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Full text of "Grundsätze der Polizei, Handlung, und Finanz: von Sonnenfels. Zu dem Leitfaden des politischen Studiums"

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| Grundfäsge 
ven \ 
Polizey, Handlungund Finanz; 


Sonnenfels. 


Zu dem Leltfahen des politiſchen Stublums. 





Sünfte,, vermehrte und verbejerte Auflage. 










I, G 


* | 
NE! 
NEL 
N M 
ANNE 
) N \ 
N 















bei Joſeyb Edlen von Kurzbeck, 8. E. Hofbuchdru der 
— Greß-und Buchhaͤndler. 3787. 


Es if ride aenug, Buͤrger zu haben, uns 
fie zu befhüßen : mar muß aud auf tbren 
Unterhalt denken. Vorſekung wegen der 
ollaemeinen Bedürfniſſe mochen, iſt eine 
offenbare Folge des gemeinſchaftlichen Wil, 
Iens , und eine weſentliche Pflicht der 
Megierung. " Diefe Pice iſt nicht, die 
Speicher der Privatleute zu füllen, und fie 

der Urbeit zu entledigen ; fondern beftandig 
den Lcberfluß fo in ihrem Umfange 
3% erhalte, daf, um zu’ erwerben, 
dte Abeit ſtets nothwendig, ‚und nie 
annug if. 


Slouffess- 


Zweyter Theil: 
Dre 


Handlung. 


Kr 








Ta fchmeichle mir nicht „ als wäre 
diefer Umriß der politiſchen Hand⸗ 
lungs wiſſenſchaft, ein wichtiges Geſchenk 
fuͤr Maͤnner in Geſchaͤften, deren Theorie 
durch lange Erfahrung beſtaͤttiget, und 
vervollkommnet worden. Wenn ich Ddetts 
ſelben auch in ihren Haͤnden wuͤnſche; 
ſo iſt es nur, um von ihnen, uͤber 
die Unrichtigkeiten, die mir entkommen 

ſeyn moͤchten, belehrt zu werden. 
Meine Ruhmbegierde beſchraͤnket ſich 
auf die jungen Freunde, denen mich 
mein Beruf zum Geleitsmanne beſtim— 
met bat. Habe ich dieſen den Weg 
zu ihrer Pflicht einigermaffen gerbnet, 
3 habe» 


babe ich ihnen die Vorbereitung zu ih— 
rem Berufe erleichtert, ſo habe ich mei— 
ner Abſicht Genuͤge geleiſtet. 
Zwar fehlet es nicht an gründlichen 
Shriften in dem Fade der Hand» 
fung: die Engländer und Franzofen 
baben von jeher die Wichtigkeit eines 
Gegenſtandes erfennet , welcher als die 
Grundlage der Öffentlichen Wohlfart 
angefehben merden muß , da er durch 
die DBervielfältigung der Nahrungswege 
die Grundlage der Bevölkerung iſt. 
- Die größten Manner in allen Wiſſen— 
ſchaften, Staatskuͤndige, Gefchichtfchreis 
ber, Philoſophen haben Beitraͤge zur 
Aufklaͤrung der Handlung geliefert : 
Mathematiker glaubten der Welt, und 
“ihrem Daterlande nicht weniger zu nie 
Seit, wenn fie von den Bortheilen eis 
ner 


4 


sier Zuchfabrif fprachen , als Weit 
fie die tieffinnige Lehre von Unend—⸗ 
lichen {ergliederten. Ihre Schriften 
find indeſſen mehr für bereits gebildete 
Leſer, als für folde, die fich erſt dars 
aus bilden follen. Es fheint, Mil 
nern von folder Fähigkeit glei am 
unmöglich gewefen zu ſeyn, fig bis. 
zur Faffıng , und welches fehr oft 
erfodert wird, ſelbſt bis zur Unwiſ— 
ſenheit der Anfänger herabzufegen : 
hieraus entfteht die Dimfelheit ihrer 
Schriften; fie fegen Kenntniſſe vor— 
aus, von denen fie ganz Feine Ders 
muthung haben , daß fie ihren Leſern 
angeln dürften: und gleichwohl - ift 
es unmöglih, die Folge zu begreifen, 
wo die Vorderſaͤtze unbekannt find. 


3 Der 


Der tieffinnige Verfaſſer der Ans 
fanasgründe der Handlung a er⸗ 
klaͤrt ſich gleih an- dem Eingange: Er 
habe nicht etwan für diejenigen ges 
fchrieben, welche nur lefen, um 
ſich die Mühe des Denkens zu er: 
fparen. Wenn Fortbonais feine 
andere, als denfende Lefer zulaſſen 
wollte , überlegte er auch, dag fein 
»orfreflihed Buch beinahe ungeleſen 
bleiben würde? Es fey mir erlaubt, 
zu ‚bekennen : dag meine Abficht der 
ſeinigen gerade enigegengefegt if. Ich 
Schreibe für diejenigen, welche für fich, 
über diefe Gegenftände felbft zu denken, 
noch nicht fähig find ; fie follen Bier 
dazu angeleitet werden: ih will Yorke 
bonais Lefer zubereiten. . . | 

Ih 
a pers ne in bee Vorrede der wey⸗ 


Ich halte dieſe Deutlich keit, welche 
bei dem Leſer nichts vorausſetzet, 
und darum oft bei der Erklärung und 
Sergliederung der einfachiten Begriffe 
fiehen bleibt , befonders für die Pflicht 
derjenigen Schriftſteller, welche für An- 
fänger überhaupt, oder in einem Lars 
de fohreiben, wo die politifchen Kennt: 
niſſe weriger verbreitet, und die Schrif— 
ten, die dahin einfchlagen, feliner 
find. Die Unruhen und Kriege der vo⸗ 
rigen Zeiten hatten der Sorgfalt der öfter: 
reihifihen Regenten nicht geftattet , ihre Auf⸗ 
merkſamkeit lange auf die wohlthätigeren 
Künfte des Friedes zu wenden. Es 
war der merkwürdigen Regierung The⸗ 
reſiens vorbehalten, die Aemſigkeit der 
Nation zu beleben, ohne die Tapfer⸗ 
keit derſelben zu entkraͤften. 

—15 Das 


"Das Verzeichniß der Schriften, anf 
weichen wir als auf ein Nationaleigen⸗ 
thum Anſpruch mahen koͤnnen, if mit 
einem Blicke uͤberſchaut: Deſterreich 
Hber alles — insgemein Hornecken, 
von einigen aber Bechern zugeſchrie⸗ 


ben, Schroͤtters faͤrſtliche Schatz⸗ 


und Rentkaͤmmer: Meixners An— 


merfungen uͤber Die Beſchaffenheit 
ver 8. 8. Erblande; ein Bub,‘ 
welches nur den Wunſch erreger , daf 
f5 ein Werf von einem fähigeren, und 
beſſer unterrichtetem Manne moͤchte un⸗ 


ternommen werden; eines Ungenannten 


wahre und vortreftiche Mittel, wo⸗ 


durch die E.- E. Erbkoͤnigreiche und 
Länder in einen glüclicheren und 


floriſſanteren Zuſtand geſetzt wer⸗ 


dem koͤnnten: unter welcher vieles 
| Bei 


heiffendert Auffhrift wohl jederm ant mehr 
ſuchen wuͤrde, als fünf Stüde b, die 
she Verbindung , ‚wie ohne Wahl, 
zufantingeraft find, und wo ich zur 
Ehre der Schriftſteller vermuihen will, 
daß der vielverſprechende Titel irgend eir 
ner der (üblichen Buchdruckergriffe 
fey, acht efende Bögen. kaufrecht zu ma⸗ 


beit. Ger 

Bier Bücher, oder, wollte man 
Behers Bedenken von Manufafe 
furen in Deutfehland; Deutſch⸗ 
‚lands 


I} * 


beBewels, daß es den oͤſterreiſchen Fabri⸗ 
fen eben fo leicht ſeyn werde, ein Sons 
ſummo in Bohlen zu finden, aldber Ehur- 
brandenburg: FE. Gruͤndliche YUnlettung zu 
vegelimäftger Ep venfung feiter Steeinfelfen 
u... m. Sl. 8. * Verorbnung über die 
Kirchengelder und Kirchen vehrungen. IV, 
Ganferd Abhandlung vou Zorferde. -Vr 
Wor Aag zur Beleuchtung der Städte. 
Diefe Woreebe iff non 3769. Gelt der Zeit 
- find noch einige Werte erfhtenen, bie auf 
Bigöitersei ichiſchen Staa ten egiebung haben. 


I 


lands vermehrten Wohlſtand vom 
Bogemont, Bodens fürftliche Macht⸗ 
Funft, und. Joͤrgers Vota Cameralia, 
mit dazu rechnen, acht, aus denen 
Ah niemand fonderliche Kenntniffe ſam⸗ 
meln wird, find alles, was Deflers 
reich bis hieher in diefer Gattung aufzumeis 
ven hatte, Auch das übrige Deutfchland 
it mit Schriften, die fih auszeichnen, 
nicht ſehr bereichert , indeffen andere 
Nationen über alle Theile der Hands 
lung und Finanz durch die vorfreff- 
lichſten Werke belehret find. 

Diefer Mangel bat vielleiht feine 


Urſache baupsfächlih in der Schwierig— 


keit, zu denjenigen Hilfsmitteln zu ges 
langen, welche die Spekulation der 
Schriftſteller veranlaſſen, leiten, bei 
ihnen nothwendig zum Grunde gelegt 
wer⸗ 


werden muͤſſen, woferne ihre Werke 
nicht bloß ſchwankende und meifens 
unanwendbare Gedanfen bleiben ſollen. 
Die Stärke und Bevoͤlkerung, der 
Sufand der Handlung, der Manu⸗ 
fafturen , die verfchiedenen Abaͤn⸗ 
derungen , die Beranlc ffungen dere 
felben, die Hinderniffe,, die Ermunternne 
gen, der Wachsthum des Fleiſſes, 
der Zuſtand der oͤffentlichen Ein— 
Fünfte, de Nationalkredits alles, 
dieſes iſt in andern Staaten um ſtaͤnd⸗ 
lich, entweder aus oͤfſentlichen Regi— 
ſterr und Tabellen bekannt, oder 
wird denjenigen, die ſich darüber un— 
terrichten wollen, ſehr gern, mitgethei⸗ 
let. Faͤhige Männer ſehen es dann 
für ihre Pflicht an, dem Staate daruͤ⸗ 
ber ihre Bemerkungen, ihre Erinnes 
3 sungen 


+ 


ungen nicht zu verfügen , auf diefe 
Weiſe vereinbaret gleihfam. eine ganze 
Nation ihre Einfiht: die Zahl ihrer 


Raͤthe iſt gewiffermaffen nicht Fleiner , 


als die Zahl ihrer denfenden Patrioten. 

Bei uns find folge Thatſachen noeh 
immer als Staatsgeheimniſſe ange: 
ſehen worden, Man kaun zu die— 


ſer Zuruͤckhaltuug manche wichtige 


Gruͤnde haben, die mir unbekannt 
find, Indeſſen kaun ih fie uͤberhaupt 
anfuͤhren, als die Urſache von der 
Unfruchtbarkeit an politiſchen Schriften, 
die ih. mit dieſen Grundſaͤtzen nuͤtz⸗ 
lich zu vermehren wuͤnſche. Mein Ber: 
dienſt kann vielleicht ſehr beſchraͤnkt ſeyn, 
weun man einſeitig den Werth mei⸗ 
ner Arbeit erweget: wenn man aber die 
Abſicht, wenn man das Beſtreben, an 


mei⸗ 


' 


meinem Standorte nutzbar zu werden 
mit in Anſchlag zu bringen, guͤtig ge⸗ 
nug iſt fo habe ih dadurch wenige 
ſtens einigen Dank verdienet. | 


— — — — — — — — — — — — — 
— — 





Ich habe Über dieſe Auflage nur 
wenige Erinnerungen zu machen. Die 
Zuſaͤtze bei dem zweyten Theile find nicht 
fd haufig als bei dem erfien, aber 
ih hoffe, ihre Wichtigkeit wirds fie 
rechtfertigen. - An der Ordnung im 
Ganzen babe ih eine Abänderung 
nicht noͤthig gefunden. Die vielen 
kleinen Berichtigungen werden ein neuer 
Beweis meiner Achtung fir dag Ur— 
theil und die Einfiht der Leſer ſeyn 
Tonnen, 

Man wird einige Verfcehiedenheit der 
Rechtſchreibung in, diefem Theile gegen 
den erfien wahrnehmen. Ich babe mich der— 
jenigen Rechtſchreibung, melde in den 
deutſchen Nationalſchulen uͤblich ift, ge 
nähert. Doch ich hoffe, man wird uͤber 
die Sachen, anf Woͤrter um Buch— 

ftaben 


1) 


ſtaben acht zu Gülle) vergeffen. Das 
war bei Veforgung der Korrektur mein 
Sal, und ich verheiffe mir daher we⸗ 
gen, der  eingefhlihenen Druckfehler 
Nachſicht. Der Berfaffer eines Werkes 
iſt immer mit feinem Gegenſtande fo be= - 
ſchaͤftiget, daß er meiſtens weniger vor 
dem Blatte, als aus: feinem —— 
lieſt weniger was wirklich da ſteht, al 

was ds ſtehen fol. Ein paar le 
len aus dem ı ande, mo der Siun durd 
die Fehler verunftalter ift, finde ich nds 
thig, hier zur berichtigen. $. 289 Zeile 
8 muß ſtatt: in der Geſetzgebuug 
wer Polizey ſtehen in Der Macht Der 
Politzey. 8. 354 Zeile 2. ift ſtatt zwi⸗ 
ſchen Verbrechen und ver Straffe 
zu leſen: zwiſchen der Handlunug und 
der Strafe $. 356 auf der 460 Geis 
te find die 15 und 14 Zeile ganz in Unord- 
nung; fie follen beiffen: 3. B. in dem 
Faͤlle eines Mords lebt der Ermor⸗ 
dere ſelbſt Durch die Hinrichtung 
des Mörders nicht auf. 


Wien den 12 April 1787; 


N Pan — 





Grundfäsge 


der 


Handlungswiffenfchaft. 
Einleitung. 


Die einfahften Begriffe des Handels 
und feine Zweige, 


1. 


. 


Sr wohlthätige Einfluß des Handels 
indie allgemeine Glüdfeligfeit war lange 
von. der Staatsklugheit verfennet: fie 
glaubte ihm feine Aufmerkſamkeit, Feine 
Sorgfalt, Feine Befoͤrderung ſchuldig zu 
II. Thl. A ſeyn. 


— * 

ſeyn. Nicht, als hätte nicht ſchon Ale: 
xander in dem unaufbaltbaren Laufe 
feiner Siege einen Blick auf die Handlung 
geworfen, und nach der Zerftörung von 
Tyrus, Alerandrien zur Stapelfiadtder 
öftlichen ımd nördlihen Waaren erbauet. 
Aber Minifter und Monarchen Fannten an 
dem Sohne des Philippus nur den Ero— 
berer, nur der fohien ihnen der Nachah— 
mung wuͤrdig. Karl V. Sully, Elifabeth, 
Colbert, klaͤrten die Kabinette zuerſt uͤber 
den wahren Vortheil des Handels auf: die 
eltweisheit lieh der Staatsklugheit ihre 
Einfiht: Manner, welche von der Vorſicht 
den Beruferhalten hatten, Lehrer der Native 
nen zu werden, unterrichtetendie Welt dara 
über in ewigen Schriften. Endlich als 
der Grundfas die Oberhand gewann: Daß 
die Gluͤckſeligkeit des Staates in der 
Menge feiner Bürger befteht: fieng 
manan, den Werth eines Gefchäfts zu er- 
fennen, welches, durch Vervielfältiguug 
der Nahrungsmwege, einen fo grofjen Theil 
zu diefer Glückfeligfeit beiträgt. Die Hands 
lung ward nunmehr ein Gegenſtand der, 

Ka⸗ 


* 3 
Kabinefte. Man ward auf die Grimdfäge 
aufmerkſam, nach diren Anleitung vie 
moͤglichſt aröpte Menge von Men- 
fchen beichäftiget werden kann. Die 
Sammlung diefer Grumdfäge macht die 
politifche a Handlungswiſſenſchaft 
aus. Die kaufmaͤnniſche ift davon unters 
ſchieden, weil der Privathandels mann 
nur feinen einſeitigen Vortheil, die Ver— 
groͤſſerung ſeines Privatvermögens zum 
Zwecke hat, ohne darauf zu ſehen, ob dadurch 
dem allgemeinen Vortheile des Staates ir— 
gend etwas zuwachſe, oder zit nahe getreten 
werde. Doch die politiſche Handlung are 
beitet Feinesweges den Privatvortbeile ent— 
gegen,fie ſucht ihn als Werkzeug zu gebrau⸗ 
chen, als Mittel dem allgemeinen End— 
zwecke unterzuordnen; das iff: den 
Nusen des Staates mit dem Nutzen des 
einzelnen Bürgers zu vereinbaren. 


a. 1. DB. 20. Diefe Erklärung fheint von Der gemdhne 
lichen: der vorrheilhafteftien Vertauſchunge ſeiner 
Erzeugniſſe, abzugeben : In der That aber läuft 
fie auf daſſelbe binaus. Denn eben dieſe vortheil— 
bafte Vertauſchung geſchieht, um eine groffe Menze 
Menſchen zu beichaftigen. Uibrigens ift die Ver— 
tauſchung ſelbſt Dad Geſchäfte der Handlung, und 
Bier iſt die Erklärung der Wiſſenſchaft zu geben, 

y2 wels 


4 10 
welche diefed Geschäft leiter. - Auch als das Mittet 
Das Vermögen ded Staats zu vergeöffern , wird die 
Handlung betrachtet. Der vergröfierte Reichthum des 
Staard it eine beftändige Solge der Pandlung , , 
aber nichr der Entzweck in Unſehen des Staats, dem 
der Reichthum ohne Bürger unnütz ſeyn würde. 


2. Die Belchäftigung der Menſchen 
bat zum Endzwecke, ihnen Mittel an 
die Hand zu geben, wodurd fie fih Un⸗ 
terhalt verfihaffen mögen. Sie erhalten 
diefen Unterhalt, indem fie für das, was 
fie dur ihre Befchäftigung hervor— 
bringen, etwas zur Vergeltung em— 
pfangen. So entfteht der Tauſch, wel 
- her das Gefchäft der Handlung im 
eigentlichften Verfiande if, . 


3. Was man als eine Vergeltung 
desjenigen annehmen foll, fo man gegeben 
hat, muß von einer folhen Befchaffenbeit 
feyn, daß man defielben bedarf. Bes 
dürfen iſt bier nicht in dem eingefchränften 
Berfionde zu nehmen, welchen menfchen- 
feindliche Weltweife - dem Worte * 


* 5 
haben. Das Verlangen nach einer 
groͤſſern Gemaͤchlichkeit, die Mittel die— 
ſem Verlangen genug zu thun, das Ver— 
moͤgen, an dem Beſitze, an dem Genuſſe 
derſelben ein Vergnuͤgen zu finden, 
ſind in dem Plane der Natur nicht ohne 
Abſicht: ſie ſind es eben ſo wenig in dem 
Plane der Staatsklugheit d. Beduͤrfniß 
beißt alfo alles, deffen Gebrauch ung auf 
irgendeine Art Nutzen bringen fann, 
mithin deſſen Befts verlangt wird: nud 
dieſe Beduͤrfniſſe, fie mögen nun wahre 
Beduͤrfniſſe ſeyn, ohne welche der Meuſch 
wicht beſtehen könnte, oder eingebildete, 
welche die nbliche Lebensart, die Ge— 
mädjlichfeif, die züjternheit, der 
Stolz der Meufhen zu Bedürfniſſen 
gemacht hatz fie find gleich ein Begen—⸗ 
fand des Teufches, dur welchen 
Bedürfuifle gegen Beduͤrfniſſe umgeſeht 
werden. . 

b. 10. 
4. Waͤre dasjenige, was man fuͤr das 
Angebotene geben kann, von einer ſolchen 
Kt, 


6 & 

Art, daß es aller Drfen ohnehin im 
Viberfluffe gefunden wirde; fo "hätte es 
feinen Erfagmwerth , e3 koͤnnte alfo Fein 
Tauſch damit ftatthaben. Das Hegenanz 
gebotene mug alfo etwas ſeyn, was der, 
mit welchen der Tauſch gefchehen ſoll, he— 
darf, und nicht beſitzt, oder doch nicht in 
der Menge beſizt, als er es verlangt. Das 
iſt, es mug Beziehungsweis ſel— 
ten ſeyn. Die Handlung alſo iſt ein 
Geſchaͤft, das ſeinen Urſprung einem 
wechſelſeitigen Beduͤrfniſſe ſchuldig 
iſt c. Was man dem andern zur Befriedi- 
gung feines Bedürfniffes anbieten kann, 
heist Waare. 

a. Die Handlung feheint mit dem ausſchlüſſenden Eir 
genthume zugleich ihren Anfang genommen zu ba= 
ben. So lange die Menſchen nicht fehr zahlreich 
wahren ‚, reichte der Uiberfluß der Erde allen zu. 
Shre Bermehrung marnte die Beſitznehnung noth— 
wendig. Die Wirfung der Beilsnehmung it Aus— 
ſchlüſſung aller andern, Bier entipringe der Begriff 
des Ürangeld an gewiflen Dingen , und aus dieſem 


svechjelfeitinen Mangel die Nothwendigkeit, ihm 
durch Vertauſchung abzuheifen, 


5. Bei dem Tauſche der Waaren müfs 
ſen ich ſehr bald mancherlei Hinderniſſe 
aͤuſ⸗ 


- 


X r 

aͤuſſern. Es iſt möglich, daß derjenige, wels 
‚cher eine Waare an ſich bringen will, nicht 
eben gerade eine folhe Wagare anbie— 
ten Faun, deren der andere für itzt, oder 
in der Menge bedarf, als man fie ihm ans 
biet; und die angebotene Waare Fanıt 
entweder gar feiner Theilbarfeit fähig 
feyn, oder die Theilung vermindert ih- 
ren Werth. In einem folhen Falle mußte 
man erft durch einen Umkreis von Unmſeßun⸗ 
gen fih dasjenige zu verfhafen ſuchen, 
was man verlangt. Daun aber kann dag, 
was mar befist, fo befhaffen ſeyn, 
daß es ſich nicht ohne Beſchwerlichkeit, 
ohne Verſchlimmerung von einem Orte 
zu dem andern übertragen laßt: das Bes 
duͤrfniß kann fo Dringend feyn, dag 
man den Umkreis der Vertauſchung nicht 
abwarten mag d. Diefe Belhweriichfeis | 
ten veranlagten bald, daß man fh nad 
einem Mittel umſah, wodurch fie ver— 
mieden, und der Tauſch erleichtert würz 
De. Man fürchte etwas auf, Das gleiche 
ſam die Stelle aller Waaren vertreten, 
und für einen allgemeinen. Entgelt ders 

144 ſel⸗ 


3 % 

felben angefehen werden follte. Es war 
nicht willfiihrlich zu diefem Entgelte, 
was immer für einen Stoff, anzımehmen : 
jede. der Eigenſchaften, die man bei 
demfelben firhte, follte einer der ange: 
führten Befchwerlihfeiten des Tauſches 
aus beugen; ; und diefe wiefen nothwendig 
auf denjenigen Stoff, wo mau diefelben 
vereinbaret antraf. 


a Einige Beiſpiele dieſer unvermeidlichen Beſchwer— 
lichkeiten des Tauſches werden zur Erörterung bei— 
tragen. Ich beducfte Eifen, und beſaß Rorn, Deries 
nige, von dem ich das Eiſen eintatischen follte , 
brauchre Pelzwerkthier Hat fein Tauſch ſtatt: ich mußte 
jemanden aufrinden,der Pelzwerk hefoß,undKorn nö— 
thig hatte: wir trafen unfern Zaujp ‚und nun erft 
war ih im Stande, mir das Sifen ju erhandeln, 
Ich hatte Eifen nothwendig, bejaß aber einen Ochs 
fen. Der Beriger des Eiſens brauchte Fleiſch, je⸗ 
doch feinen ganzen Ochſen: ih Fonnte dad Stück 
Vieh nicht theilen : oder ih harte nicht fo viel &iz 
fen nöthig, als mein ganzes Stück Vieh werth 
war: oder ich hatte ein Pferd gegen Korn zu geben, 
das gar feine Theilung zuläßt. TH brauchte Korn 
auf Brod für mein Haus: ih hatte Saly, der 
Beſitzer des Korns forderte Eifen ! ich muAte jeman— 
den auffuhen, der Eifen gegen Salz umſetzen will. 
Mein Dauszetnd hat indeſſen fein Brod. Ich kann 
das Balz niht von einem Drte an den andern 
Übertragen, dent es regnet : esift mir eine Taft, 
das Sifen sur Bubrin: gen, Die Fälle Fönnen noch 
unendlich mehe verwitele werden: und dieſe Hin— 


\ 


derniſſe des Tauſches vermehren Äh, wenn man, ° 


ſtatt einzeiner Renſchen, deu Dnndel der Nationen 
gegen 


,. 9 


gegen Nationen denket, die, da fie ſelten in ih— 
rem Umſatze den wechſelſeitigen Empfang ausglei— 
chen, die Ungleichheit nothwendig durch ein drittes 
Mittel aufafrbep müſſen. 


6. Um em Bedürfniffe in fo Meinen 
Theilen, al3 es nad Umftänden nothwen— 
dig war, abzuhelfen, mußte dasienige, 
fo man zum allgemeinen Entgelte ats 
nehmen follte, einer fehr groffen Theil: 
barkeit, ohne SIR IR NN des 
Werths fähig ſeyn. Da, befonders bei 
Verbreitung der Handlung, das Kinge- 
tauſchte oft weit übertragen werden 
mußte, ward Dauer und Linver- 
derblichkeit erfodert; fowohl damit es 
bei der — ſelbſt, oder, indem 
es von Hand zu Hand geht, nicht abge— 
nuͤtzt, als auch, damit es ohne Gefahr 
des Verderbniſſes aufbewahrt werden 
koönnte. Damit die Frachtung nicht zu 
beſchwerlich wurde, mußte es felten ſeyn: 
auf diefe Art ward ein Fleines Stück 
der Entgelt von einer betrachtlihen Weite 
se Waare; mithin konnten groſſe 
Summen unter einem kleinen Umfange 

45 uͤber⸗ 


to. or 

überfendet werden. Aber es ift zu vermu—⸗ 
then e, daß die Voͤlker erfi nach manchem 
mißfungenen Verſuche, die Vereinba— 
rung diefer Eigeufhaften in den edleren 
Metallen entdeckten, die man fonft 
uͤberall vergebens gefucht hatte. Und dare 
in liegt die Urfache der beinahe allgemeinen 


Uibereinſtimmung der Nationen über, 


God und Silber, welhe nunmehr 
als die Vorſtellung der Waaren ange 
ſehen, und Geld genenner wurben, 


e. Die Athenienfer , ehe file, nah Herodots Erzäh— 
fung , von den Lydiern den Gebrauch der Münze 
gelernet , gebrauchten fi ſtatt Geldes der Ocſen. 
&o biek bei den alten Sweonen Geld leggande 
Si: undein reüher Mann Sahftoder. Den Iß— 
ländern find Tabadsrollen und trockne Sifche 
ftate Geldes. Sn der Inſellmanack, die unlängftvon 

den Ruffen entdeckt worden, wırd mit Weibern, in 
Hrandanac mit Sklaven berechnet und bezahlt. 
Die Abnffinier haben nod heute Sal, und einige 


Völker an den Kürten von Amerika, eine Art Eleine ; 


—Muccheln, Coris, die Geldmuſcheln genannt, werde 
in den maldivifchen und. philippiniſchen Ynieln ges 
fammelt werden, Sm nördlihen Amerika find eine 
andere Urt von Muſchelwerk, Clarus genannt, felbft 
unter demeuropäiſchen Negocianten gang und gäbe, 
in Braftlien find Cacgoförner kleine Münze. Man 
gebe die Dinge Durch, welche ſich der Einbildung , 
als, fähig an die Stelle der Meralle zu tretten , ane 
bieten , fo werden die Mängel fih bald entdecken, 
die He zum Gelde unſchicklich madyen mußten? Salz 
3 D. müßt ſich nd, Coris ind nicht ſelten genug.daber 

| su 


Be, ı1 


zu einer gröfferen Zahlung ihrer eine zu groffe 
Menge erfordert wlrde. Eben dieſes ſteht den un— 
edleren Metallen, 3. B. dem Kupfer enraegen , wel— 
ches feine übrigenEigenſchaften wenigſtens zurSchei— 
demünze brauchbar machen. Perlen wären ſelten, 
Dauerhaft, aber find gar nicht theilbar. Edelge— 
fteine find ed. nicht in ven erforderten Heinen Unters 
tbeilungen und verlieren in der Verftüdung : und 
fo von den übrigen, ! 


7. Zwar ward nah Einführung des 
Geldes der Umfag nit mehr Tauſch, 
ſondern Kauf genennet. Allein dieſe 
Abaͤnderung im Worte veraͤnderte nichts 
in dem Weſentlichen der Haudlung. 
Das Geld kam dabei nicht anders in 
Betrachtung, als in ſoferne es diejenigen 
Beduͤrfniſſe, oder Waaren vorſtellte, 
die man zu einer andern Zeit dafüͤr wie— 
der an ſich bringen Fonnte, Die Verrich— 
tung der Handlung ift noch beftändig der 
Tauſch einer Waare gegen Waare, 
oder, gegen die Vorſtellung einer 
Waare. 

8. Waaren, womit der Tauſch 
getroffen wird, ſind entweder unmittelbar 
in ihrer Urſpruͤnglichen Beſchaffenheit 
brauchbar: oder fie muͤſſen durch Kunſt⸗ 

ara 


12 * 


arbeit zum Gebrauche umgeſtaltet wer— 
den. Die Beſchaͤftigung, die ſich mit 
Erzielung der erſteren abgiebt, iſt die 
Landwirthſchaft: fie begreift unter ſich 
die natürkchen Erzengniffe des Bo— 
dens, der Viehzucht, des Gewaͤſ— 
ſers. Die Befchäftigung, welche die na- 
türlichen Erzeugniſſe duch Mittheilung 
einer Eunftlichen Geſtalt brauchbar madet, 
oder ihren Gebrauch vervielfaͤltiget, 
heißt Manufaktur £ Die Manufak— 
turen find von der Landwirthſchaft 
abhängig: die erfie Aufmerkfamkeit des 
Staates muß alfo diefer zugewendet wer— 
den. Was die Landwirehfhaft der Ma— 
nufafruren liefert, wird Tohes Ma— 
teriale, Stoff genennet. 


f Dürritaner in den Handlungskunſtwörtern ſprechen 
Manufaktur, wo Sammer und Zeuer entbehrer 
wird: ald Tuchmanufaktur, Cortonmanufafrur. 
Hingegen, wo Diefe beide erfordert werden, daS 
mennen fie Fabriken; Stahlfabrifen, Mefiingfas 
brifen. Der Gebrauch hat diefe Unterfcheidung bei— 
nabe ganz aufgehoben: dad Wort Zabrif iſt allge= 
meiner :' man ſagt täglich Zucdfabrif, Eottons 
fabrik. 


& 


18 


9. Die urſpruͤngliche Handlung beſteht 
alfo in den Erzeugniffen der Erde, und 
der Kunſtarbeit, g fo weit namlich 
beide den Beduͤrfniſſen zu Hilfe Eom- 
men, umd denjenigen, die fih mit ihrer 
Erzeugung abgeben, das Mittel anbieten, 
ſech wechfelweis die ihrigen zu verſchaffen. 
Hieraus läßt ſich die Gröffe der allgemei- 
nen Handlung befiimmen: fie ift gleich 
der Summe der Bedlrfnije aller 
Verzehrenden A. Um fie zu erweitern, 
müffen entweder die Beduͤrfniſſe, oder 
die Berzehrenden vermehret werden. 

g. Kunſtarbeit wird beſtändig der Landwirthſchaft 

eurgegen geſetzt, um die Klaſſe der Manafakruran s 


ten zu bezeichnen. Man wirdfih auch des Worte 
Aemſigkeit bedienen. 


is? 


. Die Summe der Handlung IfE alfo aus zwo Gröfs 
fen zufammengefeßt , aus den Bedürfniffen und der 
Zahl der Verzehrenden , deren eine mir der andern 
vermesit wird. 


10. Die Bedürfnifie der Menfchen, 
wie fihon erinnert worden, find fehr 
begränget, wenn man mit dieſem Worte 
den firengfien Begriff der wahren Be 
dürfniffe verbinden, Aber dann werden 

y auch 


—— — 

auch die Beſchaͤftigungen der Buͤrger 
in eben ſo enge Graͤnzen eingeſchloſſen ſeyn. 
Die Vermehrung der Beduͤrfniſſe ge— 
ſchieht durch die Einführung der Gemaͤch— 
lichFeiten und des Liiberfiuffes, welche 
beide die Pracht ausmaden. Alle De» 
Famationen gegen die Pracht find alfo 
entweder unüberdacht; oder, was dawider 
angeführt wird, iſt nicht ſowohl gegen die 
Pracht gerichtet, als gegen die einfeirige 
Verſchwendung von wenigen, indeffen 
der andere Theil der Nation in Elend 
fhmadte. Die Draht, in fo ferne 
fie die Beduͤrfniſſe der Bürger auf der ei— 
nen: Geite vermehrt, und dadurch viele 
leicht einigen den Unterhalt. erfchwert, 
vermehret auf der andern Seite weit mehr 
auch die Befchäftiaungen, mithin er 
Veichtert und vervielfältiget fie die Nah— 
rungswege, dasift: der Uiberfluß der 
Einen verfhafft Andern ihre Beduͤrf— 
niſſe. Und, wenn hie und da ein Büre 
ger, der feinem Aufwande nach den Re— 
geln der Privathaͤuslichkeit Feine Gränzen 
zu fegen weis, zu Grunde gebt; fo Aft 

eis 


26 15 


erſtens fein verſchwendetes Vermögen für 
den Staat fein Verkuſt, weil es nur 
aus der einen Hand in die andere, oder 
in mehrere ift Übertragen worden}; zwey— 
tens, bat der Untergang des Einen viel« 
leiht zehn Familien aus der arbeitenden 
Klafie des Volkes Unterhalt verfihaft. 
Pit diefer Anseinanderfegung werden ſich 
alte, auch noch fo fheindare Einmürfe 
gegen die Pracht beantworten laffen. 


11» Zugleich aber werden auch Die 
Graͤnzen zwifgen der nuͤtzlichen and 
ſchaͤdlichen Pracht befiimmet werden koͤn— 
nen. Denn, ohne Zweifel giebt es auch 
eine Art von ſchaͤdlicher Pracht. Alle 
Pracht naͤmlich iſt ſchaͤdlich, die dem End— 
zwecke, um des Willen ſie der Staat be— 
guͤnſtigen fol, widerſpricht, welche die 
Summe der Nationalbeſchaͤftigun— 
gen nicht vermehret, fondern vermindert. 
Dieß gefchieht bei entbehrlichen fremden 
Prachtwaaren, auch bei deijenigen, welche 
man im Lande ſelbſt nicht verfertiget *, 
weil diefe fremden Waaren immer an die 

Stelle 





16 Yu 

Stelle einer Nationalwaare treten 
und diefe aus der Summe der Nationalbe- 
fhäftigung verdrängen. Der einzige 
Sell verdient als eine Ausnahme ange— 
führt zu werden, wenn die fremde Pracht— 
waare nicht als Kaufgut, fondern im 
Tauſche für eine im Lande ſelbſt verfers 
tigte Waare eingegangenift, mit welcher der 
Nationalverzehrung und allen Fode— 
rungen der Fremden, die fie ald Kaufguf 
oder im Umfase gegen Beduͤrfniſſe an 
fiih bringen wollten, zuvor ſchon genug ge= 
ſchehen ift. In diefem Falle aber ift es nur die 
Erweiterung eines Zweiges der Befchäfs 
tigung: die Fremde Prachtwaare tritt 
an die Strelle des Nationalerzeugniffes. 

k. 3. B. In einem Sande, wo fein Sammer fabris 
eiet wird , würde derjenige, der nun.ein Kleid von 
ausländ ſſchem Sammer trägt, dafür eined von der 
heitca Hattung des inländischen Tuchs getragen has 
ben. Sein Sammetffeid hat alſo nicht der National— 


fommetfabriftur geichader ; aber e8 hat den Tuchfa— 
brifen den Verdienft von einem Kleide geraubt. 


12. Der auf die inländifchen Erzeitge 
niffe herabgefeste Aufwand kann nicht 
in das Unendliche erweitert werden. Das 

Ver—⸗ 


\ 


* 17 


Vermoͤgen derjenigen, die von dieſen Er⸗ 
zeugniſſen Gebrauch machen, und ihre 
Zahl, werden ſeine nothwendigen Schrans 
fen. Die⸗Handlung würde alſo nicht 
gröffer, al8 die mögliche National: 
verzehrung feyn koͤnnen. Es bleibt aber 
noch die Erweiterung derfelben von ei— 
ner andern Geite durch Vermehrung der 
Verzehrenden Aübrig. Es werden näms 
lich Abnehmer der Waare aufferhalb des 
Landes aufgeſucht: man frachter andern 
Nationen, was fiebedürfen, zuzuführen, 
und durch ihre Verzehrung die Summe 
der Nationalbefhäftigung zu vergroͤſſern. 
Hier theilet fi die Handlung , in eine in—⸗ 
. nere und Auffere. Die innere Haudlung 
ift diejenige, welche zwifchen den Ölie- 
dern eines Staates geführer wird, 


-K 9% 


13. Die Auffere Handlung wird an 
Fremde getrieben. NRothwendig muß fie 
fi) auf die innere gründen, und nur dann 
erft etwas an Aus waͤrtige abgeben, wenn 
fie zuvor die Nationalbedürfniffe befrte: 
a bat, Alfo wird die aͤuſſere Hand« 

l. Tl, B lung 


1,006 * 


lung nur mit dem Ueberfluſſe geführer: 
das iſt, mit demjenigen, was die Natio— 
nalverzehrung ſelbſt entbehren kann. Auf 
der andern Seite hingegen wied eine Na— 
tion der andern nur ſolche Waaren abe 
nehmen, deren fie entweder wahrhaft 
bedarf, oder zu deren Abnahme fie durch 
mächtige Meize gezogen wird. Diefe beis 
den Grimde beftimmen zur Abnahme 
überhaupt, aber um gerade diefer Nation 
abzunehmen , da dieſelbe Waare mei— 
ſtens von verfihiedenen Seiten , erhals 
ten werden kann; wird ein Staat, nur 
durd die portheilhafteften , oder durch 
die weniger befchwerlichen Bedingniffe 
beſtimmet, unter welchen eine Waare atts 
geboten wird. Diefe Bedingniffe beziehen 
fi) auf den Preis der Waaren, oder 
ihre Eigenfchaften. 


14. Kaum wird irgend ein Staat , eitte 

. Nation, wenigfiens in gegenwärtiger Lage 

der Umflände, und bei der einmal einge: 

führten Art zu leben, fih ganz zurei⸗ 

Hi, Wos fie nun wicht befigt, muß 
2 he 


a 19 
fie von answaͤrts, unter den am wenig⸗ 
ſten beſchwerlichen Bedingniſſen zu erhal— 
ten ſuchen. ‚Hierzu bietet die aͤuſſere Hand- 
lung die Hand, welche daher nach der 
Theilung ihrer Beſchaͤftigungen iu 
zween Zweige abgeſondert wird, in die 
Ausfuhr, und in die Einfuhr. Sie 
fuͤhret aus, von ihrem Ueberfluſſe; ſie 


fuͤhret ein, zw einem zweyfachen End— 


zwecke, entweder das Eingefuͤhrte ſelbſt 
zu verbrauchen, oder es mit Vortheil 
wieder au andere Nationen auszufuͤh⸗ 


ren. 


1. Aller Einfuhrbandel iſt eigentlich Einfuhr des Bes. 
dürfniſſes: entweder Bedürfniffes der Verzehrung, 
wenn die Natioen ſelbſt verzehrr ! oder Bedürfniſſes 
der Veſchäftigung, wenn die Nation ein rohe Mas 
terinle umftalrer , und in der neuen Geftalt auge 
führe: oder auch nur ald Mitteldmann von einer 
empfängt, um an andere zu geben , und dadurch 
Anndeldleure und krachtung zu beſchäftigen. Nach 
dem eingeführten Sorachſebrauch wird nur der 
legte Zweig Wieder ausfuhrhandel genenner, 


15. Dieſes legte macht einen dritten 
Zweig der Handlung, die Wiederaus— 
fuhr, die oͤkbonomiſche Handlung ge— 
nannt. Wenn ihr Vortheil auch nur im 

2 der 


20 8* 


der Beſchaͤftigung der Handelsleute, und 
in Vergroͤſſerung der Schiffahrt, oder 
des Fuhrweſens beſtuͤnde; fo wuͤrde die 
Wiederausfuhrhandlung für einen 
Staat ſchon wichtig ſeyn: man beſchaͤfti— 


get einen Theil feiner Buͤrger auf Rech⸗ 


nung andrer Nationen. Aber der Vor— 
theil bleibt hier nicht ftehen, uud der wie— 
derausführende Staat vergröffert da- 
durch den Nationalhauptſtam̃ um den 
Ueberſchuß des Verfaufspreifes gegen den 
Preis des Einkaufs, weiches immer der 
Gewinnſt der Nation ift, wenn es auch 
nicht immer der Gewinnft des Handelse 
mauns wäre. m | 


m. Ein Bandeldman hat Tu für 10 in England ger 
kauft: das Narionalfapital it um Io vermindere 
soorden. Der Dnndeldmann zahlt für Fracht 1. für 
Niederlage , Dandlungsbediense u. f- mw, 3, dem 
Rande Sömann kömmt das Tuch für 14. zu ſtehen; 
aber weil dad Shift ein Nationalſchiff if, au 
Die andern Auslagen im Lande, oder an Inlän— 
Der gefcheben; fo bar das Nationalkapital diefe 4 
nicht verloren. Er verfauft fein Tuch für 13. die 
Motion gewinnt 3. der Dandeldmann aber nur 4. 


16. Se weniger eine Nation an eignen 
Beduͤrfniſſen von andern zu empfangen bar, 
und 


* 21 


und in jemehreren Stuͤcken fie att andere 
Kationen Abſatz machen kann, deſto 
vortheilhafter iſt ihre Handlung. Allein 
die Lage unter verſchiedenen Himmels— 
ftrihen gewaͤhret den Laͤndern nicht im- 
mer, weder die zureihende Menge, noch 
die Mannigfaltigkeit der Waaren, welche 
der Stoff der eigenen Verzehrung und 
der Ausfuhr feyn Toller. Die handelte 
den Staaten, befonders aber die Seepro— 
vinzen, wandten daher ihren Bli nach 
den Eilandern, fuchten fich diefelben zu 
unterwerfen, und den Befis durch dahin 
verſetzte Pflanzvoͤlker zu  verfihern ; 
wovon diefe auch den Namen Kolonien 
(Pflanzoͤrter) Haben. Von daher Fön- 
nen fie nun einen Theil ihrer Bedürfniffe , 
unabhängig von andern Staaten, und 
unter ſelbſt vorgefchriebenen Bedingniſſen 
empfangen, dahin den Stoff zur Ausfühe 
rung unendlich vermehren. 


17. Die Beduͤrfniſſe, welche von 
andern Staaten erhalten werden, und 
dasjenige, ſo Fremden abgegeben wird, 

53 muß 


22 x 


muß an den Ortdes Abfages uͤberbracht 
werden. Dieſe Ueberbringung, welche 
unter dem Worte Fracht begriffen wird, 
kann auf verſchiedene Art geſchehen. Die 
Nation empfängt ihre eignen Bedürf- 
niffe durch Fremde Fracht; und die Frem— 
den holen das, mas fie zu empfangen ha— 
ben, auf ihrer eignen; oder die Nation 
führt, wie fie von andern empfängt, mit 
eigener Fracht ein, und frachtet au 
ſelbſt andern Nationen diejenigen Waaren 
zu, welche fie auswärts abgiebt. Im ers 
fen Falle verliert die Nation den ganzen 
Vortheil der Beſchaͤftigung, melden 
die wechfelfeitige Frachtung zu verfchaffer 
fähig war; und ihre Handlung wird 
in einem gewiffen Verſtande eine Paſſiv⸗ 
handlung: im zweyten Falle eignet fie 
fih diefen Vortheil zu, und ihre Hande 
lung wird mehr Aftivhandlung. Jede 
Nation mus alfo ihre Beduͤrfniſſe durch 
eigene Sracht zu empfangen, und 
an andere Nationen die Ausfuhrwaaren 
gleichfans mit eigener Frachtung zu ü- 
- berbringen ſachen. | 
18. 


| & 23 
18. Man frachtet zu Land, o« 
der zu Waſſer. Die Landfracht 
hängt von guten Handlungsſtraſſen, 


und einem gut geleiteten Fuhrweſen 
ob. 


19. Die Waflerfracht it auf Fluͤſ— 
fen , oder zur See. Die Flußichif 
fahrt wird durch Schifbarmachung, 
Schiffbarerhaltung, und durh Were 
einiguug der Flüffe mittelft der Ras 
nale und Schleuſſen, befördert, Diefe 
Anftalten koͤnnen uber die Gränzen eines 
Staates nicht erweitert werden. Die 
Seefahrt bingegen ift von unendlich 
gröfferent Umfange: fie beruhet auf einer 
wohleihgerichteten, und unterſtuͤtzten 
Marine. 


20. Die Gefahr der Frochtung, vor 
zuͤglich zur See, wide fire fich ſelbſt von 
Unternehmungen abſchrecken, "weil nur 
wenige Muth genug beſitzen, ihr ganzes 
Vermögen, oder einen anfenulichen Theil 
deffelbengegen einen Gewinnſt zu wagen, 

VDE der 


24 * 
der mit, dem moͤglichſt, und oͤfters ſehr 
wahrſcheinlichen Verluſte in keinem Ver— 
haltniffe fieht. Auch die Frachtkoſten 
müfen durch die Betrachtung fehr 
«hoch fleigen, weilder Frachtende die Ge— 
fahr, der er ausgefegk ift , mit in Arte 
{Hlag bringt. Die Gefahr der Frachtung 
laͤßt ſich einer Art von Schägung unter» 
werfen, und nach diefer Schägung, die 
Sicherftellung der Güter und Schiffe 
gegen eine verhältnißmäflige Verguͤtung 
über ih nehmen. Don diefer Sicher⸗ 
ftellung bat das Gefihäft den Nameıt 
Verſicherung, Aſſekuranz, wodurch 
der Much zu Handlungsunterneymun— 
gen bergefiellt, und vergröffert wird. 


21. Bei der glücklichften Stellung eines 
Staates ift es niht möglih, die Hand» 
lung ohne eine zufagende Summe 
Gelve£ weit zu verbreiten, oder eine 
fhon verbreitete Handlung zu unterſtü— 
gen. Die Anweſenheit des Geldes ift 
von zwo Seiten erfoderlih: es muß 
den Staate überhaupt zum Triebwerke 

der 


— 25 
‚der Nationalaͤmſigkeit nicht an Geld 
mangeln: es muß auh der Handlung 


insbefondere nicht am zureichendem Fond 
zu ihren Unternehmungen mangeln. 


22. Die phyſiſche Anweſenheit des 
Geldes in einem Staate, giebt der Aem— 
figfeit nicht den Schwung, welcher der 
Abſicht der Handlung gemäß iſt. Es ift 
nothwendig, daß dafjelbe feine Verrich— 
tung made, und unter den Gliedern dev 
Geſellſchaft umlaufe. Dem Staate liegt 
alfo vorzüglich an, den Umlauf des 
Geldes zu befördern, und alle Hinderniffe 
beifeite zu fihaffen, welche denfelden zu— 
ruͤckhalten koͤnnten. 


23. Waͤre aber, durch was immer 
für eine Veranlaſſung, die kreislaufen— 
de Summe des Geldes entweder nicht 
zureichend, oder vermindert; ſo muß man 
nach Mitteln umſehen, wodurch der Ab— 
gang deſſelben erſetzet werden kann. Die 
Verrichtung des Geldes beſteht darin: 
den Beſitzern die zuverlaͤſſige Vor— 

B5 fiel 


BONN -O- 

fteliung einer gewiſſen Meuge von 
Waare dergeftalt zu fenn, daß ſie, 
fobald es Ihnen beliebt, die Vor— 
ftelluna gegen das Vorgeſtellte um: 
feßen fönnen. Kann ein Staat dazu 
gelangen , der wörtlichen Zufage , oder- 
gewiffen andern Zeichen eben daffelbe Zu— 
frauen zu verfchaffen, daß, wie das 
Geld die Waaren vorſtellte, diefe Zeichen 
das Geld ſelbſt vorftellen; fo werden 
diefe willführlihen Zeichen die Verrich— 
tung des Geldes machen, und feinen 
Mangel auf eine Zeit vollfommen erfegen 
Tonnen, Keine Sorgfalt wird alfo zıt 
groß ſeyn, welche der Negent der Auf: 
rechthaltungdes gemeinſchaftlichen 
Zutrauens zuwendet. 


24. Sollen Handlungsunternehmungen 
mit Nachdruck gefuͤhret werden, ſo fodern 
ſie groſſe Summen. Nur wenige eilt: 
zelne Buͤrger in einem Staate haben das 
Vermoͤgen oder den Kredit, und die— 
jenigen, welche beides haben, nicht im— 
mer Entſchloſſenheit genug, ſoviel bei 

Uns 


* 27 


> Unternehmungen zu wagen, von denen 
zwar groſſer Gewinn kann erwartet 
werden , die aber immer einem ungewiſ— 
fen Ausaange ausgefeger fiid. Wo 
das Vermögen der Einzelnen nicht hin— 
reicht, da tritt eine Geſellſchaft zufammen, 
deren jedes Glied nur eine Fleine Sumnte 
defio entfchloffener waget, weil, auf als 
len Sal, der Verluſt fein Glück nicht 
ſtuͤrzet; und dennoch wird die Summe 
diefer einzelnen Beiträge der Handlung 
den zureichenden Fond verfhaffen. 
Die Handlungsgeſellſchaften tagen 
alſo zur Erweiterung der Handlung ihren 
groſſen Theil bei. 


25. Dur die Ausfuhr an Fremde 
und die Einfuhr von Fremden », werden 
die handelnden Nationen unter ſich zu 
wechſel weiſen Schuldnern gemacht. Die 
Tilgung dieſer Schulden mit baarem 
Gelde wuͤrde durch die Frachtung der 
Baarſchaft an den Ort der Bezahlung koſt⸗ 
far, und gefährlich, das gefrachtete 
Geld durch einige Zeit ungenuͤtzt ſeyn, 

ah 


28 I 

auch das Gefhäft der Handlung in lang⸗ 
weilige Weirläuftgfeit fürgen. Es 
ift möglich , dieſen Befchwerlichkeiten 
ganz, oder doch zum Theile auszubeugen, 
wenn ein Staat gegen den andern feine 
Foderungen vertauscht, wodurch er feine 
Schulden in foweit aufhebt, als es die 
Stellung der Handlung gegeneinander zu— 
läßt. Diefe Vertauſchung der wechfel- 
weifen Foderungen gab dem Wechſelge⸗ 
ſchaͤfte den Urſprung, welches zwar nur 
eine Privafverrichtung, aber immer 
der öffentlichen Sorgfalt würdig ift, weil 
es die allgemeine Handlung entweder er— 
leichtert, oder befchweret, auch fonft zur 
Leitung derjelben nuͤtzbare Kenntniffe an 
die Hand giebt. 


aE* 


26. Bei der gegenwärtigen: Stellung 
der Wiffenfhaften und Kenntniſſe, find 
alle Kabinette uber den groifen Einfluß der 
Handlung dergeftalt aufgeflärer, daß jede 
Nation erwarten muß, vonden Staaten, 

zu 


* 29 


zu denen gehandelt, oder durch deren Bee 
biet die Handlung den Zug nehmen wird, 
fo oft es ihren Abſichten entgegen laͤuft, 
in allen Unternehmungen durchkreuzt $u 
werden. Es ift nothwendig, fich gegen 
dieſe Hinderniſſe vorzuſehen, und bei zue 
ſagender Gelegeuheit durch deu Weg der 
Unterhaͤndlumg vortheilhafte Beding— 
niſſe ſowohl fuͤr ſich ſelbſt, als gegen 
andere Mitwerber zu verſichern. Die 
KHandlungstraftaten mahen alfo eis 
nen wichtigen Theil der Handlungspolitik 
aus. 


27. Um die Befchaffenheit der Hande 
lung an ſich felbft und verhältnißweig zu 
Fennen , und daraus abzunehmen, ob die 
Wege. der Befchäftigung der möglichen 
Gröffe der Bevölkerung zufagen, ver— 
gleichen die Staaten, was fie an andere 
abgeben , mit den, fo fie empfangen 
haben. Diefe Vergleichung der Eine 
fuhr und Ausfuhr wird Bilanz ger 
nennet: die Richtſchnur in den Handen 
des Staates, WO, und in welchen 

Thei⸗ 


50 % 


Theilen die Handlung vorzuͤgliche Hilfe 
erwarte, 


28. Man fieht aus den vorausgefen: 
deten, bloß allgemeineren Begriffen , wie 
mancherlei und weıtläufige Kennt—⸗ 
niſſe, Abſichten, Werbindungen und 
Entwürfe bei einer vortheilhaften Hands 
lung zum Grunde gelegt werden mürffen : 
und es fallt daher die NRothwendigkeit fehr 
deutlich in die Augen , diefes wichtige Ge— 
Thäft durch die vereinbarte Einſicht fahiz 
ger Männer zu verwalten, mithin zu der Leis 
tung der Handlung ein eigenes Kollegi⸗ 
um, oder eine eigene Stelle zu befiimmen, 
Der Name an fih iſt gleichgültig; aber 
diefes Kollegium mug in den Umkreiſe 
feiner Thaͤtigkeit alles begreifen, was den 

Vortheil der Handlung befördern kann. 

29. Der Faden der Abtheilungen, nach 
melden ih die Handlungswiſſenſchaft 
behandeln werde, ift alfo folgender: 


* 31 


J. Von der Landwirthſchaft, die den 
Stoff liefert, welcher 

II. Von Manufakturen umgeſtaltet 
wird, Dieſe Erzeugniffe werden entwe— 
derin dem Staate felbft verbraucht, oder 
auswärts verführt s aus dem legten 
entſteht 

111. die aͤuſſere Handlung, welche 

durch die 

IV. Pflanzoͤrter vergroͤſſert wird. Zur 
Befoͤrderung der in- und auslaͤndiſchen 
Handlung gehoͤrt 

V. Die Fracht zu Land und 

VI. Die Waſſerfracht, deren Gefahr 

VII. Die Aſſekuranzen vermindern, 
wodurch die Unternehmungen verviels 
fältiget werden. Zu den Handlungse 
unternehmungen iſt eine zuſagende 

VIII. Summe Geldes erfoderlich , defr 
feit 

IX. Umlauf befördert, und der Abgang 
des Geldes überhaupt durch den 

X. Kredit erfeget wird. Die zu grofe 
fen Unternehmungen noͤthigen Summen 
werden durch 

| xl, 


32 * 


XI. Handlungsgeſellſchaften zuſam— 
men gebracht. Die Tilgung der aus der 
Ausfuhr und Einfuhr entſpringen— 
den wechſelweiſen Schulden, wird 
durch 
XII. Wechſel erleichtert: die Hinderniſſe 

| aber, welche der Handlung in fremden 
Staaten gelegt werden fonnten, "find. 
durch 

XIII. Handlungstraktate zu heben. 
Endlich zieht der Staat die 

XIV. Bilanz, zur Berechnung ſeiner 
Handlung, deren Leitung an ein ei— 

genes 

xV. Handlungsfollegium übertragen 
werden foll. 


* 33 





[RULES 





1; 


Bon der Landwirtbichaft. 


x 


30; 


N: Landwirthſchaft in der Polizey 
wird als die Defchäftigung betraͤchtet, Die 
Lebensmittel, in der Handlungslei— 
fung, zugleich auch den Stoff zu ver- 
fhaffen: Das Wort felbft wird hier in 
einem weiteren Umfange genommen, als 
‚der Ackerbau, der nur die Bearbeitung 
der Felder begreift, da jenes ſich auf 
alle wirthſchaftliche Verrichtungen ver: 
breiter, durch welche Lebens mittel und 
rohe Materialien, es ſey unmittel- 
bar aus der Erde gefammtelt, oder 
auf jede andere Art gewonnen wer— 
den. Hieher gehören alfo eigentlich die 
Erzeugniſſe aller drey Reiche der Natur: 
des Pflanzenreichs, des Thier— 
reichs, und des Steinreichs. Jedoch 
nach meiner Abſicht iſt der nähere Ges 
1 Thl. C gen⸗ 


34 I% 


genſtand gegenmwärtiger Abhandlung nur 
dev Feldbau, und die Viehzucht, in 
fo ferne fie mit demfelben vereinbaret ift: 
und auch’ beides nur in der poliftfchen 
Beziehung , nicht in der praftifchen Aus« 
uͤbung, wevon die fogenannte Oekono— 
mie zu handeln hat. 


31. Die Vollkommenheit der Land» 
wirrhſchaft, von Seite des Staats a 
betrachtet, iſt die moͤglichſt beſte Be⸗ 
nuͤtzung des Erdreichs, nach dem Er— 
foderniſſe des Unterhalts und der 
Handlung. Sie koͤnimt darauf an, 
dag I. alles Erdreich genuͤtzet; daß 
es IT. auf die beſte Arc in Bezie— 
bung auf den Anbau genuͤtzet; und 
111. fo genüget werde, wiees das 
Verhaͤltniß der übrigen Damit ver- 
Bundenen , oder davon abhan⸗ 
genden Beſchaͤftigungen fodert. 
Die Benuͤtzung alles Erdreichs, und 
die beſte Benuͤhung deſſelben kommen viele 
fältig in Hinderniſſen und Beföderung 
uͤberein. 


a. Von 


oO 35 


a Bon Geire ded Figenchlimers ift es der Befte Ans 
bau; das ſtärkſte Erträgniß mit der kleinſtex 
Vorauslage. 


32. Das Erdreich iſt entweder Pri⸗ 
vakteigenthum, oder Vermoͤgen des 
Started. Um Privateigenthum gang 
zu nuͤtzen, das iſt: um alles Erdreich zu bes 
arbeiten, muß der Befiser Kräfte haben, 
diefes zu ooͤnnen, und Beweggründe, 
es zu wollen. Unvermoͤgen verhindert, 
daß er nicht alles Erdreich bauen kann: 
Nachlaͤßigkeit, Muthlofigfeit, und 
endlih Diangel des Anwerths, , ent» 
weder überhaupt, oder um einen Preis, 
der für den Fleig des Landmanns nicht 
ermunternd, nicht belohnend iſt, find Urſa— 
chen, daß er nicht alles bauen will. 

33. Das Unvermoͤgen derLandwir— 
tbe 5 kann von zwo Seiten betrachtet wer- 
den: Unvermoͤgen der Klaſſe des Landvolks 
überbaupf, oder beziehungsweiſe auf 
den Grundantheil, dender Landmann bes 
fiöt. Das Unvermoͤgen des Landvolks 
überhaupt entfpringt von Ungluͤcksfaͤl⸗ 
lem die feine Nothveranlaffen, von Feuers⸗— 

C.2 brüns 


bruͤnſten, Kriegen, Umfalle des 
Viehs, vom Mißwachſe, von der Ar— 
muth des gegenwaͤrtigen Beſitzers, 
oder auch nur von feiner augenblickli- 
chen Verlegenheit. 


b 22. 


34. Gegen die ländlichen Feuers: 
brünfte c finden zwar größtentheils eben 
die Feueranftalten Pag, welche von 
der allgemeinen Polizey vorgefehrt wers 
den muͤſſen. Insbeſoudere aber wird 
nuͤtzlich ſeyn, wo einmal die Gewohnheit 
die Oberhand gewonnen bat, dorfweiſe 
zuſammen zu bauen: daß die Haͤuſer auf ei⸗— 
ne anfehnliche Weite abgeſondert, und 
die Hausgärten, oder fonft leeren Plage, 
welhe gewöhnlih hinter den Wohngee 
bäuden angelegt, und gelaffen find, zwi— 
fchen diefelben angebracht : dann auch : dag 
die Scheunen, oder Fruchrichöpfer , 
die Getreidboͤ en von den Wohnungen 
entfernet werden, damit bei entjiehendem 
Teuer diefe Behaͤltniſſe des ländlichen Ver— 

mogens 


J 37 


roͤgens nicht ſogleich der Gefahr ausgeſetzt 
find. Vorzüglich wuͤrden die Aſſekur anz— 
kreiſe unter den in einem gewiſſen Bezirke 
nahe liegenden Ortſchaften wichtige Dienſte 
leiſten koͤnnen. Dadurch wuͤrden die nach— 

barlichen Dorfſchaften wechſelweiſe zu 
einer gewiſſen und ſchleunigeren Hilfe 
bewogen werden; und auf den Fall, daß 
die Rettung nicht möglich wäre, wuͤrde die 
Untertpeilung des Verluſtes foldyen we— 
niger empfindlich machen. Der Vortheil 
der Grundbherren ſelbſt, ſollte ſich zu 
dieſen wechſelweiſen Verſicherungen unter 
ſich vermoͤgen. 


—A Theil, —— 


35. Wo diefe Aſſekuranzkreiſe nicht 
eingeführt find, muß dem befchädigten 
Landmanne vom Grundherrn, oder wohl 
duch vom Staate Hilfe geleiftet werden. 
Die gewöhnlige Hilfleifiung, da, man 
dem Verungluͤckten die Abgaben erläßt, 
ift bloß verneinend ‚und daher allein ob= 

ne Wirkung. Man fodert jemanden nichts 
€ 3 ab, 


> sr 
38 — 


ab, von dem durch die ſtrengſten Mit— 
tel ohnehin nichts koͤnnte eingetrieben wer— 
den. Dem Landmanne muß die Hilfe 
thaͤtig geleiſtet, das Holz, die Bau⸗ 
maͤterialien, die Feldbauͤgeraͤthe, die 
Ausſaat müuͤſſen ihm unentgeltlich gege— 
ben, oder wenigſtens unter den leichteſten 
Bedingniſſen vorgeſtreckt werden. Da die 
Privatgrundobrigkeiten zu ſolchem 
Vorſchuſſe nicht immer vermoͤgend geuneg 
find; fo muß der Staat feinem Landvolke 
diefe Hilfe felofi leiſten laſſen. Sollte er hier 
aus übel angebrachter Häuslichkeit die 
Koften ſcheuen; fo wuͤrde er den Scha— 
den davon in baldem empfinden , Ver— 
Ödung der Gründe, Unmerthe in der Ent» 
richtung und eine verhältnigmäffig abs 
uehmende Bevölkerung. Um diefen Feh— 
ler zu verbeffern, wirde er, was er Arte 
fangs mit Fleineren Auslagen zu beftreiten 
fähig war, endlih mit gröfferen dennoch 
zu Stand zu bringen ſuchen, oder eines 
ffückweifen Verfalls deriganzen Landwirthe _ 
ſchaft gewärtig feyn mürffen. Es ift nicht 
noͤthig wegen des durch Kriege verun—⸗ 
gluͤck⸗ 


* 33 


— Landvolks etwas zu dieſer letzten 
Beltrachtung hinzuzuſetzen. 


36. Unter den Uebeln, die insbeſon⸗ 
dere dem Laudmanne und der allgemeinen 

Landwirthſchaft wiederfahren koͤnnen, iſt 
der Viehumfall 4 eines der empfindlich⸗ 
ſten. Die Felder werden ihrer Arbeiter, 
und Nahrung beraubet, ohne noch deu 
übrigen Schaden zu berechnen, den die 
verungluͤckte Viehzugt in alle Theile der 
Privathaushaltung, und des ſaͤmmtlichen 
Nahrungsſtandes verbreitet. Die Geſund⸗ 
heit des Viehs iſt alſo einer von den groſ— 
fen Gegenfländen der oͤffentlichen Auf 
merffamfeit. Die Einfuͤhrung der Vieh⸗ 
arzneyſchulen wird hier der Landiwirthe 
fait die — Dienſte leiſten e. Ver— 
Er Viehaͤrzte muͤſſen die Urfachen mit 

ak. welche den Viehfall 
veranlaffen. Iſt man bis zu der Duelle 
des Uebeld gelanget, fo werden die Mit— 
tel Dagegen bekannt gemacht, ſowohl 
diejenigen, welche das gefunde Vieh von 
der Anſteckung bewahren, als auch diejes 

C4 nigen, 


40 10, 


nigen, welde das Franke wieder herjiellen 
können. Es ift fehr zu wuͤnſchen, daß 
das Glück des Landmannes nicht fehr oft 
fleineren, übel berechneten Finanzvortheilen 
aufgeopfert wirde. Sullys Klage, dag 
die Thenrung des Salzes in Franfreich 
der Viehzucht zu Schaden gereiche, ift 
auf alle Lauder anwendbar, wo auf das 
Salz; von den Rammern eim Preis ges 
fest ift, der dem Landwirthe nicht! erlaubt, 
zur Erhaltung ſeines Viehs davon Ge— 
brauh zu machen. Wo Die hartnaͤ⸗ 
ige Seuche allen Heilmitteln trotzet, da 
liegt abermal dem Staate ſelbſt daran, 
den Feldban aus Mangel der dem Lands 
manne verfagfen Unterfiügung nicht zu 
Grund gehen zu laffeı, 


d« 2 


@. Am Rahre 1766. war die fogenannte Ecole ve- 
terinaire in Wien eräftnet. Der Gegenſtand dieſer 
Schule war anfangs eigentlich die Dferdarsnen, nun⸗ 
mehr it fle auf alle Gattungen des Landwirthfchaftz 
lihen Niehed erweiterr. 


37. Wenn der Mißwachs fden 
Sandmann auſſer Stand fest, fen 
Feld 


Feld für kuͤnftiges Jahr zu befteilen ; fo 
laͤuft es mit der Unterſtuͤtzung, die er von 
dem Privatgrundheren, oder dem Staate 
erhalten muß, aufdaffelbige hinaus, mas 
von den Feuersbruͤn ſten und dem Krie— 
ge gefagt worden, Er empfängt feine 
Ausfant- aus dem Speicher des Einen 
oder Andern. Die Wrivatarundherrn 
find von der Nothwendigfeit eines Bei— 
fandes fo fehr überzeugt‘, dag ſie fich 
dazu aller Orten bereit finden laffen. Aber 
nicht felten leiten fie, oder auch andere 
vermögende Landwirthe,, diefen Beiftand 
unter fo beſchwerlichen Bedingniffen, dag 
der Untergang des Landmanns dadurd 
eher befördert , als abgewendet wird. 
Sie bedingen ſich die freye Wahl, entweder 
fich das Vorgeſtreckte in Korn, oder Geld 
abtragen zu laffen, Steht dann das Korn 
in hohen Werthe, fo muß der Schuld- _ 
ner Korn abfuͤhren: ift der Kornpreis ge⸗ 
rings; fo fodern fie Geld nad demjeniz 
gen hoben reife, der zur Zeit des Miß— 
wachſes int fefigefeget worden: oder fie ges 
ben die Ausſaat auf Halbſcheid des 
C5 Bau⸗ 


R 


\ 


42 & 


Mares, wobei die Anlagen anf den 
Schuldner allein fallen : oder fie fodern 
groſſe Aufgabe , und dringen wohl and 
aufdie Verpfaͤndung des Feldſtuͤcks, 
und was derglkichen zugrumdrichtende Be— 
dingniſſe mehr find, denen ſich der bedränge 
. telandmann nothwendig unterwerfen muß, 
wenn die Wachſamkeit der Negenten g 
ihn nicht Dagegen ſchuͤzet, und ſolche dem 
Wucher unmoͤglich machet. 


ui 36. \ 

g An Böhmen iſt eine Verord. vom 4. Notemb. 
1752. erlaffen worden, worin derley Bedrückün- 
gen, befonters aber die hier angeführten bet 
Strafe, das Vorgeftredte zu verlieren, unterſagt 
find. Laut dieſer Verordnung, die von einem 
Striche Korns nur 14 Achtel zu nehmen erlauben, 
wird dad eine Achtel in das Kontriburionale eingu⸗ 
redhnen befohfen. Man ſollte dafür halten, daß in 
Anfehen des Mißwachſes, des Werterihadend u. d. g. 
auch Auffefurationskreife eingeführe werden fönnen' 
Doch fteht entgegen, Daß ein ſolches Unglück 
immer-einen ganzen Bezirk trifft. 


38. Liegt es an der Armuth Des ge⸗ 


genmwärtigen Befißers A, der durch 
was, immer für andere Urfachen jn folde 


Umſtaͤnde verfeget ift, daß er feinen Feld— 
bau 


* 43 


bau nicht befſtellen kann; fo ſieht man ganz 
‚fein Hinderniß, warum der Ötaaf, der 
dadurch in dem allgemeinen Nahrungs— 
gefchäfte einen Unwerth erhält, nicht 
berechtiget feyn ſollte, einen Eigenthü— 
mer, dem fein Eigenthum obnehin unnuitz 
ift, anzuhalten, dag er, was er felbft nicht 
beforgen kann, pachtweife, oder wohl 
gar verkaͤuflich an jemanden hindangebe, 
der ed bearbeiten wird. Nur wird Die 
hauptſaͤchlichſte Schwierigkeit ſeyn, Paͤch⸗ 
ter, oder Kaͤufer der feilgeſchlagenen 
Feldſtücke zu finden. Eben die Urſachen 
naͤmlich, die das Grundſtuͤck für jest einem 
umvermögenden Befiser in die Hande ge⸗ 
kieiert baden, werden auch verbindern, 
dag nie ein Vermoͤgeuder fih anbieten 
wird, es zu kaufen. Go lange wohlba- 
bende Leute nicht nur ohne einige Bes 
ſchraͤnkung ihren Wohnplag in den Staͤd— 
ten aufſchlagen koͤnnen, fondern wohl 
auch , die Beweggrimde fie dahin zu ziehen, 
täglich vermehrt werden 7, felange wird 
der Felddan befiandig in den Handen 
der elendern Klaſſe des Volkes verbleis 
ben 


a * 


ben, id die Bemuͤhungen der Geſetzge— 
bang, den Feldbau blühend zu maden, _ 
werden immer ohne Folge ſeyn. Wo die 
Verfaſſung den Landwirth, der aus Un— 
vermoͤgen feine Gründe öde läßt, zum 
Zerfaufe verhält, ift es noihwendig, daß 
die Regierung folhe, por der Dand 
tar einen hilligenKaufſchilling ſelbſt an ſich 
GA, und dadurch hindert, daß diefer _ 
Zwangverkauf nicht der Anlaß werde , 
dem Beſcher einen Grund abzudrüden. 


®, 22. 

3. Unter mehreren andern Hrfachen, welche an verſchiede- 
sen Stellen vorfommen werden, ind die hohen Zinſen 
in einem Stagte eine der vorzüglichſtenUrſachen vor 
sen Unwerthe der Tandgüter, mirhin von der Ar— 
much Der Befißer. Abth. IX vom Umlaufe ded @eldes. 


39. Richt nur aber an der beffändigen 
Armath des Beſitzers, ſondern auch ſehr 
oft an der augenbricklichen liegt es, dag 
ein Feldſtuͤck ungenflegt ‚bleibt. Es ift 
ein unverantwortticher Fehler der Geſetz— 
gebung, wenn fie die a dazu 
untenſtuͤtzet, oder dem Landmanne die 
Mittel befihränfer , feiner augeublick— 
li⸗ 


* 45 


* 


 Tichen Noth abzuhelfen. Das erſte ge 
ſchieht ſehr oft bei zu ſtrenger Eintrei— 
bung der Anlegen, die man vorher unk- 
berdacht big zu einer Gröffe bat anwach⸗ 
fen laffen , wo der Landmann fie zu eut⸗ 
richten, unfadig if. In dieſen Umfiän- 
den wird der Ruckſtaͤndner gezwungen 
Vieh, Keldbaugerathichaft, die zur 
Aus ſaat, oder auch feinem Unterhalte 
nöthige Frucht zu veräufern A: und dar 
durch opfert der Staat oder auch der 
Privatgrundherr dem gegenwärtigen Fleis 
nen Vortheile die ganze Zukuuft anf, 
Man fieht bieraus die Nothwendigkeit, 
die Abgaben bei dem Landmanne nicht 
ausſtehen zu laſſen. Der Grundeigen- 
thuͤmer, welcher Ruͤckſtaͤnde auflaufen 
laͤßt, ſollte derſelben verluſtig erklaͤrt 
werden. Wo die Laſt der Ausſtaͤnde bis 
dahin angewachſen iſt, daß ſie ohne Ver— 
armung des Grundbeſitzers nicht eingetrie— 
ben werden kann, da wird es immer an— 
zurathen ſeyn, einen Abſchnitt zu ma— 
chen, und die Ausſtaͤnde nachzulaſſen, 


k Eine 


46 \;, * 


k Eine Verordnung, welche nach dem Beiſpiele die L. 151 
C. de. Agrie, & Cenſ. den Gläubigern der Tandleus 
te, auch felbft Den Candestteuereinnehmern tinterfagte, 
die zur Fortſetung des Feldbaues nöthigen Geräthe 
oder Viehflücke zum Unterpfande zu nehmen, würde 
fehr Heilinme Wirkungen haben. 


40. Das zweyte, dag nämlich dem 
Landmanne die Mittel befchrankt werden, 
der gegenwärtigen Noth abzuhelfen, ges 
ſchieht durch Gefege, welche verbieten, 
demfelben über eine gewiffe, und meis 
ftens zu Feine / Summe zu leihen. Die 
Abſicht diefer Verbote ift heilfam: naͤm— 
lich, den Landmann durch Erfhwerung 
des Kredit! vor unnsthigen Schulden zu bes 
wahren. Aber, damit es auf einer andern 
Seite nicht binderlich fey , auch wo er unum—⸗ 
gänglih Beiftand bedarf, welchen zu file 
den, ift nothwendig, nicht nurden Fall 
auszunehmen, wo die Schuld zur Bes 
ſtellung des Feldbaus gemacht wird; 
ſondern ſelbſt die zu dieſer Beſtellung 
und Verbeſſerung gemachte Schuld, mit 
einem Vorzuge vor andern Foderungen 
zu beguͤuſtigen; jedoch, daß die Sache 
vor den Grundobrigkeiten nk 

Eile 


Lo. 47 


denfelben die Urfachen, welche zır diefer 
Borgung zwingen, angeführt, und bes 
wiefen werden mußten. Auf folde Art 
würde der vorſetzlichen, unnoͤthigen 
Schuldmacherey, und allen Abkartungen 
zwifhen Glaubigern utd Schuldnern im—⸗ 
mer noch genngſam vorgebaut. 


I Die bömiſche Landesverordnung unterſagt, einem 
Unterthan mehr als 2. Schock, zu leihen. Ein altes 
hömifhes Schock Groſchen macht nah 9. Pelzels 
Rechnung 5 Oulden 30 fr, Man bar die Hinderniſ— 
fe eingeſehen, welche diefes Berkor, der Handlung 
von jeher geleger hat, und es ift daher. in Anfehen 
der Dandelsleute und Kommeryialhandwerfe, aufges 
hoben worden, Doch beſteht ed noch in Anſehen 
der übrigen Untertbanen. 


41. Der Nachlaͤſſigkeit der Eigens 
thuͤmer m wird durch die Einführung eis 
ner Landwirhtſchaftsaufficht 7 auf 
das wirkſamſte Einhalt getdan, die fich 
ohne fonderbare Koften des Staates wuͤrde 
zu Stand bringen laſſen. Sie koͤnnte 
aus den obern Kreisbeamten beſtehen, 
denen in ihren Kreiſen ein Unterbeamter 
zugegeben, und dieſen die Privatwirth⸗ 
ſchafts beamten untergeordnet würden, 
um in den verſchiedenen Zeiten der Feld— 

Als 


48 E@ 
arbeit, der Aernte u. f. w. dent im ihreft 
ausgezeichneten Aufſichtskreiſen enthaltenen 
Feldbau und andern landwirthſchaftlichen 
Verrichtungen nachzufehben. Der Eutwurf 
einer folhen Landwirthſchaftsauf— 
ſicht iſt zu weitläufe, um ihn an dies 
fem Drte auszuführen. Die Defonos 
mieaufſeher hätten die Vorſchriften über 
ihre Berrichtungen von dem Staate zu 
empfangen : und ift es als ein mwefentlis 
cher Punkt diefer Vorſchrift anzufehen , 
daß es ihnen nicht an Gewalt fehle, die 
nachläffigen Landwirthe durch augenblid- 
liche Vorkehrungen zur Kultur anzuhalten. 
Sn Fällen von Wichtigfeit hingegen, und 
fo oft es darum zu thun ware, gegen 
Landwirthe mit gröfferer Strenge zu ver— 
fahren , müßten fie an den Dberauffe- 
her angewiefen, und auch diefer bei der 
Landesregierung Befehle einzuholen, ver- 
halten werden. 


Pr 
m 23; 


a, Sn der obern Pfalz Harman Feldfhazer, Del: 
meilter, die im MWürrenbergischen ‚Seldftügler - ge: 
nanur werden, Die Römer hatten ibre Cenſores 

ae 


Le 4 


Agrarios: Si quis agrum faum paffus fuerae 
Sordefcere, --Gvequisarborem fuam vineamque habue- 
rat dereliäui; non is sine pena fuit, fed eraß 
‘ opus cenforium, eenforesque ærarium faciebant, 
Aul Gell. N. A. L. a. C. 18, Plinh, o-L, 5-C. ım 


42 Das zweyte Mittel geben die 

Abgaben an die Hand, wodurch nice 
nur der gänzlihen Dedelaffung dee 
Gründe entgegen gearbeitet, fondern zu⸗ 
gleih auch die beffere Beftellung der 
Felder befördert wirdo. Aufjedes File 
turfählge, oder fogenannte beurbare 
Feldſtuͤck muͤſſen die Eutrichtungen UNe 
nachlaͤßlich p, und zwar nach dem mög⸗ 
lichen mittleren Ertrage in Beziehung auf 
die Scholle gelegt ſeyn. Weil die Ente 
richtung unnachlaͤſſlich iſt; fo wird der 
Landwirth in die Nothmendigkeit verfeget, 
fein Grundſtuͤck zu bearbeiten, um nicht 
von einem Grunde zu zahlen, von dem 
er feinen Nugen gezogen hat. Durch die 
auf den möglichen mittleren Ertrag 
in der Steuerregulirung ausge⸗ 
meffene Abgabe, erhält der fleiffigere 

11 Thy OD Land⸗ 


50 %& 


Landmann gewiffermaffen eine Belohnung 
feiner Aemfigfeit, da ein Theilder Früchte 
von Entrichtungen befreyet ift: der nach 
laffige hingegen, welher den Grund 
nicht bis an den mittleren Ertrag ge: 
bracht hat, finder in der dadurch verhälte 
nigmäffig ‚erhöhten Abgabeg eine Beſtra⸗ 
fung feiner Saumfeligfeit. In eben die— 
fer Abfiht wird er auch zur Abtragung 
anderer aufden Grund haftenden Rechte 
anzuhalten feyn, 


© Diefes Mittel gehört alfo auch zur zwepten Uns 
twerheilung. | 


.p Um die Yufmerfiamfeit der Örundobrigfeiten zu ere 

muntern, damit fle nicht zugeben, daß die Grunde 
ftüde ungebaur liegen, find fle durch verſchiedene 
Verordnungen verpflichter, vodnen®rundftücen ihrer 
Unterthanen, fle mögen nun auc wirklich Ödeliegen, 
die Abgaben gu entrichten. : 


a Sin Roh Ackerfeld, worauf ungefähr dren Mehen 
Ausſaat gerechnet werden, kann im Durchſchnitte nach 
dem geringeren Ertrage zu Deen Körnern, nah dem 
mittleren zu vier bis fünf, nach dem beiten zu 

ſechs und jteben gerechner werden, ungeadhter das 
Letztere feltner ift Dieſes Man der Fruchtbarkeit 
angenommen; wenn z.B. auf ein Zoch vier und zwanzig 
Srofhben gelegt wären, Fommen bei der mittleren 
Kultur zu 4 Körner 12, Metzen, mitbin auf einen 
Metzen ver geärnteren Srucht zween Groſchen. Der 

gute 


S 5 


gute Landwirth, der feine Aernte auf daß fechfte Korn 
brachte, mithin 138 Mehen ärntet, bätte 6 Mes 
Gen frey, oder auch auf das ganze unrergetbeilt „ 
entrichtet er vom Meken 4 Kreuzer. Der ſchlechte 
Landwirth hingegen , der gu 3 Körnern gerechnet, 
nur 9 Metzen eingebracht hätte, hätte auf den 
Metzen 8 Kreuger zu entridten, 


43. Wo bei einem Landwirthe die vore 
hergehenden beiden Mittel nicht zureis 
chen, bleibt noch ein Drittes übrig , 
das an fih zwar zu gewaltſam ſcheinen 
dürfte, aber es nicht mehr ift, fobald die 
. gelinderen ohne Frucht find verfuchet wor— 
den Jedes Grundſtuͤck, welches dur 
zwey, oder drey Jahre ungebaut geblies 
ben ‚ ohne daß der Eigenthiimer darüber der 
Landwirthſchaftsaufſicht eine geltende 
Urfahe anzuführen, fähig wäre, Fanıt 
von dem Staate ald verlaffen erfläret , 
und demjenigen zum Kigenthume übers 
laſſen werden, der ſich anbiet, Ddaffelbe 
zu beftellen, Eine folhe Verordnung 
gruͤndet fih auf dag Recht, welches der 
Staat an dem Privateigenthnume der 
Bürger hat, von welchem er feinen ats 
theilmaͤſſigen jährlihen Beitrag zur Er- 
haltung des Ganzen fodern Fann, Es muß 

D 2 ihm 


0 2 


ihm daher an Zwangmitteln nicht gebres 
hen, fein Recht unter allen Umſtaͤnden 
geltend zu machen; und ein Gefeg, wel- 
ches den nachlaͤſſigen Landmann auf den 
Fall einer dreyjährigen Verlaſſung, feiner 
Grundſtuͤcke verlufiigt erklaͤret, kann eben 
fo wenig, als das Verjaͤhrungs geſetz 
von jemanden für eine Beleidigung des 
Eigenthums angefehen werden. Die Si- 
cherheit des Eigenthums wird vom 
Staate nurbedingnißmeife handgehabt; 
wenn nämlich der Privateigenthuͤmer das 
Eigenthum des Staates nicht verleger. 

44: Die Muthlofigkeit des Land« 
mans e hatihren Grund in der Meinungs 
dag feine Mühe verloren if, und er 
die Früchte derfelben nicht für fich 
ärnten werde Es iſt leicht einzite 
fehen, daß ein ſolcher Gedanke feinen 
Fleiß miederfiplagen, fund ihn zu aller 
Arbeit verdroſſen machen wird. Was 
alſo dieſe Meinung herbeiführen, vergröfe 
fern, oder beſtaͤttigen kann, muß aus 
dem Wege gefihaft werden. Die Unſi— 
cherheit des Eigenthums, die = ſ⸗ 

e 


KR - 53 
fe der Abgaben, und die zuſehr Bes 
günffigte Jagdluſt, ſowohl der Lan 
desfuͤrſten, als der Privatbeſitzer, koͤnnen 
als die erſten und hauptſaͤchlichſten Quel⸗ 
len angeſehen werden ‚woraus Muthloſigkeit 
flüffen wird, denen noch die Menge der 
werkloſen Tage zugezählt werden mag. 


&. 52, 


45. Wo die Unſicherheit des Ei⸗ 
genthumss ihren Urfprung inder fehe 
lerhaften Grumdverfaffung eines Landes 
Hat, da wird ed der Geſetzgebung im— 
mer fhwer, dem Uebel zu ſteuern. re 
wägen aber die Brivatgrundherren , 
daß eine folde Verfaffung gegen ihren 
eigenen Vortheil flreitet; fo würden fie 
der Aufhebung derfelden fih nicht wi» 
derfegen. Das Recht, welches fih auf 
einen alten Befiß gründer, iſt ohnehin 
durch die ältren und unverfaͤhrbaren 
Rechte der Meufchheit ſehr zweifel⸗ 
haft gemacht. Wo die Bauern in einen 
gewiffen Verſtaude nur als Pachtin⸗ 
haber betrachtet werden, da glauben bie 

»3 Srunds 


54 Ro ' 


Grundberren fich wohl zu berathen, wert 
fie dem ämfigenLandwirthe, deſſen Grundſtuͤ⸗ 
fe in gutem Stande find, auf den Grund⸗ 
antheil eines nachläßigen verfegen, um 
diefen durch eine Gutthat zu verbeffern. 
Auf ſolche Art hoffen fie dem. Feldbau des 
Einen und Andern geholfen zu haben: 
aber die Folge ift, daß beide zu Grunde 
genen. Der Nachlaͤſſige laßt den feini« 
gen eingehen, weil er nachlaffig ift, weil 
diefe Nachläffigkeie ihm gleihfam beloh- 
nes wird, und er durch fieimmer in ei⸗ 
ne aufrechte Wirthfchaft verfegt zu wer— 
den hoft. Der Aemſige hingegen, dem 
fein Fleiß zum erftenmale - übel befoms 
men, bittet fih wohl, durch neue Vers 
befjerungen zu feiner nochmaligen Bere 
fegung Anlaß zu geben. Da alfo diefes 
Recht auf den Zuſtand der allgemeinen 
Landwirthſchaft einen ſo groffen Einfluß 
bat, fo ifi die Vorfehung nicht zu miße 
billigen, wenn den Bauern wenigftens 
der lebensiängliche Befig des Grundes 
verfihert, und diefe Freyheit der Ders 
fesung aufgehoben wird, 

un Die 


— * 66 


Die bkonom. Beſellſchaft zu Petershurg Hat im Jahr 
1765 die Preisaufgabe beſtimmt: ob es tem 
Staate nützlich iſt, wenn die Bauern Ligen— 
thum beſitzen Ehrt dieſe Frage eine Reaierung ? 
Ehrt fie unfer Jahrhundert? die Menſchheit? 
Die befferenAuflöfungen ‚welde darüber erfbienen , 
And die gefrönte Preisſchrift unter dem Titel: La 
Felicite pnmblique und die von Bearde de 1’ Abba» 
ye. Uber aub die Abhandlungen von Woeluor, 
Mark, Oeder, und Merkel Haben ihren guten Werth: 


45. Auh die Abſtiftungen, welche 
hie umd dort den Grundobrigfeiten, mer 
gen nicht wohl beftellier Wirthſchaft ein— 
geraumt find, koͤnnen als eine Berfaß 
fung angefehen werden, wodurch die Un— 
fiherheit des Eigenthums vergröß 
fert wird. Ich habe an einem andern Orte 
die Furcht, des Grundeigenthums 
entſetzet zu werden, unter die Mittel ges 
rechnet, der Nachläffigkeit der Private 
eigenthümer Graͤnzen zu fegen. Aber fols 
he Abſtiftungen muͤſſen nie von jemans 
den -einfeitig unternommen werden fönnen. 
Es ift nothwendig, daß fogar die öffente 
lihe Dekonomieaufſicht in dieſem Stuͤ⸗ 
cke gebundene Haͤnde habe: um wie viel 
mehr muß den Grundherren die eigen⸗ 
maͤchtige Abſtiftung benommen ſeyn. 

D4 47. 


ER & 


47. Sind die Geld, oder Natu⸗ 
ralentrichfungen fo groß, daß der 
Landmann von feinem Schmweiffe mehr 
nicht, als feine kaum zureichende Noth« 
wendigfeit, uͤbrig zu behalten, hoffen darf; 
fo iſt es ungezweifelt, er wird feinen 
Fleiß nicht färker verwenden, als blog 
um ſich durchzubringen. Er macht wohl 
eher bei fih Die Ueberlegung: man were 
de ihm nicht Hunger flerben laffen : und 
daß da, wo nichts übrig if, Staat und 
Grundherr vergebens etwas zu nehmen 
ſuchen. Die Nothwendigfeit, die Abs 
gaben des Landmanns in ein folhes Vers 
Haltniß zu bringen, welches den Fleig 
ſpornt, nicht niederfchlägt, leuchtet bier 
vorzüiglih ein. Die Zrägheit des Land» 
volks iſt meiſtens die Folgeder Abgaben, 
welche den Bortheil des Staates mit den - 
Vortheile der Kolonen nicht im eine güne 
fige Viebereinftimmung bringen. Die Er⸗ 
fahrung beftättiges e3 zu fehr, wie wenig 
ſtaatsklug der Grundſatz iſ: Der Baus 
er ift dann am Amligfien, wann 
er elend iſt. 

48 


*. 57 


48. Es wird immer unwiederſpr erhlich 
dleiben / daß die freye Jagd mit dem bluͤben⸗ 
den Feldbau ſchwer zu vereinbaren iſt. 
Unberechnet die beſtaͤndigen Druͤckereyen 
der Jaͤgerey, und die daraus euntſte⸗ 
henden fo vielfaͤltigen uͤblen Folgun; 
fo iſt gewiß, daß ein Theil der Felder— 
zeugniffe den Gewilde Preis gegeben 
wird, welcher der nüglicheren Viehſucht 
entzogen ift ; daß die Zeldfrüchte einer 
fiäten Gefahr ansgefegt find, von dem 
Semwilde, amd oft mehr von den Ja gene 
den in der Hise der Verfolgung zeriree 
ten und verwuͤſtet zu werden; daß diefe 
Betrachtung dem Landmanne natürlid) die 
Luft benimmt, feine Felder mit Ilem- 
figfeit zu bearbeiten, und, um das Ges 
wild von feinem Felde abzutreiben e ges 
nöthiger ift, feine Arbeit zu verdoppeln , 
wodurch fie dem Staate auf einer an—⸗ 
dern Seite geraubt wird , wo die Maife 
der Arbeitfamfeit dadurch nugbar hätte 
koͤnnen vergröffert werden, Die gewoͤhn⸗ 
lihen Beichränfungen, wodurch die 
Sefege dieſen offenbar üblen Folgen vor⸗ 

5 zu⸗ 


ss 1% 


zukommen dachten, find immer unwirk⸗ 
ſam befunden worden. Um den übers 
mäffigen Anwachs des Gewildes zu vere 
hindern, bat man die allzugroffe Hegung 
defielben bei Erfegung Des Schadens, 
welcher durch das Gewild den Landmanne 
zugefügt werden follte, unterfagt; auch 
dem Landinanne die Erlaubutß ertheilt , 
ſolches von feinem Felde abzutreiben,uud 
hiezu Humde zu halten. Mau muß die Erfahe 
sung zum Zeugen aufrufen, ob die Er- 
feßung des Schadens jemals die Jagd: 
befiser abgehalten hat, das Gewild in das 
unendlihe vermehren zu laſſen. Der 
Privaterfaß geſchieht meiftens nach 
einer fehr geringen Schägung, welche 
den Landmann - uber feinen Verluſt nicht 
ſchadlos Hält £: der Erfag aber in Bes 
ziehung auf die allgemeine Landeskultur 
iſt ganz unmöglihd wu. Das Wachehal⸗ 
fen, zu welchem: fih der Landmann ge» 
noͤthiget ſteht, um das Gewild vorn feie 
nen Früchten abzutreiben, raubt ihm die 
noͤthige Ruhe, fodert feine Bemuͤhung 
auf einer Seite, wo fie nichts hervor⸗ 
bringt, 


59 


bringt, und entzieht fie nutzbarern Arbeis 
fen, mwodurh dem Staafe immer ein 
fehr grofjer Theil in der gemeinfchaftlis 
chen Maffe der Arbeitfamfeit. entgeht. 
Diefe vereinbarten Gründe follten lange 
fhon Die thätige Befchranfung veranlafs 
fet haben, welche die Verordnung Jo— 
ſephs TI. vom I Jaͤnner 1786 zum Bor: 
theile des Feldbaus in den öſterreichiſchen 
Staaten. der Jagdgerechtigkeit gegeben 
hat: befonders, da ein blofjes fehr_ zwey— 
deutiges Vergnuͤgen einiger Wenigen, 
gegen das wahre Wohl ſo vieler Buͤr— 
ger in Vergleihung gefegt zu werden , 
nicht verdienet. 


4 
* 


eDieſe Schaͤtzung ward von den Beamten oder der 
Jägerey vdesjenigen unternommen , der zu dem rs 
jase verbunden it. Es ift alſoleicht eingufeben , 
Daß te fehr einfeitig gewefen. In einigen Provinz 
zen wollte man dus dad Herfommen behaupten ; 
806 -unter dem Erfage nur die Ausſaat verftanden 
wäre. Durch das neueſte Jagdgeſetz ift die Schä— 
Bung des Jagdſchadens dem Äreisamte und dee 
Bemeinde Übertragen, 


2 Der Erfaß, wenn er auch nach dem wahren Werthe 
gelziftet würde, geſchieht nur dem Privarmanne ? 
Ader bleibe nohimmer wahr, daß dagienige, fo von 
dem Sewilde verderbt worden, in der Summe ‚der 
algemginen Aernte abgehe, Es ift weiter gewiß, daß 

der 


60 * 


der Peeis einer feden Babe zu der vorhandenen 
Menge derfelben im Berbältnifie ſtehe. Der auf 
verfbiedenen Seiten geſchehene Wildſchade kann 
De Menge der Leldbaußrodukte anſehnlich vermin⸗ 
dern, und dadurch eine verhältnismälfige Preiserz 
Höhung veranlaßt Haben, wodurch nicht nur die 
Handlung in eben dem Berhäftnifie gekränket, 
fondern felbft jeder einzelner Verzebrer im feinen 
Unterhalt geiteigere wird, auf welchen fihb dee 
Erfaß gewiß nicht erſtrecket. Es iſt welter nothwen⸗ 
dig, bier zu wiederholen , was bereitd In dem 1+ 
Dande gefage worden: das Zugrundgerichtete geht ents 
weder der Nationafverzehrung ab: in weſchem Fal⸗ 
le der Werch dafür binausfommen wird , wenn ber 
Mationafvergehrung Genüge gefhehen mug : oder. 
ed würde Ausfudrgur gewefen fenn; da bat der 
Staat wenigitend den Gewinn dieſes Werths ver— 
foren. 


49. Die Menge der arbeitlofen 
Zage x hat in allen Theilen der Be- 
fhäftigungen einen ſchaͤdlichen Einflug. 
Da von demfelben an einem andern Orte 
y umfländlicher zu handeln, fih Gelegen⸗ 
heit anbiet, fo nehme ich nur die Anmer⸗ 
kung in Beziehung auf den Feldhau 
mit, dem fie dadurch ein eigenes Hin— 
derniß legen: dab oft die nothwendigſten 
Wirthſchaftsverrichtungen, welche Feiner 
Berfchub leiden, und von denen das gan⸗ 
ze Glüd der Aernte abhängt , unterbleie 


ben muͤſſen, weil z. B. der, nach lange 
au⸗ 


* 61 
anhaltendem Regen, zur Heimſchaffung 
der Saat guͤnſtige Tag gerade ein Feyer⸗ 
tag iſt, und es wenigſtens nur erſt vou 
dem Eigenfinne, oder doch der Willkuͤhr des 
Pfarrers abhängt, ob der Landmann den 
Schweiß eines Jahres verlieren fol , 
oder nicht. Diefer Grund vereiniget fich 
mit fo vielen andern, anf die Verminde— 
rung der Feyertage ernfilih bedacht zu 
feyn. 


Xi4s 
Yı Hbrh, von Manufakturen⸗ 


50. Ze mehrere Beweggründe der 
Armfigkeit des Landmanns zur Bebauung 
feines Feldes angeboten werden , deftp ei= 
friger wird fein Fleiß ſeyn. Der erfie 
Bemweggrund für ihn ift, fein und der 
Seinigen Unterhalt; der zweyte die 
Entrichtung, zu welcher er verpflich- 
tet iſt; der ‚dritte endlich: etwas auf 
den Norhfall zur Werbefferung fei- 
ner Umſtaͤnde, oder für feine Fa» 
milie bei Seite zu legen. EN muß 

en 


62 * 

den laͤndlichen Erzeugniſſen nicht an eis 
nem Anwerthe fehlen, 2 derden Land⸗ 
mann einen Preis hoffen läßt, worin 
er alle drey Beweggründe vereinbart 
\ fieht. Bei Beffimmung diefes Preifes 
ſcheint der Vortheil der xandwirthſchaft, 
mit dem Vortheile der uͤbrigen Hand— 
lungsgeſchaͤfte einigermaſſen im Wider⸗ 
ſpruche zu ſtehen. Iſt der Preis der 
landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe, fen es 
der Lebensſsmittel, oder des Stoffes, 
hoch; fo muß wegen des nothwendigen 
Zuſammenhangs auh jedes Manufaks 
turerzeugniß im Breife fleigen, wodurch 
eine der vorzuͤglichſten Eigenfchaften einer 
Waare, die Wohlfeilheit verloren geht. 
Iſt der Preis der Feldprodufte niedrig; 
fo ift er fir den Landnanı nicht ermun— 
ternd genug; uud dieſer findet feine 
Rechnung beifer dabei, weniger zu ers 
zielen, weil erdann z. B. aus der Halb- 
fcheid der Aernte eine gleihe Summe er« 
halten, und ſih Mühe, Zeit, Aus- 
ſaat u. a.m.erfparen kann. Es bleibt 

alſe 


\ 


Joe. 63 


alſo nur der mittlere Preis uͤbrig, wo 
die Vortheile beider Zweige vereinbart 
werden koͤnnen. Dieſer mittlere Preis 
kann ſeinem Weſen nach betrachtet wer⸗ 
den, oder bloß numeriſch. 


232 


51. Dem Wefentlichen nah, ift der 
mittlere Preis ſtets und aller Orten derz 
ſelbe: derjenige naͤmlich, weldyer mit 
Dem Zuftande der Handlungderges 
ffalt im Werhältniffe fteht, daß 
Dadurch der Landwirthſchaft von. 
dem Gewinne, fo durd die Dand- 
lung Eömmt, ihr ebeumäffiaer An« 
theil zugefendet wird. Diefe Antpeile 
nehmung an dem allgemeinen Vortheile ift 
nicht nur billig,fie ift auch nothwendig. 
Der Staat ift zwifchen den Gliedern der 
Sefellfchaft, nach dem Maffe ihres wech⸗ 
felfeitigen Beitrags zu der allgemeinen 
Wohlfahrt, eine Gleichheit zu beobache 
ten” ſchuldig. Wo diefe Gleichheit nicht 
bepbachtet wird; fehlt es dem verabfäums 
tem 


64 % 


fen Theile an derienigen Aufmunterung, 
welche der Sporn, die eigentliche Seele 
des Fleißes ſeyn muß. Auch iſt, damit der 
Werrh der Ländlichen Erzeugniffe dem 
Berkäufer die’ zureichenden Mittel verfchafe 
fe , feinen übrigen Bedürfniffen Genͤ⸗ 
ge zu leiften, unumgänglich erfoderlich, 
dag nach dem Maffe, alsdie Beduͤrf⸗ 
niffe entweder im Preiſe ſteigen, oder 
überhaupt alsdurch den Wohlftandder Hands 
lung der Wohlſtand der arbeitenden Klaffe, 
und mitderfelben die Zahl ihrer Bedürfniffe 
in einem gewifjen Berfiande vermehret wird, 
der Landınann in dem Preife feiner Erzeug⸗ 
niſſe fo viel finde, um fih die gefleio 
gerten , oder vermehrten Bedlrfniffe zu 
verfchaffen. Wuͤrde durch eine uͤberdach⸗ 
te Seltfeßung des Preifes ihm der Weg 
dazu verfihloffen; fo würde in dem einem 
Falle es ihm am Nothwendigen mans 
geln, wodurch er gezwungen wird, feine 
Arbeit zu unterbrechen; in dem andern 
Falle aber fein Zuftand wenigftend vers 
haͤltnißmaͤſſig ungluͤcklicher, als der Zus 
fand der übrigen arbeitenden a 
ie 


% 65 

Die Klaffe des Landvolf3 wurde alf6 ver: 
laffen werden, weil fie durch Webertre- 
tung zu den andern Klaffen, ihr 2008 zu 
verbefjern, begierig wird. Was zuride 
bleibt, ift unvermögend, oder raͤchet ſich 
durch Traͤgheit an der Ungerechtigkeit der 
Geſellſchaft. 


52. Es iſt daher aus fo vielen Grün« 
den nothwendig, der Landwirthichaff 
durch den miffleren Preis ihren An« 
theil von dem Handlungsgewinne zu— 
frömen zu laffen. Aber die Regulirung 
des mittleren Preiſes kann nicht durch 
Taxen, ſondern durch die wechſelwei— 
ſen Verabredungen der Kaͤufer und 
Verkaͤufer auf den Marktplatze geſche— 
hen wenn anders der Freyheit dieſer 
Kaufvertraͤge keine Hinderniſſe geſtellet 
ſtud q. Wird nun der wechſelnde 
Marktpreis verſchiedener gemeiner 
Jahre miteinander verglichen, 
und durch die Rechnung die Mittel. 
sahl gezogen, fo wird diefes Produkt 
für das numeriſche mittleren Prei-, 

11 Thl. € ſes 


66 I 
fes angenommen, welches nad Verſchie— 
denheit der Umfiände veraͤnderlich if. 


a Ein ſoſchesHnderniß ift unter andern das widerrechtliche 
und araufome Derfommen, in deſſen Beſttze ſich man— 
cher OGrundherr behauptet: Dak nämlich der Grun’s 
hold , ehe er fein Getreid zu Markt bringt, es 
ihm zum Kaufe anbieten muß. 


53. Weil die Reculirung des Prei— 
fes von den Verabredungen der Kaͤu— 
fer und Werfäufer abhängt; fo wird 
fih der Marktpreis immer nach den Maſo 
fe der Anfrace,, und diefer nach der 
Zahl, oder dem Zufammenfluffe der 
Käufer verhalten. Iſt die Zahl der Kaͤu⸗ 
fer oder. die Anfrage zu groß ; fo folgt 
Vertheurung. Iſtes die Zahl der Vers 
kaͤufer; ſo folgt eine Art von Unwert. 
b. Die Borforge des Staates muß das 
ber auf beides gerichtet feyn: daß Der 
Zufammenfluß der Verkaufenden 
nicht zu groß fen; und eben fo daß den 
landwirthſchaftlicheu Erzeugniffen eine 
verhaͤltnißmaͤſſſge Menge von Abs 
nehmern verfihert werde, 

b. ©. Uhhandlung vom Zufommenfluß, 


34 


. 67 


54 Geſchieht der Juſammenfluß der 
verkaufenden freywillig, und wird er 
einzig durch den Ueberfluß der Erzeug— 
niſſe veranlaſſet; fo ſetzet ſich alles ſehr 
bald von ſelbſt in die natürliche Ordnung. 
Verkäufer, welche ihre Rechnung an dem 
Marktpreiſe nicht finden, ziehen fih zu— 
ruͤcke, das Gleichgewicht zwifchen An⸗ 
bot und Anfrase, und mit dieſem Gleiche 
gewichte der mittlere Preis der Märkte 
wird bergeftellt. Aber fehr oft ifi diefer 
Zufommenflug erz wungen: wenn nänt- 
lich, umfeine Abgaben zu einer qemwifs 
ſen Zeit zu entrichten, das Landvolk zu— 
aleich feine Früchte feilzuſchlagen, ge« 
nöthigt if. Je ndher diefe Zeit der Ab» 
gaben: an die Aernten granget , defto' 
gröffer ift der Nachtheil des Landınanng. 
Die Mohlfeilheit der Feldfrichte in ei— 
nem ſolchen Zeitpunfte ce ift eine der vor. 
züglichften Urfahen, die den Feldbau 
zu Grund richten. Alfo hat der Staat 
wicht allein die Abgaben des Feldbaus zu 
mäfigen, fondern auch durch eine Ver⸗ 

E 2 thei- 


68 ®- 


theilung auf verichiedene Beitendem Un: 
werthe der Erzeugniffe vorzubanen. 


€ Die Erfahrung wird diefe Vetrachtung aller Orten 
beftärsigen, Die vorrheildafte Deir zur Kruchtanfaus 
fung bier Landes (t um Michgelqeit, weil 
damals dir Grundbücher gehalten , -und die Abga— 
ben berichtiger werden, Der Unwerth derKeldfrüdz 
te it nicht die einzige üble Folge einer vernachläſ⸗ 
Roten Eintheilung: der Landmann ift dadurch hr‘ 
oft gezwungen , feine noch Febenden Zeldfrüdte, 
oder den Wein am Stocke, für eine Kleinigkeit bins 
zugeben, 5 


55. Die Abnehmer d find erſſens die 
Nrativnalverschrer, dann die Frem⸗ 
den. Nicht genug, daß die Mario ui= 
versehrer überhaupt mit den Landwirth⸗ 
fcheftsproduften in einem  vortheildaften 
Verhaͤltniſſe ſtehen, das ift: daß eine 
ftarfe Bevoͤkerung im Lande ſey; es 
iſt zugleich nothwendig, daß dieſe Bevoͤl⸗ 
kerung verhältnigmäflig zu dem Feldbaue 
vertheilet, und dadurch die Lokalabnah— 
me der Lokalerzeugung gleihfey. Die 
ungleiche Vertheilung der Bevoͤl⸗ 
kerung in einem Staate wird zwener⸗ 
lei nachtheilige Folgen nach fih ziehen; 
Unwerth der einen, und uͤbermaͤſſi⸗ 

gen 


* 44 


gen Preis auf der andern Geite 
Der Unwerth muß nothwendig in dene 
jenigen Gegenden des Staates, in den 
Provinzen folgen , die von DVerzehrern 
fehr entblößt find, wo alfo die urpage 
nach den Erzeugniffen fo gering ift , 

der Käufer durch feine Stellung — 
ſter des Preiſes bleibt, und ſie dem Ver— 
kaͤufer weit unter dem billigen Werthe 
abdruͤckt. Hingegen wird der Zufammene 
fluß der Käufer in den mit Verzehren— 
den überfüllten Gegenden nothwendig als 
Ie Feilfehaften erhöhen, weil die zu— 
groffe Anfrage der Käufer ihn fei- 
nes Abfages verfichert, und in den 
Umſtand verfeget, daß er den Preis vor⸗ 
Schreiben Fann. Der durch den Mangel 
der Käufer veranlaßte Unwerth zieht nas 
tuͤrlich die Muthlofigfeit des Landmanng, 
fein Unvermögen, mithin den Unwerth 
der Landgüter, und zuletzt den Der: 
fall des Feldbaus in foldhen Gegenden 
nah fih. Es ift bier der Drt nicht, 
die ſchädlichen Folgen fortzufegen, wel» 
ehe auf der andern Seite die Ueberladung 

€3 der 


2 
70 — 


tee Verzehrenden dem Staate in mau— 
cherlei Zweigen zuzieht. 


d. 32, 


56. Was daher immer dieſe unglei— 
che Vertheilung der Verzehrenden in eis 
nem Etaate befördert, richtet den Feld; 
bau zu Grund, Es liegt deutlich vor 
Augen, dag den übermäſſigen Zufluß 
der Menfchen in den Hauptſtaͤdten 
ald die vorzüglichfte Urache derfelben , 
verhindern, die Landwirthfchaft begunfti- 
gen beißt, ımd daß diejenigen Staaten 
vondiefer Seite die glüdlichften find, 
welche mehrere Mittelſtaͤdte haben, 
worin fi) der Landadelaufpalt. Diefe were 
den zugleich der Eik der Manufakturen 
feyn, die in den verfihiedenen Theilen der 
Provinzen, als fo viele Mittelpunfte der 
Verzehrung angefehen werden koͤnnen, 
wodurd das Geld in allen Gegenden gleich 
umlauft; die dem Lanndmanne einen ges 
wiffen Abfag und anfiindigen Preis feis 
ner. Zeilfihaften hoffen laffen, und ihn 

durch 


9: 71 
durch dieſe Hoffnung zur Erzielung er- 
muntern. Wo dergleichen Mittelftädte 
in einem Öfate nicht find, da würde 
cs wenigfiend durd andere Wege Möge 
lich ſeyn, die vortheilbafte und noth— 
wendige Vertheilung der Verzehrenden zu 
bewirken: wenn namlih, dem unbediene 
fien Landadel nicht frey flünde, nad 
Wohlduͤnken feine Güter zu verlaffen,, und 
auf beftändig in die Hauptflädte zu ziehen; 
und wenn diejenigen Verzehrer, deren An— 
wefenheit in den Hauptftädten unndthig, 
und in gewiſſem Verſtande ſchaͤdlich iſt, 
die Manufakturen, Armenhaͤuſer, 
Univerſitaͤten, eine groſſe Anzahl von 
Kloͤſternu. m. d. auf das Land verlegt 
wuͤrden e. 


1, S. He Abhandlung von der Theurung in groſſen 
Städten ze, 


57. If ein Staat in verfchiedene 
Frovinzen getheilet, fo Fönnen die Na— 
:tionalabnehmer f entweder aus Der; 
felden, oder aus verfchiedenen Pro— 


vinzen ſeyn. Wird der Abſatz der Lande 


E4 wirth⸗ 


7 2 Pay 


AN 
ea 


wirthfihaft fogar bis auf die Pro— 
vinzialverzehrer hevabgefest , oder 
doch durch Zwiſchenmaͤuthe g die wech— 
felweife Mitheilung unter den Provinzen 
gehindert, fo wird die Anfrage fehr ver- 
mindert werden, und dadurch der Preis 
der Feilfhaften immer fehr niedrig blei« 
ben. Die Provinzialkaͤufer, welche 
verfihert find, daß fie niemand überbie« 
ten kann, werden denLandmann druͤcken, der 
Landmann, um das Gleichgewicht der An— 
frage und des Anbietens herzuſtellen, 
wird ſeine Erzeugniſſe vermindern: auf 
beiden Seiten leidet der gemeinfchaftliche 
Nahrungsftand, und der Staat. Die 
Swifchenmäuthe fönnen nur unter zween 
Geſichtspunkten betrachtet werden : als ei» 
ne Anlage. auf die Verzehrer, oder 
um die Einfuhr der belegten Waare 
abzuhalten. Sind die Provinzen nach 
einer gerechten Gleichheit befteuert, fo 
wird eine ſolche Abgabe die Verzehrer 
der belegten Feilſchaft offenbar ſtaͤr⸗ 
ker anlegen. Sind die Prooinzen ungleich 
belegt, fo werden entweder Urſachen die— 


ſer 


7% 73 


fer Ungleichheit vorhanden ſeyn, welche 
zuvor gehoben werden müfjen; oder Dies 
fe Ungleichheit ift ein Verſehen des Steu— 
erfuſſes: und dann ifi ed immer zu— 
trägliher und ficherer, die Abgabe 
durch Verbefferung des Stenerfuffes aus— 
zugleihen. Die Zwiſchenmaͤuthe als 
eine Abhaltung betrachtet, find ulte 
nuͤtz, wenn eine Provinz die Hilfe 


der audern nicht bedarf ; oder gratis 


fam , wenn dadurch einem Theile 
der Bürger ihr nothwendiger Unterhalt 
unmöglich gemacht, oder wenigfieng ers 
fhweret , und der Nationalverzehrer 
wohl gar veranlaßt wird , feiner Roth 
durch Ankauf bei Fremden abzuhelfen. 
Es gehört alfo unter die unumganglichen 
Ermunterungen des Feldbaues, dag die 
Gemeinfhaft unter den Provinzen eines 
Staates nicht gehemmet fey. 


f65 

g Die Einführung derZwiſchenmäuthe wird ürſprünglich 
darin gu fuchen fenn : daß Provinzen, die vorz 
ber abgefonderre Staaten waren, zwiſchen welchen 
folde Mäuthe befunden, duch Eroberung, oder 
auf andere: Weile in einen Sant vereinvart, und 
die Mäukhe nicht aufgehoben wurden; over au, 


E 5 daß 


74 8 
die Provinzialvorſteher von dem Regenten ſolche 
Abgoben bei der Ausfuhr in der Abſicht erbeten 


baden, um dadurd) die Theurung in ihren Untere 
geordneten Provinzen zu hindern, 


58. Die Anfrage der Nationalkon— 
ſumenten würde aber der Landwirthſchaft 
immer noch nicht denjenigen Preis verz 
fihern, der zur Ermunterung ihres Fleiſ— 
ſes erfodert wird. Es ift gewiß, daß 
die Nationalverzehrung allein nicht 
fo leicht den Anbau aller Gründe, oder 
doch nicht den beſten Anbau nothweundig 
machet. Für den Kopf taͤglich zwey 
rund Brod gerechnet, wird ein Joch 
neh miitierem Erträgniffe der Kultur, 
mithin, zu 6 Korn genommen, auf ein 
Jahr fir zween Köpfe zureichen. Jede 
Duadratmetle konnte alſo, nah Ab⸗ 
zug des nicht für den Feldbau aenüg- 
ten Grundes, und fogar der Brach— 
Felder bis 3000 Menſchen ihren Unter- 
balt verſchaffen h. Ich will jedoch) Pics 
fe Rechnung wegen fo mannigfaltiger 
Verwendung des Kornwerks auf die Halbe 
fibeid berabfegen: welcher groffe Staat 


wenig⸗ 


0} ab 


wenigftens, ift fo fehr bevöffert, dag 
auf jede Duzdratmeile im Durchſchnit— 
te der verfchiedenen Provinzen 1500 
Einwohner gerechnet werden mögen ? 
Der Ueberfhuß der Felderzeugniffe wuͤr— 
de alfo ohne Abnehmer bleiben, wenn, 
nah dem befriedigen Bedinfniffe der 
Nationalverzebrer nicht au Auswaͤr— 
tige abgeſetzt werden koͤnnte. Die Hoff— 
nung dieſes Abſatzes allein kann dem Land— 
mann/- zur Bebauung allev Gründe ſo— 
wohl, als zur beſſeren Bebeuime der— 
felben Muth machen, und diefe Hofe 
nung wird durch die Freyheit der 
Ausfuhr belebt, unterſtützet. 


h Diefer Uiberſchlag hält einigermaſſen dag Mittel 
zwischen der Berechnung 2. Probſt Süsmilhs, der 
2750. und Vaubans, der eine franydfiiche Meile ge— 
gen die deuriche berechnet, für jede Meile 236r, 
Köpfe annimmt. 


50. Die Meinungen der Zeiten, der 
Staaten , der Schriftſteller find iiber 
den Vorthei des freyen Kornhan— 
dels, und über Die Graͤnzen der 
Freyheit nicht vereiniget. In Altern" 

Zei⸗ 


76 N. : | | 

Seiten hat man die Landwirthichaft nir⸗ 
gend mit Ausſicht anf die Handlung 
geisieben. Das Beforgniß vor eigenem 
Mangel dat die Ausfuhr des Korns 
lange beſchraͤnkt, und den Kornhandel 
nach den Regen einer aͤngſtlichen Marft: 
anftalf geleites. Schriftfieler von An— 
fehen und Einfiht hingegen haben Die 
Vollkommenheit dieſes Zweiges von ei- 
ner unter allen Zeiten und Umſtaͤnden 
unbeſchraͤnkten Handelsfreyheit abhaͤu⸗ 
"gig gemacht. Go entgegenſtehende 
Grundfaͤtze zeigten in der Ausuͤbung die— 
ſelben Folgen, nur unter verſchiedenen 
Umſtaͤnden. Die geringe Ermunterung 
der Landwirthſchaſt in Staaten, wo der 
Abſatz auf die Nationalverzehrung einge— 
ſchraͤnkt war, beſchraͤukte auch die Erzielung 
und foͤrderte den Mangel , den man 
beforgte, um deſto gewiſſer und um fo 
früher herbei. Bei einer unbeſchraͤnkten 
Ausfuhr aber ward oft das Beduͤrfniß 
der Natonglver zehrungFremden zuge« 
füͤhrt. Die Aſicht, wie die Wirkung 
der freyen Kornausfuhr muß ſeyn: dem 

hei 


20, 77 


Theile den Abfas von auſſen offen zu 
laffen, welcher des Landwirthſchaft ei— 
nen zur Erzielung ermunternden Preis 
fiherftellet, ohne der Nakionaider- 
sehrung den Unterhalt zu erſchwe— 


ren. Und diefes vereinbaret ſich in einer 
Freyheit der Ausfuhr i, welche nicht 
durch eine beftimmte Menge, fonderu 
dureh die Erhöhung über.dven Mits 
telpreis ihre Orangen erhält. Der Ang: 
druck diefes Satzes in der wirklichen Anwen— 
dung wird ſeyn: Jedermann hat Die 
Srepheit Korn auszuführen, o lan⸗ 
geder Preis auf (genannten) Maͤrkten 
Den Preis von — knicht uͤberſteigt. 


i Die Bekonomiften, ein Zweig dre Enenflonehis 
ſten, fotern eineunter allen Umftänden frepe Yuds 
fuhr. Aber dreie iſt in der Thar ſelbſt ein Unding. 
Wenn Mangel im Lande tt, wird immer 
nicht ausgeführr: und eine Regierung, die eine 
allgemeine frene Ausfuhr verdeiffen hätte, wiirde 
ihre Zuſage in ſolchen Umſtänden nichr erfüllen kön— 
nen, denn fie muß den Unterhalt des Volks ver— 
fihern. Die Ausfuhr, die nur mit Ueberflug ge— 
ſchehen fann , höre anf, wo ein Staat felbft auf 
das Nothwendigſte herabgefegr ift. 

Als einer der wichrigften Griinde für die unbe: 
ſchränkte Ausfuhr wirdangeführt: Das, wenn dur 
sie Beihränfung der Ausfuhr auf einen gewiſen 
Preis die Freyheit zu handeln, ungewiß gemacht 
wird D 


78 S 


wird, nicht leicht jemand magazinirt, mithin 
auch der Landwirth nicht auf eine unſichere Abnah— 
me zielen wird. Man ſchiebt hier einen unrichtigen 
Ausdruck Hei Beſtimmung ded Beweggrun— 
des, jur Magazinirung bet dem Zandelsnmann 
und zur Erzielung bei demLandwirth unrer : Jener 
mogaqzinirt, diefer erzielt nicht, um auszuführen, 
fordern nur um für einer anſtändigen Preis, und mit 
Gewinn zu verfaufen. ft die Ausfubr ren, io 
wird ausmwartg verfaufr: tft le geinerrt , fo it der 
Preis von innen höher, wud feiner Abſicht gemäffer. 
Man rufr befäntig: Staaten, wo vollefrenbeit tt 
baben nie einen Mangel empfunden. Man nenne 
Bob diefe Staaten ! folde die einigen Seldbau 
und unbefbränfte Srenbeit der Ausfuhr haben. 


k Der Mittelp-eis ift bier der Preis, wo die Mas 
nufafturen dur ihre Wohffeilbeir von in und 
auflen die Hlitwerbung von Fremden nicht ju bes 
fürdten hatten. » 


60. Bei diefer Anordnung wird von 
dem Gase ausgegangen: Daß der 
Mittelpreis ein Zeichen Der zurei— 
chenden Feilſchaft iſt. So lange fich 
alfo diefer Preis auf den Märkten ers 
halt, iſt Fein Mangel zu beforgen. 
Wuͤrde zuviel ausgeführt, fo ift der 
Staat durh den fieigenden Marktpreis 
davon unfehlbar, und ſogleich benad- 
richtiget. Aber foaleich fängt auch das 
Gegenmittel zu wirken an: die Ausfuhr 


h * 
Pin = 


“ 


3% 79 


boͤret auf: mas fonft ausfloß, ſtroͤmt 
auf die Nationalmärfte zmrüd : dieſer 
Zuwachs der Feilfhaft macht den Preig 
finfen, der Mittelpreis und mit ihm die 
Freyheit zur Ausfuhr ift wieder hergee 
ſtellt. 

61. England hat im Jahr 1689 an— 
gefangen, den übrigen Nationen dag 
Beifpiel zu geben, daß. die Frenheit de 
enswärtigen Kornhandels nicht nur den 
Landmann in feinem Fleiffe unterſtützen, 
fondern auch den Aderbau zu feiner 
Vollkommenheit zu bringen , fähig iſt Z 
Zwar baden auch andere Stasten feit 
diefer Epoche es ſich ſtaͤrker angelegen 
feyn laſſen, den Aderbau zu unterſtuͤ⸗ 
gen: und es iſt durch diefe allgemeine 
Benrühung der auswaͤrtige Kornhan— 
Del ungemein erfchmweret word:n. Um 
defio mehr alfo muß der Gefeggeber 
die inneren Dinderniffe heben, und 
feine Handelsleute von auffen umterfits 
gen. Es ift nicht möglich, einen aus— 
waͤrtigen Kornhandel ohne Aufſchuͤt— 
tung des Vorraths zu begreifen. Die 

Frey⸗ 


go * 


Freyheit Korn auf zuſchuͤtten, muß alſo 
nicht beſchraͤnkt, der Stand der Korn— 
haͤndler nicht mit den verhaßten Be— 
nennungen bezeichnet werden, die fol- 
chen Zeiten ihren Urfprung fihuldig find, 
wo die Fruͤchte des Feldbaues kei— 
ne andere Beftiimmung hatten, als den 
Unterhalt des Volks. Da die Ausfuhr 
des Getreides an den Graͤnzprovenzen 
geſchieht; fo ift bier ein neuer Grund, 
die Verführung des Korns , aus. eis 
ner Provinz in die andere, wicht durch 
Zwiſchenmaͤuthe zu hemmen, damit durch) 
di:fe Verſchiebung die Weberbringung er— 
leichtert werde. Zur Wohlfeilpeit der 
Ziviichentransvorte leiften die Kanaͤ⸗ 
le, wodurd ‚die Landflüͤſſe vereinigek 
find, groffen Vorſchub. Endlich, weil 
men in jedem Zweige der auswaͤrtigen 
Handlung Mitwerber bat, welche, bes 
fonders anfangs, den Worzug ſchwer mas 
chen; foiftvon Seite des Staats Unierftü- 
gung nothwendig, wodurd die Natio- 
nalyandelslente mit den fremden Mit- 
werbern wenigfiens in gleichem a 
e 


% 8: 

fe zu verkaufen, in Stand gefest were 
den. Es ift nicht genug, dag das Korn 
bei der Ausfuhr mit feiner Abgabe 
beſchweret, es ift nöthig, daß auf die 
Ausfuhr eine Prämie, die der Han— 
delsmann zum Derfaufpreife ſchlaͤgt, fo 
lange ertheilt werde, bis er in der 
Menge des Verkaufs für ſich feldft die 
zureichende Aufmunterung feiner Untere 


nehmung finder. 


1 Die andern Nationen abmten dieſes Beifpiel fpät nach. 
Zwar ſchon im Jahr 1695 erichten in Frankreich eie 
ne Schrift zu Bunft der fregen Ausfuhr: es folgte 
1739 eine Borftellung , und ein gedrurfted Memoire 
im Jahre 1748. Endlich im Jahre 1754 ward die 
Ausfuhr aus einigen Häfen von Languedoc erlaubt, 
Man erhbub jedoch bald über den Vortheil dieſes 
Handels Zmeifel ; das Werf: Effai fur la police 
gererale des grains fchien in der Abſicht 'geichriee 
ben, Dieje Zweifel zu jerſtreuen. Die häufigen 
Schriften der Defonomiften , und vorzüglich dee 
Ami des hommes von Mirabeau verbreireren, des 
gezwungenen und big zu einer Art ven Pedans 
rismus gefünftelten Vortrags ungeachtet, einiges 
Licht über dieſen Gegenſtand, und ohne Zweifel 
it diefen Schriften die Verord. vom Io. Auf. 
1764 yzuzujchreiben, durch welde ter Kornhandek 
frengegen ward , fo lange der Preis durch S 
Märkte bintereinander, nicht auf einen beunrubis 
genden Preis fteigen würde. Die bald Darauf 
beinahe zu einer Hungersnoth fkeigenden Preife was 
ren nicht die Wirkung der Ausführ, Die aleiche 
zeirigenSchriftfteller und die Unterſuchung der Parla— 
mente fanden die Urſache der Noch, in einem Vor— 
kaufe, den unwürdige Monopoliſten ſelbſt im Nas 
men Ludwig XV. ausübten, 

1l- Thl. * 62 


7) 


82 — 
- 62. Ein guter Theil des Erdreich 


iſt in den meiften Staaten verfchiedener 


Urfachen wegen, und unter mancerlei 
Benennungen in dem Beſitze des Star 
tes geblieben. Diefedem Staate anges 
hörigen Gründe find entweder fogleich der 
Kultur faͤhtg, oder fie erwarten eine 
vorhergehende Anftalt, durch welche fie 
zur Kultur gefchiekt gemacht werden: 
oder endlich, fie find zur Bearbeitung 
ganz untauglich. Nach diefer Unter- 
Scheidung werden auch die Torfehrungen 

unterſchieden feyn muͤſſen. 


m 23 


63. Unter den bereis gebauten Grün» 
den werden Landgüter, Mayerhoͤfe, 
and ſolche landwirthſchaftliche Stuͤcke 
verſtanden, welche Domaͤnialgruͤnde 
genannt werden. Alles, was von den 
großen Ländereyen weiter unten wird 
gefagt werden, iſt bier gleihfall® au» 
wendbar, weil die Verwaltung der Do⸗ 
maänialgründe nach eben den Grunds 
ſaͤtzen geſchehen fol, wie die Verwal— 

fung 


S 83 


fing der Privatgruͤnde. Man muß bier 
nur vorhineia erwähnen: das der Reg 
gent zur Zerſtuͤckung feiner Gründe, 
and der Eintheilung unter Bauern vor 
allen andern fhreiten kann, weil der Vor— 
theil der vergröfferten Bevoͤlkerung 
vorzüglich für ihn iſt, und er, went 
gleid aus der aeraden Nusung weni—⸗ 
ger gezogen wuͤrde, den Erfag durch die 
mittelbare Vergröfferung der Einkünfte 
zu erwarten hat. Die Privatgrund— 
befiger werden daher ihren Blick ims 
mer nah ihm gekehret haben, und fo 
lange an dem Bortheile der Grundzer- 
ſtuͤckung zweifeln, bis fein Vorgang 
ihnen das DBeifpiel giebt, und der Erf 
folg aufden Domaäntalgründen fie davon 
überzeuget. Groſſe Strecken koͤnnen haupt⸗ 
ſaͤchlich uur da ungebaut bleiben, wo es an 
Händen zur Kultur, an Landvolk gebricht. 
64. Das Verhältriß des Landvolks 
fowohl zu dem Feldbaue als zu der 
übrigen Volksklaſſen und Beſchaͤf⸗ 
tigungen haͤngt von zu verſchiede⸗ 
nen, zu ek: ae, 
2 ab. 


84 & 


ab, als daß eine allgemeine Beſtim⸗ 
mung defielben möglih wäre. Die 
phyſiſche Belhaffenheit des Bodens , 
der Zuftand der Landwirthfchaft über- 
haupt, die Viehzucht u. d. g. flieffen 
anf Daß erftere, der Zufland der in— 
neren und dufferen Handlung auf das 
zweyte wefentlih ein. Aber, wann nicht 
andere politifche Hinderniffe in Weg 
treten, laͤßt fih in jedem Lande, wo 
Erdreih ungebauf liegt, oder wenig: 
fiend, wo der Boden nicht die beſte Kul⸗ 
fur empfängt, fchlieffen, daß ed dem 
Feldbaue an Arbeitern mangelt 2. Die 
Klaffen, die fih auf Koften des Land— 
Volks vergröffern, find Prachtfünfte 
und andere minder nothwendige Be- 
ſchaͤfti ungen, das Dienſtvolk, die 
Armeen. 


® Das Berhältniß des Landvolks überhaupt muß aus 
der Beſtimmung der Klafle feftgefeßr werden; diefe 
ift! Erzielung der Lebensmittel und ded Stoffe. 
Dielleiche , daß manin der Anwendung auf fols 
gende Art zu einem numerifchen Derhaltniffe ges 
feiter werden fönnte ; Man nimmer an; ı Kopf, 
kann ganpwohl 4 Joche bauen , welbe bei gutem 
Bau, die Ausfaar für das Joch zuz Meken , das 
Erträgniß nur zu 6 Körnern gerechnet, 
ng 


I 85 


ſchlag der Ausſaat'so zur Verzehrung geben, Das 
Bedärfniß der Verzehrung im Mitrel zu 6 gerechnet, 
„erzielte ı Kopffür Io; alfo , wenn nur Brod nöthig 
wäre,ftündedasBerbältnißdestandvolfäwie derzehns 
te Kopf» Aber da auch Stoff erzielt werden, da daß 
Landvolk fo viel zur Ergänzung anderer Klaflen ab» 
geben muß, fa glaubeih nicht zuviel zu fordern , 
wenn ih das Verhältniß ded Land volks zu den zübris 
gen Klaſſen, wie 3. 3u 4. annehme, 

Ich will diefem allgemeinen Sat ein Beifpiel aus ete 
ner der gröfferen Provinzen der ÖfterreihifhenSGrans 
sen benfigen, Wenn man die Population von Böhse 
men zu dem baubaren Belde berechnet: don dee 
erften alles, was nicht zum Landvolke gehört,und vor 
den letztern allen Ratım zu Wäldern, Teiden , Strafe 
fen, Gebäuden , Tuitgärten,, Safanerien , W.d.% 
abgeſchlagen, fo finder fih auf jeden Kopf ungefäbe 
i5. Strich Ausfant, das iſt 16555. Schub in GOevier⸗ 
sen. Auf ein Soc hierländisher Ausmeſſung 2 Strich 
gerechnet, find beilaufig 7 und ein halb Tod 
auf einen Kopf. Wie it ed wohl möglich , dad zwo 
Hände fo vieles Erdreich beitellen fönnen? Die Rö— 
mer rechneten auf eine ganze Bamilie zwey lugera, 
das ift, nah Berehnung des Prof. Celftus 2000. 
Schuh. Na diefer Eintheilung fönnte das Königs 
reihb Böhmen fiebenmal fo viel am Landvolke ents 
halten, für jede römische Familie nur einen Kopf 
gerechnet. 


65. Hauptſaͤchlich haͤngt es von den 
Polizeyanſtalten ab, daß die weniger nuͤtz⸗ 
lichen Klaſſen den nutzbareren nicht die 
nothwendigen Haͤnde entziehen. Uebri— 
gens wird es dem Gefeggeber leiht , 
die Brachtfünfte durh Erhöhung der 
Abgaben in. ihren ordentlihen Schranu— 

33 fen 


86 5* 


ken zu erhalten, oder ſie dahin zuruͤck— 
zuweiſen. Der Ueberfluß des Dienft- 
geſindes entoölfert das offene Land 
fihtbar, und raubet fowohl dem Fels 
de Die Arbeiter „ als der allgemeinen 
Bevölkerung einen anfehnlihen Theil ih— 
res jährlichen Zuwachſes, weil die Here 
ren bei der groffen Anzahl des Dienfke 
gefindes die Graufamkeit haben, daſſel— 
be von der Ehe zuruͤckzuhalten. Auf die— 
fe Weiſe giebt das Land jaͤhrlich einen 
Theil des Volkes an die Städte ab , 
vhne von daher jemals nur einen Kopf 
zurüczubsfommen. Wenn diefer Betrache 
fung noch eine zwente beigefellet wird : 
dag namlich auch die Slaffe der Haud- 
werker und Manufakturanten vielfaltig 
aus dem jungen Landvolfe ihren Zu— 
wahs erhält; fo werden der Geſetzge⸗ 
bung Feine Mittel überflüffig ſcheinen x 
dieſem Uebel abzuhelfen, 

66. Man haf vorgefchlagen : anf 
die Köpfe des Gefindes eine Abgabe 
zu legen, und dieſe Abgabe nach der 
aa und Klaſſe der Dienftleute, ſo— 


gar 


S 8 


gar nach ihrer Gröffe zu erhöhen 0. Was 
auf einer Seite durch diefes Mittel vere 
beſſert wuͤrde, dürfte vielleicht auf der 
andern verfchlimmert werden. Der mifs 
telmäffig begitterte Bürger würde zwar 
verhindert, fein Dienfigefind zu vermeh— 
ven; aber ein groffer Theil der arbeitenden 
Klaffe wiirde auch in die Unmöglichkeit ver⸗ 
feget, die unentbehrlichen Gehülfen feiner 
Befchäftigung beizubehalten : oder wenige 
fiens würde eine Dienftgefindtare auf 
die Vertheurung der Waare Einfluß 
haben, und ihren Abfag vermindert. 
Wären aber auch diefe Folgen nicht zu 
beforgen ; fo ift immer gewiß, dag man 
das Heilmittel nicht an dem eigentlie 
hen Drie der Wunde anmwendete, Die 
gemeinere Klafje des Volkes, und der 
mittelmäffigen Beguͤterten find es nicht, 
welche diefer Einſchraͤnkung nöfhig has 
ben; die Eitelkeit und Unterfheidungse 
begierde der höheren Klaffen hat die 
Namen, wie die Anzahl des Gefolg$ 
in das Unendliche vermehrt. Durch die 
Vertheurung würde diefer Theil der 
34 Pracht 


88 &% 

Pracht für fie um deſto reisender, je 
mehr fie ſich dadurch über andere weg⸗ 
zufegen glaubten. Ein Gefes, welches 
die Zahl und Gefchlecht des Dienfte 
gefindes nah Verſchiedenheit der oberen 
Klaffen feftfegete, und nur dem arbeis 
senden Theile der Bürger die Frenheit 
unbefchränft Tieffe, fein Geſind nah 
Willkühr zu vermehren, wide die er— 
wünfchte Folge mit mehrerer Zuverſicht 
hoffen Taffen. 


o Nickols Avant, & Defav..de la france &c. edit 
nouvelle d’ Amft. p. 286 dt 286% 


67. Die Rekrutiruug der Armeen 
geſchieht aller Orten hauptfählih durch 
das junge Landvolf, mit Looszie— 
bung, Stellung, oder Werbungen. 
Daher find die Armeen, jemehr fie auf 
der einen Seite zur aͤuſſeren Sicherheit 
der Staaten vergröffert werden, deſto 
nachtheiliger auf der andern. dem Feld- 
baue, von welchem fich die Folgen auf 
den ganzen Nahrungsftand verbreiten 
müffen. Ohne Zweifel wird es der Land- 
wirthſchaft empfindlich fallen, wenn fie 

eine 


% 89 


eine fo “groſſe Anzahl, gerade der ge— 
ſuͤndſten amd arbeitfaͤhigſten Menſchen 
entbehren muß, die ihr beſonders, wo 
Kapitulation nicht eingefuͤhet iſt, unter kei— 
nem andern Bedingniſſe zuruͤckkommen, als 
dag fie unbrauchbar, und folglich ihr 
zur Laft find. Fabrikanten aenieffen 
in verfihiedenen Staaten eine Befrey— 
ung von Werbungen, um dadurd 
die Fabrikation zu begunftigen. Wäre 
nad einem folhen Beifpiele nicht anzu— 
rather, dem Landvolke eine ähnliche 
Ausnahme zu geffatten, und wenige 
ſtens dem. Landwirthe feinen einzigen 
Sohn, der den Grund baubar erhält, 
weder in eitier gewaltfamenr Werbung 
wegzimehmen , noch felbft, wenn er fi) 
freywillig , wie e8 genennt wird, unter— 
halten läge, ihm anzunehmen? Es witrde 
darum dem Soldatenſtande niht an dem 
noͤthigen Zrwachſe fehlen, weil e3 in 
jedem Staate eine nur zu groſſe Menge 
unbefchäftigter Leute giebt, die bier an 
die Stelle der nothwendigen Feldarbeis 
ter freten konnten 


85 68. 


90 & 


68. Es leuchtet zu gleicher Zeit Deu 
ih ein, dag die Kapitulirung der 
Truppen dem Feldbau weniger fhadlich 
ift, ald wo der Soldat auf Lebenslang 
angeworben wird. Wenigftens ift nad 
Bollendung der Kpitulations Jahre zu 
hoffen, dag ihm ein Theil feiner Arbeis 
fer wieder zurückgeſendet wird, odgleich 
auf einer andern Seite die Anmerkung 
fid nur alfzufehr beftättiget, daß Dies 
jenigen, welche einen Theil ihres Lebens 
unter dem Kriegsheere zugebracht haben, 
felgen wieder ſich entfließen, zu dem 
Pfluge zuruͤckzukehren. Die Urfache die— 
ſes Wiederwillens liegt vielleicht eigent— 
lich in dem unbeſchaͤftigten Leben, deſ— 
fen fie waͤhrend des Soldatenſtandes ges 
wohnet werden, und welches fie bei ih- 
rer Widerfehr zu jeder Arbeit, mo nicht 
unfähig, wenigſtens träge made, Go 
viele Gründe vereinigen ſich von allen 
©eiten den Soldaten zu Friedensgeiten 
zu befchäftigen, und ihn bei dem Baue 
der Straffen, der Feflungen, bei Gras 
bung der Fluͤſſe, u. d. g. Arbeiten zu 

ver⸗ 


o 91 
verwenden. Neben dem eignen Nu— 
gen, den er ſich dadurch ver- 
fhaft, da ihm fein Tagwerk bezahlt 
wird, ſcheint Diefes das zuträglichfte 
Mittel, dem Feldbau die durd die Armee 
entzogenen Sande gleihfam zu erfegen , 
weil die. Soldaten nun an die Stelle ders 
jenigen treten, vie ohne fie, von dem 
Landvolfe zu folhen Arbeiten hätten mifs 
fen verwendet werden. Wo fih zu Dies 
fen Befhäftigungen die Öelegenheit nicht 
anbietet, ift es wenigfiens wohl gethan, 
die Soldaten auf einige Zeit zu beur— 
lauben. damit fie in ihren Geburtsor- 
ten durch ihre Arbeit etwas zu der Felde 
wirthſchaft beitragen. 

69.Des AnbausfähigeSründe bleiben 
oft nur ans Mangel der Bewohner und 
der Kultur, öde. Bei Fleinen Stuͤcken, 
die alfo irgend zwiſchen angebauten 
Gründen liegen, ift es blog darum zu 
Chun, fie zuzutheilen. Es werden 
fid) gegen einen geringen, allenfalls auch 
ohue Kaufſchilling, gerne Befiger finden, 
die fie aufveiffen und bearbeiten, 


70, 


92 or 


70. Zum Anbau groſſer Landftres 
cken aber wird unmittelbar eine Verpflau: 
zung von Menfchen, und die Anlegung 
neuer Drekichaften erfodert, wobei 
man anf zweyerlei Art zu Werk gehen 
kann % entweder, daß fogleih eine bes _ 
trächtliche Menge Menfhen in ſolche 
Geaenden verfendet, oder daß damit 
nur ſtuͤckweiſe verfahren wird. Die 
erffere Ark ſcheint hier nicht. zuträglic. 
Denn, obgleich eine Menge fih über— 
haupt leichter in verſchiedenen Fällen 
die Hand bieten kann, fo iſt aber zu— 
gleich zu betrachten: daß eine grofle 
Menge ſchwerer zu umnterfiügen p, die 
Noth der Menge auch fehr abfchres 
ckend ; daß die Verwirrung bei einer 
Menge immer gröffer, und es Daher 
auch unendlich fihwerer ift, eine Drds - 
nung zu beobachten, ohne melde ſich 
gleichwohl nie ein. glüclicher Erfolg hof— 
fen läßt; dag folhe Verſuche mißlin- 
gen fünnen, und dann für den Gtaat 
fehr Eofibare Fehler find, welde zu— 
gleih eine Gegeudübel berufen ee 
5 nd⸗ 


2 93 
Endlih iſt es der Klugheit überhaupt 
gemäffer, jeden Verſuch im Kleinen 
anzuſtellen. Noch eine Betrachtung iſt 
hier nicht gering zu ſchätzen: daß es 
namlich  fehr ſchwer ſeyn wird, eine 
groſſe Anzahl Menfchen zu finden, die es 
wagen follte, fih in ganz ungebaute 
Gegenden zu verpflanzen, von denen 
ihnen immer ein Zweifel übrig bleibt, ob 
Erdreih und Luft dem Fleiſſe und der 
Gefundheit zufogen. 


p Eines von den belehrenſtenBeiſolelen it die no in 
dem Umfanae unſers Andenkens verſuchte Anpflane 
zung der Guiane, womit Rranfreich nach dem 
Krieden von Sontainebleau feinen Verluſt in 
Amerika erießen wollte. Zwölftaufend Menſchen 
wurden ausgefcift, und in nicht langer Zeit hats 
sen Mangel, Zibe, Feuchtigkeit, Krankheiten bie 
ganze Menge nufgerieben. 


71. Die ſtuͤckweiſe Berpflangenz und 
Anbauung zeige dem Staate eine vor— 
theilhaftere Ausſicht. Es wuͤrde eine 
Gegend gewaͤhlet, welche der neuen Kos 
Ionie die hauptſaͤchlichſten Nothwen—⸗ 
digkeiten anzubieten ſcheint. Wo es 


moͤg⸗ 
DIR 


94 * 

moͤglich iſt, unferne eines Fluſſes, 
der in die Zukunft die Gelegenheit zu 
einer kleiuen Handluug geben kann, we— 
nigſtens an einem groſſen Bache, der 
Muͤhlen, oder anderer Waſſergebaͤu⸗ 
de, und der Brunnen wegen, für 
Vieh und Menſchen zutraͤglich iſt. Es iſt 
noͤthig, auf eine Waldung in der Naͤhe 
zu ſehen, die den Ankoͤmmlingen Bau— 
und Brennholz reichen koͤnne. Es 
wuͤrde ſogar nuͤtzlich ſeyn, wenn Thon⸗ 
erde zum Ziegelſchlagen irgend zur Hand 
wäre. In eine ſolche Gegend nun , 
fendete der Staat zwar arme, aber ihm 
befannte , arbeitſame, des Zeldbaus 
findige Landleute, an der Zahl vielleicht 
nicht über zehn. Er lieg ihnen an dent 
Drte ihrer Beſtimmung vorher einige 
Wohnplaͤtze zu Stand richten, damit 
fie nicht fogleih durch das Bild der 
Muͤhſeligkeit abgeſchreckt wuͤrden. Gie 
fanden da den Fundun inftructum „ 
und es würde ihnen mad) einer gewiſſen 
Richtung erlaubt, foviel Erdreih zu 
bauen, als fie koͤnnten, amd was fie 

bau⸗ 


% 9 


Haueten, wuͤrde dann ihr Eigenthum— 
Zur Pflanzung von Fruchtbaͤumen, oder 
zu andern Unternehmungen, welche eine 
laͤngere Zeit fodern, bevor ſie Vortheil 
geben, wüͤrden fie duch Belohnun— 
gen aufgemuntert. Nah dem die Ges 
gend es geftatteie, hätten fie Horn—⸗ 
and Mollvieh in ihre Höfe zu empfan- 
gen, fowohl um ihren Grund zu beftellen, 
als auh eine Wichzucht anzulegen. 
- Zur Auffiht wurde ein Mann mitge— 
ſendet, von deffen Einfichs und Treue der 
Staat verfihert wäre. Es iſt ganz 
fein Zweifel, daß eine folhe Kolonie 
ihren guten Fortgang haben wirde. In— 
deffen müßte man nicht eilen, ſondern 
die Folgen ihres Fleiffes reifen, und 
fie zugleich den MWechlel der Witte— 
rung und der Fehljahre abwarten laſ— 
fen. Durch eine Zeit von zehn oder 
zwölf Jahren wäre dann bier ein wohl 
gegriindetes Dorf. 

72. Nah diefer Vorbereitung wuͤrde 
mit Verfendung einer beirächtlicheren und 
gröfferen Menge Neuſchen forigefabren, 

Es 


96 & 

Es ift wohl zu erwägen, daß zu dent 
Gedeihen folher Pflanzörter Fleiß, und 
eine Art von Rechtſchaffenheit an den 
Kolonen nothwendige Eigeufchaften find. 
Strafbares Gefindel wird alfo bier nicht 
zu brauchen feyn, mit welchem allenfalls 
Verſuche an ungefunden Gegenden ge— 
‚macht werden möchten, Zu Kolonen wers 
den Leite mit Kindern vorzuziehen feyn. 
Diefe zweyten Kolonen müffen auch nicht 
hilflos gelaffen werden. Aber wofern 
die Hilfe in Geld geleifter wird; fo 
feget fih der Staat fehr oft der Gefahr 
aus, dieſes Geldes verluftig zu werden. 
Geld ift zu dem ohnehin wenig in einer 
Gegend nüse, wo man dafür nichts 
zu kaufen bekoͤmmt. Alſo wird die Un— 
terſtuͤtzung abermal in Naturalien, in Vieh, 
Getreid, zum Anbau ſowohl, als zur 
Nahrung, beides auch auf den Fall 

eines nicht ſogleich gluͤckenden Feldbaus, 
und in Ackerdaugeraͤthſchaften be 
fiehen, auch auf eine gewiffe Zeit über 
die eingemefjenen Gründe eine Befreys 
‚ung von allen Abgaben ertheilt werden 
mufe 


vo, 9 
muͤſſen. Die an dem Drie der Anpflans 
zung ſchon gegruͤndeten Höfe Haben 
ver Gegend das Abfchredende einer Einde 
de bensmmen, und dienen den. Letztan⸗ 
Eommenden zu einem Beweiſe, daß ihre 
Mühe nicht vergebens ſeyn wird, wel⸗ 
ches naturlich ihren Fleiß ermuntern 
muß Wo fie Hilfe oder Raths Hedkife 
fig ſind, mögen fie ſich bei den älteren 
Kolonen darüber erholen, welche auch 
vom Staate zu Aufſehern und Leitern 
der Kolonie mögen beſtellt werden, 
Mar fieht leiht, daß fih Die Solgen 
dieſer DVerpflanzung nah dem Berhäfg 
niffe der Menge erweitern würden. Die 
mitfommenden Kinder wuͤrden aufwach— 
fen: denjenigen, welche beirathen, und 
eine Haushaltung errihten wollen, wuͤr— 
deein Stuͤck Feld zugemeffen, wozu ihnen 
die beiderfeifigen Aeltern , deren Viehzucht 
indefjen vermehrt ift, "ganz wohl Vieh 
und andere Nothwendigkeiten mirgeben 
koͤnnen. Auf folhe Weife wird die Ers 
weiterung des Anbaus immer vor ſich 

II Thl. G gehen 


98 % 


gehen, bis die ganze Strecke in eine 
fruchttragende Gegend verwandelt wor⸗ 
dem, 


73. Des Anbaus noch nicht fähi- 
ge Strecken, die aber durch vor⸗ 
bergehende Zubereitung banrecht werden 
koͤnnen, find die eroffen Waldungen, 
Moräfte, Flußbruͤche. Felſenge— 
birge, Sand-⸗ md Skeingruͤnde find 
der Kultur unfaͤhig, und koͤmmt es dabei 
auf den Zuſammenhang der uͤbrigen Um⸗ 
ſtaͤnde, und die eigentliche Beſchaffenheit 
eines Landes an, dag das Gebirg auf 
Bergbau genügt, oder dag auf fols 
des wiederfpenftige Erdreih, Gebäude 
und Ortſchaften gelegt werden, damit 
die fruchtbare Oberflähe dem Zeldbaue 
bleibe. Indeſſen halt man oft wohl 
Gegenden der Kultur unfähig , bloß, 
weil niemand mit dem Anbau  derfelben 
einigen Verſuch gemacht. Der Staat 
muß es fich daher vorzüglich angelegen 
ſeyn laffen, verfchiedene Verſuche von 
geſchickten Leuten vorauszuſenden, und 

ihre 


8 99 
ihre Einficht durch angebotene Beloh⸗ 
nungen uber die beſte Erfindung aufzu⸗ 
fodert, 

4. Man kann nicht zur Ausrottung 
groſſer Mälder ſchreiten, ohne 
vorder zu unterſuchen: ob die übrigbleie 
benden annoch zureichen werden, dem 
Lande den noihwendigen Holzvorrath 
nach dem Erfoderniſſe feiner Beduͤrfniſſe 
abzugeben. Ueberhaupt läßt ſich das 
Verhaͤltniß der Walder gegen die uͤbri— 
gen Theile des Feldbaus nicht beſtim— 
men. Ein Land, wo die Kaͤlte groß 
und auhaltend, welches ſtark bevoͤl. 
kert iſt, wo die Manufakturen we» 
gen Faͤrbereyen, oder dergleichen Zu— 
bereitung einen groͤſſeren Holzverbrauch 
veranlaffen, wo vieler Bergbau, viele 
Glashuͤtten, Potaſchenſiedereyen x. 
d. 9. Beſchaͤftigungen find, mo es ge 
wöhnlich iſt, hölzerne Haͤuſer zu bauen, 
ein folhes Land fodert mehrere Wälder 
als ein anders, wo diefe Umftände nicht 
find, oder, wo man fi ftatt Holz des 
Torfs, dar Steinfohlen Bediener, die als . 

82 eine 


109 b@} 


eine Art von unterirdiſchen Wäldern 
angefehen werden koͤnnen. Alle dieſe 
und noch hundert andere Umſtaͤnde im 
Zuſammenhange der allgemeinen Be— 
fhöfigung find zu erwegen, ehe 
zur Ausrottung der Wälder gefchritten 
wird. Die allgemeine Defonsmieauf: 
ficht ſoll natinlih das Vedürfnig des 
Holzverbrauchs gegen die Wälder abs 
meffen, deren Groͤſſe und Beſchaf—⸗ 
fenheit ihr aus zuverläffigen Wald» 
mappen bekannt ſeyn muß. 

75. Auch koͤmmt es einen groſſen Theil 
auf die Sorgfalt an, mit welcher anf- 
die Erhaltung der Wälder durch gute 
Waldor dnungen, auf die Erzielung des 
Holzes an den Landftraflen, an den 
Ufern der Flüffe, anden Kanaͤlen u. f. 
ww. gefehen, und dadurch ein groffer Theil 
der Waldungen entbehrlih gemacht wird, 
Wo alfo die Umftande die Verminderung 
der Wälder geftatten, Tann diefes ente 
weder Privatleuten. nah ihrer Will 
Führ überlaffen werden; oder es geſchieht 
ach einer ordentlichen Anleitung unter 

Ber 


oe 182 


der Aufficht des Staats. Kaum laͤßt 
fih hoffen ,„ dag Privatleute mit 
derjenigen Ordnung, mit dem Fleiffe, 
nah dem Verhäliniffe , und gerade att 
den ſchicklichſten Dertern vor ſich fehreis 
ten werden, wie es nothwendig ifl, une 
nicht die Wälder abzuöden,, ohne auf 
der andern Seite dem Feldbau eben ſon⸗ 
verlih viel Grumd erobert zu haben. 
Wenigſtens alfo muß die Ordnung, nad) 
welcher die Ausrottung der Wälder ge⸗ 
fHieht, muß die Art, wie der Waldes 
grund zu reinigen ift, ‚von der Oekonos 
mieanfficht geleitet, vorgefchrieben, muͤſ⸗ 
fen vorzüglich die Förfte in den entfernte 
ſten Gedirgen erwählet werden, wo daß 
Holz wegen Unwege, oder Entlegene 
beit m. ſ. w. nicht auf andere Art zu 
Nug gebracht werden mag. 

76. Die Austrofnung der Seen 
oder andrer, des fiehenden Waffer mes 
gen ungenügter Gründe wird zumeiler 
an einzelne Privatleute überlaffen. 
Allein bei der Weitläufigkeit des Were 
Ks, und weldes einen Zuſammenhang 

G 


3 der 


102 Lo} 


der Arbeiten fodert, Fant statt fick 
nicht leicht einen vortheilbaften Fortgang 
verheiffen. Zwar würden die Kräfte ganz 
ger Gefellfchaften einer ſolchen Unter . 
nehmung befjer gewachfen feyn : aber 
e3 Auffern fich hundert Falle, es ſtoſſen 
mancherlei Hinderniffe auf, die nicht aus 
Ders, als durh die Macht des Landes 
fürften bei Geite geſchafft werden koͤnnen 
Alſo it die Austrocknung der Seen 
gleihfals nur ein Unternehmen für den 
Staat, dazu der Aufwand durch die 
Verſteigerung des trocken getionnenen 
Grundes, und die Anfiedlung neuer Fas 
milien wieder herein gebracht werden 
kann. Die Seen, Suͤmpfe und faulen 
Gewaͤſſer werden durch Graben abgeführt, 
welche auf einen Haupffanal leiten, wo⸗ 
Durch das Waffer in einen Flug, Strom, 
oder das Meer den Ausgang gewinnt. 
Das Bert dieſes Zluffes oder Stroms 
mug fähig genug ſeyn, das dahinflieffende 
Gewaͤſſer aufzunehmen, um nicht irgend 
in einer andern Gegend auszutreten, 
und andere Gründe unter Waffer zu fegen. 


2 77: 


2 105 


77. Es find noch andere Mittel, ſum⸗ 
pfichte Gegenden troden zu geminnen, 
zu welchen die natürliche Beſchaffenheit 
. des Erdreich8 an jedem Orte anleiten: muß. 
Suweilen reiht die Durchſtechung des 
Thongrundes zu: das fiehende Waffer 
verfiegt durch diefe ihm gemachten Deffe 
nungen. Die Moorfelder werden nad 
eben diefer Art durch ſchmale Gräben ges 
zeiniget , welche den Heinen Suͤmpfen 
einen Abflug verfchaffen. Diefe Eleinere 
Sräben werden mit Pfählen, oder nuͤtz⸗ 
barer mit jungen Weiden ,, befeftigef, 
wodurch, nedft dem gewonnenen Grunde, 
auh der Holzwachs einigermaffen vete 


groͤſſert wird. Vorzuͤglich aber muß 


die öffentliche Sorgfalt darauf gerichtee 
feyn, nicht ſowohl die Flußbrüche abe 
zuführen, als durch wohl angeleste 
Dämme der Austretung der Flüffe 
und der Ueberſchwemmung der Felder 
worzufommen. Dan bat die Anlegung 
und Bewahrung der Damme zu eis 
nem Gegenftande der Pachtungsunter⸗ 
nebmung gemacht, oder für zutraͤglich 
EEE ges 


+04 »% 


gehalten , ſolche ſtückweiſe den Dorfſchaf⸗ 
fen aufzutragen, und Aſſekuranzgeſell—⸗ 
ſchaften daruͤber zu errichten. Es kann 
uͤberhaupt fuͤr einen allgemeinen Satz 
angenommen werden: Was immer, im 
Falle der Vernachlaͤfſtgung, einen fo grofe 
fen Einfluß in das Allgemeine hat, iſt kein 
ſchicklicher Gegenſtand der Verpachtung. 
Ein Geſchaͤft von einem ſolchen Umfange, 
überfleigt meiſtens die Graͤnzen der Pri⸗ 
vatthaͤtigkeit; und der Erſatz des Scha⸗ 
dens auf den Fall des Verſaͤumniſſes, zu 
welchem entweder der Unternehmer ge⸗ 
halten werden, oder welcher durch die 
Verſicherungsſellſchaften geſchehen 
ſoll, iſt nur die Vergütung für den 
Privatmann. Man Fann es nicht zu oft 
wiederholen: der gemeinfchaftlihe Scha— 
de iſt in folden Fallen immer unerfeg- 
bar. 

78. Die Anlegung und Bewah— 
rung der Damme an Dorffchaften zu 
übertragen, wird eben fo wenig fchid- 
lich feyn. Kein Werk fodert einen fo ge« 
nauen Zufammenhang, und, wann id ſo 

ſa⸗ 


* 105 . 
fagen darf, eine folde Einheit der Arc 
beit, als die Damme. Die Eleinfie Nach— 
laͤſſigkeit, an einem Drte macht die Ar— 
beit an allen uͤbrigen unnuͤtze. Wer aber 
darf fih von einem Stuͤckwerke verfchie= 
dener Drifchaften diefe Einheit verheiffen ? 
Bold wird Nachläffigfeit, bald Mangel 
Die Urſache feyn, daß die nothwendigſten 
Arbeiten, an einem oder andern Orte 
unterbleiben. Auf den beinahe unmöglis 
hen. Fall aber, daß auch von diefer 
Seite Rath gefhafft wird , daß die Arbeiter 
durch Zwang und Strafen herbei gebracht, 
und zur Arbeit angeführt werden, bleibt 
noch auf einer andern Geite eine wichti— 
ge Betrachtung übrig. Entweder die 
Dammbewabrung wird nur den nächften 
Drtfchaften aufgetragen ; oder die ent 
fernten,, wie die nachffen, werden in 
gleichen Antheilen dazu aufgeboten, Im 
erften Falle ift es eine druͤckende Laſt, eis 
ne Ungleichheit in den Öffentlichen Ents 
richtungen zwifchen dem Landvolke: int 
zweyten Falle wird der Feldarbeiter weit 
son feinem Grunde, und vielleicht zus 

65 Zeit 


06 4 


Zeit, wo ſeine Gegen wart am nothwen 
digſten iſt, mweggeriffen : er verliert einem 
anſehnlichen Iheil feiner Zeit mit dem An⸗ 
und Abzuge: und, wenn Frohnen übers 
haupt dem Landvolfe zur Lat find, fe 
ift e3 eine folde Art von Frohnen mehr, 
als alle uͤbrigen. 

79. Die Anleoung der Daͤmme 
ſowohl, als die Bewahrung wird alfe 
om fiherfien vom Gtcafe beforget, 
und die Koften dazu durch eine allgemei- 
ne Untertheilung auf alle Buͤrger, bes 
boden werden. Denn, obgleih der un— 
mittelbare Vorteil für die nächften Fel⸗ 
der ift, welde gegen die Weberfchwens 
mung gefhügt werden; fo fällt dennoch, 
wegen des Sufammenhangs aller Theile 
der Landwirtbihaft und der Befchäftie 
gung, mittelbar ein groffer Theil aud 
auf die üdrigen Bürger zurud, Das 
Buch Austrocknung der Seen, Moräfte 
und Flußbruͤche gewonnene Erdreich ges 
hört dem Staate an. Es iſt bereits ge— 
ſagt worden, wie es der Kultur am zu⸗ 
traͤglichſten, zu vermeſſen ſey. Iſt es 
| möge 


\ 


moͤglich, zu Beſetzung! ſolcher Gründe 
Fremde in das Land zu ziehen, ſo ſind 
dieſe ein neuer Zuwachs der Kraͤfte. Wo 
aber dieſes auch nicht iſt, da werden in 
jedem Lande immer unbeguͤterte Leute 
ſeyn, die, wenn ihnen die noͤthige Hil⸗ 
fe geleiſtet, allenfalls auf den Fuß neu— 
er Pflonzörter mit ihnen verfahren wird, 
diefe Grunde durch ihre Hande werden 
geltend machen. 

80. Damit das Erdreich auf die 
befte Art in Beziehung des Anbaus 
genügt werde g, muß I. der Lands 
mann das nothwendige Kenntniß 
des Feldbaus und der landwirth— 
ſchaftlichen Verbeſſerungen beſitzen; 
II. muͤſſen ihm Feine Hinderniſſe im 
Wege ſtehen, ſeine Kenntniſſe an⸗ 
zuwenden; II, iſt mit dem Boden: 
welcher zu einem andern Gebrauche, 
als der Kultur beſtimmt ift, genau 
Haus zu halten. 


3E> 


81: 


108 * 

81. Zur allgemeinen Verbreitung 
der landwirthſchaftlichen Kenntniſ⸗ 
fe wird es nuͤtzlich ſeyn, gleich bei der 
Jugend des Landvolfes mit dem Unter- 
richte den Grund zu legen. Hiezu wuͤr— 
den Arckerbaufcufen 7 anf dem Lande 
und in offenen Städtchen zu errichten 
feyn. In dieſen Schuler würden der 
Jugend die allgmeinen Grundfäge 
des Wachsthums, mit einigem Keunt⸗ 
niſſe der Feldbaugeraͤthe und ihrer 
Anwendung, dann das Kenntniß der beſ— 
feren , dahin einfchlagenden Schriften beie 
zubringen fegn. Es koͤmmt bier alles auf 
die Lehrart, folglih auf die Wahl der: 
jenigen an. welde zu Lehrern beftellet 
werden. Die Lehrart muß der Fähigkeit 
der Schüler angemeffen , einfah, auf 
das faßlichſte eingerihtet, die Anlei— 
tungsbuͤcher dazu muͤſſen vorgefihriebeit 
ſeyn. Zu Lehrern find Landwirthe zu 
waͤhlen, welche die Erfahrung mit der 
Sheorie vereinbaren. 

e In Schweden hat man Feldbauſchulen, welche dies 


jenigen, die Eh dem geiflligen Stonde widmen, 
bejuw 


no) 10% 


beſuchen mäffen : Schon Friedrich V ‚hat eine ſolche 
Schule f ürdas bbhmiſche Landvolk erh Au in 
Furin iind Neapel find dergleichen. Im Tahre 17675 
feßre die Dernergefrlfhafr einen Drei auf die Fra— 
ge: welches die fhtlishfte Art fen, den Kindern des 
Landvolks den Zeldhau beizubringen ? 


82. Wo ſolche Schulen. nicht einges 
führt find, oder, big cs mit ihrer Ein- 
führung zu Stand koͤmmt, fol man der 
Jugend anf dem Lande mit den ertar 
Grundſaͤtzen des Leſens und der Sprache 
wenigſtens die erſten und noth wendẽ 
ſten Begriffe das Feldbaus md 
der Landwirthſchaft beizubringen fire 
then, Bei Einrichtung der Schulbücher 
mirßte alfo darauf gefehen werden, daß 
die Beiipiele, Gefpräce u. f m. 
aus dem Fade der Landwirthſchaft 
geholt würden. _ Eben fo ſollte man 
zum Nusen des Feldbaus fih bis zu 
Kleinigkeiten , bis zu dem Kinder 
fpieiwerke herabzulaffen , fein Beden⸗ 
fen tragen. Statt der nun üblichen 
Spielgeräthe und Puppenwerke könne 
ten den Kindern Pfluͤge, Egaen 


and andere Feldbaumerizeuge in die 
Haͤn⸗ 


‚18 8* 


Haͤnde gegeben, und fie dadurch gewiſ— 
ſermaſſen damit vertraut gemacht werden. 

83. Zur Leitung der Erwachſenen 
und überhaupt des gemeinen Landmannes, 
der nicht leicht fich entſchließt, irgend ein 
groffes Buch zu lefen, würden fich die 
Wirthſchaftskalender mit gutem Ers 
folge einführen laffen, Ih nenne Wirth- 
fihaftsfalender , wenn die Swifchen« 
räume der Kalender, die font größten- 
theils mit unnuͤtzen Erzählungen oder mif 
Wahrfagungen , die den Verſtand des 
Volkes irre führen , angefüller find , 
dafür bei jeden Monate die dahintreffende 
Verrichtung Des Felobaus- und 
der Landwirthſchaft enthielten, went 
zugleih die befte Art dieſer Arbeiten in 
einem verftandlichen , leichten Vortrage 
angezeigt, Diejenigen Verbefjerungen, fo 
der Staat bei dem Feldbau eingeführt 
wuͤnſcht, erzäblungsweife mit unter atte 
gemerkt wuͤrden s. Man muß den ge 
meinen Mann bis zu feinen unbefchäftigs 
ten Stunden in feine Hitte verfolge nt, 
um den Vortheil diefer Anſtalt einzuſe⸗ 

heu, 


% 311 


Ben. Die Kalender find feine beinahe 
einzige Lektur: er mißt dem, was er bier 
findet , einen flarfen Glauben bei. We— 
nigſtens wird er dadadurch zu Verſuchen ans 
gereist, die, wenn fie vortheilhaft aus—⸗ 
THlagen, ihn in allen iibrigen zu einen unbe⸗ 
fchränften Zutrauen vorbereiten. Wie— 
gand, der Verfaſſer des vernünftigen 
Landwirths, hat ein ſolches Werk ver— 
faßt, wovon zu Kalendern guter Nutzen 
gezogen werden kann. 


s Eine Berord. der Ber, Staaten : daß die Kalender 
für dad gemeine Bolt, nicht ohne vordin elngee 
dolte Genehmhaltung der üfonomiihen Gefelihafs 
"ten follen gedrudt werden, ſcheint eben dieſen 
Zweck zu Haben. : 


84. Aber eine allgemeine Verbeſſe⸗ 
zung der Landwirthfhaft laßt fih nur 
von der Vereinbarung derjenigen Maͤn— 
ner erwarten, welche ihre Verſuche 
durch theoretiſche Kenniniffe geleitet, 
und ihre Theorie durch die Erfahrung 
beftatiges haben. Diefe Vereinbarung ges 
ſchieht in den fogenannten SFonomifben 
Geſellſchaften dergleichen — 

nn 


21% Eu 5* 


— ——— 


nach dent gluͤcklichen Vorgange der fratte 
zoͤſiſchen, in allen Staaten, beinahe in 
jeder Provinz eines Staats zuſammenge⸗ 
treten find. Es winde zu weit führen, wo⸗ 
fene man in dem Entwurfe einer fol 
chen Geſellſchaſt, deren nothwendiger 
Zuſammenhaug mit der Defonomieaufe 
ſicht in die Augen fällt, bis auf das 
Einzelne herabſteigen ſollte. Ich werde 
alſo nur einige Betrachtungen über die 
vorzuglichfien Theile mitnehmen. Man 
hat fo oft, wo der Staat dadei Hand 
einſchlng, das Nutzbare dem in die Au⸗ 
genfallenden aufgeopfet, 


t Den einfachſten und nah Verſchiedenheit der Sander 
anmwenddarfienEnrwurfderBerrichrungen einer fande 
wirrhichaftsgefellinaft HatfliFolsaegeben. Avant, 
& Defavant, de laFrance- &c, p. 184.0den anges 
führte Luflage. 


85. Die Glieder einer ſolchen Geſell⸗ 
ſchaft muͤſſen nach dem Endzwecke derſel⸗ 
ben verſchieden ſeyn: bemittelte Be⸗ 
ſitzer von Grundſtuͤcken; ee 

iid« 


» up 


Sandiwirthe aus verſchiedenen Ge— 
genden einer Provinz; Männer, 
welche in den sur Verbefjerung des 
Feldbaus beitragenden Hilfswiſ— 
ſenſchaften, in der Botanif, Chi— 
mie, Mechanif, gründliche Kennt. 
niffe befigen , endlich auch ſolche, mels 
che den politifchen Theil der Land» 
wirsbfchaft inne haben. Zu den 
fohriftlihen Ausarbeitungen, dem Briefo 
wechfel u. f. w. wird ein, bei gehaͤuften 
Gefchäften werden mehrere geſchickte 
Männer erfodert, Die Häupter der gatt» 
zen Gefellfehaft werden ein [eitender und 
ein Ehrenvorfiger feyu. Die bemit- 
telten Befiger von Gründen find 
nothmendig, um auf ihren Gütern die 
Verſuche machen zu laſſen, melde zu 
fofibar find, um von gemeineren, Lands 
wirthen unternommen zu werden: wobei 
gleichwohl die Beobachtung nicht übers 
fluͤſſig ſeyn wird: Daß von gröfferen 
Muͤterbeſitzern ‚ uud eben ſo von ihren 
Beamten die Anzahl nicht die ſtärkſte 
ſeyn müßte, damit diefe in den Berathe 
4, Tl. > ſchla⸗ 


114 2% 


fhlagungen nicht die Mehrheit dep 
Stimmen hätten, und ſich Vorſchlaͤ— 
gen mit Wirkung widerſetzen könnten, 
die in das Politiſche einſchlagen, und 
vielleicht ihre einſeitigen Vortheile bes 
ſchraͤukten. Die Chimiſten, Mecha— 
niker und Botaniker geben die Verbeſ— 
ferung der Aderbaugeräthbe, und DVerfite 
che der Kultur an die Hand, um fie von 
den Landwirthen ausführen zu laffen ; 
welche darum aus verfchiedenen Gegenden 
feyn müffen, damit die Verſuche auf 
verfihiedener Scholle gemaht, und die 
Anwendbarkeit derfelben defio unzweifel— 
bafter werde. Was entweder die Glier 
der der Gefellfchaft, oder Fremde vorge— 
fragen baden, und durch Die augeſtellten 
Verſuche nugbar gefunden wird, muß 
Durch den Druck befannt gemacht, und 
allenfalls den Wirthſchaftskalendern eiu⸗ 
gefaltet werden. Die Erfahrung und 
Kenntniſſe aller Landwirthe, bauptfächlich 
bei Gegeuftänden, wo viele einzelne und 
auf gewiſſe Gegenden fich beziehende Kennt⸗ 
niſſe noͤthig ſind, werden durch 
& 


* 115 


fe aufgefodert, welche auf die befte Be 
antworsung eitter Öffentlich befannt ge— 
machten Aufgabe jährlip, ein, auch 
zweymal ausgefegt werden. Diefe Aufz 
gaben muͤſſen bei den Provinzialsgrifule 
tursgefelfihaften vorzüglih auf die Ders 
befjerung der Provinzialkultur ihre Bea 
ziehung haben. 

86. Die Erfahrung zeigt indeffen , 
daß folhe Anfialten zwar nicht ohne Nu—⸗ 
Ken find, gleihwohl aber felten diejenige 
Abſicht ganz erfüllen, welche der groffe 
Endzweck dieſer Verſammlungen iſt. 
Die Urſache ſcheint darin zu liegen, weil 
der Landwirth gegen die Beiſpiele ver— 
moͤglicher Grundeigenthuͤmer Mißtrauen 
bat; weil er die von ihnen angeſtellten 
Verſuche für zu foftbar halt, und beſtaͤn⸗ 
dig glandt, was ihnen gelingt, fey et 
nicht im Stand in Ausübung zu bringen «. 
und für fiH anzuwenden, da es feine 
Kräfte, fein Vermögen uͤberſteige. Die Lek⸗ 
tur auf der andernGeite ift beidem Landvols 
ke weder allgemein genug,und nicht immer 
überzeugend. Be Sr endlich , nt 

2 


* 


116 x 


befjerungen zit ternehmen, haben tire 
gend Vortheil geſchafft, vielleicht haupt— 
ſaͤchlich darum, weil der Landmann nicht 
uͤberfuͤhrt zu ſeyn ſcheint, dag man 
ſein Beſtes wuͤnſcht. Der einzige Weg 
alſo, die entdeckten Verbeſſerungen ein— 
zuführen, wuͤrden unverdaͤchtige Beis 
ſpiele ſeyn. Man iſt darauf verfallen: 
die Pfarrer auf ihren Grundſtuͤcken ſoͤllten 
in Verbeſſerungen die erſten Vorgaͤnger 
werden. Allein nicht nur, daß wenigſtens 
in katholiſchen Staaten, der Beſitz von 
Grundſtuͤcken, die Beſorgung einer Lande 
wirthſchaft mit den häufigen Pfarrverrich⸗ 
tungen fid nicht verträgt, der gemeine 
Landmann wird bei Pfarrerıt eben die Ein- 
wendung machen, ebenden Argwohn naͤh⸗ 
ven, daß fie vom Staate unterflügt werden. 
Wie aber, weun der Staat gemeine Lande 
wirthe zu Gliedern der Agrikultursgeſell⸗ 
ſchaft wählte, ohne jedoch dieſe ihre 
Beisiehung den übrigen bekannt. werden 
zu laſſen 2 und wenn er diefen die nütz⸗ 
lich befundenen Verſnche auf ihrem del: 
de auszuführen, auftruͤge? Eine Fi der 


» 


* 117 


Mitte der gemeinen Feldſtuͤcke gefegtietere 
Aernte koͤnnte den nachften Nachbarn niche 
verborgen bfeiben : ihre Neugierde , und 
ihre Wuͤnſche eben fo glüklih zu feyn , 
würden erregt werden. Diefer Maunn aus 
ihrem Mittel, deffen Vermögen dem 
ihriaen gleih if: wuͤrde ihr Zutraͤuen 
erweden: er wuͤrde ihnen gerne feine 
Kenntniffe, feine Anleitung mittheilen , 
und, ohne irgend den Schein einer Öfferte 
lichen Anftalt zu haben , wirden die 
Berbefferungen ſich “auf alle Felder ver⸗ 
breiten. 

87. Jedoch merden die richtigfier 
und ausgebreiteften Kenntniffe unnuͤtze 
feyn , wenn entweder in der Gräfe - 
oder in dem Zufammmenhange der 
Grundſtuͤcke, oder in den unveraͤn⸗ 
dDerlichen Naturaleinrichtuugen, allenfalls 
auch in der Steuerverfaſſung ſelbſt Hin⸗ 
derniſſe liegen, die den aͤmſigen Landmann 
abhalten, von ſeinem Kenntniſſe Gebrauch 
zu machen. Man kann den Zuſammen⸗ 
hang der Grundſtuͤcke vonzweyer eiSei⸗ 
gen anſehen: wie die Grundſtuͤcke eines jeden 

| 93 ein⸗ 


118 ——— 


einzelnen Befisers unter ſich zuſamm⸗ 
haͤngen; und wie eben dieſe Grumds 
ſtuͤke mit andern, oder mit den Grund⸗ 
ſtucken einer ganzen Gemeinde in Zur 
ſammenhang ſtehen. 

88. Die Anbauung groͤſſerer, zu⸗ 
weitraͤumigter Felder, fodert eine 
viel zu groffe Menge Zugviehs, Ges 
findes und Dingers, als daß das 
Vermoͤgen der Landleute, wie es allge- 
mein angenommen werden Fann , zureich— 
fe. Wären-aber auch diefe Hinderniffe 
gehoben, fo iſt immer noch ein ganz une 
uͤberſteigliches vorhanden; namlih: es 
ift nicht moͤglich, fo viele Grimde mit 
demjenigen Fleiffe zu beftellen, welcher 
erfodert wird, um eine ergiebige Aern— 
fe zu erwarten. Auch iſt die zu Be— 
fiellungen der Felder, und Vollendung ver— 
ſchiedener Feldarbeiten guͤnſtigeZeit nicht 
von folher Dauer , dag die Befiger der 
ungehenren Hufenftücfe hoffen Fönnten , 
auf allen Theilen ihres rundes herumzuz 
fommen. Dieſes Beſorgniß zwingt fie 
mit den Zeldarbeiten überhaupt zu Su 

und 


Lat 11 


und folglich das ganze Feld ſchlechter zu 
beſtellen. Man Fan vielleicht darin dei 
Grund finden, warum auch in Ländern, 
wo der Boden vortrefflih zum Anbaue 
ift, die Felder nur 5, meiftend 4, oder nur 
3. Körner tragen. 

89. Dadurch wird man auf zwo fehr 
wichtige Betrachtungen geleitet: daß 
Die unbegrängten Laͤndereyen, der 
Eandwirtfchaft im Zufammenhange 
immer fchädlich werden muͤſſen: daß 
es zur Beförderung der Landwirthe 
haft unendlichen Vortheil bringt, 
die Banernüter nad) Fleinen Ans 
theilen auszumeſſen. Der Vortheil 
des Landmanns bei Fleinern Strecken 
Grundes iſt offenbar: Der Gegentheil 
naͤmlich von allem dem, was bei zugrofe 
fen Hufenwerfe fein Nachtheil iſt. Er bes 
darf überhaupt weniger Zugpi:hz; er 
kann feine Felder beffer Dingen; er 
kann fie öfters überpflügen, er kann 
die guͤnſtigere Witterung zu feinen Arbeis 
ten abwarten, und fie reicher ihm zu, 
zu Deftellung des Feldes fowohl, als 

94 mens 


20 

wenn die Fruͤchte in die Scheunen zu 
bringen ſind. Seine Aernten ſind alſo 
geſegneter, ſind ergiebiger bei geringeren 
Beſtellungskoſten, bei erſparter Ausſaat, 
bei verhaͤltnißmaͤßig verminderten Abgaben, 
und Frohndienſten z, wo dergleichen find. 
Auffer der befjeren Beftellung der Land» 
wirthfchaft wird er auch Zeit übrig finden, 
feine Familie mit Rebenarbeit zu befchäfe 
tigen, Die feine Umflande verbeffert , 
weil fie einen Nebengemwinn abwirft. End= 
lich wird der Staat den Vortheil fo vies 
ler Familien mehr empfinden, die fich 
anbauen; welches wegen des Einflufjes 
in die übrigen Theile der oͤffentlichen 
Wohlfahrt, wegen vergröfferter Berzehs 
rung, und der zugewachfenen Kräfte ihr 
fhon allein befiimmen kann, dieſe Be— 
trachtung nicht als gleichgültig anzufehen, 
und die Zertheilung der Bauernhöfe , 
unter mehrere Kinder bis auf einen ges 
wiffen Grad zu begünfiigen. 


a Ein Landwirth, welcher mehr niche als ein Paar 
Joche Felds befäfle , fo er und feine Famllie mit dem 
ðrabſchelte bearbeiteten , und wie einen Gartens 
grund beſtellte wozu fie den Saamen auslöſen, 


un 


& azı 


und wegen des Elcinen Umfangd auch der geicheher 
nen nur ſtückweiſen Ausſaat, die Vögel leich abs 
halten fünnten, big der Saame unter die Erde 

gebracht wäre ; wo.alfo jedes Korn feine volle Aeh— 
ve trüge, würde eine gröflere Aernte haben, als 
der Befiger eines Stück Teldes von 8. Soden, wels 
ches auch zu 5 Körnern gerechnet, mehr nicht als 
120. Metzen gebenwürde, fo viel der Beſitßer des 
kleinen Stückes gleichfalls hoffen kann; angenom— 
men daß jede Rehre nur 20. Körner ſchütte, da 
doch bei einer folhen Beitellung ſchwere und volls 
sbätige, auch von einem Sagamenkorn mehrere 
Mehren erwarser werden Fönnsens 


ı 


- 90. Die zweyte Betrachtung fällt auf 
die Beſitzer der Güter, wie fie ges 
nennt werden, das iſt, die gröfferen 
Grundeigenthäner, deren immer 
anwachſenden Laͤndereyen Graͤnzen 
geſetzt werden muͤßten. Daher es 
ihnen nicht erlaubt ſeyn fol, Grunde der 
Hutersdanen, es fen durh den Ruͤck⸗ 
fall, oder anf andere Art an fid zu brin« 
gen, oder auch fremde zu den fihon Bes 
ſeſſenen anzukaufen: u. d. g. Zwar has 
ben fie dem Uebel, fo daraus entitehen 
koͤnnte, nah Verfihiedenheit der Länder 
und der Verfaſſung auf zweyerlei 
Wegen zu entfommen gefucht: entweder 
daß fie Die Felder an Pächter uͤberließen, 
5 wels 


122 8 
welches das Syſtem des engliſchen, fran- 
zöfhen, zum Theile auch des wälfhen 
Feldbaus ift: oder, daß fre ihre Grunde 
ſtuͤcke durch Frohnen zu befteilen füchten, 
wie in Oeſterreich, Böhmen, Mähren, 
Schleſten w a. m. uͤblich if. Es if 
nothwendig zu unterſuchen: wie weit 
dieſe Mittel den Endzweck erreichten, 
den man ſich dabei vorgeſetzt hat? 
91. Wo ein ganzes Landgut zuſamm 
in Pacht gegeben iſt, da wird es 
nicht erſt noͤthig ſeyn, zu erweiſen, daß 
das verpachtete Gut von dem Pachter 
keine beſſere Kultur zu erwarten hat, 
als von dem Eigenthuͤmer ſelbſt. Die 
naͤmlichen Schwierigkeiten, die dem letz— 
ten entgegen ſtanden, ſtoſſen dem erſte— 
ren auf. Wenn aber ein groſſes Land- 
gut, in Eleinere Pachtſtuͤcke zerſtückt 
wird; ſoferne es nämlich der Zuſammen⸗ 
bang der Grundſtuͤcke zugiebt, und mit 
den in Anſehen der andern Wirthſchafts— 
subrifen 2 gebrauchten Dorfehungen ; 
kann man fih ohne Zweifel die Verbeſ— 
ferung des Feldbaus verheiffen. Nur if 
noch 


5 123 
noch zit erwegen,, daß der Pachter auf 
einem Grunde, der nicht fein Eigen— 
thum if, kaum Diejenigen Verbeſſe— 
rungen vornehmen wird, die er kann; 
zum mindeſten diejenigen nicht, welche 
die darauf gewendete Mühe und Koſten 
nur ſehr ſpaͤt belohnet, von denen er 
alſo in Furcht ſtehen mußte, ob er auch 
für ſich verbeſſerte; wie die Anpflan— 
zung von Baͤumen, lebendigen He— 
een u. d. g. Eutweder' alſo würden 
die zerfiückten Gründe in Erbpachte ver. 
wandelt, oder wenigſtens, die Wacht: 
verträge auf längere, etwan auf 

fünf und zwanzig, oder dreyſſig 
Jahre müffen errichtet werden y. 


# Wenn 3.9. jemand grofle Bräubäufer, Brands 
weinhäufer befigr, fo wird er vorfichtiger handeln, 
anftatr Des Pachtzinſes fib Kornwerk zu bedingen, 
wobei fih auch die Zinsbauern überhaupt beſſer 
befinden werden. 


y. Im Königreihe VBöheim ift geſetzmäſſig, dem 
alten Pater bei Erneuerung des Pachts den Vor⸗ 
zug zu laſſen. 

92. Frohndienſte 2 find gewiſſe ‚dem 
Grundheren von feinen Grundfalfen 
} in 


124 Be 


in Anfehen des Grundbeſitzers un. 
entgeltlih zu leiftenden Dienfte, 
die in Hand, oder Vieharbelt befte- 
ben können, und daher Hand und 
Zuafrohnen  genennet werden. Gie 
find entweder unbeſtimmt: das ift, der _ 
Grundherr hat freye Hand, ihrer fo 
viel zn foderit,. als er bedarf, und es 
ihm beliebt; oder beſimmt, dasift: ih- 
re Zahl ift feſtgeſetzt, zwey mal die Wos 
de, dreymal u. d. g. Es bedarf nicht 
erft eines befondern Beweifed , daß die 
unbettimmien Srohnen den Muth des 
Landmannes, der dazu verbunden iff, gaͤnz— 
lich niederſchlagen. Zu dieſen ſchweren 
Entrichtungen geſellen ſich noch ferner 
Provinzialfrohnen, und fegen ihn 
vollkommen auſſer Stand, fein Feld zu 
bearbeiten. 


93. Aber and, mo die Frohnen 
aus gemeſſen find ‚bleibt immter die nach⸗ 
theilige Folge: Daß Die Felder, wels 
che durch Frohndienſte bearbeitet 

wer⸗ 


— I 
werden, fchlecht beſtellt find : weit 


überhaupt zur Frohne, nicht wie zum 
eignen Nusen gearbeitet wird; weil mit 
dem Anzuge Vieh und Menfchen ſchon 
ermuͤdet zur Arbeit kommen; weil auch 
mit An und Abzug viele Zeit verlo— 
ven geht; und dann, weil zu dem 
Frohndienſte immer die beffere Wit: 
terung gewählet wird, mithin, zur. 
Beſtellung der Unterthaugruͤnde nur die 
fhlechtere Zeit übrig bleibt. Alſo leider 
der Feldbau auf beiden Geiten, und 
werden weder die Gruͤnde der. Obrigkei— 
ten, noch der Unterthanen gut befiellt, 
94. Iſt es. alfo fir die Länderenen kei⸗ 
ne zu drückende Anlage, welches haupt— 
ſaͤchſich auf die Verfaſſung des übrigen 
Kontribntionsftandes, und das DVerhälte 
nig der Handlung anfümmt, fo wird es 
nügliher ſeyn, die Frohndienſte in 
Frohngelder umznaͤnderu. Dadurch ift 
beiden , der Obrigkeit und den Untertha— 
nen berathen. Jene erhebt allenfalls 
aus Frohnzinſen fo viel, um zu ihrem 
Bau das noͤthige Gefind und Zugvieh zu 
une 


136 * 
unterhaltett, mit welchen fie ihre Bela 
der beſſer bearbeiten kanu. Dieſe hin⸗ 
gegen haͤtten die ganze Zeit fuͤr ſich, um 
ihren Aeckern eine gute Kultur zu geben , 
durch deren Ueberſchuß gegen ihre vorige 
Aernient, fie ohne einige Befhwerlichkeif 
zn fühlen, das Frohngeld zu entrich— 
ten in Stand gefegt würden. Jedoch 
müßte genau darauf gefehen werden , 
dag eine ſolche Abanderung vielleicht 
nicht nur in Anfehen eines Theils der 
Untertdanen vorgienge, weil daun zu bes’ 
forgen iſt, daß ihre Arbeit gleichwohl den 
andern Srohnenden zugeſchlagen würde. 
05. Am ziträglichften Aber, einer 
Seite für den Zufammenhang der ge» 
ſammten Landwirthſchaft, andrer Seite 
die Aufhebung der Frohnen zu erleigptern , 
wide die Umanderung der groffen Her⸗ 
rengäter in Eleine Bauerngüter ſeyn, 
wo der Grund an neue Kolonen vermefs 
fen, und den Befigern entweder kaufwei— 
ſe, vder,wo es ſchwer ſeyn wuͤrde, Kaͤu⸗ 
fer zu finden, die im Stand waͤren, 
den ganzen Kaufſchilling zu erlegen , 
mit 


& 127 


nie bedungenen Heinen Theilzahlun⸗ 
gen, allenfalls auch umſonſt überlaſſen 
wuͤrden. Dieſer Vorſchlag wird immer 
die groͤßten Widerſacher an den herr⸗ 
ſchaftlichen Wirthſchaftsbeamten finder, 

weil ſie dadurch groͤßtentheils entbehrlich 
werden: Es iſt vorzuͤglich darum zu thun, 
die Beſitzer der Güter gu uͤberzeugen, 
daß ſie durch ſolche Veraͤuſſerungen nicht 
in ihren Einkuͤnften verkuͤrzet werden, 
welches eigentlih durch einen Rechnungs⸗ 
überfchlag gefihehen Fan, Der Verfaſ—⸗ 
fer der Heinen Schrift: die Werwand—⸗ 
lung der Domänen in Bauernatli 
ter, bat zuerft einen ſolchen Ueberſchlag 
gemacht, weichen Juſti feinem Finanze 
foftem eingefchaltet bat. Diefem Webers 
ſchlage wird es nöthig fenn, die Erfpara 
niffe an Beaniten, Gebäuden, Ge⸗ 
finde, Zugvieh, die in Geld verdnders 
sen Frohndienfte, die vermehrten Wai⸗ 
fengelder und Grundveränderungs- 
gebühren, und vorzuͤglich die durch 
die vergeöfferte Verzehrung der neu— 

en 


128 I 


en Familien in mehreren Rubriken er: 
hoͤhten Gefälle zuzufegen. | 
96. Wenn die Meinung: Daß arofle 
Kändereyen derollfommenheitder 
Landwirthſchaft im Zufammenhan- 
ge nachtheilig find: dei den älteren 
Agronomen durch ein Sprichwort a zu ei— 
nem Grundfage erhoben war, fo ift> fie 
wenigfiend, wie in der Ausuͤbung, ale 
ſo auch bei den neueren Schriftſtellern, nicht 
allgemein angenommen. Die franzoͤſiſchen 
Oekonomiſten uͤberhaupt find für die 
große Kultur, und nehmen es als 
entfhieden an: Daß es nicht möglich 
ift, kleine Stüde Grunds gut 
in Werth su fegen db. Man finder 
eben dieſe Meinung vonenglifchen Schrifte 
ftellern behaupiet c. Den größten An⸗ 
fein eines wichtigen Grundes für die 
groſſen Feldwirchfchaften, mithin ges 
gen die Zerſtoͤckung der groſſen Laͤnde⸗ 
reyen, und kleine Grundſtoͤcke uͤberhaupt 
hat die Betrachtung: daß kleine Ei— 
genthuͤmer nur für Den Unterhalt 
ihrer Familien bauen, und daher 
nichts 


% 129 


nichts verfaufen; dag alfo die Ma— 
nufakturen, die NKriegsheere, alle 
Stände, die feinen Feldbau treiben, 
Mangel an dem notbwendigen Unterhalte. 
leiden werden. Diefer Einwurf, welchen 
| Young in der politifchen Arithme— 
tie an mehr als einer Stelle d wiedere 
hole, fegt eine Zerſtuͤckung des Bo— 
dens in fo Fleine Antheile voraus, daß, 
wie fih der Schriftſteller ausdrückt, 
der Ertrag davon nur sum linter: 
balte einer Famile zureiche. Aber 
eine folche zerftäckehun ig anzurathen, iſt 
niemanden beigefallen. Die zwey Jugera, 
aus welchen nach den aͤlteren Ackergeſetzen 
der Roͤmer, eine Familie ihren Unterhalt 
N mußte, koͤnnen allenfalls zu einem 

Beweiſe angefkdrt werden, daß dieſe Fleine 
Selofihete beſſer beſtellt — en; aber 
nicht als ein Beiſpiel, welches heute, 
auch von dem beſchraͤnktſten Be nach: 
geahmet werden follte, Uebrigens iſt 
es in der Ausuͤbung fogar unmoͤglich, 
Bauernfamiien zu denken, die nur 
jur. eigne Berzehtung ; nicht auch zum 

ll. Th. J . Bers 


130 ER Tai 


Verkaufe bauen. Die Nothwendigkeit, 
ſich ihre uͤbrigen Bedürfniſſe anzuſchaffen, 
die Landesabgoben zu entrichten, zwingt 
fie, mehr zu bauen, um fire den Ueberflüß 
Geld zu erhalten. Dieſer Ueberfluß iſt 
bei den auf kleinen Grundantheilen er— 
giebigeren Aernlen, im Ganzen um de— 
ſto groͤſſer, und wird dann Vorrath 
fir die nicht bauenden Klaſſen der Nation. 


2. Laudato ingentia rura, exigua colito! 

b. Principes de lalegis!ation univerfelle Tom, li.-4 

€. Arbuthnot;$ur l’utilite des grandes Fermes et des 
riches Fermiers , tradvit par Freville, 

a Seite 7679 -und-435-a1. 


97. Die einzige Betrachtung: dag der 
Saudwirth mit dem An = und Abzuge 
auf das Feld feine Zeit verliert: dag 
er, feine Früchte bei einer zweydeutigen 
Witterung eher unter Dad bringen; und 
feine Gruͤnde dete leichter überfehen kann, 
macht den Vortheil deutlich genug: wel— 
cher der Landwirthſchaft dadurch zuwaͤchſt, 
wenn die Bauernguͤter einzeln e getheilet 
find, und jedermann feine Grunde um feine 

Woh⸗ 


sch 154 
Wohnung herum bat. Der blühende Zu— 
fand der Landwirthſchaft in Oberoͤſter— 
reich, wo diefe Abfonderung der Gruud- 
fiüde üblich ift, kann ald eine vor Augen 
liegende Beflättigung diefer Betrachtung 
angeführt werden. Wenn ed alfp um dir 
erfie Eintheilung einer Grundſtrecke zu thun 
ifi, wird es immer für die Landwirth- 
fihaft ungleich vortheildafter ſeyn, ein⸗ 
zelne Bauernhoͤfe, als zuſammenhan— 
gende Doͤrfer zu errichten. Wenigſtens 
wird die Beobachtung nicht gering zu 
ſchaͤzen ſeyn; daß groſſe zuſammenge— 
baute Doͤrfer, da fie ihre Grundſtücke 
nicht anders, als in einer gewiffen Ent- 
legenheit haben koͤnnen, nicht fo nuͤtz⸗ 
lich, als kleine ſind; und daß bei der 
Anlage eines Dorfs wohl immer darauf 
möchte gefehen werden, demſelben wehr 
nicht, als eine Gaffe der Länge nach, 
zu geben, wo jedem Haufe, fo viel miög- 
lih rückwärts feine Feldſtuͤcke angehaͤngt 
find. 


€, 36, 


BEuNN 
20 Or 
15° va 


98. Der Zufammenhana der Grund» 
ſtuͤcke mit den Grund ſtuͤſten der Ge— 
meinde f, verbindet die Beſitzer, ihre 
Felder zugleih mit den übrigen zur bes 
jtimmten Zeit brach liegen zu laſſen, 
damit das Vieh auf die Haͤlme zur 
Weide kaun getrieben toerden. Dieſes 
Hinderniß iſt eine Folge der gemein— 
ſchaft ichen Weiden, und wird nicht 
anders als mit ihrer Aufhebung bei 
Seite zu ſchaffen ſeyn. g Der Nachtheil 
davon iſt indeſſen ſehr deutlich. Es iſt 

heute feine Streitfrage mehr, ob die 
Brache aufgehoben, und das Erd— 
reich durch mehr als zwey Jahre hin— 
tereinander genügt werden kann. Aber, 
was hat der Beweis dieſer Wahrheit 
nuten koͤnnen, wo der Landwirth im 
dritten Jahre die Heerden auf ſeinen 
Grundſtücken mußte weiden laſſen? Eine 
behere Duͤnqung und Beſtellung ſeines 
Feldes war verloren; und natürlich ward 
fie aus dieſer Ueberlegung auch unter— 
laſſen. 


— f 


& 132 


f 35 
g Traitd Helen & ecennmiqns® fur las enmrau- 
nes ou ebfervation fur l’arrieultn2. für Lori— 


gine „ la deitinatien, & l’etat auduel des biens 
communes &, Sdrina. Preisſchrift in dem Kar 
noerifhen Mayazin 754. 


99. Wenn irgend in einem Lande, der 
Landesverfaſſeng nah, Hetn, Korn. 
Flaͤchszebnte, oder dergleihen Na— 
turalentrichtungen unveränderlich. A 
auf den Grundſtuͤcken haften; iſt dem 
Landinanne die Freyheit geraudt, fein 
Eigenthum nah feiner beſten Einfiht zu 
nügen, und z. B.-feinen Weingarten, 
der ald Weingarten nur undaukbar Die 
Arbeit belohnet, in ein Ackerfeld um— 
zudndern, und im Gegentheile. Zwar 
Farin die willführliche Veränderung der 
Grund ſtücke auch nicht wolhl jedem Pri- 
vatbeſttzer zugeſtanden werden, weil in 
den Zufammenhange "der allgemeinen 
Landwirthſchaft dadurch Unebenmanß 
veranlaßt werden dürfte. Aber undir- 
aͤnderiche Naturalentricht naen 
machen die Veraͤnderungen des Feldſtückes 
auch nach eingeholter Einvilligung Der 

33 Dis 


134 u - 


Defonomieaufficht unmoͤglich. Das 
Privatrecht der Zehntner follte fih mit 
dem Bortheile des Feldbaues durch fol 
sende Entrichtung vielleicht vereinbaren 
laffen: dag nämlich eine billige, und 
nach der Steigerung der Preiſe von Zeif 
zu Zeit erneuerte Schägung gemacht wire 
de, nad welcher die Zehnten von dem 
Befiger des Grundftiikes abgelöft, und 
in Geldentrihtungen nach gewifjen Fri⸗ 
ften verändert werden Fönnen. Den 
Zehntbefiger wiirde jedoch die Freyheit 
vorbehalten feyn, ob er das Geld, oder ° 
allenfalis den neuen Zehent wählen 
wolle. ber die getroffene Wahl müßte 
bis zur Veränderung des Feldſtuͤcks be- 
ftandig beibehalten werden, damit der 
Zehntherr nicht aus der ihm beigelaffes 
nen Freyheit Anlag nahme, den Ent: 
richter des Zeheuts zu drüden, und 
Geld zu fodern, wann das Erzeugnig 
unter den Schaͤtzungs preis fallt, oder 
Naturalabgabe, wenn das Erzeug— 
niß im hohem Werthe ſteht. Da nicht 
ju vermuthen, und durch die Oekonomie— 
a a! af 


Bey } Le) [ed 
nt f 155 


aufſicht auch dagegen geſorgt iſt, daß der 
Landwirth ohne Vortheil ſeinen Grunde 
einen andern Bau geben werde, fo 
ſcheint die gelaſſene Waßl den Zehent⸗ 
beſitzern ſehr vortheilhaft. Auf eben 
dieſe Art koͤnnte eine Landesverfaſſung 
verbeſſe ert werden, welche der Veraͤndrung 
der Grundſtuͤcke Hinderniſſe leget, um die 
alten Urbarbuͤcher nicht zu verwirren. 


2 36. , 


100. Nach diefen gehobnen Schwie— 
rigkeiten iſt es dem Landwirthe nicht 
nur frey, ſondern nüßzlich, feine 
Grundſtücke abinfondern, und fir, wo 
es die Lage derfefben ofhivendig ma— 
chet, einzuzaͤunen. In eitem fol- 
chen abgefonderten - Bezirke wird der 
aͤmfige Landmann ungehindert alle Vers 
aͤnderungen und Verbeſſerungen vorneh⸗ 
wen, wenn nur die Steuerverfaſſung 
ihm muf der andern Geite nicht den 
Muth raubet. Man kann es nie zu off 
wiederholen: der Wohlitand des Lande 

34 manns 


136 ee 

manus allein ift die Grundlage ° einer 
bluͤhenden Landwirthfehaft: man muß ihn 
die duch feinen Fleiß erhaltenen Vorthei- 
le ohne Befchranfung genieſſen laſſen. 
Die Entrichtungen alfo, welche, wie 
bereit angemerfet worden, nah dem 
mittleren möglichen Ertrage ausgemefs 
fen ſeyn müffen, ſollen bei vorgenomme— 
nen Verbeſſerungen des Feldbaus nicht 
erhoͤhet werden, damit diefe Erhöhung 
niht etwan das Anfehen einer Stra— 
fe, oder wenigfiens einer eigennügigen 
Schaͤtzung des Fleiſſes gewinne. 


i. 84. 


101. Die Haushaltung mit dem 
- Erdreiche fcheint insbefondere ſich auf 
drey Gegenfiände zu beziehen, bei wel— 
chen der Landwirthfchaft fehr viel. nuͤtz— 
barer Grund verloren gebt : auf den 
Wieswachs, die Gemeinmweiden , 
und die bloß zum Vergnuͤgen, oder 
zur Verſchoͤnerung 0 


. 


ou 197° 


fer: dergleichen find Gärten, Alleen 
ud. 9 Menn die Wiefen ihrem eige- 
nen Wahsthune überlaſſen, und viel« 
leicht ſtatt aller Pflege, nur mit einer Egge 
uͤberfahren werden; fo ift unflveitig , 
daß auf denfelben weit weniger wachen 
muß, als wenn fie ihre ordentliche Kul— 
tur erhalten. Angenomman alfo daß ein 
gepflegter Grasader von einem Morgen 
noch einmal fovielgiebt, als die ungepfleg- 
ten Wiefen; fo kann, im Durchſchnitt gee 
nommen, die Hälfte des ganzen Wieſenlan— 
des erfpart, und zu einer andern Erzie— 
Ting verwendet werden. Diefe Verbeſſe— 
zung “erwartet der Stagat von der allge 
meinen Verbeſſerung der Kultur, ’ 


6:79" 


- 102, Die Gemeinweiden hingegen 
find in der That ganz verlornes Erdreich. 
Das Vieh, für weldes fie beſtimmet 
find, findet darauf Feine Nahrung, weil 
es ſehr natürlich ift, dag auf Gründen, 
die niemand bearbeitet, wenig wählt, 

35 und 


139 — 


und von dem Viehe die erſten keimenden 
Grosfi fsisen fogleih abgefreffen merden. 
Landwirthe, die ihr Vieh nicht zu 
Grund richten wollen, ſind immer ge— 
zwungen, dafjeibe zu Haus mit Zutter zu 
verfchen. Man Fennet auch die übrigen 
Hasrbeile, die eine Folge der Gemein⸗ 
ii eiden find, den Verluſt des Eofibaren 
ER uͤngers, die von dem beftänbten , 
wenigen Graſe entfiehenden Krankhei— 
ten, welche ſich unter dem gemeinſchaft⸗ 
lich weidendem Viehe ſobald verbreiten , 
und allgemeinen Viehfall veranlaffen u. 
d. m. Es iſt alſo zuteägliher, die Ge— 
meinweisen nach und nach aufzuheben, 
und ſie entweder den Bauerugütern zuzu— 
theilen m, mo dieſe nicht zureichenden 
Grund beſitzen, „oder wohl auch neite 
Anjäffigfeiten zw machen. Die Vorzuͤge 
der Stallfuͤtterung vor dem Gemeine 
triebe, und die Vortheile der kuͤnſtlichen 
Wieſen find heute nirgend mehr unbe» 
Fannt. Die Erzielung der fogenannten 
Sutterfräuter, ihre ſchmackhafte, er» 
giebigere Rahrung, und oͤſtere Aernte 


8) 139 

nebft den’ auf den Brachfeldern gebauten 
Ruͤben, werden die LZandwirtde im 
Stand fegen, ihr Bieh von einem weit 
geringeren Autheile Erdreichs zu ernäh— 
ren, und zum Ganzen des. landwirthe 
ihaftlihen Baus mehr Feldes zu erübe 
rigen. — 


m’Peningthon Reflexions fur les avantages, qui re- 

‘ fultent du partagedes communespour etre defrai- 
chis & mis en clos. Schlettwein indem Hanode 
Magıin 704 x 


103. Ueber jeden Fuftgarten von eie 
rer gewiffen Otrede 2 Fann gefagt wer» 
den, daß er dem Staate gewifjermafjen 
eine Familie raubet, die darauf ihren 
Unterhalt finden Fonnte. Wenn Ddiefes 
auf alleLuſt gebaͤude, Teiche, Thier⸗ 
gärten, Luſtwaͤlder, Faͤſanerien, 
Terraſſen, Baumreihen vor den 
Gebaͤuden, auf alle andere Arten von 
verlornem Erdreiche angewendet, und 
die Summe des Verluſtes gezogen 
wird; ſo iſt daraus zu ſchlieſſen, daß 
es dem Staate wenigſtens nicht gleiche 

guͤl⸗ 


140 — J 


guͤltig iſt, den Bürgern die Umaͤn⸗ 
derung ihrer Grundſtücke, in ſolche 
Ergoͤtzungsoͤrter frey zu ſtellen; und, 
daß vielleicht, wo dem ſchon geſchehe— 
ten Uebel ganz nicht, oder doch nur ſehr 
langſam abgeholfen werden kann, we— 
nigſtens dem weiteren Fortgange dadurch 
vorgebaut werden würde, wenn, ohne 
vorher eingeholte ausdrütiige Erlaub— 
niß, niemand Luſthaͤrten, oder et— 
was von allem dem, wodurch im All 
gemeinen der Landwirthſchaft, bauba— 
res Crdreid entzogen wird, anzulegen, 
berechtiget ſeyn ſollte. Zwar Fönnte eine 
ſolche Einſchraͤnkung nur eigentlich die 
vermoͤgende Kloffe der Bürger betreffen: 
aber es ift dem Staate glei; empfind- 
lich, von welcher Hand ihm eine Wun⸗ 
de geſchlagen — 


am. 


104. Roh iſt übrig, daß alles Erd— 
reich, welches cf die beſte Art in Be— 
ziehung des AZnd aus genützet wurd, auch 

ta.) 


I 141 
nah dem Merhältniffe der übrigen 
Befchäftisungen verwendet werde 
0: Da die Manufafteren den Stoff 
zur Umſtaltung von der Landwirths 
ſchaft erwarten, fo iſt in der allgemeinen 
Defonomieleitung darauf zu” fehen, 
damit nach Erfoderniß Der gegruͤnde— 
ten, oder zu eründenden Gewerbe 
der gehörige Theil zur Viehzucht wegen 
Mole und Leder, zum Haͤnfe, Lein⸗ 
beue, Scivenbaue, u. d. a. beſtim— 
mei werde. Es ift bier vorzüglich Be— 
dat zu nehmen, daß nicht alle Theile 
zugleih ergriffen werden: das Noͤthi⸗ 
Gere, dasjenige, fo einer groͤſſeren 
Menge Menfhen Beſchaͤftigung 
giebt, muß dem minder Noͤthigen, 
oder dem vorgezogen werden, was 
nur wenige Hande fodert. Jede Ges 
gend eines Landes, oder jede Provinz 
eines Staates wird zu einer oder andern 
Erzeugung, ‚ entweder von der naturli⸗ 
Een oder der polit ſchen Lage gleiche 
ſam vorherbeſtimmet. Die Dekono— 
mieleitung muß dieſem Fingerzeuge fol⸗ 

OT gen, 


242 I 

get, und die Erzielung des Stoffes 
hiernach in die nerfihiedenen dazu ſchickli— 
hen Gegenden vertheilen. Aus den 
Manufaktur: ud Kom̃erzialtabellen 
laͤßt ſich erkennen, welcher Stoff zurei— 
chend, welcher Wbefſiͤßig an welchem 
Abgang iſt. Nach diefem Kenntniſſe 
wird es leicht ſeyn, nicht durch Verord- 
nungen, die Erzielung des einen oder an— 
dern zu erzwingen, fondern durch anges 
botene Vortheile, Belohnungen; Ber 
freyungen, dazu aufgumunsern. Vor— 
theile waren immer der fiherfie Weg, 
den Fleiß zu beleben, und nach derjenigen 
Eeite binzumwenden, welde des Geſetzge— 
berg Abfıht am zusräglichften if. Der 
Staat feget auf eine gewife Men: 
ge von diefem oder jenem Stoffe Prei— 
fe, p wodurch die Erzielung defiel- 
ben — er, als die Erzielung. ei= 
nes andern wird; pder er erläßt dem⸗ 
jenigen Grunde, auf welchem der begün— 
ſtigte Stoff gebaut wird, die ſonſt da— 
rauf gelegte Abgabe; und es wird ſehr 
felten noͤthig ſeyn, zu dem dritten Mit- 

tet 


5 143 


sel zu fihreiten, und denjenigen Theil , 
deſſen Ueberfluß er vermindern will, mit 
einer neuen Abgabe zu beſchweren. 


o3Tr ! 

p Auf diefe Are ward durd eine Biter. Ferorde vorm 
Kulm 1754. denienigen Herrſchaftsbeamten, meldhescg. 
nengepflanzte undwohlbehandelreMaufberböume zeit- 
gen fünnen, eine Belohnung von so.fl , und. 
durch eine andere vom 3. Märzi756 , dDemienigen, 
2er über 580. die größte Anzahl erzielen wird, ‚cis 

ne Belohnung von ıso, dem nähftfolgenden aber 

son 100, fl. verheiſſen. 


105. Die Mannicfaltigfeit, der bes 
ftaͤndige Wechſel der Umſtaͤnde, und die 
daraus entfpringenden verſchiedenen Vers 
bindungen machen ed unurlalih, fi 
bier über das Verhaͤltniß der landrirthe 
ſchaftlichen Erzeugniffe unter ſich umſtaͤnd⸗ 
licher einzulaſſen. Es muß jedoch dem 
Staate nicht an einem Mittel fehlen, 
den Zuſtand feiner Landwirthſchaft voll— 
kommen zu uͤberſehen, nud daraus 
nicht anr im Groſſen und uͤberhaupt, 
fondern auch nach jedem einzelnen Thei⸗ 
le, und nad dem Fofale zu uriseilen, 
welcher Theil feines Beiſtandes vorzüg« 

lich 


144 &% 
lich nöthig habe. Diefes Mittel ift eine 
forefältig verfaßte Dekonomietabelle, 
die nit weniger in das Polizeyge⸗ 
ſchaͤft/ als in die befondere Leitung der 
Landwirthſchaft ihren Einfing hal: ‚Die 
Nubriken diefer Tabelle werden folgen 
de feyn: der genaue Inhalt der De 
bertidche einer Provinz: die Ein- 
theilung diefer Oberfläge in Ungebau⸗ 
tes imd gebautes Erdreich: die Ein- 
theilung des ungebauten € Erdreichs, in 
Gebaͤude, Landſtraſſen, F Fluͤſſe, Mo- 

fie, Zeiche,, Gärten ; Kuftwälder, 
Alleen, Wälder, Gemeinweiden, und 
in ganz Ungenuͤtzten Boden; und von 
dem lestern eine Lntertheilung, in wie 
ferne er, genützt werden koͤnnte, oder 
nicht? die Eintheilung des gebauten 
Erdreichs, nach der erfien Ausmeflung: 
wie viel zu-jedem Staͤdtchen, Sles 
cken, Dorfe, Mayerhofe gehört; die 
Untertheitirng herrfihaftlicher Gründe 
nad der Unterfheidung, ob es welt— 
licye oder geistliche BVefiger find, 
und Grunde der Untertpanen: das 

Ver— 


5* 145 


Verhaͤltnißder Unterthanenanthei— 

le; die Eintheilung aller dieſer Gründe 
nach der Guͤte ihrer Scholle: gute, 
mittlere, ſchlechte, trockne, fan- 
dichte u. fe w. ; die Verwendung dies 
fer Gihade zu Döftgarten, Holz, 
Graslaıd, Wieswachsſs, Korn—⸗ 
land, Flachsbau, Seidenbau— 
Schafweiden u. ſ. w. wozu es immer 
insbefondere genuͤtzet, und wie viel vom. 
jedem darauf erzeugt wird: zit allen dies 
fen eine genaue Befchreibung der Vieh⸗ 
zucht nah ihren verfihiedenen Gattun⸗ 
a ER RE ; | 
106. Der Nugen, welder aus einer 
folhen Tabelle, oder Befchreibung; 
durch die Entgegenhaltung mit dem Bes 
völferungsftande , und der Handlungslas 
ge gezogen werden kann, ift ohne alle 
- Anseinanderfegung in die Augen fallend: 
die Zuſtandbringung derfelben aber, und 
zwar mit aller Zuverläßigkeit, ganz nicht 
den groffen Schwierigkeiten ausgeſetzt, 
die man dabei befürchtet, wenn man den 
legten Entwurf davon fich zuerſt vorſtellet. 
K Waͤ⸗ 


chi. 


140: 2% 
Waͤren die Urbarbücher unfehlerhaft, ſo 
koͤnnten ſie dabei nutzlich gebraucht wer— 
ten. Nun aber muß der Anfang damit 
* Dorf zu Dorf: geſchehen, mo fie 
dem Pfarrer , oder auch dem Mili- 
PR in feinen Standsguertieren aufge⸗ 
tragen werden kann. Von einzelnen klei⸗— 
nen Theilen wird immer hoͤher, nach 


den willkuͤhrlichen Eintheilungen der Läͤn⸗ 
der zu Aemtern, Kreiſen und Bros 


vinzen auf eben die Art, wie mit den 
Tabellen aller Provinzen, die Haupt⸗ 
andstabelle zuſa N 


107. 35 will zum Beſchluſſe  diefer 


Abtheilung von der Ranbnirthihe, nicht 


die Beiſpiele wiederholen, welche fo. 


viele Schriftſteller, die von dem Feld⸗ 
deu handeln, von der Wuͤrde und der 
Hochachtung geſammelt Haben, womit 
die nuͤtzlichſte Klaſſe der — einſt un⸗ 

erſchieden ward, und noch heute bei den 
Ehinef ern 
weis e8 


ſich unser die Ürpelbräider einverleibe 





ie, um dem Feldbau zu Schrem 27 daß 


ein 


erſch werden ſoll. Wer 
nicht, das der Stifter Roms 


* 147 


ein chineſtſcher Kaiſer ſelbſt über dei 
Ack erbau ein Buß arfhrieben hat; def 
noch heute der Kaifer von China jähr- 
lich die Erde mit den Pfluge öffnet, und 
dieſes Gepraͤng zu Ehren des Feldbaus, 
eine der größien Senerlichleiten des Reichs 
iſt? dag man eben da jaͤhrlich dem Re— 
genten den beſten Landmann vorſtellt, der 
um dieſes Verdienſtes Willen zum Manda— 
rin der achten Ordnung erhoben wird ? Man 
meis diefe Beilviele: aber darf man hof— 
fen, dab fie nachgeahmt werden? I - 
fodre alfo nit mit dem philofophiz 
schen Bauer, die unfrugibare Ehre cir 
ner Medaille für den verdienten Land— 
men: Leute, die unter Hundert Bedrü- 
dungen gebeugt find, wird ein Goldſtück 
an der Bruſt nicht aufrichten. IH fodre 
nicht, fo gegruͤndet vielleicht der Anſpruch 
feyn dürfte, aber ich fodre nit, dag die 
Klaffe des Landmanns über manche andre 
Srafjen erhoben werde; ich begnüge mich 
wenn die ſchuͤtzende Hand des Regenten 
nicht zugiebt , dag fte von ihren Grund⸗ 
herren und Beamten gedruͤckt, von dem 
82 PIE 


148 — 
Militar Plagereyen ———— von den 
andern — pen untergetreten werde; 
wenner feinen Scepter uber fie ſirecket, 
um ihr ve geringen Vorteile zu verſi— 
Gern, an denen. fie fi) genügen laͤßt. 
Ay) wunſche, es möchte wenigfieng ein Fleiner 
Theil von derjenigen Öffentlichen Wohl— 
fahrt auffie zuruͤckfallen, zu welcher ſie ſo 
viel beitraͤgt. Der Staatsbeamte, deſſen 
unmittelbare Pflicht ſeyn muß, das Land- 
volk gegen alle Arten von ungerechten 
Zumuthungen zu beſchirmen, a iſt der 
Kreishauptmann. Und zuverlaßig 
iſt es der ehrenvollſte und nuͤtzlichſte Auf⸗ 
trag den der Fiskus, oder die ſoge— 
‚nannte Kammerprofuratur von dent 
Kegenten erhalten kann, die Uuter- 
thaͤnsrechte von Amtswegen zu dere 
treten. 


2a. Die in öſter. Staaten der Beamte über einen 
Kreis heißt, der z. D. in Schleſien Candrath ge⸗ 
nennt wird. 


u ro: 149 





N 
Don Manufakturen. 


108. 


$ Manfarturen im ausgedehntften , 

und buchſtaͤblichen Verſtande, ſind ale 
Beſchaͤftigungen, welche, was immer 
für einem Stoffe , eine neue Ge— 
ſtalt ertheilen. Unter diefem Begriffe 
werden Miller, Baͤcker und alle dere 
gleihen obgleich einfahe Gewerbe zu 
ten Manufafturengebören. Wegen des 
Zuſammenhangs der Gefchäfte aber ift 
zwiſchen Handwerkern und Manufak⸗ 
turen einiger. Unterfpied feſtgeſetzt wor— 
der. Als Manufakturanten werden die⸗ 
jenigen Gattungen von Arbeitern bee 
trachtet, welche Verlag oder foge- 
nauntes Kaufmannsauft mahen, und 
zu denfelben wird auch ein guter Theil 
der fonft zu. den Handwerken gezaͤhlten 


3 Es 


156 
unter der Berenmung 
der Kumerzialbandwerfe gefhlagen. 
Im eigentlichſten Verſtande aber heißt 
Manufaktur, der SEN 
aller Arbeiten, welche erfoder 
werden, Ni eine Waare sahen 
men, das At, zum Saufaute zu 
machen. "bonitahutane ift dann 
ner Buͤrger, a dDiefen Zufammen- 
het ig leitet. Es ift bereits angemerket 
ode, daß man die Woͤrter Manufal⸗ 
tur und Fabrik als gleich bedeutend au⸗ 
nimm 

109. Der Endzweck der Manufakturen 
in ® Bepiehung suf den einzelnen Manu: 
fakturanten, ift, fib Unterhalt und 
Gewinn zu verfhaffen; in Beziehung 
auf den ganzen Staat, die Beſchaͤfti— 
gungen zu vermehren: naͤmlich, durd 
die Manufakturen einen Theil des Volkes 
welhen die Landwirthfchaft nit befchäf- 
tigen Eonnte, Arbeit und Erwerbung zu 
geben. Unter diefem Gefichtspunfte, un— 
ter weldem die Manufakturen von der 
oͤffentlichen Verwaltung betrachtet werden 

müfz 


FO 15: 
Bw 


muͤſſen, wird die Benennung, wodnrch 
Oekonomiſten den Werth der un Kar 

beit und der ganzen Klaſſe der Manu⸗ 
fakturanten herabzuſezen, zu Zwecke 
haben, ein Wortſpiel ohne Sinn. Dr 
auf Manufakturen gemachte Vorſchuß 
heißt ihnen : eine unfruchtbare Aus⸗ 
lage: die Slaffe der Mana! Wturanten 
die unfruchtbare Klaſſe, weil fie, in 
phyſi ſchen Sinne des Worts, Eu Its here 

vorbrinat. Aber, es koͤmmt darauf nicht 
an: ob die Manufafturen — en 
ſondern, ob fie die Beſchaͤftigung vere 
gröffern? das ift, ob fie die Mittel zum 
Unterhalte des Volfes vorn ehren , und 
mit dieſen die Bevoͤlkerung, den Wohl⸗ 
ſtand des —— von inne, die Si— 
cherheit und das Anſehen deſſelben von 
auſſen. Das iſt die Wirkung der Manufak 
turen. Sie erzielen eigentlich ſelbſt nichts: 
aber fie find die unmittelbare Veranlaſ— 
fung zit Erzielung des S of 8, der ohne 
Umftaltung der Kunſtarbeit feinen Werth 
haben a, mithin ganz nicht erzielt würde. 
Sie find. die unmittelbare Veranlaſſung 

- 84 


* 


3 
zur Vergroͤſſerung des Feldbaus; denn 
ſie vermehren die Verzehrung der Le— 
bensmittel, die ohne die Manufaktu— 
ranten, bloß auf das eigne Beduͤrfniß der 
bauenden Familien herabgeſetzt, folglich 
ohne Anwerth ſeyn würden. Sogar 
einen eigentlichen Zuwachs des Nattlo⸗ 
nalreichthums verſchaffen fie, Denn, 
wenn gleich, nach der Berechnung der 
Phyſtokraten, bei einem Kunſterzeugniſſe ſich 
alle Theile der Vorauslage in Erzie— 
lungen des Erdreichs aufloͤſen laſſen, fo 
kann bei auswaͤrts abgeſetzten Waaren, 
dennoch der Gewinn des Handels— 
manns 5 darunter nicht begriffen werden, 
fondern it wahre Ayermehrung, ents 
- weder an Numerdren oder an daflır einges 
henden Waaren. Ich will noch mehr 
fagen: Wenn der Uhrmacher von Senf 
ans Meſſing und Stahl, im Wershe 
von etwan 2 Gulden, eine Uhr verferti« 
get, die er um 30 Gulden auswärts ab⸗ 
fest, und dann für diefe go Gulden 15 
Mesen Korn Eommen laͤßt, ift feine 
Kunſtarbeit für, Genf nicht eben fo 
Be ne frudte 


N 


152 


* 


&% 153 


fruchtbringend, als eines Landmanns, 
der 15 Megen von. feinem Feldſtüͤcke ges 
wonnen bare ? Auf der andern Geite: 
wenn ein Staat Ueberflug bauf, aber 
von Ländern, Die felbft Feldbau treiben, 
umgeben ift, fo wird fein Ueberſluß kei— 
nen Abfas finden, und aus Mangel der 
Ausfiht zu einem Abfage auch Feiner er— 
zielt werden. Man legt eine Seiden— 
fobrif an: die dabei verwendeten Are 
beiter verzehren die Feldfrüchte: die 
©eidenwaare wird ausgeführt: der Staat 
erhält dafür den Werth. Iſt es für 
den Staat nicht gleichviel, ob er Korn 
in der urſpruͤnglichen Geſtalt, oder Korn 
in Seidenwaare umgeändert, augführt ? 
Nur, dag die Kunftarbeit einen Abſatz 
verfhafft, den der Feldbau nicht gefun— 
den. hätte: nur, daß die Kunfiarbeit ei» 
nen Zuwachs an Belhäftigung, eis 
en Zuwachs an Bevoͤlkerung mehr 
giebt. 


Rn) 
18,7 
[> 


154 La 


a. Der Flachs wůürde ohne Ausſicht auf Leinwand, 
wenig oder gar Feine Beſtimmung haben. Zu Bra— 
Banter Spitzen bearbeiter, ſteigt der Preis, daB 
des Stoffs Werrh ganz verſchwindet. 


db. Dem Bandelemann Könnt der Ballen Tuch bis auf 
den Marfplaß von Sinigaglia 1500 zu ſtehen er 
verfatife ibn um 2c00° der Oewinn von 500 if 
Vermehrung der Maſſe— 


110. Die Manufakturen find alſo in 
der Oekonomie des Staates nicht unfrucht⸗ 
bar, ſondern eine-näglihe, Tondern eis 
ne unentbehrliche Vergröfferung der 
Beſchaͤftigung. Bei der Anordnung der 
Manufakturen find alfo die Stufen 
Der Beforderung nach dem Grade abzu⸗ 
mefien, als dadurch der Endzweck des 
Staates mehr erreiht, das iſt, als bie 
allgemeine Maſſe der Beſchaͤftigung 
vergrößert, und dauerhafter gemacht 
wird. Die allgemeine Maſſe der Bes 
Tchäftigung aber gewinnet nur , wanıt 
die Kunſtarbeit ein Mittel it, die Erz 
zeugniſſe der Landwirthfchaft zu. verviel⸗ 
fältigen c. Alſo verdienen diejeni- 
gen Manufakturen die erfte Aufmerkfams 
feit, wozu der Nat ionalſt off entweder 
wirklich vorhanden iſt, oder doch mit 
leich⸗ 


> 155 
leichter Mühe erzieleg werden Tantı.. Oh⸗ 
ne dieſe Beobaginug verliert nicht nur 
ein Theil der Landwirchfgaft einen 3b, 
fog , den fie machen, folglih einen 
Theil der Beſchaͤftigung, den fie fi zu⸗ 
eignen konnte; fondern auch die Minis 
fakturarbeit wird von derjenigen Nation, 
abhaͤngen, welche den rohen Stoff lie⸗ 
fert: folglich wird die Beſchaͤftigung des 
Volkes auch von dieſer Seite nur bitt⸗ 
weiſe beſtehen, das iſt, nur ſo lange, 
als die Nation, von welcher der rohe 
Stoff empfangen wird, ihn nicht enfe 
weder feibft verarbeitet, oder ihr der 
felbe von einer andern Station nicht un— 
ser vortheilhafteren Bedingniſſen ab— 
genommen, oder von ihr felbſt, aus 
was immer für einer Urſache die Aus— 
fuhr erſchweret oder endlich aus poli⸗ 
tiſchen Gründen die Erzeugung dieſes 
Stoſſs aufgegeben wird, 


e Der Schade , der einer Nation in den verſchiede— 
nen Zweigen ihred Wohlſtande zugehen kann, iſt 
Beishend oder verneinend. Der beiahende iſt 
Abzug von der ESrbſſe, die He befigt; wenn 3: B. don 
derwirflihen Bevdlferung 1000 auswandern, von 

\ dem Hationalkapital eine halbe Milllon A a : 

L ers 


— x 


150 
1 

dervergeltung ausflüßt:der verneinende ſtricht⸗ 
zuwachs eines Vortheils, den. ſich zuzucignen, 
in der Macht der Nation geſtande Are, wenn 
3: ©. der auswärsige Handel mir fremder Fracht 
Zeſchiedt, wodurd der Nation im Berkaufpreite 
die Srachtfoften enrgehen. Inder Berechnung der, 
politẽeſchen Handlung wird daher auch der Richtge⸗ 
win angejest; das iſt: es wird als Derfuf betrach⸗ 
tet, was man, da man ed hätte gewinnen können, 
(R nicht gewonnen bar. * 


114. Es iſt nuͤtzlich, die Folgen ei⸗ 
ner ſolchen Stellung weiter hinaus fuͤh— 
ren, um fih zugleich von einer andern 
Wahrheit zu überzeugen: nämlih: daß es 
weniger ſchaͤdlich iſt, die Beſchaͤftigun— 
gen nie über. eine mittelmaͤſſige Groͤffe 
erweitert zu haben, als von einer viel 
groͤſſeren Menge derſelben in der Folge 
etwas zu verlieren. In den erſten Sale 
le wird Der Staat zwar einer auch nur 
mittelmaͤſſigen Wohlfahrt theilhaftig wer⸗ 
den; aber er wird fich bei Ddiefer erhale 
ten: im andern wird der Rückgang ſei— 
‚ner Glicfeligfeit beinahe ohne. Graͤnzen 
ſeyn. Denn, bei einem, aus dem er- 
wähnten , fih ereignenden. Umſtande ver- 
liert eine gewiffe Anzahl von Menfchen, 
die Manufakturanten naͤmlich, welcht 
: den 


> 157 
Be fremden Stoff verarbeiten, ihre Be— 
ſchaͤftigu ng, das ge: fie ee nicht 
mehr diejenige Summe’ Geldes, die fie 
gewohnt: war, zur Unterflügung ihres 
Unterhalts zu empfangene Da es nicht 
fo leicht iſt, eine unbeſchaͤftigt geworde- 
ne Menge fogleich wieder in der Keihe 
der allgemeinen Erwerbungsmittel unter- 
zubringen; fo muͤſſen die ihres Verdien— 
fiens verkiftigten Arbeiter -inzwifchen in 
die elendſten Umftände gerathen , und 
ſich wohl gar gezwungen fehen, auszu— 
wandern ‚um ihrem Verdienſte nachzu⸗ 
ziehen. Ih fege die Folgen nicht big 
zu der Abnahme der Ehen, und andre 
fdhädfiche Nebenwirkungen fort: ich hal— 
te mic) ur an die unmiiteldarfien. 
Die brodlofen Manufakturanten haften 
gleichfalls verzehret : ihre Derzehrung 
hört nunmehr auf, da fie der Mittel 
hierzu beraube worden. Alfo empfängf 
auch eine andere Klaffe. von Bürgern 
nicht mehr diejenigen. Summen, die fie 
zur Beſtreitung ihrer Bedürfniffe ſonſt em⸗ 
»fangen hatte. Diefe Klaſſe war der 
| Ir KANDE 


@ 
s 


N * — 
Landmann, und abermal der Fabri⸗ 
kant, bei denen ſich Die nadtheilige 
Folge in dem Verhaͤltniſſe ihres vermin— 
derten Verdienſtes auf eben die Art, wie 
bei den erſten wiederholt, Und dieſe 
Keihe von Stactheilen ‚, von ſtets mehr ge⸗ 
ſchwaͤchten Erwerbungsmitteln, folgich 
von immer abnehmender Bevoͤlkerung 
wird fo lange fortgeſetzt, daß der Staat 
einem Verfalle nahe geführt wird, wenn 
er nicht dem Uebel duch thaͤtige Mittel 
Einhalt zu thun, begäibe iſt. 

112.° Eine: Manuſaktur beſchaͤft tiget 
deſto mehr Menſchen van! je mehrere 
Zubereitung ihr Stoff nöthte hat, 
bevor Die Waare vollfommen ik; 
und je gemeiner ihe Gebrauch if. 
Diefe Betrachtung weifet die Handlungs⸗ 
Yeitung auf Diejenigen Manufakturen, 
weihen fie nach den vorher erwähnten 
die naͤchſte es und Befoͤrderung 
zugimenden bat, Vorzüglich kommen 
hier diejraigen in Beratung; welche 
Geſpinnſt verarbeiten, weil ſie den Land⸗ 
leuten zur Winterszeit, da ihre Arbeit⸗ 


- 
ſam⸗ 
—— 


* - 159 


ſamkeit fonft für den Staat verloren 
feyu wide, und felbft den Kindern Be— 
ſchaftignt ng nnd Verdienſt geben ; amd 
dadurc nieht nur die Unwerthe in der 


Bevoͤlkerung vermindern , fondern auch - 


die Umſtaͤnde des Landvolks verbeſſern, 
dem die Geſellſchaft nie zu viele Vor— 
theile zuwenden kann. , 
d. 110 

113: Der gemeinere @ebraud ei⸗ 
ner Waare haͤngt davon ab; daß man 
dem groͤſſeren Theile des Bolkes 
verkauft. Der größere Theil des Vol- 
fes iſt diejenige Klaffe, die nicht dag 
Vermoͤgen beſtht, Waaren von einem 
gewiſſen hoͤheren Preiſe anzufaufen, 
Es iſt alſo nothwendig, die Weaa⸗ u von 
einer ſolchen Gattung vorzuͤglich zu bee 
foͤrdern, welde "den Vermögen der ge⸗ 
meineren Klaffen — find, mie ge⸗ 
meinere Zuchfabriken, © Feinwaudfas 
brifen: folge Gatinngen verdienen folg= 
Eh in der Reihe der Manufakturen dem 
erſten Rang. Indeſſen, wenn‘ der ge⸗ 
ringe Preis allein der Beweggrund des 

Ver⸗ 


‘ 


160 - Be 


Verbrauchs iſt; fo wird ser denfelben auf 
das bloß Nothmwendige berabfegem. 
ueberhaupt ift der reis beziehend, auf 
‚diejenigen Eigenfhaften naͤmlich, wele 
che fir die Käufer die Keizungen find, - 
die Fre zum Ankaufe einer Waare beſtim— 
men. Um alfo den Gebrauch eines Ma⸗ 
nufakturerzeugniſſes Über das Nothe 
wendige zu erweitern, ift esnöthig , ihm 
diejenigen Eigenfhaften zu verſchaffen, 
welche die Käufer zur Wiederholung des 
Kaufes anloden; Diefe Eigenſchaften find 
der wohlfeile Preis bei gleicher innes 
ren Güte; aͤuſſern Schönheit, und 
derMannigfaltigkeit der Waaren. Und 
dieſe vier Eigeuſchaften erweitern nicht 
nur den Verbraͤuch einer Waare über- 
haupt, ſondern nach dem Malle: als war 
fie einer Manufaktur verſchafft, verfihern 
fie au den Vorzugaufden inländifchen , 
und austwärtigen Handelsplägen vor 
allen Mitroerbern , deren Manufektnren 
es an diefen Reizungen maugelt 
114. ImGrunde würde eg de sSFabrikan⸗ 
sen gan Vortheil ſeyn, feinen Erzeug⸗ 
niſe 


- 161 


niſſen die angeführten Cigenſchaften zu 
gebeit. Aber die ungemäffigte Gewinn- 
ſucht mat ihm oft den mahren Nugen 
verfennen. Der größte Theil. ficht blog 

auf das Gegenwärtige ; und betrachtet 
ſeinen einzeluen Vortheil auffer allem Zu—⸗ 
ſammenhange mit dem Vortheile des Alle 
gemeinen. Wo fih Daher immer die Ge- 
legenheit anböte, wirde er gu Erfpa« 
rung der Koften imd zu Veraröfferung 
feines Gewinnes, gerade int Gegentheife 
eine ſeowohl Aufferlich als innerlich 
ſchlechte Waare theurer zu verkau— 
fen fuchen. Hier alſo zeigt ſich die N oth⸗ 
wendigkeit, der Priva —— Einhalt zu 
thun, und den einzelnen Fabrikauten in die 
Nothwendigkeit zu verſeßzen, daß er feinem 
Erzeugniſſe die erfoderlichen Eigenfhaften 
ertheilt, ohne welche Die Erweiterung eines 
Zweiges der Beſchaͤftigung vergebens ev 
wartet wird: 

115. Un unaͤchte Waare erh wohiii 
einem hoben Preiſe anzuwerden, muß 
die Stellung des Fabrikanten gegen den 
Kaͤnfer folgende fern: ber letztere muß 

— | daB 


162 ce: 
das Manufakturerzeugniß beduͤr⸗ 
fen, und es nur von dem erſten allein 
erhalten Fönner. Se dringender dieß 
Beduͤrfniß iſt, deſto unumgaͤnglicher wird 
er ſich den Forderungen des Fabrikanten 
unterwerfen, welche fuͤr ihn gewiſſer— 
maſſen Geſeze ſtnd, und nach dem Ver— 
haͤltruſſe immer ſteigen werden, als die 
Aufrage Der Käufer groͤſſer wird; weil 
die vermehrte Aufrage nad) einer Waaz 
re, die nicht in zureichender Menge 
vorhenden iſt, daS Beduͤrfniß derjeni- 
gen in einem gewiſſen Verſtande vergröfs 
fert, die im Beforgniffe fiehen, daß fie 
dafjelde nicht werden befriedigen koͤnnen. 
Mehr oder weniger, . als ſolche Ume 
fände von beiden Seiten vorhanden find, 
werden ſich Ddiefe Folgen ereiguen, Es 
koͤmmt aber nur darauf an, dem as | 
Drifanten Mitwerber zu geben, an die 
fid der Käufer wenden kann, wenn ihm 
die Waare, entweder der Gattung nad 
misfaͤllt, oder der Preis zu groß iſt; 
ſo verhalt ſich alles gerade umgekehrt. 
Die Furcht ift auf Seite des Zabrikanten 
und. 


* 


XS "263 
nid je größer der Zuſammenfiuz Dei 
Mitwerber wird, defio gröfier muß fein 
Beftreben ſeyn, die Käufer, die fich au⸗— 
derwärtig + verfehen. koͤnnen, an ſich zu 
ziehen. Wie jene fih den Vorzug, Die 
Waare an ſich zu bringen, durch den an— 
gebotenen groͤſſeren Preis zu verſichern 
ſuchen; ſo wird dieſer nunmehr es durch 
Vervollkommung feiner Waare, und 
Herabſetzung des Preiſes thun müf 
fen: Alſo enthält der befoͤrderte Zuſam⸗ 
menfluß e gllein das Mittel, die Ma— 
nufakturerzeugniſſe zu derjenigen Vollkom⸗ 
menheit zu erheben, welche ihren Abſatz 
vervieifaltiget. - 
©. Der Gang der Aem ſigkeit, und die Wirkungen des 
Zuſammenfluſſes find in einer eignen hhandlung im 
zehnten Bande meiner gefammeitenSchriften aus— 
führlich beobacbter worden ‚die man bier dicht gan; 
herüber nehmen fann.Aber iſt ed nothwendig, einen 


Theil davon umſtändtich auf die-Manutakturen ans 
jumenden. r 


116. Sobald eine Beſchaͤftigung Ge 

winn trägt, iſt ſie für fich ſelbſt anlockend 

genug; daher find zur thaͤtigen Vefoͤrde— 

rung des Zuſammenfluſſes, nicht ſowohl 
22 be a⸗ 


e* 


64 | &% 
bejahende Mittel nothwendig, als viek- 
mehr verneinende, die naͤmlich alle 
Hinderniffe bei Ceite raͤumen, welche 
der Aeinfigkeit im Wege ſtehen, und 
ihren Adetteifer hemmen Fönnfen. Die— 
ſe Hinderniſſe ſind: Monopolien, 
aus ſchlieſſende Geſellſchaften, gewiſ— 
fe mit Vorzuge eingeraͤumte Bes 
frenungen , Manufakturen anf 
Rechnung des Kandesfürften, aug- 
fchlüffende Zuͤnfte und zu groffe auf 
eine Fabrikation geiegte Abgaben. 
Jede Diefe Befihranfungen des Fleiffes 
nah der Reihe betrachtet, wird uns auf 
Grundfäge führen, welche bei Leitung 
des Manufakturweſens nicht aus den 
Augen gefest werden dürfen. 

117. Das Monopolium, der Al: 
leinhandel, ift entweder in den Händen 
des Fabrifanten , oder eins Dans 
delsmanns. Bei dem erften ift es ein 
von dem Regenten ertheiltes Recht ev 
ne Waare allein zu verferfigen 5 bei 
dem zweyten ift es, gehen den Fabri— 
Fanten das Dropolium, oder Vor—⸗ 

N kaufs⸗ 


% 165 


kaufsrecht; welches den Arbeiter zwingt, 
fein, Erzeugnig nur dem beguͤnſtigten 
Handelsmann zu verkaufen ;_ gegen den 
Nerzehrenden aber it es Alleinver- 
Fauf; das Recht, ibm eine Waare 
mit Ausſchluͤſſung aller übrigen zu 
liefern. Diefes Propolium Fan ſich 
auf den ganzen Staat, auf eine Pros 
pin; ,, einen Bezive oder auch nur auf 
einen Stand erſtrecken. Das letztere heiße 
insbefondere eine ausfchlüffende Kiefes 


ung. 

Der Alleinverfäufer hat gegen 
den Abnehmer der Waare einen Zwang⸗ 
abſatz, je gröffer oder Feiner, nach dem 
Maſſe, als feine Waare fih der Noth— 
wendigkeit nähert, Da ihn diefe Noth⸗ 
wendigkeit verfichbert , daß man feiner 
Waare nicht entdehren, und fie. auch 
nicht von fonft irgend ber empfangen 
kann; fo zieht er von der Lage der Ume 
fände allen möglichen Vortheil, und, uns 
bekuͤmmert, feinem Erzeugniſſe die anzie— 
henden Eigenſchaften zu geben, da die 
Nothwendigkeit alles für ihn thut, laͤßt 
235 er 


/ 


168 o% 
er ſeine Waare ſtehts unvollkommen, 
und ſetzet ſie nicht anders, als theuer ab. 
Eine unvolkommene Waare finder im 
inneren Abfage nicht mehr Känfer, als 
welche ihrer unmoͤglich muͤſſig gehen; im 
aͤuſſern Abfage findet fie gar Feine. 
Eben ſo verhaͤlt es fihb mit einer Waare, 
die hoch im Preife ſteht, welche noch 
dazu den übrigen Bürgern ihren Unter⸗ 
halt koſtbar machet; inſoſerne namlich 
die Waare des Monopoliſten ſich dem Be- 
duͤrfniſſe naͤhert. Der untergeordnete 
Arbeiter iſt ebenfalls ganz in der Gewalt 
des Alleinverfänfers : und weil es der Vor⸗ 
theil des legfern iſt, jenem keinen heben 
Handlohn zu geben; fo iſt der Fleiß 
des Arheiters nit mehr ein Mittel, ei= 
ne Samilie zw ernaͤhren: daher werden 
die faͤhigeren Fabrifenarbeiter, welchen 
in andern Ländern vielleicht. ein gluͤckli— 
ches Loos angeboten wird, bei der erſten 
günftigen Gelegenheit auswendern Als 
ſo bereichert. fih zwar der eine; aber 
die Maſſe der aligemeinen Beſchaͤftigung 
RR) waͤchſt 


2% 167 


waͤchſt nicht, und die Kunfarbeit bieips 
immer in der Kindheit. - 

119. Bielleiht dag der Staat den 
Vortheil der Befhäftiigung ganz pers 
liert. Wenigftend feget er ſich durch Erz 
theilung ſolcher Ausſchluſſungen der Ges 
fahr aus: Der Moßopoliſtfabrikant 
reichet ohne Zweifel nicht zu, eite gan—⸗ 
ze Provinz, einen ganzen Staat zu vers 
fehen. Um die Beflellungen zu befriedis 
gen, und den Klagen des Kleinder— 
Fäufers vorzubeugen, welche eine Wis 
derenfüng der ihm ertheilten Freyheit 
veranlaffen dürften ,- verfteht er ſich uns 
ter. der Hand mit ausländifcher Waarez 
und da’ihn feine Stellung zum Meiſter 
des Preiſes macht, findet er bald, 
dag er an der ausländifchen Waare 
einen eben fo groffen Gewinu machen 
kann, als an feinem eignen Erzeuge⸗ 
niffe, wobei er die Erſparung feiner 
Muͤhe, Auffiht, des Vorſchuſſes u. d. g. 
in Auſchlag bringe, und aus einem Fa⸗ 
brifanten, den der Staat an ihm zu 
haben ' glaubt, in den gefaͤhrlichſten 
g 4 Schleich⸗ 


168 55 


Schleichhaͤndler ausarler. Weniger oder 
mehr wird dieſe Anmerkuug auf alle Mos 
nppoliften anzuwenden ſeyn. 

120. Der Propoliſt hat das Mit— 
tel in Händen, beide die Verzehren- 
den und den Fabrifanten zu drüden ; 
jene durch eine übermäffige Steigerung 
de3 Maarenpreifed; diefe, durch einen 
auf das Kleinſte herabgefegten Vortheil 
ihrer Arbeit. Wenn daher der fabris 
cirende Monopolift nur die Ausbrei— 
tung einer Befhäftigung hindert; fo 
entkräfiee das Propolium ſogar eine 
ſchon gegründete und ausgebreitete. 
Und es ift bereits gefagt worden, dag 
diefes letztere einem  politifchen Körper 
immer fhädliher ifi, als das erflere 5 
and fhadlihder nah dem Maffe, als 
der Stoff der Fabrifation mehr die Land- 
wirthſchaft befchäftigte. Einem Körper 
kann natürlicher Weile Voͤlligkeit man- 
geln ohne daß er frank ift: aber die Ab— 
nahme eines völligen Körperd iſt alles 
mal das Anzeichen eines inneren verzehe 
renden Uebels. ; 

121, 


* 169 


ı21. Bei ber offenbaren Schaͤdlich⸗ 
feii des Alleinverkaufs werden dene 
noch nicht felien Beſreyungen dieſer Art 

ertheilet, dazu der Beweggrund - richt 
inmer Unmiffenheit,, oder unzeitige Ge— 
winnſucht if. Wenn men ſchon daruͤ— 
ber einig iſt: dag Monopolien in der 
Folge den Fortgang der Manufakturen 
hemmen; fo glaubt man dennoch, fie 
fönnten bei Errichtung einer neuen Cie 
theilt werden, um zu ſolchen Unterneh⸗ 
mungen aufzumuntern, um den anfans 
genden Fadrifanten Kräfte fammeln zu 
laſſen, damit er feinem Werfe eine 
gröffere Ausbreitung zu geben , in Stand 
gefegt werde. . E8 ift (ſagt endlich der 
Zerfaffer der Anfanasgründe ver 
Handlung fJ eine Ark von gemaͤſ⸗ 
fieter Ausfhläffung bei den Diane 
fakturen möglich, welche dem Staate 
nicht den Vortheil des Zuſammen⸗ 
fluſſes raubt, wenn eine folche Aus⸗ 
ſchluͤſung auf wenige Sahre be= 
ſchraͤnkt, auf eine, oder zwo Pro—⸗ 
pinzen allein ertheilt iſt, damit die 

25 Hands 


170 | u. 
Handarbeit, oder. der Stoff nicht 
zu ſehr vertheuret werden: und 
aud da noch muß eine ſolche Be— 
guͤnſtigung durch ven Zuwachs der 
Bevoͤſkerung erfauft werden. 
£ Ch IM. f { 
122, Die beiden erſten Gründe wuͤr⸗ 
den allerdings eine Aufmerkſamkeit ver 
dienen, wenn es fonft Fein Mittel gabe , 
angehende Manufakturen zu unterfligen. 
Aber dieſe Mittel find vorhanden, und 
werden an ihrem eigenen Orte vorkom— 
men. In der Wahl der Unterfiusungss 
mitsel aber koͤmmt ohne Zweifel der Vor— 
zug denjenigen zu, von welchen fich die— 
felde Wirkung am. znverläffigfien erwar— 
ten laßt, ohne fih auf der einen Seite 
der Gefahr auszufegen, durh das er— 
griffene Mittel dem Endzwecke gemiffer- 
maffen felbft entgegen zu arbeiten. Das 
it der ‚gegenwärtige Fall: man ſucht 
einen Zweig der Befchaftigung zu erwei- 
fern, dadurch, daß man feine Erweitee 
rung hindert. Die Verthenrung der 
Handarbeit uud des Stoffes, welche 
Forte 


- 


* 171 


Fortbonais beforget, ſcheint bei nen— 

en Fabrtkationen gewiſſermaſſen unmoög— 
lich. Dieſe Steigerungen Tonnen nur 
die Folge eines Zuſammenfluſſes von 
Fabrikauten der naͤmlichen Gattung 
feyn : ein ſolcher Zuſammenfluß aber ers 
eignet ſich nicht dei Verſuchen einer 
neuen Fabrikatur, deren Vortheile ime 
mer ungewiß, mithin, auch für eine 
Menge nicht anlockend find. 

123. AusſchluͤſendeGeſellſchaften 
g, entweder zur Erzeugung einer Waas 
ve, oder zu ihrene Verkaufe, find am 
fih ſelbſt anders nichts, als ein Al— 
feinhandel , an welhem mehrere Au— 
theil nehmen. Gegen den Kaufer find 
fie eine Perfon, deren Abfiht mit je— 
dem einzelnen Monopoliften dieſelbe ift, 
Nur darinn mag vielleicht einiger Unterz 
fhied wahrgenommen werden ; daß 
eine aus ſchluͤſſende Geſellſchaft ihre 
Bedruͤckungen gegen die Kaͤufer deſto 
beftiger ausüben mug, weil der Gewinn 
in mehrere Theile zerſtuͤckt, mithin auf 
— einzelne Glied nur ein kleiner Aue 

theil 


72 3% 
theil fallen wird, moferne die Geſel⸗ 
{haft es fih nicht augelegen feyn last, 
ihren Vortheil auf das Höchſte zu ſpan— 
nen. Es iſt kein Sweifel, daß die Wer— 
einieung mehrerer Menfchen % zur 
Erweiterung der Handlung vieles bei— 
tragen kann: nur muß die Art, dieſe 
Vereinigung zu verenloffen, ſich fo ſehr 
als immer möglid) ifi, von dem Allein 
handel eutfernen. 


£.11%. 
b Asch. von Handlungsgeſellſch. 


124. Ueberhaupt iſt Feine Urfache 
worhanden, warum Der Negent, der als 
Ien Bürgern zu gleichem Schutze ver- 
pflichtet ifE, Dem einen vor dem andern 
einen Vorzug einräumen ſollte. Jede 
Befreyung ẽaber if ein folder Borzug, 
der, worinn er auch immer befiehen md« 
ge, ih in Geld anfıhlagen . läßt, und 
unter den Wetteifernden eine Ungleich⸗ 
heit veranlast. Er eignet nämlich dem 
einem heile Vortheile zu, Die der an« 

die. 


S | 173 
er nicht bat. Dadurch iſt das Gleichge⸗ 
wicht der Beſtrebung geſtoͤret: der Kits 
befreyte Mitmwerber verliert den Muth, 
end in einem gewiffen Verſtande auch 
das Vermögen in feinem Wetteifer forte 
zufahren: oder, gleih Anfangs wird je= 
dermann zurücgebalten, fih gegen den 
Befreyten in eine Mitwerbung einzulaf- 
fen. Alſo ift ein Zweig der Beſchaͤftigung 
unbemerft in die Hande des Befreiten , 
gleichſam aly eines Monopoliſten, uͤber— 
geben, ohne daß irgend dagegen Vor— 
kehrungen gemacht werden. Ich werde 
zwar in der. Fortſetzung dieſer Abhand— 
inng gewiſſe Vorzuͤge ſelbſt unter den 
Mitteln anfegen, die einen erſt erwach— 
fenden, Zweig der Beſchaͤftigung befoͤr— 
dern Fonnen: 3 B. daß einem Tuch— 
fadrifanten der Worfauf Der Wolle 
eingerdumet werde : aber ein folcher 
Borfauf, um in diefem Beifpiele forte 
zufahren , muß nicht einem Tuchfabri— 
Tanntengegen die Übrigen Tuchſabrikan— 
jen, fondern allen Tuchfabrikanten 

| gegen 


⸗ 


Matt 1% 


gegen die, fo es wicht find, und ber 


fonders gegen Fremde ertheiles werden; 


\ 


1; 116- 


125. Sehr fiheinbare Urfachen haben 
Bandesfürften verleitet, Manufaktıren 
auf eigene Meinung zu errichten A. 
Dan hielt dafür, fie vorzäglih koͤnnten 


den aroflen Aufwand machen, welder 


FG 


bei neuen Unternehmungen erfordert wird : 
fie würden den Verluſt, der anfangs 
immer zu befürchten iſt, am leichteften 
fragen; oder doch ſich genügen laffen , 
um dem Fortgang einer Fabrikation zu 
befördern, an dem Erzeugniſſe nichts 
zu gewinten. Die Hinderniffe endlich, 
welche ſolchen Errichtungen von, verſchie— 


Denen Seiten ‚gelegt würden, fielen bei 


Manufakturen in den Händen des Lane 

desfirfien gleichſam von ſelbſt hinweg 

Eine, Mannfaktur werde alſo unter dies 

Tem Schutze eher, aid auf jede andere 

Art, die Bollfommenheit erreichen. Aber 

dieſe Gründe find Leicht zu ewikräften, 
| Es 


re 


02 175 


Es ift der Klugheit nicht eben gemäß, 
auf einen zweydeutigen Ausgang bes 
traͤchliche Summen zu verwenden, die 
immer zulest den Landesanlagen zu. Laft 
fallen 5 den Verſuch aber im Kleinen: zu 
machen, dazu werden fid) bei einer gluͤck— 
lihen Ausſicht immer vermögende Pri— 
vatleute finden: beſonders, wenn der 
Staat fie durch audere Ermumterungen das 
zu anzuleiten weiß. Dadurch alfo fällt. 
auch ‘die Betrachtung der Gefahr, und 
Des nicht zureichenden Gewinnes hinweg. 
Das die Dinderniffe betrifft, welche 
der Aemſigkeit gelegt werden ; fo ift es 


eine traurige Ausfiht für den Staat, 


‚wenn er jemals zugiebt, daß der Nemfig- 
keit Hinderniffe gelegt werden koͤnnen 


k. 118: Ri 


126. Die Gruͤnde gegen die landes⸗ 
fürftiichen Manufakturen find hanfiger, 
und ſcheinen überwiegender. Wahrſchein— 
licher Weife ift der Fleiß. derjenigen , 
welche einer ſolchen Manufaktur vorſte⸗ 

ben, 


176 x ; 

hen, nicht fo groß, als der Fleiß desjekigen 
ſeyn würde, der ihn für ſich ſelbſt anſtren⸗ 
get. Auch laͤßt ſich die genaue Spar— 
ſamkeit hier nicht erwarten, womit der 
Privateigenthümer fuͤr ſich ſelbſt zu Werk 
gehen wurde. Immer werden die Gebaͤu⸗ 
de groͤßer, und alle Werke weitlaͤuftger 
angelegt; daß alſo der Fond der Unter- 
nehmung ſtaͤrker, mithin aud zum Erfas 
be der Zinfe mehr auf die Waare zu 
fHlagen if. Die Beamten, wie fie 
immer Namen haben ntögen, werden 
gleichſals als eine nothivendiae Auge 
Tage dem Waarenpreiſe zugeſchlagen, da 
bei einem ————— ſein 
Unterhalt ſchon dem Gewinne zugerechnet 
wird. le 15 nun a n zween Nach⸗ 
theile: eine ſolche Manufaktur wird, in 
Ders! — einer Privatmanufaktur, 
nicht ſo 9% ſchwind vollkommen; und 
nie in einem ® niedrioen Preiſe abfegen. 
Alſo wird fie auch nie diejenige Ausbrei— 
tung erdalten, welche die Frucht der Guͤ— 
te und Wohlfeilheit einer Waare, und 
die Abſicht * oͤffſentlichen Leitung iſt⸗ 


Sr 
W 48 


1 


2 
[7 


 . ad 


a8 über alles noch am meiften in Er— 
wegung koͤmmt, iſt: daß ein Landesfürfk, 
welcher manufakturirt, nothwendig alle 
Mitwerber abfchreeft, weil fie ihn hier 
nur als Manufakturanten betrachten ‚der an 
feinem Erzengniffe gerwinnnn will, und 
zur Beförderung diefer Abſicht fich gegen feie 
ne Mitwerber alle Vorzüge zueignen kann; 
wodurch die landesfürftlihe Manufaktır 
zulegt, ohne den Namen zu haben, im 
ein Monopolium ausartet. 

127. Sogar der Meinung findt 
ich mich nicht geneigt beizupflichten, welt 
che die Manufaktur nur anfangs auf 
Rechnung des Landesfuͤrſten errichten, 
bei ihrem Fortgange aber an Privatleute 
abtreten will. Diefer Fortgang ift aus 
den angeführten Urfachen immer fpäter 
zu erwarten, Auch if, wo es auf Untere 
fuhungen diefer Art ankoͤmmt, nothwendig, 
auf die täglichen Beifpiele mit zu feben. 
Bei den gluͤcklicheren Fortgange einer 
Manufaktur ift die Verſuchung fehr groß, 
fie als einen Zufluß der landesfürfilihenEin- 
Fünfte nicht aus den Händen zugeben, Leute, 
11 Thl. M 


158 &% 


welche nur die augenblickliche und gegette 
wärtige DBergröfferung der eingehenden 
Summen vor Augen haben, überrafchen die 
Wachſamkeit des Fürften leicht, und ber 
mächtigen ſich, zum fogenannten Vor— 
theile der Staatseinfünfte eines Zwei— 


ges der DBefhäftigung, der eben darum. 


nie die Verbreitung erhält , die. mar 
unter andern Umſtaͤnden erwarten duͤrfte. 
©» lange alfo dem Staate noch andere 
Mittel übrig find, geſchickte Fabrifanten 
bei neuen Unternehmungen zu unterfite 
sen, ift es wenigſtens der Klugheit gemäfe 
fer, fi vielmehr an diefe zu halten, 
als auf zweydeutige Anſtalten einiges 
Zutrauen zu werfen. 

128. Zünfte u werden die Koͤrper 
von Arbeitern genennet, deren Mitglieder 
einerlei Beſchaͤftigung treiben. Sie haben 
ihre eignen Vorſteher, ihre Saßun- 
gen oder fogenannten Gewerbsſta⸗ 
tute, ihre Gebräuche. -Diefe Zünfte 
find entweder ungeſchloſſen; des if: 
ihre Zahl ift nicht befchranft ; oder 
geſchloſſen, wo, bei a 

a 


% 


& 179 


Zahl der Sunftgenoffen jeder, der nicht, 
aus diefer Zahl ift, ein Stoͤhrer, Pfit- 
fcher genennet wird, gegen weiden die 
fogenannten Befugten denzunftewing | 
ansuͤben. Die Beſchraͤnkung der Zinfe 
te gefchieht auf eine zweyfache Art: 
die Zahl der Meiſter iſt beſtimmt: 
oder den Meiftern ift nicht erlaubt, uber 
eine feitgefegte Zahl von Sun en in die 
Lehre zu nehmen. In gegenwaͤrtigem 
Zufammenhange werden die Zitufte weder 
als eine Polizey anſtalt betrachtet, noch 
‚in wie weit fie.ihren Nugen unmittelvar 
zur Vollkommenheit einer Waare das 
ben koͤnnen; fondern nur, in wieferne 
fie ohne eine gewiffe Auffiht dem Zu⸗ 
ſammenfluſſe ſchaͤdlich werden. 


®. 113. Innungen, Zechen, Gilden. 


129. Sind die Zinfte wahrhaft me 
geſchloſſen: wird naͤmlich jedermann, 
der von feiner Fähigkeit in einer gewiſſen 
Arbeit zureihende Beweifz gegeben hat, 
in diefelden aufgenommen; 19 haben fie 

Mr nichts 


180 * 
nichts, was gegen fie eingewendet wer⸗ 
den konnte. Aber beinahe darf men ja- 
gen: Zuͤnfte, welhe auf die Weiſe une 
gefglofien wären, find nirgend vorhanden: 
die Aufdinggelder, Lehrgelder, die 
Toxen des Seepfprechens, die Koften, 
das Meifterrcchr zu erlangen , die koſt⸗ 
baren meistens unbrauchbaren Meiſter⸗ 
ſtuͤcke, die bei ſolchen Gelegenheiten unnach- 
laͤſſigen Gaſtgebote, vetreten auch bei 
offenen Zuͤnften, dem fähigen aber unvermoͤ⸗ 
genden Menſchen, den Weg, entweder 
zu einem Gewerbe zu gelangen, oder 
daſſelbe, obgleich nach erworbener zurei— 
chenden Geſchicklichkeit zu treiben. Die— 
fe verderblichen Hinderniſſe abſchaffen, 
heißt die Faͤhigkeit des Buͤrgers in ſein 
Recht einſetzen. 
130. Um viel offenbarer aber iſt derNach⸗ 
theil von wirklich geſchloſſenen Zünftenz, 
wo die Zahl der Meiſter beſtimmt iſt; 
wo die Meiſterplaͤtze erblih find, und 
niemand dazu gelangen kann, es fey denn 
ein Meiſtersſohn, oder, er habe eine 
Meifterstochter , oder die abgelebte 
EN Witt: 


8 182 


Wittwe eines Meiſters zum Weibe 
genommen: wo dann, unter ſolchen Be— 
dingniſſen, nach der Geſchicklichkeit wenig 
geſehen wird. Dieſe Zuͤnfte erleichtern 
es den auf eine geringe Zahl berabge— 
ſetzten Mitgliedern ſehr, unter ſich gehei— 
me Verabredungen zu machen, und ihr 
Gewerb zu einer Art von Monopolium 
zu errichten, wodurch Das gemeine Wes 
fen bedruͤckt wird, und die Erzeugniffe 
bei einem unmaäffigen Preife, immer un— 
vollkommen bleiben, Diefe feſtgeſetzte Zahl 
der Lehrjungen vermindert in der Fol— 
ge auch die Zahl der Geſellen, welches 
natuͤrlich den Handlohn zum Nachthei⸗ 
le der auswärtigen Handlung hoch 
erhalt. Zwar laßt fich nicht vermuthen, 
daß die Gefeggeber bei Belhränfune 
gen der Zünfte die eigennüsigen Abſichten 
der Zumftgenoffen befordern wollten. 
Ihre Abſicht dabei war ohne Zweifel nur, 
um unter den Befhaftieungen des Volks 
ein Gleichgewicht zu erhalten, und durch 
die Feſtſetzung der Anzahl, jeder ihre 
C hranfen anzuweiſen. Doch dus Mite 
? Dig 


18% | & 


tel zur Erreichung diefer Abſicht war un⸗ 

rothwen dig in det einen, und Unan— 
Genteffen in dem andern Falle. Co 
lange als die Arbeiter bei einer Defchäfs 
fisung ihren Unterhalt finden ; find 
fie dabei nicht überflüffig. Sobald aber 
dieſe Beſchaͤftigung fie nicht mehr naͤhret, 
wird fie, wenn: anders Feine Hinderniffe 
vorhanden find, verlaffen. Alſo bat der 
Gefesgeber nicht noͤthig, einen Macht— 
ſpruch zu hm, da fich alles durch eigee 
ne Bewegung in das Gleichgewicht fest. 
Im Nothfalle ift auch noch die Span— 
nung oder Nachlaffung der Abgaben ein 
Mittel, den Anlauf zu einer Befchäfti« 
gungsflaffe zu hindern. Unangemeſſen 
aber, und in der Ausführung unmoͤg⸗ 
lich ift das Mittel, weil die Befchäftigungg« 
klaſſen nicht bloß nach dem Verhältniffe 
unter ſich, fondern auch zu dem Mer: 
Brauche der Waaren zu berechnen find , 
welche fie verfertigen. Diefer Verbrauch 
aber ift ſehr veranderlih. Hundert uns 
vorherfehbare und plöglihe Umſtaͤnde 
erweitern, oder befchränfen ihn, der 

Zu⸗ 


© Du 183 


Zuwachs oder die Abnahme der Bes 
völferung, die Stellung der Handlung 
fiijjen dahin ein: alfp muß auch das 
Gerhältniß unſchicklich fepn, fobald die 
Umftände verändert find, unter welchen 
ed berechnet worden. 

X 128. 


ySurles compagnlies et les maitrifes traduit de l'Au- 
glois, Chinki hiftoire Chochin chinoise. p. Coyer, 


131. Die insbefondere fogenannten 
Polizeyhandwerke, , welche auf täglie 
bes Geding arbeiten, find um defto mes 
niger durch ausfchlüffende Zünfte auf 
eine Fleine Anzahl herabzuſetzen, da die» 
jenigen Arbeiten, womit fie fich abgeben, 
nicht nur Bedürfniffe, fondern faft im— 
mer dringende Bedürfuiffe find , bei 
denen ed um fo viel leichter fallt , die 
Mitbürger zu bedruͤkken. Wenn alſo Zünfz 
te aus Polizeyabſtchten z als eine nuͤtz⸗ 
liche Verfaſſung anempfohlen werden; fo 
kann diefes nur von ungeſchloſſenen 
verflanden werden: und aus eben denfels 
ben Gründen, ans welchen die Hürde 
ſungsleitung bei Manufakturen die Ber 

M4- ſchraͤn⸗ 


184 0 

ſchraͤnkungen eutfernet, welche der Ver⸗ 
mehrung der Arbeiter in jeder Klaſſe 
entgegenſtehn wuͤrden, muͤſſen auch alle 
einſeitigen Vortheile der Zunftgenof: 
fen bei Polizeyhandwerken verhindert 
werden. 


3: Thl. 533 © 


132. Der Beweggrund, welcher mehr 
zu diefer, als einer andern Befchaftigung 
beſtimmet, ift hauptſaͤchlich, der von der⸗ 
felben zum Unterhalte des Arbeiters ab— 
fallende Nutzen. Aber nur erft dann 
kann Nugen berechnet werden, wennal: 
le in Anfehuna der Beſchaͤftigun ge—⸗ 
machten Auslasen abgezoaen find. 
Die Abaaben a machen einen Theil 
diefer Auslagen, und vermindern, je 
nachdem fie auf eine Klaffe von Befchäfe 
tigung ftärfer fallen , die Beweggrüns 
de, zu dieſer Klaffe zu treten, oder dabei 
ju bleiben. Die Wahrheit Ddiefer Be— 
trachtung mit allen ihren Folgen ift zu 
febr eingeſehen, und jedermann befannt, 

als 


o% 185 


ald dag man etwas hinzuzuſetzen noͤ— 
thig hätte. Nur alfp dann, wenn c$ 
zutraͤglich ſeyn follte, die Verminde— 
rung einer Fabrikation zu veranlaſſen, 
wird es zu billigen ſeyn, auf diefelbe 
eine überwiegende Abgabe, es fey von 
Seite des Unternehmers, oder des 
untergeordneten Arbeiters zu legen. 


2 110 


133. Sind die angeführten Hinderniffe 
des Zufammenfluffes bei Seite geſchafft; fo 
wird der Wetteifer der Arbeitfamfeit une 
gehemmt, und feine glückliche Folge die 
Vollkommenheit dverManufafturen 
ſeyn, melde, wie bereits erinnert wor» 
den, in der Mohlfeilheit, Güte, 
Schönheitund Mannigfaltigfeit des 
Erzeugniffes befieht. Jede diefer Eigene 
ſchaften entfpringt aus einer Menge eitte 
zelner Theile, deren Kenntniß nothwen⸗ 
dig iſt: und bei deren Betrachtung es 
nicht wohl moͤglich ſeyn wird, nicht ei⸗ 

mM 5 


186 IN: 


nen Geitenblid auf die auswärtige 
Handlung zu werfen. 

134. Wohlfeil, nah dem MWer« 
ſtande diefes Wortes an gegenmwärtigent 
Orte b, hateinen beziehenden Begriff, auf 
die Eiaenichaft der Waare gegen- eine 
ehrliche Waare. Ein feines Tuch 
it darum, weil ed nicht der Kauf des 
gemeinen Zaglöhners ift, wenn es fonft 
die Eigenfhaft eines guten Tuchs hat, 
niht theuer. Eben fo if ein Tuch 
darum nicht wohlfeil, weil es um ein 
Kleines dahingegeden wird, da es fonft 
innere und auffere Maͤngel hat. Eigentlich 
alſo ift der Verftand des Satzes; Ei— 
re Manufaktur liefert wohlfeilere 
Waagre, folgender : fie liefert Waare 
von gleicher Gattung um Eleineren 
Preis; oder: fie liefert um gleichen 
reis Wagre von beiferer Gat- 
una: Die Wohlfeilheit ift ohne Zwei— 
fel für den Käufer die maͤchtigſte Anlodung 
die demjenigen Manufafturanten den Vor» 
zug. verfihert, der feinem Erzeugniffe 
diefe Eigenſchaft mittheilen kann. Die 

Mit⸗ 


* 187 
Mitwerber werden alfo hauptſaͤchlich in 
Herabſetzung des Preiſes es ſich zuvorzu— 
thun ſuchen. Aber wie weit kann dieſe Her— 
abſetzung getrieben werden? Die Entfcheis 
dung diefer Frage haͤngt von der genauen 
Unterfcheidung zwiſchen dem Werthe eie 
ner Waare und ihrem Preiſe ab. 


b Woblfeil Heiße auch manchmal eine Waare, deren 
Preis dem Bermögen der gemeineren Klaſſe ange» 
meſſen iſt. Allein diefe Wohlfeilheit tft eigentlich 
aur eine ©attung der Mannigfaltigkeit. 


135. Der Werth in Beziehung auf 
‚den Käufer wird durch das Beduͤrf— 
niß beſtimmt; in Beziehung aufden Fa— 
Brifanten durd die Vorauslage an 
Koften und Bemuͤhungc. Der Preis 
aber ift die Menge Geldes welche nach der 
Nerabredung zwifhen Käufer und 
Berfäufer für eine Waare gegeben wird. 
Alfo, odgleih der Werth einer Waa⸗ 
se in Anfehen der naͤmlichen Käufer 
und Fabrifanten immer der namliche 
ift, kann doch, nah Verſchiedenheit der 
- Umfiäude, vorzüglih nach dem groͤſſern 
oder 


183 20% 
oder kleinern Zuſammenfluſſe, der 
Preis ſehr verfchieden fern. Wann 
der Alleinhandel den Verkäufer begin 
figet, fo Fanndiefer einen hohen Dreis, 
das iſt: viel uͤber den Merth, überdie 
Vorauslage fodern. Hier iftalfo hoher 
Preis einerlet mit Theurung. Manch⸗ 
mal, wann der Marktplatz mit einer Waare 
überfuͤllt, die Anfrage nad) derſelben 
klein, wann der Fabrifant in gedraͤngten 
Umfisnden ift, muß er fi) einem niedern 
Dreife unterwerfen , der, woferne er die 
Worauslage nicht erſetzt, Unwerth 
der Waare wird. Bei Umſtaͤnden, die 
zwiſchen Anfrage und Anbot alles 
gleich machen, tritt der Mittelpreis 
ein, welder den Erſatz der Borauslage, 
und einen zuträglihen Gewinn ent 
hält. Der hohe: Preis ift alfo Zufchlag 
eines übermäffigen Gewinns zu der Vor⸗ 
anlage. Unwerth if, wann die Voraus⸗ 
lage nicht erfeget wird; auch fhon ‚want 
Fein Gewinn fallt; einigermaffen noch 
dann , warn der Gewinn fuͤr die angemwene 
dete Bemuͤhung nicht lohnend ift: und es 
iſt 


ee 189 


iſt nun deutlich, dog der Wetteifer der Fa- 
brifanten nur auf den Gewinn Beziehung 
bat, daß fie fih darin nicht auf das 
Aeuſerſte treiben, fondern bei dem | 
Fieinften Gewinne ftehen bleiben miüfs 
fen, bei dem fie noch ihren Unter« 
halt finden. Ueber diefen hinaus, wird 
ein Beſchaͤftigungszweig ganz verlaffen. 


c Die Defonomiften erklären denDerth: Das Maaß 
des Kodens welches in der Erzielung enthalten 
iſt. Diefer Begriff, if eben ſo undeñtlich, als 
unriötig. Das namliihe Maaß Erdreidg von 
befferer oder ſchlechterer phyſiſchen Deſchaffenh eit 
mit beſſerer oder IE le ıng träge medr: 
alfo würde die namlihe Gabe von ver: 
fhiedenem Werrbe jenn. Der Derfaffer des Werts 
Eſſai fur le commerce en general I. Part,Ch. IT. ſetze 
dem Maaſſe des Erdreiho noch die Arheit bei, 
welches den Werth zwarnäher beflimmt,aber immer 
zu metaphyſiſch ausdrückt. 


136. Der Preis alſo, um welchen 
der Manufäkturant feine Waare hin— 
geben kann, begreift Die Summe als 
ter einzelnen Auslagen, welche bis 
zu ihrem Verkaufe gemacht wer—⸗ 
den, mit Zuſchlagung des Gewinns. 
Daher, was die einzelnen Auslagen — 

groͤſs 


195 Eier) 

gröffert, vergröffert auh den Waaren— 
preis? und im Gegentheile, die Wohl—⸗ 
feilyeit wird durch die Verminderung 
der einzelnen Beſtandtheile des Preiſes 
erhalten. Die Theile des Preiſes ſind: 
Gebaͤude, Holz, und alle ande— 
se gemeinſchaftliche Nothwendig— 
keiten, der Ankauf des Stoffes ‚ der 
Handlohn, die Fracht, die Affekus 
vanzprime, die Fin - und Yusgangds 
rechte, die Zinſe Des zu einer 
Fabrikation gemidmeten Haupt- 
ſtamms; bei einer Waare, die entweder 
ganz, oder wovon auch nur der Stoff 
von Fremden gekauft wird, der Wech— 
felpreis, endlig) der Gewinn. 

137. Der größte Theil der Fabrifen 
zwingt die Unternehmer ohnehin zu weit⸗ 
raumigen uud meiftens koſtbaren Ge— 
bäuden, d, und ein Blick auf dagjenige, 
was man vor Augen hat, weil es taͤglich 
gefhieht, uͤberfuͤhrt und, wie wichtig 
die Erinnerung dem anfanaenden Far 
brifanten if: daß die Fabrikenge— 
baͤude zwar feſt aber nicht praͤch⸗ 

tig 


ro ag 


tig geführtiwerden follen. Ihre Beſtimmung 
ift nicht, für den Fabrikanten ein Pallait, 
oder Luſtſchloß zu ſeyn. Niche nur, 
das die auf ſolchen Prachtgebaͤuden lie— 
gende Kapitalien durch den Zuſchlag der 
Zinfe dem Fabrifanten den Vortheil der 
Wohlfeilheit eben zu der Zeit rauben, wo er 
wegen Unvollfommenheit der Waare am 
nöthigften hat, wohlfeil zu verkaufen, 
fondern meiftens entkraͤftet er fih durch 
den Bau, indem er darauf Summen ver« 
wendet, welde er, feine Unternehmung 
defto kraͤftiger zu unterſtuͤtzen, fparen follte. 
Nur zu oft, ehe noch das Gebäude zur Fa: 
brik vollendet worden, ift der Fabrikant 
mit feinem Vermögen guf dem Grunde, 


d 136, 


138. Die gemeinſchaftlichen Noth⸗ 
wendigkeiten einer Fabrikation e, die 
Wohnung, das Holy, u. d. g. wer 
den überhaupt wohlfeiler oder theu— 
ter, je nachdem die Fabrifen ein Cos 
kal gewähler haben. Nothwendigerwei⸗ 

ſe 


192 * 


ſe, wo die Wohnungen durchaus theuer 

find, müͤſſen auch die groͤſſeren Fabriken— 

gebaͤude und andere Plaͤtze zu Kunſtwer⸗ 
ken, ſehr koſtbar ſeyn. Die Lokalſtellung 

der Fabriken in groſſen, beſonders aber 

in Hauptſtaͤdten / iſt daher offenbar un⸗ 

ſchicklich. Eben dieſe Betrachtung muß 

in Anſehung des Holzes und anderer 

Zugehoͤr gemacht werden. Wo die DVerz ‘ 
zehrung dieſer Nothwendigkeit ohnehin 

groß iſt, kann der Preis derſelben nicht nur 

den Fabriken nicht günſtig ſeyn, ſon— 

dern wird durch ſie auch den uͤbrigen 

Verzehrenden erſchweret. Die vortheil— 

hafte Stellung der Fabriken iſt alſo auf 
dem offenen Lande, oder in kleineren Staͤd⸗ 

ten, je nachdem die Umſtaͤnde es fodern, 

unfern von Waͤldern und Holzgebirgen, 

oder wenigſtens nahe an Waͤſſern, auf 
denen das Holz ohne groſſe Koſten here 

beigefchafft werden kann. 


«13% j 
£ Sch werde zu. diefer Detrachtung noch einmal wieder⸗ 


kehren⸗ 
21539. 


S 105 


Bi 139. Gleichwohl kann es nicht für eine alte 
gemeine Regel augendinnen werden: daß 
Dir Fabriken auf dem Lande, oder 
wen igſtens m Provinz angelegt 
werden men. Denn, weh zwar eine 
Zahl um etwasver mindert dir andere hin⸗ 
gegen um deſto mehr vergroöſſert wird; fo 
fallt die Summe des Preiſes DE ſtaͤrker 
aus. Hätte man alſo an Holz und 
Gebaͤuden auf dem Lande einigen Vor— 
theil, aber die Fabrikation mußte, mit 
groſſen Srachtfoften nah einer Stadt 
gebragit werden, . entweder, weil daſelbſt 
der eigentlihe Dre des Abſatzes oder ein 
Dafen it, wo die Waare ihren Abzug 
22) freinden Ländern nimmt; oder die 
Arbeiter koͤnnen nicht anders, ‚als mit 
angebotenen groſſem Handlohne nach 
einem Orte gelockt werden; ſo wuͤrde na— 
tuͤrlich die Stade mit Vorzug zit wäh— 
fen ſeyn. Und in foferne kann die gez 
woͤhnliche Meinung für richtig ange— 
nommen werden: daß die Prachtfa— 
briken in dir groflen Staͤdte gehoͤ— 
ven: weil naͤmlich dafeloft der Ordentliche 
Al Ent, 2 Ab: 


194 * 


Abſatz derſelben iſt. Nur koͤmmt es darauf an, 
ſich hier in dem Ueberſchlage nicht zu irren. 
Denn, es wird nur ſehr ſelten geſchehen, 
daß der Erfparung an Gebäuden, Holz 
om Unterhalte der Unternehmer, der 
untergeordneten Arbeiter, und nah 
mehreren Vortheilen durch die einzigen 
Frachtkoſten das Gleichgewicht gehalten 
wird. : 

140. Der Preis des GStoffesz, 
wie überhaupt jeder Feilfhaft, haͤngt 
von dem Weberfiuffe oder ihrer Selten- 
heit ad. Der Stoff iſt eniweder Na— 
tionalerzielung, oder fremdes Erzeug— 
niß. Der Ueberfluß des Nationale 
ſtoffes ift eine Folge der ermumnterten , 
geleiteten,  verbefjerten Landwirthſchaft. 
Es ift bereits gefagt worden! went der 
Staat die Erzielung eines Stoffe ver 
geöffern will; fo bat er an den Be⸗ 
lobnungen und Befreyungen das er 
giebigfte Mittel in den Händen. Und ite 
berhaupt wird die Hoffnung. eines vor« 
theilhaften Abfases zur Erzielung für ſich 
ſelbſt ermuntern. Ungeachtet aber ein 

Ue⸗ 


<; 195 
Heberfiuß des Stoffes wirklich vorhan— 
den iſt, ſo koͤnnen andre Urſachen hin— 
dern, dag der Manufaturant davon 
nicht den Bortheil der Wohlfeilbeit zieht. 
Diefe Urfahen find hauptfählih Zwi— 
ſchenmaͤuthe, und der Zufammenfluß 

fremder Käufer: 


& 15 


141. Wenn die Verführung des Stofe 
fes aus einer Provinz in Die andere 
Beichränfungen oder groſſen Abgaben 
unterliegt: fo wird der belegte Stoff we— 
niger verführt, mithin in folgenden 
Jahren auch nicht mehr in folder Men- 
ge erzielt, weil die Erzielung immer 
nur der Hoffnung des Abſatzes gleich 
if. Dadurch fommen beide, die Lands 
wirihichaft und Aemſigkeit nothwen⸗ 
Dig zu Schaden. Da das Lokal der Faso 
briken nicht willführlih it, fordern, we— 
nigfiend von vorfichtigen Fabrikanten 
immer nach Zutraͤglichkeit gewaͤhlet 
wird, auf welche bei Verbindung der 
N2 Grund⸗ 


19 — 


Grundſaͤtze zu ſehen iſt; fo ſoll die oͤffenn 
liche Leituug ſich hüten, den Vortheil dies 
fer Lokalſtellung durch Maͤuthe zu 
vernichten A, Nicht einmal zum Vor— 
speile einer in der Provinz errichteten 
Manufaktur ifi es raͤthlich, die Verfühe 
sung des Stoffes in eine endre zu bee 
ſchränken. Deut dieſe Ausfuhr wird nicht 
zu beſorgen ſeyn, fo lange ſich an dem Orte der 
Erzielung Käufer finden, welche annehm⸗ 
liche Kaufbedingniſſe anbieten. Wollte 
man aber dem Fabrikanten den Vortheil ein⸗ 
ſeitig zueignen; fo hieſſe dieſes, die Yen: 
ſigkeit auf Koſten der Landwirthſaft 
befördern. Nur danı kann der Staat 
Dauerhafte Vortheile hoffen wann er 
beide zugleich unterſtützet. Statt alſo, wie 
man erwartet, dem Fabrikanten durch 
eine ſolche Einſchraͤnkung Ueberfluß, und 
dadurch Wohlfeilheit zu wege zu brin— 
gew, läßt ſich vielmehr in kurzem Vermin— 
derung und. ihre Folge, Vertheurung 
vorſehen. Die Betrachtung iſt ſchon eini— 
gemal gemacht, und kaun nicht zu oft 
gemacht werden: ſo lange dem Erzieler 
des 


E® 197 


des Stoffes der Preis anſteht, iſt der 
Zwang überflüffig : fobald aber vie Fa— 
brifanten fih den Zwang der Mauth zu 
Nusen mahen, und den Erzieler drücken 
wollen ;. fo giebt er die unbelohnende 
Erzielung auf, und der Fabrifaut leider 
au Stoffe Mangel. 


a Ein Beifpiel zur Crörteung dieſes Satzes! Eine 
Tohrif, deren, Mbfak vorzüglich auſſer Landes gebt, 
muß, wenn es die übrigen Ummände zugeben. 
foͤ nabe als möglich, an die Grärzen., can die 
Geebäpen, verlegt werden, um die Brachtfoften $. B. 
dom 4 auf 2 herabzufeken. Würde der rohe Stoff 
Bei dem Uebergange aus einer Provim in Die andre 
mit einer Abgabe beleger, deren Verhältniß auf 
2 fleige: fo ik der Borspeil der Lage dadurch gamp 
aufgehoben. 


142. Der Anfanf des Stoſſs P 
son Fremden geſchieht, erhohet den 
Preis notwendig nad dem Verhältniffe , 
‚als dadurch die Anfrage nach demfelben gröfe 
fer wird. Diefer Sal kann fih auf zwey⸗ 
'erlei Art ereianen: eniweder, WIE führen 
den Stoff Fremden ſelbſt zu; oder fie ho— 
len ihn bei uns ad. Im erften Falle ge⸗ 
winen wir den Vortheil der Fraͤcht, 

R der 


198 © 


der und im zweyten Falle enfriffen wird, 
Die Vertheurung Durch den Ankauf der 
Zremden zu hindern, it man darauf vers 
falten, alle Ausfuhr des Stoffg zu un« 
terfagen. Zur Beurtheilung, ob Ddiefes 
Mittel die erwartete Wirkung haben 
werde, vermweife ih auf die. Betrachtung 
des vorhergehenden Satzes, welche gang 
bier anwendbar if. Der Anfauf der 
Fremden ift fogar oft das einzige Mittel, 
den Landmanne zu dem nothwendigen 
mittleren Preife zu verhelfen, ohne 
welhen nicht erzielet wurde. Daher , 
um dem Nationalfabrikanten den 
Ueberfluß des Stoffs , und dadurch einen 
anſtändigen Preis deſſelben zu erhalten , 
iſt nothwendig, dem Erzieler Ausſicht zum 
Abſatz an Fremde, zu weiſen. Diefer vers 
beißt ihm eine ermunternde Belohnung feis 
nes Fleiſſes, und benimmt ihm die Furcht, 
daß ihn der Nationalfabrikant, in Anſehung 
des Preiſes, in feiner Gewalt haben werde, 

143. Aber zu den Verbote der Mate— 
rialausfuhr wurden die Regierungen 
nicht ans der Urfache allein ee 

en 


| 


I 


&% 199 


den Sationalfabrifanten den Stoff mohle 
feil zu erhalten. Mon folgerte weiter hinaus, 
und verhieß fih, die fremde Kabrifation 
felbft , dadurch zu ſtoͤhren, nah Umftänden 
auch fremde Fabrifanten, denen es aus 
Mangel des Stoffs an Beſchaͤftigung 
fehlen winde, in das Land zu ziehen. 
Diefe Wirkung laßt fih nur in dem Fal⸗ 
le erwarten , wenn die fremde Fabrifa- 
tion gang von einer audern Nation Abs 
hängt. Es if nothwendig, die Be— 
deutung des Worts auseinander zu feßeit“ 
umfih über die Abhaͤngigkeit nicht zu 
blenden. Denn man Fann einen Stoff aus⸗ 
ſchluͤſſend beſizen, ohne. daß darum au— 
dre Nationen von uns abhaͤngen, wel— 


ches man nur dam erſt wahrhaft fagen 


darf, wenn eine Nation einen Stoff 
ſelbſt nicht beſttzet, ihn nit erzielen, 
nirgend anders erhalten, ihn nicht 
durch einen aͤhnlichen erſetzen, und 
auf allen Fall die daraus fabricirte Waa— 
re nicht entbehren kann. Man über-. 
zeugt ſich leicht, wie ſelten alle dieſe Um— 
ſtaͤnde zuſamm irgend wo eintreffen. Das 
N4 ſo 


Ko 
— no 


fo. oft angeführte Beiſpiel El iſoheths 
welche durch das Verbot der Wollenen 
fuhr die niederlandiſchen Eobrifänten‘ 
an fih gezogen bat, beweiſt nicht mehr, 
als daß einſehende Regeuten aus Zeh⸗ 
lern andrer Staaten aungenblicklich Lore 
theil ziehen koͤnnen. Die Relionsunru— 
hen, und das Mßoergnuͤgen der Nies 
derlaͤnder war die. wahre Urfade ver 
auswandernden Fabrikanten, welche die 
ſpaniſche Regierung ganz leicht, ſtatt 
engliſcher Wolle mit ſpaniſcher haͤtte ver⸗ 
feben koͤnnen. 
144. Das wirkſamſte Mittel, die Aus—⸗ 
fuhr des Stoffs zu hindern, wird beſtaͤn⸗ 
dig feyn, daß man die Nationalfabrifation 
zu vermehren fuer Allenfalls kanu es 
auch zuteäglih werden, dem Nationalfas 
brifanten vor den Fremden ein Vor— 
kaufsrecht Ü zu geſtatten, mobei je— 
doch forgfältig darauf zu fehen ſeyn 
wird, dag diefer Worfauf nicht in eis 
ne Abdenduns ausarte. Laͤßt fih die 
Sabrifativn einerWaare nicht mehr 
vergroͤſſern, und wird noch Ueber⸗ 


ſchuß 


— 201 
ſchuß an Stoff erzielt; fo wuͤrde duch 
das Verbot der Ausfuhr, ohne fonfl ei 
ten Vortheil zu ſchaffen, nur dem Land— 
manne, der fih mit der Erzielung ab« 
giebt, feine Belhaftigung geraudt , 
und die. Bevölferung, die auf die Be— 
fihaftigungen gegruͤndet iſt, geſchwaächt 
werden. Wann jedoch das Verbot der 
Ausfuhr dieſe klaͤgliche Wirkung nicht 
fürchten laͤßt, dann iſt daſſelbe ohne Zwei— 
fel ein anwendbäres Mittel, den Preis 
des Stoffs zum Beſten der RNalional— 
fabrifasion herabsujigen. Dieſer Um— 
ſtand iſt vorhanden, wo der Stoff nicht 
‚der Yauptziwed der, Erzielung iſt, 
entweder , weil das, wovon er abfällt , 
dennoch. einen andern, ausgebreit eten 
Gebrauch hat, oder weil, was zum 
Store brauchbar iſt, nur als eine 
zufaͤllige Nebennutzung betrachtet wird. 
Auf diefe Art Fonnte , nach Eortbongis 

Anmerfung 72,da8 Verbot der Wol⸗ 
lenaus fuhr — England die Schaaf: 
zucht nicht vermindern, weil Die Enge 
länder ſehr viel Schaaffleiſch verzehren, 

AR .G mit⸗ 


202 — 

mithin der Landmann, unabhaͤugig von 
der Wollenuutzung, noch immer Urſache 
hatte, auf Die Schaafzuchf zu Balken, 
So werden die Fleiſchhauer nicht wes 
niger ſchlachten, ungeachtet die Aus⸗ 
fuhr der Haͤute beſchraͤnkt, und nur 
dann erlaubt iff, wenn die National—⸗ 
lederfabrifanten fie nicht abaehmen 
wollen. 


i Elemens de commere+, Clı. 3: 


145. Bei der unverbofenen Stoffausfuhr 
duͤrfen gleichwohl die Nationalfabriken 
nicht ganz aus dem &efichte gelaffen were 
den, Es wäre möglich , dag man davor 
zuviel ausführte, wodurch der National » 
fabrikant im Preife gu fehr erhoͤhet, oder 
gar Mangel leiden würde. Die auswärs 
tigen Mitwerber koͤnnen, um Diefen 
Umſtand herbeizufuͤhren, und der Natio— 
nalfabrikation zu ſchaden, leicht über 
ihre Rothdurft einkaufen. Auch ſonſt 
wuͤrde es unvorſichtig gehandelt feyn , 
aus waͤrtigen Fabrikanten, ala 

ſol⸗ 


Se - 


Holden , die mit der Nationalwaare Meffe 
eifern , den Preis des Stoffes nicht eis 
nigermaffen zu erhöhen. Die Öegenmite 
tel find, nach Verfehiedenheit Ddiefer Um— 
fände, verſchieden. Das gemeinüblichfte 
ift, die Ausfuhr nur gegen Paͤſſe zu er 
lauben, welches aber auffer der Weitläufigs 
keit, worin. der Gtoffhandel verwickelf 
wird , dieſen Handelözweig auch zu fehr 
dem Willkuͤhrlichen ausfeget , deffen 
Frucht zurückwirken, und von der Ers 
zielung felbft abhalten Tann, Um der Na⸗— 
tionalfabrifation ſtets einen anfländigen 
Preis des Stoffs zu verfihern, ‚werden die 
namlihen Vorkehrungen , welche bei Auge 
fuhr des Kornsk erwähnt worden, die 
anwendbarſten ſeyn, nämlich; die Ausfuhr 
nur fo lange zu geſtatten, als das Materi- 
ale auf den inländifpen Marftplägen den 
mittleren Preis nicht uͤberſteigt. Der mitte 
lere Preis ift hier der Preis des Materials 
ju Der Zeit, da die daraus verfertigte 
Waare einen vortheilhaften auswärtigen 
Abfag hat ind die Abnehmer des 
soben Stoffs Nationen, die mit dem date 
aus 


204 . 


—— * 


raus ser‘ ſertigten —— gegen das 
Nationalfabrikat wetteifern, und 
was nicht unerwogen bleiben darf, ſind 
fie nit fähig, ſich von ſonſt irgend. 
um eben dieſen, oder einen nur wınig 
unterfchiedenen Preis zu verfehen; fo wird 
eine geringe Abgabe bei der Ausfuhr: 
zureichen, ‚der Sationalfabrifation der 
Vor zug zu verſichern: und if in einem ſol⸗ 
hen Kelle nicht zu befuͤrchten, daß die. 
Fremden, befonderg, wenn die Fabrikaz 
für Ausfüuhrmwaare iſt, fogleich die Beſchäf— 
fisung aufgeben werden. Ohne fehr drin- 
gende Umſtände wird fib Fein Staat. 
leicht entfhlüffen, einen Zweig feiner. 
Beſchaͤftigung abzuſchneiden: gefegt auch „ 
daß der Servinn davon ein wenig im 
093 Enge gegoget wird; fo ift es doch 
Ummier noch Gewinn. | 


x I, Abtheil. Ss. € - 61. 


t Der Brund diefer Berechriung ift fulgente : dee 
auswärtlıe Atfat einer Wagre ift vorzüglih dann 
portheilhatt, wenn man wohlfeiler als ſeine Mit⸗ 

werber versaufe: um wohlfeiler , als feine Mit⸗ 
werber zu vorfnufen, mug, Theil 823 Preiſes ger 
gen Theil des Preiſes gerechnet, der Stoff Mm ei— 
Aem miedern ftchen. 

45. 
I 


2 205 


149. Verarbeiten die Natidnalfabri— 
ken Fremden Stoff m, fo if entweder 
möglich, demfelden im Lande zu erzie— 
len, oder nicht. Sagt die phylira ie 
fihe Belhaffenheit des Bodens, des 
Himmelſtrichs, der Erzielung zu, und 
find ſonſt Feine Theile des Feldbaues 
vortheilhafter , die dadurch geſchwächt 
werden, ſo ift es natürlih, dag man 
fid den Vortheil der Nationalkultur nicht 
enigehen laßt, und von fremder Abe 
hangigkeit auf das eheſte zu befreyen ſucht. 
Man hat Dafır gebalten; wenn mandie 
Einfuhr des fremden Stoffs verboͤte; 
ſo würde der Nationalkultur die Erzie— 
lung. deſſelben nothwendig gemacht 
Ein ſolches Verbot kam unmittelbar 
auf den Zuſtand der Landwirthſchaft kei— 
nen Einfluß haben, weil der verbotene 
Stoff ihr nichts raubt, da ſie das Ver— 
botene nicht erzielt hat: das Uebel trifft 
nur den Fabrikanten, der demſelben 
abzuhelfen, nicht im Stand iſt, weil die 
landwirthſchaftliche Erzielung fein Ge: 
ſchaͤft nicht wear, Judeſſen aber iſt er 


auch 


206 N SER 


auch nicht fähig die Zeif abzuwarten , 
big die Nationtalerzielung zu Stand koͤmmt; 
und die Erarmung, uud vielleicht die 
Auswanderung wird Die Folge eines fol« 
chen Verbots feyn. Hier alſo ift in der 
Ordnung gefehlt: der Anfang muß mit 
der Erzielung des Stoffs gefhehen , 
der Landwirth dazu duch Belohnung ers 
muntert, und durch Preife fo lange in 
Stand gefest werden, die Wohlfeilheit 
gegen fremden Stoff auszuhalten , bis 
zuletzt ein kleines Eingangsrecht feiner - 
Waare vor der fremden, auf melde 
auch die Frachtkoſten fallen, den Vorzug. 
verfiherg, und er in dem vortheilhaften 
Abfage die Belohnung feiner Arbeit fine 
det. 


m 140. 


147. Waren aber Hinderniffe vorhanden, 
welche fih der Rationalerzielung wider⸗ 
fegeir, fo würde es noch nicht vorfichtig 
gehandelt  feyn, einer Fabrifgtion zu 
snow weil durch den — 

1» 


* 207 


Geld ausfließt. Das hieß, wenn man 
Hundert nicht gewinnen kaun, auch 
Funf zig nicht gewinnen wollen. Rur 
muß darauf geſehen werden, daß man 
die Abhaͤngigkeit von einer Nation 
auf das moͤglichſte vermeidet. Am nie— 
drigſten kommt fremder Stoff der Jia» 
tion zu ſtehen, wenn fie Gelegenheit 
bat, ibn gegen andre Waare einzutau— 
ſchen. Diefer Tauſch darf nicht eben 
unmittelbar von Privathändlen zu Pris 
vathändlern gefcheben, wenn ſich bei der 
Bilanzziehung nur zeigt, Daß Die Na— 
tionen gegeneinander im Ganzen ge 
tauſcht haben. Ohne Zweifel wird es 
vortheilhaft feyn, den. Stoff , wenn 
man anders die Geſchicklichkeit der Zus 
bereitung beſitzt, in feiner einfachften 
Geſtalt einzuführen. Aber da die Staa⸗ 
sen, mit welchen gehandelt wird , in den 
Vorteilen der Ausfuhr gleichfalls nicht 
unwiſſend find; fomuß, um bei folchen Fa⸗ 
briten die Abhängigkeit von einer Nation 
auf das möglichfte zu vermeiden, wenig— 
fieng darauf gefehen werden, ſich, went 

Die - 


208 5* 


die Umpände guͤnſtig find, das aus 
ſchluͤſſende Einkaufsrecht durch Trak— 
taten zu verfichern , oder immer auf 
derjenigen Handelspfägen zu verfehen , 
euf welchen der größte Zufammenfluß 
der Verkaͤuf er, ‚und allenfalls die wenige 
en Käufer ind; weiters , den angefauftere 
Stoff wohlfeil zu frachten, und in dieg 
fer Betrachtung, wofert das Materiale 
in feiner einfachen Geftalt von groſſem 
Umfange, zu ſchwer iſt, es mit ei- 
niger Zubereitung einzuführen; endlich 
auch fih den Vortheil eines wohlfeilen 
Einfaufs nicht etwan durch darauf ges 
fhlagene Eingangssebühren umvor- 
ſichtig ſelbſt zu vereitelu. 

148 Der Handlohrz iſt das Un- 
terhaltungsmittel der Arbeiter. Es mug 
daher zureichen, alle Auslagen zu beſtrei— 
ten, welche der Arbeiter zu feinem Un— 
terhafte, dieſes Wort im ausgedehnt- 
ſten Bertiande genommen , bedarf. Zu 
dieſem Beduͤrfniſſe muß immer ein flei⸗ 
ner Ueberfluß geſchlageu werden, weil 
eine Beſchaͤftigung, Die nur kummerlich 

DER 


= ' 
Pe 8 
€ 


254 
Nez r RR 


den Nothwendigkeiten zureicht, uſc 
ſehr anlockend it. Der Handlohn wird 
alſo niedrig ſeyn, wenn die einzelne 
Theile, deren Preiſe er in ſich ent: Ale 
fen muß niedrig ſind Jedoch dieſer 
—— kann noch durch viele arbeit⸗ 
loſen Sage, uud den Mangel der 
2 seifee verlosen werden. Die Ver— 
minderung | Der Feyertage und der 
befdederte Zufam nenn der Xtchets 
‚ter find alſo zut Herabſetzung des Hand⸗ 
lohns unumgaͤnglich. Endlich kLann noch 
eine geſchickte Sertheilun⸗ der Arbeit, 
and der Gebrauch der Maſchinen bei 
einer Fabrikation, in Auſehen des Hand⸗ 
— Vortheil verſchaffen. 

Rn 186. 

149. Die Beduͤ nal ‚fo der Are 
beiter son feinem, Handlohne nt befiveiten 
hat, find die Methe der Haͤuſer, 
die Lebensmittel im ausgedehnteſten 
Verſtande, uud ol bermal die Abgaben. 
Die namlihen Betrachtungen, welche ich 

Il Thl O bei: 


210 X% 


. 


bei dem 138. Sage gemacht, kommen hier 
vor. Die Wohlfeilfeit der Miethe 
und Lebensmittel hängt von der Ko» 
kalſtellung der Fabriken ab, Die unter- 
geordneten Ardeiter, welche in: gröjferen 
Städten leben muͤſſen, zahlen alles nad 
den Berhältaiffe theurer, als die Vers 
zehrung der großen Städte die Bedürfe 
nie vertheuret. Hiezu koͤmmt Die über⸗ 
haupt uͤppigere Lebensart der Staͤdte, 
die haͤufige Gelegenheit zu Zerſtreuun— 
och, welche auch den gemeineren Abei⸗ 
ter verführen, der fein Schickſal, in der 
Vergleichung unginelih finden würde, 
wem er nicht nach dem Berhaltniffe feines 
Standes an dem Vergnügen Theil nahme. 
Allem dieſem Aufwande muß der Hand— 
lohn zuſagend, mithin in groſſen Staͤd⸗ 
ten nothwendig ſtets groͤſſer ſeyn. Es iſt 
daher nuͤhlich, nicht uur den gemeinen 
Manufakturen ihren Sitz auf dem Lande 
anzuweiſen, fondern felbft von denen, 
deren Hauptſitz gewiffermaffen nothwen— 
dig in der Stadt iſt, wenigfiens Diez 
ee es 
; an 


x 


Bra 
> eıı 


a: zu verlegen, bei deren Hawdarbeu 
dag gegenwärtige Auge des Oberaufſehers 
nicht erfodert wird. 

150. Auch in Anfehır ag der Landes— 
abgaben o bat man auf dasjenige zuruͤck 
zu ſehen, was bei dem 132. Oase ges 
fagt worden. Neben den öffentlichen. 

- Abgaben aber find. die Arbeiter meiftens 
mit Zunftabaaben belegt, welche nicht 
weniger , als die Landesadgaben , zur Erhoͤ⸗ 
hung des Handlohns beitragen. Die Ber 
fimmung diefes von dent Öefellen gefoderz 
ten Beitrags iſt, die nothwendigen gemeine 
ſchaftlichen Zunftauslagen zu beftreiten. 
Es wird alſo darauf zu feh en ſeyn, daß 
dieſe Zunſtauslagen nit unnuͤtz vervielfaͤl⸗ 
tiget, ſondern auf das frarfanfe befirz 
ten werden. Der Wetteifer der Zünf- 
te, fih bei verfiedenen Gelegenheiten 
an Pracht zu uͤbertreffen, die bei Vers 
ſammlungen üblichen Öaftereyen, Ges 
fchenfe an Komntiffäre unter verſchiede— 
nen Titeln, und audre ſolche Verwendun, 
gen der fogenannten Ladgelder find durch 
Geſetze abzuftellen. 
Be nr o 


212 * 


o Ein Beiſpiel eines ſolchen Wettelfers And bei Katho— 

\ Tifen,, die bei den ſogenannten Umgängen übliben 

Zunftfäbne und Kleidungen der Fahnenträger, wel: 

der Aufwand mancher Bunfe viele tauſend Gul— 

den zustehen koömmt. Die Politik, votre vie,Relie - 

gion, har alſo, durch die Abitchung dieſer geiſtlichen 
Urppigkeie in den Öfterr. Sransen gewonnen. ° 


> 1516 Der Verdienft der Arbeiter, 
durch das ganze Jahr zufammengenoin- 
mer, ınuß ſo viel betragen, daß fie ſich 
das ganze Jahr davon ernähren koͤn— 
nen. Die Feyertage ꝓ müͤſſen alſo durch 
die Arbeittage uͤbertragen werden: folg⸗ 
lich, je mehr der erſtern find, deſio hoͤ— 
her ſteigt verhäftnigweife der Arbeits⸗ 
lohn g. Diefe Sache iſt wichtig genug, 
um fie umſtändlicher auseinander zu fe 
Bert. Der Arbeitlohn wird nah dem 
Strike, oder tagweiſe bedungen, oder 
er iſt Wochenlohn. Bei dem letzteren 
faͤllt der Verluſt deutlich in die Augen. 
Der Wochenlohn ſey zween Gulden, und. 
der Arbeiter verfertigt jeden Tag fuͤnf 
Ellen, oder Stuͤcke, mithin in ſechs 
Tagen 30. beirägt der Handlohn auf 
das Stuͤck 4. Kreuzer. An einem Als 
— An Die beit- 


& 218 


beitlofen Tage werden fünf weniger, 
mithin die Woche durch nur 25. verfers 
tiget, wählt alfo auf jede Elle beina— 
be 1. Kreuzer Handlohn zu. e dem 
ſtuͤckweiſen Lohne, oder tagweifen Ge- 
dinge wird es durch folgenden Meberfi lag 
herausgebracht. Der Arbeiter braucht ;. 
B. taͤglich 15 Kreuzer: er macht ein 
Sid binnen 26 Tagen fertig: er koͤnn⸗ 
te fih alfo, die 4 Sonntage mit eitiges 
rechnet, an 7 Gulden 30 Kreuzern fuͤr 
das Stück Arbeitlohn genügen laſſen: 
aber weil der ſechſte Tag z. B. ein ar⸗ 
beitloſer Tag iſt, ſo hat er noch den 
Unterhalt auf 4 Tage darauf zu ſchla⸗ 
gen, und muß den Handlohn bei jedem 
. Stüdenmeinen Gulden fleigern. Die 
Rechnung auf Taglohn iſt diefer vol, 
kommen gleich: 


p 138. 
q Bei 50 Fenertagen z. B. iſt es dos Zwölftheil dee 
Zeit: denn 12 malızv. tt 380,5 folglih auch ein 


Zwölftheil des Preifes: das iſt, die Waare wird 
um 83 Prozent vercheurer, 


ER Was 152 


a X 


152. Diefes ift nicht der einzige Nach- 
theil, den der Staat von den fo fehr 
vermehrten Feyertagen empfinde. Der 
anderweitige Verluft, . den er dadurch 
leidet, laͤßt fih einigermaßen auch bee 
rehnen. Man kann annehmen, ein 
Landmann oder Handwerker arbeite täg- 
lich nur um den Werth von zween Oros 
fen; fo iſt fein gährlicher Verdienft 
dur 30 Feyertage um’ 3 Gulden vermin— 
dert: unberehnzt, daß au dieſem Tage 
geſchwelgt, dasjenige, was zn Fortfegung 
ſeines Gewerbes, und dem Unterhalt einer 
Familie verwendet werden Fönnte, durchs 
gebracht, und der Körper meiftens für 
den folgenden - Tag unbrauchbar gemacht 
wird. In einem Staate alfo, wog. B. die 
arbeitende Klaffe drey Millionen beträgt ,. 
ift der Verluſt offenbar nenn Millionen 
Gulden: um fo viel entweder Weniger 
ausgeführt, oder mehr. eingeführt 
wird,  Bringe man bei diefen 9 Mil 
lionen noch den Bortheil des Umlaufs 
in Anſchlag 7, fo it deu Schaden umge 
heuer. Die Klagen gegen die häufigen 
INN op 


= .- 215. 


Feyertage find ſchon von Alters her ge= 
führt worden. Man lieſt bei Goldaften 
in den Meichshandlungen eine Be 
fhwerde der deutſchen Nation des 
Inhalts: Nachdem dem armen Vol 
nicht wenta, ſonern hoͤchſt be— 
ſchwerlich iſt, daß fo viele Feyer- 
tage gefegt, und bei dem Bann zu. 
haften geboten werden, — beden- 
ken die weltlihen Stände, daß 
nus und gut wäre, ſolche übers 
maͤſſige Fenertage abzuziehen. Su 
unfern Zeiten ift abermal mit vielem Ern— 
fie daran gearbeitet, auch die Einwillis 
gung des römifhen Stuhls erhalten , 
und nur die WerbindlichFeif der Meſſe 
beibehalten worden; -allein von Geite 
des gemeinen Mannes ohne Erfolg. Es 
Teint daher, man habe zur Einführung 
der Ardeit an Feyertagen nicht die ſchick— 
lichſten Mittel gewaͤhſet. Durch Befeh— 
le iſt in Sachen, die mit der Religion 
im Zuſammenhange zu ſtehen ſcheinen, we— 
nig zu erhalten. Der Aufang muß im— 
mer mit dem Unterrichte der Geiſllichkeit 


DA und 


und. ihrem eignen Beiſpiee gemacht, 
und dem Volk vorläufig die Meinung von 
der Unveränderlicfeit der Feyertage be— 
nommen werden. Der Begriff des ges 
ineinen Mannes von dem Fefitage beſchraͤnkt 
hi darauf ein: cin Tag — 
rin die Meſſe zu geben verpflich- 
fett, Er Hält daher den Feyertag jo 
lange für nicht aufgehoben, als dieſe 
Pflicht beſteht: ja er zweifelt ſogar att 
der Gewalt, den Fehertag aufzuheben, 
da man die Verbindliche it des Gottes— 
— nicht aufheben durfte s. Ges 
ur ſich der Staat des Zwangs; fo 
e Widerfegung gewiß, weil der Un— 
— hier als verdienſtlich angeſehen 
wird. Alſo kann ein zuſagender Erfolg 
nr erſt dann zu erwarten ſeyn, wann 
die Verbindlichkeit des Gottesdienſtes, 
durch Uebertragung der Feyertage auf 
die Sonntage, aufgehoben wird L. 


’ l 
x Zortsonaisin Dife. prelim. zum Negotiaut anglais 
ſchlagt den Umlauf anf, ſechsmal des Jahres ans 


der Schaden in.der Belebung der Indunrie wäre 
nad Diefem Anfblage sa Millionen. ©, DieiX Ubeh. 


‚ vom Umigufe * — 
X 


3% 217 


# 


s Für den Landmann „ der von sein er Dfarce weit 
enrfermes iſt, wird die Erlaubnis zu arbeiten ob⸗ 
nehin ardätentheild unnütze, da ihm mit dem Üb- 
und Zugange und dem Gortesdienfie der Morgen 
bingegangen iſt. 


t Wie nach der Hand in öfter. Staaten geſchehen if: 


158. Alle Vortheile welche ſonſt 
den Handlohn klein erhalten koͤnnen, 
werden durch den Mangel an Ar— 
beitern u vernichtet. Der bei vielen 
Beſchaͤftigungsklaſſen feſtgeſetzte Lohn 
wird fd lange unwirkſam bleiben, fo 
lange die Anfrage nah Geſellen ſtaͤr— 
fer, als ihre Zahl feyn wird. "Die 
Furcht, feinen Arbeiter zu Defommen , 
und ihre Weigerung, verfeben die 
Fabrikanten in die Nothwendigkeit, of⸗ 
fenbar oder unter andern Namen von der 
Taxe abzuweichen, und mit ihnen uber 
einen größeren zohn oder eine. Zulage 
ſich zu en Alfo wird. der Sitz 
fammenfinß ver Arbeiter nothwen— 
Dig, damit ſtets die zureichende Men— 
ge von denſelben vorhanden ſey. Die— 
ſem Zuſammenfluſſe ſetzen ſich vorzug— 
lich ſolche Zunftſatzungen entgegen, 

5 wel⸗ 


218 % 

weile die Zahl der Lehrjungen be: 
ſchraͤnken, welche Findlinge, unehli- 
che Kinder, Kinder der Scharfrich— 
ter, Abdecker, Schergen eines 
Handwerks unfähig erklären ; welche durch 
grofie Aufding- und Lehrgelder den 
Zutritt zu einem Handwerke erſchweren; 
welche den Meiſtern die Aufnahme 
fremder Geſellen verbieten; und noch 
audere hundert Mißbraͤuche mehr, durch 
deren Aufhebung allen Klaſſen der Be— 
ſchaͤftigung die nothwendigen Haͤnde muͤſ— 
fen verſichert werden. Um die Klaſſe 
der Fabrikenarbeiter noch mehr zu bes 
guͤnſtigen, hat man denfelden in mans 
chen Staaten eine Befreyung vom Gols 
datenſtande eingeraͤumt. wa 


u pas: 
154. Auſſer den: Veränderungen de 


Handlohns in einzelnen Sheilen kann 
wenigſtens bei Manufakturen, die, 


bis ſie vollkommen find, viermal durch 


die Haͤnde kommen muͤſſen, im Gans 
— 


8 219 
zen durch Vertheilung der Arbeit 
unter mehrere Arbeiter ein groſſer Vor— 
zug gewonnen werden. Die Erſparung 
der Zeit, welche bei dem Uebergange 
von einer Zubereitung zur ‚andern Der- 
loren geht, kann am dentlihften durch 
Anwendung auf ein WBeirpiel darge 
than werden, das ich bieder aus ei— 
nen neueren englifhen Schriftſteller y 
entlehnen will. Eine Stecknadel geht 
ungefaͤhr 18mal durch die Hand. Ein 
Nadler, welcher alle dieſe Arbeiten al— 
lein beſorgt, muß ſehr fleißig ſeyn, 
wenn er Tag in Tag gerechnet 400 Na⸗ 
deln 2 fertiget. In einer dem Schrift— 
fieller bekannten Fabrik find die Zube— 
reitungen unter 10 Arbeiter vertheilt. 
Dieſe machen des Tages, bei anhalten— 
dem Zleiße 12 Pfund. Mittlere Nadeln 
gehen auf das Pfund 4000: alſo wer— 
den mit jedem Tage 48000 gefoͤrdert: 
nacht auf ı Kopf 4800: das iſt 12mal 
.19 viel: oder, 9.3 einerlei ifi, der 
Handlohn der Arbeiter ift in diefer Ber: 
gleihung wie ı zu ı2. Man Font, was 
Smith 


220 ——— 


Swith von dieſer Fabrik in Engiand 
anfuhret, ſich durch die Stecknadel- Fa— 
briken im Karlsbad beſtaͤttigen. 


x 148. 


y Shmith Incuiry inte tbe nature and eauſes ofthe' 


Wealth ot natıions, I. Ecok. I. Ch. 
z Smith ſetzt ſo zar nur 20 Stuͤcke, und das Vers 
‚ balenig ber geförderten Urbeit den 24oten Theil ans 


155: Die Erfindfamfeit der Manır 
har auch darin ein Mittel, dem 
Preis der Handarbeit zu vermindern, 
daß fie dutch den Gebraug der Ma: 
ſchinen etwas om Arbeitern erſpart. 
Eine Maſchine iſt jedes Kunſtwerk 
wodurch die Arbeit erleichtert, oder 
verkuͤrzet wird. Der Vortheil iſt ent 
weder an der Zahl der Arbeiter, oder 
am Der Zeit, welches in Anſehen des Er: 
ſparniſſes auf eben daſſelbe hinaus laͤuft. 
Verrichtet ein Arbeiter mit einen Kunſt— 
werke die Arbeit von zehn, und die 
Unterhaltung der Maſchine koͤmmt zween 
zu ſtehen; ſo iſt der Vortheil der Er— 
ſparung 8. Vollendet er in einem Ta— 


\ 


SE 221 


ge, — er ohne Maſchine 10 Tage 
gebraucht hätte, die "Anserhalsung der 
Maſchine adermal zu 2 ge rechnet iſt 
der Vortheil ebenfalls 8. Eine Manu— 
faktur alſo, Die ſich dieſen Vorzug vers 
ſchaffen kann, wird ohne Zweifel ihren 
Abſah veroielfaͤltigen. Jedoch in Bestes 
bung auf das Ganze wird die Einfühs 
rung der Maſchinen niht ohne alle Bes 
ſchraͤnkung, niht unter allen Umſtaͤnden 
anzurathen ſeyn. Die SReHlFfeitheit 
ift dem. Staate bei Manufarkute rt etit 
bloß untergeordneter Eudzweck, der 
dem Hauptendzwecke ‚die Beſchaͤfti—⸗ 
gungen zu vervielfaͤltigen, nicht cute 
gegen * darf. Ueberall alſo, wo 
die Wege der Beſchaͤftigung mit der 
Bevoͤlkerung in einem fo genauen Ebene 
male fieden, dag derjenige Theil von 
Menſchen, deres Stelle durch Mafchie 
nen vertreten wird, nicht zu andern Arbei⸗ 
ten verwendet werden kann, wirde die Eins 
führung von Mafhinen ſchaͤdlich ſeyn. 
Ungefähr wäre dieſes die Stellung ei« 
nee Staates, der feine bedeutende 
aus· 


222 X 


auswärtige Handlung bat. - Der 
ramlige Grund iſt auch bei dem Zeld- 
bau vor Augen zu haben. Die Einfühs 
rung der Maſchinen bei dem Feldbau 
wuͤrde die Klaſſe des Landvolks vermin— 

dern: und dem Staate iſt nichts ſo wuͤn⸗ 
ſchenswerth, als die Klaſſe der Landleu— 
„te fo zahlreich als moͤglich zu ſehen. 

156. Der Fracht a, in fo ferne fie in 
das Ganze der Handlung einflüßt, iſt 
eine eigene Abrheilung beſtimmet, aus 
welcher vieles bieher wisd anzuwenden 
ſehn. In Beziehung auf die Manıtfaf- 
turen ins beſondere ift anzumerken: dag 
abermal vie Kofalftellung derſelben 
auch zur "Erleihterung der Fracht 
vieles beitragen kann, woferne auf 
folgende Umfiände zurückgeſehen wird: 1) 
dap der Stoff, befonders von gröffem Um⸗ 
fange und betraͤchtlicher Schwere, In der 
Naͤhe ſey: in welcher Abſicht nutzlich ſeyn 
wird, wenn ſonſt nicht phyſikaliſche Hinder: 
niſſe dagegen ſtreiten, oder es nicht andern 
politifchen Abfihten widerſpricht, die 
Manufakturen da zu errichten, wo der 


Sof 


7 


4 
CH no 
x 223 


Stoff urſpruͤnglich gezeugt wird: 
2) daß die Maſchine und Kunſtwerke 
nicht zu entfernet ſeyn. Daher diejeni— 
gen Manufgfturen, die dergleichen noͤthig 
haben, an, oder wenigſtens unferne 
eines zureihenden Treibwaſſers anzu 
legen find. Endlih 3) ift auf den nr 
zuͤglichſten Ort des Abſatzes ? 
dacht zu nehnten, und ſich — 
in ſo weit es mit den vorhergehenden 
Vortheilen nicht ſtreitet, ſo ſehr, als 
möglich, zu nähern. Dieſe Betrachtung 
wird den Fabriken, welche Auſsfuhr— 
gut erzeugen, ihren Platz immer in Die 
Sringprovingen, und denjenigen, die 
zur See ausführen, unferne Bir See⸗ 
haͤven anweiſen. 


2129. 


157. Der Preis der Affefuran- 
gen und die Geldsinfe 5, die ſich in je- 
dem Theile des Preifes wiederholen, 
hängen mit dem Manuſakturweſen auf 
Feine andere Art zufammen, als mit der, 

Hand» 


224 Be: 

Sandlung überhauns. Dader es über: 
Aüfig feyn würde, vor beiden etwas 
aus den. folgenden Abtheilungen herauf: 
zu nehmen. Die Ein -- md Aus— 
gaungsrechte aber wirken hauptſaͤchlich 
auf Die Manufakturen, und machen bei 
dem faſt aller Orten angenommeuen te 
nanzgrundſaze: Die Maͤuthe als ei⸗ 
nen einteaͤglichen Zweig Der öffent; 
lichen Einkünfte zu betrachten no 
einen ſehr betraͤchtlichen Theil des Prei— 
ſes aus. Da die Vergroͤſſerung des 
Preiſes unmittelbar der Hauptabſicht der 
Handlung widerſpricht; fo iſt es noth— 
wendig, vorher dieſen Grundſatz zu pruͤ— 
fer. So gewiß es iſt, daß die Staats— 
einkuͤnfte den Staatsausgaben zuſagen 
muͤſſen; ſo gewis iſt es auch, dag zu 
Behebung dieſer Einfänfte unſchickliche 
Gegenſtande gewaͤhlt werden Fönnen, Un⸗ 
ſchickliche Gegenſtaͤnde werden alle die— 
jenigen ſeyn, bei welchen der erſten Ab— 
fiht des Staats, eine groſſe Bevoͤl⸗ 
ferung zu haben, dadurch enfgegen ge- 
handelt wird, weil die Belegung anfdie Be- 

} ſchaf—⸗ 


& 228 


(häftigung einen Einfuß Bat; bei 
welhen, was vielleiht auf einer Seite 
Dadurch eingetrieben wird, man auf der 
andern, und mit Ueberfhuß wieder vers 
liert: bei welchen ihrem Weſen nad Fein 
fefigefegter Entrichtungsfuß angenom⸗ 
men werden kann: bei welchen endlich 
die Behebung der Geldeinfünfte mis 
dem Haupt; wecke dergeftalt unver⸗ 
traͤglich iſt, daß, wenn groſſe Sum⸗ 
men eingeben, jener nicht erhalten wird; 
oder, wo mandiefen erreicht, unmöglich 
beträchtliche Einfünfte erhoben werden 
koͤnnen. Alles dies last fih von Maͤu⸗ 
then beweiſen. c. 


\ 


BD 128, 

© Ich beziehe mid über dieſe Vorfroge auf eine Abe 
handlung vom Mauthwelen in vem ın Bande , 
meiner gefammelten Schriften, wo ich dirfilbe ums 
ftandlich, und mis len Folgerungen behandelt Habe. 


158. Jedermann koͤmmt darin übere 
ein, daß, mas immer für eine Wera 
theurung der Waare, ihrem Abfage 
fowohl im Innern, als houptſaͤchlich, 
im Aeuſſern, wovon hier die Rede iſt, 
II Thl. y zum 


226 XoX 


zum Nachtheile gereicht. Es folgt hieraus, 
dag die Maͤuthe, melde, alles übrige 
gleich gerechnet, bei dem Zufamenfluffe 
der Mitwerber auf fremden Handels— 
plägen, den Zabrikanten zwingen, fein 
Erzeugnig um foviel höher zu halten, 
ſo viel die Maͤuthe betragen, den Abfas 
der Waare, mithin auch ihre Erzie— 
fung vermindern. Dadurch wird ber 
Landwirthſchaft ſowohl, als der Klaſſe 
der Fabrikenarbeiter Beſchaͤftigung entzo— 
gen: die Groͤſſe der Bevoͤlkerung 
aber ift immer der Gröffe der Beſchaͤf— 
tigung gleich; und es ift nicht möglich) ; 
diefe zu beſchraͤnken, ohne es bei jener zus 
gleih zu thun. Wirklich alfo, auch zu— 
gegeben; dag durch die Mauthe eine 
Kubrife der Einkünfte ſtaͤrker wird; 
da der Hauptſtamm der Steuereinfünf- 
te die DBeitragsfähigfeit der Bürger iſt, 
und, was die Beipäftigung beſchraͤnket, 
auch unmittelbar die Berrragsfähig- 
keitder Bürger vermindert; fo muß dem 
Staate auf einer andern Seite wieder ein 
Theil der Einfünfte entgehen. Eine Summe 
wird 


X 297 


wird aber dadurch nicht ſtaͤrker, wenn zwar 
ein Faktor vergroͤſſert, von einem an— 
dern hingegen ſo viel wieder abge— 
zogen wird. Jedoch, auch die Voraus⸗ 
fetzung: daß die Einkuͤnfte durch die 
Mauthrubriken gewinnen, iſt unges 
gruͤndet. Wenn die Theurung der 
Waare den Fabrikanten den Vorzug 
gegen Fremde , oder wenigſtens die 
Gleichheit im Preiſe raubt, fo wird 
die Ausfuhr aufhören, und es koͤmmt 
ganz Feine Mauth ein. Man bat alfo 
auf einer Seite die Befchäftigungen vermin⸗ 
dert, felbft ohne auf der andern den Finunz⸗ 
ftande irgendwo genugt zu haben. Wei« 
ter if die Gewißheit bei öffentlicher 
Einkünften eine der vorzüglichflen Eigene 
fhaften: die Maͤuthe aber konnen hoͤchſtens 
als zufällige Theile angefehen werden. 
Der Zuftand der Handlung ift täglichen 
Wechſel unterworfen, defjen Urfache oft von 
Auffen abhängt, und die Mäuthe fin 
mit der Handlung fo fehr verflochten „ 
daß fie mit derfelben immer einerlei Berandes 
rungen unterliegen. Die Aufmerkſamkeit auf 
P 2 frem⸗ 


228 & 


fremde Mitwerber macht baldeine Span⸗ 
nung der Mauthe, bald eine Mache 
lafung nothwendig, weldes in dem 
Finanzſtande die nachtheiligſte Unftätig- 
feit veranlaffen würde. 

159. Eine umfiändlihere Betrachtung 
der Gegenſtaͤnde, weldeden Mäuthen 
unterliegen, wird endlih auch den Bes 
weis an die Hand geben: dag die Geld⸗ 
behebung und eigentlihen Mauthe 
abſichten ſich mechfelweife zerſtoͤhren 
würden. Die Mauthabgaben find 
beinahe in eben diefer Abſicht befiimme, 
als die Strafen; nicht, um darein zu 
verfollen, fondern, um fie zu vermei⸗ 
den. Ich nehme daher meinen irgende 
wo gewagten Wunfh nicht zurüde: 
dag, die Durchaangsrechte abge» 
ſchlagen, die öfterreihifchen Staaten das 
Glück haben möchten, von den Maͤu⸗ 
then ganz Feine Einfüinfte zu ziehen. 
Ale Waaren, in Beziehung auf die 
Maͤuthe betrachtet, find entweder ein⸗ 
| — ausgehend, oder duchge⸗ 

ed 


160, 


%% 229 


160. Die eingehenden Waaren find 
entweder unentbehrlich oder entbehrlich. . 
Unentbehrlich nennt man diejenigen, dee 
sen man benoͤthiget iſt, entweder um fie 
ſelbſt zu verbrauchen,da man fie nicht hat, 
noch ihrer entbehren Fann, oder, um dei 
Beihäftigungen zum Grumd zu dies 
nen, wie aller ausländifcher Stoff zu 
Manufakturen; oder endlich , um fie wie⸗ 
der auszuführen , und durch die Wieder⸗ 
ausfuhr den auswärtigen Handel zu vere 
gröffern. Entbehrlich find Waaren , weit 
man entweder felbff dergleichen, oder aͤhn⸗ 
liche Befige, die fie vertreten koͤnnen, oder 
weil man ihrer ganz entrathen fan. Sind 
die eingehenden Waaren von einer Unent⸗ 
behrlichkeit, dag man fie durchaus 
haben muß: 3. B. gemeines Tuch für 
die Volksklaſſe; ſo erſchweret das dare 
auf gelegte Eingangsreht dem arbeis 
senden Theile den Unterhalt, welches 
euf die Erzengniffe des Fleiffes, und 
auf den Abfas eine eben fo machthei« 
lige Wirkung haben muß, alg die unmittel⸗ 
bare Vertheurung der Lebens mittel, wo⸗ 

P3 von 


230 —— 

von bereits gehandelt worden. Im Grun⸗ 
de fönnte ein ſolches Eingangsrecht nicht 
anders, als fir eine Verzehrungs ſteuer 
argefehen werden dk Durd eine Eins 
sangsabgabe anf Stoff, der zu Uns 
terſtützung der Nationolerzegniffe noth— 
wendig iſt, winde man dem Forfgane 
ge der Manufakturanten im inneren und 
auswärtigen Abfage Hinderniffe legen, 
und den Daher erwarteten Vortheil der 
Befchäftigung ſtoͤhren. In dem Falle 
aber , wo das Einganesrecht zum 
Rortheile des inländifchen Stofferzielers 
- aufgelegt wird, ift der Entzweck gewiß 
richt, von fremden Stoffe Gebuͤh— 
venzuheben, fondern ihn auszuſchluͤſ⸗ 
fen. Eind es endlih Wiederaus— 
fuhrmaaren: fo weiß man, daß es bei 
dem Miederasfuhrhbandel haupt— 
ſaͤchlich darum zu thun iſt, den Mit- 
werbern durch einen niedrigen Preis 
den Hang abzulaufeun, welches, da 
Waaren von der zweyten Hand ſchon für 


ſich immer theuer ſind, um deſto ſchwerer 


zu erreichen ſeyn wuͤrde, wenn zu dem Ein⸗ 
kauf⸗ 


5* 232 
kaufpreiſe, noch Eingangsrechteke 


ſchlagen kaͤmen. 

d Die Mauth iſt dabei nur ber Ort, wo Pie 
Steuer abgeführet würde; eine Handlungsabe 
fiht trier nicht mit ein. Und darin liege der mes 
ſentliche Unterſchied zwiſchen Mauth und Derzehe 
rungsſteuer: dieſe muß entrichtet werden, weil 
man das belegte Bedürfniß verzehren, verbrauchen 
muß, Die Abgabe einer Mauthgebühr ſoll vermiwe 
den werden fönnen. 


161. Entbehrlihe Waaren e find 
nah den Graden ihrer Entbehrlichkeie 
und dem Zufammenfluffe der Umfiände 
bald gröfferen „ bald Fleineren Fingang ſ⸗ 
rechten unterworfen: aber nie wird je— 
manden beifallen, zu behaupfen : dag 
die Abficht dieſer Eingangsrechte die 
Vergrößerung der Einnahme ſey. Man 
will durch die daranfgelegte Einfuhrs⸗ 
gebühren die Einfuhr der entbehrli— 
hen Waaren entweder erſchweren, 
vermindern, oder ganz aufheben, 
je nahden man den Nationalfahrt- 
Fanten von dem befihwerlihen Zufante 
menfluffe fremder Fabrikanten befreyen, 
die Natlonalaͤmſigkeit ermuntern, oder 

P4 wenig⸗ 


238 * 


wenigſtens dem ſchaͤdlichen Geldaus⸗ 
fluſſe vorbeugen will. Bei feinem die» 
fer Fälle wird auf Einkünfte Rechnung 
gemaht: und was einkoͤmmt, ift nur 
ein Beweis, dag der Entzwed der Auf⸗ 
lage nicht vollfonmen ift erreicht wore 
deu, 


.158 


162. Bon ausgehenden Waas 
ven f find abermal ſolche, die dem 
Lande felbft nothwendig find: 4. 8. 
Stoff , wenn er der Nationalfafrifa- 
tion nicht zureichte, oder, es ift aus— 
gehende Ntationalfabrifation. Die 
auf Waaren der erften Gattung ges 
legten Ausgangsrechte find an fi 
felbft nichts, als verfleidere Verbote; 
durch welhe man den Ausgang. vers 
hindern will; wobei man alfo nur 
dann feine Abficht erreicht, wenn nichts 
einkoͤmmt. Ob die Nationalfabrifa= 
Lion bei ihrem Ausgange zu befehwes 

ven 


. 233 


ren fen? wird in einem eigenen Abfage 
unterſucht werden, 


€ 159 


163. Auch blog durchgehende Waa⸗ 
ven g fünnen von einer zweyfachen Gei« 
te angefehen werden: entweder ift ihre 
Beftimmung auf Handelspläge, wo fie: 
mit Nationalmaaren wetteifern ; oder 
es find Waaren , die auf den Handel 
der Nation, bei der fie durchziehen, keinen 
Einfluß haben. Beiden erfieren iſt beſon— 
ders noch daraufzu ſehen, ob fie das Land 
nicht umfahren ,„ oder es wenigſtens 
nicht anders: als mit merflih erhöh- 
ten Frachtfoften umfahren koͤnnen. Wo 
diefer günftige Umſtand zugegen iſt, were 
den auf den Durchzug der Waaren flärs 
fere Durchzugsrechte gefohlagen: ‘ 
aus Feiner andern Abfiht als um dur 
die Erſchwerung des Durchzugs den 
Preis der durchgehenden Waare zu vere 
»gröffern ,, umd der Nationalwaare den 
Vorzug auf dem fremden Handelsplage 
75 zu 


234 * 


zu verſichern. Aber wenn die durch— 
gehenden Waaren, weder mittelbar, 
noch unmittelbar eine Beſchraͤnkung des 
Stationalabfages beſorgen laſſen, iſt die 
Durchzugsgebuͤhr nur Straſſengeld, 
welches immer maͤſſig erhalten werden 
ug, wo man nicht den Zug der Waa— 
rei nach einer andern Seite veranlaſſen, 
und aus Begierde, zu viel zn gewin— 
‚nen ‚fomwohldie Durchzugsabgabe, als 
dert DVortheil der Verzehrung auf der 
Strafe verlieren will. Ih komme alfo 
felöft von einer Meinung zurück, der 
ih ehmals in der Abhandlung vom 
Mauchwefen beigetreten 5; dag man 
in dem Sale, mo ein Land von einem 
andern ganz umſchloſſen, mithin in der 
traurigen Nothwendigfeit wäre, Durch dies 
ſes feine Waaren zu frachten, die Durchs 
zugsrechte fpannen fol. Dieſe Erhoͤ⸗ 
hung würde immer die Werminderung 
im Abfage der Durchgehenden Waa— 
te veranlaffer, und dadurch zulegt immer 
die 


Ds 235 
die Verminderung des — 
felbſt. 


g 15 


hZmwifhen Mauthgebühren und Atraffengeld if 
adermald die mwefentliche Unterfheidung , bei jenen 
iſt der Maßſtab der Werth uud die Eigenſchaft 
der Waare, bei dieſen vie Zahl des Geſpanns. 


164. Unter allen Umſtaͤnden alſo find 
die abfallenden Mautheinkuünfte hoͤchſtens 
als zufällig anzufehen, wo, ſelbſt der auch 
fonft undchte Grundfag der Finanzvermals 
tung: Die oͤff entlichen Einkuͤnfte muͤſ⸗ 
ſen beſtaͤndig vergroͤſſert werden; 
keine Anweudung leidet. Die Behebung 
der Einkuͤnfte iſt in der Reihe der Aus 
ſtalten zum allgemeinen Wohl unterge⸗ 
ordnet, weil fie blog ein Mittel 
zu Dderfelden iſt. Alle Finanzoperatio—⸗ 
nen, welche diefe Ordnung umfloffen, 
und die Einnahme zum Zwecke ‚mas 
hen, find ſchaͤdlich. Nach dieſer vor— 
au sgeſendeten Unterſuchung find folglich 
die Einsund Ausgangsrechte Bi 

| na 


236 Ne 


nad Handlungs grundſaͤtzen zu beſtini⸗ 
mer. Die Eingangschrete in einem 
fremden Staat find nicht willkuͤhrlich— 

und mar kann natitelih erwarten, daß fie 
bei Waaren, die dort entbehrlich find, 
echohet werden. Wenn auch gegen an 
dere Mit oerber nah gleihen Grunds 
fäsen verfahren wird; fo erſchweren fols 
che Eingangsgebuͤhren wenigftend in 
Anſehung jener den Zuſammenfluß 


micht. Aber freylich ift es vortheilhafe 


fer, wenn man fih vor den Mitiwers 
bern durch Handlungstraktate einie 
gen Vorzug verfchaffen kann. Die gün- 
figen Winftände hiezu find Wugene 
biide, wo der Staat, zu dem gehats 
dieit wird, von dem andern Gegengefälz 
ligfeiten anſucht, oder erwartet; went 
ein Staat in Auſehung einer nothwendi— 
gen Waare, wenigftens zum Theile abe 
hangig ift, u. d. g. Zum ntindeften muß 
mar aufmerffam feyn, durch Reckereyen, 
und einfeitig geſuchte Vortheile nicht 
zur Rationalrache zu reizen Es if 
eine 


** 237 
eine unbillige Foderung, alles zu ver- 
langen, ohne dagegen etwas einzuräu— 
men. 

163. Die Ausgangsrechte hingegen 
find ganzin der Gewalt des Gefesgebers, 
und man fieht ohne Beweis ein; daß 
ihre ganzliche © Aufhebung dem Wag⸗ 
renpreife nit anders, als guͤnſtig ſeyn 
kann. Es ift fo. oft nothwendig, den 
Notionalfabrifanten gegen fremde Mite 
werber durch Aus fuhrspraͤmien zu 
unterſtutzen: um wie viel mehr iſt es 
erfoderlich, den auswärtigen Abſatz 
nicht eines kleinen Gewinnes wegen zu 
beſchraͤnken. Der Manufakturant rech—⸗ 
net alſo billig darauf, daß der Aus— 
gang feiner Waare unbelegt bleiben 
wird, Mich anſehnliche Schriftfteller, 
wollen zwar bier eine Ausrahme 
bei denjenigen Waaren gemacht has 
den, welche der fremde Staat nirgends 
her gegen eben dieſe Bedingnife erhalten 
Tann, Und nach ihrer Meinung fol auf 
diefe Waaren ein Ausgangsrecht geſchlagen 
werden; nur mülle es ſehr mallig ſeyn, 

um 


238 * 


um nicht die Verminderung des Ver— 
brauch3 zu veranlaffen. Diefes Aus— 
gangsrecht, fagen fie, bat immer der 
Verzehrende zu zahlen: man fege alſo die bes 
legte Waare um deſto theuerer an Frems 
de ab, Aber die Umstände, wo diefe 
Ausnahme anwendbar feyn fol, find 
faum irgendwo zu finden. Es ift fo 
leicht, fih in der Berechnung der freme 
den Fabrikationsvortheile zu irren; und 
ein folder Irrthum wird fogleih mis 
dem Verluſte eines anfehnlihen Theils 
der Beſchaͤftigung gebuffet ; daß es im» 
mer unuͤberdacht fheint, um eines klei⸗ 
nen Vortheils Willen, ſo viel, vielleicht 
auh das Ganze zu wagen. Zu dem 
iſt unflreitig, daß jede Preisſteigeruug, 
wenn fie gleich nicht den ganzer Bere 
brauch einer Waare vermindert, den— 
felben dennoch verhalmigmäßig eins 
fchräntet , da immer vorausgefege 
werden muß, der Haudelsmann babe die 
Waare bereits, um den hoͤchſten Preig 
abzufegen geſucht, den er ohne den Zweig 
des 


’ 
> 239 


des Abſatzes zu fchwäcen , " erhalten 
konnte. Alſo wird die nothwendige 
Solge fen, daß der Anfauf der Waa— 
re bei allen denen aufhören wird, wel— 
de, noch mehr dafür zu geben, nicht 
veriögend, oder auch nur zu banslich 
find. Ein leiter Ueberſchlag kann das 
her überführen, daß, wenn auf einer 
Eeite die Finanzen ja etwas gewinnen ,. 
wenigftens auf der andern der National⸗ 
handel Feine gröfferen Summen einbringt; 
weil die Waare zwar höher, aber auch 
in geringerer Menge abgeſetzt wird, 
Die Finanzen erfaufen daher ihren ats 
genblicklichen Vortheil viel zu iheuer, 
durch den Verluſt der Sandwirthichaft, 
deren Stoff weniger angefayft , und 
durch den Schaden der Aemfickeit, 
deren Erwerbung nah. eben dem Maſſe 
verringert wird, 


i Die Meinen Billietenldfungen , welche bei den aus⸗ 
gebenden Waaren üblich find, Können nicht als 
Mäutbe berrachter werden, ihr Endzweck iſt nus 
die Richtigkeit der Mauthregiſter, 


1606 


+65. Der KBechfilpreisk iſt ein eigner 
Beftandtheil des Waarenpreifes bei denjer 
nigen Waaren, wozu entweder der Stoff 
oder wenigſtens andere Zugehoͤr von 
aus waͤrts eingebracht werden muß. 
Indeſſen kann das Bemühen des eins 
zelnen Handelsmanns ihm hier Feine ande⸗ 
ren Vortheile verſchaffen, als die allge—⸗ 
meine Stellung des Wechſelgeſchaͤfts 
erlaubt, wovon anderwaͤrtig insbefon- 
dere wird gehandelt werden. Man hat 
den Gewinn des Manuſakturanten und 
Handelsmanns, bei den Preisuͤber⸗ 
ſchlaͤgen vielleicht als den unwichtigſten 
Theil betrachtet: eigentlich iſt er die 
Triebfeder der Aemſigkeit. Ohne Zwei— 
fel wird jeder Handelsmann ſich der 
guͤnſtigen Umſtaͤnde bemaͤchtigen, die 
ihm erlauben, einen groſſen Gewinn zu 
nehmen. Aber eben fo gewiß wird er 
fid auch einen maͤſſigen Gewinn, wo 
er nur dieſen erreichen kann, nicht 
entgehen laſſeu, fobald dieſer mäf» 
fige Gewinn feinen Fleiß zureichend 
Sohmet. Unter zwo wetteifernden Native 

| nen 


1m 


* aa: 


nen wird alfo immer diejenige den Vors 


zug haben, deren Manufakturanten und 
Handelsleute ſich an dem fleinſen 
Gewinn genücen laſſen. Dapin al- 
fo muß die ganze Sorgfalt ver KHande 
lungsleitung gerichtet werden. Der Ges 
winn wird dem Manuſaklturanten und 
Hondelsmanne zureichen, wann er ihm 
feinen anſtaͤndigen Umerhalt gewäh« 
set, und dergeftalt im Verhaͤltniſſe mit 
den Geldrenten, das ift, mit den Zilie 
fen ſtehet, daß es mehr Vortheil iſt, 
fein Geld in der Handlung zu nügen, 
als blos auf Zinfe anzulegen. Z 


k 12% 
1 145. 


167. Die allgemeine Frugalitaͤt ei— 
ner Nation hat hier einen mächtigen Ein« 
fluß, wenn fie nicht in Filzigkeit 
ausartet, die den Nationalabfaß mehr 
verringern wuͤrde, als ihn die aus waͤr⸗ 
tige Handlung erweitern koͤnnte. 
Die hollaͤndiſche Handlung iſt, nebſt 

II. Thl⸗ Q den 


ea⸗ * 


den kleinen Geldzinſen, insbeſondere auf 
die frugole Lebensart der Nation gegrüns 
der, die in alle Theile, bis auf den 
Handlohn ihren Einfiuf hat. Ein 
Staat , der im Grunde nur einen oͤko— 
nomifihen Handel befist,kaun die Haus⸗ 
lichkeit im der Lebensart nicht zu hoch 
treiben, ohne daß ihn andre Staaten, 
deren Handel auf eigne Erzielung gegruͤu—⸗ 
det iſt, eben fo ſtrenge nachzuahmen häfe 
ten. Gleichwohl leuchtet auch deutlich 
ein, dag die Verſchwendung der un- 
teren Klafjen der Bürger, dem Fortgange 
derHandlung uberall groſſe Hinderniffe legt, 
und daher weniaftend auf feine Art El > 
muntert werden muß. Ich werde nicht 
glauben, e3 zu oft zit wiederholen, wie 
vielen Einflug die£ofalftellung der Fa— 
brifen auf deu Preis bat. Die verause 
aefendete Betrachtung it ein neuer Ge— 
ſichtspunkt, von dein man den Nachtheil 
wahrnemen Faun, den die Manufakturen 
duch Veriegung in groſſe Gtädie em— 
pfinden, 100 die Lebensart gewiß nicht die 
ſparſamſte if, 
168, 


* 243 


168. Wenn e3 gröfferen Nutzen bringt, 
das Geld auf ſichere Zinfe anzulegen, 
wer wird fic) BR en feine Sorg⸗ 
falt einem mwenigfieng mehr unſichern Ge— 
ſchaͤfte zuuuwenden m? Der Handelsmann 
muß daher aus feiner Handlung zum mindes 
fien zweyfache Zinſe zieben, deren eine 
die Renteleines Handlungskapitals, 

die andern die Rente ſeines Fleiſſes 
find. m Die Berechnung iſt alſo für ſich 
ſelbſt gemacht, daß diejenigen Handels—⸗ 
leute am wohlfeilſten vekaufen werden, 
bei denen, alles übrige gleich angenom— 
men, das Geld am wohlfeiiften ik: 
und jedes Prozent, um welches die 
Zinfe in einem Lande niedriger find, wird 
den Ueberſchlag bei dem Freife der Waaren 
die ganz Nationalerzieſung iR um 
zwey , bei einer Waare, wo remde 

Zugehoͤr erfordert wird ‚nad dem Aerthe 
dieſer Zugehör um zwey, wegend es Wech⸗ 
ſe preiſes abermals um zwey, bei einer 
aus waͤrts geſchickten Waare, wegen 
der Aſſekuranzen noch einmal um zwey 
Prozente berabfe,en. 

8 


246 | 2 
mi 


2 ©. vom Umlaufe des Geldes: und Abhandl. dom 
Zufammenrlufie. E Y 


169. Die Guͤte einer Waare o if 
ihre innere Vollkommenheit? Sie hängt 
ab von der beſſeren Eigenſchaft des 
Stoffes und andrer Zugehoͤr, von der 
Geichtefiichkeit der Arbeiter, von Der 
Leitung derfelden ; bei Waaren, die eie 
nevielfahe Bearbeitung fodern, von 
2sertheilung der einzelnen Arbeiten, 
unter mehrere Arbeiter, und von Ma— 
ſchinen, welche der Geſchicklichkeit der Ar- 
beiter zu Hilfe kommen. | 


oO 187% 


170. Die Koften „die der Staat ver 
endet, deu Stoff p zu jeder Art der 
Sradrifation zu vervollfommmnen, werden 
durch die Vortheile der Handlung. reiche 

lich belohnet. Diefe Vervoflfommnung der 
Erzeugniſſe in allen drey Reichen, die der 
Kumftarbeit den Stoff lieſern, iſt eine Fole 
ge der Ermunserungen, welche der Ge⸗ 


ſchick⸗ 


8* 245 


ſchicklichkeit gegeben, die gluͤckliche Folge 
der Belohnungen, welche die Erfindungen 
zu erwarten baden werden. Wie nicht je— 
den, der fih neuer Erfindung ruͤh— 
mer, ohne DBorficht und genaue Unter— 
ſuchung die ausgefesten Belohnungen ges 
geben werden fönnen, fo muß aud) derjenie 
ge, der wahrhafte Vortheile an die Haud 
giebt, wicht verdrußlihe Weitlaufigfeiten , 
Bergögetungen zu beforgen haben, und . 
nach gegebenem Beweife über die Beloh— 
nungen, feiner Geſchicklichkeit nicht ſchika— 
nirt werden. Der wahrhaft geſchickte Mann 
iſt ohne Umſchweif, und will auf eben ſolche 
Art behaͤndelt werden. Nur der Betruͤger 
ift wit den Kanften der Schleiheren , mit 
den langen Umwegen der Vorzimmer bes 
Fanut. Die. befonderen Ermunterungen 
und Hilfsmittel zur Vollkommenheit des 
Harionalftoff3 mürffen die Umſtände der 
äuffern und innern Handlung an die 
Hand geben. Wo der Stoff nicht Lars 
deserzeugniß iſt, bängt feine Güte 
von dem Drte des Einkaufs- und dem 
Kenutniffe der Einfaufenden ab, wels 
23 chen 


246 T 


cher beiden durh gute Reglements ge⸗ 
wiſſermaſſen eine Richtung gegeben wer— 
den kaun. 


pP 169, 


71. Jedoch unter den Händen un⸗ 
gefihicfrer Arbeiter g wird der vor- 
trefflichſte Stoff zu ſchlechter Waare, - 
Zwar maht der ungehemmte Zuſam— 
menfluß für fi ſelbſt einen Wettſtreit 
der Geſchicklichkeit rege, und verfegt jeden 
in die Notywendigfeit, gut zu arbeiten, 
weil er fonft nirgend witde angenommen 
werden Auch find von diefer Seite Unge— 
ſchloſſene Zuͤnfte empfohlen worden. 
der diefes Mitiel allem ift nicht zurei— 
hend, woferne die Arbeiter nach Ver— 
ſchiedenheit des Gewerbes niht auf Wege 
geleiset werdet, auf denen fie diefe Ge— 
ſchicklichkeit erwerben Fonnen, Man une 
terfiheider die arbeitende Klaffe in Geſel— 
len und Meifter. Die erſten find nicht 
oone Vollſtreckung gewiſſer Lehrjahre, 

und 


S 247 


und. eine vorgehende Pruͤfung frey⸗ 
zuſprechen; die letzteren find zu verpflichten, 
durch Meiſterſtuͤcke Beweiſe ihrer See 
higkeit zu geben. 


q 199. 


-- 172. Verſchiedene Schrififteller baben 
fi) gegen die Lehrjahre 7 überhaupt er- 
klaͤrt, als gegen einen Zwang, der, wie fig 
fogen, Den Zuſammenfluß der Arbeie 
ter hemmet, und der Fähigkeit Feſſeln 
onleget ; der - den Gefchickten, wie dert 
Unfähigen zu gleicher Lehrzeit verurthei— 
let, und durch dieſe Behandlung die 
befferen Talente, die fih vor der Unende 
Tichfeit der Lehrjahre fürchten, zurück— 
fcheucht. Die Lehrjahre , heißt es weiter, 
find eine verlorne Zeit, da die Jungen , 
fiott etwas von ihrer Befhäftigung zu 
lernen, meiftend zu Magddienften, oder 
andern Hausarbeiten gebraucht werden. 
Endlih wären Lehrjahre ganz uͤberfluͤſ— 
fig. Denn jeder wide fih ohne diefen 
Zwang feldft anwenden, und nah Er 

94 ſchick⸗ 


248 3% 


ſchicklichkeiten ſtreben, da er ohne diefelbe . 
bei Anem Ueberfluſſe von Arbeitern nir— 
gend angenommen - witrde. Diefe Eitte 
wendungen treffen grogtentheild nicht die 
Lehrjahre, fordern ipren Mißbrauch. 
Die Kein, wie fie genennet werden, 
find eine. nothwendige Vorſehung, um 
das Gleichgewicht - zwifhen der Land⸗ 
wirthſchaft und Kunſtarbeit her— 
zuſtellen. Ohne die Lehrjahre, deren 
Dauer ein wenig abhaͤlt, wuͤrden die 
Felder bald ihrer Arbeiter beraubt wer— 
den, weil der Stand eines Handgewerbs 
in Gegenſatz mis dem Bauernſtande une 
endlich glirelieper if. Aber, wenn man 
Lehrjahre für nothwendig halt, fo ſoll 
nicht eine zulange, fondern eine zurei— 
chende Zeit feſtgeſetzt werden, welche 
nach Unterſchied des Gewerbs, je laͤnger 
oder kuͤrzer ſeyn kann, doch immer fo lange 
feyn full, dag der Junge fih die nothwendi⸗ 
gen Kenntniſſe erwerben, gewiſſe mecha⸗ 
niſche Kunſtgriffe eigen machen moͤge, 
bei denen alle vorzuͤglicheFahigkeit, aller the— 
oretiſche Unterricht unzureichend iſt, die 
cin⸗ 


07 249 


einzig durch Miederholung und anhale 
tende Uebung Finnen erworben werden, 
Vebrigens iſt eine längere Dauer der 
Lehrjahre, wenn wegen Berwendung der 
Jungen zur Hausarbeit die noͤthige Vor⸗ 
fiht gemacht wird, nicht unbdillig, weil 
fie dem Meifter fatt des Pehrgeldes , 
eine Vergeltung feines Unterrichts iſt, 
Roh oder kann faͤhigeren Jungen 
freygelaſſen werden, fih an die Vorſte⸗ 
ber zu wenden, und ihre Freyſprechung 
eher anzuſuchen. Falls nun eine» von 
feiner zureichenden Geſchicklichkeit die vora 
geſchriebenen Beweiſe fruͤher geben kann, 
muß beſtimmt ſeyn, wie lange er feinem 
Meifier zum Erfaße der abgekürzten 
Lehrjahre als Geſell unentgeltlich, oder 
gegen geringeren Lohn zu arbeiten habe, 


7 169, 


173. Es liegt fon, nicht nur 
der Vollkommenheit der Waare, das 
iſt, der Verbreitung der Handlung 
fondesn auch der Sicherheit der Mar 

Q 5 Nie 


25 — 

nufaltnuren zu ſehr daran, bei einem 
eintretenden Arbeiter, dem fie Stoff 
envertramen müſſen, und deſſen Unfchice 
lichkeit fie zu Schaden bringen würde, 
gleichſam eine Buͤrgſchaft der Fähigkeit 
zu fodern: und diefe find die Lehrbrie— 
fe, welche daher nur nah vorausgefendeter 
Pruͤfun 15 ſollen ertheilt werden. Die- 
ſe Pruͤfung, mithin auch die Erthei— 
lung des Lehrbriefs muß nicht einzelnen 
Meiſtern, ſondern der ganzen Zunft, 
nach Umſtaͤnden auch der Waarenbe— 
ſchau hr ſeyn, wo der Freyzu⸗ 
forechende, ohne Unterſchied, ob er eis 
nes Meiſters Sohn ift, oder niht, uͤber 
alle nothweadigen Theile ſeines Gewerbs 
befragt, and ein Geſellenſtück zum Bes 
weite feiner Handgefhidtichkeit Tiefer 
‘ Joll. 
174. Bei manchen Zuͤnften iſt es Herkom⸗ 
mens, daß die Freygeſprochenen einige 
Sabre wandern muͤſſen, bevor ſie an dem 
Orte ihrer Lehre arbeiten duͤrfen: Dieſes 
Wandern iſt zwar groͤßtentheils zu einem 
enden Zunftmißbrauche geworden, der aus 

Ar⸗ 


&- 251 


Arbeitern Muͤſſiggaͤnger und Landlaͤufer 
macht; auch wegen des Reiſepfennigs, 
welcher den Wandernden bei vielen Zuͤuften 
von den Zunftgenoſſen gereicht werden muß, 
der arbeitenden Klaſſe eine nicht Feine Laſt 
iſt. Aber es hat fonft einen wohl ͤberdach⸗ 
ten Urſprung, zu dam es wieder zuruͤckge— 
führt werden kann. Die jungen Arbeiter 
folften von denjenigen Orten, Die wegen 
des Borzugs in gewiſſen Erzeugniſſen bes 
ruͤhmt find, die Geſchicklichkeit, die beſon— 
deren Kunftigriffe in ihr Vaterland surücs 
bringen. Bon diefem Geſichtspunkte Des 
srachtet, find die Wanderungen nicht 
abzuſchaffen, fondern beffer anzuordnen: 
naͤmlich, nur die beſſeren Talente ſollen, 
mie Vorwiſſen des Staats, und mit ei— 
niger Hilfe auffer Landes geſendet, ihnen 
nad) dem Unterfohiede ihres Gewerbzwei— 
ges, der Dit wohin, die Seiden⸗ 
zeugarbeiter nah Sranfreih zu Matte 
dern. f. w. beſtimmet, und da an die 
Gefandtfchaften zur Unterſtutzung ange— 
wiefen werden. Auf dieſe Art wuͤr— 
den 


252° — 


den die Wanderungen dazu niigen, den 
Nationalwaaren die beneidete Vollkommen⸗ 
beit der auslaͤndiſchen zu verfchaffen. 


6 175. 


175. Die Gecchicklichkeit der Mei- 
ſter ſeßet mehrere Kenntniſſe voraus, da 
fie die Gefeilen in der Ardeit zu leiten, 
die Sehler auszufegen, nad zu verbeffern , 
faͤhig ſeyn muͤſſen. Es find alfo.auch gröfe 
ſere Beweiſe der Geſchicklichkeit von den⸗ 
ſelben zu fodern. Das iſt die Abſicht der 
Meiſterſtoͤcke c, die, um derſelben zuzu⸗ 
ſagen, nicht in veralteten und unnuͤ⸗ 
tzen Sachen, ſondern in Waaren zu beſte— 
hen haben, welche gangbar ſind. Ihre 
Unterſuchung mug von unpartheyiſchen 
Maͤnnern, und wo moͤglich, von der 
Handlungsbeſchau geſchehen. Nie—⸗ 
manden ſoll uͤber die Verfertigung des 
Meiſterſtuͤcks eine Ausnahme bewil- 
liget, oder, wo das Stuͤck ſchlecht aus⸗ 
fällt, deſſen Eigenſchaften durch Geld 
verguͤtet, nirgend Meiſter sſoͤhnen, der 

onen 


* 88 
nen, die eine Meiſterskochter, oder 
eine Meiſters wittwe zur Ehe nehmen, 
ein Vorzug, eine Exrleichterung einge— 
raͤumt werden. Geſchicklichkeit allein muß 
den Vorzug ertheilen. Und in ſoferne 
koͤnnen alle Zuͤnfte geſchioſſen ſeyn, 
daß, ohne vorausgeſendeten, vorgeſchriebe⸗ 
nen Beweis jeder davon ausgeſchloſſen, und 
sis Pfuſcher erklaͤret werde, 


° 1TIr 


176. Sowohl die Meifter, als ihre 
Untergeordneten muͤſſen die erworbene 
Geſchicklichkeit anzuwenden, geleitet, und 
gewifiermaffen in die Nothwendigkeit 
verfest werden, davon Gebrauch zu ma— 
chen. Diefen Zweck haben die Reglement 
u,9der wie fie in Defierreich genannt werden, 
die Qualitaͤtenordnungen, zu deren 
gnnauer Beobachtung eine Aufſicht beſtel⸗ 
let wird. Die Reglement geben Vorſchrif— 
ten über die Befchaffenheit. einer Waare, 
nad ihren inneren und aͤuſſeren Eigene 
Waften, welche fie Haben ſoll, um als gangs 

| ha» 


ET ARE. 


bares Kaufgut zu gelten, z. 3. über 
die Breite, über die Laͤnge eines 
Stuͤck Tuchſs, über die Zahl der 
Aufzugfaͤden und die Gattung der hie— 
zu anwendbaren Wolle, über den Ein— 
traau.f. mw, Je umfändlicher fol- 
die Reglement in die Verfertigung eis 
ner Wagre eingehen, defto mehr erſchwe— 
ven ſie es den Fabrikanten, undchte 
Moare zu Kauf zu geben. Gemiffe 
- Reglement fehreiben die Bahl der Schlaͤ— 
ge vor, die der Eintragfaden befom- 
men, das Gewicht, weldes ein Stuͤck 
Zeug haben, die Farbematerialien 
womit es gefärbt jeyn muß, um nicht 
susgefhoffen zu werden. 


u 170. Savary Didionaire du Commerce T. IV. art, 
Reglement, Juſti Abhandlung von Manufafruren, 
Zabrifen Reglements. 


177. Die Aufſicht, melde über die 
Befolgung der Reglement zu wachen hat, 
wird aus Manufakturaufſehern, und 
der Beſchauanßalt beſtehen. Die 

. Tas 


* 255 


Manufakturaufſeher, unter welchem 
Namen fie auch immer aufgeſtellt wer— 
den, muͤſſen das nothwendige Kenntniß 
in der Fakrikation beſizen, deren Auf— 
ſicht ihnen uͤbertragen iſt. Ein Menſch 
wird alfo über mehrere Fabrikations— 
gattungen zugleich, kaum die Aufſicht zu 
führen. fähig ſeyn. Dieſe Fabrikenauf— 
ſeher ſolleu von Zeit zu Zeit bei ih— 
ven Untergeordneten nachſehen: aber 
ibre Beſuche muͤſſen für die Fabriken 
feine Laſt, keine Auflage au Liefer— 
geldern, oder Gebuͤhren unter andern 
Samen, Feine Gelegenheit zu Plagereyen 
ſeyn, und ihre Befoldungen muͤſſen ihuen 
vom Staate gereicht werden. Die Be— 
fibau unterſucht die fhon vollendete 
Woare, nach der Vorſchrift des Neglez 
ments. Dieſenige, welche die geforderten 
Eigenſchaften beſitzt, erhält ein Beſchau⸗ 
zeichen, eine Plombirung, wodurch 
die Waare zu kaufrechtem Gute erklaͤ⸗ 
ret wird, Der Handelsmann, der das Bee 
ſchauzeichen erblickt, hat dadurch Sicher» 
hyip über die Beſchaffenheit der Waare. 
Jus⸗ 


156 


Insgemein wird dafuͤr gehalten, die Be 
ſchau habe fih weiter nit, als auf die 
Mängel, die nicht indie Augen fallen , ein- 
zulaſſen, das iſt, mur vem Betruge zu 
wehren: Mängel aber, die der Kdufer 
durch feine Vorſichtigkeit entdecken koͤnn— 
je, wären fein Betrug. Jedoch, wenn 
die Beſchauanſtalt darum nuͤtzlich iſt, 
weil fie dem Handelsmanne, beſonders 
dem auswärtigen, Sicherheit giebt ; fo 
wird eine gröffere Sicherheit deſto mehr 
nüsen, eitte flrengere Beſchau wird ihm 
dieſe gröffere Sicherheit verfihaffen. 

. 178. Die nuͤtzlichen Folgen der Reg⸗ 
lement und genauer Befkhauanffal- 
fen find: die Erleichterung des 
Großhandels durch die Sicherheit 
von der Eiaenfchaft der Waare; 
und der gute Ruf, den fih eine Nas 
tion in Anfehung ihrer Magren erwirbt: wo⸗ 
durch der Käufer angelockt, imd ber 
ſtaͤndig gemacht wird. Der Großhan— 
del iſt ohne ſolche Beſchauzeichen bei— 
nahe unmöglich gemacht. Welcher Hate 
delsmann koͤnnte z. B. jedes Stuͤck Lein⸗ 

wand 


J 


wand oder Tuch aufſchlagen, nur 
erſt, um über die Ränge und Breite 
eine Gewißheit zu haben * uud wie 
ſehr winde der Kommiſſions- und 
Speditisnshandel dadurch erſchwe— 
ret 2° Wenn hingegen die Plombe 
eingeführt find, fo wird nur nach denifels 
ben gefehen, und in einen Augenblicke 
kann die größte Waarenfending uͤbernom⸗ 
men ſeyn. Hauptſaͤchlich alſo gereicht 
die Beſchauanſtalt der aͤuſſeren Hand—⸗ 
lung zum Vortheile, und es iſt dem 
Staate hoͤchſt wichtig, um den guten Ruf 
ſeiner Fabriken, und dadurch den Vor— 
zug vor fremdem Mitwerbern zit behaups 
zen, fein unaͤchtes Stuͤck Waare in 
auswaͤrtigen Abfas kommen zu Taffen : 
Die Engländer ſind diefer Streuge 
ihrer Beſchau, die bei jedem Stuck 
Waare dreyfach ift, das allgemeine Zu— 
trauen; Aber die Vortrefflichkeit ihrer 
Erzeugniffe ſchuldig, welche, ungeachtet 
des hohen Preiſes, dennoch immer geſucht 
werden. 


II Thl. R x 


258 I 


x Die bſterrelchiſche Dandlung Fann-darlider ein els 
genes Beifpiel anführen, Die ober Öfterreichiiche, oder 
fogenannre Linzerleinwand war ehemals nad 
Derichiedener Breite, und die Stücke von ungleis 
Ger Lange verfertiget. Ihres guten Preiſes unz 
geachtet, ward fle nirgend, ald gangbareß Kaufe 
qurangeieden, Sobald aber durch eine Leinwands 
ordnung, Diefe Ungreichheit abgeſtellt, und die 
Breite nur auf zwo Oattungen herabgeſetzt wur—⸗ 
de, davon die ſchmälere ein Beſchauzeiden mit 
8, die breitere mir 5. Lerchen bat, auch feſt⸗ 

eſeizt ward, dad Stud follte 30, Ellen halten, 
en die Lingerleinwand an, ein gangbares Wans 
renkapo zu werden. 


179.3 will hier die Einwuͤrfe fanımelit, 
welche ſowohl wider das Meiſterrecht 
als befonders wider die Manufakturre⸗ 
glement, die Infpeftionen und Be— 
fchauanftalten angeführt werden. Der 
Verfaffer des Verſuchs über vie 
Meifterfchafteny ſcheint der Meinung, 
wo nicht von der Schädlichfeit‘, wenig— 
ftens von dem wenigen Nutzen Dderfels 
den hauptfäplih den Schwung gegeben 
zu haben, und die Bedrückungen der 
franzöfifpen Manufafturauffeber made 
ten: daß der DBorfchlag von ihrer Abe 
ſchaffung ſehr willkommen war. Im 
Auszuge find feine Gründe folgende; 

Es. ; 


i % 258 
Es Fomme.bei dem innern Dans 
dei anf diefe Anſtalten überhaupt 
fehr wenig an, weil man hier des 
Abfages immer verſichert wäre, 
fobald fremde Mitwerber buch 
Maͤuthe aus geſchloſſen würden. Sr 
Anſehung des aͤuſſern Handels toda 
re es deſto vortheilhafter, wenn 
man eine unvollkommene Waare 
Höher N denn der Gewinn fey 
defto ſtaͤrker; und würde Der außs 
ländifche Käufer ja von einem Fa⸗ 
Brifanten hinterfuͤhrt; fo wiirde er 
fich Das zweytemgl an einen andern 
. wenden. Aber eben diefe Furcht, 
feine Abnehmer zu verlieren , wer— 
de ohne Reglement Die Vollfoms 
menheit der Waare zumegebringen, 
und Die Plagereyen der Sinfvelto 
ven wären auf einmal vermieden. 
Endlih ware eine unuͤberſchreit⸗ 
bare Vorſchrift auch ein Hinder⸗ 
nig in. der Mannigfaltigfeit der 
Waare, weil der Kabrikant, bei 
dem Waare von einem, Fremden 

Ra De» 


260 N, CR 


beftellet würde, die von der regle- 
Hentmäffigen Gattung etwas ab- 

eicht „Diefe Wagre nicht verferti- 
gen dürfe, mithin einen fichern 
— fahren zu laſſen, genoͤthiget 
ey. ER 


y Iſt nach der Aufſchrift des franzdfiihen Werks aus 


dem Engliſchen überfekt. 


180. Auf jede diefer Einwendungen 
ift die Antwort nicht ſchwer. Selbſt 
der inländische Abſatz wird durch die 
Vollkommenheit einer Waare erweitert; 
alſo auch durch die Unvollkommenheit be= 
ſchraͤnkt und wenigſtens beinahe bis auf 
das Nothwendige herabgefegt. Wenn 
Verbote, oder Mautherhöhungen 
die auslandifhe Waare abhalten, fo 
koͤmmt defto mehr duch den Schleich— 
handel herein, dem immer noch ver- 
gebens auch die größte Ofrenge eigen 
gen gefest worden. Dann aber ift zu 
anterfuhen: ob bei ſolchen , Anftalten 
won fih jemals auf auslaͤndiſchen 

Ab⸗ 


& 261 


Abſatz einige Rechnung werde zit machen 
haben? Denn, wenn der Nationalkonfite 
ment nur durch Derbote der fremden 
Waare zum Gebrauche des Nationale 
ergeugniffes Fann gezwungen werden, um 
wie viel weniger wird man den Prem 
den darnach luͤſtern machen ? Es iſt 
ſchon bemerkt worden, daß der Großs 
handel , ohne Beſchauzeichen unendlich 
erfchweret, der Speditionshandel uns 
möglich gemacht wird. Nur der Ruf 
von der Güte einer Waare verbreitet ih— 
ren Abſatz auffer Landes rund diefer Abſatz 
mus Durch eben diefelben Mittel, durch 
die er anfangs erworben worden, auch 
in der Folge behaupter- werden. _ So— 
bald ein Handelsmann einmal von ei— 
nem Fabrifanten hinterführes worden, 
fo ift er gegen alle Fabrifanten der— 
feiben Nation migtrauifh, aus dem 
Grunde ‚, weilalle die naͤmliche Leichtigkeit 
baden, ihn zu Binterführen, weiche der 
eine hatte. Andere Nationen bemädhtie 
gen fich dieſes Augenblicks, und ziehen 

die mißvergnügfen Käufer an fih. Ders 
| 3 geftalt 


26x 8 


geſtalt hat man über einen etwas groͤſe 
fern Gewinn, den zwar kleineren, aber oͤf⸗ 
ters wieder kommenden und dancr« 
haften fahren laſſen. Wenigſtens laͤuft man 
Gefahr, denſelben zu verlieren; und 
es iſt immer nicht wohl überdacht, einen 
Schritt zu wagen, der für die Bes 
ſchaͤftigung fo nachtheilig ausfallen kann ; 
befonderd , da man zuletzt doch mieder 
darauf Fommen muß, dem durch die 
unaͤchte Waare gefuchten gröfferen Ge- 
winn zu entfagen, und durd den Zus 
ſammenfluß die Vollkommenheit der 
Paare zu befördern Die Mealement 
und Beſchauanſtalten, wenn fie mit 
dem Sufammenfluffe ver Fabrifanten vere 
einbart find ‚ führen alfo auf einem näheren 
Wege zu dieſem Zwecke, und geben 
dem fremden Käufer die Sicherheit, 
die ihn zur Abnahme befiimmt. Es if 
übrigens immer die Pflicht des Staats, 
die Schikane ımd Bedruͤckungen der 
Fabrifanten davon abzufondern. Ends 
li if der Fall von der Beſtellung 
einer unregelementmäffigen Waare fehr 
fel: 


&% 263 


felien , meil die Reglement nicht et— 
warn die Waaren auf Wenige Gattun— 
gen befihränfen, fondern über die Voll— 
Fommenheit von verſchiedenen Gate 
tungen Vorſchriften geben ſollen. Kaͤ— 
me aber durch einen beſondern Zufall 
eine ſolche Beſtellung aus, ſo mag ſie 
der Fabrikant immer verfertigen, jedoch 
nur ohne Beſchauzeichen auſſer Landes 
ſchicken. Unter dieſem Umſtande wird 
der Ruf der Nationalfabrikation nicht 
darunter leiden koͤnnen. 

181. Kunſtwerke und Maſchinen 
2 tragen nicht nur zur Guͤte, ſon— 
dern auch zur Schönheit bei, weil fie die 
Handariffe erleichtern, und überhaupf 
den Fabrifanten eine Genauheit und 
Gleichheit geben, die ihnen durch die 
freye Hand allein nicht ertheilt "werdet 
fan, Sie find daher vwortheilhaft bei 
allen denjenigen Fabrikationen anzuwen⸗ 
den, deren Güte auf dieſe Gleichheit 
hauptſaͤchlich ankoͤmmt.  Hingezen wer- 
den fie auch bei denjenigen Manufaktu— 
ren nicht einzufüären ſeyn, deren Vor⸗ 

X4 zug 


264 — 
zug auf Weiche, und Biegſamkeit 


an koͤmmt ‚die von einem Spiele von ei⸗ 
ner Art von Bewegung abhängt , 
welche nur durch die Hände allein ges 
geben werden kann. Die Erfins 
dung und Anwendung der Kunft 
yoerfe muß der Künfiler von der Mes 
chanik lernen. Es. gehört daher der 
in Wien eingeführte vffentliche deutſche 
Lehrfiuhl der Mechanik, deffen Vorle— 
ſuagen zum Beflen\ der Arbeiter an 
Feyertagen gehalten ‚werden, unter dies 
jenigen preiswuͤrdigen Anfialten , deren 
die unfterblihe Marta Thereſia zur 
Beförderung. der Natipnalämfigkeit fe 
unzaͤhliche gemacht hat, 


2 160, 


- 182. Die Hand des Arbeiter erhält 

durh die beftändise Uebung eine 

Fertigkeit, die dem Maſchinmaͤſſigen gleich 

koͤmmt, und, wo Maͤſchinen entwes 

der nit anwendbar, oder — 
| ar 


& 265 
bar find, dieſelben erſetzen a Tönen, 
Wenn lin bei Manufakturen, bei dee 
nen zur Bollendung der Waaden vers 
fhiedene Stuͤcke, oder auch verfgice 
dene Zubereitungen gefodert werden, 
diefe unter die Arbeiter fo vertheilt 
find, dag jeder fihd nur mit «einer 
derfelben befchäftiger, und ſtets bei diefer 
alfein verbleibt, fo muß er es dar- 
in zur größten Vollkommenheit brin— 
sen. Die enelifhen Fabrifen , beſon—⸗ 
ders die in Metallen arbeiten, behaupten 
Durch dieſe Vertheilung der Arbeiten 
den Borzug in ganz Europa, 
a 169, * 
183. Die gröffere Guͤte ift bei 
Waaren, welche in Anfehen der duffes 
Ten Geſtalt Feines unterfiheidenden Ge— 
ſchmaͤcks, und hauptſaͤchlich Feiner 
Zeichnung bedürfen „ auch ſchon 
"Schönheit: Aber die letztere Eigen- 
(haft unserfiheidet fih da, wo . der 
Borzug der Waare auf Geſchmack, 
und eine gewiffe Nettigkeit Der Tee 
sen Hand ankoͤmmt. Zwar bängt die 
%5 Schoͤn⸗ 


266 eo: 


Schoͤnheit der Waare nicht weniger 
von der Wahl des Stoffs, und Zus 
aehdr, und von dem orzuge der Ars 
beiter ad; in Anfehen welher Thei— 
fe ih zu dem, was bereits geſagt 
worden, nichts hinzu zu fegen habe. 
Der Geſchmack ift nicht der Antheil der 
untergeordneten Arbeiter, ſondern 
derjenigen, welche diefe leiten. Sie ers 
werben ihn durch beffere Vorbexei— 
fung, und bilden ihn durch mitge— 
theiltes Urtheil aus. Die beffere 
Vorbereitung befteht in der Anleitung 
der jungen Künftler und Ardeiter zum 
Zeichnen. Man mug überzeugt ſeyn, wie 
viel die Zeichnung Reichthum, und Mans 
nigfalägfeit in der Erfindung gibt, wie 
fchr fie das Aug bildet, Freyheit in der 
Arbeit ertheilt, und felbft zur Nettig— 
keit beiträgt. Es iſt mir ſogar unbe⸗ 
greiflich, wie man etwas, auch das 
Gerinzſte verfertigen kann, wovon man 
ſich keine richtige Worſtellung zu machen 
faͤhig iſt. Dieſe Vorſtellung zu Papier 
bringen, beißt zeichen. An dieſer 
ſi 


te 


co | 267 


“fichtbar gemachten dee ferne Workes 
kann man die Uebelfiände vorher wahre 
nehmen. und verbeffern, welche meiſtens 
an dem ſchon fertigen Stuͤck Arbeit 
ſich nicht mehr abaͤndern laſſen, Es 
find daher Zeichenſchulen für Fabri— 
Tanten ınd Handwerker anzulegen, 
gleich der , welche Maria Therefia 
ſchon feit mehreren Jahren in Wien er= 
Öffnet hat, wo der Fabrikant unentgelt 
lihen Unterricht empfängt, umd der ges 
meinfle Handwerker , feine Arbeiten zu zeich- 
nen, angeleitet wird, _ Die englifchen und 
befonders die frangöfifhen Waaren find ih⸗ 
ren Vorzug dem durch Zeichnung gebildeten 
Geſchmacke ſchuldig. Man weis, daß die 
Manufaktur von Gobelin af Re 
Brun, dann Coypeln zu Oberaufs 
fehern hatte. Bei Fabrifonten , die fih 
vorzüglid von den Verguderungen, und 
dem Werhfelder Moden Abfas verfichern, 
hat man eigne Zeichner ‚deren Gefhmad 
durch den Rath einſichtsvoller Leute vers 
vollkommet werden muß. Daher follen dies 
jenigen , welche Fabriken zu leiten haben, aus 
Ba, Ge⸗ 


x 


268 % 


Sefelfhaften der aroffen Melt wicht aus- 
geſchloſſen werden, wo fie fih Durch die 
Gewohnheit, ſchoͤne Sachen zu fehen, 
die Fertigkeit erwerben, dergleichen ſelbſt 
zu erfinden, Die Proben der lioner Was 
nufakturen werden hauptfachlih von den 
Damen zu Paris beurtheilt und berichtiget. 


b 127: 

184. Die Güte ſowohl, als Schoͤn⸗ 
heit der Waare wird wenigſtens um 
ſo viel eher erreicht, wenn der Weit: 
eifer der Fabrikanten, befonders bet 
angehenden Manufakturen, durch Prei⸗ 
ſe auf das erſte, auf das ſchoͤnſte 
und beſte Stuͤck in feiner Gattung er⸗ 
veget wird : auch, wenn fonft der Er— 
finder einer Verbefferung, feiner Be— 
lohnung verfihert feyn Fan. Der Vor» 
zug vieler Fabrifenerzeugniffe hängt oft 
fehr von einem Geheimnig , in der Art 
der Zubereitung ad, in deſſen Beſitz eis 
ne freinde Nation allein if. So ſorg⸗ 
fältig man ein folhes Geheimniß, wo 

man 


* 269 
man daſſelbe befist, felbft verwahrt, und 
die Fabrikenarbeiter, die darım wiffen , 
durh Verpflichtung und Strafen von 
der Eutdeckung zurüͤckhaͤlt; ſo wenig 
laͤßt man ſich Verheiſſungen und Ko— 
ſten gereuen, die ſogenannten Sekre⸗— 
tiſten von auſſen an ſich zu locken. Aber 
nichts iſt faͤhiger, die Vollkommenheit 
der Fabriken zu befoͤrdern, als wenn 
der fremden Geſchicklichkeit, die ſich in 
ein Land verpflanzen will, Schutz und 
Unterfiisung angeboten wird’; beſon⸗ 
ders y wo die Unvorſichtigkeit anderer 
Kationen einen hiezu günftigen Zeitpunkt 
herbeiführet. Die Engländer werfen 
Sponien und Frankreich mit Recht die 
niederländifchen. Unruhen , und Wicders 
refung des Edikts vor Nantes , vor: 
Man kann England von dieſer Geite 
eben. fo groſſe Staatsfehler vorwerſen. 
Nicht nur zu Zeiten Crommelis wure 
den die faͤhigſten Arbeiter um der Re— 
ligion willen zu fluͤchten, gezwungen; 
nicht nur unter Heinrich dem 8ten 
mußten wegen eines durch die Weiber 

— gegen 


gegen die fremden Kuͤnſtler erergten 
Aufruhrs über fuͤnfzehntauſend, meiſtens 
franzoͤſiſche Handwerker, London ver⸗ 
laſſen c, ſondern auch noch heute, da au— 
dere Voͤlker die auslaͤndiſche Faͤhigkeit 
uͤberall mit offenen Armen aufnehmen, 
und alle gegen Fremde hergebrach— 
ten verhaßten Rechte , wie das Jus Al- 
binagii u. d g. aufheben, macht das Na- 
ttralifotionsgefes in England dem ge: 
ſchickteſten Fremdlinge die Niederlaffung 
ſchwer und beinahe unmoͤglich. 


e Uume: Geſchichte des Hauſes Tudor. Ts Ile 


185. Die Mannigfaltigkeit der 
Manufakturenerzeugniſſe d mug von 
zween Geſichtspunkten atgefehen were 
den: mannigfaltia in Abfiht auf dem 
Geſchmack des Käufers, und manıige 
faltig in Abſicht auf fein Bermögen. 
Dadurch unterſcheidet fid die Vollkom—⸗ 
menheit der Waare von der Bollfom- 
menheit dee Manufaktur ſelbſt. Zu 
der erften wird nur Schönheit und 

Site 


* 271 


Gute gefordert, zu der letztern gehört 
noch, daß fie bei einem anſtaͤndigen 
Preiſe, Kaͤufer von verſchiedenem Ver— 
moͤgen ſowohl als von verſchicdenem 
Geſchmacke befriedigen kaun. Die 
Mannigfaltigkeit der Manufakturer 
zeugniffe ift an ſich ſelbſt cine Folge 
des befoͤrderten Zuſammenfluſſes, der 
den Vortheil "einer Beſchaͤftigung, ar 
weichen fo viele Theilnehmer find, zu 
fehr  heradgefegt, als daß die Aem⸗ 
figfeit Dabei ihre Rechnung zureichend 
finden, als daß fie fi follte daran gem» 
gen laffen. Um ihren Gewinn nit 
mit zu vielen Mitwerbern zu theilen, 
fieht fie ſch nach neuen Wegen des Abſa— 
fages um, und findet fie, da fie dem 
Käufer Woaren vorleget, die auſſer 
ihr niemand verfertiget. Es ift bier 
anzumerken, dag der Käufer - vor 
ſchreibt, und man fid haupfſaͤchlich 
nach feinen Foderungen bequemen muß. 
Zuweilen aber ift man glücfich genug , den 
Geſchmack des Kaufers ſich unierwürs 
fig zu machen. Frankreich er die 
14.68 


27? 07 
Herrſchaft des Geſchmacks fo lan 


ge über gauz Europa aus. Die Uns 
befiändigfeit der Mode, die mar dieſem 
‚Molke als einen Beweis feines Leicht: 
ſinus vorwirft, ift in feiner Lage N 


Handlungspolisik, 


3 127. 


186. Die Foderungen fe Käufers 
find von den dufren Umſtaͤnden 
3. B. von der phyſikaliſchen Lage, von 
- ‚der Gewohnheit und dem herrfchen- 
den Gebrauhe , endlich auch von’ dei 
Mitteln, Aufwand zu machen, 
abhängig. Bei dem auswärtigen Ab- 
ſatz befonders, mug man die Aufferen 
Umftände einer Nation, mit der mat 
handelt , zu Rath ziehen, und ihren 
‚Soderungen alle übrigen Betrachtun— 
‚gen aufopfern. Schön und. auf if 
olſo hier ein beziehender Begriff auf 
den Geſchmack der Käufer; gefest 
auch, dieſer ift noch fo. ungeläutert e. 
Es war ein anmerkun a Feh⸗ 
ler 


& 273 
ler der englifhen Handlung , dag fie mit 
dem Tuche, fo nad der Levante be— 
ſtimmet war, ſich fo firenge an die alle 
gemeinen Reglement hielt: fie follte 
fir den Tevantiner Abfag eigene auf 
leschteres Zuch entworfen haben, da für 
die Afiaten ein nicht fo ſchweres Tuch na— 
glich bequemer if. Sobald auch die 
Franzofen und Holländer ihre leichte- 
ren Tuchſorten auf den Efihellen anbo— 
ten, entfuͤhrten fie den Engländern den 
erößten Theil des Tevantifhen Tuch— 
baudels, Um von denaugenblicklichen 
aͤuſſeren Umftänden, von den Ge— 
wohndeiten, Moden u. d. einer Na— 
. tion Borfheil zu ziehen, find Faktore 
nuͤtzlich, welche, auf diefe Umſtaͤnde aufe 
merkſam, fie zeitig einberichten, um dar— 
nach Entwitfe ınd Sendungen machen zu 
koͤnuen. Der Dirt, vonden Faktoreyen zu 
haudeln, iſt in der folgenden Abtheilung 


e Rn den Briefen des la Porte, wenn mein Ge— 
dachtniß mie nicht trüge , babe ih einen ſebr eigenen 
Fall gefunden. Kin Franzoſe, Der die Inſeln des 


11. Thl. S Ar⸗ 


z — 


Archipelequs beſucht fand auf einer derſelben, det 
die Juwohner ſtatt Kihrfheeren,; fh einer Art von 
gemeineren Scheeren bedietisen, die itnen don 
einer franzöſiſchen Seerenfabeik, ungefähr für vierz 
zigconsend Liver jähelich Hgeſendet wurden. Der 
Reiſende predigte den Juſſcaanern von dem Vorzuge 
ker egnenZüchtſcheeren ud, gan vonderBirfung 
ſeines Unterrichts überzeugze, ichrieb er nad Frank— 
reich, künfrig ſtatt der gemeineg, Lichtſcheeren nac 
dieſem Markte ya ſchicken. Sie kamen: aber die une" 
gelebrigen Leute wollten bei ihren Scheeren bleiben, 

- und wendeten fich, da ihnen feine von daher ka— 
men, woher fie dieſelben ſonſt empñngen, an etne 
andre Nation und Eranfreich verlor den jährlichen 
Abſatz von 40000 Liver. 


187. Die Mittel Aufwand zu ma« 
chen ſmd eine nothwendige Beſchraͤn— 
kung der Kaͤufer. Hier gilt die Vorſtel— 
lung nicht, daß eine aufge Waare, wenn 
ie glei höher im Breife flieht, den— 
noch nicht zu theuer if. Das Beditrfe 
niß des Kaufers ift gegenwärtig, er kann 
es nicht abwarten, bis er fo viel beilegi- 
um die beffere Waare anzukaufen. Die 
geringeren Waaren find alſo einer unters 
eidenden Kufmerlſamkeit windig, ſchon 
darum, um den groͤſſern Theil zu verkau⸗ 
fen g. Daum hat auch bier die Eitelkeit 
ihren Einfluß: die gemeine Bürgersfrau—, 
weine es der höheren Klaffe im Aufwan— 
: de 


8 275 


de nicht wirklich aleih hun Fan , 
wuͤnſcht wenigfteng , fich , nach dem Aeuſſe— 
ren, derfelben zu nahern , und eine Wag⸗ 
ve zu fragen, die dem Scheine nad 
der koſtbaren Waare gleicht. Diefes gab 
den gefingen Setbenzen: en,’ Dalks 
ſeidenzeugen, den unädten Samimis 
rien, den Schweigermanufofturen von 
Mufchelin md. den leoniſchen Gold— 
und Silbsrfodrifen u. mw. ihren 
Gang, und erhält heute noch, felbft auf 
denjenigen Handelsplaͤtzen, wo das befte 
englifche Tuch feil geboten wird, die 
geritigeren hollaͤndiſchen Tucharten. Ent— 
weder alfo, dag man fih in Anſehen 
diefer Foderungen nach einer ſolchen Ei. 
telfeit richten ,; oder wohl felbft da, wo 
die geringeren Gattungen. unbefaunt find, 
die Lüfernheit der Nation darnach zu 
erregen willen muß; 


f 176: 8 11% 
88. Um Manufafturen von einem 


weiten Umfange, beſonders bei einer grofs 
S2 ſen 


276 Do 


fen Nannigfaltigkett ihrer Waarengaftittt= 
gen zu errichten, werden groffe Unter— 
nehmungsfonds gefodert - Aus Man 
gel derfelben bleibt nicht felfen die Anlas 
ge der nuͤtzbarſten Manufakturen zuruͤck. 
Auch die Fortſetzung der augefangenen 
Manufakturen wird fehr oft dadurch ges 
hindert, weil deu Fadrifanten die Kräfte 
zu weiterem Verlage mangeln.- Es ift al« 
ſo nothwendig, der umteruchmenden Aem— 
ſigkeit Hilfsmittel zuzubereiten, welche 
entweder in Vorſchuß ‚in baarem Ge l⸗ 
de, in Materialverlag, vorzüglich 
in der verſicherten Abnahme der ver— 
fertigten Waare beſtehen. 

189. Mit baarem Gelde kann die 
Unterſtützung, entweder durch angelegte 
Feihbänfe, oder durch einen Vor— 
ſchuß de3 Staats gefhehen. Leihbaͤn⸗ 
fe, welche kleinen Gewerben eine Zu⸗ 
{uch in der Verlegenheit um ihre gerin⸗ 
ge Done uslage werden koͤnnen 7, find für 
erone Fabriken Feine befondere Unter: 
Fügen ng, wegen der Sicherheit, die fol« 
Ge Danke fodern müfen ,. und welche 

die 


| 227 
die Fabrikauten entweder nicht geben fün- 
nen, oder, welche fehr Toftbar iſt, weil 
015 Bund immer am Werthe den Bote 
ſchuß ſehr uͤberſteigen muß. Der Vor⸗ 
ſchuß des Staats unterſtützet natürlich 
die Aemſigkeit nachdruͤcklicher, beſond ers 
wenn man den kleinen Vortheil von Zin⸗ 
ſen dem Zuwagchſe der Beſchaͤſftigung aufe 
opfert. Aber Die oͤfteren Betrüger eyen 
unverſchaͤnter Landlaͤufer, welche die 
erhaltene Hilfe entweder muthwillig ver— 
ſchlemmet haben, oder damit flüchtig gewor— 
den, empfehlen bei Ertheilung des Vorſchuſ⸗ 
ſes die groͤßte Behutſamkeit. Vorzuͤg⸗ 
lich iſt die Geſchicklichkeit desjenigen 
zu unterfühen, welchem der Vorſchuß 
gegeben werden ſol. Aber auch daun 
Ab. es vorſichtiger gehandelt, ſtatt baaren 
Geldes vienehr Ankguf der Werf— 
zeuge und der Zugehoͤr unmittelbar zu 
beforgen, und, — der angehende Fa⸗ 


brikant Geld zu ſeiſem taͤglichen Untere 
halte bendthigee ii ihn nur kleine, 3. 


B. woͤchentliche Antheile, anszehlen zu 
lofien. Bei ſolcher Vorſichtigkeit wers 
S3 den 


278 & 


den es Betrüger nicht der Mühe wertb 
halten, auf den Staat einen Anfall zu 
thun: und wo es gefchieht , find die ge— 
wagten Summen unbetraͤchtlich. 


h 188, 


i ı Band. 250. N 

190 Der Materialienverlag A Kiuft 
aufeben dafjelbe mit dem Geldvorfchui- 
fe hinaus; nur daß man dabei etwas 
ficherer fahrt, wenn man den duͤrftigen 
Fabrikanten, ftatt baares Geld in Die 
Hand zu geben, mit angefauften Mares 
riaiien verlegt. Die gröfferen Handels- 
leiste pflegen den Eleineren Sabrifanten , 
bei ihren Beſtelungen den Stoff vorzns 
fegen, Aber eben durch dieſes Mirtel 
erhalten fie dicfelben in einer druͤckenden 
Unterwürfigkeit , und fegen den Lohn der 
Salrifation fo gering herab, daß es der 
Aemſigkeit eher nachtheilig, als vortheil: 
haft il. Wenn der Staat den Fabri- 
kanten mit Stoff verlegen will, find 
nicht eben Eoftdare Gtoffniederlagen , 

oder 


ar F 2% 9 


Se * 


oder wohl gar Manufaft rhoduſfer 
zu errichten. Gin Fabrikant, dem 
es an Stoff ſehlet, meldet ſich bei den— 
jenigen, welche den beſonderen Auftrag 
über dieſen Theil uͤber ſich haben. Er zeigt 
zugleid an, wo der Geoff, Defien er 
nothig bat, zu Kauf iſt, und empfängt von 
dem Kommiffare, einen Schein zu Berabfol- 
gung deffelden. Diefen Schein bringt 
dann der Stoffhaͤndler an den Kommiſſaͤr, 
der ihn gegen Bezahlung zuruͤckuimmt. 
Um die Abkartungen zwifchen den Stoff— 
handlern und Fabrikauten zu bindern, 
muͤſſen auf jeden entdeckten Betrug Stra— 
fen verhängt feyn. 


k 188 


I Die Errichtung der Manuferinehinfer I8 nor Fuß: 
bon von Toden in feiner 1meriehen Mächt— 
kunſt, von Bedroͤdern in fanersjürfiiimen Sıkag 
und Rentkanmer - uam. 18 ein nütßliches Mira 
seh angeprirfen werden, Man dick nur ie time 
ſtändliche Veſchretbung eins foiken Hamies in der 
jufliisen vollgänd- Abhbandl, von Ronufakturen und 
Fabriken, im 3. Abſchnitte S. 707. naclefen, um 
ib von den Sihrierigfeisen dieſer Anſtolt au übers 
zeugen. Der VBorftlag ift: das man in allen und 
jeden Arren der Manufafruren und Fabriken darin 
Untevriche geben: . das man alle mechaniſche 
Werke und Anftalten darin vereinigen fol, wels 


| 4 che 


280 & 


che zur Zubereitung verſchledener Arten ven Fabri⸗ 
kation erfodert werden, daß man Magazine von 
allem Stoff zum Verlag, und von allen Waoren, 
fo dem Frabrikanten abzunehmen ſind „u Halten ha— 
de. Diefe Weitläufigkeit allein macht fe in der 
Ausführung unmöglich. Juſti fleht diefe Unmöglich— 
keit bei groſſen Manufakturen ©. 114 ) felh® 
ein , und befhranft den Nutzen nur auf die erıte 
Einführung des Manufakturweſens; eine Befchränz 
fung, worin fle wohl wenigen Staaten braudbbar 
fenn wird, Qufti hat dem von Schrödern vorges 
ſchlagenen landesfürftlihen Wechſel, zur Unterftü- 
sung der Manufofturen , zu viele Ehre widerfah⸗ 
ven faffen, da erihn für finnresch, obgleich in der 
Ausführung unmöglich hält. Träumerenen , die das 
Beiden der Unmöglichfeis an ber Eriene führen, 
Verdienen nicht, finnreih gennent zu werden, 


191. Die Abnahme der Waare m 
ift beſonders kleineren Arbeitern nöthig, 
denen, mwennfie, was fie verfertiget haben, 
nicht abfegen, es dn Kräften fehlet, et- 
wag Neues zu unternehmen. Die Mittel, 
wodurch man den Fabrifanten diefe Ab— 
nahme zu verfihern gedacht, find verſchie— 
den:die Hustchiäffung Fremder Ak aa 
re, entweder durh Verbot der aͤhn— 
lichen ausländifchen, oder durch ho— 
be auf eine ähnliche Fremde Aßaare 
gelegte Einnangsrechtez die den 
Kaufleuten anbefohlene Abnahme: 

AN oder 


— 
\ 


ober, Nebenwege, wodurch Kauft it 
zu einer, folhen Abnahme eingeleit 
werden; das dem Fabrikanten einge 
räumte Hleinverkaufsrecht: oder eud⸗ 
Gh die Abnahme, weide der Staut 
ſelbſt verheißt. Der Erfolg ift bei Dies 
en Mitteln ungleich. 


en 
sf a 


8 1888 
” 


1092. Das Nerbot der aͤhnlichen 
auslaͤndiſchen Wagre iſt entwe⸗— 
der nur auf die Girfubr gelegt, oder 
der Gebrauch fremder Wasre iſt unterz 
fagt. Im erfien Falle bieiben noch im⸗ 
‚mer die Nebenwege des Schleichhans 
Del$, welche das Verbot der Einfuhr 
unnuͤtze madhen. Der Schleichhandel fin⸗ 
det ſogar ſeine Rechnung deſto mehr, 
je ſtrenger das Verbot iſt. Denn die 
Gefahr, mit welcher die Einfuhr der 
Waare verknuͤpft wird, vergroͤſſert die Be— 
gierde nach derſelben, und zugleich ihren 
Werth; welches den Urberſchlag de 
05 ho 


OR 9 

fio vortt eilhafter macht. DE das 
Berbst des ee ie Abſicht, 

fremde Waare —— ſicherer 
erreichen wird. In der That iſt es ſelbſt 
denjenigen, die ihren ganzen Vorzug in 
dem Vorzuge ihrer Kleider ſuchen, ſehr 
gleichgüͤltig, daß eins Waare in Ders 
gleich mit auslaͤndiſcher weniger vollkom⸗ 
men iſt, ſobald niemand dieſe Verglei— 
ding, mit Dagegenhaltung beſſerer Waa⸗ 
re auſtellen, niemand ſich duch dieſe 
volikommenere Waare Über fie wegſetzen 
fen. Judeſſen wird die Vorfrage: Ob 
Verhote überhaupt die Handling ei- 
ner Nation befdrdern ? als eine derumenf- 
ſchiebendſten politifhen Aufgaben betrach— 
set. Viele angefchene, und beinahe, der 
lei Theil der politiſchen Schriftſtel⸗ 
{er erklaren ſich gegen die Verbote. 

Aber. die Zus bung in dent meiften 
Staaten o il für diefelben. Gegen das 
Verbot werden folgende Grunde ange 
fuͤhrt. 


* 
— 


— 
232 
IE 203 
n Ferskonass Elem du Com. Ch, IE Hume Police, 


Effais ofche Balaace or trade, le Phyſtokraten, 
Keimarug Handlungsgrundſätze ꝛc. 6. 8 


o England, Frankreich , ſelhſt Holland har Einfuhr: 
verbote und was mit Verboten einerie: it, sche 
Eingangsrechte, Wenn alld mancher Schrirriteller 
zuverfichtlidh fagr: die Sandlung blühe am meiſten 
in Staaten, wo allgemeine Sandlungsfrepheit 
herrſcht; fo ik man berechtige, au verlangen ; 
daß er dieje Staaten nenne. 


\ 


193. Die auslindifhe Wanre , 
deren Ahuliche einzuführen, verboten iſt, 
koͤmmt entweder der fremden in deu 
Eigenſchafteu gleich ; oder iſt in der Gat— 
tung unter derfelben. Waun die Native 
nalmaare fo befchaffen tft, um der fremden 
an die Seite gefege zu werden ſo iſt das 
Verbot uͤberflüſſig, weil fie die frem— 
de Waare von ſelbſt durch die Wohl—⸗ 
feilheit auskhlüffen. wird. Der Auge 
länder hat gegen die Inlaͤnder 
Kracht, Komiſſionskoſten und an— 
dere Ausgaben zu tragen ; allenfalls 
koͤnnen noch kleine Ginganasrrchre 
auf die Waare geleget werden, wo— 
durch der Nationalfabrikant 10, oder 
15 Prozente voraus bekoͤmmt, welche 

ent⸗ 


234 % 


entiveder zureichen, ihn vor Frem—⸗ 
den den Abſatz zu verſichern, oder ein 
deutlicher Beweis von einem weſent⸗ 
lichen Hinderniffe der Fabrikation find , 
cuf deſſen Behebung gedaht werden 
muß. Iſt Dingegen die Nationalwaare 

in ihrer Gattung unter der fremden ; 
fo verfigert‘ die Ausfhlufung ver legs 
teren ihr zwar den Abſatz, doch nur 
nad dem Berhältniffe, als die Waas 
te unentbehrlich if. Aber, da durch 
die Ausſchluͤſſung der fremden Waare den 
inlaͤndiſchen Febrikanten der Sporn der 
Nacheiferung benommen iſt; fo bleibt 
die Waare immer unvollkommen; ihr 
innerer Anwerth bleibt auf das Kleineſte 
berabgefegt : die Hoffnung eines aus⸗ 
laͤndiſchen ift auf immer aufgegeben. 
Den iſt noch beizufegen, daß die Ver⸗ 
bote zur Nationalrache reisen; daß 
alſo die Waaren der. verbietenden Na— 
ist, von was immer fir einer, Öats 
sang, gegenfeitig von den Ländern aus— 
geſch oſſen wird, deren Manufakturen 
unferfage ſind; oder, Daß dieſe, wenn 


ex 


. 285 


es die Handlungsſlellung möglich ma— 
chet, bei andern Waaren, die von ih— 
nen vorzuͤglich erhalten werden muͤſ⸗ 
fen. und worin man fie ſo leicht 
nicht umgehen kann, durch Treisfieiges 
rungen ſich erholen. 


x 


p 152, 


194.Diefe Gründe beweiſen in der That, 
daß Verbote und Ausiglüffung frem⸗ 
der Waaren ſchaͤdlich md, wo nad 
dem Zuflande der Manufakturen und 
EEE, .v 
der wechſelſeitigen Haudlungsſtellung 
die angezeigten nachtheiligen Folgen 
beforat werden Finnen. Aber fie be= 
weifen nicht die Schädlichfeit der Ver- 
bote im Allgemeinen, weil es immer 
möglich ift, daß ein Staat diefe Fols 
gen nicht zu befuͤrchten hat; dag zwar zwi⸗ 
fhen dem Nationalerzeugniffe und den 
fremden nicht alles durchaus gleich , 
aber auch Fein folder Abſtand ifi , 
der den Abſatz bis auf das Unent— 
behrlichſte befchränfen follte; daß die 
Mans 


86 ©. 


Manufaktnren dur den Zuſammen⸗ 
fluß von innen, zu dem Wetteifer ge⸗ 
nug geſpornet werden, der dann die Voll—⸗ 
kommenheit der Waaren zur Folge haben 
fann; daß der. grofje Nationalabſatz ei- 
nen Zweige der Aemfizkeit zureichende 
Uebung verfhaft, um auch vou die- 
fer Seife Die Verbeſſerung der Wag> 
re zu erwarten iſt: Daß. man endlich 
Durch Die zur Miedervergeltiing be— 
ſchraͤnkte Ausfuhr, ungleich weniger 
on Nativnalbefhaftigungen verliert, ale 
man durch" die Verminderung - der Eins 
fuhr für dieſelbe gewinne. 

195. Eigentlich alfo koͤmmt es auf be; 
ſtimmte Umfinde von Nation zu-Na— 
tion, von Handlung’ zu Handlingan, und 
Läufe im. Grumde auf eine Rechnungs⸗ 
eleichune binans , wobei der Ueber— 
flag zwar nidt von Waare zu Waa— 
ve,  fondern auf Die —— 
Handlung zu machen, aber auch der 
fernen Ausſicht eines auswaͤrti— 
gen — nicht der gegenwaͤrti⸗ 


ge Nortbeil des vermehrten Inner eh 
Fi 


I 27 


Beririebd anfjzuopfern it Weun z. B. 
den öfterreih. Tuchfabriken durch ein 
Verbot fremder Tuͤcher der Abſatz für 
bie ganze inländifche Bekleidung fir 
cher gefiel wird, fol man ſich durch 
die Betrahiung irre wachen laſſen, 
daß vielleicht nie öſterreichiſche Tuͤcher 
noch Holland und Frankreich werden 
gefendet werden? Das ift der entſchie— 
tene Vorzug der. Skoaten, welche auf 
einem glüͤcklichen Boden eine arofle 
Holfgmenge in ſich faſſen. Gie be 
värfen zur Ermunterung ihrer Manu— 
fafturen weniger auf fremde Abneh— 
mer zu ſchen; der eigne Verbrauch von in⸗ 
nen verſichert hinlaͤnglichen Abſatz. Ein 
Zweig der Beſchaͤftigung hat ſchon eine 
groſſe Berbeeitung, Der dem Beduͤrfniſſe 
einer groſſen Bevoͤlkerung zureicht. Uebri— 
gens verfalle ih gar nicht darauf, 
dag jemals cin Staat zu Ver boten eher 
fihreiten wird, bevor die Mationalinas 
nufofturen zu einem gewiſſen Grade 
von Volldommenheit gelangt, und zum 
Ver⸗ 


258 — 
Verlage des Nationalverbrauchs verbrei— 
tet genma md ° 

106. Hohe: Einga ugsrechte g find 
nichts verkle te Verbote. In 
Anſehen der Fremden. werden fie nach 
dem geaenfeittaen Verhältniffe der Vor— 
theile und Nachtheile Die namlihen Gee 
genbeſchraͤnkungen nah fih ziehen; ie 
Anſehnng des innern Abfages aber dei 
Endzweck weniger als Verbote errei- 
cheu. Da der Gebrauch der fremden 
Waare nicht unterſagt, nur er- 
ſchweret iſt; ſo wird es zu einer de— 
ſto eröfferen Unterſcheidung, derglei— 
chen zu beſttzen. Alſo wird ihr. Abe 
ſatz duch das Hindernig ſelbſt, - fo 
man demselben entgegen zu ſtellen glaubt, 
allgemeiner, und dieſer Abſatz der 
beleaten Wagre wird ganz dem Schleich— 
haͤndler zugewendet, deſſen Stellung 
immer um fo vortheilhafter iſt, je mehr 
Die ordentlihen Wege, eine Waare zw 
erhalten, verſchloſſen find 7. 


3 h 191: 


r Der leberſchlag dead Soleid handeers iſt ungefeßr 
folgender. Der Einfaufpreid fen 20, die Dinuch 
5,2. 1. 25 Prozente 5 alſo muß der Kaufwann 
wenigftend um 27 verkaufen: ver Schleich händler 
bingegen, der die 5 Maush nicht entrichtet, kann fie 
unser dem Breite geben, um welchen ſte dem Kaufs 
mann felsft zu fteben kömmte alfo um 25 und 

2: Rab dieſer Rechnung, wenn er ſechsmal 

durchkommt, und* einmal die Waare verliert , 

fo überträgt der gemachte Gewinn 21 , dei 

Verluſt 20 Der Wanre ; alſo it die -Sefade 

wie ı gu 6 Wird das Eingangorecht erhöber -, 

fo ſteigert der Schleihhändler den Dreid immer 
nah dieſem Verhältniſſe; jedod er bleibt 
fterd unter dem ſtehen, was dem Kaufmanne die 

Waare koſtet, und nach weiterer Rechnung iſt bet 

so Drocent die Gefahr nur wie 1 3u 3. bei 75 

Procenten 1 3u2 bei too Prosene Lau 5 di. e6 

ſchlägt ihm noch zur Rechnung , wenn er gleich noch 

s mal⸗2mal⸗⸗2 mal feine Wagre ———— foltte. 


195. Die Nationalhandelsleute 
und hauptſaͤchlich die Kl ——— 
werden ſich immer ſtraͤuben, inländifche 
Fabrikation abzunehmen, weil fie da— 
bei iberbatipt Feiuen fp groſſen Ge: _ 
win wochen koͤnnen; weil ſie durch 
diefe Weigerung dem kleiueren Fabri— 
Fanten die Waare um geringen Preis 
abdruden; auch weil fie die S.al’ds 
nalwagren nicht ſo allgemein, wie. Die 
il ht. Z | aufs 


en Fe} 
a2 39 . — 


waͤrtigen, auf Ziel und Zeit bekommen. 
Mon kann fie alſo gewiſſermaſſen als 
008. größte Hinderniß der Natio— 
nalfabeifation anſehen. Das Mittel, die 
Katiousijäudler gerade zur Abnahme 
zu zwingen s, if allzeit zu gewaltſam 
And erweckzt den Verdacht von der Un— 
volfommenheit der Waare , weil 
gute Waare für fih felbft Abnehmer 
finden würde. Aufferdem, wenn die Fa- 
brifen eines folgen Zmwangabfages ver« 
figert find 5 fo ift von ihnen das Be— 
fireden, ihre Waare vollfommen zu ma— 


hen, nicht zu hoffen. 


3181. 


196. Alfo hat man die Handelglente , 
durch mittelbare Wege zur Abnahme ein- 
zuleiten, geſucht 7. Man hat ihnen für fo 
viele Stucke ausländifhe Waare die Ein- 
fahr verbeiffen, ald fie von inländis 
then Beſtellungen gemadt zu ba- 
hen, darthunß winden. Die Erfahrung 
hat gejeigt , dag die Handelsleute 

die 


x. 291 


die Beſtellungszeugniſſe von. dürftte 

gen Fabrikanten erfauft, und der 
sroffen , auf den Betrug gefesten Stra« 
fen ungeachtet, ſich auf eine ſolche Art die 
Paͤſſe auf fremde Waare erſchlichen 
haben. Sobald fie aber ſich zur Fuͤhrung 
auslaͤndiſcher Waare berechtiget ſahen; 
ward ihr ganzer Verlag fremde Waa— 
re. Die Vorſehung, die auf Paͤſſe 
eingeführten auslaͤndiſchen Wagren zu 
plombiren, verwickelte die Handlung 
in Verzoͤgerungen und Weitlaͤufigken 
ten, und gab den Klagen der Klein— 
verkaͤufer eine Farbe von Wahrſchein— 
lichkeit. Man hat ferner beobachtet dag 
die Beſtellungen an die inlangiſchen 
Fabriken ungewoͤhnlich ſtark gemacht 
wurden, um dieſe in Die Unmoͤglichkeit 
zu ſetzen, den Foderungen zuzurehen. 
Dadurch verſchaften ſich die Handelgleite 
einen Vorwand, uͤber Hemmung der 
Handlung zu klagen, und anf übſtel— 
Tg dieſes Zwaugmittels zu dringen. 
Endlich weiß Man zuperläffig, daß die 
Kieinyandler Die % beffere Nationalfobris 


2 kation 


* 


298 % - - 


fion immer unter dem Namen von frems 
der verlaufen, blog um die erflere in 
uͤblen Ruf: zu erhalten. 


s Das Verbot, ausländifheWBaarezutragen, giebt Anlaf 
zur Unzufriedenheit, und, da es den inländiſchen 
Fabeifanten von der auiieren Konfurcen der: 
fteller, hemmt es dViettabeiferung, inländifchefrzeug- 
nifje zu vervolliommuen, Das Verbot der Ein: 

x fugr begünitiger den Schleihbanpel. Der dritie 
weg, welchen die neue öſter: Maurbverfaf jung 
einſchlägt, und von dem ich mich nicht erinnere , 
in irzend einer Maurhordnung etwas ähnliches 
gefunden zu. haben, kann den Unzukömmkbichkei— 
ten von allen Seiten ausbeugen. Die fremde 
Waare ift Cfür ven Handel) aus dem Um— 
laufe gefegt. Aber jeder FÜngeLNE kann folbe gegen 
hohe Prozento kommen laſſen- Der inländiſche En- 
brikant hat daher immer den ausländiſchen Zuſam— 
menfuß zu beſorgen: er mus alſo feine Erzeugniſſe 
zu vervoöllkommnen bedacht fenn. Der Kleinver— 
Käufer iſt in die Un nöglichkeit geſetzt, Schleich⸗ 
handel zu treiben, mit einer Waare, die er zu 
führen, nicht berechtigt iſt. Die Abnahme des 
inlãndiſchen Eczeugniſſes wird ihm alſo Sedürfniß: 
und num iſt es fein Bortheil die Eigenibaften der 
Rationalwanre zu echeben , und foviel er, vers 

- mag , die fremde abzumärdigen, 


197. Nein anderes und vielleicht das 
ſicherſte Mittel, die Kleinverkaͤufer zur 
Abnahme zu vermögen, ift die den Fa— 
brifanten ſelbſt ertheilte Erlaubniß, 


ihre Erzengnilie in Sleinem zu ver— 
kau⸗ 


* 293 
faufen u. Im allgemeinen belt man 
es zwar nicht für zutraͤglich, daß Fa: 
brikanten ſelbſt, ſich mit dem einzelnen 
Verkaufe bemengen. Aber, wo die Klein⸗ 
verkaͤufer ſich dieſes Verbots zur Un— 
terdruͤckung des Fabrikanten bedienen, 
und ihm die inländiſche Waare, ent— 
weder nur um ein Geringes abdrüden , 
oder gar nicht abnehmen wollen, da 
vereitelt der Staat duch die den Far 
Brifanten ertheilte Erlaubnig ihre eigene 
nügigen Abfichten. 


m 


198. Auch fehe ich die Stärke der Sruͤn⸗ 
de nicht ein, duch welge man die 
Meinung zu unterſtuͤtzen ſucht; daß 
der Kleinverkauf und die Fabri— 
Fation nicht neben einander beſte— 
hen können. Die groſſen Kaufleu⸗ 
fe, fürdtet mon, werden dem Fa— 
brifanten Feine Waare abnehmen, wenn 
Diefer ſelbſt im Kleinen verkauft. Me 
fo werde fowohl der Waarenabſatz von 

< 3 tie 


u 


Aa). 
vr > 


* 


innen, als die — desfelben von 
auffen gehemmet. Der Fabritant, ſett 
man hinzu, wird aufzören, zu für 
brictren, ſobald man ihm die Er⸗ 
laubniß zu handeln, ertheilt. Es lies 
‚ne endlih dem Kaͤufer ſelbſt daran , 
ein ſogenanntes Aſſortiment von 
Waaren zu finden, welches er nur bei eig⸗ 
nen, befondern Handelsleuten, hoffen 
koͤnne, da dem Habrifanten ) hiezu die Kraͤf⸗ 
te groͤßtentheils fehlen. Ih autworte: 
Wenn man unter groſſen Handelsleu— 
ten die ſogenannten Groſſierer oder 
diejenigen Großhaͤndler verſteht, wel⸗ 
che ihr Geſchaͤft mit Verſendung der 
Waaren treiben, was fol 
diefe hindern, dem FSabrifanten , der 
im Einzelnen ſelbſt abfest, feine Waaren 
abzunehmen , da es ihr Gefhäft nicht 
if, in Kleinem zu verkaufen, folglich 
er ihrem Vortheile nirgend Ein— 
trag thut? Verſteht man aber dieje- - 
nigen darunter, die, was fie dem Fa⸗ 
hrikanten abnehmen, wieder an deu 


Kleinverkaͤu fer gegen Vortheil über 
ae 


& 295 
laffen ; fo fieht jederman ein, dag 
dieſe Art von Handlung fihd nur in folgen 
ändern erhalten kaun, wo der Kiriuver: 
kaͤufer entweder zu Unwiſſend if, um 
fih gerade an die erfte Hand zu wen⸗ 
den, oder fehr unvermoͤgend, wit. des 
Mittelkredits zu bedürfen, weil we— 
nigfiend die kleinen Zabrifanten ſelbſt, 
ſelten auf Zeit Waarı geben koͤnnen. 
Aber, ifi eg nicht vortheilhafter, in einee 
folhen Lage gar Feine Kleinverkaͤufer zu 
haben, als erſtens: den Käufer auf dies 
fe Art im Preife zu fleigern, und da= 
durch zweytens: die Fabrikation ſelbſt 
zu befchranfen , weil eine vertheuerte 
Waare nicht fo viel Kaͤuſer ſuden Fann % 
Iſt dem Fabrikanten nar feine Fabrika⸗ 
fur im Kleinen zu verkaufen, erlaubt : 
ſo muß er feine Arbeit fortfeßen, ıM* 
eiwas zu verfaufen: michin faͤllt auch 
die Furcht gänzlich hinweg, dag die Far 
Lrifation dadurd leiden werde. Endlich, 
wenn es Gewinn bringt gine Handlung mir 

— U 


Your 


206 * 


Aſſortiment zu fuͤhren, ſo werden ſich 
ſtets Leute finden, die fie treiben. Aber 
der Käufer, der bei dem Kleinhandler 
das Aſſortiment findet, mug diefe Ges 
maͤchlichkeit durch den fehr gefteiger- 
ten Waarenpreis theuer einlöfen. 


x 192. 


200. Der Käufer zahlt alfo die Waa- 
fe theurer, ohne das dem Fabrikanten da— 
durch ein Vortheil zufließt. Aber es ift 
unmoͤglich, den Schaden nicht einzuſe⸗ 
ben, wenn Dem Handelsmanne gegen dei 
Zadrifanten ein Propolium eingeraums 
iſt , welches er, nur diefen zu drücken, atte 
wenden wird, Wenn der Staat unter ſei⸗ 
. nen Bürgern dag Gleiheewiht des Schr 
tzes zu erhalten verpfichtet ift, fo wird. es 
hart fepn, einen geltenden Grund anzu 
geben, warum es dem Handelsmanne 
ſowohl dem Groſſierer, als Kleinver— 
Faufer, Sabrifen zu errichten : oder 

ſich 


Be 297 


ſich dabei zu aſſeziren, und dantı z. Di 
den Sammt feiner eignen Fabrike aus zu⸗ 
ſchneiden, immer. frey ſtehen, det Sam⸗ 
metfabrikanten aber im Gegentheile der 
Elle uverkauf Fe ſeyn ſon 2 


7 Il 


201. Bon einem sur Unterſiuͤtzung Der 
Handlung gewidmeten Fond kann Fein 
nuͤtzlicherer Gebrauch gemacht werden , 
als wenn ein Theil zur Abnahme der 
vorräthigen Fabrifaturen z vermendef 
wird. Diefe Unterfingung iſt insbeſon— 
dre Fleinen, oder angchenden Manu— 
fakturen hoͤchſt nothwendig, und vereie 
niget viele Vortheile fuͤr die Erweiterung 
der Aemſigkeit. Auch iſt die Ausfuͤhrung 
nicht ſo koſtbar, nicht ſo vielen Schwie— 
rigkeiten unterworfen, als es bei dem 
erſten Aublicke ſcheinet dürfte. Es iſt 
kein Zweifel, daß der Fleiß des Fabri— 
kanten deſto reger iſt, je gewiſſer er ſei⸗ 

25 nen 


sen Abſatz vorfieit, Der Staat hat zum 
Derbrauche vieler Fabrikerzeugniſſe Aus— 
wege: als für grobes Tuch und Zelte 
wand bei der Armee, in Kiöflern, auf 
Liverey n. ſ. w. Wo aber auch "diefe 
Wege nicht find, da ift es Feine beſon— 
ders koſtbare Anſtalt a, eine Art von 
Zwifchenniederiage zu errichten, in wele 
en den Sabrifanten die Waaren, die fie 
nicht verkaufen fönnen, um einen anfläns 
digen Preis abgenommen, und Handels— 
leuten, ohne etwas daran zu gewinnen , 
abgegeben werden, Statt fie zur Abnah— 
me zu zwingen, fanden die abnehmen: 
den Handelsleute hier denjenigen Kredit, 
den fie bei Fabrifanten kaum erwarten 
duͤrfen. Diefer Vortheil würde immer 
Abnehmer herbeiloden, welche, die Nas 
tionalmwaare abzufesen, fih werden ange 
legen feyn laſſen. Dadurch wird alfe 
die Nationalwaare gangbar, die Les 
bung der Fabrikauten ftärfer, ihre Ges 
ſchicklichkeit gröffer,, das Erzeuguiß ſelbſt 
» nach 


aM 2 
sy ZUG 


mach und nad) volffertumener werden , und 
in gitten Ruf kommen, um nah eini— 


rote 
> 


ger Seit, fi ohne Hilfe gegen die & 
ven zu erhalten. 


Lrise 


101 


» Ein ſolches Magazin if im Fahr 1738 auf der 
Börfe von Koppenhagen angelegt worden, 


202. Wenn endlich die Waare gu eitter ges 
wiffen Stufe der Vollkommenheit gelangt 
ift, dann unterflüse der Staat deu Nus 
tionalfabrifanten gegen den Fremden Durch 
verhaͤltnißmaͤſſige, anf das fremde Fabri⸗ 
‚ Eat gefegte Cingangsrechte! dann 
lege der Regent die lehte Hand an, fei- 
nen Manufakturen vor den ausländifchen 
den Vorzug zu verfchaffen! Er fcheine, 
fagt Nickols 5, einer angehenden Ma⸗ 
nufaftur zugethan zu ſeyn, und fie 
iſt ihres Abſatzes, ihres Fortgangs 
verſichert! Will er einen Fremden 
Stoff verbieten, er verbanne ibn 
KL: au 


— 
AO x 


aus feinem Palaſte! Diefes Mir- 
tel ift wirkſamer als das geſchaͤrft⸗ 
fie Verbot. Aber fo lange er den 
Gebrauch deffelden beibehält, oder 
ihn wenigftens bei Hofe duldet, 
wird fein Verbot immer unmwirkfam 
feyn. Man wird feinem Beifpiele 
mehr als feinem Befehle gehorchen. 


a Avant, & Defavant. de la France &c, 


II, 


* zei. 








II. 
Bon der Auffern Handlung. 
| 203. 


De aͤuſſere Handlung theilet ſich in 
zween Zweige: in die Einfuhr desje— 
nigen, was einem Lande abgaͤngig, und 
zu feinen Beduͤrfniſſen zu rechnen iſt; 
und in die Ausfuhr entweder der Nas 
tionalerzeugniſſe, oder desienigen, fo 
man von andern Ländern empfängt, und 
als Mittelsmann Fremden mie Vorkhei— 
le zuzuführen hoffet. Diefe legtere. Ab⸗ 
theilung wid der Wiederausfuhr ;- 
oder der oͤkono miſche Handel genender. 
Jeder Kauffontratt geht unter zwo Pers 
‚ Fonen vor. Zwiſchen einem in dem 
Staate, und einem mit Fremden ge 
ſchloſſenem Kaufe aber ift der Unterfchied, 
das bei dem eriten, Käufer, und Ver- 
kaͤufer eines Regenten Geſetzen unters 
wor⸗ 


30% & 


, 


worfen ſint: beit demaͤuſ er udel ader 
it ein Theil der Kaufbertraäger auſer 


grtr 
rt 6% 64* 
Granzen der Geſetgebung. Ss 
* 


den 

bi Verſchiedenheit wird. der Unterſchled 
it der Leitung der inneren und Auße- 
sr Handlung gefolgert. — der er⸗ 
fer iſt es in Der Macht bes Regen⸗ 
tin. Merordrungen Den ‚nd 
era Olefegaeher vorzuſchrewen: bei 
der fegkeren ſchreiet der & uüfer vor; 
ch d den Regenten iſt har : 


oß as Macht. 
ort durch negative Geſetze, das ift, 
n — u weiche zwar 
eigentlich nur für den einen heil Ver— 
bi inblichfeit haben, dem andern aber den= _ 
noch ein mittelbares Hindernig werden. 
Daher find die Grundſaͤße des auſſern 
Nationalhandels einerlei mit den Grund- 
fügen de8 Handelsmanns gegen dei 
Käufer angewendet von Nation ges 
gen Nation. Der Fortgang der Alle 
fern Handlung beruhet auf der Geſchick⸗ 
Tigfeit der fogenannten Spekulation. 
204. Spekbliren heißt nachſmnen 
mit we lcher Waare, und — welchen 


Or⸗ 


Go ‚508 


Drten, die vorikeilbaftefe Husfuhr;z 
mit welden Warren, und woher 
die vortheilhafteſte Einfuhr geſche— 
ben Eönne. Der Vrivathandelsmann 
ſpekulirt, aber auch der Staat. Ob— 
gleich die DWrivatfpefulation der Spe- 
fulation des Staates gleichfam die Rich⸗ 
tung giebt; fo find die Fälle dennoch 
nicht ſelten, wo die Spekulation des 
Privathaͤndelsmanns dem Vortheile 
des Staats wirklich entgegen ſteht. Wert 
z. DB. ein Handelsmann irgend einen vor— 
theilhaften Abſatz mit Stoff findet, wor⸗ 
aus eine andre Nation Waare verferti— 
get, die ſie ſelbſt verbraucht, da ſie dieſel— 
be ſonſt derjenigen Nation abnahm, von 
deren Handeldmanne fie num den unbereite— 
ten Stoff empfängt, oder, die fie an einen 
dritten Ort verführt, und dadurch den 
Stationalabfag beſchraͤnkt 3 fo beſteht zwar 
der Bortheildes Handelsmanns in dem Lies 
berfihuffe des Verfaufpreifes über den 
Einfaufpreiß: aber der Staat verliert da 
bei den Betrag der Fabrikation und die 
Beſchaͤftigung aller Bürger, welche 
den 


304 ve Ne 
den Stoff zu verarbeiten m —— Hier 
mug der Regent von der Wehe feiner 
negativen Gefege Gebraud machen, 
ind die Spefnlatton des Heivarmanız 
eſchraͤnken. Ueberhaupt alſo müffen die 
Privatſpekulationen dahin geleitet wer— 
den, damit fie der hoͤheren und eident— 
lichen Abſicht des —— der Ver— 
vielfaͤltigung der Nahtungswege, 
nicht entgegen ſtehen a. Weil aber Privat— 
leute hä ohne ihren befondern, ımd im 
die Augen fallenden Vortheil zu Keiner 
Unternehmung entſchlieſſen; ſo beſteht 
die Geſchicklichkeit der Leitung darin, 
daß der einzelne Tuͤrger, indem er nur 
feinen Privatnutzen zu verfolgen ſcheint 
zugleih der Werfzeng des allgemeiten 
Rutzens wird. e 


“a In dieſer Verbindung zeigt Mb am ügenelefen; 1ons 
zandelsfre; vheitiit. Die Phyſiokraten, welche da⸗ 
runter eine Such nichts beſchraͤnkte Unabhangig⸗ 
keit verſtehen, geünden ſich auf die von ihnen ſoge⸗ 
nannze aUgemeineGeſellſchaft der Hationen „die 
wenn fie der Punſch des Menſchenfreundes feyn kann, 
in der Wirklichkeit ein Unding it Zriegstlotten 
welche Meere bededen , und Heece, deren Untere 
balt Nationen verarmen macht, ſind Feine günſtigen 


Anzeichen iu einer allgemeinen Pereinigung der 
ar 


| — 305 
Aationen. Eine unbeſchränkte Freyheit in der Hand⸗ 
lung ſchlöſſe alle Zeitung derſelben aus. Die 
Sandlunggsfrepheit iſt wie die bürgerliche, Dies 
fe mug olleg,aber auch nur das Unbeſchränkt Tatien,mas 
dem Zwei Fe der bliegerlichenBereintgung:die gands 
Inngofcephsit aließ, aber nur daß, was mir dem all: 
gemeinen Sandlungszwere underträglich ift. 


* 


205. Der Grund der Spekulation if 
‚die Kenntniß der Länder. Dieſe 
Kenntniß ift zu ammengeſeht. Sie fodert 
erſtlich die Kenntniß der eignen Produk— 
te, wie ſie gegenwärtig find, wie weit 
fie durch die Nationalaͤmſigkeit gebracht 
werden koͤnnen; das allgemeine ers 
haͤltniß ſowohl, als das beſondere jes 
der Gattung der Mrodufte zu der Noth— 
wendigkeit der  Natipnalverzebrung ; 
weihe Berhältniffe aus Vergleichung 
der Summe der Erzengniffe mit der 
Sröffe der Bevölkerung erhalten wer- 
den. Diefe Verhältniffe zeigen den Ue— 
berfluß, den Gegenſtandder Aus fuhr, und 
den Abgang, den Gegenſtand des Ein— 
fuhrhandels. Sie fodert zweytens die 
Kenntniß, der Produkte anderer Stas- 
fen unter eben dieſen Umſtänden, ver- 

11 Thl. u gli: 


2306 N <\- 


gleichen mit den Produkten, mit der 
Lage anderer Staaten und der eignen. 
Diefe Vergleichung zeigt das Lokal, 
wohin, und mit, welchen Waaren 
haupifähiih die Ausfusr gefhehen, 
woher man feine Bedürfniffe unter den 
leichtefien Bediugniffen empfangen koͤn⸗— 
ne, Hierzu: koͤmmt drittens, die Ver 
rechnung der Vortheile, welde die 
Aemſigkeit anderer Nationen bei ihrer 
Handlung unterfiugen; dann ein genaues 
Kenntnis der politifhen Verh ‚Iiniffe frem— 
der Staaten zu dem eigenen. Aus 
diefen politifhen Verhaͤltniſſen laͤßt 
fih vorherfehen, woher die Stational- 
handlung Die wenigfteit oder flärkfien 
— wird zu beſorgen haben. 
Die Vortheile andrer "Nationen mit 
den Vortheilen der Nationaldandlung 
vergliben, weifen auf die nothwendi— 
gen Unterſtuͤtzungen, welde die dufe 
fere Haudiung von dem Regenten zu er- 
werten bat. 
206. Diefe mannigfaltigen. Umfiande 
hängen theils von der phyſika! Men 
e⸗ 


» 


a 907 
Beſchaffenheit der Linder ab, und“ find 
daher beſtaͤndig diefelben: wenn z. ©. 
der Himmelsftrich der Erzielung einer 
Waare abguͤnſtig if; oder von polifts 
ſchen, die daher nah den- verfchiedenen 
politiſchen Umftänden wandeibar find, 
ſehr oft augenblicklich wechſeln, wenn 
z. B. zwifchen Staaten, die unter ſich hate 
delten, ein Mißverſtaͤndniß entſteht, wil⸗ 
ches gegeufeitige Dandeisbefhränfun: 
gen veranlaßt, und dadurch einer drit— 
ten Nation Gelegenheit zu einer vortheil; 
haften Handlung macht. Das phyſika— 
liſche Kenntniß der Staaten kann man 
theils aus allgemeinen Beſchreibungen 
einholen, theils aus beſondern, wel— 
che den allgemeinen, die ſelten zuver— 
laͤſſig ſind, vorgezogen zu werden, ver— 
dienen. Solche beſondere Beſchreibun— 
gen der Laͤnder werden von Reiſenden 
geſammelt, und ein vielfältiger Nutzen 
erfege den Staate reichlich die Koften, 
melche er verwendet, gefchichte, und 
wohl vorbereitete Leute reifen zu Inf: 
fen, die, nachdem fie vorher ihren Va— 

U 2 ter⸗ 


308 * 


terſtaat kennen, auch, wiffen, worauf fie 
in fremden Staaten zu fehen, was fie 
von dem, fo fie fehen, eigentlich anzız 
merken haben. Ueberhaupt muß dieſes 
ein beftändiger Auftrag der Geſandt— 
ſchaften, und insbefondereder Geſandt⸗ 
ſchaftsraͤthe ud Sekretaͤre feyn, ih— 
ren Hoͤfen Beſchreibungen der Laͤnder 
einzuſenden, die ſie wegen ihres [Anger n 
Aufenthalts umſtaͤndlich und mit Zu⸗ 
verlaͤſſigkeit verfaſſen koͤnnen. Es wuͤr— 
de auch feinen vortreflichen Nutzen has 
ben, den, Geſaudtſchaften junge Leute 
von Adel, unter was immer fuͤr einem 
Titel, mitzugeben. So wenig auch ſonſt 
die Reifen des jungen Adels den Bar 
terlande zuträglich find, weil er diefeiben 
meiftens fogleih von den Akademien aus 
und ohne die nothwendige Zubereitung, 
ohne allen Geift der Beobachtung antritt; 
fo fehr wide die Anleitung eines ges 
ſchickten Geſandſchaftsſekretaͤrs, der laͤn— 
gere Aufenthalt des jungen Mannes, 
und die Hoffuung der Befoͤrderung, 

wenn 


"X 309 


. Ne 8 ‚er 
wenn er mie Kenneniffen ausgeritftet wies 
derkehret, diefe Mängel verdeijern. 


207. Die Veränderung der polifi- 
ſchen 5 und augenbliclichen Umftände 
zu beobachten, kaun zwar im Groffen 
sleihfalls den Geſandtſchaften aufgetragen 
werden. England befonders hat zur Ge— 
fandten meiftens Männer von gründlie 
ber Einfiht in das Handlungswefen ges 
wählet: wie die Keene, Caſtres, 
Sallquener, Borter, Walpole, 
in Spanien, Portugal, bei der Pforte, 
und in Sranfreih waren. Aber, da die 
Handlung mit fo vielen einzelnen Theilen 
verknuͤpfet ift, die einen eigenen Mann 
fodern; da au den Orten, wo es haupte 
ſaͤchlich nörhig ift, der Handlungsvor— 
sheile wahrzunehmen, 3. 3. im groffen 
Meerhaͤfen, und Handelsplägen , 
felten Geſandte ihren ©ig haben, ſo 
werden zu diefer Abficht Conſulate, und 
Faktoreyen errichtet. 


206% 


us. 208. 


Ao * 


208. Das Conſulat c wird durch ei⸗ 
ne beglaudte Verfon verfehen, die von 
dem Regenten durch eine Kommiſſion 
den Auftrag erhält, die Rechte der Nas 
tion an dem Drie, wo. fie angeſtellt iſt, 
zu unterfüsen, und, wo ſich der Fall 
ereignet, für den Vortheil der Handlung 
zu fprehen. Ihre Kommiſſion iſt nah 
Umpftänden von gröfferem oder Fleinerem 
Umfange. Insgemein erfirefet fie ſich 
auf die Abthuung der mit den Natio- 
nalhandelsleuten, oder zwiſchen ihnen er— 
eigneten Rechtsſtreitigkeiten, und mauch— 
mal bis zur Kriminalgerühtsbarkeit. Nur 
zur Vollſtreckung der Kriminal Strafge— 
fege find fie, den Verurtheilten mit dem 
nächften Schiffe nab Haus zu feuden 
ſchuldig. In wichtigen Angelegenheiten 
müßen fie die angefehenften,, in allger 
meinen, auch alle anmwefende National- 
handelsleute zufammenrufen. Hauptſaͤch— 
lich ſind ſie in groͤſſeren Seehaͤfen und 
bei Seemaͤchten uͤblich. Auſſer dieſer 
offenbaren Beſtimmung der Conſule, kann 
dann der Staat den hieher gehörenden 

Bora 


2 311 


Vortheil ziehen, daß fie den Zuſtand 
der Schiffahrt und der Handlung ihres 
Platzes, mit Anmerkungen begleitet, 
einfenden, auch alle Veraͤnderungen 
und Umſtaͤnde, welche der Nationale 
handlung vortheilhaft, oder nachthei— 
lig feyn koͤnnen, jede Begebenheit zet⸗ 
tig einberichten, win entweder die Ge— 
genmititel zu befhleunigen, oder den 
guͤnſtigen Augenblif fih zw Nus zu 
machen. 


8, 207. 


209. Weil nicht aller Orten Con— 
ſule angenommen werden, noch, ſie 
überall anzuſtellen, üblich iſt; fo errich— 
ser man Faktoreyen d, welche in ei: 
nem gewiffen Verſtande nicht anders - 
zu betrachten find, als Handlungs: 
Fommiffionäre. Es ift ohne Zweifel - 
vortheilhaft, aller Drien, wohin man 
immer eine Handlung zu veranlaffen 
hofft, Faktoreyen zu gründen. Weil 
die Faktore bei ihrem Geſchaͤfte eignen 

uU4 Vor⸗ 


312 Pla) 


IE 


Vortheil finden; fo find ſie auf alles, 
was die Handlung betrifft, ungemein 
aufmerkſam. Sie ſehen auf dem Pla— 
ge ſelbſt die Beduͤrfniſſe ein, die 
man dahin ſenden kann; fie ſehen dei 
Preis, um welchen die Mitwerber ab— 
ſetzen, und beurtheilen dargaus am rich— 
tigſten die Vortheile, und das Ver— 
haͤſtniß der nothwendigen Unterſtützun— 
gen: ſie unterrichten die Nationalma— 
nufakturanten, von dem Geſchmacke 
der Nationen, bei denen ſie wohnen, von 
den Abaͤnderungen, die ſich darin 
ereignen, und geben auf dieſe Art 
den Nationalfabriken den Fingerzeig , 
was fie fabriciven, und verfenden fols 
len. Vielleicht iſt es müslicher, dieſe 
Faktore nicht offenbar, ſoudern ohne 
Namen, und unbekannt bei Nationen 
—zu halten, mit denen man handelt, 
weil ſie dann keinen Verdacht erwecken, 
und man nicht, wie es ſonſt geſchehen 
dürfte, vor ihnen ſich zu verbergen 
fucht. 


d 


d 266. 


‚210. Ale Einfuhr e fremder Waa— 

ve it Verluſt: aber diefer Verluſt 
kann geöfler, . oder kleiner ſeyn 
te Ausfuhr iſt Gewinn: aber 
es if ein Mehr, oder Weniger 
des Gewinnes möglih. Die eigentliz 
he Abſicht der volitifhen Handlung , 
die Abſicht, die möglich größte Menge 
von Menſchen zu befshäftigen, führet 
ouf die Grundſaͤtze, nach welchen bei 
der Einfuhr der groͤſſere Verluſt ver- 
mieden, bei der Ausfuhr der geöflere 
Gewinn erhalten wird, 


®. 202, 


211. Die Einfuhr kann gefchehen : 
daß die Waare in ihrer Vollkom— 
menheit eingeführet wird: oder Stoff 
mit einiger Zubereitung; oder ohne 
alle Zubereitung. Jedermann ent— 
fcheidet Teiht, weldhe Art von Ein: 
fuhr die zutraͤglichſte if, Bei der 

U; voll⸗ 


g14 9 


vollkommenen Waare ift der Verluſt 
gleich de Summe der Beſchaͤfti— 
gung, melde die Verfertigung der 
Waare den Arbeitern gab; zu Geld ge- 
rechuet, gleih dem ganzen Preiſe 
der Waare. So, mie der Waare 
eine Zubereitung fehlet, wird dieſer 
Verluſt immer nah den Verhältniffe, 
vermindert, als die Hationalardeiter 
dabei mehr Beſchaͤftigung finden. - Da- 
ber ift die vortheilhafteſte Einfuhr 
mit Stoff ohne alle Zubereitung. Um 
die Einfuhr anf diefen Weg einzitleie 
ten, kann man die Eingangsrechte 
der fremden Waare fo ordnen, daß 
inner die Masre Weniger zu eit- 
richten hat, je in einer einfacheren 
Geftalt die Einfuhr gefhicht 43 vor- 
ausgefegt, daß die Hationalarbeiter 
dem Stoffe die Zubereitung in eben 
der Vollkommenheit zu geben, fähig 
find g; daß die Zubereitung der Waa— 
re beträchtlich ift A, und daß der geringe 
Vortheil der Zubereitung nicht durch ei— 
nen andern Verluſt geinichlet wird. 7: 
—3 Zur 


* 315 


FZur Erklaärung dieſer Sätze will ih aus einen 
innerötterr. Tariffe von 1756, Beiſpiele entleh— 
nen. Die Eingangsrechte beiffen Confummomautb, 
Artikel: Baummolle; die rohe anhlt vom 
Centen nur 3 Aremer Erſte Zubereitang, 
gefämmt und gefchlagen 5. A, Swepte Zubereiz 
tung , ordinär weile Geſpinnſt, 10. FH Dritte 
Zubereitung , gefärbte ®arn, ır. fl. Dierte 
Zubereitung , Strickweck, „von ordinärt Gat— 
tung, 16. fl. mittleren ©attung , 20. fl. feineren 
©arung ;, 24: fl. 


g Weil man nit vollkommen auf die feinfte Fpine 
neren eingeleiter it ; fo find” auf das feine Garn 
zu Ziz und Barchent nur 6. fl. gelegt, da auf 
das ordinär weiſſe Io. fl. geſetzt find. 


a Drdinäre Teinene Zwirnbänder , dag Mund ır. 
Kreuger, weiß: und wenn fie gefärbt find , eben 
nicht mehr , weil diefe Fürberen ganz unbetcamtz 
uch 

i Ueberall And bier Rechnungsüberſchläge nöthige 
Wenn 3: DB. eine Waare in ihrer einfachſted Sea 
fRaft zu volominös, zu fhmwer wäre, wie alle 
rohen Erje, fo verliert man an der Fraht, was 
man an der Zubereitung gewönne. Geſetzt auch 
dab man mir eigener Fracht die Waare überbräch— 
te, wird diefe Fracht doch immer eine Vergröfs 
ferung des Preiſes ſeyn, die den Abſatz der 
Wanre beſchränkt. 


212. Iſt es moͤglich, die Einfuhr 
der Ausfuhr zu balanziren; ſo 
muß man ſich dieſen Vortheil nicht 
entgehen laſſen. Die eingefuͤhrte 
Waare wird entweder für Bee 

el 


gıd, © 10) 


Geld gekauft, oder es wird ein Tauſch⸗ 
handel angeſtoſſen: rohes Mate 
risle wird gegen Fabrikation, oder 
rohes Materiale wird gegen rohes 
Materißle, Manufakturwaare ge 


sen Manufefturwaare eingeführt. 


Der fir den Staat nuͤhlichſte Barat 
vder, Tauſch if rohes Materiale 
gegen vollkommene Waare: und 
sch Manufakturwaare gegen rohes 
Materiale einführen, iſt vortheilhafter, 
als gegen baares Geld, weil man 
fi) wenigſtens einen Theil der land» 
wirthſchaftlichen Beſchaͤftigungen dadurch 
erhält. Such bier kann die Reguli— 
rung der Maͤnthe die Einfuhr zum 
groͤſſeren Vortheile des Staats einlei- 
ten, woferne denjenigen, welche gegen 
rohes eingefübrtes Materiale, ein 
Nationalfabrikat ausführen A, bei 
dem Ausgange ein verhaͤltnißmaͤſſiger 
Ruͤckzoll / gegeben wird. In fofere 
ne auch mandmel die Einfuhr einer 
fremden Fabrifotion die Gelegene 
beit einer  vortheilhafteren Ausfuhr 
ver⸗ 


* 317 
veranlaßt , wide es dem Grundſatze: 
die Belhäftigung zu vervieifältigen, 
entgegen gehandelt feyn, den Eingang 
der fremden Waare zu befihränfen. Der 
Ueberſchlag muß, durch Vergleihung der 
Beſchaͤftigung, aa beiden Fabrikaturen 
gemacht werden. 


x Dieß kEnnte ein Fall fenn, die Einfuhr des Ma: 


terials mir fremder Fracht unbelegt zu laſſen, vors 
ausgefekr, daß man den Ausgang der Nationals 
fabrifste wir dieſem Umjtande zw  verdanfen 
baben fönni:. 

217 


213. Bey der Ausfuhr " verhält 
fich alles umgekehrt, ſowohl in Yafer 
bung des unmittelbaren Musgangs der 
Waare, als des Barathandets. Die 
Stufen des Vortheilg bei der Aus— 
fuhr find folgende: Vollkoͤmmene 
Haare gegen baares Geld; vollfen- 
mene Waare gegen rohes Meateriale: 
vollfommene Waare gegen vollfont- 
mene Waar-; rohes Materiale gegen 
rohes Materiale; rohes Materiale 
‚gegen vollkommene Waare, — 

ie= 


318 — 


dieſen Stuſen find daher auch die Aus— 
gangsrechte in verkehrter Ordnung zu 
der Einfuhr zu ordnen, in fo ferne 
won nur den Ausgang der vollkom— 
menen Waare vor dem Ausgange der 
unzubereiteten befördern wi. Aber 
es koͤmmt bei der Ausfuhr neh eine 
andere Betrachtung zu machen. m Die 
Waare, mit welcher man auswärtg 
handelt, wird auch von. andern Na: 
tionen zu Kauf gebradt , over Fanız 
wenigſtens zu Kauf gebradht werden; 
Alſo entſteht zwiſchen dem National: 
haudelsmanne und dem fremden eitt 
Wetteifer, in welchem diejenigen 
Hanvelslente den Vorzug behaupten 
werden, welche die Käufer durch die 
meiften Zeweggründe an fih zu locken 
wiſſen. Es ift bereits erinnert wor— 
den, dasß diefe Beweggrimde Feine an— 
dern, als die vorzuͤglichen Eigen- 
fhaften der Waare ſeyn können, wel- 
he durch den innern Zuſammenfluß 
erreicht werden. - Dann aber, went 
die Wetteifernden ihre Wagen zu ei- 
net 


* 319 


aer ähnlichen Vollkommenheit gebracht ba= 
ben, bleibt ihnen nur der niedere Preis 
r, um ſich den Vorzug zu verſichern. Uns 
geachtet num auch. der niedre Preis 
eine Folge des Nationalzuſammen— 
fluſſes und derjenigen Anftalten ift, 
welhe in dem Innern des Staates ges 
troffen werden: fo find dieſe oft nicht 
zureichend, und muß der National- 
handels mann unter folden Umſtaͤn— 
den gegen ſeinen fremden Mitwerber 
durch beſondere Vortheile unterſtuͤtzet 
wer den. 


me 206. 


n. Der niedere Preie iſt in Anſeben des dufferen 
Handels eine fo weſentliche Eigenihafr der Woa— 
re, daß ſelbſt da, wo ed atigenhliälihe Um— 
Rände möglih machen, eine Waar höher anzu— 
ſetzen, es nicht anzuratben fenn würde, den 
Drei zu fleigern: So lange man einer Natien 
mohlfeit verkauft, iſt ihr der Verluſt weniger 
fühlbar, olfo ihr Beſtreben ſchwächer, welches 
Be dem Derlufte entgegenſetzt. Wenn es ihr auch 
femal beifiel, fib der fremden Waare zu ente 
fhlagen ; fo werten die Unternehmer der Fa— 
briten durch niedern Preis abgeſchreckt, 
ſtatt daß, wenn man augenblidlich zu groſſen, 
allen mögliben Vortheil zu ziehen juft, man ibr 
ſehr dal? die Augen öffnet fremden ſowobl 

als 


320 * 
ls dead National Fabrikanten durch bie SGroͤſſe dd 
©eminnes zu Unternehmungen Muth macht. 


214. Dieſe Unterſtuͤtzung beſtehet 

Praͤmien, welche auf den Aus— 
gang derjenigen Waaren geſetzt werden, 
bei denen die Nationalfabrikanten 
es fremden Mitwerbern in dem Preiſe 
nicht gleich thun koͤnnen. Hauptſaͤch— 
lich alſo find fie augehenden Fabri— 
Ten fo lange re bis diefe einen 
fetten Stand gewonnen haben, und 
fich gegen Fremde felbft zu behanpten , 
> fähig find. Eigentlih ift die Aus— 
fuhrpraͤmie eine Rechnungsſache: der 
Dreis, um welden die Mitwerber ab» 
fegen, oder abfegen koͤnnen, wird 
it demjenigen zufammengehalten , um 
melden der Nationalhandelsmann ver— 
kaufen Tann. Die Gröffe der Mrä- 
mie iſt dann dasjenige, was zur Mus: 
gleichung beider Preiſe abgangig if; 
Diefe VBerehsung fest das vollkom— 
menſte Kenntnis vom dem Handel der 
mitwerbeuden Nation, und aller ih— 

ver 


* 32% 


ser Hilfaguellen voraus, woritt man fehr 
Teiche fehlen Fann. Die Faktore koͤn— 
nen wenigftens immer die ſicherſteu Nachs 
sihten von dem gegenwaͤrtigen Preife 
einlaufen laffen. Wenn in VBergleihung 
der Preife, die Ungleichheit zu groß aus— 
faͤllt, foift diefes ein untengliches Merkmal 
von irgend einem wefentlihen Mangel der 
Nationalfabriken, welcher, mwoferne er 
nicht gehoben werden Fann, für eine Er— 
rinnerung angefehen werden muß, das Une 
Sernehmen aufzugeben. Man kann daher 
beinahe als Grundfag annehmen: Daß 
eine Ausfuhrprämie nie die Lundes« 
üblichen Zinfe überfteigen fol. Uebri— 
gend fcheint es vortheilhafter,, die Pra— 
mie, fo viel als ıhunlih if, geheim 
zu halten, weil man dadurch den Uebere 
fhlag der Mitwerber irre führt, 


@ 124% 


215. Der Wiederausfuhrhandel 
p trägt zwar nicht unmitteibar von 
Seite der Fabrifation zur VBergröfferung 

11. Th. 3 der 


2272 — 


der Nationalbeſchaͤftigdung bei: aber, 
wenn er mit eigner Fracht gefrieben 
wird, vermehrt er fie mittelbar, da 
erdie Schiffahrt uud das Fuhrweſen 
in allen ihren Zweigen vergröffert. Schon 
diefes allein wahr den Wiederaus fuhr⸗ 
handel wichtig. Zu dem gemwinnet die 
Ration den Ueberfluß des Verkaufprei— 


ſes uͤber die von den Handelsmanne 


gemachte Vorauslage. Der Wieder- 
ausfurhandel kann mit Waaren ges 
fuͤhrt werden, deren aͤhnliche die Nation 
entweder ſelbſt erzeugt, oder doch er⸗ 
zeugen koͤnnte; oder mit Waaren, 
die mar felbft nicht erzeugen fann. Er 
kann endlih mit Waaren geführt wer— 
den, deren Gebrauch in DEM Staate 
gänglih unterſagt iſt. 


p 202. 


216. Der Wiederausfuhrhande! 
mie Waaaren, dergleihen man felbft er- 
zeugt 2, kann zwar dem: Privathandelss 
manue nuͤtzlich feyn; aber er iſt Verluſt 
fuͤr 


/ 


— 


* 328 


für den Staat, der mit ſolchen Waaren 
einen eigenen Ausfuhrhandel führen 
Eöunte. Daher ſchlaͤgt man, um diefen 
Handel zu hindern, und in einen Aus—⸗ 
fusrhandel zu verwandeln, auf den 
Eingang und die Ausfuhr der frems 
den Waare flarfe Ausgangsgebuͤhren; 
die Ahnlihe Mationalwoarc hingegen 
bleibe unbelegt. Auf diefe Art wird 
demHandelsmann die Handlung mit de Has 
fionalwaare vortheilpafter, und er wen— 
der feine Spefulation dahin. Wenn man 
die ähnliche Waare nur erſt erzeugen kann, 
aber es mit derſelben nicht bis zu eir 
nem gewiſſen Punkte gebracht hat, wür— 
de es voreilig ſeyn, auch hier ſchon 
Mautherhoͤhungen anzuwenden. Der 
Anfang geſchieht alſo zu erſt mit Unter ſtuͤ⸗ 
tzung der Fabrikation. Der Wiederaus- 
fuhrhandel dient inzwifchen vortreflich, 
die Abnehmer an die Handlung mit den - 
Rationolbandelslenten zu gewöhnen. Nach 
und nad fchiebt man die Nationa— 
waare für die fremde unter; und nur 
julegt. wenu man die Waare fon wirfs 
E32 lich 


N [2 
324 | — 


lich in der naͤmlichen Vollkommenheit 
und zureichenden Menge beſitzt, koͤnnen 
hindernde Mauthgebühren darauf ge 
fhlagen werden. _ 
217. Um ſich den Vortheil der Wie—⸗ 
derausfuhr bei Waaren nicht entgehen 
zu lofien, deren Gebrauh man in dem 
Inneren zu unterfagen für nöthig halt 
7, ſucht man den Durchzug diefer Wag— 
ren ſo zu leiten, daß ſie nicht in das 
Land verſchlichen werden. Dieß geſchieht 
entweder durch Beſtimung von Ruͤck⸗ 
zoͤllen, oder Auszeichnung von Stap— 
pelftädten. Ruͤckzoll iſt in Eingangs⸗ 
recht, welches an den Graͤnzen entrich- 
tet, darüber ein Mauthſchein empfan- 
gen, die Küfte, oder der Waaren⸗— 
pad verfiegelt wird r , um bei dem Aus— 
tritte aud dem Lande das Erlegte wieder 
zur zu empfangen, wenn die Waare nach 
Anzeige des Mauthſcheins unangegrir- 
fen ift. Eigentlih wird eine folde Ent— 
richtung eine Buͤrgſchaft des Nichtver- 
faufs, und faum kann man erwarten, da— 
durch den Endzwer zu erreichen, Col 
die 


3 


% 325 


die Summe des erlegfen Geldes von 


dem Verkaufe der Waare abhalten; fo 
muß fie groß feyn s, und wird den Hans 
delsfeuten beihwerlich, mithin der Hand- 
lung binderlich: ift das Eingangsrecht 
Flein : fo findet der Staat darin Feine 
Sicherheit. 


q 215 


x Ruͤckzoll hat auch noch die Bedeutung einer Mauth e 
entrichung, welche bei der Einfuhe von Waaren, 
die zum Verkaufe beſtimmet ſind, geleiſtet, und 
von derjenigen Waare, die feinen Abſat gefunden 

- bat, bei der Wiederausfuhr zurdlckgegeben wird. 
Alſo zurückgeſtellter Zoll. Dieſer Rükgoll it in 
England Üblib und befürderr ren Zuſammfluß 
der Waare auf den Märkten, 


s Der erlegte Zol müßte wenigflend dem Gewinn 
gleih fenn, den der Kaufmann bei diefer Waare 
hoffen fann, und nad einem Theile des Waarenpreiſes 
ſelbſt. Wenn 3. DB. die 9Banre Too betrüge, der 
möglide Gewinn Io müßte der Zoll zum mindfter 
20 fenn. Nunmehr Tüäme dem Raufmann feine 
MWaare für 120 zu fiegen die er 3. Dr nur um 
110. anwerben könnte. Alſo bitte ee 10 Verluſt 
zu ae ‚ weiss ihn vom Derfaufe abhalt en 
mu 


218. Stappel Aiſt ein Wort, deſſen 
Bedeutnung mannigfaltig iſt. Es bedeutet 
eine groſſe Niederlagsſtaͤt te (empo- 

2,3 rium) 


326% -. * ⸗ 


rium) wo die Waaren wegen ihrer Men— 
ge ſtuffenweis, oder ſtaffelweis auf 
einander gehaͤuft ſind. Dieſes ſcheint 
die urſprungliche und eigentlichſte Bes 
Deutung. Es heißt eine Stadt, wo 
- Ducchgehende Waaren anf eine Zett den 
Randeseinwohnern feil geboten werden ı 
muͤſſen. Die Staaten find berechtiget, 
den Durchzug fremder Waaren zu vers 
weigern, oder unter gewillen Bedingniſ— 
fen zu geflatten! daher, oder aus Ver— 
traͤgen, ift das Stappelrecht abzulei= 
ten. Endlich heißt es Zwiſchennieder— 
lagsſtadt, ( ville d’ entrepot, ) we 
die Waaren, deren Abzug im Lande un— 
terfagt iſt, inzwiſchen abgelegt, und 
von da weiter auſſerLandes geführet werden. 
Die freyen Häven kann man einigerntafe 
fen gleihfaltd als Zwiſchenniederlags⸗ 
fFä>te anfehen. In folhen Stödten find 
igne Magozine, wo die Waare big zu 
weiterer Verfuͤhrnug aufbewahret wird, 
Eigentlich koͤmmt es , ohne ſowohl bes 
ſondrer Stappelftädte, als Ruͤckzoͤlle 
wötbig zu haben, bei dem Durchzuge 


ſol⸗ 


MR 327 
ſolchet Waaren “auf eitte vorſichtige 
Mauthmanipulation an, wo die 
Waare von Standort zu Standort mit 
gehörigen Scheinen begleitet , die Frach— 
enden aller Orten zur Vorzeigung der 
Scheine angehalten, auf jedem Orte 
das Fifa darauf gefest, und die Fin« 
und Ausfuhrgrangen gegen einander 
wohl kontrolirt werden, 


t 2175 


219. Zur Erleichterung der aͤuſſeren, 
ſowohl Einfuhr, als Ausfuhrhand— 
lung, hat man freye Meſſen und 
Märkte, wie die leipziger, frankfur- 
fer Meſſen, die Maͤrkte von Sinigag⸗ 
fia ‚von Bozen u. a. m. angelegt. Sie 
find entweder auf alle, oder mir auf be⸗ 
fondere Gattungen von Waaren: die leß- 
ten empfangen den Namen von diefer bes 
fondern Waare , und- heiffeg Vieh— 


märfte, Noßmärfte, u. d. Gemei— 


niglich find die Meilen mit geroiffen 


- Srepheiten, befonders mit der Mauth⸗ 


54 he⸗ 


328 2% 


befreyung begabt, und veranlaffen da> 
durch einen jlarfen Zufommenfluß der 
Hamdelsleute und Waaren. Die Vor— 
theile, die man von Meffen und Märkten 
erwartet, find: daß dadurch ein groffer 
Barathandel veranfaffer wird , weil 
die Fremden, deren Forderungen mar 
Such Die Nationalfaohrifen nicht ganz 
. befriedigen konnte, dennoch fih nicht 
anderwärtig hinwenden, da fie das Ues 
brige, welches von andern dahin gebracht 
wird, daſelbſt finden: daß die Fremden 
im Lande verzehren: ich will hinzufegen, 
was ich mich nicht erinnere fonft von je— 
manden angemerkt zu ſeyn: daß der 
Wechſel für den Meß oder Marftort 
sortheilhaft feyn müffe, weil die Brie— 
fe dahin fehr gefucht werden. Aber diefe 
Bortheile werden von groffen Nachthei— 
len überwogen. Eine Meffe maht den 
Nationalhandel gewiffermaffen zu einem 
Dafliohandel, nur von der Spefula- 
tion der Ausländer abhängig: ſowohl 
bei der Einfuhr als Ausfuhr verliert 
man insgemein den Vortheil der Fracht, 
weil 


0 329 


weil’ die Fremden ihre Waaren mit eig: 
ner Fracht bringen, und, was fie der 
Nation abnehmen, mit eigner Mücke 
fracht ausführen. Suchte man diefen 
letztern Nachtheil dadurch zu beben, dag 
die Meßfreyheit nur denjenigen Han- 
delsleuten ertheilet wuͤrde, die fih ‘der 
Nationalfracht sur Ein- und Aus— 
fuhr bedienen, fo würde die Meſſe bald 
verlaſſen werden, und, bei dem guͤnſtig— 
Ken Erfolge, dennoch der erſtere und wich— 
tigere Nachtheil, noch immer ungehoben 
bleiben. 

220. Aber die angefuͤhrten Vortheile 
der Meſſen und Maͤrkte ſelbſt, find num 
ſcheinbar. Statt, daß die fremden Han— 
delsleute, fo die Mefje befuchen , die 
Nationalprodufte zu dieſer Seit 
allein kennen lernen, wird es nuͤbliher 
ſeyn, durch ein wohleingerichtetes In—⸗ 
telligenz geſchaͤft, die Waaren allge: 
mein bekaunt zu machen. Die Waa— 
renabnahme nıng noch weit mehr ge— 
winnen, wenn die Gattungen , die 
reife der Waaren, wann felbfi jeder 

ein⸗ 


338 x 


einzelte Stücke eines Fabrikanten, jede 
neue Erfindung eines Kuͤnſtlers und 
der Det beſtaͤndig durch Öffentliche Blaͤt⸗ 
ter angekuͤndiget werden. Falls die Na— 
tionalfabriken die Foderungen der Frem— 
den nicht befriedigen koͤnnen, iſt es zu— 
traͤglicher, den Abgang ſelbſt aufzuſu⸗ 
chen, und ihn Fremden zuzubringen, als 
ſie auf die Spur kommen zu laſſen, wo ſie 
der unſrigen entbehren lernen. Der Bor: 
sell der Verzehrung bei den Waaren— 
durchzuge wird immer erhalten, warn die 
Waaren ein und Ausgeführt werden 
Diefe Bersehrung wird zwar von Jus 
ländern gefhehen : deſto zuträglicher !- 
bet Ausfuhrmaaren zahlt der fremde 
Kaͤufer die Spedtrungsfoften , bei 
dr Einfuhr, welde von Fremden g% 
ſchah, dat fie ohnehin der National— 
konſument getragen. Selbſt der Bor- 
theil des Wechſels kann nur dann einer 
Anfmer?ſamfeit werth ſeyn, wenn Die 
Zahlungen an die Nationalfabriken 
ſtaͤrker, als dis vor der Nation au 
Frembe ſind: und in einem ſolche Fal⸗ 
ic 


* 
* 


r DB - 331. 


le. u winde der Wechſel auch ohne 
Meffe voriheilhaft ſeyn. 


a ©. die XII. Abtheil. von Wedſel, 
221Alles von beiden Seiten uͤber⸗ 
dacht, kann man alſo mit Kerne! x 
den Ausfpruch than: Daß die Mefen 
und Maͤrkte an ſich felbf ein oͤbels 
Aushilfsmittel, aber nach Um⸗ 
ſtaͤnden nuͤtzlich ſind: naͤmlich da, 
wo die geographiſche Lage irgend eis. 
ner. Stadt, oder eined Havens die Bes 
quemlichfeit anbiet , der. wechfelfeitigen 
Handlung mehrerer Völker gleichſam 
zum Mittelpunkte zu dienen. Aber 
dann iſt es nicht eigentlich. Vortheil 
der Natioralhand ung, fondern man 
zieht durch ſeine Stellung nur von dent 
Durchzuge der fremden Handlung Nutzen. 
Eine ſolche Stellung hat z. B. die Stadt 
Bozen in Tyrol in Anfehender Handlung, 
welche aus dem deusfchen Meiche und 
den tkaltänifchen Laͤndern getrieben wird. 
Sie liegt mitten zwiſchen beiden, und es 
in 


332 *. 

iſt dem einem und demanderıt Theile be: 
quem, zu eier gewiffen Zeit alle Waa— 
rengattungen, deren fie nöthig. haben, 
da anzutreffen, und gegeneinander 
umzutaͤuſchen. Der Vortheil von Typ: 
vol befteht in dem Durchzugsgelde, 
und der Mergehrung der fogenannten 
Sievanten: der Vortheil der Stadt Bo— 
sen insbefondere aber in dem Geld 
und Briefwechfelhandel : obgleich 
diefe Vortheile durh den Zug, den ein 
Theil der Waaren nunmehr über Trieſt 
nimmt, in Anfehen Tyrols um et 
was gemindert if. Eine groffe Nie— 
derlagftadt, ein fehr befuchter Por— 
tofranko vereinigt ale Vortheile der 
Steffen auf beffändig. 


xHifoire polit.et phil. des etabliffemens de deux Indes 
T. W. Der Verfaſſer führe die Erfindung der 
Meilen zu dem 7ten Jahrhunderte zurück: ald durch 
die Einfälle der Franken und Barbaren in Gallien 
die Handlung durch ungeheure, und unzählige 
Gebühren gebemmer ward. Die erfte Meſſe war 
zu St. Denys aeftifter worden, ©. den Art. 
Foire in der Encyclopedie, welde Turgot zum 
Verfaſſer Bar. 


222. 


* 333 


222. Bei allem Vorſchube, den der 
Staat der auswaͤrtigen Handlung ge— 
ben kann, darf man ſich ohne Zuthun 
der Privathandelsleute keinen groſ— 
fen Erfolg verheiſſen. Da ein fo groſ— 
fer Theil der Befchäftigung für das 
Volk, anf defien Menge die Macht 
und Wohlfahrt des Staats beruber, 
von der auswärtigen Handlung abhängt; 
ſo koͤnnen ‚diejenigen, deren Geſchaͤft fie 
iſt, ihre Foderung auf den vorzüglis 
hen Schutz des Staates vollkom men 
rechtfertigen. Es Tiegi ihm felbft dars 
en, dag Feine Vorurtheile das Ge- 
fhäfte der Handlung herabſetzen, oder 
‚den Stand des Handelgmanns veräcts 
ih machen. Die Seiten , worin 
man den Adel durch die Handlung zu 
entehren glaubte, waren die Zeiten der 
größten Unwiffenheit, die Folgen davon 
find fürdie gemeinſchaftlichen Nahrungs— 
gefchäfte betiübe. Der Handelsmann, 
der fih ein gewiffes DBermögen gefam- 
melt hat, verlaßt einen Stand, wo er 
fih mis der geringfien Klaffe auf eine 

. f» 


‚334 ar 

fo unbillige Art vermenget fiehe: der 
Sohn des vermögenden Handelsman: 
tritt aus; die Tochter bringe ihren 
Antheil von Vermögen in eine andere 
Klaſſe hinüber, Nichts iff unzufammen- | 
baugender ; als die Denkungsart unſers 
Jahrhunderts. -Da man beinahe fein - 
anders Verdienſt, als den Reiche 
thum kennet, da: dem Reichthume der 
Adel feil ſteht, will man Verachtung auf 
einen Stand waͤlzen, der die ergiebig- 
fie Quelle des Reichthums if - Und 
was kann man eigentlih diefem Stan— 
de vorwerfen, welches er, woferne es ein 
Vorwurf iſt, nicht ſogleich auf je⸗ 
den andern Stand zurückwerfen kann? 
Daß der Handelsmann feine Waere 
verkauft, ımd daran gewinnt? Go -» 
verkauft, fagt Cayer y, Der Red- 
ner feine Beredfamkeir, verächrift- 
fteller feinen Witz, ver Soldat 
fein Blut, der Staatsmaun fel- 
ne Einſicht; der Adel, der von 
allem dieſem michts in den Dan- 
del zu bringen haͤtte, verkauft ſein 

- Komm, 


—9 


Se 335 
ı Sören, feinen Wein, fein ich. 
Warum foll es einen fo groſſen Unter 


ſchied feſtſezen, dag ber eine die His 
bercitere Wolle aus feiner Schä⸗ 
ferey, der audere die zubereitete ans 
feinen Tuchmanufgkluren zu Kauf 
giebt ? 


y. La Noblefe cemmetgsante. 


223. Um daher vie nuͤtliche Klaſſe 
der Handelsleute nicht zu verminderm, 
fol der Staat mit dieſem Stande feldft 
Vorzuge verknüpfen. Statt, dem aub⸗ 
tretenden reichen Handelsmanne Adeld- 
briefe zu ertheilen , foll er vielmehr den 
Handelsmann pur unter dem Beding— 
niſſe adeln, wenn er die Handlung zu 
führen, fortfaͤhrt, und feine Kinder dar⸗ 
im erzieht. 3 Er ſoll demjenigen, wel⸗ 
cher aus einem anbern Stande mit eir 
nem gewiffen Vermoͤgen IN den Hans 
delsfiand uͤbertritt, den Adel anbieten, 
Er foll bei Gelegenheiten, wo Die 
Rlaffen des Volke⸗ —— wer⸗ 

en 


338 * 

den, z. B. bei Hoffeyerlichkeiten 
den Handelsſtand zu den Klaſſen ziehen, 
die er unterſcheidet. Der Schutz des 
Staates muß uͤber den groſſen Han— 
delsmann, wie uͤber den kleinen ver— 
breitet fepn. Der groſſe Handelsmann 
iſt zu großen Unternehmungen; zu Une 
ternedinungen, wo viel gewaget wird, 
nothwendig : er allein kann fih an kleine— 
vem Gewinne genügen laſſen: auf 
die Geſchicklichkeit und Vermögen deffel- 
ben haupifächlich gründet fich die aͤuſſere 
Handlung. Der kleinere, der den 
inneren Abfas erleichtert, mug, um 
zu leben feinen Fond öfters nuͤtzen, und 
daher den Fleiß mehr anſtrengen. 
Wenn ein Handelsmann mit einer 
Million des Jahrs fein Geld auh nur 
einmal zu 52 nügek; kann er mit dem 
Gewinn von 50 taufend groffen Aufe 
wand machen. Ein Kaufmann von 10 
Zaufend Gulden Vermögen, muß fri« 
nen Fond fehsmal umfegen um 3000 
Gulden zu gewinnen, und feine Fami— 
te Jeden zu machen. Alſo ift zu er—⸗ 

wärs 


* 837 


warten, dag 100 Handelsleute, wels 
de zufammen eine Million befigen, 
fechsmal mehr Handelsgefhäfte ma- 
chen werden, ald ein einziger, der fp 
viel Vermögen allein befigt. 


z Die Selige Kaiferin ließ einft dem ganzen Bans 
delsſtand die Adelung anbieten. Viele aus demiels 
ben machten von diefen Anerbieten Gebrauch, und 
führen dann aud geadelt den Handel immer fort, 
Die Erhebung in den kreyherren, und nachher in 
den Srafenſtand, und die Stelle eines E. k. Hofraths 
hielt H. Fries nicht ab, feine Geſchäfte mir eben 
Bemfelbeneifer fortzuſetzen, als er dorher gethan bat, 


Pu 


> Ja IV. 


338 * 





iV. 
Von Pflanzoͤrtern. 


224. 


Pfanʒoͤrter/ Kolsuien, Haben eine 
dreifache Bedeutung, wie fie einen 
drepfahen Endzweck haben. Die Roͤ— 
mer fendeten von ihren Veteranen eine 
gewiffe Auzahlin die eroberten Provinzen, 
wo fie eine Stadt erbauten, und befeg- 
ten, und Dadurch die befiegten Völker 
in der Unterwürfigfeit erhielten: dieſe 
Kolonien gehörten zur Handhabung 
der aͤuſſeren Sicherheit. Wenn die, 
Phoͤnizier, an den fpanifihen und afriz 
Fanifiben Küften Stadie erbauten, und 
fe mit phonizifher Jugend bevoͤlkerten, 
ſo waren dieſes Kolonien, welche cis 
gentlih,zur Erleichterung der Hand— 
lung dienen ſollten, und hauptfähli zur 
Er⸗ 


03 339 


Erleichterung der Schiffahrt, der vor 
der Erfindung des Kompaffes auf län— 
geren Reifen, Häven zum Ausruhen, 
zur Ausbefferung der Schiffe, und 
Einnehmung des frifhen Mundvorraths 
nötdig waren. Nah Erfindung der 
Magnetnadel, nah Entdeckung des Wegs 
um das Vorgebirg der guten Hoffnung 
und des weſtlichen, vorher unbefchiffe 
ten Welttheiles, entſtand noch eine 
dritte Art von Pflanzoͤrtern, welche 
ſich auf Gewalt gruͤndet, und die 
Vergroͤſſeung des Handels in bei— 
den Zweigen, der Ausfuhr ſowohl, 
als der Einfuhr zum Augenmerke hat: 
Die Seemächte namlich unterwarfen fi 
Eilaͤnder, deren natürliche, andern 
Erdſtrichen verſagte Erzeugniſſe ſowohl 
zur eignen Verzehrung, ald zum Ver⸗ 
führen in auswärtigen Handel taugs 
ten; mo der Mangel atı. europaifchen 
Gemädhlichkeiten, und Die Unwiſſen— 
beit der ‚Bewohner zugleich neue Wes 
ge, Nationalerzeugniffe abzufegen, ers 
dfinete. Der Staat, von welchem die 
Folonie abhängig if, heißt Mutter 

9-2 fast; 


340 2 

ſtaat. Der Mutterſtaat ſteht mis den 
Kolonien in einem doppelten Ber 
hältnifje : als Erobender hat er die Ge⸗ 
walt denſelben Geſetze vorzufchreiben : 
in Anſehen der Fremden machen ſie ei— 
nen Theil des Staates aus. Aber, 
da ſein Beſitz auf die Gewalt allein 
gegründet, und nur fo lange verſichert iſt, 
als er durch Flosten denſelben behaup- 
ten Faun, fo fieht er fie gegen ſich 
feldft als Fremde an. Nach dieſem 
zweyfachen Gefichtspunfte werden auch 
die verfhiedenen Grundfäge beſtimmet, 
wornach die Handlung mit den Kolonis 
ſten geleitet wird. 

225. Der Mutterſtaat wird aus 
den Kolonien vorzüglih vor jedem 
ondern Lande diejenigen Beduͤrfniſſe 
ziehen, die er entweder felbit verbrauz 
en, oder wieder ausführen will. Und 
überhaupt, fo oft zwifhen Auswär- 
figen und den Koloniften zw entſcheiden 
iſt, wird er den Vortheil den letztern 
zuzueignen fuchen. Sobald aber zivis 
ſchen ihm felbft und den Kolonien 

die 


20% 341 


die Frage entfieht, fo eignet er fih 
den Vortheil einfeitig zu, und ver 
fährt mit ihnen vollfommen nah den 
Grimdfägen der auswärtigen Hand- 
lung. Alles alfo, was die Kolonien 
an ihn abaeben, wird nicht anders 
als in der einfachften Geſtalt anges 
nommen. Hingegen alles, was den 
Kolonien zugeführt wird, muͤſſen 
fie fih in der vollkommenſten Geftalt 
züführen laſſen. Dadurch zieht der 
Mutterftaat den vergröfferten Vortheil: 
er empfängt feine Bedürfniffe aͤuf die 
feichtefte, und führe auf die vor— 
theilhaftefte Art aus, indem er zugleid) 
die Nationaldefhäftigung durch die Vers 
zehrung der Koloniſten vermehrt. Die- 
fe Vortheile find um deſto gröffer, da 
man den Kolonien Gefege vorſchreiben, 
und alle Mitwerber von dem Handel 
mit denfelben ausfchlüffen kann. Alfo 
find die. Handelsleute des Mutterfiaats 
gewiffermaffen gegen die Kolonien als 
Monopoliften anzufehen, welche Leit 
sen, die ganz von ihnen abhängen, 
93 die 


34% * 


die beſchwerlichſten Bedingniſſe vorſchrei— 
ben, denſelben alles, was ſie ihnen 
verkaufen, auf das höchfte auſchlagen; 
den Waaren hingegen, fo fie von ihnen 
abnehmen, einen fehr geringen Preis 
fegen, Die Koloniften müffen fih die— 
fer Zwang gefallen laffen, weil . fie, 
was fie bedürfen , fonft von niemanden 
empfangen, noch ihren Ueberfluß an 
jemand andern los werden koͤnnen. 

226. Um diefe Abhängigkeit deſto 
dauerhafter zu machen, iſt es ein ange— 
nommener Grundfag der Mutterfiaaten, 
den Kolonien alles firenge zu unterfagen, 
was fie auf irgend eine Art von denfelben 
befreyen koͤnnte. Alfo wird ihnen ale 
fer Anbau derjenigen Erzengniffe ver— 
boten, an denen der Musterfiaat 
ſelbſt Ueberfluß Hat, den er bei ihnen 
anwerden, im Gegentheile die Beſchaͤf— 
tigung der Kolonien wird auf dasjenige 
allein herabgefegt, was ihren Geſetzge— 
bern in irgend einer Abſicht nusber feyn 
kann. Keine, auch die einfachfte Ari 
son Manufakturen wird den Kolo— 

nien 


I 


2 


* 


nien zugelaſſen, Damit dem Mutterſtag— 
te der Vortheil der Umſtaltung unge- 
theilt bleibe. Aus dieſem Grunde ſucht 
mai auch beſtaͤndig zu hindern, daß bet 
Derfendungen von Menfhen. nah den 
Pflanzoͤrtern, nicht etwan Manufafe 
furanten, vder andere, als die ger 
meinten und auf taͤgliches Geding ars 
beitenden Handwerker mitfommen. Es 
wird den. Kolonien wicht vergdunt, 
eine eigene Schiffarth zu haben, noch 
felbft etwas auszufuͤhren, oder einzu: 
führen ; mit einem Worte, mit jemane . 
ven, als den Bürgern des Mutterſtaats 
Umſatz und Vertrieb zu habeı. 

227. Eben fo ſcharf find jedem 
fremden Schiffe die Häven der Ko- 
lonie verfhloffen, weil die Dazwiſchen— 
Funft fremder Handelslente im Kaufe und 
Berkaufe eine Art von Zufommenflug 
zum Vortheile der Koloniften veraulaſſen 
würde. Um diefes Werbot, an welches 
fih weder die Fremden, noch die Kolo— 
niften zu. lehren fehr geneigt ſeyn wuͤrden, 
geltend zu machen, werden die Haven 

I in 


244 a 


in Stand geſetzt, den fremden Scif- 
fen das Einlaufen, wo es nöthig iſt, 
mit Gewalt zu wehren: und, um den 
Interlopphandel, wie der Schleich 
handel zur See genannt wird, zu hin- 
dern; wozu die Fleinen Gdiffe von 
den angränzenden Eiländern fo viele 
Leichtigkeit haben, weil fie nit in 
den ordentliden Häven, fondern fonft 
in Heinen Buchten, ‚und Anfabrten eitt- 
laufen, oder wohl auch in der See ihren 
Tauſchhandel treffen; müffen nah der 
Groͤſſe der Gegend, die vor fremdem 
Anlaufe zu bewahren ift, ein oder meh⸗ 
rere Schiffe in den Gewäfjer kreuzen. 
228. Das find die vorzuͤglichſten 
Grundſaͤtze, nach welchen die Mutter: 
fiaaten , ihre Kolonien behandeln: Grunde 
füge der bewaffneten Macht, gegen die 
wehrlofe Schwachheit,, über deren Un⸗ 
gerechtigfeit die Erweiterungsſucht und der 
Merkantilgeift alle Nationen blind erhält. 
Man fpotter der Unwiſſenheit des Pab— 
fien Zacharias, wann er an Boni: 
fug von Maynz Befehl at; dei 
| Sl 


* 345 


Virgilius des Prifterthums zu enffesen, 
und aus der Kirche zu verbannen, weil er, 
Gegerfüßler zu vermuthen, wagte. N 
ber, wenn man die UnmenfihlichFeiten lieſt, 
zu deren Fortfegung die Spanier gleichſam 
ermuntert wurden, als Alexander der 
Vl.den nenen Welttheilmotu proprio ver- 
fhenfte ‚deffen Daſeyn nur zu glauben, fein 
Borfahrer als eine verfehrte Lehre ver- 
dammte, fo wuͤnſchet man gerne ‚ die Pärfte 
- möchten zuAnfang des 15Jahrhunderts noch 
eben ſo unwiſſend geweſen ſeyn, als in 
dem achten. Wanndie Engländer ‚wels 
he das Privateigenthum in ihrer Inſel für 
fo unverleslih Halten, aber das Eigenthum 
unfhuldiger Bölferfchaften in andern Welt- 
iheilen zum Spotte haben, wenn fie nod in 
diefem Jahrhunderte, jedes Eiland , das fie 
betreten, in Namen ſeiner Großbritta⸗ 
niſchen Majeſtaͤt in Beſitz nehmen, ſind 
fie dannoch in Augen der Menſchheit die acht: 
tungswuͤrdige Nation, bei der fich dieBegrife 
fe von Freyheit und Recht beinahe nur allein 
erhalten zu haben ſcheinen? Und kann mau die 
Holländer unter dem Drucke des Herzogs 
PEN Ayers al von 


340 1) 


von Alba und der Inquifition bemitlei- 
den, wenn mar die emporenden Grau— 
famkeiten vor Augen bat, durch welche 
fie fih ihre oftindifhen Befisungen und 
den Mleinhandel mit Gewürz zu verſi— 
bern, fein Bedenken trugen? Aber fo 
viele Bortheile auch aus den Kolonien ges 
zogen werden; ihr Befis wird nur fo lan— 
ge befichen, als die Koloniften in der Un— 
wiſſenheit erhalten werden, woraus fie 
die Zeit, das Beftreben wetteifernder Nas 
tionen, und der Zufammenflug günftiger 
Umſtaͤnde früher, oder ſpäter, aber einft 
immer gewiß reiffen, und, ihrer Abhäns 
gigfeit ein Ende machen wird a. 

2 Dieſes war im Fahre 1763, geichrieben ; der Aus⸗ 


gang ded Krieges mit Amerifa macht es zu eis 
ner Dronbegeibung. 





v. 
Bon der Landfracht. 


229. 


Di Fracht a iſt in der Handlung ei⸗ 
nes Staates von dreh Seiten wichtig; 
die Waſſerfracht, und Landfracht ver- 
mehren erſtens die Summe der allge: 
meinen Vefcheftigung. Die Waſſerfracht 
giebt durch den Schiffbau Zmmerleuten, 
Ei chimieden, Seilern, Segeiwebern, 
u. a. m. Erwerbung, deren Beh 
der Landwirthſchaft und dem Manufak⸗ 
weweſen abermal vortheilhaft iſt. Auch 
der Dienſt des Schiffvolks vermehret 
die Mittel, Unterhalt zu gewinnen; und 
ſeine Versehrung ift ein neuer, ein 
fruchtbarer Zweig des Anwerths für die 
übrigen arbeitenden Klaffen. Bei See— 
maͤchten ift die Handlungsſchiffarth und 
Fiſcherey, auch die Schule der Krie 8 


I“ 


348 Do 


marine. Die Landfracht hat einen nicht 
weniger verbreiteten Nutzen, die Ver— 
mehrung der Viehzucht, die Beſchaͤf- 
tigung der Wagner, Riemer, 
Schmiede u. d. den Abſatz der Land— 
wirthſchaft an Hafer, Deu, ven 
Umlauf der erworbenen Summen, 
wozu noch die Straffenaelder amd 
Verzehrung des Fuhrvolkes zu rech— 
nen ſind. Die Fracht macht zweytens 
einen manchmal ſehr wichtigen und immer 
den ſicherſten Theil des Vaarenpreiſes 
and, welcher auch bei einer unuberdach⸗ 
ten, ſelbſt dei einer nachtheiligen Hand» 
lungsunternehmung bezahlt wird 5, der 
alfo ein zuverläffiger Theil der Nationale 
befchaftigung , und in Anfehen des Staa— 
tes, bei einer vortheilhaften Handlung, 
Rreraröfferung des Gewinnes, bei 
einer nachiheiligen, wenigſtens Mermin: 
Deruna des Derluftes ift. Die 
Fracht giebt Drirtend den Waaren gleich— 
fam einen Werth; und macht den Ue— 
berjluß einer Nation wahrhaft geltend. c. 


a. 


ou 349 


&r--- 1 


db Ein Dandeldmann, dem ed an Kenntnig und Kor— 
sefpondenz fehlet, fender 3. B. Korn nah einem 
Kande, wo daran Ueberfluß tft : die Frachtung mär 
ve ihm 10 zu ftehen kommen: dag Korn härc ihm 
100 gefofier. Er muß das Korn ganz liegen laſſen, 
weil er feinen Käufer findet ; aber die 10 Fracht muß 
er immer jablen : die Nationalfrahbter baben alfo 
immer 10 verdienet, wenn er fi Derjelben bes 
diener har, 


< Die Nation führe eine Waare aus, deren Werth 
100, ie: die Fracht kömmt Io zu fliehen, der frems 
de Staat zahle 110, welche ganz Narionalgewmn 
find, wenn man fich feiner eigenen Fracht bediener 
har: aber war es fremde Fracht; fo find die 10, 
Fracht aus dem Staafe gegangen 7 das ift: das 
Stantsvermögen ift um 10 vermindert : und wenn 
der fremde Verzehrer diefe Sradht kei dem Anfaus 
fe zahle : ſo gewinnt man nur die 100 des Wanrene 
preifeß die 10, der Fracht find Erfaß, nicht Serinn. 
Eben fo bei Einfuhr fremder Waare. Iſt der Preis 
der Waare 100, die Fracht fremd und 10; fo ger 
ben die 110 ganz aus dem Stagte. ft die Fracht 
national; fo zahlen die Käufer Jwar dem Handels— 
manne auch 110: aber davon muß er Io der Nas 
siennlfvaspr wiedergeben ; geben alſo nur 100 hinaus, 


230. Die Aufinerffamkeit der Hands 
Iungsleitung muß alfo dahin gerichtet 
feyn, ſich dieſe Vortheile zu verſichern, 
und wennes die Umſtaͤnde erlauben, bei 
dem Einfuhr nd Ausfuhrhandel, auch 
woferne es thunlich iſt, bei dem Durd)- 
zuge fremder Waaren fih die Fracht 

3W 


350 = | 
suzuelgnen; zugleich aber, da jede 
einzelne Verminderung der Beſtandth-ile 
des Preiſes, den ganzen Waarenpreie 
mindert, diefe Verminderung aber in dem 
erieifer der Handlung den Vorzug 
giebt, fo wonlfeti, als möglich zu 
fragten. 

231. Die berühmte engliſche Schiffs— 
ofte, welde unter Divier Crom— 
weiln errichtet, und im Jahre 1660. ber 
fiättiget wurde; da alles, was der Uſur— 
yator fonft verordnet hatte, bei der 
Thronbeſteigung Karls des IT. für uns 
giltig erilärt worden; hatte haupffächlich 
zum Endzwecke, allen fremden Schiffen, 
und worzuglih den Dollöndert, die 
Fragten mit engliſchen Waaren, und 
nah den englifchen Häven zu entreiffen, 
und diefelbe den engkfihen Schiffen zuzu— 
wenden d. Nach diefem Beiſpiele Fönntert 
Staaten, wohin zu Land gefrachtet wird, 
die Fracht zu ihrem Bortheile zu leiten 
ſuchen, wozu ihnen die Straffengelder als 
Mittel dienen kͤnnen. Menn fie naͤm— 
ip bei dem Eingange fremder, und 

dein 


N: 
* 
dem Ausgange der eignen Erzeugniſſe, 
dasjenige mit höheren Ein- und Auss 
aanasrechten belegten, was mit frem⸗ 
Der Fracht gebraht wird; fo wird es 
der Handelslnete eigner Vortheil ſeyn, 
fich der Nationalfracht zu bedienen. Auf 
die namlihe Art, koͤnnte man durchzie⸗ 
hende Waaren, nicht ſowohl, wenn ſie 
mit fremder Fracht kaͤmen, hoͤher bele— 
gen; weil eine folche Erhöhung den Weg 
der durchgehenden Waaren verändern dürfz 
‘te; als vielmehr, wenn fie fih der Nas 
tionalfracht gebrauchen, denſelben eine 
Verminderung gegeben werden. 


d Ih Fenne nur Sen Derfaffer der Sandlungsgrumd: 
fäge zur wahren Aufnahme der Zander zc. S, 
13. welcher gegen wahren Mortheil Dieter Akte 
einen Zmeifel zu erheben ſcheint. 


232. Wenn alles Uebrige gleich iſt, 
verfinert die Wohlfeilheit der Fragt 
nit nur dem Nationalhandel übers 
haupt auf fremden Handelsplägen, vor 
den Mitwerbern den unftreitigen Vor— 
zug; fie veranlaßt fogar, daß, indem 
fremde Handelsleute fih der Nationale 
fracht 


252 7% 


fracht bedienen, man at den fremden 
Handelsvortheilen Anteil nimmt. Die 
Holländer, ehe Englaud den groffen Nu— 
sen der Schiffarth einfah, waren die 
Frachtleute von ganz Europa. Aber eben 
die Betrachtung, wie fehr die höheren 
Frachtkoſten dem Abfage der Waaren bin« 
derih find, Fann es nothwendig mas 
Gen, dag man fih fremder Fracht zur 
Ausfuhr feiner Waare bedienen muß; 
dazumal naͤmlich, wann die Nationalfrach⸗ 
tung nicht ſo wohlfeil, als die Frachtung 
der Mitwerber kann erhalten werden, Ein 
ſolcher Umſtand wird bei der Seefracht in 
jedem Staate vorhanden ſeyn, der nur 
kleine Seehäven, mithin Feine anfehnliche 
Marine hat. Auf einer "laugern Schif— 
fahrt, beſonders, wo ſeine Flagge gegen 
die Anfälle der Seeräuber nie in Si» 
cherheit ift, würden die Affefuranzprei- 
fe zu Hoch zu ſtehen kommen. Hier ale 
ſo mug man, wenn man z. B. nicht 
die ganzen 10 des Preifes gewinnen kann, 
fh auch an 3 genügen laſſen. 


235: 


* 353 


233. Die Wohlfeilheit der Land fracht 
muß durch gute Straſſen, und ein 
wohl eingerichtetes Fuhrweſen cı- 
halten werden. Die Straſſen muͤſſen gut 
angelegt, und unterhalten ſeyn. Ein 
wohl eingerichtetes Fuhrweſen koöm̃t 
auf den Zuſammenfluß der Fuhrleu— 
fe, und cin ordentliches Intelligenz⸗ 
geſchaͤft an. Es muß weiter für Gafle 
Höfe und Wirthshaͤuſer geſorgt were 
den, die fir Menfchen, das Zugvieh und 
zur Unterbringung der Waaren, die 
nothwendige Gemächlichkeit anbieten. 

234. Die Anlegung der Straffen mug 
hauptfählich nach den, Ortſchaften geſche⸗ 
ben, wohin, oder über welde ein be» 
trachtliher Handel getrieben wird: alfo 
uch Däven, Dauptftädten, Han⸗ 
delsſtaͤdten, nah Flüffen, welche zur 
ferneren Frachtung dienen. Vorzüglich 
muͤſſen diefe Giraffen von denjenigen Late 
dern, wo ein Weberfluß der Waaren ges 
wonnen wird, ausgehen, und immer 
durch die kuͤrzeſte Linie geleitet werden. 
Die Auszeichnung der Kommerzialſtraſſe 

Il. Thl. 3 fegt 


354 % 


ſetzt eit richtiges Kentnig von dem Gan⸗ 
ge der anne lung voraus. Wo die Straf: 
fen durch Bäche, oder Fluͤſſe unter- 
brochen werden, muͤſſen fie mit Bruͤcken, 
oder wenigfieus durh Fähren, an wel: 
chen die zur Ueberſetzung dienenden Fahr— 
zeuge immer bereit gehalten werden, und 
Das Faͤhrgeld teltgeiekt ifi, vereiniget 
feyn. Wo der Straffenlinie Berge bes 
geguen, müſſen die jaͤhen Erhöhungen , 
Die augenbliklihen Krummungen, welche, 
-groffen Fraͤchtwaͤgen befouders, fehr bes 
fchwerlih fallen , vermieden werdeıt. 
Durch Eleine Ausbeugungen von der 
geraden Linie werden Unbequemlichkeiten 
dieſer Art oft leicht vermieden, Zu Dies 
fer Ausbengungen mug manchmal ei 
Stüd Privatgrund mitgenommen werden. 
Der Privatbeſitzer hat nicht Urfache , 
den Staat in Durchführung der Otraffe 
zu hindern, wenn er über. feinen Verluſt 
wahrhaft fhadlog gehalten wird. Die 
Befegung der Straffen mit Baͤumen 
macht, neben dem Bortheile der Holzer⸗ 
akelung, die SR angenehm , und 
k der 


ce 355 
der Schatten der Baͤume minderf die His 
ge. Die Meilenfänlen, und Zeiger, 
befonders auf den Scheidewegen, find 
- für Reifende eine groffe Bequemlichkeit. 

235. Die befte Art des Straffene 
baus zu unterſuchen, ift bier meine Ab— 
fiht nicht e. Man weis ed, wie die ſo— 
genannten Chauffeen anzulegen find.. 
Die einmal wohl angelegte Straffe mug 
dann beftändig in gutem, fahrrechten 
Stande erhalten werden f. Die Neben- 
wege, welhe die Frachtwaͤgen an der 
Straffe fuchen, entziehen der Landwirthe 
{haft beträchtlihe Strecken Erdreids , 
welches zum Seldbau, Wieswachs, oder 
wenigftens in etwas zur Viehweide ge— 
nugt werden koͤnnte. Aber eben, dag 
die Fuhrleute Nebenwege ſuchen, muß 
als ein Beweis gelten, daß. die Straf- 
fen nicht gut erhalten find. Befonderg 
werden Reifende die. viereckicht zerſchla⸗ 
genen Steine, womit die Strafen au 
zielen Plaͤtzen ausgefihättet werden, und 
welche Wägen und Vieh ſehr zu 
Grund richten, immer ſcheuen. Alles, 

32 was 


356 * 


was ſonſt die Sraſſe verderben kann, 
die Einſtuͤrzung der Seitengräben, die 
Ausreiſſung der Bäume, der Weg— 
pfaͤle, Metlengeiger u. w. muß 
durch ſtrenge Verbote unterſagt werden. 


£ Das Werk von Bergier Hiftoire des grands che» 
zins d’ Empire iſt allen unentbehrlich, die diejen 
Theil der Verwaltung zu beforgen haben. Gau: 
tier von Anlage und Baue der Wege und 
Stadtſtraſſen: aus dem Franz. ift eine Eleine 
Schrift von vieler Brauchbarteit, 


236. Sowohl die Anlegung, als die 
Unterhaltung der Strafen Faun au 
Unternehmer überlafin, Stuͤckweiſe 
den Drtfchaften aufgetragen, oder 
dem Staate felbft, entweder durch 
Srohnen, oder gegen Bezahlung der 
Arbeiter beforgs werden. Die Ueberlafe 
fung an Unternehmer kann von Geite 
des Staates Feinen andern Grund haben, 
ols die groͤſſere Wohlfeilheit des 
Straſſenbaues. Bei der Einrichtung defe 
gelben, find dem am beiden Seiten vor— 
ausgeſetzten Willen, und der Geſchicklichkeit 

der⸗ 


6 357 


derjenigen, denen das Geſchaͤft aufge— 
tragen iſt, hat der Privatunterneh— 
mer uͤber den Staat keinen Vortheil. 
Aber jeder Unternehmer will gewinnen; 
und hier kann und wird er den Gewinn 
nur in der ſchlechteren Anlegung, und 
nachlaͤſſigeren Unterhaltung der Straſſe fü= 
chen. Diefes nun iſt gang wider die Ab— 
fiht des Staates, der übrigens, wenn es 
ihm um Erfparung zu thun ſeyn koͤnnte, 
nur den Strafſenbau gerade zu aufger 
ben darf. Der nothwendige Zufam- 
merhang eines folhen Gefhäftes made 
auch die Hebertragung an Drtfchaften 
verwerflih. Es würde zugleich fir die 
Ortſchaften eine zu groffe Laft feyn, mel» 
He ihren übrigen Nahrungswegen zum 
" Nachtheile gereichte, Man koͤmmt beftät- 
dig darauf zurück, dag nur der Staat 
feld, den Straſſenbau nüslih beforgen 
Tann. Aber er muß zu demſelben nicht 
etwan Kandfrohne zu Hilfe nehmen, 
die den Landmann von entfernten Ge» 
genden aufbiet, und die druͤckendſte 
Art von Entrichtung iſt g. Der Staat 
3 der 


358° * 


der den Verluſt der Arbeit gehoͤrig in die 
Schaͤtzung zu bringen weiß, wird fi 
zum Ötraffenbau der Truppen bedienen. 


. g Sur les Corvees ift bereits In der Sammlung von 
Mirabeau aus Schriften unter dem Namem: Ami des 
hommes, eine fhöne Abhandlung eingelchalter. 


237. Die Soften- des Strafen: 
baus werden entweder durch abgefoderte 
&trafengelder von den Fuhren eins 
gehoben , oder auf die Unterthanen 
durch eine Anlage untergetheilt, ohne 
daß den Fuhten etwas abgefodert wird, 
Man zieht in einigen Laͤndern das Letztere 
vor, aus dem Grunde, als würden da⸗ 

durch die Preiſe der Waare Fleiner erhal- 
ten, und die Koften der Einhebung ers 
ſparet. Man laßt dabei aus den Au— 
gen, dag die Waare darım nicht in ges 
ringerem Vreife zu fiehen kommen kann, 
indem durch eine richtige Anſetzung 
leicht erwiefen wird, daß die Anlagen 
immer mit auf die Waare eingerechnet, 
folgih vom dem DBerzehrer getragen 
werden. Jeder namlich, der die Anlage 
zu a dat, wid, was er zur 
ans 


& 359 


Waare beiträgt, um fo viel- höher anz 
ſchlagen, als die Anlage nur erhöht ift. 
Alſo fältt die aus einzelnen Zahlen zuſam— 
mengezogne Summe nicht Feiner aus, 
wenn zwar eine der Beſtandzahlen abs 
gezogen, aber zu den übrigen der Bei— 
trag der abgezogenen- gefhlagen ‚wird. 
Hingegen , wenn Gfraffenoelder ent 
richtet werden, zieht man auch Frem⸗ 
de bei ihrem Durchzuge mit zur Anlas 
ge, weldes dem Staate Vortheil ſchaf— 
fen muß, da er von ihnen befrächtli« 
che Beiträge hebt, und dadurch uͤber— 
haupt die Straffengelder herabſetzen, 
mithin von diefer Geite den wohlfeileren 
Preis der Waare erhalten Fann. Die 
KRoften der Einbebung werden 
durh den Beitrag der Fremden fehr 
itberwogen; und find nicht eben befon= 
dere Einnehmer an vielen Pläsen notbe 
wendig , wenn die Einnahme den or— 
dentlihen Maͤuthnern uͤberlaſſen wird. 
Hebrigend muß die Groͤſſe der Straffene 
gelder zwar die Koften des Gtraffenbaus 
bedecken, aber nicht fo groß feyn, dag 
4 dae 


360 


dadurch der Vortheil A, den die 
Handlung verbreitet, zu nichts werde. 


* Der Vortheil gut angelegter Straſſen beſtebt in 
Erfparung der Zeit und des Zugs. Ein Fuhr— 
mann muß 3. B. auf einem Wege 2 Tage bins 
Bringen, den er, wo die Strafe gemacht ift, im 
17 surlietgelfegr; er mußte 4 Dferde haben, nun 
Zömmt er mit 3 eben fo leicht fort. Schlãgt, man 
dag Tagwerk eines Pferdes auf ı$ Gulden an; fo 
koſtet bie —— bei dem ungemashten wege 
a in 2 Tagen: Yulden: nun 3 Pferde In ız 
Tagen & Sufden 45 Kreuzer. 


238. Der Zufammenfluß der Fuhr⸗ 
leute i, als die Grundlage des gutbeftells 
ten Fuhrweſens, ift von ſelbſt die Folge eis 
nes ſtarken Waarenzuags, und einer 
ſehr belebten Handlung. Eine verbreitete 
Viehzucht, mithin eine gute Beſtel— 
lung der Landwirthſchaft muͤſſen ih 
unterfiügem. Es iſt nicht zu zweifeln, 
daß befondere Beguͤnſtigungen A der 
Handlungsfuhren diefen Zufammens 
fluß noch mehr vergröffern, und den 
Preis der Frachtung  herabfegen werden. 
Wo Gebirge /, oder ſonſt die Ber 
ſchweruchkeit des Weges die leid. 


dere 


—— 361 


tere Ueberbringung Der Waaren auf 
Handlungsfuhren die Vorſpannung unent— 
behrlich machen, iſt fuͤr eine zuſagende 


Anzahl von ſtets bereit gehaltenem Zug⸗ 


vieh vorzuſorgen, und eine Taxe zu ſe— 
tzen, damit fie nicht durch eine Ver⸗ 
ebredung der Vorfpäner zu fehr erhd- 


i 


het werde. 


222. 


k Kine ſolche Beaünftigung war den 4 DB- Fliheleuten 


I 


duch eine Verordnung vom 19. Febr. 1753 einges 
räumt, vermög welcher die Toderung der Dans 
delsfuhren ale Wechfelfoderungen angefehen werden 
follen. Das Patent vom 27, Märı 1747. welches 
wegen der Triefter Gteellführ erlaffen, und darin 
die Tore der aufgegebenen Wagren, feſtgeſetzet 
worden, enthält aleichfalld dergleihen dem Zuhrroes 
fen eingeräumte Begünftigungen. 

Der König von Sardinieen has den am Kuffe der 
Alpen wohnenden Landleuten, zum Beten ber 
Reiſenden eine Tare gefeßt, und find diefelken ges 
baften, das Vieh zum Uebergange für diefe Tare 
herzugeben. 


239. Das Intelligenzweſen mkann 


die Verſendung der Waaren auf fol 
gende Urt erleichtern, und wohlfeiler 
machen. Es muß bei dem Intelligenz⸗ 


amte befiändig ein Verzeichniß von 


35 allen 


+ 


\ 


362 Lo) 


allen eingefroffenen Fuhren, wohin, 
und wenn fie abgehen, wie viel fie 
frachten koͤnnen: zugleich auch ein Ver: 
zeihnig von allen Gütern, die mar 
binnen einer gewiffen Zeit zu verſen⸗ 
den hat, wohin fie gehen, und von 
welcher Gattung fie find, gehalten 
werden. Hiedurch wird ein groffer 
Theil von Waaren durch Ruͤckladung 
verfendet,, welhe immer um viel wohl« 
feiler ift, weil der Fuhrmann , wo er 
feiner Rückladung verfichert feyn kann, die 
ganze Zeit, weiche er mit feinem Zuge 
auf der Straſſe hinbringt, mithin euch 
den Ruͤckweg in Anfchlag fest. Bei 
einer ſolchen Veranſtaltung aber wird ‘ 
die Sicherheit einer Ruͤckladung, fei- 
ne Foderung wenigftens um ein Dritz 
theil dei der Einfuhr und Ausfuhr 
herabfegen Fönnen; wo er immer nod 
‘en Drittheil mehr, als fonft em- 
fängt, jeder Handelsntann aber dens 
noch feine Güter um ein Drittheil leichter 
verfendet, 


. 8 363 


w 238. Eines lingenannren Unmerfung über den Ges 
brauch und Nuten des ntelligenzwefens. 


* 


240. Die Gaſthoͤfe und Wirthẽ— 
haͤuſer 2 on den Straſſen muͤſſen für 
Menfchen , Wieh und Waaren die er- 
foderlihe Bequemlichkeit haben: trock⸗ 
ne und rein gehaltene Ställe, in de 
nenfein ungeſundes Viehaufgenommenwird; 
geraͤumige Schoppen, wo die Guͤter ge⸗ 
gen Witterung und Regen ſicher ſind; 
Ueberfluß an Lebensmitteln und Fuͤtte⸗ 
rung, und in Anſehung beider ein 
anftändiger Preis. In einem Dr: 
fe, der von andern weit entfernt iſt, 
muͤſſen mehrere Gafihöfe und Wirths— 
haufer angelegt ſeyn, wodurch Wohls 
feilheit der Zehrung und gute Auf⸗ 
nahme der Reiſenden erhalten wird. 
Auch ohne dag gerade ein Dit trifft, 
muͤſſen Wirthshäufer an der. Gtraffe fo 
engelest ſeyn, damit die Fuhrleute 
nicht gezwungen find, bei einem gewiſ⸗ 
fen Schilde zuzukehren. In manden 
Orten find die fogenannte Sub E ER 

male 


364 8* 


malzeiten gewoͤhnlich, wodurch fefige- 
ſetzt iſt, wieviel der Fuhrknecht fuͤr 
ein mal zu bezahlen habe. Nichts mug 
in den Augen der Öefeggebung zu ge— 
ring feyn, was die Handlungspreife er= 
Veichtert , mithin die Handlung ermwei- 
fern kann. Der gute Preis des Fut- 
ters für das Zugvieh wird immer haupf- 
fahlih von der Befchaffenheit des 
Landbaues abhängen. Aber, um deu 
Gaftwirthen die Schraubereyen zu eis 
ſchweren, muß den an der Straffe woh— 
nenden Landleuten unverboten feyn, Oa⸗— 
fer, Heu und Stroh an die Fuhr⸗ 
leute zu verkaufen. 


n 234. 


241. Endlih muß darauf gedacht 
werden, daß in den an der Straſſe 
liegenden Drtfchaften fig hauptſaͤchlich 
auch folhe Handwerker feghaft machen, 
melde für das Fuhrweſen arbeiten: als 
Magner, Schmiede, Sattler, 


Riemer, Geller u. d. Ber einer 
lan⸗ 


— 


565 
langen Reife, bei der fehweren Laft der 
Frachtwägen ift es unmoglih, zu ver— 
meiden, daß nicht Vieh, Zuggefchirr , 
oder Wägen Schaden nehmen. - Alfo 
muͤſſen Leute zur Hand feyn, melde 
bier Hilfe Teiften, und die zu Scha— 
den gefommene Zugehör wieder in guten 
Stand fegen. 


VII. 


366‘ * 





J—— 
Von der Waſſerfracht. 
242. 


Di Lage der Länder laͤngſt, oder 
sure Des Meeres, die Menge und 
Serheit der Haͤven und Rheden, 
ee Kauf und die Beſchaffenheit der 
seine, beſtimmen ed, ob eine Nation 
;» Safer eine beträgtlihe Frache 
zung a machen, kann. Wo die Na—⸗ 
sie durch dieſe Vortheile begünfliger, 
muß ſich der Staat dieſelben zu Nutz 
zu bringen wiſſen. Fleiß und Kunſt koͤn⸗ 
nen der Natur zu Hilfe kommen 
und die Vortheile der Seefahrt und 
Flußſchiffahrt erweitern. 


2 19 


253. 


% 867 
243. Eine groſſe Seeſchiffahrt 


kann nur der Antheil derjenigen Laͤn— 
der ſeyn, die mehrere und bequemere 
Häven haben, und mit der Benennung 
Seeprovinzen bezeichnet. werden. Die 
groffe Entfernung von der See, an 
der man vieleiht nur eine geringe 
Anzahl, und nicht die wohlgelegen« 
fien Häven innehat, feget der Auf- 
‚nahme der Marine. unüberfteigliche 
Hinderuiffe entgegen. Wenn indeſſen 
ein Staat nicht unter den Seemaͤchten 
einen anfehnlichen Pas behaupten kann: 
fo ift es noch immer nuͤtzlich, ſich diejeni= 
gen Bortheile zuzueignen, dieman, nad) der 
Lage, fich zuzueignen fähig iſt d. Der 

niedre Preis der Seefracht hängt , 
wie bereits geſagt worden, von einer 
mohleingerichteten, und unterftüß« 
ten Schiffahrt ab. 


B 3 Fonn meine Adſtcht nicht fenn, von der Ma— 
rine anders zu handeln, ald nad. der allgemeinen 
Berbindung derfeiben mit der politifben Handlung. 
Am wenigftens ſich nur einen Begriff pen —— 48 

: mach en 


368 , &% 


machen, wiröLa Science de a Marine par Villeneuve 
und dag Didionaire de la Marine gureihen, - 
. 


044. Die Gründung der Marine 
c fodert einen Ueberfluß an Schiff: 
baumaterialien, tauglide Schiffzim— 
merplaͤtze und Werften, gute Schiff⸗ 
zimmerleute, geſchickte Seeleute, 
und eine zureichende Zahl wohl 
eingerichteter Haven. Die Schif. 
Baumaterialien find Erzeugniſſe der 
Landwirthſchaft und dr Manufak⸗ 
furen: der Ueberfluß, mithin auch 
der wohlfeile Preis des Schiffbaus 
muß durch die gute Leitung dieſer beiden 
Zweige erhalten werden. Schiffswerfs 
Ten fonuen einem Lande, das fonft Ges 
legenheit zum Schiffbau und der Scife 
fahrt hat, wohl nice fehlen, 


S 248. 


245. Das Wort Seeleute d be 
greift fowohl Seeoffiziere, als das 
gemeine Schiffsvolk. Die Bildung 
| der 


Ri 368 


der Seeoffiziere gefhieht in Seeſchu⸗ 
len, worin alle zu dem Seeweſen gehoͤ— 
ige Wiffenfchaften von eignen Lehrern 
vorgetragen werden. Dieſer theoreti— 
ſche Unterricht wird durch den Dienſt 
zur See ausgebildet, wo diejenigen, 
die ſich den Seeweſen widmen, auf 
gleiche Art, wie in dem Kriegsdien— 
ſte zu Lande, als Kadeten dienen, 
alle Verrichtungen mit Augen ſehen, 
und bei demjenigen, was ſie einſt an— 
dern gebieten werden, ſelbſt Hand anlegen 
muͤſſen. Die Schule des gemeinen 
Schiffsvolks iſt die Fiſcherey, und 
die kleine Schiffahrt, welche die An— 
wohner der Seekuͤſten gemeiniglich un— 
ternehmen, wo ſie von Hafen zu 
Hafen, immer laͤngſt an der Kuͤſte 
nie leichten Fahrzeugen Hinfahren. 
Durch diefe Eleine Fahrten lernen fie 
erft die See vertragen, werden mit ihr 
befannt, und befommen endlich die Kühtte 
heit, welche bei dem Schiffsvolke eine 
wefentlihe Eigenfihaft if. Diefe Ars 
son Schiffahrt wird Cabotage ge— 
Il Thl. Us nannt, 


\ 
379 * 
nannte, wozu die vielen an der Adria 
gelegenen Kleinen Häven der üflerreichi- 
{hen Unterthanen, groffe Bequemlichkeit 
anbieten. Die Menge der gemeineren 
Seeleute zu vergröffern, muß mar 
Diefe Befhäftigung für das gemeine 
Bolf , dur) einen zufagenden Sol, 
und andere eingerdumte Vortheile an— 
Iocfend machen, Auch alles dasjenige 
entfernen‘, was von einem fo gefahrvol- 


len Stande abhalten kann. Es -wird - - 


eine Ermunterung zum Seedieuſte ge— 
den, wenn Diejenigen, die ſich demſel— 
ben auch auf Brivarfhiffen widmen, 
von der Rekrutirung ausgenommen; 
wenn ſie waͤhrend ihrer Fracht von 
Abgaben befreyt werden, wenn für 
alte, zum Dienfte nicht mehr fühige 
Seeleute Verſorgungshaͤuſer anges 
legt; wenn die Kinder der Geeleute, 
mit einigem VBorzuge, in Waiſenhaͤu⸗ 
fer aufgenommen ; und eudlih den 
Wittwen der, Seeleute , die etwan 
10; Jahre gedient, und im Dienfie 
| geftorz 


8 373 


geſtorben find, Gnadengehalte verfichert 
werden, 


! 


d 23% 


246. Vorzuͤglich werden Haͤven ⸗ 
ſtark beſucht werden, mo die einlaug - 
fenden Schiffe den Abſatz ihrer Waa— 
ren, und eine Ruͤckladung zu erwar— 
ten haben. Auſſer dieſen Handlungs 
vortheilen aber wird erſodert, daß 
Ströine, Klippen, oder Untiefen 
das Einlaufen nicht gefahrlih machen, 
oder dag Lotſen beftelli find, welde 
des Havens und der Küfte Fundig , die 
ankommenden Schiffe fiber einführen. 
Die eingelaufenen Schiffe müſſen im 
Haven gegen Anfälle ver Stürme, 
und Raubſchiffe gefihert werden: das 
her die Haven mie Molien, und Eis 
datellen vertheidiget find, oder auch 
von Kriegsſchiffen verwahret werden. 
Der Handlung müͤſſen dafelbft unterfcheie 
dende Befreyungen zugeſtanden feyn f 5 
die Handelsleute für ihre Waaren bequeme 

Aa 2 Ma⸗ 


372 * 


Magazine und Niederlagen finden, 
endlich gegen die anſteckenden SKiranf- 
heiten die noͤthigen Anſtalten getroffen feyn. 


€ 230% 


f Dereitd im Jahre 7717 find Trieft und Fiume zu 
Srenbäven erklärt werden. Die Befrenungen dies 
fer Häven find; daß e8 jedermann ohne Unterſchied 
der Nation und Religion , ala minuta, oder in 
Groffo zu handeln fren ſteht: daß die zur See 
anfommenden Und abgebenden, auch von einem 
Schiffe auf das andere überladenen Waaren feine 
Mauth geben : daß die eingeführten Waaren mit 
feinem Arreſte, feleft von dem Fiskus belegt, daß 
ein handelnder Fremder, weder über ein Berbre— 
Ken, noch um eines Vertrags willen, jo in frem— 
Den Scaaten geihehen , angegangen werden Fanny, 
es betrift denn einen Öfterreihijgen Unterthan. 


g I- Band $. 221. 


247. Die gegründete Marine, muß 
unterſtuͤtzet und den Handlungsichifs 
fen gegen die Seeraͤuber, Acma— 
teurs, oder andere Aufälle Sicherheit, 
gefhaffe werden. Ohne diefe Unter— 
ſtuͤtzung werden wetteifernde Mächte 
den Nationalhandel von allen Seiten 
einſchraͤnken, die Aſſekuranzen werden 
Hoch ſtehen, und dem — 

gu 


3% 373 
auf fremden Handlungplasen nachthei⸗ 
lig ſeyn. Es ift lang angemerft more 
den, dag die Seeräuber an den afri⸗ 
Fanifhen SKüften , welde eigentlich die 
Schiffahrt auf dem mittelländifchen Meere 
unſicher machen , fich blog dadurch behaup— 
ten , weil gröffern Seemaͤchten daran 
liegt, die Fleineren italisnifchen Seepro⸗ 
pinzen durch die Furcht der Privaten 
von einem vortheilhaften Handel; ab- 
zubalten. ie wenig follte es ſonſt 
Erankreich Foften, dieſe Raubneſter von 
Grund aus zu zerfiöhren! Die Si: 
cherheit der Schiffahrt kann auf 
verfhiedenen Wegen erhalten werden. 
Man vertheidiget feine Handlungs— 
ſchiffe ducch Kriegsſchiffe oder an— 
dere Begleitungsſchiffe gegen An— 
faͤlle, und verſchaffet dadurch ſeinen 
Flaggen Anſehen. Dieſes aber kann 
nur eine groſſe Seemacht erreichen; 
obgleich gegen die Anfälle des Barbae 
reske auch mittelmaͤſſige Begleitungs⸗ 
ſchiffe nicht ohne Nutzen ſind, und gegen 
die gewoͤhnlichen Angriffe der Raub— 

Aa3 ſchif⸗ 


374 10, 


ſchiffe bewaſfnete Kauffarteyſchiffe 
zureichen. Wo eigne Vertheidigung 
keine Sicherheit geben kann, ſucht man 
ſie durch Traktaten, entweder, daß 
man von einer angeſehenen Seemacht 
die Erlaubniß bedingt, ſich ihrer 
Flaggen zu bedienen, oder ſich von 
einer ſolchen Convoyſchiffe, erhan—⸗ 
delt: man errichtet mit den Seeraͤu— 
bern ſelbſt Traktaten Az; oder endlich 
man erfauft diefe Sicherheit von den- 
\felben “mit Geld. Das Recht, ſich 
fremder Flaggen zu bedienen , oder 
Convoyſchiffe, werden von Seemaͤch⸗ 
ten immer fehr ſchwer zur erhalten feyn : 
die Umſtaͤnde, worin eine andere Nati— 
on eines folchen Beiftandes bedarf, find 
ihnen viel zu guͤnſtig, die eigene Schif— 
fohrt zur erweitern. « Der legte Weg 
ift meiſtens derjenige, den Staaten eine 
ſchlagen, denen ihre Stellung eine gröf- 
fere Marine zu unterhalten, unmöglich 
macht. 


"243% 


248: 


\ 


& 375 


248. Bei dem Seeweſen ift es nicht 
mögih, daß ſich nicht verſchiedene Ir— 
rungen, und Streitigkeiten ereignen ſoll— 
ten, welche wegen Verſchiedenheit der 
Gegunftände, nah den gemeinen Rech— 
ten richt /wohl zu entfcheiden find. Das 
her da8 Seewefen eigne Mechte bat 
z, urd in anfehnlihen Seeprovinzen fols 
che Gfreitigfeifen meiſtens vor eignen 
Admiralitätsgerichten entfchieden werz 
den. Die Duellen diefer Seerechte find 
des Harmenopolus Sammlung der 
legum Rhodiarum ; die fpanifche Sam̃⸗ 
lung von 1657, welde unter dem Na⸗ 
men confolato del Mare bekannt if, 
daswisbyſche Waſſer⸗ und Seerecht s⸗ 
buch, die oleroniſchen und hanſeati— 
ſchen Seerechte, die luͤbekiſchen See— 
rechte, von denen Stein eine Abhand— 
lung entworfen hat; die engliſche Akte; 
die ordonnance de la marine von Lud— 
wig dem XIV. Hiezu find die Verträge, 
und das Seeherfonimen zu rechnen; 
son welchen in dem für Die inneröfterreis 
a4 chie 


. 876 * 


chiſche Schiffahrt entworfenem Editte 
marino einige Anwendung gemacht ſt. 


i Surland Grundſätze des europäiſchen Setſechts. 


249. Die Schiffahrt auf Füſſen 
k. trägt zur Erleihterung der Frahfung 
ar Fremde, aber haupffächlich zur Be— 
lebang des inneren Umlauf bi. Da 
die Anſtalten, die Flußſchiffahrt zu 
erheben, leichter, und mehr in der Ges 
walt eines jeden Satats find, ſo ift da— 
rauf die Aufmerkfamfeit mit Vorzug zu 
wenden. Es iſt nöthia zu wiederholen , 
daß ein Staat einen groffen Theil derjes 
nigen Anitalten, welche die Flußfrach— 
tung auswärts befördern würden, nicht 
inerhalb feiner Grängen ausführen kann, ſo⸗ 
bald er nicht zugleich von den Muͤndun—⸗ 
gen der Fluͤſſe Meifter iſt: die Uebereins 
fiimmung auswärtiger Mächte aber ift aus 
politiſchen Abfichfen, oder enfgegen ges 
festem Haudlungsintereffe felten zu erhal⸗ 
ten; wenigftens felten in der Folge der uns 
geſtoͤrte Genug feiner Vortheile zu erwar⸗ 

en, 


* 377 
ten. Aus dieſem Grunde tragen Vor— 
ſchlaͤge und Entwürfe von einer groſſen 
Ausbreitung faſt immer den Grund der 
Verwerfung mit fih. So war der Ente 
wurf von Lotharia Vogemonte bee 
ſchaffen, der nichts kleineres, als die 
Schiffahrt aus der Oſtſee in die 
ſchwarze, und dadurch in das mittel— 
laͤndiſche Meer, durch Vereinigung vie⸗ 
ler anſehnlichen Fluͤſe Deutſchlands. zum 
Gegenſtande hatte. In dieſem weitlaͤu— 
figen Entwurfe ſind gleichwohl eine Mens 
ge einzelner Theile, die in Erwegung ges 
zogen zu werden, verdienen. Auch find 
alle fpaseren Vorſchlage, welche in Atts 
fehen der Schiffahrt auf den Flüffen ges 
macht worden, entweder auch aus ihm 
entlehnet, oder doch durch feinen Vor— 
fchlag veranlagt. Die Fluͤſſe ſind ent⸗ 
‚weder bereits ſchiffbar, oder fie koͤn⸗ 
nen ſchiffbar gemacht werden; fie har 
ben unter fih eine Gemeinſchaft, oder 
Fönnen duch Hilfe der Kunſt unter ſich 
Orreiniger werden. 


\ EN 


⸗ 


378 3% 


k 242, \ 
250. Bereits fchiffbare Ftüfe Z, 
‚müffen in ſchiffbarem Stande erhalten , 
daher über ihre Ufer, Damme, das 
Bett, die Inſeln, über alles, mas 
dem Waſſer feine Tiefe benehmen Fönts 
se, forgfältige Aufſicht geführet werden, 
Richt felten erfhweret der unſchickliche 
Bruͤcken bau die Schiffahrt, da er deu 
Durchzug gefährlich macher Auch die 
Ahleitung des Waſſers zu Privatae- 
Brauche auf Mühlen, Gartenfondle - 
u. d. fhwäher den Haupffirom. Es 
kann daher nicht erlaubt ſeyn, nah Wills 
fuhr , : Wafferableitungen zu machen ; 
und, 109 dergleichen bereits angelegt find, 
wird die Wachfamfeit daranf gerichtet 
werden müffen, dag durh Erhöhung 
der Mehrbäume nicht eine. aröffere 
Minge Waffer abgeleitet, und dem 
fhiffbaren Strome entzogen wird, 


I 339. 


N 251. 


X 379 


251. Die Menge Felſen, die Weh— 
ren, die jaͤhen Ballen, oder die Un⸗ 
tiefen bindern die Schiffbarkeit ei— 
nes Flußes m. Wo Felfen dent Gange 
der Schiffe im Wege fiehen, muß das 
Bett, wo möglich, gereiniget werden. 
Manchmal läßt auch der Bau der Schif— 
fe eine Verbeſſerung zu , welche die 
Fracht auf ſolchen Fluͤſſen erleichtert. 
Die Wehren koͤntien ausgeriſſen, und 
dadurch dem Strome fein ungehinderter 
Lauf wieder gegeben werden. Der gröfs 
ſere und allgemeine Nutzen fodert oft 
ſolche Vrivatopfer, welche aber der Staat 
durch geleiſteten Erſatz, fo wenig koſtbar 
zu machen, als immer moͤglich, bedacht 
ſeyn muß. Die jaͤhen Waſſerfaͤlle, auch 
ſonſt gefaͤhrliche Oerter des Fluſſes, 
wenn ſie nicht umſchifft, noch gereiniget 
werden koͤnnen, laſſen Feine andre Hilfe 
zu, ald daß denfelben zu allen Zeiten 
eine zureichende Menge Wägen be 
reit gehalten wird, da dann die Warren 
ober dem Falle ausgelsden,, und un⸗ 
fer dem Falle wieder zu Schiff gebracht 

wer: 


2830 Edi 


werdet. Die ſanfteren Falle werden 
durch Schleufen gehemmt. Koͤmmt 
das Schiff von oben; fo wird die 
Schleuſſe, nad einem: ſchon von ferne 
gegebenen Zeichen geſchloſſen, und das 
Waſſer darin fo lange gefammelt, bis es 
mie dem Strome gleich if. Das Schiff 
koͤmmt nun darauf zu ſtehen, und das 
Thor der Schleuſſe wird rüͤckweiſe ge: 
oͤfknet, um dem Waſſer einen ſauften 
Abfluß zu ſchaffen, auf welchem das 
Schiff fo lange finft, bis es endlich 
den unteren Strome gleich ſteht, und 
darauf abfahren kann. Bei der Schiff— 
fahrt gegen den Strom, tritt das Schiff 
in die Schleuffe, und die Falle wird 
hinter demfelben gefchloffen. Das Schiff 
hebt fih mit dem in der Schleuffe fich 
ſammelnden Waſſer bis an die Höhe des 
Stroms , wo es abfahren kann. Den 
Untiefen der Fluͤſſe wird durch Samm⸗ 
lung kleinerer, ſonſt verlorner Waſſer— 
faͤden abgeholfen, oder, wo ſich MWaf- 
ſerbehaͤlter anlegen laſſen, das Wild— 
und Stuͤrzwaſſer von Bergſtroͤmen ge⸗ 
ſam⸗ 


* 331 


fammelt, und der Flußfahen, menigfiens 
bei gröfferer Seite des Waſſers, der— 
gleichen fih fehr oft im Sommer ereig« 
net , durh Deffnung wiefer Waſſerbe— 
hälter vermehrt, 


m 249» 


252. Die Vereinigung der Flüffe 
za gefchieht durh Kamdle, wozu die 
Heineren, nicht weit entfernten Fluͤſſe 
benuͤtzt werden, die fonft an fih unſchiff— 
bar find, und in die gröfferen ausflieſſen, 
welche vereinigt werden follen. Die 
Ausführung folher Kandle fodert eine 
genaue Wafjerfarte des Landes, und 
die fihere Nivelle der Fluͤſſe, und des 
Erdreichs. Die Geſchichte der Bemite 
hungen verfhiedener Seiten und Reiche 
oift ein Beweis, dag man den grofe 
fen Nutzen von der Bereinigung der 
° Flüffe nie verfannt hat. Beinahe ift dem 
menfhliden Unternehmungsgeift nichts 
auszuführen unmöglih. Der groffe Kas 
wol von Languedok, welcher zwiſchen 

Boys: 


382 © Ze 


Bourdeaux und Marfeille, das ift, 
zwiſchen dem m intelländifhen Meere, und 
dem Ocean die Gemeinſchaft unterhält, 
und Frankreich die Umfahrung von Eur 
ropa erfpart , zeigt, wie Kuuft und 
Fleiß, der Natur zu Hilfe kommen Fon- 
nen. Holland überführt. durch feinen 
Reichthum von dem Nutzen der Kanäle, 
wodusch die innere Mittheilung fo Tehr 
erieicpiert wird. Der Staat muß durd 
Belohnungen die Geſchicklichkeit der faͤ— 
higſten Leute aufbiefen, um von ihnen 
Entwürfe über die Anlegung von Kandlen 
und Vereinigung der Fluͤſſe p zu erhal⸗ 
ten. Aber, auch wo die unmittelbare 
Bereinigung der Fluſſe fihd nicht auge 
führen laͤßt, iſt immer viel gewonnen, 
wenn man die Fluͤſſe, fo fehr als thun— 
lich ift, einander nahe führt, und dann 
von einem Fluſſe zum andern gute Sirafe 
fen anlegt, 


2.289 


0. p- Dieſe Geſchichte dar 9. Oberlin In 3 lateiniſen 
Werten geiammels und bis auftunjere Zeiten ee 
etzt 


2) 38 


feht -- I. Prisca --- Il. medii avi. III. jungendorum 
marium fluminumque omnis zvi molimina, Die 
Öfterreich. Staaten find von vielen Flüſſen durch— 
firömt, deren Vereinigung möglih it, und worüs 
ber viele Entwürfe gemacht worden. Beſonders 
müſſen irgend in den Archiven, oder Negifiraruren 
die Entwürfe vom Philibert Lucheſe, über einige 
Slüffe der Monardie aufbebalten jenn,  Dielleiche 
find. die Entwürfe, welde H. Wiaire über die Bereiz 
nigung der Flüſſe, in den ſämmtlichen Staaten des 
Hauſes Defterreid heraus gegeben, und in einem 
fogenannren Memoire raifonne fur la Circulatıen 
interieure du commerce &c, erflärt bat, nicht durch— 
aus ausführbar : aber daß es ein groſſer Theil ders 
ſelben iſt; Fann niche geyweifele werden, und Die 
Entwürfe zeigen ; wie vortheilhaft die Handlung 
aller erbländifhen Provinzen unser ſich verbunden 
erden könnte, 


253. Die Ediffahrt auf den Fluͤſſen 
hat jedoch nur ihren halben Sugen d, 
wenn man darauf nicht eben ſowohl cf= 
gen den Strom, als nach demfeiben 
fahren kann. Die Fracht gegen ven 
Strom, wird durch die pielen Pferde, 
welche Dazu erfodert werden, und Die 
Lange der Zeit, welche darüber bingeht , 
fehr koſtbar gemadte, Wenn man zur 
Flußfahrt fich der Segel bedienen kann; 
-fp wird man an Pferden und der Zeit 
gewinnen koͤnnen. Ber Fluͤſſen gber, des 
ten Lauf ſchuell und ſehr gewunden ft, 

wird 


384 — 


wird der Gebrauch der Segel die groͤß— 
ten Schwierigkeiten finden: die Rich— 
fung der Segel müßte» darauf zu, oft 
und zu plöglich ögeändert werden. In⸗ 
deffen wird der Bau, der Schiffe viel- 
leicht von dieſer Seite einige Verbeijer 
rung zulaffen; und wenigfiens foil man 
auf denjenigen Flüffen von Segeln zur 
Gegenfahrt Gebrauch zu machen ſuchen, 
wo die Beſchaffenheit des Stroms und 
feiner Geſtade es julaßt. 


a Denn die Vereinigung der Donau und Sau, unb 
Kufpa ein? zu Stand kömmt, fo ift Ver Ruten zu Ue— 
Berbrinzung der ungartiche 1 Waaren aur inforerne, 
beträchtlich, ald man die Flüſſe Hinnuffahren kann. 


254. Sind alle diefe Anfalten zur 
Erleichterung und Erweiterung * Fuß⸗ 
fahrt getroffen, ſo hat man nur die 
Freyheit der Schiffahrt auf den Flüſ— 
fen zu beguͤnſtigen, ſo wird der Zufam⸗ 
menfluß der Schiffer, den Preis der 
Frachtuug herabſetzen. Die Rolli , 
oder Eirſchreibungen, welche hie und 
da beiden Shifern ‚ wie beiden Fuhr⸗ 

leu⸗ 


* 385 
keuten üblich find, muͤſſen, nicht die 
Ausſchluͤſung, der nicht auf dem 
Rollo fehenden Schiffleute zum End- 
zwede haben, fondern die Sicherheit 
bei der Waarenfendung. Im diefer 
Abſicht wird auf den Schiffer ollo nur 
derjenige eingezeichnet, von drm man 
die Ueberzeugung bat, daß er deu 
Fluß in feinem ganzen Kaufe, die 
Art der Schiffe, die darauf die fchir’s 
fichffen , die Laſt, welche fie zu tragen 
fähig find, u. f. w. genau kennet. Zwar 
it niemanden unterſagt, feine Wagare 
auch von nicht eingegeichneter Schif— 
fern frachten zu laſſen; aber, er ſetzt 
fi dabei einer Gefahr ans, gegen die 
der Staat ihn gewiffermaffen ſicher ſtellt, 
da er ihm auf dem Rollo gefchickte, 
und zuverlaͤſſige Leute zur Frachtung 
anzeiget. 


[ 

r Solche Rolli, wie auch eine Schiffgefellikaft und 
Schiſfordnung find in Anſehen der Fuhrleute zu 
Trieft, und unter den Sciffern befonders auf 
dem Gauftrome eingeführt. 


1. Thl. B 255 


30. & 


255, Wenn die Menge der Schiffe zu? 
Frachtung der Waare zureicht, wird fich 
der Dreis von ſelbſt miedrig erhalten, ob> 

ne daß eine Taxe gefegt werden darf :' 
und wo dieſe Menge nicht ‚vorhanden 
ift, wuͤrde eine zu kleine Taxe die Anz 
zahl der Schiffe noch vermindern : ift fie 
aber dem Schiffer anftändig; fo. häfte 
er dafiir auch ohne Taxe aefrachter. 
Endlich iſt der Bay der Schiffe auf 
den Flüffen noch ein wichtiger Gegenſtand 
der öÖffentliden Aufmerkſamkeit. Ohne 
Zweifel laßt derſelbe fehr viele wortheil» 
hafte Verbeiferungen zu,  welde die 
Beweglichkeit der Schiffe, ihre Stär- 
Fe und Sicherheit vergröffern, und 
fie fähig machen, eine gröffere Menge 
Waaren zu laden. In Aufehen der 
Flußzoͤlle auf Kanglen, oder Schleuſ⸗ 
ſen, und andern Durchzuͤgen, deren 
Unterhaltung dem Staate hoch zu ſte⸗ 
ben Eömme , iſt denjenigen, was oe 
Straffengeldern gefagt worden ‚ bier nicht? 
zuzuſetz en. 


Yu, 





Bon Aſſekuranzen. 


250. 


edes Unternehmen der Handlung ſetzt 
den Unternehmenden einiger Gefahr aus, 
Alſo ift nicht ſowohl die Gefahr übet- 
baupt, als die Gröſſe derſelben, welche 
gefiheuer werden kann. Das einfachfte 
Mittel, fo fi anbietet, dieſe Gefahr zu 
mindern, ift, fie zu theilen. Man hat 
beobachten fönnen, daß nicht jede Waa— 
renverfendung verunglüdet. Aber man 
bat zu gleicher Seit auch beobachtet daß 
von einer gewiſſen A zahl, im einer 
gewiſſen Zeit, immer ein Schift verun · 
gluͤcket: und jeder Handelsmann hat zu 
fuͤrchten, daß das verungluͤckte Schiff 
das Seintge ſeyn werde. Wenn er ſich 
nun ein seln betrachtet, foiftdie Gefahr, 
der er fich Ba ſieht, gleich dem 
2 Wer⸗ 


88.” oa 


Detthe ſeiner Ladung und des 


Sciſ 8; mithin uͤberſteigt ſie um Vieles 
bie. Hoffnuug des Gewinns. Betrachter 
aber der Handelsmann feine Verfendung 
als einen Ey heil der ganzen ‚Handlung N 
weige in einer gewiſſen et gefche= 
ben, und wovon Nur ein Sa verun⸗ 
gluͤcken wuͤrde; ſo iſt die Gefahr unter 
alle getheilt, peithin nad dem Xer- 
hältniffe vermindert, als mehrere Scifz 
fe zu dieſem Ganzen. gerechnet werden s. 
Sollten nun alle Handelsleute eines ge- 
wiffen Platzes, welche in einer. gewiffen 
Zeitfrift Xoaren zu verfenden haben\, 
fih vereinigen , das Ungewifle der Ge- 
fahr dergeſtalt wechfelfeitig auf fi zu 
nehmen, daß fie unter fi demjenigen , 
der verunglüder, dur einen antheilmäß 
figen Zuſchuß den Schaden erſetzen, fo 
würde dieſe Vereinigung eine Art von 
Verſicherung ausmachen. 


s Man kann dieſes? —— durch Zahten fofaens 
dDermafien ousdrüden, und pielleicht deutlicher mas 
ben. Wegen der Beihrigkeir der Berechnung indeſ⸗ 
fen angenommen, daß von 100 Schiffen in einem 

Zah⸗ 


Da X [2 
8 DO 9 


Sabre 2 zum ®@rumd geben, jo if, die zanze Se 
fahr, auf die 100 Schtfe eingerheilt , Dad Berbälrs 
nis derſelben mie 2 zu 100, oder Der fünfzizte Thet 


257.: Das iff, wie, die einfachfte , 
alfo auch wahrfcheinliher Weile die erfte 
Geftalt „. unter welcher die Maaren» 
verfihperung entſtanden iſt; in einen 
Seeplatze, zwiſchen Handelsleuten eis 
nes Handelsplages , oder einer Küfte , 
wo die jährlichen Unglücksfaͤlle allge— 
meiner bekannt, leichter einem Ueber— 
ſchlage unterworfen werden. Wo die 
Zahl der Schiffe, die in einer gewiſſen 

Zeit abgefender werden, ungewiß war , 
Sam eine ſolche Art von Verſicherung nicht 
zu Stande, Aber fieit derfeiben fanden 
fid Spekülirer, welche die namliche Be— 
rechnung auf Schiffe von verſchiedenen 
Haven und Handelsplägen anwendeten , 
ind anf diefem Wege immer einen. Hate 
delszweig fanden, der dem Handeldmanne, 
fD etwas zu verfenden hatte , vor— 
theilhaft war , da er. ihm die Gefahr 
auf ein geringes herabfegte , demjenigen 
aber, der Die Berminderung der Gefahr 

2.53 über 


298 % 


über fih nahm, einen auſtaͤndigen Ger 
winn gab. Die Spekulation mußte un— 
gefähr auf folgende Art gefcheben. Wenn 
5 3. von hundert Schiffen zwey 
verunglücen,, fo koͤnnen dieſe veruns 
gluͤckten Schiffe erfeget werden , mwoferne 
jedes verfendete Schiff den fünfzigffen 
Theil des Werthes als Erfag beiträgt 
Alſo kann man gegen die Entrichtung 
des fuͤnzigſten Theils den Befigern ih— 
ve ganzen Schiffe verfichern. Aber, 
weil zu dieſer Berfiherung ein Fond 
erfodert wird, welcher auch, ohne hie— 
Ger verwendet zu werden, Zinfe abges 
worfen hätte; fo müffen noch die antheil: 
möffigen Zinfe dazu geſchlagen werden. 
Endlich ift auch möglih, dag mehr 
als die brechnere Anzahl Schiffe vers 
ungluͤcket: und felöft ohne diefe Betrach⸗ 
sung, wenn der Merfichernde fonft 
feinen Bortbeil als die gewöhnlichen 
Zinfe erwarten fol, wird er feinen Bes 
weggruend haben, dieſes Gefihaft zu 
übernehmen. Daher muß über die bes 
rechnete Gefahr und die Zinſe, noch 
| ei 


* 391 
ein Gewinn zugeſchlagen werden , wel- 
her zur Uebernehmuug der Verſicherung 
bewegen kann. 

258. Hieraus laͤßt ſich von den Ver⸗ 
ſicherungsgeſchaͤft eine richtige Er— 
klaͤrung geben. Es iſt naͤmlich ein Ver— 
trag, durch welchen die Gefahr ei⸗ 
nee Handlung gegen einen gewiſſen 
Dreisübernommen wird. - Der Were 
fiherungsverfrag ſelbſt wird die Aſſe⸗ 
kuranzpolizey, der Preis die Aſſeku— 
ranzpraͤmie (Prime) der , fo die Verfi- 
eherung uͤbernimmt, Aſſekurant, der 
fie empfängt, Aſſekurat genennet. Man 
weis, Daß der Urſprung der Affefuran- 
zen auf das Ende des zwölften Jahrhuu— 
dertd zuruͤck zuführen iſt⸗ zu weicher Zeit 
die Juden aus Franfreih vertrieben wur; 
den. Die Englander gaben diefem Ge— 
ſchaͤfte am erfien eine vegelmäffige Geftalt, 
da fie davon in ihrer Handlıma Gebrauch 
machten. 

259. Das Aſſekuranzgeſchaͤft laͤßt 
fih unter einem zweyfachen Gefihts> 
punte betrachten: als Hilfsmittel der 

Bb4 Hand: 


se · SE 


Handlung, und ſelbſt als Handlunag- 
zweig. As Hilfsmittel der Hand- 
fung macht es einen Theil de8 ac 
renpreifes aus, welcher nah dem Ber- 
haͤltniſſe aröffer , oder kleiner ſeyn wird, 
als die Aſſekuranzprimen gröffer, oder 
Eleiner find. Ber dem auswärtigen Hau— 
del alſo wird , alles’ übrige gleich genom- 
men, diejenige Nation den Borzug im 
Dreife behaupten, melde am niedrigſten 
verfihere Als Dandlungssmetg, 
da die Primen der Nationalhandlung 
in dem. Lande gezahlt werden, erhalt 
er den relativen Reichthum des Staats 
nnd vermehret ihn, weil die fremde 
Handlung fie dem Staate entrichtet. Die 
Gröffe der Aſſekuranzprime . hängt 
ab von der Gefahr Der Frachtung 
von den hohen oder niedern Zinſen, 
und von dem Gewinne, dendie Aſſe— 
Furanten dabei erwarten koͤnnen. 


260. Was immer die Giefahr der 
Fraͤchtung vermindert, ‚gereigt der 
Aſſekuranz zum Vortheile. Hieraus wird 

| deuit⸗ 


& Rh =: 308 
Deutlich, daß die Fänge einer Meiig 
die Befchaffenbeit der Gewaͤſſer 
welche befhifit werden, die Biicyanyen« 
heit der Haͤven, wo man einläuft, die 
Sahrgzeit, die Scherheit Der Flags 
gen, der Friede zur GSee, die Bau: 
artder Schiffe, die Geſchicklichkeit 
der Schiffer , und ihre Redlichkeit, 
bei den Affefuranzverträgen fehr in Ve— 
trachtung fommen, und ‚wie viel. die 
groͤſſern Seemaͤchte gegen die Fiet- 
ſeren in Anfehen der Affefnrangen 
voraus. haben. Die Betrachtung, iſt 
bereits gemast worden: daß die Staa— 
ten, welche zur See mädtig find, ſich 
hüten werden, das mittellaͤndiſche 
Meer, wie fie leicht koͤnnten, von der. 
Seeraͤnberey zu reinigen. Ihre Schif— 
fe bleiben von den Korſaren unangegri— 
fen; die Handlung der kleineren Staaten 
aber kann nie empor kommen ‚weildie Schif— 
fe derſelben vor den Raubſchiffen in Gefahr 
find, mithin immer hoch aſſekuriren müffen. 
t 256. 


2 re 
; 


Din, 261 


394 —F 


261. Da die Gefahr der Frachtuug 
der eigenliche Gegenſtand der Aſſeku— 
ranz iſt, fo haben verſchiedene Schrift— 
ſteller behauptet: daß nur der wirkliche 
Werth der Waaren, nicht auch der Ge— 
winn verfihert werden koͤnne. Eben 
ſo wird das Leben der Menſchen in 
Frankreich fuͤr keinen Gegenſtand der 
Aſſekuranz gehalten. In England (ſagt 
der Verfaſſer der Anfanasgruͤnde der 
Handlung u) verſichert man auch 
das Leben der Menfchen: in $rank« 
veich bat man Die Freyheit zu ver=. 
sichern, weislich auf die Freyheit 
und wirklichen Güter eingeſchraͤnkt. 
Das menfhlihe Leben muß Fein Ge⸗ 
aenftand der Handlung feyn: eg ift 
ver Geſellſchaft zu Foftbar, und 
kann durch Feinen Entgelt erſetzt 
werden, / 


g Elem. du somm. Gh, VIE: 


063 Henn bier nah dem Worte su ent: 
fheiden wäre; fo koͤnnte in der That der 
Bes 


3 


| 203 395° 
- &ewinn nicht verfichert werden, weil, im 
eigentlichften Verſtande, dabei feine Ge⸗ 
fahr iſt. Indeffen it in England er: 
Yaubt, auch den Gewinn verfichern zu 
laffen, wenn man eg nur erklärt , und 
ihn benennet. In einem gewiffen Bere 
ſtande kann man fagen, daß der Kaufe 
mann immer Gefahr läuft, von feinem 
Gelde, welches ihm auf eine andre Art 
Vortheil wiirde gebracht haben, kei— 
nen zu ziehen, mithin die Zinfe des 
Fonds zn verlieren, und fein Kapi- 
ta, , befonders auf weiten Reifen fo lan— 
ge zu enibehren : und Ddiefe Gefahr läßt 
fih nah dem Werthe der Waaren fhde 
gen. Uebrigens, fobald fih der Aſſeku— 
rat erflärt bat, wird auch der Aſſekurant 
feinen Vertrag darnach eingerichtet Bas 
ben. Alſo ift von Feiner Seite eine Ver⸗ 
letzung oder MUeberoortheilung vorhan⸗ 
den: und eigentlich wird die Gewinne 
verſicherung als eine Mt von Gefell 
Schaft aufden Antheil des Gemwinng 
zu betrachten ſeyn. Der Aſſekurat bes 
gnuͤget fich au einem kleineren aber bee 
ſtimm⸗ 


308: . 202 


fiimmten Gewinn , und überläßt dem 
Aſſekurauten dafür, daß diefer ihm den 
kleineren Gewinn gewiß machet, den un⸗ 
gewiſſen groͤſſeren. Der allgemeinen 
Handlungsleitung aber liegt weſentlich da⸗ 
ran, die Gewinnverſicherung zu erlau⸗ 
ben, weil nah dem eigenen Zwecke des 
Aſſekuranzgeſchaͤfts, die Entſchloſſen⸗ 
heit zu Handlungsunternehmungen da— 
durch vergroͤſſert wird. 

263. Aus dem naͤmlichen Grunde ; 
dag der Affeturant feinen Vertrag dar 
nach einrichten wird, fehe ich nicht ein , 
warum, wie Fortbonais nach dem 
meifien — dafür halt , 
nur der wirkliche Werth der Waare 
und, Schiffe verfihert, und diefer nicht 
nach Willkuͤhr, auch höher angeſetzt 
werden ſollte. Laͤßt es ſich dann he⸗ 
ſtimmen, was der wirkliche Werth 
einer Waare iſt? Der Ankaufpreis kann 
zum Maaßſtabe nicht angenommen wer—⸗ 
den. Denn der Erzieler, wenn er ſelbſt 
verſendet, hat nicht angekauft. Nach 
Verſchiedenhrit der Unſtande und. des 

Kennt⸗ 


Su... '007 
Kenntuiffes wird die namliche Ware , 


’d 
bald höher bald weniger bezahle: Die 
naͤmliche Wasre aber kann nicht mehrete 
wirkliche Werthe haben Cben fo ver⸗ 
haͤlt es ſich mit dem wahrſcheinlichen 
Verkaufpreiſe: der Zuſammenfluß, 
das Beduͤrfniß, das Gluͤck, das Kennt— 
niß des Käufers und Verkaͤufers verätte 
dern den Verkaufpreis, wie den Ein— 
Faufpreis. Was für eine Diele von Un— 
gemwißheit und GStreitigfeiten! welche sn 
ficherfien vermindert werden, wenn es den 
Bertragenden uͤberlaſſen ift, über die 
Schäsung des Werthes unter ſich uͤbereins 
zu onen. In der Aſſekuranzpolizey 
muß der Werth ausgedruͤckt werden ! 
und nach dem Werthe wird auch die Pri⸗ 
me erhöht. Alſo geht von Geite des 
Ziffefuvanten, falls er den Werth über> 
fest , fein Betrug vor, weil er Dagegen auch 
mehr giebt, als er ſonſt zu geben hätte. 
Solite er, um die gröffere Verguͤtung 
zu erhalten, feine Sendung vorſetzlich 
verunglucken laſſen; in diefem Selle ift 
der Aſſekurant zum Erſatze nicht vers 

bun⸗ 


398 * 


bunden, Yu der That aber iſt es dem Aß 
ſekuranten einerlzi, ob er mehrere 
Schiffe, oder eine wirklich Fofibare- Las 
dung verfichert hätte. Auch darin ſehe 
ih feinen Betrug, ein Schiff von meh⸗ 
reren affefuriren zu laffen, obgleich eis 
ne Sade nur einen Werth hat. Der _ 
Aſſekurat macht abermal die Beding- 
niffe glich, da er td) mehreren Primen 
unterzieht. Wäre alfo bier Betrug mie 
unter; ſo müßte er fih in dem Fall der 
Verunglückung zeigen, da der Aſſekurat 
feine Waare von mehreren zugleich ver 
guͤtet bekoͤmmt. Doc diefen Betrug kann 
Eein einzelner Aſſek rant in Aufhlag 
Bringen, Hatte er allein affefurirer; fo 
haͤtte er wicht weniger zu zahlen gehabt , 
als da mehrere zugleich das Schiff verfie 
chert haben. Alles, was bei diefem Um— 
ſtande einigermaffen zu bedenken koͤmmt, 
iſt der Verdacht: daß vorfichtige und red⸗ 
liche Handelsleute ſich nicht leicht zu grof- 
fen oder vieifahen Primen entfchliei- 
fen; dag alſo diejenigen, welche fich Dav- 
anf 


* 399 


rauf einlaffen wohl irgend eine vors 
fegliche Verunglüdung im Schilde füb« 
zen dürften. 

264. Der Gedanke iſt ganz eigen : 
weil das Leben unſchaͤtzbar v ift, ſoll 
man: nichtd dafür geben. Nach diefent 
Srundfage würde eine Waare im̃er deſt o⸗ 
weniger ein Gegenſtand der Aſſekuranz 
ſeyn, je koſt barer fie iſt Das Gegentheil 
iſt natuͤrlicher: je koſtbarer das Leben der 
Menſchen iſt, deſto mehr mus man fee 
ne Gefahr zu vermindert ſuchen. Eis 
gentlich koͤmmt auch nicht das eben des 
Menſchen in die Schägung, ſondern das- 
jenige was der Lebende zu erwer⸗ 
ben fähig wäre: Die Lebensaffefurang 
wäre alfo felbft von dem Stante zu lei- 
fin, wenn fh Privataſſekuranten nicht 
dazu verfiehen ſollten. Sie vermehrt die 
Eutſchloſſenheit zum Seedienſte, und die 
Ehen der Seeleute. Entweder wuͤrde ſich 
ein Verehlichter ſchwer auf die See wa— 
gen, weil er mit ſeinem Tode Weib und 
Kinder hilflos lieſſe: oder der Matrofe 
wuͤrde aus eben dieſer Betrachtung keine 


Bes 


400 Be 


Familie heben wollen. Die Pebensaft- 
Fein fr giebt der zuruͤckbleibenden Fami⸗ 

einen. Erſatz, und das Bedenken iſt 
gehsben: ſie vertritt gewiſſerwaſſen die 
Slelle einer Biktwen— oder Weſſen⸗ 
Fol urdas Shiffs volf. Dieſe Nied⸗ 
lichkeit des frauzoͤſiſchen Schriftſtellers 
*8* — ſonderbarer, da man ich im 

rech kein Bedenken macht, die 


— 


Eule, worauf Die Negers von den 
an auiſchen Kuͤſten nad) Amerika ‚über 
gelegt, werden, verfibern zu laſſen. 


ind Die Negers Feine Btehfhen ? ? 


v 261» 
298 Die Gefahr der Schiffahrt iſt 
anenfadz der gaͤmzliche Verſuſt des 
Gaijes,ı der. die Haverey. Unter 
dieſer lesteren verfieht mian den Schaden, 
den ein Schtff durch die, Laͤnge der Nei= 
fe sur Iriirhr. oder fonft bei, aufs 
fer seen lichen Zufallen aneinem Thei⸗ 
le , entweder der Schfrng gehoͤr, oder 
der Laͤdung leidet: z.B. den eh 
sr Der 


& 401 | 


der Anfer und Tauen, des Maftg, 
den der Schiffer abzufappen, oder den 
Verluſt einiger Güter, welde er 
zur Rettung des Ganzen über Bord zu 
werfen, gezwungen war, die Kalfsterung 
oder Ausbefjerung, wenn das Schiff in 
feinem Laufe leck geworden u. d. In 
einigen Aſſekuranz und Havereyord⸗ 
nungen wird die Haverey in die Flet- 
nere oder gewöhnliche „ die beſonde⸗ 
re, und groffe oder aufferordentliche 
unterfihieden. Die Havereyen werden, 
wenn ein Schiff nicht verfichert ift, durch 
eine Untertheilung von allen "Befradhe 
fern getragen; von den Afjfefurensen 
aber werden fie überhaupt für befchwers 
licher angefehen, als die Verfigerung | 
des Ganzen Fortbongis merfer 
an, dag von 180 Schiffen, laut eines 
Auszug: der Geeregifter, jährlich ein 
Schiff verloren gehe; daß aber der ges 
wöhnlihe Havereyverluſt von eben 
Diefer Zeit und Zahl, auf zween Schif— 
fe berechnet werde. Auch find Ddiefe 
Verguͤtungen ein Gegenfiand beffändiger, 
il, Tl. i Cc und 


+04: 8 


und ſehr verwickelter Streitigkeiten. Da 
unn dadurch die Aſſekuranzprimen ſehr 
erhoͤhet werden; fo muͤſſen ſowohl die Ale 


ſekuranzordnungen, als die Affefue 


ranfen in ihren. Verträgen, alles, ‘fo 
ſehr es moͤglich iſt, in das Deutliche brins 


gen, und die Art, wie die Erklaͤrung 


und der Beweis des Havereyverluſtes 


geſchehen fol, fefifegen. 


266. Auch die Flußſchiffarth, und 


ſelbſt die Landfracht kann gewiffen Ge— 


fahren ausgefeget feyn, mithin ein Gegens 


fand der Affefuranzverrräge werden. 
Das Maaß der Gefahr wird bei beiden 
ungefähr nach obigem Verhaltniffe zu be— 
ſtimmen feyn: aufder Flußfarth, nad 
der Befchaffenheit des Fluſſes, der 
Range der Fi der Witterung, 
der Befchaftenheit der Fahrzeuge, 
der GefchicklichFeit der Schifleute, 
und den oͤffentlichen Anftalten, die 
Ufer und den Fluß ſelbſt vom Raub— 
geſinde zu reinigen: bei der Landfracht, 
nach der Länge der Reiſe, der Bee 

| ſchaf—⸗ 


* 408 
ſhaffenheit der Wege, und ihrer Si⸗ 
Herheit. Bei laͤngern Reiſen, als den⸗ 
jenigen, welche aus Rußland nach Chi⸗ 
na geheit, und wo man mit den Waaren 
Wuͤßeneyen, fo von Räuberhorden 
berufen find, durchzuziehen hat, ift es ges 
woͤhnlich, dag ſich ganze Reifefarayaner 
zur wechfelweifen Bertheidigung vereinie 
gen, und einen eiguen Führer der Ka- 
zavane erwählen. Manchmal miethet man _ 
fich auch eine Morde von eben diefen he— 
rumſchweifenden Rändern, welche die an— 
dern vom Angriffe abhaͤlt. 


267. Der zweyte Theil der Aſſeku— 
ranzprime find die Zinſe x. desjenigen 
Fonds, welder zu der Verſicherungs⸗ 
kaſſa gewidmet werden muß. Die Verſi⸗ 
cherung geſchieht entweder durch einer 
eignen, niedergelegten Fond, wel- 
ches man Affefivanz en Commendite nen— 
net; oder eine Gefellfchaft übernimmt die 
Verſicherung, ohne eigene Summen 
niederzulegen, gegen wechfelfeitige Ver— 
vflichtung ihres ganzen Vermögens. Die 

&ca2 erſta 


404 & 


erfie Art iſt die Foftbarfte und be— 
ſchraͤnkteſte: das erlegte Geld mug im> 
mer. bereit ſeyn, mithin das ganze Ins 
tereffe in die Prime eingerechnet wers - 
den. Auch Fann fie für Feinen gröfferen 
Werth Berfiherung übernehmen, als 
nach der Gröffe des beftimmten Fonds, 
Die zweyte Art der Aſſekuranz ift von 
Seite der Zinfe vortheilhafter, von 
weiterem Umfange, und in groſſen 
Handelsfiädten üblich. Aber es ift auch 
nicht zu laͤugnen, daß fie für die Aſſe— 
Furanten gefährlicher iſt, weil oft ein 
Handelsmann für gut angeſehen wird, 
der, wenn der Umſtand fi) ereignef, 
daß fein Vermögenfiand entdeckt werden 
muß, unzahlhaft if. Wenn eine Bank 
afjefurirt, oder auch dag en Commendi- 
te niedergelegte Geld fonft auf irgend 
eine Art genüßt wird; fo mug dennoch 
fuͤr das Affefuranzgefhaft immer ein Theil 
Geldes in der Kaffe behalten, und der 
Zins davon der Prime zugefehlagen wer- 
den. Durch eine Drifte Art von Affe 
kuranzvereinigung laͤßt fih fowohl der 
ganze 


& 405 


ganze Theil von Zinſe in der Prime 
aufheben, als die Sicherheit der Aſſeku— 
ranztheilnehmer erhalten: namlih, wenn _ 
von den Theilnehmern der Affefuranz 
nicht Geld, fondern eine fihere Hy⸗ 
pothek nah der Summe der Theilneh⸗ 
mung angezeigt wird y. Jeder Affekits 
ranztheilhaber zieht hier von feinem Fond 
ohnehin Vortheil, und die Aſſekuranz⸗ 
kammer ift wegen des Beifhnfes hin⸗ 
Tänglich bedecket. 


x 258. 


y Das war die Verfaſſung der Triefter Aſſekuranzge⸗ 
fellihaft, bet welcher Verſchreibungen auf undes 
wegliche Güter, Banfopapiere u. d. eingelegt mers 
den konnten. Der Einlegende zog davon befländig 
ven Nuben ; die Geſellſchaft hielt Ah nur daran, 
wenn etwas beizutragen ionr , Und jemand den Beis 
erag verweigerte. . 


268. Alles übrige, bei zwo Nationen 
‚gleich genommen, wird diejenige wohl⸗ 
feiler aſſekuriren koͤnnen, wo die Zinſe 
niedriger ſind. Nach den Zinſen mißt 
ſich auch der Gewinn ab, welchen die 
Aſſekuranten bei ihrem Gefchäfte za 

—6 ma⸗ 


406 X 


machen verlangen , welches der dritke 
Sheil der Prime 2 if. Drdentliher - 
Weiſe ift der Affefurant hier als ein Haute 
delsmann zu betrachten, der fein Geld 
auf das Beſte geltend machen will. 
Gewöhnlich fucht der Handelsinann von 
feinem Gelde zweyfache Zinſe zu ziehen: 
einmal arbeitet nämlih das Geld für 
fich ; das ift: ohne feine Mühe, würde 
es ficher angelegt, die gewöhnlichen 
Zinfe abgeworfen haben; das zweyte ift 
der Lohn feiner Anwendung und Aemfig- 
keit. Wenn alfo in einem Lande die Itte 
gerefjen zu 33 find, fo wird fich der Hans 
delsmann an 6 Gewinn bei feinem Geſchaͤf⸗ 
te geuügen laffen, da er, wo fie 4 hoch 
And, 8 fodert. 7 
z 258. Diefe Berechnung fönnte nur in einem fans 
de Ausnahme leiden, wo die Rapitalien fo häufig - 
And, daß dieietben bei dem Feldbau und in Mar 
nufafruren unterzubringen, feine Gelegenheit mär 
ze, wo alfo der Befißer, Lieber an einfachen Sin: 


fen von der Affefuranz fich befriediget , als dap er 
fein Geld ganz unbenützt läßt. i 


269. Dadie Aſſekuranzprime einen 
Theil des Wonrenpreifes ausmachet; fo 
Eh 


Bo 487 


iſt der Bortheil der Aſſekuranzen für die 
Ration, dag man indem , was man von 
andern empfängt, weniger au fiezabit, 
entgegen in dem, was man am Fremde ab⸗ 
giebt , mehr von ihnen bezalt erhält, wenn 
man feine: Sendung felbft verfichert, 
Kann man e3 dahin bringen, auch frem⸗ 
de Schiffe zu verfihern; fo eignet matt 
fich einen Theil ihres Gewinnes zu, und vers 
wehrt den relafiven Reichthum a des 
Staates durch die empfangenen Affekus 
ranspreife. Diefer leste Vortheil hat fo- 
gar Nationen , die in der Haudlung Nebens 
buhler find, bewogen, ſich wechſelweiſe 
ihre Schiffe zu verfihern, Die Engländer 
verficherten insgemein fehr viele franzoͤſi— 
fhe Handelsihiffe. Aber bei Gelegenheit 
des vorlegten Krieges huben fie durch ein 
Verbot die Freyheit auf, franzöfifche 
Schiffe zu verfiherne. Diefes gab Ge— 
legenheit zur Unterſuchung der Frage: 
Ob es nuͤtzlich fey, wach Feindliche 
Schiffe zu verfihern? Die Engländer 
hatten es vor diefem DVBerbote beftändig 
gethan: durch die Franzoͤſiſchen Verſi— 
Era che⸗ 


408 5 


cherunas ord nungenaber iſt überhaupt, 
die ſogenannte geheime Aſſekuranz, mithin 
auch die Aſſekuranz feindlicher Schiffe 
unterſagt. Bei Entſcheidung dieſer Fra— 
ge koͤmmt es auf die Stellung der wech⸗ 
felfeitigen Macht, und auf,die Abſicht 
Der Kriegenden an. Wenn man erwägt, 
dag zur Siriegszeit, damals befonders, 
wenn die feindliche Marine den Mteifter 
fpielt, die Primen hoc) ſtehen müffen ; 
fo ii gewiß, dag die affefurirende 
Hation, durch die Vergütung ‘einen groſ— 
fen Theil von dem Werthe ihrer Priſen 
wieder verliert,  Indeflen iſt nicht wer 
niger gewiß, dag ohne Aſſekuranz ganz 
Fein gegenfeitiges Schiff in der Gee ſeyn, 
mithin die Nation weder Prife, noch 
Drime haben wide: melde letztere in 
beiden Fällen ein Mationalgeminn if, 
wenn das Schiff nicht weggenommen wird, 
und wenn es wirklich weggenommen wird: 
denn die afjefitrirende Nation hat immer 
den Werth des Schiffs für das, mas fie 
zahlen muß. Das einzige verdient je 
doch betrachtet zu werden; daß die Affe- 
file 


* 409 


ruranten, welche Privatleute find, die 
aus der Priſe nicht den Vortheil zie— 
hen, die aſſekurirten Schiffe wegen der 
Stellung der dießſeitigen Flotte und Ars 
mateurs wahrfheinlih warnen werden. 
Eigentlich alfo würde in einer ſolchen Las 
ge das Affefuriren nur ein Geſchaͤft für 
den Staat ſeyn. “Die Engländer aber 
fHeinen , nach der Anmerkung Fortbo- 
nais, beidiefem Verbot einen höheren 
Endzweck gehabt zu haben: nämlich 
die Handlung Frankreichs zu Grumd zu 
‚richten, und diefem Staate alle Gemein⸗ 
Schaft mit deu Kolonien abzufchneiden, » 


© 258. 


270. Wie überhanpt der Iufammen: 
fluß bei allen Handlungsgeſchaͤften die 
Preiſe herabſetzt; fo wird feine Wirfung 
fihb auch bei den Aſſekuranzen zeigen. 
Es wäre alfo nachtheilig, irgend einer 
Geſellſchaft ein aus ſchlieſſendes Recht 
der Aſſekuration zu ertheilen. Richt nur 
die Aſſekuranzkammern müſſen ver⸗ 

Cc5 mehrt, 


410 & 


mehrt, ſondern auch einzelnen Handeld« 
leuten mug das Recht zu aſſekuriren, nicht 
benommen ſeyn, wenn fie ſich nur nad 
der Vorſchrift der Aſſekuranzordnung 
verhalten. Und ungeachtet es der Nati— 
on voriheilhafterift, wenn fie bei ihrer 
Handlung auch die Aſſekuranzprimen 
ſelbſt gewinnt; fo fol dennoch dem Nas 
tionalhandelsmanne unverwehrt ſeyn, ſei— 
ne Waare aus waͤrts aſſekuriren zu laſ⸗ 
ſen, wenn ihm die fremde Aſſekuranzpri— 
me geringer zu ſtehen köͤmmt. Dieſe 
Freyheit kann zugleich den etwa zu hoch 
gefvannten Foderungen der inlaͤndiſchen 
Aſſekurateurs Einhalt thun. 


271. Die Menge Streitigkeiten, die 
- bei dem Affekurationsgefhäfte an beiden 
Seiten der Beriragenden vorfallen, mas 
hen Aſſekuranz und Havereyordnun⸗ 
gen, und Aſſekuranzgerichte noth- 
wendig. Die Seemaͤchte, uud anfehn- 
lihften Seehandlungsgeſetze haben 
ihre eignen Aſſekuraänzordnungen, 
unter denen die hamburgiſche fid darch 
die 


I. 412 


die Vollſtaͤndigkeit und genaue Beſtim— 
mung über die wichtigen. Vorfälle aus— 
zeichnet. Das gute Zutrauen iſt die Gre: 
le diefes Gefhafts, Die Gerichte muͤſſen 
dartiber auf das ſtrengſte halten, und dic 
Aſſekuranzordnungen auf jeden Bes 
trug den Verluſt der Prime fefifegen. 
Der Affefurant mug vorziiglie durch 
beide befchüiget werden, weil er beſtän— 
dig den Webervortheilungen der Aſſeku— 
vaten bloß -gegeben ift; dieſe hingegen, 
yon ihm nie hinterführt werden koͤnnen. 


iX, 


412 — 





IX. 
Vom Gelde, 


272. 


S), Metalle find zu Ausgleihung 
des Empfangenen und Gegebenen , 
zwifihen einzelnen Handelnden und zwi— 
fhen Nationen angenommen, und were 
den 5 als der allgemeine Entgelt in dem 
Tauſche betrachtet. Aber fie find eigent- 
lich nur der Stoff des Geldes. Um 
wirklich Geld, oder richtiger gefprochen, 
Minze zu werden; mußten die Zwei 
fel gehoben fenn, welche bei dem Em— 
pfange eines Stuͤcks Metall auffteigen 
fonnten. Diefe Zweifel rühren von zwo 
Urfachen ber » die Metalle find einer 
Vermiſchung fähig ; und das Gewicht 
des Stüdes iſt nicht beſtimmt. 


6. &. 21. 


273. 


u 418 


273. Die Metalle Finnen mit andern 
Metallen verfeget werden. Diefe Bufäs 
Ge vermindern bei Metallen die Fei— 
ne, welhes man Korn c zu nennen 
pflegt. Der Empfänger ift alſo beftändig 
der Gefahr unterworfen, unter einem ges 
wiſſen Umfange von fogenannten Gold 
und Silber fo viel weniger zu empfans« 
gen, als der Zuſatz des fremden Metalle 
beträgt. Zwar kann man diefe Vermi— 
{hung durch verſchiedene Mittel entde— 
den. Aber einige derfelben find, ohne 
befonderes Kenntniß, welches nicht jeder> 
mann fih eigen machen kann, unzuverlaͤſ— 
fig; einige find zu fangfam, zu fofibar, 
folglich dem behenden Gange der Vertau—⸗ 
hung hinderlich. Um die VBermifhung 
nach. iheen Graden anszudruden, mußte 
men erſt Zahlbenennungen feflfegen , 
die hoͤchſte Feine anzuzeigen, von wel- 
er dann die Abweichungen durch Zah— 
lenfiufen bezeichnet werden. Man nahm 
ein gewiffes Gewicht an, d das man 
willührlich in Theile zerfiücte, Wenn 
die Theile des Gewichts alle genennt 

wer: 


- 1 


414 


werden, bedeitiet es, daß das Metall kei⸗ 
nen Zuſatz bat: z. B. 16 Sechszentheil 
find ein Ganzes. Die folgenden Benen— 
unagen zeigen an,. wie viele Theile des es 
deln Metaus nad dar Scheidprobe vor- 
handen e feyn würden. Das Gewicht, 
oder Schrot, müßte erft dur die Was 
ae beſtimt werden, wobei deñoch Die Zweis 
fel, vonder Richtigkeit der Wage und 
der Rewichtibet!e, dann die Beſchwer⸗ 
lichkeit der Stuͤckelung nicht gehoben 
wird, um, beſonders bei einem Fleines 
ven Kaufe, von dem Metallflumpen ges 
rade fo Hiel abzuftoffen, als nöthig iſt. 


e Weil das Metall, fe nachdem es feiner ift, im 
Anbruche ein feinered und dichteres Korn zeiget, 


Die Hart, welche in Deutſchland die kollniſche 
aenenner wird. Die Unterrheilung der Silber 
find: ı Mark in 15 Loth: ı Loth in 18 Gran, 
Die Franzoſen tbeilen ed in 12 Deniers, deren 
jeder 24 Gran halt, Die Mark Hold in 24 Carat; 
ı Carat in 4 Gran, jeded Gran inz Grän:, die 
Sröne alfo And bei Hold und Silber gleid 288. 
Am Müngprobegewicht har man eine gan auderors 
entlich Fleine Untertheilung, da ı Loth in 2750. , 
Theile zerſtückt wird, die man den Richtpfenning 
nenner. Dieſe Heinen Abtheilungen find , damit die 
Proben im Aleinen , mithin mirweniger Koften ges 
macht werten. Die Einrheilungen, welche andre 
Obiker beiihren Metallen angenommen haben, ſind 
im jenen Tandlungswörterbuche zu finden, 


eu 


415 


4) 
3 


il5 
© 15 Körhig helft alſo: Fühnfzehn Korb Zein, ein Kork 
Zuſatz; die Mark mis Zuſatz wird die rauhe Mark 
genennet. 


274. Dieſes wechfelweife Mißtrauen 
zwifhen Käufer und WVerkaͤufer zu 
heben, mug ein Mittelsmann dazwi— 
fen treten, in welden beide Theile 
hauptfählih darum gleiches Zutrauen 
fegen, weil er mit feinem derfelben im 
beſond rer Verbindung fteht, mithin kei— 
ne Urfache Hat, einen oder den andern der 
Kaufverträger vorzüglih zu beguͤnſtigen. 
Zwiſchen Gliedern der nämlichen Geſellſchaft 
kann niemand dieſes wechſelweiſe Zutrau— 
en beſitzen, als der Regent, der aus 
feinem Grunde den Geber mehr, als 
den Empfänger, aber aus unendlichen 
Gründen und uͤbernommener Pflicht, 
beide gleich zu fhügen hat. Der Ger 
fegaeber übernimmt es alfo, Korn und 
Schrot der Metallftüce zu beffimmen , 
und durch fein aufgedrüctes Gepraͤg die 
Bürgfhaft des Werths zu leiften. Das 
Gepräg macht nun das Metall zu Mile 


3° 1 


416 2) 


ge, oder wie der Sprachgebraud die 
Bedeutung allgemein befimmt, zu Geld. 


275. Die Wirkung und der Vortheil 
der Auspraͤgung if das Zutrauen, mit 


welhem das Stud Metall auf einem fol- 


en Zug angenommen wird, auf wel: 
chem man verſichert ift, es zu feiner 
Zeit wieder hindanzugeben. Die Gröfje 
oder Kleinheit, die Feinheit oder Vermi— 
{dung des Metalls an fih feldft trägt 
zu diefem Zutrauen nicht3 bei, fo lan— 
ge die Münze nur unter denen herum— 
gegeben wird, weiche gegen denjenigen, 
deſſen Gepräge darauf gefchlagen iſt, 
einen gleichen Grund des Zutrauens 
haben. Naͤhme man alfo einen Staat 
von allen andern abgefondert, fo wirden 
die Bürger deſſelben, bei einer geringes 
ren Münze nicht armer, und bei ei— 
nem gröjjeren Stuͤcke Metalls unter eis 
ner geringeren Benennung, ſich nicht 
veipes finden. Aber alle Staaten. haben 
einen Zuſammenhaug mit andern Natio— 
nen, von denen jie Bedurfniſſe empfan⸗ 
gen, 


% 417 
oen, und an die fie wieder abgeben. 
Diefer Zufanmenhang macht, Daß felbft 
die Unterthanen bei dem Gepräge ihres 
Regenten den Gehalt mit. in Betrach⸗ 
tung ziehen müffen. Denn da die Hande 
lung fie in die Norhwendigfeit verfegt, 
mit ihrem Gelde an Fremde Zahlungen 
zu leiſten; die Fwemden aber gegen den 
Regenten einer andern Nation, Feinen 
Grund des Zutrauens f haben, und da- 
ber fein Geprage bei ihnen nicht anders 
in Betrachtung koͤmmt, als in foferne es 
mit dem innern Gehalte uͤbereinſtimmt; 
ſo iſt der Regent in Auspraͤgung 
ſeiner Muͤnze bemuͤſſiget, immer auf 
diejenigen Nationen mitzuſehen, mit wels 

en feine Unterthbanen in Verkehr ſtehen 
koͤnnen. 


F Einiger Grund des Zutrauens iſt dennoch auch bet 
Fremden vorhanden, weil nämlich die Münze vor» 
bin unter Deu Bürgern des Staates gang und gä⸗ 
be geweien, gwifchen welchen der Prägende de 
gun, des Dortheils zu beobachten hatte. 


276. Der innere Gehalt einer Muͤn⸗ 
jeg ift das Produkt des Gewichts, 
il. Chl. Dd and 


418 & 


und der Keine, welhe bei allen Pk 
fern ungefaͤhr aleich betrachtet. werden, 
und daher den wahren Werth ausına- 
chen. Die aͤuſſere Geftale und Benen— 
nung der Mimse, giebt ihr den aͤunſſe⸗ 
ren, und weil es eigenilih Zahlwoͤr—⸗ 
fer feyn follen, den davon fogenannten 
sählenden Wert. So lange diefe beiz . 
den Werthe dergeftalt übereinffimmeen , 
dag der zaͤhlende Werth den wahren 
wirklich ausdrückte, Fonnte das Minze _ 
wefen feinen Verwirrungen unterworfen 
feyn. Aber es kam von Diefer „einfachen 
Art des Ausprägend gar bald ab. Die 
Staaten, welche die Ausgleihung ihres 
Waarenempfangs in Geld zu machen 
hatten, fuchten fih in der Bezahlung zu 
überv-rtheilen: die Unfähigfeir , oder 
der Betrug derjenigen, welchen das 
Müuͤnzweſen änvertrant ward, und wels 
che die Metalle ungleich ausſtückelten, 
oder vorfeglich zu gering machten, Die 
Koſten der Ausprägung, welde in 
die Münze eingerechnet wurden, zu wels 
hen unwiſſende Finanzverſtaͤndige noch 
den 


IT 419 
den Praͤg gewinn ſchlugen ‚den ficals ei⸗ 
ne ergiebige Quelle von Enkuͤnften anprie⸗ 
fen; eudlich Nothfaͤlle, gegen welche 
man in der Veraͤnderung der Muͤnze ſei— 

ne Zuflucht ſuchte, dieſe Urſachen ver— 
anlaßten, daß die Munzen unter den 
crfßen Benenunngen an Korn und 
Schrot weniger enthielten, mithin dee 
zaͤhlende Werth bloß eingebildet war, 
da er nicht mehr den Gehalt anzeigte A. 
Ans diefer Abweichung, die in verfhies 
denen Laͤndern mehr, oder weniger ſich 
ereignete, entſtunden Diejenigen Muͤnzver⸗ 
scirrungen ; welche den Stadten Muͤnz⸗ 
geſetze unentbehrlich machen, wodurd 
der innere und aͤuſſere Werth der Geld- 
de feſtgeſetzt wird. 


8 27% 


h Die erfken Benennungen der Münzen mußten had 
der Abſicht des Geprägs bei allen Nationen Bes 
wichtsnamen ſeyn. Diefed zeigen die auf uns 
zelangten , theild noch beibehaltenen Wörter: Ta— 
ient, Mine, Druchma, AB, Pfund, Maxrk, 
Velos, Kivre, Grot u. |. w. Gewinnſucht und 
Beirug gebrauchten Ah wahrſcheinlich zuerſt der 
LEitelkeit, um es dom der urſprünglichen Einfache 
beir abzubringen die ihren Abſichten ſehr im Weg 
fand. Sie fehmeichrelen Regenten , daß tie dem. 

D d 2 Mün⸗ 


430 * 


Münyen Namen derſelben beilegten; daber die Darl⸗ 
ker, Philipper, wie heute die Louisdor, Carlim, 
Nachdem dieſe Namen bei einigen Münzen Oang— 
barkeit erhalten hatten, war es leicht bei, andern 
die Namenvondem Bepräge z B- Bigateſi, Ekus, 

Erufaden, und mehr ſolche Benennungen einzufüh— 

ren, die auf den Gehalt Feine Rezlehung hatten, die 

alfo anshörren Ausdrud desnennendenWerthes zu 

feyn. Endlich verſchwanden die bedeutenden Namen 

gany, und traten willfübrfidie on tbre Stelle; 

was fagt: 3. B. Thaler, Gulden, Dukaten, U. 

fx w. Und da, wo man Gewichtswörter bei bes 

balten bat, ıft ed wahre Perfiflage, eine Neffung 

Ber Narionen. Cine Livre ,„ die zu Karl des Grofien 
Zeiten 10 Unyen Markgewicht an Silber betrug, 

ft heute die Benennung einer Münze, die nie 

ganz den 66, Theil derfelhen enthält. Wen alfe 

ſchreibt der Werfaffer ber Recherches sur le comer- 

ee T. J. in Sranfreich zu Karl des Broffen Zeis 

ten eine Stadt der andern 120 Livres Zinfe 

ſchuldig war, mußte fie 190 Unzen bezahlen: 
und heute wurde fiemit einem Sechslivrethgz 
Ter nad) dem zählenden Werthe bezahlen. 


277. Die Muͤnzgeſetze, nach mels 
een ein Staat feine Muͤnze ausprägt, 
werden der Moͤnzfuß genannt d. Bei 
Entwerfung deffelben würde auffer dem 
Gehalte der Metallſtuͤcke nichts zu be- 
sbachten gewefen ſeyn, woferne mar 
zum Stoffe des allgemeinen Entgeltg 
der Münze nur ein Metall gewählet hate 
te, Aber, da man hinzu zwey Metalle, 
Gold naͤmlich und Silber wählte wel⸗ 

"ge 


Le) 421 
che. in einer der hauptſaͤchlichſten Eig ens 
ſchaften des Vorſtellungszeichen, in der 
Seltenheit A unterſchieden finds ſo iſt 
es bei dent Muͤnzgeſchaͤfte nicht genug, 
auf Feine und Gewicht des einen 
Metalls zu fehen; es ift nothwen dig 
diefes bei beiden 2, und zugleich das 
Verhaͤltniß zu beobachten, welches beig 
de gegeneinander in Anſehuug der Gels 
tenheit haben, Natürlich mußte dasje— 
nige Metall, welches Feiner iſt, eis 
nem nach DVerhältniffe diefer Selten 
heit viel gröfferen Stuͤcke des häufiger 
vorhandenen Metalls gleich geachtet wer— 
den: und, wenn die phyſikaliſche Anz 
weſenheit des Metalls allein den Webers 
flug oder die Seltenheit der Metalle bes 
fiumte; fo winde der Sag: Dis 
Gold fieht zu dem Silber, mie 
2 zu 14, fo viel fügen: Es iſt 14n0l 
mehr Silber, als Gold vorhans 
den. ber die Seltenhett wird wechfele 
weiſe auch Noch durch andre Umſtaͤnde, 
befonderd aber in Anfehen Europens 
durch den oſtindiſchen Handel iind die 

DyY3 ame ⸗ 


422 * 


amerikaniſchen Bergwerke veranlaßt 

Manchmal ſin ſogar augenblickuiche 
Veranlaſſungen, welche DR Verhaͤltniß 
beider Metalle auf eu obgleich nur Eur- 
ze ‚Zeit ſtoͤhren. Die , Miinsgrfebe kön⸗ 
nen zwar dieſer tägl chen Abaͤnderung 
des Golds und Silbers gegeneinander 
nicht folgen, die ſich, wie jede mehr, 

oder weniger geſuchte Waaͤre gegeneinan— 
der verhalten, deren Preis durch die 
Marktverabredungen beit immet wird. A— 
ber, es giebt immer ein gewiſſes allge— 
meines Verhaͤltniß der Metalle gegen» 
einander, auf weldes bei der Munze 
nothwendig gefeben werden maß. 


i Die Urſache von der Verſchiedenheit in der Menge, 
des Goldes und Silbers kömmt daher, wetlüberhaupt 
immer nur mehr Silber, alsGold aus Bergwerken ers 
beutet wird: dann machte die Entdeckung von Ame— 

rika eine ucue Veränderung, weil. man aus den 
reichen Bregwerfen von Peru und Potoſt mehr Siis 

ber ald Bold gezogen Bon derjelben Zeit an 
war das Verdä.thig des Boides zum Gilber wie I 

zu 16 in Spanien; und die andern Nationen folg⸗ 

san dieſem Verhältniſſe ade, ben. Bortugai brach⸗ 

se nachher aus Brafltien eine groffe Hunge Gol⸗ 

des in die eurepäiſche Handlung. Auch macht der oſt⸗ 

.  indiiche Sandel vie Menge des &oldes größer, da 
“0 jährlich viel Silber, aus Curopa nad. Indien ges 
führt, und dageges Gold von da surüctgebradt 
"wird, weit die Faponeſer, und Chineſer ang Sila 

ber 


— | 588 


ber zu geringe ſchätzen, folglich die Enrontee bt 
dem Umſatze des Goldes gegen Silber aewinnen. 
In den europäffhen Münyen ift dad Verhältniß des 
Dolds zum Gilber 130 14 ein Bruchrheil, 


"OR ES iſt nothwendig, Go und Gilber in der höch- 
tem Seine gegeneinander abzumeſſen. Wenn die 
Benennungen. der Seine verſchieden, und in den 

Zahlen ungleih find, fo muß erſt dieſe Ungleich— 

heit berebner , und ausgeglien werden , ebe man 


ihre Berhältniffe beſtimmt. 


1 Seder Staat don einsgem Anfehen hat feinen Münze 
fuß. Der frangöfiihe bat vom Jahre 1758 bis 
3756 ſechs uns ztwanzig Veränderungen gelittens 
Der enaliiche tft Seit der Regierung Eliſabeths 
immer derſelbe geblieben. In Deutſchland find g 
Muünzfüſſe oder Pauptänderungen: Der Keichss 
Fuß zu Eßlingen 1524: Der zinniſche zwiſchen Sach— 
ſen, Brandeburg, Braunſchweig 1657. Der leipzi— 
ger im Jabhre 1650 und der Konventionefuß 
1753 zwiſchen Defterreih und Payern, dem 1755 
mehrere Kreife beigetreten find: Im Kabre 1761 
ward der Münzabſcheid ertichtet, wo die Mark 
fein Silber zu 20 Gulden, Gold 253 Gulden z fr, 
“7 Df. beflimme wurde. Aber ver 24. Oulden— 
fuß kom bald in vielen Gegenden unit, Goldaſts 
Carholicon rei nummari®. und girihrushtinza®: 
iv enthalten die Befcbihre der Münyänderungen, 
Don Beuſt in feinem Entwurfe dermtünzengerech— 
eigeeit bor umftändlih die bei dem Miünzweien 
in Deutſchland vorgefallenen Begebenheiten aufger 
geipner: 


278. Der Endzweck der Minz: 

geſetze ift alfo, zu verhindern, daß die 

Nation, fowohl bei Zahlungen, welz 

he fie zu machen hat, als bei denen, 
Dd 4 wel⸗ 


423 — 


welche an ſie gemacht werden, keinen 
Verluſt leide, Zween Münzgrundfäge 
ſind zureichend, dieſen Endzweck auf das 
vollkommenſte zu erreichen: m der eine ü= 
ber die Befiiminung des Gehalts, der 
andre über die Beſtimmung des Ver— 
haͤltniſſes: 1 Der innere Werth der 
Muͤnze in allen Unterheilungen ſoll 
mit dem Aeuſſeren oder der Benen⸗ 
nung übereinftimmen: II Beiden 
Gold- und Silbermuͤnzen gegen- 
einander » ift das Verhaͤltniß ans 
zunehmen, welches andre handelnde 
Staaten, beiondersdie, mit welchen 
man in ffarfem Verkehr fteht, be- 
obahten. Dem erſten Grundfage zu— 
folge wird jedes Stud Minze nad allen 
Untertheilungen an feinem Metalle 
fo viel enthalten, als der Name ans 
deutet. Man wide alfo die Münze im 
der größten Feine ausprägen koͤnnen, 
und nach Hin. v. Juſtis Vorfchlage o in 
den Benen nungen der Miinzubthei- 
lungen, 'nur den Untertheilungen des 
Gewichts nachgehen. —— daß 
ei 


& 425 


bei der kleineren Ausſtuͤckelung ein Zu⸗ 
faß (Legierung) noͤthig iſt, um Der 
Münze mehr Körper , oder dem zu weis 
hen Metade mehr Härte und Beftand 
zu geben, Nah dem II. Grundfase mug 
das Verhaltnig zwiſchen beiden Meta llen 
fo beſtimmt ſeyn: ‚daß 192) Fremden 
gleichgiltig iſt, in welchem Metal— 
le fie zahlen, oder gezaͤyhlt werben. 
Auch iſt das im Allgemeinen der Pruf⸗— 
fein des richtig beſtimmten Verhaltnif— 
ſes, wenn, big auf die Ungleichheit, 
welche das gröffere Gewicht der Stiher⸗ 
muͤnze nothwendig macht, der. Handels— 
mann feiner Muͤnze einen Worzug giebt o. 


ww Die Schriftkeller , welche von den Grundſätzen dee 
Münzprägung handeln, haben. über diefen Ges 
genitand fo viele Tunkelheit verbreitee, daß fie 
Anfänger ganz Heinmüchig machen. Diele Dunz 
kelheit rühre Daher, weil fie den Grundfagen ei! 
ne Meng: angewendeter Rechnungsbeifpiele mie 
untermengen , die nicht zu den Grundſatzen, ſon— 
ir sum prattiſchen Theile des Münpweſens ges 
bren. 


n Go lange nämlich, als man beide Metalle ais 
Münzen zu berrabten, nicht aufhbrt, woraus eis 
gentli die größte Schwierigkeit des Münzweſens 
entſpringt, da man zum Mapitabe zwo verſchies 
Bene , uüöberhaupt und beyiebunggmeije wandelbare 
Oröſſen annimmt. Der Endzwer der in den menſche 


D d 5 Achen 


426 S 


’ Yrken Geſchäften eingeführten Münze foderte nun 
‚einen Mapttab, welmer fir Europa, und wie 
Grauman in feinen gefammeiren Briefen von 
dem Beide, Wehfel ic. bewiecſen, für Heutſchland, 
b fonders, am zuträglichſten das Silber fenn würe 
Der d F 

8 


e !rfaden des verderbten Münzweſens in 
Deutſchland nnd Mittei dagegen. Disier Vor— 
ſchlazg iſt eigentlich nur eine Zurückführuvpg den 
Münzenbenennungen zu ihrem Urſerunge. 


279. Die Vortheile eines Muͤnzfuſſes 
nach dieſen einfachen Grundſaͤtzen wer— 
den deutlicher, wenn man die Nachthei— 
le aufſucht, welche die Abweichung da— 
von begleiten. Die Abweichungen find 
folgende: I. Die Münze wird ih— 
rem inneren Werthe nah höher 
ausgeprägt ‚alöihr Name anzeigt: 
1.Die Münze iſt ringhaltiger, als 
es ihre Benennung anzeigt: III. 
Die Bold und Silbermoͤnzen haben 
nicht das gehoͤrige Verhaͤltniß ge 
geneinander: das eine Merci tft 
zu Koch), das andre zu. niedrig ee 
ſchaͤßt. Unter diefen Dreyen find alle 
von den Schriftſtellern ſo ſehr verviel— 
faͤlligten Muͤnzfäalle begriffen. 


Fra) 


* 


X 427 


080. Wenn die Minze im Werthe hoͤ— 
ber als in der Benennung ift; fo be- 
zahlen die Nationalhandelsleute den frem— 
en Glaͤubigern, die den Uecberwerth 
nicht zu gut ſetzen, in allen Zahlungen 
um ſo viel mehr, als der Ueberfinß des 
innern Werthes gegen das Gepraͤg iſt. 
3. B. der Werth des Thalers ſey um vier 
Groſchen hoͤher; fo kauft die Station 
um ein Zehntheil theurer ein, zah— 
let an feiner Bilanz um ein aehutpeil 
“mehr, als fie ſchuldig war, verliert eben 
Be an ihrem B Wechfel und verah; 
laßt den Auszug ihres Geldes Iſt 
zu hohe Werth nicht bei. let 
kleineren Untertheilungen der Münze 
gleich beobachtet; fo werden die. Huskin- 
der fi alle Zahlungen in den zu 
Muͤnzgattungen him laſſen, Binaege 
Diejenigen, die fie zu leiſten haben, a 
niederen - Münsforten Teiften. Wem 
ober auch das Verhältnig bei der Aus- 
ſtuͤckelung durchaus beobachtet wird, und 
wan annimmt, daß in Zahlungen, wels 
he der Nation geleifiet werden, eben 
nur 


428 a 

nur die zu gute Münze angenommen 
wird; mithin daß das, was die Kati: 
on. zu Viel gab, durch die Ruͤckzahlun— 
gen wieder. hereingebracht wird ; fo ift 
erfiens dieſe Verguͤtung nur damals 
ausgleichend, mann die Bilanz der 


Handlung fih anf Feine Seite neigt zs 


zweytens, wird dadurch hoͤchſtens uur 
der Verluſt der Nation erſetzt: der Pri⸗ 
vatmann aber, der nicht immer zugleich 
einfauft, und verfauft, erhält feie 
nen Verluſt nicht verguͤtet. Diefer Fall 
einer Muͤnzirrung iſt jedoch der feltenfie. 


25:. Der Fall ift weniger ſelten, dag 
die Münze gegen ihre Benennung 
su ringhaltig iſt. Damals alfo wers 
den die fremden Schuldner die Zahlung 
in der eingbaltigen Münze abtragen, 
da man diefe, als Landsgepraͤge nicht 
zuruckweiſen faun, weil der Nattonal⸗ 
munzfuß für die Glieder der Nation 
Geiles it, und fobald der Ruͤnzfuß vos 
der Nation ſelbſt fir verdaͤchtig erklaͤrt 
wuͤrde, Allgemeines Mißtrauen erfoigte, 

wel⸗ 


/ 


oz 429° 
welches die ganze Handlung in Verwir⸗ 
rung ſtuͤrzte. Aber die ringhaltige Muͤn— 
ze werden fie nicht efwa von der Nati⸗ 
on an fih zu ziehen ſuchen: fie werden, 
weil ‘bei dem Ausprägen ringhaltiger 
Münze Vortheil ift, das Gepräg der Na— 
tion nachahmen, und ſich alfo den in 
dieſem Falle fehr ſtarken Praͤggewinn 
zueignen. In Zahlungen, ſo die Natie 
vn an Fremde zu leiſten hat, werden 
diefe Die Schuldner zwingen, andere Minze 
forten aufzuwechſeln, und darin zu zah⸗ 
len; oder woferne fie die Nationalmuͤnze 
annehmen: fo werden fie den Werth be— 
rechnen und ſolche nicht höher als nach 
dem wahren Schalte anfesen. Auf 
diefe Art wird Handlung und Wechſel, 
wo die Handlungsbilanz der Nation zum 
Vortheile ſteht, weniger einträglic ſeyn; 
da aber, wo ſie gegen die Nation iſt, 
wird der Verluſt durch die nothwendig 
gemachte Geldaufwechs ung vergroͤſ⸗ 
ſert. Das Uebel erſtreckt ſeine Wir— 
fung noch weiter. Sobald der Handels⸗ 
mann feine Münze in der Zahlung au 

Aup- 


458 “% 


Ausländer, nicht eben auf dem Fuſſe 
anwenden kann, auf welchem er fie em— 
-rfangen bat, fo bat das Gepräg, auf 
welhem fein Zutrauen gegründet war, die 
Wirkung verloren ; er achtet in der Fol- 
ge nicht darauf, und ſuchte dasjenige, 
was er daran zu verlieren fuͤrchtet, durch 
grand feiner Preife hereinzubringen. 
in der inneren Handlung folgen feinent 

Beiſpiele Bald alle übrigen Klaſſen: eg ent— 

ſteht alſo eine allgemeine Waarenfleiges- 
rung, weiche, da die Maſſe des Geldes 
nicht vermehret wird, den Privatunterhalt 
erſchwert, die Öffentlichen Ausgaben ver» 
gröffert , ımd dadurch den Staat zwingt, 
die Abgaben zu erhöhen. Diefes mug die’ 
Be — des Waarenpreifes noch 
mehr erhoͤhen: eine doppelte Waarens 
fleigerung eher die auswärtige Handlung 
nothwendig verhindern. Die Fremden wer⸗ 
den von der vertheuerten Waare weniger 
verbrauchen; die Bilanz wird alfo für die 
Ration nachtheiliger, und folglich der Ver— 
Inft bei der Saldirung meinte 


feyn 


er Art 

282. Wird das Verhaultniß mia 
ſchen Gold und Silber nicht aleich 
andern handelnden Nationen be— 
obachtet p 5 fo werden ſich Fremde 
Biefe Ungleichheit in Kauf und Verkauf 
zu Nutz mahen- Im Verkaufe ihrer 
Waaren werden fiefih die Münze in dem⸗ 
jenigen Metalle bedingen, welches man 
nicht gehörig zu fchagen weis, und 
daher in Verhaͤltniß gegen das andere 
Metall zu niedrig. gefest dat. In der 
That alfo wird ihnen alles, nach dieſem 
nit beobachteten Verhaͤltniſſe theurer 
bezahlt. Bei dem Einkauſe Hingegen were 
den fie das zu hoch geſchötzte Metall ges 
ben, folglich an ſich wentger bezahlen, 
als bedungen ward. , Auf diefe Art wer— 
den fie in allen Bezahlungen und Gegen— 
bezahlungen verfahren; endlich auch noch 
durch Auswechslung das zu gering ge— 
ſchaͤtzte Metall an ſich reiſſen. In einem 
Rechnungsbeiſpiele wird dieſer Verluſt 
ſichtbarer werden. Bei den Chineſern iſt 
das Verhaͤltniß des Goldes zu dem Gils 
der, wie 1 zu 10, da es in Europa alla 

ge: 


432 2% 


gemein wie-1 zu 14, und ein Bruch gee 
halten wird. Der Europaͤer behandelt 
chine iſche Waare nah Gold, zahlt dem 
Sineſer Silber, and zahlt ihm 10 für 
eine Waarenvpoſt, fir welche er in Euros 
va ı4 zu zahlen gehabthätte. Was der Ehi- 
tiefer hingegen von dem Europaͤer an ſich 
bringen will, wird Diefer fih nah Sil— 
bermünse behandeln, und in Goldibes 
zahlen laſſen. Wenn nım feine Rechnung 
14 beträgt, fo wide er in Europa ı in 
Gold empfangen haben, da der Chineſer 
zu Besahlung eben diefer Summe ı und 
2, entrihten muß. Inder Auswechs⸗ 
lung giedt der Europaͤer Silber 10, ımd 
empfängt dafür von dem Ehinefer ı Gold, 
wofür er, wenn er es in Europa umfegt, 
14 in Silber befömmt, mithin , dar- 
an gewonnen hatz oder, welches auf das 
nämliche hinausgeht, mit-ı Gold, ſo ihm 
nur 10 am Silber zu fiehen Fam, auf eus 
ropaiſchen Handlöplägen für 14 einfauft. 


BP 279. 


‚283. 


Sr 438 

283. Diefe nahtheiligen Folgen find 
dei Ausmuͤnzung nah der größten Fei— 
ne g vollfommen vermieden. Der Natio— 
nalhandelsmann giebt die Münze auf 
eben den Fuß bin, nach welchem er fie 
empfängt; er zahlt an Fremde nicht 
mehr, als er fih nad feiner Verabres 
dung anheifhig gemacht, und er efit- 
pfaͤngt, wenn er mit Nationalmünze 
gezahlt wird, nicht weniger, als er zu 
empfangen hatte Das Nachprögen 
ift durch einen folhen Münzfuß von fi 
felbft gehindert ; denn, ächthaltige Mine 
je nachpraͤgen, bringe nicht nur kei— 
nen Bortheil, fondern Schaden, da die 
Prägekoften verloren find, unter einem aͤch⸗ 
ten Stempel aber ringhaltige Münze 
einfchieben, heißt nicht nachpragen, ſon— 
dern muͤnzverfaͤlſchen, wogegen die 
Muͤnzaͤmter durch ämfige und wiederholie 
Probirung der Furfirenden Muͤnzſor— 
ten zu wachen haben. Um num Ddiefe 
Minzgrundfäge zu befolgen, iſt nothwen— 
dig, daß der Staat die Koſten der 
Ausprägung nicht auf die Münze eins 

u Thl. Ge rech⸗ 


434 03 


rechn ; daß die ſogenannten Muͤn zre⸗ 
mediq nicht geduldet, ſondern die Aus— 
ſtuͤckelungen auf das genaue beobachtet, dar 
her, wenn einige Stücke su Fering, oder 
auch zu ſchwer ausfallen, beide zur Um— 
fhmelung ausgefheffen, und nur achte 
wichtige Muͤnzen in Gang gebracht wer- 
den. Durch Diefe legte Behutfamfeit 
wird verhindert, daß die zu ſchweren Stuͤ— 
de von Gewinnſuͤchtigen nicht ausaefippe 
r werden, und der Haudel am Ende fih 
mit einer Menge geringer Muͤnzen uͤber⸗ 
laden. finde. 


p 279: 


z, Kipper und Wipper ift der Name ——— > 
welche die ſchweren Münzen ausſchüſſen, und an 
dem Uebergewichte gewinnen. Auch heißt mar die— 
jenigen fo, welde die Münzen befthneiden tı- % 
w. Der Gewinnſucht diefer Art fuhr man aller. 
Drten dutch Eriminalftrafen Einhalt zu thun. 


284. Der Grundfos: Der nennende 
Werth ſoll mit dem innern und wah- 
ren übereinffimmen s, iſt mr auf 
Gold und Silber, oder die fogenant- 
ten harten Muͤnzſorten allein anzuwen⸗ 

den: 


0 Zu 435 
den: die Scheidemüngen find nad) ih: 
rer Beſtimmung demfelben nicht un— 
terworgen, Unter Scheidemuͤnzen were 
den diejenigen Fleinen Münzforten ver— 
fanden, welde eigentlich nur zur Teßs 
ten Ausgeichung des Handkaufs 
dienen, und nach Verſchiedenheit der Laͤnder, 
bald von Kupfer, bald von fehr rin— 
Baltigem Silber find ?. Eigentlich offo 
befteht ihr Gebrauch bloß darin, um den 
Ankanf in Fleinen Theilen zu erleichterr, 
keineswegs aber, um darin arofle Zahlun— 
sen zu Feiften. Ge find daher nur he— 
ſtimmt, indem Inneren, mithin zwis 
fhen Buͤrgern des Staates nme 
zulanfen uw: zu Bezahlungen auffer den 
Eränzen werden fie nicht angewendet, weil 
diefe mit harten Münzforten geſche— 
beit koͤnnen, und die Verſendung einer 
anfehnlichen Summe in Scheidemünze 
zit koſtbar wäre. Da der Regent zmwifchen 
feinen Bürgern als Geſetzgeber ſprechen 
kann, auch ihn hier Feine Ruckſicht auf 
Fremde befhrändet, fo mag er dein nen— 
nenden Werth der Scheidemirt:e nach 

ea Wille 


436 ” 


Willkuͤhr, ohne auf den wahren zu fe 
ben, feftfegen: niemand wird dadurch 
verleget, weil diejenigen, unter welchen 
dieſe Münze herumgegeben wird, fie auf 
dem Fuffe, nah welchem fie empfangen 
worden, wieder ausgeben koͤnnen, folglich 
fie in ihren Händen ein ficheres Pfand 
fernerer Bertaufihung if. Wenn alfo der 
Grundfag in einem Staate herrſcht; daß 
die Praͤgekoſten durg die Ausmuͤn— 
zung bereinzubringen, amd nit viel: 
mehr als eine nothiwendige Staatsaus⸗ 
lage, vonden Staatseinfünften zu beftreis 
ten find; fo kann durch den bei Aus— 
münzung der Scheidemuͤnze fallenden 
Gewinn, der Prögefag zum Theile 
übertragen werden, 


8 279. 
% Die Sheidemünze ift in vielen Ländern fo willführ: 
lich, daß man Weays, Caco, Kleine Muicheln z 
getrocknete Sifche u. d. gl. ſtatt derfelben braucht» 


w Ungeachtet fhon von den Kopfſtücken an, nbs 
wärtd die Münzſorten in vinghaltigem Meralle 
audgemünge werden, da z. DB, eine raude Marb 
Zwnnsiger nur 9 Lorch 5 gr. Groſchen aber nur 
8 Loch 7 gr. fein enihalsen ; fo Fonnten dieſe 
; gleich 


437 


gleichwohl nicht eigeneli unter die Scheidemüns 
gen gezählt werden, weil die Austtürfelung fo ger 
ſchiebt, Haß die feine Mark immer fiir 20,24 fl. aus: 
gemünzt wird: 480 Grofken namlich geben auf 
eine feine Wienermark Kingegen ward in halben 
Groſchen, Kreuzern, Oröſcheln, oder Drenpfenni: 
aeın und Halbenkreuzern die feine Wienermarf zu 
39, die Hungariſch, deren 5 auf ı Orofben ges 
‚ ben, und Dfenninge aber zu 35 fl. ausgemüngt. 


255. Aber es wäre möglich, dag 
die Scheidemünge nachtheilige Folgen 
veranlaßte, woferne bei Derfelben die 
nothwendige Borfichtigfeit zu gebrauchen, 
auſſer acht gelaffen, wiirde, Diele Fol- 
gen würden feyn, die Auswechslung 
amd die Verſchwindung der har— 
gen Mingforten. Die Auswechslung 
der harten Gold - und Silbermuͤnzen 
würde durch Fremde gefchehen, melde. 
entweder ihre eigne Scheidemuͤnze da- 
für gäben, oder die Scheidemuͤnze der 
Nation, deren harte Minze fie an fich 
ziehen wollen, nachpraͤgten. In beiz 
den Fällen wäre der Verluft der Nas 
sion offenbar, weil Scheidemuͤnze kei— 
aen wahren Werth hat, mithin in der 
That weniger darin gegeben wide, als 

Ee3 man 


438 


man empfieng. Die Verſchwindung 
der harten Muͤnzen wuͤrde eine Folge 
der zu haͤufigen Scheidemuͤnze ſeyn; 
fie mag von Fremden hereinebracht 
oder auch im Lande feldit zu uͤbermaͤſſig 
geſchlagen werden. 
286. Dem Aus; der Gold- und 
Silberſorten gegen Fremd e Sceidemin- 
je D vorzubeugen, un Falle fremde 
Scheidemünze verrufen, und ungang— 
bar erklärt werden. Damit man aber aud), 
die nad dem Stempel der Nation aus— 
waͤrts geprägte Scheidemtitnge, weder zur 
Auf vechs lung noch zum Waarenan— 
Faufe, oder einer andern groͤſſeren Be— 
zahlung hereinbringen koͤnne, wird er— 
ſtens die Deren: bringung, farfer Po— 
ſten an den Gränzftationen durch Kontre⸗ 
bantverordnungen erfehweret, zwey— 
tens dur‘ ein Geſetz unterſagt, 
in wa? Fir Zahlungen immer, mehr 
Scheidemünge za gehen,’ und anzu— 
nehmen, alszur Ausgleichung den zahle 
baren Summe norhwendig if. Dadurch 
wid ſelbſt dem geheimen —E 
vor⸗ 


N; 439 
vorgebauet © ) welhes — auf hoͤ⸗ 
ren muß, ſobald von der eingewvech— 
ſelten Scheidemunge gewit —— kein 
Gebrauch ge: macht werden kann. Die klei— 
nen und auf den Graͤnzen unvermeidli— 
chen Münzimfesungen ſind bei ſolchen 
Vorkehrungen von feiner Wichtigkeit, 
2. 

x Sogar wenn, wiein England, Bloß niemand verpflich⸗ 


ter iſt, ber eine kleine Summe Scheidemünje ans 
zunehmen. 


287. Wenn die harten Münzen, wes 
gen uͤberhaͤufter Scheideminze, ver⸗ 
fchwinden y, wird in ber Folge der 
Preis der Gold- und Silbermunze zum 
Stachtheile der arbeitenden Klaffen über 
den wahren Werth erhöht, weil fie 
der Seltenheit wegen geſucht, n 
dafir Aufgeld gegeben wird. Auch 
die Abtragung der Landesabgaben wird 
dadurh den Steuernden, oder die 
Einhebung der Kammer „lower, 
und Foftbar gemacht: dem Steuern⸗ 
den, wenn vielleicht. feine Abgabe nur 

Ee4 in 


448 % 

in harfer Münze angenommen wird; Der 
Kammer, welcher die Einbringung grof> 
fer Poften in Scheidemünze den Aufwand 
der Fracht erhöher, und die Kinhes 
bungskoſten vergröffert. Nicht nur 
alfo, dag nachgepraͤgte Scheidemünz 
je durh Die empfohlene Vorſehung 
abgehalten werden muß; auch die Muͤnz⸗ 
kammern feloft müffen der Prägung 
der Scheidemünze Öränzen zu fegen, 
und fie in einem Verhaͤltaiſſe gegen 
die allgemeine Freislaufende Maffe 
zu erhalten wiffen. Es ift ſchwer, Dies 
ſes Verhaͤltniß eigentlih anzugeben. Ges 
meiniglih wird von der Geldmafle 
eines Staates der zwanzigſte Theil, 
oder 52 angenommen, weldhes zu uns 
beſtimmt fcheint, da hier nicht vorzüglich 
das Verhaͤltniß zu derallaemeinen Geld⸗ 
mafle, fondern das Beduͤrfniß der 
Ausgleichung, das ift, der Fleinen 
Ausgaben in Anſchlag Fommen muß, 
Es ift wenigfiens eine der Wahrſcheinlichkeit 
em naͤchſten kaämmende Muthmaffung: dag 
die Menge der Scheidemunze, auf das 

hoͤch⸗ 


Lo 44 


hoͤchſte attgefchlagen, gleih ſeyn müf- 
fe, der Summe, wodurch die fägs 
liche Verzehrung der arbeitenden 
Rlaffe bedeckt ift: da diefe Klaffe von dem 


taͤglichen Handlohne zu leben, mithin 


euch in Scheidemünge einzukaufen, ges 
wohnt iſt. 2 


y, 279: 


2 &n den vorigen Yuflagen war das Beifpiel biefer 
Berechnung auf folgende Urt angegeben. Wern 
bei einer Bevdlferung non 15. Millionen die ars 
beitende Klaſſe 7 Millionen wären, und die tägliche 
Verzehrung eines Kopfes zu 4 Kreutzer angeichlas 
gen wird, follte die umlaufende Scheidenmünge 
465,669 Gulden, ungefähr eine halbe Million 
berragen. Eine genauere Verfolgung der täolichen 
Zuslage har mich überführer daß diefe Summe 
um viel zu klein fenn würde. Es muß namlich 
aufden Vorrath , den gleichwohl jede Familie , 
Die wochenweiſe ihren Lohn erhält, durd einige 
Tagen Tiegen haben muß, au auf die Zeit gedacht 
werden, durch welche die Scheidemünze umzulaufern 
har , um wieder in die Hände der arbeitenden Klaſſe 

zu kehren: und nah dieſem Anſchlage ſcheint die 
Moft fe der Scheide münze nicht zu ſtark angeſchla⸗ 
gen: daß ſie ſeyn müſſe gleich Sem ganzen Wer 
ehenlchne der arbeitenden Volksklafſſe: das wä⸗ 
ee bei7 Millionen, die täglihe Erwerbung eines 
Kopfes in den andern gu 19 Areußer berechnee 7 
Millionen; 


293. Die bisher erflärten Grundfäge 


werden in Auſehen der Nationalmuͤñ⸗ 


Ee5 ze 


442 

ge zureichen. Allein, da bei dem Zuſam⸗ 
menhange der Handlungsgefchäfte frem— 
de Münzen aus einem Lande nicht aus— 
geſchloſſen werden koͤnnen; da es zu— 
gleich vortheilhaft iſt, durch dieſelben den 
Kreislauf lebhafter zu erhalten; fo muß 
die Sorgfalt des Kegenten dahin gehen, 
damit feine‘ Bürger auch bei dem 
Empfange fremder Münze nicht ' 
uͤbervortheilt, und zugleich unter fid) 
über den eigentlichen Werth derſelben 
fiher geftelli werden. Zu Ddiefem Ende: 
läßt er alle fremden Münzen durch das 
Muͤnzamt probiven, und nach dem Fans 
desmuͤnzfuſſe berechnen, oder wie das 
Miünzkunfimwort lautet, valvieren. Der 
berausgebrachte Werth, welcher eigente 
lih der wahre Werth der Münze ift, 
wird dann durch Münzedifte befannt ge— 
macht. Bei diefer Behutfamfeit iſt es 
nun gleichgiltig, wenu fremden Muͤnz— 
fortein der Kuns im Lande geftattet wird; 
und ift diefes in aroffen Handelsplägen 
fogar vortheilhaft, In der That ver— 
ſchwindet hier die Eigenſchaft einer Mine 

je 


* 


© ganz, fie wird nur, als ein fo, oder 
h, vielhaltiges, von dem Regeuten 
garantirtes Metallſtück angefehen. 


289. Zwar ſuchen verſchiedene Staa— 
ten einen beſondern Wortheil darin, 
dag fremde Münzen ganz aus dem Kur— 
fe gefest werden. Auf diefe Art erwars 
ten fie, daß das Nationalgepraͤge 
den gewiffen Borzug baden, und insbes 
fondere der Wechſelpreis ſich für "die 
ſtationalh andinng  vortheilderft - erhalten 
werde, Aber diefe Folgen find nicht entfchies 
den. Wo die Handlungsbilauz fur Die 
Nation if, ſteht der Wechſelpreis oh— 
nehin zu ihrem Vortheile: wo die Bilanz 
wider ſie iſt, wird der Mügzzwang 
den Wechſel gewiß nicht gleich ſetzen. 
Sf Die umlaufende Maffe einer Nas 
tion groß, fo verliere fremde Minze, 
de jie in Zahlungen nicht nofhwendig iſt, oh⸗ 
nehin ideen Kurs: wäre die Maſſe der 
Nationalmuͤnze zur Hein, fo iſt es vielmehr 
nutzlich, fe durch die Kurſtrung frem⸗ 
der Muͤnze zu vergroͤſſern. Wenn mau 

im 


444 S 


im Handel, ohne den größten Nachtheil 
die Ausgleihung mi Waare nicht. 
verbieten Fanı, warum. foll man die 
Saldirung mit fremden Muͤnzen unterfa« 
gen, Die bei richtiger Valvirung eigent 
ih nur Wagre find; dag man 'die 
Muͤnze der Nation zum Maßftabe 
erhebt, nach welhen der Wert) frem— 
der Münzen befimmt wird, iſt den 
beffern Grundſaͤtzen allerdings gemäß. 
Ader um dem in laͤndiſchen Gepraͤge den 
Vorzug zu verfihern, ift genug, Daß 
ale Zahlungen an die öffentlichen 
Kaſſen nur in Landesmuͤnze gelei= 
ſtet werden koͤnnen: aller andre Imang 
ift uberflüßig, nach Umſtaͤnden auch 
wohl ſchaͤdlich, weil er die Handlung 
der Fremden dennoch einigermaffen ers 
ſchweret. N 

290. Woferne man nah Berich— 
tigung der fremden Münze, noch der 
Furcht Gehör geben Fan, dag bei Aus— 
mimzung nach der höchften Feine, die 
Nationalmunze aufgewechſelt, und auf 
fer Landes geführte werde, nud aus 

eis 


& 445 


einen ſolchen Grunde dieſen Muͤnz— 
fuͤß entweder ganz zu verwerfen, oder die 
Ausfuhr der Landesmuͤnze zu vers 
bieten, für nothwendig gehalten bat, 
damit wenigfiens die Praͤgekoſten nicht 
zu fehr vermehrt werden, fo har man die 
Betrachtung nicht weit genug erfireder. Es 
wird in folgender Abtheilungder Ort ſeyn, 
zu zeigen, daß überhaupt das Verbot der 
Muͤnzaus fuhr ohne Wirkung fern muß; 

die Auf wechslung aber kann gar nit 
geſchehen. Derjenige, der die Landesmünge 
aufwechfeln will, wird nothwendig Alle, 
Dre, und zwar nah dem Zuſarumen—⸗ 
hange der Muͤnzanſtalten, da die Auf 
gabe der Scheidemuͤnze verhindert iſt 
Gold oder Sildermänze dafür geben, Die 
zwar gegen die Benennungringhaltig if. 
Da jedoch dieſe ringhaltige Münze nicht 
nad) dem Hennenden, foudern nad dem 
duch die Valvirung befimmten wahren 
Werthe angenommen wird, fo muß er z— 
DB, gegen einen feinen Thaler zween zah— 

len, wen der Gehalt der fremden gegen die 
— die Haͤlfte ſteht: Mark gegen 

Mark 


446 03 

Marf werden alfo zwo riughaltige Marke 
Münze gegen eine feine gegeben: derinnes | 
re Gehalt diefer zwo vingbältisen Marfe 
ift eine feine, und eite Mark an Legie⸗ 
rung, oder Kupfer: an Silber iſt nur 
eben fo viel geaeben_ als empfangen wor— 
den, die Fegierung aber bei einer Mark 
nur zu 6 Kreuzer berechnet, ift für den 
Aufwechfelnden wahrer Verluſt, und 
Gewinn für die Nation, deren Münze 
eingewechfelt würde. Zwar fonnte der 
Verluſt der Praͤgekoſten, den man bei 
der ausgeführten Münze leidet, angeführt 
werden: aber auch diefer it fir den Auf⸗ 
wechfelnden, der gegen eine zwo Marken 
gegeben hat, Doppelt. Aft «3 alfo nur ei- 
nigermaffen wahrſcheinlich, daß jemand 
Münze aufwechfeln wird, wobei er er— 
wiefenermaffen nicht gewinnt? Iſt ferner 
zu vermuthen, daß die Inländer zu eie 
ner ſolchen Aufwechslung fih ohne als 
les Aufgeld verfiehen werden? Beträge 
nun diefes Aufgeld nur 62 fo überfteigt 
es die Praͤgekoſten, die gewöhnlich 
— gerechnet werden, um ein Drittheil, 

und 


am 


IR 447 


und vermehrt noch den Verluſt, der 
bereitd bei der Legirung Senat wird, 

291. Ungeachtet der Vorzug eines 
Münsfuffes, wo der sählende Werth, 
mit dem nennenden übereinſtimmt, nicht 
im gerinaften zweifelhaft ſcheint; ſo 
find. die Fälle aleihwohl nicht felten, 
da Nationen denfelben verfennen , und ihre. 
Münze zu eering ausprägn. Mat 
bat hausefechlich in Erhoͤhung der 
Münze, oder in einer geringhaͤltigen Aus⸗ 
praͤgung ein Hilfsmittel geſucht, manch⸗ 
mal gegen Beduͤrfniſſe des Staats, 
nand mal x r Rettung der Privatboͤr⸗ 
Get. — von Auſehen haben 
die Vertheidiguug ſolcher Muͤnzerhoͤh⸗ 
hungen uͤber ſich genommen, und mir 
die Nothwendigkeit auferlegt; zu unterſu⸗ 
den: nd wenigſtens in dringenden 
Umſtaͤnden des Staates eine ringe 
haltige Muͤnzauspraͤgung anzur⸗⸗ 


ie entf? Melpn war vertenng, adag 


ein folchesiinternebmen, wen es mit einer Na⸗ 
tion auf das Aeufferfte gefommen ware, ein 


Mittel ſeyn Eörie, den Staat als Schuld— 


ner, 


448 — 
ner, wie auch das unter der Laſt der 
Abgaben erliegende Wolf zu unter— 
fügen. Dutot hat ein eigenes Wert 
- gefhrieben, 5 umdie Meinung Melong 
zu befämpfen : aber Die politifchen Be: 
trashtungen über die Finanz und 
Handlung find mit fo vielen und bes 
ſchwerlichen Berechnungen überladen, 
find in einem fo verwirrten Zuſammenhan⸗ 
ge geſchrieben, dag fie ermüden, ehe man 
Die Wahrheiten herausgeholt hat, welde 
Dorian eingeftrenet find. Fortbonats in 
feinen Anfangsgründen der Dand- 
Juns chat diefe fchwer fheinende Frage 
Elörer auseinander zu fesen geſucht. Ich 
werde mich bemühen, fo viele Deutliche 
feit. darüber zu ‚verbreiien, als mir 
nur möglich. iſt. ES wird hiezu das 
Meifte beitragen, wenn man fowohl die 
Umſtaͤnde, als die Frage nad ihre 
verſchiedenen Beziehungen genau feft- 
ſetzet. 
—J 292 


a Efsai politiqus fur le Commerse: ©, 396 der zwen⸗ 
sen Auflage, 


> 449 
b Rafiexions politiques fur les Finances et Is «om- 
merce: der ganze I Band. i 
e II, Tom. Chap. IX. De la Circulation. 


292. Ein Volk it duch Kriege, 
oder auf eine andre Art dergeftalt mit 
Abgaben überhäuft worden, daß es in 
der Folge die ordentlihen Londesjienern 
wicht erfihmingen kann, folglich groffe 
Kirckftände verbleiben. Wird durch eine 
Muͤnzerhoͤhung dem Wolfe . Erleich- 
terung verfchaft, feine Ruͤckſtaͤnde zu til— 
gen, und in der Folge die Abgaben zur 
beftveiten? Der Regent ift fehuldia : 
Faun die Muͤnzerhoͤhung ihm ein Mit 
tel an die Hand geben, die Otaatsfchule 
dem zu tilgen? Beide, der Recent 
und die Buͤrger find für ſich, ohne 
Zuſammenhang mit andern Staaten, 
zu betrachten, oder wie fie mit andern 
Staaten durch die Handlung, als Schuld⸗ 
ner und Gläubiger, zuſammhaͤngen. 
Die Muͤnzerhoͤhuug geſchieht entweder, 
daß die Münzen unter dem vorigen Ge⸗ 
praͤge nur der Benennung nach erhoͤht 
werden: oder es werden die alten verru—⸗ 

11 Th. Ef fen, 


456 vi 


fen, und unter einem neuen Gepräge, 
ringhältige Münze gang und gäbe ge- 
macht. 

293. Ich betrachte zuerſt den Staat 
abgeſondert von andern Staaten. Die 
Bürger, den Regenten mitbegriffen, find 
erfiens unter fi) Käufer und Verkaͤu⸗ 
fer; zweytens Schuldner und Glaͤu—⸗ 
biger. In Beziehung der gemeinen Klafe 
fe der Käufer und Verkaͤufer iſt die 
Muͤnzerhoͤhung eine unnütze Verrichtung. 
Da das Geld das Borfiellungszeichen der 
Waaren ift, und daher mit denfelden in 
Berhälmig ſteht; fo iſt ganz natuͤr— 
lich, dag auch nur eine numeraͤre Ver— 
meh rung des Geldes den Preis der Waa— 
sen ſteigern, und nothwendig nach eben 
dem Verhaͤltniſſe ſteigern muß, nach wel 
chem durch die Muͤnzerhoͤhung gleichſam die 
Geldmaſſe vermehrt worden. Dieſe Be— 
richtiguug des Verhaͤltniſſes geſchieht 
duch Feine Rechnungsoperation, aber fie 
koͤmmt darum nicht weniger durch Die 
Foderung der Verkaufenden zu 
Stande. Die Befiger der Waaren, die 

, bis⸗ 


©, 451 


bisher für eitte gewiffe Menge Waare eis 
ne gewiſſe Summe Geldes zu empfangen, 
gewohnt find, werden, fobald fie die Era 
hoͤhung der Minze gewahr werden, um 
nicht weniger zu empfangen, ihren Jreig 
erhöhen. Hiezu wird fie auch die Begier— 
de ſpornen, den Befigern des Geldes 
nicht den Vortheil einfeitig einzuranmen, 
fondern fih mit ihnen darein zu theilen. 
Sobald eine Klaffe derjenigen, wel— 
che Beduͤrfniſſe verfaufen, den Preis 
fieigert, müffen alle übrigen Klaſſen 
nachfolgen, und durch Erhöhung ihrer 
Zeilfhaften ſich das Mittel verfhaffen, 
die gefteigerte Beduͤrfnißwaare an ſich zu 
Bringen. Es erfolgt daher eine allge» 
meine Steigerung , welche das Gleichge⸗ 
wicht zwifhen Geld und Waaren her— 
ſtellt; iſt alfo durch die Muͤnzerhoͤhung 
nichts weiter geſchehen, als daß z. B. 
nun geſprochen wird: ich gebe 15. 
da man vor der um ein Drittheil 
geſchehenen Muͤnzerhoͤhung ſprach? 
ich gebe 10. Aber dieſe Waarenſtei— 
gerung iſt nicht eben ſo gleichgiltig 
fs für 


452 ** 


fürden Regenten, dinfo ferne er gleiche 
falls vieles au kaufen hat: denn. da er 
feine Auslagen von den Anlagen 
bereiten muß, dieſe Anlagen aber nah 
der alten Drünsbenennung entrichtet 
werden; fo empfaͤngt er, wenn z. B. die 
Münze um ein Drittheil erhöht if; 
zwar 3 Millionen dem Namen nad, 
in der That aber, nad dem alten 
Werthe nur 2, das ift: er kann mit die— 
fen 3 Millionen mehr nicht anfaufen, 
als er ehemals mit 2 Fonnte; er ift alfo 
in die Nothwendigkeit verfest, die Anlagen 
zu erhöhen, wodurd der ganze Nugen, 
den die Steuernden aus der Erhöhung 
der maus erwarten follten , abermal 
vereitelt if. 


J Noch für die ſämmtlichen Klaſſen Ber Veſoldeten 
die ibdren Gehalt nicht nah Willkühr Höher trei— 
ben können. 


Ich nehme nun die Beziehung 
als Eh Drer und Glaͤubiger vor. 
Denn das Volk als Echuldner des 
Staats betrachtet wird, glaubt man ihm 

Das 


5% 453 


darum eine Erleichternng zu ſchaffen, 
weil bei einer folchen Münzerhöbung 
Diejenigen, ‚welge Eu) befigen, eilen 
werden, daſſelbe auf einen ho ohen Fuß 
weg zubringen, mithin die Schuldner eine 
Peishtigkeit finden müſſen, zu borgen, 
und die Schuldenlaſt zu bezahlen. Wenn 
dieſes ſich auch wirklich ——— ſo 
betrachte man, was der Staat eigentlich 
empfaͤngt? Um fo viel an wahrem Werthe 
wentger, als die Muͤnze erhoͤht iſt. 
Wäre es nicht das Rätmliche, den Volke 
aber beffer berafden acwefen, wenn er 
deinfelben von den Ruͤckſtaͤnden und Abs 
gaben das Drittheil nächgefehen hät: 
te? Aber iſt denn dem Bolfe wirklich in 
etwas beraten ? Es hat ſeine Schulden⸗ 
laſt nicht vermindert, ſoudern nur den 
laͤubiger verwechſelt, dev in einer fehr 
Een Zeit ihn die Buͤrde durch Die 
ſchaͤrfſten Eintreibungsmittel  empfindlis 
cher machen wird. Eben dieß wird ſich über- 
haupt in Anfehen derjenigen ereignen, wels 
che ihren Mitbürgern ſchuldig find. Weñ die 
Muͤnzveraͤnderungen ihnen einLeichtig⸗ 
fg keit 


454 * 


keit, Geld zu borgen, verſchafft; fo blerbei 
fie darum nicht weniger Schuldner, und 
anſtatt dag die Erhöhung den Schuld» 
nern zu flatten Fame, iſt der Vortheil 
bloß für die neuen Glaͤubiger, deren 
Begiinftigung der Staat gewiß nicht zum 
Zwecke hatte. Es iſt weiter nicht erwier 
fen, dag die Klaffe der Schuldner 
vor der Klafje der Gläubiger eine Bes 
gunftigung verdiene, Man irrt fehr, 
woferne man unter der Klaffe der Glaͤu—⸗ 
biger nur die Befiger des Geldes be- 
trachtet: Die Bemerfung Fortbonais: 
Daß bei den meiften groffen Haufern in 
Sranfreih es als eine Familienma— 
xime angeſehen wird, beſtaͤndig ſchul— 
Dig zu ſeyn, um von den Muͤnzaͤnderun⸗ 
gen Nusen zu ziehen: ift wenigflens ein 
Beweis, daß nicht immer die Dürftigere 
Klaffe unter den Schuldnerit zu verftes 
ben iſt. Die Klaffe der Gläubiger ift 
meiſtens die arbeitende Klaffe, und die 
Schuldner find oft ven der umuͤtzeſten 
Klaffe der Burger. Man erwaͤge alſo, ob es 
billig iſt, dieſe zum Nachtheile jener zu 
beguͤn⸗ 


& 455 


beguͤuſtigen? Wenn endlich dem Geſetzge⸗ 
der an der Anfrehthaltung des gemeins 
fhaftlihen Kredits gelegen feyn muß; fo 
Font ein Unternehmen, unmöglich anges 
prisfen werden, welches diefen Kredit un⸗ 
mittelbar, und auf lange Zeit zerfiöhret, 
da e3 den Gläubiger mit Furcht erfuͤllet, 
er werde weniger e bekommen, als er, 
gegeben hat. 


e Mann Fann nicht fagen: daß der Gläubiger eben 
fovtel empfängt ‚, weil die Münsbenennung in Uns 
feben der Bürger als ein Geſetz geltend, mithin 
der empfangende verficherr ift, dad er feine Müns 
se auf eben den Zuk wieder audbringen wird. 
Die Münge hat nur foferne ihren Werth, als ich 
dafür Waaren eintaufben kann. Es Ift erwieſen, 
Daß der Münerböhung beſtändig eine Wanrenfteie 
gerung nachfolgt: es heißt alfo nicht mehr, das 
Geld auf ebenden Fuß binausgeben, wenn ich 
für einen Gulden , den man mir nad der alten 
Benennung gab, 5: D. meinen täglichen Unterhalt 
emfing, für den Gulden nad der neuen Berens 
nung aber nur wey Deitcheile diefer Norhwendige 
keiten empfange, mithin, um dieſe zu beſtreiten, 
noch ein Drittheil zuſehen muß. Die Rechtsgelehr— 
fen würden zur Entſcheidung der berühmten Ötreir- 
frage: Ob das Steigen und Fallen der Münze 
dem Gläubiger, vder Schuldnen zu gut komme? 
ind efer Betrachtung weit ſicherere Gründe finden, 
als in dem Teste des Koder und der Pandekten. 


514 295: 


er 


456 % 

295. Will der Regent, als Schulb- 
ner feiner Bürger 2 von der Müngere 
höhung, Nutzen ziehen; fo verruft erdie 
alte Muͤnze/ befiehlt folche in die Muͤnz⸗ 
banf zu bringen, und dafür die Summe 
in neuer und erhöhter Minze zu empfangen. 
Auf diefem Weg gewinnt er an dem alten 
Gelde denjenigen Antheilvon Silber, oder 
Gold, um welchen die Münge geftiegen if: 
und da er auch diefen Theil nad dem neuen 
Muͤnzfuſſe an feine Gläubiger ausbringt , 
fo ift fein Bortheil hier ebenfalls betraͤcht— 
lich. Eine Bemerkung ıft notbwendig , 
nicht bei Geite zu’ laffen: daß der Bor 
theil des Regenten anf den Verluſt vom 
zwo Gattungen Menfhen. gegründet iſt; 
derjenigen namlih, welche die alte 

. Münze abliefern, und wenn z. B. die Erhö- 
bung um ein Dritiheil geſchehen ift, 
aus der Muͤnzbank um dieſes Drittheil in 
der That weniger empfangen follen: und 
derjenigen, die feine Glaubiger find, de— 
nen er ebenfalld um ein Dritsheil weniger - 
giebt, als fie empfangen hätten. Diefe 
Demerlung fiihrt auf eine zweyte. Nur fehr 

We⸗ 


on ER 


meniae Menſchen werden ſich dazn verſte— 
ben, ihre alte Muͤnze in das Mänzanıt zu lie⸗ 
fern; fie werden vielmehr dieſelbe anfangs 
verfchlieffen, und dadurch eine ſchaädliche 
Stöhrung des Umlauf veranlaffen. Su 
der Folge werden fieihre Minze aus dem 
Lande Schaffen, und in fremden Muͤnz⸗ 
banfen nach dem neuen Muͤnzfuſſe um⸗ 
prägen, um fih felbft den Vortheil 
zuzueignen, den der Staat gehofft 
dat, Alfo wird der Staat in diefer Er= 
hoͤhung für ſich eine unbetraͤchtliche 
Aushilfe gefunden, aber immer eine 
Muͤnzoperation gemacht haben, die den 
Kreislauf hemmt, den allgemeinen Kredit 
unterbricht, das Nalhpraͤgen erleichtert, 
end im Grande von den Glaͤubigern, Die 
zu wenia empfangen, nichts anders, als für 
einen verkleideten Abſchlag, cine Art von 
Bankerutte betrachtet wird , wogegen fie ſich 
in Zukunft dadurch vorfehen werden, ent—s 
weder, daß fie dem Staate ganz Feinen 
Kredit geben, oder ihm folhe Bedinge 
niffe vorfipreiben, die fie wieder eincn 
Verluſt auf allen Fall fiher fielen, und vor⸗ 
| 515 hin⸗ 


458 ou 

hinein entfchädigen. Mar tänfcht heute 
durch folhe Kunfigriffe niemanden. Wo—⸗ 
ferne fih alfo der Staat auf Feine andere 
Art von ſeiner Schuldenlaft zu befreyen, 
Wege fande: fo wirde es beinahe rath— 
famer feyn, feinen Glaubigern einen Ver— 
frag anzubieten, nah welchem fie die 
Bezahlung mit Abfchlag annehmen. Der 
Kredit litte darunter nicht fo viel, und 
es wären wenigfiens die Verwirrungen er« 
ſparet, welche die Miünzanderungen im 
mer nad ſich ziehen, 


f 298. 


296, Wo mar endlih den Staat 
in demjenigen Zuſa menhange mit andern 
Staateng betrachtet, worin alle Länder 
fech wirklich befinden; den Bürger als 
Schuldner und Gläubiger fremder 
Stationen, und auf eben diefem Fuß dem 
Regenten; ‚fo ift der Nachtheil folcher 
Dünzerhöhungen noch deutlicher. Es 
a: fih namlich alle die übeln Kol: 
gen, die fih bei Ausprägung. einer 

ginge 


% 459 


ringhaltigen Münze überhaupt ereigtten muͤſ⸗ 
fen. Die Fremden nehmen die Minze 
nicht anders, als nah dem wahren 
Werthe an; in Anfehen ihrer alfo koͤmmt 
weder Regent, noch Privatichuldner leich- 
fer durch: die fremden Schuldner bin= 
gegen werden fich diefe Erhöhung zu Muß 
machen, werden mit der erhöhten Münze 
ihre Schulden abtragen; und, damit ich 
die Wiederholung vermeide: alles das ift 
vollfommen bieher anwendbar, was 
ichbei dem27 1. Sage umftandlich guseinan⸗ 
der gefegt Habe, 


a 28 


63 2% 


DE VE EEE ENTER UITELETT TAT TER, 
ü—— — — — ann | 


he | 
Von demUmlaufe des Geldes, 
297. 


Di Verrichtung des Geldes ift, daß 
es den Unternehmungen der Yemfigfeit 
zum Mittel diene, Wenn das Geld ein- 
mal angewendet wird, if die Unterneh⸗ 
nung, wozu es dienet, gleich der Sunte 
me des Geldes, einmal betrachtet. Legt 
es derjenige, dem es in die Hände fam, 
keifeite, fo fchafft e8 in feinem Schran— 
Fe feinen mehreren Vortheil: aber giebE 
er daffelbe weiter, das if, Fauft er dafür 
etwas, fo empfängt. der Verfäufer da= 
Durch ein Mittel zu einer ferneren gleich 
groſſen Unternehmung. Ze öfter das Geld 
von Hand zu Hand geht, deſto Mehe 
reren wird dadurch das Mittel verfhaffet, 
etwas zu unternehmen. Hieraus laͤßt 
ſich das Wefen des Imiaufs A erklären, 
und 


* N 
gt AU 


sind feine Wirkung auf. die Belebung der 
Aemſigkeit darthun. Der Umlauf iſt dir 
Wiederholung des Umſfatzes von 
Wagare gegen Geld, und von Geld 
gegen Waare. DerLeinwandhaͤndler ehr 
pfänet Geb für Wolle, und giebt die— 
ſes Geld für Leinwand. Der Tuchfa⸗ 
brikant giebt Geld fuͤr Wolle macht 
Tuch daraus, und empfängt fir dieſes 
Tuch Geld. Die Wirkung des Umlaufs 
ift die Vermehrung der Beſchaͤftigung, 
mo immer das Geld ! durchzieht i. Die 
Groͤſſe des Vorthens hängt davon ab, 
je Kohne! ler, oder laͤngſamer die. Wieder: 
holung des Tauſches gefsieht. Der Borz 
theil des Umlaufs ift alfodas Produkt, 
wenn die umlaufende Sume des Gel⸗ 
des durch die Zahl des Umlaufs 
vermehrt wird A. Eine Million alfo, 
ng ihre Berrichtung in einer beſtimmten 
Zeit nur einmal macht, ift nicht — 
100,000, welche inder nämlicengeitsehn 
mal verkehrt werden. Hieraus iſt offen⸗ 
bar, daß alles, was den Umlauf des Gels 
des hemmt, die Befchäftig ungen sin 
ſchraͤnkt, 


463 — 


ſchraͤnkt, mithin auch der Bevoͤlkerung 
nachtheilig iſt, und im Gegentheil. 


h 22, Kreislauf, Circulation. 


3 Der. bloſſe Durchzug des Geldes mache eine Wirs 
fung, die denjenigen in Erftaunen feßen wird, 
welber bei dieſen an fib einfogen Betrachtungen“ 
ſtehen zu bleiben, verabſäumt. Ein Sürger faufe 
für 4 Öulden einen Dut s der Hutwacher Faufe für 
eben dieſe 4 Golden jeidne Strümpfe, der Strumpfe 
wirfer eine Treſſe, der Treſſenmacher, einen Des 
gen, der Sowertfeger Leindwand, der Leinwands 
Händier Esnallen. Diefer Umlauf Fann noch duf 
Hnndert Umfätze ausgedehnt werden ; er fann in der 
Zeit von einem Monate geſcheden; der Hut, die 
feidenen Strümpfe, die Zreffe, der Degen, die 
Reinwand, die Schnallen, Wanren, die zufammem 
24 Qulden betragen, find vorhanden, und auf der 
einen Seite find nur 4 Gulden, wovon diefe Waaren 
im Werthe 24 Gulden find , angefaufr worden. \ 


x Kreislaufende GSumma ---- --- 10 Milionen 
Läufe in einer gewiflen Zeit um 6 mal 
Bortbeil des Umlaufs ---- «--- 60 --- vder Io Pulli 
onen, die fehbsmal umlaufen, veranlaffen einen 
Umſatz von 60 Aillionen. 


298. Bei dem Umlaufe iſt alfo erfo- 
derlih: Daß beftändig eine zuſagen⸗ 
de Menge Geldes geaenwärtig ver— 
bleibe: und das Geld feinen Gang 
in der erfoderlihen Geſchwindig— 
feit verrichte. Wie groß überhaupt 


Die 


2 463 


die kreislaufende Summe des Geldes 
in einem Staate ſeyn müſſe? iſt darum 
zu beſtimmen unmoͤglich, weil bei dem 
Umſatze der Waaren, der Kredit mit in 
die Rechnung koͤmmt; weil der Stand 
der Beſitzer des Geldes, ihre Art zu I 
ben, ihre gröffere, oder Kleinere Rei— 
gung Aufwand zu machen, der Zuflaud 
der Handlung, der Zufland des öffent— 
lichen Kredits, und felbft die politifipen 
Verhältniffe des Staates, alles ſehr 
wandelbare Umſtaͤnde, dabei ihren Ein— 
flug haben. Indeſſen ift gewiß, daß 
zwifhen dem in einem Staate vorhande— 
nem Seide überhaupt, zu demjenigen, 
was gegen diefes Geld umgeſetzt wer 
den kann, ein Verhaͤltniß ift, fo zwar, 
daß die ganze Mafje der verfäuflichen 
Sachen auf der einen, und die ganze 
Eumme des Geldes auf der andern 
Seite genommen, einem beftimmten Theis 
le von Waaren ein befiimmter Theil as 
Gelde zufagt, welche fih untereinander 
eben fo, wie die ganzen Mafjen gegene 
einander, verhalten 4 Nah dieſem all 
ger 


464 Be 


gemeinen Verhältuifie wird man bie gau- 
ze Waarenſumme mit 100. und mit 
100 gleihfalls die ganze Geldſumme 
ausdruͤcken koͤnnen, wo immer dem ı von 
Waaren, auch ı von Geld zuſagt. Dex 
eine geroiffe Seit hindurch gewoͤhnliche 
Preis beſtimmet dieſes Ungewiffe ı zu 
einer gewiſſen Zahl, und man kann das 
ber fagen: das in dem Derhältmiffe der 
freistaufenden Summe eine Aenderung 
getroffen worden, fobald die gewiſſe 
Preiszahl eine merkliche Veränderung 
leidet. Durch diefen Satz des Berhältnife 
ſes der Waaren und der Geldmaffe läge 
fih ohne ale Schwierigkeit erklaͤren, 
warum in einem Lande, wo das Geld 
ſeltner iſt, für die Waare weniger ge— 
geben wird, als in einem Lande, wo 
mehr Geld iſt, oder, wie man fagen moͤch⸗ 
te: warm Das Geld theurer if. 
Ehen fo fieht man daraus, daß eine 
Geldverütchrung , in eitem Lande noth— 
wendig eine Öteigerung des Waarenpreis 
fes nach fi ziehen muß. Die Armee 
ſenheit einer zuſagenden Menge Gel: - 

des 


Pe A 


des heißt ale: dag die Anbieter der 
IrRaare auf einer Seite, anf der andern 
Seite immer Sehanbieter, das if, 
Käufer finden, und daher durh den 
Empfang des Geldes zu Fortſetzung ihrer 
Beſchäftigung neue Mittel erbalien. Go 
lange dieſes iſt, kann man zuverfichtlich 
ſchlüſſen, day ſich eine zuſagende Mens 
ge Geldes im Kreislaufe erhält: 

r Montesq. Ffprit des Loix, Liv, 22 Ch. % 


Principes fur le commerce 6 27, Hume Efsay 
of the Balance ot as, 


299. Das Geld kann entweder auf 
immer, wenigfiens auf feht lange aus 
dem Umlaufe kommen, oder nur auf is 

nige zeit. Senes unterbricht den Kreise 
lauf gang, diefes hemmet nur, feine Ge⸗ 
ſchwindigkeiſe Auf inmer, oder 
lange Zeit kommt das Geld aus dem 
Umläufe: wenn es aus dem Kande ges 
fendet wird , um Schulden zu bezahs 
len; bei Auswanderung der Buͤr— 
ger; went Ffremde Untertbanen 
Güter, oder Staatspachrungen Dee 

IC. Gg ſitzen 


6 * 


ſiten und ſich die Einfürfte nach⸗ 
ſeuden laſſen; durch Anlegung in 
fremde Banken, durch Werahlung 
ſtarker Subſtdien ; durch Bezahlung 
der der Daterie zu Rom zugeſtan— 
Denen, oder n ihr an rmohten 
Rechte; durch Belleam 1q eines 
Schahe eſs für den Res — durch 
die Sammlung unſterblicher Ge- 
ſellſchaften: durch An ——— vie⸗ 
fer Gold-und Silbergefaͤſſe; durch 
Sammlung von Kapilalien; . und 
durch Münsirrungen, Seine &e- 
ſchwindigkeit heme en hauptſaͤchlich gr oſ⸗ 
ſe Zahlungstermine, und die une 
gleiche Lokaleinleitung Des Vermoͤ—⸗ 
eng. Uebrigens folägt auch alles ein, 
was die Abweſenheit des Geldes 
ſelbſt veranlaſſet. Die Verminderung der 
Maſſe zieht die Langſamkeit des Umlaufs 
immer nach ſich. 

300. Der Berſendung des Geldes 
m bat mon durch das Verbot der Geld— 
aus fuhr vorzukommen geglaubt 72% Ein 

ſolches Verbot if entweder unnoth— 
Rebe wen⸗ 


10) 467 
wendig oder fruchtlos. ES iſt um 
votbwend g, no immer die Bilanz 
Der Handlung f fuͤr eine Nation if. Dean 
in folgen Umjtänden werden diejenigen , 
welche auswaärts Zahlungen zu leifien 
Daben, dieſelben vortheühafter durch 
Wech elbriete leiſſen. Es wird alſo 
niemanden einfallen, wirkliche Geldverſen— 
dungen zu machen. Iſt aber die Hand⸗ 
Imasbilenz wider die Nation ; fo ift 
das Verbot Fruchtl>$: ein ſolches Verbot 
hieß even foviel, als den Nationalſchuld⸗ 
aerır naterſagen wollen , ihre auswaͤrti—⸗ 
gen Glaͤubiger zu besahlen , welches wohl 
nis einem Geſetzgeber beifallen. wird , 
weil dadurch aller Nationasfrevit , 
aller Sufammenhang. mit andern Staa— 
ten nothwendig aufgehoben würde. Wenn 
eine Nation von der andern fo viel zu 
fodern bat, daß ihre Rechnung durch 
Wechſel nicht gegeneinander aufgehoben 
werden kaunn; fo ift fein anders Mittel 
ubrig, Zu-faldiren, als daß der Ute 
derveft in Baarem abgetragen werde, 
Drau wird in der Abtheilung von dem 

92 Wech⸗ 


468 / * 


Wechſel ſegar die Nothwendigkeit 
aumerken, manchmal, um nicht den Kurs 
fo ſeht wider fich zu haben, die Schul⸗ 
den rate Eid zu tilgen. Wollte men 
durch Verbot der Geldaus fuhr die 
fremden Handelsleute gleihfam zwine 
sen‘, ihren Verkaufhandel in einen 
Baͤrathandel zu verändern, fo über 
Tecte man nicht, - dapder Kaufmann, wo 
er beidem Barat feine Rechnung findet, ob« 
ne Zwang dazır geneigtifi: und wo er fei= 
ne Rechnung wicht findet, dadurch nur 
gezwungen wird, fein Gefchäft ganz 
aufzuheben. Wenn endlich. das Verbot 
der Geldausfuhr vielleicht den AUs wan⸗ 
derungen Einhalt thun fol, fo ner 
fehlt man die Heilung, daman die Quel⸗ 
le des Uebel verfennet. Meder Verbot 
‘der Geldausfuhr, noch flarfe Ab— 
zudgelder, noch ſonſt gewaltſame 
Mittel koͤnnen Menſchen zurückhalten, 
bei denen, eben der Willen auszuwandern, 
ein Beweis iſt, daß ſte dazu Beweggrunde ha« 
ben. Man mache, daß niemand anszu— 
wandert wuͤnſcht, weil er in andern 
Staaten 


*. 462 


\ 


Staaten wicht eben dieſe Wohlfart zu 
finden hoffen faun,. und man kann als 
len Jyalıg entdehren! Urbrigens werden 
Diejenigen, welde auswaͤnderu wollen , 
ihr. Vermoͤgen durch Wechſelbriefe zu 
verſenden, beſtaͤndig Gelegenpeit baden, 

woduch danı eine Summe auſſer Laie 
des erhalten wird, welche enimeder ein⸗ 
gegangen wäre, oder eine andre, Die 
‚man nun ſchuldig verdleidi, faidirt hätte, 


m 299. — 

a In Rusſand iſt die Ausfuhr des Geldes verboten 
Der ruſſſche Handelsmann flebt Ah dadurch ju 
feinem groſſen Nachtcheile eesminunen, mir aus— 
wäctigen KTorreſpondenſen durd holändiſche Briefe 
au faldiren, 


301. Der Staat iſt nicht in allen 
Umſtaͤnden fähig, zu verhindern, daß ent⸗ 
weder Fremde Unterthanen innerhalb 
feiner Graͤnzen Güter anfaufen, oder 
dag feine Unterthanen fih anderwärtig. 
ſeßhaft machen. In beiden Fällen aber 
find die Einkünfte der Güter Unwie— 
derbrinelich für ihn verloren. We⸗ 
— geſchehen kann, ſoll 

G83 man 


— 


470 * 


man einem. Nachtheile entgegen geheu, 
der, wenn die Falle haufig find, groß, 
beträchtlich feyn kann. Ueberhaupt foll= 
fe Fremden der Ankauf von Gütern: enis 
weder garnicht, oder nur unter dem Bez 
dingniffe, auf eine gewiſſe Zeit in dem 
Lande zu leben, erlaubt, auch Güterbe- 
fisern die Niederlaffung auswärts durch 
vergröfferte Abfahrtgelder von ihren 
Einfünften erfchweret werden, Appa⸗ 
nagirten Kindern gtoffer Familien , 
muß es gleihfalld nicht freyſtehen, ihre 
Appanagen nad Wohlgefallen auſſer 
Landes zu verzehren. Und da die Staats⸗ 
pachtungen an fin ſelbſt ſchaͤdlich find, 
um wie viel mehr ift darauf zu ſehen, 
daß folhe niht an Auslaͤnder über- 
laffen werden, wo, zu vielen andern 
Nachtheilen, auch dieſer hinzukoͤmmt, 
dag ſe anſehnliche Gewinnſummen 
dem St — auf ewig entziehen. 

302. In welchen Umſtaͤnden wird 
Geld in fr urn o angelegt? Es 
koͤnnen voſtheilhafte, es koͤnnen nach⸗ 
theilige feyu. Wenn die Zinſe in ei⸗ 
nem 


8* ——— 
nem Lande zu niedrig finds fü: ht man 
ſich bei fremden Nationen hoͤhere zu 
verſchaffen. Die niederen Ziuſe aber 
find hauptſaͤchlich eine Folge von einem 
durch die Handlung veranlaßten Wider: 
fluſſe des Geldes: und in einem folhen 
Sale kaun es fogar nuͤtzlich feyn, durch 
Verſendung an fremde Nationen die über- 
haͤufte Geldmaſſe zu vermindern , und 
Dadurch zwifhen dem Gelde und dent 
Waaren dasjenige Gleichgewicht zu er— 
haften, fo dem Zuſammenfuſſe mie 
Handlungsnebenbuhlern befoͤrderlich iſt. 
Die Verſendung unter dieſen Umſtaͤn— 
den entladet den Kreislauf eines ſchaͤd— 
lichen Uiberfluſſes auf einige Zeit, in⸗ 
deſſen die davon eingehenden Zinſe im— 
mer Gewinn ſind, den die Nation mit 
Kapitalien macht, die zu einer Zeit, wo 
vielleicht die umlaufende Maſſe einer 
Belebung bedarf, zurückgezogen werden. 
Die verſchiedenen Staaten angebote— 
nen hohen Leibrenten locken gleichfalls 
Geld aus dem Lande, und ih muß ges 
fiehen, dag es füwer fallt, folge Ver— 

®g 4 ſen⸗ 


473 * 


ſendungen zu verhindern Ein Figfal- 


geſetz kann hier zwar von einigem Nu— 
gen fenn, und FPolisenanfa’ ten föne 
nen daſſelbe unterfiügen. Indeſſen were 
de ich mi nie uͤberreden, das die An— 
zahl derer, weile ihr Geld auf Leib— 
reiten anlegen, beträchtlich. ſeyn kann, 
weil dieſes nur ein Geſchäaͤft fir Men— 
foen, die an nichts in der Welt, au 

feiner Familie, au Feiner Berw andfchaft 
\ Age, hauptſaͤchlich alfo ein Geſchaͤft für 
Eh oſe iſt. Wenn nun ihre Zapl in ei- 
nem Staate groß iſt, wenn der Geſetz⸗ 


geber den Ehſtand, und das Anbatte 


. 


en einer Familie nicht ju einem wine 


ſchenswerthen Stande zu machen, nicht 
die Eneloftrfeit zu br ſchräuken weis ; 
fo ift die Anleguug des Geldes auf geib- 
renten auſſer Landes nihf das aröfte Ue— 
bel auf deſſen Behebung gedacht werden 
mug. Auch Muͤnzirrungen und geioa T= 
ſame Inteteſſe erabſetzungen Föntten 
die Verſendung des Geldes an fremde 
Banken herbeiführen. Das erſte war 
dayer aus) unter den Gründen mit, wels 
; ie 


Sn 


oT :473 


de die Muͤnzaͤnderun gen verwerflich 
machen. Von der Herabſetzung der 
Zinſe ſoll bald gehandelt werden. 


/ 


303. Die Bezahlung ſtarker Subſi⸗ 
bien p Fann überhaupt nicht als ein Nach⸗ 
tbeil betrachtet werden, weil ven der 
Klirgheit derjenigen, die den Geſchaͤften 
des Staates vorſtehen, vermuthet werden 
muß, fie werden fin dazu nicht ohne 
wichtige Vortheile verfiehen. Die Be— 
zahlung der Dateriegebühren, wel- 
che anfänglich durch Ueberſehen oder un— 
ter dem Zuſammenfluſſe wuginfiger 
Umfiinde zugeffauden, uud niemals 
eine Art von rechtmaͤſſtgen Auſpraͤche 
gegruͤndet baben, ifı deflo einpfindite 
ber, ' da diefer Ausflug dei Geldes fo . 
oft wiederkoͤmmt, und, ohne einen b⸗ 
ſonders günfigen Zufommendug von 
enfgegengzfesten Umſtänden, kaum eine 
Befreyung davon zu erwarten iſt. Alle 
kathol ſe Staaten werden ſich mehr, 
685 oder 


474 - 


oder minder in folgender Stelle Uſtari— 
tzes g erkennen: Eine von Den Ut- 
fachen, welche zu dieſer Seltenheit 
des Goldes und Silbers in der 
Monarchie beitragen; ob dieſe 
Metalle gleich ein eigenes Produkt 
erſelben ſind; iſt die Menge von 
Millionen, Die jaͤhrlich nach Rom 
verſendet ‚werden,  größtentheilg 
für Gewohnheiten, welche durch 
die Datarie eingefuͤhret worden, und 
weiche ſchon überhaupf als Miß— 
Bräuche angefehen werden. Ich 
iwerde mich weder über die Wade 
theile dieſer Dorartegebühren, noch 
über ‚die Mittel ausbreiten, wel: 
che andre katholiſche Staaten an- 
winden , um Denfelben entgegen zu 
gehen: das Linternehmen über: 
ſteigt meine Kraͤfte. Auſſer dem 
kann ich mir, davon zu ſchweigen, ers 
lauben, wen zu Den gedruckten Vor— 
ſtellungen michts hinzu zu ſetzen iſt, 
welche im Jahre 163 in Namen 
und auf Befehl Philipps ya racch 
‚ feine 


u 475 


4 2 + 


feine Botfchafter, dei Biſchof von 
Eordoua, und Don Juan bo: 
mauro gemacht worden. Dice 
Vorſtellungen enthalten zugleich 
die Schrift, welche die Star de 
von Caftilien Dem Könige über die 
verichiedenen Gebühren uͤherreicht 
haben, Die man zu Rom abfoderts 
alle Punkte dieſer Schrift find anf 
N der Kirchenverſamm! urecn 
nd Die heiftoen Canonen gehützet, 
deren Vollſtreckung maz Derlangore, 
Was Fan Fatholifhe Türken halten } 
ihre Staaten von einer Zinsbarkeii zu 
befreyen, die ihnen nicht mehr ſogug 
als ſchimpfuͤch iſt. 


P 299. 


Q an & pratique du Commerce. Cap. HI. am 
n % 


304. Die Beilegung eines Scha—⸗ 
‚Eesr, foun nur aus den Gutkteizs 
ſchehen, damit die Etsaren in umose 


ſeh⸗ 


28. RR 


fehbaren Beduͤrfniſſen die noͤthige Bede⸗ 
ckung haben. Unter. beiden eines muß 
die Stellüung ſeyn, worin ſich der Staat 
befindet; entweder der Umlauf iſt Dee 
lebt, und reiht den Unternehmungen 
der Bingen zu, oder es iſt Mangel an 
Ge. Im erften Falle iſt es uͤber⸗ 
ta ſich durch Beilegung von baarem 
Gelde vorzufehen,, weil bei fo glücklichen 
Umftänden der Bürger, der Kredit des 
Staats groß ſeyn mug, und der Regent 
Dadurch augenblidlih groffe Summen zu 
beheben, fähig iſt s. Bei einem herre 
fhenden Geldmangel hingegen wird na= 
tuͤrlich durch die Beilage anſehnlicher 
Summen das Uebel noch vergroͤſſert, und 
der Kreislauf deſto mehr geſchwaͤcht. Nur 
in einem einzigen Falle alſo, deſſen am 
Ende dieſer Abtheilung Erwaähnung geſche— 
hen wird, iſt die Beilegung eines Schatzes 
dem Regenten zu empfehlen. Ich verſte— 
he jedoch unter dem Worte Schatz nicht, 
die in Verhaͤltniß des ganzen unbetraͤcht⸗ 
lichen Summen, wodurch in jedem Staate 
gegen 


I 477 


gegen Zufülle in Finanzoperationen eine 
Vorſehung gefpehen muß. 


T 299. 


s Cojus et quidquid ef omnium , tantum ipse, 
quantum omnes habet, Plin/uss paneg, Ira), 


— Ich verweiſe bei den Erwerbun⸗ 

enun keardiihere enteinden, aufdas, 
— im er ſten Theile diefer@rundfäge gez 
ſagt worden. Die Roͤmer haben oft in vera 
zweifelten Umftänden des gemeinen Wefeng 
durch —— feſtgeſetzet, wie viel 
Gold eine Frau au Geſchmeide befigen duͤr⸗ 
fe: das Uebrige mußte ven Staatseinneh⸗ 
‚ mern überliefert werden, damit eg nicht an 
Seld zur Fortführung der Kriege gebre— 
her möge. Eden folhe Umſtaͤnde has 
ben auch in unferm Jahrhunderte dieſe 
Zuflucht nothwendig gemacht. Aber nicht 
nur in bedrängten Umſtänden, ſondern zu 
allen Zeiten wird durch die uͤberhand nehs 
mende Pracht an Gold und Stlber- 
gefäflen, 2 dem Umlaufe unendlich viel 

| ent⸗ 


478 * 
entzogen. Die Erfindung des Portelaing. 
hat einigermiefieh das Uebel gemindert ; 
eine neue Art von Pracht hei jene ſchäd— 
lichere beſchränket. Auch können die vie 
Ien Nergoldungen, welche von den öͤf— 
fentlichen Gebauden und den koͤnigli— 
chen Pallaͤſten in die Haͤuſer der gemein— 
fin Bürger gedreugen, und daſelbſte, 
meifens ohne Geſchmack, an Wande und 
Geraͤthe verſchwendet find, ein Gegen- 
ſtand werden, der unter gewiſſen Um— 
fiauden die oͤffentliche Aufmerkſamkeit 
auf fich zieht. Es iſt immer Gold und 
Eiiber, das den SKreislanfe gleichſam 
zuf ewig entgeht. Wenn diefe einreifjen- 
de Pracht, wenn der Gebrauch der Gold— 
und Silbergefäffe eine Folge des Reſch— 
thums ift, denn iſt er auch nicht ſchäd— 
lich. Wo aber die umlaufende Geldinafe 
fe dadurch zum Nachtheile der Handlung 
geſchwaͤcht winde, koͤnnte dem Uebel eini- 
germaffen vorgefommen werden, dag man 
Aufwandgeſetze der Lieberhandnehmung 
deſſelben eutgegen ſtellte. Die Pragt , 
weihe die Beichäftigung vermehret, iſt 
eine 


a 479 


eine Wohlthaͤterinn der Geſellſchaft: aber 
bier arter fie ir Verſchwendung aus, 
Auch ift es nützlichh, das Einſchmel⸗ 
zen des Geldes zu unterſagen, und 
wenigftens dadurchzu hindern, dag wirk⸗ 
liche Minze nicht in Gefaͤſſe, - oder 
andern Hausrath und Verziernugen ver⸗ 
aͤndert werde. 


t.299: 


06. Die Verachtung des Dan- 
Delffandes, die Ceringſchaͤtzung, die 
Bedruͤckung der Landwirthſchaft und 
andrer arbeitſamen Klaſſen des Volkes, 
die Anlegnug verſchiedener Kaſſen, bes 
ſonders ſolcher, wo das Geld ungenützt 
bleibt, vorzüglich aber die hoben Zinſe 
veranfaffen die S mmlung von Ras 
pitalten u, wodurd das Geld auf lan: 
ge Zeit aus dem Umlaufe gebracht wird, 
und Dann in denfelben nur auf fehr Des 
ſchwerliche Bedingniſſe wieder zuruͤck koͤmmt. 
Die hohen Zinſe und der gehemmte 
Umlauf haben eine wechſelſeitige Ein— 

wirs 


. 


480 #0, 


wirkung: der geheumte Umlanf verur- 
ſacht die Erhoͤhuug der Zinſe, die hohen 
Zinſe hemmen den Umlauf. Dan darf 
alſo feinen Augenblick anſtehen, ſolche 
Strenitsopen sttonen für unüberdacht 
zu erklareu, welhe, um den auperordente 
lichen Staatsnothwendigkeiten zu Hilfe 
zu kommen, a Zinſe, beſonders 
aber Labrenten feſtſetzen. Ware dies 
fer - Kredit ah richt fon an fih uns - 
endlih koſthar; > fo ii feine Schadlichkeit 
Dargeiben genug, da dadurch . die Ber 
gierde, Sapitalien zu Summen, die 
Konwing, ohne Arbeit von Geldren⸗ 
ter leben zu können, und der Hang zur 
Seit ver roͤſſert werden. Von 
2 Einfiafle der Muͤnzirrun gen dv auf 
if dem, was in der varders 
gehende en Abcheiluug geſagt worden, 









Ü 296: 


v Ta meh eine Teonoldinische Bersrdnung dom 27 
Decemb. 706 zum Semweii? anfübren, daR eins 
ſichtsvolle Hescrunge ude nach heiltgen Einfluß von 
Münzände unzen imn>r einge ehen und gefürchtet 
haben. Es hatte ih —5 ein Kuf verbreitet 

als 


8 48* 
ld ſollte in den Münzen eine Erböhung dorge 
nommen werden. Man bielt Hh verpflihrer, dur 
eine Öff niliche Verordnung diefen Ruf zu vereiteln , 
und dad Volk gegen feine Furchht zu verſichern; 
damit, wie dte ausdrücklichen Worte lauten ,, im 
. Handel und Wandel nicht eine Eonfufion eneftehe; 
noch die Cireulatien des Geldes fih fleden , oder 
auch die Zufuhr un Vifeualien , und andern Nabe 
sungsmitteln durch ein unzeitiges Öejihren erman 5 
geln därfte ;; 


307. Die groſſen Zahlungstermine, 
es fey nun bei den Abgaben an den 
Staat, oder von dem Staate an Die: 
jenigen, welde von ihm Zahlungen zu 
erwarten haben : fegen immer die Zuruͤck⸗ 
haltung beftimmter und beträchtlicher 
Geldſummen voraus, die nur erſt nah 
dem Verlaufe einiger Zeit in den Umlauf 
wieder kommen. Die Zuruͤckhaltung ereignet 
fih zweyfach: bei dem Eingange indie 
Kaffe, umd bei Denen, fo Geld von 
der Kaffe empfangen. Die Berech— 
nung darüber iſt leicht zu machen, Um 
3.8. in einem viertejährigen Terntine 
eine Milton einzubringen , muß die 
Beilegung , fen ed in Daupf: oder 
Filialkaſſen, oder anch bei den Ent: 
Pichtenden lange Zeit vorher ihren Ans 

5b fang 


I 


452 * 


fang nehmen. Es wird zur Eroͤrterung 


zureichen, wenn man nur 5 Zeilpunk⸗ 
te ſetzet. 6. Wochen vor dem Zahlungs— 
termine werden alſo 2mal hundert tau— 
ſend it die Kaffe gebracht, in einer 
Woche darauf abermal ſo viel, und fo 
oft, bis in der fimfien Woche die ganze 
Million eingebracht ift, die in der ſech— 
fien Woche ganz in die Kae geliefers 
wird. Es bleiben alfo zweymal hundert 
taufend durh 5, abermal jo viel durch 
4, dur 3, Durdh2, und ı Woche liegen, 
welches im Durchſchnitte, auf die ganze 
Summe 3 volle Wochen beträgt... Dieſes 
Geld wird uun an Befoldungen aus 
gegeben. Da die Beſoldeten davon eiw 
Vierteljaͤhr durch leben müſſen; fo 
koͤmmt Tag für Zag nur etwas in den. 
Kreislauf, und erſt am Testen Tage if 
das Ganze wieder in den Umlauf ges 
fommen: welche Zurückhaltung in Anfes 
ben der ganze Summe abermal auf die 
Halbfcheid angefhlagen werden kann. 
Wenn man aber auch nur 3 Wochen 
annimmit; fo iſt deutlich, dag diefe Mils 
lion 


ah 

Tioır ein halbes, zum mindflen durch ein 
Vierteljahr aus dem Umlaufe bleibt, 
Die Auvendung auf die ganzen Staats: 
einfünfte gemacht, fällt der Nusen , 
oder vielmehr die Nothwendigkeit, die 
Einnahme ſowohl, als die Ausgab— 
terminen abzufürzen , fihtbar in die 
Augen; befonders in Staaten, oder un— 
fer Umſtaͤnden, wo die umlauſende Maffe 
nicht groß if: Das einzige Mittel, dert 
Abgang der Menge zu erfegen , ft ‚ihs 
re Gefhmwindigfeit durch die Untere 
theilung zu befördern. Derjenige, fo 
zu feinem taͤgliechm Bedirfuiffe einen 
Gulden bedarf, muß, wenu er NUR 
einen Gulden empfängt, ihn foaleich wies 
der ausgeben ; zieht er eite groffe Sum⸗ 
me; fo bleibt davon ein Theil auf lan⸗ 
ge Seit bei ihın liegen. Hieraus läßt fich 
die Urfarhe angeben; warum überhaupt 
sehn Bürger, deren jeder ein Zehne 
theil an Vermögen befigt, dem Staate 
weit mehr nügen, als einer, der al 
lein fo viel Vermögen hat, als die zehn 
uſammen. Der Umlauf naͤmlich mug 

Sb 


484 5 

bei jenen unendlich Icbhafter feyn. Es 
ift natürlich, dag man diefe Berradhtung 
nicht dahin ziehen muß, als follte die 
Einnanme und Ausgabe der Staatss 
Faffen auf einzelne Tage zurüͤckgeführt 
werden. Die Verwaltung groſſer Kaſſen 
fodert ihre beſtimmte Zeit. Immer aber 
iſt der Vortheil erweislich, mo Die 
Zahlungstermine auf die kuͤrzeſte 
it, die fie, ohne andren Nachtheil nach 
fih zu ziehen, zuläßt, zurüuͤckgebracht 
werden, Es ift fogar zur empfehlen, dag 
in dent Privathandel, fo viel es ohne 
Stöhrung deſſelben gefihehen kann, kurze 
Zahlungstermine bedungen werden, 


308. Die Ungleichheit der Lofal« 
vertheilung des Geldes 2 entfpringt 
aus einem Hauptfehler der ganzen 
Staatsöfonomie, aus ungleicher Ders 
theilung der Bevoͤlkerung, befonders 
aus Uderladung der Hauptftaͤdte, 
wohin das Geld, bei weitläufigen, und 
aus mehreren. Provinzen zufammgefegten 
Staaten , ohnehin durch die Anlagen eis 

| nen 


07 


& 485 


gen ſtarken Zug bat. Wenn biezu noch 
koͤmmt, daß eine folche Hauptfiadt der. 
ordentliche Aufenthalt des vermögenden 
Adels, und anderer wohlhabenden Bürs 
ger iſt, welche ihre Einkünfte von den 
Gränzen der Provinzen dahin kommen 
laſſen; fo folgt Theurung in der Kae 
pital, die von den Ueberfluſſe des Gele 
es herruͤhrt, und in den Provinzen ein 
Unwercth aller Erzengniffe, daran nur 
der Manael an Held Schuld trägt. 
Ich habe diefen wichtigen Gegenſtand ans 
derswo 72 umftandlicher behandelt. Ich 
habe hier nur zuzuſetzen; daß zu gleicher 
Eintheilung des Geldes in einem Staate 
eine genaue Bilanz zwifchen den vers 
fhiedeuen Provinzen deffelben zu halten ift. 
Wenn dag Geld von den aufferften Theis 
len durch die Fandesanlagen uud den 
Aufenthalt der vermögenden Bürger 
der Oauptfeadt zufluͤßt; ſo müffen die 
in die Provinzen verlegten Manufaktu— 
ren daſſelbe aus der Hauptſtadt wieder 
in die aͤuſſerſten Theile zuruͤckbringen. 


863 6,200: 


* 
& 279: 
0 8. X. Band mieiner gefammelten Schriften : Abband⸗ 


lung von der Urſache derTheutung in groffen Stäb* 
ten und dem Mittel, ihr abaubelfen, er 


399. Nunmehr find die Folgen auf 

zuſuchen, welche der durch ſo viele Ur— 
ſachen gehemmte Kreislauf haben muß; 
dieſes wird gleichſam die Geſchichte von 
dem Verfalle der Handlung ſeyn. Wenn 
ein anſehnlicher Theil des Geldes, durch 
was immer fuͤr einen Weg, dem Umlaufe 
entzogen wirds foift zwifchen dem Gels 
de und den Waaren das Merhältniß * 
geſtoͤret: das iſt: es fehler einen ges 
wiſſen Theile von Waare an dem vorftels 
lenden Zeichen. Könnte die Untertheilung 
der Geldmaſſe augenblicklich geſchehen, 
und ſich das Gleichgewicht zwiſchen Geld 
und Waare herfiellen, fo wärde die 
Folge diefer Störung allgemeine Wohl: 
feilheit der Waaren feyn. Denn, wenn 
‚von den 100, welche die Geldimaffe ger 
gen 100 der Waarermaffe vorftellen , 
20 hinwegkommen; ſo iſt dag Verhaͤlt⸗ 
niß, Das vormals wie ı zn 1, oder 5 
ana zu 


457 


gu 5 ſtund, in ı zu I weniger J, ober 
5.3177 4 abgeändert. Die Waare wir 

co um ein Fuͤnftheil wohlfeiler zu fer 
ben kommen, welches in Anfehen der 
auswärtigen Handlung fogar nutzbar 
ſeyn Fönnte. Uber eine folde augeite 
blickliche Berichtigung zwiſchen dem Gel— 
de und den Waaren kann nicht geſchehen; 
uud da die ganze Geldſumme ungleich 
vertheilt if, einige Ueberfluß, andre 
zur genau fo viel haben, oder empfangen, 
als zu ihrem Beduͤrfniſſe zureicht; fo iſt 
die Verminderung. der Geldſumme auch 
ungleich empfindlich, Diejenigen, die 
nur foviel empfingen , als ihnen zu Forts 
fegung ihrer Beſchaͤftigung zureichte, 
empfangen nun nicht fo viel, als fie zu 
empfangen gewohnt waren. Gie müſ— 
fen alfo entweder ihre Beſchaͤftigung 
befepränfen, wodurch es ihnen an ihrem 
Unterhalte gebrehen wird; oder fie müf- 
fen ihre Zuflucht zu denjenigen nehmer, 
die Geld beifeite gelegt, und daran Lies 
berfluß Haben. Ohne Bedingniffe were 
den biefe fih nicht verfichen, ihr Geld 

ba aus 


488 | 8* 


aus den Haͤnden zu geben: die Abweſenheit 
deſſelben, der Nutzen, den. fie ſich mit 
Ankauf fruchtbringender Sachen verfchafe 
fen konnten, die Gefahr des Verluſtes, 
werden von ihnen in Berechnung gebracht. 
Der Boroer muß ſich alſo nothwendig 
zu Zinſen als einem Erſatze verſtehen, 
ohne den der Beſitzer fein Geld lieber bes 
halten wird. Die Zinfe haben eine drey: 
fahe Wirfuug: fie vertheuren die 
Waare, fie vermindern den Gewinn 
der Aemſigkeit, und laflen den Bes 
ſitzer des Geldes, ohne eigne Arbeit, 
andiefem Gewinne Theilnehmen 


x Die Intreſſen machen einen Tebil bes MWanrens 
vreifed aus, welchen der Kabrifant , wann er mit 
feinem ®elde arbeiter, zum Gewinne mit einrechs 
net, den er aber , wo dag Geld erborgt ift, une 
ger die Auslagen zähle, Eine Waare, diez. DB. um 
10 verkauft wird, koſtet 5,dad Kapital ſo dazuerfore 
dert wird, muß 3 Intreſſen sahlen: ift der Gewinn des 
Babrifanten nur 2, die Waare iſt 3 theurer, und 
dieſe 3 hat ſich der Gläubiger zugeeigner. 


Die Wörter Leihen, Lehnen , Borgen , Gläts 
Biger, Borger, bat der Sprachgebrauch, wenige 
ftend im gemeinen Leben, gleichfam zu gleihbedeus 
senden gemacht. Da diefe Wörter öfters vorkom— 
men, fo muß ib, um Verwirrung und Zwey— 
deutigkeit zu vermeiden , ihre Bebeurung; wie ich 
Fe gebrauchen werde , feftfeken. Leihen, a 

3 eiße 


& 489 


Heißt mir alfo immer präter , mutuum dare; Bor— 
gen emprunter, mutuum aceipete. Borger wird 
alfo immer dem Gläubiger, wie Borgen dem Lebe 
nen und Leihen entgegen geſetzt. Es würden fi 
Gründe non diefenBedeurungen in der Wortforſchung 
auffuchen laſſen, aber ih will niemanden Eingriff 
thun. Für dieſenigen, die von einer Wiſſenſchaft 
fhreiben , iit es nothwendig, daß die Wörter Feis 
ne ſchwankenden Begriffe haben. 


310, Die Wirkung diefes dreyfachen 
Mebel3 iſt weit verbreife. Eine Waa—⸗ 
re, deren Preis auf einer Geite ſteigt, 
da auf der andern die Mittel der Er- 
werbung abnehmen, findet in dem In— 
nern des Staates weniger Abfas; in 
der Aufleren Handlung wird dur den 
gefieigerten Waarenpreis der Vorzug 
bei dem Zufammenfluffe verloren. Es 
koͤmmt alfo auch von daher derjenige Zu— 
flug des Geldes nicht, den man fonit 
von der aͤuſſeren Handlung zu empfatt- 
gen gewohnt war: diefes vermehrt die 
Zahl derjenigen, denen ed an Geld zur 
Fortfegung ihrer Beſchaͤftigung gebricht, 
das iſt, die Zahl der Borger noch mehr. 


. - Le gröffer aber die Zahl derjenigen iſt, 


die borgen wollen, deſto Höher: feinen 
955 aus 


We 
“2. SE 


aus dem allgemeinen Grundſatz des Zu: 
ſammenfluſſes y die Zinfe. Unter fol: 
chen Umftänden fängt der Zuſtand der 
Kapitaliften an, der reizendefle zu 
werden, weil Geldrenten gewinntraͤ— 
giger find, als Einfünfte der Land— 
ter, und die Erwerbung Der Aem—⸗ 
jgkeit. Diefe Betrachtung bemegt ei- 
ne groffe Zahl von Bürgern, Kapita— 
lien zu ſammeln, wodurd der Matı» 
gel des Geldes im Umlaufe immer groͤſ— 
fer wird. Die Zahl dee Borgenden 
erhält dadurch abermal einen Zuſatz, 
und der Stand der Aenfigkeit wird um 
fo viel befchwerliher. Die Fiegenden 
Grunde, deren Anfchlag nach den ges 
woͤhnlichen Zinfen gemacht wird, find 
bier fihon felbit im Werthe berabge ſetzt. 
Aber da ſich verhältnigweife die Einkuͤnf— 
ge davon nicht, wie die Geldrenten, ver- 
groͤſſern laſſen; ſo ift diefes ein neuer 
Grund, dag man eine Menge Grundſtuͤ— 
de feilbietet, und ihr Werth nod mehr 
erniedriget wird... Derherabgefeste Werth 
der Landgüter und Grundſtuͤcke hat noch von, 
einer 


ou 49 


einer andern Geite den Nachtheil, daß 
die Grimde als Hypothek verringert 
find, mtthin der zunerlöffigfie Zweig des 
Kredits versrocnet iſt. Die Landwirthſchaft 
iſt alſo bloß der aͤrmſten Klaſſe des Vol— 
kes uͤberlaſſen, die Feine Verbeſſerungen 
feine Unternehmungen wagen kaun, die 
mit Noth und Mühe ihre Anlagen ber 
fireitet , und ihr Leben kuͤmmerlich durch 
bringt. Die Aemſigkeit wird von der 
Laſt der Binfe unterdruͤckt, und nicht 
für. einen Stand, fondern für ein Mit⸗ 
tel, für einen Uebergang zu einem 
gluͤcklicheren Stande angefeben.  Diefer 
ift die Klaſſe der Kapitaliſten, das 
iſt, derjenigen , die nicht arbeisen, und 
ſich von dem Schweiffe der arbeitenden Klafs 
fen bereichern. Die wahren Bedurfnife - 
fe der Kapitaliften werden bei ihrem ver- 
mehrten Vermögen nicht gröffer 5 und , 
ob fie zwar diefelben ſich um etwas theu— 
ver erfanfen muͤſſen; fo reicht diefe Stei- 
gerung bei weitem nicht zu, das Gleiche 
gewicht unter den arbeitfamen SKlaffen 
herzuſtellen. Die gluͤcklicheren Umſtaͤnde, 
die 


492 8 


die Eitelkeit , und der Hang zu genieſſen, 
permehren nur die ein ebideten Bedürfe 
niffe, Die Preife werden. alfo ungleich 
ausgetheilt: die Noth wendigkeiten ha⸗ 
ben einen mittleren, die Kuͤnſte der 
Pracht aber den hoͤchſten Lohn. Dice 
fe Stoͤhrung in dem Gleichgewichte des 
Vortheils unter den. Befihäftigungen vers 
anlaßt , dag vdienothwenDdigeren, aber 
weniger gewinnfrägigen verlaffen werden. 
- Die Reichen verfallen darauf, ihre 
Pracht in Silber, sund Goldgefäflen zu 
zeigen 5 welches das umlaufende Geld noch 
mehr vermindert 5 in einent groſſen Ge⸗ 
folge, welches die arbeitende Klaſſe 
fdwäder, und Unwerthe im Gtaate 
hervorbringt. Bald laͤßt fih ihr Stolz 
nicht mehr an Waaren genugen, die ein 
Erzeugniß der Nationalämfigkeit find ; 
Juwelen und andre fremde Pracht: 
Maaren vermehren den Ausfluß des 
Geldes , die Unterſcheiduugsbegierde reißt 
ein, jederman will es dem andern gleich 
thun, oder ihn übertreffen. Die Pradt 
ift anftefend. Da man fiehf, daß das 
Mittel 


* 493 


Mittel dazu, Geldfommeln ift, ſammelt 
bald alles. Diejenigen welche nicht fo 
viel fammeln Finnen, um dem Aufwan— 
de einer Familie zuzureichen, bleiben 
unverehliht. Es entſteht ein gewiffer 
Aufwand des Standes, der den 
Staat verleitet, die Befoldungen zu er⸗ 
hoͤhen, und daher die Auflagen zu vere 
gröffern. Die gemeine Klaffe der Arbeie 
ter, die fih fihwer durchbringt, welcher 
aber hauptſaͤchlich die Laſt der Abgaben 
aufgedrungen wird, kann gleichfalls kei— 
ner Familie Unterhalt geben. Alſo 
nimmt die Ehloſigkeit auch bei den ges 
meinen Klaffen, wo fie hauptfächlich 
ſchädlich ift, uber Hand. Es folgen Aus: 
wanderungen, das offene Land wird öde, 
der Staat ift feinen Untergange tahe 
gebracht. 


5 Die Kapitalien werden bier als Waare betrachtet, 
um welche die Borger, Zinſe als den Preis, Ans 
bieten: der Preis jeder Waare ſteigt nah dem 
Verhältniſſe der Anfrage S. die ſchon angeführte 
Abh. vom Zufammienflufie, 


‚311: Diefe unglücklichen Folgen find 
durch eine Reihe trauriger Erfahruugen 
ſo 


94 Bo 

fo ſehr erfannı worden, daß alle Staa⸗ 
ten denſelben entweder vorzukommen, oder 
doch Einhalt zu thun geſucht habem 
Aber die wahren Mittel, ſolche abzu—⸗ 
wenden, find meiſtens verkennet worden 
Ans der umftandlichen Aneinanderreihung 
der Nachtheile Fonnte man ſich uͤberzeu⸗ 
gen, daß das Wedel in dem geſtoͤhrten 
Uwmlaufe, der die hohen Zinfe verans 
laßt, feinen Urſprung hat; aber man 
betrachtete, ohne auf die erfte Duelle 
zuruͤckzugehen, nur die hoben Zinfe als 
lin, und fegte fie Durch Gelege ders 
ab. Der Erfolg hat die Unt auglichk eit 
des Mittels erwieſen. England beſonders 
hat zu verſchiedenen Zeiten verſucht, die 
Intereſſen durch Verordnungen herabzu⸗ 
ſetzen. Unter der Minderjaäͤhrigkeit Edu⸗ 
Aards waren die Intereſſen ganz unterſagt 
2. Hume benachrichtiget ung, daß fie ges 
rade damals 145 waren. Nachher Ermeit 
fie zu verfhiedenen Zeiten auf 6, 5, dr 3 
und z bis auf 1757, wo fie auf 3 er— 
niedriget wurden. Auch in den oͤſterreich⸗ 
ſchen Staaten ſind verſchiedene Epochen, 
da die Intereſſen nach und nach herab⸗ 

ges 


IR. 495 

geſetzet wurden. Im den Jahren 1614, 
1625, 1628 war mehr ald 5, oder 63 
Zinfen zu nehmen, unterfagt. Eben diep- 
—— wird auch durch die Wechſelordnung von 
1725 verboten, und durd eine Erklärung 
von 1727 nur bei trocknem Wechfel 
unter Handelsleuten eine Ausnahme ges 
macht. Man kaun das im Jahre 1758 
ergangene Intereſſeſteuerpatent gleich- 
falls als eine Herabfegung der Zinfe von 
6 auf 55 anfehen, weil das Berhältnig 
diefer Steuer dergeftalt berechnet iſt, dag 
diejenigen, welche ihr Geld zu 65 anlie⸗ 
gen haben, über das, wagdiejenigen eutz 
richten, die une 52 empfangen, gerade 
den Betrag des fechften Prozents ges 
hen muͤſſen: dadurch wollte man die &läus 
biger vermögen , ihren Schuldnern das 
ı3 tachzulaffen, wovon fie feinen Nuz 
Ben häften, wodurch aber dem Gläubiger 
die Bezahlung erſchweret würde, Nach er- 
folgtem Srieden endlich ward den 6ten No⸗ 
vember des Jahres 1766 ein Int ereſſe— 
reduktionspatent erlaſſen. Nachdem 
vorher im Jahre 1762 und 1764 dies 

Re Ban⸗ 


499 3% 


Bankoobligationen von 6 aufs unige⸗ 
ſchrieben, oder denjenigen, denen Diefe 
Herabfegung nicht anftimde, ihr Ge 
angeboten; nachdem auh die Cou⸗ 
pons im Jahre 1765 auf 45 ernies 
drigt worden; fo ward nunmehr durch 
diefes Patent allen Glaͤubigern, die fr ochs 
nen Wechſel ver Handelsleute auss 
genommen, mehr als 42 bei Strafe der 
Konfisfation, zit nehmen unterſagt. Ich 
werde über diefe Herabfegung einige Bee 
trachtungen anhängen, wenn ih zuvor 
die wichtige Trage über die geſetzmaͤſſi⸗ 
ge Intereſſebeſtimmung werde un— 
terfucht haben. Können die Geldzinfe 
überhaupt durch Geſetze beftimmet wer: 
den ? und wenn es gefhiebt, was find 
die Folgen ? 

3 Die Meinung von der Unrechtmaͤſſigkeit des Zin⸗ 
ſes ift na Kaynal in dem Mirrelalter enrfpruns 
gen. Diefe Zeiten der Kinfternij , worin die Tehre 
über diedusnahme der Klerifennon der Gerichtobar⸗ 
keit der Kegenten von der Stewerpflicht, von den 
Alylen, von der- Gerichtsbarkeit Koms uber ı 
die Kronen jum Vorfchein kamen, waren jeder 
abentheuerliden Meinung günftig , zu deren Unter: 
ſtützung man irgend einen Schrifttert anwenden 


zu Fünnen glaubte. Was follten Theologen zu bes 


weiſen verzweifeln, denen es gelungen Be aus 
. eben 


2 * 497 


eben dein Buche, worin tie Erflarung von Chri; 
‚Mus aufgezeichnet it: daß fein Keich nicht von 
diefer Welt iſt, einen Beweis zu holen, og 
denjenigen, Die fi jene Statthalter nennen,‘ 
die Reiche aller Melt unterworfen find ; und dog, 
weil nad Ehriſtus Ausſpruch: die Kinder ver 
Könige keinen Zoll; entridten , die Mön— 
de von der Dürgerpfiicht frey „und die Loͤſt der 
Abgaben auf die Schulcern ihrer arbeitſamen Mit— 
burger zu wälzen berechtiget ſind. Dir dieſer 
Gerinenertit war es ZSdnen leicht, aus dem im 
5. Dub Mofss entbalteken Tofalgefege 2 Du ſollſt 
Seiucauemen Bruder nicht auf Zind leihen: 
ju’beweiien,, dad Geld duf Zins gu vwerleiben , 
unerlaubt tt. Das Wortipiel Ver Alren Rechtsge— 
lehrſamkeit: Nummushon parit eummun : Fam dies 
fer Moinung gleichſam zu Hilfe, und nah ſorchen 
unumjtöslidden Beweiſen, Ward 68 Sinfe von Heid 
nehmen, Wucher genanne, indeſſen mit dieſem 
Beld in Waare umgelebr 1008 gewinnen, erlaub— 
ter Sandel hieß. Las Sonderbarſte in, dad man 
einer fo ungeretmren Meinung ne® zu uniern 
Zeiten die&hre erwerd, ne einer Widerlegung wirbig 
zu finden; das Condiilae ın dem Elemeitarwer: 
fe Le eommarce et le gouvernement conlideres re- 
lativement Pun al’ aurıermir Prontdorrdur, weil 
erlaube fep, für die Entfernung des Ders „ (die 
Wechſe verwndung) erwas zu nehmen, ſey es 
aud) erlanbr, ſich die Entiernung der Zeit be— 
zahle zu lajeı, und dab noch im Jahre 1788 eis 
ne Jheorie de l'ınterer de l’argent tiree de prin- 
iprs dw droit naturel, de la Theologie, et de Is 
politique contre labus de Porn putation de Pryfure zu 
fhreiben , für nörbig gehalren worden. 


312. Der Befiger eines Kapitals kaun 


fein Geld benuͤtzen, und ſich mir demſel⸗ 


ben einen Gewinn verſchaffen: diefer ent⸗ 
| | ji geht 


493 | 110) 


geht ihn, wenn er das Geld aus den Haͤn⸗ 
deu giebt; und er ſieht fih der Gefahr 
ansgefegt, daſſelbe entweder nicht zur. be= 
ſtimmtenZeit, oder gar nicht wieder zu 
erhalsen. Diefe Umſtaͤnde werden auf 
beiden Geiten, wann Geld verliehen , 
wann eines entlehnt wird, in Weberles 
gung gezogen, und die Yedingniffe, das 
it die Zinſe, darnach feitgefegt. Der 
Geldzins bat alfo zween Beſtandtheile? 
derGewinn, der entgeht, dergemacht 
werden kann: und die Gefahr der Zeit 
oder des Geldes felbft., 1 
313. Die Groͤſſe des entgehenden 
Gewinns a Fann richt beſtimmt wer- 
den: der Stand nnd das Gefhäft des 
Leihers, ſeine Kenntniſſe, ſein Fleiß, 
die bald groͤſſere oder kleinere Leichtig— 
keit, Geld bei der Landwirthſchaft, bei 
den Fabriken, in der Handlung unterzu— 
bringen, die Menge der angebotenen Kas 
pitalien, machen hier eine ſehr wechfelnde 
Berfihiedenheit: da von Einem, oder 
unter foichen Umſtaͤnden der entgehen⸗ 
de 


> 499 


de Gewinn aur auf 48 angeſchlagen wird, 
kann folher von dem Andern, oder un— 
ter andern Umfiänden auf 103 und boͤ— 
her berechnet werden; 


a sı2. . . 

b Diefen bat Juſtinlaͤn, da gr dem Wucher Bränzeis 
fegen wollte, zum Mafſtabe der Zinfe genommen 
und beſtimmt für die Wbelicher 5, für Kaufleute 
8, für Körper undXolfegien 19. für die Übrigensg 

in dem Codex: 4 Tuch gı Tit: 26 Orjeße; 


314. Die Größe des Gewinns; 
sderdes Vortheils, den fih der Bor: 
ger verſchaffen kann, laͤßt fih eben fo 
wenig beſtimmen. Auch hier koͤmmt Stand 
ind Gefhäft, und Fleiß und Kenntnig 
in Auſchlag: auch hier ift die Menge dev 
angebotenen SKapitalieit, die Steſllung 
der Landwirthſchaft, der Handlung, vom 
Einflus. Das enilehite Geld wird in den 
Händen des Mannes von Kovrfund Ber 
triebfamfeit ein Mittel, 20 und mehr 
zu erwerben : over es verſchafft Vorthei— 
fe, die groͤſſer ſind, «als jeder augenblick⸗ 
lihe Gewinn: es erhält einem Handels⸗ 
manne feinen bedropten Kredit, reißt jes 

ag mano⸗ 


500 & 


manden aus einer DBerlegenheit, einer 
Schande, erhält Ehre, Glüd und Stand. 


315. Die Groͤſſe der Gefahr bei 
dem entlehnten Gelde lapt Feine Beftims 
mung zu. Cie ift verfchieden, nach der 
Eigenfhaft dr Schuld, Die entweder mit 
einer Hypothek, mit einem Pfande be- 
deeitc, oder dafür nur eine Verſchrei— 
bung if gegeben worden. Gelbft der dys 
pothekariſche Gläubiger läuft zwar nicht 
‚Gefahr, feinGeld zu verlieren, aber ims 
" mer Gefahr der Zeit: und diefe Gefahr 
ift geöffer oder Feiner, nah Beſcha fen— 
heit des unterpfandes, nach dein Erhaltz 
barfeit, Verkaufbarkeit, nach der Befchafe 
fenheif der Gerechtigkeitspflege, nad dem 
fihnefleren oder trägeren Gange der Eitte 
treibung u, f. w. 


e-312 

a Wie fonnten die Gefeße diefen wichtigen Unters 
ſchied aus dem Befichte laſſen, und die Zinfe 
bei bloſſen Verſchreibungen, dag ift: bei der 
zwepfachen Defahr der Zeit und des Kapitals 
mit sppothefarichulden gleih ſetzen, wo eis 
ne Gattung don ©efahr,, die Gefahr des Kapis 
tals, ganz derſchwindet? 

313 


* 68 
316. Bei bloſſen, durch Fein Untere 
pfand bedeckten Zerfchreibungen find 
die Gefahren der Zeit, und des Kapi— 
tal8 vereiniget, und beide wechſelnd, 
mannigfaltig, nad dem Unterfchiede , 
der in dem Vermoͤgen des Schuldners, 
in feinem Stande, in feinen Unterneh- 
mungen, die ihn je in mehrere oder we— 
nigere Zufälle verfchleifen, die fi in der 
Gefchicklihfeit, mit der er feine Geſchaͤf— 
te führt, in feiner Redlichfeit, kurz in als 
Iem ergeben kann, was auf das zahlen 
he und zahlen wollen dein 
ießt. 


S. X, Abth. von dem Kredit. 


317. Da alſo die Theile, aus mel- 
hen der Geldzins zufammengefegtift, ſich 
nach der Natur und Weſenheit nicht 
heſtimmen laſſen, fo ſchließt auch der 
Geldzins ſelbſt, als das Ganze e, nach 
der Natur und Weſenheit eine geſetz⸗ 
maͤſſige Beſtimmung aus. Auch muß 
eine ſolche Beſtimmung die Abſicht noth⸗ 

31:3 wen, 


502 8 


wendig Heifehlen/, nnd wird nach des 
Sage derumſtaͤnde, entweder uͤberfuͤſſig, 
oder denjenigen, welche dadurch begüͤn⸗ 
ſtiget werden ſollen, ſchaͤdlich. Weber: 
flüſſig iſt ſe, wo immer Leiher und 
Borger, ihres zuſammentreffenden Vor: 
theils wegen, ſich von ſelbſt vereinigen: aber 
fie it ſchaͤdlich, fo oft fie den Glaͤubi— 
ger nicht zur Rechnung ſchlaͤgt. Denn 
die Gefege koͤnnen zwar den Geldbefisern 
verbieten, mehr als die beſimmten Sinfe 
zu nehmen: fie koͤnnen auf die Uebertre- 
wing des Verbots Fiskalftrafen vor 
hängen ; aber fie Fönnen den Geldbefisern 
nicht befehlen, dag fie ide Geld nicht 
lieber bei fi; liegen laſſen, als auf Bes 
Dingniffe, die ihnen nicht auſtehen, ver— 
leihen. Der gerinafte Nachtheil ift alfe 
diefer : dag ein Mann ou Geſchicklich— 
Feit, dem e3 au Unternehmungsfond fehlt, 
diefen nicht finder, und zu gewinnen ge- 
hindert wird. Aber der Mann in Nahe 
sungsforgen, und Berlegenheit, muß 
Geld haben, uud um Diefes zu erhalten, 
uͤch den Forderungen desjevigen unter— 
wer⸗ 


5 503 


werfen , von dem, er es verlanget. Die- 
je Foderungen find nun unausweichlich 
härter, fobald ein Beſtandtheil des Zinfes, 
die Gefahr, durd die Zigkalftrafen vers 
gröffert wird. Alfo wird das Gefes, Wels 
ches, wie Montesquien fagt, fomwohl 
den, welchem e8 beifpringf , als 
Den es verurtheilt, gegen fich hat, 
nicht beobachtet. Aber die Umftände als 
ler Gelddürftigen find dadurch verfchlirtierte 


g 312 

5 Jemand könnte ei, Seichäft mit 123 maden; er 
fände Geld gegen gg und gewänne 68. Dad Ges 
ſetz erlaubt nur 45: um ibm 2 zu erſparen, wird 


shm, ein Geminn 6 entriffen > und diefes hieß 
Schutz der Geſetze! 


318. Die Geſetzgebung hat alſo, nach 
richtigen Grundſaͤten, zwiſchen Borger 
und Leiher als Vertragerrichtende, 
niemals zu treten: aber ihre Dazwiſchen— 
kunft iſt noͤthig, weun Borger und Leis 
ber als Kläger und Beklagte vor Gericht 
erſchetnen, in dem Falle, dag die Zins 
fe nicht in dem Vertrage beſtimmt find, 

SHE Sir 


“x 
w * 
50 4 * 


Hier muß dem Richterſtuhle eine Richte 

ſchnur vorgefchrieben fenn, wornach auf 
die Zinſe erfennt werden foll; und nur 
diefe Zinfe werden dann die gefeßmäll » 
gen Binfe genennt werden koͤnnen. Aber 
felbft bei Ausmeſſung derfelben fodert die 
Billigfeit, den Unterſchied g nicht aus 
den Augen zu laffen, daß 3.2. ein Han- 
delemann, der fein Geld durch 6 Monate 
entbehrt, viel mehr verliert, als ein Mann, 
. der feine Kapitalien bloß in einer Bank 
beigelegt hatte, daß alfo jenem ein groͤſ— 
ſeres fogenanntes Duod Äntereft zu— 
erfennt werden muß. 


i Denn nicht ift unrichtiger, ald die Urfache, aus 
welcher der Berfafier des Werks: Des corps pnli- 
tiques Tom. 2 L.8 €. 7, die bei $. 312 angeführs 
te Derordnung Juſtinians eadelt: parceque les 
hommes en qualite des preteurs oubien emprunteurs 
font entierement egeux, at qua la qualite d’argent 
eft egale pour teus. 


319. Die gefegmäffige Herabſe— 
Kung @ der Zinſe ereignet fih immer uns 
ter weniger günfigen Umfländen: die 
nachtheiligen Wirfungen find dabei alfo 
im Ganzen fühlbarer. Gie fönnen in Bes 

jiee 


x 405, 


ziebung auf den Staat, der anf deu 
Privatſchuldner betrachtet werden. An 
Beziehung anf den Staat iſt es bier 
zureichend,, zit bemerken: daß, ment 
man den Gläubiger nicht zugleich das 
Anerbieten macht, ihr Kapital zurückzu— 
nehmen, im Salle ihnen die Bedingniſſe 
nicht anftehen, eine folche Herabſetzung 
der Zinfe immer von dem öffentlichen 
Kreditsſtand nachtheilige Muthmaſſun— 
gen erwecket. Aber der eigentliche Ort, dieſe 
Betrachtung weiter zu verfolgen, iſt in 
dem dritten Theile dieſer Grundſaͤtze, 
wo vom Staatskredit gehandelt wird. In 
Beziehung auf die Privatſchuldner iſt 
nuvermeidlich, Daß eine geſetzmaͤſſige 
Herabſetzung der Zinſe die Umſtaͤnde der 
Schuldner nicht ſehr beſchwerlich machen 
ſollte. Die Kapitaliſten, die von ih— 
rem Gelde eine gewiſſe Summe an Ein— 
kuͤnften zu ziehen, die nach dieſer Gunt- 
me Aufwand zu machen gewohnt find . 
entfehluffen fi nit, weniger zu em— 
vfangen. Diejenigen alfo, welde Geld 
zu Hans haben, halten damit. zuräde , 

315 an: 


506 er 


andre kündigen ben Schuldnern de aus— 
ſtehenden Kopitalien auf, Diefe find 
bei folhen Umſtaͤnden nicht im Stande, 
zu Bezahlung ihrer Gläubiger Geld aufe 
zubriugen: es folgen alfo Fallimente und 
Handlın igsſturze, Abſchaͤtzungen, und Feil⸗ 
bietungen der Grundſtücke und andrer 
liegenden Guͤter, welche, da Feine Kaͤu⸗ 
fer zugegen ſind, um ein Geringes weg⸗ 
gegeben werden. Die Befiger des Geldes 
fehben es nothwendig ein, dag eine laͤn— 
gere Zuruͤckhaltung der Kapitalien das. 
Uebel neraröffern, und eine allgemeine 
Klage des leidenden Theiles erregen wer: 
de, deſſen Gefchrey bis zu den ‚Ohren 
der Regierung dringen muß. Dadurch, 
hoffen fie, werde diefe bewogen wer— 
den, ihr Gefeg zu wiederruffen: die in 
die klaͤglichſten Umftände gefegten Gläu- 
biger hoffen und wuͤnſchen befidudig 
dafjelbe. Geſchieht es, To hat man eine 
unniße Operation gemacht, die da— 
rum auf eine Zeit wicht weniger ſchaͤdlich 
war, und. den Kapitelifien ihre Ueber= 
macht nur deſto ofeubarer zeigte. Ges 


ſchieht 


Ei 507 
Seſchieht e3 nicht, fo Bleibt die Br 
{häftigung der arbeitenden Slate u 
weiter unterbiogden, wodurch ſowohl Bis 
innere als duffere Handlung leidet. Die‘ 
innere Haudlung reicht dem Nationalver⸗ 
brauche niht mehr zu; alſo wird der 
feärfer. des Geldes von einer Seite 
Ausflug Die äuffere Handlung wird an— 
terbrochen; alſo flüßt dasjenige Geld 
nicht mehr ein, welches ſonſt auf dicſem 
Wege einfam. Und diefer doppelte Abe 
gang macht die Seltenheit an Geld um 

fo gröffer. InAnfehung der aufferen Hand: 
fung iſt nicht nur der gegeimwärtigr , 
fordern ein beftändiger Verluſt zn erwar— 
ten: Ein Zweig der Handlung, den 
man in einem Sahre verliert, fast 
der franzöfifihe Worredner zum engli- 
(den Handeldmann, wird oft Jabr⸗ 
hunderte durch nicht wieder zuruͤck— 
gebracht. Endlih wenn die gedruͤckte 
Klaffe Feine Erleichterung fieht, iſt fie 
gezwungen, entweder auszuwandern, oder 
fi) umzufehen, auf weihe Hit immer , 
ſich Geld zu verfhaffen. Hier alfo fangen 

die 


308 5* 


die, weil ſie gegen die Erlaubniß der Ge— 
fetze laufen, ſogenannten wucherlichen 
Vertraͤge auf hohe Zinſe an, denen, wie 
bereits dargethan worden, die Strenge der 
Fiskalgeſetze ſtets fruchtlos Einhalt zu 
thun, geſucht hat. 


i als, 


k Diefer Oegenftand iſt vorzüglih von engliſchen 
Shrififtellern bebandele worden Child und Culs 
perer haben über die Vorthelle der niedrigen 
Zinfe gefhrieben. An der Sammlung von polis 
tifchen Abhandlungen , die in V. Bänden 1750 
zu Umiterdam bei Scheuchzern erfehien ‚, find die 
verschiedenen flirund wider die Intereffeherabfe: 
gungin dem Parlamente gehalsenenReden aufbehals 
sen, om ausführlichtten find Lodes Briefe , welche 
unter dem Titel: Betrachfung über die Hrünze ? 
Beldzinfe, Sinanz und Handlung gefammelt find, 
Auch die Dorrede, welde Sortbonais der Ui- 
berſehung deg britifh Merchant vorausgefender hat’ 
ift eine eigene und mir vieler Gründlichkeit ges 
ſchriebene Abhandlung tiber die gefegmaäffigezinss 
herabſegung. 


320. Die im Jahre 1766. in den 
Staaten von Defterreih durd eine Ver⸗ 
ord⸗ 


2* 


— 


* 5 09 


ordnung gemachte Jutereſſeerniedrigung 
hatte feine fo klaͤglichen Folgen, weil 
fie in Beziehung auf den Staat als 
Schuldner von einer gewaltfamen 
Erniedrigung nichts, als den Na— 
men batte. Das Finanzminiſterium baf- 
te während de3 ganzen Kriegs , durch 
eine der weiſeſten Sinanzoperationen die 
öffentlichen Papiere aufrecht erhalten. 
Nah geendigtem Kriege war die erſte 
Abficht, den Kredit des Staates wies 
der frey zu machen. Dieſes war um fo 
eher zu erreichen, . je Elxinere Zinſe 
man den Staatögläudigern zu bezahlen, 
deſto mehr manalfo zurzilgumg des Haupt⸗ 
fiammes zu verwenden haste. Seine 
Einſicht fand in den groſſen Erholungs— 
quellen der oͤſtreichiſchen Staaten bald 
Mittel, ſo viel Geld aufzubringen, 
dab man den Glaͤubigern der Bank die 
Wechſelwahl anbieten konnte, entwe— 
der ihren Hauptſtamm zuruckzunehmen, 
oder ſich an 45 genügen zu laſſen. Es 
gab Menſchen, die den Verfall der Bank 
furchtſain vorher ſahen, und daher die 


Hers 


4 


0 Ha) 
Herabſeßnug der Zinſe bei den Privatvere 
traͤgen anf Rechnuug diefer Furcht fehries 
ben, um Dadurch zu verhindern, dag 
die Bankoglaͤubiger nicht ihre Gelder zus 
ruͤcknehmen, und Bei Privatleuten an⸗ 
legen ntöchten. Die Furcht felbit war eitel. 
Wenn auch rinige Wenige, durch die Leichz 
tigfeit zu borgen, verleitöt, nene Schulöch 
gemacht hätten, fp konnte diefes unmöglich - 
ein Gegenſtand werden, worauf zn ſehen 
are. Die übrigen Schuldner fanden kei— 
fe Urſache, ihre Gläubiger zu verwech⸗ 
feln; da fie diefen und jenen gleiche 
Siufe zu zahlen hatten.» Von den Glänbis 

ern war gleihfalls nit zw forgen, daß 
fi ihre Kapitalien anffündigen würden, 
weil unter diefen Umſtuͤnden ihnen e8 ſo 
leicht nicht war, ihr Geld anderswo auf 
eben den Zug unterzubringen. Geld aufs 
iS Landes zu ſchicken, war nur auf zween 

Wegen noͤglich: in auswaͤrtige Bänke; 
oder in das nächſt angrängende Hungarn 
An auswaͤrtige Baͤnke konnte Das 
niemaud verſucht werden, fein Geld zu 
fenden, weil diefe nirgend ein höheres 

In⸗ 


wer 


* En 


Intereſſe neben, als.die wiener Bank 
Sb. Diefes dürfte auch zum Theil die 
Urſache gewefen feyn, warum /man it 
derielden, wenn jemand ein Kapital an— 
legen wollte, noch zur Zeit es nicht abe 
wies, damit die Kapitaliſten nicht et: 
wann darauf verfallen ſolllen, ibr Geld it - 
fremde. Baufen zu legen. In Hungarn 
wurden in der That alle Kapitalien aufge⸗ 
Findiget, weldhe zu 63 angelegt waren : 
allein die Eigenthuͤmer derſelben verſtan— 
den ſich ſelbſt zur Herabſetzung auf 5, 
mithin war auch hier kein Ausweg fuͤr 
diejertigen, welche ihr Geid aus der Bank 
zurucknehmen wollten. 

321. Die Oper ation war alfo fiher, 
in fo ferne fie eine Finanzoperation war, 
Aber die durch ein Geſetz auch anf Privat—⸗ 
fchuldverfihreidungen erweiterte Er— 
niedrigung der Zinfe, bat die Ehre dies 
fer entfchloffenen Unuternehmung in etwas 
gemindert, und konnte als ein Merkmal 
einer zu weit gehenden Beforglichfeit 
des Minifteriums nicht verfannt werden. 
bei ob war fienach dem Verhaͤltniſſe dev 


| Um⸗ 


ie * 


Umſtaͤnde uͤberſtuͤſſig. Die Erniedrigung 
der Intereſſen unter Privatleuten würde 
von felbft gefolgt feyn, weil nicht der 
Mangel des Geldes, deſſen Maffe durch 
die, umlanfenden Kreditspapiere vermehret 
war, fie zu 5 hoch erhielt, fondern dag 
man in der Banf 55 emipfieng, nnd dabet 
den Vortheil hatte, von der Äntereffefteuer 
frey zu ſeyn, und fein-Kapital jeden Augens 
blick zustichnehmen zu koͤnnen. Aber fobald 
die Danfopapiere auf 4 berabgefest war 
ven, hätte die Bank nur, entweder feine 
Einlage annehmen, oder woferne dieſes 
wegen des Ausfluffes in fremde Banken fire, 
den Augeublick beveuflich (Wien, zwar Kapis 
falien annehmen, aber den Privatſchuld— 
nern gleichfalls Geld , oder Vapiere gegen fir 
cheres Unterpfand zu 45 anbieten, mit— 
bin ihnen einen Intermediaͤrkredit 
eröffnen Dürfen; fo wirde die Erniedri= 
gung ſich auch auf Privatſchuldner nythe 
wendig erfirect haben. Das Gefes bat 
alfo zwar eigentlich nur den Augenblick 
der Herabfegung befipleuniget: denuoch 

DE 


& si 
iſt nicht zu leugnen, daß, bis die Batık 
aufbörte, Gelder anzımehmen , der 
Privatkredit gelitten bat, und es denjenis 
gen, melde Geld nöthig hatten , fehr 
fchwer ward, welches zu finden. Nachher , 
da durch die Amortiſirung groffer Gums 
men der Kreditspapiere , viele Privatleute 
Rapitalien in die Hände befamen, und 
die Bank fein Geld mehr annahm; 
zeigte fih der Nutzen der Herabfegung 
deutlich, da die Landgüter im Preife ſtie— 
gen, eine Menge neue Manufakturen 
angeleget, und überhaupt der Staats: 
kredit fehr vergröffert wurde; 

322. Verordnungen alfo find; wie ich 
dargethan habe, zur Erniedrigung der Zins 
fe unwirkſam. Der Mangel deg Geldes 
im Umlaufe biet allen Gefegen, wie die 
Hungersnoth allen Polizeytaxen, Hobtt: 
Das zuverläffige Mittel ift, dos Wibel 
da zu heben, mo es feinen Wifprung bat?. 
dasift: den gehemmten Umlauf wies 
der frey zu machen. So nämlih, wie 
der Urforung des Uebels von der groffen 

or Mens 


\ 


514. * 


Menge derjenigen Fam, die den Zuftug 
an Geld vermipte, und in die Umſtande, 
Geld auf Deihwerlige Bedingniſſe aufe 
zunehmen, verfest wurde; fo muß es durch 
Belebung der Suduftiie dabin ges 
bracht werden, daß die ganze Klaſſe der 
Arbeiter mit ihrem Antheile von Voraus— 
lage dergeſtalt verſehen ſey, damit ſie auf 
beſchwerliche Bedingniſſe zu borgen, nicht 
noͤthig habe. Geſchieht dieſes, ſo bleibt 
den Kapitaliſten ihr GeldLohne Anfrage. 
Da ſie auf dieſe Weiſe Davon keinen Rutzen 
ziehen; welches der eigentliche Endzweck ih⸗ 
rer Sammlung wor; ſind ſie gezwungen, 
ihr Geld anzubieten, wo dann diejeni⸗ 
gen, welche fih entihiuffen , daſſelbe 
‚anzunehmen, die Bedingnifie vorfchrets 
Brit, und die Intereſſen berabfegen wer— 
der. Diefe Herabfegung wird in das Allge— 
meine 8, nen vielfachen Einfluß zeigen. Die 
Landguͤter werden im Werthe fieigen, eis 
nes Theils, weil viele Leute für ihr Geld, 
das fie nicht aciders zu nusen wiſſen, fi 
Sründe anzukaun fen ſuchen, im Gegentheil 
nie⸗ 


+ 


=: 315 
hiemand fie wird verfaufen wollen. Die 


Befiser der Lardgüter werden, um ihr 
Geld beffer zu benügen, genöthiget feyır, 


fih der Verbeſſerung der Landwirthſchaft 


zu widmen. Kein Sußbreit Erdreichs wird 
ungebaut bleiben, Haiden werden anfges 
riſſen, Moräfte abgeleitet und getrocknet 
werden, wodurch der Grund der Ermwers 
bung, die Landwirthfchaft, eine vortheilhafe 
te Ausfiht erhält. Auf. einer andern 
Seite werden diejenigen , welche Feine 


liegenden Gründe an ſich bringen fonnten, _ 


ihr Geld in die Handlung anbieten. Des 
Zuſammenfluß der Kapitalien trägf ei⸗ 
nen großen Theil zur Wohlfeilheit ver 
Waare, und diefe zur Vergröfferung der 
Handlung bei. Hiezu werden noch dieje— 
nigen formen, welche ine Geld felbfi zu 


linternebmungen enzumwenden fuchen,. 


weil die Aemſigkeit nun allein das Mittel 
it, von ſeinem / Gelde den größten Vor— 
theil zu ziehen. Obgleich dieſer Zuſam— 


menfluß den Privatnıgen in etwas fleie . 


ner macht ; fo vermehrt er doch deu Ale 
fa ge⸗ 


| 


516 & [ie 


gemeinen Vortheil der dufferen Haube 
fung , und diefer vermehret abermol die 
Freislaufende Summe dich neuen Zuflup- 
Die arbeitfame Klaſſe bat nun ihren An— 
theil von Gewinn, ver fie in Stand 
fegt, nicht nur ihre Beſchäftigung forte - 
zuführen, fondern ſelbſt nach und nad) eis 
was bei ©eite zu legen. Es ift alfo leicht, 
Familien zu bauen, die Ehen vermehren 
fih. Mit einem Worte: es ereignet ſich 
zum Vortheile der Staates gerade das 
Gegentheil von allem demjenigen, was ich 
in der enigenengefegten Lage i zu feinem 
Nachtheile angeführt habe. 


1. 255- 


323. Der Anfang , diefe glücklichen 
Folgen herbeizuführen, muß nun da— 
durch gefchehen, dag man den Mangel 
an Geld erfeget ,; defien Abwefenheit 
den Umlauf hemmt. Hiezu bieten ſich 
jween Wege an, entweder, daß der 
Staat von auswaͤrts beträchtliche 
Summen bereinzubringen, oder Papie⸗ 

re 


8 517 


re auf gleiche Weiſe, wie Geld gang— 
bar zu maden ſuche. Es iſt fchwer, 
von Ausländern groffe Geldfummen, oh⸗ 
ne groſſe Zinfe zu erhalten. Es ift zw 
vermuthen, dag Handlunnseiferfirht 
andre Staaten abhalten werde, . einer 
Nation mit Gelde deizuftehen, von deren 
gehemmter Haudlung fie Vortheile ziehen 
Tonnen. Es ift endlich immer gewiß, daß 
die Ausländer ihr Geld nicht ohne 
zureichende Sicherheit zu geben , 
geneigt feyn werden. Kann nun ein 
Staat feinen Gläaubigern Sicherheit andies 
ten; fo muß es ihm eben fo leicht ſeyn, 
Papieren, zu deren Bedeckung er die- 
fe Sicherheit anweift, ein ſolches Zu⸗ 
trauen zu verfihaffen, daß fie, wie baas 
res Geld, umlaufen A, und ihm die vor 
Ausländern immer Eoflbarer zu fliehen 
fommende Hilfe entbehrlih mahen. We⸗ 
nigftens bleiben auf diefe Art die Zinfe im 
Lande , deren jährliher Ausflug art 
Auslander für den Staat immer Verluft 
it, und die Bolgen felbfi, die man 
sig von 


. 


I. % 


von dent aufgenommenen Gelde erwar- 
tet, ſehr verzögert. 


m Die Ausführung dieſes Gegenſtandes gehöret in die 
Finanz, wo von dem Staatskredite, Davon dieſe 
Dapiere ein Zweig find ‚umſtändlich wird gebans 
belt werben. 


324: Die bloffe Vermehrung der 
Geldſumme allein aber, esfey nun wahr⸗ 
haft, oder durh Papiere, hilft dem 
Uibel nicht ab: vielmehr wird jede plög- 
che Vermehrung der Geldmaffe eine 
Waarenſteigerung veranlaffen, deren Fol> 
gen felbft in dem innen Handel ſo lan— 
ge fhadlih find, bis fih das Gleichger 
wicht zwifchen Geld und Maaren allges 
mein bergefiellt bat. Es hängt daher 
noch von dem Gebrauche ab, der von 
dem Zumachfe des Geldes, oder der vorftel> 
Venden Zeichen gemacht wird, und von den 
Wegen, durch welche man foldhe une 
ter die arbeitende Klaffe zu bringen, und 
unterzutheilen meis. Wenn durch 
zweckmaͤſſig eingerichtete Leihebaͤnke 5 o⸗ 
der andre Unterſtuͤtzung der Aemſigkeit, 

amd 


3, 519 
und Handlung die Arbeitfamfeit belebt, 
die Gegenftändeder innern Verzehrung, 
and der Ausfuhrhandlung vermehrt 
worden, fo vollendei dann eine vortheil- 
bafte Handlungsbilanz diefe Unter« 
theilung von ſelbſt. Denn, ungeachtet 
hanptfaͤchlich der Großhaͤndler die 
durch die Handlung eingehenden Sum— 
nen einzieht, fo ift derfelbe nur als der 
. Vertheiler der Nation anzufehen: feinen 
Gewinn abgerechnet, zahlt er die abges 
fegte Waare den Manufakturanten, 
dieſe den untergeordneten Arbeitern den 
Hand lohn, und der Landwirthſchaft den 
Stoff, wodurch ſich alſo der Verdienſt in 
alle Theile verbreitet; und nur derjeni⸗ 
ge Staat iſt gluͤcklich, wo alle Klaſſen 
der Bürger an der Wohlfahrt gleichen 
Antheil nehmen. 


\ 


a Die Eroberung von Egypten vereinige In einem 
Beiſpiele beide Folgen. Dio Raflius erzählt im 
51- Biih 21 Kaps bei dem Triumph , don Auquſt 
über Eghpten gehalten hat, fen fo vier Geld nad 
Rom zebracht worden, daß a der Güter aufs 
ſerotdentlich ſtieg, hingegen die Geldzinſe, die auf 
115 ſtanden, auf*z herabgefallen find. 


8k4 Sm 


520 - X 


db In ber Adeh. 0. Manufakt. iſt bon dieſen eins 
banken eine Erwähnunqg geliehen, wo man aber 
Benielben , bei Aue chen Den andern Unterftügungdz 
mirteln , den Boriduß und Morerialien Verlag vor 
gezugen bat. Die Verfaflung einer arofien Kant 
Kann ohne Erklärung des Stagtskredits nicht deutlich 

' gemacht mwerden, wohin ih vermeife, um dieſe 
Materien nor zu trennen. 


325. Wie in allen Anſtalten, nur bie 
zu einem gemwiffen Punkte zu reichen , nuͤtz⸗ 
lich iſt, ſo iſt auch hier nicht nur 
möglich , fondern in einer gewiſſen Zeit 
unausbleiblih, dag die. zugroſſe Mens 
ge Geldes, welches durch die fremde 
Handlung eingeht, wegen des nothwen— 
digen Verhältniffes des Geldes zu Waas 
ren, die legferen auf einen fehr hoben 
Preis ſteigern wird; welches zwar, in Be— 
ziehung auf den innern Handel, gleichgil— 
tig ſeyn wuͤrde, weil das Vermoͤgen der 
Kaͤufer dem Aufwande gleich iſt; aber in 
Beziehung anf die aͤuſſere Handlung nach⸗ 
theilige Folgen nah fi ziehen kann. 
Denn, wie Hume d ridtig angemerfet 
dat: iſt es im Allgemeinen nicht wohl 
moͤglich, das Geld, fo wenig als je— 

de 


& RE 
Be andre Ftüffigkeit nber den wagrechten 
Stand zu häufen. Was der Zuwachs 
der Geldmaffe dem Preife zufept, wird 
durch die Niedrigkeit der Zinfe an dem— 
felben wieder vermindert; und. beinahe 
ift die Lokalſtellung eines Staates 
unmöglih, den der Lliberfluß des Gels 
des zu Grund richten follte, meil bei 
haͤufig angebotenen Kapitalien die Ge— 
fchwindiafeit des Umlaufs abnehmen 
muß, welchedie Herſtellungdes Gleichgewichts 
eben ſo, wie die Minderung der Maſ— 
fe wirket, Auf jeden Fall giebt es Mit⸗ 
tel, der Uiberfuͤllung, wenigftens auf 
lange Zeit vorzufommen, und nah und 
nad einen Theil des zu haufigen Gel— 
des aus dem Umlaufe zu bringen, wo— 
durh das Gleichgewicht zwiſchen Geld 
und Waare beibehalten wird. _ Dies 
namlih mird der Zeitpunkt feyn, wo der 
Staat feinen Bürgern Geld in fremde 
Banken anzulegen erlauben, wo er die 
Nationalpraht mit Gold und Silberge— 
faͤſſen ermuntern kann. 
p Efsay of ihe balance of trade, 


5 Bon 


522 20) 





Dom Kredit, 


326. 


Wenn ein Kauf geſchloſſen wird, ſe⸗ 
tzen die Handelnden unter ſich erſt den 
Preis feſt. Der Käfer entrichtet ihm 
dann entweder aufder Stelle: erzahlt; 
oder, er verheißt, den Kaufſchilling IN eis 
ner gewiſſen Zeit abzutragen. Traut 
der Derfäufer dieſer DVerheiffung zu, 
und laͤßt die Waare dem Käufer auf 
fein Fort, oder gegen eine Werfchretz 
gung abfolgen: fo Heißt es: er giebt 
ihm Kredit. In einem folgen Falle 
hat das angenommene Wort, oder 
die Verſchreibung, in Anſehen des 
Waareunabſatzes ſoviel gethan, als baa— 
res Geld; der Glaͤubiger iſt in Stand 
gefegt worden, zu unternehmen, feis 
ne 


% 523 


te Beſchaͤftigung fortzuſetzen u. f.Im. 
welches ohne dieſes Hilfsmittel unter— 
blieben ſeyn wuͤrde: er hat etwas gelie— 
fert, entweder zum Stoffe der Innern 
Verzehrung, oder der Ausfuhr. 
Gab der Kreditnehmer eine Merfchreis 
kung, die ein fo groffes Zutrauen 
gewinnt, daß fie der Befiser weiter gez 
ben , und damit einen Umſatz machen 
kann: fo ift diefelbe big auf die Zeit 
ihrer Einlöfung vollfommen dem Gel: 
De gleih. Der Kredit alfo, if das Zur 
frauen des Glaͤubigers, daß er 
von dem Schuldner die Bezah lung 
richtig erhalten werde. Die Wirs 
Fung diefes Sutranens iſt, die Abwe⸗ 
fenheit des Geldes zu erſetzen, es fey 
aun,umden Umlauf der Waaren zu be— 
leben, oder einen andern dem Staate 
nuͤtzlichen Gebrauch davon zu maden, 
a 25- , 

327. Das Zutrauen des Gläubigers 
kann fih auf zween Gruͤnde fügen 
auf Eachen, die der Kreditnehmer 
> entweder wirklich zum Unterpfande feis 


ner 


524 Dr - } 


ner Schuld aussehändtaet, oder die er 
auf den Fall der Nichtbezahlung zum bee 
fondern Unierpfande verſchreibt. Dieſer 
Kredit wird der reelle genennt, weil das 
bei hauptfächfih und allein auf die Gi: 
che gefehen wird x oder er ſtuͤtzt fich auf 
die Geſchicklichkeit, Reolſchkeit und 
andere perfönliche Eigenſchaften des 
Kreditnehmers welches der perſoͤn— 
liche Kredit Heißt; wobei immer 
zugleich auf das Verwoͤgen ſtillſchwei— 
gend zuruͤckgeſehen wird , woran der Glaͤu⸗ 
biger fih, wenn das perfünlide Zutrau—⸗ 
en getäufcht feyn follte, halten, und davor 
bezahlt machen koͤnne. Der reelle und per- 
ſoͤnliche Kredit find fehr von eins 
ander unferfchieden. Jeder bat feinen 
eigener Vortheil und Nachtdeil. Bei 
dem reellen Kredit wird dag Unterpfand 
allein betrachtet, ohne alle Beziehung aufdie 
Perſon: daher iſt dieſer Kredit leicht 
zu erhalten, für jeden, der nur ein line 
gerpfand geben Fann: und da der Beſitz 
des Unterpfandes die Gefahr entfer» 
net, find die Bedingniffe, auf 2 den 
tEs 


ie PAF 
Var 325 


Kredit erhalten wird, guͤnſtiger. Hinge- 
gen find die Graͤnzen des reellen Kre— 
dits nicht von weiterem Umfange, 
als der Werth der zu Pfand gegebenen 
oder verſchriebenen Sache. Bei dem per⸗ 
ſoͤnlichenKredite werden dieHilfsmittel, von 
den perſoͤnlichen Eigenſchaftkten gleichſam 
vergoͤſſert, und er iſt daher von cie 
nem viel weiterem Umfonge. Aber, weil 
auch die Gefahr dabei gröffer iſt, weil 
fih die Zweifel über die perfoulihen Ei— 
genſchaften ſchwer beheben laſſen, koͤmut 
es immer koſtbarer zu ſtehen, und 
kann nicht fo leicht erlangt werden, 
Der Kredit fieiet am hoͤchſten, wo 
fih bei einem Gefhäjte beide der per— 
ſoͤnliche und reelle Kredit vereinbaren 
lafjen. Se, nachdem von dem reellen, 
oder periönlichem Kredite , entweder 
einz lne Verfonen, oder Sefeilichaf: 
ten, oder der Gtaat Gebrauch 
machen, iſt es entweder ein Privat— 
kredit, ein Geſellſchaftskredit, oder 
Stagtskredit. Der letztere wird hier 
nur in der Beziehung betrachtet, in wele 
cher 


526, * 


cher er auf den Privatkredit einen 
Einfluß bat. 

328. Die Gröffe des reellen. Pri— 
vatfredits m2 bezieht ſich auf das wirk— 
lie Vermoͤgen des Kreditnehmers. 
Was alfo immer dem Vermögen der 
Bürger im Ganzen, oder zum Theile 
nachtheilig ſeyn kaun, muß auch dem 
Kredit la aa fegu, der fih darauf 
gründe. Das Vermögen im Ganzen 
läuft Gefar , von Linficherheit de8 
Eigenthums: daher in deſpotiſchen 
Staaten, wo .die Beſitzer der Güter 
nur als zeitliche Nutznieſſer angeſehen 
werden, der Privatkredit immer unz 
endlich erfhwert, und die. Humdifigfeit 
der Zinfeallgemein if. Es wäre verlorne 
Mühe, hierüber ein Wort zu reden. 
Gewalt unterwirft fih feinen Grund— 
lügen. Die theil weiſe Unſicherheit des Pri⸗ 
vatoermoͤgens haͤngt hauptſächlich davon 
ab, daß ſelbes unter den verſchiedenen Be⸗ 
ehungen des Schuldners gegen Schma⸗ 
lerungen nicht ſicher geſtellt iſt. Die erſte 
Beziehung iſt die Beziehung des Buͤrgers, 

Yils 


* — 
unter welcher er zu Entrichtung 
verbinden iſt, aber auch von dem Staa— 
te die Abwendung aller Angriffe zu erwar— 
ten hat, die auf fein Haab gemacht were 
den könnten: feine zweyte Beziehung iſt 
als Gläubiger, entweder des Staates, 
oder feines Mirbürgerd. 


m 325, 


329. Wie die Groͤſſe und Unſtaͤt⸗ 
tiafeit der Entrichtuner die Ver min⸗ 
Derung des reellen Privatkredit wirke, 
wird duch eine Berechnung mehr, als 
durch 1ede andere Erklärung deutlich. Ies 
Der Kreditnehmer kann ordertlicper 
Weiſe zur Sicherheit feiner Schuld, nur 
dasjenige befiimmen, was nad Abzug 
feines Unterhalts und andrer nothwen— 
digen Auslagen, ibm von dem Ein— 
kommen Ueberſchuß bleibt. Sey alſo 
das jaͤhrliche Einkommen eines Buͤrgers 
180, wovon ibn go zu feinem Unterhalte 
nothiwendig find! 60 ſey die Auslage, 
um feine Beſchaͤftigung fortzufesen! 20 

7 mas 


was er zu entrichten bat; bleiben ihm jahre 
lich 20 zur Tilgung feiner Schufd übrig: 
und diefe zo find eine vollkommene Be: 
derung feiner Gläubiger. Geſetzt, die 
Abgabe werde auf 30 erhöht. Da fein- 
Unterhalt nothwendig ift , fo bleiben 
ihm nunmehr entweder nur 16 zur Schuls 
dentilgung uͤbrig; oder, wenn er feinen 
Glaͤubiger befriedigen ſoll, muͤſſen 10 von 
dem Fond der Unternehmung abgezogen 
werden. Dieſer ſechſte Theil Abzug wird 
nach demſelben Verhaͤltniſſe auch einen 
ſechſten Theil an den Einkommen ver 
mindern, uach welcher Berechnung fein 
Jaͤhrliches auf 150 heradfältt. Nun Foms 
men diefelben Auslagen wieder, go zum 
Unterhalte, 30 an Abgaben, 20 an deu 
Glaͤubiger, und der ganze Fond ſeiner 
künftigen Unternehmung ift auf 10 herab⸗ 
Feſetzt, womit er, wen 60, 180 gabeit, 
nichtmehr, als 60 Einkünfte haben kann, 
mithin nicht nur auffer Zahlungsftand; 
fondern feldft auffer Stand, fich ferner 
zu nöhren, gefegt iſt. Diefes Beifpiel, 
welches mehr, oder weniger nad der 
Ver⸗ 


* 529 
Verſchiedenheit der vorkommenden Zahl⸗ 
groͤſſen eintrifft, kann für den Mann, 
dem die Finanzgeſchaͤfte übertragen ſind, 
eine nahdrückiche Belehrung ſeyn, wie fehr 
die Handlung und ſelbſt die Zuverläffige 
keit der oͤffentlichen Einkuͤnfte von einer 
gersähliaten, und ſoferne als es aufferor: 
——— Statsbeduͤrfniſſe nicht unmoͤg⸗ 
ich macheu, unwandelbaren ren 
erverfaſſung abhangen. 


a 327. 


50. Der Staat iſt dem Buͤrger gleih- 
a zur möglihften Sicher ſtllung feis 
ner Güter o verpflichtet, von welchem 
Theile der oͤffentlichen Vorſorge bereits 
an einem andern Drte pift gehandelt wors 
den; auch in der Beziehung auf das 
Handlunaggefchäft, in der Folge 
noch einmal zu handeln, ſich Gelegen— 
heit finde. Wird der Bürger als 
Glaͤubiger des S Steai tes betraditeig , 
fo ift ein Theil feines Vermögens, mühin 
ein Theil des Grundes, anf welchem der 
U Thl. 21 Kre⸗ 


s 


330 % 


Kredit des VPrivammanıd geflüset war, 
Es ift daher unmöglih , dem Stadfsfre- 
dite den geringften Stoß zur gehen , ohne daß 
nicht zugleich eine Menge Privatleute 
die traurige Wirkung davon empfänden , 
und, in fo ferne die allgeıneinen Nahe 
tungsgefhäfte damit verflochten find , 
auch die Handlung dadurch befchranfer 
werden follie. Ich fleile den Staatskre— 
dit hier nur unter einem Geſichtspunk— 
te vor. Aber fchon Diefer Zuſammenhang als 
lein macht die Nothweudigkeit deutlich , 
durch Feine unuberdachte Unternehmung , 
als durch Zuriiekhaltung der Intereſſe, 
durch gewaltfame Derabfegung ders 
felben die Staatsverfhreibungen in Vers 
dacht zu bringen, 


17. ? 
Il. Band die gange Ubrheilung wen der Sicher: 
beit der Güter. 

3 2 


331. Der Bürger, auf einer Sei⸗ 

ie Gläubiger feiner Mitbürger 7, if 

- auf der andern oft Schuldner. In dieſem 
Zu⸗ 


I 
* 334 


Zuſammenhange dient feine Foderung 
ſeiner Schuld zum Unterpfande; er 
wird, er kann Richtigkeit pgegen, wenn 
man ihm richtig zuhält. Die Anſtalten 
zur Handhabung des perſoͤnlichen Pri⸗ 
vatkredits s flüffen bier mis denen zu— 
ſammen, wodurch der reelle unterſtuüht wird 
Die Geſchicklichkeit des Kredus— 
nehmers, und mehr noch ſeine Red— 
lichkeit ſind immer zweifelhaft, im— 
mer Veraͤnderungen unterworfen. Die 
Geſetze muͤſſen die Vorſehung treffen, daß 
alte für die Glaͤubiger nachtheiligen Ab— 
kartungen fruchtlos gemacht werden, daß 
der Schuldner zahlen, mithin auch wi— 
der feinen Willen rechtſchaffen handeln, 
und Richtigkeit pflegen muß. Daher 
iſt eine ftrenge, und behende Gerech- 
tiafetrsvermwaltung nothwendig. Bes 
fonders Fremden meniaftens fol nn- 
partheyifcher Beiftand geleifter werdeit. 
Da in Handlungsgefchäften die Zeit und 
Benauheit dem Gelde felbf gleich ger 
Thäpt werden, und oft davon die Auf- 
schthbaltung, oder der Umſtuͤrz einer 
iz 


338.° Se | 
Handlung abhaͤugt; fo muß in ummwider- 
fprohenen Shuldfahen dem Handels— 
manne gegen feine Schuldner beveiter 
Gerichts zwang und kurze £intreibung 
zugeſtanden werden, damit auch er ſei— 
nes Orts zuhalten koͤnne. Denn alle nach⸗ 
herige Verguͤtung des Schadens iſt 
unmoͤglich, wenn ſein Kredit durch Nicht-— 
zuhaltung geſchwaͤcht worden. Wenigſtens 
alſo muß das Verfahren der Hand⸗ 
Iungsaerichte 2 von dem. Verfahren 
des gewöhnlichen Eivilprozeffes in den 
Friſten unterſchieden, und die Aburtheis 
Jung keinem laͤngern Aufſchube unterwors 
fen ſeyn, als der zum Beweiſe der Schuld 
noͤthig ſeyn kann. Der Beweis ſelbſt 
muß dem Handelsmann erleichtert were 
den. Daher auch den ordentlih geführt 
ten Handelsbiüchern bei Gericht vies 

les Zutrauen eingeräumt, und was in- 
diefelben eingetragen ift, für eine bes 
fiimmte Zeit als halb bewieſen angefes 
ben wird. Diefe vorzäglide Vermuthung 
für die Handlungsbuͤcher bat ihren 
Grund in der Notwendigkeit, welche 

dem 


SS 533 


dern Handelsmanne fein eigener Vortheil 
auferleat, feine Unrichtigkeit einſchlei⸗ 
en zu laffen, bei Strafe, eine Verwir— 
sung feines ganzen Gefhäfts zu er- 
warten. 


4 Man hat daher aller Orten ein eignes, bei uns 


ſogenanntes Wechſel- und ae deſſen 
Prozeß kuͤrzer als der gewöhnliche, und zum min⸗ 
deſten, wie es bie Rechtsgelehrten nennen, ſummas 


viſch iſt. 


332. Vorzuͤglich aber muͤſſen ernſte 
Gefetze und ſchwere Strafen gegen 
die muthwilligen Bankerutte ver— 
haͤngt, und in einer Fallitenordnung 
allen Ausfluͤchten vorgebauet werden, 
welche die Sicherheit der Glaͤubiger ver— 
mindern, welche ihre Vorſichtigkeit verei— 
teln koͤnnen. Bei dem Entwurfe einer 
Fallitenordnung if hauptſaͤchlich dar— 
auf zu ſehen, dag die Handlungen einen 
verficherten Handlungsfond haben; daß 
diefer Fond nicht durchheimliche, oder auch 
font nachtheilige Vertraͤge geſchwaͤcht⸗ 
daß die Art, wie die Handlungsbu⸗ 

213 cher 


u * 


cher zu führen ſind, vorgeſchrieben wer— 
de, damit, bei einem ſich ereignenden Fal⸗ 
Te , Gfäubiger nnd Gerichte ſich darin er⸗ 
ſehen mögen; daß die Fallimente, wel⸗ 
“de durch Ungluͤcksfaͤlle veranlagt, 
son denen, wo eine Schuld des Haus 
delsmanns mit unterlaͤuft, und haupfe 
faylih von den Eoshaften und be- 
truͤglichen Fallimenten wohl unterfihie- 
den, die wirklichen Ungloͤcksfaͤlle ges 
nau beftimmet, und nachläfliiche Stras 
fen gegen allen unterlaufenden Betrug 
verkänget werden. Um die Handelsleure 
za früher Entdeckung ihrer ſchwan⸗ 
fenden Umſtaͤnde zu vermögen, iſt 
nothmendig, diejenigen, welche darit- 
faumfelig find, ungeachtet fie fonft gels 
tende Unglücksfaͤlle für fih anzuführen 
hätten, ala boshafte Falliten anzufehen. 
Gegen zweifelhafte Handlungen foll 
von dent Gerichte fogar von Umtswe— 
gen unterfuht; in den Fallitenordnun⸗ 
gen endlid die Art beſtimmt werden, 
wie die Öldubiger einer fallieten Hande 
lung 


0) 3285 


fung auseinander zu fegen, amd bier 
noch gegen Betrug zu ſichern find. 
333. Je nachdruͤcklicher dergleichen 
Geſetze gehandhabt werden, deſto ſeltner 
werden die Betruͤgereyen, deſto befeſtig⸗ 
ter wird der perſoͤnliche Kredit zwiſchen 
Privatleuten ſeyn. Zur Belebung des 
Umlaufs der Waare iſt es dann ohne Ver— 
gleich vortheilhafter, wenn der Kredit—⸗ 
nehmer über feine Schuld- eine Ver— 
ſchreibung ansftells, die dem Kreditge— 
ber abermal zu einer ferneren Unterneh⸗ 
mung dienen kanu f. Dieſe Verſchreibun⸗ 
gen, wie fie im Handel üblich find , heif= 
fen Wechfel, Dandlungsbilliete , de- 
ren weſentliche Theile durch die Wech- 
felordnungen  vorgefchrieben werden , 
und hauptfahlih in dem Samen des 
Schuldners, dem Empfange des Dar: 
lehns, oder der fogenannten Valuta, nnd 
dem Zahlungstermine Kefiehen. Die 
Valuta muß, nach der Vorſchrift der 
meiften Wechfelordunungen genannt, mer 
den, worin fie befanden bat ; und lauf dire 
214 fer 


536 x 


fer Wechfelordnungen iſt nicht erlaubt, 
eine un beſt immte (Valuta bin befriediger) 
oder eine Valuta für die andre zu fer 
gen. Der Umlauf dieſer Haudlungsbilliee 
te wird befonders duch einen auf den 
Fall der Nichtbezah ung bereiten 
Gerichts zwang befördert. Wo die oͤf⸗ 
fentlichen Bänke, die noch nicht ver— 
fallenen Billiete unverdächtiger Kaufe 
leute gegen einen kleinen Abzug bezahlen ; 
welhes es komtiren genenut wird; wie 
diefes z. B. die Bank von Kop— 
penhagen zu thun pflegt; da em⸗— 
pfangen ſolche Billiete nicht nur mehre⸗ 
rere Gangbarkeit, ſondern es wirkt anch 
auf die Handlungsleute ſelbſt, die ſich 
befireben werden, ihren Briefen durch 
firenge Redlichkeit und Vorfichtigfeit iu 
Geſchaͤften diefes nuͤtzbare Zutrauen zu er⸗ 
werben, 


1326. 
334. Der Kredit der Handlungsges 


fellfgaften wird wegen feiner Verbrei— 
sung 


3 557 
fung gemiffermaffen als ein Zweig des 
Öffentlichen Kredits betrachtet: er ift, 
mie der Privatkredit, entweder reeil, 
oder perfönlid. Zum wahren Grunde 
des reellen Krediss der Gefellfehaft kann 
eigentlich nichts gerechnet werden, als 
dasjenige Kapital, To die Glieder für 
den Fond zufammenfchieffen. Weil ader mit 
diefem Gelde nothwendig Unternehmun— 
gen gemacht werden müͤſſen, ſo if 
der Grund des Zutrauens beftändig der 
Sröffe nach unbeſtimmt. Sind die Untere 
nehmungen der Gefelligart glücklich; ſo 
waͤchſt der Grund des Zutrauens um 
ſoviel, als die Geſellſchaft bei ihrer Un— 
ternehmung gewonnen hat; find fie unglück— 
lich, ſo wird der Grund des Zutrauens auch 
nach Verhaͤltniß des Verluſts gemindert. 
Daher denn der reelle Kredit der Gefell- 
ſchafter ganz mit dem perjönlichen vers 
flochten ift, welcher auf der Geſchick— 
lichkeit une Redlichkeit derjenigen bes 
rubet, denen die Führung der gefelle 
ſchaftlichen Geſchaͤfte anvertraut wird, Der 
Geſellſchaftskredit kann auf die allge 

Bil." mei⸗ 


538, * 


meine Handlung einen vortheilhaften Ein⸗ 


fluß haben: aber der Mißbrauch deſſel— 


ben kann auch die gefährlichſten Folgen 
nach ſich ziehen. Ich ſehe hier nicht auf 
Handlungsgeſellſchaften zurück, die in 
der That keine ſolchen ſind, und von 
denen der Staat, wie Frankreich bei dem 
beruſenen Handel von Riſſiſtppi, nur den 
Namen entlehnt, um einen Kredit zu 
finden, den er er ohne dieſe Mummerey zu 
erhalten verzweifelt: ih babe wirkliche 
Handlungsgefelfhaften in Gefichte, des 
ver Unternehmungen groß, und Deren 
Papiere im Umlanfe find. Aber der 
Einfluß des Geſellſchaftskredites wird 
deutlicher durch die folgenden Betrachtun⸗ 
gen Über die Handluugsgefellfchaften 


XI. 








| xt. 
Don Handlungsgefellichaften, 
335- 


J11— welche die Kraffe und 
Einfihten einzelner Haudelsleute überfieis 
gen, koͤnnen durh Handlungsgeſell— 
schaften gewagt, und zu Stand ges 
bradt werden. Die Haudlungsſprache 
und Schriftfieller haben bier eine Lnter 
jheidung eingeführt, da ‚fie eigentliche 
Handlungsgeſellſchaften, oder 
Handlungs kompaanien nur diejenigen 
nennen, deren Gegenſtand gemeiniglich ein 
Zweig der aͤuſſeren Handlung und faſt 
meiſtens der Seehandlung iſt: denjeniz 
gen Vereinigungen hingegen, welche die 
Errichtung einer Manufaktur, oder ſonſt 
die Erweiterung des inneren Handels 
zum Endzwede haben, nur den Namen 


ur. 


540 * 


von Privataſſociationen beilegen. 
Wenn dieſe letzteren unter einem Befreyh⸗ 
ungsbriefe des Staates geſchehen, ſo 
iſt die Unterſcheidung in der That nur 
eingebildet: der Gegenſtand iſt verſchie— 
den; aber das iſt er nicht weniger bei den 
eigentlich ſogenannten Handlungs geſell⸗ 
ſchaften. Alſo wird ſich nach Ver— 
haltniß ihrer Ausbreitung, was von die: 
fen zu fagen ifi, anf jene anwenden laf- 
fen. Dreyerleiliifaden, entweder yer= 
einbart, odereine derſelben, veranlaf: 
fen die Errichtung einer Handlungsge- 
ſellſchaft ©: das Unternehmen ift ei 
ner groffen Gefahr ausgefest, und 
laßt anfangs, oder für eine geraume Zeit 
feinen verhaltuißmäfligen Gewinn erwar- 
ten, ob es gleich in der Folge bei einen 
gluͤcklichen Ausfchlage vielfältigen Vor— 
sbeil geben kann: das Unternehmen if 
von einer folgen Art, dag es ohne Ders 
einbarte Einfichten nicht wohl geführe: 
werden kanu: esfodertendlih Fonds, die 
einzelües Privatvermögenüberfleigen. Die 
weſentlichen Gegenſtaͤnde, welche bei 
Hand⸗ 


2 541 


Sandlungsgeſellſchaften zu. betrachten 
fommen, find, die Befreyungsbrie⸗ 
fe zu der Errichtung , die Leitung der 
geſellſchaftlichen Angelegenheiten, _ die 
Aufbringung. des Fonds , die Vers 
theilung de8 Gewinns, der Gefelle 
ſchaftskredit, die Aufhebung der 
Geſellſchaft. 


24 


i Die erfie SZandlungsgeiellihaftivar nah Rannal 
Hift. polit.et philos. &c. H. I. die oſtindiſche 
Oeſellſchaft der Hollander. Man kenn allerdings 
vermuthen, daß den Phäniſiern und Karcheginens 
fern bei ihrem verdreitetem Handel die Handlungs- 
gefellipaften nicht unbekannt gemefen. 


‚336. Entweder, um die Hoffnung 
eines anfehnlig;en Gewinns zu erwe- 
den, oder doch die Gefahr der Untere 
nehmung fo viel mögli zu vermindern, 
müffen einer Handlungsgefellfehaft an⸗ 
fehnliche Befreyungen nud Vorzuͤge 
ertheilt werden. Zuweilen iſt nothwen— 
dig, daß der Staat derſelben einigen 
Vorſchuß ohne Zinſe giebt, oh— 
ne on ihren kuͤnftigen Gewinn An— 


ſpruch 


542 0 


ſpruch zu machen. Die Befreyungen 
der Geſellſchaft werden indem Freyheit s⸗ 

briefe (octroy) eingeſchaltet, welcher 
auf mehr dann eine Art eingerichtet ſeyn 
kaun; entweder nur auf eine Befchränf- 
fe Anzahl von Gefellfihaftsintereffens 
vu, oder für alle Theilnehmer undbes 
ſtimmt, und mie der allen Bürgern 
vorbehaltenen Freyheit, der Geſellſchaft bei⸗ 
zutreten; auf beſtaͤndig, oder wieder⸗ 
tufbar mit Befinmung der Zeit 
und der Bed: nanifle, unter welchen die 
Wiederrufung gefihehen ſoll, oder , 
ohne das die. Zeit der Wiederrufung 
benennet, noch etwas von den Beding- 
niffen erwähnt iſt, die bei Zuruͤckneh⸗ 
mung der Befreyung zu erfüllen finde 

337. . Alle Arten von Ausſchluſſung 
find in der Folge ſchaͤdlich, und nichts 
weniger. als geſchickt, den Fleif zu ſpor⸗ 
nen: daher Befreyun gsbriefe auf eis 
‚ne Befihränfte Anzahl von Theilneh⸗ 
mern nie zu ertheifen fegi werden, went 
der Staat feinen Endzweck auf andere 
Ars erreichen kann: die Nothwendigkeit 

: aber 


* 0.548 
aber Tat fib Feine Geſetze unteriverfen, 
Jedoch, um eine dur den Zufammenflug 
der Umſtaͤnde erzwungene Ausſchlüſſung, 
fo wenig als immer möglich iſt, ſchädlich 
zu maden, muß die Dauer durh der 
Inhalt des Berreyungsbriefs abgekürzt 
werden. Alſo find» beſtaͤndige Befrey⸗ 
ungen nicht zu ertheilen, ſondern die Zeit 
der Erloͤſchung, und die Bedingniſſe, 
die der Staat etwan zu erfüllen haben 
wird, umfländlih zu beſtimmen. Diele 
Beftimmung der Zeit ift darum vorzu« 
ziehen, damit die Zheilnehmer in ihren 
Unternehmungen gefihert find : ohne 
welhe Sicherheit fie Faum etwas wagen 
wuͤrden, wobei groffe Koften erfodertwer- 
den, da die Befrepung ehe wiederrufen 
werden koͤnnte, ehe fie die Frucht ihrer 
Auslage und Mühe erwartet haben. Die 
Dauer der Befreyung mug daher, nach Be— 
ſchaffenheit des Gegenſtandes, beftimmt fron, 
welches zwar die Theilnehmer ohnehin bes 
ſorgen. Die Bedingniſſe werden 
auf die Uibernahme und Verqütung 
des Fonds abzielen. Dadurch wird es 
bei⸗ 


54. & 

beiden Teilen fehr erleichtert , damit die Ge, 
ſellſchaft ihre Foderung nicht übermäffig 
fpanne , und durch diefen Weg entweder die 
Verlaͤngerung erjwinge, oder dem 
Staat zu, einer gewaltfamen Rechtsausuͤ— 
bung nöthige , die immer Mißtrauen gegen 
ihn einflöffer, und Künftig zu ähnlichen 
Unternehmungen furchtfam maͤchet. 

338: Die Leitung der gefelfchafte 
lidſen Geſchaͤfte geſchieht durch gemein⸗ 
ſchaftliche Berathſchſagungen und 
Entſchluͤſſe, deren Ordnung durch den er—⸗ 
richteten Geſellſchafts vertrag feſtge— 
ſetzt, zu mehrerer Sicherheit dem Befrey⸗ 
ungsbriefe eingefihalter wird, und das 
durch gleihfam ein gefegmaffiges Anfehen 
enipfängt. Jede Handlungs geſell⸗ 
ſchaft muß nach der Wichtigkeit und 
dem Umfange des Gegenſtandes einen, 
oder mehrere Vorſteher haben. Die 
Wahl dieſer Vorſteher ſoll nicht einzig 
auf die Groͤſſe der Einlagsſumme bes 
ſchraͤnkt ſeyn, weil hier nicht der reich» 
fte ‚ fonderu der einſichtsvolleſte zu waͤh⸗ 
len iſt: die Beſtaͤttigung aber + von 

ein 


* $45 
dem Staate abhängen, weil, beſonders 
bei groſſen Geſellſchaften, ein zu wichtiger 

Theil der gemeinfchaftlichen Handlung 
damit verflochten it, auch ſolchen Vor— 
ſtehern Biel anvertraut, maͤnchmal eine 
fo groſſe Gewalt eingeräumt wird, dag 
dem Staate feht daran liegen Muß, 
diefelbe in unverdächtigen Händen zu wif- 
| Ki An diefe VBorficher werden die 

orfälle, fo die Geſellſchaft betreffen, 
- einberichtet, uiid muß ihnen die Macht 
singeräumt ſeyn, in Fleinen, oder kei⸗ 
ven Verſchub leidenden Angelegenheiten, 
init Beziehung zweher Geſellſchaftsglie⸗ 
der , oder, wo Diefe nicht zugegen twären, 
auch allein, dasjenige vorzukehren, was 
fie nach Umſtaͤnden für das Schicklichſte hals 
ten. Die wichtigen Vorfälle werden 
der Verſammlung der Gefellfihaft vor 
getragen, wozu, wenn die Anzahl der Glie⸗ 
der ſehr groß iſt ein Ausſchuß ge⸗ 
wählt, oder ſchon vorher feſtgeſetzt wird, 
mit wie viel Einlage jemanden eine ent⸗ 
— Stimme eingeraͤumt ſey. Es 
ſt anzurathen, daß wenigſtens nur erſt 

— JJ zwey 


546 u — 


zwey Drittheile von den Intereffenten 
die Mehrheit der Stimmen ausmachen 
Die abgefagten Schiffe in wichtigeren 
Angelegenheiten möffen, tab der Vor⸗ 
Ihrift einiger Befreyungsbriefe, vor ihrer 
Vollſtreckung, der oberſten Kommerzie 
enleitung mitgetheilt werben, roelhe zwar. 
feine Abaͤndetung darin zu freien, 
noch eine Stimme mit zu geben berecheiget 
jedoch ihr die Macht vorbehalten iſt, ei⸗ 
nem Entfchluffe vie Beftäftigung zu ver⸗ 
weigern. Durch dieſe Maͤſſigung hat man 
gefscht, ſich ſtets die Gewalt rotzubehalten/ 
Entfhläffe, die dem Staate, oder der alle 
gemeinen Handlung von irgend einer Seite / 
nachtheilig ſeyn fönnten, zu verhindern, nicht 

die geſellſchaftlichen Berathfchlagungen zu 
etmas wider ihren Willen zu zwingen. 
Aber, wenn die Nothwendigkeit immer erft 
die Befättigung einzuholen, gleich nice 
auf bie Freyheit der Berathſchlagung 
einftäffen follte, wie Dennoch fehr beforgt 
werden mus; fo legt fie wenigfiens 
dem Gage ber, Hugelegenheiten Hin—⸗ 
derniſſe, und werzögers ihn, Es iſt 

€ : Bü: 


a a. 34 
daher bieimehe anzurathen, den nefelle 
ſchaftlichen Berathſchlagungen fletd einen 
Kommiſſaͤr von Staalswegen beiwohe 
zen, zu laſſen. 

v 90% 
338. Der Danptfkantın Üder Hande 
lungsgefenfihaften wird in Heinen Atte 
Kheilen zuſammengeſchoſſen derdehaͤndig⸗ 
te Schein, welcher den Beiſhufund da- 
— durch erhaltenen Antheil au der Geſel⸗ 

ſchaft beweiſt, wird Mitle genennet. 
Manchmal erhält mar eine Aktie auf 
bloſſe fogenanute Unterzeichnung oder 
eine Verfiherung der Sunıine, obne 
daß fügleih baar Geld erfodert wird, 
wie bei Aſſekuranzpompagnten: mes - 

ſtens mug die Erlegung des Geldes folsen: 

Je Meier diefe Antheile ſeyn koͤnnen, 

deſto leichter wird der erfoderte Fond 
uſammengebracht deſts offener ik dee 
Eintritt in. eine ſolche Geſellſchaft; offen 
guch demjenigen, welcher eine gröſſert 

Summe aufzubringen, auſſer Staud 

Mm 2 waͤre 


548° & 

wäre; deſto mehr entfernet fih eine 
folhe Gefelfchaft von der Ausfchlüf 
fune. Der Fond mug dem Unternehe 
men. angemeflen feyn. Findet fih die 
Geſellſchaft bemüffiget, zur Unterſtuͤtzung 
ihrer Unternehmung noch mehr "Geld 


aufzunehm en, ſo geſchieht dieſes entweder 


abermal durch neue Aftien, oder die 
Geſellſchaft fertiget eine andere Gattung 
von Papieren aus, welche gemeiniglich 
Siompagntebillfiete genennet werden, 
Der Unterfhied zwifhen Aftien und 
Kompagniebillieten iſt betraͤcht— 
lich. Die Aktie hat einen wandelbaren 
Werth, weil fie einen Theil des Hands 
lungsfonds felbfi vorftelt, mithin, wie 
jener, durch glücklichen Erfolg, oder mißs 
Iungene Verſuche, entweder vergroffert, 
oder vermindert werden kann. Alfo ſtellt eine 
- Aftie bald mehr vor, als die Einla— 
gebeirug , bald weniger. Das Kompaq⸗ 
ntebilliet hingegen hat, wie jeder andre 
Schuldbrief, einen beffimmten Werth, 
fo viel nämlich die Zahl fagt: und, wie 
durch den größten Gewinn ihr Werth nicht 
älts 


& 549 


anders fleigt, als fo weit das Unterpfaud 
der Schuld ficherer ift, fo vermindert 
fich derfelde auch durch einen Verluſt der 


Gefellfchaft nicht anders, als iſo weit jen - 


de Schuldverſchreibung durch Verſchlim—⸗ 


merung des Unterpfandes herabgeſetzt 


wird. Bei zweifelhaften Umſtaͤnden einer 
Geſellſchaft ift der Befiger des Kompan— 
niebilliet8 beſſer, als. der Inhaber 
der Aftie daran : denn diefer it für 
feinen Antheil ein Schuldner von jenem, 
und empfängt, wenn die Geſellſchaft 


getrennt würde, ehernichts , big der erſte 


vollfommen zufrieden geftellt worden. Es 
it daher ganz wohl möglih, daß die 
Aktien der Kompagnieunter dem Werthe 
fiehen, dadie Billiete immer noch ihren ganz 
jen Werth erhalten. | | 


1 9334, 2 


339. Ob es : zuträglicher fey „went - 


die Geſellſchaft Geld aufzunehmen hat , 
neue Aftien auszuhändigen ? oder B I: 

liete auszuſtellen? dieſes haͤugt von der 
iR Mu; Um 


r 


A ee 
Umftänden der Geſelſchaft ab. "Ber 
engehenden Geſellſchafren, oder wo die 
Heffnung be} Gewinnes noch ſehr ent⸗ 
ſernet iſt, ſcheint die Aushaͤndigung neue 
ex Alten vorzuziehen, weil die Hande | 
Inugsfompagnie dadurch wenigſtens nicht 
sur Schuldnerinn wird, auch ihre 
Aktſen ſich in einem befferem Werthe 
erhalten 4, Iſt Hingegen die Geſellſchaft 
gegründet, und ihre Gewinn ficher, ſo 
Kind natürlich) Billiete vorzuziehen, Da 
non durch dieſelben ſich zu nicht mehr 
perpflichtet, als was man empfangen 

hatte; durd nee Alien aber vhıen 
Bewinnsantheil einräumen, within bie 
sten Aktien gegen ihren vorigen Werth 
berabfegen wurde. BEN 


I Diefe Berechnung geünber fi anf asfenige, rend im 
sorbergehenden Enke gefage werden ! Da5 nimlics 
die Kompagniebiliete vor ben Mktien bezab'ro 
werden mütlen. Die Einlage der Kompaanie ion 
Ls80. und in 20, Aketen eincerbeilt, mithin eine 
Yeriegu sa: die Rompasnie habe 200 verloren, weſ⸗ 
Se Ne mit 3. Billieten su ergängen fuhr. Wen 
in a Lage eine Salbirung geſchlebe, fo nehs 
mean die a Billiere 200: die Übrigen zoo unter <q 
‚Seelen eingerbeiler, fallt feve Aktie don z0 auf 48 

. Dätte aber die Sejellinofe a Atten intr Ber Bilz 
Rere gemacht, fo find 1080. unrr“ 24 Kleid yı 29 
Den z Ryan Weoreh jeder ide gı5 


E58 


w 


340. Der Gersinnm, den dir Ge⸗ 
ſellſchaft mit ihrem Fond macht, if gee 
meinſchaftliches Gut der Aktieninhaber, 
der Antheil des Gewinns, welcher aufeine 
Aptie Fömms, wird der Divident genens 
net. An Frankreich) bat man zur Be 
quemlichkeit der Theilnehmer eine Art 
son Koupons eingeführt, welde der 
Beſitzern der Aftien auf 3 Jahr behaͤn⸗ 
diget, und mit der Balbjährig gewoͤhn⸗ 
> lichen Vertheilung des Gewinnes nah und - 
nach zuruͤckgenommen wurden. Die Gröffe 
des Dividenten macht das Sfeigen derak⸗ 
tien, die, wie es fiß bei ver oflindis 
[hen Kompagnie in Holland im Jahre 
2718, ereignete, ſechs fach, und im - 
Sahre 1720. achtzehnfach über ihrem 
-erften. Werth gezahlt wurden. Eben fo 
fliegen die Hltien in Frankreich im Jahre 
1719 von 500 auf 9000. Eigenfe 
lich iſt es nicht immer ber wirfliche Ges 
win, welger den Wersh der Aktien fo 
hoch erhält: es ik beinahe meiftens viele 
mehr die Geſchicklichkeit, deu Unternehr 
mungen der Geſellſchaft ein vortheilhaf⸗ 

aa tes 


B58 ., | 8 


tes Anſehen zu geben, und, um ihr Fol, 
fen gu hindern, die einlaufenden ‚bein 
Nachrichten aeheim zu halten. Das 
Spiel mit den Aktien geſchieht wie das 
Hgiotiren mit dem Staatspapiere. 

Die Altienhändler verſtehen fich auf den 
Kunfigriff vortrefflih , wenn fie Aktien 
an füch Bringen wolfen,, ſolche vorher durch 
“einen: untergefähpbenen Unglücksfall, fo 
> der Kompagnie- begegnetfenn foll, berabzus 

fegen, and wenn fie dieſelben wieder 
anwerden molen, den Werth durd 
vorausgefchickte ENGE Stadrichten ze 
heben, 


m 33% | 


» ©. III. Band- Mbrhl.dondem Stantäfrebig. 


341. Der Vortheil, den der Staat 
aus ſolchen Heridlungsgefelifpaften zieht, 
ift nicht „allein die Erweiterung der 
Handlung, und, welches ihrbauptfägliche 
fer Augenmerk ſeyn mug, die Ausfuhr 
des Aationalüberfluffes, fie ge⸗ 

3; 


8 2 


ſchickt geleitet, und ohne Verdacht find ; 
fo haben ihre Paviere auch ein fo allge: 

eines Zutrauen ‚daß fie vollkommen, wie 
Mapitalien umlanfen , mithin den Man- 
gelderfelben in etwas zu erſetzen, faͤhig find 
o. Diefes Zutrauen kann der Staat da- 
durch noch mehr befeſtigen, wenn er fol 
he Papiere bei feinen, Kaſſen, gleich baas 
rem Gelde anzunehmen, befiehlt; und 
fie werden fih fo lange im Umlaufe erhal— 
ten, als ihre Anzahl mit dem Grunde, 
der ihnen zur Gicherheit, und gleichſam 
zum Unterpfande dient, in ebenmäfligen 
Verhältniffe zu bleiben, wenigſtens fcheint 
pP: Über fobald fie über dieſes Maag vers 
niehret werden, folgt ein zweyfaches 
Vebel unmittelbar nah; daß fie anfangs, 
wie die überhäufte Geldmafie , den Preis 
der Waaren zum Nachtheile der auswaͤr⸗ 
tigen Handlung ſteigern: dag fie dann 
bald darauf in einen Unwerth verfals 
len, der nicht nur die Handlungsges 
fhäfte zu Grund. richtet, ſondern auch 
in dem Umlaufe eben die Stöhrung 
perurfacht , welche entzogene groſſe Geldz 

: Mm; ſum⸗ 


554. Zu 
fummen nach ſich wuůrden getogen haben. 
Keine: Aufmerkſamkeit des Staates iſt ale 
fo überfläffig, den Verfall einer folgen 
Sefelifhat, und den Mißkredit ihrer 
Papiere zu verhindern. .- Borzüglih if 
darguf zu feben, daß die Vorſteher 
der Sefeufhaften bie Papiere nicht nach 
Willkuͤhr zu vernichten „oder ohne Zuzie⸗ 
hung es anſehnlichen Theiles der Ges. 
ſellſchaftsglieder dergleichen Papiere aus⸗ 
— Gelegenheit haben 4. 


© 309, Ein pritter Bortheil, ben ſch bel dem enaee 

u — Gase herüher babe, ift: Daß Der Etaat 
durch fein Norhfälen etuen nie Foftbaren Aredie 
gu Aufbringung groſſer Gummen erhalten kann. &, 
den LII. Thett dieſer Orundfäke vom — dee 
Stages. — 


p Dieſes war der Stur dee beruůhmten —— 
Geſellſchaft, in ſoferne fle au als ne andlungos 
gefellihafe angefeben werben follte, elches Derw 
bätse fo ergiebſg ſeyn können, um die Milllonen 
Aktlen zu bededen, die immer gu Dundersen if 
Umlauf gedbrage wurden. AR 


‚3 ©. angef, III. Theil, bie Mittel, durg welche bie 


Rayadmung der Staatspabiere ceejrwere werd 7- 
Hnd quch bei dieſen anwendbar, 


842. 


Rs ER 
44% Dei Zeitpunkt Da andlungsge⸗ 


— ————— “aufzulösen Es ft Die 
mals vorhanden, wenn ihe Eudzweck 
erreicht, und die Haudlung, welche ir 
Gegenſtand war, alſo eingeleitet it, daß 


jeder Buͤrger daran. Antheil nebinen — 


Eine vorſichtige Regierung wird ſich, 

ich erinnert babe s, Die alurhektnn 
durch den Befreyungsbrief vorbehal⸗ 
ten, und waͤhrend der Zeit in Feine Au— 
ſtalt gewilliget haben , die diefe Aufhebung 
nach der Hand erſchwerte. Vorzuͤglich find 


die fogenannten Befigungen und Efas . 


bliffementg , welche auf fremden ie 
fen errichtet werden, nie in die Gewalt 
einer Handlungsgeſellſchaft zu Nbergeben. 


Die Umftände muͤſſen es zeigen, wann zu 


ſolchen Koflbaren Unternehmungen eine 
Nothwendigkeit, und bequeme Gelegen- 
heit vorhanden iſt, Deren Dernichtung fehr 
oft die bluͤhendſte Handlung geflürget hat. 
Die Gewalt wird zwar heute in einer groß 


fen Enifersung wenig zum Schutze der 
Haud Ang be Arragen. Die 2 Zet iſt nicht, 


SR sche 


N 


356 X. 


mehr, da ein losgebrenntes Feuergewehr 
ganze Heere von Wilden in die Flucht 
tried. Der Bo theil der Kation, mitder 
man eine HandInng anlegt, muß der flärfz 
fie Schutz ſeyn. Wenn man jedoch zur 
Behauptung feiner Unternehmung irgend 
an einer Küfte Zeftungsisrrfe anlegen, und 
Mannſchaft halten muß; fo wird jeder 
Staat am klügſten handeln, eine folde 
Bertheidigung feiner Bürger feldft auf. fih 
zu nehmen, am fie) dadurd) ihrer Unterz 
wuͤrfigkeit zugleich) verſichert zu halten. 
Die Aufhebung einer Handlungsgefeile 
fhaft kann geſcheben, dag auch ihr Na— 
me aufhört, und jedermann ohne Zufam= 
menhang den Handel treibendarf, denfie 
vorhin trieb : oder man giebt der Aufhe⸗ 
bung den Namen einer Abänderung in 
eine allgemeine Geſell chaft. Dieſes ieg- 
tere ſcheiut vorzuziehen, und es ift rathfant, 
felbt eine Art von Direktion, Die 
der. Staat befiellet, beizubehalten, fos 
wohl, weil einige Handlangsgeſchaͤfte vor⸗ 
Sheilgajter Fin einem gemiffen Ufim= 
? F men⸗ 


* 551 
menhange geführet werden, als, um ſich 
das Zutrauen, die Freundfchaft der 
Naridnen,und die Vertragsvortheile 
zu erhalten, welche oft gleichſam dem Na⸗ 
men der Geſellſchaft anhaͤn gig ſind. 


8 234; 





XII. 


Be A > 


— PETE — * u 
! B = nr > 
AU, 


Nom Ibchfel 


343. 


N 
Seber Staat, der mit dent andern TE. 


einem Zuſammenhange der Handlung 
ſteht, in Schuldner und Gläubiger: 
Die wechſelſeitigen Foderungen müfe 


— 


ſen gegeneinander ausgeglichen were - 


bet, wozu fih anfänglich Fein. anders 
Mittel aubiet, als die Ueberbringung 
des Geldes,das ift,diewirflihegahlung. 


Diefes if um ſo nothiger, da Schul⸗ 


Den und Foderungen nicht gerade auf die 
naͤmlichen Per ſoizen feeffen: A. in Hamburg ift 
on Bin Wien ſchuldig; Ein Wien iſt and.ie 
Hamburg fhuldig Es iſt ſchon Anges 


merkt worden Az, daß die Lieberbrirngung _ 


des Geldes gefährlich, das fie Eoft« 
har iſt, und dem Handlungsgeſthaͤfte eis 
r N ne 


Be ; — 

> A 559 
ven Zeitverluſt zusteht, der als ein 
wirklicher Schaden angefehen werden kann; 
denn die Abweſenheit des Geldes laͤßt fich 
in Prozenken anfchlagen. Es log ale 
fo dem Staate nicht weniger, als den 
VPrivathandelsleuten daran, eine. Art von 
Zahlung aussufinden, wobei die ange—⸗ 
führten Nachtheile nicht vorhanden wären, 
Sie biet ſich von felbft ad, wenn mat 
Staat gegen Staatim Ganzen betradhe 
tet. Wien it Dambutg 100, 000, 
Homburg Wien eben ſo viel fehule 
dig. Diefe Plaͤtze rechnen ihre Foderun⸗ 
gen gegeneinander auf, ſo iſt die Bee 
zahlung beiderfeit geleiſtet. Nur koͤmmt 
es darauf an, die Privatfchulden alſo 
au verwechfeln ,. daß die Nationalfchuld 
dadurch aufgehoben wird. Die Sache geht 
auf folgende Art vor: A. in Wien iſt B.in 
Mamburg 1000 ſchuldig: © in Hame 
burg iſt D. in Wien 1000 fhuldig: 
Hamburg nnd Wien haben gegeneinander 
gleiche Foderungen, die, fih aufheben, 
wenn A. von D. den Schuldbrief dee 


366 & 

des Hamburgers ©, Fauft; hiedurch hat d, 
nun feine 1000 empfangen: A. feridet dert 
Schuldbrief von®. ebenfalls au ſeinen Glaͤu⸗ 
biger B, in Hamburg welcher darauf vouC 
ſein Geld empfaͤngt. Bet dieſem Geſchaͤf— 
ie ſind Schuldner und Glaͤubiger an beie 
den Seiten verwechſelt worden, und 
Pas gegen Plas hat feine Zaplung nur 

durch einen Brief geleiftet: 


# 25: 


344. Das Geſchaͤft des Wechfels Fanii 
von zwo Seiten angefehen werden: als 
ein politiſches Geſchaͤft in Anfehen des 
ganzen Staates, und als ein Gefchäft 
des Privatmannes, der davor: ing: 
befondere Wechsler genennt mir, 
Der Wechſel von Seite des Staates 
betrachtet, if die Aufhebung der 
gegenfeitigen Foderungen: als Pris 
vatgeſchaͤft iſt es die Ueberlaſſung ei» 
ner Foderung gegen einen zu Des 
flimmenden Preis: Yon diefem letz— 

teren 


& 561 


ieren koͤmmt bier nur in fo ferne zu rge 
den, als es mit dem erfien verfchlungen 
if. Die Aufhebung. der Nativnalfchule 
den gefihieht entweder, daß die Nation 
nur ſo viel zahle, als fie ſchuldig 
it, und bei ihren Foderungen eben 
fo viel empfängt; oder dag die Nas 
tion mehr zahlen muß, als fie ſchul— 
dig ift, und Weniger empfängt, als 
fie zu fodern hat; oder endlich, daß die 
Nation weniger zahlt, als fie fehule 
dig if, und mehr als ihre Foderung be= 
traͤgt, empfaͤngt. Im erfien Salleift weder 
Bortheil noch Nachtheil der zweyte 
Umftand iſt für die - allgemeine Hands 
lung eben fo nachtheilig, als der drite 
ie derfelden Vortheil bringe Dan 
wird Vortheil und Nachtheik deutlicher 
erkennen, wenn man zuvor die Urfache 
Eennet, welche die Ungleichheit in der 
Aufhebung berbeiführt. 

345. ©9 lange die Schulden einerNRation 
gegen einander umaefähr gleich ſtehen, 
it nichts einfacher, als das Wechfele 
gefhäft: A. in Wien wird D. dem Bee 

U. Thl. Nu. fißer 


562 — 


ſitzer des Hamburger Briefs einen Vor— 
theil anbieten, um ihn zur Ueberlaſung 
ſeiner Foderung zu Hamburg zu bewe— 
gen 3 der Vortheil darf nicht groß 
gefodert werden, weil er ſonſt A, abſchre— 
den würde; D. aber, wenn ihm das 
Geld baar uͤbermacht würde, keinen 
Nutzen haͤtte: dieſer begnuͤgt ſich da— 
ber an einem kleinen Ueberſchuſſe; eben 
fo verhält es fih mit den wiener Fode— 
rungen zu Hamburg, Alfo ift der hante 
burger Brief nicht theurer, ala der 
wiener Brief? Fein Haudelsplas hat ges 
gen den andern gewonnen. Sobald aber 
die Schulden von zween Plaͤtzen, von zwo 
Nationen gegen einander ungleich find: 
z. 3. Damburg batan Asien eine 
ganze, Wien an Damburg nur eis 
ne halbe Mittion zu fodern, fo kann 
durch. die Kaufung der Hamburger Briefe 
nur die Hälfte der wiener Schulden ges 
zahlt, die andere Hälfte nicht anders 
als durch wirflihe Uebermachung 
des Geldes getilge werden. Weil es 
dem Privathandelsmanne vpriheilhaft if, 

die 


“ai 
& 36. 


bie Uebermachung der Baarſchaft zu er⸗ 
ſtaren, fo mird jeder Schuldner in 
Wien fih diefen Vortheil zitzweigiten ; 
nd hamburger Btiefe au fih zu brins 
gen ſuchen. In dieſer Abſicht were 
den die wiener Handelsleute die Briefe vor 
Hamburg fo Tange ſteigern, als es ihnen vor- 
theilhafter ſeyn wird, mit Briefen, als 
durch Geldverfendung zu zahlen. 

. 346: Dad Öfeigen und Ballen 
der Briefe kann alfo am deutlichſten er- 
Elärt werden, wenn man Die Fode— 
rungen nach einem Plage , wie in dein 
angenonumenen Beifpiele die hambur⸗ 
ger Briefe, als Waare betrach 
et, diejenigen aber, welche dieſe 
Briefe ſuchen, als Kaͤufer ie 
aun Waare, die gefischt wird, wenn 
fie nicht auch nach eben dem Verhaͤltniſſe 
angeboten wird, im Preiſe ſteigt 
ind um defto mehr ſieigt, je nothwen⸗ 
diger de dem Kaufer ift, ſo wird es ſich mif 
ben Briefen verhalten, und Tann das 
ber der allgemeine Grundſatz ange: 
nommen. werden: daß alles, was die 

Rua Schul⸗ 


564 » 


Schulden einer Nation vergroͤßert, 
auch den Wechſel zu ihrem Nachtheile 
erhoͤht: und in egentheile, daß der Wech— 
fel zum Vorteile der Nation niedrig 
wird, wenn ihre Foderungen vermehrt 
werden 6. | 


/ 


- 


h Sn der Sandlunaßfpade find die Wörter Hoch und 
Theuer, Niedrig und Worlfeil gleichbedeurend : der 
Wechſel iſt hoch, wenn ih mehr dafür geben muß ; 
ald er mir an dem Ort, wo er zahlbar ift, ailr: 
ich babe 100 zu Hambung mit 106 kaufen müflen , 
bei Nieder , oder Wobffeil ift dad Öegentheil. Fer 
Fall iſt vicht unter die gewöhnlichen Umftände des 
Wechſelgeſchäfts zu zählen, aber er vervdien: be— 
merft zumwerden: auch dieMünzirrungen erhöhen ven 
Wechſel zum Nachtheile des Staates, weil unger 
wiß ift, wie viel da gezahlt wird. 


347. Die hauptſaͤchlichſte Duelle der 
Nation alſchulden it die Handlung. 
Alfo iſt ed aufjer Zweifel, daß die Na— 
tion, welche die Handlungsbiiang 
für fih bat, auch den Wechſel für fi 
haben wird. Da gleichwohl eine Na— 
tion der andern noch auf andere Weife 
{Huldig werden kann; fo müffen andere 
Arten von Schulden zu Erhöhung des 

Wech— 


ae.) 8* 56 


Wechſelpreiſes gleichfalls beitragen, 
Alle Geldverfendiingen alfo, fie mögen 
zu Bezahlung von Sintereffen an 
auswärtige Baͤnke, zu Subfidien, oder 
was immer für einem Endzwecke nöthig 
ſeyn, fie mögen jaͤhrlich und wie— 
derfehrend , oder nur für die gegen— 
waͤrtige Zeit ſeyn, erhöhen ſtets 
den Wechſelpreis, bei deffen Erflä- 
sung Kortbonaiß 7 daher mit Vorbes 
dacht begefest hat: die augenblickliche\ 
Vergeltung des Geldes zwifchen zwo Natio— \ 
nen nach dem Verhaͤltniſſe ihrer wechfelfei= 
tigen Schulden. Auch die hohen, v= 
der niedern Intereſſen eines Lane 
des werden den Preis der Briefe er— 
hoͤhen, oder erniedrigen: aber da diefe 
hohen, oder niedern Intereffen ſelbſt 
eine Folge der vortheilhaften , oder 
nachtheiligen Handlung find; fo if 
davon nichts befonders zu erinnern, 
i Elem, du Commerce, Ch, VI. 


348. Der Wechſelpreis iſt alſo der 
Ueberfihuß , den der Käufer des 
Nuz3 Briefs 


356 Bo 


Briefs über die Sunme & giebt, 
welche ihm de: Biiefan den Ort 
feiner Beſtimmung gilt, und diefer 
Ueberſchuß iſt Verluſt für die Na— 
tion, nicht für den Pripathandelsmann. 
Denn, der Privathandelsmaunn rechnet 
zum Preife feiner Waare alle Ausla— 
gen ein, die er bis zum Abfage und in 
Anſehen derfelben gemacht hat: fein 
Derluft wird ihm daher von dem Kaͤu— 
fer wigder vergütet. Aber dadurch wird 
der Kreis aller derjenigen Waaren &s 
hoͤhet, in Sinfeben derer eine Zahlung 
auswärts zu mahen wor, aller Na: 
nufafiuren, wozu der Etoff, oder forf 
Zubereitunggwaaren nid Nationaler: 
zeugniß find , uud beſonders aller Waa— 
ren zum Wiederausfuhrhandel. Es 
folgt hieraus, daß diefe Waaten, wenn 
fie. Natipnalverzebrung find , der 
Nation böher zu fieben kommen; dag 
die Erhoͤhung ren Abſatz verbältuißs 
maͤſſig befchränft; und wenn es Aus⸗ 
fuhrwaaren find, der Abfas aus frem- 
den Handelsplaͤtzen erſchweret wird, wel 
Die 


%& 567 


Die Mitwerber, alles Uebrige gleichgee 
rechner, ihre Waare um fo viel wohl— 
feiler abfegen Eönnen, als ihr Wechfel 
niedriger flieht. Auſſer dieſem Nach 
theile , vergröffere der Wechſelvyreis 
auh die Bilanz derjenigen Nation, 
deren Briefe in hohem Werthe fiehen. 
Denn diefer Wechſelpreis wird nicht et⸗ 
wa ar die Mationatgläubiger be; 
zahle, fondern die Fremden, die eitten 
großen Schuldenüberfhuß haben , bes 
fehlen ihren Freunden unter der ſchuldigen 
Nation, auf fie zu ziehen , (trafjiren) 
und eignen fih den Bortheil zu: mos 
durch alſo, da fonft die Bilanz z. B. 
mit 100,000. wäre faldirt worden, went 
die Briefe 15 hoch find, 15 Zaufend 
mehr gegeben werden muͤſſen. 


k Fortbonais fehet dem Wechſelpreis aus zwo Gröſſen 
aufommen ‚ aus dem Pari, und Kurs: die volle 
kommene Ausgleichung der Münze einer Narion, 
um die Summe der andern zu beyablen, heiße 
er daS Pari : und die durch Umftände prranfaßte 
Entfernung heiße er den Kurs. Ich Bin von 
dieferBedeutung abgewichen, weil ſte in ein. Zimendeus 
tigkeit verwidelt, und auf eine Spitzfindigkeit bins 
auszulaufen feeint. Die ausgeglidene Geldſum⸗ 
me nah dem Verhältnife der Münzen, die man 

nA ‚immer 


568 & 


immer wsraudfeten muß, ift nit ber Preis Boa 
Wechſels, Vondern dasjenige, um deffen Ueberlaf 

fung der Preis gegeben wird : mir alfo if der 
Dreis, was Fortbongis den Kurs beißt: ich hat— 
te bier dad Weſen nicht das Wort zu erklären, 


349. Der Staat Faun diefen Verluft, 
der eine Folge der nachtdeiligen Bilanz 
ii, durch feine Geſetze L abhalten, 
Es iſt nicht möglich zu befehlen: dag 
8 und 4 fich gegeneinander, wie 4 zu 
4 verhalten foffen. Uber er bat eis 
‚ne Urfahe mehr, alle Kräfte da= 
ran zu biefen, um feine Handlung zu 
ermuntern. Dennoch fird zween Mit- 
fel , durch welche der Wechfelverluft , 
wenigftens vermindert werden kann: Die 
Spekulation der Wechsler und 
baare Geldverfendungen. Die Spe— 
fulation der Wechsler, wenn ihnen : 
der Kurs unmittelbar und gerade zu nach 
einem Plage zu koſtbar ift, vergleicht die 
Wechſelpreiſe verſchiedener Pläge , 
und ſuchet ein Verhaͤltniß von zween, 
der mehrern Pägen zu finden „ wel 
ches vortheilhafter if m: die Zraffis 

rung 


* | 569 


rung gefchiebt dann, wenn Zeit und 
Umftände es zugeben, durd einen Um— 
wer. Diefes ift das von Dutot fos 
genannte politifche Part, weldes 
er dem wefentlichen Bari, oder 
der Vergleichung des wirklichen 
Werths der Münzen zweyer Län: 
der entgegen feßet : der Staat erſpart 
für gegenwärtig gerade fo viel, als 
der Wechsler bei diefem Umwege ges 

gen Die Geradefendung Bortheil bat. 
“ Die baaren Geldrimeffen find über- 
haupt vortheilhafter, fo oft der Wech— 
feipreis die Ueberbringungskoſten 
und Affefuranz überfleigen wide: ein 
abermaliges Beifpiel, wo das Verbot 
der Geldausfuhr nachtheilig ſeyn muß. 
Es iſt daher dem Staate wenigſtens an— 
$uratben, die Summen, welche ex 
felbfi, an Subfivien , Sntereffen u. d. 
9. auswärts zu fenden haben wird, vielmehr 
baar übermachen zu laffen, als durch 
Aufkfaufung der Briefe, den Han— 
delsteuten ihre Soldirung zu verthenren. 
Es wird manchmal fogar nüglich fern, 

Nu ſtar⸗ 


574 3 


ſtarke Geldſummen auf biejeigen Wed: 
felpläge zu fenden 2, deren Preiſe 
zu hoch fichen,, und dann den Hans 
delsleuten zu erlauben, auf dieſe Sum— 
men zu zichen. Frankreich bat fi 
dieſes Mitteig ein durd den Cheva— 
lier Bernard mit gutem Erfolge bes 
dienet. 


3 Die Schweden verſuchten es, durch in Edikt vom 
26. März 1543. den echfelfn rs feizufegen: daß 
bieß, in den Augen der Bel: ein Sſtäneniß able— 
gen, das manſes niör einſah, waslser Lechſelkurs 
it, 

& 3. D. der Kurs von Wien nad Samburg wäre G: 
oder, ur » in Dambarg 109 zu befommen, müßte 
man in Wien 108 gehen: ver Weber hnpr 
in dem Auer tel, welben jeder Wechsler üd bez 
ſtändig von alien Pläßen übermachen ‚Ast. den 
Kurs don Leipzig nab Hamburg 2, von bien 
nah Leipzig 2: ſo fender er feinen Brief über 
Leipſig nad Hamburg , und erfparr 2, 

n Beflex. polit, fur les fin. & le com. T. Il, p- & 

e Jeder Staat follte in den Banken der Narıon, 
mir welben er wichtige Handelsgeſchäfte bat, 
eine verbältnißmäflige Sımme anliegen haben. 
Senn nun der Wechſel zu bob finde, jo er— 
laubte er feinen Hanbelsleuten auf feine Banfofe: 
derung au ziehen ; dadurch Hätte er gem ſſer maf⸗ 
ſen den Wechſelkurs in ſeiner Gewolt. 


350. Das Wechſelgeſchaͤft als Gegen— 
ſtand des Privathandelsmanus hat ſeinen 
eiges 


& 571 


sigenen Gang ‚der inder Geftalt der Wer- 
füreibung, der Verlaͤngerung, Uir 
bertrggung, der Uſanzen, der Bezah— 
lung und Eintreibung vondem gewoͤhnli— 
en unterſchieden if. Jeder Staat , felbft jez 
der anfehnlihe Handelsplag hat fein eignes 
Wechſelrecht p, nad) einer eignen Wech⸗ 
ſelordnung g,die zwar in dem weſentlichen 
Ganzen übereinfommen, aber in einzel— 
nen Punften son einander abweichen, 
und demjenigen nothwendig bekannt feyu 
maͤſſen, der die XBechfelhandlungr treibt. 


p Siegel Einleitung zum Wecfefrechtei 


q Sie find geſommelt von Siegel in dem Corpus 
Juris cambialis, wildes Herr Uſſe fortgeſetzet har, 


2 Die Bedeutung dieſes Worts begreift hier nur den 
Handel mir Briefen, nicht die fogenannte Hand. 
wechfelhendlung mit Nünzſorten, nod den Da: 
rierhander. 


"XL 


* 


572 F 


| XII 
Bon Handlungstraftaten. 


851. 


Handlunastraktate a fd Ders 
träge zwiſchen zween Staaten, zum 
2gortheiliihrermechleljeitiaen Hand⸗ 
lung. Die Gegenftände der Handlungss 
irafiate find einerlei mit den Gegen— 
fiänden der auſſeren Handlung ; die 
Einfuhr, Ausfuhr und Duchfuhr 
der Waare, mit allem, was auf diefg 
drey Endzwecke eine Beziehung haben 
kann, der Schuß der Handelsleute, 
welche fich bei einer Nation niederlaffen, 
die Beftellung der Konſule, die Er: 
richtung von Faktoreyen, Waa— 
renniederlagen u. d. g. Die Grunds 
füge, nad welden die Handlungs⸗ 
fraftate errichtet werden, find vollkom⸗ 
men 


5 Ar E47 
Ze 5 


— 


men uͤberein mit den Grundſaͤten der 
aͤuſſeſen Handlung;: die frehe Ein— 
fuhr feiner Produkte mit Ausfhlüffung ans 
derer Nationen, mitgeringen Eingangs— 
rechten, mit gerin eren, als die Neben— 
buhler in demſelben Zweige von andern Ra⸗ 
tionen, oder wenigſtens, auf eben den 
Fuß, wie die beguͤnſt gten Kationen ; die 
freye Aus fuhr der Maaren, deren man 
noͤthig hat, das Vortaufs recht ge 
wiſſer Waaren, deren man beſonders zu 
Unterſtutzung ſeiner Manufakturen bee 
darf, ein unbeſchraͤnkter Durchzug 
feiner Waaren auf dritte Hande s⸗ 
plaͤtze, geringe Straſſengelder bei 
dem Durchzuge, allenfalls eine Er— 
ſchwerung des Durchzugs für Mebene 
buhler der Nationalhandlung Wenn Seit 
und Umfiände, wen die geringe Einſicht der 
KHation, mit welcher der Bertrag er— 
richtet wird, die Gelegenheit hiegu ante 
bieten, macht fih ein geſchickter Nego— 
ziateur den Augenblick zu Kug, und be- 
mächtiger ſich dieſer Vortheile, Deren 
fein 


* 


574 
fein Staat wenigſten auf eine 38 
geniefjen Kann, 


Ser} 
4 25 


352. Die Handlungsvertiäge muͤſſen 
zum wechſeiſeitigen Vortheile errichtet 
feya, oder doch das Anſehen wechſel— 
feiriger Bortheile Haben f; Der befanns 
se englifche Kommerzientrafiar mit Por— 
tligal, welcher vielleicht unter allen 
Handlungstraktaten, fo jemals errichtet 
worden, der einfeifigfte it, bier dew 
Poringiefen , wenigftend dem Scheine 
sach , den Vortheil der Weineinfuhr 
und einen Vorzug vor den franzdfie 
fhen Weinen an Wenn eine Nation 
der andern Wortheile verwilligen 
fol ; fo iſt es namlich, daß fie dages 
gen ein Gleiches erwartet. Die Hands 
lungsverträge müſſen fib alfo auf 
die wechſelſeitige Handlungsbilanz 
gründen, woferne ſie dauerhaft ſeyn ſol— 
fen. Diejenigen, welche die Uibermacht 
er Woffen zwingt, find Gefege, die 

der 


‚© 575 
der Sterfere giebt, denen der Schwaͤchere 
nur ſo lange gehorcht, als er ſich dawi— 
der nicht empoͤren kann. Ich kann mei— 
ne Meinung von den Handlungstrak⸗ 
taten nicht verleugnen: ſie ſind in 
den meiſten Faͤllen uͤber fuͤſſiges Gepraͤug⸗ 
Wenn beide Theile bei einem Vertrageé 
ihre Nechnung finden; fo iſt der Eigens 
nutz ein fo flarfes Band, daß es nicht 
erfi norhwendig ift, Traktate zu er 
richten: ift aber dieſes nicht; fo find feie 
ne gefchriebenen Verträge fo Fraftig , 
welde verhindern fohten, daß die Nas 
tion, Die bei einem Vertrage zu Furz ges 
falten ift, nicht ſuchen ſollte, ſich in die 
Freyheit zn fegen, und ihres Vortheils 
wieder zu bemaͤchtigen. Man wende 
nicht ein, dag durch den Traktat für 
die Nation eine Verbindlichkeit ent: 
franden if. Wann fehlte e3 an Vorwand, 
fih von einer Verbindlichkeit freyzu— 
fpreben, fobald eine Nation dazu Luſt 
hat ? und kann eine wahre, ewige Verbind⸗ 
lichkeit ——— 

ung 


576 > . 


lung ut dent Bertrage die Ve —— 
gab? 


b S. de kleine Schrift Les avantages, que le Por- 
tugal pourroittirer de fon malbeur, 

e 3. DB, Wenn zwiſchen den öſterreichiſchen Staaten 
und den preuſſiſchen über die wechſelweiſe Sinfuhr 
ein Traktat zu errichten wäre; De efterreich bedingte 
ſich die Einfuhr der bungariicen 3 Weine nah Schle— 
fien: der‘ König aus Preufen die freye Cinfuhr 
der ſchleſtſchenkeinwand; fo kömmt es hier auf einen 
Ueberſchlag an: ob dieje beiden Ziveige der Eins 
fuhr einander nicht nur aufheben; fondern ob die 
5 auf beiden Seiten gleiche Fotgen babe? 08 

darch die Einfuhr der fohleftihen LTeinwen)d nicht 
die böhmiſchen und öſterreſchiſchen Fabriken, welcht 
ſehr wichtige Zweige find, zu Grund geben würs 
den ? ob aber auc der hungariſcher Wein andere 
Auswege babe ? oder ob aus Mangel ded Abiusen, 
Er hungariſche Beinbau ſtark beſchränkt würde ? 
.d 


353. Wenn eine Nation den. günfli- 
gen Augenblick, fih von andern Staa— 
ten Vortheile zu bedingen, nicht vorbeis 
fireichen laffen fol; ſo verbindet hinge— 
gen die Klugheit, ſich durh zu um— 
ftändliche Artikel nicht die Hände zu 
binden, dag man einerHandlung in der Folge 
durch Vorkehrungen , die den Ereignungen 
und dergeit angemeffen find,die nothwendige 
Unterftiigung geben koͤnne. Die Haudlungse 
ninſtaͤnde ſind groſſen und — 
er⸗ 


& 577 
Vekaͤnderungen unterworfen: ein Beiz 
fpiel wird flätt aller zureichen. Es kann 
einer Natiom heute nugbar geweſen feyn, 
die Einfuhr diefer oder jener Manufak— 
inr zu erlauben, weil fie dergleichen 
ſelbſt nicht hatte: Rach der Zeit wers 
den Manufaktnren angeleget, welche die 
fremde Waare entbehrlich maden : Die 
fremde Waare hat nur noch einen Fleis 
nen Vorzug in dem Preife; dieſer 
Vorzug koͤnnte ihr durch ein geringes 
Eingangsrecht benommen, und der 
Nationalwaare vor der fremden Abſatz 
verfchäfft werden: Aber man ift durch 
einen Handlungstraftat gebünden , und 
nun ganz anffer Stand gefegt, den Natide 
nalmanufafturanten diefe Hilfe zu geben: 
man muß einen vielleicht wichtigen Zweig 
der Beſchaͤftigung zu Grund gehen laſ— 
ſen. Es fiheini Daher vorfichtiger, wo 
die Vortheile nicht offenbar und. unver: 
äuderli find, die Handlungsverträs 
ge vielmehr in unbeſtimmten Verſiche⸗ 
zungen befiehen zu laſſeu. 


U. Tl: O⸗ XIV, 


1 MR a, $ 





xiv 
Bon der Handlungsbilanz— 


354 


Ss der wichtigften Gefchäfte für die 
Handlungspolitif, und woher ıhre Maß⸗ 
regeln die hauptſaͤchlichſte Richturg em— 
pfongen muͤſſen, iſt: den Fottgang der 
Handlung and ihre Morihelle und 
Nachtheile zu berechnen. Es bieten 
ſich zween Wege an: der eine, auf wel— 
chem man zu einem um aͤndlichen und 
näheren Kenntniſſe geleitet werden konn : 
der zweyte, wodurd man zwar nur ein 
allgemeines Urtheil von der La—⸗ 
ge der Handlung zu faͤllen, in Stand 
geſetzt wird; aber dieſes Urtheil iſt in 
Abſicht auf die ganze Handlung eben 
fo zuverläffig, als dasjenige, welches 
man fi) auf dem erſtenWege erlanget , 
und auf einzelneKenntniffe gruͤndet. Der ers 


fie 


579 


| 
ſte Weg ifi die Wergleichung der Aus— 
fuhr einer Nation mit demjenigen, 
was von andern Nationen bei ihr 
eingeführt worden: diefes Vergleichen 
beißt die Bilanz der Dandlung zie— 
hend. Die Bilanz überhaupt genome 
men, iſt eine numerifche, und eine 
Bilanz des Vortheils. Die einge 
führten Waaren werden im Einkfaufe 
preife angefhlagen : überfleigt die Sum» 
me der Ausfuhr die Summe der ein- 
geführten Waaren, fo heißt die Bilang 
vortheilhaft; iſt das Gegentheil, fo 
beige fie nachtheilig. Die Bilanz zah⸗ 
len, beißt daher: den Ueberfchuß des 
Empfangs in Geld abtragen: diefe Nee 
rechnung giebt die numerische Bilanz, 
Die Bilanz des Vortheils hingegen, 
it die Berechnnug auf welcher Seite 
“eine gröflere Auzahl von Menfchen 
ſey beſchaͤftiget worden, Es iſt noͤthig, von 
dem Unterſchiede dieſer Bilanzberechnung 
eine umſtaͤndliche Eroͤrterung zu geben. 


4 2% 


Do 355- 


EN 


580 x 


355. DieAbfihtder Handlung von Geis 
fe des Staates ift, die Befhäftigung 
der Bürger zu vermehrene. Wenn 
daher das Beftreben der Kationen dahin- 
ausläuft, die Bilanz zu gewinnen; 
fo geſchieht es nur in foferne, als die— 
fer Gewinn für dag Gegenwaͤrtige eine 
Folge und Anzeige von der vergröf- 
ferten Nationalbefhäftigung, für das 
Kuͤnftige eine Unterſtuͤtzung für diefelde 
if. Der Einfluß des Geldes, wor— 
nah die numerische Bilanz berechaet 
wird, ift alfo wenigftens nur ein unter— 
geordneter Endzweck f, und die Bi— 
lan; des Northeils it daun erſt auf Sei⸗ 
te eines Staates, wann die ausgefuͤhrte 
Waare eine groͤſſere Menge Menſchen 
in der Erzielnng und in der Fracht beſchaͤf— 
tiget bat, als die eingeführte , das iſt: war 
die öffentliche Verwaltung den eigentlihen 
Zweck der Handlung mehr erhalten bat. 
Nach diefer Erklärung kann die numerische 
Bilanz auf beiden Seiten aleich, und 
die Bilanz des Wortheils dennoch für 
einenStaat feyn ;die erſte kann fogar wider 

eine 


a > 1 a8 


eine Nation, und dennoch die letzte fiir 
fie feyn. Folgendes Beifpiel wird beis 
den Fällen zur Erorierung dienen. Dee 
fierreih empfieng von Portucal für 
21 Millionen Diamanten, Portusal 
empfieng bingegen nur für 2 Millionen 
Leinwand : die numerische Blanz ift 
auf Geite von Portugal, aber die Bi⸗ 
lanz des Vortheils für Oeſterreich. 
Portugal hat mit feinen Diamanten eis 
nigen elenden Menſchen, welche in 
den brafilianifhen Diamantengruben ar- 
beiten, etwan noch ein Paar Juwelierern 
‚Gewinn gegeben: die Fracht bat nichts 
Dabei gewonnen, weil die Waare feinen 
Umfang, Fein Gewicht hat. Die Leine 
wand hingegen befchaftigte die Landwirthe 
fhaft, welche Flachs dazu abgab, fie bes 
häftigte die Spinneren , die Weberey, 
die Bleiche : drManufafrurant hatte 
feinen Vortheil dabei; aud die Fracht fand 
ihre Beſchäftigung; und .weil alle diefe 
Antheile des Gewinnes Flein find; fo 
werden fie bald in den Umlauf gebradt, 
wodurch nicht nur diejenige Unterthei—⸗ 
293 lung 


582 * 


lung bewirkt wird, welche eigentlich 
die Intereſſen niedrig erhaͤlt, ſondern 
auch noch der Vortheil der Verzehrung 
"aller Theile dieſesGewinns koömmt, welcher, 
da der Vortheil des Umlaufs ſich be— 


rechnen läßt, g auch num̃eriſch ausge⸗ 
Schlagen werden Font, | 


€ % 


Y Lofer und, fage Hume Cin dem Verſuch tiber die 
eh forgrältig den Vortheil ver 
evölferting und Beſchäftigung erhalten, und wir 
dürfen den Verluſt unſeresSeldes nicht bedauren, 
Die Phyſloktaten balten die Berechnunn dee 
Bilanz für üserflüftg. Es it hei ihnen aus 
genommener Grundſatze daß eine Hation, deren 
Waare von andern Hafionen mit Dorzug Ye: 
ſucht wird, bei ihrem Gandel verliert, Soll 
dieſes anerfennet werden , fo muß im Gegen— 
shell die Karton gewinnen, deren Waaren bon 
Fremden nicht abgenommen werden. Die Nariyn 
wird alſo am meiften gewinnen, die feinen aus— 
wärtigen Handel hat. Peibe das nichr alle Ber 
Griffe der Kandlung über den Haufen werfen ? 
der werden diefe Schrifrtteller dieBandlungsbilany 
auch dann nicht für wichtig nufehen wennſie ald Mitz 
sel, Die Dolkömenge zn echalten , zu vers 
geöffern, berechnet wird ? 


2 Nah diefem Satze werden die 2 Millionen in einem 
Zahre die Aemſigkeit, gleich «2 belebe haben, 
wenn man mit dem Borredner ber franzöflihen Ue— 
b riekung des British Merchant ‚annehmen will, 
daß dad Geld ſechſsmal umläufr, 


350. 


& 585 
356. Die. Berehnumg der numeri— 
fchen Bilanz 2 ift unrichtig, wenn der. 
Preis dee, eingefidrten und ausgefuührs 
en Waaren uͤber) aAupt angefegt wird, 
Die Nationen gewinnen nicht le Theis 
fe des Herkauforeiſes an einer Waare; 
fie verfteren nicht ale bei dem Sinkauf⸗ 
preife. Wenn 5.38. eine Waare aus 
fremden Stoffe verfertiget worden; - fo 
hat diejenige einen Theil des Preiſes, 
welche den Stoff liefert: weun man 
eine Waare mit eigner Fracht eingeführt 
hat, fo bat man dieſen Theil des Waa— 
renpreifes erfpart. Alfo ift zu beiden 
Theilen alles abzuztehen, was an 
Fracht, Kommiſſion, Stoff, Zu: 
gehörmwaaren, u. d. nicht von, oder 
an die bilanzziehenden Staaten bezahlt 
worden. Um daher eine zuverlaͤſſige 
Vergleichung zu machen, muß jeder Staat 
exft die befondere, und ausdiefen die alla 
gemeine Bilanz ziehen. Die befon- 
dere Bilanz vergleicht die Einfuhr und 
Ausfuhr beieiner Nation allein; Des 
fierveih mit Sadhfen: die allgemeine 
| 204 ſtel⸗ 


584 % 


fiellet die Vergleichung mit allen Ratis: 
nen an, mil welchen man Handlungsge— 
fhäfte gehabt hat ; Defterreih mit Sach. 
fen, Schleſien, Holland, Franf- 
reich, u. a. m. Dieallgemeine Bilanz 
ift der Ausſchlag, wann beide Saiten 
aller Befondern Handlungen anfgesogen 
werden. Es fiheint beinahe überfluffig , 
zu erinnern, daß jedes einfeirige - 
Urtheil, entweder aus einer be andern 
Bilanz allein, oder aus der Perglei: 
hung einer jährigen Einfuhr mit der 
andern unrichlig fenn müffe, Man 
kann gegen eine Nation verlieren, und ° 
doh die Totalbilanz für fich haben. 
‚ Vielleicht hat eben diefer Verluſt gegen eine 
Kation den Gewinn bei der andern unter— 
füst, Wenn z. B. Spanien Wolle 
gegeben, die mit Retourwagaren nicht 
ganz find faldirt worden, aber durch die— 
fe Wolle wäredie Tuchausfuhr ver- 
groͤſſert, oder auch nur die fremde Tuch— 
einfuhr vermindert; wenn mit dem 
eingeführten Waaren ein  einträgli- 
der Wiederausfuhrhandel gemacht 
wor⸗ 


TR 585 


werden: 1.0 Auch Fan im Ge, 
gentheile nicht gefagt werden, die Bilanz 
it mider eine Nation, weil ihre 
Einfuhr vergröffert worden , wenn 
unr auch nad eben diefem Verhältniffe 
die Ausfuhr gewachfen if. Eben fo we- 
nig cher if die Bilanz fir eine Na⸗ 
tion, obgleich die Einfuhr vermin— 
dert worden, woferne nah demfelben 
Maſſe auch ihre dusfuhr abgenommen 
haͤtte. Der Schluß alfo kann nur aus 
dem Ganzen beider verglihenen Rus 
briken gemacht werden, 

357. Die beſondere und allgemei— 
ne Bilanz führet diejenigen, welche die 
Handlung leiten, auf die näheren und- 
eigentlichen Mängel der Handlung ; 
fie meift ihnen eben dadurch auch die 
nöchfen und eigentlichſten Wege an, 
diefen Mängeln abzuhelfen; wo die Eine 
fuhr zu vermindern u, melder Zweig 
zu ermuntern, wodurch die Ausfuhr zu 
vergröffern , zu befördern iſt, u. d.g. Die 
Sorgfalt, fih ein genaues zuverlaͤſ— 
ſiges Kenntmiß der Bilanz zu verfchafe 

205 fen, 


586 * 


fen, kann alſo nicht zu groß ſeyn. As 
lein bis itzt hat man den Weg dazu nicht 
ausgefunden, und ſich immer nur au 
einem beilaͤufigen Kenntniffe muͤſſen ges 
nügen laſſen. Die Kommerzien uud 
Manufaftu: tabeilen, und Maut 
regiſt er waͤren Die einzigen Diele‘, 
aus welhen man ſich darüber einigermaſ⸗ 
fen unterrichten konnte. iau gefuͤhrte 
Tabellen zeigen das — der 
Beſchaͤftigung in beſondern Zweigen, 
mithin naͤhern fie ſich der Abſicht der po— 
litiſchen Handlung am meiſten/ und je⸗ 
der Staat muß ſich dieſelben verſchaffen. 
Man kann daraus nach der Verſchie— 
denheit der vergröfferten Zweige, mit 
Eufgegenhaltung des ungefähr berechneten 
Nationalverbrauchs einiges Kenntniß 
von der vergroͤſſerten Ausfuhr erlangen, 
WenndiejenigenZweige zugenommen haben, 
in welchen vorher hauptſaͤchlich die Ein— 
fohr geſchah, ſo läßt ſich auch mit al— 
lem Grunde eine Verminderung derEin— 
fuhr ſchluͤſen. Aber dieſesKenutniß iſt def 
fen ungeachtet immer Unbeſtim̃t, und 4 
au 


auf Feine gewiſſe Groͤſſe führen, Die 
Mauthregifter, wenn fie mit gehöriz 
ger Sorgfalt verferiiget,, nnd alle ſowohl 
eingehenden, als ausgehenden Waaren ge: 
nau verzeichnet werden , geben der Hande: 
Jungsleitung gleihfalld einiges Licht, 
Aber erſtens macht fie der Schleichhan— 
Del unrichtig, weil die durch ihn eingee 
henden und ausgehenden Waaren nicht 
in die Mauthverzeichniſſe eingetragen 
werden: zweytens, Fönnen die Mauth- 
regifter nicht den Bortheil, oder Ver—⸗ 
ut der Fracht, des Wechſels, der 
Aßekuranzen anzeigen, welche nicht wenie 
ger sur Handlungsbilanz zu ziehen find, 


b 3. B. fiepe ein Staat, daß fih die Bilanz zu 
fehr auf die Seite einer Nation neigt, fo ſucht 
er Unter den Zweigen der Handlug einen auf, 
den er auch don irgend einem andern Staate, 
obgfrich nicht wohlfeiler , manchmal auß nur theu— 
rer e halten fann, und veranſtaltet durch Erhb— 


bung der Einfuhrgebühren auf die Wanre der ei⸗ 


nen, und Herabſetzung bei der Warre der ans 
dern Nation , daß fich jeine Pandeldleute an die 
leßrere wenden» Diefes iſt nöthig , um nicht den 
Mechfel mir einem Sraate fo fehr wider fih zu 
Haben: dann aud um dad Sleichgewicht der Machr, 
welches gewilfermaffen auf dem Gleichgewichte der 
Handlung beruhet, zu erhalten. Es ift nit Ri⸗ 
valitae allein, weldhe die Staaten in Europa bes 
wegt, lieber die Bilanz mir Andien, ald den 
euvopäiihen Staatenzu verlieren. 
358% 


se. & 


358. Ungeachtet folder Unzuverlaͤſſig⸗ 
feiten. hat man ſich dennoch an diefe 
Mittel halten, zugleich ader diejenigen 
Thatſachen zu Hilfe rufen müffen, durch 
welche man zwar nur ein allgemeines ia- 
ber zuverläffiges Urtheil von den Vor: 
theile, oder Nachtheile der Handlung 
fällen Fan: diefe find der Wechſel, die 
Geldzinfe, die Wermehrung oder 
Verminderung derFracht, und über- 
haupt der Zuwachs, oder die Abnah⸗ 
me Der Bevölferung. Von jedem die— 
fer Thatſachen ift diejenige Behutfamfeit 
anzuempfehlen, ohne die man fehr leicht, 
‘auf Irrwege geraͤth. Der Wechſel— 
kurs iſt überhaupt vortheilhaft, oder 
nachtheilig, nad dem Zuſtande der Hande 
lung A: alfo it der Sas: Der Wed): 
fel ift für einen Staat: an fi 
gleich folgendem: Der Staat hatmehr 
gegeben , als empfangen. Indeſſen 
find auch nodh andere Wege, wodurch 
eine Nation der andern fchuldig werden 
kann; wenn man Intereſſe zu zahlen 
bat; wenn Fremde Güter in einem Lanz 

de - 


io, 589 
de befigen, and die Einkünfte auffer 
Landes kommen laſſen; augenblickli— 
che Zahlungen: man kann ſogar gegen 
einen Staat im Wechſel verlieren, mit 
welhem man gar nit in Handlung fleht 
l. Alle diefe Umſtaͤnde müffen alfo im 
Gefichte behalten werden, che man vou 
dem Nechfelfurfe auf die Bilanz fol: 
gert. Ueberhaupt iſt dev Wechſelkurs 
von einer laͤngeren Zeit, wenigſtens 
von einem Jahre, dabei zu Rath zu 
ziehen. Die Vergleichung der landes— 
uͤblichen Zinſe lagı unfehlbar ſchluͤſſen, 
dag die Handlung derjenigen Nation vor— 
theilhafter iſt, wo die Zinſe niedriger 
ſind. Aber der Schluß iſt nicht immer 
dahin anwendbar, daß der Vortheil der 
Hand lung unter beiden verglichenen Na— 
tionen nach dem Ver haͤltniſſe ihrer 
Zinſe ſteht. Wenn die Nation nicht 
für Fremde frachtet, ſo ſieht man, 


daß die Ausfuhr und Einfuhr in ih— 


rem Steigen und Fallen darnach ab— 

gemeſſen werden kann. Frachtet matt 

aber für. Fremde;, ſo laͤßt ſich dieſer 
Schluß 


599 De 

Schluß nit eben auf Die Erweterung 

der inlandifhen Manufakturen ziehen. 

Aber in Anfehen der Bilanz zu Geld ge- 
rechnet, ift er untruͤglich. Am untruͤg⸗ 

lichſten aber zeigt die Wermehrung , 

oder Abnahme der Ehen und der 
Bevslferung, auch die Vergröfferung, o⸗ 
der Abnahme der Handlung an: wei! das 
Maß der Belhäftigtina uͤberhaupt 
auch Das Maß der Bewölferung iſt. 


i S46- 

k Ufo Fann ein Staat, der dem andern eine groſ⸗ 
fe Summe Geld leibt, und die Remeſſen in 
Wechſel übermacht, auf diefe Zeit den Kurs wie 
der ib haben. y 

1 Die wenigften Staaten find 5. B. mit dem rbmi: 
ſchen Gebiete in Sandlungsgefhäften: viele baben 
fogar dahin feinen Wechſel, und eben dadurch 
werden den meirten nad Rom die Wechſeljahlunzen 
theurer au ftehen Femmens . 


XV. 
Bon Handlunsskollegien. 
359 
Dee Anwendung aller bis hieher erklaͤr⸗ 
ten Grundſaͤtze nach den Umſtaͤnden eis 


nes jedenLandes iſt der ausuͤbende Theib 
| Der 


E>3 591 
der Hardlungspolitik. Die Menge 
und Verſchiedenheit der Abfichten, welche 
zu verbinden find, die verſchiedenen 
Geſichtspunkte, von welden die Hand- 
Inngsangelegenheiten betrachtet‘ werden 
Tonnen, überzeugen von der Nothweu⸗ 
Digfeit, die Leitung der Handlung nicht 
einem einzelnen Meufihen, fondern eie 
nem ganzen Kollegium m zu über: 
tragen, deſſen Thaͤtigkeit weit vers 
breifet genug ſeyn muß, um alle diejes 
nigenAnftalten zu treffen, welche die Aufnah— 
me der Handlung entweder überhaupt, 
pder auch oft nur in einem guͤnſtigen 
Augenblicke fodat. Der Name eis 
nes folden Kollegiums, und went ich 
fo fagen darf, feine aͤuſſere Einrichtung 
find an fih gleichgültig: es Fommt vor- 
zuglicy darauf an: Wie dafjelde von in— 
nen befchaffen? Aus welchen Maͤn— 
nern es gufammengefegt ſeyn? und 
was in den Umkreis feinerThätige 
Feit gezogen werden fol? 


228, 


60. 


- 


592 — 

360. Wenn ein Staat aus mehreren Pro⸗ 
vinzen, oder groſſen Bezirken zuſam men⸗ 
gefegt iſt; To fodert jede ſolche Abthei— 
Ung ein Feines Kollegium, wo bie 
beſondern Dandlungsangelsgenheiten 
diefes Theils am erfien befürget werden, 
Diefe Provinzialkollegien find eige nts 
lich nur als Manufakturkollegien ans 
zuſehen, welche die Aufnahme der Mrd: 
vinzialnahrungs wege beſorgen, in klei⸗ 
neren Sachen nad den ihnen mitgetheilten 
Verordnungen und Daßtegeln zu 
Werk gehen, die wichkigeren Angeles 
genheiten aber, oder Vorſchlaͤge, 
welhe zur Aufnahme der Befchäftte 
gung ihrer Bezirke dienen , der 
oberftenKommerstenffelle einfenden: 
Diefe oberffe Kommerzienſtelle unters 
ſucht Diefelben dann, nicht nurin der 
Beziehung auf die einzelne Provinz , 
ſondern auch auf das Ganze des Staates: 
Hauptfächlih beſteht die Werrichtung 
der oberften Kommerzienſtelle dars 
in, , daß fie den Vortheil der Provins 
zen mit Dein Vortheiledes ganzen — 

| 68 - 


* 598 
teB in Verbindung bringe, und unter 


den verfihiedenen Theilen des Staates ein 


Gleichgewicht des Wortheilg zu er 
halten wiffe. Wenn alfo das unterae- 
ordnete Kollegium für feinen Bezirk 
alfen möglichen Vortheil zu bewirken fircht , 
‚ unbeforgt, und meiftens unwiffend, daß 
dadurch eine andere Provinz des Staates 
entkraͤftet würde; wenn jede Provinz ſich 
allein gureihen wi; fo wird die oberſte 
Stille, welde das Ganze, unddie Bes 
ziebung der Theile überfiebt, nur Ddiejeniz 
gen DBorfhläge zur Ausübung Bringen 
Ioffen , die, indem fie den einzelnen Nu—⸗ 
gen einer Provinz unmittelbar befördern, 
. mittelbar zu dem gröfferen Endzweck des 
Allgemeinen beitragen, . 

36:. Zu den Provinzialfollegien 
würden Handelsleufe mit Nutzen are 
zuwenden ſeyn; wenigſtens folde, die 
die Handlung nicht mehr führen. Da in 
diefen untergeordneten Kollegien zwar 
nur das Kenntniß einzelner Theile, 
aber auch das genaue und fehr um⸗ 
ſtaͤndliche Kenntniß diefer Theile noͤthig 


Ey a * 


iſt, fo find hiezu vorzuͤglich Maͤnner zu 
waͤhlen, die ihre Lebenszeit, fi dieſes 
Kenntuniß zu erwerben , verwendet, die alle 
Vortheile und Nachtheile eines Zweiges 
einzuſehen, Gelegenheit gehabt ha— 
ben. Es iſt ſogar zu empfehlen, was 
Kolbert in mehr als einer Gelegenheit 
mit Nutzen gethan hat, uͤber einzelne Zwei⸗ 
ge der Handlung den Kath augeſehener er⸗ 
fahrner wirklicher Handelsleute einzuholen. 
Ganz anders verhält es ſich mit dem 
Beifige bei der obern Kommerzien- 
leitung. Ob ih gleih nicht mit mans 
dem OHhrififieller jemanden ſchot 
darum die Ausfhlüffung gebe, weil er 
ehemals an der Spise einer Handlung 
fiand; fo wäre es eben fo voreilig gt 
dacht, wenn vielleicht die Aehnlichkeit des 
Namens den —— zum 
Handlungsrathe befördern ſollte 
Die Grundſaͤtze der kaufmaͤnniſchen 
Handlung find von den Grundfägen der 
politiſcheun unendlih unterſchieden: fie 
durchtreuzen ſich ſogar an * Or⸗ 
en 


595 


gen, und der Kaufınat hat nur die 
erſtern fein Gefchäft ſeyn zu laſſen. Die 
Pflanzſchule der Raͤthe bei den obe⸗ 
ren Komerzienſtellen mug der Hufe 
enthalt bei handelnden Nationen ſeyn, und 
wenn diejenigen, welche der Staat bei 
dem Handlungsgefchäfte anwenden will, 
zurüdgefommen find, der Beifig bei Pros 
vinzialkollegien, in welden fie das 
befondere Kenntniß von allen Theilen 
des Staats und gleihfam die Lofalfennts 
niffe ihrer kuͤnftigen Beſtimmung erwer⸗ 
ben ſollen. 

362. Die Thaͤtigkeit endlich der 
Kommerziendirektion mug dem Ende 
zwecke angemeffen, das ift, verbreitet 
genug ſeyn, um in den nothwendigen 
Maaßregeln zur Unterflügung der Hand» 
Iung fein Himdernig zu findet. Daß 
die Dekonomieaufficht, die Hand» 
gewerdbe, das Manufafturmefen, 
die Unterſtuͤtzungsmittel, mithin auch 

der Handlungsfond, die Beloh— 
nungen, daß die Conſulate, die Kauf⸗ 

fahr⸗ 


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fahrteyſchiffahrt, die Aſſekuranzen, 
die Merkantilgerichte u. d. in den Thaͤ⸗ 
tigkeitskreis der Commerzienleituug ge⸗ 
hoͤren, davon iſt jedermann uͤberzeugt. 
Aber die Einrichtung beinahe aller Staa: 
sen beweift, daß man in Anfehen der 
Mäuthe, der Straffen, des Münz- 
weſens wicht der. nämlichen. Meinung 
it. Da ih glaube, den Zufammen- 
hang diefer Theile mit dem Fortgange 
der Handlung deutlich erwiefen zu haben: 
fo frage ich nunmehrt ob es nicht einen 
Widerſpruch enthält; den Endzweck wols 
Jen, aber es an den Mitteln fehlen 
Iaffen, ohne welche man ſich die Hoffe 
nung nicht machen darf, diefen End- 
zwed überhaupt, oder doch auf die vollfoms 
menfte Art zu erreichen * Zum mindefien alfo 
werden die Mäuthe 5, als der Leitriem 
der Handlung, und die Straffenauf: 
ficht mit der oberfien Kommerzienftelle zu 
gereinigen ſeyn. 


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©. X Band meiner gefammleten Schriften Abhand 
Don der Mauth— \ 


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HB Sonnenfels, Josef von 
165 Grundsatze der Polizey, 
88 Handlung, und Finanz 


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