
Zur Pflanzung von Fruchtbaͤumen, oder
zu andern Unternehmungen, welche eine
laͤngere Zeit fodern, bevor ſie Vortheil
geben, wüͤrden fie duch Belohnun—
gen aufgemuntert. Nah dem die Ges
gend es geftatteie, hätten fie Horn—⸗
and Mollvieh in ihre Höfe zu empfan-
gen, fowohl um ihren Grund zu beftellen,
als auh eine Wichzucht anzulegen.
- Zur Auffiht wurde ein Mann mitge—
ſendet, von deffen Einfichs und Treue der
Staat verfihert wäre. Es iſt ganz
fein Zweifel, daß eine folhe Kolonie
ihren guten Fortgang haben wirde. In—
deffen müßte man nicht eilen, ſondern
die Folgen ihres Fleiffes reifen, und
fie zugleich den MWechlel der Witte—
rung und der Fehljahre abwarten laſ—
fen. Durch eine Zeit von zehn oder
zwölf Jahren wäre dann bier ein wohl
gegriindetes Dorf.
72. Nah diefer Vorbereitung wuͤrde
mit Verfendung einer beirächtlicheren und
gröfferen Menge Neuſchen forigefabren,
Es
96 &
Es ift wohl zu erwägen, daß zu dent
Gedeihen folher Pflanzörter Fleiß, und
eine Art von Rechtſchaffenheit an den
Kolonen nothwendige Eigeufchaften find.
Strafbares Gefindel wird alfo bier nicht
zu brauchen feyn, mit welchem allenfalls
Verſuche an ungefunden Gegenden ge—
‚macht werden möchten, Zu Kolonen wers
den Leite mit Kindern vorzuziehen feyn.
Diefe zweyten Kolonen müffen auch nicht
hilflos gelaffen werden. Aber wofern
die Hilfe in Geld geleifter wird; fo
feget fih der Staat fehr oft der Gefahr
aus, dieſes Geldes verluftig zu werden.
Geld ift zu dem ohnehin wenig in einer
Gegend nüse, wo man dafür nichts
zu kaufen bekoͤmmt. Alſo wird die Un—
terſtuͤtzung abermal in Naturalien, in Vieh,
Getreid, zum Anbau ſowohl, als zur
Nahrung, beides auch auf den Fall
eines nicht ſogleich gluͤckenden Feldbaus,
und in Ackerdaugeraͤthſchaften be
fiehen, auch auf eine gewiffe Zeit über
die eingemefjenen Gründe eine Befreys
‚ung von allen Abgaben ertheilt werden
mufe
vo, 9
muͤſſen. Die an dem Drie der Anpflans
zung ſchon gegruͤndeten Höfe Haben
ver Gegend das Abfchredende einer Einde
de bensmmen, und dienen den. Letztan⸗
Eommenden zu einem Beweiſe, daß ihre
Mühe nicht vergebens ſeyn wird, wel⸗
ches naturlich ihren Fleiß ermuntern
muß Wo fie Hilfe oder Raths Hedkife
fig ſind, mögen fie ſich bei den älteren
Kolonen darüber erholen, welche auch
vom Staate zu Aufſehern und Leitern
der Kolonie mögen beſtellt werden,
Mar fieht leiht, daß fih Die Solgen
dieſer DVerpflanzung nah dem Berhäfg
niffe der Menge erweitern würden. Die
mitfommenden Kinder wuͤrden aufwach—
fen: denjenigen, welche beirathen, und
eine Haushaltung errihten wollen, wuͤr—
deein Stuͤck Feld zugemeffen, wozu ihnen
die beiderfeifigen Aeltern , deren Viehzucht
indefjen vermehrt ift, "ganz wohl Vieh
und andere Nothwendigkeiten mirgeben
koͤnnen. Auf folhe Weife wird die Ers
weiterung des Anbaus immer vor ſich
II Thl. G gehen
98 %
gehen, bis die ganze Strecke in eine
fruchttragende Gegend verwandelt wor⸗
dem,
73. Des Anbaus noch nicht fähi-
ge Strecken, die aber durch vor⸗
bergehende Zubereitung banrecht werden
koͤnnen, find die eroffen Waldungen,
Moräfte, Flußbruͤche. Felſenge—
birge, Sand-⸗ md Skeingruͤnde find
der Kultur unfaͤhig, und koͤmmt es dabei
auf den Zuſammenhang der uͤbrigen Um⸗
ſtaͤnde, und die eigentliche Beſchaffenheit
eines Landes an, dag das Gebirg auf
Bergbau genügt, oder dag auf fols
des wiederfpenftige Erdreih, Gebäude
und Ortſchaften gelegt werden, damit
die fruchtbare Oberflähe dem Zeldbaue
bleibe. Indeſſen halt man oft wohl
Gegenden der Kultur unfähig , bloß,
weil niemand mit dem Anbau derfelben
einigen Verſuch gemacht. Der Staat
muß es fich daher vorzüglich angelegen
ſeyn laffen, verfchiedene Verſuche von
geſchickten Leuten vorauszuſenden, und
ihre
8 99
ihre Einficht durch angebotene Beloh⸗
nungen uber die beſte Erfindung aufzu⸗
fodert,
4. Man kann nicht zur Ausrottung
groſſer Mälder ſchreiten, ohne
vorder zu unterſuchen: ob die übrigbleie
benden annoch zureichen werden, dem
Lande den noihwendigen Holzvorrath
nach dem Erfoderniſſe feiner Beduͤrfniſſe
abzugeben. Ueberhaupt läßt ſich das
Verhaͤltniß der Walder gegen die uͤbri—
gen Theile des Feldbaus nicht beſtim—
men. Ein Land, wo die Kaͤlte groß
und auhaltend, welches ſtark bevoͤl.
kert iſt, wo die Manufakturen we»
gen Faͤrbereyen, oder dergleichen Zu—
bereitung einen groͤſſeren Holzverbrauch
veranlaffen, wo vieler Bergbau, viele
Glashuͤtten, Potaſchenſiedereyen x.
d. 9. Beſchaͤftigungen find, mo es ge
wöhnlich iſt, hölzerne Haͤuſer zu bauen,
ein folhes Land fodert mehrere Wälder
als ein anders, wo diefe Umftände nicht
find, oder, wo man fi ftatt Holz des
Torfs, dar Steinfohlen Bediener, die als .
82 eine
109 b@}
eine Art von unterirdiſchen Wäldern
angefehen werden koͤnnen. Alle dieſe
und noch hundert andere Umſtaͤnde im
Zuſammenhange der allgemeinen Be—
fhöfigung find zu erwegen, ehe
zur Ausrottung der Wälder gefchritten
wird. Die allgemeine Defonsmieauf:
ficht ſoll natinlih das Vedürfnig des
Holzverbrauchs gegen die Wälder abs
meffen, deren Groͤſſe und Beſchaf—⸗
fenheit ihr aus zuverläffigen Wald»
mappen bekannt ſeyn muß.
75. Auch koͤmmt es einen groſſen Theil
auf die Sorgfalt an, mit welcher anf-
die Erhaltung der Wälder durch gute
Waldor dnungen, auf die Erzielung des
Holzes an den Landftraflen, an den
Ufern der Flüffe, anden Kanaͤlen u. f.
ww. gefehen, und dadurch ein groffer Theil
der Waldungen entbehrlih gemacht wird,
Wo alfo die Umftande die Verminderung
der Wälder geftatten, Tann diefes ente
weder Privatleuten. nah ihrer Will
Führ überlaffen werden; oder es geſchieht
ach einer ordentlichen Anleitung unter
Ber
oe 182
der Aufficht des Staats. Kaum laͤßt
fih hoffen ,„ dag Privatleute mit
derjenigen Ordnung, mit dem Fleiffe,
nah dem Verhäliniffe , und gerade att
den ſchicklichſten Dertern vor ſich fehreis
ten werden, wie es nothwendig ifl, une
nicht die Wälder abzuöden,, ohne auf
der andern Seite dem Feldbau eben ſon⸗
verlih viel Grumd erobert zu haben.
Wenigſtens alfo muß die Ordnung, nad)
welcher die Ausrottung der Wälder ge⸗
fHieht, muß die Art, wie der Waldes
grund zu reinigen ift, ‚von der Oekonos
mieanfficht geleitet, vorgefchrieben, muͤſ⸗
fen vorzüglich die Förfte in den entfernte
ſten Gedirgen erwählet werden, wo daß
Holz wegen Unwege, oder Entlegene
beit m. ſ. w. nicht auf andere Art zu
Nug gebracht werden mag.
76. Die Austrofnung der Seen
oder andrer, des fiehenden Waffer mes
gen ungenügter Gründe wird zumeiler
an einzelne Privatleute überlaffen.
Allein bei der Weitläufigkeit des Were
Ks, und weldes einen Zuſammenhang
G
3 der
102 Lo}
der Arbeiten fodert, Fant statt fick
nicht leicht einen vortheilbaften Fortgang
verheiffen. Zwar würden die Kräfte ganz
ger Gefellfchaften einer ſolchen Unter .
nehmung befjer gewachfen feyn : aber
e3 Auffern fich hundert Falle, es ſtoſſen
mancherlei Hinderniffe auf, die nicht aus
Ders, als durh die Macht des Landes
fürften bei Geite geſchafft werden koͤnnen
Alſo it die Austrocknung der Seen
gleihfals nur ein Unternehmen für den
Staat, dazu der Aufwand durch die
Verſteigerung des trocken getionnenen
Grundes, und die Anfiedlung neuer Fas
milien wieder herein gebracht werden
kann. Die Seen, Suͤmpfe und faulen
Gewaͤſſer werden durch Graben abgeführt,
welche auf einen Haupffanal leiten, wo⸗
Durch das Waffer in einen Flug, Strom,
oder das Meer den Ausgang gewinnt.
Das Bert dieſes Zluffes oder Stroms
mug fähig genug ſeyn, das dahinflieffende
Gewaͤſſer aufzunehmen, um nicht irgend
in einer andern Gegend auszutreten,
und andere Gründe unter Waffer zu fegen.
2 77:
2 105
77. Es find noch andere Mittel, ſum⸗
pfichte Gegenden troden zu geminnen,
zu welchen die natürliche Beſchaffenheit
. des Erdreich8 an jedem Orte anleiten: muß.
Suweilen reiht die Durchſtechung des
Thongrundes zu: das fiehende Waffer
verfiegt durch diefe ihm gemachten Deffe
nungen. Die Moorfelder werden nad
eben diefer Art durch ſchmale Gräben ges
zeiniget , welche den Heinen Suͤmpfen
einen Abflug verfchaffen. Diefe Eleinere
Sräben werden mit Pfählen, oder nuͤtz⸗
barer mit jungen Weiden ,, befeftigef,
wodurch, nedft dem gewonnenen Grunde,
auh der Holzwachs einigermaffen vete
groͤſſert wird. Vorzuͤglich aber muß
die öffentliche Sorgfalt darauf gerichtee
feyn, nicht ſowohl die Flußbrüche abe
zuführen, als durch wohl angeleste
Dämme der Austretung der Flüffe
und der Ueberſchwemmung der Felder
worzufommen. Dan bat die Anlegung
und Bewahrung der Damme zu eis
nem Gegenftande der Pachtungsunter⸗
nebmung gemacht, oder für zutraͤglich
EEE ges
+04 »%
gehalten , ſolche ſtückweiſe den Dorfſchaf⸗
fen aufzutragen, und Aſſekuranzgeſell—⸗
ſchaften daruͤber zu errichten. Es kann
uͤberhaupt fuͤr einen allgemeinen Satz
angenommen werden: Was immer, im
Falle der Vernachlaͤfſtgung, einen fo grofe
fen Einfluß in das Allgemeine hat, iſt kein
ſchicklicher Gegenſtand der Verpachtung.
Ein Geſchaͤft von einem ſolchen Umfange,
überfleigt meiſtens die Graͤnzen der Pri⸗
vatthaͤtigkeit; und der Erſatz des Scha⸗
dens auf den Fall des Verſaͤumniſſes, zu
welchem entweder der Unternehmer ge⸗
halten werden, oder welcher durch die
Verſicherungsſellſchaften geſchehen
ſoll, iſt nur die Vergütung für den
Privatmann. Man Fann es nicht zu oft
wiederholen: der gemeinfchaftlihe Scha—
de iſt in folden Fallen immer unerfeg-
bar.
78. Die Anlegung und Bewah—
rung der Damme an Dorffchaften zu
übertragen, wird eben fo wenig fchid-
lich feyn. Kein Werk fodert einen fo ge«
nauen Zufammenhang, und, wann id ſo
ſa⸗
* 105 .
fagen darf, eine folde Einheit der Arc
beit, als die Damme. Die Eleinfie Nach—
laͤſſigkeit, an einem Drte macht die Ar—
beit an allen uͤbrigen unnuͤtze. Wer aber
darf fih von einem Stuͤckwerke verfchie=
dener Drifchaften diefe Einheit verheiffen ?
Bold wird Nachläffigfeit, bald Mangel
Die Urſache feyn, daß die nothwendigſten
Arbeiten, an einem oder andern Orte
unterbleiben. Auf den beinahe unmöglis
hen. Fall aber, daß auch von diefer
Seite Rath gefhafft wird , daß die Arbeiter
durch Zwang und Strafen herbei gebracht,
und zur Arbeit angeführt werden, bleibt
noch auf einer andern Geite eine wichti—
ge Betrachtung übrig. Entweder die
Dammbewabrung wird nur den nächften
Drtfchaften aufgetragen ; oder die ent
fernten,, wie die nachffen, werden in
gleichen Antheilen dazu aufgeboten, Im
erften Falle ift es eine druͤckende Laſt, eis
ne Ungleichheit in den Öffentlichen Ents
richtungen zwifchen dem Landvolke: int
zweyten Falle wird der Feldarbeiter weit
son feinem Grunde, und vielleicht zus
65 Zeit
06 4
Zeit, wo ſeine Gegen wart am nothwen
digſten iſt, mweggeriffen : er verliert einem
anſehnlichen Iheil feiner Zeit mit dem An⸗
und Abzuge: und, wenn Frohnen übers
haupt dem Landvolfe zur Lat find, fe
ift e3 eine folde Art von Frohnen mehr,
als alle uͤbrigen.
79. Die Anleoung der Daͤmme
ſowohl, als die Bewahrung wird alfe
om fiherfien vom Gtcafe beforget,
und die Koften dazu durch eine allgemei-
ne Untertheilung auf alle Buͤrger, bes
boden werden. Denn, obgleih der un—
mittelbare Vorteil für die nächften Fel⸗
der ift, welde gegen die Weberfchwens
mung gefhügt werden; fo fällt dennoch,
wegen des Sufammenhangs aller Theile
der Landwirtbihaft und der Befchäftie
gung, mittelbar ein groffer Theil aud
auf die üdrigen Bürger zurud, Das
Buch Austrocknung der Seen, Moräfte
und Flußbruͤche gewonnene Erdreich ges
hört dem Staate an. Es iſt bereits ge—
ſagt worden, wie es der Kultur am zu⸗
traͤglichſten, zu vermeſſen ſey. Iſt es
| möge
\
moͤglich, zu Beſetzung! ſolcher Gründe
Fremde in das Land zu ziehen, ſo ſind
dieſe ein neuer Zuwachs der Kraͤfte. Wo
aber dieſes auch nicht iſt, da werden in
jedem Lande immer unbeguͤterte Leute
ſeyn, die, wenn ihnen die noͤthige Hil⸗
fe geleiſtet, allenfalls auf den Fuß neu—
er Pflonzörter mit ihnen verfahren wird,
diefe Grunde durch ihre Hande werden
geltend machen.
80. Damit das Erdreich auf die
befte Art in Beziehung des Anbaus
genügt werde g, muß I. der Lands
mann das nothwendige Kenntniß
des Feldbaus und der landwirth—
ſchaftlichen Verbeſſerungen beſitzen;
II. muͤſſen ihm Feine Hinderniſſe im
Wege ſtehen, ſeine Kenntniſſe an⸗
zuwenden; II, iſt mit dem Boden:
welcher zu einem andern Gebrauche,
als der Kultur beſtimmt ift, genau
Haus zu halten.
3E>
81:
108 *
81. Zur allgemeinen Verbreitung
der landwirthſchaftlichen Kenntniſ⸗
fe wird es nuͤtzlich ſeyn, gleich bei der
Jugend des Landvolfes mit dem Unter-
richte den Grund zu legen. Hiezu wuͤr—
den Arckerbaufcufen 7 anf dem Lande
und in offenen Städtchen zu errichten
feyn. In dieſen Schuler würden der
Jugend die allgmeinen Grundfäge
des Wachsthums, mit einigem Keunt⸗
niſſe der Feldbaugeraͤthe und ihrer
Anwendung, dann das Kenntniß der beſ—
feren , dahin einfchlagenden Schriften beie
zubringen fegn. Es koͤmmt bier alles auf
die Lehrart, folglih auf die Wahl der:
jenigen an. welde zu Lehrern beftellet
werden. Die Lehrart muß der Fähigkeit
der Schüler angemeffen , einfah, auf
das faßlichſte eingerihtet, die Anlei—
tungsbuͤcher dazu muͤſſen vorgefihriebeit
ſeyn. Zu Lehrern find Landwirthe zu
waͤhlen, welche die Erfahrung mit der
Sheorie vereinbaren.
e In Schweden hat man Feldbauſchulen, welche dies
jenigen, die Eh dem geiflligen Stonde widmen,
bejuw
no) 10%
beſuchen mäffen : Schon Friedrich V ‚hat eine ſolche
Schule f ürdas bbhmiſche Landvolk erh Au in
Furin iind Neapel find dergleichen. Im Tahre 17675
feßre die Dernergefrlfhafr einen Drei auf die Fra—
ge: welches die fhtlishfte Art fen, den Kindern des
Landvolks den Zeldhau beizubringen ?
82. Wo ſolche Schulen. nicht einges
führt find, oder, big cs mit ihrer Ein-
führung zu Stand koͤmmt, fol man der
Jugend anf dem Lande mit den ertar
Grundſaͤtzen des Leſens und der Sprache
wenigſtens die erſten und noth wendẽ
ſten Begriffe das Feldbaus md
der Landwirthſchaft beizubringen fire
then, Bei Einrichtung der Schulbücher
mirßte alfo darauf gefehen werden, daß
die Beiipiele, Gefpräce u. f m.
aus dem Fade der Landwirthſchaft
geholt würden. _ Eben fo ſollte man
zum Nusen des Feldbaus fih bis zu
Kleinigkeiten , bis zu dem Kinder
fpieiwerke herabzulaffen , fein Beden⸗
fen tragen. Statt der nun üblichen
Spielgeräthe und Puppenwerke könne
ten den Kindern Pfluͤge, Egaen
and andere Feldbaumerizeuge in die
Haͤn⸗
‚18 8*
Haͤnde gegeben, und fie dadurch gewiſ—
ſermaſſen damit vertraut gemacht werden.
83. Zur Leitung der Erwachſenen
und überhaupt des gemeinen Landmannes,
der nicht leicht fich entſchließt, irgend ein
groffes Buch zu lefen, würden fich die
Wirthſchaftskalender mit gutem Ers
folge einführen laffen, Ih nenne Wirth-
fihaftsfalender , wenn die Swifchen«
räume der Kalender, die font größten-
theils mit unnuͤtzen Erzählungen oder mif
Wahrfagungen , die den Verſtand des
Volkes irre führen , angefüller find ,
dafür bei jeden Monate die dahintreffende
Verrichtung Des Felobaus- und
der Landwirthſchaft enthielten, went
zugleih die befte Art dieſer Arbeiten in
einem verftandlichen , leichten Vortrage
angezeigt, Diejenigen Verbefjerungen, fo
der Staat bei dem Feldbau eingeführt
wuͤnſcht, erzäblungsweife mit unter atte
gemerkt wuͤrden s. Man muß den ge
meinen Mann bis zu feinen unbefchäftigs
ten Stunden in feine Hitte verfolge nt,
um den Vortheil diefer Anſtalt einzuſe⸗
heu,
% 311
Ben. Die Kalender find feine beinahe
einzige Lektur: er mißt dem, was er bier
findet , einen flarfen Glauben bei. We—
nigſtens wird er dadadurch zu Verſuchen ans
gereist, die, wenn fie vortheilhaft aus—⸗
THlagen, ihn in allen iibrigen zu einen unbe⸗
fchränften Zutrauen vorbereiten. Wie—
gand, der Verfaſſer des vernünftigen
Landwirths, hat ein ſolches Werk ver—
faßt, wovon zu Kalendern guter Nutzen
gezogen werden kann.
s Eine Berord. der Ber, Staaten : daß die Kalender
für dad gemeine Bolt, nicht ohne vordin elngee
dolte Genehmhaltung der üfonomiihen Gefelihafs
"ten follen gedrudt werden, ſcheint eben dieſen
Zweck zu Haben. :
84. Aber eine allgemeine Verbeſſe⸗
zung der Landwirthfhaft laßt fih nur
von der Vereinbarung derjenigen Maͤn—
ner erwarten, welche ihre Verſuche
durch theoretiſche Kenniniffe geleitet,
und ihre Theorie durch die Erfahrung
beftatiges haben. Diefe Vereinbarung ges
ſchieht in den fogenannten SFonomifben
Geſellſchaften dergleichen —
nn
21% Eu 5*
— ———
nach dent gluͤcklichen Vorgange der fratte
zoͤſiſchen, in allen Staaten, beinahe in
jeder Provinz eines Staats zuſammenge⸗
treten find. Es winde zu weit führen, wo⸗
fene man in dem Entwurfe einer fol
chen Geſellſchaſt, deren nothwendiger
Zuſammenhaug mit der Defonomieaufe
ſicht in die Augen fällt, bis auf das
Einzelne herabſteigen ſollte. Ich werde
alſo nur einige Betrachtungen über die
vorzuglichfien Theile mitnehmen. Man
hat fo oft, wo der Staat dadei Hand
einſchlng, das Nutzbare dem in die Au⸗
genfallenden aufgeopfet,
t Den einfachſten und nah Verſchiedenheit der Sander
anmwenddarfienEnrwurfderBerrichrungen einer fande
wirrhichaftsgefellinaft HatfliFolsaegeben. Avant,
& Defavant, de laFrance- &c, p. 184.0den anges
führte Luflage.
85. Die Glieder einer ſolchen Geſell⸗
ſchaft muͤſſen nach dem Endzwecke derſel⸗
ben verſchieden ſeyn: bemittelte Be⸗
ſitzer von Grundſtuͤcken; ee
iid«
» up
Sandiwirthe aus verſchiedenen Ge—
genden einer Provinz; Männer,
welche in den sur Verbefjerung des
Feldbaus beitragenden Hilfswiſ—
ſenſchaften, in der Botanif, Chi—
mie, Mechanif, gründliche Kennt.
niffe befigen , endlich auch ſolche, mels
che den politifchen Theil der Land»
wirsbfchaft inne haben. Zu den
fohriftlihen Ausarbeitungen, dem Briefo
wechfel u. f. w. wird ein, bei gehaͤuften
Gefchäften werden mehrere geſchickte
Männer erfodert, Die Häupter der gatt»
zen Gefellfehaft werden ein [eitender und
ein Ehrenvorfiger feyu. Die bemit-
telten Befiger von Gründen find
nothmendig, um auf ihren Gütern die
Verſuche machen zu laſſen, melde zu
fofibar find, um von gemeineren, Lands
wirthen unternommen zu werden: wobei
gleichwohl die Beobachtung nicht übers
fluͤſſig ſeyn wird: Daß von gröfferen
Muͤterbeſitzern ‚ uud eben ſo von ihren
Beamten die Anzahl nicht die ſtärkſte
ſeyn müßte, damit diefe in den Berathe
4, Tl. > ſchla⸗
114 2%
fhlagungen nicht die Mehrheit dep
Stimmen hätten, und ſich Vorſchlaͤ—
gen mit Wirkung widerſetzen könnten,
die in das Politiſche einſchlagen, und
vielleicht ihre einſeitigen Vortheile bes
ſchraͤukten. Die Chimiſten, Mecha—
niker und Botaniker geben die Verbeſ—
ferung der Aderbaugeräthbe, und DVerfite
che der Kultur an die Hand, um fie von
den Landwirthen ausführen zu laffen ;
welche darum aus verfchiedenen Gegenden
feyn müffen, damit die Verſuche auf
verfihiedener Scholle gemaht, und die
Anwendbarkeit derfelben defio unzweifel—
bafter werde. Was entweder die Glier
der der Gefellfchaft, oder Fremde vorge—
fragen baden, und durch Die augeſtellten
Verſuche nugbar gefunden wird, muß
Durch den Druck befannt gemacht, und
allenfalls den Wirthſchaftskalendern eiu⸗
gefaltet werden. Die Erfahrung und
Kenntniſſe aller Landwirthe, bauptfächlich
bei Gegeuftänden, wo viele einzelne und
auf gewiſſe Gegenden fich beziehende Kennt⸗
niſſe noͤthig ſind, werden durch
&
* 115
fe aufgefodert, welche auf die befte Be
antworsung eitter Öffentlich befannt ge—
machten Aufgabe jährlip, ein, auch
zweymal ausgefegt werden. Diefe Aufz
gaben muͤſſen bei den Provinzialsgrifule
tursgefelfihaften vorzüglih auf die Ders
befjerung der Provinzialkultur ihre Bea
ziehung haben.
86. Die Erfahrung zeigt indeffen ,
daß folhe Anfialten zwar nicht ohne Nu—⸗
Ken find, gleihwohl aber felten diejenige
Abſicht ganz erfüllen, welche der groffe
Endzweck dieſer Verſammlungen iſt.
Die Urſache ſcheint darin zu liegen, weil
der Landwirth gegen die Beiſpiele ver—
moͤglicher Grundeigenthuͤmer Mißtrauen
bat; weil er die von ihnen angeſtellten
Verſuche für zu foftbar halt, und beſtaͤn⸗
dig glandt, was ihnen gelingt, fey et
nicht im Stand in Ausübung zu bringen «.
und für fiH anzuwenden, da es feine
Kräfte, fein Vermögen uͤberſteige. Die Lek⸗
tur auf der andernGeite ift beidem Landvols
ke weder allgemein genug,und nicht immer
überzeugend. Be Sr endlich , nt
2
*
116 x
befjerungen zit ternehmen, haben tire
gend Vortheil geſchafft, vielleicht haupt—
ſaͤchlich darum, weil der Landmann nicht
uͤberfuͤhrt zu ſeyn ſcheint, dag man
ſein Beſtes wuͤnſcht. Der einzige Weg
alſo, die entdeckten Verbeſſerungen ein—
zuführen, wuͤrden unverdaͤchtige Beis
ſpiele ſeyn. Man iſt darauf verfallen:
die Pfarrer auf ihren Grundſtuͤcken ſoͤllten
in Verbeſſerungen die erſten Vorgaͤnger
werden. Allein nicht nur, daß wenigſtens
in katholiſchen Staaten, der Beſitz von
Grundſtuͤcken, die Beſorgung einer Lande
wirthſchaft mit den häufigen Pfarrverrich⸗
tungen fid nicht verträgt, der gemeine
Landmann wird bei Pfarrerıt eben die Ein-
wendung machen, ebenden Argwohn naͤh⸗
ven, daß fie vom Staate unterflügt werden.
Wie aber, weun der Staat gemeine Lande
wirthe zu Gliedern der Agrikultursgeſell⸗
ſchaft wählte, ohne jedoch dieſe ihre
Beisiehung den übrigen bekannt. werden
zu laſſen 2 und wenn er diefen die nütz⸗
lich befundenen Verſnche auf ihrem del:
de auszuführen, auftruͤge? Eine Fi der
»
* 117
Mitte der gemeinen Feldſtuͤcke gefegtietere
Aernte koͤnnte den nachften Nachbarn niche
verborgen bfeiben : ihre Neugierde , und
ihre Wuͤnſche eben fo glüklih zu feyn ,
würden erregt werden. Diefer Maunn aus
ihrem Mittel, deffen Vermögen dem
ihriaen gleih if: wuͤrde ihr Zutraͤuen
erweden: er wuͤrde ihnen gerne feine
Kenntniffe, feine Anleitung mittheilen ,
und, ohne irgend den Schein einer Öfferte
lichen Anftalt zu haben , wirden die
Berbefferungen ſich “auf alle Felder ver⸗
breiten.
87. Jedoch merden die richtigfier
und ausgebreiteften Kenntniffe unnuͤtze
feyn , wenn entweder in der Gräfe -
oder in dem Zufammmenhange der
Grundſtuͤcke, oder in den unveraͤn⸗
dDerlichen Naturaleinrichtuugen, allenfalls
auch in der Steuerverfaſſung ſelbſt Hin⸗
derniſſe liegen, die den aͤmſigen Landmann
abhalten, von ſeinem Kenntniſſe Gebrauch
zu machen. Man kann den Zuſammen⸗
hang der Grundſtuͤcke vonzweyer eiSei⸗
gen anſehen: wie die Grundſtuͤcke eines jeden
| 93 ein⸗
118 ———
einzelnen Befisers unter ſich zuſamm⸗
haͤngen; und wie eben dieſe Grumds
ſtuͤke mit andern, oder mit den Grund⸗
ſtucken einer ganzen Gemeinde in Zur
ſammenhang ſtehen.
88. Die Anbauung groͤſſerer, zu⸗
weitraͤumigter Felder, fodert eine
viel zu groffe Menge Zugviehs, Ges
findes und Dingers, als daß das
Vermoͤgen der Landleute, wie es allge-
mein angenommen werden Fann , zureich—
fe. Wären-aber auch diefe Hinderniffe
gehoben, fo iſt immer noch ein ganz une
uͤberſteigliches vorhanden; namlih: es
ift nicht moͤglich, fo viele Grimde mit
demjenigen Fleiffe zu beftellen, welcher
erfodert wird, um eine ergiebige Aern—
fe zu erwarten. Auch iſt die zu Be—
fiellungen der Felder, und Vollendung ver—
ſchiedener Feldarbeiten guͤnſtigeZeit nicht
von folher Dauer , dag die Befiger der
ungehenren Hufenftücfe hoffen Fönnten ,
auf allen Theilen ihres rundes herumzuz
fommen. Dieſes Beſorgniß zwingt fie
mit den Zeldarbeiten überhaupt zu Su
und
Lat 11
und folglich das ganze Feld ſchlechter zu
beſtellen. Man Fan vielleicht darin dei
Grund finden, warum auch in Ländern,
wo der Boden vortrefflih zum Anbaue
ift, die Felder nur 5, meiftend 4, oder nur
3. Körner tragen.
89. Dadurch wird man auf zwo fehr
wichtige Betrachtungen geleitet: daß
Die unbegrängten Laͤndereyen, der
Eandwirtfchaft im Zufammenhange
immer fchädlich werden muͤſſen: daß
es zur Beförderung der Landwirthe
haft unendlichen Vortheil bringt,
die Banernüter nad) Fleinen Ans
theilen auszumeſſen. Der Vortheil
des Landmanns bei Fleinern Strecken
Grundes iſt offenbar: Der Gegentheil
naͤmlich von allem dem, was bei zugrofe
fen Hufenwerfe fein Nachtheil iſt. Er bes
darf überhaupt weniger Zugpi:hz; er
kann feine Felder beffer Dingen; er
kann fie öfters überpflügen, er kann
die guͤnſtigere Witterung zu feinen Arbeis
ten abwarten, und fie reicher ihm zu,
zu Deftellung des Feldes fowohl, als
94 mens
20
wenn die Fruͤchte in die Scheunen zu
bringen ſind. Seine Aernten ſind alſo
geſegneter, ſind ergiebiger bei geringeren
Beſtellungskoſten, bei erſparter Ausſaat,
bei verhaͤltnißmaͤßig verminderten Abgaben,
und Frohndienſten z, wo dergleichen find.
Auffer der befjeren Beftellung der Land»
wirthfchaft wird er auch Zeit übrig finden,
feine Familie mit Rebenarbeit zu befchäfe
tigen, Die feine Umflande verbeffert ,
weil fie einen Nebengemwinn abwirft. End=
lich wird der Staat den Vortheil fo vies
ler Familien mehr empfinden, die fich
anbauen; welches wegen des Einflufjes
in die übrigen Theile der oͤffentlichen
Wohlfahrt, wegen vergröfferter Berzehs
rung, und der zugewachfenen Kräfte ihr
fhon allein befiimmen kann, dieſe Be—
trachtung nicht als gleichgültig anzufehen,
und die Zertheilung der Bauernhöfe ,
unter mehrere Kinder bis auf einen ges
wiffen Grad zu begünfiigen.
a Ein Landwirth, welcher mehr niche als ein Paar
Joche Felds befäfle , fo er und feine Famllie mit dem
ðrabſchelte bearbeiteten , und wie einen Gartens
grund beſtellte wozu fie den Saamen auslöſen,
un
& azı
und wegen des Elcinen Umfangd auch der geicheher
nen nur ſtückweiſen Ausſaat, die Vögel leich abs
halten fünnten, big der Saame unter die Erde
gebracht wäre ; wo.alfo jedes Korn feine volle Aeh—
ve trüge, würde eine gröflere Aernte haben, als
der Befiger eines Stück Teldes von 8. Soden, wels
ches auch zu 5 Körnern gerechnet, mehr nicht als
120. Metzen gebenwürde, fo viel der Beſitßer des
kleinen Stückes gleichfalls hoffen kann; angenom—
men daß jede Rehre nur 20. Körner ſchütte, da
doch bei einer folhen Beitellung ſchwere und volls
sbätige, auch von einem Sagamenkorn mehrere
Mehren erwarser werden Fönnsens
ı
- 90. Die zweyte Betrachtung fällt auf
die Beſitzer der Güter, wie fie ges
nennt werden, das iſt, die gröfferen
Grundeigenthäner, deren immer
anwachſenden Laͤndereyen Graͤnzen
geſetzt werden muͤßten. Daher es
ihnen nicht erlaubt ſeyn fol, Grunde der
Hutersdanen, es fen durh den Ruͤck⸗
fall, oder anf andere Art an fid zu brin«
gen, oder auch fremde zu den fihon Bes
ſeſſenen anzukaufen: u. d. g. Zwar has
ben fie dem Uebel, fo daraus entitehen
koͤnnte, nah Verfihiedenheit der Länder
und der Verfaſſung auf zweyerlei
Wegen zu entfommen gefucht: entweder
daß fie Die Felder an Pächter uͤberließen,
5 wels
122 8
welches das Syſtem des engliſchen, fran-
zöfhen, zum Theile auch des wälfhen
Feldbaus ift: oder, daß fre ihre Grunde
ſtuͤcke durch Frohnen zu befteilen füchten,
wie in Oeſterreich, Böhmen, Mähren,
Schleſten w a. m. uͤblich if. Es if
nothwendig zu unterſuchen: wie weit
dieſe Mittel den Endzweck erreichten,
den man ſich dabei vorgeſetzt hat?
91. Wo ein ganzes Landgut zuſamm
in Pacht gegeben iſt, da wird es
nicht erſt noͤthig ſeyn, zu erweiſen, daß
das verpachtete Gut von dem Pachter
keine beſſere Kultur zu erwarten hat,
als von dem Eigenthuͤmer ſelbſt. Die
naͤmlichen Schwierigkeiten, die dem letz—
ten entgegen ſtanden, ſtoſſen dem erſte—
ren auf. Wenn aber ein groſſes Land-
gut, in Eleinere Pachtſtuͤcke zerſtückt
wird; ſoferne es nämlich der Zuſammen⸗
bang der Grundſtuͤcke zugiebt, und mit
den in Anſehen der andern Wirthſchafts—
subrifen 2 gebrauchten Dorfehungen ;
kann man fih ohne Zweifel die Verbeſ—
ferung des Feldbaus verheiffen. Nur if
noch
5 123
noch zit erwegen,, daß der Pachter auf
einem Grunde, der nicht fein Eigen—
thum if, kaum Diejenigen Verbeſſe—
rungen vornehmen wird, die er kann;
zum mindeſten diejenigen nicht, welche
die darauf gewendete Mühe und Koſten
nur ſehr ſpaͤt belohnet, von denen er
alſo in Furcht ſtehen mußte, ob er auch
für ſich verbeſſerte; wie die Anpflan—
zung von Baͤumen, lebendigen He—
een u. d. g. Eutweder' alſo würden
die zerfiückten Gründe in Erbpachte ver.
wandelt, oder wenigſtens, die Wacht:
verträge auf längere, etwan auf
fünf und zwanzig, oder dreyſſig
Jahre müffen errichtet werden y.
# Wenn 3.9. jemand grofle Bräubäufer, Brands
weinhäufer befigr, fo wird er vorfichtiger handeln,
anftatr Des Pachtzinſes fib Kornwerk zu bedingen,
wobei fih auch die Zinsbauern überhaupt beſſer
befinden werden.
y. Im Königreihe VBöheim ift geſetzmäſſig, dem
alten Pater bei Erneuerung des Pachts den Vor⸗
zug zu laſſen.
92. Frohndienſte 2 find gewiſſe ‚dem
Grundheren von feinen Grundfalfen
} in
124 Be
in Anfehen des Grundbeſitzers un.
entgeltlih zu leiftenden Dienfte,
die in Hand, oder Vieharbelt befte-
ben können, und daher Hand und
Zuafrohnen genennet werden. Gie
find entweder unbeſtimmt: das ift, der _
Grundherr hat freye Hand, ihrer fo
viel zn foderit,. als er bedarf, und es
ihm beliebt; oder beſimmt, dasift: ih-
re Zahl ift feſtgeſetzt, zwey mal die Wos
de, dreymal u. d. g. Es bedarf nicht
erft eines befondern Beweifed , daß die
unbettimmien Srohnen den Muth des
Landmannes, der dazu verbunden iff, gaͤnz—
lich niederſchlagen. Zu dieſen ſchweren
Entrichtungen geſellen ſich noch ferner
Provinzialfrohnen, und fegen ihn
vollkommen auſſer Stand, fein Feld zu
bearbeiten.
93. Aber and, mo die Frohnen
aus gemeſſen find ‚bleibt immter die nach⸗
theilige Folge: Daß Die Felder, wels
che durch Frohndienſte bearbeitet
wer⸗
— I
werden, fchlecht beſtellt find : weit
überhaupt zur Frohne, nicht wie zum
eignen Nusen gearbeitet wird; weil mit
dem Anzuge Vieh und Menfchen ſchon
ermuͤdet zur Arbeit kommen; weil auch
mit An und Abzug viele Zeit verlo—
ven geht; und dann, weil zu dem
Frohndienſte immer die beffere Wit:
terung gewählet wird, mithin, zur.
Beſtellung der Unterthaugruͤnde nur die
fhlechtere Zeit übrig bleibt. Alſo leider
der Feldbau auf beiden Geiten, und
werden weder die Gruͤnde der. Obrigkei—
ten, noch der Unterthanen gut befiellt,
94. Iſt es. alfo fir die Länderenen kei⸗
ne zu drückende Anlage, welches haupt—
ſaͤchſich auf die Verfaſſung des übrigen
Kontribntionsftandes, und das DVerhälte
nig der Handlung anfümmt, fo wird es
nügliher ſeyn, die Frohndienſte in
Frohngelder umznaͤnderu. Dadurch ift
beiden , der Obrigkeit und den Untertha—
nen berathen. Jene erhebt allenfalls
aus Frohnzinſen fo viel, um zu ihrem
Bau das noͤthige Gefind und Zugvieh zu
une
136 *
unterhaltett, mit welchen fie ihre Bela
der beſſer bearbeiten kanu. Dieſe hin⸗
gegen haͤtten die ganze Zeit fuͤr ſich, um
ihren Aeckern eine gute Kultur zu geben ,
durch deren Ueberſchuß gegen ihre vorige
Aernient, fie ohne einige Befhwerlichkeif
zn fühlen, das Frohngeld zu entrich—
ten in Stand gefegt würden. Jedoch
müßte genau darauf gefehen werden ,
dag eine ſolche Abanderung vielleicht
nicht nur in Anfehen eines Theils der
Untertdanen vorgienge, weil daun zu bes’
forgen iſt, daß ihre Arbeit gleichwohl den
andern Srohnenden zugeſchlagen würde.
05. Am ziträglichften Aber, einer
Seite für den Zufammenhang der ge»
ſammten Landwirthſchaft, andrer Seite
die Aufhebung der Frohnen zu erleigptern ,
wide die Umanderung der groffen Her⸗
rengäter in Eleine Bauerngüter ſeyn,
wo der Grund an neue Kolonen vermefs
fen, und den Befigern entweder kaufwei—
ſe, vder,wo es ſchwer ſeyn wuͤrde, Kaͤu⸗
fer zu finden, die im Stand waͤren,
den ganzen Kaufſchilling zu erlegen ,
mit
& 127
nie bedungenen Heinen Theilzahlun⸗
gen, allenfalls auch umſonſt überlaſſen
wuͤrden. Dieſer Vorſchlag wird immer
die groͤßten Widerſacher an den herr⸗
ſchaftlichen Wirthſchaftsbeamten finder,
weil ſie dadurch groͤßtentheils entbehrlich
werden: Es iſt vorzuͤglich darum zu thun,
die Beſitzer der Güter gu uͤberzeugen,
daß ſie durch ſolche Veraͤuſſerungen nicht
in ihren Einkuͤnften verkuͤrzet werden,
welches eigentlih durch einen Rechnungs⸗
überfchlag gefihehen Fan, Der Verfaſ—⸗
fer der Heinen Schrift: die Werwand—⸗
lung der Domänen in Bauernatli
ter, bat zuerft einen ſolchen Ueberſchlag
gemacht, weichen Juſti feinem Finanze
foftem eingefchaltet bat. Diefem Webers
ſchlage wird es nöthig fenn, die Erfpara
niffe an Beaniten, Gebäuden, Ge⸗
finde, Zugvieh, die in Geld verdnders
sen Frohndienfte, die vermehrten Wai⸗
fengelder und Grundveränderungs-
gebühren, und vorzuͤglich die durch
die vergeöfferte Verzehrung der neu—
en
128 I
en Familien in mehreren Rubriken er:
hoͤhten Gefälle zuzufegen. |
96. Wenn die Meinung: Daß arofle
Kändereyen derollfommenheitder
Landwirthſchaft im Zufammenhan-
ge nachtheilig find: dei den älteren
Agronomen durch ein Sprichwort a zu ei—
nem Grundfage erhoben war, fo ift> fie
wenigfiend, wie in der Ausuͤbung, ale
ſo auch bei den neueren Schriftſtellern, nicht
allgemein angenommen. Die franzoͤſiſchen
Oekonomiſten uͤberhaupt find für die
große Kultur, und nehmen es als
entfhieden an: Daß es nicht möglich
ift, kleine Stüde Grunds gut
in Werth su fegen db. Man finder
eben dieſe Meinung vonenglifchen Schrifte
ftellern behaupiet c. Den größten An⸗
fein eines wichtigen Grundes für die
groſſen Feldwirchfchaften, mithin ges
gen die Zerſtoͤckung der groſſen Laͤnde⸗
reyen, und kleine Grundſtoͤcke uͤberhaupt
hat die Betrachtung: daß kleine Ei—
genthuͤmer nur für Den Unterhalt
ihrer Familien bauen, und daher
nichts
% 129
nichts verfaufen; dag alfo die Ma—
nufakturen, die NKriegsheere, alle
Stände, die feinen Feldbau treiben,
Mangel an dem notbwendigen Unterhalte.
leiden werden. Diefer Einwurf, welchen
| Young in der politifchen Arithme—
tie an mehr als einer Stelle d wiedere
hole, fegt eine Zerſtuͤckung des Bo—
dens in fo Fleine Antheile voraus, daß,
wie fih der Schriftſteller ausdrückt,
der Ertrag davon nur sum linter:
balte einer Famile zureiche. Aber
eine folche zerftäckehun ig anzurathen, iſt
niemanden beigefallen. Die zwey Jugera,
aus welchen nach den aͤlteren Ackergeſetzen
der Roͤmer, eine Familie ihren Unterhalt
N mußte, koͤnnen allenfalls zu einem
Beweiſe angefkdrt werden, daß dieſe Fleine
Selofihete beſſer beſtellt — en; aber
nicht als ein Beiſpiel, welches heute,
auch von dem beſchraͤnktſten Be nach:
geahmet werden follte, Uebrigens iſt
es in der Ausuͤbung fogar unmoͤglich,
Bauernfamiien zu denken, die nur
jur. eigne Berzehtung ; nicht auch zum
ll. Th. J . Bers
130 ER Tai
Verkaufe bauen. Die Nothwendigkeit,
ſich ihre uͤbrigen Bedürfniſſe anzuſchaffen,
die Landesabgoben zu entrichten, zwingt
fie, mehr zu bauen, um fire den Ueberflüß
Geld zu erhalten. Dieſer Ueberfluß iſt
bei den auf kleinen Grundantheilen er—
giebigeren Aernlen, im Ganzen um de—
ſto groͤſſer, und wird dann Vorrath
fir die nicht bauenden Klaſſen der Nation.
2. Laudato ingentia rura, exigua colito!
b. Principes de lalegis!ation univerfelle Tom, li.-4
€. Arbuthnot;$ur l’utilite des grandes Fermes et des
riches Fermiers , tradvit par Freville,
a Seite 7679 -und-435-a1.
97. Die einzige Betrachtung: dag der
Saudwirth mit dem An = und Abzuge
auf das Feld feine Zeit verliert: dag
er, feine Früchte bei einer zweydeutigen
Witterung eher unter Dad bringen; und
feine Gruͤnde dete leichter überfehen kann,
macht den Vortheil deutlich genug: wel—
cher der Landwirthſchaft dadurch zuwaͤchſt,
wenn die Bauernguͤter einzeln e getheilet
find, und jedermann feine Grunde um feine
Woh⸗
sch 154
Wohnung herum bat. Der blühende Zu—
fand der Landwirthſchaft in Oberoͤſter—
reich, wo diefe Abfonderung der Gruud-
fiüde üblich ift, kann ald eine vor Augen
liegende Beflättigung diefer Betrachtung
angeführt werden. Wenn ed alfp um dir
erfie Eintheilung einer Grundſtrecke zu thun
ifi, wird es immer für die Landwirth-
fihaft ungleich vortheildafter ſeyn, ein⸗
zelne Bauernhoͤfe, als zuſammenhan—
gende Doͤrfer zu errichten. Wenigſtens
wird die Beobachtung nicht gering zu
ſchaͤzen ſeyn; daß groſſe zuſammenge—
baute Doͤrfer, da fie ihre Grundſtücke
nicht anders, als in einer gewiffen Ent-
legenheit haben koͤnnen, nicht fo nuͤtz⸗
lich, als kleine ſind; und daß bei der
Anlage eines Dorfs wohl immer darauf
möchte gefehen werden, demſelben wehr
nicht, als eine Gaffe der Länge nach,
zu geben, wo jedem Haufe, fo viel miög-
lih rückwärts feine Feldſtuͤcke angehaͤngt
find.
€, 36,
BEuNN
20 Or
15° va
98. Der Zufammenhana der Grund»
ſtuͤcke mit den Grund ſtuͤſten der Ge—
meinde f, verbindet die Beſitzer, ihre
Felder zugleih mit den übrigen zur bes
jtimmten Zeit brach liegen zu laſſen,
damit das Vieh auf die Haͤlme zur
Weide kaun getrieben toerden. Dieſes
Hinderniß iſt eine Folge der gemein—
ſchaft ichen Weiden, und wird nicht
anders als mit ihrer Aufhebung bei
Seite zu ſchaffen ſeyn. g Der Nachtheil
davon iſt indeſſen ſehr deutlich. Es iſt
heute feine Streitfrage mehr, ob die
Brache aufgehoben, und das Erd—
reich durch mehr als zwey Jahre hin—
tereinander genügt werden kann. Aber,
was hat der Beweis dieſer Wahrheit
nuten koͤnnen, wo der Landwirth im
dritten Jahre die Heerden auf ſeinen
Grundſtücken mußte weiden laſſen? Eine
behere Duͤnqung und Beſtellung ſeines
Feldes war verloren; und natürlich ward
fie aus dieſer Ueberlegung auch unter—
laſſen.
— f
& 132
f 35
g Traitd Helen & ecennmiqns® fur las enmrau-
nes ou ebfervation fur l’arrieultn2. für Lori—
gine „ la deitinatien, & l’etat auduel des biens
communes &, Sdrina. Preisſchrift in dem Kar
noerifhen Mayazin 754.
99. Wenn irgend in einem Lande, der
Landesverfaſſeng nah, Hetn, Korn.
Flaͤchszebnte, oder dergleihen Na—
turalentrichtungen unveränderlich. A
auf den Grundſtuͤcken haften; iſt dem
Landinanne die Freyheit geraudt, fein
Eigenthum nah feiner beſten Einfiht zu
nügen, und z. B.-feinen Weingarten,
der ald Weingarten nur undaukbar Die
Arbeit belohnet, in ein Ackerfeld um—
zudndern, und im Gegentheile. Zwar
Farin die willführliche Veränderung der
Grund ſtücke auch nicht wolhl jedem Pri-
vatbeſttzer zugeſtanden werden, weil in
den Zufammenhange "der allgemeinen
Landwirthſchaft dadurch Unebenmanß
veranlaßt werden dürfte. Aber undir-
aͤnderiche Naturalentricht naen
machen die Veraͤnderungen des Feldſtückes
auch nach eingeholter Einvilligung Der
33 Dis
134 u -
Defonomieaufficht unmoͤglich. Das
Privatrecht der Zehntner follte fih mit
dem Bortheile des Feldbaues durch fol
sende Entrichtung vielleicht vereinbaren
laffen: dag nämlich eine billige, und
nach der Steigerung der Preiſe von Zeif
zu Zeit erneuerte Schägung gemacht wire
de, nad welcher die Zehnten von dem
Befiger des Grundftiikes abgelöft, und
in Geldentrihtungen nach gewifjen Fri⸗
ften verändert werden Fönnen. Den
Zehntbefiger wiirde jedoch die Freyheit
vorbehalten feyn, ob er das Geld, oder °
allenfalis den neuen Zehent wählen
wolle. ber die getroffene Wahl müßte
bis zur Veränderung des Feldſtuͤcks be-
ftandig beibehalten werden, damit der
Zehntherr nicht aus der ihm beigelaffes
nen Freyheit Anlag nahme, den Ent:
richter des Zeheuts zu drüden, und
Geld zu fodern, wann das Erzeugnig
unter den Schaͤtzungs preis fallt, oder
Naturalabgabe, wenn das Erzeug—
niß im hohem Werthe ſteht. Da nicht
ju vermuthen, und durch die Oekonomie—
a a! af
Bey } Le) [ed
nt f 155
aufſicht auch dagegen geſorgt iſt, daß der
Landwirth ohne Vortheil ſeinen Grunde
einen andern Bau geben werde, fo
ſcheint die gelaſſene Waßl den Zehent⸗
beſitzern ſehr vortheilhaft. Auf eben
dieſe Art koͤnnte eine Landesverfaſſung
verbeſſe ert werden, welche der Veraͤndrung
der Grundſtuͤcke Hinderniſſe leget, um die
alten Urbarbuͤcher nicht zu verwirren.
2 36. ,
100. Nach diefen gehobnen Schwie—
rigkeiten iſt es dem Landwirthe nicht
nur frey, ſondern nüßzlich, feine
Grundſtücke abinfondern, und fir, wo
es die Lage derfefben ofhivendig ma—
chet, einzuzaͤunen. In eitem fol-
chen abgefonderten - Bezirke wird der
aͤmfige Landmann ungehindert alle Vers
aͤnderungen und Verbeſſerungen vorneh⸗
wen, wenn nur die Steuerverfaſſung
ihm muf der andern Geite nicht den
Muth raubet. Man kann es nie zu off
wiederholen: der Wohlitand des Lande
34 manns
136 ee
manus allein ift die Grundlage ° einer
bluͤhenden Landwirthfehaft: man muß ihn
die duch feinen Fleiß erhaltenen Vorthei-
le ohne Befchranfung genieſſen laſſen.
Die Entrichtungen alfo, welche, wie
bereit angemerfet worden, nah dem
mittleren möglichen Ertrage ausgemefs
fen ſeyn müffen, ſollen bei vorgenomme—
nen Verbeſſerungen des Feldbaus nicht
erhoͤhet werden, damit diefe Erhöhung
niht etwan das Anfehen einer Stra—
fe, oder wenigfiens einer eigennügigen
Schaͤtzung des Fleiſſes gewinne.
i. 84.
101. Die Haushaltung mit dem
- Erdreiche fcheint insbefondere ſich auf
drey Gegenfiände zu beziehen, bei wel—
chen der Landwirthfchaft fehr viel. nuͤtz—
barer Grund verloren gebt : auf den
Wieswachs, die Gemeinmweiden ,
und die bloß zum Vergnuͤgen, oder
zur Verſchoͤnerung 0
.
ou 197°
fer: dergleichen find Gärten, Alleen
ud. 9 Menn die Wiefen ihrem eige-
nen Wahsthune überlaſſen, und viel«
leicht ſtatt aller Pflege, nur mit einer Egge
uͤberfahren werden; fo ift unflveitig ,
daß auf denfelben weit weniger wachen
muß, als wenn fie ihre ordentliche Kul—
tur erhalten. Angenomman alfo daß ein
gepflegter Grasader von einem Morgen
noch einmal fovielgiebt, als die ungepfleg-
ten Wiefen; fo kann, im Durchſchnitt gee
nommen, die Hälfte des ganzen Wieſenlan—
des erfpart, und zu einer andern Erzie—
Ting verwendet werden. Diefe Verbeſſe—
zung “erwartet der Stagat von der allge
meinen Verbeſſerung der Kultur, ’
6:79"
- 102, Die Gemeinweiden hingegen
find in der That ganz verlornes Erdreich.
Das Vieh, für weldes fie beſtimmet
find, findet darauf Feine Nahrung, weil
es ſehr natürlich ift, dag auf Gründen,
die niemand bearbeitet, wenig wählt,
35 und
139 —
und von dem Viehe die erſten keimenden
Grosfi fsisen fogleih abgefreffen merden.
Landwirthe, die ihr Vieh nicht zu
Grund richten wollen, ſind immer ge—
zwungen, dafjeibe zu Haus mit Zutter zu
verfchen. Man Fennet auch die übrigen
Hasrbeile, die eine Folge der Gemein⸗
ii eiden find, den Verluſt des Eofibaren
ER uͤngers, die von dem beftänbten ,
wenigen Graſe entfiehenden Krankhei—
ten, welche ſich unter dem gemeinſchaft⸗
lich weidendem Viehe ſobald verbreiten ,
und allgemeinen Viehfall veranlaffen u.
d. m. Es iſt alſo zuteägliher, die Ge—
meinweisen nach und nach aufzuheben,
und ſie entweder den Bauerugütern zuzu—
theilen m, mo dieſe nicht zureichenden
Grund beſitzen, „oder wohl auch neite
Anjäffigfeiten zw machen. Die Vorzuͤge
der Stallfuͤtterung vor dem Gemeine
triebe, und die Vortheile der kuͤnſtlichen
Wieſen find heute nirgend mehr unbe»
Fannt. Die Erzielung der fogenannten
Sutterfräuter, ihre ſchmackhafte, er»
giebigere Rahrung, und oͤſtere Aernte
8) 139
nebft den’ auf den Brachfeldern gebauten
Ruͤben, werden die LZandwirtde im
Stand fegen, ihr Bieh von einem weit
geringeren Autheile Erdreichs zu ernäh—
ren, und zum Ganzen des. landwirthe
ihaftlihen Baus mehr Feldes zu erübe
rigen. —
m’Peningthon Reflexions fur les avantages, qui re-
‘ fultent du partagedes communespour etre defrai-
chis & mis en clos. Schlettwein indem Hanode
Magıin 704 x
103. Ueber jeden Fuftgarten von eie
rer gewiffen Otrede 2 Fann gefagt wer»
den, daß er dem Staate gewifjermafjen
eine Familie raubet, die darauf ihren
Unterhalt finden Fonnte. Wenn Ddiefes
auf alleLuſt gebaͤude, Teiche, Thier⸗
gärten, Luſtwaͤlder, Faͤſanerien,
Terraſſen, Baumreihen vor den
Gebaͤuden, auf alle andere Arten von
verlornem Erdreiche angewendet, und
die Summe des Verluſtes gezogen
wird; ſo iſt daraus zu ſchlieſſen, daß
es dem Staate wenigſtens nicht gleiche
guͤl⸗
140 — J
guͤltig iſt, den Bürgern die Umaͤn⸗
derung ihrer Grundſtücke, in ſolche
Ergoͤtzungsoͤrter frey zu ſtellen; und,
daß vielleicht, wo dem ſchon geſchehe—
ten Uebel ganz nicht, oder doch nur ſehr
langſam abgeholfen werden kann, we—
nigſtens dem weiteren Fortgange dadurch
vorgebaut werden würde, wenn, ohne
vorher eingeholte ausdrütiige Erlaub—
niß, niemand Luſthaͤrten, oder et—
was von allem dem, wodurch im All
gemeinen der Landwirthſchaft, bauba—
res Crdreid entzogen wird, anzulegen,
berechtiget ſeyn ſollte. Zwar Fönnte eine
ſolche Einſchraͤnkung nur eigentlich die
vermoͤgende Kloffe der Bürger betreffen:
aber es ift dem Staate glei; empfind-
lich, von welcher Hand ihm eine Wun⸗
de geſchlagen —
am.
104. Roh iſt übrig, daß alles Erd—
reich, welches cf die beſte Art in Be—
ziehung des AZnd aus genützet wurd, auch
ta.)
I 141
nah dem Merhältniffe der übrigen
Befchäftisungen verwendet werde
0: Da die Manufafteren den Stoff
zur Umſtaltung von der Landwirths
ſchaft erwarten, fo iſt in der allgemeinen
Defonomieleitung darauf zu” fehen,
damit nach Erfoderniß Der gegruͤnde—
ten, oder zu eründenden Gewerbe
der gehörige Theil zur Viehzucht wegen
Mole und Leder, zum Haͤnfe, Lein⸗
beue, Scivenbaue, u. d. a. beſtim—
mei werde. Es ift bier vorzüglich Be—
dat zu nehmen, daß nicht alle Theile
zugleih ergriffen werden: das Noͤthi⸗
Gere, dasjenige, fo einer groͤſſeren
Menge Menfhen Beſchaͤftigung
giebt, muß dem minder Noͤthigen,
oder dem vorgezogen werden, was
nur wenige Hande fodert. Jede Ges
gend eines Landes, oder jede Provinz
eines Staates wird zu einer oder andern
Erzeugung, ‚ entweder von der naturli⸗
Een oder der polit ſchen Lage gleiche
ſam vorherbeſtimmet. Die Dekono—
mieleitung muß dieſem Fingerzeuge fol⸗
OT gen,
242 I
get, und die Erzielung des Stoffes
hiernach in die nerfihiedenen dazu ſchickli—
hen Gegenden vertheilen. Aus den
Manufaktur: ud Kom̃erzialtabellen
laͤßt ſich erkennen, welcher Stoff zurei—
chend, welcher Wbefſiͤßig an welchem
Abgang iſt. Nach diefem Kenntniſſe
wird es leicht ſeyn, nicht durch Verord-
nungen, die Erzielung des einen oder an—
dern zu erzwingen, fondern durch anges
botene Vortheile, Belohnungen; Ber
freyungen, dazu aufgumunsern. Vor—
theile waren immer der fiherfie Weg,
den Fleiß zu beleben, und nach derjenigen
Eeite binzumwenden, welde des Geſetzge—
berg Abfıht am zusräglichften if. Der
Staat feget auf eine gewife Men:
ge von diefem oder jenem Stoffe Prei—
fe, p wodurch die Erzielung defiel-
ben — er, als die Erzielung. ei=
nes andern wird; pder er erläßt dem⸗
jenigen Grunde, auf welchem der begün—
ſtigte Stoff gebaut wird, die ſonſt da—
rauf gelegte Abgabe; und es wird ſehr
felten noͤthig ſeyn, zu dem dritten Mit-
tet
5 143
sel zu fihreiten, und denjenigen Theil ,
deſſen Ueberfluß er vermindern will, mit
einer neuen Abgabe zu beſchweren.
o3Tr !
p Auf diefe Are ward durd eine Biter. Ferorde vorm
Kulm 1754. denienigen Herrſchaftsbeamten, meldhescg.
nengepflanzte undwohlbehandelreMaufberböume zeit-
gen fünnen, eine Belohnung von so.fl , und.
durch eine andere vom 3. Märzi756 , dDemienigen,
2er über 580. die größte Anzahl erzielen wird, ‚cis
ne Belohnung von ıso, dem nähftfolgenden aber
son 100, fl. verheiſſen.
105. Die Mannicfaltigfeit, der bes
ftaͤndige Wechſel der Umſtaͤnde, und die
daraus entfpringenden verſchiedenen Vers
bindungen machen ed unurlalih, fi
bier über das Verhaͤltniß der landrirthe
ſchaftlichen Erzeugniffe unter ſich umſtaͤnd⸗
licher einzulaſſen. Es muß jedoch dem
Staate nicht an einem Mittel fehlen,
den Zuſtand feiner Landwirthſchaft voll—
kommen zu uͤberſehen, nud daraus
nicht anr im Groſſen und uͤberhaupt,
fondern auch nach jedem einzelnen Thei⸗
le, und nad dem Fofale zu uriseilen,
welcher Theil feines Beiſtandes vorzüg«
lich
144 &%
lich nöthig habe. Diefes Mittel ift eine
forefältig verfaßte Dekonomietabelle,
die nit weniger in das Polizeyge⸗
ſchaͤft/ als in die befondere Leitung der
Landwirthſchaft ihren Einfing hal: ‚Die
Nubriken diefer Tabelle werden folgen
de feyn: der genaue Inhalt der De
bertidche einer Provinz: die Ein-
theilung diefer Oberfläge in Ungebau⸗
tes imd gebautes Erdreich: die Ein-
theilung des ungebauten € Erdreichs, in
Gebaͤude, Landſtraſſen, F Fluͤſſe, Mo-
fie, Zeiche,, Gärten ; Kuftwälder,
Alleen, Wälder, Gemeinweiden, und
in ganz Ungenuͤtzten Boden; und von
dem lestern eine Lntertheilung, in wie
ferne er, genützt werden koͤnnte, oder
nicht? die Eintheilung des gebauten
Erdreichs, nach der erfien Ausmeflung:
wie viel zu-jedem Staͤdtchen, Sles
cken, Dorfe, Mayerhofe gehört; die
Untertheitirng herrfihaftlicher Gründe
nad der Unterfheidung, ob es welt—
licye oder geistliche BVefiger find,
und Grunde der Untertpanen: das
Ver—
5* 145
Verhaͤltnißder Unterthanenanthei—
le; die Eintheilung aller dieſer Gründe
nach der Guͤte ihrer Scholle: gute,
mittlere, ſchlechte, trockne, fan-
dichte u. fe w. ; die Verwendung dies
fer Gihade zu Döftgarten, Holz,
Graslaıd, Wieswachsſs, Korn—⸗
land, Flachsbau, Seidenbau—
Schafweiden u. ſ. w. wozu es immer
insbefondere genuͤtzet, und wie viel vom.
jedem darauf erzeugt wird: zit allen dies
fen eine genaue Befchreibung der Vieh⸗
zucht nah ihren verfihiedenen Gattun⸗
a ER RE ; |
106. Der Nugen, welder aus einer
folhen Tabelle, oder Befchreibung;
durch die Entgegenhaltung mit dem Bes
völferungsftande , und der Handlungslas
ge gezogen werden kann, ift ohne alle
- Anseinanderfegung in die Augen fallend:
die Zuſtandbringung derfelben aber, und
zwar mit aller Zuverläßigkeit, ganz nicht
den groffen Schwierigkeiten ausgeſetzt,
die man dabei befürchtet, wenn man den
legten Entwurf davon fich zuerſt vorſtellet.
K Waͤ⸗
chi.
140: 2%
Waͤren die Urbarbücher unfehlerhaft, ſo
koͤnnten ſie dabei nutzlich gebraucht wer—
ten. Nun aber muß der Anfang damit
* Dorf zu Dorf: geſchehen, mo fie
dem Pfarrer , oder auch dem Mili-
PR in feinen Standsguertieren aufge⸗
tragen werden kann. Von einzelnen klei⸗—
nen Theilen wird immer hoͤher, nach
den willkuͤhrlichen Eintheilungen der Läͤn⸗
der zu Aemtern, Kreiſen und Bros
vinzen auf eben die Art, wie mit den
Tabellen aller Provinzen, die Haupt⸗
andstabelle zuſa N
107. 35 will zum Beſchluſſe diefer
Abtheilung von der Ranbnirthihe, nicht
die Beiſpiele wiederholen, welche fo.
viele Schriftſteller, die von dem Feld⸗
deu handeln, von der Wuͤrde und der
Hochachtung geſammelt Haben, womit
die nuͤtzlichſte Klaſſe der — einſt un⸗
erſchieden ward, und noch heute bei den
Ehinef ern
weis e8
ſich unser die Ürpelbräider einverleibe
ie, um dem Feldbau zu Schrem 27 daß
ein
erſch werden ſoll. Wer
nicht, das der Stifter Roms
* 147
ein chineſtſcher Kaiſer ſelbſt über dei
Ack erbau ein Buß arfhrieben hat; def
noch heute der Kaifer von China jähr-
lich die Erde mit den Pfluge öffnet, und
dieſes Gepraͤng zu Ehren des Feldbaus,
eine der größien Senerlichleiten des Reichs
iſt? dag man eben da jaͤhrlich dem Re—
genten den beſten Landmann vorſtellt, der
um dieſes Verdienſtes Willen zum Manda—
rin der achten Ordnung erhoben wird ? Man
meis diefe Beilviele: aber darf man hof—
fen, dab fie nachgeahmt werden? I -
fodre alfo nit mit dem philofophiz
schen Bauer, die unfrugibare Ehre cir
ner Medaille für den verdienten Land—
men: Leute, die unter Hundert Bedrü-
dungen gebeugt find, wird ein Goldſtück
an der Bruſt nicht aufrichten. IH fodre
nicht, fo gegruͤndet vielleicht der Anſpruch
feyn dürfte, aber ich fodre nit, dag die
Klaffe des Landmanns über manche andre
Srafjen erhoben werde; ich begnüge mich
wenn die ſchuͤtzende Hand des Regenten
nicht zugiebt , dag fte von ihren Grund⸗
herren und Beamten gedruͤckt, von dem
82 PIE
148 —
Militar Plagereyen ———— von den
andern — pen untergetreten werde;
wenner feinen Scepter uber fie ſirecket,
um ihr ve geringen Vorteile zu verſi—
Gern, an denen. fie fi) genügen laͤßt.
Ay) wunſche, es möchte wenigfieng ein Fleiner
Theil von derjenigen Öffentlichen Wohl—
fahrt auffie zuruͤckfallen, zu welcher ſie ſo
viel beitraͤgt. Der Staatsbeamte, deſſen
unmittelbare Pflicht ſeyn muß, das Land-
volk gegen alle Arten von ungerechten
Zumuthungen zu beſchirmen, a iſt der
Kreishauptmann. Und zuverlaßig
iſt es der ehrenvollſte und nuͤtzlichſte Auf⸗
trag den der Fiskus, oder die ſoge—
‚nannte Kammerprofuratur von dent
Kegenten erhalten kann, die Uuter-
thaͤnsrechte von Amtswegen zu dere
treten.
2a. Die in öſter. Staaten der Beamte über einen
Kreis heißt, der z. D. in Schleſien Candrath ge⸗
nennt wird.
u ro: 149
N
Don Manufakturen.
108.
$ Manfarturen im ausgedehntften ,
und buchſtaͤblichen Verſtande, ſind ale
Beſchaͤftigungen, welche, was immer
für einem Stoffe , eine neue Ge—
ſtalt ertheilen. Unter diefem Begriffe
werden Miller, Baͤcker und alle dere
gleihen obgleich einfahe Gewerbe zu
ten Manufafturengebören. Wegen des
Zuſammenhangs der Gefchäfte aber ift
zwiſchen Handwerkern und Manufak⸗
turen einiger. Unterfpied feſtgeſetzt wor—
der. Als Manufakturanten werden die⸗
jenigen Gattungen von Arbeitern bee
trachtet, welche Verlag oder foge-
nauntes Kaufmannsauft mahen, und
zu denfelben wird auch ein guter Theil
der fonft zu. den Handwerken gezaͤhlten
3 Es
156
unter der Berenmung
der Kumerzialbandwerfe gefhlagen.
Im eigentlichſten Verſtande aber heißt
Manufaktur, der SEN
aller Arbeiten, welche erfoder
werden, Ni eine Waare sahen
men, das At, zum Saufaute zu
machen. "bonitahutane ift dann
ner Buͤrger, a dDiefen Zufammen-
het ig leitet. Es ift bereits angemerket
ode, daß man die Woͤrter Manufal⸗
tur und Fabrik als gleich bedeutend au⸗
nimm
109. Der Endzweck der Manufakturen
in ® Bepiehung suf den einzelnen Manu:
fakturanten, ift, fib Unterhalt und
Gewinn zu verfhaffen; in Beziehung
auf den ganzen Staat, die Beſchaͤfti—
gungen zu vermehren: naͤmlich, durd
die Manufakturen einen Theil des Volkes
welhen die Landwirthfchaft nit befchäf-
tigen Eonnte, Arbeit und Erwerbung zu
geben. Unter diefem Gefichtspunfte, un—
ter weldem die Manufakturen von der
oͤffentlichen Verwaltung betrachtet werden
müfz
FO 15:
Bw
muͤſſen, wird die Benennung, wodnrch
Oekonomiſten den Werth der un Kar
beit und der ganzen Klaſſe der Manu⸗
fakturanten herabzuſezen, zu Zwecke
haben, ein Wortſpiel ohne Sinn. Dr
auf Manufakturen gemachte Vorſchuß
heißt ihnen : eine unfruchtbare Aus⸗
lage: die Slaffe der Mana! Wturanten
die unfruchtbare Klaſſe, weil fie, in
phyſi ſchen Sinne des Worts, Eu Its here
vorbrinat. Aber, es koͤmmt darauf nicht
an: ob die Manufafturen — en
ſondern, ob fie die Beſchaͤftigung vere
gröffern? das ift, ob fie die Mittel zum
Unterhalte des Volfes vorn ehren , und
mit dieſen die Bevoͤlkerung, den Wohl⸗
ſtand des —— von inne, die Si—
cherheit und das Anſehen deſſelben von
auſſen. Das iſt die Wirkung der Manufak
turen. Sie erzielen eigentlich ſelbſt nichts:
aber fie find die unmittelbare Veranlaſ—
fung zit Erzielung des S of 8, der ohne
Umftaltung der Kunſtarbeit feinen Werth
haben a, mithin ganz nicht erzielt würde.
Sie find. die unmittelbare Veranlaſſung
- 84
*
3
zur Vergroͤſſerung des Feldbaus; denn
ſie vermehren die Verzehrung der Le—
bensmittel, die ohne die Manufaktu—
ranten, bloß auf das eigne Beduͤrfniß der
bauenden Familien herabgeſetzt, folglich
ohne Anwerth ſeyn würden. Sogar
einen eigentlichen Zuwachs des Nattlo⸗
nalreichthums verſchaffen fie, Denn,
wenn gleich, nach der Berechnung der
Phyſtokraten, bei einem Kunſterzeugniſſe ſich
alle Theile der Vorauslage in Erzie—
lungen des Erdreichs aufloͤſen laſſen, fo
kann bei auswaͤrts abgeſetzten Waaren,
dennoch der Gewinn des Handels—
manns 5 darunter nicht begriffen werden,
fondern it wahre Ayermehrung, ents
- weder an Numerdren oder an daflır einges
henden Waaren. Ich will noch mehr
fagen: Wenn der Uhrmacher von Senf
ans Meſſing und Stahl, im Wershe
von etwan 2 Gulden, eine Uhr verferti«
get, die er um 30 Gulden auswärts ab⸗
fest, und dann für diefe go Gulden 15
Mesen Korn Eommen laͤßt, ift feine
Kunſtarbeit für, Genf nicht eben fo
Be ne frudte
N
152
*
&% 153
fruchtbringend, als eines Landmanns,
der 15 Megen von. feinem Feldſtüͤcke ges
wonnen bare ? Auf der andern Geite:
wenn ein Staat Ueberflug bauf, aber
von Ländern, Die felbft Feldbau treiben,
umgeben ift, fo wird fein Ueberſluß kei—
nen Abfas finden, und aus Mangel der
Ausfiht zu einem Abfage auch Feiner er—
zielt werden. Man legt eine Seiden—
fobrif an: die dabei verwendeten Are
beiter verzehren die Feldfrüchte: die
©eidenwaare wird ausgeführt: der Staat
erhält dafür den Werth. Iſt es für
den Staat nicht gleichviel, ob er Korn
in der urſpruͤnglichen Geſtalt, oder Korn
in Seidenwaare umgeändert, augführt ?
Nur, dag die Kunftarbeit einen Abſatz
verfhafft, den der Feldbau nicht gefun—
den. hätte: nur, daß die Kunfiarbeit ei»
nen Zuwachs an Belhäftigung, eis
en Zuwachs an Bevoͤlkerung mehr
giebt.
Rn)
18,7
[>
154 La
a. Der Flachs wůürde ohne Ausſicht auf Leinwand,
wenig oder gar Feine Beſtimmung haben. Zu Bra—
Banter Spitzen bearbeiter, ſteigt der Preis, daB
des Stoffs Werrh ganz verſchwindet.
db. Dem Bandelemann Könnt der Ballen Tuch bis auf
den Marfplaß von Sinigaglia 1500 zu ſtehen er
verfatife ibn um 2c00° der Oewinn von 500 if
Vermehrung der Maſſe—
110. Die Manufakturen find alſo in
der Oekonomie des Staates nicht unfrucht⸗
bar, ſondern eine-näglihe, Tondern eis
ne unentbehrliche Vergröfferung der
Beſchaͤftigung. Bei der Anordnung der
Manufakturen find alfo die Stufen
Der Beforderung nach dem Grade abzu⸗
mefien, als dadurch der Endzweck des
Staates mehr erreiht, das iſt, als bie
allgemeine Maſſe der Beſchaͤftigung
vergrößert, und dauerhafter gemacht
wird. Die allgemeine Maſſe der Bes
Tchäftigung aber gewinnet nur , wanıt
die Kunſtarbeit ein Mittel it, die Erz
zeugniſſe der Landwirthfchaft zu. verviel⸗
fältigen c. Alſo verdienen diejeni-
gen Manufakturen die erfte Aufmerkfams
feit, wozu der Nat ionalſt off entweder
wirklich vorhanden iſt, oder doch mit
leich⸗
> 155
leichter Mühe erzieleg werden Tantı.. Oh⸗
ne dieſe Beobaginug verliert nicht nur
ein Theil der Landwirchfgaft einen 3b,
fog , den fie machen, folglih einen
Theil der Beſchaͤftigung, den fie fi zu⸗
eignen konnte; fondern auch die Minis
fakturarbeit wird von derjenigen Nation,
abhaͤngen, welche den rohen Stoff lie⸗
fert: folglich wird die Beſchaͤftigung des
Volkes auch von dieſer Seite nur bitt⸗
weiſe beſtehen, das iſt, nur ſo lange,
als die Nation, von welcher der rohe
Stoff empfangen wird, ihn nicht enfe
weder feibft verarbeitet, oder ihr der
felbe von einer andern Station nicht un—
ser vortheilhafteren Bedingniſſen ab—
genommen, oder von ihr felbſt, aus
was immer für einer Urſache die Aus—
fuhr erſchweret oder endlich aus poli⸗
tiſchen Gründen die Erzeugung dieſes
Stoſſs aufgegeben wird,
e Der Schade , der einer Nation in den verſchiede—
nen Zweigen ihred Wohlſtande zugehen kann, iſt
Beishend oder verneinend. Der beiahende iſt
Abzug von der ESrbſſe, die He befigt; wenn 3: B. don
derwirflihen Bevdlferung 1000 auswandern, von
\ dem Hationalkapital eine halbe Milllon A a :
L ers
— x
150
1
dervergeltung ausflüßt:der verneinende ſtricht⸗
zuwachs eines Vortheils, den. ſich zuzucignen,
in der Macht der Nation geſtande Are, wenn
3: ©. der auswärsige Handel mir fremder Fracht
Zeſchiedt, wodurd der Nation im Berkaufpreite
die Srachtfoften enrgehen. Inder Berechnung der,
politẽeſchen Handlung wird daher auch der Richtge⸗
win angejest; das iſt: es wird als Derfuf betrach⸗
tet, was man, da man ed hätte gewinnen können,
(R nicht gewonnen bar. *
114. Es iſt nuͤtzlich, die Folgen ei⸗
ner ſolchen Stellung weiter hinaus fuͤh—
ren, um fih zugleich von einer andern
Wahrheit zu überzeugen: nämlih: daß es
weniger ſchaͤdlich iſt, die Beſchaͤftigun—
gen nie über. eine mittelmaͤſſige Groͤffe
erweitert zu haben, als von einer viel
groͤſſeren Menge derſelben in der Folge
etwas zu verlieren. In den erſten Sale
le wird Der Staat zwar einer auch nur
mittelmaͤſſigen Wohlfahrt theilhaftig wer⸗
den; aber er wird fich bei Ddiefer erhale
ten: im andern wird der Rückgang ſei—
‚ner Glicfeligfeit beinahe ohne. Graͤnzen
ſeyn. Denn, bei einem, aus dem er-
wähnten , fih ereignenden. Umſtande ver-
liert eine gewiffe Anzahl von Menfchen,
die Manufakturanten naͤmlich, welcht
: den
> 157
Be fremden Stoff verarbeiten, ihre Be—
ſchaͤftigu ng, das ge: fie ee nicht
mehr diejenige Summe’ Geldes, die fie
gewohnt: war, zur Unterflügung ihres
Unterhalts zu empfangene Da es nicht
fo leicht iſt, eine unbeſchaͤftigt geworde-
ne Menge fogleich wieder in der Keihe
der allgemeinen Erwerbungsmittel unter-
zubringen; fo muͤſſen die ihres Verdien—
fiens verkiftigten Arbeiter -inzwifchen in
die elendſten Umftände gerathen , und
ſich wohl gar gezwungen fehen, auszu—
wandern ‚um ihrem Verdienſte nachzu⸗
ziehen. Ih fege die Folgen nicht big
zu der Abnahme der Ehen, und andre
fdhädfiche Nebenwirkungen fort: ich hal—
te mic) ur an die unmiiteldarfien.
Die brodlofen Manufakturanten haften
gleichfalls verzehret : ihre Derzehrung
hört nunmehr auf, da fie der Mittel
hierzu beraube worden. Alfo empfängf
auch eine andere Klaffe. von Bürgern
nicht mehr diejenigen. Summen, die fie
zur Beſtreitung ihrer Bedürfniffe ſonſt em⸗
»fangen hatte. Diefe Klaſſe war der
| Ir KANDE
@
s
N * —
Landmann, und abermal der Fabri⸗
kant, bei denen ſich Die nadtheilige
Folge in dem Verhaͤltniſſe ihres vermin—
derten Verdienſtes auf eben die Art, wie
bei den erſten wiederholt, Und dieſe
Keihe von Stactheilen ‚, von ſtets mehr ge⸗
ſchwaͤchten Erwerbungsmitteln, folgich
von immer abnehmender Bevoͤlkerung
wird fo lange fortgeſetzt, daß der Staat
einem Verfalle nahe geführt wird, wenn
er nicht dem Uebel duch thaͤtige Mittel
Einhalt zu thun, begäibe iſt.
112.° Eine: Manuſaktur beſchaͤft tiget
deſto mehr Menſchen van! je mehrere
Zubereitung ihr Stoff nöthte hat,
bevor Die Waare vollfommen ik;
und je gemeiner ihe Gebrauch if.
Diefe Betrachtung weifet die Handlungs⸗
Yeitung auf Diejenigen Manufakturen,
weihen fie nach den vorher erwähnten
die naͤchſte es und Befoͤrderung
zugimenden bat, Vorzüglich kommen
hier diejraigen in Beratung; welche
Geſpinnſt verarbeiten, weil ſie den Land⸗
leuten zur Winterszeit, da ihre Arbeit⸗
-
ſam⸗
——
* - 159
ſamkeit fonft für den Staat verloren
feyu wide, und felbft den Kindern Be—
ſchaftignt ng nnd Verdienſt geben ; amd
dadurc nieht nur die Unwerthe in der
Bevoͤlkerung vermindern , fondern auch -
die Umſtaͤnde des Landvolks verbeſſern,
dem die Geſellſchaft nie zu viele Vor—
theile zuwenden kann. ,
d. 110
113: Der gemeinere @ebraud ei⸗
ner Waare haͤngt davon ab; daß man
dem groͤſſeren Theile des Bolkes
verkauft. Der größere Theil des Vol-
fes iſt diejenige Klaffe, die nicht dag
Vermoͤgen beſtht, Waaren von einem
gewiſſen hoͤheren Preiſe anzufaufen,
Es iſt alſo nothwendig, die Weaa⸗ u von
einer ſolchen Gattung vorzuͤglich zu bee
foͤrdern, welde "den Vermögen der ge⸗
meineren Klaffen — find, mie ge⸗
meinere Zuchfabriken, © Feinwaudfas
brifen: folge Gatinngen verdienen folg=
Eh in der Reihe der Manufakturen dem
erſten Rang. Indeſſen, wenn‘ der ge⸗
ringe Preis allein der Beweggrund des
Ver⸗
‘
160 - Be
Verbrauchs iſt; fo wird ser denfelben auf
das bloß Nothmwendige berabfegem.
ueberhaupt ift der reis beziehend, auf
‚diejenigen Eigenfhaften naͤmlich, wele
che fir die Käufer die Keizungen find, -
die Fre zum Ankaufe einer Waare beſtim—
men. Um alfo den Gebrauch eines Ma⸗
nufakturerzeugniſſes Über das Nothe
wendige zu erweitern, ift esnöthig , ihm
diejenigen Eigenfhaften zu verſchaffen,
welche die Käufer zur Wiederholung des
Kaufes anloden; Diefe Eigenſchaften find
der wohlfeile Preis bei gleicher innes
ren Güte; aͤuſſern Schönheit, und
derMannigfaltigkeit der Waaren. Und
dieſe vier Eigeuſchaften erweitern nicht
nur den Verbraͤuch einer Waare über-
haupt, ſondern nach dem Malle: als war
fie einer Manufaktur verſchafft, verfihern
fie au den Vorzugaufden inländifchen ,
und austwärtigen Handelsplägen vor
allen Mitroerbern , deren Manufektnren
es an diefen Reizungen maugelt
114. ImGrunde würde eg de sSFabrikan⸗
sen gan Vortheil ſeyn, feinen Erzeug⸗
niſe
- 161
niſſen die angeführten Cigenſchaften zu
gebeit. Aber die ungemäffigte Gewinn-
ſucht mat ihm oft den mahren Nugen
verfennen. Der größte Theil. ficht blog
auf das Gegenwärtige ; und betrachtet
ſeinen einzeluen Vortheil auffer allem Zu—⸗
ſammenhange mit dem Vortheile des Alle
gemeinen. Wo fih Daher immer die Ge-
legenheit anböte, wirde er gu Erfpa«
rung der Koften imd zu Veraröfferung
feines Gewinnes, gerade int Gegentheife
eine ſeowohl Aufferlich als innerlich
ſchlechte Waare theurer zu verkau—
fen fuchen. Hier alſo zeigt ſich die N oth⸗
wendigkeit, der Priva —— Einhalt zu
thun, und den einzelnen Fabrikauten in die
Nothwendigkeit zu verſeßzen, daß er feinem
Erzeugniſſe die erfoderlichen Eigenfhaften
ertheilt, ohne welche Die Erweiterung eines
Zweiges der Beſchaͤftigung vergebens ev
wartet wird:
115. Un unaͤchte Waare erh wohiii
einem hoben Preiſe anzuwerden, muß
die Stellung des Fabrikanten gegen den
Kaͤnfer folgende fern: ber letztere muß
— | daB
162 ce:
das Manufakturerzeugniß beduͤr⸗
fen, und es nur von dem erſten allein
erhalten Fönner. Se dringender dieß
Beduͤrfniß iſt, deſto unumgaͤnglicher wird
er ſich den Forderungen des Fabrikanten
unterwerfen, welche fuͤr ihn gewiſſer—
maſſen Geſeze ſtnd, und nach dem Ver—
haͤltruſſe immer ſteigen werden, als die
Aufrage Der Käufer groͤſſer wird; weil
die vermehrte Aufrage nad) einer Waaz
re, die nicht in zureichender Menge
vorhenden iſt, daS Beduͤrfniß derjeni-
gen in einem gewiſſen Verſtande vergröfs
fert, die im Beforgniffe fiehen, daß fie
dafjelde nicht werden befriedigen koͤnnen.
Mehr oder weniger, . als ſolche Ume
fände von beiden Seiten vorhanden find,
werden ſich Ddiefe Folgen ereiguen, Es
koͤmmt aber nur darauf an, dem as |
Drifanten Mitwerber zu geben, an die
fid der Käufer wenden kann, wenn ihm
die Waare, entweder der Gattung nad
misfaͤllt, oder der Preis zu groß iſt;
ſo verhalt ſich alles gerade umgekehrt.
Die Furcht ift auf Seite des Zabrikanten
und.
*
XS "263
nid je größer der Zuſammenfiuz Dei
Mitwerber wird, defio gröfier muß fein
Beftreben ſeyn, die Käufer, die fich au⸗—
derwärtig + verfehen. koͤnnen, an ſich zu
ziehen. Wie jene fih den Vorzug, Die
Waare an ſich zu bringen, durch den an—
gebotenen groͤſſeren Preis zu verſichern
ſuchen; ſo wird dieſer nunmehr es durch
Vervollkommung feiner Waare, und
Herabſetzung des Preiſes thun müf
fen: Alſo enthält der befoͤrderte Zuſam⸗
menfluß e gllein das Mittel, die Ma—
nufakturerzeugniſſe zu derjenigen Vollkom⸗
menheit zu erheben, welche ihren Abſatz
vervieifaltiget. -
©. Der Gang der Aem ſigkeit, und die Wirkungen des
Zuſammenfluſſes find in einer eignen hhandlung im
zehnten Bande meiner gefammeitenSchriften aus—
führlich beobacbter worden ‚die man bier dicht gan;
herüber nehmen fann.Aber iſt ed nothwendig, einen
Theil davon umſtändtich auf die-Manutakturen ans
jumenden. r
116. Sobald eine Beſchaͤftigung Ge
winn trägt, iſt ſie für fich ſelbſt anlockend
genug; daher find zur thaͤtigen Vefoͤrde—
rung des Zuſammenfluſſes, nicht ſowohl
22 be a⸗
e*
64 | &%
bejahende Mittel nothwendig, als viek-
mehr verneinende, die naͤmlich alle
Hinderniffe bei Ceite raͤumen, welche
der Aeinfigkeit im Wege ſtehen, und
ihren Adetteifer hemmen Fönnfen. Die—
ſe Hinderniſſe ſind: Monopolien,
aus ſchlieſſende Geſellſchaften, gewiſ—
fe mit Vorzuge eingeraͤumte Bes
frenungen , Manufakturen anf
Rechnung des Kandesfürften, aug-
fchlüffende Zuͤnfte und zu groffe auf
eine Fabrikation geiegte Abgaben.
Jede Diefe Befihranfungen des Fleiffes
nah der Reihe betrachtet, wird uns auf
Grundfäge führen, welche bei Leitung
des Manufakturweſens nicht aus den
Augen gefest werden dürfen.
117. Das Monopolium, der Al:
leinhandel, ift entweder in den Händen
des Fabrifanten , oder eins Dans
delsmanns. Bei dem erften ift es ein
von dem Regenten ertheiltes Recht ev
ne Waare allein zu verferfigen 5 bei
dem zweyten ift es, gehen den Fabri—
Fanten das Dropolium, oder Vor—⸗
N kaufs⸗
% 165
kaufsrecht; welches den Arbeiter zwingt,
fein, Erzeugnig nur dem beguͤnſtigten
Handelsmann zu verkaufen ;_ gegen den
Nerzehrenden aber it es Alleinver-
Fauf; das Recht, ibm eine Waare
mit Ausſchluͤſſung aller übrigen zu
liefern. Diefes Propolium Fan ſich
auf den ganzen Staat, auf eine Pros
pin; ,, einen Bezive oder auch nur auf
einen Stand erſtrecken. Das letztere heiße
insbefondere eine ausfchlüffende Kiefes
ung.
Der Alleinverfäufer hat gegen
den Abnehmer der Waare einen Zwang⸗
abſatz, je gröffer oder Feiner, nach dem
Maſſe, als feine Waare fih der Noth—
wendigkeit nähert, Da ihn diefe Noth⸗
wendigkeit verfichbert , daß man feiner
Waare nicht entdehren, und fie. auch
nicht von fonft irgend ber empfangen
kann; fo zieht er von der Lage der Ume
fände allen möglichen Vortheil, und, uns
bekuͤmmert, feinem Erzeugniſſe die anzie—
henden Eigenſchaften zu geben, da die
Nothwendigkeit alles für ihn thut, laͤßt
235 er
/
168 o%
er ſeine Waare ſtehts unvollkommen,
und ſetzet ſie nicht anders, als theuer ab.
Eine unvolkommene Waare finder im
inneren Abfage nicht mehr Känfer, als
welche ihrer unmoͤglich muͤſſig gehen; im
aͤuſſern Abfage findet fie gar Feine.
Eben ſo verhaͤlt es fihb mit einer Waare,
die hoch im Preife ſteht, welche noch
dazu den übrigen Bürgern ihren Unter⸗
halt koſtbar machet; inſoſerne namlich
die Waare des Monopoliſten ſich dem Be-
duͤrfniſſe naͤhert. Der untergeordnete
Arbeiter iſt ebenfalls ganz in der Gewalt
des Alleinverfänfers : und weil es der Vor⸗
theil des legfern iſt, jenem keinen heben
Handlohn zu geben; fo iſt der Fleiß
des Arheiters nit mehr ein Mittel, ei=
ne Samilie zw ernaͤhren: daher werden
die faͤhigeren Fabrifenarbeiter, welchen
in andern Ländern vielleicht. ein gluͤckli—
ches Loos angeboten wird, bei der erſten
günftigen Gelegenheit auswendern Als
ſo bereichert. fih zwar der eine; aber
die Maſſe der aligemeinen Beſchaͤftigung
RR) waͤchſt
2% 167
waͤchſt nicht, und die Kunfarbeit bieips
immer in der Kindheit. -
119. Bielleiht dag der Staat den
Vortheil der Befhäftiigung ganz pers
liert. Wenigftend feget er ſich durch Erz
theilung ſolcher Ausſchluſſungen der Ges
fahr aus: Der Moßopoliſtfabrikant
reichet ohne Zweifel nicht zu, eite gan—⸗
ze Provinz, einen ganzen Staat zu vers
fehen. Um die Beflellungen zu befriedis
gen, und den Klagen des Kleinder—
Fäufers vorzubeugen, welche eine Wis
derenfüng der ihm ertheilten Freyheit
veranlaffen dürften ,- verfteht er ſich uns
ter. der Hand mit ausländifcher Waarez
und da’ihn feine Stellung zum Meiſter
des Preiſes macht, findet er bald,
dag er an der ausländifchen Waare
einen eben fo groffen Gewinu machen
kann, als an feinem eignen Erzeuge⸗
niffe, wobei er die Erſparung feiner
Muͤhe, Auffiht, des Vorſchuſſes u. d. g.
in Auſchlag bringe, und aus einem Fa⸗
brifanten, den der Staat an ihm zu
haben ' glaubt, in den gefaͤhrlichſten
g 4 Schleich⸗
168 55
Schleichhaͤndler ausarler. Weniger oder
mehr wird dieſe Anmerkuug auf alle Mos
nppoliften anzuwenden ſeyn.
120. Der Propoliſt hat das Mit—
tel in Händen, beide die Verzehren-
den und den Fabrifanten zu drüden ;
jene durch eine übermäffige Steigerung
de3 Maarenpreifed; diefe, durch einen
auf das Kleinſte herabgefegten Vortheil
ihrer Arbeit. Wenn daher der fabris
cirende Monopolift nur die Ausbrei—
tung einer Befhäftigung hindert; fo
entkräfiee das Propolium ſogar eine
ſchon gegründete und ausgebreitete.
Und es ift bereits gefagt worden, dag
diefes letztere einem politifchen Körper
immer fhädliher ifi, als das erflere 5
and fhadlihder nah dem Maffe, als
der Stoff der Fabrifation mehr die Land-
wirthſchaft befchäftigte. Einem Körper
kann natürlicher Weile Voͤlligkeit man-
geln ohne daß er frank ift: aber die Ab—
nahme eines völligen Körperd iſt alles
mal das Anzeichen eines inneren verzehe
renden Uebels. ;
121,
* 169
ı21. Bei ber offenbaren Schaͤdlich⸗
feii des Alleinverkaufs werden dene
noch nicht felien Beſreyungen dieſer Art
ertheilet, dazu der Beweggrund - richt
inmer Unmiffenheit,, oder unzeitige Ge—
winnſucht if. Wenn men ſchon daruͤ—
ber einig iſt: dag Monopolien in der
Folge den Fortgang der Manufakturen
hemmen; fo glaubt man dennoch, fie
fönnten bei Errichtung einer neuen Cie
theilt werden, um zu ſolchen Unterneh⸗
mungen aufzumuntern, um den anfans
genden Fadrifanten Kräfte fammeln zu
laſſen, damit er feinem Werfe eine
gröffere Ausbreitung zu geben , in Stand
gefegt werde. . E8 ift (ſagt endlich der
Zerfaffer der Anfanasgründe ver
Handlung fJ eine Ark von gemaͤſ⸗
fieter Ausfhläffung bei den Diane
fakturen möglich, welche dem Staate
nicht den Vortheil des Zuſammen⸗
fluſſes raubt, wenn eine folche Aus⸗
ſchluͤſung auf wenige Sahre be=
ſchraͤnkt, auf eine, oder zwo Pro—⸗
pinzen allein ertheilt iſt, damit die
25 Hands
170 | u.
Handarbeit, oder. der Stoff nicht
zu ſehr vertheuret werden: und
aud da noch muß eine ſolche Be—
guͤnſtigung durch ven Zuwachs der
Bevoͤſkerung erfauft werden.
£ Ch IM. f {
122, Die beiden erſten Gründe wuͤr⸗
den allerdings eine Aufmerkſamkeit ver
dienen, wenn es fonft Fein Mittel gabe ,
angehende Manufakturen zu unterfligen.
Aber dieſe Mittel find vorhanden, und
werden an ihrem eigenen Orte vorkom—
men. In der Wahl der Unterfiusungss
mitsel aber koͤmmt ohne Zweifel der Vor—
zug denjenigen zu, von welchen fich die—
felde Wirkung am. znverläffigfien erwar—
ten laßt, ohne fih auf der einen Seite
der Gefahr auszufegen, durh das er—
griffene Mittel dem Endzwecke gemiffer-
maffen felbft entgegen zu arbeiten. Das
it der ‚gegenwärtige Fall: man ſucht
einen Zweig der Befchaftigung zu erwei-
fern, dadurch, daß man feine Erweitee
rung hindert. Die Verthenrung der
Handarbeit uud des Stoffes, welche
Forte
-
* 171
Fortbonais beforget, ſcheint bei nen—
en Fabrtkationen gewiſſermaſſen unmoög—
lich. Dieſe Steigerungen Tonnen nur
die Folge eines Zuſammenfluſſes von
Fabrikauten der naͤmlichen Gattung
feyn : ein ſolcher Zuſammenfluß aber ers
eignet ſich nicht dei Verſuchen einer
neuen Fabrikatur, deren Vortheile ime
mer ungewiß, mithin, auch für eine
Menge nicht anlockend find.
123. AusſchluͤſendeGeſellſchaften
g, entweder zur Erzeugung einer Waas
ve, oder zu ihrene Verkaufe, find am
fih ſelbſt anders nichts, als ein Al—
feinhandel , an welhem mehrere Au—
theil nehmen. Gegen den Kaufer find
fie eine Perfon, deren Abfiht mit je—
dem einzelnen Monopoliften dieſelbe ift,
Nur darinn mag vielleicht einiger Unterz
fhied wahrgenommen werden ; daß
eine aus ſchluͤſſende Geſellſchaft ihre
Bedruͤckungen gegen die Kaͤufer deſto
beftiger ausüben mug, weil der Gewinn
in mehrere Theile zerſtuͤckt, mithin auf
— einzelne Glied nur ein kleiner Aue
theil
72 3%
theil fallen wird, moferne die Geſel⸗
{haft es fih nicht augelegen feyn last,
ihren Vortheil auf das Höchſte zu ſpan—
nen. Es iſt kein Sweifel, daß die Wer—
einieung mehrerer Menfchen % zur
Erweiterung der Handlung vieles bei—
tragen kann: nur muß die Art, dieſe
Vereinigung zu verenloffen, ſich fo ſehr
als immer möglid) ifi, von dem Allein
handel eutfernen.
£.11%.
b Asch. von Handlungsgeſellſch.
124. Ueberhaupt iſt Feine Urfache
worhanden, warum Der Negent, der als
Ien Bürgern zu gleichem Schutze ver-
pflichtet ifE, Dem einen vor dem andern
einen Vorzug einräumen ſollte. Jede
Befreyung ẽaber if ein folder Borzug,
der, worinn er auch immer befiehen md«
ge, ih in Geld anfıhlagen . läßt, und
unter den Wetteifernden eine Ungleich⸗
heit veranlast. Er eignet nämlich dem
einem heile Vortheile zu, Die der an«
die.
S | 173
er nicht bat. Dadurch iſt das Gleichge⸗
wicht der Beſtrebung geſtoͤret: der Kits
befreyte Mitmwerber verliert den Muth,
end in einem gewiffen Verſtande auch
das Vermögen in feinem Wetteifer forte
zufahren: oder, gleih Anfangs wird je=
dermann zurücgebalten, fih gegen den
Befreyten in eine Mitwerbung einzulaf-
fen. Alſo ift ein Zweig der Beſchaͤftigung
unbemerft in die Hande des Befreiten ,
gleichſam aly eines Monopoliſten, uͤber—
geben, ohne daß irgend dagegen Vor—
kehrungen gemacht werden. Ich werde
zwar in der. Fortſetzung dieſer Abhand—
inng gewiſſe Vorzuͤge ſelbſt unter den
Mitteln anfegen, die einen erſt erwach—
fenden, Zweig der Beſchaͤftigung befoͤr—
dern Fonnen: 3 B. daß einem Tuch—
fadrifanten der Worfauf Der Wolle
eingerdumet werde : aber ein folcher
Borfauf, um in diefem Beifpiele forte
zufahren , muß nicht einem Tuchfabri—
Tanntengegen die Übrigen Tuchſabrikan—
jen, fondern allen Tuchfabrikanten
| gegen
⸗
Matt 1%
gegen die, fo es wicht find, und ber
fonders gegen Fremde ertheiles werden;
\
1; 116-
125. Sehr fiheinbare Urfachen haben
Bandesfürften verleitet, Manufaktıren
auf eigene Meinung zu errichten A.
Dan hielt dafür, fie vorzäglih koͤnnten
den aroflen Aufwand machen, welder
FG
bei neuen Unternehmungen erfordert wird :
fie würden den Verluſt, der anfangs
immer zu befürchten iſt, am leichteften
fragen; oder doch ſich genügen laffen ,
um dem Fortgang einer Fabrikation zu
befördern, an dem Erzeugniſſe nichts
zu gewinten. Die Hinderniffe endlich,
welche ſolchen Errichtungen von, verſchie—
Denen Seiten ‚gelegt würden, fielen bei
Manufakturen in den Händen des Lane
desfirfien gleichſam von ſelbſt hinweg
Eine, Mannfaktur werde alſo unter dies
Tem Schutze eher, aid auf jede andere
Art, die Bollfommenheit erreichen. Aber
dieſe Gründe find Leicht zu ewikräften,
| Es
re
02 175
Es ift der Klugheit nicht eben gemäß,
auf einen zweydeutigen Ausgang bes
traͤchliche Summen zu verwenden, die
immer zulest den Landesanlagen zu. Laft
fallen 5 den Verſuch aber im Kleinen: zu
machen, dazu werden fid) bei einer gluͤck—
lihen Ausſicht immer vermögende Pri—
vatleute finden: beſonders, wenn der
Staat fie durch audere Ermumterungen das
zu anzuleiten weiß. Dadurch alfo fällt.
auch ‘die Betrachtung der Gefahr, und
Des nicht zureichenden Gewinnes hinweg.
Das die Dinderniffe betrifft, welche
der Aemſigkeit gelegt werden ; fo ift es
eine traurige Ausfiht für den Staat,
‚wenn er jemals zugiebt, daß der Nemfig-
keit Hinderniffe gelegt werden koͤnnen
k. 118: Ri
126. Die Gruͤnde gegen die landes⸗
fürftiichen Manufakturen find hanfiger,
und ſcheinen überwiegender. Wahrſchein—
licher Weife ift der Fleiß. derjenigen ,
welche einer ſolchen Manufaktur vorſte⸗
ben,
176 x ;
hen, nicht fo groß, als der Fleiß desjekigen
ſeyn würde, der ihn für ſich ſelbſt anſtren⸗
get. Auch laͤßt ſich die genaue Spar—
ſamkeit hier nicht erwarten, womit der
Privateigenthümer fuͤr ſich ſelbſt zu Werk
gehen wurde. Immer werden die Gebaͤu⸗
de groͤßer, und alle Werke weitlaͤuftger
angelegt; daß alſo der Fond der Unter-
nehmung ſtaͤrker, mithin aud zum Erfas
be der Zinfe mehr auf die Waare zu
fHlagen if. Die Beamten, wie fie
immer Namen haben ntögen, werden
gleichſals als eine nothivendiae Auge
Tage dem Waarenpreiſe zugeſchlagen, da
bei einem ————— ſein
Unterhalt ſchon dem Gewinne zugerechnet
wird. le 15 nun a n zween Nach⸗
theile: eine ſolche Manufaktur wird, in
Ders! — einer Privatmanufaktur,
nicht ſo 9% ſchwind vollkommen; und
nie in einem ® niedrioen Preiſe abfegen.
Alſo wird fie auch nie diejenige Ausbrei—
tung erdalten, welche die Frucht der Guͤ—
te und Wohlfeilheit einer Waare, und
die Abſicht * oͤffſentlichen Leitung iſt⸗
Sr
W 48
1
2
[7
. ad
a8 über alles noch am meiften in Er—
wegung koͤmmt, iſt: daß ein Landesfürfk,
welcher manufakturirt, nothwendig alle
Mitwerber abfchreeft, weil fie ihn hier
nur als Manufakturanten betrachten ‚der an
feinem Erzengniffe gerwinnnn will, und
zur Beförderung diefer Abſicht fich gegen feie
ne Mitwerber alle Vorzüge zueignen kann;
wodurch die landesfürftlihe Manufaktır
zulegt, ohne den Namen zu haben, im
ein Monopolium ausartet.
127. Sogar der Meinung findt
ich mich nicht geneigt beizupflichten, welt
che die Manufaktur nur anfangs auf
Rechnung des Landesfuͤrſten errichten,
bei ihrem Fortgange aber an Privatleute
abtreten will. Diefer Fortgang ift aus
den angeführten Urfachen immer fpäter
zu erwarten, Auch if, wo es auf Untere
fuhungen diefer Art ankoͤmmt, nothwendig,
auf die täglichen Beifpiele mit zu feben.
Bei den gluͤcklicheren Fortgange einer
Manufaktur ift die Verſuchung fehr groß,
fie als einen Zufluß der landesfürfilihenEin-
Fünfte nicht aus den Händen zugeben, Leute,
11 Thl. M
158 &%
welche nur die augenblickliche und gegette
wärtige DBergröfferung der eingehenden
Summen vor Augen haben, überrafchen die
Wachſamkeit des Fürften leicht, und ber
mächtigen ſich, zum fogenannten Vor—
theile der Staatseinfünfte eines Zwei—
ges der DBefhäftigung, der eben darum.
nie die Verbreitung erhält , die. mar
unter andern Umſtaͤnden erwarten duͤrfte.
©» lange alfo dem Staate noch andere
Mittel übrig find, geſchickte Fabrifanten
bei neuen Unternehmungen zu unterfite
sen, ift es wenigſtens der Klugheit gemäfe
fer, fi vielmehr an diefe zu halten,
als auf zweydeutige Anſtalten einiges
Zutrauen zu werfen.
128. Zünfte u werden die Koͤrper
von Arbeitern genennet, deren Mitglieder
einerlei Beſchaͤftigung treiben. Sie haben
ihre eignen Vorſteher, ihre Saßun-
gen oder fogenannten Gewerbsſta⸗
tute, ihre Gebräuche. -Diefe Zünfte
find entweder ungeſchloſſen; des if:
ihre Zahl ift nicht befchranft ; oder
geſchloſſen, wo, bei a
a
%
& 179
Zahl der Sunftgenoffen jeder, der nicht,
aus diefer Zahl ift, ein Stoͤhrer, Pfit-
fcher genennet wird, gegen weiden die
fogenannten Befugten denzunftewing |
ansuͤben. Die Beſchraͤnkung der Zinfe
te gefchieht auf eine zweyfache Art:
die Zahl der Meiſter iſt beſtimmt:
oder den Meiftern ift nicht erlaubt, uber
eine feitgefegte Zahl von Sun en in die
Lehre zu nehmen. In gegenwaͤrtigem
Zufammenhange werden die Zitufte weder
als eine Polizey anſtalt betrachtet, noch
‚in wie weit fie.ihren Nugen unmittelvar
zur Vollkommenheit einer Waare das
ben koͤnnen; fondern nur, in wieferne
fie ohne eine gewiffe Auffiht dem Zu⸗
ſammenfluſſe ſchaͤdlich werden.
®. 113. Innungen, Zechen, Gilden.
129. Sind die Zinfte wahrhaft me
geſchloſſen: wird naͤmlich jedermann,
der von feiner Fähigkeit in einer gewiſſen
Arbeit zureihende Beweifz gegeben hat,
in diefelden aufgenommen; 19 haben fie
Mr nichts
180 *
nichts, was gegen fie eingewendet wer⸗
den konnte. Aber beinahe darf men ja-
gen: Zuͤnfte, welhe auf die Weiſe une
gefglofien wären, find nirgend vorhanden:
die Aufdinggelder, Lehrgelder, die
Toxen des Seepfprechens, die Koften,
das Meifterrcchr zu erlangen , die koſt⸗
baren meistens unbrauchbaren Meiſter⸗
ſtuͤcke, die bei ſolchen Gelegenheiten unnach-
laͤſſigen Gaſtgebote, vetreten auch bei
offenen Zuͤnften, dem fähigen aber unvermoͤ⸗
genden Menſchen, den Weg, entweder
zu einem Gewerbe zu gelangen, oder
daſſelbe, obgleich nach erworbener zurei—
chenden Geſchicklichkeit zu treiben. Die—
fe verderblichen Hinderniſſe abſchaffen,
heißt die Faͤhigkeit des Buͤrgers in ſein
Recht einſetzen.
130. Um viel offenbarer aber iſt derNach⸗
theil von wirklich geſchloſſenen Zünftenz,
wo die Zahl der Meiſter beſtimmt iſt;
wo die Meiſterplaͤtze erblih find, und
niemand dazu gelangen kann, es fey denn
ein Meiſtersſohn, oder, er habe eine
Meifterstochter , oder die abgelebte
EN Witt:
8 182
Wittwe eines Meiſters zum Weibe
genommen: wo dann, unter ſolchen Be—
dingniſſen, nach der Geſchicklichkeit wenig
geſehen wird. Dieſe Zuͤnfte erleichtern
es den auf eine geringe Zahl berabge—
ſetzten Mitgliedern ſehr, unter ſich gehei—
me Verabredungen zu machen, und ihr
Gewerb zu einer Art von Monopolium
zu errichten, wodurch Das gemeine Wes
fen bedruͤckt wird, und die Erzeugniffe
bei einem unmaäffigen Preife, immer un—
vollkommen bleiben, Diefe feſtgeſetzte Zahl
der Lehrjungen vermindert in der Fol—
ge auch die Zahl der Geſellen, welches
natuͤrlich den Handlohn zum Nachthei⸗
le der auswärtigen Handlung hoch
erhalt. Zwar laßt fich nicht vermuthen,
daß die Gefeggeber bei Belhränfune
gen der Zünfte die eigennüsigen Abſichten
der Zumftgenoffen befordern wollten.
Ihre Abſicht dabei war ohne Zweifel nur,
um unter den Befhaftieungen des Volks
ein Gleichgewicht zu erhalten, und durch
die Feſtſetzung der Anzahl, jeder ihre
C hranfen anzuweiſen. Doch dus Mite
? Dig
18% | &
tel zur Erreichung diefer Abſicht war un⸗
rothwen dig in det einen, und Unan—
Genteffen in dem andern Falle. Co
lange als die Arbeiter bei einer Defchäfs
fisung ihren Unterhalt finden ; find
fie dabei nicht überflüffig. Sobald aber
dieſe Beſchaͤftigung fie nicht mehr naͤhret,
wird fie, wenn: anders Feine Hinderniffe
vorhanden find, verlaffen. Alſo bat der
Gefesgeber nicht noͤthig, einen Macht—
ſpruch zu hm, da fich alles durch eigee
ne Bewegung in das Gleichgewicht fest.
Im Nothfalle ift auch noch die Span—
nung oder Nachlaffung der Abgaben ein
Mittel, den Anlauf zu einer Befchäfti«
gungsflaffe zu hindern. Unangemeſſen
aber, und in der Ausführung unmoͤg⸗
lich ift das Mittel, weil die Befchäftigungg«
klaſſen nicht bloß nach dem Verhältniffe
unter ſich, fondern auch zu dem Mer:
Brauche der Waaren zu berechnen find ,
welche fie verfertigen. Diefer Verbrauch
aber ift ſehr veranderlih. Hundert uns
vorherfehbare und plöglihe Umſtaͤnde
erweitern, oder befchränfen ihn, der
Zu⸗
© Du 183
Zuwachs oder die Abnahme der Bes
völferung, die Stellung der Handlung
fiijjen dahin ein: alfp muß auch das
Gerhältniß unſchicklich fepn, fobald die
Umftände verändert find, unter welchen
ed berechnet worden.
X 128.
ySurles compagnlies et les maitrifes traduit de l'Au-
glois, Chinki hiftoire Chochin chinoise. p. Coyer,
131. Die insbefondere fogenannten
Polizeyhandwerke, , welche auf täglie
bes Geding arbeiten, find um defto mes
niger durch ausfchlüffende Zünfte auf
eine Fleine Anzahl herabzuſetzen, da die»
jenigen Arbeiten, womit fie fich abgeben,
nicht nur Bedürfniffe, fondern faft im—
mer dringende Bedürfuiffe find , bei
denen ed um fo viel leichter fallt , die
Mitbürger zu bedruͤkken. Wenn alſo Zünfz
te aus Polizeyabſtchten z als eine nuͤtz⸗
liche Verfaſſung anempfohlen werden; fo
kann diefes nur von ungeſchloſſenen
verflanden werden: und aus eben denfels
ben Gründen, ans welchen die Hürde
ſungsleitung bei Manufakturen die Ber
M4- ſchraͤn⸗
184 0
ſchraͤnkungen eutfernet, welche der Ver⸗
mehrung der Arbeiter in jeder Klaſſe
entgegenſtehn wuͤrden, muͤſſen auch alle
einſeitigen Vortheile der Zunftgenof:
fen bei Polizeyhandwerken verhindert
werden.
3: Thl. 533 ©
132. Der Beweggrund, welcher mehr
zu diefer, als einer andern Befchaftigung
beſtimmet, ift hauptſaͤchlich, der von der⸗
felben zum Unterhalte des Arbeiters ab—
fallende Nutzen. Aber nur erft dann
kann Nugen berechnet werden, wennal:
le in Anfehuna der Beſchaͤftigun ge—⸗
machten Auslasen abgezoaen find.
Die Abaaben a machen einen Theil
diefer Auslagen, und vermindern, je
nachdem fie auf eine Klaffe von Befchäfe
tigung ftärfer fallen , die Beweggrüns
de, zu dieſer Klaffe zu treten, oder dabei
ju bleiben. Die Wahrheit Ddiefer Be—
trachtung mit allen ihren Folgen ift zu
febr eingeſehen, und jedermann befannt,
als
o% 185
ald dag man etwas hinzuzuſetzen noͤ—
thig hätte. Nur alfp dann, wenn c$
zutraͤglich ſeyn follte, die Verminde—
rung einer Fabrikation zu veranlaſſen,
wird es zu billigen ſeyn, auf diefelbe
eine überwiegende Abgabe, es fey von
Seite des Unternehmers, oder des
untergeordneten Arbeiters zu legen.
2 110
133. Sind die angeführten Hinderniffe
des Zufammenfluffes bei Seite geſchafft; fo
wird der Wetteifer der Arbeitfamfeit une
gehemmt, und feine glückliche Folge die
Vollkommenheit dverManufafturen
ſeyn, melde, wie bereits erinnert wor»
den, in der Mohlfeilheit, Güte,
Schönheitund Mannigfaltigfeit des
Erzeugniffes befieht. Jede diefer Eigene
ſchaften entfpringt aus einer Menge eitte
zelner Theile, deren Kenntniß nothwen⸗
dig iſt: und bei deren Betrachtung es
nicht wohl moͤglich ſeyn wird, nicht ei⸗
mM 5
186 IN:
nen Geitenblid auf die auswärtige
Handlung zu werfen.
134. Wohlfeil, nah dem MWer«
ſtande diefes Wortes an gegenmwärtigent
Orte b, hateinen beziehenden Begriff, auf
die Eiaenichaft der Waare gegen- eine
ehrliche Waare. Ein feines Tuch
it darum, weil ed nicht der Kauf des
gemeinen Zaglöhners ift, wenn es fonft
die Eigenfhaft eines guten Tuchs hat,
niht theuer. Eben fo if ein Tuch
darum nicht wohlfeil, weil es um ein
Kleines dahingegeden wird, da es fonft
innere und auffere Maͤngel hat. Eigentlich
alſo ift der Verftand des Satzes; Ei—
re Manufaktur liefert wohlfeilere
Waagre, folgender : fie liefert Waare
von gleicher Gattung um Eleineren
Preis; oder: fie liefert um gleichen
reis Wagre von beiferer Gat-
una: Die Wohlfeilheit ift ohne Zwei—
fel für den Käufer die maͤchtigſte Anlodung
die demjenigen Manufafturanten den Vor»
zug. verfihert, der feinem Erzeugniffe
diefe Eigenſchaft mittheilen kann. Die
Mit⸗
* 187
Mitwerber werden alfo hauptſaͤchlich in
Herabſetzung des Preiſes es ſich zuvorzu—
thun ſuchen. Aber wie weit kann dieſe Her—
abſetzung getrieben werden? Die Entfcheis
dung diefer Frage haͤngt von der genauen
Unterfcheidung zwiſchen dem Werthe eie
ner Waare und ihrem Preiſe ab.
b Woblfeil Heiße auch manchmal eine Waare, deren
Preis dem Bermögen der gemeineren Klaſſe ange»
meſſen iſt. Allein diefe Wohlfeilheit tft eigentlich
aur eine ©attung der Mannigfaltigkeit.
135. Der Werth in Beziehung auf
‚den Käufer wird durch das Beduͤrf—
niß beſtimmt; in Beziehung aufden Fa—
Brifanten durd die Vorauslage an
Koften und Bemuͤhungc. Der Preis
aber ift die Menge Geldes welche nach der
Nerabredung zwifhen Käufer und
Berfäufer für eine Waare gegeben wird.
Alfo, odgleih der Werth einer Waa⸗
se in Anfehen der naͤmlichen Käufer
und Fabrifanten immer der namliche
ift, kann doch, nah Verſchiedenheit der
- Umfiäude, vorzüglih nach dem groͤſſern
oder
183 20%
oder kleinern Zuſammenfluſſe, der
Preis ſehr verfchieden fern. Wann
der Alleinhandel den Verkäufer begin
figet, fo Fanndiefer einen hohen Dreis,
das iſt: viel uͤber den Merth, überdie
Vorauslage fodern. Hier iftalfo hoher
Preis einerlet mit Theurung. Manch⸗
mal, wann der Marktplatz mit einer Waare
überfuͤllt, die Anfrage nad) derſelben
klein, wann der Fabrifant in gedraͤngten
Umfisnden ift, muß er fi) einem niedern
Dreife unterwerfen , der, woferne er die
Worauslage nicht erſetzt, Unwerth
der Waare wird. Bei Umſtaͤnden, die
zwiſchen Anfrage und Anbot alles
gleich machen, tritt der Mittelpreis
ein, welder den Erſatz der Borauslage,
und einen zuträglihen Gewinn ent
hält. Der hohe: Preis ift alfo Zufchlag
eines übermäffigen Gewinns zu der Vor⸗
anlage. Unwerth if, wann die Voraus⸗
lage nicht erfeget wird; auch fhon ‚want
Fein Gewinn fallt; einigermaffen noch
dann , warn der Gewinn fuͤr die angemwene
dete Bemuͤhung nicht lohnend ift: und es
iſt
ee 189
iſt nun deutlich, dog der Wetteifer der Fa-
brifanten nur auf den Gewinn Beziehung
bat, daß fie fih darin nicht auf das
Aeuſerſte treiben, fondern bei dem |
Fieinften Gewinne ftehen bleiben miüfs
fen, bei dem fie noch ihren Unter«
halt finden. Ueber diefen hinaus, wird
ein Beſchaͤftigungszweig ganz verlaffen.
c Die Defonomiften erklären denDerth: Das Maaß
des Kodens welches in der Erzielung enthalten
iſt. Diefer Begriff, if eben ſo undeñtlich, als
unriötig. Das namliihe Maaß Erdreidg von
befferer oder ſchlechterer phyſiſchen Deſchaffenh eit
mit beſſerer oder IE le ıng träge medr:
alfo würde die namlihe Gabe von ver:
fhiedenem Werrbe jenn. Der Derfaffer des Werts
Eſſai fur le commerce en general I. Part,Ch. IT. ſetze
dem Maaſſe des Erdreiho noch die Arheit bei,
welches den Werth zwarnäher beflimmt,aber immer
zu metaphyſiſch ausdrückt.
136. Der Preis alſo, um welchen
der Manufäkturant feine Waare hin—
geben kann, begreift Die Summe als
ter einzelnen Auslagen, welche bis
zu ihrem Verkaufe gemacht wer—⸗
den, mit Zuſchlagung des Gewinns.
Daher, was die einzelnen Auslagen —
groͤſs
195 Eier)
gröffert, vergröffert auh den Waaren—
preis? und im Gegentheile, die Wohl—⸗
feilyeit wird durch die Verminderung
der einzelnen Beſtandtheile des Preiſes
erhalten. Die Theile des Preiſes ſind:
Gebaͤude, Holz, und alle ande—
se gemeinſchaftliche Nothwendig—
keiten, der Ankauf des Stoffes ‚ der
Handlohn, die Fracht, die Affekus
vanzprime, die Fin - und Yusgangds
rechte, die Zinſe Des zu einer
Fabrikation gemidmeten Haupt-
ſtamms; bei einer Waare, die entweder
ganz, oder wovon auch nur der Stoff
von Fremden gekauft wird, der Wech—
felpreis, endlig) der Gewinn.
137. Der größte Theil der Fabrifen
zwingt die Unternehmer ohnehin zu weit⸗
raumigen uud meiftens koſtbaren Ge—
bäuden, d, und ein Blick auf dagjenige,
was man vor Augen hat, weil es taͤglich
gefhieht, uͤberfuͤhrt und, wie wichtig
die Erinnerung dem anfanaenden Far
brifanten if: daß die Fabrikenge—
baͤude zwar feſt aber nicht praͤch⸗
tig
ro ag
tig geführtiwerden follen. Ihre Beſtimmung
ift nicht, für den Fabrikanten ein Pallait,
oder Luſtſchloß zu ſeyn. Niche nur,
das die auf ſolchen Prachtgebaͤuden lie—
gende Kapitalien durch den Zuſchlag der
Zinfe dem Fabrifanten den Vortheil der
Wohlfeilheit eben zu der Zeit rauben, wo er
wegen Unvollfommenheit der Waare am
nöthigften hat, wohlfeil zu verkaufen,
fondern meiftens entkraͤftet er fih durch
den Bau, indem er darauf Summen ver«
wendet, welde er, feine Unternehmung
defto kraͤftiger zu unterſtuͤtzen, fparen follte.
Nur zu oft, ehe noch das Gebäude zur Fa:
brik vollendet worden, ift der Fabrikant
mit feinem Vermögen guf dem Grunde,
d 136,
138. Die gemeinſchaftlichen Noth⸗
wendigkeiten einer Fabrikation e, die
Wohnung, das Holy, u. d. g. wer
den überhaupt wohlfeiler oder theu—
ter, je nachdem die Fabrifen ein Cos
kal gewähler haben. Nothwendigerwei⸗
ſe
192 *
ſe, wo die Wohnungen durchaus theuer
find, müͤſſen auch die groͤſſeren Fabriken—
gebaͤude und andere Plaͤtze zu Kunſtwer⸗
ken, ſehr koſtbar ſeyn. Die Lokalſtellung
der Fabriken in groſſen, beſonders aber
in Hauptſtaͤdten / iſt daher offenbar un⸗
ſchicklich. Eben dieſe Betrachtung muß
in Anſehung des Holzes und anderer
Zugehoͤr gemacht werden. Wo die DVerz ‘
zehrung dieſer Nothwendigkeit ohnehin
groß iſt, kann der Preis derſelben nicht nur
den Fabriken nicht günſtig ſeyn, ſon—
dern wird durch ſie auch den uͤbrigen
Verzehrenden erſchweret. Die vortheil—
hafte Stellung der Fabriken iſt alſo auf
dem offenen Lande, oder in kleineren Staͤd⸗
ten, je nachdem die Umſtaͤnde es fodern,
unfern von Waͤldern und Holzgebirgen,
oder wenigſtens nahe an Waͤſſern, auf
denen das Holz ohne groſſe Koſten here
beigefchafft werden kann.
«13% j
£ Sch werde zu. diefer Detrachtung noch einmal wieder⸗
kehren⸗
21539.
S 105
Bi 139. Gleichwohl kann es nicht für eine alte
gemeine Regel augendinnen werden: daß
Dir Fabriken auf dem Lande, oder
wen igſtens m Provinz angelegt
werden men. Denn, weh zwar eine
Zahl um etwasver mindert dir andere hin⸗
gegen um deſto mehr vergroöſſert wird; fo
fallt die Summe des Preiſes DE ſtaͤrker
aus. Hätte man alſo an Holz und
Gebaͤuden auf dem Lande einigen Vor—
theil, aber die Fabrikation mußte, mit
groſſen Srachtfoften nah einer Stadt
gebragit werden, . entweder, weil daſelbſt
der eigentlihe Dre des Abſatzes oder ein
Dafen it, wo die Waare ihren Abzug
22) freinden Ländern nimmt; oder die
Arbeiter koͤnnen nicht anders, ‚als mit
angebotenen groſſem Handlohne nach
einem Orte gelockt werden; ſo wuͤrde na—
tuͤrlich die Stade mit Vorzug zit wäh—
fen ſeyn. Und in foferne kann die gez
woͤhnliche Meinung für richtig ange—
nommen werden: daß die Prachtfa—
briken in dir groflen Staͤdte gehoͤ—
ven: weil naͤmlich dafeloft der Ordentliche
Al Ent, 2 Ab:
194 *
Abſatz derſelben iſt. Nur koͤmmt es darauf an,
ſich hier in dem Ueberſchlage nicht zu irren.
Denn, es wird nur ſehr ſelten geſchehen,
daß der Erfparung an Gebäuden, Holz
om Unterhalte der Unternehmer, der
untergeordneten Arbeiter, und nah
mehreren Vortheilen durch die einzigen
Frachtkoſten das Gleichgewicht gehalten
wird. :
140. Der Preis des GStoffesz,
wie überhaupt jeder Feilfhaft, haͤngt
von dem Weberfiuffe oder ihrer Selten-
heit ad. Der Stoff iſt eniweder Na—
tionalerzielung, oder fremdes Erzeug—
niß. Der Ueberfluß des Nationale
ſtoffes ift eine Folge der ermumnterten ,
geleiteten, verbefjerten Landwirthſchaft.
Es ift bereits gefagt worden! went der
Staat die Erzielung eines Stoffe ver
geöffern will; fo bat er an den Be⸗
lobnungen und Befreyungen das er
giebigfte Mittel in den Händen. Und ite
berhaupt wird die Hoffnung. eines vor«
theilhaften Abfases zur Erzielung für ſich
ſelbſt ermuntern. Ungeachtet aber ein
Ue⸗
<; 195
Heberfiuß des Stoffes wirklich vorhan—
den iſt, ſo koͤnnen andre Urſachen hin—
dern, dag der Manufaturant davon
nicht den Bortheil der Wohlfeilbeit zieht.
Diefe Urfahen find hauptfählih Zwi—
ſchenmaͤuthe, und der Zufammenfluß
fremder Käufer:
& 15
141. Wenn die Verführung des Stofe
fes aus einer Provinz in Die andere
Beichränfungen oder groſſen Abgaben
unterliegt: fo wird der belegte Stoff we—
niger verführt, mithin in folgenden
Jahren auch nicht mehr in folder Men-
ge erzielt, weil die Erzielung immer
nur der Hoffnung des Abſatzes gleich
if. Dadurch fommen beide, die Lands
wirihichaft und Aemſigkeit nothwen⸗
Dig zu Schaden. Da das Lokal der Faso
briken nicht willführlih it, fordern, we—
nigfiend von vorfichtigen Fabrikanten
immer nach Zutraͤglichkeit gewaͤhlet
wird, auf welche bei Verbindung der
N2 Grund⸗
19 —
Grundſaͤtze zu ſehen iſt; fo ſoll die oͤffenn
liche Leituug ſich hüten, den Vortheil dies
fer Lokalſtellung durch Maͤuthe zu
vernichten A, Nicht einmal zum Vor—
speile einer in der Provinz errichteten
Manufaktur ifi es raͤthlich, die Verfühe
sung des Stoffes in eine endre zu bee
ſchränken. Deut dieſe Ausfuhr wird nicht
zu beſorgen ſeyn, fo lange ſich an dem Orte der
Erzielung Käufer finden, welche annehm⸗
liche Kaufbedingniſſe anbieten. Wollte
man aber dem Fabrikanten den Vortheil ein⸗
ſeitig zueignen; fo hieſſe dieſes, die Yen:
ſigkeit auf Koſten der Landwirthſaft
befördern. Nur danı kann der Staat
Dauerhafte Vortheile hoffen wann er
beide zugleich unterſtützet. Statt alſo, wie
man erwartet, dem Fabrikanten durch
eine ſolche Einſchraͤnkung Ueberfluß, und
dadurch Wohlfeilheit zu wege zu brin—
gew, läßt ſich vielmehr in kurzem Vermin—
derung und. ihre Folge, Vertheurung
vorſehen. Die Betrachtung iſt ſchon eini—
gemal gemacht, und kaun nicht zu oft
gemacht werden: ſo lange dem Erzieler
des
E® 197
des Stoffes der Preis anſteht, iſt der
Zwang überflüffig : fobald aber vie Fa—
brifanten fih den Zwang der Mauth zu
Nusen mahen, und den Erzieler drücken
wollen ;. fo giebt er die unbelohnende
Erzielung auf, und der Fabrifaut leider
au Stoffe Mangel.
a Ein Beifpiel zur Crörteung dieſes Satzes! Eine
Tohrif, deren, Mbfak vorzüglich auſſer Landes gebt,
muß, wenn es die übrigen Ummände zugeben.
foͤ nabe als möglich, an die Grärzen., can die
Geebäpen, verlegt werden, um die Brachtfoften $. B.
dom 4 auf 2 herabzufeken. Würde der rohe Stoff
Bei dem Uebergange aus einer Provim in Die andre
mit einer Abgabe beleger, deren Verhältniß auf
2 fleige: fo ik der Borspeil der Lage dadurch gamp
aufgehoben.
142. Der Anfanf des Stoſſs P
son Fremden geſchieht, erhohet den
Preis notwendig nad dem Verhältniffe ,
‚als dadurch die Anfrage nach demfelben gröfe
fer wird. Diefer Sal kann fih auf zwey⸗
'erlei Art ereianen: eniweder, WIE führen
den Stoff Fremden ſelbſt zu; oder fie ho—
len ihn bei uns ad. Im erften Falle ge⸗
winen wir den Vortheil der Fraͤcht,
R der
198 ©
der und im zweyten Falle enfriffen wird,
Die Vertheurung Durch den Ankauf der
Zremden zu hindern, it man darauf vers
falten, alle Ausfuhr des Stoffg zu un«
terfagen. Zur Beurtheilung, ob Ddiefes
Mittel die erwartete Wirkung haben
werde, vermweife ih auf die. Betrachtung
des vorhergehenden Satzes, welche gang
bier anwendbar if. Der Anfauf der
Fremden ift fogar oft das einzige Mittel,
den Landmanne zu dem nothwendigen
mittleren Preife zu verhelfen, ohne
welhen nicht erzielet wurde. Daher ,
um dem Nationalfabrikanten den
Ueberfluß des Stoffs , und dadurch einen
anſtändigen Preis deſſelben zu erhalten ,
iſt nothwendig, dem Erzieler Ausſicht zum
Abſatz an Fremde, zu weiſen. Diefer vers
beißt ihm eine ermunternde Belohnung feis
nes Fleiſſes, und benimmt ihm die Furcht,
daß ihn der Nationalfabrikant, in Anſehung
des Preiſes, in feiner Gewalt haben werde,
143. Aber zu den Verbote der Mate—
rialausfuhr wurden die Regierungen
nicht ans der Urfache allein ee
en
|
I
&% 199
den Sationalfabrifanten den Stoff mohle
feil zu erhalten. Mon folgerte weiter hinaus,
und verhieß fih, die fremde Kabrifation
felbft , dadurch zu ſtoͤhren, nah Umftänden
auch fremde Fabrifanten, denen es aus
Mangel des Stoffs an Beſchaͤftigung
fehlen winde, in das Land zu ziehen.
Diefe Wirkung laßt fih nur in dem Fal⸗
le erwarten , wenn die fremde Fabrifa-
tion gang von einer audern Nation Abs
hängt. Es if nothwendig, die Be—
deutung des Worts auseinander zu feßeit“
umfih über die Abhaͤngigkeit nicht zu
blenden. Denn man Fann einen Stoff aus⸗
ſchluͤſſend beſizen, ohne. daß darum au—
dre Nationen von uns abhaͤngen, wel—
ches man nur dam erſt wahrhaft fagen
darf, wenn eine Nation einen Stoff
ſelbſt nicht beſttzet, ihn nit erzielen,
nirgend anders erhalten, ihn nicht
durch einen aͤhnlichen erſetzen, und
auf allen Fall die daraus fabricirte Waa—
re nicht entbehren kann. Man über-.
zeugt ſich leicht, wie ſelten alle dieſe Um—
ſtaͤnde zuſamm irgend wo eintreffen. Das
N4 ſo
Ko
— no
fo. oft angeführte Beiſpiel El iſoheths
welche durch das Verbot der Wollenen
fuhr die niederlandiſchen Eobrifänten‘
an fih gezogen bat, beweiſt nicht mehr,
als daß einſehende Regeuten aus Zeh⸗
lern andrer Staaten aungenblicklich Lore
theil ziehen koͤnnen. Die Relionsunru—
hen, und das Mßoergnuͤgen der Nies
derlaͤnder war die. wahre Urfade ver
auswandernden Fabrikanten, welche die
ſpaniſche Regierung ganz leicht, ſtatt
engliſcher Wolle mit ſpaniſcher haͤtte ver⸗
feben koͤnnen.
144. Das wirkſamſte Mittel, die Aus—⸗
fuhr des Stoffs zu hindern, wird beſtaͤn⸗
dig feyn, daß man die Nationalfabrifation
zu vermehren fuer Allenfalls kanu es
auch zuteäglih werden, dem Nationalfas
brifanten vor den Fremden ein Vor—
kaufsrecht Ü zu geſtatten, mobei je—
doch forgfältig darauf zu fehen ſeyn
wird, dag diefer Worfauf nicht in eis
ne Abdenduns ausarte. Laͤßt fih die
Sabrifativn einerWaare nicht mehr
vergroͤſſern, und wird noch Ueber⸗
ſchuß
— 201
ſchuß an Stoff erzielt; fo wuͤrde duch
das Verbot der Ausfuhr, ohne fonfl ei
ten Vortheil zu ſchaffen, nur dem Land—
manne, der fih mit der Erzielung ab«
giebt, feine Belhaftigung geraudt ,
und die. Bevölferung, die auf die Be—
fihaftigungen gegruͤndet iſt, geſchwaächt
werden. Wann jedoch das Verbot der
Ausfuhr dieſe klaͤgliche Wirkung nicht
fürchten laͤßt, dann iſt daſſelbe ohne Zwei—
fel ein anwendbäres Mittel, den Preis
des Stoffs zum Beſten der RNalional—
fabrifasion herabsujigen. Dieſer Um—
ſtand iſt vorhanden, wo der Stoff nicht
‚der Yauptziwed der, Erzielung iſt,
entweder , weil das, wovon er abfällt ,
dennoch. einen andern, ausgebreit eten
Gebrauch hat, oder weil, was zum
Store brauchbar iſt, nur als eine
zufaͤllige Nebennutzung betrachtet wird.
Auf diefe Art Fonnte , nach Eortbongis
Anmerfung 72,da8 Verbot der Wol⸗
lenaus fuhr — England die Schaaf:
zucht nicht vermindern, weil Die Enge
länder ſehr viel Schaaffleiſch verzehren,
AR .G mit⸗
202 —
mithin der Landmann, unabhaͤugig von
der Wollenuutzung, noch immer Urſache
hatte, auf Die Schaafzuchf zu Balken,
So werden die Fleiſchhauer nicht wes
niger ſchlachten, ungeachtet die Aus⸗
fuhr der Haͤute beſchraͤnkt, und nur
dann erlaubt iff, wenn die National—⸗
lederfabrifanten fie nicht abaehmen
wollen.
i Elemens de commere+, Clı. 3:
145. Bei der unverbofenen Stoffausfuhr
duͤrfen gleichwohl die Nationalfabriken
nicht ganz aus dem &efichte gelaffen were
den, Es wäre möglich , dag man davor
zuviel ausführte, wodurch der National »
fabrikant im Preife gu fehr erhoͤhet, oder
gar Mangel leiden würde. Die auswärs
tigen Mitwerber koͤnnen, um Diefen
Umſtand herbeizufuͤhren, und der Natio—
nalfabrikation zu ſchaden, leicht über
ihre Rothdurft einkaufen. Auch ſonſt
wuͤrde es unvorſichtig gehandelt feyn ,
aus waͤrtigen Fabrikanten, ala
ſol⸗
Se -
Holden , die mit der Nationalwaare Meffe
eifern , den Preis des Stoffes nicht eis
nigermaffen zu erhöhen. Die Öegenmite
tel find, nach Verfehiedenheit Ddiefer Um—
fände, verſchieden. Das gemeinüblichfte
ift, die Ausfuhr nur gegen Paͤſſe zu er
lauben, welches aber auffer der Weitläufigs
keit, worin. der Gtoffhandel verwickelf
wird , dieſen Handelözweig auch zu fehr
dem Willkuͤhrlichen ausfeget , deffen
Frucht zurückwirken, und von der Ers
zielung felbft abhalten Tann, Um der Na⸗—
tionalfabrifation ſtets einen anfländigen
Preis des Stoffs zu verfihern, ‚werden die
namlihen Vorkehrungen , welche bei Auge
fuhr des Kornsk erwähnt worden, die
anwendbarſten ſeyn, nämlich; die Ausfuhr
nur fo lange zu geſtatten, als das Materi-
ale auf den inländifpen Marftplägen den
mittleren Preis nicht uͤberſteigt. Der mitte
lere Preis ift hier der Preis des Materials
ju Der Zeit, da die daraus verfertigte
Waare einen vortheilhaften auswärtigen
Abfag hat ind die Abnehmer des
soben Stoffs Nationen, die mit dem date
aus
204 .
—— *
raus ser‘ ſertigten —— gegen das
Nationalfabrikat wetteifern, und
was nicht unerwogen bleiben darf, ſind
fie nit fähig, ſich von ſonſt irgend.
um eben dieſen, oder einen nur wınig
unterfchiedenen Preis zu verfehen; fo wird
eine geringe Abgabe bei der Ausfuhr:
zureichen, ‚der Sationalfabrifation der
Vor zug zu verſichern: und if in einem ſol⸗
hen Kelle nicht zu befuͤrchten, daß die.
Fremden, befonderg, wenn die Fabrikaz
für Ausfüuhrmwaare iſt, fogleich die Beſchäf—
fisung aufgeben werden. Ohne fehr drin-
gende Umſtände wird fib Fein Staat.
leicht entfhlüffen, einen Zweig feiner.
Beſchaͤftigung abzuſchneiden: gefegt auch „
daß der Servinn davon ein wenig im
093 Enge gegoget wird; fo ift es doch
Ummier noch Gewinn. |
x I, Abtheil. Ss. € - 61.
t Der Brund diefer Berechriung ift fulgente : dee
auswärtlıe Atfat einer Wagre ift vorzüglih dann
portheilhatt, wenn man wohlfeiler als ſeine Mit⸗
werber versaufe: um wohlfeiler , als feine Mit⸗
werber zu vorfnufen, mug, Theil 823 Preiſes ger
gen Theil des Preiſes gerechnet, der Stoff Mm ei—
Aem miedern ftchen.
45.
I
2 205
149. Verarbeiten die Natidnalfabri—
ken Fremden Stoff m, fo if entweder
möglich, demfelden im Lande zu erzie—
len, oder nicht. Sagt die phylira ie
fihe Belhaffenheit des Bodens, des
Himmelſtrichs, der Erzielung zu, und
find ſonſt Feine Theile des Feldbaues
vortheilhafter , die dadurch geſchwächt
werden, ſo ift es natürlih, dag man
fid den Vortheil der Nationalkultur nicht
enigehen laßt, und von fremder Abe
hangigkeit auf das eheſte zu befreyen ſucht.
Man hat Dafır gebalten; wenn mandie
Einfuhr des fremden Stoffs verboͤte;
ſo würde der Nationalkultur die Erzie—
lung. deſſelben nothwendig gemacht
Ein ſolches Verbot kam unmittelbar
auf den Zuſtand der Landwirthſchaft kei—
nen Einfluß haben, weil der verbotene
Stoff ihr nichts raubt, da ſie das Ver—
botene nicht erzielt hat: das Uebel trifft
nur den Fabrikanten, der demſelben
abzuhelfen, nicht im Stand iſt, weil die
landwirthſchaftliche Erzielung fein Ge:
ſchaͤft nicht wear, Judeſſen aber iſt er
auch
206 N SER
auch nicht fähig die Zeif abzuwarten ,
big die Nationtalerzielung zu Stand koͤmmt;
und die Erarmung, uud vielleicht die
Auswanderung wird Die Folge eines fol«
chen Verbots feyn. Hier alſo ift in der
Ordnung gefehlt: der Anfang muß mit
der Erzielung des Stoffs gefhehen ,
der Landwirth dazu duch Belohnung ers
muntert, und durch Preife fo lange in
Stand gefest werden, die Wohlfeilheit
gegen fremden Stoff auszuhalten , bis
zuletzt ein kleines Eingangsrecht feiner -
Waare vor der fremden, auf melde
auch die Frachtkoſten fallen, den Vorzug.
verfiherg, und er in dem vortheilhaften
Abfage die Belohnung feiner Arbeit fine
det.
m 140.
147. Waren aber Hinderniffe vorhanden,
welche fih der Rationalerzielung wider⸗
fegeir, fo würde es noch nicht vorfichtig
gehandelt feyn, einer Fabrifgtion zu
snow weil durch den —
1»
* 207
Geld ausfließt. Das hieß, wenn man
Hundert nicht gewinnen kaun, auch
Funf zig nicht gewinnen wollen. Rur
muß darauf geſehen werden, daß man
die Abhaͤngigkeit von einer Nation
auf das moͤglichſte vermeidet. Am nie—
drigſten kommt fremder Stoff der Jia»
tion zu ſtehen, wenn fie Gelegenheit
bat, ibn gegen andre Waare einzutau—
ſchen. Diefer Tauſch darf nicht eben
unmittelbar von Privathändlen zu Pris
vathändlern gefcheben, wenn ſich bei der
Bilanzziehung nur zeigt, Daß Die Na—
tionen gegeneinander im Ganzen ge
tauſcht haben. Ohne Zweifel wird es
vortheilhaft feyn, den. Stoff , wenn
man anders die Geſchicklichkeit der Zus
bereitung beſitzt, in feiner einfachften
Geſtalt einzuführen. Aber da die Staa⸗
sen, mit welchen gehandelt wird , in den
Vorteilen der Ausfuhr gleichfalls nicht
unwiſſend find; fomuß, um bei folchen Fa⸗
briten die Abhängigkeit von einer Nation
auf das möglichfte zu vermeiden, wenig—
fieng darauf gefehen werden, ſich, went
Die -
208 5*
die Umpände guͤnſtig find, das aus
ſchluͤſſende Einkaufsrecht durch Trak—
taten zu verfichern , oder immer auf
derjenigen Handelspfägen zu verfehen ,
euf welchen der größte Zufammenfluß
der Verkaͤuf er, ‚und allenfalls die wenige
en Käufer ind; weiters , den angefauftere
Stoff wohlfeil zu frachten, und in dieg
fer Betrachtung, wofert das Materiale
in feiner einfachen Geftalt von groſſem
Umfange, zu ſchwer iſt, es mit ei-
niger Zubereitung einzuführen; endlich
auch fih den Vortheil eines wohlfeilen
Einfaufs nicht etwan durch darauf ges
fhlagene Eingangssebühren umvor-
ſichtig ſelbſt zu vereitelu.
148 Der Handlohrz iſt das Un-
terhaltungsmittel der Arbeiter. Es mug
daher zureichen, alle Auslagen zu beſtrei—
ten, welche der Arbeiter zu feinem Un—
terhafte, dieſes Wort im ausgedehnt-
ſten Bertiande genommen , bedarf. Zu
dieſem Beduͤrfniſſe muß immer ein flei⸗
ner Ueberfluß geſchlageu werden, weil
eine Beſchaͤftigung, Die nur kummerlich
DER
= '
Pe 8
€
254
Nez r RR
den Nothwendigkeiten zureicht, uſc
ſehr anlockend it. Der Handlohn wird
alſo niedrig ſeyn, wenn die einzelne
Theile, deren Preiſe er in ſich ent: Ale
fen muß niedrig ſind Jedoch dieſer
—— kann noch durch viele arbeit⸗
loſen Sage, uud den Mangel der
2 seifee verlosen werden. Die Ver—
minderung | Der Feyertage und der
befdederte Zufam nenn der Xtchets
‚ter find alſo zut Herabſetzung des Hand⸗
lohns unumgaͤnglich. Endlich kLann noch
eine geſchickte Sertheilun⸗ der Arbeit,
and der Gebrauch der Maſchinen bei
einer Fabrikation, in Auſehen des Hand⸗
— Vortheil verſchaffen.
Rn 186.
149. Die Beduͤ nal ‚fo der Are
beiter son feinem, Handlohne nt befiveiten
hat, find die Methe der Haͤuſer,
die Lebensmittel im ausgedehnteſten
Verſtande, uud ol bermal die Abgaben.
Die namlihen Betrachtungen, welche ich
Il Thl O bei:
210 X%
.
bei dem 138. Sage gemacht, kommen hier
vor. Die Wohlfeilfeit der Miethe
und Lebensmittel hängt von der Ko»
kalſtellung der Fabriken ab, Die unter-
geordneten Ardeiter, welche in: gröjferen
Städten leben muͤſſen, zahlen alles nad
den Berhältaiffe theurer, als die Vers
zehrung der großen Städte die Bedürfe
nie vertheuret. Hiezu koͤmmt Die über⸗
haupt uͤppigere Lebensart der Staͤdte,
die haͤufige Gelegenheit zu Zerſtreuun—
och, welche auch den gemeineren Abei⸗
ter verführen, der fein Schickſal, in der
Vergleichung unginelih finden würde,
wem er nicht nach dem Berhaltniffe feines
Standes an dem Vergnügen Theil nahme.
Allem dieſem Aufwande muß der Hand—
lohn zuſagend, mithin in groſſen Staͤd⸗
ten nothwendig ſtets groͤſſer ſeyn. Es iſt
daher nuͤhlich, nicht uur den gemeinen
Manufakturen ihren Sitz auf dem Lande
anzuweiſen, fondern felbft von denen,
deren Hauptſitz gewiffermaffen nothwen—
dig in der Stadt iſt, wenigfiens Diez
ee es
; an
x
Bra
> eıı
a: zu verlegen, bei deren Hawdarbeu
dag gegenwärtige Auge des Oberaufſehers
nicht erfodert wird.
150. Auch in Anfehır ag der Landes—
abgaben o bat man auf dasjenige zuruͤck
zu ſehen, was bei dem 132. Oase ges
fagt worden. Neben den öffentlichen.
- Abgaben aber find. die Arbeiter meiftens
mit Zunftabaaben belegt, welche nicht
weniger , als die Landesadgaben , zur Erhoͤ⸗
hung des Handlohns beitragen. Die Ber
fimmung diefes von dent Öefellen gefoderz
ten Beitrags iſt, die nothwendigen gemeine
ſchaftlichen Zunftauslagen zu beftreiten.
Es wird alſo darauf zu feh en ſeyn, daß
dieſe Zunſtauslagen nit unnuͤtz vervielfaͤl⸗
tiget, ſondern auf das frarfanfe befirz
ten werden. Der Wetteifer der Zünf-
te, fih bei verfiedenen Gelegenheiten
an Pracht zu uͤbertreffen, die bei Vers
ſammlungen üblichen Öaftereyen, Ges
fchenfe an Komntiffäre unter verſchiede—
nen Titeln, und audre ſolche Verwendun,
gen der fogenannten Ladgelder find durch
Geſetze abzuftellen.
Be nr o
212 *
o Ein Beiſpiel eines ſolchen Wettelfers And bei Katho—
\ Tifen,, die bei den ſogenannten Umgängen übliben
Zunftfäbne und Kleidungen der Fahnenträger, wel:
der Aufwand mancher Bunfe viele tauſend Gul—
den zustehen koömmt. Die Politik, votre vie,Relie -
gion, har alſo, durch die Abitchung dieſer geiſtlichen
Urppigkeie in den Öfterr. Sransen gewonnen. °
> 1516 Der Verdienft der Arbeiter,
durch das ganze Jahr zufammengenoin-
mer, ınuß ſo viel betragen, daß fie ſich
das ganze Jahr davon ernähren koͤn—
nen. Die Feyertage ꝓ müͤſſen alſo durch
die Arbeittage uͤbertragen werden: folg⸗
lich, je mehr der erſtern find, deſio hoͤ—
her ſteigt verhäftnigweife der Arbeits⸗
lohn g. Diefe Sache iſt wichtig genug,
um fie umſtändlicher auseinander zu fe
Bert. Der Arbeitlohn wird nah dem
Strike, oder tagweiſe bedungen, oder
er iſt Wochenlohn. Bei dem letzteren
faͤllt der Verluſt deutlich in die Augen.
Der Wochenlohn ſey zween Gulden, und.
der Arbeiter verfertigt jeden Tag fuͤnf
Ellen, oder Stuͤcke, mithin in ſechs
Tagen 30. beirägt der Handlohn auf
das Stuͤck 4. Kreuzer. An einem Als
— An Die beit-
& 218
beitlofen Tage werden fünf weniger,
mithin die Woche durch nur 25. verfers
tiget, wählt alfo auf jede Elle beina—
be 1. Kreuzer Handlohn zu. e dem
ſtuͤckweiſen Lohne, oder tagweifen Ge-
dinge wird es durch folgenden Meberfi lag
herausgebracht. Der Arbeiter braucht ;.
B. taͤglich 15 Kreuzer: er macht ein
Sid binnen 26 Tagen fertig: er koͤnn⸗
te fih alfo, die 4 Sonntage mit eitiges
rechnet, an 7 Gulden 30 Kreuzern fuͤr
das Stück Arbeitlohn genügen laſſen:
aber weil der ſechſte Tag z. B. ein ar⸗
beitloſer Tag iſt, ſo hat er noch den
Unterhalt auf 4 Tage darauf zu ſchla⸗
gen, und muß den Handlohn bei jedem
. Stüdenmeinen Gulden fleigern. Die
Rechnung auf Taglohn iſt diefer vol,
kommen gleich:
p 138.
q Bei 50 Fenertagen z. B. iſt es dos Zwölftheil dee
Zeit: denn 12 malızv. tt 380,5 folglih auch ein
Zwölftheil des Preifes: das iſt, die Waare wird
um 83 Prozent vercheurer,
ER Was 152
a X
152. Diefes ift nicht der einzige Nach-
theil, den der Staat von den fo fehr
vermehrten Feyertagen empfinde. Der
anderweitige Verluft, . den er dadurch
leidet, laͤßt fih einigermaßen auch bee
rehnen. Man kann annehmen, ein
Landmann oder Handwerker arbeite täg-
lich nur um den Werth von zween Oros
fen; fo iſt fein gährlicher Verdienft
dur 30 Feyertage um’ 3 Gulden vermin—
dert: unberehnzt, daß au dieſem Tage
geſchwelgt, dasjenige, was zn Fortfegung
ſeines Gewerbes, und dem Unterhalt einer
Familie verwendet werden Fönnte, durchs
gebracht, und der Körper meiftens für
den folgenden - Tag unbrauchbar gemacht
wird. In einem Staate alfo, wog. B. die
arbeitende Klaffe drey Millionen beträgt ,.
ift der Verluſt offenbar nenn Millionen
Gulden: um fo viel entweder Weniger
ausgeführt, oder mehr. eingeführt
wird, Bringe man bei diefen 9 Mil
lionen noch den Bortheil des Umlaufs
in Anſchlag 7, fo it deu Schaden umge
heuer. Die Klagen gegen die häufigen
INN op
= .- 215.
Feyertage find ſchon von Alters her ge=
führt worden. Man lieſt bei Goldaften
in den Meichshandlungen eine Be
fhwerde der deutſchen Nation des
Inhalts: Nachdem dem armen Vol
nicht wenta, ſonern hoͤchſt be—
ſchwerlich iſt, daß fo viele Feyer-
tage gefegt, und bei dem Bann zu.
haften geboten werden, — beden-
ken die weltlihen Stände, daß
nus und gut wäre, ſolche übers
maͤſſige Fenertage abzuziehen. Su
unfern Zeiten ift abermal mit vielem Ern—
fie daran gearbeitet, auch die Einwillis
gung des römifhen Stuhls erhalten ,
und nur die WerbindlichFeif der Meſſe
beibehalten worden; -allein von Geite
des gemeinen Mannes ohne Erfolg. Es
Teint daher, man habe zur Einführung
der Ardeit an Feyertagen nicht die ſchick—
lichſten Mittel gewaͤhſet. Durch Befeh—
le iſt in Sachen, die mit der Religion
im Zuſammenhange zu ſtehen ſcheinen, we—
nig zu erhalten. Der Aufang muß im—
mer mit dem Unterrichte der Geiſllichkeit
DA und
und. ihrem eignen Beiſpiee gemacht,
und dem Volk vorläufig die Meinung von
der Unveränderlicfeit der Feyertage be—
nommen werden. Der Begriff des ges
ineinen Mannes von dem Fefitage beſchraͤnkt
hi darauf ein: cin Tag —
rin die Meſſe zu geben verpflich-
fett, Er Hält daher den Feyertag jo
lange für nicht aufgehoben, als dieſe
Pflicht beſteht: ja er zweifelt ſogar att
der Gewalt, den Fehertag aufzuheben,
da man die Verbindliche it des Gottes—
— nicht aufheben durfte s. Ges
ur ſich der Staat des Zwangs; fo
e Widerfegung gewiß, weil der Un—
— hier als verdienſtlich angeſehen
wird. Alſo kann ein zuſagender Erfolg
nr erſt dann zu erwarten ſeyn, wann
die Verbindlichkeit des Gottesdienſtes,
durch Uebertragung der Feyertage auf
die Sonntage, aufgehoben wird L.
’ l
x Zortsonaisin Dife. prelim. zum Negotiaut anglais
ſchlagt den Umlauf anf, ſechsmal des Jahres ans
der Schaden in.der Belebung der Indunrie wäre
nad Diefem Anfblage sa Millionen. ©, DieiX Ubeh.
‚ vom Umigufe * —
X
3% 217
#
s Für den Landmann „ der von sein er Dfarce weit
enrfermes iſt, wird die Erlaubnis zu arbeiten ob⸗
nehin ardätentheild unnütze, da ihm mit dem Üb-
und Zugange und dem Gortesdienfie der Morgen
bingegangen iſt.
t Wie nach der Hand in öfter. Staaten geſchehen if:
158. Alle Vortheile welche ſonſt
den Handlohn klein erhalten koͤnnen,
werden durch den Mangel an Ar—
beitern u vernichtet. Der bei vielen
Beſchaͤftigungsklaſſen feſtgeſetzte Lohn
wird fd lange unwirkſam bleiben, fo
lange die Anfrage nah Geſellen ſtaͤr—
fer, als ihre Zahl feyn wird. "Die
Furcht, feinen Arbeiter zu Defommen ,
und ihre Weigerung, verfeben die
Fabrikanten in die Nothwendigkeit, of⸗
fenbar oder unter andern Namen von der
Taxe abzuweichen, und mit ihnen uber
einen größeren zohn oder eine. Zulage
ſich zu en Alfo wird. der Sitz
fammenfinß ver Arbeiter nothwen—
Dig, damit ſtets die zureichende Men—
ge von denſelben vorhanden ſey. Die—
ſem Zuſammenfluſſe ſetzen ſich vorzug—
lich ſolche Zunftſatzungen entgegen,
5 wel⸗
218 %
weile die Zahl der Lehrjungen be:
ſchraͤnken, welche Findlinge, unehli-
che Kinder, Kinder der Scharfrich—
ter, Abdecker, Schergen eines
Handwerks unfähig erklären ; welche durch
grofie Aufding- und Lehrgelder den
Zutritt zu einem Handwerke erſchweren;
welche den Meiſtern die Aufnahme
fremder Geſellen verbieten; und noch
audere hundert Mißbraͤuche mehr, durch
deren Aufhebung allen Klaſſen der Be—
ſchaͤftigung die nothwendigen Haͤnde muͤſ—
fen verſichert werden. Um die Klaſſe
der Fabrikenarbeiter noch mehr zu bes
guͤnſtigen, hat man denfelden in mans
chen Staaten eine Befreyung vom Gols
datenſtande eingeraͤumt. wa
u pas:
154. Auſſer den: Veränderungen de
Handlohns in einzelnen Sheilen kann
wenigſtens bei Manufakturen, die,
bis ſie vollkommen find, viermal durch
die Haͤnde kommen muͤſſen, im Gans
—
8 219
zen durch Vertheilung der Arbeit
unter mehrere Arbeiter ein groſſer Vor—
zug gewonnen werden. Die Erſparung
der Zeit, welche bei dem Uebergange
von einer Zubereitung zur ‚andern Der-
loren geht, kann am dentlihften durch
Anwendung auf ein WBeirpiel darge
than werden, das ich bieder aus ei—
nen neueren englifhen Schriftſteller y
entlehnen will. Eine Stecknadel geht
ungefaͤhr 18mal durch die Hand. Ein
Nadler, welcher alle dieſe Arbeiten al—
lein beſorgt, muß ſehr fleißig ſeyn,
wenn er Tag in Tag gerechnet 400 Na⸗
deln 2 fertiget. In einer dem Schrift—
fieller bekannten Fabrik find die Zube—
reitungen unter 10 Arbeiter vertheilt.
Dieſe machen des Tages, bei anhalten—
dem Zleiße 12 Pfund. Mittlere Nadeln
gehen auf das Pfund 4000: alſo wer—
den mit jedem Tage 48000 gefoͤrdert:
nacht auf ı Kopf 4800: das iſt 12mal
.19 viel: oder, 9.3 einerlei ifi, der
Handlohn der Arbeiter ift in diefer Ber:
gleihung wie ı zu ı2. Man Font, was
Smith
220 ———
Swith von dieſer Fabrik in Engiand
anfuhret, ſich durch die Stecknadel- Fa—
briken im Karlsbad beſtaͤttigen.
x 148.
y Shmith Incuiry inte tbe nature and eauſes ofthe'
Wealth ot natıions, I. Ecok. I. Ch.
z Smith ſetzt ſo zar nur 20 Stuͤcke, und das Vers
‚ balenig ber geförderten Urbeit den 24oten Theil ans
155: Die Erfindfamfeit der Manır
har auch darin ein Mittel, dem
Preis der Handarbeit zu vermindern,
daß fie dutch den Gebraug der Ma:
ſchinen etwas om Arbeitern erſpart.
Eine Maſchine iſt jedes Kunſtwerk
wodurch die Arbeit erleichtert, oder
verkuͤrzet wird. Der Vortheil iſt ent
weder an der Zahl der Arbeiter, oder
am Der Zeit, welches in Anſehen des Er:
ſparniſſes auf eben daſſelbe hinaus laͤuft.
Verrichtet ein Arbeiter mit einen Kunſt—
werke die Arbeit von zehn, und die
Unterhaltung der Maſchine koͤmmt zween
zu ſtehen; ſo iſt der Vortheil der Er—
ſparung 8. Vollendet er in einem Ta—
\
SE 221
ge, — er ohne Maſchine 10 Tage
gebraucht hätte, die "Anserhalsung der
Maſchine adermal zu 2 ge rechnet iſt
der Vortheil ebenfalls 8. Eine Manu—
faktur alſo, Die ſich dieſen Vorzug vers
ſchaffen kann, wird ohne Zweifel ihren
Abſah veroielfaͤltigen. Jedoch in Bestes
bung auf das Ganze wird die Einfühs
rung der Maſchinen niht ohne alle Bes
ſchraͤnkung, niht unter allen Umſtaͤnden
anzurathen ſeyn. Die SReHlFfeitheit
ift dem. Staate bei Manufarkute rt etit
bloß untergeordneter Eudzweck, der
dem Hauptendzwecke ‚die Beſchaͤfti—⸗
gungen zu vervielfaͤltigen, nicht cute
gegen * darf. Ueberall alſo, wo
die Wege der Beſchaͤftigung mit der
Bevoͤlkerung in einem fo genauen Ebene
male fieden, dag derjenige Theil von
Menſchen, deres Stelle durch Mafchie
nen vertreten wird, nicht zu andern Arbei⸗
ten verwendet werden kann, wirde die Eins
führung von Mafhinen ſchaͤdlich ſeyn.
Ungefähr wäre dieſes die Stellung ei«
nee Staates, der feine bedeutende
aus·
222 X
auswärtige Handlung bat. - Der
ramlige Grund iſt auch bei dem Zeld-
bau vor Augen zu haben. Die Einfühs
rung der Maſchinen bei dem Feldbau
wuͤrde die Klaſſe des Landvolks vermin—
dern: und dem Staate iſt nichts ſo wuͤn⸗
ſchenswerth, als die Klaſſe der Landleu—
„te fo zahlreich als moͤglich zu ſehen.
156. Der Fracht a, in fo ferne fie in
das Ganze der Handlung einflüßt, iſt
eine eigene Abrheilung beſtimmet, aus
welcher vieles bieher wisd anzuwenden
ſehn. In Beziehung auf die Manıtfaf-
turen ins beſondere ift anzumerken: dag
abermal vie Kofalftellung derſelben
auch zur "Erleihterung der Fracht
vieles beitragen kann, woferne auf
folgende Umfiände zurückgeſehen wird: 1)
dap der Stoff, befonders von gröffem Um⸗
fange und betraͤchtlicher Schwere, In der
Naͤhe ſey: in welcher Abſicht nutzlich ſeyn
wird, wenn ſonſt nicht phyſikaliſche Hinder:
niſſe dagegen ſtreiten, oder es nicht andern
politifchen Abfihten widerſpricht, die
Manufakturen da zu errichten, wo der
Sof
7
4
CH no
x 223
Stoff urſpruͤnglich gezeugt wird:
2) daß die Maſchine und Kunſtwerke
nicht zu entfernet ſeyn. Daher diejeni—
gen Manufgfturen, die dergleichen noͤthig
haben, an, oder wenigſtens unferne
eines zureihenden Treibwaſſers anzu
legen find. Endlih 3) ift auf den nr
zuͤglichſten Ort des Abſatzes ?
dacht zu nehnten, und ſich —
in ſo weit es mit den vorhergehenden
Vortheilen nicht ſtreitet, ſo ſehr, als
möglich, zu nähern. Dieſe Betrachtung
wird den Fabriken, welche Auſsfuhr—
gut erzeugen, ihren Platz immer in Die
Sringprovingen, und denjenigen, die
zur See ausführen, unferne Bir See⸗
haͤven anweiſen.
2129.
157. Der Preis der Affefuran-
gen und die Geldsinfe 5, die ſich in je-
dem Theile des Preifes wiederholen,
hängen mit dem Manuſakturweſen auf
Feine andere Art zufammen, als mit der,
Hand»
224 Be:
Sandlung überhauns. Dader es über:
Aüfig feyn würde, vor beiden etwas
aus den. folgenden Abtheilungen herauf:
zu nehmen. Die Ein -- md Aus—
gaungsrechte aber wirken hauptſaͤchlich
auf Die Manufakturen, und machen bei
dem faſt aller Orten angenommeuen te
nanzgrundſaze: Die Maͤuthe als ei⸗
nen einteaͤglichen Zweig Der öffent;
lichen Einkünfte zu betrachten no
einen ſehr betraͤchtlichen Theil des Prei—
ſes aus. Da die Vergroͤſſerung des
Preiſes unmittelbar der Hauptabſicht der
Handlung widerſpricht; fo iſt es noth—
wendig, vorher dieſen Grundſatz zu pruͤ—
fer. So gewiß es iſt, daß die Staats—
einkuͤnfte den Staatsausgaben zuſagen
muͤſſen; ſo gewis iſt es auch, dag zu
Behebung dieſer Einfänfte unſchickliche
Gegenſtande gewaͤhlt werden Fönnen, Un⸗
ſchickliche Gegenſtaͤnde werden alle die—
jenigen ſeyn, bei welchen der erſten Ab—
fiht des Staats, eine groſſe Bevoͤl⸗
ferung zu haben, dadurch enfgegen ge-
handelt wird, weil die Belegung anfdie Be-
} ſchaf—⸗
& 228
(häftigung einen Einfuß Bat; bei
welhen, was vielleiht auf einer Seite
Dadurch eingetrieben wird, man auf der
andern, und mit Ueberfhuß wieder vers
liert: bei welchen ihrem Weſen nad Fein
fefigefegter Entrichtungsfuß angenom⸗
men werden kann: bei welchen endlich
die Behebung der Geldeinfünfte mis
dem Haupt; wecke dergeftalt unver⸗
traͤglich iſt, daß, wenn groſſe Sum⸗
men eingeben, jener nicht erhalten wird;
oder, wo mandiefen erreicht, unmöglich
beträchtliche Einfünfte erhoben werden
koͤnnen. Alles dies last fih von Maͤu⸗
then beweiſen. c.
\
BD 128,
© Ich beziehe mid über dieſe Vorfroge auf eine Abe
handlung vom Mauthwelen in vem ın Bande ,
meiner gefammelten Schriften, wo ich dirfilbe ums
ftandlich, und mis len Folgerungen behandelt Habe.
158. Jedermann koͤmmt darin übere
ein, daß, mas immer für eine Wera
theurung der Waare, ihrem Abfage
fowohl im Innern, als houptſaͤchlich,
im Aeuſſern, wovon hier die Rede iſt,
II Thl. y zum
226 XoX
zum Nachtheile gereicht. Es folgt hieraus,
dag die Maͤuthe, melde, alles übrige
gleich gerechnet, bei dem Zufamenfluffe
der Mitwerber auf fremden Handels—
plägen, den Zabrikanten zwingen, fein
Erzeugnig um foviel höher zu halten,
ſo viel die Maͤuthe betragen, den Abfas
der Waare, mithin auch ihre Erzie—
fung vermindern. Dadurch wird ber
Landwirthſchaft ſowohl, als der Klaſſe
der Fabrikenarbeiter Beſchaͤftigung entzo—
gen: die Groͤſſe der Bevoͤlkerung
aber ift immer der Gröffe der Beſchaͤf—
tigung gleich; und es ift nicht möglich) ;
diefe zu beſchraͤnken, ohne es bei jener zus
gleih zu thun. Wirklich alfo, auch zu—
gegeben; dag durch die Mauthe eine
Kubrife der Einkünfte ſtaͤrker wird;
da der Hauptſtamm der Steuereinfünf-
te die DBeitragsfähigfeit der Bürger iſt,
und, was die Beipäftigung beſchraͤnket,
auch unmittelbar die Berrragsfähig-
keitder Bürger vermindert; fo muß dem
Staate auf einer andern Seite wieder ein
Theil der Einfünfte entgehen. Eine Summe
wird
X 297
wird aber dadurch nicht ſtaͤrker, wenn zwar
ein Faktor vergroͤſſert, von einem an—
dern hingegen ſo viel wieder abge—
zogen wird. Jedoch, auch die Voraus⸗
fetzung: daß die Einkuͤnfte durch die
Mauthrubriken gewinnen, iſt unges
gruͤndet. Wenn die Theurung der
Waare den Fabrikanten den Vorzug
gegen Fremde , oder wenigſtens die
Gleichheit im Preiſe raubt, fo wird
die Ausfuhr aufhören, und es koͤmmt
ganz Feine Mauth ein. Man bat alfo
auf einer Seite die Befchäftigungen vermin⸗
dert, felbft ohne auf der andern den Finunz⸗
ftande irgendwo genugt zu haben. Wei«
ter if die Gewißheit bei öffentlicher
Einkünften eine der vorzüglichflen Eigene
fhaften: die Maͤuthe aber konnen hoͤchſtens
als zufällige Theile angefehen werden.
Der Zuftand der Handlung ift täglichen
Wechſel unterworfen, defjen Urfache oft von
Auffen abhängt, und die Mäuthe fin
mit der Handlung fo fehr verflochten „
daß fie mit derfelben immer einerlei Berandes
rungen unterliegen. Die Aufmerkſamkeit auf
P 2 frem⸗
228 &
fremde Mitwerber macht baldeine Span⸗
nung der Mauthe, bald eine Mache
lafung nothwendig, weldes in dem
Finanzſtande die nachtheiligſte Unftätig-
feit veranlaffen würde.
159. Eine umfiändlihere Betrachtung
der Gegenſtaͤnde, weldeden Mäuthen
unterliegen, wird endlih auch den Bes
weis an die Hand geben: dag die Geld⸗
behebung und eigentlihen Mauthe
abſichten ſich mechfelweife zerſtoͤhren
würden. Die Mauthabgaben find
beinahe in eben diefer Abſicht befiimme,
als die Strafen; nicht, um darein zu
verfollen, fondern, um fie zu vermei⸗
den. Ich nehme daher meinen irgende
wo gewagten Wunfh nicht zurüde:
dag, die Durchaangsrechte abge»
ſchlagen, die öfterreihifchen Staaten das
Glück haben möchten, von den Maͤu⸗
then ganz Feine Einfüinfte zu ziehen.
Ale Waaren, in Beziehung auf die
Maͤuthe betrachtet, find entweder ein⸗
| — ausgehend, oder duchge⸗
ed
160,
%% 229
160. Die eingehenden Waaren find
entweder unentbehrlich oder entbehrlich. .
Unentbehrlich nennt man diejenigen, dee
sen man benoͤthiget iſt, entweder um fie
ſelbſt zu verbrauchen,da man fie nicht hat,
noch ihrer entbehren Fann, oder, um dei
Beihäftigungen zum Grumd zu dies
nen, wie aller ausländifcher Stoff zu
Manufakturen; oder endlich , um fie wie⸗
der auszuführen , und durch die Wieder⸗
ausfuhr den auswärtigen Handel zu vere
gröffern. Entbehrlich find Waaren , weit
man entweder felbff dergleichen, oder aͤhn⸗
liche Befige, die fie vertreten koͤnnen, oder
weil man ihrer ganz entrathen fan. Sind
die eingehenden Waaren von einer Unent⸗
behrlichkeit, dag man fie durchaus
haben muß: 3. B. gemeines Tuch für
die Volksklaſſe; ſo erſchweret das dare
auf gelegte Eingangsreht dem arbeis
senden Theile den Unterhalt, welches
euf die Erzengniffe des Fleiffes, und
auf den Abfas eine eben fo machthei«
lige Wirkung haben muß, alg die unmittel⸗
bare Vertheurung der Lebens mittel, wo⸗
P3 von
230 ——
von bereits gehandelt worden. Im Grun⸗
de fönnte ein ſolches Eingangsrecht nicht
anders, als fir eine Verzehrungs ſteuer
argefehen werden dk Durd eine Eins
sangsabgabe anf Stoff, der zu Uns
terſtützung der Nationolerzegniffe noth—
wendig iſt, winde man dem Forfgane
ge der Manufakturanten im inneren und
auswärtigen Abfage Hinderniffe legen,
und den Daher erwarteten Vortheil der
Befchäftigung ſtoͤhren. In dem Falle
aber , wo das Einganesrecht zum
Rortheile des inländifchen Stofferzielers
- aufgelegt wird, ift der Entzweck gewiß
richt, von fremden Stoffe Gebuͤh—
venzuheben, fondern ihn auszuſchluͤſ⸗
fen. Eind es endlih Wiederaus—
fuhrmaaren: fo weiß man, daß es bei
dem Miederasfuhrhbandel haupt—
ſaͤchlich darum zu thun iſt, den Mit-
werbern durch einen niedrigen Preis
den Hang abzulaufeun, welches, da
Waaren von der zweyten Hand ſchon für
ſich immer theuer ſind, um deſto ſchwerer
zu erreichen ſeyn wuͤrde, wenn zu dem Ein⸗
kauf⸗
5* 232
kaufpreiſe, noch Eingangsrechteke
ſchlagen kaͤmen.
d Die Mauth iſt dabei nur ber Ort, wo Pie
Steuer abgeführet würde; eine Handlungsabe
fiht trier nicht mit ein. Und darin liege der mes
ſentliche Unterſchied zwiſchen Mauth und Derzehe
rungsſteuer: dieſe muß entrichtet werden, weil
man das belegte Bedürfniß verzehren, verbrauchen
muß, Die Abgabe einer Mauthgebühr ſoll vermiwe
den werden fönnen.
161. Entbehrlihe Waaren e find
nah den Graden ihrer Entbehrlichkeie
und dem Zufammenfluffe der Umfiände
bald gröfferen „ bald Fleineren Fingang ſ⸗
rechten unterworfen: aber nie wird je—
manden beifallen, zu behaupfen : dag
die Abficht dieſer Eingangsrechte die
Vergrößerung der Einnahme ſey. Man
will durch die daranfgelegte Einfuhrs⸗
gebühren die Einfuhr der entbehrli—
hen Waaren entweder erſchweren,
vermindern, oder ganz aufheben,
je nahden man den Nationalfahrt-
Fanten von dem befihwerlihen Zufante
menfluffe fremder Fabrikanten befreyen,
die Natlonalaͤmſigkeit ermuntern, oder
P4 wenig⸗
238 *
wenigſtens dem ſchaͤdlichen Geldaus⸗
fluſſe vorbeugen will. Bei feinem die»
fer Fälle wird auf Einkünfte Rechnung
gemaht: und was einkoͤmmt, ift nur
ein Beweis, dag der Entzwed der Auf⸗
lage nicht vollfonmen ift erreicht wore
deu,
.158
162. Bon ausgehenden Waas
ven f find abermal ſolche, die dem
Lande felbft nothwendig find: 4. 8.
Stoff , wenn er der Nationalfafrifa-
tion nicht zureichte, oder, es ift aus—
gehende Ntationalfabrifation. Die
auf Waaren der erften Gattung ges
legten Ausgangsrechte find an fi
felbft nichts, als verfleidere Verbote;
durch welhe man den Ausgang. vers
hindern will; wobei man alfo nur
dann feine Abficht erreicht, wenn nichts
einkoͤmmt. Ob die Nationalfabrifa=
Lion bei ihrem Ausgange zu befehwes
ven
. 233
ren fen? wird in einem eigenen Abfage
unterſucht werden,
€ 159
163. Auch blog durchgehende Waa⸗
ven g fünnen von einer zweyfachen Gei«
te angefehen werden: entweder ift ihre
Beftimmung auf Handelspläge, wo fie:
mit Nationalmaaren wetteifern ; oder
es find Waaren , die auf den Handel
der Nation, bei der fie durchziehen, keinen
Einfluß haben. Beiden erfieren iſt beſon—
ders noch daraufzu ſehen, ob fie das Land
nicht umfahren ,„ oder es wenigſtens
nicht anders: als mit merflih erhöh-
ten Frachtfoften umfahren koͤnnen. Wo
diefer günftige Umſtand zugegen iſt, were
den auf den Durchzug der Waaren flärs
fere Durchzugsrechte gefohlagen: ‘
aus Feiner andern Abfiht als um dur
die Erſchwerung des Durchzugs den
Preis der durchgehenden Waare zu vere
»gröffern ,, umd der Nationalwaare den
Vorzug auf dem fremden Handelsplage
75 zu
234 *
zu verſichern. Aber wenn die durch—
gehenden Waaren, weder mittelbar,
noch unmittelbar eine Beſchraͤnkung des
Stationalabfages beſorgen laſſen, iſt die
Durchzugsgebuͤhr nur Straſſengeld,
welches immer maͤſſig erhalten werden
ug, wo man nicht den Zug der Waa—
rei nach einer andern Seite veranlaſſen,
und aus Begierde, zu viel zn gewin—
‚nen ‚fomwohldie Durchzugsabgabe, als
dert DVortheil der Verzehrung auf der
Strafe verlieren will. Ih komme alfo
felöft von einer Meinung zurück, der
ih ehmals in der Abhandlung vom
Mauchwefen beigetreten 5; dag man
in dem Sale, mo ein Land von einem
andern ganz umſchloſſen, mithin in der
traurigen Nothwendigfeit wäre, Durch dies
ſes feine Waaren zu frachten, die Durchs
zugsrechte fpannen fol. Dieſe Erhoͤ⸗
hung würde immer die Werminderung
im Abfage der Durchgehenden Waa—
te veranlaffer, und dadurch zulegt immer
die
Ds 235
die Verminderung des —
felbſt.
g 15
hZmwifhen Mauthgebühren und Atraffengeld if
adermald die mwefentliche Unterfheidung , bei jenen
iſt der Maßſtab der Werth uud die Eigenſchaft
der Waare, bei dieſen vie Zahl des Geſpanns.
164. Unter allen Umſtaͤnden alſo find
die abfallenden Mautheinkuünfte hoͤchſtens
als zufällig anzufehen, wo, ſelbſt der auch
fonft undchte Grundfag der Finanzvermals
tung: Die oͤff entlichen Einkuͤnfte muͤſ⸗
ſen beſtaͤndig vergroͤſſert werden;
keine Anweudung leidet. Die Behebung
der Einkuͤnfte iſt in der Reihe der Aus
ſtalten zum allgemeinen Wohl unterge⸗
ordnet, weil fie blog ein Mittel
zu Dderfelden iſt. Alle Finanzoperatio—⸗
nen, welche diefe Ordnung umfloffen,
und die Einnahme zum Zwecke ‚mas
hen, find ſchaͤdlich. Nach dieſer vor—
au sgeſendeten Unterſuchung find folglich
die Einsund Ausgangsrechte Bi
| na
236 Ne
nad Handlungs grundſaͤtzen zu beſtini⸗
mer. Die Eingangschrete in einem
fremden Staat find nicht willkuͤhrlich—
und mar kann natitelih erwarten, daß fie
bei Waaren, die dort entbehrlich find,
echohet werden. Wenn auch gegen an
dere Mit oerber nah gleihen Grunds
fäsen verfahren wird; fo erſchweren fols
che Eingangsgebuͤhren wenigftend in
Anſehung jener den Zuſammenfluß
micht. Aber freylich ift es vortheilhafe
fer, wenn man fih vor den Mitiwers
bern durch Handlungstraktate einie
gen Vorzug verfchaffen kann. Die gün-
figen Winftände hiezu find Wugene
biide, wo der Staat, zu dem gehats
dieit wird, von dem andern Gegengefälz
ligfeiten anſucht, oder erwartet; went
ein Staat in Auſehung einer nothwendi—
gen Waare, wenigftens zum Theile abe
hangig ift, u. d. g. Zum ntindeften muß
mar aufmerffam feyn, durch Reckereyen,
und einfeitig geſuchte Vortheile nicht
zur Rationalrache zu reizen Es if
eine
** 237
eine unbillige Foderung, alles zu ver-
langen, ohne dagegen etwas einzuräu—
men.
163. Die Ausgangsrechte hingegen
find ganzin der Gewalt des Gefesgebers,
und man fieht ohne Beweis ein; daß
ihre ganzliche © Aufhebung dem Wag⸗
renpreife nit anders, als guͤnſtig ſeyn
kann. Es ift fo. oft nothwendig, den
Notionalfabrifanten gegen fremde Mite
werber durch Aus fuhrspraͤmien zu
unterſtutzen: um wie viel mehr iſt es
erfoderlich, den auswärtigen Abſatz
nicht eines kleinen Gewinnes wegen zu
beſchraͤnken. Der Manufakturant rech—⸗
net alſo billig darauf, daß der Aus—
gang feiner Waare unbelegt bleiben
wird, Mich anſehnliche Schriftfteller,
wollen zwar bier eine Ausrahme
bei denjenigen Waaren gemacht has
den, welche der fremde Staat nirgends
her gegen eben dieſe Bedingnife erhalten
Tann, Und nach ihrer Meinung fol auf
diefe Waaren ein Ausgangsrecht geſchlagen
werden; nur mülle es ſehr mallig ſeyn,
um
238 *
um nicht die Verminderung des Ver—
brauch3 zu veranlaffen. Diefes Aus—
gangsrecht, fagen fie, bat immer der
Verzehrende zu zahlen: man fege alſo die bes
legte Waare um deſto theuerer an Frems
de ab, Aber die Umstände, wo diefe
Ausnahme anwendbar feyn fol, find
faum irgendwo zu finden. Es ift fo
leicht, fih in der Berechnung der freme
den Fabrikationsvortheile zu irren; und
ein folder Irrthum wird fogleih mis
dem Verluſte eines anfehnlihen Theils
der Beſchaͤftigung gebuffet ; daß es im»
mer unuͤberdacht fheint, um eines klei⸗
nen Vortheils Willen, ſo viel, vielleicht
auh das Ganze zu wagen. Zu dem
iſt unflreitig, daß jede Preisſteigeruug,
wenn fie gleich nicht den ganzer Bere
brauch einer Waare vermindert, den—
felben dennoch verhalmigmäßig eins
fchräntet , da immer vorausgefege
werden muß, der Haudelsmann babe die
Waare bereits, um den hoͤchſten Preig
abzufegen geſucht, den er ohne den Zweig
des
’
> 239
des Abſatzes zu fchwäcen , " erhalten
konnte. Alſo wird die nothwendige
Solge fen, daß der Anfauf der Waa—
re bei allen denen aufhören wird, wel—
de, noch mehr dafür zu geben, nicht
veriögend, oder auch nur zu banslich
find. Ein leiter Ueberſchlag kann das
her überführen, daß, wenn auf einer
Eeite die Finanzen ja etwas gewinnen ,.
wenigftens auf der andern der National⸗
handel Feine gröfferen Summen einbringt;
weil die Waare zwar höher, aber auch
in geringerer Menge abgeſetzt wird,
Die Finanzen erfaufen daher ihren ats
genblicklichen Vortheil viel zu iheuer,
durch den Verluſt der Sandwirthichaft,
deren Stoff weniger angefayft , und
durch den Schaden der Aemfickeit,
deren Erwerbung nah. eben dem Maſſe
verringert wird,
i Die Meinen Billietenldfungen , welche bei den aus⸗
gebenden Waaren üblich find, Können nicht als
Mäutbe berrachter werden, ihr Endzweck iſt nus
die Richtigkeit der Mauthregiſter,
1606
+65. Der KBechfilpreisk iſt ein eigner
Beftandtheil des Waarenpreifes bei denjer
nigen Waaren, wozu entweder der Stoff
oder wenigſtens andere Zugehoͤr von
aus waͤrts eingebracht werden muß.
Indeſſen kann das Bemühen des eins
zelnen Handelsmanns ihm hier Feine ande⸗
ren Vortheile verſchaffen, als die allge—⸗
meine Stellung des Wechſelgeſchaͤfts
erlaubt, wovon anderwaͤrtig insbefon-
dere wird gehandelt werden. Man hat
den Gewinn des Manuſakturanten und
Handelsmanns, bei den Preisuͤber⸗
ſchlaͤgen vielleicht als den unwichtigſten
Theil betrachtet: eigentlich iſt er die
Triebfeder der Aemſigkeit. Ohne Zwei—
fel wird jeder Handelsmann ſich der
guͤnſtigen Umſtaͤnde bemaͤchtigen, die
ihm erlauben, einen groſſen Gewinn zu
nehmen. Aber eben fo gewiß wird er
fid auch einen maͤſſigen Gewinn, wo
er nur dieſen erreichen kann, nicht
entgehen laſſeu, fobald dieſer mäf»
fige Gewinn feinen Fleiß zureichend
Sohmet. Unter zwo wetteifernden Native
| nen
1m
* aa:
nen wird alfo immer diejenige den Vors
zug haben, deren Manufakturanten und
Handelsleute ſich an dem fleinſen
Gewinn genücen laſſen. Dapin al-
fo muß die ganze Sorgfalt ver KHande
lungsleitung gerichtet werden. Der Ges
winn wird dem Manuſaklturanten und
Hondelsmanne zureichen, wann er ihm
feinen anſtaͤndigen Umerhalt gewäh«
set, und dergeftalt im Verhaͤltniſſe mit
den Geldrenten, das ift, mit den Zilie
fen ſtehet, daß es mehr Vortheil iſt,
fein Geld in der Handlung zu nügen,
als blos auf Zinfe anzulegen. Z
k 12%
1 145.
167. Die allgemeine Frugalitaͤt ei—
ner Nation hat hier einen mächtigen Ein«
fluß, wenn fie nicht in Filzigkeit
ausartet, die den Nationalabfaß mehr
verringern wuͤrde, als ihn die aus waͤr⸗
tige Handlung erweitern koͤnnte.
Die hollaͤndiſche Handlung iſt, nebſt
II. Thl⸗ Q den
ea⸗ *
den kleinen Geldzinſen, insbeſondere auf
die frugole Lebensart der Nation gegrüns
der, die in alle Theile, bis auf den
Handlohn ihren Einfiuf hat. Ein
Staat , der im Grunde nur einen oͤko—
nomifihen Handel befist,kaun die Haus⸗
lichkeit im der Lebensart nicht zu hoch
treiben, ohne daß ihn andre Staaten,
deren Handel auf eigne Erzielung gegruͤu—⸗
det iſt, eben fo ſtrenge nachzuahmen häfe
ten. Gleichwohl leuchtet auch deutlich
ein, dag die Verſchwendung der un-
teren Klafjen der Bürger, dem Fortgange
derHandlung uberall groſſe Hinderniffe legt,
und daher weniaftend auf feine Art El >
muntert werden muß. Ich werde nicht
glauben, e3 zu oft zit wiederholen, wie
vielen Einflug die£ofalftellung der Fa—
brifen auf deu Preis bat. Die verause
aefendete Betrachtung it ein neuer Ge—
ſichtspunkt, von dein man den Nachtheil
wahrnemen Faun, den die Manufakturen
duch Veriegung in groſſe Gtädie em—
pfinden, 100 die Lebensart gewiß nicht die
ſparſamſte if,
168,
* 243
168. Wenn e3 gröfferen Nutzen bringt,
das Geld auf ſichere Zinfe anzulegen,
wer wird fic) BR en feine Sorg⸗
falt einem mwenigfieng mehr unſichern Ge—
ſchaͤfte zuuuwenden m? Der Handelsmann
muß daher aus feiner Handlung zum mindes
fien zweyfache Zinſe zieben, deren eine
die Renteleines Handlungskapitals,
die andern die Rente ſeines Fleiſſes
find. m Die Berechnung iſt alſo für ſich
ſelbſt gemacht, daß diejenigen Handels—⸗
leute am wohlfeilſten vekaufen werden,
bei denen, alles übrige gleich angenom—
men, das Geld am wohlfeiiften ik:
und jedes Prozent, um welches die
Zinfe in einem Lande niedriger find, wird
den Ueberſchlag bei dem Freife der Waaren
die ganz Nationalerzieſung iR um
zwey , bei einer Waare, wo remde
Zugehoͤr erfordert wird ‚nad dem Aerthe
dieſer Zugehör um zwey, wegend es Wech⸗
ſe preiſes abermals um zwey, bei einer
aus waͤrts geſchickten Waare, wegen
der Aſſekuranzen noch einmal um zwey
Prozente berabfe,en.
8
246 | 2
mi
2 ©. vom Umlaufe des Geldes: und Abhandl. dom
Zufammenrlufie. E Y
169. Die Guͤte einer Waare o if
ihre innere Vollkommenheit? Sie hängt
ab von der beſſeren Eigenſchaft des
Stoffes und andrer Zugehoͤr, von der
Geichtefiichkeit der Arbeiter, von Der
Leitung derfelden ; bei Waaren, die eie
nevielfahe Bearbeitung fodern, von
2sertheilung der einzelnen Arbeiten,
unter mehrere Arbeiter, und von Ma—
ſchinen, welche der Geſchicklichkeit der Ar-
beiter zu Hilfe kommen. |
oO 187%
170. Die Koften „die der Staat ver
endet, deu Stoff p zu jeder Art der
Sradrifation zu vervollfommmnen, werden
durch die Vortheile der Handlung. reiche
lich belohnet. Diefe Vervoflfommnung der
Erzeugniſſe in allen drey Reichen, die der
Kumftarbeit den Stoff lieſern, iſt eine Fole
ge der Ermunserungen, welche der Ge⸗
ſchick⸗
8* 245
ſchicklichkeit gegeben, die gluͤckliche Folge
der Belohnungen, welche die Erfindungen
zu erwarten baden werden. Wie nicht je—
den, der fih neuer Erfindung ruͤh—
mer, ohne DBorficht und genaue Unter—
ſuchung die ausgefesten Belohnungen ges
geben werden fönnen, fo muß aud) derjenie
ge, der wahrhafte Vortheile an die Haud
giebt, wicht verdrußlihe Weitlaufigfeiten ,
Bergögetungen zu beforgen haben, und .
nach gegebenem Beweife über die Beloh—
nungen, feiner Geſchicklichkeit nicht ſchika—
nirt werden. Der wahrhaft geſchickte Mann
iſt ohne Umſchweif, und will auf eben ſolche
Art behaͤndelt werden. Nur der Betruͤger
ift wit den Kanften der Schleiheren , mit
den langen Umwegen der Vorzimmer bes
Fanut. Die. befonderen Ermunterungen
und Hilfsmittel zur Vollkommenheit des
Harionalftoff3 mürffen die Umſtände der
äuffern und innern Handlung an die
Hand geben. Wo der Stoff nicht Lars
deserzeugniß iſt, bängt feine Güte
von dem Drte des Einkaufs- und dem
Kenutniffe der Einfaufenden ab, wels
23 chen
246 T
cher beiden durh gute Reglements ge⸗
wiſſermaſſen eine Richtung gegeben wer—
den kaun.
pP 169,
71. Jedoch unter den Händen un⸗
gefihicfrer Arbeiter g wird der vor-
trefflichſte Stoff zu ſchlechter Waare, -
Zwar maht der ungehemmte Zuſam—
menfluß für fi ſelbſt einen Wettſtreit
der Geſchicklichkeit rege, und verfegt jeden
in die Notywendigfeit, gut zu arbeiten,
weil er fonft nirgend witde angenommen
werden Auch find von diefer Seite Unge—
ſchloſſene Zuͤnfte empfohlen worden.
der diefes Mitiel allem ift nicht zurei—
hend, woferne die Arbeiter nach Ver—
ſchiedenheit des Gewerbes niht auf Wege
geleiset werdet, auf denen fie diefe Ge—
ſchicklichkeit erwerben Fonnen, Man une
terfiheider die arbeitende Klaffe in Geſel—
len und Meifter. Die erſten find nicht
oone Vollſtreckung gewiſſer Lehrjahre,
und
S 247
und. eine vorgehende Pruͤfung frey⸗
zuſprechen; die letzteren find zu verpflichten,
durch Meiſterſtuͤcke Beweiſe ihrer See
higkeit zu geben.
q 199.
-- 172. Verſchiedene Schrififteller baben
fi) gegen die Lehrjahre 7 überhaupt er-
klaͤrt, als gegen einen Zwang, der, wie fig
fogen, Den Zuſammenfluß der Arbeie
ter hemmet, und der Fähigkeit Feſſeln
onleget ; der - den Gefchickten, wie dert
Unfähigen zu gleicher Lehrzeit verurthei—
let, und durch dieſe Behandlung die
befferen Talente, die fih vor der Unende
Tichfeit der Lehrjahre fürchten, zurück—
fcheucht. Die Lehrjahre , heißt es weiter,
find eine verlorne Zeit, da die Jungen ,
fiott etwas von ihrer Befhäftigung zu
lernen, meiftend zu Magddienften, oder
andern Hausarbeiten gebraucht werden.
Endlih wären Lehrjahre ganz uͤberfluͤſ—
fig. Denn jeder wide fih ohne diefen
Zwang feldft anwenden, und nah Er
94 ſchick⸗
248 3%
ſchicklichkeiten ſtreben, da er ohne diefelbe .
bei Anem Ueberfluſſe von Arbeitern nir—
gend angenommen - witrde. Diefe Eitte
wendungen treffen grogtentheild nicht die
Lehrjahre, fordern ipren Mißbrauch.
Die Kein, wie fie genennet werden,
find eine. nothwendige Vorſehung, um
das Gleichgewicht - zwifhen der Land⸗
wirthſchaft und Kunſtarbeit her—
zuſtellen. Ohne die Lehrjahre, deren
Dauer ein wenig abhaͤlt, wuͤrden die
Felder bald ihrer Arbeiter beraubt wer—
den, weil der Stand eines Handgewerbs
in Gegenſatz mis dem Bauernſtande une
endlich glirelieper if. Aber, wenn man
Lehrjahre für nothwendig halt, fo ſoll
nicht eine zulange, fondern eine zurei—
chende Zeit feſtgeſetzt werden, welche
nach Unterſchied des Gewerbs, je laͤnger
oder kuͤrzer ſeyn kann, doch immer fo lange
feyn full, dag der Junge fih die nothwendi⸗
gen Kenntniſſe erwerben, gewiſſe mecha⸗
niſche Kunſtgriffe eigen machen moͤge,
bei denen alle vorzuͤglicheFahigkeit, aller the—
oretiſche Unterricht unzureichend iſt, die
cin⸗
07 249
einzig durch Miederholung und anhale
tende Uebung Finnen erworben werden,
Vebrigens iſt eine längere Dauer der
Lehrjahre, wenn wegen Berwendung der
Jungen zur Hausarbeit die noͤthige Vor⸗
fiht gemacht wird, nicht unbdillig, weil
fie dem Meifter fatt des Pehrgeldes ,
eine Vergeltung feines Unterrichts iſt,
Roh oder kann faͤhigeren Jungen
freygelaſſen werden, fih an die Vorſte⸗
ber zu wenden, und ihre Freyſprechung
eher anzuſuchen. Falls nun eine» von
feiner zureichenden Geſchicklichkeit die vora
geſchriebenen Beweiſe fruͤher geben kann,
muß beſtimmt ſeyn, wie lange er feinem
Meifier zum Erfaße der abgekürzten
Lehrjahre als Geſell unentgeltlich, oder
gegen geringeren Lohn zu arbeiten habe,
7 169,
173. Es liegt fon, nicht nur
der Vollkommenheit der Waare, das
iſt, der Verbreitung der Handlung
fondesn auch der Sicherheit der Mar
Q 5 Nie
25 —
nufaltnuren zu ſehr daran, bei einem
eintretenden Arbeiter, dem fie Stoff
envertramen müſſen, und deſſen Unfchice
lichkeit fie zu Schaden bringen würde,
gleichſam eine Buͤrgſchaft der Fähigkeit
zu fodern: und diefe find die Lehrbrie—
fe, welche daher nur nah vorausgefendeter
Pruͤfun 15 ſollen ertheilt werden. Die-
ſe Pruͤfung, mithin auch die Erthei—
lung des Lehrbriefs muß nicht einzelnen
Meiſtern, ſondern der ganzen Zunft,
nach Umſtaͤnden auch der Waarenbe—
ſchau hr ſeyn, wo der Freyzu⸗
forechende, ohne Unterſchied, ob er eis
nes Meiſters Sohn ift, oder niht, uͤber
alle nothweadigen Theile ſeines Gewerbs
befragt, and ein Geſellenſtück zum Bes
weite feiner Handgefhidtichkeit Tiefer
‘ Joll.
174. Bei manchen Zuͤnften iſt es Herkom⸗
mens, daß die Freygeſprochenen einige
Sabre wandern muͤſſen, bevor ſie an dem
Orte ihrer Lehre arbeiten duͤrfen: Dieſes
Wandern iſt zwar groͤßtentheils zu einem
enden Zunftmißbrauche geworden, der aus
Ar⸗
&- 251
Arbeitern Muͤſſiggaͤnger und Landlaͤufer
macht; auch wegen des Reiſepfennigs,
welcher den Wandernden bei vielen Zuͤuften
von den Zunftgenoſſen gereicht werden muß,
der arbeitenden Klaſſe eine nicht Feine Laſt
iſt. Aber es hat fonft einen wohl ͤberdach⸗
ten Urſprung, zu dam es wieder zuruͤckge—
führt werden kann. Die jungen Arbeiter
folften von denjenigen Orten, Die wegen
des Borzugs in gewiſſen Erzeugniſſen bes
ruͤhmt find, die Geſchicklichkeit, die beſon—
deren Kunftigriffe in ihr Vaterland surücs
bringen. Bon diefem Geſichtspunkte Des
srachtet, find die Wanderungen nicht
abzuſchaffen, fondern beffer anzuordnen:
naͤmlich, nur die beſſeren Talente ſollen,
mie Vorwiſſen des Staats, und mit ei—
niger Hilfe auffer Landes geſendet, ihnen
nad) dem Unterfohiede ihres Gewerbzwei—
ges, der Dit wohin, die Seiden⸗
zeugarbeiter nah Sranfreih zu Matte
dern. f. w. beſtimmet, und da an die
Gefandtfchaften zur Unterſtutzung ange—
wiefen werden. Auf dieſe Art wuͤr—
den
252° —
den die Wanderungen dazu niigen, den
Nationalwaaren die beneidete Vollkommen⸗
beit der auslaͤndiſchen zu verfchaffen.
6 175.
175. Die Gecchicklichkeit der Mei-
ſter ſeßet mehrere Kenntniſſe voraus, da
fie die Gefeilen in der Ardeit zu leiten,
die Sehler auszufegen, nad zu verbeffern ,
faͤhig ſeyn muͤſſen. Es find alfo.auch gröfe
ſere Beweiſe der Geſchicklichkeit von den⸗
ſelben zu fodern. Das iſt die Abſicht der
Meiſterſtoͤcke c, die, um derſelben zuzu⸗
ſagen, nicht in veralteten und unnuͤ⸗
tzen Sachen, ſondern in Waaren zu beſte—
hen haben, welche gangbar ſind. Ihre
Unterſuchung mug von unpartheyiſchen
Maͤnnern, und wo moͤglich, von der
Handlungsbeſchau geſchehen. Nie—⸗
manden ſoll uͤber die Verfertigung des
Meiſterſtuͤcks eine Ausnahme bewil-
liget, oder, wo das Stuͤck ſchlecht aus⸗
fällt, deſſen Eigenſchaften durch Geld
verguͤtet, nirgend Meiſter sſoͤhnen, der
onen
* 88
nen, die eine Meiſterskochter, oder
eine Meiſters wittwe zur Ehe nehmen,
ein Vorzug, eine Exrleichterung einge—
raͤumt werden. Geſchicklichkeit allein muß
den Vorzug ertheilen. Und in ſoferne
koͤnnen alle Zuͤnfte geſchioſſen ſeyn,
daß, ohne vorausgeſendeten, vorgeſchriebe⸗
nen Beweis jeder davon ausgeſchloſſen, und
sis Pfuſcher erklaͤret werde,
° 1TIr
176. Sowohl die Meifter, als ihre
Untergeordneten muͤſſen die erworbene
Geſchicklichkeit anzuwenden, geleitet, und
gewifiermaffen in die Nothwendigkeit
verfest werden, davon Gebrauch zu ma—
chen. Diefen Zweck haben die Reglement
u,9der wie fie in Defierreich genannt werden,
die Qualitaͤtenordnungen, zu deren
gnnauer Beobachtung eine Aufſicht beſtel⸗
let wird. Die Reglement geben Vorſchrif—
ten über die Befchaffenheit. einer Waare,
nad ihren inneren und aͤuſſeren Eigene
Waften, welche fie Haben ſoll, um als gangs
| ha»
ET ARE.
bares Kaufgut zu gelten, z. 3. über
die Breite, über die Laͤnge eines
Stuͤck Tuchſs, über die Zahl der
Aufzugfaͤden und die Gattung der hie—
zu anwendbaren Wolle, über den Ein—
traau.f. mw, Je umfändlicher fol-
die Reglement in die Verfertigung eis
ner Wagre eingehen, defto mehr erſchwe—
ven ſie es den Fabrikanten, undchte
Moare zu Kauf zu geben. Gemiffe
- Reglement fehreiben die Bahl der Schlaͤ—
ge vor, die der Eintragfaden befom-
men, das Gewicht, weldes ein Stuͤck
Zeug haben, die Farbematerialien
womit es gefärbt jeyn muß, um nicht
susgefhoffen zu werden.
u 170. Savary Didionaire du Commerce T. IV. art,
Reglement, Juſti Abhandlung von Manufafruren,
Zabrifen Reglements.
177. Die Aufſicht, melde über die
Befolgung der Reglement zu wachen hat,
wird aus Manufakturaufſehern, und
der Beſchauanßalt beſtehen. Die
. Tas
* 255
Manufakturaufſeher, unter welchem
Namen fie auch immer aufgeſtellt wer—
den, muͤſſen das nothwendige Kenntniß
in der Fakrikation beſizen, deren Auf—
ſicht ihnen uͤbertragen iſt. Ein Menſch
wird alfo über mehrere Fabrikations—
gattungen zugleich, kaum die Aufſicht zu
führen. fähig ſeyn. Dieſe Fabrikenauf—
ſeher ſolleu von Zeit zu Zeit bei ih—
ven Untergeordneten nachſehen: aber
ibre Beſuche muͤſſen für die Fabriken
feine Laſt, keine Auflage au Liefer—
geldern, oder Gebuͤhren unter andern
Samen, Feine Gelegenheit zu Plagereyen
ſeyn, und ihre Befoldungen muͤſſen ihuen
vom Staate gereicht werden. Die Be—
fibau unterſucht die fhon vollendete
Woare, nach der Vorſchrift des Neglez
ments. Dieſenige, welche die geforderten
Eigenſchaften beſitzt, erhält ein Beſchau⸗
zeichen, eine Plombirung, wodurch
die Waare zu kaufrechtem Gute erklaͤ⸗
ret wird, Der Handelsmann, der das Bee
ſchauzeichen erblickt, hat dadurch Sicher»
hyip über die Beſchaffenheit der Waare.
Jus⸗
156
Insgemein wird dafuͤr gehalten, die Be
ſchau habe fih weiter nit, als auf die
Mängel, die nicht indie Augen fallen , ein-
zulaſſen, das iſt, mur vem Betruge zu
wehren: Mängel aber, die der Kdufer
durch feine Vorſichtigkeit entdecken koͤnn—
je, wären fein Betrug. Jedoch, wenn
die Beſchauanſtalt darum nuͤtzlich iſt,
weil fie dem Handelsmanne, beſonders
dem auswärtigen, Sicherheit giebt ; fo
wird eine gröffere Sicherheit deſto mehr
nüsen, eitte flrengere Beſchau wird ihm
dieſe gröffere Sicherheit verfihaffen.
. 178. Die nuͤtzlichen Folgen der Reg⸗
lement und genauer Befkhauanffal-
fen find: die Erleichterung des
Großhandels durch die Sicherheit
von der Eiaenfchaft der Waare;
und der gute Ruf, den fih eine Nas
tion in Anfehung ihrer Magren erwirbt: wo⸗
durch der Käufer angelockt, imd ber
ſtaͤndig gemacht wird. Der Großhan—
del iſt ohne ſolche Beſchauzeichen bei—
nahe unmöglich gemacht. Welcher Hate
delsmann koͤnnte z. B. jedes Stuͤck Lein⸗
wand
J
wand oder Tuch aufſchlagen, nur
erſt, um über die Ränge und Breite
eine Gewißheit zu haben * uud wie
ſehr winde der Kommiſſions- und
Speditisnshandel dadurch erſchwe—
ret 2° Wenn hingegen die Plombe
eingeführt find, fo wird nur nach denifels
ben gefehen, und in einen Augenblicke
kann die größte Waarenfending uͤbernom⸗
men ſeyn. Hauptſaͤchlich alſo gereicht
die Beſchauanſtalt der aͤuſſeren Hand—⸗
lung zum Vortheile, und es iſt dem
Staate hoͤchſt wichtig, um den guten Ruf
ſeiner Fabriken, und dadurch den Vor—
zug vor fremdem Mitwerbern zit behaups
zen, fein unaͤchtes Stuͤck Waare in
auswaͤrtigen Abfas kommen zu Taffen :
Die Engländer ſind diefer Streuge
ihrer Beſchau, die bei jedem Stuck
Waare dreyfach ift, das allgemeine Zu—
trauen; Aber die Vortrefflichkeit ihrer
Erzeugniffe ſchuldig, welche, ungeachtet
des hohen Preiſes, dennoch immer geſucht
werden.
II Thl. R x
258 I
x Die bſterrelchiſche Dandlung Fann-darlider ein els
genes Beifpiel anführen, Die ober Öfterreichiiche, oder
fogenannre Linzerleinwand war ehemals nad
Derichiedener Breite, und die Stücke von ungleis
Ger Lange verfertiget. Ihres guten Preiſes unz
geachtet, ward fle nirgend, ald gangbareß Kaufe
qurangeieden, Sobald aber durch eine Leinwands
ordnung, Diefe Ungreichheit abgeſtellt, und die
Breite nur auf zwo Oattungen herabgeſetzt wur—⸗
de, davon die ſchmälere ein Beſchauzeiden mit
8, die breitere mir 5. Lerchen bat, auch feſt⸗
eſeizt ward, dad Stud follte 30, Ellen halten,
en die Lingerleinwand an, ein gangbares Wans
renkapo zu werden.
179.3 will hier die Einwuͤrfe fanımelit,
welche ſowohl wider das Meiſterrecht
als befonders wider die Manufakturre⸗
glement, die Infpeftionen und Be—
fchauanftalten angeführt werden. Der
Verfaffer des Verſuchs über vie
Meifterfchafteny ſcheint der Meinung,
wo nicht von der Schädlichfeit‘, wenig—
ftens von dem wenigen Nutzen Dderfels
den hauptfäplih den Schwung gegeben
zu haben, und die Bedrückungen der
franzöfifpen Manufafturauffeber made
ten: daß der DBorfchlag von ihrer Abe
ſchaffung ſehr willkommen war. Im
Auszuge find feine Gründe folgende;
Es. ;
i % 258
Es Fomme.bei dem innern Dans
dei anf diefe Anſtalten überhaupt
fehr wenig an, weil man hier des
Abfages immer verſichert wäre,
fobald fremde Mitwerber buch
Maͤuthe aus geſchloſſen würden. Sr
Anſehung des aͤuſſern Handels toda
re es deſto vortheilhafter, wenn
man eine unvollkommene Waare
Höher N denn der Gewinn fey
defto ſtaͤrker; und würde Der außs
ländifche Käufer ja von einem Fa⸗
Brifanten hinterfuͤhrt; fo wiirde er
fich Das zweytemgl an einen andern
. wenden. Aber eben diefe Furcht,
feine Abnehmer zu verlieren , wer—
de ohne Reglement Die Vollfoms
menheit der Waare zumegebringen,
und Die Plagereyen der Sinfvelto
ven wären auf einmal vermieden.
Endlih ware eine unuͤberſchreit⸗
bare Vorſchrift auch ein Hinder⸗
nig in. der Mannigfaltigfeit der
Waare, weil der Kabrikant, bei
dem Waare von einem, Fremden
Ra De»
260 N, CR
beftellet würde, die von der regle-
Hentmäffigen Gattung etwas ab-
eicht „Diefe Wagre nicht verferti-
gen dürfe, mithin einen fichern
— fahren zu laſſen, genoͤthiget
ey. ER
y Iſt nach der Aufſchrift des franzdfiihen Werks aus
dem Engliſchen überfekt.
180. Auf jede diefer Einwendungen
ift die Antwort nicht ſchwer. Selbſt
der inländische Abſatz wird durch die
Vollkommenheit einer Waare erweitert;
alſo auch durch die Unvollkommenheit be=
ſchraͤnkt und wenigſtens beinahe bis auf
das Nothwendige herabgefegt. Wenn
Verbote, oder Mautherhöhungen
die auslandifhe Waare abhalten, fo
koͤmmt defto mehr duch den Schleich—
handel herein, dem immer noch ver-
gebens auch die größte Ofrenge eigen
gen gefest worden. Dann aber ift zu
anterfuhen: ob bei ſolchen , Anftalten
won fih jemals auf auslaͤndiſchen
Ab⸗
& 261
Abſatz einige Rechnung werde zit machen
haben? Denn, wenn der Nationalkonfite
ment nur durch Derbote der fremden
Waare zum Gebrauche des Nationale
ergeugniffes Fann gezwungen werden, um
wie viel weniger wird man den Prem
den darnach luͤſtern machen ? Es iſt
ſchon bemerkt worden, daß der Großs
handel , ohne Beſchauzeichen unendlich
erfchweret, der Speditionshandel uns
möglich gemacht wird. Nur der Ruf
von der Güte einer Waare verbreitet ih—
ren Abſatz auffer Landes rund diefer Abſatz
mus Durch eben diefelben Mittel, durch
die er anfangs erworben worden, auch
in der Folge behaupter- werden. _ So—
bald ein Handelsmann einmal von ei—
nem Fabrifanten hinterführes worden,
fo ift er gegen alle Fabrifanten der—
feiben Nation migtrauifh, aus dem
Grunde ‚, weilalle die naͤmliche Leichtigkeit
baden, ihn zu Binterführen, weiche der
eine hatte. Andere Nationen bemädhtie
gen fich dieſes Augenblicks, und ziehen
die mißvergnügfen Käufer an fih. Ders
| 3 geftalt
26x 8
geſtalt hat man über einen etwas groͤſe
fern Gewinn, den zwar kleineren, aber oͤf⸗
ters wieder kommenden und dancr«
haften fahren laſſen. Wenigſtens laͤuft man
Gefahr, denſelben zu verlieren; und
es iſt immer nicht wohl überdacht, einen
Schritt zu wagen, der für die Bes
ſchaͤftigung fo nachtheilig ausfallen kann ;
befonderd , da man zuletzt doch mieder
darauf Fommen muß, dem durch die
unaͤchte Waare gefuchten gröfferen Ge-
winn zu entfagen, und durd den Zus
ſammenfluß die Vollkommenheit der
Paare zu befördern Die Mealement
und Beſchauanſtalten, wenn fie mit
dem Sufammenfluffe ver Fabrifanten vere
einbart find ‚ führen alfo auf einem näheren
Wege zu dieſem Zwecke, und geben
dem fremden Käufer die Sicherheit,
die ihn zur Abnahme befiimmt. Es if
übrigens immer die Pflicht des Staats,
die Schikane ımd Bedruͤckungen der
Fabrifanten davon abzufondern. Ends
li if der Fall von der Beſtellung
einer unregelementmäffigen Waare fehr
fel:
&% 263
felien , meil die Reglement nicht et—
warn die Waaren auf Wenige Gattun—
gen befihränfen, fondern über die Voll—
Fommenheit von verſchiedenen Gate
tungen Vorſchriften geben ſollen. Kaͤ—
me aber durch einen beſondern Zufall
eine ſolche Beſtellung aus, ſo mag ſie
der Fabrikant immer verfertigen, jedoch
nur ohne Beſchauzeichen auſſer Landes
ſchicken. Unter dieſem Umſtande wird
der Ruf der Nationalfabrikation nicht
darunter leiden koͤnnen.
181. Kunſtwerke und Maſchinen
2 tragen nicht nur zur Guͤte, ſon—
dern auch zur Schönheit bei, weil fie die
Handariffe erleichtern, und überhaupf
den Fabrifanten eine Genauheit und
Gleichheit geben, die ihnen durch die
freye Hand allein nicht ertheilt "werdet
fan, Sie find daher vwortheilhaft bei
allen denjenigen Fabrikationen anzuwen⸗
den, deren Güte auf dieſe Gleichheit
hauptſaͤchlich ankoͤmmt. Hingezen wer-
den fie auch bei denjenigen Manufaktu—
ren nicht einzufüären ſeyn, deren Vor⸗
X4 zug
264 —
zug auf Weiche, und Biegſamkeit
an koͤmmt ‚die von einem Spiele von ei⸗
ner Art von Bewegung abhängt ,
welche nur durch die Hände allein ges
geben werden kann. Die Erfins
dung und Anwendung der Kunft
yoerfe muß der Künfiler von der Mes
chanik lernen. Es. gehört daher der
in Wien eingeführte vffentliche deutſche
Lehrfiuhl der Mechanik, deffen Vorle—
ſuagen zum Beflen\ der Arbeiter an
Feyertagen gehalten ‚werden, unter dies
jenigen preiswuͤrdigen Anfialten , deren
die unfterblihe Marta Thereſia zur
Beförderung. der Natipnalämfigkeit fe
unzaͤhliche gemacht hat,
2 160,
- 182. Die Hand des Arbeiter erhält
durh die beftändise Uebung eine
Fertigkeit, die dem Maſchinmaͤſſigen gleich
koͤmmt, und, wo Maͤſchinen entwes
der nit anwendbar, oder —
| ar
& 265
bar find, dieſelben erſetzen a Tönen,
Wenn lin bei Manufakturen, bei dee
nen zur Bollendung der Waaden vers
fhiedene Stuͤcke, oder auch verfgice
dene Zubereitungen gefodert werden,
diefe unter die Arbeiter fo vertheilt
find, dag jeder fihd nur mit «einer
derfelben befchäftiger, und ſtets bei diefer
alfein verbleibt, fo muß er es dar-
in zur größten Vollkommenheit brin—
sen. Die enelifhen Fabrifen , beſon—⸗
ders die in Metallen arbeiten, behaupten
Durch dieſe Vertheilung der Arbeiten
den Borzug in ganz Europa,
a 169, *
183. Die gröffere Guͤte ift bei
Waaren, welche in Anfehen der duffes
Ten Geſtalt Feines unterfiheidenden Ge—
ſchmaͤcks, und hauptſaͤchlich Feiner
Zeichnung bedürfen „ auch ſchon
"Schönheit: Aber die letztere Eigen-
(haft unserfiheidet fih da, wo . der
Borzug der Waare auf Geſchmack,
und eine gewiffe Nettigkeit Der Tee
sen Hand ankoͤmmt. Zwar bängt die
%5 Schoͤn⸗
266 eo:
Schoͤnheit der Waare nicht weniger
von der Wahl des Stoffs, und Zus
aehdr, und von dem orzuge der Ars
beiter ad; in Anfehen welher Thei—
fe ih zu dem, was bereits geſagt
worden, nichts hinzu zu fegen habe.
Der Geſchmack ift nicht der Antheil der
untergeordneten Arbeiter, ſondern
derjenigen, welche diefe leiten. Sie ers
werben ihn durch beffere Vorbexei—
fung, und bilden ihn durch mitge—
theiltes Urtheil aus. Die beffere
Vorbereitung befteht in der Anleitung
der jungen Künftler und Ardeiter zum
Zeichnen. Man mug überzeugt ſeyn, wie
viel die Zeichnung Reichthum, und Mans
nigfalägfeit in der Erfindung gibt, wie
fchr fie das Aug bildet, Freyheit in der
Arbeit ertheilt, und felbft zur Nettig—
keit beiträgt. Es iſt mir ſogar unbe⸗
greiflich, wie man etwas, auch das
Gerinzſte verfertigen kann, wovon man
ſich keine richtige Worſtellung zu machen
faͤhig iſt. Dieſe Vorſtellung zu Papier
bringen, beißt zeichen. An dieſer
ſi
te
co | 267
“fichtbar gemachten dee ferne Workes
kann man die Uebelfiände vorher wahre
nehmen. und verbeffern, welche meiſtens
an dem ſchon fertigen Stuͤck Arbeit
ſich nicht mehr abaͤndern laſſen, Es
find daher Zeichenſchulen für Fabri—
Tanten ınd Handwerker anzulegen,
gleich der , welche Maria Therefia
ſchon feit mehreren Jahren in Wien er=
Öffnet hat, wo der Fabrikant unentgelt
lihen Unterricht empfängt, umd der ges
meinfle Handwerker , feine Arbeiten zu zeich-
nen, angeleitet wird, _ Die englifchen und
befonders die frangöfifhen Waaren find ih⸗
ren Vorzug dem durch Zeichnung gebildeten
Geſchmacke ſchuldig. Man weis, daß die
Manufaktur von Gobelin af Re
Brun, dann Coypeln zu Oberaufs
fehern hatte. Bei Fabrifonten , die fih
vorzüglid von den Verguderungen, und
dem Werhfelder Moden Abfas verfichern,
hat man eigne Zeichner ‚deren Gefhmad
durch den Rath einſichtsvoller Leute vers
vollkommet werden muß. Daher follen dies
jenigen , welche Fabriken zu leiten haben, aus
Ba, Ge⸗
x
268 %
Sefelfhaften der aroffen Melt wicht aus-
geſchloſſen werden, wo fie fih Durch die
Gewohnheit, ſchoͤne Sachen zu fehen,
die Fertigkeit erwerben, dergleichen ſelbſt
zu erfinden, Die Proben der lioner Was
nufakturen werden hauptfachlih von den
Damen zu Paris beurtheilt und berichtiget.
b 127:
184. Die Güte ſowohl, als Schoͤn⸗
heit der Waare wird wenigſtens um
ſo viel eher erreicht, wenn der Weit:
eifer der Fabrikanten, befonders bet
angehenden Manufakturen, durch Prei⸗
ſe auf das erſte, auf das ſchoͤnſte
und beſte Stuͤck in feiner Gattung er⸗
veget wird : auch, wenn fonft der Er—
finder einer Verbefferung, feiner Be—
lohnung verfihert feyn Fan. Der Vor»
zug vieler Fabrifenerzeugniffe hängt oft
fehr von einem Geheimnig , in der Art
der Zubereitung ad, in deſſen Beſitz eis
ne freinde Nation allein if. So ſorg⸗
fältig man ein folhes Geheimniß, wo
man
* 269
man daſſelbe befist, felbft verwahrt, und
die Fabrikenarbeiter, die darım wiffen ,
durh Verpflichtung und Strafen von
der Eutdeckung zurüͤckhaͤlt; ſo wenig
laͤßt man ſich Verheiſſungen und Ko—
ſten gereuen, die ſogenannten Sekre⸗—
tiſten von auſſen an ſich zu locken. Aber
nichts iſt faͤhiger, die Vollkommenheit
der Fabriken zu befoͤrdern, als wenn
der fremden Geſchicklichkeit, die ſich in
ein Land verpflanzen will, Schutz und
Unterfiisung angeboten wird’; beſon⸗
ders y wo die Unvorſichtigkeit anderer
Kationen einen hiezu günftigen Zeitpunkt
herbeiführet. Die Engländer werfen
Sponien und Frankreich mit Recht die
niederländifchen. Unruhen , und Wicders
refung des Edikts vor Nantes , vor:
Man kann England von dieſer Geite
eben. fo groſſe Staatsfehler vorwerſen.
Nicht nur zu Zeiten Crommelis wure
den die faͤhigſten Arbeiter um der Re—
ligion willen zu fluͤchten, gezwungen;
nicht nur unter Heinrich dem 8ten
mußten wegen eines durch die Weiber
— gegen
gegen die fremden Kuͤnſtler erergten
Aufruhrs über fuͤnfzehntauſend, meiſtens
franzoͤſiſche Handwerker, London ver⸗
laſſen c, ſondern auch noch heute, da au—
dere Voͤlker die auslaͤndiſche Faͤhigkeit
uͤberall mit offenen Armen aufnehmen,
und alle gegen Fremde hergebrach—
ten verhaßten Rechte , wie das Jus Al-
binagii u. d g. aufheben, macht das Na-
ttralifotionsgefes in England dem ge:
ſchickteſten Fremdlinge die Niederlaffung
ſchwer und beinahe unmoͤglich.
e Uume: Geſchichte des Hauſes Tudor. Ts Ile
185. Die Mannigfaltigkeit der
Manufakturenerzeugniſſe d mug von
zween Geſichtspunkten atgefehen were
den: mannigfaltia in Abfiht auf dem
Geſchmack des Käufers, und manıige
faltig in Abſicht auf fein Bermögen.
Dadurch unterſcheidet fid die Vollkom—⸗
menheit der Waare von der Bollfom-
menheit dee Manufaktur ſelbſt. Zu
der erften wird nur Schönheit und
Site
* 271
Gute gefordert, zu der letztern gehört
noch, daß fie bei einem anſtaͤndigen
Preiſe, Kaͤufer von verſchiedenem Ver—
moͤgen ſowohl als von verſchicdenem
Geſchmacke befriedigen kaun. Die
Mannigfaltigkeit der Manufakturer
zeugniffe ift an ſich ſelbſt cine Folge
des befoͤrderten Zuſammenfluſſes, der
den Vortheil "einer Beſchaͤftigung, ar
weichen fo viele Theilnehmer find, zu
fehr heradgefegt, als daß die Aem⸗
figfeit Dabei ihre Rechnung zureichend
finden, als daß fie fi follte daran gem»
gen laffen. Um ihren Gewinn nit
mit zu vielen Mitwerbern zu theilen,
fieht fie ſch nach neuen Wegen des Abſa—
fages um, und findet fie, da fie dem
Käufer Woaren vorleget, die auſſer
ihr niemand verfertiget. Es ift bier
anzumerken, dag der Käufer - vor
ſchreibt, und man fid haupfſaͤchlich
nach feinen Foderungen bequemen muß.
Zuweilen aber ift man glücfich genug , den
Geſchmack des Kaufers ſich unierwürs
fig zu machen. Frankreich er die
14.68
27? 07
Herrſchaft des Geſchmacks fo lan
ge über gauz Europa aus. Die Uns
befiändigfeit der Mode, die mar dieſem
‚Molke als einen Beweis feines Leicht:
ſinus vorwirft, ift in feiner Lage N
Handlungspolisik,
3 127.
186. Die Foderungen fe Käufers
find von den dufren Umſtaͤnden
3. B. von der phyſikaliſchen Lage, von
- ‚der Gewohnheit und dem herrfchen-
den Gebrauhe , endlich auch von’ dei
Mitteln, Aufwand zu machen,
abhängig. Bei dem auswärtigen Ab-
ſatz befonders, mug man die Aufferen
Umftände einer Nation, mit der mat
handelt , zu Rath ziehen, und ihren
‚Soderungen alle übrigen Betrachtun—
‚gen aufopfern. Schön und. auf if
olſo hier ein beziehender Begriff auf
den Geſchmack der Käufer; gefest
auch, dieſer ift noch fo. ungeläutert e.
Es war ein anmerkun a Feh⸗
ler
& 273
ler der englifhen Handlung , dag fie mit
dem Tuche, fo nad der Levante be—
ſtimmet war, ſich fo firenge an die alle
gemeinen Reglement hielt: fie follte
fir den Tevantiner Abfag eigene auf
leschteres Zuch entworfen haben, da für
die Afiaten ein nicht fo ſchweres Tuch na—
glich bequemer if. Sobald auch die
Franzofen und Holländer ihre leichte-
ren Tuchſorten auf den Efihellen anbo—
ten, entfuͤhrten fie den Engländern den
erößten Theil des Tevantifhen Tuch—
baudels, Um von denaugenblicklichen
aͤuſſeren Umftänden, von den Ge—
wohndeiten, Moden u. d. einer Na—
. tion Borfheil zu ziehen, find Faktore
nuͤtzlich, welche, auf diefe Umſtaͤnde aufe
merkſam, fie zeitig einberichten, um dar—
nach Entwitfe ınd Sendungen machen zu
koͤnuen. Der Dirt, vonden Faktoreyen zu
haudeln, iſt in der folgenden Abtheilung
e Rn den Briefen des la Porte, wenn mein Ge—
dachtniß mie nicht trüge , babe ih einen ſebr eigenen
Fall gefunden. Kin Franzoſe, Der die Inſeln des
11. Thl. S Ar⸗
z —
Archipelequs beſucht fand auf einer derſelben, det
die Juwohner ſtatt Kihrfheeren,; fh einer Art von
gemeineren Scheeren bedietisen, die itnen don
einer franzöſiſchen Seerenfabeik, ungefähr für vierz
zigconsend Liver jähelich Hgeſendet wurden. Der
Reiſende predigte den Juſſcaanern von dem Vorzuge
ker egnenZüchtſcheeren ud, gan vonderBirfung
ſeines Unterrichts überzeugze, ichrieb er nad Frank—
reich, künfrig ſtatt der gemeineg, Lichtſcheeren nac
dieſem Markte ya ſchicken. Sie kamen: aber die une"
gelebrigen Leute wollten bei ihren Scheeren bleiben,
- und wendeten fich, da ihnen feine von daher ka—
men, woher fie dieſelben ſonſt empñngen, an etne
andre Nation und Eranfreich verlor den jährlichen
Abſatz von 40000 Liver.
187. Die Mittel Aufwand zu ma«
chen ſmd eine nothwendige Beſchraͤn—
kung der Kaͤufer. Hier gilt die Vorſtel—
lung nicht, daß eine aufge Waare, wenn
ie glei höher im Breife flieht, den—
noch nicht zu theuer if. Das Beditrfe
niß des Kaufers ift gegenwärtig, er kann
es nicht abwarten, bis er fo viel beilegi-
um die beffere Waare anzukaufen. Die
geringeren Waaren find alſo einer unters
eidenden Kufmerlſamkeit windig, ſchon
darum, um den groͤſſern Theil zu verkau⸗
fen g. Daum hat auch bier die Eitelkeit
ihren Einfluß: die gemeine Bürgersfrau—,
weine es der höheren Klaffe im Aufwan—
: de
8 275
de nicht wirklich aleih hun Fan ,
wuͤnſcht wenigfteng , fich , nach dem Aeuſſe—
ren, derfelben zu nahern , und eine Wag⸗
ve zu fragen, die dem Scheine nad
der koſtbaren Waare gleicht. Diefes gab
den gefingen Setbenzen: en,’ Dalks
ſeidenzeugen, den unädten Samimis
rien, den Schweigermanufofturen von
Mufchelin md. den leoniſchen Gold—
und Silbsrfodrifen u. mw. ihren
Gang, und erhält heute noch, felbft auf
denjenigen Handelsplaͤtzen, wo das befte
englifche Tuch feil geboten wird, die
geritigeren hollaͤndiſchen Tucharten. Ent—
weder alfo, dag man fih in Anſehen
diefer Foderungen nach einer ſolchen Ei.
telfeit richten ,; oder wohl felbft da, wo
die geringeren Gattungen. unbefaunt find,
die Lüfernheit der Nation darnach zu
erregen willen muß;
f 176: 8 11%
88. Um Manufafturen von einem
weiten Umfange, beſonders bei einer grofs
S2 ſen
276 Do
fen Nannigfaltigkett ihrer Waarengaftittt=
gen zu errichten, werden groffe Unter—
nehmungsfonds gefodert - Aus Man
gel derfelben bleibt nicht felfen die Anlas
ge der nuͤtzbarſten Manufakturen zuruͤck.
Auch die Fortſetzung der augefangenen
Manufakturen wird fehr oft dadurch ges
hindert, weil deu Fadrifanten die Kräfte
zu weiterem Verlage mangeln.- Es ift al«
ſo nothwendig, der umteruchmenden Aem—
ſigkeit Hilfsmittel zuzubereiten, welche
entweder in Vorſchuß ‚in baarem Ge l⸗
de, in Materialverlag, vorzüglich
in der verſicherten Abnahme der ver—
fertigten Waare beſtehen.
189. Mit baarem Gelde kann die
Unterſtützung, entweder durch angelegte
Feihbänfe, oder durch einen Vor—
ſchuß de3 Staats gefhehen. Leihbaͤn⸗
fe, welche kleinen Gewerben eine Zu⸗
{uch in der Verlegenheit um ihre gerin⸗
ge Done uslage werden koͤnnen 7, find für
erone Fabriken Feine befondere Unter:
Fügen ng, wegen der Sicherheit, die fol«
Ge Danke fodern müfen ,. und welche
die
| 227
die Fabrikauten entweder nicht geben fün-
nen, oder, welche fehr Toftbar iſt, weil
015 Bund immer am Werthe den Bote
ſchuß ſehr uͤberſteigen muß. Der Vor⸗
ſchuß des Staats unterſtützet natürlich
die Aemſigkeit nachdruͤcklicher, beſond ers
wenn man den kleinen Vortheil von Zin⸗
ſen dem Zuwagchſe der Beſchaͤſftigung aufe
opfert. Aber Die oͤfteren Betrüger eyen
unverſchaͤnter Landlaͤufer, welche die
erhaltene Hilfe entweder muthwillig ver—
ſchlemmet haben, oder damit flüchtig gewor—
den, empfehlen bei Ertheilung des Vorſchuſ⸗
ſes die groͤßte Behutſamkeit. Vorzuͤg⸗
lich iſt die Geſchicklichkeit desjenigen
zu unterfühen, welchem der Vorſchuß
gegeben werden ſol. Aber auch daun
Ab. es vorſichtiger gehandelt, ſtatt baaren
Geldes vienehr Ankguf der Werf—
zeuge und der Zugehoͤr unmittelbar zu
beforgen, und, — der angehende Fa⸗
brikant Geld zu ſeiſem taͤglichen Untere
halte bendthigee ii ihn nur kleine, 3.
B. woͤchentliche Antheile, anszehlen zu
lofien. Bei ſolcher Vorſichtigkeit wers
S3 den
278 &
den es Betrüger nicht der Mühe wertb
halten, auf den Staat einen Anfall zu
thun: und wo es gefchieht , find die ge—
wagten Summen unbetraͤchtlich.
h 188,
i ı Band. 250. N
190 Der Materialienverlag A Kiuft
aufeben dafjelbe mit dem Geldvorfchui-
fe hinaus; nur daß man dabei etwas
ficherer fahrt, wenn man den duͤrftigen
Fabrikanten, ftatt baares Geld in Die
Hand zu geben, mit angefauften Mares
riaiien verlegt. Die gröfferen Handels-
leiste pflegen den Eleineren Sabrifanten ,
bei ihren Beſtelungen den Stoff vorzns
fegen, Aber eben durch dieſes Mirtel
erhalten fie dicfelben in einer druͤckenden
Unterwürfigkeit , und fegen den Lohn der
Salrifation fo gering herab, daß es der
Aemſigkeit eher nachtheilig, als vortheil:
haft il. Wenn der Staat den Fabri-
kanten mit Stoff verlegen will, find
nicht eben Eoftdare Gtoffniederlagen ,
oder
ar F 2% 9
Se *
oder wohl gar Manufaft rhoduſfer
zu errichten. Gin Fabrikant, dem
es an Stoff ſehlet, meldet ſich bei den—
jenigen, welche den beſonderen Auftrag
über dieſen Theil uͤber ſich haben. Er zeigt
zugleid an, wo der Geoff, Defien er
nothig bat, zu Kauf iſt, und empfängt von
dem Kommiffare, einen Schein zu Berabfol-
gung deffelden. Diefen Schein bringt
dann der Stoffhaͤndler an den Kommiſſaͤr,
der ihn gegen Bezahlung zuruͤckuimmt.
Um die Abkartungen zwifchen den Stoff—
handlern und Fabrikauten zu bindern,
muͤſſen auf jeden entdeckten Betrug Stra—
fen verhängt feyn.
k 188
I Die Errichtung der Manuferinehinfer I8 nor Fuß:
bon von Toden in feiner 1meriehen Mächt—
kunſt, von Bedroͤdern in fanersjürfiiimen Sıkag
und Rentkanmer - uam. 18 ein nütßliches Mira
seh angeprirfen werden, Man dick nur ie time
ſtändliche Veſchretbung eins foiken Hamies in der
jufliisen vollgänd- Abhbandl, von Ronufakturen und
Fabriken, im 3. Abſchnitte S. 707. naclefen, um
ib von den Sihrierigfeisen dieſer Anſtolt au übers
zeugen. Der VBorftlag ift: das man in allen und
jeden Arren der Manufafruren und Fabriken darin
Untevriche geben: . das man alle mechaniſche
Werke und Anftalten darin vereinigen fol, wels
| 4 che
280 &
che zur Zubereitung verſchledener Arten ven Fabri⸗
kation erfodert werden, daß man Magazine von
allem Stoff zum Verlag, und von allen Waoren,
fo dem Frabrikanten abzunehmen ſind „u Halten ha—
de. Diefe Weitläufigkeit allein macht fe in der
Ausführung unmöglich. Juſti fleht diefe Unmöglich—
keit bei groſſen Manufakturen ©. 114 ) felh®
ein , und befhranft den Nutzen nur auf die erıte
Einführung des Manufakturweſens; eine Befchränz
fung, worin fle wohl wenigen Staaten braudbbar
fenn wird, Qufti hat dem von Schrödern vorges
ſchlagenen landesfürftlihen Wechſel, zur Unterftü-
sung der Manufofturen , zu viele Ehre widerfah⸗
ven faffen, da erihn für finnresch, obgleich in der
Ausführung unmöglich hält. Träumerenen , die das
Beiden der Unmöglichfeis an ber Eriene führen,
Verdienen nicht, finnreih gennent zu werden,
191. Die Abnahme der Waare m
ift beſonders kleineren Arbeitern nöthig,
denen, mwennfie, was fie verfertiget haben,
nicht abfegen, es dn Kräften fehlet, et-
wag Neues zu unternehmen. Die Mittel,
wodurch man den Fabrifanten diefe Ab—
nahme zu verfihern gedacht, find verſchie—
den:die Hustchiäffung Fremder Ak aa
re, entweder durh Verbot der aͤhn—
lichen ausländifchen, oder durch ho—
be auf eine ähnliche Fremde Aßaare
gelegte Einnangsrechtez die den
Kaufleuten anbefohlene Abnahme:
AN oder
—
\
ober, Nebenwege, wodurch Kauft it
zu einer, folhen Abnahme eingeleit
werden; das dem Fabrikanten einge
räumte Hleinverkaufsrecht: oder eud⸗
Gh die Abnahme, weide der Staut
ſelbſt verheißt. Der Erfolg ift bei Dies
en Mitteln ungleich.
en
sf a
8 1888
”
1092. Das Nerbot der aͤhnlichen
auslaͤndiſchen Wagre iſt entwe⸗—
der nur auf die Girfubr gelegt, oder
der Gebrauch fremder Wasre iſt unterz
fagt. Im erfien Falle bieiben noch im⸗
‚mer die Nebenwege des Schleichhans
Del$, welche das Verbot der Einfuhr
unnuͤtze madhen. Der Schleichhandel fin⸗
det ſogar ſeine Rechnung deſto mehr,
je ſtrenger das Verbot iſt. Denn die
Gefahr, mit welcher die Einfuhr der
Waare verknuͤpft wird, vergroͤſſert die Be—
gierde nach derſelben, und zugleich ihren
Werth; welches den Urberſchlag de
05 ho
OR 9
fio vortt eilhafter macht. DE das
Berbst des ee ie Abſicht,
fremde Waare —— ſicherer
erreichen wird. In der That iſt es ſelbſt
denjenigen, die ihren ganzen Vorzug in
dem Vorzuge ihrer Kleider ſuchen, ſehr
gleichgüͤltig, daß eins Waare in Ders
gleich mit auslaͤndiſcher weniger vollkom⸗
men iſt, ſobald niemand dieſe Verglei—
ding, mit Dagegenhaltung beſſerer Waa⸗
re auſtellen, niemand ſich duch dieſe
volikommenere Waare Über fie wegſetzen
fen. Judeſſen wird die Vorfrage: Ob
Verhote überhaupt die Handling ei-
ner Nation befdrdern ? als eine derumenf-
ſchiebendſten politifhen Aufgaben betrach—
set. Viele angefchene, und beinahe, der
lei Theil der politiſchen Schriftſtel⸗
{er erklaren ſich gegen die Verbote.
Aber. die Zus bung in dent meiften
Staaten o il für diefelben. Gegen das
Verbot werden folgende Grunde ange
fuͤhrt.
*
—
—
232
IE 203
n Ferskonass Elem du Com. Ch, IE Hume Police,
Effais ofche Balaace or trade, le Phyſtokraten,
Keimarug Handlungsgrundſätze ꝛc. 6. 8
o England, Frankreich , ſelhſt Holland har Einfuhr:
verbote und was mit Verboten einerie: it, sche
Eingangsrechte, Wenn alld mancher Schrirriteller
zuverfichtlidh fagr: die Sandlung blühe am meiſten
in Staaten, wo allgemeine Sandlungsfrepheit
herrſcht; fo ik man berechtige, au verlangen ;
daß er dieje Staaten nenne.
\
193. Die auslindifhe Wanre ,
deren Ahuliche einzuführen, verboten iſt,
koͤmmt entweder der fremden in deu
Eigenſchafteu gleich ; oder iſt in der Gat—
tung unter derfelben. Waun die Native
nalmaare fo befchaffen tft, um der fremden
an die Seite gefege zu werden ſo iſt das
Verbot uͤberflüſſig, weil fie die frem—
de Waare von ſelbſt durch die Wohl—⸗
feilheit auskhlüffen. wird. Der Auge
länder hat gegen die Inlaͤnder
Kracht, Komiſſionskoſten und an—
dere Ausgaben zu tragen ; allenfalls
koͤnnen noch kleine Ginganasrrchre
auf die Waare geleget werden, wo—
durch der Nationalfabrikant 10, oder
15 Prozente voraus bekoͤmmt, welche
ent⸗
234 %
entiveder zureichen, ihn vor Frem—⸗
den den Abſatz zu verſichern, oder ein
deutlicher Beweis von einem weſent⸗
lichen Hinderniffe der Fabrikation find ,
cuf deſſen Behebung gedaht werden
muß. Iſt Dingegen die Nationalwaare
in ihrer Gattung unter der fremden ;
fo verfigert‘ die Ausfhlufung ver legs
teren ihr zwar den Abſatz, doch nur
nad dem Berhältniffe, als die Waas
te unentbehrlich if. Aber, da durch
die Ausſchluͤſſung der fremden Waare den
inlaͤndiſchen Febrikanten der Sporn der
Nacheiferung benommen iſt; fo bleibt
die Waare immer unvollkommen; ihr
innerer Anwerth bleibt auf das Kleineſte
berabgefegt : die Hoffnung eines aus⸗
laͤndiſchen ift auf immer aufgegeben.
Den iſt noch beizufegen, daß die Ver⸗
bote zur Nationalrache reisen; daß
alſo die Waaren der. verbietenden Na—
ist, von was immer fir einer, Öats
sang, gegenfeitig von den Ländern aus—
geſch oſſen wird, deren Manufakturen
unferfage ſind; oder, Daß dieſe, wenn
ex
. 285
es die Handlungsſlellung möglich ma—
chet, bei andern Waaren, die von ih—
nen vorzuͤglich erhalten werden muͤſ⸗
fen. und worin man fie ſo leicht
nicht umgehen kann, durch Treisfieiges
rungen ſich erholen.
x
p 152,
194.Diefe Gründe beweiſen in der That,
daß Verbote und Ausiglüffung frem⸗
der Waaren ſchaͤdlich md, wo nad
dem Zuflande der Manufakturen und
EEE, .v
der wechſelſeitigen Haudlungsſtellung
die angezeigten nachtheiligen Folgen
beforat werden Finnen. Aber fie be=
weifen nicht die Schädlichfeit der Ver-
bote im Allgemeinen, weil es immer
möglich ift, daß ein Staat diefe Fols
gen nicht zu befuͤrchten hat; dag zwar zwi⸗
fhen dem Nationalerzeugniffe und den
fremden nicht alles durchaus gleich ,
aber auch Fein folder Abſtand ifi ,
der den Abſatz bis auf das Unent—
behrlichſte befchränfen follte; daß die
Mans
86 ©.
Manufaktnren dur den Zuſammen⸗
fluß von innen, zu dem Wetteifer ge⸗
nug geſpornet werden, der dann die Voll—⸗
kommenheit der Waaren zur Folge haben
fann; daß der. grofje Nationalabſatz ei-
nen Zweige der Aemfizkeit zureichende
Uebung verfhaft, um auch vou die-
fer Seife Die Verbeſſerung der Wag>
re zu erwarten iſt: Daß. man endlich
Durch Die zur Miedervergeltiing be—
ſchraͤnkte Ausfuhr, ungleich weniger
on Nativnalbefhaftigungen verliert, ale
man durch" die Verminderung - der Eins
fuhr für dieſelbe gewinne.
195. Eigentlich alfo koͤmmt es auf be;
ſtimmte Umfinde von Nation zu-Na—
tion, von Handlung’ zu Handlingan, und
Läufe im. Grumde auf eine Rechnungs⸗
eleichune binans , wobei der Ueber—
flag zwar nidt von Waare zu Waa—
ve, fondern auf Die ——
Handlung zu machen, aber auch der
fernen Ausſicht eines auswaͤrti—
gen — nicht der gegenwaͤrti⸗
ge Nortbeil des vermehrten Inner eh
Fi
I 27
Beririebd anfjzuopfern it Weun z. B.
den öfterreih. Tuchfabriken durch ein
Verbot fremder Tuͤcher der Abſatz für
bie ganze inländifche Bekleidung fir
cher gefiel wird, fol man ſich durch
die Betrahiung irre wachen laſſen,
daß vielleicht nie öſterreichiſche Tuͤcher
noch Holland und Frankreich werden
gefendet werden? Das ift der entſchie—
tene Vorzug der. Skoaten, welche auf
einem glüͤcklichen Boden eine arofle
Holfgmenge in ſich faſſen. Gie be
värfen zur Ermunterung ihrer Manu—
fafturen weniger auf fremde Abneh—
mer zu ſchen; der eigne Verbrauch von in⸗
nen verſichert hinlaͤnglichen Abſatz. Ein
Zweig der Beſchaͤftigung hat ſchon eine
groſſe Berbeeitung, Der dem Beduͤrfniſſe
einer groſſen Bevoͤlkerung zureicht. Uebri—
gens verfalle ih gar nicht darauf,
dag jemals cin Staat zu Ver boten eher
fihreiten wird, bevor die Mationalinas
nufofturen zu einem gewiſſen Grade
von Volldommenheit gelangt, und zum
Ver⸗
258 —
Verlage des Nationalverbrauchs verbrei—
tet genma md °
106. Hohe: Einga ugsrechte g find
nichts verkle te Verbote. In
Anſehen der Fremden. werden fie nach
dem geaenfeittaen Verhältniffe der Vor—
theile und Nachtheile Die namlihen Gee
genbeſchraͤnkungen nah fih ziehen; ie
Anſehnng des innern Abfages aber dei
Endzweck weniger als Verbote errei-
cheu. Da der Gebrauch der fremden
Waare nicht unterſagt, nur er-
ſchweret iſt; ſo wird es zu einer de—
ſto eröfferen Unterſcheidung, derglei—
chen zu beſttzen. Alſo wird ihr. Abe
ſatz duch das Hindernig ſelbſt, - fo
man demselben entgegen zu ſtellen glaubt,
allgemeiner, und dieſer Abſatz der
beleaten Wagre wird ganz dem Schleich—
haͤndler zugewendet, deſſen Stellung
immer um fo vortheilhafter iſt, je mehr
Die ordentlihen Wege, eine Waare zw
erhalten, verſchloſſen find 7.
3 h 191:
r Der leberſchlag dead Soleid handeers iſt ungefeßr
folgender. Der Einfaufpreid fen 20, die Dinuch
5,2. 1. 25 Prozente 5 alſo muß der Kaufwann
wenigftend um 27 verkaufen: ver Schleich händler
bingegen, der die 5 Maush nicht entrichtet, kann fie
unser dem Breite geben, um welchen ſte dem Kaufs
mann felsft zu fteben kömmte alfo um 25 und
2: Rab dieſer Rechnung, wenn er ſechsmal
durchkommt, und* einmal die Waare verliert ,
fo überträgt der gemachte Gewinn 21 , dei
Verluſt 20 Der Wanre ; alſo it die -Sefade
wie ı gu 6 Wird das Eingangorecht erhöber -,
fo ſteigert der Schleihhändler den Dreid immer
nah dieſem Verhältniſſe; jedod er bleibt
fterd unter dem ſtehen, was dem Kaufmanne die
Waare koſtet, und nach weiterer Rechnung iſt bet
so Drocent die Gefahr nur wie 1 3u 3. bei 75
Procenten 1 3u2 bei too Prosene Lau 5 di. e6
ſchlägt ihm noch zur Rechnung , wenn er gleich noch
s mal⸗2mal⸗⸗2 mal feine Wagre ———— foltte.
195. Die Nationalhandelsleute
und hauptſaͤchlich die Kl ———
werden ſich immer ſtraͤuben, inländifche
Fabrikation abzunehmen, weil fie da—
bei iberbatipt Feiuen fp groſſen Ge: _
win wochen koͤnnen; weil ſie durch
diefe Weigerung dem kleiueren Fabri—
Fanten die Waare um geringen Preis
abdruden; auch weil fie die S.al’ds
nalwagren nicht ſo allgemein, wie. Die
il ht. Z | aufs
en Fe}
a2 39 . —
waͤrtigen, auf Ziel und Zeit bekommen.
Mon kann fie alſo gewiſſermaſſen als
008. größte Hinderniß der Natio—
nalfabeifation anſehen. Das Mittel, die
Katiousijäudler gerade zur Abnahme
zu zwingen s, if allzeit zu gewaltſam
And erweckzt den Verdacht von der Un—
volfommenheit der Waare , weil
gute Waare für fih felbft Abnehmer
finden würde. Aufferdem, wenn die Fa-
brifen eines folgen Zmwangabfages ver«
figert find 5 fo ift von ihnen das Be—
fireden, ihre Waare vollfommen zu ma—
hen, nicht zu hoffen.
3181.
196. Alfo hat man die Handelglente ,
durch mittelbare Wege zur Abnahme ein-
zuleiten, geſucht 7. Man hat ihnen für fo
viele Stucke ausländifhe Waare die Ein-
fahr verbeiffen, ald fie von inländis
then Beſtellungen gemadt zu ba-
hen, darthunß winden. Die Erfahrung
hat gejeigt , dag die Handelsleute
die
x. 291
die Beſtellungszeugniſſe von. dürftte
gen Fabrikanten erfauft, und der
sroffen , auf den Betrug gefesten Stra«
fen ungeachtet, ſich auf eine ſolche Art die
Paͤſſe auf fremde Waare erſchlichen
haben. Sobald fie aber ſich zur Fuͤhrung
auslaͤndiſcher Waare berechtiget ſahen;
ward ihr ganzer Verlag fremde Waa—
re. Die Vorſehung, die auf Paͤſſe
eingeführten auslaͤndiſchen Wagren zu
plombiren, verwickelte die Handlung
in Verzoͤgerungen und Weitlaͤufigken
ten, und gab den Klagen der Klein—
verkaͤufer eine Farbe von Wahrſchein—
lichkeit. Man hat ferner beobachtet dag
die Beſtellungen an die inlangiſchen
Fabriken ungewoͤhnlich ſtark gemacht
wurden, um dieſe in Die Unmoͤglichkeit
zu ſetzen, den Foderungen zuzurehen.
Dadurch verſchaften ſich die Handelgleite
einen Vorwand, uͤber Hemmung der
Handlung zu klagen, und anf übſtel—
Tg dieſes Zwaugmittels zu dringen.
Endlich weiß Man zuperläffig, daß die
Kieinyandler Die % beffere Nationalfobris
2 kation
*
298 % - -
fion immer unter dem Namen von frems
der verlaufen, blog um die erflere in
uͤblen Ruf: zu erhalten.
s Das Verbot, ausländifheWBaarezutragen, giebt Anlaf
zur Unzufriedenheit, und, da es den inländiſchen
Fabeifanten von der auiieren Konfurcen der:
fteller, hemmt es dViettabeiferung, inländifchefrzeug-
nifje zu vervolliommuen, Das Verbot der Ein:
x fugr begünitiger den Schleihbanpel. Der dritie
weg, welchen die neue öſter: Maurbverfaf jung
einſchlägt, und von dem ich mich nicht erinnere ,
in irzend einer Maurhordnung etwas ähnliches
gefunden zu. haben, kann den Unzukömmkbichkei—
ten von allen Seiten ausbeugen. Die fremde
Waare ift Cfür ven Handel) aus dem Um—
laufe gefegt. Aber jeder FÜngeLNE kann folbe gegen
hohe Prozento kommen laſſen- Der inländiſche En-
brikant hat daher immer den ausländiſchen Zuſam—
menfuß zu beſorgen: er mus alſo feine Erzeugniſſe
zu vervoöllkommnen bedacht fenn. Der Kleinver—
Käufer iſt in die Un nöglichkeit geſetzt, Schleich⸗
handel zu treiben, mit einer Waare, die er zu
führen, nicht berechtigt iſt. Die Abnahme des
inlãndiſchen Eczeugniſſes wird ihm alſo Sedürfniß:
und num iſt es fein Bortheil die Eigenibaften der
Rationalwanre zu echeben , und foviel er, vers
- mag , die fremde abzumärdigen,
197. Nein anderes und vielleicht das
ſicherſte Mittel, die Kleinverkaͤufer zur
Abnahme zu vermögen, ift die den Fa—
brifanten ſelbſt ertheilte Erlaubniß,
ihre Erzengnilie in Sleinem zu ver—
kau⸗
* 293
faufen u. Im allgemeinen belt man
es zwar nicht für zutraͤglich, daß Fa:
brikanten ſelbſt, ſich mit dem einzelnen
Verkaufe bemengen. Aber, wo die Klein⸗
verkaͤufer ſich dieſes Verbots zur Un—
terdruͤckung des Fabrikanten bedienen,
und ihm die inländiſche Waare, ent—
weder nur um ein Geringes abdrüden ,
oder gar nicht abnehmen wollen, da
vereitelt der Staat duch die den Far
Brifanten ertheilte Erlaubnig ihre eigene
nügigen Abfichten.
m
198. Auch fehe ich die Stärke der Sruͤn⸗
de nicht ein, duch welge man die
Meinung zu unterſtuͤtzen ſucht; daß
der Kleinverkauf und die Fabri—
Fation nicht neben einander beſte—
hen können. Die groſſen Kaufleu⸗
fe, fürdtet mon, werden dem Fa—
brifanten Feine Waare abnehmen, wenn
Diefer ſelbſt im Kleinen verkauft. Me
fo werde fowohl der Waarenabſatz von
< 3 tie
u
Aa).
vr >
*
innen, als die — desfelben von
auffen gehemmet. Der Fabritant, ſett
man hinzu, wird aufzören, zu für
brictren, ſobald man ihm die Er⸗
laubniß zu handeln, ertheilt. Es lies
‚ne endlih dem Kaͤufer ſelbſt daran ,
ein ſogenanntes Aſſortiment von
Waaren zu finden, welches er nur bei eig⸗
nen, befondern Handelsleuten, hoffen
koͤnne, da dem Habrifanten ) hiezu die Kraͤf⸗
te groͤßtentheils fehlen. Ih autworte:
Wenn man unter groſſen Handelsleu—
ten die ſogenannten Groſſierer oder
diejenigen Großhaͤndler verſteht, wel⸗
che ihr Geſchaͤft mit Verſendung der
Waaren treiben, was fol
diefe hindern, dem FSabrifanten , der
im Einzelnen ſelbſt abfest, feine Waaren
abzunehmen , da es ihr Gefhäft nicht
if, in Kleinem zu verkaufen, folglich
er ihrem Vortheile nirgend Ein—
trag thut? Verſteht man aber dieje- -
nigen darunter, die, was fie dem Fa⸗
hrikanten abnehmen, wieder an deu
Kleinverkaͤu fer gegen Vortheil über
ae
& 295
laffen ; fo fieht jederman ein, dag
dieſe Art von Handlung fihd nur in folgen
ändern erhalten kaun, wo der Kiriuver:
kaͤufer entweder zu Unwiſſend if, um
fih gerade an die erfte Hand zu wen⸗
den, oder fehr unvermoͤgend, wit. des
Mittelkredits zu bedürfen, weil we—
nigfiend die kleinen Zabrifanten ſelbſt,
ſelten auf Zeit Waarı geben koͤnnen.
Aber, ifi eg nicht vortheilhafter, in einee
folhen Lage gar Feine Kleinverkaͤufer zu
haben, als erſtens: den Käufer auf dies
fe Art im Preife zu fleigern, und da=
durch zweytens: die Fabrikation ſelbſt
zu befchranfen , weil eine vertheuerte
Waare nicht fo viel Kaͤuſer ſuden Fann %
Iſt dem Fabrikanten nar feine Fabrika⸗
fur im Kleinen zu verkaufen, erlaubt :
ſo muß er feine Arbeit fortfeßen, ıM*
eiwas zu verfaufen: michin faͤllt auch
die Furcht gänzlich hinweg, dag die Far
Lrifation dadurd leiden werde. Endlich,
wenn es Gewinn bringt gine Handlung mir
— U
Your
206 *
Aſſortiment zu fuͤhren, ſo werden ſich
ſtets Leute finden, die fie treiben. Aber
der Käufer, der bei dem Kleinhandler
das Aſſortiment findet, mug diefe Ges
maͤchlichkeit durch den fehr gefteiger-
ten Waarenpreis theuer einlöfen.
x 192.
200. Der Käufer zahlt alfo die Waa-
fe theurer, ohne das dem Fabrikanten da—
durch ein Vortheil zufließt. Aber es ift
unmoͤglich, den Schaden nicht einzuſe⸗
ben, wenn Dem Handelsmanne gegen dei
Zadrifanten ein Propolium eingeraums
iſt , welches er, nur diefen zu drücken, atte
wenden wird, Wenn der Staat unter ſei⸗
. nen Bürgern dag Gleiheewiht des Schr
tzes zu erhalten verpfichtet ift, fo wird. es
hart fepn, einen geltenden Grund anzu
geben, warum es dem Handelsmanne
ſowohl dem Groſſierer, als Kleinver—
Faufer, Sabrifen zu errichten : oder
ſich
Be 297
ſich dabei zu aſſeziren, und dantı z. Di
den Sammt feiner eignen Fabrike aus zu⸗
ſchneiden, immer. frey ſtehen, det Sam⸗
metfabrikanten aber im Gegentheile der
Elle uverkauf Fe ſeyn ſon 2
7 Il
201. Bon einem sur Unterſiuͤtzung Der
Handlung gewidmeten Fond kann Fein
nuͤtzlicherer Gebrauch gemacht werden ,
als wenn ein Theil zur Abnahme der
vorräthigen Fabrifaturen z vermendef
wird. Diefe Unterfingung iſt insbeſon—
dre Fleinen, oder angchenden Manu—
fakturen hoͤchſt nothwendig, und vereie
niget viele Vortheile fuͤr die Erweiterung
der Aemſigkeit. Auch iſt die Ausfuͤhrung
nicht ſo koſtbar, nicht ſo vielen Schwie—
rigkeiten unterworfen, als es bei dem
erſten Aublicke ſcheinet dürfte. Es iſt
kein Zweifel, daß der Fleiß des Fabri—
kanten deſto reger iſt, je gewiſſer er ſei⸗
25 nen
sen Abſatz vorfieit, Der Staat hat zum
Derbrauche vieler Fabrikerzeugniſſe Aus—
wege: als für grobes Tuch und Zelte
wand bei der Armee, in Kiöflern, auf
Liverey n. ſ. w. Wo aber auch "diefe
Wege nicht find, da ift es Feine beſon—
ders koſtbare Anſtalt a, eine Art von
Zwifchenniederiage zu errichten, in wele
en den Sabrifanten die Waaren, die fie
nicht verkaufen fönnen, um einen anfläns
digen Preis abgenommen, und Handels—
leuten, ohne etwas daran zu gewinnen ,
abgegeben werden, Statt fie zur Abnah—
me zu zwingen, fanden die abnehmen:
den Handelsleute hier denjenigen Kredit,
den fie bei Fabrifanten kaum erwarten
duͤrfen. Diefer Vortheil würde immer
Abnehmer herbeiloden, welche, die Nas
tionalmwaare abzufesen, fih werden ange
legen feyn laſſen. Dadurch wird alfe
die Nationalwaare gangbar, die Les
bung der Fabrikauten ftärfer, ihre Ges
ſchicklichkeit gröffer,, das Erzeuguiß ſelbſt
» nach
aM 2
sy ZUG
mach und nad) volffertumener werden , und
in gitten Ruf kommen, um nah eini—
rote
>
ger Seit, fi ohne Hilfe gegen die &
ven zu erhalten.
Lrise
101
» Ein ſolches Magazin if im Fahr 1738 auf der
Börfe von Koppenhagen angelegt worden,
202. Wenn endlich die Waare gu eitter ges
wiffen Stufe der Vollkommenheit gelangt
ift, dann unterflüse der Staat deu Nus
tionalfabrifanten gegen den Fremden Durch
verhaͤltnißmaͤſſige, anf das fremde Fabri⸗
‚ Eat gefegte Cingangsrechte! dann
lege der Regent die lehte Hand an, fei-
nen Manufakturen vor den ausländifchen
den Vorzug zu verfchaffen! Er fcheine,
fagt Nickols 5, einer angehenden Ma⸗
nufaftur zugethan zu ſeyn, und fie
iſt ihres Abſatzes, ihres Fortgangs
verſichert! Will er einen Fremden
Stoff verbieten, er verbanne ibn
KL: au
—
AO x
aus feinem Palaſte! Diefes Mir-
tel ift wirkſamer als das geſchaͤrft⸗
fie Verbot. Aber fo lange er den
Gebrauch deffelden beibehält, oder
ihn wenigftens bei Hofe duldet,
wird fein Verbot immer unmwirkfam
feyn. Man wird feinem Beifpiele
mehr als feinem Befehle gehorchen.
a Avant, & Defavant. de la France &c,
II,
* zei.
II.
Bon der Auffern Handlung.
| 203.
De aͤuſſere Handlung theilet ſich in
zween Zweige: in die Einfuhr desje—
nigen, was einem Lande abgaͤngig, und
zu feinen Beduͤrfniſſen zu rechnen iſt;
und in die Ausfuhr entweder der Nas
tionalerzeugniſſe, oder desienigen, fo
man von andern Ländern empfängt, und
als Mittelsmann Fremden mie Vorkhei—
le zuzuführen hoffet. Diefe legtere. Ab⸗
theilung wid der Wiederausfuhr ;-
oder der oͤkono miſche Handel genender.
Jeder Kauffontratt geht unter zwo Pers
‚ Fonen vor. Zwiſchen einem in dem
Staate, und einem mit Fremden ge
ſchloſſenem Kaufe aber ift der Unterfchied,
das bei dem eriten, Käufer, und Ver-
kaͤufer eines Regenten Geſetzen unters
wor⸗
30% &
,
worfen ſint: beit demaͤuſ er udel ader
it ein Theil der Kaufbertraäger auſer
grtr
rt 6% 64*
Granzen der Geſetgebung. Ss
*
den
bi Verſchiedenheit wird. der Unterſchled
it der Leitung der inneren und Auße-
sr Handlung gefolgert. — der er⸗
fer iſt es in Der Macht bes Regen⸗
tin. Merordrungen Den ‚nd
era Olefegaeher vorzuſchrewen: bei
der fegkeren ſchreiet der & uüfer vor;
ch d den Regenten iſt har :
oß as Macht.
ort durch negative Geſetze, das ift,
n — u weiche zwar
eigentlich nur für den einen heil Ver—
bi inblichfeit haben, dem andern aber den= _
noch ein mittelbares Hindernig werden.
Daher find die Grundſaͤße des auſſern
Nationalhandels einerlei mit den Grund-
fügen de8 Handelsmanns gegen dei
Käufer angewendet von Nation ges
gen Nation. Der Fortgang der Alle
fern Handlung beruhet auf der Geſchick⸗
Tigfeit der fogenannten Spekulation.
204. Spekbliren heißt nachſmnen
mit we lcher Waare, und — welchen
Or⸗
Go ‚508
Drten, die vorikeilbaftefe Husfuhr;z
mit welden Warren, und woher
die vortheilhafteſte Einfuhr geſche—
ben Eönne. Der Vrivathandelsmann
ſpekulirt, aber auch der Staat. Ob—
gleich die DWrivatfpefulation der Spe-
fulation des Staates gleichfam die Rich⸗
tung giebt; fo find die Fälle dennoch
nicht ſelten, wo die Spekulation des
Privathaͤndelsmanns dem Vortheile
des Staats wirklich entgegen ſteht. Wert
z. DB. ein Handelsmann irgend einen vor—
theilhaften Abſatz mit Stoff findet, wor⸗
aus eine andre Nation Waare verferti—
get, die ſie ſelbſt verbraucht, da ſie dieſel—
be ſonſt derjenigen Nation abnahm, von
deren Handeldmanne fie num den unbereite—
ten Stoff empfängt, oder, die fie an einen
dritten Ort verführt, und dadurch den
Stationalabfag beſchraͤnkt 3 fo beſteht zwar
der Bortheildes Handelsmanns in dem Lies
berfihuffe des Verfaufpreifes über den
Einfaufpreiß: aber der Staat verliert da
bei den Betrag der Fabrikation und die
Beſchaͤftigung aller Bürger, welche
den
304 ve Ne
den Stoff zu verarbeiten m —— Hier
mug der Regent von der Wehe feiner
negativen Gefege Gebraud machen,
ind die Spefnlatton des Heivarmanız
eſchraͤnken. Ueberhaupt alſo müffen die
Privatſpekulationen dahin geleitet wer—
den, damit fie der hoͤheren und eident—
lichen Abſicht des —— der Ver—
vielfaͤltigung der Nahtungswege,
nicht entgegen ſtehen a. Weil aber Privat—
leute hä ohne ihren befondern, ımd im
die Augen fallenden Vortheil zu Keiner
Unternehmung entſchlieſſen; ſo beſteht
die Geſchicklichkeit der Leitung darin,
daß der einzelne Tuͤrger, indem er nur
feinen Privatnutzen zu verfolgen ſcheint
zugleih der Werfzeng des allgemeiten
Rutzens wird. e
“a In dieſer Verbindung zeigt Mb am ügenelefen; 1ons
zandelsfre; vheitiit. Die Phyſiokraten, welche da⸗
runter eine Such nichts beſchraͤnkte Unabhangig⸗
keit verſtehen, geünden ſich auf die von ihnen ſoge⸗
nannze aUgemeineGeſellſchaft der Hationen „die
wenn fie der Punſch des Menſchenfreundes feyn kann,
in der Wirklichkeit ein Unding it Zriegstlotten
welche Meere bededen , und Heece, deren Untere
balt Nationen verarmen macht, ſind Feine günſtigen
Anzeichen iu einer allgemeinen Pereinigung der
ar
| — 305
Aationen. Eine unbeſchränkte Freyheit in der Hand⸗
lung ſchlöſſe alle Zeitung derſelben aus. Die
Sandlunggsfrepheit iſt wie die bürgerliche, Dies
fe mug olleg,aber auch nur das Unbeſchränkt Tatien,mas
dem Zwei Fe der bliegerlichenBereintgung:die gands
Inngofcephsit aließ, aber nur daß, was mir dem all:
gemeinen Sandlungszwere underträglich ift.
*
205. Der Grund der Spekulation if
‚die Kenntniß der Länder. Dieſe
Kenntniß ift zu ammengeſeht. Sie fodert
erſtlich die Kenntniß der eignen Produk—
te, wie ſie gegenwärtig find, wie weit
fie durch die Nationalaͤmſigkeit gebracht
werden koͤnnen; das allgemeine ers
haͤltniß ſowohl, als das beſondere jes
der Gattung der Mrodufte zu der Noth—
wendigkeit der Natipnalverzebrung ;
weihe Berhältniffe aus Vergleichung
der Summe der Erzengniffe mit der
Sröffe der Bevölkerung erhalten wer-
den. Diefe Verhältniffe zeigen den Ue—
berfluß, den Gegenſtandder Aus fuhr, und
den Abgang, den Gegenſtand des Ein—
fuhrhandels. Sie fodert zweytens die
Kenntniß, der Produkte anderer Stas-
fen unter eben dieſen Umſtänden, ver-
11 Thl. u gli:
2306 N <\-
gleichen mit den Produkten, mit der
Lage anderer Staaten und der eignen.
Diefe Vergleichung zeigt das Lokal,
wohin, und mit, welchen Waaren
haupifähiih die Ausfusr gefhehen,
woher man feine Bedürfniffe unter den
leichtefien Bediugniffen empfangen koͤn⸗—
ne, Hierzu: koͤmmt drittens, die Ver
rechnung der Vortheile, welde die
Aemſigkeit anderer Nationen bei ihrer
Handlung unterfiugen; dann ein genaues
Kenntnis der politifhen Verh ‚Iiniffe frem—
der Staaten zu dem eigenen. Aus
diefen politifhen Verhaͤltniſſen laͤßt
fih vorherfehen, woher die Stational-
handlung Die wenigfteit oder flärkfien
— wird zu beſorgen haben.
Die Vortheile andrer "Nationen mit
den Vortheilen der Nationaldandlung
vergliben, weifen auf die nothwendi—
gen Unterſtuͤtzungen, welde die dufe
fere Haudiung von dem Regenten zu er-
werten bat.
206. Diefe mannigfaltigen. Umfiande
hängen theils von der phyſika! Men
e⸗
»
a 907
Beſchaffenheit der Linder ab, und“ find
daher beſtaͤndig diefelben: wenn z. ©.
der Himmelsftrich der Erzielung einer
Waare abguͤnſtig if; oder von polifts
ſchen, die daher nah den- verfchiedenen
politiſchen Umftänden wandeibar find,
ſehr oft augenblicklich wechſeln, wenn
z. B. zwifchen Staaten, die unter ſich hate
delten, ein Mißverſtaͤndniß entſteht, wil⸗
ches gegeufeitige Dandeisbefhränfun:
gen veranlaßt, und dadurch einer drit—
ten Nation Gelegenheit zu einer vortheil;
haften Handlung macht. Das phyſika—
liſche Kenntniß der Staaten kann man
theils aus allgemeinen Beſchreibungen
einholen, theils aus beſondern, wel—
che den allgemeinen, die ſelten zuver—
laͤſſig ſind, vorgezogen zu werden, ver—
dienen. Solche beſondere Beſchreibun—
gen der Laͤnder werden von Reiſenden
geſammelt, und ein vielfältiger Nutzen
erfege den Staate reichlich die Koften,
melche er verwendet, gefchichte, und
wohl vorbereitete Leute reifen zu Inf:
fen, die, nachdem fie vorher ihren Va—
U 2 ter⸗
308 *
terſtaat kennen, auch, wiffen, worauf fie
in fremden Staaten zu fehen, was fie
von dem, fo fie fehen, eigentlich anzız
merken haben. Ueberhaupt muß dieſes
ein beftändiger Auftrag der Geſandt—
ſchaften, und insbefondereder Geſandt⸗
ſchaftsraͤthe ud Sekretaͤre feyn, ih—
ren Hoͤfen Beſchreibungen der Laͤnder
einzuſenden, die ſie wegen ihres [Anger n
Aufenthalts umſtaͤndlich und mit Zu⸗
verlaͤſſigkeit verfaſſen koͤnnen. Es wuͤr—
de auch feinen vortreflichen Nutzen has
ben, den, Geſaudtſchaften junge Leute
von Adel, unter was immer fuͤr einem
Titel, mitzugeben. So wenig auch ſonſt
die Reifen des jungen Adels den Bar
terlande zuträglich find, weil er diefeiben
meiftens fogleih von den Akademien aus
und ohne die nothwendige Zubereitung,
ohne allen Geift der Beobachtung antritt;
fo fehr wide die Anleitung eines ges
ſchickten Geſandſchaftsſekretaͤrs, der laͤn—
gere Aufenthalt des jungen Mannes,
und die Hoffuung der Befoͤrderung,
wenn
"X 309
. Ne 8 ‚er
wenn er mie Kenneniffen ausgeritftet wies
derkehret, diefe Mängel verdeijern.
207. Die Veränderung der polifi-
ſchen 5 und augenbliclichen Umftände
zu beobachten, kaun zwar im Groffen
sleihfalls den Geſandtſchaften aufgetragen
werden. England befonders hat zur Ge—
fandten meiftens Männer von gründlie
ber Einfiht in das Handlungswefen ges
wählet: wie die Keene, Caſtres,
Sallquener, Borter, Walpole,
in Spanien, Portugal, bei der Pforte,
und in Sranfreih waren. Aber, da die
Handlung mit fo vielen einzelnen Theilen
verknuͤpfet ift, die einen eigenen Mann
fodern; da au den Orten, wo es haupte
ſaͤchlich nörhig ift, der Handlungsvor—
sheile wahrzunehmen, 3. 3. im groffen
Meerhaͤfen, und Handelsplägen ,
felten Geſandte ihren ©ig haben, ſo
werden zu diefer Abficht Conſulate, und
Faktoreyen errichtet.
206%
us. 208.
Ao *
208. Das Conſulat c wird durch ei⸗
ne beglaudte Verfon verfehen, die von
dem Regenten durch eine Kommiſſion
den Auftrag erhält, die Rechte der Nas
tion an dem Drie, wo. fie angeſtellt iſt,
zu unterfüsen, und, wo ſich der Fall
ereignet, für den Vortheil der Handlung
zu fprehen. Ihre Kommiſſion iſt nah
Umpftänden von gröfferem oder Fleinerem
Umfange. Insgemein erfirefet fie ſich
auf die Abthuung der mit den Natio-
nalhandelsleuten, oder zwiſchen ihnen er—
eigneten Rechtsſtreitigkeiten, und mauch—
mal bis zur Kriminalgerühtsbarkeit. Nur
zur Vollſtreckung der Kriminal Strafge—
fege find fie, den Verurtheilten mit dem
nächften Schiffe nab Haus zu feuden
ſchuldig. In wichtigen Angelegenheiten
müßen fie die angefehenften,, in allger
meinen, auch alle anmwefende National-
handelsleute zufammenrufen. Hauptſaͤch—
lich ſind ſie in groͤſſeren Seehaͤfen und
bei Seemaͤchten uͤblich. Auſſer dieſer
offenbaren Beſtimmung der Conſule, kann
dann der Staat den hieher gehörenden
Bora
2 311
Vortheil ziehen, daß fie den Zuſtand
der Schiffahrt und der Handlung ihres
Platzes, mit Anmerkungen begleitet,
einfenden, auch alle Veraͤnderungen
und Umſtaͤnde, welche der Nationale
handlung vortheilhaft, oder nachthei—
lig feyn koͤnnen, jede Begebenheit zet⸗
tig einberichten, win entweder die Ge—
genmititel zu befhleunigen, oder den
guͤnſtigen Augenblif fih zw Nus zu
machen.
8, 207.
209. Weil nicht aller Orten Con—
ſule angenommen werden, noch, ſie
überall anzuſtellen, üblich iſt; fo errich—
ser man Faktoreyen d, welche in ei:
nem gewiffen Verſtande nicht anders -
zu betrachten find, als Handlungs:
Fommiffionäre. Es ift ohne Zweifel -
vortheilhaft, aller Drien, wohin man
immer eine Handlung zu veranlaffen
hofft, Faktoreyen zu gründen. Weil
die Faktore bei ihrem Geſchaͤfte eignen
uU4 Vor⸗
312 Pla)
IE
Vortheil finden; fo find ſie auf alles,
was die Handlung betrifft, ungemein
aufmerkſam. Sie ſehen auf dem Pla—
ge ſelbſt die Beduͤrfniſſe ein, die
man dahin ſenden kann; fie ſehen dei
Preis, um welchen die Mitwerber ab—
ſetzen, und beurtheilen dargaus am rich—
tigſten die Vortheile, und das Ver—
haͤſtniß der nothwendigen Unterſtützun—
gen: ſie unterrichten die Nationalma—
nufakturanten, von dem Geſchmacke
der Nationen, bei denen ſie wohnen, von
den Abaͤnderungen, die ſich darin
ereignen, und geben auf dieſe Art
den Nationalfabriken den Fingerzeig ,
was fie fabriciven, und verfenden fols
len. Vielleicht iſt es müslicher, dieſe
Faktore nicht offenbar, ſoudern ohne
Namen, und unbekannt bei Nationen
—zu halten, mit denen man handelt,
weil ſie dann keinen Verdacht erwecken,
und man nicht, wie es ſonſt geſchehen
dürfte, vor ihnen ſich zu verbergen
fucht.
d
d 266.
‚210. Ale Einfuhr e fremder Waa—
ve it Verluſt: aber diefer Verluſt
kann geöfler, . oder kleiner ſeyn
te Ausfuhr iſt Gewinn: aber
es if ein Mehr, oder Weniger
des Gewinnes möglih. Die eigentliz
he Abſicht der volitifhen Handlung ,
die Abſicht, die möglich größte Menge
von Menſchen zu befshäftigen, führet
ouf die Grundſaͤtze, nach welchen bei
der Einfuhr der groͤſſere Verluſt ver-
mieden, bei der Ausfuhr der geöflere
Gewinn erhalten wird,
®. 202,
211. Die Einfuhr kann gefchehen :
daß die Waare in ihrer Vollkom—
menheit eingeführet wird: oder Stoff
mit einiger Zubereitung; oder ohne
alle Zubereitung. Jedermann ent—
fcheidet Teiht, weldhe Art von Ein:
fuhr die zutraͤglichſte if, Bei der
U; voll⸗
g14 9
vollkommenen Waare ift der Verluſt
gleich de Summe der Beſchaͤfti—
gung, melde die Verfertigung der
Waare den Arbeitern gab; zu Geld ge-
rechuet, gleih dem ganzen Preiſe
der Waare. So, mie der Waare
eine Zubereitung fehlet, wird dieſer
Verluſt immer nah den Verhältniffe,
vermindert, als die Hationalardeiter
dabei mehr Beſchaͤftigung finden. - Da-
ber ift die vortheilhafteſte Einfuhr
mit Stoff ohne alle Zubereitung. Um
die Einfuhr anf diefen Weg einzitleie
ten, kann man die Eingangsrechte
der fremden Waare fo ordnen, daß
inner die Masre Weniger zu eit-
richten hat, je in einer einfacheren
Geftalt die Einfuhr gefhicht 43 vor-
ausgefegt, daß die Hationalarbeiter
dem Stoffe die Zubereitung in eben
der Vollkommenheit zu geben, fähig
find g; daß die Zubereitung der Waa—
re beträchtlich ift A, und daß der geringe
Vortheil der Zubereitung nicht durch ei—
nen andern Verluſt geinichlet wird. 7:
—3 Zur
* 315
FZur Erklaärung dieſer Sätze will ih aus einen
innerötterr. Tariffe von 1756, Beiſpiele entleh—
nen. Die Eingangsrechte beiffen Confummomautb,
Artikel: Baummolle; die rohe anhlt vom
Centen nur 3 Aremer Erſte Zubereitang,
gefämmt und gefchlagen 5. A, Swepte Zubereiz
tung , ordinär weile Geſpinnſt, 10. FH Dritte
Zubereitung , gefärbte ®arn, ır. fl. Dierte
Zubereitung , Strickweck, „von ordinärt Gat—
tung, 16. fl. mittleren ©attung , 20. fl. feineren
©arung ;, 24: fl.
g Weil man nit vollkommen auf die feinfte Fpine
neren eingeleiter it ; fo find” auf das feine Garn
zu Ziz und Barchent nur 6. fl. gelegt, da auf
das ordinär weiſſe Io. fl. geſetzt find.
a Drdinäre Teinene Zwirnbänder , dag Mund ır.
Kreuger, weiß: und wenn fie gefärbt find , eben
nicht mehr , weil diefe Fürberen ganz unbetcamtz
uch
i Ueberall And bier Rechnungsüberſchläge nöthige
Wenn 3: DB. eine Waare in ihrer einfachſted Sea
fRaft zu volominös, zu fhmwer wäre, wie alle
rohen Erje, fo verliert man an der Fraht, was
man an der Zubereitung gewönne. Geſetzt auch
dab man mir eigener Fracht die Waare überbräch—
te, wird diefe Fracht doch immer eine Vergröfs
ferung des Preiſes ſeyn, die den Abſatz der
Wanre beſchränkt.
212. Iſt es moͤglich, die Einfuhr
der Ausfuhr zu balanziren; ſo
muß man ſich dieſen Vortheil nicht
entgehen laſſen. Die eingefuͤhrte
Waare wird entweder für Bee
el
gıd, © 10)
Geld gekauft, oder es wird ein Tauſch⸗
handel angeſtoſſen: rohes Mate
risle wird gegen Fabrikation, oder
rohes Materiale wird gegen rohes
Materißle, Manufakturwaare ge
sen Manufefturwaare eingeführt.
Der fir den Staat nuͤhlichſte Barat
vder, Tauſch if rohes Materiale
gegen vollkommene Waare: und
sch Manufakturwaare gegen rohes
Materiale einführen, iſt vortheilhafter,
als gegen baares Geld, weil man
fi) wenigſtens einen Theil der land»
wirthſchaftlichen Beſchaͤftigungen dadurch
erhält. Such bier kann die Reguli—
rung der Maͤnthe die Einfuhr zum
groͤſſeren Vortheile des Staats einlei-
ten, woferne denjenigen, welche gegen
rohes eingefübrtes Materiale, ein
Nationalfabrikat ausführen A, bei
dem Ausgange ein verhaͤltnißmaͤſſiger
Ruͤckzoll / gegeben wird. In fofere
ne auch mandmel die Einfuhr einer
fremden Fabrifotion die Gelegene
beit einer vortheilhafteren Ausfuhr
ver⸗
* 317
veranlaßt , wide es dem Grundſatze:
die Belhäftigung zu vervieifältigen,
entgegen gehandelt feyn, den Eingang
der fremden Waare zu befihränfen. Der
Ueberſchlag muß, durch Vergleihung der
Beſchaͤftigung, aa beiden Fabrikaturen
gemacht werden.
x Dieß kEnnte ein Fall fenn, die Einfuhr des Ma:
terials mir fremder Fracht unbelegt zu laſſen, vors
ausgefekr, daß man den Ausgang der Nationals
fabrifste wir dieſem Umjtande zw verdanfen
baben fönni:.
217
213. Bey der Ausfuhr " verhält
fich alles umgekehrt, ſowohl in Yafer
bung des unmittelbaren Musgangs der
Waare, als des Barathandets. Die
Stufen des Vortheilg bei der Aus—
fuhr find folgende: Vollkoͤmmene
Haare gegen baares Geld; vollfen-
mene Waare gegen rohes Meateriale:
vollfommene Waare gegen vollfont-
mene Waar-; rohes Materiale gegen
rohes Materiale; rohes Materiale
‚gegen vollkommene Waare, —
ie=
318 —
dieſen Stuſen find daher auch die Aus—
gangsrechte in verkehrter Ordnung zu
der Einfuhr zu ordnen, in fo ferne
won nur den Ausgang der vollkom—
menen Waare vor dem Ausgange der
unzubereiteten befördern wi. Aber
es koͤmmt bei der Ausfuhr neh eine
andere Betrachtung zu machen. m Die
Waare, mit welcher man auswärtg
handelt, wird auch von. andern Na:
tionen zu Kauf gebradt , over Fanız
wenigſtens zu Kauf gebradht werden;
Alſo entſteht zwiſchen dem National:
haudelsmanne und dem fremden eitt
Wetteifer, in welchem diejenigen
Hanvelslente den Vorzug behaupten
werden, welche die Käufer durch die
meiften Zeweggründe an fih zu locken
wiſſen. Es ift bereits erinnert wor—
den, dasß diefe Beweggrimde Feine an—
dern, als die vorzuͤglichen Eigen-
fhaften der Waare ſeyn können, wel-
he durch den innern Zuſammenfluß
erreicht werden. - Dann aber, went
die Wetteifernden ihre Wagen zu ei-
net
* 319
aer ähnlichen Vollkommenheit gebracht ba=
ben, bleibt ihnen nur der niedere Preis
r, um ſich den Vorzug zu verſichern. Uns
geachtet num auch. der niedre Preis
eine Folge des Nationalzuſammen—
fluſſes und derjenigen Anftalten ift,
welhe in dem Innern des Staates ges
troffen werden: fo find dieſe oft nicht
zureichend, und muß der National-
handels mann unter folden Umſtaͤn—
den gegen ſeinen fremden Mitwerber
durch beſondere Vortheile unterſtuͤtzet
wer den.
me 206.
n. Der niedere Preie iſt in Anſeben des dufferen
Handels eine fo weſentliche Eigenihafr der Woa—
re, daß ſelbſt da, wo ed atigenhliälihe Um—
Rände möglih machen, eine Waar höher anzu—
ſetzen, es nicht anzuratben fenn würde, den
Drei zu fleigern: So lange man einer Natien
mohlfeit verkauft, iſt ihr der Verluſt weniger
fühlbar, olfo ihr Beſtreben ſchwächer, welches
Be dem Derlufte entgegenſetzt. Wenn es ihr auch
femal beifiel, fib der fremden Waare zu ente
fhlagen ; fo werten die Unternehmer der Fa—
briten durch niedern Preis abgeſchreckt,
ſtatt daß, wenn man augenblidlich zu groſſen,
allen mögliben Vortheil zu ziehen juft, man ibr
ſehr dal? die Augen öffnet fremden ſowobl
als
320 *
ls dead National Fabrikanten durch bie SGroͤſſe dd
©eminnes zu Unternehmungen Muth macht.
214. Dieſe Unterſtuͤtzung beſtehet
Praͤmien, welche auf den Aus—
gang derjenigen Waaren geſetzt werden,
bei denen die Nationalfabrikanten
es fremden Mitwerbern in dem Preiſe
nicht gleich thun koͤnnen. Hauptſaͤch—
lich alſo find fie augehenden Fabri—
Ten fo lange re bis diefe einen
fetten Stand gewonnen haben, und
fich gegen Fremde felbft zu behanpten ,
> fähig find. Eigentlih ift die Aus—
fuhrpraͤmie eine Rechnungsſache: der
Dreis, um welden die Mitwerber ab»
fegen, oder abfegen koͤnnen, wird
it demjenigen zufammengehalten , um
melden der Nationalhandelsmann ver—
kaufen Tann. Die Gröffe der Mrä-
mie iſt dann dasjenige, was zur Mus:
gleichung beider Preiſe abgangig if;
Diefe VBerehsung fest das vollkom—
menſte Kenntnis vom dem Handel der
mitwerbeuden Nation, und aller ih—
ver
* 32%
ser Hilfaguellen voraus, woritt man fehr
Teiche fehlen Fann. Die Faktore koͤn—
nen wenigftens immer die ſicherſteu Nachs
sihten von dem gegenwaͤrtigen Preife
einlaufen laffen. Wenn in VBergleihung
der Preife, die Ungleichheit zu groß aus—
faͤllt, foift diefes ein untengliches Merkmal
von irgend einem wefentlihen Mangel der
Nationalfabriken, welcher, mwoferne er
nicht gehoben werden Fann, für eine Er—
rinnerung angefehen werden muß, das Une
Sernehmen aufzugeben. Man kann daher
beinahe als Grundfag annehmen: Daß
eine Ausfuhrprämie nie die Lundes«
üblichen Zinfe überfteigen fol. Uebri—
gend fcheint es vortheilhafter,, die Pra—
mie, fo viel als ıhunlih if, geheim
zu halten, weil man dadurch den Uebere
fhlag der Mitwerber irre führt,
@ 124%
215. Der Wiederausfuhrhandel
p trägt zwar nicht unmitteibar von
Seite der Fabrifation zur VBergröfferung
11. Th. 3 der
2272 —
der Nationalbeſchaͤftigdung bei: aber,
wenn er mit eigner Fracht gefrieben
wird, vermehrt er fie mittelbar, da
erdie Schiffahrt uud das Fuhrweſen
in allen ihren Zweigen vergröffert. Schon
diefes allein wahr den Wiederaus fuhr⸗
handel wichtig. Zu dem gemwinnet die
Ration den Ueberfluß des Verkaufprei—
ſes uͤber die von den Handelsmanne
gemachte Vorauslage. Der Wieder-
ausfurhandel kann mit Waaren ges
fuͤhrt werden, deren aͤhnliche die Nation
entweder ſelbſt erzeugt, oder doch er⸗
zeugen koͤnnte; oder mit Waaren,
die mar felbft nicht erzeugen fann. Er
kann endlih mit Waaren geführt wer—
den, deren Gebrauch in DEM Staate
gänglih unterſagt iſt.
p 202.
216. Der Wiederausfuhrhande!
mie Waaaren, dergleihen man felbft er-
zeugt 2, kann zwar dem: Privathandelss
manue nuͤtzlich feyn; aber er iſt Verluſt
fuͤr
/
—
* 328
für den Staat, der mit ſolchen Waaren
einen eigenen Ausfuhrhandel führen
Eöunte. Daher ſchlaͤgt man, um diefen
Handel zu hindern, und in einen Aus—⸗
fusrhandel zu verwandeln, auf den
Eingang und die Ausfuhr der frems
den Waare flarfe Ausgangsgebuͤhren;
die Ahnlihe Mationalwoarc hingegen
bleibe unbelegt. Auf diefe Art wird
demHandelsmann die Handlung mit de Has
fionalwaare vortheilpafter, und er wen—
der feine Spefulation dahin. Wenn man
die ähnliche Waare nur erſt erzeugen kann,
aber es mit derſelben nicht bis zu eir
nem gewiſſen Punkte gebracht hat, wür—
de es voreilig ſeyn, auch hier ſchon
Mautherhoͤhungen anzuwenden. Der
Anfang geſchieht alſo zu erſt mit Unter ſtuͤ⸗
tzung der Fabrikation. Der Wiederaus-
fuhrhandel dient inzwifchen vortreflich,
die Abnehmer an die Handlung mit den -
Rationolbandelslenten zu gewöhnen. Nach
und nad fchiebt man die Nationa—
waare für die fremde unter; und nur
julegt. wenu man die Waare fon wirfs
E32 lich
N [2
324 | —
lich in der naͤmlichen Vollkommenheit
und zureichenden Menge beſitzt, koͤnnen
hindernde Mauthgebühren darauf ge
fhlagen werden. _
217. Um ſich den Vortheil der Wie—⸗
derausfuhr bei Waaren nicht entgehen
zu lofien, deren Gebrauh man in dem
Inneren zu unterfagen für nöthig halt
7, ſucht man den Durchzug diefer Wag—
ren ſo zu leiten, daß ſie nicht in das
Land verſchlichen werden. Dieß geſchieht
entweder durch Beſtimung von Ruͤck⸗
zoͤllen, oder Auszeichnung von Stap—
pelftädten. Ruͤckzoll iſt in Eingangs⸗
recht, welches an den Graͤnzen entrich-
tet, darüber ein Mauthſchein empfan-
gen, die Küfte, oder der Waaren⸗—
pad verfiegelt wird r , um bei dem Aus—
tritte aud dem Lande das Erlegte wieder
zur zu empfangen, wenn die Waare nach
Anzeige des Mauthſcheins unangegrir-
fen ift. Eigentlih wird eine folde Ent—
richtung eine Buͤrgſchaft des Nichtver-
faufs, und faum kann man erwarten, da—
durch den Endzwer zu erreichen, Col
die
3
% 325
die Summe des erlegfen Geldes von
dem Verkaufe der Waare abhalten; fo
muß fie groß feyn s, und wird den Hans
delsfeuten beihwerlich, mithin der Hand-
lung binderlich: ift das Eingangsrecht
Flein : fo findet der Staat darin Feine
Sicherheit.
q 215
x Ruͤckzoll hat auch noch die Bedeutung einer Mauth e
entrichung, welche bei der Einfuhe von Waaren,
die zum Verkaufe beſtimmet ſind, geleiſtet, und
von derjenigen Waare, die feinen Abſat gefunden
- bat, bei der Wiederausfuhr zurdlckgegeben wird.
Alſo zurückgeſtellter Zoll. Dieſer Rükgoll it in
England Üblib und befürderr ren Zuſammfluß
der Waare auf den Märkten,
s Der erlegte Zol müßte wenigflend dem Gewinn
gleih fenn, den der Kaufmann bei diefer Waare
hoffen fann, und nad einem Theile des Waarenpreiſes
ſelbſt. Wenn 3. DB. die 9Banre Too betrüge, der
möglide Gewinn Io müßte der Zoll zum mindfter
20 fenn. Nunmehr Tüäme dem Raufmann feine
MWaare für 120 zu fiegen die er 3. Dr nur um
110. anwerben könnte. Alſo bitte ee 10 Verluſt
zu ae ‚ weiss ihn vom Derfaufe abhalt en
mu
218. Stappel Aiſt ein Wort, deſſen
Bedeutnung mannigfaltig iſt. Es bedeutet
eine groſſe Niederlagsſtaͤt te (empo-
2,3 rium)
326% -. * ⸗
rium) wo die Waaren wegen ihrer Men—
ge ſtuffenweis, oder ſtaffelweis auf
einander gehaͤuft ſind. Dieſes ſcheint
die urſprungliche und eigentlichſte Bes
Deutung. Es heißt eine Stadt, wo
- Ducchgehende Waaren anf eine Zett den
Randeseinwohnern feil geboten werden ı
muͤſſen. Die Staaten find berechtiget,
den Durchzug fremder Waaren zu vers
weigern, oder unter gewillen Bedingniſ—
fen zu geflatten! daher, oder aus Ver—
traͤgen, ift das Stappelrecht abzulei=
ten. Endlich heißt es Zwiſchennieder—
lagsſtadt, ( ville d’ entrepot, ) we
die Waaren, deren Abzug im Lande un—
terfagt iſt, inzwiſchen abgelegt, und
von da weiter auſſerLandes geführet werden.
Die freyen Häven kann man einigerntafe
fen gleihfaltd als Zwiſchenniederlags⸗
fFä>te anfehen. In folhen Stödten find
igne Magozine, wo die Waare big zu
weiterer Verfuͤhrnug aufbewahret wird,
Eigentlich koͤmmt es , ohne ſowohl bes
ſondrer Stappelftädte, als Ruͤckzoͤlle
wötbig zu haben, bei dem Durchzuge
ſol⸗
MR 327
ſolchet Waaren “auf eitte vorſichtige
Mauthmanipulation an, wo die
Waare von Standort zu Standort mit
gehörigen Scheinen begleitet , die Frach—
enden aller Orten zur Vorzeigung der
Scheine angehalten, auf jedem Orte
das Fifa darauf gefest, und die Fin«
und Ausfuhrgrangen gegen einander
wohl kontrolirt werden,
t 2175
219. Zur Erleichterung der aͤuſſeren,
ſowohl Einfuhr, als Ausfuhrhand—
lung, hat man freye Meſſen und
Märkte, wie die leipziger, frankfur-
fer Meſſen, die Maͤrkte von Sinigag⸗
fia ‚von Bozen u. a. m. angelegt. Sie
find entweder auf alle, oder mir auf be⸗
fondere Gattungen von Waaren: die leß-
ten empfangen den Namen von diefer bes
fondern Waare , und- heiffeg Vieh—
märfte, Noßmärfte, u. d. Gemei—
niglich find die Meilen mit geroiffen
- Srepheiten, befonders mit der Mauth⸗
54 he⸗
328 2%
befreyung begabt, und veranlaffen da>
durch einen jlarfen Zufommenfluß der
Hamdelsleute und Waaren. Die Vor—
theile, die man von Meffen und Märkten
erwartet, find: daß dadurch ein groffer
Barathandel veranfaffer wird , weil
die Fremden, deren Forderungen mar
Such Die Nationalfaohrifen nicht ganz
. befriedigen konnte, dennoch fih nicht
anderwärtig hinwenden, da fie das Ues
brige, welches von andern dahin gebracht
wird, daſelbſt finden: daß die Fremden
im Lande verzehren: ich will hinzufegen,
was ich mich nicht erinnere fonft von je—
manden angemerkt zu ſeyn: daß der
Wechſel für den Meß oder Marftort
sortheilhaft feyn müffe, weil die Brie—
fe dahin fehr gefucht werden. Aber diefe
Bortheile werden von groffen Nachthei—
len überwogen. Eine Meffe maht den
Nationalhandel gewiffermaffen zu einem
Dafliohandel, nur von der Spefula-
tion der Ausländer abhängig: ſowohl
bei der Einfuhr als Ausfuhr verliert
man insgemein den Vortheil der Fracht,
weil
0 329
weil’ die Fremden ihre Waaren mit eig:
ner Fracht bringen, und, was fie der
Nation abnehmen, mit eigner Mücke
fracht ausführen. Suchte man diefen
letztern Nachtheil dadurch zu beben, dag
die Meßfreyheit nur denjenigen Han-
delsleuten ertheilet wuͤrde, die fih ‘der
Nationalfracht sur Ein- und Aus—
fuhr bedienen, fo würde die Meſſe bald
verlaſſen werden, und, bei dem guͤnſtig—
Ken Erfolge, dennoch der erſtere und wich—
tigere Nachtheil, noch immer ungehoben
bleiben.
220. Aber die angefuͤhrten Vortheile
der Meſſen und Maͤrkte ſelbſt, find num
ſcheinbar. Statt, daß die fremden Han—
delsleute, fo die Mefje befuchen , die
Nationalprodufte zu dieſer Seit
allein kennen lernen, wird es nuͤbliher
ſeyn, durch ein wohleingerichtetes In—⸗
telligenz geſchaͤft, die Waaren allge:
mein bekaunt zu machen. Die Waa—
renabnahme nıng noch weit mehr ge—
winnen, wenn die Gattungen , die
reife der Waaren, wann felbfi jeder
ein⸗
338 x
einzelte Stücke eines Fabrikanten, jede
neue Erfindung eines Kuͤnſtlers und
der Det beſtaͤndig durch Öffentliche Blaͤt⸗
ter angekuͤndiget werden. Falls die Na—
tionalfabriken die Foderungen der Frem—
den nicht befriedigen koͤnnen, iſt es zu—
traͤglicher, den Abgang ſelbſt aufzuſu⸗
chen, und ihn Fremden zuzubringen, als
ſie auf die Spur kommen zu laſſen, wo ſie
der unſrigen entbehren lernen. Der Bor:
sell der Verzehrung bei den Waaren—
durchzuge wird immer erhalten, warn die
Waaren ein und Ausgeführt werden
Diefe Bersehrung wird zwar von Jus
ländern gefhehen : deſto zuträglicher !-
bet Ausfuhrmaaren zahlt der fremde
Kaͤufer die Spedtrungsfoften , bei
dr Einfuhr, welde von Fremden g%
ſchah, dat fie ohnehin der National—
konſument getragen. Selbſt der Bor-
theil des Wechſels kann nur dann einer
Anfmer?ſamfeit werth ſeyn, wenn Die
Zahlungen an die Nationalfabriken
ſtaͤrker, als dis vor der Nation au
Frembe ſind: und in einem ſolche Fal⸗
ic
*
*
r DB - 331.
le. u winde der Wechſel auch ohne
Meffe voriheilhaft ſeyn.
a ©. die XII. Abtheil. von Wedſel,
221Alles von beiden Seiten uͤber⸗
dacht, kann man alſo mit Kerne! x
den Ausfpruch than: Daß die Mefen
und Maͤrkte an ſich felbf ein oͤbels
Aushilfsmittel, aber nach Um⸗
ſtaͤnden nuͤtzlich ſind: naͤmlich da,
wo die geographiſche Lage irgend eis.
ner. Stadt, oder eined Havens die Bes
quemlichfeit anbiet , der. wechfelfeitigen
Handlung mehrerer Völker gleichſam
zum Mittelpunkte zu dienen. Aber
dann iſt es nicht eigentlich. Vortheil
der Natioralhand ung, fondern man
zieht durch ſeine Stellung nur von dent
Durchzuge der fremden Handlung Nutzen.
Eine ſolche Stellung hat z. B. die Stadt
Bozen in Tyrol in Anfehender Handlung,
welche aus dem deusfchen Meiche und
den tkaltänifchen Laͤndern getrieben wird.
Sie liegt mitten zwiſchen beiden, und es
in
332 *.
iſt dem einem und demanderıt Theile be:
quem, zu eier gewiffen Zeit alle Waa—
rengattungen, deren fie nöthig. haben,
da anzutreffen, und gegeneinander
umzutaͤuſchen. Der Vortheil von Typ:
vol befteht in dem Durchzugsgelde,
und der Mergehrung der fogenannten
Sievanten: der Vortheil der Stadt Bo—
sen insbefondere aber in dem Geld
und Briefwechfelhandel : obgleich
diefe Vortheile durh den Zug, den ein
Theil der Waaren nunmehr über Trieſt
nimmt, in Anfehen Tyrols um et
was gemindert if. Eine groffe Nie—
derlagftadt, ein fehr befuchter Por—
tofranko vereinigt ale Vortheile der
Steffen auf beffändig.
xHifoire polit.et phil. des etabliffemens de deux Indes
T. W. Der Verfaſſer führe die Erfindung der
Meilen zu dem 7ten Jahrhunderte zurück: ald durch
die Einfälle der Franken und Barbaren in Gallien
die Handlung durch ungeheure, und unzählige
Gebühren gebemmer ward. Die erfte Meſſe war
zu St. Denys aeftifter worden, ©. den Art.
Foire in der Encyclopedie, welde Turgot zum
Verfaſſer Bar.
222.
* 333
222. Bei allem Vorſchube, den der
Staat der auswaͤrtigen Handlung ge—
ben kann, darf man ſich ohne Zuthun
der Privathandelsleute keinen groſ—
fen Erfolg verheiſſen. Da ein fo groſ—
fer Theil der Befchäftigung für das
Volk, anf defien Menge die Macht
und Wohlfahrt des Staats beruber,
von der auswärtigen Handlung abhängt;
ſo koͤnnen ‚diejenigen, deren Geſchaͤft fie
iſt, ihre Foderung auf den vorzüglis
hen Schutz des Staates vollkom men
rechtfertigen. Es Tiegi ihm felbft dars
en, dag Feine Vorurtheile das Ge-
fhäfte der Handlung herabſetzen, oder
‚den Stand des Handelgmanns veräcts
ih machen. Die Seiten , worin
man den Adel durch die Handlung zu
entehren glaubte, waren die Zeiten der
größten Unwiffenheit, die Folgen davon
find fürdie gemeinſchaftlichen Nahrungs—
gefchäfte betiübe. Der Handelsmann,
der fih ein gewiffes DBermögen gefam-
melt hat, verlaßt einen Stand, wo er
fih mis der geringfien Klaffe auf eine
. f»
‚334 ar
fo unbillige Art vermenget fiehe: der
Sohn des vermögenden Handelsman:
tritt aus; die Tochter bringe ihren
Antheil von Vermögen in eine andere
Klaſſe hinüber, Nichts iff unzufammen- |
baugender ; als die Denkungsart unſers
Jahrhunderts. -Da man beinahe fein -
anders Verdienſt, als den Reiche
thum kennet, da: dem Reichthume der
Adel feil ſteht, will man Verachtung auf
einen Stand waͤlzen, der die ergiebig-
fie Quelle des Reichthums if - Und
was kann man eigentlih diefem Stan—
de vorwerfen, welches er, woferne es ein
Vorwurf iſt, nicht ſogleich auf je⸗
den andern Stand zurückwerfen kann?
Daß der Handelsmann feine Waere
verkauft, ımd daran gewinnt? Go -»
verkauft, fagt Cayer y, Der Red-
ner feine Beredfamkeir, verächrift-
fteller feinen Witz, ver Soldat
fein Blut, der Staatsmaun fel-
ne Einſicht; der Adel, der von
allem dieſem michts in den Dan-
del zu bringen haͤtte, verkauft ſein
- Komm,
—9
Se 335
ı Sören, feinen Wein, fein ich.
Warum foll es einen fo groſſen Unter
ſchied feſtſezen, dag ber eine die His
bercitere Wolle aus feiner Schä⸗
ferey, der audere die zubereitete ans
feinen Tuchmanufgkluren zu Kauf
giebt ?
y. La Noblefe cemmetgsante.
223. Um daher vie nuͤtliche Klaſſe
der Handelsleute nicht zu verminderm,
fol der Staat mit dieſem Stande feldft
Vorzuge verknüpfen. Statt, dem aub⸗
tretenden reichen Handelsmanne Adeld-
briefe zu ertheilen , foll er vielmehr den
Handelsmann pur unter dem Beding—
niſſe adeln, wenn er die Handlung zu
führen, fortfaͤhrt, und feine Kinder dar⸗
im erzieht. 3 Er ſoll demjenigen, wel⸗
cher aus einem anbern Stande mit eir
nem gewiffen Vermoͤgen IN den Hans
delsfiand uͤbertritt, den Adel anbieten,
Er foll bei Gelegenheiten, wo Die
Rlaffen des Volke⸗ —— wer⸗
en
338 *
den, z. B. bei Hoffeyerlichkeiten
den Handelsſtand zu den Klaſſen ziehen,
die er unterſcheidet. Der Schutz des
Staates muß uͤber den groſſen Han—
delsmann, wie uͤber den kleinen ver—
breitet fepn. Der groſſe Handelsmann
iſt zu großen Unternehmungen; zu Une
ternedinungen, wo viel gewaget wird,
nothwendig : er allein kann fih an kleine—
vem Gewinne genügen laſſen: auf
die Geſchicklichkeit und Vermögen deffel-
ben haupifächlich gründet fich die aͤuſſere
Handlung. Der kleinere, der den
inneren Abfas erleichtert, mug, um
zu leben feinen Fond öfters nuͤtzen, und
daher den Fleiß mehr anſtrengen.
Wenn ein Handelsmann mit einer
Million des Jahrs fein Geld auh nur
einmal zu 52 nügek; kann er mit dem
Gewinn von 50 taufend groffen Aufe
wand machen. Ein Kaufmann von 10
Zaufend Gulden Vermögen, muß fri«
nen Fond fehsmal umfegen um 3000
Gulden zu gewinnen, und feine Fami—
te Jeden zu machen. Alſo ift zu er—⸗
wärs
* 837
warten, dag 100 Handelsleute, wels
de zufammen eine Million befigen,
fechsmal mehr Handelsgefhäfte ma-
chen werden, ald ein einziger, der fp
viel Vermögen allein befigt.
z Die Selige Kaiferin ließ einft dem ganzen Bans
delsſtand die Adelung anbieten. Viele aus demiels
ben machten von diefen Anerbieten Gebrauch, und
führen dann aud geadelt den Handel immer fort,
Die Erhebung in den kreyherren, und nachher in
den Srafenſtand, und die Stelle eines E. k. Hofraths
hielt H. Fries nicht ab, feine Geſchäfte mir eben
Bemfelbeneifer fortzuſetzen, als er dorher gethan bat,
Pu
> Ja IV.
338 *
iV.
Von Pflanzoͤrtern.
224.
Pfanʒoͤrter/ Kolsuien, Haben eine
dreifache Bedeutung, wie fie einen
drepfahen Endzweck haben. Die Roͤ—
mer fendeten von ihren Veteranen eine
gewiffe Auzahlin die eroberten Provinzen,
wo fie eine Stadt erbauten, und befeg-
ten, und Dadurch die befiegten Völker
in der Unterwürfigfeit erhielten: dieſe
Kolonien gehörten zur Handhabung
der aͤuſſeren Sicherheit. Wenn die,
Phoͤnizier, an den fpanifihen und afriz
Fanifiben Küften Stadie erbauten, und
fe mit phonizifher Jugend bevoͤlkerten,
ſo waren dieſes Kolonien, welche cis
gentlih,zur Erleichterung der Hand—
lung dienen ſollten, und hauptfähli zur
Er⸗
03 339
Erleichterung der Schiffahrt, der vor
der Erfindung des Kompaffes auf län—
geren Reifen, Häven zum Ausruhen,
zur Ausbefferung der Schiffe, und
Einnehmung des frifhen Mundvorraths
nötdig waren. Nah Erfindung der
Magnetnadel, nah Entdeckung des Wegs
um das Vorgebirg der guten Hoffnung
und des weſtlichen, vorher unbefchiffe
ten Welttheiles, entſtand noch eine
dritte Art von Pflanzoͤrtern, welche
ſich auf Gewalt gruͤndet, und die
Vergroͤſſeung des Handels in bei—
den Zweigen, der Ausfuhr ſowohl,
als der Einfuhr zum Augenmerke hat:
Die Seemächte namlich unterwarfen fi
Eilaͤnder, deren natürliche, andern
Erdſtrichen verſagte Erzeugniſſe ſowohl
zur eignen Verzehrung, ald zum Ver⸗
führen in auswärtigen Handel taugs
ten; mo der Mangel atı. europaifchen
Gemädhlichkeiten, und Die Unwiſſen—
beit der ‚Bewohner zugleich neue Wes
ge, Nationalerzeugniffe abzufegen, ers
dfinete. Der Staat, von welchem die
Folonie abhängig if, heißt Mutter
9-2 fast;
340 2
ſtaat. Der Mutterſtaat ſteht mis den
Kolonien in einem doppelten Ber
hältnifje : als Erobender hat er die Ge⸗
walt denſelben Geſetze vorzufchreiben :
in Anſehen der Fremden machen ſie ei—
nen Theil des Staates aus. Aber,
da ſein Beſitz auf die Gewalt allein
gegründet, und nur fo lange verſichert iſt,
als er durch Flosten denſelben behaup-
ten Faun, fo fieht er fie gegen ſich
feldft als Fremde an. Nach dieſem
zweyfachen Gefichtspunfte werden auch
die verfhiedenen Grundfäge beſtimmet,
wornach die Handlung mit den Kolonis
ſten geleitet wird.
225. Der Mutterſtaat wird aus
den Kolonien vorzüglih vor jedem
ondern Lande diejenigen Beduͤrfniſſe
ziehen, die er entweder felbit verbrauz
en, oder wieder ausführen will. Und
überhaupt, fo oft zwifhen Auswär-
figen und den Koloniften zw entſcheiden
iſt, wird er den Vortheil den letztern
zuzueignen fuchen. Sobald aber zivis
ſchen ihm felbft und den Kolonien
die
20% 341
die Frage entfieht, fo eignet er fih
den Vortheil einfeitig zu, und ver
fährt mit ihnen vollfommen nah den
Grimdfägen der auswärtigen Hand-
lung. Alles alfo, was die Kolonien
an ihn abaeben, wird nicht anders
als in der einfachften Geſtalt anges
nommen. Hingegen alles, was den
Kolonien zugeführt wird, muͤſſen
fie fih in der vollkommenſten Geftalt
züführen laſſen. Dadurch zieht der
Mutterftaat den vergröfferten Vortheil:
er empfängt feine Bedürfniffe aͤuf die
feichtefte, und führe auf die vor—
theilhaftefte Art aus, indem er zugleid)
die Nationaldefhäftigung durch die Vers
zehrung der Koloniſten vermehrt. Die-
fe Vortheile find um deſto gröffer, da
man den Kolonien Gefege vorſchreiben,
und alle Mitwerber von dem Handel
mit denfelben ausfchlüffen kann. Alfo
find die. Handelsleute des Mutterfiaats
gewiffermaffen gegen die Kolonien als
Monopoliften anzufehen, welche Leit
sen, die ganz von ihnen abhängen,
93 die
34% *
die beſchwerlichſten Bedingniſſe vorſchrei—
ben, denſelben alles, was ſie ihnen
verkaufen, auf das höchfte auſchlagen;
den Waaren hingegen, fo fie von ihnen
abnehmen, einen fehr geringen Preis
fegen, Die Koloniften müffen fih die—
fer Zwang gefallen laffen, weil . fie,
was fie bedürfen , fonft von niemanden
empfangen, noch ihren Ueberfluß an
jemand andern los werden koͤnnen.
226. Um diefe Abhängigkeit deſto
dauerhafter zu machen, iſt es ein ange—
nommener Grundfag der Mutterfiaaten,
den Kolonien alles firenge zu unterfagen,
was fie auf irgend eine Art von denfelben
befreyen koͤnnte. Alfo wird ihnen ale
fer Anbau derjenigen Erzengniffe ver—
boten, an denen der Musterfiaat
ſelbſt Ueberfluß Hat, den er bei ihnen
anwerden, im Gegentheile die Beſchaͤf—
tigung der Kolonien wird auf dasjenige
allein herabgefegt, was ihren Geſetzge—
bern in irgend einer Abſicht nusber feyn
kann. Keine, auch die einfachfte Ari
son Manufakturen wird den Kolo—
nien
I
2
*
nien zugelaſſen, Damit dem Mutterſtag—
te der Vortheil der Umſtaltung unge-
theilt bleibe. Aus dieſem Grunde ſucht
mai auch beſtaͤndig zu hindern, daß bet
Derfendungen von Menfhen. nah den
Pflanzoͤrtern, nicht etwan Manufafe
furanten, vder andere, als die ger
meinten und auf taͤgliches Geding ars
beitenden Handwerker mitfommen. Es
wird den. Kolonien wicht vergdunt,
eine eigene Schiffarth zu haben, noch
felbft etwas auszufuͤhren, oder einzu:
führen ; mit einem Worte, mit jemane .
ven, als den Bürgern des Mutterſtaats
Umſatz und Vertrieb zu habeı.
227. Eben fo ſcharf find jedem
fremden Schiffe die Häven der Ko-
lonie verfhloffen, weil die Dazwiſchen—
Funft fremder Handelslente im Kaufe und
Berkaufe eine Art von Zufommenflug
zum Vortheile der Koloniften veraulaſſen
würde. Um diefes Werbot, an welches
fih weder die Fremden, noch die Kolo—
niften zu. lehren fehr geneigt ſeyn wuͤrden,
geltend zu machen, werden die Haven
I in
244 a
in Stand geſetzt, den fremden Scif-
fen das Einlaufen, wo es nöthig iſt,
mit Gewalt zu wehren: und, um den
Interlopphandel, wie der Schleich
handel zur See genannt wird, zu hin-
dern; wozu die Fleinen Gdiffe von
den angränzenden Eiländern fo viele
Leichtigkeit haben, weil fie nit in
den ordentliden Häven, fondern fonft
in Heinen Buchten, ‚und Anfabrten eitt-
laufen, oder wohl auch in der See ihren
Tauſchhandel treffen; müffen nah der
Groͤſſe der Gegend, die vor fremdem
Anlaufe zu bewahren ift, ein oder meh⸗
rere Schiffe in den Gewäfjer kreuzen.
228. Das find die vorzuͤglichſten
Grundſaͤtze, nach welchen die Mutter:
fiaaten , ihre Kolonien behandeln: Grunde
füge der bewaffneten Macht, gegen die
wehrlofe Schwachheit,, über deren Un⸗
gerechtigfeit die Erweiterungsſucht und der
Merkantilgeift alle Nationen blind erhält.
Man fpotter der Unwiſſenheit des Pab—
fien Zacharias, wann er an Boni:
fug von Maynz Befehl at; dei
| Sl
* 345
Virgilius des Prifterthums zu enffesen,
und aus der Kirche zu verbannen, weil er,
Gegerfüßler zu vermuthen, wagte. N
ber, wenn man die UnmenfihlichFeiten lieſt,
zu deren Fortfegung die Spanier gleichſam
ermuntert wurden, als Alexander der
Vl.den nenen Welttheilmotu proprio ver-
fhenfte ‚deffen Daſeyn nur zu glauben, fein
Borfahrer als eine verfehrte Lehre ver-
dammte, fo wuͤnſchet man gerne ‚ die Pärfte
- möchten zuAnfang des 15Jahrhunderts noch
eben ſo unwiſſend geweſen ſeyn, als in
dem achten. Wanndie Engländer ‚wels
he das Privateigenthum in ihrer Inſel für
fo unverleslih Halten, aber das Eigenthum
unfhuldiger Bölferfchaften in andern Welt-
iheilen zum Spotte haben, wenn fie nod in
diefem Jahrhunderte, jedes Eiland , das fie
betreten, in Namen ſeiner Großbritta⸗
niſchen Majeſtaͤt in Beſitz nehmen, ſind
fie dannoch in Augen der Menſchheit die acht:
tungswuͤrdige Nation, bei der fich dieBegrife
fe von Freyheit und Recht beinahe nur allein
erhalten zu haben ſcheinen? Und kann mau die
Holländer unter dem Drucke des Herzogs
PEN Ayers al von
340 1)
von Alba und der Inquifition bemitlei-
den, wenn mar die emporenden Grau—
famkeiten vor Augen bat, durch welche
fie fih ihre oftindifhen Befisungen und
den Mleinhandel mit Gewürz zu verſi—
bern, fein Bedenken trugen? Aber fo
viele Bortheile auch aus den Kolonien ges
zogen werden; ihr Befis wird nur fo lan—
ge befichen, als die Koloniften in der Un—
wiſſenheit erhalten werden, woraus fie
die Zeit, das Beftreben wetteifernder Nas
tionen, und der Zufammenflug günftiger
Umſtaͤnde früher, oder ſpäter, aber einft
immer gewiß reiffen, und, ihrer Abhäns
gigfeit ein Ende machen wird a.
2 Dieſes war im Fahre 1763, geichrieben ; der Aus⸗
gang ded Krieges mit Amerifa macht es zu eis
ner Dronbegeibung.
v.
Bon der Landfracht.
229.
Di Fracht a iſt in der Handlung ei⸗
nes Staates von dreh Seiten wichtig;
die Waſſerfracht, und Landfracht ver-
mehren erſtens die Summe der allge:
meinen Vefcheftigung. Die Waſſerfracht
giebt durch den Schiffbau Zmmerleuten,
Ei chimieden, Seilern, Segeiwebern,
u. a. m. Erwerbung, deren Beh
der Landwirthſchaft und dem Manufak⸗
weweſen abermal vortheilhaft iſt. Auch
der Dienſt des Schiffvolks vermehret
die Mittel, Unterhalt zu gewinnen; und
ſeine Versehrung ift ein neuer, ein
fruchtbarer Zweig des Anwerths für die
übrigen arbeitenden Klaffen. Bei See—
maͤchten ift die Handlungsſchiffarth und
Fiſcherey, auch die Schule der Krie 8
I“
348 Do
marine. Die Landfracht hat einen nicht
weniger verbreiteten Nutzen, die Ver—
mehrung der Viehzucht, die Beſchaͤf-
tigung der Wagner, Riemer,
Schmiede u. d. den Abſatz der Land—
wirthſchaft an Hafer, Deu, ven
Umlauf der erworbenen Summen,
wozu noch die Straffenaelder amd
Verzehrung des Fuhrvolkes zu rech—
nen ſind. Die Fracht macht zweytens
einen manchmal ſehr wichtigen und immer
den ſicherſten Theil des Vaarenpreiſes
and, welcher auch bei einer unuberdach⸗
ten, ſelbſt dei einer nachtheiligen Hand»
lungsunternehmung bezahlt wird 5, der
alfo ein zuverläffiger Theil der Nationale
befchaftigung , und in Anfehen des Staa—
tes, bei einer vortheilhaften Handlung,
Rreraröfferung des Gewinnes, bei
einer nachiheiligen, wenigſtens Mermin:
Deruna des Derluftes ift. Die
Fracht giebt Drirtend den Waaren gleich—
fam einen Werth; und macht den Ue—
berjluß einer Nation wahrhaft geltend. c.
a.
ou 349
&r--- 1
db Ein Dandeldmann, dem ed an Kenntnig und Kor—
sefpondenz fehlet, fender 3. B. Korn nah einem
Kande, wo daran Ueberfluß tft : die Frachtung mär
ve ihm 10 zu ftehen kommen: dag Korn härc ihm
100 gefofier. Er muß das Korn ganz liegen laſſen,
weil er feinen Käufer findet ; aber die 10 Fracht muß
er immer jablen : die Nationalfrahbter baben alfo
immer 10 verdienet, wenn er fi Derjelben bes
diener har,
< Die Nation führe eine Waare aus, deren Werth
100, ie: die Fracht kömmt Io zu fliehen, der frems
de Staat zahle 110, welche ganz Narionalgewmn
find, wenn man fich feiner eigenen Fracht bediener
har: aber war es fremde Fracht; fo find die 10,
Fracht aus dem Staafe gegangen 7 das ift: das
Stantsvermögen ift um 10 vermindert : und wenn
der fremde Verzehrer diefe Sradht kei dem Anfaus
fe zahle : ſo gewinnt man nur die 100 des Wanrene
preifeß die 10, der Fracht find Erfaß, nicht Serinn.
Eben fo bei Einfuhr fremder Waare. Iſt der Preis
der Waare 100, die Fracht fremd und 10; fo ger
ben die 110 ganz aus dem Stagte. ft die Fracht
national; fo zahlen die Käufer Jwar dem Handels—
manne auch 110: aber davon muß er Io der Nas
siennlfvaspr wiedergeben ; geben alſo nur 100 hinaus,
230. Die Aufinerffamkeit der Hands
Iungsleitung muß alfo dahin gerichtet
feyn, ſich dieſe Vortheile zu verſichern,
und wennes die Umſtaͤnde erlauben, bei
dem Einfuhr nd Ausfuhrhandel, auch
woferne es thunlich iſt, bei dem Durd)-
zuge fremder Waaren fih die Fracht
3W
350 = |
suzuelgnen; zugleich aber, da jede
einzelne Verminderung der Beſtandth-ile
des Preiſes, den ganzen Waarenpreie
mindert, diefe Verminderung aber in dem
erieifer der Handlung den Vorzug
giebt, fo wonlfeti, als möglich zu
fragten.
231. Die berühmte engliſche Schiffs—
ofte, welde unter Divier Crom—
weiln errichtet, und im Jahre 1660. ber
fiättiget wurde; da alles, was der Uſur—
yator fonft verordnet hatte, bei der
Thronbeſteigung Karls des IT. für uns
giltig erilärt worden; hatte haupffächlich
zum Endzwecke, allen fremden Schiffen,
und worzuglih den Dollöndert, die
Fragten mit engliſchen Waaren, und
nah den englifchen Häven zu entreiffen,
und diefelbe den engkfihen Schiffen zuzu—
wenden d. Nach diefem Beiſpiele Fönntert
Staaten, wohin zu Land gefrachtet wird,
die Fracht zu ihrem Bortheile zu leiten
ſuchen, wozu ihnen die Straffengelder als
Mittel dienen kͤnnen. Menn fie naͤm—
ip bei dem Eingange fremder, und
dein
N:
*
dem Ausgange der eignen Erzeugniſſe,
dasjenige mit höheren Ein- und Auss
aanasrechten belegten, was mit frem⸗
Der Fracht gebraht wird; fo wird es
der Handelslnete eigner Vortheil ſeyn,
fich der Nationalfracht zu bedienen. Auf
die namlihe Art, koͤnnte man durchzie⸗
hende Waaren, nicht ſowohl, wenn ſie
mit fremder Fracht kaͤmen, hoͤher bele—
gen; weil eine folche Erhöhung den Weg
der durchgehenden Waaren verändern dürfz
‘te; als vielmehr, wenn fie fih der Nas
tionalfracht gebrauchen, denſelben eine
Verminderung gegeben werden.
d Ih Fenne nur Sen Derfaffer der Sandlungsgrumd:
fäge zur wahren Aufnahme der Zander zc. S,
13. welcher gegen wahren Mortheil Dieter Akte
einen Zmeifel zu erheben ſcheint.
232. Wenn alles Uebrige gleich iſt,
verfinert die Wohlfeilheit der Fragt
nit nur dem Nationalhandel übers
haupt auf fremden Handelsplägen, vor
den Mitwerbern den unftreitigen Vor—
zug; fie veranlaßt fogar, daß, indem
fremde Handelsleute fih der Nationale
fracht
252 7%
fracht bedienen, man at den fremden
Handelsvortheilen Anteil nimmt. Die
Holländer, ehe Englaud den groffen Nu—
sen der Schiffarth einfah, waren die
Frachtleute von ganz Europa. Aber eben
die Betrachtung, wie fehr die höheren
Frachtkoſten dem Abfage der Waaren bin«
derih find, Fann es nothwendig mas
Gen, dag man fih fremder Fracht zur
Ausfuhr feiner Waare bedienen muß;
dazumal naͤmlich, wann die Nationalfrach⸗
tung nicht ſo wohlfeil, als die Frachtung
der Mitwerber kann erhalten werden, Ein
ſolcher Umſtand wird bei der Seefracht in
jedem Staate vorhanden ſeyn, der nur
kleine Seehäven, mithin Feine anfehnliche
Marine hat. Auf einer "laugern Schif—
fahrt, beſonders, wo ſeine Flagge gegen
die Anfälle der Seeräuber nie in Si»
cherheit ift, würden die Affefuranzprei-
fe zu Hoch zu ſtehen kommen. Hier ale
ſo mug man, wenn man z. B. nicht
die ganzen 10 des Preifes gewinnen kann,
fh auch an 3 genügen laſſen.
235:
* 353
233. Die Wohlfeilheit der Land fracht
muß durch gute Straſſen, und ein
wohl eingerichtetes Fuhrweſen cı-
halten werden. Die Straſſen muͤſſen gut
angelegt, und unterhalten ſeyn. Ein
wohl eingerichtetes Fuhrweſen koöm̃t
auf den Zuſammenfluß der Fuhrleu—
fe, und cin ordentliches Intelligenz⸗
geſchaͤft an. Es muß weiter für Gafle
Höfe und Wirthshaͤuſer geſorgt were
den, die fir Menfchen, das Zugvieh und
zur Unterbringung der Waaren, die
nothwendige Gemächlichkeit anbieten.
234. Die Anlegung der Straffen mug
hauptfählich nach den, Ortſchaften geſche⸗
ben, wohin, oder über welde ein be»
trachtliher Handel getrieben wird: alfo
uch Däven, Dauptftädten, Han⸗
delsſtaͤdten, nah Flüffen, welche zur
ferneren Frachtung dienen. Vorzüglich
muͤſſen diefe Giraffen von denjenigen Late
dern, wo ein Weberfluß der Waaren ges
wonnen wird, ausgehen, und immer
durch die kuͤrzeſte Linie geleitet werden.
Die Auszeichnung der Kommerzialſtraſſe
Il. Thl. 3 fegt
354 %
ſetzt eit richtiges Kentnig von dem Gan⸗
ge der anne lung voraus. Wo die Straf:
fen durch Bäche, oder Fluͤſſe unter-
brochen werden, muͤſſen fie mit Bruͤcken,
oder wenigfieus durh Fähren, an wel:
chen die zur Ueberſetzung dienenden Fahr—
zeuge immer bereit gehalten werden, und
Das Faͤhrgeld teltgeiekt ifi, vereiniget
feyn. Wo der Straffenlinie Berge bes
geguen, müſſen die jaͤhen Erhöhungen ,
Die augenbliklihen Krummungen, welche,
-groffen Fraͤchtwaͤgen befouders, fehr bes
fchwerlih fallen , vermieden werdeıt.
Durch Eleine Ausbeugungen von der
geraden Linie werden Unbequemlichkeiten
dieſer Art oft leicht vermieden, Zu Dies
fer Ausbengungen mug manchmal ei
Stüd Privatgrund mitgenommen werden.
Der Privatbeſitzer hat nicht Urfache ,
den Staat in Durchführung der Otraffe
zu hindern, wenn er über. feinen Verluſt
wahrhaft fhadlog gehalten wird. Die
Befegung der Straffen mit Baͤumen
macht, neben dem Bortheile der Holzer⸗
akelung, die SR angenehm , und
k der
ce 355
der Schatten der Baͤume minderf die His
ge. Die Meilenfänlen, und Zeiger,
befonders auf den Scheidewegen, find
- für Reifende eine groffe Bequemlichkeit.
235. Die befte Art des Straffene
baus zu unterſuchen, ift bier meine Ab—
fiht nicht e. Man weis ed, wie die ſo—
genannten Chauffeen anzulegen find..
Die einmal wohl angelegte Straffe mug
dann beftändig in gutem, fahrrechten
Stande erhalten werden f. Die Neben-
wege, welhe die Frachtwaͤgen an der
Straffe fuchen, entziehen der Landwirthe
{haft beträchtlihe Strecken Erdreids ,
welches zum Seldbau, Wieswachs, oder
wenigftens in etwas zur Viehweide ge—
nugt werden koͤnnte. Aber eben, dag
die Fuhrleute Nebenwege ſuchen, muß
als ein Beweis gelten, daß. die Straf-
fen nicht gut erhalten find. Befonderg
werden Reifende die. viereckicht zerſchla⸗
genen Steine, womit die Strafen au
zielen Plaͤtzen ausgefihättet werden, und
welche Wägen und Vieh ſehr zu
Grund richten, immer ſcheuen. Alles,
32 was
356 *
was ſonſt die Sraſſe verderben kann,
die Einſtuͤrzung der Seitengräben, die
Ausreiſſung der Bäume, der Weg—
pfaͤle, Metlengeiger u. w. muß
durch ſtrenge Verbote unterſagt werden.
£ Das Werk von Bergier Hiftoire des grands che»
zins d’ Empire iſt allen unentbehrlich, die diejen
Theil der Verwaltung zu beforgen haben. Gau:
tier von Anlage und Baue der Wege und
Stadtſtraſſen: aus dem Franz. ift eine Eleine
Schrift von vieler Brauchbarteit,
236. Sowohl die Anlegung, als die
Unterhaltung der Strafen Faun au
Unternehmer überlafin, Stuͤckweiſe
den Drtfchaften aufgetragen, oder
dem Staate felbft, entweder durch
Srohnen, oder gegen Bezahlung der
Arbeiter beforgs werden. Die Ueberlafe
fung an Unternehmer kann von Geite
des Staates Feinen andern Grund haben,
ols die groͤſſere Wohlfeilheit des
Straſſenbaues. Bei der Einrichtung defe
gelben, find dem am beiden Seiten vor—
ausgeſetzten Willen, und der Geſchicklichkeit
der⸗
6 357
derjenigen, denen das Geſchaͤft aufge—
tragen iſt, hat der Privatunterneh—
mer uͤber den Staat keinen Vortheil.
Aber jeder Unternehmer will gewinnen;
und hier kann und wird er den Gewinn
nur in der ſchlechteren Anlegung, und
nachlaͤſſigeren Unterhaltung der Straſſe fü=
chen. Diefes nun iſt gang wider die Ab—
fiht des Staates, der übrigens, wenn es
ihm um Erfparung zu thun ſeyn koͤnnte,
nur den Strafſenbau gerade zu aufger
ben darf. Der nothwendige Zufam-
merhang eines folhen Gefhäftes made
auch die Hebertragung an Drtfchaften
verwerflih. Es würde zugleich fir die
Ortſchaften eine zu groffe Laft feyn, mel»
He ihren übrigen Nahrungswegen zum
" Nachtheile gereichte, Man koͤmmt beftät-
dig darauf zurück, dag nur der Staat
feld, den Straſſenbau nüslih beforgen
Tann. Aber er muß zu demſelben nicht
etwan Kandfrohne zu Hilfe nehmen,
die den Landmann von entfernten Ge»
genden aufbiet, und die druͤckendſte
Art von Entrichtung iſt g. Der Staat
3 der
358° *
der den Verluſt der Arbeit gehoͤrig in die
Schaͤtzung zu bringen weiß, wird fi
zum Ötraffenbau der Truppen bedienen.
. g Sur les Corvees ift bereits In der Sammlung von
Mirabeau aus Schriften unter dem Namem: Ami des
hommes, eine fhöne Abhandlung eingelchalter.
237. Die Soften- des Strafen:
baus werden entweder durch abgefoderte
&trafengelder von den Fuhren eins
gehoben , oder auf die Unterthanen
durch eine Anlage untergetheilt, ohne
daß den Fuhten etwas abgefodert wird,
Man zieht in einigen Laͤndern das Letztere
vor, aus dem Grunde, als würden da⸗
durch die Preiſe der Waare Fleiner erhal-
ten, und die Koften der Einhebung ers
ſparet. Man laßt dabei aus den Au—
gen, dag die Waare darım nicht in ges
ringerem Vreife zu fiehen kommen kann,
indem durch eine richtige Anſetzung
leicht erwiefen wird, daß die Anlagen
immer mit auf die Waare eingerechnet,
folgih vom dem DBerzehrer getragen
werden. Jeder namlich, der die Anlage
zu a dat, wid, was er zur
ans
& 359
Waare beiträgt, um fo viel- höher anz
ſchlagen, als die Anlage nur erhöht ift.
Alſo fältt die aus einzelnen Zahlen zuſam—
mengezogne Summe nicht Feiner aus,
wenn zwar eine der Beſtandzahlen abs
gezogen, aber zu den übrigen der Bei—
trag der abgezogenen- gefhlagen ‚wird.
Hingegen , wenn Gfraffenoelder ent
richtet werden, zieht man auch Frem⸗
de bei ihrem Durchzuge mit zur Anlas
ge, weldes dem Staate Vortheil ſchaf—
fen muß, da er von ihnen befrächtli«
che Beiträge hebt, und dadurch uͤber—
haupt die Straffengelder herabſetzen,
mithin von diefer Geite den wohlfeileren
Preis der Waare erhalten Fann. Die
KRoften der Einbebung werden
durh den Beitrag der Fremden fehr
itberwogen; und find nicht eben befon=
dere Einnehmer an vielen Pläsen notbe
wendig , wenn die Einnahme den or—
dentlihen Maͤuthnern uͤberlaſſen wird.
Hebrigend muß die Groͤſſe der Straffene
gelder zwar die Koften des Gtraffenbaus
bedecken, aber nicht fo groß feyn, dag
4 dae
360
dadurch der Vortheil A, den die
Handlung verbreitet, zu nichts werde.
* Der Vortheil gut angelegter Straſſen beſtebt in
Erfparung der Zeit und des Zugs. Ein Fuhr—
mann muß 3. B. auf einem Wege 2 Tage bins
Bringen, den er, wo die Strafe gemacht ift, im
17 surlietgelfegr; er mußte 4 Dferde haben, nun
Zömmt er mit 3 eben fo leicht fort. Schlãgt, man
dag Tagwerk eines Pferdes auf ı$ Gulden an; fo
koſtet bie —— bei dem ungemashten wege
a in 2 Tagen: Yulden: nun 3 Pferde In ız
Tagen & Sufden 45 Kreuzer.
238. Der Zufammenfluß der Fuhr⸗
leute i, als die Grundlage des gutbeftells
ten Fuhrweſens, ift von ſelbſt die Folge eis
nes ſtarken Waarenzuags, und einer
ſehr belebten Handlung. Eine verbreitete
Viehzucht, mithin eine gute Beſtel—
lung der Landwirthſchaft muͤſſen ih
unterfiügem. Es iſt nicht zu zweifeln,
daß befondere Beguͤnſtigungen A der
Handlungsfuhren diefen Zufammens
fluß noch mehr vergröffern, und den
Preis der Frachtung herabfegen werden.
Wo Gebirge /, oder ſonſt die Ber
ſchweruchkeit des Weges die leid.
dere
—— 361
tere Ueberbringung Der Waaren auf
Handlungsfuhren die Vorſpannung unent—
behrlich machen, iſt fuͤr eine zuſagende
Anzahl von ſtets bereit gehaltenem Zug⸗
vieh vorzuſorgen, und eine Taxe zu ſe—
tzen, damit fie nicht durch eine Ver⸗
ebredung der Vorfpäner zu fehr erhd-
i
het werde.
222.
k Kine ſolche Beaünftigung war den 4 DB- Fliheleuten
I
duch eine Verordnung vom 19. Febr. 1753 einges
räumt, vermög welcher die Toderung der Dans
delsfuhren ale Wechfelfoderungen angefehen werden
follen. Das Patent vom 27, Märı 1747. welches
wegen der Triefter Gteellführ erlaffen, und darin
die Tore der aufgegebenen Wagren, feſtgeſetzet
worden, enthält aleichfalld dergleihen dem Zuhrroes
fen eingeräumte Begünftigungen.
Der König von Sardinieen has den am Kuffe der
Alpen wohnenden Landleuten, zum Beten ber
Reiſenden eine Tare gefeßt, und find diefelken ges
baften, das Vieh zum Uebergange für diefe Tare
herzugeben.
239. Das Intelligenzweſen mkann
die Verſendung der Waaren auf fol
gende Urt erleichtern, und wohlfeiler
machen. Es muß bei dem Intelligenz⸗
amte befiändig ein Verzeichniß von
35 allen
+
\
362 Lo)
allen eingefroffenen Fuhren, wohin,
und wenn fie abgehen, wie viel fie
frachten koͤnnen: zugleich auch ein Ver:
zeihnig von allen Gütern, die mar
binnen einer gewiffen Zeit zu verſen⸗
den hat, wohin fie gehen, und von
welcher Gattung fie find, gehalten
werden. Hiedurch wird ein groffer
Theil von Waaren durch Ruͤckladung
verfendet,, welhe immer um viel wohl«
feiler ift, weil der Fuhrmann , wo er
feiner Rückladung verfichert feyn kann, die
ganze Zeit, weiche er mit feinem Zuge
auf der Straſſe hinbringt, mithin euch
den Ruͤckweg in Anfchlag fest. Bei
einer ſolchen Veranſtaltung aber wird ‘
die Sicherheit einer Ruͤckladung, fei-
ne Foderung wenigftens um ein Dritz
theil dei der Einfuhr und Ausfuhr
herabfegen Fönnen; wo er immer nod
‘en Drittheil mehr, als fonft em-
fängt, jeder Handelsntann aber dens
noch feine Güter um ein Drittheil leichter
verfendet,
. 8 363
w 238. Eines lingenannren Unmerfung über den Ges
brauch und Nuten des ntelligenzwefens.
*
240. Die Gaſthoͤfe und Wirthẽ—
haͤuſer 2 on den Straſſen muͤſſen für
Menfchen , Wieh und Waaren die er-
foderlihe Bequemlichkeit haben: trock⸗
ne und rein gehaltene Ställe, in de
nenfein ungeſundes Viehaufgenommenwird;
geraͤumige Schoppen, wo die Guͤter ge⸗
gen Witterung und Regen ſicher ſind;
Ueberfluß an Lebensmitteln und Fuͤtte⸗
rung, und in Anſehung beider ein
anftändiger Preis. In einem Dr:
fe, der von andern weit entfernt iſt,
muͤſſen mehrere Gafihöfe und Wirths—
haufer angelegt ſeyn, wodurch Wohls
feilheit der Zehrung und gute Auf⸗
nahme der Reiſenden erhalten wird.
Auch ohne dag gerade ein Dit trifft,
muͤſſen Wirthshäufer an der. Gtraffe fo
engelest ſeyn, damit die Fuhrleute
nicht gezwungen find, bei einem gewiſ⸗
fen Schilde zuzukehren. In manden
Orten find die fogenannte Sub E ER
male
364 8*
malzeiten gewoͤhnlich, wodurch fefige-
ſetzt iſt, wieviel der Fuhrknecht fuͤr
ein mal zu bezahlen habe. Nichts mug
in den Augen der Öefeggebung zu ge—
ring feyn, was die Handlungspreife er=
Veichtert , mithin die Handlung ermwei-
fern kann. Der gute Preis des Fut-
ters für das Zugvieh wird immer haupf-
fahlih von der Befchaffenheit des
Landbaues abhängen. Aber, um deu
Gaftwirthen die Schraubereyen zu eis
ſchweren, muß den an der Straffe woh—
nenden Landleuten unverboten feyn, Oa⸗—
fer, Heu und Stroh an die Fuhr⸗
leute zu verkaufen.
n 234.
241. Endlih muß darauf gedacht
werden, daß in den an der Straſſe
liegenden Drtfchaften fig hauptſaͤchlich
auch folhe Handwerker feghaft machen,
melde für das Fuhrweſen arbeiten: als
Magner, Schmiede, Sattler,
Riemer, Geller u. d. Ber einer
lan⸗
—
565
langen Reife, bei der fehweren Laft der
Frachtwägen ift es unmoglih, zu ver—
meiden, daß nicht Vieh, Zuggefchirr ,
oder Wägen Schaden nehmen. - Alfo
muͤſſen Leute zur Hand feyn, melde
bier Hilfe Teiften, und die zu Scha—
den gefommene Zugehör wieder in guten
Stand fegen.
VII.
366‘ *
J——
Von der Waſſerfracht.
242.
Di Lage der Länder laͤngſt, oder
sure Des Meeres, die Menge und
Serheit der Haͤven und Rheden,
ee Kauf und die Beſchaffenheit der
seine, beſtimmen ed, ob eine Nation
;» Safer eine beträgtlihe Frache
zung a machen, kann. Wo die Na—⸗
sie durch dieſe Vortheile begünfliger,
muß ſich der Staat dieſelben zu Nutz
zu bringen wiſſen. Fleiß und Kunſt koͤn⸗
nen der Natur zu Hilfe kommen
und die Vortheile der Seefahrt und
Flußſchiffahrt erweitern.
2 19
253.
% 867
243. Eine groſſe Seeſchiffahrt
kann nur der Antheil derjenigen Laͤn—
der ſeyn, die mehrere und bequemere
Häven haben, und mit der Benennung
Seeprovinzen bezeichnet. werden. Die
groffe Entfernung von der See, an
der man vieleiht nur eine geringe
Anzahl, und nicht die wohlgelegen«
fien Häven innehat, feget der Auf-
‚nahme der Marine. unüberfteigliche
Hinderuiffe entgegen. Wenn indeſſen
ein Staat nicht unter den Seemaͤchten
einen anfehnlichen Pas behaupten kann:
fo ift es noch immer nuͤtzlich, ſich diejeni=
gen Bortheile zuzueignen, dieman, nad) der
Lage, fich zuzueignen fähig iſt d. Der
niedre Preis der Seefracht hängt ,
wie bereits geſagt worden, von einer
mohleingerichteten, und unterftüß«
ten Schiffahrt ab.
B 3 Fonn meine Adſtcht nicht fenn, von der Ma—
rine anders zu handeln, ald nad. der allgemeinen
Berbindung derfeiben mit der politifben Handlung.
Am wenigftens ſich nur einen Begriff pen —— 48
: mach en
368 , &%
machen, wiröLa Science de a Marine par Villeneuve
und dag Didionaire de la Marine gureihen, -
.
044. Die Gründung der Marine
c fodert einen Ueberfluß an Schiff:
baumaterialien, tauglide Schiffzim—
merplaͤtze und Werften, gute Schiff⸗
zimmerleute, geſchickte Seeleute,
und eine zureichende Zahl wohl
eingerichteter Haven. Die Schif.
Baumaterialien find Erzeugniſſe der
Landwirthſchaft und dr Manufak⸗
furen: der Ueberfluß, mithin auch
der wohlfeile Preis des Schiffbaus
muß durch die gute Leitung dieſer beiden
Zweige erhalten werden. Schiffswerfs
Ten fonuen einem Lande, das fonft Ges
legenheit zum Schiffbau und der Scife
fahrt hat, wohl nice fehlen,
S 248.
245. Das Wort Seeleute d be
greift fowohl Seeoffiziere, als das
gemeine Schiffsvolk. Die Bildung
| der
Ri 368
der Seeoffiziere gefhieht in Seeſchu⸗
len, worin alle zu dem Seeweſen gehoͤ—
ige Wiffenfchaften von eignen Lehrern
vorgetragen werden. Dieſer theoreti—
ſche Unterricht wird durch den Dienſt
zur See ausgebildet, wo diejenigen,
die ſich den Seeweſen widmen, auf
gleiche Art, wie in dem Kriegsdien—
ſte zu Lande, als Kadeten dienen,
alle Verrichtungen mit Augen ſehen,
und bei demjenigen, was ſie einſt an—
dern gebieten werden, ſelbſt Hand anlegen
muͤſſen. Die Schule des gemeinen
Schiffsvolks iſt die Fiſcherey, und
die kleine Schiffahrt, welche die An—
wohner der Seekuͤſten gemeiniglich un—
ternehmen, wo ſie von Hafen zu
Hafen, immer laͤngſt an der Kuͤſte
nie leichten Fahrzeugen Hinfahren.
Durch diefe Eleine Fahrten lernen fie
erft die See vertragen, werden mit ihr
befannt, und befommen endlich die Kühtte
heit, welche bei dem Schiffsvolke eine
wefentlihe Eigenfihaft if. Diefe Ars
son Schiffahrt wird Cabotage ge—
Il Thl. Us nannt,
\
379 *
nannte, wozu die vielen an der Adria
gelegenen Kleinen Häven der üflerreichi-
{hen Unterthanen, groffe Bequemlichkeit
anbieten. Die Menge der gemeineren
Seeleute zu vergröffern, muß mar
Diefe Befhäftigung für das gemeine
Bolf , dur) einen zufagenden Sol,
und andere eingerdumte Vortheile an—
Iocfend machen, Auch alles dasjenige
entfernen‘, was von einem fo gefahrvol-
len Stande abhalten kann. Es -wird - -
eine Ermunterung zum Seedieuſte ge—
den, wenn Diejenigen, die ſich demſel—
ben auch auf Brivarfhiffen widmen,
von der Rekrutirung ausgenommen;
wenn ſie waͤhrend ihrer Fracht von
Abgaben befreyt werden, wenn für
alte, zum Dienfte nicht mehr fühige
Seeleute Verſorgungshaͤuſer anges
legt; wenn die Kinder der Geeleute,
mit einigem VBorzuge, in Waiſenhaͤu⸗
fer aufgenommen ; und eudlih den
Wittwen der, Seeleute , die etwan
10; Jahre gedient, und im Dienfie
| geftorz
8 373
geſtorben find, Gnadengehalte verfichert
werden,
!
d 23%
246. Vorzuͤglich werden Haͤven ⸗
ſtark beſucht werden, mo die einlaug -
fenden Schiffe den Abſatz ihrer Waa—
ren, und eine Ruͤckladung zu erwar—
ten haben. Auſſer dieſen Handlungs
vortheilen aber wird erſodert, daß
Ströine, Klippen, oder Untiefen
das Einlaufen nicht gefahrlih machen,
oder dag Lotſen beftelli find, welde
des Havens und der Küfte Fundig , die
ankommenden Schiffe fiber einführen.
Die eingelaufenen Schiffe müſſen im
Haven gegen Anfälle ver Stürme,
und Raubſchiffe gefihert werden: das
her die Haven mie Molien, und Eis
datellen vertheidiget find, oder auch
von Kriegsſchiffen verwahret werden.
Der Handlung müͤſſen dafelbft unterfcheie
dende Befreyungen zugeſtanden feyn f 5
die Handelsleute für ihre Waaren bequeme
Aa 2 Ma⸗
372 *
Magazine und Niederlagen finden,
endlich gegen die anſteckenden SKiranf-
heiten die noͤthigen Anſtalten getroffen feyn.
€ 230%
f Dereitd im Jahre 7717 find Trieft und Fiume zu
Srenbäven erklärt werden. Die Befrenungen dies
fer Häven find; daß e8 jedermann ohne Unterſchied
der Nation und Religion , ala minuta, oder in
Groffo zu handeln fren ſteht: daß die zur See
anfommenden Und abgebenden, auch von einem
Schiffe auf das andere überladenen Waaren feine
Mauth geben : daß die eingeführten Waaren mit
feinem Arreſte, feleft von dem Fiskus belegt, daß
ein handelnder Fremder, weder über ein Berbre—
Ken, noch um eines Vertrags willen, jo in frem—
Den Scaaten geihehen , angegangen werden Fanny,
es betrift denn einen Öfterreihijgen Unterthan.
g I- Band $. 221.
247. Die gegründete Marine, muß
unterſtuͤtzet und den Handlungsichifs
fen gegen die Seeraͤuber, Acma—
teurs, oder andere Aufälle Sicherheit,
gefhaffe werden. Ohne diefe Unter—
ſtuͤtzung werden wetteifernde Mächte
den Nationalhandel von allen Seiten
einſchraͤnken, die Aſſekuranzen werden
Hoch ſtehen, und dem —
gu
3% 373
auf fremden Handlungplasen nachthei⸗
lig ſeyn. Es ift lang angemerft more
den, dag die Seeräuber an den afri⸗
Fanifhen SKüften , welde eigentlich die
Schiffahrt auf dem mittelländifchen Meere
unſicher machen , fich blog dadurch behaup—
ten , weil gröffern Seemaͤchten daran
liegt, die Fleineren italisnifchen Seepro⸗
pinzen durch die Furcht der Privaten
von einem vortheilhaften Handel; ab-
zubalten. ie wenig follte es ſonſt
Erankreich Foften, dieſe Raubneſter von
Grund aus zu zerfiöhren! Die Si:
cherheit der Schiffahrt kann auf
verfhiedenen Wegen erhalten werden.
Man vertheidiget feine Handlungs—
ſchiffe ducch Kriegsſchiffe oder an—
dere Begleitungsſchiffe gegen An—
faͤlle, und verſchaffet dadurch ſeinen
Flaggen Anſehen. Dieſes aber kann
nur eine groſſe Seemacht erreichen;
obgleich gegen die Anfälle des Barbae
reske auch mittelmaͤſſige Begleitungs⸗
ſchiffe nicht ohne Nutzen ſind, und gegen
die gewoͤhnlichen Angriffe der Raub—
Aa3 ſchif⸗
374 10,
ſchiffe bewaſfnete Kauffarteyſchiffe
zureichen. Wo eigne Vertheidigung
keine Sicherheit geben kann, ſucht man
ſie durch Traktaten, entweder, daß
man von einer angeſehenen Seemacht
die Erlaubniß bedingt, ſich ihrer
Flaggen zu bedienen, oder ſich von
einer ſolchen Convoyſchiffe, erhan—⸗
delt: man errichtet mit den Seeraͤu—
bern ſelbſt Traktaten Az; oder endlich
man erfauft diefe Sicherheit von den-
\felben “mit Geld. Das Recht, ſich
fremder Flaggen zu bedienen , oder
Convoyſchiffe, werden von Seemaͤch⸗
ten immer fehr ſchwer zur erhalten feyn :
die Umſtaͤnde, worin eine andere Nati—
on eines folchen Beiftandes bedarf, find
ihnen viel zu guͤnſtig, die eigene Schif—
fohrt zur erweitern. « Der legte Weg
ift meiſtens derjenige, den Staaten eine
ſchlagen, denen ihre Stellung eine gröf-
fere Marine zu unterhalten, unmöglich
macht.
"243%
248:
\
& 375
248. Bei dem Seeweſen ift es nicht
mögih, daß ſich nicht verſchiedene Ir—
rungen, und Streitigkeiten ereignen ſoll—
ten, welche wegen Verſchiedenheit der
Gegunftände, nah den gemeinen Rech—
ten richt /wohl zu entfcheiden find. Das
her da8 Seewefen eigne Mechte bat
z, urd in anfehnlihen Seeprovinzen fols
che Gfreitigfeifen meiſtens vor eignen
Admiralitätsgerichten entfchieden werz
den. Die Duellen diefer Seerechte find
des Harmenopolus Sammlung der
legum Rhodiarum ; die fpanifche Sam̃⸗
lung von 1657, welde unter dem Na⸗
men confolato del Mare bekannt if,
daswisbyſche Waſſer⸗ und Seerecht s⸗
buch, die oleroniſchen und hanſeati—
ſchen Seerechte, die luͤbekiſchen See—
rechte, von denen Stein eine Abhand—
lung entworfen hat; die engliſche Akte;
die ordonnance de la marine von Lud—
wig dem XIV. Hiezu find die Verträge,
und das Seeherfonimen zu rechnen;
son welchen in dem für Die inneröfterreis
a4 chie
. 876 *
chiſche Schiffahrt entworfenem Editte
marino einige Anwendung gemacht ſt.
i Surland Grundſätze des europäiſchen Setſechts.
249. Die Schiffahrt auf Füſſen
k. trägt zur Erleihterung der Frahfung
ar Fremde, aber haupffächlich zur Be—
lebang des inneren Umlauf bi. Da
die Anſtalten, die Flußſchiffahrt zu
erheben, leichter, und mehr in der Ges
walt eines jeden Satats find, ſo ift da—
rauf die Aufmerkfamfeit mit Vorzug zu
wenden. Es iſt nöthia zu wiederholen ,
daß ein Staat einen groffen Theil derjes
nigen Anitalten, welche die Flußfrach—
tung auswärts befördern würden, nicht
inerhalb feiner Grängen ausführen kann, ſo⸗
bald er nicht zugleich von den Muͤndun—⸗
gen der Fluͤſſe Meifter iſt: die Uebereins
fiimmung auswärtiger Mächte aber ift aus
politiſchen Abfichfen, oder enfgegen ges
festem Haudlungsintereffe felten zu erhal⸗
ten; wenigftens felten in der Folge der uns
geſtoͤrte Genug feiner Vortheile zu erwar⸗
en,
* 377
ten. Aus dieſem Grunde tragen Vor—
ſchlaͤge und Entwürfe von einer groſſen
Ausbreitung faſt immer den Grund der
Verwerfung mit fih. So war der Ente
wurf von Lotharia Vogemonte bee
ſchaffen, der nichts kleineres, als die
Schiffahrt aus der Oſtſee in die
ſchwarze, und dadurch in das mittel—
laͤndiſche Meer, durch Vereinigung vie⸗
ler anſehnlichen Fluͤſe Deutſchlands. zum
Gegenſtande hatte. In dieſem weitlaͤu—
figen Entwurfe ſind gleichwohl eine Mens
ge einzelner Theile, die in Erwegung ges
zogen zu werden, verdienen. Auch find
alle fpaseren Vorſchlage, welche in Atts
fehen der Schiffahrt auf den Flüffen ges
macht worden, entweder auch aus ihm
entlehnet, oder doch durch feinen Vor—
fchlag veranlagt. Die Fluͤſſe ſind ent⸗
‚weder bereits ſchiffbar, oder fie koͤn⸗
nen ſchiffbar gemacht werden; fie har
ben unter fih eine Gemeinſchaft, oder
Fönnen duch Hilfe der Kunſt unter ſich
Orreiniger werden.
\ EN
⸗
378 3%
k 242, \
250. Bereits fchiffbare Ftüfe Z,
‚müffen in ſchiffbarem Stande erhalten ,
daher über ihre Ufer, Damme, das
Bett, die Inſeln, über alles, mas
dem Waſſer feine Tiefe benehmen Fönts
se, forgfältige Aufſicht geführet werden,
Richt felten erfhweret der unſchickliche
Bruͤcken bau die Schiffahrt, da er deu
Durchzug gefährlich macher Auch die
Ahleitung des Waſſers zu Privatae-
Brauche auf Mühlen, Gartenfondle -
u. d. fhwäher den Haupffirom. Es
kann daher nicht erlaubt ſeyn, nah Wills
fuhr , : Wafferableitungen zu machen ;
und, 109 dergleichen bereits angelegt find,
wird die Wachfamfeit daranf gerichtet
werden müffen, dag durh Erhöhung
der Mehrbäume nicht eine. aröffere
Minge Waffer abgeleitet, und dem
fhiffbaren Strome entzogen wird,
I 339.
N 251.
X 379
251. Die Menge Felſen, die Weh—
ren, die jaͤhen Ballen, oder die Un⸗
tiefen bindern die Schiffbarkeit ei—
nes Flußes m. Wo Felfen dent Gange
der Schiffe im Wege fiehen, muß das
Bett, wo möglich, gereiniget werden.
Manchmal läßt auch der Bau der Schif—
fe eine Verbeſſerung zu , welche die
Fracht auf ſolchen Fluͤſſen erleichtert.
Die Wehren koͤntien ausgeriſſen, und
dadurch dem Strome fein ungehinderter
Lauf wieder gegeben werden. Der gröfs
ſere und allgemeine Nutzen fodert oft
ſolche Vrivatopfer, welche aber der Staat
durch geleiſteten Erſatz, fo wenig koſtbar
zu machen, als immer moͤglich, bedacht
ſeyn muß. Die jaͤhen Waſſerfaͤlle, auch
ſonſt gefaͤhrliche Oerter des Fluſſes,
wenn ſie nicht umſchifft, noch gereiniget
werden koͤnnen, laſſen Feine andre Hilfe
zu, ald daß denfelben zu allen Zeiten
eine zureichende Menge Wägen be
reit gehalten wird, da dann die Warren
ober dem Falle ausgelsden,, und un⸗
fer dem Falle wieder zu Schiff gebracht
wer:
2830 Edi
werdet. Die ſanfteren Falle werden
durch Schleufen gehemmt. Koͤmmt
das Schiff von oben; fo wird die
Schleuſſe, nad einem: ſchon von ferne
gegebenen Zeichen geſchloſſen, und das
Waſſer darin fo lange gefammelt, bis es
mie dem Strome gleich if. Das Schiff
koͤmmt nun darauf zu ſtehen, und das
Thor der Schleuſſe wird rüͤckweiſe ge:
oͤfknet, um dem Waſſer einen ſauften
Abfluß zu ſchaffen, auf welchem das
Schiff fo lange finft, bis es endlich
den unteren Strome gleich ſteht, und
darauf abfahren kann. Bei der Schiff—
fahrt gegen den Strom, tritt das Schiff
in die Schleuffe, und die Falle wird
hinter demfelben gefchloffen. Das Schiff
hebt fih mit dem in der Schleuffe fich
ſammelnden Waſſer bis an die Höhe des
Stroms , wo es abfahren kann. Den
Untiefen der Fluͤſſe wird durch Samm⸗
lung kleinerer, ſonſt verlorner Waſſer—
faͤden abgeholfen, oder, wo ſich MWaf-
ſerbehaͤlter anlegen laſſen, das Wild—
und Stuͤrzwaſſer von Bergſtroͤmen ge⸗
ſam⸗
* 331
fammelt, und der Flußfahen, menigfiens
bei gröfferer Seite des Waſſers, der—
gleichen fih fehr oft im Sommer ereig«
net , durh Deffnung wiefer Waſſerbe—
hälter vermehrt,
m 249»
252. Die Vereinigung der Flüffe
za gefchieht durh Kamdle, wozu die
Heineren, nicht weit entfernten Fluͤſſe
benuͤtzt werden, die fonft an fih unſchiff—
bar find, und in die gröfferen ausflieſſen,
welche vereinigt werden follen. Die
Ausführung folher Kandle fodert eine
genaue Wafjerfarte des Landes, und
die fihere Nivelle der Fluͤſſe, und des
Erdreichs. Die Geſchichte der Bemite
hungen verfhiedener Seiten und Reiche
oift ein Beweis, dag man den grofe
fen Nutzen von der Bereinigung der
° Flüffe nie verfannt hat. Beinahe ift dem
menfhliden Unternehmungsgeift nichts
auszuführen unmöglih. Der groffe Kas
wol von Languedok, welcher zwiſchen
Boys:
382 © Ze
Bourdeaux und Marfeille, das ift,
zwiſchen dem m intelländifhen Meere, und
dem Ocean die Gemeinſchaft unterhält,
und Frankreich die Umfahrung von Eur
ropa erfpart , zeigt, wie Kuuft und
Fleiß, der Natur zu Hilfe kommen Fon-
nen. Holland überführt. durch feinen
Reichthum von dem Nutzen der Kanäle,
wodusch die innere Mittheilung fo Tehr
erieicpiert wird. Der Staat muß durd
Belohnungen die Geſchicklichkeit der faͤ—
higſten Leute aufbiefen, um von ihnen
Entwürfe über die Anlegung von Kandlen
und Vereinigung der Fluͤſſe p zu erhal⸗
ten. Aber, auch wo die unmittelbare
Bereinigung der Fluſſe fihd nicht auge
führen laͤßt, iſt immer viel gewonnen,
wenn man die Fluͤſſe, fo fehr als thun—
lich ift, einander nahe führt, und dann
von einem Fluſſe zum andern gute Sirafe
fen anlegt,
2.289
0. p- Dieſe Geſchichte dar 9. Oberlin In 3 lateiniſen
Werten geiammels und bis auftunjere Zeiten ee
etzt
2) 38
feht -- I. Prisca --- Il. medii avi. III. jungendorum
marium fluminumque omnis zvi molimina, Die
Öfterreich. Staaten find von vielen Flüſſen durch—
firömt, deren Vereinigung möglih it, und worüs
ber viele Entwürfe gemacht worden. Beſonders
müſſen irgend in den Archiven, oder Negifiraruren
die Entwürfe vom Philibert Lucheſe, über einige
Slüffe der Monardie aufbebalten jenn, Dielleiche
find. die Entwürfe, welde H. Wiaire über die Bereiz
nigung der Flüſſe, in den ſämmtlichen Staaten des
Hauſes Defterreid heraus gegeben, und in einem
fogenannren Memoire raifonne fur la Circulatıen
interieure du commerce &c, erflärt bat, nicht durch—
aus ausführbar : aber daß es ein groſſer Theil ders
ſelben iſt; Fann niche geyweifele werden, und Die
Entwürfe zeigen ; wie vortheilhaft die Handlung
aller erbländifhen Provinzen unser ſich verbunden
erden könnte,
253. Die Ediffahrt auf den Fluͤſſen
hat jedoch nur ihren halben Sugen d,
wenn man darauf nicht eben ſowohl cf=
gen den Strom, als nach demfeiben
fahren kann. Die Fracht gegen ven
Strom, wird durch die pielen Pferde,
welche Dazu erfodert werden, und Die
Lange der Zeit, welche darüber bingeht ,
fehr koſtbar gemadte, Wenn man zur
Flußfahrt fich der Segel bedienen kann;
-fp wird man an Pferden und der Zeit
gewinnen koͤnnen. Ber Fluͤſſen gber, des
ten Lauf ſchuell und ſehr gewunden ft,
wird
384 —
wird der Gebrauch der Segel die groͤß—
ten Schwierigkeiten finden: die Rich—
fung der Segel müßte» darauf zu, oft
und zu plöglich ögeändert werden. In⸗
deffen wird der Bau, der Schiffe viel-
leicht von dieſer Seite einige Verbeijer
rung zulaffen; und wenigfiens foil man
auf denjenigen Flüffen von Segeln zur
Gegenfahrt Gebrauch zu machen ſuchen,
wo die Beſchaffenheit des Stroms und
feiner Geſtade es julaßt.
a Denn die Vereinigung der Donau und Sau, unb
Kufpa ein? zu Stand kömmt, fo ift Ver Ruten zu Ue—
Berbrinzung der ungartiche 1 Waaren aur inforerne,
beträchtlich, ald man die Flüſſe Hinnuffahren kann.
254. Sind alle diefe Anfalten zur
Erleichterung und Erweiterung * Fuß⸗
fahrt getroffen, ſo hat man nur die
Freyheit der Schiffahrt auf den Flüſ—
fen zu beguͤnſtigen, ſo wird der Zufam⸗
menfluß der Schiffer, den Preis der
Frachtuug herabſetzen. Die Rolli ,
oder Eirſchreibungen, welche hie und
da beiden Shifern ‚ wie beiden Fuhr⸗
leu⸗
* 385
keuten üblich find, muͤſſen, nicht die
Ausſchluͤſung, der nicht auf dem
Rollo fehenden Schiffleute zum End-
zwede haben, fondern die Sicherheit
bei der Waarenfendung. Im diefer
Abſicht wird auf den Schiffer ollo nur
derjenige eingezeichnet, von drm man
die Ueberzeugung bat, daß er deu
Fluß in feinem ganzen Kaufe, die
Art der Schiffe, die darauf die fchir’s
fichffen , die Laſt, welche fie zu tragen
fähig find, u. f. w. genau kennet. Zwar
it niemanden unterſagt, feine Wagare
auch von nicht eingegeichneter Schif—
fern frachten zu laſſen; aber, er ſetzt
fi dabei einer Gefahr ans, gegen die
der Staat ihn gewiffermaffen ſicher ſtellt,
da er ihm auf dem Rollo gefchickte,
und zuverlaͤſſige Leute zur Frachtung
anzeiget.
[
r Solche Rolli, wie auch eine Schiffgefellikaft und
Schiſfordnung find in Anſehen der Fuhrleute zu
Trieft, und unter den Sciffern befonders auf
dem Gauftrome eingeführt.
1. Thl. B 255
30. &
255, Wenn die Menge der Schiffe zu?
Frachtung der Waare zureicht, wird fich
der Dreis von ſelbſt miedrig erhalten, ob>
ne daß eine Taxe gefegt werden darf :'
und wo dieſe Menge nicht ‚vorhanden
ift, wuͤrde eine zu kleine Taxe die Anz
zahl der Schiffe noch vermindern : ift fie
aber dem Schiffer anftändig; fo. häfte
er dafiir auch ohne Taxe aefrachter.
Endlich iſt der Bay der Schiffe auf
den Flüffen noch ein wichtiger Gegenſtand
der öÖffentliden Aufmerkſamkeit. Ohne
Zweifel laßt derſelbe fehr viele wortheil»
hafte Verbeiferungen zu, welde die
Beweglichkeit der Schiffe, ihre Stär-
Fe und Sicherheit vergröffern, und
fie fähig machen, eine gröffere Menge
Waaren zu laden. In Aufehen der
Flußzoͤlle auf Kanglen, oder Schleuſ⸗
ſen, und andern Durchzuͤgen, deren
Unterhaltung dem Staate hoch zu ſte⸗
ben Eömme , iſt denjenigen, was oe
Straffengeldern gefagt worden ‚ bier nicht?
zuzuſetz en.
Yu,
Bon Aſſekuranzen.
250.
edes Unternehmen der Handlung ſetzt
den Unternehmenden einiger Gefahr aus,
Alſo ift nicht ſowohl die Gefahr übet-
baupt, als die Gröſſe derſelben, welche
gefiheuer werden kann. Das einfachfte
Mittel, fo fi anbietet, dieſe Gefahr zu
mindern, ift, fie zu theilen. Man hat
beobachten fönnen, daß nicht jede Waa—
renverfendung verunglüdet. Aber man
bat zu gleicher Seit auch beobachtet daß
von einer gewiſſen A zahl, im einer
gewiſſen Zeit, immer ein Schift verun ·
gluͤcket: und jeder Handelsmann hat zu
fuͤrchten, daß das verungluͤckte Schiff
das Seintge ſeyn werde. Wenn er ſich
nun ein seln betrachtet, foiftdie Gefahr,
der er fich Ba ſieht, gleich dem
2 Wer⸗
88.” oa
Detthe ſeiner Ladung und des
Sciſ 8; mithin uͤberſteigt ſie um Vieles
bie. Hoffnuug des Gewinns. Betrachter
aber der Handelsmann feine Verfendung
als einen Ey heil der ganzen ‚Handlung N
weige in einer gewiſſen et gefche=
ben, und wovon Nur ein Sa verun⸗
gluͤcken wuͤrde; ſo iſt die Gefahr unter
alle getheilt, peithin nad dem Xer-
hältniffe vermindert, als mehrere Scifz
fe zu dieſem Ganzen. gerechnet werden s.
Sollten nun alle Handelsleute eines ge-
wiffen Platzes, welche in einer. gewiffen
Zeitfrift Xoaren zu verfenden haben\,
fih vereinigen , das Ungewifle der Ge-
fahr dergeſtalt wechfelfeitig auf fi zu
nehmen, daß fie unter fi demjenigen ,
der verunglüder, dur einen antheilmäß
figen Zuſchuß den Schaden erſetzen, fo
würde dieſe Vereinigung eine Art von
Verſicherung ausmachen.
s Man kann dieſes? —— durch Zahten fofaens
dDermafien ousdrüden, und pielleicht deutlicher mas
ben. Wegen der Beihrigkeir der Berechnung indeſ⸗
fen angenommen, daß von 100 Schiffen in einem
Zah⸗
Da X [2
8 DO 9
Sabre 2 zum ®@rumd geben, jo if, die zanze Se
fahr, auf die 100 Schtfe eingerheilt , Dad Berbälrs
nis derſelben mie 2 zu 100, oder Der fünfzizte Thet
257.: Das iff, wie, die einfachfte ,
alfo auch wahrfcheinliher Weile die erfte
Geftalt „. unter welcher die Maaren»
verfihperung entſtanden iſt; in einen
Seeplatze, zwiſchen Handelsleuten eis
nes Handelsplages , oder einer Küfte ,
wo die jährlichen Unglücksfaͤlle allge—
meiner bekannt, leichter einem Ueber—
ſchlage unterworfen werden. Wo die
Zahl der Schiffe, die in einer gewiſſen
Zeit abgefender werden, ungewiß war ,
Sam eine ſolche Art von Verſicherung nicht
zu Stande, Aber fieit derfeiben fanden
fid Spekülirer, welche die namliche Be—
rechnung auf Schiffe von verſchiedenen
Haven und Handelsplägen anwendeten ,
ind anf diefem Wege immer einen. Hate
delszweig fanden, der dem Handeldmanne,
fD etwas zu verfenden hatte , vor—
theilhaft war , da er. ihm die Gefahr
auf ein geringes herabfegte , demjenigen
aber, der Die Berminderung der Gefahr
2.53 über
298 %
über fih nahm, einen auſtaͤndigen Ger
winn gab. Die Spekulation mußte un—
gefähr auf folgende Art gefcheben. Wenn
5 3. von hundert Schiffen zwey
verunglücen,, fo koͤnnen dieſe veruns
gluͤckten Schiffe erfeget werden , mwoferne
jedes verfendete Schiff den fünfzigffen
Theil des Werthes als Erfag beiträgt
Alſo kann man gegen die Entrichtung
des fuͤnzigſten Theils den Befigern ih—
ve ganzen Schiffe verfichern. Aber,
weil zu dieſer Berfiherung ein Fond
erfodert wird, welcher auch, ohne hie—
Ger verwendet zu werden, Zinfe abges
worfen hätte; fo müffen noch die antheil:
möffigen Zinfe dazu geſchlagen werden.
Endlich ift auch möglih, dag mehr
als die brechnere Anzahl Schiffe vers
ungluͤcket: und felöft ohne diefe Betrach⸗
sung, wenn der Merfichernde fonft
feinen Bortbeil als die gewöhnlichen
Zinfe erwarten fol, wird er feinen Bes
weggruend haben, dieſes Gefihaft zu
übernehmen. Daher muß über die bes
rechnete Gefahr und die Zinſe, noch
| ei
* 391
ein Gewinn zugeſchlagen werden , wel-
her zur Uebernehmuug der Verſicherung
bewegen kann.
258. Hieraus laͤßt ſich von den Ver⸗
ſicherungsgeſchaͤft eine richtige Er—
klaͤrung geben. Es iſt naͤmlich ein Ver—
trag, durch welchen die Gefahr ei⸗
nee Handlung gegen einen gewiſſen
Dreisübernommen wird. - Der Were
fiherungsverfrag ſelbſt wird die Aſſe⸗
kuranzpolizey, der Preis die Aſſeku—
ranzpraͤmie (Prime) der , fo die Verfi-
eherung uͤbernimmt, Aſſekurant, der
fie empfängt, Aſſekurat genennet. Man
weis, Daß der Urſprung der Affefuran-
zen auf das Ende des zwölften Jahrhuu—
dertd zuruͤck zuführen iſt⸗ zu weicher Zeit
die Juden aus Franfreih vertrieben wur;
den. Die Englander gaben diefem Ge—
ſchaͤfte am erfien eine vegelmäffige Geftalt,
da fie davon in ihrer Handlıma Gebrauch
machten.
259. Das Aſſekuranzgeſchaͤft laͤßt
fih unter einem zweyfachen Gefihts>
punte betrachten: als Hilfsmittel der
Bb4 Hand:
se · SE
Handlung, und ſelbſt als Handlunag-
zweig. As Hilfsmittel der Hand-
fung macht es einen Theil de8 ac
renpreifes aus, welcher nah dem Ber-
haͤltniſſe aröffer , oder kleiner ſeyn wird,
als die Aſſekuranzprimen gröffer, oder
Eleiner find. Ber dem auswärtigen Hau—
del alſo wird , alles’ übrige gleich genom-
men, diejenige Nation den Borzug im
Dreife behaupten, melde am niedrigſten
verfihere Als Dandlungssmetg,
da die Primen der Nationalhandlung
in dem. Lande gezahlt werden, erhalt
er den relativen Reichthum des Staats
nnd vermehret ihn, weil die fremde
Handlung fie dem Staate entrichtet. Die
Gröffe der Aſſekuranzprime . hängt
ab von der Gefahr Der Frachtung
von den hohen oder niedern Zinſen,
und von dem Gewinne, dendie Aſſe—
Furanten dabei erwarten koͤnnen.
260. Was immer die Giefahr der
Fraͤchtung vermindert, ‚gereigt der
Aſſekuranz zum Vortheile. Hieraus wird
| deuit⸗
& Rh =: 308
Deutlich, daß die Fänge einer Meiig
die Befchaffenbeit der Gewaͤſſer
welche befhifit werden, die Biicyanyen«
heit der Haͤven, wo man einläuft, die
Sahrgzeit, die Scherheit Der Flags
gen, der Friede zur GSee, die Bau:
artder Schiffe, die Geſchicklichkeit
der Schiffer , und ihre Redlichkeit,
bei den Affefuranzverträgen fehr in Ve—
trachtung fommen, und ‚wie viel. die
groͤſſern Seemaͤchte gegen die Fiet-
ſeren in Anfehen der Affefnrangen
voraus. haben. Die Betrachtung, iſt
bereits gemast worden: daß die Staa—
ten, welche zur See mädtig find, ſich
hüten werden, das mittellaͤndiſche
Meer, wie fie leicht koͤnnten, von der.
Seeraͤnberey zu reinigen. Ihre Schif—
fe bleiben von den Korſaren unangegri—
fen; die Handlung der kleineren Staaten
aber kann nie empor kommen ‚weildie Schif—
fe derſelben vor den Raubſchiffen in Gefahr
find, mithin immer hoch aſſekuriren müffen.
t 256.
2 re
;
Din, 261
394 —F
261. Da die Gefahr der Frachtuug
der eigenliche Gegenſtand der Aſſeku—
ranz iſt, fo haben verſchiedene Schrift—
ſteller behauptet: daß nur der wirkliche
Werth der Waaren, nicht auch der Ge—
winn verfihert werden koͤnne. Eben
ſo wird das Leben der Menſchen in
Frankreich fuͤr keinen Gegenſtand der
Aſſekuranz gehalten. In England (ſagt
der Verfaſſer der Anfanasgruͤnde der
Handlung u) verſichert man auch
das Leben der Menfchen: in $rank«
veich bat man Die Freyheit zu ver=.
sichern, weislich auf die Freyheit
und wirklichen Güter eingeſchraͤnkt.
Das menfhlihe Leben muß Fein Ge⸗
aenftand der Handlung feyn: eg ift
ver Geſellſchaft zu Foftbar, und
kann durch Feinen Entgelt erſetzt
werden, /
g Elem. du somm. Gh, VIE:
063 Henn bier nah dem Worte su ent:
fheiden wäre; fo koͤnnte in der That der
Bes
3
| 203 395°
- &ewinn nicht verfichert werden, weil, im
eigentlichften Verſtande, dabei feine Ge⸗
fahr iſt. Indeffen it in England er:
Yaubt, auch den Gewinn verfichern zu
laffen, wenn man eg nur erklärt , und
ihn benennet. In einem gewiffen Bere
ſtande kann man fagen, daß der Kaufe
mann immer Gefahr läuft, von feinem
Gelde, welches ihm auf eine andre Art
Vortheil wiirde gebracht haben, kei—
nen zu ziehen, mithin die Zinfe des
Fonds zn verlieren, und fein Kapi-
ta, , befonders auf weiten Reifen fo lan—
ge zu enibehren : und Ddiefe Gefahr läßt
fih nah dem Werthe der Waaren fhde
gen. Uebrigens, fobald fih der Aſſeku—
rat erflärt bat, wird auch der Aſſekurant
feinen Vertrag darnach eingerichtet Bas
ben. Alſo ift von Feiner Seite eine Ver⸗
letzung oder MUeberoortheilung vorhan⸗
den: und eigentlich wird die Gewinne
verſicherung als eine Mt von Gefell
Schaft aufden Antheil des Gemwinng
zu betrachten ſeyn. Der Aſſekurat bes
gnuͤget fich au einem kleineren aber bee
ſtimm⸗
308: . 202
fiimmten Gewinn , und überläßt dem
Aſſekurauten dafür, daß diefer ihm den
kleineren Gewinn gewiß machet, den un⸗
gewiſſen groͤſſeren. Der allgemeinen
Handlungsleitung aber liegt weſentlich da⸗
ran, die Gewinnverſicherung zu erlau⸗
ben, weil nah dem eigenen Zwecke des
Aſſekuranzgeſchaͤfts, die Entſchloſſen⸗
heit zu Handlungsunternehmungen da—
durch vergroͤſſert wird.
263. Aus dem naͤmlichen Grunde ;
dag der Affeturant feinen Vertrag dar
nach einrichten wird, fehe ich nicht ein ,
warum, wie Fortbonais nach dem
meifien — dafür halt ,
nur der wirkliche Werth der Waare
und, Schiffe verfihert, und diefer nicht
nach Willkuͤhr, auch höher angeſetzt
werden ſollte. Laͤßt es ſich dann he⸗
ſtimmen, was der wirkliche Werth
einer Waare iſt? Der Ankaufpreis kann
zum Maaßſtabe nicht angenommen wer—⸗
den. Denn der Erzieler, wenn er ſelbſt
verſendet, hat nicht angekauft. Nach
Verſchiedenhrit der Unſtande und. des
Kennt⸗
Su... '007
Kenntuiffes wird die namliche Ware ,
’d
bald höher bald weniger bezahle: Die
naͤmliche Wasre aber kann nicht mehrete
wirkliche Werthe haben Cben fo ver⸗
haͤlt es ſich mit dem wahrſcheinlichen
Verkaufpreiſe: der Zuſammenfluß,
das Beduͤrfniß, das Gluͤck, das Kennt—
niß des Käufers und Verkaͤufers verätte
dern den Verkaufpreis, wie den Ein—
Faufpreis. Was für eine Diele von Un—
gemwißheit und GStreitigfeiten! welche sn
ficherfien vermindert werden, wenn es den
Bertragenden uͤberlaſſen ift, über die
Schäsung des Werthes unter ſich uͤbereins
zu onen. In der Aſſekuranzpolizey
muß der Werth ausgedruͤckt werden !
und nach dem Werthe wird auch die Pri⸗
me erhöht. Alſo geht von Geite des
Ziffefuvanten, falls er den Werth über>
fest , fein Betrug vor, weil er Dagegen auch
mehr giebt, als er ſonſt zu geben hätte.
Solite er, um die gröffere Verguͤtung
zu erhalten, feine Sendung vorſetzlich
verunglucken laſſen; in diefem Selle ift
der Aſſekurant zum Erſatze nicht vers
bun⸗
398 *
bunden, Yu der That aber iſt es dem Aß
ſekuranten einerlzi, ob er mehrere
Schiffe, oder eine wirklich Fofibare- Las
dung verfichert hätte. Auch darin ſehe
ih feinen Betrug, ein Schiff von meh⸗
reren affefuriren zu laffen, obgleich eis
ne Sade nur einen Werth hat. Der _
Aſſekurat macht abermal die Beding-
niffe glich, da er td) mehreren Primen
unterzieht. Wäre alfo bier Betrug mie
unter; ſo müßte er fih in dem Fall der
Verunglückung zeigen, da der Aſſekurat
feine Waare von mehreren zugleich ver
guͤtet bekoͤmmt. Doc diefen Betrug kann
Eein einzelner Aſſek rant in Aufhlag
Bringen, Hatte er allein affefurirer; fo
haͤtte er wicht weniger zu zahlen gehabt ,
als da mehrere zugleich das Schiff verfie
chert haben. Alles, was bei diefem Um—
ſtande einigermaffen zu bedenken koͤmmt,
iſt der Verdacht: daß vorfichtige und red⸗
liche Handelsleute ſich nicht leicht zu grof-
fen oder vieifahen Primen entfchliei-
fen; dag alſo diejenigen, welche fich Dav-
anf
* 399
rauf einlaffen wohl irgend eine vors
fegliche Verunglüdung im Schilde füb«
zen dürften.
264. Der Gedanke iſt ganz eigen :
weil das Leben unſchaͤtzbar v ift, ſoll
man: nichtd dafür geben. Nach diefent
Srundfage würde eine Waare im̃er deſt o⸗
weniger ein Gegenſtand der Aſſekuranz
ſeyn, je koſt barer fie iſt Das Gegentheil
iſt natuͤrlicher: je koſtbarer das Leben der
Menſchen iſt, deſto mehr mus man fee
ne Gefahr zu vermindert ſuchen. Eis
gentlich koͤmmt auch nicht das eben des
Menſchen in die Schägung, ſondern das-
jenige was der Lebende zu erwer⸗
ben fähig wäre: Die Lebensaffefurang
wäre alfo felbft von dem Stante zu lei-
fin, wenn fh Privataſſekuranten nicht
dazu verfiehen ſollten. Sie vermehrt die
Eutſchloſſenheit zum Seedienſte, und die
Ehen der Seeleute. Entweder wuͤrde ſich
ein Verehlichter ſchwer auf die See wa—
gen, weil er mit ſeinem Tode Weib und
Kinder hilflos lieſſe: oder der Matrofe
wuͤrde aus eben dieſer Betrachtung keine
Bes
400 Be
Familie heben wollen. Die Pebensaft-
Fein fr giebt der zuruͤckbleibenden Fami⸗
einen. Erſatz, und das Bedenken iſt
gehsben: ſie vertritt gewiſſerwaſſen die
Slelle einer Biktwen— oder Weſſen⸗
Fol urdas Shiffs volf. Dieſe Nied⸗
lichkeit des frauzoͤſiſchen Schriftſtellers
*8* — ſonderbarer, da man ich im
rech kein Bedenken macht, die
—
Eule, worauf Die Negers von den
an auiſchen Kuͤſten nad) Amerika ‚über
gelegt, werden, verfibern zu laſſen.
ind Die Negers Feine Btehfhen ? ?
v 261»
298 Die Gefahr der Schiffahrt iſt
anenfadz der gaͤmzliche Verſuſt des
Gaijes,ı der. die Haverey. Unter
dieſer lesteren verfieht mian den Schaden,
den ein Schtff durch die, Laͤnge der Nei=
fe sur Iriirhr. oder fonft bei, aufs
fer seen lichen Zufallen aneinem Thei⸗
le , entweder der Schfrng gehoͤr, oder
der Laͤdung leidet: z.B. den eh
sr Der
& 401 |
der Anfer und Tauen, des Maftg,
den der Schiffer abzufappen, oder den
Verluſt einiger Güter, welde er
zur Rettung des Ganzen über Bord zu
werfen, gezwungen war, die Kalfsterung
oder Ausbefjerung, wenn das Schiff in
feinem Laufe leck geworden u. d. In
einigen Aſſekuranz und Havereyord⸗
nungen wird die Haverey in die Flet-
nere oder gewöhnliche „ die beſonde⸗
re, und groffe oder aufferordentliche
unterfihieden. Die Havereyen werden,
wenn ein Schiff nicht verfichert ift, durch
eine Untertheilung von allen "Befradhe
fern getragen; von den Afjfefurensen
aber werden fie überhaupt für befchwers
licher angefehen, als die Verfigerung |
des Ganzen Fortbongis merfer
an, dag von 180 Schiffen, laut eines
Auszug: der Geeregifter, jährlich ein
Schiff verloren gehe; daß aber der ges
wöhnlihe Havereyverluſt von eben
Diefer Zeit und Zahl, auf zween Schif—
fe berechnet werde. Auch find Ddiefe
Verguͤtungen ein Gegenfiand beffändiger,
il, Tl. i Cc und
+04: 8
und ſehr verwickelter Streitigkeiten. Da
unn dadurch die Aſſekuranzprimen ſehr
erhoͤhet werden; fo muͤſſen ſowohl die Ale
ſekuranzordnungen, als die Affefue
ranfen in ihren. Verträgen, alles, ‘fo
ſehr es moͤglich iſt, in das Deutliche brins
gen, und die Art, wie die Erklaͤrung
und der Beweis des Havereyverluſtes
geſchehen fol, fefifegen.
266. Auch die Flußſchiffarth, und
ſelbſt die Landfracht kann gewiffen Ge—
fahren ausgefeget feyn, mithin ein Gegens
fand der Affefuranzverrräge werden.
Das Maaß der Gefahr wird bei beiden
ungefähr nach obigem Verhaltniffe zu be—
ſtimmen feyn: aufder Flußfarth, nad
der Befchaffenheit des Fluſſes, der
Range der Fi der Witterung,
der Befchaftenheit der Fahrzeuge,
der GefchicklichFeit der Schifleute,
und den oͤffentlichen Anftalten, die
Ufer und den Fluß ſelbſt vom Raub—
geſinde zu reinigen: bei der Landfracht,
nach der Länge der Reiſe, der Bee
| ſchaf—⸗
* 408
ſhaffenheit der Wege, und ihrer Si⸗
Herheit. Bei laͤngern Reiſen, als den⸗
jenigen, welche aus Rußland nach Chi⸗
na geheit, und wo man mit den Waaren
Wuͤßeneyen, fo von Räuberhorden
berufen find, durchzuziehen hat, ift es ges
woͤhnlich, dag ſich ganze Reifefarayaner
zur wechfelweifen Bertheidigung vereinie
gen, und einen eiguen Führer der Ka-
zavane erwählen. Manchmal miethet man _
fich auch eine Morde von eben diefen he—
rumſchweifenden Rändern, welche die an—
dern vom Angriffe abhaͤlt.
267. Der zweyte Theil der Aſſeku—
ranzprime find die Zinſe x. desjenigen
Fonds, welder zu der Verſicherungs⸗
kaſſa gewidmet werden muß. Die Verſi⸗
cherung geſchieht entweder durch einer
eignen, niedergelegten Fond, wel-
ches man Affefivanz en Commendite nen—
net; oder eine Gefellfchaft übernimmt die
Verſicherung, ohne eigene Summen
niederzulegen, gegen wechfelfeitige Ver—
vflichtung ihres ganzen Vermögens. Die
&ca2 erſta
404 &
erfie Art iſt die Foftbarfte und be—
ſchraͤnkteſte: das erlegte Geld mug im>
mer. bereit ſeyn, mithin das ganze Ins
tereffe in die Prime eingerechnet wers -
den. Auch Fann fie für Feinen gröfferen
Werth Berfiherung übernehmen, als
nach der Gröffe des beftimmten Fonds,
Die zweyte Art der Aſſekuranz ift von
Seite der Zinfe vortheilhafter, von
weiterem Umfange, und in groſſen
Handelsfiädten üblich. Aber es ift auch
nicht zu laͤugnen, daß fie für die Aſſe—
Furanten gefährlicher iſt, weil oft ein
Handelsmann für gut angeſehen wird,
der, wenn der Umſtand fi) ereignef,
daß fein Vermögenfiand entdeckt werden
muß, unzahlhaft if. Wenn eine Bank
afjefurirt, oder auch dag en Commendi-
te niedergelegte Geld fonft auf irgend
eine Art genüßt wird; fo mug dennoch
fuͤr das Affefuranzgefhaft immer ein Theil
Geldes in der Kaffe behalten, und der
Zins davon der Prime zugefehlagen wer-
den. Durch eine Drifte Art von Affe
kuranzvereinigung laͤßt fih fowohl der
ganze
& 405
ganze Theil von Zinſe in der Prime
aufheben, als die Sicherheit der Aſſeku—
ranztheilnehmer erhalten: namlih, wenn _
von den Theilnehmern der Affefuranz
nicht Geld, fondern eine fihere Hy⸗
pothek nah der Summe der Theilneh⸗
mung angezeigt wird y. Jeder Affekits
ranztheilhaber zieht hier von feinem Fond
ohnehin Vortheil, und die Aſſekuranz⸗
kammer ift wegen des Beifhnfes hin⸗
Tänglich bedecket.
x 258.
y Das war die Verfaſſung der Triefter Aſſekuranzge⸗
fellihaft, bet welcher Verſchreibungen auf undes
wegliche Güter, Banfopapiere u. d. eingelegt mers
den konnten. Der Einlegende zog davon befländig
ven Nuben ; die Geſellſchaft hielt Ah nur daran,
wenn etwas beizutragen ionr , Und jemand den Beis
erag verweigerte. .
268. Alles übrige, bei zwo Nationen
‚gleich genommen, wird diejenige wohl⸗
feiler aſſekuriren koͤnnen, wo die Zinſe
niedriger ſind. Nach den Zinſen mißt
ſich auch der Gewinn ab, welchen die
Aſſekuranten bei ihrem Gefchäfte za
—6 ma⸗
406 X
machen verlangen , welches der dritke
Sheil der Prime 2 if. Drdentliher -
Weiſe ift der Affefurant hier als ein Haute
delsmann zu betrachten, der fein Geld
auf das Beſte geltend machen will.
Gewöhnlich fucht der Handelsinann von
feinem Gelde zweyfache Zinſe zu ziehen:
einmal arbeitet nämlih das Geld für
fich ; das ift: ohne feine Mühe, würde
es ficher angelegt, die gewöhnlichen
Zinfe abgeworfen haben; das zweyte ift
der Lohn feiner Anwendung und Aemfig-
keit. Wenn alfo in einem Lande die Itte
gerefjen zu 33 find, fo wird fich der Hans
delsmann an 6 Gewinn bei feinem Geſchaͤf⸗
te geuügen laffen, da er, wo fie 4 hoch
And, 8 fodert. 7
z 258. Diefe Berechnung fönnte nur in einem fans
de Ausnahme leiden, wo die Rapitalien fo häufig -
And, daß dieietben bei dem Feldbau und in Mar
nufafruren unterzubringen, feine Gelegenheit mär
ze, wo alfo der Befißer, Lieber an einfachen Sin:
fen von der Affefuranz fich befriediget , als dap er
fein Geld ganz unbenützt läßt. i
269. Dadie Aſſekuranzprime einen
Theil des Wonrenpreifes ausmachet; fo
Eh
Bo 487
iſt der Bortheil der Aſſekuranzen für die
Ration, dag man indem , was man von
andern empfängt, weniger au fiezabit,
entgegen in dem, was man am Fremde ab⸗
giebt , mehr von ihnen bezalt erhält, wenn
man feine: Sendung felbft verfichert,
Kann man e3 dahin bringen, auch frem⸗
de Schiffe zu verfihern; fo eignet matt
fich einen Theil ihres Gewinnes zu, und vers
wehrt den relafiven Reichthum a des
Staates durch die empfangenen Affekus
ranspreife. Diefer leste Vortheil hat fo-
gar Nationen , die in der Haudlung Nebens
buhler find, bewogen, ſich wechſelweiſe
ihre Schiffe zu verfihern, Die Engländer
verficherten insgemein fehr viele franzoͤſi—
fhe Handelsihiffe. Aber bei Gelegenheit
des vorlegten Krieges huben fie durch ein
Verbot die Freyheit auf, franzöfifche
Schiffe zu verfiherne. Diefes gab Ge—
legenheit zur Unterſuchung der Frage:
Ob es nuͤtzlich fey, wach Feindliche
Schiffe zu verfihern? Die Engländer
hatten es vor diefem DVBerbote beftändig
gethan: durch die Franzoͤſiſchen Verſi—
Era che⸗
408 5
cherunas ord nungenaber iſt überhaupt,
die ſogenannte geheime Aſſekuranz, mithin
auch die Aſſekuranz feindlicher Schiffe
unterſagt. Bei Entſcheidung dieſer Fra—
ge koͤmmt es auf die Stellung der wech⸗
felfeitigen Macht, und auf,die Abſicht
Der Kriegenden an. Wenn man erwägt,
dag zur Siriegszeit, damals befonders,
wenn die feindliche Marine den Mteifter
fpielt, die Primen hoc) ſtehen müffen ;
fo ii gewiß, dag die affefurirende
Hation, durch die Vergütung ‘einen groſ—
fen Theil von dem Werthe ihrer Priſen
wieder verliert, Indeflen iſt nicht wer
niger gewiß, dag ohne Aſſekuranz ganz
Fein gegenfeitiges Schiff in der Gee ſeyn,
mithin die Nation weder Prife, noch
Drime haben wide: melde letztere in
beiden Fällen ein Mationalgeminn if,
wenn das Schiff nicht weggenommen wird,
und wenn es wirklich weggenommen wird:
denn die afjefitrirende Nation hat immer
den Werth des Schiffs für das, mas fie
zahlen muß. Das einzige verdient je
doch betrachtet zu werden; daß die Affe-
file
* 409
ruranten, welche Privatleute find, die
aus der Priſe nicht den Vortheil zie—
hen, die aſſekurirten Schiffe wegen der
Stellung der dießſeitigen Flotte und Ars
mateurs wahrfheinlih warnen werden.
Eigentlich alfo würde in einer ſolchen Las
ge das Affefuriren nur ein Geſchaͤft für
den Staat ſeyn. “Die Engländer aber
fHeinen , nach der Anmerkung Fortbo-
nais, beidiefem Verbot einen höheren
Endzweck gehabt zu haben: nämlich
die Handlung Frankreichs zu Grumd zu
‚richten, und diefem Staate alle Gemein⸗
Schaft mit deu Kolonien abzufchneiden, »
© 258.
270. Wie überhanpt der Iufammen:
fluß bei allen Handlungsgeſchaͤften die
Preiſe herabſetzt; fo wird feine Wirfung
fihb auch bei den Aſſekuranzen zeigen.
Es wäre alfo nachtheilig, irgend einer
Geſellſchaft ein aus ſchlieſſendes Recht
der Aſſekuration zu ertheilen. Richt nur
die Aſſekuranzkammern müſſen ver⸗
Cc5 mehrt,
410 &
mehrt, ſondern auch einzelnen Handeld«
leuten mug das Recht zu aſſekuriren, nicht
benommen ſeyn, wenn fie ſich nur nad
der Vorſchrift der Aſſekuranzordnung
verhalten. Und ungeachtet es der Nati—
on voriheilhafterift, wenn fie bei ihrer
Handlung auch die Aſſekuranzprimen
ſelbſt gewinnt; fo fol dennoch dem Nas
tionalhandelsmanne unverwehrt ſeyn, ſei—
ne Waare aus waͤrts aſſekuriren zu laſ⸗
ſen, wenn ihm die fremde Aſſekuranzpri—
me geringer zu ſtehen köͤmmt. Dieſe
Freyheit kann zugleich den etwa zu hoch
gefvannten Foderungen der inlaͤndiſchen
Aſſekurateurs Einhalt thun.
271. Die Menge Streitigkeiten, die
- bei dem Affekurationsgefhäfte an beiden
Seiten der Beriragenden vorfallen, mas
hen Aſſekuranz und Havereyordnun⸗
gen, und Aſſekuranzgerichte noth-
wendig. Die Seemaͤchte, uud anfehn-
lihften Seehandlungsgeſetze haben
ihre eignen Aſſekuraänzordnungen,
unter denen die hamburgiſche fid darch
die
I. 412
die Vollſtaͤndigkeit und genaue Beſtim—
mung über die wichtigen. Vorfälle aus—
zeichnet. Das gute Zutrauen iſt die Gre:
le diefes Gefhafts, Die Gerichte muͤſſen
dartiber auf das ſtrengſte halten, und dic
Aſſekuranzordnungen auf jeden Bes
trug den Verluſt der Prime fefifegen.
Der Affefurant mug vorziiglie durch
beide befchüiget werden, weil er beſtän—
dig den Webervortheilungen der Aſſeku—
vaten bloß -gegeben ift; dieſe hingegen,
yon ihm nie hinterführt werden koͤnnen.
iX,
412 —
IX.
Vom Gelde,
272.
S), Metalle find zu Ausgleihung
des Empfangenen und Gegebenen ,
zwifihen einzelnen Handelnden und zwi—
fhen Nationen angenommen, und were
den 5 als der allgemeine Entgelt in dem
Tauſche betrachtet. Aber fie find eigent-
lich nur der Stoff des Geldes. Um
wirklich Geld, oder richtiger gefprochen,
Minze zu werden; mußten die Zwei
fel gehoben fenn, welche bei dem Em—
pfange eines Stuͤcks Metall auffteigen
fonnten. Diefe Zweifel rühren von zwo
Urfachen ber » die Metalle find einer
Vermiſchung fähig ; und das Gewicht
des Stüdes iſt nicht beſtimmt.
6. &. 21.
273.
u 418
273. Die Metalle Finnen mit andern
Metallen verfeget werden. Diefe Bufäs
Ge vermindern bei Metallen die Fei—
ne, welhes man Korn c zu nennen
pflegt. Der Empfänger ift alſo beftändig
der Gefahr unterworfen, unter einem ges
wiſſen Umfange von fogenannten Gold
und Silber fo viel weniger zu empfans«
gen, als der Zuſatz des fremden Metalle
beträgt. Zwar kann man diefe Vermi—
{hung durch verſchiedene Mittel entde—
den. Aber einige derfelben find, ohne
befonderes Kenntniß, welches nicht jeder>
mann fih eigen machen kann, unzuverlaͤſ—
fig; einige find zu fangfam, zu fofibar,
folglich dem behenden Gange der Vertau—⸗
hung hinderlich. Um die VBermifhung
nach. iheen Graden anszudruden, mußte
men erſt Zahlbenennungen feflfegen ,
die hoͤchſte Feine anzuzeigen, von wel-
er dann die Abweichungen durch Zah—
lenfiufen bezeichnet werden. Man nahm
ein gewiffes Gewicht an, d das man
willührlich in Theile zerfiücte, Wenn
die Theile des Gewichts alle genennt
wer:
- 1
414
werden, bedeitiet es, daß das Metall kei⸗
nen Zuſatz bat: z. B. 16 Sechszentheil
find ein Ganzes. Die folgenden Benen—
unagen zeigen an,. wie viele Theile des es
deln Metaus nad dar Scheidprobe vor-
handen e feyn würden. Das Gewicht,
oder Schrot, müßte erft dur die Was
ae beſtimt werden, wobei deñoch Die Zweis
fel, vonder Richtigkeit der Wage und
der Rewichtibet!e, dann die Beſchwer⸗
lichkeit der Stuͤckelung nicht gehoben
wird, um, beſonders bei einem Fleines
ven Kaufe, von dem Metallflumpen ges
rade fo Hiel abzuftoffen, als nöthig iſt.
e Weil das Metall, fe nachdem es feiner ift, im
Anbruche ein feinered und dichteres Korn zeiget,
Die Hart, welche in Deutſchland die kollniſche
aenenner wird. Die Unterrheilung der Silber
find: ı Mark in 15 Loth: ı Loth in 18 Gran,
Die Franzoſen tbeilen ed in 12 Deniers, deren
jeder 24 Gran halt, Die Mark Hold in 24 Carat;
ı Carat in 4 Gran, jeded Gran inz Grän:, die
Sröne alfo And bei Hold und Silber gleid 288.
Am Müngprobegewicht har man eine gan auderors
entlich Fleine Untertheilung, da ı Loth in 2750. ,
Theile zerſtückt wird, die man den Richtpfenning
nenner. Dieſe Heinen Abtheilungen find , damit die
Proben im Aleinen , mithin mirweniger Koften ges
macht werten. Die Einrheilungen, welche andre
Obiker beiihren Metallen angenommen haben, ſind
im jenen Tandlungswörterbuche zu finden,
eu
415
4)
3
il5
© 15 Körhig helft alſo: Fühnfzehn Korb Zein, ein Kork
Zuſatz; die Mark mis Zuſatz wird die rauhe Mark
genennet.
274. Dieſes wechfelweife Mißtrauen
zwifhen Käufer und WVerkaͤufer zu
heben, mug ein Mittelsmann dazwi—
fen treten, in welden beide Theile
hauptfählih darum gleiches Zutrauen
fegen, weil er mit feinem derfelben im
beſond rer Verbindung fteht, mithin kei—
ne Urfache Hat, einen oder den andern der
Kaufverträger vorzüglih zu beguͤnſtigen.
Zwiſchen Gliedern der nämlichen Geſellſchaft
kann niemand dieſes wechſelweiſe Zutrau—
en beſitzen, als der Regent, der aus
feinem Grunde den Geber mehr, als
den Empfänger, aber aus unendlichen
Gründen und uͤbernommener Pflicht,
beide gleich zu fhügen hat. Der Ger
fegaeber übernimmt es alfo, Korn und
Schrot der Metallftüce zu beffimmen ,
und durch fein aufgedrüctes Gepraͤg die
Bürgfhaft des Werths zu leiften. Das
Gepräg macht nun das Metall zu Mile
3° 1
416 2)
ge, oder wie der Sprachgebraud die
Bedeutung allgemein befimmt, zu Geld.
275. Die Wirkung und der Vortheil
der Auspraͤgung if das Zutrauen, mit
welhem das Stud Metall auf einem fol-
en Zug angenommen wird, auf wel:
chem man verſichert ift, es zu feiner
Zeit wieder hindanzugeben. Die Gröfje
oder Kleinheit, die Feinheit oder Vermi—
{dung des Metalls an fih feldft trägt
zu diefem Zutrauen nicht3 bei, fo lan—
ge die Münze nur unter denen herum—
gegeben wird, weiche gegen denjenigen,
deſſen Gepräge darauf gefchlagen iſt,
einen gleichen Grund des Zutrauens
haben. Naͤhme man alfo einen Staat
von allen andern abgefondert, fo wirden
die Bürger deſſelben, bei einer geringes
ren Münze nicht armer, und bei ei—
nem gröjjeren Stuͤcke Metalls unter eis
ner geringeren Benennung, ſich nicht
veipes finden. Aber alle Staaten. haben
einen Zuſammenhaug mit andern Natio—
nen, von denen jie Bedurfniſſe empfan⸗
gen,
% 417
oen, und an die fie wieder abgeben.
Diefer Zufanmenhang macht, Daß felbft
die Unterthanen bei dem Gepräge ihres
Regenten den Gehalt mit. in Betrach⸗
tung ziehen müffen. Denn da die Hande
lung fie in die Norhwendigfeit verfegt,
mit ihrem Gelde an Fremde Zahlungen
zu leiſten; die Fwemden aber gegen den
Regenten einer andern Nation, Feinen
Grund des Zutrauens f haben, und da-
ber fein Geprage bei ihnen nicht anders
in Betrachtung koͤmmt, als in foferne es
mit dem innern Gehalte uͤbereinſtimmt;
ſo iſt der Regent in Auspraͤgung
ſeiner Muͤnze bemuͤſſiget, immer auf
diejenigen Nationen mitzuſehen, mit wels
en feine Unterthbanen in Verkehr ſtehen
koͤnnen.
F Einiger Grund des Zutrauens iſt dennoch auch bet
Fremden vorhanden, weil nämlich die Münze vor»
bin unter Deu Bürgern des Staates gang und gä⸗
be geweien, gwifchen welchen der Prägende de
gun, des Dortheils zu beobachten hatte.
276. Der innere Gehalt einer Muͤn⸗
jeg ift das Produkt des Gewichts,
il. Chl. Dd and
418 &
und der Keine, welhe bei allen Pk
fern ungefaͤhr aleich betrachtet. werden,
und daher den wahren Werth ausına-
chen. Die aͤuſſere Geftale und Benen—
nung der Mimse, giebt ihr den aͤunſſe⸗
ren, und weil es eigenilih Zahlwoͤr—⸗
fer feyn follen, den davon fogenannten
sählenden Wert. So lange diefe beiz .
den Werthe dergeftalt übereinffimmeen ,
dag der zaͤhlende Werth den wahren
wirklich ausdrückte, Fonnte das Minze _
wefen feinen Verwirrungen unterworfen
feyn. Aber es kam von Diefer „einfachen
Art des Ausprägend gar bald ab. Die
Staaten, welche die Ausgleihung ihres
Waarenempfangs in Geld zu machen
hatten, fuchten fih in der Bezahlung zu
überv-rtheilen: die Unfähigfeir , oder
der Betrug derjenigen, welchen das
Müuͤnzweſen änvertrant ward, und wels
che die Metalle ungleich ausſtückelten,
oder vorfeglich zu gering machten, Die
Koſten der Ausprägung, welde in
die Münze eingerechnet wurden, zu wels
hen unwiſſende Finanzverſtaͤndige noch
den
IT 419
den Praͤg gewinn ſchlugen ‚den ficals ei⸗
ne ergiebige Quelle von Enkuͤnften anprie⸗
fen; eudlich Nothfaͤlle, gegen welche
man in der Veraͤnderung der Muͤnze ſei—
ne Zuflucht ſuchte, dieſe Urſachen ver—
anlaßten, daß die Munzen unter den
crfßen Benenunngen an Korn und
Schrot weniger enthielten, mithin dee
zaͤhlende Werth bloß eingebildet war,
da er nicht mehr den Gehalt anzeigte A.
Ans diefer Abweichung, die in verfhies
denen Laͤndern mehr, oder weniger ſich
ereignete, entſtunden Diejenigen Muͤnzver⸗
scirrungen ; welche den Stadten Muͤnz⸗
geſetze unentbehrlich machen, wodurd
der innere und aͤuſſere Werth der Geld-
de feſtgeſetzt wird.
8 27%
h Die erfken Benennungen der Münzen mußten had
der Abſicht des Geprägs bei allen Nationen Bes
wichtsnamen ſeyn. Diefed zeigen die auf uns
zelangten , theild noch beibehaltenen Wörter: Ta—
ient, Mine, Druchma, AB, Pfund, Maxrk,
Velos, Kivre, Grot u. |. w. Gewinnſucht und
Beirug gebrauchten Ah wahrſcheinlich zuerſt der
LEitelkeit, um es dom der urſprünglichen Einfache
beir abzubringen die ihren Abſichten ſehr im Weg
fand. Sie fehmeichrelen Regenten , daß tie dem.
D d 2 Mün⸗
430 *
Münyen Namen derſelben beilegten; daber die Darl⸗
ker, Philipper, wie heute die Louisdor, Carlim,
Nachdem dieſe Namen bei einigen Münzen Oang—
barkeit erhalten hatten, war es leicht bei, andern
die Namenvondem Bepräge z B- Bigateſi, Ekus,
Erufaden, und mehr ſolche Benennungen einzufüh—
ren, die auf den Gehalt Feine Rezlehung hatten, die
alfo anshörren Ausdrud desnennendenWerthes zu
feyn. Endlich verſchwanden die bedeutenden Namen
gany, und traten willfübrfidie on tbre Stelle;
was fagt: 3. B. Thaler, Gulden, Dukaten, U.
fx w. Und da, wo man Gewichtswörter bei bes
balten bat, ıft ed wahre Perfiflage, eine Neffung
Ber Narionen. Cine Livre ,„ die zu Karl des Grofien
Zeiten 10 Unyen Markgewicht an Silber betrug,
ft heute die Benennung einer Münze, die nie
ganz den 66, Theil derfelhen enthält. Wen alfe
ſchreibt der Werfaffer ber Recherches sur le comer-
ee T. J. in Sranfreich zu Karl des Broffen Zeis
ten eine Stadt der andern 120 Livres Zinfe
ſchuldig war, mußte fie 190 Unzen bezahlen:
und heute wurde fiemit einem Sechslivrethgz
Ter nad) dem zählenden Werthe bezahlen.
277. Die Muͤnzgeſetze, nach mels
een ein Staat feine Muͤnze ausprägt,
werden der Moͤnzfuß genannt d. Bei
Entwerfung deffelben würde auffer dem
Gehalte der Metallſtuͤcke nichts zu be-
sbachten gewefen ſeyn, woferne mar
zum Stoffe des allgemeinen Entgeltg
der Münze nur ein Metall gewählet hate
te, Aber, da man hinzu zwey Metalle,
Gold naͤmlich und Silber wählte wel⸗
"ge
Le) 421
che. in einer der hauptſaͤchlichſten Eig ens
ſchaften des Vorſtellungszeichen, in der
Seltenheit A unterſchieden finds ſo iſt
es bei dent Muͤnzgeſchaͤfte nicht genug,
auf Feine und Gewicht des einen
Metalls zu fehen; es ift nothwen dig
diefes bei beiden 2, und zugleich das
Verhaͤltniß zu beobachten, welches beig
de gegeneinander in Anſehuug der Gels
tenheit haben, Natürlich mußte dasje—
nige Metall, welches Feiner iſt, eis
nem nach DVerhältniffe diefer Selten
heit viel gröfferen Stuͤcke des häufiger
vorhandenen Metalls gleich geachtet wer—
den: und, wenn die phyſikaliſche Anz
weſenheit des Metalls allein den Webers
flug oder die Seltenheit der Metalle bes
fiumte; fo winde der Sag: Dis
Gold fieht zu dem Silber, mie
2 zu 14, fo viel fügen: Es iſt 14n0l
mehr Silber, als Gold vorhans
den. ber die Seltenhett wird wechfele
weiſe auch Noch durch andre Umſtaͤnde,
befonderd aber in Anfehen Europens
durch den oſtindiſchen Handel iind die
DyY3 ame ⸗
422 *
amerikaniſchen Bergwerke veranlaßt
Manchmal ſin ſogar augenblickuiche
Veranlaſſungen, welche DR Verhaͤltniß
beider Metalle auf eu obgleich nur Eur-
ze ‚Zeit ſtoͤhren. Die , Miinsgrfebe kön⸗
nen zwar dieſer tägl chen Abaͤnderung
des Golds und Silbers gegeneinander
nicht folgen, die ſich, wie jede mehr,
oder weniger geſuchte Waaͤre gegeneinan—
der verhalten, deren Preis durch die
Marktverabredungen beit immet wird. A—
ber, es giebt immer ein gewiſſes allge—
meines Verhaͤltniß der Metalle gegen»
einander, auf weldes bei der Munze
nothwendig gefeben werden maß.
i Die Urſache von der Verſchiedenheit in der Menge,
des Goldes und Silbers kömmt daher, wetlüberhaupt
immer nur mehr Silber, alsGold aus Bergwerken ers
beutet wird: dann machte die Entdeckung von Ame—
rika eine ucue Veränderung, weil. man aus den
reichen Bregwerfen von Peru und Potoſt mehr Siis
ber ald Bold gezogen Bon derjelben Zeit an
war das Verdä.thig des Boides zum Gilber wie I
zu 16 in Spanien; und die andern Nationen folg⸗
san dieſem Verhältniſſe ade, ben. Bortugai brach⸗
se nachher aus Brafltien eine groffe Hunge Gol⸗
des in die eurepäiſche Handlung. Auch macht der oſt⸗
. indiiche Sandel vie Menge des &oldes größer, da
“0 jährlich viel Silber, aus Curopa nad. Indien ges
führt, und dageges Gold von da surüctgebradt
"wird, weit die Faponeſer, und Chineſer ang Sila
ber
— | 588
ber zu geringe ſchätzen, folglich die Enrontee bt
dem Umſatze des Goldes gegen Silber aewinnen.
In den europäffhen Münyen ift dad Verhältniß des
Dolds zum Gilber 130 14 ein Bruchrheil,
"OR ES iſt nothwendig, Go und Gilber in der höch-
tem Seine gegeneinander abzumeſſen. Wenn die
Benennungen. der Seine verſchieden, und in den
Zahlen ungleih find, fo muß erſt dieſe Ungleich—
heit berebner , und ausgeglien werden , ebe man
ihre Berhältniffe beſtimmt.
1 Seder Staat don einsgem Anfehen hat feinen Münze
fuß. Der frangöfiihe bat vom Jahre 1758 bis
3756 ſechs uns ztwanzig Veränderungen gelittens
Der enaliiche tft Seit der Regierung Eliſabeths
immer derſelbe geblieben. In Deutſchland find g
Muünzfüſſe oder Pauptänderungen: Der Keichss
Fuß zu Eßlingen 1524: Der zinniſche zwiſchen Sach—
ſen, Brandeburg, Braunſchweig 1657. Der leipzi—
ger im Jabhre 1650 und der Konventionefuß
1753 zwiſchen Defterreih und Payern, dem 1755
mehrere Kreife beigetreten find: Im Kabre 1761
ward der Münzabſcheid ertichtet, wo die Mark
fein Silber zu 20 Gulden, Gold 253 Gulden z fr,
“7 Df. beflimme wurde. Aber ver 24. Oulden—
fuß kom bald in vielen Gegenden unit, Goldaſts
Carholicon rei nummari®. und girihrushtinza®:
iv enthalten die Befcbihre der Münyänderungen,
Don Beuſt in feinem Entwurfe dermtünzengerech—
eigeeit bor umftändlih die bei dem Miünzweien
in Deutſchland vorgefallenen Begebenheiten aufger
geipner:
278. Der Endzweck der Minz:
geſetze ift alfo, zu verhindern, daß die
Nation, fowohl bei Zahlungen, welz
he fie zu machen hat, als bei denen,
Dd 4 wel⸗
423 —
welche an ſie gemacht werden, keinen
Verluſt leide, Zween Münzgrundfäge
ſind zureichend, dieſen Endzweck auf das
vollkommenſte zu erreichen: m der eine ü=
ber die Befiiminung des Gehalts, der
andre über die Beſtimmung des Ver—
haͤltniſſes: 1 Der innere Werth der
Muͤnze in allen Unterheilungen ſoll
mit dem Aeuſſeren oder der Benen⸗
nung übereinftimmen: II Beiden
Gold- und Silbermuͤnzen gegen-
einander » ift das Verhaͤltniß ans
zunehmen, welches andre handelnde
Staaten, beiondersdie, mit welchen
man in ffarfem Verkehr fteht, be-
obahten. Dem erſten Grundfage zu—
folge wird jedes Stud Minze nad allen
Untertheilungen an feinem Metalle
fo viel enthalten, als der Name ans
deutet. Man wide alfo die Münze im
der größten Feine ausprägen koͤnnen,
und nach Hin. v. Juſtis Vorfchlage o in
den Benen nungen der Miinzubthei-
lungen, 'nur den Untertheilungen des
Gewichts nachgehen. —— daß
ei
& 425
bei der kleineren Ausſtuͤckelung ein Zu⸗
faß (Legierung) noͤthig iſt, um Der
Münze mehr Körper , oder dem zu weis
hen Metade mehr Härte und Beftand
zu geben, Nah dem II. Grundfase mug
das Verhaltnig zwiſchen beiden Meta llen
fo beſtimmt ſeyn: ‚daß 192) Fremden
gleichgiltig iſt, in welchem Metal—
le fie zahlen, oder gezaͤyhlt werben.
Auch iſt das im Allgemeinen der Pruf⸗—
fein des richtig beſtimmten Verhaltnif—
ſes, wenn, big auf die Ungleichheit,
welche das gröffere Gewicht der Stiher⸗
muͤnze nothwendig macht, der. Handels—
mann feiner Muͤnze einen Worzug giebt o.
ww Die Schriftkeller , welche von den Grundſätzen dee
Münzprägung handeln, haben. über diefen Ges
genitand fo viele Tunkelheit verbreitee, daß fie
Anfänger ganz Heinmüchig machen. Diele Dunz
kelheit rühre Daher, weil fie den Grundfagen ei!
ne Meng: angewendeter Rechnungsbeifpiele mie
untermengen , die nicht zu den Grundſatzen, ſon—
ir sum prattiſchen Theile des Münpweſens ges
bren.
n Go lange nämlich, als man beide Metalle ais
Münzen zu berrabten, nicht aufhbrt, woraus eis
gentli die größte Schwierigkeit des Münzweſens
entſpringt, da man zum Mapitabe zwo verſchies
Bene , uüöberhaupt und beyiebunggmeije wandelbare
Oröſſen annimmt. Der Endzwer der in den menſche
D d 5 Achen
426 S
’ Yrken Geſchäften eingeführten Münze foderte nun
‚einen Mapttab, welmer fir Europa, und wie
Grauman in feinen gefammeiren Briefen von
dem Beide, Wehfel ic. bewiecſen, für Heutſchland,
b fonders, am zuträglichſten das Silber fenn würe
Der d F
8
e !rfaden des verderbten Münzweſens in
Deutſchland nnd Mittei dagegen. Disier Vor—
ſchlazg iſt eigentlich nur eine Zurückführuvpg den
Münzenbenennungen zu ihrem Urſerunge.
279. Die Vortheile eines Muͤnzfuſſes
nach dieſen einfachen Grundſaͤtzen wer—
den deutlicher, wenn man die Nachthei—
le aufſucht, welche die Abweichung da—
von begleiten. Die Abweichungen find
folgende: I. Die Münze wird ih—
rem inneren Werthe nah höher
ausgeprägt ‚alöihr Name anzeigt:
1.Die Münze iſt ringhaltiger, als
es ihre Benennung anzeigt: III.
Die Bold und Silbermoͤnzen haben
nicht das gehoͤrige Verhaͤltniß ge
geneinander: das eine Merci tft
zu Koch), das andre zu. niedrig ee
ſchaͤßt. Unter diefen Dreyen find alle
von den Schriftſtellern ſo ſehr verviel—
faͤlligten Muͤnzfäalle begriffen.
Fra)
*
X 427
080. Wenn die Minze im Werthe hoͤ—
ber als in der Benennung ift; fo be-
zahlen die Nationalhandelsleute den frem—
en Glaͤubigern, die den Uecberwerth
nicht zu gut ſetzen, in allen Zahlungen
um ſo viel mehr, als der Ueberfinß des
innern Werthes gegen das Gepraͤg iſt.
3. B. der Werth des Thalers ſey um vier
Groſchen hoͤher; fo kauft die Station
um ein Zehntheil theurer ein, zah—
let an feiner Bilanz um ein aehutpeil
“mehr, als fie ſchuldig war, verliert eben
Be an ihrem B Wechfel und verah;
laßt den Auszug ihres Geldes Iſt
zu hohe Werth nicht bei. let
kleineren Untertheilungen der Münze
gleich beobachtet; fo werden die. Huskin-
der fi alle Zahlungen in den zu
Muͤnzgattungen him laſſen, Binaege
Diejenigen, die fie zu leiſten haben, a
niederen - Münsforten Teiften. Wem
ober auch das Verhältnig bei der Aus-
ſtuͤckelung durchaus beobachtet wird, und
wan annimmt, daß in Zahlungen, wels
he der Nation geleifiet werden, eben
nur
428 a
nur die zu gute Münze angenommen
wird; mithin daß das, was die Kati:
on. zu Viel gab, durch die Ruͤckzahlun—
gen wieder. hereingebracht wird ; fo ift
erfiens dieſe Verguͤtung nur damals
ausgleichend, mann die Bilanz der
Handlung fih anf Feine Seite neigt zs
zweytens, wird dadurch hoͤchſtens uur
der Verluſt der Nation erſetzt: der Pri⸗
vatmann aber, der nicht immer zugleich
einfauft, und verfauft, erhält feie
nen Verluſt nicht verguͤtet. Diefer Fall
einer Muͤnzirrung iſt jedoch der feltenfie.
25:. Der Fall ift weniger ſelten, dag
die Münze gegen ihre Benennung
su ringhaltig iſt. Damals alfo wers
den die fremden Schuldner die Zahlung
in der eingbaltigen Münze abtragen,
da man diefe, als Landsgepraͤge nicht
zuruckweiſen faun, weil der Nattonal⸗
munzfuß für die Glieder der Nation
Geiles it, und fobald der Ruͤnzfuß vos
der Nation ſelbſt fir verdaͤchtig erklaͤrt
wuͤrde, Allgemeines Mißtrauen erfoigte,
wel⸗
/
oz 429°
welches die ganze Handlung in Verwir⸗
rung ſtuͤrzte. Aber die ringhaltige Muͤn—
ze werden fie nicht efwa von der Nati⸗
on an fih zu ziehen ſuchen: fie werden,
weil ‘bei dem Ausprägen ringhaltiger
Münze Vortheil ift, das Gepräg der Na—
tion nachahmen, und ſich alfo den in
dieſem Falle fehr ſtarken Praͤggewinn
zueignen. In Zahlungen, ſo die Natie
vn an Fremde zu leiſten hat, werden
diefe Die Schuldner zwingen, andere Minze
forten aufzuwechſeln, und darin zu zah⸗
len; oder woferne fie die Nationalmuͤnze
annehmen: fo werden fie den Werth be—
rechnen und ſolche nicht höher als nach
dem wahren Schalte anfesen. Auf
diefe Art wird Handlung und Wechſel,
wo die Handlungsbilanz der Nation zum
Vortheile ſteht, weniger einträglic ſeyn;
da aber, wo ſie gegen die Nation iſt,
wird der Verluſt durch die nothwendig
gemachte Geldaufwechs ung vergroͤſ⸗
ſert. Das Uebel erſtreckt ſeine Wir—
fung noch weiter. Sobald der Handels⸗
mann feine Münze in der Zahlung au
Aup-
458 “%
Ausländer, nicht eben auf dem Fuſſe
anwenden kann, auf welchem er fie em—
-rfangen bat, fo bat das Gepräg, auf
welhem fein Zutrauen gegründet war, die
Wirkung verloren ; er achtet in der Fol-
ge nicht darauf, und ſuchte dasjenige,
was er daran zu verlieren fuͤrchtet, durch
grand feiner Preife hereinzubringen.
in der inneren Handlung folgen feinent
Beiſpiele Bald alle übrigen Klaſſen: eg ent—
ſteht alſo eine allgemeine Waarenfleiges-
rung, weiche, da die Maſſe des Geldes
nicht vermehret wird, den Privatunterhalt
erſchwert, die Öffentlichen Ausgaben ver»
gröffert , ımd dadurch den Staat zwingt,
die Abgaben zu erhöhen. Diefes mug die’
Be — des Waarenpreifes noch
mehr erhoͤhen: eine doppelte Waarens
fleigerung eher die auswärtige Handlung
nothwendig verhindern. Die Fremden wer⸗
den von der vertheuerten Waare weniger
verbrauchen; die Bilanz wird alfo für die
Ration nachtheiliger, und folglich der Ver—
Inft bei der Saldirung meinte
feyn
er Art
282. Wird das Verhaultniß mia
ſchen Gold und Silber nicht aleich
andern handelnden Nationen be—
obachtet p 5 fo werden ſich Fremde
Biefe Ungleichheit in Kauf und Verkauf
zu Nutz mahen- Im Verkaufe ihrer
Waaren werden fiefih die Münze in dem⸗
jenigen Metalle bedingen, welches man
nicht gehörig zu fchagen weis, und
daher in Verhaͤltniß gegen das andere
Metall zu niedrig. gefest dat. In der
That alfo wird ihnen alles, nach dieſem
nit beobachteten Verhaͤltniſſe theurer
bezahlt. Bei dem Einkauſe Hingegen were
den fie das zu hoch geſchötzte Metall ges
ben, folglich an ſich wentger bezahlen,
als bedungen ward. , Auf diefe Art wer—
den fie in allen Bezahlungen und Gegen—
bezahlungen verfahren; endlich auch noch
durch Auswechslung das zu gering ge—
ſchaͤtzte Metall an ſich reiſſen. In einem
Rechnungsbeiſpiele wird dieſer Verluſt
ſichtbarer werden. Bei den Chineſern iſt
das Verhaͤltniß des Goldes zu dem Gils
der, wie 1 zu 10, da es in Europa alla
ge:
432 2%
gemein wie-1 zu 14, und ein Bruch gee
halten wird. Der Europaͤer behandelt
chine iſche Waare nah Gold, zahlt dem
Sineſer Silber, and zahlt ihm 10 für
eine Waarenvpoſt, fir welche er in Euros
va ı4 zu zahlen gehabthätte. Was der Ehi-
tiefer hingegen von dem Europaͤer an ſich
bringen will, wird Diefer fih nah Sil—
bermünse behandeln, und in Goldibes
zahlen laſſen. Wenn nım feine Rechnung
14 beträgt, fo wide er in Europa ı in
Gold empfangen haben, da der Chineſer
zu Besahlung eben diefer Summe ı und
2, entrihten muß. Inder Auswechs⸗
lung giedt der Europaͤer Silber 10, ımd
empfängt dafür von dem Ehinefer ı Gold,
wofür er, wenn er es in Europa umfegt,
14 in Silber befömmt, mithin , dar-
an gewonnen hatz oder, welches auf das
nämliche hinausgeht, mit-ı Gold, ſo ihm
nur 10 am Silber zu fiehen Fam, auf eus
ropaiſchen Handlöplägen für 14 einfauft.
BP 279.
‚283.
Sr 438
283. Diefe nahtheiligen Folgen find
dei Ausmuͤnzung nah der größten Fei—
ne g vollfommen vermieden. Der Natio—
nalhandelsmann giebt die Münze auf
eben den Fuß bin, nach welchem er fie
empfängt; er zahlt an Fremde nicht
mehr, als er fih nad feiner Verabres
dung anheifhig gemacht, und er efit-
pfaͤngt, wenn er mit Nationalmünze
gezahlt wird, nicht weniger, als er zu
empfangen hatte Das Nachprögen
ift durch einen folhen Münzfuß von fi
felbft gehindert ; denn, ächthaltige Mine
je nachpraͤgen, bringe nicht nur kei—
nen Bortheil, fondern Schaden, da die
Prägekoften verloren find, unter einem aͤch⸗
ten Stempel aber ringhaltige Münze
einfchieben, heißt nicht nachpragen, ſon—
dern muͤnzverfaͤlſchen, wogegen die
Muͤnzaͤmter durch ämfige und wiederholie
Probirung der Furfirenden Muͤnzſor—
ten zu wachen haben. Um num Ddiefe
Minzgrundfäge zu befolgen, iſt nothwen—
dig, daß der Staat die Koſten der
Ausprägung nicht auf die Münze eins
u Thl. Ge rech⸗
434 03
rechn ; daß die ſogenannten Muͤn zre⸗
mediq nicht geduldet, ſondern die Aus—
ſtuͤckelungen auf das genaue beobachtet, dar
her, wenn einige Stücke su Fering, oder
auch zu ſchwer ausfallen, beide zur Um—
fhmelung ausgefheffen, und nur achte
wichtige Muͤnzen in Gang gebracht wer-
den. Durch Diefe legte Behutfamfeit
wird verhindert, daß die zu ſchweren Stuͤ—
de von Gewinnſuͤchtigen nicht ausaefippe
r werden, und der Haudel am Ende fih
mit einer Menge geringer Muͤnzen uͤber⸗
laden. finde.
p 279:
z, Kipper und Wipper ift der Name ——— >
welche die ſchweren Münzen ausſchüſſen, und an
dem Uebergewichte gewinnen. Auch heißt mar die—
jenigen fo, welde die Münzen befthneiden tı- %
w. Der Gewinnſucht diefer Art fuhr man aller.
Drten dutch Eriminalftrafen Einhalt zu thun.
284. Der Grundfos: Der nennende
Werth ſoll mit dem innern und wah-
ren übereinffimmen s, iſt mr auf
Gold und Silber, oder die fogenant-
ten harten Muͤnzſorten allein anzuwen⸗
den:
0 Zu 435
den: die Scheidemüngen find nad) ih:
rer Beſtimmung demfelben nicht un—
terworgen, Unter Scheidemuͤnzen were
den diejenigen Fleinen Münzforten ver—
fanden, welde eigentlich nur zur Teßs
ten Ausgeichung des Handkaufs
dienen, und nach Verſchiedenheit der Laͤnder,
bald von Kupfer, bald von fehr rin—
Baltigem Silber find ?. Eigentlich offo
befteht ihr Gebrauch bloß darin, um den
Ankanf in Fleinen Theilen zu erleichterr,
keineswegs aber, um darin arofle Zahlun—
sen zu Feiften. Ge find daher nur he—
ſtimmt, indem Inneren, mithin zwis
fhen Buͤrgern des Staates nme
zulanfen uw: zu Bezahlungen auffer den
Eränzen werden fie nicht angewendet, weil
diefe mit harten Münzforten geſche—
beit koͤnnen, und die Verſendung einer
anfehnlichen Summe in Scheidemünze
zit koſtbar wäre. Da der Regent zmwifchen
feinen Bürgern als Geſetzgeber ſprechen
kann, auch ihn hier Feine Ruckſicht auf
Fremde befhrändet, fo mag er dein nen—
nenden Werth der Scheidemirt:e nach
ea Wille
436 ”
Willkuͤhr, ohne auf den wahren zu fe
ben, feftfegen: niemand wird dadurch
verleget, weil diejenigen, unter welchen
dieſe Münze herumgegeben wird, fie auf
dem Fuffe, nah welchem fie empfangen
worden, wieder ausgeben koͤnnen, folglich
fie in ihren Händen ein ficheres Pfand
fernerer Bertaufihung if. Wenn alfo der
Grundfag in einem Staate herrſcht; daß
die Praͤgekoſten durg die Ausmuͤn—
zung bereinzubringen, amd nit viel:
mehr als eine nothiwendige Staatsaus⸗
lage, vonden Staatseinfünften zu beftreis
ten find; fo kann durch den bei Aus—
münzung der Scheidemuͤnze fallenden
Gewinn, der Prögefag zum Theile
übertragen werden,
8 279.
% Die Sheidemünze ift in vielen Ländern fo willführ:
lich, daß man Weays, Caco, Kleine Muicheln z
getrocknete Sifche u. d. gl. ſtatt derfelben braucht»
w Ungeachtet fhon von den Kopfſtücken an, nbs
wärtd die Münzſorten in vinghaltigem Meralle
audgemünge werden, da z. DB, eine raude Marb
Zwnnsiger nur 9 Lorch 5 gr. Groſchen aber nur
8 Loch 7 gr. fein enihalsen ; fo Fonnten dieſe
; gleich
437
gleichwohl nicht eigeneli unter die Scheidemüns
gen gezählt werden, weil die Austtürfelung fo ger
ſchiebt, Haß die feine Mark immer fiir 20,24 fl. aus:
gemünzt wird: 480 Grofken namlich geben auf
eine feine Wienermark Kingegen ward in halben
Groſchen, Kreuzern, Oröſcheln, oder Drenpfenni:
aeın und Halbenkreuzern die feine Wienermarf zu
39, die Hungariſch, deren 5 auf ı Orofben ges
‚ ben, und Dfenninge aber zu 35 fl. ausgemüngt.
255. Aber es wäre möglich, dag
die Scheidemünge nachtheilige Folgen
veranlaßte, woferne bei Derfelben die
nothwendige Borfichtigfeit zu gebrauchen,
auſſer acht gelaffen, wiirde, Diele Fol-
gen würden feyn, die Auswechslung
amd die Verſchwindung der har—
gen Mingforten. Die Auswechslung
der harten Gold - und Silbermuͤnzen
würde durch Fremde gefchehen, melde.
entweder ihre eigne Scheidemuͤnze da-
für gäben, oder die Scheidemuͤnze der
Nation, deren harte Minze fie an fich
ziehen wollen, nachpraͤgten. In beiz
den Fällen wäre der Verluft der Nas
sion offenbar, weil Scheidemuͤnze kei—
aen wahren Werth hat, mithin in der
That weniger darin gegeben wide, als
Ee3 man
438
man empfieng. Die Verſchwindung
der harten Muͤnzen wuͤrde eine Folge
der zu haͤufigen Scheidemuͤnze ſeyn;
fie mag von Fremden hereinebracht
oder auch im Lande feldit zu uͤbermaͤſſig
geſchlagen werden.
286. Dem Aus; der Gold- und
Silberſorten gegen Fremd e Sceidemin-
je D vorzubeugen, un Falle fremde
Scheidemünze verrufen, und ungang—
bar erklärt werden. Damit man aber aud),
die nad dem Stempel der Nation aus—
waͤrts geprägte Scheidemtitnge, weder zur
Auf vechs lung noch zum Waarenan—
Faufe, oder einer andern groͤſſeren Be—
zahlung hereinbringen koͤnne, wird er—
ſtens die Deren: bringung, farfer Po—
ſten an den Gränzftationen durch Kontre⸗
bantverordnungen erfehweret, zwey—
tens dur‘ ein Geſetz unterſagt,
in wa? Fir Zahlungen immer, mehr
Scheidemünge za gehen,’ und anzu—
nehmen, alszur Ausgleichung den zahle
baren Summe norhwendig if. Dadurch
wid ſelbſt dem geheimen —E
vor⸗
N; 439
vorgebauet © ) welhes — auf hoͤ⸗
ren muß, ſobald von der eingewvech—
ſelten Scheidemunge gewit —— kein
Gebrauch ge: macht werden kann. Die klei—
nen und auf den Graͤnzen unvermeidli—
chen Münzimfesungen ſind bei ſolchen
Vorkehrungen von feiner Wichtigkeit,
2.
x Sogar wenn, wiein England, Bloß niemand verpflich⸗
ter iſt, ber eine kleine Summe Scheidemünje ans
zunehmen.
287. Wenn die harten Münzen, wes
gen uͤberhaͤufter Scheideminze, ver⸗
fchwinden y, wird in ber Folge der
Preis der Gold- und Silbermunze zum
Stachtheile der arbeitenden Klaffen über
den wahren Werth erhöht, weil fie
der Seltenheit wegen geſucht, n
dafir Aufgeld gegeben wird. Auch
die Abtragung der Landesabgaben wird
dadurh den Steuernden, oder die
Einhebung der Kammer „lower,
und Foftbar gemacht: dem Steuern⸗
den, wenn vielleicht. feine Abgabe nur
Ee4 in
448 %
in harfer Münze angenommen wird; Der
Kammer, welcher die Einbringung grof>
fer Poften in Scheidemünze den Aufwand
der Fracht erhöher, und die Kinhes
bungskoſten vergröffert. Nicht nur
alfo, dag nachgepraͤgte Scheidemünz
je durh Die empfohlene Vorſehung
abgehalten werden muß; auch die Muͤnz⸗
kammern feloft müffen der Prägung
der Scheidemünze Öränzen zu fegen,
und fie in einem Verhaͤltaiſſe gegen
die allgemeine Freislaufende Maffe
zu erhalten wiffen. Es ift ſchwer, Dies
ſes Verhaͤltniß eigentlih anzugeben. Ges
meiniglih wird von der Geldmafle
eines Staates der zwanzigſte Theil,
oder 52 angenommen, weldhes zu uns
beſtimmt fcheint, da hier nicht vorzüglich
das Verhaͤltniß zu derallaemeinen Geld⸗
mafle, fondern das Beduͤrfniß der
Ausgleichung, das ift, der Fleinen
Ausgaben in Anſchlag Fommen muß,
Es ift wenigfiens eine der Wahrſcheinlichkeit
em naͤchſten kaämmende Muthmaffung: dag
die Menge der Scheidemunze, auf das
hoͤch⸗
Lo 44
hoͤchſte attgefchlagen, gleih ſeyn müf-
fe, der Summe, wodurch die fägs
liche Verzehrung der arbeitenden
Rlaffe bedeckt ift: da diefe Klaffe von dem
taͤglichen Handlohne zu leben, mithin
euch in Scheidemünge einzukaufen, ges
wohnt iſt. 2
y, 279:
2 &n den vorigen Yuflagen war das Beifpiel biefer
Berechnung auf folgende Urt angegeben. Wern
bei einer Bevdlferung non 15. Millionen die ars
beitende Klaſſe 7 Millionen wären, und die tägliche
Verzehrung eines Kopfes zu 4 Kreutzer angeichlas
gen wird, follte die umlaufende Scheidenmünge
465,669 Gulden, ungefähr eine halbe Million
berragen. Eine genauere Verfolgung der täolichen
Zuslage har mich überführer daß diefe Summe
um viel zu klein fenn würde. Es muß namlich
aufden Vorrath , den gleichwohl jede Familie ,
Die wochenweiſe ihren Lohn erhält, durd einige
Tagen Tiegen haben muß, au auf die Zeit gedacht
werden, durch welche die Scheidemünze umzulaufern
har , um wieder in die Hände der arbeitenden Klaſſe
zu kehren: und nah dieſem Anſchlage ſcheint die
Moft fe der Scheide münze nicht zu ſtark angeſchla⸗
gen: daß ſie ſeyn müſſe gleich Sem ganzen Wer
ehenlchne der arbeitenden Volksklafſſe: das wä⸗
ee bei7 Millionen, die täglihe Erwerbung eines
Kopfes in den andern gu 19 Areußer berechnee 7
Millionen;
293. Die bisher erflärten Grundfäge
werden in Auſehen der Nationalmuͤñ⸗
Ee5 ze
442
ge zureichen. Allein, da bei dem Zuſam⸗
menhange der Handlungsgefchäfte frem—
de Münzen aus einem Lande nicht aus—
geſchloſſen werden koͤnnen; da es zu—
gleich vortheilhaft iſt, durch dieſelben den
Kreislauf lebhafter zu erhalten; fo muß
die Sorgfalt des Kegenten dahin gehen,
damit feine‘ Bürger auch bei dem
Empfange fremder Münze nicht '
uͤbervortheilt, und zugleich unter fid)
über den eigentlichen Werth derſelben
fiher geftelli werden. Zu Ddiefem Ende:
läßt er alle fremden Münzen durch das
Muͤnzamt probiven, und nach dem Fans
desmuͤnzfuſſe berechnen, oder wie das
Miünzkunfimwort lautet, valvieren. Der
berausgebrachte Werth, welcher eigente
lih der wahre Werth der Münze ift,
wird dann durch Münzedifte befannt ge—
macht. Bei diefer Behutfamfeit iſt es
nun gleichgiltig, wenu fremden Muͤnz—
fortein der Kuns im Lande geftattet wird;
und ift diefes in aroffen Handelsplägen
fogar vortheilhaft, In der That ver—
ſchwindet hier die Eigenſchaft einer Mine
je
*
© ganz, fie wird nur, als ein fo, oder
h, vielhaltiges, von dem Regeuten
garantirtes Metallſtück angefehen.
289. Zwar ſuchen verſchiedene Staa—
ten einen beſondern Wortheil darin,
dag fremde Münzen ganz aus dem Kur—
fe gefest werden. Auf diefe Art erwars
ten fie, daß das Nationalgepraͤge
den gewiffen Borzug baden, und insbes
fondere der Wechſelpreis ſich für "die
ſtationalh andinng vortheilderft - erhalten
werde, Aber diefe Folgen find nicht entfchies
den. Wo die Handlungsbilauz fur Die
Nation if, ſteht der Wechſelpreis oh—
nehin zu ihrem Vortheile: wo die Bilanz
wider ſie iſt, wird der Mügzzwang
den Wechſel gewiß nicht gleich ſetzen.
Sf Die umlaufende Maffe einer Nas
tion groß, fo verliere fremde Minze,
de jie in Zahlungen nicht nofhwendig iſt, oh⸗
nehin ideen Kurs: wäre die Maſſe der
Nationalmuͤnze zur Hein, fo iſt es vielmehr
nutzlich, fe durch die Kurſtrung frem⸗
der Muͤnze zu vergroͤſſern. Wenn mau
im
444 S
im Handel, ohne den größten Nachtheil
die Ausgleihung mi Waare nicht.
verbieten Fanı, warum. foll man die
Saldirung mit fremden Muͤnzen unterfa«
gen, Die bei richtiger Valvirung eigent
ih nur Wagre find; dag man 'die
Muͤnze der Nation zum Maßftabe
erhebt, nach welhen der Wert) frem—
der Münzen befimmt wird, iſt den
beffern Grundſaͤtzen allerdings gemäß.
Ader um dem in laͤndiſchen Gepraͤge den
Vorzug zu verfihern, ift genug, Daß
ale Zahlungen an die öffentlichen
Kaſſen nur in Landesmuͤnze gelei=
ſtet werden koͤnnen: aller andre Imang
ift uberflüßig, nach Umſtaͤnden auch
wohl ſchaͤdlich, weil er die Handlung
der Fremden dennoch einigermaffen ers
ſchweret. N
290. Woferne man nah Berich—
tigung der fremden Münze, noch der
Furcht Gehör geben Fan, dag bei Aus—
mimzung nach der höchften Feine, die
Nationalmunze aufgewechſelt, und auf
fer Landes geführte werde, nud aus
eis
& 445
einen ſolchen Grunde dieſen Muͤnz—
fuͤß entweder ganz zu verwerfen, oder die
Ausfuhr der Landesmuͤnze zu vers
bieten, für nothwendig gehalten bat,
damit wenigfiens die Praͤgekoſten nicht
zu fehr vermehrt werden, fo har man die
Betrachtung nicht weit genug erfireder. Es
wird in folgender Abtheilungder Ort ſeyn,
zu zeigen, daß überhaupt das Verbot der
Muͤnzaus fuhr ohne Wirkung fern muß;
die Auf wechslung aber kann gar nit
geſchehen. Derjenige, der die Landesmünge
aufwechfeln will, wird nothwendig Alle,
Dre, und zwar nah dem Zuſarumen—⸗
hange der Muͤnzanſtalten, da die Auf
gabe der Scheidemuͤnze verhindert iſt
Gold oder Sildermänze dafür geben, Die
zwar gegen die Benennungringhaltig if.
Da jedoch dieſe ringhaltige Münze nicht
nad) dem Hennenden, foudern nad dem
duch die Valvirung befimmten wahren
Werthe angenommen wird, fo muß er z—
DB, gegen einen feinen Thaler zween zah—
len, wen der Gehalt der fremden gegen die
— die Haͤlfte ſteht: Mark gegen
Mark
446 03
Marf werden alfo zwo riughaltige Marke
Münze gegen eine feine gegeben: derinnes |
re Gehalt diefer zwo vingbältisen Marfe
ift eine feine, und eite Mark an Legie⸗
rung, oder Kupfer: an Silber iſt nur
eben fo viel geaeben_ als empfangen wor—
den, die Fegierung aber bei einer Mark
nur zu 6 Kreuzer berechnet, ift für den
Aufwechfelnden wahrer Verluſt, und
Gewinn für die Nation, deren Münze
eingewechfelt würde. Zwar fonnte der
Verluſt der Praͤgekoſten, den man bei
der ausgeführten Münze leidet, angeführt
werden: aber auch diefer it fir den Auf⸗
wechfelnden, der gegen eine zwo Marken
gegeben hat, Doppelt. Aft «3 alfo nur ei-
nigermaffen wahrſcheinlich, daß jemand
Münze aufwechfeln wird, wobei er er—
wiefenermaffen nicht gewinnt? Iſt ferner
zu vermuthen, daß die Inländer zu eie
ner ſolchen Aufwechslung fih ohne als
les Aufgeld verfiehen werden? Beträge
nun diefes Aufgeld nur 62 fo überfteigt
es die Praͤgekoſten, die gewöhnlich
— gerechnet werden, um ein Drittheil,
und
am
IR 447
und vermehrt noch den Verluſt, der
bereitd bei der Legirung Senat wird,
291. Ungeachtet der Vorzug eines
Münsfuffes, wo der sählende Werth,
mit dem nennenden übereinſtimmt, nicht
im gerinaften zweifelhaft ſcheint; ſo
find. die Fälle aleihwohl nicht felten,
da Nationen denfelben verfennen , und ihre.
Münze zu eering ausprägn. Mat
bat hausefechlich in Erhoͤhung der
Münze, oder in einer geringhaͤltigen Aus⸗
praͤgung ein Hilfsmittel geſucht, manch⸗
mal gegen Beduͤrfniſſe des Staats,
nand mal x r Rettung der Privatboͤr⸗
Get. — von Auſehen haben
die Vertheidiguug ſolcher Muͤnzerhoͤh⸗
hungen uͤber ſich genommen, und mir
die Nothwendigkeit auferlegt; zu unterſu⸗
den: nd wenigſtens in dringenden
Umſtaͤnden des Staates eine ringe
haltige Muͤnzauspraͤgung anzur⸗⸗
ie entf? Melpn war vertenng, adag
ein folchesiinternebmen, wen es mit einer Na⸗
tion auf das Aeufferfte gefommen ware, ein
Mittel ſeyn Eörie, den Staat als Schuld—
ner,
448 —
ner, wie auch das unter der Laſt der
Abgaben erliegende Wolf zu unter—
fügen. Dutot hat ein eigenes Wert
- gefhrieben, 5 umdie Meinung Melong
zu befämpfen : aber Die politifchen Be:
trashtungen über die Finanz und
Handlung find mit fo vielen und bes
ſchwerlichen Berechnungen überladen,
find in einem fo verwirrten Zuſammenhan⸗
ge geſchrieben, dag fie ermüden, ehe man
Die Wahrheiten herausgeholt hat, welde
Dorian eingeftrenet find. Fortbonats in
feinen Anfangsgründen der Dand-
Juns chat diefe fchwer fheinende Frage
Elörer auseinander zu fesen geſucht. Ich
werde mich bemühen, fo viele Deutliche
feit. darüber zu ‚verbreiien, als mir
nur möglich. iſt. ES wird hiezu das
Meifte beitragen, wenn man fowohl die
Umſtaͤnde, als die Frage nad ihre
verſchiedenen Beziehungen genau feft-
ſetzet.
—J 292
a Efsai politiqus fur le Commerse: ©, 396 der zwen⸗
sen Auflage,
> 449
b Rafiexions politiques fur les Finances et Is «om-
merce: der ganze I Band. i
e II, Tom. Chap. IX. De la Circulation.
292. Ein Volk it duch Kriege,
oder auf eine andre Art dergeftalt mit
Abgaben überhäuft worden, daß es in
der Folge die ordentlihen Londesjienern
wicht erfihmingen kann, folglich groffe
Kirckftände verbleiben. Wird durch eine
Muͤnzerhoͤhung dem Wolfe . Erleich-
terung verfchaft, feine Ruͤckſtaͤnde zu til—
gen, und in der Folge die Abgaben zur
beftveiten? Der Regent ift fehuldia :
Faun die Muͤnzerhoͤhung ihm ein Mit
tel an die Hand geben, die Otaatsfchule
dem zu tilgen? Beide, der Recent
und die Buͤrger find für ſich, ohne
Zuſammenhang mit andern Staaten,
zu betrachten, oder wie fie mit andern
Staaten durch die Handlung, als Schuld⸗
ner und Gläubiger, zuſammhaͤngen.
Die Muͤnzerhoͤhuug geſchieht entweder,
daß die Münzen unter dem vorigen Ge⸗
praͤge nur der Benennung nach erhoͤht
werden: oder es werden die alten verru—⸗
11 Th. Ef fen,
456 vi
fen, und unter einem neuen Gepräge,
ringhältige Münze gang und gäbe ge-
macht.
293. Ich betrachte zuerſt den Staat
abgeſondert von andern Staaten. Die
Bürger, den Regenten mitbegriffen, find
erfiens unter fi) Käufer und Verkaͤu⸗
fer; zweytens Schuldner und Glaͤu—⸗
biger. In Beziehung der gemeinen Klafe
fe der Käufer und Verkaͤufer iſt die
Muͤnzerhoͤhung eine unnütze Verrichtung.
Da das Geld das Borfiellungszeichen der
Waaren ift, und daher mit denfelden in
Berhälmig ſteht; fo iſt ganz natuͤr—
lich, dag auch nur eine numeraͤre Ver—
meh rung des Geldes den Preis der Waa—
sen ſteigern, und nothwendig nach eben
dem Verhaͤltniſſe ſteigern muß, nach wel
chem durch die Muͤnzerhoͤhung gleichſam die
Geldmaſſe vermehrt worden. Dieſe Be—
richtiguug des Verhaͤltniſſes geſchieht
duch Feine Rechnungsoperation, aber fie
koͤmmt darum nicht weniger durch Die
Foderung der Verkaufenden zu
Stande. Die Befiger der Waaren, die
, bis⸗
©, 451
bisher für eitte gewiffe Menge Waare eis
ne gewiſſe Summe Geldes zu empfangen,
gewohnt find, werden, fobald fie die Era
hoͤhung der Minze gewahr werden, um
nicht weniger zu empfangen, ihren Jreig
erhöhen. Hiezu wird fie auch die Begier—
de ſpornen, den Befigern des Geldes
nicht den Vortheil einfeitig einzuranmen,
fondern fih mit ihnen darein zu theilen.
Sobald eine Klaffe derjenigen, wel—
che Beduͤrfniſſe verfaufen, den Preis
fieigert, müffen alle übrigen Klaſſen
nachfolgen, und durch Erhöhung ihrer
Zeilfhaften ſich das Mittel verfhaffen,
die gefteigerte Beduͤrfnißwaare an ſich zu
Bringen. Es erfolgt daher eine allge»
meine Steigerung , welche das Gleichge⸗
wicht zwifhen Geld und Waaren her—
ſtellt; iſt alfo durch die Muͤnzerhoͤhung
nichts weiter geſchehen, als daß z. B.
nun geſprochen wird: ich gebe 15.
da man vor der um ein Drittheil
geſchehenen Muͤnzerhoͤhung ſprach?
ich gebe 10. Aber dieſe Waarenſtei—
gerung iſt nicht eben ſo gleichgiltig
fs für
452 **
fürden Regenten, dinfo ferne er gleiche
falls vieles au kaufen hat: denn. da er
feine Auslagen von den Anlagen
bereiten muß, dieſe Anlagen aber nah
der alten Drünsbenennung entrichtet
werden; fo empfaͤngt er, wenn z. B. die
Münze um ein Drittheil erhöht if;
zwar 3 Millionen dem Namen nad,
in der That aber, nad dem alten
Werthe nur 2, das ift: er kann mit die—
fen 3 Millionen mehr nicht anfaufen,
als er ehemals mit 2 Fonnte; er ift alfo
in die Nothwendigkeit verfest, die Anlagen
zu erhöhen, wodurd der ganze Nugen,
den die Steuernden aus der Erhöhung
der maus erwarten follten , abermal
vereitelt if.
J Noch für die ſämmtlichen Klaſſen Ber Veſoldeten
die ibdren Gehalt nicht nah Willkühr Höher trei—
ben können.
Ich nehme nun die Beziehung
als Eh Drer und Glaͤubiger vor.
Denn das Volk als Echuldner des
Staats betrachtet wird, glaubt man ihm
Das
5% 453
darum eine Erleichternng zu ſchaffen,
weil bei einer folchen Münzerhöbung
Diejenigen, ‚welge Eu) befigen, eilen
werden, daſſelbe auf einen ho ohen Fuß
weg zubringen, mithin die Schuldner eine
Peishtigkeit finden müſſen, zu borgen,
und die Schuldenlaſt zu bezahlen. Wenn
dieſes ſich auch wirklich ——— ſo
betrachte man, was der Staat eigentlich
empfaͤngt? Um fo viel an wahrem Werthe
wentger, als die Muͤnze erhoͤht iſt.
Wäre es nicht das Rätmliche, den Volke
aber beffer berafden acwefen, wenn er
deinfelben von den Ruͤckſtaͤnden und Abs
gaben das Drittheil nächgefehen hät:
te? Aber iſt denn dem Bolfe wirklich in
etwas beraten ? Es hat ſeine Schulden⸗
laſt nicht vermindert, ſoudern nur den
laͤubiger verwechſelt, dev in einer fehr
Een Zeit ihn die Buͤrde durch Die
ſchaͤrfſten Eintreibungsmittel empfindlis
cher machen wird. Eben dieß wird ſich über-
haupt in Anfehen derjenigen ereignen, wels
che ihren Mitbürgern ſchuldig find. Weñ die
Muͤnzveraͤnderungen ihnen einLeichtig⸗
fg keit
454 *
keit, Geld zu borgen, verſchafft; fo blerbei
fie darum nicht weniger Schuldner, und
anſtatt dag die Erhöhung den Schuld»
nern zu flatten Fame, iſt der Vortheil
bloß für die neuen Glaͤubiger, deren
Begiinftigung der Staat gewiß nicht zum
Zwecke hatte. Es iſt weiter nicht erwier
fen, dag die Klaffe der Schuldner
vor der Klafje der Gläubiger eine Bes
gunftigung verdiene, Man irrt fehr,
woferne man unter der Klaffe der Glaͤu—⸗
biger nur die Befiger des Geldes be-
trachtet: Die Bemerfung Fortbonais:
Daß bei den meiften groffen Haufern in
Sranfreih es als eine Familienma—
xime angeſehen wird, beſtaͤndig ſchul—
Dig zu ſeyn, um von den Muͤnzaͤnderun⸗
gen Nusen zu ziehen: ift wenigflens ein
Beweis, daß nicht immer die Dürftigere
Klaffe unter den Schuldnerit zu verftes
ben iſt. Die Klaffe der Gläubiger ift
meiſtens die arbeitende Klaffe, und die
Schuldner find oft ven der umuͤtzeſten
Klaffe der Burger. Man erwaͤge alſo, ob es
billig iſt, dieſe zum Nachtheile jener zu
beguͤn⸗
& 455
beguͤuſtigen? Wenn endlich dem Geſetzge⸗
der an der Anfrehthaltung des gemeins
fhaftlihen Kredits gelegen feyn muß; fo
Font ein Unternehmen, unmöglich anges
prisfen werden, welches diefen Kredit un⸗
mittelbar, und auf lange Zeit zerfiöhret,
da e3 den Gläubiger mit Furcht erfuͤllet,
er werde weniger e bekommen, als er,
gegeben hat.
e Mann Fann nicht fagen: daß der Gläubiger eben
fovtel empfängt ‚, weil die Münsbenennung in Uns
feben der Bürger als ein Geſetz geltend, mithin
der empfangende verficherr ift, dad er feine Müns
se auf eben den Zuk wieder audbringen wird.
Die Münge hat nur foferne ihren Werth, als ich
dafür Waaren eintaufben kann. Es Ift erwieſen,
Daß der Münerböhung beſtändig eine Wanrenfteie
gerung nachfolgt: es heißt alfo nicht mehr, das
Geld auf ebenden Fuß binausgeben, wenn ich
für einen Gulden , den man mir nad der alten
Benennung gab, 5: D. meinen täglichen Unterhalt
emfing, für den Gulden nad der neuen Berens
nung aber nur wey Deitcheile diefer Norhwendige
keiten empfange, mithin, um dieſe zu beſtreiten,
noch ein Drittheil zuſehen muß. Die Rechtsgelehr—
fen würden zur Entſcheidung der berühmten Ötreir-
frage: Ob das Steigen und Fallen der Münze
dem Gläubiger, vder Schuldnen zu gut komme?
ind efer Betrachtung weit ſicherere Gründe finden,
als in dem Teste des Koder und der Pandekten.
514 295:
er
456 %
295. Will der Regent, als Schulb-
ner feiner Bürger 2 von der Müngere
höhung, Nutzen ziehen; fo verruft erdie
alte Muͤnze/ befiehlt folche in die Muͤnz⸗
banf zu bringen, und dafür die Summe
in neuer und erhöhter Minze zu empfangen.
Auf diefem Weg gewinnt er an dem alten
Gelde denjenigen Antheilvon Silber, oder
Gold, um welchen die Münge geftiegen if:
und da er auch diefen Theil nad dem neuen
Muͤnzfuſſe an feine Gläubiger ausbringt ,
fo ift fein Bortheil hier ebenfalls betraͤcht—
lich. Eine Bemerkung ıft notbwendig ,
nicht bei Geite zu’ laffen: daß der Bor
theil des Regenten anf den Verluſt vom
zwo Gattungen Menfhen. gegründet iſt;
derjenigen namlih, welche die alte
. Münze abliefern, und wenn z. B. die Erhö-
bung um ein Dritiheil geſchehen ift,
aus der Muͤnzbank um dieſes Drittheil in
der That weniger empfangen follen: und
derjenigen, die feine Glaubiger find, de—
nen er ebenfalld um ein Dritsheil weniger -
giebt, als fie empfangen hätten. Diefe
Demerlung fiihrt auf eine zweyte. Nur fehr
We⸗
on ER
meniae Menſchen werden ſich dazn verſte—
ben, ihre alte Muͤnze in das Mänzanıt zu lie⸗
fern; fie werden vielmehr dieſelbe anfangs
verfchlieffen, und dadurch eine ſchaädliche
Stöhrung des Umlauf veranlaffen. Su
der Folge werden fieihre Minze aus dem
Lande Schaffen, und in fremden Muͤnz⸗
banfen nach dem neuen Muͤnzfuſſe um⸗
prägen, um fih felbft den Vortheil
zuzueignen, den der Staat gehofft
dat, Alfo wird der Staat in diefer Er=
hoͤhung für ſich eine unbetraͤchtliche
Aushilfe gefunden, aber immer eine
Muͤnzoperation gemacht haben, die den
Kreislauf hemmt, den allgemeinen Kredit
unterbricht, das Nalhpraͤgen erleichtert,
end im Grande von den Glaͤubigern, Die
zu wenia empfangen, nichts anders, als für
einen verkleideten Abſchlag, cine Art von
Bankerutte betrachtet wird , wogegen fie ſich
in Zukunft dadurch vorfehen werden, ent—s
weder, daß fie dem Staate ganz Feinen
Kredit geben, oder ihm folhe Bedinge
niffe vorfipreiben, die fie wieder eincn
Verluſt auf allen Fall fiher fielen, und vor⸗
| 515 hin⸗
458 ou
hinein entfchädigen. Mar tänfcht heute
durch folhe Kunfigriffe niemanden. Wo—⸗
ferne fih alfo der Staat auf Feine andere
Art von ſeiner Schuldenlaft zu befreyen,
Wege fande: fo wirde es beinahe rath—
famer feyn, feinen Glaubigern einen Ver—
frag anzubieten, nah welchem fie die
Bezahlung mit Abfchlag annehmen. Der
Kredit litte darunter nicht fo viel, und
es wären wenigfiens die Verwirrungen er«
ſparet, welche die Miünzanderungen im
mer nad ſich ziehen,
f 298.
296, Wo mar endlih den Staat
in demjenigen Zuſa menhange mit andern
Staateng betrachtet, worin alle Länder
fech wirklich befinden; den Bürger als
Schuldner und Gläubiger fremder
Stationen, und auf eben diefem Fuß dem
Regenten; ‚fo ift der Nachtheil folcher
Dünzerhöhungen noch deutlicher. Es
a: fih namlich alle die übeln Kol:
gen, die fih bei Ausprägung. einer
ginge
% 459
ringhaltigen Münze überhaupt ereigtten muͤſ⸗
fen. Die Fremden nehmen die Minze
nicht anders, als nah dem wahren
Werthe an; in Anfehen ihrer alfo koͤmmt
weder Regent, noch Privatichuldner leich-
fer durch: die fremden Schuldner bin=
gegen werden fich diefe Erhöhung zu Muß
machen, werden mit der erhöhten Münze
ihre Schulden abtragen; und, damit ich
die Wiederholung vermeide: alles das ift
vollfommen bieher anwendbar, was
ichbei dem27 1. Sage umftandlich guseinan⸗
der gefegt Habe,
a 28
63 2%
DE VE EEE ENTER UITELETT TAT TER,
ü—— — — — ann |
he |
Von demUmlaufe des Geldes,
297.
Di Verrichtung des Geldes ift, daß
es den Unternehmungen der Yemfigfeit
zum Mittel diene, Wenn das Geld ein-
mal angewendet wird, if die Unterneh⸗
nung, wozu es dienet, gleich der Sunte
me des Geldes, einmal betrachtet. Legt
es derjenige, dem es in die Hände fam,
keifeite, fo fchafft e8 in feinem Schran—
Fe feinen mehreren Vortheil: aber giebE
er daffelbe weiter, das if, Fauft er dafür
etwas, fo empfängt. der Verfäufer da=
Durch ein Mittel zu einer ferneren gleich
groſſen Unternehmung. Ze öfter das Geld
von Hand zu Hand geht, deſto Mehe
reren wird dadurch das Mittel verfhaffet,
etwas zu unternehmen. Hieraus laͤßt
ſich das Wefen des Imiaufs A erklären,
und
* N
gt AU
sind feine Wirkung auf. die Belebung der
Aemſigkeit darthun. Der Umlauf iſt dir
Wiederholung des Umſfatzes von
Wagare gegen Geld, und von Geld
gegen Waare. DerLeinwandhaͤndler ehr
pfänet Geb für Wolle, und giebt die—
ſes Geld für Leinwand. Der Tuchfa⸗
brikant giebt Geld fuͤr Wolle macht
Tuch daraus, und empfängt fir dieſes
Tuch Geld. Die Wirkung des Umlaufs
ift die Vermehrung der Beſchaͤftigung,
mo immer das Geld ! durchzieht i. Die
Groͤſſe des Vorthens hängt davon ab,
je Kohne! ler, oder laͤngſamer die. Wieder:
holung des Tauſches gefsieht. Der Borz
theil des Umlaufs ift alfodas Produkt,
wenn die umlaufende Sume des Gel⸗
des durch die Zahl des Umlaufs
vermehrt wird A. Eine Million alfo,
ng ihre Berrichtung in einer beſtimmten
Zeit nur einmal macht, ift nicht —
100,000, welche inder nämlicengeitsehn
mal verkehrt werden. Hieraus iſt offen⸗
bar, daß alles, was den Umlauf des Gels
des hemmt, die Befchäftig ungen sin
ſchraͤnkt,
463 —
ſchraͤnkt, mithin auch der Bevoͤlkerung
nachtheilig iſt, und im Gegentheil.
h 22, Kreislauf, Circulation.
3 Der. bloſſe Durchzug des Geldes mache eine Wirs
fung, die denjenigen in Erftaunen feßen wird,
welber bei dieſen an fib einfogen Betrachtungen“
ſtehen zu bleiben, verabſäumt. Ein Sürger faufe
für 4 Öulden einen Dut s der Hutwacher Faufe für
eben dieſe 4 Golden jeidne Strümpfe, der Strumpfe
wirfer eine Treſſe, der Treſſenmacher, einen Des
gen, der Sowertfeger Leindwand, der Leinwands
Händier Esnallen. Diefer Umlauf Fann noch duf
Hnndert Umfätze ausgedehnt werden ; er fann in der
Zeit von einem Monate geſcheden; der Hut, die
feidenen Strümpfe, die Zreffe, der Degen, die
Reinwand, die Schnallen, Wanren, die zufammem
24 Qulden betragen, find vorhanden, und auf der
einen Seite find nur 4 Gulden, wovon diefe Waaren
im Werthe 24 Gulden find , angefaufr worden. \
x Kreislaufende GSumma ---- --- 10 Milionen
Läufe in einer gewiflen Zeit um 6 mal
Bortbeil des Umlaufs ---- «--- 60 --- vder Io Pulli
onen, die fehbsmal umlaufen, veranlaffen einen
Umſatz von 60 Aillionen.
298. Bei dem Umlaufe iſt alfo erfo-
derlih: Daß beftändig eine zuſagen⸗
de Menge Geldes geaenwärtig ver—
bleibe: und das Geld feinen Gang
in der erfoderlihen Geſchwindig—
feit verrichte. Wie groß überhaupt
Die
2 463
die kreislaufende Summe des Geldes
in einem Staate ſeyn müſſe? iſt darum
zu beſtimmen unmoͤglich, weil bei dem
Umſatze der Waaren, der Kredit mit in
die Rechnung koͤmmt; weil der Stand
der Beſitzer des Geldes, ihre Art zu I
ben, ihre gröffere, oder Kleinere Rei—
gung Aufwand zu machen, der Zuflaud
der Handlung, der Zufland des öffent—
lichen Kredits, und felbft die politifipen
Verhältniffe des Staates, alles ſehr
wandelbare Umſtaͤnde, dabei ihren Ein—
flug haben. Indeſſen ift gewiß, daß
zwifhen dem in einem Staate vorhande—
nem Seide überhaupt, zu demjenigen,
was gegen diefes Geld umgeſetzt wer
den kann, ein Verhaͤltniß ift, fo zwar,
daß die ganze Mafje der verfäuflichen
Sachen auf der einen, und die ganze
Eumme des Geldes auf der andern
Seite genommen, einem beftimmten Theis
le von Waaren ein befiimmter Theil as
Gelde zufagt, welche fih untereinander
eben fo, wie die ganzen Mafjen gegene
einander, verhalten 4 Nah dieſem all
ger
464 Be
gemeinen Verhältuifie wird man bie gau-
ze Waarenſumme mit 100. und mit
100 gleihfalls die ganze Geldſumme
ausdruͤcken koͤnnen, wo immer dem ı von
Waaren, auch ı von Geld zuſagt. Dex
eine geroiffe Seit hindurch gewoͤhnliche
Preis beſtimmet dieſes Ungewiffe ı zu
einer gewiſſen Zahl, und man kann das
ber fagen: das in dem Derhältmiffe der
freistaufenden Summe eine Aenderung
getroffen worden, fobald die gewiſſe
Preiszahl eine merkliche Veränderung
leidet. Durch diefen Satz des Berhältnife
ſes der Waaren und der Geldmaffe läge
fih ohne ale Schwierigkeit erklaͤren,
warum in einem Lande, wo das Geld
ſeltner iſt, für die Waare weniger ge—
geben wird, als in einem Lande, wo
mehr Geld iſt, oder, wie man fagen moͤch⸗
te: warm Das Geld theurer if.
Ehen fo fieht man daraus, daß eine
Geldverütchrung , in eitem Lande noth—
wendig eine Öteigerung des Waarenpreis
fes nach fi ziehen muß. Die Armee
ſenheit einer zuſagenden Menge Gel: -
des
Pe A
des heißt ale: dag die Anbieter der
IrRaare auf einer Seite, anf der andern
Seite immer Sehanbieter, das if,
Käufer finden, und daher durh den
Empfang des Geldes zu Fortſetzung ihrer
Beſchäftigung neue Mittel erbalien. Go
lange dieſes iſt, kann man zuverfichtlich
ſchlüſſen, day ſich eine zuſagende Mens
ge Geldes im Kreislaufe erhält:
r Montesq. Ffprit des Loix, Liv, 22 Ch. %
Principes fur le commerce 6 27, Hume Efsay
of the Balance ot as,
299. Das Geld kann entweder auf
immer, wenigfiens auf feht lange aus
dem Umlaufe kommen, oder nur auf is
nige zeit. Senes unterbricht den Kreise
lauf gang, diefes hemmet nur, feine Ge⸗
ſchwindigkeiſe Auf inmer, oder
lange Zeit kommt das Geld aus dem
Umläufe: wenn es aus dem Kande ges
fendet wird , um Schulden zu bezahs
len; bei Auswanderung der Buͤr—
ger; went Ffremde Untertbanen
Güter, oder Staatspachrungen Dee
IC. Gg ſitzen
6 *
ſiten und ſich die Einfürfte nach⸗
ſeuden laſſen; durch Anlegung in
fremde Banken, durch Werahlung
ſtarker Subſtdien ; durch Bezahlung
der der Daterie zu Rom zugeſtan—
Denen, oder n ihr an rmohten
Rechte; durch Belleam 1q eines
Schahe eſs für den Res — durch
die Sammlung unſterblicher Ge-
ſellſchaften: durch An ——— vie⸗
fer Gold-und Silbergefaͤſſe; durch
Sammlung von Kapilalien; . und
durch Münsirrungen, Seine &e-
ſchwindigkeit heme en hauptſaͤchlich gr oſ⸗
ſe Zahlungstermine, und die une
gleiche Lokaleinleitung Des Vermoͤ—⸗
eng. Uebrigens folägt auch alles ein,
was die Abweſenheit des Geldes
ſelbſt veranlaſſet. Die Verminderung der
Maſſe zieht die Langſamkeit des Umlaufs
immer nach ſich.
300. Der Berſendung des Geldes
m bat mon durch das Verbot der Geld—
aus fuhr vorzukommen geglaubt 72% Ein
ſolches Verbot if entweder unnoth—
Rebe wen⸗
10) 467
wendig oder fruchtlos. ES iſt um
votbwend g, no immer die Bilanz
Der Handlung f fuͤr eine Nation if. Dean
in folgen Umjtänden werden diejenigen ,
welche auswaärts Zahlungen zu leifien
Daben, dieſelben vortheühafter durch
Wech elbriete leiſſen. Es wird alſo
niemanden einfallen, wirkliche Geldverſen—
dungen zu machen. Iſt aber die Hand⸗
Imasbilenz wider die Nation ; fo ift
das Verbot Fruchtl>$: ein ſolches Verbot
hieß even foviel, als den Nationalſchuld⸗
aerır naterſagen wollen , ihre auswaͤrti—⸗
gen Glaͤubiger zu besahlen , welches wohl
nis einem Geſetzgeber beifallen. wird ,
weil dadurch aller Nationasfrevit ,
aller Sufammenhang. mit andern Staa—
ten nothwendig aufgehoben würde. Wenn
eine Nation von der andern fo viel zu
fodern bat, daß ihre Rechnung durch
Wechſel nicht gegeneinander aufgehoben
werden kaunn; fo ift fein anders Mittel
ubrig, Zu-faldiren, als daß der Ute
derveft in Baarem abgetragen werde,
Drau wird in der Abtheilung von dem
92 Wech⸗
468 / *
Wechſel ſegar die Nothwendigkeit
aumerken, manchmal, um nicht den Kurs
fo ſeht wider fich zu haben, die Schul⸗
den rate Eid zu tilgen. Wollte men
durch Verbot der Geldaus fuhr die
fremden Handelsleute gleihfam zwine
sen‘, ihren Verkaufhandel in einen
Baͤrathandel zu verändern, fo über
Tecte man nicht, - dapder Kaufmann, wo
er beidem Barat feine Rechnung findet, ob«
ne Zwang dazır geneigtifi: und wo er fei=
ne Rechnung wicht findet, dadurch nur
gezwungen wird, fein Gefchäft ganz
aufzuheben. Wenn endlich. das Verbot
der Geldausfuhr vielleicht den AUs wan⸗
derungen Einhalt thun fol, fo ner
fehlt man die Heilung, daman die Quel⸗
le des Uebel verfennet. Meder Verbot
‘der Geldausfuhr, noch flarfe Ab—
zudgelder, noch ſonſt gewaltſame
Mittel koͤnnen Menſchen zurückhalten,
bei denen, eben der Willen auszuwandern,
ein Beweis iſt, daß ſte dazu Beweggrunde ha«
ben. Man mache, daß niemand anszu—
wandert wuͤnſcht, weil er in andern
Staaten
*. 462
\
Staaten wicht eben dieſe Wohlfart zu
finden hoffen faun,. und man kann als
len Jyalıg entdehren! Urbrigens werden
Diejenigen, welde auswaͤnderu wollen ,
ihr. Vermoͤgen durch Wechſelbriefe zu
verſenden, beſtaͤndig Gelegenpeit baden,
woduch danı eine Summe auſſer Laie
des erhalten wird, welche enimeder ein⸗
gegangen wäre, oder eine andre, Die
‚man nun ſchuldig verdleidi, faidirt hätte,
m 299. —
a In Rusſand iſt die Ausfuhr des Geldes verboten
Der ruſſſche Handelsmann flebt Ah dadurch ju
feinem groſſen Nachtcheile eesminunen, mir aus—
wäctigen KTorreſpondenſen durd holändiſche Briefe
au faldiren,
301. Der Staat iſt nicht in allen
Umſtaͤnden fähig, zu verhindern, daß ent⸗
weder Fremde Unterthanen innerhalb
feiner Graͤnzen Güter anfaufen, oder
dag feine Unterthanen fih anderwärtig.
ſeßhaft machen. In beiden Fällen aber
find die Einkünfte der Güter Unwie—
derbrinelich für ihn verloren. We⸗
— geſchehen kann, ſoll
G83 man
—
470 *
man einem. Nachtheile entgegen geheu,
der, wenn die Falle haufig find, groß,
beträchtlich feyn kann. Ueberhaupt foll=
fe Fremden der Ankauf von Gütern: enis
weder garnicht, oder nur unter dem Bez
dingniffe, auf eine gewiſſe Zeit in dem
Lande zu leben, erlaubt, auch Güterbe-
fisern die Niederlaffung auswärts durch
vergröfferte Abfahrtgelder von ihren
Einfünften erfchweret werden, Appa⸗
nagirten Kindern gtoffer Familien ,
muß es gleihfalld nicht freyſtehen, ihre
Appanagen nad Wohlgefallen auſſer
Landes zu verzehren. Und da die Staats⸗
pachtungen an fin ſelbſt ſchaͤdlich find,
um wie viel mehr ift darauf zu ſehen,
daß folhe niht an Auslaͤnder über-
laffen werden, wo, zu vielen andern
Nachtheilen, auch dieſer hinzukoͤmmt,
dag ſe anſehnliche Gewinnſummen
dem St — auf ewig entziehen.
302. In welchen Umſtaͤnden wird
Geld in fr urn o angelegt? Es
koͤnnen voſtheilhafte, es koͤnnen nach⸗
theilige feyu. Wenn die Zinſe in ei⸗
nem
8* ———
nem Lande zu niedrig finds fü: ht man
ſich bei fremden Nationen hoͤhere zu
verſchaffen. Die niederen Ziuſe aber
find hauptſaͤchlich eine Folge von einem
durch die Handlung veranlaßten Wider:
fluſſe des Geldes: und in einem folhen
Sale kaun es fogar nuͤtzlich feyn, durch
Verſendung an fremde Nationen die über-
haͤufte Geldmaſſe zu vermindern , und
Dadurch zwifhen dem Gelde und dent
Waaren dasjenige Gleichgewicht zu er—
haften, fo dem Zuſammenfuſſe mie
Handlungsnebenbuhlern befoͤrderlich iſt.
Die Verſendung unter dieſen Umſtaͤn—
den entladet den Kreislauf eines ſchaͤd—
lichen Uiberfluſſes auf einige Zeit, in⸗
deſſen die davon eingehenden Zinſe im—
mer Gewinn ſind, den die Nation mit
Kapitalien macht, die zu einer Zeit, wo
vielleicht die umlaufende Maſſe einer
Belebung bedarf, zurückgezogen werden.
Die verſchiedenen Staaten angebote—
nen hohen Leibrenten locken gleichfalls
Geld aus dem Lande, und ih muß ges
fiehen, dag es füwer fallt, folge Ver—
®g 4 ſen⸗
473 *
ſendungen zu verhindern Ein Figfal-
geſetz kann hier zwar von einigem Nu—
gen fenn, und FPolisenanfa’ ten föne
nen daſſelbe unterfiügen. Indeſſen were
de ich mi nie uͤberreden, das die An—
zahl derer, weile ihr Geld auf Leib—
reiten anlegen, beträchtlich. ſeyn kann,
weil dieſes nur ein Geſchäaͤft fir Men—
foen, die an nichts in der Welt, au
feiner Familie, au Feiner Berw andfchaft
\ Age, hauptſaͤchlich alfo ein Geſchaͤft für
Eh oſe iſt. Wenn nun ihre Zapl in ei-
nem Staate groß iſt, wenn der Geſetz⸗
geber den Ehſtand, und das Anbatte
.
en einer Familie nicht ju einem wine
ſchenswerthen Stande zu machen, nicht
die Eneloftrfeit zu br ſchräuken weis ;
fo ift die Anleguug des Geldes auf geib-
renten auſſer Landes nihf das aröfte Ue—
bel auf deſſen Behebung gedacht werden
mug. Auch Muͤnzirrungen und geioa T=
ſame Inteteſſe erabſetzungen Föntten
die Verſendung des Geldes an fremde
Banken herbeiführen. Das erſte war
dayer aus) unter den Gründen mit, wels
; ie
Sn
oT :473
de die Muͤnzaͤnderun gen verwerflich
machen. Von der Herabſetzung der
Zinſe ſoll bald gehandelt werden.
/
303. Die Bezahlung ſtarker Subſi⸗
bien p Fann überhaupt nicht als ein Nach⸗
tbeil betrachtet werden, weil ven der
Klirgheit derjenigen, die den Geſchaͤften
des Staates vorſtehen, vermuthet werden
muß, fie werden fin dazu nicht ohne
wichtige Vortheile verfiehen. Die Be—
zahlung der Dateriegebühren, wel-
che anfänglich durch Ueberſehen oder un—
ter dem Zuſammenfluſſe wuginfiger
Umfiinde zugeffauden, uud niemals
eine Art von rechtmaͤſſtgen Auſpraͤche
gegruͤndet baben, ifı deflo einpfindite
ber, ' da diefer Ausflug dei Geldes fo .
oft wiederkoͤmmt, und, ohne einen b⸗
ſonders günfigen Zufommendug von
enfgegengzfesten Umſtänden, kaum eine
Befreyung davon zu erwarten iſt. Alle
kathol ſe Staaten werden ſich mehr,
685 oder
474 -
oder minder in folgender Stelle Uſtari—
tzes g erkennen: Eine von Den Ut-
fachen, welche zu dieſer Seltenheit
des Goldes und Silbers in der
Monarchie beitragen; ob dieſe
Metalle gleich ein eigenes Produkt
erſelben ſind; iſt die Menge von
Millionen, Die jaͤhrlich nach Rom
verſendet ‚werden, größtentheilg
für Gewohnheiten, welche durch
die Datarie eingefuͤhret worden, und
weiche ſchon überhaupf als Miß—
Bräuche angefehen werden. Ich
iwerde mich weder über die Wade
theile dieſer Dorartegebühren, noch
über ‚die Mittel ausbreiten, wel:
che andre katholiſche Staaten an-
winden , um Denfelben entgegen zu
gehen: das Linternehmen über:
ſteigt meine Kraͤfte. Auſſer dem
kann ich mir, davon zu ſchweigen, ers
lauben, wen zu Den gedruckten Vor—
ſtellungen michts hinzu zu ſetzen iſt,
welche im Jahre 163 in Namen
und auf Befehl Philipps ya racch
‚ feine
u 475
4 2 +
feine Botfchafter, dei Biſchof von
Eordoua, und Don Juan bo:
mauro gemacht worden. Dice
Vorſtellungen enthalten zugleich
die Schrift, welche die Star de
von Caftilien Dem Könige über die
verichiedenen Gebühren uͤherreicht
haben, Die man zu Rom abfoderts
alle Punkte dieſer Schrift find anf
N der Kirchenverſamm! urecn
nd Die heiftoen Canonen gehützet,
deren Vollſtreckung maz Derlangore,
Was Fan Fatholifhe Türken halten }
ihre Staaten von einer Zinsbarkeii zu
befreyen, die ihnen nicht mehr ſogug
als ſchimpfuͤch iſt.
P 299.
Q an & pratique du Commerce. Cap. HI. am
n %
304. Die Beilegung eines Scha—⸗
‚Eesr, foun nur aus den Gutkteizs
ſchehen, damit die Etsaren in umose
ſeh⸗
28. RR
fehbaren Beduͤrfniſſen die noͤthige Bede⸗
ckung haben. Unter. beiden eines muß
die Stellüung ſeyn, worin ſich der Staat
befindet; entweder der Umlauf iſt Dee
lebt, und reiht den Unternehmungen
der Bingen zu, oder es iſt Mangel an
Ge. Im erften Falle iſt es uͤber⸗
ta ſich durch Beilegung von baarem
Gelde vorzufehen,, weil bei fo glücklichen
Umftänden der Bürger, der Kredit des
Staats groß ſeyn mug, und der Regent
Dadurch augenblidlih groffe Summen zu
beheben, fähig iſt s. Bei einem herre
fhenden Geldmangel hingegen wird na=
tuͤrlich durch die Beilage anſehnlicher
Summen das Uebel noch vergroͤſſert, und
der Kreislauf deſto mehr geſchwaͤcht. Nur
in einem einzigen Falle alſo, deſſen am
Ende dieſer Abtheilung Erwaähnung geſche—
hen wird, iſt die Beilegung eines Schatzes
dem Regenten zu empfehlen. Ich verſte—
he jedoch unter dem Worte Schatz nicht,
die in Verhaͤltniß des ganzen unbetraͤcht⸗
lichen Summen, wodurch in jedem Staate
gegen
I 477
gegen Zufülle in Finanzoperationen eine
Vorſehung gefpehen muß.
T 299.
s Cojus et quidquid ef omnium , tantum ipse,
quantum omnes habet, Plin/uss paneg, Ira),
— Ich verweiſe bei den Erwerbun⸗
enun keardiihere enteinden, aufdas,
— im er ſten Theile diefer@rundfäge gez
ſagt worden. Die Roͤmer haben oft in vera
zweifelten Umftänden des gemeinen Wefeng
durch —— feſtgeſetzet, wie viel
Gold eine Frau au Geſchmeide befigen duͤr⸗
fe: das Uebrige mußte ven Staatseinneh⸗
‚ mern überliefert werden, damit eg nicht an
Seld zur Fortführung der Kriege gebre—
her möge. Eden folhe Umſtaͤnde has
ben auch in unferm Jahrhunderte dieſe
Zuflucht nothwendig gemacht. Aber nicht
nur in bedrängten Umſtänden, ſondern zu
allen Zeiten wird durch die uͤberhand nehs
mende Pracht an Gold und Stlber-
gefäflen, 2 dem Umlaufe unendlich viel
| ent⸗
478 *
entzogen. Die Erfindung des Portelaing.
hat einigermiefieh das Uebel gemindert ;
eine neue Art von Pracht hei jene ſchäd—
lichere beſchränket. Auch können die vie
Ien Nergoldungen, welche von den öͤf—
fentlichen Gebauden und den koͤnigli—
chen Pallaͤſten in die Haͤuſer der gemein—
fin Bürger gedreugen, und daſelbſte,
meifens ohne Geſchmack, an Wande und
Geraͤthe verſchwendet find, ein Gegen-
ſtand werden, der unter gewiſſen Um—
fiauden die oͤffentliche Aufmerkſamkeit
auf fich zieht. Es iſt immer Gold und
Eiiber, das den SKreislanfe gleichſam
zuf ewig entgeht. Wenn diefe einreifjen-
de Pracht, wenn der Gebrauch der Gold—
und Silbergefäffe eine Folge des Reſch—
thums ift, denn iſt er auch nicht ſchäd—
lich. Wo aber die umlaufende Geldinafe
fe dadurch zum Nachtheile der Handlung
geſchwaͤcht winde, koͤnnte dem Uebel eini-
germaffen vorgefommen werden, dag man
Aufwandgeſetze der Lieberhandnehmung
deſſelben eutgegen ſtellte. Die Pragt ,
weihe die Beichäftigung vermehret, iſt
eine
a 479
eine Wohlthaͤterinn der Geſellſchaft: aber
bier arter fie ir Verſchwendung aus,
Auch ift es nützlichh, das Einſchmel⸗
zen des Geldes zu unterſagen, und
wenigftens dadurchzu hindern, dag wirk⸗
liche Minze nicht in Gefaͤſſe, - oder
andern Hausrath und Verziernugen ver⸗
aͤndert werde.
t.299:
06. Die Verachtung des Dan-
Delffandes, die Ceringſchaͤtzung, die
Bedruͤckung der Landwirthſchaft und
andrer arbeitſamen Klaſſen des Volkes,
die Anlegnug verſchiedener Kaſſen, bes
ſonders ſolcher, wo das Geld ungenützt
bleibt, vorzüglich aber die hoben Zinſe
veranfaffen die S mmlung von Ras
pitalten u, wodurd das Geld auf lan:
ge Zeit aus dem Umlaufe gebracht wird,
und Dann in denfelben nur auf fehr Des
ſchwerliche Bedingniſſe wieder zuruͤck koͤmmt.
Die hohen Zinſe und der gehemmte
Umlauf haben eine wechſelſeitige Ein—
wirs
.
480 #0,
wirkung: der geheumte Umlanf verur-
ſacht die Erhoͤhuug der Zinſe, die hohen
Zinſe hemmen den Umlauf. Dan darf
alſo feinen Augenblick anſtehen, ſolche
Strenitsopen sttonen für unüberdacht
zu erklareu, welhe, um den auperordente
lichen Staatsnothwendigkeiten zu Hilfe
zu kommen, a Zinſe, beſonders
aber Labrenten feſtſetzen. Ware dies
fer - Kredit ah richt fon an fih uns -
endlih koſthar; > fo ii feine Schadlichkeit
Dargeiben genug, da dadurch . die Ber
gierde, Sapitalien zu Summen, die
Konwing, ohne Arbeit von Geldren⸗
ter leben zu können, und der Hang zur
Seit ver roͤſſert werden. Von
2 Einfiafle der Muͤnzirrun gen dv auf
if dem, was in der varders
gehende en Abcheiluug geſagt worden,
Ü 296:
v Ta meh eine Teonoldinische Bersrdnung dom 27
Decemb. 706 zum Semweii? anfübren, daR eins
ſichtsvolle Hescrunge ude nach heiltgen Einfluß von
Münzände unzen imn>r einge ehen und gefürchtet
haben. Es hatte ih —5 ein Kuf verbreitet
als
8 48*
ld ſollte in den Münzen eine Erböhung dorge
nommen werden. Man bielt Hh verpflihrer, dur
eine Öff niliche Verordnung diefen Ruf zu vereiteln ,
und dad Volk gegen feine Furchht zu verſichern;
damit, wie dte ausdrücklichen Worte lauten ,, im
. Handel und Wandel nicht eine Eonfufion eneftehe;
noch die Cireulatien des Geldes fih fleden , oder
auch die Zufuhr un Vifeualien , und andern Nabe
sungsmitteln durch ein unzeitiges Öejihren erman 5
geln därfte ;;
307. Die groſſen Zahlungstermine,
es fey nun bei den Abgaben an den
Staat, oder von dem Staate an Die:
jenigen, welde von ihm Zahlungen zu
erwarten haben : fegen immer die Zuruͤck⸗
haltung beftimmter und beträchtlicher
Geldſummen voraus, die nur erſt nah
dem Verlaufe einiger Zeit in den Umlauf
wieder kommen. Die Zuruͤckhaltung ereignet
fih zweyfach: bei dem Eingange indie
Kaffe, umd bei Denen, fo Geld von
der Kaffe empfangen. Die Berech—
nung darüber iſt leicht zu machen, Um
3.8. in einem viertejährigen Terntine
eine Milton einzubringen , muß die
Beilegung , fen ed in Daupf: oder
Filialkaſſen, oder anch bei den Ent:
Pichtenden lange Zeit vorher ihren Ans
5b fang
I
452 *
fang nehmen. Es wird zur Eroͤrterung
zureichen, wenn man nur 5 Zeilpunk⸗
te ſetzet. 6. Wochen vor dem Zahlungs—
termine werden alſo 2mal hundert tau—
ſend it die Kaffe gebracht, in einer
Woche darauf abermal ſo viel, und fo
oft, bis in der fimfien Woche die ganze
Million eingebracht ift, die in der ſech—
fien Woche ganz in die Kae geliefers
wird. Es bleiben alfo zweymal hundert
taufend durh 5, abermal jo viel durch
4, dur 3, Durdh2, und ı Woche liegen,
welches im Durchſchnitte, auf die ganze
Summe 3 volle Wochen beträgt... Dieſes
Geld wird uun an Befoldungen aus
gegeben. Da die Beſoldeten davon eiw
Vierteljaͤhr durch leben müſſen; fo
koͤmmt Tag für Zag nur etwas in den.
Kreislauf, und erſt am Testen Tage if
das Ganze wieder in den Umlauf ges
fommen: welche Zurückhaltung in Anfes
ben der ganze Summe abermal auf die
Halbfcheid angefhlagen werden kann.
Wenn man aber auch nur 3 Wochen
annimmit; fo iſt deutlich, dag diefe Mils
lion
ah
Tioır ein halbes, zum mindflen durch ein
Vierteljahr aus dem Umlaufe bleibt,
Die Auvendung auf die ganzen Staats:
einfünfte gemacht, fällt der Nusen ,
oder vielmehr die Nothwendigkeit, die
Einnahme ſowohl, als die Ausgab—
terminen abzufürzen , fihtbar in die
Augen; befonders in Staaten, oder un—
fer Umſtaͤnden, wo die umlauſende Maffe
nicht groß if: Das einzige Mittel, dert
Abgang der Menge zu erfegen , ft ‚ihs
re Gefhmwindigfeit durch die Untere
theilung zu befördern. Derjenige, fo
zu feinem taͤgliechm Bedirfuiffe einen
Gulden bedarf, muß, wenu er NUR
einen Gulden empfängt, ihn foaleich wies
der ausgeben ; zieht er eite groffe Sum⸗
me; fo bleibt davon ein Theil auf lan⸗
ge Seit bei ihın liegen. Hieraus läßt fich
die Urfarhe angeben; warum überhaupt
sehn Bürger, deren jeder ein Zehne
theil an Vermögen befigt, dem Staate
weit mehr nügen, als einer, der al
lein fo viel Vermögen hat, als die zehn
uſammen. Der Umlauf naͤmlich mug
Sb
484 5
bei jenen unendlich Icbhafter feyn. Es
ift natürlich, dag man diefe Berradhtung
nicht dahin ziehen muß, als follte die
Einnanme und Ausgabe der Staatss
Faffen auf einzelne Tage zurüͤckgeführt
werden. Die Verwaltung groſſer Kaſſen
fodert ihre beſtimmte Zeit. Immer aber
iſt der Vortheil erweislich, mo Die
Zahlungstermine auf die kuͤrzeſte
it, die fie, ohne andren Nachtheil nach
fih zu ziehen, zuläßt, zurüuͤckgebracht
werden, Es ift fogar zur empfehlen, dag
in dent Privathandel, fo viel es ohne
Stöhrung deſſelben gefihehen kann, kurze
Zahlungstermine bedungen werden,
308. Die Ungleichheit der Lofal«
vertheilung des Geldes 2 entfpringt
aus einem Hauptfehler der ganzen
Staatsöfonomie, aus ungleicher Ders
theilung der Bevoͤlkerung, befonders
aus Uderladung der Hauptftaͤdte,
wohin das Geld, bei weitläufigen, und
aus mehreren. Provinzen zufammgefegten
Staaten , ohnehin durch die Anlagen eis
| nen
07
& 485
gen ſtarken Zug bat. Wenn biezu noch
koͤmmt, daß eine folche Hauptfiadt der.
ordentliche Aufenthalt des vermögenden
Adels, und anderer wohlhabenden Bürs
ger iſt, welche ihre Einkünfte von den
Gränzen der Provinzen dahin kommen
laſſen; fo folgt Theurung in der Kae
pital, die von den Ueberfluſſe des Gele
es herruͤhrt, und in den Provinzen ein
Unwercth aller Erzengniffe, daran nur
der Manael an Held Schuld trägt.
Ich habe diefen wichtigen Gegenſtand ans
derswo 72 umftandlicher behandelt. Ich
habe hier nur zuzuſetzen; daß zu gleicher
Eintheilung des Geldes in einem Staate
eine genaue Bilanz zwifchen den vers
fhiedeuen Provinzen deffelben zu halten ift.
Wenn dag Geld von den aufferften Theis
len durch die Fandesanlagen uud den
Aufenthalt der vermögenden Bürger
der Oauptfeadt zufluͤßt; ſo müffen die
in die Provinzen verlegten Manufaktu—
ren daſſelbe aus der Hauptſtadt wieder
in die aͤuſſerſten Theile zuruͤckbringen.
863 6,200:
*
& 279:
0 8. X. Band mieiner gefammelten Schriften : Abband⸗
lung von der Urſache derTheutung in groffen Stäb*
ten und dem Mittel, ihr abaubelfen, er
399. Nunmehr find die Folgen auf
zuſuchen, welche der durch ſo viele Ur—
ſachen gehemmte Kreislauf haben muß;
dieſes wird gleichſam die Geſchichte von
dem Verfalle der Handlung ſeyn. Wenn
ein anſehnlicher Theil des Geldes, durch
was immer fuͤr einen Weg, dem Umlaufe
entzogen wirds foift zwifchen dem Gels
de und den Waaren das Merhältniß *
geſtoͤret: das iſt: es fehler einen ges
wiſſen Theile von Waare an dem vorftels
lenden Zeichen. Könnte die Untertheilung
der Geldmaſſe augenblicklich geſchehen,
und ſich das Gleichgewicht zwiſchen Geld
und Waare herfiellen, fo wärde die
Folge diefer Störung allgemeine Wohl:
feilheit der Waaren feyn. Denn, wenn
‚von den 100, welche die Geldimaffe ger
gen 100 der Waarermaffe vorftellen ,
20 hinwegkommen; ſo iſt dag Verhaͤlt⸗
niß, Das vormals wie ı zn 1, oder 5
ana zu
457
gu 5 ſtund, in ı zu I weniger J, ober
5.3177 4 abgeändert. Die Waare wir
co um ein Fuͤnftheil wohlfeiler zu fer
ben kommen, welches in Anfehen der
auswärtigen Handlung fogar nutzbar
ſeyn Fönnte. Uber eine folde augeite
blickliche Berichtigung zwiſchen dem Gel—
de und den Waaren kann nicht geſchehen;
uud da die ganze Geldſumme ungleich
vertheilt if, einige Ueberfluß, andre
zur genau fo viel haben, oder empfangen,
als zu ihrem Beduͤrfniſſe zureicht; fo iſt
die Verminderung. der Geldſumme auch
ungleich empfindlich, Diejenigen, die
nur foviel empfingen , als ihnen zu Forts
fegung ihrer Beſchaͤftigung zureichte,
empfangen nun nicht fo viel, als fie zu
empfangen gewohnt waren. Gie müſ—
fen alfo entweder ihre Beſchaͤftigung
befepränfen, wodurch es ihnen an ihrem
Unterhalte gebrehen wird; oder fie müf-
fen ihre Zuflucht zu denjenigen nehmer,
die Geld beifeite gelegt, und daran Lies
berfluß Haben. Ohne Bedingniffe were
den biefe fih nicht verfichen, ihr Geld
ba aus
488 | 8*
aus den Haͤnden zu geben: die Abweſenheit
deſſelben, der Nutzen, den. fie ſich mit
Ankauf fruchtbringender Sachen verfchafe
fen konnten, die Gefahr des Verluſtes,
werden von ihnen in Berechnung gebracht.
Der Boroer muß ſich alſo nothwendig
zu Zinſen als einem Erſatze verſtehen,
ohne den der Beſitzer fein Geld lieber bes
halten wird. Die Zinfe haben eine drey:
fahe Wirfuug: fie vertheuren die
Waare, fie vermindern den Gewinn
der Aemſigkeit, und laflen den Bes
ſitzer des Geldes, ohne eigne Arbeit,
andiefem Gewinne Theilnehmen
x Die Intreſſen machen einen Tebil bes MWanrens
vreifed aus, welchen der Kabrifant , wann er mit
feinem ®elde arbeiter, zum Gewinne mit einrechs
net, den er aber , wo dag Geld erborgt ift, une
ger die Auslagen zähle, Eine Waare, diez. DB. um
10 verkauft wird, koſtet 5,dad Kapital ſo dazuerfore
dert wird, muß 3 Intreſſen sahlen: ift der Gewinn des
Babrifanten nur 2, die Waare iſt 3 theurer, und
dieſe 3 hat ſich der Gläubiger zugeeigner.
Die Wörter Leihen, Lehnen , Borgen , Gläts
Biger, Borger, bat der Sprachgebrauch, wenige
ftend im gemeinen Leben, gleichfam zu gleihbedeus
senden gemacht. Da diefe Wörter öfters vorkom—
men, fo muß ib, um Verwirrung und Zwey—
deutigkeit zu vermeiden , ihre Bebeurung; wie ich
Fe gebrauchen werde , feftfeken. Leihen, a
3 eiße
& 489
Heißt mir alfo immer präter , mutuum dare; Bor—
gen emprunter, mutuum aceipete. Borger wird
alfo immer dem Gläubiger, wie Borgen dem Lebe
nen und Leihen entgegen geſetzt. Es würden fi
Gründe non diefenBedeurungen in der Wortforſchung
auffuchen laſſen, aber ih will niemanden Eingriff
thun. Für dieſenigen, die von einer Wiſſenſchaft
fhreiben , iit es nothwendig, daß die Wörter Feis
ne ſchwankenden Begriffe haben.
310, Die Wirkung diefes dreyfachen
Mebel3 iſt weit verbreife. Eine Waa—⸗
re, deren Preis auf einer Geite ſteigt,
da auf der andern die Mittel der Er-
werbung abnehmen, findet in dem In—
nern des Staates weniger Abfas; in
der Aufleren Handlung wird dur den
gefieigerten Waarenpreis der Vorzug
bei dem Zufammenfluffe verloren. Es
koͤmmt alfo auch von daher derjenige Zu—
flug des Geldes nicht, den man fonit
von der aͤuſſeren Handlung zu empfatt-
gen gewohnt war: diefes vermehrt die
Zahl derjenigen, denen ed an Geld zur
Fortfegung ihrer Beſchaͤftigung gebricht,
das iſt, die Zahl der Borger noch mehr.
. - Le gröffer aber die Zahl derjenigen iſt,
die borgen wollen, deſto Höher: feinen
955 aus
We
“2. SE
aus dem allgemeinen Grundſatz des Zu:
ſammenfluſſes y die Zinfe. Unter fol:
chen Umftänden fängt der Zuſtand der
Kapitaliften an, der reizendefle zu
werden, weil Geldrenten gewinntraͤ—
giger find, als Einfünfte der Land—
ter, und die Erwerbung Der Aem—⸗
jgkeit. Diefe Betrachtung bemegt ei-
ne groffe Zahl von Bürgern, Kapita—
lien zu ſammeln, wodurd der Matı»
gel des Geldes im Umlaufe immer groͤſ—
fer wird. Die Zahl dee Borgenden
erhält dadurch abermal einen Zuſatz,
und der Stand der Aenfigkeit wird um
fo viel befchwerliher. Die Fiegenden
Grunde, deren Anfchlag nach den ges
woͤhnlichen Zinfen gemacht wird, find
bier fihon felbit im Werthe berabge ſetzt.
Aber da ſich verhältnigweife die Einkuͤnf—
ge davon nicht, wie die Geldrenten, ver-
groͤſſern laſſen; ſo ift diefes ein neuer
Grund, dag man eine Menge Grundſtuͤ—
de feilbietet, und ihr Werth nod mehr
erniedriget wird... Derherabgefeste Werth
der Landgüter und Grundſtuͤcke hat noch von,
einer
ou 49
einer andern Geite den Nachtheil, daß
die Grimde als Hypothek verringert
find, mtthin der zunerlöffigfie Zweig des
Kredits versrocnet iſt. Die Landwirthſchaft
iſt alſo bloß der aͤrmſten Klaſſe des Vol—
kes uͤberlaſſen, die Feine Verbeſſerungen
feine Unternehmungen wagen kaun, die
mit Noth und Mühe ihre Anlagen ber
fireitet , und ihr Leben kuͤmmerlich durch
bringt. Die Aemſigkeit wird von der
Laſt der Binfe unterdruͤckt, und nicht
für. einen Stand, fondern für ein Mit⸗
tel, für einen Uebergang zu einem
gluͤcklicheren Stande angefeben. Diefer
ift die Klaſſe der Kapitaliſten, das
iſt, derjenigen , die nicht arbeisen, und
ſich von dem Schweiffe der arbeitenden Klafs
fen bereichern. Die wahren Bedurfnife -
fe der Kapitaliften werden bei ihrem ver-
mehrten Vermögen nicht gröffer 5 und ,
ob fie zwar diefelben ſich um etwas theu—
ver erfanfen muͤſſen; fo reicht diefe Stei-
gerung bei weitem nicht zu, das Gleiche
gewicht unter den arbeitfamen SKlaffen
herzuſtellen. Die gluͤcklicheren Umſtaͤnde,
die
492 8
die Eitelkeit , und der Hang zu genieſſen,
permehren nur die ein ebideten Bedürfe
niffe, Die Preife werden. alfo ungleich
ausgetheilt: die Noth wendigkeiten ha⸗
ben einen mittleren, die Kuͤnſte der
Pracht aber den hoͤchſten Lohn. Dice
fe Stoͤhrung in dem Gleichgewichte des
Vortheils unter den. Befihäftigungen vers
anlaßt , dag vdienothwenDdigeren, aber
weniger gewinnfrägigen verlaffen werden.
- Die Reichen verfallen darauf, ihre
Pracht in Silber, sund Goldgefäflen zu
zeigen 5 welches das umlaufende Geld noch
mehr vermindert 5 in einent groſſen Ge⸗
folge, welches die arbeitende Klaſſe
fdwäder, und Unwerthe im Gtaate
hervorbringt. Bald laͤßt fih ihr Stolz
nicht mehr an Waaren genugen, die ein
Erzeugniß der Nationalämfigkeit find ;
Juwelen und andre fremde Pracht:
Maaren vermehren den Ausfluß des
Geldes , die Unterſcheiduugsbegierde reißt
ein, jederman will es dem andern gleich
thun, oder ihn übertreffen. Die Pradt
ift anftefend. Da man fiehf, daß das
Mittel
* 493
Mittel dazu, Geldfommeln ift, ſammelt
bald alles. Diejenigen welche nicht fo
viel fammeln Finnen, um dem Aufwan—
de einer Familie zuzureichen, bleiben
unverehliht. Es entſteht ein gewiffer
Aufwand des Standes, der den
Staat verleitet, die Befoldungen zu er⸗
hoͤhen, und daher die Auflagen zu vere
gröffern. Die gemeine Klaffe der Arbeie
ter, die fih fihwer durchbringt, welcher
aber hauptſaͤchlich die Laſt der Abgaben
aufgedrungen wird, kann gleichfalls kei—
ner Familie Unterhalt geben. Alſo
nimmt die Ehloſigkeit auch bei den ges
meinen Klaffen, wo fie hauptfächlich
ſchädlich ift, uber Hand. Es folgen Aus:
wanderungen, das offene Land wird öde,
der Staat ift feinen Untergange tahe
gebracht.
5 Die Kapitalien werden bier als Waare betrachtet,
um welche die Borger, Zinſe als den Preis, Ans
bieten: der Preis jeder Waare ſteigt nah dem
Verhältniſſe der Anfrage S. die ſchon angeführte
Abh. vom Zufammienflufie,
‚311: Diefe unglücklichen Folgen find
durch eine Reihe trauriger Erfahruugen
ſo
94 Bo
fo ſehr erfannı worden, daß alle Staa⸗
ten denſelben entweder vorzukommen, oder
doch Einhalt zu thun geſucht habem
Aber die wahren Mittel, ſolche abzu—⸗
wenden, find meiſtens verkennet worden
Ans der umftandlichen Aneinanderreihung
der Nachtheile Fonnte man ſich uͤberzeu⸗
gen, daß das Wedel in dem geſtoͤhrten
Uwmlaufe, der die hohen Zinfe verans
laßt, feinen Urſprung hat; aber man
betrachtete, ohne auf die erfte Duelle
zuruͤckzugehen, nur die hoben Zinfe als
lin, und fegte fie Durch Gelege ders
ab. Der Erfolg hat die Unt auglichk eit
des Mittels erwieſen. England beſonders
hat zu verſchiedenen Zeiten verſucht, die
Intereſſen durch Verordnungen herabzu⸗
ſetzen. Unter der Minderjaäͤhrigkeit Edu⸗
Aards waren die Intereſſen ganz unterſagt
2. Hume benachrichtiget ung, daß fie ges
rade damals 145 waren. Nachher Ermeit
fie zu verfhiedenen Zeiten auf 6, 5, dr 3
und z bis auf 1757, wo fie auf 3 er—
niedriget wurden. Auch in den oͤſterreich⸗
ſchen Staaten ſind verſchiedene Epochen,
da die Intereſſen nach und nach herab⸗
ges
IR. 495
geſetzet wurden. Im den Jahren 1614,
1625, 1628 war mehr ald 5, oder 63
Zinfen zu nehmen, unterfagt. Eben diep-
—— wird auch durch die Wechſelordnung von
1725 verboten, und durd eine Erklärung
von 1727 nur bei trocknem Wechfel
unter Handelsleuten eine Ausnahme ges
macht. Man kaun das im Jahre 1758
ergangene Intereſſeſteuerpatent gleich-
falls als eine Herabfegung der Zinfe von
6 auf 55 anfehen, weil das Berhältnig
diefer Steuer dergeftalt berechnet iſt, dag
diejenigen, welche ihr Geld zu 65 anlie⸗
gen haben, über das, wagdiejenigen eutz
richten, die une 52 empfangen, gerade
den Betrag des fechften Prozents ges
hen muͤſſen: dadurch wollte man die &läus
biger vermögen , ihren Schuldnern das
ı3 tachzulaffen, wovon fie feinen Nuz
Ben häften, wodurch aber dem Gläubiger
die Bezahlung erſchweret würde, Nach er-
folgtem Srieden endlich ward den 6ten No⸗
vember des Jahres 1766 ein Int ereſſe—
reduktionspatent erlaſſen. Nachdem
vorher im Jahre 1762 und 1764 dies
Re Ban⸗
499 3%
Bankoobligationen von 6 aufs unige⸗
ſchrieben, oder denjenigen, denen Diefe
Herabfegung nicht anftimde, ihr Ge
angeboten; nachdem auh die Cou⸗
pons im Jahre 1765 auf 45 ernies
drigt worden; fo ward nunmehr durch
diefes Patent allen Glaͤubigern, die fr ochs
nen Wechſel ver Handelsleute auss
genommen, mehr als 42 bei Strafe der
Konfisfation, zit nehmen unterſagt. Ich
werde über diefe Herabfegung einige Bee
trachtungen anhängen, wenn ih zuvor
die wichtige Trage über die geſetzmaͤſſi⸗
ge Intereſſebeſtimmung werde un—
terfucht haben. Können die Geldzinfe
überhaupt durch Geſetze beftimmet wer:
den ? und wenn es gefhiebt, was find
die Folgen ?
3 Die Meinung von der Unrechtmaͤſſigkeit des Zin⸗
ſes ift na Kaynal in dem Mirrelalter enrfpruns
gen. Diefe Zeiten der Kinfternij , worin die Tehre
über diedusnahme der Klerifennon der Gerichtobar⸗
keit der Kegenten von der Stewerpflicht, von den
Alylen, von der- Gerichtsbarkeit Koms uber ı
die Kronen jum Vorfchein kamen, waren jeder
abentheuerliden Meinung günftig , zu deren Unter:
ſtützung man irgend einen Schrifttert anwenden
zu Fünnen glaubte. Was follten Theologen zu bes
weiſen verzweifeln, denen es gelungen Be aus
. eben
2 * 497
eben dein Buche, worin tie Erflarung von Chri;
‚Mus aufgezeichnet it: daß fein Keich nicht von
diefer Welt iſt, einen Beweis zu holen, og
denjenigen, Die fi jene Statthalter nennen,‘
die Reiche aller Melt unterworfen find ; und dog,
weil nad Ehriſtus Ausſpruch: die Kinder ver
Könige keinen Zoll; entridten , die Mön—
de von der Dürgerpfiicht frey „und die Loͤſt der
Abgaben auf die Schulcern ihrer arbeitſamen Mit—
burger zu wälzen berechtiget ſind. Dir dieſer
Gerinenertit war es ZSdnen leicht, aus dem im
5. Dub Mofss entbalteken Tofalgefege 2 Du ſollſt
Seiucauemen Bruder nicht auf Zind leihen:
ju’beweiien,, dad Geld duf Zins gu vwerleiben ,
unerlaubt tt. Das Wortipiel Ver Alren Rechtsge—
lehrſamkeit: Nummushon parit eummun : Fam dies
fer Moinung gleichſam zu Hilfe, und nah ſorchen
unumjtöslidden Beweiſen, Ward 68 Sinfe von Heid
nehmen, Wucher genanne, indeſſen mit dieſem
Beld in Waare umgelebr 1008 gewinnen, erlaub—
ter Sandel hieß. Las Sonderbarſte in, dad man
einer fo ungeretmren Meinung ne® zu uniern
Zeiten die&hre erwerd, ne einer Widerlegung wirbig
zu finden; das Condiilae ın dem Elemeitarwer:
fe Le eommarce et le gouvernement conlideres re-
lativement Pun al’ aurıermir Prontdorrdur, weil
erlaube fep, für die Entfernung des Ders „ (die
Wechſe verwndung) erwas zu nehmen, ſey es
aud) erlanbr, ſich die Entiernung der Zeit be—
zahle zu lajeı, und dab noch im Jahre 1788 eis
ne Jheorie de l'ınterer de l’argent tiree de prin-
iprs dw droit naturel, de la Theologie, et de Is
politique contre labus de Porn putation de Pryfure zu
fhreiben , für nörbig gehalren worden.
312. Der Befiger eines Kapitals kaun
fein Geld benuͤtzen, und ſich mir demſel⸗
ben einen Gewinn verſchaffen: diefer ent⸗
| | ji geht
493 | 110)
geht ihn, wenn er das Geld aus den Haͤn⸗
deu giebt; und er ſieht fih der Gefahr
ansgefegt, daſſelbe entweder nicht zur. be=
ſtimmtenZeit, oder gar nicht wieder zu
erhalsen. Diefe Umſtaͤnde werden auf
beiden Geiten, wann Geld verliehen ,
wann eines entlehnt wird, in Weberles
gung gezogen, und die Yedingniffe, das
it die Zinſe, darnach feitgefegt. Der
Geldzins bat alfo zween Beſtandtheile?
derGewinn, der entgeht, dergemacht
werden kann: und die Gefahr der Zeit
oder des Geldes felbft., 1
313. Die Groͤſſe des entgehenden
Gewinns a Fann richt beſtimmt wer-
den: der Stand nnd das Gefhäft des
Leihers, ſeine Kenntniſſe, ſein Fleiß,
die bald groͤſſere oder kleinere Leichtig—
keit, Geld bei der Landwirthſchaft, bei
den Fabriken, in der Handlung unterzu—
bringen, die Menge der angebotenen Kas
pitalien, machen hier eine ſehr wechfelnde
Berfihiedenheit: da von Einem, oder
unter foichen Umſtaͤnden der entgehen⸗
de
> 499
de Gewinn aur auf 48 angeſchlagen wird,
kann folher von dem Andern, oder un—
ter andern Umfiänden auf 103 und boͤ—
her berechnet werden;
a sı2. . .
b Diefen bat Juſtinlaͤn, da gr dem Wucher Bränzeis
fegen wollte, zum Mafſtabe der Zinfe genommen
und beſtimmt für die Wbelicher 5, für Kaufleute
8, für Körper undXolfegien 19. für die Übrigensg
in dem Codex: 4 Tuch gı Tit: 26 Orjeße;
314. Die Größe des Gewinns;
sderdes Vortheils, den fih der Bor:
ger verſchaffen kann, laͤßt fih eben fo
wenig beſtimmen. Auch hier koͤmmt Stand
ind Gefhäft, und Fleiß und Kenntnig
in Auſchlag: auch hier ift die Menge dev
angebotenen SKapitalieit, die Steſllung
der Landwirthſchaft, der Handlung, vom
Einflus. Das enilehite Geld wird in den
Händen des Mannes von Kovrfund Ber
triebfamfeit ein Mittel, 20 und mehr
zu erwerben : over es verſchafft Vorthei—
fe, die groͤſſer ſind, «als jeder augenblick⸗
lihe Gewinn: es erhält einem Handels⸗
manne feinen bedropten Kredit, reißt jes
ag mano⸗
500 &
manden aus einer DBerlegenheit, einer
Schande, erhält Ehre, Glüd und Stand.
315. Die Groͤſſe der Gefahr bei
dem entlehnten Gelde lapt Feine Beftims
mung zu. Cie ift verfchieden, nach der
Eigenfhaft dr Schuld, Die entweder mit
einer Hypothek, mit einem Pfande be-
deeitc, oder dafür nur eine Verſchrei—
bung if gegeben worden. Gelbft der dys
pothekariſche Gläubiger läuft zwar nicht
‚Gefahr, feinGeld zu verlieren, aber ims
" mer Gefahr der Zeit: und diefe Gefahr
ift geöffer oder Feiner, nah Beſcha fen—
heit des unterpfandes, nach dein Erhaltz
barfeit, Verkaufbarkeit, nach der Befchafe
fenheif der Gerechtigkeitspflege, nad dem
fihnefleren oder trägeren Gange der Eitte
treibung u, f. w.
e-312
a Wie fonnten die Gefeße diefen wichtigen Unters
ſchied aus dem Befichte laſſen, und die Zinfe
bei bloſſen Verſchreibungen, dag ift: bei der
zwepfachen Defahr der Zeit und des Kapitals
mit sppothefarichulden gleih ſetzen, wo eis
ne Gattung don ©efahr,, die Gefahr des Kapis
tals, ganz derſchwindet?
313
* 68
316. Bei bloſſen, durch Fein Untere
pfand bedeckten Zerfchreibungen find
die Gefahren der Zeit, und des Kapi—
tal8 vereiniget, und beide wechſelnd,
mannigfaltig, nad dem Unterfchiede ,
der in dem Vermoͤgen des Schuldners,
in feinem Stande, in feinen Unterneh-
mungen, die ihn je in mehrere oder we—
nigere Zufälle verfchleifen, die fi in der
Gefchicklihfeit, mit der er feine Geſchaͤf—
te führt, in feiner Redlichfeit, kurz in als
Iem ergeben kann, was auf das zahlen
he und zahlen wollen dein
ießt.
S. X, Abth. von dem Kredit.
317. Da alſo die Theile, aus mel-
hen der Geldzins zufammengefegtift, ſich
nach der Natur und Weſenheit nicht
heſtimmen laſſen, fo ſchließt auch der
Geldzins ſelbſt, als das Ganze e, nach
der Natur und Weſenheit eine geſetz⸗
maͤſſige Beſtimmung aus. Auch muß
eine ſolche Beſtimmung die Abſicht noth⸗
31:3 wen,
502 8
wendig Heifehlen/, nnd wird nach des
Sage derumſtaͤnde, entweder uͤberfuͤſſig,
oder denjenigen, welche dadurch begüͤn⸗
ſtiget werden ſollen, ſchaͤdlich. Weber:
flüſſig iſt ſe, wo immer Leiher und
Borger, ihres zuſammentreffenden Vor:
theils wegen, ſich von ſelbſt vereinigen: aber
fie it ſchaͤdlich, fo oft fie den Glaͤubi—
ger nicht zur Rechnung ſchlaͤgt. Denn
die Gefege koͤnnen zwar den Geldbefisern
verbieten, mehr als die beſimmten Sinfe
zu nehmen: fie koͤnnen auf die Uebertre-
wing des Verbots Fiskalftrafen vor
hängen ; aber fie Fönnen den Geldbefisern
nicht befehlen, dag fie ide Geld nicht
lieber bei fi; liegen laſſen, als auf Bes
Dingniffe, die ihnen nicht auſtehen, ver—
leihen. Der gerinafte Nachtheil ift alfe
diefer : dag ein Mann ou Geſchicklich—
Feit, dem e3 au Unternehmungsfond fehlt,
diefen nicht finder, und zu gewinnen ge-
hindert wird. Aber der Mann in Nahe
sungsforgen, und Berlegenheit, muß
Geld haben, uud um Diefes zu erhalten,
uͤch den Forderungen desjevigen unter—
wer⸗
5 503
werfen , von dem, er es verlanget. Die-
je Foderungen find nun unausweichlich
härter, fobald ein Beſtandtheil des Zinfes,
die Gefahr, durd die Zigkalftrafen vers
gröffert wird. Alfo wird das Gefes, Wels
ches, wie Montesquien fagt, fomwohl
den, welchem e8 beifpringf , als
Den es verurtheilt, gegen fich hat,
nicht beobachtet. Aber die Umftände als
ler Gelddürftigen find dadurch verfchlirtierte
g 312
5 Jemand könnte ei, Seichäft mit 123 maden; er
fände Geld gegen gg und gewänne 68. Dad Ges
ſetz erlaubt nur 45: um ibm 2 zu erſparen, wird
shm, ein Geminn 6 entriffen > und diefes hieß
Schutz der Geſetze!
318. Die Geſetzgebung hat alſo, nach
richtigen Grundſaͤten, zwiſchen Borger
und Leiher als Vertragerrichtende,
niemals zu treten: aber ihre Dazwiſchen—
kunft iſt noͤthig, weun Borger und Leis
ber als Kläger und Beklagte vor Gericht
erſchetnen, in dem Falle, dag die Zins
fe nicht in dem Vertrage beſtimmt find,
SHE Sir
“x
w *
50 4 *
Hier muß dem Richterſtuhle eine Richte
ſchnur vorgefchrieben fenn, wornach auf
die Zinſe erfennt werden foll; und nur
diefe Zinfe werden dann die gefeßmäll »
gen Binfe genennt werden koͤnnen. Aber
felbft bei Ausmeſſung derfelben fodert die
Billigfeit, den Unterſchied g nicht aus
den Augen zu laffen, daß 3.2. ein Han-
delemann, der fein Geld durch 6 Monate
entbehrt, viel mehr verliert, als ein Mann,
. der feine Kapitalien bloß in einer Bank
beigelegt hatte, daß alfo jenem ein groͤſ—
ſeres fogenanntes Duod Äntereft zu—
erfennt werden muß.
i Denn nicht ift unrichtiger, ald die Urfache, aus
welcher der Berfafier des Werks: Des corps pnli-
tiques Tom. 2 L.8 €. 7, die bei $. 312 angeführs
te Derordnung Juſtinians eadelt: parceque les
hommes en qualite des preteurs oubien emprunteurs
font entierement egeux, at qua la qualite d’argent
eft egale pour teus.
319. Die gefegmäffige Herabſe—
Kung @ der Zinſe ereignet fih immer uns
ter weniger günfigen Umfländen: die
nachtheiligen Wirfungen find dabei alfo
im Ganzen fühlbarer. Gie fönnen in Bes
jiee
x 405,
ziebung auf den Staat, der anf deu
Privatſchuldner betrachtet werden. An
Beziehung anf den Staat iſt es bier
zureichend,, zit bemerken: daß, ment
man den Gläubiger nicht zugleich das
Anerbieten macht, ihr Kapital zurückzu—
nehmen, im Salle ihnen die Bedingniſſe
nicht anftehen, eine folche Herabſetzung
der Zinfe immer von dem öffentlichen
Kreditsſtand nachtheilige Muthmaſſun—
gen erwecket. Aber der eigentliche Ort, dieſe
Betrachtung weiter zu verfolgen, iſt in
dem dritten Theile dieſer Grundſaͤtze,
wo vom Staatskredit gehandelt wird. In
Beziehung auf die Privatſchuldner iſt
nuvermeidlich, Daß eine geſetzmaͤſſige
Herabſetzung der Zinſe die Umſtaͤnde der
Schuldner nicht ſehr beſchwerlich machen
ſollte. Die Kapitaliſten, die von ih—
rem Gelde eine gewiſſe Summe an Ein—
kuͤnften zu ziehen, die nach dieſer Gunt-
me Aufwand zu machen gewohnt find .
entfehluffen fi nit, weniger zu em—
vfangen. Diejenigen alfo, welde Geld
zu Hans haben, halten damit. zuräde ,
315 an:
506 er
andre kündigen ben Schuldnern de aus—
ſtehenden Kopitalien auf, Diefe find
bei folhen Umſtaͤnden nicht im Stande,
zu Bezahlung ihrer Gläubiger Geld aufe
zubriugen: es folgen alfo Fallimente und
Handlın igsſturze, Abſchaͤtzungen, und Feil⸗
bietungen der Grundſtücke und andrer
liegenden Guͤter, welche, da Feine Kaͤu⸗
fer zugegen ſind, um ein Geringes weg⸗
gegeben werden. Die Befiger des Geldes
fehben es nothwendig ein, dag eine laͤn—
gere Zuruͤckhaltung der Kapitalien das.
Uebel neraröffern, und eine allgemeine
Klage des leidenden Theiles erregen wer:
de, deſſen Gefchrey bis zu den ‚Ohren
der Regierung dringen muß. Dadurch,
hoffen fie, werde diefe bewogen wer—
den, ihr Gefeg zu wiederruffen: die in
die klaͤglichſten Umftände gefegten Gläu-
biger hoffen und wuͤnſchen befidudig
dafjelbe. Geſchieht es, To hat man eine
unniße Operation gemacht, die da—
rum auf eine Zeit wicht weniger ſchaͤdlich
war, und. den Kapitelifien ihre Ueber=
macht nur deſto ofeubarer zeigte. Ges
ſchieht
Ei 507
Seſchieht e3 nicht, fo Bleibt die Br
{häftigung der arbeitenden Slate u
weiter unterbiogden, wodurch ſowohl Bis
innere als duffere Handlung leidet. Die‘
innere Haudlung reicht dem Nationalver⸗
brauche niht mehr zu; alſo wird der
feärfer. des Geldes von einer Seite
Ausflug Die äuffere Handlung wird an—
terbrochen; alſo flüßt dasjenige Geld
nicht mehr ein, welches ſonſt auf dicſem
Wege einfam. Und diefer doppelte Abe
gang macht die Seltenheit an Geld um
fo gröffer. InAnfehung der aufferen Hand:
fung iſt nicht nur der gegeimwärtigr ,
fordern ein beftändiger Verluſt zn erwar—
ten: Ein Zweig der Handlung, den
man in einem Sahre verliert, fast
der franzöfifihe Worredner zum engli-
(den Handeldmann, wird oft Jabr⸗
hunderte durch nicht wieder zuruͤck—
gebracht. Endlih wenn die gedruͤckte
Klaffe Feine Erleichterung fieht, iſt fie
gezwungen, entweder auszuwandern, oder
fi) umzufehen, auf weihe Hit immer ,
ſich Geld zu verfhaffen. Hier alfo fangen
die
308 5*
die, weil ſie gegen die Erlaubniß der Ge—
fetze laufen, ſogenannten wucherlichen
Vertraͤge auf hohe Zinſe an, denen, wie
bereits dargethan worden, die Strenge der
Fiskalgeſetze ſtets fruchtlos Einhalt zu
thun, geſucht hat.
i als,
k Diefer Oegenftand iſt vorzüglih von engliſchen
Shrififtellern bebandele worden Child und Culs
perer haben über die Vorthelle der niedrigen
Zinfe gefhrieben. An der Sammlung von polis
tifchen Abhandlungen , die in V. Bänden 1750
zu Umiterdam bei Scheuchzern erfehien ‚, find die
verschiedenen flirund wider die Intereffeherabfe:
gungin dem Parlamente gehalsenenReden aufbehals
sen, om ausführlichtten find Lodes Briefe , welche
unter dem Titel: Betrachfung über die Hrünze ?
Beldzinfe, Sinanz und Handlung gefammelt find,
Auch die Dorrede, welde Sortbonais der Ui-
berſehung deg britifh Merchant vorausgefender hat’
ift eine eigene und mir vieler Gründlichkeit ges
ſchriebene Abhandlung tiber die gefegmaäffigezinss
herabſegung.
320. Die im Jahre 1766. in den
Staaten von Defterreih durd eine Ver⸗
ord⸗
2*
—
* 5 09
ordnung gemachte Jutereſſeerniedrigung
hatte feine fo klaͤglichen Folgen, weil
fie in Beziehung auf den Staat als
Schuldner von einer gewaltfamen
Erniedrigung nichts, als den Na—
men batte. Das Finanzminiſterium baf-
te während de3 ganzen Kriegs , durch
eine der weiſeſten Sinanzoperationen die
öffentlichen Papiere aufrecht erhalten.
Nah geendigtem Kriege war die erſte
Abficht, den Kredit des Staates wies
der frey zu machen. Dieſes war um fo
eher zu erreichen, . je Elxinere Zinſe
man den Staatögläudigern zu bezahlen,
deſto mehr manalfo zurzilgumg des Haupt⸗
fiammes zu verwenden haste. Seine
Einſicht fand in den groſſen Erholungs—
quellen der oͤſtreichiſchen Staaten bald
Mittel, ſo viel Geld aufzubringen,
dab man den Glaͤubigern der Bank die
Wechſelwahl anbieten konnte, entwe—
der ihren Hauptſtamm zuruckzunehmen,
oder ſich an 45 genügen zu laſſen. Es
gab Menſchen, die den Verfall der Bank
furchtſain vorher ſahen, und daher die
Hers
4
0 Ha)
Herabſeßnug der Zinſe bei den Privatvere
traͤgen anf Rechnuug diefer Furcht fehries
ben, um Dadurch zu verhindern, dag
die Bankoglaͤubiger nicht ihre Gelder zus
ruͤcknehmen, und Bei Privatleuten an⸗
legen ntöchten. Die Furcht felbit war eitel.
Wenn auch rinige Wenige, durch die Leichz
tigfeit zu borgen, verleitöt, nene Schulöch
gemacht hätten, fp konnte diefes unmöglich -
ein Gegenſtand werden, worauf zn ſehen
are. Die übrigen Schuldner fanden kei—
fe Urſache, ihre Gläubiger zu verwech⸗
feln; da fie diefen und jenen gleiche
Siufe zu zahlen hatten.» Von den Glänbis
ern war gleihfalls nit zw forgen, daß
fi ihre Kapitalien anffündigen würden,
weil unter diefen Umſtuͤnden ihnen e8 ſo
leicht nicht war, ihr Geld anderswo auf
eben den Zug unterzubringen. Geld aufs
iS Landes zu ſchicken, war nur auf zween
Wegen noͤglich: in auswaͤrtige Bänke;
oder in das nächſt angrängende Hungarn
An auswaͤrtige Baͤnke konnte Das
niemaud verſucht werden, fein Geld zu
fenden, weil diefe nirgend ein höheres
In⸗
wer
* En
Intereſſe neben, als.die wiener Bank
Sb. Diefes dürfte auch zum Theil die
Urſache gewefen feyn, warum /man it
derielden, wenn jemand ein Kapital an—
legen wollte, noch zur Zeit es nicht abe
wies, damit die Kapitaliſten nicht et:
wann darauf verfallen ſolllen, ibr Geld it -
fremde. Baufen zu legen. In Hungarn
wurden in der That alle Kapitalien aufge⸗
Findiget, weldhe zu 63 angelegt waren :
allein die Eigenthuͤmer derſelben verſtan—
den ſich ſelbſt zur Herabſetzung auf 5,
mithin war auch hier kein Ausweg fuͤr
diejertigen, welche ihr Geid aus der Bank
zurucknehmen wollten.
321. Die Oper ation war alfo fiher,
in fo ferne fie eine Finanzoperation war,
Aber die durch ein Geſetz auch anf Privat—⸗
fchuldverfihreidungen erweiterte Er—
niedrigung der Zinfe, bat die Ehre dies
fer entfchloffenen Unuternehmung in etwas
gemindert, und konnte als ein Merkmal
einer zu weit gehenden Beforglichfeit
des Minifteriums nicht verfannt werden.
bei ob war fienach dem Verhaͤltniſſe dev
| Um⸗
ie *
Umſtaͤnde uͤberſtuͤſſig. Die Erniedrigung
der Intereſſen unter Privatleuten würde
von felbft gefolgt feyn, weil nicht der
Mangel des Geldes, deſſen Maffe durch
die, umlanfenden Kreditspapiere vermehret
war, fie zu 5 hoch erhielt, fondern dag
man in der Banf 55 emipfieng, nnd dabet
den Vortheil hatte, von der Äntereffefteuer
frey zu ſeyn, und fein-Kapital jeden Augens
blick zustichnehmen zu koͤnnen. Aber fobald
die Danfopapiere auf 4 berabgefest war
ven, hätte die Bank nur, entweder feine
Einlage annehmen, oder woferne dieſes
wegen des Ausfluffes in fremde Banken fire,
den Augeublick beveuflich (Wien, zwar Kapis
falien annehmen, aber den Privatſchuld—
nern gleichfalls Geld , oder Vapiere gegen fir
cheres Unterpfand zu 45 anbieten, mit—
bin ihnen einen Intermediaͤrkredit
eröffnen Dürfen; fo wirde die Erniedri=
gung ſich auch auf Privatſchuldner nythe
wendig erfirect haben. Das Gefes bat
alfo zwar eigentlich nur den Augenblick
der Herabfegung befipleuniget: denuoch
DE
& si
iſt nicht zu leugnen, daß, bis die Batık
aufbörte, Gelder anzımehmen , der
Privatkredit gelitten bat, und es denjenis
gen, melde Geld nöthig hatten , fehr
fchwer ward, welches zu finden. Nachher ,
da durch die Amortiſirung groffer Gums
men der Kreditspapiere , viele Privatleute
Rapitalien in die Hände befamen, und
die Bank fein Geld mehr annahm;
zeigte fih der Nutzen der Herabfegung
deutlich, da die Landgüter im Preife ſtie—
gen, eine Menge neue Manufakturen
angeleget, und überhaupt der Staats:
kredit fehr vergröffert wurde;
322. Verordnungen alfo find; wie ich
dargethan habe, zur Erniedrigung der Zins
fe unwirkſam. Der Mangel deg Geldes
im Umlaufe biet allen Gefegen, wie die
Hungersnoth allen Polizeytaxen, Hobtt:
Das zuverläffige Mittel ift, dos Wibel
da zu heben, mo es feinen Wifprung bat?.
dasift: den gehemmten Umlauf wies
der frey zu machen. So nämlih, wie
der Urforung des Uebels von der groffen
or Mens
\
514. *
Menge derjenigen Fam, die den Zuftug
an Geld vermipte, und in die Umſtande,
Geld auf Deihwerlige Bedingniſſe aufe
zunehmen, verfest wurde; fo muß es durch
Belebung der Suduftiie dabin ges
bracht werden, daß die ganze Klaſſe der
Arbeiter mit ihrem Antheile von Voraus—
lage dergeſtalt verſehen ſey, damit ſie auf
beſchwerliche Bedingniſſe zu borgen, nicht
noͤthig habe. Geſchieht dieſes, ſo bleibt
den Kapitaliſten ihr GeldLohne Anfrage.
Da ſie auf dieſe Weiſe Davon keinen Rutzen
ziehen; welches der eigentliche Endzweck ih⸗
rer Sammlung wor; ſind ſie gezwungen,
ihr Geld anzubieten, wo dann diejeni⸗
gen, welche fih entihiuffen , daſſelbe
‚anzunehmen, die Bedingnifie vorfchrets
Brit, und die Intereſſen berabfegen wer—
der. Diefe Herabfegung wird in das Allge—
meine 8, nen vielfachen Einfluß zeigen. Die
Landguͤter werden im Werthe fieigen, eis
nes Theils, weil viele Leute für ihr Geld,
das fie nicht aciders zu nusen wiſſen, fi
Sründe anzukaun fen ſuchen, im Gegentheil
nie⸗
+
=: 315
hiemand fie wird verfaufen wollen. Die
Befiser der Lardgüter werden, um ihr
Geld beffer zu benügen, genöthiget feyır,
fih der Verbeſſerung der Landwirthſchaft
zu widmen. Kein Sußbreit Erdreichs wird
ungebaut bleiben, Haiden werden anfges
riſſen, Moräfte abgeleitet und getrocknet
werden, wodurch der Grund der Ermwers
bung, die Landwirthfchaft, eine vortheilhafe
te Ausfiht erhält. Auf. einer andern
Seite werden diejenigen , welche Feine
liegenden Gründe an ſich bringen fonnten, _
ihr Geld in die Handlung anbieten. Des
Zuſammenfluß der Kapitalien trägf ei⸗
nen großen Theil zur Wohlfeilheit ver
Waare, und diefe zur Vergröfferung der
Handlung bei. Hiezu werden noch dieje—
nigen formen, welche ine Geld felbfi zu
linternebmungen enzumwenden fuchen,.
weil die Aemſigkeit nun allein das Mittel
it, von ſeinem / Gelde den größten Vor—
theil zu ziehen. Obgleich dieſer Zuſam—
menfluß den Privatnıgen in etwas fleie .
ner macht ; fo vermehrt er doch deu Ale
fa ge⸗
|
516 & [ie
gemeinen Vortheil der dufferen Haube
fung , und diefer vermehret abermol die
Freislaufende Summe dich neuen Zuflup-
Die arbeitfame Klaſſe bat nun ihren An—
theil von Gewinn, ver fie in Stand
fegt, nicht nur ihre Beſchäftigung forte -
zuführen, fondern ſelbſt nach und nad) eis
was bei ©eite zu legen. Es ift alfo leicht,
Familien zu bauen, die Ehen vermehren
fih. Mit einem Worte: es ereignet ſich
zum Vortheile der Staates gerade das
Gegentheil von allem demjenigen, was ich
in der enigenengefegten Lage i zu feinem
Nachtheile angeführt habe.
1. 255-
323. Der Anfang , diefe glücklichen
Folgen herbeizuführen, muß nun da—
durch gefchehen, dag man den Mangel
an Geld erfeget ,; defien Abwefenheit
den Umlauf hemmt. Hiezu bieten ſich
jween Wege an, entweder, daß der
Staat von auswaͤrts beträchtliche
Summen bereinzubringen, oder Papie⸗
re
8 517
re auf gleiche Weiſe, wie Geld gang—
bar zu maden ſuche. Es iſt fchwer,
von Ausländern groffe Geldfummen, oh⸗
ne groſſe Zinfe zu erhalten. Es ift zw
vermuthen, dag Handlunnseiferfirht
andre Staaten abhalten werde, . einer
Nation mit Gelde deizuftehen, von deren
gehemmter Haudlung fie Vortheile ziehen
Tonnen. Es ift endlich immer gewiß, daß
die Ausländer ihr Geld nicht ohne
zureichende Sicherheit zu geben ,
geneigt feyn werden. Kann nun ein
Staat feinen Gläaubigern Sicherheit andies
ten; fo muß es ihm eben fo leicht ſeyn,
Papieren, zu deren Bedeckung er die-
fe Sicherheit anweift, ein ſolches Zu⸗
trauen zu verfihaffen, daß fie, wie baas
res Geld, umlaufen A, und ihm die vor
Ausländern immer Eoflbarer zu fliehen
fommende Hilfe entbehrlih mahen. We⸗
nigftens bleiben auf diefe Art die Zinfe im
Lande , deren jährliher Ausflug art
Auslander für den Staat immer Verluft
it, und die Bolgen felbfi, die man
sig von
.
I. %
von dent aufgenommenen Gelde erwar-
tet, ſehr verzögert.
m Die Ausführung dieſes Gegenſtandes gehöret in die
Finanz, wo von dem Staatskredite, Davon dieſe
Dapiere ein Zweig find ‚umſtändlich wird gebans
belt werben.
324: Die bloffe Vermehrung der
Geldſumme allein aber, esfey nun wahr⸗
haft, oder durh Papiere, hilft dem
Uibel nicht ab: vielmehr wird jede plög-
che Vermehrung der Geldmaffe eine
Waarenſteigerung veranlaffen, deren Fol>
gen felbft in dem innen Handel ſo lan—
ge fhadlih find, bis fih das Gleichger
wicht zwifchen Geld und Maaren allges
mein bergefiellt bat. Es hängt daher
noch von dem Gebrauche ab, der von
dem Zumachfe des Geldes, oder der vorftel>
Venden Zeichen gemacht wird, und von den
Wegen, durch welche man foldhe une
ter die arbeitende Klaffe zu bringen, und
unterzutheilen meis. Wenn durch
zweckmaͤſſig eingerichtete Leihebaͤnke 5 o⸗
der andre Unterſtuͤtzung der Aemſigkeit,
amd
3, 519
und Handlung die Arbeitfamfeit belebt,
die Gegenftändeder innern Verzehrung,
and der Ausfuhrhandlung vermehrt
worden, fo vollendei dann eine vortheil-
bafte Handlungsbilanz diefe Unter«
theilung von ſelbſt. Denn, ungeachtet
hanptfaͤchlich der Großhaͤndler die
durch die Handlung eingehenden Sum—
nen einzieht, fo ift derfelbe nur als der
. Vertheiler der Nation anzufehen: feinen
Gewinn abgerechnet, zahlt er die abges
fegte Waare den Manufakturanten,
dieſe den untergeordneten Arbeitern den
Hand lohn, und der Landwirthſchaft den
Stoff, wodurch ſich alſo der Verdienſt in
alle Theile verbreitet; und nur derjeni⸗
ge Staat iſt gluͤcklich, wo alle Klaſſen
der Bürger an der Wohlfahrt gleichen
Antheil nehmen.
\
a Die Eroberung von Egypten vereinige In einem
Beiſpiele beide Folgen. Dio Raflius erzählt im
51- Biih 21 Kaps bei dem Triumph , don Auquſt
über Eghpten gehalten hat, fen fo vier Geld nad
Rom zebracht worden, daß a der Güter aufs
ſerotdentlich ſtieg, hingegen die Geldzinſe, die auf
115 ſtanden, auf*z herabgefallen find.
8k4 Sm
520 - X
db In ber Adeh. 0. Manufakt. iſt bon dieſen eins
banken eine Erwähnunqg geliehen, wo man aber
Benielben , bei Aue chen Den andern Unterftügungdz
mirteln , den Boriduß und Morerialien Verlag vor
gezugen bat. Die Verfaflung einer arofien Kant
Kann ohne Erklärung des Stagtskredits nicht deutlich
' gemacht mwerden, wohin ih vermeife, um dieſe
Materien nor zu trennen.
325. Wie in allen Anſtalten, nur bie
zu einem gemwiffen Punkte zu reichen , nuͤtz⸗
lich iſt, ſo iſt auch hier nicht nur
möglich , fondern in einer gewiſſen Zeit
unausbleiblih, dag die. zugroſſe Mens
ge Geldes, welches durch die fremde
Handlung eingeht, wegen des nothwen—
digen Verhältniffes des Geldes zu Waas
ren, die legferen auf einen fehr hoben
Preis ſteigern wird; welches zwar, in Be—
ziehung auf den innern Handel, gleichgil—
tig ſeyn wuͤrde, weil das Vermoͤgen der
Kaͤufer dem Aufwande gleich iſt; aber in
Beziehung anf die aͤuſſere Handlung nach⸗
theilige Folgen nah fi ziehen kann.
Denn, wie Hume d ridtig angemerfet
dat: iſt es im Allgemeinen nicht wohl
moͤglich, das Geld, fo wenig als je—
de
& RE
Be andre Ftüffigkeit nber den wagrechten
Stand zu häufen. Was der Zuwachs
der Geldmaffe dem Preife zufept, wird
durch die Niedrigkeit der Zinfe an dem—
felben wieder vermindert; und. beinahe
ift die Lokalſtellung eines Staates
unmöglih, den der Lliberfluß des Gels
des zu Grund richten follte, meil bei
haͤufig angebotenen Kapitalien die Ge—
fchwindiafeit des Umlaufs abnehmen
muß, welchedie Herſtellungdes Gleichgewichts
eben ſo, wie die Minderung der Maſ—
fe wirket, Auf jeden Fall giebt es Mit⸗
tel, der Uiberfuͤllung, wenigftens auf
lange Zeit vorzufommen, und nah und
nad einen Theil des zu haufigen Gel—
des aus dem Umlaufe zu bringen, wo—
durh das Gleichgewicht zwiſchen Geld
und Waare beibehalten wird. _ Dies
namlih mird der Zeitpunkt feyn, wo der
Staat feinen Bürgern Geld in fremde
Banken anzulegen erlauben, wo er die
Nationalpraht mit Gold und Silberge—
faͤſſen ermuntern kann.
p Efsay of ihe balance of trade,
5 Bon
522 20)
Dom Kredit,
326.
Wenn ein Kauf geſchloſſen wird, ſe⸗
tzen die Handelnden unter ſich erſt den
Preis feſt. Der Käfer entrichtet ihm
dann entweder aufder Stelle: erzahlt;
oder, er verheißt, den Kaufſchilling IN eis
ner gewiſſen Zeit abzutragen. Traut
der Derfäufer dieſer DVerheiffung zu,
und laͤßt die Waare dem Käufer auf
fein Fort, oder gegen eine Werfchretz
gung abfolgen: fo Heißt es: er giebt
ihm Kredit. In einem folgen Falle
hat das angenommene Wort, oder
die Verſchreibung, in Anſehen des
Waareunabſatzes ſoviel gethan, als baa—
res Geld; der Glaͤubiger iſt in Stand
gefegt worden, zu unternehmen, feis
ne
% 523
te Beſchaͤftigung fortzuſetzen u. f.Im.
welches ohne dieſes Hilfsmittel unter—
blieben ſeyn wuͤrde: er hat etwas gelie—
fert, entweder zum Stoffe der Innern
Verzehrung, oder der Ausfuhr.
Gab der Kreditnehmer eine Merfchreis
kung, die ein fo groffes Zutrauen
gewinnt, daß fie der Befiser weiter gez
ben , und damit einen Umſatz machen
kann: fo ift diefelbe big auf die Zeit
ihrer Einlöfung vollfommen dem Gel:
De gleih. Der Kredit alfo, if das Zur
frauen des Glaͤubigers, daß er
von dem Schuldner die Bezah lung
richtig erhalten werde. Die Wirs
Fung diefes Sutranens iſt, die Abwe⸗
fenheit des Geldes zu erſetzen, es fey
aun,umden Umlauf der Waaren zu be—
leben, oder einen andern dem Staate
nuͤtzlichen Gebrauch davon zu maden,
a 25- ,
327. Das Zutrauen des Gläubigers
kann fih auf zween Gruͤnde fügen
auf Eachen, die der Kreditnehmer
> entweder wirklich zum Unterpfande feis
ner
524 Dr - }
ner Schuld aussehändtaet, oder die er
auf den Fall der Nichtbezahlung zum bee
fondern Unierpfande verſchreibt. Dieſer
Kredit wird der reelle genennt, weil das
bei hauptfächfih und allein auf die Gi:
che gefehen wird x oder er ſtuͤtzt fich auf
die Geſchicklichkeit, Reolſchkeit und
andere perfönliche Eigenſchaften des
Kreditnehmers welches der perſoͤn—
liche Kredit Heißt; wobei immer
zugleich auf das Verwoͤgen ſtillſchwei—
gend zuruͤckgeſehen wird , woran der Glaͤu⸗
biger fih, wenn das perfünlide Zutrau—⸗
en getäufcht feyn follte, halten, und davor
bezahlt machen koͤnne. Der reelle und per-
ſoͤnliche Kredit find fehr von eins
ander unferfchieden. Jeder bat feinen
eigener Vortheil und Nachtdeil. Bei
dem reellen Kredit wird dag Unterpfand
allein betrachtet, ohne alle Beziehung aufdie
Perſon: daher iſt dieſer Kredit leicht
zu erhalten, für jeden, der nur ein line
gerpfand geben Fann: und da der Beſitz
des Unterpfandes die Gefahr entfer»
net, find die Bedingniffe, auf 2 den
tEs
ie PAF
Var 325
Kredit erhalten wird, guͤnſtiger. Hinge-
gen find die Graͤnzen des reellen Kre—
dits nicht von weiterem Umfange,
als der Werth der zu Pfand gegebenen
oder verſchriebenen Sache. Bei dem per⸗
ſoͤnlichenKredite werden dieHilfsmittel, von
den perſoͤnlichen Eigenſchaftkten gleichſam
vergoͤſſert, und er iſt daher von cie
nem viel weiterem Umfonge. Aber, weil
auch die Gefahr dabei gröffer iſt, weil
fih die Zweifel über die perfoulihen Ei—
genſchaften ſchwer beheben laſſen, koͤmut
es immer koſtbarer zu ſtehen, und
kann nicht fo leicht erlangt werden,
Der Kredit fieiet am hoͤchſten, wo
fih bei einem Gefhäjte beide der per—
ſoͤnliche und reelle Kredit vereinbaren
lafjen. Se, nachdem von dem reellen,
oder periönlichem Kredite , entweder
einz lne Verfonen, oder Sefeilichaf:
ten, oder der Gtaat Gebrauch
machen, iſt es entweder ein Privat—
kredit, ein Geſellſchaftskredit, oder
Stagtskredit. Der letztere wird hier
nur in der Beziehung betrachtet, in wele
cher
526, *
cher er auf den Privatkredit einen
Einfluß bat.
328. Die Gröffe des reellen. Pri—
vatfredits m2 bezieht ſich auf das wirk—
lie Vermoͤgen des Kreditnehmers.
Was alfo immer dem Vermögen der
Bürger im Ganzen, oder zum Theile
nachtheilig ſeyn kaun, muß auch dem
Kredit la aa fegu, der fih darauf
gründe. Das Vermögen im Ganzen
läuft Gefar , von Linficherheit de8
Eigenthums: daher in deſpotiſchen
Staaten, wo .die Beſitzer der Güter
nur als zeitliche Nutznieſſer angeſehen
werden, der Privatkredit immer unz
endlich erfhwert, und die. Humdifigfeit
der Zinfeallgemein if. Es wäre verlorne
Mühe, hierüber ein Wort zu reden.
Gewalt unterwirft fih feinen Grund—
lügen. Die theil weiſe Unſicherheit des Pri⸗
vatoermoͤgens haͤngt hauptſächlich davon
ab, daß ſelbes unter den verſchiedenen Be⸗
ehungen des Schuldners gegen Schma⸗
lerungen nicht ſicher geſtellt iſt. Die erſte
Beziehung iſt die Beziehung des Buͤrgers,
Yils
* —
unter welcher er zu Entrichtung
verbinden iſt, aber auch von dem Staa—
te die Abwendung aller Angriffe zu erwar—
ten hat, die auf fein Haab gemacht were
den könnten: feine zweyte Beziehung iſt
als Gläubiger, entweder des Staates,
oder feines Mirbürgerd.
m 325,
329. Wie die Groͤſſe und Unſtaͤt⸗
tiafeit der Entrichtuner die Ver min⸗
Derung des reellen Privatkredit wirke,
wird duch eine Berechnung mehr, als
durch 1ede andere Erklärung deutlich. Ies
Der Kreditnehmer kann ordertlicper
Weiſe zur Sicherheit feiner Schuld, nur
dasjenige befiimmen, was nad Abzug
feines Unterhalts und andrer nothwen—
digen Auslagen, ibm von dem Ein—
kommen Ueberſchuß bleibt. Sey alſo
das jaͤhrliche Einkommen eines Buͤrgers
180, wovon ibn go zu feinem Unterhalte
nothiwendig find! 60 ſey die Auslage,
um feine Beſchaͤftigung fortzufesen! 20
7 mas
was er zu entrichten bat; bleiben ihm jahre
lich 20 zur Tilgung feiner Schufd übrig:
und diefe zo find eine vollkommene Be:
derung feiner Gläubiger. Geſetzt, die
Abgabe werde auf 30 erhöht. Da fein-
Unterhalt nothwendig ift , fo bleiben
ihm nunmehr entweder nur 16 zur Schuls
dentilgung uͤbrig; oder, wenn er feinen
Glaͤubiger befriedigen ſoll, muͤſſen 10 von
dem Fond der Unternehmung abgezogen
werden. Dieſer ſechſte Theil Abzug wird
nach demſelben Verhaͤltniſſe auch einen
ſechſten Theil an den Einkommen ver
mindern, uach welcher Berechnung fein
Jaͤhrliches auf 150 heradfältt. Nun Foms
men diefelben Auslagen wieder, go zum
Unterhalte, 30 an Abgaben, 20 an deu
Glaͤubiger, und der ganze Fond ſeiner
künftigen Unternehmung ift auf 10 herab⸗
Feſetzt, womit er, wen 60, 180 gabeit,
nichtmehr, als 60 Einkünfte haben kann,
mithin nicht nur auffer Zahlungsftand;
fondern feldft auffer Stand, fich ferner
zu nöhren, gefegt iſt. Diefes Beifpiel,
welches mehr, oder weniger nad der
Ver⸗
* 529
Verſchiedenheit der vorkommenden Zahl⸗
groͤſſen eintrifft, kann für den Mann,
dem die Finanzgeſchaͤfte übertragen ſind,
eine nahdrückiche Belehrung ſeyn, wie fehr
die Handlung und ſelbſt die Zuverläffige
keit der oͤffentlichen Einkuͤnfte von einer
gersähliaten, und ſoferne als es aufferor:
——— Statsbeduͤrfniſſe nicht unmoͤg⸗
ich macheu, unwandelbaren ren
erverfaſſung abhangen.
a 327.
50. Der Staat iſt dem Buͤrger gleih-
a zur möglihften Sicher ſtllung feis
ner Güter o verpflichtet, von welchem
Theile der oͤffentlichen Vorſorge bereits
an einem andern Drte pift gehandelt wors
den; auch in der Beziehung auf das
Handlunaggefchäft, in der Folge
noch einmal zu handeln, ſich Gelegen—
heit finde. Wird der Bürger als
Glaͤubiger des S Steai tes betraditeig ,
fo ift ein Theil feines Vermögens, mühin
ein Theil des Grundes, anf welchem der
U Thl. 21 Kre⸗
s
330 %
Kredit des VPrivammanıd geflüset war,
Es ift daher unmöglih , dem Stadfsfre-
dite den geringften Stoß zur gehen , ohne daß
nicht zugleich eine Menge Privatleute
die traurige Wirkung davon empfänden ,
und, in fo ferne die allgeıneinen Nahe
tungsgefhäfte damit verflochten find ,
auch die Handlung dadurch befchranfer
werden follie. Ich fleile den Staatskre—
dit hier nur unter einem Geſichtspunk—
te vor. Aber fchon Diefer Zuſammenhang als
lein macht die Nothweudigkeit deutlich ,
durch Feine unuberdachte Unternehmung ,
als durch Zuriiekhaltung der Intereſſe,
durch gewaltfame Derabfegung ders
felben die Staatsverfhreibungen in Vers
dacht zu bringen,
17. ?
Il. Band die gange Ubrheilung wen der Sicher:
beit der Güter.
3 2
331. Der Bürger, auf einer Sei⸗
ie Gläubiger feiner Mitbürger 7, if
- auf der andern oft Schuldner. In dieſem
Zu⸗
I
* 334
Zuſammenhange dient feine Foderung
ſeiner Schuld zum Unterpfande; er
wird, er kann Richtigkeit pgegen, wenn
man ihm richtig zuhält. Die Anſtalten
zur Handhabung des perſoͤnlichen Pri⸗
vatkredits s flüffen bier mis denen zu—
ſammen, wodurch der reelle unterſtuüht wird
Die Geſchicklichkeit des Kredus—
nehmers, und mehr noch ſeine Red—
lichkeit ſind immer zweifelhaft, im—
mer Veraͤnderungen unterworfen. Die
Geſetze muͤſſen die Vorſehung treffen, daß
alte für die Glaͤubiger nachtheiligen Ab—
kartungen fruchtlos gemacht werden, daß
der Schuldner zahlen, mithin auch wi—
der feinen Willen rechtſchaffen handeln,
und Richtigkeit pflegen muß. Daher
iſt eine ftrenge, und behende Gerech-
tiafetrsvermwaltung nothwendig. Bes
fonders Fremden meniaftens fol nn-
partheyifcher Beiftand geleifter werdeit.
Da in Handlungsgefchäften die Zeit und
Benauheit dem Gelde felbf gleich ger
Thäpt werden, und oft davon die Auf-
schthbaltung, oder der Umſtuͤrz einer
iz
338.° Se |
Handlung abhaͤugt; fo muß in ummwider-
fprohenen Shuldfahen dem Handels—
manne gegen feine Schuldner beveiter
Gerichts zwang und kurze £intreibung
zugeſtanden werden, damit auch er ſei—
nes Orts zuhalten koͤnne. Denn alle nach⸗
herige Verguͤtung des Schadens iſt
unmoͤglich, wenn ſein Kredit durch Nicht-—
zuhaltung geſchwaͤcht worden. Wenigſtens
alſo muß das Verfahren der Hand⸗
Iungsaerichte 2 von dem. Verfahren
des gewöhnlichen Eivilprozeffes in den
Friſten unterſchieden, und die Aburtheis
Jung keinem laͤngern Aufſchube unterwors
fen ſeyn, als der zum Beweiſe der Schuld
noͤthig ſeyn kann. Der Beweis ſelbſt
muß dem Handelsmann erleichtert were
den. Daher auch den ordentlih geführt
ten Handelsbiüchern bei Gericht vies
les Zutrauen eingeräumt, und was in-
diefelben eingetragen ift, für eine bes
fiimmte Zeit als halb bewieſen angefes
ben wird. Diefe vorzäglide Vermuthung
für die Handlungsbuͤcher bat ihren
Grund in der Notwendigkeit, welche
dem
SS 533
dern Handelsmanne fein eigener Vortheil
auferleat, feine Unrichtigkeit einſchlei⸗
en zu laffen, bei Strafe, eine Verwir—
sung feines ganzen Gefhäfts zu er-
warten.
4 Man hat daher aller Orten ein eignes, bei uns
ſogenanntes Wechſel- und ae deſſen
Prozeß kuͤrzer als der gewöhnliche, und zum min⸗
deſten, wie es bie Rechtsgelehrten nennen, ſummas
viſch iſt.
332. Vorzuͤglich aber muͤſſen ernſte
Gefetze und ſchwere Strafen gegen
die muthwilligen Bankerutte ver—
haͤngt, und in einer Fallitenordnung
allen Ausfluͤchten vorgebauet werden,
welche die Sicherheit der Glaͤubiger ver—
mindern, welche ihre Vorſichtigkeit verei—
teln koͤnnen. Bei dem Entwurfe einer
Fallitenordnung if hauptſaͤchlich dar—
auf zu ſehen, dag die Handlungen einen
verficherten Handlungsfond haben; daß
diefer Fond nicht durchheimliche, oder auch
font nachtheilige Vertraͤge geſchwaͤcht⸗
daß die Art, wie die Handlungsbu⸗
213 cher
u *
cher zu führen ſind, vorgeſchrieben wer—
de, damit, bei einem ſich ereignenden Fal⸗
Te , Gfäubiger nnd Gerichte ſich darin er⸗
ſehen mögen; daß die Fallimente, wel⸗
“de durch Ungluͤcksfaͤlle veranlagt,
son denen, wo eine Schuld des Haus
delsmanns mit unterlaͤuft, und haupfe
faylih von den Eoshaften und be-
truͤglichen Fallimenten wohl unterfihie-
den, die wirklichen Ungloͤcksfaͤlle ges
nau beftimmet, und nachläfliiche Stras
fen gegen allen unterlaufenden Betrug
verkänget werden. Um die Handelsleure
za früher Entdeckung ihrer ſchwan⸗
fenden Umſtaͤnde zu vermögen, iſt
nothmendig, diejenigen, welche darit-
faumfelig find, ungeachtet fie fonft gels
tende Unglücksfaͤlle für fih anzuführen
hätten, ala boshafte Falliten anzufehen.
Gegen zweifelhafte Handlungen foll
von dent Gerichte fogar von Umtswe—
gen unterfuht; in den Fallitenordnun⸗
gen endlid die Art beſtimmt werden,
wie die Öldubiger einer fallieten Hande
lung
0) 3285
fung auseinander zu fegen, amd bier
noch gegen Betrug zu ſichern find.
333. Je nachdruͤcklicher dergleichen
Geſetze gehandhabt werden, deſto ſeltner
werden die Betruͤgereyen, deſto befeſtig⸗
ter wird der perſoͤnliche Kredit zwiſchen
Privatleuten ſeyn. Zur Belebung des
Umlaufs der Waare iſt es dann ohne Ver—
gleich vortheilhafter, wenn der Kredit—⸗
nehmer über feine Schuld- eine Ver—
ſchreibung ansftells, die dem Kreditge—
ber abermal zu einer ferneren Unterneh⸗
mung dienen kanu f. Dieſe Verſchreibun⸗
gen, wie fie im Handel üblich find , heif=
fen Wechfel, Dandlungsbilliete , de-
ren weſentliche Theile durch die Wech-
felordnungen vorgefchrieben werden ,
und hauptfahlih in dem Samen des
Schuldners, dem Empfange des Dar:
lehns, oder der fogenannten Valuta, nnd
dem Zahlungstermine Kefiehen. Die
Valuta muß, nach der Vorſchrift der
meiften Wechfelordunungen genannt, mer
den, worin fie befanden bat ; und lauf dire
214 fer
536 x
fer Wechfelordnungen iſt nicht erlaubt,
eine un beſt immte (Valuta bin befriediger)
oder eine Valuta für die andre zu fer
gen. Der Umlauf dieſer Haudlungsbilliee
te wird befonders duch einen auf den
Fall der Nichtbezah ung bereiten
Gerichts zwang befördert. Wo die oͤf⸗
fentlichen Bänke, die noch nicht ver—
fallenen Billiete unverdächtiger Kaufe
leute gegen einen kleinen Abzug bezahlen ;
welhes es komtiren genenut wird; wie
diefes z. B. die Bank von Kop—
penhagen zu thun pflegt; da em⸗—
pfangen ſolche Billiete nicht nur mehre⸗
rere Gangbarkeit, ſondern es wirkt anch
auf die Handlungsleute ſelbſt, die ſich
befireben werden, ihren Briefen durch
firenge Redlichkeit und Vorfichtigfeit iu
Geſchaͤften diefes nuͤtzbare Zutrauen zu er⸗
werben,
1326.
334. Der Kredit der Handlungsges
fellfgaften wird wegen feiner Verbrei—
sung
3 557
fung gemiffermaffen als ein Zweig des
Öffentlichen Kredits betrachtet: er ift,
mie der Privatkredit, entweder reeil,
oder perfönlid. Zum wahren Grunde
des reellen Krediss der Gefellfehaft kann
eigentlich nichts gerechnet werden, als
dasjenige Kapital, To die Glieder für
den Fond zufammenfchieffen. Weil ader mit
diefem Gelde nothwendig Unternehmun—
gen gemacht werden müͤſſen, ſo if
der Grund des Zutrauens beftändig der
Sröffe nach unbeſtimmt. Sind die Untere
nehmungen der Gefelligart glücklich; ſo
waͤchſt der Grund des Zutrauens um
ſoviel, als die Geſellſchaft bei ihrer Un—
ternehmung gewonnen hat; find fie unglück—
lich, ſo wird der Grund des Zutrauens auch
nach Verhaͤltniß des Verluſts gemindert.
Daher denn der reelle Kredit der Gefell-
ſchafter ganz mit dem perjönlichen vers
flochten ift, welcher auf der Geſchick—
lichkeit une Redlichkeit derjenigen bes
rubet, denen die Führung der gefelle
ſchaftlichen Geſchaͤfte anvertraut wird, Der
Geſellſchaftskredit kann auf die allge
Bil." mei⸗
538, *
meine Handlung einen vortheilhaften Ein⸗
fluß haben: aber der Mißbrauch deſſel—
ben kann auch die gefährlichſten Folgen
nach ſich ziehen. Ich ſehe hier nicht auf
Handlungsgeſellſchaften zurück, die in
der That keine ſolchen ſind, und von
denen der Staat, wie Frankreich bei dem
beruſenen Handel von Riſſiſtppi, nur den
Namen entlehnt, um einen Kredit zu
finden, den er er ohne dieſe Mummerey zu
erhalten verzweifelt: ih babe wirkliche
Handlungsgefelfhaften in Gefichte, des
ver Unternehmungen groß, und Deren
Papiere im Umlanfe find. Aber der
Einfluß des Geſellſchaftskredites wird
deutlicher durch die folgenden Betrachtun⸗
gen Über die Handluugsgefellfchaften
XI.
| xt.
Don Handlungsgefellichaften,
335-
J11— welche die Kraffe und
Einfihten einzelner Haudelsleute überfieis
gen, koͤnnen durh Handlungsgeſell—
schaften gewagt, und zu Stand ges
bradt werden. Die Haudlungsſprache
und Schriftfieller haben bier eine Lnter
jheidung eingeführt, da ‚fie eigentliche
Handlungsgeſellſchaften, oder
Handlungs kompaanien nur diejenigen
nennen, deren Gegenſtand gemeiniglich ein
Zweig der aͤuſſeren Handlung und faſt
meiſtens der Seehandlung iſt: denjeniz
gen Vereinigungen hingegen, welche die
Errichtung einer Manufaktur, oder ſonſt
die Erweiterung des inneren Handels
zum Endzwede haben, nur den Namen
ur.
540 *
von Privataſſociationen beilegen.
Wenn dieſe letzteren unter einem Befreyh⸗
ungsbriefe des Staates geſchehen, ſo
iſt die Unterſcheidung in der That nur
eingebildet: der Gegenſtand iſt verſchie—
den; aber das iſt er nicht weniger bei den
eigentlich ſogenannten Handlungs geſell⸗
ſchaften. Alſo wird ſich nach Ver—
haltniß ihrer Ausbreitung, was von die:
fen zu fagen ifi, anf jene anwenden laf-
fen. Dreyerleiliifaden, entweder yer=
einbart, odereine derſelben, veranlaf:
fen die Errichtung einer Handlungsge-
ſellſchaft ©: das Unternehmen ift ei
ner groffen Gefahr ausgefest, und
laßt anfangs, oder für eine geraume Zeit
feinen verhaltuißmäfligen Gewinn erwar-
ten, ob es gleich in der Folge bei einen
gluͤcklichen Ausfchlage vielfältigen Vor—
sbeil geben kann: das Unternehmen if
von einer folgen Art, dag es ohne Ders
einbarte Einfichten nicht wohl geführe:
werden kanu: esfodertendlih Fonds, die
einzelües Privatvermögenüberfleigen. Die
weſentlichen Gegenſtaͤnde, welche bei
Hand⸗
2 541
Sandlungsgeſellſchaften zu. betrachten
fommen, find, die Befreyungsbrie⸗
fe zu der Errichtung , die Leitung der
geſellſchaftlichen Angelegenheiten, _ die
Aufbringung. des Fonds , die Vers
theilung de8 Gewinns, der Gefelle
ſchaftskredit, die Aufhebung der
Geſellſchaft.
24
i Die erfie SZandlungsgeiellihaftivar nah Rannal
Hift. polit.et philos. &c. H. I. die oſtindiſche
Oeſellſchaft der Hollander. Man kenn allerdings
vermuthen, daß den Phäniſiern und Karcheginens
fern bei ihrem verdreitetem Handel die Handlungs-
gefellipaften nicht unbekannt gemefen.
‚336. Entweder, um die Hoffnung
eines anfehnlig;en Gewinns zu erwe-
den, oder doch die Gefahr der Untere
nehmung fo viel mögli zu vermindern,
müffen einer Handlungsgefellfehaft an⸗
fehnliche Befreyungen nud Vorzuͤge
ertheilt werden. Zuweilen iſt nothwen—
dig, daß der Staat derſelben einigen
Vorſchuß ohne Zinſe giebt, oh—
ne on ihren kuͤnftigen Gewinn An—
ſpruch
542 0
ſpruch zu machen. Die Befreyungen
der Geſellſchaft werden indem Freyheit s⸗
briefe (octroy) eingeſchaltet, welcher
auf mehr dann eine Art eingerichtet ſeyn
kaun; entweder nur auf eine Befchränf-
fe Anzahl von Gefellfihaftsintereffens
vu, oder für alle Theilnehmer undbes
ſtimmt, und mie der allen Bürgern
vorbehaltenen Freyheit, der Geſellſchaft bei⸗
zutreten; auf beſtaͤndig, oder wieder⸗
tufbar mit Befinmung der Zeit
und der Bed: nanifle, unter welchen die
Wiederrufung gefihehen ſoll, oder ,
ohne das die. Zeit der Wiederrufung
benennet, noch etwas von den Beding-
niffen erwähnt iſt, die bei Zuruͤckneh⸗
mung der Befreyung zu erfüllen finde
337. . Alle Arten von Ausſchluſſung
find in der Folge ſchaͤdlich, und nichts
weniger. als geſchickt, den Fleif zu ſpor⸗
nen: daher Befreyun gsbriefe auf eis
‚ne Befihränfte Anzahl von Theilneh⸗
mern nie zu ertheifen fegi werden, went
der Staat feinen Endzweck auf andere
Ars erreichen kann: die Nothwendigkeit
: aber
* 0.548
aber Tat fib Feine Geſetze unteriverfen,
Jedoch, um eine dur den Zufammenflug
der Umſtaͤnde erzwungene Ausſchlüſſung,
fo wenig als immer möglich iſt, ſchädlich
zu maden, muß die Dauer durh der
Inhalt des Berreyungsbriefs abgekürzt
werden. Alſo find» beſtaͤndige Befrey⸗
ungen nicht zu ertheilen, ſondern die Zeit
der Erloͤſchung, und die Bedingniſſe,
die der Staat etwan zu erfüllen haben
wird, umfländlih zu beſtimmen. Diele
Beftimmung der Zeit ift darum vorzu«
ziehen, damit die Zheilnehmer in ihren
Unternehmungen gefihert find : ohne
welhe Sicherheit fie Faum etwas wagen
wuͤrden, wobei groffe Koften erfodertwer-
den, da die Befrepung ehe wiederrufen
werden koͤnnte, ehe fie die Frucht ihrer
Auslage und Mühe erwartet haben. Die
Dauer der Befreyung mug daher, nach Be—
ſchaffenheit des Gegenſtandes, beftimmt fron,
welches zwar die Theilnehmer ohnehin bes
ſorgen. Die Bedingniſſe werden
auf die Uibernahme und Verqütung
des Fonds abzielen. Dadurch wird es
bei⸗
54. &
beiden Teilen fehr erleichtert , damit die Ge,
ſellſchaft ihre Foderung nicht übermäffig
fpanne , und durch diefen Weg entweder die
Verlaͤngerung erjwinge, oder dem
Staat zu, einer gewaltfamen Rechtsausuͤ—
bung nöthige , die immer Mißtrauen gegen
ihn einflöffer, und Künftig zu ähnlichen
Unternehmungen furchtfam maͤchet.
338: Die Leitung der gefelfchafte
lidſen Geſchaͤfte geſchieht durch gemein⸗
ſchaftliche Berathſchſagungen und
Entſchluͤſſe, deren Ordnung durch den er—⸗
richteten Geſellſchafts vertrag feſtge—
ſetzt, zu mehrerer Sicherheit dem Befrey⸗
ungsbriefe eingefihalter wird, und das
durch gleihfam ein gefegmaffiges Anfehen
enipfängt. Jede Handlungs geſell⸗
ſchaft muß nach der Wichtigkeit und
dem Umfange des Gegenſtandes einen,
oder mehrere Vorſteher haben. Die
Wahl dieſer Vorſteher ſoll nicht einzig
auf die Groͤſſe der Einlagsſumme bes
ſchraͤnkt ſeyn, weil hier nicht der reich»
fte ‚ fonderu der einſichtsvolleſte zu waͤh⸗
len iſt: die Beſtaͤttigung aber + von
ein
* $45
dem Staate abhängen, weil, beſonders
bei groſſen Geſellſchaften, ein zu wichtiger
Theil der gemeinfchaftlichen Handlung
damit verflochten it, auch ſolchen Vor—
ſtehern Biel anvertraut, maͤnchmal eine
fo groſſe Gewalt eingeräumt wird, dag
dem Staate feht daran liegen Muß,
diefelbe in unverdächtigen Händen zu wif-
| Ki An diefe VBorficher werden die
orfälle, fo die Geſellſchaft betreffen,
- einberichtet, uiid muß ihnen die Macht
singeräumt ſeyn, in Fleinen, oder kei⸗
ven Verſchub leidenden Angelegenheiten,
init Beziehung zweher Geſellſchaftsglie⸗
der , oder, wo Diefe nicht zugegen twären,
auch allein, dasjenige vorzukehren, was
fie nach Umſtaͤnden für das Schicklichſte hals
ten. Die wichtigen Vorfälle werden
der Verſammlung der Gefellfihaft vor
getragen, wozu, wenn die Anzahl der Glie⸗
der ſehr groß iſt ein Ausſchuß ge⸗
wählt, oder ſchon vorher feſtgeſetzt wird,
mit wie viel Einlage jemanden eine ent⸗
— Stimme eingeraͤumt ſey. Es
ſt anzurathen, daß wenigſtens nur erſt
— JJ zwey
546 u —
zwey Drittheile von den Intereffenten
die Mehrheit der Stimmen ausmachen
Die abgefagten Schiffe in wichtigeren
Angelegenheiten möffen, tab der Vor⸗
Ihrift einiger Befreyungsbriefe, vor ihrer
Vollſtreckung, der oberſten Kommerzie
enleitung mitgetheilt werben, roelhe zwar.
feine Abaͤndetung darin zu freien,
noch eine Stimme mit zu geben berecheiget
jedoch ihr die Macht vorbehalten iſt, ei⸗
nem Entfchluffe vie Beftäftigung zu ver⸗
weigern. Durch dieſe Maͤſſigung hat man
gefscht, ſich ſtets die Gewalt rotzubehalten/
Entfhläffe, die dem Staate, oder der alle
gemeinen Handlung von irgend einer Seite /
nachtheilig ſeyn fönnten, zu verhindern, nicht
die geſellſchaftlichen Berathfchlagungen zu
etmas wider ihren Willen zu zwingen.
Aber, wenn die Nothwendigkeit immer erft
die Befättigung einzuholen, gleich nice
auf bie Freyheit der Berathſchlagung
einftäffen follte, wie Dennoch fehr beforgt
werden mus; fo legt fie wenigfiens
dem Gage ber, Hugelegenheiten Hin—⸗
derniſſe, und werzögers ihn, Es iſt
€ : Bü:
a a. 34
daher bieimehe anzurathen, den nefelle
ſchaftlichen Berathſchlagungen fletd einen
Kommiſſaͤr von Staalswegen beiwohe
zen, zu laſſen.
v 90%
338. Der Danptfkantın Üder Hande
lungsgefenfihaften wird in Heinen Atte
Kheilen zuſammengeſchoſſen derdehaͤndig⸗
te Schein, welcher den Beiſhufund da-
— durch erhaltenen Antheil au der Geſel⸗
ſchaft beweiſt, wird Mitle genennet.
Manchmal erhält mar eine Aktie auf
bloſſe fogenanute Unterzeichnung oder
eine Verfiherung der Sunıine, obne
daß fügleih baar Geld erfodert wird,
wie bei Aſſekuranzpompagnten: mes -
ſtens mug die Erlegung des Geldes folsen:
Je Meier diefe Antheile ſeyn koͤnnen,
deſto leichter wird der erfoderte Fond
uſammengebracht deſts offener ik dee
Eintritt in. eine ſolche Geſellſchaft; offen
guch demjenigen, welcher eine gröſſert
Summe aufzubringen, auſſer Staud
Mm 2 waͤre
548° &
wäre; deſto mehr entfernet fih eine
folhe Gefelfchaft von der Ausfchlüf
fune. Der Fond mug dem Unternehe
men. angemeflen feyn. Findet fih die
Geſellſchaft bemüffiget, zur Unterſtuͤtzung
ihrer Unternehmung noch mehr "Geld
aufzunehm en, ſo geſchieht dieſes entweder
abermal durch neue Aftien, oder die
Geſellſchaft fertiget eine andere Gattung
von Papieren aus, welche gemeiniglich
Siompagntebillfiete genennet werden,
Der Unterfhied zwifhen Aftien und
Kompagniebillieten iſt betraͤcht—
lich. Die Aktie hat einen wandelbaren
Werth, weil fie einen Theil des Hands
lungsfonds felbfi vorftelt, mithin, wie
jener, durch glücklichen Erfolg, oder mißs
Iungene Verſuche, entweder vergroffert,
oder vermindert werden kann. Alfo ſtellt eine
- Aftie bald mehr vor, als die Einla—
gebeirug , bald weniger. Das Kompaq⸗
ntebilliet hingegen hat, wie jeder andre
Schuldbrief, einen beffimmten Werth,
fo viel nämlich die Zahl fagt: und, wie
durch den größten Gewinn ihr Werth nicht
älts
& 549
anders fleigt, als fo weit das Unterpfaud
der Schuld ficherer ift, fo vermindert
fich derfelde auch durch einen Verluſt der
Gefellfchaft nicht anders, als iſo weit jen -
de Schuldverſchreibung durch Verſchlim—⸗
merung des Unterpfandes herabgeſetzt
wird. Bei zweifelhaften Umſtaͤnden einer
Geſellſchaft ift der Befiger des Kompan—
niebilliet8 beſſer, als. der Inhaber
der Aftie daran : denn diefer it für
feinen Antheil ein Schuldner von jenem,
und empfängt, wenn die Geſellſchaft
getrennt würde, ehernichts , big der erſte
vollfommen zufrieden geftellt worden. Es
it daher ganz wohl möglih, daß die
Aktien der Kompagnieunter dem Werthe
fiehen, dadie Billiete immer noch ihren ganz
jen Werth erhalten. | |
1 9334, 2
339. Ob es : zuträglicher fey „went -
die Geſellſchaft Geld aufzunehmen hat ,
neue Aftien auszuhändigen ? oder B I:
liete auszuſtellen? dieſes haͤugt von der
iR Mu; Um
r
A ee
Umftänden der Geſelſchaft ab. "Ber
engehenden Geſellſchafren, oder wo die
Heffnung be} Gewinnes noch ſehr ent⸗
ſernet iſt, ſcheint die Aushaͤndigung neue
ex Alten vorzuziehen, weil die Hande |
Inugsfompagnie dadurch wenigſtens nicht
sur Schuldnerinn wird, auch ihre
Aktſen ſich in einem befferem Werthe
erhalten 4, Iſt Hingegen die Geſellſchaft
gegründet, und ihre Gewinn ficher, ſo
Kind natürlich) Billiete vorzuziehen, Da
non durch dieſelben ſich zu nicht mehr
perpflichtet, als was man empfangen
hatte; durd nee Alien aber vhıen
Bewinnsantheil einräumen, within bie
sten Aktien gegen ihren vorigen Werth
berabfegen wurde. BEN
I Diefe Berechnung geünber fi anf asfenige, rend im
sorbergehenden Enke gefage werden ! Da5 nimlics
die Kompagniebiliete vor ben Mktien bezab'ro
werden mütlen. Die Einlage der Kompaanie ion
Ls80. und in 20, Aketen eincerbeilt, mithin eine
Yeriegu sa: die Rompasnie habe 200 verloren, weſ⸗
Se Ne mit 3. Billieten su ergängen fuhr. Wen
in a Lage eine Salbirung geſchlebe, fo nehs
mean die a Billiere 200: die Übrigen zoo unter <q
‚Seelen eingerbeiler, fallt feve Aktie don z0 auf 48
. Dätte aber die Sejellinofe a Atten intr Ber Bilz
Rere gemacht, fo find 1080. unrr“ 24 Kleid yı 29
Den z Ryan Weoreh jeder ide gı5
E58
w
340. Der Gersinnm, den dir Ge⸗
ſellſchaft mit ihrem Fond macht, if gee
meinſchaftliches Gut der Aktieninhaber,
der Antheil des Gewinns, welcher aufeine
Aptie Fömms, wird der Divident genens
net. An Frankreich) bat man zur Be
quemlichkeit der Theilnehmer eine Art
son Koupons eingeführt, welde der
Beſitzern der Aftien auf 3 Jahr behaͤn⸗
diget, und mit der Balbjährig gewoͤhn⸗
> lichen Vertheilung des Gewinnes nah und -
nach zuruͤckgenommen wurden. Die Gröffe
des Dividenten macht das Sfeigen derak⸗
tien, die, wie es fiß bei ver oflindis
[hen Kompagnie in Holland im Jahre
2718, ereignete, ſechs fach, und im -
Sahre 1720. achtzehnfach über ihrem
-erften. Werth gezahlt wurden. Eben fo
fliegen die Hltien in Frankreich im Jahre
1719 von 500 auf 9000. Eigenfe
lich iſt es nicht immer ber wirfliche Ges
win, welger den Wersh der Aktien fo
hoch erhält: es ik beinahe meiftens viele
mehr die Geſchicklichkeit, deu Unternehr
mungen der Geſellſchaft ein vortheilhaf⸗
aa tes
B58 ., | 8
tes Anſehen zu geben, und, um ihr Fol,
fen gu hindern, die einlaufenden ‚bein
Nachrichten aeheim zu halten. Das
Spiel mit den Aktien geſchieht wie das
Hgiotiren mit dem Staatspapiere.
Die Altienhändler verſtehen fich auf den
Kunfigriff vortrefflih , wenn fie Aktien
an füch Bringen wolfen,, ſolche vorher durch
“einen: untergefähpbenen Unglücksfall, fo
> der Kompagnie- begegnetfenn foll, berabzus
fegen, and wenn fie dieſelben wieder
anwerden molen, den Werth durd
vorausgefchickte ENGE Stadrichten ze
heben,
m 33% |
» ©. III. Band- Mbrhl.dondem Stantäfrebig.
341. Der Vortheil, den der Staat
aus ſolchen Heridlungsgefelifpaften zieht,
ift nicht „allein die Erweiterung der
Handlung, und, welches ihrbauptfägliche
fer Augenmerk ſeyn mug, die Ausfuhr
des Aationalüberfluffes, fie ge⸗
3;
8 2
ſchickt geleitet, und ohne Verdacht find ;
fo haben ihre Paviere auch ein fo allge:
eines Zutrauen ‚daß fie vollkommen, wie
Mapitalien umlanfen , mithin den Man-
gelderfelben in etwas zu erſetzen, faͤhig find
o. Diefes Zutrauen kann der Staat da-
durch noch mehr befeſtigen, wenn er fol
he Papiere bei feinen, Kaſſen, gleich baas
rem Gelde anzunehmen, befiehlt; und
fie werden fih fo lange im Umlaufe erhal—
ten, als ihre Anzahl mit dem Grunde,
der ihnen zur Gicherheit, und gleichſam
zum Unterpfande dient, in ebenmäfligen
Verhältniffe zu bleiben, wenigſtens fcheint
pP: Über fobald fie über dieſes Maag vers
niehret werden, folgt ein zweyfaches
Vebel unmittelbar nah; daß fie anfangs,
wie die überhäufte Geldmafie , den Preis
der Waaren zum Nachtheile der auswaͤr⸗
tigen Handlung ſteigern: dag fie dann
bald darauf in einen Unwerth verfals
len, der nicht nur die Handlungsges
fhäfte zu Grund. richtet, ſondern auch
in dem Umlaufe eben die Stöhrung
perurfacht , welche entzogene groſſe Geldz
: Mm; ſum⸗
554. Zu
fummen nach ſich wuůrden getogen haben.
Keine: Aufmerkſamkeit des Staates iſt ale
fo überfläffig, den Verfall einer folgen
Sefelifhat, und den Mißkredit ihrer
Papiere zu verhindern. .- Borzüglih if
darguf zu feben, daß die Vorſteher
der Sefeufhaften bie Papiere nicht nach
Willkuͤhr zu vernichten „oder ohne Zuzie⸗
hung es anſehnlichen Theiles der Ges.
ſellſchaftsglieder dergleichen Papiere aus⸗
— Gelegenheit haben 4.
© 309, Ein pritter Bortheil, ben ſch bel dem enaee
u — Gase herüher babe, ift: Daß Der Etaat
durch fein Norhfälen etuen nie Foftbaren Aredie
gu Aufbringung groſſer Gummen erhalten kann. &,
den LII. Thett dieſer Orundfäke vom — dee
Stages. —
p Dieſes war der Stur dee beruůhmten ——
Geſellſchaft, in ſoferne fle au als ne andlungos
gefellihafe angefeben werben follte, elches Derw
bätse fo ergiebſg ſeyn können, um die Milllonen
Aktlen zu bededen, die immer gu Dundersen if
Umlauf gedbrage wurden. AR
‚3 ©. angef, III. Theil, bie Mittel, durg welche bie
Rayadmung der Staatspabiere ceejrwere werd 7-
Hnd quch bei dieſen anwendbar,
842.
Rs ER
44% Dei Zeitpunkt Da andlungsge⸗
— ————— “aufzulösen Es ft Die
mals vorhanden, wenn ihe Eudzweck
erreicht, und die Haudlung, welche ir
Gegenſtand war, alſo eingeleitet it, daß
jeder Buͤrger daran. Antheil nebinen —
Eine vorſichtige Regierung wird ſich,
ich erinnert babe s, Die alurhektnn
durch den Befreyungsbrief vorbehal⸗
ten, und waͤhrend der Zeit in Feine Au—
ſtalt gewilliget haben , die diefe Aufhebung
nach der Hand erſchwerte. Vorzuͤglich find
die fogenannten Befigungen und Efas .
bliffementg , welche auf fremden ie
fen errichtet werden, nie in die Gewalt
einer Handlungsgeſellſchaft zu Nbergeben.
Die Umftände muͤſſen es zeigen, wann zu
ſolchen Koflbaren Unternehmungen eine
Nothwendigkeit, und bequeme Gelegen-
heit vorhanden iſt, Deren Dernichtung fehr
oft die bluͤhendſte Handlung geflürget hat.
Die Gewalt wird zwar heute in einer groß
fen Enifersung wenig zum Schutze der
Haud Ang be Arragen. Die 2 Zet iſt nicht,
SR sche
N
356 X.
mehr, da ein losgebrenntes Feuergewehr
ganze Heere von Wilden in die Flucht
tried. Der Bo theil der Kation, mitder
man eine HandInng anlegt, muß der flärfz
fie Schutz ſeyn. Wenn man jedoch zur
Behauptung feiner Unternehmung irgend
an einer Küfte Zeftungsisrrfe anlegen, und
Mannſchaft halten muß; fo wird jeder
Staat am klügſten handeln, eine folde
Bertheidigung feiner Bürger feldft auf. fih
zu nehmen, am fie) dadurd) ihrer Unterz
wuͤrfigkeit zugleich) verſichert zu halten.
Die Aufhebung einer Handlungsgefeile
fhaft kann geſcheben, dag auch ihr Na—
me aufhört, und jedermann ohne Zufam=
menhang den Handel treibendarf, denfie
vorhin trieb : oder man giebt der Aufhe⸗
bung den Namen einer Abänderung in
eine allgemeine Geſell chaft. Dieſes ieg-
tere ſcheiut vorzuziehen, und es ift rathfant,
felbt eine Art von Direktion, Die
der. Staat befiellet, beizubehalten, fos
wohl, weil einige Handlangsgeſchaͤfte vor⸗
Sheilgajter Fin einem gemiffen Ufim=
? F men⸗
* 551
menhange geführet werden, als, um ſich
das Zutrauen, die Freundfchaft der
Naridnen,und die Vertragsvortheile
zu erhalten, welche oft gleichſam dem Na⸗
men der Geſellſchaft anhaͤn gig ſind.
8 234;
XII.
Be A >
— PETE — * u
! B = nr >
AU,
Nom Ibchfel
343.
N
Seber Staat, der mit dent andern TE.
einem Zuſammenhange der Handlung
ſteht, in Schuldner und Gläubiger:
Die wechſelſeitigen Foderungen müfe
—
ſen gegeneinander ausgeglichen were -
bet, wozu fih anfänglich Fein. anders
Mittel aubiet, als die Ueberbringung
des Geldes,das ift,diewirflihegahlung.
Diefes if um ſo nothiger, da Schul⸗
Den und Foderungen nicht gerade auf die
naͤmlichen Per ſoizen feeffen: A. in Hamburg ift
on Bin Wien ſchuldig; Ein Wien iſt and.ie
Hamburg fhuldig Es iſt ſchon Anges
merkt worden Az, daß die Lieberbrirngung _
des Geldes gefährlich, das fie Eoft«
har iſt, und dem Handlungsgeſthaͤfte eis
r N ne
Be ; —
> A 559
ven Zeitverluſt zusteht, der als ein
wirklicher Schaden angefehen werden kann;
denn die Abweſenheit des Geldes laͤßt fich
in Prozenken anfchlagen. Es log ale
fo dem Staate nicht weniger, als den
VPrivathandelsleuten daran, eine. Art von
Zahlung aussufinden, wobei die ange—⸗
führten Nachtheile nicht vorhanden wären,
Sie biet ſich von felbft ad, wenn mat
Staat gegen Staatim Ganzen betradhe
tet. Wien it Dambutg 100, 000,
Homburg Wien eben ſo viel fehule
dig. Diefe Plaͤtze rechnen ihre Foderun⸗
gen gegeneinander auf, ſo iſt die Bee
zahlung beiderfeit geleiſtet. Nur koͤmmt
es darauf an, die Privatfchulden alſo
au verwechfeln ,. daß die Nationalfchuld
dadurch aufgehoben wird. Die Sache geht
auf folgende Art vor: A. in Wien iſt B.in
Mamburg 1000 ſchuldig: © in Hame
burg iſt D. in Wien 1000 fhuldig:
Hamburg nnd Wien haben gegeneinander
gleiche Foderungen, die, fih aufheben,
wenn A. von D. den Schuldbrief dee
366 &
des Hamburgers ©, Fauft; hiedurch hat d,
nun feine 1000 empfangen: A. feridet dert
Schuldbrief von®. ebenfalls au ſeinen Glaͤu⸗
biger B, in Hamburg welcher darauf vouC
ſein Geld empfaͤngt. Bet dieſem Geſchaͤf—
ie ſind Schuldner und Glaͤubiger an beie
den Seiten verwechſelt worden, und
Pas gegen Plas hat feine Zaplung nur
durch einen Brief geleiftet:
# 25:
344. Das Geſchaͤft des Wechfels Fanii
von zwo Seiten angefehen werden: als
ein politiſches Geſchaͤft in Anfehen des
ganzen Staates, und als ein Gefchäft
des Privatmannes, der davor: ing:
befondere Wechsler genennt mir,
Der Wechſel von Seite des Staates
betrachtet, if die Aufhebung der
gegenfeitigen Foderungen: als Pris
vatgeſchaͤft iſt es die Ueberlaſſung ei»
ner Foderung gegen einen zu Des
flimmenden Preis: Yon diefem letz—
teren
& 561
ieren koͤmmt bier nur in fo ferne zu rge
den, als es mit dem erfien verfchlungen
if. Die Aufhebung. der Nativnalfchule
den gefihieht entweder, daß die Nation
nur ſo viel zahle, als fie ſchuldig
it, und bei ihren Foderungen eben
fo viel empfängt; oder dag die Nas
tion mehr zahlen muß, als fie ſchul—
dig ift, und Weniger empfängt, als
fie zu fodern hat; oder endlich, daß die
Nation weniger zahlt, als fie fehule
dig if, und mehr als ihre Foderung be=
traͤgt, empfaͤngt. Im erfien Salleift weder
Bortheil noch Nachtheil der zweyte
Umftand iſt für die - allgemeine Hands
lung eben fo nachtheilig, als der drite
ie derfelden Vortheil bringe Dan
wird Vortheil und Nachtheik deutlicher
erkennen, wenn man zuvor die Urfache
Eennet, welche die Ungleichheit in der
Aufhebung berbeiführt.
345. ©9 lange die Schulden einerNRation
gegen einander umaefähr gleich ſtehen,
it nichts einfacher, als das Wechfele
gefhäft: A. in Wien wird D. dem Bee
U. Thl. Nu. fißer
562 —
ſitzer des Hamburger Briefs einen Vor—
theil anbieten, um ihn zur Ueberlaſung
ſeiner Foderung zu Hamburg zu bewe—
gen 3 der Vortheil darf nicht groß
gefodert werden, weil er ſonſt A, abſchre—
den würde; D. aber, wenn ihm das
Geld baar uͤbermacht würde, keinen
Nutzen haͤtte: dieſer begnuͤgt ſich da—
ber an einem kleinen Ueberſchuſſe; eben
fo verhält es fih mit den wiener Fode—
rungen zu Hamburg, Alfo ift der hante
burger Brief nicht theurer, ala der
wiener Brief? Fein Haudelsplas hat ges
gen den andern gewonnen. Sobald aber
die Schulden von zween Plaͤtzen, von zwo
Nationen gegen einander ungleich find:
z. 3. Damburg batan Asien eine
ganze, Wien an Damburg nur eis
ne halbe Mittion zu fodern, fo kann
durch. die Kaufung der Hamburger Briefe
nur die Hälfte der wiener Schulden ges
zahlt, die andere Hälfte nicht anders
als durch wirflihe Uebermachung
des Geldes getilge werden. Weil es
dem Privathandelsmanne vpriheilhaft if,
die
“ai
& 36.
bie Uebermachung der Baarſchaft zu er⸗
ſtaren, fo mird jeder Schuldner in
Wien fih diefen Vortheil zitzweigiten ;
nd hamburger Btiefe au fih zu brins
gen ſuchen. In dieſer Abſicht were
den die wiener Handelsleute die Briefe vor
Hamburg fo Tange ſteigern, als es ihnen vor-
theilhafter ſeyn wird, mit Briefen, als
durch Geldverfendung zu zahlen.
. 346: Dad Öfeigen und Ballen
der Briefe kann alfo am deutlichſten er-
Elärt werden, wenn man Die Fode—
rungen nach einem Plage , wie in dein
angenonumenen Beifpiele die hambur⸗
ger Briefe, als Waare betrach
et, diejenigen aber, welche dieſe
Briefe ſuchen, als Kaͤufer ie
aun Waare, die gefischt wird, wenn
fie nicht auch nach eben dem Verhaͤltniſſe
angeboten wird, im Preiſe ſteigt
ind um defto mehr ſieigt, je nothwen⸗
diger de dem Kaufer ift, ſo wird es ſich mif
ben Briefen verhalten, und Tann das
ber der allgemeine Grundſatz ange:
nommen. werden: daß alles, was die
Rua Schul⸗
564 »
Schulden einer Nation vergroͤßert,
auch den Wechſel zu ihrem Nachtheile
erhoͤht: und in egentheile, daß der Wech—
fel zum Vorteile der Nation niedrig
wird, wenn ihre Foderungen vermehrt
werden 6. |
/
-
h Sn der Sandlunaßfpade find die Wörter Hoch und
Theuer, Niedrig und Worlfeil gleichbedeurend : der
Wechſel iſt hoch, wenn ih mehr dafür geben muß ;
ald er mir an dem Ort, wo er zahlbar ift, ailr:
ich babe 100 zu Hambung mit 106 kaufen müflen ,
bei Nieder , oder Wobffeil ift dad Öegentheil. Fer
Fall iſt vicht unter die gewöhnlichen Umftände des
Wechſelgeſchäfts zu zählen, aber er vervdien: be—
merft zumwerden: auch dieMünzirrungen erhöhen ven
Wechſel zum Nachtheile des Staates, weil unger
wiß ift, wie viel da gezahlt wird.
347. Die hauptſaͤchlichſte Duelle der
Nation alſchulden it die Handlung.
Alfo iſt ed aufjer Zweifel, daß die Na—
tion, welche die Handlungsbiiang
für fih bat, auch den Wechſel für fi
haben wird. Da gleichwohl eine Na—
tion der andern noch auf andere Weife
{Huldig werden kann; fo müffen andere
Arten von Schulden zu Erhöhung des
Wech—
ae.) 8* 56
Wechſelpreiſes gleichfalls beitragen,
Alle Geldverfendiingen alfo, fie mögen
zu Bezahlung von Sintereffen an
auswärtige Baͤnke, zu Subfidien, oder
was immer für einem Endzwecke nöthig
ſeyn, fie mögen jaͤhrlich und wie—
derfehrend , oder nur für die gegen—
waͤrtige Zeit ſeyn, erhöhen ſtets
den Wechſelpreis, bei deffen Erflä-
sung Kortbonaiß 7 daher mit Vorbes
dacht begefest hat: die augenblickliche\
Vergeltung des Geldes zwifchen zwo Natio— \
nen nach dem Verhaͤltniſſe ihrer wechfelfei=
tigen Schulden. Auch die hohen, v=
der niedern Intereſſen eines Lane
des werden den Preis der Briefe er—
hoͤhen, oder erniedrigen: aber da diefe
hohen, oder niedern Intereffen ſelbſt
eine Folge der vortheilhaften , oder
nachtheiligen Handlung find; fo if
davon nichts befonders zu erinnern,
i Elem, du Commerce, Ch, VI.
348. Der Wechſelpreis iſt alſo der
Ueberfihuß , den der Käufer des
Nuz3 Briefs
356 Bo
Briefs über die Sunme & giebt,
welche ihm de: Biiefan den Ort
feiner Beſtimmung gilt, und diefer
Ueberſchuß iſt Verluſt für die Na—
tion, nicht für den Pripathandelsmann.
Denn, der Privathandelsmaunn rechnet
zum Preife feiner Waare alle Ausla—
gen ein, die er bis zum Abfage und in
Anſehen derfelben gemacht hat: fein
Derluft wird ihm daher von dem Kaͤu—
fer wigder vergütet. Aber dadurch wird
der Kreis aller derjenigen Waaren &s
hoͤhet, in Sinfeben derer eine Zahlung
auswärts zu mahen wor, aller Na:
nufafiuren, wozu der Etoff, oder forf
Zubereitunggwaaren nid Nationaler:
zeugniß find , uud beſonders aller Waa—
ren zum Wiederausfuhrhandel. Es
folgt hieraus, daß diefe Waaten, wenn
fie. Natipnalverzebrung find , der
Nation böher zu fieben kommen; dag
die Erhoͤhung ren Abſatz verbältuißs
maͤſſig befchränft; und wenn es Aus⸗
fuhrwaaren find, der Abfas aus frem-
den Handelsplaͤtzen erſchweret wird, wel
Die
%& 567
Die Mitwerber, alles Uebrige gleichgee
rechner, ihre Waare um fo viel wohl—
feiler abfegen Eönnen, als ihr Wechfel
niedriger flieht. Auſſer dieſem Nach
theile , vergröffere der Wechſelvyreis
auh die Bilanz derjenigen Nation,
deren Briefe in hohem Werthe fiehen.
Denn diefer Wechſelpreis wird nicht et⸗
wa ar die Mationatgläubiger be;
zahle, fondern die Fremden, die eitten
großen Schuldenüberfhuß haben , bes
fehlen ihren Freunden unter der ſchuldigen
Nation, auf fie zu ziehen , (trafjiren)
und eignen fih den Bortheil zu: mos
durch alſo, da fonft die Bilanz z. B.
mit 100,000. wäre faldirt worden, went
die Briefe 15 hoch find, 15 Zaufend
mehr gegeben werden muͤſſen.
k Fortbonais fehet dem Wechſelpreis aus zwo Gröſſen
aufommen ‚ aus dem Pari, und Kurs: die volle
kommene Ausgleichung der Münze einer Narion,
um die Summe der andern zu beyablen, heiße
er daS Pari : und die durch Umftände prranfaßte
Entfernung heiße er den Kurs. Ich Bin von
dieferBedeutung abgewichen, weil ſte in ein. Zimendeus
tigkeit verwidelt, und auf eine Spitzfindigkeit bins
auszulaufen feeint. Die ausgeglidene Geldſum⸗
me nah dem Verhältnife der Münzen, die man
nA ‚immer
568 &
immer wsraudfeten muß, ift nit ber Preis Boa
Wechſels, Vondern dasjenige, um deffen Ueberlaf
fung der Preis gegeben wird : mir alfo if der
Dreis, was Fortbongis den Kurs beißt: ich hat—
te bier dad Weſen nicht das Wort zu erklären,
349. Der Staat Faun diefen Verluft,
der eine Folge der nachtdeiligen Bilanz
ii, durch feine Geſetze L abhalten,
Es iſt nicht möglich zu befehlen: dag
8 und 4 fich gegeneinander, wie 4 zu
4 verhalten foffen. Uber er bat eis
‚ne Urfahe mehr, alle Kräfte da=
ran zu biefen, um feine Handlung zu
ermuntern. Dennoch fird zween Mit-
fel , durch welche der Wechfelverluft ,
wenigftens vermindert werden kann: Die
Spekulation der Wechsler und
baare Geldverfendungen. Die Spe—
fulation der Wechsler, wenn ihnen :
der Kurs unmittelbar und gerade zu nach
einem Plage zu koſtbar ift, vergleicht die
Wechſelpreiſe verſchiedener Pläge ,
und ſuchet ein Verhaͤltniß von zween,
der mehrern Pägen zu finden „ wel
ches vortheilhafter if m: die Zraffis
rung
* | 569
rung gefchiebt dann, wenn Zeit und
Umftände es zugeben, durd einen Um—
wer. Diefes ift das von Dutot fos
genannte politifche Part, weldes
er dem wefentlichen Bari, oder
der Vergleichung des wirklichen
Werths der Münzen zweyer Län:
der entgegen feßet : der Staat erſpart
für gegenwärtig gerade fo viel, als
der Wechsler bei diefem Umwege ges
gen Die Geradefendung Bortheil bat.
“ Die baaren Geldrimeffen find über-
haupt vortheilhafter, fo oft der Wech—
feipreis die Ueberbringungskoſten
und Affefuranz überfleigen wide: ein
abermaliges Beifpiel, wo das Verbot
der Geldausfuhr nachtheilig ſeyn muß.
Es iſt daher dem Staate wenigſtens an—
$uratben, die Summen, welche ex
felbfi, an Subfivien , Sntereffen u. d.
9. auswärts zu fenden haben wird, vielmehr
baar übermachen zu laffen, als durch
Aufkfaufung der Briefe, den Han—
delsteuten ihre Soldirung zu verthenren.
Es wird manchmal fogar nüglich fern,
Nu ſtar⸗
574 3
ſtarke Geldſummen auf biejeigen Wed:
felpläge zu fenden 2, deren Preiſe
zu hoch fichen,, und dann den Hans
delsleuten zu erlauben, auf dieſe Sum—
men zu zichen. Frankreich bat fi
dieſes Mitteig ein durd den Cheva—
lier Bernard mit gutem Erfolge bes
dienet.
3 Die Schweden verſuchten es, durch in Edikt vom
26. März 1543. den echfelfn rs feizufegen: daß
bieß, in den Augen der Bel: ein Sſtäneniß able—
gen, das manſes niör einſah, waslser Lechſelkurs
it,
& 3. D. der Kurs von Wien nad Samburg wäre G:
oder, ur » in Dambarg 109 zu befommen, müßte
man in Wien 108 gehen: ver Weber hnpr
in dem Auer tel, welben jeder Wechsler üd bez
ſtändig von alien Pläßen übermachen ‚Ast. den
Kurs don Leipzig nab Hamburg 2, von bien
nah Leipzig 2: ſo fender er feinen Brief über
Leipſig nad Hamburg , und erfparr 2,
n Beflex. polit, fur les fin. & le com. T. Il, p- &
e Jeder Staat follte in den Banken der Narıon,
mir welben er wichtige Handelsgeſchäfte bat,
eine verbältnißmäflige Sımme anliegen haben.
Senn nun der Wechſel zu bob finde, jo er—
laubte er feinen Hanbelsleuten auf feine Banfofe:
derung au ziehen ; dadurch Hätte er gem ſſer maf⸗
ſen den Wechſelkurs in ſeiner Gewolt.
350. Das Wechſelgeſchaͤft als Gegen—
ſtand des Privathandelsmanus hat ſeinen
eiges
& 571
sigenen Gang ‚der inder Geftalt der Wer-
füreibung, der Verlaͤngerung, Uir
bertrggung, der Uſanzen, der Bezah—
lung und Eintreibung vondem gewoͤhnli—
en unterſchieden if. Jeder Staat , felbft jez
der anfehnlihe Handelsplag hat fein eignes
Wechſelrecht p, nad) einer eignen Wech⸗
ſelordnung g,die zwar in dem weſentlichen
Ganzen übereinfommen, aber in einzel—
nen Punften son einander abweichen,
und demjenigen nothwendig bekannt feyu
maͤſſen, der die XBechfelhandlungr treibt.
p Siegel Einleitung zum Wecfefrechtei
q Sie find geſommelt von Siegel in dem Corpus
Juris cambialis, wildes Herr Uſſe fortgeſetzet har,
2 Die Bedeutung dieſes Worts begreift hier nur den
Handel mir Briefen, nicht die fogenannte Hand.
wechfelhendlung mit Nünzſorten, nod den Da:
rierhander.
"XL
*
572 F
| XII
Bon Handlungstraftaten.
851.
Handlunastraktate a fd Ders
träge zwiſchen zween Staaten, zum
2gortheiliihrermechleljeitiaen Hand⸗
lung. Die Gegenftände der Handlungss
irafiate find einerlei mit den Gegen—
fiänden der auſſeren Handlung ; die
Einfuhr, Ausfuhr und Duchfuhr
der Waare, mit allem, was auf diefg
drey Endzwecke eine Beziehung haben
kann, der Schuß der Handelsleute,
welche fich bei einer Nation niederlaffen,
die Beftellung der Konſule, die Er:
richtung von Faktoreyen, Waa—
renniederlagen u. d. g. Die Grunds
füge, nad welden die Handlungs⸗
fraftate errichtet werden, find vollkom⸗
men
5 Ar E47
Ze 5
—
men uͤberein mit den Grundſaͤten der
aͤuſſeſen Handlung;: die frehe Ein—
fuhr feiner Produkte mit Ausfhlüffung ans
derer Nationen, mitgeringen Eingangs—
rechten, mit gerin eren, als die Neben—
buhler in demſelben Zweige von andern Ra⸗
tionen, oder wenigſtens, auf eben den
Fuß, wie die beguͤnſt gten Kationen ; die
freye Aus fuhr der Maaren, deren man
noͤthig hat, das Vortaufs recht ge
wiſſer Waaren, deren man beſonders zu
Unterſtutzung ſeiner Manufakturen bee
darf, ein unbeſchraͤnkter Durchzug
feiner Waaren auf dritte Hande s⸗
plaͤtze, geringe Straſſengelder bei
dem Durchzuge, allenfalls eine Er—
ſchwerung des Durchzugs für Mebene
buhler der Nationalhandlung Wenn Seit
und Umfiände, wen die geringe Einſicht der
KHation, mit welcher der Bertrag er—
richtet wird, die Gelegenheit hiegu ante
bieten, macht fih ein geſchickter Nego—
ziateur den Augenblick zu Kug, und be-
mächtiger ſich dieſer Vortheile, Deren
fein
*
574
fein Staat wenigſten auf eine 38
geniefjen Kann,
Ser}
4 25
352. Die Handlungsvertiäge muͤſſen
zum wechſeiſeitigen Vortheile errichtet
feya, oder doch das Anſehen wechſel—
feiriger Bortheile Haben f; Der befanns
se englifche Kommerzientrafiar mit Por—
tligal, welcher vielleicht unter allen
Handlungstraktaten, fo jemals errichtet
worden, der einfeifigfte it, bier dew
Poringiefen , wenigftend dem Scheine
sach , den Vortheil der Weineinfuhr
und einen Vorzug vor den franzdfie
fhen Weinen an Wenn eine Nation
der andern Wortheile verwilligen
fol ; fo iſt es namlich, daß fie dages
gen ein Gleiches erwartet. Die Hands
lungsverträge müſſen fib alfo auf
die wechſelſeitige Handlungsbilanz
gründen, woferne ſie dauerhaft ſeyn ſol—
fen. Diejenigen, welche die Uibermacht
er Woffen zwingt, find Gefege, die
der
‚© 575
der Sterfere giebt, denen der Schwaͤchere
nur ſo lange gehorcht, als er ſich dawi—
der nicht empoͤren kann. Ich kann mei—
ne Meinung von den Handlungstrak⸗
taten nicht verleugnen: ſie ſind in
den meiſten Faͤllen uͤber fuͤſſiges Gepraͤug⸗
Wenn beide Theile bei einem Vertrageé
ihre Nechnung finden; fo iſt der Eigens
nutz ein fo flarfes Band, daß es nicht
erfi norhwendig ift, Traktate zu er
richten: ift aber dieſes nicht; fo find feie
ne gefchriebenen Verträge fo Fraftig ,
welde verhindern fohten, daß die Nas
tion, Die bei einem Vertrage zu Furz ges
falten ift, nicht ſuchen ſollte, ſich in die
Freyheit zn fegen, und ihres Vortheils
wieder zu bemaͤchtigen. Man wende
nicht ein, dag durch den Traktat für
die Nation eine Verbindlichkeit ent:
franden if. Wann fehlte e3 an Vorwand,
fih von einer Verbindlichkeit freyzu—
fpreben, fobald eine Nation dazu Luſt
hat ? und kann eine wahre, ewige Verbind⸗
lichkeit ———
ung
576 > .
lung ut dent Bertrage die Ve ——
gab?
b S. de kleine Schrift Les avantages, que le Por-
tugal pourroittirer de fon malbeur,
e 3. DB, Wenn zwiſchen den öſterreichiſchen Staaten
und den preuſſiſchen über die wechſelweiſe Sinfuhr
ein Traktat zu errichten wäre; De efterreich bedingte
ſich die Einfuhr der bungariicen 3 Weine nah Schle—
fien: der‘ König aus Preufen die freye Cinfuhr
der ſchleſtſchenkeinwand; fo kömmt es hier auf einen
Ueberſchlag an: ob dieje beiden Ziveige der Eins
fuhr einander nicht nur aufheben; fondern ob die
5 auf beiden Seiten gleiche Fotgen babe? 08
darch die Einfuhr der fohleftihen LTeinwen)d nicht
die böhmiſchen und öſterreſchiſchen Fabriken, welcht
ſehr wichtige Zweige find, zu Grund geben würs
den ? ob aber auc der hungariſcher Wein andere
Auswege babe ? oder ob aus Mangel ded Abiusen,
Er hungariſche Beinbau ſtark beſchränkt würde ?
.d
353. Wenn eine Nation den. günfli-
gen Augenblick, fih von andern Staa—
ten Vortheile zu bedingen, nicht vorbeis
fireichen laffen fol; ſo verbindet hinge—
gen die Klugheit, ſich durh zu um—
ftändliche Artikel nicht die Hände zu
binden, dag man einerHandlung in der Folge
durch Vorkehrungen , die den Ereignungen
und dergeit angemeffen find,die nothwendige
Unterftiigung geben koͤnne. Die Haudlungse
ninſtaͤnde ſind groſſen und —
er⸗
& 577
Vekaͤnderungen unterworfen: ein Beiz
fpiel wird flätt aller zureichen. Es kann
einer Natiom heute nugbar geweſen feyn,
die Einfuhr diefer oder jener Manufak—
inr zu erlauben, weil fie dergleichen
ſelbſt nicht hatte: Rach der Zeit wers
den Manufaktnren angeleget, welche die
fremde Waare entbehrlich maden : Die
fremde Waare hat nur noch einen Fleis
nen Vorzug in dem Preife; dieſer
Vorzug koͤnnte ihr durch ein geringes
Eingangsrecht benommen, und der
Nationalwaare vor der fremden Abſatz
verfchäfft werden: Aber man ift durch
einen Handlungstraftat gebünden , und
nun ganz anffer Stand gefegt, den Natide
nalmanufafturanten diefe Hilfe zu geben:
man muß einen vielleicht wichtigen Zweig
der Beſchaͤftigung zu Grund gehen laſ—
ſen. Es fiheini Daher vorfichtiger, wo
die Vortheile nicht offenbar und. unver:
äuderli find, die Handlungsverträs
ge vielmehr in unbeſtimmten Verſiche⸗
zungen befiehen zu laſſeu.
U. Tl: O⸗ XIV,
1 MR a, $
xiv
Bon der Handlungsbilanz—
354
Ss der wichtigften Gefchäfte für die
Handlungspolitif, und woher ıhre Maß⸗
regeln die hauptſaͤchlichſte Richturg em—
pfongen muͤſſen, iſt: den Fottgang der
Handlung and ihre Morihelle und
Nachtheile zu berechnen. Es bieten
ſich zween Wege an: der eine, auf wel—
chem man zu einem um aͤndlichen und
näheren Kenntniſſe geleitet werden konn :
der zweyte, wodurd man zwar nur ein
allgemeines Urtheil von der La—⸗
ge der Handlung zu faͤllen, in Stand
geſetzt wird; aber dieſes Urtheil iſt in
Abſicht auf die ganze Handlung eben
fo zuverläffig, als dasjenige, welches
man fi) auf dem erſtenWege erlanget ,
und auf einzelneKenntniffe gruͤndet. Der ers
fie
579
|
ſte Weg ifi die Wergleichung der Aus—
fuhr einer Nation mit demjenigen,
was von andern Nationen bei ihr
eingeführt worden: diefes Vergleichen
beißt die Bilanz der Dandlung zie—
hend. Die Bilanz überhaupt genome
men, iſt eine numerifche, und eine
Bilanz des Vortheils. Die einge
führten Waaren werden im Einkfaufe
preife angefhlagen : überfleigt die Sum»
me der Ausfuhr die Summe der ein-
geführten Waaren, fo heißt die Bilang
vortheilhaft; iſt das Gegentheil, fo
beige fie nachtheilig. Die Bilanz zah⸗
len, beißt daher: den Ueberfchuß des
Empfangs in Geld abtragen: diefe Nee
rechnung giebt die numerische Bilanz,
Die Bilanz des Vortheils hingegen,
it die Berechnnug auf welcher Seite
“eine gröflere Auzahl von Menfchen
ſey beſchaͤftiget worden, Es iſt noͤthig, von
dem Unterſchiede dieſer Bilanzberechnung
eine umſtaͤndliche Eroͤrterung zu geben.
4 2%
Do 355-
EN
580 x
355. DieAbfihtder Handlung von Geis
fe des Staates ift, die Befhäftigung
der Bürger zu vermehrene. Wenn
daher das Beftreben der Kationen dahin-
ausläuft, die Bilanz zu gewinnen;
fo geſchieht es nur in foferne, als die—
fer Gewinn für dag Gegenwaͤrtige eine
Folge und Anzeige von der vergröf-
ferten Nationalbefhäftigung, für das
Kuͤnftige eine Unterſtuͤtzung für diefelde
if. Der Einfluß des Geldes, wor—
nah die numerische Bilanz berechaet
wird, ift alfo wenigftens nur ein unter—
geordneter Endzweck f, und die Bi—
lan; des Northeils it daun erſt auf Sei⸗
te eines Staates, wann die ausgefuͤhrte
Waare eine groͤſſere Menge Menſchen
in der Erzielnng und in der Fracht beſchaͤf—
tiget bat, als die eingeführte , das iſt: war
die öffentliche Verwaltung den eigentlihen
Zweck der Handlung mehr erhalten bat.
Nach diefer Erklärung kann die numerische
Bilanz auf beiden Seiten aleich, und
die Bilanz des Wortheils dennoch für
einenStaat feyn ;die erſte kann fogar wider
eine
a > 1 a8
eine Nation, und dennoch die letzte fiir
fie feyn. Folgendes Beifpiel wird beis
den Fällen zur Erorierung dienen. Dee
fierreih empfieng von Portucal für
21 Millionen Diamanten, Portusal
empfieng bingegen nur für 2 Millionen
Leinwand : die numerische Blanz ift
auf Geite von Portugal, aber die Bi⸗
lanz des Vortheils für Oeſterreich.
Portugal hat mit feinen Diamanten eis
nigen elenden Menſchen, welche in
den brafilianifhen Diamantengruben ar-
beiten, etwan noch ein Paar Juwelierern
‚Gewinn gegeben: die Fracht bat nichts
Dabei gewonnen, weil die Waare feinen
Umfang, Fein Gewicht hat. Die Leine
wand hingegen befchaftigte die Landwirthe
fhaft, welche Flachs dazu abgab, fie bes
häftigte die Spinneren , die Weberey,
die Bleiche : drManufafrurant hatte
feinen Vortheil dabei; aud die Fracht fand
ihre Beſchäftigung; und .weil alle diefe
Antheile des Gewinnes Flein find; fo
werden fie bald in den Umlauf gebradt,
wodurch nicht nur diejenige Unterthei—⸗
293 lung
582 *
lung bewirkt wird, welche eigentlich
die Intereſſen niedrig erhaͤlt, ſondern
auch noch der Vortheil der Verzehrung
"aller Theile dieſesGewinns koömmt, welcher,
da der Vortheil des Umlaufs ſich be—
rechnen läßt, g auch num̃eriſch ausge⸗
Schlagen werden Font, |
€ %
Y Lofer und, fage Hume Cin dem Verſuch tiber die
eh forgrältig den Vortheil ver
evölferting und Beſchäftigung erhalten, und wir
dürfen den Verluſt unſeresSeldes nicht bedauren,
Die Phyſloktaten balten die Berechnunn dee
Bilanz für üserflüftg. Es it hei ihnen aus
genommener Grundſatze daß eine Hation, deren
Waare von andern Hafionen mit Dorzug Ye:
ſucht wird, bei ihrem Gandel verliert, Soll
dieſes anerfennet werden , fo muß im Gegen—
shell die Karton gewinnen, deren Waaren bon
Fremden nicht abgenommen werden. Die Nariyn
wird alſo am meiften gewinnen, die feinen aus—
wärtigen Handel hat. Peibe das nichr alle Ber
Griffe der Kandlung über den Haufen werfen ?
der werden diefe Schrifrtteller dieBandlungsbilany
auch dann nicht für wichtig nufehen wennſie ald Mitz
sel, Die Dolkömenge zn echalten , zu vers
geöffern, berechnet wird ?
2 Nah diefem Satze werden die 2 Millionen in einem
Zahre die Aemſigkeit, gleich «2 belebe haben,
wenn man mit dem Borredner ber franzöflihen Ue—
b riekung des British Merchant ‚annehmen will,
daß dad Geld ſechſsmal umläufr,
350.
& 585
356. Die. Berehnumg der numeri—
fchen Bilanz 2 ift unrichtig, wenn der.
Preis dee, eingefidrten und ausgefuührs
en Waaren uͤber) aAupt angefegt wird,
Die Nationen gewinnen nicht le Theis
fe des Herkauforeiſes an einer Waare;
fie verfteren nicht ale bei dem Sinkauf⸗
preife. Wenn 5.38. eine Waare aus
fremden Stoffe verfertiget worden; - fo
hat diejenige einen Theil des Preiſes,
welche den Stoff liefert: weun man
eine Waare mit eigner Fracht eingeführt
hat, fo bat man dieſen Theil des Waa—
renpreifes erfpart. Alfo ift zu beiden
Theilen alles abzuztehen, was an
Fracht, Kommiſſion, Stoff, Zu:
gehörmwaaren, u. d. nicht von, oder
an die bilanzziehenden Staaten bezahlt
worden. Um daher eine zuverlaͤſſige
Vergleichung zu machen, muß jeder Staat
exft die befondere, und ausdiefen die alla
gemeine Bilanz ziehen. Die befon-
dere Bilanz vergleicht die Einfuhr und
Ausfuhr beieiner Nation allein; Des
fierveih mit Sadhfen: die allgemeine
| 204 ſtel⸗
584 %
fiellet die Vergleichung mit allen Ratis:
nen an, mil welchen man Handlungsge—
fhäfte gehabt hat ; Defterreih mit Sach.
fen, Schleſien, Holland, Franf-
reich, u. a. m. Dieallgemeine Bilanz
ift der Ausſchlag, wann beide Saiten
aller Befondern Handlungen anfgesogen
werden. Es fiheint beinahe überfluffig ,
zu erinnern, daß jedes einfeirige -
Urtheil, entweder aus einer be andern
Bilanz allein, oder aus der Perglei:
hung einer jährigen Einfuhr mit der
andern unrichlig fenn müffe, Man
kann gegen eine Nation verlieren, und °
doh die Totalbilanz für fich haben.
‚ Vielleicht hat eben diefer Verluſt gegen eine
Kation den Gewinn bei der andern unter—
füst, Wenn z. B. Spanien Wolle
gegeben, die mit Retourwagaren nicht
ganz find faldirt worden, aber durch die—
fe Wolle wäredie Tuchausfuhr ver-
groͤſſert, oder auch nur die fremde Tuch—
einfuhr vermindert; wenn mit dem
eingeführten Waaren ein einträgli-
der Wiederausfuhrhandel gemacht
wor⸗
TR 585
werden: 1.0 Auch Fan im Ge,
gentheile nicht gefagt werden, die Bilanz
it mider eine Nation, weil ihre
Einfuhr vergröffert worden , wenn
unr auch nad eben diefem Verhältniffe
die Ausfuhr gewachfen if. Eben fo we-
nig cher if die Bilanz fir eine Na⸗
tion, obgleich die Einfuhr vermin—
dert worden, woferne nah demfelben
Maſſe auch ihre dusfuhr abgenommen
haͤtte. Der Schluß alfo kann nur aus
dem Ganzen beider verglihenen Rus
briken gemacht werden,
357. Die beſondere und allgemei—
ne Bilanz führet diejenigen, welche die
Handlung leiten, auf die näheren und-
eigentlichen Mängel der Handlung ;
fie meift ihnen eben dadurch auch die
nöchfen und eigentlichſten Wege an,
diefen Mängeln abzuhelfen; wo die Eine
fuhr zu vermindern u, melder Zweig
zu ermuntern, wodurch die Ausfuhr zu
vergröffern , zu befördern iſt, u. d.g. Die
Sorgfalt, fih ein genaues zuverlaͤſ—
ſiges Kenntmiß der Bilanz zu verfchafe
205 fen,
586 *
fen, kann alſo nicht zu groß ſeyn. As
lein bis itzt hat man den Weg dazu nicht
ausgefunden, und ſich immer nur au
einem beilaͤufigen Kenntniffe muͤſſen ges
nügen laſſen. Die Kommerzien uud
Manufaftu: tabeilen, und Maut
regiſt er waͤren Die einzigen Diele‘,
aus welhen man ſich darüber einigermaſ⸗
fen unterrichten konnte. iau gefuͤhrte
Tabellen zeigen das — der
Beſchaͤftigung in beſondern Zweigen,
mithin naͤhern fie ſich der Abſicht der po—
litiſchen Handlung am meiſten/ und je⸗
der Staat muß ſich dieſelben verſchaffen.
Man kann daraus nach der Verſchie—
denheit der vergröfferten Zweige, mit
Eufgegenhaltung des ungefähr berechneten
Nationalverbrauchs einiges Kenntniß
von der vergroͤſſerten Ausfuhr erlangen,
WenndiejenigenZweige zugenommen haben,
in welchen vorher hauptſaͤchlich die Ein—
fohr geſchah, ſo läßt ſich auch mit al—
lem Grunde eine Verminderung derEin—
fuhr ſchluͤſen. Aber dieſesKenutniß iſt def
fen ungeachtet immer Unbeſtim̃t, und 4
au
auf Feine gewiſſe Groͤſſe führen, Die
Mauthregifter, wenn fie mit gehöriz
ger Sorgfalt verferiiget,, nnd alle ſowohl
eingehenden, als ausgehenden Waaren ge:
nau verzeichnet werden , geben der Hande:
Jungsleitung gleihfalld einiges Licht,
Aber erſtens macht fie der Schleichhan—
Del unrichtig, weil die durch ihn eingee
henden und ausgehenden Waaren nicht
in die Mauthverzeichniſſe eingetragen
werden: zweytens, Fönnen die Mauth-
regifter nicht den Bortheil, oder Ver—⸗
ut der Fracht, des Wechſels, der
Aßekuranzen anzeigen, welche nicht wenie
ger sur Handlungsbilanz zu ziehen find,
b 3. B. fiepe ein Staat, daß fih die Bilanz zu
fehr auf die Seite einer Nation neigt, fo ſucht
er Unter den Zweigen der Handlug einen auf,
den er auch don irgend einem andern Staate,
obgfrich nicht wohlfeiler , manchmal auß nur theu—
rer e halten fann, und veranſtaltet durch Erhb—
bung der Einfuhrgebühren auf die Wanre der ei⸗
nen, und Herabſetzung bei der Warre der ans
dern Nation , daß fich jeine Pandeldleute an die
leßrere wenden» Diefes iſt nöthig , um nicht den
Mechfel mir einem Sraate fo fehr wider fih zu
Haben: dann aud um dad Sleichgewicht der Machr,
welches gewilfermaffen auf dem Gleichgewichte der
Handlung beruhet, zu erhalten. Es ift nit Ri⸗
valitae allein, weldhe die Staaten in Europa bes
wegt, lieber die Bilanz mir Andien, ald den
euvopäiihen Staatenzu verlieren.
358%
se. &
358. Ungeachtet folder Unzuverlaͤſſig⸗
feiten. hat man ſich dennoch an diefe
Mittel halten, zugleich ader diejenigen
Thatſachen zu Hilfe rufen müffen, durch
welche man zwar nur ein allgemeines ia-
ber zuverläffiges Urtheil von den Vor:
theile, oder Nachtheile der Handlung
fällen Fan: diefe find der Wechſel, die
Geldzinfe, die Wermehrung oder
Verminderung derFracht, und über-
haupt der Zuwachs, oder die Abnah⸗
me Der Bevölferung. Von jedem die—
fer Thatſachen ift diejenige Behutfamfeit
anzuempfehlen, ohne die man fehr leicht,
‘auf Irrwege geraͤth. Der Wechſel—
kurs iſt überhaupt vortheilhaft, oder
nachtheilig, nad dem Zuſtande der Hande
lung A: alfo it der Sas: Der Wed):
fel ift für einen Staat: an fi
gleich folgendem: Der Staat hatmehr
gegeben , als empfangen. Indeſſen
find auch nodh andere Wege, wodurch
eine Nation der andern fchuldig werden
kann; wenn man Intereſſe zu zahlen
bat; wenn Fremde Güter in einem Lanz
de -
io, 589
de befigen, and die Einkünfte auffer
Landes kommen laſſen; augenblickli—
che Zahlungen: man kann ſogar gegen
einen Staat im Wechſel verlieren, mit
welhem man gar nit in Handlung fleht
l. Alle diefe Umſtaͤnde müffen alfo im
Gefichte behalten werden, che man vou
dem Nechfelfurfe auf die Bilanz fol:
gert. Ueberhaupt iſt dev Wechſelkurs
von einer laͤngeren Zeit, wenigſtens
von einem Jahre, dabei zu Rath zu
ziehen. Die Vergleichung der landes—
uͤblichen Zinſe lagı unfehlbar ſchluͤſſen,
dag die Handlung derjenigen Nation vor—
theilhafter iſt, wo die Zinſe niedriger
ſind. Aber der Schluß iſt nicht immer
dahin anwendbar, daß der Vortheil der
Hand lung unter beiden verglichenen Na—
tionen nach dem Ver haͤltniſſe ihrer
Zinſe ſteht. Wenn die Nation nicht
für Fremde frachtet, ſo ſieht man,
daß die Ausfuhr und Einfuhr in ih—
rem Steigen und Fallen darnach ab—
gemeſſen werden kann. Frachtet matt
aber für. Fremde;, ſo laͤßt ſich dieſer
Schluß
599 De
Schluß nit eben auf Die Erweterung
der inlandifhen Manufakturen ziehen.
Aber in Anfehen der Bilanz zu Geld ge-
rechnet, ift er untruͤglich. Am untruͤg⸗
lichſten aber zeigt die Wermehrung ,
oder Abnahme der Ehen und der
Bevslferung, auch die Vergröfferung, o⸗
der Abnahme der Handlung an: wei! das
Maß der Belhäftigtina uͤberhaupt
auch Das Maß der Bewölferung iſt.
i S46-
k Ufo Fann ein Staat, der dem andern eine groſ⸗
fe Summe Geld leibt, und die Remeſſen in
Wechſel übermacht, auf diefe Zeit den Kurs wie
der ib haben. y
1 Die wenigften Staaten find 5. B. mit dem rbmi:
ſchen Gebiete in Sandlungsgefhäften: viele baben
fogar dahin feinen Wechſel, und eben dadurch
werden den meirten nad Rom die Wechſeljahlunzen
theurer au ftehen Femmens .
XV.
Bon Handlunsskollegien.
359
Dee Anwendung aller bis hieher erklaͤr⸗
ten Grundſaͤtze nach den Umſtaͤnden eis
nes jedenLandes iſt der ausuͤbende Theib
| Der
E>3 591
der Hardlungspolitik. Die Menge
und Verſchiedenheit der Abfichten, welche
zu verbinden find, die verſchiedenen
Geſichtspunkte, von welden die Hand-
Inngsangelegenheiten betrachtet‘ werden
Tonnen, überzeugen von der Nothweu⸗
Digfeit, die Leitung der Handlung nicht
einem einzelnen Meufihen, fondern eie
nem ganzen Kollegium m zu über:
tragen, deſſen Thaͤtigkeit weit vers
breifet genug ſeyn muß, um alle diejes
nigenAnftalten zu treffen, welche die Aufnah—
me der Handlung entweder überhaupt,
pder auch oft nur in einem guͤnſtigen
Augenblicke fodat. Der Name eis
nes folden Kollegiums, und went ich
fo fagen darf, feine aͤuſſere Einrichtung
find an fih gleichgültig: es Fommt vor-
zuglicy darauf an: Wie dafjelde von in—
nen befchaffen? Aus welchen Maͤn—
nern es gufammengefegt ſeyn? und
was in den Umkreis feinerThätige
Feit gezogen werden fol?
228,
60.
-
592 —
360. Wenn ein Staat aus mehreren Pro⸗
vinzen, oder groſſen Bezirken zuſam men⸗
gefegt iſt; To fodert jede ſolche Abthei—
Ung ein Feines Kollegium, wo bie
beſondern Dandlungsangelsgenheiten
diefes Theils am erfien befürget werden,
Diefe Provinzialkollegien find eige nts
lich nur als Manufakturkollegien ans
zuſehen, welche die Aufnahme der Mrd:
vinzialnahrungs wege beſorgen, in klei⸗
neren Sachen nad den ihnen mitgetheilten
Verordnungen und Daßtegeln zu
Werk gehen, die wichkigeren Angeles
genheiten aber, oder Vorſchlaͤge,
welhe zur Aufnahme der Befchäftte
gung ihrer Bezirke dienen , der
oberftenKommerstenffelle einfenden:
Diefe oberffe Kommerzienſtelle unters
ſucht Diefelben dann, nicht nurin der
Beziehung auf die einzelne Provinz ,
ſondern auch auf das Ganze des Staates:
Hauptfächlih beſteht die Werrichtung
der oberften Kommerzienſtelle dars
in, , daß fie den Vortheil der Provins
zen mit Dein Vortheiledes ganzen —
| 68 -
* 598
teB in Verbindung bringe, und unter
den verfihiedenen Theilen des Staates ein
Gleichgewicht des Wortheilg zu er
halten wiffe. Wenn alfo das unterae-
ordnete Kollegium für feinen Bezirk
alfen möglichen Vortheil zu bewirken fircht ,
‚ unbeforgt, und meiftens unwiffend, daß
dadurch eine andere Provinz des Staates
entkraͤftet würde; wenn jede Provinz ſich
allein gureihen wi; fo wird die oberſte
Stille, welde das Ganze, unddie Bes
ziebung der Theile überfiebt, nur Ddiejeniz
gen DBorfhläge zur Ausübung Bringen
Ioffen , die, indem fie den einzelnen Nu—⸗
gen einer Provinz unmittelbar befördern,
. mittelbar zu dem gröfferen Endzweck des
Allgemeinen beitragen, .
36:. Zu den Provinzialfollegien
würden Handelsleufe mit Nutzen are
zuwenden ſeyn; wenigſtens folde, die
die Handlung nicht mehr führen. Da in
diefen untergeordneten Kollegien zwar
nur das Kenntniß einzelner Theile,
aber auch das genaue und fehr um⸗
ſtaͤndliche Kenntniß diefer Theile noͤthig
Ey a *
iſt, fo find hiezu vorzuͤglich Maͤnner zu
waͤhlen, die ihre Lebenszeit, fi dieſes
Kenntuniß zu erwerben , verwendet, die alle
Vortheile und Nachtheile eines Zweiges
einzuſehen, Gelegenheit gehabt ha—
ben. Es iſt ſogar zu empfehlen, was
Kolbert in mehr als einer Gelegenheit
mit Nutzen gethan hat, uͤber einzelne Zwei⸗
ge der Handlung den Kath augeſehener er⸗
fahrner wirklicher Handelsleute einzuholen.
Ganz anders verhält es ſich mit dem
Beifige bei der obern Kommerzien-
leitung. Ob ih gleih nicht mit mans
dem OHhrififieller jemanden ſchot
darum die Ausfhlüffung gebe, weil er
ehemals an der Spise einer Handlung
fiand; fo wäre es eben fo voreilig gt
dacht, wenn vielleicht die Aehnlichkeit des
Namens den —— zum
Handlungsrathe befördern ſollte
Die Grundſaͤtze der kaufmaͤnniſchen
Handlung find von den Grundfägen der
politiſcheun unendlih unterſchieden: fie
durchtreuzen ſich ſogar an * Or⸗
en
595
gen, und der Kaufınat hat nur die
erſtern fein Gefchäft ſeyn zu laſſen. Die
Pflanzſchule der Raͤthe bei den obe⸗
ren Komerzienſtellen mug der Hufe
enthalt bei handelnden Nationen ſeyn, und
wenn diejenigen, welche der Staat bei
dem Handlungsgefchäfte anwenden will,
zurüdgefommen find, der Beifig bei Pros
vinzialkollegien, in welden fie das
befondere Kenntniß von allen Theilen
des Staats und gleihfam die Lofalfennts
niffe ihrer kuͤnftigen Beſtimmung erwer⸗
ben ſollen.
362. Die Thaͤtigkeit endlich der
Kommerziendirektion mug dem Ende
zwecke angemeffen, das ift, verbreitet
genug ſeyn, um in den nothwendigen
Maaßregeln zur Unterflügung der Hand»
Iung fein Himdernig zu findet. Daß
die Dekonomieaufficht, die Hand»
gewerdbe, das Manufafturmefen,
die Unterſtuͤtzungsmittel, mithin auch
der Handlungsfond, die Beloh—
nungen, daß die Conſulate, die Kauf⸗
fahr⸗
596 8
fahrteyſchiffahrt, die Aſſekuranzen,
die Merkantilgerichte u. d. in den Thaͤ⸗
tigkeitskreis der Commerzienleituug ge⸗
hoͤren, davon iſt jedermann uͤberzeugt.
Aber die Einrichtung beinahe aller Staa:
sen beweift, daß man in Anfehen der
Mäuthe, der Straffen, des Münz-
weſens wicht der. nämlichen. Meinung
it. Da ih glaube, den Zufammen-
hang diefer Theile mit dem Fortgange
der Handlung deutlich erwiefen zu haben:
fo frage ich nunmehrt ob es nicht einen
Widerſpruch enthält; den Endzweck wols
Jen, aber es an den Mitteln fehlen
Iaffen, ohne welche man ſich die Hoffe
nung nicht machen darf, diefen End-
zwed überhaupt, oder doch auf die vollfoms
menfte Art zu erreichen * Zum mindefien alfo
werden die Mäuthe 5, als der Leitriem
der Handlung, und die Straffenauf:
ficht mit der oberfien Kommerzienftelle zu
gereinigen ſeyn.
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©. X Band meiner gefammleten Schriften Abhand
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HB Sonnenfels, Josef von
165 Grundsatze der Polizey,
88 Handlung, und Finanz
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